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Full text of "Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter vom xiii. bis gegen Ende des xvi. Jahrhunderts"

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I 


^'örarV^^ 


GESCHICHTE 

DES 

OBERLAUSITZER  ADELS 

UND  SEINER  GtTER 

VOM  Xni.  BIS  GEGEN  ENDE  DES  XVI.  .lAHRIIUNDERTS 


D"    HERMANN JCNOTHE, 

PK0FES80B  BEIM  KÖHIQL.  SiäaTcADETTEKCOBFS. 


LEIPZIG, 

DRUCK  UND  VEELAG  VON  BREITKOPP  &  HÄETEL. 
1879. 


•J-^x- 


3)P 

K  -r% 


Alle  Hechte  vorbehaUen, 


I  A;^7^7;i-y9ö 


VORWORT. 


V        V  ^    v.^ 


Mehr  als  anderthalb  Jahrhunderte  sind  verflossen ^  seit  Job. 
Benj.  Carpzov  in  semem  „Neueröffneten  Ehren-Tempel  Merck- 
würdiger  Antiquitaeten  des  Marggraffthums  Ober-Lausitz^  (1719) 
bereits  „den  Grundriss  zu  einer  yoUkcffnmenen  Adelshistorie  hie- 
sigen Marckgraffthums  vorgestellt^  zu  haben  meinte.  Dennoch  hat 
trotz  einer  Menge  inzwischen  erschienener  genealogischer  Einzel- 
arbeiten sich  noch  niemand  an  die  Abfassung  einer  vollständigen 
Geschichte  des  Oberlausitzer  Adels  gewagt.  Freilich  dachte  sich 
Carpzov  eine  solche  leichter,  als  sie  heut  erscheint.  Zu  der- 
selben gehört  die  genealogische  Behandlung  aller  oberlausitzi- 
schen  Adelsfamilien  seit  ältester  Zeit,  während  Carpzov  nur  eine 
Auswahl  von  acht  der  zu  seinerzeit  verbreitetsten  und  gefeiert- 
sten Geschlechter  beschrieb.  Dazu  hat  die  Eröffnung  immer  neuer 
Archive  and  sonstiger  Quellen  den  zu  sammelnden  und  zu  ver- 
arbeitenden Stoff  fast  in's  Unglaubliche  vermehrt,  und  die  heutige 
Kritik  verlangt  eine  noch  weit  strengere  Sichtung  desselben,  als 
in  Carpzov's  Tagen.  Endlich  gipfelt  die  Aufgabe  einer  solchen 
Arbeit  nicht  mehr,  wie  in  früheren  Jahrhunderten,  in  der  lob- 
preisenden Verherrlichung  des  Adels  als  Standes  überhaupt  und 
der  einzelnen  adlichen  Geschlechter  eines  Landes  in's  besondere. 

Auch  wir  fühlen  uns  keineswegs  im  Stande,  die  Geschichte 
des  oberlansitzischen  Adels  bis  auf  die  Gegenwart  fortzuführen, 
sondern  müssen  uns  darauf  beschränken,  dieselbe  vom  13.  Jahr- 
hundert an,  mit  welchem  für  die  Oberlausitz  zuerst  die  urkundlichen 
Nachrichten  reichlicher  zu  fliessen  beginnen,  bisgegenEndedes 
16.  Jahrhunderts  zu  verfolgen.  Von  letzterem  Zeitabschnitt 
an  ist  die  genealogische  Einzelforschung  weit  weniger  mehr  auf 
archivaliache  Quellen,   als  auf  die  Kirchenbücher  der  einzelnen 


IV  Vorwort. 

P&rrdöifer  und  auf  Familienpapiere  aller  Art  angemesen;  von 
diesem  Zeitabschnitt  an  haben  daher  aaeh  die  schon  vorhandenen 
Stammbäume  mehr  Anspruch  auf  Glaubwürdigkeit.  Gar  manche 
der  jetzt  in  der  Oberlausitz  blühenden  Adelsfamilien,  die  aber  erst 
nach  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  in  dieselbe  eingewandert  ist, 
bat  daher  in  vorliegendem  Buche  keine  Aufnahme  finden  können. 
Durch  diese  Beschränkung  haben  wir  uns  freilich  selbst  des  Ver- 
gnügens beraubt,  statt  der  dürftigen  Notizen,  welche  unsre  Quellen 
während  der  ganzen  Zeit  des  Mittelalters  meist  nur  darbieten, 
wirkliche  Lebensbilder  von  den  einzelnen  aufgeführten  Persönlich- 
keiten entwerfen  zu  können,  wozu  es  seit  dem  17.  Jahrhundert 
auch  in  der  Oberlausitz  an  Stoff  keineswegs  mehr  fehlt. 

Daftar  suchen  mr  aber,  mindestens  alle  diejenigen  Geschlech- 
ter zu  behandeln,  welche  innerhalb  jenes  Zeitraums  von  etwa 
vierthalb  hundert  Jahren  als  in  der  Oberlausitz  ansässig  vor- 
kommen, und  schliessen  nur  diejenigen  aus,  welche  bloss  ein- 
oder  zweimal  gelegentlich  oder  ohne  Angabe  eines  ihnen  ge- 
hörigen Gutes  erwähnt  werden.  Eine  nicht  unbedeutende  An- 
zahl völlig  vergessner,  ja  bisher  nicht  einmal  dem  Namen  nach 
gekannter  Familien  erscheint  hiermit  zum  erstenmal  vrieder  auf- 
geführt in  den  Reihen  ihrer  Zeit-  und  Standesgenossen.  Wenn 
aber  ein  bisher  in  der  Oberlausitz  ansässiges  Geschlecht  oder  ein- 
zelne Linien  desselben  dies  Land  verliessen,  so  haben  wir  den- 
selben nicht  auch  in  ihr  neues  Heimathsland  folgen  können.  So 
hat  denn  manche  hier  zeitig  verschwindende  Familie  in  einem 
Nachbarlande  fortgeblUht.  Dafür  haben  wir  auch  die  Besitzer  der 
auf  ursprünglich  oberlausitzischem  Grund  und  Boden  gelegenen 
Lehngüter  des  Bisthums  Meissen  mit  aufgenommen,  um  so 
mehr,  da  dieselben  meist  auch  in  der  königlich  böhmischen  Ober- 
lausitz Güter  erwarben. 

Benutzt  haben  wir  nur  urkundlich  beglaubigte  Nachrichten, 
dafür  uns  aber  auch  nicht  erst  mit  der  Widerlegung  jener  soge- 
nannten „Ursprungssagen'^  von  zahlreichen  Geschlechtem  oder  gar 
jener  rein  erdichteten  Angaben  aufhalten  zu  sollen  geglaubt,  mit- 
tels deren  zumal  der  aus  Lauban  gebürtige  „Lügenhistoriograph^ 
Hosemann  (gest.  1617]  theils  auf  specielle  Bestellung,  theils  um 
ein  literarisches  Trinkgeld  zu  erhaschen,  jeder  beliebigen  Familie 
einen  bis  in  die  Zeiten  Karls  des  Grossen  oder  mindestens  Hein- 
richs des  Städtebauers  hinaufreichenden  Stammbaum  anfertigte. 
Mehr  als  ein  altes  Geschlecht  wird  wohl  auf  manchen  venncint- 


Vorwort.  V 

liehen,  bisher  mit  besonderem  Stolz  verehrten  Ahnherrn  zu  ver- 
ziehten  and  den  historisch  beglaubigten  Stammbaum  um  einige 
Jahrhunderte  später  zu  beginnen  haben.  Für  jede  von  uns  be- 
handelte Familie  sind  übrigens  selbständig  und  lediglich  nach  dem 
von  uns  vorgefundenen,  urkundlich  begründeten  Material  durchaus 
neue  Stammtafeln  gefertigt  worden,  die  freilich  mit  den  bisher 
verbreiteten  nur  selten  völlig  übereinstimmen  werden.  Für  jeden, 
der  daran  ein  Interesse  hat,  wird  es  leicht  sein,  den  betreffenden 
Stammbaum  nach  unserer  Darstellung  sich  selbst  zu  reconstruiren. 

Von  den  Wappen  haben  wir  diejenigen,  welche  in  den 
Wappenbüchem  und  Adelslexicis  bereits  richtig  beschrieben  sind, 
nicht  erst  erwähnt  oder  nur  dann,  wenn  uns  Abweichungen  vor- 
kamen. Dagegen  haben  wir  von  denjenigen  Familien,  welche  in 
den  Adelslexicis  nicht  genannt  sind,  jedesmal  die  Wappen  ange- 
geben, soweit  wir  nämlich  erkennbare  Siegel  vorfanden. 

Aber  nicht  bloss  eine  Reihe  dürrer  Genealogien  sollte  dieser 
Versuch  einer  vollständigen  Geschichte  des  oberlansitzischen  Adels 
enthalten ;  wir  wollten ,  das  Einzelne  zusammenfassend ,  auch  in 
kürzesten  Umrissen  zeigen,  wie  unter  den  in  der  Oberlausitz  ge- 
gebenen, eigenthümlichen  politischen,  kirchlichen  und  socialen 
Verhältnissen  der  dasige  Adel  lebte  und  strebte;  stritt  und 
litt  Die  meisten  selbst  der  bekanntesten  Werke  über  deutsche 
Adelsgeschichte  haben  durch  ihr  Generalisiren  die  ganz  irrige 
Meinung  verbreiten  helfen,  als  ob  sich  die  Adelsverhältnisse  in 
dem  einen  Lande  genau  wie  in  dem  anderen  gestaltet  hätten. 
Wenn  irgendwo,  so  hat  sich  grade  in  der  Oberlansitz  das  Leben 
and  die  Stellung  des  Adels  eigenartig  entwickelt. 

Wir  haben  daher  den  einzelnen,  alphabetisch  geordneten 
Genealogien  sechs  zusammenhängende  Capitel  über  diese  eigen- 
thümlichen Verhältnisse  des  Adels  in  der  Oberlausitz  vorausge- 
schickt und  darin  (I.)  von  dem  Ursprünge  desselben,  (ü.)  von 
dem  höheren  und  niederen  Adel  daselbst,  (III.]  von  seiner 
Stellung  zum  Landesherrn,  (IV.)  zur  Kirche,  (V.)  zu  den 
Städten  gehandelt  und  endlich  (VI.)  die  speciellen  Cultur- 
rerhältnisse  desselben  nach  folgenden  Gesichtspunkten  be- 
leuchtet: (1.)  Haus  und  Ho;f,  (2.)  Hab  und  Gut,  (3.)  Weib 
und  Kind,  (4.)  Wehr  und  Waffen,  (5.)  Kopf  und  Herz. 
Nur  so  schien  uns  die  Geschichte  des  Adels  in  einem  Lande  zu- 
gleich ein  nicht  unwichtiger  Beitrag  zur  politischen,  zur  Rechts-, 
Ver&Äflungs-  und  Culturgeschichte  werden  zu  können. 


I 

i  1 


VI  Vorwort. 

V   / 


Je  grösseren  Fleiflg  wir  darauf  verwendet  haben,  die  Land- 
güter zu  ermitteln,  welche  einer  Familie  theils  von  Anfang  an 
gehörten,  theils  von  einzelnen  Gliedern  derselben  hinzuerworben 
oder  veränssert  worden  sind,  desto  mehr  reizte  uns  der,  so  viel 
wir  wissen,  in  dieser  Form  noch  nie  gemachte  Versuch,  von  jeder 
einzelnen,  oder  doch  fast  von  jeder  Ortschaft  des  gesammten 
Landes  die  Familien  der  Besitzer  unter  Hinweis  auf  die  voran- 
gehenden Genealogien  kurz  zusammen  zu  stellen.  Wenn  auch  grade 
hier,  bei  dem  völligen  Mangel  aller  Lehnbücher  vor  dem  zwei- 
ten Viertel  des  16.  Jahrhunderts  Vollständigkeit  nicht  im  geringsten 
zu  erzielen  war,  so  gewährt  es  doch  vielleicht  manchem  Interesse 
und  Nutzen,  von  jedem  beliebigen  Orte  mindestens  die  Gutsherr- 
schaften schnell  überschauen  und  ausführlichere  Auskunft  über 
dieselben  mit  Hülfe  der  beigefügten  Kückverweisungen  leicht  finden 
zu  können.  Da  es  hierbei  auch  darauf  ankam ,  den  Umfang  der 
grossen  Gütercomplexe  zu.  ermitteln ,  in  welche  im  13.  Jahrhun- 
dert fast  die  gesammte  Oberlausitz  noch  zerfiel ,  so  gestaltete  sich 
diese  dritte  Abtheilung  des  Buchs  zu  dem  ersten  Versuche  einer 
historischen  Geographie  des  ganzen  Landes. 

Während  man  in  der  zweiten,  genealogischen  Abtheilung  für 
jede  Angabe  den  betreffenden  Nachweis  nicht  leicht  vermissen 
wird,  ist  es  uns  in  der  ersteren,  möglichst  kurz  zu  haltenden  cal- 
turgeschichtlichen  Abtheilung  nicht  möglich  gewesen,  für  jede 
unserer  Behauptungen  die  ausführliche  Begründung  beizufügen, 
obgleich  viele  derselben  als  völlig  neu,  ja  sogar  als  in  Wider- 
spruch mit  den  bisher  verbreiteten  Ansichten  stehend,  befremden 
werden.  Den  speciellen  Nachweis  glauben  wir  in  der  von  der 
oberlansitzischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Görlitz  ge- 
krönten Preisschrift:  ^Urkundliche  Grundlagen  zu  einer 
Kechtsgeschichte  der  Oberlausitz  bis  Mitte  des  16.  Jahr- 
hunderts" (Görlitz  1877)  geliefert  zu  haben,  auf  die  wir  daher 
hiermit  verweisen  müssen. 

Bei  einer  etwaigen  Beurtheilung  des  gegenwärtigen  Buches 
bitten  wir  vor  allem,  dasjenige,  was  es  bietet,  mit  demjenigen 
vergleichen  zu  wollen,  was  die  Literatur  der  Oberlausitz  auf  die- 
sem Gebiete  bisher  aufzuweisen  hatte.  Absolute  Sicherheit  und 
Vollständigkeit  wird  bei  mittelalterlichen  Genealogien  nur  sehr 
selten  erzielt  werden,  zumal  wenn  man  hinsichtlich  derselben  nur 
auf  das  gelegentliche  Vorkommen  einzelner  Namen  gewiesen  ist, 
wirkliche  biographische  Nachrichten  aber  völlig  fehlen.     Ehrlich 


Vorwort.  Vll 

haben  wir  unsere  häufigen ,  unvermeidlichen  Vermuthnngen  wenig- 
stens fiberall  als  solche  bezeichnet.  Wesentlich  erschwert  ward 
unsere  Arbeit  durch  den  gänzlichen  Mangel  von  Ritterschafts- 
roUen,  Adelsverzeichnissen,  selbst  Steuerregistern  aus  älterer  Zeit 
(das  älteste  Verzeichniss  der  „Ritterdienste^  ist  aus  dem  Jahre 
1551).  Mit  redlicher  Mühe  haben  wir  die  Hunderttausende  ein- 
zelner Notizen ,  die  wir  aus  den  uns  zugänglich  gewordenen  Ar- 
chiven und  historischen  Werken  aller  Art  zusammengetragen,  zu 
ordnen  gesucht.  Aber  wir  sind  weit  entfernt  zu  glauben ,  dass 
wir  hiermit  den  seiner  Natur  nach  unendlichen  Stoff  irgend  er- 
schöpft hätten.  Jedes  neu  veröffentlichte  Urkundenwerk,  ja  schon 
jeder  neu  bekannt  werdende,  bisher  in  einem  Schlossarchiv  ver- 
steckt gewesene  Lehnbrief  wird  und  muss  zu  dem  von  uns  Bei- 
gebrachten wesentliche  Ergänzungen  und  vielfache  Berichtigungen 
liefern.  Auch  nicht  alles,  was  uns  vorgekommen,  schien  uns  der 
speciellen  Erwähnung  werth.  —  Die  Nüchternheit  und  Eintönig- 
keit des  Stils  ist  durch  das  Wesen  genealogischer  Untersuchungen 
bedingt,  und  möglichste  Kürze  ward  doppelte  Pflicht,  wo,  wie 
hier,  gegen  200  Familien  nach  einander  abgehandelt  werden  soll- 
ten. Da  das  Buch  nicht  lediglich  für  Fachmänner  bestimmt  ist, 
so  musste,  zumal  in  der  ersten  Abtheilung,  auch  manches  Be- 
kannte aufs  neue  wiederholt  werden. 

An  nngedmcktem  Quellenmaterial  lieferten  die  reichste 
Aosbeute  das  Hauptstaatsarchiv  zu  Dresden  (A.  Dresd.) ,  die  Kloster- 
archive zu  Marienstem  und  Marienthal  (A.  MSt.  und  A.  MTh.),  das 
Archiv  des  Domstiftes  zu  St.  Petri  in  Budissin  (A.  Bud.,  damals, 
als  wir  es  benutzten,  noch  unregistrirt).  das  Stadtarchiv  zu  Kamenz 
(A.  Kam.),  nächstdem  die  handschriftlichen  Sammlungen  in  der 
Bibliothek  der  oberlaus.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Gör- 
litz und  darunter  besonders  die  ^Oberlaus.  Urkunden-Sammlung^ 
in  16  Foliobänden,  von  der  das  gedruckte  „Verzeichnis  Ober- 
lausitzischer  Urkunden"  (Görl.  1799  flg.),  von  uns  bezeich- 
net als  ^Urk.-Verz.",  nur  die  kurzen  Regesten  enthält.  Dennoch 
mnsste  letzteres  der  Kürze  wegen  sehr  oft  auch  da  citirt  werden, 
vo  nur  der  Context  der  vollständigen  Urkunde,  nicht  das  blosse 
Regest  den  betreffenden  Nachweis  liefert.  Ganz  besonders  viele 
Angaben  haben  wir  den  im  Hauptstaatsarchiv  zu  Dresden  befind- 
lichen oberlausitzischen  und  bischöflich  meissnischen  Lehn- 
büchem  (L.  B.) ,  sowie  den  ebendaselbst  verwahrten  hand- 
schriftlichen Sammlungen  über  die  Geschichte  des  Bisthnms  Meissen 


vm  Vorwort. 

von  Grundmann  (CoUectanea,  codex  diplomat.  etc.)  zu  entneh- 
men gehabt.  Es  war  aber  ohne  unendliche  Eaumyersöhwendung 
unmöglich,  hierfllr  jedesmal  das  ausführliche  Gitat  beizusetzen. 
Wo  also  zumal  Erwerbungen  oder  Yeräusserungen  von  Gütern 
ohne  Citat  aufgeführt  werden,  sind  dieselben  jenen  Lehnbttchem 
entnommen,  und  zwar  haben  wir,  ebenfalls  der  Kürze  wegen,  das 
Jahr  der  Belehnung  in  der  Regel  auch  als  das  des  Kaufs  oder 
Verkaufs  angenommen.  —  Von  gedruckten  Quellen  haben  wir  am 
häufigsten  zu  citiren  gehabt  Köhler,  codex  diplomaticus  Lusatiae 
superioris.  11.  Aufl.  I.  Th.  1856  (Cod.  Lus.),  Gersdorf,  Codex 
diplomaticus  Saxoniae  regiae.  1864  flg.  (Cod.  Sax.)  und  die  seit 
1768  mit  kurzer  Unterbrechung  bis  jetzt  fortgesetzten  Jahresbände 
des  „Lausitzischen  Magazins^  (Laus.  Mag.) 


Die  Drucklegung  vorliegenden  Buches  wäre  unmöglich  ge- 
wesen, wenn  nicht  sowohl  die  Herren  Stände  der  Ritterschaft  der 
königlich  sächsischen,  als  der  Landtag  der  königlich  preussischen 
Oberlausitz  zu  diesem  Zwecke  eine  namhafte  Subvention  bewilligt 
hätten,  fUr  welche  wir  unsem  Dank  auch  hier  auszusprechen  uns 
gedrungen  ftlhlen. 

Nicht  minder  sagen  wir  den  Vorständen  und  Beamten  der 
von  uns  benutzten  Archive  und  Bibliotheken,  deren  immer  be- 
reite Zuvorkommenheit  uns  bei  unsrer  mehr  als  zwanzigjährigen 
Arbeit  fördernd  zur  Seite  gestanden  hat,  hierdurch  nochmals  unsem 
Dank. 


Der  Verfasser. 


I.  Abtheilung. 


I.  Ursprung  des  oberlansitzisclieii  Adels. 

Ueber  des  oberlausitzischen  Adels  Ursprung  ist  zumal  seit  den 
beiden  letzten  Jahrhunderten  viel  gestritten  worden.  Die  einen  Ge- 
schlechter pries  man  ob  ihrer  altslawischen,  die  andern  ob  ihrer  alt- 
germanischen Abstammung.  Erwiesen  wurde  dabei  weder  die  eine, 
noch  die  andre. 

Allerdings  gab  es* auch  bei  den  Milzenern,  dem  slawischen 
Stamme,  der  seit  dem  7.  Jahrh.  n*  Chr.  die  heutige  Oberlausitz  be- 
wohnte ,  nicht  nur  gebietende  Ftlrsten ,  sondern  auch  einen  wohlbe- 
güterten Adel.  Noch  heute  erzählt  Volkslied  und  Sage  der  Wenden 
von  einstigen  Ednigen  ihres  Volks  und  bezeichnet  gewisse  Htlgel  als 
Königsgräber;  ja  noch  vor  wenig  Jahrzehnten  rühmten  sich  einzelne 
Wendengeschlechter  in  der  Umgegend  von  Budissin  ihrer  könig- 
lichen Abkunft.  Noch  heut  bergen  die  meisten  auf  -itz  endenden 
Ortsnamen  in  ihrer  Stammsilbe  den  Namen  ihres  einstigen  slawischen 
Besitzers.  So  bedeutet  Milkwitz,  wendisch  Mükecy,  die  Leute 
des  Milk,  Schiunkwitz,  wendisch  Slonkeq/,  die  Leute  des 
Slonk  u.  s.  w.  Als  nun  gegen  Ende  des  10.  Jahrhunderts  die  Mil- 
zener  in  blutigen  Kämpfen  ihre  Selbständigkeit  an  die  Deutschen  ver- 
loren, werden  die  Sieger,  wie  dies  in  anderen  eroberten  Slavvenlän- 
dem  nachweislich  geschah ,  denjenigen  slawischen  Häuptlingen  und 
Ädlichen ,  die  sich  unterwarfen ,  die  Herrschaft  der  Fremden  ehrlich 
anerkannten  und  durch  die  Taufe  auch  die  Religion  der  neuen  Herren 
annahmen ,  nicht  nur  die  Freiheit ,  sondern  auch  ihre  bisherigen  Be- 
sitzungen ,  ganz  oder  zum  Theil ,  belassen  haben.  Im  Meissnisphen 
besass  „der  freie  Mann,  genanntBor,  von  Nation  ein  Slawe^, 
zahlreiche  Güter.  1071  überliess  er  fünf  derselben  tauschweise  an 
das  Bisthum  Meissen.    Von  den  dafür  erhaltenen  Dörfern  waren  zwei 

Kiothe,  CtaseK  d.  Ob«rl.  Adels.  ] 


2  I.  AbtheiluDg. 

(Drauschkowitz  S.  v.  Göda  und  „Rocina",  wahrscheinlich  das  spätere, 
jetzt  auch  verschwundene  Rosenhayn  bei  Bischofswerde)  auf  altober- 
lausitzischem  Grund  und  Boden  gelegen. 

So  gab  es  also  auch  nach  der  Occupation  des  Landes  durch  die 
Deutschen  in  der  That  einen  mehr  oder  minder  zahlreichen  Adel 
slawischer  Nationalität.  Allein  niemand  vermag  die  Abstam- 
mung einer  seit  dem  13.  Jahrhundert,  wo  zuerst  urkundliche  Nach- 
richten beginnen ,  vorkommenden  oberlausitzischen  Adelsfamilie  von 
einem  altslawischen  Geschlecht  urkundlich  zu  erweisen.  Mit  seiner 
Unterwerfung  und  der  Annahme  des  Christenthums  scheint  der  sla- 
wische Adel  sich  schnell  völlig  germanisirt  zu  haben  und  in  dem 
übrigen,  deutschen,  Adel  aufgegangen  zu  sein.  Schon  die  Söhne  jenes 
„freien  Mannes,  genannt  Bor'^,  führten  die  echt  deutschen  Namen 
W  i  c  h  a  r  d  und  L  i  u  t  g  e  r .  So  gut  wie  nirgends  begegnen  uns  seit 
dem  13.  Jahrhundert  unter  dem  oberlausitzischen  Adel  slawische 
(Vor-)  Namen. 

Diejenigen  Schriftsteller^],  welche  den  slawischen  Ursprung  ein- 
zelner oberlausitzischer  Adelsfamilien  behaupten , .  gingen  aus  von 
einer  historisch  und  linguistisch  gleich  unrichtigen  Voraussetzung.  Sie 
glaubten,  irgend  ein  Slawe,  z.  B.  Namens  Boblitz,  habe  bei  der 
Einwandrung  der  Milzener  in  die  heutige  Oberlausitz  sich  darin  ein 
Dorf  gegründet  und  demselben  seinen  Namen  gegeben.  Vielmehr 
dürfte  irgend  ein  deutscher  Rittersmann  von  beliebigem  (Vor-]  Namen 
nach  der  Unterwerfung  der  Slawen  zum  Lohn  für  seine  Dienste  eins 
der  vorgefundenen  (slawischen)  Dörfer  z.  B.  das  Dorf  Boblitz  (S.  v. 
Budissin),  erhalten  haben.  Zum  Unterschied  von  unzähligen  anderen 
Deutschen  gleichen  (Vor-)  Namens  nannte  man  nun  ihn,  und  nannte 
bald  auch  er  sich  selbst,  N.  N.  von  Boblitz. 

Es  ist  eine  längst  bekannte ,  aber  noch  immer  nicht  allseitig  ge- 
nug anerkannte  Thatsache,  dass  ursprünglich  alle  Deutschen,  ebenso 
wie  die  Angehörigen  anderer  Nationen ,  nur  einen  einzigen  Namen, 
den  Vornamen,  führten,  und  dass  sich  erst  später  hierzu  noch  ein 
zweiter,  der  Zuname,  gesellte,  der  sich  nach  und  nach,  als  stehend 
gewordener  Familienname,  auch  auf  die  Nachkommen  vererbte. 
Noch  in  einer  Urkunde  von  1221  >]  werden  auch  in  der  Ol^erlausitz 

i)  Z.  B.  Grosser,  Merkwardigkeiten  UI.  42:  ^die  Ton  BolberitE,  Kotteritz,  Mai- 
titz,  Nostitz,  Schwtnitz,  Sehweinttz,  Temritz,  Ueehtritz,  Zscbeschwitz  etc.*'  — 
Kntathe,  Ursprung  der  Herren  v.  Nostitz,  Oörl.  1764.  8. 18.  —  Flotsel  (in  Ober- 
Uns.  Nachlese  1768.  258)  über  die  ▼.  Boblitz.  —  Desgl.  die  t.  Döbschitz  etc.  — 
*)  Cod.  Lns.  28. 


^^ 


I.  Unprang  des  oberlMsitsischen  Adels.  t 

folgende  Adliche  einfach  nach  ihren  Vornamen,  als  Zeugen,  aufgeführt: 
Swykerus,  Reinoldus,  Ditmarus,  Hartungus.  Hergeleitet 
wurden  diese  nach  und  nach  zu  Familiennamen  gewordenen  Zunamen 
theils  von  einer  äusseren  oder  inneren  Eigenschaft,  einer  Berufsart, 
einem  beliebigen,  rein  ttusserlichen  Gegenstande,  theils  von  dem  (Vor-) 
Namen  des  Vaters ,  theils  endlich  von  dem  Heimathsort.  So  bildeten 
sich  in  der  Oberlausitz  beispielsweise  die  theils  bürgerlichen,  theils 
adlidien Familiennamoi :  Becherer,  Schmied,  Schütze,  Zeid«- 
1er,  —  femer  Schaff,  Schley,  Span,  —  desgleichen  Emme-^ 
rieh  (d.  h.  Hermanrich) ,  Eberhard,  Frentzel  (Franz),  UN 
mann  etc.  Am  liebsten  und  einfachsten  aber  fügte  man  dem  (Vor*) 
Namen  einer  Person  den  Namen  des  Ortes  bei,  aus  welchem  sie 
stammte.  So  Messen  die  (ursprünglich  bürgerlichen)  Familien  v.  Bi-* 
schofswerder,  v.  Radeberg,  v.  Salsa  lediglich  nach  den 
Ortschaften ,  aus  denen  sie  nach  Görlitz  eingewandert  waren.  Auch 
Leute  bäuerlichen  Standes  konnte  man  kaum  anders ,  als  in  dieser 
Weise  genauer  bezeichnen.  Oft  macht  es  dem  Genealogen  Mühe 
genug,  zu  ermitteln,  ob  z.  B.  unter  einem  in  den  alteren  Görlitzer 
Geriehtsbüchem  (44.  Jahrhundert)  erwähnter  „Hans  von  Gruna^  oder 
„Nicolaus  von  Kuhna**  oder  „Peter  von  Königshain^  der  ritterliche 
Besitzer  oder  ein  einfacher  Bauer  des  betreffenden  Dorfes  oder  ein 
aus  letzterem  gebürtiger  Görlitzer  Bürger  zu  verstehen  sei. 

Diese  besonders  bei  den  adlichen  Familien  üblich  gebliebene 
Sitte,  sich  nach  dem  Heimaths-  (oder  Wohn-)  Orte  zu  benennen, 
hatte,  bevor  diese  Zunamen  zu  feststehenden  Familiennamen  wurden, 
freilich  zur  Folge ,  dass  oft  der  Sohn  anders  hiess ,  als  der  Vater ,  der 
eine  Bruder  anders ,  als  der  andere ,  ja  ein  und  dieselbe  Person  je 
nach  dem  wechselnden  Wohnorte  ganz  verschieden  zubenannt  wurde, 
und  dass  Leute  gleichen  Zunamens  keineswegs  immer  ein  und  der- 
selben Familie  angehörten.  So  nannte  jener  Bernhard  1.  vonVesta, 
der  tun  das  Jahr  4200  die  oberlausitzische  Herrschaft  Kamenz  erwaii), 
sich  noch  nach  seinem  alten  Stammsitze  Vesta  bei  Weissenfeis  an  der 
Saale,  schon  seine  Söhne  aber  nach  ihrer  dermaligen  Heimath  von 
Kamenz;  zwei  seiner  Enkel,  die  Brüder  Bernhard  V.  und  Otto  1., 
werden,  weil  ihnen  das  jetzige  Bemstadt  gehörte,  gelegentlich  (1290) 
als  von  Bernhardsdorf  bezeichnet.  Ebenso  nennen  sich  die 
Söhne  Heinrichs  v.  Dohna,  der  kurz  vorher  die  Herrschaft  Grafen- 
stein erlangt  hatte,  gelegentlich  (4289)  von  Grabenstein.  So 
werden  (4242)  Hartwig  v.  Spremberg  und  Heinrich  v.  Kune- 
walde  sein  Bruder  erwähnt.    So  hiess  der  Bruder  Cristans  v.  Gers- 

1* 


4  I.  Abtheilung. 

dorff  (4308)  Rulko  v.  Eemnitz,  und  ein  und  derselbe  Caspar 
V.  Gersdorff  bald  Caspar  von  der  Eemnitz,  bald  v.  Hei- 
nersdorf, bald  V.  Reinersdorf,  weil  er  nach  einander  zu 
Eemnitz,  Hennersdorf ,  Rennersdorf  gesessen  war.  So  ist  eine  Altere 
Familie  von  Heinersdorf  zu  unterscheiden  von  jenem  Zweige 
derer  v.  Ge  r sdorf  f ,  welcher  später  das  Gut  Grosshennersdorf  (N.  v. 
Zittau)  besass  und  deshalb  häufig  sich  ebenfalls  v.  Hennersdorf 
schrieb«  Selbst  als  seit  Ende  des  44.  Jahrhunderts  die  Familiennamen 
im  Ganzen  völlig  fest  standen ,  nannte  man  noch  immer  selbst  jsehr 
bekannte  Persönlichkeiten  nach  dem  Gute,  das  sie  eben  jetzt  besassen 
oder  jüngst  besessen  hatten.  So  ist  unter  „Niool.  v.  Gorik  zu  Ruh* 
land""  (4398)  Nicol.  v.  Gersdorff,  bisher  auf  Gurig  (oder  auf  Gurik) 
gesessen,  unter  ^Nitsche  von  der  Eauppe'^  (44S4)  Nicol.  v.  Metz- 
rad t-  gemeint,  dem  damals  das  Gut  Eauppe  gehörte.  Der  auf  Roth- 
nauslitz  gesessene  Zweig  der  Familie  v.  Tschirnhaus  nannte  sich 
mehrere  Generationen  hindurch  von  Nussedlitz  oder  N aws se- 
il tz,  bis  er  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  wieder  den  alten  Familien- 
namen V.  Tschimhaus  annahm,  wie  er  das  alte  Familienwappen 
stets  fortgeführt  hatte.  So  sind  auch  die  im  44.  und  45.  Jahriiundert 
oft  genannten  V.  Gebeizig,  v.  Spittel,  v.  Bischdorf  nur  ver- 
schiedene Linien  des  weitverzweigten  Geschlechtes  v.  Gersdorff, 
welche  sich,  ebenfalls  seit  dem  46.  Jahriiundert,  endlich,  sämmtlich 
wieder  v.  Gersdorff  schrieben.  —  Noch  im  46.  Jahrhundert  entstand 
übrigens  in  der  Oberlausitz  eine  neue,  nach  ihrem  Gut  benannte 
Adelsfamilie.  4523  kaufte  Wenzel  Herr  v.  Schönburg  auf  Hoyers- 
werde  für  seine  unehelichen  Söhne  Wanike  und  Georg  das  Gut  Eosel 
(N.  V.  Eamenz) ,  nach  welchem  sie  und  ihre  Nachkommen  sich  nun 
von  der  Eosel  nannten.  Gegen  Ende  des  46.  Jahrhunderts  füg- 
ten Manche  zu  ihrem  bisherigen ,  von  dem  alten  Stammsitze  herge- 
nommenen Familiennamen  noch  den  des  gegenwärtigen  Gutes  hinzu, 
wodurch  jene  Zusammensetzungen  entstanden  wie  v.  Gersdorff 
und  Baruth,  v.  Nostitz  und  Jänkendorf,  v.  Salza  und 
Lichtenau  etc. 

Nach  dem  Bisherigen  dürfte  nun  wohl  auch  hinsiditlich  der  ober- 
lausitzischen  Adelsfamilien  feststehen ,  dass  der  von  einem  altslawi- 
schen Orte  entlehnte  Familienname  keineswegs  zu  dem  Schlüsse  auf 
slawische  Abstammung  berechtigt.  Und  mag  auch  ein  kleiner  Theil 
des  alten  Slawenadels  bei  der  Occupation  des  Landes  durch  die  Deut- 
schen seinen  Besitz  und  Rang  gerettet  haben ,  so  ist  doch  von  kei- 
ner der  seit  dem  43.  Jahrhundert  urkundlich  vorkommenden  ober- 


I.  Unprung  des  oberlansitzischen  Adels.  5 

lansitzischen  Adelsfamilien  ihre  etwaige  slawisclie  Herkunft  irgend 
erweislich  ') . 

Die  ungleich  grössere  Mehrzahl  derselben  war  jedenfalls  schon 
seit  dem  40.  Jahrhundert  deutscher  Na  tionalität.  — Mit  seinen 
streitbaren  Mannen  hatte  Markgraf  Ekkehard  von  Meissen  das  Mil- 
zenerland  erobert.  Viele  von  ihnen  werden  sofort  darin  geblieben 
sein  als  markgräfliche  Beamte ,  als  Httter  der  Landesfeste  Budissin, 
als  Inhaber  grosserer  oder  kleinerer  Lehen ,  die  ihnen  zur  Belohnung 
ihrer  Tapferkeit  und  zum  Imzaumhalten  der  noch  feindlich  gesinnten 
wendischen  Bevölkerung  verliehen  worden.  Meissnische  Ritter  wer- 
den es  auch  vorzugsweis  gewesen  sein ,  denen  die  Markgrafen  von 
Meissen  etwa  offen  werdende  Lehen  in  dem  ihrer  Obhut  anvertrauten 
neuen  Reichslande  überwiesen.  Desgleichen  gaben  auch 'die  Bischöfe 
von  Meissen  die  einzelnen  Gttter  auf  ihren  in  der  jetzigen  Oberlausitz 
zerstreuten  Gebieten  natürlich  zumeist  an  meissnische  Geschlechter 
zu  Lehn.  Der  älteste  oberlausitzische  Adel  deutscher  Nationalität 
stammt  also  wesentlich  aus  Meissen  und  dem  zugehörigen  Oster- 
land.  Und  wenn  auch  die  Oberlausitz  später  unter  böhmischer 
(4458 — 4253),  dann  unter  brandenburgischer  (4253 — 4349),  darauf 
wieder  unter  böhmischer,  die  östliche  Hälfte  aber  von  4349 — 4346 
unter  schlesischer  Hoheit  stand ,  und  aus  allen  diesen  Ländern,  da- 
mals wie  später,  nachweislich  adliche  Familien  eingewandert  sind, 
so  dauerte  doch  der  Zuzug  grade  meissnischer  Geschlechter  audi  dann 
fort,  als  die  politische  Zusammengehörigkeit  beider  Länder  längst 
gelöst  war.  Aus  altslawischen,  meissnischen,  böhmi- 
schen, schlesischen,  niederlausitzischen  und  bran- 
denburgischen  Elementen  zusammengesetzt,  bildet  also  schon 
der  älteste  oberlausitzische  Adel  eine  ebenso  bunte  Mischbevölke- 
rung, wie  seinerseits  auch  das  Bürgerthum  in  den  oberlausitzischen 
Städten,  ja  sogar  die  Bauernschaft  in  den  frühzeitig  deutsch  sprechen- 
den Theilen  des  Landes. 

Einige  statistische  Notizen  mögen  das  bisher  Gesagte  erläutern 
und  erweisen.  Es  sind  etwa  200  in  der  Zeit  von  Anfang  des  43.  bis 
gegen  Ende  des  46.  Jahrhunderts  in  der  Oberlausitz  urkundlich  vor- 


S)  Vou  manchen  Geechlechtern  im  Ordenslande  Prenssen  ist  diesei  Nachweis  eher 
mögUch,  da  die  zahlreichen ,  sofort  mit  der  Occnpation  durch  die  Dentschen  beginnen- 
den schriftlichen  Aafzeichnangen  aller  Art  mancherlei  Anhaltspunkte  gewahren.  Tgl. 
t.  B.  T.  Hülrerstedt,  Geschichtliche  Nachrichten  Ton  dem  Geschlecht  von  Gan- 
decker.  Magdeb.  1877. 


Q  I.  Abtheilnag. 

kommende,  mit  Landgütern  belehnte  Familien,  welche  wir  nach- 
stehend specieller  behandeln.  Dabei  haben  wir  freilich  eine  ziemliche 
Anzahl  von  Namen,  die  nur  ein-  oder  zweimal  gelegentlich  als  Zeugen 
oder  sonst  genannt  werden,  unberücksichtigt  zu  lassen  gehabt.  Von 
jenen  SOO  nun  sind  nicht  weniger  als  426  nachweislich  eingewan- 
dert und  zwar  55  aus  Meissen  und  den  zugehörigen  Ländern,  24  aus 
Schlesien;  47  aus  Böhmen,  8  aus  der  Niederlausitz,  3  aus  Brandenburg ; 
22  sind  ungewisser  Herkunft,  sicher  aber  nicht  zu  dem  Oberlausitzer 
sogenannten  Uradel  gehörig.  Von  jenen  200  nannten  sich  63  nach 
Oberlausitzer  Ortschaften,  können  also  als  der  Uradel  des  Landes  be- 
zeichnet werden ,  obgleich  auch  «ie  fast  alle  ursprünglich  ebenfalls 
eingewandert  sein  dürften  und,  wie  von  manchen  nachweislich^ 
wirklich  erst  eingewandert  sind.  Auch  24  ursprünglich  bürger- 
liche Familien  haben  wir  in  unser  Verzeichniss  aufzunehmen  gehabt, 
da  sie  Lehngüter  auf  dem  Lande  besassen.  Die  Einen  derselben 
blieben  trotzdem  Bürger  der  betreffenden  Städte;  die  Andern  gingen 
wegen  ihres  Lehnbesitzes  nach  und  nach  in  den  Adel  des  Landes 
über  theils  mit,  theils  ohne  besondere  Nobilitirung. 

Von  jenen  200  Familien  werden  nicht  weniger,  als  66  bereits  im 
Laufe  des  43.  Jahrhunderts  urkundlich  genannt.  Von  diesen  66 
waren  Ende  des  44.  Jahrhunderts  nur  noch  38,  Ende  des  45.  Jahr- 
hunderts nur  noch  24,  gegen  Ende  des  46.  Jahrhunderts  nur  noch 
47  im  Lande  ansässig.  Und  zwar  gehörte  die  Mehrzahl  jener  lang- 
lebigen Geschlechter  immertiin  dem  sogenannten  Uradel  an.  Wie 
lange  dieselben  schon  vor  dem  43.  Jahrhundert  auf  den  Gütern 
Sassen,  deren  Namen  sie  nach  und  nach  für  immer  annahmen,  lässt 
sich  aus  Mangel  an  älteren  Urkunden  und  Nachrichten  nicht  be- 
stimmen. Von  jenen  66  bereits  im  43.  Jahrhundert  urkundlich  ge- 
nannten Familien  gehörten  37  diesem  Uradel  an.  Von  diesen  37  flo- 
rirten  in  der  Oberlausitz  Ende  des  44.  Jahrhunderts  noch  24,  Ende 
des  45.  noch  44,  gegen  Ende  des  46.  nur  noch  42.  Gegenwärtig 
dürfte  es  von  jenen  66  wohl  nur  noch  3  geben,  die  seit  jenem 
43.  Jahrhundert  ununterbrochen  im  Lande  ansässig  geblieben  sind, 
nämlich  die  zum  Uradel  gehörigen  v.  Nostitz,  v.  Gersdorff  und 
die  Ende  des  43.  Jahrhunderts  nach  Görlitz  eingewanderten,  ur- 
sprünglich bürgerlichen  v.  Salza. 

Von  den  63  Familien,  die  wir  innerhalb  des  von  uns  behandelten 
Zeitraumes  nach  Oberlausitzer  Ortschaften  benannt  gefunden  haben, 
waren  Anfangs  des  46.  Jahrhunderts  nur  noch  7  im  Besitz  der  Güter, 
deren  Namen  sie  trugen.    Aber  auch  von  diesen  7  verkauften  4523 


I.  UnpruDg  dea  oberlaoBitsischen  Adels.  7 

4tie  V.  Ddbschitz,  um  dieselbe  Zeit  auch  die  v.  Na  de  Iwitz,  1541 
die  V.  Rosenhain,  kurz  vor  Ende  des  Jahrhunderts  auch  die  v.  Klttx 
ihre  alten  StammgUter,  so  dass  um  das  Jahr  1600  nur  noch  die 
V.  Beiwitz,  V.  Gersdorf f  und  Y.  Rackel  auf  denselben  Gütern 
Sassen,  nach  denen  ihre  Urvater  sich  einst  zuerst  benannt  hatten. 

Es  ist  nur  ein  kleines  Land  von  etwas  mehr  als  100  D  Meilen  und 
nur  ein  verhaltnissmassig  kurzer  Zeitraum  von  etwa  vierthalbhundert 
Jahren ,  von  dem  wir  in  Nachstehendem  die  Adelsgeschichte  behan- 
dein, aber  gross  genug,  um  die  alte  Wahrheit  von  dem  schnellen 
Wedisel  aller  menschlichen  Dinge  aufs  neue  zu  bestätigen.  Rasch 
erstehen,  blühen,  vergehen  selbst  die  hervorragendsten  Geschlechter 
eines  ganzen  Landes. 

Wie  ihre  Ankunft,  so  pflegt  auch  ihr  Abgang  sich  meist  dem 
genaueren  Nachweis  zu  entziehen.  Manche  der  aus  der  OI)erIattsits 
verschwindenden  Familien  sind  fortgezogen  in  andre  Länder,  wohin 
wir  ihnen  der  Anlage  unsres  Buches  nach  nicht  folgen  können.  Nur 
von  wenigen  aus  älterer  Zeit  wissen  wir,  wann  und  unter  welchen 
Verhältnissen  sie  völlig  erloschen  sind.  Als  1551  mit  Christoph 
Herrn  v.  Biberstein  die  Friedländer  Linie  dieses  alten  Geschlechts 
ausstarb,  da  trugen  zahlreiche  ritterliche  Vasallen  seine  Leiche  in 
feierlichem  Zuge  aus  der  Stolzen  Felsbui^  seiner  Ahnen  hinab  in  die 
Stadtkirche  seiner  Stadt  Friedland  ^  wo  noch  ein  lebensgrosses  Stein- 
bild ihn  zeigt  in  voller  Rüstung ,  umgürtet  mit  Schwert  und  Dolch. 
Borso  IH.  Herr  v.  Kamen z  dagegen,  der  letzte  Spross  der  zu 
Kamenz  selbst  gesessenen  Linie  dieses  nicht  minder  alten  und  einst 
reichen  Geschledits,  hatte  nicht  nur  fast  alle  Güter  seiner  Herrschaft 
verlehnt,  verpfändet,  verkauft,  sondern  endlich  auch  die  Burg  Kamenz 
selbst  der  verhassten  Bürgerschaft  von  Kamenz  zum  Abbruch  über- 
lassen müssen.  Seitdem  wohnte  er  bis  zu  seinem  Tode  (1438)  sammt 
seiner  Gemahlin  in  einem  Freihause,  das  er  sich  in  dieser  Stadt 
erworben.  Tief  verschuldet  veräusserte  1491  auch  Christoph  Herr 
V.  Kamenz  von  der  Pulssnitzer  Linie  seine  letzten  herrschaftlichen 
Rechte  in  der  Oberlausitz  und  scheint  im  fernen  Preussenlande;  viel- 
leicht als  Ritter  des  deutschen  Ordens,  seinen  Tod  gefunden  zu  haben. 
Friedrich  der  letzte  v.  Weigsdorf  ward  1620  zu  Spitzkunners- 
dorf  mitten  unter  seinen  zusammengehäuften  Schätzen  von  verlarvten 
Räubern  ermordet,  Heinrich  v.  Schar fs od,  ebenfalls  der  Letzte 
seines  Geschlechts,  1614  auf  dem  Marktplatz  zu  Zittau  enthauptet, 
weil  er  auf  der  Treppe  des  dasigen  Rathhauses  einen  bürgerlichen 
Mann  mit  dem  Dolche  niedergestochen  hatte.    Endlich  der  letzte  uns 


g  I.  AbtkeüttDg. 

bekannt  gewordene  Nachkomme  der  einst  im  Görlitser  Weichbild 
reichbegüterten  Familie  v.  Neueshofe,  Hans  EymuUi,  führte  U74, 
als  Frachtfuhrmann,  Eaufmannswaaren  auf  der  Handelsstrasse  zwi- 
schen Breslau  und  Nttmberg. 


IL  Höherer  und  niederer  Adel. 

Das  ehemalige  Milzeneriand  war  von  den  Deutschen  mit  Waffen- 
gewalt erobert  worden.  Aller  Grund  und  Boden  gehörte  daher  jetzt 
dem  deutschen  Könige  und  dessen  Rechtsnachfolgern,  den  nach- 
maligen Landesherren.  Nur  wenige  Domttnen  behielten  sich  diese 
darin  vor.  Alles  Uebrige  ward  an  ritterliche  Mannen  zu  Lehn  aus- 
gegeben. Selbst  die  altslawischen  Adlichen,  denen  man  ihre  Gttter 
beliess,  werden  dieselben  nach  deutschem  Brauch  jetzt  haben  zu 
Lehn  nehmen  mttssen;  der  gesammte  Oberlausitzer  Adel  war  daher 
vom  ersten  Anfang  an  LehnsadeL 

Nirgends  gab  es  in  den  eroberten  Slaweniandem  altes  Erb^ 
und  Eigen,  auf  welchem  ein  völlig  freier,  keinem  Herrn  zu  Dienst 
und  Pflicht  verbundener  Adel  gesessen  hätte.  Aller  Adel  hatte  hier 
sein  Gut  aus  Ffirstenhand.  Wo  immer  auch  in  Oberlausitzer  Urkun- 
den das  Wort  a  1 1  o  d  i  u  m  vorkommt,  bedeutet  es  einfach  „Gut^,  nicht 
aber  einen  völlig  dienstfreien  und  erblichen  Allodialbesitz.  Im 
Jahre  4556  gestattete  König  Ferdinand  von  Böhmen  „aus  sonderlichen 
Gnaden^,  dass  der  reiche,  kürzlich  geadelte  Görlitzer  Bürger  Joachim 
Pren  tzel  nebst  all  seinen  Erben  „alle  und  jede  seine  Landgfiter,  die 
er  vor  dem  Pönfall  [nach  Stadtrecht  und  daher  erblich]  besessen ,  auf 
ewige  Zeiten  als  freieigen  innehaben^  dürfe.  Dies  ist  *das  erste  Bei- 
spiel einer  wirklichen  Allodificirung  in  der  Oberlausitz. 

Nur  die  städtischen  Grundstücke,  die  Häuser  und  Höfe  in  der 
Stadt  und  die  Vorwerke  dicht  vor  derselben ,  waren  Erbe  (hereditas) 
und  standen  unter  Stadtrecht.  Erst  nach  und  nach  und  infolge 
besonderer  Privilegien  erlangten  die  grösseren,  freien,  d.  h.  un- 
mittelbar unter  dem  Landesherm  stehenden  Städte  das  Becht,  dass 
die  Gommun  selbst  oder  einzelne  ihrer  Bürger  innerhalb  der  halben 
oder  ganzen  Meile  rings  um  die  Stadt,  endlich  überhaupt  irgendwo 
im  Lande  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  des  Gesammtertrages  Land- 
güter nach  Stadtrecht  besitzen,  d.  h.  vor  dem  städtischen  Erbrichter 
verreicht  nehmen  und  frei  vererben,  verptenden  oder  verkaufen 


II.  Höherer  and  niederer  Adel.  9 

konnten.  Ebenso  blieb,  was  immer  der  Kirche  von  dem  Landes- 
herm  ^geeignet^  und  dadurch  von  jeder  Dienstpflicht  befreit  worden 
war,  „Eigengut'*  (propria  possessio)  auch  dann  noch,  wenn  es  etwa 
von  der  Kirche  wieder  an  Laien  ver&ussert  ward.  So  hatte  die  ganze 
Bemstadter  Pflege  bis  vor  Mitte  des  43.  Jahrhunderts  dem  Bistbum 
Meissen  gehtfrl,  war  aber  darauf  an  die  unter  einander  verschwä- 
gerten Familien  der  Herren  v.  SchOnburg  und  v.  Kamenz  (ein  kleiner 
Theil  auch  an  die  v.  Baruth)  gekommen.  Dennoch  behielt  sie  die 
Qualität  von  „Erb-  und  Eigengütem^  (propria  hereditas)  und  tragt 
eben  davon  noch  heut  ihre  eigen thOmliche  Benennung :  „der  Eigen" 
oder  „der  Eigensche  Kreis"  *) .  Sonst  ist  uns  bis  zum  Jahre  i  556  nir- 
gends AUodialbesitz  in  der  Oberlausitz  vorgekommen.  Auch  die  so- 
eben erwähnten  Erb-  und  Eigengttter  gelangten  theils  noch  im  13., 
theils  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  sämmtlich  in  todte  Hand,  nämlich 
an  das  Kloster  Marienstem. 

Man  hat  darüber  gestritten^),  ob  die  Oberlausitzer  Lehngttter 
dadurch,  dass  sich  4349  das  Land  „freiwillig"  unter  die  Krone  Böhmen 
gestellt  habe,  aus  feudis  datis  feudaoblata  geworden  seien.  Allein 
zunächst  erfolgte  jene  freiwillige  Uebertragung  der  landesherrlichen 
Gewalt  an  König  Johann  von  Böhmen  nur  von  Seiten  der  westlichen 
(Budissiner)  Hälfte  des  Landes,  während  die  östliche  (Görlitzer)  Hälfte 
damals  bereits  dem  Herzoge  Heinrich  von  Jauer,  als  ihrem  Landesherm, 
gehuldigt  hatte  ^).  Nur  fttr  die  Budissiner  Hälfte  könnte  daher  die 
Natur  der  Lehen  eine  Aenderung  erfahren  haben.  Jedoch  es  findet 
sich  keine  Andeutung,  dass  die  Lehngttter  im  Budissinischen  seit 
4349  anders,  als  die  im  Görlitzischen  betrachtet  und  behandelt  wor- 
den wären,  und  die  letzteren  waren  doch  und  blieben  feuda  data. 
Ueberhaupi  war  jene  freiwillige  Unterordnung  unter  die  Krone 
Böhmen  ein  von  Ritterschaft  und  Städten,  also  von  den  Ständen  der 
ganzen  Landeshälfte  ausgegangner  politischer  Akt,  keineswegs  bloss 
ein  zwischen  der  Ritterschaft  und  dem  König  geschlossner  Vertrag 
behufs  einer  Aenderung  in  der  Natur  ihrer  Lehen.  Gewiss  dachte 
damals  die  Ritterschiift  des  Budissiner  Landes  selbst  nicht  im  gering- 


^  Eine  ähnHehe  Bawandtnlss  mnsa  es  mit  einer  Anzahl  amKlosterwasser  zwi- 
•chen  Marienstem  und  WÜtiehenan  gelegener  DOrfer  gehabt  haben ,  welche  1264  eben- 
faUs  ansdrUcklleh  als  Erbe  bezeichnet  weiden ,  und  In  deren  Besitz  sich  ebenfalls  die 
Henen  t.  Sehönbnrg  nnd  t.  Kamenz  theflten.  Cod.  Lns.  II.  7  (Beilage  zu  Laos.  Magaz. 
1850.  Bd.  XXXV.)  Knothe,  Marienstem  8  n.  21.  6)  Weinart,  Lehnrecht  der 
Ifarkgnfseh.  Oberians.  1785.  8.  16  ff.  0)  t.  Weber,  Archiv  für  die  sichs.  Qesoh. 
vra.  275  ff. 


10  LAbthelluog. 

sten  daran,  dass  durch  Absterben  der  bisherigen  Brandenburger 
Landesherren  ihre  Lehngttter  sämmtlich  zu  Allodialgütem  geworden 
sein  sollten,  die  sie  jetzt  ihrerseits  dem  Könige  von  Böhmen  zu  Lehn 
auftragen  könnten.  Endlich  wtUrde  eine  solche  Verttnderung  in  der 
Natur  der  Lehen  in  dem  Privilegium,  welches  König  Johann  bei  dieser 
Gelegenheit  dem  Lande  Budissin  ertheilte^],  auch  zu  schriftlichem 
Ausdruck  gekommen  sein ,  da  in  demselben  sowohl  von  den  Lehn* 
gutem  der  Vasallen ,  als  von  den  Erbgtltem  der  Bürger  die  Bede  ist. 
Die  sämmtlichen  Lehngttter  in  der  Oberlausitz  waren  also  nach  wie 
vor  dem  Jahre  1319  feuda  data. 


Es  gab  hier  aber  auch  nicht,  wie  in  andern  Ländern,  neben  dem 
Lehnsadel  einen  mehr  oder  minder  davon  unterschiedenen  Dienstadel 
oder  Ministerialen.  Wir  lassen  dahingestellt  sein ,  ob  vielleicht 
die  Burgmannen  zu  Budissin  ihre  Burglehnhttuser  und  die  Landgüter, 
von  deren  Ertrage  sie  lebten,  ursprünglich  als  Dienstlehn  besessen 
haben  mögen.  Noch  4349  behaupteten  sie^j,  „dass  sie  weder  von 
ihren  zum  Schlosse  Budissin  gehörigen  Burglehen  (de  castrensibus 
pheudis  castri  Budissin),  noch  von  anderen  Besitzungen,  die  sie  inne 
hatten  oder  künftig  inne  haben  würden ,  zu  irgend  welchem  Dienst 
[doch  wohl  ausser  der  Bewachung  des  Schlosses]  verpflichtet '^  seien. 
Nirgends^)  werden  OberlausitzerAdliche  als  Ministerialen  bezeichnet; 
nichts  deutet  auf  Ministerialität  einzelner  Geschlechter.  Es  fehlte 
nämlich  in  der  Oberlausitz  dasjenige,  wodurch  erst  ein  besonderer 
Dienstadel  sich  bilden  konnte:  ein  fürstlicher  Hofhält  im  eignen 
Lande. 

Es  ist  eine  eigenthttmliche,  für  die  gesammte  Rechts-,  Verfas- 
sungs-  und  Culturentwicklung  in  der  Oberlausitz  einflussreiche  That- 
Sache,  dass,  seit  dieselbe  ein  deutsches  Land  geworden,  niemals  ein 
Landesherr  daselbst  auf  die  Dauer  residirt,  nie  daselbst  sein  stan- 
diges Hoflager  gehabt  hat.  Nur  einmal  und  nur  für  einen  kleinen 
Theil  des  Landes  bestand  auf  kurze  Zeit  ein  solcher  landesfürstlicher 
Hofstaat,  der  des  jungen  Herzog  Johann  von  Görlitz,  des  jüngsten 


T)  Cod.  Lut.  228.  S)  Ebtndit.  229.  9)  Altordüigs  vlxd  1225  unter  den 
Stiftern  der  Schlosskapelle  m  Budiistn  ein  „Hermannnt  Marscbalcns"  erwähnt. 
Allein  wir  halten  dies  nicht  für  einen  Anita-,  sondern  für  einen  schon  stehend  gewor* 
denen  Familiennamen.  Anch  1324  wird  ein  Reinhems  Marsohalcnsals  Domherr  zu 
Meissen  genannt.  Aehnlich  hiessen  zwei  schon  vor  1345  verstorbene  Bndissiner :  Otto 
Comes,  d.  h.  Otto  Graf,  ein  Lanbaner  1322  Jacobns  dictns  Advocatns  de  Lu-> 
bano,  d.  h.  Jakob  Voigt.    Lans.  Magaz.  1859.  345.  Cod.  Lns.  256.  355.  249. 


s^^ 


II.  Höherer  and  niederer  Adel.  1  ] 

Bruders  König  Wenzels  von  Böhmen.  An  dessen  Hofe  su  Görlitz  w- 
scheinen  sofort  auch  die  üblichen  Hofiiaiter,  die  zum  Tbeil  mit  Ober- 
lausitzer  Adlichen  besetzt  waren.  So  war  (1386)  daselbst  Benes  Herr 
von  derDuba  auf  Hoyerswerde  Hofmeister,  Anshelm  Herrv.Ronow 
aufRohnau  Marschali,  Hans  v.  Penzig  auf  Penzig  Vorschneider, 
später  (1394)  Otto  Herr  v.  Kittlitz  auf  Baruth  Marschall.  Sofort 
gewahren  wir  auch  die  ganz  besondere  Gunst,  deren  sich  dieser  Hof- 
adel von  Seiten  des  Hofes  zu  erfreuen  hatte.  Jener  Hans  v.  Penzig 
eiiiielt  vona  Herzog  erst  (4386)  einen  Lehnmann  zu  Rothwasser,  dann 
„das  Geschoss'* ,  d.  h.  die  landesherrlichen  Steuern ,  aus  dem  Dorfe 
Zodel,  endlich  (4395)  300  Schock  Groschen  und  bis  zur  Auszahlung 
derselben,  als  Pfand,  den  dritten  Theil  der  gesammten  Görlitzer  Lan- 
desheide. Jener  Otto  v.  Kittlitz  aber  ward  vom  Herzoge  zum  Land- 
voigt der  letzterem  ebenfalls  gehörigen  Niederlausitz  gemacht  und 
bekam  für  eine  vorgestreckte  Summe  Geldes  die  in  diesem  Lande 
gelegene  Herrschaft  Spremberg  verpfäindet.  Anshelm  v.  Ronow  end- 
lich ward  bald  darauf  Landvoigt  auch  im  Herzogthum  Görlitz.  Der 
Mangel  eines  fürstlichen  Hofhalts  im  Lande  hat  wenigstens  das  eine 
Gute  gehabt,  dass  es  in  der  Oberlausitz  niemals  durch  blosse  Hof- 
gan st  einflussreiche  Geschlechter  gegeben  hat. 

Wohl  aber  konnte  es  nicht  fehlen,  dass  eine  Anzahl  Beamte 
des  fernen  Landesherm,  zum  Theil  ritterlichen  Standes,  auf  kürzere 
oder  längere  Zeit  im  Lande  lebten,  wohl  auch  durch  Erwerbung  von 
Landgtltem  auf  die  Dauer  darin  verblieben.  Oberster  Beamter,  Re* 
Präsentant  der  gesammten  landesherrlichen  Gewalt,  war  der  Land- 
Toigt,  bis  Mitte  des  44.  Jahrhunderts  Präfekt,  Castellan  oder 
Burggraf  von  Budissin,  später  auch  wohl  Hauptmann, 
Amachtsmann  etc.  genannt.  Er  wurde  von  dem  Landesherm 
in  der  Regel  aus  den  vornehmsten  und  erprobtesten  Männern  des 
eignen  Landes  (Meissen,  Böhmen,  Brandenburg)  erwählt  und  war 
daher  in  der  Oberlausitz  meist  nicht  ansässig.  Unter  dem  Landvoigt 
standen,  ebenfalls  als  landesherrliche  Beamte,  bis  Mitte  des  43.  Jahr- 
handerts  der  Zu  dar  oder  Landrichter,  die  advocati  oder  Bezirks- 
richter, später dieMttnzmeister,  die  Erbrichter  in  den  freien 
d.  h.  landesherrliehen  Städten,  noch  später  die  Unterhauptleute 
oder  Amtshauptleute  zu  Budissin  und  zu  Görlitz,  endlich  der 
Hofrichter^  der  Kanzler,  seit  4549  der  Landeshauptmann 
und  der  Gegenhändler.  Alle  mit  Ausnahme  des  Erbrichters 
wurden  vom  Landvoigt  „in  Dienst  genommen^ ,  meist  von  ihm  be- 
soldet und  als  „seine  Diener^  bezeichnet.    Die  Meisten  waren  von 


12  I.  Abtheirnng. 

ritterlichem  Stande.   Nur  die  Amtshauptleute  mussten  aus  dem  ange- 
sessnen  Adel  genommen  werden. 

Die  Gesammtheit  dieser  landesherrlichen  Beamten  wurde  4S40  ^^) 
von  der  böhmischen  Kanzlei  zusammengefasst  als  y,burggravius,  ad- 
vocatus  [der  Zudar]  ac  omnes  generaliter  milites  in  Budissin  con- 
stituti^,  4S8S  von  den  Markgrafen  von  Brandenburg  als  „nostri  ad- 
vocati,  monetarii  ac  ceteri  nostri  officiales^,  4330  von  König 
Johann  von  Böhmen  als  ^capitanei,  advocati  seu  officiati  nostri 
quivis  terrarum  Gorlicensis  et  Budissinensis^ ;  4346  in  noch  spe- 
ciellerer  Ausführung  als  ^capitanei,  subcapitanei ,  advocati,  sub- 
advocati,  precones  et  budelH  ceterique  officiales  (terrae  Zitta- 
viensis)***^). 

Mit  Ausnahme  dieser  doch  nur  wenig  zahlreichen  Beamten  war 
für  alle  RitterbUrtigen  in  der  Oberlausitz  die  Qualität  ihres  Adels  die 
gleiche;  sie  gehörten  sdmmtlich  zum  Lehnsadel.  Diese  Gleichheit 
ward  auch  nicht  dadurch  alterirt,  dass  im  43.  bis  Mitte  des  44.  Jahr- 
hunderts viele  derselben  als  Ritter  (milites)  bezeichnet  werden. 
Mag  in  manchen  Ländern  und  für  gewisse  Zeiten  der  Ausdruck  miles 
nur  die  specielle  Verpflichtung  gegen  einen  bestimmten  Herrn  zum 
Kriegsdienst,  in  anderen  nur  die  Grösse  des  besessenen  Lehngutes 
(Ritterlehn  im  Gegensatze  zum  Knappenlehn)  bezeichnen  sollen  ^2^, 
aus  Oberlausitzer  Urkunden  kennen  wir  kein  Beispiel ,  dass  jemand 
miles  eines  Andren ,  als  höchstens  des  Landesherm  in  der  üblichen 
Formel:  ^milites  nostri'^^  genannt  werde,  und  in  der  Oberlausitz 
haben  wir  eine  Unterscheidung  der  einzelnen  Lehngüter  nach  ihrer 
Grösse  in  Ritterlehen  und  Knappenlehen  nirgends  vorgefunden.  Nir- 
gends aber  erscheint  die  Bezeichnung  „Ritter^  als  erblich.  ^Niemand 
wird  als  Ritter  geboren^.  Oft  wird  dieselbe  von  den  reichsten  und 
einflussreichsten  Grundbesitzern  nicht  geführt,  während  sie  den 
Namen  manches  Adlichen  ziert,  von  dem  es  fraglich  bleibt,  ob  er 
irgend  ein  selbständiges  Besitzthum  hatte.  Manche  Personen  werden 
erst  in  ihrem  späteren  Lebensalter  als  Ritter  aufgeführt.  Nach  alle- 
dem glauben  auch  wir  ^'},  dass  die  zahlreichen  Personen,  welche  auch 


W)  Erben,  regesU  bohem,  468.  ")  Cod.  Las.  109  vgl.  164.  —  376.  II.  26. 
12)  Vgl.  Tittmann,  Heiniich  der  Erlauchte  94.  217.  223.  Roth  v.  Schrecken- 
stein,  Reichsritterschtft  I.  161  Anmerk.  3.  —  In  der  Altmark  soU  Ritter  geheiasen 
haben,  wer  6,  Knappe,  wer  nur  4  steuerfreie  Hafen  unter  eignem  Pfluge  hatte.  ^3)  Vgl. 
Scheid t,  Vom  hohen  und  niederen  Adel  in  TeuUchland  1754.  S.  27  IT.  ▼.  S tränt  s  , 
Deutscher  Adel  I.  130—183.    Wohlbrück,  Gesch.  der  Altmark  1855.  6.  141. 


II.  Höherer  und  niederer  Adel.  13 

in  der  Oberlausiiz  während  des  43.  und  44.  Jahrhunderts  als  Ritter 
bezeichnet  werden,  dies  Prädikat  als  eine  rein  persönliche,  entweder 
nach  gewissen  Vorschriften  verdiente,  oder  im  Krieg  durch  Tapfer- 
keit erlangte,  oder  von  einem  Fürsten  bei  besonderer  Gelegenheit 
vertiehene,  in  jedem  Falle  aber  speciell  erworbene  Auszeich- 
nung filbrten,  weiche  sie  als  Mitglieder  der  grossen,  ttber  alle 
christlichen  Lflnder  verbreiteten  Genossensdiaft  der  Ritter,  d.  h. 
der  Krieger  im  eminentesten  Sinne  des  Wortes ,  kennzeichnete  und 
sie  aller  Vorrechte  dieser  Genossenschaft  theilhaft  machte.  So  zeigte 
der  Begriff  ^Ritter^  nicht,  wie  dies  in  früherer  Zeit  der  Fall  ge- 
wesen zu  sein  scheint ,  einen  ausschliesslich  dem  Kriegsdienst  ge- 
widmeten Berufsstand,  auch  nicht  einen  höheren  Adelsrang,  son* 
dem  bloss  eine  wohlerworbene,  gewisse  Vorrechte  mit  sich  brin- 
gende, persönliche  Würde  an.  Zu  diesen  Vorrechten  gehörte  unter 
anderen ,  dass  man,  auch  in  der  Oberlausitz,  den  Rittern  allgemein 
das  Ehrenpradikat  „Herr^  beilegte ,  sie  also  hierin  dem  wirklichen 
hohem  Adel  gleichstellte.  Diejenigen  Ritteri>ürtigen ,  welche  die 
Ritterwürde  nicht  erworben  hatten,  hiessen  in  der  Regel  Knechte | 
oder  Knappen  (famuli,  armigeri,  clientes).  Die  Bezeichnung! 
Knappe  kommt  in  der  Oberlausitz,  soviel  wir  wissen,  gar  nicht, 
Knecht  nur  selten ,  am  häufigsten  in  dem  (einst  zu  Böhmen  gerech- 
neten) Zittauer  Weichbilde  und  zwar  in  den  lateinischen  Formen 
anniger  oder  cliens  vor.  In  der  officiellen  Titulatur  des  gesammten 
Oberlausitzer  Adels  „Ritter  und  Knechte'^  haben  sich  beide  Aus- 
drttckenoch  sehr  lange  erhalten.  — Im  45.  Jahrhundert  kehrten  erst  ein 
V.  Penzig,  dann  auch  der  Görlitser  Bürger  Georg  Emmerich  als  R  i  1 1  e  r 
desheiligenGrabes  von  Wallfahrten  nach  Jerusalem  zurück. 


Allerdings  unterschied  man  auch  in  der  Oberlausitz  einen 
höheren  und  einen  niederenAdel.  Dieser  Unterschied  knüpfte 
sich  aber  lediglieh  an  den  grösseren  oder  geringeren  Umfang  der  be- 
treffenden Lehngüter.  Ganz  wie  in  dem  benachbarten  Böhmen  und 
in  der  Niederlausitz  gab  es  auch  hier  eine  Anzahl  grosser  Güter- 
complexe,  welche  Herrschaften  hiessen,  und  deren  Lehnsinhaber 
vor  den  übrigen  Vasallen  des  Landes  gewisse  Vorrechte  genossen. 
Denselben  stand  auf  ihren  Herrschaften  nicht  bloss,  wie  den  übrigen 
Inhabern  von  Landgütern,  die  niedere,  sondern  auch  die  obere  Ge- 
richtsbarkeit zu.  Und  zwar  übten  sie  dieselbe  nicht  nur  über 
die  Bauern  ihrer  Dörfer  und  die  Bürger  ihrer  etwaigen  Landstädtchen, 
sondern  auch  über  ihre  mehr  oder  minder  zahlreichen  ritterlichen 


14  I-  Abtheilnng. 

Vasallen,  an  welche  sie  einzelne  ihrer  Dörfer  zu  Lehn  ausgethan  hatten. 
So  bestand  für  die  Herrschaft  Seidenberg-Friedland  ein  besonderes 
Hofgericht,  bei  welchem  einer  der  zur  Herrschaft  gehörigen  Va- 
sallen als  Hofriditer,  andere  als  Schoppen  fangirten  ^^j .    So  hatten 
die  Herren  v.  Kamenz   ein  Mannenrecht  vor  dem  Schlosse 
SU  Kamenz,  vor  welchem  ihre  ,,lieben  und  getreuen,  festen  und 
gestrengen  Mannen^  zu  Recht  stehen  mussten  ^^] .     So  hat  sich  am 
längsten    das   Hofgericht   zu  Muskau    erhalten.     Ganz  wie   die 
unmittelbaren  Rronvasallen  dem  Landesherm,   hatten  auch  diese 
Aftervasaiien  dem  Herrschaftsbesitzer,  als  ihrem  Lehnsherrn,  y,Folge 
zu  leisten,  wenn  er  sie  begehrte  zu  Diensten  oder  zu  Geschäften^. 
Nur  „mit  Rath  ihrer  Freunde  und  Mannen'^  pflegten  daher  die  Herren 
auch  Geschäfte  alier  Art,  besonders  Veräusserungen  von  Gütern  und 
herrschaftlichen  Rechten  absuschliessen.    Ganz  wie  die  Kronvasallen 
die  Burgen  des  Landesherm,  so  hatten  die  Aftervasallen,  z.  B.  der 
Herren  v.  Kamenz,  die  Burg  ihrer  Lehnsherren  zu  hüten  und  be- 
Sassen  daher  auch  Freihöfe  auf  dem  Burglehn  zu  Kamenz.    Des- 
gleichen mussten  sie  ihren  Herren  Heeresfolge  leisten,  und  zwar 
bestand  (4440)  der  Brauch,  dass,  „wenn  die  Herren  die  genannte  ihre 
Mannschaft,  einen  Theil  oder  ganz,  forderte,  so  standen  sie  der  ge- 
nannten Mannschaft  für  allen  Schaden  [während  der  Fehde]  von  dem 
Hause  [der  Burg  Kamenz]  und  wieder  darein,  und  gaben  ihnen  alle 
Nothdurft  und  volle  Ausrichtung  [Equipirung]^.     Auch  die  Herren 
von  Biberstein  auf  Seidenberg-Friedland  hatten  ihren  Vasallen  Ersatz 
zu  leisten  für  den  in  ihrem  Dienst  erlittenen  Schaden.    4424  Hess 
Niclas  V.  Gersdorff  zu  Tauchritz  Herrn  Wenzel  v.  Biberstein ,  seinen 
bisherigen  Lehnsherrn,  ledig  „alle  des  Schadens,  den  er  an  Pferden, 
oder  wie  der  Schade  wäre ,  bei  Wenzel  und  dessen  Vater  genom- 
men^^^).     Diese  Herrschaftsbesitzer  führten  femer  das   erbliche 
Prädikat  „H er r^,  welches  im  43.  Jahrhundert  noch  ausschliesslich 
dem   wirklichen   hohen  Adel  zukam.     Desgleichen   waren  sie  für 
sich  und  ihre  Herrschaften  befreit  von  den  landesherrlichen  Steu- 
ern i^.    Daher  werden  denn  ihre  Güter  auch  bezeichnet  als  „h*eie 

1«)  OberlanB.  Urkanden-Verieichn.  11.  73  i.  i»)  Laas.  Magaz.  1866.  102. 
«0  Oberlaut.  Nachlese  1772.  61.  ^T)  1319  belehnte  Heinrich  Ton  Janer  die  Herren 
▼.  Banith  mit  all  ihren  OQtem  cum  omni  jure  et  sine  omni  petitlone.  (Cod. 
Lus.  233),  1345  R.  Jobann  Ton  Böhmen  den  Heinr.  v.  Kittlitz  mit  Kittlitz  und  Zube- 
bor  and  bestimmte,  dast  derselbe  ,,in  den  genannten  Dörfern  den  vollen  Oerichts* 
zwang  haben  solle  nnd  dazu  keine  geldliche  Steuer  und  Hülfe  zn  geben, 
Schätzung  oder  Bete,  wie  die  sein  oder  geschehen  mochten ,  soll  schuldig  sein/* 
(Cod.  Las.  364). 


II.  Höherer  and  niederer  Adel.  15 

Herrschaft^  (Kamenz  4440,  Grafenstein  4380),  —  „freies,  edles  Erb* 
lehn''  (Barutli  4354  und  4353},  —  ,,reclites,  edles  Mannlehn''  (Hoyers- 
werde  4388),  ^ — ja  sogar  als  „freies  Erbe^  (d.  h.  Erblehn,  Seidenberg 
4357).  Solch  ein  feudam  nobile  et  hereditarium  pflegte  bis  gegen 
Ende  des  46.  Jahrhunderts  stets  von  dem  Landesherm  in  Person, 
Dicht,  wie  fdr  die  übrigen  LehngOter  nach  und  nadi  fiblich  ward, 
Ton  dem  Landvoigt  verreicht  zu  werden. 

So  werden  denn  diese  Herrschaflsbesitzer  schon  seit  dem  43 .  Jahr- 
hundert allgemein,  selbst  von  ihren  Lehnsherren  als  viri  nobiles, 
£dle  Herren  bezeichnet,  ein  Prädikat,  welches  bekanntlich  ur^ 
spranglich  nur  dem  wirklichen  hohen ,  völlig  freien  Adel  gebührte. 
Und  wie  der  hohe  Adel ,  so  bedienten  sich  auch  jene  Herrschaftsbe- 
sitzer in  den  von  ihnen  ausgestellten  Urkunden  des  pluralismaje- 
staticus.  Z.  B.  Nos  Jerus  dei  gratia  dictus  de  Grabenstein  (d.  h. 
V.  Dohna  auf  Grafenstein,  4289).  —  Nos  Johannes  dictus  de  Bebem- 
stein  (auf  Seidenberg  4306).  —  Nos  Syfridus  miles  de  Baruth  (4306). 
—  Nos  Witego  de  Chamencz  (4344).  —  Nos  Haynricus  de  Lypa  (auf 
Zittau,  4345)18). 

Nach  alledem  ähnelten  diese  „Herren^  in  der  Oberlausitz  den 
freien  Dynasten  in  manchen  andern  Ländern;  sie  glichen  völlig  den 
böhmischen  „Heiren^,  bildeten  aber  nicht,  wie  diese;  einen  beson- 
deren Stand;  somit  standen  sie  letzteren  zwar  an  Rang ,  aber  nicht 
ao  politischem  Einfluss  gleich.  Immerhin  aber  bildeten  sie  im  Yer- 
gieich  zu  den  übrigen  Lehngutsbesitzem  den  höheren  Adel  in  der 
Oberlausitz.  Sie  waren  genau  dasselbe,  was  die  späteren  Frei- 
herren; doch  war  diese  Benennung  in  der  Oberlausitz  selbst  durch- 
aus nicht  üblich  und  ward  erst  gegen  Ende  des  46.  Jahrhunderts  von 
aussen  her  gelegentlich  eingeführt.  Niemals  hat  einer  jener  Ober- 
lausitzer  tf^en,  wie  dies  fälschlieh  behauptet  worden  ist,  sich 
Burggraf  genannt.  Dieses  Prädikat  kam  in  der  Oberlausitz  bis 
Mitte  des  43.  Jahrhunderts  einzig  und  allein  dem  obersten  landes- 
herrlichen Beamten  im  Lande ,  als  Amtstitel  zu ;  derselbe  hiess  auf 
die  Dauer  seiner  Amtszeit  „Burggraf  von  Budissin^.  Die  sonst  im 
Lande  auf  längere  oder  auf  kürzere  Zeit  ansässigen  burggräflichen 
Geschlechter  v.  Dohna,  v.  Leissnig,  v.  Starkenberg,  v.  Golsen  oder 
T.  Wettin  führten  die  Bezeichnung  Burggraf,  als  eine  bereits  erblich 
gewordne  Familien titulatur  von  ihren  ausserhalb  der  Oberlausitz  ge- 
legenen ursprünglichen  Stammsitzen.  Der  Ausdruck  Burggraf  behielt 


\ 


»)  Cod.  Las.  129.  185.  207.  209.  Knothe,  Eigenseber  Kreis  61. 


IS  I.  Abtheilung. 

in  der  Oberlausitz  übrigens  noch  bis  ins  15.  Jahrhundert  seine  eigent- 
lidie  Bedeutung,  als  Dienstprädikat  für  den  Httter  oder  Verwalter 
einer  nicht  ihm  selbst  gehörigen  Bui^.  So  gab  es  denn  daselbst 
Burggrafen  (oder  Hauptleute)  von  Rohnau,  von  der  Landskrone,  von 
Seidenberg,  von  Hammerstein  (bei  Grafenstein)  aus  verschiedenen 
ritterlichen  Geschlechtern.  Ebensowenig  ftthrt  eine  der  alten ,  ein- 
geborenen Oberlausitzer  Familien  den  Grafentitel.  Denn  die 
Grafen  waren  ursprünglich  freie  Herren ,  nicht  Vasallen ;  der  Ober- 
lausitzer  Adel  aber  war  durchgängig  Lehnsadel.  Die  auf  kurze  Zeit 
hier  ansässigen  Grafen  v.  Schwarzburg  waren  ein  eingewandertes 
Geschlecht.  Wohl  aber  werden  bisweilen  Oberlausitzer  „Herren^ 
in  schlesischen  Urkunden  als  Grafen  bezeichnet;  so  Graf  Günther 
V.  Biberstein  (4853),  —  Graf  Bernhard  (IV.)  v.  Kamenz  (4S66),  — 
Graf  Heinrich  V.  Kamenz  (141 0)i». 

Sdion  bei  der  Theilung  der  Oberlausitz  zwischen  den  beiden 
Linien  der  Markgrafen  von  Brandenburg  im  Jahre  4268  wurde  fest- 
gesetzt, dass  die  Herrschaftsbesitzer  die  Lehn  über  ihre  Güter  von 
beiden  Linien  gemeinschaftlich  empfangen  sollten  2<^).  Als  solche 
Herrschaften  erweisen  sich  mit  voller  Sicherheit  und  zwar  im  Lande 
Budissin:  Hoyerswerde,  Kamenz,  Baruth,  Kittlitz,  höchst 
wahrscheinlich  auch  R u h  1  a n d  und  Neschwitz;  im  Lande  Gör- 
litz: Muskau,  Penzig,  Seidenberg,  Marklissa,  seit  4454 
auch  Radmeritz;  im  Weichbild  Zittau:  Zittau,  Rohnau, 
Ostritz,  Grafenstein.  Die  meisten  derselben  gingen  im  Laufe 
der  Zeit  ein.  Baruth  und  Kittlitz  verloren  durch  Freikauf  der  zuge- 
hörigen Vasallen  ihren  Charakter  als  grosse  Herrschaften  und  wurden 
blosse  Rittergüter.  Die  Vasallen  der  einen  Hälfte  der  Herrschaft 
Kamenz  kauften  sich  4  440  ebenfalls  von  ihrer  Lehnsunterthänigkeit 
los;  die  der  anderen  Hälfte  waren  4438  durch  Aussterben  ihrer 
Lehnsherren  an  den  Landesherm  gefallen;  so  wurden  sie  alle  un- 
mittelbare Vasallen  der  Krone.  Penzig  gelangte  durch  Kauf  an  den 
Rath  zu  Görlitz ,  Zittau  und  die  eine  Hälfte  von  Rohnau  an  den  Rath 
zu  Zittau,  Ostrilz  und  die  andere  Hälfte  von  Rohnau  an  das  Kloster 
Marienthal,  Radmeritz  4549  an  einen  Bürger  von  Görlitz.  Grafen- 
stein war  seit  dem  44.  Jahrhundert  vom  Weichbild  Zittau  und  dadurch 
von  der  Oberlausitz  abgetrennt  und  zu  Böhmen  gehörig.  So  waren 
Anfang  des  46.  Jahrhunderts  von  den  einstigen,  alten  Herrschaften 


19)  Beyer,  Alt-Zelle  549.    Sommersberg,  Script,  rer.  Siles.  I.  322.  Dln- 
gOBi,  histor.  Polon.  XI,  244.        »)  Cod.  Loa.  94. 


II.  Höherer  und  niederer  Adel.  17 

Dur  noch  drei :  Hoyerswerda,  Muskau,  Seidenberg  übrig.  Dazu  kam 
noch  ein  neuer ,  grosser  und  wohlabgerundeter  Gütercomplex ,  den 
die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  KönigsbrUck  nach  und  nach  zusam- 
men gekauft  hatten  und  der  zuerst  \bbi  ebenfalls  als  Herrschaft  be* 
zeichnet  wird.  Diese  vier  heissen  seit  dem  47.  Jahrhundert  Stan- 
desherrschaften und  haben  einen  Theil  der  alten  Vorrechte  sich 
bis  auf  die  neuere  Zeit  zu  bewahren  gewusst. 


Diesem  ursprünglichen,  theils  höheren,  theiis  niederen  Lehnfi- 
adei  haben  wir  noch  einen  alimählich  gewordenen  hinzuzu- 
fügen. Seit  dem  Entstehen  des  Städte thums  in  der  Oberlausitz 
gegen  Ende  des  12.  oder  Anfang  des  43.  Jahrhunderts  erwarben, 
ebenso  wie  in  anderen  Ländern,  vielfach  auch  Bürger,  wenig- 
stens der  freien,  d.  h.  landesherrlichen  Städte,  Landgüter  mit 
ebendenselben  Rechten  und  Pflichten,  wie  der  Adel.  Diese  That- 
sache  steht  so  fest  und  wiederholte  sich  bis  über  den  von  uns  behan- 
delten Zeitraum  hinaus  so  unendlich  häufig ,  dass  wir  keine  beson- 
deren Belege  dafür  beibringen  ^^) .  Diese  Bürger  wurden  ursprüng- 
lich ,  ebenso  wie  der  Adel ,  unmittelbar  von  dem  Landesherm ,  dann 
von  dem  Landvoigt  mit  ihren  Landgütern   belehnt.     Sie  leisteten 

^1)  Nach  einem  von  dem  Kammerprokurator  Dr.  Leuber  zu  Badissln  um  1652 
gefertigten  Manaacript  (Stemmatographia  familiarum  illustriam  et  nobilium  —  Lnsa- 
tiae  sap.)  a  o  11  e  n  „die  oberlausitzischen  Landstande  1503  einen  Schlass  gemacht  haben, 
niemanden  in  den  Bitteistand  za  redpiren ,  der  nicht  ad  qnartam  generationem  sich  le- 
»timiren  könne,  welcher  Schlnss  Anno  1Ö41  wiederholt  ward^.  (Oberlans.  Bey trage  zur 
Gelahrthait  1739.  793).  Kauf  fer  (UI.  60  Anmerk.  5)  bekennt  zwar,  keinerlei  ur- 
kandlichen  Beweis  hierfür  gefunden  zu  haben ,  scheint  aber  die  Thatsache  selbst  für 
wihr  zu  halten.  Allein  die  von  ihm  angezogenen  Worte  aus  einem  Adelsbriefe  von  1544 
beweisen  niclit ,  dass  die  betreffende  Bestimmung ,  wie  im  allgemeinen  ,4»^  römischen 
Reich" ,  so  auch  speciell  In  der  Oberlausitz  Geltung  hatte.  In  obiger  Fassung  ist  die 
Notiz,  TOD  der  auch  wir  keinerlei  urkundliche  Spur  haben  auffinden  können,  entschieden 
fiiach.  Sicher  haben  nicht  „die  oberlausitzischen  Landstinde^,  d.  h.  Land  und  Städte, 
einen  solchen  Schluss  gefasst.  Dass  vielmehr  auch  nach  1541  bürgerliche  Landgut- 
becitzer  laiidta|;tf&hig  waren ,  geht  z.  B.  aus  einer  Verordnung  des  Landvoigts  an  den 
Bath  zu  GörliU  v.  J.  1551  hervor,  worin  er  diesen  auffordert,  „dass  Ihr  durch  Knies 
Mittels  voUniäichtige  Freunde,  sammtEuem  Mitbürgern,  so  Lehen  und  Land- 
güter haben,  zu  Budissin  in  gemeinem  Landtag  erscheinen  sollte  (Laus.  Magas. 
1^7.  iö3).  Wohl  aber  richtete  1603  der  „Landstand*",  d.  h.  der  Adel  an  K.  Rudolph  U. 
d&s  Gesuch  um  ein  Privilegium,  ^^ass  nicht  einem  jeden ,  der  nicht  Herrenstandes  oder 
von  Adel ,  Bitterlehn  und  Erbgüter  zu  kaufen ,  zugelassen  sein  solle^  (die  Akten  im 
A.  Dresd.  Loc.  9545  Lehens-Pactom  in  Oberlausitz  1605),  und  errichtete  1619  das 
bekannte  „Lehnspactum^,  dass  kein  Lar.dsass  sein  Lehn-  oder  Erbgut  an  Jemand  anders 
&ls  einen  Vierschildigeu  von  Adel  verkaufen  solle.  Ober!.  Urk.  Yerz.  III.  285. 
Ksothe,  G«Beh.  d.  Ob«rl.  Adel».  2 


Ig  I.  Abtheilnng. 

dabei  denselben  Lehnseid,  wie  die  Adlichen,  hatten  ihr  Lehn  im 
Kriegsfalle  ebenso  durch  Lehndienst  zu  verdienen  ^^j ,  wurden  also  für 
ihre  Lehngttter  eben  solche  Lehnsleute,  Mannen,  Vasallen,  wie  diese, 
gehörten  daher  ebenfalls  zu  der  Mannschaft  des  Landes.  Sie  standen 
ebenso  unter  Mannenrecht,  sassen  wohl  selbst  als  Schoppen  im  Man- 
nengericht  (zu  Görlitz) ,  werden  ebenso  als  Knechte  bezeichnet  und 
fuhren ,  als  solche ,  das  übliche  Prädikat  ehrbar  und  tüchtig  oder  ge- 
streng. Sie  unterschieden  sich  also  in  nichts  mehr  von  dem  Landadel, 
obgleich  sie  zum  grossen  Theil  nicht  aufgehört  hatten,  zugleich  Bürger 
ihrer  Städte  zu  sein.  Unstreitig  waren  dies  Abweichungen  von  dem 
sonst  geltenden  Recht,  wonach  Stadtbürger  zwar  auch  Ritterlehen  er- 
werben konnten,  aber  von  da  ab  alle  bürgerlichen  Gewerbe  aufgeben 
und  ein  ritterliches  Leben  führen  mussten ,  worauf  dann  ihre  Nach- 
kommen, aber  erst  im  zweiten  Gliede,  in  die  Zahl  der  ritterlichen  Ge- 
schlechter eintraten  ^^) . 

So  helsst  4430  Niclas  Heller,  sicher  der  Sohn  des  noch  4392 
erwähnten  „alten  Bürgermeister  Niclas  Heller^  von  Görlitz ,  welcher 
letztere  bereits  mehrere  Lehngüter  besessen  hatte,  desgleichen 
4  422  Heinrich  von  S  a  1  z  a ,  wahrscheinlich  derselbe ,  der  auch  Erb- 
richter in  Görlitz  war  und  kürzlich  mehrere  Lehngüter  erworben 
hatte,  „ehrbarer  und  wohltüchtiger  Knecht^,  genau  wie  4359  die 
beiden  dem  ältesten  Oberlausitzer  Uradel  angehörigen  Brüder  Otto 
und  Deynhard  v.  Pannewitz  vom  Land voigt  selbst  als  „ehrbare 

»j  Siehe  Carpzo v  Anal.  U.  308b.  9)  Fieker ,  Tom  Heenchüd  208.  ▼.  Po- 
tern-Klett,  Vorrede  (p.  XXIV.)  zu  Cod.  SuLon.  n.  Bd.  7  (Stadt  Leipzig).  1465 
BoUten  im  Meissnischen  die  beiden  Sohne  (Caspar  und  Bastian)  des  Terstorbenen  Cas- 
par von  Saida  (d.  h.  ans  Saida,  des  StammTaters  der  Familie  v.  Berbisdorf)  diese  einst 
von  ihrem  Vater  erkaufte  und  jetzt  an  sie  vererbte  Herrsohaft  an  den  KarfOrsten ,  als 
Lehnsherrn,  herausgeben,  da  ihr  Vater  „Ritterlehn  nicht  habe  besitzen  können  mit 
Recht,  so  er  von  Rittersart  von  Vater  and  Aeltervater  wegen  nicht  zu 
Ritterlehn  geboren  war^,  auch  durch  die  Belehnung  mit  jener  Herrschaft  „nicht 
achtbar  noch  rittermässig^  geworden  sei.  Denn  er  habe ,  als  „von  schlechten  Bürgern 
oder  Bauern  geboren^,  den  Heerschild  nicht  gehabt,  noch  haben  können.  Denn  diesen 
könne  niemand  geben,  denn  der  römische  König  oder  Kaiser.  Daher  konnten  auch  die 
Söhne  nicht  als  Lehnserben  betrachtet  werden,  denn  „Lehnserben  seien  nur  die- 
jenigen, die  von  Vater  und  Aeltervater  von  Ritterschaft  geboren'*  seien. 
Hauptstaatsarch.  Dresden.  Cop.  1304  61.  30 b  flg.  Vergleiche  Gorlitzer  Lehnrecht  N. 
Script,  rer.  lus.  II.  459 :  Omnes ,  qui  non  sunt  ex  homine  militari ,  ex  parte  patris  et 
avi,  jure  carent  beneficiali.  Si  quis  tarnen  uni  istorum  concedit  beneflcia,  be- 
neflcialia  ab  eo  solus  habebit  Jura,  in  filios  autem  non  hereditabit  bene- 
ficla.  Vgl.  dagegen  selbst  ffir  Meissen:  Märcker,  Burggrafth.  Meissen  414.  0er s- 
dorf ,  Vorredo  zu  Cod.  Sax.  II.  1.  XLIL 


n.  Höherer  und  niederer  Adel.  19 

Knechte^  bezeichnet  werden  ^4).  So  wird  1432  den  beiden  Vet- 
tern Hans  und  Hans  Jode  auf  Reichenbach  an  der  Pulssnitz  und 
ebenso  4449  dem  Nickel  Knoph  auf  Braunau,  sämmtlich  doch  wohl 
ursprünglich  bürgerlicher  Herkunft,  von  ihren  Lehnsherren  selbst 
das  Prädikat  gestreng  beigelegt.  So  war  Hans  Heller  auf  Lud- 
wigsdorf 4420  Schdppe  im  Hannengericht  zu  Görlitz  und  4430  be- 
gab sich  dessen  Bruder Yincenz  Heller,  bis  vor  kurzem  Lehnsinhaber 
der  Burg  Landskrone,  und  ebenso  4423  die  Brüder  Heinze,  Thomas 
und  Eberhard  Sleiffe  auf  Altlöbau  und  Lawalde,  Söhne  des  frühe- 
ren Bürgermeisters  Jakob  Sleiffe  zu  Görlitz  ,  wegen  Geldschuld  aus 
„Mannenrecht  in  Stadtrecht^. 

So  waren  die  v.  Bischofswerder,  v.  Badeberg ,  v.  Salza 
ursprünglich  Görlitzer  Bürgerfamilien.  Erst  als  einzelne  Glieder  der- 
selben Lehngüter  auf  dem  Lande  erwarben ,  gehörten  diese  Glieder 
und  ihre  Nachkommen,  so  lange  sie  die  Güter  behielten,  zu  der 
Mannschaft.  Sie  standen  fortan  unter  Mannenrecht;  sie  steuerten  für 
ihre  Landgüter  nicht  mit  der  Stadt,  sondern  „litten  mit  dem  Lande^. 
Sie  gehörten  daher  auch  mit  ihren  wesentlichen  Interessen  zur  ,,Land- 
schaft",  und  wurden  um  so  leichter  zu  dem  Adel  des  Landes  gezählt, 
als  sie  das  nach  und  nach  zum  Charakteristicum  des  Adels  werdende 
von  bereits  von  ihrem  alten  Heimathsorte  her  im  Namen  führten. 
Ihre  in  der  Stadt  gebliebenen  Brüder  und  Vettern  aber  blieben  bür- 
gerlich. Die  V.  Radeberg  waren  jedenfalls  aus  der  meissnischen 
Ortschaft  dieses  Namens  nach  Görlitz  eingewandert.  Um  4280  er- 
warb ein  Heinrich  v.  Radeberg  Lehngüter  zu  Berzdorf  auf  dem  Eigen. 
Seitdem  zählt  derselbe  zu  dem  Adel  des  Landes;  seit  4295  wird  er 
auch  als  miles  bezeichnet.  Seine  Nachkommen  bildeten  bis  in's  45. 
Jahrhundert  ein  ritterliches  Geschlecht.  Gleichzeitig  mit  diesem 
Heinrich  aber  lebten  in  Görlitz  auch  ein  Apetz  und  ein  Martin  Rade- 
berg ,  wahrscheinlich  «eine  Brüder.  Apetz  war  eine  Zeit  lang  Münz- 
meister daselbst;  darum  nahmen  seine  Nachkommen  den  Familien- 
namen „aus  der  Münze"  an.  Sie  sind  bürgerlich  geblieben. 
Auch  die  v.  Salza  waren  unsrer  wissenschaftlichen  Ueberzeugung 
zufolge  aus  der  Stadt  Langensalza  in  Thüringen  nach  Görlitz  einge- 


M)  Dass  noch  Ende  des  15.  Jahrhonderts  das  Prädikat  „ehrbar^  in  der  Oberlausitz 
nor  dem  Adel  zoerkannt  wurde,  ergiebt  sich  z.  B.  daraus,  dass  1482  die  beiden  adlichen     . 
Strassenräuber  Nickel  y.  Tschirnbaus  und  Friedr.  v.  Wiedebach  zu  ihrer  Hinrichtung     I 
Ton  dem  Ratbe  zn  Görlitz,  „nachdem  sie  ehrbar  gewest**,  in  Roth  gekleidet  wur- 
den. K.  Script,  rer.  lus.  II.  861.    Auch  in  Mähren  war  ^,ehrbarer  Knechf  die  Be- 
zeichnung fQr  adlichen  Stand.   Tomaschek,  Recht  in  Mähren  63. 

2* 


20  I*  Abiheüung. 

wanderte  Bttrgersleate.  Von  1298  bis  Anfang  des  14.  Jahiiiunderts 
erscheinen  sie  als  eine  vielverzweigte  Bürgerfamilie ,  deren  Glieder 
theils  und  namentlich  zu  Görlitz ,  theils  zu  Lauban ,  theils  zu  Zittau 
Häuser,  Höfe,  Fleischbänke,  Stadtvorwerke  besassen  und  vielfach 
städtische  Aemter  bekleideten.  Erst  als  Heinrich  v.  Salza  vor  1422 
die  Lehngttter  Lichtenau,  Schreibersdorf  und  Holzkirch  erworben 
hatte,  wird  er,  wie  oben  erwähnt,  zuerst  als  ^ehrbarer,  wohltUchtiger 
Knecht^  bezeichnet ,  und  seine  Nachkommen  sind  es ,  die  fortan  die 
Oberlausitzer  Adelsfamilie  v.  Salza  bildeten.  Die  v.  Bischofs- 
werde,  welche  sich  seit ISnde  des  15.  Jahrhunderts  von  Bischofs- 
werder nannten ,  stammten  offenbar  aus  der  Stadt  Bischofswerde  und 
besassen  seit  1305,  wo  sie  zuerst  als  Bürger  zu  Görlitz  vorkommen, 
ebenfalls  Häuser ,  Höfe ,  Güter ,  Kramläden ,  den  Kuttelhof  daselbst, 
Stadtvorwerke.  Ein  Zweig  derselben  gelangte  Mitte  des  14.  Jahr- 
hunderts in  den  Besitz  des  Lehngutes  Ebersbach  und  trat  hierdurch 
ein  in  die  Reihen  der  Oberlausitzer  Mannschaft.  Eine  andere  Familie 
V.  Bischofswerde  zuBudissin,  die  wir  von  1227—1487  verfolgen 
können,  hing  mit  der  Görlitzer,  vde  es  scheint,  gar  nicht  zusammen. 
Sie  ist  bürgerlich  verblieben. 

Aber  auch  andere  bürgerliche  Geschlechter  mit  Familiennamen, 
welche  die  Einreihung  unter  die  adlichen  Geschlechter  minder  begün- 
stigten ,  wurden  infolge  des  Besitzes  von  Lehngütem  auf  dem  Lande 
nicht  nur  zu  der  Mannschaft  d.  h.  zum  Adel,  gerechnet,  sondern 
nach  und  nach  sogar  mit  dem  von  des  Adels  versehen.  Von  einer 
seit  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  in  Görlitz  vorkommenden  Familie 
Eberhard  besass  Bartholomäus  Eberhard,  Rathsherr,  selbst  Bürger- 
meister seiner  Vaterstadt,  1421  das  Gut  Schönbrunn.  Seine  Söhne 
wurden  durch  Erwerbung  anderer  Güter  die  Stammväter  der  drei 
Linien  Berthelsdorf  (bei  Lauban),  Küpper  und  Taubenheim.  Sie  und 
ihre  Nachkommen  waren  vielfach  verschwägert  mit  dem  umwohnen- 
den Adel,  und  so  legten  sie  sich  nach  und  nach  sämmtlich  auch  selbst 
das  von  des  Adels  bei.  So  zuerst  1499  bei  Gelegenheit  einer 
nebst  anderen  Adlichen  übernommenen  Bürgschaft  9,Georg  von  Eber- 
hard^ auf  Berthelsdorf,  1530  bei  der  Klage  der  gesammten  Ritter- 
schaft gegen  die  Städte  auch  „Peter  von  Eberhard^  auf  Taubenheim, 
der  noch  1502  und  später  schlechthin  „Peter  Eberhard^  geheissen 
hatte,  endlich  1 54S  in  dem  Lehnbriefe  über  das  väterliche  Gut  Küpper 
auch  „der  edle  und  ehrenfeste  Joachim  von  Eberhard  und  sein  Bruder 
Georg".  Ebenso  werden  die  Kn  ob  loch,  welche  seit  Anfang  des 
15.  Jahrhunderts  das  Gut  Schwepnitz  besassen,  erst  seit  1534  „von 


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II.  Höherer  and  niederer  Adel.  21 

Knobloch^  benannt.  —  Von  keiner  der  bisher  besprochenen  Familien 
ist  eine  wirkliche  Erhebung  in  den  Stand  und  Bang  des  Adels  be- 
kannt oder  auch  nur  angedeutet.  Siegel  von  ihnen  aus  der  Zeit  vor 
und  unmittelbar  nach  der  Annahme  des  Adels  haben  wir  leider  nicht 
vergleichen  können. 

Allerdings  fanden  nun  seit  dem  zweiten  Drittel  des  15.  Jahrhun- 
derts in  der  Oberlausitz  auch  zahlreiche  Verleihungen  erst  nur  von 
Wappenbriefen  mit  meist  sehr  complicirten  Wappen  ^^j,  dann 
auch  von  wirklichen  Adelsdiplomen  statt  und  zwar  selbst  an  solche 
Bürger,  welche  keine  Landgüter  besassen.  So  entstand  in  den  Sechs- 
städten, zumal  in  Görlitz  und  Zittau  einadliches  Patriciat,  von 
welchem  uns  als  das  Wunderbarste  erscheint,  dass  es  von  seinem, 
doch  gewiss  selbst  gesuchten  Adel  fast  niemals  Gebrauch  machte,  son- 
dern sich  nach  wie  vor  ohne  das  von  des  Adels  schrieb.  Wir  haben 
von  diesen  sehr  zahlreichen  Familien  nur  diejenigen  ausführlich  be- 
handelt, welche  auch  Landgüter  besassen,  führen  aber  an  dieser 
Stelle  wenigstens  eine  Anzahl  derselben  und  zwar  nach  der  Zeit  ihrer 
Nobilitirung,  aber  in  möglichster  Kürze  an. 

1434  empfing  Hans  Schmied  zu  Görlitz  einen  Wappenbrief .  Er 
war  wohl  der  Ahnherr  der  Gebr.  Joach.  und  Joh.  Schmied,  die  1551 
in  den  Stand  des  Adels  erhoben  wurden  und  ihr  Wappen  gebessert 
erhielten.  —  1433  bekam  Jakob  Ger  lach  zu  Görlitz  „wegen  williger 
Dienste,  die  er  König  Siegsmund  oft  in  deutschen  und  welschen  Lan- 
den, Ungarn  und  Böhmen  gethan'^,  Wappen  und  Kleinod  mit  der 
Berechtigung  „Urthel  zu  sprechen,  Amt  und  Lehn  zu  haben,  wie 
andere  gebome  Wappengenossen  und  rittermHssige  Leute  von  Recht 
und  Gewohnheit  haben".  —  1434  Wappenbrief  für  Hans  Weyder  in 
Görlitz.  —  1485  erhielten  Hans  Rindfleisch  in  Görlitz  und  seine 
Brüder  Wappen  und  Kleinod;  erst  1511  dagegen  wurden  Hans  Rind- 
fleisch und  seine  Söhne  Christoph  und  Peter ,  auch  ihre  Vettern  des 
Namens  Rindfleisch  „in  den  Stand  des  Adels  erhoben ,  edel  und  des 
Reichs  rechtgebomen  Edelleuten  gleich  gemacht".  —  1505  ward 
Wenzel  v.  Eisersdorf  auf  Wittchendorf,  Bürger  zu  Zittau,  dessen 
Familie  sich  schon  früher  stets  von  Eisersdorf  geschrieben  hatte, 
wirklich  nobilitirt.  —  1509  wurden  Johannes  et  Franciscus  dicti 
Glich,  fratres  d  e  M  i  1  z  i  z  aus  Görlitz  auf  ihre  Bitte  pro  incitamento 

<&)  Dieselben  sind  ganz  genau  beschrieben  in  den  Abschriften  der  betreffenden 
Wappen-  and  Adelsbriefe,  welche  sich  in  der  „OberUas.  Urkunden-Sammlang^  (Mspt. 
in  16  Folianten  auf  den  BibUotheken  zu  Görlitz  und  zu  Zittau)  TorflndiBOu 


22  I.  AbtheUang. 

et  stimulo  ad  majores  et  ampliores  virtutes  capessendas  —  in  or- 
dinem  et  numenim  nobilium  et  militarium  virorum  versetzt  und  ihnen 
ein  Wappen  gegeben.  —  4534  erhielten  nach  Aussterben  des  Ge- 
schlechts der  Eschenlo^r  die  von  denselben  abstammenden  Brüder 
Heizer  zu  Görlitz  einen  Adelsbrief.  —  4536  verlieh  Kaiser  Karl  V. 
dem  alten,  würdigen  und  hochverdienten  Bürgermeister  Johann 
Ha  SS  in  Görlitz  „wegen  treuer  Dienste,  die  er  dem  Reiche,  KOnig 
Ferdinand  von  Böhmen  und  der  Stadt  Görlitz  oft  und  willig  und 
höchsten  Vermögens  gethan^ ,  Adelung  und  Wappen.  Hass  selbst 
aber  erwähnt  diese  Auszeichnung  nicht  einmal  in  seinen  höchst  aus- 
führlichen, biographisch  gehaltenen  „Rathsannalen^.  —  1536  Adelung 
und  Wappen  für  Franz  Schneider  zu  Görlitz;  4537  Wappen  und 
Kleinod  für  die  Gebrüder  Bernhard  in  Görlitz,  deren  Vater  Bernhard 
Bemt  4549  die  Herrschaft  Radmeritz  von  den  Burggrafen  v.  Dohna 
auf  Grafenstein  erkauft  hatte;  desgleichen  für  ihren  y,Freund^  Hans 
Feuerbach.  4538  ward  Hieron.  Schütze  in  Görlitz,  dessen  Sohn 
Ulrich  dem  Kaiser  in  seinen  hispanischen  Königreichen  und  am  kaiser- 
lichen Hofe  vielfach  gedient,  ^in  den  Stand  des  Adels  und  der  recht 
und  edel  Gebomen ,  Tumiersgenossen  und  rittermässigen  Edelleute 
erhoben^  und  sein  altererbtes  Wappen  und  Kleinod  gebessert.  —  4542 
ward  Conrad  Nesen,  Rathsherr  in  Zittau,  und  Thomas  Kober  aus 
Görlitz,  4545  Hans  Feuerbach  ebendaher  geadelt,  4546  dem  Franz 
Lindner  aus  Görlitz  Wappen  und  Kleinod  verliehen.  —  4546  wur- 
den Jacob  und  seine  Brüder,  die  Söhne  Georg  Rösslers  zu  Görlitz, 
als  „von  der  Rosen^,  —  4549  die  Knorr  v.  Rosenroth  geadelt,  in 
demselben  Jahre  die  Gebrüder  Beyer  mit  Wappenbrief  versehen, 
4554  Mich.  Schmidt,  4555  Joh.  und  Franz  Kon rad  in  den  Adel 
erhoben,  4562  Franz  und  Georg  Konrad,  sämmtlich  aus  Görlitz,  mit 
Wappen  und  Kleinod  begabt.  —  4562  erhielten  Hieron.  und  Onophrius 
Schnitter  nebst  den  Söhnen  ihres  verstorbenen  Bruders  Franz  und 
4564  die  Gebrüder  Enderss,  ebenfalls  zu  Görlitz,  Adelung  und 
Wappen  2«) . 

Von  der  schon  Ende  des  43.  Jahrhunderts  in  Görlitz  ansässigen, 
aus  Greifenberg  in  Schlesien  eingewanderten  Familie  Emmerich, 
die  seit  Ende  des  45.  Jahriiunderts  auch  zahlreiche  Landgüter  besass, 
wurde  erst  4559  der  eine  Zweig,  nämlich  die  Brüder  Johann  und  Drban 
auf  Nickers  geadelt ;  die  übrigen  Zweige  blieben  bürgerlich.  —  Hans 


V)  Nobilitirungen  ans  dem  letzten  Viertel  des  16.  und  ans  dem  Anfang  des  17. 
Jabrh.  siebe  bei  Kinffer  IV.  52  Anmerk. 


II.  Höherer  und  niederer  Adel.  23 

Frentzel  war  der  Urenkel  eines  Franz  Morgensohn  zu  Görlitz. 
Nachdem  sehen  Hansens  Grossvater  und  Vater  schlechthin  „Fränzels 
Hans^  geheissen  hatten^  schrieb  er  sich  nun  förmlich  „Hans  FrenizeP. 
Durch  Handel  in  Tuch  und  Leder  gewann  er  nach  und  nach  ein  sehr 
grosses  Vermögen,  das  er  zumeist  in  Landgütern  anlegte.  Sein  Sohn 
Joachim  ward  1544  geadelt  und  nach  zweien  seiner  Güter  „Frentzel 
von  Königshain  und  Liebenstein '^  benannt.  —  Barthel  Hirschberg 
war  der  Enkel  eines  gleichnamigen  Fleischers,  Krämers  und  Raths- 
herm  zu  Görlitz,  der  aber  bereits  mehrere  Landgüter  erworben  hatte. 
Wegen  Ehebruchs  in  seiner  Vaterstadt  allgemein  verachtet,  kaufte 
der  Enkel  1504  die  böhmische  Herrschaft  Wartenberg,  den  Stammsitz 
des  altberühmten,  weitverzweigten  böhmischen  Herrengeschlechts 
dieses  Namens,  und  nannte  sich  seitdem  „v.  Hirschberg^  oder  auch 
„Hirschberg  v.  Wartenberg^.  Er  gehörte  fortan  zum  (Frei-)  Herren- 
stande des  Königreichs  Böhmen. 

Aus  all  dem  Bisherigen  dürfte  zur  Genüge  ersichtlich  sein ,  dass 
auch  in  der  Oberlausitz  bis  ins  15.  ja  16.  Jahrhundert  der  Adel  noch 
keineswegs  einen  völlig  abgeschlossenen  Stand  bildete,  und  dass  nicht 
bloss  durch  wirkliche  Nobilitirung,  sondern  schon  infolge  des  längeren 
Besitzes  von  Landgütern  sehr  viele  Bürger  in  die  Reihen  des  Adels 
eintraten,  dass  also  letzterer  sich  durch  bürgerliche  Geschlechter  im- 
mer ergänzte  und  verjüngte. 

Die  oberlausitzischen  Lehngutsbesitzer  zerfielen  also  in  drei 
Klassen,  die  Inhaber  der  grossen  Herrschaften,  die  ritterbür- 
tigen  und  endlich  die  bürgerlichen  Gutsbesitzer.  Alle  waren  in 
gleicher  Weise  Mannen  oder  Vasallen  und  wurden  daher  im  Gegen- 
satz zu  den  Städten  meist  unter  der  Bezeichnung  Mannschaft 
zusammengefasst.  Oft  aber  und  zumal  in  officiellen  Zuschriften  an 
die  Gesammtheit  der  Vasallen  sind  unter  Mannschaft  vorzugsweise 
diejenigen  zu  verstehen,  die  auf  die  Bezeichnung  „Herren ,  Ritter, 
Knechte^  keinen  Anspruch  hatten,  also  die  bürgerlichen  Gutsbesitzer. 
—  1220  bezeichnete  K.  Ottokar  I.  die  Landsassen  nur  noch  als  nostri 
milites  aut  vasalli,  1365  K.  Karl  FV.  als  nobiles,  milites  et  dientes; 
1414  aber  bezeichnen  sie  sich  selbst  als  „Ritter,  Knechte  und  Mann- 
schaft ^,'')  und  letztere  Formel  blieb  während  des  ganzlBU  15.  Jahr- 
hunderts üblich.  1490  sendete  K.  Wladislaus  mehrere  Schreiben  an 
die  oberlausitzischen  Stände   unter  folgender  Adresse :  „Den  Edlen  ^ 


I 


«)  Cod.  hu».  27.  Urk.-Vcri.  I.  65.  No.  325.  I.  179.  No.  905  «.  907. 


24  I-  Abtheiliug. 

Gestrengen,  Ehrenfesten,  Ehrsamen  und  Vorsichtigen  Herren,  Ritter- 
schaft,  Landmannen  und  Stüdten^,  oder  mit  Einschluss  der  geist- 
lichen Stifter :  ^en  Würdigen,- Edien,  Gestrengen,  Wohltttchtigen  — 
Prälaten ,  Herren ,  Ritterschaft  und  Mannschaften  der  Lande  —  und 
den  Ehrbaren  und  Weisen  Rttrgermeistem  und  Räthen  der  Städte^. 

Alle  diese  drei  Klassen  der  Lehngutsinhaber,  denen  seit  Ende 
des  15.  Jahrhunderts  auch  noch  die  geistlichen  Stifter  beigezählt 
wurden,  bildeten  aber  politisch  zusammen  nur  einen  einzigen 
Stand;  den  anderen  Stand  bildeten  die  sechs  freien,  d.  h.  landes- 
herrlichen Städte.  „Land  und  Stadt e^  war  daher  die  feststehende 
kürzeste  Formel  für  die  Gesammtheit  der  oberlausitzischen  Stände. 
Es  war  für  die  politische  Stellung  der  Sechsstädte  von  höchster  Be- 
deutung, dass  es  bei  Berathung  aller  gemeinschaftlichen  Landesange- 
legenheiten nur  zweiStimmen  gab,  die  „des  Landes^  oder  der 
Landschaft  und  die  der  Städte.  Eine  Beschlussfassung  konnte  nicht 
erfolgen,  ohne  dass  zwischen  beiden  Ständen  Einigung  erzielt  worden 
war.  Der  böhmische  Landtag  dagegen  setzte  sich  aus  drei  Ständen, 
Herren,  Ritterschaft  und  Städten,  der  niederlausitzische  sogar  aus 
vieren  zusammen ,  indem  hier  auch  noch  die  Prälaten  einen  beson- 
deren Stand  ausmachten  ^) . 

Man  wird  daher  den  Unwillen  der  oberlausitzischen  Städte  be- 
greiflich finden,  als  1519  auf  einem  Landtage  zu  Budissin^^)  Leuther 
V.  Schreibersdorf  auf  Litschen ,  der  Sprecher  im  Namen  der  Land- 
schaft einen  Vortrag  mit  den  Worten  begann,  „dass  die  Herren, 
Prälaten  und  die  Mannschaft,  als  Stände,  ihn  beauftragt 
hätten,  folgende  Antwort  zu  geben^,  —  oder  mit  noch  bezeichnenderer 
Aenderung  des  Ausdrucks,  „dassdie  drei  Stände:  Herren,  Prä- 
laten und  Mannschaft,  folgende  Antwort  abgäben^.  Er  wurde 
sofort  durch  den  lauten  Protest  der  Städte  unterbrochen,  dass  sie  von 
diesen  Ständen  nichts  wüssten,  sondern  nur  von  „Land  und  Städten^ . 
Es  war  dies  von  Seiten  des  Adels ,  der  eben  damals  mit  den  Städten 
in  erbittertem  Streit  lag,  sichtlich  ein  kecker  Versuch ,  auch  In  der 
Oberlausitz  das  Vierkammersjstem  einzuführen,  für  welches  jene 
Adressformel  der  königlichen  Sendschreiben  einen  äusserlichen  An- 
haltpunkt bot.  Wohl  hatte  der  Görlitzer  Stadtschreiber  Joh.  Hass  ^^} 
völlig  Recht,  wenn  er  sorgenvoll  damals  ausrief:  „denn  sollte  es  da- 
hin gereichen,  dass  nach  den  Namen  Herren,  Prälaten,  Ritterschaften 


tt)  Nenmann,    Landatande   des   Markgnfthums   Niederlansitz   1843.    141   ff. 
»)  N.  Script,  rar.  lui.  III.  560  flg.        <0)  Kbendai.  IV.  267. 


II.  Höherer  und  niederer  Adel.  25 

[ebensoviele]  Stände  sollten  aufgerichtet  werden,  so  würde  folgen, 
dass  ein  jeglicher  Stand  eine  eigne  Stimme  haben  wollte.  Wo  sollten 
die  Städte  mit  ihrer  vierten  Stimme  bleiben?!  Da  Gnade  ihnen 
Gott!^  Indess  dieser  Angriff  auf  die  alte  Landesverfassung  wurde 
glücklich  al^eschiagen.  Auch  der  bei  jener  Landtagssitzung  anwesende 
Landvoigt  Herzog  Karl  v.  Münslerberg  erkannte  sofort,  welch  schlim- 
men Streich  man  den  Städten  spielen  wollte,  und  erbot  sich,  eine 
hierauf  bezügliche  Vorstellung,  welche  die  Städte  eiligst  zu  Löbau 
aufsetzten,  persönlich  dem  Könige  zu  überreichen  und  „ihm  den  Irrthum 
zu  vermelden^.  Die  königliche  Antwort ^^)  lautete  (1519):  der  König 
habe  vernommen ,  „dass  aus  langem  Brauch  und  unverbrochener  Ge- 
wohnheit in  dem  Markgrafthum  Oberlausitz  die  Mannschaft  von  Adel 
für  die  e  i  n  e  und  erste  Stimme,  und  die  Sechsstädte,  ohne  Mittel,  für 
die  andere  und  folgende  Stimme  von  männiglich  geachtet  wor- 
den; dagegen  sich  denn  eine  Neuigkeit  und  Unordnung  erbüren 
wolie^;  daher  habe  er  dem  Landvoigt  Befehl  gegeben,  diese  Ge- 
hrechen ,  noch  ehe  sie  [auf  dem  Rechtswege]  an  ihn ,  den  König ,  ge- 
bracht würden,  zu  entscheiden. 

Infolge  dessen  scheint  nun  auch  der  Adel  von  weiterer  Verfol- 
gung seines  Plans  abgestanden  zu  haben.  Die  Städte  aber  Hessen  seit- 
dem in  alle  mit  dem  Adel  vereinbarten  Verträge  vorsichtiger  Weise 
einen  meist  gleichlautenden  Artikel  „wegen  der  zwei  Stimmen^ 
aufnebmen  ^] ,  „dass  alle  Einwohner  des  Landes  von  Herren ,  Ritter- 
schaft und  Anderen ,  so  mit  dem  Lande  leiden ,  in  Sachen,  Land  und 
Städte  betreffend,  nicht  anders,  denn  für  Landschaft  und  [für]  eine 
Stimme  zugleich  gehalten  und  angezogen  werden,  und  die  Sechsstädte 
ftlr  die  andere^.  Später  fügte  man  dem  nur  noch  die  nun  unver- 
fängliche Glausel  bei  ^3) :  „doch  soll  keinem  Stande  an  seinen  gebühr- 
lichen Titel-  und  Ehrworten  in  Schreiben  und  Reden  einiger  Abbruch 
geschehen^. 

So  blieb  denn  in  der  Oberlausitz  das  Zweiständesystem 
in  Kraft.  So  gab  es  nach  wie  vor  nur  „Land  und  Städte^.  So  ward 
aber  auch  die  Gonstituirung  eines  wirklich  höheren  Adels  im  Lande, 
als  einer  besonderen,  selbständigen  Corporation,  für  alle  Zukunft  ver- 
hindert. 


»)  Urkunden-Terzeichniss  III.  115».     ^  Z.  B.  Urk.-Verz.  III.  129',  Artikel  4. 
V)  Z.  B.  1534  und  1544.  OberUns.  Collections^Werk.  II.  1293.  1307. 


26  I-  Abtheilung. 


III.  Der  Adel  nnd  die  Landesherren. 

Es  war  von  jeher  und  zumal  im  Mittelalter  die  schöne  Aufgabe 
des  Adels ,  eine  feste  Stütze  der  Throne  zu  sein.  Von  dem  Landes- 
herm  ward  ihm  Gut ,  Gunst  und  Ehre  zu  theil ;  dafür  folgte  er  dem- 
selben getreu  in  Kampf,  Noth  und  Tod.  Dieses  persönlich  enge 
Verhältniss  zwischen  Adel  und  Landesherm  konnte  in  der  Oberlausitz 
sich  nie  so  rein  und  ungetrübt  gestalten ,  wie  in  anderen  Ländern ; 
denn  seit  im  10.  Jahrhundert  die  eingebomen  slawischen  Fürsten  der 
Waffengewalt  der  Deutschen  erlegen  waren ,  hat  die  Oberlausitz  n  i  e 
mehr  einen  eignen  Herrscher  gehabt,  hat  nie  mehr  ein  Landes- 
herr auf  die  Dauer  in  diesem  Lande  selbst  residirt. 

Von  den  meissnischen  Markgrafen  erobert,  bildete  die  Oberlausitz 
zuerst  ein  Pertinenzstück  von  Meissen  (bis  1 1 58) .  dann  von  Böhmen 
(bis  etwa  4253),  darauf  von  Brandenburg  (bis  1319),  seitdem  mit 
nur  kurzen  Unterbrechungen  wieder  von  Böhmen.  Letzterem  Reiche 
wurde  sie  1355  förmlich  incorporirt.  Trotzdem  hörte  sie  aber  nicht 
auf,  ein  besonderes  ^Land^^  zu  sein  mit  eigner  Verwaltung,  mit  eignen 
selbstgegebenen  Gesetzen,  mit  eigner  Verfassung.  Diese  Selbständig- 
keit des  eignen  Landes  zu  wahren,  ja  zu  erweitem,  erschien  für  den 
oberlausitzischen  Adel  ebenso  durch  eignes  Interesse,  als  durch  Pflicht 
geboten.  Und  so  finden  wir  denselben  viel  häufiger  im  treuen  Dienste 
seines  heimathlichen  Landes ,  als  im  persönlichen  Dienste  des  fernen 
Landesherrn. 

Der  von  dem  Landesherm  eingesetzte  Landvoigt  handhabte  die 
Regalien  und  vermittelte  den  Zusammenhang  zwischen  dem  Fürsten 
und  dessen  Nebenlande.  Unmittelbar  von  der  Kanzlei  der  böhmischen 
Könige  gingen  die  theils  dem  ganzen  Lande,  theils  den  einzelnen 
Ständen  desselben  ertheilten  Befehle  oder  Privilegien  aus.  Mit  der 
Landesregiemng  des  Königreichs  Böhmen  und  den  dortigen  Landes- 
beamten hatte  die  Oberlausitz  gär  nichts  zu  schaffen.  Ebenso  wenig 
berührten  sie  die  Landtage  des  Königreichs  Böhmen.  Nur  bei  beson- 
deren Veranlassungen,  welche  Böhmen  und  seine  Nebenlande  in  glei- 
cher Weise  betrafen,  wie  Thronwechsel,  Aussteuer  von  Prinzessinnen, 
Bewilligung  allgemeiner  Landessteuem ,  wurden  ^allgemeine  Land- 
tage^ nach  Prag  ausgeschrieben ,  auf  denen  neben  den  böhmischen 
Stünden  auch  Abgeordnete  der  NebenlUnder  zu  erscheinen  hatten .  Sehr 
oft  gingen  die  Interessen  der  letzteren  und  die  der  Böhmen  aus  ein- 
ander, zumal  als  diese  (seit  1419)  ihr  Land  als  ein  Wahlreich  betracb- 


III.  Der  Adel  und  die  Landesherren.  27 

teten  und  verlangten  ,  dass  der  von  ihnen  allein  gewählte  König 
ohne  Weiteres  auch  von  den  Nebenländem  als  Landesherr  anerkannt 
werden  müsse.  Theils  aus  politischer  Loyalität  und  kirchlicher  Recht- 
f^läubigkeit ,  theils  aber  auch  um  sich  nicht  aus  der  Stellung  eines 
gleichberechtigten  Nebeniandes  in  die  einer  abhängigen  Provinz  her^ 
abdrücken  zu  lassen,  erkannte  seitdem  die  Oberlausitz  meist  im 
Bunde  mit  Schlesien  und  mit  der  Niederiausitz  wiederholt  Fürsten 
als  ihre  Landesherren  an,  welche  von  den  Böhmen  entweder  erst  nach 
langem  Hader  oder  gar  nicht  auf  ihren  Königsthron  berufen  wurden. 
Je  grösser  das  Gewicht  war,  welches  bei  den  häufigen  Streitigkeiten 
um  die  böhmische  Krone  diese  drei  verbündeten  Nebenländer  in  die 
Wagschale  zu  werfen  vermochten ,  desto  mehr  suchten  nun  auch  die 
verschiedenen  Ki*onpratendenten  jene  Länder  für  sich  zu  gewinnen. 
So  bildete  sich  mit  der  Zeit  der  constante  Brauch,  dass  nach  Ab- 
leben eines  Landesherm  dessen  Nachfolger  eine  besondere  Wer- 
bung auch  an  die  oberlausitzischen  Stände  sendete,  dass  diese 
ihm  durch  besondere  Abgeordnete  seine  Annahme  meldeten,  dass 
bei  der  Krönung  zu  Prag  Deputirte  der  Oberlausitz  im  Namen  ihres 
Landes  ihm  besonders  huldigten ^  und  dass  der  neue  König  darauf 
in  die  Oberlausitz  reiste,  um  die  Specialhuldigung  von  dem 
ganzen  Lande  persönlich  in  Empfang  zu  nehmen.  Hierbei  leistete  der 
Adel  den  Huldigungseid  stehend ,  die  Geistlichkeit  und  die  Abgeord- 
neten der  Städte  dagegen  kniend. 


Die  Treue  gegen  den  Landesherm ,  wie  gegen  das  Land  suchte 
man  in  der  Oberlausitz  unter  anderem  durch  die  gewissenhafte  Be- 
hätung  der  landesherrlichen  Burg  ,  des  Schlosses  zu  Budissin, 
zu  erweisen.  Dieselbe  war  schon  in  der  slawischen  Zeit  die  ge- 
meinsame Stammesfeste  der  Milzener,  zu  deren  baulicher  Instandhal- 
tung, Verproviantirung  und  Vertheidigung  selbst  die  Bauernschaft 
des  ganzen  Landes  verpflichtet  war.  Der  Besitz  der  Burg  und  Stadt 
Budissin  entschied  in  der  Regel  über  den  Besitz  des  ganzen  Landes. 
Hiess  doch  dasselbe  Jahrhunderte  hindurch  lediglich  nach  dieser  Stadt 
und  Burg  ^Land  Budissin^.  So  ward  denn  Budissin  auch  unter  der 
flerrschaft  der  Deutschen  der  feste  Waffenplatz,  von  welchem  aus  die 
Vertheidigung  des  Landes  in  Kriegszeiten  und  die  Verwaltung  des- 
selben im  Frieden  geleitet  ward.  So  ist  es  bis  zur  Stunde  die 
Hauptstadt  der  Oberlausitz  geblieben.  Auf  der  landesherrlichen 
Burg  residirte  der  Landvoigt  und  bei  gelegentlicher  Anwesenheit  im 
Lande  auch  der  Landesherr  selbst.  Zum  Schutze  der  Burg  waren  eine 


^8  I.  Abtheilung. 

Menge  ritierlicber  Burgroannen  speciell  verpflichtet,  welciie  des- 
halb in  den  dicht  unter  dem  Schlosse  gelegenen  Burglehnhäu- 
sern  wohnten  und  dafür  (schon  vor  4349)  Steuerfreiheit  für  alle 
ihre  Landgüter  genossen.  Als  4424  ein  erster  Einfall  der  hussitischen 
Böhmen  in  die  katholisch  gebliebene  Oberlausitz,  zu  befürchten  stand, 
sendete  der  gesammte  Adel  (wenigstens  der  westlichen  Landeshälfte] 
sofort  Hunderte  von  Arbeitern ,  um  Burg  und  Stadt  Budissin  schnell 
in  Yertheidigungsstand  setzen  zu  helfen. 

Eben  diese  zwischen  Böhmen  und  dem  Nebenlande  Oberlausitz 
ausgebrachenen  Differenzen  gaben  auch  den  Anlass  zu  dem  seit  4  i49 
stets  geübten  Brauche,  dass  sofort  nach  dem  Tode  eines  Landesherrn 
das  Schloss  Budissin  von  ständischen  Truppen  besetzt  und  der  Land- 
voigt genöthigt  ward,  dasselbe  zu  verlassen.  Erst  wenn  der  neue  König 
von  Böhmen  entweder  den  bisherigen  Landvoigt  aufs  neue  bestätigt 
oder  einen  neuen  eingesetzt  hatte,  wurde  diesem  das  Schloss  von  den 
Standen  wieder  übergeben.  So  wollte  man  verhüten,  dass  nicht  die 
wichtige  Landesfeste  und  mit  ihr  das  Land  etwa  von  einem  Land- 
voigte  dem  rechtmässigen  Landesherrn  vorenthalten  und  in  die  Hände 
eines  vom  Lande  nicht  anerkannten  Prätendenten  gespielt  werde. 


Der  oberste  landesherrliche  Beamte  in  der  Oberlausitz  führte  bis 
Mitte  des  43.  Jahrhunderts  die  völlig  gleichbedeutenden  Bezeichnun- 
gen praefectus  oder  castellanus  oder  Burggraf,  böhmisch: 
Zupan,  von  Budissin.  Ihm  war  der  militärische  Schutz  und  die 
administrative  Leitung  des  ganzen  Landes  übertragen ,  während  die 
oberste  richterliche  Gewalt  nach  altslawischer  Sitte  von  einem  judex 
oder  advocatus  provincialis,  deutsch:  Landrichter,  böh- 
misch: Zudar,  geübt  ward.  Erst  als  Mitte  des  43.  Jahrhunderts  die 
Markgrafen  von  Brandenburg  in  den  Besitz  des  Landes  gelangten,  finden 
wir  die  oberste  richterliche  Gewalt  mit  der  militärischen  und  admi- 
nistrativen in  e  i  n  e  r  Hand  vereinigt  und  den  Träger  dieser  Gewalten 
als  Landvoigt,  advocatus  oder  judex  terrae,  bezeichnet. 
Später  ward  derselbe  häufig  auch  bloss  Voigt,  im  44.  Jahrhundert 
meist  Hauptmann  oder  Amtmann  genannt.  Als  4268  das  bis- 
herige „Land  Budissin^,  d.  h.  die  gesammte  damalige  Oberlausitz,  zwi- 
schen den  beiden  Linien  der  Brandenburger  in  ein  ^Land  Budissin^, 
d.  h.  jetzt  die  westliche  Hälfte,  und  in  ein  „Land  Görlitz^ ,  d.  h.  die 
östliche  Hälfte,  getheilt  ward,  machte  sich  neben  dem  Landvoigt 
von  Budissin  auch  ein  Landvoigt  von  Görlitz  nöthig ,  welcher  letz- 
terer in  dem  zu  diesem  Zweck  erbauten  „Voigtshofe^  zu  Görlitz  resi- 


III.  Der  Adel  und  die  Landesherren.  29 

dirte.  Schon  4399  ward  die  Landvoigtei  Görlitz  wieder  mit  der  zu 
Budissin  vereinigt.  Da  aber  der  Herzog  Heinrich  von  Jauer  sich  da- 
mals noch  das  Weichbild  Lau  ban  vorbehielt,  so  setzte  er  nun  über 
dieses  einen  besonderen  Voigt,  dessen  Funktionen  und  Revenuen  aber 
später  an  den  Rath  zu  Lauban  übergingen. 

Den  Burggrafen  von  Budissin  oder  später  den  Landvoigt  der 
Oberlausitz  pflegte  der  jedesmalige  Landesherr  aus  dem  hohen 
Adel  seines  eigenen  Stammlandes  zu  wählen.  Hierdurch  schien 
der  Besitz  des  Nebenlandes  um  so  sicherer  gewahrt.  Nur  unter  den 
Brandenburger  Herrschern  begegnen  uns  ausnahmsweise  bisweilen 
auch  Landvoigte  aus  dem  Oberlausitzer  Adel.  Später  zogen  auch  die 
Sechsstädte  einen  Landvoigt  aus  dem  böhmischen  oder  niederlausitzi- 
sehen  oder  schlesischen  Herrenstande  einem  einheimischen  vor,  weil 
sie  von  jenem  eine  unparteiischere  Handhabung  der  Justiz  erwar- 
teten. Nur  gegen  einen  Landvoigt  aus  fürstlichem  oder  geistlichem 
Stande  erhoben  beide  Stände  des  Landes  wiederholt,  wenn  auch  nicht 
immer  mit  Erfolg,  Einspruch,  wohl  weil  sie  von  einem  gebomen 
Fürsten  fürstliche  Willkür  befürchteten.  Erst  seit  1549  pflegte  der 
Landvoigt  wieder  häufiger  aus  dem  Oberlausitzer  Adel  er- 
nannt zu  werden.  Als  aber  1603  die  Oberlausitzer  Ritterschaft  von 
Kaiser  Rudolph  IL  gegen  ein  demselben  offerirtes  zinsfreies  Darlehn 
Mm  50,000  Thalem  das  Privilegium  zu  erlangen  holfte  (wie  es  die 
Niederlausitz  in  der  That  kurz  vorher  erworben  hatte) ,  jedesmal  sechs 
Viersehildige  aus  dem  Adel  ihres  Landes  vorschlagen  zu  dürfen ,  aus 
welchen  dann  der  KOnig  den  neuen  Landvoigt  zu  erwählen  habe,  da 
erklärten  sich  die  Sechsstädte  abermals  dagegen,  weil  hierdurch  „die 
Administration  der  lieben  Justiz  Abbruch  leiden^  möchte,  „zu  einem 
Fremden  dagegen  die  streitenden  Parteien  jederzeit  getrosteren  Zu- 
tritt genommen  hätten^.  So  zerschlug  sich  das  Projekt,  und  dem 
Landesherm  verblieb  hinsichtlich  der  Wahl  eines  Land  Voigts  unum- 
schränkte Freiheit. 

Die  Einkünfte  des  letzteren  bestanden  in  Geld-  und  Getreide- 
zinsen aus  dem  gesammten  Lande,  wofür  derselbe  für  die  Sicherheit 
der  Strassen  zu  sorgen  hatte ,  und  in  den  Erträgnissen  von  gewissen 
Dörfern  und  Dorfantheilen,  über  welche  ihm  persönliche  Herrschafts- 
rechte zustanden.  Von  diesen  „landvogteilichen  Unterthanen"  hatte 
er.  wie  andere  Rittergutsbesitzer,  Hofedienste  zu  beanspruchen,  bei 
H^aigem  Verkaufe  ihrer  Grundstücke  Laudemien  zu  erheben,  und 
bei  Todesfällen  das  Heimfallsrecht  zu  üben.  Bisweilen  überliess  ihm 
der  König  aus  besonderer  Gnade  an  ihn ,  den  Landesherrn ,  heimge- 


30  1-  Abtheilung. 

fallne  LehngUter,  welche  darauf  der  Landvoigt  in  der  Regel  zu  seinem 
eignen  Yortheil  weiter  verkaufte.  Endlich  durfte  der  Landvoigt  die 
Ertragnisse  der  von  ihm  im  Namen  des  Landesherm  geübten  Ober- 
gerichtsbarkeit ganz  oder  wenigstens  zum  grössten  Theil  für  sich  in 
Anspruch  nehmen.  Wegen  dieser  nicht  unbedeutenden  Einkünfte 
war  das  Amt  eines  Oberlausitzer  Landvoigts  sehr  begehrt.  Oft  ver- 
liehen es  die  böhmischen  Könige  daher  an  solche  ihrer  Dnterthanen, 
denen  sie  Geld  schuldig  waren.  So  diente  die  Oberlausitzer  Land- 
voigtei  oft  als  blosses  Pfandobjekt.  Oft  aber  trat  auch  ein  Landvoigt 
sein  Amt  um  Geld  an  einen  Anderen  ab.  So  ward  dasselbe  zum 
Handelsobjekt  herabgewürdigt.  In  dem  einen,  wie  dem  anderen 
Falle  suchte,  sich  dann  der  neue  Landvoigt  durch  Sportelsucht ,  Er- 
pressung und  Gewaltthätigkeit  aller  Art  schadlos  zu  halten  und 
pflegte  dabei  die  ständischen  Privilegien  und  die  verfassungsmäs- 
sigen Gewohnheiten  des  Landes  wenig  zu  respektiren.  Die  natürliche 
Folge  waren  Klagen ,  Beschwerden ,  Prozesse  der  Stände  gegen  den 
Landvoigt.  Diesen  Uebelständen  suchte  man  seit  Anfang  des  45.  Jahr- 
hunderts dadurch  vorzubeugen ,  dass  jeder  neue  Landvoigt  den  Stän- 
den feierlich  ^geloben  musste ,  sie  bei  all  ihren  Rechten,  Freiheiten 
und  guten  Gewohnheiten  zu  lassen  ohne  Arg^.  Erst  nach  Ausstellung 
eines  derartigen  schriftlichen  Reverses  wurde  der  Landvoigt  von 
<;len  Ständen  aufgenommen  und  ihm  das  Schloss  zu  Budissin  über- 
geben. Bisweilen  nahmen  die  Stände  aber  auch  den  vom  Landes- 
herrn ernannten  Landvoigt  nicht  auf  und  wussten  durch  Unterband- 
lungen die  Ernennung  eines  anderen  durchzusetzen. 


Schon  die  häufigen  und  langwierigen  Reisen,  welche  der  Land- 
voigt an  das  wechselnde  Hoflager  der  böhmischen  Könige  zu  unter- 
nehmen hatte,  um  denselben  gelegentlich  mündlichen  Bericht  zu  er- 
statten ,  gewisse  Geschäfte  persönlich  bei  ihnen  zu  erledigen  und  In- 
struktionen von  ihnen  persönlich  in  Empfang  zu  nehmen,  machten  die 
Einsetzung  von  Unterbeamten  nöthig,  welche  in  Abwesenheit  des 
Landvoigts  die  Landesgeschäfte  fortführten.  Dies  Bedürfniss  ward  um 
so  dringender,  da  diejenigen  Landvoigte,  weiche  ihr  Amt  nur  als  eine 
einträgliche  Pfründe  betrachteten,  sich  nur  selten  in  der  Oberlausitz, 
vielmehr  für  gewöhnlich  auf  ihren  Gütern  in  Böhmen  oder  anderswo 
aufhielten,  und  da  seitdem  45.  Jahrhundert  die  Landvoigteien  der 
Ober-  und  Niederlausitz ;  sowie  die  Hauptmannschaft  in  Schlesien 
meist  in  einer  Hand  vereinigt  zu  sein  pflegten.  Schon  seit  Mitte  des 
14.  Jahrhunderts  gab  es  daher  neben  dem  Landvoigt  oder  dem  Haupt- 


III.  Der  Adel  und  die  Landesherren.  31 

mann,  wie  er  eben  damals  meist  genannt  wurde,  auch  Unter- 
haupileute. Diese  erhielten,  als  die  Oberlausitz  in  administra- 
tiver Hinsicht  in  die  beiden  „Aemter^  Budissin  und  Görlitz  getheilt 
worden  war,  den  Titel  Amts hauptleut e.  Sie  wurden  nicht  vom 
Könige,  sondern  von  dem  Landvoigt  ernannt  und  besoldet,  heissen 
daher  oft  auch  seine  Diener.  Später  musste  der  Landvoigt  sich  ver- 
pflichten, „keinen  auslaindischen  Mann,  der  im  Lande  nicht  beerbt, 
noch  angesessen,  zum  Hauptmann  anzunehmen"  und  den  von  ihm 
designirten  Hauptmann  zuvor  den  Ständen  „anzusagen",  so  dass 
also  letzteren  ein  Verwerfungsrecht  zustand.  Die  Amtseinkünfte  des 
Amtshauptmanns  von  Görlitz  waren  übrigens  so  gering,  dass  sich 
manchmal  niemand  fand,  der  dies  verantwortungsvolle  und  zeitrau- 
bende Amt  anzunehmen  Lust  hatte.  Der  Amtshauptmann  von  Bu- 
dissin war  bei  Abwesenheit  oder  Behinderung  des  Landvoigts  dessen 
natürlicher  Stellvertreter.  Er  führte  dann  den  Titel  Verweser 
oder  Statthalter  des  Landes  und  übte  alle  Funktionen  des  Land- 
voigts. So  lange  daher  der  Landvoigt  nicht  aus  dem  eingebomen  Adel 
ernannt  ward,  war  die  Amtshauptmannschaft  zu  Budissin  das  höchste 
Ziel  für  den  Ehrgeiz  eines  Oberlausitzer  Adlichen. 


Zur  Treue  gegen  den  Landesherm  war  der  Adel  nicht  bloss,  wie 
der  Stadtbürger,    durch  den  allgemeinen  Unterthaneneid ,  sondern 
noch    speciell   durch  den   Lehn  seid   verpflichtet.    Von  dem   Lan- 
desherm hatte  der  Vasall  sein  Gut  zu  Lehn ;  dafür  hatte  er  Lehns- 
dienst zu  leisten,   so  oft  jener  ihn  rief.     In  ältester  Zeit  erfolgten 
die     Belehnungen     der    Oberlausitzer    Mannen     stets    unmittelbar 
durch  den  Landesherrn  selbst  theils  bei  dessen  gelegentlicher  An- 
wesenheit in  der  Oberlausitz ,  theils  an  dessen  Hoflager  in  seinem 
Siammlande.     Lehnbriefe  wurden  nicht   leicht   ausgestellt;    die 
Lehnszeugen  galten  als  hinlängliche   Gewahr  für  die   erfolgte   Be- 
lehnung.   Nur  die.  geistlichen  Stifter,    deren  erkaufte  oder  durch 
Schenkung  erhobene  Güter  vom  Landesherm  meist  aus  Lehn  in  Eigen 
verwandelt  wurden,  pflegten  sich  der  grösseren  Sicherheit  wegen 
hierüber  schriftliche  Urkunden  ausstellen  zu  lassen.    So  finden  sich 
in  der  Oberlausitz  erst  seit  etwa  Mitte  des  44.  Jahrhunderts  Lehn- 
briefe   häufiger  vor.     Da  zumal  die   böhmischen  Könige  nur  sehr 
selten  in  die  Oberlausitz  kamen ,  das  Reisen  der  Vasallen  nach  Prag 
aber,  um  die  Lehn  über  ererbte  oder  erkaufte  Güter  zu  empfangen, 
sehr  umständlich  und  kostspielig  war,   so  erhielt  später  (seit  dem 
zweiten  Viertel  des   14.  Jahrhunderts)  der  Landvoigt  die  Ermäch- 


32  1.  AbtheiloDg. 

tigung,  Oberlausitzer  Landgüter  im  Namen  des  Königs  im  Lande 
selbst  zu  verreichen.  Anfangs  sollte  eine  solche  Belehnung  durch 
den  Landvoigt  nur  provisorische  Geltung  haben  „bis  zur  persönlichen 
Anwesenheit  des  Königs^  (usque  ad  nostram  praesentiam) .  Bald  aber 
fiel  diese  Beschränkung  hinweg,  und  schon  seit  Mitte  des  14.  Jahr- 
hunderts stand  es  den  Oberlausitzer  Vasallen  frei,  die  Lehn  entweder, 
wie  früher ,  unmittelbar  bei  dem  Könige  oder  bei  dem  Landvoigt  zu 
suchen.  In  späterer  Zeit  (bis  Ende  des  16.  Jahrhunderts)  pflegten 
nur  die  Besitzer  der  grossen  Hen'schaften  noch  unmittelbar  durch  den 
König  belehnt  zu  werden.  Den  Landvoigten  erwuchs  aus  der  Aus- 
stellung der  nun  üblich  gewordenen  Lehn-,  Leibgeding-  und  Gunst- 
briefe eine  neue,  nicht  unerhebliche  Einnahmequelle.  Als  später  ein 
besonderer  (Amts-j  Hauptmann  zu  Görlitz  den  Landvoigt  in  der 
östlichen  Landeshälfte  vertrat ,  hatte  derselbe  wenigstens  in  den  bei- 
den Weichbilden  Görlitz  und  Lauban  auch  die  Lehn  zu  reichen.  Erst 
seit  dem  zweiten  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  aber  wurden  sowohl  zu 
Budissin,  als  zu  Görlitz  auch  förmliche,  freilich  ziemlich  ungenau 
geführte  Registraturen  über  alle  vorgefallenen  Belehnungen  und 
Leibgedinge  angelegt,  von  denen  halbjährig  Duplikate  nach  Prag 
eingesendet  werden  sollten.  Wiederholt  von  Prag  aus  an  den  Land- 
voigt ergehende  Mahnungen  deuten  darauf  hin,  dass  diese  Einsen- 
dung nicht  eben  immer  regelmässig  erfolgt  sei. 

Starb  ein  Vasall ,  ohne  eheliche ,  männliche  Nachkommen  zu 
hinterlassen,  so  fielen  seine  Lehngüter  an  den  Lehnsherrn  zu- 
rück, der  dann  in  der  Regel  einen  anderen  rittermässigen  Mann, 
um  Geld  oder  aus  Gunst,  damit  belehnte.  Oft  ward  die  Anwart- 
schaft auf  ein  solches,  auf  dem  Todesfall  stehendes  Lehngut 
schon  bei  Lebzeiten  des  gegenwärtigen  Besitzers  einem  Anderen 
ei*theilt.  Es  war  daher  eine  besondere  Vergünstigung,  wenn  der 
Landesherr  nicht  bloss  einen  einzigen  Mann,  sondern  die  sämmtlichen 
männlichen  Glieder  einer  Familie  oder  eine  ganze  Linie  dieser  Fa- 
milie mit  gewissen  Gütern  belehnte.  Die  erste  solche  Gesammt- 
belehnung  in  der  Oberlausitz  datirt  aus  dem  Jahre  1319,  wo 
Herzog  Heinrich  von  Jauer,  als  neuer  Landesherr  im  Lande  Görlitz, 
die  Brüder  v.  Baruth  mit  ihrer  Herrschaft  Baruth  zu  gesammter 
Hand  (manu  collata)  belehnte.  Zumal  seit  Anfang  des  16.  Jahrhun- 
derts wurden  diese  Gesammtbelehnungen  immer  häufiger. 

Besass  ein  Vasall  keine  Leibeslehnserben ,  so  dass  also  sein  Gut 
voraussichtlich  früher  oder  später  an  den  Lehnsherrn  zurückfallen 
musste,  so  durfte  er  dasselbe  aber  auch  nicht  einmal  verkaufen,  wenn 


III.  Der  Adel  und  die'Landesherren.  33 

er  auch  noch  so  verschuldet  war,  weil  hierdurch  dem  Fiskus  der  zu 
hoffende  Anfall  wäre  entzogen  worden.  Es  war  daher  eine  besondere 
Vergttnstigung  gegen  den  Oberlausitzer  Adel,  als  König  Ferdinand  I. 
4544  den  schon  früher  bisweilen  geübten  „Vorritt'^  zu  einem  allge- 
meinen Privilegium  fttr  die  gesammte  Oberlausitzer  Ritterschaft  erhob. 
Gr bestimmte  nämlich:  „Wo  einer  [von  Adel]  keine  männlichen  Lei- 
beserben hätte  und  so  jung,  gesund  und  staiii  wäre,  dass  er  in  seinem 
Kürass  von  der  Erde  auf  ein  hengstmässiges  Pferd  sitzen  mag ,  wenn 
er  dasselbe  vor  dem  Landvoigt  erzeigt,  soll  er  alsdann  Macht  haben, 
seine  Güter  zu  verkaufen^.  Die  Rüstungen,  in  denen  dieser  Vorritt 
nach  vorgeschriebenem  Ceremoniell  von  Oberlausitzer  Vasallen  ge- 
than  worden ,  pflegten  in  dem  Landhaus^  zu  Budissin  aufbewahrt  zu 
werden. 

Einen  noch  weitergehenden  Verzicht  auf  das  landesherrliche 
Heimfallsrecht  bildete  das  1575  von  Kaiser  Maximilian  11.  dem  Ober- 
lausitzer Landstand  ertheilte  Privilegium  der  gesammten 
Hand,  wofür  ihm  35000  Schock  gezahlt  worden  waren.  Durch 
dasselbe  setzte  er  fest,  dass,  wenn  ein  Oberlausitzer  Vasall  ohne  ehe- 
liche Leibeslehnserben  stürbe,  seine  Güter,  auch  wenn  er  bisher 
nicht  in  Gesammtlehn  mit  Anderen  seines  Geschlechts  gestanden  habe, 
^n  alle  seine  nächsten  Schwertmagen  männlichen  Stammes  bis  in 
den  siebenten  Grad  vermüge  sächsischen  Rechtes  nach  rechter  Sipp- 
zabl  fallen  und  stammen^  solle,  und  dass  trotz  dieser  Gesammtbeleh- 
nang  dennoch  „ein  jeder  von  den  Anderen  ungehindert  mit  seinem 
Gute  frei  thun  und  lassen  mOge^. 

Wie  die  Lehn  ursprünglich  von  dem  Landesherm  selbst  ertheilt 
ward ,  so  wurden  auch  Lehnsstreitigkeiten  ursprünglich  von  ihm 
selbst  durch  ein  an  seinem  Hofe  abgehaltenes  Hof  gericht  entschie- 
den. So  ward  z.  R.  1312  ein  derartiger  Streit  über  oberlausitzisches 
Lehngnt  vor  dem  Hofgericht  Markgraf  Woldemars  von  Rrandenburg 
zu  Soldin  in  der  Mark  erledigt.  Später  wurden  in  der  Oberlausitz 
aodi  derartige  Entscheidungen  dem  Land vo igte  übertragen.  Als 
aber  dieser  theils  durch  immer  mannigfachere  Geschäfte  in  Anspruch 
genommen,  theils  durch  Reisen  aller  Art  häufig  auf  längere  Zeit 
ausser  Landes  geführt  wurde ,  Hess  derselbe  (mindestens  seit  Mitte 
des  45.  Jahrhunderts)  durch  einen  besonderen^  in  der  RegeV  aus  dem 
Adel  des  Landes  gewählten  Hofrichter  mit  Zuziehung  rittermäs- 
siger  Schoppen  im  Namen  des  Königs  Hofgericht  halten.  Für  die 
Hannen  der  WeidibUde  Görlitz  und  Lauban  gab  es  beim  Amte  Görlitz 
keinen  besonderen  Hofriehter;  sondern  der  (Amts-)  Hauptmann  von 

K  B  o  t h  e .  OMch.  d.  Ob«rl.  Ad«ls.  3 


34  I-  Abtheilung. 

Görlitz  hielt  selbst  das  Hofgericht  und  zwar  auf  dem  dasigen  Voigts- 
hofe  ab.  Bei  diesen  Hofgerichten  wurde  selbst  noch  in  viel  späterer 
Zeit  der  uralte  deutsche  Gerichtsbrauch  beobachtet,  dass  der  Richter 
mit  dem  Stabe  in  der  Hand  bei  offenen  Thttren  das  Gericht  zu  hegen 
hatte. 

Jedes  Lehn  wollte  verdient  sein  durch  dem  Lehnsherrn  zu  lei- 
stenden Lehnsdienst.  Dieser  Dienst  zu  Ross  im  Kriege  pflegte 
selbst  bei  etwaiger  Befreiung  eines  Gutes  von  allen  sonstigen  Lei- 
stungen an  den  Landesherm  speciell  vorbehalten  zu  werden.  Indess 
waren  die  Oberlausitzer  Vasallen,  wie  ihnen  schon  4349  König  Johann 
bestätigte,  zur  Lehnspflicht  mir  innerhalb  der  Grenzen  der  Oberlau- 
sitz selbst,  nicht  ausserhalb  verpflichtet.  Wurden  sie  aber  dennoch 
entboten,  ^dem  Könige  oder  der  Krone  Böhmen  zu  Gute^,  die  Landes- 
i^renze  zu  überschreiten ,  so  hatte  der  König  ihnen  Sold  zu  zahlen 
und  für  allen  Schaden  zu  stehen.  In  solchen  Fallen  unterliess  man 
nach  vollendetem  Kriegszuge  es  auch  nicht ,  sich  einen  besonderen 
Versorg  darüber  ausstellen  zu  lassen^  dass  die  gethane  Bewilli- 
gung ihren  alten  Privilegien  unschädlich  sein  solle.  *Das  Auf- 
gebot der  Oberlausitzer  Mannen  und  Bürger  erfolgte  durch  den 
Landvoigt,  ebenso  die  Führung  während  der  Heerfahrt.  Selten 
übrigens  war  man  zu  einem  Zuge  über  die  Landesgrenzen  hinaus 
eben  geneigt ;  oft  kauften  sich  beide  Stände ,  die  Landschaft  wie  die 
Städte,  lieber  durch  Zahlung  einer  Geldsumme  von  der  persönlichen 
Theiinahme  am  Kriege  los.  Immer  also  war  die  Stellung  eines  Ober- 
lausitzer Gontingents  von  der  jedesmaligen  Bewilligung  der  Stände 
abhängig. 

Kurz  nach  dem  für  die  Sechsstädte  so  verhängnissvollen  Pönfalle 
(4547)  nöthigte  König  Ferdinand  L  er  auch  den  Oberlausitzer  Adel, 
seine  Verpflichtung  zum  Kriegsdienste  ausdrücklich  anzuerkennen. 
Und  zwar  ward  nach  langen  Verhandlungen  endlich  vereinbart ,  dass 
die  Landschaft  473  wohlgerüstete  Pferde,  „darunter  kein  Schütz  sein 
sollte^,  zu  stellen,  hiermit  dem  Könige  von  Böhmen  auch  über  die 
Grenzen  der  Oberlausitz  hinaus  zu  dienen^  doch  von  Uebei*schreitun^ 
der  Grenze  an  Sold  zu  erhalten  habe.  Diese  473  Ritterpferde 
wurden  durch  das  erste  Oberlausitzer  M  u  s  t  e  r  r  e  g  i  s  t  e  r  von  4551, 
beiläufig  die  allererste  Aufzeichnung  der  zu  einer  bestimmten  Zeit  in 
der  Oberlausitz  ansässigen  Familien,  nach  der  Grösse  der  Besitzungen 
so  repartirt,  dass  auf  die  grossesten  mehrere  Pferde,  auf  kleinere 
dagegen  nur  einzelne  Füsse,  ja  einzelne  Nägel  gelegt  wurden. 


III  .  Der  Adel  und  die  Landesherren.  35 

Ausser  zu  dem  Lehndienst  im  Kriege  war  aber  der  Adel,  gleich 
den  Bürgern  und  Bauern,  dem  Landesherm  auch  zu  gewissen  Ab- 
gaben im  Frieden  verpflichtet.  Dieselben  zerfielen  in  die  ordent* 
liehe  Steuer  oder  den  Schoss  (exactio),  der  auf  dem  Lande  von 
jeder  bebauten  Hufe  (Schosshufej  alljährlich  erhoben  ward ,  und  in 
tiusserordent liehe  Steuern,  die  nur  bei  besonderen  Gelegenheiten, 
als  Krönung  des  Landesherm,  Aussteuer  einer  Prinzessin  etc.  von 
der  Regierung  besonders  begehrt  und  von  den  Ständen  bewilligt 
wurden.  Daher  nannte  man  eine  solche  ausserordentliche  Steuer 
auf  deutsch  Bete  oder  Bede,  auf  böhmisch  Borna,  auf  latei- 
nisch petitio  oder  precaria.  Nach  und  nach  aber  wurde  auch 
die  Bede  zu  einer  feststehenden ,  alljährlich  zu  leistenden  Abgabe, 
die  z.  B.  4344  für  die  Mannschaft  des  Görlitzer  Landes  6  Prager  Gro- 
schen, 4  Scheffel  Korn  und  2  Scheffel  Hafer  von  jeder  Schosshufe, 
für  die  Mannschaft  des  Budissiner  Landes  aber  4345  42  Prager  Gro- 
schen, 4  Scheffel  Korn  und  2  Scheffel  Hafer  betrug.  Zu  jenem  Schoss 
und  dieser  Bede  kamen  aber  in  der  Folge  noch  anderweitige  ausseror- 
dentliche Steuern ,  welche  von  den  stets  geldbedUrftigen  böhmischen 
Königen  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  begehrt ,  von  den  Ständen 
aber  oftmals  verweigert  oder  wenigstens  durch  Verhandlungen  herali- 
gemindert  wurden.  So  besassen  denn  die  Oberlausitzer  Stände  un- 
zweifelhaft schon  seit  ältester  Zeit  auch  das  Steuerbewilligungsrecht. 

Die  ausserordentlichen  Steuern  wurden  stets  dem  gesammten 
Lande  Oberiausitz  auferlegt,  und  den  Ständen  blieb  es  überlassen, 
die  Gesammtsumme  unter  sich  zu  repartiren,  theils  zwischen 
den  beiden  Ständen  —  „Land  und  Städten^  — ,  theils  in  jedem 
Stande  nach  der  Grösse  der  betreffenden  Besitzungen.  Da  die  geist- 
lichen Stifter  für  ihre  zahlreichen  Güter  und  ebenso  auch  die  grossen 
Herrschaften  Steuerfreiheit  vorschützten,  und  die  Sechsstädte  für 
ihre  Landgüter  nicht  mit  „dem  Lande^,  sondern  mit  der  Corpora- 
tion der  Städte  steuerten,  so  mögen  die  Güter  des  Adels  durch 
diese  ausserordentlichen  Steuern  in  der  That  oft  hart  bedrückt 
worden  sein. 

Die  Erhebung  der  Steuern  und  die  Ablieferung  derselben  an 
den  landesherrlichen  Fiskus  lag  ursprünglich  dem  Land voigt  ob. 
Als  aber  infolge  des  Pönfalls  (1547]  alle  bisher  den  Städten  gehörigen 
Landgüter  confiscirt,  ja  die  Sechsstädte  selbst  zu  königlichen  Kammer- 
gutem  erklärt  worden  waren ,  machte  diese  gewaltige  Vermehrung 
der  landesherrlichen  Revenuen  auch  die  Einsetzung  einer  besonderen 
Bskalischen  Behörde  in  der  Oberlausitz  nöthig.    Sie  führte  die  Be- 

3» 


36  !•  Abtheilung. 

Zeichnung  Landeshauptmannschaft  und  bestand  aus  dem 
Landeshauptmann,  aus  dem  Gegenhändler,  als  dem  aus- 
führenden Organ  des  vorigen,  später  auch  noch  aus  einem  Kammer- 
p  r 0  k u  ra  to  r,  als  juristischem  Beirath.  Zum  ersten  Landeshauptmann 
wurde  1549  Dr.  Ulrich  v.  Nostitz  auf  Ruppersdorf  ernannt.  Seitdem 
hatte  der  Landeshauptmann  sämmtliche  landesherrliche  Steuern  und 
Abgaben .  auch  das  von  den  Städten  zu  zahlende  Biergeld ,  und  die 
Revenuen  der  königlichen  Landgüter  in  Empfang  zu  nehmen,  die  aus 
der  ObergerichtsbariLeit  im  ganzen  Lande  fliessenden  Bussen  und 
Strafgelder  einzuziehen ,  auf  die  etwa  auf  Todesfall  stehenden  Lehn- 
gttter  Acht  zu  haben ,  kurz  überall  das  Interesse  des  königlichen  Fis- 
kus zu  wahren  und  zu  vertreten.  Seinem  Range  nach  war  er  zwar 
dem  Landvoigt  untergeordnet,  aber  innerhalb  seines  Geschäftskreises 
völlig  selbständig.  Ernannt  wurde  er  von  dem  König  aus  dem  ober- 
lausitzischen  Adel,  bis  4603  die  Stände  gegen  Erlegung  von  7000  Thlr. 
von  Kaiser  Rudolph  II.  das  Privilegium  erlangten,  dass  sie  zur  Neu- 
besetzung des  Amtes  jedesmal  sechs  Angesessne  vom  Herren-  oder 
Ritterstande  der  Oberlausitz  dem  Könige  vorschlagen  dürften ,  aus 
denen  dieser  den  Landeshauptmann  erwählen  werde. 


Alles  Recht  ward  gesprochen  im  Namen  des  Landesherrn.  In  der 
Oberlausitz  vertrat  denselben  als  obersterRlchter  bis  Mitte  des 
43.  Jahrhunderts  ein  besonderer  Landrichter  (judex  oder  advoca- 
tus  provincialis] ;  seitdem  war  auch  die  oberrichterliche  Gewalt  dem 
Landvoigt  übertragen.  Und  zwar  standen  demselben  die  Ober- 
gerichte, d.  h.  wesentlich  die  Untersuchung  und  Bestrafung  der 
schwereren  Criminalvergehen,  ursprünglich  über  alle  drei  weltlichen 
Stände :  den  Adel,  die  Bürger  und  die  Bauern,  zu.  Unter  ihm  übten 
die  Erbrichter  in  den  Sechsstädten  und  die  Dorfrichter  auf  dem 
Lande  die  niedere  Gerichtsbarkeit. 

Wie  in  anderen  Ländern  wurden  ursprünglich  auch  in  der  Ober- 
lausitz bei  den  jährlich  abgehaltenen  drei  Landdingen  neben  den 
sonstigen  Landesgeschäften  auch  alle  wichtigeren  Streit-  und  Rechts- 
sachen erledigt.  Der  Landvoigt  hegte  dabei  das  Gericht ;  das  Urtheil 
ward  gefunden  durch  von  ihm  berufene  Schoppen.  Nach  und  nach 
aber  erlangten  die  königlichen  Städte  infolge  besonderer  Privile- 
gien für  ihre  städtischen  Erbgerichte  die  Obergerichtsbarkeil ,  d.  h. 
wesentlich  den  Blutbann,  zunächst  innerhalb  ihrer  Mauern,  also  über 
ihre  Bürger,  dann  auch  über  die  Bauern  auf  den  der  Sladtcommun 
oder  einzelnen  Bürgern  gehörigen  Dörfern,  «idiich  in  manchen  Fällen 


III.  Der  Adel  und  die  Landesherren.  37 

sogar  ttber  Ritterbttrtige.  So  ging  ein  grosser  Theii  der  Obei^erichts- 
barkeit  von  dem  Landvoigt  über  an  die  Stttdte.  Die  verbleibenden 
Rechtsstreitigkeiten  des  Adels  kamen  nach  und  nach  von  den  frühe- 
ren LanddiDgen  an  die  beiden  Aemter  zu  Budissin  und  zu  Görlitz. 
So  wurden  diese  Adelssachen ,  ebenso  wie  die  Lehnssachen,  in  Bu- 
dissin vor  dem  besonderen  Hofrichter,  in  Görlitz  vor  dem  (Amts-) 
Hauptmann  mittels  zugezogener  Schoppen  von  Adel  entschieden. 
Wenn  aber  zwischen  verschiedenen  Landstanden,  z.  B.  zwischen 
einer  Stadt  auf  der  einen  und  einem  Adlichen,  oder  einem  geistlichen 
Stift ,  oder  auch  dem  gesammten  Adel  des  betreffenden  Weichbilds 
auf  der  anderen  Seite  Streitigkeiten  entstanden ,  so  wurden  diese 
(mindestens  seit  Mitte  des  45.  Jahrhunderts)  vor  das  Gericht  von 
Land  und  Städten,  später  Judicium  ordinarium  genannt, 
gebracht.  Dasselbe  war  zusammengesetzt  aus  „Y erordneten  von 
Land  und  Städten^,  d.  h.  aus  Vertretern  der  beiden  politischen 
Stände  des  Landes ,  und  wurde  nur  zu  Budissin  unter  Vorsitz  des 
Landvoigts  oder  seines  Stellvertreters  abgehalten.  Es  war  dies  der 
oberste  Gerichtshof  des  ganzen  Landes,  der  wohl  zuweilen  Rechts- 
belehrung bei  dem  Schöppenstuhle  zu  Magdeburg  einholte,  von  dem 
aber  eine  Appellation  ursprünglich  nicht  gestattet  war.  Erst  nach  dem 
PönfaH  verbot  König  Ferdinand  I.  4548  den  Rechtszug  nach  Magde- 
burg und  verordnete  als  oberste  Appellationsinstanz  auch  für  die 
Ohertausitz  den  Appellationshof  zu  Prag. 

Glaubte  sich  aber  ein  Adlicher  von  einem  Anderen  seines  Stan- 
des an  seiner  Ehre  verletzt ,  so  stand  es  ihm  (seit  Mitte  des  46.  .lahr- 
hunderts)  frei,  statt  bei  dem  Hofgericht  einen  Injurienprocess  an- 
hängig zu  machen ,  bei  dem  Landvoigt  um  die  Bestellung  einer  so- 
genannten Ehrentafel  oder  eines  Ritterrechts  nachzusuchen. 
Für  dieses  —  auch  in  der  Niederlausitz  und  in  Schlesien  übliche  — 
ausserordentliche  Ehrengericht  ernannte  der  Landvoigt  einen  beson- 
deren Marschall ,  der  nach  eigenthümlichem  Geremoniell  das  Gericht 
in  Gegenwart  des  Landvoigts  zu  hegen  hatte ,  desgleichen  einen  be- 
sonderen Herolcf  und  48  Beisitzer,  sämmtlich  von  Adel. 

Auf  seinen  Gütern  stand  dem  Adel  von  jeher  die  niedere  Ge- 
richtsbarkeit zu,  die  er  durch  seine  Dorfgerichte  üben  Hess.  Zu- 
erst erlangten  die  Besitzer  der  grossen  Herrschaften ,  infolge  beson- 
derer Privilegien  auch  andere  Rittergutsbesitzer  die  Obergerichte 
auf  ihren  Gütern.  Als  die  Sechsstädte  infolge  des  Pönfalls  die  bisher 
mit  grosser  Strenge  auf  ihren  Dörfern  geübte  Obergerichtsbarkeit 
verloren  hatten ,  vermehrten  sich  sofort  die  Griminalverbrechen  auf 


38  I.  Abtheilung. 

dem  Lande  in  bedenklichster  Weise.  Darum  ertheilte  4562  König 
Ferdinand  I.  die  Obergerichtsbarkeit  nicht  nur  den  Sechsstädten  aufs 
neue,  sondern  (unter  gewissen  Beschränkungen)  auch  allen  den 
Rittergutsbesitzern,  welche  bis  dahin  dieselbe  nicht  besessen  hatten. 
Seitdem  übte  jeder  Gutsbesitzer  auf  seinem  Gute  auch  die  Oberge- 
richtsbarkeit. 


Aus  den  uralten,  dreimal  im  Jahre  abgehaltenen  Landdingen 
oder  Landesversammlungen  gingen  im  Laufe  der  Zeit  die  drei  will- 
kürlichen, d.  h.  regelmässigen,  durch  die  Willkür  des  Landes 
festgesetzten  Landtage  hervor.  Ausserordentliche  Landtage  wurden 
berufen,  so  oft  ^Nothsachen  vorfielen^,  d.  h.  so  oft  wichtige  Landes- 
angelegenheiten eine  sofortige  Berathung  und  Beschlussfassung  nöthig 
machten ,  oder  auch  so  oft  der  Landesherr  besondere  Botschaft  an  die 
Stände  wollte  gelangen  lassen.  Nur  diese  ausserordentlichen  Land- 
tage wurden  von  dem  Landvoigt  besonders  ausgeschrieben ;  zu  den 
regelmässigen  durften  sich  die  Stände  auch  ohne  specielle  Berufung 
selbständig  zu  Budissin  versammeln.  Zu  erscheinen  hatten  sämmt- 
liche  Landsassen ,  sowie  Abgeordnete  der  Sechsstädte.  Diese  Land- 
tage bildeten  die  berathende,  beschliessende,  gesetzgebende  Landes- 
versammlung. Ueber  die  von  dem  Landvoigt  oder  von  den  spe- 
ciell  entsendeten  königlichen  Commissaren  vorgelegten  Propositionen 
berieth  zuerst  jeder  der  beiden  Stände^  Ritterschaft  und  Städte, 
separatim;  dann  „wurden  die  Meinungen  zusammengetragen^,  d.  h. 
beide  Stände  traten  zu  gemeinsamer  Berathung  zusammen ,  um  wo 
möglich  eine  einmUthige  Erklärung  über  die  Propositionen  zu  verein- 
baren. Endlich  erschienen  beide  Stände  vor  dem  Landvoigt  oder  den 
Commissaren,  und  nun  erst  begannen  die  eigentlichen  Verhandlungen 
zwischen  der  Regierung  und  den  Ständen. 

Da  der  regelmässige  Besuch  der  Gesammtlandtage  zu  Budissin 
zumal  für  die  Landsassen  der  östlichen  Landeshälfte  ziemlich  be- 
schwerlich war,  so  ward  für  diese,  wie  es  scheint,  erst  seit  An- 
fang des  16.  Jahrhunderts,  der  Partikularlandtag  zu  Görlitz 
Lflirgeführt.  Nur  einmal  im  Jahre  und  zwar  jedesmal  bald  nach  dem 
ersten  Budissiner  Landtage  ward  derselbe  von  dem  (Amts-)  Haupt- 
mann zu  Görlitz  für  die  Mannen  der  W^eichbilde  Görlitz ,  Zittau  und 
Lauban  ausgeschrieben  und  auf  dem  Voigtshofe  zu  Görlitz  abgehalten. 
Die  betreffenden  drei  Städte  waren  auf  demselben  nicht  vertreten. 
Die  Landesältesten  des  Görlitzer  Kreises  referirten  den  Landsassen, 
was  sich  in  Landessachen  während  des  verflossenen  Jahres  zugetragen, 


III.  Der  Adel  und  die  Landesherren.  39 

worauf  Wahlen  vorgenommen  und  Kreisangelegenheiten  verhandelt 
wurden. 

Diese  Aeltesten  (seniores}  waren  schon  seit  frühester  Zeit 
die  speciellen  Vertreter  der  Ritterschaft.  Ursprünglich  hatte  deren 
jedes  Weichbild  4  bis  6,  seitdem  die  gesammte  Oberlausitz  in  die  bei- 
den Kreise  Budissin  und  Görlitz  eingetheilt  war,  gab  es  für  jeden 
Kreis  nur  noch  zwei  Landesdlteste.  Erwählt  wurden  dieselben 
von  den  Landsassen  ihres  Kreises ,  vom  Landvoigt  dagegen  wurden 
sie  bestätigt.  Sie  sollten  die  natürlichen  „Rathe^  des  Landvoigts  sein, 
mit  denen  derselbe  über  alle  an  den  Landtag  zu  bringenden  Proposi- 
tionen eine  Vorberathung  anstellen  sollte.  Sie  hatten  das  Recht,  bei 
dem  Landvoigt  um  Ausschreibung  eines  ihnen  etwa  nöthig  erschei- 
nenden Landtages  nachzusnchen.  Wenn  aber  ,,etwas  Eilendes  vorge- 
fallen'*,  durften  sie  auch  selbständig  „Etliche  mehr  von  den  Ständen 
vorschreiben  und  mit  diesen  der  hohen  Obrigkeit  und  des  Landes 
Sachen  berathen^.  Solche  von  den  Landesältesten  zusammenberufene 
Versammlungen  hiessen  Ausschüsse,  für  welche  die  betreffen- 
den Theilnehmer  alljährlich  neu  gewählt  wurden. 

Aus  dem  Bisherigen  ergibt  sich ,  dass  in  der  Oberlausitz  die 
landesherrliche  Gewalt  nur  eine  sehr  beschränkte  war,  und  dass  der 
Landtag  zu  Budissin  den  fast  autonomen  W^illen  des  Markgrafthums 
Oberlausitz  repräsentirte.  Denn  dieser  Landtag  war  berechtigt,  auch 
ohne  besondere  Einberufung  dreimal  im  Jahre  zusammenzutreten, 
über  Landesangelegenheiten  zu  berathen  und  zu  beschliessen ,  sich 
selbst  Landesordnungen  zu  geben,  Verträge  und  Einigungen  zu 
schliessen  etc.,  nur  dass  diese  nachträglich  der  Bestätigung  des  Lan- 
desherm  bedurften.  Der  Landtag  hatte  aber  auch  das  Recht,  nicht 
nur  einen  neuen  Landvoigt,  sondern  sogar  den  jedesmaligen  neuen 
Lindesherrn  selbst  speciell  auf-  oder  anzunehmen  ,  also  auch  zu  ver- 
werfen ,  und  jene  Auf-  und  Annahme  abhängig  zu  machen  von  der 
Ausstellung  eines  schriftlichen  Gelöbnisses,  das  Land  Auf  Grund  der 
Privilegien  und  Gewohnheiten  desselben  verwalten  zu  wollen ,  be- 
ziehentlich von  der  Neubestätigung  dieser  Privilegien  und  Gewohn- 
heiten. Der  Landtag  hatte  ferner  das  Recht,  alle  ausserordentlicfttn 
Steuern ,  sowie  die  Leistung  von  Kriegshülfe  ausserhalb  des  Landes 
jedesmal  speciell  zu  bewilligen ,  also  auch  zu  verweigern.  Zugleich 
hildete  er  den  obersten  Landesgerichtshof,  indem  nach  Berathung  der 
allgemeinen  Landesangelegenheiten  ständische  Ausschüsse  zu  Abhal- 
tung des  Judicium  ordinarium  zusammentraten. 


40  I*  Abtkeiluog. 


IV.  Der  Adel  und  die  Kirche. 

RiUerthum  und  Kirche,  die  beiden  fast  das  ganxe  Mittelalter 
hindurch  dominirenden  Stände  haben  gemeinsam  diesem  Zeiträume 
sein  eigenthttmliches  Gepräge  verliehen.  Anfangs  waren  sie  darauf 
angewiesen,  sich  gegenseitig  zu  ergänzen;  jenes  lieh  der  Kirche 
seinen  starken  Ann;  diese  zähmte  des  Ritterthums  rohe  Kraft  und 
gab  ihm  eine  höhere  Weihe.  Aber  auch  späteriiin  gingen  ihre  beider- 
seitigen Interessen  meistens  Hand  in  Hand. 

Auch  das  Milzenerland  ward,  wie  ftir  das  deutsche  Reich,  so  zu- 
gleich für  den  christlichen  Glauben  erobert.  Lange  Zeit  konnte 
auch  die  Herrschaft  des  Ghristenthums  nur  aufrecht  erhalten  werden 
durch  das  Schwert  des  darin  sesshaft  gewordenen  deutschen  Adels. 
Und  selbst  als  jeder  äussere  Widerstand  der  Slawen  längst  gebrochen 
war,  dauerte  jener  stille  Kampf  noch  fort,  den  der  auf  seinem  ein- 
samen Hofe  mitten  unter  Wenden  lebende  christliche  Rittersmann 
mit  dem  alten  Heidenthum  seiner  Hörigen  zu  bestehen  hatte.  Lange 
noch  werden  die  nur  äusserlich  christianisirten  Wenden  bei  dunkler 
Nacht  in  verschwiegenem  Haine  oder  auf  unzugänglichem  Bergesgipfol 
ihren  alten  Göttern  geopfert  und  um  Befreiung  nicht  nur  von  den 
neuen  Herren,  sondern  auch  von  dem  neuen  Glauben  gebetet  haben. 

Noch  Anfang  des  43.  Jahrhunderts,  wo  die  ersten  urkundlichen 
Nachrichten  beginnen ,  war  es  td>rigens  um  das  Kirchenthum  in 
der  Oberlausitz  traurig  genug  bestellt.  Ausser  der  Petrikirche  zu 
Budissin,  jedenfalls  der  ältesten  im  ganzen  Lande,  welche  4224 
zu  einem  CoUegiatstift  des  Bisthums  Meissen  und  zu  dem  kirchlichen 
Mittelpunkt  für  die  (eigentliche)  Oberlausitz  erhoben  ward,  gab  es 
bis  tief  in's  42.  Jahrhundert  hinein,  wohl  kaum  noch  andere  Kirchen, 
als  die  zu  Goda,  der  Tradition  zufolge  4076  von  Bischof  Benno  von 
Meissen  erbaut,  die  zu  J  a  u  e  r  n  i  k  und  die  zu  S  e  i  d  e  n  b  e  r  g.  Hierzu 
kamen  im  Laufe  des  43.  Jahrhunderts  noch  die  Kirchen  in  den  neu 
entstandenen  Städten.  Ausserdem  werden  während  dieses  Jahrhun- 
derts bloss  noch  etwa  20  Dorfkirchen  urkundlich  eniv-ähnt. 

Der  Umfang  der  einzelnen  Parochien  war  daher  ursprüng- 
lich ein  ganz  gewaltiger.  Noch  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  umfasste 
G  ö  d  a  nicht  weniger  als  66  Dörfer,  und  doch  hatten  sich  mindestens 
schon  im  44.  Jahrhundert  die  beiden  ehemaligen  Filiale  Gaussig  und 
Neschwitz  mit  zahlreichen  eingepfarrten  Ortschaften  (gegenwärtig  34 
und  22)  als  selbständige  Parochien  davon  abgelöst.    Zu  der  Pärochie 


lY.  Der  Adel  und  die  Kirche.  41 

Jauernik  in  der  östlichen  Oberiausitz  gehörte  ursprünglich  alles 
Land  bis  Ebersbach  hinter  Görlitz  und  die  gesammte  Bemstadter 
Pflege.  Die  sämmtlichen  Dörfer  der  Görlitzer  Landesheide  waren  ur- 
sprünglich nach  Langenau  eingepfarrt.  Auch  die  ganze  Herrschaft 
Ruhland  bildete  bis  zur  Refomiationszeit  nur  eine  einzige  Pfarrei , 
indem  der  Pfarrer  von  Ruhland  nur  Kapiäne  in  Hohenbucka ,  Lin- 
denau  und  Kreppen  hielt. 

Da  mochte  es  denn  für  manchen  frommen  Rittersmann  einen 
langen  und  beschwerlichen  Ritt  geben,  wenn  er  sich  an  Sonn-  und 
Festtagen,  vielleicht  mit  Frau  und  erwachsenen  Söhnen  und  Töchtern 
nach  dem  fernen  Kirchort  begeben,  oder  wenn  er  gar  ein  neugebornes 
Kindlein,  eiligst,  wie  es  Brauch  war,  taufen  oder  jemand  von  den 
Seinen  in  der  geweihten  Erde  wollte  bestatten  lassen.  So  führte  auch 
in  der  Oberlausitz ,  wie  anderwärts,  zunächst  das  eigene  Bedürf- 
nissden  Adel  zu  Errichtung  neuer  Kirchen  auf  seinen  eignen 
Gütern.  Und  hierdurch  gewann  zugleich  das  Christenthum  selbst 
fesleren  Boden  in  der  umwohnenden  wendischen  Bevölkerung. 

Unter  allen  Oberlausitzer  Adelsgeschlechtem  leuchtet  an  thätiger, 
aufopfernder  Fürsorge  für  die  Förderung  des  kirchlichen  Wesens, 
also  an  Frömmigkeit  im  Sinne  jener  Zeit,  vor  allem  das  der  Herren 
V.  Kamenz  hervor.  Bernhard  I.,  der  Erbauer  der  Stadt  Kamenz, 
gründete  daselbst  (nach  4800)  auch  das  erste  Kirchenwesen.  Sein 
Sohn  Bernhard  II.  stellte  die  abgebrannte  Kirche  wieder  her  und  ver- 
mehrte noch  das  Pfarrgut ,  zu  welchem  natürlich  der  Decem  aus  den 
zahlreichen,  bis  zur  Grenze  von  Hoyerswerde  reichenden,  einge- 
pfarrten  Dörfern  gehörte  ^^).  Nicht  minder  hatten  die  Herren  v.  Ka- 
menz die  Kirche  zuKrostwitz,  der  Tradition  zufolge  auf  der  Stelle 
eines  alten  heidnischen  Tempels,  und  die  zuWittichenau  (beide  vor 
4248J  erbaut  und  mit  reichlicher  Widemuth  ausgestattet,  desgleichen 
dicht  vor  den  Mauern  der  Stadt  Kamenz  das  Maria-Magdalenen-Hos- 
pital  gestiftet.  In  ähnlicher  Weise  bauten,  wie  es  scheint,  die 
Herren  v.  Schönburg  (vor  Mitte  des  43.  Jahrhunderts)  ebenso  wie 
die  Stadt  Bernstadt,  so  auch  die  Kirche  daselbst,  die  erste  auf  dem 
ganzen  Eigen.  Und  schon  vor  Ende  des  Jahrhunderts  gab  es  auch  in 
den  umliegenden  Dörfern  Schönau,  Dittersbach,  Berzdprf  bereits 
selbständige  Kirchspiele.  So  gründeten  4353  (nicht  1322)  die 
V.  Metzradt  auf  ihrem  Gute  Milkel  eine  erste  Kirche.  —  Ueber  die 
selbstgegrttndeten  Kirchen  besassen  die  Gründer  das  Collaturrecht. 


W)  Cod.  Lug.  II.  4. 


42  I*  Abtheiliing. 

In  ähnlicher  Weise  verdanken  wohl  auf  all  den  grösseren  Rittergütern 
die  Ortskirchen  sammt  den  zugehörigen  Pfarreien  den  Ritterguts- 
besitzern des  Orts  ihre  Entstehung.  So  entwickelte  sich  das  Patro- 
n  a  t  s  r  e  G  h  t  als  ein  ganz  selbstverständliches,  historisch  begründetes. 

Mancher  reiche  Schlossbesitzer  erbaute  sich  auch  in  oder  bei  sei- 
nem Schloss  eine  eigene  Kapelle,  so  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf 
ihrer  Burg  Grafenstein,  so  Heinrich  v.  Kittlitz  (4382)  in  seinem 
Schloss  zu  Baru  th.  Der  bei  letzterer  angestellte  Kaplan  erhielt  freie 
Kost,  jahrlich  4  Schock  Groschen  und  den  Ertrag  der  Gerichtsschreiberei 
aus  der  ganzen  Herrschaft  3&) .  Auch  die  Herren  von  Schreibersdorf 
hatten  seit  etwa  4454  in  ihrem  Schlosse  zu  Neschwitz  eine  eigene 
Kapelle.  Auf  der  landesherrlichen  Burg  von  B  ud  i  s  s  i  n  gab  es  bis  An- 
fang des  43.  Jahrhunderts  noch  keine.  Da  stifteten  1225  (nicht  4222) 
eine  Anzahl  „Ritter  des  Budissiner  Gebiets'*  ^}  gemeinschaftlich  eine 
solche  aus  eignen  milden  Beiträgen  (de  suis  elemosinis) .  Die  Einen 
wiesen  dazu  Geld ,  die  Meisten  Naturalgeßllle  auf  ihren  Gütern  an. 
Vielleicht  waren  dies  sämmtlich  Burgmannen  von  Budissin,  die,  wie 
sie  auf  ihren  Burglehnhäusern  nicht  unter  Stadtrecht  standen,  so 
auch  in  kirchlicher  Beziehung  nicht  von  dem  Stadtpfarrer  abhängig 
sein  wollten.  Ihre  Güter  wenigstens  lagen  sämmtlich  in  unmittel- 
barer Nähe  von  Budissin. 

Auch  in  späteren  Zeiten,  als  die  Menge  der  Landkirchen  sich 
gewaltig  vermehrt  hatte ,  bewährte  sich  der  fromme  Sinn  des  Land- 
adels durch  ausserordentlich  zahlreiche  Schenkungen  an  die 
Kirchen  oder  deren  Pfarrer.  Bald  wurden  neue  Altäre  mit  beson- 
deren Messpriestem  gestiftet,  bald  das  Einkommen  der  Pfarrer  durch 
Aecker,  Wiesen,  Waldungen  verbessert,  bald  einzelne  Widemuths- 
bauem ,  ja  ganze  Dorfschaften  mit  allen  gutsherrlichen  Rechten  den 
Pfarrern  überwiesen.  So  waren  einzelne  der  letzteren  zugleich  Erb'- 
und  Gerichtsherren  theils  im  eignen,  theils  in  einem  eingepfarrten 
Dorfe,  so  der  Pfarrer  zu  Lobau  Erbherr  in  Kottmarsdorf,  der  zu  Kitt- 
litz in  Breitendorf,  der  zu  Radibor  in  Kamina ,  der  zu  Göda  in  einem 
Theile  dieses  Dorfes,  der  zu  Bemstadt  über  einzelne  Bauern  auf 
dem  Eigen. 

Nur  wenige  Ad  liehe  aber  waren  reich  genug,  Gott  und  seinen 
Heiligen  zu  Ehren,  sich  und  ihrer  ganzen  Familie  zum  sicheren 
Seelenheil,  sogar  ein  Kloster  zu  gründen. 


8»)  Urk.-Verz.  I.  113.        36)  Cod.  Lu«.  33  und  besser:  Laus.  Magaz    ia^9.  345. 


IV.  Der  Adel  und  die  Kirche.  43 

Das  Klosterwesen  hat  in  Vergleich  zu  anderen  Ländern  in  der 
Oberlausitz  keine  besonders  reiche  Entwicklung  gewonnen.  Aller- 
dings entstand,  aber  erst  nach  und  nach  und  innerhalb  eines  Zeit- 
raums von  mehr  als  dritthalb  hundert  Jahren  in  jeder  Sechsstadt 
ein  Franziskaner-  (oder  Minoriten-,  auch Barfüsser-]  Kloster,  zu- 
erst das  zu  Görlitz  (der  freilich  sehr  unsicheren  Tradition  nach  4234 
begonnen  und  4245  eingeweiht],  dann  das  zu  Budissin  (nicht  früher 
als  kurz  vor  4248),  das  zu  Zittau  um  4268,  das  zu  Lauban  4273,  das 
zu  Löbau  4336,  endlich  noch  kurz  vor  der  Reformation  (4493)  das  zu 
Kamenz.  Es  ist  nicht  wahr,  dass  die  Mehrzahl  derselben  (die  zu 
Görlitz ,  Budissin ,  Lauban)  von  Landesherren  gegründet  worden  sei ; 
nur  das  zu  Zittau  scheint  von  den  Grundherren ,  den  damals  auf 
Barg  Rohnau  residirenden  Herren  v.  Zittau  (spater  v.  Leipa  genannt) 
den  Bauplatz,  den  Klostergarten,  vielleicht  sogar  einen  Theil  des 
Baumaterials  angewiesen  erhalten  zu  haben.  Wie  in  anderen  Län- 
dern wurden  auch  in  der  Oberlausitz  den  als  Predigern  und  Beich- 
tigern allgemein  beliebten  Franziskanern  von  der  Bürgerschaft  selbst 
innerhalb  der  Mauern  ihrer  Städte  Klöster  errichtet.  Galten  ja  doch 
die  Klöster  und  ihre  Insassen  als  die  mächtigsten  Fürbitter  bei  Gott. 
Da  die  Franziskaner,  als  zu  den  Bettelorden  gehörig,  mindestens 
keinen  Landbesitz  haben  sollten,  so  konnte  der  Adel  denselben  seine 
Verehrung  nur  durch  Schenkung  städtischer  Grundstücke  erweisen. 
So  sollen  „die  v.  Wirsing  ihr  Gut",  wahrscheinlich  ein  Stadtvor- 
werk zu  Görlitz ,  den  dasigen  Mönchen  zum  Bauplatz ,  die  v.  Panne- 
witz denen  zu  Budissin  einen  Garten  zu  einer  Ziegelei  geschenkt 
haben.  So  überliessen  den  letzteren  auch  die  v.  M  e  t  z  r  a  d  t  auf  Milkel 
4324  [nicht:  4224)  einen  Platz  (area)  in  Budissin  zu  beliebiger  Ver- 
wendung, wogegen  „für  ihr  und  ihrer  Vorfahren,  ihrer  Verwandten  und 
Freunde,  lebender  und  verstorbener,  gegenwärtiger  und  zukünftiger, 
Seelenheil^  täglich  von  den  Mönchen  eine  Messe  gelesen  werden  sollte. 
Zu  gleichem  Zweck  üben^ines  denselben  4334  Adele  geb.  v.  Panne- 
witz, Wittwe  Günthers  v.  Rechenberg,  ein  Haus  auf  dem  Burg- 
iehn.  Andere  Adliche  stifteten  theils  diesem,  theils  anderen  Franzis- 
kanerklöstern jährliche  Lieferungen  an  Häringen,  Karpfen  etc.  oder 
erwiesen  sich  durch  sonstige  Vermächtnisse  als  ,,grosse  Wohlthäter** 
der  Mönche;  ja  viele  Hessen  sich  nicht  nur  in  der  Klosterkirche,  son- 
dern sogar  in  der  Mönchskutte  von  denselben  bestatten.  Das  noch  er- 
haltene Necrologium  der  Franziskaner  zu  Görlitz  3^)  zählt  alle  diese 


57)  N.  Script,  rer.  Ins.  I.  265  flg. 


44  I*  Abtheilnog. 

Stiftungen,  eine  Budissiner  Urkunde  von  4345 s^)  wenigstens  die  Na- 
men der  bis  dahin  im  dortigen  Kloster  Begrabenen,  btlrgerlichen 
wie  adlichen  Standes,  auf.  In  der  Klosterkirche  zu  Zittau  liegen 
I  eine  Menge  Glieder  der  burggräfiich  Dohna'schen  Familie  auf  Grafen- 
stein bestattet. 

m 

Von  den  übrigen  Oberlausitzer  Klöstern  verdanken  nicht  weniger 
als  drei  ihre  Entstehung  landesherrlicher  Munificenz.  So  ward  das 
der  Cisterzienserinnen  zu  Marienthal  (kurz  vor  4234)  von  Kuni- 
gunde,  Gemahlin  König  Wenzels  I.  von  Böhmen,  der  Tochter  König 
Philipps  von  Schwaben,  des  Hohenstaufers,  gestiftet;  den  Grund  und 
Boden  aber  gab  der  Burggraf  Otto  (I.)  v.  Dohna,  der  damalige  In- 
haber der  Herrschaft  Ostritz.  So  baute  4320  Herzog  Heinrich  von 
Jauer,  damals  Landesherr  der  östlichen  Oberlausitz,  zu  Lauban  das 
JungfrauQnkloster  Mariae  Magdalenae  von  der  Augustiner  Regel;  so 
4369  Kaiser  Karl  IV.  das  Gölestinerkloster  auf  dem  Oybin.  Von  den 
Herren  v.  Zittau  (später  v.  Leipa}  aber  dürfte  (gegen  Ende  des  43. 
Jahrhunderts]  der  ritterliche  Orden  St.  Johannis  des  Täufers  herbei- 
gerufen und  ihm  die  beiden  Comtureien  zu  Zittau  und  Hirsch- 
felde geschaffen  und  reichlich  ausgestattet  worden  sein. 

Nur  ein  einziges  Kloster,  das  der  Cisterzienserinnen  zu  Marien- 
stern, ist  ganz  und  gar  die  Stiftung  eines  Oberlausitzer  Adelsge- 
schlechtes, nämlich  der  Herren  v.  Kamenz.  Die  Brüder  Witego  I., 
Bernhard  III.  und  Bernhard  IV.  (nicht  Burchard}  die  Söhne  Bern- 
hards II.,  und  „ihre  geliebte  Mutter  Mabilia^  (nicht  Manilia)  begannen 
4248  den  Bau  desselben  und  dotirten  es  mit  den  Pfarreien  zu  Kamenz, 
KTOStwitz,  mit  dem  Hospital  zu  Kamenz,  femer  mit  all  ihren  Allodial- 
gütem  am  Klosterwasser  und  einer  Menge  ihrer  Lehngüter.  Be- 
sonders war  es  der  zweite  dieser  Brüder,  Bernhard  III.,  später 
Propst,  endlich  Bischof  von  Meissen,  der  sowohl  „all  j»ein  ererbtes 
Hab  und  Gut,  bewegliches  und  unbewegliches,  ja  was  er  persönlich 
noch  hinzuerworben"^,  der  neuen  Familienstiftung  überwies  und  ein 
langes,  vielbewegtes  Leben  hindurch  dieser  seiner  Schöpfung  rathend, 
.  helfend  und  schützend  zur  Seite  stand.  Mit  Recht  wird  derselbe  da- 
her noch  heut  von  dem  Kloster  als  der  eigentliche  Stifter  von  Manen- 
stern verehrt.  Die  Freigebigkeit  der  Väter  ward  auch  von  den  Söhnen 
und  Nachkommen  fortgesetzt  und  hierdurch  allerdings  jene  Verar- 
mung miterzeugt,  an  welcher  endlich  die  einst  so  reichen  und  mäch- 
tigen Herren  v.  Kamenz  zu  Grunde  gingen. 


«)  Cod.  Las.  347  flg. 


IV.  Der  Adel  und  die  Kirche.  45 

Andere  Klöster  hat  es  in  der  Oberlausitz  nicht  gegeben.  Wohl 
hat  man  an  vielen  Orten  altes  Mauerwerk,  dessen  Ursprung  und  Be- 
deutung man  sich  nicht  zu  erklären  vermochte ,  auf  ein  ehemals  da- 
selbst befindliches  Kloster  zurückführen  wollen,  so  in  Wittchendorf, 
Oppach ,  Kittlitz ,  Malschwitz ,  Milstrich ,  am  Keulenberg  bei  Königs- 
brück,  zu  Kortitz  in  der  Herrschaft  Hoyerswerde;  allein  all  diesen 
lokalen  Sagen  liegt  keinerlei  historische  Wahrheit  zu  Grunde. 

Besonders  waren  es  die  beiden  Frauenklösterzu  Marienstem 
und  Marienthal,  denen  der  Adel  des  Landes  das  regste  Interesse  und 
die  freigebigste  Zuneigung  entgegenbrachte.    Ihrer  Obhut  tibergab 
er  am  liebsten  seine  Töchter,  denen  der  Schleier  hinter  den  ge- 
weihten Mauern  in  jenen  rohen  Zeiten  in  der  That  einen  sicheren 
Schutz,  ja  eine  vielfach  freiere  Existenz  verlieh.    Von  den  sechs 
Töchtern  Bernhards  lY.  v.  Kamenz,  eines  der  Stifter  von  Marienstern, 
traten  nicht  weniger  als  vier  in  dies  Kloster,  „um  Gott  zu  dienen^.   Es 
sind  durchaus  Töchter  aus  den  ersten  Geschlechtern  nicht  nur  der 
Oberlausitz  selbst,  sondern  auch  der  benachbarten  Länder  Meissen  und 
Böhmen,  welche  bis  in  das  4  6.  Jahrhundert  hinein  uns  als  Abbatissin- 
aen  und  Priorinnen  dieser  beiden  Cisterzienserinnenklöster  begegnen. 
Bei  ihrer  Aufnahme  musste  jede  Nonne  dem  Kloster  eine  ge- 
wisse Summe  als  Aussteuer  oder  Mitgift  (dos)  zubringen.    In 
Marienstem  waren  hierfür  50,  allenfalls  auch  30,  in  Marienthal,  wie 
es  scheint,  nur  20  Mark  (etwa  700  Thlr.,  480  Thlr.,  280  Thlr.)  üblich, 
selbst  letzteres  noch  eine  für  jene  Zeit  ausserordentlich  hohe  Summe. 
Jene  Klöster  trugen  also   ein  hocharistokratisches  Gepräge.     Nur 
wenige  Adliche  konnten  über  so  viel  baares  Geld  verfügen.    Sie 
pflegten  daher  statt  dessen  dem  Kloster  auf  ihren  Gütern  soviel 
Bauern,  liegende  Gründe,  Wälder  etc.  zu  überlassen,  dass  die  Jahres- 
rente davon  einem  zehnprocentigen  Zinsertrage  jener  Summe  gleich- 
kam.   Wohl  wurden  bisweilen  adliche  Nonnen  auch  „ohne  Geld  auf- 
genommen^; dann  aber  versprachen  die  Angehörigen  (so  z.  B.  439^ 
die  Brüder  Borso  I.  und  Bernhard  VI.  v.  Kamenz  für  ihre  Schwester)^ 
^sobald  der  allmächtige  Gott  sie  etwas  mehr  mit  zeitlichen  Gütern 
segnen  werde^,  die  übliche  Ausstattung  nachträglich  noch  erlegen 
zu  wollen. 

Entgegen  der  strengen  Klosterregel  durften  aber  diese  Cister- 
zienserinnen  auch  gewisse  persönliche  Einkünfte  besitzen. 
Sehr  häufig  werden  denselben  daher  auch  nach  ihrer  Einkleidung 
von  Aeltem  und  Verwandten  abermaU  Geldzinsen  und  zwar  meist 
mit  der  Bestimmung  überwiesen,  dass  diese  Zinsen  aammt  den  be- 


46  I-  Abtheilung. 

treffenden  Zinsbauem  nach  dem  Tode  der  Niessnutzerin  an  das  Kloster 
selbst  fallen  sollten. 

So  wuchs  aller  Orten  der  Besitzstand  der  Kirche  schon 
durch  die  unmittelbaren  Schenkungen ,  zumal  von  Seiten  des  Adels. 


Doch  nicht  bloss  zu  geben ,  auch  zu  empfangen  pflegte  der  Adei 
von  der  Kirche.  Sehr  oft  traten  die  jüngeren  Söhne  der  Familie  in 
den  geistlichen  Stand,  wo  sie  auf  bequeme  und  einträgliche  Pfrün- 
den rechnen  konnten'®].  Häufig  machten  adliche  Patrone  ihre  Söhne 
oder  Verwandten  zu  Pfarrern  in  ihren  Kirchdörfern.  So  beriefen  die 
V.  Maxen  4357  einen  Hugo  v.  Maxen  in  ihrem  Seifhennersdorf,  so  die 
V.  Stewitz  1367  einen  Nickel  v.  Stewitz  in  ihrem  Wittchendorf,  so 
I  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Grafenstein  ebenfalls  im  44.  Jahrhundert 
einen  ihres  Geschlechtes  in  ihrem  Grottau  zum  Pfarramt.  So  war  im 
ersten  Viertel  des  45.  Jahrhunderts  Ramfold  v.  Gersdorff  Pfarrer  und 
Mitbesitzer  von  Reichenbach,  so  bis  zu  seinem  Tode  (4527)  Simon 
Emmerich  Pfarrer  und  Mitbesitzer  von  Ludwigsdorf,  so  (4530) 
Siegsmund  v.  Bischofswerder  Altarist  in  dem  ihm  und  seinen  Brü- 
dern gehörigen  Ebersbach.  —  Auch  die  sehr  einträglichen  Pfarreien 
in  den  Sechsstädten,  von  denen  zumal  die  zu  Görlitz  wegen  ihres 
Einkommens  weit  und  breit  berühmt  war,  hatten  oftmals  Adliche 
inne;  so  war  in  Löbau  4353  ein  Otto  v.  Donyn,  Anfang  des  45.  Jahr- 
hunderts Balthas.  Schaff  a.  d.  H.  Reichenbach,  so  in  Görlitz  Ende  des 
44.  Jahrhunderts  Joh.  v.  Luttitz,  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  Joh.  v. 
Kittlitz  Stadtpfarrer.  Die  Pfarrei  zu  Lauban  ward  von  dem  Propst  des 
dasigen  Klosters,  die  zu  Zittau  von  dem  dasigen  Comtur  des  Johan- 
niterordens,  die  zu  Budissin  von  einem  der  dasigen  Domherrn  ver- 
waltet. Diese  Domherren  selbst  waren  ursprünglich  zum  grössten 
Theil  aus  dem  Oberlausitzer  Adel  entnommen.  Und  der  enge  Zusam* 
menhang  zwischen  den  Stiftern  zu  Budissin  und  zu  Meissen  bahnte  den 
Oberlausitzer  Adlichen  auch  den  Weg  zu  den  Präbenden  des  letzteren 
Domstifts.  Vier  Oberlausitzer ^^'j  haben  in  Meissen  den  bischöf- 
lichen Stuhl  bestiegen ,  Dietrich  v.  Kittlitz  (4490 — 4208),  Bern- 
hard (III.)  V.  Kamenz  (4293—96),  Johann  v.  Kittlitz  (4385—4405) 


M)|£nauthe:  „Oberlauaitzer  von  Adel,  welche  zur  Zeit  des  Pabstthumt  im  geist- 
lichen Stande  waren'',  Laut.  Mag.  1771.  334  flg.  Die  beigebrachten  Beispiele  könnten 
mit  leichter  Mühe  verdoppelt  werden.  ^)  N i cht  aber  waren  Oberlausitzer  B rn n o  II. 
(1208  —  28),  der  nicht  aus  dem  Geschlecht  der  Herren  v.  Baruth,  sondern  derer 
V.  Wut  stammte,  und  ebenso  wenig  Wltego  I.,  der  nicht  ein  v.  Kamenz,  sondern 
ein  T.  Borsendorf  war. 


IV.  Der  Adel  und  die  Kirche.  47 

und  Johann  iX.  v.  Haug\%iiz  (4555— 84] .  Jakob  v.  Saiza  war  4520 — 39 
Bischof  von  Breslau. 

Auch  in  anderer  Hinsicht  nahm  der  Adel  oft  seine  Zuflucht  zu 
der  Kirche.  Die  Finanzen  zumal  der  geistlichen  Stifter  waren  meist 
sehr  wohl  geordnet,  die  des  Adels  zum  grossen  Theil  zerrüttet,  und 
die  Gläubiger,  Christen  wie  Juden,  drangen  auf  Zahlung.  Da  bot  in 
seiner  Noth  heute  dieser,  morgen  jener  Edelmann  sein  Gut,  ganz  oder 
zum  Theil,  einem  jener  Stifter  zum  Kauf  an,  und  das  baare  Geld 
sicherte  dem  Kaufer  um  so  billigere  Erwerbung.  So  verkauften  4285 
die  Gebrüder  Bernhard  V.  und  Otto  I.  v.  Kamenz,  die  leichtfei"* 
tigen,  liefverschuldeten  Söhne  Bernhards  IV.,  eines  der  Stifter  von 
Marienstem,  diesem  Kloster  den  letzten  Rest  ihres  vaterlichen  Erbes, 
nämlich  die  llalfte  des  Eigenschen  Kreises,  um  700  Mark  Silber  (circa 
9200  Thlr.)  an  und  mussten  nun  ausser  lindes  in  Fürstendienst  ihr 
Brot  suchen.  Auch  die  Herren  v.  Schönburg  auf  Glauchau  verausserten 
Ende  des  43.,  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  nach  und  nach  alle  ihre 
Oberlausitzer  Güter,  nämlich  die  andere  Hälfte  des  Eigenschen  Kreises 
und  eine  Anzahl  Dörfer  am  Schwarzwasser,  um  zusammen  4  600  Mark 
(circa  22460  Thlr.)  an  dasselbe  Kloster  und  verschwinden  seitdem 
aus  der  Reihe  der  Oberlausitzer  Grundbesitzer.  Nicht  minder  über- 
liessen  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Grafenstein  ein  Stück  ihrer 
Herrschaft  Ostritz  nach  dem  andern  dem  Kloster  Marienthal  oder 
traten  gegen  Geld  ihre  Lehnsrechte  auf  Unterthanen,  Wiesen,  Wälder 
daselbst  ab,  welche  dieses  Kloster  von  ihren  dortigen  Vasallen  er- 
worben hatte;  Ende  des  45.  Jahrhunderts  waren  alle  ihre  Besitzungen 
in  und  um  Ostritz  an  das  Kloster  tübergegangen.  In  ähnlicher  Weise 
wusste  sich  letzteres  auch  in  der  anstossenden  Herrschaft  Rohnau 
immermehr  auszubreiten  und  im  Laufe  der  Zeit  Schlegel,  Reichenau, 
Seitendorf,  Dittelsdorf  ganz  oder  zum  grOssten  Theil  zu  erwerben. 

Die  geistlichen  Stifter  mit  ihrem  baaren  Gelde  vertraten  aber  auch 
für  den  Adel  vielfach  die  Stelle  der  heutigen  Yorschussbanken 
oder  Greditinstitute.  Das  Aufnehmen  von  Capitalien  gegen  Zins  war, 
als  sündhafter  Wucher,  von  der  Kirche  verboten.  Indess  es  fand  sich 
ein  Ausweg.  Man  td>erliess  für  eine  vorgestreckte  Summe  dem  nun- 
mehrigen Gläubiger  so  viel  Erbunterthanen,  Bauern,  Gärtner,  dass 
deren  jährlich  zu  entrichtender  Zins  in  Geld,  Naturalien  und  son- 
stigen Leistungen  dem  landesüblichen  zehnprocentigen  Zins  vom  voi^ 
gestreckten  Capitale  gleichkam,  4ind  behielt  sich  die  Wiedereinlösung 
dieser  eigentlich  nur  verpfändeten  Unterthanen  vor.  So  entstanden 
die  Zinskäufe  auf  Wiederkauf.    Selten  genug  vermochte  der 


48  I*  AbtheiluDg. 

Schuldner  das  Pfand  wieder  einzulösen,  und  so  ging  dasselbe  nach 
und  nach  völlig  in  den  Besitz  des  Gläubigers  über.  Oft  aber  er- 
folgte sogleich  ein  richtiger  Erb  kau  f.  Selbst  kleine  Summen  von 
5  Mark  Capital  konnte  im  45.  Jahrhundert  ein  Rittersmann  kaum  an- 
ders auftreiben,  als  wenn  er  Y2  ^Ai'l'' Zins ,  d.h.  einen  Bauer,  ent- 
weder auf  Wiederkauf  oder  erblich  vei^aufte.  Auf  diese  Weise 
vermehrte  ganz  besonders  das  Domstift  zu  Budissin  stetig  seinen 
Grundbesitz.  Wohl  an  4000  Urkunden  ttber  solche  Zinskäufe  befin- 
den sich  noch  wohl  erhalten  in  seinemArchive  und  haben  uns  fttr  die 
Genealogie  des  Oberlausitzer  Adels  die  reichste  Ausbeute  gewährt. 
Schon  4  430  hatte  das  Domstift  allein  von  den  Gütern  des  bischöflich 
meissnischen  Stiftsadels  in  der  Oberlausitz  nicht  weniger  als  etwa 
60  Mark  Jahreszins  zu  erheben,  was  also  ein  ausgeliehenes  Capital 
von  600  Mark  repräsentirte. 

So  bildete  sich  im  Laufe  der  Zeit  auf  dem  durchaus  legalen  Wege 
der  Schenkung,  der  Erwerbung  auf  Wiederkauf  und  des  Erbkaufs  der 
immerhin  bedeutende  Grundbesitz  der  Oberlausitzer  Stifter.  Gegen 
Mitte  des  gegenwärtigen  Jahriiunderts  gehörten  dem  Kloster  Marien- 
stern zwei  Städte  (Bemstadt  utid  Wittichenau)  ifq|l  64  Dörfer,  ganz 
oder  zum  Theil,  dem  Kloster  Marienthal  ein^  Stadt  (Ostritz)  und  %B 
Dörfer  oder  Dorfantheile,  dem  Kloster  zuLauban6  Dörfer,  dem  Dom- 
stift zu  Budissin  eine  Stadt  (Schirgiswalde)  und  etwa  50  Dörfer.  Das 
Kloster  Oybin  aber  besass,  als  4574  seine  Güter  an  die  Stadt  Zittau 
verkauft  wurden,  6  Dörfer  und  sehr  grosse  Waldungen.  Rechnet 
man  hierzu ,  dass  in  der  katholischen  Zeit  auch  fast  alle  die  vielen 
Kapellen  und  Altäre,  welche  in  den  einzelnen  Kirchen  der  Sechsstädte 
von  frommen  Bürgern  gestiftet  worden  waren,  — Görlitz  allein  zählte 
nicht  weniger  als  70  Altäre  —  wesentlich  mit  Zinsen  auf  den  Land- 
gütern des  Adels  fundirt  erscheinen,  so  ermisst  man,  ein  wie  grosser 
Theil  des  ursprünglich  adlichen  Grundbesitzes  auch  in  der  Ober- 
lausilz  nach  und  nach  in  todte  Hand  übergegangen  war.  Der  Adel 
klagte  unaufhörlich,  dass  die  Städte  so  viele  eigentlich  landmitlei- 
dende Ortschaften  an  sich  gebracht  hätten ;  allein  die  Kirche  besass 
deren  noch  viel  mehr.  Und  während  die  Städte  von  ihren  Landgütern 
ebenso  wie  der  Adel ,  Steuern  an  den  Landesherm  zu  zahlen  und  in 
Kriegszeit  für  dieselben  ihr  Contingent  an  Truppen  und  Geld  auf- 
zubringen hatten,  war  das  Kirchengut  fast  dorchgängig  steuerfrei. 


Freilich  nicht  immer  waren  die  Beziehungen  zwischen  Ritter- 
thum  und  Kirche  so  freundschaftlicher  Natur.     Während  die  Einen 


IV.  Der  Adel  und  die  Kirche.  49 

ihren  frommen  Sinn  *durch  reiche  Gaben  ap  die  Kirche  und  deren 
Diener  zu  bethätigen  suchten,  gestatteten  sich  die  Anderen  gegen 
dieselben  jede  Art  ritterlichen  Uebermuths. 

Schon  die  Söhne  eines  der  drei  Stifter  von  Marienstem,  die 
mehrfach  genannten  Brüder  Bernhard  V.  und  Otto  I.  v.  Ka- 
menz ,  deren  Güter  auf  dgm  Eigen  mit  denen  des  Klosters  grenzten, 
waren  mit  letzterem,  wir  wissen  nicht  weshalb,  in  nachbarlichen 
Streit  gerathen.  Infolge  dessen  verbanden  sich  die  jungen  Leute 
(4283)  mit  einer  Anzahl  ihrer  Freunde,  sämmtlich  den  angesehensten 
Familien  des  Landes  angehOrig,  nUmlich  mit  ihrem  Schwager  Burg- 
i:raf  Hermann  v.  Dohna  auf  Grafenstein  und  dessen  Brüdern  Otto 
und  Jaroslaus,  femer  mit  Hartwig  v.  Gusk,  wahrscheinlich  dem 
Neffen  des  allgeachteten  Reinhard  v.  Gusk,  desgleichen  mit  Otto  und 
Hermann  v.  Lossow  auf  Radmeritz,  endlich  mit  Otto  v.  Luptitz 
auf  Herbigsdorf  bei  Löbau.  Sie  fielen  in  die  KlosterdOrfer  ein  und 
nahmen  den  armen  Klosterunteilhanen  das  Rindvieh  und  die  Pferde 
vom  Felde  und  aus  den  Ställen,  die  Leinwand  von  der  Bleiche.  Doch 
diesmal  bekam  ihnen  der  Frevel  schlimm  genug«  Das  Kloster  erhob 
Klage  direkt  beider  CMe  zu  l^eiQ^  und  Papst  Martin  IV.  erliess 
an  den  Abt  von  St^  Yincenz  zu  Breslau  den  Befehl,  gegen  jene  Räu- 
ber den  Prozess  zu  instruiren  und  endgültig  zu  entscheiden.  Die 
Brüder  v.  Kamenz  mussten  zur  Sühne  das  (halbe)  Patronatsrecht 
Ober  Bemsladt  an  das  Kloster  abtreten,  die  übrigen  Theilnehmer 
aber,  von  Hermann  v.  Dohna  wenigstens  steht  dies  fest,  30  Mark 
[420  Thlr.)  Schadenersatz  zahlen.  —  Bald  darauf  hatte  ein  Ritter 
Johann  v.  Reckenitz  dasselbe  Kloster  „wegen  einer  gewissen 
Summe  Geldes  an  seinen  Gütern ,  Besitzungen  und  sonstigem  Eigen- 
ihum  beschädigt^,  worauf  Papst  Bonifacius  VHI.  (1299)  den  Propst 
zu  Budissin  beauftragte,  den  Handel  endgültig  zu  entscheiden.  — 
Auch  Ulmann  v.  Heinrichsdorf  auf  Grosshennersdorf,  zugleich  Be- 
sitzer von  Neundorl  auf  dem  Eigen,  war  in  nachbarliche  Streitigkeiten 
mit  Marienstern  verwickelt  worden.  Da  fiel  er  mit  seinem  Sohne 
Fritzko  ebenfalls  in  die  Klosterorte  Bernstadt,  Schönau,  Kiessdorf 
ein ,  trieb  den  Unterthanen  Vieh  und  Pferde  weg  und  versetzte  den 
Raub  bei  GOriitzeic  Juden.  Darauf  erliess  der  Vollstrecker  der  Con- 
cilbeschlüsse  in  der  Diöcese  Meissen  (1323)  ein  offenes  Schreiben  an 
alle  Geistlichen  der  Oberlausitz  des  Inhalts,  dass  sie,  wenn  der  Raub 
nicht  binnen  vierzehn  Tagen  zurückerstattet  oder  sonst  gütlicher  Ver- 
gleich vermittelt  worden  wäre ,  die  Frevler  excommuniciren  sollten. 
—  Solchen  und  ähnlichen  Thatsachen  gegenüber  erscheinen  die  spe- 
ie n  o  t  ha ,  Gesch.  d.  Oberl.  Adels.  4 


/ 


50  I-  Abtheilung. 

ciellen  Schutzbriefe,  welche  sich  auch  die  Oberlausitzer  Stifter 
wiederholt  von  den  Landesherren  ausstellen  Hessen ,  und  ebenso  die 
übliche  Androhung  von  Bann,  Fluch  und  allen  Strafen  der  göttlichen 
Allmacht  von  Seiten  der  kirchlichen  Behörden,  wenn  jemand  die 
Kirche  „in  ihren  Gütern  irgendwie  behelligen  sollte",  als  berechtigte 
und  doch  nicht  hinlänglich  wirksame  Vorsichtsmassregeln  ^^). 

Andere  Beschwerung  erwuchs  grade  den  Klöstern  vielfach  aus 
den  ungebührlichen  Ansprüchen  der  landesherrlichen  Beamten  und 
des  umwohnenden  Adels  auf  Gastlichkeit  und  Beherbergung. 
Mit  grossem  Gefolge  pflegten  sich  sogar  die  Landvoigte  daselbst  ein- 
zuquartieren und  nun  zu  schalten,  als  wären  sie  auf  ihrem  eignen  Be- 
sitzthum.  In  einer  ganzen  Reihe  von  Urkunden  aus  den  Jahren  4347 — 
\  350  erklärt  Kaiser  Karl  IV. ,  wie  er  „durch  wahrheitsgetreuen  Bericht 
vieler  seiner  Getreuen  sattsam  unterrichtet  sei ,  dass  das  Kloster  Ma- 
rienstern infolge  vielfacher ,  unerträglicher  Bedrückungen ,  Berau- 
bungen ,  Beschwerungen  und  häufig  in  Anspruch  genommener  Gast- 
freundschaft durch  seine,  des  Kaisers,  Voigte  und  andere  Leute 
dergestalt  ruinirt  und  heruntergebracht  worden  sei,  dass  man  den  da- 
sigen  Nonnen  von  den  Einkünften  des  Klosters  nicht  einmal  mehr  die 
nothwendigen  Lebensbedürfnisse  zu  gewähren  vermöge"  (4347),  und 
ermächtigte  endlich  (4350),  „da  er  aus  wiederholten  Beschwerden  er- 
sehen ,  wie  das  Kloster  durch  häufige  Besuche  des  Voigtes  und  des 
benachbarten  Adels  und  durchaus  beschwerliche  nächtliche  Beher- 
bergungen derselben  in  ungebührlicher  Weise. behelligt  werde",  den 
Convent ,  gegen  solche  Frevler  nicht  nur  den  Arm  der  weltlichen 
Obrigkeit  anzurufen,  sondern  auch  nöthigen  Falls  mit  geistlichen 
Strafen  vorzugehen.  Aehnliche  Erlasse  gab  der  Kaiser  zu  gleicher 
Zeit  (1348)  hinsichtlich  der  Klöster  zu  Marienthal  und  Lauban  und 
stellte  diese  Klöster  ausdrücklich  unter  den  Schutz  der  benachbarten 
Städte  Budissin,  Görlitz,  Zittau  und  Lauban  ^2). 

Diese  Bedrückungen  der  Stifter  durch  den  Adel  führten  um  eben 
jene  Zeit  zu  der  Einsetzung  von  besonderen  Klostervoigten 
wenigstens  für  Marienstem  und  Marienthal.  Dieselben  waren  stets 
aus  dem  benachbarten ,  angesehensten  Adel  gewählt  und  sollten  das 
Kloster  vor  Beleidigungen  und  Beeinträchtigungen  schirmen,  es  gegen- 
über den  landesherrlichen  Beamten  und  den  Ständen  des  Landes  ver- 
treten f  überdies  auch  die  Obergerichtsbarkeit  auf  dem  Klostergebiet 
handhaben^').  — Auch  das  Domkapitel  zu  Budissin  hatte  für  sein  fem 


«1)  Knothe,  Marienstern  26  flg.  34.  45.     «3)  Ebend.  50  flg.     ^)  Ebend.  13  flg. 


IV.  Der  Adel  und  die  Kirche.  51 

gelegenes  Dorf  Miititz  (0.  v.  Kamenz)  sich  einen  Schirmvoigt  erkoren, 
der  (bis  1 408]  von  den  dortigen  Stiftsunterthanen  einen  jährlichen 
Zins  von  1 2  Scheffeln  Waizen  wie  Korn  bezog  (praetextu  tuitionis) . 
Das  Barfüsserkloster  zn  LObau  hatte  den  Schutz  eines  ihm  gehörigen 
Waldes  bei  Kunewalde  dem  jedesmaligen  Besitzer  eines  bestimmten 
Antheils  von  diesem  grossen  Dorfe  übertragen,  der  dafür  (bis  4513) 
von  den  Mönchen  jähWich  ein  Mass  Salz ,  und  wenn  er  nach  Löbau 
kam,  freie  Zehrung  im  Kloster  erhielt  ^^) . 

Hatte  es  bei  den  bisher  erzählten  Belästigungen  wohl  in  der 
Regel  dem  Adel  wenigstens  nicht  an  einem  rechtlichen  Verwand  ge- 
mangelt, so  fehlt  es  auch  nicht  an  Beispielen  gemeinen  Strassen- 
raubs,  verübt  von  Adlichen  gegen  die  mit  vollem  Säckel  und  kost- 
baren Werthgegenständen  zu  den  Conciien  des  1 5.  Jahrhunderts  durch 
die  Oberlausitz  reisenden  Prälaten.  So  ward  4415  die  Dienerschaft 
des  Propst  Boleste  aus  Lenzig  im  Erzbisthum  Gnesen  auf  dem  Wege 
nach  Costnitz  in  der  Nähe  von  Göda  überfallen  und  sämmtlicher  Gel- 
der und  Effekten  ihres  Herrn  beraubt.  Das  Goncil  sprach  auf  des  ent- 
rüsteten Propstes  Klage  das  Interdict  aus  über  das  ganze  Kirchspiel 
Göda.  Der  Thäter  war  ein  gewisser  Lutold  v.  Notenhof,  ein  Schlesier, 
der  aber  den  Raub  bei  „seinen  Brüdern^,  jedenfalls  Peschel  und  Gra- 
bis  V.  Notenhof  auf  Amsdorf  bei  Reichenbach ,  geborgen  hatte.  Erst 
der  eifrigen  Mitwirkung  mehrerer  Fürsten  gelang  es  (4446),  den 
Räuber  nicht  nur  zu  ermitteln ,  sondern  zur  gütlichen  Rückgabe  der 
geraubten  Gegenstände  zu  vermögen  ^^).  Eine  ähnliche  Bulle  er- 
iiess  das  Goncil  zu  Basel  4435  gegen  eine  Menge  Oberlausitzer  Adli- 
cher,  welche  durchreisende  Geistliche  beraubt  und  vergewaltigt 
hatten.  Es  waren  dies  unter  anderen  Tietze  und  Hans  v.  Pannewitz, 
Golmann  v.  Klüx,  Haiinus  v.  Gersdorff ,  Balthasar  v.  Doberschitz ,  Jo- 
hann und  Georg  v.  Heinersdorff^  Nicolaus  v.  Ponikau,  Johann  v.  Bol- 
beritz.  Ueber  die  Frevler  selbst  verhängte  das  Goncil  den  Bann,  über 
die  Orte,  wo  sie  weilten,  das  Interdikt  ^•J . 


Im  übrigen  war  eben  damals  während  der  langen  Zeit  der  hus- 
sitischen  Wirren  der  Adel,  ebenso  wie  die  Städte,  in  der  Oberlausitz 
gut  kirchlich  gesinnt.  Obgleich  von  den  Böhmen  wiederholt  auf- 
gefordert ,  mit  ihnen  gemeinschaftliche  Sache  zu  machen ,  hatten  die 
oberlausitzischen  Stände  alsbald  nach  König  Wenzels  Tode  (1449) 
dessen  Bruder,  König  Siegsmund  von  Ungarn,  als  rechtmässigen  Erben 


M)  A.  Bud.-Ürk.-Veri.  I.  115  (1383).  Hl.  95«  (1513).      «)  v.  Weber,  Archiv 
f.  d.  Bichfl.  Gesch.  V.  87  flg.        ^)  Cod.  S&xon.  II.  3.  52. 

4» 


52  I-  Abtheilimg. 

anerkannt  und  ihm  als  neuem  Landesherrn  gehuldigt.    Neben  der 
kirchlichen  Rechtgläubigkeit  und  der  politischen  Loyalität  war  hier- 
bei mitbestimmend  das  Bestreben,  die  Oberlausitz  nicht,  wie  die 
Böhmen  wollten ,  als  ein  blosses  Dependenzstttck  der  Krone  Böhmen, 
sondern  als  ein  gleichberechtigtes  Nebenland  betrachtet  zu  sehen. 
Alsbald  walzte  sich  der  Strom  der  fanatischen  Hussiten scharen 
auch  über  die  Oberlausitz.    Die  gemeinschaftliche  Gefahr  Hess  Mann- 
schaft und  Städte   einträchtig  zusammenstehen  in  der  Abwehr  der 
Ketzer.    Die  offenen  Höfe  des  Adels,  selbst  seine  kleinen  Landstadt- 
chen waren  nicht  zu  halten  gegen  die  neue  Art  der  hussitischen 
KriegsfUhrung.  Sie  erlagen  ausnahmslos  den  wilden,  sengenden  und 
mordenden  Horden.     Dafllr  half  der  Adel  den  Bürgern  die  festen 
Städte  vertheidigen ,  in  welche  er  vielfach  Weib  und  Kind  mit  seinen 
besten  Werthsachen  geflüchtet  hatte.   Auf  den  Mauern  dieser  Städte, 
wie  draussen  im  offenen  Felde  oder  vor  den  Burgen  böhmischer  Hus- 
siten fochten  Mannen  und  Bürger  gemeinsam  manch  blutigen  Strauss. 
Zwar  erkannte  nach  dem  Tode  des  jungen  Königs  Ladislaus  posthu- 
mus  (1457)  endlich  auch  die  Oberlausitz  den  hussitischen  König  Georg 
von  Böhmen  an.  Als  aber  derselbe  vom  Papst,  als  Ketzer,  in  den  Bann 
gethan ,  all  seipe  Unterthanen  ihrer  Gelübde  gegen  ihn  entbunden 
worden  und  endlich  die  ganze  Oberlausitz  von  dem  päpstlichen  Le- 
gaten, Bischof  Rudolph  von  Lavant,  mit  dem  Interdikt  bedroht  wurde, 
da  fielen  (U67j  zuerst  die  Städte,  darauf  auch  der  Adel  von  dem 
König  ab  und  wendeten  sich  König  Mathias  von  Ungarn  zu,  als  „dem 
Schützer  und  Vertheidiger  der  christlichen  Religion^.    Der  einzige 
Oberlausitzer  Adliche,  der  aus  hussitischer  Ueberzeugung  dem  Könip; 
Georg  treu  blieb,  Herr  Friedrich  v.  Schönburg  auf  Hoyerswerde,  ein 
Böhme  von  Geburt,  wurde  von  den  Oberlausitzern  in  seinem  Schloss 
belagert  und  dieses  selbst  endlich  (1 468)  erobert  und  seipem  bisheri- 
gen Besitzer  weggenommen.     Bis  zum  Beginn  der  Reformationszeit 
blieb  die  Oberlausitz  ein  streng  katholisches  Land,  und  noch  1508 — 9 
machte  Tetzel  mit  seinem  zu  Görlitz  aufgeschlagenen  Ablasskram  ein 
brillantes  Geschäft  bei  Städtern  und  Landbewohnern. 

Grade  gegen  diesen  Ablasshandel  richtete  bald  darauf  Luther  zu 
allererst  seinen  Weckruf.  Derselbe  fand  auch  in  der  Oberlausitz  lau- 
ten Anklang.  Zunächst  war  es  das  demokratischere  Element  der 
Städter,  bei  welchem  die  reformatorischen  Ideen  von  der  Frei- 
heit vom  päpstlichen  Joche,  von  der  Beseitigung  der  kirchlichen  Miss- 
bräuche ,  von  der  Predigt  des  göttlichen  Worts  in  der  Landessprache 
schnellen  Eingang  fanden.    Noch  innerhalb  der  zwanziger  Jahre  des 


IV.  Der  Adel  und  die  Kirche.  53 

16.  JahrhuDderts  wurde  allenthalben  in  den  Sechsstsdten  die  deut- 
sche Predigt ,  die  deutsche  Messe  und  das  deutsche  Kirchenlied  ein- 
geführt. Der  oonservativere  Adel  verhielt  sieh  anfangs  nur  zuwar- 
tend. Gar  Manchen  lockte  nachweislich  die  Hoffiaung ,  dass  bei  dem 
neuen  Kirchenthum  auch  wegfallen  müsse  der  bisher  an  den  Pfarrer 
entrichtete  Decem,  die  sonstigen  Abgaben  und  Leistungen  an  die 
Kirche  und  die  von  den  erborgten  Kirchengeldem  bisher  bezahlten 
Zinsen  ^^.  Andere  fireilich  hielten  aus  wirklicher  Ueberzeligung  fest 
an  dem  alten  Glauben  und  suchten  die  kirchliche  Neuerung  wenig- 
stens auf  ihren  Dörfern  mit  allen  zu  Gebote  stehenden  Mittein  im 
Keime  zu  ersticken.  Hans  v.  Gersdorff  auf  Döbschitz  schlug  4532 
den  Kirch vater  zu  Melaune  nieder  und  riss  ihm  den  Kelch  weg. 
1539  vertrieb  er  in  dem  ihm  ebenfalls  gehörigen  Reichenbach  den 
lutherisch  gesinnten  Geistlichen.  Georg  v.  Schleinitz  auf  Tollen- 
stein liess  4546  den  lutherischen  Pfarrer  zu  Spitzkunnersdorf ,  wel- 
cher in  seinem  Filial  zu  Niederleutersdorf ,  das  dem  v.  Schleinitz  ge- 
hörte ,  ebenfalls  die  Refcnmation  einführen  wollte ,  fest  nehmen  und 
vier  Wochen  lang  in  Rumburg  gefangen  halten  und  wies  endlich  seine 
Unterihanen  zu  Leutersdorf  in  die  bis  dahin  katholisch  veii)liebene 
Kirche  zu  Eibau.  Dr.  Ulrich  v.  Nostitz,  ein  eifriger  Katholik,  ver- 
trieb 4547,  als  er  Ober-Oderwitz  erwarb,  den  dasigen  lutherischen 
Geistlichen  und  setzte  wieder  einen  katholischen  ein. 

Allein  nach  und  nach  wendete  sich  auch  der  Adel  immer  allge- 
meiner der  neuen  Lehre  zu.  4529  führte  Heinrich  v.  Döbschitz  in 
Marklissa,  4534  die  v.  Biberstein  auf  ihren  beiden  Herrschaften 
Seidenberg-Friedland  und  Muskau,  4538  die  Burggrafen  v.  Dohna 
in  Königsbrttck ,  um  dieselbe  Zeit  die  v.  Schönburg  in  Hoyerswerde 
und  die  v.  Schlieben  in  Pulssnitz,  4547  die  v.  Schreibersdorf  in 
Neschwitz  etc.  die  Reformation  ein.  Als  4  559  bei  Gelegenheil  der  so- 
genannten Garlowitzer  Fehde  der  aus  seiner  Residenz  Stidpen  vertrie- 
bene Bischof  Johann  {X.  von  Meissen  seinen  oberlausitzischen  Stifts- 
adel aufbot,  erschien  niemand,  ihn  wieder  in  sein  rechtmässiges  Be- 
sitzthnm  zurückführen  zu  helfen;  alle  leisteten  vielmehr  willig  dem 
protestantischen  Kurfürsten  von  Sachsen  den  Lehnseid.  Und  als  un- 
mittelbar darauf  in  all  den  bisher  bischöflichen  Ortschaften  der  Ober- 
lausitz eine  sächsische  Commission  die  Reformation  förmlichst  ein- 
filhrta,  da  versicherte  der  von  derselben  abgesetzte  katholische  Pfar- 
rer TOD  Göda,  dass  sein  ganzes  Kirchspiel  mit  ihm  und  seiner  katho- 


] 


«)  Üfk.-Ven.  ni.  128». 


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I 


54  I.  Abtheilung. 

lischen  Amtsführung  wohl  zufrieden  sei ,  nur  ^die  von  Adel  ausge- 
nommen^. Im  Schmalkaldischen  Kriege  (4547)  weigerte  sich  anfangs 
grade  der  Adel  am  meisten,  KOnig  Ferdinand  von  Böhmen  gegen  den 
protestantischen  Kurfürsten  von  Sachsen  zu  unterstützen.  Auch  als 
infolge  des  sogenannten  Pönfalls  die  furchtbarste  politische  Reaktion 
über  die  Sechsstfidte  hereinbrach ,  wagte  doch  niemand  die  bereits 
allseitig  festgewurzelte  Reformation  wieder  in  Frage  zu  stellen.  Ja 
König  Ferdinand  ernannte  sogar  (1549)  den  protestantischen  Burg- 
grafen Christoph  v.  Dohna  auf  Königsbrück  zum  Landvoigt.  Selbst 
der  schlimmste  Gegner  des  Protestantismus  in  der  Oberlausitz,  Dr.  Ul- 
rich V.  Nostitz  musste  erleben,  dass  mehrere  seiner  Vettern  auf  ihren 
Gutem  wie  z.  B.  in  Tschocha,  die  Reformation  einführten.  Manchem 
ist  es  vielleicht  ähnlich  ergangen,  wie  Gotschen  v.  Gersdorff  auf  Ba- 
ruth,  der  anfangs  in  seinem  bitteren  Hass  gegen  die  kirchliche  Neue- 
rung rief,  „wenn  man  in  Wittenberg  nicht  Holz  genug  habe,  den 
Ketzer  Luther  zu  verbrennen ,  so  wolle  er  welches  aus  seiner  Heide 
hinfahren  lassen^,  später  aber,  von  der  Macht  der  evangelischen 
Wahrheit  ergriffen ,  selbst  an  Luther  schrieb ,  dass  er  ihn  in  seiner 
Gewissensangst  trösten  möge,  und  endlich  als  ein  eifriger  Protestant 
starb. 


V.  Der  Adel  nnd  die  Städte. 

Ritterthum  und  Bürgerthum  standen  während  des  Mittelalters 
keineswegs,  wie  man  dies  vielfach  darzustellen  pflegt ,  durchaus  und 
in  jeder  Hinsicht  in  einem  feindlichen  Gegensatz  zu  einander,  sondern 
vielmehr  in  den  allermeisten  Fällen  in  dem  freundschaftlichen  Yer- 
hältniss  der  Gleichberechtigung  neben  einander. 

Wie  anderswo,  so  verdanken  auch  in  der  Oberlausitz  fest  alle  die 
kleinen  Land  Städtchen  ihre  Stadtgerechtigkeit  nachweislich  den 
Bemühungen  ihrer  adlichen  Herrschaften.  Letztere  erwirkten  von 
dem  Landesherm  für  ein  ihnen  gehöriges  Dorf  Jahr-  und  Wochen- 
märkte, wodurch  es  zur  Stadt  erhoben  ward.  » Sie  fügten  sodann  aus 
eigner  Befugniss  Innungsrechte  und  sonstige  Privilegien  hinzu.  Frei- 
lich waren  und  blieben  auch  die  Bürger  dieser  Landstädtchen  ihren 
Erbherrschaften  zu  Diensten  und  Frohnden  aller  Art  verpflichtet. 
Oft  aber  bestand  zwischen  beiden  ein  patriarchales  Veriiältniss. 
Witzmann  v.  Kamenz  überliess  1415  in  Betracht  der  treuen  Dienste, 
welche  die  Bürger  seiner  Stadt  Pulssnitz  ihm  und  den  Seinigen  in 


y.  Der  Adel  und  die  Städte.  55 

maneher  Trübsal  geleistet,  (nund  haben  bei  mir  gestanden  als  biderbe 
Leute^)  die  bisher  der  Herrschaft  zuständigen  Einnahmen  aus  dem 
Jahrmarkte  jetzt  der  Bürgerschaft. 

Aber  auch  zu  den  freien  königlichen  Städten ,  den  nachmaligen 
Sechsstädten,  stand  der  Adel  des  Landes  meist  in  freundschaft- 
lichen, ja  intimen  Beziehungen.  Als  wesentlichste  Unterscheidung 
zwischen  Ritterbürtigen  und  Bürgern  galt,  dass  jene  vorzugsweis  zum 
Waffendienste  verpflichtet  und  auf  den  Ertrag  ihrer  Landgüter,  diese 
dagegen  auf  den  Gewinn  aus  Handel  und  Gewerbe  angewiesen  seien  ^^)  • 
Allein  auch  der  Adel  ertheilte ,  wo  er  konnte  und  durfte ,  Schank-, 
Schlacht-,  Back-  und  andere  Concessionen  für  gutes  Geld  an  seine 
Dorfunterthanen,  setzte  Handwerker,  ja  legte  sogar  auf  seinen  eignen 
Höfen  Brauereien  an ;  auch  er  also  bezog ,  wie  die  Städter ,  Gewinn 
aus  bürgerlichen  Gewerben.  \  402  erwarb  sogar  der  ^ehrbare^  Hans 
V.  Salza  von  dem  Rathe  zu  Lauban  die  Erlaubniss,  einen  Hof  in  dieser 
Stadt  zu  kaufen,  darin  allerlei  bürgerliche  Nahrung,  selbst  Kauf- 
mannschaft zu  treiben ,  Bier  zu  brauen ,  auch  ausländische  Biere  und 
Weine  zu  führen.  Andererseits  waren  auch  die  Bürger  wenigstens 
der  Sechsstädte  im  Waffendienst  keineswegs  unerfahren.  Nicht  bloss 
hinter  den  sicheren  Mauern  ihrer  Städte  pflegten  sie  sich  gegen  den 
Angriff  der  Feinde  zu  vertheidigen,  sondern  oft  genug  zogen  sie  selbst 
vor  feindliche  Festen ,  und  bei  jeder  vom  König  anbefohlenen  Heer- 
fahrt stellten  auch  sie  ihr  stattliches  Contingent  an  Kämpfern  zu  Fuss 
und  zu  Ross.  Ihre  Rathsherren  führten  dann  dasselbe  nicht  minder 
in  „blanken  Harnischen^  (^^^'l))  als^der  Adel  das  seinige.  Dazu  kam, 
dass  die  zahlreichen  Bürger ,  welche  Stadtvorwerke  besassen ,  genau 
ebenso  wie  der  Landadel,  auf  den  Ertrag  ihrer  Güter  angewiesen 
waren,  und  dass  diejenigen,  welche  Lehngüter  erworben  hatten,  in 
völlig  gleiche  Rechte  und  Pflichten ,  wie  der  Adel ,  traten.  Auch  sie 
hatten  jetzt  Lehnsdienst  zu  thun ,  standen  unter  Mannenrecht ,  konn- 
ten Schoppen  werden  im  Mannengericht ,  gehörten  zu  der  Mann- 
schaft des  Landes ,  und  dennoch  blieben  sie  zugleich  Bürger  ihrer 
Städte.  Wie  demzufolge  viele  Bürger  zugleich  Landsassen  wurden, 
so  wurden  auch  häufig  adliche  Landsassen  Bürger.  Die  Burg- 
mannen auf  den  Burglehen  zu  Budissin  und  Kamenz  zwar  standen 
nicht  unter  Stadtrecht.  Aber  schon  i^^^  heisst  Gregor  v.  Kopperitz, 
Besitzer  von  Schwarz-Nausslitz  und  Kubschitz,    ausdrücklich   civis 

^  ^dzen,  Brauen  und  (Bier-)  Sch&nken  lind  bürgerliche  N&hning,  darauf 
die  Stidto  gewidmet,  ausgesetzt  und  gebaut  sind,  gleishwie  der  Adel  auf  seine  Rit- 
terschaft, Zinse  und  Dien8te^  N.  Script,  rer.  lus.  IV.  237. 


56  I-  Abtheilung. 

Budissinensis.  In  Görlitz  war  „der  ehrbare  Mann^  Nicol.  v.  Maxen 
a.  d.  H.  Bullendorf  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  Bürger,  4409 
Scabinus,  4442  sogar  Bürgermeister.  Auch  die  Frentzel  v.  Königshain, 
obgleich  seit  4544  geadelt  und  Inhaber  einer  Menge  von  Landgütern, 
behielten  ihr  Görlitzer  Bürgerrecht  bei ,  und  grade  in  Görlitz  gab  es 
seit  Ende  des  45.  Jahrhunderts  ein  sehr  zahlreiches  geadeltes  Patri- 
ciat.  Ein  Conrad  Zeidler  v.  Rosenberg,  einem  alten  schlesischen  Adels- 
geschlecht angehörig,  wendete  sich  4380  nachLauban,  wo  er  ein 
Schankhaus  geschenkt  erhalten  hatte.  Hier  lebten  seine  Nachkommen 
bis  zu  ihrem  Erlöschen  (4722)  unter  dem  Namen  Zeidler  als  einfache 
Bürger.  Auch  ein  Caspar  v.  GersdorfT  war  4  402  Bürgermeister  zu 
Lauban.  In  Zittau  besassen  gegen  Ende  des  44.  Jahrhunderts  die  v. 
Stewitz  auf  Grosshennersdorf  und  Wittchendorf  und  ebenso  die  v. 
Kyaw  auf  Hainewalde  städtische  Grundstücke.  Nach  dem  Pönfalle 
(4547}  aber  setzten  die  königlichen  Commissare  grade  in  dieser  Stadt 
ein  fast  durchgehend  adliches  Sfadtregiment  ein ,  bestehend  aus  den 
bisherigen  Rathsherren  Conrad  Nesen  (geadelt  4542)  und  Nicolaus  v. 
Domspach ,  sowie  aus  den  bisher  als  Privatleute  daselbst  lebenden 
Joh.  V.  Hoberg ,  Aug.  v.  Kohio  und  Hans  v.  Eisersdorf.  Und  grade 
diese  adlichen  Rathsherren  vertraten  in  jenen  schweren  Zeiten  die 
städtischen  Interessen  gegenüber  der  damals  allerdings  feindlichen 
Ritterschaft  und  gegenüber  dem  erzürnten  König  mit  der  grössten 
Kraft  und  Würde. 

Die  freundnachbarlichen  Beziehungen  zwischen  dem  Patriciat  der 
Sechsstädte  und  dem  umwohnenden  Landadel  gestalteten  sich  noch  in- 
timer durch  zahlreiche  Wechselheirath en.  So  hatte  der  ebener- 
wähnte Greg.  V.  Kopperitz  (vor  4  330)  seine  Tochter  verheirathet  an  den 
BudissinerBürger  Joh.  Bär  (Ursus),  ein  Siegfr.  v.  Gersdorff  (vor  4  338] 
die  seinige  an  den  Görlitzer  Bürger  Kukinsack,  ein  andrer  v.  Gersdorff 
(vor  4  440)  die  seinige  an  Hans  Heller  ebenfalls  in  Görlitz.  Von  den  Töch- 
tern des  Rentsch  v.  Luttitz  auf  Milstrich  hatte  die  eine  einen  gewissen 
Schwarznickel ,  die  andere  Lorenz  Bembruch,  beides  Kamenzer  Bür- 
ger^ zu  Männern  (vor  4  525) .  Auch  Conr.  v.  Kyaw  auf  Hainewalde  hatte 
zur  Frau  die  Tochter  des  Zittauer  Bürgers  Joh.  Becherer  (vor  4386) . 

Auf  freundschaftlichen  Verkehr  mit  den  Städtern  war  aber  der 
Landadel  auch  angewiesen  sowohl  in  geschäftlicher,  als  in  gesel- 
liger Hinsicht.  Aus  der  Einsamkeit  seines ,  vielleicht  noch  dazu 
wendischen  Dorfes  sehnte  sich  der  Rittersmann  gelegentlich  nach 
einer  Abwechslung,  nach  einem  fröhlichen  Tage.  Den  aber  fand  er 
schwerlich  auf  den  adlichen  Nachbarhöfen ,  wo  meistens  Schmalhans 


-„"^ — «-- 


y.  Der  Adel  und  die  Städte.  57 

Küchenmeister  war,  sicher  dagegen  in  der  nächsten  grösseren  Stadt. 
Dort  erledigte  er  zuerst  seine  etwaigen  Einkäufe  und  Geschäfte,  dann 
aber  zechte  er  mit  den  wohlhabenden  Kauf-  und  Handelsherren  oder 
den  wohlweisen  Herren  des  Raths  im  Rathskeller,  und  war  er  gar 
eine  irgend  angesehene  Persönlichkeit ,  so  wurde  er  von  diesen  ^ge- 
ehrt mit  Bier  und  Wein^,  vielleicht  sogar  ^gelöst  aus  der  Herberge^. 
Wünschte  aber  der  Adel  einmal  ein  grösseres  geselliges  Vergnügen 
zu  geniessen,  z.  B.  eins  der  beliebten  Schiessen,  so  bat  er  die  Bürger 
der  nächsten  Stadt,  eins  zu  veranstalten  auf  ihrer  Schiesswiese.  Dann 
schössen  die  Bürger  und  Ritter  selbander  um  einen  silbernen  Becher 
oder  um  einen  fetten  Ochsen  und  tranken  sich  zuletzt  brüderlich 
einen  guten  Rausch.  So  ward  1529  auf  Veranlassung  des  Casp.  v. 
Kottwitz  auf  Obenillersdorf  zu  Zittau  ein  Ochse  ausgeschossen,  so 
1528  ebendaselbst  von  Burggraf  Nicol.  v.  Dohna  auf  Grafenstein  ein  i 
grosses  Vogelschiessen  abgehalten,  an  dem  viel  böhmischer  und  sohle-  l 
sischer  Adel  theilnahm.  So  erwarb  sich  Ulrich  v.  Schaffgotsch  auf 
Greifenstein  4490  in  einem  Schiessen  zu  Lauban  einen  silbernen 
Becher  und  schrieb  1510  an  den  dasigen  Rath;  er  möge  doch  bald 
wieder  ein  Schiessen  um  einen  Ochsen  anrichten:  „Will  auch  mit 
etlicher  Gesellschaft  hinkommen  und  ziemliche  Freude  geniessen 
helfen  und  einen  guten  Trunk  thun ,  dass  einem  die  Stime  glüht". 
Dafür  lud  auch  seinerseits  der  Landadel  die  Städter  zu  seinen  Festen,  * 
als  Hochzeiten,  Kindtaufen,  zu  Einkleidungen  von  Töchtern,  die  den 
Schleier  nahmen  etc.  Und  jedesmal  brachten  dann  die  Rathsherren 
eine  Ehrengabe  mit,  ein  Fass  Bier,  ein  „Legel  Malvasier",  oder  ein 
Stück  Wild.  So  verkehrte  denn  in  der  Regel  Adel  und  Bürgerthum  in 
cordialster  Weise  auf  dem  Pusse  socialer  Gleichstellung  miteinander. 
Aber  auch  die  politischen  Interessen  beider  gingen  viel- 
fach Hand  in  Hand.  W^enn  ein  Rittersmann  auf  seinem  Hofe  von 
einem  muthwilligen  Fehder  bedroht  oder  überfallen  wurde,  so 
schickte  er  eiligst  an  den  Rath  der  nächsten  Stadt  um  schleunige 
Hülfe.  Und  da  jede  Unsicherheit  der  Strassen  den  Handel  der  Sechs- 
städte  gefiihrdete,  so  pflegte  in  solchen  Fällen  der  Rath  sofort  reissige 
Bürger  unter  Führung  einiger  Rathsherren  zu  entsenden,  um  „den 
Strassenplacker*^  zu  fangen  oder  doch  zu  vertreiben.  Drohte  da- 
gegen einer  Stadt  von  aussen  her  plötzliche  Gefahr,  so  liess  der 
Rath,  und  war  es  auch  bei  Nacht,  sofort  „die  Aeltesten  der  Mann- 
schaft^ zu  sich  entbieten  und  „redete  mit  ihnen  heimlich  von  des 
Landes  Geschäften*^.  Dann  nahm  der  Rath  wohl  auch  zahlreiche 
Adliche  in  seinen  Sold  und  sendete  dieselben  nebst  der  jungen  Mann- 


58  I-  Abtheilang. 

Schaft  der  Bürger  „auf  die  Spähe^  oder  „auf  die  Hut^ ,  bald  in  die 
Gdrlitzer  Heide,  bald  an  die  böhmische  Grenze.  Oder  wenn  ein 
Landvoigt  die  Landesprivilegien  nicht  respektirte,  dann  beriethen 
Mannschaft  und  Städte  gemeinsam,  wie  sie  am  besten  Beschwerde 
fuhren  möchten  bei  dem  König.  Oder  endlich  wenn  der  König  selbst 
dem  ganzen  Lande  Oberlausitz  eine  Bern  oder  Bete  auferlegte, 
dann  ritten  Abgeordnete  von  Land  und  Städten  selbander  nach  Prag, 
um  bei  den  königlichen  Käthen  daselbst  wenigstens  etwas  abzu- 
handeln von  der  unliebsamen  Steuer.  Wie  aber  auch  die  Regierung 
das  Bürgerthum  gleich  hochachtete  wie  den  Adel,  geht  z.  B.  auch 
daraus  hervor ,  dass  sie  zweimal  Görlitzer  Bürger,  Ulmann  aus  der 
Münze  (1368—69)  und  Heinrich  Steinrücker  (1376—77)  zu  interimi- 
stischen Verwesern  der  Oberlausitzer  Landvoigtei  ernannte.  Dann 
also  hatte  ein  Bürger  den  Adlichen  im  Namen  des  Landesherm  Lehn 
zu  ertheilen  und  alle  sonstigen  Befugnisse  der  landesherrlichen  Ge- 
walt zu  üben;  dann  war  ein  Bürger  seiner  Stellung  und  seinem 
Range  nach  die  erste  Persönlichkeit  im  Lande. 


Freilich  traten  bisweilen  auch  schlimme  C  o  1 1  i  s  i  o  n  e  n  ein  zwi- 
schen den  beiderseitigen  Interessen.  In  solchen  Fällen  aber  be- 
kämpften einander  ja  auch  sonst  Fürst  und  Fürst ,  Ritter  und  Ritter, 
Stadt  und  Stadt.  In  der  Oberlausitz  dagegen  ist  es  glücklicher 
Weise  zwischen  Adel  und  Städten,  als  den  beiden  Ständen  des 
Landes,  niemals  zum  wirklichen  blutigen  Kampfe ,  sondern  nur  zu 
langen,  fast  50jährigen,  allerdings  mit  vieler  Erbitterung  geführten 
Prozessen  gekommen,  die  übrigens  niemals  rechtlich  ausgetragen^ 
sondern  nur  durch  einen  Gewaltakt  entschieden  worden  sind.  —  Dies 
ist  die  eigentliche  Bedeutung  des  auch  von  uns  schon  so  oft  erwähnten 
Pön falls  vom  Jahre  1547, 

Sieht  man  von  unbedeutenden  Streitigkeiten  Einzelner  ab,  so 
nahm  zum  ersten  Male  im  zweiten  Viertel  des  14.  Jahrhunderts  das 
gesammte  Bürgerthum  des  Landes  gemeinsam  und  entschieden  wenig- 
stens gegen  einen  zahlreichen  Theil  des  Adels  Stellung.  Das  Land 
stand  damals  halb  unter  König  Johann  von  Böhmen,  halb  unter  Herzog 
Heinrich  von  Jauer.  Keiner  von  beiden  residirte  im  Lande;  sonst 
wäre  wohl  nicht  anfangs  der  Uebermuth  des  Adels,  sodann  die  Macht 
der  Städte  so  hoch  gestiegen.  Die  Landvoigte  beider  Fürsten  aber 
vermochten  nichts  gegen  diejenigen  Adlichen,  welche  im  trotzigen 
Gefühl  ihrer  Kraft  und  im  Bewusstsein  ihrer  Sicherheit  hinter  den 
starken  Mauern  ihrer  Burgen,  ihr  Ritterthum  auf  der  Landstrasse,  als 


y.  Der  Adel  nnd  die  Städte.  59 

Ritter  vom  Stegreif,  zu  erweisen  suchten.  Sie  lauerten  den  mit 
werthvollem  Kaufmannsgut  beladenen  Wagen  auf,  nahmen  die  Fuhr- 
leute gefangen  oder  erschlugen  sie  und  schleppten  den  Raub  mit  sich 
fort  auf  ihre  Burgen  oder  in  ihre  festen  Höfe.  So  wurden  nicht  bloss 
die  Oberlausitzer  Handelsleute  in  ihrem  Eigenthum  schwer  beschä-* 
digt,  sondern  der  gesammte  Handeisverkehr  auf  der  uralten,  von 
Thüringen  undMeissen  nach  Schlesien  führenden  „königlichen  Strasse^ 
(via  regia)  in  Frage  gestellt.  Jede  einzelne  der  fünf  in  der  damaligen 
Oberlausitz  bestehenden  freien  oder  königlichen  Städte  war  machtlos 
gegen  solche  Strassenräuberei.  That  sie  auch  die  Frevler  in 
die  Acht,  so  hüteten  sich  dieselben,  grade  diese  Stadt  zu  betreten, 
und  rächten  sich  überdies  für  die  Aechtung  durch  Einfälle  in  die 
Stadtgüter,  wo  sie  raubten,  brannten,  mordeten.  Da  schlössen  jene 
fünf  Oberlausitzer  Städte  Budissin ,  Görlitz ,  Lauban ,  Löbau,  Kamenz 
und  das  bis  dahin  ganz  zu  Böhmen  gehörige  Zittau  im  Jahre  1346  ein 
sogenanntes  Achtsbündniss  des  Inhalts,  dass,  wer  in  einer 
dieser  sechs  Städte  mit  Recht  geächtet  sei,  auch  in  allen  übrigen 
als  Aechter  betrachtet  werden  solle,  und  dass,  wenn  eine  Stadt  einen 
solchen  Aechter  verfolge,  die  übrigen  ihr  beistehen  sollten  gegen  die 
Festen  und  Burgen ,  in  denen  die  Verbrecher  wohnten  oder  gehauset 
würden.  Der  damalige  Landvoigt  Hans  v.  Worganowitz  selbst  hatte 
den  Städten  dazu  »gerathen  und  geheissen.'^ 

Dies  Sechsstädtebündniss  ist  das  epochemachendste  Er^^ 
eigntss  für  die  innere  Geschichte  der  Oberlausitz.  Einmal  wurde 
infolge  desselben  die  Stadt  Zittau  sammt  ihrem  Weichbild  mit  ihren 
wesentlichsten  Interessen  an  die  Oberlausitzer  Städte  geknüpft  und 
bald  ganz  zu  der  Oberlausitz  gerechnet.  Sodann  ward  jenes  Bund- 
niss  der  Grundstein ,  auf  welchem  sich  in  schnellem  Wachsthum  der 
mächtige  Bau  des  Oberlausitzer  Städtethums  erhob.  Bei  einer  per- 
sönlichen Anwesenheit  im  Lande  (4355)  ermunterte  nämlich  Kaiser 
Karl  lY.  nicht  nur  selbst  den  Bund  der  Sechsstädte  zur  energischen 
Ausführung  der  von  ihnen  schon  gefällten  Achtsentenzen,  d.  h.  „zum 
Brechen  und  Verbrennen  schädlicher  Höfe  und  Festen",  son- 
dern ertheiite  demselben  zugleich  für  die  Zukunft  die  weitgehend- 
sten Befugnisse.  Wenn  Höfe  oder  Festen  „kundlich  beschuldigt 
würden  böser  Sachen  und  Dinge",  so  sollten  die  Städte  dieselben 
^von  seinetwegen  brechen  und  verbrennen,  gleich  als  ob  er 
selbst  gegenwärtig  wäre".  Wer  solche  schädliche  Höfe  oder  Festen 
den  Städten  auf  deren  Begehr  nicht  ausantworte,  über  den  sollte  der 
Bund   nicht  bloss  der  Städte,    sondern   auch  „des  Königs  Acht" 


60  I-  Abtheiltmg. 

verhangen  dürfen.  Die  also  gebrochenen  Festen  sollten  nicht  wieder 
aufgebaut,  von  jetzt  ab  überhaupt  gar  keine  neuen  Festen  (d.  h.  Bur* 
gen)  im  Lande  aufgeführt  werden,  sondern  bloss  „Burgfriede^  auf 
ebener  Erde  ohne  Graben.  Wer  aber  infolge  des  Brechens  solcher 
Festen  oder  Höfe  einen  Rechtsanspruch  an  die  Städte  zu  haben  ver- 
meine, der  solle  seine  Klage  anbringen  bei  dem  Richter  der  betreifen- 
den Stadt,  und  die  Klage  solle  entschieden  werden  nach  dem  Rechte 
dieser  Stadt.  Alle  königlichen  Yoigte  und  Beamte  sollten  den  Städten 
in  all  diesen  Stücken  mit  Treu  und  Fleiss  behülflich  sein. 

Durch  dieses  merkwürdige  Privilegium  verlieh  der  Kaiser  dem 
Bunde  der  Sechsstadte  eine  Machtbefugniss ,  welche  der  des  Land- 
voigts gleichkam,  ja  dieselbe  noch  übertraf.  Er  setzte  das  Bürger- 
thum  zum  Hüter  des  Rechtes  und  Gesetzes,  des  Friedens 
und  der  Ordnung  im  ganzen  Lande ;  er  gab  ihm  die  Vollmacht,  sogar 
des  Königs  Acht  auszusprechen  über  jeden,  der  den  Anordnungen 
der  Städte  in  Betreff  der  Aechter  nicht  folgeleistete,  und  diese  Acht 
auch  sofort  „in  des  Königs  Namen^  zu  vollstrecken.  Er  machte  also 
die  Bürger  dem  Adel  gegenüber  zu  Klägern,  Richtern  und  Strafvoll- 
streckern in  einer  Person.  Wohl  musste  es  damals  schlimm  um  Recht 
und  Gesetz  im  Lande  gestanden  haben;  ein  nach  der  Oberlausitz 
gesendeter  königlicher  Commissar  berichtete  noch  1 357  dem  Kaiser, 
„dass  so  viele  Morde  und  Todtschlage  geschehen  seien  an  unschul- 
digen Leuten  sonderlich  darum ,  dass  man  von  wegen  solcher  Todt- 
schlage nicht  habe  gerichtet  nach  dem  Gewissen  mit  dem  Rechte,  wie 
man  billig  sollte  gethan  haben^.  Jedenfalls  also  hatten  die  adlichen 
Schoppen  im  Landgericht  über  adliche  Rauber  und  Mörder  nicht  nach 
der  Strenge  des  Gesetzes,  sondern  nach  Ansehen  der  Person  ge- 
richtet. 

Diese  Gewalt,  über  des  Mordes  und  der  Strassenräuberei  bezich- 
tigte Personen  sofort  zu  richten  und  dieselben  zu  schleunigster  Bestra- 
fung zu  bringen,  glich  der  eines  ausserordentlichen  Gerichts.  Darum 
nannte  man  sie  in  derOberlausitz  dasFehmgericht,  dasFehm- 
ding,  den  Fehm,  auch  den  Landfrieden.  Mit  dem  westphalischen 
Fehmgericht  hatte  das  Oberlausitzer  nichts  gemein,  als  den  letzten 
Endzweck,  die  Ahndung  von  Verbrechen,  für  welche  die  ordentlichen 
Gerichte  nicht  ausreichten.  Abgehalten  vnirde  dasselbe  anfangs,  so 
oft  nöthig,  auf  den  von  den  Sechsstadten  veranstalteten  Stadtetagen. 
Jedenfalls  bildeten  hier  die  Abgeordneten  der  Städte  selbst  das  Ge- 
richt. Gegen  Ende  des  44.  Jahrhunderts  aber  gewahren  wir  eine 
ganz  andere  Zusammensetzung  des  Oberiausttzer  Fehmgerichts.  Seit- 


V.  Der  Adel  und  die  Städte.  6 1 

dem  ward  es  gehegt  von  einem  adlichen  Pehmrichter  unter  Beisitz 
zweier  adlicher  und  mehrerer  städtischer  FehmschOppen.  Mancherlei 
Andeutungen  lassen  darauf  schliessen,  dass  ihm  die  Städte  selbst 
diese  veränderte  Form  gaben.  Unbedingt  lag  fttr  den  gesammten  Adel 
des  Landes  etwas  Verletzendes  darin ,  dass  dieses  ausserordentliche 
Gericht,  dessen  Spilze  doch  wesentlich  gegen  die  heimische  Ritterschaft 
gerichtet  war,  abgehalten  ward  ohne  alle  Zuziehung  des  Adels.  Um 
letzteren  nicht  nur  zu  versöhnen ,  sondern  sogar  in  ihr  eigenes  Inter- 
esse zu  ziehen,  wählten  daher  die  Städte  jetzt  einen  aligemein  ge- 
achteten Adlichen  zum  Fehrorichter  und  Hessen  denselben  nun  mit 
einem  gemischten  Collegium  adlicher  und  städtischer  Schoppen  in 
allgemein  üblicher  Form  das  Gericht  abhalten.  So  erschien  jetzt  das 
Gericht  selbst  als  bei  weitem  unparteiischer;  so  fand  jetzt  die  Voll- 
streckung seiner  Urtheile  selbst  bei  alle  den  Adlichen,  die  auf  Gesetz 
und  Ordnung  hielten ,  bereitwilligere  Unterstützung;  so  ward  das 
Gericht  ^gestärkt^,  und  dennoch  blieb  die  Handhabung  desselben, 
wie  es  Kaiser  Karl  IV.  bestimmt ,  in  den  Händen  der  Sechsstädte.  — 
Der  erste  dieser,  wie  es  scheint  auf  Lebenszeit,  von  den  Städten  er- 
nannten Fehrorichter  war  Czaslaus  v.  Gersdorff  auf  Beimannsdorf 
(1390),  dann  Heinrich  Schaff  auf  Särchen  (U09) ,  endlich  (U49) 
Xicolaus  Voigtländer  v  Gersdorff  auf  Friedersdorf  an  der  Lands- 
krone. 

Mit  Beginn  der  hussitischen  Wirren  in  Böhmen  traten  auch  in 
der  Oberlausitz  andere  Interessen  in  den  Vordergrund.  Seitdem  ver- 
schwindet das  Fehmgericht.  Aber  die  vom  Kaiser  selbst  den  Städten 
verliehene  Gewalt,  die  rücksichtslose  Vollstreckung  der  von  ihnen 
i;eiälUen  Achtsurtheile ,  die  glückliche  Niederlegung  einer  Menge 
adlicher  Raubburgen  sowohl  im  Lande  selbst ,  als  in  den  Nachbar- 
ländern hatte  die  Corporation  der  Sechsstädte  zu  einer  dem  Adel 
völlig  ebenbürtigen  Stellung  im  Lande  emporgehoben.  Seitdem 
bildeten  die  Sechsstädte  den  zweiten  politischen  Stand  im 
Lande.  Wie  der  Adel  seine  speciellen  Angelegenheiten  auf  beson- 
deren (Adels-)  Tagen,  so  verhandelten  nun  auch  die  Städte  die 
ihrigen  auf  besonderen  Städtetagen.  Auch  auf  den  allgemeinen 
Landtagen  berieth ,  wie  oben  dargestellt  (S.  38) ,  zuerst  jeder  Stand 
für  sich  allein.  Und  da  es  somit  nur  zwei  Stimmen  (S.  S5) 
gab,  so  konnte  ohne  gütliche  Einigung  kein  Landtagsbeschluss  zu 
Stande  gebracht  werden.  Auch  in  dem  mit  den  Landtagen  zusam- 
menhängenden Gericht  von  Land  und  Städten  oder  Judicium  ordi- 
narium,  dem  obersten  Gerichtshofe  des  ganzen  Landes  (S.  37)^  be- 


62  I-  Abtheilung. 

haupteten  fortan  die  Städte  gleichen  Sitz  und  Stimme  neben  dem 
Adel.  

Nach  dem  endlichen  Abschluss  der  hussitischen  Unruhen  durch 
den  Frieden  von  Olmtttz  (4479)  folgte  für  Böhmen  und  seine  Neben- 
länder  eine  Zeit  äusseren  Friedens.  Allerorten  erholten  sich  die 
Städte  durch  ihren  Handel  und  ihre  Gewerbe  von  den  enormen  Ver- 
lusten, welche  der  Krieg  mit  sich  gebracht,  schneller,  als  der  Adel, 
der  infolge  der  Verwüstung  seiner  Höfe  und  Dörfer  immer  tiefer  in 
Schulden  gerieth,  immer  mehr  verarmte.  Mit  ihrem  Gelde  und  Credit 
erwarben  jetzt  die  Städte  ein  Gut  nach  dem  andei*n  von  armen 
Adlichen,  wussten  sich  auch  in  der  königlichen  Kanzlei  erst  zu  Ofen, 
dann  wieder  zu  Prag  ein  wichtiges  Privilegium  nach  dem  anderen  zu 
verschaffen.  Auch  an  Bildung  überflügelte  das  BUrgerthum  das  da- 
mals ganz  besonders  rohe  und  verwilderte  Ritterthum,  und  bald  er- 
zeugten die  in  den  Städten  schnelleren  und  leichteren  Eingang  fin- 
denden reformatorischen  Ideen  des  46.  Jahrhunders  daselbst  allseitig 
ein  frischeres  Leben,  ein  höheres  geistiges  Streben.  So  erlangten 
denn  gerade  in  dieser  Epoche  die  Städte  in  jeder  Hinsicht  ein  ent- 
schiedenes Uebergewicht  über  den  Adel.  Vergebens  w^ehrte  sich 
der  letztere  dagegen  und  suchte  ersteren  die  erworbenen  Rechte 
streitig  zu  machen.  So  entbrannten,  wie  in  allen  Ländern  der  böh- 
mischen Krone ,  so  auch  in  der  Oberlausitz  erbitterte  Kämpfe  zwi- 
schen den  rivalisirenden  Ständen.  Es  war  der  Culturkampf  der  neue- 
ren Zeit  mit  dem  niedergehenden  Mittelalter. 

Es  waren  besonders  drei  Punkte,  um  welche  man  sich  hier  Jahr- 
zehnte hindurch  stritt :  4 )  die  Ausübung  der  Obergerichtsbar- 
keit, %]  die  sogenannte  Mitleidung  und  3]  die  Bierfuhre. 
Selbstverständlich  vermögen  wnr  diese  Streitpunkte  und  den  Gang 
des  Streites  an  dieser  Stelle  nur  kurz  zu  skizziren. 

Gegen  Ende  des  45.  Jahrhunderts  besass  das  Stadtgericht  zu 
Kamenz  die  Obergerichtsbarkeit  nur  über  die  Bürger  der  Stadt  ; 
das  zu  Löbau  dagegen  auch  über  die  gesammte  Bauernschaft  des 
Weichbildes ,  das  zu  Budissin  wenigstens  über  die  Bauern  auf  den 
Stadtdörfem  und  sogar  über  Ritterbürtige  (und  deren  Bauern)  wenn 
dieselben  innerhalb  der  Stadt  oder  deren  Flurzäunen  auf  hand- 
hafter That  ergriffen  wurden.  Noch  weiter  gingen  die  Befugnisse 
der  städtischen  Gerichte  zu  Lauban  und  zu  Zittau.  Diese  beiden 
Städte  hatten  die  Voigtei  innerhalb  ihrer  Weichbilde  sammt  allen 
dazu  gehörigen  Rechten  und  Einkünften  an  sich  gebracht.    Seitdem 


V.  Der  Adel  und  die  Städte.  63 

hatte  Dicht  bloss  die  gesammte  Bauernschaft ^  sondern  auch  die  Ritter- 
schaft vor  den  dasigen  Stadtgerichten  Recht  zu  nehmen  und  zu  leiden. 
Noch  anders  standen  die  Dinge, zu  Görlitz.  Vor  das  dasige  Gericht 
gehörten  ausser  allen  Rechtssachen  der  Bürger  und  der  Bauern  auf 
den  zahlreichen  Stadtdörfem  auch  alle  Streitsachen  zwischen  Bürgern 
der  Stadt  und  Bauern  im  ganzen  Weichbild ,  femer  alle  Falle ,  wo 
Rittermassige  oder  deren  Diener  und  Bauern  innerhalb  der  Flurzaune 
der  Stadt  auf  handhafter  That  ergriffen  wurden.  Infolge  eines  merk- 
würdigen Privilegiums  vom  Jahre  4303  sollten  aber  auch  alle  Ver- 
gehen wiegen  „Mord,  Raub,  Brand,  Diebstahl,  Lahmde,  Yerratherei  und 
alle  sonstigen  grösseren  [d.  h.  Criminal-]  Sachen",  die  irgendwo  im 
Weichbild,  gleichviel  ob  von  Bürgern,  Bauern  oder  Ritterbürtigen 
verübt  würden ,  von  den  Schoppen  des  stadtischen  Gerichts  abgeur- 
theilt  werden.  Zwar  sollte  im  letzteren  Falle  eigentlich  der  Land- 
voigt selbst  das  Gericht  hegen.  Seitdem  es  aber  keinen  besonderen 
Landvoigt  von  Görlitz  mehr  gab,  führte  auch  in  diesen  Griminal- 
sacheh  der  Ritterschaft  und  Bauernschaft  den  Vorsitz  der  'stadtische 
Richter.  So  hatte  denn  die  Stadt  Görlitz  ebenfalls  (wie  Lauban  und 
Zittau)  fast  die  gesammte  Rechtspflege  im  W' eichbild  an  sich  gebracht 
und  besass  zumal  in  der  ihr  ausschliesslich  übertragenen  Criminal- 
gerichtsbarkeit  eine  furchtbare  Waffe  gegen  den  Adel.  Diese  Crimi- 
minaljustiz  aber  handhabte  der  Rath  nur  im  Auftrag  und  Namen 
des  Landesherm.  Alle  daraus  fliessenden  Bussen  und  Sportein  wur- 
den treulich  nach  Budissin  an  den  Landvoigt  abgeliefert  für  die 
königliche  Kammer.  Darum  bezeichnete  der  Rath  aber  auch  diese 
seine  Criminalgerichtsbarkeit  als  das  königliche  Gericht  oder 
als  die  königlichen  Obergerichte  und  den  stadtischen  Richter 
als  den  königlichen  Richter.  Die  Stadt  hatte  von  der  Handhabung 
dieser  Criminaljustiz  in  ihrem  Weichbild  in  der  That  keineswegs, 
wie  dies  bei  den  übrigen  Städten  der  Fall  war,  pekuniären  Gewinn, 
vielmehr  mannigfache  Kosten.  Aber  mit  der  Firma  „des  königlichen 
Gerichtes"  konnte  nun  der  Rath  sich  decken  gegen  alle  etwaigen  Be- 
schwerden über  zu  weit  ausgedehnte  Gerichtsgewalt,  indem  er  sofort 
erklarte ,  er  dürfe  den  königlichen  Regalien  nichts  vergeben ;  über 
diese  habe  nur  der  König  selbst  zu  entscheiden.  Dadurch  wurden 
derartige  Beschwerden  an  den  königlichen  Hof  ven^iesen ,  und  dort 
durfte  der  Rath  darauf  rechnen,  seine  wirklichen  oder  vermeintlichen 
Rechte  «ur  Geltung  zu  bringen.  Nicht  minder  aber  durfte  er  hoffen, 
bei  allen  derartigen  Beschwerden  auch  den  Landvoigt  auf  seiner 
Seite  zu  haben ;  denn  wnirden  die  Befugnisse  des  Gerichts  zu  Görlitz 


64  I-  Abtheilang. 

beschickt,  so  minderten  sich  auch  die  an  den  Landvoigt  abzuliefern- 
den Erträgnisse  desselben.  Darum  wies  der  Rath  sogar  das  ihm  von 
den  königlichen  Rflthen  zu  Prag  wiederholt  gemachte  Anerbieten,  das 
königliche  Gericht  zu  Görlitz  sammt  all  seinen  Revenuen  vom  Fiskus 
für  die  Stadt  zu  kaufen,  beharrlich  zurück.  So  bewahrte  er  den 
Schein  völliger  üneigenntttzigkeit  und  begnügte  sich  mit  der  Macht, 
welche  ihm  die  Handhabung  und  der  Schutz  dieses  königlichen  Ge- 
richts über  alle  Bewohner  des  Weichbildes  verlieh. 

Solche  Gerichtsgewalt  der  Bürger  über  den  Adel  musste  zu 
Conflikten  aller  Art  und  endlich  zu  allgemeiner  Erbitterung  gegen 
die  Städte  führen.  Wie  Görlitz  die  ihm  zustehende  Gewalt  am 
rücksichtslosesten  übte,  so  richtete  sich  auch  besonders  gegen  diese 
Stadt  der  Hass  des  Adels.  Der  dasige  Rath  verlangte,  dass  jede 
im  Weichbild  etwa  gehauene  Wunde,  noch  ehe  sie  verbunden ,  den 
Schoppen  zu  Görlitz  gezeigt  werde,  damit  diese  feststellen  könnten, 
ob  dieselbe  „Lähmde'^  sei  oder  wenigstens  ,.sich  zur  Lähmde  neige^; 
in  beiden  Fällen  nämlich  gehörte  die  gerichtliche  Untersuchung  des 
Vergehens  nicht  vor  das  adliche  Patrimonialgericht ,  sondern  vor  das 
^königliche  Gericht**.  Er  verlangte,  dass  jeder  etwa  im  Weichbild 
aufgefundene  Leichnam  liegen  bleibe,  bis  auf  die  sofort  zu  erstat- 
tende Anzeige  das  Görlitzer  Gericht  sich  überzeugt  habe,  ob  hier  ein 
^Mord"  vorliege.  Wagte  es  dagegen  ein  Gutsbesitzer,  einen  im  Be- 
reich seiner  Flur  aufgefundenen  Leichnam  durch  seine  Dorfgerichte 
aufheben  zu  lassen ,  und  wäre  es  der  eines  augenscheinlich  ertrun- 
kenen Kindes ,  den  traf  sammt  Richter ,  Schoppen  und  ganzer  Dorf- 
gemeinde unfehlbar  die  Acht  der  Stadt  Görlitz ,  aus  der  man  sich  nur 
durch  schweres  Geld  wieder  „auswirken**  konnte.  Wer  aber  gar 
einen  Aechter  hausete,  ja  ihm  nur  gestattete,  in  sein  Heimathsdorf  zu 
kommen ,  und  wäre  es  auch ,  um  sich  mit  denen  zu  vergleichen ,  um 
deretwillen  er  geächtet  worden,  der  verfiel  nebst  Richter,  Schoppen 
und  ganzer  Gemeinde  der  ^schnellen  Acht". 

Besonders  häufig  waren  die  Conflikte  mit  den  Besitzern  von 
Herrschaften  innerhalb  des  Weichbilds  Görlitz .  Nach  altem  Her- 
kommen stand  diesen  innerhalb  ihrer  Herrschaft  die  Obergerichts- 
barkeit zu.  Allein  der  Rath  zu  Görlitz  erkannte  diese  Befugniss  ein- 
fach nicht  an,  sondern  nahm  die  Ausübung  der  Obergerichte  auch 
innerhalb  jener  Herrschaften  ausschliesslich  für  das  königliche  Ge- 
richt zu  Görlitz  in  Anspruch.  Und  als  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf 
Grafenstein,  welche  für  das  ihnen  gehörige  Radmeritz  nebst  Zu- 
behör die  Rechte  einer  Herrschaft  vom  König  erlangt  hatten,  zum 


y.  Der  Adel  und  die  Stttdte.  65 

Zeichen,  dass  sie  die  Obergerichtsbarkeit  daselbst  zu  üben  berechtigt 
seien,  einen  Galgen  errichteten,  so  sendete  (4494)  der  Rath  den 
königUchen  Richter  nebst  zahlreichem,  bewaffnetem  Gefolge  nach 
Radmeritz  und  liess  den  Galgen  umhauen. 

Seinerseits  aber  scheute  sich  der  Rath  keineswegs  vor  Ein- 
griffen in  fremde  Gerichtsbarkeit.  Zwei  des  Strassenraubes  ver- 
dächtige Edelleute,  Nicol.  v.  Tschimhaus  auf  Bertelsdopf  und  Friedr. 
V.  Wiedebach  (beide  Dörfer  bei  Seidenbei^  gelegen) ,  wurden  von 
den  Gdrlitzem  (U82)  bis  in  das  Stadtchen  Seidenberg,  ja  drttber  / 
hinaus  in  das  Gebiet  der  Herrschaft  Friedland  verfolgt.  Und  anstatt 
darauf  die  Gefangenen  ihrem  Lehnsherrn,  Ulrich  v.  Biberstein  auf 
Friedland,  zur  Aburtheilung  zu  übergeben ,  führte  man  sie  nach  Gör- 
litz und  hing  sie  bereits  am  nächsten  Morgen,  als  Edelleute  in  Roth 
gekleidet,  ^über  alle  anderen  Diebe  an  dem  oberen  Galgen^.  Ebenso 
liess  der  Rath  (4540)  infolge  eines  von  Heinrich  Kragen  verübten 
Strassenraubes  nicht  nur  Christoph  v.  Kottwitz  auf  Sänitz ,  welcher 
Kragen  vor  jenem  Raube  draussen  vor  seinem  Hofe  gespeist  hatte, 
sondern  auch  dessen  Bruder  Caspar  v.  Kottwitz  auf  Oberullersdorf, 
Lehnsmann  der  böhmischen  Herrschaft  Grafenstein,  bei  welchem  sich 
Kragen  aufhielt,  in  ein  und  derselben  Nacht  ergreifen  und  trotz  aller 
Fürsprache  bereits  am  dritten  Tage  darauf  zu  Görlitz  mit  dem 
Schwerte  hinrichten.  Nimmt  man  hinzu,  dass  selbst  der  Landvoigt 
(U87)  rügte,  der  Rath  zu  Görlitz  verfolge  allzustreng  und  lasse  „um 
leichtfertiger  Sachen  willen,  als  um  Raufen,  Wunden  und  schle<;hte 
Frevel^,  die  Thäter  sogleich  tödten,  so  begreift  man  völlig,  dass 
endlich  (1497)  die  gesammte  Mannschaft  des  Weichbilds  Görlitz  den 
Rath  wegen  der  Handhabung  der  Obergerichte  beim  König  ver- 
klagte. 

Hiermit  beginnen  die  seitdem  bis  4547,  also  genau  50  Jahre, 
fast  ohne  Unterbrechung  wahrenden  Prozesse  des  Adels  und  der 
Städte.  Nach  und  nach  nämlich  wurden  auch  die  übrigen  Sechsstädte 
in  den  Rechtsstreit  verwickelt.  Es  erfolgten  ^Sprüche^  der  Landes- 
herren zu  Gunsten  bald  der  Städte  (Spruch  Wladislai  von  4497),  bald 
des  Adels  (Spruch  zu  Kuttenberg  «4540).  Als  Görlitz  durch  Beste- 
chung der  königlichen  Räthe  eine  förmliche  „retractatio^  des  letz- 
leren erwirkt  hatte,  versuchte  der  Adel  gütliche  Vergleiche;  aber 
beim  Regierungsantritt  Ferdinands  I.  erhob  er  neue  Klage  gegen  die 
Städte.  Der  den  Städten  nicht  günstige  erste  Prager  Vertrag  (4530) 
wurde  von  ihnen  abermals  durch  Bestechung  beseitigt;  der  sehr 
verständig  abgefasste  zweite  Prager  Vertrag  (4534)  genügte   dem 

Kaotli«,  Oeich.  d.  OlMrl.  Adelt .  5 


66  I-  Abtheilung. 

Adel  nicht;  so  begann  aufs  neue  der  förmliche  Prozess  mit  Klage  und 
Antwort,  Duplik,  Triplik,  Quadruplik.  Auch  die  „decisio  Perdi- 
nandea^  von  4544  enthielt  hinsichtlich  der  Obergerichtsbarkeit  keine 
definitive  Entscheidung,  bestätigte  vielmehr  bis  auf  Weiteres  den 
Status  quo  ante,  ordnete  neue  thatsächliche  Ermittelungen  an,  ge- 
stattete neue  Beschwerden  an  den  neuen  Landvoigt  und  stellte  einen 
künftigen,  endgültigen  Spruch  des  Königs  in  Aussicht. 

In  diesen  Prozess  war  auch  eine  andere ,  schon  langst  zwischen 
Adel  und  Städten  schwebende  Streitfrage  hineingezogen  worden. 
Wie  bereits  oben  (S.  35)  erwähnt,  pflegten  die  von  böhmischen  Kö- 
nigen ausgeschriebenen  ausserordentlichen  Steuern  dem  Lande  in  der 
Form  einer  runden  Summe  auferlegt  zu  werden ,  deren  Repartition 
den  Ständen  des  Landes  selbst  überlassen  blieb.  In  der  Oberlau- 
sitz hatte  die  Landschaft,  d.  h/die  adlichen  Besitzer  von  Landgütern, 
zu  welcher  auch  die  geistlichen  Stifter  für  ihre  steuerpflichtigen 
Güter  gehörten,  bis  4474  merkwürdiger  Weise  nur  Y4  („den  vierten 
Pfennig'^) ,  seitdem  Y3  (,,den  dritten  Pfennig^)  der  auf  das  ganze  Land 
entfallenden  Steuersumme  zu  beschaffen  gehabt.  Man  bezeichnete 
das  Verhältniss  der  beiden  Stände  zur  gemeinsamen  Aufbringung  von 
Steuern  mit  dem  Ausdruck  „die  Quote".  Nun  waren  besonders  seit 
Ende  der  hussitischen  Wirren  sehr  viele  bisher  dem  Adel  gehörige 
Güter  in  den  Besitz  theils  der  Stadtcommunen,  theils  einzelner  Bürger 
übergegangen.  Dies  war  stets  mit  specieller  Bewilligung  des  Königs 
geschehen  und  mit  der  ausdrücklichen  Bestimmung ,  dass  die  Städte 
oder  ihre  Bürger  diese  Güter  nach  Stadtrecht  besitzen  sollten.  In- 
folge dessen  hielt  sich  jede  Stadt  für  berechtigt ,  auch  die  Bewohner 
dieser  Güter  zur  Aufbringung  des  auf  sie  entfallenden  Steuerantheils 
herbeizuziehen  oder  „mit  der  Stadt  leiden^  zu  lassen.  Hierdurch 
aber  wurde  die  Zahl  der  Güter,  welche  zusammen  den  auf  die  Land- 
schaft entfallenden  Steuerantheil  aufzubringen  hatten,  immer  kleiner, 
das  von  jedem  einzelnen  Gute  zu  entrichtende  Steuerquantum  also 
immer  grösser;  denn  „je  weniger  Landschaft ,  desto  mehr  Dienst.'* 
Darum  verlangte  der  Adel,  dass  alle  diejenigen  Güter,  welche  bisher 
mit  dem  „Lande"  gelitten  hätten,  dies  auch  dann  thun  sollten,  wenn 
sie  in  den  Besitz  der  Städte  oder  ihrer  Bürger  übergegangen  wären, 
d.  h.  dass  sie  für  alle  Zeit  „landmitleidend"  bleiben  sollten.  Auch 
hierüber  enthielten  daher  die  obener>vähnten  Sprüche  und  Ver- 
träge mehrfache  Bestimmungen;  aber  auch  die  decisio  Ferdinan- 
dea  von  4544  brachte  noch  keine  endgültige  Entscheidung.  Sie 
«teilte  nur  den  sehr  verständigen  Grundsatz  auf,  dass  die  in  Frage 


Y.  Der  Adel  und  die  Städte.  67 

stehenden  ausserordentlichen  Steuern  wirkliche  Vermögenssteuern 
sein  und  nach  dem  Princip  ^der  Gleichheit^  erhoben  werden  sollten. 
Der  König  ordnete  daher  eine  unparteiische  Taxation  aller  Güter,  so- 
wohl der  adlichen  und  geistlichen ,  als  der  städtischen  an  und  ver- 
langte, dass  die  Städte  ein  Verzeichjiiss  derjenigen  Güter  einreichen 
sollten,  die  sie  als  „£rt>güter^  zu  betrachten  sich  berechtigt  hielten. 
So  behielt  sich  der  König  auch  hierüber  die  endgültige  Entschei- 
dung vor.  —  Aliein  die  Stände  selbst  erzielten  noch  in  demselben 
Jahre  4544  hierüber  eine  gütliche  Einigung. '  Man  setzte  fest,  welche 
bis  jetzt  in  städtischen  Besitz  übergegangenen  Landgüter  „stadtmit- 
leidend^,  und  welche  ,,landmitleidend'^  sein  sollten,  und  bestimmte, 
dass,  was  von  den  Städten  etwa  künftig  noch  hinzugekauft  werde, 
landmitleidend  bleibe,  dass  aber,  wenn  eine  Stadt  stadtmitleidende 
Güter  an  Adliche  verkaufe,  sie  ebensoviel  wieder  zur  Stadtmitleiden- 
schaft hinzuerwerben  dürfe. 

Auch  über  die  Quote  verglich  man  sich  gütlich.  Trotz  aller 
an  die  Städte  übergegangenen  Landgüter  hatte  eine  schon  4537  vor- 
genommene Taxation  ergeben ,  dass  die  Güter  der  Landschaft  noch 
immer  4,600,000  Mark,  die  Grundstücke ,  welche  die  Bürger  theils 
innerhalb  ihrer  Städte,  theils  auf  dem  Lande  besassen,  zusammen  nur 
4,457,444  Mark  Werth  respräsentirten.  Infolge  dessen  erklärte  sich 
die  Landschaft  bereit ,  künftig  die  Hälfte  der  dem  ganzen  Lande  auf- 
erlegten  ausserordentlichen  Steuersummen^  übernehmen  zu  wollen. 
Diese  Form  der  Steuererhebung  ist  denn  auch  bis  4567  festgehal- 
ten worden,  wo  die  Bauchsteuer  eingeführt  d.  h.  die  Anzahl  der 
Rauchfänge  oder  Wohnungen  für  die  Bepartition  zu  Grunde  gelegt 
ward. 

Den  dritten  Streitpunkt  bildete  die  sogenannte  Bierfuhre. 
Das  Brauen  und  Ausschänken  von  Bier  galt  ursprünglich  als  ein 
ausschliesslich  bürgerliches  Gewerbe.  Am  liebsten  sahen  es  die 
Städte,  wenn  die  Landleute  selbst  in  die  Stadt  kamen  und  sich  da- 
selbst am  Biere  gütlich  thaten.  Die  meisten  der  Sechsstädte  hatten 
sich  daher  das  Meilenrecht  zu  erwerben  gewusst,  wonach  sie  das 
Recht  hatten,  innerhalb  einer  Meile  rings  um  die  Stadt  die  Errich- 
tung eines  Kretschams  oder  einer  Schänke  (ebenso  auch  die  Aus- 
übung irgend  eines  Handwerks)  ganz  zu  verbieten.  Jenseits  der 
Meile  durften  Kretschame  errichtet  und  für  die  Landleute  Bier 
geschänkt  werden,  und  es  fragte  sich  nur,  was  für  «welches,  ob  aus- 
schliesslich das  der  Weichbildstadt^  oder  auch  fremdes,  oder  endlich 
ob  die  Besitzer  der  einzelnen  Dörfer  selbst  Bier  brauen  und  dasselbe 


68  I*  Abtheilung. 

in  ihren  Kretschamen  ausschänken  lassen  durften.  Unter  den  Ober- 
laasitzer  Sechsstädten  erfreute  sich  Zittau  der  grtfssten  Berühmtheit 
seines  Bieres.  Dasselbe  wurde  daher  in  grossen  Quantitäten  auch  in 
das  Görlitzer  Weichbild  geführt.  Die  Stadt  Görlitz  aber  beanspruchte 
das  Verbietungsrecht  fttr  alles  ^fremde  Bier  innerhalb  ihres  ganzen 
Weichbildes.  So  gingen  hier  die  Beschwerden  des  GOrlitzer  Adels, 
der  besseres  Bier  trinken  wollte,  als  das  Görlitzer,  und  die  der 
übrigen  Sechsstädte,  welche  nach  wie  vor  ihr  Bier  auf  die  Dörfer  des 
Görlitzer  Weichbildes  zu  führen  wünschten,  Hand  in  Hand.  Eine 
Verordnung  König  Georgs  von  Böhmen  (4462)  setzte  fest,  dass  inner- 
halb zweier  Meilen  von  Görlitz  während  der  Wintermonate  nur  Gör- 
litzer Bier  getrunken  werden,  während  der  Sommermonate  aber  die 
Bierfuhre  frei  sein  solle ,  und  dass  der  Adel  für  seinen  Hausbedarf 
entweder  selbst  Bier  brauen  oder  fremdes  kaufen  könne,  aber 
während  der  Wintermonate  in  seinen  Kretschamen  nur  Görlitzer 
Bier  für  Geld  ausschänken  lassen  dürfe.  An  diesem  Spruche  König 
Georgs  hielt  nun  Görlitz  mit  rücksichtsloser  Strenge.  Wenn  daher 
ein  Kretschamer  innerhalb  der  Wintermonate  fremdes  9ier  schänkte, 
so  schickte  der  Rath  sofort  den  königlichen  Richter  und  Gewappnete 
zu  Fuss  und  Ross,  liess  die  Fässer  aufhauen  und  die  Schuldigen  in's 
Gefängniss  nach  Görlitz  abführen ,  oder  wenn  sie  flüchteten ,  sie  hei- 
schen und  ächten.  Dieselbe  Strafe  aber  wurde  meist  über  die  Guts- 
herren verhängt,  die  solchen  „Frevel^  geduldet.  So  führte  denn  schon 
seit  4489  der  Görlitzer  Adel  und  die  Städte  Zittau ,  Lauban  und 
Kamenz  gemeinsam  gegen  Görlitz  wegen  der  Bierfuhre  förmlichen 
Prozess,  der  durch  die  bekannte  Bierfehde  zwischen  Görlitz  und 
^tau  einen  um  so  erbitterteren  Charakter  annahm.  Im  Verlaufe  des 
Streits  ward  festgesetzt,  dass  alle  Städte  nur  innerhalb  des  Umkreises 
von  einer  Meile  das  Verbietungsrecht  für  fremdes  Bier  besitzen, 
dass  aber  Adliche  auch  innerhalb  dieser  Meile  für  ihren  Hausbedarf 
eignes  und  fremdes  Bier  gebrauchen ,  und  dass  die  nachweislich  mit 
Malz-,  Brau-,  Schank-  (Schlacht-  und  Back-)  Gerechtigkeit  versehenen 
Kretschame  fortbestehen  sollten.  —  Auch  in  Betreff  dieses  Streit- 
punkts entschied  die  decisio  Ferdmandea  nicht  definitiv,  sondern  ord- 
nete SpecificiruBg  der  etwaigen  Klagen  von  Seiten  der  Städte  gegen 
den  Landstand  an. 

So  war  denn  keiner  der  drei  Hauptstreitpunkte  endgültig  zu 
rechtlichem  Austrag  gekommen ,  als  der  Pönfall  —  sie  alle  zugleich 
erledigte. 


y.  Der  A4el  nad  die  Städte.  69 

Sofern  uns  auch  die  Absicht  liegt,  hier  eine  volistfindige  Ge- 
schichte'des  Pön falls  schreiben  zu  wollen,  so  sind  wir  doch  ge- 
ndthigt,  genauer  auf  dieselbe  einzugehen,  einmal  um  den  Antheil 
des  Adels  an  dem  über  die  Städte  verhängten  Strafgericht  darzuthun 
und  sodann  um  zu  zeigen ,  wie  sich  infolge  des  Pönfalls  die  Stellung 
des  Adels  zu  den  Stlldten  ganz  wesentlich  änderte. 

Als  Ende  des  Jahres  4546  der  Krieg  zwischen  dem  Schmal- 
kaldner  Bund  und  Kaiser  Karl  V.  sich  aus  Süddeutschland,  wo  er 
begonnen ,  in  die  sächsischen  Lande  zog ;  als  Kurfürst  Johann  Fried- 
rich von  Sachsen  seinen  Vetter  Herzog  Moritz  aus  den  Kurlanden  in 
das  Meissnische  zurückdrängte  und  sogar  in  die  zu  Böhmen  gehörige 
\iederlausitz  einrückte,  da  erliess  König  Ferdinand  von  Böhmen  (den 
U.  Januar  4547)  an  alle  seine  Unterthanen  ein  allgemeines  Aufgebot, 
„auf  zu  sein  gegen  den  Aechter  Johann  Friedrich ,  ehemals  Kur- 
fürst von  Sachsen,  bei  Vermeidung  eines  Pönfalls*^.  Die  böh- 
mische Landesordnung  bestimmte  nämlich ,  wenn  bei  einem  feind- 
lichen Einfall  in  die  böhmischen  Lande  jemand  sich  weigern  sollte, 
den  Feind  vertreiben  zu  helfen,  ^ein  solcher  solle  seiner  Ehre, 
Leibes  und  Gutes  verlustig  sein^.  Es  war  ein  schwerer  Conflikt 
zwischen  der  Pflicht  des  Gehorsams  gegen  den  Landesherm  und 
zwischen  der  eignen  religiösen  Ueberzeugung ,  worein  durch  jenen 
Befehl  auch  die  Oberlausitz  versetzt  wurde.  Die  Sympathien  des 
zum  bei  weitem  grössten  Theile  bereits  völlig  protestantischen  Landes 
waren  in  dem  ausgebrochenen  Kriege  auf  Seiten  der  Schmalkaldner 
Verbündeten  und  zumal  des  Kurfürsten  von  Sachsen,  als  des  Hauptes 
und  Hortes  des  deutschen  Protestantismus.  Ging  der  Kaiser  und  sein 
Bruder  aus  diesem  -ersten  Religionskriege  als  Sieger  hervor,  so  schiM 
die  Unterdrückung  des  Protestantismus ,  zunächst  in  deren  Erblän- 
dem,  in  sichere  Aussicht  gestellt.  Dennoch  bewilligten  beide  Stände 
der  Oberlausitz  ihrem  Könige  sofort  ein  Kriegscontingent ,  der  Adel 
1000  Mann  zu  Boss,  die  Städte  500  Mann  zuFuss,  und  zwar  beide 
auf  die  Dauer  von  zwei  Monaten.  Das  Fähnlein  der  Städte  rückte 
am  25.  Febr.  4547  in  der  Bichtung  nach  Dresden  aus,  um  zum  könig- 
lichen Heere  zu  stossen ,  und  von  diesem  Tage  an  seheint  die  zwei- 
monatliche Frist  gerechnet  worden  zu  sein,  für  welche  die  Städte 
ihre  Söldner  in  Pflicht  genommen  hatten.  Allein  diese  Frist  ging 
bereits  ziemlich  zu  Ende,  ohne  dass  es  zu  einer  entscheidenden 
Aktion  zwischen  dem  kurfürstlich  sächsischen  und  den  vereinigten 
büserlichen,  böhmischen  und  herzoglich  sächsischen  Truppen  ge- 
kommen wäre.     Da  fragten  denn  die   Städte  bei  dem  Amtshanpt- 


70  I-  AbtheiluDg. 

mann  von  Budissin,  Dr.  Ulrich  v.  Nostitz,  dem  damaligen  Land- 
voigteiverweser,  sowie  bei  den  Vertretern  des  Adels  an,  ob 
man  etwa  erst  an  den  König  schreiben  solle,  bevor  man  zum 
bevorstehenden  Ablauf  der  zweimonatlichen  Frist  den  geworbenen 
Truppen  den  Sold  auszahle  und  sie  entlasse.  Der  Amtshauptmann 
und  der  Adel  antworteten,  9,sie  würden  deswegen  nicht  an  den 
König  schreiben ;  sie  würden  ihren  Reitern  einen  Monat  Sold  [jeden- 
falls ftir  April]  schicken,  so  wären  sie  bezahlt;  sie  hätten  weiter 
kein  Geld.  Wollte  jemand  dann  umsonst  weiter  dienen,  das  möchte 
er  thun^.  So  lag  denn  ein  förmlicher  ständischer  Beschluss  vor, 
mit  Ende  der  zweimonatlichen  Frist  die  Söldner  zu  entlassen.  Dem- 
nach schickten  die  Städte  Abgeordnete  zum  Heere,  um  ihre  Söld- 
ner zum  24.  April,  wo  ihre  zwei  Monate  zu  Ende  gingen,  abzuloh- 
nen.  Jedenfalls  sofort  nach  der  Ankunft  dieser  Abgeordneten,  näm- 
lich den  23.  April,  erliess  König  Ferdinand  ein  Schreiben  an  die 
Sechsstädte,  in  welchem  er  sich  Ober  das  bisherige  Verhalten  ihrer 
Söldner  sehr  anerkennend  ausspricht  und  das  „gnädige  Begehren^ 
an  die  Städte  richtet,  sie  möchten  ihr  Fähnlein  Knechte,  „die  ihrer 
aufgerichteten  Bestallung  nach  nunmehr  ausgedient^,  noch  zwei 
Monate  im  Felde  lassen.  Es  lag  in  der  Natur  der  Sache,  dass  dieser 
Brief  vor  Ende  der  accordirten  Frist  gar  nicht  in  die  Hände  der 
Städte  gelangen,  noch  weniger  aber  deren  Rückantwort  beim 
Heere  eintreffen  konnte.  Die  städtischen  Abgeordneten  beim  Heere 
hatten  Befehl ,  ihre  Truppen  den  23.  oder  24.  April  abzulohnen;  dies 
thaten  sie  denn,  und  so  „verliefen  sich^  die  Söldner.  Es  war  ver- 
hängnissvoll für  die  Städte,  dass  es  gerade  an  diesem  24.  April 
4547  zu  der  entscheidenden  Schlacht  bei  Mühlberg  kam.  Der 
König  hatte  also  darin  Recht,  wenn  er  später  den  Städten  vorwarf, 
sie  hätten  ihn  „im  Felde,  gegen  den  Feind  ziehend,  verlassen^.  Der 
Adel  aber,  der  gegen  die  Abrede  seine  Reiter  beim  Heere  gelassen 
hatte ,  stand  jetzt  hoch  in  des  Königs  Gunst  und  Gnade.  Schon 
damals  soll  der  König  zu  den  Oberlausitzer  Adlichen  im  Heer  sich 
geäussert  haben,  „er  werde  in  wenig  Tagen  die  von  Städten  mit 
schweren  Strafen  belegen^.  Schon  damals  also  war  das  Strafgericht 
gegen  dieselben  beschlossen. 

Sobald  die  Städte  das  königliche  Schreiben  vom  23.  April  end- 
lich empfingen ,  sendeten  sie  sofort  Geld  an  den  König ,  der  damit 
vielleicht  schneller,  als  sie,  neue  Söldner  anwerben  könne.  Allein 
dasselbe  wurde  nicht  angenommen.  Auch  bedurfte  der  König  jetzt 
keiner  neuen  Truppen  mehr,  da  mit  Gefangennahme  des  Kurfürsten 


y .  Der  Adel  and  die  Städte.  7 1 

and  der  Kapitulation  von  Wittenberg  der  ganze  Feldzug  siegreich 
beendigt  war.  Er  wendete  sich  vielmehr  nach  Böhmen  zurück,  um 
jetzt  ein  strenges  Strafgericht  gegen  alle  seine  ungehorsamen  Unter- 
thanen  ergehen  zu  lassen.  Die  böhmischen  Stande ,  Herren,  Ritter 
und  Städte,  hatten  nSmlich  dem  Könige  die  Kriegshülfe  wirklich 
verweigert,  ja  sogar  untereinander  ein  förmliches  Schutz*  und  Trutz- 
btlndniss  geschlossen  ^  angeblich  zur  Vertheidigung  des  Landes  und 
seiner  Privilegien.  Hier  also  lag  in  der  That  das  Verbrechen  des 
Hochverraths  oder  der  Rebellion  vor.  Der  böhmische  Adel,  der  eben 
damals  in  einem  ganz  ähnlichen  Rechtsstreit  mit  den  Städten  lag,  wie 
der  oberlausitzische,  beeilte  sich  aber  sofort,  seinen  Frieden  mit  dem 
Könige  zu  machen.  Die  Abgeordneten  der  böhmischen  Städte  da- 
gegen nahm  der  König  nicht  an.  Auf  dem  darauf  folgenden  ^blutigen 
Landtage^  zu  Prag  mussten  dieselben  sich  ^auf  Gnade  und  Ungnade^ 
dem  Könige  ergeben  und  verloren,  als  Pön,  all  ihre  Freiheiten,  Privi- 
legien, Landgüter,  Waffen  etc. 

Genau  dasselbe  Verfahren  würde  nun  auch  gegen  die  Städte  der 
Oberiausitz  eingeleitet.  Unter  dem  9.  August  1547  erging  an  sie  eine 
Citation,  derzufolge  aus  jeder  Sechsstadt  Bürgermeister,  Richterund 
Räthe  in  eigner  Person  und  Abgeordnete  von  den  Aeltesten  der  Hand- 
werker auf  einen  bestimmten  Tag  in  Prag  erscheinen,  alle  städtischen 
Privilegien  und  Urkunden  bei  Verlust  derselben  mitbringen,  sich  über 
die  12  beigefügten  Anklagepunkte  verantworten  und  des  Erkennt- 
nisses gewärtig  sein  sollten.  Eine  zweite  Citation  vom  40.  August 
lad  dieselben  zugleich  zu  einem  Rechtstermine,  auf  welchem  der  Kö- 
nig die  in  der  decisio  Ferdinandea  vom  Jahre  1544  unerledigt  ge- 
bliebenen Streitpunkte  zwischen  Städten  und  Adel  entscheiden  wollte. 
Eine  dritte  Citation  vom  9.  August  wurde  dem  oberlausitzischen  Adel 
zugestellt ,  dass  derselbe  „auf  des  Königs  Kosten^  Abgeordnete  nach 
Prag  senden  solle ,  um  Zeugniss  abzulegen  gegen  die  Städte.  Es  war 
jedenfalls  ein  eigenthümliehes  Rechtsverfahren,  die  Entscheidung 
eines  Hochverrathsproeesses  gegen  die  Städte  und  die  Entscheidung 
eines  Civilprocesses  zwischen  Städten  und  Adel  auf  ein  und  denselben 
Termin  zu  verlegen,  und  den  Adel ,  den  Gegner  der  Städte  in  dem 
zweiten  Processe,  zum  Zeugen  gegen  dieselben  im  ersten  zu  berufen. 

Von  den  4 2  Punkten  der  Anklageschrift  bezogen  sich  meh- 
rere gar  nicht  auf  das  Verhalten  der  Städte  während  des  Krieges ;  an- 
dere erwiesen  sich  als  offenbare  Uebertreibungen ,  ja  geflisseotliche 
Entstellungen.  Nicht  abzuleugnende  Thatsache  bleibt  nur  die  Abbe- 
rufung der   städtischen  Söldner   unmittelbar  vor  der  Schlacht  bei 


72  L  Abtheilung. 

Mühlberg.  Aber  dass  dieselbe  erfolgt  sei  „aus  gutem,  geneigtem  Willen 
gegen  des  Königs  offenen  Feind,  den  Aechter  Johann  Friedrich,  ohne 
alles  des  Königs  Vorwissen ,  ihm  zum  Nachtheil ,  dem  Feinde  zur  Be- 
förderung und  zum  Guten^,  widerspricht  völlig  dem  Zusammenhange 
der  Ereignisse. 

Von  jeher  hat  man  das  deutliche  Bestreben,  die  Städte  um  jeden 
Preis  zu  Hochverräthem  zu  stempeln ,  auf  zwei  Ursachen  zurückge- 
führt, auf  den  Zorn  des  Königs  und  auf  die  Verleumdung 
der  oberlausitzischen  Städte  durch  den  oberlausitzischen  Adel. 
Die  böhmischen  Städte  waren  schuldig;  die  oberlausitzischen 
schienen  es ;  der  König  wünschte ,  dass  sie  nun  auch  sich  als  schul- 
dig erweisen  möchten.  Wie  in  Böhmen,  so  sollte  ihm  dieser  Pön- 
fall  auch  in  der  Oberlausitz  die  erwünschte  Gelegenheit  bieten ,  die 
bisherige  Macht  der  Städte  zu  brechen ,  ihren  Reichthum  sich  anzu- 
eignen und  künftig  der  Regierung  einen  grösseren  Einfluss  auf  die 
Leitung  der  oberlausitzischen  Landesangelegenheiten  zu  verschaffen. 
Dies  wenigstens  war  das  Resultat  der  infolge  des  Pönfalls  in  Böhmen, 
wie  in  der  Oberlausitz  eingetretenen  Reaktion.  Wir  dürfen  annehmen, 
dass  es  bei  einem  so  gewiegten  Politiker,  wie  König  Fei*dinand,  auch 
der  bewusste  Zweck  gewesen  sei.  Diesen  Zweck  nun  förderte  in  der 
Oberlausitz  der  Adel  auf  das  bereitwilligste.  In  der  vom  König  beab- 
sichtigten Unterdrückung  der  Uebermacht  der  Städte  erblickte  er  die 
endliche  Vergeltung  für  all  das  von  denselben  erlittene  Ungemach,  die 
erwünschte  Erledigung  der  alten,  zum  Theil  noch  schwebenden  Strei- 
tigkeiten mit  denselben  und  zugleich  einen  nicht  zu  unterschätzenden 
Zuwachs  an  eignem  politischen  Einfluss.  So  gingen  die  Interessen 
des  Adels  mit  denen  des  Königs  Hand  in  Hand ;  so  wurde  der  Adel 
der  Angeber  und  Ankläger  der  Städte. 

Von  wem  sonst  konnten  die  königlichen  Räthe  zu  Prag  die  Unter- 
•  lagen  zu  der  Anklageschrift  gegen  die  Städte  erhalten  haben?  Wie 
kam  es,  dass  die  alten  Streitpunkte,  z.  B.  die  Belehnung  der  Bürger 
mit  den  Landgütern  durch  den  Erbrichter,  statt  durch  den  Landvoigt, 
femer  die  Stadt^  oder  Landmitleidenheit  der  städtischen  Landgüter, 
jetzt  in  den  Hochverrathsprocess  hineingezogen  wurden?  Wie  kam  es, 
dass  die  königliche  Entscheidung  über  diese  und  andere  alte  Streit- 
fragen auf  denselben  Termin' verlegt  war,  wo  der  Hochverrathsprocess 
gegen  die  Städte  verhandelt  werden  sollte?  Wie  kam  es,  dass  zu  die- 
sem Hochverrathsprocesse  Abgeordnete  des  Adels  „auf  Kosten  des  Kö- 
nigs^ als  Belastungszeugen  berufen  wurden?  Alle  diese  Fragen  kön- 
nen von  jedem  Unparteiischen  nur  dahin  beantwortet  werden ,  dass 


Y.  Der  Adel  und  die  StXdte.  73 

seit  der  Schlacht  bei  Htthlberg  zwischen  dem  Adel  und  dem  Könige 
oder  dessen  Rflthen  völliges  Einvernehmen  hinsichtlich  des  beabsich- 
tigten Sturzes  der  Städte  bestand,  dass  der  Adel  den  Zorn  des  Königs 
anfachte  und  das  nOthige  Beweismaterial  gegen  die  Städte  herbei- 
schaffte und  der  König  eine  für  den  Adel  günstige  Entscheidung  des 
alten  Rechtsstreits  in  Aussicht  stellte.  Thatsache  ist,  dass  grade  die 
bekanntesten  Gegner  der  Städte  in  den  bisherigen  Processen  gegen 
den  Adel  und  vor  allem  Dr.  Ulrich  v.  Nostitz  sich  bereits  den  8.  Juli, 
also  kurz  bevor  die  Anklageakte  gegen  die  Städte  geschmiedet  wurde, 
zu  Prag  beim  König  befanden. 

Und  eben  dieser  Ulrich  v.  Nostitz  ward  von  den  Städten  all- 
gemein als  ihr  schlimmster  ^Abgönner  und  Angeber^  bezeichnet.  Als 
tüchtiger  Junst  und  erfahrener  Yerwaltungsmann,  war  derselbe  von 
König  Ferdinand  schon  früher  mehrfach  in  Geschäften  theils  in  Schle- 
sien, theils  in  der  Niederlausitz  verwendet  worden;  4538  nahm  ihn 
der  König  förmlich  in  seinen  Dienst  und  machte  ihn  zu  ^seinem  Diener 
von  Haus  aus^ ;  4  542  ward  er  Amtshauptmann  zu  Budissin  und  als 
solcher^  da  der  Landvoigt  selbst  meist  in  Böhmen  lebte,  Verweser  der 
Landvoigtei.  In  den  oben  erwähnten  Processen  des  Adels  gegen  die 
Städte  war  er  ein  eifriger  Anwalt  seines  Standes  gewesen ;  wiederholt 
hatte  er  theils  einzelne  Städte  bei  dem  Judicium  ordinarium ,  theils 
die  Corporation  derselben  bei  dem  König  selbst  verklagt.  Dem  stolzen 
Aristokraten ,  dem  dienstbeflissenen  Bureaukraten ,  endlich  dem  eif- 
rigen Katholiken  kann  man  es  wohl  zutrauen ,  dass  er  die  Ungnade, 
in  welche  die  Städte  beim  König  gefallen  waren,  gern  dazu  benutzte, 
die  Macht  derselben  brechen  und  in  der  Oberlausitz  den  Einfluss  ein- 
mal der  Regierung,  sodann  aber  auch  des  Adels  stärken  zu  helfen.  Im 
entgegengesetzten  Falle  hätte  es  ihm  bei  seiner  Stellung  im  Lande 
und  seinem  Einfluss  bei  Hofe  ein  Leichtes  sein  müssen,  den  gegen  die 
Städte  heranziehenden  Sturm  zu  beschwören  und  durch  Darlegung 
des  wirklichen  Sachverhalts  die  Anklage  auf  Hochverrath  abzuwen- 
den. Sein  ferneres  Veriialten  dürfte  diese  Annahme  rechtfertigen. 

Als  am  30.  August  4547  die  84  Deputirten  der  oberlausitzischen 
Städte  Prag ,  das  Ziel  ihrer  traurigen  Reise ,  erreichten  und  zunächst 
den  königlichen  Räthen  eine  mitgebrachte  Vertheidigungsschrift  über- 
reichen wollten,  suchte  besonders  Ulrich  v.  Nostitz  sie  zu  überreden, 
sie  möchten  sich  auf  eine  rechtliche  Verantwortung  ja  nicht  einlassen, 
sondern  sich  (wie  die  Prager  es  gethan)  dem  König  einfach  ^auf 
Gnade  und  Ungnade^  ergeben.  Dasselbe  schärfte  er  ihnen  noch 
unmittelbar  vor  ihrer  auf  den  5.  September  anberaumten  Audienz 


74  !•  Abtheilung. 

vor  dem  Könige  ganz  besonders  ein.  So  ward  ihnen  denn  von  dem 
Könige  der  Bescheid,  getrauten  sie  sich^  auf  dem  Rechtswege  ihre  Un- 
schuld zu  erweisen,  so  sei  ihnen  dies  gestattet;  wenn  nicht,  so  wolle 
er  sie  auf  Gnade  und  Ungnade  annehmen.  Von  allen  Seiten  bestürmt, 
hatten  sie  auf  den  Rechtsweg  ausdrücklich  verzichtet;  durch  ihre 
Unterwerfung  auf  Gnade  und  Ungnade  erklärten  sie  sich  der  Ver- 
brechen schuldig,  die  sie  in  der  That  nicht  begangen  hatten.  Der 
König  durfte  sie  nun  als  des  Hochverraths  geständig  betrachten, 
und  demgemäss  behandelte  er  sie. 

Am  7.  September  wurden  ihnen  die  über  sie  verhängten  Stra- 
fen publicirt.  Sie  verloren  (wie  die  Prager)  alle  ihre  bisher  besesse- 
nen Privilegien,  Freiheiten,  Rechte,  Statuten,  alle  ihre  Stadtlehen 
und  Landgüter ,  all  ihre  Waffen  und  Munition  etc.  Sie  hatten  sofort 
eine  Strafsumme  von  400000  fl.  zu  erlegen  und  dem  Könige  für  ewige 
Zeiten  eine  Biersteuer  zu  bewilligen  etc.  Als  die  Abgeordneten  be- 
theuerten ,  es  sei  unmöglich ,  eine  so  hohe  Strafsumme  aufzutreiben, 
erwiderte  Ulrich  v.  Nostitz,  „sie  würden  ohne  Zweifel  dem  gewesenen 
Kurfürsten  von  Sachsen  willig  ein  weit  Mehreres  entrichtet  haben, 
wenn  es  dazu  gekommen  wäre ,  dass  sie  ihm  hätten  contribuiren  sol- 
len^. So  mussten  sie  denn  die  harten  Strafbedingungen  unterschrei- 
ben. Erst  nach  Abzahlung  der  einen  Hälfte  jener  Strafsumme  wurde 
die  zu  Prag  noch  in  Haft  gehaltene  Hälfte  der  Abgeordneten  wieder 
entlassen.  Am  4..0ctober  vergab  der  König  den  Städten  ihre  „Ver- 
wirkung^,  stellte  ihren  Glimpf  wieder  her  und  gab  jeder  von  ihnen 
eine  Anzahl  —  freilich  der  unbedeutendsten ,  werthlosesten  Privile- 
gien wieder  zurück. 

Durch  diesen  Pönfall  schien  die  Macht  der  oberlausitzischen 
Sechsstädte  für  imiber  vernichtet.  Königliche  Gommissare  liessen  sich 
in  jeder  derselben  die  Waffen,  jdieStadturbarien,  die  Kirchenkleinodien 
aushändigen  und  nahmen  die  der  Commun  gehörigen  Landgüter  in 
fiskalische  Verwaltung.  Hierdurch  waren  den  Städten  fast  alle  ihre 
communalen  Einnahmequellen  entzogen.  In  jeder  Stadt  ward  der  bis- 
herige Magistrat  aufgelöst  und  von  den  königlichen  Gommissaren  ein 
neuer  eingesetzt,  desgleichen  anstatt  des  bisherigen  städtischen  Erb- 
richters ein  „königlicher  Richter^  eingewiesen.  Also  auch  die  freie 
Rathskür  und  die  eigene  Gerichtsbarkeit ,  jene  ersten  Attribute  freier 
Städte,  waren  verloren ;  die  Sechsstädte  wurden  als  „königliche  Kam- 
mergüter""  betrachtet.  Die  von  den  Bürgern  besessenen  Landgüter 
wurden  aus  Erbe ,  das  sie  bisher  gewesen ,  in  Lehn  verwandelt  und 
hatten  von  jetzt  ab  „mit  dem  Lande  zu  leiden^. 


V.  Der  Adel  und  die  Städte.  75 

Jetzt  waren  die  alten  Streitigkeiten  ganz  im  Sinne  des  Adels 
eDtschieden.  Kein  Adlicher  stand  mehr  selbst  oder  mit  seinen  Gü- 
tern unter  der  Gerichtsbarkeit  der  Städte.  Alle  Landgüter  litten  mit 
dem  Lande.  Das  Meilenrecht  der  Stttdte  war  so  gut  wie  aufgehoben, 
die  politische  Stellung  der  Städte  so  gut  als  vernichtet.  Die  neuen 
Einnahmequellen,  welche  der  Regierung  sich  jetzt  eröffnet  hatten, 
machten  die  Einsetzung  einer  neuen  Regierungsbehörde ,  der  Lan- 
deshauptmannschaft, nöthig  (S.  36).  Zum  ersten  Landeshaupt- 
mann ernannte  der  König  (4549)  Ulrich  v.  Nostitz,  den  bittersten 
Feind  der  Städte. 

Zum  neuen  Landvoigt  aber  erwählte  er  einen  anderen,  eben- 
so offenen  Gegner  derselben ,  den  Burggrafen  Christoph  v.  Dohna 
auf  Königsbrück.  £s  war  ein  besonderer  Beweis  königlicher  Huld 
und  Gnade  gegen  den  oberlausitzischen  Adel,  dass  er,  was  seit  Jahr- 
hunderten nicht  geschehen,  zu. seinem  Statthalter  im  Lande  einen 
eingeborenen  Adlichen  erhob,  und  dass  dies  noch  dazu  ein  Protestant 
war,  bezeugte  des  Königs  Toleranz  auf  religiösem  Gebiet.  Allein  diese 
Wahl  war  keine  glückliche.  Geizig  und  habgierig ,  suchte  Christoph 
V.  Dohna  jetzt  alle  Justiz-  und  Verwaltungsgeschäfte  persönlich  zu 
erledigen;  so  ersparte  er  den  Gehalt  der  von  ihm  zu  bezahlenden 
Interbeamten.  Selbst  die  Stelle  eines  Amtshauptmanns  von  Görlitz 
Hess  er  unbesetzt.  So  musste  jetzt  der  Adel  des  Görlitzer  Kreises  die 
Erledigung  all  seiner  Rechtsgeschäfte  in  dem  fernen  Budissin  suchen. 
Dort  aber  bäuften  sich  die  auf  einen  und  denselben  Tag  angesetzten 
Termine  dergestalt ,  dass  viele  Sachen  verschoben  werden ,  die  Par- 
teien also  entweder  in  Budissin  warten  oder  wiederkommen  mussten. 
Hofgericht  und  Judicium  ordinarium  beliebte  der  Landvoigt  so  gut 
wie  gar  nicht  abzuhalten.  Dazu  handhabte  er  die  Justiz  in  parteiisch- 
ster und  grausamster  Weise ;  Beschwerden  liess  er  unbeachtet;  selbst 
königliche  Rescripte  publicirte  er  einfach  nicht,  und  die  altherge- 
brachten Versammlungen  der  Landesausschüsse  unter  ihren  Landes- 
ältesten verbot  er  als  Conspiration  und  Rebellion. 

So  lange  von  der  seit  dem  Pönfall  in  der  Oberlaositz  eingetretenen 
Reaktion  nur  die  Städte  betroffen  worden  waren,  hatte  sich  der  Adel 
derselben  erfreut;  jetzt  sah  er  sich  von  der  eingerissenen  bureau- 
kratischeo  Willkürherrschaft  in  seinen  eigenen  Interessen  ebenfalls 
geschädigt.  Ja  die  gesammte  alte  Landesverfassung,  welche  der  Ober- 
laositz Jahrhunderte  lang  der  Regierung  gegenüber  eine  fast  auto* 
Dome  Stellung  gesichert  hatte,  war  nach  allen  Seiten  hin  bedroht.  Die 
gemeinsame  Gefahr  liess  daher  den  Adel  jetzt  den  alten  Haas  gegen 


76  I.  Abtfaeilimg. 

die  Städte  vergessen  und  diesen  wieder  die^Hand  bieten  zunächst 
zu  einer  gemeinsamen  Beschwerdefi&hrung  gegen  den  Landvoigt. 
In  408  Artikeln  stellten  ^die  Stande  des  Markgrafthums  Ober- 
lausitz^,  also  Adel  und  Städte,  ihre  Beschwerden  zusammen.  Eine 
besondere  königliche  Commission  prüfte  dieselben  an  Ort  und  Stelle. 
Noch  ehe  diese  aber  die  Klagschrift  sammt  ihrem  eigenen  Gutachten 
dem  König  zur  Entscheidung  übergeben  konnten,  starb  \  560  der  Land- 
voigt V.  Dohna,  mit  ihm  der  letzte  jener  schlimmsten  Gegner  der 
Städte,  die  den  Pönfall  hatten  herbeiführen  helfen. 

Auch  der  Zorn  des  Königs  gegen  die  Städte  hatte  sich  in- 
zwischen gelegt.  Sie  hatten  sich  trotz  der  mehr  als  harten^  ihnen 
auferlegten  Strafen  stets  |als  gehorsame  Unterthanen  erwiesen. 
Auf  wiederiioltes  Bitten  hatte  er  ihnen  4549  einen  freilich  sehr 
geringen  Theil  ihrer  ^ verwirkten^  Landgüter  zurückgegeben.  An- 
dere hatten  sie  von  dem  stets  geldbedürftigen  Könige  zurücker- 
kauft. Es  ist  ganz  erstaunenswerth,  welche  Summen  die  mit  alten 
und  neuen  Schulden  überladenen,  durch  königliche  Straf-  und  Bier- 
gelder ausgesogenen,  all  ihrer  bisherigen  Einnahmequellen  beraub- 
ten, dazu  vielfach  von  innerem  Hader  zwischen  Rath  und  Zünften 
zerrissenen  Städte  aufzutreiben  wussten ,  um  ihre  schon  einmal  er- 
kauften Landgüter  jetzt  zum  zweiten  Male  von  ihrem  Landesherm 
für  schweres  Geld  zurückzuerwerben.  Nach  und  nach  lösten  sie  auch 
die  meisten  der  früher  besessenen  Privilegien  von  der  königlichen 
Kammer  wieder  ein.  Freilich  wer  mit  leeren  Händen  bei  den  könii^- 
liehen  Räthen  erschien ,  erreichte  nichts.  4559  gestattete  der  König 
auch  wieder  die  freie  Rathskür  und  erliess  ihnen  4564  selbst  die  bis 
dahin  abverlangte  jährliche  Rechnungsablegung  über  ihr  Communal- 
vermögen.  Desgleichen  verwandelte  er  die  den  einzelnen  Bürgern 
gehörigen  Landgüter  zurück  aus  Lehn  in  Ert>e. 

Seitdem  die  Städte  nicht  mehr,  wie  bis  4547,  mit  strenger  Hand 
die  Obergerichtsbarkeit,  jede  in  ihrem  Weichbilde,  handhabten,  hatte 
aller  Orten  Mord-  und  Todtschlag,  Diebstahl  und  Strassenraub  über- 
hand genommen.  Da  teilte  der  König  endlich  auch  die  bisher  aus- 
gesetzte Entscheidung  über  die  Ober g erlebte.  Er  ertheilte  allen 
Rittergutsbesitzern  zu  den  niederen  jetzt  auch  die  oberen  Ge- 
richte auf  ihren  Gütern.  Dadurch  gelangten  auch  die  Städte  wieder 
in  den  Besitz  des  Blutbanns ,  aber  nicht  mehr  wie  einst ,  inneriialb 
ihres  ganzen  Weichbildes ,  sondern  nur  innerhalb  ihrer  Städte  und 
auf  den  Landgütern  ihrer  Communen  und  ihrer  Bürger.  Die  Crimi- 
nalgerichtsbai^eit  über  den  Adel  und  sonstige  Standespersonen, 


V.  Der  Adel  und  die  Stidte.  77 

sowie  über  die  landesherrlidien  und  städtischen  Beamten  behielt  sich 
der  König  selbst  vor.  Diese  y,eximirten^  Personen  mussten  von  dem 
Landvoigt  eingezogen ,  oder  wenn  sie  auf  dem  Gebiet  der  Städte  er- 
griffen worden  waren,  an  den  Landvoigt  abgeliefert  werden.  Dieser 
hatte  bei  der  Regierung  in  Prag  ^Belehrung^  einzuholen  und  dann 
von  dem  Judicium  ordinarium ,  als  dem  obersten  Landesgerichtshof 
der  Oberiausitz,  Über  die  Verbrecher  erkennen  zu  lassen.  Auch  die 
Cnminaljustiz  über  Strassenräuber ,  Mörder  und  muthwillige  Fehder 
behielt  der  König  sich  oder  dem  Landvoigt  vor.  Doch  sollte  jede  Ge- 
richtsherrschaft und  zwar  bei  Verlust  der  Obergerichte  verpflichtet 
sein,  solche  Verbrecher  verfolgen  zu  helfen  ^von  Stadt  zu  Stadt,  von 
Flecken  zu  Flecken,  von  Dorf  zu  Dorf,  von  Gericht  zu  Gericht^.  Alle 
übrigen  Griminalverbrechen  gehörten  vor  die  Gerichtsbehörde  des 
Ortes,  v^o  sie  begangen  worden  waren. 

Diese  Entscheidung  regelte  in  verständiger  und  einheitlicher  Weise 
die  so  lange  umstrittene  Criminaljustizpflege  im  ganzen  Lande.  Der 
schlimmste  und  berechtigtste  Anstoss  für  den  Adel,  der  Blutbann  der 
Bürger  über  die  Ritterbürtigen ,  war  hiermit  beseitigt.  Städte  und 
Adel  waren  hinsichtlich  der  Justizgewalt  auf  ihren  Qütem  einander 
ifastj  völlig  gleichgestellt.  Die  ehemalige  Gegnerschaft  wurde  je 
länger  je  mehr  auf  beiden  Seiten  vergessen.  Gemeinsam  suchten 
beide  Stände  nun  auch  die  altbewährte  Landesverfassung ,  die  durch 
den  Landvoigt  V.  Dohna  bedroht  gewesen  war,  gegen  ähnliche  Be- 
amtenwillkür für  die  Zukunft  zu  sichern.  Das 'unter  dem  Namen  der 
Abhandlung  bekannte,  vom  Könige  4564  ratificirte  Privilegium 
stellte  genau  die  Pflichten  und  Rechte  des  Landvoigts,  der  Amts- 
hauptleute ,  der  Landesältesten  fest  und  bestätigte  die  Berechtigung 
der  Stände,  die  drei  willkürlichen  Landtage  zu  Budissin  und  den 
einen  zu  Görlitz  zu  halten ,  aber  auf  Ansuchen  der  Landesältesten 
durch  den  Landvoigt  auch  ausserordentliche  Ländtage  einberufen  zu 
lassen ,  desgleichen  selbständig  Ausschusstage,  sowie  Städtetage  an- 
setzen zu  dürfen. 

So  hatte  der  Pönfall  doch  auch  seine  guten  Folgen  gehabt. 
Beide  Stände  hatten  endlich  erkannt,  dass  sie  nur  in  treulichem  Zu- 
sammenhalten eine  Gewähr  für  ihre  alten ,  wohlhergebrachten  Rechte 
und  Privilegien  finden  könnten.  Die  infolge  des  Pönfalls  getroffenen 
Vereinbarungen  sind  die  Grundzüge  der  Oberlausitzer  Parti- 
kularverfassung bis»  in  neuere  Zeit  verblieben. 


78  I.  Abtheilung. 


VI.  Cultttr. 

Das  Ritterthum  im  Mittelalter.  —  Schon  dies  blosse  Wort 
übt  auf  die  Phantasie  Unzähliger  einen  wunderbaren  Zauber.  Bei 
seinem  blossen  Klange  erheben  sich  vor  ihrem  geistigen  Auge  am 
Ufer  des  breiten  Stromes  auf  unzugänglichem  Fels  stolz  ragende 
Burgen  mit  Zinnen  und  Thürmen ,  mit  lichten ,  bogengezierten  Fen- 
stern, mit  tiefen  Gräben  und  niederrasselnden  Zugbrücken.  Von 
luftigem  Balkone  winken  holde  Frauengestalten  dem  Kommenden 
oder  Davonziehenden  freundlichen  Gruss.  In  den  weiten  Hallen  des 
Schlosshofes  drängen  sich  Knappen  und  schmucke  Edelknaben ,  und 
der  teppichumhangene  Rittersaal  hallt  wieder  von  festlichem  Klange 
der  silbernen  und  goldnen  Becher  oder  des  Minnegesangs.  —  Nur 
selten  und  höchstens  auf  fürstlichen  Burgen  hat  die  Wirklichkeit  sol- 
chem Phantasiebilde  entsprochen.  In  der  Oberlausitz  trug  das  Ritter- 
thum während  des  ganzen  Mittelalters  ein  sehr  schlichtes  Gepräge. 

Während  am  heiteren  Rhein  und  Neckar,  am  fruchtbaren  Main 
und  an  der  Donau,  nicht  minder  im  lieblichen  Thüringen  eine  althei- 
mische Gultur  bereits  schönste  Blüthen  trieb,  wurde  das  Land  an  der 
Spree  und  Neisse  eben  erst  den  Slawen  entrissen  und  in  langjährigen 
Kämpfen  mühsam  mit  dem  Schwerte  behauptet.  Erst  Ende  des  42. 
oder  43.  Jahrhunderts  gründeten  von  Westen  her  einwandernde  Deut- 
sche bürgerlichen  Standes  die  ersten  Städte  (nur  Budissin  ausge- 
nommen) ,  als  Mittelpunkte  eines  deutschen  Gulturlebens.  Zu  gleicher 
Zeit  begannen  andere  Einwandrer  bäuerlichen  Standes  die  dichten 
Waldungen  in  der  gebirgigen  südlichen  Oberlausitz  zu  lichten,  deut- 
sche Dörfer  anzulegen  und  in  friedlichem  CuUurkampfe  zuerst  diesen 
südlichen  Theil  des  Landes  nach  und  nach  völlig  zu  germanisiren. 
Unter  der  harten  Arbeit  begnügte  man  sich  überall  mit  dem  unent- 
behrlichsten Bedarf.  Dazu  fehlte  es  hier  von  Anfang  her  an  einem 
fürstlichen  Hofhalt ,  als  tonangebendem  Mittelpunkt  für  Ritter-  wie 
für  Bttrgerthum,  an  welchem  grössere  Pracht  sich  hätte  entfalten, 
höfische  Sitte  hätte  gepflegt  werden ,  von  wo  aus  verfeinerte  Lebens- 
bedürfnisse und  anmuthigere  Lebensformen  sich  hätten  verbreiten 
können.  Dürftig,  nüchtern,  poesielos  stellt  sich  nach  allen  Seiten  hin 
das  Ritterthum  in  der  Oberlausitz  dar.  Und  als  gegen  Ende  des  Mittel- 
alters wenigstens  in  den  Städten  der  wachsende  Reichthum  sich  auch 
in  erhöhtem  Luxus,  in  stattlicheren  Bauten  kund  that,  war  der  Adel 
zum  grössten  Theil  durch  eigene  Misswirthschaft  bereits  so  rerarmt, 


VI.  Cultiir.  79 

dass  er  seine  Güter  den  verhassten  Städtern  verkaufen  musste ,  nnd 
anstatt  von  den  Bürgern  zu  lernen,  wie  man  sich  das  Leben  freund- 
licher, heiterer,  würdiger  gestalte,  sich  in  unfruchtbarem  Kampfe 
um  gegenseitige  Rechte  aufrieb.  So  fehlt  es  denn  dem  oberlausitzi- 
sehen  Ritterthum  im  Mittelalter  an  jeder  „Romantik^. 

Eine  Culturgeschichte  der  Oberlausitz  ist  noch  nicht  geschrieben. 
Auch  wir  massen  uns  nicht  an,  eine  solche  hier  geben  zu  wollen. 
Nur  einige  Andeutungen  über  die  GulturverhUltnisse  des  Oberlau- 
sitzer  Adels  im  Mittelalter  glauben  wir  den  bisherigen  Darstellungen 
in  knappster  Form  noch  hinzufügen  zu  sollen.  Wir  ordnen  diese 
Andeutungen  unter  folgende  Gesichtspunkte:  4)  Haus  und  Hof, 
2)  Hab'  und  Gut,  3)  Weib  und  Kind,  4)  Wehr  und  Waffen, 
5]  Kopf  und  Herz. 

1.  Haus  und  Hof. 

Die  Oberlausitz  ist  nie  ein  burgenreiches  Land  gewesen. 
Als  im  40.  Jahrhundert  die  deutschen  Ritter  dieselbe  den  slawischen 
Milzenem  abgewannen,  fanden  sie  darin  allerdings  auch  bereits 
feste  Plätze  vor,  welche  sie  selbst  lateinisch  als  castella  oder  castra, 
deutsch  als  Rurgen  bezeichneten.  Allein  dies  waren  noch  keine  Stein-, 
sondern  lediglich  Erdbauten,  nttmlich  jene  sogenannten  Schanzen, 
die  man  früher  Hussiten-  oder  gar  Schweden-,  jetzt  mindestens  rich- 
tiger Heidenschanzen  genannt  hat.  Dieselben  dienten  keineswegs 
als  ständige  W^ohn-,  sondern  nur  als  gelegentliche  Zufluchtsstätten, 
in  welche  bei  drohender  Feindesgefahr  die  Umwohner  sich  und  ihte 
beste  Habe  zu  9,bergen^  vermochten.  Als  Kaiser  Heinrich  V.  4006 
dem  Risthum  Meissen  die  drei  grossen  Gütercomplexe  Ostra,  Göda 
und  Drebnitz  eignete,  bezeichnete  er  dieselben  als  „tria  castella  cum 
Omnibus  eorum  pertinentiis^.  Rei  keinem  jener  Orte  finden  sich 
Spuren  alten  Mauerwerks,  wohl  aber  (wenigstens  bei  den  beiden 
ersteren)  noch  wohlerhaltene  Schanzen.  Noch  4350  wird  eine  Wiese 
bei  Kukau  (N.  b.  Marienstem)  näher  bezeichnet  als  gelegen  „sub 
monte  castri^,  am  Fusse  des  ,,Rurgbergs^,  d.  h.  der  dasigen  Schanze. 
Fast  alle  die  gerade  in  der  Oberlausitz  so  häufigen  Rurgberge  entr- 
halten  keineswegs  die  Ueberreste  von  ehidmaligen  steinernen  Rurgen, 
sondern  nur  von  Erdschanzen. 

Nach  der  Occupation  des  Landes  wurden  die  vorgefundenen  sla- 
wischen Güter  zum  grossen  Theil  an  deutsche  ritterliche  Mannen 
überlassen.  Diese  nahmen  einfach  Resitz  von  den  Höfen  ihrer  sla- 
wischen Vorbesitzer.    Diese  Hofe  nun  lagen  alle  inmitten  der  zuge- 


80  I-  Abtheihmg. 

hörigen  Fluren,  zwischen  den  Wohnungen  der  slawischen  Bauern.  Es 
war  aber  ausschliesslich  das  flache,  fruchtbare  Land  der  mittleren 
und  nördlichen  Oberlausitz,  in  welchem  sich  die  Slawen  angesiedelt 
hatten;  das  stldliche  Gebirgsland  deckte  damals  fast  durchgängig 
noch  dichter  Wald.  In  jener  ebenen  Landschaft  um  die  Städte  Gör- 
litz ,  Löbau ,  Budissin ,  Kamenz  fehlten  schon  von  Natur  die  steil  ab- 
fallenden Hügel  oder  Berge ,  auf  denen  sich  anderswo  der  deutsche 
Rittersmann  eine  feste  Steinburg  zu  erbauen  liebte.  Zudem  erforderte 
die  Anlegung  einer  solchen  bedeutendere  Geldmittel,  als  jene  ritter- 
lichen Mannen,  welche  die  Oberlausitz  erobern  halfen,  mit  in's  Land 
brachten  oder  ihre  Nachkommen  darin  zu  erwerben  vermochten.  So 
blieb  gerade  der  allerälteste  Adel  des  Landes  auf  den  vorgefundenen 
slawischen  Höfen. 

Nur  zwei  alte  Steinburgen  kennen  wir  in  der  mittleren  und 
nördlichen  Oberlausitz.  Die  eine  baute  der  osterländische  Ritter 
Bernhard  v.  Vesta,  der  um  1 200  die  Herrschaft  Kamenz  erlangte,  auf 
einem  Fels  über  der  Elster  und  nannte  ^  sowie  alle  seine  Nachkom- 
men, sich  nach  derselben  v.  Kamenz.  Die  anilore  ward^  wir  wvsen 
nicht  wann  und  von  wem,  auf  dem  Gipfel  der  die  (hegend  um  Görlitz 
beherrschenden  Landskrone  aufgeführt ,  und  auch  nach  ihr  hiess 
ein  altes  Adelsgeschlecht  v.  Landeskrone. 

In  dem  waldigen  Gebirgsland  der  südlichen  Oberlausitz  fanden 
die  Deutschen  wenig  oder  gar  kein  bebautes  Land,  daher  auch  weniger 
altslawische  Adelshöfe  vor.  Dort  nöthigte  auch  die  grössere  Unsicher- 
heit den  reicheren  deutschen  Gutsbesitzer  zu  sorgfältigerem  Schutze 
seiner  Behausung.  Ueberdies  gab  es  dort  isolirte  Hügel  in  Menge., So 
erhoben  sich  hier  die  alten  Ritterburgan  bei  Krischauan  der  Spree, 
bei  JauernickuQweitjderJN^isseundbei  Schönau  aufdemEigen. 
Man  kennt  nicht  einmal  die  N^men  der  (^sdilechtef,  welche  Ainst  die- 
selben bewohnten.  In  dem  damals  noch  ganz^zu  Böhmen  gehörigen 
Gau  Zagost  aber  erbauten  die  Hen*en  v.  Zittau  erst  die  alte  Burg  auf 
dem  Oybin,  dann  die  Burg  Rohnau,  die  Herren  v.  der  Duba  die 
<  nachmalige  Burg  G  raf  e  ns  tein ,  die  Herren  v.  Michelsberg  die  Burg 
Friedland,  sämmtlich  wohl  erst  im  13.  Jahrhundert.  Im  östliche- 
ren Queisskreise  aber  entstanden  die  Steinburgen  Tschocha  und 
Schwert  a,  beide  wohl  erst  im  4  4 .  Jahrhundert  und  zwar  wahrschein- 
lich entweder  durch  den  damaligen  Landesherm,  Herzog  Heinrich  von 
Jauer,  selbst  oder  doch  unter  seiner  Mithülfe.  Nur  von  zwei  Burgen 
grade  in  jenem  südlichsten  Theile  der  nachmaligen  Oberlausitz  kennt 
man  das  Jahr  ihrer  Gründung.  1347  erbaute  Johann  Burggraf  v.  Dohna 


VI.  Cnltar.  gl 

auf  seinem  Anttieil  der  Herrschaft  Grafenstein  die  Burg  Roy  nun  gen   1 
oder  Roymund,  und  1357  Kaiser  Karl  IV.  den  Karlsfried  zum 
Schutze  der  von  Zittau  nach  Gabel  führenden  Strasse  und  als  Resi- 
denz fttr  den  Landvoigt  des  Zittauer  Weichbilds. 

Ausser  diesen  eigentlichen,  auf  niedere  oder  höhere  felsige  Hllgel 
gegründeten  Burgen  wurden  aber  auch  viele  im  ebenen  Lande 
gelegene,  ursfHllnglich  offene  Htffe  durch  ihre  Besitzer  zu  festen 
Schlössern  umgestaltet.  Man  baute  sich  Wohnhauser  von  Stein,  um- 
gab den  gesammten  Schlosshof  mit  ebenfalls  steinernen  Mauern  und 
jenseits  derselben  mit  tiefen,  wassergefüllten  Grttben.  Solche  Was- 
serburgen waren  z.  B.  die  zu  Hoyerswerde,  Pulssnitz, 
Muskau,  Penzig,  Döbschitz  etc.  Sowohl  diese  Wasserburgen, 
als  jene  Felsburgen  bezeichnete  man  übrigens  wahrend  des  früheren 
Mittelalters  ausschliesslich  als  Häuser  oder  Pesten.  Sogar  auf  der 
königlichen  Burg  zu  Budissin  ausgestellte  Urkunden  tragen  das  Datum 
^zu  Budissin  auf  dem  Hause  (hwse)^.  Alle  übrigen  Wohnsitze  des 
Landadels  nannte  man  Höfe  (Siedel-,  Sedel-,  Sattel-Höfe),  Ge- 
sä9»e,  SitiZe  (Ritteesitze). 

Die  Temel^  Aufführung  von  Burgen  und  Festen  ward  schon  seit 
dem  44.  Jahrhundert  verhindert  durch  wiederholtes  landesherrliches 
Verbot.  Das  Gefühl  der  übergrossen  Sicherheit  verlockte  die  Be- 
sitzer derselben  nur  gar  zu  leicht  zu  gemeingefährlichem  Uebermuth. 
Sdion  4349^^)  musste  Herzog  Heinrich  von  Jauer,  als  er  das  Land 
Görlitz  in  Besitz  nahm,  der  Stadt  Görlitz  „geloben ,  dass  von  diesen 
Zeiten  an  kein  Mann  [Vasall]  bauen,  noch  bessern,  noch  festigen  solle 
Hauser  [d.  h.  Burgen]  noch  Festen ,  die  dem  Lande  schädlich  sein, 
oder  davon  dem  Lande  Schaden  gesdbehen  möge**.  Und  als  die  all- 
gemeine Unsicherheit  der  Strassen  durcj^  Räubereien  des  Adels,  die 
Städte  nun  Abs^hluss  des  S^hssttfdtebundes  geführt  hatte  (S.  99), 
da  eriiess  4355  ^)  Kaiser  Karl  IV.  für  die  ganze  damalige  Oberlausitz 
den  Befehl,  dass  nicht  nur  die  Stfldte  „schädliche  Höfe  und  Festen 
sollten  brechen  und  verbrennen**,  sondern  auch  „dass  man  diesel- 
ben Höfe  oder  Festen  füii>as  mehr  nicht  solle  bauen  und  setzen, 
auch  dass  keine  neuen  Höfe  oder  Festen  jemand  solle  oder 
dürfe  bauen  ohne  sein  [des  Kaisers]  Wissen  und  Urlaub,  ausge- 
nemmeft  allein  Bergfriede  [d.  h.  steinerne  Thürme]  auf  ebener  Erde 
ohne  Graben**.  So  haben  denn  schon  seit  dem  44.  Jahrhundert  die 
Sechsstädte ,  wo  immer  die  Gelegenheit  sich  bot ,  die  vorhandenen 


«)  Cod.  Lnf.  «27.        «>)  Lras.  Mtgaz.  1776,  55. 
KBOtb«,  GcMb.  d.  0b«yl.  Adelt.  6 


g2  I*  Abtheilung. 

Burgen  gebrochen.  Sie  erhoben  auch  sofort  Klage  bei  dem  König,  als 
z.  B.  (1390)  die  v.  Gersdorff  auf  Gebeizig,  später  auch  die  v.  Gersdorff 
auf  Baruth  ihre  Höfe  zu  befestigen  unternahmen.  Noch  1 482  ^^)  be- 
durfte es  der  speciellen,  ausführlich  motivirten  Erlaubniss  des  Land- 
Voigts,  dass  Jak.  v.  Ponikau  auf  Elstra  auf  seinem  Gute  Prietitz  eine 
mitten  im  Dorfe  gelegene  Heidenschanze  dürfe  „bauen,  mauern, 
schotten ,  zäunen  und  befestigen  nach  seinem  Vermögen  und  seiner 
Nothdurft^  und  darauf  „ein  Schloss  einrichten",  und  noch  1519*^)  er- 
theilte  König  Ludwig  denen  v.  Saiza  das  specielle  Privilegium,  „ihre 
Rittersitze,  die  sie  jetzt  haben  oder  künftig  gewinnen ,  zu  bauen ,  zu 
befesten  und  ihres  Gefallens  aufzurichten'^.  So  ist  denn  die  Ober- 
lausitz gegen  andere  Länder  arm  an  Burgen  geblieben. 

Auch  von  denen,  welche  etwa  noch  erhalten  sind,  zeigt  keine 
mehr  deutlich  den  ursprünglichen  Bau.  Wie  eng  selbst  mächtige 
Herren,  zumal  in  diesen  Steinburgen,  wohnten,  lässt  z.  B.  der  Plan 
von  den  Ruinen  der  Burg  Rohnau^')  hinlänglich  erkennen.  Das 
eigentliche  Wohnhaus  bildete  ein  plumper,  viereckiger  Bau  von 
50 — 60  Ellen  Front  mit  Mauern  von  vier  Ellen  Dicke.  Die  eine  dieser 
Frontmauem  und  zwar  grade  die  nach  dem  Schlosshofe  hin ,  ist  bis 
zu  einer  Höhe  von  ISY2  Ellen  ertialten,  und  dennoch  zeigt  sich  daran 
noch  keine  Spur  von  Thür  oder  Fenster.  Und  hier  wohnten  Ende 
des  43.  Jahrhunderts  die  Besitzer  der  beiden  grossen  Herrschaften 
Zittau  und  Rohnau  und  400  Jahre  später  der  Landvoigt  der  beiden 
Weichbilde  Zittau  und  Görlitz ,  Herr  Anshelm  v.  Ronow,  mit  Weib 
und  Kind,  Gesinde  und  mancherlei  Beamten.  Geräumiger  war  z.  B. 
die  auf  ebener  Erde  gelegene  Wasserburg  Penzig^^).  Eine  Zug- 
brücke über  einen  mit  Wasser  gefüllten  Graben  führte  in  den  Vorhof, 
in  welchem  sich  die  Wohnräume  für  das  Gesinde  und  die  WMrth- 
schaftsgebäude  befanden,  lieber  einen  zweiten,  die  ganze  Feste 
umschliessenden  Graben  und  durch  ein  steinernes  Thorhaus  gelangte 
man  in  den  eigentlichen  Schlosshof.  Dicke,  mit  vorspringenden  Ba- 
steien versehene  Mauern  umgaben  denselben  auf  allen  Seiten.  Diese 
Mauern  waren  breit  genug,  dass  Nachts  die  Wächter  auf  ihnen  ihren 
Umgang  halten  konnten.  Links  stand  das  eigentliche  Schloss ,  „eine 
grosse  Vierung ,  das  man  nennt  eine  Kemnate  [d.  h.  steinernes ,  vom 
Burgherrn  und  seiner  Familie  bewohntes  Gebäude] ,  fast  hoch ,  von 
trefflich  starkem  Gemäuer**.     Im  oberen   Gesctoss  befanden   sich 


^  »9  SchlosurehiT  za  Priatltz.      «)  Ltns.  Mtg .  1768.  101.      M)  Ebendti.  1846. 
269  flg.  and  Heilige  A.  o.  B.        «)  N.  Script,  rer.  Ins.  in.  350  dg. 


VI.  Cnltttr.  83 

mehrere  ^Gemächer  von  Stoben  und  Kammern'^;  andre  Stuben  waren 
über  dem  Pferdestalle  und  über  dem  Thorfaaus  angebracht  oder  vom 
am  Eingang  y,angebaut^.    Die  Rüche  stand  in  einer  Ecke  des  Hofes. 
Sogar  an  einem  Sommertiause  an  der  Ringmauer  fehlte  es  nicht.    In 
diesem  Schloss  wohnten  bis  Ende  des  15.  Jahrhunderts  die  Herren 
V.  Penzig ,  bisweilen  3  Brüder  mit  ihren  Familien  zugleich.    Auch 
das  nach  einem  Brande  4489  neuerbaute  Schloss  zu  Baruth  ward 
4549  bei  einer  Erbtheilung  zwischen  zwei  Brüdern  v.  Gersdorff  ge- 
theilt  und  dem  einen  die  grossere,  dem  anderen  die  kleinere  „Kembde" 
(Remnate)  zugewiesen.  —  Geradezu  armlich  erscheinen  die  Hofe 
des  Oberlausitzer  Adels.     Selbst  die  reichen  und  hochangesehenen 
Herren  v.  Schreibersdorf,  Inhaber  der  grossen  Herrschaft  Neschwitz, 
wohnten  bis  etwa  4454  zuNeschwitzin  einem  unansehnlichen  höl- 
zernen Herrenhause,  das  von  einem  Wallgraben  umgeben  war.    Ein 
sehr  geschickter  GOrlitzer  Zeichner,  Joh.  Gottfr.  Schulze,  hat  in  der 
zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  höchst  saubere  Federzeich- 
nungen^^) von  den  meisten  der  damaligen  Oberlausitzer  AdelshOfe  ent- 
worfen.   Die  alteren  dieser  HOfe  zeigen  selbst  an  den  Herrenhäusern 
fast  durchgangig  nur  Holzbau  mit  Fachwerk,  oben  mit  Bretem  ver- 
schlagen ,  vielfach  dem  Einsturz  nahe,  die  Dacher  aus  Schindeln  und 
Schoben.  Auch  das  erst  4 680  erbaute  Herrenhaus  zu  Friedersdorf 
bei  Zittau  ^) ,  das  Stammhaus  einer  Linie  derer  v.  Ryaw,  unterschei- 
det sich  mit  seinen  Wanden  aus  quer  über  einandergelegten  Pfosten 
im  Erdgeschoss ,  mit  seinen  Breterverschlagen  im  oberen  Stock ,  und 
seinem  Schobendach  nur  wenig  von  einem  ganz  gewöhnlichen  Bauern- 
hause des  vorigen  Jahrhunderts.     Fast  überall  hat  jetzt  der  Bauer 
stattlidiere  Hofe  und  behaglichere  Wohnhauser,  als  früher  der  Edel- 
mann .  —  Auch  die  Stadthauser  des  Oberlausitzer  Adels  auf  dem 
Burgiehn  zu  Budissin  mOgen  nicht  eben  sehr  wohnlich  gewesen  sein. 
In  enger ,  dumpfiger  Gasse  gelegen ,  dicht  an  einander  gedrangt ,  oft 
nur  drei  Fenster  breit*,  nur  aus  Erdgeschoss  und  erstem  Stock  be- 
stehend, überdies  vielfach  unter  mehrere  Besitzer  getheilt,  zeigen 
dieselben  noch  in  ihrer  gegenwartigen  Gestalt,  dass  auch  in  der  Stadt 
der  Adel  nicht  besser  zu  wohnen  pflegte ,  als  jetzt  der  ärmste  Rlein- 
bttrger. 


56)  Mspt.  in  der  Bibliothek  der  Oberlans.  Ges.  der  Wiss.  za  Görlitz.        ^)  Nach 
Schulze  abgebildet  bei  M o r  a  w e k ,  Friedersdorf  S.  35. 


6* 


84  I*  Abthoil«iig. 

2.  Habundtittt. 

Das  Vermögen  eines  ritterlidien  Gutsbesitzers  im  Mittelalter  he^ 
stand  wesentlich  nur  in  seinem  Rittergut.  Dies  hatte  er  von  seinem 
Lehnsherrn  erhalten ,  damit  es  im  Frieden  ihn  und  die  Seinigen  er- 
nähre, und  damit  er  im  Kriege  dafür  den  Lehnsdienst  leiste.  Der  ge- 
sammte  Grund  und  Boden  des  Guts  galt  als  dem  Rittergutsbesitzer 
gehörig.  Was  er  davon  nicht  selbst  zu  bebauen  gedachte  oder  ver*^ 
mochte,  gab  er  an  di^  bäuerlichen  Dorfbewohner  aus.  Dafür  hatten 
diese  ihm  Erb z ins,  theils  in  Geld,  theils  in  Naturalien  zu  liefern 
und  das  herrschaftliche  Gut  bestellen  zu  helfen.  So  wurden  die  Dorf- 
bewohner seine  Zinsleute,  Untersassen,  Lehnmänner, 
armen  Leute,  Erbunterthanen. 

Die  Erträgnisse  eines  solchen  Ritterguts  waren  im  Mittelalter 
nur  gering.  Und  doch  musste  der  Besitzer  davon  nicht  nur  den 
Bischofszehnt  an  den  Bischof,  oder  wer  damit  vom  Bischof  be- 
lehnt war,  femer  den  Kirchenzehnt  an  den  Pfarrer  des  Kirch- 
spiels, desgleichen  y,Wachkom^  oder  ähnliche  Naturalabgaben  an  den 
Landvoigt,  endlich  die  Landbede  oder  das  Landgeschoss 
an  den  Landesftierm  abentriehten.  Im  Lande  Görlitz  betrug  die 
Landbede  4344  „von  jeder  Schosshufe^  6  Prager  Groschen  und  einen 
Scheffel  Korn,  zwei  Scheffel  Hafer,  im  Lande  Budissin  aber  1345  „von 
jeder  Ackerhnfe^  42  Prager  Groschen  und  einen  Scheffel  Korn,  zwei 
Scheffel  Hafer  ^^) .  Die  BewtrthscAaftung  eines  Gutes  ernährte  den 
Besitzer  und  seine  Familie,  ergab  aber  wohl  nur  selten  einen  irgend 
nennenswerthen  Reingewinn  zu  einer  Zeit,  wo  nicht  nur  die  ge- 
sammte  ländliche  Bevölkerung,  sondern  auch  zum  grossen  Theil  sogar 
die  Stadtbttrger  noch  selbst  Landwirthschaft  betrieben  und  auch  das 
Holz  der  Waldungen  noch  so  gut  als  keinen  Werth  hatte.  DaMr 
setzte  der  Gutsbesitzer  unbebautes  Areal  viel  lieber  zu  Bauerfaufen, 
später  auch  zu  Gärtnemahrungen  aus ,  als  dass  er  es  unter  eignen 
Mug  nahm.  Der  Erbsins  für  eine  Bauerhufe  war  verschieden ;  im 
43.  und  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  betrug  er  in  der  Kanenzer 
Gegend  meist  eine  halbe  Mark ,  in  der  Görlitzer  dagegen  eine  ganze 
Mark  jährlich  ausser  dem  Zuis  an  Getreide  und  den  sonstigen  Die»- 
sten.  Aber  die  Dörfer  wenigstens  in  den  altwendischen  Distrikten 
waren  und  sind  noch  jetzt  sehr  klein  und  bestehen  nur  aus  ganz 
wenig  Bauergtttern. 

Ueber  seine  Gutsunterthanen  stand  dem  Gutsherrn  die  niedere 


07)  Cod.  Lns.  341.  368. 


VI.  Ciritttr.  85 

Gerichtsbarkeit  zu,  die  er  durch  den  DorfHchter  oder  Schulzen 
verwalten  Hess.  Yoo  den  Gerichtsgebtthren ,  bestehend  wesentlich 
in  Bussen,  bezog  er  selbst  zwei,  der  Dorfrichter  das  dritte  Drittel.. 
EiirtrHgHcher  war  natürlich  die  Griminalgerichtsbarkeit ,  da  für 
GrimiiialYergehen  beträchtlichere  Bussen  zu  erlegen  waren.  Schon 
um  des  pekuniären  Vortbeils  willen  suchte  daher  der  Adel  auch  die 
Obergeriditsbarkeit  auf  seinen  Gütern  zu  erwerben.  Zuerst  be- 
sessen nur  die  Besitzer  der  grossen  Herrschaften  dieselbe.  Von 
diesen  erkauften  sie  viele  ilurer  Vasallen,  so  z.  B.  in  der  Herrschaft 
Kamenz.  Keineswegs  nach  der  Grösse  des  zu  einem  Gute  gehörigen 
Areals,  sondern  nach  der  Hohe  der  trocknen  Zinsen  und  Gefälle  wurde 
der  Werth  eines  Rittergutes  gesehatzt.  So  begreift  sich's,  dass 
bis  gegen  Ende  des  45.  Jahrhunderts  selbst  für  die  grossen  Herr^ 
sdiaften  des  Landes  yerhaltnissmassig  nur  geringe  Summen  gezahlt 
wurden.  Vielleicht  erklärt  sidi  hieraus  auch  der  Umstand,  dass  so 
zahlreicher  fremder  Adel  in  ein  Land  einwanderte,  wo  die  Güter  noch 
niedrig  im  Preise  standen.  Bei  dem  damals  allgemein  ttbli<^en  Zins- 
fusse  von  10  %  darf  man  den  zehnten  Thell  des  für  ein  Gut  gezahlten 
Kaufpreises  als  die  Durchschnittssumme  seines  gesammten  Jahreser^ 
träges  betra<Aten. 

Im  Jahre  4978  zahlte  Rulko  v.  Biberstein  dem  König  Ottokar  H.  für 
die  ganze,  von  Seidenberg  sich  südlich  Ms  an  die  Neisse  (bei  dem  nach^ 
maHgen  Reiohenberg)  erstreckende,  aber  noch  wenig  bewohnte  Herr- 
sdisrft  Friedland  nur  800  Mark  Silber»^) ;  4285  dagegen  das  Kloster 
Marienstem  den  Brüdern  Bernhard  Y.  und  Otto  I.  v.  Kamenz  fur  die 
Hälfte  des  diehtbebafaten  Eigenschen  Kreises  sammt  der  Stadt 
Bemstadt  700  Mark  Silber.  Selbst  die  sehr  grosse  und  bevölkerte 
Herrsehaft  Kamenz  sammt  Schloss,  Stadt  und  mehreren  Zöllen  scheint 
4348  unreinen  Werth  von  4S0O  Mark  Silb.  repräsentirt zu  haben;  we- 
nigstens sollten  dem  Heinrieh  v.  Kamenz  für  seine  Hälfte  derselben  von 
Markgraf  WoMemar  von  Brandenburg  andere  Güter  mit  einem  Jahres- 
ertrage  von  60  Mark  angewiesen  werden«  Die  Herrschaft  Baruth  wurde 
4351  von  den  Herren  v.  Baruth  an  Heinrich  v.  Kittlitz  um  4000  Marie, 
die  Herrschaft  Hoyerswerde  4357  von  den  Grafen  von  Sohwarzburg 
um  1400  Schock  Prager  Groschen  an  Kaiser  Karl  IV.  und  4382  von 
diesem  gar  nur  um  4000  Sobook  an  Benes  v.  der  Duba  verkauft.  Für 


86)  pie  Mtrk  Silber  darf  im  13.  Jahrhundert  noch  als  zu  14  Thlr.  angenommen 
Verden;  später  bekanntlich  sank  der  Rechnnngswefth  einer  Mark  und  fiel  fast  mit  einem 
Seftedt  OfOfcheii  zassminen. 


S8  I  Abtheilimg. 

DiMMten.  So  waren  die  Ritter  jetzt  selbst  Bauern  geworden ;  die  An- 
sprache des  Edelmanns  aber  waren  geblieben. 

,  Wie  grbll  sticht  gegen  diese  Verarmung  des  alten  Adels  der 
schnell  erworbene  Reichthum  einzelner  btlrgerlicberFamilien 
ab!  So  hinterliess  Georg  Emmerich  in  Görlitz  bei  seinem  Tode 
(4607)  nicht  weniger  als  43  meist  sehr  bedeutende  Landgüter,  7  Häu- 
ser in  der  Stadt  und  3 1 000  Dukaten  baar,  desgleichen  Hans  F  r  e  n  t  z  e  1 
ebenfalls  in  Görlitz  seinem  einzigen  Sohne  neben  anderem  Besitze  4  2  ' 
Landgüter.  So  entstand ,  wie  wir  schon  oben  (S.  4  7)  angedeutet  ha- 
ben,  seit  Ende  des  15.  Jahrhunderts  neben  dem  verarmten  alten  Ge- 
burtsadel ein  neuer  reicher  Bürgeradel. 

Diese  Verarmung  erfolgte,  wenn  auch  nur  nach  und  nach, 
doch  stetig.  Die  häufigen  Fehden  und  Kriege ,  zumal  während  der 
Hussitenzeit ,  auch  gelegentliche  Brandstiftung  zerstörten  mehr  als 
einmal  die  offenen  Höfe,  ja  sogar  die  festeren  Schlösser  des  Adels  und 
verwüsteten  zugleich  seine  Dörfer.  Der  unaufschiebbare  Wiederauf- 
bau trieb  ihn  mit  Nothwendigkeit  in  Schulden.  Leichtsinn  und  lieder- 
lidie  Wirthschaft  hatte  bei  Anderen  den  nämlichen  Erfolg.  Au([^  der 
Reichere  streckte  dem  Aermeren  Geld  nicht  vor  ohne  Stellung  zahl- 
reicher Bürgen.  Oft  ward  festgesetzt ,  dass ,  wenn  einer  der  Bürgen 
etwa  sterben  sollte ,  statt  seiner  ein  anderer  gestellt  werden  müsse. 
Selbstschuldner  wie  Bürgen  hatten  zu  geloben ,  falls  zum  bestimmten 
Termine  die  Zahlung  nicht  erfolge,  ^einzureiten^  (ostagium)  in 
eine  bestimmte  Stadt  und  dort  in  der  Herberge  auf  eigene  Kosten  bis 
zu  endlicher  Zahlung  zu  verweilen.  Meist  aber  suchte  man  Geld  nicht 
bei  den  Standesgenossen,  sondern  bei  Juden  und  zwar,  seitdem  die 
zu  Görlitz  Ende  des  44.  Jahrhunderts  vertrieben  worden  waren,  vor- 
zugsweise bei  denen  zu  Liegnitz  oder  zu  Prag.  So  wurden  jetzt  von 
dem  Schuldner  die  Freuncie,  als  Bürgen ,  ^an  Juden  versetzt^.  Letz- 
tere bedangen  sich  natürlich  hohe  Wucherzinsen.  Konnte  der  Schuld- 
ner den  ausgestellten  Wechsel  nebst  den  aufgelaufenen  Zinsen  zur 
Verfallzeit  nicht  einlösen ,  so  hielt  sich  der  Gläubiger  an  die  Bürgen. 
So,  wurden  diese  jetzt  die  Gläubiger  des  Schuldners.  Aus  Freunden 
wurden  sie  Feinde.  Sie  klagten  beim  Hofgericht  zu'Budissin  oder 
Görlitz,  und  der  Schuldner  ^nebst  Frau  und  Kindern^  mussie  geloben, 
^yom  Haus  und  Hof  tu  ziehen^,  wenn  er  die  Bürgen  nicht  für  die  ge- 
leistete Zahlung  zur  bestimmtan  Zeit  befriedigen  werde.  Borgte  eher 
der  Adel  von  Bürgern,  so  verlangten  diese,  dass  er  y^sich  aus  Mannen- 
reoht  in  Stadtrecht  begebe^.  Dann  konnten  sie  gegen  ihn  klagen 
bei  ihrem  Stadtgericht.     Sollte  dann ,  zur  Zahlung  verurtheilt ,  der 


VI.  Caltnr.  89 

Edehnann  von  den  StadtdUnern  gepfändet  werden,  so  ^wehrte  er 
sich  wohl  des  Pfandes^  oder  blieb  dennoch  „sitzen  in  den  gepfttnde* 
ten  Gutem**.  Dann  verAel  er  der  Acht  und  mnsste  entweder  diese 
mit  neuem  Gelde  an'das  Stadigericht  abtragen  oder  aus  dem  Lande 
weichen. 

Bei  diesem  Mangel  an  Geld  ist  es  natürlich ,  dass  auch  der  Adel 
darnach  trachtete ,  sich  weldies  zu  yerdienen.  Viele  versuchten  es 
im  ehrlichen  Reiterdienst,  sei  es  im  Aus-  oder  Inlande.  Die 
steten  Kampfe  des  deutschen  Ordens  in  Preussen  gaben  dazu  hin- 
längliche Gelegenheit,  und  so  haben  sehr  viele  oberlausitzische  Ad- 
liche  dort  auf  längere  oder  kürzere  Zeit  um  Sold  gedient,  viele  grade 
an  der  veHbängnissvollen  Schlacht  bei  Tannenberg  H40  und  an  der 
Vertheidigung  von  Marienburg  theilgenommen^).  Während  der  Hus- 
sitenkriege boten  sich  nicht  bloss  oberlausitzische,  sondern  auch 
niederlausitsische  und  schlesisdie  Adliche  in  Menge  den  Sechsstfidten 
an,  ihnen  mit  S,  40,  ilt  und  mehr  Pferden  zu  dienen.  Sie  wurden 
stets  nur  auf  eine  bestimmte  Zeit  ^^angenommen**  und  erhielten  für 
jedes  „Prerd<*  U97  wöchentlich  24  Gr.,  4444  26  Gr.,  4482  einen 
Reichsgnlden  nebst  Beköstigung  oder  4  fl.  ungar.  ohne  Kost.  „Pttr 
seinen  Schaden  stand  man  niemandem^.  PosssOidner  bekamen  nur 
8  gl.  die  Woche.  Auch  die  bewaflfhete  Mannschaft  der  Städte  selbst 
pflegte  unter  die  Leitung  kriegskundiger  Adlicher  gestellt  zu  werden. 
So  war  4  386—92  Witche  v.  Kottwitz  „Htttermeister^  der  Stadt  Görlitz 
und  bezog  als  solcher  20  Seh.  Gr.  vierteljährlichen  Gehalt.  4440  gab 
man  Jerusalem  Becherer,  dem  „Hauptmann^  auf  der  Landskrone 
wöchentlich  4  Seh.  Gr.  und  freie  Speisung.  So  trat  also  der  Adel  in 
den  Sold  der  Städte. 

Auch  gelegentliche  Geschenke  Hess  er  sich  gern  von  denselben 
gefallen.  Die  Stadt  Görlitz  „verehrte^  Ende  des  4  4.  Jahrhunderts  dem 
Landvoigt  vierteljährlich  8  Schock,  audi  wohl  noch  ausserdem  zu 
Weihnaditen  40  Sdiock  (4426),  „denn  man  bedurfte  seiner  gegen 
Getsche  Schaff  auf  Greifensteln^.  Ein  ander  Mal  schenkte  man  ihm 
„ein  Puder  Kotschenbroder^  oder  „eine  Lage  welschen  Wein  und  eine 
Lage  Landwein*^  oder  „ein  Puder  Bier  und  ein  Wildschwein^,  4463 
sogar  „eine  mardeme  Schaube^  (um  44  Seh.  24  Gr.).  Der  v.  Biber-  / 
stein  auf  Priedland  erhielt  (4444)  ein  Pferd  um  48  fl.  ungar.,  „dass 
er  die  Stadt  [Görlitz]  wegen  der  Landskrone  nicht  anlangen  sollte^, 


^  Joh.  Voigt:  Namen -Codex  der  dentschen  Ordens -Betmten.    S.  119  flg. 
Voigt  beteleluiet  diselbit  die  meisten  OberUnsltzer  filscblteb  als  Schleeier. 


90  I-  Afotheilung. 

Peter  v.  Gersdorff  (4444]  zwei  Armbrüste  um  2  Seh.  3  Gr.,  Czaslaus 
y.  Gersdorff  (4398)  2  Schock  zu  einem  Rocke  und  zu  einem  Paar  Blech- 
handsehuhe,  ein  Anderer  (4438)  ^42  Eilen  Gewand  für  treue  Dienste^. 
Häufig  theilte  der  Rath  zu  Görlitz  an  die  ^Landleute^,  d.  h.  den  Adel 
vom  Lande ,  Httte ,  Mützen ,  Messer  (Dolche) ,  selbst  Paternoster  aus, 
und  irgend  vornehme  Gäste  wurden  von  ihm  regelmässig  „geehrt^ 
mit  Bier  und  Wein,  namentlich  mit'^Rheinfall^  und  ^MarvalP. 

Wie  es  bei  dem  Oberlausitzer  Adel  im  Inneren  seiner  Bur- 
gen und  Höfe  aussah,  davon  besitzen  wir  leider  keinerlei  genauere 
Kunde.  Selbst  bei  Erbtheilungen  aber  werden  von  beweglicher 
Habe  stets  nur  Waffen ,  Kleider  und  Wäsche ,  „Hausrath  von  Kannen 
und  Schüsseln^  (bei  der  Theilung  des  Nachlasses  des  reichen  Chri- 
stoph V.  Gersdorff  auf  Baruth  4549),  nirgends,  soviel  wir  wissen, 
auch  Geschmeide  oder  sonstige  Werthsachen  aufgeführt.  4390  ver- 
machte Jone  V.  Radeberg  auf  Holtendorf  „all  seine  Harnische^  dem 
Jakobshospital  zu  Görlitz  zu  einem  Seelgeräth,  und  4429  Caspar 
V.  Notenhof  auf  Amsdorf,  der  wegen  Strassenraub  hingerichtet 
wurde ,  um  vorher  noch  den  Himmel  zu  versöhnen ,  sein  Rindvieh 
den  Mönchen  zu  Görlitz,  3  Pferde  der  Kirche  zu  Kolm.  Beide  scheinen 
also  weder  baar  Geld  noch  sonstige  Werthgegenstände  besessen  zu 
haben.  —  Aus  alle  dem  Bisherigen  geht  wohl  deutlich  hervor,  dass 
der  Oberlausitzer  Adel  im  Mittelalter  im  Durchschnitt  als  arm  be- 
zeichnet werden  muss. 

3.  Weib  und  Kind. 

lieber  das  Familienleben  des  Oberlausitzer  Adels  fehlt  es  uns 
leider  ebenfalls  an  jeder  specielleren  Kunde.  Weder  ein  Ritters- 
mann, noch  ein  Hauskaplan  oder  ein  Klostergeistlicher  hat  in  der 
Oberlausitz  während  des  Mittelalters  es  der  Mühe  werth  gefunden, 
für  irgend  eine  adliche  Familie  eine  Chronik  anzulegen  oder  auch 
nur  die  wichtigsten  Familienereignisse  irgend  zu  verzeichnen.  Der 
Familiensinn  scheint  sehr  wenig  entwickelt  gewesen  zu  sein.  Noch 
1577  wussten  die  Söhne  Wolfs  v;  Nostitz  auf  Ullersdorf  den  Vornamen 
ihres  leiblichen  Grossvaters  nicht  anzugeben. 

Zumal  von  den  Frauen  wissen  wir  soviel  als  gar  nichts.  Höch- 
stens erfahren  vdc,  dass  hier  und  da  eine  ^Gott  und  seinen  Heiligen 
zu  Ehren^  eine  Stiftung  für  eine  Kirche,  eine  Schenkung  an  ein 
Kloster  gemacht  habe,  dass  eine  von  ihrem  Ehemann  mit  einem 
Leibgedinge  versehen  oder  nach  dessen  Tode  mit  ihren  Kindern 
vor  Gericht  ^entschieden^  worden  sei.    Nur  ihre  Vornamen  pflegen 


VI.  Caltar.  91 

genannt  zu  werden;  erst  seit  dem  46.  Jahrhundert  wird  gelegentlich 
auch  ihr  Vatemame  beigefügt.  Selbst  keine  der  vielen  Stadtchro- 
niken^  welche  doch  von  schönen  Bürgermädchen  und  ihrem  Schicksal 
gelegentlich  berichten,  erzählt  von  irgend  einer  Frau  oder  einem  Fräu- 
lein von  Adel ,  welche  etwa  durch  Schönheit ,  durch  Eitelkeit ,  durch 
Einfluss  hervorgeragt  habe  vor  den  anderen.  An  keinem  alten  Ober- 
laasitzer  Schlosse  haftet  auch  nur  die  Sage  von  einem  schönen,  viel- 
umworbenen  Burgfräulein,  von  einer  schönen,  an  unglücklicher  Liebe 
dahinsiechenden  Frau.  Auch  in  dieser  Hinsicht  mangelt  dem  Ober- 
lausitzer  Adel  jede  Romantik.  Es  fehlte  eben  ein  fürstlicher  Hof  im 
Lande  mit  seinem  Hofstaat ,  seinen  Festen ,  seinem  Luxus ,  seinen 
Intriguen. 

Nur  schlichte  Hausfrauen  waren  gewiss  die  Frauen  selbst 
der  Vornehmsten.  Und  als  „Hausfrauen^  werden  sie  in  den  Urkun- 
den und  Gerichtsbüchem  durchgängig  nur  bezeichnet.  Sicher  waren 
sie  sehr  häuslich ,  sehr  einfach ,  sehr  wenig  gebildet.  Das  Leben  in 
dem  einsamen  Hofe ,  der  fast  ausschliessliche  Verkehr  mit  dem  oft- 
mals wendischen  Hausgesinde,  die  gelegentlichen ,  meist  rohen  Gäste 
des  Gemahls  werden  ihnen  wenig  geistige  Anregung  geboten ,  die 
Sorge  um  das  Hauswesen,  oft  vielleicht  sogar  bittere  Nahrungssorgen 
ihre  Zeit  und  ihren  Sinn  vollauf  in  Anspruch  genommen  haben. 

Die  als  Leibgedinge  auf  den  Gütern  des  Mannes  eingetra- 
genen Summen  pflegten  gering  genug  zu  sein.  Selbst  die  für  die 
Wittwe  des  reichen  Peter  v.  Haugwitz  auf  Gaussig  (4520)  betrug  nur 
500  fl.,  die  für  die  Mutter  Christophs  v.  Kottwitz  auf  Sänitz  (4505) 
32  Mark,  die  für  seine  Frau  (4509)  60  fl.  ungar.  Gotsche  Schaff 
auf  See  (1447)  hatte  in  seinem  Leichtsinn  gar  nicht  einmal  Sorge 
getragen,  „dass  seine  Frau  einen  Brief  habe  über  ihr  Leibgedinge^. 
—  Die  von  den  Aeltem  erhaltene  Ausstattung  war  in  den  meisten 
Fällen  auch  gering.  Wilrich  v.  Gusk  hatte  seiner  Tochter  28  Schock 
versprochen;  aber  sie  musste  sich  dieselben  (4447)  erst  vom  Vater 
einklagen.  Die  Gebrüder  v.  Lüttichau  überliessen  (4484)  beim  Ver- 
kauf ihrer  väterlichen  Güter  Weissbach  etc.  ihrer  jüngsten  Schwester 
von  der  Kaufsumme  50  fl.  als  Ausstattung.  Die  Brüder  v.  Hoberg 
auf  Bohra  überwiesen  (4396)  nach  des  Vaters  Tode  ihrer  Schwester 
der  Mutter  Kleider  und  jährlich  2  Mark.  Unter  solchen  Umständen 
war  wohl  auch  der  Vorrath  an  Kleidern  und  Schmucksachen  in  den 
Truhen  der  adlichen  Frauen  nicht  eben  gross.  Der  Nachlass  der  Frau 
des  Nicol.  v.  Gersdorff  auf  Tauchritz  bestand  (1428)  aus  einer  be- 
scheidenen Anzahl  von  Betttüchern  (^Lailach**) ,  drei  Tischtüchern, 


d2  I-  Abtheilang. 

drei  Handtttchei*n,  zwei  Betten ,  einem  seidnen  Kissen ,  einer  seidnen 
Haube^  einem  Paar  seidner  Aermel,  einer  seidnen  Kolie,  einer  seidnen 
Czappe,  zwei  böhmischen  Schleiern ,  zwei  Fecheittlchem  und  einigen 
eingebrachten  goldnen^Ringen.  Elsa  v.  Gersdorff,  Tochter  des  reichen 
Christoph  V.  Gersdorff  auf  Bamth^  sollte  (1549)  zufolge  der  geschwister- 
lichen Erbtheilung  waihlen,  bei  welchem  ihrer  sieben  Brüder  sie 
wohnen  wolle.  Derselbe  solle  sie  nebst  einer  Jungfer  bei  sich  behalten 
und  sie  versorgen  mit  Essen  und  Trinken;  die  übrigen  Brüder  aber 
sollten  ihr  jeder  5  MaA  jährlich  zu  ihrem  Unterhalt  geben  und^  „wenn 
man  sie  einst  vergiebt^,  sie  gemeinsam  ausstatten. 

Auch  über  die  Trachten  der  adlichen  Frauen  fehlt  es  uns  an 
genauer  Kunde.  Die  Leichensteine  selbst  der  vornehmsten  enthalten 
meist  nur  eine  kurze  lateinische  Inschrift ^  und  erst  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert giebt  es  einzelne  Grabmonumente  mit  ganzer  Figur. 

Reich  war  meistentheils  der  Ehesegen.  Wie  viel  Kinder  über- 
haupt ein  Aeltempaar  gehabt  habe,  ist  erst  aus  den  Ende  des  1 6.  Jahr- 
hunderts und  noch  spater  eingeführten  Kirchenbüchern  zu  ersehen. 
Bei  Belehnungen  werden  natürlich  nur  die  überlebenden ,  schon  er- 
wachsenen Söhne  aufgezählt.  Sechs  bis  sieben  solcher  Söhne  kommen 
häufig  genug  vor.  Wie  schon  erwähnt  hinterliess  Georg  Emmerich  in 
Görlitz  (1507]  mindestens  10  Kinder,  Peter  v.  Haugwitz  auf  Gaussig 
(1520)  11  Söhne  und  mehrere  Töchter,  Burggraf  Nicol.  v.  Dohna  auf 
Grafensein  (1540)  6  Söhne  und  9  Töchter.  Hans  v.  Wamsdorf  hatte 
(1613)  14  Kinder  gehabt. 

Knaben ,  wie  Mädchen  pflegten  wohl  auf  dem  älterlichen  Hofe 
in  völliger  Ungebundenheit  aufzuwachsen.  Ihre  Erziehung  lag 
gewiss  wesentlich  den  Müttern  ob.  Nirgends  erfahren  wir  von  einem 
Unterricht,  den  sie  genossen.  Wer  hätte  sie  auch  unterrichten  sollen? 
Nur  in  den  Städten  gab  es  eigentliche  Schulen ,  und  zwar  nur  für 
Knaben ,  vorzugsweise  aber  zu  dem  Zwecke  des  Kirchendienstes. 
Erst  Ende  des  16.  Jahrhunderts  entstanden  in  den  grösseren  Städten 
der  Oberlausitz  Gymnasien ,  welche  nun  auch  von  den  Söhnen  des 
Adels  fleissig  besucht  wurden.  Mit  feierlichem  Gepränge  Hess  er  sie 
bei  der  Aufnahme  in  die  Sciiule  am  Gregoriusfest  9,einreiten'^.  Ueber 
die  schon  vor  der  Reformation  hier  und  da  bestehenden  Dorfschulen 
sitid  wir  so  gut  als  gar  nicht  unterrichtet.  Die  Schreiber  oder  Glöckner 
—  diese  Bezeichnungen  führten  meist  die  Schulmeister  —  dienten 
wohl  mehr  den  Zwecken  des  Gerichts  und  der  Kirche,  als  der  Schule. 
Schlosskapläne  finden  sich  bloss  in  einigen  grösseren  Schlössern.  SKe 
versähen  dann  auch  die  Punktionen  des  „Schreibers'* ,  der  auf  an- 


VI.  Cultiir.  93 

dern  Schlössern  erwähnt  wird,  d.  h.  sie  besorgten  die  etwaige  Cor- 
respondenz  und  die  gerichtlichen  Au&eichniingen  für  den  Schloss- 
berm.  Vielleicht  unterwiesen  diese  mindestens  die  Knaben  desselben 
im  Lesen  und  Schreiben.  Ob  die  Pfarrer  eines  Kirchorts  während 
der  ganzen  katholischen  Zeit  die  Kinder,  selbst  <iie  des  Gutsherrn,  in 
etwas  anderem ,  als  im  nothdttrftigsten  Verständnlss  der  kirchlichen 
Ceremonien  dürften  unterrichtet  haben,  bezweifeln  wir.  Die  drei 
Frauenkldster  im  Lande,  zu  Marienstem,  Marienthal  und  Lauban, 
nahmen  junge  Mädchen  nicht  etwa  bei  sich  auf,  um  sie  später,  wie 
jetit  geschieht ,  wohlunterrichtet ,  der  Welt  zurückzugeben ,  sondern 
nur  um  sie  für  immer  von  der  Welt  abzuschliessen.  So  werden  denn 
die  allermeisten  Oberlausitzer  Junker  und  Fräulein  weder  lesen,  noch 
schreiben  gekonnt  haben.  Noch  4540  unterzeichnete  ein  Christoph 
V.  Bolberltz  zugleich  für  seinen  Bruder  Joachim,  „weile  er  nich 
schreiben  kan". 

Nicht  uninteressant  ist  eine  kurze  Uebersicht  der  während  des 
Mittelalters  in  den  Oberlausitzer  AdelsCamiiien  üblichen  Vornamen. 
Wir  haben  hierbei  die  rein  böhmischen  Familien  und  diejenigen  aus 
Meissen ,  Schlesien ,  Niederlausitz ,  die  zwar  auch  in  der  Oberlausitz 
Güter  hatten ,  aber  wesentlich  dem  fremden  Lande  angehörten ,  nicht 
mit  herbeigezogen.  Manche  uralt  germanische  Vornamen  haben  sich, 
wenn  auch  yereinzelt,  doch  noch  recht  lange  erhalten.  Erst  im  45. 
und  46.  Jahrhundert  verdrängen  die  biblischen  und  ttbertiaupt  die 
christlichen  Namen  die  früheren.  Grade  in  den  vornehmen  Familien 
war  es ,  hier  wie  anderswo ,  nicht  ungewöhnlich ,  dass  zw^ei ,  selbst 
mehr  Sohne  ein  und  denselben  Vornamen  führten. 

Gleichbeliebt  in  allen  vier  von  uns  behandelten  Jahrhunder- 
ten und  zwar  fast  in  allen  Familien  waren  die  Namen  Heinrich 
(Heinemann,  Heinel , - Henel ,  Hinrich,  Hinko),  Johann  (Jon,  Jonet, 
Jan,  Jane,  Janko,  Jencz,  Hans,  Hannos,  Hannus,  Hanko),  Otto  (Otte), 
Nico  laus  (Nicol,  Nickel,  Nicze,  Nitzsche),  Peter  (Petzco,  Petsch, 
Peschel).  Verhältnissmässig  selten  dagegen  kommen  vor:  Arnold 
(v.  Pulssnitz,  V.  Grissla  43.  Jahiiiundert) .  Benedict  (Eibe  45.  Jahr* 
hundert),  Berthold  (Kittlitz  42.),  Bonaventura  (Haugwitz,  Lut^ 
titz,  Rosen  46.),  Borso  (Kamenz  fi.  45.),  Bosse  (Oelssnitz  45.), 
Bote  (PannewiU  44.),  Burchard  (Kittlitz  42.,Ki(8cher  46.).  GoU 
mann  (Rlüx,  Metzradt  44.),  Conemann  (Eynow,  Sinkwitz  43.), 
Gristan  (Landeskrone,  Rothenburg,  Ger8dorfr43. 44.),  Cuno  (Teich* 
Uta  43.  44.).  Deinhard  (PannewiU  44.  45.),  Ditmar  (Bore  43.]. 
Ecke  (Radeberg  44.),  Elias  (Salza  44.),  Ermanrieh  (Emineriah 


94  I-  Abtheilang. 

U.),  Eustachius  (Schlieben  16.),  Ewald  (Bolberitz  45.),  Ey- 
mund  oder  Eymuth  (Neushofe  44.  45.).  Fredeheini  (Kamenz  14. 
45.),  Fritzold  (Reichenbach  45.).  Gall  (Muschwilz  46.),  Gan- 
golf (Ltttlichau  46.),  Gelfrad  (Haugwitz  44.-46.),  Gelfried 
(Schreibersdorf  46.),  Gerhard  (Bolberitz  43. — 45.,  Penzig  44.), 
Gerlach  (Landeskrone  43.),  Gers  (Wilthen,  Nadelwitz  44.),  Got- 
sche  (Schaff,  Gersdorff  45.),  Grabis  (Gelenau,  Gerlachsheim  44., 
Notenhof  45.),  Gunzel in  (Wilthen,  Radeberg  43.).  Hasse  oder 
Hasche  (Sor,  Bloschdorf  44.),  Hempel  (Saiza  44.),  Henning 
(Grissla,  Schreibersdorf  44.).  Jenchin  (Kltix,  Metzradt  44.),  Jeru- 
salem (Becherer  45.).    Kedil  (Baruth  14.),  Kirstan  (Rothenburg 

44.  45.),  Krig  (Planitz  45.),  Kytan  (Gersdorff  44.).  Leonhard 
(Planitz,  Uechtritz  45.),  Liborius  (Helwigsdorf  45.  46),  Lup- 
pold  (Uechtritz  44.).  Magnus  (Baudissin  46.),  Marcus  (Bore  v. 
Kesselsdorf  45.),  Mauritius  (Metzradt  44.).  Onophrius  (Kintsch 
46.),  Oswald  (Oelssnitz,  Schönfeld  45.  46.).  Pantaleon  (Panne- 
witz 45.),  Poppe  (Uechtritz  44.),  Procop  oder  Portschmann  (Salza 

45.  Kopperitz  46.).  Ramfold  (Eynow,  Rydeburg,  Gersdorff,  Klüx 
43. — 46.),  Rüdiger  (Bischofswerder 4 4.  Haugwitz  44. 45.).  Schu- 
ler (Maxen  44.),  Servatius  (Metzradt  46.),  Swidiger  (Neushofe 
45.),  Swyker  (?  43.).  Tamme  (Radeberg,  Reichenbach  44.,  Gers- 
dorff 45.),  Timo  (Rothenburg,  Grttnrode  44.  45.),  Tiezmann 
oder  Tizo,  tyze  (Hoberg,  Sor,  Grünrode  45.),  Tyle  (Heller  44., 
Knebel  46.),  Tylich  (Haugwitz  44.),  Ulmann  (Radeberg,  Hein- 
richsdorf 43.  44.).  Veit  (Kamenz  45.).  Voltsch  (Krakau  45.], 
Vorcho  (Opal  43.).  Wigand  (Salza  45.),  i^olfart  (Rackel  44.), 
Wolfgang  (GOda43.,  Bolbentz  45.),  Wolfger  (Göda  43.),  Wolf- 
ram (Gersdorff  43.  Pannewitz  43. — 45).  Zaohmann  (Kazowe  43. 
Haugwitz  45.  46.). 

H&ufig  dagegen  sind  im  43.  und  44.  Jahrhundert  folgende  Na- 
men: Albert  oder  Apetz,  Bernhard,  Conrad,  Friedrich 
oder  Frizko,  Gottfried.  Gregor,  Günther  oder  Gunzel,  Hart- 
wig oder  Hertwig,  Härtung,  Hermann,  Hugo  oder  Haug, 
Leuther  oder  Luther  (besonders  bei  Schreibersdorf  und  Penzig), 
Leu  toi  d  oder  Lutold,  Paul,  Reinhard  oder  Reinsco,  Rentschy 
Renschel,  Rudolph  oder  Rulko,  Rule  (Biberstein,  Bloschdorf), 
Seyfried  oder  Seifert,  Sybert,  Zybeco  (Baruth,  Haugwitz, 
Teichnitz,  Kottwitz,  Metzradt),  Thomas,  Ulrich  oder  Wilrich  {Bi- 
berstein, Gusk),  Vincenz,  Walther,  Werner,  Witego  oder 
Witche,  Wiczmann,  Witschel  (Kamenz). 


VI.  Cultur.  95 

Wäkcend  des  45.  und  46.  Jahrhunderts  bürgerten  sich  allmSih* 
lieh  ein  die  Namen:  Abraham,  Adam,  Alexander  oder  Alex, 
Ambrosius,  Andreas,  Anton,  Augustin,  Balthasar, 
Benno,  Caspar,  Christoph,  Daniel,  Donat,  Ehrenfried, 
Erasmus  oder  Asmus,  Ernst,  Fabian,  Florian,  Franz, 
Gabriel,  Hieronymus,  Hieb,  Jacob,  Ludwig,  Martin, 
Maximilian,  Melchior,  Michjael,  Sebastian,  Tobias, 
Valentin,  Wilhelm. 

Slawische  Vornamen  finden  sich  ausser  bei  den  national-böh- 
mischen Herrengeschlechtem  nur  sehr  vereinzelt:  Benes  (Luttitz 
44.  Lehen  45.),  Bohuslav  (Schreibersdorf  45.},  Czaslaus  oder 
Tzsdiaschel  (Penzig  43.  44.,  Boblitz  45),  Czenko  (Dohna,  Gusk 
44.),  Jaroslaus  (Dohna  43.,  Schlieben  44.),  Ladislaus  oder  Lassei 
(Uechtritz,  Gersdorff  45.),  Wenzel  oder  Wensch  (Biberstein,  Dohna 
44. — 46.).  Doppelte  Vornamen  treten  erst  gegen  Ende  des  46.  Jahr- 
hunderts auf. 

Die  Frauennamen  bieten  keine  so  grosse  Mannigfaltigkeit. 
An  selteneren  sind  uns  begegnet:  Alke  (Landeskrone  44.],  ApoUo- 
nia  (Schreibersdorf  46.),  Corona  (Frentzel  46.),  Eneda  (Waldau, 
Zsdieschwitz  45.),  Fria  (Neushofe  44.),  Heilweig  (Ileburg  44.), 
Orteyn  oder  Orte  (Nostitz,  Notenhof  45.),  Mabilia  (Kamenz  43.), 
Utha  (Kamenz  43.,  Haugwitz  44.).  Sonst  kehren  immer  und  immer 
wieder  die  Namen:  Adele,  Adelheid  oder  Aleyd,  Agathe,  Agnes 
oderNyse,  Barbara,  Berchta,  Caecilie,  Dorothee,  Elisa- 
beth oder  Else,  Ilse,  Esther,  Euphemia,  Gertrud,  Hedwig, 
Jutta,  Katharine,  Kunigunde  oder  Kune,  Margarethe  oder 
Manisch^  Ottilie,  Regine,  Veronica. 

4.  Welir  und  Waffen. 

Des  ritterbürtigen  Mannes  ursprünglicher  und  eigentlicher  Beruf 
war  das  Waffenhandwerk.  Auch  die  Söhne  des  Oberlausitzer  Adels 
werden  gewiss  schon  frühzeitig  in  der  Führung  der  Waffen  geübt 
worden  sein.  Wer  sie  aber  darin  kunstgerecht  unterrichtete,  ob  die 
Väter  selbst  oder  blosse  Knechte,  darüber  finden  wir  nirgends  eine 
Andeutung.  Ebenso  wenig  erfahren  wir,  dass  dieselben  etwa  als 
Edelknaben  irgendwo  in  ritterlichen  Künsten  und  zugleich  in  höfi- 
scher Sitte  unterwiesen  worden  seien.  Es  fehlte  eben  der  fürstliche 
Hof  im  Lande.  Vielleicht  sendete  der  Oberlausil-zer  Adel  seine  Söhne 
zu  diesem  Zweck  gern  an  die  schlesischen  Fürstenhöfe.  Hierdurch 
würde  die  auff£illige  Erscheinung  wenigstens  theilw  eis  ihre  Erktörung 


.j 


96  I.  Abtheilniig. 

finden,  dass  so  viele  der  vornehmsten  Oberlausiizer  Ge9ehie<Aier  sich 
frOhseitig  nach  Sdilesien  verzweigten,  so  z.  B.  im  43.  Jahrlmndert 
/  die  Biberstein,  Banith.  Dohna,  Gusk,  Kittlitz,  Noatitc,  Paomewitz  etc., 
im  44.  Jahrhundert  die  Bischofsheim,  Nebeisohitz,  Ponikau  etc.  Wie» 
wo  und  von  wem  im  eigenen  Lande  die  jungen  MKnner  wehrhaft  ge* 
macht  wurden,  darüber  erhalten  wir  keinerlei  Kunde. 

Ueber  die  zu  den  verschiedenen  Zeiten  auch  in  der  Oberlausitc 
in  Brauch  gewesenen  Waffengattungen  finden  sich  nur  gelegent^ 
liehe  Andeutungen.  Leider  fehlt  es  noeh  an  einem  allgemeinen  Mu- 
seum für  Oberlausitzisohe  AHerthttmer  ^o) .  Wenn  es  wahr  sein  sollte  ^^) , 
dass,  „wie  aus  alten  Lehnbriefen  ersichtlich,  die  Herrschaft  zu  Nesch* 
witz  das  Recht  hatte,  bei  entstehender  Kriegsgefahr  etliche  ihrer 
Hausgesessnen  von  Adel  [Aftervasallen]  zu  sich  zu  entbieten,  die  sich 
alsdann  sofort,  mit  einer  Keule  oder  einem  Streitkolben  versehen, 
dahin  einfinden  müssen^,  so  wären  dies  wohl  Spuren  der  ältesten 
und  rohesten  Waffen,  deren  sich  einst  auch  der  oberlausitzische  Adel 
bedient  halte.  Das  älteste  Grabmonoment,  das  einen  Ritter  in  ganzer 
Figur  zeigt,  ist  das  eines  v.  Lossow  in  Radmeritz  v.  Jahre  4343  <^^). 
Ein  Kettenpanzer  bedeckt  den  Leib,  ein  breiterEisenhut  Kopf 
und  Gesicht.  Die  Rechte  stützt  sich  auf  das  mächtige  Schwert, 
die  Linke  «ul  den  grossen  dreieckigen  Schild,  der  das  Wappenthier 
der  Familie,  einen  Luchs,  erkennen  lässt.  Seit  dem  4  4.  Jahrhundert 
aber  waren  Harnisch,  Helm  und  Blechhandschuhe  selbst 
bei  dem  minder  reichen  Adel  allgemein  im  Brauch.  4S90  beschied 
Jone  V.  Radeberg  auf  Holtendorf  „alle  seine  Harnische^  dem  Jakirfis* 
hospital  zu  Görlitz  zu  einem  Seelgeräth.  Noch  4  544  bestimmte  Kaiser 
Ferdinand!.,  dass,  wer  den  „Vorritt^  thun  wolle,  in  seinem Ktt rasa 
von  der  Erde  auf  ein  hengstmässiges  Pferd  sitzen  solle.  Seit  dem 
46.  Jahrhundert  werden  nun  au<^  die  adliehen  Grabmonumente  an 
und  in  den  Kirchen  immer  zahlreicher.  Sie  zeigen  alte  und  junge 
Herren  in  vollständiger  eiserner  Rüstung ,  meist  kninid,  die  Hände 
fsmnm  gefaltet,  das  Haupt  demütbig  entblOsst,  den  Helm  seitwärts 
auf  die  Erde  gestellt.  '  9er  Leichenstmn  des  Landeshiiuptmanns 
Dr.  Ulrieh  v.  Nostitz  auf  Ruppersdorf  «3)  vom  Jahre  4568  stellt  den 
Verstorbenen  dar  in  spanischer  Hoftracht  mit  Hut  und  Gnaden- 
kette.   Als  4544  Kateer  Ferdinand  die  Oberlauritz  zu  besuckea 


«)  Ueber  Uteste  Waffen  der  Bürger  in  ZltUu  vgl.  Peicheck,  ZitUn  I.  157. 
Ol)  Frentzel,  Von  den  Volkern  in  der  Oberlauiltz.  Mspt.  nach  Lans.  Mag.  1S63. 
389.  «)  AbgebUdet  bei  Schnlze,  AlterüiQmer  L  86  Cll8pt.)and  bei  ^etke, 
SflSM  8.  429.        O)  AbgebUdet  bei  Morawek ,  BertMlofff  42. 


VI.  Caltur.  97 

gedachte,  wollte  die  Ritterschaft  des  Budissiner  Kreises  ihm  in 
blanken  Harnischen  mit  Spiessen,  600  Pferde  stark,  entgegen- 
reiten,  die  des  GOrlitzer  Kreises  dagegen  „nicht  in  Harnischen,  son- 
dern in  Farbe  gekleidet^.  Ausser  dem  Schwert  führte  der  Adel 
schon  im  44.  Jahrhundert  allgemein  das  Messer  (Dolch)  an  beson- 
derem Wehrgehänge.  Schnell  flog  beim  Streit  dasselbe  aus  der  Scheide. 
Die  tlbliche  Schiesswaffe  war  bis  in's  15.  Jahrhundert  die  Arm- 
brust und  der  eisenbespitzte  Pfeil.  Mit  der  Armbrust  pflegten 
rohe  adliche  Gesellen  oft  genug  einzulaufen  in  benachbarte  Höfe  oder 
Bauernhäuser.  Gegen  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  hatten  mindestens 
die  Görlitzer  Stadtdiener  bereits  Büchsen.  Grosse  Donnerbüchsen 
aber  zur  Niederlegung  fester  Mauern  besassen  nur  einzelne  reiche 
Städte  und  zwar  schon  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts. 

Als  eine  Vorübung  für  den  Krieg  galt  zu  allen  Zeiten  das  ritter- 
liche Vergnügen  der  Jagd.  Wild  gab  es  im  Mittelalter  wohl  allent- 
halben auch  in  der  Oberlausitz  vollauf.  In  den  grossen  Landes- 
heiden nördlich  von  Budissin  und  von  Görlitz  war  die  Jagd  aus- 
schliesslich den  Landesherren  vorbehalten.  Schon  bei  der  Jheilung 
des  Landes  unter  den  beiden  Linien  der  Markgrafen  von  Brandenburg 
(1268)  wurde  bestimmt,  dass  ausser  mit  beiderseitiger  Genehmigung 
in  den  Landesheiden  keine  neuen  Dörfer  angelegt  werden  sollten, 
damit  die  Jagd  nicht  beeinträchtigt  werde.  Selbst  die  Landvoigte 
sollten  nicht  darin  jagen  dürfen,  ausser  wenn  die  Landesherren  selbst 
ihre  Jäger  und  Hunde  dahin  sendeten.  Doch  erfahren  wir  nirgends 
von  grossen  fürstlichen  Jagden,  die  darin  wären  abgehalten  worden. 
Die  Görlitzer  Heide  war  an  die  v.  Penzig  zu  Lehn  gegeben,  welche 
darin  ^zu  ihrer  Nothdurft^  jagen  durften.  Noch  1401  befahl  den- 
selben König  Wenzel,  nicht  zu  leiden,  dass  sonst  jemand,  ^in  welchen 
Würden,  Adel  oder  Wesen  der  wäre,  darin  Wild  jage  noch  fahe  ohne 
sunderlichen  Erlaub^.  Nur  denen  v.  Kottwitz  auf  Haibau  war  die 
freie  Jagd  auf  der  königlichen  Heide  1356  ausdrücklich  verliehen 
worden.  Sie  müssen  wenig  Werth  auf  dieses  Recht  gelegt  haben; 
denn  1494  Hessen  sie  sich  dasselbe  vom  Rathe  zu  Görlitz  um  die 
Summe  von  S1  fl.  rhein.  ablösen.  Sonst  erfahren  wir,  dass  die 
V.  Sar  auf  Sohra  (NO.  v.  Görlitz)  1440  „einen  freien  Finkenherd" 
auf  dem  Gebiet  des  anstossenden  Hennersdorf  erwarben ,  und  dasä 
die  v.  Salza  auf  Lichtenau  1 457  und  später  wiederholte  Streitigkeiten 
mit  dem  Rathe  zu  Lauban  hatten  „wegen  der  Jagd  zu  Lichtenau^. 
Noch  ^nde  des  15.  Jahrhunderts  bediente  man  sich  übrijgens  bei  der 
Jagd  des  Spiesses.     1496  hatte  Jak.  v.  Baudissin  auf  Solschwiti: 

Knotha,  Gesch.  d.  Oberl.  Adels.  7 


98  I-  Abtheilttug. 

seine  Bauern  aufgeboten  und  mit  diesen  in  dem  der  Stadt  Budissin 
gehörigen  Taucherwalde  (bei  Uhyst)  gejagt.  Ja  er  hatte  sich  sogar 
unterstanden,  den  dasigen  städtischen  Förster  aufsusuchen  und  ihn 
^mit  dem  Spiesse'^  verwundet,  geschlagen  und  endlich  fttr  todt  liegen 
lassen.  Wegen  dieses  doppelten  Jagdfrevels  ward  er  nach  Gebtthr 
vom  Rathe  verklagt ,  geheischen ,  und  da  er  sich  nicht  vor  Gericht 
stellte,  geächtet. 

Die  erwünschteste  Gelegenheit ,  die  erlangte  Kunstfertigkeit  in 
der  Führung  der  Waffen  öffentlich  zu  zeigen,  bot  das  Turnier.  Nur 
selten  ist  in  der  Oberlausitz  den  jungen  adlichen  Männern  die  Freude 
geworden,  angethan  mit  dem  besten,  blankgeputzten  Harnisch,  auf 
dem  besten  Boss,  mit  Lanze,  Schwert  und  Schild,  die  wallenden 
Federn'auf  dem  Helm,  gefolgt  von  reissigen  Knechten ,  in  eine  hei- 
misdie  Stadt  reiten  zu  können,  um  dort  vor  hohen  Herren,  vor  dem 
gesammten  Adel  und  vor  den  edelsten,  schönsten  und  holdesten 
Frauen  und  Frtfulein  des  Landes  Lanzen  zu  brechen  und  dann  den 
Preis  aus  schöner  Hand  zu  empfangen.  Es  fehlte  der  Oberlausitz 
eben  der  eigne  fürstliche  Hofhalt.  Als  4303  König  Wenzel  L  von 
Böhmen  auf  der  Viehweide  bei  Zittau  ^einen  grossen  Tomey^  ver- 
anstaltete, gehörte  diese  Stadt  noch  nicht  zur  Oberlausitz.  Es  waren 
bei  diesem  Tuipier  nicht  weniger  als  6  Fürsten  und  400  Ritter  zu- 
gegen, darunter  gewiss  viele  aus  der  Oberlausitz.  Es  nahm  übrigens 
ein  schlimmes  Ende.  Ein  böhmischer  Ritter,  Albrecht  v.  der  Lom- 
nitz,  „erschlug  zu  Tode  den  v.  Barby^,  den  Oheim  Markgraf  Hermanns 
von  Brandenburg;  infolge  dessen  musste  auch  Heinrich  v.  Leipa. 
Herr  von  Zittau  und  Rohnau ,  flüchten ,  und  der  erzürnte  König  nahm 
ihm  diese  Güter <^^).  Nur  von  einem  einzigen,  auf  altlausitzischem 
Boden  abgehaltenen  grossen  Turniere  haben  wir  sidiere,  wenn  auch 
dürftige  Kunde.  Im  Jahr  4389  stellte  der  junge,  vergnügungs- 
süchtige, verschwenderische  Herzog  Johann  von  Görlitz  eins  an  seinem 
fürstlichen  Hofe  zu  Görlitz  an.  „Es  strömten  die  Herren  von  allen 
Seiten  zusammen  wegen  des  Turniers"  ^^) .  Fremde  Gäste  des  Herzogs 
waren  unter  anderen  der  Bischof  von  Leubus,  der  Herzog  vonTeschen, 
ausserdem  schlesische ,  böhmische ,  niederlausitzische ,  selbst  meiss- 
nische  Herren  in  Menge.  Wenn  wirklich  4407  am  Fastnachtdienstag, 
^etliche  von  Adel  nach  der  Stadt  Lau  bau  gekommen  sind  und  haben 
mit  stumpfen  Krönlein  auf  dem  Markte  einen  ritterlichen  Ritt  ge- 


•«)  N.  Script,  rer.  las.  l.  ö  und  132.        «)  Gorlitzer  Rathsrechnnngon  ft.  a. : 
Dominl  conflaienint  —  propter  baitUadium. 


VI.  Caltur. 


99 


than^f  so  war  dies  sicher  nur  ein  Privatvergnügen.  —  Spttier  be* 
gDügte  sich,  wie  oben  erwähnt  (S.  57},  der  Adel  mit  blossen  Yogel- 
schiessen.  An  den  schlesischen  Höfen  dagegen  gab  es  öfters  festliche 
Turniere.  Gern  zogen  dahin  auch  junge,  reidie  Oberlausitser.  Als 
1387  der  junge  Benes  v.  der  Duba,  der  Sohn  des  alten  Benes  auf 
Hoyerswerde,  nach  Liegnitz  ritt  ad  hastiludium,  Hess  ihm  der  Rath  zu 
Gi^rlitz  seine  Rüstung  dahin  fahren. 

So  bot  denn  im  eigenen  Lande  selbst  höchstens  der  seltene 
Besuch  eines  Landesherm  Gelegenheit  zur  Entfaltung  ritterlichen 
Gepränges. 

Ein  Krieg  im  kleinen  war  die  Fehde.  Freilich  kämpfte  man  in 
derselben  nur  selten  Mann  gegen  Mann.  Vielmehr  begnügte  man 
sich,  dem  Feinde  soviel  Schaden  als  möglich  zu  thun.  Man  fiel  in 
dessen  wehrlose  Dörfer  ein ,  trieb  das  Vieh  seiner  Unterthanen  vom 
Felde  und  aus  den  Ställen ,  raubte ,  pltinderte ,  zündete  an  und  zog 
mit  dem  Raube  eiligst  wieder  von  dannen.  Selten  gelang  es,  den 
Gegner,  dem  die  Fehde  galt,  selbst  zu  fangen  und  Lösegeld  von  ihm  zu 
erpressen.  Angekündigt  ward  die  Fehde  oft  in  sehr  lakonischer 
Form.  So  lautete  ein  Fehdebrief  des  Herzogs  Johann  von  Münsterberg : 
^Wisset,  ihr  Städte  Görlitz,  Zittau,  Lauban  und  Reichenbach,  dass  wir 
euer  Feind  sein  wollen.  Gegeben,  da  er  geschrieben  ist^^^).  Fehde- 
lustig nun  war  auch  der  Oberlausitzer  Adel  nur  allzusehr.  Die  nach- 
stehende Behandlung  der  einzelnen .  Adelsfamilien  giebt  dafür  hin- 
längliche Belege.  Die  bei  jeder  Fehde  entstehende  Unsicherheit  der 
Handel sstrassen  veranlasste  die  Städte,  die  Streitenden  womöglich 
gütlich  zu  vergleichen  oder  selbst  gegen  dieselben,  als  gegen 
„Strassenplacker,  vorzugehen  mit  der  Städte  und  des  Kaisers  Acht^. 
Oft  freilich  wurden  auch  die  Städte  selbst  theils  mit  einzelnen  Land- 
sassen in  der  Oberlausitz  oder  in  den  Nachbarländern,  theils  mit 
ganzen  mächtigen  Geschlechtern  in  schlimme  Fehden  verwickelt.  Seit 
Mitte  des  15.  Jahrhunderts  sind  es  fast  nur  noch  Fremde,  welche 
Oberlausitzem  Fehde  ankündigten. 

In  den  eigentlichen  Krieg  hat  der  Oberlausitzer  Edelmann  weit 
seltner  zu  ziehen  gehabt,  als  man  vielleicht  glaubt.  Wie  schon  oben 
(S.  34)  erwähnt ,  waren  die  Oberlausitzer  Stände  dem  Landesherm 
nur  znm  Kriegsdienst  innerhalb  der  eignen  Landesgrenzen  ver- 
pflichtet. Während  der  Hussitenwirren  freilich  wUthete  der  Krieg 
oft  genug  im  eignen  Lande.    Aber  selbst  damals  erfolgte  nur  selten 


»)  Pescheck,  Zittau  II.  504. 


7» 


100  !•  Abtheilnng. 

ein  allgemeines  Aufgebot,  und  noch  seltner  wurde  demselben  all- 
gemein Folge  gegeben,  lieber  die  persönliche  Theilnahme  am  Kriege 
entschied  daher  fast  immer  nur  die  eigne  Neigung.  Wir  haben  oben 
(S.  89]  erwSlhnt,  wie  selbst  wahrend  der  Hussitenkriege  ein  grosser 
Theii  des  Oberlausitzer  Adels  sich  freiwillig  den  Städten  als  Söldner 
anbot.  Noch  im  Schmalkaldischen  Kriege  sendete  auch  die  Land- 
schaft dem  Kaiser  Ferdinand  nur  geworbene  Reiter  in's  Feld.  Gegen 
die  Türken  aber  musste  später  der  Adel  in  eigner  Person  zu  Felde 
ziehen.  Uebrigens  stellte  während  des  ganzen  Mittelalters  auch  bei 
allgemeinem  Aufgebot  der  Adel  ein  bei  weitem  geringeres  Truppen- 
contingent,  als  die  Städte,  nämlich,  entsprechend  der  Steuerquote, 
anfangs  V4,  später  V3,  erst  seit  den  30er  Jahren  des  46.  Jahrhunderts 
die  Hälfte  der  verlangten  oder  bedungenen  Truppen. 

So  führte  denn  zu  allen  Zeiten  theils  Jugendmuth  und  Thaten- 
drang,  theils  Armuth  und  bittere  Noth  einen  Theil  des  Oberlausitzer 
Adels  unter  fremde  Fahnen.  Dass  Einer  an  einem  Kreuzzuge 
in^s  heilige  Land  theilgenommen  habe,  ist  uns  urkundlich  nicht  be- 
kannt geworden.  Desto  üblicher  war  der  Eintritt  in  Söldnerdienst 
bei  d^m  deutschen  Orden  in  Preussen.  Später  boten  die  Kriege  gegen 
die  Türken  in  Ungarn  erwünschte  Gelegenheit,  sich  unter  den  Fahnen 
des  eignen  Landesherm  Ehre,  Ruhm  und  Stellung  zu  erringen.  Sehr 
oft  werden  bei  Belehnungen  junge  Leute  als  „auswärtig^  bezeichnet. 
Von  Anderen  heisst  es  einfach:  „ist  im  Reiterdienst  gestorben^. 

5.  Kopf  and  Herz. 

Dje  eigen thümlichen  Verfassungsverhältnisse  in  der  Oberlausitz, 
denen  zufolge  die  Stände  des  Landes  eine  fast  autonome  Stellung  ge- 
nossen, lenkten  mit  Nothwendigkeit  alle  ehrgeizigen  Bestrebungen 
des  Adels  auf  die  Betheiligung  an  den  öffentlichen  Angelegenheiten. 
Es  war  natürlich  eine  durchaus  einseitige  Interessenpolitik,  welche 
derselbe  dabei  in  der  Regel ,  wie  damals  alle  Welt ,  verfolgte.  Es 
galt,  die  Vorrechte  des  eignen  Standes,  sodann  die  des  eignen  Landes 
zu  wahren  und  zu  mehren.  Schon  die  Verpflichtungen  gegen  den 
Staat  Böhmen ,  von  dem  doch  die  Oberlausitz  einen  Bestandtheil  bil- 
dete, erkannte  man  nur  ungern  an  und  suchte  sich  denselben,  wenn 
möglich,  zu  entziehen.  Die  freiwillige  Unterordnung  des  Einzelnen 
unter  die  Interessen  des  Ganzen  lag  den  Anschauungen  der  Zeit  völlig 
fem.  So  erwuchsen  denn  aus-  dem  Oberlausitzer  Adel  eine  Menge 
eifriger  Parteiführer  und  starker  Partikularisten. 

Zur  Verfolgung  dieser  Ziele  bedurfte  es  damals  keiner  höheren 


VI.  .Ciiltur.  101 

oder  gar  gelehrten  Bildung.  Die  Jungen  hörten  und  lernten  von  den 
Allen.  Der  häufigere  Besuch  der  Hof-  oder  Mannen-,  selbst  der  Stadt« 
gerichte  in  eigner  oder  fremder  Angelegenheit  fahrte  nach  und  nach  zu 
einer  hinlänglichen  Kenntniss  des  im  Lande  geltenden,  ohnehin  meist 
ungeschriebenen  Gewohnheitsrechts ,  um  bald  selbst  als  Schöppe ,  ja 
als  Richter  fungiren  zu  können.  Der  Besuch  der  willkürlichen,  sowie 
der  ausserordentlichen  Landtage  machte  nach  und  nach  vertraut 
genug  mit  den  speciellen  Landesangelegenheiten,  um  die  Stelle^  eines 
Aeltesten  unter  dem  Weichbildsadel,  ja  eines  Amtshauptmanns  Über- 
nehmen zu  dürfen.  Gelegentliche  Deputationen  an  den  königlichen 
Hof  zu  Prag ,  Ofen  oder  Wien  vermittelten  alsbald  die  nöthige  Be* 
kanntschaft  mit  den  daselbst  massgebenden  Personen  und  Verhalt« 
nissen.  So  bildete  die  Praxis  ohne  alle  Theorie  tüchtige,  in  der 
Gerechtigkeitspflege,  der  Verwaltung,  ja  der  Sonderpolitik  des  Landes 
wohl  bewanderte  Männer. 

Eine  höhere  Bildung  suchten  selbst  diejenigen ,  welche  bloss  die 
gewöhnliche  geistliche  Laufbahn  einschlugen,  nicht  sowohl  auf  Uni-» 
versitäten,  sondern  entweder  in  Klöstern,  wo  sie  denn  oftmals 
als  Ordensbrüder  verblieben,  oder  an  den  Bischofssitzen,  wo  die 
meisten  jungen  Cleriker  zu  Weltgeistlichen  vorbereitet  wurden.  Nur 
wer  durch  Studium  des  Kirchen*  und  des  römischen  Rechts  sich  zur 
Uebemahme  höherer  Kirchen-  und  Staatsttmter  geschickt  machen 
wollte,  pflegte  eine  Universität  zu  besuchen. 

Bernhard  III.  v.  Kamenz,  später  Kanzler  des  Herzogs  Heinrich  IV, 
von  Breslau,  gestorben  4296  als  Bischof  von  Meissen,  soll  in  Italien 
stadin  haben  und  schrieb  in  der  That  ein  gutes  Urkundenlatein.  ^ 
Johann  IV.  Burggraf  v.  Dohna  a.  d.  H.  Grafenstein,  gestorben  1354  \ 
als  Dooiherr  zu  Breslau,  befand  sich  4346  auf  der  Universität  zu  Bo- 
logna.   Ebendaselbst  studirte  4504  Caspar  Emmerich  aus  Görlitz, 
nadmials  Dekan  zu  Budisstn,  desgleichen  die  Brüder  Wigand  und 
Jakob  v.  Salza  a.  d.  H.  Schreibersdorf,  von  denen  Ersterer  4520  als 
Domherr  zu  Glogau  und  Breslau,  Letzterer  4539  als  Fürstbischof  von 
Breslau  starb.  Ewald  v.  Bolberitz  a.  d.  H.  Förstcfaen,  Domherr  zu  Bu- 
dissin  (zweite  Hälfte  des  46.  Jahrhunderts),  wird  als  ein  ^ tiefgelehrter  I 
Magteter  von  Paris^  bezeichnet.    Auch  Johann  VI.  v.  Dohna  auf 
Grafenstein,  der  früher  von  König  Mathias  von  Ungarn  in  diplomati«» 
sehen  Geschäften  gebraucht  worden  war,  verstand  Latein;  wenig-« 
stens  enthält  ein  Brief  von  ihm  (4  49D)  die  Floskel :  quod  vim  vi  re- 
pellere  decet.    Härtung  v.  Klüx ,  kaiserlicher  Rath  und  von  König 
Siegsmund  wiederiiolt  zu  diplomatischen  Sendungen  nach  Frankreich 


103  I.  Abtheilung. 

tnid  England  verwendet,  sprach  sogar  englisch.  Ausser  Bologna  und 
Paris  werden  junge  Adliche  aus  der  Oberlausitz ,  wie  es  wenigstens 
von  Zittauer  BttrgerssOhnen  geschah <^^j,  auch  Prag  besucht  haben. 
Seit  4  409  finden  sich  in  den  Matrikeln  der  Universität  Leipzig,  seit 
4502  in  denen  von  Wittenberg  neben  sehr  vielen  bürgerlichen, 
auch  wenigstens  einige  adliche  Oberlausitzer  inscribirt.  Ein  langes 
„Yerzeichniss  der  von  Gründung  der  Universität  Leipzig  an  bis  4  475 
inscribirten  Görlitzer^*^)  enthält  allerdings  nur  einen  einzigen  von 
Adel.  In  dem  vollständigen  „Album  academiae  Yitebergensis  a  1502 
— 4560  ed.  Foerstemann^  (Lips.  4844)  haben  wir  neben  470  bürger- 
lichen nur  40  adliche  Studenten  aus  der  Oberlausitz  gezählt.  An 
wissenschaftlicher  Strebsamkeit  wurde  der  einheimische  Adel  also  bei 
weitem  von  dem  Bttrgerthum  übertroffen. 

Der  Sinn  für  Kunst  aber  scheint  fast  gänzlich  abgegangen  zu 
sein.  Vergeblich  sucht  man  an  den  Ueberresten  mittelalterlicher 
Burgen  und  Schlösser  oder  von  dem  Adel  erbauten  Dorfkirchen  in  der 
Oberlausitz  nach  Spuren  einer  edleren  Architektur,  nach  wohlge- 
formten Bund-  oder  SpitzlX^en ,  nach  zierlichen  Säulchen  oder  Kapi- 
tälchen, nach  irgend  welcher  feineren  Ornamentik;  vergeblich  in 
alten  Kirchen  und  Sakristeien  nach  kunstvollen  Stickereien  von  der 
Hand  adlicher  Frauen ;  vergeblich  in  den  Werken  über  Literatur  des 
Mittelalters  nach  einem  ritterlichen  Minnesinger  aus  der  Oberlausitz. 
Die  Erwähnung  eines  Lautensehlägers ,  den  Nicol.  v.  Gersdorff  auf 
Königsbain  4443  hatte,  ist  die  einzige  uns  vorgekommene  urkund- 
liche Spur  von  irgend  welchem  Sinn  für  irgend  welche  Kunst  in  den 
Schlossern  des  Oberlausitzer  Adels.  Auch  hier  fehlte  das  Vorbild 
und  die  Anregung  eines  fürstlichen  Hofhaltes  im  Lande.  Da  verwen- 
deten denn  doch  die  Bürger  der  Sechsstädte  ansehnliche  Summen  an 
die  Aufführung  schöner,  grosser  Kirchen  und  Bathhäuser  im  Stil  der 
späteren  Gothik  und  an  die  Erbauung  stattlicher  Privathäuser  im  Stil 
der  beginnenden  Benaissance.  Da  zeugten  doch  die  meist  auf  dem 
Marktplatz  aufgeführten  Fastnachtsspiele  der  Handwerker  mit  ihren 
plumpen  Spässen  und  die  Gregoriusauhüge  der  Schüler  mit  ihrem 
Maskenscherz  und  ihrer  Musikbegleitung  von  dem  den  Städtern  inne- 
wohnenden Bedflrfniss  nach  irgend  welchen  das  Leben  verschönenden 
und  erheiternden  Formen  der  Kunst. 


67)Pe8clieck,  Zitton  I.  544.  «)  Laus.  Monatsschrift  1798.  11.  269  fl«.  Vgl. 
Zarncke,  Die  nrknndl.  QneUen  znr  Gesch.  der  Univ.  Leipzig,  und  Gersdorf,  Rek- 
toren der  Univ.  Leipzig. 


VI.  Ciütur.  103 

Weder  durch  Wissenschaft,  noch  durch  Kunsl  gemildert  und  Ter- 
edelt,  lassen  nun  freilich  die  Sitten  des  Oberlausitzer  Adels  bis  ttber 
die  Mitte  des  1 6 .  Jahrhunderts  hinaus  einen  MangelanGemttths« 
und  Heriensbiidung  erkennen,  der  wahrhaft  schreckenerregend 
ist.  Allerdings  was  blieb  dem  auf  seinem  einsamen  Hofe  sitzenden 
Landedelmann  in  der  Einfbrmigkeit  seines  Lebens  und  bei  den  man- 
cherlei Sorgen ,  die  ihn  drttokten ,  viel  anderes  ttbrig ,  als  im  Kret- 
scham ,  in  der  Schänke  Zerstreuung  zu  suchen.  Dort  trank  er  mit 
seinen  Bauern ,  mit  durchziehenden  Fuhrleuten ,  mit  etwa  zufillKg 
einkehrenden  StJIdtem.  Selbst  das  schlechte  Dünnbier  stieg  endlich 
doch  zu  K(^fe.  Wid^spmcb  mochte  der  gestrenge  Herr  wohl  von 
keiner  Seite  vertragen.  Schnell  fiogen  im  Streit  dann  die  Messer  aus 
der  Scheide.  So  wird  es  erkltfrlich ,  dass  so  httufig  Edelleute  grade 
im  Kretscham  entweder  ihre  Richter,  d.  h.  die  Kretschamsbesitzer, 
oder  andre  Bauern  erschlugen  oder  von  ihnen  erschlagen  wurden.  Die 
Gtfrlitzer  noch  erhaltenen  Lade-,  Entscheid-  und  Achtbttcher  und  die 
Klagsdirift  der  Seehsstädte  gegen  den  Adel  vom  Jahre  4530  („Quadm- 
plik'')  erOffn«!  einen  nur  allzu  deutlichen  Einbilde  in  die  furchtbare 
Verwilderung  und  Roheit  des  letzteren.  Da  werden  von  einzelnen 
Adlichen  bald  im  Kretseham^  bald  „auf  offener  Strasse^  theils  offene, 
theils  Kampherwunden  (d.  h.  kampfbare),  theils  Lähmden  gehauen, 
hier  einem  Manne  „zwei  offene  Wunden,  eine  Ltthmde  und  eine  Hand 
ab^,  dort  einem  Priester  „13  Wunden^,  da  einem  andern  Priester 
„drei  Finger  an  jeder  Hand  ab^.  Mit  ganz  besondrem  Behagen  wer- 
den die  Bauern  gemisshandelt,  eigne  wie  fremde.  Hier  wird  einer 
„am  Kopfe  verwundet  und  ihm  zwei  Zahne  ausgeschlagen^,  dort  ein 
Bauemsohn  an  einem  um  den  Hals  geworfenen  Stricke  aus  dem  Kret- 
scham geschleift  und  zwischen  die  Pferde  gebunden ,  dass  diese  ihm 
die  Fersen  abgetreten  und  der  Strick  ihm  die  Haut  vom  Halse  ge- 
rissm ,  hier  ein  Knabe ,  der  im  Dienst  eines  Edelmanns  stand ,  von 
diesem  „gestaucht  und  getreten ,  dass  er  bald  gestorben^,  dort  ein 
Bauer  mit  „36  Wunden^  verwundet  und  endlich  noch  mit  dem  Spiesse 
durchstochen.  Selbst  die  nächsten  Blutsverwandten  werden  nicht 
geschont.  Der  eine  hatte  „wider  seine  eignen  Aeltem  im  Kretscham 
Hexerei  getrieben^,  ein  Andrer  „den  eignen  Bruder  in  mörderischer 
Absicht  verfolgt^,  ein  Dritter  ebenfalls  seinem  Bruder  „48  Wunden^ 
gehauen,  ein  Vierter  seinen  „Vetter  erstochen'*,  ein  Fünfter  seinea 
^Vetter  abgemordet **,  ein  Sechster  „den  eignen,  alten,  verlebten 
Vater  ttfdtiidi  verwundet^.  Selbstverständlich  wurde  jede  Art  von 
Brutalität  gegen  Frauen  verübt.    Von  ihren  Freihtffen  auf  den  Burg- 


104  I-  Abtheilung. 

lehen  zu  Kamenz  und  zu  Budissin  brachen  die  üppigen  Adlichen  bei 
Nacht  in  die  Häuser  der  Bürger  ein,  misshandelten  die  Männer,  noth- 
züchtigten  die  Weiber.  Da  Riagen  nichts  fruchteten,  überfielen  end- 
lich (U08  und  U09}  die  Bürger  das  Burglehn  und  schlugen  sämmt- 
liche  eben  anwesende  Adlichen  todt.  Auf  seinen  Landgütern  war 
der  Adel  vor  solcher  Selbsthülfe  sicher.  Da  ward  bald  die  Tochter 
eines  Bauern  ^bewältigt  und  genothzüchtigt^,  darauf  als  der  Bauer 
bei  Gericht  geklagt  hatte,  in  dessen  Haus  eingefallen  und  in  der  Ab- 
wesenheit des  Mannes  wenigstens  der  Frau  eine  Lähmde  gehauen, 
bald  ^eine  Jungfrau  unter  Zetei^eschrei  nach  Rothenburg  geführt^, 
der  den  Mädchenräuber  verfolgende  Vater  aber  ^schwerlich  ver- 
wundet und  also  wund  in  den  Stock  gesetzt^,  bald  einem  Vater,  dem 
der  gnädige  Hen*  schon  zwei  Töchter  entehrt ,  das  Haus  genommen, 
weil  er  sich  geweigert ,  dem  Wüstling  noch  die  dritte  auf  den  Hof 
in  Dienst  zu  geben,  bald  eine  Haushälterin,  die  ihrem  Herrn  „nicht 
hat  zu  Willen  sein  wollen,  mit  einem  Holzscheit  erschlagen^,  ein 
andermal  eine  schwangere  Frau  „mit  dem  Pferde  gestossen ,  dass  sie 
ein  todtes  Kind  geboren'^,  eine  andre  ebenfalls  schwangere  Frau 
sogar  „mit  dem  Pferde  ertreten^,  ja  endlich  „die  leibliche  Schwester 
geschwängert^  oder  „mit  der  eignen  Tochter  Blutschande  getrieben^ 
(1570). 

Wollte  man  solche  Scheusslichkeifen  etwa  damit  entschuldigen 
wollen,  dass  starke  Naturen  auch  starke  Leidenschaften  entwickeln, 
so  wird  man  doch  nicht  zu  beschönigen  vermögen ,  dass  so  Viele  — 
wir  sprechen  immer  nur  von  Personen  adlichen  Standes  —  baar  jedes 
Gefühls  für  Recht,  Gesetz  und  Ehre,  sich  zu  dem  gemeinsten  Be- 
trug und  Diebstahl  erniedrigten.  Da  wird  von  einem  Gerichts- 
herm  einem  Diebe  für  Geld  ein  gutes  Leumundszeugniss  ausgestellt, 
einem  Bauer  „für  4  Schock  Gr.^  wider  die  Wahrheit  bestätigt,  dass 
dessen  ausserehelicher  Sohn  „aus  rechtem  Ehebett  gekommen  sei^, 
«in  verübter  Mord  gegen  Empfang  einer  Geldsumme  dem  Gericht 
verschwiegen,  ein  Dieb,  der  eben  an  das  königliche  Gericht  ab- 
geliefert werden  soll,  „laufen  gelassen^.  Einer  hat  Urkunden  ge-^ 
fälscht  und  dann  auf  offenem  Markte  zu  Görlitz  kniend  schwören 
müssen,  dass  er  nie  wieder  den  Boden  der  Oberlausitz  betreten 
wolle ;  dennoch  hat  er  die  Urfehde  gebrochen.  Da  werden  von  ad- 
lichen Landsassen  nicht  nur  anerkannte  Diebe  gehegt  und  gepflegt, 
sondern  auch  gelegentlich  „Pferde  gestohlen^,  ja  die  „eignen  Brüder 
geschädigt  und  bestohlen^,  harmlose  Reiseode  und  Fuhrleute  „auf 
jDffener  Strasse  beraubt^. 


VI.  Cultur.  105 

Weün  solche  und  ähnliche  Verbrechen  rohster  und  gemeinster 
Art  noch  bis  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  bei  dem  Oberlausitzer  Adel 
an  der  Tagesordnung  waren,  so  begreift  man,  wie  zwei  Jahrhunderte 
früher,  wo  dem  ritterlichen  Uebermuth  noch  kein  so  hoch  entwickeltes 
Städtethum  ein  Gegengewicht  zu  bieten  vermochte ,  sich  die  Städte 
nur  durch  festen  Anschluss  an  einander  gegen  grosse  und  kleine  Ver- 
brecher selbst  zu  schützen  im  Stande  waren,  und  wie  Kaiser  Karl  IV. 
die  Aufrechterhaltung  von  Gesetz  und  Ordnung  im  Lande  gerade 
diesem  Städtebunde  übertragen  musste. 

Auch  die  vorstehenden  Skizzen  dürften  dargethan  haben ,  wie 
die  Culturverhältnisse  des  Mittelalters,  dieser  Jugendzeit  der  germa- 
nischen Völker,  allenthalben  neben  viel  Kraft  viel  Roheit,  neben  viel 
Schönem  und  Erhabnem  viel  Widriges  und  Gemeines,  neben  viel 
Licht  viel  Schatten  aufweisen,  und  wie  zumal  die  Oberlausitz  sich  in 
jeder  Hinsicht  darüber  nur  zu  freuen  hatte,  dass  auf  das  Mittelalter 
endlich  folgte  —  eine  y,Neue  Zeit^. 


n.  Abtheilung. 


1.   Die  Herren  y.  Banith 

nannten  sich  nach  dem  Dorfe  Baruth  (NW.  von  Weissenberg) ,  das 
den  Mittelpunkt  einer  der  grossen  Herrschaften  in  der  Oberlausitz 
bildete.  Der  erste  bekannte  Inhaber^)  derselben  war  Herr  Hein- 
rich V.  B.  (4234—80).  £r  erscheint  als  Zeuge  1234  in  Prag  bei  einer 
Schenkung  der  Königin  Kunigunde  von  Böhmen  an  das  Kloster  Marien- 
thal,  1244  auf  dem  Königsteki,  als  König  Wenzel  I.  die  oberlausitzi- 
sche  Grenzurkunde  bestätigte,  1250  zu  Budissin  bei  einer  Schenkung 
und  1280  bei  einem  Vergleich.  Als  1268  die  Oberlausitz  zwischen  den 
beiden  Linien  der  Markgrafen  von  Brandenburg  getheilt  und  hierdurch 
seine  Herrschaft  in  zwei  Hälften  zerschnitten  ward,  wurde  bestimmt, 
dass  er  selbst  zu  dem  ^Lande  Budissin^  gehören  und  über  seine  Gü- 
ter die  Lehn  von  dem  Besitzer  dieser  Landeshälfte  empfangen  solle  ^) . 
Eine  Urkunde  vom  1.  Sept.  1271  bezeichnet  ihn  als  den  Schwieger- 
sohn Burchards,  des  Marschalls  vom  Königreich  Böhmen  ^) .  Auch  mit 
dem  Bisthum  Meissen  stand  er  mehrfach  in  Beziehung.  1262  war  er 
Zeuge  bei  einem  von  demselben  eingegangenen  Tausche.  Er  behaup- 
tete aber  auch,  einst  von  Bischof  Heinrich  (1228 — 40)  ein  Burglehn  zu 
Stolpen  und  zwei  Hufen  zu  Rossendorf  erhalten  zu  haben ,  und  be- 
gehrte von  dessen  Nachfolgern  wiederholt,  mit  jenen  Gütern  aufs  neue 
belehnt  zu  werden.  Ein  deshalb  (um  4276)  berufenes  Schiedsgeridit 
erklärte  aber,  dass  Herr  Heinrich  v.  B.  und  seine  Erben  an  jenen 
Gütern  keinerlei  Anrecht  besässen,  und  dass,  wenn  er  Ansprüche  ge- 

9  YenchledeDe  Fabeln  von  der  Herkunft  der  Familie  werden  widerlegt  Laus. 
Mag.  1780.  71.  Biicbof  Bruno  U.  Ton  Meissen  (1208—28)  bat  sieb  als  ein  ▼.  Bör- 
se ndorf  erwiesen.  Oersdorf,  Vorrede  zum  Cod.  dipl.  Sax.  II.  1.  XVIII.  Hilde- 
brand ▼.  B.  (1216—35),  binllg  Zeuge  bei  den  Markgrafen  von  Meissen,  n.  Paul  ▼.  B. 
(1280^1309)  waren  jedenfalls  Inbaber  des  Im  Karkreise  gelegenen  Bamtb.  A.  Dresd. 
S)  Cod.  Las.  Ab,  64.  85.  103.  94.        >)  Abscbrift  im  böbm.  Mnsenm  so  Prag. 


1.  Die  Herren  v.  Bamth.  107 

habt  hatte ,  diese  bereits  bei  Lebseiten  von  Bischof  Heinrich  gütlich 
verglichen  worden  seien.  Wahrscheinlich  hatte  er  statt  jener  Gttter 
einen  Theil  des  damals  zum  Bisthum  Meissen  gehörigen  Dorfes  Kuip- 
nersdorf  auf  dem  Eigen  erhalten ;  wenigstens  besessen  seine  Söhne 
einen  Antheil  davon  ^) .  Er  war  aber  auch  in  Schlesien  begütert  und 
erscheint  schon  1247  unter  den  Mannen  der  Herzöge  Boleslav  II.  und 
Heinrich  III.  ^).  Ja  es  scheint ,  dass  er  sich ,  ebenso  wie  später  seine 
Söhne ,  vielmehr  in  Schlesien ,  als  auf  seinem  Stammgut  Baruth  auf- 
gehalten habe. 

Als  seine  Söhne  dürfen  wir  betrachten  die  „edlen  Herren^  Bern- 
hard, Seifried  und  Heinrich,  Gebrüderv.  B.,  welche  4319  von 
Herzog  Heinrich  von  Jauer,  als  neuem  Landesherrn  der  östlichen  Ober- 
lausitz ,  mit  Baruth  und  zwar  zu  gesammter  ,Hand  belehnt  wurden. 
Dabei  erfahren  wir  zugleich,  dass  sie  in  Schlesien  z.  B.  das  Dorf 
Ossig  und  15  Hufen  zu  Struse  (Kreis  Neumarkt)  besassen.  Sie  lebten 
ausschliesslich  in  Schlesien.  Heinrich  wird  1315 — 41  als  Propst  am 
Domkapitel  zu  Breslau  genannt.  Seifried  erscheint  schon  seit  1277 
häufig  im  Gefolge  schlesischer  Herzöge,,  besonders  Heinrichs  IV.  von 
Breslau.  Er  begleitete  1319  den  Herzog  Heinrieh  von  Jauer  von  Gör- 
litz aus  nach  Oelsnitz  im  Voigtland  zur  Zusammenkunft  mit  König  Jo- 
hann von  Böhmen^).  Dieser  „Ritter^  Seifried  v.  B.  nun  belehnte 
1306  den  Nie.  v.  Neushofe  und  dessen  gleichnamigen  Sohn  mit  einem 
Theil  des  Dorfes  Kunnersdorf  ant  dem  Eigen,  das  dieselben  steuerfrei 
inne  haben  sollten,  wie  er,  Seifried,  selbst  es  vom  Bisthum  Meissen 
besessen  habe^).  Auch  zu  Leuba  (N.  von  Ostritz]  hatten  die  Gebrüder 
V.  B.  Besitzungen.  So  hatte  einst  Seifried  7  Schillinge  Zins  daselbst 
verkauft,  die  1334  an  das  Kloster  Marienthal  gelangten.  Ebenso  hatte 
.Bernhard  zwei  Hufen  daselbst  dem  Otto  v.  Stewitz  zu  Lehn  gereicht, 
welche  1334  Bernhardts  Söhne',  Kedil  und  Bernhard  ebenfalls 
an  Marienth^l  abtraten  ^] . 

Wir  wissen  nicht,  wessen  Sohn  jener  Hans  v.  Baruth  war,  der 


^)  Cod.  Sax.  U.  1.  15ÖT  186.  Knothe,  Oeschichte  des  Eigenschen  KreiMS  3. 
')  Tzsclioppe  und  Stepzel,  Urk.-Sm].  311.  <^)  Stenzel,  GründnngsbDcli  von 
HeinriehsAu  174.  178.  Boczek,  cod.  Morav.  IV.  272  flg.  350.  Auch  ein  Dietrich 
T.  B.,  Tielleicht  ein  vierter ,  1319  nicht  mehr  lebender  Bruder,  wird  1290  im  Gefolge 
Herzog  Heinrichs  von  Glogau  erwihnt.  Tzschoppe  und  Stenzel,  Urk.*B.  407. 
109.  V.  Weber,  Archiv  f.  d.  tiehs.  Geseh.  VUI.  288.  t)  Knothe,  SigenMhef 
Kreis  61 .  Auf  dieses  Kunneridorf  und  diesen  Neushofen  (nicht :  Nesshenam)  bezieht 
•ich  gewiss  auch  der  Schluss  der  oben  erwähnten  Belehn ungsurk.  von  1319.  9)  Cod. 
Las.  304.  302. 


108  n.  Abtheilung. 

zugleich  ^in  aller  seiner  Brttder  Macht  und  Namen^  Schloss  und 
Herrschaft  Bat*iUh  um  4000  Mark  an  He'inr.  v.  Kittlitt  verkaufte, 
welcher  damit  4351  als  „mit  einem  edlen  Lehngute  erblich^  belehnt 
ward^).  Hiermit  verschwinden  die  Herren  v.  B.  aus  der  Oberlausitz, 
haben  aber  in  Schlesien  noch  bis  4674  fortbestanden.  —  Ein  Siegel 
der  Familie  ist  uns  an  den  Oberlausitzer  Urkunden  nicht  vorge- 
kommen. 

2.  Die  T.  Baudlssln 

früher  auch  v.  Budissin,  Budessen,  Bawdessen  (nie  aber 
V.  Baudiss]  geschrieben,  nannten  sich  nicht  nach  den  Dörfern  Gross- 
und Kleinbaudiss  im  Liegnitzischen,  sondern  nach  der  Stadt  Budissin 
in  der  Oberlausitz,  aus  welcher  ihr  Ahnherr  jedenfalls  stammte,  sei 
es,  dass  derselbe  ursprünglich  zu  den  Bürgern  dieser  Stüidt  oder  zu 
den  ritterlichen  Burgmannen  auf  dem  Burglehn  daselbst  gehört  hatte. 
Bis  Mitte  des  44.  Jahrhunderts  erscheinen  nämlich  sehr  häufig  nicht 
bloss  Bürger,  sondern  auch  ritterliche  Mannen  mit  der  Bezeichnung  : 
dictus  de  Budissin  oder  bloss  :  de  Budissin,  die  unmöglich  alle  einer 
und  derselben  Familie  angehören  können.  Deshalb  kann  auch  die 
Genealogie  derer  v.  Baudissin  erst  da  begonnen  werden ,  wo  ritter- 
liche Mannen  mit  dieser  Namensbezeichnung  als  Besitzer  eines  be- 
stimmten Gutes  vorkommen.  Dass  sich  die  Familie  etwa  nach  dem 
Gute  Kleinbautzen  (NO.  von  Budissin)  genannt  habe,  ist  uneni^eislich ; 
wenigstens  hat  sie,  so  weit  bekannt,  niemals  dasselbe  besessen. 

Sicher  aber  waren  Albrecht  und  Rentsch  v.  Baudessen, 
welche  4379  nebst  Hans  und  Caspar  v.  Ponikau  (auf  Elstra)  und 
Nitsche  v.  Kopperitz  auf  Oppach  sich  für  sich  und  ihre  Erben  „mit 
ihren  Lehen  geeinet  und  gesamet^  hatten  ^},  Inhaber  von  solch  einem 
Landgute,  nämlich  von  Solschwitz  (NW.  bei  Budissin) .  Sie  dürfen  um 
so  mehr  als  die  ältesten  bekannten  Ahnherren  derer  v.  Baudissin  be- 
trachtet werden ,  da  gerade  Solschwitz  von  da  an  Jahrhunderte  lang 
im  Besitze  ihrer  Nachkommen  geblieben  ist.  Allein  die  eben  genannten 
Albrecht  und  Rentsch  v.  B.  bildeten  schon  damals  nur  den  einen 
Zweig  der  Familie.  Nur  ihre  Nachkommen,  nämlich  die  v.  B.  auf 
Solschwitz ,  Sassen  mit  denen  v.  Ponikau  auf  Elstra  in  gesammtera 
Lehn,  nicht  aber  ein  andrer,  seit  dem  zweiten  Viertel  des  45.  Jahr- 
hunderts oft  genannter  Zweig  der  Familie  v.  B.,  der  am  längsten  einen 
Theil  des  Gutes  Niedet^kaina  (NO.  bei  Budissin)  inne  gehabt  hat.    So 


»)  Ob«rl.   rk.-Verz.  I.  59.  No.  297. 
2.  1)  CarpzoT,  Ehrent.  IL  165.  167. 


2.  Die  V.  Bftudissin.  1 09 

mttssen  sich  also  die  v.  B.  schon  gegen  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  in 
die  beiden  Linien  Solschwitz  und  Niederkaina  gespalten  haben. 

4.    Linie  Solschwitz. 

Ausser  bei  jener  Gesammtbelehnung  von  4379  haben  wir 
Albrecht  und  Rentsch  v.  B.  nicht  vorgefunden.  Denn  der  4443  ^] 
bei  Verkauf  des  Dorfes  Bembruch  an  die  Kirche  zu  Kamenz  erwähnte 
Reintz  v.  B.  war  sicher  schon  ein  anderer.  Vielleicht  waren  des 
Letzteren  Söhne  Hans  und  Nickel  „Gebrüder  v.  B.  zu  Solschwitz**, 
denen  König  Ladislaus  von  Böhmen  4455^)  die  Gesammtbelehnung 
mit  denen  v.  Ponikau  auf  Elstra  und  mit  Georg  v.  Kopperitz  auf  Oppach 
bestätigte.  Nickel  v.  B.  zu  Solschwitz  lag  4467  mit  im  Felde  vor 
Hoyerswerde. 

Er  hinterliess  einen  Sohn  Jakob.  4478  verkaufte  nämlich 
Friedrich  V.  Metzradt  zu  Milkel,  als  Vormund  Jakobs,  „des  unmün- 
digen Erben  etwa  Nickels  v.  B.  zu  Solschwitz**,  dessen  Gut  Ober- 
kunnersdorf  bei  Löbau  an  das  Domkapitel  zu  Budissin.  Von  da  an 
wird  dieser  Jakob  bis  4534  häufig  als  Zeuge  oder  Gewährsbürge 
genannt.  4496  hatte  er  sich  „unterstanden,  mit  seinen  Bauern  in 
dem  der  Stadt  Budissin  gehörigen  Taucherwalde  zu  jagen ,  hatte  den 
städtischen  Förster  zu  Hänichen  aufgesucht,  ihn  mit  dem  Spiesse  ver^ 
wundet,  geschlagen  und  für  todt  liegen  lassen**.  Er  wurde  deshalb 
von  der  Stadt  Budissin  verklagt,  geheischen  und  geächtet.  4503  er^ 
hielt  er  die  Gesammtbelehaung  mit  denen  *v.  Ponikau ,  und  obgleich 
diese  inzwischen  Pulssnitz  verkauft  hatten,  auch  den  etwaigen  Anfall 
dieses  Gutes  durch  König  Wladislaus  von  Böhmen  bestätigt**  *) . 

Jedenfalls  seine  Söhne  waren  die  Brüder  Ulrich,  Franz  und 
Joachim  v.  B.,  welche  4542  „nach  Absterben  ihres  Vaters**  die 
Lehn  über  Solschwitz  und  ausserdem  über  Zschorna  (NO.  von  Hoch- 
kirch] und  Loga  (NO.  bei  Solschwitz)  erhielten,  Güter,  welche 
also  schon  ihr  Vater  hinzugekauft  hatte.  Ulrich  wird  schon  bei 
Lebzeiten  des  Letzteren  (4540)  als  auf  Zschorna  gesessen  bezeich- 
net und  erwarb  in  diesem  Jahr  von  Joach.  v.  Bolberitz  noch  die 
Dörfer  Schönborn  und  Pohla  (N.  von  Bischofswerde)  und  4542  von 
Bastian  v.  Haugwitz  abermals  3  Bauern  zu  Pohla,  in  demselben  Jahre 
auch  von  Heinrich  v.  Gersdorff  auf  Lohsa  das  Gut  Piskowüz  (0.  von 
Kamenz),  welches  letztere  er  aber  4546  wieder  an  Dietr.  v.  Schrei- 


a)  Urkund.-Ver«.  II.  56«.        8)  Läüs.  Mag.  1865.  10.        ♦)  A.  Bnd.  vgl.  Uns. 
Mag.  1859.  212.   Chronik  von  Budi»in  1684  Mspt.  Uns.  Mag.  1865.  12. 


HO  II.  Abtheilim^. 

bersdorf  veräosserte.  1545  war  er  einer  (ier  Richter  bei  der  wegen 
Christoph  V.  LuUiti  in  Budissin  abgehaltenen  Ehrentafel  ^) .  Er  lebte 
noch  4554. 

Der  zweite  Bruder  Franz,  zu  Loga  gesessen,  hatte  nur  eine 
Tochter  Anna,  verheimthet  mit  Bastian  v.  Zscbeschwitz  auf  Plies- 
kowitz,  und  Hess  derselben  4563<^]  mit  Zustimmung  seiner  Mitbe- 
lehnten, nämlich  seiner  Neffen,  der  S5bne  Ulrichs,  und  seines  Bruders 
Joachim,  4600  fl.  rhein.  mütterliches  Erbegeld  auf  Luppa  (O.  von 
Neschwitz)  verschreiben. 

Der  dritte  Bruder  Joachim,  auch  auf  Solschwitx  gesessen,  war 
z.  B.  4  559  7]  Zeuge  fUr  die  G^rtlder  v.  Haugwitz  auf  Spittwitz, 
deren  Oheim  er  und  sein  Bruder  Franz  war ,  deren  Mutter  also  seine 
Schwester  gewesen  sein  dürfte.  Wir  haben  ihn  noch  4566  gefunden. 

Die  sodt>en  (4563)  erwähnten  Neffen  Franzes  v.  B.,  die  Söhne 
Ulrichs  auf  Zschoma,  waren  Jakob,  Magnus,  Hans,  Ulrich 
und  Heinrich^).  Von  ihnen  besass  Jakob  Lasske  [N.  bei  Rosen- 
thal), Magnus  (schon  4544  Klostervoigt  zu  Marienstem)  Holscha 
(0.  bei  Neschwitz),  desgleichen  Schönboni  und  Pöhla,  die  er  aber 
4562  an  Wolf  v.  Ponikau  verkaufte.  Nadi  seinem  Tode  veräusserte 
4575^)  seine  Wittwe  Dorothea  geb.  v.  Gersdorff  für  ihren  unmün- 
digen Sohn  Rudolph  400  Mark  auf  Holscha  wiederkäuflich  auf  drei 
Jahre  an  das  Domkapitel  zu  Budissin,  wozu  ihre  Schwäger  ihren 
Gonsens  erthetlten.  Der  dritte  Bruder  Hans  war  zu  Weissig  (N.  von 
Kamenz] ,  das  er  aber  4  569  an  Hans  v.  Ponikau  veräusserte ,  der 
vierte  Bruder  Ulrich  (noch  4575)  zu  Zschoi^ia,  der  fünfte  Bruder 
Heinrich  endlich  (4575;  zu  Luppa  (O.  von  Neschwitz)  gesessen.  Grade 
aus  diesem  Hause  Luppa  stammt  die  jetzt  noch  blühende  gräfliche 
Linie  des  Geschlechts. 

Jedenfalls  der  Solschwitzer  Linie  dürften  auch  die  beiden  Abba- 
tissinen  zu  Marienstem  Anna  (4554)  und  Christine  v^'B.  (4565 — 
4574)  angehört  haben. 

2.    Linie  Niederkaina. 

In  dem  zweiten  Viertel  des  45.  Jahrhunderts  werden  vier  ver- 
schiedene V.  Baudissin ,  jeder  auf  einem  anderen  Gute  gesessen ,  ge- 
nannt, deren  Verwandtschaftsverhältniss  zu  einander  nirgends  ange- 
deutet wird,  nämlich  Heinrich  auf  Malschwita  (NO.  von  Budissin), 


ft)  OberUus.  Nachlese  1767.  388.        6)  Urk.-Ven.  UL  19d.        ?)  EbendaB.  III. 
189 d.        8)  Urk.-Ver«.  III.  198i.        «)  ArcliW  zu  Neaehwitz. 


2.  Die  HotTMi  ▼•  BäQdiflaiii.  111 

der  4  488  Bttrge  für  KamenE  gegen  die  Hussiien  und  4437  Zeuge 
war,  als  Borso  v.  Kamenz  Gelenau  verkaufte ^^,  Aenisch,  genannt 
£opchen,  der  44S7  und  4434  mit  gegen  die  Hussiten  kämpfte  und 
4439  ais  „zu  Nostitz  (N.  von  Kitilitz)  gesessen^  bezeichnet  wird^^j, 
Hans  zu  Niederkamay  der  4449  Zins  auf  seinem  Vorwerke  daselbst 
an  das  Domstift  zu  Budissin  verkaufte,  und  Nickel  zu  Kreckwitz 
(NO.  von  Budissin) ,  der  hierbei  Zeuge  war  **) . 

Wohl  von  Rentsoh  auf  Nostitz  dürften  dieBrüder  Hans,  Rentsch 
und  Nickel  V.  B.  zu  Birmewitz  (SO.  v.  Budissin)  und  Nöstitz  abstam- 
men, welche  4466  Zins  zu  PrettÜz  (S.  bei  Malschwitz)  an  das  Dom- 
kapitel zu  Budissin  verkauften,  und  von  denen  Rentsch  zu  Binnewitz 
schon  4454  als  Lehnszeuge  erwähnt  !vnrd  und  4453  zusammen  mit 
seinem  „Bruder  Henko^  (wohl  dem  schon  genannten  Hans) ,  beide  zu 
Binnewitz  gesessen,  Lehnszeugen  fitr  M arienstem  gewesen  waren  ^^) . 

Neben  dieser  Brttdergruppe  auf  Binnewitz  kommt  gleichzeitig 
ein  Peter  v.  B.  auf  Niederkama  (vielleicht  S(An  des  obigen  Hans 
auf  NiederiLaina)  und  ein  Nickel  zu  Preititz  vor,  die  4476  ge- 
meinsam mit  dem  oben  genannten  Nickel  (Nitsche)  v.  B.  auf  Binne- 
witz, als  „ungesonderte  Vettern^,  Zins  la  Kreckwitz  an  das  Domstift 
Budissin  verkauften.  Neben  Peter  hatte  aber  auch  ein  Hans  v.  B. 
Antheil  an  Niederkaina.  4486  verkauften  Hans  und  Peter  v.  B.  zu 
Kaina,  „ungesonderte  Vettern^,  Zins  zu  Preititz  und  stellten  4499 
einen  Gunstbrief  für  einen  dastgen  Unterthan  aus.  Die  gesammte, 
von  uns  als  von  Kaina  stammend  bezeichnete  Linie  scheint  also  Kreck- 
witz und  Preititz  gemeinsam  besessen  zu  haben. 

Von  all  den  soeben  Genannten  haben  wir  nur  Peter  auch  noch 
spSter  und  zwar  bis  4584  erwähnt  gefunden.  Von  ihm  stammen  die 
Qngesonderten -Brüder  Jakob,  Wolfgang  und  Hieronymus  v.  B. 
auf  Niederkaina,  welche  45S9  Zins  auf  ihrem  dasigen  Vorwerk  an 
das  Domkapitel  und  4  532  das  Gut  Grosskunitz  (O.  bei  Grosspostwitz) 
an  Peter  v.  Kopperitz  verausserten,  und  von  denen  Wolf  4538  Gunst- 
brief zu  einem  Zinsverkauf  in  Preititz  ausstellte.  4554  erscheinen  im 
Musterregister  nur  noch  Wolf  und  Hieronymus  zu  Kaina.  Ersterer 
war  4546  Hofrichter  zu  Budissin. 

Die  Figur  im  v.  B.^schen  Wappen  wird  bekanntlich  als  drei 
»naeh  innen^  oder  in's  Schächerkreuz  gestellte  HüfthOmer  erklart. 
Allein  vor  allem  zeigen  die  Siegel  aus  dem  45.  Jahrhundert  nicht. 


»)  Urk.-VeK,  U.  81».  42  •.        ")  A.  Bud.         «)  Ebendts.        >8)  Urk.-Verz. 
VL.71K  A.  MSteni. 


112  II.  Abtbeilung. 

wie  jetzt,  die  Mundstücke ,  sondern  die  Oefihungen  nach  innen  ge- 
kehrt, und  die  auf  dem  ältesten,  uns  vorgekommenen  Siegel  vom 
24.  Mai  1432  (im  Stadtarchiv  zu  Kamenz)  an  den  Rändern  der  soge- 
nannten HOrner  sichtbaren  Unebenheiten,  fast  Zacken  gleichend, 
lassen  es  uns  fraglich  erscheinen,  ob  es  überhaupt  HOmer  sein  sollen. 

3.  Die  Becherer« 

Wie  fast  in  jeder  Stadt  die  löbliche  Zunft  der  Becherer,  d.  h.  der 
Drechsler  vertreten  war,  so  gab  es  auch  in  sehr  vielen  Städten  Bür- 
gerfamilien, die  nach  diesem  Handwerk  benannt  wurden.  So  lebte 
auch  in  Zittau  Ende  des  14.  Jahrhunderts  eine  Familie  dieses  Namens. 
438S  wurde  Johann  Becherer  ^von  der  Zittau^  von  dem  Gericht 
zu  Görlitz  zu  einer  Geldbusse  verurtheilt.  Als  derselbe  aber  4386 
dem  Nicol.  Panczer  aus  Freundschaft  (20  Seh.  Gr.  borgte ,  worüber 
dieser  und  die  Gebr.  v.  Kyaw  ihm,  seiner  Frau  Gäcilie,  seinen 
Kindern  und  seinem  Bruder  Siegsmund  eine  Schuldverschreibung 
ausstellten,  wird  er  als  der  „ehrbare  Hans  B.  zu  Hömitz  ge- 
sessen^ bezeichnet.  Durch  Erwerbung  eines  Landgutes  war  er  in 
die  Kategorie  der  Rittermässigen  eingetreten.  Eine  Tochter  von 
ihm  war,  wir  wissen  nicht,  ob  schon  damals,  mit  Conrad,  einem  jener 
Brüder  v.  Kyaw,  verheirathet  i) .  Während  Hi^mitz  sich  bald  darauf 
wieder  in  anderen  Händen  befindet,  ward  JerusalemBecherer, 
ein  $ohn  Johanns ,  4  4S0  von  dem  Landvoigte  mit  Markersdotf  (S.  v. 
Reichenau)  und  „dem  Walde  bei  Reibersdorf^  belehnt ,  die  er  von 
Heinr.  v.  Kyaw  auf  Hirschfelde,  dem  Bruder  seines  Schwagers,  er- 
kauft hatte 3j.  Entweder  wegen  dieses  Waldes  oder,  weil  er  für 
diesen  Heinr.  v.  Kyaw  das  Gut  Reibersdorf  verwaltete,  heisst  er  nun 
4426  und  4429,  wo  er  als  Gewährsbürge  fUr  die  Gebr.  Sorsche  zu 
Rosenthal  erscheint,  „zu  Reibersdorf  gesessen^.  In  den  damaligen 
Hussitenkriegen  stand  er  treulich  auf  Seiten  der  Oberlausitzer.  Da 
nun  besonders  der  Hussit  Keuschberg  auf  Grafenstein  es  auf  eine 
Ueberrumpelung  der  Landskrone  bei  Görlitz  abgesehen  hatte,  so 
/  setzte  4435  Ulr.  v.  Biberstein  auf  Friedland  Jerusalem  Becherer  als 
seinen  Hauptmann  auf  diese  Burg,  wofür  die  Görlitzer  demselben 
wöchentlich  4  Schock  zu  zahlen  und  ihn  und  die  Seinigen  mit  Speisa 
und  Trank  zu  versorgen  versprachen.  Als  die  Gebr.  v.  Biberstein 
die  Burg  4437  an  Heinr.  v.  Promnitz  verkauften,  versprach  ihm  dieser 
80  il.  ungr.,  die  er  aber  nicht  ausgezahlt  erhielt,  weshalb  er  bis  4443 

3.  i)  Uik.-Verz.  I.  114.  122.    v.  Kytw,  FamUien-Chronik  63.        >)  Ctrp- 
z  0  V ,  Ehrent.  I.  49. 


4.  Die  y.  Belwits.  113 

Streit  mit  diesem  und  dessen  Schwager,  Nico!,  v.  Gersdorff  auf 
Tauchritz  hatte  ^j ,.  Wo  Becherer  seitdem  gelebt ,  wissen  wir  nicht. 
Markersdorf  befand  sich  bald  darauf  wieder  im  Besitz  Heinrichs 
V.  Kyaw. 

4.  Die  T.  Belwltz  1), 

auch  Belewitz,  Belbitz  geschrieben,  nannten  sich  nach  dem  gleich- 
namigen Dorfe  N.  von  Löbau.  Hannusv.  Belewicz  war  1348  der 
Erstunterzeichnete  von  den  Mannen  des  Löbauer  Weichbilds,  als  diese 
den  Kaiser  Karl  lY.  um  Beibehaltung  der  bisherigen  Rechtsgewohn- 
heiten ersuchten  3). 

Später  theilte  sich  die  Familie  in  zwei  Linien ,  von  denen  die 
eine  auf  Beiwitz  verblieb,  die  andere  aber  zu  Sproitz  bei  See  im  Gör- 
litzer W^eichbild  gesessen  war. 

1.    Belwitzer  Linie. 

Erst  4428  finden  wir  wieder  einen  Heinrich  v.  B.  auf  Bel^ 
Witz,  der  den  Görlitzem  gegen  die  Hussiten  beistand,  und  4493 
— 4548  abermals  einen  Heinrich,  der  nebst  „seinen  ungesonderten 
Brüdern  zu  Nostitz**  z.B.  einem  Unterthanen  zu  Sohland  am  Rothstein 
einen  Consensbrief  ausstellte.  Das  Gut  Nostitz  scheint  nach  dem  Tode 
eines  dieser  Brttder  von  Heinrich,'  an  Heinrichs  Enkel  Caspar  gelangt 
zu  sein.  Heinrich,  der  4 499 3)  Oppeln  (N.  v.  Beiwitz)  besass,  hatte 
Dämlich  zwei  Söhne,  Martin  und  einen  andern,  dessen  Namen  wir 
nicht  kennen.  Er  überlebte  aber  beide.  Denn  4548  ^j  wurden  seine 
Enkel  Wolf,  Bernhard,  Heinrich,  Christoph  und  Caspar 
^Gebrüder  v.  B.  zu  Beiwitz  und  Sohland**  nach  dem  Tode  ^ihres 
Grossvaters^,  Herrn  Heinrichs  v.  B.  und  Mertens,  ihres  ungesonderten 
Vetters,  belehnt  mit  Rittersitz,  Vorwerk,  i  Gärtnern  und  einer  halben 
Hufe  zu  Beiwitz,  und  mit  Rittersitz,  6  Hüfnern,  3  Gärtnern  und  Kirch- 
lehn zu  Sohland  sowie  mit  einzelnen  Bauern  zu  Paulsdorf,  Kunnersdorf, 
Rosenkain,  Oppeln  und  Kottmarsdorf.  Hierbei  ist  nicht  erwähnt  ein  An- 
theil  von  Kittlitz,  der  aber  schon  4540  und  noch  4  554  als  im  Besitz  derer 
V.  B.  vorkommt^) .  Von  diesen  Brüdern  wird  4527,  wo  eine  neue  Be- 
iehnung  durch  König  Ferdinand  erfolgte,  Bernhard  nicht  mehr  genannt. 
Heinrieh  wohnte  zu  Sohland  und  hatte  von  seiner  Frau  Marusch 


9)  Urk.-Verz.  II.  50.  56. 

4.  >}  Vgl.  Klo 88,  Genealog.  Nachrichten  s.  v.  Mspt.  Görlitz.  ')Tzschoppe 
und  Stenzel,  Urk.-Samml.  559.  3)  Urk.-Verz.  III.  45.  4)  Ebendaa.  III.  110. 
*j  N.  Script,  rer.  Iu8.  in.  99.  Weinart,  Rechte  IV.  346. 

K  not  he,  Gesch.  <).  dierl.  Adels.  8 


s 

114  IL  Abtkeilung. 

(Margarethe)  nur  eine  Tochter  Elisabeth,  der  die  Mutter  1524 
die  Hälfte  der  Gerade  aufgab.  Elisabeth  ward  später  mit  Hans  v. 
Luttitz  verheirathet.  1534  war  Frau  Marusch  Wittwe.  Christoph 
schrieb  sich  4554  ^zu  Belwitz^  und  starb  4558,  ebenfalls  ohne  Lei- 
beslehnserben.  Auch  Wolf  nannte  sich  4534  ,,zu  fielbitz^  und  starb 
4542.  Für  seine  Si^hne  muthete  Christoph,  als  Vormund,  die  Lehn. 
Diese  Söhne  waren  jedenfalls  Georg,  Bernhard  und  Hans.  Die 
letzteren  Beiden  wurden  ^nach  dem  Tode  ihres  mitbelehnten  Vet- 
ters Christoph"  belehnt  mit  dessen  Gütern,  Antheil  von  Beiwitz 
und  Sohland.  Hans  verkaufte  4562  seinen  Antheil  von  Kiltlitz  an 
seinen  Bruder  Georg.  4563  that  er  den  Vorritt  und  ei*v^arb  sich 
dadurch  das  Recht,  4  568  ^ein  Stück  Gut  zu  Sohland"  an  Erasmus 
V.  Gersdorff  veräussem  zu  dürfen.  Auch  Georg  „zu  Kittlitz"  ver- 
kaufte 4563  an  denselben  Erasmus  v.  Gersdorff  mehrere  Gärtner 
zu  Paskowitz,  — Den  vierten  Bruder  Caspar  finden  wir  seit  4534 
„zu  Nostitz^  gesessen;  er  verkaufte  dasselbe  aber  4540  nebst 
Leuten  zu  Paskowitz  ebenfalls  an  Erasmus  v.  Gersdorff.  Seit  4544 
heisst  er  „zu  Kleinradmentz^  gesessen,  womit  er  seine  Frau  Elisa- 
beth beleibdingen  Hess.  Wir  vermuthen,  dass  der  Balthasar  v.  B. 
„zu  Kleinradmerltz",  der  4542  und  4544  genannt  wird,  ein  Sohn 
Caspars  gewesen  sei.  Dieser  Balthasar  kommt  noch  4572  vor,  wo  er 
Bauern  seines  Gutes  an  einen  Christoph  v.  B.  verkauft.  1584  ver- 
äusserten Caspar  und  Georg  v.  B.  auf  Kleinradmeritz ,  vielleicht 
seine  Sohne,  abermals  einen  Antheil  davon  an  Hans  v.  B.  auf  Beiwitz. 
Vielleicht  von  einem  Bruder  des  seit  4493  genannten  Heinrich 
V.  B.  mag  der  Thomas  V.  B.  zu  Belwitz  abstammen,  nach  dessen 
Tode  4529  sein  Sohn  Procop  mit  dem  Obervorwerk  zu  Beiwitz  be- 
lehnt ward.  4  554  ®j  hatte  Letzterer  einen  Streit  mit  dem  Rathe  zu 
Lobau  wegen  einer  Brücke.  Das  Stammgut  Beiwitz  musste  4o90 
Christoph  v.  B.  seinen  Gläubigern  überlassen. 

2.    Sproitzer  Linie. 

Als  im  Goriitzer  Weichbild  gesessen ,  haben  wir  zuerst  einen 
Nicze  Belewitz  gefunden,  der  4389  vor  das  Gdriitzer  Erbgericht 
citirt  wurde.  In  den  Jahren  4444 — 48  wird  mehrfach  ein  Caspar 
V.  B.  auf  Spi'eetvitz  (Sproitz]  genannt,  der  z.  B.  4447  mit  Gotsche 
Schaff  auf  See  „um  alle  Brüche  und  um  Erbegeld"  verglichen  ward^) . 


«)  Lrk.-Verz.  lU.  1791.  sing.  Lus.  14.  St.  S.  99.        7)  Hort  er,  Gesch.  v.  See 
116.  Urk.-Verr.  l.  190. 


4.  Die  Y.  Beiwitz.  115- 

Vieileicht  war  seine  Frau  eine  Schwester  von  Golsche  Schaff,  und 
dieser  ttberliess  ihr  statt  des  ihr  zukommenden  Erbegeldes  einen  An- 
theil  an  See.  Seit  etwa  1430  gab  es  nämlich  in  der  That  eine  beson- 
dere Nebenlinie  derer  v.  B.,  welche  einen  Theil  von  See  besass. 

Noch  vor  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  waren  Nico  laus  und 
Christoph  GebrUder  v.  B.  Inhaber  v.  Sproitz,  zu  welchem  Gute 
inzwischen  noch  Moholz  und  Horscha  gekommen  waren,  während  ein 
Hansv.  B.  zu  See  gesessen  war ^}.  H83  machte  dieser  Nicol.  „zu 
Horscha  gesessen^,  einen  Aussatz  zwischen  seinen  Kindern,  wonach 
Michael  nach  des  Vaters  Tode  an  seine  Schwestern  Barbara, 
Veronica,  Nysse  (Agnesj,  Katharina  (Nonne)  je  406  fl.  aus- 
zahlen sollte.  Dieser  Michael  ward  4494  von  dem  Richter  in  Horscha 
ermordet.  Er  hinterliess  zwei  SOhne  Hans  und  A 1  b  r  e  c  h  t ,  welche 
noch  4499  unter  der  Vormundschaft  ihres  Vetters  Hans  v.  B.  auf  See 
standen^).  Einer  von  beiden  war  1540  mit  Hinterlassung  eines 
Sohnes  Georg  gestorben,  der  in  diesem  Jahre  mit  seines  Vaters 
Gütern  belehnt  ward.  4595  liess  er  altershalber  sein  Gut  Horscha 
seinem  Sohne  und  einzigen  Lehnserben  Siegsmund  zu  Lehn 
reichen.  Dieser  aber  starb  selbst  bald  darauf  und  hinterliess  einen 
Sohn  Georg,  der  4609  nach  erlangter  Mündigkeit  mit  den  Gütern 
Horscha  und  SproUx  belehnt  ward  ^^) . 

Der  oben  (Mitte  des  45.  Jahrhundeils)  erwähnte  Hans  v.  E.  auf 
See^  der  mindestens  von  4430 — 75  genannt  wird,  hatte  einen  gleich- 
namigen Sohn  Hans,  der. 4  499  Vormund  seiner  unmündigen  Vettern 
zu  Horscha  war.  Er  dürfte  verschwägert  gewesen  sein  mit  denen 
V.  Temritz  auf  Oelsa  (W.  v.  See],  für  die  er  öfter  als  Zeuge  erscheint. 
Sein  Sohn  Georg  zu  See,  schon  45S4  Klostervoigt  zu  Marienthal, 
verkaufte  4544  Unterthanen  zu  Oelsa  und  Leibchen  an  die  Gebrüder 
V.  Temritz,  hatte  also  wohl  durch  seine  Frau  Antheil  an  diesen 
Gütern  erlangt.  Er  muss  darauf  See  verkauft  haben,  denn  4552 
schreib!  er  sich  „zu  Oelsa  gesessen^,  und  auch  sein  Sohn  Hans  war 
zu  Oelsa  gesessen  und  übernahm  4584  eine  Mark  Zins,  die  vorher 
auf  das  Vorwerk  zu  See  verschrieben  gewesen  war,  auf  sein  Gut 
Oelsa»;. 

Im  Wappen  führte  die  Familie  zwei  gekreuzte  zweizinkige 
Gabeln. 


»)  Gorl.  IIb.  vocat.  IV,      »)  ürk.-Verz.  II.  150.       w)  Horter  116.       ")  Nach 
d.  L.  B.  Lau«.  Mag.  1860.  414. 

8» 


i 


116  II.  Abtfaeilung. 

5.  IMe  T.  Berblsdorf, 

ein  nieissnisches,  durch  den  Bergbau  im  Erzgebirge  reich  gewordenes 
Geschlecht  (vgl.  S.  18  Anmerk.  23]  ,  kamen  nach  der  Oberlausitz 
mit  Georg  v.  B.  ^auf  Neutollspach^,  welcher  Hofrichter  zu  Budissin 
war  und  1572  Wehrsdorf  (W.  v.  Sohland  an  der  Spree)  erwarb.  Er 
hinterliess  sechs  Söhne,  Gottfried  auf  Raschau  (;N.  bei  Grossposs- 
witz)  und  Strucho  (?),  Ehrenfried,  Gottlob,  Georg  Wilhelm, 
Rudolph  und  Hans  Christoph,  welche  4600  an  ihre  Mutter  Bar- 
bara geb..  V.  Reyhe  ihr  Gut  Wehrsdorf  verkauften. 

5*.    Die  Herren  T*  Berka  siehe  unter  Herren  v.  der  Duba. 

6.  Die  Herren  t.  Biberstein  <) 

erscheinen  urkundlich  zuerst  als  ein  meissnisches  Vasaiiengeschiecht, 
das  sich  von  dem  Schlosse  Biberstein  bei  Nossen  nannte,  ausserdem 
aber  auch  noch  Mochau  bei  Döbeln  und  die  dabei  gelegenen  kleinen 
Orte  Kupnitz  und  Theeschütz  besass.  Genannt  wird  zuerst  ein  Brüder- 
paar  (4247 — ^44)  Günther  I.  und  Rudolph  I.,  von  denen  Ersterer, 
als  meissnischer  Vasall,  z.  B.  4228  auf  dem  Landdtng  zu  Colmen  zu- 
gegen war.  Aber  schon  diese  Brüder  waren  auch  in  Schlesien  begütert, 
wo  sie  4247  ausdrücklieh  als  Mannen  Herzog  Heinrichs  von  Lieg- 
nitz  bezeichnet  werden  ^j .  Ja  sie  scheinen  sogar  bereits  in  der  Ober- 
lausitz Güter  besessen  zu  haben ;  wenigstens  werden  Beide  mitten 
unter  den  Oberlausitzer  Adiichen  aufgefühit,  als  K.  Wenzel  L  4244 
auf  dem  Königstein  die  bekannte  Oberlausitzer  Grenzurkunde  ratifi- 
cirte,  und  ebenso  befand  sich  Günther  im  Gefolge  desselben  Königs, 
als  derselbe  4244  zu  Sazka  dem  Kloster  Marienthal  Güter  tlLberwies  '). 
Doch  findet  sich  keinerlei  Andeutung,  welches  Oberlausitzer  Gut  sie 
etwa  besassen.  Ganz  unhistorisch  aber  ist  die  bisher  allverbreitete 
Behauptung,  dass  ihnen  damals  oder  überhaupt  jemals  die  Bernstadter 
Pflege,  der  sogenannte  Eigensche  Kreis,  gehört  babe^). 

Seit  424Ö  werden  häufig  die  drei  Brüder  Ulrich  I.,  Günther  II. 


6.  1)  Uebei  die  Genealogie  derselben  hat  tm  gründlichsten  Werbe  (Arch.  f.  Gesch. 
Schlesiens  1798  S.  114:  „Gesch.  der  Herrschaften  Soran  und  Triebel^)  sich  Terbreitet. 
Auf  Grund  Dresdner  und  Prager  Urkunden  kommen  'wir  allerdings  vielfach  zn  anderen 
Resultaten.  2)  Tz  seh  oppe  und  Stenzel,  Urk. -Sammlung  277.  GrQnhagen, 
8chles.  Regesten  I.  96.  8)  Cod.  Sax.  11.  1.  111.  Cod.  Lus.  59.  Schon  1237  war 
Günther  Z.  bei  Wenzel  zu  Znaim.  Erben,  reg.  boh.  422.  ^)  Knothe,  Eigenscher 
Kreis  16  i\g. 


6.  Die  Herren  y.  BiberBtein.  117 

und  Rudolph  IT.  (Ruikoj  erwähnt.  Von  diesen  war  Ulrich  1248  Zeuge 
zu  Altzelle,  wo  ihm  später  auch  ein  Jahresgedächtniss  gefeiert  ward; 
er  dürfte  also  auf  den  meissnischen  Familiengtttem  geblieben  sein  ^) . 
GOnther  II.  lebte,  wie  es  scheint,  in  Schlesien.  Er  verkaufte  1250 
seinen  Antheil  an  den  meissnischen  Gütern,  nSlmlich  Mochau,  Kupnitz 
und  Theeschütz,  mit  denen  seine  Frau  Jutta  beleibdingt  gewesen 
war,  an  Altzeile.  Er  hatte  (4250)  einen  Sohn  Otto,  muthmasslich 
denselben,  der  4277  zugegen  war,  als  K.  Rudolph  von  Habsbnrg  zu 
Wien  die  Gründung  des  Klosters  Seusselitz  bei  Meissen  beststtigte  ^] . 
Jedenfalls  besass  er  aber  ausser  diesem  Otto  noch  andere  Söhne; 
wenigstens  erwähnen  seine  Neffen,  die  Söhne  seines  Bruders  Rulco  11. 
(4306)  „ihre  Vettern,"  also  jedenfalls  ihre  Cousins'').  Wahrschein- 
lich von  diesem  Günther  II.  stammt  die  Linie  derer  v.  Biberstein,  die- 
bis  in  das  45.  Jahrhundert  im  Fürstenthum  Liegnitz  geblüht  hat^). 

Der  dritte  Bruder  R  u  1  k  o  II.  endlich  ward  der  Stifter  der  Seiden- 
berg-Friedländer Linie,  die  sich  alsbald  sowohl  nach  der  Niederlausitz, 
als  in  das  Innere  Böhmens  ausbreitete.  Auch  er  besass  anfangs  noch 
Antheil  an  den  meissnischen  Familiengtttem.  So  hatte  er  4264  Händel 
mit  dem  Bischof  von  Meissen,  dessen  Güter  er  schädigte;  4290  ver- 
kaufte er  das  Patronatsrecht  zu  Mochau  an  Altzelle®).  Er  war  aber, 
ebenso  wie  sein  Bruder  Günther  IL,  auch  schlesischer  Vasall,  und 
so  finden  wir  ihn  als  Zeugen  bei  Herzog  Heinrich  V.  von  Liegnitz 
(4288),  bei  Herzog  Heinrich  IV.  von  Breslau  (4277.  4284),  bei  dessen 
Tode  er  (4290)  auch  zugegen  war  >•) .  Und  doch  war  er  zu  dieser  Zeit 
bereits  längst  auch  Inhaber  der  grossen  Herrschaft  Seidenberg-Fried- 
land (castrum  Fridland  cum  omnibus  juribus  et  attinentiis)  die  er 
4278  um  800  Mark  Silber  von  K.  Ottokar  II.  von  Böhmen  erkanft 
hatte  1^).  Hierdurch  gehörte  er  und  seine  Nachkommen  zu  dem  Böh- 
mischen Herrenstande. 

Ralko  IL  hinterliess  nicht  bloss  einen  Sohn,  wie  auch  die 
neusten  Btbersteinschen  Genealogen  behaupten,  sondern  drei  Söhne 
Johann  L,  Gfin  ther  III.  und  Heinrich  L,  diefSOi  „zufolgeVer- 
mäcbtniss  ihres  verstorbenen  Vaters  Rudoph^  dem  Kloster  Marien  thal 


8)Ba8ching,  Lenbusser  Urkunden  I.  171.  177.  Beyer,  Alt-Zelle  547.  283. 
<)  Beyer,  4.  a.  0.  549.  050.  Tt«choppe  und  Stenzel,  Vrk.-8amai1.  321.  A. 
Dretd.  Or.  ^om  4.  Min  1277.  '^  Cod.  Las.  185.  «)  Schirrmacher,  Urk.- 
Buch  Ton  Liegnitt.  Index  nib  Toce.  ^)  Cod.  Saz.  IL  1.  153.  Beyer,  a.  a.  0.  567. 
^)  Sehirrmacher,  a.  a.  O.  12.  Tzschoppe  und  Stenzel,  Urk. -Sammlung  391.. 
S t e n z el ,  Oründongibuch  von  Heinrlchau  178.  8 1  e  n  x  e  1 ,  Ürk.  zum  BUth.  Breshiu. 
250.         *i)  Abgedr.  z.  B.  bei  Herr  mann,  Relchenberg  24  Anmerk. 


118  U.  Abtheilang. 

10  Mark  Zins  in  ihrem  Dorfe  Königshain  (S.  b.  Ostritz)  abtraten,  wo- 
für das  Kloster  den  Todestag  ihres  Vaters  und  einst  auch  den  ihrer 
damals  noch  lebenden  Mutter  alljährlich  mit  einer  Messe  begehen 
sollte  ^2].  ^Mit  Zustimmung  seinerBrtlder  und  Vettern^  (der  Sohne 
seines  Onkeis  Günther  II.)  verzichtete  1306  Johann  I.  v.  B.  gegen 
eine  von  der  Stadt  Lauban  erhaltene  Summe  von  32  Mark  Silber  auf 
sein  Anrecht  an  dem  in  Verfall  gerathenen  Zoll  in  Lauban  ^^) ,  der 
wohl  schon  seinem  Grossvater  (darum  waren  auch  „die  Vettern^  be- 
theiligt) von  einem  Markgrafen  von  Brandenburg  verpfändet  worden 
war.  „Mit  Zustimmung  seiner  Brüder^  verkaufte  er  femer  1343 
an  das  Kloster  Leubus  das  Dorf  Grossen  an  der  Oder ,  welches  zum 
Herzogthum  Glogau  gehörte.  Und  so  finden  wir  denn  Johann  und 
Günther  mehrfach  unter  den  Mannen  der  Herzoge  von  Glogau  er- 
wähnt ^^).  Es  ist  unrichtig,  dass  Johann  I.  eine  Schwester  gehabt 
habe,  die  Abbatissin  zu  Marienstem  gewesen  sei,  und  der  er  den  . 
Eigenschen  Kreis  vermacht  habe,  oder  dass  er  einen  Sohn  Johann  be- 
sessen, der  diesen  Gtttercomplex  4332  seiner  Frauen  Schwester, 
Abbatissin  jenes  Klosters,  übergeben  habe.  Der  Eigensche  Kreis  hat 
niemals  den  Herren  v.  B.  gehört,  und  Johann  I.  hatte  nur  einen  ein- 
zigen Sohn  Friedrich  I.  Wohl  aber  hatte  er  wahrscheinlich  eine 
Tochter,  die  mit  Heinrich  V.  v.  Donyn  auf  Grafenstein  verheirathet 
war.  Daraus  nämlich  würde  sich  erklären,  dass  die  Sohne  dieses 
Heinrich  V.  v.  Donyn  und  die  Sohne  Friedrichs  v.  B.  sich  gegenseitig 
als  „Ohme^  (auch  patrui),  d.  h.  Cousins,  bezeichneten. 

Dieser  Friedrich  I.  v.  B.  stand  am  böhmischen  KOnigshofe  in 
hohem  Ansehn.  1344  nahm  er  Theil  an  der  glänzenden  Gesellschaft 
von  Fürsten  zu  Prag,  welche  den  Festlichkeiten  beiwohnten,  mit  denen 
der  bisherige  Bischof  zum  ersten  Erzbischof  von  Prag  erhoben  ward ; 
1348  zog  er  mit  KOnig  Karl  IV.  nach  Brandenburg  für  den  sogenannten 
falschen  Woldemar  und  1354  mit  demselben  KOnige  nachjtalten  zur 
KaiserkrOnung.  Er  nun  erweiterte  zuerst  die  Besitzungen  seiner 
Familie  durch  ansehnliche  Erwerbungen  nicht  nur  in  der  Ober-^  son- 
dern auch  in  der  Niederlausitz.  Zunächst  erwarb  er  Tauchrüz.  Hier 
wenigstens  suchten  ihn  1349  berittene  Büi^er  von  Görlitz  auf,  um 
sich  über  einen  seiner  Vasallen,  Nitsche  vonRackwitz,  zu  beschweren, 
der  in  das  Weichbild  jener  Stadt  eingefallen  war.     Friedrich  ver* 


tsj  Schonfelder,  MThal.  49.  iS)  Cod.  Lue.  1S5.  i«)  Worbs,  inven- 
tar.  126.  Worbs,  Anbiv  154(1290).  Wuttke,  SOdteboeb  von  Posen  18(1310). 
Scbeltz.  6eMmmtge«cb.  522(1312). 


6.  Die  Herren  v.  Biberstein.  119 

sprach  ihnen  zwar,  der  Stadt  zu  helfen  gegen  alle  ihre  Feinde ;  als 
aber  die  Görlitzer  von  dannen  ritten  und  den  Räuber  Nitsche  selbst 
trafen,  da  „jageten  sie  ihn  bis  Friedland^.  Als  nun  inzwischen  Herr 
Friedrich  mit  seinem  Gefolge  ebenfalls  in  Friedland  eintraf,  fand  er 
die  Görlitzer  mitten  in  seiner  Stadt,  die  allerdings  nicht  unter  das 
(törlitzer  Weichbildsrecht  gehörte.  Da  rief  er  den  Seinigen  zu,  los- 
zuschlagen auf  diese  „seine  rechten  Feinde,  die  ihn  aufsuchten  in 
seiner  eignen  Feste^.  So  wurden  sieben  Görlitzer  erschlagen.  Allein 
dieser  Sieg  kam  Herrn  Friedrich  theuer  zu  stehen.  Er  musste  endlich 
200  Seh.  Gr.  eriegen  zur  Sühne  für  die  Erschlagenen,  und  von  diesem 
Gelde  begannen  die  Görlitzer  den  Bau  ihrer  Frauenkirche^^].  Ausser 
Tauchritz  erwarb  Friedrich  v.  B.  auch  das  Schloss  Landskrone  bei 
Görlitz  nebst  den  zugehörigen  Dörfern  Kunnerwitz,  Neundorf  und 
KlewbiesnüZy  und  zwar,  wie  es  scheint,  unmittelbar  von  Kaiser 
Karl  IV.  Aus  der  Belehnungsurkunde  von  1357^^)  erfahren  wir.  dass 
er  Tauchritz  und  die  I^ndskrone  zu  rechtem  (Mann-j  Lehn,  Friedland 
aber  und  das  hier  zum  ersten  Bfal  genannte  Hammerstein  (S.  v.  Kratzau 
in  Böhmen)  als  „freies  Erblehn^  besass,  sowie  dass  er  auch  noch 
Guter  im  Glogauer  Lande  hatte,  die  aber  zur  Zeit  an  den  dortigen 
Herzog  verpfändet  waren.  In  demselben  Jahre  1357  soll  ihm  der 
Kaiser  auch  das  Privilegium  verliehen  haben,  dass  all  seine  Vasallen 
nur  vor  ihm  selbst  zu  Recht  sollten  stehen  müssen.  Und  in  der  That 
bestand  später  ein  besonderes  Hofgericht  zu  Friedland  mit  Hofrichter 
und  Schoppen").  Kurz  vorher  (1355)  war  Friedrich  I.  v.  B.  auch 
in  den  Besitz  der  niederlausitzischen  Herrschaft  Sorau  gelangt,  in- 
dem  sein  Schwiegervater  Ulrich  v.  Pack,  der  Vater  seiner  Gemahlin 
Hedwig,  der  diese  Herrschaft  bisher  besessen,  in  diesem  Jahre 
starb  ^^].  Seitdem  lebten  die  Herren  v.  B.  vorzugsweise  in  der  Nieder- 
lansitz. 

Als  Friedrich  1. 1 360  starb,  hinterliess  er  zwei  Söhne,  J  o  h  a  n  n  II. 
und  Ulrich  IL,  welche  in  diesem  Jahre  mit  den  väterlichen  Gütern 
bei  Goldberg  in  Schlesien  belehnt  wurden  <^).  Johann  residirte  meist 
zu  Sorau,  Ulrich  meist  zu  Friedland 2<)).  Jedenfalls  infolge  ihrer  Ver- 
wandtschaft mit  den  Burggrafen  v.  Donyn  auf  Grafenstein  waren  sie 
in  den  Besitz  eines  Antheils  an  dem  zu  letzterer  Herrschaft  gehörigen 
Hartau  (S.  v.  Zittau)  gelangt,  den  sie  1375  an  denRath  zu  Zittau  ver- 


15)  Uus.  M«g.  1772.  214.  i«)  Riedel,  cod.  dipl.  Bruid.  I.  20.  351.  Herr- 
mann,  Reichenberg  129.  i?)  Klose,  Seideiiberg  31.  vgl.  Urkand.-Verz.  II.  IV. 
«)  Vorbs,  Archiv  144.  «»)  Kbendas.  181.  »)  Carpzov,  Anal.  Vorrede  D. 
N   Script,  rer.  In?.  T.  2. 


120  n.  Abtheilang. 

kauften.  Ebenso  hatten  sie  4380  von  den  Gebrüdern  v.  Donyn,  ihren 
„Ohmen",  den  Zoll  zu  Oshitz  erworben,  den  sie  aber  sofort  ebenfalls 
an  Zittau  ttberliessen  ^^) . 

Bald  darauf  erlangten  sie  auch  die  beiden  Niederlausitzer  Herr- 
schaften Beeskow  und  Storkow,  deren  bisheriger  Besitzer,  der  kinder- 
lose Reinhard  v.  Strele,  ihr  Oheim,  die  beiden  Brüder  v.  B.  schon  bei 
Lebzeiten  zu  Mitbesitzern  angenommen  und  ihnen  von  seinen  Unter- 
thanen  die  Eventualhuldigung  hatte  leisten  lassen  ^^j.  Als  nun  der 
V.  Strele  4383  starb,  traten  die  Brüder  den  Besitz  dieser  Herrschaften 
an.  König  Wenzel  von  Böhmen  aber  betrachtete  letztere  nicht  ohne 
Grund  als  offen  gewordenes  Lehn  und  verlangte,  dass  die  v.  B.  sie, 
mindestens  bis  ihre  Rechtsansprüche  bewiesen  seien,  irgend  einem 
Dritten  „zu  getreuen  Händen^  übergeben  sollten.  Allein  diese  zogen 
es  vor,  ihr  Recht  mit  den  Waffen  zu  erweisen.  So  bot  denn  der  König 
den  Heerbann  der  Oberlausitz  gegen  die  v.  B.  auf.  Es  geschah  wohl 
eben  damals,  weil  die  Anwesenheit  der  Brüder  in  der  Niederlausitz 
nöthig  war,  dass  sie  entweder  bloss  die  Verwaltung  von  Friedland  ihrem 
Ohm  Gzenko  v.  Donyn  übertrugen ,  oder  ihm  durch  Scheinkauf  diese 
Herrschaft  ganz  überliessen.  Von  4384 — ^95  erscheint  Herr  Gzenko 
als  „gesessen  zu  Friedland^  und  übte  daselbst  alle  herrschaftlichen 
Rechte,  auch  das  Collaturrecht  ^^} .  Infolge  der  somit  zwischen  denen 
V.  B.  und  dem  König  ausgebrochenen  Fehde  2*)  fielen  nun  jene  von 
Norden  her  in  die  Oberlausitz  ein ,  während  Gzenko  von  Süden  her 
Görlitz  und  Lauban  bedrohte.  Da  (4387)  gelang  es  dem  Oberlausitzer 
Landvoigt  Benes  v.  der  Duba  das  langst  aufgebotene  Heer  von  Land 
und  Städten  zusammen  zu  bringen  und  zog  zuerst  gen  Lauban,  von 
da  gegen  Friedland,  das  man  erstürmte.  Dies  stimmte  die  Herren  von 
B.  friedlicher.  Man  schloss  erst  Waffenstillstand,  dann  Frieden,  in 
welchem  Friedland  herausgegeben  ward.  Erst  später  (4  394)  gelang 
es  König  Wenzel.  Johann  und  Ulrich  v.  B.  dazu  zu  zwingen,  dass  sie 
das  Besitzrecht  über  Beeskow  an  die  Herzöge  von  Pommern-Stettin 
abtraten ;  aber  die  Brüder  Hessen  sich  von  Letzteren  wenigstens  das 
Schloss  Beeskow  wieder  zu  Lehn  geben.  —  Etwa  4385  hatten  diesel- 
ben in  der  Niederlausitz  auch  die  Herrschaft  Forst  erworben  ;  1 402 
kaufte  Johann  auch  Triebe!,  löste  4444  von  Dietrich  Graa  Burg  und 


si)  CarpzoT,   An.  II.  310.    Grosser.    Merkw.  III.  88.        «)  Ltns.  Migaz. 

1840.  1  flg.    Riedel,  cod.  Bnnd.  I.  20.  357.        «)  So  präsentirte  er  noeh  1395  zu 

der  Kirche  In  Oberullersdorf.    Tingl,  Hb.  qulat.  coiillrmat.  Prag.  210.  <*)  Klost 
im  Laos.  Mag.  1775.  371  flg. 


6.  Die  Herren  y.  BiberBtein.  121 

Stadt  Sommerfeld  ein  und  gelangte  in  demselben  Jahre  auch  in  den 
Besitz  der  Herrschaft  Reich walde.  So  war  denn  Johann  II.,  zumal 
nach  dem  kinderlosen  Tode  seines  Bruders  (nach  4406],  ein  sehr  mach- 
tiger Herr.  Da  er  meist  zu  Sorau  residirte,  so  hatte  er  auf  seinen  ver- 
schiedenen Burgen  ^Burggrafen^  als  Verwalter^  so  auf  der  Landskrone 
4397  Sander  v.  Hoberg,  so  auf  Hammerstein  U09  Hans  Dachs,  U44 
NidLel  Dachs,  HH — ^25  Fredemann  v.  Gersdorff,  so  auf  Friedland, 
zu  welchem  auch  Reichenberg  gehörte ,  nach  Gzenko  v.  Donyn  den 
Siegsmund  v.  Rogewitz.  lieber  Tauchrüz  ttberliess  Johann  II.  1409 
die  Obergerichtsbarkeit,  4  4S4  auch  die  Lehnsherrlichkeit  (um  vorge- 
streckte 200  Seh.  Gr.;  an  den  Inhaber  dieses  Gutes,  Nickel  v.  Gers- 
dorff, und  vei^aufte  Reichwalde  in  der  Niederlausitz  an  die  Stadt 
Luckau  ^).  Johann  II.  v.  B.,  seit  langer  Zeit  „der  Alte^  genannt  zum 
unterschied  von  seinem  gleichnamigen  Sohne,  Start)  4  428  in  einem 
Alter  von  8S  Jahren  und  ward  zu  Sorau  begraben.  Erwar  der  Schwa- 
ger des  Bischofs  Timo  von  Meissen^),  hatte  also  eine  geb.  v.  Golditz 
zur  Gemahlin.  Er  hinterliess  drei  SOhne  Johann  III.,  Wenzel  I. 
und  Ulrich  III.,  welche  schon  4446  „auf  Geheiss  ihres  Vaters  und 
mit  Rath  ihrer  Mannen  und  Städte^  eine  Theilung  der  Güter  vorge- 
nommen hatten  2'j.  Demnach  erhielt  Hans  III.  die  Herrschaften 
Beeskow  und  Storkow,  Wenzel  Pn'edlandj  Hammerstein,  Landskrone, 
Forst,  Ulrich  Sorau.  Triebet  und  Sommerfeld  sollten  Hans  und  Wenzel 
gemeinschaftlich  besitzen.  Alle  diese  Güter  und  die  zahlreichen  vor- 
lehnten Güter  in  der  Oberlausitz  und  in  Schlesien  sollten  „wieder 
alsGesammtlehn  empfangen^  werden ,  doch  so ,  dass  jeder  von 
den  Brüdern  diese  Gesammtlehn  aufsagen  und  dann  seine  Güter  ver- 
kaufen kOnnC;  an  wen  er  wolle. 

Von  diesen  drei  Brüdern  hatte  der  älteste  Hans  III.  zwei  Söhne, 
Friedrich  II.  und  Wenzel  II.  Letzterer  vereinigte  nach  des 
Enteren  Tode  (4448)  wieder  die  vaterlichen  Güter,  Beeskow  und 
Storkow,  in  seinem  Besitz.  —  Der  zweite  Bruder  Wenzel  I.  auf  Forst 
und  Friedland  überlebte  seinen  Vater  nur  kurze  Zeit  (bis  4  422  ?) .  Schon 
4424  gehörten  diese  Herrschaften  seinen  Söhnen  Ulrich  TV.,  Wen- 
del HI.  und  Friedrich  HI.  —Der  dritte  Bruder  Ulrich  HI.  auf 
Sorau  war  wtthrend  der  Hussitenkriege  ein  eifriger  Kämpfer  für  die 
katholische  Sache  und  fand  4433  in  einem  Gefecht  seinen  Tod.  Da  er 
kinderlos  war,   so  übernahm  sein   Bruder  Johann  III.  Sorau   und 


«)  Oberi.  NtchleM  1772.  43  und  61.  Lans.  Mag.  1869.  84.        »)  Cod.  Sax.  II. 
2.  346.        ST)  Riedel,  cod.  Brand.  I.  20.  377. 


122  IL  AbtbeituDg. 

ttberliess  dafür  die  Hälfte  von  Triebe!  und  Sommerfeld  an  seine  Neffen 
auf  Forst  und  Friedland. 

Diese  Brüder  v.  B.  auf  Friedland,  mit  denen  wir  uns  hier  be- 
sonders zu  beschäftigen  haben,  besassen  ihre  Güter  gemeinschaftlich ; 
dennoch  erscheint  Ulrich  IV.,  als  der  älteste,  auch  in  der  Regel  als 
der  Vertreter  der  gemeinschaftlichen  Interessen.  Er  residirte  auf 
Friedland,  und  hier  war  allerdings  seine  Gegenwart  ntfthig;  denn 
wahrend  des  vierten  und  fünften  Jahrzehnts  des  45.  Jahriiunderts 
gab  es  hier  Streit  und  Krieg  ohne  Ende.  Zuerst  h^tte  Ulrich  IV.  eine 
wahrscheinlich  verwandtschaftliche  „Broche,  Zwietracht  und  Sehe- 
lung^  mit  Timo  v.  Golditz,  dem  Landvoigteiverweser  der  Oberlausitz 
(Ändergeschwisterkind  mit  ihm),  die  4432  durch  ein  verwandtschaft- 
liches Schiedsgericht  beigelegt  ward  ^^) .  Bald  darauf  hatte  er  eine 
Fehde  mit  Görlitz  und  bat  4434  um  einen  4  4 tagigen  Waffenstillstand, 
wobei  er  gelobte,  dass  auch  seine  Knechte  auf  der  Landskrone 
wahrend  dieser  Zeit  „keinen  Zugriff  thun^  sollten.  Nicht  minder  war 
es  zwischen  ihm  und  Gotsche  Schaff  auf  Greifenstein  zu  Ueberfall  und 
Plünderung  gekommen,  ein  Streit,  der  4434  durch  Schiedsmänner 
geschlichtet  ward*^^).  In  fast  ununterbrochener  Fehde  aber  lebten  die 
V.  B.  zujriedland  mit  ihren  Nachbarn,  den Besitzem,von Grafenstein. 
4  434  hatte  der  Hussit  Keuschberg  die  Burggrafen  v.  Donyn  aus  dieser 
Herrschaft  vertrieben  ;  aber  auch  als  dieser  (4435)  wieder  daraus  ver- 
jagt worden  und  erst  Lawatsch,  dann  (4440)  Wentsch  v.  Donyn  In- 
haber des  Grafensteins  geworden  war ,  dauerten  die  Feindseligkeiten 
fort.  Wiederholt  wurde  Friede  zwischen  den  feindlichen  Nachbarn  ge- 
schlossen ;  doch  immer  begann  der  Streit  aufs  neue ,  in  welchem  die 
beiderseitigen  Güter,  besonders  das  Bibersteiosche  Hammerstein, 
furchtbar  verwüstet  wurden.  Infolge  dieser  steten  Kampfe  verkaufte 
Ulrich  IV.  4437  die  Landskrone  an  Heinrich  v.  Promnitz  und  trat 
auch  das  Lehnsrecht  über  dieselbe  und  die  dazu  gehörigen  Ortschaf- 
ten ab  ^^) .  Wahrscheinlich  kauften  sich  um  dieselbe  Zeit  die  meisten 
der  Bibersteinschen  Vasallen  auf  den  oberlaüsitiLschen  Dörfern  bei 
Seidenbei^  von  der  Lehnsherrlichkeit  los.  Als  die  drei  Brüder  v.  B. 
auf  Forst  und  Friedland  gemeinschaftlich  mit  ihrem  Cousin  Wenzel  II. 
auf  Sorau  sich  4444  ihre  Gesammtbelehnung  bestätigen  Hessen,  wer- 


»)  Urk.  Verz.  11.  31.  Vgl.  Grosser,  Merkw.  Ilf.  36  und  90,  wo  faltchUch  be- 
hauptet wird,  Seidenberg  habe  1426  den  Herren  v.  Colditz  gehört.  Es  handelte  sich« 
wie  es  scheint ,  nm  das  Eingehen  einer  Gesammtbelehnung  zwischen  denen  ▼.  B.  und 
denen  ▼.  Colditz.  Vgl.  Riedel,  cod.  Brand.  L  20.  396.  »)  Urk-Ven.  IL  34.  36. 
»)  Kreysig,  Beytr&ge  III.  345.  Urk.  Verz.  11.  54  h. 


I»" 


^ 


6.  Die  Herren  v.  BiberBtein.  1 23 

den  als  die  Famiiiengüter  aufgezählt:  Friedlandj  Forst,  Seidenberg, 
Hammersteiny  das  StKdtel  Reichenherg^  Sorau.  Beeskow,  Storkow,  Trie- 
be!, Pfbrten  und  Muskau^^),  welches  letzlere  Wenzel  II.  auf  Sorau  von 
den  Gebrüdem  v.  Penzig  erkauft  hatte. 

Ulrich  IV.  starb  bald  nach  1454  und  hinterliess  einen  gleich- 
namigen Sohn  Ulrich  V.,  der  mit  seinen  Onkeln  Friedrich  III.  und 
Wenzel  III.  langwierige  Erbstreitigkeiten  hatte,  die  1463  mit  einer 
völligen  Sonderung  endeten;  danach  erhielt  Ulrich  V.  Friedland,  Wen- 
zel III.  Hammerstein,  Seidenberg  und  Sommerfeld  und  eine  Summe 
Geld,  Friedrich  III.  behielt  Forst  ^^\ 

Wir  wissen  nicht,  wodurch  die  beiden  Letztgenannten  sich  den 
Unwillen  König  Wladislaus  von  Böhmen  zugezogen  haben  und  in  er- 
neute nachbarliche  Streitigkeiten  mit  den  Burggrafen  v.  Dohna  auf 
Grafenstein  gerathen  sein  mögen.  4487  (Montag  nach  Judika)  stellte 
der  König  eine  Urkunde  aus,  in  welcher  er  erklärte,  dass  die  Brüder 
Wenzel  und  Friedrich  v.  B.  „zu  Forst"  mit  „der  Herrschaft  Hammer- 
stein  und  aller  ihrer  Zugehörung,  item  Neudörfel,  Weigsdorf,  Dorn- 
hennersdorf ,  Beibersdorf,  Giessmannsdorf .  Friedersdorf,  der  Mann- 
schaft zu  Ullersdorf,  Wittige,  Sommerau,  Oppelsdorf,  Markers- 
dorf,  Hermsdorf,  „dem  Einsiedel",  Naundorf  bei  Kratzau^  und  der 
Mannschaft  zu  Leutersdorf  bei  Zittau"  ihm,  dem  König,  über  Jahr 
und  Tag  „die  Pflicht  vorenthalten"  hätten ,  dass  daher  die  Güter  als 
verschwiegene  Lehne  an  ihn  verfallen  seien,  und  dass  er  sie  jetzt 
an  Burggraf  Johann  v.  Dohna  verliehen  habe^^).  Doch  haben  wir 
nicht  gefunden,  dass  diese  altbibersteinschen  Güter  wirklich  in 
Dohna'schen  Besitz  übergegangen  seien. 

Um  4  490  erlosch  mit  Johann  IV.,  dem  Sohne  Wenzels  II.  auf 
Sorau,  diese  Linie  der  Herren  v.  B.  Derselbe  hatte  1477  Sorau, 
Beeskow  und  Storkow  den  Herzögen  Ernst  und  Albrecht  von  Sachsen 
verschrieben,  so  dass  nur  das  in  der  Oberlausitz  gelegene  Muskau  an 
die  jüngere  Friedland-Forst'sche  Linie  überging.  Von  dieser  Linie 
war  um  1 480  Wenzel  III.  auf  Hammerstein  und  Seidenberg  mit 
Hinterlassung  eines  Sohnes  Mathias  und  um  \  492  auch  Friedrich  III. 
auf  Forst  und  zwar  kinderlos  gestorben.  So  lebten  jetzt  von  dem 
ganzen  Geschlechte  nur  noch  zwei  Sprossen  Ulrich  V.  ^ut Friedland 
und  Mathias  Hxxf  Hammerstein- Seidenberg ,  Geschwisterkinder  und 

^f)  Man  de,  Seidenberg  BeUagen  XLI.  (wo  Zeile  2  die  Nemen  Wensel  nnd 
Friedrieb  antgeiessen  sind).  ^)  H  all  wie  b,  Reicbenberg  51  flg.  33j  pjggtj 
Undtafel  26  H.  8  nach  ^Die  Doiiin'a,  Anf Zeichnungen  über  die  Familie  Dohna"  1876. 
n.  231. 


124  11.  Abtheilung. 

nicht  Bruder,  wie  bisher  stets  behauptet  wurde.  Zwischen  diesen 
nun  erhob  sich  um  die  Hinterlassenschaft  ihres  gemeinsamen  Onkels 
Friedrich  III.  auf  Forst  ein  langwieriger  Erbschaftsstreit.  Ulrich  V., 
ein  habstlchtiger  Herr,  suchte  die  letzte  Gesammtbelehnung  von 
4474,  an  welcher  er  bereits  theilgenommen,  dahin  auszulegen,  dass 
die  Forst^sche  Erbschaft  ungetheilt  an  ihn  fallen  mttsste,  da  er  mit 
jenen  Besitzungen  seines  verstorbenen  Onkels  bereits  mitbeiehnt  sei, 
während  in  der  Belehnungsurkunde  des  Mathias  (dessen  Vater  da- 
mals noch  lebte)  keine  Erwähnung  geschehen.  Mathias  aber  nahm 
sofort  Besitz  von  Forst  und  erwirkte,  dass  er  1 493  ausser  mit  seinem 
väterlichen  Hammerstein  (und  Seidenberg)  auch  mit  Forst  und  der 
Hälfte  von  Triebel,  „welche  sein  Vater  Wenzel  und  sein  Vetter 
Friedrich  als  ungesonderte  Brttder  genossen**,  belehnt  ward  ^j .  Den- 
noch belehnte  1494  König  Wladislaus  von  Böhmen  seinen  Kanzler 
Johann  v.  Schellenberg  mit  Friedrichs  III.  Gütern  als  einem  „heim- 
gefallenen  Lehn^;  dieser  aber  trat  1495  die  ihm  hierdurch  er\%'ach- 
senen  Ansprüche  an  Friedrichs  Gütern  an  Ulrich  V.  auf  Friedland 
ab^^>  Endlich  4497  kam  es  zwischen  den  streitenden  Cousins  zu 
einer  Einigung,  derzufolge  Ulrich  V.  Porst  an  Mathias,  dieser  aber 
Hammeiistein ,  Triebel  wnA  Muskau  an  Ulrich  V.  überliess.  Seitdem 
blieben  die  beiden  Linien  Friedland  und  Forst  getrennt. 

Ulrich  V.  auf  Friedland  wusste  1512  nach  vielen  Unterhandlun- 
gen mit  Herzog  Georg  dem  Bärtigen  von  Sachsen  auch  die  Herrschaften 
Sorau,  Beeskow  und  Storkow  dadurch  wieder  an  sich  zu  bringen,  dass 
er  die  einst  auf  dieselbe  verschriebenen  62,000  fl.  rhein.  und  die  in- 
zwischen auf  die  Verbesserung  der  Güter  veruendeten  Kosten  dem 
Herzog  zurückerstattete.  Beeskow  und  Storkow  verpfändete  er  wieder 
an  den  Bischof  von  Lebus ,  und  diese  Güter  sind  nicht  mehr  an  die 
Familie  v.  B.  zurückgelangt.  Als  1519  Ulrich  V.  starb,  theilten  sich 
seine  fünf  Sohne  so,  dass  Joachim  \.' Friedland  und  Beichenberg, 
Johann  V.  Geld,  wofür  er  sich  Kost  und  Trosky  in  Böhmen  kaufte, 
Hieronymus  Sorau j  Siegsmund  Muskau,  Christoph  haib 
Triebel  erhielt  W) . 

Um  dieselbe  Zeit  (zwischen  1520 — 23)  starb  auch  Mathias  v.  B., 
der  inzwischen  auch  die  Herrschaft  Dewin  bei  Gabel  in  Böhmen  er- 
worben hatte.  Auch  er  hinterliess  fünf  Söhne  Friedrich  IV.,  Mel- 


M)  Präger  OnberniaUrchiv  132  fol.  193.  »)  Laasltzer  Magaz.  1869.  109.  flg. 
^)  Eine  Schwester  Ton  ihnen  Elisabeth  auf  Dauptdgk  wird  1547  als  Wittwe,  eine 
andere  Katbarine  Schenkin  ▼.  Biberstein  1550  erwähnt.  Prager  Onbernialarchiv  40 
fol.  213.  Landtafel  10  A.  9. 


nci 


6.  Die  Herren  y.  BiberBtein.  1 25 

chlor,  Balthasar,  Wenzel  IV.  und  Johann  VI.,  die  z.  B.  452S 
den  Schmieden  zu  Seidenberg  ein  Privilegium  ertheilten.  Von  ihnen 
hatten  Melchior  und  Balthasar  1520  zu  Wittenberg  studirt.  4528 
Hess  ihre  Mutter  Ludmilla  v.  SchOnburg  a.  d.  H.  Hoyerswerde  die 
Güter  zu  Seidenberg,  darauf  sie  versichert  gewesen,  ihrem  ältesten 
Sohne  Friedrich  IV.  auf,  und  dieser  verkaufte  sie  bald  darauf  an 
seinen  Vetter  Joachim  I.  auf  Friedland,  der  mindestens  1538  daselbst 
Herrschaftsrechte  ttbte.  So  ward  Seidenberg  abermals  mit  Fried- 
land vereinigt.  Die  Söhne  von  Mathias  besassen  fortan  nur  noch 
Forst  in  der  Niederlausitz  und  Dewin  in  Böhmen,  waren  also  aus 
der  Oberlausitz  ausgeschieden. 

Wie  einst  zwischen  den  Vätern,  so  bestand  jetzt  auch  zwischen 
den  Söhnen  der  beiden  Linien  Forst  und  Friedland -Sorau  bitterer 
Hader.  Schon  1 533  klagten  Hieron ymus  und  Christoph  von  der  letz- 
teren Linie  zu  Prag ,  dass  ihre  Vettern  auf  Forst  ihnen ,  als  sie  zur 
Hochzeit  ihres  Bruders  Johann  gereist  seien,  „mit  Reissigen  aufgelauert 
hätten,  sie  zu  fangen  und  zu  schätzen^  ^^} .  Noch  \  o38  wurden  des- 
halb die  Forster  Brüder  nach  Prag  citirt.  Dieser  Familienhader  mag 
wohl  der  eigentliche  Grund  gewesen  sein,  weshalb  die  Friedland- 
Sorauer  Linie  die  Forster  von  der  Gesammtbelehnung  ausschioss  und 
lieber  all  ihre  Güter  an  die  Krone  Böhmen,  als  an  die  verhassten 
Vettern  fallen  Hess. 

Von  all  den  fünf  Söhnen  Ulrichs  V.  hinterliess  nämlich  nur  einer 
einen  Sohn,  der  bald  und  noch  vor  seinen  Onkeln  kinderlos  starb. 
Der  älteste  Joachim  I.  auf  Priedland-Seidenberg,  vermählt  mit  Jitka 
v.  Landstein,  war  1520  mit  Herzog  Friedrich  von  Liegnitz  nach 
Preussen  gezogen ,  krank  von  ^er  Reise  heimgekehrt  und  gestor- 
ben^^;. Sein  Sohn  Joachim  II.  stand  bis  1542  unter  Vormundschaft 
seines  Onkels  Johann  auf  Kost..  Er  suchfe  Seidenberg  von  der  Ober- 
lausitz abzutrennen  und  zum  Königreich  Böhmen  hinüberzuziehen  3^) . 
Als  er  4544  kinderlos  starb,  fiel  Friedland -Seidenberg  an  seine 
Onkel  Johann,  Hieronymus  und  Christoph ^^) .  Hieronymus  auf 
Sorau,  ein  harter,  wüster  Herr,  heirathete  4524  die  Prinzessin  Ur- 
sula von  Münsterberg  und  nach  deren  Tode  4539  Anna  v.  Lobko- 
witz.  Nach  dem  Tode  seines  Neffen  Joachim  II.  übernahm  er  endlich 
4546  Friedland  allein  und  nach  seines  Bruders  Siegsmund  Tode 


87)  Prager  Gubernialarchiv  18  fol.  252.  38)  n.  Script,  rer.  Iu8.  HI.  571. 
V)  Kl  088,  Seidenberg  16  flg.  «>}  Hall  wich,  Reichenberg  vor  300  Jahren  S.  6  n. 
10.  Darnach  hatte  Joachim  II.  eine  Schwester  Anna,  die  mit  Johann  dem  Jüngeren  v. 
Lobkowitz  auf  Tyn  verheirathet  war. 


126  n.  Abtheilung. 

(4546)  Muskau  gemeinschaftlich  mit  seinem  Bruder  Christoph.  1544 
hatte  jer  von  König  Ferdinand  von  Böhmen  um  70^000  Dukaten  auch 
das  Fttrstenthum  Glogau  erkauft.  Auch  er  starb  4549  ohne  Söhne. 
Johann  V.  auf  Kost  und  Trosky  hatte  mit  seiner  Gemahlin  Anna 
V.  Wartemberg  auch  keine  Kinder  erzeugt  und  starb  4550  (nicht 
4559). 

Erbe  der  sämmtlichen  Bibersteinschen  Gtlter  ward  daher  der  am 
längsten  lebende  Bruder  Christoph  v.  B.,  einst  zu  Triebet,  jetzt  zu 
Sorau  lebend.  Er  war  ein  schwacher,  ängstlicher  Herr,  der  seines 
reichen  Besitzes  nie  froh  ward.  Da  verbreitete  sich  4554  plötzlich  zu 
Sorau  eine  ansteckende  Krankheit,  der  er  durch  schleunige  Flucht 
entgehen  zu  können  hofite.  So  kam  er  nach  Friedland.  Aber  trotz 
der  angstlichsten  Vorsicht  ereilte  ihn  hier  schon  nach  wenigen  Tagen 
(45.  Dec.  4554]  der  Tod.  So  starb  der  letzte  Besitzer  Friedlands  aus 
der  Familie  v.  Biberstein ,  die  hier  273  Jahre  gesessen  hatte ,  in  der 
alten  Stämmburg. 

Da  Christoph  nie  verheiralhet  gewesen  war,  so  fielen  all  seine 
Guter  an  die  Krone.  Vergeblich  suchten  jetzt  die  Brüder  Balthasar 
und  Johann  VI.  und  derenNeffen  Karl  (Sohn  Friedrichs,  und  Fried- 
rich V.  (Sohn  Melchiors),  sämmtlich  Herren  v.  B.  auf  Forst  und 
Dewin,  die  Lehn  über  die  hinterlassenen  Güter  ihres  Vetters  zu  er- 
langend^); vergeblich  brachten  sie  Rechtsgutachten  von  verschiedenen 
Universitäten  bei ,  welche  ihre  Ansprüche  anerkannten.  König  Fer- 
dinand behielt  die  Bibersteinschen  Lehen'  und  verkaufte  sie  nach  und 
nach  einzeln,  und  zwar  Seidenberg-Friedland  4558  um  40,000  Thlr. 
an  den  Freiherrn  Friedrich  v.  Raedem ,  die  Herrschaft  Muskau  1 558 
an  Fabian  v.  Schönaich. 

Die  Forster  Linie  der  Herren  v.  Biberstein  hat  bis  4  667  fort- 
bestanden. 

7.  Die  V.  Bindemann 

auf  Ebersdorf  (S.  bei  Seidenberg)  in  Böhmen,  Vasallen  der  Herren 
V.  Biberstein  auf  Friedland,  fuhren  wir  nur  deshalb  hier  auf,  weil  sie 
auch  auf  Oberiausitzer  Gebiet  Grundstücke,  nUmlich  4  Haine  und 
einen  Wasserlauf  bei  dem  Dorfe  Altseidenberg  besassen.  Mit  diesen 
Lehnstücken  wurden  z.  B.  4520  und  4528  Caspar  und  Balthasar 
Gebrüder  v.  B.  belehnt.  Letzterer  war  4  54  4  Amtmann  des  Ulrich 
V.  Biberstein  zu  Muskau.     4550   liess  Hans   v.  B.   zu  Ebersdorf, 


^1)  Noch  1558  erfolgten  deslulb  „Abschiede**  and  1562  ein  neues  Gesuch  und  aber- 
mals alschlägliihe  EnUcheldang.  Prager  QabernialarchlT  58  fol.  113.  118.  224.  233. 


8.  Die  y.  Bischofsheim.  --  9.  Die  y.  Biscliofswerder.  127 

Hauptmann  der  Herren  v.  Biberstein  zu  Seidenberg,  jene  selben 
Lehnstücke  den  Söhnen  seines  Bruders  Hieronynius  auf. 

8.   Die  V.  Bisehofeheim 

nannten  sich  nach  dem  jetzt  Bischhem  heissenden  Dorfe  SW.  v.  Ka- 
menz.  Da  sie  dasselbe  von  den  Hen*en  v.  Kamenz  zu  Lehn  hatten, 
werden  sie  vorzugsweise  im  Gefolge  derselben  als  Zeugen  erwähnt, 
so  Hermann,  Ritter  v.  Bischovisheym  in  den  Jahren  4304, 
4315,  43471).  4362  verkaufte  Frau  Ilse,  die  Wittwe  Reinhards 
v.  B.,  SO  Schock  Zins  auf  ihrem  Gute  Bischheim  an  Kunigunde  Kost, 
Bürgerin  von  Kamenz,  und  4368  Friedrich  v.  B.  4  Schock  und 
4370  sammt  seinem  jlitesten  Sohne  Nicze  abermals  eine  halbe  Mark 
daselbst  an  das  Kloster  Marienstem ^j .  Ob  ein  gleichzeitiger,  4376 
als  Schöppe  im  Landding  zu  Budissin  genannter  „Peter  genannt 
y.  Bisschopfisheym'^  derselben  Familie  angehört,  wagen  wir 
nicht  zu  entscheiden.  Sein  Siegel  zeigt  drei  Herzen  (2  und  4)  ^). 
Seitdem  verschwinden  die  v.  B.  aus  der  Oberlausitz,  indem  sie  nach 
dem  Fürstenthum  Münsterberg  in  Schlesien  übersiedelten.  Das  von 
da  an  in  Schlesien  fortblühende  Geschlecht  führte  wenigstens  fast 
ganz  dasselbe  Wappen,  „einen  schrägrechts  getheilten  Schild^,  wie 
das  früher  oberlausitzische,  nur  dass  das  Siegel  Friedrichs  v.  B.  vom 
Jahre  4368  den  Schild  schr^glinks  getheilt  zeigt«). 

9.   Die  ?•  Bisehoflswerder 

stammten  weder  aus  Sachsen,  noch  aus  Schlesien,  sondern  waren 
eine  aus  Bischofswerde  nach  Görlitz  eingewanderte  Bürgerfamilie, 
wie  denn  auch  in  Budissin  schon  seit  dem  43.  Jahrhundert  ein  Pa- 
triciei^eschlecht  v.  Bischofswerde  mit  ganz  anderem  Wappen  (zwei 
gekreuzten  Bischofssttfben),  vorkommt,  das  sich  jedenfalls  ebenso  aus 
Bisdiofswerde  nach  dieser  Stadt  gewendet  hatte.  Auch  die  Görlitzer 
Familie  schrieb  sich  daher  bis  Ende  des  45.  Jahrhunderts  v.  B  ischofs- 
werde,  erst  seitdem  v.  Bischofswerder. 

Schon  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  begegnen  uns  zwei  ange- 
sehene und  wohlhabende  Görlitzer  Bürger  dieses  Namens,  Rüdiger 
und  Gunzel.  Rüdiger  v.  Bischofswerde  hatte  4305  ein  Erbe  in 
KunsUnsdorf  (jetzt  Vorstadt  von  Görlitz)  erkauft ;  bald  darauf  gab  er 
seinem  Sobne,  auch  Rüdiger  genannt,  die  Hälfte  eines  Backhauses, 


8.  ij  Knothe,  Mtfienstein  37  flg.      «J  Ebenda«.  56.      >)  A.  Bad.      «)  Orlg. 
im  A.  Marieailarn  No.  84. 


1 28  II*  Abtbeilttng. 

einer  Kaufkammer,  zweier  Höfchen,  desgl.  ein  Haus  in  der  Stadt  und 
einen  Garten  in  Kunstinsdorf,  und  um  4310  all  sein  sonstiges  Erbe 
und  Gut  auf,  mit  der  Bedingung,  dass  derselbe  seiner  Schwester 
Katharine50  Mark  auszahle  und  der  Mutter  (Clara)  den  ihr  be- 
stimmten „vorderen  Theil  an  seinem  Vorwerke^  belasse  ^) . 

Rüdiger  der  Sohn  hatte  zur  Frau  Margarethe,  die  Tochter 
des  Görlitzer  Bürgers  Apetz  Beringer  ^),  war  4344  noch  Schöppe  in 
seiner  Vaterstadt,  1348  aber  bereits  gestorben. 

Gunzel  v.  B.  verkaufte  um  4309  eine  Kramkammer,  erhielt 
um  43S6  fUr  vorgestreckte  34  Mark  den  Kuttelhof  versetzt  und  war 
4332  Rathsmann^). 

Um  4345  wurden  Frenzel,  Clara  und  Else,  n<li^  Kinder 
Gunzels  v.  B.,  mit  ihrer  Stiefmutter  Margarethe  berichtet  wegen 
des  Vorwerkes,  des  Hofes  und  der  Kaufkammer,  die  Gunzels  gewesen 
waren". 

Ein  Zweig  der  Familie  v.  B.  blieb  auch  fernerhin  in  Görlitz  an- 
sässig; so  kommen  z.  B.  4354  Gunzel,  4369  Heinrich,  4393 
Mathes,  1444  Martin  Bischofswerd  vor,  welcher  Letztere 
Bürgermeister  der  Stadt  war. 

Ein  anderer  Zweig  aber  hatte  um  Mitte  des  44.  Jahrhunderts  das 
Lehngut  Ebersbach  (W.  bei  Görlitz)  erworben  und  gehörte  nun  zu  der 
Mannschaft  oder  dem  Adel  des  Landes.  4356^)  sollen  ^^^ie  von 
Bischofswerder  bei  Empfang  des  Lehns  dem  Kaiser  Karl  IV.  gehul- 
digt habeq",  und  1354^)  wird  bei  einer  Zinsschenkung  an  Marien- 
stern unter  vielen  anderen  Adlichen  auch  ein  Nickel  v.  BiscboCs- 
werde  als  Zeuge  aufgeführt.  Vermuthlich  ist  derselbe  identisch  mit 
dem  Nicol.  v.  Ebersbach ,  auf  dessen  Gute  Dorothea  v.  Tschimhaus 
4389  «j  Geld  stehen  hatte. 

Erst  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  werden  die  v.  B.  ganz  be- 
stimmt als  „zu  Ebersbojch  gesessen"  bezeichnet,  so  4402  Elsa  B.  und 
ihr  Sohn  Hans,  4442  auch  ein  „Junker  Nie  las".  Von  diesen  war 
Hans  4  439  Abgeordneter  des  Adels  im  Görlitzischen  zu  Prag  und  mel- 
dete von  da  den  Tod  König  Albrechts  II.  nach  Hause  ^).  Ein  Johann 
B.  lag  später  nebst  seiner  Frau  Veronika  bei  den  Franziskanern 
zu  Görlitz  begraben^).    Niclas  dagegen  leistete  4428  den  Görlitzern 


9.  1)  Oörlitzer  Sttdtbnch  von  1305.  fol.  1,  9l>.  24.  >)  Eb«ndu.  fol.  40.  57. 
S)  Ebend.  fol.  11.  36.  38.  Cod.  Lue.  300.  «)  Urkanden-Verz.  I.  69.  ^)  Vergl. 
Knothe,  Marienstern  54.  «)  Oörl.  üb.  obligatlonnm  de  1384.  fol.  9b.  ?)  Sein 
Brief  abgedruckt  N.  Script,  rer.  Ins.  I.  239.        8)  Ebendas.  I.  271. 


9.  Die  V.  Bischoftwerder.  129 

« 

Hülfe  gegen  die  Hussiten,  war  1439  Hofrichter  im  Landgericht  zu 
Görlitz  und  wird  zuletzt  1443  mit  seinem  Sohne  Hans  erwähnt. 

Dieser  Hans  v.  B.,  dessen  Schwester  Anna  mit  Benis  v.  Sor 
(auf  Sohra  NO.  v.  Görlitz)  verheiralhet  war,  stellte  als  „zu  Ebersbach 
gesessen^  1464  nebst  anderen  Adlichen  der  Oberlausitz  dem  Bischof 
von  Meissen  einen  Revers  aus®).  <467<ö)  wurde  zwischen  ihm  und 
dem  Pfarrer  zu  Ebersbach  ein  Vertrag  abgeschlossen ,  durch  welchen 
alle  Irrungen  wegen  des  Altars  in  dem  Filial  zu  Kunnersdorf  erledigt, 
der  bisherige  Bierschank  des  Pfarrers  abgeschafft  und  an  gewissen 
Tagen  Fürbitte  für  das  Geschlecht  des  Gutsherrn  gethan  werden 
sollte.  Bei  dieser  Gelegenheit  geschieht  auch  eines  Bruders  von  Hans 
iTielleicht  des  Nicol.  v.  B.,  der  1463  9  Schock  Zms  zu  Leschwüz 
verkaufte]  Erwähnung. 

1476")  waren  Nicolaus,  Wenzel  und  Peter  Gebrüder  v. 
B.  zu  Ebersbach  gesessen ,  von  denen  der  jüngste ,  Peter ,  1 473  in 
Leipzig  studirte.  Nicolaus  nun  wird  zuerst  urkundlich  Bischofswerder 
gesehrieben,  so  1480,  wo  er  Zins  verkaufte,  1494,  wo  er  Lehnszeuge, 
so  1485.  wo  er  zugleich  mit  einem  Nicolaus  dem  Jungen  v.  B. 
zu  Ebersbach  Schöppe  im  Hofgericht  zu  Görlitz  war  ^^J . 

Mindestens  zwei  der  eben  erwähnten  drei  Brüder  hinterliessen 
Söhne.  1512^')  nämlich  bat  Hans  v.  Ebersbach  (d.  h.  Hans  v.  B. 
auf  Ebersbach)  y,mit  seinem  Vetter^  den  Rath  zu  Görlitz,  Bier  auf  ihr 
Dorf  führen  zu  dürfen.  Er  lebte  noch  1IS31  ^^).  Wahrscheinlich  hiess 
dieser  Vetter  von  Hans ,  Siegsmund  v.  B.  Wenigstens  verkauften 
1528  die  Söhne  Siegsmunds,  Franz  und  Nickel  v.  B.  zu  Leipa  und 
Zittau  und  Hans  und  Caspar,  etwa  Bürger  zu  Görlitz  (die  1524 
bereits  auch  ihren  Antheil  an  Holiendorf  veräussert  hatten),  das 
Lehngut  zu  Ebersbach  nebst  Bauern  und  Gärtnern ,  auch  dem  Kirch- 
lehn  daselbst  und  dem  Krauschenwald,  y,\\\e  es  Siegsmund  ihr  Vater 
besessen^,  um  1075  Mark  Groschen  an  Hans  v.  B.  den  älteren ,  ihren 
Vetter,  zu  Ebersbach  ^^) .  Hierdurch  ward  nun  Hans  Besitzer  des  ganzen 
Dorfes  mit  beiden  Bittersitzen  und  Vorw*erken.  Der  in  Zittau  lebende 
Nickel  v.  B.  hatte  nur  Töchter,  von  denen  Barbara  zuerst  Joh. 
Seger.  dann  (1557)  Greg.  Arnsdorf,  Christine  den  Elias  Geissler, 
Eva  den  Apotheker  Vogel,  sUnimtiich  in  Zittau,  heiratheten.   Jeden- 


9)  Orig.-Urk.  vom  19.  Dec.  A.  Dresd.         ^^)  Orundmann,  collectonea  II.  fol. 
213b.  Mspt.  des  A.  Dresd.        ")  OberUus.  Nachlese  1766.  175.        ö)  Ürk.-Ve«.  U. 
IW  m.  21k.  U.  153*.       J3)  N.  Script,  rer.  Ins.  m.  206.        ")  Ürkund.-Verz.  ID. 
74'.  100.  N.  Script.  III.  168.         »»)  Oberl.  Urk.-Samml.  Mspt.  Görl. 
Kaotk««  U«»ek.  d.  Ob«rl.  Adels.  9 


}30  ^1*  Abtheilaog. 

falls  Hansens  Sohne  waren  die  Brttder  Franz,  Rudolph,  Sieg$ 
mund  und  Erasmus  V.  B.  auf  E.,  welche  4545  mit  dem  Rathe  zu 
Görlitz  weg^n  einer  Brücke  und  eines  Wegea  zu  Girbigdorf  (S.  v. 
Ebersbach)  Streit  hatten.  Ausser  diesen  vier  Brüdern  gab  es  auch 
noch  einen  fünften  Hans,  der  wegen  desselben  Streits  4544  nebst 
Franz  v.  B.  nach  Prag  citirt  ward^^j.  Von  diesen  Brüdern  war 
Siegsmund  schon  4530  Altarist  in  Ebersbach.  Han^  und  Erasmus 
wai^n  vor  1568  kinderlos  gestorben.  Rudolf  hatte  schon  4534  einen 
Antheil  von  Oberhorka  (SW.  von  Rothenburg)  erkauft  und  erwarb 
spater  auch  noch  andere  Antheile  dieses  Oberdorfes  hinzu,  welche, 
wie  es  scheint,  einer  Nebenlinie  derer  v.  B.  gehört  hatten.  Wenig- 
stens werden  daselbst  4544  Heinrich,  45i7  Ludwig  und  Nico- 
laus v.  B.  als  Besitzer  genannt.  4550  kaufte  Rudolph  auch  Mittel- 
horka  von  Antonius  v.  Gersdorff  und  besass  später  auch  AVedey'Aor/to*^). 
Sein  Bruder  Franz  dagegen  hatte  das  Stammgut  Ebersbach  behalten. 
Als  die  obenerwähnten  Brüder  Hans  und  Erasmus  kinderlos  gestorben 
waren,  wurden  4568  Franz  und  Rudolph  Gebr.  v.  B.  auf  Ebersbach 
und  Horka  mit  deren  Antheilen  an  Ebersbach  und  Girbigdorf  belehnt. 

Rudolph  V.  B.  (gestorben  4573)  war  verheirathet  mit  Mag- 
dalene  V.  Nostitz,  welche  nach  ihres  Mannes  Tode  4584  Niederhorka 
um  8550  Thlr.  an  Heinrieh  v.  Nostitz  verkaufte.  Seine  Kinder 
Franz,  Ntcolaus,  Siegsmund,  Martha  und  Barbara  hatten 
sich  4575  in  die  väterlichen  Güter  so  getheilt,  dass  Nicolaus  Horka, 
Siegsmund,  den  einen  Rittersitz  zu  Ebersbach  und  ausserdem  Girbig- 
dorff  Franz  aber  4000  Thk«  Geld  erhielt.  Franz  und  Nickel  er- 
kauften 4577  Trebus  mit  der  Heide  von  Wolf  v.  Deupolt.  Franz  starb 
4584.  NicoFsFrau,  Ursula  v.  Luttitz  a.  d.  H.  Schirgiswalde ,  war 
4587  auch  bereits  Wittwe  und  heirathete  später  Joachim  v.  Gers- 
dorff. 

Franz  V«  B.  auf  Ebersbach  hinterliess  von  seiner  Frau  Mag  da- 
lene die  Sohne  Hans,  Siegsmund  und  Ernst.  Diese  kauften  4574 
den  Hammer  zu  Horka  von  Joach.  v.  Briesen.  Desgleichen  erwarben 
Hans  und  Siegsmund  ^der  ältere"^  auf  Ebersbach  (Ernst  wird  in  der 
Oberlausitz  nicht  mehr  genannt)  ein  Gütlein  zu  Girbigdorf  j  genannt 
Rosenfeld,  von  Bonaventura  ROssler  in  Görlitz,  4577  auch  noch  den 
andern  Rittersitz  zu  Ebersbach  von  ihrem  Cousin  Siegsmund  dem 
jungem  aus  der  Horka'er  Linie,    Hans  4580  auch  noch  Klingewalde 


i<^)  Urk.-Verz.  III.  164.  Oberi.  Nachles«  1766.  175  Anmerk.         i?)  HoUcher, 
Gesch.  Ton  Horka  1856.  16.  39.  51. 


10.  Die  ▼.  BIOBchdorf.  131 

TOD  Dr.  Siegsmund  in  Gdrlitz ,  waren  aber  dabei  so  sehr  in  Schulden 
gerathen,  dass  sie  1584  „mit  Bewilligung  ihrer  milbelehnten  Brüder 
und  Vetlem^  ihr  ganzes  Gut  Ebersbaeh  sammt  den  beiden  Ritter- 
sitxei) ,  den  Vorwerken ,  Kirchlehn  etc.  ihren  Gläubigern  überlassen 
mussten,  von  denen  es  4584  Hieb  v.  Salza  erwarb. 

Das  Siegel  des  Hans  v.  B.  auf  Ebersbach  (4464)  zeigt  bereits 
den  Feuerhaken  im  Schild  und  Federn  auf  dem  Helm. 

10.  IMe  T.  BloseMorf. 

Woher  diese  Familie,  über  welche  die  Adelslexica  keine  Angaben 
enthalten,  stamme^  wagen  wir  nicht  zu  entscheiden.  Sie  wird  ge- 
legentlich auch  Ploschendorf,  Blochsdorf,  Bloisdorf,  ein- 
mal sogar  Bio  schwitz  geschrieben.  Seit  Ende  des  43.  Jahrhun- 
derts finden  wir  sie  als  Vasallen  der  Herren  v.  Kamenz ,  von  denen 
sie  wobl  schon  damals  das  Gut  Wiese  (SO.  von  Kamenz)  zu  Lehn  be- 


In  den  Jahren  4296 — 4347  wird  htofig  ein  Ritter  Heinrich 
oder  Heinemann  v.  Bl.  und  zwar  stets  im  Gefolge  der  Herren  v. 
KameHB  erwtthnt^),  von  welchem  wohl  der  1338  und  435S  genannte 
Heyn  CO  oder  Heyne  ke  v.  Bl.'),  der  nicht  als  ^Rvlter^  bezeichnet 
wird,  zu  unterscheiden  sein  dOrfte.  —  Gegen  das  Ende  des  44.  Jahr- 
hunderts kommen,  ebenfalls  in  Maiienstemer  und  Kamenzer  Urkunden, 
gleichsettigHasche  V.  Bloisdorf  (4373 — S%)  undRule  v.  Blosch- 
dorf  (4377 — 4400)  vor,  von  denen  Letzterer  4383  Klostervoigt  von 
Marienstem  war 3) .  Wahrscheinlich  sein  Sohn  war  jener  Reynhard 
V.  BL,  welchem  in  diesem  Jahre  die  Abbatissin  dieses  Klosters  die 
Anwartschaft  auf  das  Allerheiligenlehn  an  der  Pfarrkirche  zu  Kamenz 
verlieh. 

Erst  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  erfahren  wnr  zuverlässig, 
dass  die  Familie  zu  Wiese  gesessen  war.  4  420  ^)  nämlich  verkauften 
die  Brüder  Heinrich,  Nicolaus,  Friedrich  und  Georg  v.  BL, 
^u  Wiese  gesessen^,  einige  Aecker  und  ein  GehOlz  an  einen  Kamen- 
zer Bttrger.  Schon  früher  hatten  dieselben  „einen  Sedelhof  zu  Wiese^ 
an  Hans  v.  Polenz  auf  Senftenbecg  veräussert,  der  ihn  wieder  an  den 


10.  1)  A.  Mtrienstern  No.  65.  20.  121.  127.  Cod.  Los.  166.  177.  Der  1308  ge- 
nannte Herrmann  v.  BI.  (Cod.  Lns.  189)  kommt  sonst  nicht  vor.  Der  Name  ist 
wohl  unrichtig  gelesen  und  soU  nuch  Heinemann  heissen.  >)  A.  MStera.  No.  88.  94. 
*)  Sbendaf.  No.  172.  64.  66.  Ürk.-Vere.  I.  113«.  llö«.  *)  Urk.  vom  10.  Apr.  A. 
Kamenz.  No.   67. 

9» 


132  n.  Abtheilung. 

Rath  zu  Kamenz  abgetrelen  hatte ,  und  letzterer  ward  1424^)   damit 
von  König  Siegsmund  von  Böhmen  belehnt. 

Ein  zweiter  Hof  zu  Wiese  blieb  zunächst  noch  im  Besitze  der 
Familie  v.  Bi.,  u|id  zwar  werden  4432  von  jenen  vier  Brüdern  Hein- 
rich und  Georg  als  zu  Wiese,  Nicolaus  und  Friedrich  als  zu  Deutsch- 
baselüzj  [NO.  von  Kamenz]  gesessen  aufgeführt.  Ausserdem  ge- 
hörten 4438,  als  nach  dem  Tode  Borso's  Herrn  v.  Kamenz  die  Hälfte 
der  Herrschaft  Kamenz  an  die  Krone  Böhmen  fiel,  den  Gebrüder^i 
V.  Bl.  noch  folgende  Kamenz  sehe  Lehngüter :  Biehla,  Schwoosdorf, 
Antheil  an  Bembruch  und  Gelenau ,  und  das  Tzsckorna*er-Hol»  ^'j .  — 
Von  diesen  Brüdern  wird  Heinrich  noch  4444  genannt,  wo  er  dem 
Landvoigt  Urfehde  schwören  musste.  Nicoiaus,  schon  4424  zu  Ba- 
selitz  gesessen,  besass  damals  auch  das  Dorf  Für  stehen  (O.  von  Göda) ; 
als  er  (4443)  dem  Rathe  zu  Kamenz  Zins  in  Bernbtnwh  verkaufte,  wird 
er  als  zu  Reinhardsgrimme  (beiDippoldiswaidej  gesessen  bezeidinet  ^j . 
Georg  scheint  kinderlos  gestorben  zu  sein.  4446  ^)  verkauften  nämlich 
Georg,  Hasche,  Heinrich,  Georg  und  Rule,  Brüder  und  Vettern 
V.  Bl.,  zu  Wte^e  gesessen,  an  einen  Kamenzer  Bürger  eine  Wiese,  ^die 
von  Georgen  v.  Bl.  an  sie  gekommen.^  Wir  dürfen  annehmen,  dass 
von  den  Genannten  die  ersten  zwei  und  die  letzten  drei  unter  ein- 
ander Brüder  und  die  Söhne  von  den  oben  erwähnten  Heinrich  und 
Friedrich  gewesen  seien.  ^Hasche  und  sein  Bruder^  veräusserten 
bald  darauf  ihr  Gut  Wiese  „Sitz,  Vorwerk,  Dorf,  Zins,  Ober-  und  Nie- 
dergerichte^  nebst  dem  Tzschoma'er  Holz  an  Hans  Jode  zu  Eschen- 
dorf, und  dieser  überiiess  all  diese  Besitzungen  4450  ®)  wieder  um  597 
Schock  Groschen  an  den  Rath  zu  Kamenz.  Hasche  wird  4467  bei  der 
Belagerung  von  Hoyerswerde  durch  die  Oberlausitzer  als  „zu  Biehla 
gesessen'^  bezeichnet  und  hinterliess  drei  Söhne  Bernhard»  Rule 
und  Hans.  Bernhard,  der  schon  1449  Urfehde  schwören  musste,  be- 
sass 4473^^)  das  Gut  Ossling  (N.  von  Kamenz).  Sein  Bruder  Rule, 
4  454 — 66  Söldner  des  deutschen  Ordens  in  Preussen,  war  4  473  zu 
Kunnersdorf  (NW.  von  Kamenz)  gesessen  und  verkaufte  gemeinschaft- 
lich mit  meinem  Bruder  Hans  seinen  Unterthanen  zu  Lieska  (W.  bei 
Ossling)  mehrere  Aecker  und  Wiesen.  Hans  ward  später  wegen 
Strassenraub  lange  Zeit  in  Kamenz  gefangen  gehalten  und  erst  4 482  ^^) 
auf  Fürsprache  des  Landvoigts  auf  Urfehde  freigelassen.    Heinrich 

6)  Ürkand.-Verz.  II.  6.  «)  Ürk.-Verz.  II.  31».  47»».  7)  Ebenda«.  II.  53. 
A.  Ktmeuz.  Urk.-Verz.  II.  Ö61>.  8)  Urk.  vom  10.  Mal  im  A.  Kamenz.  «J  Urk.- 
Verz.  II.  66.  lOj  Lau«.  Mag.  1860  (Bd.  XXX VJI)  495  flg.  Irkund.-Veri.  11.  119. 
11)  B  Olli  seh,  Camenz232. 


11.  Diev.  Boblits.  133 

wohnte  zu  Doberschau  (S.  W.  v.  Budissin),  besass  aber  auch  Deutsch- 
baselitz  und  Antheil  von  GelenaUj  sowie  die  Güter  EtUowiiz  und  Bet^ge 
[bei  Grosspostwitz) ,  von  denen  er  1 482  das  letztere  an  Reinhard  v. 
Lüttichau  verkaufte  >3) .  Dieser  Heinz  v.  BL,  „sonst  Scharfheinz  ge- 
nannt^, war  kinderlos.  Daher  verlieh  4445  König  Mathias  von  Ungarn 
die  Anwartschaft  auf  seine  Guter  Eulowitz  undBaselitz  an  einen  Bene*- 
dix  Dörrheyde.  Als  aber  Heinrich  H86  starb,  ward  dennoch  sein  An- 
theil an  Deutschbasel itz  vom  König  um  900  fl.  an  den  Rath  zu  Ka- 
menz  überlassen,  von  welcher  Summe  die  Wittwe  Barbara  400  fl. 
erhielt  *3). 

Heinrichs  Bruder  Rule  war  zeitig  gestorben  und  hatte  einen 
Sohn  Hans  und  eine  Tochter  Margarethe  hinterlassen .  Ftlr diesen 
seinen  Mündel  verkaufte  der  eben  behandelte  Heinrich  v.  B1.'U76 
dessen  Gut  Kleingt^äbchen  (NW.  von  Kamenz)  um  900  fl.  an  den  Rath 
zuKamenz,  und  als  Hans  mündig  geworden  war,  bestätigte  dieser 
(1489)  selbst  nochmals  jenen  Kauf  ^^j. 

Seitdem  haben  wir  die  Familie  v.  Bloschdorf  nicht  mehr  in  der 
Oberlausitz  ansässig  gefunden.  —  Im  Wappen  führte  sie  zwei  auf- 
gerichtete, gerüstete  Arme. 

11.   Die  T.  BobUtz  1). 

Wenn  es  in  der  That  mehrere  Familien  dieses  oder  ähnlichen 
Namens  gegeben  hat,  die  sich  sämmtlich  nach  gleichnamigen,  in  ver- 
schiedenen Gegenden  vorkommenden  Ortschaften  benannten ,  so 
stammt  die  Oberlausitzer  Familie  v.  Boblitz,  mit  derwireshier  allein 
zu  thuD  haben,  jedenfalls  aus  dem  südlich  von  Budissin  gelegenen 
Dorfe  BoblUz. 

Schon  4290  wird  bei  einem  zu  Budissin  von  den  Gebrüdem  v. 
Kamenz  feierlich  geleisteten  Verzichte  auch  Hermannus  de  Bo- 
hei  i  c  z  als  Zeuge  aufgeführt,  wohl  derselbe,  der  spfiter  bei  den  Fran- 
ziskanern derselben  Stadt  begraben  lag,  bei  denen  aueh  noch  ein 
Aelterer  dieses  Namens,  antiquus  dominus  Hermannus  dictus  de 
Boblitz  cum  uxore,  seine  Ruhestatte  gefunden  hatte  2). 

Die  Ebengenannten  waren  jedenfalls  auch  noch  auf  Boblitz  ge- 
sessen '} .    Von  Hans  und  Czaslausv.  B.,  auf  deren  Besitzungen  zu 


»)  A.  Marienstern  No.  213.  13}  Urkund.-Verz.  II.  124.  154.  i«)  Ebenda«. 
11.  129.169. 

11.  1)  Vgl.  aber  di«M  Familie  besonders  Oberl.  Nachlese  1768.  257;  1770.  199. 
Laus.  Mtg.  1775.  275,  >)  Laos.  Mag.  1870.  58.  Cod.  Las.  354.  355.  >)  Von 
1406^11  wird  mehrfach  ein  Nfcol.  Boblitz  als  Decbant  bei  dem  Collegiatstift 


134  II-  Abtbeilang. 

Obergurig  (6.  von  BobiitE)  1430^)  dem  Domstift  Budissin  4  Mark  Zin^ 
bestätigt  ward,  ist  dies  auch  noch  wahrscheinlich.  Bald  darauf  aber 
muss  die  Familie  ihr  altes  Stammgut  verSlussert  haben. 

Seit  4410  finden  wir  die  v.  B.  auf  Wanscha  (S.  v.  Radmeritz  an 
der  Neisse)  gesessen,  und  dies  bildete  nun  anderthalb  Jahrhunderte 
lang  das  neue  Stammhaus  der  Familie.  4440  wird  Peter  v.  B. 
auf  Wanscha  als  Schuppe  im  Mannengericht  zu  Görlitz  erwifhni; 
4426  leistete  derselbe  tapfere  Hülfe  gegen  die  Hussiten.  Jedenfalls- 
stammte  auch  Heinze  v.  Bl.,  der  1489^)  Hauptmann  des  Herrn  von 
Biberstein  in  Seidenberg  war,  aus  dem  ganz  nahe  gelegenen  Wanscha. 

4544  erhielt  Hieronymus  v.  B.  auf  W.  Consens  zu  einem 
Zinsverkauf  und  lebte  mindestens  noch  1529.  Wahrscheinlich  waren 
Mats  V.  B.  zu  W.,  der  1528  Schöppe  im  Mannengericht  zu  Gtfriitz 
war,  und  ein  jüngerer  Hieronymus,-  der  in  demselben  Jahre  ^statt 
seines  Vaters^  ebenfalls  als  Schöppe  erseheint,  seine  Söhne,  vielleicht 
auch  noch  ein  Hans  v.  B.^  der  „wider  seine  Aeltem  und  wider  die 
Bauern  im  Kretscham  zu  W.**  Hexerei  getrieben,  und  für  den  Hierony- 
mus 1534  geloben  musste,  dass  derselbe  es  friedlich  halten  werde 
gegen  den  Rath  zu  Görlitz,  der  ihn  geranglieh  eingesetzt  hatte*]. 
Dieser  Hans  wurde  4549  wegen  Urkundenfälschung  von  den  Görlitzern 
abermals  verhaftet  und  musste  endlich  auf  offenem  Markte  kniend 
schwören,  die  Ober*  und  Niederlausitz  nie  wieder  zu  betrelen.  Als 
er  aber  diese  Urfehde  darauf  nicht  hielt,  wurde  er  \  555  nochmals  ge- 
fänglich eingezogen. 

Von  diesem  Hans  zu  unterscheiden  ist  ein  andrer  Hans  v.  B., 
der  Bruder  Heinrichsv.  B.;  Beide  wohl  Söhne  des  jüngeren  Hiero- 
nymus. Im  Jahre  1558  nämlich  verkaufte  Hans  v.  B.  sein  Gut  Wanschaj 
wie  er  es  bisher  innegehabt,  um  4300  Mark  an  seinen  Bruder  Hein- 
rich. Allein  auch  dieser  musste  das  Stammgut  der  Familie  schon  4564 
schuldenhalber  an  Christoph  v.  Schwanitz  auf  Langewalde  um  4850 
Mark  überlassen  und  behielt  sich  daselbst  nur  ein  Bauergut  und  zwei 
Gärtner  zu  seinem  Unterhalt  auf  Lebenszeit  vor.  Auf  diesem  zu  einem 
kleinen  Hofe  (dem  Oberhofe)  umgebauten  Gute  ist  er  4508  kinderlos 
gestorben. 

Wohin  sidi  Heinrichs  Bruder  Hans  gewendet,  ist  nicht  gani 
sicher.  Seit  Anfang  des  47.  Jahrhunderts  erscheinen  die  v.  Boblitz  auf 
Domhennersdorf  [0.  v.  Hirschfelde)  gesessen.  Mit  Hans  Heinrich 

S^.  Brauui  auf  dem  SchlOMe  tn  6to)p«n  enrihDt.  Cod  8am.  U,  2.  336.  346.  348.  363. 
0  A.  Bnd.  ft)  (Kloss)  Kaehr.  yon  S*idaib«rg.  78.  >)  Laus.  Mhu.  1776.  277. 
Dik.-V«n.  III.  141. 


12.  Die  ▼.  Bolberitz.  135 

y.  B.  anf  Dornhennersdorf  starb  46!^  das  ganze  Geschlecht  aus;  bei 
seinem  Begrxbniss  in  Weigsdorf  ward  sein  Wappen  und  sein  Petschier 
zerbrochen  und  die  Ritterfafane  mit  in  die  Gruft  gesenkt.  Sein  Gut 
fiel  an  den  Lehnsherrn,  den  Standes(herm  von  Seidenberg. 

12.   Die  ▼.  BolberitB 

fahrten  ihren  Namen  nach  dem  W.  y.  Budissin  gelegenen  Dorfe  Bol- 
6r«^.  Sehon.1983  werden  die  Brüder  Gerhard  und  Johann  v.  B. 
als  Zeugen  Hn  Budissin  erwähnt  und  spater  (um  4  304]  bei  Gelegenheit 
einer  Schenkung  des  Dietr.  v.  Pannewitz  an  das  Kloster  Marienstem 
als  Ritler  bezeichnet.  Demselben  Kloster  hatte  Gerhard  (dictus  de  B. 
roiles)  yierBufen  im  Dorfe  Hößein  (N.  von  Marienstem)  verkauft,  wie 
1301  Markgraf  Otto  von  Brandenburg  bestätigte  ^] . 

Das  ganze  tibrige  44.  Jahrhundert  hindurch  fehlt  es  uns  an  jeder 
Nachricht  ttber  die  v.  B. ;  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  aber  erscheinen 
sie  bereits  in  mehrere  Linien,  nimlich  Pietschwilz,  Seitschen  und 
Försichen  getheilt,  wahrend  das  Stammgut  Bolbritz  sich  nicht  mehr 
in  ihrem  Besitz  befindet. 

4.    Linie  Pietschwitz. 

Zuerst  sind  wir  einem  Hans  v.  B.  zu  Pietschwitx  (Beczicz], 
einem  W.  bei  Bolbritz,  aber  unter  bischöflich  meissnischer  Herrschaft 
gelegenen  Gute ,  444  4  und  1444  als  Bürgen  für  Peter  und  Hans  v. 
Grisslau  begegnet.  Derselbe  (Johannes  B.  alias  Beczicz]  vnirde  4435 
nebst  mehreren  anderen  Oberlausitzer  Adlichen  vom  Concil  zu  Basel 
in  den  Bann  gethan ,  weil  er  einige  zum  Concil  reisende  Geistlichen 
beraubt  haben  sollte  >).  Zuletzt  haben  wir  ihn  4437  als  Lehnszeugen 
gefunden.  Wahrscheinlich  ist  es  derselbe  Hannus  v.  B. ,  der  4  443 — 25 
als  klostervoigt  zu  Marienstem  und  4422 — 26  als  Hauptmann  zu  Gör- 
litz vorkommt ') . 

Fflr  seine  Söhne  dtirfen  wir  die  BrOder  Joachim  und  Hans  v. 
B.  halten,  welche  ausser  Pietschwitz  auch  Pickau  (N.  bei  Bischofswerde) 
mit  dem  Pertinenzorte  Geissmannsdorf,  ausserdem  Grosshähnchen  (W. 
v.  Pietschwitz)  besassen.  Auf  einem  Banergute  des  letzteren  Dorfes 
stiftete  4  450  Joachim  ein  Jahresgedtf chtniss  ftir  seine  Aeltem  in  der 
Kirche  zu  GOda.    4455  aber  verkauften  die  Brttder  Grosshahnchen  an 


12.  0  Cod.  Las.  113.  Knothe,  MStern  38.  41.  »)  Cod.  Saz.  II.  2.  411. 
II.  3.  52.  3)  Grosser,  Merkw  I.  113.'  111.  26.  Ktuffer,  Oberlsus.  U.  33. 
DiM  Folgende  hacIi  den  bischoflich  meissnischen  Lehnbüchern  und  den  Gmndmfton- 
•eben  Srnmihingen  im  A.  Dresd. 


136  II-  AbtheiloDg. 

Hinko  V.  Hermsdorf.  Später  scheint  sich  Joachim  nach  Budissin  zu- 
rückgezogen zu  haben  und  lebte  noch  4  466  auf  dem  Burglehn  daselbst. 
Sein  Gut  Pietscbwitz,  wo  er  zuvor  gewohnt  hatte ,  gelangte  nach 
seinem  kinderlosen  Tode  an  seine  Neffen. 

Sein  Bruder  Hans  auf  Pickau  hinterliess  zwei  Söhne  Friedrich 
und  Hans,  die  sich  später  so  theilten,  dass  Friedrich  Pietschwüz mli 
SemtchaUf  Zockau,  Neundorf  und  Antheil  an  Kunewcdde,  Hans  dagegen 
Pickau  mit  Geissmannsdorf  und  der  wüsten  Mark  Teutitz ,  sftmmtlich 
bischofliche  Lehngüter ,  erhielt ,  mit  denen  beide  4  488  zu  Gesammt- 
band  belehnt  wurden. 

Friedrich  verkaufte  von  seinen  Gütern  4488  Kunewcdde  an  Chri- 
stoph V.  Haugwitz,  erwarb  aber  das  halbe  Dorf  Weifa  (bei  Steinigt- 
wolmsdorf]  und  Irgei*sdorf  (bei  Wilthen).  Er  war  bis  zu  seinem 
Tode  bischöflich  meissnischer  Hauptmann  zu  Stolpen. 

Seine  Söhne  Wolfgang,  Friedrich,  Christoph  und 
Joachim  wurden  4492  mit  ihren  väterlichen  Gütern  belehnt  (von 
denen  sie  Irgersdorf  4493  verkauften),  theilten  sich  aber  4542  so, 
dass  Wolfgang  Neundorf,  Christoph  und  Joachim  dagegen  (Friedrich 
wird  nicht  mehr  erwähnt]  Pietschwitz,  Semichau  undZockau  erhielten. 
Schon  4549  musste  aber  Wolfgang  Neundorf  an  Casp.  v.  Haugwitz 
auf  Putzkau  veräussem.  Dabei  heisst  er  „zu  Kune^,  womit  aber  nicht 
das  bei  Görlitz  gelegene  Dorf  Kuhna  gemeint  sein  kann.  —  Christoph 
V.  B.  („V.  Beczschwitz^)  war  mindestens  seit  4520  bischöflicher  Offi- 
cial  zu  Meissen  und  (noch  4536}  Prokurator  der  dem  Domstift  gehörigen 
sogenannten  Obedienzdörfer.  —  4554  verkaufte  Friedrich  v.  B., 
wahrscheinlich  der  Sohn  Joachims  und  £rbe  beider  Brüder,  das  Gut 
Zockau  um  2300  fl.  an  den  Bath  von  Bischofswerde  und  4557  auch 
Pietschwitz  sammt  Semichau  an  die  v.  Haugwitz  auf  Putzkau. 

Im  Besitz  von  Pickau  und  seiner  Pertinenzstücke  war  auf  den  oben 
genannten  Hans  dessen  Sohn  Heinrich  gefolgt  und  hatte  noch  Schön- 
bom  (N.  bei  Pickau)  und  das  zur  königlich  böhmischen  Oberiausitz  ge- 
hörige Pohla  hinzu  erworben .  Er  hinterliess  4  52 4  Von  seiner  Frau  M  a  r- 
gar e  tha  zwei  noch  unmündige  Söhne  Joachim  und  Hans,  die  sieh 
spater  so  theilten,  dass  Joachim  Schönbom  und  Pohla,  Hans  aber  Pickau 
und  Geissmannsdorf  erhielt.  Als  Hans  4540  starb,  kaufte  Joachim 
das  ganz  verschuldete  Erbe ,  auf  dem  für  die  Wittwe  Euphemie 
und  deren  Sohn  Heinrich  750  fl.  stehen  blieben.  Dafür  musste 
Joachim  seine  bisherigen  Güter  Schönbom  und  Pohla  veräussem. 
Als  aber  4 544  auch  er  starb,  verkaufte  seine  Wittwe  Ka tha rine  und 
seine  unmündigen  Söhne  Hans,  Heinrich  und  Joachim  all  ihre 


12.  Die  V.  Bolberitz.  137 

väterlicfien  BesitxuDgen  um  5200  fl.  an  den  Ralh  zu  Bischofswerde 
und  verschwinden  seitdem  aus  der  Oberlausitz. 

2.    Linie  Seitschen. 

Mindestens  seit  £nde  des  14.  Jahrhunderts  besass  ein  Zweig  der 
Familie  v.  B.  das  grosse  Gut  Seitschen  (0.  von  GOda-  und  zwar  so- 
wohl Gross-  als  Kleinseitsehen.  4404  war  Heinrich  v.  Bolberitz 
^auf  Seitschen'^  Gewährsbttrge  für  Paul  v.  Kopperitz  auf  Oppach  und 
dürfte  identisch  sein  mit  dem  vir  strenuus  Henricusde  Zyschin, 
der  1387  bei  einem  Kaufe  von  Gütern  in  Göda  Zeuge  war  4). 

Seit  1421  erscheint  auf  Seitschen  Gerhard^)  v.  B.,  dem  auch 
Radibor  (0.  v.  Neschwitzi  gehörte,  und  der  1440  nebst  seiner  Frau 
Barbara  das  Dorf  Strohschitz  fS.  v.  Nesehwifz)  um  99  Mark  an  das 
Domkapitel  zu  Budissin  veräusserte.  1443  verkaufte  seine  Wittwe  in 
Macht  ihrer  Töchter  Margarethe.  Elisabeth  und  Barbara,  die 
alle  und  jegliche  Güter  ihres  Vaters  zu  Knechtlehn  inne  hatten,  Zins 
auf  Kleinseitsehen  an  dasselbe  Stift. 

Wohl  seine  Söhne  waren  die  Brüder  Heinrich ,  Gerha rd  und 
Hans  V.  B.  zu  Seitschen,  welche  1473  Zins  znBMitz  (S.  v.  Budissin) 
ebenfalls  an  das  Domstifl  überHessen,  und  von  denen  Hans  1 447  zu 
Radibor  gesessen  war.  Wir  wissen  nicht,  von  welchem  dieser  Brüder 
etwa  der  Christoph  v.  B.  (1483 — 98]  stammt,  der  z.  B.  1488  18  fl. 
Zins  auf  Meuselwitz  (oder  Muschelwitz  y  N.  v.  Göda)  und  auf  Zockau 
um  320  fl.  von  dem  Bisthum  Heissen  erwarb  und  in  demselben  Jahre 
seinen  Töchtern  Kat har ine,  Barbara,  Margarethe  und  Anna 
200  fl.  auf  Meuselwitz  ve^hrieb«).  Während  Christoph  noch  1498 
als  Gewährsbürge  genannt  wird,  «rscheinf  1502  Frau  Katharine 
als  Wittwe  m  Seitschen  und  von  1 51 9 — 1563  W  o  1  f  v.  B.  als  Besitzer 
dieses  Guts. 

4563  ertiielten  Wolfs  Söhne,  Joachim,  Heinrich,  Friedrich 
und  Nickel,  die  Lehn  über  das  seit  1559  kursächsisch  gewordene 
Meuselwitz  und  1564  über  die  königlich  böhmischen  Lehngüter  Gross- 
and Klein-Seitschen  sammt  dem  Vorwerk  zu  Diehmen  (S.  0.  v.  Gaus- 
sig). Sie  theilten  sich  später  so,  dass  Nickel  4000  fl.  baar,  Frie- 
drich Diehmen,  wo  er  noch  4595  lebte,  Joachim,  als  derAeiteste,  Seit- 
schen eriiielt.  Heinrich  haben  wir  nicht  mehr  erwähnt  gefunden. 
Dieser  Joachim  V.  B.  auf  Se»l$cAen  erwarb  1571  und  1576  noch  ein- 


^  A.  Bvd.  tind  Copiale,  Über  fandfttioii.  fol.  144^  daselbft.       &)  Kloss,  Pror.- 
Blitt»  m.  294.  Ürk.-Verz.  II.  62d.  65'«.        «)  Oexoken,  Stolpen  672.  498. 


1^  II.  AbtheHung. 

zelne  Bauern  in  Jannewitz,  4576  das 'bisher  zam  Rittergut  Gaussig 
gehörige  Gtttchen  Golenz,  1588  aber  das  Rittergut  Kleinhähnchen 
(0.  V.  Ostro)  sammt  dem  Dörfchen  Neradüz  und  Bauern  in  Neustädtel 
hinzu.  Mit  all  diesen  Gütern  wurden  nach  seinem  Tode  1588  seine 
Söhne,  Christoph,  Wolf,  Joachim,  Hans  und  Heinrich,  belehnt. 

3.    Linie  Förstchen« 

Seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  gehörte  einer  besondem  Linie 
derer  v.  B.,  die  sich,  wie  es  scheint,  von  Seitschen  abgezweigt,  das 
Gut  Für  stehen  (0.  v.  Seitschen).  4426  7)  wird  neben  Hans  v.'B.,  dem 
Hauptmann  zu  Görlitz  auf  Pietschwitz,  auch  ein  Hans  v.  B.  zu  Forst- 
chen  und  4428^)  ein  Heinrich  v.  B.  zu  Förstchen -genannt,  welcher 
Letztre  bis  4462  erscheint. 

Wohl  seine  Söhne  w^ren  die  <yebrttder  -Otto,  Heinrich^ 
Christoph,  Ewald,  Bernhard  und  Friedrich  v.  B.  auf  F.^ 
welche  1 466  Zins  zu  Meusüwüz  und  zu  Kleinhühnchen  an  einen  Al- 
tar in  der  Schlosskapelle  zu  Stolpen  und  4473  ebenfalls  Zins  zu  Ne^ 
raditz^  KleinhXhnchen ,  Briesing ,  (beii  Niedergurig),  sowie  auf  dem 
Vorwerk  Seitschen  an  das  Kloster  Marienatem  verkanflen  *] .  • —  ¥od 
diesen  Brüdern  war  Heinrich  erst  (4476)  Domherr  zu  Budissin,  dann 
(1482)  Domherr  zu  Meissen.  Er  hatte  einen  Streit  zwisobem  dem 
Kloster  Marienstern  und  einem  Priester  Joh.  Lowfft,  Pfarrer  zu  >Bepn- 
Stadt,  ausgeglichen  und  bezog  deshalb  von  dem  Kloster  «ine  Jahres- 
rente^<>).  —  Auch  sein  Bruder  Ewald  war  4476  Domherr  zu  BudiBSiii. 
Er  wird  als  ein  ^tiefgelehrter  Magister  von  Paris  ond  gnadenreicher 
Prediger  in  lateinischer,  wendischer  und  deutscher  Sprache^  be- 
zeicbnet.  Später  legte  er  seine  Domberrnpfrttnde  nieder,  und  trat  in 
das  Kloster  zu  Pirna,  wo  er  starb  i^).  Von  den  übrigen  Brüdern  haben 
wir  nur  noch  Otto  und  Friedrich,  4476  beide  zu  Förstchen  gesessen, 
vorgefunden.  Letzterer  war  damals  Kiostervoigt  zu  Marienstem  und 
lebte  noch  4 SOG.  Bald  darauf  muss  das  Stammgui  Förstchen  verkaiifi 
worden  sein ;  schon  4502  gehörte  es  Hans  v.  Metzradt. 

Seit  4Ö27  wird  ein  Franz  und  bald  darauf  aein  Bruder  Hein- 
rich v.  B.  als  auf  Neraditz,  KleinhMbnehen  und  Fuga  (in  Böhmen, 
S.  v.  Oppach)  genannt.  4537  ttberliess  Franz  auf  Fuga  seinen  vttter- 
lichien  Antheil  an  Neraditz  und  KleinhXlmcben  an  seinen  Bruder  Heii^ 
rieb.    Wahrscheinlich  waren  Heinrichs  Siöbne  jene  Brüder  Hans  «md 


7)  Urkund.-Verz.  II.  17c.  8)  a.  Bud.  «)  Omndmann,  Collect.  11.  56b. 
VIU.  3076.  A.  Marienstern  No.  104.  »)  Knethe,  Big.  KrdB  40.  78.  .  ")  Mo- 
oachus  PiraeimU  ap.  M e n  ek  e  n  II.  1466. 


13.  Die  y.  Bore,  (Borch,  Bork,  Bark).  139 

Franz  v.  B.  auf  Kleinhähnchen  die  1549  mit  ihres  Täters  nachgelasse- 
nen Gutem  belehni  wurden.  156S  war  Franzens  Antheil  an  Hans 
gelangt,  der  alle  die  erwähnten  Güter  1582  an  Joachim  v.  Bolberitz 
auf  Seitschen  vei^usserte. 

An  einer  Urkunde  der  Brtlder  Heinrich,  Gerhard  und  Hans  v.  B. 
auf  Seitschen  vom  J.  1473  zeigt  das  Siegel  von  dem  senkrecht  ge- 
tfaeilten  Schilde  die  rechte,  das  an  einer  Urkunde  Priedridhs  v.  B.  auf 
Förstehen  von  1 489  dagegen  die  linke  Hälfte  geschachtet. 

18.   Bie  T.  Bore^  (Boreh,  B#rk,  Barl0. 

Da  es  in  vielen  -Gegenden  Ortschaften  des  Namens  Burg  giebt, 
so  hingen  wohl  die  gleichzeitig  in  Meissen,  Schlesien  <)  und  der 
Oberlausitz  vorkommenden  Familien  v.  Bore  nicht  unter  einander 
zusammen.  Die  oberlausitzische  nannte  sich  nach  dem  Dorfe  Burk 
(N.  von  Budissin),  welches  sie  schon  Anfang  des  13.  Jahrhunderts 
nachweislich  besass. 

1225  nämlich  setzte  Ditmarus  miles  de  Bore  ftlr  die  Georgs^ 
kapelle  auf  dem  Schlosse  zu  Budissin  i  Schock  aus  de  dominicali  suo 
Bore.  Dem  in  jener  Gegend  damals  sehr  seltenen  Vornamen  zufolge 
dürfte  der  Ditmarus,  der  4SS4  bei  einer  Schenkung  an  dieDomkirohe 
zu  Budissin  als  Zeuge  erwähnt  wird,  wohl  eben  dieser  Ditmar  de 
Bore  gewesen  sein  ^j . 

Ebenso  wird  der  Fridericus  de  Boric,  der  Ansprüehe  auf 
die  bischöflich  meissnischen  Dörfer  Meuselwitz  (oder  Muschelwitz, 
N.  v.  Göda)  und  Kubschüz  (0.  v.  Budissin)  erhob,  aber  1249  von 
König  Wenzel  zu  Budissin  mit  seinen  Ansprüchen  abgewiesen  wurde, 
der  Familie  v.  Bore  angehört  haben;  denn  eine  Familie  v.  Boric  gab 
es  nicht  in  der  Oberlausitz  ^) . 

1262  waren  Conrad' und  Dithmar  v.  Borcfa,  Letztererauch 
noch  1 282,  Zeugen  tu  Budissin  bei  den  Markgrafen  von  Brandenburg. 
Dithmar  wird  1283  casteHanus  in  Budissin,  d.  h.  Burgmann  auf  dem 
Bui^Iehn,  genannt.  Ob  der  eben  erwähnte  Conrad  identisch  sei  mit 
Conradus  de  Bork,  Caplan  des  Dechant  Gebhard  von  Meiesen  (1288), 
wagen  wir  nicht  zu  entscheiden  *) . 

Gleichzeitig  werden  (1289)  die  Gebrüder  Albert  und  Gottfried 
V.  Burk  bei  der  Beilegung  eines  Streites  zu  Budissin,  und  ebenso 


13.  0  Bondeger  Bore  1198  und  1^234  im  MeisBRftdien.  Beyer,  AltteUe622. 
Mircker,  BofSgtaflb.  Ueleten.  291.  Wernerns  de  Boreh  Raibimiiti  lo  Bretl«ii. 
Ticehoppe  nnd  &teD»el,  Urk.-S.  416.  >)  Lmb.  Mag.  iSM.  345.  Cod.  Luf. 
28.        3)  Cod.  8«.  II.  1,  131.        ♦)  Cod.  Lus.  87.  HO.  113.  Cod.  S».«.  1.  218: 


140  I^-  Abtheilung. 

ein  Nicolaus  dictus  de  Borc^  Budesyn  eominemorans ,  genannt, 
welcher  Ansprüche  auf  Dittersbach  und  halb  Neudorf  bei  Frankenberg 
im  Meissnischen  machte,  Ddrfer,  welche  er  von  Friedrich  von  Schön- 
burg zu  Lehn  gehabt,  und  welche  der  v.  Schönburg  jetzt  an  das 
Kloster  Aitzelle  verkauft  hatte.  Infolge  schiedsrichterlichen  Spruchs 
erhielt  Nicol.  v.  Bore  40  Mark  Silber  vom  Abt  von  Zelle  und  ver- 
sichtete nun  (4283)  fUr  sich  und  seine  consanguinei  auf  alle  An- 
sprüche*). 

Spater  hatte  ein  Franciscus  dictus  de  Burch  auch  Besitzun- 
gen zu  Gnautitz  (jetzt  Nimschitz  N.  von  Budissin),  vertauschte  die- 
selben aber  gegen  die  Güter ,  weldie  das  Domstift  Budissin  in  dem 
Dorfe  Burk  innehatte,  worauf  die  Markgrafen  von  Brandenburg 
1304  diesen  Tausch  genehmigten^}.  Bald  darauf  befand  sich  dies 
Dorf  in  anderen  Händen  und  die  Familie  wird  nicht  weiter  erwähnt. 
Ein  bereits  früher  gestorbener  Martinus  de  Bork  lag  (4345j  bei 
den  Franziskanern  zu  Budissin  begraben  7).  Ein  Siegel  derer  v.  Bore 
ist  uns  nicht  vorgekommen. 

14.    Die  v.  Bore,  genannt  v.  Kesselsderf, 

führten  den  Beinamen  v.  Kesselsdorf  oder  v.  Kessel  violleicht  nach 
dem  gleichnamigen  Dorfe  bei  Löwenberg  in  Schlesien,  den  Haupt- 
namen V.  Bore  aber  schwerlich  von  dem  Dorfe  Bohra  bei  Radmeritz ; 
wenigstens  gehörte  letzteres  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  stets 
anderen  Familien. 

Wir  haben  in  der  Oberlausitz  zuerst  4469  „Peter  Kessilss- 
dorf  von  Bore^  oder  auch  ^Peter  v.  Bore,  Kesselsdorf  genannt*^ 
(4475),  als  Hofrichter  zu  Budissin  erwähnt  gefunden^).  Derselbe 
hinterliess  ausser  einer  Wittw*e,  Margaret  he  geb.  Span,  vier 
Söhne,  Peter,  Hieronyrous,  Marcus  und  Hans  ^Gebrüder  von 
Ke^selsdorf",  welche  4497  ihr  Gut  Gt^schüz  (SW.  v.  Budissin'  an 
ihren  Onkel  Nicolaus  Span  gegen  dessen  Antheil  an  Xeukireh  (W.  v. 
Kamenz)  verfreiroarkteten.  Von  diesen  Brüdern  haben  wir  nur  Hie- 
ronymus  ^^Kesselsdorf  v,  Bore^  4503  wieder  erwähnt  gefunden. 
Auch  Neukirch  befand  sich  bald  darauf  wieder  in  anderen  Händen. 
4560  erkauft  ein  ,fHans  v.  Borau^  das  Gut  Wawitz  (N.  v.  Hoch- 
kirch} und  das  Lehngut  zu  Leben  (SO.  v.  Hocbkireb).    4  608  aber  ver- 


S)  Beyer,  AU-ZeUe  560.        •)  Cod.  Lu».  167.        7j  Ebendaseltst  35'). 

U.  i>  A.  Bod.  Sein  Siegel  «d  der  ürk.  von  1475  letgt  in  ScbUde  drei  (nicht 
wie  gewöbniteh  angegeben  wird ,  nur  einen)  Querbalken  and  fiber  dem  obersten  drei 
Roeen  neben  einander. 


15.  Die  V.  Bornewitz.  —  J6.  y.  Breitenbach.  —  i7.  v.  Briesen.       |41 

kauften  die  Gläubiger  des  eben  gestorbenen  ^Balthasar  v.  Borau, 
Kessel  genannt'',  auf  Lehen  dieses  Gut  an  Casp.  v.  KItix  auf  Strah- 
walde  ^) . 

15.  Die  T.  Bornewitz 

nannten  sich  wohl  nach  dem  jetzt  Bornüx  heissenden,  dstlich  bei 
Radibor  gelegenen  Dorfe.  Ein  Nico  laus  de  Bornewitz  war  1280 
zu  Budissin  Zeuge  bei  Schlichtung  eines  Streites.  Ob  der  1320  zu 
Görlitz  im  Gefolge  Herzog  Heinrichs  von  Jauer  vorkommende  Magnua 
de  Boranewitz  aus  der  Oberlausitz  oder  aus  Schlesien  stamme^ 
wagen  wir  nicht  zu  entscheiden  ^J. 

16.   Die  T.  Breitenbach, 

ein  altes,  in  Meissen  und  Thüringen  begtltertes  Geschlecht,  wurden 
dadurch  auf  kurze  Zeit  auch  in  der  Oberlausitz  ansässig,  dass  4397 
der  Bischof  von  Meissen  sein  Dorf  Belmsdorf  [0,  von  Bischofswerde) 
an  einen  Heinrich  v.  Br.  verpfändete,  und  dass  Anton  v.  Br.  un\ 
1541  das  Niedergut  zu itenner^do// käuflich  erwarb.  Letzterer  hinter- 
Hess  bei  seinem  Tode  (1559)  zwei  Söhne,  Valentin,  der  aber  1560 
ebenfalls  starb,  und  Melchior,  der  noch  in  demselben  Jahre  Nieder-» 
rennersdorf  an  seinen  Schwager  Christoph  v.  Gersdorff  auf  Dom-^ 
hennersdorf,  den  Mann  seiner  Schwester  Barbara  v.  Br.,  um 
7000  Thlr.  verkaufte  i). 

17.  Die  T.  Briesen  (B res en}, 

eine  Niederlausitzer  Familie ,  kommen  nur  gelegentlich  auch  in  der 
Oberlausitz  vor.  HannosBresyn  auf  Zibelle^  das  damals  zur  Herr- 
schaft Triebel  und  zur  Niederlausitz  gehörte,  wurde  1415  zu  Görlitz 
geächtet ,  weil  er  zu  Viereichen  die  Schwester  des  Hannos  KlUx  auf 
Gröditz  blutrünstig  geschlagen  und  wider  ihren  Willen  aus  dem 
Lande  entführt  hatte.  1416  ward  er  wegen  wiederholter  Räubereien 
in  Görlitz  hingerichtet.  Sein  Sohn  Nickel  auf  Zibelle  setzte  die 
Raubeinfälle  in  das  Görlitzer  Gebiet  fort  und  ward  1425  zu  Sagap 
enthauptet.  1460 — 75  war  ein  Barthol  omaeus  Bresen  Pfarrer 
zu  Bemstadt,  1506 — 24  Margarethe  v.  Bresen  AbJ^atissin  zu 
Marienthal.  1569  erkaufte  Joachim  v.  Br.  von  den  Erben  Petera 
V.  Lx^ben  deren  Antheil  an  Oberhcrka  (W.  von  Rothenburg),  überliesa 


*)  Nach  den  L.  B. 

15.  1)  Cod.  Los.  103.241. 

16.  I)  Cod.  Sax.  11.  2.  277.  v.  Mücke,  Niederrenuerädorf  8  flg. 


1 42  IL  Ahtheilung, 

denselben  aber  schon  4575  wieder  an  die  Gebrüder  v.  GersdorfT  auf 
Oberullersdorf  1;.  In  dem  später  zur  Oberlausiizer  Herrschaft  Muskau 
geschlagenen  Zibelle  nebst  RosenüZj  ZUmsdorf  waren  die  v.  Br.  min- 
destens von  4445  bis  nach  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  gesessen. 

17  \    Die  V.  Herren  CnMilff  siebe  unter :  Herren  v.  K  a  m  e  n  z. 

18.   Me  eanltz 

waren  eine  GOrlitzer  Btlrgerfamilie  und  hängen ,  sow^eit  sie  bis  in's 
46.  Jahrhundert  in  der  Oberlausitz  vorkommen,  wenigstens  nach 
unsrer  Ueberzeugung ,  mit  dem  alten,  schon  im  42.  Jahrhundert  im 
Meissnischen  verbreiteten  ritterlichen  Geschlecbte  v.  Canitz  gar  nicht 
zusammen.  Fälschlich  behauptet  Carpzov^),  dass  das  Oberlausitzer 
Dorf  Cannewitz  gleichbedeutend  sei  mit  Canitz ;  und  ursprünglich 
dieser  Familie  gehört  habe;  fälschlich  bezeichnet  er  alle  GOrlitzer 
Bürger  dieses  Namens  als  9,von  Canitz^;  ftllschlich  lassen  die  einen 
der  Adelslexica  sie  aus  der  Oberlausitz  nach  Meissen  wandern, 
und  verwechseln  die  anderen  sie  mit  der  Oberlausitzer  Familie 
der  Herren  v.  Kamenz  oder  Camenz.  Ebensowenig  ist  erweislich, 
dass  die  GOrlitzer  Canitze  das  Wappen  derer  v.  Canitz  geführt  haben. 
Vielmehr  wurden  die  v.  C.  erst  viel  später  in  der  Oberlausitz  an- 
sässig, nachdem  die  GOrlitzer  Bürgerfamilie  dieses  Namens,  wie  es 
scheint,  längst  ausgestorben  war.  Stammvater  der  letzteren  war 
Bernhard  C,  der  schon  4394  erwähnt  wird  und  4395— 99  Öfter, 
als  Deputirter  des  Raths,  zu  Verhandlungen  zwischen  den  Oberlau- 
sitzer Ständen  und  den  meissnischen  Fürsten  gesendet  ^iirde.  4i05 
und  abermals  H45  war  er  Bürgermeister.  Er  besass  ausser  einem 
Hofe  zu  Görlitz  Antheil  an  Hermsdorf  [SO.  von  Görlitz),  das  Gut 
Wendischossig^  welches  er  4  44  4  verkaufte  ^) ,  femer  Antheil  an  Deutsch^ 
ossig  und  das  Dorf  Küpper  (0.  von  Seidenberg},  welches  „von  den  Ca- 
nitzem  an  die  v.  Hoberg  verkauft  ward"  *) . 

Er  hinterliess  eine  Wittwe  Elsa  und  zwei  Söhne  Georg  und 
Heinze.  Georg,  Rathmann  und  oftmals  Bürgermeister  zu  Görlitz, 
nahm  an  den  Kriegszügen  seiner  Vaterstadt ,  so  auch  an  der  Schlacht 
bei  Aussig^  (4426]  Theil,  wurde  auch  mehrfach  zu  diplomatischen 
Sendungen,  z.  B.  4434  an  König  Siegsmund  verwendet.   Von  seinem 


17.  1)  Qörl.  lib.  Tocat.  III.  •—  Görl.  Üb.  proscript.  II.  25«.(Mtpt.)  Worbt  Aich. 
186.    Knothe,  Etg.  Kreis  38.   Sckönfelder,  MThal  110.   Holscker,  Horka  16. 

18.  0  Ehrent.  II.  147  flg.        «1  Ürk.-Verz.  1.  182  flg.        «)  N.  Script  rer.  las. 
III.  569  flg. 


18.  Die  CftiatE.  *-  19.  v.  CarlowiU.  143 

Vater  hatte  er  den  Aniheil  an  Deutschossig  ererbt;  dazu  erhielt  er 
4426  für  eine  vorgeschossene  Summe  von  300  Mark  von  den  Gebrü- 
dern Sleiffe  auch  Wilka  (SO.  bei  Radmeritz)  abgetreten  und  kaufte 
U33  eipen  Tbeii  von  Hennersdorf  (NO.  v.  Görlitz). 

Er  hinterliess  4446  bei  scünemTode  eine  Witt  we  Barbara  geb. 
Buinig  u^d  einen  Sohn  erster  Ehe  Andreas,  sowie  drei  Tochter 
zweiter  Ehe  Barbara,  Hedwig,  Ursula»  Der  Sohn  erhielt  des 
Vaters  Guter  I)eMtschossig  und  Hennersdorf ,  musste  aber  zur  Bezah- 
lung von  dessen  Schulden  letzteres  Gut  4449  verkaufen.  Später 
erwarb  er  auch  Kuhzahl  (j^tzt  Oberhalbeudorf  > .  Er  war  4  458  Bürger- 
meister und  starb  vor  4474 . 

In  diesem  Jahre  nämliph  wurden  seine  Erben,  Anna  geb.  Em- 
merich und  seine  Sohne  Caspar,  Georg,  Bernhard,  Bartho- 
lomäus, sowie  seine  Töchter  Anna,  verheirathete  Voigt,  und 
Jungfrau  UrsMla?  ungetbeüt  mH  Deutschossig  belel^it  und  besassen 
4484  gejQieinschaftlich  auch  Halbendorf  ^) .  Von  diesen  Brüdern  er-^ 
wirkte  Geoi^  für  die  Kirche  zu  Deutschossig  einen  Ablassbrief 
von  der  rtfmisobeD  Kurie.  Später  wurde  er  ein  „abgesagter  Feind^ 
der  Stadt  Görlitz.  £f  lauerte  wiederholt  den  Görlitzer  Rathsberren 
auf  ihren  Reisen  nach  Prag  auf.  Als  4504  Deutschossig  durch  Heirath 
von  Jungfrau  Ursula  Canitz  mit  Peter  Frentzel  an  Letzteren  über- 
gegan^teu  wai:^),  machte  Georg  einen  Anschlag  gegen  das  Dorf,  floh 
aber,  als  ihn  die  Bauern  mit  Flintenschüssen  empfingen,  wieder 
zurück  nach  Böhmen.  Dort,  bei  Reicbenberg,  wurde  er  später, 
wir  wissen  nicht  weshalb,  gefangen  und  auf  Antrag  der  Görlitzer 
hingerichtet ^) .  Ein  Bernhard  Canitz ,  wir  zweifeln ,  ob  der  oben- 
genannte, war  4498  jiir.  utriuaq.  Dr.  liad  bischöflicher  Official  zu 
Meissen. 

4492  hatten  die  Söhne  eines  Canitz,  Namens  Alexius  und 
Franz,  ihrem  (mütterlichen)  Grossvater  in  Görlitz  eine  Summe 
Geldes  entwendet,  weswegen  sie  die  Stadt  räumen  mussten.  Seit- 
dem haben  wir  die  Familie  nicht  mehr  vorgefunden. 

19«   Die  V.  Carlowitz 

sind  nur  ganz  vorübergehend  in  der  Oberlausitz  ansässig  gewesen.  — 
Mitte  des  45.  Jahrhunderts  scheint  ein  N  i  c o  1  a  us  C  a rl  o  w  i t  z  in  der 
Nähe  von  Tauchritz  ein  Gut,  wir  wissen  aber  nicht  welches,  besessen 


<)  Ürkund.-Verz,  II.  65.  145.        »)  Laus.  Hagaz.  1772.  252.        «j  N.  Script. 
IV.  21 1  flg.  III.  10. 


144  n.  AbtheilttDg, 

zu  haben.  Wenigstens  verklagte  derselbe  1454  die  Gebrüder  v.  Gers- 
dorff  zu  Tauchritz ^  ^dass  sie  sich  seiner  Wiese  freventlich  angemasst 
und  daraus  einen  Teich  gemacht  hätten.^  Einige  Jahre  darauf  ge- 
hörte er  zu  den  Mitverschwornen  des  Görlitzer  Erbrichters  Nicolaus 
Mehlfleisch,  welche  die  Stadt  anzünden  wollten.  Alle  Betheiligten 
sagten  aus,  dass  Nicolaus  Carlowitz  der  Urheber  des  ganzen  Plans 
gewesen  sei.  Darum  Hess  ihn  der  Rath  gefangen  setzen.  Auf  der 
Folter  gestand  er,  widerrief  dann  aber  sogleich  wieder.  So  wagte 
man  nicht  recht,  ihn  hinzurichten,  sondern  begnügte  sich,  ihn 
sammt  seinem  Sohn  Heinze  Urfehde  schwören  zu  lassen,  dass  er 
sich  innerhalb  12  Meilen  von  der  Stadt  nicht  wolle  niederlassen. 
Spüter  aber  wendete  er  sich  an  viele  Fürsten  und  Herren ,  die  nun 
von  Görlitz  verlangten,  „sich  mit  dem  von  Carlowitz  zu  lösen*^,  sonst 
würden  sie  erlauben,  dass  er  in  ihren  Landen  GOrlitzer  Kaufmanns-^ 
wagen  und  Reisende  aufhalte.  Da  erwirkte  Görlitz  von  den  Schoppen 
zu  Magdeburg  einen  Spruch,  Carlowitz  habe  bei  seiner  Urfehde  zu 
bleiben,  sonst  sei  er  meineidig  i). 

4547  überliess  König  Ferdinand  von  Böhmen  dem  Christoph  v. 
Carlowitz  auf  Rothhaus  und  Hermsdorf,  kaiserlichem  Rathe,  mehrere 
Güter,  welche  die  Stadt  Ramenz  infolge  des  POnfalls  an  die  Krone 
verloren  hatte,  theils  ganz  umsonst,  theils  für  sehr  billigen  Preis. 
Die  Kamenzer  Stadtannalen  von  Haberkorn  nennen  als  solche  Biehla, 
KleingrObchen,  DeutschbaselUz  und  Gelenau.  4651  aber  musste  v.  C. 
„auf  Schaffen  Ihrer  königlichen  Majestäf^  dieselben  dem  Rathe  wieder 
auflassen. 

20.   Die  Herren  T.  Colditz, 

ein  ursprünglich  meissnisches  Geschlecht,  besassen  ausser  ihrem 
Stammgut,  der  grossen  Herrschaft  Colditz  an  der  Mulde,  seit  Anfang 
des  14.  Jahrhunderts  auch  die  böhmische  Herrschaft  Graupen  (N.  v. 
Teplitz)  und  standen  seitdem  bei  den  böhmischen  Herrschern  aus  dem 
Hause  Luxemburg  in  hohen  Ehren.  Von  Prag  wurden  nach  und  nach 
nicht  weniger  als  fünf  Glieder  der  Familie  als  Landvoigte  dlder  Land- 
voigteiverweser  in  die  Oberlausitz  gesendet  ^) . 

Obgleich  die  Herren  v.  C.  frühzeitig  mit  den  vornehmsten  Ober- 
lausitzer  Geschlechtern  ve|Bchwägert  w^aren  (der  Ende  des  43.  Jahr- 
hunderts lebende  Heinrich  v.  C.  war  ein  sororius  der  Rrüder  Bern- 


19.  1)  Neu  mann,  M«gdeb.  WeistbQmer  106. 

20.  t)  Hallwich,  Oiaupen  6  flg.  Lant.  Mag.  1776.  113  flg. 


20.  Die  T.  Golditz.  —  21.  Die  t.  der  Desen.  145 

hard  und  Otto,  Herren  v.  Kamenz ,  und  ebenso  Friedrichs  Herrn  v. 
Schönburg  2]),  so  ist  doch  nur  einer  von  ihnen  auch  Grundbesitzer  im 
Lande  gewesen^) .  Tim  o  v.  C,  ein  treuer  und  erfahrener  Diener  Kaiser 
Karls  IV.,  war  4355 — 66  Landvoigt  in  der  Oberlausitz,  dann  Kammer- 
meister  des  Kaisers  gewesen  und  4370  Landeshauptmann  von  Bres- 
lau geworden.  Reich  durch  den  Bergbau  zu  Graupen,  hatte  er  dem 
Kaiser  zu  wiederholten  Malen  Geld  vorgeschossen  und  dafür  ausser 
mancherlei  Gütern  in  Böhmen  einen  grossen  Theil  der  königliiShen 
Renten  aus  den  Städten  Budissin,  Görlitz,  Lauban,  Löbau  und  Zittau 
als  Pfand  verschrieben  erhalten.  Dazu  kam  4374  auch  noch  die  Eerr- 
schdih Hoyerswerde,  als  Pfand  für  neue  4000  Schock^).  Indessen  dürfte 
Herr  Timo  sich  nie  auf  längere  Zeit  daselbst  aufgehalten  haben.  Es 
lag  ihm  auch  nichts  daran,  dieselbe  zu  behalten.  Vielmehr  trat  er 
^sie,  sobald  sich  jemand  fand,  der  sie  für  die  Pfandsumme  einzuldsen 
Lust  hatte,  wieder  an  den  Kaiser  ab,  und  dieser  belehnte  damit  438S 
Benes  von  der  Duba.  Timo's  Gemahlin  war  Anna,  die  Schwester 
Heinrichs  Herrn  v.  Kittlitz.    Er  starb  4383. 

Von  seinen  fünf  Söhnen  ward  Albreeht  4425  Landvoigt  der 
Oberlausitz  und  blieb  es  bis  zu  seinem  Tode  4448.  Da  er  aber  zu- 
gleich Hauptmann  der  schlesisehen  Fürstenthümer  Schweidnitz  und 
Jauer  war,  so  Hess  er  die  Oberlausitzer  Landvoigtei  durch  seine  Söhne, 
erst  durch  Hans,  später  durch  Timo  verwalten.  Nach  seinem  Tode 
ward  Nachfolger  in  der  Landvoigtei  (4448 — 54]  ein  anderer  Hans  v. 
Colditz,  der  Sohn  von  Siegsmund,  dem  ältesten  Bruder  Albrechts^ 
ebenfalls  Herr  auf  Graupen  und  Bilin. 

20*.    Die  T«  Colowas  siehe  v.  K o  lo  w  a s. 
20^   Die  T.  Cordebog  siehe  v.  Kordebog. 

4 

21.   Die  T.  der  Desen 

nannten  pich  nach  dem  jetzt  Dehsa  geschriebenen  Dorfe  W.  v.  Löbau. 
Schon  4242  verkaufte  ein  Hertwicus  de  Desen  dem  Kloster 
Marien thal  die  Dörfer  Jauernick  (S.  der  Landskrone)  und  Behmüdorf 
(nicht  mehr  vorhanden).  4348  gehörte  ei^Bernhard  v.  der  The- 
sin zu  den  ältesten  Mannen  des  Löbauer  Weichbilds,  und  4397  war 


s)  Cod.  Lqs.  II.   11.  19.        9)  DasB  die  ▼.  C.  einst  auch  Seidenberg  betessen 
Utten  (Grosser,  Merkw.  DI.  36.  90),  ist  ▼oUlg  unwahr.        «)  Knothe,  Oesch. 
von  Hoyersw.  in  ▼.  Weber,  Archiv  f.  d.  s'aohs.  Gesch.  X.  247  flg. 
K  B  o  t h  t ,  aeach.  d.  Oberl.  Ad«l«.  10 


146  U.  Abtheilong. 

ein  Nitsche  v.  der  Dessen,  ^gesessen  daselbsf";  Schiedsrichter 
in  einer  Streitsache  der  Brttder  v.  Nostitz  auf  Kittiitz  ^j . 

22.  Die  V.  Deappolt  (Deupol t . 

Seit  1554  wird  ein  Hans  v.  D.  auf  Hänichen  (W.  v.  Rothen- 
bniig)  öfter  genannt.  4564  verkauften  ^Hapsens  v.  D.,  weiland  zu 
Httniohen,  Erben  und  Wolf  sein  Bruder^  ein  Haus  auf  dem  Burglelin 
au  Budissin.  Nach  den  in  der  Kirche  zu  Hänichen  befindlichen  Grab- 
steinen')  starb  4o65  wieder  ein  \\  D.  ^der  ältere  zu  Hänichen^. 
4577  verkaufte  Wolf  Trebus  nebst  der  Heide  an  die  Brttder  v.  Bi- 
schofswerder auf  Horka,  erwarb  aber  dafür  1584  von  seinen  Neffen, 
Georg  V.  D.  und  dessen  unmündigen  Brüdern,  das  Vorwerk  zu  Spree 
und  erhielt  es  nach  dem  Privilegium  der  Familie  erblich  gereicht. 
4586  Hessen  diese  seine  Neffen,  Hansens  Söhne,  Georg,  Hierony- 
mus  und  Hans  v.  D.,  ihre  bisherigen  Erbgüter  Hönichen  und  Spree 
(0.  bei  Hänichen)  in  Lehn  verwandeln  und  theilten  sich  so,  dass 
Georg  Hänichen,  Hieronymus  Spree  und  Hans  2000  Thlr.  Geld  erhielt. 
4590  starb  Hans,  wohl  derselbe,  der  4587  mit  seinem  Pferde  die 
Rathhaustreppe  zu  Görlitz  hinauf  und  wieder  hinabgeritten  war,  für 
welchen  Frevel  er  dem  Rathe  Abtrag  thun  musste.  4604  erwarb  Georg 
das  Out  Bobers  (N.  v.  Rothenburg)  von  Balth.  v.  Haugwitz.  —  Das 
Wappen  zeigt  einen  schwarzen,  aufgerichteten  Löwen  im  goldnen 
Schilde  und  einen  halben  LöMren  auf  dem  gekrönten  Helme. 

S3«   Die  T*  Doberschau, 

auch  v.  Dobirus,  Dobrus,  Dobrusch  geschrieben,  nannten 
sich  nach  dem  bischöflich  meissnischen  Lehngut  Dober schau  (SW. 
von  Budissin) .  So  finden  wir  Heidenricus  de  Dobirus  4221  als 
Zeugen  bei  Bischof  Bruno  zu  Budissin  und  denselben  (H.  de  D  ob  ru  s) 
4228  als  einen  der  bischöflichen  Gommissare  bei  Feststellung  der 
Grenzen  zwischen  den  bischöflichen  und  den  königlich  böhmischen 
Territorien  in  der  Oberlausitz  ^; .  4250  war  „Ritter"  Fridericus 
de  Doberscowe  Zeuge  bei  Bischof  Conrad  und  um  4276  Schieds- 
richter zwischen  Bischof  Witego  und  Heinrich  Herrn  v.  Baruth  ^) . 
4444*)  stiftete  Ulrich  v.  Dobrusch  zu  Schünau  (NO.  von  Kamenz) 

21.  1)  Cod.  Lni.  65.  Tischoppe  und  Stenzel,  Urk und. -Samml.  Ö59.    Urk.^ 
Vere.  I.  146  No.  723. 

22.  0  Schulz »  Obeiltns.  AlterthOmet  Mspt.  I.  224  flg. 

23.  «)  Cod.  LHB.  28.  Ood.  8«x.  II.  1.  109.        «)  Cod.  Lug.  81.  Cod.  S«.  II.  1. 
186.        3)  ürk.-Verz.  I.  183. 


'   24.  Die  T.  Dobenchitz.  147 

8  fl.  Ungar.  Jahreszins  zu  einem  Hospital  in  Budissin  und  kommt 
BO(h  Ud7  [^zu  Schönau^)  ais  Zeuge  vor. 

24.  Die  T.  Doberschitz 

QaoDten  sich  nach  einem  gleichnamigen  Dorfe,  das  aach  Dobirs- 
vitz,  Dobirschwitz,  Dobreschitz  geschrieben  ward.  Nun 
^iebt  es  in  der  Oberlausitz  zwei  Dörfer  dieses  Namens,  das  eine  bei 
Niedergurig  an  der  Spree,  das  andere  W.  von  Neschwitz ,  und  wir 
sind  versucht  anzunehmen,  dass  nach  jedem  von  beiden  sich  eine  be- 
sondere Familie  benannt  hat.  Wenigstens  scheint  der  Johann  v.. 
Doberswitz,  der  einst  drei  Hufen  zu  Rosenthal  (W.  v.  Doberschitz 
bei  Neschwitz)  verkauft  hatte,  die  4350  Kaiser  Karl  lY.  dem  Hospital 
iQKamenz  besttHigte,  und  ebenso  Henczil  v.  Dobirschitz  (auch 
Dobirswitz),  der  für  das  Kloter  Marienstem  4354  bei  Erwerbung  von 
Eisenrode,  4373  bei  einem  Abkommen  mit  Czaslaus  v.  Penzig  und 
1385  bei  einer  Zinserwerbung  von  Wilrich  v.  Kopperitz  Zeuge  war, 
Besitzer    des    bei    Neschwitz    gelegenen    Doberschitz    gewesen    zu 

Dagegen  scheinen  die  nachstehenden  v.  D.  das  an  der  Spree 
»leeene  Doberschitz  innegehabt  zu  haben  und  sind  wenigstens  in 
ier  unmittelbaren  Nähe  desselben  ansässig  geblieben.  4373  waren 
Leutold  und  Hans  Gebrüder  v.  D.  .,,in  Fehmes  Acht  um  Raub  von 
^ytan  wegen  v.  Gersdorff^.  4380  dagegen  musste  Heinrich  Mehlhose 
iiDd  die  Seinigen  geloben,  „den  ehrbaren  Knechten  Johann  und  Leu-* 
i'5ld  Gebrüdern  v.  Dobirschwitz  alle  die  Gelübde  zu  halten".  Noch 
'iölwar„LutuU  v.D.**'Lehnszeuge'* .  4392  ward  Hermann  Dobii'S- 
*iti „wegen  Bedrohungen"  in  Görlitz  geächtet  und  4  430  Peter  D. 
^  Maltitz  (SW.  Weissenberg)  ebenfalls  zu  Görlitz  in  die  Acht  erklärt, 
'eil  er  „in  verpfählten  Gütern  sass."  Nicht  minder  ward  4  435  5) 
(Balthasar  v.  D.  von  dem  Concil  zu  Basel  mit  dem  Bann  l)e]egty 
^(il  er  nebst  Anderen  die  Güter  des  Domstiftes  Meissen  beschädigt 
/-•tte.  4437  ward  ihm  und  seinem  Bruder  Georg  „von  Land  und 
i^ten  zu  Budissin  vergeben",  wir  wissen  flieht,  wegen  welches 
^•^ehens.  1 453 ♦)  heisst  Balthasar  zu  Wartha  (bei  Gutta  ?)  ge- 
*ssen  und  wurde,  als  Beschädiger  des  Herzogs  von  Sachsen,  zu  einem 
We  nach  Bischofswerde  citirt. 


^-  0  Knothe,  MStern  49.  54.  57.  A.  MStern  No.  210.  >)  Qorl.  Üb.  pro- 
'^ionnm  Mspt.  II.  4»>  I.  75.  Urkund.-Vcrz.  I.  109.  No.  520.  K.  Löbau.  3)  Cod. 
•*i  n.  3.  52.         <)  A.  Dresd.  W.  A.  OberUus.  Stehen  Bl.  7. 

10* 


fc^l  .^  ^« 


148  n.  AbtheilQDg. 

Seit  4409  erscheint  Purschwitz  (S.  v.  Ooberschitz)  als  Stammgut 
der  Familie.  In  diesem  Jahre  bestellte  König  Wenzel  Wiczel  v.  D. 
zum  FehmschOppen  ^j .  Wir  haben  denselben  bis  U14  gefunden. 
4424  wird  ein  Hannus  D.  als  Söldner  der  Görlitzergegen  die  lius- 
siten  erwähnt.  Von  ihm  dürfte  der  Hannus  D.  auf  Purschwitz 
stammen,  der  vor  4464  Zins  zu  Dehsa  (W.  v.  Löbau]  an  das  Domka- 
pitel zu  Budissin  verkauft  hatte  und  bis  1 483  oft  als  Bttrge  bei  Zins- 
kaufen  desselben  Stifts  vorkommt^).  Gleichzeitig  mit  ihm  lebte  ein 
Peter  v.  D.  zu  Weissig  (NO.  von  Königswarthe),  der  4484  mit  Ge- 
nehmigung seines  Lehnsherrn^  Balthasar  v.  Schreibersdorf  auf  Lohsa, 
Unterthanen  in  seinem  Dorfe  an  einen  Altaristen  zu  Kamenz  ver- 
kaufte ^) . 

Von  4503 — 46  gehörte  Purschwitz  abermals  einem  Hans  v.  D.^ 
der  4  522 — 25  Amtshauptmann  zu  Budissin  war.  Er  verkaufte  4  523  das 
Dorf  Schmeckwitz  (N.  v.  Marienstem},  wie  schon  frtlher  Leute  zu  Höf- 
lein  an  die  v.  Metzradt  auf  Räkelwitz.  Nach  seinem  Tode  erhielten 
4546  ^seine  nachgelassenen  Landerben  und  Töchter  vermöge  be- 
sonderen königlichen  Privilegiums  die  Knechtlehn^  über  Purschwitz, 
Rachlau  (SW.  v.  Hochkirch)  und  Briesing  (bei  Niedergurig) . 

Das  Siegel  dieses  Hans  v.  D.  auf  Purschwitz ^j  zeigt  im  Schilde 
ein  verkehrt  stehendes  lateinisches  S  (doch  ohne  umwundenes  Band) 
und  auf  dem  (geschlossenen)  Helme  drei  Blumen,  und  bestätigt  auch 
hierdurch,  dass  die  von  Doberschitz  sehr  mit  Unrecht  von  vielen  Ge- 
nealogen mit  denen  v.  Döbschitz  verwechselt  worden  sind. 

25.    Die  T.  Döbschitz, 

im  43.  Jahrhundert  Dobswitz,  im  44.  Dobitswiz,  dann  Dobe- 
schiz  und  erst  seit  dem  46.  Jahrhundert  Döbschitz  (nicht  aber 
Debschitz)  geschrieben,  führen  ihren  Familiennamen  von  dem 
jetzt  Döbschitz  genannten  Dorf  nördlich  von  Reichenbach  und  gehören 
jedenfalls  zu  den  Ältesten  Oberlausitzer  Adelsgeschlechtem. 

Schon  4280  ^)  wird  bei  Gelegenheit  der  Beilegung  eines  Streits 
zu  Gunsten  des  Klosters  Marienthal  ein  Hugo  de  Dobswicz  ge- 
nannt, der  um  so  sicherer  als  der  damalige  Besitzer  von  Döbschitz 
betrachtet  werden  darf,  da  er  als  solcher  der  nächste  Nachbar  des 
jenem  Kloster  gehörigen  Gutes  Melaune  war. 

Die   Gleichheit   des   damals   in   der   Oberlausitz  sehr   selteneii 


ft)  Urk.-Verz.  I    168.        ^  A.  Bnd.         ?)  A.  Kamenz.         »}  Orig.  im  A.  Bud. 
Urk.  ▼.  1503. 

25.  1)  Cod.  Los  103. 


25.  Die  V.  DObschitz.  14  9 

Vornamens  Hugo  lässt  darauf  schliessen,  dass  die  4334  2)  bei  einem 
Kaufe  desselben  Klosters  aufgeführten  Hugo  de  Dobitswicz  iongus, 
H u g 0  de  Dobitswicz  parvus,  W 1 1 1  i g o  de  Dobitsw icz,  Henricusde. 
Dobitswicz,  des  obigen  Hugo  Nachkommen  waren.  —  Wie  viele  Adels- 
famiiien  des  Göriitzer  Weichbilds,  so  hatten  sich  auch  die  v.  D.  das 
Franziskanerkloster  zu  Görlitz  zu  ihrem  Begräbnissort  erkoren.  Das 
Necrologium  desselben  verzeichnet ,  leider  ohne  Jahresangaben,  fol- 
gende, wahrscheinlich  aus  dem  44.  Jahrhundert  stammende  Notiz: 
Obiit  dominus  Lutoldus  deDobeschicz,  M  ar  garet  ha  filia  ejus, 
üicsepulti;  desgleichen  nachstehende  völlige  Genealogie:  Nikil  Do- 
beschitcz,  Katherina  uxor,  Nickil,  Hans,  Lewter  filii,  uxor 
domicelli  Hans  Dobischitcz,  Hans  et  Lewter  filii,  Hans  Dobi- 
schitcz,  Bernhard  und  Hans,  Nise,  Elze  filii  [sie]  ejus  pro  tolo 
[sie]  progenie  etc.  ^^ . 

Urkundlich  haben  wir  aus  dem  14.  Jahrhundert  nur  noch  B  e  rn- 
hard  v.  Dobeschicz  gefunden,  der  4346  sich  für  die  Gebrüder  v.  der 
Deysen  verbürgte,  afs  diese  dem  Rathe  zu  Görlitz  Urfehde  schwören 
mussten^).  Erst  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  kommen  die  v. 
D.  häufiger  in  den  Oberlausitzer  Urkunden  vor.  Seit  dieser  Zeit  er- 
scheint auch  bereits  eine  von  dem  alten  Stammhause  abgezweigte 
Linie  auf  Schadewaide  (bei  Marklissa),  welche  das  Geschlecht  am 
längsten  in  der  Oberiausitz  fortgepflanzt  hat. 

4.     Linie  Döbschitz. 

Sogleich  am  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  begegnet  uns  abermals 
ein  Bernhard  v.  D.  als  ein  im  Lande,  wie  bei  Hofe  sehr  angesehe- 
ner Herr.  4  407  brachte  er  Briefe  aus  Prag  vom  Könige  nach  Görlitz 
und  stellte  4424  auf  speciellen  Befehl  des  neuen  Königs  Siegsmund 
Hansen  von  Polenz  den  Oberlausitzer  Ständen  als  Landvoigteiven^^eser 
vor.  Vor  4  408  hatte  König  W^enzel  ihm  und  den  Brüdern  Heinrich 
und  Hans  v.  Raussendorf  „die  HHlfte  seines  Rechtes  zu  Spreniberg, 
Friedersdorf,  Taubenheim  nvkA  Sohland^ ,  Gütern,  welche  ohnstreitig 
durch  Todesfall  an  den  König  zurückgefallen  waren,  verliehen.  4408 
verkaufte  Bernhard  seinen  Antheil  davon  an  einen  anderen  Heinrich 
V.  Raussendorf  &) .  4424  leistete  er  der  Stadt  Görlitz  wackeren  Bei- 
stand gegen  die  Hussiten.  —  Gleichzeitig  mit  ihm  (4426 — 37)  lebte 


S)  SbendM.  304.        »)  N.  Script,  rer.  lus.  I.  267.  270.        «)  Oörl.  lib.  Tocat.  ot 
proseript.  I.  (Mspt.).        »)  Qdrl.  Bathi-RMbn.    CarpzoT,  Khr.  II.  238.    A.  Oread. 

Orif .  No.  5440. 


I 


150  U.  Abtbeilung. 

ein  Nickel  v.  D.,  der  U37^)  das  Dorf  Barsdorf  bei  Jänkendorf 
besass,  wobl  derselbe,  der  4440  dem  deutschen  Orden  in  Preussen 
als  Söldner  gedient  hatte.  Auch  ein  Wenzel  v.  D.  und  sein  Soh  n 
halfen  schon  4421  den  Görlitzern  gegen  die  Hussiten. 

Entweder  dieses  Wenzels  oder  des  vorhergenannten  Bernhards 
Söhne  dürften  die  Gebrüder  Hans,  Eberhard,  Heinze,  Wen- 
zel  und  Michel  v.  D.  gewesen  sein,  welche  4427^]  zugleich  mit 
9,Heintze  Dobeschicz  zu  dem  Schadewalde^  4  Mark  Jahreszins  zu 
Leschwitz  (S.  v.  Görlitz)  wiederkäuflich  veräusserten.  Hieraus  ergiebt 
sich ,  dass  die  von  dem  Stammsitz  Döbschitz  abgezweigte  Nebenlinie 
Schadewalde  anfangs  noch  Antheil  an  den  gemeinschaftlichen  Familien- 
gutem  hatte.  Von  den  hier  genannten  Brüdern  war  wohl  Heintze 
D.  derselbe,  der  4428  gemeinschaftlich  mit  Heintze  v.  Wildenstein 
dem  Görlitzer  Bürger  Yincenz  Heller  ein  Pferd  geraubt  und  Zuhält  in 
Särchen  (0.  v.  Jänkendorf)  gefunden  hatte.  —  Hans,  der  älteste 
Bruder ,  war  später  Besitzer  von  Döbschitz  und  wohl  derselbe ,  der 
4460  mit  seinem  Vetter  Christoph  v.  D.  auf  Sehadewalde  von 
König  Georg  von  Böhmen  «,die  Gesässe  Döbschitz  und  Schadewalde 
mit  allen  zugehörigen  Gütern^  zu  Gesammtlehn  erhielt^),  eine  Ge- 
sammtbelehnung ,  die  später  nicht  wieder  erneuert  worden  zu  sein 
scheint.  Ausser  Döbschitz  besass  Hans  4469  auch  Quüzdorf  (W.  v. 
Jänkendorf)  und  4474  DiUmannsdorf  (S.  v.  Döbschitz)  »). 

Für  seinen  Sohn  halten  wir  Nico  laus  v.  D.,  der  4523  gemein- 
schaftlich mit  einem  Vetter  Friedrich  v.  D.  das  Stammgut  Döb- 
schäz,  DiUmannsdorf,  Antheil  von  Avn^dorf  :0.  v.  Döbschitz)  und 
Hilbersdorf  an  Hans  v.  Gersdorff  verkaufte.  Wohin  sich  Nicolaus 
darauf  gewendet,  wissen  wir  nicht.  Friedrich  v.  D.  war  4544  zu 
Oberreichenbach  gesessen  ^^) .  Ein  Bruder  von  Nicolaus  oder  Fried- 
rich dürfte  jener  Georg  v.  D.  gewesen  sein,  der  4495,  ^zu  Döbschitz 
gesessen^,  das  Dorf  Sdiöps  an  die  Gebrüder  von  Uechtritz  auf  Stein- 
kirch und  vor  4506  Barsdorf  an  die  v.  Nostitz  auf  Ullersdorf  ver- 
kaufte ^^).  Obgleich  er  sich  noch  in  dem  letzteren  Jahre  „Jorge  Dobe- 
schicz,  daeelbst  gesessen^ ,  schreibt,  wohnte  er  doch  schon  seit  ge- 


9)  Qorl.  Üb.  acticatoram.  Joh.  Voigt,  N4inen-€od«x  der  deutMhen  Oidens* 
Beamten.  1843.  S.  120.  .7)  Urkimd.-Verz.  II.  20.  8)  Carpzov,  Bhrent.  II. 
237.  Schon  1440  soU  eine  Geaammtbelehnnng  der  Dobaehitse  mit  Sehadewalde  aad 
Ddbacbitt  erfolgt  aeio,  aber  licher  nicht  durch  „König Georg".  W  e  n d,  Oenealogie  derer 
Iren  Debtehiu.  S.  5.  •)  Urknnd.-Verz.  U.  HO.  QdtU  Gerichtsb&cber.  lO)  Oberl. 
Nachlese  1770.  183.        »)  Uai.  Mag.  1773.  296.  ürk..Ver£.  HI.  74. 


25.  Die  y.  Döbscliitz.  ]  51 

rauner  Zeit  in  Hörnüz  (bei  Zittau)  und  ist  der  Stifter  der  dasigen 
Nebenlinie. 

Schon  1497  gehörte  er,  als  ^zu  Hömitz  gesessen^,  zu  den  Hannen 
des  Zittauer  Weichbildes  und  stiftete  1498  Zins  zu  einem  Altar  in 
der  Pfarrkirche  zu  Zittau.  Seine  Söhne  Hans,  Georg  und  Bern* 
hard  waren  4547  mit  dem  Rathe  dieser  Stadt  in  einen  Streit  wegen 
der  Gerichtsbarkeit  zu  Hömitz  gerathen  ^^) .  Wahrscheinlich  dürfte 
diesen  drei  Brüdern  noch  ein  vierter,  Christoph,  hinzuzufügen 
sein,  der  schon  vor  4530  seinen  Antheil  an  Hömitz  (Neuhömitz)  an 
Hans  V.  Uechtritz  verkauft  hatte.  Georg  soll  4553  gestorben  sein; 
Bernhard  starb  45601^).  Wenigstens  ward  in  diesem  Jahre  Bai» 
thasar  V.  D*  mit  dem  halben  Vorwerk  zu  Hörnitz  und  5  Gärtnein, 
die  er  von  seinem  Vater  Bernhard  ereij)t  hatte,  belehnt.  Die  an- 
dere Hdlfte  von  Althömitz  besassen  damals  die  Brüder  Georg  und 
David,  jedenfalls  die  Söhne  Georgs.  Letztere  verkauften  schon 
4562  eine  Anzahl  Bauern  und  Gärtner  in  Hömitz  und  4565  David 
(um  750  Mark),  4566  auch  Balthasar  (um  4000  Thlr.)  ihre  Antheiie 
an  diesem  Dorfe  an  die  v.  Nostitz  auf  Hainewalde  ^^) .  Balthasar  er- 
warb sich  von  dem  neuen  Gutsherrn  einen  Garten  in  demselben 
Dorfe,  das  er  früher  besessen. 

Wir  wissen  nicht,  von  wem  jener  Siegsmund  v.  D.,  der  min* 
destens  seit  4547  Verwalter  der  dem  Herrn  v.  Berka  verpfändeten 
Oybin'schen  Klostergüter  war,  und  dessen  bei  ihm  4650  auf  dem 
Oybin  gestorbener  und  begrabener  Brader  Peter,  ^ein  bei  Kaisem, 
Königen,  Fürsten  und  Herren  wohlverdienter  Kriegsmann^,  ab- 
stammte^). Doch  dürften  sie  zu  der  Döbschitzer  Linie  gehört  haben. 
Dieser  Siegsmund  starb  4552  zu  Engelsdorf  bei  Kratzau  in  Böhmen, 
und  als  ^zu  Cngelsdorf  gesessen"  wird  4564  und  noch  4585  ein 
Friedrich  V.  D.,  wohl  sein  Sohn,  bezeichnet. 

2.    Linie  Schadewalde. 

Welcher  Döbschitz  zuerst  das  bei  Marklissa  gelegene  Jlittergut 
8chadewalde  erworben  habe,  wissen  wir  nicht.  Wie  bereits  oben 
(S.  50)  erwähnt,  gehörte  dasselbe  4  427  dem  Heintze  v.  D.,  der  bis 
4435  genannt  wird.  Sein  Sohn  dürfte  jener  Christoph  v.  D.  ge- 
wesen sein,  der  4  i60  mit  seinem  Vetter  Hans  v.  D.  auf  Döbschitz  die 


>d)  CarpzoT,  Ebrent.  11.  240.  vgl.  Pescbeek.  Zltun  I.  347,  wo  die  Brüder 
Ctirpftr  Q.  Bernhard  heissen.  19)  Nicht  1570,  wie  Voigt,  Chronik  ton  JUt*  n.  Neo- 
Hfcnitz  1830.  S.  14  behenptet.  M)  Nach  den  L.  B.  im  A.  Drasd.  >&)  Carpzov, 
Bhnnt.  II.  240.  Laus.  Mag.  182:).  470. 


J 


152  II-  Abtheilang. 

Gesammtlehn  über  ihre  beiderseitigen  Güter  erhielt.  Aus  einem  4494 
zwischen  Christoph  v.  D.  und  den  Gebrüdern  v.  Ueehtritz  auf  Blein- 
kirch  Über  den  Wasserlauf  des  Qji^s  geschlossenen  Vergleiche  er- 
giebt  sich,  dass  Christophs  Vater  bereits  auch  das  SiAdichen  Marklissa 
besass^^).  Ebenso  gehörten  Christoph  die  angrenzenden  Dörfer  Oert^ 
mannsdorf  und  Hartniannsdorf,  sowie  das  in  Friedland  zu  Lehn 
gehende  Wünsckendorf.  Er  soll  4496  gestorben  sein.  Sein  einziger 
Sohn  Heinrich  gab  4624^7;  den  Schlossern,  Schmieden  und  Büch- 
senmachern zu  Markiissa  Innungsartikel ,  führte  die  Reformation  auf 
seinen  Gütern  ein  und  starb  (nicht  4545,  sondern;  4540.  In  diesem 
Jahre  nämlich  wurden  bereits  seine  sieben  Söhne  mit  den  vaterlichen 
Gütern  belehnt. 

Dieselben  verliehen  4544  und  4548  dem  Städtchen  Markiissa  Pri- 
vilegien ^^)  und  theilten  sich  4  647  so,  dass  Anton  Antheil  an  Schade-- 
walde  und  das  Städtchen  Markiissa,  Christoph  das  Gut  Parschwüz 
(O.  V.  Budissin),  Franz  Neukemnüz  und  (Antheil  an)  Oertmannsdorf, 
Hans  das  nur  durch  den  Queiss  getrennte ,  aber  zu  Schlesien  gehö- 
rige Beerberg,  Heinrich  Antheil  an  Schadewalde  nebst  Hartmanns- 
dorfxmd  Wünschendorf,  Georg  (Antheil  an)  Oertmannsdorf,  Nicolaus 
endlich  Grotge  (?)  erhielt ^^).  Die  Söhne  von  Anton,  nämlich  Anton, 
Hans  und  Christoph  v.  D.  verkauften  4569  ihren  väterlichen  An- 
theil an  Schadewalde  ihrem  Bruder  Alexander,  wogegen  dieser 
das  Städtchen  Markiissa  seinem  ^Vetter  Heinrich  v.  D.^  überliess. 
Dieser  Alexander  V.  D.  zu  Schadewalde  erkaufte  4583  Oberf^delsdorf 
von  Bemh.  v.  Gersdorff ,  Anton  „v.  Döbschitz  und  Schadewalde"  da- 
gegen 4569  einen  Theil  von  Linda  von  Wigand  v.  Salza,  Christoph  auf 
Purschwitz  4560  ein  Bauergut  zu  Litten  (bei  Purschwitz)  von  Hans  v. 
Penzig. 

S6.    Die  Burggrafen  t.  Dohna  i) 

(Donyn,  Donin,  Denen,  Dona,  Donau)  trugen  die  ausgedehnten 
Besitzungen,  die  sie  im  Elbthal  nach  und  nach  zu  ihrer  Stammburg 
Dohna  an  der  Müglitz  hinzuerworben,  theils  von  den  Markgrafen  und 

i<>)CarpzoT,  Bhrent.  II.  268:  ^Dy  Vischerye  soUen  sy  [die  streitenden  Parteien] 
mit  enender  hebln,  wy  Ibie  Eidern  is  TOr  geheldin  hebin**.  ^^)  Urk.-Verz.  111. 
129.        «)  Ebend.  III.  162.  170.        W)  Carpiov ,  *.  v.  0.  IT.  241.  243. 

26.  1)  AniAhrlicher  von  uns  behandelt  in  t.  Webers  ArchlT  f.  d.  s&chs.  Oesch. 

Neue  Folge  I.  201  flg.,  woselbst  die  arknndlichen  Belege  und  die  Stammtafel.    Vergl. 

^  ^le  Dontn's.  Anfteichnnngen  Aber  die  erioscbeoen  Linien  der  Familie  Dobna^.    Ate 

Mannscr.  gedruckt.   Berl.  1876.  II  Bde. 


26.  Die  Burggrafen  ▼.  Dohna.  t53 

Bischöfen  von  Meissen,  theils  von  den  Königen  von  Böhmen  zu  Lehn. 
Von  den  Letzteren  erhielt  ein  Dohna  auch  noch  die  Herrschaft  Ostrüz 
an  der  Neisse  in  dem  damals  noch  vOUig  zum  Lande  Böhmen  gehö- 
rigen Zittauer  Weichbild  hinzu.  Wir  vermuthen,  dass  dies  bereits 
Otto  I.  V.  D.  gewesen  sei,  mit  dem  wir  daher  die  Reihe  der  Burg- 
grafen V.  D.  in  der  Oberlausitz  beginnen.  Derselbe  war  4239  noch 
<)m  Leben;  schon  1238  aber  war  eine  Adelheid,  der  Klostertra- 
dition zufolge  eine  Burggräfin  v.  D.,  Abbatissin  in  dem  lettrzlich  von 
der  Königin  Kunigunde  von  Böhmen  auf  Grund  und  Boden  der  Herr- 
schaft Ostritz  gestifteten  Kloster  Marienlhal,  —  und  Otto  hatte  eine 
Tochter  dieses  Namens;  4246  aber  übte  ^Heinrich,  der  Sohn 
des  Burggrafen  Otto  v.  D.^,  lehnsherrliche  Rechte  zu  Ostritz.  Höchst 
wahrscheinlich  also  gehörte  diese  Herrschaft  dem  Otto  L  v.  D.  schon 
zur  Zeit  der  Gründung  von  Marienthal  (vor  4234};  er  hatte  der 
Königin  den  Grund  und  Boden  zur  Anlegung  dieser  Stiftung  über- 
lassen ,  wohl  auch  sonst  den  Bau  gefördert ;  dafür  war  seine  Tochter 
zur  ersten  Abbatissin  erwählt  worden. 

Nach  Otto  L  Tode  erbten  seine  Güter  im  Elbthai  gemeinsam  an 
seine  beiden  Söhne  Heinrich  L  und  Otto  IL;  die  Herrschaft 
Ostritz  aber  verblieb  im  ausschliesslichen  Besitz  des  älteren  Sohnes 
und  seiner  Nachkommen.  Zu  derselben  gehörte  eine  gewiss  sehr  alte 
.Burg'^,  d.  h.  eine  Erdschanze  auf  der  Höhe  des  Ostritzer  Berges, 
noch  heute  der  Burgberg  genannt,  welche  die  von  Görlitz  nach  Zittau 
ftihrende  Handelsstrasse  schützte.  Ein  von  allen  durchgehenden 
Waaren  erhobener  Zoll  gewährte  eine  nicht  unbedeutende  Revenue. 
Am  Fusse  jenes  Berges  dicht  am  Ufer  der  Neisse  lag  der  Ort  Ostritz, 
ursprünglich  sicher  ein  Dorf,  später  zum  Städtlein  erhoben.  Allein 
die  Lage  desselben  nöthigte  die  Strasse  zu  einem  grossen  Bogen. 
Daher  ward  mit  der  Zeit  weiter  nördlich,  aber  noch  auf  Ostritzer 
Flur,  ein  neuer  Ort  Neuostritz  gegründet  und  auf  diesen  nun  die 
Stadtgerechtigkeit  übertragen.  Altstadt  Ostritz  ward  dadurch  wieder 
zum  Dorfe.  Ausserdem  gehörten  zur  Herrschaft  Ostritz  nur  noch  die 
Dörfer  Seifersdorf  (jetzt  Wüstung).  Russdoif  und  Königshain ,  welche 
von  den  Herrschaftsbesitzern  an  Vasallen  zu  Lehn  ausgethan  waren. 
Gewohnt  hat  in  Ostritz  wohl  nie  ein  Besitzer ;  die  Rechte  der  Grund- 
herrschaft vertrat  ein  Voigt;  auf  dem  herrschaftlichen  Vorwerke 
waltete  ein  Haler.  Die  Obergerichtsbarkeit  übte  der  Landvoigt  von 
Zittau. 

Za  der  Herrschaft  Ostritz  erwarb  Heinrich  I.  auch  noch  die  un- 
gleich grössere  Herrschaft  Grafenstein  (S.  v.  Zittau)  hinzu,  welche 


154  ^^*  Abtheilung. 

König  Ottokar  II.  den  bisherigen  Besitzern,  den  Uerren  v.  der  Duba, 
genommen  hatte.  Die  den  Mittelpunkt  bildende  Burg  hatte  bis- 
her den  slawischen  Namen  Ulsitz  geführt,  erhielt  aber  seitdem,  jeden- 
falls nach  den  jetzigen  Inhabern,  den  Burggrafen  v.  D.,  den  deut- 
schen Namen  Grafenstein.  Da  Heinrich  1.  v.  D.  bis  4267  noch  httufig 
im  Gefolge  des  Markgrafen  von  Meissen  erscheint ,  so  dürfte  er  erst 
nach  diesem  Jahre  den  Grafenstein  von  König  Ottokar  II.  zu  Lehn 
erhalten  haben  und  nun  mit  seiner  ganzen  Familie  dahin  übergesie- 
delt sein.  Seitdem  schieden  sich  auf  die  Dauer  die  beiden  Hauptäste 
der  Familie  v.  D.;  von  Heinrich  I.  stammen  die  Grafensteiner  und 
die  schlesischen ,  von  seinem  Bruder  Otto  II.  die  meissnischen  und 
die  böhmischen  Linien. 

1.    Die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Grafenstein. 

Vor  der  alten ,  das  ganze  Neissthal  von  Kratzau  bis  Grottau  ab- 
wärts beherrschenden  Steinburg  Grafenstein  lag  der  Maierhof  und  die 
der  heil.  Barbara  gewidmete  Schlosskapelle.  Hauptort  der  Herrschaft 
war  das  Stadtchen  Grottau^  in  dessen  Pfarriiirche  sich  das  Erbbegrab- 
niss  der  ersten  Burggrafen  v.  D.  befunden  haben  soll.  Die  damalige 
Herrschaft  umfasste  ein  Areal  von  fast  3  DM.  und  reichte  von  den 
Dörfern  Kleinschönau,  Poritschf  LupUn,  Hartau  an  der  Neisse  aufwärts 
bis  Engelsberg  und  Kraizau.  Die  Obergerichtsbarkeit  über  dieselbe 
stand  ursprünglich  dem  Landvoigt  von  Zittau,  erst  seit  4340  den 
Herrschaftsbesitzern  selbst  zu.  Dieselben  gehörten  zu  dem  böhmi- 
schen Herrenstande. 

Heinrich  I.  v.  D.  hinterliess  vier  Söhne,  Jaroslaus  (Jerus, 
Yerco,  Gerascius)  Otto  III.,  Heinrich  iL  genannt  Valc he,  Her- 
mann, und  eine  Tochter  Kat ha r ine,  Nonne  zu  Marienthal.  Die- 
selben verzichteten  4289  auf  ihre  Lehnsrechte  über  einen  Theil  des 
Waldes  bei  Seifersdorf  (bei  Marienthal],  den  das  Kloster  von  den 
Brüdern  Friedrich  und  Walther  v.  Grisslau  erkauft  hatte,  und  4288 
auf  ihr  Lehnrecht  über  zwei  Hufen  bei  Ostritz,  welche  dasselbe 
Kloster  von  einem  Zittauer  Bürger  geschenkt  erhalten  hatte.  Her^ 
mann  war  vermahlt  mit  Elisabeth  v.  Kamenz,  der  Schwester 
Bernhards  und  Ottos  v.  Kamenz,  und  hatte  seinen  Schwägern  vor 
4284  bei  einem  Einfall  in  die  Güter  des  Klosters  Marienstem  Hülfe 
geleistet,  weshalb  er  4  285  letzterem  einen  Schadenersatz  von  30  Mark 
Silber  zahlen  musste.  Er  wird  noch  4296  und  4304  als  Zeuge  für 
seine  Schwager  erwähnt.  Von  den  übrigen  Brüdern  kommen  Jaros- 
laus I.  und  Heinrieh  II.  zuletzt  4347  als  Zeugen  in  Friedland  vor; 


26.  Die  Burggrafen  v.  Dohna.  155 

Otto  III.  haben  wir  nach  1289  nicht  mehr  vorgefunden,  ebensowenig 
Nctchkommen  von  ihm. 

Für  Söhne  Hermanns  I.  halten  wir  Otto  VI.  und  Heinrich  IV. 
genannt  B  u  i  e ,  von  denen  Otto  VI.  bereits  4323  Pfarrer  zu  Schweid- 
nilz  und  Protonotar  des  Herzogs  Heinrich  von  Jauer  war  und  später 
Domherr  zu  Breslau,  endlich  (1349)  sogar  Kanzler  des  Herzogthums 
Breslau  wurde.  Sein  Bruder  Heinrich  IV.  genannt  Bule,  zuerst  1347 
erwähnt,  scheint  anfangs  auch  auf  dem  Grafenstein  gewohnt  zu 
haben.  Bei  einem  Zinsverkauf  seiner  Neffen  4326  und  4327  hing 
auch  er  sein  Siegel  an.  Er  erwarb  spflter  das  Gut  Ho^ndorf  in  Schle- 
sien, das  er  bei  seinem  Tode  4334  seinem  (schon  4326  vorkommen- 
den' Sohne  Johann  VI.  hinterliess.  Dieser  Johann  VI.  studirte  in 
Bologna  (4346],  wurde  spttter  gleichfalls  Domherr  zu  Breslau  und 
starb  1354. 

Seit  dem  zweiten  Viertel  des  44.  Jahrhunderts  finden  wir  Grafen- 
stein  und  Ostritz  im  ausschliesslichen  Besitz  der  Brüder  Hein- 
rich III.,  Otto  IV.,  Johann  I.,  Wenzel  I.  und  Otto  V.  v.  Dohna, 
die  wir  für  Söhne  des  zuletzt  4347  erwähnten  Jaroslaus  I.  halten 
dürfen.  Von  ihnen  war  Otto  IV.  Pfarrer  zu  Friedersdorf  bei  Zittau 
und  verkaufte  4326  Zins  zu  Alt-  und  Neuostritz  an  die  Abbatissin 
Sophi£^von  Marien thal,  seine  Tante  (matertera),  zu  vollem  Eigen. 
Heinrich  HI.  war  4334  ^Landvoigt*"  zu  Görlitz,  d.  h.  in  dem  4329 
von  Heinrich  von  Jauer  an  König  Johann  von  Böhmen  abgetretenen 
Weichbild  Görlitz.  Er  scheint  früh  gestorben  zu  sein;  von  seihen 
Söhnen  werden  wir  später  zu  sprechen  haben.  Otto  V.  erwarb  das 
Gut  Neurode  in  der  Grafschaft  Glatz  und  ward  Stammvater  einer  be- 
sonderen Linie,  welche  4472  ausstarb  und  mit  der  Oberlausitz  in 
keinerlei  Beziehung  mehr  gestanden  hat.  Auch  Wenzel  I.  wendete 
sich,  wie  so  viele  seiner  nächsten  Verwandten,  nach  Schlesien  und 
wurde  Stammvater  der  in  den  Herzogthttmem  Schweidnitz  und  Jauer 
sehr  begüterten  Linie.  Er  besass  aber  auch  im  Weichbild  Zittau  die 
zu  den  alten  Grafensteiner  Familiengtttem  hinzuerworbenen  Dörfer 
Herwigsdorf  und  Wittchendorf  (NW.  u.  NO.  v.  Zittau],  wo  er  4359 
-67  mehrfach  Pfarrer  prSsentirte.  Wohl  zu  der  Zeit,  wo  er  noch 
auf  Grafenstein  oder  auf  einem  jener  Dörfer  wohnte ,  stiftete  er  4358 
bei  den  Franziskanern  zu  Zittau  ein  ewiges  Geleuchte ,  und  grade 
von  seinen  Nachkommen  ist  eine  grosse  Anzahl  nachweislich  in  der 
Zittauer  Klosterkirche  beigesetzt  worden.  Er  hinterliess  (nach  1387) 
Ton  seiner  Gemahlin  Katharine  vier  Söhne  Benes,  Wenzel  II., 


156  II.  Abtheilung. 

Biernhürd  und  Stephan,  denen  wir  später  auch  in  der  OberJausitz 
wieder  begegnen  werden. 

Sein  Bruder  Johann  1.  v.  D.  erscheint  nach  dem  wahrschein- 
lieh  frühzeitigen  Tode  seines  Bruders  Heinrich  III.  bis  nach  Mitte  des 
14.  Jahrhunderts  als  Inhaber  der  Güter  Grafenstein  und  Ostritz  und 
als  Vormund  der  Söhne  dieses  Heinrich  IIL,  denen  die  Burg  Grafen- 
stein vorzugsweise  gehörte.  Jedenfalls  um  auch  seinen  eignen  Söhnen 
ein  festes  Schloss  zu  hinterlassen ,  baute  er  auf  dem  Territorium  der 
Herrschaft  Grafenstein  die  Burg  Roynungen,  in  böhmischen  Urkunden 
Roymund  genannt  (S.  bei  Weisskirchen);  zu  welcher  auch  eine  Anzahl 
Dörfer,  z.  B.  Weisskirchen  und  Engelsberg  geschlagen  wurden.  Ihm 
stand  auch  das  Patronat  in  Ruppersdorf  (S.  bei  Herrnhut)  zu,  das  er 
1355  an  die  Johannitercommende  in  Zittau  abtrat,  wofür  er  von  ihr 
das  Patronat  in  der  Grafensteinschen  Stadt  Kratzau  ertauschte.  Er 
hinterliess  zwei  Söhne  Friedrich  I.  und  Johann  III. 

Die  nächste  Generation  der  Burggrafen  v.  D.  umfasst  die  Söhne 
der  drei  Brüder  Heinrich  III.,  Johann  I.  und  Wenzel  1.;  die  von 
Otto  V.  auf  Neurode  lassen  wir  ausser  Betracht. 

a.  Die  Söhne  Heinrichs  Ili. 

waren  Johann  IL,  Heinrieh  Y.,  Wilhelm,  Gzenko  und  noch 
ein  fünfter  unbekannten  Vornamens.  Wahrscheinlich  kürzlich  erst 
mündig  geworden,  vollzogen  sie  mit  ihren  beiden  Onkeln  Johann  I. 
und  Wenzel  I.  1357  eine  Theilung  der  Familiengüter^  deren  Einzel- 
heiten wir  aber  nicht  kennen.  Gemeinschaftlieh  verzichteten  1379 
die  Brüder  Johann,  Heinrich  und  Wilhelm  auf  ihre  Lehnsrechte  über 
einen  Wald  bei  Seifersdorf,  den  das  Kloster  Marienthal  erkauft  hatte, 
und  bedangen  sich  daßei  aus ,  dass  alljährlich  am  St.  Burkhardstage 
die  Abbatissin  56  Gr.  spenden  solle,  um  den  ganzen  Convent  zu 
speisen  ^mit  Fischen,  Feigen,  Mandeln,  Reis  oder  mit  einem  anderen 
guten  Gerichte^.  Noch  heut  wird  der  14.  Oktober  unter  dem  Namen 
„der  Burkhard^  als  ein  besonderer  Erholungstag  in  dem  Kloster  be- 
gangen. Gemeinschaftlich  verkauften  die  Brüder  1380  auch  den  Zoll 
zu  Ostritz  an  die  Gebrüder  Hans  und  Ulrich  v.  Biberstein  auf  Fried- 
land, „ihre  lieben  Ohme'^.  Ebenso  veräusserten  Heinrich,  Wilhelm 
und  Gzenko  1375  und  1384  Harlan ,  und  die  ersteren  Beiden  1387 
auch  ihren  Antheil  an  Kleinschönau ,  das  Vorwerk  zu  Luptin  und  A)- 
ritsch  an  den  Rath  zu  Zittau,  wodurch  diese  Dörfer  nicht  bloss  von 
der  Herrschaft  Grafenstein,  sondern  auch  von  dem  Lande  Böhmen 
getrennt  und  fortan  zur  Oberlausitz  gerechnet  wurden.   Johann  II., 


26.  Die  Burggrufen  v.  Dohna.  157 

lietzi  i371  genannt,  soll  den  herrschaftlichen  Hof  zu  GroUau  als 
iiersitz  inne  gehabt  haben.  Seine  Brüder  H  e  i  n  r  i  c  h  V.  und  W  i  1- 
Hm  wohnten  wohl  anfangs  Beide  auf  dem  Grafenstein,  bis  sie  439f 
B  ihren  Cousins  Friedrieh  I.  und  Johann  111.  v.  D.  deren  Burg 
\piungen  erkauften,  auf  welcher  fortan  Wilhelm  mit  seiner  Frau 
ichoa  residirte.  Heinrich  haben  wir  zuletzt  1399,  Wilhelm  zu- 
it  U24  erwähnt  gefunden.  Kinder  scheint  Letzterer  nicht  gehabt 
haben. 

Der  vierte  Bruder  Czenko  soll  Pfarrer  zu  Grottau  gewesen 
D,  ein  fünfter  Bruder,  dessen  Vornamen  wir  nicht  kennen,  war  es 
rklich.  1396  nämlich  wurde  ^auf  Präsentation  des  edlen  Herrn 
^nkound  des  Pfarrers  zu  Grottau,  Gebrüder  v.  Dohna^  ein 
Her  Pfarrer  zu  Kleinschönau  angestellt.  Bald  nach  jenem  Jahre  aber 
^heint  ein  Andrer  als  Pfarrer  zu  Grottau.  Es  wäre  nun  nicht  unmi^- 
L  dass  darauf  auch  Czenko  die  geistliche  Laufbahn  gewählt  habe 
d  Pfarrer  daselbst  geworden  sei ;  1376  war  in  der  That  ein  Czenko 
irrer  daselbst.  Mindestens  seit  4384  aber  war  Czenko  v.  Dohna 
^Fned/and  gesessen^.  Wie  es  scheint,  hatten  ihm  die  Besitzer 
'^r  Herrschaft,  die  oben  genannten  Brüder  Hans  und  Ulrich 
Biberstein,  die  Ohme  der  Brüder  v.  Dohna  auf  Grafenstein,  da  sie 
b  ausschliesslich  auf  ihren  Gütern  in  der  Niederlausitz  aufhielten, 
'  Verwaltung  der  Friedländer  Güter  übertragen.  So  übte  er  in 
*pm  Namen  häufig  das  Patronatsrecht  in  dem  unter  Friedland  ge- 
igen Friedersdorf  bei  Zittau,  ebenso  zu  Beichenberg.  Bis  1395 
bmt  er  als  zu  Friedland  gesessen  vor.  Nichts  deutet  darauf,  dass 
^eiteirathet  gewesen  sei. 

b.  Die  Söhne  Johanns  I. 

H387  erwähnt,  hiessen  Friedrich  I.  und  Johann  111.  und 
"kauften,  wie  schon  erzählt,  1391  ihre  Burg  Roynungen  nebst  Zu- 
^ran  Heinrich  V.  und  Wilhelm  v.  D.  auf  Grafenstein.  Wenn  nicht 
»n Friedrich  1.  selbst,  so  sicher  sein  Sohn  Siegsmund  besass 
iter  :i401— U06)  das  Dorf  SpiUkunnersdorf  (NW.  v.  Zittau);  des 
<teren  Gemahlin  hiess  Agnete.  Johann  III.  kommt  nach  dem 
iaufe  von  Boynungen  als  Inhaber  des  Gutes  WiUchendorf  (NO.  v. 
^»u  vor.  Seine  Gemahlin  Else  überliess  1410  alles,  was  sie  in 
lU'hendorf,  DiUelsdorf  und  Oderwitz  als  Leibgedinge  besass,  der 
n  ihres  Sohnes  Friedrich  II.,  Namens  Margarethe.  Dieser 
^drich  II.  erscheint  mindestens  seit  1415  selbst  als  Besitzer  von 
ttchendorf  und  verkaufte  dasselbe  1434  an  Härtung  v.  Klüx.  Ein 


i 


1 5S  IL  Abtheilung^. 

Johann  V.  v.  D.,  wahrscheinlich  ein  Bruder  Friedrichs  IL,  war  4  401 
M(>nch  auf  dem  Oybin.  Seit  1434  verschwindet  dieser  Zwei$^  de 
Familie  v.  D.  aus  der  Oberiausitz. 

c.  Die  Sohne  Wenzels  L 

waren  Benes,  Wenzel  IL,  Bernhard  und  Stephan  und  hatte 
von  ihrem  Vater  vor  allem  dessen  in  den  Ftlrstenthümem  Schweid 
nitz  und  Jauer  gelegene  Güter  geerbt.  Wenzel  IL  aber  besass  ar 
fangs  auch  noch  die  in  der  Oberlausitz  gelegenen  und  schon  seinet 
Vater  gehörigen  Dörfer  Herwigsdorf  und  Wittc/iendorf,  wo  er  4390 — 9 
Pfarrer  präsentirte.  Letzteres  scheint  er  darauf,  wie  erwähnt ,  ti 
seinen  Cousin  Johann  111.  überlassen  zu  haben.  Dafür  erwarb  er  4  4C 
von  Joh.  V.  Gersdorff  und  Peter  v.  Grisslau  das  Gut  Trattlau  'S.  ^ 
Radroeritz)  und ,  wir  wissen  nicht  von  wem ,  die  Niedergerichte  a 
Seißennersdorf  iy^ .  v.  Grossschtfnau) .  Um  dieselbe  Zeit  machte  < 
aber  eine  noch  grössere  Erwerbung.  Sein  Oheim  Anshelm  v.  Rono 
tiberliess  ihm  nämlich  Burg  und  Dorf  Rohnan,  Hirschfelde,  Patronat 
recht  und  Gerichtsbarkeit  zu  Rekhenau  und  die  Lehnsherrliehkc 
über  einzelne  Güter  in  Dittelsdorf  und  Seitendorf,  Daher  heisst 
4405  ^Herr  zu  Hirschfelde^,  aber  zugleich  auch  ^und  zu  Falke 
stein^,  womit  wohl  die  bei  Böhmisch-Kamnitz  gelegene  Burg  geniei 
sein  dürfte.  Mit  seinen  Brüdern  gemeinsam  endlich  l)esass  Wenzel 
die  Herrschaft  Tschocha  im  Queisskreise  (mindestens  seit  4394].  V 
hier  aus  unternahmen  Wenzel  IL  und  sein  Bruder  Bernhard  4  4 
einen  Fehdezug  nach  Schönberg  (S.  v.  Görlitz]  und  nahmen  dasell 
den  festen  Kirchthurm  ein.  4447  verkauften  dieselben  Tschocha  i 
4200  Mark  (poln.  Zahl)  an  den  Zittauer  Bürger  Heinrich  Renk< 
Wenzel  IL  war  übrigens  kaiserlicher  Rath  am  Hofe  König  Wenz« 
von  Böhmen  und  daher  eine  auch  in  der  Oberlausitz  sehr  einflu: 
reiche  Persönlichkeit.  Oft  erscheint  er  daselbst  als  königlicher  Coi 
missar.  Von  dem  König  erhielt  er  4398  die  Berechtigung ,  das  ei 
trägliche  Pfarramt  zu  Görlitz  für  diesmal  neu  zu  besetzen,  zuvor  oI 
wahrscheinlich  die  Einkünfte  desselben  eine. Zeit  lang  zu  beziehe 
Ebenso  überwies  ihm  der  König  das  durch  Todesfall  offen  gewordc 
Lehngut  Deutschbiela  (NO.  von  Görlitz),  das  Wenzel  aber  4  409  w 
der  verkaufte.  Wann  er  gestorben,  wissen  wir  nicht  genau  zu  I 
stimmen.  Seit  4448  kommt  ^Herr  Wentsch  v.  Dohna  der  jung« 
d.  h.  sein  gleichnamiger  Sohn  Wenzel  IlL,  in  den  Görlitzer  Gerich 
büchern  häufig  vor,  auf  den  wir  zurückzukommen  haben. 


26.  Die  Burggrafen  y.  Dohna.  159 

Heinrich  V.  Y.  Dohna  auf  Grafenstein  hiBterliess  sicher  einen 
Sohn  Aibrecht  I.  und  eine  Tochter  Margarethe  ,  welche  bereits 
4394  mit  Jone  v.  Wartemberg  auf  Gabel  verbeirathet  war.  Wenn 
Heinrich  y.  wiritlich  noch  einen  zweiten  Sohn  Heinrich  VI.  gehabt 
hat,  so  durften  dessen  Kinder  die  Brüder  W  e  n  z  e  IIV.  und  Hein- 
rich VHI.  sein,  deren  Vormund  Alhrecht  I.  U10  und  44U  war,  und 
als  welcher  er  Pfarrer  zu  Oderwitz  präsentirte.  4417  verschrieb  König 
Wenzel  von  Böhmen  diesen  selben  Brüdern  4  00  Schock  auf  Ruppers- 
dorf.  Ausserdem  kommen  dieselben  in  Oberiausitzer  Urkunden  nicht 
vor.  Als  einziger  Besitzer  von  Grafenstein  erscheint  von  4399 — 4449 
Albrecht  I. 

In  letzterem  Jahre  starb  er  mit  Hinterlassung  eines  Sohnes 
Heinrich  VII.  (4449 — 28),  der  von  ihm  die  Burgen  Grafenstein, 
Roynungen  und  den  hinzuerworbenen  Falkenberg  (bei  Gabel)  erbte. 
Es  war  eine  schwere  Zeit,  in  weldier  dieser  Heinrich  Vil.  v.  D.  die 
väterlichen  Güter  übernahm.  In  den  eben  damals  ausgebroehenen 
hussitischen  Unruhen  hielt  er,  wie  der  grösste  Theil  des  böhmischen 
Adels  und  die  ganze  Oberlausitz,  treu  zu  dem  legitimen  Landesherrn, 
Kaiser  Siegsmund,  und  zum  katholischen  Glauben.  Schon  4424 
rückte  daher  eine  Hussitenschar  vor  den  Grafenstein  und  ver- 
brannte, da  ihr  das  Schloss  selbst  zu  fest  war,  wenigstens  das  Städt- 
lein Grottau  und  andere  zur  Herrschaft  gehörige  Ortschaften.  Gern 
gestattete  Herr  Heinrich,  dass  die  Oberiausitzer  in  seine  Burgen 
Falkenberg  und  Roynungen  Besatzungen  legten,  damit  sie  nicht  von 
den  Hussiten  durch  einen  Handstreich  genommen  werden  möchten. 

Da  starb  4428  Heinrich  VII.  v.  D.  Er  hinterliess  zwei  Schwe- 
stern ,  von  denen  die  eine  an  den  Hussiten  Nie.  Keuschberg  verbei- 
rathet ward,  die  andere,  Margaret  he,  noch  4456  un  vermählt  war, 
ausserdem  aber  einen  unmündigen  Sohn  Johann  VII.  Daher 
nahm  sofort  Wenzel  III.  v.  D.,  der  Sohn  des  oben  behandelten 
Wenzel  II.,  ^den  Grafenstein  ein^,  d.  h.  er  bemächtigte  sich,  als 
naher  Agnat,  des  in  den  damaligen  Kriegszeiten  eines  klüftigen 
Schutzes  bedürftigen  Familienbesitzthums,  um  dasselbe  für  den  noch 
unmündigen  Erben  zu  verwalten.  Wahrscheinlich  aber  beanspruchte 
nun  auch  sein  Onkel,  der  in  Schlesien  lebende  Bernhard  v.  D.,  zu 
gleichem  Zwecke  mindestens  die  Burg  Falkenberg;  wenigstens  er- 
scheint er  seitdem  als  Inhaber  derselben. 

Dieser  Wenzel  III.  hatte  von  seinem  Vater,  Wenzel  II.,  die 
Güter  Trattlau  und  Rohnau  mit  Zubehör  geerbt.  Letzteres  verkaufte  er 
4419  an  Heinrich  v.  Kyaw  auf  Beibersdorf;  dafür  erwarb  er  4424 


160  IL  Abtheilung. 

von  Hans  v.  Hoberg  die  eine  und  um  4434  von  Heinrich  v.  Gersdorff 
die  andere  Hälfte  von  Radmeritz,  Auch  Hömitz  (W.  bei  Zittau)  be- 
sass  er  (U20)  auf  kurze  Zeit.  Kaum  hatte  er  1428  den  Grafenstein 
eingenommen ,  so  lagerte  sich  ein  hussitischer  Heerhaufen  abermals 
auf  Grafensteiner  Gebiet.  Wie  es  scheint,  wollte  Herr  Wentsch 
seinen  Frieden  mit  den  Hussiten  machen;  daher  gab  er  4429  dem 
Hussiten  Nie.  Keuschberg  die  eine  Schwester  des  verstorbenen  Hein- 
rich VII.  V.  D.  zur  Frau  und  das  Städtchen  Kratzau  als  Mitgift.  Allein 
sofort  verschanzte  sieh  Keuschberg  in  seinem  Kratzau  und  bemäch- 
tigte sich  4434  des  Grafensteins  selbst.  Von  hier  aus  unternahm  er 
unaufhörlich  Raubzüge  in  die  Nachbarschaft,  bis  er  endlich  4  435  von 
Siegsmund  v.  Wartemberg  auf  dem  Grafenstein  gefangen  und  in  ein 
Wartembergsches  Schloss  gesetzt  ward. 

Alsbald  aber  erhob  der  inzwischen  herangewachsene  Johann  VII. 
V.  D.,  der  Sohn  Heinrichs  VII.,  „der  rechte  Erbe'^,  Ansprach  auf  den 
Grafenstein,  als  auf  sein  väterliches  Erbe  und  Eigenthum.  Endlich 
kam  er  mit  Siegsmund  v.  Wartemberg  Uberein,  denselben  gemein- 
schaftlich zu  verkaufen  und  zwar  an  Hlawatsch  Burggrafen  v.  Dohna, 
dessen  Abstammung  wir  leider  nicht  mit  Gewissheit  anzugeben  ver- 
mögen ;  vielleicht  war  er  ein  Sohn  Bernhards.  So  ward  denn  Hla- 
watsch 4437  mit  dem  Grafenstein  belehnt.  Allein  schon  4439  ver- 
tauschte dieser  ihn  wieder  an  (seinen  Cousin]  Wenzel  III.  v.  D. 

Dieser  hatte  inzwischen  Händel  aller  Art ,  mit  Stadt  und  Mann- 
schaft von  Schweidnitz  (4429),  mit  dem  Kloster  Marienstem,  mit 
Gotsche  Schaff  auf  Greifenstein  (4429),  mit  Ulrich  v.  Biberstein  auf 
Friedland;  endlich  auch  mit  der  Stadt  Görlitz  (4434)  gehabt.  Um  in 
diesen  Fehden  nicht  das  ihm  allein  noch  verbliebene  Radmerüz  zu 
verlieren,  hatte  er  dasselbe  an  seinen  Schwager,  Hans  v.  Polenz,  den 
Gemahl  seiner  Schwester  Margarethe,  damals  Landvoigt  der  Nie(}er- 
laüsitz,  abgetreten  (4432),  nennt  sich  aber  4434.  wieder  „Herr  zu 
Radmeritz^.  Von  diesem  seinem  Schwager  hatte  er  (vor  4438}  dessen 
Gut  Königsbrück  erworben  und  trat  nun  4439  Königsbrück  an  Hla- 
watsch V.  D.  ab,  wofür  er  von  diesem  den  Grafenstein  erhielt.  Zu- 
gleich ward  festgesetzt,  dass  zwischen  Beiden  und  ihren  Nach- 
kommen ErbverbrUderung  und  Gesammthand  bestehen  solle.  So  ward 
Wentsch  III.  der  Stammvater  der  späteren  Burggrafen  v.  Dohna  auf 
Grafenstein,  Hlawatsch  Stammvater  der  Burggrafen  v.  Dohna  auf 
Königsbrück,  die  wir  später  *  besonders  behandeln.  Wohin  sich 
Johann  VII.  v.  D.  ^der  rechte  Erbe^  des  Grafensteins  gewendet, 
wissen  wir  nicht. 


26.  Die  Bmggrifim  Y.  Dohna.  101 

ObgMch  jetit  tum  zweiten  Male  Hod  zwar  nun  in  den  recht- 
mässigen Besitz  des  Grafensteins  gelangt,  hatte  Wentsch  III.  doch 
bis  zu  seinem  Tede  (4470)  unaufhörliche  Händel  mit  fast  allen  seinen 
Nachbarn ,  so  mit  Gl^rlitz  und  den  Übrigen  Sechsstädten  w^gen  eines 
Strassenraubes ,  den  sein  Schwiegersohn  Albrecht  v.  der  Duba  auf 
ToUenstein,  Gemahl  seiner  Tochter  Anna,  verübt  hatte ,  bald  auch 
mit  den  Herren  v.  Biberstein  auf  Friedland,  denen  er  den  Hammer- 
stein wegnahm  und  zerstörte.  4448  belagerten  die  Oberlausitzer, 
verbündet  mit  Gotsche  Schaff  von  Greifenstein,  den  Grafenstein  selbst 
und  nahmen  denselben  bei  einer  zweiten  Belagerung  1450  sogar  ein, 
liessen  ihn  aber  dem  bisherigen  Besitzer.  4  454  hatte  Wentsch  mit 
seinem  Veter  Hlawatsch  v.  D.  einen  Rechtsstreit  zu  Prag  und  4459 
einen  andern  mit  den  Gebrüdem  v.  Gersdorff  auf  Tauehritz  wegen 
Bauern  au  Retidnüs.    Zuletzt  haben  wir  ihn  4470  vorgefunden. 

Wentach  III.  hinterliess  von  seiner  Gemahlin  Elisabeth,  die 
4443  in  der  KJosterkirche  zu  Zittau  begraben  ward,  ausser  der  4449 
verstorbenen  und  ebendaselbst  beigesetzten  Tochter  Anna,  der  Ge» 
mahlin  Albrechts  v.  der  Duba,  zwei  Söhne  Johann  VI.  und  Nico- 
lausl.,  die  nun  sowohl  die  b(riimische  Herrschaft  Grafenstein,  als 
die  Oberlauaitzer  Güter  Radmeritz  mit  den  Pertinenzorten  Nieda  und 
Antheil  an  Beudnitz  erbten.  Radmeritz  wurde  von  einem  Hauptmann 
verwaltet,  während  mindestens  Johann  VI.  auf  dem  ftrafei^tein  zu 
residiren  pflegte.  Wegen  Radmeritz  geriethen  die  Burggrafen  v.  D. 
in  viele  Händel  mit  der  Stadt  Görlitz.  Für  dieses  Gut  und  seine  Per- 
tinenzstflcke  hatte  nämlich  Wenzel  Hl.  v.  D.  von  König  Ladialaus  von 
Bohnen  —  wahrscheinlich  mittels  des  Lehnbriefes  von  4454,  dessen 
Wortlaut  wir  leider  nicht  kennen  —  die  Rechte  einer  „freien  Herr* 
Schaft^,  also  auch  die  Befugniss,  daselbst  die  Obergerichtsbarkeit  zu 
üb^,  erwirkt,  während  die  Ausübung  der  Obergeriohtsbarkeit  im 
ganzen  Weichbild  Görlitz  ausschliesslich  dem  königlichen  Gerichte 
in  dieser  Stadt  zukam.  So  lange  die  Oberiauaitz  unter  demselben 
Landeaberm  stand ,  wie  das  Königreich  Böhmen ,  hatte  sich  Görlitz 
jedenfalls  in -diese  unbequeme  Exemption  der  Herrschaft  Radmeritz 
fügen  müssen;  seitdem  aber  der  Olmtttzer  Friede  (4479)  die  Ober- 
iauaitz an  König  Mathias  von  Ungarn  gebracht  hatte,  scheixkt  man  jene 
Vorrediie  in  Göiiitz  nicht  mehr  respektirt  zu  haben.  So  citirte  denn 
dae  Gdrliicer  Gericht  Richter,  Schoppen,  ja  ganze  Gemeinde  Radr* 
meritz  nebst  dem  dasigen  Defana'schen  Hauptma&n  wiederhelt  nach 
GörlÜB,  ächtete  sie,  wenn  sie  niohit  erschienen,  ja  liewt  sogar  (4 4M) 
den  in  Radmeritz  neu  errichteten  Galgen  einfach  umbaucB,  bis  end- 

K  B  0  tli « ,  0«ieb.  d.  0l>«rl.  Adeli.  1 1 


162  ^*  Abtheilimg. 

lieh  Nicolaus  I.  v.  D.  auf  jene  Obergerichlsbarkeit  zu  verzichten  ver- 
sprach. 

Bereits  oben  (S.  23)  haben  wir  erwähnt,  wie  4487  König  Wladis- 

\     laus  die  Herrschaft  Hammerstein  und  die  sttmmtlichen  im  Zittauer 

I     Weichbild    gelegenen    zu   Friedland   gehörigen  Güter  den  Herren 

V.  Biberstein,  als  verschwiegene  und  verfallene  Lehen  absprach  und 

dem  Burggrafen  Johann  v.  D.  auf  Grafenstein  zu  Lehn  reichte,  dass 

aber  diese  Güter  nach  wie  vor  als  im  Besitze  der  Herren  v.  Biberstein 

erscheinen. 

Seit  Johanns  VI.  kinderlosem  Tode  (U94)  war  Nicolaus  alleiniger 
Inhaber  der  Familiengüter  geworden.  Dennoch  zeigten  sich  immer 
deutlicher  die  Spuren  zunehmender  Verarmung.  4495  verkaufte  er 
das  von  seinem  Vater  erworbene  halbe  Dorf  Schönfeld  (0.  b.  Ostritz) 
an  Adam  v.  Kyaw  auf  Berthelsdorf,  4  497  das  Gollaturrecht  über  die 
4  475  von  Nieda  abgetrennte  Kirche  zu  Leuba  (N.  b.  Ostritz)  an  das 
Kloster  Marienthal,  desgl.  Wiesen  und  Zinsen  zu  RadmeiHtz  und 
Reudnüz, 

Er  hinterliess  seine  Güter  4542  seinem  einzigen  Sohne  Nico- 
laus IL,  der  4549  auch  Radmeräz  mit  allem  Zubehör  um  8000  Schock 
Meissnisch  an  den  Görlitzer  Bürger  Bernhard  Bemdt  verkaufte.  Auf 
seinen  Grafensteiner  Gütern  führte  er  ein  strenges,  aber  segens- 
reiches Regiment.  Er  starb  4540  56  Jahre  alt  und  ward  zu  Grottau 
begraben. 

Er  hatte  mit  seiner  Gemahlin  Ludmilla  v.  Lescowec  sechs 
Söhne  und  neun  Töchter  erzeugt,  nämlich  Albrecht  IL,  Johann  VIII. . 
Jaroslaus  IL,  Wenzel  V.,  Friedrich  III.  und  Christoph, 
Ludmilla  vermählt  mit  Christoph  v.  Jahndorf,  Margarethe  ver- 
heirathet  mit  Felix  v.  Ronow,  Brigitta,  Veronica,  Elisabeth, 
Anna,  Salomena,  Jutta  und  Justine.  Jeder  Sohn  erhielt  eine 
Ortschaft  der  Herrschaft  Grafenstein  als  besonderen  Rittersitz,  Al- 
brecht IL,  als  ältester  Sohn,  den  Grafenstein  selbst,  verkaufte  ihn 
jedoch  Schulden  halber  4562  um  300,000  fl.  an  Dr.  Mehl  v.  Ströhlitz. 
Er  hinterliess  drei  Söhne  Karl,  Wolfgang,  Rudolph  und  eine 
Tochter  Elisabeth,  welche  in  zweiter  Ehe  den  Freiherm  Hoffknann 
v.  Grünenpühl  heirathete.  Letzterer  kaufte  4  586  von  Dr.  Mehl  den 
Grafenstein,  so  dass  derselbe  jetzt  wieder  in  den  Besitz  wenigstens 
eines  weiblichen  Sprosses  aus  dem  Hause  Dohna  gelangte.  Die  Brüder 
dieser  Elisabeth  Hoffmann  v.  Grünenpühl  starben  sttmmtlich  kinder* 
los.  Mit  Karl  erlosch  4  609  der  Mannsstamm  der  Burggrafen  v.  Dohna 
auf  Grafenstein. 


26.  Die  Burggrafen  y.  Dohna.  163 

S.    Die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Königsbrttck^}. 

Wie  oben  (S.  460)  dargestellt,  erlangte  U39  HIa watsch  Burg- 
graf v.  Dohna,  vermuthlich  ein  Sohn  Bernhards,  von  seinem  Vetter 
Wenzel  III.  v.'D.  durch  Tausch  das  Städtchen  Königsbrückj  zu  wel- 
chem zwei  mehr  oder  minder  einträgliche  Zölle  gehörten,  von  denen 
der  eine  in  Königsbrttck  selbst  von  allen  durchgehenden  Handels- 
waaren ,  der  andere  aber  in  (Neustadt-]  Dresden  für  sicheres  Geleit 
durch  die  Dresdner  Heide  erhoben  wurde.  Hierzu  erwarben  Hla- 
watsch  und  seine  Nachkommen  nach  und  nach  eine  solche  Menge  von 
Ortschaften  hinzu,  dass  ihr  Gtttercomplex  endlich  zu  einer  Herrschaft 
{Standesherrschaftj  erklärt  werden  konnte. 

So  kauften  nach  Hlawatsch'sTode  (vor  U65)  seine  Söhne  Hans, 
Nickel  und  Martin,  „ungesonderte  Brüder  v.  D.'^;  1481  von  den 
Erben  Dietrichs  v.  Lüttichau  die  Dörfer  (halb)  Schmorkau  und  Antheil 
an  Weissbcichf  Neukirch,  Rohrbach,  1488  auch  den  Anfall  der  anderen 
(bischöflich  meissnischen)  Hälfte  von  Schmorkau,  1488  von  Ewald 
Tschier  das  Dorf  GoUchdorf,  1489  die  Lehnsherrlichkeit  über  das 
der  Pfarrkirche  zu  Königsbrttck  zustehende  Quoosdorfy  1491  von 
Christoph  Herrn  v.  Kamenz  die  Lehnsherrlichkeit  ttber  Rohrbach  und 
Lückersdorf.  —  Nach  Hansens  kinderlosem  Tode  erwarben  die  über- 
lebenden Brüder  1498  von  Jak.  v.  Ponikau  noch  Otterschütz  und  nach 
Nickels  ebenfalls  kinderlosem  Tode  Martin  allein  1508  von  demselben 
Jak.  V.  Ponikau  Antheil  von  Krakau  und  mehrere  Waldungen,  des- 
gleichen, wir  wissen  nicht  wann  und  von  wem,  die  Hälfte  von 
Zietsch  (und  die  westlich  von  Königsbrttck  im  Meissnischen  gelegenen 
Dörfer  Bohra^  Stenz  und  Glauschnitz)  hinzu. 

Martin  hinterliess  (vor  1526]  zwei  Söhne  Johann  und  Chri- 
stoph (und  mindestens  zwei  Töchter  Ursula  und  Anna),  welche 
von  Gangloff  v.  Lttttichau  einen  zweiten  Antheil  von  Weissbach  und 
die  andere  Hälfte  von  Zietsch,  desgleichen  1540  von  Melch.  v.  Puster 
Oberbuüeritz ,  1541  von  den  Gebr.  v.  Knobloch  die  Hälfte  von 
Schweppnit% ,  4547  von  den  Gebr.  v.  Grttnrode  Rohnau  erwarben. 
Ebenso  gelang  es  ihnen  auf  Grund  der  1454  mit  den  Burggrafen  von 
Ddina  auf  Grafenstein  geschlossenen  Erbverbrttderung  undGesammt- 
hand,  die  von  Letzteren  nicht  gebtthrend  beobachtet  worden  war,  (vor 
1540)  mittels  Prozesses  die  Lehnsherrlichkeit  ttber  das  frtther  zu 
Grafenstein  gehörige  Ruppersdorf  zu  erlangen. 

Um  1 547  starb  der  ältere  Bruder  Johann  ohne  eheliche  Kinder 


^  Antführlieher  too  uns  dargestellt  im  Ltus.  Mag.*1864.  5  flg. 


164  IL  Abtbeiltti«. 

zu  hioterlassen.  Der  gesammte  nach  und  nach  mit  Königsbrttck  ver- 
einigte Gütercomplex  fiel  daher  jetzt  an  den  zweiten  Bruder  Chri- 
stoph V.  D.  Derselbe  war,  obwohl  Protestant,  ein  erktttrler  Gegner 
der  Sechsstadte  und  trug  bei  Gelegenheit  des  P^nfells  (1547)  nicht 
wenig  zu  den  strengen,  von  Kaiser  Ferdinand  über  dieselben  ver- 
hängten Strafen  bei.  Vielleicht  eben  wegen  dieses  seines  schroff 
aristokratischen  Gebahrens  ernannte  ihn  4  549  der  K(^ig  zum  Land- 
voigt der  Oberlausitz.  Durfte  es  auch  anfangs  der  Ritterschaft  des 
ganzen  Landes  schmeicheln;  dass  zu  diesem  obersten  landesherr- 
lichen Beamten,  zum  Stellvertreter  des  Landesherm  selbst,  jetzt, 
was  seit  Jahrhunderten  nicht  mehr  geschehen  war,  Einer  aus  ihrer 
eignen  Mitte  berufen  ward,  so  hatte  doch  gar  bald  grade  die  Ritter- 
schaft über  des  neuen  Landvoigtes  Sportelsucht,  Willktlrlichkeit,  Ge- 
waltthätigkeit,  Grausamkeit  und  offene  Rechtsverletzung  zu  klagen. 
Sie  vereinigte  sich  daher  (1555)  mit  den  Sechsstädten  zu  einer  ge- 
meinschaftlichen, in  408  Artikeln  zusammengefassten  Beschwerde 
über  denselben  bei  dem  Landesherm  selbst.  Noch  ehe  die  deshalb 
nach  Budissin  entsendete  königliche  Specialcommission  (1559)  ihren 
Bericht  nebst  den  umfangreichen  Akten  dem  K(mig  zur  Entscheidung 
hatte  vorlegen  können,  ward  Christoph  v.  D.  1560  plötzlich  in  der 
Kirche  zu  Budissin  tödtiich  vom  Schlage  gerührt. 

Da.  er  kinderlos  war  und  die  Erbverbrüderung  mit  den  Burg- 
grafen V.  Dohna  auf  Grafenstein  (wahrscheinlich  wegen  unterlassner 
Erneuerung  der  Gesammtbelehung)  für  erloschen  galt,  so  fiel  Königs- 
brück  nebst  Zubehör,  als  apert  gewordenes  Lehn,  an  die  Krone.     In 
dem  unter  Landvoigt  Christoph  v.  D.  1551   zu  Stande   gßbrachten  ^ 
^Musterregister*^  erscheint  Königsbrück  zum  ersten  Ibl  als  Herr- 
schaft bezeichnet.     Und  so  verkaufte  denn  156S  Könige  Ferdinand 
^seine  Herrschaft  Königsbrück^  um  40000  Thlr.  an  den  Burggrafen 
Caspar  V.  Dohna  auf  Straupitz  in  der  Niederlausito,  über  dessen 
Abstammimg  wir  leider  keine  sichere  Auskunft  zu  geben  vermögen. 
Tiefverschuldet,  sudite  derselbe  vergeblieh  durch  höhere  Tarife  für 
die  beiden  ihm  zustehenden  Zölle ,  zu  Königsbrück  und  zu  Dresden, 
seine  Revenuen  zu  erhöhen ;   vergeMich  wendete  er  sich  wiederholt 
in  seinen  Geldverlegenheiten  an  Kurfttrst  August  von  Sachsen  mit  der 
Bitte  um  Gelddarlehne;   schon  4579  sah  er  sich  genöthigt,  Königs* 
brück  wieder  zu  veräussem  und  zwar  an  seinen  Schwager  Christoph 
V.  Schellendorf.  —  Sehen  4597  aber  erwarb  Wilhelm  v.  D.,  4wr 
Sohn  jenes  Caspar,  vom  Kaiser  die  an  denselben  heimgefefleDe  Herr- 
schaft Muskau. 


27.  Die  T.  DcHnspftch.  165 

27,   Die  T.  Domspach 

wareo  eine  mttltfische  Familie,  welche  im  45.  Jahrhundert  von  Kaiser 
Friddrieh  IIL  ^^egen  Tapferkeit  im  Felde^  adllcbes  Wappen  und 
Kleinod  (drei  Löwenkilpfe  im  Schilde  und  einen  Dornstraucb  zwischen 
zwei  Adlerflügeba  auf  dem  Helme)  erhalten  hatte.  Nur  ein  Dorn- 
spadbi  ist  in  der  Oberlausitz  ansässig  gewesen,  hat  aber  fast  ein  halbes 
Jahrhundert  hindurch  sich  um  die  Stadt  Zittau  so  bedeutende  Ver» 
dienste  erworben,  dass  eine  ausführlichere  Darstellung  seines  Lebens 
gerechtfertigt  erscheint  ^j . 

Nico  lau  8  Y.  D.  wurde  4516  in  Mlhrisch-Tribau  als  der  Sohn 
des  dasigen  Rathsherm  NicoL  t.  D.  geboren.  Erst  15  Jahr  alt,  be- 
zog er  die  Universität  Wittenberg,  wo  er  nicht  sowohl  einem  be- 
stimmten FadiBtudium  oblag ,  als  sidi  eine  allgemein  Wissenschaft^ 
liehe  BiiduBg  aneignete.  1536  empfahl  ihn  einer  seiner  Studien- 
freunde,  der  inzwischen  Rektor  der  lateinischen  Schule  zu  Zittau  ge* 
worden  war,  dem  dasigen  Rathe  für  die  Stelle  eines  collaborator 
soperior,  d.  h.  G>nrektor.  So  trat  denn  der  erst  SOjährige  Dr.  ph. 
und  Magister  der  freien  Künste  sein  Schulamt  in  Zittau  an.  154S 
ward  er  in  den  Rath  angenommen,  behielt  aber  seine  pädagogische 
Thätigkeit  bei,  bis  er  4546  znm  Stadtschreiber  emaimt  wurde.  Als 
solcher  musste  bei  Gelegenheit  des  Pto&Us  auch  er  den  schweren  Weg 
nach  Prag  antreten,  um  dort  als  Geissei  in  Haft  zu  bleiben,  bis  alle 
von  dem  erzürnten  König  Ferdinand  den  Oberlausitzer  Sechsstädten 
auferlegten  Strafartikel  pünktlich  erfüllt  worden  waren.  Die  zur 
Durchführung  derselben  vom  König  eingesetzte  Gommission  ernannte 
ihn  4548  zum  'Zweiten  Bürgermeister  von  Zittau.  Von  da  an  bis  sni 
seinem  Tode  hat  er,  anfangs  im  Verein  mit  GoUegen  von  gleicher 
Tüchtig\eii  und  Energie,  später  allein,  das  städtische  Wesen  gelenkt 
und  geleitet  und'der  Stadt  trotz  der  erlittenen  ungeheueren  Verluste 
wieder  zu  dem  alten  Glanz  und  Wohlstand  verholfen.  Zuerst  galt 
es,  die  an  den  Fiskus  verfallenen  Privilegien  und  Landgüter  nach  und 
nach  wieder  einzulösen,  später  neue  bedeutende  Gütercomplexe,  wie 
den  der  Johanniter-Commende  und  den  der  Gölestiner  auf  dem  CybiUi 
hinzu  zu  erwerben.  Nächstdem  widmete  er  den  kirchlichen  Ange- 
legenheiten seine  Tlitttigkeit^  von  der  die  4564  .eäassene  Kirchenord- 
nung für  Zittau  ein  sprechendes  Zeugniss  giebt.  Auf  vielen  Stadt* 
dürfem  musste  erst  ein  protestantisches  Kirchenwes^a  gegründet» 


27.  «)  Ntcb  Hftnpt,  Nicol.  ▼.  Dornvpach.  Zittau  1848. 


166  II.  Abiheilimg. 

mussten  Pfarrhäuser  erbaut,  Glocken  gegossen  werden.  Nicht  minder 
erfuhr  das  Armen-  und  Polizeiwesen  der  Stadt  durch  ihn  eine  durch- 
greifende Regelung.  Gegen  Ende  seines  Lebens  war  br  auf  die  Er- 
hebung der  bisherigen  lateinischen  Schule  zu  einem  wirklichen 
Gymnasium  eifrig  bedacht.  Hat  er  auch  dessen  Einweihung  nicht 
mehr  erlebt,  so  ist  dasselbe  doch  ganz  eigentlich  sein  Werk. 

Schon  1 539  hatte  er,  23  Jahre  alt,  die  1 6  Jahre  ältere  Wittwe  des 
Zittauer  Bürgermeister  Lankisch  geheirathet  und  hierdurch  einen 
stattlichen  Bierhof,  den  er  sich  später  in  eitler,  prunksttchtiger  Weise 
umbaute  9  und  ein  ansehnliches  Vermögen  erlangt.  Infolge  viel- 
fachen personlichen  Verkehrs  mit  König  Ferdinand  wurde  er  auch 
zum  kaiserlichen  Rath  ernannt  und  Hess  sich  1559  vom  Kaiser  seinen 
Adel  erneuern  und  sein  Wappen  verbessern  (statt  drei  Löwen  im 
Schilde  deren  sechs,  und  statt  des  Domstrauchs  zwischen  den  Adler- 
flügeln auf  dem  Helme  einen  ganzen  Löwen) . ,  Er  hatte  schon  vor 
1559  das  frühere  Stadtgut  Grossporitsck  (SO.  bei  Zittau)  erkauft  und 
erwirkte  in  diesem  Jahre  vom  Kaiser  das  Privilegium ,  dass  er  und 
seine  männlichen  Leibeslehnserben  sich  y,ais  die  von  Domspach  zu  Po- 
ritsch  nennen  und  schreiben  dürften,^  ein  Privilegium,  das  ihm  1578 
aufs  neue  bestätigt  ward.  Hierdurch  löste  er  allerdings  zum  Nachtheil 
der  Stadt  dies  Gut  aus  der  bisherigen  Stadtmitleidenheit.  1566  nahm 
er  an  dem  von  Kaiser  Maximilian  II.  geleiteten  Feldzuge  gegen  die 
Türken ,  zu  welchem  auch  der  Oberlausitzer  Adel  sein  Contingent  zu 
stellen  hatte,  persönlichen  An theil.  1571  Wittwer  geworden,  heirathete 
er  alsbald  die  Tochter  des  Görlitzer  Bürgermeisters  Onophrius  Schnitter 
und  geleitete  seine  junge  Frau  mit  gewaltigem  Pomp  in  die  neue  Hei- 
math. Auch  sie  gebar  ihm  ebensowenig,  wie  seine  erste  Frau,  Kinder; 
1 580  starb  er  an  dem  damals  in  Zittau  grassirenden  Keuchhusten  und 
.  ward  unter  grossem  Gepränge  bei  Fackellicht  in  der  Hauptkirche  zu 
St.  Johannis  bestattet.  Sein  Steinbild,  das  ihn  in  ritterlicher  Tracht 
darstellt,  wurde  1838  an  der  Wand  des  Gymnasiums  wieder  aufge- 
richtet. —  Ein  weitläufiger  Verwandter  von  ihm,  der  Dr.  jur.  J  ohann 
V.  Dornspach,  der  kurz  vor  Nicolaus  Tode  nach  Zittau  gekommen 
war,  starb  daselbst  1586,  ebenfalls  kinderlos. 

28.  Die  Herren  y.  der  Dnba 

gehörten  zu  den  ältesten  und  berühmtesten  Herren  geschlechtem  des 
Königreichs  Böhmen  und  hatten  längs  der  Oberlausitzer  Grenze  von 
der  Neisse  bis  an  die  Elbe  ausgebreitete  Besitzungen  inne.  So  gehörte 
ihnen  die  Herrschaft  Grafenskin  (nicht  aber  Friedland) ,  welche  ihnen 


28.  Die  Herren  r.  der  Duba.  167 

jedoch  Mitte  des  43.  Jahrhunderts  von  König  Ottokar  II.  genommen 
wurde,  desgleichen  die  Herrschaft  Tollenstein.  Wir  verzeichnen  im 
Folgenden  nur  diejenigen  Duba,  die  in  der  Oberlausitz  selbst  ansässig 
gewesen  oder  oberste  Landesbeamte  gewesen  sind. 

Im  J.  4369  sendete  Kaiser  Karl  IV.  Herrn  Ben  es  v.  d.  Duba, 
damals  auf  Lobositz  gesessen,  als  Landvoigt  in  die  Oberlausitz.  Der- 
selbe ward  1376  bei  Gründung  des  Herzogthums  Görlitz  für  Herzog 
Johann,  den  jüngsten  Sohn  des  Kaisers,  Hofmeister  des  jungen  Prinzen 
und  lebte  von  da  an  meist  mit  demselben  theils  zu  Prag,  theils  auf 
Reisen.  Darunter  mochte  wohl  die  Verwaltung  der  Landvoigtei  lei- 
den, so  dass  ihn  endlich  die  Bürger  von  Budissin  bei  König  Wenzel 
verklagten  und  seine  Amtsniederlegung  (4389)  erwirkten.  Seit  138S 
war  er  auch  Grossgrundbesitzer  im  Lande,  indem  er  die  Herrschaft 
Hoyersfoerde  um  4000  Schock  von  König  Wenzel  erworben  hatte  ^}., 

Er  hatte  drei  Söhne  Benes,  Heinrich  und  Jone,  welcher 
Letztere  4384  vor  dem  Vater  starb  und  zu  Görlitz  begraben  liegt  3). 
Der  Vater  Hess  zuerst  (4404}  Heinrich,  dann  (4405)  auch  seinen  zweiten 
Sohn  Benes,  damals  auf  Kostenblatt  in  Böhmen  gesessen,  mit  Hoyers- 
werde  belehnen  und  muss  bald  darauf  gestorben  sein.  Seitdem  übte 
bis  4444  der  älteste  Sohn  Heinrich  die  erbherrschaftlichen  Rechte  in 
Hoyerswerde.  Mitbesitzer  desselben  war  seines  Bruders  Benes  Sohn, 
Heinrich  (böfimisch  Gindersich)  genannt  Dupczky,  4437  zu 
Mühlstein  in  Böhmen  gesessen.  An  diesen  ging  nach  seines  Onkels 
Heinrich  Tode  4444  der  alleinige  Besitz  von  Hoyerswerde  über.  Er 
verkaufte  es  aber  einige  Jahre  sp&ter  an  Wilhelm  Herrn  v.  Schön- 
barg. 

Fast  gleichzeitig  mit  Benes  dem  älteren  v.  d.  D.  wurde  auch  ein 
anderer  Spross  der  Familie  auf  kurze  Zeit  Grundbesitzer  in  der  Ober- 
lausitz. Seit  etwa  4390  besass  Herr  Anshelm  v.  Ronow  Burg  und 
Herrschaft  Rohnau  (bei  Hirschfelde),  verkaufte  sie  aber,  als  er  (4395) 
bei  König  Wenzel  in  Ungnade  gefallen  war,  um  250  Seh.  Gr.  an 
Heinke  Berka  V.  der  Duba,  Herrn  auf  Hohnstein  bei  Stolpen,  da- 
mals Landvoigt  der  Niederlausitz,  und  dessen  Brudersohn  Heinke 
Berka,  Hlawatsch  v.  derDuba^).  Die  neuen  Besitzer  von  Rohnau 
standen  in  den  eben  ausgebrochenen  Streitigkeiten  zwischen  König 
Wenzel  und  seinem  Vetter  Jobst  von  Mtthren  auf  Seite  des  Letzteren 


28.  ^')J>MB  Folgende  aüsführlieher  in  t.  Web  er 's  Archiv  f.  d.  siclis.  Qesch.  X« 
240.  Knothe,  „Qtttih.  der  Hemchaft  Hoyerswerde^.  <).  N.  Script,  rer.  Ins.  I. 
320.        ^  Laos.  Lag.  1869.  77. 


ieg  n.  Abtheilimg. 

und  Hessen  mun  auch  voo  ihrer  Burg  Robnau  aus  die  AohÜDger  des 
Königs  nach  Kräften  schadigen.  So  ward  Rohnau  seit  etwa  4396  eine 
Raubburg  und  als  solche  1399  von  den  Secbsstildten  zerstört. 

Dennoch  ward  der  eben  genannte  fieinke  Hlawatsch  v.  d.  Ihiba, 
Herr  auf  Leipa,  später  (U10 — 30)  Landvoagt  d^  Oberlausits.  Allein 
auch  über  ihn  wurden  bald  soviele  Klagen  von  den  Ständen  erhoben, 
dass  er  endlich  abdanken  muaste. 

Einen  dritten  Landvoigt  aus  derselben  Familie  erhielt  die  Ober* 
lausitE  4527  in  Zdisiaus  Berka  v.  d.  D.,  HerrQ  auf  Leipa  und 
Reichstadt.  Derselbe  war  zugleich  oberster  Landrichter  des  König» 
reiohs  Böhmen  und  zog,  als  er  154S  auch  Hofmeister  der  königlichen 
Prinzen  ward,  ganz  nach  Prag.  Infolge  dessen  blieb  die  Verwaltung 
der  landvoigteilichen  Geschäfte  lediglich  dem  Amfshauptmann  zu  Bu- 
dissin,  damals  Dr.  Ulrich  v.  Nostitz,  überlassen.  Auch  während  des 
Pönfalls  (4547)  Hess  sich  der  Landvoigt  ganz  von  Nostitz  leiten  und 
legte  4549  sein  Amt  nieder. 

29.   IHe  Y.  Ekerliardt 

waren  ursprünglich  eine  Görlitzer  Bürgerfamilie  und  nichts  weniger, 
als  adlich.  Erst  ^eit  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  legten  sich  nach 
einander  alle  drei  Linien,  in  welche  sich  die  Familie  inzwisdien  ge- 
theilt  hatte,  das  von  des  Adels  bei,  ohne  dass  von  einer  wirklichen 
Nobilitirung  etwas  bekannt  wäre. 

Den  Görlitzer  Gerichtsbttohem  zufolge  hatte  vor  4352  ein 
Heintze  Eberhard  Zins  in  den  Dörfern  Schlauroth,  Nidcadarf  und 
HcUbendoif  (sämmtlich  unweit  Görlitz}  erkauft,  vom  König  zu  Lehn 
erhalten,  acht  Jahr  besessen  und  sie  dann  wieder  verkauft.  4362 
war  ein  Nicze  Eb.  zu  Görlitz  gestorben,  worauf  sich  seine  Wittwe 
Katharina  mit  ihren  Kindern  und  ihrem  Eidam  ^Kirstan  Bisch- 
dorf^  (d.  h.  Kirstan  v.  Gersdorff  au£  Bischdorf)  auseinandersetzte. 
Obgleich  gegen  Ende  des  44.  Jahr^yunderts  noch  sehr  viele  Eber- 
hardt  als  Bürger,  z.  Th.  auch  als  Rathsherren  von  Görlitz  erwähnt 
werden,  verweilen  vdr  nur  bei  Bartholomäus  Eb.,  der  4406  und 
4424  Bürgermeister  seiner  Vaterstadt  war  und  der  Stammvater  der 
nachmaligen  Familie  von  Eb.  gewesen  sein  dürfte.  Er^)  nämlich 
besass  (4424)  sicher  das  Gut  Sehönbrunn  (SO.  von  Görlitz),  welches 
von  da  an  lange  Zeit  der  Familie  gehörte,  ausserdem  auch  Antheil 
\onLeschwitz.   Er  hinterliess  (um  4423)  vier  Söhne  Hans,  Heinze, 


29.  1)  Ürk.-Ven.  11.  7. 


29.  Di»  T.  Sberhardt.  169 

Wenzel  und  Michael ,  Ten  denen  die  drei  Letzteren  anfangs  unter 
Yeramndscbaft  Heinses  v.  ÖtfbsoMts  auf  Seliadewalde,  wie  es  sobei&t, 
ihres  Sehwagers^  standen  3).  Noch  4449  werden  Hans,  Wenzel  und 
Miehael  Eb.  als  eiaf  Schönbrunn  gesessen  erwähnt,  und  1463  >)  hatte 
Mi^ael  einen  Streit  mit  der  dasigen  Gemeinde ,  indem  er  Fischhalter 
auf  der  Dorfau  hallte  anlegen  wollen,  die  doch,  wie  die  Genchten  be* 
schworen,  GemeindetHft  war.  In  demselben  Jahre  verkaufte  sein 
Bruder  Wenzel  Eb.  an  einen  GOrlitzer  Bürger  Zins  auf  dem  Nieder« 
hofe  zu  Sdiönbrunn ,  auf  dem  Niederfaofe  zu  OherrudeUdorf ,  ferner 
zu  Nkkelsdorf^  und  Hatbendorf  ^) .  Wahrend  hierbei  Wenzel  als  zu 
Kuhna  (W.  bei  SchOnbrann)  gesessen  bezeichnet  wird,  kommt 
Michael  4486  als  zu  Küpper  (0.  von  Seidenberg)  und  4454  Hans 
Eb. ,  der  älteste  Bruder,  als  zu  BertheUdorf  (bei  Lauban,  in  Schlesien 
gelegen)  gesessen,  vor.  So  wurden  Hans  und  Michael  die  B^rttnder 
der  beiden  Linien  Berthelsdorf  und  Küpper,  zu  denen  sich  bald  nodi 
eine  dritte,  Taubenheim,  gesellte,  die  von  Wenzel  herrühren  dürfte. 

4.    Linie  Berthelsdorf. 

Auf  Hans  Eb.  zu  B.,  der  4454  Streit  wegen  einer  Mühle  daselbst 
mii  dem  Hathe  zu  Lauban  hatte,  folgte  sein  Sohn  Georg  Eb.,  der 
4  483  ebenfalls  mit  Lauban,  das  einen  Antheil  des  Dorfes  besass,  wegen 
der  Fischerei  im  Queiss  verglichen  werden  musste^).  Seine  Frau 
war  Barbara,  die  Schwester  Wolfs  v.  Nostitz  auf  UUersdorf;  ein 
anderer  Schwager  war  Christoph  von  Romberg  (Rumburg),  Haupt* 
mann  auf  dem  Toilenstein.  Wir  wissen  nicht,  ob  diese  adliche  Ver- 
wandtschaft darauf  Einfluss  übte,  dass  er  4  499,  wo  er  gemeinschaft* 
lieh  mit  anderen  Adlichen  eine  Gewährsbürgschaft  übernahm,  zuerst 
unter  allen  Gliedern  seiner  Familie  „George  von  Eberharth^  genannt 
ward.  4544  wird  seine  Frau  „Barbara  Ebertin^,  als  Wittwe  zu  Ber- 
thelsdorf bezeichnet*).  —  Jeden&Us  Georgs  Sohn  war  Hans  von 
Eberhard,  der  4  530  7)  wieder  miV  dem  Rathe  zu  Lauban  wegen  der 
Obergerichte  in  dem  gemeinsam  besessenen  Dorfe  BerUielsdorf  vor- 
gliohen  ward.  Dabei  wwden  als  seine  Sobne  Hans,  Michael  und 
Georg  V.  Eb.  erwtiint. 

2.    Linie  Küpper. 

Michael  Eb.,  seit  '4486  als  Erbherr  dieses  Dorfs  bezeichnet, 
erscheint  noch  4  491  als  Theidingsmann  zwischen  denen  v.  DObschitz 

<)  ^bend.  U.  20.        >)  Neumann,  Hagdeb.  'WeistMmer  61.       «)  Urk.-Verz. 
II.  96.  98.        ^  Ebend.  U.  72.  149.         «)  IH.  48«.  99.        ^  m.  140. 


170  n.  Abtheilang. 

auf  Schadewalde  uod  deoen  v.  lUechtrits  zu  Steinkireh^)«  Naeh  ihm 
sind  Anfang  des  1 6.  Jahrhunderts  nicht  weniger  als  drei  Eberhard! 
auf  Kttpper  gesessen,  die  wohl  seine  Söhne  sein  dürften.  So  erhielten 
die  ^Brttder^  Melchior  und  Caspar  zu  K.  1509  Gonsens  zu  einem 
Zinsverkauf;  so  baute  Hans  Eb.  zu  K.  und  Kundorf  (W.  bei  Kttpper) 
4504  das  Dach  der  Kirche  zu  Küpper,  erkaufte  4525*  den  vierten 
Theil  von  Heidersdorf  und  errichtete  1534  eine  Disposition  zwischen 
seinen  drei  Söhnen  und  seinen  Töchtern. 

Diese  Söhne  werden  Hans  der  jüngere  (4534),  Michael,  der 
4554  den  vierten  Theil  von  Heidersdorf  y  und  böhmisch  l/Z/er^dor/*, 
dies. als  Lehn  der  Freiherren  v.  Rädern,  besass,  wo  seine  Nachkom* 
men  noch  lange  lebten,  und  Georg  gewesen  sein,  der  4545  starb, 
worauf  seine  Söhne  „der  edle  und  ehrenfeste  Jifachim  von  Ebe  r- 
hard  und  sein  Bruder  George  mit  Küpper  und  Kundorf  belehnt 
wurden®).  Seitdem  führt  auch. diese  Linie  das  adliche  von  vor  dem 
Familiennamen.  Nach  dieses  Georg  kinderlosem  Tode  fiel  (4570) 
sein  Antheil  an  Küpper  an  den  Landesherm,  der  ihn  aber  an  Georgs 
Bruder  Joachim  verkaufte.  Letztrer  erwarb  4573  noch  einen  Antheil 
von  Kundorf.  Verheirathet  war  er  mit  Katharine  von  Noslitz.  4  598 
erhielt  sein  Sohn  Hans  v.  fib.  die  Lehn  über  Küpper,  Kundorf ^  An* 
theil  an  Gehe  und  Altseidenberg,  wozu  er  4608  nodi  Zwecka  und  Lofii* 
nitz  kaufte. 

Michaels  auf  Heidersdorf  Sohn,  Caspar  v.  E.,  erkaufte  458S  von 
seinem  Stiefsohn,  Hans  von  Salza,  einen  Antheil  von  Lichtenau  und 
lebte  noch  4589.  Seine  Frau  war  eine  gebome  v.  Gersdorff.  Sein 
Sohn  Benno  auf  Lichtenau  soll  4644  gestorben  sein  ^^)  • 

3.    Linie  Tauben^heim. 

Seit  4502  begegnet  uns  ein  Peter  Eberhard  als  Besitzer  von 
(halb)  Taubenheim,  der  4534  von  Eb.  genannt  wird  und  von  dem 
obenerwähnten  Wenzel  auf  Schönbrunn  abstammen  könnte.  Erhinter- 
liess  4533  eine  Wittwe  Katharine  und  sechs  Söhne  Caspar, 
Peter,  Nickel,  Christoph,  Joachim  und  Hans,  sowie  eine 
Tochter,  verheirathet  mit  dem  Schluckenauer  Bürger  Michael  Pohl. 
Diese  Brüder  kauften  4549  einen  Theil  von  Sohlend  von  Peter  v. 
Kopperitz.  Von  ihnen  Hess  Caspar  seinen  Antheil  an  Taubenheim 
den  übrigen  Brüdern  auf  und  heisst  4  565  „zu  Sohland^.    4  568  theilten 


8)  Carpzoy,   Ehient.  U.  268.        •)  L.  B.  IV.  43.        iO)  h,  G5rL    SebnU, 
Oberl.  Alterthfimer.  Mspt.  I.  36. 


30.  Die  ▼.  de?  Eil^e.  171 

sich  Peter  und  Christoph  so,  dass  Ersterer  Sobland,  Let^erer  Tauben- 
heim  erhielt.  Peter  hatte  einen  Sohn  Wenzel,  der  aber  kinderlos 
starb,  worauf  dessen  Antheil  an  Sohlend  an  den  Landesherra  fiel. 
Kaiser  Maximilian  II.  aber  verkaufte  1575  dies  Gut  an  Wenzels 
Onkel,  den  obengenannten  Christoph  v.  Eb.  auf  Taubenheim  um 
8200  Thlr.  Christoph  sdbst  hinterliess  4587  vier  Söhne  Nickel, 
Seifried,  Christoph  und  Caspar,  von  denen  Nickel  ein  Drittel 
von  Taubenheim,  Seifried  halb  Sohland  erhielt  und  Caspar,  der  erst 
1593  mündig  ward,  in  diesem  Jahre  mit  dem  Rittersitz  und  dem  „was 
er  von  seinem  Bruder  Christoph  ererbt^,  belehnt  wurde. 

Das  Wappen  der Oberlausitzer  Familie  v.  Eberhardt  zeigte  drei 
silberne  Mauerzinnen,  die  im  schwarzen  Schilde  nach  unten,  auf  dem 
Helme  aber  nach  obeti  gerichtet  sind. 

30.   Die  V.  der  Eibe, 

auch  V.  der  Ybaw,  Iba,  Yben,  Eiben  geschrieben,  nannten 
sich  nach  dem  jetzt  Eibau  heissenden  Dorfe  NW.  von  Zittau.  Nur  ein 
einziges  Brttderpaar,  Benedikt  und  Wenzel,  ist  es,  das  unter 
diesem  Namen  vorkommt,  und  es  ist  eigenthümlich  genug,  dass 
weder  vor,  noch  nachher  'die  Familie  je  erwähnt  wird.  Auch  ein 
Siegel  der  beiden  BrtLder  haben  wir  nicht  gefunden.  Ritterlichen 
Standes  aber  waren  dieselben,  was  die  ihnen  gelegentlich  beige- 
legten Prädikate  famosi,  oder  annigeri  erweisen.  Ihre  zahlreichen 
Besitzungen  scheinen  sie  gemeinschaftlich  inne  gehabt  zu  haben. 
Zwar  verkaufte  1412  nur  Benedikt  50  gl.  Zins  zu  Eibau  an  die  Johan- 
nitercommende  zu  Zittau ;  aber  zu  dem  Pfarramt  des  Dorfes  präsen- 
tirten  142S  und  1423  beide  Brüder  neue  Geistliche.  Ausser  Eibau 
gehörte  ihnen  itujoiper^dor/*,  und  Benedikt  heisst  seit  1419  meist  „zu 
Ruppersdorf  gesessen^,  femer  Leutersdarf  und  endlich  Seißennei^s- 
dorfy  womit  sie  schon  1405  —  dies  ihre  frühste  Erwähnung  —  von 
König  Wenzel  belehnt  wurden  ^) .  Infolge  dieses  Wohlstandes  waren 
sie,  besondef^  Benedikt,  sehr  gesuchte  Bürgen ;  so  1413  für  Hinko 
Berka  v.  d.  Duba,  Herrn  auf  Leipa  wegen  1000  Mark  Gr.;  so  1423 
für  seinen  Gutsnachbar  Hans  v.  Wamsdorf  auf  Hainewalde  bei  einem 
Zinsverkauf;  so  besiegelte  er  1420  den  zwischen  Wentsch  v.  Donyn 
und  Heinrich  v.  Kyaw  über  Hirschfelde  und  Rohnau  abgeschlossenen 
Vertrag.    Als  Lehnszeugen  haben  wir  ihn  auch  1410  gefunden  2). 

30.  0  i^v**  Magai.  1851.  406  Ag.  Lib.  VJII.  conflnn.  Pragent.  imDomaiehiT  su 
Prag.  VYkiiiid..VeR.  I.  158.  «)  Unt.  M«g«s.  1760.  131.  Urk.-Vm.  I.  177.  Lib. 
coollrm.  Prag.  IX.  F.  7.  t.  Kyaw,  FamiUen-Chronik  428.  Laus.  Magas.  1776.  329. 


171  n.  AMieUimg. 

In  der  Zelt  der  Hussrtennelb  vmt  besonders  Benedikt  eifrig 
thtttfg  für  die  allgemeiDe  8aehe.  Eald  kimpfte  er  (4484)  selbst  mit 
gegen  die  Kelser ,  baM  ward  er  (4  4S7)  ven  den  Stünden  des  Landes 
naoh  Nürnberg  gesendet,  um  ven  dem  eben  versammelten  fteichstäge 
Hülfe  ftlr  seine  unglttökliche  Behnatk  za  erbitten;  bald  suchte  er 
(4  428)  Differenzen  zwischen  den  Oberlausitzem  und  ihren  Siddn^* 
ftihrem  (Hans  Foksch)  gtttlieh  zu  erledigen  ') .  Hiermit  brechen  plötz- 
lich die  Nachricftiten  über  Benedikt  v.  der  Yben  ab.  Wahrschein- 
lich ist  er  bald  dararuf  gestorben.  Seines  Bruders  Wenzel  geschieht 
noch  einmal  Erwähnung  in  dem  zwischen  Wentsch  v.  Donyn  auf 
Grafenstein  und  den  Herren  v.  Biberstein  auf  Priedland  geschlos- 
senen Yergleidie  von  4444^),  worin  es  heisst:  „Und  die  v.  Biber* 
stein  sollen  auch  die  Lehn,  die  Wenzlaw  von  der  Eybe  unter  ihnen 
hatte,  erblich  an  Wentsch  bringen^.  Hiermit  scheint  Leutersdorf 
gemeint  zu  sein ,  das  trotzdem  bis  in  neuere  Zeit  Bibersteinsches 
Lehn  geblieben  ist. 

90*.   Bie  Hwren  v*  Eilenbug  siebe  unter  v.  i  I  e  b n  r g. 

30^   Die  T.  Erksleben  idebe  unter  v.  Irksleben. 

31.  Die  T.  EiMffldorf^ 

eine  Zittauer  Patricierfamilie ,  nannten  sich  wahrscheinlich  nach  dem 
gleichnamigen  Dorfe  in  der  Grafschaft  Glatz ,  aus  welchem  ihr  Ahn« 
herr  stammen  mochte.  Ob  sie  aber  mit  der  schlesischen  Adelsfamilie 
dieses  Namens  zusammenhängen,  wissen  wir  nicht.  In  Zittau  erschei- 
nen sie  erst  seit  Mitte  des  45.  Jahrhunderts.  tJnd  zwar  wurde  daselbst 
ein  Nico  1.  v.  E.  4452  Rathsherr,  war  4457 — 62  Stadtriehter  und 
kaufte  4  463  *)  um  4  4  9  Schock  von  Georg  v.  Nostitz  das  Vorwerk  zu 
Spüzkunnersdorf  (NW.  v.  Zittau).  Hierdurch  gehörte  er,  obwohl 
durchaus  noch  nicht  adlichen  Standes  ^  zu  den  Landsassen  der  Ober- 
lausitz. Sein  Sohn  Wenzel  V.  E.  veriiaufte  dies  Spitzkunnersdorf 
44T6  an  Heinze  v.  Weigsdorf,  ebenso  4485  den  vierten  Theil  der 
Burgmühle  bei  Zittau  an  einen  Zittauer  Bürger  und  4504  um  80  Mark 
Oberherwigsdorf  (NW.  v.  Zittau]  an  die  Cölestiner  auf  dem  Oybin,  er- 
warb aber  dafttr  im  letztgenannten  Jahre  von  Hans  v.  Gersdorff  das 
Gut  Wittchendorf  (ND.  v.  Zittau)  und  mehrere  Teiche ,  Aedcer  und 


s)  Obeil.  PioY.-BÜUer  1782.  445.   f 783.  49.  148.        «>  Ukk.-Vm.  II.  57b. 
31.  1)  OarpcoT,  Kn,  H.  IM.  Ehr«&t.  I.  60. 


31.  Die  ▼.  liwii<nf>  -^  Jone  Elvil.  178 

WieMm  'uk  Seiiendtnf  (0.  y.  Hirs^elde).    Er  nun  erlangte  4*505  für 
sich  imd  seine  Naekkommen  einen  Adelebrief ,  starb  aber  schon  das 
Jahr  daran!  nnd  liegt  in  der  Kksierkindie  zu  Zittau  begraben'). 
Erhalte  von  seiner  Frau  A  n  n  a  vier  Sithne  hinteriassen:  Johann, 
Nicolans  (nicht:  Wladistans),  Weazei  upd  Edmund  (kommt 
auch  als  A  8  m  tt  s  Yor) ,  deren  VormtlBder,  nm  eine  Menge  ausgesetster 
Legate  aaszahien  zu  können,  4507  die  d>engenannten  Besitzungen 
in  Seitendorf  an  das  Kloster  Marienthal  verkaufleii.   Auch  Wittchen* 
dorf  verftusserten  die  Brtder  v.  E.   4M 4  an  den  Rath  zu  2Httau 
um  3500  Thaler ^).    Von  diesen  Brttdem  kaufte  Wenzel  45M  das 
Trenklersche  Gut  in  Radgendorf  (NO.  v.  Zittau),  Uberliess  es  aber 
4554  an  Antonius  v.  Ueditritz.    4559  hatten  die  Brtlder  Wenzel  und 
Asmus  einen  Prozess  gegen  ihren  Bruder  Hans  Yor  dem  Oberamte 
zu  Budissin.    Asmus  hatte  sich  4534   in  Olbendorf  (S.  bei  Zittau) 
angekauft.     Seine  Frau  Hedwig  starb  4559.     Der  ttlteste  Bruder 
Hans  musste  4547  infolge  des  Pimfalls  als  Deputirter  der  braube- 
rechtigten Bürgerschaft  von  Zittau  mit  nach  Prag  ziehen  und  wurde 
das  Jahr  darauf  von  den  kdnigliolien  Gomnrissaren  in  den  Hatk  ge- 
wählt.   4556  suchte  und  fand  er  seinen  Tod  in  derMandau'^.    In 
der  zweiten  Hälfte  des  4  6.  Jahrhunderts  zeichnete  sieh  ein  anderer 
Hans  V.  E.  als  „Fabndrich  ttber  der  Secfasstädte  Fussknechie^  im 
ungarischen  Kriege  aus  und  starb  45M.    Bin  Hieronymus  v.  E. 
war  1595  ebenfalls  Anführer  einer  Zittauer  Eskorte  fttr  eine  rus- 
sische  Gesandtschaft.     Ein  Joachim  v.   E.   verkaufte   4585   um 
977  Mark  ein  Gut  zu  Oäierfioff  und  €646  «ai  2600  Schock  die  Reis- 
sigmtthle  s\fk  den  Rath  zu  Zittau  und  starb  4649  76  Jahr  alt.    Ein 
Wenzel  v.  E.,  dessen  Bttchersammlung  als  Anfang  einer  Raths- 
bibliotbek  erworben  .wurde,  starb  4618  54  Jahr  alt.  -Erst  4769  starb 
,  die  Zittauer  Familie  derer  v.  E.  aua.  —  Ihr  Wappen  zeigt  im  sil- 
bernen Feld  eine  goldene  Mauer  mit  drei  Zinnen ,  über  welchen  sich 
ein  wachsender,  rother^  gekrönter  Lowe  erhebt. 

33.  JoneElTll 

ist  mit  nichten  eine  bloss  sagenhafte  oder  gar  mythische,  sondern 
eine  wirklich  historische  Persönlichkeit.  4345  zahlten  in  Gegenwart 
von  „Elvil  von  Gerlachsheim**  die  Brüder  Jan  und  Otto  v.  Gersdorfl 
vor  den  Gerfcbten  zu  Görlitz  eine  Summe  aus.    4846  fand  zwieehen 


<}  Doratek,  HsmekiftMi  v.  HilBeifaUa  &  6.  Pafobaek,  ZIMft«  I.  186. 
m.  dOOi  91.  i)  eehOafalder«  «silfletbal  111.  P««elia«k,  Mim  I.  24d. 
<)C»iYce9,  Aa.  V.  2.98. 


J74  II.  AbelMihmg. 

„Elvi!  von  Geriachsheim'  und  einem  Judra  wegen  77  Mark  Geld  ein 
Vergleich  zu  Görlitz  statt.  4376  wurde  von  Görlitz  ein  Bote  gesendet 
^versus  Hartmansdotf  apod  Jone  Elvil^,  und  4378  zogen  Abgeord- 
nete der  Sechsstadte  nach  Hainau  und  Schweidnitz  „ex  parte  Jone 
Elvil^i).  Danaeh  war  also  Elvil  Besitzer  von  Gerlachsheim  (0.  von 
Seidenberg),  später,  wie  es  scheint,  von  Hartmannsdorf  (S.  bei  Mar- 
klissay.  An  ihn  knüpft  sieb  nun  folgende  in  allen  Gtfrlitzer  Chroniken 
enthaltene,  am  ausführlichsten  im  Kircheobuche  von  Gerlachsheim 
erzählte  Sage  2).  Hans  Elvil  hatte  mit  dem  Rath  zu  Görlitz  Streit 
wegen  der  Obergerichtsbarkeit  auf  seinem  Gute  Geriachsheim.  Als 
er  einst  einen  Verwundeten  von  seinen  eignen  Gerichten  hatte  be- 
sichtigen und  nach  erfolgtem  Tode  begraben  lassen,  schickten  die 
Görlitzer  Reissige  nach  seinem  Gute,  von  denen  seine  Frau  überritten 
wurde.  Darob  kündigte  Elvil  der  Stadt  Fehde  an ,  infolge  deren  die 
Görlitzer  in  der  That  ihre  Stadt  zuerst  mit  Gräben  umgaben  ^) .  Er 
selbst  konnte  von  den  Görlitzem  nicht  erwischt  werden,  da  sein 
Leibross,  durch  Zauberei  hieran  gewöhnt,  ihn  durch  Scharren  vor 
den  nahenden  Feinden  warnte.  Auf  diesem  Zauberross  ritt  er  einst 
keck  in  die  Stadt  hinein ,  kaufte  sich  ein  Paar  Schuhe  und  sprengte 
wieder  heraus  unter  dem  Rufe:  „Hans  Elvil  ist  dagewesen^  1  End- 
lich hat  er  sich  mit  Görlitz  vertragen,  ist  aber  bald  darauf  bei 
Grossen  von  einem  Soldaten  erstochen  worden  und  hat  so  „den  Lohn 
für  die  treuen  Dienste,  die  er  dem  Teufel  geleistet,  empfangen^ ^) . 

as.   IMe  Emmerich, 

ursprünglich  Erm  an  rieh,  Ermenrich,  Erme  rieh  geschrieben, 
waren  aus  Schlesien  nach  Görlitz  eingewandeH  und  bildeten  hier  efn 
angesehenes  Patriciergeschlecfat.  Stammvater  war  jedenfalls  jener 
„Kunradus  de  Grifenberch,  quem  Emmericum  vocant", 
der  bereits  4298  als  erster  Scabinus,  4308  („Herr  Ermenrich")  als 
erster  Rathmann  zu  Görlitz  genannt  wird.  Um  1330  gab  nach  seinem 
Tode  „Katharina,  die  Haualrau  war  Herrn  Ermenrichs ,  und  Jo- 
hannes und  Conrad  und  Apetz  Ermanrich  und  Else,  ihre 
Kinder'^,  einen  Hof  zu  Görlitz  einem  gewissen  Konrad  von  Seidenberg 


32.  0  '^vs  den  Q$rl.  Ratbirocliii.  und  Üb.  toq.  et  pnsoript  1.  69b.  f)  Laas. 
Mtg.  177Ö.  150.  Hanpt,  Sagenboeb,  Laut.  Magaz.  1840.  178.  >)  N.  Script.  lei. 
Int.  IV.  A24.  «)  Lau.  Mag.  1870.  266  venacbt  K.  Haupt,  diesen  SIy»  in  einen 
atii  nnbeiaiUoher  Bhe  ndaeben  Menseben  nnd  Eiben  enk^raBsenen  „AliiV*  anftnldsen, 
der,  weii  er  als  soleber  nicbt  erbbereebttgt  war,  sieb  den  jßntbBchvh"  gekauft  beb«  nie. 


i^^-^MWMW^a^VM^IH^HBS^p  ;<L21 


33.  Die  Emmerieh.  175 

auf.  Die  beiden  Gatten  nebst  ihrer  Tochter  Elisabeth  wurden  in  der 
Franziskanerkirehe  begraben ,  wo  ihr  eben  en^*ahnter  Sohn  Conrad, 
ein  Priester,  fttr  sie  ein  Anniversarium  gestiftet  hatte  ^) . 

Der  ebenfalls  erwähnte  Sohn  Johannes  ist  wohl  derselbe,  der 
4386  (Ermelrich)  noch  einer  der  jüngsten  Rathsherren,  4364  und 
4373  aber  Bttrgermeister  seiner  Vaterstadt  war^}.  Gegen  Ende  des 
14.  Jahrhunderts  kommen  vor  NiclasErmilrioh,  4385  Rathsberr, 
4408  ScbOppe,  der  4388  alle  seine  Gttter  um  40  Mark  Gr.  an  Peter 
Windisch  von  Löwenberg  verpfändete*),  femer  Gunczil  Ermil- 
rieh,  4380  Rathsherr,  der  4374  fttr  sich  und  seine  Frau  ebenfalls  ein 
Anniversarium  bei  den  Franziskanern  erwarb  ^) . 

Gegen  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  werden  erwähnt  Wenzel 
Emmerich,  Bürgermeister,  Schwiegersohn  des  reichen  Vincenz 
Heller,  der  als  solcher  4  iM  auch  seine  Einwilligung  zum  Abbruch 
des  dem  Heller  gehörigen  Schlosses  auf  der  Landskrone  ertheilte, 
desgleichen  Meister  (d.  h.  Magister)  Nicolaus  Ermelreich  (er 
hatte  4  449  in  Leipzig  studirt)  dem  seine  Frau  Elisabeth,  ver- 
wittwet  gewesene  Geissler,  4448  das  Gut  Nickrisch  (N.  bei  Radmeritz) 
zugebracht  hatte,  vielleicht  derselbe  Nie.  E.,  der  4467  wegen  Be- 
theiligung an  der  Verschwörung  des  Mehlfleisch  zu  Gunsten  König 
Georgs  von  Böhmen  zu  Görlitz  enthauptet  wiard,  femer  Peter  E., 
dessen  Frau  Clara  bei  den  Franziskanern  begraben  lag,  endlich 
Johann  Ermilreich,  der  in  Leipzig  studirte,  4437  Rektor  der 
Universität  und  4446  Pfarrer  in  Löbau  war^).  Als  Söhne  Wenzels 
dürfen  vielleicht  die  Brüder  Urban  und  Georg  E.  gelten,  von 
denen  Uii)an  4448  und  öfter  Bürgermeister  war,  auch  das  einst  dem 
Vincenz  Heller  (seinem  Grossvater)  gehörige  Gut  Ludwigsdorf  (N. 
von  Görlitz]  besass  und  4470  von  den  Herren  v.  Wartemberg  auf 
Tetschen  gefangen  ward,  bis  ihn  sein  Bruder  Georg  (um  300  Schock) 
löst) . . 

Dieser  Urban  nun  hatte  zwei  Söhne,  Georg  und  Wenzel 
(Stiefbrüder) ;  von  denen  besonders  der  Erstere  den  weitreichenden 


33.  9  Cod.  Lns.  160.  181.  1395 kaufte  ein  Hans  Emmerich  von  Hain&n  in 
Schlesien  Zins  zu  G6rUtz.  05t1.  Sudtbnch  von  1305  fol.  26h.  27.  51.  N.  Script,  rer. 
Ins.  I.  288.  300.  *)  Cod.  Lns.  264.  Ürk.-Ven.  I.  81.  N.  396.  I.  93.  N.  466. 
S)  Urkimd.-Vta.  I.  121.  N.  500.  Stedtbnch  t.  1305  fol.  5  n.  46.  «J  Urk.-yers.  I. 
109.  N.  519.  N.  Script,  rer.  Ins.  I.  276.  305.  5)  Grosser,  Merkw.  V.  12.  Urk.- 
Verz.  11.  63.  Hoffmsnn,  Script,  rer.  Ins.  I.  384.  N.  Script,  rer.  Ins.  I.  269.  Urk.- 
Verx.  II.  61.  Oersdorf,  Rektoren  der  UnW.  Leipzig  25.  0)Neiimann,  Wels- 
thamer  120. 


176  n.  AbUieilvQg. 

Ruhm  der  Familie  Emmerich  begründete.    Gebaren  142S,  hatte  er 
4  454  IM  Leipzig  studirt  und  sich  die  Würde  eines  baccalaureus  er* 
werben.    Da  unternahm  er  4465,  zur  Sühnung  eines  fleischlichen 
Vergehens,    eine  Wallfahrt  nach  Jerusalem,    von  welcher   er  als 
Ritter  des  heU.  Grabes  zurückkehrte.    4476  reiste  er  in  Begleitung 
eines  Architekten  zum  zweiten  Male  dahin  und  Hess  nun  (4480 — 89) 
nach  dem  Modell  der  heU.  Grabkirdie  zu  Jerusalem  eine  ganz  ahn- 
liche zu  Görlitz  auf  seine  Kosten  aufführen*    Sofort  nach  Beendigung 
dieses  Baues  errichtete  er  (4489  für  4  000  Sdiock)  das  Hospital  bei 
der  Frauenkirche  und  versorgte  dasselbe  durch  eine  kostspielige 
Röhrleitung  mit  Wasser.  Auch  die  Mönchskirche  zierte  er  (4  492)  „zu 
einem  Testamente'^  mit  einer  Gruppe  biblischer  Figuren,  die  der 
Bildhauer  Hans  aus  Olmütz  „meisterlich  gehauen^,   und  wozu  der 
Stein  aus  der  Nähe  von  Prag  herbeigeführt  worden  war '') .    Spater 
gründete  er  beim  Domstift  zu  Budissin  noch  eine  neue ,  die  achte, 
Domhermstelle,  deren  erster  Inhaber  sem  Sohn  Caspar  werden  sollte. 
Schon  diese  Stiftungen  bezeugen  seinen  ReichUium.    Den   ersten 
Grund  zu  demselb^i  legte  das  Heiraihsgut  seiner  ersten  Frau  (Bar- 
bara Knebel) .  Derselbe  wuchs  trotz  eines  ausserordentlichen  Kinder- 
segens im  Laufe  der  Zeit  so  sehr ,  dass  Georg  schlechthin  der  reiche 
Emmerich ,  ja  „der  König  vcm  Görlitz^  genannt  ward.    Er  hatte  (um 
4480)  Nickers  von  Seifried  Gosswin,   4488  JLissaund  Zadel  (N..  von 
Görlitz)  von  Aug.  Hirschbei^,  ebenfalls  in  den  80er  Jahren  Sobray 
ferner  Stds^enberg  (beide  0.  v.  Lissa),  das  er  4494  dem  Rathe  abliess, 
4486  Hennersdorf  von  Hans  Axt,  desgl.  Sercha  (beide  S.  v.  Lissa), 
4502  Schönberg  von  den  Gebr.  Forst,  endlich,  unbestimmt  wann, 
Halbendorf  (bei  Schönberg),  Hermsdorf,  Leopoldshain  (beide  N.  v. 
Schönberg),  Naundorfs^n  der  Landskrone,  halb  Leschwitsi  (O.  v.Naun- 
dorf)   und  Flohrsdorf  (0.  v.  Sohra)  erworben  und  hinterliess  bei 
seinem  Tode  ausser  diesen  Landgütern  noch  sieben  Häuser  in  Görlits 
und  34,200  Dukaten  baar.    Seit  4470  im  Rath  gesessen,  bekleidete 
er  (4483 — 4503)  nicht  weniger  als  fünfmal  das  Amt  eines  Bürger- 
meisters.    Als  solcher  erwies  er  sich  rücksichtslos  streng;    seine 
eigene  Frau  und  Tochter,  die  sich  dem  von  ihm  erlassenen  Kleider- 
edikt nicht  fügen  woUten,  liess  er  durch  den  Kirchendiener  aus  der 
Kirche  weisen;  viele  Bürger  trieb  er  wegen  geringer  Yergehungea 
aus  der  Stodt.    Wahrend  er  sich  unstreitig  um  Görlitz  vielfach  ver- 


7)  Hoff  mann,  Script  I.  272.  Lant.  lUgas.  1824.  385  flg.  1859.  333.  N.  ScilpC 
I.  6  D.  360. 


33.  Die  Emnericii.  177 

dient  gemacht  hatte ,  sagte  man  ihm  doch  nach ,  dasa  er  sein  Ver* 
mOgen  „zwar  ehrlich ,  aber  mit  yiel&itiger  Beschwerung  von  Arm 
und  Reich ,  ja  mit  Schaden  gemeiner  Stadt''  erworben  habe  ^) .  Als 
er  4507  in  einem  Alter  von  85  Jahren  starb,  hinterliesa  er  ansser 
seiner  iweiten  Frau ,  Clara  Eschenloer  aus  Breslau ,  mindestens  4  0 
Kinder,  denen  er  testamentarisch  theils  Geld ,  theils  Landgüter  ver^ 
macht  hatte.  So  erhielt  Peter  Zode!  und  Lissa,  Hans  der  ttltere 
Sohra,  Neundorf  und  Flohrsdorf,  Katharine,  verh.  mit  dem  Licen- 
tiat  Klette  zuGoriitz,  Hennersdorf,  Barbara,  verti.  mit  Claus  KOhler, 
Hermsdorf,  Anna,  verh.  mit  Adolar  Ottera,  Sohtfnberg,  Halbendorf 
undAntheil  von  Leschwitz,  Boro  theo,  verh.  mit  Sebast.  Schutze, 
Leopoldshain ;  A  p  o  1 1  o  n  i  a ,  verh.  mit  Steph.  Altnbeck  zu  Freiberg, 
und  Margarethe,  verh.  mit  Ulrich  Schutze  zu  Chemnitz,  waren 
wohl  mit  Geld  bedacht  worden ;  von  den  beiden  Stf hnen  aus  zweiter 
Ehe  hatte  Caspar,  Domherr  zu  Budissin,  auch  ein  Gut,  wir  wissen 
nicht  welches,  bdcommen,  das  er  aber  dem  Rathe  zu  Görlitz  (um 
iOOO  fl.  Ungar.)  verkaufte^) ;  Hans  der  jüngere  ward  Erbherr  zu 
Sercha  und  Nickers. 

Schon  über  dies  Testament  brachen  unter  den  Geschwistern  so* 
fort  schlimme  Streitigkeiten  aus.  Als  aber  Peter  seine  Güter  (um 
21,000  fl.)  verkaufen  und  Hans  der  ältere,  der  damals  nur  ein 
einziges  schwächliches  Kind  hatte,  seiner  Frau  eine  ansehnliche 
Summe  aufgeben  und  dann  all  seine  Besitzungen  ebenfalls  veräus- 
sem  wollte,  da  protestirten  die  übrigen  Geschwister  gegen  den  Ver^ 
kauf  der  Familiengüter.  Auch  der  Rath  zu  Gi^riitz  wollte  nicht  dul* 
den,  dass  ein  so  bedeutendes  Vermögen ,  das  mit  der  Stadt  steuern 
und  sdliossen  musste,  derselben  entzogen  werde.  Darum  verbürgte 
er  Peter  E.  (um  6000  fl.),  dass  er  nicht  verkaufen  werde;  Hansen 
den  älteren  aber ,  der  zu  flüchten  versuchte ,  setzte  der  Rath  zweimal 
in  den  Thurm  und  beanspruchte ,  wenn  er  vei^ufen  wollte ,  einen 
Abzug  von  6000  fl.  ungar.  Yergeblich  verwendeten  sich  für  Hans  E. 
der  Rath  zu  Breslau ,  der  Herzog  Friedrich  von  Uegnitz ,  der  Herzog 
Georg  von  Sadisen;  die  gestrengen  Herren  zu  Görlitz  bestanden  auf 
ihrer  Forderung.  Da  verpfändete  Hans  sein  Gut  Sohra  mit  Zubehör 
(um  24,000  fl.  Ungar.)  an  Herzog  Friedrich  von  Liegnitz,  in  dessen 
Gebiet  er  sich  jetzt  meistentheils  aufl^elt.  Allein  der  Herzog  behan- 
delte ihn  später  nicht  eben  gut  auf  Schloss  Gröditzberg.  Endlich 
begab  sich  Hans  zu  seiner  Schwester  nach  Freiberg  und  hinterliess 


^  N.  Script,  m.  278.  307  flg.        9)  Ebend.  UI.  538. 
Ksoth«,  0«feb.  d.  01»«rl.  Ad«b.  12 


178  n.  Alrtheilang. 

bei  seinem  Tode  seine  Frau  und  drei  Töchter  in  Armuth  und  Elend. 
Der  Herzog  verkaufte  Sohra  (um  7000  fl.  ungar.)  an  Görlitz  ^^).  4523 
verkaufte  auch  Peter  £.  und  dessen  Sohn  Andreas  das  mit  der  Stadt 
Görlitz  leidende  Zodel  und  Lissa  (um  4000  fl.)  an  den  Görlitzer  Bür- 
ger Hans  Frentzel  und  erwarb  das  landmitleidende  (halbe)  Gut 
Zoblitz  (N.  V.  Rothenburg).  Der  dritte  Bruder  Caspar  hatte  studirt. 
war  schon  4499  baccalaureus,  4503  Doktor  (4504  Rektor  der  Univer- 
sität Bologna)  und  trat  dann  die  von  seinem  Vater  gestiftete  achte 
Domherrnstelle  zu  Budissin  an ,  von  welcher  er  endlich ,  wenn  auch 
mit  Verdrängung  des  vom  Capitel  Erwählten,  infolge  päpstlicher  Ver- 
leihungsurkunde,  bis  zur  Würde  eines  Dekans  emporstieg.  4520 
Hess  er  sich,  wenn  auch  vergeblich,  von  König  Ferdinand  dem  Rathe 
von  Görlitz  zum  dasigen  Pfarrer  vorschlagen.  In  den  Händeln  seiner 
Familie  mit  Hans  dem  älteren  nahm  er  anfangs  auch  gegen  densel- 
ben Partei ,  da  er  mit  ihm  noch  nicht  wegen  Sohra  entschieden  sei. 
Später  aber  suchte  er  zwischen  seinem  Bruder  und  dem  Rathe  zu 
vermitteln  und  verklagte  (4546)  den  Rath  sogar,  als  Geistlicher,  bei 
der  römischen  Curie  i^).  4520  legte  er  seine  Pfründe  nieder  imd 
zog  ebenfalls  nach  Freiberg  zu  seiner  Schwester.  Auch  mehrere  von 
den  Schwägern  (Ottera  und  Köhler)  hatten  wegen  der. Erbschaft 
Streit  mit  dem  Rathe.  Es  ruhte  kein  Segen  auf  dem  Reichthum  des 
Georg  Emmerich,  und  der  Rath  suchte  sich  jetzt  für  das  von  Letz- 
terem vermeintlich  erlittene  Unrecht  schadlos  zu  halten.  Der  vierte 
Sohn  Hans  der  jüngere  besass  Sercha  und  Nickers^  seine  Söhne 
Johann  und  Urban  nur  noch  Nickers;  diese  wurden  4559  von 
König  Ferdinand  1.  geadelt  ^^j ;  doch  haben  wir  nicht  gefunden ,  dass 
sie  selbst  oder  ihre  nächsten  Nachkommen  sich  „v.  Emmerich^  ge- 
schrieben hätten. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zurück  zu  Wenzel  Emmerich  (4442 
— 4503),  dem  Stiefbruder  Georgs.  Auch  dieser  hatte  (4458)  in 
Leipzig  studirt  und  bekleidete  später  die  höchsten  Ehrenämter  seiner 
Vaterstadt;  er  ward  Bürgermeister  und  Verweser  der  Peterskirche. 
Er  hatte  von  seinem  Vater  das  Gut  Ludwigsdorf  geerbt  und  kaufte 
4499  auch  noch  den  dasigen  Bischofszehnt  von  denen  v.  Gersdorff  auf 
Kemnitz  hinzu.  Er  hinterliess  vier  Söhne ,  Paul,  Urban,  Jakob 
und  Simon,  welche  4504  und  4549  gemeinsam  mit  dem  Bischobzehnt 
belehnt  wurden,  auch  mehrere  Töchter,  welche  ebenso  wie  die  Brü- 


10)  Ebend.  UI.  249  flg.  IV.  346  flg.       ")  Eb.  lU.  382  flg.  Urk.-Vera.  lU.  116. 
IS)  Urk.-Verz.  lU.  189.    Das  Wappen  abgebildet  bei  Hoffmann^  Script.  I.  416. 


34.  Die  T.  Eyoow.  t79 

der  Antbeil  an  Ludwigsdorf  besassen.  Später  (4510)  finden  wir 
Panl  auf  HMendorf  (0.  von  SchOnberg)  gesessen,  welches  4540  ^die 
Emmerich  zu  Görlitz^  an  Mathes  v.  Salza  verkauften,  Urban  auf  Ludn 
wigsdorf,  welches  er  4539  sammt  dem  Bischofszehnt  ^^)  an  den  Rath 
von  Görlitz  verausserte,  Jakob  auf  Rauschwalde,  Der  jüngste  Bruder 
Simon  war  der  letzte  katholische  Pfarrer  zu  ludwigsdorf .  4  553  wurde 
nach  Jakobs  Tode  dessen  Sohn  Joachim  Emmerich  mit  Rauschwalde 
belehnt. 

S4.   Die  T.  Eynow 

kommen  meist  in  Kamenzschen  und  Marienstemer  Urkunden  vor, 
was  darauf  schliessen  Ittsst,  dass  sie  in  der  Nähe  von  Kamenz  begütert 
gewesen  sein  müssen.  Aber  erst  seit  dem  45.  Jahrhundert  hat  man  ur<^ 
kundliche  Nachricht,  welches  Gut  sie  besessen,  nämlich  Priefitz  (S.  v. 
Kamenz),  das  bis  4430  Vasallengut  der  Herren  v.  Kamenz  war.  4245 
werden  die  Brüder  Ramfold  und  Conemann  v.  Eunowe  mit 
vielen  anderen  Adlichen  als  Zeugen  bei  Burggraf  [d.  h.  Landvoigt] 
Benes  von  Budissin  erwähnt ,  was  darauf  deutet ,  dass  sie  unmittel- 
bare Vasallen  des  Landesherrn  waren.  4290  war  Siegfried  v.  Eu- 
nowe ebenfalls  mit  vielen  Anderen  in  Budissin  zugegen,  als  die 
Brüder  Bernhard  und  Otto  v.  Kamenz  vor  dem  Landvoigt  zu  Gunsten 
von  Marienstem  auf  ihre  ehemaligen  Besitzungen  auf  dem  Eigen  Ver- 
zicht leisteten.  4354  und  4365  war  ein  Heinrich  v.  Eynow  Zeuge, 
für  Marienstem ;  4406  verkaufte  „Ottow  v.  Ewnaw,  zu  Prietitz 
gesessen,  3  Mark  Zins  auf  dem  Vorwerke,  das  [des]  Sidewitz  gewesen 
ist  in  Prietitz^  an  den  Rath  zu  Kamenz.  4448  hatte  Siefrieds  v.  E. 
Wittwe  („die  Syfridynne  v.  Eunaw**)  „ihr Vorwerk  vermiethet**, 
und  der  Pachter  war  ihr  Zins  schuldig.  4  434  Hessen  zwei  Schwestern 
V.  E.,  Martha  (?)  und  Margarethe,^  „alle  ihre  Gerechtigkeit  auf 
von  Jorgens,  ihres  Bruders,  wegen,  die  sie  angelanget  hat  von  des 
Vorwerkes  wegen  von  Prietitz'*,  und  quittirten  über  die  Bezahlung  des 
letzten  Geldes  durch  „Remschirs  Erben  und  Hanns  Stolle^.  Dieser 
Stolle  hatte  Prietitz  schon  4430  wieder  an  den  Rath  zu  Kamenz  ver- 
kauft. Zuletzt  haben  wir  4488  einen  Heinrich  v.  Ownaw  beim 
Verkaufe  von  Weissbach  an  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Ktfnigsbrück 
genannt  gefunden  ^) . 

«)  VA.-Yen.  m,  153. 

34.  0  Cod.  Sftx.  U.  1.  121.  Laus.  Hagu.  1870.58.  A.  MStern  No.  120  und  83. 
A.  KttiiiM».  Bönlscli,  Gamenz  211.  Urk.-Ten.  II.  27«.  A.  Königtbrüok.  Aelteates 
Stiidibach  von  Kaqi6iu  (im  OericbtaamtflMdiiy)  fol  37b.  7ib. 

12* 


180  U.  Abthelhuig. 

Das  Siegel  an  der  Urk.  v.  4406  (im  Stadtarcbiv  raKamenz) 
seigt  im  SeMlde  einen  sehrtgreohts  liegenden  Ast,  der  an  jeder  Seite 
eine  dreiblttt^ige  BlOthe  hat,  und  ti^gt  die  Umsöbrift:  Otto  von 
Evnov. 

36.  Die  T.  Falkenhaln 

dtlrften  aus  Schlesien  in  die  Oberlausitz  eingewandert  sein.  4495 
erscheint  zuerst  ein  Hannus  Falkenhayn  zu  Türchau  (0.  von 
Zittau)  als  Gewährsbürge  für  Nicol.  v.  Dohna  auf  Grafenstein  bei  dem 
Verkauf  von  Schtfnfeld  an  Adam  v.  Kyaw.  Dieses  Türchau  ist  von  da 
an  lange  Zeit  in  der  Oberlausitz  das  Stammhaus  der  Familie  geblieben. 
4497  wird  Hannus  F.  als  zu  der  Mannschaft  des  Zittauer  Weichbilds 
gehörig  aufgeführt.  Er  war  der  yfOheim*^  Christophs  v.  Weigsdorf 
auf  Reibersdorf,  der  4  497  ihm  und  seinen  Erben  für  den  Fall  kinder- 
losen Todes  all  sein  vaterliches  Theil  vor  den  Gerichten  zu  Hirschfelde 
aufgab  ^) . 

Er  hinterliess  vier  Söhne;  ein  fünfter,  Wolf,  war  4529  noch 
vor  dem  Vater  und  zwar  zu  Prag  verstorben.  45^0  erhielten*  Hans 
und  Philipp  und  die  noch  unmündigen  Georg  und  Peter  v.  F. 
die  Lehn  über  Türchau.  Von  diesen  Brüdern  haben  wir  Georg  nicht 
mehr  erwähnt  gefunden.  Philipp,  der  1533  seine  Frau  Dorothea 
geb.  Schley  beleibdingen  liess,  starb  4556,  wie  es  scheint,  ohne 
Kinder.  Seine  Wittwe  heirathete  später  Hans  v.  Gersdorff,  der  nun 
auch  zu  Türchau  lebte,  und  starb  4572.  Im  Jahre  4556  starb  auch  der 
jüngste  Bruder  Peter  ohne  Söhne,  so  dass  nur  Hans,  der  älteste  Sohn, 
das  Geschlecht  fortgepflanzt  hat.  Seine  erste  ^Frau  (4  530)  hiess 
Justine,  die  zweite  war  Anna  v.  Tenuitz.  Seine  beiden  Söhne 
erster  Ehe,  Hans  und  Nickel  wurden  nach  seinem  Tode  4555  mit 
ihrem  väterlidien  Antheil  an  Türchau  belehnt.  Von  ihnen  starb  Nickel 
4572,  worauf  die  Wittwe  Margare  the  seinen  Antheil  an  dem  Gute 
(das  Niedervorwerk)  vor  4576  an  Augustin  v.  Kohlo  auf  Beibersdorf 
verkaufte.  Hans,  der  ältere  Bruder  war  schon  vorher  4  564  in  seinem 
Kretscham  von  einem  Bauerknecht  erstochen  worden.  Er  hinterliess 
ausser  einer  Wittwe ^  Katharine  v.  Metzradt,  zwei  unmündige 
Söhne,  Siegsmund  und  Hans,  für  welche  4566  Hans  v.  Temritz 
auf  Diehsa    die  Lehn   muthete.     Dieser  Hans   v.   F.  starb   4580, 


35.  0  ^*  Kyaw,  Familien-Chronik  436.  CarpzoT,  Anid.  II.  f269.  Knothe, 
Hinehfelde  82  Anmerlnittg.  Die  folgenden  Angaben  dnd  tkefls  den  Kbebenbilohern  in 
Türchen ,  theüs  den  LeknbOehern  im  A.  Diesd.,  theiU  dem  Lens.  Meg.  1782.  49  flg., 
theile  den  „Genealog.  Nachr.'*  ▼.  Klost  (Mipt.  CHMitt)  entnommen. 


36.  Die  ▼.  Font  —  87-.  Me  Renl^l  v.  KOnigsludii.  t8l 

worauf  die  Tonnttsder  seiner  Eriken  seineB  AjiUieU  an  Tttrohau  (das 
Mittelgut  4583)  um  5000  Thlr.  an  dm  Ralh.  zu  Zittau  Terkauften. 
Wabraeheinlioli  war  s^n  Sohn  der  Hans  Bernhard  v.  F.,  der  4600 
bis  4648  das  eine  Vorwerk  zu  Hadgendorf  (NO.  bei  Zittau)  und  spater 
CaUenberg  (N.  v.  Sehirgiswalde)  besass  und  Justine  v.  Reehenberg 
sur  Frau  hatte.  —  Sein  Onkel ,  der  obengenannte  Siegsmund  v.  F. , 
rerkanfte  seinen  Antheil  an  Tttrehau  (das  Obergut)  an  Heinr.  v.  Kltlx 
auf  Strahwalde  und  dtirfte  derselbe  sein ,  der  später  Raitwü» ,  4  608 
Neanhofj  4644—43  weh  Schmölln  besass. 

86«  Die  T«  Font 

haben  wir  in  der  Oberlausitz  zuerst  1 486  vorgefunden,  wo  die  unge- 
sonderten Brüder  Hans  und  Balthasar  v.  F.  zu  Somssig  (S.  bei 
Hodbkirch)  Vnterthanen  zu  Kuppritz  (N.  v.  Hochkircfa)  Consens  er- 
theilten.  4493  erkaufte  von  ihnen  Hans  einen  von  Bisthum  Meissen  zu 
Lehn  rflhrenden  Antheil  an  Kunewalde  (W.  von  Ldbau) ,  bestehend  in 
Rittersitz,  Vorwerk,  42  Bauern  im  Oberdorf  und  dem  Gericht  im 
Niederdorf;  von  Johann  Schaff  und  Hess  damit  sofort  seine  Frau  Ge  r- 
trud  beleibdingen.  Mit  diesem  Antheil  von  Kunewalde  wurden 
bald  darauf  (schon  4498  war  Gertrud  Wittwe)  die  Gerader  Cas- 
par, Hans,  Melchior,  Heinrich,  Peter  und  Balthasarv.  F., 
also  Hansens  Söhne,  belehnt,  mtlssen  ihn  aber  alsbald  an  Heinrich 
Schley  verkauft  haben.  Von  diesen  Brüdern  finden  wir.  Hans  4506 
und  4508  zu  Rodewits  (N.  von  Hochkirch),  Melchior  4508  als 
Hofirichter  zu  LObau.  Ob  der  4542 — 43  als  Bibersteinscher  Haupt- 
mann zu  Reichenberg  erwähnte  Hans  v.  Forst  mit  dem  zuletzt  er- 
wähnten identisch  sei,  vermögen  wir  nicht  zu  entscheiden.  Im 
Musterregister  von  4554  werden  „die  Gebrüder  v.  Forst  zu  Aoda- 
wüz*^  aufgefQhrt;  vielleicht  sind  es  Anton,  Asmus  und  Hans 
V.  F.,  die  4565  aufs  neue  mit  diesem  Gut  beldint  wurden^).  —  Das 
Siegel  schon  ah  der  Crk.  v.  4486  zeigt  im  Schilde  ein  Schacher^ 
kreuz. 

37«  Die  Frentsel  ▼•  Konlgshabi 

waren  ursprünglich  eine  GOrlitzer  Bürgerfamilie,  die  sich  Morgen- 
sohn nannte.     Nachdem  Sohn  und]  Enkel  eines  Frans  Morgensohn, 


36.  1)  A.  Bod.  Orandmami,  eoO.  nippl.  I.  70.  Ifapt.  1mA.  PieM.  Carp- 
fOT,  Eknnt.  L  324.  H«nwioh,  B«idi«Dbffg tot  100  JaliMO,  &  8«.  14.  UUuH 
BflceDlnieh,  Mtpt.  in  ZitUn  p.  36b. 


1 82  n.  Abtheilang. 

beide  Namens  Hans,  schleehthin  „FrfinielsHans^  gerufen  worden 
waren,  schrieb  sich  der  Urenkel  jenes  Franz  nun  selbst  Hans 
Frentzel.  So  berichtet  uns  Letztrer  in  seiner  Selbstbiographie^). 
Dieser  Hans  Frentzel,  geb.  zu  Gdrlitz  4463,  wurde  von  seinem  Yater, 
einem  brauberechtigten  Bttrger,  erst  einige  Jahre  auf  die  Schule  seiner 
Vaterstadt,  dann  aber  nach  Posen  gebracht,  wo  er  die  Kaufmannschaft 
erlernte  und  mit  seinem  Principal  fleissig  Messen  und  Märkte  bezog. 
Als  er  4  484  nach  Görlitz  zurückkehrte,  trat  er  zuerst  in  das  Geschäft 
seines  Onkels  Peter  Frentzel  und  fing  4494  einen  eignen  Handel  be- 
sonders mit  Tuch  und  Leder  an.  Als  4  499  sein  Schwiegervater,  der 
Kaufmann  Caspar  Tilicke  starb,  erbte  seine  Frau  Anna  (seit  4493) 
nicht  nur  an  3000  Mark  fahrende  Habe,  sondern  auch  das  Gut  Frieders^ 
dorf  an  der  Landskrone  und  Antheil  an  Girbigsdarf  (W.  bei  Görlitz) . 
Seitdem  wuchs  Frentzels  Vermögen  so  sehr,  dass  er  selbst  gestand, 
bisweilen  in  einem  Jahre  7000  fl.  ungar.  reinen  Gewinn  gehabt  zu 
haben  ^).  Er  legte  denselben  zum  grossen  Theil  in  Landgütern  an 
und  kaufte  4504  Königshain  (um  4500  £1.  rh.)  und  Antheil  von  Mar-- 
kersdorf  (um  4450  fl.  rh.),  4505  Kunnersdorf  (um  4600fl.  ungar.) , 
4540  Antheil  von  Langenau  (um  3000  fl.  ungar.),  später  auch  noch  die 
sogenannten  Altarleute  daselbst ') ,  desgleichen  Schönberg  und  Halben-- 
dorf,  4523  Lissa  und  Zodel  (um  9000  Mark),  endlich,  unbestimmt 
wann ,  Schützenhain  (um  582  fl.)  und  Liebstein  (um  650  fl.) .  Kein 
Wunder,  d§ss  er  allgemein  als  der  reiche  Frentzel  bezeichnet  wurde. 
Schon  hatte  er  mit  seiner  Frau  42  Jahre  ohne  Kindersegen  in  der  Ehe 
gelebt,  da  unternahm  er  frommen  Sinns,  4505  zu  Ehren  der  Gross- 
mutter Christi,  der  heiligen  Anna,  in  Görlitz  eine  Kirche  zu  erbauen. 
Von  4506 — 12  währte  der  Bau  dieser  Annenkirche,  zu  welcher  drei 
Altäre,  6  Geistliche,  3  Glocken  und  reicher  Reliquien-  und  sonstiger 
Kirchenschmuck  gehörten.  „Es  ist  ein  Gebäude  undGestifte  gewesen, 
mehr  eines  Fürsten,  denn  eines  Bürgers''^).  Und  während  der  Ein- 
weihungsfeierlichkeiten fühlte  sich  Frentzels  Frau  nach  fast  t8jähriger 
Ehe  zum  ersten  Mal  Mutter.  Sie  schenkte  ihm  darauf  noch  drei 
Söhne,  von  denen  jedoch  nur  einer,  Joachim,  ihn  überlebte.  Da  es 
sein  Gewissen  beschwerte,  alljährlich  den  Stand  seines  Vermögens 
behufs  des  zu  erlegenden  städtischen  Geschosses  wahrheitsgetreu  an- 
zugeben, so  bat  er  4549  den  Rath,  sich  schossfrei  kaufen  zu  dürfen. 


37.  1)  Job.  Qtt.  Melier,  Hant  Frentzelt  erneaertee  Andenken.  Oorllts,  1790. 
«)  N.  Script,  rer.  lui.  HI.  650.  »)  Ürk.-Ven.  m.  86.  116.  N.  Sciipt.  III.  51.  75. 
«)  Ebend.  HI.  405.  flg. 


37.  Die  Frentsel  v.  Königshain.  —  38.  Die  ▼.  Gelenau.  183 

was  ihm  gegen  einmalige  Erlegung  von  3800  fl.  ungar.  gestattet 
ward  ^] .  Der  Reformation  wandte  er  sich  zeitig  zu  und  führte  die- 
selbe auch  auf  seinem  Gute  Schtfnberg  schon  4524  ein. 

Bei  seinem  Tode  Übernahm  die  Wittwe  die  Vormundschaft  über 
den  einzigen  Sohn  Joachim  (geb.  4545).  Dieselbe  vermachte  ihr 
väterliches  Gut  Priedersdorf  dem  neuen  Hospital  an  der  Frauenkirche 
zu  Görlitz.  Joachim,  der  Anna,  die  Tochter  Franz  Schnitters  aus 
Görlitz,  zur  Frau  hatte,  wurde  sammt  seinen  Nachkommen  als 
Frentzel  v.  Königshain  und  Liebenstein  4544  von  Kaiser 
Karl  y.  y,motu  proprio^  in  den  Adelsstand  erhoben  und  ihm  ein  (sehr 
complicirtes}  Wappen  ertheilt.  Wie  andere  Görlitzer  Bürger  besassen 
die  Frentzel  ihre  Landgüter  bisher  nach  Stadtrecht,  d.  h.  als  Erbe. 
Infolge  des  Pönfalls  (4547)  wurden  all  diese  Bürgergüter  zu  Lehn 
erklfirt.  Allein  4  556  bewilligte  König  Ferdinand  „aus  sonderlichen 
Gnaden^,  dass  Joachim  Frentzel  und  alle  seine  Erben  „alle  und  jede 
seine  Landgüter,  die  er  vor  dem  Pönfall  erblich  besessen ,  auf  ewige 
Zeiten  als  Freieigen  innehaben^  dürfe  <^).  Dies  das  erste  Beispiel 
einer  wirklichen  Allodificirung  in  der  Oberlausitz.  Ein  Jahr  vor 
seinem  Tode  (4565)  vertheilte  er  seine  Güter  unter  seine  Kinder. 
Sein  einziger  Sohn  „Hans  Frentzel  v.  Königshain  und  Lieben- 
stein^  erhielt  Königshain,  Liebstein,  Schüizenhain  und  Langenau. 
Derselbe  war  vermählt  mit  Sophie  v.  Temritz  und  starb  4584  kin- 
derlos, so  dass  mit  ihm  das  Geschlecht  der  Frentzel  in  männlicher 
Linie  erlosch.  Die  eine  Tochter  Joachims ,  Namens  Barbara,  ver- 
mählt mit  Paul  Liedlau  v.  Misslau,  empfing  Schönberg  mit  Halben- 
dorf,  halb  Markersdqrf  und  Kunnersdorf,  eine  zweite  Tochter  Co- 
rona, vermählt  mit  Adam  Rüdinger  (Rhedinger,  Rödinger)  aus  Bres- 
lau, dagegen  Lissa  und  ZodeJ,  Güter  welche  sie  4567  um  46,OOOThlr. 
an  den  Rath  zu  Görlitz  verkaufte;  die  dritte  Tochter  Anna,  verhei- 
rathet  mit  dem  Breslauer  Rathsherrn  Jakob  Schachmann,  bekam 
Hermsdorf  und  Girbigsdorf,  sämmtlich  als  freies  Erbe. 

37\   Die  ?•  Gebeizig  siehe  unter  v.  Gersdorff. 

38.   Die  T.  Gelenau 

oder  Gelnowe,  Geilnow,  Geylnow,  waren  ein  ritterliches  Ge- 
schlecht, das  sich  nach  dem  SW.  bei  Kamenz  gelegenen  Dorfe  Gelenau 


S)  Ebend.  III.  549  flg.        «)  UTkand.-yeri.  in.  142.  162.  183.    Dm  W  appen 
beschrieben  aneh  bei  Knescbke,  Adels-Lex.  332. 


184  U.  AbtheUung. 

nannte,  welches  sie  von  den  Herren  v.  Kamenz  zu  Ldin  hatten^}. 
Sie  kommen  daher  (in  Marienstemer  und  Kamenzer  Urkunden}  fast 
aussobliesslich  im  Gefolge  dieser  ihrer  Lehnsherren  vor,  so  4S48  Gun- 
radus  de  Gelnowe,  ausdrücklich  zu  den  milites  gerechnet,  4304 
Grabisius  de  Geylnowe,  4347  Grabisius  junior  de  Geilnowe, 
so  noch  4395  Bartholomäus  v.  Geylnow.  —  Wir  wagen  nicht  zu 
entscheiden,  ob  eine  gleichnamige  Familie,  von  welcher  seit  Mitte  des 
44.  Jahrhunderts  häufig  Glieder  als  Rathsherren  zu  Kamenz  vorkom- 
men, ein  Zweig  jenes  ritterlichen  Geschlechts  oder  rein  bürgerlicher 
Herkunft  und  nur  aus  jenem  Dorfe  nach  der  Stadt  eingewandert  war. 
Als  solche  Rathsherren  werden  genannt  4338  Johannes  Greylnow, 
436S  Fritze,  4364  —  77  Bartusch  v.  Geylnow,  der  eine  Zeit 
Bürgermeister,  auch  Klostervoigt  zu  Marienstem  war  und  einen  Bru- 
der Heynke  G.  (4377)  hatte;  endlich  4408  Mathias  Gelnow, 
ebenfalls  Bürgermeister  zu  Kamenz.  Seit  Ende  des  44.  Jahrhunderts 
befand  sich  übrigens  das  Gut  Gelenau  in  fremden  Händen.  —  Ein 
Siegel  ist  uns  nicht  zu  Gesicht  gekommen. 

39.   Die  T.  Oerlaehslieim 

nannten  sich  wohl  nach  dem  0.  v.  Seidenberg  gelegenen  Dorfe  dieses 
Namens,  waren  aber  zu  der  Zeit,  wo  sie  urkundlich  vorkommen, 
nicht  mehr  Inhaber  desselben ,  sondern  Vasallen  der  Herren  v.  Ka- 
menz als  Besitzer  eines  Theils  von  Schönau  auf  dem  Eigen.  Schon 
4248  finden  wir  Sifridus  de  Gerlachsheim  zu  Kamenz  als  Zeugen 
bei  den  Gebrüdem  v.  Kamenz  und  in  den  Jahren  4285 — 96  den 
Ritter  Bernhard.v.  G.  wiederholt  als  Zeugen,  Bürgen  und  Unter- 
händler für  die  Brüder  Bernhard  und  Otto  v.  Kamenz,  von  denen  der 
Letztere  sein  Schwiegersohn  war  ^) .  Wenn  wirklich  Einer  v.  Ger- 
lachsheim 4294  das  Gericht  und  6  Mark  Einkünfte  zu  Ostritz  an  das 
Kloster  Marlenthal  verkauft  hat^) ,  so  dürfte  dies  wohl  derselbe 
Bernhard  gewesen  sein.  4307  verkauften  Heinrich,  Grabis  und 
Peter,  Gebrüder  v.  G. ,  und  deren  Schwestern,  Elisabeth,  die 
Frau  Ottos  v.  Kamenz,  und  Kunigunde  ihre  Besitzungen  zu 
Schönau  an  das  Kloster  Marienstem^).  Seitdem  sind  wir  der  Fa- 
milie nicht  mehr  in  der  Oberlausitz  begegnet ,  lassen  es  aber  dahin- 


38.  ^)  Sie  Bind  nicht  zu  yerwechseln  mit  einer  niederUns.  Fimilte  gleichen  Na- 
mens, die  anch  schon  im  13.  Jahrhondert  TOzkommt. 

39.  <)  Lans.  Magaz.  1866.  385.  Knothe,  Blgenscher Kiels  52.  55.  56.  59.  Cod. 
Lns.  n.  22.        S)  Schonfelder,  BCThal  47.        3)  Knothe  a.a.O.  62. 


40.  IHe  r.  Gendorff.     *  185 

gesiAt  sein,  ob  die  sdüesisehe  Familie  dieses  Namens,  die  seit  dem 
U.  Ji^rirandert  vorkommt,  mit  der  Oberlausitzer  zusammenlittiigt. 
Ein  Si^el  der  letzteren  kennen  wir  nicht. 

40.  IMe  T.  GwadorS: 

Kein  oberlausitEisdies  Adelsgeschlecht  hat  sich  so  vielfach  ver- 
zweigt, sowohl  im  alten  Stammlande  so  viele  Gttter,  ja  Gtttercomplexe 
erworben,  als  si^  in  die  Nachbarländer  verbreitet,  wie  das  derer  v. 
Gersdorff.  Kein  Wunder,  dass  sich  grade  über  dieses  Geschlecht  auch 
eine  nnifilngliehe  Literatur  gebildet  hat.  Freilich  behandelt  dieselbe 
fast  nur  einzelne  Linien  und  zwar  erst  aus  späterer  Zeit,  oder  sie  hat 
die  Urgeschichte  der  Familie,  ja  die  Entstehung  des  Familiennamens 
mit  einem  solchen  Wust  von  Fabeln ,  ja  frechen  Erdichtungen  ^)  um* 
geben,  dass  wir  uns  hier  mit  Widerlegung  derselben  nicht  aufouhalten 
gedenken.  Ebensowenig  untersuchen  wir,  welches  „das  wahre 
Vaterland^  derer  v.  Gersdorff  sei,  und  begnügen  uns,  darauf  hin- 
zuweisen, dass,  wie  es  in  verschiedenen  Gegenden  Ortschaften  des 
Namens  Gerhardsdorf  gab,  so  auch  fast  mit  Nothwendigkeit  verschie- 
dene Familien  dieses  Namens  in  einer  Zeit  entstehen  mussten,  wo  sich 
der  Besitzer  noch  lediglich  nach  seinem  Gute  benannte.  So  kommen  in 
der  That  schon  im  43.  Jahrhundert  sowohl  im  Quedlinburgschen,  als 
im  Meissnischen  Familien  v.  Gersdorff  vor,  von  denen  es  weder  nach- 
weislich, noch  wahrscheinlich  ist,  dass  sie  unter  einander  oder  mit 
den  Oberlausitzer  Gersdorffen  in  irgend  welchem  vet*wandtschafl^ 
liehen  Zusammenhange  gestanden  haben.  Die  meissnisdien  v.  G. 
nannten  sich  nach  dem  Dorfe  Gersdorf  bei  Leissnig,  das  ihnen  bis 
Mitte  des  43.  Jahrhunderts  gehörte,  und  fa];irten  einen  einmal  quer- 
getheilten  Schild  2).  Ein  ganz  tthnliches  Wappen ,  wie  die  Oberlau- 
sitzer Gersdorffe  besessen  übrigens  die  meissnischen  v.  Korbitz. 

Jedenfalls  b^andeln  wir  im  Folgenden  nur  die  in  der  Oberlau- 
sitz ansässigen  Linien  derer  v.  G.  Wir  können  versichern ,  hieibei 
nur  urkundlich  beglaubigtes  Material  benutzt  zu  haben.  Wesent- 
liche Dienste  hat  uns  der  Band  „Genealogischer  Nachrichten^  von 
Kl o SS ')  geleistet,  der  von  dieser  Familie  handelt,  besonders  des- 


40.  i)  V|^.  bei  OarpioT,  Bhr.  n.  91  flg.  107  flg.  >)  A.  Diesd.  Orlg.  No.  462 
v.  1684^.  Dm  eine  dar  beiden  noch  Toriuodenen  Siegel  deeOtto  y.  Oerhertsdorf, 
dmtb  seine  Fra«  Beiebia ,  Sebwegen  des  ancb  in  der  OberUnsita  dsmals  oft  gensnnten 
Ffledrfeb  t.  SebSnbtirg,  zeigt  die  untere  HUfte  mit  grttnem  Wsebs  bedeclLt,  om  den 
CnlanebieA  der  Farbe  aaradenten.  <)  Bibliothek  der  Oberl.  Oesellsch.  d.  Wissen- 
•ebaften  m  CHMiti. 


186  *        IL  Abth^luog. 

halb ,  weil  er  meist  wörtliche  Excerpte  derjenigen  Stellea.  enlbttlt, 
wo  Gersdorffe  in  den  Gdrlitzer  Gerichtsbttchern  erwähnt  werden. 
Sehr  viele  Glieder  der  Familie,  von  denen  bloss  der  Vorname,  nicht 
aber  zugleich  der  Wohnort  angegeben  wird,  haben  wir  lieber  uner- 
wähnt gelassen.  Ebenso  haben  wir  durchaus  nicht  alles  ttber  die 
einzelnen  Personen  uns  vorliegende  Material  einzeln  aufgeführt.  Nur 
sehr  nahe  liegende  und  durch  äussere  Anhaltpunkte  unterstützte 
Vermuthungen  haben  wir  aufgestellt,  in  allen  zweifelhaften  Fällen 
unser  Nichtwissen  ehrlich  bekannt.  Eine  vollständige  Genealogie 
der  Crersdorffe,  welche  die  Abzweigung  all  der  einzelnen  Linien 
sicher  nachweise,  haben  wir  nicht  herstellen  können.  Wir  reihen 
daher  die  einzelnen  Linien  theils  nach  ihrem  nachweisbaren  Zusam- 
menhange unter  sich ,  theils  nach  der  Zeitfolge  ihres  Vorkommens 
an  einander. 


Mit  Sicherheit  ^)  treten  in  der  Oberlausitz  die  v.  G.  erst  mit  An- 
fang des  H.  Jahrhunderts  auf,  und  zwar  werden  namentlich  zuerst 
genannt  die  drei  Brüder  Cristan  I.,  Kulko  und  Jencz,  deren  dem 
Vornamen  nach  nicht  bekannter  Vater  zu  dem  ursprünglichen  Stamm- 
gute Gersdorf  (0.  bei  Reichenbach j ,  wie  es  scheint,  bereits  andere 
benachbarte  Ortschaften  hinzuerworben  hatte.  Wenigstens  besass 
Cristan  v.  Gerhardisdorf  (4301 — 4328)  hdchstwahrscheinlioh  selbst 
schon  Reichenbach  nebst  den  Pertinenzen  Mengelsdorfj  Gostwüz,  An- 
teil von  Sohlandy  welchen  Gütercomplex  er  an  seine  Söhne  Cris- 
tan II.  und  Ram  f  old  vererbte,  während  ein  dritter  Sohn  desselben, 
Namens  Heinrich ,  Stammvater  der  Linie  Büchdorf  (SW.  bei  Soh- 
land)  wurde.  Rulko,  der  Bruder  Cristans  I.  (1307)  besass  Kenmüz 
(S.  V.  Sohland),  nannte  sich  danach  Rulko  v.  Kemnitz  und  ward  der 
Stammvater  der  älteren  Linie  Kemnitz  (bis  4406).  Der  zweite  Bruder 
Cristans  I.,  Namens  Jencz  (d.  h.  Johann,  4304),  erhielt  bei  der  brU- 
derlichen  Theilung  wahrscheinlich  Gersdorf  und  ward  der  Stamm- 
vater dieser  Linie. 

Mit  wunderbarer  Schnelligkeit  haben  sich  nun  und  zwar  noch 
im  44.  Jahrhundert  die  Gersdorffe  in  der  Oberlausitz  und  bescmders 
im  Görlitzer  Lande  verbreitet.      4348  war  ein  Hermann  Besitzer 


«)  Ob  der  1232  za  Prag  bei  Köaig  WUdUUus,  weldier  die  Sehenkong  des  halben 
Dorfes  LaDgenwolmadorf  bei  Stolpea  an  das  Domstift  MeSssen  besatigte,  als  Zeuge  er- 
wihnte  VolToramus  de  Oerardesdorf  (Cod.  8ax.  II.  1.  102)  eift  Obeil.  Adlidier 
gewesen  sei,  ist  fhi^ich.  Zwar  war  aiieh  der  Prmfekt  Heinridk  Ton  Biidissia  anveeand; 
aber  der  Vorname  Wolfram  kommt  bei  den  Oberl.  Oersdorffen  sonst  nie  ^or. 


40.  Die  ▼.  Gendorff.  187 

des  Dorfes  Spittel  (NW.  von  Kitllitz),  nach  welchem  er  und  seine 
Nachkommen  sieh  „v.  Spittel^  nannten,  während  sein  Siegel  ihn 
deutlich  als  einen  Gersdorff  erweist ,  bis  endlich  (Mitte  des  45.  Jahr- 
hunderts) auch  seine  Nachkommen  sich  wieder  „v.  Gersdor  ff  genannt 
Spittel**  schrieben.  —  Wahrscheinlich  schon  ein  Brttderpaar  Jano 
und  Otto  (4332^46),  sicher  aber  ein  Ritter  Otto  v.  G.  (4368 — 86) 
besass  das  Gut  Radmerüz  an  der  Neisse,  —  ein  Bert  hold  v.  G. 
(4362)  die  Dörfer  WarAa,  Oelsa  und  Saubemüz  (N.  u.  O.  v.  Guttau), 
zu  denen  seine  Sohne  Hans,  Nicolaus  und  Caspar  (4406)  noch 
das  oben  erwähnte  Kemnäx,  so  wie  Rennendorf  und  Hennersdorf  (S. 
V.  Kemnitz)  erwarben,  wodurch  sie  die  Stifter  der  betreffenden  drei 

Nebenlinien  wurden.  —  Schon  vor  4360  war  ein  andrer  Nicolaus 

• 

zu  Tauchritz  (W.  bei  Badmeritz),  sein  Sohn  Heinrich  darauf  auch 
zu  Sdiönberg  und  Halbendorf  (0.  v.  Badmeritz)  gesessen,  und  dessen 
Nachkommen  wurden  Anfang  des  45.  Jahriiunderts  die  Stifter  der 
Tatichritzer  Nebenlinien  Rudelsdorf  (O.  bei  Badmeritz),  Rengersdorf 
(NW.  von  Görlitz) ,  Horka  (N.  v.  Bengersdorf] .  —  Seit  1 390  erscheint 
ein  J  o  n  e ,  Bruder  v.  M  a  r  t  i  n ,  als  Inhaber  von  Kuhna  (N.  bei  Schön- 
berg), später  von  Reichenbach  nebst  Zubehör,  —  seit  4383  ein  Bam- 
fold  als  Besitzer  von  K&nigshain  (NW.  bei  Görlitz) ,  von  welchem 
der  eine  Sohn  Leuther  später  die  Aetcften&acAschen  Gttter  erlangte, 
der  andere  Sohn  Heinrich  aber  Stammvater  der  Linien  K(fnigshain 
und  Kuhna  wurde.  —  Seit  4389  wird  „Schielende  Hans**,  der 
•Stammvater  der  Linie  Deutschpaulsdorf  (S.  bei  Gersdorf),  —  seit  1386 
Johann  und  Conrad  „v.  Gebeizig'*  (NW.  von  Weissenberg) ,  die 
Stifter  dieser  später  weitverzweigten  Linie,  —  seit  4384  die  Brttder 
Heinrich  v.  G.  auf Zon^enau  (NO.  v.  Grörlitz)  undTietze  auf  ITte««- 
lingswalde  (S.  von  Langenau),  ^-  seit  4399  Heinrich  auf  Gerlachs- 
keim  (SO.  v.  Schönberg)  genannt.  —  4368  kommt  zuerst  ein  Ky  tan , 
dem,  wie  es  scheint,  Weissenberg  gehörte,  der  Bruder  von  Chri- 
stophel  und  Nickel  Voitländer  v.  G.  auf  Friedersdorf  (S.  bei 
Gersdorf)  vor.  Von  des  Letzteren  Söhnen  erwarb  Christoph  (4442) 
die  Herrschaft  Baruih  (NW.  von  Weissenberg)  und  ward  Stammvater 
dieser  Linie,  während  von  seinen  Brttdem  Hans  die  FriedersdorfeTj 
Nickel  die  Glossener  (NW.  von  Beichenbach),  Fredemann  die 
Amsdorfer  (N.  v.  Beichenbach),  Czaslaus  die  Bdmannsdorfer  (S. 
bei  Schönberg)  Nebenlinie  gründeten.  —  4384  wird  ein  Johann  auf 
Gurig  (entweder  Niedergurig  NO.  von  Budissin,  oder  Gurik  NW. 
V.  Beichenbach)  genannt,  dessen  Sohn  Nickel  um  4398  die  Herr- 
schaft Ruhland  erwarb,  die  er  auf  seine  Nachkommen  vererbte.  — 


188  H-  Abth^ttog. 

Seit  Anfiuig  de»  15.  Jahrbuiiderts  kommt  ein  «Ddrer  Nickel  v.  G. 
mit  dem  Peinamen  B  o  ck  als  Beattser  von  Hausdorf  (NO.  von  Laoban) 
vor,  der  fiOS  Baruth  kaufte,  weiehea  aber  sein  Sohn,  Heinrich 
Bock  V.  G.,  und  dessen  y,yetter^  Hans  4441  an  2wei  Brtider  Cas- 
par und  Bartholomäus  v.  G.  verftusserten,  die  es  ihrerseits  4442 
wieder  an  den  obengenaniiten  Christoph  aus  d.  H.  Friedersdorf  ttber- 
Hessen.  —  Seit  4434  geh<)rte  Kris^a  (O.  bei  Weissenberg)  einem 
Caspar,  —  seit  448S  LauHiz  (N.  bisi  Glossen)  einem  Hans,  — 
seit  4488  Malschwitz  (0.  bei  Niedergurig)  einem  andren  Hans  v.  G., 
und  alle  diese  wurden  Stammvttter  besondrer,  sich  vielfach  weiter 
verzweigender  Linien. 

Schon  diese  ttbersiehtliohe  Zusammenstellung  dürfte  Irinreidien, 
die  ganz  staunenswerthe  Verbreitung  der  Gersdorffe  allein  in  der 
Oberlausitz  eriLonnen  und  die  Behauptung  der  Sechsstfldte  (4544) 
nicht  unbegründet  erscheinen  zu  lassen,  dass  das  einzige  Geschledit 
derer  V.  Gersdorff  weit  mehr  Landgüter  in  der  Oberlansitz  besitze, 
als  alle  die  Sechsstädte  zusammen  ^).  4572  stellten  sich  bekanntlich 
auf  einem  Geschlechtstage  zu  Zittau  nicht  weniger  als  200  Gersdorffe 
ein  mit  500  Pferden.  —  Nach  dem  bisherigen  wird  man  es  hoffentlich 
audi  eriLlärlich  finden ,  dass  eine  umfassende  Genealogie  dieses  Ge- 
schlechts, wie  sie  hier  zum  ersten  Male  versucht  wird,  nicht  volle 
Befriedigung  gewähren  kOnne. 

4.     Die  älteren  Linien  Reichenbach. 

Der  ältest  bekannte  Oberlausitzer  Gersdorff,  der  oben  erwähnte 
C r i s t a n  (so  schreibt  er  sich  selbst,  nicht :  Christian)  v.  Gerhards- 
dorf (Gherfaardesdorph ,  Gerhardesdorp)  war  4301 — 28  unstreitig 
eine  der  angesehensten  Persönlichkeiten  unter  dem  Adel  der  östlichen 
Hälfte  der  daunaligen  Oberlausitz  oder  des  Landes  Görlitz.  Dreimal 
(1304,  4307—8,  und  seit  4317)  bekleidete  er  in  demselben  das  Amt 
eines  Landvoigtes,  ja  4348  —  49  verwaltete  er  zugleich  auch  die 
Landvoigtei  des  Landes  Budissin^).  Sehr  häufig*  begegnen  wir  ihm 
daher  im  Gefolge  der  Markgrafen  von  Brandenburg,  dis  der  dasMÜgen 
Landesherren,  sowohl  bei  deren  gelegentlidier  Anwesenheit  in  der 
Oberlausitz,  als  an  deren  wechselndem  Hoflager  in  der  Mark  oder  in 
der  Niederlausitz  ^) .    Ganz  besonders  häufig  wurde  er  von  Markgraf 


s)  Oberlaos.  Collectiomwerk  n.  1298.  <)  Cod.  Lns.  166. 188.  217.  225.  Lans. 
Mag.  1870.  62  n.  64.  ^  1305  ra  Rothenburg  (Lans.  Mag.  1870.  61),  1311  a.  1318 
cn  BndiMin  (Cod.  Litt.  200.  220),  1318  tu  OdtUtz  (▲.  MStem  206),  1307  tu  Si«iid«i 


i^     '  '-■  -  • 


-4 


40.  Die  V.  Qendorff.  1 80 

Woldemar  in  diplematiscbeii  Gesehttften  aller  Art  verwendet,  so  1309 
bei  einer  Sühne  mit  Markgraf  Friedrieh  von  Meissen,  so  4342  bei  Auflk 
zahhmg  einer  Geldaamme  an  Woldemar  dareh  Graf  Berthold  von 
Henneberg,  so  4347  bei  einer  Bheberednng  zwischen  einer  branden- 
burgisehea  Prinzessin  und  dem  jnngen  Markgrafen  von  Meissen,  so 
4347  bei  dem  Versprechen  des  Brandenburgers,  Grossenhain  an 
Meissen  wieder  auszuantworten ,  so  4349  bei  einem  Vergleich  zwi- 
schen Woldemar  und  den  Herzdgen  von  Glogan  ^) .  Als  nach  Markgraf 
Woldemars  Tode  4349  das  Land  G<(rliii  von  Herzog  Heinrich  von 
Janer  in  Besitz  genommen  ward,  scheint  dieser  den  Cristan  v.  G.  in 
der  Landvoigtei  bestätigt  za  haben ;  wenigstens  ist  kein  andrer  Land* 
Voigt  bekannt.  Er  begleitete  auch  den  Herzog  im  September  4349 
nach  Schloss  Voigtsberg  bei  Oelssnitz,  wo  derselbe  mit  König  Johann 
von  Böhmen  und  dem  Bischof  von  Meissen  über  die  Theilung  der 
brandenbiirgischen  Hinterlassenschaft  sich  verglich^}.  Auch  auf 
den  meisten  die  Oberlausitz  betreffenden  Urkunden  des  neuen  Lan- 
desfaerm  findet  sich  Cristan  v.  G.  als  Zeuge  ^^) .  Entweder  als  (amti- 
render  oder  gewesener)  Landvoigt  oder  auch  als  Ritter  fuhrt  er 
stets  das  Prädikat  ^Her  r^ ;  ja  in  einer  Urkunde  von  4322  bedient  er 
sich  sogar  des  pluralis  mc^festaticus :  „Nos  Gristanus  miles  dictus  de 
GeH^rdisdor^u^^)  •  Sein  väterliches  Stammgut  war  jedenfalls  Gers- 
dorf  bei  Reichenbach ;  aber  wir  glauben  annehmen  zu  dürfen,  dass 
er  selbst  bereits,  wie  nach  ihm  seine  Söhne,  auch  das  Städtchen  Bep- 
chenbach  nebst  Zubehör  besass,  sei  es  dass  er  es  schon  von  seinem 
Vater  aberkommen  oder  selbst  erst  von  einem  brandenburgischen 
Herrscher  erhalten  habe.  49138  war  Reichenbadi,  wie  es  scheint, 
noch  unmittelbar  landesherrlicher  Besitz  und  auch  später  noch  (bis 
4430)  war  das  Städtchen  ^Freigut^.  Von  Herzog  Heinrich  von  lauer 
war  das  Patronatsreeht  in  OUendarf  (Scobotindorf]  bei  Bunzlau  an  Cristan 
V.  G.  verliehen  worden,  auf  welches  Letzterer  aber  4322  zu  Gunsten 
des  Klosters  zu  Naumburg  am  Queiss  v^*ziehtete.  Sein  dreieckiges 
Siegel  an  einer  Urkunde  v.  4308 ^2)  zeigt  das  bekannte  v.  Gers- 
dorflTsche  Wappen  und  die  Umschrift:  S.  Cristani  de  Gerhardivil, 
ein  späteres  (rundes)  an  zwei  Urkunden  des  Hauptstaatsarchivs  zu 


(Uot.  Mag.  1870.  83),  xq  Guben  (Biedel,  Cod.  Bnnd.  n.  1.  387  n.  307),  1317  in 
Speadau  (Ood.  Loa.  215),  1317  sa  Berlin  (ebeadei.  217).  8)  Vgl.  Sehelts,  Oe- 
MmiDtgeeoli.  518  ftg.  Klöden,  Oeicb.  Mkgf.  Weldemere  L  260  üg.  Biedel,  eod.  Br. 
an  vielen  Stellen.  *)  ▼.  Weber,  ArdbiT  l&r  die  liehs.  Qesebiehte  Vm.  288  flg. 
^)  Cod.  Lvf.  241.  2M».  271.  A.  M8tem  89  n.  21.  »)  God.  Lnt.  248.  ^  Lena. 
Hag.  1870.  6i. 


190  II.  Abtheiluttg. 

Dresden  (Orig.  2079  und  208&)  vom  i.  Januar  und 44.  März 4347  da- 
gegen die  Umschrift :  S.  Gristiani  de  Gerlakisdorp,  obgleich  der  Con- 
text  der  Urkunden  den  Namen  richtig  y,Gristan  v.  Gherardstorph^ 
nennt.  —  Wie  schon  erwähnt  (S.  486)  hatte  Gristan  v.  6.,  soweit 
bekannt,  zwei  Brttder,  von  denen  der  eine,  Rulko,  Stammvater  der 
Linie  Kemnitz,  der  andere  Jencz,  Stammvater  der  Linie  Gersdorf 
wurde. 

Als  Söhne  Gristans  L  dürfen  wir  mit  Sicherheit  betrachten 
Gristan  II.  v.  G.  (auch  Kirstan  geschrieben)  und  Ramfold, 
,,Gebrttder^,  welche  z.  B.  4346  die  Artikel  der  Tuchmacher  zu  Aei- 
chenbach  bestätigten  und  4350  den  Bischofszehnt  zu  Lmda  (0.  v.  Sei- 
denberg) an  das  Nonnenkloster  zu  Lauban  verkauften.  Der  Erstere 
kommt  ausserdem  noch  4328  (,,Herr  Gristan  der  junge  v.  G.^)  als 
Zeuge  bei  Herzog  Heinrich  von  Jauer,  4344  bei  König  Johann  v.  Böh- 
men und  4350  in  Zittau  vor^^).  Ramfold,  der  4350  zugleich  mit 
seinem  Bruder  zu  Zittau  Zeuge  war,  verkaufte  4345  gemeinschaft- 
lich mit  seinem  Schwiegersohn  Yban  das  Dorf  Grossbiesnüz  (SW. 
I>ei  Görlitz)  an  den  Rath  zu  Görlitz.  Ausser  diesen  beiden  Söhnen 
hatte  Gristan  I.,  wie  wir  annehmen  zu  mtissen  glauben,  noch  einen 
dritten  Namens  Heinrich,  den  Stammvater  der  Linie  Büchdorf, 
4339  musste  ein  gewisser  Ludwig  zu  Görlitz  eine  i|^chte  Urfehde 
schwören  ^Herm  Kirstan  und  Herrn  Ramfold  und  Heynke  von 
Bishovistorf«"  *4). 

Ob  Gristan  II.  Söhne  hinterlassen  habe,  wissen  wir  nicht.  In 
diesem  Falle  hatten  dieselben  andere  Güter  erworben  ^^) .  Reichenbach 
gehörte  4356  nur  noch  Herrn  Ramfold  v.  G.,  der  in  diesem  Jahre 
mit  seinen  Söhnen,  Herrn  Heinrich  und  Herrn  N  i  c  o  1  a  u  s  (Nycze) , 
die  Jnnungsartikel  der  Wollenweber  aufs  neue  bestätigte  ^^) .  Auch 
diese  beiden  Söhne  werden  später  nicht  mehr  genannt,  wenigstens 
nicht  als  Besitzer  von  Reichenbach.^  und  wir  wissen  daher  nicht, 
ob  sie  kinderlos  gestorben  sind  ^7)  oder  etwa  andere  Gttter  erlangt 
haben. 


tt)  Cod.  Lu8.  379.  Urk.-Yerz.  I.  59.  Pescheck,  Zittoa  11.  726.  Cod.  Lnt.  342. 
Urk.-Ven.  I.  57.  No.  283.  i«)  Cod.  Lu.  366.  Odriitcer  Stodtb.  tob  1306  Fol.  76. 
lA)  1360  werden  in  einer  Muieothaler  Urk.  (Teigl.  Scbtofelder  MTh«l  70)  «1b  Zeugen 
erwähnt  Bertholdas  et  Crittanm  fratres  de  Oerbtndorf.  Der  Vorname  Ciiatan 
könnte  wenlgtteni  die  Yermothiing  reehtfertigen,  daai  diese  Brüder  Söhne  von  Criataall. 
gewesen  seien.  Berthold  hesass  Wiortfta,  OeUa  and  SaubtmÜM  (N.  yon  Onttan)  und  ward 
dnreb  seine  Söhne  Stammvater  der  Linie  Henneisdorf  (siehe  unten).  ^^  Tsehoppe 
und  Stenzei,  UA. -Samml.  573.        i^  Die  Oorlitser  Achtsbüeher  (U.  foL  3«  nnd  I. 


40.  Die  T.  Gendorff.  191 

Während  nun  nach  4866  auch  jener  Ramfold  nicht  mehr  genannt 
wird,  taucht  4380  wieder  ein  ,,Herr  Ramfold  v.  G.^  auf,  der  in  Gör- 
litx  ^geehrt^  wird,  ^zu  Reidierü)ach  gesessen^,  und  der  4388  bereits 
nicht  mehr  am  Leb«n  ist.  Er  hat  einen  Sohn  Hannus  hinterlassen, 
der  aber  kinderlos  ist;  diesem  gehören  jetzt  die  Reichenbachschen 
Guter,  auf  denen  aber  zugleich  seine  Mutter  Motze  (Margarethe), 
„Ramfolds  Wittwe^,  und  auch  seine  Aeltermutter  K  u  n  e  (Künigunde) 
beleibdingt  sind.  -^  Es  fällt  schwer ,  anzunehmen,  dass  dieser  kurz 
vor  4388  verstorbene  Ramfold  identisch  sei  mit  dem  schon  4339  er- 
wähnten. Wir  mttsseh  es  daher  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob  dieser 
Ramfold  (4380)  derselbe,  wie  jener,  oder  ein  (dritter)  Sohn,  oder  end- 
lich ein  Enkel  von  ihm  sei.  In  jedem  Falle  bestimmte  4384  und  aber- 
mals  4387  Herzog  Johann  von  Görlitz,  dass  die  Reichenbachschen 
Güter  und  Zinsen,  welche  jetzt  ,,Hannus  von  Reichenbach, 
etwan  RamfoldsSohn*^  [als  väterliches  Erbtheil]  und  seine  Mutter 
Motze  und  seine  Aeltermutter  Kune  [als  Leibgedinge]  inne  hätten, 
nämlich  Dorf-Reichenbach^  Mengelsdorf,  Gosswüz  und  (Antheil  von) 
Sokland,  naeh  dieser  Frauen  und  Hansens  Tode  zur  Hälfte  an  Leu- 
ther  V.  Gersdorff,  nach  dessen  und  seiner  Erben  Tode  aber  an  dessen 
Bruder  Heinrich  v.  G.  auf  Königshain,  zur  anderen  Hälfte  aber  an 
den  Herzog  fallen  sollten.  Nur  wenige  Wochen  vorher  (4387)  hatte 
der  Herzog  ^Motzen,  Ramfolds  v.  G.,  gesessen  zu  Reichenbach,  Haus- 
frau, alle  Güter  desselben  im  Weichbild  Görlitz,  verliehene  und  un- 
verliehene,  auch  die  Güter,  die  an  Ramfold  faUen  sollten,  wäre  er 
lebendig ,  mit  allen  Gnaden  und  Rechten^  aufs  neue  zu  Leibgedinge 
auf  Lebenszeit  verliehen  i^) .  Der  vorgesehene  Fall  des  kinderlosen 
Todes  von  Hannus  v.  G.  trat  4390  ein.  Seine  Mutter  Motze  über- 
lebte ihn  bis  4444.  Die  übrigen  Reichenbachschen  Güter  fielen  halb 
an  Leu  ther  v.  G.,  halb  an  den  Herzog,  der  diese  seine  Hälfte, 
wenigstens  ^die  Hälfte  der  Stadt  Reichenbach^,  wie  sich  aus  dem 
Folgenden  ergeben  wird,  an  Friedrich  und  Albrecht  [Burggrafen]  v. 
Starkenberg  ttberliess,  die  sie  ihrerseits  wieder  und  zwar  „als  Frei- 
gut^ an  Leuther  v.  6.  verkauften.  —  Wer  dieser  Leuther  v.  G.  ge- 
wesen, vermögen  wir  nicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmen  ^^)5  jeden- 
falls ein  nächster  Verwandter  jenes  Hannus,  vielleicht  ein  Enkel  Cri- 
stans  II.    Alsbald  finden  wir  diesen  Leuther  lAit  Motze  v.  G.  wegen 

73»)  betagen,  1372  sei  „der  Bruder  Henricl  de  O.*"  ermordet  und  der  Mörder,  Jakob, 
deshalb  in  die  Acht  gethan  worden ;  aber  wir  können  nicht  behaupten,  daai  diese  Br&der 
▼.  O.  aaf  Rolehenbaeh  gesessen  waren.  ^S)  ürkimd.«yeii.  I.  124  No.  607  nnd  12Ö 
No.  610.         1^)  Siehe  nnter:  Linie  Königshain. 


19S  IL  Ablheilwig. 

ihres  Leibgedinges  in  Streit.  Die  Sdiöppen  zu  Dohna  entsohiedeii  ^*) : 
^Nach  dem  Male ,  dass  der  Herr  [Lenttier]  bekeanei  der  Fraa  Metie 
eines  Leibgedinges  an  den  Gtttem,  dass  sie  deren  gebrauchen  solle 
»u  ihrem  Leibe,  und  ihre  Briefe  sich  Kiter  ausweisen,  als  die  ihres 
Widersadlers ,  da  ist  sie  ntther  dabei  la  bleiben  und  bu  gebrauchen 
zu  ihrem  Leibe ,  als  sie  ihr  Widersacher  mit  seiner  Frage  davon  ge- 
drungen bat*^. 

Mit  diesem  Leuther  v.  G.  tritt  also  ein  zweiter  Zweig  der 
Famttie  in  den  Besitz  der  Reicbenbachschen  Gttter.  4  400  tauschte  er 
ein  seit  langer  Zeit  dem  Domkapitel  zu  Budissin  im  Dorfe  Heichen- 
bach gehöriges  Gut  von  einer  Hufe  nebsl  einigen  Zinsen  daselbst 
gegen  seine  Besitzungen  in  BeUchwüx  (S.  von  Budissin)  eäi^j.  Allein 
schon  seit  4  394  war  er  wegen  des  Besitzes  von  ReichedtMich  mit  Jone 
V.  Gersdorff  auf  Kuhna  in  Streit.  Mehrfoch  wurdMi  deshalb  Tage 
zu  Görlitz  abgehalten  und  abermals  4400  die  Parteien  dahin  entschie- 
den, sie  sollten  ihre  Sache  gütlich  stehen  lassen  bis  auf  desLandvoigIs 
Ankunft.  Seit  Ende  4400  finden  wir  nicht  mriir  Leuther,  sondern 
Jone  V.  G.  als  Inhaber  von  Reichenbach ,  Leuther  aber  bis  an  seinen 
Tod  4  408  *  als  Besitzer  von  Kuhna.  Aller  Zweifel  über  die  Identität 
des  früheren  Leuther  auf  Reichenbach  und  des  nachmaligen  Leuther 
auf  Kuhna  wird  dadurch  gehoben,  dass  in  einem  ZahlungsgelOboiss 
des  „Leuther  v.  G.  zu  Kuhna^  von  4  404  ^^)  als  seine  Söhne  dieselben 
aufgeführt  werden ,  die  wir  spater  im  Besitz  des  einst  ihrem  Vater 
gehörigen  Reichenbach  finden  werden. 

Vor  4408  (4406)  verkaufte  Leufher  auch  Kuhna  und  TtMü» 
(SO.  V.  Görlitz)  an  seines  Bruders  Heinrich  Söhne,  nämlich  Christoph 
und  Nickel  v.  G.  auf  Köaigshain.  Wo  er  mit  seiner  zahlreichen  Fa- 
milie seitdem  geld[>t,  wissen  wir  nicht.  Er  muss  bald  darauf  gestor- 
ben sein,  denn  4  409  erschien  „Herrn  Luthers  v.  G.  Weib^  Katha- 
rine  vor  gehegter  Bank  zu  Görlitz  „und  sprach  ihr  Leibgedinge  an 
in  Jahresfrist  nach  ihres  Mannes  Tode.^  Jedenfalls  war  dies  Leibge- 
dinge auch  auf  den  Reichenbachschen  Gtttem  eingetragen.  So  ent- 
stand jetzt  neuer  Streit  zwischen  „der  Lutherinn  und  Kunehans^ 
(d.  h.  Hans  oder  Jone  v.  G.,  sonst  auf  Kuhna,  jetzt  auf  Reichenbach). 
Der  Spruch  der  Schoppen  zu  Dohna  lautete  (1444)  zu  Gunsten  der 
Wittwe. 

Wtthrend  wir  auch  die  Verwandtschaft  dieses  Jone  auf  Kuhna 


10)  Kloit,  G«iiaftl«s.  NMhrlditon.   Oendoifl:        »)  A.  Bad.  ttb.  ftanAat.  61. 
si)  Holtober,  Horka  123. 


40.  Die  y.  Gersdorff.  103 

mit  Leuther  nicht  nachzuweisen  vermögen,  finden  wir  seit  4444  in« 
folge  von  Process  gegen  „Kunehans^  die  Sohne  Leuthers  wieder  im 
Besitze  der  Reichenbachschen  Güter,  und  4  4S0  bestätigte  ihnen  der 
neue  Landesherr,  König  Siegsmund,  ausdrücklich  die  Güter  Mengets-- 
dorf,  Ober--  und  Niederreichenbachj  Gosswitz,  Sohland  und  Oehlisch 
(N.  bei  Sohland},  „die  sie  von  Alters  her  gehabt,  und  auch  den  halben 
Theil  der  Stadt  Reichenbachy  den  Leuther  v.  G.,  ihr  Vater  seliger,  vor- 
mals von  Friedrich  und  Albrecht  v.  Starkenberg  als  Freigut  gekauft, 
und  den  ihm  der  König  zu  Mannlehn  gegeben^,  desgleichen  20  Schock 
Zins  auf  der  Stadt  Löbau  und  42  Schock  Zins  vom  Gericht  zu  Löbau 
(lösbar  für  300  Schock) ,  den  ihnen  einst  König  Wenzel  verschrieben  ^) . 
Diese  sechs  Söhne  Leuthers  v.  G.  nun  hiessen  Tamme,  Hans,  Ram- 
fold,  Leuther,  Nicolaus  und  Christoph.  Von  diesen  waren 
Tamme  und  Hans  4445  mit  Herzog  Ludwig  von  Rrieg  auf  dem  Concil 
zu  Costnitz  gewesen  und  gehörten  seit  Ausbruch  der  Hussitenkriege 
zu  den  einflussreichsten  Adlichen  der  Oberlausitz.  Tamme  war  seit 
1420  Hauptmann  zu  Görlitz  und  wurde  als  solcher  4425  zu  König 
Siegsmund  nach  Ungarn,  bald  darauf  zu  dem  Herzog  von  Sachsen 
nach  Meissen,  4426  zum  Herzog  von  Münsterberg  nach  Schlesien, 
1427  auf  den  Reichstag  gesendet,  um  Verbindungen  zu  schliessen, 
Hülfe  zu  erbitten  und  die  Noth  des  Landes  den  versammelten  Fürsten 
darzulegen.  Nicht  minder  tüchtig  erwies  er  sich  im  Felde.  „Ritter^ 
Tamme  v.  G.  trat  4426  mit  400  Pferden  in  den  Dienst  der  Stadt  Gör- 
litz und  half  besonders  Zittau  wacker  vertheidigen.  4  427  comman- 
dirte  er  sogar  bei  Zittau  die  ^esammte  Oberlausitzer  Kriegsmacht. 
Seitdem  wird  er  nicht  mehr  genannt.  Verheirathet  war  er;  denn 
1422  machte  er  Hochzeit;  Kinder  von  ihm  aber  haben  wir  nirgends 
erwätmt  gefunden. 

Der  zweite  Bruder  Hans,  ebenfalls  Ritter,  ward  Tammes  Nach- 
folger als  Hauptmann  zu  Görlitz,  auch  als  diplomatischer  Vertreter 
der  Oberlausitz  in  den  Unterhandlungen  wegen  der  Hussiten^^]. 
Vielleicht  richtete  sich  eben  deshalb  die  Erbitterung  der  LeCzteren 
gegen  sein  Reichenbach ,  das  bekanntlich  in  den  letzten  Tagen 
des  Jahres  4430  von  ihnen  zerstört  ward.  4432  war  er  nicht 
mehr  am  Leben.  Der  dritte  Bruder  Ramfold  war  mindestens  seit 
1422  Pfarrer  zu  Reichenbach  und  Mitbesitzer  der  Stadt.  Er  muss 
am  kurfürstlich  sSichsischen  Hofe  persönlich  bekannt  gewesen  sein ; 


<2)  Urk.-Verz.  II.  3«.        ^  Ein  Brief  von  ihm  l>ei  Grünhagen,  6e«ch. -Quel- 
len dei  Hnssltenlulege  96. 

K Bo th  e ,  OMch.  d.  Ob«Tl.  Adelt.  13 


194  U-  AbtheilUBg. 

als  4436  die  KurftlFStiD  Margarethe  dem  Rathe  zu  Görlitz  ihre  Ent- 
bindung yon  einer  Prinzessin  notificirte,  Hess  sie  in  einem  PostScript 
tum  ^den  ehrsamen  Herrn  Ramfold  v.  G.,  Pfarrer  zu  Reidienbach'*, 
besonders  grttssen^).  Während  der  Hussitennoth  waren  gewisse 
Zinsen  zu  Mengelsdorf,  welche  1406  der  Kreuzaltar  in  der  Nioolai- 
kirche  zu  Görlitz  erworben  hatte,  nicht  abgeführt  worden,^  weshalb 
Ramfold  ^und  seine  verstorbenen  Brüder^  sogar  in  den  Bann  gekom- 
men waren.  U36  endlich  trat  er  ^stthnweis^  all  jene  aufgelaufenen 
Zinsen  (40  Mark  jährlioh  an  Geld  und  Getreide  und  ausserdem  4  Mark 
^auf  seinerHälfte  des  Stadtchens  Reiohenbach^]  an  jenen  Altar 
ab.  Er  lebte  mindestens  noch  4444.  Der  vierte  Bruder  Leuther, 
ebenfalls  Ritter  und  ,,Herr  auf  Reiohenbach^,  zeichnete  sich  nicht 
weniger  als  seine  Brüder  im  Kampfe  gegen  die  Hussiten  aus.  4  426 
half  er  Görlitz  vertheidigen  und  commandirte  daselbst  am  Neissthor. 
In  demselben  Jahre  nahm  er  (mit  27  Pferden)  an  der  Schlacht  bei 
Aussig  Theil.  4427  war  er  Hauptmann  des  Herzogs  Hans  von  Sagan 
und  zog  mit  diesem  nach  Zittau  gegen  die  Hussiten^].  4428  leitete 
er,  als  Feldhauptmann  der  Oberlausitzer  Kriegsmacht,  den  Ueberfall 
bei  Mac^endorf,  bei  welchem  zwar  400  Feinde  getödtet  wurden, 
aber  auch  er  selbst  fiel  ^^) .  Verheirathet  war  er  gewesen;  aber  Kinder 
werden  nicht  erwähnt.  Der  fünfte  und  der  sechste  Bruder  N  i  col  a  u  s 
und  Christoph  v.  G.  werden  4429 — 33  ebenfalls  als  zu  Reichen- 
bach gesessen  bezeichnet.  Seitdem  scheint  von  den  sechs  Brüdern 
nur  noch  der  Pfarrer  Ramfold  gelebt  zu  haben.  4438 — 44  "werden 
mehrfach  ein  „Sebastian  von  Reichenbach''  und  ein  „Peter  v.  G. 
zu  Reichenbach''  genannt;  wir  wissen  aber  nicht,  wer  sie  gewesen 
(ob  Söhne  des  einen  oder  anderen  jener  Brüder) ,  und  wohin  sie  ge- 
kommen.  Ja  es  wäre  nicht  unmöglich,  dass  dieser  Peter  nur  fälsch- 
lich, als  Mitinhaber  der  Gersdorffschen  Güter,  selbst  v.  GersdorflT  be- 
nannt worden  ist  und  eigentlich  PeterSchaff  hiess.  Eine  Schwester 
jener  sechs  Brüder  V.  G.,  Margarethe,  war  schon  4  404  mit  Hans 
Schaff  auf  Diehsa  (siehe  die  Schafl)  verheirathet.  Deren  Sohn  hiess 
Peter  Schaff  und  stand  mit  seinen  Onkeln  auf  Reichenbach  in  Ge- 
sammtlehn.  4  455  belehnte  König  Ladislaus  denselben  mit  Mengels- 
dorf, halb  Gosswitz,  ganz  Dolgwitz  (0.  bei  Sohland)  und  „allem,  was 
Tarome  v.  G.  und  seine  Brüder  zu  Sohland  und  Oelisch  besessen'^, 
femer  mit  dem  Von/verk  zu  „Reichenbachsdorf",  dem  Teiche  im  Ober- 


M)  Laus.  Mag.  1774.  277.        »)  OrOnbagen,  HuBsitenkimpfe  in  Schlesien. 
119.    «)  N.  Script,  rer.  lu».  I.  61. 


40.  Die  T.  G«r8dorff.  '   195 

hof ,  der  F^lbadstnbe  tu  ReicbentNich,  den  20  Schock  Zins  zu  Uftmu 
und  den  12  Sdiock  vom  Gericht  daselbst,  „wie  die  Briefe  ausweisen, 
dass  diese  Gttter  an  Peter  Schaff  nach  gesammter  Hand  ge- 
kommen sind.^  4  459  wurden  Peter  Schaflb  Söhne  mit  diesen  Gtttem 
belehnt  37) . 

Die  Stadt  Reichenbach  dagegen  scheint  nicht  mit  an  die  Schaff 
gefallen  zu  sein.  Diese  befand  sich  seit  etwa  4448  im  Besitze  derer 
V.  G.  auf  Baruth,  also  eines  vierten  Zweigs  derer  v.  G.,  und  da  auch 
sonst  nichts  darauf  hindeutet,  dass  damals  die  Linie  Baruth,  vielmehr 
(wahrsdieinlich  mit  dem  Pfarrer  Ramfold)  die  Linie  Reichenbach 
au^estorben  sei,  so  halten  wir  die  Angabe  des  Reichenbacher  Stadt- 
buohes  für  richtig,  dass  „als  4446  die  v.  Gersdorff  zu  Reichenbach 
abslarben.  die  v.  G.  auf  Baruth  das  Stadtlein  erhalten^  haben. 

i.    Die  Linie  Bischdorf  und  Herbigsdorf. 

Wie  schon  erwähnt,  findet  sich  in  dem  ältesten  Stadtbuch  von 
GörliU  bei  d.  J.  4339  (fol.  75)  folgender  Eintrag :  „Ludwig  hat  ge- 
schworen eine  rechte  Urfehde  Herrn  Kirstan  und  Herrn  Ramfold  und 
Heinke  von  Bishovisdorf^.  Wahrend  die  beiden  Erstgenannten 
sicher  die  oben  (S.  490)  bebandelten  Brüder  v.  G.  auf  Reichenbach 
waren ,  muss  Heinke  v.  Btschdorf  mindestens  ein  naher  Anverwand- 
ter von  ihnen  gewesen  sein.  Nimmt  man  hinzu,  dass  4378  ein 
Kirstan  Bisdorf,  der  zu  Görlitz  dem  Heinrich  Eberhard  einen 
Theil  einer  Mtthie  aufgab,  und  dass  seit  4442  stets  die  Besitzer  von 
Bisdidorf  ganz  zuverlässig  als  Gersdorf fe  bezeichnet  werden,  so 
gewinnt  die  Annahme,  dass  jener  Heinke  auch  bereits  ein  Gersdorff, 
vielleicht  also  ein  Bruder  von  Cristan  und  Ramfold  gewesen  sei, 
wenigstens  grosseste  Wahrscheinlichkeit.  Dass  derselbe  Kinder  hatte, 
steht  fest.  4350  gab  zu  Görlitz  Heinrich  v.  Bischofsdorf  all  sein  Erbe 
„seinen  Kindern^  auf  nach  seinem  Tode.  Wahrscheinlich  war  also 
der  genannte  Kirstan  Bisdorf  (4378)  ein  Sohn  von  ihm. 

4442  wurde  Heinrich  v.  Gersdorff  mit  dem  den  Bischöfen 
von  Meissen  g^örigen  Gute  Bischdorf  belehnt  und  zugleich  ein  G  hri- 
stophel  V.  G.  mitbelehnt  ^®).  4446  werden  „Heinrich  und  Tiez- 
mann  v.  G.  in  Bischdorf^  nach  Görlitz  vor  Gericht  citirt,  seitdem 
aber  (bis  4  429  >^)  nur  „Tiezmann  zuBischdorf^  erwähnt,  der  also  wohl 
Heinrichs  Sohn  war.  —  Erst  seit  dem  letzten  Drittel  des  45.  Jahr- 


")  Ufk.-Vew.  n.  77.  86  und  1441»,  tgl.  49c.        M)  a.  Dtesd.  Ornndmann, 
toUect.  I.  166.        M)  z.  B.  Urk.-Ven.  H.  24«. 

13» 


196         -  II.  Abtheilong. 

hunderts  beginnen  reichlichere  Nachrichten  ttber  diese  Linie.  4  468 
verkaufte  wieder  ein  Heinrich  v.  G.  9  Mark  Zins  und  4473  aber- 
mals 5  Mark  4  6  Gr.  in  seinem  Dorfe  Bischdorf  zn  einem  Altar  auf  dem 
Schlosse  Stolpen,  und  zwar  wird  er  dabei  als  ^zu  Herbigsdorp*  (S.  bei 
Bischdorf]  gesessen  bezeichnet,  und  als  Mitpatron  der  dasigen  Kirche 
kommt  „Heinz  GirstorflT^  schon  4  465  bei  einem  Streite  des  Pfarrers 
wegen  des  Vorwerkes  zu  Oppeln  vor  ^<^). 

4478  wurden  Hei  nrich  und  Hans  v.  G.  zu  Bischdorf  f/bsessen 
mit  diesem  Dorfe  belehnt  „in  aller  Masse,  wie  es  ihr  Vater,  dem  Gott 
gnädig,  inne  gehabt.^  Diese  Brüder,  jedenfalls  Sohne  des  vorigen 
Heinrich,  theilten  sich  nun  in  die  beiden  Güter  Bischdorf  und  Her- 
bigsdorf so,  dass  jeder  von  Beiden  Antheil  an  jedem  Gute  erhielt. 
Hans  hatte  schon  4469  ßeinrculmerüz  (NO.  von  Kittlitz)  und  Baschke- 
tvitz  (?)  von  Heinrich  v.  Radewitz  dazu  erkauft  3^). 

4488  erhielten  Heinrich,  Albrecht,  Lassei,  (jedenfalls  die 
Söhne  Heinrichs),  Barthel,  Heinrich,  Hans,  (jedenfalls  die 
Söhne  von  Hans),  „Gevettem  und  Brüder  v.  G.'^,  die  Lehn  über 
Bischdorf  3^).  Von  dem  ersten  Brüderkleeblatt  war  Heinrich  zuerst 
gestorben;  1520  ward  sein  Sohn  Martin,  unter  Vormundschaft 
seines  Vaterbruders  Albrecht  stehend,  belehnt.  Er  verkaufte  4554 
seinen  Antheil  an  Bischdorf  an  seinen  alsbald  zu  erwähnenden  Vetter 
Andres.  Dass  Albrecht  Kinder  gehabt ,  ist  durch  nichts  angedeutet. 
Von  Lassei  stammen  die  Brüder  Lassei,  Melchior  und  Hans, 
welche  4534  ihren  Antheil  an  Herbigsdorf  und  an  Bischdorf  (9  Bauer- 
guter)  an  ihren  Vetter  Hans  von  dem  anderen  Bischdorfer  Zweige 
verkauften. 

Das  andere  Brüderkleeblatt,  Barthel,  Heinrich  und  Hans,  erwarb 
4506  von  Wilhehn  Herrn  v.  Schönburg  auf  Hoyerswerde  (um  400  Mark) 
dessen  Antheil  von  Sohland  (0.  von  Bischdorf),  wenigstens  später  be- 
stehend in  4  3  Bauern  und  4  Gärtnern ;  doch  behielt  sich  der  Verkäufer 
die  Lehnsberrlichkeit  vor  '^j .  Von  diesen  Brüdern  kommt  ^Barthel  v.  G. 
sonst  Bischdorf  genannt,  zum  Sohland^  mindestens  bis  4534  vor.  Für 
seine  Söhne  halten  wir  die  Brüder  Asmus,  Fabian  und  Franz, 
die  4539  über  Bischdorf  mitbelehnt  werden,  und  von  denen  4556jiur 
Asmus  noch  genannt  wird.  —  Bartheis  Bruder  Heinrich  Hess  4549 
seine  Frau  Elisabeth  auf  Bischdorf  beleibdingen  und  ward  noch 


80)  Gercken,  Stolpen  51.  45,  Tgl.  481.  Oiiindmanii,  eoU.  n.  71»  n.  b  49. 
31)  06rcken,  Stolpen  632.  Urk.-Veiz.  II.  110.  ^  Ginndmann,  ood.  diplom. 
•nppl.  I.        ai)  ÜA.-Ver*.  HI.  73. 


40.  Die  y.  Gendorff.  197 

1539  aufs  neue  mit  „Sitz,  Vorwerk  und  etlichen  Männern^  zu  Bisoh- 
dorf  belehnt.  Sein  Sohn  Georg  erhielt  4544  nach  des  Vaters  Tode 
die  Lehn  über  „Sitz  und  Vorwerk  Bischdorf,  so  vormals  ein  Lehngut 
gewesen^,  und  ausserdem  über  6  Bauern,  5  Gärtner  und  eine  Mühle 
daselbst.  Auch  besass  er  Antheil  an  Herbigsdorf  und  kommt  nodi 
4564  vor.  —  Bartheis  und  Heinrichs  Bruder  Hans  kaufte  4534  zu 
seinem  Antheil  von  Bischdorf  noch  die  9  Bauergttter  seiner  Vettern 
Lassei,  Melchior  und  Hans  und  ebenso  deren  Antheil  an  Herbigsdorf 
hinzu.  Desgleichen  hatte  er  (von  Hans  v.  G.  auf  Ddbschitz)  das  Dorf 
ß>ersdorf  {Vif .  v.  Herbigsdorf)  erworben,  überliess  es  aber  4534  an 
den  Rath  zu  Löbau  und  erhielt  dafür  den  Antheil  von  Herbigsdorf, 
den  früher  Lassei  und  „Dorothea  v.  G.^  an  den  Rath  verkauft  hatte  ^j . 
Nach  seinem  Tode  ward  4533  sein  Sohn  Andres  mit  Herbigsdorf, 
wo  er  wohnte,  belehnt.  4554  kaufte  er  zu  den  9  Bauern  und  8 
Gärtnern  in  Bischdorf,  die  er  von  seinem  Vater  geerbt^hatte,  auch  die 
7  Güter  und  die  Mittelmühle  daselbst,  welche  bisher  seinem  Vetter  Mar- 
tin  (S.  496)  gehört  hatten,  hinzu,  so  dass  er  jetzt  „3  Theile  desDorfs^ 
(sein  Vetter  Georg  den  vierten)  besass.  4562  erwarb  er  auch  Ebers- 
darf  von  den  G^br.  v.  Metzradt  auf  SehOnbach  wieder.  4  564  wurden 
seine  Söhne  Nickel,  Melchior,  Balthasar,  Hans,  Heinrich, 
und  Andres  V.  G.,  zu  Herbigsdorf  gesessen,  mit  den  3  Theilen  von 
Bischdorf  und  4565  auch  mit  ihrem  Antheil  von  Herbigsdorf  belehnt. 

3.     Die  ältere  Linie  Kemnitz  und  Strichen. 

In  einer  Urkunde  von  4  307,  durch  welche  Otto  v.  Kamenz  den 
Verkauf  des  Dorfes  Schönau  auf  dem  Eigen  an  das  Kloster  Marienstern 
bezeugte,  findet  sich  neben  Gristan  v.  Gersdorff  (S  490)  auch  Rulko 
dictus  de  Kemnitz,  frater  suus'^j.  Die  Kemnitzer  Linie  ist 
also  ebenso  alt ,  wie  die  älteste  Reichenbacher.  Wer  Rulkos  Söhne 
gewesen,  lässt  sich  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  ermitteln.  In  den 
Jahren  4324 — 34  wird  mehrfach  ein  dominus  Nicolaus  dictus  de 
Kemnitz,  Domherr  zu  Budissin,  erwähnt,  der  zu  seinem  und  seiner 
Vorfahren  Seelenheil  aus  seinem  Vermögen  zwei  Vikarien  an  der  Haupt* 
kirche  zu  Budissin  gestiftet  hatte.  4324  und  4325  bestätigten  der  Bi- 
schof von  Meissen  und  König  Johann  von  Böhmen  diese  Stiftung  von 
48  Mark  Rente,  welche  später  um  noch  6  MariL  vermehrt  ward.  Dieser 
Nicolaus  hatte ,  als  CoUator  jener  beiden  Stellen  auf  Lebenszeit,  die- 
selben mit  zwei  Onkeln  (avunculi,  also  Muttersbrüder),  nämlich  Nico- 


M)  EWnd.  m.  141.        8S)  Laus.  Mag.  1870.  62. 


198  II-  Al»th6ilttttg. 

laus  und  Johann,  besetoi^^).  Wir  veroauthen,  dass  er  eiü  Sofan  Riil* 
kos  von  Kemnitz,  also  em  Gersdorff,  gewesen  sei.  Nun  erscheint 
gegen  Mitte  des  44.  Jahrhunderts  auch  ein  Rule  v.  Gersdorff, 
dessen  Besitzthum  zwar  nirgends  genannt  wird,  den  wir  aber  wegen 
des  gleichen,  in  der  Familie  t.  G.  sonst  nicht  üblichen  Vornamens  und 
wegen  des  Umstandes,  dass  er  einen  Sohn  Jobann  hatte,  und  Bnde 
des  Jahrhunderts  in  der  Thal  ein  „Hans  v.  G.  zuKemnitz'^  vorkommt, 
fUr  den  Besitzer  von  Kemnitz  und  ebenfalls  für  einen  Sohn  Rulkos  hal- 
ten dürfen.  4350  waren  „Herr  Gristan ,  Herr  Ramfdd  [Sühne  Cri- 
stans  1.  auf  Reichenbacdh]  und  Herr  Rulo  v.  G.^  Zeugen  bei  einem 
Vergleiche  zwischen  Gürlitz  und  Zittau  wegen  der  Waidfuhre,  4344 
Cristanus  et  Rudlinus  [doch  wohl  gleich  Rule  oder  Rudolph]  domini  de 
G.  Zeugen  zu  Prag  bei  Künig  Johann.  4366  war  „Herr  Ruk)  v.  G.  Ritter, 
und  Agnes,  seine  Gemahlin'^  bereits  gestorben  und  bei  den  Fran- 
ziskanern zu  Görlitz  begraben,  imd  für  ihr  Seelenheil  hatten  „Herr 
Johann,  der  Sohn  des  genannten  Herrn  Rulo,  und  Herr  Gzaslaus, 
der  Sdiwiegersohn  des  Letzteren^,  eine  tägliche  Messe  gegründet'^). 
Wie  schon  erwähnt,  erscheint  nun  Ende  des  4  4.  Jahrhunderts 
ein  „Hannus  v.  der  Eempnitz,  daselbst  gesessen^,  den  wir  für 
identisch  mit  diesem  „Johann,  dem  Sohne  Herrn  Rulos  v.  G.^  halten. 

4397  war  derselbe  Zeuge,  als  die  v.  Nostitz  auf  Kittlitz  in  die  Gerichte 
zu  Ldbau  gewiesen  wurden;  4404  war  er  („Hannus  v.  G.  zuKem- 
nitz^)  einer  der  Schiedsrichter  zwischen  den  Brüdern  v.  Tschimhaus; 

4398  schickte  der  Rath  von  Görlitz  einen  Boten  „gen  der  Kemnitz  zu 
Grunehannus'',  dass  er  zu  einem  Tage  nach  Lübau  kommen  solle  3^) . 
Demnach  würde  unter  dem  zu  jener  Zeit  oft  genannten  „Grüne- 
hannus''  dieser  Hans  v.  G.  auf  Kemnitz  zu  verstehen  sein.  Dieser 
Hans  nun  verkaufte  4406  Kemnitz  an  seine  „Vettern^,  die  Brüder 
Hans,  Nickel  und  Caspar  v.  G.  auf  Wartha  und  Oelsa,  Söhne  Bartholds 
v.  G.  auf  Saubemitz,  wie  die  Belehungsurkunde  König  Wenzels  über 
Kemnitz  (4408)  ausdrücklieh  besagt'*).  Da  darin  der  Verkäufer  als 
„Hans  V.  G.  genannt  von  Serichow^  bezeichnet  wird,  so  hatte  der- 
selbe jedenfalls  das  Gut  Säridtm  (S.  v.  Horka)  erworben,  und  in  der 
That  erscheint  4409  ein  „Jan  v.  Gersdorff  zu  Serchau^  als  Schuppe 
im  Ho%ericht  zu  Göriitz  und  auch  4443  als  Besitzer  dieses  Guts. 

Von  4445 — 37  gehörte  letzteres  einem  Caspar  v.  G. ,  muth:- 


»)  Cod.  Li».  256.  258.  290.  w)  ÜTk.-Veix.  I.  57  No.  283.  Cod.  Lm.  542. 
N.  Script.  lei.  Ins.  I.  300  ygl.  269  and  295.  »)  Urk.-y6T£.  I.  146  No.  728  nnd  I. 
152  No.  757.    GörUtier  Bathtroehnangen.        ^  Urk.-Samiia.,  nlflht  im  Utk,*Ven^ 


40.  Die  T.  Qendwß.  199 

masslich  also  einem  Sohne  Hansens.  4448  war  dieser  Caspar  v.  G. 
„SU  Serchow^  Theidingsmann  zwisdien  Czaslaus  v.  G.  und  denen 
V.  Aechenberg  auf  Klitschdorf,  4437  Zeuge  fttr  die  v.  Penzig,  4  428 
Bundsgenoss  für  Gdriitz  gegen  die  Hussiten  ^].  In  der  zweiten  Hälfte 
des  45.  Jahrh.  besassen  Särichen  »Christoph  und  Georg,  unge-* 
sonderte  Brüder  v.  G.*^,  die  z.  B.  4470  einem  Unterthanen  daselbst 
Consens  gaben.  Von  diesen  kommt  »Jorge  von  Serchaw,  daselbst  ge* 
sessen^  4445  und  4480  auch  als  Lehnszeuge  vor^^].  Bald  darauf 
scheint  Särichen  an  die  v.  G.  auf  Rudelsdorf  gelangt  zu  sein.  4  490 
gehörte  es  Christoph  y.  G.  auf  Rudelsdorf ,  und  4547  ward  es  von  Hans 
V.  G.  auf  Rudelsdorf  als  Selbstschuldiger,  und  seinen  ungesonderten 
Vettern  Bemdt  »daselbst^  (d.  h.  auf  Gersdorf) ,  Nickel  zu  Horka, 
Balthasar  zu  Leuba,  Hans  zu  Lautitz,  an  Ulr.  v.  Nostitz  auf  Ullersdorf 
verkauft  ^2).  Ob  jene  Brüder  Christoph  und  Georg  v.  G.  Nachkom- 
men gehabt,  und  wohin  diese  gekommen,  wissen  wir  nicht. 

4.  Die  Linie  Gersdorff,  Lohsa,  Piskowitz. 

Ausdrücklich  als  zu  Gersdorf,  dem  alten  Stammgut  der  gesamm« 
ten  Familie  v.  Gersdorff,  gesessen  wird  zuerst  4386  ein  Hannus 
V.  Gerhartsdorf  bezeichnet.  Es  kaufte  nttmlich  der  Göriitzer 
Spitabneister  Jensh  »fünftehalb  Mark  Prager  Zins  wider  Hannus  v. 
Gerhartsdorf,  gelegen  indemselbenDorfe^^S).  Wir  halten  nun 
die  Vermuthung  nicht  allsu  gewagt,  dass  dieser  Hannus  v.  G.  iden- 
tisdi  sei  mit  „ Jencz  ^  dem  Bruder  Cristan  (I.)  v.  Gersdorff,  der  mit 
diesem  gemeinsam  4304  zu  Görlitz  und  zwar  ebenialls  bei  Eignung 
von  Gütern  an  das  dortige  Spital  als  Zeuge  erscheint^). 

£s  scheint,  als  ob  im  letzten  Viertel  des  44.  Jahrh.  Gersdorf  ganz 
oder  zum  Theil  an  den  Görlitzer  Bürger  Johann  Ulmann  aus  der 
Münze ,  stammend  aus  der  Familie  Radeberg ,  verkauft  oder  verpfän- 
det worden  sei.  Wenigstens  erwarb  4376^^)  „Johannes  Ulman  de  Ger- 
hartsdorf^ in  der  Franziskanerkirche  zu  Görlitz  einen  Altar ,  an  wel- 
chem wöchentlich  4  Messen  für  seine  Familie  gelesen  werden  sollten. 

Von  4396 — 4430    aber  wird  sehr  häufig  ein   Reich  eh  ans 


«)  Uift.-V«n.  I.  106.  Pro^iiz.-Bl&ttoT  VI.  146.  «0  Urk.-Ven.  n.  50V.  142». 
«)  AxcUt  SU  Strichen.  ^^)  Gdxl.  Stadtbnch.  ^  Cod.  Lus.  166.  DtMlbst  Ut 
d0T  Harne  tiektliekfalBeh  gelesen  woidan,  „T  e  n  1 1  x'*  statt  ^  e  n  e  jb^.  •*-  Ein  Johannes  de 
Qerhartsdorf ,  der  1332  Stadtsohdppe  sn  OdrUtz  war  (Ck>d.  Ln».  800),  geölte  sieber 
nleht  dem  rltterltehen  CtoacUeekt  derar  ▼.  O.  an,  sondern  war  ein  von  dem  Dorlb  Oers* 
dorf  naeli  OSri.  «Ingewandartec  Bflrger.  ^  N.  Sedpl.  ler.  los.  I.  300l  Lams.  Mag. 
1778.  254. 


200  11-  Abtheiittng. 

y.  Gersdorff  ausdrücklich  als  zu  Gersdorf  gesessen  bezeichnet. 
1396  ward  er  (und  noch  ein  anderer  Jone  v.  G.)  entschieden  „um  den 
Wald  zu  Reichenbachsdorf^,  dass  die  Abbatissin  von  Marienthal 
(Euphemia  IL,  wahrscheinlich  eine  v.  Gersdorff)  und  ihre  Schwester 
den  Zins  von  jenem  Walde  auf  Lebenszeit  beziehen ,  dass  derselbe 
aber  nach  dieser  Frauen  Tode  an  Reichehans  und  seine  Erben  fallen 
solle.  4440  kaufte  er  einen  An t heil  von  Horka  (SW.  von  Rothenburg) 
von  Otto  [v.  Gersdorff]  von  der  Horka  ^«)  und  soll  4  423  auch  Pfaffen- 
dorf  (0.  bei  Gersdorf)  besessen  haben.  4428  half  er  „mit  seinem 
Sohne ^  Görlitz  gegen  die  Hussiten  vertheidigen. 

Nach  ihm  wird  4434  ein  Peter  v.  Gersdorff  „daselbft^j  der 
4  440  auch  „Güter  in  Niederreichenbach^  besass,  4439  ein  Nickel, 
4465  [?Rutschil  und]  Hans  v.  Gersdorff  „tidselbst  gesessen^ 
erwähnt^''),  ohne  dass  ihr  Yerwandtschaftsverhältniss  irgend  ange- 
deutet wäre.  4492  wurden  „die  Gersdor fer  zu  GerÄdor/* gesessen** 
von  dem  königl.  Gericht  zu  Görlitz  geheischen ,  weil  sie  etliche  ihrer 
armen  Leute  über  zwei  Nächte  in  Haft  gehalten  und  sie  geschlagen 
hatten.  4542  hatte  ein  Dieb  „den  Gersdorffem  zu  Gersdorf '^  einige 
Zeit  gedientes) .  Hiermit  sind  jedenfalls  die  damals  zu  Gersdorf  leben- 
den Brüder  Bernhard  (Bemdt),  Christoph,  Caspar  und  Peter 
gemeint ,  welche  bald  nach  4544  auch  noch  den  übrigen  Antheil^von 
Niederreichenbach  und  das  Gut  Mengelsdorf  erworben  haben  dürften, 
die  bis  dahin  den  Schaff  gehört  hatten.  Von  diesen  erwarb  Bernhard 
einen  Theil  des  Gutes  Lohsa  (0.  von  Wittichenau),  und  überliess  dar- 
auf 4523  „seinen  Antheil  an  den  Gütern  zu  Gersdorf**  seinen  drei 
Brüdern ^^) .     Er  ist  also  Stammvater  der  Nebenlinie  Lohsa. 

Später  erscheint  nur  noch  der  jüngste  Bruder  Peter  als  Besitzer 
von  Gersdorf ^<^).  4535  machte  er  eine  väterliche  Verordnung,  wie 
es  solle  nach  seinem  Tode  gehalten  werden.  Wir  dürfen  daher  an- 
nehmen, dass  er  werde  bald  darauf  verstorben  sein,  und  dass  der 
4554  im  Musterregister  genannte  „Peter  v.  G.  zu  Gersdarf  und 
Deutschpaulsdorf*  (S.  bei  G.)  sein  gleichnamiger  Sohn  sei.  Jene 
väterliche  Verordnung  des  älteren  Peter  v.  G.  4535  betraf  wohl 
eine  Theilung  seiner  Güter.  Bald  darauf  nämlich  erscheint  ein 
Stenzel  v.  G.  als  Besitzer  von  Mengelsdorf  j  der  dies  Gut  seinen 

M)  Urknnd-Ven.  I.  143.  Holicher,  Horka  12.  «0  Urk.-Ven.  II.  36«,  u, 
Kloti,  „Geneal.  Nac]lI.^  «)  N.  Script,  rer.  liu.  H.  373.  m.  216.  40)  L.  B. 
I.  fol.  5.  00)  Wenn  In  der  Thet  1532  ein  Georg  t.  G.  mit  G.  belehnt  woiden  ist 
(Urk.-VerE.  m.  143),  so  könnte  die«  nur  der  Sohn  eines  der  Uteren  Brüder  sein.  Wir 
heben  ihn  sonst  nirgends  erwähnt  gefunden. 


40.  Die  T.  Gendorff.  201 

Söhnen  Peter  und  Wenzel  hinterliesä.  Die  Yormttnder  der  Letzte- 
ren waren  1567  Hans  v.  6.  auf  PaiUsdorf  und  Niederreichenbach  und 
Joseph  V.  G.  auf  Gersdorf j  beides  wahrscheinlich  Söhne  Peters  des 
jungem  auf  Paulsdorf  und  Gersdorf.  —  Dieser  Peter  auf  Mengels- 
dorf verkaufte  darauf  sein  Gut  an  Balthasar  y.  G.  a.  d.  H.  Baruth 
auf  Döbschitz  und  Reichenbach  und  erwarb  dafttr  Giema. 

Auf  Hans  V.  G.  auf  Paulsdotf  und  Niederreichenbach,  der  4574 
und  458S  Theile  von  Oberlinda  hinzuerwarb,  folgte  1584  sein  Sohn 
E  r  a  s  m  u  s,  der  1591  drei  Söhne  hinterliess,  M  a  t  h  ä  u  s  auf  Patäsdarf^ 
N i  CO  1  a u  s  auf  Niederlinda,  und  E  r a  s  m  u  s  auf  Oberlinda. 

Der  oben  erwähnte  Bernhard  v.  G.  auf  Lohsa  starb  1533, 
worauf  seine  Söhne  Rudolf,  Hang,  Franz  und  Hans  mit  diesem 
Gute  belehnt  wurden.  Von  diesen  erkauften  Hang  und  Hans  1538 
einen  Bauer  zu  Lippen  (0.  bei  Lohsa) ,  1548  Leute  zu  Neyda  (W.) ; 
dafbr  verkaufte  Hang  1540  Bauern  zu  Priedersdorf  (S.).  Beide  Brtt* 
der  erscheinen  1551  und  später  als  Inhaber  von  Lohsa.  —  Ausser 
jenen  vier  Söhnen  erster  Ehe  hatte  Bernhard  noch  einen  Sohn  zweiter 
Ehe,  Namens  Heinrich,  hinterlassen,  welcher  schon  1526  da&Gut 
Piskowitx  (0.  von  Kamenz)  besass,  auf  dem  er  1536  seine  Frau  Anna 
beleibdingen  Hess.  Da  er  nur  eine  Tochter  Margarethe  hatte ,  so 
erwirkte  er  1541  von  dem  König  ^einen  Pergamentbrief^ ,  wonach 
dieser  Tochter  800  Mark  „zu  einer  Abstattung  und  väterlichen  Mitgift 
auf  allen  seinen  Lehngütem  geordnet  und  zugeschrieben  wurden^. 
Als  er  bald  darauf  starb ,  ttberliesi^  der  König '  dessen  heimgefallnes 
Gut  Piskowitz  aus  Gnaden  an  dessen  „Stiefbruder'*  Hans  auf  Lohsa, 
der  es  aber  1542  an  Ulr.  v.  Baudissin  verkaufte. 

5.  Die  Linie  SpitteL 

In  einer  Urkunde  von  1348,  in  welcher  der  Adel  des  Löbauer 
Weichbilds  Kaiser  Karl  lY.  bittet,  auch  künftighin  in  Schuldsachen 
nicht  in  Budissin ,  sondern  in  Löbau  Recht  nehmen  und  geben  zu 
dürfen  ^^) ,  wird  unter  den  „Aeltesten**  des  Weichbildes  auch  ein 
„Hermann  von  dem  Spital^  genannt,  dessen  zufällig  noch 
erhaltenes  Siegel  (mit  der  Umschrift  S.  Hermann!  de  Hospitali)  ihn 
deutlich  als  einen  Gersdorff  erweist.  Das  Dorf  SpiUel  (NW.  von 
Kittlitz)  gehörte  damals  noch  zur  Herrschaft  Kittlitz  ^^j ;  somit  waren 
die  V.  Spittel  ursprünglich  Aftervasallen  der  Herren  v.  Kittlitz. 


61)  Abgedr.  bei  TztehOfpe  nnd  Stemel,  ÜriLiiiiA.-8amml.  569.  Original  tn 
Löbtn.        ^  Cod.  Lvs.  364.  Urk.-ym.  I.  44. 


204  n.  AbtheUung. 

net.  Hans  besass  auch  das  SO.  von  Radmeritz  gelegene  Zwecka  (4416 
„Jone  von  Czwecke  zu  Radembricz  gesessen^)  und  wird  bis  4429, 
Heinrich  bis  vor  4434  zu  Radmeritz  genannt  („Heinze  v.  G. ,  etwa 
zu  R.**).  Die  Brüder  hatten  auch  zu  Niederherwigsdorf  (NW.  von 
Zittau)  Besitzungen.  4424  verkauften  daselbst  „Hans,  Heinze  und 
Fredemann,  genannt  v.  Gersdorff,  sammt  ihrer  Schwester  Margarethe^ 
42  Scheff.  Komzins  „in  und  auf  ihrer  Mttfale,  genannt  die  Nieder- 
mühle beidenStegen^'andie  Cölestiner  auf  dem  Oybin  ^^) .  Der 
jüngste  Bruder  Fredemann  war  mindestens  seit  4414  Hauptmann  der 
Herren  v.  Biberst^in  auf  deren  Burg  Hammerstein. 

Die  V.  Gersdorff  waren  übrigens ,  wir  wissen  nicht  seit  wann, 
nicht  mehr  die  Besitzer  von  ganz ,  sondern  nur  von  der  Hälfte  von 
Radmeritz;  die  andere  gehörte  denen  v.  Hoberg.  Zwischen  beiden 
Familien  nun  herrschte  bittere  Feindschaft  (4417 — 25),  ja  blutige 
Fehde ,  so  dass  oft  Tage  deshalb  gehalten  und  Waffenstillstände  ver- 
mittelt wurden.  Die  Gersdorffe  fanden  Hülfe  bei  Wenzel  v.  Biber- 
stein auf  Friedland ,  die  Hoberge  bei  Wentsch  v.  Dohna  auf  Grafen- 
stein. Mit  diesen  Streitigkeiten  hing  es  wohl  zusammen,  dass  zuerst 
die  V.  Hoberg,  dann  auchtiie  v.  G.  ihren  Antheil  von  R.  an  Wentsch 
V.  Dohna  abtraten,  der  seit  4427  als  Mitbesitzer,  seit  1 434  als  alleiniger 
Inhaber  dieses  Guts  erscheint. 

Wohin  sich  die  v.  G.  von  Radmeritz  aus  gewendet  haben,  wissen 
wir  nicht;  wahrscheinlich  nach  Schlesien.  4482  nämlich  wurde  das 
Kloster  Oybin  mit  derselben  „Stegemühle^  zu  Herwigsdorf  belehnt, 
welche  einst  den  Gebr.  v.  G.  auf  R.  gehört  hatte ,  und  welche  das- 
selbe jetzt  von  Stephan  v.  Gersdorff  auf  Nimptsdi  um  26  Mark 
erkauft  hatte  ^^) . 

7.   Die  Linie   Hennersdorf  mit  den  Nebenlinien  Hen- 
nersdorf,  Kemnitz,  Rennersdorf-Burkersdorf. 

Die  V.  Gersdorff  auf  Grosshennersdorf  (N.  von  Zittau}  sind  von 
den  bisherigen  Genealogen  dieser  Linie  auf  Grund  einer  Angabe 
Carpzov's  •^j  als  eine  Nebenlinie  der  Hauptlinie  Tauchritz  betrachtet 
worden.  Allein  eine  im  Archiv  zu  Hennersdorf  befindliche  UriLunde 
von  4408  erweist,  dass  jene  Angabe  unrichtig  ist.  Dieser  Urkunde 
zufolge  ertheilte  König  Wenzel  den  Gebrüdem  Hans,  Nickel  und 


tff)  Uikimd.-yenL  n.  36«.  90.  6i)  pr.  Chr.  Aug.  Petcbeek,  Oybin  (Ztttau 
1804)  S.  138.  «)  GarpsoT,  Bhnnt.  n.  120  tab.  1.  t.  Iffteke,  Ntedenennen- 
dorf  (1843).  Korscbelt,  Bertbelsdorf  (1852)  S.  20  und  Naebtng  (1868)  S.  13. 


40.  Die  V.  Qendorff.  205 

Caspar  v.  Gerarsdorf  die  Gesammtlehn  über  das  Dorf  ^o^ubemüz 
(0.  von  Gutta),  das  von  Todes  wegen  etwa  Bertholdsv.  G.,  ilires 
Vaters ,  an  sie  gekommen ,  desgl.  über  das  Dorf  Kemnitz,  das  sie  von 
Hansen  v.  G.  genannt  v.  Serechow  (S.  198],  desgl.  über  Berthelsdorf 
im  Lande  Görlitz  (N.  bei  Hermhut) ,  das  sie  von  Christoph  Jörgen 
[Jorgens  Sohn],  desgl.  über  das  Dorf  Heinrichsdorf  Schreibers  [d.  i. 
Grosshennersdorf]  im  Lande  Zittau,  das  sie  von  Jörgen  v.  Stewitz  er- 
kauft, endlich  über  die  Dörfer  Wartha  und  Oelsa  [bei  Saubemitz], 
die  sie  itzund  inne  haben  und  von  ihren  Vorfahren  an  sie  kommen 
sind.  Der  hier  erwähnte  Berthold ,  also  der  eigentliche  Stammvater 
des  Hauses  Hennersdorf,  wird  4360  und  13691  bei  Erwerbungen 
des  Klosters  Marienthal  von  Fritzo  von  Opal  und  von  Otto  v.  Stewitz 
als  Zeuge  erwähnt  ^^) .  Wartha  und  Oelsa,  welche  an  seine  Söhne  „von 
ihren  Vorfahren  gekommen^,  scheint  er  diesen  Söhnen  ttberlassen 
und  sich  nach  dem  erst  hinzugekauften  Saubemitz  gewendet  zu 
haben.  Zu  diesen  drei  ererbten  Gütern  hatten  nun  die  Söhne  noch 
hinzuerworben  Kemnitz ,  Berthelsdorf  und  Hennersdorf.  Die  Erwer- 
bung hatte  vor  HOS  stattgefunden;  deshalb  erscheint  schon  1406 
„Hans  V.  der  Kemnitz  und  sein  Bmder  Nickel^  als  Schieds- 
mann zwischen  Nicol.  Voigtlander  v.  G.  und  Czasl.  v.  Penzig.  Jene 
Stammgüter  scheinen  die  Brüder  alsbald  veräussert  zu  haben.  Von 
ihnen  wohnte  Hans  in  Kemnüz^  Nickel  in  Hennersdorf. 

Dieser  „Hans  (oder  Jon,  Jan)  v.  der  Kemnitz^  kommt  bis 
\  430  öfter  vor  und  führt  in  einer  Urkunde  von  \  427  über  das  Altar- 
lehn  zu  Kemnitz  den  Beinamen  Schorle  („Hans  v.  Gerissdorf, 
Schorle  genannt^).  Dass  er  auch  Antheil  an  Hennersdorf  gehabt, 
geht  daraus  hervor,  dass  er  1412  den  Johannitern  zu  Zittau  50  Mark 
Zins  „auf  seinen  Gütern  zu  Hennersdorf  Schreibers^  verkaufte ,  und 
dass  1429  die  Gebr.  Sorsse  zu  Rosen thal  1  Mark  Zins  zu  Seitendorf 
(0.  von  Hirschfelde)  an  „Hans  v.  Görsdorf  zu  Hennersdorf  Schrei- 
bers" überliessen  •*) . 

Sein  Bruder  Nickel  v.  Heinrichsdorf  ward  der  Stammvater 
der  Nebenlinie  Hennersdorf- Kemnitz.  Der  dritte  Bruder  Caspar 
wird  bald  nach  dem  einen ,  bald  nach  dem  andern ,  ihm  mit  seinen 
Brüdern  gemeinschaftlich  gehörenden  Gute,  also  bald  Caspar  v.  der 
Kemnitz,  bald  Caspar  Heinrichsdorf  genannt.     1422^^)  er- 


O)  Vgl.  oben  S.  190  Anmerk.  15.  Sehonf eider,  MThal  70  n.  71.  M)  Leni. 
Meg.  1776.  329.  Knothe,  Friedendorf  70.  Laus.  Magu.  1851.  406;  1866.  392  An- 
meck.  UTknnd.-Vexz.  II.  20.        ^  Oörlitzer  EntBcheidbneh  Ton  1406. 


206  n.  Abtheilmi^. 

kaufte  er  (^Casp.  v.  Heinridisdorf^)  von  „Christoph  Jorgens  Sohn^ 
dessen  väterliches  Erbe ,  das  Niedervorwerk  zu  Rennersdorf  (N.  bei 
Hennersdorf]  und  heisst  seitdem  auch  Gasp.  v.  Reynersdorf. 
Er  war  Hauptmann  des  Christoph  v.  Gersdorff  auf  Baruth.  Ais 
solcher  heisst  er  1420  Caspar  Heinriohsdorf,  1435  Casp.  Reynersdorf. 
4428  war  er  auch  Klostervoigt  zu  Marienthal  ^^)  und  Besitzer  von 
Wiesa  (wahrscheinlich  S.  v.  Särichen).  Von  ihm  stammt  die  Neben- 
linie Hennersdorf-^urkersdorf. 

Von  diesen  drei  Brüdern  war  Hans ,  der  älteste,  4438,  wohl  als 
der  Letzte  von  ihnen ,  gestorben.  In  diesem  Jahre  bekannte  Austin 
Kundige,  gesessen  in  der  (Grossen-] Hainer  Pflege,  nebst  Katharine, 
seiner  Frau,  vor  dem  Gericht  zu  Görlitz,  „von  Nickeln  und  Petem 
V.  Gersdorff  und  ihren  Brüdern^  20  Mark  erhalten  zu  haben ,  die  der 
verstorbene  Jan  v.  der  Kempnitz  der  genannten  Katharine ,  „seiner 
nächsten  Freundin,  seines  Bruders  Tochter^,  als  zu  einem  Seel- 
geräth  beschieden;  ebenso  hatten  jene  Brüder  „der  Jungfrau  Anna, 
des  genannten  Jan  Bruderstochter,  einer  Klosterjungfrau'^, 
5  Mark  Gr.  ausgezahlt ,  welche  ihr  Jan  auf  dem  Todtenbette  besdiie- 
den<^^.  4439  aber  nahmen  „Nickel,  Caspar,  Peter,  Hans 
und  Rutschel,  ungesonderte  Brüder  v.  Gersdorff^  ebenfalls  vor 
Grericht  eine  verschlossene  Lade  in  Empfang,  welche  der  verstorbene 
Jan  V.  der  Kempnitz ,  „ihr  Vetter^,  zu  getreuer  Hand  übergeben 
hatte ^^).  Aus  diesen  beiden  Urkunden  geht  hervor,  dass  Hans  kin- 
derlos gestorben  war ,  dass  seine  Güter  an  die  Söhne  seiner  beiden 
Brüder  gelangten ,  und  dass  die  beiden  hier  genannten  Nichten  von 
ihm  nicht  die  Schwestern  der  hier  genannten  Neffen  gewesen  sein 
werden.  Nun  waren  die  Neffen  nachweislich  zu  Hennersdorf  ge- 
sessen, also  Sohne  „Nickels  von  Heinrichsdorf ^ ,  folglich  jene 
Nichten  Töchter  Caspars  von  Reynersdorf.  Die  Söhne  Caspars 
werden  hier  nicht  mit  erwähnt,  weil  die  Testamentsvollstreckung 
den  Söhnen  des  älteren  Bruders,  als  den  nächsten  Agnaten ,  zu- 
stand. 

Schon  seit  4430  werden  „die  Gebr.  Nickel,  Christoph  und 
Caspar  v.  G.  zu  Hennersdorf  Schreibers  gesessen^  öfter  genannt. 
In  diesem  Jahre  erkauften  sie  von  den  Gebr.  Sorsse  auf  Rosenthal 
„das  halbe  Vorwerk  und  die  halbe  Hufe  am  Ende  zu  Seüendorf^; 
4434  wurden  sie  mit  den  Gebr.  v.  Smoyn  verglichen®^).     Christoph 


«•)  N.  Script,  rer.  Ins.  H.  382.        «7)  OotI.  Eiitsebeldbiich  t.  1406.       «»)  ürk.- 
Ven.  II.  49.        «)  Laus.  Iftgu.  1866.  392  Anm.  Urk.-Verz.  U.  36«.  1437  erkaufte 


40.  Die  T.  Gendorff.  207 

und  Caspar  kommen  nach  4  436  nicht  mehr  vor.  Wie  sich  diese 
Brüder  auf  Hennersdorf  mit  ihren  (noch  zu  nennenden)  Cousins  auf 
Rennersdorf  über  ihres  Onkels  Hinterlassenschaft  verglichen  haben 
mOgen ,  wissen  wir  nicht.  Kemnitz  erscheint  seitdem  im  Besitz  der 
Hennersdorfer  Linie.  Und  zwar  finden  wir  Nickel  auf  Hennersdorf, 
Peter  und  Hans  auf  Kemnit%  gesessen.  Rutschel  aber  halten 
wir  für  denselben,  der  1 440  der  Stadt  Görlitz  mit  20  Pferden  dietite, 
4448  als  Mitbesitzer  von  Reichenbach,  4468  aber  als  Mitbesitzer  von 
Barutfa  voriLommt.  Wenigstens  kennen  wir  sonst  keinen  Gersdorff  in 
jener  Zeit  des  Namens  Rutschel. 

a.  Nebenlinie  Hennersdorf. 

Nickel  v.  G.,  der  älteste  der  sechs  Sohne  „Nickels  v.  Heinrichs- 
dorf^,  wird  bis  4455  häufig,  besonders  als  Schiedsmann  oder  Zeuge 
für  die  Gersdorffe  auf  Tauchritz,  erwähnt  ^<>).  —  Von  4488 — 4524  er- 
scheint als  alleiniger  Besitzer  von  H.  abermals  ein  N  i  c  k  e  1  v.  G., 
jedenfalls  des  Vorigen  Sohn;  eine  Schwester  desselben,  Marga- 
rethe,  war  verheirathet  mit  Hans  v.  Penzig^*).  4498  war  er  Ael- 
tester  der  Ritterschaft.  4497  war  er  an  dem  Streite  zwischen  dem 
Rathe  zu  Zittau  und  dem  Adel  des  Weichbilds  betheiligt.  Ausser  Hen- 
nersdorf besass  er  einen  Antheil  von  Herwigsdorf  (S.  von  H.],  die 


ein  ^lekel  t.  G.^  dM  Dorf  WUtehendoff  SO.  bei  Heniiendotf  [CarpzoT,  Ebrent. 
II.  119].  Wir  moebten  gr»de  wegen  der  soeben  erwäbnten  Seitendorf  er  Oüter  anneb- 
men,  dMs  biermit  Nickel  auf  Hennendorf  gemeint    lei.  1488  war  Georg  r.  G.  und 

1495  lyHans  n.  Gregorins  [wobl  Georg]  t.  G.*^  zn  Wittebendorf  geseasen  (FlÖsael, 
K^Viehea  Slammb.  Friedertdorf  S.  8  n.  CarpzoT  a.  a.  0.).  Unserer  Annabme  nacb 
würden  diea  Söbiie  jenea  Nickel  nnd  Brüder  eines  anderen  Niekel  sein,  der  Tom  Vater 
Hennersdorf  erbte ,  wäbrend  auf  sie  Wittebendorf  nnd  der  Antbeil  Yon  Seitendorf  ge- 
kommen war.  Wittebendorf  ward  1501  (Tielleicbt  Ton  Hans)  an  Wenzel  y.  Eisersdorf 
(S.  172)  Yorkanft.  Georg  aber  beisst  1495 — 97  mebrfacb  „zu  iSe^t«n(2or/' gesessen'* 
(1496  als  Zenge  beim  Yerkanf  TOn  Scbönfeld  A.  MTbal;  1497  bei  einer  Auf^be  Yor 
den  Geriebten  zn  Hirsebfelde,   Knotbe,  Hinebf.  82  A.);    Dieser  nnn  Tertanscbte 

1496  „Min  TäterUcb  Gut  Seitendorf  an  Ifarienthal  gegen  dessen  Besitznngen  in  (H- 
lertdorf,  überlieaa  letztere  aber  sofort  an  das  Kloster  Oybin  (Urk.-Yerz.  III.  28).  Wie 
konnte  dieser  Antbeil  Ton  Seitendorf  ^^vUerlicbes  Gnf*  des  Georg  y.  G.  gewesen  sein, 
wenn  er  cicbt  ein  Sobn  Jenes  Nickel  anf  Hennersdorf  w&re,  der  1429  nnd  1430  jenen 
Antbeil  erkanfte?  Wenigstens  ist  niebt  bekannt,  dass  andere  Gersdorffe  in  Seitendorf 
Erwerbungen  gemaobt.  Jener  Georg  y.  G.  scbelnt  daranf  Dorhhenneradorf,  anstossend 
an  Seitandorf,  erworben  zn  beben ;  wenigstens  Yorkanfte  1499  ein  Georg  y.  G.  anf 
Dombennersdorf  nocb  einen  Antbeil  Yon  Seitendorf  an  Adam  y.  Kyaw  (Flossel  a.  a.  O. 
8.  1).  Erat  seit  den  20er  Jabren  des  16.  Jabrb.  geborte  Dombennersdorf  denen  y.  G. 
A.  d.  H.  BudeUdorf.        fo)  Urk.-Verz.  II.  681».  85«.        ")  Ebend.  HI.  10«. 


208  n«  Abthdlang. 

sogenaimte  Sdieibe ,  die  er  4  495  um  250  Mark  an  die  Colestiner  auf 
Oybin  verkaufte,  desgl.  (nach  4518)  einen  Antheil  von  Oderwäxy 
letzteren  als  Afterlehn  der  Herren  v.  Schleinitz  auf  Tollenstein.  4521 
übergab  er  seine  Besitzungen  seinem  einzigen  Sohne  Caspar^^]. 

Dieser  Caspar  starb  schon  1531 ,  worauf  seine  Söhne  Y alten, 
Nickel  und  Hans  mit  H.  belehnt  wurden.  1532  kauf ten  sie  (von 
einem  Peter  Kleyne]  ein  Gtttlein  in  H.  und  schlugen  es  zur  Pfarr- 
widemuth ,  wofür  der  Pfarrer  auf  einen  bisher  zu  erlegenden  Zins 
von  4  Mark  15  Gr.  und  auf  4  Bauern  im  Dorfe  (Pfarrdotalen]  ver- 
zichtete. 1547  wurden  die  Gebr.  Valten  und  Nickel  v.  G.  (Hans 
scheint  nicht  mehr  gelebt  zu  haben]  auf  H.,  und  die  Gebr.  Balthasar, 
Christoph  und  Hans  v.  G.  zu  Burkersdorf  und  Berthelsdorf  (aus  der 
Nebenlinie  Kemnitz) ,  desgl.  ein  Georg  v.  G.  auf  Choltitz  (?),  Unter- 
känunerer  des  Königreichs  Böhmen,  zu  gesanunter  Hand  belehnt^'). 
Valten  und  Nickel  kauften  1558  gemeinsam  (Antheil  an)  Rcuttneritz 
von  Georg  v.  Wamsdorf,  um  dieselbe  Zeit  auch  Ostrichen  (oder  Mostr- 
richen  W.  bei  Seidenberg).  Valten  war  lange  Zeit  königl.  Land- 
richter und  starb  1562,  um  dieselbe  Zeit  auch  sein  Bruder  Nickel. 
1563  erlangten  „die  Unmündigen  v.  G.  zu  Hennersdorf 
nach  dem  Tode  Valtens  und  Nickels  Gebr.  v.  G.'^  durch  ihren  Vor- 
mund Christoph  v.  Haugwitz  dje  Lehn  über  den  Rittersitz  Henners- 
darf  und  über  Radmerüz  und  Ostrichen  ^^j . 

b.  Nebenlinie  Kemnitz-Burkersdorf. 

Peter  V.  G.,  der  dritte  Sohn  „Nickels  v.  Heinrichsdorf^,  kommt 
bis  1475  bald  als  Theidingsmann  für  die  Gersdorffe  auf  Taucbrilz 
(1459),  bald  als  Lehnszeuge  (1465),  zuletzt  als  Befreier  des  Görlitzer 
Bürgers  Urban  Emmerich  (S.  1 75)  aus  der  Gefangenschaft  der  Warten- 
berge auf  Tetschen  (1 475)  vor  '*) . 

Er  hinterliess,  wie  es  scheint,  zwei  Söhne,  Christoph  und 
Caspar,  sein  Bruder  Hans  (S.  207)  einen  Sohn,  ebenfalls  Hans. 
1 489  wurden  „Christoph,  Caspar  und  Hans  v.  Gersdorff,  Gevettem  zu 
Kemnitz^  vom  Bischof  zu  Meissen  mit  dem  Bischofszehnt  zu  Ludwigs-- 


TT)  Ebend.  III.  42«.  Carpzov,  Anal.  U.  259.  260.  Ehrent.n.  114.  Laos.  Mag. 
1825.  336.  Kirchengall.  128.  Kdniic,  AdeUlex.  lU.  396  führt  den  Wortlaut  elnea 
Kaufes  an,  demzufolge  1499  ein  Siegtm.  ▼.  G.  za  Linda  diesen  seinen  ^Sitz  Linät^  an 
Nie.  V.  O.  zn  Hennendorf  verkanft  habe.  Wir  haben  weder  Jenen  Siegsm.,  noeh  sp&ter 
diesen  Nie.  ▼.  G.  im  Besitz  Ton  Linda  gefunden ,  das  vielmehr  damals  ganz  andeien 
Familien  gehörte.  W)  Ürk.-Verz.  lU.  166.  7«)  L.  B.  II.  fol.  9.  »)  ürk.- 
Verz.  U.  85«.  98<l.  117^  Nenmann,  Magdeburger  Weisth&mer  121. 


40.  Die  V.  Gersdorflf.  209 

dorf  (N.  von  Görlitz)  belehnt,  und  1491  erkauften  dieselben  von 
„Hans  und  Wilhelm ,  Gevettern  von  Heinersdorf"  (d.  h.  aus  dem  so- 
fort zu  behandelnden  Hause  RennersdorT)  deren  Güter  Ruppersdorf 
und  [Ober-]  Rennersdorp^) .  Christoph  v.  G.  auf  Kemnitz  wir 
4518  Voigt  des  Klosters  Marienstern  für  die  Bemstadter  Pflege.  Er 
hatte  nur  eine  Tochter  Barbara,  welche  1538  Hans  v.  Kyaw  hei- 
rathete  und  diesem  Kemnitz  zubrachte  ^^) .  So  ging  dies  Gut  für  die 
V.  G.  verloren. 

Der  Bruder  Christophs ,  Caspar  v.  G. ,  anfangs  „zu  Kemnitz", 
scheint  später  das  1491  erkaufte  Ofterrewnersdor/*  übernommen  zu 
haben.  1495  hatte  er  einen  Streit  mit  Hans  v.  Metzradt  auf  Nieder- 
rennersdorf. Für  seinen  Sohn  halten  wir  den  1504 — 1530  oft  ge- 
nannten Christoph  V.  G. ,  der  Oberrennersdorf,  Berthelsdorf  und 
mindestens  seit  1518  auch  Burkersdorf  (N.  von  Hirschfelde)  besass'®). 
Er  war  (Feld-) Hauptmann  zu  Zittau.  Er  hinterliess  drei  Söhne 
Balthasar,  Christoph  und  Hans,  welche  1539  mit  Burkersdorf, 
Berthelsdorf  und  halb  Rennersdorf  belehnt  wurden  und  1547,  wie 
S.  208  erwähnt,  mit  ihren  Vettern  auf  Hennersdorf  und  mit  Georg 
v.  G.  auf  Choltitz  Gesammtlehn  erhielten.  Nach  Balthasars  kinder- 
losem Tode  (1549)  theilten  sich  die  überlebenden  beiden  Brüder  so, 
dass  Christoph  Oberrennersdorf  und  Oberberthelsdorf,  Hans  Burkers- 
dorf und  Niederberthelsdorf  bekam.  Christoph,  der  später  in  Ber- 
thelsdorf wohnte,  war  1547  nach  dem  Pönfall  einer  der  königl.  Com- 
missare  zur  Verwaltung  der  eingezogenen  Zittauer  Güter.  Auch  er 
starb  1565  kinderlos.  So  vereinigte  der  jüngste  Bruder  Hans  auf 
Burkersdorf  noch  einmal  auf  kurze  Zeit  die  sämmtlichen  Güter  der 
jüngeren  Kemnitzer  Linie.  Seine  Söhne  Christoph,  Rudolph, 
Hans  und  Caspar  folgten  ihm  1567  im  Besitze  seiner  Güter. 

c.    Die  Nebenlinie  Rennersdorf. 

Stifter  derselben  ist,  wie  wir  oben  (S.  206)  nachgewiesen^ 
Caspar  v.  G.,  der  als  „Caspar  v.  Reynersdorf"  zuletzt  1435  Haupt- 
mann zu  Baruth  war.  Für  seine  Töchter  glaubten  wir  ebendaselbst 
Katharine  und  Anna,  die  von  seinem  Bruder  Hans  auf  Kemnitz 
testamentarisch  bedacht  wurden,  erklären  zu  müssen.  Für  seine 
Söhne  halten  wir  zunächst  „Michael  V.  Reynersdorf",  der  1435 


^  A.  Dresd.  Orundmann,  cod.  dipl.  sappl.  I.  Arch.  zu  Rnppersd.  "^  Pe- 
•  ehel,  Kemnitz  29.  ▼.  Kyaw,  Chronik  der  FamUie  v.  Kyaw  233.  Tf)  Knothe , 
Burkersdorf  46. 

Kb  oth  e ,  Oescb.  d.  Oberl.  Adels.  14 


2101  II-  Abtheilung. 

Söldner  für  Görlitz,  und  4464  („Michael  Heynersdorf  zu  Wiesa^j  das 
Caspar  ebenfalls  gehört  hatte]  G£wä|;irsbUrge  fflr  Christoph  v.  Hoberg 
zu  Borna  war'^).  Michaels  Wittwe  würde  sein  Frau  Anna  v.  G., 
die  mit  ihren  Söhnen  WilKelm  und  Heinemann  „zu  Reyners- 
dorf"  4474  einem  Unterthan  zu  Wiesa  Consens  ertheilte.  Für  einen 
zweiten  Sohn  Caspars  halten  wir  „Hans  v.  Hendrsdorff^  (d.  h. 
aus  dem  Haupthause  Hennersdorf) ,  der  4474  —  92  häufig  genannt 
und  als  der  „Vetter"  (also  Vatersbruder)  von  Wilhelm  und  Heine- 
mann bezeichnet  wird.  Dieser  Hans  hatte  nun  noch  einen  „Bruder'^ 
Christoph,  für  welchen  er  nach  dessen  Tode  4  494  noch  Geld  vom 
deutschen  Orden  in  Preussen  für  geleistete  Kriegsdienste  zu  fordern 
hatte  80) . 

Von  diesen  drei  Brüdern  (Michael,  Hans,  Christoph,  den 
Söhnen  Caspars)  besass  nun  (1er  kinderlose  Christoph  das  Gut  Rup- 
persdorf  (N.  bei  Hennersdorf) .  Da  erwirkte  4474  „der  edle  Hans 
V.  Hendrstorff*^  und  seine  Söhne  Niclas  und  Ben  es  von  König  Ma- 
thias .  dass ,  wenn  „Christoph  von  Ruppersdorf"  ohne  Erben  stürbe, 
der  König  auf  sein  Anfallsrecht  verzichtete  und  „das  Dorf  Ruppers- 
dorf  mit  aller  Zuge'hörung  und  sonst  alle  Güter  Christophs'^  an  Hans 
und  seine  Söhne  überliess  ^^) . 

Bald  darauf  muss  Christoph  auf  Ruppersdorf  gestorben  sein; 
denn  „Hans  v.  HendrsdorflF"  erscheint  spater  auf  Ruppersdorf  ge- 
sessen, während  seine  Neffen  Wilhelm  und  Heinemann  zu  Ren- 
nersdorf  wohnten.  Von  Letzteren  hatte  Heinemann  keine  Söhne, 
sondern  von  seiner  Frau  Margarethe  (die  er  4480 8^)  mit  seinem 
väterlichen  Theil  zu  Rennersdorf,  Berthelsdorf  und  Wiesa  beleib- 
dingen  Hess)  nur  eine  Tochter  Anna,  verheirathet  mit  Hans  v.  Metz- 
radt  a.  d.  H.  Dürrbach.  Da  suchten  „der  alte  Hans  Hynnersdorf^ 
[auf  Ruppersdorf]  und  Wilhelm  [Heinemanns  Bruder]  der  Familie 
V.  Gersdorff  jene  Güter  dadurch  zu  erhalten ,  dass  sie  ohne  Wissen 
Heinemanns  von  König  Mathias  eine  Gesammtbelehnung  über  Ihre 
beiderseitigen ,  jetzigen  und  künftigen  Güter  auswirkten.  Als  dies 
Heinemann  erfuhr,  lies  er  4486  dem  Landvoigt  800  fl.  ungarisch  auf 
all  seinen  Gütern ,  „die  zu  seinem  väterlichen  Theile  gehören,  näm- 
lich [Nieder-]  Äennersdor/*,  Berthelsdorf  mtlA  das  halbe  Dorf  Wiesa^j  auf 
und  bat,  diese  Summe  seiner  Tochter  Anna  zu  leihen.  „Wer  sie  nach 
seinem  Tode  aus  den  Gütern  heben  will ,  der  soll  ihr  diese  Summe 


^3  A.  MThal.        80J  L^baner  BQgenbach  4.  (ZitUu).        81)  Arch.  zu  Rappen- 
dorf.       8«)  Urk.-Verz.  II.  142. 


40.  Die  V.  Gertdorff.  211 

herausgeben^^').  Heinemann  muss  bald  darauf  gestorben  sein. 
4  489  Hess  der  Mann  seiner  Tochter^  Bans  v.  Metzradt,  diese  mit  „der 
Hälfte  seiner  Güter  [Nieder-]  Rennefsdorf,  Berthelsdorf  und  halb  Wiesa" 
beleibdingen  w) .  „Hans  und  W  i  1  h  e  1  in  v.  Heynirstorff  zu  Ruppers- 
dorf  und  Reynerstorff^  aber  verkauften  jetzt  (U94)  „all  ihre  Güter 
und  Gerechtigkeit"  an  Christoph,  Caspar  und  Hans  v.  Gersdorff ,  Ge- 
brüder und  Vettern  zu  Remnitz  (S.  208)  und  Hessen  sich  4492  ihre 
Gesammtbelehnung  nochmals  bestätigend^).  Sie  verschwinden  seit- 
dem aus  der  Oberlausitz  ®<^) .  Als  4495  auch  Hans  v.  Metzradt  kin- 
derlos starb .  erhoben  seine  Brüder  Anspruch  auf  dessen  Güter ,  aber 
vergeblich.  Niederrennersdorf  kam  in  fremde  Hände;  nur  das,  wie 
es  scheint,  später  hinzuerworbene  Oberrennersdorf  und  Berihelsdorf 
blieben  der  Kemnitzer  Linie  derer  v.  Gersdorff;  Ruppersdorf  ward 
verkauft. 

8.   Die  Linie  Tauchritz   mit   den  Nebenlinien  Tauch- 
ritz-Leuba,   Rudelsdorf,  Rengersdorf,   Horka. 

Das  grosse  Gut  Tauchrüz  (W.  bei  Radmeritz)  war  4357^7]  von 
Kaiser  Karl  IV.  an  Friedrich  v.  Biberstein  auf  Friedland  zu  Lehn  ge- 
geben worden,  und  dieser  muss  es  einem  Nickel  v.  Gersdorff, 
als  Afterlehn,  überlassen  haben  ,  der  sich  ebenso,  wie  noch  geraume 
Zeit  seine  Nachkommen,  nach  dem  öxiie  benannte. 

4360  gelobte  Nyckil  Thauros  für  seinen  Sohp  Henczil 
Thauros,  der  wahrscheinlich  eine  Fehde  gehabt  hatte  und  jetzt 
verglichen  worden  war,'„dass  derselbe  ein  gut  Knecht  sein  solle"®®). 
Der  Ausdruck  „Knecht**  lässt  keinen  Zweifel  darüber,  dass  hier  von 
rittermässigen  Männern,  also  von  den  Besitzern  von  Tauchritz,  nicht 
von  bäuerlichen  Bewohnern  desselben  die  Rede  ist.  4  374  soll  sich 
derselbe  Henczil  Thauros  mit  seinen  Söhnen  Nickel,  Hans  und 
Caspar  den  Gebrüdem  Friedrich,  Balthasar  und  Wilhelm,  Land- 
grafen von  Thüringen  und  Markgrafen  von  MeisseU;  verschrieben 
haben ,  ihnen  wider  deren  Feinde  im  Felde  und  auf  Zügen  beizu- 
stehn  ®^) .  Und  in  der  That  erscheinen  bald  nachher  als  Besitzer  von 
Tauchritz  drei  Brüder  mit  diesen  Vornamen,  die  sich  nun  auch 
V.  Gerartsdorf  nennen. 


Urk  -Verz.  U.  154.  M)  Ebendas.  U.  169.  »)  AtcUt  zn  Ruppersdorf. 
^  Zwar  stellte  „Wilhelm  zu  Rennendorf  gesessen^  noch  1492  einen  Consensbrief 
fQr  den  Richter  zn  Rennersdorf  aus  (Urk.-Verz.  II.  14);  wahrscheinlich  aber  war  der 
Kauf  selbst  schon  früher  abgeschlossen.  87)  Urk.-Verz.  I.  70.  ^  Görlitzer  Uh. 
Toc.  etproscrlp«.  I.        »)  König,  Adelslex.  III.  377. 

14* 


212  11.  AbtheiluDg. 

Zufolge  einer  Urkunde  von  1399  belehnte,  nachdem  Niclas  und 
Hans  V.  Gersdorff  Tauchriiz  ^mit  Ober-  und  Niedergerichten,  das 
von  der  Krone  Böhmen  zu  Lehn  rührt'',  an  Hans  v.  Smoyn,  einen 
böhmischen  Edelmann,  verkauft  hatten,  König  Wenzel  diesen 
damit  ^^).  Auffallig  erscheint  uns  hierbei,  dass  diese  Belehnung  durch 
den  König  erfolgte ,  nicht  durch  die  v.  Biberstein ,  dass  die  Ober- 
gerichte mit  verliehen  wurden ,  während  die  v.  Gersdorff  dieselben 
erst  später  erhielten ,  und  dass  trotz  dieses  ^Verkaufs''  die  Verkäufer 
nach  wie  vor,  als  „zu  Tauchritz  gesessen''  bezeichnet  und  neu  damit 
belehnt  wurden.  Eine  Verpfändung  ihres  Gutes  an  Hans  v.  Smoyn 
hatte  aber  allerdings  stattgefunden,  und  erst  U34  ^^)  gelobten  dessen 
Söhne,  „die  v.  G.  nimmermehr  anzureden  um  das  Gut  Tauchritz". 

Im  Jahre  i  409  theilten  sich  die  beiden  genannten  Brtlder  Nickel 
und  Caspar  (Hans  wird  seit  4400  nicht  mehr  erwähnt)  in  rechter 
und  redlicher  Erbsonderung.  Demnach  erhielt  Nickel  „das  ganze 
Dorf  Tauchritz^  und  wurde  damit  von  seinem  Lehnsherrn,  Hans 
V.  Biberstein,  belehnt,  wobei  ihm,  so  lange  er  und  seine  Erben  dies 
Gut  besitzen  wtlrden,  auch  „das  oberste  Gericht  über  Leib  und  Hals" 
verliehen  ward^^).  Welche  Güter  dagegen  sein  Bruder  Caspar  er- 
halten habe,  wird  dabei  durch  nichts  angedeutet.  Carpzov^^)  nimmt 
fälschlich  an ,  dass  Caspar  Grosshennersdorf  besessen  habe  und  der 
Stammvater  der  betreffenden  Linie  geworden  sei  (vgl.  S.  204). 
Möglich  ist ,  dass  Caspar  Inhaber  von  Schönberg  und  Oberhalbendorf 
(damals  „Kiihzahl")  war.  Beides  gehörte  1373 ^^j  einem  Henczil 
Jane  v.  Gerhardesdorf,  der  vielleicht  mit  Hans  dem  Bruder 
Nickels  und  Caspars,  identisch  ist  (Jan,  HencziFs  Sohn).  Jedenfalls 
erscheint  von  1376 — 1411  als  Besitzer  von  Schönberg  ein  Caspar, 
der  bald  (1376)  als  „Caspar  v.  Schönenberg ".  bald  (1401)  als  „Cas- 
par V.  Gersdorff,  habitans  in  Schönberg"  bezeichnet  wird  ^^) .  Dieser 
Caspar  v.  G.  hatte  „Söhne".  Sein  Schwager  war  Hans  v.  Luttitz. 
Und  im  Besitz  derer  v.  Luttitz  finden  wir  bald  darauf  Schönberg. 
Wohin  sich  Caspar  oder  seine  Söhne  gewendet,  wissen  wir  nicht. 

Kehren  wir  nun  zu  Nickel  v.  G.  (Caspars  Bruder],  seit  1409 
dem  alleinigen  Besitzer  von  Tauchritz  zurück.  Weil  er  für  seinen 
Lehnsherrn ,  Wenzel  v.  Biberstein ,  eine  Schuld  an  einen  (jörlitzer 
Bürger  abgezahlt   hatte,    so   entliess   ihn    1421    Wenzel   der   Erb- 


W)  Urk.-Verz.  I.  149.  No.  740.  »i)  Ebend.  II.  36.  «)  Oberlaus.  NacWese 
1772.  43.  «)  Ehrent  II.  120.  üb.  I.  «)  Urk.-Verz.  I.  93  No.  456.  «)  ürk.- 
Verz.  I.  99  No.  487.    Görl.  üb.  obligat,  de  1384  fol.  15b.  Oörf.  üb.  reo.  et  acticat. 


40.  Diey.  Gendorff.  213 

buldiguDg  wegen  des  Dorfes  Tauchritz  mit  aller  Zubehdrung^  und 
4  429  nahm  König  Siegsmund ,  da  jener  sich  von  seinem  vormaligen 
Erbherrn  „los-  und  freigekauft  und  sich  an  die  Krone  Qöhmen  ge- 
koren^, als  seinen  Vasallen  auf  und  lieh  ihm ,  als  König  von  Böhmen, 
Tauchritz  „sammt  Ober-  und  Niedergerichten^  ^<^j .  4446  hatte  Nickel 
auch  Antheil  von  Horka  erkauft  und  besass  ebenso  Jänkendorf  (O. 
und  S.  von  Niesky),  wo  er  4428  seinem  Sohn  Hans  42  Mark  Zins 
von  den  dasigen  Bauern  „zu  seiner  Zehrung^  anwies  ^7).  Zuletzt 
haben  wir  ihn  1430  erwähnt  gefunden,  wo  er  der  Stadt  Görlitz  Geld 
vorschoss. 

Er  hinterliess  mindestens  drei  Söhne.  4434  gelobten,  wie  schon 
•erwähnt,  die  Gebr.  v.  Smoyn,  „Nickel  und  Heinze  und  alle  ihre 
Gebrüder'^  nicht  mehr  anzureden  um  das  Gut  Tauchritz.  Ein  dritter 
Bruder  warder  eben  erwähnte  Hans,  der  4428  Zins  auf  Jänken- 
dorf angewiesen  erhalten  hatte,  und  der  noch  4429  als  Söldner  fttr 
Görlitz  vorkommt.  Von  all  den  Brüdern  hatte ,  soviel  bekannt,  nur 
der  älteste,  Nickel,  Kinder. 

4439  erhielten  Nickel,  Bernhard,  Georg  und  Andres 
Gebr.  v.  Gersdorff  „nadi  dem  Tode  ihres  Vaters  Nickel"  von  König 
Albrecht  die  Lehn  über  Tauchritz.  Ausserdem  werden  4448  noch 
Caspar  und  Christoph  (4439  wahrscheinlich  noch  unmündig)  als 
Brüder  der  Obigen  genannt.  Dazu  kamen  noch  zwei  Schwestern 
Else,  die  Frau  von  Heinz  v.  Promnitz,  und  Margarethe,  Frau  des 
Hans  Keuschberg  auf  Lindenbusch  bei  Liegnitz  ^) .  Von  diesen  sechs 
Brüdern  hatte  Nickel,  der  älteste,  4444  noch  das  Gut  Rengersdorf 
(S.  von  Horka)  von  Nickel  v.  Gersdorff  auf  Königshain  hinzuerworben 
und  wohnte  daselbst.  Vor  4447  war  er  bereits  gestorben  mit  Hinter- 
lassung zweier  Söhne,  Caspar  und  Nickel  „zu  Rengersdorf",  über 
welche  aber  ihre  Onkel ,  namentlich  Georg  v.  G.  auf  Tauchritz  ^  noch 
längere  Zeit  die  Vormundschaft  führten  ^^).  Von  diesen  Brüdern 
Caspar  und  Nickel  stammt  die  Rengersdorfsche  Nebenlinie  des 
Hauses  Tauchntz.  Die  beiden  jüngsten  der  oben  erwähnten  sechs 
Brüder  auf  Tauchritz ,  Namens  Caspar  und  Christoph ,  hatten  in  der 
brüderlichen  Theilung  Horka  erhalten;  dieser  Christoph  ist  der 
Stammvater  der  Nebenlinie  Horka.  Die  noch  übrigen  drei  Brüder 
Bernhard,  Georg  und  Andres  waren  ursprünglich  sämmtlich 
auf  Tauchrüz  gesessen.     4454  erlangten  sie  von  König  Ladislaus  die 


M)  ObtTh  Nachlese  1772.  61.  Urk.-Verz.  U.  8.        ^)  Kloss,  nach  Görl.  Amts- 
buch.       «)  Ürk.-Verz.  II.  49«.  68b.  94».        W)  Ebend.  II.  68^.  90».  100c.       i 


214  n.  Abtheilang. 

Anwartschaft  auf  die  Güter  des  kinderlosen  Nickel  v.  Gersdorff  auf 
Niederrudelsdorf,  LomnitZy  Wilka,  Bora,  „Sewda"  [AUseidenberg?)  und 
deren  Gerechtigkeit  zu  Reudnitz  ^^^) .  Wer  dieser  Nickel  auf  Rudels- 
dorf,  der  vor  U33  Antheil  von  Wilka,  Bohra,  Reudnitz  und  Lomnitz 
von  denen  v.  Hoberg  gekauft  zu  haben  scheint,  gewesen,  wissen  wir 
nicht ^*^^).  Als  derselbe  bald  darauf  (vor  H59)  wirklich  starb,  ge- 
langte Rudelsdorf  nebst  Zubehör  an  Bernhard,  Georg  und  Andres 
V.  G.  auf  Tauchritz ,  und  zwar  nur  an  sie ,  nicht  zugleich  an  ihren 
Bruder  auf  Horka  und  an  ihre  Vettern  auf  Rengersdorf.  Auf  diese 
Rudelsdorfer  Güter  erhob  aber  auch  Wentsch  v.  Dohna ,  Besitzer  von 
Radmeritz,  gewisse  Ansprüche ,  die  4459  dahin  verglichen  wurden, 
dass  er  7  Mark  Zins  zu  Reudnitz,  ^die  etwa  Hans  v.  Hoberg  besessen^, 
von  den  Tauchritzem  abgetreten  erhielt  ^^^ .  Diese  drei  Brüder ,  die 
1 460  aufs  neue  mit  Tauchritz  belehnt  wurden ,  verkauften  in  dem- 
selben Jahre  das  Gut  Lissa  (N.  von  Görlitz},  von  dem  wir  nicht  wissen, 
wie  sie  es  erworben,  an  Barthol.  Hirschberg.  Vor  4474  war  Bern- 
hard kinderlos  gestorben.  Denn  in  diesem  Jahre  bestätigte  der 
neue  König  Mathias  nur  Georgen  und  Andres  die  Privilegien  über 
Tauchritz  und  verlieh  diesen  beiden  (also  mit  Ausschluss  der  Neben- 
linien Horka  und  Rengersdorf)  die  Gesammtlehn^^^^j,  Beide 
Brüder  besassen  aber  mindestens  seit  4  464  auch  Niederleuba  (S.  von 
Tauchritz},  das  wahrscheinlich  schon  im  dritten  Jahrzehnt  des  Jahr- 
hunderts mit  Tauchritz  verbunden  war ,  und  setzten  4  475  die  Aus- 
pfarrung  des  Dorfes  aus  der  Parochie  Nieda  und  die  Erhebung  der 
bisherigen  Filialkirche  daselbst  zu  einer  Pfarrkirche  beim  Bischof  von 
Meissen  durch  ^^^) .  Fast  ununterbrochen  hatten  sie  übrigens  mit  dem 
Rathe  zu  Görlitz  Streitigkeiten  ^^)  wegen  der  ihnen  von  den  Herren 
V.  Biberstein  verliehenen  und  bei  jeder  Neubelehnung  auch  von  den 
Königen  von  Böhmen  bestätigten  Obergerichtsbarkeit  über  Tauchritz, 
die  freilich  mit  dem  Ansprüche  des  Rathes  zu  Görlitz,  dass  alle  Ober- 
gerichtsbarkeit im  ganzen  Weichbild  lediglich  dem  Gericht  in  Görlitz 
zustehe ,  collidirte.  Später  wohnte  Georg  zu  Rudelsdorf  und  ward 
Stammvater  dieser  Nebenlinie,  Andres  zu  Tauchritz  und  setzte  diese 
Linie  fort. 


100)  n.  72.  lot)  Schönfelder,  Marieath«!  83  sagt,  schon  1408  wären  Hans 
und  Christoph  Oehrüder  ▼.  O.  auf  Rndelsdorf  gesessen  gewesen;  allein  die  Urkunde 
gehört  in's  Jahr  1508,  wie  das  Original  deutlich  erweist.  109)  Urk.-Verz.  II.  85«. 
J«)  II.  87.  89.  122.  IM)  Klo  BS,  ffistorische  Nachrichten  von  Leuba  1762.  S.  17. 
i<»)  Beschrieben  von  Kloss,  Oberl.  Nachlese  1772.  41.  60.  121. 


40.  Die  V.  Gersdorff.  215 

a.  Nebenlinie  Tauchritz-Leuba. 

Bald  nach  4475  muss  Andres  v.  G.  auf  Tauchritz  gestorben 
sein.  Er  hinterliess  die  Söhne  Nickel,  Caspar,  Balthasar  und 
die  Töchter  Katharine,  später  verh.  mit  Melch.  v.  Haugwitz,  und 
Anna ,  verh.  mit  Nickel  v.  Uechtritz  auf  Steinkirch  *<>*).  Als  sie  ge- 
meinschaftlich mit  ihren  Vettern  auf  Rudelsdorf  U92  die  Gesammtr- 
lehn  von  4474  erneuert  erhielten,  werden  als  gemeinschaftliche  Be- 
sitzungen aufgezählt  TaxAchritz,  Rudelsdorf  ^  Leuba  (^was  sie  davon 
haben") ,  Bohra,  Trattlau,  Altseidenberg  „die  Hälfte,  die  an  der  Kirciie 
liegt**,  Lomnitz,  Oberrudelsdorf,  Zwecka,  Säricken  (S.  von  Horka), 
Zentendorf  (N.  von  Penzig] ,  Antheil  an  Wilka  und  „Büren^  (?) .  Hier- 
von gehörte  den  Tauchritzer  Brüdern  ausser  Tauchritz  noch  Bohra, 
Trattlau,  Altseidenberg  und  Niederleuba,  wo  der  jüngste  Bruder  Bal- 
thasar 4515  eine  Anzahl  Bauerngüter  zu  einem  Hofe  vereinigt  hatte 
und  nun  wohnte.  Auch  hatten  sie  (4497  und  4502)  die  beiden  Hälften 
des  Dorfes  Schönfeld  (0.  von  Ostritz)  erkauft,  4508  aber  [nicht  4408] 
die  eine  wieder  an  Marienthal  verkauft. 

Von  diesen  drei  Brüdern  starb  Caspar  vor  4508  mit  Hinterlas- 
sung zweier  Söhne  Nickel  und  Caspar.  Ihnen  hatte  schon  4526 
der  kinderlose  Onkel  Nickel  sein  nach  einem  Brande  neugebautes 
Haus  „den  oberen  Hof"  zu  Tauchritz  überlassen.  Als  derselbe  um 
4532  starb,  folgten  ihm  also  diese  seine  Neffen  im  (fast  aus- 
schliesslichen) Besitze  von  Tauchritz.  Von  ihnen  hatte  Nickel ,  wie 
es  scheint,  keine  Rinder  ,  Caspar  aber  einen  Sohn  Christoph,  der 
4573  starb.  Dessen  Söhne  Caspar  und  Christoph  erbten  4577 
auch  Leuba. 

Auf  Leuba  war  Balthasar  4549  mit  Hinterlassung  von  drei 
Söhnen  Hans,  Georg,  Ulrich,  gestorben,  die  4550  mit  den  väter- 
lichen Gütern  Leuba,  Altseidenberg  und  Antheil  an  Tauchritz  belehnt 
wurden.  Eine  Schwester  von  ihnen  war  mit  Joach.  v.  Kottwitz  zu 
Ullersdorf  in  Böhmen  verheirathet.  Alle  diese  Brüder  starben  (Georg 
4568,  Ulrich  4576  und  Hans  4577)  kinderlos,  so  dass  ihre  Güter  (mit 
Ausnahme  des  4563  verkauften  Altseidenberg  und  Trattlaus)  4576  an 
ihre  Vettern  auf  Tauchritz  zurückfielen. 


100)  G  ar p zo  ▼  irrt,  wenn  er  diese  Söhne  und  Töchter  dem  Caspar  ▼.  Q,  aof  Horka, 
dem  Brader  von  Andres,  znertheUt.  Nur  Oeorg  und  Andres  mit  ihren  Nachkommen  hatten 
1474  Oesammtlehn  erhalten ;  daher  konnten  es  nur  ihre  Söhne  sein ,  welche  1492  die 
BesUtignng  dieser  Oesammtlehn  erhielten  (Urk.-Verz.  III.  13). 


216  11-  Abtheilung. 

b.  Nebenlinie  Niederrudelsdorf. 

Georg  V.  G.,  der  Stammvater  dieser  Nebenlinie,  war  bald  nach 
4475  gestorben  und  hatte  zwei  Söhne,  Christoph  und  Hans, 
hinterlassen.  Von  den  bei  der  Gesammtbelehnung  von  4492  aufge- 
zahlten Gütern  besassen  sie  Nieder-  und  Oben^delsdorf ,  LomnitZj 
Särichen  und  Zentendorf.  Die  beiden  letzteren  Dörfer  scheinen  erst 
kurz  vor  4492  erworben  worden  zu  sein.  Christoph  starb  vor  1517. 
Er  hatte  sechs  Söhne  hinterlassen:  Melchior,  Hans,  Mathe s, 
Christoph,  Bartholomäus  und  Bernhard,  welche  1527  bei 
der  Erneuerung  der  Gesammtbelehnung  mit  ihren  Vettern  auf  Tauch- 
ritz und  Leuba  aufgezählt  werden  ^^^j .  Ihr  Onkel  Hans  war  nach 
4521  kinderlos  gestorben. 

Von  diesen  sechs  Brüdern  hatte  Melchior^^^j  zu  Leipzig  die 
juridische  Doktorwürde  erlangt  und  war  dann  auf  Reisen  gegangen. 
1 520  suchte  König  Siegsmund  von  Polen  bei  Herzog  Georg  von  Sachsen 
für  Dr.  Melchior  v.  G.  um  eine  Domherrnstelle  am  Stift  Meissen  nach. 
1536  vermachte  ihm  sein  Onkel  (Mutterbruder)  Hans  v.  Rechenberg 
auf  Schlawe  und  Wartemberg  auf  Lebenszeit  die  Güter  Lindau,  Neu- 
stadt und  Popschitz  in  Schlesien.  Diese  hat  denn  Dr.  Melchior  bis  zu 
seinem  1538  in  Breslau  erfolgten  Tode  auch  inne  gehabt. 

Der  zweite  Bruder  Hans  ist  jedenfalls  derselbe  Hans  v.  G.  zu 
Rudelsdorf,  der  1547  Särichen  an  Wolf  v.  Nostitz  verkaufte,  und  iden- 
tisch mit  dem  Hans  v.  G.  auf  Beimannsdorf  (O.  von' Rudelsdorf),  der 
1531 — 43  in  den  Görlitzer  Hofgerichtsbüchern  vorkommt;  wenigstens 
w  ird  Beimannsdorf  bei  der  Gesammtbelehnung  der  Tauchritz-Rudels- 
dorfer  Gersdorffe  von  1527  mit  aufgezählt.  Seine  Söhne  waren  Fried- 
rich, Bernhard  und  Balthasar  v.  G.  (1558)  zu  Belmannsdorf. 

Der  dritte  Bruder  Math  es  besass  das  Gut  Dornhennersdorf  (O. 
bei  Hirschfelde)  und  Zentendorf^  das  er  1530,  „wie  sein  Vater  es  beses- 
sen", an  Wolf  V.  Nostitz  verkaufte.  Nach  seinem  Tode  wurden  seine 
Söhne  Christoph,  Andres  und  Bernhard  1554  mit  Dornhen- 
nersdorf belehnt.  Von  diesen  Söhnen  erwarb  Christoph  Weigsdorf 
(0.  von  Dornhennersdorf)  und  ward  darauf  Stammvater  dieses  Neben- 
zweiges der  Tauchritz -Rudelsdorfer  Linie  der  Gersdorffe,  während 
Bernhard  1 565  zu  Dornhennersdorf  gesessen  war. 

Der  vierte  Bruder  Christoph  a\xi  Niederrudelsdorf  hinterliess 


«07)  Ürk.-Verz.  lU.  134.        «»)  üeber  ihn  Oberl.  Nachlese  1768.  131.    Sin»- 
pias  L  306.  Sommersherg,  Script,  rer.  Sil.  L  1079. 


^^«■H 


40.  Die  T.  Gendorff.  217 

Math  es  und  Hans,  die  4544  ausdrücklich  als  seine  Söhne  bezeich- 
net werden  ^^^) . 

Der  fünfte  Bruder  Bartholomäus  soll  Stammvater  der  spä- 
teren Nebenlinie  Horka  sein. 

Der  sechste  Bruder  Bernhard  (Bemdt)  kommt  bis  4545  auf 
Niederrudelsdorf  vor.  Wahrscheinlich  sind  seine  Söhne  die  Gebrüder 
Bernhard  und  Heinrich  v.  G.,  von  denen  Bernhard,  „zu  Nieder- 
rudelsdorf gesessen^,  4563  Altseidenberg  von  seinen  Vettern  v.  G. 
auf  Leuba  kaufte  und  4558  und  4564  Bauern  zu  Wilka  an  seinen 
Bruder  Heinrich  „auf  Wilka^  verkaufte.  4567  und  4576  überliessen 
Beide  gemeinschaftlich  ihre  Antheile  von  Wilka  an  Adam  v.  Penzig  ^^^) . 

c.  Nebenlinie  Rengersdorf. 

Nickel  V.  G.,  der  älteste  der  sechs  4439  mit  Tauchritz  belehn- 
ten Brüder  (S.  243),  war  vor  4447  gestorben  mit  Hinterlassung  zweier 
Söhne  Caspar  und  Nickel,  die  4452  und  4470  ausdrücklich  als  „zu 
Rengersdorf^  bezeichnet  werden.  Von  diesen  lebte  Caspar  (oft  Caspar 
Rengersdorf  genannt)  der  auch  Biesig  (N.  von  Reichenbach)  besessen 
haben  soll,  noch  4486.  In  letzterem  Jahre  liessen  „Caspar  und 
Georg  ungesonderte  Vettern  v.  G.  zu  Rengersdorf^  eine  Urkunde 
über  die  Zeidelweide  im  Krauschaer  Wald  in  das  Görlitzer  Stadtbuch 
eintragen.  Dieser  Georg  wird  also  der  Neffe  Caspars,  der  Sohn  Nickels 
sein^^*). 

Ende  des  45.  und  Anfang  des  4  6.  Jahrhunderts  erscheinen  gleich- 
zeitig als  Besitzer  von  Rengersdorf  Franz,  Hans  und  Wenzel  v. 
G.,  von  denen  die  beiden  Ersteren  wohl  Brüder  waren,  da  sie  4506 
und  4542  gemeinsam  mit  dem  Bischofszehnten  zu  Torga  (S.  bei  Ren- 
gersdorf) belehnt  wurden i^^).  Franz  war  4523  schon  gestorben,  da 
in  diesem  Jahre  seine  Söhne,  Hans  und  Christoph,  den  Muthzettel 
über  den  Bischofszehnten  zu  Torga  erhielten.  4530  bekamen  sie, 
mündig  geworden,  nun  auch  vom  Hauptmann  zu  Görlitz  die  Lehn  über 
Rengersdorf,  Torga  und  Kleinkrauscha.  4  539  quittirten  ihre  Schwestern 
Elisabeth,  verh.  mit  Heinr.  v.  Bolberitz  aufNeraditz,  und  Bar- 
bara, verh.  mit  Rud.  v.  Bischofswerder  auf  Horka,  über  Auszahlung 
ihres  Erbgeldes.  Hans  muss  bald  darauf  und  zwar  kinderlos  gestorben 
sein.    Christoph  aber  wurde  noch  4555  mit  dem  Bischofszehnten  zu 


1»)  Stadtbneh  za  Seidenberg.  no)  Uns.  Mag.  1859.  270.  i^O  Urk.-Verz. 
n.  il7h.  \m.  158«.  Laos.  Mag.  1857.  49.  ii3)  Ornndmann,  cod.  dipl.  luppl. 
I.  im  A.  Dresd. 


218  n.  Abtheilung. 

Torga  neubelehnt  „wie  er  denselben  mit  seinem  Bruder  Hans  gehabt**. 
Als  auch  er  kinderlos  starb,  fiel  Rengersdorf  und  Torga  an  den  König 
und  dieser  verkaufte  1564  beide  Dörfer  um  7000  Thlr.  an  Benno  v. 
Saiza  auf  Linda. 

d.   Nebenlinie  Horka. 

Wie  oben  (S.  213)  erzählt,  erkaufte  U16  Nickel  v.  G.  auf  Tauch- 
ritz  von  Pfaffe  Nickel  (v.  Noslitz)  einen  Antheil  von  (Ober-)  Horka,  in 
dessen  Besitz  1440  infolge  brüderlicher  Theilung  die  beiden  jüngsten 
Enkel  jenes  Nickel,  nämlich  Caspar  und  Christoph  v.  G.  sich 
befanden.  Während  von  ihnen  Caspar  den  Niederhof  (noch  1473) 
inne  hatte,  besass  Christoph  (1477  und  noch  1490)  mit  seinem  Sohne 
Hans  das  Obergut.  Seine  zweite  Frau  war  Anna  geb.  v.  Planitz ^^^j . 

Nur  dieser  Christoph  scheint  Söhne  hinterlassen  zu  haben,  näm- 
lich Hans,  genannt  Pommerhans,  Heinrich,  genannt  Schleinitz, 
Nickel  und  Georg.  Wie  schon  ihr  Vater,  so  hatten  auch  sie  viel- 
fache Händel  mit  den  Gerichten  zu  Görlitz.  Heinrich  hatte  nur  eine 
Tochter  Margarethe,  die  1523  mit  ihrem  Cousin  Georg  v.  G.  auf 
Horka  verheirathet  war,  weshalb  dieser  Georg  1532  nach  seines 
Schwiegervaters  Tode  dessen  Antheil  von  Horka  vom  König  er- 
kaufte *^*).  Der  dritte  Bruder  Nickel  hatte  sich  1510  die  Acht  der 
Stadt  Görlitz  zugezogen ,  was  für  ihn  die  schlimme  Folge  hatte,  dass, 
als  zu  eben  jener  Zeit  Christoph  v.  Kottwitz  auf  Sähnitz ,  Dobris  und 
Leippa  enthauptet  ward,  er,  als  Aechter,  nicht  in  dessen  Güter  ein- 
treten konnte^**),  obgleich  er  (nebst  seinem  Bruder  Georg)  die  Anwart- 
schaft auf  dieselben  vom  Könige  erhalten  hatte  ^^®) .  Er  hinterliess  drei 
Söhne  Fabian,  Sebastian  und  Melchior,  welche  1531  mit  dem 
väterlichen  Antheil  an  Horka  belehnt  wurden.  —  Der  vierte  Bruder 
Georg  muss  vor  1523  gestorben  sein.  In  diesem  Jahre  verkaufte 
,,Hans  v.  G.  auf  Horka,  weiland  Georgens  v.  G.  Sohn",  Grund  und 
Boden  an  einen  seiner  Unterthanen.  Vielleicht  ist  dies  derselbe  ^Sohn 
Georgens  v.  G.  auf  Horka**,  der  1537  in  Croatien  gegen  die  Türken 
fiePi^.  Wahrscheinlich  ist  Georg  der  jüngere  ebenfalls  ein  Sohn 
jenes  Georg.  Dieser  hatte,  wie  schon  oben  erwähnt,  bereits  1523 
Margarethe ,  die  Tochter  seines  Onkels  Heinrich  genannt  Schleinitz, 
zur  Frau  und  erkaufte  1532  dessen  an  den  König  gefallenen  Antheil 
an  Horka.    Besonders  durch  sein  Zuthun  ward  1539  die  Reformation 


»«)  HolBcher,  Horka  13.  N.  Script,  rer.  Ins.  II.  193  flg.  202.  HI.  160.  59. 
"*)  L.  B.  I.  8.  i»)  N.  Script,  rer.  lus.  III.  "•)  Ürk.-Verz.  III.  84«.  "7)  N. 
Script.  IV.  357. 


40.  Die  Y.  Gendorff.  219 

daselbst  eingeführt.  Verbeirathet  war  er  in  zweiter  Ehe  mit  Anna 
V.  Rechenberg,  die  \  548  seine  Wittwe  heisst.  Er  hinterliess  die  noch 
unmündigen  Söhne  Abraham,  Georg  und  Nicolaus. 

Georgs  Cousins,  die  Söhne  Nickels,  niimUch  Fabian,  Sebas- 
tian und  Melchior,  lebten  zufolge  des  Musterregisters  noch  1554 
zuHorka.  1553  verkaufte  Sebastian  ^auf  Niederhorka'^  seinen  Antheil 
an  die  Brtlder  Wenzel ,  Hans  und  Jakob  v.  Klüx,  und  in  demselben 
Jahre  Fabian  seinen  Antheil  an  ^Deutschhorka^'  und  halb  Uhsmanns- 
dorf  an  seinen  Bruder  Melchior,  welcher  1562  auch  noch  den  Antheil 
^von  Abraham  v.  G.  und  dessen  Bruder^,  den  Söhnen  Georgs  des 
Jüngeren,  hinzuerwarb  ^^'>; . 

Gleichzeitig  mit  diesen  beiden  letzgenannten  BrUdergruppen 
kommt  auch  noch  ein  „Nickel  der  jüngere^  und  ein  Antonius 
V.  G.  auf  Horka  vor.  Vielleicht  waren  dies  Söhne  des  oben  ei-wähnten 
Hans  genannt  Pommerhans.  Antonius  verkaufte  seinen  Antheil  [das 
nachmals  Reichwaidsche  Gut]  1534  an  Rud.  v.  Bischofswerder. 

9.     Die  Linie  Königshain-Kuhna. 

Wer  vor  Ende  des  14.  Jahrhunderts  das  grosse  Gut  KOnigshain 
NW.  von  Görlitz)  besessen  habe,  ist  unbekannt ^^*).  1383  wird  ein 
Ramfoldus  de  Konigshain  als  bestohlen  erwähnt i'^<)),  der  dem 
Vornamen  nach  sehr  wohl  ein  Gersdorff  sein  kann.  1387  gehörte  das 
Gut  Heinrich  v.  G.  dem  Bruder  jenes  Leuther,  der,  wie  oben  (S. 
191)  erzahlt,  138S  und  1387  aufs  neue  die  Anwartschaft  auf  die 
Reichenbachschen  Güter  für  den  Fall  erhielt ,  dass  der  damalige  In- 
haber derselben  Hannus  v.  G.,  ein  Nachkomme  Ramfolds  auf  Reichen- 
bach, kinderlos  stürbe  ^^^) .  Wäre  der  eben  erwähnte  Ramfoldus  de 
Konigshain  (1383)  etwa  ein  Sohn  jenes  Cristan  II.  auf  Reichenbach, 
vom  welchem  keine  Nachkommen  mit  Sicherheit  genannt  werden 
(S.  1 90) ,  so  würden  Leuther  und  sein  Bruder  Heinrich,  als  Söhne  Ram- 
folds von  Königshain ,  in  der  That  die  nächsten  Agnaten  jenes  Hannus 
von  Reichenbach  gewesen  sein  und  somit  die  nächste  Anwartschaft 
auf  jene  Stammgüter  ihrer  Familie  gehabt  haben. 

Dieser  ,,Herr  Heinz e  v.  G.  auf  Königshain^  war  eine  einfluss- 
reiche Persönlichkeit  im  Lande  Görlitz.  Oft  sendete  der  Görlitzer  Rath 
Boten  an  ihn  und  ehrte  ihn,  wenn  er  in  die  Stadt  kam,  mit  Wein  und 


«18)  L.  B.  Im  A.  Dresd.  »»)  Eine  Gorlitzer  Bürgerfamilie  nannte  sich  „von 
Köuigshain",  Jedenfalls  weil  sie  einst  aus  diesem  Dorfe  in  die  Stadt  eingewandert  war, 
darf  aber  nicht  mit  den  Besitzern  desselben  verwechselt  werden.  i^)  Görlitz,  üb. 
proseript.  U.  fol.  12b.         i2i)  Urk.-Verz.  I.  125.  No.  610. 


220  II.  Abtheilung. 

Bier.  Als  4390  zwischen  Ratb  und  Bllrgerschaft  Zwistigkeiten  ausge- 
brochen waren ,  gehörte  er  zu  den  Adlichen  der  Umgegend ,  welche 
dieselben  beizulegen  versuchten.  Auch  bei  andrer  Gelegenheit  finden 
wir  ihn  als  Schiedsmann  (1396),  ja  sogar  (1391)  als  Bttrgen  für  König 
Wenzel ,  dass  derselbe  einen  Waffenstillstand  mit  Markgraf  Wilhelm 
von  Meissen  halten  werde  ^^) . 

Er  hinterlies  mehrere,  mindestens  drei  Söhne,  Christoph, 
Nickel  und  wahrscheinlich  einen  Hans.  1399  erhielt  „Christophel 
von  Rönigshain  und  seine  Brüder^  vom  Rath  zu  Görlitz  208  Seh.  Gr. 
ausgezahlt ;  1 405  hatte  er  ^und  seine  Brüder^  einen  Tag  zu  Zittau 
mit  Hans  v.  Donyn  auf  Grafenstein,  1406  ebenfalls  mit  ^seinen  Brü- 
dern^ einen  Tag  mit  Hennig  v.  Kittlitz.  Hierbei  heisst  er  zuerst 
„Christophel  v.  Kuhna^, 

Dieses  Gut  (SO.  von  Görlitz)  mit  seinem  Pertinenzort  Thielitz 
gehörte  mindestens  von  1390 — 1401  einem  ^Herrn  Jan  (Jon,  Jone) 
V.  GersdorflT^.  Dieser  hatte,  wie  schon  erwähnt  (S.  305),  ^die  halbe 
Stadt  Seidenberg^  an  sich  gebracht,  musste  aber  1396  dieselbe  an 
Jone  V.  G.  auf  Badmeritz  abtreten.  1394  erhob  er  Ansprüche  auf 
die  Reichenbachschen  Güter  und  scheint  sich  mit  dem  damaligen  In- 
haber derselben,  Leuther  (dem  Bruder  Heinrichs  auf  Königshain)  da- 
hin geeinigt  zu  haben,  dass  beide  ihre  Besitzungen  tauschten.  Seit- 
dem finden  wir  „Kunehans^  (d.  h.  Hans  oder  Jone  v.  G.  einst  auf 
Kuhna]  auf  Reichenbach ,  Leuther  aber  auf  Kuhna  (S.  192).  Dieser 
aber  verkaufte  1 406  Kuhna  mit  Thielitsi  an  die  Söhne  seines  Bruders 
Heinrich,  nttmlich  an  Christoph  und  Nickel  v.  G.  auf  Königshain. 

Dies  erfahren  wir  aus  einer  Urkunde  von  1 408  *23j  ^  durch  welche 
König  Wenzel  Christoph  tind  Nickel  v.  G.  „Gebrüder'^,  [andere 
Brüder  werden  von  da  an  nicht  mehr  erwähnt]  belehnt  mit  Königs- 
hain,  Rengersdorf,  Krauscha  nebst  dem  Krauscha'er  Wald,  und  Lieb- 
stein (N.  von  Königshain) ,  wie  diese  Güter  nach  dem  Tode  ihres 
Vaters  Heinze  v.  G.  an  sie  gekommen,  femer  mit  Kuhna  und  Thielitz^ 
die  sie  von  Leuther  v.  G.  [die  Urkunde  schreibt  Leutold],  desgleichen 
mit  Heider sdorf  (N.  von  Linda)  und  dem  Linda'er  W^alde,  die  sie  von 
Caspar  v.  G.  erkauft  hatten.  Und  zwar  erhielten  die  Brüder  all  diese 
Güter  zu  gesammter  Hand.  Sie  theilten  sich  so,  dass  Christoph 
als  Hauptgut  Kuhna,  Nickel  dagegen  Königshain  erhielt.  Schon  1410 
aber  »legten  sie  vor  gehegter  Bank  zu  Görlitz  wieder  zusammen, 
als  ungesonderte  Brüder^. 


IM)  Uns.  Hag.  1772.  300.  A.  Diesd.  Orlg.  4776.        »»)  Urk.-Verx.  I.  166. 


4ü.  Die  V.  Qersdorff.  22  t 

Bald  darauf  (um  HM)  starb  Christoph  und  hinterliess  zwei 
Söhne,  Christoph  und  Heinrich  (Heinemann),  die  aber  da- 
mals noch  unmündig  waren.  Darum  verwaltete  jedenfalls  ihr  Onkel 
Nickel  jetzt  auch  Kuhna  und  wohnte  wohl  auch  daselbst.  Er  wird 
daher  auch  Nickel  von  Kuhna  genannt.  1409  heisst  derselbe,  als 
Schöppe  im  Mannengericht  ^Nickel  Heinze  [d.  h.  Nickel,  der  Sohn 
Heinzes]  von  Königshain^,  und  4414  i^^),  nach  dem  Tode  seines 
Bruders,  ,,Nielos  Heinze  v.  G.  zu  Kuhna^.  Erst  1428,  als  inzwischen 
seine  Neffen  mtlndig  geworden  waren ,  heisst  er  nun  wieder  „Nlcol 
Heinze  v.  G.  zu  Königshain^.  1429  verkaufte  er  Kuhzahl  (später 
Oberhalbendorf  genannt,  bei  Schönberg)  an  Albrecht  v.  Hoberg,  nach 
1441  auch  Rengersdorf  an  Nickel  v.  G.  auf  Tauchritz.  Als  eine  sehr 
geachtete  Persönlichkeit  im  Lande ,  wird  er  sehr  häufig  bei  Verglei- 
chen und  Geschäften  erwähnt  >25].  Nach  1464*26)  legte  er  („Nickel 
G.  genannt  Königshain^)  Zeugniss  ab  für  die  Gersdorffe  auf  Tauch- 
ritz. Er  muss  demnach  sehr  alt  geworden  sein.  Aber  nichts  deutet 
darauf,  dass  in  der  Zwischenzeit  ihm  ein  anderer  Besitzer  auf  diesem 
Gute  gefolgt  sei.  Söhne  scheint  er  nicht  hinterlassen  zu  haben. 
Seit  1465  erscheint  als  Inhaber  von  Königshain  Bartholom.  Hirsch- 
berg, der  also  das  Gut  infolge  der  Gesammtbelehnung  von  den  Lehns- 
vettern auf  Kuhna  gekauft  haben  wird. 

Diese  Lehnsvettern  waren  nach  dem  Obigen  Nickels  Neffen, 
nümlich  Christoph  und  Heinemann  v.  G.  h\x{  Kuhna,  ThielüZj 
Heidersdorf  und  Nidasdorf,  Sehr  oft  in  Geldverlegenheit,  verkaufte 
Christoph  1465  ,,far  sich  und  seine  Erben,  nämlich  Hans,  Christoph 
und  Heinemann",  das  Dorf  Heidersdorf,  „wie  es  von  seinem 
Vater  und  seinem  Bruder  Heinemann ,  d^m  Gott  Gnade ,  an  ihn  ge- 
kommen", desgl.  was  er  besass  zu  Girbigsdorf  (0.  von  Königshain), 
an  den  Görlitzer  Bürger  Christoph  Uttmann  ^^'j .  Sein  Bruder  Heine- 
mann war  also  ohne  Söhne  gestorben. 

Von  Christophs  oben  (1465)  erwähnten  Söhnen  haben  wir 
Christoph  v.  G.  zu  Kuhna  noch  1480  vorgefunden *28j ^  443g  gg^ 
seine  Wittwe  Anna  nebst  ihrem  Sohne  Wolf  gang  einem  ünter- 
thanen  zu  Thielitz  Consens. 

Erst  1524  erfahren  wir  wieder  Urkundliches  tlber  die  Besitzer 
von  Kuhna.   Von  1524 — 33  gehörte  es  einem  Franz  v.  G.,  vielleicht 


»M)  El>eiid»sen)8t  I.  179  No.  905.        1»)  II.  24d.  11.  35^.  45a.        i96)  u.  94*. 
ii^)  Ürk.-Verz.  II.  7A9.  ßö«.  98^.  d.        »«)  II.  1408^. 


222  U.  Abtheilung. 

dem  Sohne  Wolfgangs.      4533  gab  er  seiner  Frau  Margarethe 
Guter  auf  und  muss  bald  darauf  gestorben  sein. 

Diese  Margarethe  v.  G.  soll  eine  gebome  v.  Warnsdorf  gewesen 
sein.  Aus  dieser  Verwandtschaft  würde  sieh  erklären,  dass  schon 
1 497  ein  „Hans  v.  Wamsdorf  zu  Kuhna"  einen  Vertrag  wegen  des 
Decems  zu  Thielitz  und  Cosma  abschlossi29).  ^\i  Franz  erlosch  die 
Königshain-Kuhna'er  Linie  der  Gersdorfife.  „Nachdem  das  Gut  Kuhna 
und  Thielitz  nach  Absterben  etwa  Franz  v.  G.  der  königl.  Majestät 
anheimgefallen^,  verkaufte  es  König  Ferdinand  1538  an  Siegsmund 
V.  Warnsdorf  auf  Schönbrunn. 

10.  Die  Linie  Deutschpaulsdorf. 

Schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  gehörte  auch 
Deutschpaulsdorf  (S.  von  Gersdorf)  denen  v.  Gersdorff.  1377  ver- 
kauften die  Brüder  Heinrich  und  Jone  v.  G.  eine  halb  Mark  Jahres- 
zins  auf  einem  Bauer  daselbst ,  jedoch  wiederkäuflich :  „auch  wenn 
Cristan  das  Geld  wieder  haben  wollte,  sollte  er  aufkündigen  zwei 
Monate  vorher** ^^oj ^  Demnach  scheint  bereits  der  Vater  dieser 
beiden  Brüder  das  Gut  besessen  zu  haben.  Wie  sich  sogleich  er- 
geben wird,  war  dasselbe  zu  Zeiten  getheilt  in  zwei  „Hälften^. 
Mindestens  von  1389—1417  war  Inhaber  der  einen  ein  Hans  (Jan, 
Jone)  v.  G-,  der  den  Beinamen  „derSchielende"  ftlhrte  (Schie- 
lende Jon,  Schele  Jon).  1414  liess  derselbe  „alles,  was  er  zu  Pauls- 
dorf hat^,  dem  Görlitzer  Bürger  Albr.  Liedlaw  anweisen,  von  dem  er 
Geld  geborgt,  und  1415^31]  wurde  dem  Gläubiger  die  Hülfe  zuge- 
theilt  „zu  Schielende  Jon  zu  Paulsdorf  und  zu  all  seinen  Gütern  auf 
seine  Hälfte^.  Seit  1398  wird  aber  auch  ein  „Weiss  eh  ans  v.  G.^ 
erwähnt,  und  mindestens  von  1420—52  war  ein  Weissehans  v.  G. 
sicher  zu  Paulsdorf  gesessen.  Wir  wissen  nicht  ob  der  Letztere  mit 
dem  von  1398  identisch  oder  etwa  sein  Sohn  sei.  Jedenfalls  aber 
scheinen  Ende  des  14.  und  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  sich  zwei 
nahverwandte  Zweige  der  Familie  v.  G.  in  Paulsdorf  getheilt  zu 
haben.  Da  wir  gerade  über  diese  Linie  nur  sehr  vereinzelte  Nach- 
richten haben  auffinden  können ,  müssen  wir  auf  die  Ermittelung  der 
verwandtschaftlichen  Beziehungen  zwischen  den  einzelnen  etwa  er- 
wähnten Persönlichkeiten  verzichten. 

Der  seit  1389  genannte  Schielende  Jon  v.  G.  war  eine  sehr 


«»)  m.  33d.         130)  Lans.  Magaz.  1Ö73.  201  Anmerk.         «i)  Gori.  Entacheid- 
bucb  Ton  1406. 


40.  Die  y.  Gersdorff.  223 

geachtete  Persönlichkeit.  4390  suchte  er  neben  anderen  Adlichen 
der  Umgegend  die  Bürgerschaft  zu  Görlitz  mit  dem  dasigen  Rath  zu 
versöhnen;  1396  half  er  Jone  v.  G.  zu  Rajdmeritz  und  Jone  v.  G.  zu 
Kuhna  wegen  Seidenberg  vergleichen;  4397  war  er  Zeuge ,  als  die 
V«  Nostitz  auf  Kittlitz  mit  den  obersten.  Gerichten  in  die  Stadt  Löbau 
gewiesen  wurden;  1399  erscheint  er  als  Bevollmächtigter  Markgraf 
Prokops  von  Mahren  auf  einem  Tage  zu  Löbau;  4404  als  Bürge  für 
Leuther  v.  G.  auf  Kuhna,  4406  als  Zeuge  beim  Verkauf  der  Rechen* 
berger  Heide,  4440  als  Schiedsmann  zwischen  denen  v.  G.  auf  Baruth 
und  denen  v.  Temritz  auf  Oelsa^^^).  In  den  letzten  Jahren  seines 
Lebens  sehen  wir  ihn  in  mannigfache  Geldverlegenheiten  verwickelt. 
Er  hatte  mehrere  Söhne.  4406  war  ^Niclos,  Jones  Sohn  von  Pauls- 
dorf^,  Söldner  von  Görlitz  und  ward  4446  von  den  Laubanern  gefan- 
gen. Auch  ^Caspar  v.  G.  Schielende  benannt^,  der  4422  zu  Gör- 
litz entschieden  wurde,  und  ^Schielende  Bernhard"^  (4436)  waren 
wohl  Söhne  von  ^Schielende  Jon^.  Was  aus  denselben  später  ge- 
worden, wissen  wir  nicht. 

Wenden  wir  uns  Jezt  zu  „Weissehans  v.  G.".  4398  sendete 
der  Rath  zu  Görlitz  Boten  an  den  König  „von  Herrn  Luthers  von 
Reichenbach,  und  Wissehannus  und  Kytans  wegen  v.  Gersdorfif^. 
Seit  4  420  erscheint  W^eissehans  „zu  Paulsdorf^  —  entweder  derselbe 
oder  ein  gleichnamiger  Sohn  —  häufig  bald  als  Schöppe  im  Hofgericht, 
bald  als  Zeuge,  bald  als  Klostervoigt  zu  Marienthal  (4442],  bald  als 
Kämpfer  gegen  die  Hussiten ,  zuletzt  1 452  als  Schiedsmann  für  die 
V.  G.  auf  Tauchritz  ^^^j . 

Ueber  ein  halbes  Jahrhundert  lang  erfahren  wir  gar  nichts  über 
die  Besitzer  von  Paulsdorf.  4548  verkaufte  wieder  ein  Hans  v.  G. 
„zu  Paulsdorf''  Zins  auf  seinem  Gut^^).  4554  gehörte  dasselbe,  dem 
Musterregister  zufolge,  dem  Peter  v.  G.  auf  Gersdorf  (S.  200) . 

44.  Die  Linie  Gebeizig  mit  den  Nebenlinien  Lodenau, 

Maltitz,    Weissenberg. 

Mindestens  seit  dem  letzten  Viertel  des  44.  Jahrhunderts  besass 
ein  Zweig  der  Familie  v.  G.  das  Gut  Gebeizig  (N.  von  Weissenberg), 
nach  welchem  sich  derselbe  v.  Gebeiz  ig  nannte,  ohne  jedoch  völlig 
auf  den  alten  Familiennamen  zu  verzichten. 


M)  Urk.-Verz.  I.  143  No.  708.  146  No.  723.  156  No.  779.  160  No.  802  fwo  der 
Vorname  wohl  fllscblich  Jochim''  geschrieben  ist).  170  N.  859.  OöiUtzer  lUtbsreoh- 
nungen.       >»)  Urlu-Veri.  II.  36«.  68b.  oörl.  lUibsrechn.     «*)  Ürk.-Ven.  III.  109b. 


224  11-  Abtheilung. 

Zuerst  137i  wird  ein  Conrad  v.  Gebeizig  erwähnt,  wohl  der- 
selbe ,  der  1389 ,  wo  er  wegen  einer  Verwundung  vor  Gericht  citirt 
ward ,  Conradus  de  Gerardsdorf  heisst.  Gleichzeitig  mit  ihm  (seit 
1386)  kommt  auch  ein  Johann  v.  Gebeizig  vor,  der  4396  bei  einem 
Vergleiche  zwischen  mehreren  Gersdorffen  wegen  des  Anfalls  von 
Reichenbachsdorf  als  „Hans  ihr  Vetter  zu  Gebelzig^  bezeichnet  wird, 
was  ihn  also  als  einen  Gersdorfi  erweist.  Als  um  4390  entweder 
jener  Conrad  oder  dieser  Hans  den  Hof  zu  Gebeizig  im  Widerspruch 
mit  einem  den  Städten  (4355)  ertheilten  Privilegium  befestigen 
wollte ,  wurden  von  den  Städtern  viele  Tage  gehalten  und  endlich 
Klage  deshalb  bei  Herzog  Johann  von  Görlitz  erhoben. 

Anfang  des  45.  Jahrhunderts  begegnen  uns  nicht  weniger  als 
vier  „V.  Gebelzig**,  deren  Verwandtschaftsverhältniss  unter  sich  durch 
nichts  angedeutet  wird.  Ein  H  a  n  s  v.  Gebeizig  besass  das  bischöflich 
meissnische  Gut  Wilthen  (0.  von  Bischofswerde) ,  war  4442  Bürge  für 
seinen  Lehnsherrn,  Bischof  Rudolph,  und  betheiligte  sich  4445  bei  der 
Stiftung  eines  Altars  zu  Wilthen.  Als  darauf  die  v.  Haugwitz  Wilthen 
erwarben,  scheinen  die  v.  Gebeizig  Irgersdorf  (N.  bei  Wilthen)  be- 
halten zu  haben ;  wenigstens  hatte  4  430  das  Domkapitel  zu  Budissin 

„zu  Irgersdorf  in  Jost  Gebelzigs  Gütern   4  Mark  Zins^  zu  er- 
heben* 35). 

Ferner  wird  seit  4406  ein  Nickel  v.  Gebeizig  genannt,  der 
4  444  die  Bezeichnung  „zu  Teticken^  (Kleintettau  S.  von  Weissen- 
berg)  führt. 

Auf  Gebeizig  selbst  war  mindestens  seit  4  405  ein  „Otto  v.  Gers- 
dorff  zu  Gebelzig^  gesessen;  diesem  Hessen  4442  die  Schwestei*n 
Katharine  und  Anna  v.  Gebeizig,  „die  Töchter  Peters  v.  Gebei- 
zig ^,  in  Gegenwart  ihres  Bruders  Hans  „ ihre  Bestattung  und  ihr 
väterliches  Gut  zu  Gebelzig^  auf,  wofür  ihnen  Otto  400  Mark  zu  zah- 
len hatte.  Wahrscheinlich  also  war  auch  Otto  ein  Sohn  Peters,  ein 
Bruder  von  Hans  und  dessen  Schwestern.  Dieser  Hans  mit  noch 
zwei  jüngeren  Brüdern  Heinrich  und  Georg  erscheint  darauf  zu 
Lodenau  (N.  von  Rothenburg)  gesessen ;  jedoch  hatten  sie  ebenfalls 
Antheil  an  Gebeizig ,  wie  Otto  an  Lodenau ;  auch  dies  Gut  hatte  also 
wohl  schon  ihrem  Vater  Peter  gehört. 

Diese  Brüder  auf  Lodenau  nun  hatten  viel  Schulden  und  viel 
Händel.  „Hansichen  v.  Gebelzig^  haben  wir  von  4448 — 58  da- 
selbst gefunden.     Sein  Bruder  Heinrich  hatte  4444  Streit  wegen 


135)  Cod.  Sax.  II.  2.  391.  Grundmann,  collect.  I.  212b  im  A.  Dread.  A.  Bnd. 


40.  Die  y.  Gersdorff.  225 

des  Gutes  McUtitx  (S.  bei  Weissenberg),  und  wenn  nicht  schon  er  selbst^ 
so  waren  sicher  später  seine  Söhne  Besitzer  desselben.  Seit  4  445 
heisst  derselbe  aber  auch  £rbherr  zir  Weis$enberg ,  und  einer  seiner 
Söhne,  ebenfalls  Heinrich  mit  Namen,  erklärte  1485i3<')  ausdrücklich, 
dass  schon  sein  Vater  dies  Städtlein  besessen  habe.  Wie  Heinrich 
in  den  Besitz  desselben  gelangt  sei,  wissen  wir  nicht.  Aber  es 
scheint,  dass  Weissenberg  schon  seit  £nde  des  44.  Jahrhunderts 
einem  besonderen  Zweige  derer  v.  Gersdorff  gehört  hatte. 

Von  4368— U06  nämlich  wird  sehr  oft  ein  Kytan  (Kitan, 
Kethan)  v.  Gersdorff  erwähnt ,  dessen  Wohnsitz  zwar  nirgends  aus- 
drücklich bezeichnet  wird ,  an  den  aber  4  404  der  Rath  von  Görlitz 
einen  Boten  „nach  Weissenberg^  schickte.  4368  war  derselbe  Zeuge 
bei  einem  Streit  zwischen  Leuther  v.  Penzig  und  der  Stadt  Lauban ; 
4374  war  er  von  denen  v.  Doberschitz  beraubt  worden  ^^'j  ;  4375  ver- 
bürgte er  sich  für  Henzel  v.  Strahwalde;  4399  ward  er  und  „sein 
Bruder  Christophel^  entschieden  wegen  der  Vormundschaft  über 
die  Kinder  Voigtlanders  v.  G.  auf  Friedersdorf,  der  wohl  auch  ein 
Bruder  von  ihm  gewesen  war.  Wir  wissen  nicht ,  ob  dieser  Kytan 
V.  G.  identisch  sei  mit  demjenigen,  der  4  406  zu  Sohiand  gesessen 
und  Klostervoigt  von  Marienthal  gewesen  sein  soll. 

Nach  jenem  Heinrich  v.  Gebeizig,  der  4445  als  Besitzer  von 
Weissenberg  genannt  wird ,  besassen  diese  Stadt  und  zugleich  das 
Stammgut  Gebeizig  die  Gebrüder  Heinrich  (4  470 — 4 504 )  und  Otto 
(4475 — 4501)  V.  Gersdorff,  doch  wohl  des  Vorigen  Söhne.  Sie  er- 
theilten  4475  zu  Gebeizig,  4493  und  4504  zu  Weissenberg  Unter- 
thanen  Gonsens,  besassen  4493  auch  Rcuiisch  (N.  bei  Gebelzigj,  4500 
(Antheil  von)  Glossen  (S.  von  Maltitz)  und  heissen  hierbei  „ungeson- 
derte Brüder  zu  Maltitz  gesessen^.  Wegen  der  Ausübung  der  Ober- 
gerichte in  dem  Landstädtchen  W^eissenberg  hatte  Heinrich  4497 
vielfachen  Streit  mit  dem  Rathe  zu  Görlitz. 

Nur  einer  der  beiden  Brüder  (Heinrich  ?)  scheint  Söhne  hinter- 
lassen zu  haben.  Wenigstens  erscheinen  seit  4540 — 4534  „Hein- 
rich und  Christoph  Gebrüder  v.  Gersdorff  zu  Gebeizig  und  Maltitz"^ 
im  alleinigen  Besitz  der  sämmtlichen  Güter  jener  beiden  Brüder. 
Besonders  dieser  jüngere  Heinrich  war  ein  roher,  wüster,  grausamer 
Mensch.  Einen  Knaben ,  der  bei  ihm  gedient ,  hatte  er  mit  Füssen 
getreten ,  dass  er  gestorben ,  einen  Bauer ,  dessen  Tochter  er  genoth- 


i»f)  Urk.-Verz.  U.  153'.         »37)  Laus.  Mag.  1778.  2U.    Görl.  hb.  prosoript.  II. 
AK  I.  75. 

K  B  0 tb • ,  0«Bcli.  d.  Obtrl.  Adels.  1 5 


226  II-  Abtheilung. 

sttchtigt  y  hatte  er ,  weil  derselbe  ihn  verklagt ,  in  seinem  Hause  auf- 
gesucht und  wenigstens  dessen  Weibe  eine  Lähmde  gehauen ,  einen 
anderen  Sauer  so  geschlagen,  dass  er  gestorben.  Unterthanen  Aon 
ihm  zu  Saubemitz  (W.  bei  Gebeizig) ,  Kleinförstchen  (jetzt  Sandfbrst- 
chen  N.  von  Gebeizig)  und  Rculisch  hatten  wiederholt  vor  dem  Land- 
voigt und  vor  dem  Gericht  zu  Görlitz  gebeten .  mit  Zurücklassung 
ihres  Erbes  und  Gutes  aus  dem  Lande  ziehen  zu  dürfen ,  um  sich  vor 
den  GewaltthUtigkeiten  des  Edelmanns  zu  retten.  Endlich  ward  er 
(um  4534)  von  Hans  v.  Gersdorff  a.  d.  H.  Baruth  zu  Reichenbach  er- 
schlagen,  wofür  der  Mörder  den  Töchtern  des  Ermordeten  600  fl. 
und  den  andern  Kindern  400  Mark  zahlen  musste. 

Seine  Söhne  waren  Georg  v.  G.  zu  Gebeizig  und  Joachim  v.G. 
zu  Gebeizig.  Von  diesen  hinterliess  Georg  vier  Söhne:  Hans, 
Christoph,  Heinrich,  Joachim,  die  4563  nach  ihres  Vaters 
Tode  mit  dem  Rittersitz  und  Vorwerk  zu  Gebeisig ,  mit  SaiU}emitz, 
Pörstcken  und  y^Giei^gesdorf^  (Jerchwitz?  0.  von  Gebeizig]  belehnt 
wurden.  Dieselben  erbten  4576  nach  ihres  kinderlosen  Onkels 
Joachim  Tode  „infolge  der  Gesammtbelehnung"^  auch  dessen  Antheil 
an  G^elzig  nebst  Radisch. 

Christoph  auf  Maltitz,  der  Bruder  Heinrichs  auf  Gebeizig,  hinter- 
liess 4539  ^Erasmus,  Christoph  und  andere  unmündige  Ge- 
brüder v.  G.  zu  Maltitz**,  die  in  diesem  Jahre  mit  Maitüz,  Glossen. 
Klemtettauy  Tkräna  (0.  von  Radisch)  und  Neukretscham  belehnt  vnir- 
den.  Von  diesen  Brüdern  hatte  der  älteste,  Erasmus,  das  Hauptgut 
Maltitz  übernommen,  nach  dessen  Tode  4564  „Christoph  v.  G.  und 
seine  Brüder  und  Vettern"  damit  belehnt  wurden. 

Kehren  wir  jetzt  zu  der  Nebenlinie  Lodenau  zurück ,  so  erfahren 
wir,  dass  4466  ,,  Hans  v.  Gersdorff  und  George  v.  Gersdorff  mit 
seinen  Brüdern,  des  vorigen  Vettern,  zu  Lodenau**  wegen  eines 
in  diesem  Dorfe  vorgefallenen  Streites  mit  Caspar  v.  Nostitz  auf 
Tsdiocha ,  dem  ein  Antheil  des  Dorfs  gehörte ,  verglichen  wurden. 
4479  überliess  dieser  Georg  und  seine  Brüder  Christoph  und 
Nickel  V.  Gersdorff  auf  Lodenau  mehrere  Unterthanen  zu  Sp^^ee 
(SW.  von  L.)  an  die  Frauenkirche  zu  Görlitz  und  erhielt  dafür  deren 
Unterthanen  zu  Lodenau.  4484  werden  noch  Christoph  und  Georg, 
4489  nur  noch  Georg  genannt^*®).  Seitdem  haben  wir  keine  Gers- 
dorffe  oder  Gebeizig  mehr  auf  L.  gefunden.  Es  scheint,  dass  sie 
ihren  Antheil  an  die  v.  Nostitz  auf  Rothenburg  veräussert  haben. 


138)  ürk.-Verz.  II.  139».  144.  168. 


40.  Die  T.  Gersdorff.  227 

4S.   Die  Linie  Langenau-Kiesslingswalde. 

Gegen  Ende  des  H.  Jahrhunderts  begegnet  uns  im  Nordosten 
des  Görlitzer  Weichbilds  ein  Brüderkleeblatt  v.  G.,  Tietze,  Hein- 
rich und  Jone,  von  welchem  Tietze  9L\xf  Kie$$lingiwaldej  Heinrich 
auf  (Ober-)  Langenau  gesessen  war,  Jone  aber  nur  einmal  4446  er- 
wähnt wird,  wo  er  ^nebst  seinem  Bruder  Heinrich^  Geld  bean- 
sprucht, das  auf  der  Obermtthle  zu  Langenau  stand. 

Mit  ^ihrem  Erbherm  Tietze  v.  G.  zu  Kiesslingswalde^  ward  4384 
ein  Hannus  Grosse  nebst  seinen  Söhnen  wegen  allerhimd  Brüchen 
gütlich  entschieden  >'^) .  Schon  4  389  ^^^)  aber  wurden  ^Tietzens  Kin- 
der V.  G.,  Heinrich  und  Peter  mit  ihren  Brüdern  itnd  Schwestern^, 
mit  Heinrich  v.  Langenau  [also  ihrem  Onkel]  dahin  verglichen ,  dass 
dieser  ihnen  ,^a)le  Zinsen  und  Güter  zu  Kiesslingnoalde  ^  Stolstenberg 
und  Lichtenberg^  deren  er  sich  unterwunden,  abtreten  und  übergeben 
solle,  wie  ihr  Vater  sie  gehabt^.  Von  den  hier  erwähnten  Kindern 
Tietzes  wird  Heinrich  ^zu  Stolzenberg^  noch  4400  und  4409,  Peter 
^von  Kiesalingswalde^  noch  4390,  ausserdem  (4390  und  4442)  ein 
Jan  V.  K.  und  (4390)  ein  Friedrich  v.  K.  genannt,  die  wohl  auch 
Söhne  Tietzens  waren.  Wohin  dieselben  später  gekommen ,  wissen 
wir  nicht.     4432  gehörte  K.  denen  v.  Hoberg. 

Heinrich  v.  G.  auf  Langenau  haben  wir  von  4384 — 4420  ge- 
funden. Von  4  429  —  59  kommt  ein  Czas laus  v.  G.  oder  auch 
^Nickel  V.  G.,  Czaslaus  genannt^  als  Besitzer  von  L.  vor,  der 
seit  4  449  (Amts-)  Hauptmann  von  Görlitz  war  und  daher  oft  in 
Landesgeschäften  verwendet  ward.  Er  hinterliess  keine  Lehnserben, 
wohl  aber  eine  Witt we,  welche  wahrscheinlich  mit  L.  beleibdingt 
war.  Nach  dem  Tode  dieser  ^Tschaslin^  hatten  sich  Gotsche  uüd  sein 
Neffe  Christoph  v.  G.  auf  Baruth  der  Güter  ^Langenau  und  des  ande- 
ren Dorfes  [?]  mit  eigner  Gewalt  unterwunden^,  was  4485  Königjtfa- 
thias  denselben  verwies.  Dennoch  blieben  diese  Vettern  im  Besitz  der 
Güter,  bis  sie  dieselben  4493  an  Hieron.  Proffen  aus  Görlitz  ver- 
kauftem "i). 

43.  Die  Linien  Sohland. 

Das  grosse  Dorf  Sohland  am  Rothstein  (S.  von  Reichenbach) 
scheint  schon  frühzeitig  unter  mehrere  Gutsherrschaften  getheilt  ge- 

I»)  Göd.  lib.  Toc.  et  proser.  I.  fol.  46.  >«>)  Nicht  1347,  wie  Laus.  Mag.  1868. 
117  nel>en  andeiea  Dnricbtlgkeften  angegeben  ist.  i^i)  Laos.  Magax.  1780.  148. 
Ürk.-Ven.  III.  17. 

15» 


228  n.  AbtheiluDg. 

wesen  zu  sein.  Ausser  jenem  Antheil,  mit  welchem  schon  4387  die 
Wittwe  und  die  Mutter  R  a  m  f  o  1  d  s  v.  G.  auf  Reichenbach  beleibdingt 
waren  (S.  494),  und  der  später  an  Leuther  v.  G.  auf  Kuhna,  nach 
dem  Tode  seiner  Sdhne  aber  an  die  Schaff  gelangte  (S.  494),  ge- 
hörte Ende  des  44.  Jahrhunderts  noch  ein  andrer  Antheil  ebenfalls 
einem  Zweige  der  Gersdorffe. 

4395  wurden  bei  einem  zu  Görlitz  erfolgten  Vergleiche  „Herr 
Leuther  v.  G.,  Herr  Heinze  von  Königshain,  Herr  Niclas  von 
dem  Sohlande,  YoigtlSinder^  und  andere  Adliche  erwähnt.  Wir 
halten  diesen  unmittelbar  neben  den  anderen  Gersdortfen  genannten, 
mit  demselben  Prädikat  „Herr^  ausgezeichneten  Niclas  von  dem  Soh- 
latide  ebenfalls  für  einen  G.,  und  es  fragt  sieh  nur,  ob  er  durch  das 
dabeistehende  „Voigtländer^  als  der  damals  oft  genannte  „Niclos  Voigt- 
länder  v.  G.^  bezeichnet  werden  soll  oder  von  ihm  unterschieden  sei. 
Wir  glauben  das  Letztere,  da  wenigstens  VoigtlHnders  Söhne  Frieders- 
dorf an  der  Landskrone,  keiner  von  ihnen  aber  Sohland  besass. 

Als  Besitzer  letzteren  Gutes  erscheint  vielmehr  4  406  —  40  ein 
Leuther  v.  G.,  der  aber  weder  mit  dem  gleichnamigen  Inhaber  von 
Reichenbach  (dem  von  Kuhnau,  S.  49S  flg.),  noch  mit  dessen  Sohne 
(der  4428  starb)  identisch  sein  kann. 

4454  soll  ein  Peter  v.  G.  zu  Sohland  „Reden  gegen  den  Bath 
von  Görlitz  geführt  haben'';  4492  und  96  kommt  ein  Georg,  4496 
auch  ein  Nico! ,  4495  —  4499  ein  Peter  v.  G.  zu  Sohland  vor,  wel- 
cher Letztre  „6  Vierung  Zins  auf  seinen  Gütern,  Vorwerken  und 
Unterthanen  zu  Sohland^  an  eine  Brüderschaft  zu  Görlitz  verkaufte. 

4500  erhielt  Leuther  v.  G.  zu  Sohland  von  seinen  „Vettern" 
Christoph  und  Hans  v.  G.  auf  Kemnitz  die  Bewilligung,  el>enfalls  Zins 
auf  seinen  Gütern,  Aeckern  und  Wiesen  zu  Sohland  verkaufen  zu 
dürfen,  und  4549  verkauften  Martin,  Peter  und  Hubert,  unge- 
sonderte Brüder  v.  G.  zu  Krischa ,  Zins  zu  Sohland. 

Schon  oben  (S.  496)  haben  wir  erwähnt,  wie  ein  Antheil  v.  S. 
den  Herren  v.  Schönburg  auf  Hoyerswerde  gehörte  und  von  die- 
sen 4506  an  die  Brüder  Barthel,  Heinrich  und  Hans  v.  G.  auf 
Bischdorf  und  Herbigsdorf  verkauft  ward,  deren  Nachkommen  ihn 
seitdem  als  Lehn  von  Hoyerswerde  besassen. 

f4.  Die  Linie  Gerlachsheim. 

Seit  Ende  des  44.  Jahrhunderts  erscheint  auch  zu  Gerlachs- 
heim (0.  von  Seidenberg)  eine  besondere  Linie  derer  v.  Gersdorff  ge- 
sessen, welche  den  Haupttheil  des  Dorfes  (das  nachmalige  Mittel-  und 


40.  Die  V.  Gendorff.  229 

Niederdorf)  inne  hatte,  während  das  Oberdorf  sich  in  anderem  Be- 
sitz (seit  Ende  des  45.  Jahrhunderts  bei  denen  v.  Uechtritz)  befand. 
4399  und  abermals  1444  wird  ein  Heinrich  v.  Gerisdorf  zu  Ger- 
lachsheim „mit  seinen  Erben^  oder  mit  „seinen  Kindern^  erwähnt. 
Mit  diesen  „Erben^  sind  jedenfalls  die  Brüder  „Hannos  und  Heinze 
V.  G.  zu  Gerl.^  gemeint,  die  4448  ihre  Mutter  Barbara  „aufliessen^ 
und  4425  Zins  nach  Lauban  verkauften.  Gleichzeitig  mit  ihnen  soll 
auch  noch  ein  Tietze  v.  G.  zu  Gerl.  vorkommen,  der  4448  von  Ram- 
fold  V.  6.  zu  Reichenbach  Geld  zu  fordern  hatte ,  desgleichen  ein 
Siegsmund,  der  4 428  gegen  die  Hussiten  kämpfte <^^}. 

Wir  wissen  nicht,  ob  Letzterer  identisch  ist  mit  dem  Siegs- 
Ol  und  auf  Gerl.,  dem  4464  Lasslaw  v.  Uechtritz  auf  Linda  zwei 
Teiche  versetzte,  und  der  schon  früher,  als  „Erbherr  zu  Gerl.",  eine 
Kirchenglocke ,  um  sie  vor  den  Hussiten  zu  sichern ,  in  das  Kloster  zu 
Görlitz  gebracht  hatte,  von  wo  sie  aber  „von  Herrn  Heinzens  [?]  Leu- 
ten** nach  Ottendorf  verkauft  worden  war.  Deshalb  klagte  4  463  die 
Gemeinde  Gerl.  gegen  die  Gemeinde  Ottendorf  auf  Wiederheraus- 
gabe jener  Glocke  **^) . 

4493  gab  Nickel  v.  G.,  „Verweser  der  Frau  Nysse  [Agnes]  zu 
Gerlachsheim",  einem  Unterthan  derselben  zu  Güntherdorf  (0.  von 
Langenau]  einen  Consensbrief.  Vielleicht  war  Nickel  der  Sohn  dieser 
Nysse:  wenigstens  war  gleichzeitig  auch  ein  Nickel  v.  G.  zu  Gerl. 
gesessen,  der  4498  daselbst  Zins  verkaufte  ***). 

Seit  4544  werden  die  Brüder  Siegs mund  und  Fabian  v.  G. 
als  Besitzer  dis  Guts  genannt,  deren  Schwester  Katharine,  ver- 
wittwete  Siber  zu  Neisse  in  Schlesien,  sie  4535  „ihrer  väterlichen 
und  mütterlichen  Gerechtigkeit"  los  und  ledig  sprach.  Von  diesen 
Brüdern  soll  Siegsmund  Günthersdorf  verkauft  (4545)  und  den  Mittel-, 
Fabian  den  Niederhof  besessen  haben.   Beide  hinterliessen  Söhne. 

4554  wurden  „nach  dem  Tode  ihres  Vaters,  Fabian,  Caspar. 
Nickel  und  Melchior,  Gebrüder  v.  G.  zu  Gerl.  mit  dem  Mittel- 
hofe daselbst"  belehnt  ^^^) .  Sie  werden  also  die  Söhne  Siegsmunds 
gewesen  sein.  4559  wurde  Melchior  ermordet,  und  sein  Bruder 
Fabian  bekannte,  die  400  Thlr.  „wegen  ihres  Bruders  Melchior, 
welcher  böslich  entleibet,  von  dem  Thäter  für  die  Kirche  empfangen" 
zu  haben.    Nickel  Hess  4568  seine  Frau  Anna  geb.  v.  Zedlitz  be- 


itf)  Klo88,  dachGörl.  Gericbtobücbern.  i^)  Laus.  Mag.  1851.  111.  Neu- 
mann, Magdeb.  Weistbümer  55.  i^)  Urk.-Verz.  III.  19e.  Kloss.  i«)  L.  B. 
Anden  werden  die  Namen  Laus.  Mag.  1776.  338  angegeben. 


230  II-  AbtheUuDg. 

leibdiagen  und  verkaufte   4588   sein  Gut  Gerl.  an  Hans  Fabian  v. 
Tschirnhaus  auf  Hausdorf. 

Von  Fabian,  dem  Bruder  Siegsmunds,  seheinen  abzustammen 
die  Brüder  Hans  und  Fabian  v.  G.  zu  Gerl.  (also  wohl  auf  dem 
Niederhofe) ,  welche  lS54  mit  denen  v.  Uechtritz  auf  Ober-Gerl. 
verglichen  wurden  **•).  Dieser  Fabian  starb  i674  ohne  Lehnjserben^ 
worauf  sein  Gutsantheil  an  die  Krone  fiel ,  von  der  ihn  1581  Hans  v. 
G.,  doch  wohl  der  Bruder,  wieder  erkaufte  *<^) .  4588  aber  verkaufte 
Nicol.  V.  G.  „auf  Gerlachsh.^  diesen  seinen  Gutsantheil  an  Hans 
Fab.  V.  Tschimhaus  und  Hausdorf  **8). 

45.   Die  Linie  Friedersdorf  mit  den  Nebenlinien 
Glossen,  Beimannsdorf,  Arnsdorf. 

Von  4386 — 99  wird  sehr  oft  ein  Niclos  Voitlaender  v.  G. 
oder  bloss  „Voitlaender "  erwähnt ,  dessen  Gut  allerdings  nirgends 
genannt  wird,  dessen  Söhne  aber  sdmmt lieh  ursprünglich  Fn^d^rsdor/' 
an  der  Landskrone  besassen.  4396  wurde  er  mit  Heinrich  v,  Glossen 
und  dessen  Tochter  verglichen  „um  das  Erbe  zu  Holtendorf,  das  Han- 
sens V.  Radeberg  Kindern  gewesen  ist,  und  das  Niclos  Foytlender  ge- 
kauft hat.^  Auch  dies  Holtendorf  (N.  v.  Friedersdorf]  gehörte  noch 
seinen  Söhnen  und  Enkeln.  Mit  jenem  Heinrich  von  Glossen  scheint 
Niclos  Voitl.  verwandt  gewesen  zu  sein ;  auch  Glossen  (N.  v.  Kittlitz) 
befand  sich  später  im  Besitz  von  einem  seiner  Söhne.  4399muss  Voit- 
lander  gestorben  sein ;  denn  es  wurden  Kytan  v.  G.  [wohl  der  auf 
Weissenberg,  S.  285]  und  Christophel  sein  Bruder  entschieden 
„wegen  der  Vormundschaft  über  Foytlenders  Kinder."  Da  die  Vor- 
mundschaft über  Unmündige  meist  den  nächsten  Blutsverwandten  zu- 
kam, so  waren  wahrscheinlich  Kytan  und  Christophel  Brüder 
von  Voitl.  Ein  dritter  Bruder  von  ihm,  Hans  war  4393  gestorben 
und  in  Görlitz  begraben  worden ;  dazu  waren  „Niclos  Voitl.  und  seine 
Brüder  u^d  Freunde'*  nach  Görlitz  gekommen. 

Die  4399  noch  unmündigen  Kinder  Voitl.'s  waren  nun  jedenfalls 
Christoph,  Hans,  Nickel-Voitlaender,  Fredemann  und 
Czaslaus.  Von  ihnen  kaufte  Christoph  4442  die  Herrschaft  Baruth 
uud  wird  bei  Besprechung  dieser  Linie  besonders  behandelt  werden. 
Die  übrigen  Brüder  waren  anfänglich  sämmtUch  zu  Friedersdorf  ge- 
sessen. So  bezeugten  4444  Hannos  und  Niclos-Foitlender  Gebr.  v.  G. 
„zu  Friedersdorf",  dass  der  Rath  zu  Görlitz  den  Adel  des  Weichbilds 


1«)  ürk..Verz.  III.  180«.        "^  L.  B.  IV.  293b.        i«)  l.  B.  V.  295. 


40.  Die  Y.  Gersdorff.  231 

stets  bei  seinen  Freiheiten  belassen  habe  ^^^) .  So  heisst  auch  Czaslaus 
4  405  und  U10  „zu  Friedersdorf"  und  scheint  erst  später  Beimanns- 
darf  [S.  bei  SchOnberg)  erworben  zu  haben,  wo  er  1443 — 29  vor- 
kommt. Fredemann  besass  später  Antheil  an  Amtdorf  (N.  von  Rei- 
chenbach) und  wird  daselbst  bis  4439  genannt.  Er  hinterliess  dies 
Gut  seinem  Sohne  Balthasar,  der  4447  und  4464  i*<>)  als  Besitzer 
desselben  bezeichnet  wird ,  es  aber  bald  darauf  an  die  v.  Rabenau 
verkauft  zu  haben  scheint.  Nickel -Voitlaender  heisst  4440  „zu 
Glossen^ y  4444  und  4445  dagegen  „zu  Friedersdorf ^  gesessen"^). 
Als  ein  Mann  des  allgemeinen  Vertrauens,  ward  er  1449  zum  Fehm- 
rtchter  erwählt  und  4  420  von  der  Ritterschaft  des  Görlitzischen  Weich- 
bilds nach  Breslau  gesendet,  um  dem  neuen  König  Siegsmund  zu 
huldigen  ^*2) .  4  424  war  er  Hauptmann  zu  Görlitz  und  kämpfte  4  426 
nebst  vier  Söhnen  wider  die  Hussiten.  Noch  4432  wird  „der  alte  Voit- 
Uinder"  erwähnt. 

4433  aber  verkauften  Hans,  Caspar  und  Nickel  v.  G.,  zu- 
gleich in  Macht  ihrer  anderen  Brüder  die  Mühle  zu  Holtendorf,  „wie 
sie  Vpitländer,  ihr  Vater,  besessen."  Ausser  diesen  drei  Brüdern 
wird  später  noch  ein  vierter,  Christoph,  namentlich  erwähnt. 
Von  ihnen  finden  wir  anfangs  Hans  auf  (Friedersdorf)  Holtendorf  und 
Pfaffendorf  (NO.  bei  Friedersdorf ) ,  Christoph  mt  Glossen,  Caspar, 
der  wahrscheinlich  bei  Lebzeiten  seines  Vaters  Glossen  bewirlhschaf- 
tet  hatte  und  daher  4420  und  4424  als  „zu  Glossen  gesessen^  bezeich- 
net wird ,  auf  Friedersdorf  und  zwar  seit  4  440  als  einzigen  Besitzer 
dieses  Guts. 

Er  hatte  einen  Sohn  Hans,  dem  der  Vater  4464  Oberfrieders- 
dorf überliess ,  das  aber  nach  des  Sohnes  Tode  4  467  wieder  an  den 
Vater  zurückfiel.  Caspars  älteste  Tochter  Barbara  war  verheirathet 
mit  Nickel  v.  Penzig,  der  4  476  von  seinem  Schwiegervater  das  Ober- 
dorf erhielt.  Als  Caspar  4480  starb,  vermachte  er  dieser  Tochter  auch 
das  Niederdorf  als  Ausgedinge.  Als  dieser  Nickel  v.  Penzig  darauf 
im  Kretscham  erstochen  worden  war,  kam  das  Oberdorf  an  Hans 
v.  Schreibersdorf,  den  Mann  der  zweiten  Tochter  Caspars  v.  G., 
Namens  Margaretbe,  der  es  aber  4493  an  Paul  Fürst,  Bürger  zu 
Görlitz,  verkaufte.  4  494  ward  auch  das  übrige  Dorf  an  Caspar  Tilicke 
in  Görlitz  verhandelt  *W) . 


»«)  Ürk.-Verz.  I.  179».  i»)  Cod.  S»z.  U.  3.  159.  «")  ÜTk.-Verz.  I.  170 
No.  859.  I.  179  No.  905.  Laus.  Mag.  1785.  189.  »»)  Laus.  Mag.  1771.  217.  Urk.- 
Ten.  II.  1«.        vss)  Knautbe,  Friedersdorf  (1760)  S.  7  flg. 


232  II.  Abtheilung. 

16.  Die  Linie  Baruth. 

Die  alte  Herrschaft  Baruth  wurde  1406  von  Job.  und  Otto  Gebr. 
V.  Kittlitz  an  Nickel  Bock  v.  Gersdorff  um  4500  Mark  verkauft, 
der  bis  dahin  das  Gut  Hausdorf  (N.  v.  Lauban)  besessen  hatte.  Erst 
4408  aber  erhielt  er  von  K.  Wenzel  die  Lehn  über  „das  Haus  Baruth 
sammt  allen  Gnaden  und  Rechten,  wie  sie  die  Brüder  v.  Kittlitz  be- 
sessen'^, nur  die  Lehnsherrlichkeit  über  die  v.  Temritz  auf  Oelsa 
ausgenommen,  welche  sich  die  v.  Kittlitz  vorbehielten  ^^^) . 

Sehr  bald  aber  suchte  er  Baruth  wieder  zu  verkaufen.  Schon  1 409 
ward  „Herr  Christoph  Rex  [v.  Gersdorff]  in  Görlitz  geehrt,  als  er 
Bocken  Baruth  abkaufen  wollte^.  Der  Kauf  zerschlug  sich  damals, 
besonders  wohl  deshalb ,  weil  noch  in  demselben  Jahre  Nickel  Bock 
gestorben  sein  muss.  Seitdem  erscheint  als  Besitzer  HeinzeBock, 
sein  Sohn,  und  dessen  „Vetter"  Hans  v.  G.,  von  dem  wir  nicht 
wissen,  ob  es  ein  Bruder  oder  Bruderssohn  von  Nickel  Bock  gewesen 
sei. 

Dieser  Heinze  und  dieser  Hans  werden  also  mit  jenen  „Gers- 
dorffem  zu  Baruth"  gemeint  sein,  die  1410  mit  den  Temritzern  zu 
Oelsa  wegen  der  Fischerei  verglichen  wurden.  Diese  Vettern  nun 
verkauften,  wie  aus  dem  Lehnbriefe  von  1411  hervorgeht,  die  Herr- 
schaft Baruth  und  zwar  an  Caspar  und  Bartholomäus  Gebr.  v. 
Gersdorff  und  schlössen  mit  denselben  zugleich  eine  Erbver- 
brüderung, was  der  König  ebenfalls  genehmigte  ^^^] .  Wohin  sich 
darauf  Heinze  Bock  gewendet  habe,  wissen  wir  nicht.  1413  wurde 
„Junge  Bock  der  Pfefferzins  zu  Lauterbach  zugetheilt  von  den  Jun- 
gen [v.  Gersdorff]  wegen  zu  Ruhland",  welchen  Zins  „Heinz  v.  G. 
Bock  genannt"  1415  aufliess.  1416  Hess  er  vor  dem  Hauptmann 
zu  Schweidnitz  für  Heinze  v.  Schreibersdorf  alles  auf,  was  er  zu 
Berthelsdorf  (0.  bei  Lauban)  im  Weichbild  Löwenberg  gehabt ,  wozu 
sowohl  seine  Mutter  Margarethe  [also  die  Frau  von  Nickel  Bock], 
als  seine  Frau  Agnes,  die  darauf  beleibdingt  waren,  ihre  Einwil- 
ligung gaben.  Auch  seines  Vaters  Gut  Hausdorf  befand  sich  bereits 
1414  in  fremden  Händen. 

Die  neuen  Inhaber  von  Baruth,  die  Brüder  Caspar  und  Bar- 
tholomaeus  v.  G.,  stammten  wohl,  wie  Nickel  Bock,  auch  aus  der 
Laubaner  Gegend.  Wenigstens  wird  um  jene  Zeit  ein  Caspar  v.  G. 
häufig  in  enger  Beziehung  zu  der  Stadt  Lauban  erwähnt.  Schon  1393 
soll  einer  dieses  Namens  Bürgermeister  daselbst  gewesen  sein  und 


JM)  Urk.-Verz.  I.  163.      »»)  Uw.  Mag.  1780.  101.  Ürk.-Verz.  I.  172  No.  871. 


40.  Die  T.  Gendorff.  233 

4402  „Caspar  v.  G.  Bürgermeister  und  Peter  Goldener,  Beide  zu  Lau- 
ban^^  das  Städtlein  Seidehberg  gekauft  haben.  In  der  That  hatten 
4402  die  v.  Donyn  und  Gotsche  v.  Greifenstein  einen  Tag  „mit  Caspar 
V.  G.  und  denen  von  Lauban*^.  Femer  hatte  vor  4408  ein  Caspar  v.  G. 
das  Dorf  Heidersdorf  und  den  Wald  zu  Linda  an  die  Brüder  v.  G.  auf 
Königshain  (S.  220)  verkauft  ^^) .  Diese  Brüder  Caspar  und  Bartholo- 
n)äus  nun  verkauften  Baruth  4442  abermals  und  zwar  an  den  „edlen^ 
Christoph  v.  G.,  der  4442  damit  belehnt  ward ^^^j . 

Er  war  wohl  derselbe,  der  auch  Christoph  Rex  genannt 
wird  und  schon  4409  um  Baruth  unterhandelte.  Er  stammte  aus 
dem  Hause  Friedersdorf  (S.  230) ,  und  so  erhielten  „aus  besondrer 
Gnade*'  seine  Brüder  Hans,  Nickel-Yoigtländer;  Fredemann  und  Cxas- 
laus  die  Mitbelehnung  über  Baruth.  Von  da  an  erscheint  nun  der 
„gestrenge  Ritter'^  Christoph  v.  G.  auf  Baruth  als  eine  einfluss* 
reiche  Persönlichkeit  unter  dem  oberlausitzschen  Adel.  Letzterer 
war  eben  damals  in  langwierige  Streitigkeiten  mit  dem  Landvoigt 
Hinko  V.  d.  Duba,  Christoph  überdies  in  persönliche  Händel  mit  Hans 
V.  Polenz,  dem  auch  in  der  Oberlausitz  begüterten  Landvoigt  der 
Mederlansitz,  verwickelt.  Er  wurde  daher  4449  mit  seinem  Gegner 
von  König  Wenzel  nach  Prag  citirt  *W) ,  wo  Beiden  bei  Strafe  von 
4000  Schock  Friede  geboten  ward.  Von  dem  neuen  König  Siegsmund 
aber  erhielt  er  nicht  nur  4420  all  seine  Gnaden  und  Freiheiten  über 
Baruth  bestätigt  ^&*) ,  sondern  auch  die  Würde  eines  königl.  Rathes. 
Sehr  oft  verweilte  er  seitdem  am  königl.  Hoflager,  überbrachte  Be- 
fehle des  Königs  an  die  oberlausitzischen  Stände  und  trug  in  den 
Zeiten  der  hussitischen  Unruhen  nicht  wenig  dazu  bei,  die  Oberlausitz 
in  der  Treue  gegen  König  Siegsmund  zu  erhalten.  Wahrend  seiner 
häufigen  Abwesenheit  war  sein  „Hauptmann^  zu  Baruth  Caspar  v.  G. 
a.  d.  H.  Hennersdorf  (S.  206). 

Herr  Christoph  v.  G.  scheint  vor  4433  gestorben  zu  sein.  Um 
diese  Zeit  sollen  wegen  der  Succession  in  Baruth  unter  denen  v.  G. 
Streitigkeiten  ausgebrochen  sein ,  welche  4  433  der  Landvoigteiver- 
weser  entschieden  habe.  Daraus  folgert  zumal  Kloss  ^^) ,  dass  Chri- 
stoph, obwohl  unzweifelhaft  verheirathet,  dennoch  keine  Leibeslehns- 
erben  hinterlassen  habe ,  und  dass  Baruth  an  eine  andere  Linie  der 
Gersdorffe  und  zwar  an  die  auf  Reichenbach  übergegangen  sei. 


IM)  CarpzoT,  Ehrent.  n.  103.  Urk.-Ven.  I.  156  No.  776  (die  Urkunde  selbst 
ist  nicht  mehr  vorhanden).  Odrl.  Rtthsrechn.  Urk.-Verz.  I.  166  No.  838.  Vergl.  152 
No.  706.  »7)  EbendM.  I.  176  No.  888.  U»)  Lans.  Mag.  1780.  132.  «»)  Urk.- 
Ven.  n.  2.        «0)  Laus.  Mag.  1780.  134. 


234  IL  AbtheiliiBg. 

Allein ,  selbst  wenn  Christaph  kinderlos  gestorben  würe ,  hätte  doch 
Banith  zufolge  der  Gesammtbelehnung  von  4418  (S.  833]  an  Christophs 
Brüder  und  deren  Erben  fallen  müssen,  von  dene«  aber  (S.  S31) 
keiner  weder  Baruth  noch  Reiehenbach  besessen  hat.  Vielmehr 
werden  4433  „die  jungen  Herren  v.  G.  zu  Baruth^,  4434  ein 
^Christoph  v.  Gersd.  zu  B.^  als  Bürge,  4443  „Christoph  und 
Gotsch e  v.  G.,  Gebrüder  v.  G.  zu  Baruth^  als  Lehnszeugen  erwUbnt, 
und  4454  bestätigte  König  Ladislaus  diesen  „Christoph  und  Gotsche 
G^rüdem  v.  G.  zu  Baruth^  alle  Gnaden,  Freiheiten,  Briefe  etc., 
„die  ihr  Vater  Christoph  v.  G.  von  König  Wenzel  und  Siegsmund 
erworben^  ^^^] .  Daraus  scheint  uns  zu  folgen ,  dass  diese  beiden 
Brüder  die  Söhne  des  um  4433  gestorbenen  „Ritter^  Christoph  v.  G. 
gewesen  sein  müssen ;  denn  nur  dieser  und  kein  andrer  dieses  Vor- 
namens hatte  Baruth  bereits  unter  Wenzel  und  noch  unter  Siegsmund 
besessen ;  also  kann  um  4433  in  Baruth  keine  neue  Linie  derer  v.  G. 
suocedirt  sein.  —  Eine  andere  Schwierigkeit  aber  besteht  darin, 
dass  4440 — 66  einige  Male  auch  ein  „Rutschel  v.  G.  zuB.'^  er- 
wähnt wird.  4440  führte  derselbe  den  Görlitzem  80  Pferde  zu  gegen 
böhmische  Herren;  4448  soll  derselbe  „Erbherr  auf  Reiehenbach^ 
heissen ,  und  4  466  ward  in  der  That  „zwischen  Gotsche  und  Rutschel 
v.  G.  zu  B.^  an  einem  und  zwischen  Christoph  v.  Kottwitz  auf  Niecha 
am  wdem  Theile  über  das  Patronatsrecht  zu  Reichenbach  ein  Ver- 
gleich abgeschlossen '^2).  War  also  dieser  Rutschel  etwa  ein  Rruder 
von  Christoph  und  Gotsche  ?  Er  wird  nirgends  als  solcher  bezeiohnei 
und  weder  bei  der  Belehnung  dieser  beiden  Brüder  mit  B.  (4454), 
noch  bei  der  Neubelehnung  Gotsche's  (4460)  irgend  mit  erwähnt  ^^^j. 
Da  nun  um  jene  Zeit  ein  Rutschel  v.  G.  a.  d.  H.  Hennersdorf  (S.806] 
vorkommt,  so  glauben  wir,  dass  dieser,  ebenso  wie  vorher  sein  Onkel 
Caspar  v.  G.  a.  d.  H.  Hennersdorf,  späler  auf  Rennersdorf,  nur 
„Hauptmann^  der  Baruther  Brüder  gewesen  sei.  Kinder  desselben 
sind  nicht  bekannt. 

Kehren  wir  jetzt  zu  den  Brüdern  Christoph  und  Gotsche 
auf  B.  selbst  zurück.  Dieselben  eriiessen  4444  an  die  M«*kgfafen 
von  Brandenburg,  Hans,  AJbrecht  und  Friedrich,  und  an  Siegsmund, 
Bischof  von  Würzburg ,  einen  Fehdebrief,  indem  sie  sich  in  den  da^ 
nudigeo  Kämpfen  zwischen  denselben  und  den  sächsischen  Herzögen 


tti)  Urk.*Ven.  37^.  72«.  A.  Kameiu.  m)  Un«.  Mag.  1780.  134.  Qiaii4- 
mann ,  eoUect.  II.  50  im  A.  DiMd.  <»)  Urk.-Yen.  II.  88«.  KSnig  Georg  beüitigt 
dem  Qotsche  t.  0.  alle  Gnaden  etc.,  „die  aein  Vater  Christoph  ▼.  G.^  erworben. 


40.  Die  T.  Qersdorff.  235 

Friedrich  und  Wilhelm  in  „Frieden  und  Unfrieden  der  Letzteren 
zogen**  ^^) .  Besonders  bewies  sich  Christoph  als  tapferer  Kriegs- 
mann  auf  verschiedenen  Zügen  gegen  die  hussitische  Partei  in  Böh- 
men (Hi4 — 49)1^^).  Dass  um  Ui6  nach  Aussterben  der  Linie 
Reidienbach  wenigstens  das  Städtchen  dieses  Namens  an  die  Linie  B. 
gelangt  sei,  haben  wir  schon  oben  S.  234  erwiesen.  H54  leble 
Christoph  noch.  4460  aber  ward  nur  Gotsche  mit  B.  belehnt,  war 
also  sein  Bruder  nicht  mehr  am  Leben.  Wohl  aber  hatte  Letzterer 
einen  Sohn,  ebenfalls  Christoph,  hinterlassen,  der  zuerst  4469 
erwähnt  wird,  wo  König  Mathias  „Gotsche  ^und  Christoph  v.  G., 
Gevettern  zuB.^,  belehnte i<^^).  Ihre  Güter  besassen  Onkel  und 
Neffe  gemeinschaftlich,  wie  sich  besonders  aus  mancherlei  aeuen 
Erwerbungen  ergiebt.  Wie  ebenfalls  schon  erzählt  (S.  227^,  hatten 
sie  sich  nach  dem  Tode  von  Czasiaus  v.  G.  und  seiner  Wittwe  auf 
Langenuu^  dieses  Gutes,  wie  ihnen  4485  König  Mathias  vorhielt,  mit 
eigner  Gewalt  unterwunden.  Erst  4493  verkaufte  es  Christoph  an 
den  Görlitzer  Bürger  Hier.  Proffen  ^^^j .  Auch  Creba  [S.  von  Reich- 
walde] gehörte  ihnen  mindestens  schon  4485  und  wurde  4490  auf 
ihre  Bitten  von  König  Wladislaus  zum  Markt  erhoben  ^^"^j.  Ebenso 
besassen  sie  (4495)  PeUnhain  (SO.  von  Creba],  Thielüz  (SO.  von 
Görlitz,  4488 — 1506),  Gnetäits  (jetzt  Niroschitz,  N.  von  Budissin}. 
4494  erwarb  Christoph  von  den  Brüdern  Schaff  deren  Bente  von  dem 
Gericht  zu  LübaUj  4495  90  Seh.  königl.  Rente  zu  Bwlissin  wohl  un- 
mittelbar vom  König,  4496  von  Hans  v.  Kittlitz  einen  Antheil  der 
Herrschaft  Spremberg  in  der  Niederlausitz,  infolge  dessen  er  4504 
Landvoigt  daselbst  wurde  ^^^J .  In  mannichfache  Streitigkeiten  wur- 
den die  beiden  Vettern  v.  G.  verwickelt ,  als  sie  ihr  Schloss  Baruth 
neu  zu  befestigen  „sich  unterstanden^,  w^  ihnen  (4485)  König 
Mathias  bei  Verlust  ihrer  Privilegien  und  bei  einer  Pön  von  200  Mark 
löthigen  Goldes  verbot;  bald  darauf  (4489)  brannte  es  übrigens  ab. 
Desgleichen  hatten  sie  wiederholt  Streit  mit  der  Stadt  Görlitz  wegen 
der  Obergerichtsbarkeit,  welche  sie  auf  Grund  ihrer  alten  Privilegien 
nicht  bloss  auf  ihrer  Herrschaft  Baruth ,  sondern  auch  auf  den  neu 
erworbenen  Besitzungen  Creba  und  Reicbenbach  zu  üben  sich  für 
berechtigt  hielten  ^^o) . 

Gotschen  v.  G.  auf  B.  haben  wir  nach  4497  nicht  mehr  ge- 

iM)  A.  Drtsd.  II.  Abth.  Bd.  8  fol.  383  No.  30.  i»)  Laus.  Magaz.  1780.  134. 
1«)  Ürk.-Vew.  U.  111.  167.  wt)  11.  166.  111.  17.  i«)  Uns.  M»g.  1780.  147  u. 
150.  J«)  Urk.-Verz.  lU.  26.  72.  12.  Laus.  Mafaz.  1780.  150.  no)  Uik.-Ver*. 
II.  156.  HI.  32h.  s,  Script,  rer.  lus.  II.  348. 


-236  II.  Abtheilnng. 

funden.  Er  hatte  in  seinem  Testamente  50  Mark  dem  Domkapitel 
2u  Budissin  zu  einem  Jahresgedächtniss  vermacht,  welche  4  505  durch 
Christoph  v.  G.  auf  B.  „seinen  Vetter"  ausgezahlt  wurden*'*). 
Hieraus  glauben  wir  folgern  zu  dürfen,  dass  Gotsche  keine  Söhne 
hinterlassen  habe ,  da  sonst  diese  das  VermSlchtniss  würden  ausge- 
zahlt haben.  Auch  sein  Neffe  Christoph  rouss  bald  nach  4506  ge- 
storben sein.  Vermählt  war  derselbe  mit  Anna  Burggräfin  v.  Dohna 
a.  d.  H.  Straupitz. 

Seit  4540  erscheinen  als  Besitzer  von  B.  und  Zubehör  die  sieben 
Söhne  Christophs  Caspar,  George  Christoph,  Rudolph,  Hans^ 
(f  otsche  und  Melchior,  welche  in  jenem  Jahre  mit  Löbau  wegen 
der  Rente  daselbst  verglichen  vsiirden  *'^) .  Anfangs  besassen  sie 
wohl  die  väterlichen  Güter  gemeinschaftlich,  und  4540  führte  der 
älteste  Bruder  Caspar  wohl  in  aller  Namen  einen  Prozess  mit  Görlitz 
wegen' der  Obergerichte  *'') .  4549  aber  nahmen  sie  eine  Theilung 
vor"^);  dabei  erhielt  Caspar  die  eine  Hälfte  von  Baruth  selbst, 
Georg  Buchwalde,  Christoph  Petershain,  Rudolph  Kätlitz, 
Hans  Reichenbach ,  wozu  er  4523  von  denen  v.  Döbschitz  noch  Dö6- 
schitz,  Amsdorf,  Dittmannsdorf  und Hilbersdorf  hmtukaxxhe,  Gotsche 
Miicka;  Melchior,  der  jüngste  Bruder,  erscheint  später  als  Besitzer 
der  anderen  Hälfte  von  Baruth.  Als  4527  diese  sieben  ^gesonderten'^ 
Brüder  die  Lehn  von  König  Ferdinand  empfingen  ^'^],  werden  folgende 
Besitzungen  aufgezählt,  welche  (mit  Ausnahme  von  Döbschitz  etc.} 
wohl  sämmtlich  schon  von  ihrem  Vater  besessen  und  zum  grossen  Theil 
erworben  worden  waren :  Schloss  und  Dorf  Baruth ,  Rittersitz ,  Vor- 
werk und  Dorf  Buchwalde,  Vorwerk  Dvbrauke,  die  Dörfer  Briessnüz, 
Neudörfel,  Saubemitz,  halb  Weigersdorf,  einzelne  Bauern  zu  Oelsa, 
Leibchen,  Förstchen;  femer  Creba,  [Klein-) Radisch,  Tauer,  Mücka, 
Neudorf  in  der  Heide,  Zschernske,  dies  als  Pertinenzen  von  Creba ;  des- 
gleichen Cosel,  Stannewisch,  Petershain,  Horscha,  Moholz,  See,  Sproitz, 
dies  wie  es  scheint,  einzeln  hinzu  erworbene  Gutsantheile ;  ebenso 
das  Städtlein /{ßtcAenbocA  und  die  einst,  v.  Döbschitzschen  Besitzungen 
Döbschitz,  Arnsdarf,  Dittmannsdorf,  Hilbersdorf;  nicht  minder  Ritter- 
sitz und  Dorf  Kittlitz,  das  noch  4507  dem  Hans  v.  Gaussig  gehört 
hatte,  Dorf  Ottenhain  (S.  von  Löbau),  Ebersbach,  Drehsa  (N.  von  Pom- 
meritz) ,  „Kermersdorf"  [Kottmarsdorf  bei  Löbau) ,  Dürrhennersdorf, 


t7i)  Urk..Verz.  IH.  71.  17«)  UI.  84.  »W)  N.  Script.  III.  78  flg.  "♦)  Ab- 
gednickt  bei  Mörbe ,  Orts-Cbronlk  Ton  Petershain.  1844.  pag.  72.  "5)  Urknnd.- 
Veiz,  m.  135. 


40.  Die  y.  Gtorsdorff.  237 

einzelne  Bauern  in  Dobei'schüz  und  Preititz  (S.  von  Malschwitz], 
Rorewüz  (?)  und  Dreiwitz  (?) ,  sowie  20  Seh.  Rente  zu  Löbau,  und  „die 
obersten  und  niedersten  Gerichte  an  den  Stellen,  da  sie  ihre  Vorfahren 
zuvor  gehabt^.  Es  war  also  ein  sehr  bedeutender,  meist  wohl  arron- 
dirter  Grundbesitz,  den  ihr  Vater  und  dessen  Bruder  besessen  hatten^ 
und  der  jetzt  infolge  der  brüderlichen  Theilung  aufs  neuß  zerstückelt 
wurde. 

Von  diesMi  Brüdern  wird  Caspar  ant Baruihy  halb Drehsa,  gan£ 
^Brepitz"'  (?)  und  Antheilen  von  Rachel,  Weigersdorf  j  Pör stehen  nach 
4527  nicht  mehr  erwähnt;  er  scheint  keine  Kinder  hinterlassen  zu 
haben.  —  Georg  auf  Buchwalde,  Dauban,  Tauer,  Savbernitz,  Radischy 
Seudörfel  hatte  um  4533  abermals  einen  Rechtsstreit  mit  Görlitz 
wegen  der  Obergerichte  auf  seinen  Gütern  im  Görlitzer  Weichbild. 
Schon  1544  aber  werden  „die  Gebrüder  v.  G.  zu  Buchwalde"  er- 
wähnt, und  4548  hatte  Georgs  „Wittwe"  Anna  und  seine  Erben 
Streit  mit  ihrem  Schwager  Gotsehe  auf  Mücka  wegen  ihres  Leibge- 
dinges"*). —  Christoph  „v.  G.  zu  Baruth  auf  Petershain^  nebst 
Antheil  von  See,  auf  Sprewitz,  Moholz,  Horscha,  Cosel ,  Stannewisch,. 
Oelsa  und  Leibchen ,  der  4543  seine  Frau  Anna  beleibdingen  liess, 
und  noch  4544  vorkommt,  soll  ohne  Sohne  4&49  gestorben  sein.  — 
Rudolph,  auch  Ludolph  genannt,  ant Kittlitz ,  der  4524  seine 
Frau  Veronica  beleibdingen  Hess,  verkaufte  4529  das  auf  ihn  ge- 
kommene Gut  [VJiXsi'-) Ebersbach  an  die  v.  Schleinitz  auf  Tollenstein, 
führte  4535  in  Kittlitz  die  Reformation  ein  und  hatte  4538  einen 
Streit  mit  Löbau  wegen  der  Obergerichtsbarkeit  "^ .  Nach  seinem 
Tode  wurden  4545  seine  Söhne  Christoph,  Caspar,  Hans, 
Georg  und  Siegsmund  mit  Eittlitz  (zu  dem  auch  Dürrhennersdorf 
gehörte)  belehnt.  —  Hans  ant  Reichenbach  und  Döbschitz  hatte  aus 
der  vaterlichen  Hinterlassenschaft  auch  Ebersdorf  erhalten,  das  er 
1525  an  Hans  v.  G.  auf  Herbigsdorf,  desgleichen  Zoblitz  (0.  von  Lo- 
denau) ,  das  er  in  demselben  Jahre  an  die  Gebr.  v.  G.  auf  Lautitz  ver- 
kaufte. Ebenso  verSusserte  er  4536  43  Bauern  zu  Arnsdorf  an 
Caspar  V.  Notenhof.  Dafür  erwarb  er  4549  das  bis  zum  Pönfall  der 
Stadt  Görlitz  gehörige  Wendischossig ,  später  auch  Kunnerwüz  und 
Kleinbiesnig  (S.  von  Görlitz) .  Dem  Städchen  Reichenbach,  auf  dem  er 
4534  seine  Frau  Ursula  geb.  v.  Temritz  hatte  beleibdingen  lassen^ 
verlieh  er  4536  mehrere  Privilegien  *^8) .     4554 — 59  war  er  Amts- 


iTV)  N.  Script.  IV.  338  flg.    ürkttiid..Ven.  UI.  171.        i*")  N,  Script.  IV.  365. 
iw)  Ürk.-Verx.  IH.  148. 


238  n*  Abtheilung. 

hauptmanD  zu  Görlitz  und  starb  1567  (66  Jahr  alt).  Von  seinen 
Söhnen  erhielt  Joachim  Döbschitz,  Balthasar  Reichenbach  und 
Amsdorf.  —  Gotsche  auf  Mücka,  Creba,  Neudorf,  Zschernske,  Kott- 
marsdorf  war  anfangs,  ebenso  wie  sein  Bruder  Hans,  ein  leidenschaft- 
licher Gegner  der  Reformation ,  starb  aber  als  guter  Protestant.  — 
Der  jüngste  Bruder  Melchior  hatte  die  andere  Hälfte  von  Baruth, 
desgleichen  halb  Drehsa,  Dubrauka  und  Antheil  von  Weigersdorf, 
Racket  y  Für  stehen  erhalten.  Er  liess  4538  seine  Frau  Anna  beleib- 
dingen  und  lebte  noch  1558. 

47.  Die  Linie  Ruhland. 

Schloss  und  Stadt  Ruhland  sammt  einer  Menge  zugehöriger 
Dörfer,  die  zusammen  ursprünglich  eine  der  grossen  Herrschaften  in 
der  Oberiausitz  gebildet  zu  haben  scheinen,  war  1363  von  K.  Karl  IV. 
denen  v.  lleburg  abgekauft  worden.  Mindestens  seit  4397  aber  finden 
wir  im  Besitz  dieses  GUtercomplexes  Nickel  v.  Gersdorff  auf 
„Gork"  d.  h.  Niedergurig  (N.  v.  Budissin).  Derselbe  war  wohl  ein 
Sohn  des  ^Johannes  de  Gerharsdorf,  residens  in  Gork^,  der 
4384  als  GewHbrsbürge  bei  einem  Zinsverkaufe  Heinrichs  v.  Teich- 
Tiitz  auf  Gotschdorf  an  das  Domkapitel  zu  Budissin  erwähnt  wird  ^^^; . 
Ausserdem  besass  Nickel  das  Gwi  Lauterbach  (SO.  von  Görlitz) ;  wenig- 
stens verkaufte  er  4393  das  halbe  Gericht  daselbst  mit  3  Mark  Zins 
und  alles ,  was  er  in  dem  Dorfe  hatte ,  an  die  Gebrüder  Herdan  und 
Tietze  Starke,  wofür  diese  ihm  jährlich  ein  Pfund  Pfeifer  oder  8  grosse 
Groschen  geben ,  er  aber  dieselben  gegen  Fürsten  und  Herren  und 
jedermann  vertreten  und  mit  seinen  Erben  ihr  Erbherr  bleiben 
sollte  180) . 

Wie  nun  Nickel  v.  Gurig  in  den  Besitz  von  Ruhland  gelangt  sei, 
wissen  wir  nicht.  Ais  K.  Wenzel  4397  eine  Eheberedung  zwischen 
der  Tochter  seines  verstorbenen  Bruders,  des  Herz.  Johann  von  Görlitz, 
und  dem  jungen  Markgrafen  Friedrich  von  Meissen,  dem  Sohne  Baltha- 
sars von  Thüringen,  vollzog,  bestimmte  er  seiaer  Nichte  unter  ande- 
rem die  Herrschaft  Ruhland  als  Mitgift  und  schrieb  daher  in  demselben 
Jahre  an  die  Städte  Budissin,  Löbau,  Lauban  und  Kamenz,  sie  soll- 
ten ,,mit  denen,  die  die  Feste  Ruhland  innehalten,  reden  und  sie  an- 
weisen, dass  sie  dieselbe  Feste  der  Markgräfin  Elisabeth  zu  lösen 
^eben  sollten,"  und  wenn  jene  dies  nicht  thäten,  so  möchten  die 


IW)  A.  Bud.        WO)  Görl.  lib.  oblig.  de  1386  fol.  17. 


40.  Di6  T.  Gersdorff.  239 

Städte  der  Markgräfin  dazu  behülflich  sein^^<).  Danach  scheint  es, 
als  ob  Ruhland  an  Nickel  v.  Gurig  verpfändet  gewesen  sei.  Dieser 
gab  Ruhland  nicht  heraus  und  gerieth  deshalb  mit  den  Markgrafen 
von  Melssen  in  Händel.  4398  schickte  der  Rath  zu  Görlitz  einen  Boten 
nach  Laoban  mit  einem  Briefe  des  Markgrafen  von  Meissen ,  „als  er 
schrieb,  dass  Nidos  v.  Gersdorff,  zu  Ruhland  gesessen,  die  Seinigen 
beschädige*",  und  4399  bat  der  Landvoigt  die  Städte  um  „Hülfe  an 
die  Grenze  gegen  Mtickenberg,  Ruh l and  und  Senftenberg.'*  Diese 
Differenzen  auch  mit  dem  Landvoigt  dauerten  noch  lange  fort.  4  404 
bat  Letzterer  abermals  die  Städte,  „seinen  Hauptmann  zu  unterstützen 
gegen  Nickel  v.  Gorig**,  und  4  405  einigten  sich  Land  und  Städte  „gegen 
die  Räuber  und  wegen  Ruhland. *"  Noch  4  406  wurde  zu  Görlitz  ein 
Tag  al^ehalten  wegen  Nickels  v.  G.  und  des  Ritters  Deinhard  v.  Pan- 
newitz, der  demselben  beistand  ^^] . 

Wahrscheinlich  starb  Nickel  v.  G.  4  443.  In  diesem  Jahre  sendete 
Görlitz  nämlich  Boten  an  Land  und  Städte  „um  der  Gersdorffer  willen 
um  das  Schloss  Ruhland. ^  Die  Söhne  Nickels,  „Heinrich  v.  6.  zu 
Ruklimd  und  seine  Brüder^,  (deren  Namen  aber  nirgends  genannt 
werden),  hatten  mancherlei  Streitigkeiten  mit  ihren  Vettern  um  ihr 
väterliches  Gut  XatiterfrocA.  4445  Hess  Heinze  v.  G.  Bock  genannt, 
bis  4444  auf  Baruth  gesessen  (S.  832],  vor  dem  Gericht  zu  Görlitz 
„den  Pfefferzins  zu  Lauterbach  mit  allem  Rechte,  als  das  vormals  der 
Kinder  von  Ruhland  gewesen,  denselben  Kindern  von  Ruhland  auf.^ 
Er  hatte  sich  also  wahrscheinlich  nach  dem  Tode  Nickels  in  den 
Besitz  jenes  Anrechtes  auf  Lauterbach  gesetzt.  4447  sollte  Herr  Ram- 
fold  V.  6.  auf  Reichenbach  und  seine  Brüder  zwei  Briefe  vorbringen 
vor  Gericht  „von  der  Kinder  wegen  zu  Ruhland, '^  und  4480  wurde 
denen  v.  G.  auf  Reichenbach  „die  Hülfe  getheilt  um  den  Pfefferzins 
und  Alles,  das  die  Ruhlandischen  zu  Görlitz  im  Lande  haben^.  Den- 
noeh  finden  wir  Heinze  v.  G.  auf  Ruhland  4485  wieder  als  Erb- 
faerm  zu  LaiUerbach.  Auch  in  andere  Händel  war  Heinze  verwickelt. 
4  488^  hatten  ihm  Land  und  Städte  bewaffnete  Hülfe,  wir  wissen  nicht 
gegen  wen,  versprochen,  und  so  sendete  der  Landvoigt  Schützen  nach 
Ruhland,  die  drei  Wochen  daselbst  blieben.  4488  war  Heinze  in 
Streit  mit  einem  v.  Haugwitz ,  worüber  auf  einem  Tage  zu  Löbau 
verhandelt  ward. 

Wie  lange  er  gelebt,  wissen  wir  nicht.    Erst  4465  finden  wir 


Mi)  A.  Dmd.  Orig.  4987.  4993.  5015.  v.  Weber,  AkMt  ffir  die  rtcfas.  Gesch. 
XII.  292  flg.        «s)  Ctörl.  Bathneebnangen. 


240  11-  Abtheilung. 

* 

wieder  einen  Besitzer  von  Ruhland  erwähnt,  ebenfalls  Heinrich 
V.  G.  genannt.  Er  hatte  4472  Grenzstreitigkeiten  mit  Herz.  Friedrich 
von  Sachsen  und  H75  neue  Differenzen  mit  demselben  wegen  Augu- 
stin V.  Poster,  eines  Vasallen  des  Letzteren.  4486  verkaufte  er  Zins 
in  Arnsdorf  (S.  v.  Ruhland}  an  die  Frauenkirche  zu  Budissin.  4498 
erscheint  er  zugleich  mit  einem  Hans  v.  G.  zu  Janowitz  (S.  v.  Ruh- 
landj  als  Zeuge  bei  einem  Freimarkt  zwischen  Nik.  v.  Spar  auf  Neu- 
kirch und  denen  v.  Kesselsdorf  auf  Grubschitz.  4499  beklagten  sich 
^die  Gersdorffer  zu  Ruhland,  Heinrich  und  Sebastian,  Vel- 
tem,^  dass  sie  durch  die  Amtleute  des  Herzogs  von  Sachsen  an  ihren 
Gütern  zwischen  Ruhland  und  Senftenberg  geschädigt  worden  ^^^) . 

Seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  werden  gleichzeitig  eine  ganze 
Menge  von  Gersdorffen  auf  Ruhland  erwähnt,  deren  Verwandt- 
schaftsverhaltniss  aber  durch  nichts  angedeutet  ist.  So  schon 
4494  ein  Heinrich  v.  G.  der  jüngere,  der  Bürge  bei  einer 
Schuldverschreibung  war,  und  der  4544  zugleich  mit  „Nickel  und 
Melchior,  Gebrüdem  und  Vettern  v.  G.  zuJanowüz^,  dem  Herz. 
Georg  von  Sachsen  eine  Urfehde  ausstellte;  so  4507  ein  Otto,  der 
nebst  Anderen  das  Stift  Meissen  angegriffen  hatte  >^^},  und  der  4544 
zu  Dresden  geköpft  ward;  so  4544  ein  Wolf,  4544  ein  Georg,  der 
4523  seine  Frau  Eatharine  beleibdingen  Hess;  so  seit  4544  öfter 
ein  Peter,  dessen  Frau  Anna  geb.  v.  Luttitz  4538  ein  Leibgedinize 
angewiesen  erhielt.  Die  Familiengüter  waren  inzwischen  vielfach  go- 
theilt  worden ;  doch  hatte  jeder  Zweig  ausser  einigen  Dörfern  auch 
noch  Antheil  an  dem  Stddtlein  Ruhland. 

Nur  von  Sebastian  v.  G.  auf  Buhland,  wohl  demselben,  der 
schon  4  499  erwähnt  ward ,  und  seinen  Nachkommen  haben  wir  ge- 
nauere Kunde.  Er  hatte  zuerst  Janowitz  von  Melchior  v.  G.,  dem 
Sohne  des  4  498  genannten  Hans  auf  Janowitz,  erkauft  ^^^) .  Dann  erwarb 
er  nebst  seinem  Bruder  Siegsmund  45ii5  das  Gut  Steinborn  (N.  von 
Königsbrück]  von  Melch.  v.  Schönfeld.  Auf  Bitten  diese^^Sebastian 
und  Georgs  v.  G.  für  sich  und  ihre  Gebrüder  und  Vettern^  ge- 
stattete 1544  König  Wladislaus,  dass  in  ^ihrem  Markte  Ruhland  jeden 
Montag  ein  Wochenmarkt'^  gehalten  werde  ^^^).  4548  erkaufte  Seba- 
stian von  Wolf  V.  Nadel witz  auch  noch  das  Gut  Frauendorf  (SW.  v. 
Ruhland) . 


1«)  A.  Dresd.  W.  A.  Oberl.  Bl.  13  ii.  91  flg.  A.  Dresd.  Loc.  8447  fol.  5.  Drk.- 
Verz.  II.  156.  A.  BudiMin.  iM)  a.  Dretd.  Orig.  9071b.  9906.  Calles,  ser.  epi»c. 
Misn.  329.        «»)  Cod.  Sm.  II.  4.  381.         w)  Weinart,  Rechte  IV.  534. 


40.  Die  Y.  OendoTir.  241 

Derselbe  hinterliess  ausser  mehreren  Töchtern  fünf  Söhne  : 
Heinrich,  Siegsmund,  Albrecht,  Sebastian  und  Hans, 
welche  4529^^')  („die  Gebr.  v.  6.  zu  Ruhland,  Heinrich  und  seine 
on mündigen  Brüder^)  belehnt  wurden  mit  RtMand,  Prauendorf, 
JanowüZj  Gutebom,  Grunewald j  Hohenbitcka,  Schwarzbach ,  Peik-- 
wüz,  Biehleny  Niemüsch  (alten  Bestandtheilen  der  Herrschaft  Ruhland) 
und  mit  halb  Spohl  und  halb  Brieschko  (S.  von  Hoyerswerde ,  jeden- 
falls spKter  hinzuerworben) .  Von  diesen  Brüdern  starb  der  jüngste 
Hans  auf  GtUdwm  4541  kinderlos,  worauf  sich  seine  Brüder  in 
seine  Hinterlassenschaft  theilten.  Albrecht  überliess  4532  „seinen 
▼aterlichen  Antheil  an  Schloss  und  Stadt  Ruhland  und  seine  Gerech- 
tigkeit  am  Dorfe  Biehlen^  an  den  ältesten  Bruder  Heinrich  und  4542 
den  4544  ererbten  Antheil  an  Gutebom  an  seinen  Bruder  Sebastian. 
Er  besass  4554  noch  Antheil  an  Frauendorf.  Siegsmund  verkaufte 
4534  sein  Gut  Janowüz  ebenfalls  an  Heinrich  und  heisst  4542  „zu 
Gutdxnm  gesessen.^  Nach  seinem  Tode  ward  4547  sein  Sohn  Caspar 
„mit  Ruhland  und  den  anderen  Gütern^  desselben  belehnt.  4565  ver- 
kaufte Siegsmund  V.  G.  zu  Gutebom,  wohl  Caspars  Sohn,  seinen 
Antheil  an  diesem  Gute  an  Rudolph  v.  G.  auf  Dobrilug,  den  Sohn 
des  sogleich  zuerwähnenden  Heinrich.  Dieser  Heinrich,  der  Älteste 
jener  4529  belehnten  fülnf  Brüder,  hatte  sich  in  herzogl.  sächsisdie 
Dienste  begeben  und  war  (mindestens  schon  4540)  Berghauptmann 
zu  Annaberg,  später  Oberhauptmann  des  erzgebirgischen  Ej^ises.  Da- 
her verkaufte  er  4540  seinen  Antheil  an  Ruhland  und  die  Dörfer  Grune- 
wald, Biehlen,  Janowitz  an  Ludwig  v.  Rosenhain  und  4544  halb 
Spohl  und  halb  Brieschko  an  Balth.  v.  Schlieben.  Der  vierte  Bru- 
der Sebastian  auf  Prauendorf  war  vor  4554,  wo  „seine  Erben^ 
erwähnt  werden,  gestorben.  4556  wurde  sein  gleichnamiger  Sohn 
Sebastian  mit 'seinem  väterlichen  Antheil  an  Frauendorf  belehnt, 
verkaufte  denselben  aber  4  566  an  Christoph  Ziegler.  Er  scheint  einen 
Bruder  Heinrich  gehabt  zu  haben.  So  hatten  denn  die  Nachkommen 
des  4499  erwähnten  Sebastian  v.  G.  die  meisten  ihrer  Güter  an 
Fremde ,  einige ,  wie  es  scheint ,   auch  an  ihre  Vettern  veräussert. 

Neben  diesem  einen  Hauptzweige  gab  es  nämlich  noch  einen 
zweiten,  der  ebenfalls  Antheil  an  dem  Städtchen  Ruhland  und  die 
Haupt-Güter  Upsa  und  Hermsdorf  besass.  Von  welchem  der  um  An- 
fang des  46.  Jahrhunderts  vorkommenden  Glieder  der  Familie  v.  G. 
sie  stammen,  wissen  wir  nicht.  Ausser  einem  4565  erwähnten  Peter 


1«)  A.  Dietd.  L.  B.  I.  13*. 
K a  0 1 h • ,  (HmIi.  d.  Obcrl.  Adali.  ]$ 


242  11.  Abtheilung. 

zu  Ruhiand ,  kursflchsischem  Kriegshauptmann ,  und  dessen  Bruder 
Wolf,  werden  1566  ^Georg,  Hans  und  €aspar,  Gevettero  und 
Brttder  zu  Ruhland  und  Lipsa^  genannt,  welche  Bauern  zu  Rohna 
(S.  von  Janowitz)  verkauften.  Von  Georg  dürften  abstammen  ^Chri- 
stoph und  Georg  V.  G.  zu  R.*^  (4569),  von  denen  Christoph  auch 
üh$ia  (W.  bei  Budissin)  besass'  und  es  4  600  an  Hans  Casp.  v.  Haug- 
witz  verkaufte.  —  Von  Caspar  stammen  Hieron ymus  auf  Nie- 
mitsch  und  Siegsmund  auf  Weissig  (N.  von  Kamenz),  welche  4605 
^nach  ihres  Vaters  Caspar  Tode^  mit  einem  Viertel  von  RukUmdj 
Hokenbucka,  Peikwüzj  Schwarzbach  belehnt  wurden.  Hieronymus 
erkaufte  4607  von  Georg  auf  Lipsa  dessen  Güter  Lipsa  und  Herms- 
dorf JW). 

48.  Die  Linie  Krischa-Kotitz-Tetta. 

Von  4434 — 40  erscheint  als  Besitzer  vonirmcfta(0.  bei  Weissen- 
berg)  ein  Caspar  V.  Gersdorff,  von  welchem  wir  nicht  zu  sagen 
vermögen,  woher  er  stammt.  4  434  verpflichtete  er  sich  nebst  anderen 
Gersdorfien,  an  Caspar  v.  der  Leipe  und  seine  Gesellen  400  Seh.  Gr. 
zu  zahlen  ^von  Heinr.  v.  Pannewitz  und  Nick.  v.  Loss  wegen  um  der 
genommenen  Ochsen  willen^  ^^^) .  4  448  hatte  er  einen  Entscheid  wegen 
eines  Gutes  zu  Sohland  bei  Reichenbach,  von  welchem  ihm  also  auch 
ein  Antheil  gehörte. 

Nach  ihm  besassenKrischa  Mathias,  Caspar  und  Peter  v.G., 
doch  wohl  seine  Söhne.'  Mathias  war  4  469  Klostervoigt  zu  Marienthal, 
und  noch  4485  Schöppe  im  Hofgericht  zu  Görlitz  ^^o).  Caspar,  schon 
4469  als  9,der  Junker  zu  Krischa^  vorkommend,  erhielt  4492  die 
Mittelmühle  zu  Diehsa  (SW.  v.  Nieskyj  von  der  dasigen  Erbfrau  Har- 
garethe  Zezschwitz,  deren  Ohm  er  war,  gereicht  >^i] .  4503  verkauften 
Caspar  und  Peter  „  ungesonderte  Brüder  v.  G.  zu  Krischa^,  S  Seh. 
Zins  auf  dem  Rretschmar  zu  Ao^t^js  (W.  bei  Krischa)  an  das  Domkapitel 
zu  Budissin.  Peter  war  4498  Aeltester  der  Ritterschaft.  Einer  dieser 
beiden  letzteren  Brüder  lebte  noch  4542  ^^^j. 

Beide  hinterliessen  Söhne,  der  eine  (Caspar?)  die  Brüder  Cas- 
par und  Hans,  welche  znKotitz,  der  andere  (Peter?)  Merten, 
Peter,  Haubold  und  Hans,  welche  zu  JTmcAa  wohnten. 

Die  Ersteren  werden  in  der  EJage  der  Städte  gegen  den  Adel  4534 


W)  Nach  den  L.  B.  im  A.  Dresd.  «)  Urknnd.-Veri.  H.  37c.  MO)  Schön - 
f eider,  MThal  228.  Ürk.-Veri.  n.  lö^.  »0  Urk.-Vera.  m.  12«.  «)  Bbcn- 
duelbst  n.  43'.  N.  Seript  rer.  Ins.  m.  206. 


40.  Die  T.  Qemdorff.  243 

als  Gebr.  v.  G.  zu  KoHtz  und  y^Laussigk^  (?  Lauske,  S.  bei  Kotitz)  be- 
zeichnet. Wahrscheinlich  dieses  Caspar  Söhne  waren  die  Gebr.  Joa- 
chim und  Peter  v.  G.,  welche  4554  im  Musterregister  als  Besitzer 
von  Kotitz  aufgeführt  werden.  4563  scheint  Joachim  nicht  mehr  ge* 
lebt  zu  haben;  denn  es  werden  nur  Peter  und  Hans  (entweder  ein 
jUngrer  Bruder  oder  ein  Neffe  von  Peter)  als  Gutsinhaber  genannt. 

Als  „zu  Krischa  gesessen^ gaben  4549  die  ungesonderten  Brüder 
Martin,  Peter  und  Haubold  (bisweilen  auch  Hubert)  v.  G. 
Gonsens  zu  einem  Zinsverkauf  in  S(Aland.  Später  besass  Martin  allein 
das  väterliche  Gut  Krischa,  während  Haubold  zu  Tetta  (0.  bei  Krischa) 
wohnte,  wo  er  z.  B.  4545  Bauern  verkaufte.  Ein  vierter  Bruder  Hans 
(wahrscheinlich  4549  noch  unmündig)  starb  vor  4  539  zwar  verheirathet, 
aber  ohne  Söhne.  4554  im  Musterregister  erscheinen  noch  Merten  und 
Haubold,  Gebr.  v.  G.,  als  Besitzer  von  Krischa  und  Tetta.  4563  aber 
waren  Beide  bereits  gestorben,  und  zwar  Haubold,  ohne  Leibeslehns- 
erben.  In  diesem  Jahre  nämlich  ward  Joachim  t.  G.  zu  Krischa  (also 
jedenfalls  Merten's  Sohn)  belehnt  mit  (Antheii  von)  Krischa,  das  er 
von  Hans  v.  G.,  weiland  daselbst  [wohl  seinem  Bruder],  erkauft, 
und  mit  Tetta ,  das  von  Hubert  [Haubold]  v.  G.  gottselig  „  Kraft  der 
Gesammtbelehnung^  an  ihn  und  seine  Vettern  Peter  und  Hans  v.  Kri- 
scha zu  Kotitz  gefallen  war. 

49.  Die  Linie  Lautitz. 

Anfang  des  45.  Jahrhunderts  wird  mehrfach  ein  Caspar  von 
Lautitz  genannt,  der  z.  B.  4408  sich  mit  anderen  Mannen  bei 
K.  Wenzel  für  richtige  Zahlung  einer  geforderten  Steuer  verbürgt 
hatte  >^3),  4  424  von  der  Stadt  Görlitz  als  Söldner  aufgenommen  wurde 
und  4428  sich  mit  derselben  gegen  die  Hussiten  verband.  Wir  kön- 
neu  es  zwar  nicht  erweisen ,  vermuthen  aber,  dass  dieser  Caspar  v. 
Lautits^  bereits  der  Familie  v.  Gersdorff  angehörte. 

Jedenfalls  erscheinen  gegen  Ende  des  Jahrhunderts  als  Besitzer 
des  Gutes  Lautitz  (N.  von  Löbau)  Hans  und  Michel  v.  G.,  wahr- 
scheinlich Brüder.  „Hans  v.  G.  zu  Lautitz^  war  4  480  Einweiser  von 
Margarethe,  der  Frau  Heinemann-s  v.  G.  auf  Ifennersdorf,  in  ihr  Leib- 
gedinge Rennersdorf  etc.  ^^^) ;  4  482  gab  er  Unterthanen  zu  Sohland 
am  Rothstein,  4485  anderen  zu  JUamchwitz  (0.  bei  Lautitz)  Gonsens- 
briete,  und  4495  wurden  „Michel  und  Hans  v.  G.  zu  L.^  nebst  Rich- 
ter und  Schoppen  zu  Kunnewitz  (N.  von  Lautitz)  nach  Görlitz  vor  Ge- 


1«)  ürk.-Verz,  I.  164  No.  827.        iM)  Ebend.  U.UO». 

16* 


244  n*  Abtheilang. 

rieht  cltirt,  weil  sie  sich  Eingriffe  in  die  Qbergerichte  erlaubt  hatten. 
Michel  kommt  4500 — 454  4  als  Landesältester  vor. 

Die  „ungesonderten  Brüder  Hans  und  Michel  v.  G.  zu  L.^ 
weldie  4525  von  Hans  v.  6.  auf  Dobschitz  das  Dorf  Zoblüz  (NO.  von 
Ltfbau)  erkauften  ^^^),  halten  wir  nicht  f(ir  identisch  mit  den  Eben- 
genannten, sondern  fttr  die  Söhne  eines  jener  Brttder.  Dieser  Hans 
wird  4547  als  ein  ungesonderter  Vetter  de^  Hans  v.  6.  auf  Rudelsdorf, 
des  Nickel  v.  G.  zu  Horka  und  des  Balthasar  v.  G.  zu  Leuba  bezeich- 
net ,  als  Hans  auf  Rudelsdorf  Särichen  an  Dir.  v.  Nostitz  verkaufte. 
Danach  scheinen  die  v.  G.  auf  Lautitz  aus  dem  Hause  Tauchritz  zu 
stammen.  Hans  auf  Lautitz  lebte  noch  um  4537,  und  Michel  soll  4535 
gestorben  sein. 

4538  wurde  Erasmus  v.  G.  „nach  dem  Tode  seines  Vaters 
Hans^  belehnt  mit  Lautitz ,  (Antheil  von)  NostäXy  Grube,  Spittel, 
Wohla  (sämmtlich  S.  von  Lautitz)  und  Bauern  zu  Motzen  (O.  v.  Hoch- 
kirch), Brausk**  [?]  und  Kunnewitz.  Zu  diesen  väterlichen  Besitzungen 
erwarb  Erasmus  noch  hinzu  4  538  (Mittel-)  Sohland,  4  540  den  Ritter- 
sitz iVo^t^Yjs  und  Bauern  znBaskewüz  [?],  4544  (halb)  Trauschwitz  (SW, 
V.  Lautitz)  und  Bauern  zu  Rosenhain ,  4562  das  Gut  Schöps  (0.  von 
Lautitz),  4567  die  andre  Hälfte  von  TratiSchwitz  und  4568  noch  ein 
„Stück  Gut^  zu  Sohland  (v.  Hans  v.  Beiwitz)  ^^^),  Er  hatte  mit  seiner 
Frau  Martha  geb.  v.  Tschimhaus  drei  Söhne,  Michael,  Chri- 
stoph, Erasmus,  und  sechs  Töchter  erzeugt.  Noch  bei  Lebzeiten 
theilte  er  (4578)  seine  Güter  so  unter  seine  Söhne,  dass  Michael 
Nostitz,  Christoph  Sohland ,  Erasmus  Lautitz  als  Hauptgut  erhielten. 
Er  starb  4583  und  liegt  zu  Sohland  begraben. 

In  demselben  Jahre  noch  ward  sein  ältester  Sohn  Michael  mit 
Nostitz,  Trauschwitz,  Grube,  Wohla,  Spittel  und  Antheil  von  Plötzen 
belehnt.  Allein  er  starb  schon  4598  ohne  Leibeslehnserben,  weshalb 
zufolge  des  seit  4575  dem  oberlaus.  Adel  verliehenen  Privilegium  von 
der  Gesammtenhand  seine  Güter  an  seine  Brttder  oder  deren  Erben 
fielen. 

Der  zweite  Sohn  von  Erasmus  dem  älteren,  Christoph  auf 
Sohland,  erbte  daher  die  Hälfte  von  Nostitz  und  kaufte  4600  von  sei- 
nen Neffen  auch  noch  die  andere  Hälfte  hinzu. 

Der  dritte  Sohn,  Erasmus  der  jüngere,  war  4583  nach  des 
Vaters  Tode  mit  Lautitz,  Kunnewitz,  Matischwitz,  Sdiöps  und  Goss^ 
witz  (S.  bei  Schöps)  belehnt  worden.     Dazu  kaufte  er  4584  noch 


1»)  L.  B.        iw)  Nach  den  L.  B. 


40.  Die  ▼.  GerBdorff.  245 

Maliüx  (N.  von  Lautitz)  von  Erasmus  v.  6.  auf  Haltitz  a.  d.  H. 
Gebeizig,  Start)  aber'si^on  4595  mit  Hinterlassung  von  fttnf;  da- 
mals noeh  unmttndigen  Sdhnen,  Hans,  Michael,  Christoph, 
Peter  und  Caspar,  die  4603  über  die  väterlichen  Gttter  die  Lehn 
empfingen. 

20.  Die  Linie  Malschwitz-Kuppritz-Zschorna. 

Von  4  488 — 4500  kommt  mehrfach,  als  Lehnszeuge  oder  Gewährs- 
bürge**^  ,  ein  Hans  v.  Gersdorff  auf  Malschwitz  (NO.  von  Bu- 
dissin)  vor,  von  welchem  wir  nicht  zu  sagen  vermögen,  welcher 
Linie  er  angehört.  4543  und  4549  verkauften  „die  Gebrüder  v.  G. 
zu  M.^  abermals  Zins  an  kirchliche  Stiftungen  zu  Budissin  ^^^j.  Als 
solche  Brttder  werden  namentlich  genannt  Gottfried  (4547), 
Christoph,  der  4534  den  halben  Rittersitz  zu  M. ,  wie  er  den  von 
seinem  Vater  ererbt ,  an  seinen  Bruder  Nickel  Uberliess  und  dafür 
in  demselben  Jahre  von  den  Gebrüdern  v.  Uechtritz  das  Gut  Gross- 
schönau  erwarb,  es  aber  sofort  wieder  „aus  vorgefallenen  echten  Ur- 
sachen^ an  Tyl  Knebel  uberliess. 

Nickel,  seit  4534  alleiniger  Inhaber  von  M.,  bekleidete  von 
4524 — 42  das  Amt  eines  Amtshauptmanns  von  Budissin.  Nach  ihm 
besassen  M.  „die  ungesonderten  Brüder  Sebastian,  Nickel, 
Joachim  und  Abraham  v.  G.^,  die  4545  „nach  dem  Tode  ihres 
Vaters^  damit  belehnt  wurden  ^^^) ,  also  jedenfalls  Nickels  Sohne 
waren.  Von  diesen  Brüdern  war  Sebastian  4542  Rlostervoigt  von 
Marienstem ,  also  gewiss  noch  katholisch ;  4  550  wird  er  böhmischer 
Kammerrath,  4564  kaiserlicher  Rath  genannt.  4558  Hess  er  Bauern 
zu  Jenkwitz  (SO.  von  Budissin)  an  seinen  Bruder  Joachim  und  4  564 
andere  Leute  daselbst  an  Hans  v.  Pitzenberg,  Gegenhändler,  auf. 
Abraham  befand  sidi  während  des  Schmalkaldischen  Krieges  beim 
Heere  des  Herzog  Moritz  von  Sachsen  und  berichtete  mehrmals  vom 
Kriegschauplatz  Neuigkeiten  an  seine  Brüder  ^<^<)}. 

Da  in  dem  Husterregister  von  4551  „die  Gebrüder  und  Vettern 
V.  G.  zu  Malschwitz ,  Zschoma  und  Kuppritz^  zusammen  genannt 
werden ,  so  ist  gewiss  die  Annahme  berechtigt ,  dass  die  v.  G.  auf 
Zschoma  und  Kuppritz  (NO.  und  N.  von  Hochkirch)  aus  dem  Hause 
M.  stammen.  Nun  werden  bereits  4534  in  einer  Klagschrift  des 
Adels  gegen  die  Städte  „Hans  und  Georg  Gebrüder  v.  G.  zu  Kuppritz 


iw)  8.  B.  A.  Bud.  Üb.  Amdtt.  CLXXVni.  CCIX*.        «8)  Urk.-Ve«.  94.  108». 
Laus.  Mag.  1860.  96.        i«)  Ebend.  m.  142.  164.        ^  Uns.  Mig.  1847.  14. 


246  U.  Abtheilui«. 

und  Zschorna^  aufgeführt.  Wir  halten  sie  fUr  Brttder  der  oben 
wähnten  Gottfried ,  Nickel  und  Christoph  auf  M.  Hans  auf  Kuppriti 
muss  um  1545  gestorben  sein,  denn  in  diesem  Jalire  erhielt  sein 
gleichnamiger  Sohn  ^Han  s  v.  G.  zu  K.  nach  dem  Tode  seines  Vaters'* 
die  Lehn  über  dies  Gut.  Derselbe  erliaufte  1545  fUnf  Bauern  zu 
Pommritz  von  Hans  v.  Nadelwitz  und  1 564  das  halbe  Vorwerk  zu 
Wawüz,  sowie  vier  Bauern  und  den  Kretscham  zu  Hochkirch  vo«  den 
Gebrüdern  v.  Klttx. 

Der  4531  erwähnte  Georg  v.  G.  auf  ZscAoifta  lebte  sicher  noch 
1546.  Im  Jahre  1554  erkaufte  Martin  v.  G.  auf  Zsch. ,  jedenfalls 
sein  Sohn,  von  Sebastian  v.  Haugwitz  das  Gut  Gaussig,  und  1563 
Sebastian  V.  G.  zu  Zsch. ,  wohl  ein  Bruder  von  Martin,  Bauern  zu 
Bckschüz  (W.  von  Kuppritz)  von  den  Brüdern  v.  Forst. 

41.  Die  V.  GlanMtz, 

anfangs  Glubocz,  Glubaczk  geschrieben ,  waren  wohl  aus  dem 
Meissnischen,  wo  sie  schon  im  13.  Jahrhundert  häufig  vorkommen, 
eingewandert.  Zuerst  sind  wir  einem  Henzel  v.  Glubaczk  zu 
Kleinhöhnichen  (0.  von  Ostro)  gesessen ,  begegnet ,  der  1 400  alles, 
was  er  zu  Säuritz  (N.  von  Bischofswerdej  gehabt,  an  Renschel 
V.  Grisslau  verkaufte,  wobei  er  zugleich  versprach,  die  etwaigen  An- 
sprüche seines  Bruders,  eines  Priesters,  zu  erledigen.  Spttter 
(1 420)  war  er  zu  ^^eukirch  [0.  von  Bischofswerde)  gesessen  und  ver- 
setzte Zins  daselbst  an  das  Domkapitel  zu  Budissin.  1430  besass 
Nicol.  V.  Glubatzk,  sein  Sohn,  diesen  Antheil  von  Neukirch. 
Dessen  Söhne  waren  Christoph,  Nickel  und  Georg  v.  Gl.  auf 
Neukirch,  welche  1464  mit  dem  Domkapitel  Prozess  führten  ^wegen 
eines  Zinses,  den  ihr  Aeltervater ,  Hansel  v.  GU ,  auf  dem  Richter  zu 
Neukirch  dem  Kapitel  verkauft  hatte '^.  Der  oben  genannte  Christoph 
„auf  Neukirch^  war  1469  Zeuge  zu  Stolpen.  1443  verkaufte  ein 
Seyfried  V.  Glawbicz  das  Dorf  itoAnau  (N.  von  Königsbrück)  an 
die  V.  Grünrode  und  1498  die  Gebrüder  Hans  und  Christoph 
V.  Glaubitzgk  auf  Lindenau  einen  Antheil  von  Kleingräbchen  (jetzt 
Grüngräbchen,  N.  von  Kamenz) ,  den  sie  kurz  vorher  von  denen 
V.  Bloschdorf  erworben,  an  den  Rath  von  Kamenz.  Mindestens  von 
1529 — 36  war  ein  Nicol.  v.  Glaubitz  Pfarrer  zu  Löbau,  welcher, 
weil  er  protestantisch  geworden  war  und  geheirathet  hatte,  abziehen 
musste  ^) .  —  Das  Siegel  schon  des  Hensel  v.  Gl.  (1 400)  zeigt  den  mit 


41.  I)  Carpzov,  Ehrent.  II.  166.  A.  MStern.   A.  Bndiss.   A.  Kfolgsbrfiok.  A. 


42.  Die  ▼.  CK^da.  247 

dem  Kopf  nach  rechts  gekehrten  Karpfen  im  Felde  und  zwar  ohne 
Band. 

43.  IHey.OSda^ 

frtther  Godowe,  Godow,  Gedau  geschrieben,  waren  ursprüng- 
lich ein  bischöflich  meissnisches  Vasallengeschlecht,  welches  das  Dorf 
Göda  zu  Lehn  hatte.  So  waren  Wolfger  und  Wolf  gang  v.  G. 
4  22^  Zeugen  bei  der  Ausstellung  einer  Urkunde  des  Bischof  Bruno  in 
Göda  gelbst,  Wolfger  4237  abermals,  Rudolph  4228  einer  der 
bischöflichen  Commissare  bei  Feststellung  der  Grenzen  zwischen  den 
bischöflichen  und  den  königlich  böhmischen  Territorien  in  der  Ober- 
lausitz. Heinrich  v.  G. ,  bischöflicher  Ministeriale,  hatte  einst  die 
Dörfer  GolMach,  Weickersdorf  und  Geissmannsdorf  (sdmmtlich  bei 
Bischofswerde]  vom  Bisthum  zu  Lehn  gehabt  und  erhielt  sie ,  nach- 
dem sie  von. König  Ottokar  L  von  Böhmen  ihm  Ifingere  Zeit  entfrem- 
det worden,  um  4226  wieder  zurück.  Wir  wissen  nicht,  ob  dies 
etwa  derselbe  Heinrich  v.  Godow  ist,  dessen  Jahresgedächtniss  zu 
Meissen  noch  434  4  erwähnt  wird.  Alle  die  Genannten  waren  un- 
zweifelhaft ritterlichen  Standes,  ebenso  wohl  auch  der  Vater  oder  Ge- 
mahl der  Juttadictade  Godow,  die  vor  4355  Zins  zn  Dretschwitz 
[O.  bei  Gaussig)  besessen  hatte,  welcher  nach  ihrem  Tode  an  das 
Bisthum  Meissen  zurückgefallen^  war  ^j .  Andere  Personen  führten 
den  Beinamen  „v.  Göda^  als  die  gegenwärtigen  oder  einstigen  Pfarrer 
daselbst  und  stehen  daher  nicht  mit  der  adlichen  Familie  dieses  Na- 
mens in  Zusammenhang.  —  Erst  seit  Ende  des  45.  Jahrhunderts  er- 
scheint in  der  nördlichen  Oberlausitz  wieder  ein  ritterliches  Geschlecht 
V.  Gedaw  (Gödaw),  von  dem  wir  nicht  wissen ,  ob  und  wie  es  mit 
dem  früheren  zusammenhängt ,  das  aber  zuverlässig  nie  einen  Theil 
von  Göda  besessen  hat.  4492  gab  Nickel  v.  G.  zu  Weisstg  (NO.  von 
Königswarthe)  einen  Gunstbrief,  wohl  derselbe,  der  4494  bei  einem 
Zinsverkauf  nach  Kamenz  „Nickel  v.  Weissig ,  daselbst  gesessen", 
heisst.  4540  kaufte  Hans  v.  Gedaw  zu  Weissig  Bauern  zu  Frieders- 
dorf,  4545  Bauern  zu  Lippen  und  1549  das  Gut  Litschen  (sämmtlich 
bei  Weissig).  So  wird  denn  4551  im  Musterregister  Hans  v^  G.  als 
„zu  Litschen  gesessen"  bezeichnet.  Unter  seinen  Söhnen  zerschmol- 
zen diese  Besitzungen  schnell  wieder.  4557  verkauften  „die  Erben 
Hansens  v.  G."  eine  Mühle  zu  Kulatzsch  (?) ;   4562  Siegsmund  und 


Dresd.    Grnndmann,  cod.  dipl.  snpl.  I.    Urk.-Yen.  HI.  37.    Kinffer,  Oberians. 
m.  176  Anrnerk. 

42.  1)  Cod.  Sax.  II.  1.  87.  Cod.  Lus.  47.  Cod.  Sax.  II.  1.  94.  277.  418. 


248  n*  Abtheilung. 

Albrecht,  Gebrüder  v.  G.,  Antheil  von  Litschen,  Lippen  und  Frie- 
dersdorf an  Christoph  v.  Schreibersdorf  und  4565  den  ihnen  noch 
verbliebenen  Rest  von  Litschen  an  Albrecht  v.  Schreibersdorf.  Noch 
aber  gehörte  der  Familie  ein  kleiner  Theil  von  dem  Stammgut  Weissig. 
Nach  dem  erblosen  Tode  Nickels  v.  G.  war  derselbe,  bestehend  in 
vier  Gärtnern,  an  den  König  heimgefallen,  und  dieser  verkaufte  ihn 
4600  an  Georg  V.  G.,  der  damals  das  Nebengut  zu  Königswarthe 
besass.  4642  kaufte  ein  Hans  Christoph  v.  G.,  wir  wissen  nicht 
wo  gesessen,  Bauern  zu  Zescha  (S.  von  Königwarthej ,  verkaufte  aber 
4644  ^mit  Rath  seiner  Agnaten  sein  Gtttlein  zu  Commerau^  (NW.  von 
Königswarthe]  an  Christoph  v.  Luttitz.  —  Das  Siegel  des  Haus  v.  G. 
auf  Weissig  (4546)^]  zeigt  einen  gewappneten  Arm,  ^r  einen 
Stab  hält. 

43.   Die  Burggrafen  v.  Oolsen 

waren  gegen  Mitte  des  42.  Jahrhunderts  Castellane  oder  Burggrafen 
der  Burg  Wettin ,  welche  bekanntlich  den  Grafen  v.  Wettin  gehörte. 
Diesen  burggräflichen  Titel  führte  jenes  Geschlecht  auch  dann  noch 
fort ,  als  es  die  Burg  Wettin  längst  nicht  mehr  zu  hüten  hatte,  son- 
dern die  Herrschaft  Golsen  in  der  Niederlausitz  besass.  Seitdem 
nannte  es  sich  bald  Burggrafen  v.  Golsen,  bald  v.  Wettin. 

Im  Jahre  4344^]  wurde  Burggraf  Hermann  v.  Golsen  von 
König  Johann  von  Böhmen  mit  dem  Gute  Pulssnüz  nebst  den  dazu 
gehörigen  Pertinenzorten  belehnt.  Er  war  ein  Sohn  des  4348  er- 
schlagenen Hermann  V.  Golsen,  dessen  Tod  man  den  Mönchen  von 
Dobrilug  schuld  gab.  Er  hatte  nebst  seinen  Brüdern  Richard  und 
Heinrich  unter  Vormundschaft  des  Bischof  Witego  von  Meissen 
gestanden  und  quittirte  4332  darüber,  dass  ihm  und  seinen  Brüdern 
4840  Schock  Gr.  ausgezahlt  worden  seien  z.  Th.  auch  „für  das  Schloss 
Buhland^,  Ob  also  die  Burggrafen  etwa  Ansprüche  auf  diese  ober- 
lausitzische  Herrschaft  gehabt  haben ,  wissen  wir  nicht.  Als  Burg- 
graf Hermann  4344  Pulssnitz  gereicht  erhielt,  war  er  wohl  noch  kin- 
derlos. Wenigstens  ertheilte  4345  König  Johann  für  den  Fall,  dass 
jener  ohne  Leibeslehnserben  stürbe,  dem  Burggrafen  Albrecht 
V.  Leissnig  die  Anwartschaft  auf  Pulssnitz.  Hermann  scheint  sich 
bald  nach  der  Niederlausitz  zurückgewendet  zu  haben,  wo  er  4357 


S)  A.  Bndiss. 

43.  1)  Du  Folgende  tosführliclieT :  Laos.  Magas.  1865.  286  flg.  ^e  ältesten  Be- 
sitzer von  Polssnitz". 


44.  Die  y.  Oor.  —  45.  Die  ▼.  der  Grenitz.  249 

Landeshaaptmann  war  und  noch  4364  genannt  wird.  Seine  Gemahlin 
hiess  Fenike,  seine  Sdhne  Hans  und  Heinrich. 

Pulssnitz  hatte  er  seinem  Vetter  Ottov.  Wettin  überlassen. 
Dieser  muss  dem  Markgrafen  Friedrich  von  Meissen  eine  unliebsame 
Persönlichkeit  gewesen  sein.  Wenigstens  Hess  sich  Letztrer  4349  von 
Kaiser  Karl  IV.  das  Versprechen  ertheilen,  dass  dieser  die  Lehn  über 
Pulssnitz  dem  v.  Wettin  nicht  geben  wolle,  ein  Versprechen,  das  der 
Kaiser  4  350  auch  den  Söhnen  Friedrichs  wiederholen  musste.  Dennoch 
finden  ^ir  4355  „Otto  Burggrafen  v.  Wettin^  im  Besitz  von  Pulssnitz; 
ja  Kaiser  Karl  IV.  erlaubte  ihm  sogar,  daselbst  Jahr-  und  Wochen- 
markt halten  zu  lassen.  Derselbe  hinterliess  zwei  Söhne  Hans  und 
Bodo.  Srstrer,  ,, Ritter  Hans  v.  Wettin ^,  4365  zuerst  als  Be- 
sitzer von  Vulssnitz  erwähnt,  erwarb  für  diesen  Ort  4375  von  dem 
Kaiser  volles  Stadtrecht.  In  demselben  Jahre  Hess  er,  kinderlos,  wie 
es  scheint,  seiner  Gemahlin  Elisabeth,  Tochter  des  Burggrafen 
Albrecht  v.  Leissnig,  all  die  meissnischen  zu  Pulssnitz  gehörigen 
Pertinenzstücke  und  wahrscheinlich  ebenso  das  oberlausitzische 
Pulssnitz  selbst  zu  Leibgedinge  reichen.  4384  war  er  bereits  nicht 
mehr  am  Leben ,  imd  Albrecht  v.  Leissnig  verwaltete,  als  Vormund 
seiner  Tochter,  einige  Jahre  hindurch  ihre  Güter,  bis  sie  sich  an  einen 
V.  Querfurth  wieder  verheirathete.  Pulssnitz  gelangte  darauf  in  den 
Besitz  des  Witzmann  Herrn  v.  Kamenz. 

44.  Die  V.  Gor 

führen  ihren  Namen  nach  dem  kleinen  Gute  Guhra  (SW.  von  Nesch- 
witz).  4348  war  „Ritter"  Titzco  v.  Gor  Zeuge  bei  einer  Schen- 
kung Rensko's  v.  Gusk  an  das  Kloster  Manenstern,  4354  Nicolaus 
V.  G.  Zeuge ,  als  Otto  v.  Luttitz  demselben  Kloster  Zins  zu  Eiserode 
überliess,  4440Friczcov.  G.  zu  Grosssärchen  (0.  von  Wittichenau) 
bei  einer  Altarstiftung  zu  Kamenz  zugegen,  und  4429  verübte  Jürge 
Gor  einen  Raub  an  einem  Görlitzer  Bürger.  Mitte  des  45.  Jahrhun- 
derts besass  Heinrich  G.  das  Dorf  Warthe  (S.  bei  Grosssärchen]  ^}. 
—  Ein  Siegel  haben  wir  nicht  gefunden. 

46.  Die  V.  der  Grenitz 

nannten  sich  nach  dem  nördlich  von  Marienstem  gelegenen  kleinen 
Dorfe  Grenze.   Meist  als  Zeugen  für  dieses  Kloster,  werden  4358  und 


44.  0  Knoihe,  MStem  39.  54.  A.  Kamenz.  Laos.  Magaz.  1889.  185.  Kirchen- 
gaUerie  102. 


250  II*  Abtheilung. 

4354  Witche,  U01  Heinrich,  4405  Siefried,  der  4407  auch 
Klostervoigt  war,  und  4433  die  Brüder  Hauk  und  Hans  v.  der 
Grenitz  erwSdint  und  noch  die  Letztgenannten  ausdrücklich  als  „da- 
selbst gesessen^  bezeichnet  i).  —  Das  der  UriLunde  von  4433  anhan- 
gende Siegel  zeigt  im  Schilde  zwei  aneinander  gelehnte  Pfthle, 
von  denen  der  rechte  unten,  der  linke  oben  abgekürzt  ist. 

46.  Die  V.  Grisslan. 

Diese  im  Heissnischen  schon  seit  4  484  vorkommende,  vielver- 
zweigte Familie  war  auch  in  der  jetzigen  Oberlausitz  und  zwar  in  und 
um  Ostritz ,  das  damals  freilich  noch  zu  Böhmen  gehörte ,  sehr  zeitig 
begütert.  Dort  hatte  4280  ein  „Herr"  Friedrich  v.  Gr.  4  Hufen  zu 
Königshain  dem  Kloster  Marien thal  verkauft,  derselbe,  der  4289,  als 
Zeuge,  „Bitter"  Fr.  v.  Gr.  heisst.  Dort  hatte  auch  ein  „Bitter"  Her- 
mann V.  Gr.  gelebt,  dessen  Wittwe  Jutta,  wahrscheinlich  identisch 
mit  der  schon  1294  als  Äbbatissin  desselben  Klosters  erwähnten  Jutta 
V.  Gr.,  anderthalb  Hufen  in  Seitendorf  besass,  welche  von  dem  Lehns- 
herrn 4  303  dem  Kloster  geeignet  wurden ,  doch  so ,  dass  Jutta  auf 
Lebenszeit  den  Niessnutz  davon  haben  sollte.  Desgleichen  wird  4285 
ein  Arnold  V.  Gr.  als  Zeuge  für  Hermann  v.  Donyn,  einen  der  Be- 
sitzer der  Herrschaft  Ostritz,  zu  Görlitz  aufgeführt  i) . 

4289  nun  verkauften  die  Brüder  Friedrich  und  Walther  v. 
Gr.  (juvenes),  wie  es  scheint,  die  Söhne  jenes  Hermann  und  Neffen 
jenes  Bitter  Friedrich,  dem  Kloster  Marienstern  einen  Theil  des 
Waldes,  der  östlich  an  das  Kloster  stösst ,  noch  heut  der  Grisslawald 
genannt.  Von  ihnen  hatte  Friedrich  (Frisco)  Zins  zu  Ostritz  und  zu 
Altstadt  besessen,  der  4337  aus  seinem  Nachlass  an  das  Kloster  ge- 
langte ;  Walther  aber  hatte  Zins  [7  Schillinge  Prager  Groschen)  zu 
Leuba  an  einen  „Herrn"  Günther  v.  Grisslau  verkauft,  der  densel- 
ben 4334  auch  dem  Kloster  überliess.  Walther  selbst  verausserle 
nebst  seinem  Sohne  Otto,  Pfarrer  zu  Seitendorf,  4338  abermals  4 
Mark  Zins  zu  Reichenau  an  das  Kloster^.  Nimmt  man  hinzu,  dass  der 
eben  genannte  Günther  v.  Gr.  bei  seinem  Verkaufe  im  Namen  aller 
seiner  „Brüder  und  Verwandten"  Verzicht  leistete,  so  ergiebt  sich, 
dass  die  v.  Gr.  damals  in  der  Ostritzer  Gegend  sehr  verbreitet  waren. 
Als  solche  Verwandte  werden  4334  bei  seinem  Verzicht  aufgeführt: 


46.  1}  A.  MStem  No.  94.  120.  69.  181.  57. 

46.  1)  Cod.  Lqs.  104. 129. 170.  Scli5nf«ider,  MT]ial47.  Knothe,  Eigeiueher 
Kreis  52.      2)  Ck)d.  Lus.  129.  320.  304. 272  (die  Urk.  ist  aus  d.  J.  1338,  nicht  1328). 


46.  Die  T.  QilBfilau.  251 

Johann  V.  Gr.,  wohl  derselbe,  der  48H  und  4336  als  Zeuge  in  Zittau 
vorkommt,  Hermann  v.  Gr.  mit  seinem  Sohne  Johann,  und  noch 
ein  dritter  Johann  v.  Gr.,  Vicevoigt  (der  Burggrafen  v.  Dohna)  zu 
Ostritz.  Nicht  minder  werden  4326  ein  Henning  v.  Gr.  in  Ostrits 
und  4334  ein  Heinrich  v.  Gr.  auch  in  der  Nähe  von  Ostritz  als 
Zeugen  erwähnt.  Eine  Kunigunde  v.  Gr.  aber  war  etwa  4329 — 38 
Abbatissin  zu  Marienthal  ^) . 

Während  die  Familie  seitdem  aus  dem  Zittauer  Weichbild  ver- 
schwindet, begegnen  wir  derselben  gegen  Ende  des  44.  Jahriiunderts 
östlich  von  Ostritz  im  Süden  des  Görlitzer  Weichbilds.  Da  wird  4378 
— 4404  ein  Peter  v.  Gr.  auf  (Ober-)  Rudelsdorf  genannt,  der  z.  B. 
1378  im  „Metebann^  der  Stadt  Görlitz  war  wegen  eines  (gestohlenen) 
Pferdes  und  4394  wegen  Strassenraub  gefangen  nach  Görlitz  geführt 
ward.  4395 — 98  besass  er,  wahrscheinlich  pfandweise,  das  dicht 
bei  Rudelsdorf  gelegene  Wilka;  wenigstens  verklagte  er  4398  da- 
sige  Unterthanen ,  dass  sie  ihm  seit  3  Jahren  den  Erbzins  schuldig 
geblieben  seien.  4404  war  er  jedenfalls  bereits  todt,  da  seine  Frau 
wegen  ihres  Leibgedinges  zu  Rudelsdorf  (400  Mark)  mit  ihren  Kindern 
entschieden  ward.  Wahrscheinlich  war  der  Heinrich  v.  Gr.  der 
4  403 — 33  als  zu  Rudelsdorf  gesessen  genannt  wird,  ein  Sohn  Peters  ^) . 
—  Gleichzeitig  mit  Peter  kommt  ein  Niclas  v.  Gr.,  der  4378  auch 
wegen  eines  Pferdes  sich  im  „Metebann'^  der  Stadt  Görlitz  befand  und 
4404  Zeuge  bei  der  Auseinandersetzung  von  Peters  Wittwe  mit  ihren 
Kindern  war,  desgleichen  ein  Renschel  v.  Gr.  vor,  der  4387  Haupt- 
mann zu  Peitz,  4429  Hauptmann  zu  Spremberg  in  der  Niederlausilz, 
mindestens  seit  4400  aber  auch  in  der  Oberlausitz  ansässig  war,  in- 
dem er  von  Hensel  v.  Glubaczk  dessen  Antheil  von  Säuritz  (S.  von 
Elstra)  erkaufte^).  Femer  war  ein  Johannes  Gr.  4382  Pfarrer  in 
Zodel  (S.  von  Penzig) ;  ein  Albrecht  v.  Gr.  besass  schon  4399  Güter 
zu  Zentendorf  (N.  von  Penzig)  und  erwarb  4447  einen  an  den  König 
heimgefallenen  Antheil  dieses  Gutes  (um  440  Schock  Gr.)  noch  hinzu. 
Bei  dieser  Gelegenheit  wird  er  als  zu  „Pönczelsdorf^  (?)  bezeichnet. 
Noch  4434  recognoscirte  er  die  Schuld  eines  seiner  Unterthanen  zu 
Zentendorf  <^) . 

Darauf  finden  wir  die  v.  Gr.  im  äussersten  Stldwesten  des  Lan- 
des ansässig.  In  Bisckofswerde  wohnte  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  ein 


9)  Cod.  Lns.  202.  310.  263.  304.  Schönfelder,  Marienthal  56  flg.  «)  Nach 
QotUtzer  Geriehtsbüehem.  S)  A.  MStem  No.  66.  «)  Urk.-Ven.  I.  114  No.  5ö0. 
1.432. 


252  U.  Abtheilung. 

Janko  Gr.,  der  sich  1453  mit  Barbara  v.  Luttitz  a.  d.  H.  Schirgis- 
walde  vermählte ,  wobei  dieselbe  von  ihren  Brüdern  und  Vettern  die 
Hälfte  des  Dorfes  Kirschau  (N.  bei  Schirgiswalde)  und  Zins  zu  Tem- 
ritz  (NW.  bei  Budissin)  als  Ausstattung  erhielt.  Als  sie  4  463  starb, 
virard  mit  diesen  ihren  Gütern  ihr  Wittwer  belehnt.  Aber  nach  dessen 
Tode  betrachtete  der  Landvoigt  v.  Stein  diese  Güter  als  heimgefallenes 
Lehn  und  verkaufte  sie  4486  (um  250  fl.  ungar.)  an  das  Domkapitel 
zu  Budissin.  Da  erhoben  die  Sühne  Janko^s,  Hans,  zu  Bischofswerde 
gesessen,  und  sein  unmündiger  Bruder  Georg,  Anspruch  auf  die 
ihrem  Vater  rechtskräftig  zugewiesenen  Besitzungen  und  erwirkten, 
dass  der  Landvoigt  ihnen  eine  Summe  zahlen  musste,  wofür  sie  4  48& 
auf  dieselben  verzichteten  ?) .  Wie  es  scheint,  kaufte  sich  aber  Hans  in 
der  Nähe  wieder  an.  Wenigstens  erwarb  4  526  ein  Hans  v.  Gr.  zu  Krostau 
(0.  bei  Schirgiswalde)  Unterthanen  zu  Kosel  (N.  von  Krostau) ^  und  4534 
wurden  seine  Söhne  Peter  und  Caspar  mit  ^ihres  Vaters  Hansens^ 
Gütern  Krostau,  Köblitz  (NO.  von  Krostau)  und  Unterthanen  zu  Kosel 
belehnt.  Allein  bald  mussten  sie  schuldenhalb  verkaufen ;  so  ver- 
äusserte 4544  Caspar  Zins  zu  Kosel  an  das  Domkapitel  zu  Budissin, 
4547  Peter  die  Leute  zu  Kosel  und  ganz  Köblitz  an  Peter  v.  Kopperitz, 
endlich  beide  Brüder  auch  Krostau  an  die  v.  Rechenberg  auf  Oppach, 
die  es  mindestens  in  den  achtziger  Jahren  besassen.  —  4  465  war  ein 
Günther  v.  Gr.  Klostervoigt  von  Marienistem^)  und  daher  sicher  in 
der  Nähe  begütert ;  wo  aber,  wissen  wir  nicht. 

47.   Die  V.  Oranan, 

ein  ritterliches  Geschlecht,  nannten  sich  nach  dem  0.  von  Ostritz  ge- 
legenen Dorfe  Grünau  und  sind  zu  unterscheiden  von  der  gleichnami- 
gen Görlitzer  Patricierfamilie ,  welche  jedenfalls  aus  Grünau  bei  Gör- 
litz einst  in  diese  Stadt  eingewandert  waren.  Für  zu  dem  ersteren 
Geschlecht  gehörig  halten  wir  den  ^Herm  Andreas  v.  Grunow^, 
der  4350  nebst  anderen  Adlichen  bei  einem  Vergleiche  zwischen  Zittau 
und  Görlitz  wegen  der  W^aidfuhre  Zeuge  in  Zittau  war.  4364  präsen- 
tirte  ^discretus  vir  Ruczlinus  dictus  de  Grunow^  einen  Geist- 
lichen zum  Pfarramt  in  Grünau  bei  Ostritz.  4366  Hess  Dein  ha  rd 
V.  Gr.  vor  dem  Landgericht  zu  Zittau  seiner  Frau  Agnes  all  sein  Gut 
zu  Leibgedinge  reichen;  wahrscheinlich  also  war  er  kinderlos.    4379 

T)  Heckel,  Bischofswerde  164  behauptet,  die  zu  B.  wohnhaften  t.  Orisslau 
stammten  a.  d.  H.  Frankenthal  (W.  ^on  B.);  wir  haben  nirgends  einen  Grisslau  als  Be- 
sitzer dieses  Dorfes  gefunden.  Die  Belege  zu  Janko  etc.  Laus.  Mag.  1870. 295.  ^Oesch. 
Ton  Kirschau^        8)  Cod.  Sax.  II.  3.  164. 


48.  Die  y.  Grttnrode.  —  49.  Die  t.  Qusk.  253 

verkaafte  er  ein  Stock  W,ald  zwischen  Marienibal  und  Dittersbach, 
das  er  von  den  Burggrafen  v.  Dohna  zu  Lehn  hatte ,  um  4 45  Mark  an 
das  Kloster  ^] . 

48.   Me  T.  erflnrode 

waren  ein  sehr  altes  und  weitverzweigtes  meissnisches  Geschlecht. 
In  der  Oberlausitz  haben  wir  zuerst  4458  Heinrich  v.  Gr.  als  zu 
GoUchdorf  (NW.  von  Kamenz)  gesessen  gefunden.  4443  erkauften 
die  Brttder  Thyme,  Conrad  und  Tietze  v.  Gr.  von  Seifried  v. 
Glaubitz  das  Dorf  Rohna  (N.  von  KönigsbrOck),  von  deni^  ihnen  schon 
der  vierte  Theil  gehörte.  Seit  4  503  erscheint  H  a  n  s  v.  Gr .  auf  Brcnmau 
(W.  von  Kamenz)  gesessen ,  das  von  da  das  Hauptgut  der  Familie  in 
der  Oberlausitz  blieb.  Derselbe  Hans  verkaufte  4524  das  Dorf  Biehla 
[N.  von  Kamenz)  sammt  dem  Holz  die  Ohle  um  200  fl.  rhein.  an  die 
Stadt  Kamenz ,  desgleichen  4525  Zins  zu  Braunau  an  das  Domkapitel 
zu  Budissin  und  unterschrieb  noch  4530  die  Klage  des  Adels  gegen 
die  Städte ^) .  Jedenfalls  seine  Söhne  waren  die  Gebr.  Valten,  Cas- 
par, Ulrich,  Christoph,  Hans,  Georg  auf  Braunau,  welche 
4542  und  4545  Hypotheken  auf  ihr  Hauptgut  aufnahmen  (200  £1.  rh. 
und  52  Mark)  und  4547  das  Gut  Rohna  an  die  Burggrafen  v.  Dohna 
auf  Königsbrttck  verkauften.  Von  diesen  Brüdern  klagte  4555  Caspar 
„zu  Freiberg^  gegen  seine  Brttder  zu  Braunau  wegen  hinterstelliger 
Gelder  und  wurde  deshalb  durch  den  Landvoigt  verglichen.  4563  er- 
hielt Ulrich  das  Gut  Braunau  von  Valten  und  Georg  abgetreten, 
musste  es  aber  schon  4565  an  Hans  v.  Schlieben  verdussem^). 

49.   Diev.  eosk, 

auch  Guzc,  Guzich,  Guzig,  Guceke  genannt,  ftthrten  ihren 
Namen  von  dem  jetzt  Gatsssig  heissenden  Dorfe  (S.  von  Seitschen]  und 
gehörten  zu  den  ältesten  und  angesehensten  oberlaus.  Adelsgeschlech- 
tem.  Ausser  Gaussig  besaftsen  sie  ansehnliche  Güter  sowohl  in  der 
Gegend  von  Kamenz,  als  in  dem  bischofl.  meissnischen  Gebiete  in- 
nerhalb der  Oberlausitz. 

Zuerst  wird  4245  ein  Reinhard  v.  Guzich  mit  seinen  drei 
Söhnen  Heinrich,  Wilrich  und  Albert,  als  Zeuge  bei  Abtretung 
gewisser  Revenuen  des  Burggrafen  Benes  von  Budissin  zu  Gunsten 


47.  1)  Urk.-Yen.  I.  67  No.  283.    Lib.  I.  eonf.  Png.  F.  9  (Mspt.  in  Prag).    Pe- 
teheek,  ZitUnl.  443  Amnerk.  Sohönfelder,  MThal78. 

48.  1)  A.  Kamenz.  A.  Königibrfiek.  Urk.-Yen.  HI.  130.  A.  Bnd.       *)  A.  Kö- 
nigtbifiek.  L.  B. 


254  II-  AbtheiloD«^. 

desBisthums  Meissen  genannt.  Und  da  diese  Abtretung  auf  Anlassder 
Königin  Kunigunde  von  Böhmen  erfolgte,  auf  der  deshalb  auch  von  ihr 
(4845)  ausgestellten  Urkunde  aber  sich  von  oberlaus.  Adiichen  nur 
der  ^Ritter^  Wilrich  v.  Gusc  erwähnt  findet,  so  hatte  dieser  wohl 
im  Auftrage  des  Bisthums  den  Abschluss  jener  Schenkung  zu  Prag 
vermittelt  ^) .  Der  älteste  jener  drei  BrUder ,  Heinrich ,  scheint  sich, 
wie  damals  sehr  viele  andre  oberlaus.  Adiichen ,  nach  Schlesien  ge- 
wendet zu  haben;  wenigstens  kommt  1249  —  64  mehrfach  ein  Hein- 
rich V.  Guzk  im  Gefolge  der  Herzöge  von  Liegnitz  vor^j.  Der  dritte 
Bruder  Albert  v.  Guzke  war  1867  in  Prag  zugegen,  als  K.  Ottokar  II. 
einen  Kauf  des  Klosters  Marienthal  genehmigte,  und  1 888  in  Budissin, 
als  die  Markgrafen  von  Brandenburg  dieser  Siadt  die  Obergerichts- 
barkeit innerhalb  des  Flurzauns  verliehen.  Er  vermachte  4893  ^mit 
Zustimmung  all  seiner  Söhne  und  Töchter^  dem  Domstift  zu  Budissin 
4  4  Schilling  Zins  von  drei  ihm  zugehörigen  Plätzen  (areis)  vor  seinem 
Hofe  zu  Budissin  behufs  eines  Jahresgedächtnisses  ^j .  Ausserdem  wird 
4878  noch  ein  Ritter  Gottfried  v.  Guisc  als  Schiedsrichter  zwi- 
schen dem  Bisthum  Meissen  und  den  Markgrafen  von  Brandenburg 
und  4888  abermals  als  Zeuge  bei  den  Letzteren,  und  4864  ein  Burch- 
hard  (wenn  nicht  etwa  Reinhard  zu  lesen  ist),  als  Bevollmächtigter 
des  Klosters  Marienstem  bei  den  Markgrafen  zu  Köpnik  in  der  Mark, 
erwähnt  ^) . 

Von  den  ^  Söhnen^  des  obengenannten  Albert  v.  G.  nennt  die 
Urkunde  von  4893  nur  einen,  Peter,  der  Pfarrer  in  Löbau  war.  Zu 
den  Töchtern  gehörten  vielleicht  die  Schwestern  Adelheid  und 
Elisabeth  V.  G.,  welche  einen  Hof  (curia)  in  Budissin  (um 4 3 Schock 
Gr.)  verkauft  hatten.  Von  wem  der  Hertwig  v.  G.,  der  4884  die 
Besitzungen  des  Klosters  Marienstem  auf  dem  Eigen  hatte  berauben 
helfen,  und  der  Heinrich  v.  G.,  der  4307  am  Hoflager  des  Mark- 
grafen von  Brandenburg  zu  Golsen  sich  befand ,  abstammte ,  wissen 
wir  nicht  ^) .  Beide  waren  „Vettern^  des  Ritters  R  e  i  n  h  a  r  d  (II. ,  auch 
Reinsko)  v.  G.,  der  4884 — 4348,  als  eine  der  einflussreichsten  Per- 
sönlichkeiten in  der  Oberlausitz ,  sehr  häufig  genannt  wird.  Nicht 
nur  befand  er  sich ,  wenn  die  Markgrafen  von  Brandenburg ,  die  da- 
maligen Landesherren,   nach  der  Oberlausitz  kamen,  fast  stets  in 


49.  1)  Cod.  Sox.  U.  1.  121  n.  120.  2)  Schirrmacher,  Urk.-Bach  der  SUdt 
Liegnitz.  Index  snb  Toce.  Wir  Tennögen  nicht  zu  entscheiden ,  ob  die  spiter  in  dev 
Niederlansitz  Torkommenden  ▼.  G.  Ton  den  schlesischen  oder  oberUttBitx.  abstunmen. 
8)  Cod.  Lns.  92.  87.  143.  ♦)  Cod.  Sax.  U.  1.  174.  Cod.  Lu».  87.  Cod.  Lns.  U.  9. 
S)  Cod.  Lns.  307.  Knothe,  Eigenscher  Kreis.  7.  Cod.  Lns.  187. 


49.  Die  V.  Ousk.  255 

ihrem  Gefolge,  sondern  sein  Name  steht  auch  auf  sehr  vielen  von 
ihnen  in  der  Mark  ausgestellten  Urkunden,  wohin  er  also  sich  begab, 
wenn  es  galt,  irgend  Käufe  oder  Privilegien  bestätigen  zu  lassen  und 
andere  Landesgeschäfte  mit  ihnen  zu  verhandeln  ^) .  Mindestens  1886 — 
90  war  er  Landvoigt  der  Budissiner  Landeshälfte,  und  4899  über- 
trugen ihm  die  Landesherren  die  Schirmvoigtei  über  das  grade  da- 
mals vielfach  geschädigte  Kloster  Marienstem,  „dasselbe,  wo  immer 
nöthig,  in  der  Landesherren  Namen  zu  beschützen.^  Diesem  Kloster, 
wo  seine  Tochter  Ma  r  g  a  re  t  h  e  Nonne  war,  und  wo  er  selbst  bestattet 
zu  werden  wünsdite,  widmete  er  bis  zu  seinem  Tode  treue  Anhänglich- 
keit und  Fürsorge.  Bald  war  er  Zeuge  bei  Erwerbungen  desselben, 
bald  vermittelte  er  für  dasselbe  landesherriiche  Bestätigungen.  1896 
verkaufte  er  ihm  (um  480  Mark)  das  Gut  Schweinerden  (O.  bei  Marien- 
Stern),  und  als  ihn  4318  der  Tod  ereilte,  vermachte  er  jenem  Kloster 
durch  eine  bei  den  Franziskanern  zu  Zittau  ausgestellte  Urkunde  noch 
das  Dorf  Rauschwitz  (S.  von  Elstra) .  Rührend  ist  dabei  die  Bitte  des 
sterbenden  Ritters  an  seinen  Lehnsherrn ,  den  Markgrafen  Woldemar 
von  Brandenburg,  derselbe  möge  in  Rücksicht  auf  die  ihm,  dem  Mark- 
grafen, und  seinem  Vater  und  Vetter  geleisteten  Dienste,  auf  die 
für  sie  erduldeten  Gefahren,  auf  die  ihnen  vorgestreckten  Gelder, 
jene  Schenkung  bestätigen,  da  ja  ohnehin  „all  seine  Güter^  an  ihn 
fielen 7).  Reinhard  (II.)  v.  Gusk  starb  also,  ohne  Sdhne  zu  hinter- 
lassen. 

Ebenso  wenig  als  von  ihm  wissen  wir,  wo  eigentlich  die  „edlen^ 
Albrecht  und  Czenko,  Gebr.  v.  G.,  welche  vor  1387  dem  Klo- 
ster Marienstem  das  Dorf  Koseritz  (N.  von  Grostwitz)  mit  drei  Mark 
Renten  verkauft  hatten,  und  wo  Frizcov.  G.,  der  4334  bei  den 
Brüdern  v.  Baruth  Zeuge  war,  wohnten^).  Wohl  aber  waren  die 
Brüder  Peter  und  Wilrich  v.  G.,  die  vor  4388  den  grossen  Tat/- 
cherwald  an  Marienstem  veräusserten,  zu  Gaussig  selbst  gesessen. 
Doch  scheinen  sie  dasselbe  eine  Zeit  lang  haben  verpfänden  zu  müssen ; 
wenigstens  heisst  4389  ein  Heinrich  v.  Ruschindorf  „zu  Gusk  gesessen^, 
und  mit  diesem  hatte  Peter  v.  G.  noch  4398  einen  Tag  zu  Görlitz. 
Da  „um  seinetwillen  das  Singen  der  Messen  zu  Görlitz  unterlassen 


«)  A.  MStern  No.  141  v.  J.  1304.  Cod.  Las.  200  (1311).  1284  In  Rappin  (Cod. 
Ins,  117).  1295  in  Rathenan  (Riedel,  ood.  Brend.  I.  9.  6).  1298  in  Stendal (Ebend. 
1. 15.  46).  1300  bei  Striegan  (Ebend.  I.  20.  196).  1301  in  Templin  (Cod.  Lue.  167). 
1307  zn  Golsen(Cod.  Los.  186)  etc.  7)  Knothe,  Harienstern, 35.  22.  39.  58. 
^  Ebend.  44.  Cod.  Lob.  304. 


256  n.  Abtheilmig. 

wurde^,  befand  sich  Peter  damals  wohl  im  Banne.  Auch  4444  ward 
er,  wir  wissen  nicht  weshalb ,  nach  Görlitz  citirt,  entschuldigte  sich 
aber  mit  Geschäften  für  den  König.  4407  machte  er  (armiger  des 
Bischoüs  von  Meissen)  eine  Stiftung  von  6  Scheffeln  Rom  von  den  Gutem 
Dober schau  und  Techritz  (NO.  bei  Gaussig]  fUr  das  Seelhaus  zu  Budis- 
sin  und  wird  noch  oft  bis  444  4  erwähnt^).  Sein  Brader  Wilrich, 
der  vor  4383  Wald  und  Mühle  zu  Skasska  (N.  von  Kamenz)  an  den 
Rath  von  Kamenz  veriLauft  hatte,  war  4404  Unterhauptmann  zu  Bu- 
dissin,  dennoch  aber  im  Görlitzer  Weichbild  angesessen,  denn  e^  ge- 
hörte 4404  zu  den  ^vier  Gekorenen  zu  dem  Lande  Görlitz^,  die  zwi- 
schen denBrttdem  v.  Tschirnhaus  einen  Vergleich  vermittelten.  4406 
war  er  sicher  zu  Krischa  (W.  von  Döbschitz)  gesessen  und  kommt  von 
da  an  häufig  in  den  Görlitzer  Gerichtsbttchera  bald  als  Schöppe  im 
Mannengericht ,  bald  als  Schiedsrichter  vor.  Seine  Tochter  M  a  r  g  a  - 
rethe,  verheirathet  mit  Hans  v.  Haugwitz,  musste  sich  4447  die 
ihr  als  Ausstattung  ausgesetzten  28  Seh.  Gr.  von  ihrem  Vater  erst 
einklagen. 

Gleichzeitig  mit  diesen  beiden  Brttdera  kommen  zuerst  ein 
Hans  V.  G.  zu  Semichau  (W.  von  Seitschen)  vor,  der  als  bischöflich 
meissnisdier  Vasall  seinem  Lehnsherrn  430  Seh.  Gr.  geliehen  hatte 
und  nebst  seiner  Frau  Margarethe  dafür  444S  das  Vorwerk  zu 
Göda  als  Pfand  erhielt;  ferner  ein  Nickel  v.  G.,  der  4444  Hauptmann 
des  Herrn  v.  Berka  auf  Hohnstein  war,  4427  das  zur  Herrschaft  Hohn- 
stein gehörige  Dorf  Neidberg  (jetzt  Wüstung)  besass,  und  dessen  Sohn 
wohl  jener  H  e  i  n  r  i  c  h  v.  G.  sein  dürfte ,  der  '4  448  das  Dorf  Schönau 
in  der  Pflege  Hohnstein  verkauft  hatte  ^^) . 

Zu  Gauszig  aber  war  gesessen  Czenkov.  G.,  der  schon  vor 
4430  Zins  zu  Neukirch  und  zwischen  4446  —  53  mehrfach  Zins  zu 
Dretschen  (0.  von  Gaussig)  an  das  Domstift  Budissin  verausserte.  Noch 
4464  gehörte  dieses  Dretschen  und  daher  wohl  auch  Gaussig  selbst 
der  Familie,  indem  in  diesem  Jahre  Georg  der  altere  v.  G.  und  sein 
„Vetter^  Georg  der  jüngere  v.  G.  Leute  zu  Dretschen  an  den  Bischof 
Caspar  von  Meissen  abliessen.  Bald  darauf  (4466)  gehörte  Gaussig 
dem  Christoph  v.  Haugwitz  auf  Nedaschitz  ^^). 

Seit  etwa  4  482  bildete  Kleindehsa  (W.  von  Löbau)  ein  neues 
Stammhaus  der  Familie  v.  Gusk  in  der  Oberlausitz.    In  diesem  Jahre 


V)  Knothe,  MSteni  61.  A.  Ihegd.  Qiig-Urk.  ▼om  23.  Mite  1389.  Kloas,  Ge- 
nealog.  Nachr.  s.  ▼.  Urkiiiid.-yen.  I.  161  168.  170.  Cod.  S«x.  H.  2.  379  und  411. 
«0  Urk.-yeR.  I.  115.  153.  152.  Kloas.  ü)  Cod.  Sax.  n.  2. 391.  410.  A.  Dnad. 
Orig.  T.  6.  Juni  1427  and  6.  Mai  1448.        U)  A.  Biead. 


50.  Die  V.  HMgwitz.  257 

wurde  namlieh  ein  Streit  zwischen  Heinrich  v.  6.  auf  Dehsa,  der 
zugleich  Besitzer  von  KiMü%  (N.  von  LObau)  war,  und  dem  Pfarrer 
des  letzteren  Ortes  wegen  des  Bierscbankes  zu  Gunsten  des  Gutsbe- 
sitzers entschieden.  Heinrichs  Sohn,  Hansv.  G.,  mindestens  seit 
4495  Gutsherr  zu  Kittlitz,  schloss  mit  jenem  Pfarrer  4507  einen 
anderweitigen  Vergleich.  Er  war  1497  und  wieder  4544  Hofrichter 
zu  Löbau  ^3) .  Seine  Söhne  Hans  und  W  i  1  r  i  c  h  wurden  4  539  „nach 
ihres  Vaters  Tode^  mit  Kleindehsa  und  einem  Antheil  von  Kunewalde 
belebt,  nicht  aber  mit  Kittlitz,  das  also  ihr  Vater  bereits  wieder 
verkauft  hatte.  Von  diesen  beiden  Brttdem  verSusserte  Hans,  der 
4548  Hofrichter  zu  LObau  war,-  seinen  väterlichen  Antheil  an  Dehsa 
4546  an  Hans  v.  Nostitz  auf  Kunewalde;  Wilrich  aber  ward  noch 
4565  mit  seinem  halben  Dorfe  Kleindehsa  aufs  neue  belehnt.  Wahr- 
scheinlich war  Wilrich  ohne  Sdhne  verstorben  und  deshalb  sein  An- 
theil an  Kleindehsa  an  seinen  Bruder  Hans  gefallen.  Wenigstens  ver- 
kaufte dieser  4570  abermals  Kleindehsa  an  Nik.  v.  Nostitz  auf  Kune- 
walde. Beider  Frauen  hiessen  An  na.  Ihre  Schwester,  Anna  v.  Gaus- 
sig ,  verheirathet  mit  Fabian  v.  Uechtritz  a.  d.  H.  Schwerta,  verzich- 
tete schon  4  535  auf  alle  ihre  väteriiche  und  mtttterliche  Gerechtigkeit 
zu  Gunsten  ihrer  Brflder  ^^) . 

Das  Wappen  derer  v.  G.,  wie  es  z.  B.  schon  in  dem  grossen  run- 
den Siegel  Reinhards  v.  G.  an  einer  Urkunde  von  4  296  vorkommt  ^^) , 
zeigt  im  Schild  eine  einzige  grosse  Raute ;  das  Siegel  des  Petrus  v. 
G.  ^^)  hat  eine  solche  Raute  noch  ausserdem  als  S^leinod  auf  dem  Helme. 

60.   Me  T.  Haugwltz 

waren  wohl  aus  dem  Meissnischen  nach  der  Oberlausitz  gekommen 
und  waren  in  derselben  mindestens  schon  seit  Anfang  des  43.  Jahr- 
hunderts ansässig.  4225  stiftete  ein  Sifridus  de  Hugwitz 
2  Schock  Jahreszins  zu  der  von  dem  oberlausitzischen  Adel  gegrün- 
deten Schlosskapelle  zu  Budissin^).  Später,  wir  wissen  nicht  ob 
auch  schon  damals ,  besassen  sie  das  grosse  Gut  Neukirch  am  Hoch- 
wald (SO.  von  Bischofswerde) ,  von  dem  ein  Theil  von  der  Krone 
Böhmen,  der  andere  dagegen  vom  Bisthum  Meissen  zu  Lehn  ging. 
Dazu  erwarben  sie  nach  und  nach  eine  so  grosse  Menge  namentlich 
bischöflicher  Lehngttter ,  dass  ihnen  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  fast 

13)  Unß.  Mac»  1778. 91.    OlMfUiu.  KiiekMiaülerie  374.    OarpzoT,  Ehrent.  I. 
324.  VAnod.-Yerz.  lU.  95».        i«)  Nach  den  L.  B.        i»)  A.  MaiieDsteni  No.  103. 
tS)  A.  Dntd.  Oiig.-Urk.  y.  12.  Ji».  1414. 
50.  1)  Laus.  Mig.  1858.  346. 
Kaotka,  0««ch.  d.  Obcrl.  Adelt.  17 


258  U,  Abtiieilung. 

alles  Land  zwischen  Bisohofswerde  und  Wilthen  im  Sttden,  bis  Neda- 
schitz  und  Pietschwitz  im  Norden  gehörte. 

Im  Jahre  4349  verkaufte  »Thy lieh,  Ritter  von  iVeufeVcA ,  ge- 
nannt V.  Hugewitz",  der  schon  4305  als  ^Thiliche  v.  Hugewitz** 
Schiedsrichter  wegen  eines  Hauses  zu  Stolpen  war,  4  Talent  Zins  „in 
seinem  Dorfe  Ostro^  (S.  von  Marienstem]  einem  Pfarrer  zmn  Ge- 
schenk für  das  Kloster  Marienstem.  Und  da  er  selbst  eine  Tochter 
Utha  in  diesem  Kloster  hatte,  so  schenkte  auch  er  4330  demselben 
8  Talent  Zins  und  4334  abermals  zwei  Hufen  in  Ostro  und  zwy  mit 
Genehmigung  seiner  Söhne  Gelfrad,  Dietrich  und  Günther^). 

Von  diesen  Brüdern  erwarben  Dietrich  und  Günther  halb  Dret- 
sehen  (N.  von  Neukirch)  und  wurden  435S  damit  vom  Bischof  von 
Meissen  belehnt.  Jedenfalls  waren  sie  jene  „Hugwitzer^,  die  vor 
4366  die  sämmtlich  bei  Löbau  gelegenen  Dörfer  Ehersdorfy  Dürr" 
hennersdorfj  Grossschweidnüz  und  Kunnersdorf  von  Hans  Heller  er- 
kauft hatten  und  4374  mit  der  Stadt  Löbau  wegen  der  Fischerei  im 
Löbauer  Wasser  in  Streit  waren  ^} .  Bald  darauf  aber  finden  wir  diese 
Güter  wieder  in  anderen  Händen. 

Wir  vermuthen ,  dass  von  einem  dieser  Brüder  diejenige  Linie 
der  oberlausitzischen  Haugwitze  abstammt,  welche  zu  dem  Stammsitz 
Neukirch  noch  das  westlich  davon  gelegene,  ebenfalls  bischöfliche  Gut 
Putzkau  erwarb,  von  dem  anderen  Bruder  aber  diejenige  Linie,  welche 
seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  das  gleichfalls  bischöfliche  Gut  Neda- 
schitz  (W.  von  Göda)  besass. 

4.  Linie  Putzkau. 

Einer  jener  beiden  Brüder  hatte  unstreitig  zu  Söhnen  „Rüdiger, 
Otto,  Albert  und  Gelfrad,  Gebr.  v.  H.  zu  Neukirch'*,  welche 
4379  dem  Domherrn  Johann  v.  Kaltenbom  in  Budissin  8  Mark  Zins 
zu  Putzkau  verkauften^) ,  das  sie  also  wohl  bereits  von  ihrem  Vater 
ererbt  hatten.  Bei  der  Bestätigung  dieses  Kaufs  durch  Bischof  Johann 
(4388)  war  Rüdiger  nicht  mehr  am  Leben,  Gelfrad  aber  wird  4379 
wie  4388  als  Pfarrer  zu  Neukirch  bezeichnet.  Es  war  zunächst  nur 
Oberputzkau,  das  der  Familie  gehörte.  Da  mussten  4409  „die  Hang- 
witzer  zu  Putzkau''  dem  Bischof  Timo  von  Meissen  zu  seiner  Reise 
nach  Pisa  230  Schock  vorstrecken ,  wofür  ihnen  auch  Niederputzkau 
verpfändet  ward.  Da  aber  nach  Tin^o's  Tode  'das  Geld  nicht  zurück- 
gezahlt werden  konnte,  so  bestätigte  ihnen  4444  Timo's  Nachfolger 

>)  Cod.  Sax.  U.  1.  266.    Knothe,  MStern  40.  U.        3)  Cod.  Sax.  n.  ^^383. 
UA.-Ven,  I.  94  No.  462.        «)  A.  BudUs.  Üb.  AindAt.  fol.  CLX»>. 


50.  Die  V.  Hangwits.  259 

den  definitiven  Lehnbesitz  auch  dieses  Niedergutes  ^) .  Ais  Inhaber 
des  letzteren  werden  genannt  Otto,  Albert,  Hans,  Ottos  Sohn,  und 
Daniel,  von  denen  der  Letztere  4  41 2,  wo  der  Bischof  denen  v.  H.  die 
Gesammtbelehnung  Ober  Putzkau  und  alle  bischöflichen  Lehngttter  er- 
theilte ,  nicht  mehr  genannt  wird ,  also  wohl  nicht  mehr  am  Leben 
war*).  Das  Stammgut  Neukirch  scheinen  die  H.  auf  Rutzkau  den 
Söhnen  ihres  Onkels  überlassen  zu  haben.  —  4449 — 59  erscheint  im 
Besitz  von  Putzkau  der  eben  erwähnte  Hans  v.  H.,  Otto's  Sohn,  der 
z.  B.  4454  mit  seinen  Söhnen  Walther,  Günther,  Heinrich 
und  Christoph  mit  Oberputzkau,  einem  Viertel  von  Niederputzkau, 
Tröbigau  (N.  von  P.)  und.  dem  Vorwerk  zu  Wüthen  neu  belehnt  ward. 
Von  diesen  Söhnen  war  Walther  noch  vor  dem  Vater  und  zwar 
kinderlos.gestorben.  Die.ttbrigen  theilten  sich  später  so,  dass  Gün- 
ther Wilthen  und  Antheil  von  Oberputzkau ,  Heinrich  und  Christoph 
gemeinschaftlich  das  übrige  Putzkau  erhielten.  So  ward  jener  Stifter 
der  Wilthener,  diese  Stifter  der  Putzkauer  Nebenlinie.  Bei  jeder 
Belehnung  der  einen  Linie  ward  übrigens  zufolge  der  Gesammt- 
belehnung die  andere  mitbelehnt. 

a.   Nebenlinie  Wilthen. 

Auf  den  ebengenannten  Günther  v.  H.  auf  Wilthen,  der  wie 
es  scheint  vor  4466  noch  einen  zweiten  Theil  des  Dorfs  nebst  dem 
zweiten  Vorwerk  erkaufte ,  folgten  im  Besitze  desselben  seine  Söhne 
(vor  4488]  Walther,  Christoph  und  Caspar,  welche  noch /r- 
gersdorf  [N.  von  Wilthen)  und  5  Mark  Zins  zu  Kunewalde  hinzu- 
erwarben. Beide  Güter  blieben'  seitdem  Pertinenzstücke  von 
Wilthen.  Noch  4549  wurden  die  drei  Brüder  mit  den  genannten 
bischöflich  meissnischen  Lehnstücken  neu  belehnt.  Ausserdem  be- 
sass  Walther  auch  das  königliche  Lehngut  Eulowitz  (NW.  v.  Kune- 
walde) .  Wahrscheinlich  war  es  von  diesen  Brüdern  Walther,  der  sechs 
Söhne,  JakobL,  Christoph,  Peter,  Hans,  Jakob  H.  [sie],  Mel- 
chior, hinterliess.  Von  ihnen  wurden  die  ersten  drei  4525  mit  Wil- 
then, Irgersdorf,  Kunewalde  und  Antheil  von  Ohergurig  (N.  bei  Irgers- 
doH)  und  von  Oberputzkau  belehnt ;  Hans  erhielt  Eulowitz ;  Jakob  IL 
und  Melchior  waren  damals  noch  unmündig.  Als  4535  Hans  starb 
und  nur  eine  Tochter,  Margare the  verh.  Brand,  hinterliess,  fiel 
Eulowitz,  für  welches  königliche  Gut  die  Gesammtbelehnung  nicht 
galt,  an  die  Krone  Böhmen  zurück.  —  4544  starb  auch  Jakob  I. ,  wie 

«).  Cod.  9u.  U.  2.  364.  378.        ^  Dm  Folgeode  &at  tOMchUeMUcli  nach  den 
Mfcbdflidifiii  und  Badiwiner  Lehobüchem  im  A.  Dresd. ;  v^.  Gercken,  Stolpen. 

17» 


266  ^'  AMheOung. 

es  seheint  ohne  SOhne.  Daher  wurden  15^45  nnr  die  noch  lebenden 
Brttder  Christoph ,  Peter,  Jakob  IL.  und  Mtchael  mit  den  bisehöflichen 
Lehngütem  neu  belehnt  und  hatten  für  dieselben  4559  dem  Kurfürst 
August  von  Sachsen,  als  neuem  Lehnsherrn,  die  Lehnspflicht  zu  thun. 
Ausserdem  besass  Christoph  noch  die  königlichen  Lehngüter  Rodewitz 
und  Bederwitz  (zwischen  Wilthen  und  Eulowitz) ,  die  er  4  526  von 
Christoph  V.  Luttitz  erkaufte.  Dazu  hatten  die  Brttder  4548  gemein- 
schaftlich noch  einen  andern  Theil  von  Oberkunewalde,  wo  Christoph 
wohnte ,  sowie  Antheil  an  Weigsdorf  (W.  bei  Eunewalde)  erwo5J)en, 
fttr  welche  königlichen  Güter  die  Brüder  Peter  und  Christoph  4554 
ein  Ritterpferd  zu  stellen  hatten. 

b.  Nebenlinie  Putzkau. 

Die  oben  erw^ähnten  Brüder  Günthers  v.  H.,  nämlich  Heinrich 
und  Christoph,  besassen  den  grössten  Theil  von  Putzkau ,  wo  auch 
Beide  wohnten ,  Heinrich  im  Nieder-,  Christoph  im  Obergute ,  dann 
Tröbigau^  Antheil  von  Obergun'g,  eine  Hufe  bei  der  Hungerau  und 
Bischofszehnt  zu  Auertitz  (?)  und  Quatttz  (bei  Niedergurig] ,  womit 
sie  1488  neu  belehnt  wurden.  Heinrich  hinterliess  zwei  Söhne: 
Caspar  und  Ulrich,  Christoph  deren  drei:  Friedrich,  Magnus 
und  Hans,  welche  sämmtlich  4507  die  Lehn  vom  Bischof  von  Meissen 
erhielten.  Caspar  erkaufte  1514  noch  Naundorf  hei  Tröbigau  und 
lebte  noch  4554.  Entweder  noch  er  oder  erst  seine  Söhne  Caspar 
und  Christoph  erwarben  kurz  vor  4557  von  Friedrich  v.  Bolberitz 
dessen  Gut  Pietschwitz  (N.  von  Göda)  nebst  den  Pertinenzstücken 
Semichau  und  dem  Pfaffenholz ,  Caspar  allein  4560  auch  noch  Gross- 
hähnichen  und  Zockau  (um  4000  fl.]  vom  Rathe  zu  Bischofswerde  hin- 
zu. 4559  that  Caspar  für  Putzkau,  sein  Bruder  Christoph  für  Pietsch- 
witz  dem  Kurfürsten  von  Sachsen ,  als  dem  neuen  Lehnsherrn ,  die 
Lehnspflieht.  Christoph  v.  H.  war  bischöflich  meissnischer  Haupt- 
mann zu  Beigem  und  verheirathete  4582  seine  Tochter  Agnes  mit 
dem  letzten  Bischöfe  von  Meissen,  Johann  v.  Haugwitz  „aus  dem 
Oberhofe  zu  Putzkau^  (also  wohl  dem  Sohne  des  obigen  Hans),. der 
bekanntlich  das  Jahr  vorher  die  bischöfliche  Würde  niedergelegt  hatte. 

2.  Linie  Nedaschitz. 

Seitdem  der  eine  Zweig  derer  v.  H.  auf  Neukirch  Putzkau  erkauft 
hatte,  scheint  das  Stammgut  Neukirch  lediglich  den  Vettern  überlassen 
worden  zu  sein.  So  wird  4407  ein  Heinrich  v.  H.  „gafiannt^uo- 
stul  zu  Neukirch^ ,  4449 — 44  mehrfach  ein  Günther  „zu  Neukirch^ 


50.  Die  T.  Eangwltz.  261 

erwähnt.  Um  1400  verkaufte  ein  Günther  v.  H. ,  wir  wissen 
nicht,  ob  derselbe,  mit  seinem  Bruder  Nico  laus  das  Gut  „der 
Hunger^  bei  Bischofswerde,  sowie  einen  Hof  in  dieser  Stadt  an  den 
dasigen  Rath.  VieUeidit  ist  letztrer  Günther  identisch  mit  dem, 
der  440S  Hartau  (W.  bei  Bischofswerde)  besaSs^  und  dieser  Nioolaus 
identisch  mit  dem  der  4408  ^zu  Burkou  bei  Elster'^  hdsst  7).  Gleich- 
zeitig wird  auch  ein  Otto  v.  H.  zu  SchmöllH  (0.  von  Bischofswerde) 
als  Zeuge  mehrfach  genannt,  von  welchem  wir  ebensowenig  mit 
Sicherheit  bestimmen  können,  ob  er  aus  dem  Hause  Neukirch  stammt, 
als  von  jenem  Christoph  v.  Haugwitz,  der  4487  Btli^ermeister  von 
Bischofswerde  war  und  1488  mit  einem  Theile  von  Poischaplitz  (NO. 
von  Bischofswerde)  imd  6  Mark  Zins  in  Kimewalde,  s&mmtlich 
bischöfl.  meissnischen  Lehnstttcken,  belehnt  ward,  und  dessen  Söhne 
Melchior  und  Hans  „zu  Bischobwerde'^  4499  über  Potschaplitz 
die  Lehn  empfingen. 

Seit  4442  erseheint  nun  auch  ein  Günther  v.  H.  zu  Nedaschitz 
gesessen,  für  dessen  Söhne  wir  die  Brüder  Gelfrad,  Zaehmann 
und  Heinrich  „zu  Nedaschitz^  halten  dürfen ,  deren  Nachkommen 
auch  Neukirch  besassen,  so  dass  dieser  Günther  sicher  aus  dem  alten 
Stammhaus  Neukirch  stammte.  Diese  drei  Brüder  kauften  44S5  von 
Balthasar  v.  Kamenz  auf  Pulssnitz  den  halben  Pferdezoll  in  der  Stadt 
Kamenz,  den  ihre  Nachkommen  zwischen  4557 — 66  (um  830  Thlr.) 
dem  Rathe  dieser  Stadt  überliessen^).  Von  diesen  Brüdern  stam- 
men ohne  Zweifel  Christoph  und  Balthasar  v.  H.  (wahrschein- 
lich Cousins),  Beide  auf  Nedaschitz.  Dieser  Christoph  erwarb  (vor 
U66)  das  grosse,  zur  königlichen  Oberlausitz  gehörige  Rittergut 
Gaussig  (N.  von  Neukirch)  nebst  Pertineneen  von  der  verarmten  Fa- 
milie V.  Gusk  und  nannte  sich  mindestens  seit  4466  „zuOaussig  ge- 
sessen^. In  den  damaligen  Streitigkeiten  im  JLönigreich  Böhmen  und 
den  zugehörigen  Landern  hielt  er  es  mit  der  cooservaitiven ,  katho- 
lischen Partei.  Als  sich  4467  die  Oberlausitz  von  dem  als  Ketzer 
gebannten  König  Georg  Podiebrad  lossagte  und  die  von  demselben 
eingesetzten  Landesbeamten  beseitigte,  wurde  daher  Christoph 
V.  Haugwitz  zum  Amtahauptmann  von  Budissin  erwaidt.  Er  lebte 
noch  4477.  Ein  Scieüsolm  von  ihm  war  Hans  v.  Maltitz,  der  um  4474 
die  Summe  von  50  £1.  an  seinen  Stiefvater  zahlen  sollte.     Christophs 


T)  Lant.  Mag.  187^  Hi  Anmerk.  Cod.  Sax.  H.  2.  401.  305.  Ltap.  Mag&z.  1660. 
99.  «)  Co«.  Sax.  H.  2.  9Sb,  389.  Uxkimd.-Verz.  H.  30<^.  Lans.  Magaz.  1866.  105 
AiuMrk. 


262  n.  Abtheilong. 

Vetter,  den  oben  genannten  Balthasar  v.  H.,  kennen  wir  fast  nur 
aus  einer  Belehnung  von  4  488 ,  durch  welche  ihm  Nedfischäz ,  das 
dazu  gehörige  Pomeklüz ,  jetzt  Klein-Praga  genannt,  femer  4  Mann  zu 
Göda,  eine  Mtthle  zu  Meuselwitz  (N.  von  Göda) ,  Steinigtwolmsdorf  (S. 
von  Neukirch]  nebst  seinen  Pertinenzen :  halb  Ringenham  und  Tatf/te- 
wcUde,  desgl.  OberoUendorf  (S.  von  Putzkau)  und  6  Mann  zu  Schwarz- 
fMUSslüz  (N.  bei  Obergurig) ,  sämmtlich  bischöfliche  Lehnstücke  ^  ge- 
reicht  wurden.  Da  genau  mit  denselben  Gtttem  (ausserdem  noch 
mit  Bahren  W.  von  Göda)  U93  „sein  Vetter«  Peter  v.  H. ,  dei?  ein- 
zige  Sohn  Christophs  auf  Gaussig ,  belehnt  ward,  so  dürfte  Balthasar 
kinderlos  gestorben  und  dadurch  sein  Vetter  sein  Erbe  geworden  sein. 
Dieser  Peter  v.  H.  erwarb  hierzu  \  488  noch  Guntersdorf  (N.  bei 
Gaussig) ,  4489  Obemeukirch  (51/4  Mann) ,  das  Dorf  Weife,  die  vom 
Bisthum  Meissen,  desgleichen  Bocka  (S.  von  Ostro) ,  Blonschüz,  Dober- 
kitz,  Drauschkowitz  (W.  von  Budissin),  Kleinwelka  (N.  von  Budissin), 
Frankenthal  (W.  von  bischofswerde)  und  Kotitz  (S.  von  Weissenberg) , 
die  von  der  Krone  Böhmen  zu  Lehn  rührten,  und  veräusserte  zu  wie- 
derholten  Malen  Zins  auf  diesen  Gütern  an  das  Domkapitel  zu  Bu- 
dissin. —  Als  Peter  v.  Haugwitz  auf  Gaussig  4520  starb,  hinterliess 
er  eine  Wittwe  Barbara  und  nicht  weniger  als  eilf  Söhne :  Chri- 
stoph, Heinrich,  Balthasar,  Gelfrad,  Zachmann,  Bastian, 
Hans,  Peter,  Jakob^  Wolf,  Simon,  von  denen  die  letzten 
fünf  bei  dem  Tode  des  Vaters  und  auch  noch  4528  unmündig  waren, 
und  mehrere  Töchter,  von  denen  Anna  mit  Caspar  v.  Schreibersdorf 
auf  Neschwitz  vermählt,  Elisabeth  wohl  Abbatissin  zu  Marienstem 
war.  Nachdem  die  Brüder  4543  Frankenthal  verkauft  hatten,  theilten 
sie  sich  in  die  väterlichen  Güter.  —  Christoph,  dem  4539  Steinigt- 
wolmsdorf und  Ringehain  gehörte,  ist  wohl  identisch  mit  dem  Chri- 
stoph V.  H. ,  der  als  Canonikus  zu  Budissin  f(ir  die  Einführung  der 
Reformation  in  diesem  Stift  zu  wirken  suchte.  —  Heinrich  war  zu 
Neukirch  (auf  dem  Niederhofe)  nebst  Bloaschitz  gesessen,  mit  welchen 
Gütern  4546  nach  seinem  Tode  und  abermals  4559  seine  Söhne 
Joachim  und  Abraham  belehnt  wurden.  —  Balthasar  besass 
halb  Nedaschüz,  Bahren,  TaiUtewalde,  die  4  Männer  zu  Göda  und  das 
königliche  Lehngut Böbschke  (Debisko) ;  seine  Söhne  hiessen  Baltha- 
sar, Heinrich,  Peter  und  Dietrich.  —  Von  Gelfrad,  der 
4525  Hofgerichtsschöppe  zu  Budissin  war,  und  Zachmann  wissen 
wir  weiter  nichts.  —  Bastian  hatte  Gaussig  inne,  verkaufte  es  aber 
4554  an  Martin  v.  Gersdorff.  Als  er  bald  darauf  staii),  thaten  (4555) 
seine  Söhne  Heinrich,  Siegsmund;  Ernst  und  Hans  dieLehn 


50.  Die  ▼.  HaogwitB.  263 

über  seine  sonstigen  Besitzungen,  und  Siegsmund  und  Hans  besassen 
spater  Drauschkawäz  und  Spittwäz  (bei  Nedaschitz).  —  Petern  ge- 
hörte OUendorf,  wo  er  den  ersten  protestantischen  Gei&lUichen  an- 
stellte ,  femer  Obergurig  nebst  Sara  und  TauUewalde ,  welche  Dörfer 
er  aber  4556  an  Caspar  Voigt  genannt  v.  Wirandt  verkaufte;  dafür 
hatte  er  4545  NaiusUt»  (Weiss-  oder  Rothnausslitz)  von  Balthasar 
V.  Bchlieben  erworben.  Seine  Söhne  Caspar,  Peter,  Nicolaus, 
Ghtistoph,  Gebhai:d  [vielleicht Gelfrad?],  Heinrich,  Günther 
wuMen  4559  mit  ihren  bisher  bischöflich  meissnischen,  jetzt  kur- 
fürstlich sächsischen  Lehnstücken  belehnt.  —  Wolf  war  noch  4562 
zu  Steinigiwoltnsdoff  gesessen  und  hatte  einen  Sohn  gleichen  Namens. 
—  Hans  und  Jakob  hatten  von  4538 — 45  in  auslandischen  Diensten 
gestanden.  Ersterer  besass  4557  Zolsendoff(f)j  Jakob  dagegen  An- 
theil  an  ^eukirchj  Bloasdiüz  und  Hähnichen.  Seine  Söhne  Chri- 
stoph, Peter,  Jakob,  Melchior  wurden  4559  mit  Neukirch 
belehnt,  verkauften  es  aber  4568  an  Elias  v.  Noslitz. 


Neben  diesem  aus  dem  Hause  Neukirch  hervorgegangenen  Haupt- 
stamme der  Familie  v.  Haugwitz  in  der  Oberlausitz  gab  es  noch  einen 
zweiten ,  von  dem  wir  nicht  entscheiden  mögen ,  ob  er  mit  jenem  in 
direktem  Zusammenhange  stehe;  wenigstens  fehlen  ihm  die  dort  üb- 
lichen charakteristischen  Vornamen.  Dieser  zweite  Hauptstamm  war 
im  Görlitzer  und  Löbauer  Weichbild  begütert,  und  zwar  scheinen  die 
Dörfer  Sänüz,  Leippa,  Dobers  und  Lodenau  (sämmtlich  nördlich  von 
Roüienburg)  seine  ursprünglichen  Stammgüter  gebildet  zu  haben. 
Schon  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  aber  war  auch  dieser  Stamm  in 
mehrere  Linien  getheilt ,  von  denen  die  Geibsdorf-Waldaü'er  und  die 
Gruna'er  sich  am  längsten  erhalten  haben. 

3.  Linie  Geibsdorf-Waldau. 

Zuerst  im  Jahre  4389  wird  ein  AI  brecht  v.  H.  als  Vormund 
der  Margarethe  v.  Rothenburg  auf  Schreibersdorf  (W.  von  Lauban]  ge- 
nannt. Obgleich  sein  Gut  nicht  genannt  wird,  dürfen  wir  annehmen, 
dass  er  das  dicht  neben  Schreibersdorf  gelegene  Geibsdorf  werde  be- 
sessen haben.  Wir  wissen  nicht,  ob  er  identisch  sei  mit  dem 
Albrecht  V.  H.,  der  4400  bei  Verleihung  einer  Zeidelweide  zu  Gör- 
litz Zeuge  war^].  — Seit  1447  werden  häufig  die  Brüder  Albrecht 
und  Rüdiger  V.  H.  erwähnt,  die  in  diesem  Jahre  Sänitz,  Leippaxmd 


9)  Urk.-Vers.  1.  129  No.  637.  Laus.  Mag.  1857.  48. 


264  Vi  Abtheiliuif . 

Dobers  an  NicoL  v.  KottwitE  verkauften  und  EUv^iäBsig  a«ch  Get&<* 
dorf  besassen.  Auch  Mückenham  (SW.  von  fiothenburgj  stduei&t 
Albrecht  nach  dem  Tode  Rentsch  Schaffs,  an  den  er  Ansprüche  hatte, 
eine  Zeit  lang  besessen  zu  haben.  44S8  halfen  beide  Brüder  Gorlitc 
gegen  die  Hussiten  vertbeidigen  und  Albrecht  noch  4  437  Lanbaner 
Bürger  aus  der  Gefangenschaft  der  Ketter  lösen  ^^) .  / 

Im  Besitze  von  Geibsdorf  folgten  die  Brüder  Heinrich  und 
Hans  V.  H.  4454  setzte  Heinrich  einen  Garten  nebst  Busch  icur 
Wiedemuth  für  den  Pfarrer  zu  Geibsdorf  aus.  4  470  g^örte  er  ^nd 
sein  Bruder  Hans  v.  H.  ^zu  Waldau^  (N.  v.  Geibsdorf)  zur  Mannschaft 
des  Weichbilds  Lauban  und  lebte  nodi  4^82^^).  —  Heinrich  hinter« 
Hess  einen  Sohn  Albrecht,  der  bereits  \filnf  erwachsene  Kinder 
hatte.  4  488  ward  eine  von  Albrechts  T(k)fatem  durch  den  Pfarrer  su 
Geibsdorf,  Peter  Bock ,  geschäudet.  Albrechts  einziger  Sohn  erstach 
den  Frevler,  wurde  aber  alsbald  selbst  erschlagen.  Der  Vater  starb 
vor  Gram.  So  fiel  sein  Gut  Geibsdorf  an  den  König,  der  es  (4489) 
an  den  Rath  zu  Lauban  (um  3000  fl.  ungar.)  verkaufte.  Von  der 
Kaufsumme  erhielten  die  Wittwe  Margarethe  200  fl.  und  zuerst 
zwei  Töchter,  Katharine  und  Regina  jede  50  Mark,  dann  auch 
noch  eine  dritte,  Margarethe,  200  fl.  meissn.,  wSlhrend  einer  vier- 
ten, Barbara,  „gutwillig^  vom  Rathe  zu  Lauban  40  Mark  ausgezahlt 
wurden  i^) . 

Als  Vormund  der  Hinterlassenen  kommt  bis  4494  der  oben  er- 
wähnte Hans  auf  Waldau  vor^  der  diese  Linie  der  Haugwitze  fort- 
pflanzte. Er  hatte  4  489  nach  dem  Tode  seines  Neflen  den  Bischofs- 
zehnt zu  Geibsdorf  zu  Lehn  erhalten.  4504  wurde  seinem  Sohne 
Christoph  V.  H.  auf  Waldau  dieser  Zins  gereicht.  In  demselben 
Jahre  hatte  Christoph  auch  Streit  mit  dem  Rathe  zu  Görlitz  wegen  der 
Forstbenutzung  der  Görlitzer  Heide ,  die  den  Bewohnern  von  Waldau 
bisher  zugestanden  hatte  ^') . 

Er  hinterliess  fUnf  Söhne:  Heinrich,  Christoph,  Siegs- 
mund, Hans  und  Balthasar,  die  4544  und  abermals  4549  mit 
dem  Bischofszehnt  zu  Geibsdorf  belehnt  wurden  und  4524  die  Güter 
SänüZy  Leippe  und  Dobers,  welche  einst  ihren  Vorfahren  gehört  hatten, 
vm  5000  Mark  vom  Rathe  zu  Görlitz  erkauften.    Dafür  verftusserten 


10)  Ürkand.-Ven.  L  190  No.  972.  I.  191  No.  979,  wo  Albiecht  ^o  GeibidoKf  ata 
Lehnszeuge  aafgefahrt  Ist.  Holscher ,  Hoika  59.  Laos.  Mag.  1860.  25.  U)  Urk.- 
Yen.  n.  72.  113».  149«.  13)  Müller,  Reformaziomgesch.  625.  ÜAond.-Yen.  n. 
167.  in.  7.  23.  Käaffer ,  Oberlaas.  TL.  415.  Oberlans.  Beytrage  «ir  Oelahrtlieit  m. 
54.        «)  ürk.-Ver2.  H.  167».  m.  55.  69. 


50.  Die  V.  Haugwitz.  265 

sie  4534  ihr  väterliches  Gut  WaUau  an  den  Rath  zu  Lauban,  dem  sie 
auch  den  Biachobzehnt  zu  Geibsdorf  4540  definitiv  Ubeiiiessen  ^^) . 
Die  Brüder  scheinen  sich  iil  die  jetzigen  Güter  so  getheilt  zu  haben^ 
dass  Heinrich  und  Siegsmund  Sänitz  und  Leippe,  Hans  und  Balthasar 
dagegen  (Christoph  haben  wir  nicht  mehr  erwtthnt  gefunden)  Dobers 
imH^ZoblÜM  (S.  bei  Sanitz),  das  sie  4530  erkauft  hatten,  erhielten. 
Heinrich  V.  H.  auf  Sänitz  war  4534  Kreisältester.  Die  Stadt  Görlitz 
klaj^e  (4531)  über  ihn,  dass  er  die  Boten  des  Raths  geschlagen,  ihnen 
die  j^üchsen  abgenommen,  Mörder  auf  seine  Güter  geleitet  etc.,  auch 
dass!  sein  Bruder  Siegsmund  auf  Sänitz  seinen  Knecht  dazu  angehalten 
hab^Y  einen  Bauer  zu  verwunden.  Zu  Sänüz  war  noch  4564  ein 
Heinrich,  zu  Letjp/ie  4572  ein  Melchior  (seine  Frau  Sabine  v. 
Gersdorfi)  gesessen,  dessen  Söhne  Balthasar  und  Melchior  1580 
mit  dem  väterlichen  Gute  Leippe  und  dem  Hammer  zu  Sänitz  belehnt 
wurden.  Beide  Güter  verkaufte  4585  Balthasar  an  Adam  v.  Raussen- 
dorf.'  Zoblitz  gehörte  4554  den  Brüdern  Heinrich  und  Andres, 
Z>o6er«  um  4 567  dem  Christoph  v.  H.  (seine  Frau  Anna  v.  Nostitz)^ 
dessen  Söhne,  Christoph  und  Balthasar,  4  579  mit  dem  väterlichen 
Gute  Dobers  belehnt  wurden. 

4.    Linie  Gruna. 

Seit  4440,  also  gleichzeitig  mit  den  oben  genannten  Brüdern 
Albrecht  und  Rüdiger  auf  Geibsdorf,  kommt  mehrfach  in  den  Gör- 
litzer Gerichtsbüchem  ein  Hans  v.  H.  vor,  der  4424  als  zu  Gruna 
(O.  von  Görlitz)  gesessen  bezeichnet  wird.  4422  dagegen  wird  ein 
Albrecht,  4428  ein  Ernst,  4434  ein  Günther,  der  4447  Zins  zu 
Gruna  verkaufte,  sämmtlich  als  zu  Gruna  gesessen,  genannt.  —  4488 
wurden  Hans  und  Chr  istophel  v.  H.  zu  Gruna  mit  dem  Bischofs- 
zehnt daselbst  belehnt.  Von  ihnen  haben  wir  Christoph  nur  noch 
4504,  Hans  aber  bis  4534  erwähnt  gefunden.  4502  wurde  Letzterem 
der  Bischofszehnt  zu  Troüschendarf,  Mebmdorf  (jetzt  Hochkirch)  und 
Neundarf  (sämmtlich  0.  von  Görlitz)  zu  Lehn  gereicht,  den  er  jedoch 
4543  um  544  Mark  an  den  Görlitzer  Bürger  Bernhard  Bemt  verkaufte. 
Nicht  minder  veräusserte  er  4548  den  Bisdiofszehnt  zu  Gersdarf  (N. 
von  Lauban)  um  200  Mark  und  4549  auch  sein  Gut  Gersdorf  selbst 
9n  den  Rath  zu  Lauban ^ft).  ^-4554  finden  wir  Bonaventura  v.  H., 


H)  Urkiuid.-yexz.  m.  121. 141.  140.  166.  »)  ürk.-TeM.  II.  62.  Grnnd- 
mann,  ood.  ^Ipl.  tappl.  I.  Lams.  Mag.  1858.  521.  üik.-yQK.  lU.  06.  109.  Orün- 
der 4  K4UbMi  197« 


266  II-  Abiheilnng. 

nach  dessen  Tode  4574  aber  seine  Söhne  Hans,  Christoph  und 
Caspar  im  Besitz^  des  Stammgutes  Gruna,  zu  welchem  Christoph 
4576  noch  halb  Altseidenberg  hinzukaufte. 


Ausser  den  bisher  aufgeführten  Hauptlinien  gab  es  im  45.  Jahr- 
hundert noch  eine  Linie  Lodenau  (S.  bei  Sänitz) ;  denn  als  daselbst 
gesessen  wird  4404  ein  „Haugwitz^,  4465  Dietrich  v.  H.,  dereinen 
Streit  wegen  der  dasigen  Mühle  gehabt  hatte  und  4  466  einen  Ver- 
gleich mit  den  Kirchvatem  der  Frauenkirche  zu  Görlitz  schloss, 
endlich  4482  auch  ein  Simon  v.  H.  auf  Sohra  erwdhnt,  der  wegen 
Verletzungen  vor  Gericht  geladen  wurde  ^*). 

Schon  das  grosse,  dreieckige  Siegel  des  Theodor  (Tilich)  v.  Hu- 
gewitz  zeigt  an  der  Urkunde  von  4334  im  Schild  den  Widderkopf, 
aber  nicht,  wie  später,  nach  rechts,  sondern  nach  links  gekehrt  ^^. 

51.   Die  y.  Helnriehsdorf  1) 

nannten  sich  nach  dem  jetzt  Grosshennersdorf  heissenden  Dorfe  N.  von 
Zittau  und  waren  fttr  dieses  Vasallen  der  Krone  Böhmen.  Sie  be- 
sassen  aber,  wie  es  scheint,  schon  Ende  des  43.  Jahrhunderts  auch 
das  östlich  anstossende  Neundorf,  weiches  damals  zum  Lande  Görlitz  ge- 
hörte, und  welches  sie  von  den  Herren  v.  Kamenz  zu  Lehn  hatten.  Auf 
einer  Versammlung  des  Adels  aus  der  Umgegend  zu  Bemstadt  befan- 
den sich  4296  auch  Ulmann  v.  Henrichsdorf  und  Friedrich  v. 
Nuowendorf,  Letztrer  Mariensternscher  Rlostervoigt  fttr  die Bem- 
stadter  Pflege.  Dieser  Ulmann  v.  Henrichsdorf  wird  noch  4307  bei 
einem  Verzicht  der  Gebrttder  v.  Gerlachsheim  auf  ihre  Besitzungen 
zu  Schönau  auf  dem  Eigen,  4342  zu  Zittau  bei  einer  Schenkung  Pri- 
czo's  V.  Schönburg  an  Marienstem,  4324  in  Grörlitz  bei  Herzog  Hein- 
rich von  Jauer,  dem  damaligen  Landesherm  auch  des  Zittauer  Weich- 
bilds, 4326  bei  einer  Schenkung  Otto's  v.  Stewitz  an  Marienthal  und 
in  demselben  Jahre  zu  Ostritz  bei  einem  Zinsverkaufe  der  Burggrafen 
V.  Dohna  an  dasselbe  Kloster,  als  Zeuge  erwähnt.  4323  war  derselbe 
sammt  seinem  Sohn  Friczco  in  Streit  mit  Marienstem  gerathen  und 
infolge  dessen  in  die  Güter  des  letzteren  auf  dem  Eigen  eingefallen, 
wo  er  Pferde  und  Vieh  geraubt  hatte.  Auf  Klage  des  Klosters  wurden 
die  Uebelthater  mit  Excommunikation  bedroht,  wenn  sie  nicht  binnen 
44  Tagen  den  Raub  zurttckstellten.  —  Gleichzeitig  mit  Ulmann  lebte 


M)  Urk.-Ven.  U.  98.  99.  Hort  er,  See  84.        ")  A.  MStera  No.  188. 
51.  0  Vgl.  über  diese  Familie:  Knothe,  Eig.  Krals  10  flg.  Cod.  Lot.  1U8. 


52.  Die  Heller.  267 

auch  ein  Brttderpaar  Otto  und  Peter  v.  Henrichsdorf,  denen  unter 
anderem  ein  Wald  zwischen  Hennersdorf  und  Wittchendorf  gehörte. 
Diesen  schenkte  4383  Otto  dem  Kloster  Marienstem,  wo  seines  in- 
zwischen verstorbenen  Bruders  T()chter;  Elisabeth  und  Runi- 
gunde,  Nonnen  waren.  Otto  lebte  noch  43S6.  —  Bald  darauf  scheint 
die  Familie  das  Gut  Hennersdorf  verkauft  zu  haben.  4348  erscheint  in 
einer  Eingabe  an  Kaiser  Karl  lY.  ein  Friczco  v.  Henriehsdorff, 
vielleicht  der  4323  genannte,  als  einer  der  Aeltesten  unter  dem  Adel 
des  Löbauer  Weichbilds,  ohne  dass  wir  wttssten,  welches  Gut  er  da* 
selbst  besessen.  4407  verkaufte  abermals  ein  Friczco  v.  H.  auch 
das  der  Familie  noch  verbliebene  Gut  Neundorf  an  Marienstem.  Seit- 
dem verschwindet  die  Familie  aus  der  Oberlausitz.  Die  späteren  Be- 
sitzer von  Grosshennersdorf ,  die  meist  ebenfalls  v.  Heinersdorf  ge- 
nannt wurden,  gehörten  sämmtlich  der  Familie  v.  Gersdorffan. 

52.   Die  Heller 

waren  ein  altes  Görlitzer  Patriciergeschlecht ,  das  aber  zugleich 
auch  Landgüter  besass  und  deshalb  zu  der  „Mannschaft '^j  des  Lan- 
des gehörte.  Schon *um  4334  besass  Hans  Heller  die  Dörfer  Dürr- 
hennersdorf,  Grossschiveidnüz,  Kunnersdorf  und  Ebersdorf  (sSimmt- 
lich  bei  Löbau),  die  auf  seine  Söhne  Hans  und  Tyle  vererbten 
und  von  diesen  später  an  die  v.  Haugwitz  verkauft  wurden.  Noch 
4374  legten  die  Gebrüder  Heller  deshalb  Zeugniss  über  die  Fischerei 
im  Löbauer  Wasser  ab^).  Ebenso  hatte  Hans  Heller  der  Vater,  wie 
der  Rath  zu  Görlitz  135S  in  einer  Eingabe  an  Kaiser  Karl  lY.  berich- 
tete, einst  47  Mark  Zins  zu  Girbigsdorf  (W.  v.  Görlitz)  erkauft,  „vom 
König  zu  Lehn  erhalten**,  später  aber  wieder  verkauft.  —  Hans  Hel- 
ler der  Sohn  und  dessen  Sohn  Nicolaus  verdusserten  4380^}  Zins 
auf  ihrem  Vorwerk  zu  Kunzendorf  (jetzt  Vorstadt  von  Görlitz)^  und 
noch  4392  wird  bei  einem  Heerzuge  der  Stadt  Görlitz  gegen  die 
V.  Hoberg  auf  Wilka  der  „alte  Bürgermeister  Niclas  Heller**  erwähnt. 
—  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  begegnen  uns  drei  Brüder  Heller 
Vincenz,  Hans,  verh.  mit  Katbarine  v.  Gersdorff,  gestorben 
vor  4430,  und  Nico  laus.  Von  diesen  erkaufte  Vincenz  „zu  Sercha^ 
(N.  V.  Görlitz)  4449  von  denen  v.  Kottwitz  um  600  fl.  die  Burg  Lands- 
krone nebst  den  zugehörigen  Ortschaften  und  wohnte  von  da  an  län- 
gere Zeit  mit  seiner  Familie  in  der  alten  Ritterburg.  Bald  darauf 
aber  gestattete  er  mit  Zustimmung  seiner  Schwiegersöhne  Wenzel 


&!2.  0  Urk.-Ven.  I.  94.        >)  Ebend.  I.  109. 


268  n.  Abtheünng. 

Emmerich  und  Nie.  Gttntsel  zu  GiJrlitz  dem  Raihe  zu  Gi^Iitc,  der 
eine  Besetzung  derselben  durch  die  Hussiten  befürchtete,  sie  zu  bre- 
chen, und  behielt  sich  nur  die  llahlstatt  des  Berges  und  das  VorweriL 
daselbst  vor.  Aber  auch  diese  Besitzungen  sanunt  den  Trttmmern  der 
Burg  verkaufte  er  \  426  ^) .  4  430  gelobten  Vincenz  Heller  und  die  oben 
genannte  Wittwe  seines  Bruders  Hans,  zu  Ludtcigadorf  (N.  von  Gör- 
litz) gesessen,  230  Mark  schuldig  zu  sein  „dem  ehrbaren,  wohltttchti- 
gen  Knechte  Nicolaus  Heller,  ihrem  Bruder^  und  begaben  sich^  da 
dieser  nur  Bllrger  von  Görlitz  war,  zu  seiner  grösseren  Sicherheit 
„aus  Mannenrecht  in  Stadtrecht^  ^j .  —  Ein  andrer  Vi  nee nz  Heller, 
vielleicht  ein  Sohn  des  vorigen ,  der  4  450  als  Student  zu  Leipzig  in> 
scribirt  worden  war,  erhielt  4460  von  dem  Bischöfe  von  Meissen  die 
Erlaubniss,  sich  von  seiner  Frau  Juliane  „um  etlicher  Grebrechen 
willen"  auf  45  Jahre  von  Tisch  und  Bett  zu  scheiden.  —  4477  war 
ein  Caspar  Heller  Bibersteinscher  Hauptmann  zu  Friedland ^). 

53.  Die  T.  Helwigsdorf 

haben  wir  erst  seit  dem  letzten  Viertel  des  45»  Jahrhunderts  in  der 
Oberlausitz  angetroffen.  4472  schloss  Liboriusv.  H.  einen  Vertrag 
mit  dem  Pfarrer  zu  Grosspostwüz  (S.  von  Budissin),  welches  ihm  ge- 
hörte, welches  er  aber  4507  an  den  Rath  zu  Budissin  verkaufte.  4509 
erscheint  er  als  zu  Grossgrabe  (N.  von  Kamenz)  gesessen.  —  4534 
erkaufte  ein  Liboriusv.  H.  zu  Grossgrabe,  wir  vnssen  nicht,  ob 
der  vorige  oder  ein  gleichnamiger  Sohn,  das  halbe  Dort  Niederbulleritz 
(dicht  bei  Grabe)  und  besass  ausserdem  noch  Wiednüz  (N.  von  Grabe) . 
Denn  nach  seinem  Tode  wurden  4536  seine  Söhne  Christoph, 
Hans  und  Caspar  mit  Grossgrabe,  Wiednitz  und  Niederbulleritz 
belehnt.  Sie  theilten  sich  so,  dass  Christoph  Grossgrabe,  womit  er 
4565  neubelehnt  ward,  Hans  Wiednitz ,  zu  welchem  er  4562  noch 
Skaske  (SW.  von  Wittichenau)  erwarb,  und  Caspar  Bulleritz  erhielt, 
fUr  welches  4565  die  Vormünder  seiner  Kinder  die  Lehn  such- 
ten. Seit  4580  wird  Benno  v.  H.  auf  Grossgrabe  oft  genannt,  der 
459?  Amtshauptmann  zu  Budissin  war  und  ausser  Wiednitz  auch 
Kosel  (W.  von  Grabe)  besass  und  4  600  auf  Lieske  (W.  von  Ossling) 
gesessen  war^). 


8)  Enanthe,  In  Ereislg'g  Beyträgen  m.  322  flg.  Grosser,  Merkwäid.  Y.  12. 
*)  tJrk.-Verz.  II.  26  flg.  1425  war  ein  Tincenz  Heller,  wir  bezweifeln  ob  der  bis- 
her genannte,  Oflicial  des  Propstes  von  Bndissin.  Urkund.-Verz.  II.  16b.  6)  Eben- 
daselbst II.  132». 

53.  1)  Crk.-Yerz.  II.  117.  Kirehengall.  88.  A/ £5nlgtWkk.  L.  6.  Im  A.  Ofesd. 


54.  Die  y.  Henitsdorf.  269 

54.   Die  T.  Hermadorf^ 

früher  v.  Hermannsdorf,  gehörten  wohl  nicht  zu  dem  meiasmaehen 
Geschlecht  dieses  Namens,  welches  im  44.  Jahrhundert  Polenz  (SO. 
von  Stolpen}  besass,  sondern  nannten  sich  wahrscheinlich  nach  dem 
südlich  von  Ruhland  gelegenen  oberlaus.  Dorfe  Hermsdorf,  Wenig- 
stens stimmt  das  Wappen  der  oberlaus.  Familie,  wie  es  sich  auf  einem 
Siegel  des  Hannus  v..H.  v.  J.  4426  darstellt  (eine  querliegende 
Schindel,  unter  welcher  drei  Rosen) ,  weder  mit  dem  der  meissnisehen 
V.  H.nach  Siegeln  von  4378  und  4440  im  A.  Dresd.  (zweiVogelhSlse), 
noch  mit  denen  andrer  gleichnamigen  Adelsfamilien  bei  Siebmacher 
ttberein.  In  der  Oberlausitz  erscheint  zuerst  Hans  Hermsdorf  zu 
lAtbenau  (W.  von  Kamenz).  gesessen,  der  4  426  Gewflhrsbürge  für 
seinen  Lehnsherrn,  Heinrich  Herrn  v.  Kamenz,  bei  dem  Verkaufe  von 
Nebelschitz  war,  sich  4432  nebst  anderen  Adlidien  für  die  Zahlung 
einer  der  Stadt  Kamenz  von  den  Hussiten  auferlegten  Kriegscontribu- 
tion  verbürgte  und  4  438  nach  dem  erblosen  Tode  Borso's  Herrn  v.  Ka- 
menz unmittelbarer  Vasall  der  Krone  Böhmen  wurde  ^).  —  4447  hatte 
das  Domkapitel  zu  Budissin  Zins  stehen  auf  irau^dor/(N.  von  Kamenz), 
das  dem  Balthasar  v.  H.  auf  Grossseüschm  'gehörte,  und  4455  er- 
kaufte Hinko  V.  Hermannsdorf  „bei  dem  Tcnscher  gesessen^  Gross- 
hänichen  (0.  von  ühyst  am  Taucher)  von  Joachim  v.  Bolberita  ^) .  -*- 
4460  wurden  nach  dem  Tode  des  obenerwähnten  Hans  v.  H.  seine 
Söhne  Ambrosius  und  Nicolaus  mit  lAd^enau,  Fellersdorf  (?)  und 
Krummenforst  (N.  von  Budissin)  belehnt.  Von  diesen  Brüdern  war 
Ambrosius  spKter  Klostervoigt  zu  Marienstem  und  ward  4485  in  Ka- 
menz von  einem  einstürzenden  Dachgiebel  erschlagen.  Der  andre 
Bruder  Nicolaus  besass  balb  SchwepnUx  (N.  v.  Königsbrück)  und  war 
4498  einer  der  Aeltesten  der  Ritterschaft  &) .  Dieser  Nicolaus  „der 
ältere^  auf  Schwejmitz  sammt  Heinrich  und  Nicolaus  „dem  jün- 
geren**, Gebrüder  und  Vettern  V.  H.,  sowie  Hieronymus,  Barlei 
und  Bernt,  ihre  auswärtigen  Brüder  und  Vettern  (jedenfalls  Söhne 
von  Ambrosius)  y  verkauften  4508  ihr  väterlich  Gut  Liebenau  um 
4300  Mark  an  die  Stadt  Kamenz^).  —  Mindestens  von  4537 — 56  be- 
sass ein  Hans  V.  H.  das  bischöfl.  meissnische  Dorf  Potschaplüz  (NO. 
V.  Bischofswerde)  *).  —  4584  erwarb  ein  Günther  v.  H.  auf  Polenz 
Gut  und  Dorf  Mengelsdorf  (bei  Reichenbach)  von  Hans  v.  Wamsdorf, 

.  54.  i)  A  MStem  No.  86,  Ürk.-Yen.  n.  31».  47b.  S)  a.  Bnd.  IIb.  fondatlo- 
nvm  fol.  OCLXY.  GrandmaBn,  ooUed.  11.  123^  im  A.  Diesd.  >)  Urk.-Ven. 
U.  87«.  m.  45^.        «)  Ebend.  IH.  77«        S)  eercken,  Siolpan  509. 


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270  n.  Abtheiluog. 

verkaufte  aber  h  590  einen  Antheil  dieses  Gutes  und  ebenso  4  603  das 
Gut  Gersdorf  (bei  Reichenbach]  um  \  4000  Thir.  an  denselben  Hans  v. 
Wamsdorf. 

56.  Die  y.  Heynitz^ 

ein  altes  meisanisches,  vielverzweigtes  Geschlecht,  haben  einige  Male, 
aber  nur  auf  kurze  Zeit,  auch  in  der  Oberlausitz  Gttter  besessen. 
4414  kaufte  Nicolaus  v.  H.  von  den  Brüdern  v.  Teichnitz  ein 
Wäldchen  bei  Oppach^  das  vom  Bisthum  Meissen  zu  Lehn  ging.  — 
Ebenfalls  ein  Nicolaus  v.  H. ,  wir  vermuthen ,  nicht  derselbe,  war 
durch  seine  Mutter  Anna  der  Stiefsohn  Borso's  Herrn  v.  Kamen«  ge- 
worden und  hatte  von  diesem  die  zur  Herrschaft  Kamenz  gehörigen 
Güter,  Antheil  an  Bischheim  und  an  Gelenau  (beide  SW.  von  Kamenz], 
sowie  die  Hfilfte  des  langen  Holzes  bei  Strctssgröbdien  erhalten.  Als 
1438  Borso  ohne  Leibeserben  starb  und  sein  Antheil  an  der  Herrschaft 
Kamenz  an  den  Landesherm  fiel ,  verlieh  Letzterer  „aus  königlicher 
Gnade^  dem  Nicolaus  v.  H.  noch  das  Dorf  BembnuA  (N.  bei  Kamenz). 
Letzteres  verkaufte  Nicolaus  mit  Zustimmung  seiner  Frau  Agnes 
4443  an  das  Gotteshaus  zu  Kamenz,  wobei  er  als  „wohnhaft  zu 
Kamenz'^  bezeichnet  wird.  Gleichzeitig  (4444]  verkaufte  (wohl  der- 
selbe) Nicolaus  v.  Heynitz  die  Hälfte  von  Oberlichtenau  |(SW.  von 
Kamenz)  an  Hans  v.  Schönberg  ^).  —  Anfang  des  46.  Jahrhunderts 
hatte  ein  Jahn  v.  H.  einen  Antheil  von  Liebenau  (W.  von  Kamenz) 
um  800  Mark  von  den  Gebrüdem  und  Vettern  v.  Hermsdorf,  aber 
nur  auf  Wiederkauf  erworben.  4  504  verkaufte  er,  „zu  Liebenau  ge- 
sessen^, Zins  an  einen  Altar  zu  Kamenz.  Als  aber  4508  die  v.  Henns- 
dorf ihr  Gut  Liebenau  um  4300  Mark  dem  Rathe  zu  Kamenz  über- 
liessen ,  erhielt  Jahn  v.  H.  jene  Kaufsumme  von  800  Mark  zurück- 
erstattet. 4540  erkaufte  er  um  780  fl.  von  Hans  v.  Lehen  dessen 
Antheil  an  Lückersdorf  {SVi.  von  Kamenz) ,  den  er  aber  auch  alsbald 
wieder  veräusserte  2) . 


^  56.   Die  Hfrschberg,  später  Hirscliberg  von  Wartemberg, 

waren  ursprünglich  eine  bäuerliche  Familie  und  stammten  von 
Mathias  Hirsperger  ab,  der  Fleischer  und  Kretschambesitzer  zu 
Maiwalde  im  Herzogthum  Jauer  war.  Dessen  Sohn  Bartholomäus 
wendete  sich  vor  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  nach  Görlitz  und  betrieb 


öö«.  0  Orandmsnii»  collect. I.  im  A.I>re64.  Lau.  Mag.  1866.  d8.  Fraagtsdl, 
die  ▼.  Schdnberg  I.  130.        <)  A.  Kamenz.  i 


56.  Die  Hinehberg.  271 

daselbst  ebenfalls  das  Fleischerhandwerk,  mit  dem  er  spater  ein 
Kramladengeschäft  verband.  Durch  beide  Gewerbe  legte  er  den 
Grund  zu  seinem  nachmals  bedeutenden  Vermögen.  Schon  4450 
war  er  Rathsherr;  4454  erkaufte  er  von  der  Stadt  (um  436  Mark)  das 
Gut  Markersdorf  (W.  von  Görlitz} ,  4460  von  den  Gebr.  v.  Gersdorff 
LUsa  (N.  von  Görlitz),  4465  von  einem  Görlitzer  Bürger  (um  300 
Mark  Gr.)  Schlauroth  (0.  bei  Markersdorf) ,  um  gleiche  Zeit  auch  das 
grosse  Gut  Konigshain,  wo  er  Von  da  an  meist  wohnte,  4468  von  den 
£rben  des  Martin  Lauterbach  Schönbrunn  (SO.  von  Crörlitz)  und  hatte 
4476  auch  Besitzungen  in  Zodel  (W.  bei  Lissa)^).  So  war  denn 
„Barihel  Hirssberg*^  nicht  nur  Bürger  von  Görlitz,  sondern  auch 
Landsasse  im  Weichbild  Görlitz.  Denn  z.  B.  Lissa  war  kein  mit  der 
Stadt  Görlitz  leidendes  und  vom  Erbrichter  der  Stadt  zu  verreichendes 
Gut,  sondern  ein  mit  dem  Lande  d.  h.  dem  Adel  leidendes,  und  war 
daher  dem  Hirschberg  vom  Landvoigt  zu  Lehn  gereicht  worden.  Als 
Rathsherr  ritt  er  4  458  nebst  Anderen  zur  Huldigung  König  Georg 
Podiebrads  nach  Prag  und  führte  4  468  das  Görlitzer  Contingent  zur 
Belagerung  der  Feste  Hoyerswerde.  Er  starb  4  478  und  vermachte 
den  Franziskanern  zu  Görlitz  eine  jahrliche  Tonne  Häringe,  wofUr 
diese  für  ihn ,  seine  Aeltem  und  seine  drei  Frauen  ein  Anniversarium 
veranstalteten  2).  Sein  einziger  Sohn  und  Erbe  war  August  in 
Hirsch  borg,  der  4479  von  König  Mathias  selbst  mit  den  Lehn* 
gutem  Kifnigshctm  und  JUssa  belehnt  ward.  Auch  er  war  Rathsherr 
in  seiner  Vaterstadt ,  starb  aber  schon  4  483  und  ward  bei  den  Fran- 
ziskanern, denen  auch  er  Vermachtnisse  (z.  B.  50  fl.  rhein.  zu  Büchern) 
ausgesetzt  hatte,  begraben^).  Dessen  einziger  Sohn  Bart  hei 
Hirsch  borg,  obgleich  „zu  Königshain  gesessen^,  blieb  doch  eben* 
falls  Bürger  von  Görlitz.  Aber  er  hatte  alsbald  vielfach  Streit  .mit 
dem  dasigen  Rathe,  4  486  wegen  eines  Seelgeräthes,  das  seine  Mutter 
Hedwig  gestiftet,  4498  wegen  eines  Altars  an  der  Frauenkirche, 
den  seine  Aeltem  zu  fundiren  versprochen,  4490  wegen  fremden 
Bieres ,  das  er  in  seinem  Kretscham  zu  Schönbrunn  hatte  schenken 
lassen  ^) .  Ueberhaupt  fühlte  er  sich  als  unabhängig  schaltender  Erb- 
herr auf  seinen  Gutem ,  auf  denen  doch  die  Obergerichtsbarkeit  den 
königl.  Gerichten  zu  Görlitz  zustand.  4503  hatte  er  im  Ge&ngniss 
seines  Erbgerichts  zu  Schönbrunn  einem  Manne  die  Füsse  erfrieren 


56.  J)  Ürk.-Ver».  U.  89.  99.  107.  130.  ^  Laus,  Hag.  1776.  273.  N.  Script, 
nr.  hia.  I.  273.  Urknnd.-yen.  lU.  15.  >)  Ebendaa.  D.  136.  N.  Script.  I.  284. 
<)  Urk.-Ven.  U.  156.  m.  15.  37.  N.  Script.  U.  202. 


272  11-  Abtheilang. 

fassen,  den  er  nach  Görlitz  hatte  abliefern  sollen.  Deshalb  wurde  er 
in  die  Acht  erklärt,  die  er  auch  abtragen  musste.  In  einem  lang- 
wierigen Prozesse  zwischen  der  Stadt  Görlitz  und  dem  Kloster 
Marienstem  stand  er  [\  494 ) ,  als  Beisitzer  im  obersten  Landes- 
gerichtshof, dem  Judicium  ordinarium  zu  Budissin ,  mit  allen  Mannen 
auf  Seiten  des  Klosters  wider  die  Stadt  ^).  Schon  4493  hatte  er,  wir 
wissen  nicht  weshalb ,  all  seine  Zinsen  und  sonstigen  Gerechtsame 
in  den  Dörfern  Markersdorf,  Schönbrunn,  Lissa,  Zodel  (50  fl.  ungar.) 
um  4000  fl.  wiederkäuflich  an  Martin  Romer,  Amtmann  zu  Zwickau, 
überlassen.  4504  verkaufte  er,  wegen  Ehebruch  allgemein  verach- 
tet, auch  Königshain  (um  4500  fl.  ungar.)  an  den  Görlitzer  Bflrger 
Hans  Frentzel  und  erwarb  dafUr  die  böhmische  Herrschaft  Wartem- 
berg ,  wodurch  er  in  den  böhmischen  Herrenstand  eintrat.  Erst  von 
jetzt  an  schreibt  er  sich  Barthel  von  Hirschberg  oder  „Hirscbberg 
V.  Wartemberg".  Dort  in  Böhmen  muss  er  gestorben  sein-  — 
Er  hinterliess  zwei  Söhne  Caspar  und  E  r  a  s  m  u  s  und  zwei  Töchter, 
von  denen  eine  an  Hans  v.  Penzig  verheirathet  war,  die  andere  4508 
im  Kloster  Lieben thal  in  Schlesien  als  Nonne  eingekleidet  ward.  Die 
Brüder  v.  H.  besassen  in  der  Oberlausitz  nur  noch  Schönbmnn.  Da 
hatte  Caspars  Sohn  (seinen  Vornamen  erfahren  wir  nicht)  seinen 
Onkel  Erasmus  zu  Wartemberg  erstochen.  Dadurch  war  des  Eras^ 
mus  Hälfte  von  Schönbrunn  an  den  König  heimgefallen.  Auch  Cas- 
par wollte  jetzt  seine  andere  Hälfte  gern  veräussem.  Der  Rath  zu 
Görlitz,  dem  er  das  Gut  anbot,  weigerte  sich.  Da  erwarb  4534  Siegs- 
mund V.  Wamsdorf  die  eine ,  wie  die  andere  Hälfte ,  und  so  ver- 
schwinden die  V.  Hirschberg  aus  der  Zahl  der  oberlausitzischen  Guts- 
besitzer*). Die  böhmische  Herrschaft  Wartemberg  ward  im  dreissig- 
jahrigen  Kriege  von  Kaiser  Ferdinand  IL  „den  Brüdern  Balthasar  und 
Erasmus  Hirschberger  v.  Königsheim^  confiscirt^). 

Das  Epitaph  Augustin  Hirschbergs  (4483],  der  sich  also  noch 
nicht  von  H.  nannte,  zeigt  als  sein  Wappen  einen  goldnen  Yogel- 
hals  mit  roth  und  weiss  carrirtem  Halsband  im  rothen  Felde  und  den- 
selben Yogelhals  mit  drei  weissen  und  rothen  Federn  auf  dem  Kopfe, 
als  Helmzier  ^) . 


ft)  Urk.-Veri.  H.  150.  HI.  15  (bi«).  N.  Seript.  H.  381.  346.  «)  N.  Script.  IV. 
232.  Urk.-Ven.  in.  142  (bla).  t)  Balbin^s  Über  eniiaUs  von  den  Tenchiedenen 
Oerichtshdfen  des Konlgrelclis  Bdhmen.  ÜebersetEt  tob  Graf  Averaperg  H.  354. 
8)  Abgebildet  bei  Schulz,  Alterfb.  I.  2. 


57.  Die  V.  Hoberg.  273 

57.  Die  T.  Ho]berg  1), 

auch  Huberg;  Hubrig  geschrieben,  waren  nach  der  Oberlausitz 
entweder  aus  Schlesien  oder  aus  dem  Meissnischen,  wo  sie  schon 
4  495  vorkommen;  eingewandert,  und  zwar  finden  wir  dieselben  zu- 
erst auf  den  beiden  benachbarten  Gütern  Wilka  und  Bohra  (SO.  von 
Radmeritz]  gesessen,  die  ihnen  schon  seit  Anfang  des  44.  Jahrhun- 
derts gehört  haben  dürften.  Um  4364  stiftete  eine  „Frau  Agathe 
V.  Welkov^  geb.  v.  Redem  bei  den  Franziskanern  zu  Görlitz  für 
ihren  Mann  Heinrich  und  dessen  Vater  Johann  ein  Jahresgedächt- 
niss  und  ebenso  später  ein  W.  a  1 1  h  e  r  v.  W  e  1  k  o  v  eine  ewige  Messe. 
Wir  yermuthen,  dass  diese  Agathe  und  ihr  Mann  Heinrich  die  Aeltem 
des  einen  Brttderpaares  Heinrich  und  Jone  v.  Hoberg  (deren 
Votnamen  mit  denen  von  Vater  und  Grossvater  übereinstimmen)  ge- 
wesen seien,  welches  Ende  des  44.  Jahrhunderts  Hof  und  Vorwerk 
zu  Bohra  und  Antheil  am  Dorfe  Wüka  besass.  Ein  anderes  Brüder- 
paar, Conrad  und  Tiezmannv.  H.;  wohnte  zu  derselben  Zeit  zu 
Wüka  und  besass  Antheil  am  Dorfe  Bohra,  Ihr  Vater  war  vielleicht 
jener  Peter  v.  H.,  der  4359  durch  Richter  und  Schoppen  von  Zittau 
aus  Reichenau  (O.  von  Zittau)  verwiesen  ward,  weil  er  den  dasigen 
Richter  getödtet  hattet),  und  der  spSIter  (4394)  selbst  „in  seinen  vier 
Pfählen"  zu  Wilka  von  Tiezmann  v.  Gersdorff  erschlagen  wurde. 
Zeitgenossen  von  diesem  Peter  und  jenem  Heinrich  v.  H.  (dem  Vater) 
waren  femer  Nicolaus  v.  H.,  der  von  4362 — 99  als  Pfarrer  in 
Ostritz  genannt  wird,  und  Sander  v.  H.,  der  schon  4377^)  im  Ge- 
folge der  Herren  v.  Biberstein  vorkommt  und  1397  von  denselben 
die  Landskrone  als  Afterlehn  erhielt. 

4.   Linie  Wilka. 

Die  V.  Hoberg  waren  damals  ein  gewaltthätiges  Geschlecht.  So 
hatten  denn  auch  die  oben  genannten  Brüder  Conrad  und  Tiez- 
mann auf  Wilka,  wie  es  scheint,  einen  Strassenraub  verübt.  Wenig- 
stens rückten  nach  mehrfachen  vorausgegangenen  Besprechungen 
4392  die  Truppen  der  Sechsstädte  unter  des  Landvoigts  eigner  Füh- 
rung nach  Wilka  „und  nahmen  daselbst  den  Hof  ein^ ;  die  beiden 
Brüder  aber  führte  man  gefangen  nach  Görlitz   und  legte  sie  in  den 


57.  1)  Ausführlicher  tod  uns  hehandelt  im  Laus.  Magaz.  1868.  350  flg.  ^^Die  ▼. 
Hoherg  Id  der  Oherlaus.'',  wo  auch  die  Nachweisvngen.  >)  Carpzov ,  Anal.  I.  251. 
3)  Riedel,  cod.  Braudeuh.  I.  20.  357. 

K  «  0 1  h  e ,  6«8ch.  d.  Ob«rl.  Ad«is.  1 8 


274  I-  Abtheilung. 

Thurm.  Trotz  der  Fürsprache  des  Adels  bestätigte  Herzog  Johann 
von  Görlitz,  der  damalige  Landesherr,  das  Verfahren.  Einige  Zeit 
später  aber  finden  wir  Conrad  (Tiezmann  wird  nieht  mehr  genannt) 
wieder  im  Besitze  von  Wilka.  Aber  bald  musste  er  es  an  die  Ge- 
brüder Sleiffe  aus  Görlitz  verpfänden  und  4424  definitiv  abtreten. 
Dafür  hatte  er  und  Burggrat  Wentsch  v.  Donyn  auf  Badmerit2  ihre 
Güter  ^zusammengemacht  und  geworfen  zu  Gesammtlehn'^,  und  so 
wurde  denn  4420  Conrad  v.  H.  und  sein  Sohn  Hans  nebst  Wentsch 
v.  Donyn  von  König  Siegsmund  von  Böhmen  mit  Rcuimeritx ,  (Ober-) 
Rudelsdorf,  Lomnüz  und  was  sie  zu  Retulnitz  und  Bohra  hatten ,  zu 
gesammter  Hand  belehnt.  Mindestens  seit  4418  wohnte  Conrad  zu 
Radmeritz ,  von  dem  ihm  (und  Wentsch  v.  Donyn)  aber  nur  die  eine 
Hälfte  gehörte.  Mit  den  Besitzern  der  anderen  Hälfte,  den  Gebrü- 
dern V.  Gersdorfi*,  lebte  er  bis  4  425  in  unaufhörlichem  Streit,  ja  blu- 
tiger Fehde.  Uebrigens  war  er  einer  der  angesehensten  Mannen  des 
Görlitzer  Weichbilds  und  wurde  4448  als  Deputirter  des  Adels  nach 
Prag  geschickt ,  um  gegen  den  damaligen  Landvoigt  Klage  zu  fuhren, 
und  4  420  als  einer  der  Bevollmächtigten  der  Mannschaft  nach  Breslau 
gesendet ,  um  dem  neuen  Landesherm ,  König  Siegsmund ,  zu  huldi- 
gen^). 4424  kämpfte  er  tapfer  mit  gegen  die  Hussiten;  seit  4425 
aber  wird  er  nicht  mehr  erwähnt.  —  Sein  schon  4420  mitbelehnter 
Sohn  Hans  scheint  Radmeritz  gänzlich  an  Went^h  v.  Donyn  den 
jüngeren  überlassen  und  dafür  Schadewalde  (bei  Marklissa)  erworben 
zu  haben.  Wenigstens  schickte  4428  der  Rath  zu  Görlitz  einen  Boten 
mitten  in  der  Nacht  zu  „Hans  v.  H.  nach  Schadewalde'',  dass  er  zu 
den  Mannen  käme  wegen  des  Zuges  nach  Schlesien.  Schon  4425 
war  er  in  diplomatischer  Sendung  bei  König  Siegsmund  in  Ofen  ge- 
wesen und  hatte  4427  bei  dem  Angriff  der  Hussiten  gegen  Görlitz 
als  Hauptmann  das  dasige  Niklasthor  vertheidigt.  Zuletzt  haben  wir 
ihn  4429  gefunden.  —  Er  hinterliess  drei  Söhne  Hans,  Heinrich 
und  Nicolaus  v.  H.,  die  Schadewalde  an  Heinrich  v.  Döbschitz  ver- 
kauft zu  haben  scheinen  und  seit  4432  zu  Kiesslingswalde  (W.  von 
Lauban)  gesessen  waren.  Von  ihnen  starben  4  472  Johann  und  Hein- 
rich ,  die  bei  den  Franziskanern  zu  Görlitz  ein  Jahresgedächtniss  ge- 
stiftet hatten.  Wahrscheinlich  war  der  Christoph  v.  H.  „etwa  zu 
Kiesslingswalde^,  der  4482  dem  Rath  zu  Lauban  eine  Urfehde  schwor, 
der  Sohn  eines  dieser  Brüder.  Nicolaus ,  der  dritte  Bruder,  war  min- 
destens seit  4470  zu  Kunnersdorf  \xn  Weichbild  Lauban  gesessen,  das 


*)  Ürk.-Verz.  II.  1«. 


57.  Die  V.  Hobeig.  275 

eben  seit  jener  Zeit  auch  Holzkirch  genannt  ward.  Er  hinterliess  zwei 
Söhne,  Conrad  und  Hans,  die  4494  als  zu  Holzkirch  gesessen  be- 
zeichnet werden.  Von  diesen  hatte  Hans  drei  Söhne,  Melchior, 
Heinrich  und  Nico  laus.  Schon  4499  verkauften  die  beiden 
Letzteren  ihren  Antheil  an  der  Hälfte  von  Holzkirch  (um  625  Hark)  an 
den  Rath  zu  Lauban ,  Melchior  aber  den  seinigen  4  54  6  an  die  Gebrü- 
der V.  Uechtritz  auf  Steinkirch.  Während  bei  diesem  Verkauf  noch 
sein  Onkel  Conrad  v.  H.  zugegen  war,  veräusserte  45S9  ein  Hans 
V.  H. ,  jedenfalls  Conrads  Sohn ,  seine  (andere)  Hälfte  von  Holzkirch 
ebenfalls  an  die  v.  Uechtritz.  —  Wohin  siqh  darauf  dieser  Zweig 
derer  v.  H.  gewendet  habe,  wissen  wir  nicht.  4546  war  ein  Hencze 
Hobrigk  zu  Domhennersdorf  (0.  von  Hirschfelde) ,  4520  ein  Hans 
Hubrigk  zu  Wiesa  (W.  von  Seidenberg)  gesessen.  Die  Nachkom- 
men des  Letzteren  haben  dies  zu  Böhmen  gehörige ,  unter  der  Herr- 
schaft Friedland  stehende  Gut  Wiesa  noch  lange  inne  gehabt.  —  Ein 
anderer  Johann  v.  Hoberg,  dessen  Vorfahren  sich  schon  „in  alter 
Zeit  nach  Zittau  gewendet  haben  sollen^,  ward  4548  nach  dem  Pön- 
fall  von  den  königl.  Conuuissaren  zum  dritten  Bürgermeister  daselbst 
ernannt  t  war  4554 — 54  regierender  Btti*germeister  und  starb  4559 
hochbetagt  plötzlich  in  der  Kirche. 

2.   Linie  Bebra. 

Die  schon  oben  erwähnten  Brüder  Heinrich  und  Jone  v.  Ho- 
berg besassen  Hof  und  Voi*werk  zu  Bohra  und  Antheil  an  dem  ihren 
Vettern  gehörigen  Wilka,  Sie  verglichen  sich  4396  mit  ihrer  Schwe- 
ster Margarethe  „um  ihres  Vaters  Gut''.  Heinrich  v.  H.  war  ein 
äusserst  gewaltthätiger  Herr.  4398  hatte  er  theilgenommen  an  einem 
Raube  in  der  Görlitzer  Heide.  4403  ward  er  und  sein  Sohn  Peter 
von  seinem  eignen  Bruder  Jone  verklagt ,  dass  sie  denselben  in  mör- 
derischer Absicht  verfolgt  hätten.  Schon  4390  hatte  er  Fehde  mit 
seinem  „Vetter''  Conrad  v.  Kottwitz  auf  Beeskow.  Seit  4405  lebte 
er  in  Böhmen  und  wird  noch  4  429  erwähnt.  —  Sein  Bruder  Jone  war 
4449  Burggraf  oder  Hauptmann  auf  der  den  Gebrüdem  v.  Kottwitz 
gehörigen  Landskrone,  4428  erwarb  er  einen  Theil  des  einst  von 
Conrad  v.  Hoberg  an  die  Gebrüder  Sleiffe  verkauften  Stammgutes 
Wilka  zurück  und  starb  4429  mit  Hinterlassung  einer  Wittwe  Agnes, 
zweier  Söhne,  Cristoph  und  Nicolaus,  und  dreier  Töchter,  Anna, 
Katharine  und  Barbara.  4  456  erkaufte  dieser  Christoph  nebst 
seiner  Schwester  Barbara  auch  noch  den  übrigen  Sleiffe'schen  Antheil 
von  Wilka.     Auch  sein  Sohn  hiess  Christoph  und  lebte  noch  4482 

18* 


276  II.  Abtheilnng. 

zu  Wilka.  Wahrscheinlich  sein  Sohn  war  jener  H  a  n  s  v.  H.  auf  Wilka, 
der  z.  B.  1485  vor  Gericht  nach  Görlitz  geladen  ward,  und  dessen 
Sohn  ddr  „wahnsinnige  Christoph  v.  H.  auf  Wilka^,  der  4545, 
als  Letzter  seiner  Linie,  kinderlos  starb,  worauf  sein  Gut  Wilka  an  die 
Krone  zurückfiel. 

3.  Linie  Küpper. 

Ebenfalls  schon  Ende  des  H.  Jahrhunderts  kommt  noch  ein 
drittes  Brüderpaar,  Alb  recht  (zuerst  4393)  und  Franc  zko  (ge- 
storben 4404)  V.  Hoberg  vor.     Welches  ihr  Stammgut  gewesen,  ver- 
mögen wir  nicht  zu  bestimmen,  da  alle  die  Güter,  als  deren  Besitzer 
Albrecht  genannt  wird,  erst  von  ihm  selbst  erworben  zu  sein  scheinen. 
So  hatten  beide  Brüder  kurz  vor  4  404  einen  Antheil  von  Langenau  (O. 
von  Penzig)  von  Jorge  Schultheiss  von  Langenau ,  gesessen  zu  Sohra, 
erkauft.     4406  wird  Albrecht  als  zu  Gruna  (S.  von  Langenau)  ge- 
sessen bezeichnet ,  das  er  auch  erst  von  einem  v.  Schreibersdorf  er- 
worben hatte.  Nicht  minder  besass  er  (4404)  das  Gut  jfiTüßper  (O.  von 
Seidenberg) ,  das  ihm  aber  auch  erst  der  Görlitzer  Bürger  Ganitz 
überlassen  hatte.    Seitdem  aber  wohnte  er  zu  Küpper.     4429  kaufte 
er  Kuhzahl  (jetzt  Oberhalbendorf  ^.  von  Küpper),  von  Nikol.  v.  Gers- 
dorff  und  4430  abermals  3  Mark  Zins  daselbst  von  Nikiin  aus  der 
Münze.   Er  scheint  kurz  vor  4443  in  hohem  Alter  verstorben  zu  sein. 
In  diesem  Jahre  nämlich  wird  Margarethe  als  „Frau  zu  Küpper^ 
und  ihr  Sohn  Christoph  erwähnt.    Dieser  Christoph  verlegt«  nun 
seinen  Wohnsitz  von  Küpper,  das  übrigens  noch  der  Familie  verblieb, 
nach  Berna  (dicht  bei  Küpper).   4464  verkaufte  er  halb  Schönfeld  (O. 
von  Ostritz)  an  Wentsch  v.  Dohna.  Wir  wissen  nicht,  ob  er  identisch 
sei  mit  dem  4493  genannten  Christoph  v.  H.  auf  Berna.     Anfang  des 
46.  Jahrhunderts  (4544)  besass  dies  Gut  Nicolaus  v.  H.     Er  hatte 
von  seiner  ersten  Frau  Katharine  einen  Sohn  Hans,   dem  die 
Mutter  4524  alle  Gerade  und  ihre  fahrende  Habe  aufgab.     Seine 
zweite  Frau  hiess  Hedwig  (4530).     Nach  seinem  Tode  wurde  4533 
sein  Sohn  Hans  mit  Berna  belehnt.     Er  soll  4548  gestorben  sein. 
Dessen  Sohn  Christoph  ward  aber  erst  4553  mit  den  vom  Vater  er- 
erbten Gütern  (die  nicht  aufgezählt  werden]  belehnt.     Er  starb  4576 
und  liegt  zu  Küpper  begraben.     Seine  Nachkommen  haben  Berna  bis 
4729  besessen. 


L 


58.  Die  Herren  y.  Ilebarg.  277 

58«  Die  Herren  y.  neburg  i) 

hatten   neben   ihrem  ursprünglichen  Stamipgute  Eilenburg  an  der 
Mulde  frühzeitig  in  der  Niederlausitz  mehrere  grosse  Herrschaften, 
vornehmlich  Senftenberg,  Sonnewalde  und  Kalau  erworben.  Von  hier 
aus  breiteten  sie  sich  im  Laufe  der  Zeit  auch  in  der  angrenzenden 
nördlichen  Oberlausitz  aus.    So  gehörte  nach  Mitte  des  44.  Jahrhun- 
derts einem  (der  vielen)  Bote    v.  Ileburg  die  Herrschaft  Muskau, 
Er  überliess  dieselbe  seiner  Tochter  Hedwig  als  „Heimsteuer  und 
Morgengabe^  bei  ihrer  Vermählung  mit  dem  oberlaus.  Herrschaftsbe- 
sitzer Heinrich  v.  Kittlit^y  und  so  bestätigte  1364  Kaiser  Karl  IV.,  dass 
Letztrer  nun  die  Feste  Muskau  besitzen  solle ,  wie  sie  Bote  v.  I.  be- 
sessen  ^ .  —  Gleichzeitig  hatte  ein  Herr  von  I.   (der  Vorname  wird 
nicht  genannt]  auch  die  dicht  an  Senftenberg  grenzende  Herrschaft 
Ruhland  inne.   Wir  erfahren  dies  nur  aus  der  Bemerkung  des  gleich- 
zeitigen Zittauer  Stadtschreibers  Joh.  aus  Guben   in  seinen   Stadt- 
annalen,  dass  4363  die  Stadt  Zittau  habe  400  Schock  zu  der  Steuer 
geben  müssen ,  y,daz  keyser  Karl  kowfte  Rvland  daz  Huz  von  deme 
von  Ylberg"'].  —  Bald  darauf  besass  ein  Herr  v.  I.  kurze  Zeit  auch 
„die  Kosela'',  womit  jedenfalls  das  N.  v.  Kamenz  gelegene  Dorf  Kosel 
gemeint  ist.  Derselbe  hatte  nämlich  „das  Haus  die  Kosela  dem#.  Cry- 
nitz  abgenommen^,  wohl  einem  niederlaus.  Adlichen,  der  jetzt  Hülfe 
bei  Markgraf  Jobst  von  Mähren ,  dem  damaligen  Inhaber  der  Nieder- 
lausitz, suchte.  So  wollte  jetzt  der  Markgraf  „die  Kosela  wieder  haben 
von  dem  v.  Ilburg".  Da  wendete  sich  Letztrer  4  405  an  die  Oberlau- 
sitzer  um  Beistand.    Endlich  trat  er  „das  Haus  die  Kosela"  um  Geld 
an  die  oberlaus.  Stände  ab,  welche  dasselbe  sofort  verbrannten,  um 
es  nicht  in  gefährliche  Hände  gelangen  zu  lassen.  4  408  unternahm  ein 
Herr  v.  I.  auf  Senftenberg  einen  Einfall  in  das  Budissiner  Gebiet  und 
König  ViTenzel  befahl  den  Sechsstädten,  gegen  ihn  zu[Felde  zu  ziehn^]. 
—  Noch  eine  dritte  grosse  Herrschaft  der  nördlichen  Oberlausitz  kam 
wenigstens  dem  Namen  nach  auf  einen  Augenblick  in  den  Besitz  eines 
Herrn  v.  I.  Nämlich  Bo  to  v.  I.  auf  Sonne walde,  Landvoigt  der  Nieder- 
lausitz, hatte  4  448  mit  Wilh.  Herrn  v.  Schönburg  auf  Hoyerswerde,  \yie 
es  scheint  wegen  einer  Geldforderung,  Streit  bekommen.   Endlich  bat 
Botoden  Kurfürsten  Friedrich  den  Sanftmüthigen  von  Sachsen,  ohnehin 


58.  0  ^«l*  Kreygig,  Beytrige  IV.  1  flg.  „Hiitorie  der  H.  v.  Bbuig^-  t.  Mfll- 
▼erstedt,  ^Diplomatoriam  Uebnrgense^  Magdeburg  1877.  >)  Ürk.-Yen.  I.  76. 
S)  N.  Serfpt.  I.  16.  ^)  Nach  den  Gdrlitaer  Bathsreehnangen  und  Kloss,  Gescb. 
der  Oberl.  UndYoigte  (Mapt.)  11.  78.  81. 


278  II-  Abtheilung. 

einen  Gegner  Wilhelms  v.  Schönburg ,  ihm  y,zu  seiner  Gerechtigkeit 
zu  verhelfen".  So  rückte  denn  der  Kurfürst  nebst  Boto  1448  mit  Hee- 
resmacht vor  Hoyerswerde  und  zwang  die  darin  liegenden  böhmischen 
Söldner  zu  capituliren.  Das  eroberte  Gut  gehörte  jetzt  Boto.  Dieser 
aber  trat  sofort  „seine  Gerechtigkeit  an  Hoyerswerde"  um  300  Seh.  Gr. 
an  den  Kurfürsten  ab,  und  dieser  ward  jetzt  infolge  jener  Fehde  Be- 
sitzer von  Hoyersweitle  *) .  Später  haben  wir  die  v.  I.  in  der  Ober- 
lausitz nicht  mehr  ansässig  gefunden. 

59.   Die  Jode 

besassen  in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  mehrere  Güter 
in  der  westlichen  Hälfte  der  Oberlausitz.  Nachdem  schon  1345  ein 
Simon  J.  als  Domherr  zu  Budissin ,  1401  ein  Nicias  J.  als  Pfarrer 
in  Bernstadt,  1441  wieder  ein  Simon  J.  als  Pfarrer  in  Budissin  er- 
wähnt worden,  finden  wir  einen  Nicias  J.  als  Besitzer  von  Kirschau 
(N.  bei  Schirgiswalde),  das  er  aber  1406  an  die  Gebr.  v.  Luttitz  ver- 
kaufte *) .  —  1 432  hatten  die  „gestrengen"  Hans  und  H  a  n  s  J. ,  Ge- 
vettern ,  von  Borso  v.  Kamenz  die  Hälfte  des  Dorfes  Reichenbach  an 
der  Pulssnilz  gekauft  und  wurden  auch  mit  der  auf  dem  linken  Fluss- 
ufer gelegenen  Dorfhälfte,  die  zu  Meissen  gehörte^  belehnt.  1438  be- 
sass  einer  jener  beiden  Hans  J.  noch  Reichenbach  und  Antheil  an 
Weissbach  (0.  von  Reichenbach}.  Schon  1440  aber  befanden  sich 
beide  Dörfer  in  anderen  Händen.  Hans  J.  hatte  dafür  das  Dorf  Wiese 
[0,  v.  Kamenz)  von  denen  v.  Blosohdorf  erworben,  verkaufte  aber 
dasselbe  1450  um  597  Seh.  Gr.  an  den  Rath  zu  Kamenz,  wobei  er 
als  „zu  Eschdorf"  (bei  Stolpen)  gesessen  bezeichnet  wird 2),  —  Sein 
letztrer  Urkunde  angehängtes  Siegel  zeigt  im  Schilde  drei  in  Form 
eines  Schächerkreuzes  gestellte,  mit  den  oberen  Enden  nach  den 
Ecken  gerichtete  Anker.  — 

60.   Die  T.  Irksleben 

stammten  aus  der  Altmark  Brandenburg  und  standen  an  dem  Hofe 
der  Markgrafen  aus  dem  Hause  Askanien  in  grossem  Ansehen.  Letz- 
tere hatten ,  bald  nachdem  auch  die  Oberlausitz  in  ihren  Besitz  ge- 
langt war,  einem  Hanko  [Johann)  de  Irekesleve  die  Burg  Lesne^ 
d.  h.  Marklissa,  „mit  allen  zugehörigen  Gütern",  d.  h.  dem  sogenanu- 

4J  Aasf&hrlichor  Ton  uns  dargestellt  in  v.  Weber,  Archiv  fflr  die  sScbs.  Gesch. 
X.  256. 

59.  t)  Laus.  Mag.  1870.  295.  ^  A.  Dresd.  Oop.  39  fol.  112.  v.  Redern, 
laaat.  dipl.  33.   Urk.-Verz.  II.  66.    A.  Kamenz. 


61.  Die  ▼.  Kalloreath.  279 

ten  Queisskreis,  zu  Lehn  gegeben.  Schon  4S64  erscheint  dominus 
Hanko  de  Lesne  unter  anderen  oberlaus.  Rittern  zu  Görlitz  im  Ge- 
folge des  Markgrafen  Otto,  und  4268  wird  ^der  y.  Yrikisleve^ 
ausdrücklich  als  Besitzer  von  Lesne  unter  den  grossen  Vasallen  des 
Landes  aufgeführt.  Hanko  hatte  (4272)  zwei  Söhne,  Johann  und 
Burchard  (Busse)  der  Schwarze.  Wahrscheinlich  wurden  diese 
nach  des  Vaters  Tode  auch  Erben  von  Marklissa.  Doch  dürften  sie 
sich  nur  vorübergehend  im  Gefolge  ihrer  Herren  in  der  Oberlausitz 
aufgehalten  haben.  Als  nach  Aussterben  der  brandenburgischen  As- 
kanier  (4349)  die  östliche  Httlfte  der  Oberlausitz  an  Herzog  Heinrich 
von  Jauer  gelangte ,  finden  wir  Marklissa  im  unmittelbaren  Besitze 
des  neuen  Landesherrn  i) . 

61.   Die  T.  Kalkrentli, 

eine  schiesische  Familie,  besassen  in  der  Oberlausitz  mindestens  seit 
dem  ersten  Drittel  des  46.  Jahrhunderts  die  Güter  Lippschau  am  Queiss 
in  der  Bechenberger  Heide  und  die  Hälfte  des  benachbarten  Dohms. 
1534  wurde  zwischen  M  e  1  c  h  i  o  r  v.  K.  auf  Lippschau  und  dem  Rathe 
zu  Lauban,  dem  die  andere  Hälfte  von  Dohms  gehörte,  ein  Vergleich 
wegen  der  beiderseitigen  Unterthanen  vereinbart  ^) .  Nach  Melchiors 
Tode  wurden  4566  seine  Söhne,  Heinrich,  Melchior  und  Adam 
v.  K.,  mit  den  väterlichen  Gütern  belehnt.  Das  Jahr  darauf  erkauften 
sie  auch  die  andere  Hälfte  von  Dohms,  welche  die  Stadt  Lauban  in- 
folge des  Pönfalls  verloren  hatte,  von  Hieronym.  v.  Schönaich.  Bald 
aber  stellte  sich  bei  den  Brüdern  empfindlicher  Geldmangel  ein.  Erst 
(1578)  streckte  Adam  den  beiden  andern  4800  Thir.,  dann  (4583)  spe- 
ciell  dem  Melchior  (der  4584  ein  Gut  Bernsdorf  erkauft  haben  soll  [?] 
Urk.-Verz.  IlL  229)  nochmals  4000  Thlr.  vor.  Noch  1 583  traten  Heinrich 
und  Adam  ihre  Antheile  an  Melchior  ab ,  der  sofort  seine  Gemahlin 
Marie,  Gräfin  v.  Dohna,  darauf  beleibdingen  Hess.  Das  Geld  zu  die- 
sem Kauf  hatte  diesmal  Otto  Burggraf  v.  Dohna  auf  Masslau  (wohl 
Melchiors  Schwager)  vorgestreckt.  Obgleich  nun  Melchior  bewirkte, 
dass  seine  Güter  auf  30000  Thlr.  taxirt  wurden ,  so  erhielt  sie  doch 
Otto  V.  Dohna  nach  dreimaligem  Aufgebot  4590  für  20000  Thlr.  zu- 
gesprochen, lieber  ein  von  Nicol.  v.  Zedlitz,  seinem  Verwandten, 
gegen  Melchior  v.  K.  eingeleitetes  und  4592  zu  Budissin  abgehal- 


60.  »J  Uni.  Magaz.  1843.  397.    Cod.  Los.  94.  97.  110  flg.  117.    Vergl.  Wohl- 
rflck,  Oeseli.  d.  Altmtrk  271  flg. 

61.  0  y.  Salzt,  Bagesten  219. 


280  I-  Abtheilimg. 

tenes  ^Ritterrecht^  siehe  Carpzov,  Ehreni.  I.  426  ff.  —  Später 
4602  kaufte  ein  Adam  v.  K.,  wir  wissen  nicht,  ob  der  obige,  von 
den  y.  Gersdorflschen  Erben  das  Gut  Bremenhain  (N.  von  Rothenburg) , 
und  4601  besass  ein  Ralthasar  v.  K.  Oppelsdorf  [S.  von  Reibers- 
dorf) ,  als  Lehn  der  Herren  v.  Rädern  auf  Friedland. 

62.  Die  Herren  y.  Kamenz  i). 

Unter  den  ältesten,  durch  ausgedehnten  Grundbesitz,  sowie 
durch  segensreiche  Schöpfungen  und  wechselnde  Geschicke  hervor- 
ragenden Adelsgeschlechtem  der  Oberlausitz  nimmt  das  der  Herren  v. 
R.  eine  der  ersten  Stellen  ein.  Und  von  seinem  ersten  Auftreten  in 
diesem  Lande  bis  zu  seinem  endlichen  Erlöschen  lässtsich —  in  der  That 
ein  seltner  Fall !  —  ihre  Geschichte  urkundlich  verfolgen.  Die  Herren 
v.  K.  stammen  weder,  wie  bisher  behauptet  worden,  von  den  ^Prei- 
herren  v.  Greifenstein  am  Rhein^  ab,  noch  dürfen  sie  „als  ein  urböh- 
misches Geschlecht  angesprochen  werden^  ^) ,  sondern  waren  ein  Zweig 
der  osterländischen  Familie  V.  y est a,  deren  gleichnamiges  Stamm- 
gut bei  Weissenfeis  liegt,  die  aber  auch  im  Meissner  Lande  theils  von 
den  Markgrafen,  theils  von  den  Rischöfen  von  Meissen  Güter  zu  Lehn 
trugen. 

Ein  Rernhard  (I.)  v.  Yesta  (4206  — vor  1220),  der  mehrfach 
im  Gefolge  Markgraf  Dietrichs  des  Redrängten  erscheint,  besass  z.  R. 
das  Gut  Lastau  bei  Colditz ,  welches  nach  seinem  Tode  seine  Kinder 
Rernhard  (IL),  Conrad,  Yolrad  (fiiii  Rernardi  de  Yesta)  und 
Runigunde  mit  Zustimmung  ihrer  Mutter  4224  an  das  Kloster  Ruch 
verkauften.  Dieser  selbe  Rernhard  I.  hatte  aber  auch ,  wir  wissen 
nicht  wann,  von  König  Ottokar  I.  von  Röhmen  die  grosse  oberlaus. 
Herrschaft  Kamenz  zu  Lehn  erhalten ,  und  so  werden  seine  soeben 
erwähnten  Söhne  Rernhard  II.  und  Conrad  (Yolrad  wird  nicht  mehr 
genannt)  bei  Restätigung  des  Yerkaufs  von  Lastau  durch  Rischof  Rruno 
von  Meissen  (4224)  und  durch  Kaiser  Friedrich  II.  (4245)  als  „Gebrü- 
der v.  Kamen  z"  bezeichnet.  Ebenso  bekundete  4225  Rischof  Rruno, 
dass  „Rernhard  v.  Yesta  zuerst  die  Stadt  Kamenz  erbaut'' ,  sowie 
die  Stadtkirche  daselbst  gegründet ,  und  dass  jetzt  „sein  Sohn  und 
Erbe  Rernhard  (II.)  die  Stadt  an  einem  anderen  [nämlich  dem  jetzigen] 
Platze  neu  aufgeführt''  und  die  durch  Feuersbrunst  zerstörte  Kirche  aufs 
neue  beschenkt  und  neu  habe  weihen  lassen. 


62.  i)  Aasfahrlieher  In  meiner  „Gescb.  der  Herren  y.  Kamenz^,  L«as.  Mag.  1866. 
81  flg.        S)  Palte ky,  Qescb.  Ton  Böhmen  II.  2.  20. 


62.  Die  Herren  y.  Kamenz.  28t 

Obgleich  Bernhard  I.  noch  den  alten  Familiennamen  v.  Yesta 
ftthrie ,  dürfen  wir  ihn  daher  doch  als  den  ersten  Herrn  v.  Kamenz 
betrachten.  Sein  Sohn  Bernhard  H.  (42S0 — vor  1248]  dagegen 
nannte  sich  auch  bereits  selbst  „v.  Kamenz^.  Als  Inhaber  der  grossen 
Herrschaft  Kamenz,  gehorten  die  v.  K.  zu  dem  Herrenstande  der  Ober- 
lausitz  und  führten  daher  das  Prädikat  ^Herren^ ;  nie  aber  sind  sie 
als  ^Burggrafen^  bezeichnet  worden  ^) .  Auch  Bernhard  II.  besass  üb- 
rigens noch  Güter  im  Meissnischen.  Nicht  nur  finden  wir  ihn  4233 
bei  Markgraf  Heinrich  dem  Erlauchten  auf  dem  Landdinge  zu  Golm  *) ; 
nicht  nur  schenkte  er  4S4f  einen  Hof  in  der  Stadt  Meissen  nebst 
Aeckem  und  Weinbergen  dem  Kloster  Buch ,  sondern  auch  zu  den 
Bischöfen  von  Meissen  scheint  er  noch  in  Lehnsverhältniss  gestanden 
zu  haben.  Schon  4220  war  er  Zeuge,  als  Bruno  II.  die  Pfarrei  Lam- 
pertswalde,  welches  Dorf  ihm  gehörte ,  dem  Kreuzkloster  zu  Meissen 
überwies^] ;  1221  gehörte  er -neben  Hermann  v.  SchOnburg  zu  den 
Theidingsmännem ,  welche  die  zwischen  dem  Bischöfe  und  den  Ge- 
brüdern V.  Mildenstein  geführte  Fehde  beilegten,  und  1 228  und  aber- 
mals 1241  zu  den  Commissaren,  welche  die  Grenzen  zwischen  den 
bischoflich-meissnischen  und  den  kOnigl.  böhmischen  Territorien  in 
der  Oberlausitz  festsetzen  sollten.  Zeuge  war  er  femer,  als  1234 
Bischof  Heinrich  den  Zdizlaus  v.  SchOnburg ,  der  bis  dahin,  die  Pflege 
Bemstadt  von  dem  Bisthum  zu  Lehn  blossen,  jetzt  zur  Entschädigung 
mit  anderen  bischofl.  Gütern  in  der  Oberlausitz  belehnte.  —  Diese 
schon  hier  zu  Tage  tretenden  mehrfachen  Berührungen  mit  den  Her- 
ren V.  SchOnburg  (auf  Glauchau)  scheinen  auf  verwandtschaftlichen 
Beziehungen  zu  beruhen.  Ein  Sohn  Bernhards  IL,  der  nachmalige 
Bischof  Bernhard  von  Meissen,  ward  von  Friedrich  v.  SchOnburg  sein 
consanguineus  genannt.  Der  Bruder  dieses  Bischofs,  Bernhard  IV.  v. 
Kamenz,  besass  etwa  seit  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  von  der  kurz 
vorher  noch  bischoflich  meissnischen  Pflege  Bemstadt  die  eine ,  die 
Herren  v.  SchOnburg  die  andere  Hälfte,  als  ^^Erbe  und  Eigen^.  Viel- 
leicht war  die  oben  erwähnte  Schwester  Bemhards  IL  v.  K.,  Kuni- 
gunde>  mit  einem  SchOnburg  vermählt,  oder  auch  die  Gemahlin 
Bernhards  IV.  v.  K.  eine  geborae  SchOnbui^,  welche  ihrem  Gatten  die 
Hälfte  der  von  den  SchOnburg  erworbenen  Erbgütern  bei  Bemstadt 
zugebracht  hatte.  —  Als  frommen ,  tapferen  Rittersmann  lehrt  eine 
Urkunde  v.  28.  Dec.  1232<>j  Bemhard  IL  uns  kennen.    Derzufolge 


3)  Siebe  oben  S.  15  flg.        ^)  Cod.  Stxoo.  II.  4.  303.        5)  Ebend.  II.  4.  443. 
^  Hennes,  Urk.-Bacb  ixlt  Gescb.  des  deuUchen  Ordeas  I.  94. 


282  n.  Abtheilnng. 

war  er  zugegen,  als  Hermann  v.  Salza,  Meister  des  deutschen  Ordens, 
und  Hermann  Balk ,  des  Ordens  Landpfleger  in  Preussen ,  zu  Thom 
sowohl  dieser  Stadt  als  der  Stadt  Culm  Privilegien  verliehen.  Auch 
er  also  hatte  sich  aufgemacht ,  um  mit  seinem  tapferen  Schwert  dem 
deutschen  Orden  gegen  die  heidnischen  Preussen  beizustehn. 

Er  hinterliess  ausser  einer  Wittwe  Mabilia  (nicht:  Manilia) 
drei  Söhne:  Witegol.,  Bernhard  III.  und  BernhardtIV.  (nicht: 
Burchard) ,  sowie  mehrere  Töchter,  von  denen  eine  mit  dem  böhmi- 
schen Ritter  Dirizlaus  v.  Bycen  verheirathet  war.  Hatten  schon  die 
ersten  beiden  Herren  v.  K.  auf  ihrer  Herrschaft  eine  Anzahl  Kirchen, 
so  mindestens  die  zu  Kamenz,  zu  Crostwitz  und  zu  Wittichenau,  des- 
gleichen das  Maria-Magdalenea-Hospital  vor  Kamenz  begründet,  so 
fügten  nach  Bernhards  II.  Tode  seine  Wittwe,  seine  Söhne  und  Töch- 
ter eine  noch  grossartigere  Stiftung  hinzu ,  indem  sie  1 248  „für  das 
Seelenheil  ihres  Vaters  und  ihrer  Vorfahren**  das  Jungfrauenkloster 
Gisterzienserordens  Marienstem  erbauten  und  dasselbe  sowohl  von 
ihren  Lehn-,  als  von  ihren  Erbgütern  in  der  Oberlausitz  auf  das 
reichste  dotirten  ^) . 

Obgleich  die  betreffenden  Urkunden  von  allen  drei  Brüdern  aus- 
gestellt sind,  ward  dieser  Klosterbau  doch  ganz  besonders  von  einem 
derselben,  von  Bernhard  III.,  betrieben.  Er  hatte  „all  sein  ererb- 
tes Hab'  und  Gut ,  bewegliches  und  unbewegliches ,  ja  selbst  was  er 
persönlich  noch  hinzuerworben^,  der  neuen  Stiftung  zugeeignet  und 
sich  selbst  nur  eine  Jahresrente  von  100  Mark  vorbehalten;  er 
hatte  dem  Kloster  den  Namen  „Marienstem^  beigelegt;  er  widmete 
demselben  auch  bis  zu  seinem  Lebensende  unausgesetzt  seine  um- 
sichtige und  einflussreiche  Fürsorge.  Mit  Recht  vmrde  er  daher  schon 
bei  Lebzeiten  als  dessen  eigentlicher  Stifter  bezeichnet.  Nachdem 
der  Bau ,  sowie  die  innere  Einrichtung  vollendet .  auch  die  Bestäti- 
gung durch  weltliche  und  geistliche  Behörden  erfolgt  war,  trat  Bern- 
hard III.  V.  K.  (nach  1S6i)  selbst  in  den  geistlichen  Stand.  Wo  er 
seine  theologischen  Studien  gemacht  habe,  wissen  wir  nicht.  Der 
Klostertradition  zufolge  soll  er  in  Italien  gewesen  sein.  Des  Lateini- 
schen war  er  kundig.  1S68  erscheint  er  als  Dekan,  1276  als  Propst 
des  Domstifts  Meissen ,  und  als  „Herr  Bernhard,  Propst  zu  Meissen" 
wird  er  seitdem  in  all  den  verschiedenen  Stellungen  bezeichnet ,  die 
er  bis  zu  seiner  Erhebung  auf  dem  bischöfl.  Stuhl  seines  Stifts  (1293) 
bekleidete.    Nur  selten  hielt  er  sich  während  dieser  Zeit  in  Meissen 


7)  Knothe,  Gesch.  von  Marienstem  1871. 


62.  Die  Herren  y.  Kamenz.  283 

oder  in  der  Oberlausitz  auf.  Mindestens  von  1279 — 90  lebte  er  am 
Hofe  Herzog  Heinrichs  IV.  von  Breslau ,  anfangs  als  dessen  Caplan, 
der  die  Pfarrei  zu  Brieg  als  Pfründe  erhalten  hatte,  seit  1284  als  des- 
sen umsichtiger  Kanzler  und  treuer  Freund  mitten  in  schwerer ,  un- 
ruhvoller Zeit.  Noch  die  von  dem  Herzog  auf  seinem  Sterbebett  aus- 
gestellten ,  für  Schlesien  hochwichtigen  Urkunden  tragen  den  Namen 
^Bernhards ;  Propstes  zu  Meissen^  obenan  unter  den  sammtlichen, 
zahlreichen  Zeugen.  Unmittelbar  darauf  finden  wir  ihn  in  ähnlich 
einflussreicfaer  Stellung  an  einem  noch  mächtigeren ,  nämlich  dem 
böhmischen  Rönigshofe  zu  Prag.  Ohne  ein  bestimmtes  Amt  zu  beklei- 
den, genoss  er  bei  dem  jungen  König  Wenzel  II.  ausserordentliches 
Ansehn  und  Vertrauen.  1292  sendete  Letzterer,  durch  Krankheit  an 
eigenem  Erscheinen  verhindert ,  den  Propst  Bernhard  als  seinen  Ge- 
sandten mit  grossem  Gefolge  nach  Frankfurt  am  Main ,  um  auf  dem 
nach  Budolphs  von  Habsburg  Tode  ausgeschriebenen  Wahltage  die 
Kurstimme  des  Königreichs  Böhmen  abzugeben.  Wesentlich  Bernhards 
diplomatischer  Gewandtheit  war  es  zuzuschreiben ,  dass,  wie  König 
Wenzel  es  gewünscht,  nicht  Albrecht  von  Oesterreich,  sondern  Adolph 
von  Nassau  aus  der  Wahl  als  neuer  deutscher  König  hervorging.  So 
hatte  Bernhard  III.  v.  Kamenz  dort  in  der  Franziskanericirche  zu 
Frankfurt,  zusammensitzend  mit  den  Kurfürsten  des  deutschen  Reichs, 
ein  Ereigniss  von  welthistorischer  Bedeutung  herbeiführen  helfen.  Ein 
.lahr  später  gehörte  er,  als  eben  erwählter  Bischof  von  Meissen, 
selbst  unter  die  Fürsten  der  Kirche.  Unter  schwierigen  Veriiältnissen 
trat  Bischof  Bernhard  die  Regierung  an.  Die  Baulust  und  Streitsucht 
seines  Vorgängers  Witego  (der  übrigens  nicht ,  wie  bisher  behauptet 
worden,  ebenfalls  der  Familie  v.  Kamenz  entstammte)  hatte  das  Dom- 
stift Meissen  in  drückende  Schulden  gestürzt.  Bald  darauf  (1296) 
brachte  die  Occupation  des  Meissner  Landes  durch  König  Adolph  von 
Nassau  neue  Gefahren  für  das  Stift  und  schlimme  Gonflikte  für  den 
Bischof.  ,,Hochbetagt  und  altersschwach**  starb  Bernhard  1296  (nicht 
1 299) .  Als  Todestag  bezeichnet  die  Tradition  des  Klosters  Marienstem 
den  13.  Oktober,  und  an  diesem  Tage  begeht  dasselbe  noch  heut  in 
kirchlich  feierlicher  Weise  das  Andenken  an  seinen  Stifter. 

Sein  jüngerer  Bruder,  der  „Ritter**  Bernhard  FV.  v.  Kamenz, 
besass  im  Meissnischen,  wahrscheinlich  noch  als  Vesta'sches  Familien- 
erbe, das  Gut  Sehletta  bei  Meissen,  das  1271  mit  seiner  Bewilligung 
von  seinem  Lehnsmann  an  das  Afrakloster  dieser  Stadt  verkauft  ward, 
desgleichen  Lamprechtswalde,  Raschwitz,  Dithmarsdorf  und  Bertoldis- 
dorf  in  der  Grossenhainer  Pflege.   In  der  Oberlausitz  gehörte  ihm  die 


284  II-  Abtheilung. 

Hälfte  der  Bemstadter  Pflege  oder  des  später  sogenannten  Eigen'schen 
Kreises,  nämlich  die  Dörfer  Schönau,  Neundorf ,  Kiessdorf,  Deutsch- 
paulsdorfy  halb  Berzdorf  und  halb  DUtersbach,  wozu  er  von  Friedrich 
V.  SchOnburg  noch  die  Hälfte  von  Bemstadt  erkaufte.  —  Er  hinter- 
Hess  bei  seinem  Tode  1274  zwei  Sohne  Bernhard  Y.  und  Otto  I., 
sowie  sechs  Töchter,  von  denen  die  eine  mit  Heinrich  v.  Golditz,  eine 
zweite,  Elisabeth,  mit  Burggraf  Hermann  v.  Donyn  aus  dem 
Hause  Grafenstein  vermählt ,  die  übrigen  aber:  Mabilia,  Agnes, 
Utha,  Katharine,  sämmtlich  Nonnen  zu  Marienstern  waren.     Die 
Vormundschaft  über  diese  Kinder  hatte  ihr  Onkel ,  der  Propst  Bern- 
hard von  Meissen,   übernommen  und  ihre  tiefverschuldeten  väter- 
lichen Güter  so  umsichtig  verwaltet,  dass,  als  4280  der  ältere  der 
Brüder,  Bernhard  V.,  ^auf  sein  Bitten  und  Drängen^  mündig  erklärt 
ward,  nur  noch  200  Mark  Schulden  darauf  lasteten.  Allein  die  leicht- 
sinnigen ,  übermüthigen  jungen  Leute  hatten  alsbald  ihre  Güter  aufs 
neue  so  mit  Schulden  überlastet ,  dass  „sie  dieselben  auf  keinen  Fall 
mehr  halten  konnten^.     Sie  boten  sie  daher  1285  ihrem  Onkel  Bern- 
hard zum  Kaufe  für  das  Kloster  Marienstem  an.   Und  so  kaufte  ihnen 
denn  das  Kloster  all  ihre  Besitzungen  auf  dem  Eigen  um  700  Mark 
Silber  ab.   Trotzdem  sie  wiederholt  und  förmlichst  über  den  Empfang 
der  Kaufsumme  quittirt  und  auf  alle  Ansprüche  verzichtet  hatten,  er- 
hoben sie  doch  immer  aufs  neue  Forderungen  an  das  Kloster  und 
wussten  ihrem  Onkel  bis  zu  seinem  Tode  wiederholt  grössere  oder 
kleinere  Summen,  als  Unterstützung  in  ihrer  Schuldennoth ,  abzu- 
dringen.    Bernhard  V .  hatte  sich  seit  1 285  nach  dem  Meissnischen 
gew^endet ,  wo  er  später  Voigt  des  Markgrafen  Friedrich  des  Freidi- 
gen  war  und  bis  1310  vorkommt.     Sein  Bruder  Otto  I.,  vermählt 
mit  Elisabeth  v.  Gerlachsheim,   hatte  von  dem  Bisthum  Meissen 
Güter  in  Kunewalde  und  dem  angrenzenden  Schönberg  zu  Lehn  er- 
halten,  dieselben  aber  in  Afterlehn  gegeben  und  verzichtete  1317 
gänzlich  darauf.     Zuletzt  haben  wir  ihn  1319  erwähnt  gefunden ,  wo 
Bischof  Witego  IL  von  Meissen ,  ein  Herr  v.  Colditz  und  Neffe  Ottos 
v.  K. ,  ihn ,  wie  es  scheint ,  mit  einer  diplomatischen  Sendung  nach 
Görlitz  zu  Herzog  Heinrich  von  Jauer  betraute ,  der  nach  dem  Tode 
Markgraf  Woldemars  von  Brandenburg  sofort  Besitz  von  der  östlichen 
Lausitz  ergriffen  hatte  ^) . 

Nur  der  älteste  von  den  drei  Söhnen  Bernhard  H.  v.  K.,  nämlich 
Witego  L,  pflanzte  das  Geschlecht  in  der  Oberlausitz  fort.     Ihm 


8)  ▼.  Weber,  ArcMv  f.  d.  slehn.  Oesch.  VIII.  ^5. 


62.  Die  Herren  y.  Kamenz.  285 

gehorte  die  gesammte  Herrschaft  Kamenz ,  die  sich  von  der  Pulssnitz 
im  Westen  bis  an  das  Klosterwasser  im  Osten .  und  von  Lichtenau 
und  Prietitz  im  Süden  bis  Kosel ,  Wiednitz  und  Itfilstrich  im  Norden 
erstreckte.  Die  Mehrzahl  der  über  60 ,  trotz  aller  Schenkungen  an 
Marienstem ,  noch  zur  Herrschaft  gehörigen  Dörfer  waren  an  ritter- 
liche Mannen  zu  Lehn  ausgegeben.  Diese  standen  unter  dem  ^Man- 
nenrecht  vor  dem  Schlosse  zu  Kamenz"  und  hatten  ihren  Lehnsherren 
Folge  zu  leisten,  wenn  diese  sie  „begehrten  zu  Diensten  oder  zu  Ge- 
schäften". Eine  Anzahl  dieser  Vasallen  wohnte  in  Freihöfen  auf  dem 
Burglehn  dicht  vor  dem  Schlosse  Kamenz ,  in  welchem  die  Herren 
v.  K.  selbst  residirten.  Witego  L  wird  nach  1264  nicht  mehr  ge- 
nannt. —  Seine  Söhne,  die  „Ritter"  Heinrich  L  und  Witego  U., 
theiiten  sich  in  das  yaterliche  Erbe  so,  dass  jeder  eine  UMie  von  der 
Stadt  und  von  der  Herrschaft  Kamenz  erhielt.  Ausserdem  besassen 
aber  auch  sie  noch  Yesta^sche  Familiengüter  im  Meissnischen;  wenig- 
stens schenkten  sie  1297  vier  Hufen  zu  Kröbeln  (S.  von  Liebenwerde] 
dem  Kloster  Buch  ^).  Desgleichen  hatten  sie  in  der  östlichen  Ober- 
lausitz den  Durchgangszoll  zu  Görlitz  zu  Lehn ,  den  sie  aber  zuerst 
denen  v.  Sar,  1308  und  1309  aber  Heinrich  v.  Badeberg  und  1314 
dessen  Sohne  Gunzelin  in  Afterlehn  gaben.  Auch  Zins  zu  Rachenau 
(O.  von  Görlitz)  und  einen  Wald  bei  Kiesslingswalde  schenkten  sie 
1301  dem  Hospital  zu  Görlitz.  Sogar  in  dem  damals  noch  zu  Böhmen 
gerechneten  Weichbild  Zittau  gehörten  ihnen  Güter  zu  Seitendorf ^ 
die  sie  1303  zu  ihrer  und  ihrer  Frauen,  Elisabeth  und  Richar- 
d  i  s ,  Seelenheil  dem  Kloster  Harienthal  verehrten.  Ungleich  grössere 
und  häufigere  Schenkungen  machten  sie  ihrer  Familienstiftung  dem 
Kloster  Marienstem  und  dem  ihm  incorporirten  Spital  zu  Kamenz  ^^) . 
Während  Heinrich  L,  wie  sich  aus  zahlreichen,  von  ihm  aus- 
gestellten Urkunden  ergiebt,  auf  dem  Stammschlosse  Kamenz  wohnte, 
scheint  sich  Witego  H.  in  den  Dienst  der  Markgrafen  von  Branden- 
burg ,  als  der  damaligen  Landesherren  der  Oberlausitz  begeben  zu 
haben.  Schon  1282  gehörte  er  unter  deren  „Ritter  und  Räthe";  in 
ihren  in  der  Oberlausitz  ausgestellten  Urkunden  erscheint  er  meist 
als  erster  Zeuge,  und  1301  wird  er  ausdrücklich  als  ihr  „Voigt", 
d.  h.  Landvoigt,  in  der  westlichen  Hälfte  der  Oberlausitz  bezeichnet. 
Da  führte  das  Jahr  1318  ein  für  die  beiden  Brüder  v.  K. ,  wie  für  die 
Stadt  Kamenz  gleich  folgenreiches  Ereigniss  herbei.   Witego  II.  muss 


9)  Altenburger  Copialbuch  I.  p.  80  No.  62.  Chartülariuin  Bachense.         ^)  Vgl. 
Knothe,  MStern  37  flg. 


286  U.  Abtheilung. 

sich,  unbekannt  wodurch,  gegen  seinen  Lehnsherrn,  Markgraf  Wolde- 
mar  von  Brandenburg,  vergangen  haben ;  er  hatte  sich  in  das  Scbloss 
Kamenz  zurückgezogen,  wurde  aber  hier  vom  Mart;grafen  belagert  und 
zur  Yezichtleistung  auf  das  verwirkte  Lehn,  nämlich  seine  Uaifte  von 
Stadt  und  Herrschaft  Kamenz ,  gezwungen.  Auch  sein  Bruder  Hein- 
rich L  ward  von  dem  Markgrafen  bestimmt,  seine  andere  Hälfte  von 
Stadt  und  Herrschaft  Kamenz  ebenfalls  abzutreten,  wofür  ihm  andere 
Güter  im  Görlitzer  Lande  von  60  Mark  jährlichem  Ertrage  angewiesen 
und  seine  Tochter  bei  ihrer  Yerheirathung  vom  Markgrafen  ausgestattet 
werden  sollte,  woraus  sich  ergiebt,  dass  Heinrich  L  v.  K.  w^ohl  keine 
Söhne  hatte.  So  schien  das  Geschlecht  der  Herren  v.  K.  auf  immer 
aus  ihren  oberlausitzischen  Stammgütem  vertrieben.  Ob  die  lieber- 
Weisung  der  Görlitzer  Güter  an  Heinrich  I.  wirklich  erfolgt  sei,  w  issen 
wir  nicht;  Spuren  davon  haben  wir  nirgends  gefunden.  Witego  II. 
hatte  sich  zu  Bischof  Witego  IL  von  Meissen,  einem  Herrn  v.  Colditz, 
begeben,  der  ihn  1319  ^^j  als  seinen  „Oheim^  bezeichnet. 

Da  starb  im  August  1349  Markgraf  Woldemar  kinderlos.  Die 
aus  Anlass  dieses  unerwarteten  Todesfalles  entstehenden  politischen 
Wirren  sollten  auch  für  die  GebiUder  v.  K.  die  wichtigsten  Folgen 
haben.  Bischof  Witego  von  Meissen,  der  ein  direktes  Interesse  hatte, 
dass  gewisse  brandenburgische  Besitzungen  und  Ansprüche  im  Meiss- 
nischen durch  den  Tod  Woldemars  hinfällig  werden  möchten,  sendete 
seinen  „Onkel^,  den  oben  besprochenen  Otto  I.  v.  K.  zu  Herzog  Hein- 
rich von  Jauer ,  der  sich  sofort  der  östlichen  Oberlausitz  bemächtigt 
hatte,  aber  auch  die  westliche  beanspruchte.  Die  Stände  der  west- 
lichen Hälfte  aber  hatten  sich  dem  Könige  von  Böhmen  freiwillig  un- 
terworfen, und  so  hatte  dieser  den  31.  August  1319  ihnen  gelobt,  die 
drei  landesherrlichen  Städte:  Budissin,  Kamenz  und  Löbau  nie 
mehr  von  der  unmittelbaren  Begierung  der  Krone  Böhmen  zu  tren- 
nen. Bei  den  darauf  zu  Voigtsberg  bei  Oelssnitz  stattfindenden  Ver- 
einbarungen ^2)  zwischen  König  Johann ,  Herzog  Heinrich  und  Bischof 
Witego  scheint  Letzterer  es  aber  durchgesetzt  zu  haben ,  dass  seinen 
Ohmen,  den  Brüdern  Heinrich  I.  und  Witego  II.  v.  Kamenz,  wenig- 
stens Schloss  und  Herrschaft  Kamenz  von  dem  neuen  Landesherrn 
der  westlicUan  Oberlausitz,  König  Johann  von  Böhmen,  zurückgegeben 
wurde.  W^enigstens  finden  wir  seitdem  dieselben  wieder  auf  ihrem 
Schlosse;  die  Stadt  Kamenz  aber  blieb  frei,  d.  h.  unmittelbar 
dem  Könige  von  Böhmen  untergeben. 


n)  Cod.  Sax.  II.  1.  305.       ^  ▼.  Weber,  Arcb.  f.  d.  sächs. Gesch.  VUI.  301  (Jg. 


62.  Die  Herren  v.  Kamenz.  2S7 

Während  noch  43S6  ^Heinrich  der  ältere  v.  K.'^,  also  doch  wohl 
der  bisher  bebandelte  Heinrich  I.,  auf  gewisse  lehnsherrlicbe  Rechte 
zu  Gunsten  des  Klosters  Marienstern  verzichtete  ^3},  haben  wir 
Witego  U.  nach  4319  nicht  mehr  genannt  gefunden.  Aus  einer  Ur- 
kunde von  4317  wissen  wir^  dass  derselbe  ausser  Witego  (HI.)  und 
Borso  (I.)  noch  „andere  Söhne '^  hatte.  Und  als  solche  erweisen 
sich  Bernhard  VI.  (4334),  Balthasar  I.  (4368),  denen  höchst 
wahrscheinlich  noch  ein  zweiter  Bernhard  (VII.)  mit  dem  Beinamen 
Colbuch  (4352)  hinzuzufügen  ist.  Zwei  Töchter  Witego's  II., 
Elisabeth  und  Gertrud,  wurden  4334  von  ihren  Brüdern  in  das 
Kloster  Marienstem  gebracht  mit  dem  Versprechen,  „sobald  es  ihnen 
möglich  sein  werde^,  die  übliche  Aussteuer  in  Geld  oder  Rente  der 
Abbatissin  zu  überweisen.  Schon  hierin  erkennt  man  deutlich  die 
Spuren  zunehmender  Verarmung,  welcher  das  einst  so  reiche  Ge- 
schlecht der  Herren  v.  K.  entgegeneilte.  Die  vielfachen  Schenkun- 
gen an  die  Kirche ,  Kriegs-  und  Hofdienst ,  der  Verlust  der  Stadt  Kß- 
menz  hatten  nicht  nur  alle  AUodialgüter  längst  aufgezehrt ,  sondern 
sie  auch  genöthigt ,  die  allermeisten  Lebngüter  an  Aftervasallen  zu 
überlassen ,  so  dass  den  Herren  fast  nur  noch  die  Oberlehnsherrlich- 
keit  und  die  Obergerichtsbarkeit  über  die  ganze  Herrschaft ,  sowie 
der  PferdezoU  in  der  Stadt  Kamenz  übrig  geblieben  war.  Und  auch 
in  diese  Besitzthümer  theilten  sich  jetzt  die  oben  erwähnten  fünf 
Brüder. 

Von  denselben  wird  Witego  III.  nach  4334  nicht  mehr  genannt. 
Wohl  aber  kommt  v.  4352 — 76  ein  Heinrich  (II.)  v.  K.  vor,  den 
wir  für  seinen  Sohn  halten,  und  dessen  Nachkommen  das  Geschlecht 
am  längsten  fortgepflanzt  haben.  Auch  Borso  I.  war  schon  vor 
4348  gestorben.  Seitdem  kommt  bis  4362  ein  Borso  II.  vor,  der 
vielleicht  sein  Sohn  war.  Die  übrigen  drei  Brüder  Balthasar  I., 
Bernhard  VI.  und  Bernhard  VII.  Colbuch  nebst  ihrem  Nefi*en 
Heinrich  II.  versuchten  4363  die  4348  verlorene  Herrschaft  über  die 
Stadt  Kamenz  wiederzuerlangen.  Sie  schössen  nämlich  dem  stets 
geldbedürftigen  Kaiser  Karl  IV.,  wahrscheinlich  bei  Gelegenheit  sei- 
nes Zuges  nach  der  Mark  Brandenburg,  200  Seh.  Gr.  vor  und  Hessen 
sich  dafür  die  Stadt  Kamenz  verpfänden.  Allein  sofort  beeilte  sich 
die  Bürgerschaft,  diese  Abhängigkeit  vor  ihren  ehemaligen  Gebietern 
wieder  zu  beseitigen.  Sie  bot  4364  ihrerseits  dem  Kaiser  200  Seh.  an, 
damit  er  die  Stadt  wieder  „von  den  edlen  Herren  Heinrich,  Bernhard. 


13)  Knothe,  MStern  43 


288  II-  Abtheilang. 

Balthasar  und  Bernhard  v.  K.  lOse.^  —  Balthasar  1.  begab  sich  später 
in  Dienste  des  Herzogs  Albrecht  von  Sachsen  -Wittenberg ,  der  seit 
1370  auch  das  Herzogthum  Lauenburg  besass.  Von  1371  —  80  er- 
scheint „der  edle  Balthasar,  Herr  zu  Kamenz'^  als  des  Herzogs  Bevoll- 
mächtigter in  diesem  Lande  i^).  Bernhard  YII.  Golbuch  war  4370 
nicht  mehr  am  Leben  und  hatte  eine  Wittwe  Margarethe  hinter- 
lassen, welche  mit  ihrem  ^ältesten''  Sohne  Witego  IV.  einen  Zins- 
verkauf bestätigte.  Diesen  Witego  lY.  haben  wir  ausserdem  ebenso- 
wenig, als  seine  Brüder  erwähnt  gefunden.  Bernhard  VI.,  der  bis 
1383  vorkommt,  hinterliess  eine  Wittwe  Ratharinev.  Donyn  und 
zwei  Söhne  Balthasar  n.  (1397—1423)  und  Bor  so  10.  "). 

Heinrich  n.  V.  K.  («352—76)  hinterliess  drei  Kinder :  WitegoV., 
gewöhnlich  Witzmann  genannt^  Fredehelm  I.  und  Margarethe, 
Nonne  zu  Marienstem.  Dieser  Witego  V.  scheint  schon  vor  dem  kin- 
derlosen Tode  des  Burggrafen  Johann  v.  Wettin  oder  v.  Golsen  auf 
Pulssnüz  die  Anwartschaft  auf  dies  grosse  Gut  erhalten  zu  haben. 
Von  1395  bis  zu  seinem  1415  erfolgten  Tode  erscheint  er  als  Besitzer 
desselben  und  wohnte  nebst  seiner  Gemahlin  Jutta  und  seiner  zahl- 
reichen Familie  daselbst. 

Zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  gab  es  nur  noch  zwei  Linien  der 
Herren  v.  K.,  eine  ältere,  nämlich  den  eben  genannten  WitegoV.  auf 
Pulssnitz,  dem  aber  auch  von  der  eigentlichen  Herrschaft  Kamenz 
die  Hälfte  gehörte,  und  eine  jüngere,  bestehend  in  den  beiden 
Brüdern  Balthasar  IL  und  Borso  lU.  auf  Schloss  Kamenz.  Die  Letzte- 
ren lebten  mit  den  Bürgern  der  Stadt  Kamenz  in  stetem  Unfrieden. 
Sie  hatten  1405  ruhig  zugesehn,  wie  die  v.  Waldau,  meissnische 
Ritter,  die  Stadt  überfielen ,  viele  Bürger  „abmordeten  und  hingen^ 
und  endlich  die  Stadt  anzündeten.  1406  wollten  sie  ihr  Schloss  ganz 
in^s  Geheim  an  Markgraf  Friedrich  den  Streitbaren  von  Meissen  ver- 
kaufen. Da  besetzte  die  resolute  Bürgerschaft  selbst  das  Schloss  und 
verhinderte  dadurch ,  dass  dasselbe  an  einen  fremden  Landesherm 
gelange.  Bald  darauf  führte  die  Brutalität  der  adlichen  Vasallen  der 
Herren  v.  K.  sogar  zu  blutigen  Scenen.  Von  ihren  Freihöfen  auf  dem 
Burglehn  aus  pflegten  die  übermüthigen ,  üppigen,  gewaltthätigen 
Adlichen  bei  Nacht  in  die  Häuser  der  Bürger  zu  brechen,  die  Männer 
zu  misshandeln ,  die  Frauen  und  Töchter  zu  nothzüchtigen.  Vergeb- 
lich beschwerte  sich  die  Bürgerschaft  bei  dem  Landvoigte  zu  Budissin. 


1«)  Laus.  Magaz.  1870.  211  flg.        15)  1423  nennt  Balthasar  den  Borio  ^inen 
lieben  Bruder«.  Urk.-Verx.  II.  11»». 


62.  Die  Herren  v.  Kamenz.  289 

Da  überfielen  in  einer  Nacht  (1 409)  die  Bürger  ihrerseits  das  Bnrglehn 
und  erschlugen  die  sämmtlichen  eben  anwesenden  Adlichen.  Jetzt 
erhob  der  Adel  schwere  Klage  bei  König  Menzel  gegen  die  Stadt. 
H40  erschien  der  gestrenge  König  persönlich  zu  Kamenz,  um  Gericht 
zu  halten.  Er  begnügte  sich  damit,  den  Rath,  der  solche  Gewaltthat 
nicht  verhindert  hatte ,  abzusetzen  und  der  Stadt  die  freie  Rathskür, 
sowie  alle  übrigen ,  von  früheren  Landesherren  ertheilten  Privilegien 
zu  nehmen.  Eine  königl.  Commission  verglich  die  Bürgerschaft  mit 
Balthasar,  Witzmann  und  Borso  v.  K.  und  Frau  Katharine,  Borso's 
Mutter,  sowie  mit  der  Mannschaft  der  Herren  v.  K.  Infolge  dessen 
kam  aber  das  bisherige  Burglehn  nun  unter  Stadtrecht,  und  das 
Thor ,  welches  vom  Schloss  aus  durch  die  Stadtmauer  nach  dem 
Burglehn  führte,  ward  vermauert.  Zu  zahlen  hatte  die  Stadt  330 
Seh.  Gr. 

Als  1429  die  Hussiten  auch  in  die  Kamenzer  Gegend  vordrangen, 
nahmen  sie  das  schlecht  vertheidigte  Schloss ,  öffneten  bei  Nacht  die 
vermauerte  Pforte  nach  der  Stadt  und  richteten  unter  der  Bürgerschaft 
ein  fürchterliches  Gemetzel  an.  Es  war  daher  dringend  nöthig ,  dasä 
das  Schloss  ganz  beseitigt  werde.  Von  Land  und  Städten  gedrängt, 
verkaufte  Borso  HI.  v.  K.  dasselbe  um  200  Seh.  Gr.  an  den  Rath  der 
Stadt  zum  Abbruche  und  kaufte  sich  in  der  Stadt  ein  Preihans.  Hier 
übte  ^Herr  Borso  v.  K.,  ^wohnhaftig  zu  Kamenz^,  bis  zu  seinem  Tode 
iU38)  die  lehnsherrlichen  Rechte  über  die  ihm  nach  dem,  wie  es 
scheint,  kinderlosen  Tode  seines  Bruders  Balthasar  IL  allein  zustän- 
dige Hälfte  der  Herrschaft  Kamenz.  Seine  Gemahlin  Anna  hatte  ihm 
einen  Stiefsohn,  Nicol.  v.  Heynitz,  zugebracht,  dem  er  mehrere  Güter 
überlassen  hatte.  Da  er  aber  keine  Leibeslehnserben  hinterliess,  er 
auch  nicht  mit  seinen  Vettern  auf  Pulssnitz  in  Gesammtlehn  stand, 
so  fiel  1438  seine  Hälfte  der  Herrschaft  Kamenz  an  die  Krone  zurück. 
Seine  Aftervasallen  wurden  dadurch  unmittelbare  Vasallen  des  Lan- 
desherrn und  erhielten  sämmtlich  die  Obergerichtsbarkeit  auf  ihren 
Gütern. 

Auch  die  andere  Hälfte  blieb  nicht  lange  mehr  im  Besitz  der 
älteren,  Pulssnüser  Linie  der  Herren  v.  K.  Hier  war  Witego  V. 
1415  verschieden.  Da  sein  ältester  Sohn  Otto  (II.)  noch  vor  dem 
Vater  verstorben  war,  so  gingen  die  Güter  auf  die  fünf  jüngeren  Söhne 
Siegsmund,  Heinrieh  IIL,  Fredehelm  IL,  Balthasar  III.  und 
Johann  über,  welche  1417  eine  Erbtheilung  vornahmen.  Zuerst  ver» 
kauften  darauf  Balthasar  und  Johann  ihren  Antheil  an  Pulssnitz  an  die 
V.  Ponikau  auf  Elstra.    Balthasar  III.  scheint  sich  später  in  solcher 

Knoth«  ,  Gesch.  d.  Oberl.  Ad«ls.  19 


290  II-  Abtheilang. 

Dürftigkeit  befunden  zu  haben,  dass  er  den  ^ath  zu  Görlitz  um  Unter- 
stützung anging.  In  den  dasigen  Rathsreclinungen  findet  sich  4  449 
eine  Ausgabe :  „Herrn  Balthasar  v.  Kamenz  zu  seiner  bete",  und  1450  : 
„Herrn  Balthasar  v.K.eine  Steuer  1  Schock'^.  Er  soll  U63  zu  Görlitz 
verstorben  sein.  —  Johann  v.  K.  ging  in  das  Ordensland  Preussen 
und  diente  dem  deutschen  Orden  als  Söldner ,  wie  zwei  Abrech- 
nungen des  Hochmeisters  Ludwig  v.  Erlichhausen  mit  ihm  aus  den 
Jahren  4450  und  4455  beweisen.  —  Von  Siegsmund  und  Frede- 
helm IL  haben  wir  keine  weitere  Nachricht.  Sie  hatten  ihren  Anthei) 
an  Pulssnitz  ihrem  Bruder  Heinrich  HI.  abgetreten,  der  seine 
„drei^  Antheile  (vor  1426)  ebenfalls  an  die  v.  Ponikau  veräusserte. 
Er  scheint  dafür  den  bisher  den  Ponikau^s  gehörigen  Antheil  von 
Burkau  (S.  von  Elstra)  ttbemommen  zu  haben;  wenigstens  schreibt 
er  sich  1426  (zweimal)  „zu  Purko  gesessen",  1430  dagegen  „Herr  zu 
Solsdiwitz^  (W.  V.  Budissin)  und  1438  „zu  Pickau  gesessen"  (N.  bei 
Bischofswerde) .  Auch  dies  Gut  kann  er  nicht  lange  mehr  gehabt 
haben ,  da  es  bald  darauf  sich  in  anderen  Händen  vorfindet.  Seine 
Vasallen  in  der  (halben)  Herrschaft  Kamenz  hatten  sich  bereits  zum 
grOssten  Theil  von  seiner  Lehnsherrlichkeit  losgekauft.  1440  ent- 
Hess  er  auch  die  übrigen  und  wies  sie  an  die  Krone  Böhmen.  Nur 
einen  Antheil  von  Lückersdorf  (W.  von  Kamenz],  der  der  Familie  v. 
Lehen  gehörte,  hatte  er  sich  vorbehalten.  Mit  diesem  Gute  belehnte 
1449  sein  Sohn  Veit  v.  K.  und  1482  der  zweite  Sohn  Christoph, 
zugleich  in  Vollmacht  seines  Bruders  Veit ,  die  Gebrüder  v.  Lehen. 
Auch  diese  Lehnsherrlichkeit  verkaufte  1491  Christoph,  an  den  sie 
„durch  Erbschaft  von  seinem  Vater  und  Bruder  gekommen",  an  die 
Burggrafen  v.  Dohna  auf  KOnigsbrück,  „seine  Ohme".  Daraus  dass 
die  betreffende  Urkunde  zu  Königsberg  in  Preussen  ausgestellt  ist, 
und  die  Ueberweisung  des  Gutes  durch  den  Hofrichter  des  „hochwttr- 
digen  Fürsten,  des  Hochmeisters"  erfolgte,  geht  hervor,  dass  der 
letzte  Herr  v.  Kamenz  nach  Preussen  gegangen  war,  wo  er  wahr- 
scheinlich als  Ritter  des  deutschen  Ordens  gestorben  ist. 

63.  Dter.Karas, 

die  schon  im  13.  Jahrhundert  im  Meissnischen  ansässig  waren,  kom- 
men zeitweilig  auch  in  der  Oberiausitz  vor ;  so  ein  BalthasarKaris 
auf  Neukirch  (W.  von  Kamenz),  der  1455  Zins  daselbst  an  einen  Altar 
zu  Kamenz  verkaufte;  so  ein  Georg  v.  Kares  auf  Kroppen  (S.  von 
Ruhland) ,  der  dies  Gut  1556  gekauft  hatte  und  1565  neu  damit  be- 
lehnt ward.     Auch  zu  Bischofswerde  soll  1520  eine  Familie  v.  Karass 


t>4.  Die  V.  Kazowe.  —  65«  Die  y.  Kelbichen.  291 

gewohnt  haben ^).  1577 — 85  wird  ein  Hans  v.  Karas  und  459S 
Hans  Heinrich  y.  K.,  Beide  d^xf  Domhennersdorf  (0.  yon  Hirsch- 
felde) ,  in  den  Seitendorfer  Kirchrechnungen  genannt. 

64.   Die  T.  Kazowe 

nannten  sich  nach  dem  yon  den  Wenden  noch  immer  Kassow ,  yon 
den  Deutschen  jetzt  Quoos  benannten  Dorfe  0.  yon  Neschwitz  und 
kommen  yon  Mitte  des  43.  bis  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  sehr  hflu- 
fig  als  Zeugen,  meist  in  Budissiti,  yör;  so  4245  Nicolaus  y.  R.,  der 
wohl  identisch  ist  mit  dem  schon  4242  erwähnten  Nicol.  de  Chozow; 
so  4272  ein  Peter  y.  K. ,  einer  der  Schiedsmanner  zwischen  den 
Markgrafen  yon  Brandenburg  und  dem  Bischof  yon  Meissen ;  so  seit 
4272  öfteV  ein  ^Ritter^  Zachmann  y.  K.,  mit  dem  gemeinschaftlich 
bisweilen  ein  zweiter  „Ritter^  Nico  laus  y.  K.  erscheint;  so  4293 
ein  Rensko  y.  K.  und  endlich  4347  die  Brüder  Zachmann  und 
0  tt o  y.  K.  1)  —  Ein  Siegel  ist  uns  nicht  yorgekommen. 

65.  Die  T.  Kelbichen 

besassen  mindestens  seit  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  das  Gut  Ostrichen 
(W.  bei  Seidenberg)  und  zwar  ursprtlnglich  als  Lehn  der  Herrschaft 
Friedland.  Denn  4454  Hess  Burggraf  Wentsch  y.  Donyn  den  Hannus 
Kelbechyn  zu  Ostrichen  yor  das  Hofgericht  zu  Priedland  citiren^j. 
4497  war  ein  Georg  Kalbichen  Zeuge  bei  Ulrich  y.  Biberstein ^). 
4544  belehnte  König  Wladislaus  „Ludmilla,  Anna,  Katharine, 
Christine  und  Ludmilia,  Friedrichs  [v.  K.]  zu  Ostrichen 
Mutter  und  Schwestern,  mit  obgedachten  Friedrichs  Gütern^'). 
Aus  dem  betreffenden ,  unklaren  Regest  scheint  henrorzugehen ,  dass 
der  Mann  dieser  Ludmilia  und  der  Vater  der  genannten  Geschwister 
auch  einen  Theil  yon  Wilka  (NW.  yon  Seidenberg)  inne  gehabt 
habe.  Der  als  Bruder  jener  Schwestern  aufgeführte  Friedrich  ist 
gewiss  derselbe,  der  4540  Hauptmann  zu  Seidenberg  war  und 
noch  4554  im  Musterregister  als  Besitzer  yon  Ostrichen  aufgeführt 


63.  0  A.  Ktmenz.  L.  B.  Heckel,  Blschofsw.  164. 

64.  0  Cod.  Las.  76.  67.  98.  99. 107.  87.  110. 136.  144  (wo  statt  Heinko  zu  leMn 
Ist:  Rensko).  Laus.  Mag.  1870.  60.  66.  Wir  lassen  es  dahin  gestellt  sein,  ob  der 
HogerasdeKassowe,  der  sloh  1233  nebst  Bernhard  v.  Kamenz  bei  Markgraf  Hein- 
rich dem  Erlauchten  aaf  dem  Landding  tu  Golm  befand,  aneh  hierher  gehört.  Cod. 
Sax.  n.  4.  303. 

65.  i)  Urk.-Verz.  II.  73i.  2)  Laus.  Msg.  1869.  HO.  3)  Lans.  Mag.  1859. 
269.  Tgl.  259. 

19* 


292  U.  Abtheiliing. 

wird^),  und  nach  dessen  Tode  4558  Christoph  v.  K.  und  seine 
Brüder  zu  Budissin  die  Lehn  Ober  Ostrichen  erhielten.  Daraus  folgt 
zugleich,  das  sich  die  v.  K.  inzwischen  von  dem  vasallagium  der 
Herrschaft  Friedland  losgekauft  hatten. 

66.  Die  y.  Kinteeh, 

während  des  15.  Jahrhunderts  meist  Kyncsch  geschrieben,  fahrten 
ihren  Namen  von  dem  kleinen  Dorfe  Kindisch  (NO.  von  Bischofswerdej , 
welches  seit  dem  46.  Jahrhundert  Kessel  heisst^)  und  vom  Bisthum 
Meissen  zu  Lehn  rührte.     Dies  Gut  dürfte  denen  v.  K.  schon  lange 
gehört  haben,  da  sie  dessen  Namen  beibehielten,  obwohl  sie  minde- 
stens seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  in  Pickau  (W.  von  Rindisch] 
wohnten.    4442  belehnte  Bischof  Rudolph  von  Meissen  Hans  und 
seine  Vettern  Heinrich,  Nickel  und  Günther,  Gebr.  v.  Ryncsch, 
mit  dem  Vorwerk  Kindisch  und  einer  Mark  Zins  im  Dorfe ,  mit  dem 
Vorwerk  Pickau,  dem  Dorfe  Goldbach  und  5  Mark  Zins  zu  GeissmannS" 
dorf^  wie  diese  Güter  von  ihren  Aeltem  an  sie  gekommen  seien, 
und  zwar  zu  Gesammthand.     Von   diesen  Brüdern  wird  Heinrich 
„zu  Pickau  gesessen^  noch  4445  genannt.     Bald  darauf  müssen  die 
V.  K.  all  die  bisherigen  Besitzungen  verkauft  haben.    4424  und  noch 
4429  wohnten  Heinrich  und  Nickel  in  Bischof swerde,  und  ihre  Güter 
befanden  sich  in  anderen  Händen  ^j.  —  Seit  Mitte  des  45.  Jahrhun- 
derts besass  die  Familie  das  grosse  Gut  Burkau  (N.  von  Bischofs- 
werde],  das  bei  dem  königl.  Amte  zu  Budissin -zu  Lehn  ging,  und  die 
bischöfl.  Lehngüter  Wölkau  (0.  von  Kindisch)  und  Birke  (S.  vonGöda). 
4450  nämlich  wird  ein  Georg  v.  K.  „zu Burkau^  als  Lehnszeuge  ge- 
nannt, dessen  Söhne  wahrscheinlich  die  Brüder  Hans,  Christoph 
und  Wolf  gang  v.  K.  waren,  die  von  da  an  öfter  auf  Burkau  vor- 
kommen, und  von  denen  z.  B.  Johann  4469  Zins  zu  Birke  und  Wöl- 
kau an  eine  Kapelle  zu  Stolpen  verkaufte  ^) .   Wolfgang  und  Christoph 
hatten  4512^)  einen  Streit  mit  dem  oberlausitzischen  Landvoigt  und 
dem  Domkapitel  zu  Budissin  wegen  des  Dorfes  Säuritz  (N.  bei  Bur- 
kau).    4547<^)  verkaufte  Christoph  seinen  Antheil  an  Burkau  (Mittel- 


.  ^  Klos»,  Seldenbexg  336.  Weinart,  Rechte  IV.  550. 
66.  1)  Aneh  naeh  einem  anderen  ebenfaUs  biscbofl.  meissniachen  Doife  Kintacb 
bei  Wunen  nannte  aieh  im  14.  und  15.  Jahrhandeit  ein  Adelageachleeht  v.  Kincz, 
Cod.  Sax.  n.  1.  336.  n.  3.  66.  «)  Cod.  Sax.  U,  2.  372.  394.  413.  Grundmann. 
eoUect.  I.  175b.  cod.  dipl.  VI.  1471.  Gercken,  Stolpen  488.  Heokel,  Biw^bofs- 
werde  164.  «)  A.  Dresd.  Orig.  No.  8067.  *)  A.  Bud.  IIb.  fundat.  fol.  CCLI  flg. 
«)  Urk.-Ve«.  III.  109». 


67.  Die  V.  KitBcher.  —  68.  Die  Herren  v.  Eittlitz.  293 

Burkau)  um  SOOO  Mark  böhm.  Gr.  an  das  Kloster  Marienslem.  4554 
werden  im  Musterregister  ^alle  die  Gevattern  v.  K.^  auf  Burkau 
erwähnt,  womit  also  wohl  die  Söhne  von  Hans  und  Wolfgang  ge* 
meint  sein  dtirften.  In  der  That  kommen  um  diese  Zeit  eine  Menge 
V.  K.  auf  Burkau  vor ,  deren  Verwandtschaftsverhältniss  zu  einander 
durch  nichts  angedeutet  ist.  4539  verkaufte  Hans  v.  K.  seinem 
Bruder  Erasmus  einen  Bauer  zu  B.  4549  erhielt  Onof  rius  v.  K. 
nach  seines  Vaters  Tode  die  Lehn  Ober  dessen  Antheii  an  B.  Der- 
selbe befand  sich  schon  4546  in  königl.  böhmischen  Diensten  und. 
hielt  sich  als  Werbeoffizier  in  den  Sechsstfidten  auf.  4556  verkauften 
die  Vormünder  von  Joachims  v.  K.  Erben  dessen  Antheii  an  B.  an 
Wolf  V.  Ponikau  auf  Elstra;  dieser  erwarb  4557  von  Christoph  v. 
K.  und  4562  von  Friedrich  v.  K.  noch  Antheile  an  dem  Gute  B. 
—  Ihr  Siegel  zeigt  im  Schilde  einen  Gems-  oder  Ziegenkopf. 

67.  Die  T.  Kitscher, 

eine  meissnisehe  Familie ,  besassen  das  Gut  Krakau  (N.  von  Königs- 
brück) ,  welches  halb  zu  Meissen ,  halb  zur  Oberlausitz  gehörte ,  und 
mit  dessen  meissnischer  Hälfte  z.  B.  4530  Hans  v.  K.  sammt  seinem 
Bruder  und  seines  Bruders  Söhnen  von  Herzog  Georg  von  Sachsen 
belehnt  ward.  4554  hatten  für  die  oberlausitzische  Hälfte  ^die  Ge- 
brüder v.  K.^  Bitterdienste  zu  thun.  4564  wurden  ^nach  dem 
Tode  ihres  Vaters^  die  Gebrüder  Hans,  Burkhard,  Florian, 
Georg,  Carl  und  Apel  v.  K.  mit  Krakau  durch  den  Landvoigt  der 
Oberlausitz  belehnt. 

68.  Die  Herren  T.  Kittlitz, 

auch  Ghidelitz,  Kythelitz,  Kitelitz  geschrieben,  sind  das 
frtthsterwXhnte  unter  allen  oberlausitzischen  Adelsgeschlechtem  und 
nannten  sich  nach  dem  Dorfe  KitÜitz  (N.  von  Löbau) ,  einst  dem 
Mittelpunkte  einer  grösseren  Herrschaft.  Schon  in  der  zweiten 
Hälfte  des  4S.  Jahrhunderts  erscheinen  die  v.  K.  vielverzweigt  und 
in  mannichfacher  Beziehung  zum  Domstifte  Meissen,  wo  einzelne 
Familienglieder  Domherrenstellen  bekleideten.  4  460  waren  Hein- 
rich Ghidelitz  und  seine  Brüder  Siefried  und  Berthold 
Zeugen ,  als  König  Wladislaus  von  Böhmen  diesem  Domstift  das  Dorf 
Prietitz  bei  Kamenz  schenkte.  —  Bald  darauf  hatte  sich  Conrad 
Kitlitz  unrechtmässigerweise  in  der  dem  Bisthum  gehörigen  Herr- 
schaft Seidenberg  festgesetzt,  aber  infolge  kaiserlichen  Bechtsspruchs 
wieder  davon  abstehen  müssen.     Darauf  hatte  sich  dessen  Bruder 


I* 


294  n.  Abtheilung. 

Burcbard  jener bischttfl.  Besitzungen  bemächtigt,  wofür  ihn  Biachof 
Martin  von  Meissen  in  den  Bann  gethan.  Bei  Gelegenheit  einer  Reise 
nach  Italien  hatte  der  Bischof  zu  Verona  den  ganzen  Streitfall  dem 
Papst  Urban  III.  vorgetragen  und  zwar  in  Gegenwart  des  Gebannten 
und  seines  Vetters,  des  Meissner  Dompropstes  Dietrich  v.  Kittlitz. 
Vergeblich  hatte  Burchard  mit  Httlfe  einer  Verkleidung  vom  Papst 
die  Lossprechung  vom  Bann  zu  erlangen  gesucht.  Erst  später  ab- 
solvirte  ihn  der  zürnende  Bischof  zu  Worms  auf  Fttrsprache  und 
•unter  Bürgschaft  Kaiser  Friedrichs  I.  und  Otto's  des  Reichen,  Mark* 
grafen  von  Meissen.  Dennoch  beeinträchtigte  Burchard  alsbald  aufs 
neue  die  Rechte  des  Bisthums,  und  so  erneuerte  4188  auch  Bischof 
Martin  in  feierlichster  Weise  den  Bannspruch.  Jener  Conrad  v.K. 
hatte  sich  nach  Polen  begeben,  wo  er  am  Hofe  Herzog  Boleslaw's  und 
seines  Bruders  Miesco  zu  Krakau  grossen  Einfluss  erwarb.  Bald  aber 
zog  er  sich  durch  Ungerechtigkeit  beim  Vorsitz  in  dem  obersten  Ge- 
richtshof so  allgemeinen  Hass  zu ,  dass  er  endlich  in  einer  Kirche ,  in 
die  er  sich  geflüchtet,  festgenommen  und  auf  ewige  Zeiten  verbannt 
wurde.  Er  flüchtete  mich  Ungarn  ^) .  Der  oben  erwähnte  Dompropst 
Dietrich  v.K.  wurde  bald  darauf  Bischof  zu  Meissen  (H90 — 4208). 
Diese  nahen  Beziehungen  zu  Meissen  waren  wohl  auch  Ursache, 
dass  einzelne  Glieder  der  Familie ,  da  es  in  der  Oberlausitz  keinen 
fürstlichen  Hof  gab ,  in  markgräflich  meissnische  Dienste  traten.  So 
^leitete^  ein  Heinrich  v.  K.  4  497  die  Beilegung  eines  Streites  zwi- 
schen dem  Kloster  Altzelle  und  den  Gebrüdem  v.  Nossen  und  6ndet 
sich  auch  4  498  und  4205  im  Gefolge  des  Markgrafen  Dietrich  von 
Meissen  2).  Andere  scheinen  sich  nach  den  schlesischen  Fürstenhtffen 
gewendet  zu  haben.  So  kommt  schon  4286  eip  Henri cus  de  Kyte- 
liz  als  Domherr  zu  Breslau,  4277 — 4343  ein  Henmannus  de  Ky te- 
il cz  (ob  derselbe?)  im  Gefolge  der  Herzöge  von  Breslau  und  Glogau, 
4292  ein  Witego  V.  K.  bei  denen  von  Schweidnitz und  4342—45  ein 
Hermann  v.  K.  bei  denen  von  Liegnitz,  4320 — 24  ein  Heinrich 
Kittlitz  als  Voigt  des  deutschen  Ordens  zu  Fischau  in  Preussen  vor  3). 
'Daraus,  dass  die  Herren  v.  K.  sich  am  liebsten  in  Schlesien  aufliiel- 
ten ,  erklärt  sich  auch  die  seltene  Erwähnung  derselben  in  den  ober- 
lausitzischen  Urkunden.   Dass  ihnen  aber  das  Stammgut  Kittlitz  nach 

68.  i)  Cod.  Saxon.  II.  1.  56.  62.  Stenzel,  Script,  xer.  SUes.  I.  17.  97.  101. 
t)  Beyer,  Altzelle  521.  522.  524.  3)GranhAgen,  Regesten  z.  Oeseh.  Schles. 
I.  135.  Tzsohoppe  und  Stenzel,  Urk.-Stmml.  391.  Sommersberg,  Script,  rer. 
SUes.  I.  869.  Scbirrmtcber,  Urk.-B.  tod  Liegnitz  30.  102.  Scbeltz,  Gestmmt- 
getchlclite  520.    J.  Voigt,  Namen-Codex  der  deutsch.  Ordens-Beamten  1843.  S.  65. 


68.  Die  Herren  v.  Kittlits.  295 

wie  vor  gehörte ,  scheint  daraus  hervorzugehen ,  dass  z.  B.  4290  ein 
Heynemann  v.  K. ,  wohl  der  oben  erwähnte,  sich  im  Gefolge  des 
Markgrafen  Otto  v.  Brandenburg,  als  des  damaligen  Landesherm  der 
einen  Hälfte  der  Oberlausitz ,  zu  Lauban  befand  ^] . 

Erst  seit  4345  werden  die  Herren  v.  K.  wieder  häufiger  in  der 
Oberlausitz  genannt.  In  diesem  /ahre  erneuerte  König  Johann  von  Böh- 
men dem  Heinrich  V.  K.  den  (verbrannten)  Lehnbrief  über  Kittlüz 
und  Zubehör  sammt  der  Obergerichtsbarkeit  und  Steuerfreiheit  auf 
dieser  seiner  Herrschaft.  Zugleich  bestimmte  der  König ,  dass ,  falls 
ein  gewisser  Hans  v.  K.  (Bruder  Heinrichs?)  erblos  stürbe,  Heinrich 
^gebtthrlicher  Besitzer  von  allen  Gütern  desselben^  sein  solle.  Diesen 
Brief  bestätigte  4348  auch  Kaiser  Karl  IV.  ^).  Dieser  Heinrich  v.  K. 
nun  erkaufte  kurz  vor  4354  vop  den  Gebrüdern  v.  Baruth  (um  4000 
Mark  Gr.)  deren  Herrschaft  Baruth.  Wegen  der  dieser  Herrschaft  zu- 
stehenden Privilegien  hatte  er  anfangs  Streit  mit  dem  Landvoigte; 
allein  auf  Grund  eines  schiedsrichterlichen  Urtheils  bestätigte  ihm 
1 353  der  Kaiser  alle  die  Vorrechte  von  Baruth  ^) .  Bald  darauf  gelangte 
Heinrich  v.  K.  in  den  Besitz  noch  einer  dritten  oberlaus.  Herrschaft. 
Er  heirathete  nämlich  H  e  i  1  w  e  i  g ,  die  Tochter  Boto's  v.  Heburg,  und 
erhielt  als  deren  Heimsteuer  und  Morgengabe  die  Herrschaft  Moskau, 
welche  ihm  4364  Kaiser  Karl  IV.  bestätigte  7) .  Diese  Heilweig  v.  He- 
burg dürfte  übrigens  die  zweite  Gemahlin  Heinrichs  v.  K.  gewesen 
sein;  denn  schon  4355  war  eine  Tochter  von  ihm  (Anna)  vermählt 
mit  Timo  von  Golditz,  dem  damaligen  Landvoigt  der  Oberlausitz, 
dessen  Stellvertreter  (vicecapitaneus)  Heinrich  war®).  Von  seinen  Be- 
sitzungen verkaufte  er  zuerst  sein  Stammgut  KiUlüz  an  die  v.  Nostitz. 
Dafür  besass  er  vor  4374  auch  die  niederlaus.  Herrschaft  Lieberose,  die 
er  aber  um  diese  Zeit  an  K.  Karl  IV.  (um  4300  Seh.)  veräusserte.  Da 
ihn  der  Kaiser  nicht  baar  bezahlen  konnte,  wies  ihm  derselbe  die 
jährlichen  Zinsen  für  die  Kaufsumme  (430  Seh.)  auf  den  landesherr- 
lichen Revenuen  aus  dem  Lande  Budissin  an.  Er  selbst  war  damals 
auch  Hauptmann  zu  Eger  ^) .  Zu  wohnen  pflegte  er  in  Baruth ,  wo  er 
sich  noch  4382  eine  besondere  Schlosskapelle  erbaute  i<>).  —  Aus  d^ 
betreffenden  Urkunde  über  diesen  Bau ,  der  letzten ,  die  wir  von  ihm 
kennen,  ersehen  wir  zugleich,  dass  er  vier  Söhne  Johann,  Hein- 
rich, Otto  und  Heinrich  [sie]  hatte.    Dieselben  verkauften  als- 

4)  Knotbe,  Eigenscher  Kreis  57.  5)  Cod.  Lus.  363.  Urknnd.-Verz.  I.  54. 
«)  Ürkiind.-Verz.  I.  59.  Lans.  Magaz.  1780.  73.  "O  Gltfey,  Anecd.  I.  608. 
«)  Urk.-Verz.  I.  62  No.  313.  »)  Grnndmtnn,  coUeet.  n.  132  flg.  im  A.  Dresd. 
Crk.-Vert.  I.  80  No.  440.        w)  Ebend.  I.  113. 


2»6  II.  Abthaiiung. 

bald  die  Herrschaft  Muskau  an  Hans  v.  Penzig,  der  sie  4390  sicher 
besass.  Johann  v.  K.  war  mindestens  schon  4384  ^^)  Domherr  zu  Prag 
und  Pfarrer  zu  Görlitz.  4385  wurde  er,  der  Zweite  aus  seinem  Ge- 
schlecht, Bischof  zu  Meissen.  Nach  20  jährigem  Regiment  legte  er 
4  405  seine  Würde  freiwillig  nieder  und  verbrachte  die  letzten  Jahre 
seines  Lebens  zu  Budissin,  wo  er  den  20.  Febr.  H08  starb,  und  wo 
er  auch  begraben  liegt.  —  Die  Ver\^'altung  der  gemeinschaftlichen 
Familienguter  war  von  dem  jüngeren  Bruder  Otto  geführt  worden ; 
die  beiden  Heinriche  haben  wir  in  oberlaus.  Urkunden  nirgends  sonst 
erwähnt  gefunden.  Dieser  Otto  v.  K.  war  seiner  Zeit  eine  der  einfluss- 
reichsten  Persönlichkeiten  im  Lande.  Er  stand  in  hohem  Ansehen  bei 
dem  jungen  Herzog  Johann  von  Görlitz,  in  dessen  Gefolge  er  sich  4389 
bei  dem  Turnier  zu  Görlitz  befand,,  als  dessen  Gommissar  er  darauf 
die  Juden  aus  dieser  Stadt  zu  treiben  hatte ,  und  an  dessen  Hofe  er 
4394  sogar  Marschall  wurde.  Nicht  minder  hatte  ihn  der  Herzog  zum 
Landvoigt  (4  389-r-94)  in  der  ihm  gehörigen  Niederlausitz  gemacht  und 
ihm  für  vorgesü*eckte  2068  Schock  Gr.  (4394)  die  Herrschaft  Sprem- 
berg  verpfändet  12) .  Später  (4406—40)  ward  Otto  v.  K.  Landvoigt 
auch*  in  der  Oberlausitz.  Wie  er  schon  4400  die  seinem  Vater  einst 
verpfändeten  430  Schock  Jahreszins  aus  den  landesherrlichen  Re- 
venuen aus  der  Oberlausitz  an  seinen  Neffen  Timo  v.  Golditz,  Bischof 
von  Meissen ,  verkauft  hatte ,  so  überliess  er  4  406  gemeinschaftlich 
mit  seinem  damals  noch  lebenden  Bruder  Johann  auch  die  letzten 
Familiengttter  in  der  Oberlausitz ,  nämlich  die  Herrschaft  Baruth,  um 
4500  Mark  an  Nickel  v.  Gersdorff ,  genannt  Bock ,  und  zog  sich  seit- 
dem ganz  nach  der  Niederlausitz,  wo  er  Lieberose  (bis  4444)  und 
Friedland  besass.  Er  hatte  bei  dem  Domstift  zu  Budissin  ein  Jahres- 
gedächtniss  für  sich,  seinen  Vater,  seine  Brüder  und  seine  Gemahlin 
Elisabeth  gestiftet,  indem  er  das  halbe  Dorf  Kirschau  (N.  bei 
Schirgiswalde)  demselben  schenkte  ^*) . 

Er  hinterliess  vier  Söhne,  Johann,  der  4408  Pfarrer  in  Neisse, 
später  in  Görlitz  war,  Otto  genannt  Laupold,  Otto  den  jüngeren, 
und  Heinrich,  denen  Spremberg  in  der  Niederlausitz  gehörte. 
Anfangs  besassen  sie  in  -der  Oberlausitz  noch  die  Lehnsherrlichkeit 
über  Oelsa  und  einige  anderen  früher  zur  Herrschaft  Baruth  gehörigen 
Ortschaften ,  welche  die  v.  Temritz  zu  Lehn  hatten.    Da  kauften  sich 


<i)  Ebend.  I.  111.  ^)  NenmAnn,  Niederlaas.  Landvoigte  II«  85.  Worbs, 
Invent.  dlplom.  208.  i3)0rundmAnn,  ooUectan.  II.  136  flf.  im  A.  Dretd.  Urk.- 
Verz.  I.  163.  179.         »*)  Laos.  Mag.  1870.  294. 


.69.  Die  V.  Klttx.  297 

Letztere  von  diesem  Lehnsverband  mit  dem  ^edlen  Herrn  Heinrich  v. 
Kittlitz  und  all  seinen  Brüdern^  los,  und  so  nahm  44i9  König  Wenzel 
von  Böhmen  die  v.  Temritz  als  seine  Vasallen  auf  und  belehnte  sie 
mit  ihren  Gütern.  Seitdem  verschwinden  die  Herren  v.  Kittlitz  aus 
der  Oberlausitz.  — 

Nur  auf  kurze  Zeit  wurden  sie  Ende  des  45.  Jahrhunderts  wieder 
daselbst  ansässig,  doch  ohne  daselbst  zu  wohnen.  4507  verkaufte 
Heinrich  v.  Kittlitz  zu  Eisenberg  in  Schlesien  das  halbe  Dorf 
Dohms  (am  Queiss  in  der  Rechenbergschen  Heide)  „wie  er  und  sein 
Vater  dasselbe  innegehabt '^v  um  442  Mark  an  den  Rath  zu  Lauban  ^^) . 

69.   Diev.  Klflx, 

auchKluiz,  Clux,  Klix,  Klyx  geschrieben,  nannten  sich  nach 
dem  Dorfe  Klix  an  der  Spree*  (N.  von  Budissin] ,  das  ihnen  bis  gegen 
Ende  des  46.  Jahrhunderts  gehörte.  Schon  4S82^)  war  ein  Walthe- 
rusdeKluiz  Zeuge  zu  Budissin,  als  die  Markgrafen  von  Branden- 
burg diese  Stadt  vom  Marktzoll  befreiten.  In  der  ersten  Hälfte  des 
48.  Jahrhunderts  werden  verschiedene  v.  Kl.  erwUhnt,  von  denen 
aber  weder  ein  Verwandtschaftsverhältniss  zu  einander,  noch  sogar 
irgend  ein  Wohnsitz  bestimmt  nachzuweisen  ist.  So  schenkte  4353 
ein  Henczil  Klux  all  seine  Wiesen,  die  eine  gegen  Ostro  (S.  von 
Marienstem),  die  andere  9,unter  seinem  Hofe^  (ob  zu  Klix?  KaumI) 
dem  Kloster  Marienstem  zu  einem  Seelgeräth.  Seine  Brüder  sollten 
diese  Schenkung  nicht  hindern  können.  Sollte  aber  entweder  noch  er 
selbst,  oder  nach  seinem  Tode  sein  Bruder  Walther  oder  dessen 
Sohn  Nickel  dem  Kloster  für  jene  Wiesen  40  Schock  Geld  zahlen, 
so  solle  das  Kloster  dieselben  dafttr  wieder  herausgeben.  Seinen  üb- 
rigen B  rüdern  gegenüber  sollte  aber  diese  Bestimmung  nicht  gel- 
ten'). Das  der  betreffenden  Urkunde  angehängte  Siegel  zeigt  den 
bekannten  Ast  mit  drei  Blättern  und  die  Umschrift:  S.  Johannis 
de  Gluix.  So  dürfte  also  diese  Brüdergruppe  wohl  einen  Johann  v.  Kl. 
zum  Vater  gehabt  haben.  —  Wir  wissen  nicht,  ob  der  eben  erwähnte 
Nickel  V.  Kl.  identisch  sei  mit  dem  Nickel  Clux,  der  4375  schwer' 
verwundet  worden  war,  weshalb  über  den  Thäter  von  dem  Rath  zu 
Görlitz  die  Acht  verhängt  wurde.  Ein  ^Herr^  Härtung  v.  Kl.  ver- 
bürgte sich  4346  zu  Görlitz  bei  einer  Urfehde  und  war  4353  Zeuge 
bei  einer  Entscheidung  über  die  Vorrechte  der  Herrschaft  Baruth  ^) . 

«0  Ürk.-Vera.  IH.  76. 

69.  »)  Cod.  Lü8.  110.        «)  Knothe,  MStern  53.        3)  oörl.  Üb.  toc.  I.  5»> 
(Mspt.).  Lani.  Mag.  1780.  73. 


298  U.  Abtheilung.. 

1324  war  ein  Jenchin  v.  Clux  Zeuge  bei  der  Gesammtbeleh- 
nung  der  Herren  v.  Penzig  durch  Herzog  Heinrich  von  Jauer ,  wir 
wissen  nicht  ob  derselbe,  der  4334  4  7  Scheffel  Korn  wie  Hafer  Bischofs- 
zehnt zn  Krumenforst  (SW.  von  KHx)  an  das  Domstift  Budissin  abtrat^) . 
—  Jedenfalls  ein  andrer  war  der  Jenchin  v.  Clux,  der  4373  von 
Tamme  von  dem  Neuendorfe  beraubt  worden  war,  und  dessen  Sohn 
Hans  sich  4381  in  der  Acht  der  Stadt  Görlitz  befand,  weil  er  sich 
dem  Voigte  des  Königs  widersetzt  hatte  i^).  4404  ward  dieser  Hans 
Kluczis  nach  Görlitz  vor  Gericht  citirt ,  weil  er  jemand  verwundet 
hatte.  Nach  alledem  muss  er  und  wahrscheinlich  auch  die  schon  frflher 
Genannten  im  Weichbild  Görlitz  gesessen  gewesen  sein.  Und  so  wird 
er  denn  4406  auch  in  der  That  als  „Hans  Klux  auf  Gröditz^  (W.  von 
Weissenberg]  bezeichnet,  als  er  von  seinen  Schwägern,  den  Brüdern 
Nickel ,  Hans  und  Heinrich  v.  Maxen ,  die  Herausgabe  seines  Erbe- 
geldes verlangte.  Bis  4427  haben  wir  ihn  auf  Gröditz,  dann  aber 
nie  mehr  ein  Glied  seiner  Familie  im  Besitz  dieses  Gutes  gefunden. 

Ausserdem  begegnen  wir  Anfangs  des  45.  Jahrhunderts  einem 
Caspar  V. Kl.,  der 4 405  dem  Rathe  zu  Görlitz  „Rechtens  verhelfen", 
desgleichen  einem  Peterv.  Kl.  auf  Kleinradmerüz  (NO.  von  Kittlitz), 
der  4  424  dem  Heinr.  v.  Rodewitz  auf  Kleinradmeritz ,  dem  Bruder 
seiner  Frau  Margaret  he,  einen  Theil  dieses  Gutes  abkaufte;  femer 
einem  Hans  v.  Kl.  auf  Bolbritz  (N.  von  Göda),  der  4424  Leute  zur 
Befestigung  von  Budissin  gegen  die  Hussiten  sendete ;  endlich  einem 
Walther  v.  Kl.,  dessen  Siegel  4404  ein  Vasall :Jeschke*s  v.  Dohna 
seinem  Fehdebriefe  an  Markgraf  Wilhelm  von  Meissen  anhing  <^).  An- 
fang des  45.  Jahrhunderts  scheint  das  Stammgut  Klix  der  Familie  nicht 
gehört  zu  haben,  sondern  versetzt  gewesen  zu  sein.  Wenigstens  war 
1443  ein  Heinrich  Scezwicz  (Zezschwitz)  Gewahrsbttrge  für  den  Pfar- 
rer von  Klix,  und  4421  soll  ein  Hieron.  v.  Rosenfeld  auf  Klix  Leute 
zur  Befestigung  von  Budissin  gesendet  haben  ^).  Um  4440  finden  wir 
aber  die  v.  Klüx  wieder  im  Besitze  von  Klix. 

Der  berühmteste  Spross  der  Familie  während  des  ganzen  Mittel- 
alters war  ohne  Zweifel  Härtung  v.  Clux ^)  (4446 — 43) .  Auch  von 
ihm  wissen  wir  übrigens  nicht ,  woher  er  stamme  (Kloss  meint,  aus 
dem  Hause  Gröditz) ,  noch  wodurch  er  sich  die  Gunst  Kaiser  Siegs- 
munds erworben,  als  dessen  Rath,  Begleiter  und  Vertrauter  wir  ihn 

«)  Cod.  LuB.  256.  Ltü8.  Mag.  1860.  471.  5)  Görl.  lib.  proscript.  U.  4b.  12». 
<0  Garpsov,  Ehrent.  II.  16&.  "T)  Grandmtnn,  collect.  I.  bS,  Provinz. -BliU. 
1782.  293.  8)  Vergleiche  Aber  Ihn  Laas.  Mag.  1828.  512  flg.  Kauf  f er,  Oberiaus. 
II.  an  vielen  Stellen.  Prov.-Bl.  1782  (Kloss). 


69.  Die  ▼.  KIttx.  299 

fast  unmittelbar  bei  seinem  ersten  Auftreten  erblicken.  4420  verlieh 
Kaiser  Si^gsmund  «Härtungen  v.  Clux  und  seinem  Bruder  Hans^  das 
Schloss  Tschocha  (S.  von  Marklissa)  nebst  den  zugehörigen  Ortschaften^ 
wie  er  dasselbe  von  Heinrich  Renker  erkauft  hatte,  und  4427  reichte 
derselbe  Siegsmund  „dem  Ritter  Härtung  v.  Ciux,  kaiserlichem  Rath'*, 
das  Dorf  Priedersdorf  im  Weichbild  Löwenberg,  das  er  von  Heinze  v. 
Schoosdorf,  und  das  Dorf  Wmgendorf  ebenfalls  im  Weichbild  Löwen- 
berg ,  das  er  von  Heinze  v.  Schreibersdorf  erkauft  hatte.  Seitdem 
sind  diese  beiden  schlesischen  Dörfer  zur  Oberlausitz  gerechnet  wor- 
den. Schon  damals  befand  sich  Härtung  fast  stets  in  der  unmittel- 
baren Umgebung  des  Kaisers.  Wenn  er  einmal  „vom  Könige^  nach 
der  Oberlausitz  kam,  versäumte  man  nicht,  ihn  „zu  ehren^  mit  Wein 
und  Bier.  Ebenso  sendeten  die  oberlaus.  Stande  in  der  damaligen 
Hussitennoth  wiederholt  Boten  an  ihn,  beim  Kaiser  Untersttttzung  für 
sie  zu  erwirken.  Wie  er  schcm  4446  mit  Kaiser  Siegsmund  in  Kost- 
nitz  gewesen  und  von  da  an  die  eben  einander  bekriegenden  Könige 
von  Frankreich  und  England  gesendet  worden  war,  weil  er  „englisch 
reden  konnte*^  ^) ,  so  begleitete  er  den  Kaiser  4  43  4  auch  auf  den  Reichs- 
tag zu  Nürnberg,  von  da  zur  Krönung  in  Mailand,  4433  zum  Goncil 
nach  Basel  und  soll  von  da  abermals  in  diplomatischer  Sendung  nach 
Frankreich  gereist  sein.  —  Während  somit  Härtung  nur  selten  auf 
seinem  Schlosse  Tschocha  weilen  konnte,  hütete  dasselbe  ein  Diet- 
rich v.  Klüx  als  „Hauptmann^,  dessen  verwandtschaftliche  Bor* 
Ziehung  zu  Härtung  wir  nicht  kennen.  Er  hatte  4440  in  Diensten  des 
deutschen  Ordens  in  Preussen  gestanden  ^^) .  Als  4  427  die  Hussiten 
gegen  Lauban  rückten  und  die  arme  Stadt  völlig  zerstörten,  war 
Dietrich  v.  Kl.  mit  500  Bauern  derselben  zu  Hülfe  gezogen;  allein 
die  Hussiten  vernichteten  auch  seinen  kleinen  Streithaufen ,  so  dass 
er  selbst  mit  Mühe  entkam.  4  434  zog  eine  andere  Sehaar  Hussiten  vor 
Tschocha  und  begann,  dasselbe  zu  belagern.  Da  eilte  Härtung  v.  Kl.^ 
der  sich  eben  mit  dem  Kaiser  zu  Basel  befand,  nach  der  Oberiausitz. 
Mit  Hülfe  der  Görlitzer  setzte  er  sich  zuerst  wieder  in  den  Besitz  des 
ihm  ebenfalls  gehörigen  und  von  den  Hussiten  occupirten  Dorfes  Witt- 
chendxivf  (NO.  von  Zittau),  rückte  dann  vor  Tschocha  und  vertrieb  da- 
raus glücklich  die  hussitische  Besatzung.  4  4d6  ging  er  wieder  zum 
Kaiser  nach  Iglau,  begleitete  ihn  darauf  nach  Ungarn  und  bei  seinem 
Einzüge  in  das  endlich  sich  öffnende  Prag.    Gleiche  Gunst  genoss  Har- 


9)  Mencken,  Scriptor.  I.  1099.  ^O)  Job.  Voigt,  Namen-Codex  der  deut- 

schen Ordent-Beamten.  1843.  S.  121. 


300  II-  Abtheilung. 

tung  auch 'bei  Siegsmunds  Nachfolger,  K(mig  Aibrecht  IL,  und  lebte 
noch  4443.  —  Nach  seinem  Tode  finden  wir  als  Besitzer  von  Tscfaocha 
einen  Ramfoldv.  Klttx,  von  dem  wir  auch  nicht  wissen,  ob  er  ein 
Sohn,  Neffe  oder  entfernterer  Verwandter  von  Härtung  gewesen  sei. 
Vielleicht  ist  er  identisch  mit  dem  Rarafold  v.  Kl.,  „daselbst  gesessen^ 
(d.  h.  also  zu  Klix)^  der  4440  als  Lehnszeuge  vorkommt  ^^).  Der- 
selbe muss  spätestens  4454  gestorben  sein;  denn  in  diesem  Jahre  fin- 
den wir  bereits  Caspar  v.  Nostitz  im  Besitz  von  Tschocha,  und  4453 
belehnte  denselben  König  Ladislaus  mit  diesem  Gute,  das  „durch  Ab- 
gang Ramfolds  v.  Kl.  an  ihn  [Caspar],  als  den  nächsten  Erben,  ge- 
fallen sei^.  Auch  ttber  die  Verwandtschaft  dieses  Caspar  v.  Nostitz 
mit  denen  v.  Kl.  ist  nichts  zu  ermitteln  gewesen. 

Erst  etwa  seit  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  Ittsst  sich  nun,  w^enn 
auch  nur  mit  grossen  Lücken  und  ohne  genaue  Filiation ,  eine  Linie 
derer  v.  Kl.  auf  Klix  feststellen ,  zu  der  sich  dann  noch  zwei  andere 
Stammhäuser,  Wawitz  und  Strahwalde,  gesellen. 

4.    Stammhaus  Klix. 
Ausser  jenem  Ramfold  (4440),  der  später  Tschocha  erwarb, 

« 

war  gleichzeitig  ein  Lorenz  v.  Kl.  wohl  zu  Klix  gesessen,  indem  er 
wenigstens  4448  mit  dem  Hammermeister  zu  Klix  Zeuge  bei  einer 
Urfehde  in  Görlitz  war.  Nicht  minder  hatte  4448  ein  Gol mann  alias 
C  u  n  c  z  e  1  de  Clux,  ibidem  residens,  Zins  zu  Kolm  (N.  von  Weissen- 
berg)  an  einen  Vicar  zu*  Budissin  verkauft.  Dieser  Golmann  war 
4435  wegen  Beraubung  von  Geistlichen  durch  das  Conoil  zu  Basel 
exoommunicirt  worden  und  kommt  bis  4  450  vor.  —  Später  finden 
wir  auf  Klix  einen  Herten  Klux  („daselbst  gesessen^),  der  4488 
Lehnszeuge  in  Budissin  war,  4489  als  Erbherrschaft  zu  Lömischau 
(0.  bei  Klix)  einen  Unterthanen  bei  dem  Rath  zu  Görlitz  entschuldigte 
und  in  demselben  Jahr  Schöppe  im  Judicium  ordinarium  zu  Budissin 
war ^3).  4498  und  4500  wird  ein  Hans  Klux,  „daselbst  gesessen^, 
als  Gewährsbttrge  bei  Zinsverkäufen  an  das  Domstift  Budissin  auf- 
geführt. 4534  unterzeichnete  ein  W  e  n  z  e  1  v.  Klux,  „daselbst  ge- 
sessen^, die  Beschwerdeschrift  des  oberlausitzischen  Adels  gegen  die 
Sechsstädte,  und  4585  war  Jakob  v.  Kl.,  der  Bruder  Wenzels,  Vor- 
mund für  Nicol.  V.  Mauschwitz  auf  Oderwitz  ^')  und  kommt  sammt 
seinem  Bruder  bis  4547  vor.    Wie  es  scheint  hinterliessen  beide  BrU- 


")  Ürk.-Veri.  II.  511».         «)  A.  Bud.  lib.  fundtt.  fol.  CLXXVIII.    N,  Script, 
rer.  Ins.  II.  282.  118.         19)  Korscheit,  Oderwitz  30. 


69.  Die  T.  Klttx.  301 

der  Söhne,  der  eine  die  Gebrüder  Wenzel,  Hans  und  Jakob  auf 
Klix,  welche  4553  das  Gut  Niederhorka  (W.  bei  Rothenburg)  kauf- 
ten ^^j,  der  andre  die  Gebrüder  Ramfold,  Nickel,  Hans  und 
Peter,  von  denen  Schulze  (Ahnentafeln,  Mspt.  Görl.)  sagt,  dass  sie 
4554  ihr  Stammgut  Klix  an  Caspar  v.  Nostitz  auf  Jahmen  verkauft 
haben  sollen.  Dem  Lehnbuch  zufolge  wurden  dieselben  4565  „neu  be- 
lehnf^,  ohne  dass  angegeben  wäre,  womit,  und  4592  gehörte  Klix 
allerdings  einem  Georg  v.  Nostitz. 

« 

2.    Stammhaus  Wawitz. 

Seit  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  erscheint  ein  Barthel  v.  Kl. 
zu  Wawitz  (bei  Pommeritz)  gesessen ,  von  welchem  Gute  er  aber  nur 
einen  Antheil  besass.  4505  gab  er  einem  Unterthanen  zu  Hochkirch 
(S.  bei  Pommeritz)  einen  Gunstbrief,  verkaufte  4544  Zins  zu  Wawitz, 
4525  Bauern  zu  Jauemik  (SO.  von  Hochkirch)  und  Zschoma  (NO.  von 
Hochkirch]  und  erwarb  dagegen  4534  9  Bauern  zu  Rachlau  (S.  bei 
Hochkirch).  —  Nach  seinem  Tode  wurde  4533  sein  Sohn  Hans  nebst 
dessen  noch  unmündigen  Brüdern  mit  Wawitz  und  Zubehör  belehnt. 
Dieser  Hans  nun  hatte  sich  „eines  Fleckes  im  Dorfe  vor  dem  Vorwerk 
unterzogen^,  auf  welchen  die  ganze  Dorfgemeinde  Anspruch  zu  haben 
glaubte.  Deshalb  verklagte  das  Domkapitel  zu  Budissin  und  Heinrich 
V.  Klüx  auf  Strahwalde,  welche  ebenfalls  Antheil  an  Wawitz  besassen, 
jenen  Hans  und  seine  Brüder  vor  dem  Judicium  ordinarium  zu  Bu- 
dissin, wo  die  Parteien  4535  verglichen  wurden  ^^].  —  4554  wird  im 
Musterregister  ein  Adam  v.  Klüx  zu. Wawitz  aufgeführt,  den  wir 
vielleicht  ebenso  für  einen  Bruder  von  Hans  halten  dürfen ,  wie  den 
Caspar  v.  Kl.  auf  le^n  (0.  von  Hochkirch),  der  4560  sein  vater- 
lich Gut,  den  Rittersitz  zu  Wawitz  und  das  Lehngut  zu  Lehn  ver- 
kaufte. —  Aus  dem  Hause  Wawitz  stammten  sicher  auch  die  Brüder 
Christoph  und  Peter  v.  Kl.  anfRachlau  xxndDöhlen  (W.  bei  Rach- 
lau) ,  welche  4  563  „nach  dem  Tode  ihres  Vaters*^  belehnt  wurden  und 
4564  „das  halbe  Vorwerk  zu  Wawitz^  und  4  Bauern  nebst  dem  Kret- 
scham zu  Hochkirch  an  Hans  v.  Gersdorfif  auf  Kuppritz  überliessen. 
Peter  V.  Kl.  war  noch  4592  zu  Dohlen  gesessen. 

3.   Stammhaus  Strahwalde. 

Die  V.  Klüx  auf  Strahwalde  (N.  bei  Hermhut)  haben  sich  jeden- 
falls von  dem  Hause  Wawitz  abgezweigt.    Wenigstens  nannten  sich 


14)  L.  B.  Holt  eher,  Horka50  sagt  dagegen,  die  v.  Klfix  hatten  das  Gut  vei^ 
kauft.    •     «0  A.  Bnd. 


302  H-  Abtheilung. 

i534  Bartel  auf  Wawitz  und  Heinrich  v.  Kl.  auf  Strahwalde  noch 
^Vettern^,  und  dieser  Heinrich  besass,  wie  eben  erwähnt,  noch  4535 
«inen  Antheil  von  Wawitz.  Zuerst  haben  wir  4  500  ^den  a  1 1  e  n  K 1  tt x 
und  seinen  Sohn  Heinrich'^  erwähnt  gefunden,  welche  in  Strah- 
walde einen  gewissen  Möller  gemisshandelt  hatten.  i522  verglich 
sich  Heinrich  v.  Kl.  mit  dem  Rathe  zu  Löbau  wegen  einer  Grenze  ^*) . 
Er  war  4528  Hofrichter  zu  Löbau  und  starb  4544 ;  aber  erst  4545 
wurden  seine  Söhne  Hans  und  Bernhard  mit  den  väterlichen  Be- 
sitzungen belehnt.  Nur  einer  derselben  (vielleicht  Bernhard,  der 
noch  4  552  als  Bürge  vorkommt)  hinterliess  selbst  wieder  Söhne.  4  560 
nämlich  erhielten  dieBrttder  Joachim,  Heinrich  und  Hans  v.  KI. 
nach  ihres  Vaters  Tode  die  Lehn  über  Strahwalde.  Sie  scheinen  zu- 
erst das  Dorf  in  ein  Ober-  und  ein  Niedergut  getheilt  zu  haben.  Von 
ihnen  erkaufte  Joachim  4580  ein  Stück  Gut  zu  Oberrennersdorf 
und  Siederherthelsdorf  von  Hans  v.  Gersdorff,  und  4  584  auch  Nieder- 
rennersdorf  von  den  Erben  Siegsmunds  v.  Schwanitz  hinzu ,  starb 
aber  schon  4587.  Er  hinterliess  eine  Wittwe  Anna  geb.  v.  Gersdorff 
und  zwei  Söhne,  Bernhard,  der  Oberrennersdorf  und  Niederber- 
thelsdorf, und  Caspar,  der  (halb)  Strahwalde  und  Niederrenners- 
dorf erhielt.  Seine  Vormünder  verkauften  indess  letzteres  Gut  4594 
(um  7000  Thlr.)  an  Caspar  v.  Gersdorff  auf  Burkersdorf,  der  eine 
Schwester  von  Bernhard  und  Caspar  v.  Klüx,  Namens  Margarethe. 
zur  Frau  hatte '').  —  Der  Onkel  dieser  Brüder  Hans  v.  Kl.  auf  (halb) 
Strahwalde  lebte  noch  4594.  Der  dritte  Bruder  Heinrich  ist  wahr- 
scheinlich derselbe,  der  den  Oberhof  zu  Türchau  von  Siegsm.  v.  Fal- 
kenhain erkauft  hatte  und  4584  daselbst  starb.  Seine  Erben  verkauf- 
ten 4587  diesen  Antheil  von  Türchau  um  4000  Thlr.  an  den  Rath  zu 
Zittau.  Sein  Sohn  Hans  Bernhard  besass  4645  das  Gut  Lehn  (bei 
Hochkirch) . 

70.   Die  Knebel. 

In  Jahre  4529  erkaufte  ein  Tile  (Tyl,  Tylich)  Knebel  von  den 
Gebr.  v.  Mauschwitz  das  Gut  Hainewalde  (W.  von  Zittau;  nebst  dem 
damaligen  Pertinenzstück  Gersdorf  (W.  von  Ebersbach)  und  4534  von 
Christoph  v.  Gersdorff  das  an  Hainewalde  anstossende  Gut  Gross- 


1«)  Löbtoer  Rügebueh  p.  46b.  Urkuiid.-Yen.  III.  122.  D«m  dte  Mheren  Besitzer 
dieses  Gutes,  die  dnreh  die  Beifögung  .,toii  Strawenwtlde"  bezeichnet  werden,  der 
Familie  t.  Klüx  tngehdrC  bitten ,  ist  T$nig  nnerweislich.  i^  t.  MQoke,  Nieder- 
rennersdorf 12  flg.  K  0 rs  cb  e  1 1 ,  Bertbelsdorf  36  flg. 


71.  Die  y.  Knobelsdorf.  —  72.  Die  Knobloch.  303 

• 

sckifnau^).  Er  wohnte  in  Hainewalde.  Wer  derselbe  gewesen ,  und 
woher  er  gekommen,  ist  noch  nicht  ermittelt.  Für  unberechtigt  halten 
wir  die  übliche  Annahme,  dass  er  der  zu  jener  Zeit  in  dem  angren- 
zenden Wamsdorf  begüterten  Familie  v.  Knobloch  angehöre  und  viel- 
leicht der  Sohn  des  bis  452S  genannten  Georg  v.  Knobloch  sei.  Wäh- 
rend die  W^amsdorfer  Familie  überall ,  auch  in  den  Grossschönauer 
Schöppenbttchern  ,,Knobloch^  (oder  ^Knoblach^)  geschrieben  wird, 
heisst  Tile  ebendaselbst ,  auch  in  den  Lehnbüchern  und  sonst  in  den 
urkundlichen  Quellen  nie  anders  als  „Knebel" ,  und  während  die 
Wamsdorfer  Familie  seitdem  46.  Jahrhundert  das  „von'^  des  Adels 
angenommen  hatte ,  wird  dasselbe  dem  „Tile  Knebel"  nie  beigelegt. 
Und  dennoch  muss  er  adlichen  Herkommens  gewesen  sein,  sonst 
hätte  ihn  die  oberlausitzische  Ritterschaft  nicht  4530  in  einem  Prozess 
gegen  die  Sechsstädte  zu  ihrem  Syndicus,  nicht  4537  für  den  Prager 
Landtag  zu  ihrem  Abgeordneten  und  bei  einer  wegen  Caspar  v.  Kott^ 
witz  berufnen  „Ehrentafel"  nicht  zum  Marschall  erwählt.  Knebel 
hinterliess  bei  seinem  Tode  4545  von  seiner  Gemahlin  Ludmilla, 
der  Tochter  Nicol.  U.  v.  Dohna  auf  Grafenstein,  keine  Leibeserben, 
weshalb  seine  Güter  an  den  König  fielen.  Von  diesem  erwarb  sie 
Dr.  Ulrich  v.  Nostitz.  Von  der  Kaufsumme  erhielt  Knebels  Wittwe 
700  fl.,  die  Gebrüder  und  Vettern  v.  Lindenau  wegen  „Mitbelehnung, 
Donation  und  Erbgerechtigkeit"  3800  fl.,  der  König  selbst  5000  fl.'^). 

71.  Die  T.  Knobelsdorf 

haben  wir  in  der  Oberlausitz,  wohin  sie  aus  Schlesien  gekommen  sein 
dürften,  nur  vorübergehend  angesessen  gefunden.  4429  sollen 
Bernhard,  Hans  und  Paul  Knobelsdorf  von  denen  v.  Nostitz  die 
Dörfer  Noes  und  Neundorf  (N.  und  S.  von  Rothenburg)  gekauft  haben  ^) , 
und  4 507  war Balthasarv. Kn.  zu Lohsa  (0.  von Wittichenau] Bürge 
für  Heinr.  v.  Kittlitz  beim  Verkauf  von  Dohms^j. 

72.   DieKnoblochy 

erst  im  46.  Jahrhundert  „von  Knobloch"  genannt,  besassen  etwa  seit 
Anfang  des  45.  Jahrhunderts  das  Dorf  Schwepnitz  (N.  von  Königs- 


70.  1)  A.  Dresd.  ^ebn  im  BudUstniscben  1520"  fol.  6b.  8^  ^  Richter, 
OroMMhonau  S.  111  flg.  8.  24.  N.  Script,  rar.  los.  IV.  312. 

71.  0  KntQthe,  NostitzeSO.  >)  Urk.-VeTZ.  HI.  76.  Wllh.  ▼.  KnobeU- 
dorff,  („Gesch.  der  Familie  t.  Kn.'*  BerUn  1870)  versucht  so  beweisen,  dtss  die 
V.  Kn.  um  1220  das  einstige  Dorf  Knobloehsdorff  bei  Zltton  (Jetzt  Vorstadt :  die  Lange- 
fahrt) gegründet,  Ton  da  dann  In  die  Niederlansitz  and  nach  Schlesien  gezogen  seien. 


304  U.  Abtheilung. 

• 

brttck),.  1432  leistete  Hans  Knob loch  „derAlte^  zu  Schwepnitz 
neb3t  Anderen  Bürgschaft  für  die  Stadt  Kamenz  gegen  eine  Schar 
plündernder  Hussiten.  Jedenfalls  seine  Söhne  waren  Hans  und 
Heintze,  Gebrüder  Knobloch,  welche  4438  nach  dem  erblosen  Tode 
ihres  bisherigen  Lehnsherrn ,  Borso's  von  Kamenz ,  unmittelbare  Va- 
sallen der  Krone  Böhmen  wurden  *) .  —  Erst  4534  erfahren  wir  wie- 
der etwas  von  der  Familie.  Damals  war  die  eine  Htflfte  von  Nieder- 
biUleritz  (0.  von  Schwepnitz)  durch  den  Tod  Christophs  ^von 
Knobloch'^  an  den  König  gefallen.  Das  Stammgut  der  Familie, 
Schwepnitz,  gehörte  um  diese  Zeit  einem  Hans  v.  Kn. ,  der  1531 
die  Klageschrift  des  Adels  gegen  die  Städte  mitunterzeichnete.  1 536 
wurden  9,die  Gebrüder  v.  Kn.  zu  Schwepnitz^  nach  dem  Tode 
ihres  Vaters  belehnt;  sie  verkauften  1S41  die  Hälfte  des  Guts  (um 
3200  fl.)  an  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Königsbrück.  Namentlich 
wird  dabei  nur  Michael  v.  Kn. ;  wohl  der  älteste  der  Brüder,  1551 
dagegen  im  Musterregister  Christoph  und  Hans  v.  Kn.  genannt. 
Einer  dieser  Brüder  (Christoph?)  starb  1569,  worauf  Hans  v.  Kn.  zu 
Schwepnitz  und  sein  ausländischer  Bruder  (Michael  ?)  die  Lehn  über 
dessen  Antheil  erhielten.  —  Ein  Jakob  v.  Knobloch  erkaufte  1607 
einen  Antheil  von  [Ober-) Ger lachsheim  (0.  von  Seidenberg). 

Eine  jedenfalls  ganz  andere  Familie  Knoblooh,  später  ebenfalls 
von  Kn.  genannt,  besass  schon  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  das 
böhmische  Dorf  Warnsdorf  (W.  von  Grossschönau) .  1417  wurden 
bei  Beleibdingung  von  Margarethe,  der  Frau  Hansens  v.  Gebeizig  auf 
Wiithen,  ihr  zu  Vormündern  gegeben  „Herr  Otto  Knoblouch,  Pfarrer 
zu  Brenis,  Tamme  Knobelouch  zu  Wamsdorf  und  Nicol.  Knobe- 
louch  daselbst^  und  schon  1410,  ebenso  1423,  übte  Thamo  cliens 
dictus  Knoblach  das  Patronatsrecht  zu  Wamsdorf  2).  1428  schloss 
ein  Johann  Knobloch,  armiger  zu  Wamsdorf,  mit  dem  dasigen 
Pfarrer  einen  Tauschvertrag  3) .  1516  gehörte  dieser  Antheil  von 
Warnsdorf,  der  sogenannte  Knobeishof,  mit  5  Bauern  und  einer  Mühle, 
dem  Georg  v.  Knobloch,  der  auch  noch  1522  als  Erbherr  erwähnt 
wird.  —  Das  Wappen  dieser  W^arasdorfschen  Knobloehe  zeigt,  wie 
es  scheint,  drei  in  Sternform  übereinander  gelegte  Knoblauch- 
stauden *) . 

Die  überkQhnen  Schlussfolgerangen  basiien  noeb  dazu  auf  ganz  onhistorlschen  Voraus- 
setznngen. 

72.  »)  Ürkund.-Vera.  II.  31*.  v.  Redern,  Lusat.  dlpl.  33  flg.  «)  Ornnd- 
mann,  collect.  I.  217.  Üb.  conflrm.  Pra«.  VII.  A.  16.  B.  26b  vill.  3)  Balbln, 
V.  303.        4)  Palme,  Warnsdorf  20  und  Anhang.  Richter,  6rosflscb5nan  111. 


73.  Die  Knoph.  —  74.  Die  v.  Kobershain.  $05 

Wir  wissen  nicht ,  ob  von  einer  dieser  beiden  Familiefn  jenbr 
Woifgang  y.  Knobeloch  abstammt,  der  i499  für  seine  Mutter 
Margarethe  und  deren  Schwester  Magdalene,  verheirathet  mit 
Hans  Berger,  und  eine  zweite  Schwester  derselben  ^  Jungfrau  !Doro- 
thee,  Y2  Mark  Zins  zu  Herbigsdorf  bei  Ltfbau  „auf  allen  ihren  Leuten 
und  Gtitem,  die  sie  zusammen  und  jedes  besonders  haben'*,  an  einen 
Altaristen  zu  Löbau  wiederkäuflich  Uberliess^].  Jedenfalls  war  er 
selbst  gar  nicht  zu  Herbigsdorf  gesessen.  —  Sein  Siegel  zeigt  drei 
senkrecht  neben  einander  gestellte  Stflm'mchen  mit  Ausladungen ,  die 
wohl  auch  drei  Knoblauchstauden  bedeuten  sollen. 

78.   Die  Knoph, 

auchKn'opph  und  Knop  geschrieben,  waren  ein  v.  Kamenzsches 
Vasallengeschlecht,  das  die  Guter  Braunau  und  Tzsdwma  (W.  und 
N.  von  Kamenz)  besass.  4404  verkaufte  Hannus  Knoph  und  sein 
Bruder  Nie  las,  zu  Braunau  gesessen,  Zins  zu  Tzschoma  an  den 
Rath  zu  Kamenz.  4449  erwarb  „der  gestrenge  Nickel  Kn.  der  Alte^ 
(also  wohl  der  Obige]  und  Nickel  und  Hannus  Gebrüder  Kn.,  seine 
Vettern  (also  wohl  des  obigen  Hannus  Söhne),  von  ihrem  Lehnsherrn 
Heinrich  v.  Kamenz  um  50  Mark  Gr.  die  Obergerichtsbarkeit  auf 
ihrem  Gut  Tzschoma.  443S  war  Nickel  (der  jüngere)  alleiniger  In- 
haber von  Braunau  und  wurde  4438  durch  den  erblosen  Tod  Borso's 
V.  Kamenz  unmittelbarer  Vasall  der  böhmischen  Krone  ^) .  Ebenfalls 
ein  Nickel  Kn.  (wohl  ein  Sohn)  verkaufte  4450  einem  Unterthanen 
zu  Tzschoma  dessen  Lehngut  als  Erbe  und  bald  darauf  die  Hälfte  des 
ganzen  Ritterguts  Tzschoma  an  Balthasar  v.  Schreibersdorf  auf  Lohsa. 
Als  Nickel  4469  ohne  Leibeserben  starb,  fielen  seine  Güter  an  den 
König,  und  dieser  verkaufte  halb  Tzschoma  um  84 0  Seh.  an  das 
Domkapitel  zu  Budissin^),  Braunau,  wie  es  scheint,  an  die  v.  Grün- 
rode. —  Das  Siegel  Nickel  Knoph's  an  der  Urkunde  von  4  450  zeigt 
drei  schmale  Querbalken. 

74.   Die  T.  Kobershain, 

ein  altes ,  vielverzweigtes  meissnisches  Geschlecht ,  besassen  auch  in 
der  Oberlausitz  mehrfach  bischöflich  meissnische  Güter  zu  Lehn.  So 
erwarb  4397  Hans  v.  K.  (gemeinschaftlich  mit  Heinr.  v.  Breitenbach) 


&)  A.  Loban. 

73.  i)  A.  Kamenz.   Uik.-Verz.  I.  199.  n.  Si^t.   v.  Redern,  Lustt.  dipl.  33  flg. 
^J  A.  Bad. 

K  n  0 1  b  • ,  Gesch.  d.  0b«rl.  Adels.  20 


306  il*  AbtheiluDg. 

das  Dorf  Belmsdarf  (0.  bei  Bischofswerde)  wiederkäuflieh  von  dem 
Bischof  von  Meissen  und  wird  noch  1442  als  Pfandinhaber  desselben 
genannt^).  4430  besass  ein  Nicolaus  v.  K.  einen  Antheil  des  eben- 
falls bisch(»flichen  Gutes  GrosshOnichen  (W.  von  Göda),  auf  welchem 
er  Zins  un  das  Domkapitel  eu  Budissin  verkauft  hatte.  Es  war  dies 
wohl  derselbe  Nickel  K. ,  der  4438 — 44  als  Klostervoigt  von  Marien- 
Stern  erscheint.  Er  hatte  einen  gleichnamigen  „Vetter^,  der  meist  als 
^auf  dem  Burglehn^  (zu  Budissin)  gesessen  bezeichnet  wird  und 
4454  Hauptmann  eu  Budissin^)  war.  Dieser  Letjstere  verkaufte  4456 
mit  Genehmigung  seines  Vetters,  ^der  mit  ihm  in  Gesammtlehn  sass^. 
das  ebenfalls  bischöfliche  Gut  Kubschitz  (0.  von  Budissin)  um  420 
Seh.  Gr.  an  Marienstem ,  doch  mit  dem  Vorbehalt ,  dass  das  Bisthum 
Meissen  es  um  denselben  Preis  solle  zurückkaufen  können,  was  4465 
in  der  That  geschah  ^) .  Dieser  Nickel  K.  auf  dem  Burglehn  schenkte 
4 460  den  Franziskanern  zu  Budjssin  ein  Gehölz^)  und  lebte  noch  4  462. 
—  In  der  östlichen  Oberlausitz  waren  diese  v.  K.,  wie  es  scheint, 
niemals  ansässig.  Wohl  aber  besass  ein  Stephan  E.,  der  „des  Kö- 
nigs Diener^  genannt  wird,  die  Voigtei  zu  Lavban^  d.  h.  die  Ober- 
gerichtsbarkeit über  das  ganze  Weichbild  nebst  mancherlei  Zins  an 
Geld  und  Getreide,  verkaufte  sie  aber  4402  an  die  Stadt  Lauban^).  — 
Das  Siegel  von  „Nickel  Kobirshain*^  an  einer  Mariensterner  Urkunde 
von  4462^)  zeigt  einen  senkrecht  getheilten  Schild,  von  welchem  das 
linke  Quartier  Silber,  das  rechte  von  Silber  und  Farbe  viermal  quer- 
getheilt  ist. 

75.   Diev.  Kohlo, 

auch  V.  Kohl  genannt,  waren  ein  altes,  niederlausitzisches  Adels- 
geschlecht, das  sich  nach  dem  Dorfe  Kohio  bei  Guben  benannte. 
Augustin  V.  Kohlo,  Sohn  des  Andreas  v.  K.,  geb.  4502,  Erb- 
sass  auf  Schenken ,  Dober  und  Kohlo ,  verkaufte  diese  Güter  und  zog 
nach  Zittau,  wo  er  4530  Katharine  Oppelt,  die  Tochter  des  dasigen 
Rathsfreundes  Lucas  Oppelt,  heirathete,  mit  der  er  66  Jahr  lang  in 
der  Ehe  lebte.  Erst  nach  dem  Pönfall,  durch  welchen  die  sämmtlichen 
Sechsstadte  auch  die  freie  Rathskür  verloren  hatten ,  wurde  er  4  548 
durch  die  königlichen  Commissare  in  den  Rath  der  Stadt  Zittau  ver- 
setzt und  zwar  als  „königlicher  Richter''.  Auch  nachdem  die 
Stadt  die  Rathskür  wieder  erlangt  hatte ,  blieb  er  noch  einige  Zeit 

74.  »)  Cod.  8ax.  II.  2.  277.  391.  «)  ürkund.-Verz.  11.  67^.  3)  Knothe , 
Marieiutern  75.  *)  Urk.-Vera.  II.  89«>.  »)  Urk.-Verz.  1.  155.  «j  A.  MSiern 
No.  47. 


76.  Die  V.  Kolowas.  307 

„Stadtrichter'^  und  wurde  4569  sogar  Bürgermeister.  4553  kaufte  er 
das  Dorf  Neuhörnüz  j  verkaufte  es  aber  4576  wieder  an  M.  Wenzel 
Lanckisch  ,  Syndicus  in  Zittau  *) .  Dafür  erwarb  er ,  wahrscheinlich 
von  der  Wittwe  des  Nicol.  v.  Falkenhain ,  einen  Antheil  (das  Nieder- 
gut) von  Türchau  (S.  von  Hirschfelde] ^  wo  er  schon  4576  als  Erbherr 
bezeichnet  wird.  Auch  dies  Gut  verkaufte  er  4588  (um  3300  Thlr.) 
an  den  Rath  von  Zittau  und  erwarb  4587  halb  Eibau  (NW.  von  Zittau], 
wie  es  scheint,  vom  Fiskus^  an'den  es  nach  dem  kinderlosen  Tode  der 
Brüder  v.  Milde  gefallen,  und  endlich  das  Niedervorwerk  zu  Reibers- 
darf  von  Joachim  v.  Weigsdorf  und  wurde  4594  mit  diesem  Gute  von 
Joh.  Melchior  v.  Redern  auf  Friedland  (aufs  neue?)  belehnt^).  Er 
starb  4598  in  einem  Alter  von  96  Jahren.  Seine  Frau  hatte  ihm  42 
Kinder  geboren,  die  ihm  zum  Theil  viel  Kummer  verursacht  hatten  ^j. 
Als  Lehnserben  hinterliess  er  einen  Sohn  Friedrich,  der  4599  mit 
seinem  Antheil  an  Eibau  belehnt  ward,  femer  die  Enkel  Balthasar, 
Joachim,  Peter  und  Augustin,  Sohne  Nickels,  endlich  den 
Enkel  Melchior,  Sohn  des  ebenfalls  schon  gestorbenen  Sohnes  Mel- 
chior, die  sämmtlich  die  Lehn  über  ihre  Antheile  an  halb  Eibau  4604 
erhielten.  Alle  diese  Erben  verkauften  aber  Eibau  schon  4  602  um 
4500  Thlr.  an  den  Rath  zu  Zittau.  Als  Besitzer  von  Reiber sdorf  er- 
scheint nach  des  Vaters  Tode  der  obengenannte  Friedrich  v.  Kohlo. 

76.   Die  T.  Kolowas 

oder  Colowas,  Cholwatz  führten  ihren  Namen  wohl  nach  dem 
von  den  Deutschen  jetzt  Kohlwesa  genannten  Dorfe  0.  von  Pommeritz, 
das  sie  aber  zu  der  Zeit,  wo  sie  zuerst  urkundlich  genannt  werden, 
nicht  mehr  besessen  zuhaben  scheinen.  4409  war  Petrus  Colo- 
was, zw  Beyersdorf  (NO.  von  Oppach)  gesessen,  GewUhrsbürge  für 
Paul  V.  Kopperitz  auf  Sohland,  4478  Daniel  v.  Kolowas  zuZschorna 
(0.  bei  Kohlw^esa)  Gewährsbürge  für  Hans  v.  Rechenberg  auf  Schir- 
giswalde^).  4544  verkaufte  Hans  Cholwatz,  Bürger  zu  Kamenz, 
gesessen  zu  Lückersdorf  (SW.  von  Kamenz],  dem  Rathe  der  Stadt  5 
Teiche  beiGelenau  und  in  demselben  Jahre  Zins  an  einen  Altar  zu  Gör- 
litz^), 4549  aber  das  ganze  Gut  Lückersdorf  an  die  v.  Maltitz^).  — 
Das  Siegel  des  Petrus  K.  an  der  Urkunde  von  1409  zeigt  drei  kleine, 
in  die  Ecken  des  Schiides  gestellte  Schildchen. 


75.  <)  Voigt,  Uörnitz  47  flg.        ^Seidel,  Des  Kohloischen  Stammes  Cbron 
and  Lohn.    Badissin  1640.  6.  18.        3)  Haupt,  Nicol.  v.  DoTnftpach,  1843.  B.  115. 

▼gl.  132. 

76.  1)  A.  Bud.        8)  Ürk.-Verz.  IIl.  100«  und  ».        «)  A.  Kunenz. 

20* 


/ 


308  II-  Abtheilung. 

« 

77.   Die  T.  Kopi8ch, 

eine  schlesische  Familie,  kamen  erst  4586  mit  Kaspar  v.  K.  „auf 
Holstein^,  der  von  Hieron.  v.  Schönaich  einen  Antheii  von  Schreibers- 
darf  (W.  von  Lauban)  erkaufte,  auch  in  die  Oberlausitz.  Sein  Sohn 
Balthasar  ^v.  Kopisch  und  Holstein^  ward  1588  mit  dem  vater- 
lichen Besitzthum  belehnt  und  erwarb  4594  noch  einen  zweiten  An- 
theii von  Schreibersdorf  von  Blasius  v.  Bibran  zu  Linda  hinzu ,  ver- 
kaufte aber  4593  beide  an  Balthas.  v.  Stiebitz.  — 

78.   Die  T.  Kopperitz, 

auch  Koperiz,  Gopericz,  Kobaritz,  Kopriz  geschrieben, 
nannten  sich  nach  dem  jetzt  Kuppritz  heissenden ,  bei  Hocbkirch  ge- 
legenen Dorfe.  Schon  bei  der  Stiftung  der  Georgenkapelle  auf  dem 
Schlosse  zu  Budissin  widmete  4225  der  ^Ritter^  OttodeKoperic 
derselben  4  0  Mark  Silber  für  die  Ruhe  seines  bereits  verstorbenen 
Bruders  Gregor,  der  in  derselben  begraben  worden  war.  Dieser 
Otto  kommt  noch  4242  als  Zeuge  vor^).  In  den  Jahren  4280  —  83 
werden  abermals  zwei  Brüder  Gregor  und  Nicolaus  v.  K.  mehr- 
fach bei  Anwesenheit  der  Landesherren  zu  Budissin  erwähnt,  von 
denen  Nicolaus  noch  bis  4296  in  Marienstemer  Urkunden  erscheint^}. 
4347  schenkte  vir  honestus  Gregorius  de  Kopericz,  civis  Budis- 
sinensis  (wir  wissen  nicht,  ob  der  Ebengenannte),  dem  Kloster  Ma- 
nenstem  4  Seh.  Gr.  und  5  Schillinge  Zins  zu  Schwarznausslüz  (S.  von 
Budissin)  und  44  Scheffel  Korn  wie  Hafer  zu  Kubschitz  (W.  von  Kupp- 
ritz) und  wird  noch  4330  nebst  seinem  Schwiegersohn  Johannes  Ursus 
als  Zeuge  aufgeführt^).  In  den  Jahren  4330 — 54  kommen  Otto  et 
Paulus  milites  dicti  de  Koperiz  mehrfach  als  Zeugen  vor^).  Gleich- 
zeitig mit  ihnen  lebten  aber  auch  Wilrich  v.  K.  (vielleicht  zu  RcUt- 
witz  W.  von  Budissin  gesessen),  der  dem  Kloster  Marienstem  4332 
3  Mark  Zins  zu  Lübon  (SO.  von  Marienstem)  geschenkt  hatte,  in  die- 
sem Kloster  lebten  nämlich  seine  Tochter  Clara  und  seine  Enkelin- 
nen Clara,  Margarethe,  Agnes,  die  Töchter  seines  bereits 
verstorbenen  Sohnes  Hannus,  weshalb  er  4355  dem  Kloster  aber- 
mals 4  2  Mark  Zins  auf  den  Dörfern  Lübon ,  Jiedlitz  und  Kannewitz 
(beide  S.  von  MStem)  anwies  und  4365  demselben  noch  44  Schill. 
Zins  in  Auschkowüz  und  4  Schill,  zu  Säuritz  (SO.  und  S.  von  MStem) 

78.  0  Lans.  Mag.  1859.  345,  Cod.  Loa,  67.  «)  Cod.  Lna.  106.  87.  110.  113. 
136.  Knothe,  Eigenscber  Kreis  58.  S)  A.  MStem  No.  132.  87.  «)  Ebendaa. 
No.  87.  120,  Cod.  Lus.  307.  Knothe,  Eigenscber  Kreis  68. 


78.  Die  y.  Kopperitz.  309 

verkaufte  ^] .  Desgleichen  schenkte  er  4  354  gemeinschaftlich  mit  Nicol. 
y.  Taubenheim  8  Mark  „von  ihrem  Gute  im  Lande  Budissin^  der  Ka- 
pelle auf  dem  Schlosse  zu  Budissin  zu  einer  ewigen  Messe.  Wir  wis- 
sen nicht,  ob  dies  etwa  dieselben  „8  Mark  Zins^  zu  Salzenforst  (N. 
von  Budissin) ,  Kunnersdorf  (?) ,  Pommerüz  und  Uhna  sind,  von  denen 
das  Domkapitel  zu  Budissin  4359  bestätigte,  dass  sie  yon  Heinrich, 
Nico  laus  und  Ulrich  v.  Kopperitz  für  die  Schlosskapelle  gestiftet 
worden  seien").  —  Dieser  Wilrich  hatte  von  seinem  verstorbenen 
Sohne  Hans  auch  einen  Enkel  Wilrich,  und  einen  zweiten  Sohn 
Henczel  (4355).  Vielleicht  ein  dritter  Sohn  war  jener  Kirstan  v. 
K.,  der  sammt  seinen  Unterthanen  zuKannewüz  (bei  MStem)  4373 
mit  dem  Domkapitel  verglichen  wurde.  In  welchem  Verwandtschafts- 
yerhältnias  aber  zu  Wilrich  die  Priester  Heinrich,  Hannus,  Ni- 
•colaus,  Härtung  und  Paul,  sämmtlich  v.  Kopperitz,  standen,  die 
alle  bei  der  Schenkung  von  4365  zugegen  waren,  wissen  wir  nicht. 
Von  diesen  Priestern  heisst  Heinr.  v.  K.  4359  Vikarius  in  Budissin, 
Johann  v.  K.  dagegen  war  4359  Pfarrer  zu  Löbau  und  437S  Domherr 
zu  Budissin ;  auch  ein  A 1  b e  r  t  v.  K.  bekleidete  4  393  letztere  W^ürde  ^) . 
>'achdem ,  wie  es  scheint ,  aUe  in  der  Nähe  von  Budissin  gelegenen 
Stammgttter  veräussert  waren ,  erscheinen  die  v.  K.  im  äussersten 
Süden  des  Budissiner  Weichbildes ,  getrennt  in  die  beiden  Haupt- 
Jinien  Oppach  und  Sohland. 

4.  Linie  Oppach. 

Im  Jahre  4379  war  ein  Nitz sehe  v.  K.  zu  Oppach  gesessen, 
der  mit  den  Gebrüdern  v.  Ponikau  auf  Elstra  und  den  Gebr.  v.  Bau- 
dissin  auf  Solschwitz  über  alle  ihre  Güter  zu  gesammter  Hand  belehnt 
ward.  Ein  Nitzsche  v.  K.  kommt  bis  4  iS6  als  zu  Oppach  vor  ^) .  Gleich- 
zeitig mit  ihm  war  aber  auch  ein  Hans  v.  K.,  der  .4430  Bürge  war, 
und  ein  Hartwig  v.  K.  zu  Oppach  gesessen,  der  4424  Leute  zur 
Befestigung  von  Budissin  sendete  und  4430  nebst  Georg  v.  K.  auch 
«inen  Antheil  von  KunewcUde  besass ,  der  vom  Bisthum  Meissen  zu 
Lehn  rührte.  Dieser  Georg  „zu  Oppach'^,  4444  bischöfl.  meissnischer 
Hauptmann  zu  Stolpen ,  ward  4  455  auCs  neue  mit  denen  v.  Ponikau 


5)  Knothe,  MStern  45.  54.  56.  O)  Urk.-VeR.  L  61.  A.  Bad.  lib.  fandat. 
fol.  C.  "^  Dm  £rbbegTil>ni88  der  Familie  war  bei  den  Franziskanern  tu.  Budissin, 
wo  vor  1355  bereits  begraben  lagen:  Oregorius  de  K.,  nxor  dorn.  Ottonis  de  K. 
nomine  Swenke,  Otto  milesdeK.  cnmuxore,  Otto  dictnsKlngil  deK.  cnmniore, 
relicta  Oregorii  deK.,  fllius  ejusdem  mnlieris  Godfridns  et  akor  ejasdem  Ood- 
fridi.  Cod.  Lns.  354  flg.        ())  CarpzoY,  Ehrent.  11.  167.  Kirchengallerie  249. 


310  II.  Abtheilung. 

und  V.  Baudissin  zu  gesammter  Hand  belehnt^),  war  also  gewiss  ein 
direkter  Abkömmling  des  obigen  Nitzsche.  Während  Oppach  gegen 
Ende  des  45.  Jahrhunderts  von  denen  v.  K.  verkauft  ward',  wurden 
4488  Nicolaus,  Peter,  Georg  und  Paul,  Gevettem  und  Brüder, 
mit  den  5  Mark  Zins  zu  KunewcUde  neubelehnt.  Von  diesen  war  Nico- 
laus  Hofrichter  zu  Budissin  (4482 — 97) ;  Georg  aber  kommt  von  4498 
— 4640  als  Besitzer  von  Weigsdorf  (W .hei  Kunewalde)  vor.  Nach  ihm 
besass  dies  Gut  ein  Peter  v.  K.,  wohl  sein  Sohn.  4524  liessen 
Georg,  Thomas,  Caspar  und  Christoph  v.  K.  (etwa  die  Söhne 
Nickels?)  diesem  Peter  die  Dörfer  Weigsdorf  und  Pielüz  (N.  von  Weigs- 
dorf)  auf,  so  dass  Letzterer  nun  alieiniger  Inhaber  derselben  ward. 
Durch  seine  Frau,  eine  geb.  v.  Schreibersdorf,  erlangte  er,  „als  Ehe- 
geld'', auch  Unterthanen  zu  £johsa  und  Dreiweibem  ^  erkaufte  auch 
4532  Grosskunitz  (N.  von  Weigsdorf)  und  iUl  Köbläz  (W.  von  Weigs- 
dorf) und  Leute  zu  Kosel,  Im  Musterregister  von  4554  erscheint  ein 
Georg  V.  K.,  wohl  sein  Sohn,  als  Besitzer  von  Weigsdorf. 

2.  Linie  Sohiand. 

Seit  4404^  also  gleichzeitig  mit  den  obengenannten  Nicolaus  und 
Hartwig  v.  K.  auf  Oppach,  war  ein  Paulus  v.  K.  auf  dem  benach- 
barten Sohiand  gesessen,  der  wiederholt  und  zuletzt  noch  4454  Zins 
theils  in  Sohiand ,  theils  in  Irgersdorf  (N.  von  Wilthen)  an  das  Dom- 
stift Budissin  verkaufte.  4453  dagegen  wird  ein  Nickel  und  um 
4480  die  Brüder  Härtung  und  Wenzel  v.  K.  auf  Sohiand  in  einer 
Anzeige  genannt,  welche  der  Amtmann  auf  dem  den  Herzögen  Ernst 
und  Albrecht  von  Sachsen  gehörigen  Tollenstein  bei  Bumburg  wegen 
allerhand  Excesse  jener  Besitzer  von  Sohiand  und  ihrer  Unterthanen 
erstattete.  Noch  4524  werden  ^die  Gebrüder  v.  K.  auf  Sohiand''  er- 
wähnt  ^<>).  Der  eine  derselben  hinterliess  als  Erben  Paul  v.  K.,  der 
andre  die  Brüder  Peter  und  Caspar  v.  K.,  welche  Letzteren  4525 
einen  Theil  ihres  väterlichen  Gutes  Sohiand  an  die  v.  Taupadel  yer- 
kauften,  dafür  aber  4530  von  ihrem  Vetter  Paul  einen  Theil  seines 
Vorwerks  Kitsch  (?)  erwarben.  Als  4635  dieser  Paul  erblos  starb,  ver- 
kaufte der  König  dessen  Antheil  von  Sohiand  an  Christoph  v.  Metzradt. 
Bald  darauf  (4547)  überliess  auch  Peter  v. K. sein  noch  verbliebenes 
Stück  des  Gutes  an  die  Gebr.  v.  Eberhard. 

Ausserdem  besass  4400 — 53  ein  Heinz e  v.  K.  das  Gut  Rattwilz 


9)  Lms.  Magaz.  1866.  292.         W)  a.  Bnd.  A.  Dre§d.  Loc.  4354  fol.  102.  ürk.- 
Verz.  III.  120. 


79.  Die  V.  Korbitz.  —  80.  Die  Kordebog.  —  81.  Die  ▼.  der  Kosel.      31 1 

(W.  bei  Budissin) ;  vielleicht  waren  die  Gebr.  Heinrich  und  Bern- 
hard v.  K.  ^su  Rodewitz^,  die  U77  und  H78  Zins  zu  Salzenforst 
an  das  Domkapitel  zn  Budissin  verkauften,  seine  Söhne. 

Auch  Blösa  (SO.  von  Budissin)  gehörte  im  45.  Jahrhundert  denen 
V.  K.,  4466  einem  Heinze  und  einem  Thomas,  4498  einem  Georg 
dem  jüngeren ;  desgleichen  Oppeln  (bei  Kittlitz),  das  4  465  ein  H a  n s, 
1534  ein  Mats  v.  K.  besass,  und  mit  welchem  4558  die  Brüder  Pro- 
kop,  Georg  und  Caspar  ^nach  dem  Tode  ihres  Vaters"  belehnt 
wurden;  endlich  Taubenheim  (O.  von  Sohland),  auf  welchem  4424 — 53 
ein  Hans  V.  K.  genannt  wird. 

79.  IHe  ?•  Korbitz, 

in  den  oberlaus.  Urkunden  meist  Kurbes  oder  Kar  bis  geschrieben, 
waren  ein  sehr  altes  meissnisches  Geschlecht.  Michel  v.  Kurbes 
(auch  wirklich  v.  Korbitz  genannt),  der  auch  in  meissnischen  Urkun- 
den öfter  vorkommt,  hatte  in  der  Oberlausitz  4363  gemeinschaftlieh 
mit  Nie.  Küchenmeister  Besitzungen  in  Kirschau  (N.  von  Schirgis- 
walde]  erkauft  und  Hess  diese  seiner  Frau  Elisabeth  durch  Wenzel 
von  Böhmen  zu  Leibgedinge  reichen^).  4432  war  Jane  Karbis 
auf  GoUschdorf  (W.  v.  Kamenz)  Bürge  für  die  Stadt  Kamenz  und 
wurde  4  438  durch  den  Tod  seines  Lehnsherrn  Borso  v.  Kamenz  un- 
mittelbarer Vasall  der  Krone  Böhmen  ^ . 

80.  DleKordebog, 

auch  Gordebog,  Churdebugk,  Cardeborg  geschrieben.  Von 
dieser  Familie  haben  wir  in  der  Oberlausitz  nur  Georg  K.  und  zwar 
in  den  Jahren  4479—4543  erwähnt  gefunden.  Er  war  4479  und  4487 
Gewährsbttrge  für  Hans  von  Bechenberg  bei  Zinsverkäufen  an  das 
Domkapitel  zu  Budissin.  Dabei  wird  er  als  zu  Rodewüz  (S.  bei  Gross- 
postwitz) gesessen  bezeichnet,  und  auf  diesem  Gute  verkaufte  er  auch 
selbst  wiederholt  Zins.  Er  besass  aber  auch  Jesnüz  (W.  von  Nesch- 
witz?)  und  Bederwitz  (0.  bei  Bodewitz)  >).  —  Sein  Siegel  an  einer 
Urkunde  von  4479  zeigt  drei  schmale  Querbalken  im  Schilde  2). 

81«   Die  V.  der  Kosel. 

Zufolge  des  Musterregisters  von  4554  hatten  „Georg  und  Wanke 
V.  der  Kosel  dMelbst,  von  dem  Gute  Kosel  und  allen  andern  ihren 


79.  t)  L»u».  Mag.  1870.  294.        «)  Uric-Vent.  II.  SiK  47»». 

80.  1)  Laus.  Mag.  1860.  438.  1859.  166.        «)  A.  Bud. 


312  II.  Abtheüung. 

Gütern  ^  \  V4  Pferd  Ritlerdienste  zu  thun  ^ ) .  Diese ,  soviel  uns  be- 
kannt, noch  nirgends  behandelte  Familie,  war  ein  unehelicher  Zweig 
der  Herren  v.  Schönburg  auf  Hoyerswerde.  45S3  (Sonntag  nach  Jakobi) 
nämlich  verkaufte  der  oberlaus.  Landvoigt  Herzog  Karl  von  Münster- 
berg die  Güter  Koiel  und  Sella  (N.  v.  Königsbrttck) ,  welche  dem 
Augustinerkloster  zu  Alt-Dresden  gehörten,  diesem  aber  wegen  vor- 
geblicher Verweigerung  der  Türkensteuer  von  dem  Landvoigt  weg- 
genommen worden  waren,  um  4500  Mark  an  seinen  „Schwager^. 
Herrn  Wenzel  v.  Schönburg  auf  Hpyerswerde,  ^als  rechten  Vormund 
von  Wanike  und  George  seinen  Söhnen'^ 2).  Als  nun  die 
Mönche  wegen  des  ihnen  geschebnen  Unrechts  sich  bei  König  Lud- 
wig II.  von  Böhmen  beklagten,  musste  ihnen  endlich  (4526)  ^Karl 
V.  Schönburg  zu  Birkstein  (?)  und  Trautenau'',  wahrscheinlich  nach 
Wenzels  Tode  (4523)  der  Vormund  von  dessen  unehelichen  Söhnen, 
jene  Dörfer  um  3000  fl.  förmlichst  nochmals  abkaufen.  Da  diese  bei- 
den Brüder  kein  Recht  hatten ,  den  Namen  v.  Schönburg  zu  führen, 
so  nannten  sie  sich  nach  ihrem  Gute  Kosel.  Bald  darauf  erwarben  sie 
übrigens  noch  andere  Besitzungen  in  der  Nähe.  Als  1558  der  eine 
von  ihnen  gestorben  war,  wurden  seine  Söhne  „Alexander  v.  der 
Kosel  und  dessen  Brüder"  belehnt  mit  Ko^el^  Sella y  Zeissholz, 
Oisling  vaidLieske  (sämmtl.  W.  v.  Wittichenau) .  Von  diesen  verkaufte 
4587  Alexander  das  Dorf  (halb?)  Sella  um  4000  fl.  an  einen  v.  Rosen- 
hain auf  Grunewald. 

82.   Die  V.  Eoseritz, 

nannten  sich  wohl  nach  dem  Dorfe  Koserüz  (N.  bei  Grostwitz) ;  dass 
sie  es  aber  auch  besessen  haben,  lässt  sich  urkundlich  nicht  er- 
weisen. Seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  gehörte  ihnen  ein  Theil 
von  Grosssärcken  (O.  von  Wittichenau).  Als  daselbst  gesessen  er- 
scheint 4440  Lutold,  4443  Henczco,  der  einen  Altar  zu  Wittichenau 
aufbessern  half,  4476  Hans,  der  Gewährsbürge  bei  dem  Verkauf  von 
Kleingräbchen  war,  und  4494  Heinrich  v.  Koseritz ^).  4506  gab  ein 
Nicol.  V.  K.  zu  Jahmen  (SW.  von  Reichwalde)  einem  Unterthanen 
Consensbrief^.  4547  soll. ein  Nicol.  v.  K.,  verheirathet  mit  Anna 
geb.  V.  Taubenheim,  das  bischöfl.  meissnische  Lehngut  KirUsch. oder 
Kessel  (0.  von  Bischof sw*erde)  besessen  haben  und  um  diese  Zeit  ge- 
storben, dessen  Sohn  JohannGeorgv.  K.  aber  fürstlich  sächsischer 

81.  1)  Wdinart,  Rechte  etc.  IV.  549.       2)  A.  Dresd.  Loc.  9573. 

82.  i)  A.  Kamenz.  Orand mann,  cod.  dipl.  VI.  1430.  Urkiind.-Ven.  U.  129^ 
2)  A.  Bnd. 


S3.  Diev.  Kottwitz.  313 

Oberschenk  und  Hofmeister  zu  Weimar  geworden  sein').  —  Das 
Siegel  Nicols  v.  K.  auf  Jahmen  zeigt  bereits  den  Bttffelkopf. 

88.   Die  T.  Kottwitz, 

früher  auch  Ghotewicz,  Kothewiz,  Kotbitz  geschrieben,  sollen 
bekanntlich  nach  den  einen  unier  den  älteren  Genealogen  aus  der 
Niederlausitz,  nach  den  anderen  aus  Schlesien,  nach  den  dritten  aus 
Thttringen  stammen,  nach  den  vierten  endlieh  schon  im  9.  Jahrhun- 
dert ^florirt'^  und  bei  den  Karoßngischeb  Kaisem  in  hohem  Ansehn 
gestanden  haben.  Diesen  gegenüber. machen  wir  geltend,  dass  es 
nicht  nur  im  Meissnischen  drei  Dorfer  des  Namens  Kottewitz  giebt 
und  schon  seit  4846  ein  adliches  Geschlecht  v.  K.  vorkommt,  sondern 
dass  es  auch  in  der  Oberlausitz  ein  solches  Dorf  wenigstens  früher 
gab,  das  jetzt  zwar  Kotüz  (SW.  von  Weissenberg)  heisst,  aber  noch 
mindestens  Ende  des  46.  Jahrhunderts  genau  so,  wie  jene  Adels- 
familie,  geschrieben  ward.  Entweder  dürfte  daher  die  oberlau- 
sitzische  Familie  aus  der  Oberlausitz  selbst  oder  doch  aus  dem  be- 
nachbarten Meissen  stammen.  Ueber  den  Zusammenhang  derselben 
mit  den  schlesiscben  und  niederlausitzischen  Kottwitzen  haben  wir 
uns  hier  nicht  zu  verbreiten  und  bemerken  nur  noch ,  dass  schon  ein 
Siegel  des  Christoph  v.  K.  auf  Niecha  vom  Jahre  4499  nur  einen 
Querbalken,  ein  Siegel  des  gleichzeitigen  Christoph  v.  K.  auf  Salgast 
in  der  Niederlausitz  vom  Jahre  4507  dagegen  zwei  schrägrechts  lie- 
gende Balken  zeigt. 

Zuerst  haben  wir  die  v.  K.  4280  gefunden,  wo  die  Brüder 
Witego  und  Conrad  v.  Kottwitz  Zeugen  zu  Budissin  bei  Erledigung 
eines  Streites  zwischen  Peter  v.  Nostitz  (das  Dorf  Nostitz  liegt  SO. 
bei  Kotitz]  und  dem  Kloster  Marienthal  waren.  4285  waren  Siefried, 
Witego  und  Conrad  v.  K.  zugegen,  als  Hermann  Burggraf  v.  Dohna 
auf  Grafenstein  zu  Schlauroth  an  der  Landskrone  für  seine  Gemahlin 
Elisabeth  geb.  v.  Kamenz  einen  Verzicht  ausstellte,  und  Witego 
V.  K.  nochmals  4290 ,  als  die  Brüder  dieser  Elisabeth  sich  zu  Lauban 
mit  ihrem  Onkel ,  dem  Propst  Bernhard  v.  Kamenz,  verglichen  <; .  — 
Zwischen  4306—34  wird  häufig  ein  „Herr  Bernhard  Ritter  v.  K."" 
als  Zeuge  theils  im  Gefolge  der  Markgrafen  von  Brandenburg  Otto- 
nischer  Linie  und  später  des  Herzogs  Heinrich  von  Jauer ,  theils  für 
die  Klöster  Marienthal  und  Marienstem  (wegen  des  Eigenschen  Krei- 


aj  Kneschke,  AdeUlex.  V.  242. 

83.  1)  Cod.  Los.  103  Hg.  Knothe,  Eigenscher  Kreis  52.  57. 


314  II.  Abtheilung. 

ses)  genannt  ^) .     Sein  Wohnsitz  wird  nicht  erwähnt ;  er  dürfte  aber 
bereits  im  Görlitzer  Weichbild  ansässig  gewesen  sein. 

Erst  Mitte  des  4  4.  Jahrhunderts  lernen  wir  ein  Gut  der  Familie 
mit  Namen  kennen.  4356')  nämlich  verlieh  Kaiser  KarllV.  den  Brü- 
dern Ganz  und  Wi  tche  v.K.  ^das  halbe  Dorf  [HcMou]  im  Görlitzer 
Weichbild  zwischen  beiden  Tzschimen  bis  an  Wilhelms  Hammerstatt^ 
mit  Heiden ,  Zeidelweiden ,  Hämmern  und  freier  Jagd  in  der  damals 
noch  konigl.  Landesheide.  Dieses  Haibau  mit  mehreren  im  Laufe  der 
Zeit  entstandenen  Dörfern  und  Hämmern  bildete  seitdem  das  eigent- 
liche Stammhaus  der  Familie  und  ist  auch  bis  Ende  des  46.  Jahrhun- 
derts in  ihrem  Besitze  verblieben.  —  Ende  des  44.  Jahrhunderts  wer- 
den wieder  ein  Günther  v.  K.  zu  Lodenau  (SW.  von  Halbau)  und 
ein  Witche  zu  Haibau ^  wir  wissen  nicht,  ob  noch  die  Ebengenann- 
ten,  erwähnt,  welche  4390  mit  ihren  Nachbarn,  den  Besitzern  der 
Herrschaften  Priebus ,  Muskau  und  Rothenburg ,  Grenzstreitigkeiten 
hatten  ^) .  Seitdem  schied  sich  eine  Lodenauer  Linie  von  der  Haibauer. 

4.  Linie  Haibau. 

Der  ebengenannte  Witche  v.  K.  war  4386 — 92  Hauptmann  oder 
„Hütermeister"  der  Stadt  Görlitz  und  erhielt  dafür  vierteljahrig 
20  Seh.  Gr.  Besoldung.  Er  führte,  als  solcher,  4387  das  Kriegsvolk 
der  Stadt  in  die  Heerfahrt  gegen  die  Herren  v.  Biberstein  und  half 
deren  Feste  Friedland  erobern,  begleitete  auch  (4390)  mit  anderen 
Abgeordneten  des  Adels  und  der  Städte  den  Landvoigt  auf  Tage  zu 
Pirna  und  Oschatz.  — Anfang  des  45.  Jahrhunderts  finden  w^ir  gleich- 
zeitig auf  Haibau  gesessen  Witche  (4420 — 48),  der  4448*)  Amt- 
mann der  Markgrafen  von  Brandenburg  zu  Kottbus  war;  femer 
Math  es,  der  4434  einen  Streit  mit  den  Zeidlern  in  der  Heide  hatte; 
endlieh  Heintze  v.  K.  (4428 — 56)  mit  dem  Zunamen  Bock,  der 
1454  wegen  Eingriffs  in  die  königl.  Heide  nach  Görlitz  citirt  ward. 
4442  ward  übrigens  das  Schloss  zu  Haibau,  weil  die  Landplacker, 
d.  h.  Strassenräuber,  darin  eine  Zuflucht  zu  finden  pflegten,  von  den 
Görlitzem  eingenommen  und  zerstört*).  —  4  464  bestätigte  König 
Georg  von  Böhmen  dem  Heinrich  v.  K.,  und  4493  König  Wladislaus 


>)  Knothe ,  Ebend.  62.  Cod.  Las.  210.  255. 271.  305.  248  (wo  stott  Bürehardut 
jedenfaUs  zu  lesen  sein  wird:  Berahaidus  de  K.)  A.  MSteni  No.  21.  89.  3)  Urk.- 
Verz.  I.  69.  *)  Kloss.  (Laos.  Magaz.  1771.  279  flg.  „Nachrichten  von  dem  Ge- 
schlecht der  Herren  v.  Kottwitz^)  sagt,  Witche  sei  auch  zn  Lodenan  gesessen  gewesen ; 
Kiuffer  (Oberlans.  I.  426.  343)  dagegen  bezeichnet  Ibn  als  Besitzer  von  Halban. 
5)  Worbs,  inventar.  dipl.  263.        «)  Görl.  Rathsrechn. 


S3.  Die  V.  Kotcwitz.  3]& 

den  Brüdern  Georg,  Hans  und  Nickel  v.  K.  leu  Haibau  (jedenfalls 
Heinrichs  Söhnen]  den  über  ihr  Gut  4356  von  Kaiser  Karl  iV.  ausge- 
stellten Briefe).  Diese  Brüder  besassen  ausser  Haibau  auch  noch 
Antheil  von  Zohliiz  (bei  Lodenauj,  und  zwar  wohnte  Hans  zu  Haibau, 
Georg  zu  Zoblitz ;  Nickel  war  4  494 ,  wo  ihnen  durch  Vergleich  ihr 
Jagdrecht  in  der  Heide  um  21  fl.  von  dem  Rathe  zu  Görlitz  abgelöst 
ward,  „ausländisch^.  Hans  hatte  4503  einen  Grenzstreit  auch  mit 
Görlitz  zu  vei^leichen  ^j . 

Georg  imiZobliiz  hinterliess  zwei  Söhne,  Christoph  und  Hans» 
Dieselben  scheinen  alsbald  einen  Theil  ihres  Gutes  an  Casp.  v.  Gers- 
dorff  auf  Baruth  verkauft  zu  haben,  der  wenigstens  daselbst  die  Ober- 
iterichtsbarkeit  zu  üben  „sich  unterstand^  und  4543  deshalb  von 
Görlitz  geächtet  ward^).  4525  verkaufte  Christoph  v.  K.  „sein  halbes 
Dorf  Zoblitz"  an  den  Göriitzer  Bürger  Peter  Emmerich  und  starb  vor 
4538.  Der  andere  Bruder  Hans  war  1526  ohne  Leibeslehnserben 
verschieden,  worauf  der  König  dessen  Gut  Zoblitz  an  Caspar 
v.  Kottwitz  (wir  wissen  nicht  aus  welcher  Linie)  „seiner  getreuen 
Dienste  halber"  reichen  Hess.  Dieser  Caspar  verkaufte  es  schon  4  527 
wieder  an  seinen  Bruder  Christoph.  Schon  4530  aber  befand  es 
sich  im  Besitz  des  Heinrich  v.  Haugwitz  auf  Sänitz. 

Kehren  wir  zu  dem  Haupthause  HcUbau  zurück,  so  waren  dort 
auf  Hans  v.  K.  dessen  Söhne:  Nickel,  4544  Schöppe  in  Görlitz^ 
und  Martin,  der  4524  seine  Frau  Margarethe  beleibdingen  Hess, 
gefolgt.  Diese  Brüder  erhielten  4525  und  abermals  4530  ihresämmt- 
Hchen  Güter,  nämlich  Haibau ,  Nickelschmiede ,  Birkenlache ,  Klix  und 
Zehrbeutel  oberlausitzischen  Antheils,  zu  Gesammtlehn  ^^)  und  theilten 
sich  so,  dass  Nickel  Nickel  schmiede ,  Birkenlache  und  Klix,  Martin 
dagegen  Haibau  und  Zehrbeutel  erhielt.  Beide  waren  ohne  Leibes- 
lehnserben geblieben.  Als  daher  4537  Nickel  starb,  erlangte  Mar- 
tin vom  Könige  Consens,  über  alle  seine  Güter  bei  Lebzeiten  und 
selbst  noch  auf  dem  Sterbebett  frei  verfügen  zu  dürfen.  Infolge 
dessen  vermachte  er  dieselben  4545  testamentarisch  „seinen  nächsten 
Vettern^,  Christoph  und  Balthasar  v.  K.,  den  Söhnen  des  kürz- 
lich verstorbenen  Ritters  Caspar  v.  K.  auf  Diehsa ,  während  Martins 
„Geschwister'',  also  Schwestern,  Vermächtnisse  empfingen.  Nach 
Martins  Tode  (4554)  suchten  und  erhielten  daher  die  damals  noch 
unmündigen  Christoph  und  Balthasar  v.  K.  aus  dem  Hause  Diehsa 


")  Vrk.-Verz.  II.  90.  III.  20.       »)  Ebend.  III.  22.  42«.  63.       »)  N.  Script,  rcr. 
Iu8.  Ilir  302.  330.         10^  Urk.-Ver«.  III.  131.  139. 


316  n.  Abtheilung. 

durch  ihren  Vormund,  Valien  y.  Gersdorff  auf  Hennersdorf ,  die  Lehn 
über  Ualbau  und  Zubehör  ^^) . 

2.  Linie  Lodenau. 

Der  oben  1390  erwähnte  Günther  v.  Kottwiiz  auf  Lodenau  er- 
hielt 1397^2)  nebst  seiner  Frau  Agnes  von  König  Wenzel  die  lan- 
desherrlichen Rechte  auf  diesem  Gute,  welche  er  jüngst  (4396)  von 
Herzog  Johann  von  Görlitz  erkauft  hatte,  bestätigt,  nämlich  das  Ge- 
schoss  und  8  Tonnen  Häringe.  —  Bald  darauf  begegnen  wir  nicht 
weniger  als  fünf  verschiedenen  v.  R.  auf  Lodenau,  welche  wohl  Söhne 
Günthers  gewesen  sein  werden,  nämlich  4401  einem  Otto,  4412 
einem  Nickel,  4409 — 37  einem  Junker  Witche,  der  wiederholt 
Streit  hatte  mit  Hans  v.  Gebeizig  und  Otto  v.  Nostitz ,  an  welche  * 
Theile  des  Guts  verkauft  worden  waren,  femer  einem  Hans,  der 
4  404  eine  Summe  Geld  von  Leuther  v.  Gersdorff  auf  Kuhna  zu  for- 
dern hatte  ^^) ,  endlich  einem  von  diesem  Hans  noch  zu  unterschei- 
denden Pfaffehans.  4446  waren  dem  Witche  und  Hans  v.  K. 
eine  Anzahl  feindlich  gesinnter  Adlicher  „freventlich  mit  Arm- 
brusten in  ihren  Hof  zu  Lodenau  eingerannt  und  hatten  Wltches 
Weib  beraubt  und  erschreckt^,  wofür  die  Frevler  sämmtlich  zu  Gör- 
litz geächtet  wurden.  Ebenso  war  ein  v.  Gersdorff  Hansen  v.  K. 
zu  Lodenau  „eingelaufen^  und  hatte  ihn  wollen  ermorden.  Dafür 
hatte  4448  Pfaffehans  zu  Lodenau  Hansen  v.  Gebeizig  gefangen  und 
geschlagen;  wofür  auch  er  in  die  Acht  kam.  Und  da  WMtche  Pfaffe- 
hansen trotz  der  Acht  gehauset  und  gespetset  hatte ,  so  verfiel  auch 
er  der  Acht  ^^] .  Auch  4  437  erhielt  Witche  zu  Görlitz  von  Land  und 
Städten,  wir  wissen  nicht  weshalb,  „Verzeihung  auf  Nimmer- 
wiederthun^.  Er  hatte  Bauern  in  Lodenau  an  Otto  v.  Nostitz  ver- 
kauft, die  dieser  4  429  wieder  an  den  Görlitzer  Bürger  Hans  von  der 
Dame  überliess  ^^) .  4443  hatte  „Frau  Anna  Kottwitzin^  zu  Lodenau, 
vielleicht  Wltches  Wittwe,  Hansen  v.  Gebeizig  in  die  Acht  gebracht, 
weil  er  an  ihren  Unterthanen  Frevel  geübt.  Seitdem  haben  wir  die 
V.  K.  nicht  mehr  auf  Lodenau  gefunden.  Vielmehr  gehörte  seitdem 
das  ganze  Dorf  denen  v.  Gebeizig  (d.  h.  v.  Gersdorffj. 


Neben  den  bisher  Genannten  tragen  wir  hier  noch  einige  Glie- 
der der  Familie  v.  K.  nach ,  von  denen  w  ir  nicht  wissen ,  welcher 


H)  Ebend.  III.  148.  174.        iS)  Ebend.  I.  145.        i3)  Holscher,  Uorka  123. 
»*)  G5rl.  üb.  proscriptionum  I.  29».  30».         »)  Urk.-Verz.  II.  24*.  • 


83.  Die  V.  Kottwitz.  317 

Linie  sie  angehört  haben.  4382  war  ein  Witsche!  v.  K.  Pfarrer 
zu  Lttdwigsdorf  (N.  von  Görlitz).  4394  veranlasste  ein  Conrad  v.  K. 
die  Abhaltung  einer  Adelsversammlung  des  Görlitzer  Weichbilds. 
4  393  und  wieder  4  447  wird  ein  P e  t  e  r  v.  K.  auf  Neudorf  im  Görlitzer 
Weichbild  erwähnt ^^.  Um  4445  wurden  Hannos  und  Nickel 
Kottwitz  von  Hartmannsdorf  (bei  Marklissa?)  wegen  Betheiligung  an 
einem  Raube  geächtet;  Nickel  wird  noch  4426  auf  Hartmannsdorf  er^ 
wähnt  ^^).  Die  „Kottwitzer^ ,  welche  im  zweiten  Jahrzehnt  des 
15.  Jahrhunderts  die  Landskrone  ^on  ^den  Gersdorffern'^  erkauft 
hatten  und  sie  4449  um  600  fl.  an  den  Görlitzer  Bürger  Yincenz  Heller 
ttberliessen,  dürften  aus  der  Niederlausitz  stammen ;  wenigstens  war 
Jone  v.  Hoberg,  ihr  Hauptmann  auf  der  Landskrone ,  ein  ^Vetter^ 
Ck>nrads  v.  K.  auf  Beeskow. 

3.  Linie  Sänitz. 

Im  Jahre  4447  wurde  ein  Nickel  v.  K. ,  von  dem  wir  nicht 
wissen,  woher  er  stamme,  mit  den  Dörfern  Sänitz,  Dobers  und  Leippe 
(N.  unweit  Lodenau)  belehnt,  die  er  von  den  Brüdern  Albrecht  und 
Rüdiger  v.  Haugwitz  erkauft  hatte.  Ihm  folgte  im  Besitz  dieser  Güter 
Heinrich  V.  R. ,  jedenfalls  sein  Sohn,  der  4424  die  Lehn  darüber 
empfing.  Derselbe  war  ein  tapfrer  Herr  und  wurde  deshalb  zum 
(Amts-)  Hauptmann  und  Stellvertreter  des  Landvoigts  in  der  östlichen 
Landeshälfte  ernannt  (4432 — 48).  Er  schlug  4433  die  Hussiten  bei 
Hirschfelde,  wobei  er  selbst  verwundet  ward  ^^) .  Zu  seinen  ererbten 
Gütern  hatte  er  noch  Kunnersdorf  (NW.  von  Görlitz)  und  Niecha  (bei 
Jauemik)  erworben.  Seitdem  wohnte  er  auf  letztrem  Gute.  So  ver- 
kaufte er  (^Heintze  Kotbitz  zu  Nechaw'')  4  458  4  Mark  Zins  daselbst 
zu  einem  Altar  in  Görlitz  und  war  noch  4  459  Theidingsmann  zwi- 
schen Wentsch  v.  Dohna  und  denen  v.  Gersdorff  zu  Tauchritz.  Er 
hinterliess  jedenfalls  zwei  Söhne,  Heinrich  und  Christoph,  von 
denen  der  Letztere  zu  Niecha,  der  Erstere  zu  Kunnersdorf  wohnte  ^^) . 
Dieser  Heinrich  v.  K.  auf  ÄwnncrÄdor/"  wird  4  479 — 98  oft  genannt^^) . 


iff)  Urk.-Vera.  I.  114  No.  550.  Laus.  Magaz.  1771.  280.  »?)  G5rl.  Hb.  pro- 
Script.  I.  29».  Laus.  Magaz.  1771.  284.  J«)  Üik.-Vera.  I.  190.  IL  13.  Grosser, 
MerkwüTd.  I.  119.  »)  Uiknnd.-Veiz.  II.  74.  85.  ^O)  Die  Frau  Heinrichs,  die 
Mutter  der  sogleich  zu  erwähnenden  Christoph  nnd  Caspar,  wird  Urknnd.-Verz.  III.  95 
aQsdrüeklleh  als  die  Wittwe  ,,H  e  i  n  r  i  c  h  s  ▼.  K.  aaf  Knnnersdorf  bezeichnet.  Somit 
▼erwechselt  Joh.  Hass  (N.  Script.  IV.  207  und  134)  die  Vornamen,  wenn  er  Heinrich 
den  .jVatersbrnder^  Jenes  Christoph  und  Conrad  nennt  und  ihn  zu  Niecha  wohnen  lasst. 
»1)  Urk.-Vcrz.  IH.  17».  33«.  42«. 


318  11-  Abtheilung. 

Seine  Söhne  Christoph  und  Caspar  präsentirten  noch  1504  einen 
Geistlichen  für  das  dasige  Pfarramt,  verkauften  aber  4505  dies  Gut 
an  Hans  Frentzel  in  G(n4ttz.  4505  Hess  Christoph,  ^etwa  zu  Kun- 
nersdorf,  jetzt  zu  SänUz  gesessen^,  seiner  Mutter  Hedwig  32  Mark 
Leibgedingo  von  Kunnersdorf  auf  die  Güter  Sänitz,  Dobers  und  Leippe 
übertragen  und  4509  seiner  Frau  Barbara  60  fl.  auf  eben  diesen 
Gütern  als  Leibgedinge  reichen ^^j.  Er  hatte  keine  Sohne,  sondern 
nur  ein  Tochterlein;  darum  erlheilte  KOnig  Wladislaus  4540. die  An- 
wartschaft auf  die  eine  Hälfte  seiner  Güter  dem  kOnigi.  Sekretär 
Radislaus  v.  Schewirsoif  und  die  auf  die  andere  Hälfte  den  Brüdern 
V.  Gersdorif  zu  Horka^*). 

Noch  in  demselben  Jahre  4540  aber  nahm  sowohl  Christoph ,  als 
Caspar  v.  K. ,  der  den  böhmischen ,  zur  Herrschaft  Grafenstein  ge- 
hörigen Antheil  von  Obei'ullersdorf  (SO.  von  Zittau)  besass,  ein  trau- 
riges Ende.  Eben  damals  hatte  ein  gewisser  Heinrich  Kragen  in  der 
Nähe  von  Bunzlau  in  Schlesien  einen  bedeutenden  Strassenraub  ver- 
übt. Derselbe  war,  als  er  vor  dem  Raube  bei  Sänitz  vorbeizog,  von 
Christoph  v.  Kottwitz  „gespeist  und  getränkt''  worden  und  hatte 
nach  dem  Raube  bei  Caspar  v.  K.  zu  Ullersdorf  ein  Versteck  gefun- 
den. Sobald  der  Rath  zu  Görlitz,  der  übrigens  vom  König  zur  Ver- 
folgung der  Räuber  speciell  aufgefordert  worden  war,  den  Aufefithalt 
Kragens  erkundschaftet  hatte ,  sendete  er  Rathsherren  mit  Bewaffne- 
ten sowohl  nach  Uliersdorf,  als  nach  Sänitz.  Kragen  entkam  im 
blossen  Hemde;  aber  die  Gebrüder  v.  Kottwitz  wurden  gefangen 
nach  Grörlitz  eingebracht  und  trotz  der  Fürsprache  oberlausitzischer 
und  böhmischer  Adlicher,  besonders  auf  das  Zeugniss  von  einem  der 
mitgeCangenen  Knechte  Kragens  hin ,  schon  den  dritten  Tag  nachher 
von  den  Görlitzem  mit  dem  Sehwerte  hingerichtet  ^^j.  Diese  über- 
schnelle Justiz  hatte  übrigens  für  die  Stadt  Görlitz  mancherlei  üble 
Folgen.  König  Wladislaus  von  Böhmen  suchte  wenigstens  die  An- 
gehörigen der  Enthaupteten  dadurch  einiger  Massen  zu  entschädigen, 
dasser  (4541)  Hedwig,  Anna,  Margarethe,  Barbara,  Hed- 
wig, Ursula,  der  Mutter,  Frau,  Tochter  und  den  Schwestern 
Christophs  v.  K.,  die  Güter  Sänitz,  Dobers,  Leippe  so  lange  beliess, 
bis  ihnen  ihr  „Leibgedinge,  ihre  Aussatzung  und  ihr  vaterlicher  An- 
fall würde  erstattet  sein" ,  und  ihnen  bald  darauf  sogar  erlaubte ,  ihr 
Anrecht  auf  diese^Güter  zu  verkaufen.     Auch' der  obengenannte  Ra- 


22)  Ebendas.  III.  55.  60.  70.  81.       »j  N.  Script,  rer.  lus.  III.  531  Z.  27.  l>k.- 
Verz.  III.  84.         «)  N.  Script,  rer.  In».  III.  2!  flir.  TV  206  fg. 


83.  Die  ▼.  Kottwitz.  319 

dislaas  v.  Schewirsoff  verzichtete  (4542)  zu  Gunsten  der  Frauen  auf 
den  ihm  verliehenen  Anfall  der  Hälfte  von  jenen  Gütern.  Sie  l>e- 
gaben  sich  nach  Schlesien,  wo  Albrecht  Stange  auf  Stonsdorf,  der 
Schwager  Christophs  v.  K.,  lebte.  Die  Guter  aber  musste  (4547)  der 
Rath  zu  Görlitz  um  die  wahrscheinlich  ziemlich  hohe  Summe  von 
4000  Seh.  Meissn.  selbst  kaufen 2»).  —  Caspar  v.  K.  auf  Ullersdorf 
hatte  einen  Sohn  Joachim  hinterlassen,  der  ihm  im  Besitze  des 
böhmischen  Antheils  von  Oberullersdorf  folgte  und  noch  4534  daselbst 
gesessen  war. 

Kehren  wir  jetzt  zurück  zu  dem  oben  (4466 — ^99)  genannten  Chri- 
stoph v.  K.  'duf  Niecha,  Derselbe  hatte,  wir  wissen  nicht  wie,  die 
Hälfte  des  Städtchens  Reichenbach  erhalten.  Schon  4  466  ward  zwischen 
ihm  und  den  Gersdorffen  auf  Baruth  und  Reichenbacli  eiu  Vergleich 
abgeschlossen,  dass  das  Recht ,  das  Pfarrlehn  in  Reichenbach  zu  be- 
setzen, künftig  zwischen  den  beiden  Besitzern  wechseln  solle  ^).  Bald 
darauf  (4468)  erwarb  er  von  König  Mathias  von  Ungarn  die  Erlaub- 
niss ,  in  seinem  Städtchen  Reichenbach  einen  Zoll  zu  erheben.  Auf 
vielfache  Beschwerden  der  durchziehenden  Kaufleute  nahm  aber  4  482 
der  König  diese  Erlaubniss ,  als  „durch  Verschweigung  der  Wahrheit 
erworben",  wieder  zurück.  4489  bestätigte  Christoph  gemeinschaft- 
lich mit  Gotsche  v.  Gersdorff  zu  Baruth  das  Meisterrecht  der  Tuchmacher 
zu  Reichenbach.  Auch  die  Obergerichtsbarkeit  suchte  er  in  seinem 
Städtchen  auszuüben,  musste  aber  (4497)  den  dazu  aufgerichteten 
Galgen  wieder  „abthun".  4476 — 80  war  er  (Amts-) Hauptmann  für 
Görlitz  und  in  dem  langwierigen  Streite  zwischen  dem  Rath  dieser 
Stadt  und  dem  Adel  der  Führer  des  letzteren.  Zuletzt  haben  wir 
ihn  4499  genannt  gefunden  ^^).  —  Im  Besitze  von  Niecha  folgten  ihm 
die  Brüder  Caspar  und  Hans  v.  K. ,  also  jedenfalls  seine  Söhne. 
Caspar,  genannt  „mit  dem  weissen  Stiefel",  war  verdächtig,  es,  wie 
seine  Vettern ,  mit  Kragen  (4540)  gehalten  zu  haben.  Als  er  daher 
vom  Rath  zu  Görlitz  sicheres  Geleit  begehrte ,  ward  es  ihm  verwei- 
gert, ja  sogar  (4543)  beim  König  eine  besondere  CommiSsion  gegen 
ihn  „als  einen  Landesbeschädiger"  ausgebracht.  In  Dresden  traf  er 
einst  mit  Abgeordneten  aus  Görlitz  zusammen  und  that  sich  hier  ein 
Gütliches  gegen  dieselben ,  indem  er  sie  „Bluthunde  und  Henkers- 
winde** schimpfte.     Um  so  weniger  durfte  er  nun  nach  der  Ober- 


25)  Urkund.-Verz.  111.  89.  90.  93.  106.  »)  Giundminu,  collect.  II.  50. 
«73  Urk.-Verz.  II.  108.  145  (bis).  167  (dwelbst  wird  auch  ein  Christoph  v.  K.  auf 
SohUmd  als  Mitbesitzer  Ton  Reichenbach  genannt,  den  wir  sonst  nirgends  gefanden 
haben).  III.  33'.  50.    N.  Script.  II.  145.  155  flg.  (daselbst  ein  Brief  von  ihm  abgedr). 


320  n.  Abtheilung. 

lausitz  zurückkehren.  „Ist  also  im  Reiterdienst  gestorben**^).  — 
Sein  Bruder  Hans  wird  mindestens  bis  1544  auf  Niecha  erwähnt. 
Jedenfalls  Hansens  Sohne  dürften  die  „Gebrüder  v.  K.^  sein,  die 
4554  im  Musterregister  als  Inhaber  von  Niecha  genannt  werden. 
4576  erhielt  Adam  v.  K.  die  Lehn  über  sein  väterliches  Gut  Niecha. 

4.  Linie  Diehsii.        « 

Von  4500 — 48  kommt  öfters  ein  Christoph  v.  K.  auf  Diehsa 
(SW.  von  Niesky)  vor,  der  wohl  aus  dem  Hause  Haibau  stammen 
dürfte.  4542  wird  daselbst  sein  „Sohn«  Georg,  4520 — 28  ein 
Hieronymus  und  seit  1529  ein  Caspar  v.  K.  erwähnt,  welcher 
Letztere  sich  damals  im  Glogauischen  aufhielt.  Derselbe  ward  später, 
wie  es  scheint ,  alleiniger  Besitzer  von  Diehsa ,  steckte  aber  bald  so 
tief  in  Schulden,  dass  seinetwegen  4544  ein  Ritterrecht -gehalten 
wurde 2^).  Im  Jahre  darauf  lebte  er  nicht  mehr,  als,  wie  oben  er- 
zählt, seine  Söhne  Christoph  und  Balthasar  von  dem  kinderlosen 
Martin  v.  K.  auf  Haibau,  als  dessen  „nächste  Vettern«,  zu  Erben  ein- 
gesetzt wurden.  Im  Jahre  4554  traten  sie,  obwohl  noch  unmündig, 
den  Besitz  von  Haibau  und  Zubehör  an,  verkauften  aber  4566  Nickel- 
schmiede an  Conrad  v.  Raussendorf  und  Bauei*n  zu  Klix  an  Joh. 
V.  Schellendorf,  dem  sie  später  Hatbau  selbst  überliessen,  so  dass 
seitdem  nur  die  Niecha'er  Linie  der  Kottwitze  in  der  Oberlausitz 
fortbiübte. 

84.  Die  Kräh, 

auch  Kra,  Krähe,  Kro he,  Croö  genannt,  waren  ein  altes,  schon 
im  43.  Jahrhundert  erwähntes  meissnisches  Adelsgeschlecht.  Auf 
oberlaus.  Boden  siedelte  dasselbe  erst  4465  über,  als  Hans  [nicht: 
Hentz]  Krähe  der  Aeltere  und  seine  Söhne ,  Hans,  Nickel  und 
Balthasar,  das  bischöfl.  meissnische  Dorf  Hartau  (W.  von  Bischofs- 
werde)  um  545  Seh.  Gr.  von  Hans  v.  Schönberg  erkauften.  4477  ver- 
äusserte „der  gestrenge''  Hans  Kra,  jedenfalls  der  Sohn,  40  fl.  rh. 
Zins  zu  Hartau  an  den  Rath  zu  Freiberg.  Als  er  4  488  aufs  neue  mit 
seinem  Gute  belehnt  ward,  erhielt  Nickel  Kr.  zu  Unhausen,  jedenfalls 
sein  oben  bereits  erwähnter  Bruder,  die  Mitbelehnung.  4494  ver- 
kaufte Hans  Krohe  und  seine  Frau  Barbara  Hartau  um  800  fl.  rh. 
ihrem  Sohne  Wilhelm;  als  derselbe  im  folgenden  Jahre  zu  Stolpen 
die  Lehn  darüber  empfing,  ^^iirden  seine  Brüder  Dietrich  und  Veit 

»)  Ebend.  III.  206.  224.  301.  IV.  210.  Urk.-Verz.  III.  97.        «)  Laus.  Magaz. 
1741.  283.  N.  Script.  IV.  308.  Oberl.  Nachlese  1770.  183. 


85.  Die  ▼.  Krakow.  32i 

mitbelehnt,  sowie  seine  Frau  Sophie  darauf  beleibdingt.  Dieser 
Wilhelm  hatte  zwei  Söhne,  Raimund  und  Hans,  welche  4524  und 
abermals  4555  die  Lehn  über  Hartau  erhielten,  wobei  jedesmal  ihre 
Cousins:  Wolf ,  Dietrich,  Barthel,  „Veits  seligen  SOhne**,  mit- 
belehnt wurden.  4559  Hess  der  alte  Raimund  Krähe  durch  seinen 
Sohn  Alexander  dem  Kurfürsten  August  von  Sachsen ,  als  neuem 
Lehnsherrn,  die  Huldigung  leisten ^). 

85.  Die  T.  Krakow^ 

auch  Cracowe,  Kroko^Y  und  Krokau  geschrieben,  nannten  sich 
nach  dem  Gute  Krakau  (NW.  von  Königsbrück),  welches  zwar,  als 
auf  dem  linken  Ufer  der  Pulssnit;^  gelegen,  unter  den  Markgrafen  von 
Meissen  stand,  zu  welchem  aber.auch  auf  dem  rechten,  Oberlausitzer 
Ufer  einzelne  Grundstücke  gehörten.  Schon  4248  finden  wir  einen 
Rudegerus  de  Cracowe  als  Zeugen  bei  den  Herren  v.  Kamenz, 
deren  Aftervasall  er  jedenfalls  für  jene  Grundstücke  war.  Wir  lassen 
dahin  gestellt  sein,  ob  der  Heinricus  de  Cracow,  der  sich  4345 
nebst  mehreren  oberlaus.  Adlichen  zu  Eberswalde  in  der  Mark  bei 
den  damaligen  Landesherren  der  Oberlausitz ,  den  Markgrafen  von 
Brandenburg,  befand,  dieser  Familie  angehört.  Jedenfalls  aber 
waren  Heinrich  und  Bernhard  v.  Krakow,  welche  4392  bei 
einer  Grenzberichtigung  zwischen  Meissen  und  der  Oberlausitz  Zeug- 
niss  abzulegen  hatten,  Besitzer  des  in  Frage  stehenden  Krakau.  4489 
verkaufte  V  ol  tsch  v.  Kr.  eine  Wiese  an  der  Pulssnitz  den  Burggrafen 
v.  Dohna  auf  Königsbrück,  und  4493  hatte  Hildebrand  v.  Kr.  einen 
Streit  mit  Hans  v.  Drauschkowitz  wegen  einer  Geldschuld.  4506 
wird  Hans  v.  Kr.  als  zu  Biehla  (N.  v.  Kamenz)  gesessen  bezeichnet. 
Derselbe  erwarb  bald  darauf  von  dem  Rathe  zu  Kamenz  das  Dorf 
Liebenau  (W.  bei  Kamenz],  wobei  er  demselben  versprach,  bei  einem 
etwaigen  Verkaufe  das  Gut  zuerst  wieder  der  Stadt  anzubieten.  Dies 
Versprechen  erneuerten  4547  seine  Söhne  Georg,  Friedrich, 
Hans,  Heinrich  und  Franz  v.  Kr.  Allein  4526  kaufte  es  von 
ihnen  Balthas.  v.  Leubnitz.  Seitdem  verschwindet  die  Familie  aus 
der  Oberlausitz  ^) . 


64.  1)  Oeroken,  Stolpen 605 flg.  638.  468.  Omndma&ni  cod.  dipl.  suppLI. 
Mittag,  BiBchofBwerde  264. 

86.  i)  Lans.  Magai.  1866.  386.  Cod.  Loa.  210.  Lana.  Mag.  1865.  289 ;  1864.  8. 
A.  Kamen«.  A.  KönigalNrack.  Urk.-Ven.  III.  106. 

K  a  0 1  h  • ,  Oaieh.  d.  Obarl.  Adals.  2 1 


322  n.  Abtheilung. 

86.   Die  T.  Krischan  oder  Krelschan 

stammten  aus  dem  Meissnischen.  H69  war  Mathias  v.  Krischau 
Klostervoigt  zu  Marienthal,  ohne  dass  wir  wüssten,  welches  Gut 
(ob  schon  Antheil  von  Oderwitz?]  er  in  der  Oberlausitz  besessen 
habe.  Erst  4537  begegnen  wir  der  Familie  wieder.  Es  kauften  näm- 
lich die  Gebrüder  Hans,  Joachim,  Alexander  und  Michael 
V.  Kreischau  das  Gut  JUitteloderwüz  von  Nicolauis  v.  Mauschwitz.  Von 
diesen  Brüdern  lebte  nur  Alexander  in  Oderwitz.  Gewiss  sein  Sohn 
war  der  Abraham  v.  K.,  dem  4589  eip  Knabe,  Alexander,  und 
4592  ein  andrer,  Hieronymus  Abraham,  4595  eine  Tochter 
Anna  geboren  ward.  Von4596— 4608war  Hans  v. Kr.  Erbherr  von 
Mitteloderwitz,  vielleicht  ein  Bruder  Abrahams.  Ihm  wurde  daselbst 
4607  ein  Söhnchen,  Alexander,  geboren^). 

87.   Die  Kflchenmelster 

waren  ein  Meissner  Geschlecht,  gesessen  auf  Langwolmsdorf,  welches 
gelegentlich  auch  Güter  in  der  Oberlausitz  erwarb,  ohne  jedoch  darin 
auf  die  Dauer  sesshaft  geworden  zu  sein.  4348  besassen  die  Brüder 
Zcaslaus,  Nicolaus  und  iohannK.  dns  Gut  Hässlich,  welches 
wohl  schon  ihr  Vater  Johann  K.  innegehabt  hatte.  4363  kaufte  einer 
dieser  Brüder,  ^Ritter"  Nickel  K.,  gemeinschaftlich  mit  Mich.  v.  Kor- 
bitz,  von  Deinhard  v.  Rundebach  dessen  Besitzungen  in  Kirschau  (N. 
von  Schirgiswalde) .  —  4389  erwarben  die  Brüder  Gzaslaus  und 
Hans  K.,  des  Vorigen  Neffen,  von  den  Herren  v.  Kamenz,  deren  Va- 
sallen sie  waren,  die  Lehnsherrlichkeit  über  ihr  Dorf  Gelenau  (S.  bei 
Kamenz],  auf  welchem  Hans  noch  4395  gesessen  war.  Um  44SO  hatte 
Hans  K.  von  denen  v.  Kintsch  die  Dörfer  Pickau,  Goldbach j  Geiss- 
mannsdorf  (sammtlich  bei  Bischofswerde]  erkauft  und  erwarb  4  428, 
^zu  Pickau  gesessen^,  noch  zwei  Mühlen  zu  Bischofwerde  hinzu,  wo- 
für er  V/^Sch,  Zins  zu  Goldbach  und  noch  400  fl.  ungar.  und  40 Seh. 
Gr.  baar  zahlte^]. 

88.   Diey.  Kyaw. 

Aus  welchem  Lande  die  jedenfalls  nach  einem  ursprünglich  sla- 
wischen Besitzthum  benannte  Familie  v.  Kyaw  (auch  Kay,  Keyhe, 
Khy,  Kya,  Kio  geschrieben)  stamme,  ob  aus  Polen,  Böhmen,  Oester- 

86.  t)  Sch5nfelder,  MThal228.  Korsehelt,  Oderwits  30. 

87.  i)  Laas.  Magazin  1876.  239  flg.    1870.  294.    A.  Kamens.    A.  Dresd.  Stift 
Meissen  398. 


88.  Die  r.  Ky»w.  323 

reich,  Mähren,  ob  aus  dem  Meissnischen,  wo  nach  Mitte  des  H.Jahr- 
hunderts eine  Familie  v.  Ky  ec  auf  Kudeschow  (Kauscha  bei  Dresden] 
ganz  dasselbe  Wappen  führte,  darüber  hat  auch  der  neuste  Genealog 
des  Geschlechts  ^)  keine  bestimmte  Entscheidung  zu  follen  vermocht. 

In  der  Oberlausitz  treten  seit  den  60er  Jahren  des  44.  Jahrhun- 
derts fünf  Brüder  v.  K.,  Hermann,  Heinrich,  Conrad,  Fried- 
rich und  Peter  auf,  vielleicht  Sohne  jener  Agnete  y.K.,  die  4368 
in  einem  auf  dem  Steinwege  vor  dem  Frauenthore  zu  Zittau  gelegenen 
Hause  wohnte,  das  später  jenen  Brüdern  gehörte.  Ihre  Stammgttter 
waren  damals  Uainewalde^  Antheil  von  Oderwü%  und,  wie  es  scheint, 
Spüzkunnersdorf^  eigenthümlicher  Weise  dieselben  Ortschaften,  wel- 
che trotz  der  noch  durch  jene  Brüder  selbst  erfolgten  Yeräusserung 
infolge  eines  Vermächtnisses  4778  wieder  an  die  Familie  zurückgelang- 
ten und  jetzt  den  hauptsächlichsten  Grundbesitz  derselben  bilden.  In 
der  Zeit  von  4378 — 98  übten  mindestens  die  drei  Brüder  Hermann, 
Conrad  und  Friedrich  wiederholt  das  CoUaturrecht  zu  Hainewalde 
und  werden  dabei  „Kyaw  von  Hainewalde^  genannt,  was  darauf 
schliessen  lässt,  dass  sie  auch  daselbst  wohnten.  Freilich  theilten  sie 
das  CoUaturrecht  und  den  Besitz  des  Gutes  selbst  mit  denen  v.  Wams- 
dorf. Noch  4444  verkauften  Heinrich,  Conrad  und  Friedrich  v.  EL.  ge- 
meinsam Zinsen  zu  Oderwitz  zu  Gunsten  der  Johannitercommende  in 
Zittau,  und  4422  ein  Friedrich  v.  K.  (wohl  nicht  derselbe)  Zinsen 
zu  Oderwitz  und  Spitzkunnersdorf  an  den  Zittauer  Bürger  Hans  Lud- 
wigsdorf. Ausserdem  besassen  die  Brüder,  wohl  auch  schon  als 
väterliches  Erbe,  Waltersdorf  ^  indem  Hermann ,  Conrad  und  Fried- 
rich 4372 — 95  auch,  da  wiederholt  das  CoUaturrecht  übten.  Grade 
diese  Stammgüter  Hainewalde  und  Waltersdorf  mtissen  jene  Brüder 
bald  darauf  an  die  v.  Wamsdorf  verkauft  haben. 

Seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  wird  Hermann  nicht  mehr  ge- 
nannt; Conrad  aber  war  4443  „zu  der  Beichstadt^  gesessen  2),  wo- 
mit aber  nicht  die  böhmische  Stadt  dieses  Namens  gemeint  sein  kann, 
welche  damals  einen  anderen  Besitzer  hatte ;  Heinrich  erscheint  zu 
Reibersdorf  gesessen;  von  Friedrich  wird  noch  besonders  zu  sprechen 

sein. 

Wann  und  wie  Heinrich  (I.)  v.  K.  das  zur  Herrschaft  Fried- 
land gehörige ,  v.  Bibersteinsche  Yasallengut  Retbersdorf  erworben 


88.  9  H.  R.  ▼.  Kyaw,  «^amiUen-Clironlk  des  Oeiohlechte  ▼.  Eyftw«.  1870.  In- 
dem wir  auf  dies  Werk  Terweisen,  werden  wir  nnr  en  einzelnen  Stellen  beiondere  Ci- 
Ute  beibringen.        «)  Ürk.-Ve«.  I.  177  No.  897.  • 

21» 


324  n.  Abtheilnng. 

habe ,  ist  nicht  ganz  klar.  1 387  heisst  er,  als  Zeuge  bei  einer  Zins- 
schenkung an  die  Kirche  zu  Grünau  bei  Ostritz,  „Henricus  Kyaw  in 
Seybothendorff  [d.  h.  Seitendorf],  anniger**^).  4397  aber  scheint  er 
bereits  Reibersdorf  besessen  zu  haben ,  da  ihm  in  einer  Schuldver- 
schreibung von  diesem  Jahre  seine  Schuldner  und  deren  Bürgen  ge- 
loben, im  Falle  nicht  pünktlicher  Zahlung  nach  Friedland  einzureiten. 
4409  nun  wird  er  ausdrücklich  von  Hans  v.  Biberstein  als  einer  ^sei- 
ner Mannen,  Lieben  und  Getreuen^  bezeichnet.  Mit  Reibersdorf  zu- 
gleich dürfte  er  audi  die  Pertinenzorte  Giessmannsdorf  und  (halb) 
Friedersdoff  erlangt  haben ,  die  wir  später  im  Besitze  seiner  Nach- 
kommen finden.  Ebenso  gehörte  wohl  auch  Markersdarf  zu  Reibers- 
dorf, welches  Heinr.  v.  K.  4  420  an  Jerusalem  Becherer  verkaufte,  dessen 
Schwester  (444  4)  die  Frau  von  Heinrichs  Bruder  Conrad  war.  Ausser- 
dem besass  er  Türchau,  in  welchem  er  4440  (gemeinschaftlich  mit  Joh. 
Schaff)  das  Patronatsrecht  übte,  und  welches  auch  noch  später  seiner 
Familie  gehörte,  desgleichen  Grünau  bei  Ostritz  und  das  angrenzende 
Schmfeld  zur  Hälfte ;  die  beiden  letzteren  Güter  verkaufte  er  schon 
4396  an  das  Kloster  Marienthal  ^).  Eine  neue  umfängliche  Erwerbung 
machte  er  um  das  Jahr  4449.  Er  kaufte  nämlich  von  Wentsch  v.  Dohna 
a.  d  H.  Grafenstein,  damals  auf  Hömitz  gesessen,  den  Rest  der  ehe- 
maligen Herrschaft  Rohnau^) ,  bestehend  in  (dem  dritten  Theil  von) 
Birschfelde ,  dem  Dorfe  und  der  Burgruine  Rohnau ,  Seitendorf  (zunv 
Theil) ,  dem  Kirchlehn  und  Gericht  zu  Reichenau ,  einem  Lehnmann 
zu  Dittekdorfj  nebst  den  Vorwerken  (zu  Hirschfelde  und  Rohnau] ,  Müh- 
len etc.  »und  aller  Mannschaft^.  Schon  4449  schreibt  er  sich  daher 
„va  Reibersdorf  gesessen,  Erbherr  zu  Hirschfelde^  ^] .  Später  scheint 
er  in  Hirsdifelde  gewohnt  und  die  Verwaltung  seines  Guts  Reibers- 
dorf dem  obengenannten  Jerusalem  Becherer  übertragen  zu  haben, 
welcher  darum  „zu  Reibersdorf  gesessen^  heisst.  Er  selbst  war  ein 
Schwager  7)  des  böhmischen  Edelmanns  Heinr.  v.  Swoyka  (4397)^ 
wohl  dessen  Schwestermann;  4404  hatte  er  ein  Duell  mit  Tammo  v. 
Gersdorff  auf  Reichenbach ;  4445  war  er  Landesältester  im  Weichbild 
Zittau. 

Heinrichs  Bruder  Friedrich  v.  K.,  unter  allen  Gliedern  der 
Familie  in  der  Oberlausitz  am  frühesten  erwähnt,  war  4360  Zeuge 
bei  einer  Zinsverschreibung  des  Friczko  v.  Opal  (auf  Türchau)  an 


3)  Lib.  ereoüonam  YIU.  30.  Mspt.  im  l>ohin.  Mnseam  %n  Prag.  ^)  Schön- 
feldei,  MThal  80.  »)  Laus.  Magu.  1866.  891.  v.  Kyaw,  FarnUien-Chronlk  427» 
e)  K  no  the ,  Hirschfelde  34.'       ?)  Urk.-Verz.  I.  145  No  717. 


88.  IMe  T.  Kyaw.  335 

MarieothaH)  und  verkaufte  4  369  selbst  4  Schock  9  Gr.  Zins  zu  DüteU^ 
dorfan  Anna  v.  Stewitz  zu  einem  Seelgerttthe  im  Kloster  Marienthal. 
Wir  vermuthen ,  dass  er  selbst  ebenfalls  einen  Antheil  von  Türchau 
gehabt  habe;  wenigstens  hatte  Hü  ein  ^Fridericus  Kya  de  Tyr^ 
chaw",  entweder  er  selbst  oder,  was  wahrscheinlicher,  ein  gleich- 
namiger Sohn,  nebst  den  Söhnen  Heinrichs  v.  K.  auf  Hirschfelde 
einen  Streit  mit  dem  Pfarrer  zu  Reichenau  ^) .  4  446  war  Friedr.  v.  K. 
capitaneus,  d.  h.  Stadthauptmann,  von  Zittau. 

Der  fünfte  Bruder  Pe.ter  hatte  die  geistliche  Laufbahn  erwählt, 
und  zwar  war  er  in  den  ritterlichen  Johanniterorden  getreten.  4367 
ward  erzürn  Pfarrer  in  WiUchendarf  designirt,  noch  in  demselben 
Jahre  aber  als  Commendator  tn  die  Commende  Hirschfelde  versetzt  ^^)  .^ 

Von  all  den  bisher'  behandelten  fünf  Brüdern  v.  K.  hinterliess 
sicher  nur  Heinrich  (I.)  (vielleicht  auch  Friedrich)  Söhne.  Von  4433 
— 60  wird  mehrfach  ein  Heinrich  (II.)  v.  K.  als  Inhaber  von  Rei- 
bersdorf  und  Hirschfelde  erwähnt,  den  wir  unbedingt  für  einen  Sohn 
Heinrichs  I.  halten  dürfen.  Ausserdem  aber  hatte  Letztrer  noch  zwei 
Söhne:  Friedrich  und  Johann,  welche  („filii  Henrici  Kya^)  4422 
sammt  Friedrich  v.  K.  auf  Türchau,  wie  schon  angeführt,  einen  Streit 
mit  dem  Pfarrer  zu  Reichenau  hatten.  Johann  kommt  sonst  nicht  mehr 
vor.  Heinrich  und  Friedrich  aber  scheinen  sich  in  die  väterlichen 
Güter  so  getheilt  zu  haben,  dass  Ersterer  in  Reibersdorf,  Letzterer  in 
Hirschfelde  wohnte.  4  427  übte  Fridericus  Kyaw,  residens  in  Hersfeld, 
^in  Gemeinschaft  mit  seinem  Bruder  Heinrich  ^  das  GoUaturrecht  in 
Reichenau,  und  noch  4438  gab  ein  Friedrich  v.  K.,  doch  wohl  der^ 
selbe,  seinen  Gonsens  zum  Tausch  der  Pfarrei  Reichenau  ^^).  Kinder 
von  diesem  Friedrich  IL  v.  K.  haben  wir  nicht  gefunden. 

Sein  Bruder  Heinrich  IL  dagegen  hinterliess  sicher  drei  Söhne, 
Hans,  Caspar,  Adam,  wahrscheinlich  aber  noch  einen  vierten, 
Siegsmund,  welche  sämmtlich  nirgends  mehr  als  Besitzer  von 
Reibersdorf,  sondern  nur  noch  von  tftWcA/e/cfe ,  Giessmannsdorf  \md 
Friedersdorf  hezeichnei  werden.  Sie  dürften  also  Reibersdorf  (an  die' 
v.  Weigsdorf)  verkauft  haben.  Siegsmund  „m  Geisemdorf^  gesessen 
(d.  h.  Giessmannsdorf ) ,  erscheint  4488  als  Zeuge  i^) ,  kommt  aber 
sonst  nicht  vor.  Die  übrigen  drei  Brüder  traten  4  467  Patronat  und 
Gericht  zu  Reichenau  an  Harienthal  gegen  den  klösterlichen  Antheil 


8)  A.  Maiienthal.  9)  Laas.  Magaz.  1872.  205.  lO)  Laas.  Mag.  1872.  199. 
11)  Lib.  oonflnn.  Prag.  IX.  D.  10.  Mspt.  im  erzbisohSfl.  Archiv  zu  Prag.  Laiu.  Magaz. 
1872.  205.        ö)  ürk.-Verz.  11.  163«. 


326  ü.  Abtheilung. 

von  Seitendorf  (4  Bauergttter)  ab ,  den  sie  also  mit  ihren  väterlichen 
Besitzungen  in  letzterem  Dorfe  vereinigten.  Schon  1472  aber  verkauf- 
ten sie  wieder  5  Mark  3  Gr.  Zins  daselbst  an  die  Kirche  zu  Hirsch- 
felde. —  Seit  letztrem  Jahre  wird  Hans  nicht  mehr  genannt.  Nach 
seinem  und  Siegsmunds  Tode  scheinen  sich  die  überlebenden  Brüder 
Conrad  und  Adam  so  getheilt  zu  haben,  dass  Ersterer  alleiniger 
Besitzer  des  Kyaw'schen  Antheils  \on' Hirsd^etdej  Letztrer  von  Giess^ 
mannsdorf  ward.  Als  solcher  verlieh  Conrad  seinen  Erbunterthanen 
zu  Hirschfelde  4495  ein  erstes  SchOppenbuch i') .  Schon  4506  aber 
verkaufte  er  seinen  Antheil  an  diesem  Ort  (um  4  625  Schock)  an  den 
Rath  zu  Zittau  und  zog  nach  Ruppersdorf,  von  welchem  er,  wir  wis- 
sen nicht  von  wem ,  die  eine  Hälfte ,  bestehend  aus  4  2  Bauergütem, 
erworben  hatte.  Aber  auch  dies  überliess  er  1548  (um  2490  Mark)  an 
Melch.  V.  Hangwitz  und  zog  nach  Rennersdorf^  von  welchem  er  auch 
nur  einen  Antheil  besass.  Als  ^zu  RenAersdorf  gesessen^,  haben  wir 
ihn  zuletzt  4524  gefunden. 

Sein  Bruder  Adam  v.  K.,  später  auf  Giessmannsdorf,  hatte  4467 
Rosenthal,  wir  wissen  nicht  von  wem ,  erkauft  und  Hess  4  488  seine 
Frau  Barbara  mit  diesem  Dorfe  und  mit  dem  Kyaw'schen  Antheil 
von  Oderwitz  beleibdingen.  Auf  kurze  Zeit  besass  er  auch  die  zweite 
(nicht  klösterliche)  Hälfte  von  Schimfeld  bei  Ostritz ,  die  er  4  495  von 
den  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Grafenstein  erworben ,  veräusserte  sie 
aber  schon  4497  an  die  v.  Gersdorff  auf  Tauchrttz.  4499  erkaufte  er 
von  Georg  v.  Gersdorff  auf  Dornhennersdorf  noch  einen  Antheil  von 
Seitendorf j  nämlich  das  Vorwerk  „die  Nehte**  bei  der  Mühle  hinzu, 
welcher  Bibersteinsches  Lehn  war  ^4) .  Ausserdem  besass  er  4  495  das 
ebenfalls  zur  Herrschaft  Seidenberg  gehörige  y^Bertelsdorf  [Bendorf] 
über  Seidenberg^  (nicht  das  bei  Rennersdorf  i&). 

Conrad  V.  Kyaw  auf  Rennersdorf  hinterliess  fünf  Söhne :  Tho- 
mas, Wenzel,  Hans,  Georg  und  Christoph,  von  denen  die 
beiden  Erstgenannten  4523  die  andere  Hälfte  von  i)u/)persdor/*(4  5  Bau- 
ern) erkauften ,  welche  aber  Wenzel  (Thomas  wird  nicht  mehr  ge- 
nannt) 4544  an  Uir.  v.  Nostitz  veräusserte.  Bei  diesem  Verkauf  wer- 
den seine  Brüder  Hans  als  zu  „Thühayn^  (?) ,  Georg  als  zu  „Zaukera^  (?) 
und  Christoph  als  im  Ausland  befindlich  bezeichnet.  Nur  von  die- 
sem Christoph  hat  man  noch  fernere  Nachricht.  Er  erwarb  zuerst 
Arnsdorf,  dann  (vor  4  533)  das  bisher  Tschimhaus'sche  Berzdorf  (^Ber- 


13]  Knothe,  Hirsohfelde  84.  &<)  Uas.  Magazin  1866.   392  AnnittEkiuig. 

15)  Knauthe,  histor.  Nachr.  vom  Hospital  zu  GörUtz  1772.  S.  36. 


88.  Die  V.  Kyaw.  327 

telsdorP),  beide  südlich  von  Seidenberg  und  Bibersteinsche  Lehn- 
guter,  1548  aber  die  Herrschaft  Albrechtitz  bei  Tumau  in  Böhmen 
und  ward  so  Stifter  der  böhmischen  Linie  derer  v.  Kyaw.  Dieselbe 
schrieb  sich  noch  lange  »Kyaw  von  Hirschfel^e'*,  obwohl  ihr  längst 
nichts  mehr  zu  Hirschfelde  gehörte.  Infolge  der  böhmischen  Unruhen 
musste  sie  4627  wegen  ihres  protestantischen  Glaubens  ihre  Güter 
verkaufen  und  wendete  sich  wieder  nach  der  Oberlausitz.  Sie  starb 
4704  mit  Jaroslaus  Ehrenfried  v.  K.  auf  MiUelsteinkirch  aus. 

Adam  V.  K.  auf  Giessmannsdorf  vererbte  auf  seinen  einzigen 
Sohn  Heinrich  (HL)  die  Güter  Gti^^inanTMdor/* nebst  halb  Frieders- 
dwfy  Rosenthal  und  Antheil  an  Seitendorf.  Er  starb  vor  4  540 .  —  Sein 
Sohn  Joachim  stand  4540 — 49  unter  der  Vormundschaft  von  Mathias 
V.  Gersdorff  auf  Domhennersdorf,  welcher  4542  im  Namen  seines 
Mündels  der  Gemeinde  Rosenthal  ein  erstes  Schöppenbuch  verlieh  ^^) . 
4554  und  wieder  4558  und  4559  wurde  Joachim  v.  K.  von  den  damals 
oft  wechselnden  Besitzern  der  Herrschaft  Friedland  mit  seinen  Gütern 
Giessmannsdorf,  Friedersdorf  und  dem  Vorwerk  zu  Seitendorf  belehnt. 
Er  starb  wahrscheinlich  4593.  —  Sein  einziger  Sohn  Wilrich  ver- 
kaufte Rosenthal  und  seinen  Antheil  an  Seitendorf  4  595  (um  2000  Thlr.) 
an  den  Rath  von  Zittau  und  starb  4599.  Von  dieser  Giessmannsdorf- 
sehen  Linie  zweigte  sich  später  eine  besondere  Friedersdorfer  Linie 
und  von  dieser  wieder  die  übrigen  Nebenlinien  ab  mit  Ausnahme  der 
Kemnitzer,  die  wir  noch  kurz  zu  behandeln  haben. 

Das  Dorf  Kemnü%  bei  Bemstadt  gehörte  seit  lange  einer  beson- 
deren Linie  derer  v.  Gersdorff.  Da  heirathete  4538  Barbara,  die 
Erbtochter  Christophs  v.  Gersdorff,  einen  Hans  v.  Kyaw  und  brachte 
ihm  das  vaterliche  Gut  als  Mitgift  zu.  Da  dieser  Hans  mit  keiner  der 
bisher  dargestellten  Linien  in  verwandtschaftlichen  Zusammenhang 
zu  bringen  ist ,  so  scheint  die  Vermuthung  gerechtfertigt,  dass  der- 
selbe aus  der  meissnischen  Linie  stamme,  welche  ohnehin  um  ihre 
Güter  im  Meissnischen  gekommen  war.  Nach  seinem  Tode  übernah- 
men 4553  seine  Söhne  Peter,  Joachim  (später  nicht  mehr  ge- 
nannt) und  Hans  das  Gut,  welches  nach  Peters  kinderlosem  Tode 
endlich  ganz  an  Hans  fiel.  Dieser  hinterliess  es  4575  seinen  Söhnen 
Adam,  Hans  und  Peter,  welche  es  dergestalt  theilten,  dass  Peter 
die  südlich  des  Dorfbachs  gelegene  obere ,  Adam  dagegen  die  nörd- 
liche niedere  Httlfte  erhielt,  während  Peter  mit  Geld  abgefunden  zu 
sein  scheint.    Indess  schon  4589  erwarb  Adam  auch  das  Obergut. 


^  Knothe,  RohoftU,  Rosentbal,  Schure  35. 


328  n.  Abtheilung. 

89.   Die  T.  Landeskrone 

gehören  zu  den  ältestbekannten  oberlaüsttzischen  Familien«  Sie  be- 
Sassen  nicht  nur  die  Burg  Landskrone  (SW.  bei  Gdriitz)  nebst  einigen 
dazu  gehörigen  Dörfern,  sondern  auch  Güter  in  der  Nähe  von  Budissin. 
Schon  4228  befanden  sich  Cris tan  und  Gerlach  v.  Landeskrone 
unter  den  Commissaren,  welche  die  Grenzen  zwischen  den  bischöflich 
meissnischen  und  den  königlich  böhmischen  Territorien  in  der  Ober- 
lausitz festzustellen  hatten,  und  4225  stiftete  nBitter'^  Gristan  der 
Lange  v.  L.  zur  Dotation  der  Georgenkapelle  auf  dem  Schlosse  zu 
Budissin  den  vollen  Zehnten  von  seinem  Gute  Burk  (NO.  von  Bu- 
dissin}. —  Von  einem  jener  beiden  Brüder  dürften  Wilrich,  Peter 
und  Friedrich,  Gebrüder  v.  L.,  abslammen,  diez.  B.  1267  Zeugen 
waren,  als  König  Ottokar  II.  „bei  Prag^  dem  Kloster  Marien thal  eine 
Erwerbung  bestätigte,  und  4280  der  Beilegung  eines  Streites  zwischen 
demselben  Kloster  und  denen  v.  Nostitz  beiwohnten.  Von  diesen 
Brüdern  war  Wilrich  schon  4244  zugegen,  als  König  Wenzel  auf  dem 
Königstein  die  oben  erwähnte  Grenzregulirung  bestätigte,  und  in 
demselben  Jahre 'Zeuge,  als  der  König  dem  Kloster  Marienthal  einen 
Wald  eignete,  desgleichen  4272,  als  zu  Budissin  die  Markgrafen  von 
Brandenburg  mit  dem  Bisthum  Meissen  sich  verglichen^).  —  4245 
wird  ebenfalls  zu  Budissin  ein  Otto  v.  L.  als  Zeuge  genannt,  von 
dem  wir  nicht  wissen,  ob  er  ein  vierter  Bruder  oder  ein  entfernterer 
Verwandter  von  Wilrich  gewesen  sei  ^) .  Die  oben  erwähnten  Brüder 
Peter  und  Friedrich  v.  L.  finden  wir  4292  im  Gefolge  des  Herzogs 
Bolko  von  Schweidnitz,  und  seitdem  hielt  sich  die  ganze  Familie  weit 
mehr  in  Schlesien,  als  auf  ihrem  Stammgute,  der  Landskrone,  auf^). 

—  4308  war  „Herr  Heinrich,  Ritter,  genannt  v.  L.",  in  Görlitz 
bei  einer  Lehnsreichung  zugegen,  und  4309  bezeugte  derselbe  „Ritter 
Heinrich  und  Peter  mit  ihren  übrigen  Brüdern,  genannt  v.  L.,^ 
dass  das  Gut  zu  Setfersdorf  bei  Marienthal,  das  ihre  Schwester 
Elisabeth  für  sich  und  ihre  Tochter  Alke  erkauft  hatte,  nach  bei- 
der Frauen  Tode  an  das  Kloster  Marienthal  fallen  solle.  Wir  wissen 
Qicht,  ob  dies  dieselbe  Else  v.  L.  war,  weiche  4324  ihren  „halben 
Hof  auf  der  Langegasse  zu  Görlitz^  ihrer  Schwester  Ale  yd  aufgab^;. 

—  Einige  Zeil  darauf  müssen  die  v.  L.  die  Landskrone  verkauft  haben. 
Wir  vermuthen ,  dass  sie  dieselbe  direkt  an  Friedrich  v.  Biberstein 


89.  0  Cod.  Los.  60.  33.  92.  103.  64.  59.  99.  a)  Ebendis.  76.  «)  Som- 
meisberg,  Script,  rer.  Slles.  I.  859.  Schirrmacher,  Urknnd.-Buch  von  Liegnitz, 
iDdex  sab  voce.        ♦)  Cod.  Lus.  188.  191.  G5ri.  Stidtbach  von  1305  fol.  47. 


90.  Die  T.  Lehen.  329 

auf  Friedland  verwässerten ,  der  damit  4357  belehnt  ward.  Die  An« 
gäbe,  dass  ein  Gottfried  v.  JL.  drei  Töchter  hinterlassen  habe, 
welche  die  Landskrone  1350  an  Kaiser  Karl  lY.  verkauft  hatten,  von 
dem  sie  erst  wieder  dem  v.  Biberstein  Überlassen  worden ,  scheint 
uns  ganz  unhaltbar.  Der  Vorname  Gottfiried  kommt  in  der  Familie 
v.  L.  nie  vor,  war  auch  in  der  Oberlausitz  damals  noch  gar  nicht  ge- 
bräuchlich. Und  wenn  jener  v.  L.  ohne  Leibeslehnserben  starb,  würde 
die  Landskrone  an  den  Landesherm  gefallen  sein.  Vielmehr  dürfte 
der  Verkäufer  wohl  derselbe  Herr  Heinrich  v.  L.  gewesen  sein, 
der  4366  auch  die  letzte  Besitzung  seiner  Vorfahren  in  der  Oberlau* 
sitz,  nämlich  2  Pfund  Pfefferzins  zu  Diebsdorf  (Tiefendorf,  Vorstadt 
von  Lobau) ,  „wie  erundseineAeltern  davon  die  Zinse  gehabt^, 
an  den  Rath  zu  LObau  überiiess^).  Seitdem  kommen  die  v.  L.  zwar 
gelegentlich  noch  als  Zeugen,  Stflchier,  4380<')  ein  Hug  v.  L.  sogar 
als  Stadthauptmann  von  Görlitz  vor ;  ansässig  In  der  Oberlausitz  aber 
.waren  sie  nicht  mehr. 

90.  Diev.  Lehen^ 

auch  Leyhen,  Leyn,  Lehn,  nannten  sich  entweder  nach  dem 
S.  von  Budissin  oder  nach  dem  NW.  von  Löbau  gelegenen  Dorfe  Lehn, 
ohne  dass  wir  jedoch  urkundlich  nachzuweisen  vermögen ,  wann  sie 
das  eine  oder  das  andere  besessen  haben.  Zuerst  44S3  erscheint 
Benisch  vom  Lehin  als  Zeuge  bei  seinen  Lehnsherren,  den 
Herren  v.  Kamenz,  von  denen  er  4426  mit  seinem  Gute  (Antheii  von) 
Lückersdorf  (W.  von  Kamenz)  neu  belehnt  ward.  Als  4438  Heinrich 
V.  Kamenz  all  seine  Lehnsrechte  über  dies  Dorf  an  den  Rath  von  Ka- 
menz verkaufte,  behielt  er  sich  ausdrücklich  Benisch  Lehen  mit  seinem 
Sitz  und  Vorwei^  daselbst  vor.  4  449  wurden  die  Söhne  Benisch's, 
nämlich  Bart  hei  und  Georg,  von  Veit  v.  Kamenz,  und  4482  eben- 
dieselben sammt  ihren  inzwischen  mündig  gewordenen  Brüdern  Be- 
nisch, Hans  und  Peter  von  Christoph  v.  Kamenz,  dem  Bruder 
Veits,  mit  ihrem  Gut  belehnt.  Als  4494  dieser  Christoph  v.  Kamenz 
auch  seine  letzten  Besitzungen  in  der  Oberlausitz ,  Rohrbach  und  den 
Lehenschen  Antheii  von  Lückersdorf,  an  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf 
Königsbrück  verkaufte,  erneuerten  diese  4498  dem  Peter,  Georg  und 
Hans  V.  Lehen  und  ihrem  Neffen  Georg  die  Lehn.  —  Ein  Hans  v. 
L.,  wir  wissen  nicht,  ob  der  obengenannte,  verkaufte  4540  sein  Gut 


5)  ürk.-Verz.  I.  70.  Kreyilg,  Beyträge  ni.  3.  Ürk.-Veri.  I.  82  flg.      ^)  L>k.. 
Vera.  I.  109  No.  520. 


330  II«  Abtheilang. 

Lückersdorf  ^wie  es  sein  Vater  an  ihn  geerbt" ,  nm  780  fl.  rhein.  an 
John  V.  Heynilz^).  —  Eine  Nebenlinie,  von  der  wir  nicht  wissen, 
wann  und  von  wem  sie  sich  abgezweigt ,  besass  das  Gut  Buchwalde 
(0.  bei  Wittichenau) ,  und  zwar  kommen  daselbst  Johann  und 
Siegsmund  v.  Leyhen  vor,  die  4447  gemeinschaftlich  Zins  an  das 
Domkapitel  zu  Budissin  verkauften,  und  von  denen  Siegsmund  von 
4440^54  mehrfach  als  Zeuge  erwähnt  wird.  —  Ein  Siegel  des 
Hans  V.  Lehen  zu  Lückersdorf  an  einer  Urkunde  von  4503  seheint 
zwei  übereinander  schwimmende  Fische  und  dahinter  ein  Bäumchen 
zu  zeigen  2). 

91.  Die  Herren  t.  Leipa 

gehörten  zu  dem  weitverzweigten ,  mächtigen  böhmischen  Geschlecht 
der  Hronowice,  die  wahrscheinlich  von  einem  nicht  näher  be- 
kannten Ahnherrn  Hron  abstammten ,  weshalb  auch  eine  Menge  von 
ihnen  erbauter  Burgen  den  Namen  Ronow  führte.  Ihr  Geschleditsr- 
Wappen  bildeten  zwei  kreuzweis  gelegte  Aeste  ^] .  Der  älteste  urkund- 
lich vorkommende  Ahnherr  derselben,  Smil  (4  488 — 4  205),  der  Freund 
König  Ottokars  L  ,  hinterliess  zwei  Söhne  Castolausl.  (4246—53) 
und  Heinrich!.  (4249 — 52),  welche  anfangs  nur  durch  den  hinzu- 
gefügten Namen  ihres  Vaters  (^filii  SmiP) ,  seit  der  Zeit  aber,  wo 
auch  in  Böhmen  feste  Familiennamen  üblich  wurden ,  durch  den  hin- 
zugefügten Namen  ihrer  Herrschaft  „de  Züavia^  von  anderen  Perso- 
nen gleichen  (Vor-) Namens  unterschieden  werden.  Da  sich  beide 
Brüder  „v.  Zittau'^  nannten ,  dürfte  wohl  auch  bereits  ihr  Vater  Smil 
Inhaber  dieser  Herrschaft  gewesen  sein.  Auf  derselben  wurde  eben- 
falls eine  Burg  des  Namens  Ronow,  jetzt  Roknau  (N.  bei  Hirschfelde), 
erbaut ,  zu  welcher  ein  Theil  des  ursprünglich  Zittauer  Herrschafts- 
gebiets geschlagen  ward,  so  dass  die  Burg  nun  selbst  den  Mittelpunkt 
einer  besonderen  Herrschaft  bildete.  Mit  Unrecht  bezeichnet  man 
übrigens  die  ältesten  Grundherren  von  Zittau  als  „Herren  v.  Letpa^. 
Dieselben  nannten  sich  vielmehr  bis  in  die  sechziger  Jahre  des  43. 
Jahrhunderts  nur  „v.  Zittau^ ,  und  erst  seit  den  siebziger  Jahren 
nannte  sich  ein  gleichnamiger  Sohn  des  Castolaus  I.  de  Zitavia  nach 
einer  anderen,  ihm  gehörigen  Besitzung  „v.  Leipa^. 

Wie  schon  Smil  zu  der  steten  Umgebung  König  Ottokars  I.  ge- 
hört hatte,  so  finden  wir  auch  seine  Söhne  fast  ausschliesslich  im  Ge- 


90.  0  A*  Kunenz  u.  A.  Königsbrflck.        >)  A.  Bud. 

91.  1)  PaUcky,  Gesch.  Ton  Böhmen  II.  2.  8  Anmerk. 


91 .  Die  Herren  v.  Leipa.  331 

folge  dieses  Königs  und  seines  Sohnes  und  Nachfolgers  Wenzel  1. 3). 
Castolaus  I.  wird  4886  als  Oberjagermeister  beseichnet.  Hein- 
rich I.  war  mindestens  von  1238—40  kOnigl.  böhmischer  Statthalter 
in  der  Oberlausitz  und  ftlhrte  als  solcher  den  Titel  Präfekt  oder  Burg- 
graf von  Budisssin  ^) .  Erst  seitdem  er  dies  Amt  nicht  mehr  beklei- 
dete, wird  auch  er^  wie  sein  Bruder  seit  4838,  ,,v.  Zittau^  genannt^). 
Nur  einmal  taucht  noch  sein  früherer  Titel  auf.  Als  er  nämlich  das 
ihm  ebenfalls  gehörige  Dorf  Lobositz  in  Böhmen  dem  Leitmeritzer 
Bürger  Hertwig  zur  Aussetzung  nach  deutschem  Hecht  überliess, 
wird  er  Burggraf  von  Zittau  genannt  ^) ,  eine  Bezeichnung ,  die  in- 
sofern irrig  ist ,  als  man  damals  unter  einem  Burggrafen  oder  Ga- 
stellan  lediglich  einen  Beamten  verstand ,  dem  die  Verwaltung  einer 
Burg  mit  dem  dazu  gehörigen  Distrikt  von  ihrem  Besitzer  anvertraut 
war,  während  die  beiden.  Brüder  „v.  Zittau^  die  Herrschaft  Zittau  als 
Erblehn  besassen. 

Dieser  Heinrich  I.  hatte  zwei  Sohne  SmilU.  (4843—69)  und 
Castolaus  HI.  oder,,  was  dasselbe  ist,  Czschaslaus,  Czenco,  Chenco, 
Czenek  (4835 — 69),  die  sich  anfangs  auch  noch  „v.  Zittau^,  später 
aber  nach  neu  erbauten  Burgen  im  Innern  Böhmens ,  und  zwar  Smil 
„V.  Lkhtenburg^  y  Chenco  „v.  Aonoto^'  nannten  <^)  und  die  Stamm- 
väter dieser  beiden  Familien  wurden.  —  Castolaus  I.  hatte  drei  Sohne, 
Heinrich  II.  (4849—64),  Castolaus  II.  oder  Czenco,  Chenek 
(4850 — 64)  und  Chwalo  oder  Qual  (4853—68),  die  sich  anfangs 
ebenfalls  sämmtlich  ,,v.  Zittau^  nannten  ^ .  Wenn  die  Angabe  über 
die  Erbauung  der  Stadt  Zittau  (kurz  vor  4  855)  richtig  ist ,  so  dürften 
es  diese  Gebrüder  und  Vettern  v.  Zittau  gewesen  sein ,  denen  Otto- 


2)  Die  Belege  bei  Erben,  regest,  bobem.  Index  s.  voce.  Palacky,  Gesch.  tod 
B5bmen(b5bmiBehe  Ausgabe)!.  2.  467  flg.  Vgl.  Pescbeck,  ZitUu  I.  648.  Ganz 
irrig  B  e  c  k  1er ,  Haus  Howon  174  flg.  >)  1232 :  Cbastelaw  et  Heinrieoi  frater  ^os, 
praefectnsBadesinensis.  Cod.  Sax.  11^  1.  102.  ~  1234:  Seiztolow  cam  fratre 
sno  Heinrico,  praefecto  Budisnensi.  Erben,  reg.  401.  —  1235:  Henricns  bur« 
gravius  de  Bndisin.  Ibid.  413.  —  1240:  H.  burggravio  et  advocato  ac  onmibus 
mlHtibas  in  Budissin  constitntis.  Ibid.  468.  *  *)  1238  und  1239 :  Chaatolaas  de  Si- 
Uvia.  Cod.  Lus.  Öl.  56.  —  1241 :  Heynricas  de  Sitovia.  Erben,  reg.  499.  —  1242: 
Heinricns  et  Chaztolans  de  SiUTia  fratres.    IMd.  504.        »)  Erben,  reg.  562! 

6)  1243:  ZmUo,  fllius Henrici de  SytaTia.  Erben,  reg.  517.  —  1256:  Smil,  fllinsHen- 
rld,  Cbenec  frater  ejus.    Palaeky ,  Oesch.  von  Böhmen  (bohm.  Ausg.)  I.  2.  467  etc. 

7)  1250 :  Chastolans  de  SittaTia  et  dno  fllil  ciJns  Chastolaus  et  Heynrlcns.  Erben ,  reg. 
579.  —  1262:,Henricns  et  Chwal  de  ZitUvia.  1262:  Qnalo  de  Sitharia,  Zenge  als  Kö- 
nig Ottokar  II.  dem  Kloster  Marienthal  10  Hafen  zu  Beichenan  bestätigte.  Copie  im 
bohm.  Maseam  za  Prag. 


832  n.  Abtheilung. 

kar  IL  gestattete,  auf  ihrer  Herrschaft  eine  Stadt  anzulegen.  Gewohnt 
haben  sie ,  wenn  sie  auf  ihrem  Slammgute  sich  aufhielten ,  gewiss 
nicht  auf  dem  ^Bnrgberge^  bei  Zittau,  der  sicher  nichts  mehr  und 
nichts  weniger,  als  eine  Heidenschanze  war,  sondern  auf  ihrem 
„Hofe^,  der,  wie  man  wohl  mit  Recht  annimmt,  an  der  Stelle  der 
jetzigen  „Hofstatt^  dicht  bei  der  Klosterkirche  in  Zittau  gelegen  war. 
Diese  Kirche ,  vielleicht  auch  das  Franziskanerkloster  selbst ,  war  ja 
ihre  Stiftung.  Wahrscheinlich  ist  der  „Czaschlaw  v.  Ronow^,  der 
nebst  seiner  Gemahlin  Agnes  dieselbe  4S68  erbauen  Hess,  iden- 
tisch mit  Castolaus  HI.  (oder  II.  ?),  der  hier  nach  seiner  Burg  Rohnau 
bei  Hirschfelde  (residens  in  Castro  RonoW)  benannt  wird  ^) .  —  Der 
mehr  erwähnte  Castolaus  II.  nun  ist  wohl  derselbe,  der  zuerst  4277 
Chenco  de  Lipe^)  genannt  wird.  Er  hatte  sich  jedenfalls  von 
seinem  Hofe  in  Zittau  nach  dem  ihm  ebenfalls  gehörigen  Leipa  in 
Böhmen  übergesiedelt  und  ward  dadurch  der  Stammvater  der  Herren 
V.  Leipa  im  engem  Sinne  des  Wortes.  Sein  Bruder  Chwalo  ist  sicher 
jener  „Herr  Qualo^,  von  dem  der  Zittauer  Stadtschreiber  Johann 
von  Guben  ^^j  erzählt :  „Ein  Landherre  war  gesessen  bei  der  Leipe, 
der  hiess  Herr  Quäle ;  desselben  war  das  Gebirge  jenseits  bis  an  die 
Leipa'*.  Seine  Jäger  entdeckten  bei  Gelegenheit  einer  Bärenjagd 
den  Oybin  und  empfahlen  denselben  ihrem  Herrn  zur  Anlegung  einer 
ersten  Burg.  Wenn  demnach  Ghwdlo  Mitbesitzer  sowohl  von  Leipa, 
als  von  Zittau  gewesen  zu  sein  scheint ,  so  muss  sein  Antheil  später 
an  seinen  Bruder  Castolaus  IL  gefallen  sei.  Selbst  der  Oybin  wird 
einmalig)  castrum  Czinonis  genannt,  wodurch  er  doch  wohl  als  Be- 
sitzthum  des  Czenko  oder  Castolaus  IL  bezeichnet  werden  soll. 

Bald  darauf  verlor  die  Familie  v.  Leipa  ihre  Stammgüter  Zittau 
und  Rohnau.  Nach  dem  Tode  König  Ottokars  IL  (1278)  nöthigte 
nämlich  Markgraf  Otto  von  Brandenburg ,  der  Vormund  des  jungen 
König  Wenzel  IL ,  die  v.  Leipa,  „die  Stadt  Zittau  und  die  Burg  Roh- 
nau sammt  deren  Zubehör^  ihm  pfandweis  zu  überlassen.  Allein 
4283  erklärte  Kaiser  Rudolph  von  Habsburg  diese  Verpfändung  für 
null  und  nichtig  ^^) .  Seitdem  finden  wir  diese  Güter  wieder  im  Besitz 
der  Familie  v.  Leipa,  und  zwar  in  dem  Heinrichs  v.  Leipa  (4 292 — 
4329) ,  den  wir  als  den  Sohn  Castolaus  IL  ,  d.  h.  Cheneks  v.  L.,  be- 
trachten dürfen.     Tapfer  und  kühn,   gewandt  und  ehrgeizig,   das 


^)  CarpzoT,  Anal.  I.  129.  Urknnd.-Verz.  I.  14.  0)  Palacky,  Gesch.  von 
Böhmen  II.  1.  263.  lO)  n.  gcrlpt.  rer.  las.  I.  6.  Vergl.  Laus.  Hagaz.  1826.  185. 
")  Cod.  Lns.  812.        «)  Ibid.  114. 


r<- 


91.  Dia  Herren  v.  Leipa.  333 

Haupt  der  national-czechischeD  Adelspartei ,  bekleidete  er  nicht  nur 
unter  den  damals  häufig  wechselnden  Königen  Böhmens  die  höchsten 
Landesamter,  sondern  bestimmte  vielfach  selbst  die  Geschicke  des 
Staats  >^).  Schon  4292  gehörte  er  zu  der  von  König  Wenzel  zur 
deutschen  Königswahl  geschickten  Gesandtschaft,  welche  die  Wahl 
Adolphs  von  Nassau  betreiben  sollte.  Oberlandmarschall,  dann  Ober- 
landschreiber  von  Böhmen  (4303),  wurde  er  nach  der  Wahl  Wenzels  IL 
zum  Könige  von  Polen  dessen  Statthalter  in  Cujavien  (bis  4306). 
4307  kämpfte  er  tapfer  für  den  neuen  böhmischen  König  Heinrich  von 
Kflmthen  gegen  die  Habsburger  und  ward  dessen  Landeskammerer 
oder  Finanzminister.  Als  ihm  aber  (4309)  von  dem  Könige  dieses 
Amt  abgenommen  wurde,  betrieb  niemand  eifriger  als  er  die  Ab- 
setzung Heinrichs  von  Kttmthen  und  die  Wahl  des  jungen  Johann  von 
Luxemburg  zum  böhmischen  Könige  und  dessen  YermUhlung  mit  der 
böhmischen  Prinzessin  Elisabeth  (4340).  Bald  aber  zog  er  sich  durch 
herrisches  Wesen,  Eigennutz,  vor  allem  aber  durch  seine  sehr  intimen 
Beziehungen  zu  Elisabeth,  der'Wittwe  König  Wenzels  IL,  die  Feind- 
schaft der  regierenden  Königin  zu,  so  dass  ihn  (4345)  König  Johann 
plötzlich  gefangen  nehmen  und  in  strengen  Gewahrsam  bringen  Hess. 
Aber  seine  Familie  mit  ihrem  Anhang  ertrotzte  nicht  nur  seine  Frei- 
lassung, sondern  auch  seine  Wiedereinsetzung  in  seine  früheren 
Würden.  Und  so  begegnen  wir  ihm  aufs  neue  als  Landeskämmerer, 
dann  Obermarschail ,  endlich  als  Landesverweser  bei  der  häufigen 
Abwesenheit  des  Königs.  So  lag  die  Regierung  Böhmens  bis  zu  sei- 
nem 4329  erfolgten  Tode  in  Heinrichs  v.  L.  Hand. 

Nur  selten  natürlich  gewann  derselbe  Zeit ,  seine  alten  Stamm- 
güter Zittau  und  Robnau  zu  besuchen.  Eine  Reihe  von  „zu  Zittau^ 
ausgestellten  Urkunden  enthält  Bestätigungen  der  von  seinen  Vasallen 
in  der  Herrschaft  Zittau  an  das  Kloster  Marienthal  gemachten  Schen- 
kungen^^). Wohl  auf  seinen  Betrieb  veranstaltete  4303  König  Wen- 
zel IL  ein  glänzendes  Turnier  zu  Zittau  ^^).  Für  seine  Verdienste 
um  die  Wahl  Johanns  von  Luxemburg  zum  Könige  von  Böhmen  er- 
hielt er  4340  von  dessen  Vater,  dem  deutschen  Könige  Heinrich  VIL, 


13)  Vgl.  PaUcky,  Oesch.  von  Böhmen  II.  Abtheil.  1  nnd  2  an  vench.  Stellen. 
Chronic,  aulae  regiae  ap.  Dobn  er  V.  i«)  Cod.  Las.  191  (a.  1309);  ib.  195  (1310); 
201  (1311);  209  (131Ö).  i»)  N.  Script,  rer.  los.  I.  5  flg.  132.  Die  dortige  Angabe, 
dass  der  mit  anwesende  (Cod.  Las.  169)  Heinrich  v.  L.  wegen  eines  von  einem  Ritter»- 
mann  verfibten  Mordes  habe  flächten  mflssen ,  dass  der  König  die  Stadt  Zittau  „an  sich 
genommen^,  und  dass  Heinrich  erst  1305  dieselbe  wieder  erlangt  habe ,  ist  dnrchana 
dunkel. 


334  II.  Abtheilimg. 

die  Herrschaften  Zittau  und  RiAnau  zu  Erb-  und  Eigen  ^^) .  Der  bis- 
herige Erblehnbesitz  ging  also  Ober  in  AUodialbesitz.  Nun  (4342) 
wurde  auch  der  Oybin,  dessen  erste,  vonChwalo  angelegte  Burg  ver- 
fallen war,  mit  einer  neuen  und  zwar  steinernen  Burg  versehen ^^). 
Da  veranlassten  4349  politische  Gründe  den  König  Johann,  die  Herr- 
schaft Zittau  mit  den  Burgen  Rohnau,  Oybin  und  Schonbuch  (SW.  von 
Rum1>urg)  nebst  Zubehör  dem  Heinrich  v.  L.'  gegen  andere  Güter  im 
Innern  Böhmens  (Stadt  Hostraditz,  Dorf  Mispitz,  die  halbe  Stadt 
Deutsch-Brot  und  die  Bergwerke  zu  Mittelberg]  abzutauschen  und 
dieselben  unmittelbar  darauf  an  Herzog  Heinrich  von  Jauer  zu  über- 
lassen ^^) .  Seitdem  verschwanden  nun  auch  die  gekreuzten  Aeste 
aus  dem  Stadtwappen  Zittaus.  —  Eine  Tochter  Heinrichs  v.  L., 
Margarethe,  war  Nonne,  später  Abbati^in  zu  Marienthal ;  zu  ihrer 
Ausstattung  hatte  ihr  Vater  dem  Kloster  4  0  Mark  Zins  in  Olbersdorf 
bei  Zittau  überwiesen  ^^).  Seine  Söhne,  Heinrich  der  Eiserne  und 
Johann  v.  L.,  sind  nicht  Inhaber  von  Zittau  oder  anderer  ober- 
lausitzischen  Besitzungen  gewesen. 

92.  Die  Barggnfen  v.  Leüuniig 

haben  zwar  in  der  Oberlausitz  niemals  wirklich  Güter  besessen,  aber 
doch  einst  die  Eventualbelehnung  über  Pulssnitz  und  Zubehör  erhal- 
ten und  später  dies  Gut  eine  Zeit  lang  verwaltet.  Nachdem  4344  Her- 
mann V.  Golsen ,  Burggraf  v.  Wettin ,  Pulssnitz  erworben ,  ertheilte 
4345  König  Johann  von  Böhmen  für  den  Fall  von  Hermanns  erblosem 
Tode  die  Anwartschaft  darauf  dem  Burggrafen  Albrecht  v.  Le iss- 
nig und  dessen  Söhnen  Heinrich  und  Albrecht.  Später  heira- 
thete  Hans  v.  Wettin ,  ein  Vetter  Hermanns  und  ebenfalls  Besitzer 
von  Pulssnitz,  Elisabeth,  die  Tochter  des  Burggrafen  Albrecht 
V.  L.,  Herrn  auf  Rochsburg,  und  Hess  derselben  4375  all  seine  Güter 
zum  Leibgedinge  reichen  und  ihren  Vater  zu  ihrem  Vormund  einsetzen. 
Als  solcher  verwaltete  nun  Albrecht  v.  L.  nach  dem  Tode  seines 
Schwiegersohnes  2 — 3  Jahre  lang  (bis  vor  4393)  die  seiner  Tochter 
zuständigen  Güter.  —  Eine  Sophie  v.  L.  war  4405 — 46  Abbatissin 
des  Klosters  Marienstem  ^) . 


»«)  Cod.  Lu».  198.  IT)  N.  Script,  rer.  lu».  I.  5.  flg.  132.  «)  ▼.  Weber, 
ArchW  für  die  B&chs.  Oeschiclite  Vni.  280.  »)  Ck>d.  Las.  2&3.  SehSnfelder, 
Marientlial  61. 

92.  1)  Cod.  Las.  Anhang  107.  Laus.  Magaz.  1865.  288  flg.  Knothe,  Marien- 
stem 64  flg. 


93.  Die  ▼.  Leubnitz.  —  94.  Die  v.  Lewenwalde.  —  95.  Die  v.  Liebenthal.    335 

98.  Die  T.  LeabnitB 

waren  eine  schon  Mitte  des  43.  Jahrhunderts  im  Meissnischen  sesshafte 
Familie,  von  welcher  Balthasar  v.  L.  4586  das  Gut  Liebenau  (W.  bei 
Kamenz)  den  Brüdern  v.  Krakau  abkaufte  und  4588  seine  Frau  Mar- 
garet he  mit  der  Hälfte  desselben  beleibdingen  Hess.  Nach  seinem 
Tode  wurden  4558  damit  seine  Söhne  Heinrich  und  Balthasar 
und  deren  unmilndige  Brttd er  belehnt,  und  diese  Lehn  noch  4565 
den  ^Gebrüdern  v.  L.^  erneuert.  Es  war  wohl  einer  dieser  damals 
unmündigen  Brüder  mit  Namen  Abraham,  nach  dessen  „Absterben 
4606  seine  Söhne  Wolf  Ernst,  Wolf  Georg  und  Wolf  Hein- 
rich durch  ihre  Vormünder' die  Lehn  über  ihr  vaterliches  Gut  Lie- 
benau suchten". 

94.   Die  T.  Lewenwalde 

nannten  sich  nach  dem  jetzt  Lawalde  heissenden  Dorfe  W.  von  LObau. 
Und  zwar  kommt  ein  Friedrich  (Frisco]  v.  L.  als  Zeuge  4890  zu 
Budissin  und  4306  zu  Löbau  vor.  4306  ging  derselbe  mit  dem  Dom- 
stift Budissin  einen  Tausch  ein.  Er  überliess  seine  Einkünfte  von 
dem  Dorfe  SiMüz  (W.  bei  Budissin)  dem  Stift  und  dieses  seine  Ein- 
künfte von  dem  Dorfe  Malschwitz  (NW.  von  Budissin)  an  den  v.  L. 
4334  gab  er  und  die  Wittwe  Luthers  v.  Schreibersdorf  (etwa  Fried- 
richs V.  L.  Schwester?)  ihre  Einwilligung,  dass  6  fl.  Zins,  von  einem 
Hofe  zu  Budissin  den  Franziskanern  in  dieser  Stadt  geschenkt 
wurden  *) . 

95.  Die  V.  LlebeHthftl 

nannten  sich  nach  keinem  oberlausitzischen ,  sondern  wahrscheinlich 
nach  dem  meissnischen  Orte  dieses  Namens  (Liebethal  0.  von  Pill- 
nitz).  Wenn  es  von  dem  4844  in  der  Oberlausitzer  Grenzurkunde  als 
Zeugen  aufgeführten  Henricus  de  Libendal  zweifelhaft  bleibt, 
ob  er  in  der  Oberlausitz  ansässig  gewesen ,  so  scheint  dies  von  dem 
Petrus  de  Libintal  angenommen  werden  zu  müssen,  der  4880 
bei  der  Beilegung  eines  Streites  zwischen  dem  Kloster  Marienthal 
und  denen  v.  Nostitz  mitten  unter  oberlausitzischem  Adel  als  Zeuge 
erscheint  ^) . 


94.  1)  Kaothe,  filgenseher  Kreis  58.    Tzschoppe  und  Stenzel,  ürk.*Biich 
480.  Cod.  Los.  184.  307. 

95.  0  Cod.  Sax.  IL  1.  111.  Cod.  Lus.  104. 


336  U.  Abtheihmg. 

96.  Die  T.  Lledlan, 

früher  auchLedlow,  Leiaw,  Leiau,  zuletzt  Liedlan  v.  Mis- 
1  a  w  genannt,  kommen  mindestens  schon  im  4  4.  Jahrtiundert  in  Schle- 
sien vor  und  werden  von  hier  aus  in  die  Oberlausitz  eingewandert 
sein^).  4369  befand  sich  ein  Petrus  de  Ledlow  unter  den  Zeugen,  als 
die  Stadt  Ottmachau  Stadtrecht  erhielt^,  und  noch  4443  wird  in  den 
Görlitzer  Gerichtsbttchem  ein  Albrecht  Lidlaw  zu  Löwenberg  erwähnt. 
Schon  4385  aber  war  ein  (wahrscheinlich  andrer)  Albrecht  v.  Lede- 
law  zu  Görlitz  ansässig'),  und  dieser  wird  klb  der  Stammvater  des 
oberlausitzischen  Zweiges  der  Familie  zu  betrachten  sein.  Anfang  des 
45.  Jahrhunderts  kommen  bereits  eine  Menge  Liedlau's  theils  als  Bür- 
ger von  Görlilz,  theils  als  Landsassen  in  der  östlichen  Hälfte  der  Ober- 
lausitz vor.  Vielleicht  waren  es  die  Söhne  des  obigen  Albrecht.  So 
war  4444  ebenfalls  ein  A 1  b  r  e  c h  t  v.  L  i  d  1  a  u ,  zu  Hausdorf  gesessen 
(N.  von  Lauban],  Lehnszeuge  bei  Auflassung  eines  Leibgedinges  an 
das  Kloster  zu  Naumburg^).  Um  dieselbe  Zeit  hatte  ihn  John  v.  Gers- 
dorff  zu  Paulsdorf  um  40  Schock  „an  Juden  versetzt^,  aber  ihn  nicht 
zu  rechter  Zeit  wieder  gelöst ,  weshalb  ihn  John  in  all  seine  Güter 
zu  Paulsdorf  (S.  von  Reichenbach)  musste  einweisen  lassen ,  um  ihn 
zu  entschädigen.  Noch  4447  gab  Anna,  „Liedlaus  eheliche  Haus- 
frau^, dem  John  v.  Gersdorff  alle  ihre  Forderungen  auf,  die  sie  ihres 
Hannes  wegen  zu  Paulsdorf  hatte.  Vielleicht  war  sie  eine  Schwester 
Johnes,  jedenfalls  damals  bereits  Wittwe.  —  Ein  andrer  Lelaw  Na- 
mens Caspar,  Stadtschreiber  zu  Görlitz,  wurde  4443  in  Geschäften 
nach  Priebus,  4420  zum  Empfang  des  neuen  Königs  Siegsmund 
von  Böhmen  nach  Breslau  gesendet,  war  4  494  Bürgermeister  und  zog 
4426  persönlich  mit  gegen  die  Hussiten.  Er  kaufte  4444  von  Bcfm- 
hard  Canitz  Zins  (9  Mark  42  fl.)  zu  Wendischossig  (S.  von  Görlitz)  und 
vor  4420  ebenfalls  Zins  zu  Reudnitz  (S.  von  Radmeritz)  ^) .  —  Ein 
Vetter  von  Caspar  war  Hans  Lelaw,  der  4428  von  Hans  Foltsch 
gefangen  worden  War.  In  dem  Hause  eines  Nico  laus  Lelaw  wohnte 
4438  König  Albrecht  IL,  als  er  in  Görlitz  die  Specialhuldigung  der 
Oberlausitz  in  Empfang  nahm.  —  Ein  Sohn  des  eben  erwähnten  Gas- 


96.  1)  Schulze,  Alterthfimer  I.  216  (Mspt.  Görl.)  leitet  in  seinem  SUmmlwiin 
dieser  FamlUe  dieselbe  Ton  einem  Mathias  L.  zu  Iglau  her,  bietet  aber  so  viel  ent- 
schieden Falsches,  dass  wir  nns  im  Folgenden  nar  anf  daiticn^S^  beschrinken,  was  wir 
selbst  in  den  Urkunden  gefanden.  ^  Tzschopp e  und  Sten lel ,  Urk.-BQCh  592. 
V)  Görl.  lib.  Tocat.  et  proscript.  I.  56«.  «)  Bibliothek  GdrliU  L.  I.  292  pag.  9& 
«5  Urk.-Verz.  I.  182.  U.  2.  3.  5. 


•  97.  Die  V.  Loeben.  337 

par  war  AndreasLelaw,  der  i  458  abermals  Besitzungen  zu  Read- 
nüz  erwarb  ,  aber  4463  Wendischossig  und  seinen  Antheil  von  Reud- 
nitz  an  den  Rath  zu  Görlitz  verkaufte  ^) . 

Seitdem  verschwinden  die  L.  auf  fast  100  Jahre  gänzlich  aus  der 
Oberlausitz.  Sie  waren  inzwischen  an  dem  Hofe  zu  Prag  und  Wien 
zu  hohen  Ehren  gelangt  und  nannten  sich  jetzt  Liedlau  v.  Mislaw. 
Einer  derselben,  Paul  v.  L.,  schon  1560  kaiserlicher  Rath  und  Se- 
kretär und  in  einem  Streite  zwischen  dem  reichen  Görlitzer  Bürger 
Joachim  Frentzel  und  demRathe-zu  Görlitz  königlicher  Commissar, 
heirathete  Barbara,  die  Tochter  Frentzels ,  und  erhielt  4564,  als 
Erbtheil  seiner  Frau,  das  Städtchen  Sck(mberg  nebst  dem  Dorfe 
(Nieder-)  Halbendorf  (N.  bei  Schönberg)  und  dem  halben  Dorfe  Mar- 
kersdorf  {W.  von  Görlitz)  und,  zwar  infolge  eines  besonderen  der  Fa- 
milie Frentzel  ertheilten  Privilegiums  erblich  verreicht.  Sein  Sohn 
und  Erbe,  JoachimRudoIphv.  L.,  besuchte  die  Schulen  zu  Görlitz 
undMeissen,  dann  die  Universität  Frankfurt.  4573  erwarb  er  von 
Dr.  med.  Siegsmund  in  Görlitz  auch  Oberhalbendorf  und  erhielt  4  584 
nach  seines  Schwagers  Hans  Frentzels  Tode  in  der  Theilung  auch 
Königshain.  ,,Zu  Schönberg  gesessen^,  schloss  er  z.  B.  4596  einen 
Vertrag  mit  Hans  v.  Wamsdorf  auf  Kuhna  7)  und  war  seit  4  594  Gegen- 
händler bei  der  Landeshauptmannschaft.  Bald  darauf  starb  er ;  denn 
schon  4597  wurden  von  seinen  Söhnen  Wilhelm  und  Bohuslaw 
mit  Schönberg  und  Ober-  wie  Niederhalbendorf ,  Joachim  und  Da- 
niel aber  mit  Königshain  und  Kunnersdorf  (W.  von  Görlitz),  welches 
letztere  Joach.  Rudolph  noch  hinzuerworben,  belehnt.  4604  kaufte 
Wilhelm  seinem  Bruder  Bohuslaw  dessen  Hälfte  von  Schönberg  und 
Halbendorf,  4607  Daniel  seinem  Bruder  Joachim  Kunnersdorf  ab. 

97.   Die  T.  Loeben 

sind  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  46.  Jahrhunderts  und  zwar  wohl 
zunächst  von  der  Niederlausitz  aus  auch  in  der  Oberlausitz  ansässig 
geworden.  Der  „Ritter^  Meynhardus  de  Loben,  der  4304  bei 
einer  Lehnverreichung  in  Görlitz  als  Zeuge  genannt  wird ,  war  wohl 


fl)  Oörl.  RAthsrechnangen.  N.  Script,  rer.  Ins.  I.  235.  Urkand.-Vers.  n.  74. 92. 
^  Ebeiid.  III.  214.  2ö2.  Hancherlel  mit  Vorsieht  zu  gebraochende  Nachrichten  zumal 
über  die  böhmischen  Glieder  der  Familie  t.  L.  siehe  bei  Miltner,  Beschreibung  der 
bohm.  Privatmünzen  und  Medaillen.  Prag  1857.  Heft  XIII  p.  271,  wo  z.  B.  Münzen 
des  Paul  v.  L.  beschrieben  werden.  Georg  Paul  t.  L.,  der  1666  eine  (handschriftliche) 
Genealogie  seiner  Familie  verfasste  (vgl.  Sinap.  I.  590  flg.  11.  366  flg.),  scheint  von 
den  L.  in  der  Oberl.  gar  keine  Kunde  gehabt  zu  haben. 

Kb  0 th  e ,  0«Bch.  d.  Oberl.  Adels.  22 


338  ^-  Abtheilong. 

nur  Gast,  Dicht  Laodsasse,  und  der  Melchior  v.  Loben,  der  4 467 
jEOr  Friedrich  v.  Scbttnburg  das  Schioss  Hoyerswerde  tapfer  vertbei- 
digte,  war  zu  Triebel  in  der  Niederlausitz  gesessen  ^).  Erst  4562  fin- 
den wir  einen  anderen  Melchior  v.  Loben  „zum  Sdier^  (W.bei  Klix) 
gesessen ,  einem  Gut ,  das  er  von  denen  v.  Walditz  erkauft  haben 
dürfte.  Nach  seinem  Tode  war  dasselbe  „in  brüderlicher  Theilung^ 
an  Georg  v.  L.,  also  einen  Sohn  Melchiors,  gekommen,  der  1598 
von  den  Gebrüdem  v.  Metzradt  Mükel  (NW.  v.  Sdier)  hinzukaufte, 
dafür  aber  4  599  Sdier  und  Brehmen  (W.  bei  Sdier)  an  das  Domkapitel 
zu  Budissin  veräusserte.  Ein  Melchior  v.  L.,  vielleicht  ein  Bruder 
Georgs,  besass  4649  Kreckwitz  (NW.  von  Budissin) .  —  Gleichzeitig 
mit  Melchior  (dem  Vater)  zu  Sdier  erwarb  auch  ein  Peter  v.  L.  4564 
von  den  Gebrüdero  v.  Gersdorff  zu  Mückenhain  einen  Antheil  von 
Horka  (W.  von  Rothenburg).  Seine  „Erben,  Georg  und  sein  Bru-' 
der^,  erkauften  dazu  4569  von  dem  GOrlitzer  Bürger  Franz  Beier  noch 
PosoUendorf  (S.  von  Görlitz),  das  sie  aber  4584  an  Hans  Feuerbach 
wieder  veräusserten.  —  Wir  wissen  nicht,  zu  welcher  dieser  beiden 
Linien  ein  Hans  v.  L.  auf  Spittwitz  (W.  von  Göda)  gehörte,  der  seit 
4600  in  den  Kirchenbüchern  von  Göda  öfter  genannt  wird  und  4643 
sein  Gut  an  üans  Christoph  v.  Bernstein  verkaufte  ^) . 

98.   Die  V.  Lossow, 

ein  brandenburgisches  Geschlecht,  kamen  mit  den  Markgrafen  von 
Brandenburg  aus  dem  Hause  Askanien  im  letzten  Viertel  des  43.  Jahr- 
hunderts auch  nach  der  Oberlausitz.  Die  Zittauer  Annalen  erzählen, 
„ein  Ritter,  Otto  v.  Lossow  genannt,  mit  seinen  Brüdern^  habe 
sich  4294  des  jungen  Prinzen  Wenzel  von  Böhmen,  des  Sohnes  von 
Ottokar  n.,  „unterwunden^,  ihn  seiner  Mutter  entführt  und  den  Bür- 
gern von  Zittau  zur  Erziehung  übergeben.  Ohne  uns  hier  auf  eine 
Untersuchung  über  die  Richtigkeit  dieses  Faktums  einzulassen,  con- 
statiren  wir  nur,  dass  um  jene  Zeit  in  der  That  drei  Lossow,  davon 
einer  mit  dem  Vornamen  Otto,  dessen  Brüder  die  beiden  anderen 
sehr  gut  sein  können,  in  der  Oberlausitz  vorkommen.  Im  Jahre  4284 
nämlich  hatten  Otto  und  Hermann  v.  L.  (Otto  de  Lossow  et  Her- 
mannus  ejusdem  loci)  den  Brüdern  Bernhard  und  Otto  v.  Kamenz  bei 
einem  Raube  auf  den  Gütern  des  Klosters  Marienstem  in  der  Nahe 
von  Benistadt  hülfreiche  Hand  geleistet,   weshalb  Papst  Martin  FV. 


97.  1)  Cod.  Lqb.  166.  v.  Weber,  Arch.  f.  d.  aichi.  Gesch.  X.  266.        >)  Nach 
den  LehnbQchern  im  A.  Dreed. 


99.  Die  Lttdwigs4orf.  389 

auch  gegen  sie  den  Proseas  einzuleiten  befahl.  Ollo  v.^  L.  begegnet 
uns  auch  noch  4290  zu  Lauban  im  Gefolge  seines  Landeaherm,  des 
Markgrafen  Otto,  und  abermals  1329  zu  Gdrlitz  bei  Herzog  Heiitfieh 
von  Jauer,  dem  damals  die  Ostliche  Hälfte  der  Oberlausiti  gehörte  ^) . 
Wahrend  der  oben  erwähnte  Hermann  v.  L.  sonst  nicht  mehr  genannt 
wird,  kommt  1305 — 48  öfter  ein  Peter  (Petseo)  v.  L.  vor.  4305  be- 
fand er  sich  zu  Rothenburg  im  Gefolge  des  Markgrafen  Hermann; 
4308  bekleidete  er  auf  kurze  Zeit  das  Amt  eines  Landvoigts  im 
Lande  Görlitz ;  spät^  finden  wir  ihn  wieder  bald  in  Eberswalde  und 
Spandau,  bald  in  Budissin  bei  den  Markgrafen  von  Bnmdenburg 3). 
Nirgends  aber  wird  ein  Gut  genannt,  welches  der  F«unilie  in  der 
Oberlausitz  gehört  hätte.  Wohl  aber  ist  in  der  Kirche  zu  Radmerüt 
noch  der  Ueberrest  eines  Grabsteins  vorhanden ,  welcher  den  Namen 
de  Lossow  und  die  Jahrzahl  4343  erkennen  lässt  ^) .  Nach  Obigem  kann 
derselbe  Peter  v.  L.  nicht  angehören,  da  dieser  noch  4348  lebte.  Im- 
merhin aber  berechtigt  jener  Stein  zu  dem  Schluss ,  dass  die  Familie 
entw^eder  in  Radmeritz  selbst  oder  doch  in  dem  dasigen  Kirchspiel  an- 
sässig gewesen  sei.  Und  damit  stimmt  denn  auch  ttberein  die  Nähe  der 
Bemstadter  Pflege,  innerhalb  deren  die  beiden  Lossow  4284  den  Raub 
verüben  halfen  y  sowie  die  Nähe  auch  von  Marienthal ,  fUr  welches 
ein  Hermann  v.  L.  noch  4357  und  wieder  4362  bei  Zinskäufen  zu 
Reichenau  und  Leuba  Zeuge  war  ^) .  Da  nun  aus  jener  Zeit  andere 
Besitzer  von  Radmeritz  nicht  bekannt  smd ,  so  wird  man  bis  zum 
Nachweis  des  Gegentheils  annehmen  dürfen,  dass  die  v.  L.  mindestens 
von  4284 — 4362  dasselbe  ganz  oder  theilweis  inne  gehabt  haben. 

99.   Die  Lndwigsdorfy 

seit  dem  45.  Jahrhundert  auch  Lussdorf  genannt,  waren  eine  Zit- 
tauer Patrioierfamilie ,  die  vermuthlich  aus  dem  Dorfe  Ludwigsdorf 
(N.  V.  Görlitz)  eingewandert  war.  Schon  4382  stiftete  Frau  Marga- 
rethe  Ludwigsdorffin  mit  ihren  Söhnen  Peter  und  Nickel  ein 
Capital  zu  einer  ewigen  Lampe  in  der  Pfarrkirche  zu  Zittau.  Von 
diesen  Brüdern  ward  Peter  4384,  Nickel  4385  in  den  Rath  aufgenom- 
men; Letztrer  starb  4395  als  Bürgermeister.  Er  besass  mehrere  Land- 


98.  0  N.  Script,  rer.  lui.  I.  4.  127flg.  Knothe,  Elg.  Kreis  7.  57.  «)  Eben- 
da. 61.  Cod.  Lns.  180  (wo  das  Faktum  falscfalich'in  da«  Jahr  1305  gesetzt  ist).  210. 
215.  220.  225.  Tgl.  über  ihn  Kldden,  Wald«mat  II.  14.  ^  Abgehildat  in  Leake, 
Beise 429.  Da«  dveieckige  Schild,  auf  welcbea  »Ich  dl« gewappnete Bitterflgnt  «tatst, 
lisst  den  geöffneten  Rachen  eine«  Thieres  erkemien,  das  «ehr  gut  d«z  Loseowsehe  Lneh» 
sein  kann.        «)  Schönfelder.  MTfaal  70.  71. 

22* 


340  II.  Abtheilong. 

guter ;  so  verkaufte  er  4383  das  Dorf  Lichtenberg  (S.  von  Reichenau), 
so  4390  gemeinschaftlich  mit  seiner  Schwiegermutter  [Clara  Wilden- 
stein) und  seinen  Schwägern  das  Gericht  zu  Eckartsberg  (N.  bei  Zit- 
tau) ,  beides  an  den  Rath  seiner  Vaterstadt ;  so  gehörte  wahrschein- 
lich schon  ihm  selbst  und  jedenfalls  4396  seiner  Wittwe  Agnes  das 
Patronatsrecht  (nicht  aber  das  Rittergut)  zu  Grosshennersdorf  (N.  von 
Zittau)  ^).  —  Jedenfalls  ein  Sohn  Nickels  war  Johann  L.,  der  4434 
und  4439  ebenfalls  das  Patronatsrecht  zu  Grosshennersdorf  ausübte. 
4  422  kaufte  er  von  Friedr.  v.  Kyaw  Zinsen  zu  Spitzkunnersdorf  und 
Odertvitz  (NW.  v.  Zittau)  und  besass  ausserdem  einen  Hof  vor  dem 
W^eberthore  zu  Zittau.  Seit  4442  Rathsherr,  bekleidete  er  4432  und 
4  437  das  Rürgermeisteramt  ^) .  —  Ein  zweiter  Peter,  wir  wissen  nicht, 
ob  Bruder  oder  Bruderssohn  von  Johann,  starb  4434  auch  als  Bürger- 
meister. —  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  begegnet  uns  wieder  ein 
Nickel  L.,  der  4448  die  Dörfer  Wendischpaulsdorf  und  Georgewitz 
(NO.  von  Löbau)  um  66  Schock  an  den  Rath  zu  Löbau  verkaufte; 
desgl.  ein  Lorenz  L.,  von  dem  der  Rath  zu  Zittau  4448  den  ihm 
wiederkäuflich  überlassenen  Zoll  zu  Ostritz  um  82  Mark  wieder  ein- 
löste, und  der  4455  ebenfalls  in  den  Rath  seiner  Vaterstadt  aufge- 
nommen ward^).  —  4457  ward  auch  ein  Johann  L.  Rathsherr,  der 
4472  das  Bürgermeisteramt  versah  und  das  Jahr  darauf  starb.  Er  trat 
4458  vier  Bauern  zu  Bertsdorf  (SW.  v.  Zittau)  an  die  Stadt  ab.  4467 
stiftete  er  und  seine  Frau  Ursula  eine  Rente  von  43  fl.  zu  einem 
neuen  Altar  und  4  469  Ursula  abermals  V2  ^^^^  jahrlich  zu  einem 
Geleuchte.  Obgleich  die  Notiz,  dass  4464  Johann  L.  seinem  Sohne 
Niclas  das  Dorf  Waltersdorf  um  52  Mark  abgekauft  habe ,  falsch  ist. 
da  dasselbe  zu  jener  Zeit  längst  dem  Ratfae  gehörte,  so  mag  der 
Nickel  L.  immerhin  Johanns  Sohn  gewesen,  der  4  475  den  Gölestinem 
auf  dem  Oybin  ein  Malzhaus  und  4492  dem  Kloster  Marienthal  Neu-- 
dörfchen  und  Di^sd&rfchen  (jetzt  die  Hälter-  und  die  Obergasse  von 
Zittau)  verkaufte,  die  er  selbst  erst  dadurch  gegründet  hatte,  dass  er 
45  Ruthen  Landes  in  34  zinspflichtige  Gärtnernahrungen  zertheilte. 
Er  erwarb  später  Güter  in  Olbersdorf  und  lebte  noch  4544. — Wieder 
ein  Hans  L.  starb,  wie  schon  so  Viele  seiner  Familie,  4  486  als  Bür- 
germeister. —  im  46.  Jahrhundert  finden  wir  nur  noch  eine  ^geist- 


99.  1)  CarpzoT,  Anal.  in.  9.  II.  310.  307.  Tingl ,  Hb.  V.  conflnn.  Pra«.  249. 
2)  Lib.  VIII.  conflnnat.  Prag.  A.  8.  Hapt.  im  enblichofl.  ArehW  zu  Prag.  Dorniek, 
Hem«hafteii  Ton  Hainewalde  6.  N.  Script,  rer.  Ins.  I.  59.  S)  a.  Löbau.  N.  Script, 
I.  72. 


100.  Diey.  Luptitz.  341 

liehe  und  andächtige  Jungfrau  Margarethe  Lussdorffin,  be- 
gebene  Schwester  der  dritten  Regel  S.  Francisci",  die  4521  ihr 
Testament  machte,  und  1547  abermals  einen  Hans  Lussdorf, 
der,  als  Deputirter  der  brauberechtigten  Bürgerschaft  von  Zittau, 
mit  nach  Prag  ziehen  musste,  um  dort  die  Strafartikel  wegen  des 
Pönfalls  aus  dem  Munde  des  erzürnten  König  Ferdinand  zu  verneh- 
men *) . 

lOÖ.  Die  T.  Lnptlts 

nannten  sich  wohl  nach  einem  gleichnamigen  Dorfe  bei  Halle  und 
scheinen  sehr  zeitig  in  die  Oberlausitz  eingewandert  zu  sein.  .  Schon 
1284  hatte  ein  Otto  v.  L.  bei  einem  Raube  auf  den  Gütern  des 
Klosters  Marienstern  in  der  Nähe  von  Bernstadt  hülfreiche  Hand  ge- 
leistet^ und  ein  Lutold  (nicht:  Witold)  erscheint  1324  in  Prag,  1326 
in  Ostritz,  1338  in  Zittau  als  Zeuge ^).  Schon  aus  dem  Bisherigen 
lässt  sich  schliessen,  dass  das  Gut  der  Familie  in  der  südlichen  Ober- 
lausitz gelegen  sein  musste.  1391  „hat  der  grosse  Nickel  von  Her- 
bigsdorf bei  Löbau  all  sein  Gut  versetzt  an  Kunze  Nickels  Kinder ; 
bei  dem  Thedingen  ist  gewesen  Syffert  v.  Luptitz,  sein  Herr"^). 
Hieraus  erfahren  wir ,  dass  (Antheil  an)  Herbigsdorf  (SO.  bei  Löbau) 
der  Familie  gehörte.  1408  befand  sich  Hans  v.  L.  unter  den  Adli- 
chen,  die  sich  gegen  König  Wenzel  für  richtige  Erlegung  einer  Steuer 
verbürgten 3) .  Zur  Zeit  der  Hussitenkriege  waren  „der  kleine 
Luptitz^  und  „der  lange  Luptitz^  Söldner  der  Stadt  Görlitz 
(1428).  Der  eine  derselben  hiess  (1429]  Caspar,  und  auf  den 
Gütern  eines  Caspar  v.  L.  zu  Herbigsdorf  hatte  noch  1447  das  Dom- 
kapitel zu  Budissin  Zins  zu  erheben.  1491  hatte  Hans  Loptitz 
einen  Knecht  Heinrichs  v.  GersdorfiT,  des  Besitzers  der  anderen  Hälfte 
von  Herbigsdorf,  erschlagen  und  ward  deshalb  vor  ein  „Nothgericht" 
zu  Löbau  citirt.  1493  verzichtete  Frau  Nise,  Wittwe  des  Paul 
Proger,  „auf  die  hinterlassenen  Güter  des  Caspar  Lop titz,  ihres 
verstorbenen  Bruders  zu  Herbigsdorf,  die  jetzt  Heinrich  v.  Temritz 
hat",  wobei  ein  Jörg  Lop titz,  ihr  Vetter,  Zeuge  war*).  Seitdem 
verschwindet  die  Familie  aus  der  Oberlausitz.  —  Ein  Siegel  ist  uns 
nicht  vorgekommen. 


4)  GarpzoY.  Anal.  I.  28.  UL  10.  Haupt,  Nea«n  43. 

100.  t)  Knothe.  Elgentöher  KmIs  7.  Cod.  Lni.  247.  263. 273.  ^  Üb.  obll- 
gatlonam  Gorlie.  de  1384  fol.  13.  Bfspt.  »)  Urk.-VeTz.  I.  164  No.  827.  «)  Lö- 
baaer  Rügebach  fol.  2  und  15^.  Mtpt.  zu  Zittau. 


342  II.  Abtheilung. 

101.   Die  y.  Lfltüehaa, 

früherauch  Lüttich,  Lottig,  Lutcho,  Lottichen  geschr/^ben, 
hatten  sich  im  ersten  Viertel  des  45.  Jahrhunderts  aus  ihren  ^Stamm- 
sitzen im  Meissnischen,  Lüttichau  und  Kmehlen  (bei  Ortraqa) ,  auch 
nach  der  westlichen  Oberlausitz  gewendet  und  dort  den  Uaupttheil 
des  Dorfes  Weissbach  (NO.  bei  Kdnigsbrück) ,  als  Afterlehn  /1er  Herren 
V.  Kamenz,  erworben.  4432  gehörte  Hannus  v.  Lutichow  zu 
Weissbach  zu  der  Ritterschaft  des  Kameaser  Gebiets  und  wird  noch 
4444  erwähnt.  Er  hinterliess ,  wie  es  scheint,  drei  Söhne,  Tietze 
und  Heinrich,  beide  zu  Weissbach,  und  Seyffert  zu  Rmetüen 
(W.  von  Ortrandj  gesessen.  Von  diesen  Bindern  besass  Tietze  auch 
die  eine  Hälfte  von  Schmorkau  (N.  von  Weissbach)  und  die  Anwart- 
schaft auf  den  Anfall  der  anderen,  die  vom  Bisthum  Meissen  zu  Lehn 
rührte,  sowie  einen  Theil  von  Neukirch  und  das  Dorf  Rohrbach  (O.  von 
Weissbach}.  Da  verkauften  4484  Heinrich  Lutcho  zu  Weissbach  und 
Seyffert  L.  zu  Kmehlen  im  Namen  ihrer  zum  Theil  noch  unmündigen 
„Vettern^  (d.  h.  Neffen),  der  nachgelassenen  Söhne  von  Tietze  Lut- 
chen,  nämlich  Georg,  Seyfried,  Bernhard,  Tietze  und 
Friedrich,  sammt  deren  Schwestern,  schuldenhalb  alle  soeben  auf- 
gezählten Güter  ihres  Vaters  an  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Königs- 
brück,  ihre  „Ohme'^.  Die  Käufer  sollten  dafür  zahlen  400  fl.  rhein., 
nämlich  250 'fl.  zur  Tilgung  der  Schulden,  400  fl.  baar  und  50  fl. 
zur  Ausstattung  der  jüngsten  Tochter.  Aus  9,guter  Freundschaft^ 
gaben  sie  4488  noch  40  fl.  hinzu.  Aus  dem  Lehnbrief,  den  der 
Hauptmann  von  Budissin  den  Burggrafen  über  die  erkauften  Güter 
ausstellte ,  ergiebt  sich ,  dass  Tietze  v.  L.  noch  einen  sechsten  und 
zwar  ältesten  Sohn ,  Namens  Hans,  hatte ,  dessen  Antheil  an  Weiss- 
bach in  jenem  Verkaufe  nicht  mit  begriffen  war  ^) .  Er  wird  bis  4506 
öfter  als  Zeuge  erwähnt  und  vererbte  seinen  Antheil  an  Weissbach 
und  an  Zietsch  (NW.  bei  Schmorkau)  an  seinen  Sohn  Wilhelm,  der 
damit  4544  belehnt  ward  und  ihn  noch  4553  besass.  Von  dessen 
Söhnen  überliess  H  e  i  n  r  i  c  h  4  565  seinem  Bruder  Hans  seinen  Antheil 
an  Weissbach.  —  Von  den  übrigen  Söhnen  des  oben  genannten  Tietze  v. 
L.  erfahren  wir,  dass  Bernhard  4494  von  dem  Rathe  zu  Budissin 
enthauptet  wurde,  weil  er  freventlich  das  Geleit  gebrochen ,  sich  der 
Gerichte  gewehrt  und  gedräuet  hatte.  Infolge  dessen  hatte  Budissin 
schwere  Händel  mit  der  ganzen  Familie  v.  L. ,  welche  die  blutige 
That  zu  rächen  gedachte.     4  493  wurde  der  Streit  dahin  verglichen, 

101.  1)  A.  Königsbrück. 


102.  Die  T.  Luttitz.  343 


\ 


ds^s  der  Batb  auf  dem  Kirchhof  zu  unsrer  lieben  Fraueo  drei  steinerne 
Cmcifixe  setzen  lassen  musste,  von  denen  eins  ^das  Conterfei^  Bern- 
hariipv.  L.  darstdUite^).  —  Wir  haben  oben  erwähnt,  wie  (4484) 
aiiss^  Tietze  v.  L.  auch  noch  sein  Bruder  Heinrich  auf  Weiss- 
ftocft  ^sessen  war.  Für  dessen  Sohn  halten  wir  Gangolf  v.  L.  auf 
W.  y  der  zuerst  1519  vorkommt  und  4520  seinen  väterlichen  Antheil 
von  W.  ^orf,  Rittersitz,  Vorwerk) ,  sowie  seinen  Antheil  an  Zietsch 
um  4700  fl.  rhein.  ebenfalls  an  die  Burggrafen  v.  Dohna  v^kaufte. 
Er  erwarb  dafür  4534  voa  Jakob  v.  Ponikau  Peterskadn  (0.  bei  Neu* 
kirch)  und  in  demselben  Jahre  das  durch  Todesfall  an  die  Krone  ge- 
langte Dorf  Bemsdorf  (NO.  von  Grossgrabe).  Nach  seinem  Tode 
wurde  4543  sein  Sohn  Jakob  mit  diesen  beiden  Gütern  belehnt  und 
kaufte  4563  von  Hans.v.  Helwigsdorf  noch  Skaska  (SW.  von  Wit- 
tichenau)  hinzu'). 

102.  Die  T.  Lattitz^ 

auchLutitz,  Lottitz,  Lautitz  geschrieben,  scheinen  zwar  ur- 
sprünglich aus  B((hmen  zu  stammen,  wo  z.  B.  424S  ein  Ulrich 
v.  Lutitz  im  Gefolge  des  Königs  Premysl  erscheint ,  dürften  aber  in 
die  Oberlausitz  zunächst  von  Meissen  aus  eingewandert  sein,  wo 
ebenfalls  schon  4206  ein  Heinrich  v.  Lutitz,  „ein  wohlberufener 
Mann  aus  der  nächsten  Umgegend^,  einen  Streit  zwischen  dem 
Bisehof  und  dem  Maikgrafen  von  Meissen  wegen  des  *castrum  Thorun 
entscheiden  half^).  Dass  die  Oberlausitzer  Familie  dieses  Namens 
sidi  nach  dem  oberlausitzischen  Dorfe  Lautitz  (N.  von  Kittlitz)  be- 
nannt habe ,  -glauben  wir  nicht ,  da  einmal  sich  nicht  erweisen  lässt, 
dass  die  v.  L.  irgend  je  Lautitz  besessen ,  und  sodann  da  sonst  die 
Uebereinstimmung  des  Wappens  zwischen  den  oberlausitzischen  und 
den  meissnisdien  v.  L.  nicht  wohl  zu  erklären  wäre. 

Auch  in  der  Oberlausitz  sind  übrigens  zwei  Branchen  der  Familie 
zu  untersdieiden ,  von  denen  die  eine  schon  Ende  des  43.  Jahrhun- 
derts darin  und  zwar  jedenfalls  zuerst  in  Milstrich  (N.  von  Kamenz) 
sesshaft  gewesen  sein  muss ,  die  andere  dagegen  erst  in  der  zweiten 
Hälfte  des  44.  Jahrhunderts  und  zwar  zuerst  ant  Schirgiswalde  er- 
scheint. 

Der  frühest  genannte  v.  L.  in  der  Oberlausitz  ist  „Otto  dictus 
de  Lutitz**,  der  4348  von  dem  Kloster  Marienthal  das  Dorf  Melaune 


2)  ChxonU  Ton  BndJidii  ▼.  J.  1684.        3)  Lehnbfielier. 

102.  1)  Erben  reg.  beb.  247.  Cod.  Saxon.  II.  1.  71.        >)  Cod.  Lqb.  223. 


344  n.  Abtheilung. 

(NW.  von  Reichenbach]  auf  seine  und  seiner  Frau  Katharige 
Lebenszeit  erwarb  mit  der  ausdrücklichen  Bestimmung,  dass  cUs- 
selbe  nach  Beider  Tode  an  das  Kloster  zurückfallen  solle ,  ohne  /ass 
dagegen  ^ihre  Blutsvenivandten ,  wären  sie  auch  ihre  Brüder  und 
Schwestern^  Widerspruch  erheben  sollten.  Da  hierbei^ nicht 
auch  Kinder  erwähnt  werden ,  dürfte  das  Ehepaar  kinderlos  ^wesen 
sein;  der  mitunterzeichnete  Werner  de  Lutitz  war  vielleiaht  einer 
jener  Brüder.  Noch  bis  4354  wird  ein  ^Herr  Otto,  Ritter  v.  L.**, 
und  bis  4333  ein  Werner  v.  L.  öfter  genannt.  Wir  wagen  nicht 
zu  bestimmen,  ob  sie  identisch  sind  mit  den  eben  Erwähnten. 
Ersterer  war  z.  B.  4330  Zeuge  bei  einer  Schenkung  Theodors  v.  Haug- 
witz  an  Marienstem,  4334  bei  einer  Schenkung  an  das  Franziskaner* 
kloster  zu  Budissin,  4353  bei  einer  Schenkung  Henzels  v.  Klüx  aber- 
mals an  Marienstem ,  und  in  demselben  Jahre  Schiedsmann  über  die 
Ansprüche  Heinrichs  v.  Kittlitz  hinsichtlich  seiner  Herrschaft  Baruth. 
4354  schenkte  er  selbst  dem  Erlöster  Marienstem,  wo  seine  Tochter 
Anna  Nonne  war,  Zins  zu  Eiserode  (NW.  von  Löbau)  ^mit  allem 
Rechte,  wie  es  schon  sein  Vater  besessen^.  Dabei  erfahren  wir 
zugleich,  dass  seine  erste  Frau  Katharine,  seine  zweite  Lise 
hiess  3] .  Wenn  dieser  Name  Katharine  darauf  deuten  könnte ,  dass 
dieser  Otto  v.  L.  mit  dem  4318  erwähnten  identisch  sei,  so  war  die 
„J  u  1 1  a  de  Taubenh^eim,  uxor  domini  0 1 1  o  n  i  s  de  Lutitz^,  welche  be- 
reits vor  4345^]  bei  den  Franziskanern  bestattet  war,  vielleicht 
seine  Mutter. 

Werner  de  Luititz  begegnet  uns  noch  4324  als  Zeuge  bei  der 
Belehnung  der  Brüder  v.  Penzig  durch  Herzog  Heinrich  von  Jauer 
und  hatte  (quondam)  an  das  Domkapitel  zu  Budissin  einen  Morgen 
^in  Villa  Gneustitz^  verkauft,  den  Kaiser ^arl  lY.  4333  dem  Kapitel 
eignete.  Unter  diesem  Gneustitz  scheint  das  jetzige  Dorf  Nimsckiiz 
(N.  von  Budissin]  gemeint  zu  sein;  wenigstens  verzeichnet  das  Stifts- 
archiv genau  diese  Schenkung  bei  dem  Dorfe  Nimschitz  ^) .  —  Ausser- 
dem wird  gleichzeitig  einHannus  Lutitz  erwähnt,  der  4339  von 
einem  Nicol.  de  Lype  erschlagen  worden  war^].  Von  keinem  der 
bisher  Genannten  aber  erfahren  wir,  wo  er  gesessen  gewesen. 
Lassen  die  vielfachen  Beziehungen  Otto's  v.  L.  zu  Marienstem  auf 
nahe  Nachbarschaft  mit  diesem  Kloster  schliessen  (Milstrich),  so  deutet 


»)  Knothe,  Marienstem  44.  53.  54.  Cod.  Las.  307.  Laus.  Magai.  1780.  73. 
4)  Cod.  Las.  354.  ')  Cod.  Laa.  255.  301.  Lau.  MagsE.  1860.  (Bd.  XXXVI)  412. 
«)  GörU  Üb.  ▼0«.  m. 


102.  Die  y.  Luttitz.  345 

die  i^nwesenheit  Werners  bei  Herzog  Heinrich  von  Jauer  und  die  Er- 
wähnung des  Mordes  von  Hans  L.  in  den  G<(rlitzer  Ladebttchem  auf 
Woh^itze  in  der  östlichen  Oberlausitz. 

Auch  ob  der  Johann  v.  L. ,  auf  dessen  Gute  Kunnewitz  (wohl 
das  tfstiKsh  von  Milstrich)  der  Budissiner  Bürger  Peter  Punczel  4  Seh. 
Zins  dem\DomkapiteI  seiner  Vaterstadt  überwies,  was  1372  Kaiser 
Karl  lY.  bestätigte 7) ,  in  diesem  Dorfe  gewohnt  habe,  ist  mehr  als 
zweifelhaft. 

* 

Gegen  Ende  des  44;  und  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  werden 
nun  gleichzeitig  eine  Menge  v.  L.  genannt,  welche  theils  in  dem  Gör- 
litzer ,  theils  in  dem  Budissiner  Lande  wohnten.  Wir  beginnen  mit 
einem  (anderen}  Johann  V.L.,  der  seit  mindestens  4385  Inhaber 
der  höchst  einträglichen  Pfarrei  zu  Görlitz  war.  Derselbe  hatte  mit 
den  Franziskanern  dieser  Stadt  lange  und  verdriessliche  Händel. 
Diese  erlaubten  sich  nämlich,  wie  auch  anderwärts,  entschiedene 
Eingriffe  in  die  Rechte  des  Pfarramts  und  bewirkten,  dass  der  Pfarrer 
Johann,  der  sich  dieselben  nicht  gefallen  Hess,  durch  den  Franziskaner- 
Dekan  zu  Zeitz  excommunicirt  wurde.  Da  wendete  sich  der  Pfarrer 
an  die  päpstliche  Curie  und  erlangte  von  derselben  zwei  Urthels* 
Sprüche,  durch  welche  das  Verfahren  der  Franziskaner  gem issbilligt 
und  sie  selbst  in  die  Kosten  (450  fl.)  verurtheilt  wurden.  Als  sich 
aber  die  Mönche  hieran  nicht  kehrten  und  die  Kosten  nicht  erlegten, 
80  Hess  der  Pfarrer  durch  einen  der  Executoren  des  päpstlichen 
Spruches  den  Franziskaner-Guardian  zu  Görlitz  feierlichst  exoommu- 
niciren  und  den  ganzen  dasigen  Gonvent  suspendiren.  Erst  4393 
erfolgte  ein  Vergleich  zwischen  den  streitenden  Parteien^). 

Ein  Conrad  v.  L.  war  schon  4389  einer  der  Landesältesten  im 
W>ichbild  Grörlitz  (seniores  vasallorum  territorii  Gorlicensis) .  Zu 
ihm  sendete  in  diesem  Jahre  der  Rath  von  GörHtz  einen  Boten  in  An- 
gelegenheit der  Judenvertreibung ,  welche  von  Rath  und  Ritterschaft 
bei  Herzog  Johann  von  Göriitz  beantragt  worden  war.  Er  hatte  der 
Stadt  Görlitz  Geld  (42  Mark)  geborgt  und  wird  noch  4395  erwähnt »}. 

Zu  gleicher  Zeit  lebte  ferner  ein  Heinrich  v.  L.,  dessen  Söhne 
(,9Hans  und  sein  Bruder,  Henczils  Söhne  v.  L.")  4405  wegen  Lähmde 
von  dem  Richter  zu  Glossen  vor  das  königl.  Gericht  zu  Görlitz  citirt 
wurden.  Vielleicht  sind  dies  dieselben„HansundChristoph  v;L.^, 
die  4449  Bürgen  für  Christoph  v.  Gersdorff  auf  Baruth  waren  i«).  — 


TJ  A.  Bnd.  Hb.  fundat.  CXOIV.        »)  KU  uff  er,  I.  4Ö6  flf.  N.  Script,  rer.  lus. 
I.  322.        »)  Naeh  den  Oöri.  Rathsreehnnngen.        lO)  Laut.  Mag.  1780.  133. 


346  n.  Abthetlnng. 

Nicht  minder  wird* 4405  ein  Nicolaus  v.  L.  genannt,  der  von  Hau- 
bold  von  Glossen  v^'wundet  worden  war;  desgleichen  1394  ein  Lo- 
renz v.  L.,  der  sich  mit  seinen  Freunden  im  Gebirge  befand;  4392 
und  4  426  ein  Ma  r  t  i  n  v.  L.,  der  in  letztrem  Jahr  Procuraior  des  Dom- 
kapitels 2U  Budissin  bei  einem  Zinsverkauf  in  Göda  war.  Ein  Hein- 
rich V.  L. ^^),  Pfarrer  xu  Klix,  schenkte  4442  2  M.  4  Gr.  Zins  in  dem 
Dorfe  Schar z  (oderSczarczk?)  seiner  Pfarrkirche  und  veiiuiufte  4  Mark 
Zins  ebenfalls  ^in  und  auf  seinen  Besitzungen  im  Dorfe  Skarz*^  an  die 
Kirche  zu  Göda. 

Am  häufigsten  aber  kommt  seit  Ende  des  44.  Jahrhunderts  ein 
Caspar  Y.  L.  vor,  der  vielfach  auch  v.  Lawtitz  geschrieben  wird, 
während  wenig  später  ein  Caspar  der  jüngere  wieder  v.  Luttitz  heisst. 
Derselbe  hatte  langwierigen  Streit  mit  denen  v.  Pannewitz  (auf  Uhyst), 
weswegen  4397 — 4405  oft  Tage  von  Land  und  Städten  gehalten  wur- 
den ;  4408  war  er  Bürge  für  eine  vom  Könige  den  Städten  auferlegte 
Steuer,  4449  Bürge  für  Christoph  v.  Gersdorff  auf  Baruth  gegen  den 
Landvoigt  Berka  v.  der  Duba  und  bald  darauf  einer  der  Abgeordneten 
des  Adels  nach  Prag,  um  diesen  Landvoigt  beim  König  zu  verklagen. 
4424  schickte  er  ^und  seine  Brüder^  40  Mann  von  seinen  Unter- 
thanen,  um  Budissin  gegen  die  Hussiten  befestigen  zu  helfen.  4424 
ward  er  von  den  oberlausitzischen  Ständen  nach  Ungarn  xu  König 
Siegsmund  geschickt,  um  demselben  die  dem  Lande  von  den  Hussiten 
drohende  Noth  und  Gefohr  zu  schildern.  4434  schoss  erden  durch 
die  Hussitenkriege  in  grosse  Geldbedrängniss  gerathenen  Städten 
Budissin  und  Kamenz  Geld  vor  und  war  4  430  wohl  einer  der  Unter- 
händler eines  zwischen  der  Oberlausitz  und  Herzog  Friedrich  von 
Sachsen  gegen  die  Hussiten  geschlossenen  Bündnisses  ^^). 

Gleichzeitig  mit  ihm  lebte  (4  44  3 — 35)  ein  Caspar  „der  jüngere*^ 
V.  L.  zu  Sdier  (W.  bei  Klix),  der  z.  B.  4445  Y2  ^^^rk  Zins  auf  Xu^ 
(SO.  bei  Nesohwitz)  an  das  Domkapitel  zu  Budissin  verkaufte,  jeden- 
falls derselbe,  der  4429  mit  seinen  Brüdern  Otto  und  Balthasar 
und  zwar  „mit  Bewilligung  der  ganzen  Freundschaft^  abermals  2  Mark 
zu  Luga  veräusserte  ^^ .  Vermuthlieh  verkaufte  dieser  Caspar  auch 
Sdier  und  erwarb  dafür  Gu^tou  (0.  bei  Klix);  wenigstens  gab  4435  ein 
„Caspar  v.  L.  zu  Guttau''  einem  Unterthanen  zu  BuchwcMe  (S.  bei 
Guttau)  Consens  zu  einem  Zinsveibuf  an  die  Kirche  zu  Göda. 


ii)Ornndmann,  eoUeot.  I.  52b  und  53.  1^  Pror.-BUtteT  1782.  436.  Uik.- 
Ven.  11.  30.  A.  DiMd.  Orig.  No.  6175.  i^)  Lau».  Mafaz.  1860.  92.  93.  Urk.- 
Ven.  n.  27c. 


102.  Die  ▼.  Luttltz.  347 

4.  Stammhaus  Milstrich. 

Wahrend  bei  all  den  bisher  genannten  v.  L.  weder  ein  gemein- 
sames Stammhaus,  noch  irgend  welche  Filiation  nachweisbar  war, 
tritt  endlich  seit  4419  Milstrich  (N.  von  Kamenz)  als  Stammhaus  für 
den  einen  Hauptzweig  der  Familie  auf.  Wir  vermuthen  aber,  dass 
sich  dieses  Gut  schon  lange  Zeit  hindurch  im  Besitz  der  Familie  be- 
funden habe.  Heinrich  v.  Lawittz  „auf  Milstrich'^  war  4449  und 
4  420  Zeuge  bei  den  Herren  v.  Kamenz,  zu  deren  Herrschaft  Milstrich 
gehörte ,  und  verbürgte  sich  4432  mit  für  die  von  der  Stadt  Kamenz 
an  die  Hussiten  zu  zahlende  Contributionssumme  ^4) .  4449  wurde  er 
beschuldigt,  Strassenräuber  beherbergt  zu  haben.  Dieser  Heinrich 
hatte  auch  einen  Bruder  Georg,  der  z.  B.  4420  nebst  Anderen  eine 
Klage  gegen  den  Rath  von  Budissin  anstellte.  Er  besass  das  Dorf 
Lieske  (N.  von  Milstrich),  hatte  dasselbe  aber  vor  4454  an  „seinen 
Bruder  Hinz**  verkauft  **) . 

Etwa  Enkel  von  Heinrich  dürften  die  Brüder  Hey  ntsch  und  Jo- 
hann V.  L.  auf  Milstrich  gewesen  sein,  die  4486  als  GewUhrsbürgen 
erwähnt  werden.  Ersterer  hatte  4482  von  Heinr.  v.  Bloscbdorf  auf 
Doberschau  das  Dorf  ^er^e  (W.  bei  Grosspost witz)  erkauft,  es  aber 
bald  darauf  wieder  veräussert.  Letztrer  verkaufte  bis  4522  mehrfach 
Zins  auf  Milstrich  an  das  Domkapitel  zu  Budissin.  Die  Brüder  hatten 
sich  in  ihr  väterliches  Gut  getheilt.  Da  übergab  4520  Beyntsdi  sein 
„halbes  Dorf  Milstrich**  seinem  Sohne  Hans  i^).  Er  hatte  neben  die- 
sem Sohne  Hans  noch  z\^ei Töchter,  von  denen  Elisabeth  mit  einem 
gewissen  Schwarznickel,  Gertrud  mit  dem  Kamenzer  Bürger  Lorenz 
Bembruoh  verheiratheC  war.  Beide  Frauen  waren  4525  nicht  mehr 
am  Leben ,  indem  ihre  Wittwer  auf  alle  Ansprüche ,  die  ihre  Frauen 
etwa  auf  die  Hinterlassenschaft  Reyntsch's  v.  L.  gehabt  halten ,  ver- 
zichteten. Der  4520  erwähnte  Hans  lebte  noch  4554.  —  Für  seinen 
Sohn  halten  wir  „Christoph  v.  L.  su  Milstrich**,  der  4564  Hof- 
schenk bei  Kurfürst  August  von  Sachsen  war,  4562  aber  sein  Amt 
aufgab.  Er  muss  um  4  569  seine  Hälfte  von  Milstrich  an  Hans  v.  Poni- 
kau  auf  Priatitz  verkauft  haben ;  wenigstens  ward  dieser  damit  be- 
lehnt. 4  570  ward  ein  Christoph  v.  L.  auf  Befehl  des  Landvoigts  zu 
Budissin  enthauptet,  weil  er  mit  seiner  eignen  Tochter  Blutschande 
getrieben  hatte.  Wir  vermuthen ,  dass  es  der  eben  Behandelte  ge- 
wesen. 


14)  Urk.-Verz.  II.  3U,    A.  Kamenz.         15)  a.  Dresd.    W.  A.  Oberlaus.  Sachen 
Bl.  9.       10)  A.  MStera  No.  185.  213.  Lans.  Mag.  1860.  99.  Lefanbach.  Im  A.  Dresd. 


34$  n.  Abtheilnng. 

Johann  v.  L.  auf  halb  Milstrich,  der  Bruder  von  Reyntsch, 
hinteriiess  eine  Tochter  Anna,  verheirathet  mit  Peter  v.  Gersdorff, 
und  einen  Sohn  Heinrich,  der  4528  mit  den  väterlichen  Gtttem 
Milstrich  und  Grüngräbcheti  (NW,  von  Kamenz]  belehnt  ward.  4531 
Hess  er  seine  Frau  Barbara  geb.  v.  Schreibersdorf  beleibdingen  und 
starb,  seinem  auf  dem  Kirchhof  zu  Ossling  befindlichen  Grabstein  zu- 
folge. 1554. — Er  hinterliess  sechs  Söhne,  Joachim,  Abraham, 
David,  Heinrich,  Johann  und  Friedrich.  Von  diesen  ver- 
kauften 4565  Abraham  und  David  ihren  Antheil  an  Milstrich  und  bald 
darauf  sämmtliche  Brüder  ihr  Gut  Gräbchen  an  ihren  Bruder  Johann. 
Dieser  aber  veräusserte  4567  Gräbchen  wieder  an  Rud.  v,  Gersdorff 
auf  Gutebom,  bei  welcher  Gelegenheit  jene  Brüder  gelobten,  ihre 
Kaufgelder  solange  auf  dem  Gute  stehn  zu  lassen ,  bis  sie  würden 
den  Vorritt  gethan  haben,  woraus  hervorgeht,  dass  sie  damals  noch 
ohne  Leibeslehnserben  waren.  4573  trat  Johann  das  Gut  Milstrich  an 
den  jüngsten  Bruder  Friedrich  ab.  Dieser  aber,  der  4583  bei  einer 
Hochzeit  zu  Elstra  den  Siegsm.  v.  Maititz  im  Duell  erstochen  hatte, 
verkaufte  4  596  sein  halbes  Gut  Milstrich  an  Hans  Christoph  v.  Ponikau 
auf  Königswarthe.  So  w^ar  nun  das  alte  Stammhaus  gänzlich  in  fremde 
Hände  übergegangen.  Von  den  übrigen  Brüdern  wird  Abraham 
1570  als  zu  Weidlüz  (SW.  v.  Neschwitz;,  David  4588  als  zu  Dober^ 
schau  (SW.  von  Budissin),  Johann  4568  als  zu  Lawalde  (W.  von 
Löbau],  4573  aber  als  zu  Oppeisdorf  (S.  von  Reibersdorf]  gesessen 
erwähnt. 

2.  Stammhaus  Schirgiswalde. 

Viel  später,  als  in  der  nördlichen  und  östlichen,  haben  die 
v.  Luttiii  auch  in  der  südlichen  Oberlausitx  Besitiungen  erworben. 
Wahrscheinlich  stammt  dieser  Zweig  von  jener  Linie  des  Geschlechts, 
die  seit  lange  schon  das  Gut  Lampertswalde  «O.  von  Neustadt  bei 
Stolpen)  im  Meissnischen  inne  hatte.  Schirgiswalde  selbst,  obwohl 
rings  von  oberlausitzischem  Gebiet  umschlossen«  war  damals  (and 
bis  auf  neuste  Zeit)  eine  böhmische  Enklave,  gehörig  unter  die  Herr- 
schaft ToUenstein-Schiuckanau.  So  waren  die  v.  L.  für  ihr  Schirgis- 
walde Vasallen  von  Tollenstein. 

Als  ersten  Luttitz  auf  Seh.  haben  wir  4376  einen  Hans  vorge- 
funden, der  aber  auch  zugleich  in  der  eigentlichen  Oberlaositi  be- 
gütert gewesen  sein  muss,  sonst  hätte  er  nicht  in  jenem  Jahr  Schöppe 
im  Landding  zu  Budissin  sein  können  *7. .    Wir  vermuthen  übrigens, 

>7)  A.  Bnd. 


102.  Die  y.  Luttitz.  349 

dass  nicht  erst  er,  sondern  mindestens  bereits  sein  Vater  Seh.  er- 
worben habe ;  wenigstens  erscheint  1 427  zugleich  mit  Hansens  Sohne 
Heinrich  ^auf  Sch.^  noch  ein  andrer  „Heinrich  v.  L.  zu  Jergis^ 
walde^  (also  etwa  ein  Cousin) ,  als  Bürge  für  Hinko  Berka  auf  Hohn- 
stein, und  4432  und  4453  zugleich  mit  Hansens  Enkeln  auf  Seh.  ein 
„Hans  V.  L.^  ebenfalls  auf  Seh.  9, ihr  Vetter^  (also  etwa  des  Hein- 
rich auf  Jergiswalde  Sohn) .  Wohl  dieser  letztgenannte  „Hans  v.  L. 
auf  Sch.^  war  es,  der,  als  Anhänger  des  damaligen  Besitzers  des 
Tollensteins,  Joh.  v.  Wartemberg,  in  der  sogenannten  Wartemberger 
Fehde  4467  von  den  Zittauem  in  einem  Gefecht  am  Breitenberge  bei 
GrossschOnau  erschlagen  ward  ^^) . 

Jener  4 376  erwähnte  Hans  v.  L.  hatte  vier  Söhne :  Benes,Hans, 
Heinrich  und  Nickel,  von  denen  4406  die  ersteren drei  (der  letzte 
war  jedenfalls  damals  noch  unmündig)  von  Kdnig  Wenzel  mit  der 
Hälfte  des  oberlaus.  Dorfes  Kirschau  (N.  bei  Schirgiswalde) ,  das  sie 
von  Hans  Jode  erkauft  hatten ,  belehnt  wurden  ^^) .  Von  diesen  Brü- 
dern Sind  wir  Benes  sonst  nicht  mehr  begegnet.  Die  übrigen  drei 
hatten  um  4423  gemeinsam  das  Gut  Schönberg  im  Görlitzer  Weichbild 
erworben;  wenigstens  sendete  schon  in  diesem  Jahre  der  Rath  zu 
Görlitz  Boten  nach  Löbau  „wegen  Niclos  Lutiz  von  Schergiswalde;'^ 
4426  verkauften  Nickel  und  Hans  v.  L.  „zu  Schönberg  gesessen^, 
Zins  zu  Halbendarf,  einem  Pertinenzstück  ihres  Gutes ,  an  den  Gör- 
litzer Bürger  Nickiin  aus  der  Münze,  und  4429  ward  auch  Heinrich 
V.  L.  „entschieden  mit  Nickiin  aus  der  Münze^  ^^) .  Von  diesen  Brü- 
dern wohnte  übrigens  nur  Nickel  zu  Schönberg  und  verkaufte  das- 
selbe 4447  an  die  Gebrüder  v.  Salza  auf  Schreibersdorf.  Dafür  er- 
warb er  Mitteloderwitz  (N.  von  Zittau) .  In  den  damaligen  Streitig- 
keiten zwischen  der  katholischen  und  der  hussitischen  Partei  in  Böh- 
men hielt  der  damalige  Besitzer  von  Tollenstein,  Albrecht  v.  d.  Duba^ 
zu  der  ersteren.  Darum  nahm  ihm  4463  der  hussitische  König  Georg 
diese  Herrschaft  und  gab  sie  dem  hussitisch  gesinnten  Joh«  v. Wartem- 
berg auf  Tetschen,  der  nun  das  katholisch  gesinnte  Zittau  befehdete» 
In  diese  Fehde  wurde  auch  Nickel  v.  L.  auf  Oderwitz  verwickelt.  Er 
hatte  den  Zittauem  Vieh  geraubt.  Dafür  waren  diese  in  Oderwitz 
eingefallen  und  hatten  seinen  Hof  abgebrannt.  Nach  Nickels  Tode 
übernahm  es  sein  Sohn  Hans  „auf  Oderwitz^,  von  Zittau  Entschädi- 


18)  A.  Dresd.  Orig.  No.  6061.  Görl.  Rathsrechn.  Laus.  Mag.  1870.  295.  Carp- 
zoY,  Anal.  Y.  213.  t»)  Laos.  Magaz.  1870.  295.  20)  G5rl.  Gerlchtobacher  and 
Urk.-Vera.  U.  17. 


350  n.  AbtheiluDg. 

gang  zu  verlangen,  und  plünderte  Zittauer  Unterthanen  (H76).  So 
entstand  eine  ^Luttitz'sche  Fehde^,  die  sich,  von  mehreren  Waffen- 
stillständen unterbrochen,  bis  1484  fortsetzte  ^1). 

Kehren  wir  nun  zu  dem  zuerst  H06  erwähnten  Heinrich  v.  L., 
dem  Sohne  Hansens  (1376),  der  allein  die  Schirgiswalder  Linie  fort- 
gepflanzt zu  haben  scheint,  zurück.  Auch  er  gehörte,  wie  schon 
sein  Vater,  für  seine  oberlaus.  Güter  zu  den  Mannen  des  Weich- 
bilds Budissin  und  schloss  sich  1420  einer  Klage  derselben  gegen  die 
Stadt  Budissin  an.  Später  hatte  er  mit  dem  Domkapitel  zu  Budissin, 
dem  die  andre  Hälfte  von  Kirsehau  gehörte ,  einen  Streit ,  der  1 427 
dahin  beigelegt  ward ,  dass  er  das  Kapitel  all  seiner  Ansprüche  ent- 
Hess.    Zuletzt  haben  wir  ihn  1429  vorgefuüden. 

Er  hinterliess  vier  Söhne:  Christoph,  Albrecht,  Johann, 
Heinrich,  und  zwei  Töchter,  von  denen  die  eine  schon  1449  mit 
Hans  Jode  verheirathet  war,  die  andere,  Barbara,  sich  1453  mit 
Janke  v.  Grisslau  vermählte.  Christoph  v.  L.  ^auf  Seh.",  wird  be- 
reits 1430  und  1434  als  Bürge  für  Hinko  v.  Berka  auf  Hphnstein  und 
1432  (zugleich  mit  seinem  oben  erwähnten  ^Vetter  Hans  v.  L.  auf 
Seh.'')  als  Söldner  der  Stadt  Görlitz  genannt 2^}.  1448  Hess  er  seine 
Frau  Katharine  (mit  4  Mark  Zins,  dem  Kirchlehn,  Gericht,  dem 
Vorwerk  gegen  Sohland  etc.]  auf  Schirgiswalde  beleibdingen.  Alb- 
recht  hatte"  seinen  Antheil  an  Seh.  vor  1449  an  seinen  jüngeren  Bru- 
der Heinrich  verkauft. —  Johann  war  1449  Pfarrer  zu  Tetschen  und 
besass  ebenfalls  ein  Drittel  von  dem  Gute  Seh.  —  Heinrich  Hess 
1^449  seine  Frau  Dorothee  beleibdingen  (mit  Vs  am  obersten  und 
niedersten  Hofe  zu  Seh.  und  73  am  Vorwerke  und  den  Leuten  im 
Dorfe ,  wie  er  dies  von  seinem  Bruder  Albrecht  erkauft ,  etc.)  ^^) . 
1453  überliessen  Christoph  und  Albrecht  v.  L.  auf  Seh.  (und  ihr 
„Vetter **  Hans  v.  L.,  ebenfalls  auf  Seh:)  ihrer  Schwester  Barbara 
alles,  was  sie  von  ihrem  Vater  zu  Kirschau  und  zu  Temritz  (NW.  von 
Budissin)  besessen,  als  Ausstattung  bei  ihrer  Verheirathung  mit  Janke 
V.  Grisslau.  Sie  stari>  schon  1463^«). 

Von  den  eben  behandelten  vier  Brüdern  hinterliessen ,  wie  es 
scheint,  nur  Christoph  und  Heinrich  Kinder.  1472  wurden  Christo]^ 
Söhne,  Siegsmund  und  Heinrich  v.  L.,  mit  dem  Drittel  am  Hofe 
SchirgiswcUde  und  dem  halben  Kirchlehn  etc.,  wie  es  ihr  Vater  be- 
sessen, belehnt.  Von  diesen  Brüdern  haben  wir  Siegsmund  („zu  Seh. 


«)  Korscbelt,  Odenrltz  24.        «)  A.  Drosd.  (Mg.  6157.  0243.  Oöil.  Ratkt- 
rechn.        »)  A.  Dmd.  CopUl.  43.  233  und  44.  207b.        Si)  Ltns.  Mag.  1870.  296, 


102.  Die  ▼.  Luttitz.  35t 

gesessen^)  4490  aJs  Bürgen  für  Hans  von  Rechenberg,  und  Heinrich 
(^zu  Seh.  gesessen^)  4488  als  Zeugen  zu  Budissin  gefunden,  als  (sein 
Cousin)  Hans  v.  Grisslau,  der  Sohn  obiger  Barbara  v.  L.,  auf  alle 
Ansprache  auf  das  verkaufte  Kirschau  verzichtete^) . 

Auch  Christophs  Bruder  Heinrich  hinterliess  Kinder.  Nach  seinem 
Tode  verheirathete  sich  seine  Wittwe  Dorotheein  zweiter  Ehe  mit 
Hans  V.  Rechenberg.  4473  belehnten  die  Herzoge  Ernst  und  Albrecht 
von  Sachsen,  als  damalige  Inhaber  der  Herrschaft  Tollenstein,  Letzte- 
ren für  den  Fall,  dass  seine  Frau,  welche  V3  von  Seh.  als  Leibgedinge 
hatte,  und  seine  Stiefkinder,  welche  ein  zweites  Drittel  besassen, 
sterben  sollten ,  mit  dem  Anfall  dieser  Aniheiie  und  dehnte  diese 
Eventualbelehnung  auch  auf  das  dritte  Drittel  aus ,  das  jetzt  Katha- 
rina (Christophs  Wittwe)  und  ihre  Söhne  Siegsmund  und  Heinrich 
inne  hatten  ^^) .  Durch  diese  Heirath  gelangte  die  Familie  v.  Rechen- 
berg in  den  Mitbesitz  von  Seh.  Von  den  ^fStiefkindem**  dieses  Hans 
V.R.  ist  uns  nur  Christoph  V.L.,  also  der  Sohn  Heinrichs,  nament^ 
lieh  bekannt  geworden. 

Derselbe  wird  (^zu  Seh.  gesessen'^)  4490  und  4>506  als  Bttrge 
für  seinen  Stiefvater  genannt,  muss  aber  bald  darauf  Niederrenners-- 
dorf  (O.  bei  Herrnhut)  erworben  haben.  4509  erhielt  er  bereits 
Consens  rum  Yeriiauf  von  Zinsen  auf  seinem  Dorfe  Rennersdorf. 
454  i  wurde  er  zum  Amtshauptmann  von  Görlitz  eingesetzt^)  und 
blieb  in  diesem  Amte  bis  4524.  Ausserdem  geh($rten  ihm  noch 
Rodewüz  und  BedertviU  (N.  von  Schirgiswalde) ,  die  er  4526  an 
Christoph  V.  Haugwitz  veriiaufte,  und  Berge  (W.  bei  Rodewitz),  dos 
er  4525  vom  Kloster  Marienstem  erwarb.  4526  ward  er  mtt  ^seinen 
Stiefbrüdern^  Hans  und  Ernst  v.  Rechenberg  auf  Oppach  über  all 
ihre  jetzigen  und  künftigen  Güter  zu  gesammter  Hand  belehnt.  — 
Nach  seinem  Tode  erhielten  4 527  seine  Sohne ,  Hans,  Melchior, 
Christoph  und  Georg  (die  letzteren  drei  noch  unmündig),  die  Lehn 
über  Niederrennersdorf.  Von  ihnen  hatte  dasselbe  der  älteste  Bruder 
Hans  übernommen,  musste  es  aber  4544  an  Anton  v.  Breitenbach 
rerkaufen.  Er  wohnte  seitdem  in  einem  Bauergute  des  Dorfs ,  das 
er  aber  4544  ebenfelis  verttusserte.  Bald  darauf  muss  er  gestorben 
sein;  denn  4547^)  quittirte  „Melchior  v.  L.,  von  Schh-giswalde**  dem 
Kaufer  jenes  Bauerguts,  welches  „Hans  v.  L.  seligen  GedUchtnisses' 

»)  A.  Dresd.  CopUl.  69.  4ö9b.  A.  Bnd.  Laus.  Mag.  1870.  296.  »)  A.  Dresd. 
Cop.  59.  359b.  87)  Abschrift  aaf  der  Bibliothek  zn  ZltUu.  N.  Script,  xer.  Ins.  ni. 
704.  DtM  der  Christoph  auf  Bennefsdorf  einen  Wolf  y.  L.  zum  Vater  gehabt  habe, 
ist  ToIUg  nnerweislich.  ▼.  Mücke,  Niederrennefsdorf  7.      ^  v.  Mücke,  a.  a.  O.  8 


352  U.  Abtheilung. 

demselben  verkauft  habe.  Die  drei  Brüder  Hansens  hatten  sich  also 
nach  dem  Stammgut  Schtrgiswalde ,  an  welchem  ihnen  mit  ihren 
Stiefbrüdern  v.  Rechenbei^  ein  Anthell  geblieben  war,  zurückge- 
wendet und  heissen  4546  sfimmtlich  „zu  Seh.  gesessen^.  Melchior 
lebte  noch  4564.  Georg  hatte  4536  einen  Georg  v.  Döbschitz  er- 
stochen. 

Von  der  Hauptlinio  zu  Seh.  y  den  Nachkommen  des  4  430  zuerst 
genannten  Christoph  v.  L.  und  seiner  Sdhne  (4472)  Siegsmund  und 
Heinrich ,  erfahren  wir  seit  Anfang  des  4  6.  Jahrhunderts  so  gut  wie 
gar  nichts.  4542  ward  ein  Andres  v.  L.  „auf  Seh. ^,  „Vetter^  des 
Hans  y.  L.  auf  Warthe  mitbelehnt ,  als  dieser  an  seine  Brüder  die 
Httlfte  des  Gutes  Warthe  verkaufte.  4540  war  ein  Bonaventura 
V.  L.  „zu  Seh.  gesessen**  und  trug  alle  seine  Baarschaft  zur  Hälfte 
dem  Ernst  v.  Rechenbei^  zu  Oppach ,  zur  andern  Hälfte  den  Gebr. 
Melchior,  Christoph  und  Georg  v.  L.  zu  Seh.  auf.  Er  hatte  also 
wahrscheinlich  keine  Kinder.  4555  kaufte  er  das  Gut  LatvaMe  (W. 
bei  LObau)  j  das  er  aber  4568  an  John  v.  L.  aus  dem  Hause  Milstrich 
wieder  verkaufte  2>). 

4572  kauften  sich  Melchior  und  Christoph  V.L.,  wir  wissen 
nicht,  ob  etwa  des  obigen  Melchior  Söhne ,  von  den  Herren  v.  Schlei- 
nitz  auf  Tollenstein  um  4000  Thlr.  von  der  Lehnspflicht  für  ihr  Gut 
Schirgiswalde  los.  In  seinem  Testamente  setzte  dieser  Christoph  zu 
Vormündern  seiner  Kinder  seine  Frau  Katharine  v.  Rechenberg 
und  seinen  Bruder  Melchior,  eventuell  auch  seinen  anderen  Bruder 
Hans  ein.  Wohl  derselbe  Melchior  erscheint  noch  464  4  als  Führer 
der  oberlausitzischen  Truppen  gegen  die  Passauer  in  Böhmen.  4628 
aber  verkaufte  ein  Michael  v.  L.  das  der  Familie  v.  L.  bis  dahin 
noch  gehörige  Obergut  von  Schirgiswalde  an  das  Domkapitel  zu  Bu- 
dissin. 

Unstreitig  von  dem  Stammhause  Schirgiswalde  hatte  sich  im 
ersten  Drittel  des  46.  Jahrhunderts  eine  Nebenlinie  zu  Warthe  (N. 
von  Königswarthe)  abgezweigt.  Schon  4528  wird  als  daselbst  ge- 
sessen ein  Christoph  genannt,  und  4534  erhielten  darüber  die 
Brüder  Hans  und  Christoph,' vielleicht  dessen  Söhne ,  die  Lehn. 
4542  überiiess  Christoph  seinen  Antheil  an  dem  Gute  seinem  Bruder 
Hans,  hiess  aber  4545^0]^  wo  wegen  Streitigkeiten  zwischen  ihm  und 
Bartsch  Mieler  zu  Budissin  ein  Ritterrecht  abgehalten  ward ,  immer 


^  Naoh  den  L.  B.  im  A.  Dresd.  and  nteh  Klott,  „Geneal.  Naefar.^  ••  ▼.  (Mspl. 
OArUti).        SO)  ObeiUns.  Nachlese  1767.  338. 


103.  Die  Y.  Malschwitz.  —  104.  Die  v.  Maltitz.  353 

noch  „auf  Warthe''.  1561  besass  Christoph  das  Gut  Braunau  (W. 
von  Kamenz).  In  diesem  Jahre  machte  er  („vonnals  zu  Warthe,  jetzt 
zu  Braunau^)  sein  Testament  und  bestimmte ,  da  er  von  seiner  Frau 
Veronica  keine  Kinder  hatte,  3000  fl.  zu  einer  Familienstiftung, 
ausserdem  aber  zahlreiche  Legate  für  seine  Schwestern:  Anna, 
Erbfrau  auf  Piskowitz ,  Katharine,  Frau  des  Jakob  v.  Poster  auf 
Königs  warthe,  Barbara,  Frau  des  Hans  v.  Techritz,  und  Mar  ga- 
re the,  Nonne  in  Marienstem.  Er  selbst  war  also  wohl  auch  noch 
dem  katholischen  Glauben  ergeben.  Daraus,  dass  er  zum  ersten 
Geschlechtsältesten  für  Verwaltung  obiger  Familienstiftung  Melchior 
V.  L.  auf  Schirgiswalde  einsetzte,  ergiebt  sich  deutlieh,  dass  die 
V.  L.  auf  Warthe  aus  dem  Hause  Schirgiswalde  stammten.  ^  Chri- 
stophs Bruder  Hans  hinterliess  drei  Söhne :  Christoph,  Hans  und 
Friedrich,  die  1557  mit  Warthe  belehnt  wurden.  Von  denselben 
verkaufte  Hans  1583  die  Lohsa^er  Heide  an  Seifr.  v.  Lttttichau  und 
1584  Bemsdorf  (N.  von  Kamenz)  an  Melchior  v.  Kaikreuth.  Dafür 
ttbemahm  er,  wahrscheinlich  von  seinen  Brttdem ,  1591  die  Güter 
Warüie  und  Litzschen  (S.  bei  Lohsa)  und  zog  1596  („Hans  der  ältere 
v.  L.'^j,  als  Anführer  der  oberlausitzischen  Truppen,  mit  gegen  die 
Türken  ^i) . 

103.   Die  T.  Malscliwitz 

nannten  sich  nach  dem  gleichnamigen  Dorfe  N.  von  Budissin.  Der 
älteste  uns  bekannte  Besitzer  desselben.  Härtung,  war  zugleich. 
Burgmann  des  Schlosses  Budissin  und  heisst  deshalb  bald  Hartungus 
de  Castro ,  bald  Härtungen  de  Budissin,  bald  bloss  Härtung.  Er  er^ 
scheint  schon  1221  und  nodi  1245  als  Zeuge  in  Budissin  und  stiftete 
1 225  zwei  Schock  jährl.  Zins  „von  seinem  Gute  Malschwüz^  für  die 
neue  Schlosskapelle  in  jener  Stadt ^).  Einen  Otto  de  Malzwicz 
finden  wir  1280  und  1285  als  Zeugen  bei  Markgraf  Otto  von  Bran- 
denburg 2).  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  befand  sich  Malschwitz  be- 
reits in  anderen  Händen. 

104.   Die  T.  Maltttz. 

Wie  es  Dörfer  dieses  Namens  sowohl  im  Meissnischen,  als  in  der 
Oberlausitz  giebt,  so  konnte  sich  nach  jedem  derselben  auch  eine  be- 
sondere Familie  benennen.   Wenigstens  dürfte  der  Fridericus  de 

31)  Garpzov,  Anal.  V.  217. 

103.  0  Cod.  Las.  28.  76.  Uns.  Hag.  1859.  345.       «J  Cod.  Lns.  II.  10.   Lans. 
Mag.  1870.  56,  wo  falschlich  Maltitz  statt  Malzwitx  steht. 

K  n  0 1 h  e ,  OeMh.  d.  Oberl.  Adels.  23 


•^    ■—.  ■ 


354  II.  Abtheilung. 

H. ,  der  1 245  nebst  vielen  anderen  Adlichen  der  Budissiner  Gegend 
bei  einer  Verzichtleistung  des  damaligen  Burggrafen  von  Budissin 
Zeuge  war,  sicher  Besitzer  des  S.  von  Weissenberg  gelegenen  Maltitz 
gewesen  sein^).  Diese  oberlausitzische  Familie  v.  M.  haben  wir 
ausserdem  nicht  erwähnt  gefunden.  —  Erst  Jahrhunderte  später  er- 
scheinen wieder  Maltitze  in  der  Oberiausitz  als  ansässig ,  die  nun 
sicher  der  meissnischen  Familie  dieses  Namens  angehören.  4549 
verkaufte  ein  Heinrich  v.  JM.  das  Gut  Lückersdorf  (W.  bei  Kamenz), 
das  er  nebst  seinem  Bruder  einst  von  Hans  Kolowas  erworben ,  um 
1000  fl.  rhein.  an  Balthasar  v.  RackeP).  —  1571  erkaufte  Heinrich 
V.  M.  der  ältere,  damals  auf  Brttx,  aus  dem  Concurs  des  verstorbenen 
Wilh.  Herrn  v.  Schönburg  um  440,000  Thlr.  die  Herrschaft  Hoyers- 
werde,  mit  der  er  4572  belehnt  ward.  Als  er  noch  in  demseU)en 
Jahre  starb,  erbten  die  Herrschaft  seine  Söhne,  Siegsmund,  Hans, 
Heinrich,  Christoph,  Albrecht  und  Ulrich,  von  denen  die 
beiden  Letztgenannten  unter  Vormundschaft  Haugolds  v.  M.  auf  Elster- 
werde standen.  Heinrich  der  jüngere  starb  bereits  4573  ebenfalls. 
Die  Bruder  waren  eifrige  Katholiken  und  versuchten,  ihre  neuen 
Unterthanen  zum  katholischen  Bekenntniss  zurückzuführen ,  und  da 
dies  nicht  gelang,  ihnen  ihre  althergebrachten  Freiheiten  zu  verküm- 
mern, bis  4580  sogar  das  Prager  Appeilationsgericht  die  Bürger  bei 
ihren  Privilegien  und  Statuten  schützte.  4582  überiiessen  die  Gebr. 
v.  M.  Hoyerswerde  tauschweis  an  Seifried  v.  Promnitz,  Freiherrn  zu 
Pless,  auf  Sorau  und  Triebel  •  . 

106.  Die  T.  Maxen  1), 

eine  bekannte  meissnische  Familie,  erwarben  schon  im  44.  Jahrhun- 
dert sowohl  in  dem  bischöflich  meissnischen,  als  dem  königlichen 
Theile  der  Oberlausitz  ansehnliche  Besitzungen.  So  hatte  vor  4383 
Johann  v.  M.,  „Getreuer  des  Bischofs  von  Meissen^,  5  Mark  48  Gr. 
und  ein  Erbgut  in  Göda  an  den  Budissiner  Domherrn  Joh.  v.  Galden- 
bom  verkauft  ^J . 

Ziemlich  gleichzeitig  erscheinen  die  v.  M.  auch  im  Zittauischen 
und  im  Görlitzischen  Weichbild ,  sowie  in  der  Herrschaft  Seidenberg 
begütert.  Zuerst  4350  werden  als  Zeugen  bei  einem  zwischen  Zittau 
und  Görlitz  abgeschlossnen  Vertrage  wegen  des  Waidhandels  die 


104.  1)  Cod.  Las.  76.        3)  a.  Kamenz.        8)  v.  Weber,  Arch.  füx  die  s&chs. 
Ocsch.  X.  277  flg.  Vgl.  Laus.  Mag.  1833.  467. 

105.  1)  Vgl.  Kloss  im  Laue.  Magaz.  1777.  277  flg.        S)  t.  Weber,  Aroh.  für 
die  sichs.  Gesch.  V.  104. 


105.  Die  Y.  Maxen.  355 

Brüder  Hugo  und  Schuler  v.  M.  erwähnt,  denen  die  Güter  Gross^' 
schüfiQU  und  Seißennersdorf  gehörten.  Wiederholt  nämlich  präsentir- 
ten  diese  Brüder  (1357 — 63)  tbeils  gemeinschaftlich,  theils  einzeln 
Geistliche  zu  den  Pfarrämtern  dieser  Dörfer.  Hugo  war  1 376  Land- 
richter zu  Budissin').  —  Von  einem  dieser  Brüder  stammte  ein  and- 
res Brüderpaar,  das  Ende  des  44.  Jahrhunderts  jene  Güter  besass. 
1398  präsentirten  „di^i^ijlder''  Cunzco  [Conrad]  und  Heinrich 
V.  M.  Geistliche  für  die  Pfarrei  zu  Grossschönau  und  verbürgten  sich 
1397  für  Heinrich  v.  Kyaw«].  —  Wahrscheinli^.^ncco's  Söhne 
waren  Johann,  Friedemann  und  Peter  v.  Maxen,  welche  1418 
— 23  gemeinschaftlich  mit  Heinrich  v.  M.  (wohl  ihrem  Onkel)  eben- 
falls das  CoUaturrecht  in  obigen  Dörfern  ausübten.  Heinrich  heisst 
1419,  wo  er  beim  Verkaufe  von  Waltersdorf  Zeuge  war,  ausdrück- 
lich „Erbherr  von  Grossschönau^  ^) .  Der  eben  erwähnte  Peter  v.  M. 
war  in  der  Schlacht  bei  Aussig  feldflüchtig  geworden.  Dies  erfahren 
wir  aus  einem  von  Heinr.  v.  Baussendorf  [auf  Spremberg]  an  den  Bath 
zu  Görlitz  gerichteten  Schmähbriefe ^) ,  worin  es  heisst:  „Ich  klage 
Euch,  lieben  Herren,  über  den  verbosten,  verwechselten  [d.  h.  Wech- 
selbaig],  verhurten  Kutzensohn,  der  sich  nennt  Peter  Maxin.  Da  ihn 
seine  Mutter  gebar,  des  Henkers  Weib  zu  Zittau,  da  nahm  ihn  der 
Teufel  und  führte  ihn  gen  [Gross-]  Schönau.  Davon  ist  der  verboste 
Kutzensohn  geboren.  Er  hat  die  v.  Gersdorff  verrathen,  da  sie  waren 
zu  Odemitz  [Oderwitz  ?]  auf  einem  Tage.  Darum  hat  er  gethan  als 
ein  panierflüchtiger,  verhnrter,  verwechselter  Kutzensohn,  der  [die] 
Seinen  verlassen  hat  in  dem  Gebirge  vor  Aussig.^  Zuletzt  haben  wir 
1430  einen  Hang  v.  M.  „auf  Grossschönau^  als  Gewährsbürgen  für 
Hans  Sorsse  auf  Bosenthal  gefunden ,  der  1 434  gemeinschaftlich  mit 
Enderlein  v.  Smoyn  das  Patronatsrecht  in  Seifliennersdorf  ausübte  ^) . 
Im  Weichbild  Görlitz  scheinen  ansässig  gewesen  zu  sein  die  Brü- 
der Heinrich  und  Otto  v.  M.,  die  1379  in  Görlitz  geächtet  wurden 
auf  Veranlassung  eines  Peter  Neumeister  „wegen  4  Schock  und  wegen 


3)  Ürk.-Vew.  I.  57  No.  283.  Tingl,  Hb.  prim.  conflrm.  Prag.  66.  125.  168.  65. 
S.  125  werden  die  Brüder  ungenao  Hlnko  [statt  Hnko]  nnd  Schnler  genannt.  1363 
heisst  Schaler:  Johannes  dictus  Schnler  de  M.  A.  Budissio,  Üb.  fnndat.  OCIX. 
4)  Tingl,  üb.  qnint.  conflrm.  Prag.  310.  Urkund.-Verz.  I.  145.  ^)  Domarchiv  zu 
Prag,  üb.  YII.  conflrm.  K.  3.  16  u. lib.  VIII.  Richter,  Orossschönau  108.  ^)  Lans. 
Mag.  1839.  128.  "^  A.  MThal.  DomarchW  zu  Prag,  lib.  vni.  conflrm.  Png.  A.  8. 
1410  befanden  sich  als  Soldner  des  deutschen  Ordens  in  Preussen  Peter,  Caspar, 
Hans  ▼.  Maxen,  ob  die  hier  erwähnten  Oberlansitzer,  Termogen  wir  nicht  zu  bestim- 
men.   Job.  Voigt,  Namen-Codex  der  deutschen  Ordensbeamten.  1843,  S.  125. 

23* 


356  n.  AbtheUung. 

Beleidigung^.  1406  dagegen  erhielt  Heinrich  v.  M.  von  dem  Rathe  zu 
Görlitz  2  Schock,  weil  er  mit  seinen  Gesellen  der  Stadt  beigestanden 
hatte.  Es  ist  dies  vielleicht  derselbe,  der  1403  als  „Heinrich  Bullen- 
dorf'', d.  h.  gesessen  zu  Bullendorf  (S.  von  Seidenberg),  bezeichnet 
wird ;  wenigstens  gehörte  dies  Dorf  in  der  That  seitdem  der  Familie 
V.  M.  So  mag  wohl  auch  der  Caspar  v.  M.,  der  1399  dem  Heinr.  v. 
Hoberg  auf  Wilka  Fische  geraubt  hatte,  und  der  1409  als  „Lehnmann'' 
Hansens  v.  Biberstein  genannt  wird,  zu  Bullendorf  geseßsen  gewesen 
9«in^].  —  Als  Söhne  Heinrichs  werden  .1412  bezeichnet  Nickel, 
Hans  und  Heinrich  v.  M.,  welche  mit  Heinrich  Förster  und  seinem 
Sohne  „von  ihres  Vaters  wegen,  Hentschils  v.  Maxen''  wegen  eines 
Lehnpferdes  und  wegen  Viehschuld  verglichen  .wurden  ^) .  Von  diesen 
Brüdern  lebte  Nickel  ganz  in  Görlitz  und  war,  obgleich  „ein  ehrbarer 
Mann",  doch  zugleich  Bürger  der  Stadt  und  Hausbesitzer  ^^j ,  1409 
Scabinus,  1413  sogar  Bürgermeister  daselbst  und  kommt  bis  1417 
vor.  —  Der  zweite  Bruder  Hans  v.  M.  hatte  eine  v.  Bischofswerder 
zur  Frau  und  mit  seinem  Schwager  Nicol.  v.  Bischofswerder  (auf  Ebers- 
bach) Erbschaftsstreitigkeit.  1 422  wird  Hans  als  zu  Bullendorf,  Hein- 
rich als  zu  Hermsdorf  {ß.  von  Görlitz)  gesessen  und  zugleich  mit  ihnen 
ein  H  ei  n  c  z e  1  V.  M.  (fast  stets  so  geschrieben)  zu  Mesckwitz  (SW.  bei 
Hochkirch)  genannt,  der  möglicher  Weise  der  Sohn  des  verstorbenen 
Nickel  V.  M.  war.  Dieser  Heinezel  focht  1430 — 31  tapfer  mit  gegen 
die  Hussiten.  Er  hatte  einen  Sohn,  sein  Vorname  wird  nicht  ge- 
nannt, der  1453  einen  Görlitzer  Schneider  vor  Sagan  auf  offener 
Strasse  beraubt  hatte.  Der  Sohn  war  darauf  zu  seinem  Vater,  in  des- 
sen Brote  er  noch  stand,  zurückgekehrt.  Darum  klagte  .der  Schneider 
1 455  bei  dem  königlichen  Gericht  zu  Görlitz  gegen  den  Vater.'  Obgleich 
Letzterer  erklarte,  dass  die  Sache  verjährt  sei,  und  dass  er  min- 
destens nicht  peinlich,  sondern  als  in  burglicher  Sache,  und  nicht  in 
Görlitz ,  sondern  vor  dem  Landgericht  in  Budissin  verklagt  werden 
müsse ,  so  entschieden  doch  die  Schoppen  zu  Magdeburg ,  dass  Hent- 
schel  Maxen  mit  Becht  wegen  der  vorgebrachten  Beschuldigung  sich 
vor  dem  Gerichte  zu  Görlitz  zu  verantworten  habe^^). 


S)  Gari.  Üb.  protcrlpt.  n.  9^.,  Urknnd.-Verz.  I.  168  No  846.  »)  Uns.  Mtgaz. 
1777.  280.  W)  ürk.-Ven.  I.  177  No.  894.  i»)  Laus.  Magtz.  1851.  152.  Nach 
Klods  (Laus.  Magaz.  1777.  280)  soU  1421  ein  Lux  (?)  ▼.  M.  Bauern  zur  Befestigung 
Ton  Budissin  gesendet,  1426  ein  Christoph,  1432  ein  Nickel  gegen  die  Hussiten, 
1441  ein  Hans  gegen  die  böhmischen  Landesheschadiger  gekämpft  haben.  1430  war 
ein  Georg  ▼.  M.  zu  Tomuttdoff  (0.  bei  Rothenburg)  ein  Helfer  des  Strassenrauber» 
Fritaehe  ▼.  Wangenheim.  Laus.  Mag.  1839.  190. 


105.  Di6  V.  Maxen.  357 

Für  Sohne  dieses  Heinczel  v.  M.  halten  wir  die  „Brüder^  Mar- 
t  i  n  und  Ha  n  s  v.  M. ,  die  1 472  als  Lehnszeugen  genannt,  und  von  denen 
Hans  4485  als  zu  Weicha  (S.  bei  GrOditz),  Martin  aber  schon  1467  als 
zu  Meschwitz  gesessen  bezeichnet  werden.  Möglicher  Weise  war  der 
H  a  u  g  V.  M.  auf  Grödüz,  der  1 467  ^^]  als  Gegner  König  Georgs  von 
Böhmen  erwähnt  wird,  auch  ein  Bruder  Martins,  und  der  Georg  auf 
Gröditz ,  der  1 481  als  Zeuge  vorkommt ,  Haugs  Sohn ,  nach  dessen 
kinderlosem  Tode  Gröditz  an  Martin  gelangte.  Wenigstens  haben  wir 
diesen  Martin  erst  seit  1 486  im  Besitze  von  Gröditz  gefunden.  Die» 
Gut  selbst  scheint  nach  dem  Tode  Hansens  v.  Klüx,  der  eine  v.  Maxen 
zur  Frau  hatte ,  an  die  v.  M.  übergegangen  zu  sein.  Dieser  Martin 
besass  auch  Säurüz  (S.  von  Elstra),  wo  er  1467  für  einen  Unterlhanen 
einen  Gunstbrief  ausstellte,  desgleichen  Trauschwitz  (N.  von  Kittlitz), 
wo  er  1 487  Zins  verkaufte ,  und  war  eine  hervorragende  Persönlich- 
keit unter  dem  damaligen  oberlausitzischen  Adel.  Von  1456 — 67  be- 
kleidete er  die  Stellung  eines  Amtshauptmanns  von  Görlitz  und  stand, 
als  solcher,  in  den  Streitigkeiten  der  katholischen  und  hussitischen  Par- 
tei in  Böhmen  treulich  auf  Seiten  des  rechtmässigen  Herrschers,  König 
Geoi^ ,  während  Hang  v.  H.  auf  Gröditz  zu  den  Gegnern  des  Königs 
gehörte.  Als  1 467  auch  die  Oberlausitz  diesem  König  den  Gehorsam 
aufkündigte,  musste  natürlich  auch  Martin  v.  M.  sein  Amt  nieder- 
legen. Später  (1474 --80)  finden  wir  ihn  noch  oft  als  Deputirten  der 
Oberiausitz  an  den  neuen  König  Mathias  von  Ungarn  und  endlich 
(1487 — 89)  wieder  als  Amtshauptmann  zu  Görlitz.  Als  solcher  starb 
er  1489  eines  plötzlichen  Todes  ^^j. 

Er  scheint  mehrere  Söhne  hinterlassen  zu  haben;  wenigstens 
stellten  1498  „die  v.Maxen'^  einen  Gunstbrief  für  einen  Unterlhanen 
in  Kohlwese  (NO.  bei  Hochkirch)  aus.  In'dess  haben  wir  nur  einen 
derselben,  Hans,  als  zu  Gröditz  gesessen  (1508 — 44),  gefunden. 
Derselbe  besass  ausserdem  Nechem  (S.bei  Gröditz),  wo  er  1516  Zins 
verkaufte,  und  erwarb  1536  7  Bauern  und  das  halbe  Gericht  zu 
Wendischbaselitz  (0.  von  Kamenz],  die  er  aber  1541  wieder  ver- 
kaufte. —  1545  wurden  seine  beiden  Söhne  Hang  und  Wenzel 
mit  den  väterlichen  Gütern  Gröditz,  Nechem,  Kohlwese,  Niethen  (W. 
bei  Kohlwese),  Rachel  (W.  bei  Gröditz),  Kotitz  (S.  von  Gröditz), 
Brousek  (?)  und  Wuryesk  (?)  belehnt;  1551  gehörte  ihnen  ausserdem 
noch  ein  Antheil  an  Weigsdorf  (W.  von  Kunewalde)  und  Cannewitz 
(W.  von  Gröditz) .  Wenzel  wohnte  zu  Nechem.  Hang  von  M.  war  eine 


i>)  Fontes  rer.  AnstrUc.  11.  XX.  492.        ^)  N.  Script,  rer.  Ins.  II.  108  extr. 


358  11-  Abtheilnng. 

allgeachtete  Persönlichkeit.  4545  ^^)  war  er  Ehrenmarschall  bei  einem 
zu  Budissin  abgehaltenen  Ritterrecht;  4547  ernannte  ihn  KOnig  Fer- 
dinand von  Böhmen  zu  einem  der  Gommissare,  welche  die  infolge  des 
Pönfalls  confiscirten  Güter  der  Sechsstädte  für  den  Fiskus  zu  verwal- 
ten hatten;  4554  unterschrieb  er  als  Ausschussmitglied  das  Muster- 
register; 4553  befand  er  sich,  zum  kaiserlichen  Rath  ernannt,  unter 
den  Commissaren,  welche  im  Namen  König  Ferdinands  den  Mai^gra- 
fen  von  Brandenburg  die  Stadt  Sagan  als  Pfand  tibergeben  sollten, 
und  4557  wurde  er  Amtshauptmann  zu  Budissin.  4562  und  63  kaufte 
er  von  seinen  Vettern  Balthasar  und  Caspar  v.  M.  deren  Antheile  von 
WeidiQy'  4569  Uhyst  an  der  Spree.  —  Jedenfalls  seine  Söhne  waren 
Hans  V.  M.  auf  Gröditz,  Hauptmann  zu  Budissin ;  und  dessen  Brü- 
der Martin  und  Wenzel,  welche  4577  Quitzdorfan  die  Gebrüder 
V.  Nostitz  auf  Uilersdorf  veräusserten. 

Die,  wie  oben  erwähnt,  von  Hans,  dem  Bruder  Martins  auf 
Meschwitz,  gegründete  Nebenlinie  WeüAa  hatte  sich  in  Caspar, 
jedenfalls  dem  Sohne  Hansens,  fortgesetzt,  dem  (vor  4540)  die  Gör- 
litzer in  seinen  Hof  zu  Weicha  eingefallen  waren  i^].  4545  wur- 
den Caspars  Söhne:  Georg,  Hans,  Caspar,  Balthasar  und 
Erasmus,  mit  diesem  Gute  belehnt.  Von  denselben  verkauften 
Balthasar  4562  und  Caspar  4563  ihre  Antheile  an  Haug  v.  M.  auf 
Gröditz.  — 

Wie  ebenfalls  bereits  erwähnt ,  gehörte  das  SO.  von  Seidenberg 
unter  der  Herrschaft  Seidenberg-Friedland  gelegene  Dorf  BuUendorf 
mindestens  schon  Anfang  des  4  5.  Jahrhunderts  einer  besonderen  Linie 
derer  v.  M.,  sei  es,  dass  dieselbe  von  Heinrich  (4403}'  oder  dessen 
Sohne  Hans  (4422)  oder  von  Caspar,  dem  Lehnsmann  Hansens 
V.  Biberstein  (4409)  abstammt.  Obgleich  das  Dorf  ausserhalb  der 
jetzigen  Grenzen  der  Oberiausitz  liegt ,  fügen  wir  doch  die  wenigen 
Notizen  über  diese  Linie ,  die  uns  zu  Gebote  stehen ,  bei,  da  einige 
Glieder  derselben  zu  Zeiten  auch  in  der  Oberlausitz  viel  genannt 
wurden.  4454  war  ein  Peter  v.  M.,  jedenfalls  a.  d.  H.  Buliendorf, 
Schöppe  im  Hofgericht  zu  Friedland  und  4464  —  68  Bürgermeister 
zu  Seidenberg,  und  gleichzeitig ^ ein  Hincke  v.  M.  auf  Bullendorf 
Bibersteinscher  Hauptmann  indieser  Stadt.  4494  war  ein  Leonhard 
V.  M.  Genosse  des  Strassenräubers  Adam  Schwabe,  der  besonders  die 
Stadt  Görlitz  befehdete.  Gleichzeitig  waren  auch  Georg  und  Hans 
V.  M.  auf  Bullendorf  gesessen,  die  4499  bei  einer  Verreichung  durch 


M)  CtrpzoT,  Ehrent.  I.  160.        is)  K.  Script,  rar.  las.  HI.  100. 


106.  Die  Mehl  v.  StrOhUts.  — 107.  Die  v.  Merschitz.  359 

• 
Mathias  v.  Biberstein  Zeugen  waren  k^),  und  von  denen  Georg  4490, 
Hans  aber  von  1500 — 1 0  Hauptmann  zu  Seidenberg  war.  Dieser  Hans 
V.  M.  Verbandsich  (4510)  mit  dem  Strassenrauber  Heinrich  Kragen 
und  sagte  gemeinschaftlich  mit  ihm  den  Sechsstädten  förmliche  Fehde 
an.  Die  Städte  setzten  daher  auch  auf  seinen  Kopf  einen  Preis.  End- 
lich (4545)  wurde  er  auf  meissnischem  Gebiet  gefangen  und  nach 
Dresden  gebracht ,  dort  in  Gegenwart  von  Abgeordneten  der  Sechs- 
Städte  verhört  und  4546  enthauptet  i^). 

106.  Die  MeU  V.  StrohUte. 

Dr.  jur.  Mehl  V.  Str.,  ein  Schlesier,  Vicekanzler  bei  König  Fer-^ 
dinand  von  Böhmen,  war  nach  dem  Pönfall  einer  der  königlichen 
Gommissare ,  welche  an  den  Sechsstädten  die  vom  König  verhängten 
Strafsentenzen  zu  vollziehen  hatten.  Bei  dieser  Gelegenheit  erlangte 
er  4553  pfandweise  (für  8000  Thlr.),  4558  aber  lehnsweise  die  bisher 
der  Stadt  Lauben  gehörigen  Dörfer  Siegersdorf  nebst  Bertis  und  Neudorfy 
femer  Gersdorf  (Heidegersdorf) ,  WcUdau ,  Tzschima  und  'Antheil  an 
Dohms  (sämmtlich  N.  von  Lauben)  i),  verkaufte  sie  aber  bald  wieder 
theils  an  die  v.  Schönaich,  theils  an  die  v.  Gersdorff.  4562  erwarb 
er  (um  300000  fl.)  von  den  Burggrafen  v.  Dohna  deren  Herrschaft 
Grafenstein^  überliess  sie  aber  4586  um  denselben  Preis  an  Hofiinanii 
Freiherm  v.  Grttnenpühl  und  kaufte  dafür  von  den  Herren  v.  Schlei- 
nitz  die  Herrschaft  Rumburg^).  Dort  starb  er  den  24.  Jan.  4589, 
während  seine  Gemahlin  4578  zu  Machendorf  im  Wasser  verun*- 
glückt  und  in  Grottau  begraben  worden  war.  Sein  Sohn  Baltha- 
sar erbte  Rumburg,  musste  es  aber  alsbald  schuldenhalber  ver- 
äussern. —  Von  den  Töchtern  des  Dr.  Mehl  machte  die  eine,  Marie 
Blektin  v.  Audisshom ,  ein  Legat  in  Zittau  und  liegt  dort  begraben ; 
die  andere,  Ursula  v.  Uechtritz,  lebte  ais  Exulantin  in  Giessmanns- 
dorf  bei  Zittau  3) . 

Wl.  Die  V.  Merschitz, 

aus  Schlesien  stammend,  besessen  etwa  seit  Anfang  des  46.  Jahr^ 
hunderts  einen  Antheil  von  Diirrbcydh  (SW.  von  Reichwalde)  nebst 
dem  Rittersitz.     4527  wurde  damit  Jakob  v.  M.  nach  dem  Tode 


1«)  Mende,  Seidenberg  65.  Kloss,  Seidenberg  73.  N.  Script,  n.  64.  418. 
Urk.-Verz.  III.  44«.         »T)  N.  Script.  HI.  125.  Acten  im  A.  Dre»d. 

106.  1)  Uns.  Mag.  1835.  136.  ^  t.  Weber,  Arch.  f.  d.  s&chs.  Gesch.  Neue 
Folge  I.  257.  Laue.  Mag.  1862.  415  flg.  3)  CaTpzov,  Ana).  I.  69.  Pesobeck, 
Bxulanten  85. 


360  n.  Abtheilung. 

• 

seines  Vaters,  dessen  Vorname  nicht  genannt  wird,  belehnt.     Er 

kaufte  4543  von  Siegsmund  v.  Schütz  noch  einen  zweiten  Dorfantheil 

hinzu»  und  war  mindestens  noch  4  554  daselbst  gesessen. 

108,   Die  T.  Metzradti), 

bis  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  Meczenrode  oder  Meczenrade 
genannt,  scheinen  vom  Niederrhein,  wo  die  Familie  aber  bald  darauf 
erloschen  sein  muss,  gegen  Mitte  des  43.  Jahrhunderts  in  die  Ober- 
lausitz eingewandert  zu  sein,  welche  von  da  an  ihre  wesentliche  Hei- 
math geblieben  ist.  Immerhin  ist  es  merkwürdig  und  unerklärt,  was 
für  eine  Veranlassung  irgend  einen  Spross  eines  rheinischen  ritter- 
lichen Geschlechts  gerade  in  diese  östlichste  Gegend  des  damaligen 
Deutschland  geführt  hat,  und  wie  der  ausgewanderte  Zweig  den  alten 
heimischen ,  hier  aber  ganz  fremdklingenden  Namen  mit  Zähigkeit 
festhielt,  während  in  der  Oberlausitz  damals  die  Familiennamen  noch 
nirgends  feststanden,  sondern  der  Zuname  sich  nach  dem  besessnen 
Gute  richtete. 

Die  V.  M.  scheinen  in  der  Oberlausitz  zuerst  das  Gut  Makel  (N. 
von  Budissin)  erworben  zu  haben.  Dies  bildete  wenigstens  schon 
Anfang  des  44.  Jahrhunderts  den  Mittelpunkt  eines  ansehnlichen, 
auf  beiden  Ufern  der  Spree  gelegenen  Gütercomplexes ,  welcher  der 
Familie  gehörte.  Eine  Urkunde  von  4324  (nicht  4S24),  durch  welche 
die  V.  M.  einen  ihnen  zuständigen  Platz  vor  dem  Franziskanerkloster 
in  Budissin  den  dasigen  Mönchen  schenkten ,  enthält  die  vollständige 
Genealogie  der  drei  ältestbekannten  Generationen  der  Familie.  Diese 
Schenkungsurkunde  nämlich  ward  ausgestellt  von  drei  Brüdern  v.  M. 
nebst  ihren  Söhnen,  nämlich  von  Colmann  und  seinen  Söhnen  Sy- 
bert,  Ramfold,  Heinrich;  von  Fritzko  und  seinem  Sohne 
Fritzko,  und  von  Johann  und  seinen  Söhnen  Jensko  und  Otto. 
Und  da  diese  sämmtlich  kein  eignes  Petschaft  besassen,  so  hingen  die 
drei  Brüder  der  Urkunde  die  Siegel  ihres  Vaters  Sybert  und  ihres 
Onkels  Friedrich  an,  welche  bereits  genau  dasselbe  Wappenschild 
zeigen,  das  die  Familie  v.  M.  noch  heut  führt.  Der  letztgenannte 
Friedrich  (der  Onkel)  wird  schon  4  272  und  4  280  unter  den  Mannen 
des  Budissiner  Landes  genannt  und  liegt  bei  den  Franziskanern  in 
Budissin  begraben.  Aus  einer  anderen  Urkunde  von  4353,  in  welcher 
die  meisten  der  Obenerwähnten  ^wieder  aufgezählt  werden ,  einlebt 
sich  nun  auch,  dass  ihr  Familiengut  Milkel  gewesen  sein  müsse.     In 


108.  1)  Ansführlicber  von  uns  behftndelt  Ltns.  Mag.  1872.  161  flg. 


108.  Die  y.  M6tzr»dt.  361 

derselben  bekennen  nämlich  Zybeko,  Ramfold,  Heinrich, 
Fritzko,  Zybert,  Friedrich,  Jenchin,  Cunemann, 
Jenczko  und  Otto,  sämmtHch  v.  M. ,  dem  Pfarrer  Siffri^  zu 
Makel  eine  Mark  Jahreszins  für  das  Domstift  zu  Budissin  schuldig  zu 
sein ,  dafür  dass  dasselbe  erlaubt  habe ,  ^dass  in  Milkel  eine  neue 
Kirche  erbaut  werde^,  und  dafür,  dass  es  dieses  Dorf,  so  wie  die  dicht 
angrenzenden  Dörfer  lAppitsch,  Wessel^  OppitZj  Droben,  Bocka,  Lomske 
und  Ctosta  ^von  allen  ihm  [dem  Domstift]  auf  diesen  Dörfern  zu- 
stehenden Rechten  befreit  babe^.  Wahrscheinlich  also  war  Milkel  bis 
dahin  nach  Budissin  eingepfarrt  gewesen.  * 

Bereits  Ende  des  44.  Jahrhunderts  finden  wir  die  Familie  v.  M. 
in  einer  ganzen  Menge  von  Linien  über  die  nördliche  Oberlausitz  ver- 
breitet. Und  da  sich  eine  Abzweigung  derselben  nicht  genau  nach* 
weisen  lässt,  so  behandeln  wir  im  Folgenden  zuerst  die  verschiedenen 
Linien  im  Budissiner,  dann  die  im  Görlitzer  Weichbild. 

1.  Linie  Milkel. 

Fast  ein  ganzes  Jahrhundert  fehlt  es  uns  über  die  v.  M.  auf  Mil- 
kel an  jeder  Nachricht.  Nur  ein  Nitz sehe  v.  M.  auf  Kauppe  (0.  bei 
Milkel)  wird  1424 — 26  erwähnt,  der  die  Stadt  Budissin  gegen  die 
Hussiten  mitfestigen  half,  und  der  sicher  aus  dem  Hause  Milkel  stam- 
men dürfte.  Erst  von  4450 — 72  wird  wieder  ein  Friedrich  v. 
Metzradt  auf  Milkel  bald  als  Zeuge  in  Kamenz,  bald  (4464)  als  Mitaus- 
steller eines  Reverses  für  den  Bischof  von  Meissen,  bald  (4472)  als 
Vormund  der  Gebrüder  v.  Baudissin  genannt.  —  Von  4482  bis  min- 
destens 4506  besass  Milkel  ein  Hans  v.  Metzradt,  der  bald  als  Lehns- 
Zeuge  bei  Verreichung  von  Schmorkau  an  den  Burggrafen  von  Dohna 
auf  Königsbrück^),  bald  (4468)  als  Aelte^ter  der  Ritterschaft  erscheint 
und  auch  Dubrau  (SW.  von  Milkel)  besass,  wo  er  4500  einem  Unter- 
thanen  einen  Consensbrief  ausstellte.  —  Dieser  Hans  auf  Milkel 
dürfte  einen  Bruder  Nickel  gehabt  haben.  Wenigstens  verkauf- 
ten die  „ungesonderten  Brüder  Hansund  Nickel  zu  Milkel^  4500 
6^2  Mark  Zins  auf  der  ganzen  Gemeinde  Dubrau  und  4506  6  Schil- 
linge auf  dem  Richter  zu  Hermsdorf  (NW.  von  Milkel)  an  das  Dom- 
stift Budissin.  Dieser  Nickel  wird  4489—4540  auch  als  zu  Kauppe 
gesessen  bezeichnet.  Wahrscheinlich  sind  ^Nickel  und  Jakob 
und  andre  ungesonderte  Brüder  zu  Milkel  undKauppe*^,  die  4548 
und  4544  Zins  zu  Maltitz  (N.  von  Lautitz)  an  das  Domstift  über- 


t)  Ardi.  Königabtüek. 


362  II.  Abtheilong. 

Hessen,  seine  Söhne.  Diese  Brttder  Nickel  und  Jakob  zu  Kauppe  und 
Milkel  werden  noch  1531  erwähnt.  Nickel  hatte  in  der  Erbtheilung 
auch  das  schon  seinem  Vater  Nickel  gehörige  Lippitzsdi  erhalten  und 
heisst  daher  häufig  „Nickel  Metzrade  von  Milkel  zu  Lippitzsch^.  — 
Seine  Söhne  erwarben  1540  dazu  noch  eine  Mühle  bei  Kamens. 
1 542  verkauften  Jakob,  Friedrich,  Christoph,  Hans,  unge- 
sonderte Brttder  und  Vettern  zu  Kauppe,  Lippitzsch ,  Milkel,  zugleich 
in  Vormundschaft  von  Caspar,  Georg,  Nickel  zu  Milkel,  10 Seh. 
Zins  auf  ihrem  Gute  Hermsdorf  an  das  Domkapitel.  Der  hier  ge- 
nannte Christoph  besass  mindestens  seit  1540  auch  Uhyst  (NO.  von 
Milkel) ;  daher  werden  im  Musterregister  von  1 551  die  Gebrüder  und 
Vettern  v.  M.  auf  Lippitzsch,  Uhyst,  Milkel  und  Kauppe  als  zusam- 
mengehörig aufgeführt. 

Von  diesen  Familiengütem  verkauften  1586  die  Brttder  Nickel 
und  Georg  ihren  Rittersitz  Lippitzsch  nebst  dem  Dorfe  Wessel  und 
dem  dritten  Theil  am  Pfarrlehn  zu  Milkel  an  Hans  v.  Gersdorff  auf 
Burkersdorf,  und  1598  die  Brttder  David,  Jakob  und  Georg  mit 
Bewilligung  ihrer  Mitbelehnten  ihr  Gut  Milkel  an  Georg  v.  Loben  auf 
Sdier.  Dennoch  verblieben  der  Milkeischen  Linie  noch  eine  Menge 
Gttter.  1612  bestätigte  König  Mathias  den  Gebrttdem  und  Vettern 
Jacob,  Georg,  Nickel,  David,  Friedrich  v.  M.  zu  Neu- 
wiese, Hermsdorf,  Kolmen,  Crosta  und  Dreiweibem  all  ihre  Gttter, 
nämlich  den  Rittersitz  Hermsdorf  und  {Weiss-)  Kolmen  sammt  den 
Vorwerken  Oppitz,  Bocka,  Hammer y  RcUzen  und  Crosta^  dem  Dorfe 
Kleindubra,  einem  Bauer  zu  Riegel  und  zwei  Gärtnern  zu  Drei- 
weibem, 

2.  Linie  Milkwitz  (NW.  von  Budissin) . 

AU  residens  in  Milkwitz  wird  zuerst  ein  Hannus  de  Meczinrode 
erwähnt,  der  1394  Zeuge  bei  einem  Zinsverkaufe  des  Apetz  v.  M.  auf 
Reichwalde  war.  1421  sendeten  auch  ^die  v.M.  auf  Milkwitz^ 
Bauern  zur  Befestigung  von  Budissin  gegen  die  Hussiten.  —  1 440 — SO 
kommt  ein  Nickel  V.  M.  auf  Milkwitz  als  Zeuge  vor.  1470 — 1531 
werden  wiedertiolt  Hans  und  Nickel  daselbst  als  „ungesonderte 
Brttder^  genannt,  weldie  auch  Lubachau  (bei  Grosswelka),  J^ieder- 
uhna  (desgl.)  besassen  und  1524  Nerkhe  (auch  Nerko?)  von  Leonh. 
V.  M.  auf  ScfamöUn  erkauften.  1535  wurden  die  Gebrttder  v.  M.  zu 
Milkwitz  nach  dem  Tode  ihres  Vaters  (jedenfalls  Hans,  der  schon  1517 
als  Besitzer  von  Bolberitz  und  Janowitz  bezeichnet  wird]  mit  MHkwitZy 
Ober-  und  Niederuhna,  Brösem,  (der  oberen  Hälfte  von)  Bolberitz, 


:•■-.' 


Z*  ! 


108.  Die  V.  Metzradt. 


363 


Weidlitz  (sämmtlicb  unweit  Milkwitz),  Techrüz  (SW.  von  Budissin) 
und  Nerko  belehnt.  Ton  diesen  hier  nicht  namentlich  aufgeftthrten 
Brüdern  hatte  Hans  bei  der  brüderlichen  Theilung  Bolberitz  erhal- 
ten und  war  1544  Landrichter  zu  Budissin;  wahrscheinlich  ist  er 
identisch  mit  dem  Hans  v.  M.  auf  Techritz  (1 552] ,  dessen  Söhne 
Hans  und  Moses,  zu  Techritz  gesessen,  4562  Zins  verkauften. — 
Ein  andrer  Bruder  Nickel  hatte  einen  Antheil  an  Milkwitz  erhalten, 
den  er  4557,  ebenfalls  Landrichter,  mit  Genehmigung  seiner  mitbe- 
lehnten Brüder  an  Christoph  v.  M.  auf  Bakelwitz  veräusserte.  —  Ein 
dritter  Bruder  dürfte  Franz  gewesen  sein,  dessen  Sohn  Christoph 
4576  Bauern  zu  Janowitz  verkaufte.  Auch  der  Joachim  v.  M.  zu 
Milkwitz,  der  4563—4565  das  Dort  fiadgendorf  (NO.  bei  Zittau)  be- 
sass  und  4574  auch  Bauern  zu  Janowitz  verftusserte,  dürfte  ein  vier- 
ter Bruder  gewesen  sein.  Alle  Brüder  gemeinschaftlich  veikauften 
4  562  WeiMüz  an  Hans  v.  Poster. 


3.  Linie  Kleinbautzen  (NO.  von  Budissin) . 

Zuerst  im  Jahre  4464  wird  ein  Christoph  v.  M.  ^m  Baudissin*^ 
erwähnt.  Seine  Wittwe  Margare the  gab  4484  nebst  ihren  Söhnen : 
Georg,  Hans,  Christoph  und  Seyfried,  genannt  Schepko, 
^ungesonderten  Brüdern  zu  Baudissin*^,  einem  Unterthanen  zu  Canne^ 
wüz  (0.  bei  Budissin)  einen  Consensbrief.  Von  den  oben  genannten 
Brüdern  ist  Georg  wohl  derselbe,  welcher  4493  als  Hofrichter  zu 
Lobau  vorkommt.  Christoph  aber  gab  4540  zugleich  mit  seinen  un- 
gesonderten Neffen,  (wir  wissen  nicht,  weiches  Bruders  Söhnen), 
Christoph,  Hans,  Hang,  ebenfalls  Consens  fürCannewitz  und 
lebte  noch  4534  zu  Baudissin.  Von  diesen  seinen  Neffen  erscheint 
Haug  4540  als  Hofrichter  zu  Budissin  und  als  gesessen  zu  Dober» 
schitz  (NW.  von  Kleinbautzen) .  Er  hatte  von  Jakob  v.  M.  aus  dem 
Hause  Rttkelwitz  einen  Antheil  V9n  Niedersohland  an  der  Spree 
erkauft ,' trat  denselben  aber  4538  seinem  Bruder  Christoph  ab, 
der  bereits  4535  einen  anderen ,  durch  den  kinderlosen  Tod  Pauls 
V.  Kopperitz  an  die  ;Krone  gefallenen  Antheil  von  diesem  Gute 
erworben  hatte.  Dieser  Christoph  ward  somit  der  Stammvater 
derer  v.  M.  auf  Niedersohland,  die  dies  Gut  bis  4728  besessen 
haben.  —  Baudissin  selbst  gehörte  4544  eblanfalls  einem  Chri- 
stoph V.  M. ,  wir  wissen  nicht  ob  dem  schon  4540  erwähnten. 
4546  wurden  nach  seinem  Tode  seine  Söhne,  Caspar,  Wenzel, 
Seyfert  und  Abraham,  mit  Baudissin  belehnt. .  4554  werden  im 
Musterregister  9,Hans  v.  M.  und  seine  Vettern  auf  Doberschitz ,  Bau- 


äd4  n.  Abtheilung. 

iUs&in  und  Sohland^  zusammen  aufgeführt.  Abraham  auf  Baudissin 
war  4570  Landesältester,  4579  Landvoigt  der  Oberlausitz  und  starb 
160a. 

4.  Linie  Räkelwitz  (N.  von  Marienstem) . 

Obgleich  es  nicht  unmöglich  ist ,  dass  die  v.  Metzradt  dies  Gut 
schon  seit  dem  44.  Jahrhundert  besessen  haben  —  ein  4304  erwähn- 
ter Ramvoldus  de  Rokilwicz  konnte  dem  Vornamen  nach  leicht 
identisch  sein  mit  dem  oben  S.  360  beim  Jahre  4324  genannten  Ram- 
fold  V.  M.  — ,  so  haben  wir  sie  mit  urkundlicher  Sichertieit  erst  seit 
4490  daselbst  gefunden.  In  diesem  Jahre  erklärten  die  Brüder  Nickel 
v.  M.  zu  Grenze  (N.  von  Räkelwitz)  und  Hans  v.  M.  zu  RäkehoüSy 
dass  sie  ihres  verstorbenen  Bruders  Seyfert  Sohne,  Namens  Jakob, 
^nicht  aus  Recht,  sondern  aus  Gnade''  40  Mark  Zins  auf  dem  Nieder- 
kretscham zu  Crosttcitz  [0.  von  Räkelwitz)  überlassen  hätten,  und 
dass  sie  auch  den  beiden  ausländischen  und  ganz  verschollenen  Brü- 
dern dieses  ihres  Neffen,  wenn  sie  wieder  kommen  sollten,  jedem  40 
Mark  Zins  anweisen  wollten.  Hans  v.  M.  zu  Räkelwitz  trat  4503  dem 
Kloster  Marienstem,  wo  er  seine  Tochter  Margarethe  (später  Abba- 
tissin  daselbst)  als  Nonne  einkleiden  Hess,  einen  Lehnmann  zu  Nebeln 
schüz  (W.  von  Räkelwitz)  ab  und  kaufte  4523  kurz  vor  seinem  Tode 
das  Gut  SchmochtUz  (W.  von  Grosswelka).  —  Sein  Bruder  Nickel 
scheint  keine  Kinder  hinterlassen  zu  haben.  Wenigstens  waren  schon 
4505  Nickel  und  Seyfert,  ^Söhne  von  Hans'',  zu  Grenze  gesessen 
und  verkauften  in  diesem  Jahre  und  nochmals  4549  an  Marienstem 
Lehnmänner  zu  Äuschkawitz  (SO.  von  Marienstem).  Ein  dritter 
Bruder  Donat  erhielt  nach  Hansens  v.  M.  Tode  das  Stammgut 
Räkelwitz ,  der  schon  vorher  auch  Bemsdorf  (N.  von  Kamenz)  besass. 
4524  trat  er  seiner  Schwester,  der  AbbaUssin,  einen  Bauer  zu 
Schmeckwüz  und  einen  Gärtner  zu  Höflein  (beide  W.v.  Räkelwitz)  ab 
und  erhielt  dafür  drei  Männer  zu  Wendischbcuelitz  (W.  von  Schmeck- 
witz). Nach  alledem  waren  die  Brüder  Hans,  Christoph,  Jakob 
und  Bastian  V.  M. ,  welche  4529  „nach  ihres  Vaters  Tode"  belehnt 
wurden,  Donats  Söhne.  Denn  als  ihre  Güter  werden  dabei  aufgezählt : 
Räkelwüz,  Bemsdorf j  Bcaditz ,  Döbra  (NO.  von  Kamenz) ,  7Vadott% 
UAegast  (beide  NO.  von  Döbra) ,  Grenze ,  Schmeckwitz ,  SchmerUiz 
(N.  von  Grenze),  drei  Bauern  zu  H($flein  und  ein  Haus  auf  dem  Burg- 
lehn zu  Budissin.  Von  diesen  Brüdem  werden  4554  im  Muster- 
register noch  Hans ,  Christoph  und  Sebastian  als  zu  Räkelvritz  und 
Döbra  aufgeführt.    Jacob  war  4534  kinderlos  gestorben,  worauf  der 


108.  Die  y.  Metzradt.  365 

König  dessen  Gut  Bernsdorf  an  Gangolf  v.  Lüttichau  verkauft,  dessen 
übrige  Besitzungen  aber  an  den  Landvoigt  geschenkt  hatte ,  der  die- 
selben (namentlich  halb  Schmorkau)  4537  wieder  an  Christoph  v.  M. 
auf  Rakeiwitz,  den  Bruder  (des  Verstorbenen,  abliess.  1557  kaufte 
dieser  Christoph  auch  noch  von  Nickel  v.  M.  auf  Milkwitz  dessen 
Antheil  an  diesem  Gute.  Als  er  starb  wurden  seine  Söhne  D  o  n  a  t, 
Hans,  Christoph  und  Seyfried  belehnt  mit  Räkelwitz,  Milk- 
witz,  Schmeckwitz  j  42  Bauern  in  Baselitz ,  Schmerlitz,  Grenze,  zwei 
Männern  in  Brautitz  (0.  von  Crostwitz) ,  5  Gärtnern  in  Höflein ,  halb 
Brösem  (bei  Uhna] ,  Uhna  (?„Wunaw^)  und  dem  Hause  auf  dem 
Burglehn. 

5.  Linie  Förstchen  (zwischen  Goda  und  Budissin) . 

Wir  vermuthen ,  dass  sich  diese  Linie  von  Milkwitz  abgezweigt 
habe.  Zuerst  4502  wird  ein  Hans  v.  M.  zu  Förstchen  erwähnt,  viel- 
leicht derselbe,  der  4500,  als  zu  Luya  (N.  von  Milkwitz)  gesessen, 
Zins  auf  der  ganzen  Gemeinde  zu  Schmochtitz  (S.  von  Miikwitz)  ver- 
kaufte. 4540  veräusserte  Hans  v.  M.  zu  F.  Zins  zu  Golenz  (0.  bei 
Gaussig).  Jedenfalls  waren  seine  Söhne  die  Brttder  Heinrich, 
Leonhard,  Nickel  und  Georg  zu  F.,  die  4549  35  Mark  Zins  auf 
ihrem  ganzen  Dorf  Grosswelka  (S.  von  Milkwitz)  dem  Domkapitel  zu 
Budissin  überliessen.  Von  den  eben  genannten  Brüdern  verkaufte 
Georg  4523  das  Gut  Euga  an  die  v.  der  Planitz;  Heinrich  und  Nickel 
wohnten  in  Förstchen  und  besassen  ausserdem  Brautitz  (0.  von  Ma- 
rienstem),  Schmochtitz  und  Grosswelka  (4537 — 47).  Der  vierte  Bru- 
der Leonhard  sass  zu  Schmölln.  Als  Letztrer  4533  starb,  suchten  für 
dessen  unmündige  Söhne,  Hans  und  Christoph,  „Herr  Johann, 
Dompropst  zu  Naumburg  und  Nickel,  Gebr.  v.  M.^,  die  Lehn.  Es  war 
dieser  „Nickel  auf  Förstchen*^,  der  1545  den  Vorritt  that.  Im  Muster- 
register von  4554  werden  die  Gebrüder  und  Vettern  v.  M.  auf  Pörst^ 
chen  y  Schmölln ,  Milkwitz ,  Weidlitz  und  Hähnichen  zusammen  aufge- 
führt. 

6.  Linie  Herbigsdorf  (SO.  von  Löbau). 

Seit  4534  finden  wir  im  Besitz  dieses  Guts  die  Brüder  Nickel; 
Caspar,  Georg,  Christoph  v.M.,  die  Söhne  eines  damals  be- 
reits gestorbenen  Heinrich.  Sie  hatten  ihren  Antheil  an  Herbigs- 
dorf, bestehend  in  Gut  und  Vorwerk  erst  kürzlich  von  den  Gebrüdern 
V.  Temritz  auf  Oelsa  erworben  und  wurden  damit  4532  belehnt. 
Zu  diesem  Zweck  hatten  sie  ihr  bisheriges  Gut  Quatitz  (0.  von  Milk- 


366  n.  Abtheilung. 

witz],  das  mindestens  schon  1515  ihrem  Vater  gehörte,  an  Nickel 
V.  Gersdorff  verkauft.  Später  scheint  von  diesen  Brüdern  Nickel  v. 
M.  das  Gut  Herbigsdorf  allein  übernommen  zu  haben.  Derselbe  hatte 
seit  1515  in  Wittenberg  studirt  („Nicolaus  Mectzenrodt  de  Quatitz^} 
und  war  mindestens  seit  1545  bis  zu  seinem  Tode  Klostervoigt  von 
Marienstem.  Er  übte  seine  Amtsgewalt  in  strenger,  eigennütziger 
Weise.  Er  verkümmerte  dem  Städtchen  Bernstadt  seine  alten  Rechte 
und  Privilegien ,  hatte  auch  vom  Kloster  selbst  das  Dorf  Kunnersdorf 
auf  dem  Eigen  an  sich  gebracht.  Zugleich  war  er  seit  1 543  Hofrichter 
zu  Löbau  und  nach  dem  Pönfall  (1547)  einer  der  königlich  böhmischen 
Commissare.  Von  den  einst  der  Stadt  Löbau  gehörigen  und  durch 
den  Pönfall  verlorenen  Dörfern  erwarb  er  (1549)  das  Dorf  Ebersdorf, 
den  halben  Löbauer  Berg  und,  wie  es  scheint,  auch  Schönbach  (SW. 
von  Löbau).  Nach  seinem  Tode  (1552)  verkauften  seine  Söhne,  Joa- 
chim,  Heinrich  und  andre  ungesonderte  Brüder  auf  Herbigsdorf 
(einer  hiess  Ferdinand),  zuerst  1554  Kunnersdorf  wieder  an  Marien- 
stem, 1562Ebersdorf  an  Andreas  V.  Gersdorff,  der  einen  andern  Theil 
von  Herbigsdorf  besass.  Sie  werden  dabei  „auf  Schönbach^  genannt, 
hatten  aFso  w^ahrscheinlich  auch  ihr  Gut  zu  Herbigsdorf  bereits  ver- 
äussert. 

7.  Linie  Reichwalde  (NW.  von  Niesky'. 

Das  älteste  Stammhaus  der  Familie  v.  M.  im  Görlitzer  Weichbild 
ist  Reichwalde.  Dies  Gut  bildete  den  Mittelpunkt  eines  zusammen* 
hängenden  Complexes  von  Gütern  der  Familie ,  der  —  wir  wissen 
nicht ,  ob  von  Anfang  an  —  die  Dörfer  Liebeln^  Viereicheny  Dürrbach, 
Klüten,  Oelsa,  Zimpel,  Kleinradisch,  Kringelsdorf  Eselsdorf  und  Wun- 
sche umfasste.  Nach  mehreren  dieser  Dörfer  nannten  sich  besondere 
Linien,  ohne  dass  wir  eine  Abzweigung  genauer  hätten  ermitteln 
können. 

1394  verkaufte  ein  Apetz  v.  M.,  residens  in  Richenwalde, 
dem  Domstift  Budissin  2  Mark  Zins  auf  seinen  Gütern  zu  Mönau  (NO. 
von  Milkel) .  Gewährsbürgen  waren  sein  Bruder  Johann  und  H  a  n  - 
nus  V.  M.  auf  Milkwitz,  was  auf  den  Zusammenhang  der  Reichwalder 
mit  der  Milkwitzer  Linie  deutet.  1396  wurden  zu  Görlitz  Cun- 
czschil,  Jenchin  und  Jocheyn  Gebr.  v.  M.  verglichen  ^um  die 
Zeidler^,  wobei  ein  Nycze  v.  M.  Zeuge  war.  Der  Zusatz:  „Was 
sich  in  vorigen  Sachen  verlaufen  hat  zwischen  Jocheyn  und  den  Zeid- 
lern,  die  soll  Cunczil  gestellen  in  das  Gericht  zu  Reichwalde^,  er* 
weist ,  dass  die  Brüder  entweder  auf  Reichwalde  oder  auf  einem  zu 


108.  Die  V.  Metzradt.  367 

diesem  Hauptgut  gehörigen  Nebengute  gesessen  waren.  Da  nun  Apetz 
noch  bis  1404  vorkommt,  so  dürften  die  Genannten  nicht  seine,  son- 
dern die  Söhne  seines  Bruders  Johann  sein.  Der  hier  erwähnte  Jenchin 
ist  wohl  identisch  mit  dem  Jenchin  v.  M.  auf  Liebeln  ^  der  1398  nach 
Görlitz  vor  Gericht  geladen  ward  und  als  Stammvater  der  Linie  Lie- 
beln gelten  darf.  Dessen  Bruder  Joachim  aber  wird  1399  und  1403 
als  zu  Viereichen  bezeichnet,  woselbst  eine  besondere  Linie  bestand, 
die  1 468  mit  einem  andern  J  »a  c  h  i  m  erlosch ,  worauf  der  König  das 
Gut  an  Joh.  Bereyth,  Bttrgef  zu  Görlitz,  verkaufte. 

Als  Besitzer  von  Reichwalde  selbst  erscheinen  später  Chri- 
stoph und  Mauritius  v.  M.,  die  wir  fttr  Söhne  von  Apetz  halten. 
Christoph  war  1413  von  seinem  Vetter  Heinke  (auf  Kringelsdorf) 
verklagt  worden.    1419  begehrte  er  von  Görlitz  Hülfe  gegen  Hans 
v.  Penzig  auf  Muskau,  von  dem  er  befehdet, . berannt  und  gebrannt 
worden  war.    Er  lebte  noch  1455,  wo  er  einen  Vergleich  mit  dem 
Vormunde  von  Hieron ymus  v.  M.  (wohl Sohn  von  Mauritius]  schloss. 
Seine  Söhne  hiessen  (1 448)  P  a  u  1  und  Johann.   Es  scheint,  dass  der 
Vater  später,   als  die  Söhne  starb,  und  dass  jener  Hieronymus 
zu  Reiohwalde  (1503)  sein  Enkel  war.  Vielleicht  war  auch  der  gldch- 
zeitige  Servatius  v.  M.  auf  R.  ein  Enkel  von  Christoph  oderMau- 
rilin«    Serv^AU|jaayd  als  ein  Verwandter  derer  v.  Nostitz  auf  Rothen- 
burg 1505  mTt  (l'ensdben  zu  gesammter  Hand  belehnt  und  lebte  noch 
1523.     Sein  Sohn  Hans  war   1531  Inhaber  von  Reichwalde,  wir 
wissen  nicht,  ob  derselbe  Hans,  der  auch  noch  1568  daselbst  vor- 
kommt. 


8.  Linie  Liebeln. 

Nach  dem  1398  (S.  367)  genannten  Jenchin  v.  M.  auf  L.  wer- 
den Col  mann  (1422 — 44)  und  Jone  (1422—32)  daselbst  erwähnt. 
Vielleicht  war  es  dieser  Colmann  v.  M.,  der  1410  (nebst  einem  Bal- 
thasar und  einem  Hans  v.  M.)  als  Söldner  des  deutschen  Ordens 
sich  in  Preussen  befand.  Darauf  haben  wir  über  ein  Jahrhundert 
lang  keinen  Besitzer  dieses  Gutes  gefunden ;  es  war  jedenfalls  an 
die  Hauptlinie  Reichwalde  zurück  gelangt.  1565  verkauften  die 
Gebrüder  v.  M.  auf  Reichwalde  den  einen  Antheil  von  Altliebeln  an 
Georg  V.  Nostitz  auf  Jabmen;  ein  andrer  Antheil  war  von  ihnen  1566 
um  231  Seh.  Gr.  an  das  Domstift  Budissin  versetzt,  später  aber  wahr- 
scheinlich wieder  eingelöst  worden.  1580  erkaufte  ein  Günther  auf 
Reichwalde  Antheil  von  Kleinliebeln  von  Georg  v.  Rabenau.  1593 
trat  Günther  v.  M.,  wir  wissen  nicht  ob  derselbe,  auf  Altliebeln 


368  II-  Abtkeilmig. 

tauschweis  an  seinen  Bruder  Hans  das  Gut  Kleinlidfeln  und  Antheil 
an  Publik  (N.  von  Liebeln)  ab ;  diese  Besitzungen  gingen  h  594  nacl 
Hansens  Tode  an  dessen  Sohn  Georg  tlber. 

9.  Linie  DUrrbach. 

Seit  4  408  werden  in  den  GOrlitzer  Gerichtsbttchem  mehrfach  ein 
Nickel  und  ein  Heinke  v.  M.  erwähnt,  von  denen  Ersterer  4410 
als  zu  Dürrbach  gesessen  bezeichnet  wird  und  wohl  identisch  ist  mit 
dem  Nickel,  der  4449  als  Besitzer  von  Dürrbach,  Kringelsdorfj  Esels- 
berg,  Klüten  und  Kleinradisch  aufgeführt  wird.    Er  hatte  noch  einen 
Bruder  Namens  Georg,  mit  welchem  er  4  44 8  geächtet  ward,  weil  sie 
in  fremdem  Pfände  sassen.    Später  finden  wir  auf  Dttrrbach  ^ie  auf 
Kringelsdorf  besondere  Linien.    Um  4  430  hatten  S  i  e  g  s  m  u  n  d  v.  M. 
amf  Dürrbach  und  „der  grosse  Sybeko  v.  M."  einen  Raub  verübt. 
4480  klagten  „die  Söhne  Siegsmunds,  Nickel  und  seine  ungesonder- 
ten Brüder^,  nämlich  Hans  und  Christoph,  gegen  einen  Bauer 
zu  Reichwalde.  Von  diesen  Brüdern  war  Hans  4  485 — 88  Amtshaupt- 
mann zu  Görlitz  und  4489  zu  Budissin.    Die  drei  Brüder  hatten  von 
König  Mathias  von  Ungarn  die  Anwartschaft  auf  die  Güter  (Nieder- 
Rennersdorf,  (Ober-)  Berthelsdorf  (beide  NO.  von  Hermhut)  und  halb 
Wiesa  (W.  von  Rengersdorf)  erhalten.,  wftlp^hfrr;  '  Lct'^*^  Tode   des 
-^*maligen  Besitzers,   Heini*ft  v.  Gersdorff,   afi  die  Krone   fallen 
mussvpn.     Das  einzige  1L\^  <les  Letzteren,  Anna  v.  Gersdorff,  w^ar 
mit  Hanw7  y.  m.  verheir^^l^^^-    ^  ^^^^  derselbe  denn  in  Folge  jener 
Anwartschin^  als  /^  älteste  der  Brüder  und  Schwiegersohn  des 
V.  Gersdorff,  cRI^  Jesitz  jener  Gersdorff'schen  Güter  an  und  liess  4  489 
seiner  Frau  die  Hälfte  derselben  als  Leibgedinge  reichen.    Als  aber 
auch  er  um  4  495,  wie  es  scheint  kinderlos,  starb,  zog  der  Landvoigt 
Siegsm.  v.  Wartemberg  diese  Güter  und  ebenso  noch  einige  Bauern 
zu  Rengersdorf,   welche  Hans  v.  M.  erkauft  hatte,  als  heimgefailenes 
Lehn  ein.     Darüber  beschwerten  sich  die  überlebenden  Brüder, 
Christoph   und  Nickel  v.  M.   auf  Dürrbach,   bei  König  Wladisiaus 
und  baten  ihn ,  jene  eingezogenen  Güter  ihnen  wieder  zuzustellen, 
weil  die  Anwartschaft  auf  dieselben  nicht  bloss  ihrem  gestorbenen 
Bruder    Hans,    sondern   auch  ihnen   selbst   ertheilt  worden  war. 
Daher  erliess  der  König  4  498  S)  an  Ritterschaft  und  Städte  der  Ober- 
lausitz den  Befehl ,  darüber  zu  untersuchen  und  zu  entscheiden ,  ob 
jene  Brüder  von  Rechtswegen  oder  nach  Gewohnheit  des  Landes  soll- 


3)  ZitUner  RathsMbliothek. 


lOS.  Die  y.  Metzradt.  369 

ten  in  die  Güter  eingesetzt  werden  oder  nicht.  Es  scheint,  dass  die- 
selben ihnen  abgesprochen  worden  seien.  —  Auch  Christoph  und 
Nickel  waren  kinderlos;  daher  ward  4509  und  abermals  4523  dem 
Heinrich  V.  M.  auf  Kringelsdorf,  und  falls  dieser  selbst  früher  ster- 
ben sollte,  dessen  Bruder  Hartwig  die  Anwartschaft  auf  Dürrbach 
ertheilt.  4554  im  Musterregister  werden  „die  Gebrüder  und  Vettern 
V.  M.  zu  Dttrrbaoh  und  Zimpel^  (S.  von  Dürrbach)  zusammen  aufgezahlt; 
dies  Zimpel  aber  wurde  4572  an  Casp.  v.  Nostitz  auf  Jahmen  verkauft. 

Die  Dörfer  Eselsberg,  Kutten  und  Oelsa  hatten  einst  (4449)  zu 
Dürrbach  gehört;  später  zweigten  sich  nach  denselben  besondere 
Nebenlinien  ab.  Als  zu  Eselsberg  gesessen,  haben  wir  zuerst  4545 
Siegsmund  v.  M.  gefunden,  vielleicht  denselben  Siegsmund,  der 
1509  seinen  Bruder  ermordet  hatte.  —  4555  wurden  die  Gebrüder 
Hans  und  Caspar  zu  Eselsberg  nach  dem  Tode  ihres  Vaters  mit 
dessen  Gütern  belehnt.  Nach  dem  Tode  dieses  Hans  erbte  sein  Sohn, 
ebenfalls  Hans  genannt,  von  ihm  Eselsbergy  Wunsche,  Antheil  an 
Baxberg  (W.  von  Eselsberg)  und  erkaufte  4603  von  Christoph  v.  Nostitz 
das  Gut  Dürrbach,  das  inzvnschen  von  der  Dürrbacher  Hauptlinie 
veräussert  worden  war,  wieder  zurück.  — 

Als  zu  Oelsa  gesessen  haben  wir  4483  einen  Hentz  M.,  genannt 
Holuschke .  .j^^. . -'Ha^ngesonderten  Brüder  Hans  und  S  e y  f  r  i  e  d, 
\o04 — 44  einen  Henrrich  and  am  4534  wieder  einen  Hans  ^i^ 
gefunden. 

40.  Linie  Kringelsdorf. 

Auch  dieses  Gut  gehörte  4449  noch  zu  Dürrb^^^  4422  aber 
werden  Nickel  und  Heinrich  v.  M.  als  daselbsf^^essen  bezeich- 
net. 4439  waren  Colmann,  Mauritius  und  Siegsmund  v.M. 
zu  Kringelsdorf  Schoppen  im  Hofgericht  zu  Görlitz.  4  447  stellten 
H  e  i  n  z  e  und  G  e  o  r  g  zu  Kringelsdorf  einen  Gunstbrief  aus.  4  509  und 
4523  wurde,  wie  oben  erwähnt,  dem  Heinrich  v.  M.  auf  Kringels- 
dorf die  Anwartschaft  auf  den  Anfall  von  Dttrrbach  ertheilt ;  für  den 
Fall  aber,  dass  Heinrich  selbst  vor  dem  Tode  seiner  Vettern  Christoph 
und  Nickel  auf  Dürrbaeh  stürbe ,  sollte  diese  Anwartschaft  auf  Hein- 
richs Bruder,  Herrn  Hartwig  („Wicke"),  ebenfalls  auf  Kringelsdorf, 
übergehen.  4538  verkaufte  Heinrich  und  die  Vormünder  des  nodi 
unmündigen  Melchior  v.  M. ,  jedenfalls  seines  Neffen,  das  Gut 
Kringelsdorf  an  die  Kinder  des  Hieronymus  v.  Noslitz.  Wir  ver- 
muthen ,  dass  Heinrich  damals  bereits  den  Besitz  von  Dürrbach  an- 
getreten und  dazu  auch  Zimpel  erkauft  habe.     4545  wurden  nach 

K n  oth  • ,  Oeicli.  d.  Oberl.  Ad«ls.  24 


370  n.  Abtheilung. 

dem  Tode  ihres  Vaters  Valten,  Georg  und  Hans,  Gebr.  v.  M.. 
mit  Zimpei  belehnt. 

109»  Die  Herren  y.  Hieheisberg  oder  Miehalowltz 

waren  ein  Zweig  des  alten  böhmischen  Herrengeschlechts  der  Mar- 
quarditze,  der  sich  nach  seiner  Burg  Michälowitz  bei  Bunzlau  be- 
nannte. Vor  Mitte  des  43.  Jahrhunderts  besassen  sie  auch  die 
grosse  Herrschaft  Seidenberg -Priedland,  die  ihnen  aber  von  König 
Ottokar  n.  alsbald  nach  seinem  Regierungsantritte  (4253)  genommen 
ward  ^) .  Jedenfalls  aus  jener  Zeit  stammte  noch  ein  anderes  Besitz- 
thum ,  das  Dorf  Schlegel  (N.  von  Hirschfelde) ,  das  ihnen  die  Ungnade 
des  Königs  wohl  deshalb  nicht  hatte  entziehen  können ,  weil  es  in 
einer  anderen  Herrschaft  (Rohnau)  gelegen  und  überdies  von  denen 
V.  M.  zu  Lehn  ausgegeben  worden  war.  Als  nun  die  Lehnsinhaber 
desselben,  Vorcho  und  Bernhard  v.  Opal  (auf  Türchau),  4287  Schlegel 
an  das  Kloster  Marienthal  verkauften,  verzichtete  Johannv.  Michel- 
berch  „mit  Zustimmung  seiner  Gemahlin  und  seiner  Kinder  für  das 
Seelenheil  seines  Vaters  und  andrer  Vorfahren"  auf  alle  Rechte .  die 
er  })isher  an  dem  Dorfe  gehabt  hattet) .  —  Im  Jahre  4343  ^)  wurde  das 
damalige  yjHaus'^  auf  dem  Oybin  bei  Zittau  9,von  des  Michelsberg  Volk 
erstiegen",  eine  Begebenheit;  ttber  welche  jede  n^jjjfjj^sjoinde  fehlt. 
Jedenfalls  ging  hieraus  nicht  ein  berecbtig^**  ulid  längerer  Besitz  des 
Oybins  hervor.  —  Wohl  abe^  hatce  spater  ein  Johann  v.  Mi cha- 
lowicz  W4  Kaiser  Karl  I^-  Güter  in  der  Oberlausitz  erhalten ;  denn 
4396*)  ve^i^tete  sieb  dieser  Johann  gegen  König  Wenzel,  „die 
Lehen  in  de^QT  "^r-j  Lausitz  und  im  Lande  Budissin ,  welche  ilim 
Kaiser  Karl  gereiÄ**>^,  zurückzustellen".  Was  für  Güter  dies  gewesen, 
ist  nicht  bekannt.  —  Seitdem  sind  die  Herren  v.  M.  zwar  noch  oft 
theils  in  freundliche ,  theils  in  feindliche  Beziehungen  zu  der  Ober- 
lausitz getreten,  aber  nicht  mehr  in  derselben  sesshaft  gewesen. 

110.  Die  T.Milde. 

Eine  Familie  Milde  war  mindestens  seit  dem  45.  Jahrhundert  in 
Zittau  ansässig ;  H5S  war  ein  Frenzel  M.,  4525  ein  Georg  M.,  der 
4540  starb,  Rathsherr  daselbst^).  Wohl  von  Letzterem  (oder  von 
einem  Hans  Milde,  der  das  Gebäude  der  jetzigen  Stadtapotheke  be- 


109.  1)  Dobner,  monum.  IV.  115.        2)  Cod.  Las.  127.        8)  N.  Script,  rer. 
las.  I.  8  and  142.        «)  Pelz«l,  Wenzel  U.  329. 

HO.  «)  N.  Script.  I.  74..Carptov,  Anal.  U.  276. 


111.  Die  y.  Hiititz.  371 

sessen  haben  soll)  stammte  Joachim  M.,  der,  45S8  geboren,  zuerst 
die  Kaufmannschaft  in  Königsberg  erlernte ,  später  aber  noch  studirt 
zu  haben  scheint,  da  er  nicht  nur  4560  Rathsherr,  sondern  4574 
Stadtrichter  und  4582  Bürgermeister  in  seiner  Vaterstadt  wurde. 
Wann  er  geadelt  worden  ist,  wissen  wir  nicht;  aber  schon  4566 
musste  er,  alsAdlicher,  persönlich  das  oberlausitzische  Gontingent 
auf  dem  Zuge  gegen  die  Türken  begleiten.  Vor  4576  kaufte  er  von 
Christoph  v.  Schleinitz ,  Herrn  auf  Tollenstein ,  Eibau  und  Nieder- 
letUei^sdorf  (W.  bei  Eibau).  In  letzterem  Dorfe  zog  er  die  drei 
Bauern,  welche  die  Pfarrwiedemuth  in  Spitzkunnersdorf  zu  bestellen 
hatten,  ein  und  wies  seine  Unterthanen  in  die  Kirche  zu  Eibau.  Von 
seiner  zweiten  Frau  Martha  geb.  Schmied  v.  Schmiedebach  hinter- 
Hess  er  bei  seinem  Tode  (4584)  zwei  Töchter,  Elisabeth,  verh. 
mit  Georg  v.  Wicke,  welche  das  auf  sie  gekommene  Leutersdarf  an 
den  Inhaber  der  böhmischen  Herrschaft  Rumburg  verkaufte,  und 
Martha,  welche  sich  4594  mit  Nicol.  v.  Lanckisch  auf  Neuhörnitz 
und  nach  dessen  Tode  mit  Joh.  Miesler,  Amtsschösser  zu  Amshaug 
verheirathete  und  4647  als  Wöchnerin  starb.  Femer  hlnterliess  er 
zwei  Söhne  Georg  und  Christoph  v.  Hilde,  welche  Eibau  erb- 
ten ,  aber  beide  unvermahlt  starben ,  so  dass  dies  Lehngut  an  den 
Landesherrn  zurückfiel ,  der  es  an  Hans  v.  Tschimhaus  verkaufte  ^) . 

111.   Die  T.  MUtitz  i). 

Im  Jahre  4468  erkauften  die  Brüder  Heinrich,  Hans  und 
Georg  V.  M.  a.  d.  H.  Scharfenberg  bei  Meissen  von  Jak.  v.  Ponikau 
a.  d.  H.  Elstra  das  Gut  Pulssnüa  nebst  Pertinenzen.  Bald  darauf  aber 
scheint  der  zweite  Bruder  Hans  allein  diese  Besitzung  Übernommen 
zu  haben.  Er  starb  schon  vor  4476,  worauf  sein  Bruder  Heinrich, 
Verweser  des  Fürstenthums  Sagan,  die  Vormundschaft  über  den  Sohn 
des  Verstorbenen ,  ebenfalls  H a n s  genannt,  übernahm.  Als  dieser 
^Hans  der  jüngere"  v.  M.  4494  durch  den  Landvoigt  und  4497  durch 
den  König  von  Böhmen  selbst  mit  Pulssnitz  belehnt  ward,  werden  als 
Pertinenzen  aufgezählt:  halb  Ohom^  Vollung,  ITiiemendorf,  tiässlich^ 
Schwosdorfj  Hennersdorf,  Niedersteina,  Hauswalde,  Brettnig  und  die 


3)  Du  Zlttauer  Tagebucli  1861  S.  122  nennt  nocli  zwei  Töchter  Joaohimft 
T.M.,  Helene,  verh.  mit  Ge6rg  Walbnrger,  und  Dorothee,  Terh.  mit  dem  ZU- 
taner  BOigenneister  Kxolaoft,  von  denen  aber  wenigstens  der  ▼.  Milde'sche  Stamm- 
baum bei  Pletschmann  (G^atnlatlonsschrift  zn  M.  Lanckisch,  Pfarrers  in  Scbwerta, 
5Qjahrigem  Jnbilänm  1734  4o  S.  18)  nichts  weiss. 

111.  1)  Ansf&hrlicher  Ton  ans  behandelt  im  Lans.  Mag.  1865.  293  flg. 

24* 


372  II.  Abtheilung. 

• 

drei  Dörfer  Obersteina,  Weissbach  und  Möhrsdorf,  die  nach  dem  Tode 
der  Wittwe  eines  früheren  Besitzers,  Niool.  v.  Ponikau,  deren  Leib- 
gedinge sie  jetzt  waren,  wieder  an  Pulssnitz  zurückfallen  sollten,  (was 
nach  4503  erfolgte).  Zugleich  mit  seiner  Belehnung  erlangte  Hans  der 
jüngere  v.  M.  von  König  Wladislaus  für  seine  Stadt  Pulssnitz  einen 
zweiten  Jahrmarkt ,  den  er  aber  eigenmächtig  auch  zu  einem  Woll- 
markt erweiterte.  Auf  Klage  der  hierdurch  beeinträchtigten  Bürger 
von  Kamenz  musste  dieser  Jahrmarkt  1503  wieder  9,abgethan^  wer- 
den. —  Bald  darauf  muss  Hans  v.  M.  gestorben  sein,  denn  4504  wur- 
den die  Privilegien  der  Stadt  Pulssnitz  in  üblicher  Weise  neu  bestä- 
tigt ebenfalls  durch  einen  Hans  v.  M. ,  der  sich  den  Sohn  Hansens 
nennt.  Bei  Gelegenheit  dieses  Todesfalls  erhoben  die  Söhne  jenes 
Jak.  V.  Ponikau,  der  4  468  Pulssnitz  an  die  v.  M.  verkauft  hatte>  Klage, 
dass  in  den  neuen  Lehnbriefen  über  Pulssnitz  die  Mitbeiehnung  derer 
v.  Ponikau  und  derer  v.  Baudissin  auf  Solschwitz ,  die  doch  früher 
stipulirt  worden  war,  weggelassen  sei^  und  erlangten  in  der  That, 
dass  diese  Familien  mit  ihren  Gütern  in  die  Gesammtbelehnung  wie- 
der eingeschlossen  wurden.  Als  aber  Hans  v.  M.  4543  kinderlos 
starb ,  betrachtete  König  Wladislaus  Pulssnitz  dennoch  als  heimge- 
fallenes Lehn  und  ertheilte  dasselbe  Heinrich  v.  Schleinitz,  Herrn  auf 
Tollenstein. 

112.  IHe  V.  Hiückwlte, 

eine  alte  osterländische  Familie,  kommen  sehr  zeitig  auch  in  der 
Oberlausitz  vor.  4280  ^)  war  ein  Ritter  Theodoricus  de  Minquize 
einer  der  Schiedsrichter  zwischen  Peter  v.  Nostitz  und  dem  Kloster 
Marienthal,  also  wohl  im  Lande  angesessen.  Erst  in  der  zweiten 
Hälfte  des  46.  Jahrhunderts  finden  wir  die  v.  M.  wieder.  4563  er- 
kaufte Caspar  v.  Minckwitz  von  den  Gebr.  v.  Poster  den  früher 
Rosenhain^schen  Antheil  des  Städtchens  Ruhland  nebst  dem  Dorfe 
Biehkn  (NO.)  und  bald  darauf  auch,  wir  wissen  nicht  von  wem, 
Lindenau  und  Burkersdorf  (SW.  von  Ruhland) .  Hierzu  muss  er  bald 
darauf  auch  Thräna  (NO.  vonWeissenberg)  erworben  haben,  wenig- 
stens wurde  4565  Caspar  v.  M.  „mit  Thräna  und  Lindenau  neu  be- 
lehnt^. Nach  seinem  Tode  erhielten  4570  seine  Söhne:  Hans, 
Heinrich,  Caspar,  Lothar,  Friedrich,  Ehrenfried, 
E  r  a sm u  s ,  die  Lehn  über  diese  Güter. 


112.  i)  Cod.  Lue.  103. 


113.  Die  V.  Hixmewits.  — 114.  Die  v.  Mtthlen.  873 

113.  Die  T«  Minnewlti 

werden  zuerst  4436  in  der  Person  eines  Conrad  v.  M.,  Vasallen  des 
Bischofs  von  Meissen ,  in  der  Oberlausitz  erwähnt  ^) .  Von  zwei  Vet- 
tern, beide  Hans  genannt,  besass  später  der  eineWeissnßussläz  (S.  von 
Güda)  und  den  dritten  Theil  des  bischöflich  meissnischen  Potschaplüz 
(NO.  von  Bischofswerde),  wo  er  4487  einem  Unterthanen  einen  Gunst- 
brief ausstellte,  und  womit  er  4  488  neubelehnt  ward  ^) .  Der  andere 
Hans  V.  M.  war  zu  Säurüz  (N.  bei  Burkau)  gesessen  und  erscheint 
4476  als  Lehnszeuge.  Letztrer  hatte  keine  Leibeslehnserben.  Deshalb 
belehnte  4  507  König  Wladislaus  Christoph  v.  Kintsch  auf  Burkau  mit 
dem  Anfall  von  Säuritz,  verkaufte  aber  4544  nach  dem  Tode  des  v.  M. 
das  Gut  dennoch  an  das  Domkapitel  zu  Budissin.  Da  meldete  sich 
nicht  nur  Christ,  v.  Kintsch  mit  seinen  Ansprüchen,  für  die  er  (4542) 
450  Mark  erhielt,  sondern  auch  dessen  Bruder  Wolf  v.  Kintsch,  wel- 
cher „etliche  Gerechtigkeit  an  der  Herrschaft  zu  Säuritz,  so  durch 
den  Tod  Hansens  v.  M.  an  dessen  Vetter,  Hansen  v.  M.,  gekommen 
und  gefallen  sei^,  von  diesem  erkauft  hatte.  Auch  er  musste  4543 
vom  Domkapitel  befriedigt  werden  ^j. 

lU.   Dlev.  Hflhlen 

oder  Mylen,  Mielen,  von  denen  wir  nicht  entscheiden  mögen, 
ob  sie  mit  der  auf  Treuen  im  Voigtland  gesessenen  Familie  zusammen- 
hängen, kommen  nur  vorübergehend  in  der  Oberlausitz  vor.  Hans 
V.  Mulhen  hatte  von  König  Wenzel  das  Gericht  in  der  Stadt  Kamenz 
als  Erblehn  erhalten,  verkaufte  aber  dasselbe  mit  des  Königs  Geneh- 
migung 4383  an  den  Rath  dieser  Stadt.  Bald  darauf  begegnen  wir 
oinem  Hannus  v.  Holeyn,  wohl  dem  Ebengenannten,  als  Unter- 
hauptmann von  Budissin,  der  z.  B.  4404  einen  Streit  zwischen  der 
Stadt  Budissin  und  den  Herren  v.  Kottbus  in  der  Niederlausitz  bei- 
zulegen suchte  ^) .  Ob  derselbe  ein  Landgut  besessen  habe,  wissen 
wir  nicht.  Wohl  aber  kaufte  4545  ein  andrer  Hans  v.  Mylen  von 
Valten  v.  Pannewitz  dessen  Antheil  an  Königswarthe.  4548  versdirieb 
er  ^all  seine  Lehngüter^  seiner  Schwester  Anna  v.  Köokeritz  für 
300  fl.;  4555  aber  verkaufte  er  seinen  Antheil  von  Königswarthe 
wieder  an  die  Gebrüder  v.  Penzig.  Wohl  eben  deshalb  hatte  er  in 
demselben  Jahre  einen  Streit  mit  Valentin  v.  Pannewitz  „wegen  des 


113.  0  A.  MStem  No.  212.        >}  Oercken,  Stolpen  503.        >)  Urk.-Terc. 
II.  129^.  A.  Bnd.  oop.  magn.  COLI. 

114.  0  tTrk.-Ven.  I.  liöb.  e.  09rl.  Bathmebn. 


374  n.  Abtheiiung. 

Lehngates,  das  Hans  von  dem  alten  Nickel  v.  Pannewitz  erhal- 
ten" (?)2).  —  Der  Bartsch  Mielen,  der  4545  mit  Christoph  v. 
Luttitz  einen  Streit  hatte,  welcher  die  Abhaltung  einer  Rittertafel  zur 
Folge  hatte  ^) ,  war  ein  niederlausitzischer  Edelmann  und  i  555  Haupt- 
mann zu  Sorau. 

115.   Die  T.  Mnschwitz. 

Obgleich  auch  in  der  Oberlausitz  ein  Dorf  Mauschwitz  (N.  von 
LObau]  gelegen  ist,  so  glauben  wir  doch,  dass  die  v.  Muschwitz,  die 
sich  allerdings  im  45.  Jahrhundert  auch  „v.  Mauschwitz"  schrieben, 
aus  dem  Meissnischen  stammten,  wo  schon  4205  ein  Matthaeus  v. 
Muschwicz  vorkommt ,  und  dass  sie  sich  nach  dem  jetzt  Muschitz  ge- 
schriebenen Dorfe  (N.  von  Meissen)  nannten.  In  der  Oberlausitz  be- 
gegnet uns  zuerst  ein  Conrad us  deMutscitz,  den  wir  trotz  des 
etwas  anders  klingenden  Namens  doch  für  einen  v.  M.  halten,  und 
der  zu  seiner  und  seiner  Frauen  Jutta  Seelenheil  den  Zehnten  im 
Dorfe  Preititz  (NO.  von  Budissin)  an  das  Domkapitel  geschenkt  hatte, 
was  4250  der  Bischof  von  Meissen  bestätigte.  4348  war  ein  Conius  (*?) 
de  Muswitz  Zeuge  bei  dem  Verkauf  des  Guts  Melaune  von  Seiten 
des  Klosters  Marienthal.  4395  wurde  ein  Caspar  de  Huczeuicz 
als  Pfarrer  in  Oderwitz  angestellt^] .  Ende  des  4  4.  Jahrhunderts  waren 
die  V.  M.  im  Görlitzer  Weichbild  ansässig.  4405  brannten  die  Gör- 
lltzer  „denMuschwitzern"  einen  Hof  ab  zu  Petershain  (SO.  von 
Reichwalde].  Von4407 — 24  wird  öfter  ein  Hans  v.der  Mussewitz 
oder  Mutschewitzals  SchOppe  im  Hofgericht  zu  Görlitz,  4437  ein 
Christoph  Mauschewitz,  der  zu  Görlitz  von  Land  und  Städten 
Verzeihung  erhielt,  4439  ein  Merten  v.  der  Mawschwitz  als 
Zeuge  genannt. 

Wahrend  von  all  den  bisher  Erwähnten  nirgends  der  Wohnsitz 
beigefügt  ist,  finden  wir  seit  Ende  des  45.  Jahrhunderts  Hansv. 
Mauschwitz  als  Inhaber  der  Güter  HainewaMe^  Gersdorf  (im  Löbau- 
schen  Weichbild]  und  Antheil  an  Oderwitz ,  den  er  als  Afterlehn  der 
Herren  v.  Schleinitz  auf  Tollenstein  in  Böhmen  besass.  Derselbe  war 
schon  4497,  wo  er  uns  zuerst  begegnet,  einer  der  geachtetsten  Ritter- 
gutsbesitzer der  Zittauer  Gegend  und  untersiegelte,  als  solcher,  in 
diesem  Jahr  einen  zwischen  dem  Rathe  zu  Zittau  und  dem  Adel  des 
Weichbilds  abgeschlossnen  Vertrag.    Ebenso  schloss  er  4540  für  die 


^  L.  B.  Kl  Oft»,  Qenealog.  Nachr.  s.  ▼.        3)  Qberl.  Ntchleee  1767.  338. 
115.  0  Cod.  Lus.  80.  224.  Tingl,  Hb.  qQint.'conflrmat.  P»a«.  p.  241.  249. 


116.  Die  y.  Nadelwitz.  375 

Stadt  Zittau  mit  der  böhmischen  Stadt  Leipa  ein  Uebereinkommen  ab 
und  bewiiiite  4515  durch  seine  Bürgschaft,  dass  zwei  vom  Rathe  zu 
Zittau  eingezogene  Bewohner  von  Reichenau  freigelassen  wurden. 
1 502  war  er  Gewährsbürge  für  Adam  v.  Kyaw  beim  Verkaufe  von 
Sehönfeld  und  4507  Vormund  der  Söhne  des  Zittauer  Bürgers  Wenzel 
V.  £isersdorf.  Er  wird  bald  als  zu  Hainewalde,  bald  als  zu  Gersdorf 
gesessen  bezeichnet  2) .  —  Nach  seinem  Tode  verkauften  (4546)  seine 
Söhne ,  die  Gebrüder  v.  Mausohwitz ,  etliche  Bauern  in  Nieder-  und 
Oberoderwitz  nebst  der  Gerechtigkeit  der  beiden  Pfarrlehen  um  400  fl. 
Ungar,  an  den  Rath  zu  Zittau.  Als  solche  Brüder  werden  genannt 
Gall,  Jacob,  Hans,  Martin  und  Nickel.  4524  trafen  diese 
Brüder  eine  Erbtheilung ,  wonach  Gall  und  Jakob  ihren  väterlichen 
Antheil  an  Hainewalde  und  Grersdorf  an  Martin,  und  Nickel  den  seini- 
gen  an  Martin  und  Hans  überliessen,  ^der  Gesammthand  unbe- 
schadet*. Schon  4529  aber  verkauften  Hans  und  Martin  diese  ihre 
Besitzungen  an  Tyl  Knebel.  So  verblieb  ihnen  nur  noch  ein  Antheil 
an  (Mittel-)  Oderwitz.  Auch  diesen  verkaufte  4537  Nickel,  Hansens 
noch  unmündiger  Sohn  durch  seine  Vormünder  an  die  Gebr.  v.  Kri- 
schau.  Dabei  wird  sein  Onkel  Gall  v.  M.  als  zu  Sdier  (W.  bei  Klix) 
gesessen  bezeichnet  ^) . 

Möglich,  dass  von  einem  anderen  Bruder  Galls  die  Gebrüder 
Georg,  Hans  und  Wolf  v.  M.  abstammten,  welche  4542  denen 
v.  Nadelwitz  das  Gut  Wurschen  (W.  von  Budissin)  abkauften,  und 
von  denen  Wolf  dies  Gut  noch  4554  besass.  Seine  unmündigen  Söhne 
Christoph  und  Wolf  wurden  damit  4565  belehnt  und  erwarben 
4569  noch  Uhyst  an  der  Spree  hinzu.  —  Wie  mit  ihnen  Nickel  v.  M., 
der  4567  mit  dem  Erbgut  zu  Dreiweibem  (N.  v.  Lohsa)  belehnt  ward, 
verwandt  war,  wissen  wir  nicht. 

116.  Die  T.  Nadelwitz 

führten  ihren  Namen  von  dem  gleichnamigen  Dorfe  0.  bei  Budissin. 
1345  lag  bereits  ein  Ritter  Gers  de  N.  bei  den  Franziskanern  dieser 
Stadt  begraben.  4443  war  ein  Heinrich  v.  N.  Zeuge  in  Stolpen  bei 
einer  Leibgedingreichung  und  1 444  ein  v.  N.  Söldner  für  Görlitz  gegen 
die  Hussiten^).  In  den  80er  Jahren  des  45.  Jahrhunderts  erscheinen 
zwei  Linien  derer  v.  N.,  von  denen  die  eine  noch  zu  Nadelwüz  selbst, 

2)  CarpzoT,  Anal.  II.  259.  260.  P  es  check,  Zittau  I.  449.  Schönfelder^ 
Marienthal  111.  3)  Pescheck,  Zittau  I.  240.  Korscheit,  Oderwitz  30.  Lehn- 
büeher  im  A.  Dresd. 

116.  1)  Cod.  Lus.  355.  Grnndmann,  cod.  dipl.  VI.  1421. 


376  II.  Abtheilnng. 

die  andere  aber  zu  Niederkaina  (N.  bei  Nadelwitz)  gesessen  war. 
Beide  hatten  gemeinsdiaftlich  Antheil  an  BasehitZj  Jessnüz  (O.  u.  S. 
von  Nadelwitz)  und  y,Stre8chwüz^,  d.  h.  wohl  Strohschitz  (S.  von 
Neschwitz).  —  Hans  v.  N.,  stets  als  j,daielhst  gesessen'^  bezeichnet, 
wird  4486 — 4529  ziemlich  häufig  erwähnt.  4546  gab  er  einem  Unter- 
thanen  zu  Baschitz  Gunstbrief,  4  5  26  y erkaufte  er  Leute  zn  Kosel  (wohl 
0.  von  Postwitz)  an  Hans  v.  Grisslau.  4529  wurde  sein  Sohn  Hans 
belehnt  mit  Kreckwüz  (NW.  von  Purschwitz))  Strohschitz,  Bcacküz, 
Jessnitz,  Binnewüz  (S.  von  Jessnitz)  und  Pommerüz  (N.  von  Hochkirch) . 
Da  hierbei  das  Gut  Nadelwitz  nicht  mehr  genannt  wird ,  so  wird  es 
noch  Hans  der  Vater  verkauft  haben ;  und  in  der  That  gehörte  es 
4532  einem  Bürger  zu  Budissin.  Hans  v.  N.  der  Sohn  „auf  dem  Burg- 
lehn gesessen^,  verkaufte  4544  seine  5  Bauern  zu  Pommeritz  an  Hans 
v.  GersdorflP  auf  Kuppritz. 

Auf  Niederkaina  gesessen  haben  wir  4484  einen  Balthasar  und 
4486  gleichzeitig  mit  ihm  einen  Hans  v.  N.  gefunden,  der  mit  dem 
gleidizeitigen  Hans  auf  Nadelwitz  nicht  identisch  ist.  Balthasar,  4  488 
— 89  Hofrichter  zu  Budissin,  heisst  seit  4504 2)  ^mWurschen^  ge- 
sessen (N.  von  Pommeritz).  Er  verkaufte  in  diesem  Jahre  Zins  zu 
Krosta  [0,  bei  Schirgiswalde)  und  4540  und  später  oftmals  Zins  zu 
Baschitz  an  das  Domstift  Budissin.  —  4 527  wurden  seine  Söhne  Franz 
und  Hieronymus  mit  Wurschen  und  Kumschüz  (W.  bei  Wurschen] 
belehnt,  verkauften  aber  ersteres  Gut  4532  an  die  Gebr.  v.  Musch- 
witz,  ihre  Verwandten.  Schon  4534  starb  Franz,  worauf  die  v.Muscb-. 
witz  für  seine  unmündigen  Söhne,  Balthasar,  Siegsmund  und 
Hans  V.  N.,  die  Lehn  mutheten.  4554  werden  Hieronymus  und  seine 
Vettern  als  zu  Kumschitz  gesessen  im  Musterregister  aufgeführt.  Auch 
des  Hieronvmus  Söhne  hiessen  Hans  und  Balthasar;  sie  wurden 
4  557  und  4562  mit  Kumschitz  und  einzelnen  Bauern  zu  „Schleckwitz^ 
(wohl  Scheckwitz),  Mehltheuer  (beide  S.  von  Pommeritz) ,  Strohschitz 
und  Biuchitz  belehnt. 

Von  jenem  Hans  v.  N.,  der  4486  als  Mitbesitzer  von  Nieder- 
kaina erwähnt  ward,  haben  wir  keine  zuverlässige  Kunde.  4487  war 
einer  dieses  Namens  zu  Dober schau  (NW.  von  Budissin)  gesessen. 
4544  Hess  sich  ebenfalls  ein  Hans  v.  N.  auf  Kroppen  (S.  von  Ruhland) 
einen  alten  Brief  erneuern,  demzufolge  es  den  Besitzern  dieses  Gutes 
gestattet  war,  Lassäcker  auszusetzen.  Diesem  Zweige  der  Familie  ge- 
hörte wohl  auch  jener  W  o  1  f  v.  N.  zu  Frauendorf  (N.  von  Kreppen)  an, 


«)  Ürk.-Verz.  IH.  6ö».  Vgl.  Ebend.  71  ext.  81. 


117.  Die  V.  NaptiU.  —  US.  Die  v.  NebelBchitz.  377 

der  1548  dies  Gut  mit  Ober-  und  Niedergericiiten ,  wie  er  es  nach 
dem  Tode  seines  Vaters  geerbt,  an  Sebast.  v.  Gersdorff  auf  Ruhiand 
verkaufte  *) .  —  Schon  ein  S  i  e  g  e  l  Balthasars  v.  N.  vom  Jahre  4  481  lässt 
das  Familienwappen,  einen  Hund  vor  einem  Baumchen,  erkennen. 

117.  IHe  T.  Naptitz, 

eine  böhmische  Familie,  waren  Vasallen  der  Herren  v.  Leipa  und 
sollen  von  denselben  die  Stadt  Zittau  selbst  zu  Lehn  gehabt  haben. 
Als  bei  dem  von  KOnig  Wenzel  H.  in  dieser  Stadt  abgehaltenen  Tur- 
niere (1303)  ein  junger  Graf  Barby  erschlagen  ward,  musste  nicht 
tiur  Peter  V.  Naptitz,  sondern  auch  dessen  Lehnsherr  Heinrich  v. 
Leipa  flüchten.  Später  übten  „die  Naptitzer"  und  zwar,  wie  es 
heisst ,  von  dem  Raubhause  auf  dem  Oybin  aus  schlimme  Strassen- 
räuberei ,  was  ein  Grund  gewesen  sein  soll ,  dass  Heinrich  v.  Leipa 
4319  die  ganze  Herrschaft  Zittau  gegen  andere  Güter  in  Mähren  an 
König  Jobann  abtreten  musste  ^) . 

118.  Die  T.  Nebelsehits 

führten  ihren  Namen  von  dem  gleichnamigen  Dorfe  0.  von  Kamenz 
und  kommen  daher  wesentlich  in  Kamenzer  und  Harienstemer  Ur- 
kunden vor;  so  Peter  und  Siefried  v.  N.  1304  bei  einer  Sehen- 
kung  Heinrichs  v.  Kamenz;  soGüntherv.  pf.  1331  bei  einer  Schen- 
kung Theodors  v.  Haugwitz  an  das  Kloster  Marienstem;  so  Tamme 
V.  N.  1374  bei  dem  Kaufe  von  Schönbach  durch  dasselbe  Kloster  i). 
Seitdem  verschwindet  die  Familie  aus  der  Oberlausitz,  erscheint  aber 
schon  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  in  Schlesien,  im  15.  auch  im  Meiss^ 
nischen.  Erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  kehrte  sie, 
wohl  von  Schlesien  aus,  auch  wieder  in  die  Oberlausitz  zurück.  1563 
nämlich  wurden  Peter,  David,  Siegsmund  und  Abraham 
Gebr.  v.  N.  mit  ihrem  „väterlichen  Gut,  einem  Stück  Vorwerk  zu 
Holtendorf^  (W.  von  Görlitz],  belehnt.  Wir  kennen  den  Namen  des 
Vaters  nicht;  doch  kann  er  nur  eben  kurz  vorher  diesen  Gutsantheil 
erworben  haben.  —  Ein  Siegel  ist  uns  nicht  vorgekommen. 


V)  Meist  nach  den  Lebnbüebern  im  A.  Dresd. 

117.  0  N-  Script,  rer.  las.  I.  5  u.  7,  Tgl.  133,  wo  die  Literatur.  Spater  besaaaen 
die  ▼.  N.,  wenn  nicht  Buniburg  selbst»  so  doch  das  Patronatsreobt  daselbst,  denn  1368 
prasentirte  Apeczco  deNapticz  einen  Geistlichen  dahin  (Lib.  I.  confirm.  F.  2  imDom- 
capitelarcbiv  za  Prag).  1395  hatten  die  Naptitzer  Leute  aus  Zittau  gefangen ,  weshalb 
ein  Conyent  zu  Löbau  abgebalten  ward. 

118.  1)  Knothe,  MStern  37.  4t.  56.  . 


378  II.  Abtheilung. 

119.   Die  T.  Nechern 

hiessen  nach  dem  gleichnamigen  Dorfe  W.  von  Weissenberg,  auf  wel- 
chem zuerst  (4448 — 52)  ein  Hans  oder  Jone  v.  N.  vorkommt.  Von 
1469 — 85  finden  wir  einen  Christoph  v.  N.,  y^daselbst  gesessen" ^ 
mehrfach  erwähnt.  1545  werden  zwei  Hans  v.  N.,  „daselbst  ge- 
sessen" ,  genannt ,  von  denen  der  eine  Zins  in  seinem  Dorfe  Kohlwese 
(0.  von  Ppmmeritz)  an  das  Domkapitel  zu  Budissin  verkaufte ,  der 
andere  aber  („Herr  Jone  v.  Necherin ,  Ritter")  dabei  GewährsbUrge 
war  ^) .  Seitdem  sind  wir  ihnen  in  der  Oberlausitz  nicht  mehr  be- 
gegnet ;  wohl  aber  blühten  sie  in  der  Niederlausitz  und  in  Schlesien 
fort.  —  Die  Siegel  Christophs  und  Hansens  v.  N.  (4485  und  4  545) 
zeigen  einen  Pfahl  im  Schilde. 

120.   DIeNesen, 

eine  ursprünglich  hessische  Familie,  kamen  mit  Conrad  N.,  der 
4549  in  Paris  studirte,  4525  in  Wittenberg  Licentiat  der  Rechte,  dann 
Erzieher  der  Söhne  König  Ferdinands  von  Böhmen  und  Ungarn  wurde, 
4533  nach  Zittau,  wohin  Melanchthon  den  jungen  Mann  zum  Amte 
eines  Syndicus  empfohlen  hatte.  Von  da  an  ist  Conrad  N.  bis  zu  sei- 
nem Tode  (4560)  Mitglied  des  dasigen  Raths  geblieben  und  hat  sich, 
mehrfach  zum  Bürgermeister  erwählt,  theils  durch  Förderung  der 
Reformation,  theils  durch  umsichtige  Massnahmen  während  und  nach 
dem  verhängnissvollen  Pönfalle  (4547)  die  grössten  Verdienste  um 
diese  Stadt  erworben.  Schon  4542  war  er  von  König  Ferdinand 
geadelt  worden  (sein  Wappen  zeigt  einen  Frauenkopfy ,  hat  sich 
aber,  soviel  bekannt ,  ebensowenig,  als  seine  Nachkommen ,  jemals 
von  Nesen  geschrieben.  Von  Landgütern  besass  er  die  Stegemtthle 
in  Herwigsdorf  ^  die  er  4546  um  200  Mark  von  den  Cölestinern  auf 
dem  Oybin,  sowie  „Leute,  Erbzinsen  und  Gericht  zu  Radgeruhrp* 
(NO.  bei  Zittau) ,  die  er  4547  ebenfalls  um  200  Mark  von  Andr.  Sie- 
beneicher  erkaufte.  Diesen  Antheil  von  Radgendorf  erhielt  nach 
seinem  Tode  sein  Sohn  Christoph,  während  ein  andrer  Sohn 
Johann  das  kleine  Gut  Poritzsch  (SO.  bei  Zittau)  und  später  Nieder- 
rennersdorf  (0.  von  Hermhut)  erwarb.  Die  Nachkommen  Johanns 
haben  letzleres  Gut  bis  4  793  besessen  ^) . 


119.  1)  Ürk.-Vew.  11.  27c.  uoe.  a.  Bud. 

120.  1)  Nach  Haupt,  Wilhelm  und  Conrad  Brüder  Nesen.    Zittau  1843.    Versl. 
▼.Macke,  Niederrennersdorf  1843.  S.  19  flg. 


121.  Die  V.  Neneshove  oder  Nefshoven.  379 

121.  Die  T.  Neueshore  oder  NefehOTen 

gelangten  um  das  Jahr  1305  in  den  Besitz  des  Erbrichteramts  zu 
Görlitz ,  wodurch  sie  zugleich  Bürger  der  Stadt  und  landesherrliche 
Beamte  wurden..  Der  zuerst  in  diesem  Jahr  genannte  Ritter  Nico- 
laus  V.  Neueshove  erhielt  4306  nebst  seinem  gleichnamigen  Sohne 
von  Seifried  Herrn  v.  Baruth  dessen  Antheil  an  Kunnersdorf  -amI  dem 
Eigen  und  zwar  als  Erbe,  das  seitdem  das  Stammgut  der  Familie 
blieb.  Ausserdem  erwarb  derselbe  (nach  1347)  von  dem  Klostor 
Marienstern  noch  einen  Antheil  von  ^erjsdor/*auf  dem  Eigen  mit  einem 
Jahreszins  von  1 2  Mark ,. desgleichen ^  wir  wissen  nicht,  wann  und 
von  wem,  „Güter  in  Tauchritz^,  wie  es  scheint,  das  ganze  Gut^). 
Ausser  dem  4306  erwähnten  Sohn  Nico  laus,  der  sonst  nicht  mehr 
genannt  wird ,  besass  der  Erbrichter  v.  N.  noch  einen  zweiten  Sohn 
Eymund  (auch  Eymuth) ,  dem  er  schon  um  4342  all  seine  Besif^m 
ungen  in  der  Stadt  Görlitz  aufgegeben  hatt^.  Dieser  Eymund  v.  N. 
nun  wurde  4322 ,  jedenfalls  nach  dem  Tode  seines  Vaters,  auch  mit 
dem  Erbrichteramt  und  mit  den  Landgütern  Tatichritz  und  Betzdorfs 
wie  dieselben  „bisher^  sein  Vater  besessen  hatte,  belehnt^).  Das 
väterliche  Vermögen  zerrann  bald  unter  den  Händen  des  Sohnes. 
Aus  dem  Görlitzer  Stadibuch  erfahren  wir,  dass  er  schnell  nach 
einander  einen  Hof  am  Markte,  einen  Garten  am  Kuttelhofe,  dann  den 
Kuttelhof  selbst  (um  34  Hark);  ebenso  auch  den  Durchzoll  in  der  Stadt 
(um  42  Mark)  versetzen  musste.  Um  4327  trat  er  seiner  Frau  Kuni- 
gund.e  200  Mark  am  Erbgerichte  als  Leibgedinge  ab  und  verpfän- 
dete zugleich  um  andere  200  Mark  seinem  Eidam  Johannes  und  seiner 
Tochter  Clara  das  ganze  Erbgericht,  „dasselbe  zu  halten  zu  seiner 
Hand*^,  bis  die  200  Mark  dem  Johannes  zurückerstattet  seien.  Endlich  . 
verkaufte  er  sammt  seiner  zweiten  Frau  Fria  4339  seinen  Antheil 
an  Berzdorf  dem  Kloster  Marienstern ') ,  und  auch  Tauchritz  findet 
sich  bald  darauf  in  anderen  Händen.  —  Für  Eymunds  Söhne  halten 
wir  nicht  nur  „Nicolaus  Heymundi  Sohn  von  Moys^  (S.  von  Görlitz)^ 
der  4336  erwähnt  wird,, und  dessen  Wittwe  (Nyzko  Eymuths  Wittwe 
von  Gonradsdorf)  4378  im  Franziskanerkloster  um  ihres  Mannes  Klei* 
der  Antheil  an  einer  ewigen  Messe  erwarb  ^) ,  sondern  auch  H  e  n  z  i  1 
de  Nefishove,  der  4344  dem  Ulmann  aus  der  Münze  all  sein  Ver- 


121.  1)  Görl.  Stadtbach  von  1305  fol.  5.  Laus.  Mag.  1870.  3.  61  flg.  Cod.  Las. 
188.  210.  234,  wo  za  lesen  ist:  Neaeshove  statt  Nesshenam.  Anh.  97.  2)  Oörl. 
Stadtbaoh  fd.  29.  Cod.  Las.  250,  wo  der  Name  flUschlicli  Rymand  geschrieben  ist. 
3)  Laas.  Mag.  1870.  13.        *)  N.  Script.  L  304. 


380  n.  Abtheilung. 

mögen  aufgab.  Seitdem  Hessen  die  Nachkommen  Eymunds  den  Fa- 
miliennamen V.  Neueshove  fallen  und  nahmen  als  solchen  den  ur- 
sprünglichen Vornamen  Eymuth  an.  4396  waren  von  den  Söhnen 
einer  „Eymuthin^  Leute  erschlagen  worden.  Da  unter  den  Gewährs- 
bürgen  für  das  von  den  Mördern  zu  erlegende  SühHegeld  (S4  Mark} 
sich  auch  der  Richter  zu  Kunnersdorf  befindet,  so  gehörte  also  dies  Gut 
noch  der  Familie.  Die  hier  nicht  namentlich  genannten  Söhne  waren 
wohl  die  1416  als  „die  Brüder  Hannos,  Niczhe,  Donat  und 
Cllmann  Eymuth  zu  Kunnersdorf^  bezeichneten ^j .  Gleichzeitig 
aber  kommen  auch  (4399)  ein  Heinrich  Eymuth,  der  wegen  Fisch- 
raub vor  Gericht  citirt  ward,  und  (1413 — 19)  ein  Leu t her  Eymuth 
von  Kunnersdorf  vor.  Vielleicht  war  „Else  Eymuthin**  die  Wittwe 
Heinrichs,  die  mit  ihrem  Sohne  Swidiger,  „zu  Kunnersdorf  ge- 
sessen^, 1416  das  halbe  Dorf  Torga  (S.  von  Rengersdorf)  den  oben 
aufgezählten  Brüdern  Hannos  etc.  aufliess.  Bald  darauf  ward  Swi- 
digers  „Vorwerk  zu  Kiftinersdorf**  von  Hans  v.  Racket  „mit  Recht 
verpfählt^  und  erst  1418  wieder  aufgelassen.  Auch  dies  Gut  muss 
später  an  das  Kloster  Marienstern  verkauft  worden  sein.  —  Als  letzter 
Spross  des  einst  so  angesehenen  und  reichen,  ritterlichen  Geschlechts 
derer  v.N.  darf  jener  Hans  Eymuth  gelten,  der  1474  als  Fuhrmann 
zwischen  Breslau  und  Nürnberg  einen  Prozess  wegen  verlorener 
Waaren  hatte ') . 

122.   Die  T.  Nostltz. 

Ueber  dies  Geschlecht|  eins  der  ältesten  und  weitestverbreiteten 
in  der  Oberlausitz ,  gab  es  schon  im  vorigen  Jahrhundert  eine  eigene, 
ziemlich  umfangreiche  Literatur ') ,  von  der  wir  zwar  zum  allergröss- 
ten  Theile  Kenntniss  genommen  haben ,  deren  specielle  Berichtigung 
und  Widerlegung  man  uns  aber  erlassen  möge.  Die  älteren  von  die- 
sen Skriptoren  leiten,  um  das  Alter  dieses  Geschlechts  zu  erhöhen, 
seinen  Ursprung  von  den  slawischen  Milzenem  her.  Urkundlich  ge- 
schieht desselben  zuerst  1880  Erwähnung^).  Damals  behauptete  ein 
Petrus  dictus  de  Nostitz  und  „seine  B  rüde  r^,  „es  seien  ihren  Vo  r- 
^Itern  (progenitoribus)  die  beiden  Dörfer  AWendor/' und  Oedemüz 


S)  Urk.-Verz.  I.  144.  189  No.  964.        <)Nenmann,  Welsthfimer  127. 

122.  i)  Verzeichnet  bei  CarpzoT,  Ebrent.  II.  56  flg.,  bei  Christ.  Knanthe, 
Ton  dem  Ursprange  der  Herren  ▼.  Nostitz.  G5rl.  1764.  4»,  bei  J.  0.  MQller,  Pfarrer 
zu  Jinkendorf :  Versuch  einer  Gesch.  des  Nostltzischen  Geschlechts  1798.  Mspt.  Im 
Nostitzischen  Geschlechtsarchir  und  auf  der  Bibliothek  der  oberl.  GeseUsch.  der  Wlss. 
zn  Görlitz,  endlieh  im  Laos.  Mag.  Bd.  36.  377  flg.        <)  Cod  Las.  102. 


122.  Die  V.  Nostitz.  3SI 

(S.  und  0.  von  Jankendorf)  durch  Gewaltthat  der  Fürsten  entrissen 
worden^,  und  bedrängten  das  Kloster  Marienthal,  welches  diese  Güter 
jetzt  besass.  Lange  hatte  bereits  dieser  Streit  gewährt ;  da  unternahm  es 
der  Adel  der  Umgegend,  von  welchem  sich  viele  Angehörige  im  Kloster 
befanden,  denselben  durch  Schiedsrichter  gütlich  beizulegen.  Diese 
bestimmten,  dass  „dem  Peter  v.  N.  und  seinen  Brüdern,  Bluts- 
verwandten und  Freunden^  20  Mark  ausgezahlt  werden  sollten, 
welche  jene  Adlichen  aufbrachten.  Und  so  verzichteten  in  dem  ge- 
nannten Jahre  „Peter  und  die  Seinigen''  auf  dem  Landdinge  zu  Bu- 
dissin  vor  dem  Landvoigt  und  zahlreichen  Zeugen  „auf  jeden  An- 
spruch, den  sie  an  jenen  Güter  gehabt^.  Diese  Urkunde  beweist  zu- 
nächst, dass  jene  Dörfer  vor  4S39,  wo  sie  bereits  das  Kloster  Marieo- 
thal  besass,  der  Familie  v.  N.  gehört  hatten,  dass  dieselbe  also  ausser 
ihrem  Stammgute  Nostitz  schon  Anfang  des  43.  Jahrhunderts  auch  im 
Görlitzer  Weichbild  begütert  war.  Obgleich  wir  über  die  erwähnte 
«.Gewaltthat  der  Fürsten'^  nicht  näher  unterrichtet  sind,  liegt  doch  die 
Vermuthung  nahe,  dass  die  Gründerin  von  Marienthal,  Königin  Kuni- 
gunde  von  Böhmen,  welche  ihrer  neuen  Stiftung  einen  möglichst  aus- 
gedehnten und  zusammenhängenden  Gütercomplex  als  Ausstattung 
zuweisen  wollte  und  zu  diesem  Zweck  die  Dörfer  Melaune,  Brachenau 
und  Niederseifersdorf  schenkte,  Meuselwitz,  Gurik  und  Borda  aber 
kaufte,  auch  noch  die  Nostitzischen  Güter  Attendorf  und  Oedemitz  an 
sich  zu  bringen  gewusst  habe,  um  sie  ebenfalls  dem  Kloster  zu  über- 
w^eisen.  Ferner  geht  aus  jener  Urkunde  aber  auch  hervor,  dass  um 
das  Jahr  4280  die  Familie  v.  N.  schon  ziemlich  verzweigt  sein  musste, 
da  ausser  jenem  Peter  auch  dessen  „Brüder,  Blutsverwandte  und 
Freunde^  erwähnt  werden,  an  welche  die  Entschädigungssumme  von 
20  Mark  ausgezahlt  wurde,  welche  also  sämmtlich  von  jenen  „Vor* 
altern^  abstammen  mussten ,  denen  einst  die  genannten  Güter  ent- 
rissen worden  waren. 

Und  in  der  That  kommt  zu  eben  derselben  Zeit  auch  in  Schle- 
siBn  schon  ein  Hertwig  (ein  auch  später  in  der  Familie  beliebter 
Vorname)  v.  N.  vor^),  der  Hauptmann  zu  Steinau  war,  Besitzer  des 
schlesischen  Guts  Damitsch  gewesen  sein  soll  und  jedenfalls  als  der 
Stammvater  der  schlesischen  Linie  des  Geschlechts  betrachtet  wer- 
den darf. 

Ueber  die  oberlausitzischen  Nostitze,  mit  denen  wir  es  hier  allein 
zu  thun  haben,  giebt  es  während  des  ganzen  44.  Jahrhunderts  nur 


3)  Tzschoppeund  Stenzel,  Urk.-S&mml.  401.  404. 


382  n*  Abthellung. 

wenige,  unzusammenhängende  Nachrichten.  4348  war  ein  He  in- 
rieh  y.  N.  Zeuge,  als  Otto  v.  Luttitz  das  Dorf  Melaune  auf  Lebenszeit 
von  Marienthal  erwarb*).  4328  schenkte  Ritter  Albert  v.  N.  das 
Patronatsrecht  über  die  Marienkapelle  auf  dem  Schlosse  zu  Budissin, 
das  ihm  König  Johann  von  Böhmen  verliehen ,  sowie  einen  Garten  am 
dasigen  Schlosse  und  6  Scheffel  Korn  wie  Hafer  „auf  seinem  Gute 
Plieskowitz^  (0.  von  Niedergurig]  dem  Domstift  zu  Budissin  und 
2 war  ftlr  das  Seelenheil  des  verstorbenen  Dompropstes  Bernhard  v. 
Leipa,  mit  welchem  er  also  sehr  befreundet  gewesen  sein  muss. 
Diese  Schenkung  bestätigte  in  demselben  Jahr  König  Johann.  4345 
war  „Ritter  Albert  v.  N.  sammt  seiner  Gattin  und  seinem  Sohne 
Albert  und  dessen  Gattin"  bereits  bei  den  Franziskanern  zu  Budis- 
sin begraben  ^) .  Ein  andrer  Sohn,  „Johann,  Sohn  des  Ritters  Albert 
V.  N.",  war  4334  Zeuge,  als  Johann  der  ältere  v.  Rackel  der  Kirche 
zu  Grotta  eine  Hufe  in  Warthe  schenkte^).  Ebenso  war  ein  „Herr 
Otto  V.  N."  Zeuge,  als  4334  Günther  v.  Grisslau  dem  Kloster Harien- 
thal  Zins  in  Leuba  überliess.  In  demselben  Jahre  trat  „der  ehrbare 
Knecht  Jenschin  v.  N."  46  Scheffel  Korn  wie  Hafer  Bischofszehnt 
in  Krummenforst  (W.  von  Plieskowitz)  an  das  Domkapitel  zu  Budis- 
sin ab^j.  4348  gehörte  ein  Hennich  v.  N.  zu  den  Aeltesten  des 
Adels  im  Weichbild  Löbau^j .  Da  nun  das  Dorf  Nostitz  nicht  zu  diesem 
Weichbild  gehörte ,  Kittlitz  aber  damals  noch  nicht  im  Besitz  der  Fa- 
milie V.  N.  sich  befand,  so  dürfte  es  wohl  das  Gut  Unwürde  (N.  bei 
Löbau)  sein,  dessen  Besitz  Hennich  zu  einem  der  Mannen  des  Weich- 
bilds Löbau  machte.  Wenigstens  gehörte  Ende  des  44.  Jahrhunderts 
dies  Dorf  sicher  bereits  der  Familie  v.  N. 


«)  Cod.  Los.  224.  &)  Ebendaa.  264.  265.  354.  An  dem  Original  der  enteren 
Urkunde  von  1280  im  Domarchiv  zn  Bndiasin  hängt  das  wohlerhaltene ,  rande ,  mehr 
als  thalergroBse  Siegel  mit  der  Umschrift:  S.  Alberti  de  Nosticz.  Dasselbe  ceigt 
in  der  Mitte  des  dreieckigen  Schildes  das  bekannte  Nostitzische  geschachtete  Wappen- 
bild ,  das  jetzt  als  zwei  Büifelhdmer  dargesteUt  wird.  Wie  Homer  stellt  es  sieh  aber 
weder  anf  jenem  Siegel ,  noch  auf  einem  ältesten  Nostitzischen  Leichensteine  an  der 
Kirche  zu  Kittlitz,  dessen  Inschrift  nnd  Jahrzahl  noch  nicht  sicher  entzüTert  sind,  nicht 
dar;  aach  befindet  sich  das  breite  Ende  oben,  das  schmale  unten.  Da  nun  Nossatez, 
wie  das  Dorf  Nostitz  auf  wendisch  heisst,  auch  den  Zinken,  jenes  alte,  hölzerne, 
musikalische  Instrument,  (lituus;  Frentzel  ap.  Hofftnann,  Script,  rer.  lus.  II.  52) 
bedeutet,  so  scheint  das  Nosütsische  Wappen  ein  sprechendes  zu  sein  und  zwc&i  Zin- 
ken darstellen  zu  sollen.  Genau  ebenso  gestaltet  ist  das  Wappen  derer  t.  Backe  1 
auf  Backel  (W.  Ton  Weissenberg) ,  nur  dass  die  Zinken  desselben  nicht  geschachtet 
sind.  6)  A.  Bud.  ?)  Cod.  Lus.  305.  302.  «)  Tzschoppe  und  Stenzel, 
.Urk.-Samml.  559. 


122.  Die  V.  Nostitz.  3S3 

In  den  letzten  Jahren  dea  44.  und  den  ersten  des  45.  Jahrhun- 
derts treten  eine  solche  Menge  an  den  verschiedensten  Orten  sesshafte 
Glieder  derselben  urkundlich  auf,  dass  jeder  Versuch,  ihre  verwandt- 
schaftlichen Beziehungen  unter  einander  festzustellen,  bisher  geschei- 
tert ist.  —  Da  erscheint  zunächst  4401  ^)  ein  Brttderpaar  Otto  ^zu 
Unwürde^  und  Hertwig,  welche  von  ihrem  verstorbenen  „Vetter** 
N  ickel  V.  N.  20  Mark  in  Verwahrung  bekommen  hatten  mit  der  Be- 
stimmung ,  dass  die  jährlichen  Zinsen  (lavon  (2  Mark)  zunächst  an 
Orteyn,  Hertwigs  Tochter ,  Nonne  zu  Marienthal ,  nach  deren  Tode 
aber  an  den  jedesmaligen  Pfarrer  von  Ludwig$dorf  (N.  bei  Görlitz)  zu 
einem  Jahresgedächtniss  Nickels  ausgezahlt  werden  sollten  ^^).  In 
Ludwigsdorf  war  4396  ein  Hertwig  v.  N.  Pfarrer.  —  Jener  gleich- 
namige Hertwig ,  der  Bruder  Ottos  auf  UnwUrde ,  besass  noch  das 
alte  Stammgut  Nostitz.  In  einer  die  Gebrüder  v.  Nostitz  auf  Kittlitz 
betreffenden  Urkunde  von  4397  wird  als  Zeuge  „Hertwig  v.  Nostitz, 
daselbst  [d.  h.  zu  Nostitz!  gesessen^,  genannt.  Bald  darauf  gehörte 
<las  Gut  Nostitz  der  Familie  v.  Baudissin. 

Ende  des  44.  Jahrhunderts  besass  ein  Zweig  der  Familie  auch 
die  südlich  von  Nostitz  gelegene  Herrschaft  Kittlitz^  die  sie  von  Hein- 
rich Herrn  v.  Kittlitz  um  jene  Zeit  erkauft  haben  [muss.  Der  Käufer 
dürfte  ein  Otto  v.  N.  gewesen  sein.  Zwischen  dem  neuen  Besitzer 
der  Herrschaft  Kittlitz ,  sowie  anderen  Adlichen  der  Umgegend  und 
dem  Rathe  zu  Löbau  entspann  sich  alsbald  ein  langwieriger  Rechts- 
streit. Der  Rath  behauptete  nämlich ,  dass  die  betreffenden  Dörfer 
sämmtlich  in  die  Obergerichte  nach  Löbau  gehörten ,  was  jene  Guts- 
besitzer leugneten.  König  Wenzel  aber  sprach  4390  diese  Oberge- 
richtsbarkeit der  Stadt  Löbau  zu  ^i) .  Grade  damals  nun  ward  zufolge 
der  Görlitzer  Rathsrechnungen  auf  einem  Städtetage  ein  Streit  ent- 
schieden zwischen  „Otto  v.  Nostitz  und  denen  von  Löbau  wiegen 
des  Weichbilds'*.  Das  Gut  dieses  Otto,  welches  zum  Weichbild  Löbau 
gezogen  werden  sollte ,  kann  aber  weder  Nostitz ,  welches  nie  dazu 
gehört  hat,  noch  Unwürde  sein,  das  unzweifelhaft  dazu  gehörte;  folg- 
lich wird  es  wohl  Kittlitz  gewesen  sein,  das  eben  damals  zum  Weich- 
bild geschlagen  wurde.  Dieser  Streit  setzte  sich  auch  unter  den 
nächsten  Besitzern  von  Kittlitz  fort.  4397^2]  erhielten  die  Brüder 
Uenlin,  Fritze,  Otto,  Lorenz  v.  N.,  „gesessen  zu £tYt/t(ja;**,  also 
wohl  die  Söhne  obigen  Otto's ,  vom  Landvoigt  den  Bescheid ,  dass  sie 


fl)  ürk..Verz.  I.  154.        W)  Lmj.  Magtz.  1771.  336.        ")  Urk..Verz.  L  131 
No.  647.  Kau  ff  er,  I.  322.        «)  Ebend.  I.  146  N.  723. 


384  II.  Abtheilung. 

und  alle  ihre  Unterthanen  in  den  Dörfern  Kittlitz,  Krapüz,  Georgewüz 
ihre  obersten  Gerichte  in  Löbau  holen  sollten,  ,ywie  ihre  Aeltern 
vormals  gethan'^.  Von  diesen  Brüdern  werden  in  den  Görlitzer  Ge- 
richtsbüchem  Pritsche  (U43— 20)  und  Otto  (MM)  als  zu  KUÜäZy 
Henlin  (U06— 21)  und  Lorenz  (U07— 28)  dagegen  als  zu  Niecha  (W. 
von  Dentschossig)  gesessen  erwähnt. 

Henlin  v.  N.  zu  Niecha  und  seine  Leute  hatten  4408  einen 
Streit  mit  den  Bewohnern  des  benachbarten  Berzdorf  auf  dem  Eigen 
wegen  eines  Weges  in  „das  Streitholz^;  U48  verkaufte  er  4  Mark 
Zins  zu  Grünau  (O.  von  Ostritz)  an  das  Kloster  Marienthal ,  dessen 
Klostervoigt  er  4424  war.  —  Lorenz  hatte  (4407)  eine  Schwester 
Hansens  v.  Gersdorff  auf  Badmeritz  zur  Frau;  4447  verkaufte  er  46 
Mark  Zins  in  Leuba  (N.  v.  Ostritz)  an  Marienthal  und  4448  97,  Mark 
zu  Reudnüz  (NO.  von  Ostritz)  an  Görlitzer  Bürger  i^).  4447  war  er  in 
der  Acht  der  Stadt  'Görlitz  wegen  verübter  Gewaltthat ;  4  428  aber 
half  er  den  Görlitzem  treulich  gegen  die  Hussiten.  —  Von  keinem  der 
oben  aufgezählten  vier  Brüder  auf  Kittlitz  haben  wir  mit  irgend  wel- 
cher Sicherheit  Nachkommen  auffinden  können.  Nach  Mitte  des  45. 
Jahrhunderts  befand  sich  Kittlitz  im  Besitz  der  Familie  v.  Gusk,  Niecha 
in  dem  der  Familie  v.  Kottwitz. 

Gleichzeitig  mit  Otto  v.  N.  auf  Kittlitz  erscheint  4397  auch  ein  0 1 1  o 
V.  N.  „zu  Oderwitz  (N.  von  Zittau)  gesessen^  und  zwar  als  Zeuge  bei 
dem  obigen,  den  Gebrüdem  auf  Kittlitz  ertheilten  Bescheide.  4  i09  war 
Heinel  V.  N.  zu  Oderwitz  Fehmschöppe  für  das  Zittauer  Weichbild 
und  verkaufte  4442  auf  seinen  Gütern  zu  Oderwitz  50  Gr.  Zins  an  die 
Johannitercommende  in  Zittau ;  es  war  dies  wohl  derselbe  Heinrich 
V.  N.,  der  sich  schon  4399  für  Zittau  verbürgte.  4448  Hess  ein  Henil 
V.  N.  (also  entweder  der  zu  Oderwitz  oder  der  zu  Niecha)  seinem 
„Vetter''  Jung  Otto  v.  N.  (zu  UUersdorf )  das  Gut  McUtüz  (N.  bei  No- 
stitz)  auf.  Wir  lassen  dahin  gestellt  sein,  ob  etwa  die  Brüder  Georg 
und  Hans  v.N.  zu  Spüzkunnersdorf  (SW ,  v.  Oderwitz)^  welche  4448 
an  einen  Bürger  zu  Zittau  den  Forstberg,  das  Kirchlehn  zu  Spitzkun- 
nersdorf  sammt  dem  filial  zu  Leutersdorf ,  sowie  drei  Bauern  ver- 
kauften, aus  dem  Hause  Oderwitz  stammten.  Dieser  Georg  nebst  sei- 
ner Frau  Ba  rbara  veräusserte  4453  auch  noch  das  Vorwerk  zu  Spitz- 

kunnersdorf  um  449  Seh.  Gr.  an  den  Zittauer  Bürger  Nickel  Eiser»- 
dorfi4). 


13}  Knothe,  Eigenscher Kreis  74.  Sehonfeldei,  MThal  85.  228.  Urk.-V6n. 
I.  192.  194  (bU).  >«)  Urk.-Verz.  I.  168.    Carpzov,  Ehient.  II.  60.    Mfiller» 


122.  Die  V.  Nostitz.  385 

Noch  haben  wir  einen  Ulrich  v.  N.  zu  erwähnen,  der  4399  ^auf 
alles  Recht  zu  dem  Hofe  auf  dem  Burglehn  zu  Budissin  verzichtete'^ , 
welchen  Herr  Benes  v.  d.  Duba  an  das  dasige  Domkapitel  verkauft 
hatte  1^] . 

Wahrend  die  bisher  erwähnten  Glieder  der  Familie  v.  N.  sämmt- 
lieh  (mit  Ausnahme  derer  auf  Niecha]  in  der  westlichen  Hälfte  der  Ober- 
lausitz ansässig  waren,  finden  wir  Ende  des  H.  J^rhunderts  auch 
in  der  östlichen,  namentlich  im  Weichbild  Görlitz  zahlreiche  Nostitze. 
So  verbürgte  sich  4375  ein  Frede  (Friedrich)  v.  N.  zu  Görlitz  dafUr, 
dass  Hans  v.  Strahwalde  wegen  eines  verübten  Todtschlags  eine  Aach- 
fahrt  und  eine  Romfahrt  machen  werde,  und  in  demselben  Jahre 
wurde  jemand,  auch  zu  Görlitz,  in  die  Acht  erklärt  „von  der 
Fredine  wegen  v.  Nostitz"  *•).  —  Ebenso  besagen  die  Görlitzer  Ge- 
richtsbttcher,  dass  4392  Lyppold  (?),  Hertwigs  Sohn  v.  N.,  wegen 
eines  Todtschlags  und  desgleichen  Otte,  Hertwigs  Sohn  v.  N.,  wegen 
Httlfleistung  dabei  in  die  Acht  gekommen  sei.  4395  finden  wir  Otte, 
Hertwigs  Sohn  v.  N.,  abermals  in  der  Acht  wegen  Todtschlags,  wobei 
auch  ein  Hans  v.  N.,  Ottens  Sohn,  behttlflich  gewesen.  Der  hier 
genannte  Hertwig  kann  wohl  nicht  mit  dem  gleichzeitigen  Hertwig 
auf  Nostitz  (S.  383)  identisch  sein,  sondern  dürfte  wohl  im  Görlitzer 
Weichbild  gewohnt  haben. 

Anfang  des  45.  Jahrhunderts  besassen  die  Brüder  Otto  und 
Nickel  V.  N.  einen  Theil  des  grossen  Dorfes  Horka  (W.  von  Rothen- 
burg). Als  Luther  v.  Gersdorff  4404  vor  mehreren  Adlichen  ge* 
lobte,  zu  bestimmter  Frist  400  Mark  zu  zahlen,  befand  sich  darunter 
auch  „Otto  V.  N.  zu  Horka".  Und  4446  bekannten  „Otto  und  Nickel 
Gebrüder  genannt  v.  N.,"  dass  jemand  eine  Aufgabe  vollzogen  hatte 
„wissentlich  der  Gerichte  zu  Horka"  i^) . 

Gleichzeitig  aber  gehörte  auch  bereits  das  Gut  UlUrsdorf  (SW. 
von  Horka)  der  Familie  v.  N.  4389  wurde  „Niclas  Ulrichsdorf" 
vom  Rathe  zu  Görlitz  mit  einem  Hute  geehrt,  was  ihn  sicher  als  einen 
rittermässigen  Mann  bezeichnet ;  4 398  verkaufte  „HansUlrichs- 
dorf"  zwei  neue  Armbrüste  an  den  Rath,  und  4424  erkaufte  der- 
selbe „Hans  Ullersdorf"  von  Hannus  Necheryn  um  300  Mark  das  Gut 
Jäfäcendarf  bei  Ullersdorf.  Seitdem  gehörte  Jänkendorf  bis  in  neueste 
Zeit  der  Familie  v.  N.,  und  aus  obigem  Zusammenhange  ergiebt  sich, 


Vennch  etc.  I.  38.  Korscheit,  Oderwitz  23.  Uik.-Verz.  II.  63«.  A.  Löbau.  Dor- 
niek,  Herrschaften  In  Haynewalde  n.  Spitzknnnersdorf  6.  ^&)  A.  Bad.  i*)  G5rl. 
üb.  TOCAt  et  proscript.  I.  60.  76^  i?)  Hol  scher,  Horka  S.  12.  123.  Urk.-Verz. 
I.  189. 

Knotha,  Oascli.  d.  Oberl.  Adels.  25 


386  n.  Abtheilung. 

dass  auch  die  genannten  ^  Ullersdorfe  ^  bereits  Nostitie  waren.  Der 
Käufer  von  Jänkendorf  ist  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  ^Hans 
V.  Nostitz^,  der  H06  Zeuge  bei  einem  Verkaufsgeschäft  derer 
V.  Penzig  war.  —  Sicher  aber  wird  4404  „Otte  v.  N.  zu  Ulrichs- 
dorf  ^  zugleich  mit  Otte  v.  N.  zu  Horka  als  Zeuge  für  Luther  v.  Gers- 
dorff  genannt  ^^) .  — 

In  der  zweiten  Hälfte  des  46.  Jahrhunderts  führte  die  Familie 
V.  N.  selbst  alle  ihr  damals  noch  blühenden  Linien  auf  drei  Haupt- 
Stämme,  den  zu  Unwürde,  den  zu  Ullersdorf  und  den  zu  Tschocha 
zurück ,  und  dieser  Eintheilung  gedenken  auch  wir  im  Nachstehen- 
den zu  folgen. 

I.  Stamm  Unwürde. 

Wir  haben  oben  (S.  382)  nachgewiesen,  wie  der  1 348  erwähnte  Hen- 
nich v.  N.,  Aeltester  des  Adels  im  Weichbild  Lobau,  aller  W^ahrschein- 
lichkeit  nach  bereits  Besitzer  von  Unwürde  (N.  bei  Löbau)  gewesen  sei, 
und  wie  zuerst  4404  Otto  v.  N.  urkundlich  als  daselbst  gesessen  be- 
zeichnet wird.  Es  war  dies  wohl  derselbe  Otto  v.  N.,  der  4420  8  Mark 
Erbzins  zu  Grossschweidnüz  (SW.  v.  Löbau)  an  Heinr.  Porese  ver- 
kaufte ^^) .  —  Gegen  Ende  des  Jahrhunderts  kommen  öfter  drei  Brüder 
V.  N.,  Hartwig  (Hertwig,  Härtung),  Ulrich  und  Christoph  ^zu 
Unwürde'*  vor.  Dieselben  wurden  4492  mit  5  Mark  Zins  in  dem 
bischöflich  meissnischen  Theile  von  Kunewalde  (W.  v.  Löbau),  ^den 
früher  die  v.  Kopperitz  gehabt^,  belehnt.  Zwar  verkauften  sie  diesen 
Antheil  4498  wieder  an  Georg  v.  Kopperitz  auf  Weigsdorf ;  aber  sie 
hatten  4495  auch  noch  „etliche  andere  Zinsen^  in  dem  bischöflichen 
Kunewalde  erworben,  wahrscheinlich  dieselben  „42  Bauern  am  Ober- 
ende von  Oberkunewalde^  und  die  Hälfte  des  Gerichts  daselbst ,  mit 
denen  4546  zwei  jener  Brüder,  Hartwig  und  Ulrich  (Christoph  wird 
nicht  mehr  genannt) ,  und  4  549  Hartwig  allein  (sein  Bruder  Ulrich  wird 
nur  mitbelehnt)  neubelehnt  wurden.  Ulrich  wohnte  später  in  Löbau 
und  erscheint  bis  4539  als  Mitbelehnter  über  Kunewalde  2^) . 

Von  diesen  drei  Brüdern  hatte,  wie  es  scheint,  nur  Hartwig 
Söhne.  4520  erhielten  Ulrich  und  Hans  v.  N.,  „Hartwigs  Söhne^, 
die  Lehn  über  den  väterlichen  Antheil  an  Kunewalde.  Sie  hatten  aber 
noch  einen,  4520  vielleicht  noch  unmündigen  Bruder  Bernhard, 


18)  Görl.  BAthnechn.  Urkiind.-VeR.  I.  160  No.  802.  HoUeher,  H«ita  123. 
1*)  A.  Loban.  20^  Orundmann,  cod.  diplom.  supplem.  I.  70.  71  (Mspt.  im  A. 
Dresd.) 


122.  Diev.  Nostitz.  387 

den  wir  freilich  nur  einmal  4539  als  Mttbelehnten  über  Kunewnlde 
gefunden  haben ^^  4532  22  erkauften  ^Ulrich  und  Hans,  ungeson- 
derte Brüder  v.  N.  zu  Unwürde",  von  Heinr..  v.  Sdiley  noch  „das 
Gericht  im  oberen  Dorfe  zu  Kunewalde^  (wohl  die  andere  Halflo)  und 
4588  von  Fab.  v.  Uechtritz  ^Sitz  und  Vorwerk  am  oberen  Ende**  da- 
selbst,  als  bischöfliche  Lehnstücke,  und  4534  vom  Rathe  zu  Löbafu 
^die  Mtthle  unterhalb  Georgewits^  (O.  bei  Unwttrde)  hinzu. 

Bald  darauf  scheinen  sie  sich  gesondert  zu  haben.  4539  ward 
nur  „Hans  v.  N.  zu  Cnwürde  mit  den  42  Bauern  am  Oberende,  dem 
Gerieht  9  Sitz  und  Vorwerk  und  43  Bauern  am  Oberende  zu  Kune- 
walde^  neubelehnl ;  nur  als  Mitbelehnte  werden  dabei  genannt  Ulrich 
sein  Bruder,  Ulrich  sein  Vetter  (Onkel)  und  Bernhard  auch  sein 
Bruder.  So  wurde  Hans  der  Stammvater  der  Nostitzischen  Linie 
Kunewalde.  4546  erwarb  er  von  Hans  v.  Gusk  die  eine  Hlllfte  von 
Kleindehsa  und  4535  das  durch  Hansens  v.  Haugwitz  kinderlosen  Tod 
an  den  Ktfnig  erledigte  Gut  Eulawitz  (NW.  y.  Kunewalde)  hinzu.  Es 
scheint  die  Kapelle  in  diesem  Eulowitz  gewesen  zu  sein,  welche  der 
protestantische  Rath  zu  Budissin  hatte  abbrechen  lassen,  woraus  dem- 
selben ein  Prozess  erwuchs  ^^) . 

Als  Hans  v.  N.  455S  (46  Jahre  alt)  starb,  hinterHess  er  von  sei- 
ner Gemahlin  geb.  v.  Schley  a.  d.  H.  Kunewalde  zwei  Söhne.  Nicol 
und  Hans  „zu  Kunewalde^ y  welche  4562  die  Lehnsfolge  thaten.  Sie 
kauften  (vor  4569)  von  ihrem  alsbald  zu  frwähnenden  ^Cousin  Hans 
V.  N.  auf  Unwürde  die  Dörfer  Gross-  und  Beinschweidnitz  (S.  von 
Löbau).  4969  verkauften  sie  das  Dorf  ühyst  an  der  Sfree  (N.  von  Bu- 
dtssin),  das  sie  von  denen  v.  Metaradt  erwerbet^  haben  mttssen,  an 
die  Gebr.  v.  Maxen  auf  Gröditz;  dafür  kauften  sie  4570  von  Hans  v. 
Gusk  die  andere  Hälfte  von  Kleindehsa  (NW.  von  Löbau),  wo  Nicol 
und  seine  Nachkommen  fortan  lebten.  Dieser  Nicol  v.  N.  war  kaiser- 
licher Justizien-,  Appellations^  und  Kammerrath  und  ein  sehr  ge<^ 
lehrter  Herr,  der  auch  zu  diplomatischen  Geschäften ,  besenders  in 
Schlesien,  häufig  verwendet  wurde.   Er  starb  4  590  zu  Prag. 

Das  alte  Stammgut  Unwürde  war  bei  der  brüderlichen  Sonderung 


21)  Bisebof  Johaniüs  ▼.  Maltits  Ltihe^-Bneh  de  anno  1537 — i9  snb  anno.  (Ifspt. 
im  A.  Dreid.).  Müller,  (Versaeh  eie.  IH.  1),  der  Ton  dem  alteren  Br&derkleebiatt 
noz  Hartwig  kennt »  nennt  als  dessen  Sohne  Ulrich ,  Asmann  and  Hans  und  behauptet, 
dass  Asmann  in  den  Gerichtsbüchern  zn  Dehsa  1539 — 60  als  Oerichtsherrschaft  da^ 
selbt  bezeichnet  werde.  Wir  haben  den  Namen  Asmns  ▼.  N.  nirgends  gefunden.  Klein- 
dehsa gehörte  damals  denen  v.  Gusk,  Grossdehsa  dem  Domkapitel  zu  Bndissin. 
«)  Urk.-Verz.  III.  123.        »)  N.  Script,  ror.  Ins.  IV.  366. 

25* 


3^'  U.  Abtheilnng. 

zwischen  Ulrich  und  Hans  v.  N.  dem  älteren  Bruder  verblieben. 
Dazu  hatte  derselbe  4540  die  eine  Hfllfie  von  Ruppersdarf,  bestehend 
in  Rittersitz  und  4  2  Bauern ,  welche  durch  den  kinderlosen  Tod  Mel- 
chiors  V.  Haugwitz  an  den  König  gefallen,  von  diesem  aber  dem 
Landvoigt  geschenkt  worden  war,  um  2500  fl.,  und  4544  auch  noch 
die  andre  Hälfte  jvon  Ruppersdorf ,  bestehend  in  einem  wüsten  Vor- 
werk und  43  Bauern,  von  Wenzel  v.  Kyaw  erworben.  Wegen  des 
Besitzes  dieses  Gutes  hatte  er  einen  langwierigen  Prozess  mit  den  Burg- 
grafen V.  Dohna  auf  ROnigsbrttck  zu  führen ,  welche  Lehnsansprüche 
darauf  geltend  machten  und  deshalb  4544  die  Summe  von  3400  Thlr. 
erhalten  mussten .  So  ward  Ulrich  der  Stammvater  der  Nostitzi- 
sehen  Hauptlinie  Ruppersdorf,  —  Derselbe  war  (seit  4528)  Doclor 
juris  und  in  der  That  ein  tüchtiger  Jurist.  Nachdem  er  schon  früher 
von  König  Ferdinand  von  Böhmen  in  allerhand  ^Geschäften^,  nament- 
lich in  Schlesien  und  der  Niederlausitz,  verwendet  worden  war,  nahm 
ihn  4  538  der  König  förmlich  in  Dienst  und  ernannte  ihn  zu  seinem 
^Diener  von  Haus  aus*^  mit  einem  jährlichen  ^Dienstgeld'*  von  200  fl. 
rhein.  4542  wurde  er  Amtshauptmann  zu  Budissin  und  als  solcher 
Stellvertreter  des  Landvoigts.  Da  nun  der  damalige  Landvoigt  Berka 
V.  d.  Duba  fast  immer  ausser  Landes  lebte,  so  war  Dr.  Ulrich  v.  N. 
factisch  der  oberste  landesherrliche  Beamte,  dem  Range  nach  die  erste 
Person  im  Lande.  Als  Landvoigteiverweser  erhielt  er  4546  vom  Kö- 
nige den  dureh^den  Tod  Christophs  v.  Hoberg  an  die  Krone  erledigten 
Antheil  von  Wilka  (SO.  v.  Radmeritz  an  der  Neisse)  geschenkt,  ver- 
kaufte denselben  aber  noch  in  demselben  Jahre  an  Adam  v.  Penzig. 
Ebenso  erwarb  er  4  546  nach  dem  Tode  Tile  Knebels  dessen  an  den 
König  heimgefallene  Güter  Hainewalde  nebst  Gersdorf  und  Gross- 
schönau  um  zusammen  9500  fl.  ^) . 

Nicht  bloss  als  Bttreaukrat ,  sondern  auch  als  stolzer  Aristokrat, 
war  dieser  Ulrich  v.  N.  nun  der  entschiedenste  Gegner  der  Städte. 
Schon  4  533  wurde  er  von  seinen  Standesgenossen  an  den  königlichen 
Hof  gesendet ,  um  in  dem  Prozesse  des  Adels  wider  die  Städte  gegen 
die  letzteren  zu  wirken ,  und  9,berichtete  dem  Könige  alle  Händel^. 
Später  vertrat  er  die  v.  Gersdorff  auf  Banith  in  ihren  Ansprüchen  auf 
die  Obergerichtsbarkeit  über  alle  ihre  Güter  gegen  den  Rath  von  Gör- 
litz. Nicht  minder  verklagte  er,  als  eifriger  Katholik,  den  Rath  von 
Budissin  wegen  einer  von  demselben  (zu  Eulowitz?)  abgebrochenen 
Kapelle  und  den  zu  Kamenz  wegen  Besitznahme  der  dasigen  Pfarrei, 


^«)  Lau$.  Mag.  1609.  258.  Richter,  GfOMscliönau  111  flg. 


122.  Die  V.  NoBtitz.  >  391 

über  weiche  das  Kloster  Marienslem  die  CoUatur  ^  ^    .^ 

mein  bezeiclmete  man  iiin  als  den  hauptsachlicliste\ 
Angeber^  der  Sechsstädte,  denen  diese  das  beim  . 
verhängte  Strafgericht  ganz  besonders  zu  verdanken  hä 
vor  und  bei  demselben  in  Prag  sein  Einfluss  massgeben 
(vgl.  oben  S.  73  flg.).  so  finden  wir  auch  nach  demselbi 
als  einen  der  königlichen  Commissare,  welche  in  jeder  ein 
Stadt  Waffen,  Munition,  Urbarien,  Kassen,  Kirchenkl^üdten  und 
alle  StadtgUter  für  den  königlichen  Fiskus  in  Besitz  zu  nehmen ,  die 
bisherigen  Rflthe  ab-  und  neue  einzusetzen ,  kurz  alle  die  Gewalt- 
massregeln gegen  die  Städte  auszuführen  hatten.    Er  selbst  erwarb 
von  den  eingezogenen  StadtgUtem  1547  Grossschweidnits  und  George- 
wüzj  welche  bisher  Löbau,  und  den  Antheil  an  Oberoderwit%,  welcher 
bisher  Zittau  gehört  hatte,  um  6000  Thlr.  und  4549  noch  Bertsdorf 
(bei  Zittau)  und  Kleiiuchweidnitji  (bei  Löbau)  um  3400  Thlr.    In  letz- 
terem Jahre  wurde  er  vom  König  auch ,  zwar  nicht ,  wie  er  gehofft, 
zum  Landvoigt ,  aber  doch  zum  ersten  Landeshauptmann ,  einer  zur 
Wahrung  der  fiskalischen  Interessen  im  Lande  neugeschaffenen  Charge, 
ernannt.    Bald  darauf  (den  43.  Oktob.  4552)  starb  er  unter  Umstän- 
den, in  denen  der  begreifliche  Hass  der  Städte  eine  gerechte  Vergel- 
tung ftlr  das  gegen  sie  verübte  Unrecht  zu  erblicken  glaubte  2<^) .    Be- 
graben liegt  er  zu  Ruppersdorf.  ,  .  , 

Nach  seinem  Tode  verwaltete  zunächst  seine  Gemahlin  Ma r ga- 
re the  geb.  V.  Talkenberg  für  ihre  Söhne  di^  hinterlassenen  Güter. 
Ihr  ^Hauptmann^  war  Asmus  v.  Nostitz  a.d.  H.  Bothenburg.  Erst  als 
4562  auch  sie  gestorben  war,  erhielt  Beinhold  v.  N.  „für  sich  und 
seine  ungesonderten  Brüder^  die  Lehn  über  Ruppersdorf^  „wie  es  ihr 
Vater  von  den  Burggrafen  v.  Dohna  erkauft  und  gehabt*^,  und  noch  in 
demselben  Jahre  auch  über  eine  Anzahl  Gärtner,  die  er  im  Dorfe 
(AH-)  Uömüz  (SW.  von  Zittau)  von  den  Gebrüdem  Georg  und  David 
V.  Döbschitz  erkauft  hatte,  fiieser  Beinhold,  der  älteste  Bruder,  starb 
schon  4563,  und  nun  theilten  sich  die  übrigen  fünf  in  die  väterlichen 
Güter.  Otto,  der  zweite  Bruder,  erhielt  Ruppersdorf^  starb  aber 
schon  4570  ebenfalls  ohne  Leibeslehnserben,  worauf  dies  Gut  an  seinen 
Bruder  Christoph  gelangte.  Hans,  der  dritte  Bruder,  erhielt  ITn- 
würde  nebst  Gross-  und  Kleinschweidnüz ,  welche  letzteren  Dörfer  er 
an  seine  Vettern  (Cousins)  Nickel  und  Hans  v.  N.  auf  Kunewalde  ver- 


^)  N.  Script,  rar.  lus.  IV.  119  flg.  340.  345.  366.  363.        »)  Uns.  Mag.  1835. 
139  Anmerk. 


390  n*  AbtheilttDg. 

laufte.  Auch  er  starb  4568  kinderlos.  — ^  Wahrscheinlich  erst  jetzt 
erhielt  Joachim,  der  vierte  Bruder,  Unwürde,  wo  er  wenigstens 
1 57i  gesessen  war ;  er  soll  auch  noch  DolgowitXj  Rosenhain  und  Wen^ 
dischkufvnersdorf  (säBimtlieh  NO.  von  Löbau)  besessen  haben  und  erst 
i603  mit  Hinterlassung  einer  Tochter  gestorben  sein^^).  Christoph, 
der  fünfte  Bruder,  erhielt  Hainewalde  mit  Gersdorf  und  den  Nostitsi- 
sehen  Antheii  an  OberoderwiU  und  an  Hürnita.  Zu  letzterem  kaufte  er 
1 562  noch  von  David  v.  Di^bschitz  dessen  Gut  (um  750  Mark)  und  I SSS 
von  Balthas.  v.  Döbscfaite  dessen  Vorwerk  und  4  Bauern  in  Hömiti 
(um  iOOO  Thlr.)  hinzu.  Wie  erwähnt,  ttbemahm  er  1571  nach  dem 
Tode  seines  Bruders  Otto  dessen  Gut  Ruppersdorf.  Als  er  aber  157& 
,43  Jahr  alt)  selbst  starb,  mussten  die  Vormünder  seiner  Söhne  (1581) 
schuldenbaib  letzteres  wieder  verkaufen  und  zwar  an  Friedrich  v. 
Nostitz  und  Damitsch  (von  der  schlesischen  Linie  des  Geschlechts)  auf 
Schönbrunn,  der  die  Wittwe  Christophs,  Barbara,  geb.  v.  Braun, 
geheirathet  hatte.  So  verblieben  den  Söhnen  Christ^hs  zunächst 
noch  Hainewalde  mit  Gersdorf,  Oderwitz  und  Hörnitz.  Als  Söhne 
Christophs  v.  N.  werden  nun  in  der  Gesammtbelehnung  vom  J.  1577 
genannt  Hans  Ulrich,  Wolf  Dietrich  und  Christoph  Hart- 
wig. Von  diesen  haben  wir  den  zweiten  später  nicht  mehr  erwähnt 
gefunden.  Nach  Eriedrichs  v.  Nostitz  und  Damitsch,  ihres  Stiefvaters, 
Tode  gelangte  auch  Ruppersdorf  wieder  an  diese  Brüder  zurück.  Sie 
theilten  sich  jetzt  so,  dass  Hans  Ulrich  Ruppersdorf  und  Oberoder- 
witz,  Christoph  aber  Hainewalde,  Gersdorf,  Hörnitz  und  einen 
Theil  von  Niederoderwitz  erhielt  ^^) ,  Ersterer  ward  somit  Stammvater 
der  Ruppersdorfer,  Christofrfi  der  der  Hainewalder  Nebenlinie. 

Ein  sechster  Sohn  Dr.  Ulrichs  v.  N.,  Hartwig,  erhielt  bei  der 
bruderlichen  Tbeiiung  die  Güter  Grossschönau  und  Bertsdorf,  die  er 
aber  1587  um  86000  Thlr.  an  den  Hath  zu  Zittau  verkaufte.  Hier-- 
durch  gerieth  er  in  ernstliche  Streitigkeiten  mit  seinen  Geschlechts^ 
vettern,  welche  nicht  wollten,  dass  diese  Güter  der  Familie  entfrem- 
det würden.  Hartwig  lebte  darauf  auf  dem  ihm  ebenfalls  gehörigen 
Niederhofe  zu  Wamsdorf,  Hess  sich  aber  (1607)  in  Grossschönau  be- 
graben ^'*) .  Durch  'seinen  zweiten  Sohn  Christian  ward  er  Stamm- 
vater .der  freiherrlichen,  später  reichsgräflichen  Linie  der  Nostitze  auf 
Seidenberg. 


27)  Müller,  VersDche  etc.  III.  2.  »)  Die  BeftitzTerhältnisse  überaU  nach  den 
Lehnbücbern  im  A.  Dresd.  ^  Richter,  Qrotaschonau  113  flg.  ^Beitiase  zur 
Gesch.  des  GeschlechU  y.  NoBtitx  Ton  G.  A.  t.  N.  q.  J.""  1874.  1.  Heft  65  fg. 


> 


122.  Die  V.  NoBtitz.  .  391 

II.   Stamm  Ullersdorf. 

Wir  haben  sction  oben  (S.  385]  erwähnt,  dass  1375  ein  Frede 
v,N.,  1392 — 98  ein  Hertwig  V. N.  mit  seinen  Söhnen  Lyp pol d  (?) 
und  Otto  höchst  wahrscheinlich  im  Weichbild  Görlitz  angesessen  wa- 
ren, femer  dass  4389  ein  ^Niclas  Ulrichsdorf"  und  4398— U21 
ein  ^Hans  Ulrichsdorf  ^,  beide  ritterlichen  Geschlechts,  genannt 
werden,  von  denen  der  Letztere  das  bis  auf  die  neueste  Zeit  im  Besitz 
der  Familie  v.  N.  verbliebene  Jänkendorf  (wenigstens  zum  Theil)  er- 
warb, endlich  dass  1404  ein  Otto  v.  N.  ausdrücklich  als  „zu  Ullers- 
dorf gesessen^  bezeichnet  wird. 

Bis  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  kommen  nun  im  Görlitzer  W'eich- 
biid  eine  solche  Menge  „Vettern^  v.  Nostitz  theils  auf  Ullersdorf, 
theils  auf  benachbarten  Dörfern  vor,  dass  wohl  nicht  bloss  jener  Otto 
V.  N«  auf  Ullersdorf  (1404)  ,  sondern  auch  jener  Hans  Ulrichsdorf 
(1398 — 1421),  den  wir  wenigstens  für  einen  Nostitz  halten,  und  jene 
Söhne  Hertwigs  v.  N.  (Lyppold?  und  Otto),  sämmtlich  Söhne  hinter- 
lassen haben  müssen. 

Als  Sohn  Ottos  v.  N.  (1404)  ist  wohl  mit  Recht  9,Jung  Otto 
V.  N.  zu  Ullersdorf^  zu  betrachten ,  der ,  stets  mit  der  Bezeichnung 
„Jung^,  mindestens  von  1413 — 30  genannt  wird.  Er  besass  ausser 
Ullersdorf  auch  Jänkendorf  (ganz  oder  zum  Theil) ;  denn  1413  ^o)  wird 
ihm  von  etlichen  Personen  Urfehde  geschworen,  dass  äieselben  „ihm, 
den  Seinigen  und  den  Schoppen  zu  Jänkendorf  nicht  verdenken  woll- 
ten'^. 1418  kaufte  derselbe  von  Henil  v.  Nostitz,  seinem  „Vetter^ 
(entweder  dem  zu  Oderwitz  oder  dem  zu  Niecha,  S.  384)  das  Gut 
Maltitsi  (N.  bei  Nostitz).  Daher  heisst  er  1418,  wo  er  als  einer  der 
Deputirten  von  der  oberlausitzischen  Ritterschaft  nach  Prag  gesendet 
wurde,  um  Klage  gegen  den  Landvoigt  zu  führen,  „Jung  Otto  zu 
Maltitz^,  ebenso  1421,  wo  er  mit  Lorenz  v.  N.  zu  Ullersdorf  eine 
Bürgschaft  übernahm.  1 426  begab  sich  Jung  Otto  v,  N.  aus  Land- 
recht in  Stadtrecht  und  gelobte  bei  all  seinen  Gütern  zu  Klitten ,  zu 
Dürrbach  (SW.  von  Reichwalde) ,  zu  Radisch  und  zu  Mückenhain 
(SW.  und  0.  von  Ullersdorf)  und  bei  all  seinen  andern  Gütern  100 
Mark  an  die  v.  Rothenburg  zu  bezahlen  ^^).  Er  scheint  darauf  Maltitz 
wiederverkauft  und  in  Mückenhain  gewohnt  zuhaben.  1429  ver- 
kaufte Jung  Otto  V.  N.  „zu  Mückenhain^  5  Zinsbauern  zu  Lodenau 
(N.  von  Rothenburg)  und  eine  Heide,  die  früher  Wltche  Kottwiti  ge-> 


30)  Q«rl.  IIb.  proftcr.  11.        ^M  Müller,  Vennch  etc.  I.  38  flg. 


392  II.  Abtheilung. 

hört  hatte ,  an  den  Gttrlitzer  Bürger  Hans  von  der  Dame  ^^) .  In  dem- 
selben Jahre  wurden  Jung  Otto  v.  N.  und  Pfaffe  Nickel  v.  N.  sein 
Vetter  an  einem ,  und  Bernhard  v.  Knobeisdorf  und  seine  Binder  am 
anderen  Theil  entschieden  um  Ansprüche  und  Geldschuld ,  so  Erstere 
an  Letztere  zu  thun  gehabt,  und  wofür  Erstere  ihre  Güter  zu  Naes 
und  zu  Neundorf  (N.  und  S.  von  Rothenburg)  bei  dem  Hauptmann 
von  Görlitz  verpfändet  hatten.  Hierbei  Hess  Bernhard  v.  Knobeis- 
dorf  Jung  Otto  auch  des  Gefängnisses  los  und  ledig  von  seinet-  und 
aller  derjenigen  wegen ,  die  mit  ihm  zur  Fehde  gekommen  waren  ^') . 

Neben  diesem  Jung  Otto  kommen  aber  gleichzeitig  als  zu  Uliers- 
dor/* gesessen  ein  Lorenz  v.  N.  (1424)  und  ein  Caspar  v.  N.  vor, 
der  sich  (ebenfalls  1421)  aus  Mannenrecht  in  Stadtrecht  begab.  Mtfg- 
lieh  dass  dies  Brüder  Jung  Otto*s  waren.  Letzterer  hatte  aber  auch 
n  Vettern^.  So  gelobte  1420  jemand  dem  Nie  las  v.  N.  und  Jung 
Otten ,  „seinem  Vetter^ ,  einen  Dritten  lebendig  oder  todt  voa  das 
Recht  zu  stellen.  Dieser  Niclas  dürfte  vielleicht  identisch  mit  dem 
„Nickel  V.  N.  zu  Neundorf  bei  Rothenburg*^  gewesen  sein,  der  1418 
als  Bürge  für  Lorenz  v.  N.  zu  Niecha  genannt  wird.  Wahrscheinlich 
ist  von  diesem  Nickel  noch  zu  unterscheiden  „Pfaffe  Nickel  v.  N.^, 
auch*ein  „Vetter^  von  Jung  Otto,  der  1 429  mit  Letztrem  gemeinschaft- 
lich Neundorf  und  Noes  verpfändet  hatte. 

Nach  1430  kommt  der  bisher  genannte  Jung  Otto  v.  N.,  wie  wir 
glauben  ,  nicht  mehr  vor.  —  Wohl  aber  werden  in  den  Görlitzer  Ge- 
richtsbüchern 1440  ein,  wie  uns  scheinen  will,  anderer  „Jung  Otto 
\on  Jänkendorf^  und  ein  „Jung  Nickel  zu  Ullersdorf^,  1444  ein 
„Jung  Otto  zu  Niederneundorf^ ,  1454  ein  Caspar  v.  N.  zu  Uliers- 
dorf,  1479  ein  Caspar  v.  N.  zu  Quolsdorf  (N.  von  Hänichen)  er- 
wähnt ;  allein  es  fehlt  an  jedem  Anhaltspunkt ,  um  das  Verwandt- 
schaftsverhältniss  derselben  junter  einander  oder  zu  den  bisher  auf- 
geführten Gliedern  der  Familie  zu  ermitteln.        ^ 

Erst  seit  Ende  des  15.  Jahrhunderts  kommt  etwas  mehr  Klarheit 
in  die  Genealogie  des  Stammes  Ullersdorf.  1472  gab  „der  feste 
Otto  V.  N.,  zu  Ullersdorf  g^esessen^,  die  Hälfte  aller  seiner  Güter  zu 
Ullersdorf,  Jänkendorf  und  Mückenhain  seiner  Frau  Barbara,  der 
Schwester  Bernhards  v.  Tschimhaus ,  zu  rechtem  Leibgedinge  auf  ^) .  — 


»)  Ürk.-Ven.  II.  24.  «)  Müller.  Vennch  1.  39.  «*)  Uikand.-Veiz.  II. 
117.  Müller,  (Versueh  I.  42.  II.  10)  giebt  sich  viele,  wie  ans  scheint,  Tergebliche 
Mühe,  die  Mnthnussong  sn  begründen,  dass  dieser  Otto  y.  N.  gar  kein  Nachkomme 
der  bisherigen  Nostitze  auf  Ullersdorf  sei,  sondern  aus  dem  schlesischen  Hanse  Zedlltt 
stamme,  offenbar  zu  dem  Zweck,  um  einen  genealogischen  Znsammenhang  zwischen 


122.  Die  Y.  Nostitz.  393 

Es  ist  wohl  eine  berechtigte  Annahme ,  dass  die  zunächst  darauf  erwähn- 
ten Besitzer  von  Ullersdorf  die  Söhne  dieses  Otto  gewesen  seien.  Es 
waren  dies  drei  Brüder  v.  Nostitz,  Hans,  Georg  und  ein  dritter, 
dessen  Namen  wir  nicht  kennen,  der  schon  vor  4506  gestorben  war 
und  einen  Sohn  Wolf  (Wolfgang)  hinterlassen  hatte.  Dieser  Wolf 
wird  4509  als  Truchsess  bei  König  Wladislaus  von  Böhmen,  seit  4542 
stets  als  ^Ritter  Wolf  v.  N.^  bezeichnet.  Jene  Brüder  Hansund 
Georg  Sassen  ursprünglich  mit  ihrem  Neffen  Wolf  in  ungetheilten 
Gütern  und  schrieben  sich  sammtlich  als  zu  Ullersdorf  gesessen. 
Gemeinschaftlich  erkauften  sie  4506^^)  von  Georg  v.  Döbschitz  das 
Dorf  Barsdarf  (bei  JänkendorfJ .  4508  aber  nahmen  sie  eine  Theilung 
vor;  danach  erhielt  Hans  das  Gut  (^/^dor/* nebst  Vorwerk  und  Zins 
zu  Quüüdorf  (W.  von  Jänkendorf) ,.  Wolf  das  Gut  Ullersdorf  nebst 
einigen  Waldungen  und  Wiesen  zu  Quüzdorf  und  den  Dörfern 
Jänkendorf  und  Kcuzna  (W.  bei  Jänkendorf)  ,  sowie  das  Vorwerk  zu 
Barsdarf;  Georg  aber,  der  keine  Söhne  hatte,  sollte  mit  seinen 
Töchtern  und  einem  „Jungen^  (Diener]  freien  Tisch  auf  dem  Hofe  zu 
Jankendorf  und  ausserdem  den  Zins  von  Barsdorf  haben  ^) .  Trotz 
dieser  Theilung  aber  sollten  ihre  Güter,  wie  König  Wladislaus  auch 
4509  genehmigte,  als  ungesonderte  gelten.  Nachdem  4509  Georg 
gestorben,  theiite  Hans  mit  seinem  Neffen  Wolf  abermals.  Hans 
mit  seinem  Sohne  Hieronymus  erhielt  zu  Quolsdorf  und  Quüzdorf 
noch  Kaana  hinzu  und  4200  Mark  baar^^j  und  ward  der  Stammvater 
der  Qtiolsdorfer,  Wolf  dagegen  der  der  Ullersdorfer  Nebenlinie. 

Mindestens  seit  4524 '^j  war  Hieronymus,' Hansens  Sohn, 
Erbherr  zu  Quolsdorf;  4526  Hess  er  seine  Frau  Anna  beleibdingen. 
4532  kaufte  er  von  Hans  v.  Rackels  Erben  das  Gut  Teicha  (W.  bei 
Quolsdorf;,  muss  aber  bald  darauf  gestorben  sein.  4538  nämlich  er- 
warben die  Vormünder  seiner  Söhne  von  Melch.  v.  Metzradt  das  Gut 
Kringelsdorf  (W.  von  Reichwaldej .  Diese  seine  Söhne  w^aren  Hans 
und  Georg  v.  N.,  beide  ^zu  Quolsdorf  gesessen^,  die  um  4545  ihr 
Gut  Quitzdorf  veräusserten.  Hans  starb  4576,  nachdem  er  kurz  zu- 
vor seine  Frau  Veronica  geb.  v.  Baudissin  hatte  beleibdingen 
lassen,  mit  Hinterlassung  eines  Sohnes  Christoph.  Auch  Georg 
hatte  4568  seiner  Frau  Ursula  seinen  Antheit  an  Rittersitz  und  Vor- 
werk zu  Quolsdorf  als  Leibgedinge  reichen  lassen  und  starb  um  4587. 


der  Linie  Zedlltz  und  der  Linie  Uliendorf ,  wie  er  1570  and  1577  allerdings  behauptet 
wnide,  henntteilen.  3»)  Urkond.-Ven.  III.  74.  »)  Malier,  Vertneh  III.  11. 
3T)  ürk.-Ve«.  III.  82.  9^c.        »1  Ebend.  III.  119. 


394  IL  Abth^ilung. 

Nach  der  oben  erwähnten  Theilung  von  4512  hatte  Ritter  Wolf 
V.  N.  MSH  Mseine  Schwester  Barbara  Eber^in,  Wittwe  zu  Berteis-- 
dorf  [d.  b.  Wittwe  Georgs  v.  Eberhard  zu  Berteisdorf  0.  von  Lauban 
im  Weichbild  Löwenberg]  ^  aller  ihrer  Gerechtigkeit  vergnüget^ ^  d.  h. 
ihr  väterliches  Erbtheil  ausgezahlt,  dann  (4545)  gemeinschaftlich  mit 
seinem  Onkel  Hans  auf  Quolsdorf  der  Wolfjgangskapelle  zu  UUersdorf 
ein  Haus  mit  Wiese  und  Garten,  sowie  40  Mark  Jahreszins  gewidmet. 
4547  kaufte  er  von  Hans  v.  GersdorfT  auf  Rudelsdorf  das  Gut  Särchen 
(O.bei  Jankendorf),  4530  von  dem  königlichen  Fiskus  das  durch  den 
kinderlosen  Tod  Balthas.  v.  Rabenau  an  die  Krone  gefallene  Gut  Mer- 
thiemendarf  (S.  von  UUersdorf)  und  in  demselben  Jahre  von  Mathias 
V.  Gersdorff  auf  Dornhennersdorf  das  Gut  Zentendorf  (S.  von  Rothen- 
bürg) .  Gegen  seine  Unterthanen.  war  er  übrigens  ein  sehr  strenger 
Herr,  weshalb  sich  diese  gelegentlich  durch  „Mordbrand"  an  ihm  ge- 
rächt hatten  3«) . 

Er  starb  vor  4535  und  hinterliess  fttnf  Söhne,  Wolf,  Hans, 
Caspar,  Otto  und  Friedrich,  von  denen  4538  die  letzten  drei 
noch  unmündig  waren.  Später  theilten  sich  die  Brüder.  Wolf  er- 
hielt Zenlendorf,  starb  aber  um  4545  ohne  Söhne,  worauf  dies  Gut 
an  den  zweiten  Bruder  Hans  gelangte.  Dieser  Hans  war  schon  4535 
Erbherr  auf  Thiemendorf  und  besass  4554  auch  Särchen.  Als  um  4557 
auch  er  ohne  Söhne  starb,  fielen  Särchen  und  Zentendorf  an  die 
Krone.  König  Ferdinand  schenkte  dieselben  an  den  Grafen  Franz 
V.  Thurn,  der  sie  al)er  4559  an  Hansens  v.  N.  Brüder,  Caspar,  Otto  und 
Friedrich  auf  UUersdorf,  verkaufte.  Allein  für  diese  trat  4560  Hans 
v.  Temritz  auf  Diehsa  in  den  Kauf  ein,  so  dass  diese  Güter  von  da  ab 
der  Familie  v.  Nostitz  entfremdet  wurden.  Jene  drei  jüngeren  un- 
gesonderten Brüder  besassen  noch  Ullersdorfy  Barsdorf,  Jankendorf, 
Thiemendorf,  Kaana  und  Quitzdorf  (welche  letzteren  Dörfer  von  der 
Quolsdorfer  Linie  an  die  Ullersdorfsche  zurück  gelangt  waren)  und 
ausserdem  Wiesa  (SO.  bei  UUersdorf). 

Als  um  4580  Caspar  v.  N.  gestorben  war,  kauften  4584  dessen 
7  Söhne  gemeinschaftlich  mit  ihres  Vaters  Brüdern  Otto  und  Fried- 
rich Niederrengersdorf  (0.  von  UUersdorf).  Von  diesem  Caspar 
stammt  die  Casparische  Linie  des  Hauses  UUersdorf ,  die  sich 
durch  seinen  Sohn  Wolf  in  die  Niederrengersdorfer  (Jänkendorfer, 
Oppacher),  und  durch  einen  andern  Sohn  Christoph  in  die  Krob- 


3»)  Urk.-Veiz.  III. 99. 101  (U%\  140. 141.  Muller,  Versuch  III.  12.  N.  Script, 
rer.  las.  IV.  200. 


122.  Die  V.  Nostitz.  305 

nitzer  Linie  spaltete,  -r-  Von  Otto,  dem  Bruder  Caspars,  stammt  die 
Ottontsche  Linie.  Der  dritte  Bruder  Friedrieh  starb  (1595) 
unverheirathet. 

in.    Stamm  Rothenburg. 

Ende  der  dreissiger  Jahre  des  14.  Jahrhunderts  erscheint  plötz- 
lich ein  Caspar  v.  Nostitz ^^),  der  Stammvater  dieses  dritten  Haupt- 
stammes der  Familie,  als  in  der  Oberlausitz  ansässig.  Man  weiss  von 
ihm  \veder  genau ,  wer  er  gewesen ,  noch  welches  Gut  er  zuerst  in 
diesem  Lande  erworben.  Nur  das  scheint  festzustehen,  dass  er  kei- 
ner der  bisher  behandelten  Linien  derer  v.  N.  angehört,  sondern 
höchstwahrscheinlich  aus  Schlesien,  wohin  ja  schon  im  13.  Jahrhun* 
dert  ein  Zweig  derselben  sich  gewendet  (S.  381),  wieder  in  die  alte 
Heimath  eingewandert  war.  Sein  Vater  soll  Heinrich,  sein  Grossvater 
Friedrich  geheissen  und  das  Gut  Zedlitz  im  FUrstenthum  Woblau  be- 
sessen haben.  Auch  Caspar  selbst  hatte  Güter  in  Schlesien,  nämlich 
Thiemendorf,  GieshUbel,  Vogelsdorf,  Wingendorf  östlich  vom  Queiss, 
dürfte  dieselben  aber  wohl  erst  nach  Erwerbung  von  Tschocba  an  sich 
gebracht  haben,  an  das  sie  z.  Th.  grenzen.  —  Im  Jahre  1439  war 
dieser  Caspar  v.  N.  bereits  ein  „landsesse  dicz  landis'**^).  Wahr- 
scheinlich gehörte  ihm  damals  nur  erst  ein  Antheil  des  früher  bedeu- 
tenden Rittergutes  Rothenburg  mit  Zubehör,  welches,  unter  viele 
Linien  derer  v.  Rothenburg  getheilt,  eben  damals ,  Schulden  halber 
nach  und  nach  veräussert  wurde.  So  hatten  z.  B.  auch  die  Brüder 
Heinze  und  Peter  Schoff  einen  Antheil  von  Rothenburg  und  Noes 
(N.  bei  Rothenburg)  erworben],  den  sie  aber  1432  wieder  versetzten. 
Man  nimmt  an,  dass  der  neue  Pfandinhaber  dieses  Antheils  eben 
jener  Caspar  v.  N.  gewesen  sei,  und  dass  er  darauf  nach  und  nach 
fast  alle  übrigen  Antheile  ebenfalls  an  sich  gebracht  habe.  Inzwischen 
hatte  derselbe  nach  dem  Tode  Ramfolds  v.  Klüx,  als  dessen  ^nächster 
Erbe^,  auch  das  grosse  Gut  Tschocha  im  Queisskreis  erlangt.  Es  muss 
dies  schon  geraume  Zeit  vor  1451  geschehen  sein;  denn  in  diesem 
Jahre  stellten  bereits  die  Räthe  der  übrigen  Sechsstädte  der  Stadt 
Lauban  ein  Zeugniss  wider  Caspar  v.  N.  auf  Tschocha  aus,  y,der  mit 
neuen  und  besonderen  Salzmärkten  auf  desselben  Schlosses  Gütern 
im  wilden  Felde,  vormals  nie  gewest,  der  armen  Stadt  zu  grossem 
Schaden  errichtet^  habe ;  und  da  wiederholte  Klagen  deshalb  bisher 


«f)  Vergl.  über  dengell>«n  dbeilaus.  Naebiete  1768.  02.  Laas.  Magtz.  1828.  518. 
HoUcber ,  Rotbenbarg  2*2.  fieitrage  zar  Geacb.  d«a  Gesahleebts  ▼.  NoatUz  ^n  O.  A. 
▼.  N.  u.  J.  1874.  Heft  1.  p.  il6.        *»)  N.  Seript.  rer.  1\)»  I.  222. 


396  U.  Abtheitung. 

vergeblich  gewesen,  so  wendeten  sich  jetzt«  die  Städte  an  Kaiser 
Friedrich  III.,  als  Vormund  des  jungen  König  Ladislaus  von  Böhmen, 
mit  der  Bitte  um  Abstellung.  Erst  H53  aber  wurde  Caspar  v.  N. 
durch  König  Ladislaus  mit  dem  ^Schloss  Tschocha^  und  mit  dem 
schon  von  den  früheren  Besitzern  dieser  Herrschaft  hinzuerworbenen 
Dorf  Friedersdorf  im  Weichbild  Löwenberg  und  zwar  „mit  obersten 
und  niedersten  Gerichten  zu  freier  Mannschaft  wie  Tschocha  selbst^ 
belehnt.  Nicht  minder  hatte  Caspar  das  Gut  Guttau  (NW.  von  Ba- 
ruth),  man  weiss  nicht  von  wem,  und  1452  einen  Antheil  von  Nieder- 
langenau  (um  2600  fl.  ungar.)  von  Hieron.  Proffen  erworben.  4  454 
reichte  ihm  daher  der  König  auch  die  Güter  „Rothenburg,  Guttau  und 
Langenau  etc.*^  zu  Lehn.  So  war  denn  Caspar  v.  N.  binnen  wenig 
Jahren  einer  der  grössten  Grundbesitzer  in  der  östlichen  Oberlausitz 
geworden  und  gewann  durch  seine  energische  Persönlichkeit  bald 
auch  einen  bedeutenden  politischen  Einfluss  im  Lande  ^^}. 

Vor  allem  war  er  ein  tapferer  Rittersmann.  Schon  4439  nahm 
er,  als  Söldner  der  Stadt  Görlitz,  an  einem  Zuge  der  Sechsstädte  nach 
Böhmen  gegen  den  dortigen  hussitischen  Adel  theil  und  half  die  Burg 
Dewin  belagern.  Dort  erlegte  er  einen  prahlerischen  Schlesier  Na- 
mens Ryme,  der  ihn  zum  Zweikampfe  aufforderte.  4445  ward  er 
abermals  von  der  Stadt  Görlitz  mit  5  Pferden  als  Söldner  aufgenom- 
men ,  später  auch  zu  dem  Herzoge  von  Glogau  gesendet ,  um  Hülfe 
gegen  einen  Unterthanen  desselben,  der  Görlitz  befehdete,  zu  erlan- 
gen. 4447  hatte  er  selbst  eine  Fehde  mit  polnischen  Herren  und  fügte 
denselben  durch  eine  gelungene  „Nohme'^  (Raub)  bei  Fraustadt  tüch- 
tigen Schaden  zu.  4448  zog  er,  wieder  als  Söldner  von  Görlitz,  mit 
42  Pferden  gegen  das  Schloss  Grafenstein.  4  453  hatte  er  nebst  Nickel 
V.  Gersdorff  selbst  wieder  eine  Fehde,  infolge  deren  ein  Vasall  des 
Erzbischofs  von  Magdeburg  als  Gefangener  nach  Tschocha  gebracht 
wurde.  4454  trat  er  in  Sold  des  deutschen  Ordens  in  Preussen;  noch 
4469  hatte  er  eine  bedeutende  Summe  für  Sold  und  Schadenersatz 
vom  Orden  zu  empfangen  ^^j .  Hatte  er  sich  schon  in  den  früheren 
Hussitenkriegen  als  erbitterten  Feind  der  Ketzer  erwiesen,  so  er- 
kannte er  auch  den  nach  dem  Tode  des  jungen  König  Ladislaus  zum 
Könige  von  Böhmen  erwählten  hussitisch  gesinnten  Georg  Podiebrad 
nicht  an  und  Hess  sich  von  der  Stadt  Breslau ,  die  demselben  eben- 


«2)  Ürkand.-Ve«.  II.  68».  74»>.  Uns.  Mag.  1868.  118.  «)  n.  Script.  I."  222. 
(Köhler  ebendu.  S.  261  Teriegt  d»s  Faktum  filsehlich  ins  Jahr  1445).  I.  77  flg.  Vit 
Vertragsark.  abgedr.  in  den  „Beltrilgen  znr  Gesch.  des  Geschl.  t.  N.^  1.  Heft  p.  118. 


122.  Die  ▼.  Nostite.  397 

falls  die  Huldigung  versagte,  4464  zu  ihrem  Feldhauptmann  ernen- 
nen. Infolge  dessen  nahm  (4464)  Papst  Pius  II.  ihn  sammt  seinem 
Schlosse  Tschocha  und  seinen  sonstigen  Gütern  durch  eine  besondere 
Bulle  in  speciellen  Schutz  **) .  Als  aber  der  Papst  bald  darauf  den 
König  Georg ,  als  Ketzer,  in  den  Bann  thal ,  suchte  ganz  besonders 
Caspar  v.  N.  die  schwankende  Oberlausitz  zum  Abfalle  von  dem 
Könige  zu  bewegen.  Und  als  diese  endlich  wirklich  demselben  den 
Gehorsam  aufkündigte  (U67)  und  die  bisherigen  landesherrlichen 
Beamten  theils  vertrieb ,  theils  wenigstens  absetzjte ,  wurde  von  dem 
neuen,  katholisch  gesinnten  Landvoigte  Caspar  v.  N.  zum  Amtshaupt- . 
mann  von  Görlitz  ernannt  (U67— 72);  ja  eine  Zeitlang  (U74 — 72) 
verwaltete  er  sogar  auch  die  Bndissiner  Amtshauptmannschaft.  In 
den  aus  diesen  Verwicklungen  hervorgehenden  Kämpfen  spielte  er 
wieder  eine  hervorragende  Rolle.  Er  half  (4467 — 68)  das  feste,  dem 
hussitischen  Friedrich  v.  Schönburg  gehörige  Schloss  Hoyerswerde 
belagern  und  erobern;  er  kämpfte  mit  gegen  Herzog  Johann  von 
Sagan,  ebenfalls  einen  Anhänger  König  Georgs,  und  führte  noch  4474 
wiederholt  Truppen  nach  Schlesien ,  um  König  Mathias  von  Ungarn, 
den  die  Oberlausitz  als  Landesherrn  anerkannt  hatte,  zu  unterstützen. 
Als  aber  später  der  von  Mathias  eingesetzte  Landvoigt  Georg  v.  Stein 
die  Oberlausitz  für  immer  an  die  Krone  Ungarn  knüpfen  wollte, 
suchte  auch  Caspar,  wie  alle  patriotisch  gesinnten  Oberlausitzer,  nach 
Kräften  dem  entgegenzuwirken.  Deshalb  hasste  }hn  auch  der  Land- 
voigt und  pflegte,  wenn  Caspar  auf  den  Landtagen  zu  Budissin  da& 
Wort  ergriff,  zu  sagen :  „der  grosse  Ochse  pelurt ;  aber  mein  Herr, 
der  König,  wird's  ihm  wohl  wehren"  **) . 

Der  Stadt  Görlitz  war  und  blieb  er  ein  treuer  Freund.  Als  sie 
4474  wegen  ihrer  Anhänglichkeit  an  König  Mathias  sich  bedroht  sah, 
gelobte  er,  ihr  beizustehn  bis  an  seinen  Tod.  4  479  schenkte  er  ihr  das 
Patronat  über  die  Kirche  zu  Hdnichen ,  welches  Dorf  die  v.  Bothen- 
bürg  an  Görlitz  verkauft  hatten.  Ihm  selbst  gehörte  unter  anderem 
noch  Bremenhain  und  Niedemeundorf  (NW.  und  S.  von  Rothenburg), 
wo  „sein  Richter",  „seine  Schoppen"  erwähnt  werden;  auch  zu  Horka^ 
besass  er  Unterthanen.  Für  seinen  „offenen  Markt"  Rothenburg  erwarb 
er  4  490  die  Erlaubniss,  einen  Wochenmarkt  abzuhalten  ^^) .  Auch  mit 
Lauban  stand  er  später  io  freundschaftlichen  Beziehungen.  4472  er* 
kaufte  er  von  der  Herzogin  Salome  von  Troppau  40  Seh.  Rente  auf 


«)  Ürk.-Verz.  II.  94.        «)  N.  Script  rer.  las.  IV.  133.        ««)  Ürk.-Veri.  U, 
138«.  168«.  III.  17a.  18«.  Hol  scher,  Rothenburg  80. 


398  U-  Abtheilnng. 

dieser  Stadt  und  bestimmte  davon  (4484)  teslamentarisch  29  Mark  zu 
allerhand  milden  Stiftungen,  deren  Aosftihrung  der  Raih  zu  tiber- 
waciien  hatte  ^^) . 

Nach  einem  langen,  sehr  bewegten  Leben  starb  Caspar  v.  Nostitz 
wob]  4490.  Er  htnterliess  drei S6hne,  Hartwig,  Georg  und  Otto, 
denen  4  497  von  König  Wladislaus  die  Gesammtiehn  über  Tschocha, 
Rothenburg,  Guttau,  Langenau  und  ebenso  aller  ihrer  Vorfahren 
Briefe  9,aufs  neue  verliehen  und  confirmirt"  wurden.  Daher  seheint 
Caspar  v.  N.  schon  frfiher  für  seine  Söhne  die  Gesammtlehn  erwirkt 
zu  haben ,  deren  sich  von  nun  an  dieser  Rothenburger  Stamm  zu  er- 
freuen hatte,  während  die  übrigen  oberlausitzischen  Stamme  erst 
4577  in  diese  Gesammtlehn  aufgenommen  wurden.  Die  Brüder  müs- 
sen anfangs  jene  Güter  auch  gemeinschaftlich  besessen  haben.  Gemein- 
schaftlich hatten  sie  schon  4490,  also  vielleicht  noch  bei  ihres  Vaters 
Lebzeiten,  von  denen  v.  Penzig  (um  482  fl.  ungar.)  allerhand  Zinsen  zu 
Langenau,  Zentendorf^  Tormersdorf  und  Zoblitz  erkanfi.  Daher  heisst 
auch  bald  (4  497]  Hartwig,  bald  Otto  (4  498)  Besitzer  von  Rothenburg 
und  von  Guttau.  4540  ward  Langenau  (um  3<K)0  fl.  ungar.)  an  den 
Görlitaer  Bürger  Joh.  Frentzel  verkauft,  4  504  die  Rente  von  4  4  Mark  auf 
Lauban  von  der  Stadt  abgelöst,  da  Georg  v.  N.  „itzt  zu  Tschocha*^ 
dem  Hathe  die  Ausführung  jener  von  seinem  Vater  festgesetzten  Testa- 
mentsbestimmungen erschwertet^).  Später  aber  theilten  sich  die 
Brüder  so,  dass  Hartwig  Tschocha^  Georg  GtUtau,  Otto  Rothenburg 
erhielt.  So  entstanden  die  drei  Hauptlinien  des  Stammes  Rothen- 
burg, die  wir  nun  besonders  werden  zu  behandeln  haben. 

4.  Tschocha'sche  Hauptlinie. 

Hartwig,  der  Stifter  derselben ,  muss  bald  nach  4540  gestor- 
ben sein.  Er  hinterliess  zwei  Söhne,  Caspar  und  Hans,  welche 
4543  von  ihrem  Onkel  Georg  auf  Guttau  die  auf  dessen  Antheil  ge- 
fallenen schlesischen  Güter  Thiemendorf,  Giesbübel,  Vogelsdorf  und 
Wingendorf  zu  Tschocha  hinzuerwarben  ^^) .  4549  erhielten  sie  mit 
ihren  Vettern  zu  Guttau  und  Rothenburg  die  Gesammtbelehnung. 
4523  starb  der  ältere  Bruder  Caspar  kinderlos,  so  dass  von  da  an 
Hans  alleiniger  Besitzer  von  Tschocha  war.  Als  solcher  nahm  er  nicht 
nur  an  der  neuen  Gesammtbelehnung  durch  Kaiser  Ferdinand  (4527) 


*^)  Urkunden-Verz.  II.  117.  111.  Dietmann,  OberUasitzer  Priesterschaft  447. 
«)  Ürk.-Vera.  HI.  4.  31,  Müller,  Versuch.  IV.  3.  Ürk.-Ver2.  III.  4.  35».  74«».  86«. 
A.  Dresd.  Abtheilnng  XIV.  löh  fol.  15.  Dietmann ,  Priesterschaft  449  Annierknnf. 
*9)  Landbuch  für  Schweidnits  und  Janer  im  Staat^arrbfT  zu  Breslau. 


122.  Die  y.  Nostitz.  399 

iheil ,  sondern  erhielt  von  demselben  die  ausdrttcklidie  Bestätigung 
der  Obergerichtsbarkeit  Über  Tschocha  und  Friedersdorf  am  Queiss. 
1549  erwarb  er  den  bisher  der  Stadt  Lauban  gehörigen,  durch  den 
Pönfall  verwirkten  Antheil  an  Holskirch  (N.  von  M  arkiissa)  um  i  600  ThW* 
von  Kaiser  Ferdinand,  verkaufte  ihn  aber  4553  wieder  um  1800  Thlr. 
an  Joech.  v.  Uechtritz  auf  Steinkirch  ^) .  1564  theilte  er  seine  Güter 
zwischen  seinen  beiden  Söhnen;  Abraham  erhielt  Tschocha,  Ren-- 
gersdorf,  Wtesa,  Harta,  Goldboch,  Priedersdorf  und  die  schlesischen 
Gttter  Gieshttbel  und  Vogelsdorf,  Hans  dagegen  Sei/ersdo?/,  Thiemen" 
dorf  und  die  Mtthle  zu  Wingendorf.  Hans  der  Vater  starb  (4565) 
jedenfalls  im  lutherischen  Glauben,  da  4536  in  Rengersdorf,  wohin 
Tschocha  eingepfarrt  ist,  die  Reformation  eingeführt  ward. 

Bei  der  Gesammtbelebnung  des  Stammes  Rothenburg  im  J.  4567 
werden  noch  Abraham  als  zu  Tschocha ,  Hans  als  zu  Seifersdorf  ge- 
sessen aufgeführt.  Bald  darauf  (4574)  starb  Hans  ohne  Kinder;  seine 
Güter  fielen  daher  an  seinen  Bruder  Abraham.  Dieser  ^^)  hatte  zuerst 
die  Schule  zu  Goldberg  dann  die  Universität  Leipzig  besucht ,  darauf 
lange  am  herzoglichen  Hofe  zu  Brieg  gelebt  und  starb ,  wegen  seiner 
Religiosität,  Gerechtigkeitsliebe  und  Wohlthätigkeit  hochgeehrt,  4595 
mit  Hinterlassung  von  5  Sühnen :  Abraham,  Hans,  Hartwig, 
Caspar,  Conrad,  von  denen  die  letzten  vier  die  Nebenlinien  Sei- 
fersdorf, Thiemendorf,  Tschocha,  Priedersdorf  stifteten. 

2.  Guttau'sche  Hauptlinie. 

Georg,  der  Stifter  derselben ,  war  4  492  —  4  502  Klostervoigt 
von  Marienthal,  woselbst  eine  nahe  Verwandte  von  ihm,  Katharine 
v.  Nostitz ,  eben  damals  Abbatissin  war.  Er  besass  auch  die  Dörfer 
Siegersdorf  und  Bertis  (N.  von  Lauban),  die  er  4506  dem  Rathe  zu 
Lauban  um  4000  fl.  ungar.  zum  Kauf  anbot;  da  dieser  nicht  darauf 
einging,  erwarb  sie  Heinze  v.  Räder  J^^).  Während  er  selbst  4549  zu- 
letzt genannt  wird,  erscheinen  später  gleichzeitig  als  Besitzer  von 
Guttau  Hieron ymus  und  Hans  v.  N.,  jedenfalls  seine  Söhne.  Von 
denselben  soll  Hans  ohne  Kinder  gestorben  sein.  Hieronymus  dagegen 
binterliess  bei  seinem  vor  4538  (nicht  erst  4567)  erfolgten  Tode  fünf 
Söhne:  Caspar,  Franz,  Georg,  Hans  und  Hartwig,  deren 
Vormünder   (Christoph  v.  N.   auf  Bremenhain   und   Hans  v.  N.  auf 


»)  Üik.-Veri.  III.  135'.  ISö*.  Lau«.  Mag.  1779.  339.  Vgl.  1830.  610.  »»)  Vgl. 
fiber  ihn  Um.  Magaz.  1830.  513.  ^)  Schdnfelder,  MThal  228.  107.  Oberlaus. 
Nachlese  1770.  239  Hg. 


400  U-  Abtheilnng. 

Tschoeha)  1538  für  sie  das  Gut  Kringelsdorf  (W.  von  Reiehwaide)  von 
Melch.  V.  Metzradt  erkauften  ^3) .  Mündig  geworden,  wurden  sie  4545 
mit  GiUtau,  Neudörfel,  S(ügaj  Brösa,  Lömischau,  Halbendorf ^  Geis- 
litZj  A/eudoi/ (sämmtlidi  bei  Guttau) ,  sowie  mit  Arrm^ebdor/*,  EJitten 
und  Oelsa  (SW.  von  Reichwalde}  belehnt.  Jedenfalls  gehörten  schon 
längst  die  ersten  9  Ortschaften  zusammen,  woraus  erst  erklttrlich  wird, 
dass  bei  der  brüderlichen  Theiiung  zwischen  den  Söhnen  Caspars  v.  N. 
Guttau  mit  Zubehör  den  grossen  Gütercomplexen  Tschoeha  und  Rothen- 
burg gleichgestellt  werden  konnte.  Hierzu  erwarben  jetzt  die  fünf 
Söhne  des  Hierony mus  gemeinsam  noch  Jahmen  (vor  1 55 1 ) ,  4  553  Leich- 
nam (N.  von  Guttau).  Später  theilten  sie  sich;  Caspar  erhielt  Jah- 
men und  ward  der  Stifter  der  dasigen  Nebenlinie ;  er  erkaufte  4  565 
von  den  Gebr.  v. Metzradt  AUliebeln  (0.  von  Reichenwaide),  4565  von 
Jakob  V.  Scharfsod  Dürrbach  (SW.  von  Reichwalde),  4572  von  denen 
v.  Metzradt  Zimpel,  ferner  Uhyst  an  der  Spree,  Kommerau  (N.  von 
Leichnam) ,  Thräna  und  Räuden  (W.  und  S.  von  Uhyst) .  Er  starb  4587 
und  hinterliess  sechs  Söhne:  Caspar  (auf  Uhyst),  Asmann,  Georg 
(auf  Jahmen),  Nicolaus,  Christoph  (aufSalga)  und  Franz. — 
Caspars  (des Vaters)  Bruder  Franz  erhielt XeicAnam  und  besass später 
auch  Dubrau  (SW.  von  Leichnam).  Er  starb  4576  mit  Hinterlassung 
eines  Sohnes  Ulrich  (auf  Leichnam) .  —  Caspars  Brüder  Hans  und 
Hartwig  haben  wir  ausser  4  545  nicht  mehr  genannt  gefunden.  —  D^r 
fünfte  Bruder  Caspars,  nämlich  Georg,  erhielt  Guttau  und  starb  4579 
mit  Hinterlassung  dreier  Söhne.  Hieronymus,  Georg  und  Chri- 
st o  p  h  *^) . 

3.  Rothenburger  Hauptlinie. 

Otto  V.  N.,  der  Stifter  derselben,  der  4499  dem  Rathe  zu  Gör- 
litz eine  Heide  bei  Spree  (W.  von  Rothenburg)  und  eine  Anzahl  Unter- 
thanen  in  diesem  Dorfe  um  450  Mark  Gr.  verkauft  hatte,  starb  jeden- 
falls vor  4542,  wahrscheinlich  schon  vor  4505. 

In  letzterem  Jahre  nämlich  erhielten  seine  Söhne,  Christoph, 
Otto,  Caspar,  Heinrich  und  Hans,  Gebr.  v.  N.  zu  Rothenburg, 
und  Servatius  v.  Metzradt  zu  Reiehwaide  nebst  seinem  Sohne  Hans 
alle  ihre  jetzigen  und  künftigen  Güter  zu  Gesammtlehn,  nämlich 
Rothenburg,  Reichwalde  und  Publik  (N.  von  Reichwalde).     Die  Auf- 


»)  A.  Dresd.    OberUufitzer  Lehnbriefe  Vol.  IV.  530.  M)  Die  Orabmonii- 

men  te  von  Franz  v.  N.  auf  Leichnam  in  der  Kirche  zu  KUx  and  Ton  Oeorg  auf  Oattan 
in  der  Kirche  zu  Gatuu  sind  abgebildet  in  dem  Schulze 'Beben  Altertbumiwerke  II. 
177  u.  179.  Mspt.  der  Bibliothek  der  Gorl.  Gesellscb. 


122.  Die  y.  NoBtitz.  401 

nähme  dieses  v.  Metzradt  (vielleicht  eines  Schwagers)  in  die 
Nostitzische  Gesammtbelehnung  scheint  von  keinerlei  Folgen  gewesen 
zu  sein.  4542  verkauften  die  ^ungesonderten  Brüder  v.  N.^  6  Mark 
Zins  zu  Lodenau  um  72  Mark  an  ein  geistliches  Gestift  zu  Görlitz  ^^] . 
Noch  in  demselbeo  Jahre  aber  theilten  sie  sich  in  die  väterlichen 
Güter,  wobei  Christoph,  als  der  älteste,  die  Theile  machte,  und  ein 
sechster  Bruder  Hieron ymus,  der  4505  noch  unmündig  gewesen, 
als  der  jüngste,  die  Vorwahl  hatte;  doch  wird  Letzterer  bei  der  neuen 
Gesammtbelehnung  von  4549  nicht  mehr  genannt.  Christoph  er- 
hielt Bremenhain  und  Lodenau,  Otto  Niedertieundorf  und  Steinbach 
'N.  von  Lodenauj,  von  dem  er  4525  die  Hälfte  an  Wolf  v.  Nostilz  auf 
Ullersdorf  verkaufte ,  Heinrich,  der  4544  in  Wittenberg  als  Student 
immatrikulirt  ward,  Noes ,  H  a  n  s  Tormersdorf,  Caspar  Rothenburg, 
Mit  diesen  Gütern  wurden  sie  dann  4549  bei  der  Gesammtbelehnung 
des  Stammes  Rothenburg  neu  belehnt. 

Alle  diese  ältesten  fünf  Brüder  hinterliessen  Söhne,  wodurch 
grade  die  Rothenburger  Hauptiinie  derer  v.  Nostitz  sich  immer  mehr 
in  der  Oberlausitz  verbreitete . 

Die  Söhne  Christophs,  des  Stifters  der  Lodennuer  Neben- 
linie, waren  Christoph,  Adam  und  Balthasar.  Nachdem  sie 
gemeinschaftlich  Bremenhain  verkauft  hatten,  verblieb  jedem  ein 
Antheil  an  Lodenau.  Ausserdem  besass  Christoph  der  Sohn  (4564) 
Seusorge  (W.  von  Lodenau)  und  kaufte  (4565)  Antheil  von  Steinbach 
von  seinem  Cousin  Elias  v.  Nostitz  auf  Rothenburg.  Adam  erwarb 
(4576)  von  Jak.  v.  Rackel  das  Gut  Sänitz  (N.  von  Lodenau).  Baltha- 
sar starb  ohne  Kinder. 

Die  Söhne  des  vor  4564  gestorbenen  Otto,  des  Stifters  der 
A7ed6rn^un</or/er  Nebenlinie,  waren  Hieron  ymus,  Otto,  Hans, 
Caspar,  von  denen  Hieronymus  Niedertieundorf,  Otto  Gehege  (S.  von 
Rothenburg) ,  Caspar  Oberreichenbach  besassen  und  die  betreffenden 
Unterlinien  gründeten,  Hans  aber  kinderlos  starb. 

Die  Söhne  Heinrichs  (gestorben  vor  4564),  des  Stifters  der 
Xoes'er  Nebenlinie,  waren  Heinrich  auf  Noes  und  Friedrich 
auf  Zoblitz. 

Hans,  der  Stifter  der  Tormersdorfer  Nebenlinie,  hinterliess  einen 
Sohn  Otto,  der  4570  seine  Frau  Barbara  geb.  v.  Gersdorff  beleib- 
dingen  Hess ,  bald  darauf  aber  starb  und  zwei  Söhne  hatte ,  H  a  n  s , 


»)  Urk.-yen.  UI.  44.  68.  92. 
K  not  he,  Oetelu  d.  0b«rl.  Adels.  26 


402  II-  Abtheilung. 

der  i^S^  Heider sdorf  (N.  von  Linda)  kaufte,  und  Georg,  der  Tor- 
mersdor f  hehieh. 

Caspar,  1543 — 54  Aratshauplmann  zu  Görlitz  und  als  solcher 
einer  der  königlichen  Coramissare  zur  Verwaltung  der  von  den  Sechs- 
städten infolge  des  Pönfalls  verwirkten  Güter,  der  Stifter  der  Rothen- 
burger  Nebenlinie,  hinterliess  (um  4563)  vier  Söhne,  Erasmus  oder 
Asraus  auf  Rothenburg,  der  1543  als  Student  zu  Wittenberg  immatri- 
kulirt  ward,  Christoph  auf  Sleinbach ,  der  1577  bereits  kinderlos 
gestorben  war,  Elias  auf  SoAra  (NO.  von  Görlitz),  Steinbach  und 
Neukirch  (0.  von  Bischof sw erde),  das  er  1568  von  den  Gebr.  v.  Haug- 
witz  erkaufte,  und  Abraham  auf  Radibor  (0.  von  Neschwitz)  und 
Rattwitz,  der  ohne  männliche  Nachkommen  starb. 


Ausser  diesen  drei  langst  schon  in  der  Oberlausilz  ansässigen 
Stämmen  des  Geschlechts  v.  Nostitz  erwarb  1570  Friedrich  v.  >. 
aus  dem  schlesischen  Hause  Damitsch  Antheil  von  Schönbrwm  (SO. 
von  Görlitz)  von  Georg  v.  Warnsdorf  und  heirathete,  wie  oben  er- 
wähnt' (S.  390) ,  die  Witlwe  Christophs  v.  N.  auf  Hainewalde  und 
Rnppersdorf. 

Hierdurch  scheinen  sich  die  oberlaus,  und  die  schlesischen  Linien 
derer  v.  Nostitz  ihrer  Geschlechtsgemeinschaft  aufs  neue  bewusst 
worden  zu  sein.  Nun  hatte  Kaiser  Maximilian  II.  dem  gesammten 
oberlaus.  Adel  auf  dessen  Ansuchen  1575  das  Privilegium  der  ge- 
sammten Hand  verliehen ,  wonach  alle  adlichen  Lehngüter  in  der 
Oberlausitz ,  wenn  ein  Besitzer  ohne  Leibeslehnscrben  stürbe ,  nicht 
mehr,  wie  bisher,  an  den  Lehnsherrn,  sondern  künftig  an  die  näch- 
sten Schwertmagen  bis  in's  siebente  Glied  fallen  sollten. 

Hierdurch  scheinen  die  sämmtlichen  Linien  derer  v.  N. .  von 
denen  einige  schon  die  Gesammtbelehnung  innerhalb  ihres  Stammes 
besassen ,  veranlasst  worden  zu  sein ,  all  ihre  Güter  in  eine  einzige 
Gesammtbelehnung  vereinigen  zu  lassen.  Und  so  ertheilte  denn 
Kaiser  Rudolph  II.  den  13.  März  1577  ^^i  dieselbe  den  sämmtlichen  da- 


5«)  Abgedruckt  in:  „Beiträge  zur  Gesch.  des  Geschlechts  v.  N.  von  G.  A.  v.  N.  n. 
J."  1874.  1.  Heft  p.  5.  Dass  dem  Stamme  Rothenburg  die  Gesammtbelehnung  schon 
1497  anfs  neue  verliehen  nnd  seitdem  fast  regelmassig  erneuert  vnrde,  haben  wir  schon 
oben  (S.  398)  erwähnt.  Auch  die  schlesischen  Linien  scheinen  1570  schon  pe- 
sammtbelehnt  gewesen  zu  sein.  Als  nämlich  Friedricb  v.  N.  auf  Damitsch  in  diesem 
Jahie  Schönbrnnn  kaufte^  reichte  Kaiser  Maximilian  II.  dessen  Brüdern  die  erste,  dessen 
Vettern  auf  Wandritz  und  Hansau  die  zweite,  dem  Otto  v.  N.  auf  Lampersdorf  die 
dritte,  den  Brüdern  und  Vettern  v.  N.  auf  üllersdorf  und  Quolsdorf  die  vierte  Mitle- 


1 


122.  Die  V.  Nostitz.  403 

nials  lebenden  Gebrüdern  und  Vettern  von  Nostitz,  auch  den  in  Schle- 
sien ansässigen,  welche  vormals  „in  dreien  unterschiedenen  Briefen 
sdromtlich  belehnt^  worden ,  auf  ihre  Bitte  9,nun  in  einem  Briefe 
sämmtlich^.  Demzufolge  sollten,  so  oft  einer  v.  Nostitz  ohne  Leibes- 
lehnserben  stürbe ,  seine  Güter  an  seine  Brüder  oder  deren  Lehns- 
erben, in  Ermangelung  von  Brüdern  aber  jedesmal  an  die  nächsten 
Lehnsvettem  fallen ,  und  dennoch  sollte  jeder  das  Recht  haben ,  bei 
Lebzeiten  mit  seinen  Gütern  nach  Willkür  zu  schalten ,  auch  für  den 
Todesfall  frei  über  dieselben  zu  verfügen. 

Hierdurch  in  der  That  wieder  zu  einem  einzigen  Geschlechte 
vereint,  schlössen  nun  die  sammtlichen  Glieder  desselben  auf  einem 
ersten  Geschlechtstage  zu  Görlitz  den  10.  Dec.  1577  eine 
E  r  b  V  e  r e  i  n  i  g  u  n  g  *', ,  in  welcher  festgesetzt  ward ,  dass  nach  dem 
etwaigen  Aussterben  eines  der  drei  Stämme  dessen  Güter  an  die  zwei 
überiebenden  Stämme  fallen,  zwischen  diesen  aber  nach  der  Zahl  der 
in  denselben  bestehenden  Ilaupthäuser  getheilt  werden  sollten.  Zu 
diesem  Zweck  war  eine  Feststellung  des  gegenseitigen  Verwandt- 
schaftsverhältnisses nöthig.  Dabei  stellte  sich  heraus,  dass  man  schon 
damals  die  Stammväter  der  einzelnen  Stämme,  sowie  der  einzelnen 
Haupthäuser  nicht  mehr  genau  kannte.  So  war  z.B.  den  noch  leben- 
den Söhnen  Wolfs  v.  N.  auf  UUersdorf  weder  ihres  Grossvaters,  noch 
ihres  Urgrossvaters  (Otto)  Vorname  mehr  bekannt.  Dabei  befremdet 
uns  besonders,  dass  die  schlesischen  Häuser  (Damitsch,  Ransau, 
Lampertsdorf^  Zedlitz]  sich  nicht  zu  dem  Stamme  Rothenburg ,  der 
doch  sicher  aus  Schlesien  und  angeblich  aus  dem  Hause  Zedlitz  her- 
vorgegangen war,  sondern  zu  dem  Stamme  UUersdorf  rechneten.  In- 
dess  man  bekannte  wenigstens,  dass  die  Glieder  des  Stammes  UUers- 
dorf,  also  die  beiden  Haupthäuser  UUersdorf  und  Schön])runn  (d.  li. 


lehnschaft  und  Gesamnithand  darüber  (Müller,  Versuch  etc.  IV.  2).  Der  Stamm 
UUersdorf  scheint  auch  die  Oesamnithand  schon  früher  bese«geii  zu  haben.  Wenig- 
stens bestimmten  Hans  v.  N.  und  sein  Vetter  Wolf  auf  UUersdorf  in  der  Theilung  von 
1512,  dass  es  jedem  freistehen  solle,  das  Seinige  zu  gebrauchen  ^.unschädlich  der  ge- 
sammten  Hand''.  Hiermit  ist  aber  wohl  nur  die  ihnen  von  König  Wladislaus  suge- 
sicherte  „Ungesondertheit'^  ihrer  Güter  trotz  der  beabsichtigten  Theilung  gemeint.  Von 
einer  wirklichen  Verleihung  der  Gesammthand  für  diesen  Stamm  ist  uns  wenigstens 
urkundlich  nichts  bekannt.  Vielmehr  fielen,  als  um  1557  Hans  v.  N.  auf  Thiemendorf 
kinderlos  starb,  dessen  Güter  Särchen  und  Zentendorf  an  die  Krone,  und  nur  Thiemen- 
dorf gelangte  an  seinen  Bruder.  Von  dem  Stamme  Un würde  ist  Irgend  welche  Ge- 
sammtbelehnung  auch  nicht  bekannt,  und  doch  fielen  nach  dem  Tode  Ottos  (1070)  und 
Hansens  y.  N.  (vor  1569)  deren  Güter  Ruppersdorf  und  Unwürde  nicht  an  die  Krone, 
sondern  an  ihre  Brüder.         ^7}  „Beiträge  zur  Gesch.  des  Geschl.  v.  N.^'  1.  Heft  p.  9. 

26* 


404  n.  Abtheflang. 

die  schlesischen  Yettern)  einander  in  Sipp-  und  Magschaft  nicht  so 
nahe  verwandt  seien ,  als  die  einzelnen  Haupthäuser  der  beiden  an- 
deren Stimme  Unwürde  und  Rothenburg.  Hinsichtlich  der  Beerbung 
setzte  man  daher  fest,  dass,  so  lange  das  Haupthaus  Ullersdorf  und 
das  ihm  angehörige  Nebenhaus  Quoisdorf  bestände,  das  andere  Haupt- 
haus Schonbrunn  (d.  h.  die  schlesischen  Vettern)  nicht  zur  Nachfolge 
zugelassen  werden ,  und  dass  ebenso  andrerseits ,  so  lange  jemand 
von  dem  Haupthause  Schönbrunn  lebe,  dessen  Güter  an  niemand  aus 
dem  Haupthause  Ullersdorf  vererben  sollten. 

Seitdem  also  zerfiel  das  Geschlecht  derer  v.  Nostitz  in  die  dre  i 
Hauptstamme  Rothenburg,  welches  an  erster  Stelle  gezahlt 
ward,  mit  den  drei  Haupthäusern  Rothenburg,  Gultau  und  Tschocha, 
ün würde  mit  den  zwei  Haupthäusem  Unwürde  und  Kunewalde, 
und  Ullersdorf  mit  den  zwei  Haupthäusern  Ullersdorf  und  Schön- 
brunn, zu  welchem  letzteren,  wie  erwähnt,  die  schlesischen  Neben- 
häuser Damitsch,  Rnnsau,  Lampertsdorf  und  Zedlitz  gehörten. 

133.   Die  y.  Notenhof 

dürften  wohl  aus  Schlesien  in  die  Oberlausitz  eingewandert  sein; 
wenigstens  hatten  die  ältestbekannten  oberlaus.  Notenhofe  einen  in 
Schlesien  angesessenen  Bruder.  In  der  Oberlausitz  gehörte  ihnen  die 
Hälfte  von  Amsdorf  (N.  von  Reichenbach).  Von  1392  bis  gegen  4  420 
wird  in  den  Görlitzer  Gerichtsbüchern  häufig  ein  Posch  ei  v.  N.  ge- 
nannt, der  1414,  wo  er  ein  Zeugniss  für  den  Rath  von  Görlitz  ablegte, 
ausdrücklich  als  „zu  Arnsdorf^  bezeichnet  wird  ^).  Ausserdem  kommt 
1410  auch  ein  Grabis  v.  N.  als  Schöppe  im  Hofgericht  zu  Görlitz 
vor.  Dies  dürften  wohl  „die  Brüder"  Lutolds  v.  N.  (viri  famosi 
Wratislaviensis  diocesis)  gewesen  sein,  der  1415  die  Dienerschaft  eines 
zum  Concil  nach  Gostnitz  reisenden  Propstes  aus  dem  Posenschen  in 
der  Nähe  von  Göda  überfallen  und  ausgeraubt  hatte.  Als  darauf  der 
Bischof  und  der  Markgraf  von  Meissen  mit  den  Räubern  in  gütliche 
Verhandlung  traten ,  stellte  sich  Lutold  selbst  nach  Meissen  und  gab 
die  geraubten  Gegenstände  zurück,  worauf  der  Bevollmächtigte  des 
Propstes  versicherte ,  die  Brüder  Lutolds ,  „wohnhaft  auf  einer  Burg, 
wohin  der  Raub  geschafft  worden  war ,  nicht  in  dem  Verdacht  haben 
zu  wollen" ,  dass  sie  um  die  That  gewusst  hätten  *) .  —  Peschel  v.  N. 
hinterliess  eine  Wittwe  Mar  gare  the,  welche  1420  ihrer  Tochter 
Orte  vor  ihren  Söhnen  10  Mark  zu  geben  gelobte,  und  drei  Söhne, 


123.  0  Urk.-Vera.  I.  179  No.  905.        «)  Cod.  Sax.  H.  2.  423  n.  427. 


124.  Die  T.  der  Olssnitz.  405 

Philipp,  Caspar  und  Melchior,  welche  in  demselben  Jahre 
von  ihrer  Schwester  Orte  9,ledig  ihres  väterlichen  Gutes  gelassen^ 
wurden.  Von  diesen  Brüdern  wird  Philipp  bis  14S5,  Melchior  bis 
4  430 ,  Caspar  bis  4  4S9  erwähnt.  Letzterer  ward  in  diesem  Jahre 
wegen  Theilnahme  an  einem  Strassenraube  von  den  Görlitzern  ge- 
fangen und  jedenfalls  hingerichtet.  In  seinem  zuvor  aufgesetzten 
Testamente  vermachte  er  all  sein  Bindvieh  den  Mönchen  zu  Görlitz, 
drei  Pferde  der  Kirche  zu  Kolm  (N.  von  Arnsdorf)  und  seinem  Beicht- 
vater einen  Malter  Korn  und  Hafer  auf  seinem  Bittersitze  zu  Arns- 
dorf 3).  —  1454 — 66  wird  Hans  v.  N.  zu  Arnsdorf  und  sein  Sohn 
Melchior  erwähnt.  Letzterer  wird  1483,  wo  er  Zeuge  für  Nickel 
V.  Belbitz  war,  als  „zu  Kolm  gesessen^  bezeichnet^) ;  vielleicht  ge- 
hörte auch  dies  Gut  schon  4489  der  Familie.  4497  werden  Martin 
und  Caspar  ungesonderte  Brüder  v.  N.  zu  Arnsdorf  genannt.  — 
Anfang  des  4  6.  Jahrhunderts  kommen  daselbst  die  Brüder  Melchior, 
Balthasar  und  Caspar  vor,  welche  4547 — 23  mehrfach  Zins  zu 
Arnsdorf  an  geistliche  Stiftungen  in  Görlitz  verkauften^].  Balthasar 
war  (vor  4525)  ohne  Leibeslehnserben  gestorben.  Sein  Antheil  an 
Arnsdorf  und  Mengelsdorf  (N.  bei  Beichenbach)  fiel  an  den  Landes- 
herm ,  der  ihn  dem  damaligen  Landvoigt  schenkte ;  von  diesem  er- 
kauften ihn  4526  die  beiden  überlebenden  Brüder.  Wie  es  scheint, 
waren  die  v.  N.  früher  im  Besitz  der  Gesammtlehn  gewesen ,  hatten 
aber  die  Erneuerung  derselben  verabsäumt.  Daher  nahmen  jetzt 
(4525)  die  Brüder  Melchior  und  Caspar  v.  N.  „ihre  oberlaus.  Güter, 
Bittersitz  und  Vorwerk  zu  Arnsdorf^  Bauei*n  zu  DUtmannsdorfy  Biesig^ 
und  Mengelsdorf  (sämmtl.  N.  von  Beichenbach),  aufs  neue  zu  Lehn"* 
und  liessen  sich  „die  Gesammtbelehnung  derer  v.  N.  aufs  neue  be- 
stätigen^. Schulden  halber  verkauften  die  Brüder  4526  einen  Bauer 
in  Kolm  und  4536  Caspar  „seine  43  Bauern  zu  Arnsdorf^  an  Hans 
V.  Gersdorff  zu  Döbschitz^).  Seitdem  verschwindet  die  Familie  aus 
der  Oberlausitz. 

124.  Die  y.  der  Olssnitz 

waren  ein  meissnisches  Geschlecht,  das  auch  in  der  Oberlausitz  einige 
bischöflich  meissnische  Güter  zu  Lehn  erhalten  hatte.  B  os  s  e  v.  d.  0., 
mindestens  seit  4459  bischöflicher  Hauptmann  zu  Stolpen,  besass  die 
bischöflich  meissnische  Hälfte  des  Gutes  Schmorkau  (N.  von  Königs- 


8)  Laus.  Mag.  1839.  186.        «)  Urk.-Verz.  U.  150b.        5)  Ebendas.  lU.  107. 
114.  127.        6)  Kach  den  Lehnbachern  im  A.  Dread. 


406  ^I*  Abtheilung. 

brück),  mit  der  er  seine  Frau  Elisabeth  hatte  beleibdingen  lassen, 
die  dies  Gut  1 489  als  Wittwe  noch  besass.  Vielleicht  sein  Sohn  war 
Oswald  V.  d.  0. ,  der  U88  einen  Theil  des  ebenfalls  bischöflichen 
Gutes  Potschaplitz  (N.  von  Bischofswerde)  an  Christoph  v.  Haugwitz 
verkaufte  und  dafür  die  Dörfer  Kintsch  (oder  Kessel) ,  Wölkau  und 
Grosshähnichen  (s^mmtl.  NO.  von  Bischofswerde)  erwarb,  mit  denen 
aber  schon  1498  Nie.  v.  Taubenhain  belehnt  ward.  Auch  Oswald 
war  1502  Hauptmann  zu  Stolpen  ^). 

126.    Die  T.  Opal  (Oppeln) 

nannten  sich  vielleicht  nach  dem  Dorfe  Oppeln  N.  von  Löbau ,  waren 
aber  zu  der  Zeit ,  wo  ihrer  urkundlich  zuerst  Erwähnung  geschieht, 
nur  im  Zittauer  Weichbild  begütert  und  zwar  zu  Türchau  gesessen. 
Schon  1261  wird  ein  Wernherus  de  Opal  alsZeuge  bei  dem  Verkauf 
eines  Theils  von  Dittersbach  aufgeführt ,  derselbe ,  der  dem  Kloster 
Marienthal  10  Hufen  in  Reichenau  verkauft  hatte ;  die  K.  Ottokar  II. 
dem  Kloster  1262  bestätigte.  Auch  das  Dorf  Schlegel  (N.  von  Hirsch- 
felde) gehörte  der  Familie  und  zwar  als  Lehn  der  böhmischen  Herren 
V.  Michelsberg.  Als  daher  ^Vorcho  und  Bernhard  genannt 
V.  Opal^  dies  Dorf  ebenfalls  an  Marienthal  veräusserten ,  ertheilte 
hierzu  Joh.  v.  Michelsberg  1287  seine  Genehmigung^).  —  Erst  1357 
finden  wir  wieder  einen  Hans  v.  Oppal  als  Gewährsbürgen  für  die 
Gebr.  v.  Rydent)urg,  seine  Vettern,  genannt.  1360  verkaufte 
Fritz  CO  V.  0.  wieder  4  Mark  Einkünfte  zu  Reichenau  an  Marien- 
thal ^) . .  Unter  den  Zeugen  befindet  sich  ein  nobilis  dominus  Albertus 
de  Opal,  miles,  der  sammt  seinem  Bruder  Ramfold,  beide  zu  Tiir- 
chau  gesessen,  bis  Ende  des  14.  Jahrhunderts  häufig  erwähnt  wird. 
Bald  präsentirten  sie ,  einzeln  oder  gemeinschaftlich ,  Geistliche  zum 
Pfarramt  in  Türchau ;  bald  kommen  sie  als  Zeugen  oder  Bürgen  vor  ^] . 
Gleichzeitig  (um  1366)  war  eine  Anna  v.  Opal,  muthmasslich  Schwe- 
ster der  Letztgenannten ,  Abbatissin  zu  Marienthal.  —  Bald  darauf 


124.  0  Gercken,  Stolpen  636  flg.  503.  488  flg.  Ein  Hans  v.  d.  Olssnitz, 
Herr  auf  Lämberg  tel  Gabel,  hatte  1476  wegen  einer  nicht  befriedigten  Forderung  an 
Konig  Mathias  von  Ungarn  einen  Einfall  in  die  südliche  Oberlauaitz  unternommen  und 
Schonberg  überfallen ,  woraus  sich  eine  längere  Fehde  entspann.  Grosser,  Merk-vr. 
l"  150.  Kauf  fern.  332.  Urk.-Verz.  II.  129. 

125.  i)  Laus.  Mag.  1870.  46.  1866.  388  Anmerk.  Cod.  Lua.  127.  aj  Urk.- 
Verz.  I.  69.  Schönfelder,  MThal  70.  ^  So  Albrecht  1362  bei  einer  Schen- 
kung Otto^s  Y.  Stewitz,  1397  als  Bürge  für  Joh.  v.  Gersdorff,  Ramfold  1387  bei  einer 
Zinsschenkung  an  die  Kirche  zu  Grünau ,  1404  bei  einem  Zinskauf  in  Reudnitz.  Vgl. 
Schönfelder,  MThal.  70.  71.  82.  Ürk.-Verz.  I.  145. 


126.  Die  Panczer  v.  Smoyn.  407 

mttssen  die  v.  0.  auch  Tttrchau  verkauft  haben  und  zwar  an  die  v.  Kyaw. 
Seitdem  verschwinden  sie  aus  dem  Zittauer  Weichbild ,  um  sofort  in 
dem  Görlitzer  aufzutauchen.  Wir  vermuthen  wenigstens,  dass  der 
Franzco  „v.  Oppeln**  mit  denen  v. Opal  zusammenhangt,  der  „zu 
Diehsa"'  :SW.  von  Niesky)  gesessen  war  und  4416  in  Görlitz  geächtet 
ward,  weii  er  die  v.  Kottwitz  zu  Lodenau  überfallen  hatte,  auch  4  430 
Anführer  bei  einem  Raubzuge  gegen  Görlitz  war.  Er  dürfte  das  Gut 
Diehsa  von  seinem  Onkel  Hannos  Schaff,  seiner  Mutter  Bruder,  erlangt 
haben,  der  es  wenigstens  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  besass^). 
Noch  4466  wurde  y^Franz  Oppeln  zu  Diehsa"  mit  seinem  Pfarrer  wegen 
mancherlei  gegenseitiger  Ansprüche  verglichen  *)r.  Seitdem  sind  wir 
denen  v.  0.  in  der  Oberlausitz  nicht  mehr  begegnet;  wohl  aber 
blühten  sie  in  der  Niederlausitz  fort.  —  Ein  Siegel  Ramfolds  v.  0. 
an  einer  Urkunde  von  4  404  (A.  MThal)  scheint  ein  Thier  (Hund?)  und 
dahinter  ein  Bäumchen,  an  welchem  ein  Jagdhorn  hängt,  zu  enthalten. 

125\    IMe  ¥•  Palow  siehe  :  die  v.  Schreibersdorf. 

126.   Die  Panczer  y.  Smoyn^ 

eine  böhmische  Familie  aus  der  Gegend  von  Böhmisch-Zwickau,  traten 
nicht  nur  mit  dem  Adel  der'  südlichen  Oberlausitz  in  mannichfache, 
Iheils  freundliche,  theils  feindliche  Beziehungen ,  sondern  erwarben 
daselbst  auch,  obgleich  nur  auf  kurze  Zeit,  einzelne  Güter.  Nur  von 
den  letzteren  haben  wir  hier  zu  handeln.  Nico  laus  Panczir  de 
Smoyn  hatte  4387  gewisse  Verpflichtungen  gegen  die  Kirche  zu 
Grünau  bei  Ostritz,  ohne  dass  er  sonst  als  Besitzer  dieses  Dorfs  nach- 
gewiesen werden  könnte.  Wohl  aber  hatte  Hans  v.  Smoyn  von 
Nicol.  und  Hans  v.  Gersdorff  TattchritZj  wahrscheinlich  aber  nur  zum 
Theil  oder  als  Pfand,  erworben  und  wurde  damit  4399  von  König 
Wenzel  belehnt.  Wir  finden  die  v.  Gersdorff  unmittelbar  darauf 
noch  immer  im  Besitze  dieses  Gutes;  aber  erst  4434  Hessen  die  Ge- 
brüder Endirlein  (Andreas,  Gzenko  und  Friedeman  v.Smoyn 
zu  Walnitz  in  Böhmen,  wohl  die  Söhne  des  obigen  Hans,  die  v.  Gers- 
dorff wegen  der  Ansprüche  auf  Tauchritz  ledig  *).  Von  den  obenge- 
nannten Brüdern  war  Enderlein  auch  Mitbesitzer  von  Seifhennersdorf; 
wenigstens  präsentirte  er  1434  gemeinsam  mit  Hansko  v.  Maxen, 


4)  Laus.  Magazin  1Ö67.  25.  1839.  186  und  190.         »)  Grundmann,  colleo\ 
II.  49. 

126.  1)  Bilbln,  Miacen.  V.  141.  Urk.-Verz.  I.  150  flg.  II.  36. 


408  11.  Abtheilnng. 

4437  aber  aiieiD  zum  dasigen  Pfarramt  ^j.  —  Ein  Mickisch  Panezer 
V.  Smoyn  auf  Birkstein  hatte  1428—29  eine  langwierige  Fehde  mit 
den  Oberlausitzern  ^) . 

127.    Die  T.  Pannewitz^ 

auch  Panuwiz,  Panewicz,  Panwitz  geschrieben,  nannten  sich 
nach  dem  S.  v.  Marienstern  gelegenen  Dorfe  PannetvitZj  gehörten 
also  zu  dem  oberiausitzischen  Uradel.  Eine  Familie  dieses  Namens 
kommt  aber  sehr  fi*üh  bereits  auch  in  Schlesien  und  in  der  Grafschaft 
Glatz  *)  vor. 

Schon  4240  sollen  „die  v.  P."dem  neugegrUndeten  Franziskaner- 
kloster zu  Budissin  einen  Garten  zu  Anlegung  einer  Ziegelei  geschenkt 
haben.  Namentlich  wird  zuerst  der  „Ritter,  H«rr"  Theodoricus 
(Tyzo,  Thezko,  Thizemannus)  de  P.  genannt,  der  4276 — 4305  häufig 
im  Gefolge  der  Landesherren,  der  Markgrafen  von  Brandenburg,  theils 
zu  Budissin ,  theils  in  der  Mark  und  anderswo  als  Zeuge  erscheint, 
auch  von  denselben  (4276)  zu  einem  der  beiden  Schirmvoigte  einge- 
setzt ward ,  welche  das  Domstift  Budissin  vor  allen  Uebergrift'en  der 
landesherrlichen  Yoigte  in  Schutz  nehmen  sollten  2).  Wahrscheinlich 
4304  schenkte  er  „mit  Zustimmung  seiner  Söhne^  zu  seinem,  seiner 
Frauen  und  vieler  anderen  Personen  Seelenheil  dem  Kloster  Marien- 
Stern  alles ,  was  er  in  dem  Dorfe  Jauer  (W.  bei  dem  Kloster)  besass, 
eine  Schenkung,  die  er  4305  nochmals  wiederholte  ^j .  Der  letzteren 
Urkunde  ist  sein  Siegel  angehängt,  welches  die  Umschrift:  Si.  Tiz- 
zonis  de  Panewlcz  und  ein  Kreuz  im  Schilde,  über  den  beiden  Ober- 
ecken des  letzteren  aber  zwei  spitze,  nach  innen  gekehrte  Homer  zeigt . 
—  Gleichzeitig  mit  ihm  lebte  auch  ein  Wolfram  v.  P.,  der  4276  bei 
Beilegung  eines  Streits  zwischen  Heinrich  v.  Baruth  und  Bischof 
Witego  von  Meissen  als  Zeuge  erwähnt  wird*).  Wir  wissen  nicht,  ob 
dies  derselbe  „Bitter  Wolfram  v.  P."  ist,  der  4^84—4349  häufig  im 
Gefolge  der  Herzöge  von  Sagan  aufgeführt,  als  „von  Sprottau"^  be- 
zeichnet, und  von  dem  4284  auch  noch  ein  Bruder  Otto  v.  P.  genannt 
wird^).    In  diesem  Falle  hätten  auch  diese  Gebr.  v.  P.,  wie  damals 


2)  Lib.  eonflrm.  Prag.  VIII.  A.  8  im  DomkApitelarehiv  zu  Prag.  3)  ProTinz.- 
Blätter  1783.  162. 

127.  1)  y.  StillfrJed,  Beiträge  zur  Gesch.  des  schles.  Adels  II.  73  und  Index. 
^  Cod.  Lus.  86.  117.  Laus.  Mag.  1870.  52  u.  56.  Arch.  MStern  No.  130.  Cod.  Sax. 
II.  1.  187.  3)  Knothe,  MStern  38.  *)  Cod.  Sax.  II.  1.  186.  5)  Stenzel, 
Script,  rer.  Silesiac.  I.  180.  Tzschoppe  und  Stenzel,  Urk.-Sammlang  402.  448. 
Riedel,  cod.  Brandenb.  II.  1.  437. 


127.  Die  ▼.  PAimewitz.  409 

so  viele  oberlausitzische  Adliche ,  an  den  schlesischen  Fürstenhöfen 
ihr  G]ück  gesucht. 

Aus  jenen  Urkunden  von  1304  und  4305  erfahren  wir,  dass  zwei 
von  den  Töchtern  Tyzo's  v.  P.,  Katharine  und  Elisabeth,  Non- 
nen zu  Marienstem  waren,  und  dtlrfen  wohl  annehmen,  dass  die 
y,Ritter  Werner  und  Wol  f ram  v.  F.",  welche  bei  Ausstellung  der 
Urkunde  von  1304  zugegen  waren,  zwei  jener  ,, Söhne ^  des  Aus- 
atellers  sein  werden ,  weiche  dieser  selbst  darin  erwähnt.  Von  der 
Descendenz  wohl  dieses  Wolfram  erhalten  wir  einige  Nachricht.  1334 
vermachte  seine  Tochter  Adele,  die  Wittwe  Günthers  v.  Rechen- 
berg ,  den  Franziskanern  zu  Budissin  einen  Hof  daselbst  mit  der  Be- 
dingung ,  dass  die  Mönche  y^für  ihren  Vater  Wolfram  v.  Pannewitz, 
für  ihre  Mutter  Hedwig,  ihren  Bruder  Bote  und  ihre  Schwestern 
Berchta  und  Agnes,  die  sUmratlich  schon  verstorben  seien^,  Mes- 
sen ]esen  sollten  ^j . 

Mitte  des  44.  Jahrhunderts  lernen  wir  eine  Menge  v.  P.  kennen, 
deren  Verwandtscbaftsverhültniss  aber  nicht  angedeutet  wird.  1350 
belehnte  der  Landvoigt  für  den  Fall,  dass  Hans  v.  P.  ohne  Erben 
stürbe,  Tieze,  Wolfram  und  Nicolaus  v.  P.  mit  dem  halben 
Städtlein  Königswarthe  (dessen  andere  Hiilfte  denen  v.  Schreibersdorf 
gehörte]  und  mit  dem  Dorfe  Xeiidaif  (0.  dabei) .  Wir  wissen  nicht,  wo 
diese  Brüder  damals  gesessen  waren,  und  ob  diese  Eventualbelehnung 
effektiv  geworden  ist.  Jedenfalls  befanden  sich  seit  jener  Zeit  200  Jahre 
lang  die  v.  P.  im  Besitz  von  Könlgswarthe  und  einer  Menge  nördlich 
davon  gelegener  Ortschaften.  Auch  ein  Brüderpaar,  Otto  und  D  e  i  n- 
hard  v.  P.,  das  1352  mit  Herm.  v.  Breitenbach  um  das  Dorf  OUen- 
dorf  (S.  von  Bischofswerde)  verglichen  wurden,  war  ursprünglich  in 
der  Gegend  von  Königswarthe  ansässig,  denn  sie  verkauften  1359  Zins 
zu  Mortke  (N.  von  K.j  an  die  Gebr.  Joh.,  Nicol.  und  Fritz  v.  Strele^]. 
Von  Otto  oder  Deinhard  v.  P.  dürfte  die  zweite  Hauptlinie  derer  v.  P., 
die  zu  Uhyst,  abslammen. 

1.  Linie  Königswarthe. 

Ende  des  14.  und  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  finden  wir  drei 
Brüder  v.  P.,  Hans,  der  einmal  (1397)  als  zviLohsa  (NO.  von  Königs- 
warthe), Heinrich,  der  (schon  1414  genannt)  1419  und  1432  sicher 
als  zu  Königswarthe  gesessen  bezeichnet  wird,  und  noch  einen  dritten 


«)  Cod.  Los.  307  flg.        7)  Hoffmann,  Script,  rer.  los.  I.  402.    Cod.  Sax.  II. 
1.  386.  Lau«.  Mag.  1873.  192. 


410  U.  Abtheilung. 

(vielleicht  Titze),  zu  dem  sich  Hans  4424  ^nach  Forsta"  in  der  Nie- 
derlausitz begab  ^).  Die  Brüder  Hans  und  Heinrich  v.  P.  fochten  1424 
tapfer  gegen  die  Hussiten;  Hans  trat  noch  1428  mit  42  Pferden  in 
den  Sold  der  Stadt  Görlitz.  4435  wurde  er  und  ein  Titze  v.  P.  (viel- 
leicht der  auf  Forsta]  nebst  Genossen  von  dem  Concil  zu  Basel  in  den 
Bann  gethan,  weil  sie  dem  Domstift  Meissen  Unrecht  zugefügt.  Hein- 
rich nahm  theil  an  der  blutigen  Schlacht  bei  Aussig  (4426\  sah  (4425) 
von  den  Hussiten  auch  seine  Güter  „in  der  Kamenzer  Pflege"  ver- 
wüstet und  übernahm  4432  auch  seinerseits  Bürgschaft  für  eine 
Summe .  um  welche  sich  die  Stadt  Kamenz  von  erneuter  Plünderung 
loskaufte.   4434  hatte  er  eine  Fehde  mit  „den  Gersdorffern"  •' . 

Wohl  von  Heinrich  stammten  ab  die  Gebrüder  Heinrich  und 
Georg  V.  P.  zu  Königs  war  the ,  von  denen  Erslerer  schon  4  447  zu- 
gleich mit  einem _Ni ekel  v.  P.  (Bruder  oder  Cousin?)  Zins  zn  Ba- 
schüz  [O.bei  Budissin)  an  das  Domstift  Budissin  verkauft  hatte,  4467 
Hoyerswerde  mit  belagern  half  und  noch  4476  neben  seinem  auch 
4464  erwähnten)  Bruder  Georg  vorkommt  ^®) . 

Anfang  des  4 6.  Jahrhunderts  begegnen  wir  den  ^Gevettem"  Hans 
und  Nickel  v.  P.  zu  Königs wai^the  und  Titze  (4492)  zu  Weisscol- 
men  (N.  von  Lohsa),  nach  tiessen  Tode  die  „zwei  Brüder  v.  P.  zu  Col- 
men  und  zu  Mühlrose^  (N.  von  Tschelln)  erwähnt  werden.  Diese  zwei 
letztgenannten  Güter  waren  einst  von  den  Pannewitzern  auf  Königs- 
warthe  hinzugekauft  worden;  denn  die  seitdem  von  der  Golmener 
getrennte  Königswarther  Linie  hatte  auch  Antheil  daran. 

Hans  auf  K.  verkaufte  4509  Zins  zu  Neyda  [N.  bei  Lohsa)  an 
das  Domkapitel  zu  Budissin  und  lebte  noch  4534;  sein  Vetter  Nickel 
auf  K.  verkaufte  4507  und  öfter  an  ebendasselbe  Zins  zu  Eutrich  (W. 
von  Königswarthe)  und  war  noch  4549  zu  Rönigswarthe  gesessen.  — 
Hansens  Sohn  war  Valentin  v.  P.,  der  in  rascher  Aufeinanderfolge 
ein  Stück  seines  Erbes  nach  dem  andern  verkaufte^  so  4538  43  Bauern 
zu  Lohsa,  Neyda,  Lasska  an  Christoph  v.  Bolberitz  auf  Pietschwitz, 
4539  seinen  vierten  Theil  der  Mühle  zu  Königswarthe  an  Christoph  v. 
Schreibersdorf,  Mitbesitzer  dieses  Ortes ,  4540  „seine  Behausung  zu 
Königsicarthe^  an  Melchior  v.  Tschimhaus,  4544  Zins  auf  „seinem 
Vorwerk  zu  Königswarthe"  an  das  Domstift  Budissin  und  4545  seinen 
vierten  Theil  des  ganzen  Gutes.  —  4550  veräusserte  auch  der  vorge- 


H)  Ürk.-Verz.  I.  146  No.  723.  ProTinz. -Blätter  1782.  444.  A.  Kameuz  No.  56. 
85.  Oorl.  Rathsrechii.  »)  ProT.-BUtter  1782.  44ö.  1783.  28.  Cod.  Sax.  II.  3.  52. 
Ürk.-Verz.  II.  31».  37»>.         lO)  a.  Budiss.  A.  Kamenz.  Laas.  Mag.  Bd.  37.  496. 


127.  Die  y.  Pannewitz.  411 

nannte  Nickel  v.  P.  sein  Viertel  von  Königswarlhe  an  Valentin  v. 
Hennigk ,  und  so  war  dies  seit  mehr  als  200  Jahren  der  Familie  ge- 
hörige Gut  nun  ganz  in  fremde  Hände  übergegangen. 

Die  schon  oben  erwähnten  ^zwei  Brtlder  v.  P.  zu  Colmen  und 
Mühlrose^,  die  Söhne  von  Titze  auf  Colmen,  verkauften  1511  Zins  zu 
Merzdorf  [0.  von  Lohsa  an  der  grossen  Spree).  Sie  hatten  sich  (vor 
1531)  mancherlei  Frevel  gegen  das  königliche  Gericht  zu  Grörlilz  lassen 
zu  Schulden  kommen ,  waren  deshalb  geächtet  worden ,  auch  eine 
Zeit  lang  geflüchtet  und  endlich  in  der  Acht  verstorben.  Von  einem 
dieser,  nirgends  namentlich  genannten  Brüder  stammte  das  Brüder- 
paar Hans  und  Andreas,  von  denen  Letzterer  1536  mit  Zustim- 
mung der  Vettern  Nickel  und  .Valentin  auf  Königswarthe  seinem 
Bruder  Hans  seinen  Antheil  an  den  Gütern  Colmen^  Mühlrose,  Ratzen 
und  iferjsrfor/ verkaufte.  1551  war  dieser  Hans  v.  P.  auf  Colmen  nicht 
mehr  am  Leben ;  denn  im  Muslerregister  werden  „die  Unmündigen 
v.  P."  zu  Colmen  aufgeführt.  Es  waren  dies  die  Brüder  Dietrich 
und  Heinrich.  Ersterer  halte  schon  1 549  von  Heinr.  Wilh.  v.  Schön- 
burg das  Neuhammergut  Mitasch  erworben  und  erkaufte  1562  von 
seinem  Bruder  auch  dessen  Antheil  an  Colmen  und  Ratzen,  Hess  1563 
seine  Frau  Elisabeth  beleibdingen  und  verkaufte  1595  das  Neu- 
hammergut wieder  ") . 

2.  Linie  Uhyst. 

Zuerst  1415  wird  ein  Deinhard  v.  P.  als  zu  Uhyst  gesessen 
bezeichnet.* Dem  seltenen  Vornamen  zufolge  dürfte  er  ein  Nachkomme 
des  oben  bei  den  Jahren  1352  und  1359  genannten  Deinhard  v.  P. 
sein.  Von  den  beiden  in  der  Oberlausitz  gelegenen  Dörfern  des  Na- 
mens Uhyst  gehörte  ihm  das  am  Taucherwald  (dicht  bei  Pannewitz) . 
Herr  Deinhard  war  in  der  Zeit  von  1404 — 25  eine  vielgenannte  und 
einflussreiche  Persönlichkeit  im  Lande.  Bald  schickten  die  Görlitzer 
zu  ihm  (1406),  dass  er  ihnen  Geld  borgen  solle;  bald  (1415)  unter- 
siegelte er  im  Namen  des  oberlausitzischen  Adels  die  Urkunde  eines 
Bundes  mit  den  Herren  v.  Kottbus;  bald  (1421)  schickte  er  Leute  zu 
schleuniger  Befestigung  von  Budissin;  bald  (1424)  kämpfte  er  per- 
sönlich gegen  die  Hussiten;  bald  (14?5)  war  auf  seinen  Gütern  „ge- 
mordbrannt"  worden  ^2).  Schon  1425  wird  ein  Sohn  von  ihm  als  im 
Gefecht  „geschossen'^  erwähnt,  vielleicht  der  Hans  v.  P.,  welcher 

11)  Vomehmlicli  nach  den  Lehnbfichem  im  A.  Dresd.  Urknnd.-Verz.  III.  172. 
J«)  Urk.-Vcrz.  I.  185  No.  944.  Prov.-Blatter  1782.  293.  299.  427.  444.  Gört.  Raths- 
rechnuiigen. 


412  II.  Abtheilung. 

bald  darauf  (noch  vor  1430)  bei  einem  Strassenraub  betheiligt  war^-'j . 
Während  dieser  Hans  nicht  mehr  genannt  wird,  erscheint  als  Besitzer 
von  Uhvst  1443 — 61  Wolfram  v.  P.  und  nach  ihm  Nickel  v.  P. 
Derselbe  war  mindestens  1464 — 67  Amtshauptmann  zu  Budissin  und 
blieb  dem  König  Georg  von  Böhmen  treu,  selbst  nachdem  die  Oberlau- 
sitzer  demselben  den  Gehorsam  aufgekündigt  hatten.  Darum  erkannte 
auch  der  neue,  der  Gegenpartei  angehörige  Landvoigt  eine  von  König 
Georg  dem  Nickel  v.  P.  gemachte  Schenkung  nicht  an.  Das  halbe  Dorf 
Tzschornau  (N.  von  Kamenz)  war  nämlich  an  die  Krone  gefallen,  und 
der  König  hatie  es,  wie  öfter  geschah,  dem  Amtshauptmann  von  Bu- 
dissin tiberlassen.  Der  neue  Landvoigt  aber  verkaufte  dasselbe  ander- 
weit. Später  scheint  auch  Nickel  sich  mit  der  neuen  Ordnung  ausge- 
söhnt zu  haben;  wenigstens  finden  wir  ihn  1477 — 79  wieder  als  Amts- 
hauptmann  von  Budissin  ^^) .  —  1 489  i^)  waren  die  drei  ungesonderten 
Brüder  Hans,  Otto  und  Pantaleon  v.  P.  zu  I7%5<  gesessen  und 
zugleich  im  Besitze  von  Klitten  (0.  von  ühyst  an  der  Spree).  Von  die- 
sen war  Hans  1493 — 1502  Aratshauplmann  zu  Görlitz  und  verkaufte 
dem  Bathe  dieser  Stadt  1 493  ^^]  für  eine  kirchliche  Stiftung  22  fl.rhein. 
Zins  auf  seinem  Gute  Klitten.  Seitdem  haben  wir  auch  diese  Uhyster 
Linie  nicht  mehr  in  der  Oberlausitz  erwähnt  gefunden.  —  Das  Sie- 
gel Nickels  v.  P.  auf  Uh>st  zeigt  an  Urkunden  von  1464  und  1476 
das  übliche  Wappen  der  Familie ,  nilmlich  einen  quergetheilten  und 
oben  gespaltenen  Schild ,  auf  dem  Helm  aber  zw  ei  mit  den  Spitzen 
nach  aussen  gewendete  Büffelhömer. 

128.  Die  Herren  y.  Penzig  % 

auch  Penczk,  Peynzk,  Pentzigk  geschrieben,  führten  ihren 
Namen  nach  dem  grossen  Gute  Penzig  (N.  von  Görlitz) ,  das  ihnen 
nachweislich  mindestens  seit  Mitte  des  13.  bis  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts gehörte.  Schon  1241  war  ein  Reinhard  (1.)  v.  P.  Zeuge 
bei  König  Wenzel,  als  derselbe  dem  Kloster  Marienthal  Güter  eignete, 
und  1268  zählten  die  Markgrafen  von  Brandenburg  die  v.  P.  aus- 
drücklich zu  den  grossen  Vasallen  der  Oberlausitz  2) . 


W)  Lans.  Magax.  1839.  190.  W)  Käuffer,  II.  272.  386.  Laus.  Mag.  1776. 
260.  A.  Bod.         15)  Gört.  Oerlchtabücher.         W)  Ürk.-Verz.  III.  19'. 

128.  1)  Vgl.  Knauthe,  Gesch.  des  Adelicben  Geschl.  v.  P.  in  Kreytig's  Hey* 
trägen  IV.  332  flg.  Köhler,  Schloss  P.,  Laos.  Mag.  1838.  386  flg.  Die  den  beiden 
Aufsätzen  beigefugten  Stammtafeln  erweisen  sich  als  unrichtig.  Wir  fugen  den  ein- 
zelnen Familiengliedern  Ziffern  nach  einem  selbstgefertigten  Stammbaum  bei,  der  sich 
danach  leicht  reconstruiren  lässt.        2)  Cod.  Lus.  59.  94. 


1 28.  Die  Herren  y.  Penzig.  413 

Um  diese  Zeit  werden  zwei  Herren  v.  P.  namentlich  erwähnt : 
Reinsko  (II.)  und  Czaslaus  (I.) ,  vielleicht  die  Sdhne  des  obigen 
Reinhard  I.,  welche  bereits  in  getrennten  Gütern  sassen  und  die 
Stifter  zweier  verschiedenen  Linien  wurden.  Reinsko  II. ,  dessen 
Nachkommen  den  bisherigen  Genealogen  der  Familie  völlig  unbekannt 
geblieben  zu  sein  scheinen,  war  nicht  im  Görlitzer,  sondern  im 
Budissiner  Land ,  in  der  Nähe  von  Marienstem  ansässig ,  und  zwar 
gehörte  wahrscheinlich  schon  ihm ,  wie  später  seinen  Nachkommen 
das  Gut  Solschwüz  (O.  von  Marienstem) .  Dieser  Reinsko  v.  P.  nun 
verkaufte  vor  4280  diesem  Kloster  den  zwischen  den  Dörfern  Räkel- 
witz ,  Schmeckwitz  und  Piskowitz  gelegenen  Wald  („die  Lug^)  und 
befand  sich  1290  unter  den  Zeugen,  als  ein  Streit  zwischen  dem 
Kloster  und  den  Gebr.  Beruh .  und  Otto  v.  Kamenz  vor  dem  Mark- 
grafen Otto  von  Brandenburg  zu  Lauban  beigelegt  wurde  ^] .  Anfang 
des  44.  Jahrhunderts  haben  wir  in  der  Nähe  dieses  Klosters  ansässig 
gefunden  einen  Ritter  Peter  v.  P. ,  der  demselben  vor  1348  einen 
Lehnmann  zu  Höfchen  (N.  von  Marienstem)  geschenkt  halte ,  und  der 
4309  mit  Witego  v.  Kamenz  in  Görlitz  sich  befand;  femer  einen 
Leuther  (1.),  der  4330  Pfarrer  in  Göda  war;  dann  einen 
Reinsko  III.,  der  4334  und  4354  für  Marienstem  Zeuge  war;  end- 
lieh einen  Nickel  I.,  der  4345  bereits  im  Franziskanerkloster  zu 
Budissin  begraben  lag,  woselbst  auch  eine  „uxor  Pencz  Uleschin**  (?y 
Tuhte.  In  der  zweiten  Hälfte  des  44.  Jahrhunderts  gehörten  die 
Güter  im  Budissinischen  einem  Czaslaus  III.  „zu  Solschwüz '%e- 
sessen",  der  4373  und  noch  4376  wegen  eines  Unterthanen  zu  Höfchen 
mit  dem  Kloster  Marienstem  zu  verhandeln  hatte.  Wir  halten  ihn 
für  dieselbe  Persönlichkeit ,  welche  1389 — 92  Landvoigt  zu  Budissin 
war  und  später  (vor  1400)  als  „gesessen  zu  Senftenberg"  in  der 
Niederlausitz,  an  Marienstem  noch  ein  Stück  Wald  verkaufte*). 
Seine  Söhne,  die  Ritter  Georg  I.  und  Heinrich  v.  P.,  stifteten  in 
der  Pfarrkirche  zu  Senftenberg  einen  Altar,  den  Bischof  Rudolph  von 
Meissen  4442  conßrmirte  ^)  ,  verkauften  aber  Senftenberg  4416  an 
Hans  V.  Polenz.  —  Trotz  der  Trennung  der  beiden  Linien  hatte  sich 
das  Familienwappen  völlig  gleich  erhalten.  Das  Siegel  des  Czas- 
laus III.  auf  Solschwitz  (4373)  zeigt  genau  denselben  Adlerflug  im 
Schilde;  wie  ein  gleichzeitiges  (4377)  von  Nickel  II.  auf  Penzig^). 


S)  Cod.  Lug.  n.  9.  Laus.  Mag.  1870.  57.  «)  Knothe,  MStern  40.  A.  MStem 
No.  91.  120.  Cod.  Lus.  190.  354.  Oexcken,  Stolpen  555.  &)  Knothe,  MStern 
57.  63.       0)  Grandmann,  coUect.  I.  31b.       T)  Abgebildet  Laus.  Mag.  1838.  389. 


414  IL  Abtheilung. 

WeDden  wir  uns  jetzt  zu  dieser  Penziger  Linie .  so  dürfte  die- 
selbe von  jenem  Gzaslaus  (L)  abstammen,  der  1272  Zeuge  bei  den 
Landesherren  zu  Budissin  war,  und  seine  Söhne  dürften  die  Brüder 
Gerhard,  Conrad  und  Czaslaus  IL  sein,  die  Anfang  des  44. 
Jahrhunderts  sicher  Penzig  besassen^).  Diese  Brüder  hatten  dem 
neuen  Landesherm,  Herzog  Heinrich  von  Jauer,  eine  Summe  von 
77  Schock  Gr.  vorgestreckt;  dafür  verpfändete  ihnen  dieser  1324 
^aile  seine  Rechte,  die  er  auf  ihren  Gütern  habe^,  nur  die  Lehnspflicht 
im  Kriege  ausgenommen,  wodurch  ihr  bereits  ansehnlicher  Güter- 
complex  auch  insofern  den  Charakter  einer  „Herrschaft"  erhielt ,  als 
er  steuerfrei  ward  und  ihnen  nun  die  Obergerichtsbarkeit  darauf  zu- 
stand. 1324  ertheilte  der  Herzog  ihnen  auch  die  Gesammtlebn,  die 
erste  in  der  Oberlausitz,  und  1329  verlieh  König  Johann  von  Böhmen 
ihnen  auch  noch  die  Nutzung  der  gesammten  „Heide  des  Gürlitzer 
Landes^,  so  dass  ihnen  alles  dürre  Holz  und  alles  Astwerk  von  den 
gefällten  Bäumen ,  die  Hutung  und  Mästung ,  die  Fischerei  in  allen 
Gewässern  und  endlichjder  dritte  Theil  der  Einkünfte  von  allen  neuen 
Ansiedlungen  in  der  Görlitzer  Landesheide  zustehen  sollte  K-  Durch 
diese  Verleihung  erhielten  die  Herren  v.  Penzig  zwar  nicht  das  Besitz- 
aber  das  Nutzungsrecht  jener  gewaltigen,  drei  Meilen  langen  und 
ebenso  breiten,  von  der  Neisse  im  Westen  bis  an  den  Queiss  im  Osten 
reichenden  Heide  sammt  den  zahlreichen  Heidedörfern,  deren  Be- 
wohner für  die  Erlaubniss ,  daselbst  dürres  Holz  zu  suchen  ,  auf  die 
Wiesen  ihr  Vieh  zu  treiben,  Eisenstein  zu  graben  etc. ,  einen  festen 
Zins,  „der  Forst"  genannt,  zu  erlegen  hatten. 

Nur  von  einem  jener  drei  Brüder  haben  wir  Nachkommen  ge- 
funden. 1348  bestätigte  der  Kaiser  Karl  IV.  von  Böhmen  Leu  thern  (H.}. 
der  1356  als  „Sohn  Gerhards^  bezeichnet  wird,  nicht  nur  die  ,, Güter 
von  seinen  Aeltern  und  Altvorfahren .  her",  als  welche  Wendisch- 
{oder  Nieder-)  Biela  und  Niederlangenau  auf  dem  rechten.  Gross- 
krauscha,  Zodelj  Deschka,  Zentendorf  auf  dem  linken  Neissufer  zu  be- 
trachten sein  werden,  sondern  auch  die  Heidedörfer,  9,wie  er  sie  her- 
gebracht von  K.  Johann,  mit  Ober-  und  Niedergerichten  und  frei  von 
aller  Bete".  Als  solche  werden  zunächst  nur  die  südlichsten  Tzschirna, 
Rothwasser j  Waldau,  Siegersdorf  und  (Anlheil  von)  Heidegersdorf  dMi- 
geführt.  1356  erneuerte  ihm  der  Kaiser  ausdrücklich  das  Privilegium 
wegen  der  Heide.     Ein  Rechtsstreit  zwischen  „Herrn"  Leuther  II. 


8)  Cod.  Lus.  Anhang.  80.  Laus.  Mag.  1870.  55,  wo  Conrad  1285,  n.  Cod.  Lus. 
190,  wo  Czaslaus  1309  als  Zeugen  Torkommt.        »)  Cod.  Las.  24T.  254.  277. 


128.  Die  Herren  v.  Penzig.  415 

y.  P.  und  dem  Gerichte  zu  Lauban  (4368)  ergab,  dass  die  den  Herren 
V.  P.  verliehene  Obergerichtsbarkeit  sich  nicht  auf  diejenigen  Heide- 
dörfer erstrecke ,  die,  wie  die  oben  genannten ,  zum  Weichbild  Lau- 
ban gehörten  ^^] . 

Bald  darauf  muss  Leuther  II.  gestorben  sein.  1369  ^^}  soll  Kaiser 
Karl  IV.  „Reynisch  [auf  Solschwitz] ,  Leuther  (III  ) ,  Czasiaus  (IV.) 
und  Hans  (I.)  y.  P.  mit  all  ihren  Gütern,  so  sie  yormals  getheilt,  zu 
gesammter  Hand  belehnt  haben".  Demnach  wäre  die  Gesammt- 
belehnung,  welche  bisher  nur  die  Penziger  Linie  besass,  auch  auf  die 
andere ,  in  der  Gegend  yon  Budissin  begüterte ,  ausgedehnt  worden. 
Bei  späteren  Belehnungen  geschieht  dieser  anderen  Linie  keine  Erwäh- 
nung. —  In  der  That  hinterliess  Leuther  II.  nicht  nur  jene  drei  eben- 
genannten Söhne  Hans  I. ,  Czasiaus  IV. ,  Leuther  III.,  sondern 
noch  zwei  andere,  Nickel  ILundliansII.  (sie),  von  denen  Nickel  IL 
und  Hans  I.  als  Ritter  bezeichnet  werden  *2).  Von  diesen  Brüdern 
stand  Hans  I.  in  besonderer  Gunst  bei  Herzog  Johann  von  Görlilz. 
der  ihn  zu  seinem  Vorschneider  machte,  4386  ihm  und  seinen  Brüdern 
erblich  einen  Lehnmann  zu  Hothwasser  schenkte  und  ihn  4395  mit 
einer  Summe  von  300  Seh.  Gr.  begnadete,  bis  zu  deren  Auszahlung 
er  ihm  „die  Heide  diesseits  der  kleinen  Tzschirne"  versetzte.  Hier- 
durch erlangten  die  Herren  v.  P.  auf  das  westliche  Drittel  der  Heide, 
seitdem  die  Penziger  Heide  genannt,  volles  Besitzrecht,  wenn  auch  nur 
pfandweise.  Auch  „das  Geschoss"  im  Dorfe  Zodel  vergab  der  Herzog 
an  Hans  I.  Diese  Schenkungen  bestätigte  4  397  des  Herzogs  Bruder  und 
Erbe,  K.  Wenzel  von  Böhmen,  und  belehnte  die  Brüder  aufs  neue  mit 
all  ihren  Gütern  zu  gesammter  Hand  ^^].  Gemeinschaftlich  verkauften 
die  Brüder  4382  dem  Domherrn  Joh.  Punzel  zu  Budissin  8  Mark  Zins 
auf  ihrem  Gute  Niederlangenau  für  den  Kreuzaltar  in  der  Kirche  zu 
Penzig  und  überwiesen  4399  demselben  Altar ,  wie  dies  schon  von 
ihrem  Vater  geschehen  war ,  4  Malter  Korn  wie  Hafer  Bisehofszehnt 
auf  Langenau  ^^] . 

Seit  4390  nun  erscheint  ein  „Herr  Hans  v.  Penzig"  als  Besitzer 
der  Herrschaft  Muskau,  welcher  mit  dem  eben  erwähnten  Hans  I.  v.  P. 
identisch  sein  dürfte.  Derselbe  hatte  Muskau  jedenfalls  von  den  Ge- 
brüdern V.  Kittlitz  erworben.  Seit  4398  wird  ein  „Herr  Hans  (III.) 
V.  P.  zu  Muskau,  der  junge  Herr"  öfter  genannt,  der  1 404  eine  Fehde 


W)  Kreyslg.  Beyträge  ly.  336.  Urkand.-Verz.  I.  88,  Laus.  Mag.  1778.  224. 
")  Ürk.-Ve«.  I.  88.  12)  Urk.-yerz.  I.  150.  167.  »)  Ebenda«.  I.  122.  140.  145. 
149.  146.         14)  Ebend.  I.  114.  150.  Cod.  Sax.  H.  2.  282. 


416  II.  Abtheilung. 

mit  dem  v.  Hackenborn  auf  Priebus,  4449  eine  andere  mit  Gtiristoph 
V.  Metzradt  auf  Reichwalde  hatte,  dann  aber  bis  4429  tapfer  gegen 
die  Hussiten  kämpfte.  Dies  dürfte  der  Sohn  und  Erbe  von  Hans  1. 
sein.  1444  waren  Nickel  IV.  und  Christoph  v.  P.  zu  Muskau  ge- 
sessen, also  wohl  Söhne  von  Hans  III.,  welche  bald  darauf  diese  Herr- 
schaft an  Wenzel  v.  Biberstein  verkauften,  der  damit  4444  belehnt 
ward.  4  468  wird  in  einem  Vergleiche  „Margarelhe,  etwa  Chri- 
stophs V.  P.  zu  Muskau  Tochter",  verheirathet  mit  Siegsm.  v.  Jischk- 
witz,  und  ein  Bruder  derselben  Nickel  (VII.)  erwähnt**»).  Hans  I. 
scheint  auf  seinen  Antheil  an  dem  Stammgut  Penzig  verzichtet  zu 
haben;  wenigstens  haben  wir  diese  Muskauer  Linie  bei  den  Ge- 
sammtbelehnungen  der  Herren  v.  P.  auf  Penzig  nirgends  erwähnt  ge- 
funden. 

Von  den  Brüdern  Hansens  I.  war  Hans  IL  4397 — 1443  Pfarrer 
von  Beuthen  in  Schlesien.  Nickel  IL,  schon  1377  als  GewährsbUrge 
genannt,  hinterliess  drei  Söhne,  LeutherlV.,  RentschlV.  und 
Hans  IV.  Im  Jahre  4406  verkauften  Leuther  HL,  Czaslaus  IV.  und 
Hans  IL  der  Pfarrer  zu  Beuthen,  nebst  ihren  Neffen,  den  eben  genann- 
ten Söhnen  ihres  verstorbenen  Bruders  Nickel  IL,  an  ihre  Oheime,  die 
Gebr.  v.  Rechenberg  auf  Klitschdorf  am  Queiss,  all  ihre  Rechte  an  dem 
Theile  der  Görlitzer  Landesheide,  welcher  zwischen  dem  Queiss  und  der 
grossen  Tzschime  gelegen  ist.  Die  v.  Rechenberg  hatten  das  Besitz- 
recht über  diesen  östlichen  Theil  der  Heide ,  der  seitdem  die  Rechen- 
berger  Heide  heisst,  schon  4393  von  Herzog  Johann  von  Görlitz  er- 
kauft und  erwarben  jetzt,  um  daselbst  alleinige  Herren  zu  sein,  auch 
noch  das  Nutzungsrecht  der  Herren  v.  P.  hinzu  **).  —  Die  Gebr. 
V.  Penzig  hatten  sich  übrigens  in  ihre  Güter  getheilt.  Nickel  IL 
und  nach  ihm  seine  Söhne  wohnten  auf  dem  Schlosse  zu  Penzig, 
Leuther  III.  zu  Niederlangenau ,  Czaslaus  IV.  zu  .Vieder- (oder 
Wendisch-]  Biela.  4443  tauschte  Leuther  IIL  mit  seinen  Neffen 
Leuther ;  Rentsch  und  Hans,  so  dass  jetzt  diese  zu  Niederlangenau, 
Leuther  III.  dagegen  zu  Penzig  gesessen  waren  *^).  Wenn  wirklich 
König  Wenzel  4443  „Leulhem  v.  Penzig  mit  der  Heide  belehnte"  *8), 
so  gilt  diese  Belehnung  sicher  Leuther  IIL  ,  der  durch  jenen  Tausch 
auch  Inhaber  der  Penziger  Heide  geworden  war.     Derselbe  hinter- 

^)  Nach  Qörl.  Gerichtsbu ehern.  1475  (Urkk.  vom  9.  n.  15.  Sept.  n.  4.  Dec.)  \ru 
ein  NMk.  v.  Pentzyk  Landcomthar  des  deutschen  Ordens  zu  Sachsen.  Arch.  des  Ger- 
manischen Mnseoms  zu  Narnberg  No.  109.  HO.  i^  Kreysig,  Beytrige  IV.  338. 
Ürk.-Verz.  I.  136.  139.  ")  Kanffer  I.  439.  Lans.  Mag.  1868.  123.  »)  ürk.- 
Verz.  I.  178. 


128.  Die  Herren  v.  Penzig.  417 

Hess  einen  Sohn  Nickel  III.  —  Czaslaus  IV.  auf  Niederbiela  soll 
1396  eine  Wallfahrt  nach  Jerusalem  unternommen  haben.  Dagegen 
enthalten  die  GOrlitzer  Rathsrechnungen  bei  dem  Jahre  1 40 1  die  NoliZj 
dass  ^Herm  Czaslaus'  Sohn"  von  dem  heiligen  Grabe,  wo  er  Ritter 
geworden,  heimgekehrt  und  zu  Görlitz  ^geehrt"  worden  sei.  Dieser 
Sohn  wird  sonst  nicht  mehr  erwähnt.  Czaslaus  lebte  unter  all  seinen 
Brüdern  am  längsten  und  starb  erst  nach  4417  und  zwar,  wie  es 
scheint,  kinderlos. 

In  den  zwanziger  Jahren  des  15.  Jahrhunderts  theilten  sich  in 
die  Penziger  Familiengüter  die  oftgenannten  Brttder  LeutherlY., 
Rentsch  IV. ,  Hans  IV.  (die  Söhne  Nickeis  II.)  sämmtlich  auf 
Langenau,  und  ihr  Cousin  Nickel  IIL  (Sohn  Leuthers  III.)  auf 
Penzig^  dem  auch  Leopoldshain  (SO.  von  Görlitz)  gehörte.  Zwischen 
diesen  Vettern  gab  es  mancherlei  Streit  wegen  ihrer  Güter,  der  z.  B. 
1439  einmal  durch  K.  Albrecht  II.  entschieden  worden  sein  solP^). 
—  1452  werden  „die  jungen  Herren  v.  Penzig"  als  Erbherren  zu 
Leopoldshain  erwähnt,  jedenfalls  die  Söhne  Nickels  III. ,  mit  Namen 
Nickel  VI.,  Hans  V.  und  Leuther  V.,  die  sich  1470  in  ihr  väter- 
liches Erbe  und  in  das  Schloss  zu  Penzig  theilten.  Eine  Schwester 
von  ihnen  war  verheirathet  an  Nickel  v.  Salza  auf  Schreibersdorf. 
Da  spielte  den  Gebrüdem  auf  Penzig  ihr  Vetter  (Andergeschwister- 
kind) Nickel  V.  (der  Sohn  Leuthers  IV.)  auf  Langenau  und  dessen 
Schwiegersohn,  Christoph  v.  Talkenberg,  einen  schlimmen  Streich. 
Die  Letzteren  lösten  1473  die  Penziger  Heide,  jedenfalls  hinter  dem 
Rücken  der  Herren  v.  P.  auf  Penzig,  bei  K.  Matthias  um  647  fl.  ungar. 
ein  und  verlangten  nun  von  diesen  die  Abtretung  derselben.  1475 
mussten  sich  die  Gebr.  v.  Penzig  wenigstens  zu  der  Zahlung  von 
600  fl.  Ungar,  an  Christoph  v.  Talkenberg  entschli essen.  Die  Auf- 
bringung einer  solchen  Summe  hatte  ihre  Kräfte  erschöpft.  Für  den 
Haushalt  dreier  Brüder,  von  denen  mindestens  zwei,  Nickel  VI.  mit 
Barbara  v.  Köckeritz  (1462)  und  Hans  V.  mit  Margarethe 
V.  Heinersdorf  (1476) ,  verheirathet  und  mit  Kindern  reichlich  geseg- 
net waren ,  reichten  die  Revenuen  des  Gutes  Penzig  nicht  mehr  aus. 
Von  da  ab  beginnt  die  Verarmung  zunächst  der  Penziger  Linie.  1 475 
verkaufte  Nickel  VI.  auf  Penzig  den  einen,  1476  sein  Bruder  Hans  V. 
den  anderen,  oberen  Theil  von  Leopoldshain  an  ihren  Schwager  Nickel 
V.  Salza,  1480  die  Söhne  Nickels  VI.,  nämlich  Georg  II.,  Hans  VI., 
Nickel  VIII.,  Leuther  VI.,  Caspar  I.  und  Balthasar  I.,  alles 


«)  Ürk.-Ve«.  n.  44  (a.  1437)  n.  50. 
Kootlie,  Oeieh.  d.  Oberl.  AdelK.  27 


418  II.  Abtheilmig. 

was  sie  zu  Rothwcuser  besassen,  ebenfalls  an  ihren  Onkel  Nickel 
V.  Salza ,  und  dieselben  gemeinschaftlich  mit  ihrem  Onkel  Hans  V. 
(U80)  ein  Stttck  Wald  um  56  fl.  ungar.  an  den  Rath  zu  Görlitz  und 
4490  Geßille  aller  Art  in  den  Dörfern  Langenau,  ZerUendorf,  TortnerS" 
darf  und  Zoblüz  um  182  fl.  ungar.  an  die  Gebr.  v.  Nostitz  auf 
Tzschocha  und  Rothenburg  ^] .  Zwar  bestätigte  \  490  der  neue  Kdnig 
Wladislaus  „Hansen  (Y.)  dem  aiten^  und  seinen  Neffen  „alle  ihre 
Gnaden,  Rechte,  Freiheiten^  Briefe  und  Privilegien" ;  allein  sie  sollten 
diese  Rechte  nicht  mehr  lange  geniessen. 

Eben  damals  befanden  sich  übrigens  sftmmtliche  Herren  v.  P. 
auf  Penzig  nebst  ihrer  ganzen  Gemeinde  in  der  Acht  der  Stadt  Gör- 
litz, weil  ihr  Kretschroar  zu  Niederbiela  fremdes  Bier  geschänkt,  und 
weil  sie  mehrere  Penziger  Bauern ,  die  wegen  einer  Schlägerei  ge- 
ächtet worden,  in  ihrem  Dorfe  beliessen,  also  sie  „hauseten".  End- 
lich mussten  Herren  und  Unterthanen  sich  durch  Abtragung  der  übli- 
chen Bussen  aus  der  „schnellen  Acht"  lösen  und  die  Uebelthäter  aus 
dem  Dorfe  ausweisen  ^^) .  Fast  scheint  es,  als  ob  der  Rath  zu  Görlitz, 
die  Geldverlegenheit  der  Penziger  benutzend ,  sie  auch  noch  durch 
diese  Verdriesslichkeiten  zum  Verkauf  ihrer  Erbgüter  habe  nöthigen 
wollen.  Zuerst  verkaufte  4491  Hans  V.  nebst  seinen  Söhnen 
Albrecht,  Caspar  IL,  Balthasar  IL,  Melchior  alle  seine  Güter 
im  Görlitzer,  wie  im  Laubaner  Weichbild,  nämlich  seinen  Antheil  an 
der  Heide,  Schloss  und  Vorwerk  zu  Penzig  und  was  ihm  an  den 
Dörfern  Penzig^  Mühlbock,  Deschka,  Krausche,  Langenau,  SchiUzenhain, 
Zentendorf,  Biela,  Tormersdorf,  Zohlitz,  Neudörfel,  Rausche,  Stenker, 
Schnellf^tcheHj  Rothwasser  gehörte,  zusammen  um  6400  fl.  ungar.  an 
den  Rath  von  Görlitz.  Schon  das  Jahr  darauf  schlössen  auch  Hansens 
Neffen,  nämlich  Georg  IL,  Hans  VI.,  LeutherVI  und  Balthasar  v.  P.. 
mit  dem  Rathe  ab  und  überliessen  ihm  um  4900  fl.  ungar.  ihren  Theil 
an  der  Herrschaft  Penzig,  nämlich  die  Einkünfte  aus  den  Dörfern 
Penzig,  Wendischbiela^  Rausche,  Stenker,  Neudörfel,  Rothwasser  ^) , 

Zwar  hatten  gegen  diese  Verkäufe  „viele  Agnaten  der  Familie^ 
protestirt ^^) .  Allein  die  nächsten  Agnaten,  die  Herren  v.  P.  auf 
Langenau,  waren  in  männlicher  Linie,  wie  es  scheint,  mit  dem  oben- 
genannten Nickel  V.  ausgestorben.  Derselbe  hatte  die  Toditer 
Caspars  v.  Gersdorff  auf  Priedersdorf  an  der  Landskrone  geheirathet, 


»)  Ürkund.-Verz.  IL  118. 126».  92. 128^.  126c.  128«.  141«.  «r.  III.  4.  «)  x. 
Script,  rer.  lua.  II.  199.  201.  346.  »)  Urkunden- Verx.  III.  10.  12.  13.  14.  20. 
S)  Laus.  Mag.  1838.  394. 


128.  Die  Herren  y.  Penzig. 


419 


war  hierdurch  in  den  Besitz  dieses  Dorfes  gelangt  (4  476} ,  vedkaufte 
es  aber  an  seinen  Schwager  Hans  v.  Schreibersdorf  und  ward  bald 
darauf  im  dasigen  Kretscham  erstochen  ^4) .  Seine  Tochter  (Söhne 
scheint  er  nicht  gehabt  zu  haben]  war  mit  Christoph  v.  Talkenberg, 
Herrn  auf  Dewin  bei  Gabel ,  vermählt  und  hatte  diesem  den  väter- 
lichen Antheil  an  Langenau  zugebracht.  Auch  diesen  erwarb  H94 
der  Rath  zu  Görlitz,  so  dass  jetzt  die  ganze  einstige  Herrschaft  Penzig 
in  den  Besitz  der  Stadt  Görlitz  übergegangen  war. 

Nach  dem  Verkaufe  der  Erbgüter  wendete  sich  Hans  V. 
V.  Penzig  nach  Schlesien  und  schrieb  sich  1493  „zuProfen*^,  1498 
aber  ^auf  dem  Burglehn  zu  Jauer  gesessen^.  Seine  Neffen  dagegen 
hatten  (1494}  das  Gut  ,,Straussnitz^  erworben.  Indess  die  meisten 
dieser  Neffen  kehrten  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  wieder  nach  der 
Oberlausitz  zurück.  Nur  Leuther  VI.  schrieb  sich  noch  1517  „zu 
Straussnitz*^  2*) . 

Von  Leuthers  VI.  Brüdern  war  Hans  VI.  1526—29  Klostervoigt 
zu  Marienthal  und  ward  1532  zu  Ostritz  begraben.  Seine  Frau  war 
eine  v.  Hirschberg,  sein  Sohn  Adam  v.  P. ,  der  1529  bis  zu  seinem 
Tode  1576  Klostervoigt  war.  Dieser  nun  erkaufte  1546  zuerst  von  Dr. 
Ulr.  V.  Nostitz  den  früher  v.  Hobergschen  Antheil  von  Wilka  (bei  Rad- 
meritz),  1549  vom  königlichen  Fiskus  den  einst  der  Stadt  Görlitz  ge- 
hörigen, aber  durch  den  Pönfall  verloren  gegangenen  Antheil  von 
Reudnitz  (um  1200  Thlr.) ,  1567  von  Heidr.  v.  Gersdorff  auch  den 
einst  Ganitzschen  Antheil  von  Wilka  und  1576  kurz  vor  seinem  Tode 
von  Christoph  v.  Gersdorff  auf  Tauchritz  und  Hans  v.  Gersdorff  auf 
Leuba  Tratilau.  Verheirathet  war  er  mit  Dorothee  v.  Rosenhain 
a.  d.  H.  Janowitz  und  ward  durch  seinen  Sohn  Hans  IX.  Stifter  der 
Wilka^er  Linie  der  Herren  v.  P. ,  welche  dies  Gut  bis  Mitte  des  18. 
Jahrhunderts  besessen  hat. 

Nickel  VIII.,  der  Bruder  von  Hans  VI.  und  Leuther  VI.  war 
1536  zu  Krecktvitz  (NO.  von  Budissin}  gesessen  und  kaufte  von  Peter 
V.  Walditz  Bauern  zu  LiUeii  (S.  bei  Kreokwitz}.  Wohl  sein  Sohn 
war  jener  Hans  (VII.)  v.  P. ,  der  1543  ^nach  seines  Vaters  Tode" 
mit  drei  Bauern  zu  Litten  belehnt  ward  und  1 560  ein  Bauergut  zu 
Litten  an  Christoph  v.  Döbsehitz  verkaufte. 

Caspar  I.  endlich  war  1531  zu  Leichnam  (N.  von  Klis.  an  der 
Spree}    gesessen.      Mit   diesem  Gute    wurden    1545    seine  Söhne 


\ 


l 


»*)  Jul.  Knothe,  Gesoh.  von  Friedersdorf  S.  7.        »)  Ürk.-Verz.  IH.  18.  39. 
Carpzov,  Anal.  IV.  176.  Kreyslg,  Beyträge  IV.  343. 

27* 


420  11.  Abtheilnng. 

Hans  VIII.,  Casparlll.,  Georglll.,  Michael  und  Joachim 
belehnt;  sie  verkauften  es  aber  4553  an  die  Gebr.  v.  Nostitz  auf 
Guttau.  Von  diesen  Brüdern  besass  spater  Hans  VHI.  Baschüz  (S. 
von  Pursebwitz),  das  von  ihm  sein  Sohn  Siegsmund  erbte. 
Caspar  in.  besass  PieliU  (NO.  von  Postwitz),  wo  er  1550 — 66  genannt 
wird.  Michael  und  Joachim  erkauften  1555  einen  Antheii  von 
KOnigswarthe  von  Hans  v.  Mühlen  und  hatten  denselben  noch  1 570 
inne.  Michael  wohnte  mit  seiner  Frau  Barbara  daselbst,  wahrend 
.Joachim  1568  „Unterhauptmann^  in  dem  kursächsischen  Regiment 
Tiefstatter  war. 

129.  Die  y.  Petschen, 

auch  Petzschen,  Peschen^  waren,  wie  es  scheint,  nicht  etwa 
nach  dem  Dorfe  Peschen  0.  von  Hochkirch  benannt,  sondern  erst 
Ende  der  30er  Jahre  des  16.  Jahrhunderts,  wir  wissen  nicht  woher, 
nach  der  Oberlausitz  gekommen  und  hatten  daselbst  jedenfalls  von 
eineni  v.  Schreibersdorf  Antheii  an  Dreiweibern  (N.  von  Lohsa)  und 
an  Königswarthe  erworben.  1540  erkauften  „die  Gebr.  v.  P.  zu  Drei- 
weibern" von  Franz  v.  Schreibersdorf  noch  zwei  Bauern  zu  Kolpen  0. 
von  Dreiweibern) .  Es  scheinen  mindestens  drei  Brüder  gewesen  zu 
sein.  Denn  1539  kaufte  Jacob  v.  P.  noch  einen  Bauer  zu  Dreiweibem 
und  den  halben  Kretscham  zu  Lohsa;  1546  erhielt  Haug  v.  P.  „zu 
KOnigswarthe "  die  drei  Güter  zu  Dreiweibem ,  welche  wegen  ver- 
schwiegener Lehn  an  den  König  gefallen,  aus  Gnaden  wieder  zu  Lehn 
gereicht,  und  1 558  erkaufte  Friedrichv.P.  von  Valentin  Hennigke 
zwei  Antheile  von  Königswarthe  hinzu.  1565  wird  bei  der  Erneue- 
rung aller  Lehen  nach  dem  Regierungsantritte  Kaiser  Max  II.  nur  noch 
Jacob  V.  P.  „auf  Königswarthe"  erwähnt.  Dessen  Söhne  sind  wahr- 
scheinlich Hans  und  Friedrich  v.  P.,  die  1567  „nach  dem  Tode 
ihres  Vaters^  mit  diesem  Gute  belehnt  wurden.  Von  denselben  war 
Friedrich  vor  1597  gestorben,  und  „die  Guratoren  seines  Sohnes^ 
verkauften  Königswarthe  an  Hans  Christoph  v.  Ponikau  ^) . 

130.   Die  y.  der  Planitz, 

durchgangig  noch  Plawnitz,  Plaunitz  geschrieben,  ein  meiss- 
nisches  Geschlecht,  sind  erst  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  nach  der 
Oberlausitz  eingewandert  und  erwarben  das  Gut  Teichnitz  (N.  bei  Bu- 
dissin) ,  das  bis  mindestens  1411  die  v.  Teichnitz  besessen  hatten.  Den 


129.  1)  Nftch  den  Lehnbachern. 


131.  Die  y.  Polenz.  421 

Namen  des  ersten  Besitzers  aus  der  Familie  v.  d.  PI.  kennen  wir  nicht. 
Seit  1437 — 56  werden  die  Brüder  ^Meister^  (d.  h.  Magister)  Georg , 
Domherr,  später  Dechant  zu  Budissin,  Kr  ig  und  Heinrich  als  In- 
haber von  Teichnitz  genannt.  Am  längsten  von  ihnen  lebte  (bis  1476] 
Heinrich,  der  jüngste  Bruder,  der  auch  bereits  Radibor  (N.  von  Teich- 
nitz) besass,  wo  er  z.  B.  1 463  einem  Unterthanen  einen  Gunstbrief  aus- 
stellte. Da  er  4  462  für  die  Wittwe  seines  Bruders  Krig,  Margarethe, 
Testamentsvollstrecker  war,  und  von  Krig  keine  Kinder  erwähnt  wer- 
den, so  ward  er  wohl  zuletzt  alleiniger  Besitzer  der  FamiliengUter.  — 
Er  hinterliess  zwei  Sohne,  Hans  und  Leonhard,  von  denen  Hans 
schon  1489,  Beide  seit  1498—1523  hau6g  erwähnt  werden.  Sie  heis- 
sen  anfangs  „ungesonderte  Brüder  zu  Teichnitz^,  dann  „zu  Teichnitz 
und  Radibor '^i  später  war  Hans  zu  Rattwitz  (W.  bei  Budissin),  Leon- 
hard zu  Radibor  gesessen.    Ausserdem  aber  besassen  sie,  wie  sich 
aus  zahlreichen  Zinsverkäufen  an  das  Domkapitel  zu  Budissin  ergiebt, 
auch  folgende  Dörfer  oder  Antheil  daran  :  Beigern  (W.  von  Weissen- 
berg),  Kopschin  (0.  von  Marienstem) ,  Jäschitz  (\V.  von  Niedergang], 
Brehmen  (N.  von  Jäschitz]  ^   Maltitz  (S.  von  Weissenberg) ,    Bocka  (S. 
von  Marienstern],  Jannowitz  (W.  von  Rattwitz],  Quoos  (0.  von  Nesch- 
witz),    Preititz  (N.  von  Purschwitz)  und  kauften  1523  von  Georg  von 
Melzradt  noch  das  Gut  Luga  (SO.  von  Neschwitz).  —  Leonhard,  der 
seit  1 523  nicht  mehr  erwähnt  wird,  hinterliess  zwei  Söhne,  Hans  und 
Heinrich  zu  Radibor y  die  z.  B.  1529  gemeinsam  mit  ihrem  Onkel 
„Hans  V.  PI.  dem  alten  zu  Rattwitz  ^  einen  Gunstbrief  ausstellten. 
Ausser  auf  den  bisher  genannten  Gütern  verkauften  dieselben  Zins 
auch  auf  Bomitz  (0.  bei  Radibor] .    Nachdem  Hans  der  alte  auf  Ratt- 
witz (nach  1 539)  kinderlos  gestorben  war,  wohnte  Hans  der  jüngere 
auf  diesem  Gute  seines  Onkels,  sein  Bruder  Heinrich  auf  Radibor 
und  Teichnitz.  —  Hans  der  jüngere  hinterliess  zwei  Söhne,  Chri- 
stoph und  Adam,  von  denen  der  Letztere  1548  noch  unmündig 
war.    Von  ihnen  wohnte  1562  Christoph,  wohl  derselbe,  der  1544  in 
Wittenberg  studirt  hatte,  zu  Luga^  Adam  zu  Rattwitz.    1563  verkauf- 
ten die  Brüder  gemeinschaftlich  mit  ihrem  Onkel  Heinrich  auf  Radi- 
bor das  Gut  Rattwitz  an  Graf  Joachim  Schlick. 

181.   Die  T.  Polenz, 

eine  meissnische  Familie ,  nannten  sich  nach  dem  Dorfe  Polenz  bei 
Stolpen.  Nur  ein  v.  P.  ist,  so  weit  bekannt,  und  auch  nur  auf  kurze 
Zeit  in  der  Oberlausitz  ansässig  gewesen ;  aber  er  hat  in  schwerer 
Zeit  dem  ganzen  Lande  wesentliche  Dienste  geleistet  und  sich  desbalb 


422  n.  Abtheilimg. 

auf  lange  hinaus  ein  gutes  Andenken  darin  gesichert.  Hans  ▼.  P. 
war  Herr  auf  Senftenberg  in  der  Niederiausitz  und  Landvoigt  in  die- 
sem Lande.  Als  ein  sehr  reicher  Herr ,  scheint  er  verschuldeten  Ad- 
liehen  dadurch  geholfen  zu  haben,  dass  er  ihnen  ihre  Guter  ganz  oder 
zum  Theil  abkaufte.  So  erwarb  er  4449  ^)  von  der  zu  Fulssnüz  ge- 
sessenen Linie  der  Herren  v.  Kamenz  einen  Antheil  dieses  Gutes, 
den  er  aber  bald  darauf  denen  v.  Ponikau ,  welche  schon  einen  An- 
theil daran  besassen ,  Uberlassen  haben  muss.  Desgleichen  hatte  er 
wohl  um  dieselbe  Zeit  einen  Theil  des  Gutes  Wiese  (S.  bei  Kamenz) 
von  denen  t.  Bloschdorf  erkauft  und  verifusserte  ihn  4421  an  die  Stadt 
Ramenz^.  Ebenso  erwarb  er  zwischen  4426 — 30,  wahrscheinlich 
von  Georg  v.  Waldau,  das  Städtchen  Königsbrück  mit  Zubehör,  das  er 
darauf  an  seinen  eignen  Schwager,  Burggraf  Wentsch  v.  Dohna,  ver- 
kaufte. Seine  Gemahlin  Margare the  v.  Dohna  hatte  das  Dorf 
Quoosdorf  (N.  von  Königsbrttck)  zur  Dotation  eines  Altaristen  an 'der 
Pfarrkirche  zu  Königsbrück  ausgesetzt  und  heisst  auch  4  464 ,  wo  in 
ihrer  Gegenwart  die  Rechte  dieses  Altaristen  aufs  neue  festgestellt 
werden,  noch  immer  „Frau  von  Königsbrück'^  ^) .  4  432  hatte  Wentsch 
V.  Dohna  sein  Gut  Radmeritz  an  der  Neisse  an  seinen  Schwager,  wohl 
nur  zum  Scheine ,  abgetreten ,  um  dasselbe  vor  den  Verwüstungen 
der  Hussiten  zu  sichern.  Auch  Hans  v.  P.  wurde  übrigens  bald  da- 
rauf ein  gefürchteter  Gegner  derselben.  4424  übertrug  ihm  Kaiser 
Siegsmund  die  interimistische  Verwaltung  der  Landvoigtei  auch  in 
der  Oberlausitz,  und  sofort  traf  derselbe  ebenso  umsichtige,  als  ener- 
gische Massregeln  zum  Schutze  dieses  Landes.  Dennoch  war  der  Kai- 
ser nicht  mit  ihm  zufrieden  und  setzte  4  425  als  definitiven  Landvoigt 
Herrn  Albr.  v.  Colditz  ein.  Da  sich  dieser  aber  ausschliesslich  in 
Schlesien  aufhielt  und  sein  Sohn  und  Stellvertreter  die  Oberiausitz 
grade  in  der  schlimmsten  Gefahr  ebenfalls  verliess ,  so  erbaten  sich 
die  oberlausitzischen  Stände  Hans  v.  P.  aufs  neue  als  Landvoigtei- 
verweser  (Aug.  4427  bis  Ostern  4428).  Bald  darauf  (4489)  erhielt  er 
vom  Kaiser  für  eine  demselben  vorgestreckte  Summe  von  4  6000  fl. 
die  sämmtlichen  aus  der  ganzen  Niederlausitz  fliessend^n  landesherr- 
lichen Intraden  versetzt.  Dieser  Pfandbesitz  ging  napn  seinem  Tode 
1438  auf  seine  Söhne,  beide  Jakob  genannt,  über,  die  unter  der 
Vormundschaft  ihres  Onkels  Nickel  v.  P.  standen^). 


131.  1)  Nach  G5rl.  RAthsrechnnngen.  Nicht  von  denen  ▼.  Ponikau  (Richter, 
PuUanitz  5).  «)  ÜA.-Verz.  H.  6.  »)  Uns.  Mag.  1864.  4  n.  18.  *)  ▼.  We- 
her,  Aich.  f.  d.  s&ehs.  Qeech.  X.  267. 


132.  Die  y.  Ponikaa.  423 

132.  Die  y.  Ponikan, 

im  14.  Jahrhundert  Punekowe,  Puncow,  im  15.  Jahrhundert  Pu- 
nigke,  Poncko,  Ponkaw  geschrieben,  nannten  sich  nach  dem 
meissnischen  Dorfe  dieses  Namens  S.  von  Ortrand  und  scheinen  schon 
Ende  des  13.  Jahrhunderts  ganz  nach  dem  Westen  der  nahen  Ober* 
lausitz  übergesiedelt  zu  sein.  Als  ihr  dasiger  Wohnsitz  wird  zwar 
erst  1400  das  Gut  Elstra  namentlich  erwähnt;  aber  jedenfalls  be- 
sassen  sie  dasselbe  bereits  seit  der  Zeit  ihrer  Einwanderung.  Äusser- 
ndem hatten  sie  von  den  Herren  v.  Kamenz  einzelne  Dörfer ,  so  min- 
destens Schiedel  und  Schönbach  (NO.  und  NW.  von  Kamenz],  zu  Lehn. 
So  erklärt  sich,  dass  sie  anfangs  ausschliesslich  als  Zeugen  der  Herren 
v^  Kamenz  oder  des  Klosters  Marienstem  vorkommen  ^] .  So  wird  in 
dy  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  (1308 — 34)  der  Ritter  Witego 
v.»^.,  gleichzeitig  auch  ein  Peter  v.  P.  (1317  und  1334)  im  Gefolge 
jener  Herren  und  1331  bei  einer  Schenkung  des  Dietrich  v.  Haugwitz 
an  Marienstem  2)  genannt.  Ebenso  waren  in  der  zweiten  Hälfte  des- 
selben Jahrhunderts  Rule  (1350—68)  und  Heinz  (1352)  Zeugen 
theils  bei  denselben  Herren,  theils  bei  dem  Bischöfe  von  Meissen,  bei 
welchem  auch  ein  Wy  tzel  v.  P.  (1373  und  1375)  als  Marschall  er^ 
scheint 3).  Ein  Nicolaus  v.  P.  aber  hatte,  wie  sehr  viele  ober- 
lausitzische  Adliche  jener  Zeit,  sein  Glück  in  Schlesien  versucht 
und  war  1349  Notar  am  Hofe  des  Herzogs  von  Münsterberg,  1379 
aber  Canonikus  und  administrator  in  spiritualibus  des  Bisthums 
Breslau. 

Eine  sichere  Filiation  beginnt  erst  mit  Hans  und  Caspar  v.  P., 
doch  wohl  Brüdern ,  welche  zugleich  mit  Nitzsche  v.  Kopperitz  auf 
Oppach  und  mit  Albrecht  und  Rentsch  v.  Baudissin  auf  Solsch\^itz 
1379  ihre  Güter  von  König  Wenzel  zu  gesammter  Hand  verreicht 
erhielten.  Von  diesen  Brüdern  hatte  Hans  zwischen  1365 — 1377  die 
oben  erwähnten  Kamenzschen  Lehngüter  Schiedel  und  Schönbach  an 
Marienstemverkauft,  wie  dies  1401  sein  Sohn  Nico  laus  bestätigte*), 
hatte  1387  den  Görlitzern  als  Söldner  gegen  die  Herren  v.  Biberstein 

gedient  und  wird  1400  zuerst  ausdrücklich  als  Besitzer  von  Elstra  be- 
) 

132.  1)  Bereits  im  Laus.  Migu.  1865.  291  flg.  („Aelteste  BesitzeT  von  Pulaanitz'') 
haben  wir  von  dieser  Familie  gebandelt,  aneb  eine  Stammtafel  beigefügt.  Indem  ^^ir 
darauf  verweisen ,  ersparen  wir  uns  die  Wiederbolung  der  dort  bereits  angeführten  01- 
Ute.  2)  Vergl.  Knotbe,  MStern  44.  3)  Cod.  Sax.  II.  2.  159.         «)  Archiv 

MStem  No.  69.  Das  angehängte  Siegel  zeigt  ganz  das  Jetzt  noth  übliche  ▼.  Ponlkan*- 
sche  Wappenschüd. 


424  n. 

zeieiinet  ^; .  Caspar  hinierüess  nur  einen  Sohn.  Hans,  spater  Hans  der 
ältere  genannt :  Caspars  Bruder  Hans  aber  deren  sechs :  Heinrich. 
Nieolaus.   Hans,    Caspar,  Wytzel  und  Matthias^;.    Diese 
sechs  Brüder  nebst  ihrem  Cousin  Hans  dem  älteren  kauften  nun  1419 
gemeinschaftlich  von  Balthasar  und  Joh.  v.  Kamenz  ein  Viertel  von 
Schloss  und  Städtlein  Pidssnitz  nebst  dem  Dorfe  Obersteina    O.  bei 
Pulssnitz]  und  bald  darauf  von  Heinr.  v.  Kamenz  auch  den  übrigen 
Theil  von  Pulssnitz  und  die  zugehörigen  Dörfer.     1420  Hessen  diese 
Brüder,   gemeinsam  mit  ihrem  Cousin  Hans  dem  älteren   die   Ge- 
sammtbelehnung  mit  den  Nachkommen  des  oben  er\vähnten  Nitzsche 
V.  Kopperitz  und  der  Gebr.  v.  Baudissin  auf  Solschwilz  erneuern. 
Hierbei  werden  als  Pertinenzorte  von  Elstra   nach  der  einzig  nocfc 
vorhandenen,  leider  sehr  ungenauen  Abschrift  bei  Carpzov,  Ehrent.  1«. 
166   folgende  genannt :   Kriepitz  halb,  O^^ro  halb,  Gödlau.  Kindisch, 
Dobrig,   Talpenbery,  Möhrsdorf ^  Ossel,  Wölka,  Boderitz,  ^4  von  A'/jr- 
kirch    0.  von  Bischofswerde  ,  Piuetitz  halb,  Jessnitz  ganz   NO.  ^on 
HStem; ,  y.Xeadau'-  [?  Wohla  1 ,  ^Buchewitz*^ ,  Tusitz  halb  wüste  D*rf- 
statt  zwischen  Bischofswerde  und  Pohla • ,  zwei  Lehnmänner  zu  y,Peyn^s- 
dorf"  ;?Rehnsdorf?)  und  „Tei/pitz"^  [1  .  In  diese  Gesammtlehn  warde 
auch  das  denen  v.  P.  ebenfalls  gehörige  grosse  Gut  Burkau  (S.  \on 
Elstra)  und  so  viel  ihnen  damals  von  Pidssnitz  bereits  zustand ,  auf- 
fzenommen.    Somit  besass  die  Familie  bereits  damals  einen  sekr  be- 
deutenden ,  dicht  zusammenhängenden  Gütercomplex,  der  sich  von 
Burkau  und  Brettnig  im  Süden  tiber  Pulssnitz  und  Elstra  bis  dicht  an 
die  Stadt  Kamenz  hinzog.  —  Hans  der  ältere  v.  P.  war  mindestens 
von  1420 — 28  bischöflich  meissnischer  Hauptmann  zu  Stolpen  und 
scheint  bald  nach  1438  kinderlos  gestorben  zu  sein.    Seine  Cousins 
theilten  sich  dergestalt  in  die  Familiengüter,  dass  Heinrich  and  Hans 
zu  Elstra,  Nicolaus  und  Caspar  dagegen  zu  Pulssnitz  sassen;    Wytzel 
und  Matthias  werden  nach  1 420  nicht  mehr  genannt.    Von  ihnen  war 
Heinrich  Marschall  am  bischöflichen  Hofe  zu  Stolpen'',  und  ward  1412 
mit  der  bischöflich  meissnischen  Hälfte  von  Tusitz ,  sowie  mit  zwei 
Bauern  zu  Schönboj^n  und  dem  dasigen  Walde ,  und  1 44  4  mit  dem 
Bischofszehnt  zu  Racket  fS.  von  Baruth) ,  den  er  von  dein  Pfarrer  von 
Göda  erkauft  hatte ,  belehnt.    Auch  er ,   sowie  sein  Bruder  Caspar 
scheint  kinderlos  gestorben.    Ihr  Bruder  Nicolaus  war  bereits  1417 
Amtshauptmann  zu  Budissin  und  somit  bei  der  häufigen  Abwesenheit 

9)  A.  Bod.  Lib.  foodat.  p.  136,  als  Zeage  bei  einer  VeTreiebiing.  ^  Durch 
Verseben  sind  Laos.  Mag.  1865.  291  und  301  die  Väter  dieser  Söbne  Terwecbselt  vor- 
den.        "0  (^-  Sax.  U.  2.  316.  400. 


132.  Die  y.  Ponikau.  425 

des  Landvoigts  der  oberste  königliche  Beamte  im  Lande.  U23  musste 
er  während  der  hussitischen  Unruhen  zu  Kaiser  Siegsmund  reisen  ^ 
den  er  erst  in  der  Bulgarei  antraf.  44S5  vertheidigte  er  persönlich 
das  von  den  Hussiten  am  meisten  bedrohte  Zittau,  fiel  aber  bei  Schle- 
gel in  die  Hände  der  Feinde  und  ward  von  Joh.  v.  Wartemberg  auf 
dem  Tollensteine  gefangen  gehalten,  bis  es  endlich  den  Ständen  der 
Oberlausitz  gelang,  ihn  wieder  zu  befreien^).  VieUeicht  hatte  er  zur 
Beschafihing  des  Lösegeldes  auch  von  Görlitz  Geld  aufgenommen; 
wenigstens  wird  er  von  da  aus  öfter  gemahnt,  „einzureiten  in  Görlitz 
um  der  Stadt  Schuld  willen^.  Er  hinterliess  einen  Sohn  Jakob,  der 
nun  alleiniger  Besitzer  von  Elstra  ward.  —  Hans  der 'jüngere,  der 
Bruder  von  Nicolaus ,  war  mindestens  seit  1443  alleiniger  Besitzer 
von  Pulssnitz  und  hinterliess  dies  Gut  nebst  Zubehör  seinen  vier  Söh- 
nen, Hans,  Nickel,  Georg  und  Heinrich,  welche  4450  die 
Privilegien  von  Pulssnitz  bestätigten  und  nebst  ihrem  Vetter  Jakob 
v.  P.  auf  Elstra  sich  1 455  die  Gesammtbelehnung  mit  denen  v.  Kop- 
peritz und  V.  Baudissin  confirmiren  Hessen.  Dabei^verden  als  Perti- 
nenzorte  von  Pulssnitz  aufgezählt:  Böhmisch ^Vollufig ,  halb  Ohoiii, 
Hauswalde,  Brettnig,  Thiemendorf,  Ober--  und  Niedersteina,  Möhrs- 
dorf ^  Weissbach  (Antheil) ,  Hässlick,  Schwoosdorf,  Hennersdorf  und 
ein  Viertel  von  Neukirch. 

Von  diesen  Brüdern  scheinen  Hans  und  Heinrich  kinderlos  ge- 
storben zu  sein.  Nickel  hinterliess  (nach  1461]  ausser  einer  Tochter 
eine  Wittwe,  welche  die  drei  Dörfer  Obersteina,  Weissbach  und 
Möhrsdorf  als  Leibgedinge  erhielt.  4466  war  Georg  v.  P.  alleiniger 
Besitzer  von  Pulssnitz ,  als  ihm  und  seinem  Vetter  Jakob  v.  P.  auf 
Elstra  von  König  Georg  von  Böhmen  die  Gesammtbelehnung  erneuert 
ward.  Da  verkaufte  er  1467  Pulssnitz  mit  Zubehör  (nur  Schwoos- 
dorf  ausgenommen ,  das  um  300  Seh.  an  Hans  v.  Schönberg  versetzt 
war)  um  6500  fl.  rhein.  an  seinen  Vetter  Jakob  v.  P.  auf  Elstra.  Er 
soll  darauf  (1477)  Stallmeister  bei  König  Mathias  von  Ungarn  ge- 
wesen, 1 478  Güter  bei  Grossenhain  erworben  haben  und  dadurch  der 
Stammvater  der  meissnischen  Linie  derer  v.  P.  geworden  sein.  Er 
besass  mindesiens  seit  1 493  ^)  auch  das  halb  zur  Oberlausitz  gehörige 
Dorf  Krakau  an  der  Pulssnitz  und  das  dabei  gelegene  Ottet^schitz. 
Beide  Güter  verkaufte  1509  Georgs  Sohn,  Jakob  v.  P.,  an  die  Burg- 
grafen V.  Dohna  auf  Königsbrück;  dafür  besass  er  1515  und  noch 
1519  Kunnersdarf  i^,  von  Kamenz). 


8)  Kauf f er  II.  23  o.  32.        •)  Urk.-Verz.  IH.  19. 


426  U.  AMheilong. 

Die  oberlaus.  Linie  wurde  von  Jakob  v.  P.  auf  EUtra  und 
Pulssnitz  weiter  fortgepflanzt.  Schon  4468  verkaufte  er  Pulssnilz 
nebst  Zubehör  an  die  Gebrüder  v.  Miltitz.  U82  ^o)  erhielt  er  die  Er- 
laubniss ,  den  St.  Georgenberg ,  eine  alte  Heidenschanze  „in  seinem 
Dorfe  Prietäz  zu  bauen ,  zu  mauern ,  zu  schotten ,  zu  zäunen  und  zu 
befestigen  nach  seinem  Vermögen  und  seiner  Nothdurft^.  4490  be- 
sass  er  auch  Petershain  (W.  von  Kamenz) ,  war  Landesältester  und 
führte  bei  der  Huldigung  des  neuen  Königs  Wladislaus  das  Wort  für 
die  oberlaus.  Stände.     Bald  darauf  muss  er  gestorben  sein. 

Seine  Söhne  waren  Hans  und  Nickel,  von  denen  jener  in  dem 
alten  Stammgute  Elstra,  dieser  in  dem,  wir  wissen  nicht  wann,  hinzu- 
erworbenen Hähnichen  (0.  von  Elstra)  wohnte.  Als  1503  Hans 
V.  Miltitz  auf  Pulssnitz  gestorben  war,  setzten  es  die  Brüder  Hans 
und  Nickel  v.  P.  und  ihr  Vetter  Georg  v.  P.  auf  Krakau  auf  Grund 
der  Gesammtbelehnung  von  1379  durch,  dass,  wenn  die  v.  Miltitz 
auf  Pulssnitz  ohne  Leibeslehnserben  stürben ,  Pulssnitz  an  die  mit- 
belehnten  Familien  v.  Ponikau  und  v.  Budissin  fallen  solle.  Bei 
dieser  Gelegenheit  werden  als  Pertinenzorte  von  Elstra :  Boderüzj 
Prietäz,  Kriepitz,  Dobrig,  Reknsdorf,  Talpenkerg,  Ossely  Wölka,  Wohla^ 
Rammenau  (N.  von  Bischofswerde) ,  als  die  von  Hähnichen  aber: 
Kindischy  Gddlau,  Ostro,  Rauschwitz  (S.  von  Elstra),  Gersdorf  (W.  von 
Elstra),  Baselüz^  Bischheim  (O.und  W.  von  Kamenz)  und  ^^Olstetau^  [?) 
aufgezählt.  —  Hans  war  1498  Landesältester,  4508  Amtshauptmann 
von  Budissin  und  starb  in  letzterem  Jahre.  Seine  Wittwe,  eine 
Tochter  Caspars  v.  Schönberg,  hatte  darauf  wegen  ihres  Leibgedinges 
mancherlei  Streitigkeiten  mit  ihrem  Schwager  Nickel  v.  P.  auf  Hähni- 
chen. Auch  dieser  war  4546  Landesältester.  4504  verkaufte  er  Ostro 
um  4403  Mark  an  das  Domstift  Budissin  ^^) ,  befand  sich  auch  sonst 
oft  in  Geldverlegenheit.  Als  4543  die  v.  Miltitz  auf  Pulssnitz  wirklich 
ausstarben ,  so  beanspruchte  jetzt  Nickel  v.  P.  das  Gut  Pulssnitz  für 
die  beiden  Familien  v.  Ponikau  und  v.  Baudissin.  Allein  König 
Wladislaus  hatte  Pulssnitz  sofort  an  den  sächsischen  Oberiiofmarscbail 
in  Dresden,  Heinr.  v.  Schleinitz,  verkauft,  jene  Gesammtbelehnung 
von  4503  aber,  als  durch  unwahre  Berichte  erlangt,  widerrufen.  So 
entspann  sich  ein  langer  Rechtsstreit ,  der  endlich  dadurch  beigelegt 
ward ,  dass  Nidkel  von  dem  Gütercomplex  Pulssnitz  das  Dorf  Möhrs^ 
dorf  erhielt,  dafür  aber  auf  all  seine  Ansprüche  verzichtete  und  seine 
Tochter  an  Georg  v.  Schleinitz,  den  Sohn  Heinrichs,  den  naohmaligen 


10)  Archiv  zu  Prietitz.         ")  Laos.  Mag.  1860.  416. 


133.  Die  ▼.  Ponitz.  427 

BesiUer  von  Tollenstein  und  Schluckenau,  verheiraihete^^).  —  Nickel 
V.  P.  auf  Elstra  muss  kurz  vor  4586  gestorben  sein.  Seine  Wittwe 
Anna;  Tochter  Hansens  v.  SchOnberg,  verkaufte  4  6S9  Zins  zu  Wolka. 
Seine  Söhne  waren  Wolf  und  Hans,  die  4  526  mit  den  vaterlichen 
Gütern  belehnt  wurden  und  1 528  fttr  Elstra  Stadtrecht  und  ein  Stadt- 
wappen auswirkten  1^) .  Später  theilten  sie  sich  so,  dass  Wolf  zu 
Elstra,  Hans  zu  Prietitz  wohnte.  Wolf  erwarb  dazu  1544  sieben 
Bauern  zu  WendisMxiselUz  (0.  von  Kamenz),  4543  FrankenOicU  (W. 
von  Bischofswerde) ,  4556  und  4562  mehrere  Antheile  von  Burkau,  das 
schon  früher  einmal  seiner  Familie  gehört  hatte,  4  557  Sdtlfnbom  und 
Pöhla  [N.  von  Bischofswerde),  4572  Jiedlüz  (S.  von  Marienstem)  und 
Taschendorf  (0.  von  Burkau).  Auch  er  war  (4547)  Landesdltester ; 
bei  seinem  Tode  (4 580)  hinterliess  er  von  seiner  Frau ,  Magdalene 
geb.  V.  Schönberg,  vier  Söhne,  von  denen  spater  Hans  Fabian  auf 
Elstra^  Tobias  auf  Aammenau,  W o  1  f  auf  FranA:en(fta/ ;  Abraham 
auf  Kriepüz  gesessen  war  ^^) . 

Sein  Bruder  Hans  auf.iVietöx  erkaufte  zu  seinen  ererbten  Gü- 
tern 4562  halb  Spohl  und  Brieschko  (S.  von  Hoyerswerde) ,  4564 
Skaske  (SW.  von  Wittichenau) ,  4569  Weissig  (W.  von  Skaske)  und 
in  demselben  Jahre  einen  Antheil  von  Müstrich  (S.  von  Skaske) .  Er 
war  4574  Amtshauptmann  zu  Budissin  und  hinterliess  vier  Söhne, 
Hans  Wolf,  Georg  Rudolph,  Hans  Ghristop,h  und  Hans>^). 

133.    Die  y.  Porsitz 

nannten  sich  nach  dem  jetzt  Purschwitz  geschriebenen  Dorfe  0.  von 
Budissin.  Schon  4242  werden  im  Gefolge  König  Wenzels  von  Böh- 
men bei  Confirmation  eines  Kaufes  die  drei  Brüder  Nico  laus. 
Albert  und  Branislaus(?)  v.  Borsiez  aufgeführt.  Von  dem 
ältesten  derselben  stammte  das  Brüderpaar  Albert  und  Nico  laus 
V.  Porsicz,  das  z.  B.  1283  zu  Budissin  bei  Schlichtung  eines  Streites 
zugegen  war.  Dieser  Albert ,  meist  als  Bitter  bezeichnet  und  schon 
4272  Zeuge  zu  Budissin,  schenkte  4284  (abermals  bestätigt  4293) 
dem  Domkapitel  zu  Budissin  50  (kleine  oder  25  grosse)  Scheffel 
Jahreszins  an  Korn  wie  Hafer  in  dem  Städtchen  Weissenberg  und  in 
dem  Dorfe  Burg  (NO.  bei  Budissin) ,  wogegen  das  Kapitel  für  seine 
Aeltern,  Nico  laus  und  Gertrud,  und  nach  seinem  und  seiner 
Frauen  Margarethe  Tode  auch  für  diese  Messen  lesen  undAnni- 


M)  Lau«.  Mag.  1866.  294  flg.      US)  WeiDart,  Rechte IV.  471  flg.       ^)  Carp- 
zoT,  Ehrent.  U.  169.        ^)  Ebend.  p.  170. 


428  U.  Abtheilung. 

versarien  begehen  sollte  ^) .  Alberts  Bruder  Nicolaus  war  bei  dieser 
Schenkung  4293  zugegen  und  kommt  sonst  noch  4304  als  Zeuge  bei 
den  Herren  v.  Kamenz  und  4307  im  Gefolge  der  Markgrafen  von 
Brandenburg  vor^).  Spttter  haben  wir  die  Familie  nicht  mehr  ge- 
funden. An  der  Kirchenthttr  zu  Gröditz  soll  sich  der  Name  eines 
Petrus  Porschitz  nebst  seinem  Wappen  befinden^),  das  einen 
Querbalken  im  Felde  und  vier  Fähnchen  auf  dem  Helme  zeigt.  Und 
in  der  That  enthalt  auch  das  grosse  dreieckige  Siegel  des  Nicolaus 
V.  P.  an  der  Urkunde  von  4293  ebenfalls  einen  Querbalken  in  dem, 
wie  es  scheint ,  mit  Perlen  belegten  Felde  (nicht  aber  „ein  fünffach 
quergetheiltes  SchiJd^.     Cod.  Lus.  436  Annierk.). 

134.  Die  T.  Poster 

oder  Puster  kamen  aus  dem  Meissnischen  nach  der  Oberlausitz.  Als 
sich  nämlich  (4475)  Augustin  v.  P.  bei  den  Herzögen  Ernst  und 
August  von  Sachsen  beklagte,  dass  ihmHeinr.  v.  Gersdorff  auf  Ruhland 
nach  Leib,  Gut  und  Ehre  trachte ,  und  dass  er  seine  (Posters)  Mutter 
mit  Gewalt  vertrieben  habe ,  bat  er  die  Herzöge,  „als  seine  Landes- 
ftlrsten^,  sie  möchten  ihm  ihre  Lande  als  Zu-  und  Ausfluchtsort  be- 
wiJligen  ,  damit  er  sich  rächen  könne  ^).  4  497  war  dieser  Auguslin 
V.  P.  Hofrichter  zu  Budissin.  Wir  vermuthen,  dass  er  bereits 
Lindenau  und  Burkersdorf  (S.  von  Ortrand)  besessen  habe.  —  In 
der  ersten  Hälfte  des  46.  Jahrhunderts  kommen  zwei  Poster  vor,  von 
denen  der  eine,  Hans,  auf  Lindenau  gesessen  war^  der  andere, 
Melchior,  bald  nach  diesem ,  bald  nach  jenem  Gute  genannt  wird. 
4506  heisst  Letzterer  „zu  Weissig^  (N.  von  Kamenz),  wo  er  in  diesem 
Jahre  und  4509  Zins  verkaufte,  4544  und  4544  dagegen  „zu  Netikirch*^ 
(W.  von  Kamenz) ,  seitdem  aber  „zu  Bullerüz^  (NW.  von  Kamenz) 
gesessen.  Dies  Gut  Oberbuileritz  verkaufte  er  4540  um  3360  fl.  rh. 
an  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Königsbrttck.  Auch  er  bekleidete 
von  4509  an  das  Amt  eines  Hofrichters  zu  Budissin  und  war  4545 
vor  Antritt  des  neuen  Landvoigts  sogar  Verweser  der  Landvoigtei^). 
—  Der  oben  erwähnte  Hans  v.  P.  auf  Lindenau,  wohl  sein  Bruder, 
wii*d  noch  4534  genannt.  Jedenfalls  dessen  Söhne  waren  Dietrich, 
Jahn,  Hans  und  Caspar  v.  P.,  welche  4543  „nach  dem  Tode  ihres 


133.  1)  Cod.  Lus.  67.  113.  100.  135.  Laas.  Mag.  1859  (Bd.  XXXV).  302.  1860. 
474.  ^)  Cod.  Lus.  177  (wo  statt *.  Nemotro  dicto  de  Porsia  sicher  zu  lesen  ist: 
Nicoiao)  u.  187.        >)  Schulze,  Alterthumer  I.  151. 

134.  1)  A.  Diesd.  W.  A.  OberUus.  Sachen  Bl.  28.  >)  Lans.  Mag.  1864.  11. 
Ürk.-Verz.  IIL  lOU. 


:! 


135.  Die  V.  Pribetitz  oder  Premtitz.  ~  136.  Die  v.  Promnitz.        429 

Vaters*^  mit  Lindenau  und  Burkersdorf  [S.  bei  Lindenau]  belehnt 
wurden.  Dietrich  verkaufte  diese  Güter  an  Caspar  v.  Minckwitz, 
wozu  4565  seine  Brüder  Hans  und  Caspar  ihre  Einwilligung  gaben. 
Caspar  hatte  156S  von  Ludwig  v.  Rosenhain  dessen  Antheil  an  dem 
Stadtchen  Ruhland  und  das  Dorf  Biehlen  (O.  von  Ruhland)  erkauft, 
überliess  aber  4563  auch  diese  Güter  an  Caspar  v.  Minckwitz  und  er- 
scheint 4572 — 95  als  zu  Jessnitz  (W.  von  Neschwitzj  gesessen.  Hans 
dagegen  erkaufte  4562  von  den  Brüdern  v.  Metzradt  das  Dorf  Weidlüz 
[O.  bei  Jessnitz) .  verflusserte  es  aber  4  569  an  Abraham  v.  Luttitz.  — 
Schon  das  Siegel  Melchiors  v.  P.  von  4509  zeigt  ein  quergetheiltes 
Schild,  oben  Silber  und  unten  drei  gewellte  Ströme. 

135.   Die  T.  Pribetitz  oder  Premtitz, 

jedenfalls  eine  böhmische  Familie,  besassen  in  Eckartsberg  bei  Zittau 
Zins  als  Lehn  der  Herren  v.  Leipa.  Lutold  v.  Pribetitz  war  4303 
ürndvoigt  über  das  ganze  Weichbild  Zittau.  Für  seine  Söhne  f^patris 
nostri  Leutoidi'^)  halten  wir  die  Brüder  Johann,  Heinrich,  Lu- 
told und  S  i  e  f  r  i  e  d ,  welche  im  Cod.  Lus.  zwar  als  „dicti  de  Pretetz*^, 
in  einer  Abschrift  der  betreffenden  Urkunde  im  böhm.  Museum  zu 
Prag  aber  als  „dicti  de  Premtitz^  bezeichnet  werden.  Diese  Brü- 
der verzichteten  zugleich  mit  ihrem  Onkel  Conrad  4340  auf  zwei 
Mark  Zins  zu  Eckartsberg,  welche  schon  ihr  Vater  dem  Kloster  Marien- 
thal überwiesen  hatte ,  als  daselbst  eine  Verwandte  ^Jutha  dicta  de 
Ostrositz^  den  Schleier  nahm.  Auch  ihr  Lehnsherr  Heinrich  v.  Leipa 
genehmigte  diese  Schenkung.  Von  diesen  Brüdern  haben  wir  nur 
Heinrich  (oder  Heinemann;  so  wird  wohl  zu  lesen  sein  statt  Her- 
mannus]  „de  Premtitz^  4345  bei  einer  ähnlichen  Zinsschenkung 
in  Eckartsberg  als  Zeugen  gefunden  ^] . 

136.   Die  y.  Promnitz^ 

eine  schlesische  Familie ,  sind  nur  selten  und  nur  auf  kurze  Zeit  in 
der  Oberlausitz  ansässig  gewesen.  Heinrich  v.  Pr.,  durch  seine 
Frau  Elisabeth  Schwager  der  Gebr.  v.  Gersdorff  auf  Tauchritz,  wird 
zuerst  4434  als  „zu  Hirschfelde  gesessen^  bezeichnet  i) .  Entweder 
war  er  Verwalter  Heinrichs  v.  Kyaw,  dem]  damals  dieses  Gut  ge- 
hörte ,  oder  er  hatte  von  ihm  ein  Bauergut  zu  {.ehn  erhalten.    Dieser 


135.  1)  Cod. Lus.  169.  194.  209.  DerKunzkodeJPreutit2«(lb. 261),  Schwie- 
gersohn Ton  Otto  y.  Stewitz,  ist  wahrscheinlich  auch  ein  Premtitz ,  Tieneicht  obiger 
Conrad. 

136.  1)  Hällwich,  Reichenberg  BeUage  S.  4. 


430  n.  Abth^ung. 

Heinr.  v.  Pr.  nun  erkaufte  den  20.  Oktober  4437  von  den  Gebrüdern 
V.  Biberstein  auf  Friedland  die  Landskrone  bei  Görlitz  mit  den  zuge- 
hörigen Dörfern  Kunnerwüz,  Neundorf  und  KleinbiesnüZj  hatte  die- 
selbe aber  schon  vor  dem  34.  Oktober  desselben  Jahres  an  Herzog 
Hans  von  Sagan,  in  dessen  Gebiet  die  Stammgttter  seiner  Familie 
lagen ,  wieder  verkauft.  Es  lag  am  Tage ,  dass  ihn  der  Herzog  nur 
dazu  angestellt  hatte ,  ihm  zu  der  Erwerbung  der  in  den  damaligen 
Hussitenkriegen  doppelt  wichtigen  Burg  zu  verhelfen.  Da  man  nun 
dem  Herzog  nichts  Gutes  zutraute,  suchten  die  Stande  der  Oberlausitz 
diesen  Kauf  beim  Könige  zu  hintertreiben.  Als  der  v.  Promnitz  die 
Landskrone  kaufte,  hatte  er  dem  Jerusalem  Becherer,  bis  dahin 
Bibersteinschem  Hauptmann  auf  derselben,  80  fl.  ungr.  versprochen, 
welche  J^icol.  ]V.  Gersdorff,  sein  Schwager,  auszuzahlen  übernom- 
men hatte.  Da  dies  aber  nicht  geschehen  war,  und  Becherer  sein  Geld 
forderte,  so  entstand  zwischen  den  Schwägern  langer  Streit,  der  erst 
4  464  gütlich  beigelegt  wurde.  In  den  hierüber  ergangenen  Verhand- 
lungen wird  Promnitz  noch  einmal  4439  als  „Heintze  Promnitz  von 
Hirschfelde^  erwähnt 2).  —  4447  werden  bei  Bestätigung  mehrerer 
dem  Domkapitel  zu  Budissin  zuständiger  Zinse  auch  „4  Mark  in  Tech- 
ritz  [SW.  von  Budissin]  bei  Johann  Prompnitz  in  Gusk  [Gaussig]^ 
aufgeführt  3],  ohne  dass  wir  diesen  Promnitz  sonst  auf  Techritz  oder 
Gaussig  vorgefunden  hätten.  —  Erst  4582  machten  die  v.  Pr.  eine 
bleibende  Erwerbung  in  der  Oberlausitz.  Seifried  Herr  v.  Pr., 
Freiherr  zu  Pless  auf  Sorau  und  Triebel ,  erlangte  durch  Tausch  von 
den  Gebr.  v.  Maltitz  die  Herrschaft  Hoyerswerde  und  erkaufte  dazu 
4585  von  Hans  Wilh.  Herrn  v.  Schönburg  auch  noch  Särchen,  Buch" 
wcUde,  Rodila,  halb  Spohl  und  halb  Brieschko ,  welche  dieser  frühere 
Besitzer  der  ganzen  Herrschaft  bei  seinem  Verkauf  an  die  v.  Maltitz 
sich  vorbehalten  hatte  ^).  Nach  Seifrieds  Tode  wurden  4597  seine 
Söhne  mit  Hoyerswerde  belehnt. 

137.  IH6  T.  Pulssnitz '), 

meist  Polsnitz  geschrieben,  waren  die  ältest  bekannten  Besitzer 
des  Gutes  Pulssnüz,  zu  welchem  schon  Anfang  des  43.  Jahrhunderts 
eine  Menge  Dörfer  sowohl  auf  dem  rechten ,  als  auf  dem  linken  Ufer 
des  Pulssnitzflusses  gehörten.   Ein  Bernhard  v.  P.  wird  schon  4225 

S)  Urknnd.-Ven.  II.  W.  50«.  94».  *)  A.  Bnd.  Llb.  fandat.  fol.  CCLXV  flf. 
♦)  Urk.-Ve«.  III.  230.  235  flg. 

137.  1)  Vgl.  Knothe,  „Die  Utesten  Besitzer  ▼.  Pnlssnite'' Im  Um.  Mag.  1865. 
285  flg.,  wo  auch  die  Nachweise. 


138.  Die  T.  Babenau.  431 

bei  Gelegenheit  der  Einweihung  der  neuen  Kirche  zu  Kamenz  und 
zwar  als  erster  unter  den  weltlichen  Zeugen  genannt.  In  der  zweiten 
Hälfte  des  43.  Jahrhunderts  kommen  gleichzeitig  drei  Glieder  der 
Familie  vor.  Ritter  0 1 1  o  v.  P. ,  der  Besitzer  von  Pulssnitz,  wird  4  272 
— 4304  häufig  als  Zeuge  sowohl  bei  den  Markgrafen  von  Brandenburg, 
als  bei  den  meissnischen  Fürsten ,  deren  Vasall  er  für  die  westlich 
der  Pulssnitz  gelegenen  Güter  ebenfalls  war,  auch  bei  dem  Bischof 
von  Meissen  zu  Stolpen  erwähnt  und  war  4284  Landvoigt  des  Budis- 
siner  Landes.  Arnold  v.  P.,  jedenfalls  ein  jüngerer  Sohn  der  Familie, 
kommt  4 264 — 94  als  Domherr  zu  Meissen  vor,  und  Ritter  Günther 
V.  P.  scheint  in  der  Torgauer  Gegend  ansässig  gewesen  zu  sein ,  wo 
er  4285  und  4286  in  zwei  Urkunden  Bodo^s  v.  Eilenburg  genannt  wird. 
4340  war  ein  Johann  v.  P.  Zeuge  in  Meissen.  Das  Gut  Pulssnitz 
aber  geh<)rte  damals  wieder  einem  Bernhard  v.  P.,  der  kinderlos 
war  und  daher  seiner  Frau  Margarethe,  Tochter  des  Burggrafen 
Otto  des  älteren  v.  Dohna,  alle  seine  Besitzungen,  sowohl  die  meiss- 
nischen (4309),  als  die  oberlausitzischen  (4348),  zu  Leibgedinge  rei- 
chen und  ihren  Vater  ihr  zum  Vormund  setzen  liess.  Dieselbe  muss 
als  Wittwe  kurz  vor  4334  gestorben  sein,  da  in  diesem  Jahre  das  Gut 
dem  Burggrafen  Hermann  v.  Golsen  zu  Lehn  gereicht  ward.  —  Ein 
Siegel  Bernhards  v.  P.  (4309)  zeigt  einen  einmal  quergetheilten 
Schild. 

138.   Die  T.  Babenau 

scheinen  von  der  Niederiausitz  aus  in  die  Oberlausitz  eingew*andert  zu 
sein,  wo  sie  bereits  Ende  des  44.  Jahrh.  das  Gut  Rietschen  (N.  von  Niesky) 
mit  den  Pertinenzorten  Werda  und  Hammerstatt  besassen.  4387  versetzte 
ein  Bürger  von  Gtfriitz  „Rencz  Rabenaw's  Kindern^  seinen  Hof  um 
29  Mk.  Gr.<).  Wir  wissen  nicht,  ob  die  nachstehenden  Rabenau  etwa 
zu  diesen  ^Kindem^  gehören :  Hei  uze,  zu  dem  4392  von  Görlitz  ein 
Bote  geht,  Rentsch,  der  4398  erwähnt  wird,  Jenchin  und  Fried- 
rich, die  4394  als  „zumStencze  [in  der  Niederiausitz]'^  gesessen  be- 
zeichnet werden  ^) ,  aber  auch  in  der  Oberlausitz  begütert  gewesen  sein 
müssen,  da  sie  seit  4389  öfter  theils  um  Geldschuld,  theils  wegen  Blut- 
runst  etc.  vor  das  königliche  Gericht  zu  Görlitz  citirt  wurden.  Diesem 
Friedrich  (4404  ^zu  Rietschen^  genannt)  gehörte  4  400  auch  die  Säni- 
izer  Heide  (N.  von  Rothenburg)  und  in  dem  Dorfe  Daufntz  (O.  bei 
Rietschen),  einem  Gute  derer  v.  Rackel,  (4446)  der  Kretscham  und 


138.  0  Oorl.  lib.  oblig.  1384  fol.  4.        >)  Uas.  Mag.  1860.  66. 


432  U.  Abtheilung. 

etliche  Bauern  ^) ,  sowie  Hammerstatt ,  mit  dessen  ganzer  Gemeinde 
er  4423  von  Colmann  v.  Metzradt  auf  Reichwalde  wegen  Holzfrevels 
vor  Gericht  citirt  ward.    Um  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  ist  uns  bloss 
ein  Peter  V.  R.  auf  Rietschen  vorgekommen,  der  4442  wegen  Mord 
nach  Görlitz  vorgeladen  wurde.  —  Ende  des  Jahrhunderts  erscheinen 
nicht  weniger  als  fUnf  v.  Rabenau  aut  Rietschetij  von  denen  sicher  vier 
unter  einander  Brüder  und  wahrscheinlich  Söhne  dieses  Peter  waren. 
Das  eine  Brüderpaar  Peter  und  Melchior  v.  R.  waren  4477  Helfer, 
alsCaspar  V.R.,  ebensowiejene^aufRietschen^gesessen,nach Reich- 
walde eingefallen  war.    Diese  Brüder  hatten  4494 — 4509  mehrfache 
Streitigkeiten  mit  der  Stadt  Görlitz  wegen  Wasserlaufen ,  Teichdäm- 
men  etc  *) .  Melchior  hatte  4  485  einen  Mord  begangen.  Von  Peters  Söhnen 
hatte  Dietrich4507  einen  Eisenbläser  erschlagen  und  wurde  4544  er- 
mordet ;  Christoph  aber  hatte  später  seines  Bruders  Dietrich  Antheil 
von  Rietschen  inne.   Das  andre  Brüderpaar,  Hans  und  Balthasar, 
besass  ausser  Antheil  an  Rietschen,  Werda  und  Hammerstatt,  wo  sie 
1504 — 4544  mehrfach  Zins  verkauften,  auch  noch  die  Hälfte  von  Arns- 
dorf  [X.  von  Reichenbach),  welche  bisher  Balthasar  v.  GersdorfT gehört 
hatte.  Daher  heisst  Balth.  v.  R.  schon  4483  als  Zeuge  „auf  Amsdorf**. 
Zu  diesem  Gute  gehörten  auch  Unterthanen  zu  Liebstein  und  Thiemen-- 
dorf  (0.  und  N.  von  Amsdorf).    Als  er  4530  ohne  Leibeserben  starb, 
verkaufte  König  Ferdinand  Thiemendorf  an  Wolf  v.  Nostitz  auf  Ullers- 
dorf,  Balthasars  Antheil  an  Arnsdorf  mit  dem  Thiemendorfer  Walde 
aber  an  Hans  v.  Gersdorff  auf  Döbschi tz  ^) .  Die  andere  Hälfte  des  Rabe- 
nauer  Antheils  an  Amsdorf  gehörte  nach  dem  Tode  von  Hans  (dem 
Bruder  Balthasars]  Hansens  Söhnen.    Schon  4546  war  „der  junge 
Hans  V.  R.  zu  Amsdorf"  Schöppe  im  Hofgericht  zu  Görlitz.  4526  Hess 
„Nickel  V.  R.  zu  Arnsdorf"  seine  Frau  Anna  beleibdingen.    Auch 
ihr  Antheil  gehörte  später  Hans  v.  Gersdorff. 

Das  Stammgut  Rietschen  gehörte  in  dem  4.  und  5.  Jahrzehnt  des 
46.  Jahrhunderts  nicht  weniger  als  vier  v.  R.:  Hans,  wohl  dem  bis- 
herigen Besitzer  von  Amsdorf,  Christoph,  dem  obenerwähnten 
Sohne  Peters  [bis  1544),  und  ausserdem  einem  Seif  fort  und  einem 
Balthasar,  die  unter  einander  „Yettem"  waren.  Seiffert  (seit 
4547)  soll  4524  Klostervoigt  von  Marienstera  gewesen  sein,  war  4544 
Schöppe  in  einem  zu  Görlitz  abgehaltenen  Ritterding,  that  4563  den 


«)  Eb6nd.  1867.  48.  Ürk.-Ven.  I.  187  No.  952.  *)  N.  Script,  rer.  Ins.  H. 
386  flg.  in.  1  flg.  5.  ürkund.-Verz.  III.  47d.  «0  Urkund.-Verz.  lU.  98»».  U.  löCK. 
III.  140»>.  N.  Script,  in.  61.  64.  Tgl.  281. 


139.  Die  V.  Backe! .  433 

Vorritt,  hatte  also  keine  Leibeslehnserben  und  starb  4574^).  Bal- 
thasar auf  Rietschen  war  noch  4548  Schöppe  zu  Görlitz;  4549  aber 
wird  „Baltbasar  der  junge  v.  R.  zu  Rietschen '^  genannt.  4563 
war  auch  dieser  Balthasar  der  junge  bereits  gestorben ,  und  seine 
Söhne,  Hans,  Heinrich,  George  Hioronymus,  Balthasar 
und  Seiffert,  mit  Ausnahme  des  ältesten  alle  noch  unmtlndig, 
Hessen  sich  ihre  ererbten  Güter,  wie  sie  „ihr  Vater,  Balthasar  der 
junge,  und  ihr  Grossvater,  Balthasar  der  ältere,  besessen",  bestäti- 
gen ,  nämlich  [Rietschen ,  soviel  ihnen  zuständig ,  mit  Rittersitz  und 
Vorwerk,  Werda  mit  Vorwerk,  Hammerstatt  und  halb  Prauske,  das 
sie  mit  Seiffert  v.  R.  ungesondert  hatten.  In  demselben  Jahre  erkauf- 
ten sie  von  denen  v.  Metzradt  auf  Reichwalde  (Antheil  von)  Kleinliebeln 
(W.  von  Hammerstatt]  hinzu  und  theilten  sich  später  so ,  dass  Hein- 
rich Werda,  Balthasar  und  Seiffert  Hammerstatt,  Georg  Rietschen, 
Hans  und  Hieronymus  aber  Geld  und  Antheil  an  Rietschen  erhielten, 
den  sie  aber  4578  an  Joach.  v.  Haugwitz  verkauften.  Auch  ihr  Bruder 
Georg  musste  4580  Kleinliebeln  an  Günth.  v.  Metzradt  wieder  veräus- 
sem.  Seifried  war  4570  Landesältester. 

139.   Die  V.  Buckel 

nannten  sich  nach  dem  gleichnamigen  Dorfe  W.  v.  Gröditz.  4334  be- 
urkundete der  Dekan  zu  Budissin,  dass  „der  gestrenge  Johann  der 
ältere  v.  Rakil"  zu  seinem  Seelenheiie  eine  Hufe  im  Dorfe  Wartha 
der  Kirche  zu  Guttau  mit  der  Bestimmung  geschenkt  habe,  dass  stets 
der  Pfarrer  dieser  Kirche  jene  Hufe  besitzen  solle,  eine  Schenkung, 
welche  4350  Kaiser  Karl  IV.  bestätigte.  Wohl  derselbe  Johann  v.  R. 
hatte  „vor  vielen  Jahren  "eine  Wiese  unter  dem  Burgberge  von  Kukau 
(N.  bei  Marienstern)  besessen  und  sie  später  dem  Dekan  zu  Budissin 
aus  Freundschaft  geschenkt,  der  sie  4350  an  Marienstem  verkaufte. 
Sein  Sohn  „Johannes  genannt  Rackel^  verkaufte  5  Seh.  %0  Gr.  Zins 
zu  Mätüz  (0.  von  Kamenz)  dem  Domkapitel  zu  Budissin,  welches  sich 
diesen  Erwerb  4348  von  Kaiser  Karl  IV.  und  4408  nochmals  von  König 
Wenzel  bestätigen  liess^).  Schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  44.  Jahr- 
hunderts müssen  sich  die  v.  R.  in  mehrere  Linien  gespalten  haben, 
von  denen  die  eine  das  Stammgut  Racket  behielt,  eine  zweite  zu 
DatUriiz  (NW.  v.  Rothenburg) ,  eine  dritte  zu  Stenz  in  der  Niedei^ 
lausitZy  eine  vierte  in  Schlesien  gesessen  war. 


«)  CftTpzoT,  Ehient.  I.  348.  Oberl.  Nachlese  1770.  183. 
139.  <)  A.  Bad.  Cod.  Las.  U.  28. 
K  B  0 1  k  e ,  Gesell,  d.  Oberl.  Adeli.  28 


434  II*  Abtheilung. 

1.  Linie  Rackel. 

Wer  von  Mitte  des  14.  bis  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  dies  Gut 
innegehabt  habe,  wissen  wir  nicht.  1432  werden  ein  Nickel  und 
ein  Ulrich  R.  unter  den  Freunden  des  Burggrafen Wentsch  v. Dohne 
auf  Grafenstein  erwähnt,  welche  sich  der  Fehde  desselben  gegen  die 
Stadt  Görlitz  und  den  Adel  ihres  Weichbilds  anschlössen  ^] .  Doch  er- 
fahren wir  nicht ,  ob  sie  der  Rackeler  Linie  angehörten.  Erst  4452 
kommt  wieder  ein  Hans  Rackil  „daselbst  gesessen^  vor,  der  dem 
Domstift  Budissin  Zins  auf  seinen  Untersassen  verkaufte  ^) .  Ebenso 
veräusserten  Alb  recht  und  Christoph  ungesonderte  Brttder  v.  R. 
„daselbst  gesessen^,  wohl  Hansens  Söhne,  1481 — 99  und  1512  Cas- 
par,  Melchior  und  Georg  Gebr.  v.  R.  „daselbst^  Zins  an  dasselbe 
Stift.  Diese  drei  Brttder  nun  werden  öfter  erwähnt.  Caspar  Hess  1539 
seine  Frau  Margarethe  auf  der  Mühle  bei  Cannewiiz  (W.  bei  Rackel) 
beleibdingen  und  war  noch  1541  zu  Rackel  gesessen.  Melchior  Hess 
1531  seine  Frau  Anna  beleibdingen,  und  Georg  war  1545  Schöppe 
im  Hofgericht  zu  Görlitz.  Uebrigens  hatte  die  Familie  einen  Theil 
ihres  Gutes  (vor  1545)  an  Hans  v.  Maxen  auf  Gröditz  veräussert.  Da- 
her werden  im  Musterregister  von  1551  nur  die  Ritterdienste  aufge- 
zählt,  welche  „die  v.  R.  von  ihrem  An  theil  zu  Rackel '^  zu  thun 
hatten.  1565  wird  Christoph  v.  R.  zu  Rackel  erwähnt. 

2.  Linie  Daubitz. 

1381  wurden  „Heinrich  Rackel  und  seine  Brttder  in  Görlitz 
entschieden  mit  Zdislaus  Rindern  von  Daubitz ,  so  dass  Heinrich  mit 
seinen  Brttdem  ihnen  hat  gegeben  1 1  Seh.  Gr.  und  sie  ihm  und  sei- 
nen Brttdem  nimmer  das  Gut  sollen  ansprechen^  ^) .  Einer  dieser  Brtt- 
der dttrfte  Wolfart  v.  Rackil  gewesen  sein,  der  1388  das  Haus 
eines  Juden  zu  Görlitz  erblich  erhielt.  Jener  Heinrich  v.  R.  aber  wird 
1381—1414  häufig  als  „zu  Daubitz^  erwähnt.  —  Er  hinterliess  drei 
Söhne,  Hans,  Heinrich,  Timo,  und  zwei  Töchter,  Barbara  und 
Kunigunde,  welche  sich  1414  und  1418  wegen  ihrer  Ansprüche 
auf  das  väterliche  Erbe  verglichen.  Hans  kämpfte  1428  mit  gegen  die 
Hussiten;  Heinze  begab  sich  1441  wegen  einer  Geldschuld  aus  Man- 
nenrecht in  Görlitzer  Stadtrecht;  Timo  hatte  bis  1435  vielfach  Streit 
wegen  Wasserläufen  mit  einem  gewissen  Mehlhose  zu  Daubitz,  der 


s)  Urk.-Ven.  II.  32'.        »)  Laos.  Migai.  1860.  433.        <)  Oörlitzer  Stadtbach 
von  1305. 


139.  Die  T.  Backet.  435 

also  wohl  einen  Theil  des  Gutes  besass ,  vielleicht  denselben ,  den 
später  die  v.  Rabenau  inne  hatten. 

Nach  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  zweigte  sich  von  Daubitz  eine 
Nebenlinie  zu  Teicha  (S.  bei  Daubitz)  ab.  1466  war  ein  Heinze 
V.  R.  „zum  Teiche^  Zeuge ^).  Er  hatte,  wie  es  scheint,  drei  Sohne, 
Hans  „zum  Teiche'*,  der  4479  einen  Mord  begangen  hatte  und  des- 
halb nebst  Georg  „zum  Teiche^,  wohl  seinem  Bruder,  vor  Gericht 
citirt  ward.  4485  wurde  Hans  „zum  Teiche^  von  „seinem  Bruder 
Hans  V.  R.  zum  See  [W.  bei  Niesky]  ermordet  und  erschlagen^,  wes- 
wegen der  Mörder  in  die  Acht  kam.  Dieser  Hans  kann  übrigens  nur 
einen  Antheil  von  See  und  auch  nur  auf  kurze  Zeit  besessen  haben. 
Georg  kommt  noch  4495  vor,  wo  er  wegen  einer  Kampherwunde,  die 
er  jemandem  gehauen,  in  Görlitz  in  die  Acht  kam.  Darauf  muss 
Teicha  abermals  einem  Hans  v.  R.  gehört  haben.  4532  nämlich 
verkauften  „die  Vormünder  von  Hans  Rackels  Erben^  das  Gut  „der 
Teich^  an  Hieron.  v.  Nostitz  zu  Quolsdorf. 

Auch  auf  Daubitz  finden  wir  in  der  zweiten  Hälfte  des  45.  Jahr- 
hunderts zwei  verschiedene  Hans,  ein  besonders  beliebter  Vorname 
in  dieser  Familie.  Als  der  eine  derselben  ohne  Leibeslehnserben 
starb,  fielen  seine  Güter,  nämlich  Antheil  an  Neuhammer,  Anderthalb^ 
teich  mit  dem  Gesäss  daselbst,  Dorf  Prauske  und  6  Bauern  zu  Daubitz, 
an  den  Landesherrn,  der  dieselben  4486  an  den  Bath  von  Görlitz  ver- 
kaufte^]. Der  andere  Hans  v.  R.  „zu  DatAitz^  kommt  4478 — 98 
sehr  häufig  in  den  GOrlitzer  Ladebüchem  vor  bald  wegen  Kampher- 
wunden, die  er  gehauen,  bald  wegen  eigenmächtiger  Aufhebung  oder 
Bestattung  aufgefundener  Todten,  bald  wegen  anderer  Frevel.  — 
Wohl  seine  Sohne  waren  die  Brüder  Hans,  Balthasar  und  Peter 
V.  R.  zu  Daubitz,  die  450S — 45  mehrfach  Zins  auf  ihren  Gütern  Daubitz 
und  Prauske  verkauften  ^j .  Auch  sie  besassen  die  der  ganzen  Familie 
innewohnende  trotzige,  gewaltthätige  Sinnesart.  4505  hatte  sich 
Hans  „des  Pfandes  gewehrt^,  4540  einen  in  der  Acht  der  Stadt  Gör- 
litz befindlichen  Mann  ermordet  ^) .  4546  wurde  Peter  von  seinem  Bru- 
der Hans  vor  Gericht  geladen ,  weil  Ersterer  des  Letzteren  Untertha- 
nen  aufgehetzt  hatte ,  ihm  die  üblichen  Hofedienste  nicht  zu  leisten, 
sie  mit  gespannter  Armbrust  bedroht ,  einen  Mann  und  dessen  Frau 
sogar  verwundet  hatte.  4544  und  noch  Öfter  hatten  die  v.  Rackel 
Streit  mit  Görlitz  wegen  Wasserläufen  etc.     Auch  Hans  und  Baltha- 


»)  Urk..Ven.  IL  99«.       «)  Sbendia.  n.  155»».       7)  Ebend.  III.  76«.       »)  N. 
Script,  rer.  los.  HI.  00  flg.  282  flg. 

2b* 


436  II.  Abtheilung. 

sar  hatten  übrigens  Antheil  an  Neuhammer  und  Teicha.  4549  er- 
kaufte Balthasar  um  4000  fl.  rhein.  von  Heinrich  v.  Maltitz  das  Gut 
Lückersdorf  (W.  bei  Kamenzj,  verkaufte  es  aber  bald  darauf  an  den 
Rath  zu  Kamenz.  Er  starb  4574  als  „zu  Neuhammer  gesessen^; 
darauf  ward  4575  Hans  v.  R.  „nach  seines  Vaters  Balthasar  Tode^ 
mit  dem  Rittersitz  Neuhamroer  und  Antheil  an  Daubitz  belehnt. 

Auf  Daubitz  selbst  war  nach  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  ein 
Jakob  V.  R.  gesessen,  der  4567  seine  Frau  Anna  beleibdingen  Hess, 
4576  Sänüz  an  Adam  t.  Nostitz  verkaufte  und  4589  „aus  väterlicher 
Liebe  und  iii  Betracht  seines  hohen  Alters  und  Schwachheit'^  seinem 
Sohne  Balthasar  das  Gut  Daubitz  nebst  Rittersitz  abtrat.  Dieser 
aber  verkaufte  dasselbe  „soviel  ihm  auf  seinen  halben  Theil  zustän- 
dig", 4609  an  seinen  obenerwähnten  Vetter  Hans  v.  R.  auf  Neu- 
hammer. 

Das  Wappen  der  Familie  v.  R. ,  wie  es  sich  auf  dem  Siegel 
„Johanns  des  älteren"  schon  an  der  Urkunde  von  4334  und  auf  einem 
Siegel  von  4484  darstellt,  zeigt  zwei  mit  den  Mundstücken  nach  unten 
gekehrte  Zinken,  ganz  wie  das  älteste  Siegel  derer  v.  Nostitz,  nur 
dass  bei  letzterem  die  Zinken  geschachtet  sind. 

140.   Die  V.  Badeberg 

stammen,  wie  schon  der  Name  andeutet,  aus  dem  Meissnischen.  Hier 
nun  wird  4233  —  42  mehrfach  ein  Ritter  Thimo  v.  Radeberch 
erwähnt,  der  4233  für  das  Seelenheil  seines  Vaters  Arnold  dem 
Hospital  zu  Meissen  ein  Gut  übergab,  und  der  4235  vier  Hufen 
zu  Reichenberg  dem  St.  Afrakloster  derselben  Stadt  eignete.  Sein 
der  letzteren  Urkunde  anhängendes  Siegel  zeigt  drei  Bruchstücke 
eines  Rades,  ganz  wie  sie  die  Siegel  des  oberlaus.  Ritters  Heinrich 
V.  Radeberg  (4296)  und  Heinrichs  v.  R.  auf  Thiemendorf  (4  420) 
zu  enthalten  scheinen  <).  Die  oberlaus,  ritterliche  Familie  dieses 
Namens  dürfte  also  wohl  entweder  direkt  von  jenem  Arnold  und 
Timo  im  Meissnischen  abstammen  oder  doch  von  derselben  Sippe 
sein.  Seit  Ende  des  43.  Jahrhunderts  erscheinen  in  der  Oberlausitz 
gleichzeitig  drei  Personen  dieses  Namens,  von  denen  die  Brüder 
Albert  und  Martin  Bürger  von  Görlitz,  Heinrich  aber  Ritter 
und  zu  Betzdorf  auf  dem  Eigen  begütert  war.  Ob  er  ein  Bruder 
jener  Beiden    gewesen,    lässt    sich    wenigstens    nicht   erweisen. 


140.  1)  Ornndmann,  cod.  dipl.  I.  75.  Tergl.  Märcker,  Bgfib.  He<Meii!206. 
408.  Cod.  Lni.  II.  22.  Urk.-Ven.  II.  3. 


140.  Die  V.  Badeberg.  437 

Wir  behandeln  zuerst  Albrecht  und  seine  Nachkommen,  dann  die 
Heinrichs. 

4.  Die  ^aus  der  Münze^  zu  Görlitz. 

AI  brecht,  meist  Apetz  genannt,  war  bereits  1294  Rathmann, 
1398  Btlrgermeister ,  mindestens  seit  4304  aber  brandenburgischer 
MUnzmeister  zu  Görlitz.  Die  Benennung  ^Apetz  MUnzmeister^  be- 
hielt er  auch,  als  (seit  4308)  das  Mttnzmeisteramt  in  andere  Hände 
übergegangen  war  ^j .  In  all  den  bisher  erwähnten  Urkunden  wird 
allerdings  nie  sein  Familienname  genannt;  aber  sein  Sohn  Heinrich 
wird  (4308]  ausdrücklich  als  ^filius  Apezconis  dicti  de  Rade- 
berg,  quondam  monetarii^  bezeichnet 3).  Er  hatte  durch  das  mit 
dem  Münzmeisteramte  verbundene  Wechslergeschäft  sich  ein  bedeu- 
tendes Vermögen  erworben.  4309  vertheilte  er  seinen  Besitz  an  seine 
Söhne.  Otto  erhielt  das  Vorwerk  zu  Rauschwalde  (W.  bei  Görlitz), 
Albe  rt  das  zu  Moys  (SO.  bei  Görlitz),  Peter  das  vor  der  Stadt  und 
den  Hof  in  der  Stadt,  wo  der  Vater  wohnte.  Als  Apetz  bald  darauf 
das  Vorwerk  vor  der  Stadt  an  seinen  Neffen  Johann  versetzte ,  über- 
w  ies  er  dafür  seinem  Sohne  Peter  die  Hälfte  der  Mühle  am  Neissthor, 
deren  andere  Hälfte  ein  vierter  Sohn  Heinrich  besass.  Sollte  Peter 
^geistlich  werden'^,  so  sollte  er  die  Mühle  nur  als  Leibgedinge  inne 
haben*).   Wann  „Herr  Apetz**  gestorben,  steht  nicht  fest. 

Sein  Bruder  Martin  soll  noch  4327  Bürgermeister  zu  Görlitz 
gewesen  sein.  Wir  zweifeln  daran.  Denn  4309  gab  „Lusha, 
Herrn  Martins  v.  Radeberg  Hausfrau**,  den  Hof,  „da  sie  wohnte**, 
ihrem  Sohne  Johann  auf,  und  bald  darauf  versetzte  Herr  Apetz  an 
diesen  seinen  Neffen  Johann,  „der  Mertinne  Sohn**,  jenes  Stadt- 
vorwerk und  450  Schafe  „die  da  gehen  zu  Rauschwalde**.  Daraus 
scheint  sich  zu  ergeben ,  dass  Martin  zu  jener  Zeit  nicht  mehr  lebte. 
Johann  wird  noch  4336  erwähnt. 

Von  den  vier  Söhnen  des  Münzmeisters  Apetz  wird  „Otto  v. 
Radeberg**  4344  als  Bürger  von  Görlitz  bezeichnet^)  und  soll  noch 
4327  gelebt  haben.  Albert;  „Herrn  Apetz  aus  der  Münze  Sohn**, 
gab  4326  seiner  Frau  Margarethe  80  Mark  auf  seinem  Gute  Moys 
auf.  Peter  „aus  der  Münze**  oder  „monetarius**,  der  nicht  geist- 
lich geworden  war,   erscheint  4332  als  Bürgermeister  von  Görlitz. 


^  Vergl.  Uns.  Mag.  1778.  181  flg.  Aber  ihn  and  seine  Familie.  Cod.  Las.  157. 
166.  Laus.  Msgaz.  1870.  62  (bis).  Cod.  Lns.  187.  190.  202—5.  »)  Ebend.  187. 
190.        «)  Nach  dem  Oörl.  Stedtbuch  von  1305.        ^)  Cod.  Los.  207.  208. 


438  n.  Abtheilnng. 

1343  trat  ^weiland  Peters  aus  der  Münze  Hausfrau^  ihren  Töchtern 
Agnes  und  Elise  ihre  Mitgift  ab. 

Nur  der  vierte  Sohn  Heinrich  scheint  Söhne  hinterlassen  zu 
haben.  Schon  1309  gab  er  seiner  Frau  Kathar ine  450  Mark  auf 
der  Neissmtthle  auf.  Seit  1308  (1309)  besass  er  als  Lehn  der  Brüder 
Heinrich  und  Witego  v.  Ramenz  den  Durchzoll  zu  Görlitz ,  den  er 
1314  seinem  Sohne  Gunzelin  abtrat.  1315  war  er  nicht  mehr  am 
Leben.  In  diesem  Jahre  nämlich  erhielten  die  sämmtlichen  Söhne 
weiland  Heinrichs,  nämlich  Gunzelin,  Ulmann,  Nicolaus, 
Peter  und  Johann,  „Bürger  von  Görlitz^,  diesen  Durchzoll  zu  ge- 
sammter  Hand  gereicht,  verkauften  ihn  aber  1332  an  Johann  v.  Salza^), 
den  Bruder  von  Ulmanns  Frau,  Margarethev.  Salza. 

Unter  diesen  Brüdern  war  besonders  „Herr  Ulmann  aus  der 
Münze ^  eine  nicht  bloss  in  der  Stadt  Görlitz ,  sondern  im  ganzen 
Lande  hochangesehene  Persönlichkeit.  Nicht  nur  besass  er  eine 
Menge  Höfe  in  Görlitz,  auch  „die  Münze**,  das  Haus,  wo  sein  Gross- 
vater Apetz  sein  Münzamt  betrieben  hatte ,  und  nach  dem  sich  jetzt 
die  ganze  Familie  nannte,  desgleichen  Zins  zu  Flohrsdorf  (0.  von  Gör- 
litz] ,  sondern  er  ward  auch  mehrfach  zum  Bürgermeister  seiner  Va- 
terstadt, ja  4368  von  Kaiser  Karl  IV.  sogar  zum  „Pfleger  und  Ver- 
weser der  Lande  Budissin  und  Görlitz^ ,  d.  h.  zum  interimistischen 
Landvoigt  d^r  Oberlausitz  ernannt  7) .  So  war  ein  Görlitzer  Bürger  ein 
Jahr  lang  Statthalter  des  Kaisers  über  das  ganze  Land,  ertheilte  Lehn 
und  übte  alle  Bechte  eines  Landvoigts.  Als  er  (vor  1383)  starb,  hin- 
terliess  er  nicht  weniger  als  13  Kinder,  die  meist  den  Vornamen  ihres 
Vaters,  Ulmann,  als  Familiennamen  führten:  Johann  Ulmann 
(besass  1383  das  Gut  Gersdarf  an  der  Landskrone;  sein  Sohn  war 
Niclin  aus  der  Münze),  Martin,  Gunzel  Ulmann  der 
mittelste,  Peter,  Mathias,  Ulmann  der  junge  und  ausserdem 
vier  Töchter^).  Diese  Görlitzer  Patricierfamilie  noch  weiter  zu  ver- 
folgen, liegt  ausserhalb  unserer  Aufgabe. 

2.  Die  V.  Badeberg. 

Wir  haben  früher  den  „Bitter^  Heinrich  v.  Badeberg,  den 
Zeitgenossen  des  Münzmeisters  Apetz,  für  identisch  mit  dem  gleich- 
namigen Sohne  von  Apetz  gehalten.  Allein  Letzterer  war  „Bürger 
von  Görlitz^,  und  der  Bitter  nennt  sich  einmal  ausdrücklich  Heinricus 


«)  Eb6nd.  187.  190.  207.  flg.  210.  298.        ^  Vgl.  Uns.  Mag.  1778.  224.  350. 
N.  Script.  I.  47  med.        8)  Stammbaum  Lani.  Mag.  1778.  254  flg. 


140.  Die  V.  Badeberg.  439 

senior  de  Radeberg®}.  Dieser  Ritter  Heinrich  hatte  von  den  Ge- 
brüdern Bemh.  und  Otto  v.  Ramenz  einen  Theil  von  Ber:bdorf  auf 
dem  Eigen  erworben ,  war  also  ihr  Lehnsmann ;  aber  er  war  ihnen 
mehr  als  dies.  Bei  fast  allen  Verhandlungen  über  den  Verkauf  Bern- 
Stadt»  von  Seiten  jener  Brüder  linden  wir  ihn  (4284 — 96)  theils  im 
Gefolge  derselben,  theils  als  ihren  Beauftragten,  theils  als  ihren  Bür- 
gen. Auch  noch  spater  begegnen  wir  ihm  bis  4384  ^^),  —  Er  soll 
einen  Sohn  Namens  Otto  gehabt  haben,  der  vor  4350  vier  Güter  zu 
Berzdorf  bei  der  Kirche,  frei  von  allen  Diensten,  an  das  Kloster 
Marienstem  verkauft  habe.  Wenn  auch  die  betreifende  Urkunde 
ihrem  Wortlaut  nach  nicht  echt  sein  kann,  so  glauben  wir  jetzt  doch 
an  einen  Sohn  Heinrichs  Namens  Otto.  In  einer  Urkunde  von  4304 
erscheint  zu  Görlitz  neben  Heinrich  v.  R.  auch  ein  Otto  v.  R.  unter 
den  Rittern ,  mit  welchem  der  gleichnamige  Sohn  des  Münzmeisters 
Apetz  nicht  gemeint  sein  kann,  da  erst  nach  den  Rittern  Apetz  selbst 
und  zwar  unter  den  Görlitzer  Bürgern  genannt  wird^^). 

Gegen  Mitte  des  4  4.  Jahrhunderts  lebten  ausserdem  ein  Peter 
V.  R.,  der  4348  als  einer  der  Landesältesten  des  Löbauer  Weichbilds 
bezeichnet  wird  *2)  und  wahrscheinlich  auf  Strahwalde  (N.  bei  Herrn- 
hut) gesessen  war,  sowie  die  Brüder  Ecke  und  J  o  n  e  v.  R.  auf  Holten" 
dorf  und  Thiemendorf  (W.  und  NW.  von  Görlitz).  Wir  wagen  nicht 
mit  Sicherheit  zu  behaupten ,  dass  der  Henczilv.  Str  u  w  e  n  w  a  1  d 
(Strahwalde) ,  dessen  Sohn  Hannos  4375  einen.  Mord  begangen 
hatte,  ein  Radeberg  gewesen  sei,  halten  es  aber  für  sehr  wahrschein- 
lich ,  da  sich  wegen  der  richtigen  Abtragung  des  Wehrgeldes  unter 
Anderen  auch  Ecke  v.  R.  verbürgte,  und  da  neben  „Bernhard, 
filius  Johannis  Struwenwald^  (der  4380  ebenfalls  wegen  eines  Mor- 
des zu  Görlitz  geächtet  worden),  4390  ein  „Nitcze  v.  Radeberg 
gesessen  zu  StrubenwaMe^  als  Zeuge  erwähnt  wird,  der  noch  4399 
als  Nicze  Struenwald  erscheint ^3).  Dann  würden  auch  Bernhard 
und  Friedrich  Struwenwalde,  die  4429  von  der  Stadt  Görlitz 
als  Söldner  gegen  die  Hussiten  aufgenommen  wurden,  Radeberge 
sein.  Dieser  Friedrich  war  noch  4437  zu  Strahwalde  gesessen  und 
gelobte,  nie  wieder  etwas  gegen  die  Sechsstädte  zu  unternehmen. 

Neben  dieser  Strahwalder  Linie  gab  es  aber  auch  noch  eine 
Kunewalder.     4383  ward  ein  Streit  zwischen  Heinrich  v.  Rade- 


9)  Lau«.  Mag.  1870.  12  u.  60.        »<0  Ebendas.  1870.  51.  49.  52.  55  flg.  59.  60. 
Cod.  Lq8.  166.  247.  II.  22.  »)  Carpzoy,  Ehrent.  I.  336.     Cod.  Lus.   166. 

12)  ^zBcboppe  and  Stenzel,  Urk.-Samml.  559.         13)  Gdrl.  IIb.  proscript.  I.  60. 
II.  Ha.  Urk.-Verz.  I.  131  No.  647. 


440  II.  Abtheilang. 

berg  gesessen  zu  Kunewaide  [W.  v.  Löbau]  und  den  Franziskanern 
zu  Löbau  wegen  eines  Waldes  dahin  verglichen,  dass  Heinrich  diesen 
Wald  dem  Kloster  schlitzen  und  bewahren ,  das  Kloster  aber  ihn)  da- 
für jährlich  eine  Quantität  Salz  entrichten  und  so  oft  er  in  das  Kloster 
geritten  käme ,  ihm  etwas  Trank  und  Speise  vorsetzen ,  auch  seinem 
Pferde  Heu  geben  sollte.  Da  Heinrich  diesen  Vertrag  zugleich  im 
Namen  seines  Bruders  Hans  zu  halten  gelobte,  muss  auch  dieser 
Antheil  an  Kunewalde  gehabt  haben  >^;.  Dieser  beim  Bischof  von 
Meissen  zu  Lehn  gehende  Antheil  des  Dorfes  gehörte  4430  einem 
Kuntze  Radeberg,  war  aber  kurz  darauf  nicht  mehr  im  Besitz 
der  Familie. 

Gegen  Ende  des  44.  Jahrhunderts  kommen  4390^^)  ein  Albrecht 
v.  R.  zu  Bertoldisdorf  (wohl  Berthelsdorf  bei  Strahwalde}  und  4390 — 
4407  mehrfach  ein  Ramfold  v.  R.  vor,  der  z.  B.  4399  den  Richter 
von  Berthe Isdorf  vor  Gericht  citirte.  Derselbe  soll  später  zu  Rausch- 
walde  gesessen  gewesen  sein,  und  seine  Söhne  Hans  und  Nickel 
v.  R.  sollen  dies  Gut  noch  4437  gehabt  haben. 

Der  schon  oben  er^'äfante  £ck  e  v.  R.  auf  Holtendorf  und  Thie- 
mendorf  wird  schon  4355  als  Zeuge  bei  einer  Schenkung  an  Marien- 
Stern  erwähnt  und  verkaufte  4389  seinen  Antheil  an  diesen  Gütern 
seinem  Bruder  Jone.  Dieser  Jone  auf  Holtendorf  beschied  (4390) 
vor  seinem  Tode  dem  Jakobshospital  zu  Görlitz  all  seine  Harnische, 
„die  jetzt  bei  dem  Plattner  liegen^,  zu  einem  Seelgeräthe.  Seine 
Kinder  verkauften  4396  Holtendorf  an  Nicolaus  Voigtländer  v.  Gers- 
dorff.  Sie  hiessen  Nikolaus,  Hans,  Peter,  Martin.  Mathes, 
Katharine  und  Margare the  (4407).  Von  denselben  war  Hans 
(4402 — 7)  zu  Biesnig  (S.  von  Görlitz),  Peter  zn  Krauscha  (W.  von 
Penzig)  gesessen.  Ausserdem  wird  ein  Heinrich  v.R.  zu  Thienien- 
dor/*  genannt ,  der  4420  und  4  424  jedesmal  einen  Bauer  zu  Reudnitz 
(NO.  von  Ostritz)  verkaufte ^•j ,  und  dessen  Wittwe  „Metz in  von 
Tymendorf^  ebenfalls  Güter  zu  Reudnitz  besessen  hatte,  welche  4  458, 
jedenfalls  nach  ihrem  Tode,  an  die  Krone  gefallen  waren.  Heinrich 
war  also  kinderlos  geblieben.  —  Später  haben  wir  die  Familie  v.  R. 
nicht  mehr  in  der  Oberlausitz  gefunden. 


»«)  Knanthe,  Schule  zu  Löban  5.  .    «)  Urk.-Vera.  1.131  No.647.       t«^  Urk.- 
Verz.  11.  8  n.  5. 


^  141.  Die  V.  RauBsendorf.  44 1 

141.   Die  T.  Baassendorf 

sind  in  die  Oberlausitz  wohl  von  Schlesien  aus  eingewandert ,  wo  sie 
sc&on  im  43.  Jahrhundert  ansässig  waren  ^].  Zuerst  13892)  haben 
wir  einen  Hencze  v.  Ruschindorf  „zu  Gaussig^  (S.  von  Göda) 
als  Bürgen  für  Nik.  Küchenmeister  zu  Wolmsdorf  gefunden;  derselbe 
war  aber  wohl  nur  Pfandinhaber  dieses  denen  v.  Gusk  gehörigen 
Guts.  Diese  Vermuthung  wird  dadurch  unterstützt,  dass  4392  „Peter 
V.  Gusk  einen  Tag  halte  zu  Görlitz  mit  dem  v.  Raussendorf^.  Später 
hatte  König  Wenzel  den  Heinrich  v.  R.  [wohl  denselben)  und  dessen 
Bruder  Hans,  sowie  den  Bernhard  v.  Döbschitz  „mit  seinem  [des 
Königs]  Recht  an  Spremberg,  Friedersdorf,  Taubenheim  und  Sohland 
im  Weichbild  Budissin,  und  an  dem  Dorfe  Petrikau  im  Lande  zu 
Breslau"  belehnt.  Nach  dem  Tode  Heinrichs  v.  R.  war  dieser  Besitz 
von  den  beiden  Mitbelehnten  an  einen  andern  Heinrich  v.  R.  [viel- 
leicht den  Sohn  des  obigen)  verkauft  worden,  was  König  Wenzel  4408 
genehmigte^].  Dieses  „Recht  des  Königs"  bestand  jedenfalls  Inder 
Obergerichtsbarkeit  auf  jenen  Dörfern,  die  laut  Vertrag  von 
4272  den  Königen  von  Böhmen  gehörte,  obgleich  die  Dörfer  selbst 
von  dem  Bisthum  Meissen  zu  Lehn  rührten  *) .  Diese  Obergerichts- 
barkeit aber  wUre  ziemlich  werthlos  gewesen,  wenn  die  v.  R.  nicht 
selbst  in  der  Gegend  ansässig  gewesen  wären.  Und  in  der  That  finden 
wir  die  Familie  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  im  ununterbroche- 
nen Besitze  von  Spremberg,  das  somit  schon  Ende  des  44.  Jahrhun- 
derts ihnen  gehört  haben  wird. 

Der  jüngere  Heinrich  v.  R. ,  „Ritter  auf  Spremberg" ,  kommt 
4  408 — 26  häufig  vor,  z.  B.  4448  als  Deputirter  des  Adels,  1420  bei 
einer  Klage  des  Adels  gegen  den  Rath  zu  Budissin.  Er  scheint  also 
ausser  seinem  bischöflich  meissnischen  Spremberg  auch  noch  könig- 
liche Lehngüter  besessen  zu  haben.  4424  sendete  er  Leute  zur  Be- 
festigung Budissins  gegen  die  Hussiten,  focht  4424  und  dann  4426 
bei  Aussig  mit  gegen  die  Ketzer  und  schrieb  nach  letzterer  Schlacht 
an  den  Rath  zu  Görlitz  einen  Schimpfbrief  gegen  Peter  v.  Maxen,  der 
bei  jener  Gelegenheit  feldflüchtig  geworden  war*).  —  Wer  nach  ihm 
Spremberg  besessen,  wissen  wir  nicht.  Erst  seit  4488  haben  wir 
wieder  sichere  Nachricht.    Da  nämlich  wurden  die  Gebr.  Hans  und 


141.  1)  Aneh  In  Budissin  wird  ein  Franziskanermönch  Witego  de  Rnzindorf 
schon  1295  erwähnt.  Cod.  Lns.  150.  2)  Urk.  t.  23.  MIrz.  im  A.  Dresd.  ')  Laus. 
Magaz.  1872.  173.  «)  Vergl.  v.  Weber,  Archiv  für  die  sachs.  Gesch.  VI.  193  flg. 
5)  Uns.  Mag.  1839.  128. 


442  II.  Abtheilung. 

N  ickel  V.  R.  von  dem  Bischof  von  Meissen  mit  diesem  Gute  belehnt, 
1545  und  abermals  4519  dagegen  derselbe  Nickel  und  seines  Bruders 
Söhne:  Hans,  Caspar,  Christoph,  Georg  und  Friedrich, 
die  4528  nach  Nickels  Tode  aufs  neue  die  Lehn  erhielten  ^) .  Von  die- 
sen Brüdern  werden  bei  neuen  Belehnungen  4539  nur  noch  Christoph, 
Georg  und  Friedrich,  4554  nur  Christoph  und  Friedrich  erwähnt.  4559 
hatte  Friedrich  den  Siedelhof  und  45  Bauern,  ein  Hennicke  v.  R., 
wohl  ein  Neffe  von  ihm,  „den  halben  Theil"  von  Spremberg  inne. 
Letzterer  ernannte,  als  Collator,  zum  Pfarrer  daselbst  seinen  Hof- 
meister''). Als  Sohn  von  Friedrich  wird  4559  ein  Hans  genannt,  der 
auch  noch  4588  zu  Spremberg  vorkommt. 

Es  war  ein  andrer  Hans  v.  R.,  „von  der  Konnitz  zu  Striegau^, 
der  4582  von  Georg  v.  Uechtritz,  seinem  Schwiegervater,  einen  Theil 
von  (Ober-)  Gerlachsheim  (0.  von  Seidenberg)  erkaufte  und  denselben 
mindestens  noch  4592  besass.  4606  aber  erkaufte  Dorothee  v.  R., 
geb.  V.  Uechtritz  von  Adam  v.  R.  (vielleicht  ihrem  Sohne)  Gerlachs- 
heim und  verkaufte  es  dann  4607  an  Jakob  v.  Knobloch  ^). 

4566  erwarb  ein  Conrad  v.  R.  „zu  Tillendorf"  (?)  von  Christoph 
V.  Kottwitz  das  Gut  Nickelschmiede  und  Birkenlache  (SO.  bei  Haibau) 
und  4585  dessen  Sohn  Adam  von  Balthasar  v.  Haugwitz  das  Gut 
Leippa  und  den  Hammer  zu  Niedersänitz  (N.  von  Rothenburg) .  Als 
Conrad  4596  starb;  übernahmen  von  seinen  Söhnen  dieser  Adam  und 
WolfConrad  die  Güter  Nickelschmiede  und  Birkenlache  (SW.)  Sie 
verkauften  zwar  dieselben  4596  an  Christoph  v.  Schellendorf;  aber 
nach  dessen  Tode  erwarb  sie  Wolf  Conrad  von  den  Erben  zurück  und 
hinterliess  sie  4643  seinen  damals  noch  unmündigen  Söhnen. 

143.  Die  T.  Bechenberg 

haben  sich  von  zwei  Seiten,  von  Schlesien  und  von  Meissen  her,  auch 
in  der  Oberlausitz  eingebürgert^)  und  theils  von  Klitschdorf,  theils 
von  Oppach  aus  zahlreiche  Güter  daselbst  erworben. 

4.    Linie  Klitschdorf. 

Schon  Ende  des  4  4.  Jahrhunderts  besassen  die  Brüder  Nickel, 
Günther,  Heinrich  und  Clemens  v.  R.  das  am  rechten,  also 
schlesischen  Ufer  des  Queiss  gelegene  Gut  Klitschdorf.    Sie  erwarben 


8)  Oercken,  Stolpen  464.  ?)  Mitttg,  Bischofswerde  243.  254.  Heckel, 
Bischofsw.  385.        »)  L.  B.  IV.  8  u.  462. 

142.  1)  Schon  1334  kaufte  übrigens  Frtu  A  d  e  1  e ,  die  Tochter  des  oherUnsitzi- 
srhen  Edelmannes  Wolfram  v.  Pannewitz,  Wittve  des  Ritters  Oöntherv.  Rechen- 


142.  Die  V.  Recbe&berg.  443 

4393  von  Herzog  Johann  von  Görlitz  den  auf  dem  linken,  also  ober- 
laasitzischen  Ufer  gelegenen  Theil  der  Görlüzer  Landesheide  ^zwischen 
der  Hosselitz  und  der  Schremnitz,  vom  Felde  bis  an  den  Schnellen- 
furth^,  und  4394  von  demselben  Fürsten  gegen  ein  Darlehn  von  4(H) 
Schock  pfandweis  die  Heide  „von  dem  Schnellenfurth  hin  an  das  Feld 
mit  dem  Eichelberge^,  wobei  wir  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob  diese 
beiden  Verleihungen  sich  auf  ein  und  dasselbe  oder  auf  verschiedenes 
Terrain  bezogen.    Auch  König  Wenzel  bestätigte  nach  dem  Tode  sei- 
nes Bruders,  des  Herzog  Johann  ,  4396  den  Brüdern  v.  R.  die  an  sie 
um  400  Schock  verpfändete  Heide  .„vom  Schnellenfurth  bis  an  das  Feld 
mit  dem  Eichelberge^  ^) .  Hierdurch  gelangten  die  v.  R.  in  den  Besitz 
'  der  ganzen  Heide  zwischen  dem  Queiss  und  der  'grossen  Tzschime, 
die  seitdem   die  Rechenberger  Heide  hiess.     Noch  aber  besassen 
die  Herren  v.  Penzig,  wie  auf  der  gesammten  Gtfrlitzer  Landesheide, 
so  auch  auf  diesem  Theile  derselben  das  Recht ,  das  dürre  Holz ,  die 
Hutung  und  das  Laub  zu  nutzen  und  den  dritten  Theil  der  Einkünfte 
aus  den  Heidedtfrfem  zu  beziehen.  Dieses  Anrecht,  bestehend  in  „Ge- 
schoss ,  Wiesenzins ,  Forstgeld^  etc.  von  den  Dörfern  Waldau ,  Gün- 
Üiersdarf,  Txschtma,  Siegersdorf,  Heidegersdorf,  Bienitz  und  Tommen-- 
dorfj  erkauften  4406  die  v.  R.  um  477)  Schock  von  denen  v.  Penzig  3) 
und  waren  nun  Alleinbesitzer  der  sehr  umfänglichen  Rechenberger 
Heide.    Mitte  des  45.  Jahrhunderts  gehörte  diese  Heide  den  beiden 
Brüdern  Nickel  und  Melchior  v.  R.,   von  denen  jener  ausser 
Klitschdorf  noch  Primkenau ,  dieser  Wendischbohra  in  Schlesien  be- 
sass.    Melchior  starb  4  482  und  liegt  bei  den  Franziskanern  in  Görlitz 
begraben^).  — Bald  darauf  entspann  sich  zwischen  Caspar,  dem 
Sohne  Nickels ,  und  Hans  und  Nickel,  den  Söhnen  Melchiors ,  ein 
vieljähriger  Streit  um  die  Heide.    449S  nämlich  erwirkte  Christoph 
V.  Talkenberg,  Herr  auf  Dewin  bei  Gabel,  von  König  Wladislaus  von 
Böhmen  die  Ermächtigung ,  das  Stück  Heide  wieder  einlösen  zu  dür- 
fen, das  einst  von  Herzog  Johann  von  Görlitz  um  400  Schock  an  die 
V.  R.  versetzt  worden  war.    Er  ward  vom  Landvoigt  eingewiesen. 
Bald  aber  masste  er  sich  nun  auch  das  Recht  an,  über  das  dürre  Holz 
in  der  Heide  zu  verfügen;  so  dass  Caspar  v.  R.,  da  ihm  der  Landvoigt 
nicht  zu  seinem  Rechte  verhalf ,  sich  endlich  mit  Gewalt  wieder  in 
den  Besitz  der  ganzen  Heide  setzte.  Allein  der  v.  Talkenberg  verband 


berg,  einen  Hof  zu  Bndissin  und  bestimmte  ihn  nach  ihrem  Tode  den  Franziskanern 
dieser  Stadt,  bei  denen  sie  auch  begraben  wnrde.  Cod.  Lns.  307.  354.  ^  Urk.- 
Verz.  I.  136. 139.  143.  »)  Urk.-Verz.  I.  160  No.  801. 802.  Tgl.  I.  195.  *)  ürk.- 
Verx.  II.  79k.  N.  Script.  I.  268.  320. 


444  U.  AbtbeilttDg. 

sich  mit  Hans  und  Nickel  v.  R.,  den  Cousins  von  Caspar  v.  R.,  ver- 
trieb die  Leute  Caspars  und  baute  sich  „einen  Tabor^,  ein  Bollwerk, 
mitten  in  der  Heide ,  von  wo  aus  er  und  seine  Genossen  „Strassen- 
plackerei^  trieben.  So  ward  der  Familienzwist  zu  einer  Angelegen- 
heit des  ganzen  Landes.  Tage  wurden  gehalten  von  Land  und  Städ- 
ten; der  Landvoigt  befahl,  sich  zu  einem  Heereszuge  und  zwar  gegen 
Caspar  v.  R.  bereit  zu  halten;  die  Görlitzer  fragten  (4499)  bei  den 
Schoppen  zu  Magdeburg  an ,  wie  der  verdriessliche  Handel  rechtlich 
möge  geschlichtet  werden.  Es  scheint,  dass  derselbe  endlich  vom 
Landvoigt  nebst  Land  und  Städten  gütlich  beigelegt  worden  ist  ^) .  Un- 
mittelbar darauf  entspann  sich  zwischen  Caspar  v.  R.  und  dem  Rathe 
von  Görlitz,  der  1499  durch  Erwerbung  der  Heide  zwischen  den  bei- 
den Tzschirnen  der  Grenznachbar  der  Rechenberger  geworden  war, 
abermals  ein  langwieriger  Rechtsstreit  (1544 — 43).  Ein  Kind  aus 
einem  Rechenbergschen  Heidedorfe  auf  dem  rechten  Ufer  der  grossen 
Tzschirne  war  ertrunken  und  auf  dem  linken ,  Görlitzer  Ufer  ange- 
schwemmt aufgefunden  worden ,  worauf  beide  Grundherren  die  ge- 
richtliche Aufhebung  des  Leichnams  beanspruchten.  Desgleichen  war 
ein  Teichschutz  von  Caspar  v.  R.  eigenmächtig  durchstochen  worden 
zu  grossem  Nachtheil  des  Görlitzer  Gebiets.  'Darum  klagte  der  Rath 
hei  dem  I^ndvoigt  und  verlangte  Abtragung  des  zweifachen  „Fre- 
vels^. Dagegen  erhob  auch  der  v.  R.  Klage  gegen  den  Rath^  dass  der- 
selbe Wagen  mit  Salz  auf  Rechenberger  Gebiet  angehalten  und  nach 
Görlitz  abgeführt,  die  Ladung  aber  unter  dem  Verwand,  dass  die 
Wagen  unberechtigte  Nebenwege  befahren  hätten,  confiscirt,  auch  das 
Graben  von  Eisenstein  auf  dem  Rathsgebiet  den  Rechenbergschen 
Eisenhämmern  verwehrt  habe.  Vergeblich  suchte  der  alte,  blinde 
sächsische  Obermarschall  v.  Schleinitz,  als  ein  Verwandter  Caspars 
V.R.,  und  später  Georg  v.  Schlieben ,  Verweser  zu  Sagan ,  auf  des- 
halb zu  Budissin  zwischen  den  Parteien  abgehaltenen  Tagen  zu  ver- 
mitteln ;  vergeblich  bot  der  v.  R.  dem  Rathe  seine  ganze  Heide  zum 
Kaufan;  der  Rath  beschloss  Fortführung  des  Prozesses  und  nahm 
sich  einen  Advokaten  zu  Wittenberg  und  einen  „Patron^  zu  Magde- 
burg an.  Endlich  führten  (4543)  direkte  Verhandlungen  zwischen  den 
Parteien  zu  einem  gütlichen  Vergleiche  ®) .  —  Caspar  besass  Klitsch- 
dorf und  die  Heide  noch  4534.    Dann  hatte  diese  Güter  sein  Sohn 


6)  Neum  ann,  Qesch.  tod  GörUtz  87.  Kiuff er  IIL  35  flg.  Irk.-Ven.  111.  44. 
46.  51.  «)  N.  Script.  III.  lOÖ.  146.  149.  196.245  flg.  Ürk.-Vert.  III.  96.  Neu- 
mann,  WeistbOmer  191  flg. 


142.  Die  V.  Rechenberg.  445 

Georg  V.  R.,  nach  dessen  Tode  seine  Söhne  Caspar  und  Nickel 
inne,  die  1562  nach  erlangter  Mündigkeit  mit  der  Heide  belehnt  wur- 
den. —  1607  erkaufte  Melchior  v.  R.,  auch  von  der  schlesischen 
Linie ,  aber  aus  dem  Hause  Wendischbohra ,  von  Hartwig  v.  Nostitz 
die  Stadt  Rothenburg'^), 

2.  Linie  Oppach. 

Seit  1473  erscheint  ein  Hans  v.  R.  aus  d.  H.  Rödern  bei  Rade- 
burg ^)  anfangs  als  zu  Schirgiswalde,  später  (1487)  als  zu  Oppach  ge- 
sessen y  dem  ausserdem  ein  Vorwerk  zu  Sohland  (Wendischsohland) 
und  die  umliegenden  Dörfer  Würbis,  Ellersdorf,  Taubenheim  und 
JSe/er^dor/*  gehörten.  Diese  Güter,  obwohl  dicht  an  einander  stossend, 
lagen  doch  in  dreier  Herren  Ländern.  Für  Schirgiswalde  war  Hans 
V.R.  Vasall  der  Krone  Böhmen  und  Aftervasali  der  Herrschaft  Tollen- 
stein ,  welche  damals  den  Biildern  Ernst  und  Albert,  Herzögen  zu 
Sachsen,  zustand,  deren  Hauptmann  auf  dem  Tollenstein  Hans  1481 
war.  Von  diesem  Schirgiswalde  hatte  er  dadurch  einen  Antheil  er- 
langt, dass  er  1473  die  Wittwe  ienes  Christoph  v.  Luttitz  auf  Schir- 
giswalde heirathete  ^) .  lieber  Oppach,  Sohland  und  Taubenheim,  die 
er  wahrscheinlich  von  denen  v.  Ropperitz  erkauft  hatte,  ertheilte  der 
Landvoigt  der  Oberlausitz  die  Lehn.  Beiersdorf  aber,  womit  er  1489 
belehnt  ward,  gehörte  dem  Bisthum  Meissen.  Die  Obergerichtsbarkeit 
über  alle  die  oberlaus.  Dörfer  und  über  Beiersdorf  hatte  bisher  un- 
mittelbar dem  landvoigteilichen  Amte  zu  Budissin  zugestanden.  Da 
erwarb  Hans  v.  R.  dieselbe  von  König  Wladislaus  von  Böhmen.  Allein 
alsbald  geschah  ihm  darein  „Eingriff  und  Beschwerde^,  weshalb  er 
(1 509)  den  Herzog  Georg  von  Sachsen  um  Fürsprache  bei  dem  Könige 
von  Böhmen  ersuchte  ^^) .  Letztrer  änderte  nun  (1513)  die  frühere  Ver- 
leihung dahin  ab,  dass  Hans  die  Obergerichtsbarkeit  wieder  abtreten 
musste ,  dafür  aber  alle  die  landesherrlichen  Abgaben  („königlichen 
Geschösser^) ,  die  er  und  seine  Unterthanen  von  diesen  Gütern  zu 
geben  hatten,  erblich  für  sich  einnehmen  sollte ^^).  Trotz  alledem 
scheint  er  sich  oft  in  Geldverlegenheit  befunden  zu  haben.  Fast  jedes 
Jahr  verkaufte  er  bald  auf  diesem,  bald  auf  jenem  Gute  Zins  theils  an 
das  Domkapitel  zu  Budissin,  theils  an  einzelne  Altäre  in  Budissin  und 


7)  HoUeher,  Rothenbnxg  32.  6)  1501  beklagten  sich  die  KiichTiter  in 
Ködern,  dtss  Christoph  ▼.  B.,  Bitter,  und  Hans  t.  B.  zu  Oppach^  Gebrüder,  die 
4  Schock,  die  sie  laut  Testament  ihres  Vaters  der  Kirche  zu  Bödem  za  geben  hätten, 
nicht  entrichten  wollten.  A.  Dresd.  Cop.  107.  90i>.  ^  Siehe  anter  ▼.  Lnttitz. 
w)  A.  Dresd.  Cop.  113.  43b.         n)  Urk.-Verz.  III.  94. 


446  n.  Abtheilung. 

Görlitz ,  4  495  auch  das  Dorf  Lawalde  (W.  von  Löbau)  und  1 499  das 
Dorf  Schönbach  (SW.  bei  Lawalde)  an  den  Rath  zu  Löbau.  In  den  letz- 
ten Jahren  seines  Lebens  (4512)  war  er  Amtshauptmann  zu  Budissin^^) . 

Entweder  ein  Bruder  oder  sonst  ein  naher  Anverwandter  von 
ihm  war  wohl  jener  Nickel  v.  R.  auf  Kunewalde  (W.  von  Löbau], 
der  4479  für  Hans  Gewahrsbürge  bei  einem  Zinsverkauf  war  und 
4485  dem  Domstift  zuBudissin  das  Dorf  „Boselwitz^  (Baselitz  bei  Ka- 
menz?)  verkaufte.  Von  diesem  Nickel  durften  dieBrttderBaithasar, 
Wolf  (Hofrichter  zu  Budissin 4534 — 37)  und  Georg  v. R.  auf  Gräup- 
zig  und  Borschitz  abstammen,  welche  4556,  als  nächste  Verwandte, 
mitbelehnt  vnirden ,  als  die  Enkel  Hansens  die  Lehn  über  Beiersdorf 
erhielten  ^^) . 

Hans  V.  R.  hinteriiess  zwei  Söhne,  Ernst  (L)  und  Hans  (H.), 
welche  4545  und  4549  mit  Beiersdorf  (Dorf,  Sattelhof  und  Kirchlehn) 
und  dem  dazu  gehörigen  Walde  „dem  Kopperitz^  belehnt  wurden  ^^) . 
Spater  theilten  sie  sich  in  die  väterlichen  'Güter,  wohnten  aber  beide 
zu  Oppach.  4526  erlangten  sie  mit  ihrem  Stiefbruder  Christoph  v. 
Luttitz  auf  Rennersdorf  die  Gesammtlehn  über  alle  ihre  jetzigen  und 
künftigen  oberlaus.  Güter ;  doch  haben  wir  bei  späteren  Belehnungen 
die  V.  Luttitz  nicht  mehr  erwähnt  gefunden. 

Hans  IL  v.  R.  hinteriiess  fünf  Söhne,  Ernst  H.  den  jüngeren  und 
die  noch  unmündigen  Hans  HL,  Erasmus,  Caspar,  Haug,  die 
4549  mit  ihres  Vaters  Antheil  an  Oppach,  Sohland^  Taubenheim  und 
4554  mit  dem  Walde  Kopperitz  belehnt  wurden.  Ernst  dagegen  hin- 
teriiess zwei  Söhne,  Hans  Balthasar  und  Ernst  HL,  die  4556 
die  Lehn  über  ihres  Vaters  Antheil  an  den  oberlaus.  Gütern  und  4559 
über  das  meissnische  Beiersdorf  erhielten.  Noch  immer  wohnten  an- 
fangs beide  Linien  zu  Oppach.  Später  kommt  von  den  Söhnen  Han- 
sens IL  Ernst  IL  (jetzt  „der  ältere^  benannt)  als  ausschliesslicher 
Besitzer  des  Antheils  von  Oppach  vor,  den  ihm  seine  Brüder  4565  ab- 
getreten hatten.  Caspar  wohnte  zu  Sohlandj  wo  er  4566  seine  Frau 
Sibylle  beleibdingen  liess.  'Hans  III.  eritaufte  4564  Thumitz  (0. 
von  Bischofswerde)  von  Nicolaus  v.  Tschimhaus.  —  Von  den  Söhnen 
Emsts  I.  erkaufte  der  ältere,  Hans  Balthasar,  „auf  f^Beiersdorp^ 
4565  von  Bonaventura  v.  Luttitz  einen  Antheil  von  Lawalde  (W.  von 
Löbau) ;  der  jüngere  dagegen,  Ernst  IIL,  der  schon  4562  kaiserlidier 
Rath  war,  hatte  Krostau  (NO.  von  Schirgiswalde)  erworben  und  lebte 


^  Ebend.  UI.  67.  73.  78.  85.  89.  A.  Bad.  A  Lobao.       i«)  A.  Bad.  A.  Dmd. 
Loc.  131.  30».  A.  Lobaa.        i«!  Gercken,  Stolp«n  504. 


143.  Diev.  Bedem:  447 

noch  1586.  —  Im  Jahre  1596  wurden  die  Söhne  seines  Bruders  Hans 
Balthasar,  nämlich  Asmus,  Balthasar,  Christoph  und  Niklas 
auf  Beiersdorf,  mit  den  hinterlassnen  Gütern  ihres  Vaters  belehnt.  Von 
diesen  theilten  Asmus  und  Balthasar  Beiersdorf  in  zwei  Rittergüter, 
von  denen  Asmus  das  obere,  Balthasar  das  niedere  bewohnte;  Chri- 
stoph dagegen  besass  SoA/and  und  den  Rechenbergschen  Antheil  von 
Schirgiswalde  ^*) . 

Ausser  dieser  Oppacher  Linie  derer  v.  R.  haben  wii\noch  einen, 
wie  es  scheint ,  ebenfalls  von  dem  Stammhaus  Rödem  abzuleiten- 
den Zweig  auf  Kunnersdorf  bei  Kamenz  zu  erwähnen.  Dies  Gut  (das 
4519  noch  Jakob  v.  Ponikau  besass)  hatten  die  Brüder  Caspar.  As- 
mus und  Georg  v.  R.  von  ihrem  Vater  ererbt;  1527  trat  Caspar 
seinen  Antheil  an  seine  Brüder  ab.  1531  war  Asmus  noch  Besitzer 
des  Gutes,  154S  dagegen  ein  Balthasar  v.  R.,  der  noch  1572  der 
Stadt  Kamenz  nach  einem  Brande  Hülfe  sendete. . 

143.   Die  T.Bedern  (Rädern,  Rodern). 

Von  den  verschiedenen  Familien  dieses  Namens  war  die  eine, 
welche  einen  mit  drei  Sternen  belegten  Schrägbalken  im  Wappen  führt 
und  ursprünglich  aus  dem  Braunschweigschen  stammt  ^) ,  zeitig  in  die 
Altmark  übergesiedelt.  Besonders  gewann  ein  Conrad  v.  R  am 
Hofe  der  Markgrafen  von  Brandenburg  und  zwar  derer  von  der  Sten- 
dalschen  Linie  grossen  Einfluss.  Im  Gefolge  derselben  wird  er  1276 — 
1347  auch  in  oberlaus.  Urkunden  sehr  häufig  genannt;  ja  1276  war 
er  sogar  Landvoigt  zu  Budissin  ^j ;  doch  deutet  nichts  darauf,  dass  er 
in  der  Oberlausitz  auch  ansässig  gewesen  sei.  Geschrieben  wird  er 
bald  de  Redere,  bald  de  Rethire,  bald  de  Reder. 

Einer  anderen  Familie  gehörte  ein  Reinardus  miles  dictus  de 
Rederen  an,  der  4308  von  dem  Kloster  Marienstem  die  Dörfer  Solsch-- 
witz,  SaalaUy  Dubring  (sämmtlich  SW.  bei  Wittichenau)  und  Hausdorf 
(N.  von  Kamenz)  um  466  Mark  auf  seine  und  seiner  Frauen  Elisa- 
beth Lebenszeit  erwarb^).  Sein  Siegel,  rund,  in  der  Grösse  eines 
Thalers ,  trägt  die  Umschrift :  S.  Renciconis  de  Redere  und  zeigt  ein 
Rad  mit  6  Speichen. 

Seitdem  verstrich  eine  sehr  lange  Zeit,  bevor  die  v.  R.  wieder  in 
der  Oberlausitz  ansässig  wurden.  Wohl  aber  kamen  einzelne  Glieder 
von  Schlesien  aus  häufig  in  bald  freundschaftliche,  bald  feindliche 

19)  Siebs.  Kirchengallexle  VH.  36. 
'    143w  0  Kloden,  Markgraf  Waldemar  n.  6.        2)  Cod.  Liu.  200  n.  A.  MStem. 
Cod.  Sas.  II.  1.  187.        3)  Knothe,  MStem  4. 


448  II.  Abtheilimg. 

Beziehungen  zu  diesem  Lande.  1361  stiftete  Agathe,  die  Frau  Hein- 
richs V.  Wilka  für  ihren  verstorbenen  Vater  Günther  v.  Redern 
(wahrscheinlich  aus  d.  H.  Ruppersdorf  in  Schlesien)  eine  Messe  bei 
den  Franziskanern  in  Görlitz^). 

Erst  1506  kaufte  ein  Heinze  v.  R.,  jedenfalls  auch  ein  Schlesier, 
von  Georg  v.  Nostitz  auf  Guttau  die  Güter  Siegersdorf  und  Bienis  [S. 
von  Lauban) .  Da  diese  Dörfer  an  den  Rath  zu  Lauban ,  als  Inhaber 
der  Voigtei  im  Weichbild  dieser  Stadt,  Schossgetreide  zu  liefern  hat- 
ten, Heinze  v.  R.  aber  sich  dieser  Verpflichtung  entziehen  wollte,  so 
Hess  der  Rath  ihn  greifen  und  setzte  ihn  gefangen.  Endlich  entlassen 
(4508),  musste  er  geloben,  ^seines  Gefängnisses  in  Argem  nimmermehr 
zu  gedenken^.  1509  schloss  er  mit  dem  Jungfrauenkloster  zu  Naum- 
burg am  Queiss  einen  Grenzvertrag.  Er  scheint  der  Reformation  sehr 
frühzeitig  ergeben  gewesen  zu  sein;  wenigstens  erliess  4524  der 
Official  von  Budissin  ein  Schreiben  an  den  Rath  zu  Lauban  des  In- 
halts, Heinze  v.  R.  zu  Siegersdorf  habe  sich  an  seinem  Pfarrer  thätlich 
vergriffen  und  einen  andern  Priester  daselbst  eingesetzt;  der  Rath 
möge  diesen  „falschen  Seelenmörder  und  Wolf  ^  gefänglich  einsetzen 
und  an  den  Bischof  nach  Stolpen  abliefern^).  Später  wird  seine  Wittwe 
Hedwig  geb.  v.  Notenhof  erwähnt ,  welche  noch  1541  ihrem  Eidam 
Georg  V.  Schweinichen  300  Mark  auf  Siegersdorf  zu  eigen  aufliess*). 
1513  kommt  ein  Christoph  v.  R.  zu  Budissin  als  Lehnszeuge  vor, 
muss  also  wohl  im  Lande  ansässig  gewesen  sein,  und  1542  verkaufte 
ein  Balthasar  v.  R.  Siegersdorf  nebst  den  Pertinenzorten  Bienis 
und  Neundorf  um  4000  fl.  ungar.  an  den  Rath  zu  Lauban.  Als  1544 
Balthasar  über  den  Empfang  des  Kaufgeldes  quittirte,  that  er  dies  zu- 
gleich im  Namen  „seines  unmündigen  Vetters  Caspar  v.Redern"^- 

Wenige  Jahre  später  erwarb  ein  Zweig  der  Familie  einen  bedeu- 
tenden Complex  von  theils  in  Böhmen ,  theils  in  der  Oberlausitz  ge- 
legenen Gütern.  Es  verkaufte  nämlich  Kaiser  Ferdinand  I.  die  durch 
den  kinderlosen  Tod  Christophs  v.  Biberstein  an  die  Krone  gefoUeoen 
Herrschaften  Seidenberg-Priedland^  Reichenberg  und  Hammerstein  1 558 


«)  N.  Script.  I.  299.  Die  Angabe,  du«  ,,1386  die  Oienzen  zwitehen  Wittebendorf 
[bei  Zittau]  nnd  dem  Klosterwalde  [von  Maiientbal]  gegen  Schlegel  zn  begangen  wor- 
den nnd  zwischen  dem  Kloster  nnd  dem  edlen  Knrt  [oder  Knnz]  ▼.  Red  er  n  ein  Ver- 
timg  geschehen  sei''  (Pescheck ,  Zittau  I.  242.  Anmerk.),  halten  wir  nicht  füi  zn^er» 
iiisig;  wenigstens  gehörte  damals  Wittchendorf  nicht  denen  t.  Bedem.  ^  Oberl. 
Nachlese  1771.  32.  Grander,  Uuban  194.  103.  I7rk.-Yen.  UI.  78.  81.  Malier, 
Heform.-Gesch.  767.  «)  G5rl.  Amtsbuch,  vgl.  N.  Script.  HI.  20  extr.  7)  ürk- 
Verz.  111.  93'.  III.  158.  162  (bis). 


»^^ 


144.  Die  Y.  Beiohenback.  44g 

um  40000  Thlr.  an  Friedrich  Freiherm  v.  Rädern  als  ^ein  ewi- 
ges, altväterliches  Stamm-  und  Erblehn  männlichen  Geschlechts^. 
Zu  der  Herrschaft  Seidenberg  nun  gehörte  ausser  der  Stadt  dieses  Na- 
mens im  Weichbild  Görlitz  auch  Reibersdarf  und  eine  Anzahl  anderer 
Dörfer  im  Weichbild  Zittau.  Dieser  Friedrich  v.  R . ,  ein  Sohn  Christophs 
V.  R.  auf  Ruppersdorf  in  Schlesien,  war  kaiserlicher  Rath,  Statthalter 
in  Ober-  und  Niederschlesien  und  bald  darauf  Kammerpräsident  in 
diesen  Ländern.    Obgleich  er  infolge  dieser  Stellung  zu  Breslau  resi- 
diren  musste,  erwies  er  sich  doch  gegen  seine  neuen  Unterthanen 
als  wohlwollender,  umsichtiger,  übrigens  der  Reformation  eifrig  er- 
gebener Herr.  Leider  starb  er  schon  4564  mit  Hinterlassung  von  fünf 
Söhnen:  Hans,  Georg,  Sebastian,  Fabian,  Christoph  und  Mel- 
chior^]. Da  von  diesen  Brüdern  einer  nach  dem  andern  kinderlos  starb, 
so  vereinigte  endlieh  Melchior,  der  jüngste,  alle  jene  Güter  in  seiner 
Hand.    Er  hatte  sich  durch  akademische  Studien  und  grosse  Reisen 
reiche  Kenntnisse  erworben  und  dann  als  tapferer  Kriegsmann  gegen 
Türken,  Russen  und  Polen  sich  so  ausgezeichnet,  dass  er  vom  Kaiser 
zum  kaiserlichen  Rath,  zum  Präsidenten  des  Hofkriegsraths,  endlich  zum 
Generalfeldmarschali  ernannt  wurde.    Seine  Unterthanen  aber  hatten 
vielfache  Gelegenheit,  auch  die  Vorzüge  seines  Herzens,  strenge  Ge- 
rechtigkeitsliebe, ungeschminkte  Gottesfurcht  und  väterliche  Fürsorge 
an  ihm  zu  verehren^).    Er  starb  1600  und  ward  mit  ausserordent« 
lichem  Gepränge  in  Friedland  beigesetzt.  Seine  Wittwe  Katharine 
geb.  Gräfin  Schlick  verwaltete  für  ihren  einzigen  Sohn  Christoph 
Freiherm  v.  R.  die  väterlichen  Güter  bis  zu  dessen  Mündigkeit  (4  64  2] . 
Seine  Theilnahme  an  dem  Aufstand  der  Böhmen  gegen  Kaiser  Ferdi- 
nand U.  zog  nach  der  Schlacht  am  weissen  Berge  (4620)  auch  Ihm  die 
Acht  und  den  Verlust  all  seiner  Güter  zu ,  so  dass  er  nebst  seiner 
Mutter  nach  Polen  flüchtete,  wo  er  um  4640  im  Elend  gestorben  sein 
soll.  Seine  böhmischen  Güter  erkaufte  4622  Graf  Albrecht  von  Wald- 
stein vom  kaiserlichen  Fiskus ,  die  oberlausitzischen  aber  4  630  Chri- 
stian Freiherr  v.  Nostitz  von  dem  Kurfürsten  Joh.  Georg  von  Sachsen. 

144.   Die  T.  BeleheiilNieli. 

Eine  alle  Görlitzer  Patricierfamilie  v.  R.  nannte  sich  jedenfalls  nach 
dem  Städtchen  dieses  Namens  (W.  von  Görlitz) ,  aus  welchem  sie  be- 
reits im  43.  Jahrhundert  nach  Görlitz  eingewandert  war,  eine  ritter- 

6)  HeTrmiun,  Reicheoberg  195 flg.  Hallwich,  Reiohenb.  72 flg.  Dm  Wap- 
pen der  Familie  zeigt  ein  Rad  mit  aeh t  Speichen.  >)  Uetex  ihn  Tgl.  Mend  e  im 
Lans.  Mag.  1869.  235  flg. 

X  D  0 1  h  • ,  O«0cb.  d.  0b«rl.  Ad«Ii.  29 


450  II-  Abtheilung. 

liehe  Familie  dagegen  nach  dem  Dorfe  Reichenbach  an  der  Pulssnitz 
(\.  Ton  Pulssnitz) ,  von  welchem  die  auf  dem  rechten  Finssufer  ge- 
legene Hälfte  zur  Herrschaft  Kamenz,  die  auf  dem  linken  aber  zu 
Meissen  gehörte.  Meist  als  Zeugen  bei  den  Herren  v.  Kamenz  haben 
wir  in  oberlaus.  Urkunden  gefunden  4248  Walterus  de  Riehen- 
bach,  43n  Henricus,  4370  TammedeB.  —  4443  hatten  Wolf 
und  Fritzold  v.  R.  nebst  Katharine  v.  Donin,  der  Wittwe  Bern- 
hards V.  Kamenz,  400  Schock  von  dem  Bischof  Rudolph  von  Meissen 
zu  fordern  ^] .  Bald  darauf  ward  das  Gut  Reichenbach  von  dem  Lehns- 
herrn Borso  V.  Kamenz  anderweit  verkauft.  —  Wohl  einer  anderen 
Familie,  wenn  auch  gleichen  Namens  gehörte  Jochim  v.  Reichen- 
bach aui'Lieske  (N.  von  Kamenz)  und  Neustadt  (NO.  von  Hoyers- 
werde)  an ,  nach  dessen  kinderlosem  Tode  diese  seine  Güter  an  die 
Krone  gefallen  waren.  Neustadt  überliess  König  Ferdinand  von 
Böhmen  4544  an  die  Gebrüder  v.  Schönburg  auf  Hoyerswerde^). 

145.  Die  Senker, 

ein  alt^s,  schlesisches  Adelsgeschiecht,  welches  die  Erbvoigtei  zu 
Löwenberg  und  mehrere  Güter  in  der  Nähe  besass,  sind  in  der  Ober- 
lausitz nur  einmal  ^)  und  zwar  nur  auf  kurze  Zeit  ansässig  gew^orden. 
Ein  Heinrich  R.  zog  aus  Löwenberg,  wir  wissen  nicht  weshalb, 
nach  Zittau  und  erwarb  daselbst  das  Bürgerrecht ;  bald  darauf  aber 
(^47)  kaufte  er  den  Burggrafen  v.  Dohna  die  Herrschaft  Tschocha  im 
Queisskreise  um  4200  Mark  ab.  Wir  wissen  auch  nicht,  was  für 
Händel  es  waren,  die  ihn  bestimmten ,  4449  dem  Hinko  Berka  v.  d. 
Duba ,  Herrn  auf  Hohnstein  bei  Stolpen ,  Fehde  anzukündigen  und, 
von  schiesischen  Edelleuten  unterstützt ,  durch  das  Gebiet  von  Zittau 
nach  Georgswalde  in  Böhmen,  das  dem  v.  d.  Duba  gehörte,  zu  ziehen 
und  dort,  wie  auf  dem  Rückzuge  in  Gersdorf  und  Ruppersdorf ,  zu 
plündern.  Durch  den  Rath  zu  Zittau  in  Kenntniss  gesetzt,  war  sofort 
der  Landvoigt,  ein  gleichnamiger  Vetter  des  v.  der  Duba  auf  Hohn- 

144.  I)  A.  MStern  No.  1.  125.121. 145.  A.  Dre»d.  IIb.  Rudolphi  61.  «)  Sirh- 
sisches  Flnanzarchiv  Orig.  No.  524. 

145.  1)  Pelzel,  WencesUns  I.  152  sagt  zwar,  König  Wenzel  habe  1384  ..dem 
HanuBch  Renkerz  das  Städtlein  Hoyernperde  mit  allem  Zubehör  zu  einem  Mann- 
lehn''  gereicht.  Nan  lebte  in  der  That  damals  ein  Hannos  R.,  den^  als  die  t.  Bibentein 
ihn  1386  ge&ngen ,  der  König  Wenzel  ^^  seinen  Diener^  bezeiehnete.  Dennoch  be- 
mht  aber  obige  Angabe  wohl  auf  einem  Irrthnm.  Wenigstens  hattft  K.  Wenzel  Hoyers- 
werde  eben  erst  1382  dem  Benes  v.  der  Dnba  Terkanft.  Oder  sollte  diese  Belehnnog 
wirklich  erfolgt,  aber  erfolglos  geblieben  sein ,  und  etwa  die  Fehde  gegen  Hinko  Berka 
▼.  der  Dnba  in  Zusammenhang  damit  stehen? 


146.  Die  Rober.  —  147.  Die  v.  Rodewitz.  451 

stein,  herbeigeeilt  und  griff,  mit  den  Zittauern  vereint,  die  Sirassen- 
räuber  bei  Blumberg  unweit  Ostritz  an.  Viele  derselben  wurden  ge- 
tödtet,  41,  darunter  auch  Heinrich  Renker  ^  gefangen  nach  Zittau  ge- 
führt und  fast  die  Hälfte  davon  alsbald  hingerichtet.  Renker  selbst 
wurde  wieder  in  Freiheit  gesetzt,  verkaufte  aber  sofort  1420  sein 
Tschocha  an  Härtung  v.  Klüx^j  . 

146.   Die  Rober. 

Im  Jahre  4426  war  ein  Nickel  Rober  zu  Petershain  (W.  von 
Kamenz)  Bürge  für  seinen  Lehnsherrn,  Heinrich  Herrn  v.  Kamenz,  wohl 
derselbe,  der  1432,  als  „zu  Döbra^  (NO.  von  Kamenz)  gesessen,  sich 
für  die  Stadt  Kamenz  gegen  die  Hussiten  mitverbttrgte.  Auch  er  wird 
sich  von  seiner  Lehnspflicht  gegen  die  Herren  v.  Kamenz  losgekauft 
und  von  diesen  1440  für  sein  Gut  Ddbra  an  die  Krone  Böhmen  gewiesen 
worden  sein.  1473  war  ein  Barthel  Rober  Besitzer  dieses  Gutes, 
1486  aber  ein  Hans  R.  zu  Eulowitz  (S.  von  Grosspostwitz)  gesessen, 
der  in  diesem  Jahre  das  Dorf  Berge  (W.  von  Postwitz)  um  195  fl.  rh. 
an  das  Kloster  Marienstem  verkaufte  ^). 

U7.   Die  Y.  Bodewitz, 

auch  Radewitz,  Rattwitz  geschrieben,  nannten  sich  sicher  nach 
einem  der  drei  Dörfer  dieses  Namens  im  Budissiner  Weichbild  und 
zwar  höchst  wahrscheinlich  nach  dem  N.  von  Hochkirch  gelegenen. 
4n  der  Nähe  dieses  Dorfes  waren  sie  auch  später  begütert  und  1391 
war  ein  Heinrich  V.  R.  Pfarrer  zu  Hochkirch ^j.  Wir  wissen  nicht, 
ob  die  Brüder  Gevehardus  et  Luderus  de  Rodeswiz,  welche 
1 232  Zeugen  waren,  als  König  Wenzel  L  zu  Prag  eine  Schenkung  von 
halb  Wolmsdorf  an  das  Domstift  Meissen  anerkannte,  dieser  oberlaus. 
Familie  angehörig  waren;  sicher  aber  war  es  Jakob  v.  R.,  der  1354 
Zeuge  war,  als  Otto  v.  Luttitz  das  Dorf  Eiserode  (SO.  von  Hoehkirch) 
dem  Kloster  Marienstern  überwies  ^) . 

Anfang  des  15.  Jahrhunderts  hatte  die  Familie  das  Stammgut 
Rodewitz  bereits  an  die  v.  Kopperitz  verkauft  und  dafür ^emradmm^js 
(NO.  von  Kittlitz)  erworben,  welches  zum  Weichbild  Görlitz  gehörte. 


S)  Laus.  Mag-  1775.  69.  101. 

146.  1)  A.  Marienstem  No.  86. 185.  Urkund.-Ven.  II.  31«.  51^  Laos.  Mag.  Bd. 
XXXVn.  496.  1613  war  ein  Casp.  Robar  BeltiUer  In  einem  Rittergericht  zu  Dohna 
1»el  Pirna,  also  in  der  Nähe  ana&asig.  rJ>i%  Donin's^  I.  121  Anmerk. 

147.  «)  Urk.-Verz.  I.  133  No.  658.  «)  Cod.  Sax.  11.  1,  102.  A.  Marienstem 
No.  120. 

2f)* 


452  IL  Abtheilnng. 

Als  daher  Hl  1  ein  Hans  v.  R.  mit  seinem  Bruder  Heinrich  Streit 
hatte,  wurde  derselbe  vor  dem  Mannengericht  zu  Gdriitz  entschieden. 
Dieser  Heinrich  kommt  auch  später  noch  oft  vor :  seine  Frau  hiess 
Katharine;  seine  Schwester  Margarethe  war  erst  mit  Peter 
V.  Reder,  dann  mit  Peter  v,  KIttx  verheirathet.  Dem  Letzteren  ver- 
kaufte Heinrich  einen  Antheii  an  Kleinradmeritz  und  quittirte  4  421 
über  die  Kaufsumme.  —  4  469  ^)  ttberliess  ein  andrer  H  e  i  n  r  i  c  h  v.  R. 
seine  Gttter  und  sein  Vorwerk  zu  Kleinradmeritz ,  zu  Baschkewitz  [T 
und  den  Kretscham  zu  Bohlitz  (S.  von  Budissin]  um  240  Mark  an 
Hans  v.  Gersdorff  auf  Bischdorff  und  heisst  dabei  bereits  „auf  Frie- 
dersdorfs^esessen^.  Von  da  an  bildet  das  bischöflich  meissnische  Lehn- 
^ut  Niederfriedersdorf  'bei  Spremberg)  das  Stammgut  der  Familie  *'. . 
—  Vielleicht  war  der  Bernhard  v.  Rattwitz,  der  4482  den  ihm 
verliehenen  Anfall  des  bischöflich  meissnischen  Theils  von  Schmorkau 
'N.  von  Königsbrttck)  an  Tietze  v.  Lüttichau  verkaufte*; ,  ein  Bruder 
dieses  Heinrich.  —  4489  wurden  Heinrichs  Söhne,  nämlich  Chri- 
stoph und  Heinrich  v.  R.  mit  Friedersdorf  belehnt,  die  ihre 
Frauen,  Barbara  und  Veronika,  daselbst  beleibdingen  Hessen. 
Nach  dem  kinderlosen  Tode  Christophs  (4503)  wurde  Heinrich  der 
alieinige  Inhaber  des  Guts.  Von  ihm  ereii>ten  es  4532  seine  Söhne 
Bernhard,  Heinrich,  Caspar,  Hans,  Peter  und  Christoph. 
Ais  4  539  die  Lehn  erneuert  ward,  befand  sich  nur  Bernhard  im  Lande ; 
die  übrigen  Brüder  waren  „nicht  einheimisch^.  Bernhard,  dessen 
Frau  Katharine  hiess,  lebte  noch  4559.  Von  seinen  Brüdern  be- 
sass  Caspar  4550  Zschorna  (NO.  von  Hochkirch),  Peter  seit  etwa  4550 
Berteisdorf  am  Queiss,  das  nach  seinem  Tode  4  589  an  seinen  Schwie- 
gersohn Christoph  V.  Nostitz  gelangte,  Christoph  noch  4592  Frie-- 
dersdorf. 

148.   Die  Herren  t.  Bonow, 

ein  böhmisches  Geschlecht,  eines  Stammes  mit  den  Herren  v.  Leipa, 
wurden  Ende  des  44.  Jahrhunderts  noch  einmal  auf  kurze  Zeit  in 
derselben  Gegend  sesshaft ,  welche  einst  ihrem  Ahnherrn ,  Heinrich 
Herrn  v.  Zittau  (4249 — 52),  gehört  hatte.  —  Anshelm  v.  R.,  der 


3)  Urk.-Ven.  II.  HO.  «)  Die  Angabe,  dasB  1468  der  Lehnsherr  ^n.Hoyers- 
werde  (Herr  v.  Schdnbnrg?)  den  Helnxe  Rodewitz  und  Thomas  L^muin  wegen 
Aufgabe  eines  Oates  davon  gewiesen  habe  (Urk.-Ten.  II.  108),  verstehen  wir  nleht. 
Allerdings  ging  spiter  ein  Theil  von  SohUmd  am  Bothstein  bei  der  Herrschaft  Hoyets- 
werde  zu  Lehn,  und  ein  Nie ol.  t.  R.  Terkanfte  1468  Zins  zn  Sohlend  (Laus.  Xagaz. 
1873.  194).        S)  ^-  ^«^«'>  ^'<^*  f'  d«  ^^^*'  ^«Klt-  ▼!•  1^- 


148.  Die  Herren  v.  Ronow.  453 

Sohn  Johanns  v.  R. ,  war  zeitig  an  den  böhmischen  Kdnigshof.  ge- 
kommen  und  an  demselben  schnell  zu  hoher  Gunst  und  £hre  empoi^ 
gestiegen.   Schon  4365  hatte  er  Kaiser  Karl  lY.  nach  Avignon  beglei- 
tet; 1373  war  er  kais.  Gommissar  bei  einer  Grenzregulirung  zwischen 
der  Oberlausitz  und  der  Mark  Meissen^),  4380 — 86  Landvoigt  der 
Niederlausitz,  in  der  er  4384  die  Herrschaft  Reichwalde  und  nach 
deren  Verkauf  Liebrose  erwarb.  4386  ward  er  Marschali  an  dem  Hofe 
des  jungen  Herzog  Johann  zu  Görlitz  und  4394  definitiv  dessen  Land- 
voigl  im  Weichbild  Görlitz.    Schon  vorher  (4389)  hatte  er  aber  auch 
die  letzten ,  noch  der  Krone  gehörigen  Reste  der  einstigen  Herrschaft 
Hohnau,  d.  h.  Burg  und  Dorf  dieses  Namens,  den  Haupttheil  von 
Hirschfelde ,  Gericht  und  Patronatsrecht  zu  Reichenau  und  die  Lohns- 
herriichkeit  über  einzelne  Theile  von  Seitendorf  und  Dütelsdorf  zu 
Lehn  erhalten  ^] .  Seitdem  hielt  er  sich  häufig  auch  zu  Hirschfelde  oder 
auf  der  Burg  Rohnau  auf,  wo  z.  B.  4398  seine  Gemahlin  Wochen  lag. 
Desgleichen  erwarb  er  und  sein  Bruder  Przedebor  von  Timo  von 
Golditz  den  Zoll  und  zwei  Drittel  vom  Erbgericht  zu  Zittau ,  die  die- 
sem von  Kaiser  Karl  lY.  einst  für  vorgestreckte  870  Schock  Gr.  waren 
verpfändet  worden.  Femer  ttberliess  König  Wenzel  4390  den  beiden 
Brüdern  für  vorgestreckte  930  Seh.  Gr.  auch  die  Landvoigtei  im  gan- 
zen W^eichbiid  Zittau  mit  allen  dazugehörigen  Renten  und  Gefällen 
und  schenkte  4394  dem  Anshelm  auch  noch  das  für  Kaiser  Karl  IV. 
erbaute  Kaiserhaus  zu  Zittau,  wo  Anshelm  z.  B.  4395  aufs  neue  Hoch- 
zeit hielt.    So  war  derselbe  jetzt  unstreitig  die  angesehenste  Persön- 
lichkeit in  der  ganzen  südlichen  und  östlichen  Oberlausitz.    Er  war 
Voigt  zu  Zittau  und  Görlitz;  er  residirte,  wie  sein  Ahnherr,  bald  in 
Zittau,  bald  auf  Rohnau ;  er  hielt  Tage  ab  zu  Hirschfelde  oder  Ostritz, 
ertheilte  Lehn  und  führte  Kriegszüge  gegen  störrige  oder  räuberische 
Rittersleute  im  Lande.  Doch  diese  Herrlichkeit  nahm  ein  jähes  Ende. 
Noch  4  395  fiel  er  bei  König  Wenzel  in  Ungnade  und  ward  der  Zittauer 
Voigtei  entsetzt.  Die  von  ihm  dafür  gezahlte  Pfandsumme  von  930  Seh. 
Gr.  mussten  ihm  (4396)  die  Bürger  von  Zittau  zurückzahlen,  welche 
hierdurch  selbst  in  den  Pfandbesitz  der  Voigtei  kamen.    Aber  auch 
den  Zoll  und  das  Erbgericht  musste  zu  gleicher  Zeit  die  Stadt  von 
den  Brüdern  v.  R.  ablösen  ^j .   Die  Letzteren  sollten  oder  wollten  fer- 
ner nicht  mehr  Gläubiger  des  Königs  sein.    In  demselben  Jahre  4396 


148.  9  Laos.  Mag.  1865.  288.  Daselbst  beiBst  er  Ansbelm  t.  Sandao,  Herr  za 
RonnaTf  und  nocb  1389  scbickteii  die  Görlitzer  einen  Boten  versus  Sendaw  ad  dorn. 
Ansbelmnm.  ^  Archiv  Gzesky  II.  198  erwihnt  nur  das  Gericht  zu  Relcbenan  „mit 
aUem  Recht  und  Zubehör^.        8)  Carpzov,  Anal.  II.  2:)2.  289. 


454  n.  Abtbeiliing. 

slarb  auch  üerzog  Johann  von  Görlitz ,  und  sein  Herzogthum  fiel  an 
König  Wenzel  zurück.  Dadurch  erledigte  sich  für  Anshelm  auch  die 
dasige  Landvoigtei.  Von  da  an  finden  wir  ihn  in  der  Niederlausitz 
bei  Markgraf  Jobst  von  Mähren,  dem  erklärten  Feinde  Wenzels.  Noch 
war  ihm  Rohnau  nebst  Zubehör  geblieben.  Dies  trat  er  jetzt  entwe(}er 
an  Jobst  oder  direct  an  Heinrich  Berka  v.  d.  Duba  auf  Hohnstein  ab ; 
wenigstens  bekannte  dieser  4399,  Herrn  Anshelm  v.  R.  250  Seh.  Gr. 
schuldig  zu  sein^).  Des  v.  Duba  Leute  aber  suchten  nun  den  Unt^r- 
thanen  König  Wenzels  möglichst  zu  schaden.  So  ward  Rohnau  1399. 
als  Raubburg,  von  den  Sechsstädten  zerstört.  Wie  es  scheint,  gelang- 
ten aber  die  v.  R.,  später  vom  König  wieder  zu  Gnaden  aufgenommen, 
auch  wieder  in  den  rechtlichen  Besitz  ihrer  Rohnau^schen  Güter.  1406 
tagten  die  Städte  zu  Ostritz,  „als  Herrn  Anshelms  Bruder  Rohnau 
wollte  wieder  haben^,  und  der  König  schrieb  ihnen,  sie  sollten  ^nen 
Frieden  aufnehmen  mit  Herrn  Anshelm.  Wir  vermuthen,  dass  Ans- 
helm diese  Güter  an  Wentsch  II.  v.  Dohna,  seinen  Verwandten,  ab- 
getreten habe,  und  dass  infolge  dessen  dieser  schon  1405  als  „Herr 
zu  Hirschfelde^  erscheint  und  auch  die  Rechte  in  Reichenau,  Seiten- 
dorf und  Dittelsdorf  auf  seinen  Sohn  Wentsch  HI.  v.  D.  vererben 
konnte.  Seitdem  verschwinden  die  v.  R.  wieder  aus  der  Oberlau- 
sitz ^) . 

149.   Die  T.  der  Bösen.  ^ 

Die  Söhne  des  4538  verstorbenen  Georg  Rösseler,  der  als 
Rathsmann ,  wiederholt  auch  als  Bürgermeister  und  sonst  als  Abge- 
ordneter der  Stadt  Görlitz,  sich  unstreithare  Verdienste  um  diese 
seine  Vaterstadt  erworben  hatte,  wurden  1546  von  Kaiser  Karl  V. 
unter  dem  Namen  v.  derRosenin  „den  Stand  und  Grad  des  Adels^ 
erhoben  und  ihnen  ein  Wappen  gegeben,  da  ihr  Vater  dem  König 
Ferdinand  von  Böhmen  gute  Dienste  erwiesen  habe.  Es  waren  dies 
die  Brüder  Magister  Jakob;  Bonaventura  und  Franz  v.d. Rosen. 
Schon  ihr  Vater  hatte  das  Dorf  Schlauroth  (SW.  bei  Görlitz)  besessen; 
von  demselben  verkaufte  Bonaventura,  der  1536  in  Wittenberg  stu- 
dirt  hatte,  seinen  halben  Theil  um  1554  an  seinen  Bruder  Jakob  ^}, 
und  Franz  Hess  1551  seine  4  Bauern  zu  Girbigsdorf  (W.  von  Görlitz), 
die  er  wohl  ebenfalls  von  seinem  Vater  geerbt  hatte,  an  seine  beiden 

4)  Laas.  Mag.  1869.  77.  &)  1412  verpfändete  König  Wenzel  die  Burg  Woechiu 
nebst  Zubehör  am  2250  Scb.  &n  Anshelm  v.  R.  and  seine  Söl^ie  Jobann,  Wil- 
helm, Materna  und  Christoph.  Arch.  Czesky  I.  532. 

149.  0  Vrk.-Verz.  III.  165.  In  der  trk.  die  Beschreibung  dts  Wappens.  lU.  181. 


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150.  Die  V.  BoBenhain.  455 

Brüder  auf.  4558  wurde  „nach  dem  Tode  seines  Vaters^,  also  jeden- 
falls Jakobs,  Georg  V.  d.  Rosen  mit  Schlauroth  belehnt. 

ISO.   Die  ?.  Bosenhaiii 

nannten  sich  nach  dem  NO.  von  Löbau  gelegenen  Dorfe  dieses  Namens, 
von  welchem  zwar  einzelne  Theile  frühzeitig  in  fremdem  Besitz  er- 
scheinen, einige  Bauern  aber  bis  4541  der  Familie  verblieben  sind. 
Zuerst  haben  wir  einen  Luthold  und  einen  Heinrich  v.  Rosen- 
hagen erwähnt  gefunden,  welche  4397,  weil  sie  bei  einem  Morde 
Hülfe  geleistet,  in  die  Acht  der  Stadt  Görlitz  kamen.  4440  war  ein 
Hans  v.  R.  Schöppe  im  Mannengericht  zu  Göi^litz.  Um  4429  nahm 
ein  Siegsmund  v.  R.  an  einem  Raube  Caspars  v.  Notenhof  theiK 
4440  wurde  ein  Christoph  v.  R.  Domherr  zu  Meissen  und  später 
Propst  zu  Grossenhain  ^) .  4 533  verkaufte  Ludwig  v.  R.2)  zu  Trausch^ 
witz  (N.  bei  Kittlitz)  einige  Bauern  zu  Grossschweidnüz  (SW.  von  Lö- 
bau) an  den  Rath  zu  Löbau,  erwarb  aber  4  540  von  Heinrich  v.  Gers- 
dorff  auf  Ruhland  einen  Theil  von  dem  Stadtchen  Ruhland  und  die 
Dörfer  Grunewald i  Biehlen  und  Janowitz  (bei  Ruhland),  wofür  er 
4544  seine  Erbgüter  Trauschwitz  und  3  Bauern  zu  Rosenhain  an  Eras- 
mus  V.  GersdorfT  veräusserte.  4550  wurden  seine  Söhne  mit  den  ge- 
nannten Ruhlander  Besitzungen  belehnt;  es  waren  dies  Ludwig, 
der  456Slsich  dem  Vorritt  unterzog,  um  ,,seine  Güter  zu  Ruhland  und 
Biehlen^  \n  Caspar  v.  Poster  verkaufen  zu  können,  Heinrich  auf 
Janowiiz,  der  4564  ebenfalls  vorritt  und  darauf  seinen  Antheil  an 
diesem  Gute  seinem  Bruder  Siegsmund  ttberliess,  Siegsmund,  der 
4564  auch  vorritt  und  4566  Bauern  zu  Rohna  [S.  von  Janowitz)  ver- 
kaufte, endlich  Christoph  auf  Grünewald y  der  4567  seine  Frau 
Lud milla  daselbst  beleibdtngen  Hess  und  noeh  4570  als  Vormund 
der  jungen  Herren  v.  Schönburg  auf  Hoyerswerde  vorkommt.  —  Das 
Wappen  derer  v.  R.  zeigt  im  blauen  Felde  zwei  silberne  Rosen  Und 
darunter  einen  goldenen  Stern. 

Ausser  dieser  ritterlichen  Familie  gab  es  auch  eine  Budissiner 
BUrgersfamilie  dieses  Namens.    4532  gehörte  einem  Michael  R.  das 

4 

Dorf  Nadelwitz  (0.  bei  Budissin),  und  4567  war  Antonius  Rosen- 
hayn  Bürgermeister  zu  Bndissin. 


150.  0  Oörl.  Üb.  proscript.  Laus.  Magftz.  1839.  186.  Cod.  Sax.  II.  3.  69.  146. 
186.  2)  A.  LöbdU.  Dass  derselbe  1520—27  KitaUt  besessen  habe  (KirchengaUerie 
374)  scheint  nicht  btgründet. 

i 


456  II.  Abthailimg. 

151.  IHe  T.  Bothenburg 

fdhrten  ihren  Namen  von  dem  Städtchen  Rothenburg  an  der  Neisse, 
das  sammt  den  umliegenden  Dörfern  Niedemeundorf,  Noes,  Bremen- 
hain,  Uhsmannsdorf,  Uänichen,  Spree  und  Quolsdorf  ihnen  bis  gegen 
Mitte  des  45.  Jahrhunderts  gehörte.  Als  öltest  bekannter  Besitzer 
dieses  ansehnlichen  Gtltercomplexes  darf  Ghristianus  de  Roten- 
burg gelten,  der  „nebst  seinen  Söhnen**  1264  zu  Görlitz  Zeu^e 
bei  einer  Schenkung  Markgraf  Ottos  von  Brandenburg  war  ^) .  Aus 
der  Mitte  des  H.  Jahrhunderts  kennen  wir  nur  einen  Thimo  v.  R. 
(4355)  und  eine  domina  Elizabet  de  Rotinberc,  welche  vor  4364 
bei  den  Franziskanern  zu  Görlitz  für  4  Mark  eine  jährliche  Messe  gif- 
tete 2).  Ende  des  Jahrhunderts  hatte  sich  die  Familie  bereits  in  zwei 
Linien  gespalten,  von  denen  die  eine  Rothenburg  selbst  (Hof,  Vor- 
werk, Stadt  etc.)  und  die  nächstgelegenen  Dörfer,  die  ander^  da- 
gegen Hänichen,  Quolsdorf  und  Spree  besass,  während  einzelne 
Famiiienglieder  auch  andere  Güter  in  der  östlichen  Oberlausftz  er- 
warben. * 

4.  Linie  Rothenburg. 

4394  werden  Timo,  Nickel  und  Opetz  (Albrecht/ v.  R., 
doch  wohl  Brttder,  als  Besitzer  von  Rothenburg  genannt,  in  ihnen 
^nach  Rothenburg**  wurden  von  Görlitz  Boten  gesendet,  ifcd  4  444 
Hess  Timo  eine  Wiese  auf  „unter  seinem  Hofe  zu  Rothenbu^g^.  Alle 
drei  scheinen  Söhne  hinterlassen  zu  haben,  Opetz  den  Heinrich 
genannt  Spitzenberg,  der  schon  4395  die  Zahlung  eiter  Schuld 
an  seinen  Vater  Opetz  bezeugte  und  4444,  als  „zu  Rothenburg**  ge- 
sessen, für  den  Rath  zu  Görlitz  Zeugniss  ablegte  ^) ;  Nickel  aber  den 
„Hannos,  Nickels  Sohn  v.  Rothenburg**  (4448).  Desgleichen  gab  es 
einen  „Heinz  im  Baumgarten**  (4444  —  47),  einen  „Pfaffe 
Nickel**  und  einen  „Hannos  Knabe**  v.  R.  Nach  einer  Stelle  des 
Görlitzer  Entscheidbuchs  wurden  4448*)  als  damalige  Besitzer  von 
Rothenburg  nach  einem  Brande  der  Stadt  entschieden:  ^er  gestrenge 
Heinrich  Spitzenberg,  Hans  Heinzens  Sohn  im  flaumgarten, 
Pfaffe  Nickel,  Hannos  Knabe  und  auch  Hannos,  Nickels  Sohn 
v.  Rothenburg**.  Von  all  den  hier  Genannten  haben  wir  später  nur 
noch  Hans  im  Baumgarten  und  die  Söhne  von  Hannos  Knabe :  Knabe- 
hans (auch  „Hannus  v.  R.,  Knaben  Sohn  genannt**),  Hermann 

l;'l.  i)  Riedel,  cod.  Brand.  II.  1.  84.        «)  N.  Script.  I.  |00.        3)  ürkund.- 
Verz.  I.  179  No.  905.        «)  HoUcber,  Gesch.  von  Rothenbiii/^O. 


151.  Die  V.  Rothenburg.  457 

(y^Knaben  Sohn  v.  R.")  und  Georg  („Knaben  Sohn")  vorgefunden. 
Sie  scheinen  sämmtlich  sehr  gewaltthätige  Herren  gewesen  zu  sein. 
Hans  im  Baumgarten  wurde  1480  vor  Gericht  citirt,  weil  er  jemand 
verstümmelt  hatte;  U24  ward  er  selbst  zu  Zoblitz  erschlagen. 
A^ch  Knabehans  hatte  4419  nebst  seinem  Bruder  Aechter  gehauset 
und  1428  jemandem  eine  Lähmde  an  der  Stirn  zugefügt.  1429  wurde 
er  als  Strassenräuber  von  den  Görlitzem  gefangen  und  in  Haft  gehal- 
tet* Bald  darauf  verschwinden  die  v.  R.  auf  Rothenbui*g  aus  der 
Oberlausitz ,  nachdem  sie  ihre  Güter  theils  an  ihre  Vettern  aus  der 
Linie  Uänichen,  theils  an  Ueinze  und  Peter  Schaff  veräussert  hatten, 
denen  1430  ein  Theil  von  Rothenburg  und  Noi^s  zustand,  welchen 
1432  wieder  an  Casp.  v.  Nostitz  versetzten. 


die|pe 


2.  Linie  Hänichen. 

^Gleichzeitig  mit  den  drei  Billdem  Timo,  Nickel  und  Opetz  v.  R. 
auf  Rothenburg   erscheinen   die   Brüder  Timo  (1399  — 1415)  und 
Nickel  (1390— 1415)  \.R.  auf  Hänichen.  1390  ward  Nicolaus  de  R., 
habitans  in  Heynichen,  mit  jemand  entschieden  um  das  Gericht  zu 
Quolsdmf.  1404  versprach  Luther  v.  Gersdorff  auf  Kuhna  unter  ande- 
rem auih  dem  Nickel  v.  R.  zu  Hänichen  „und  seinem  Bruder  daselbst"^ 
die  Zahljang  von  100  Mark^);    1413  sagte  Nickel  einen  Bauer  zu  Uhs- 
mannsddiff  frei,  der  sich  von  der  Erbherrschaft'  losgekauft  und  sich 
unter  deb  Schutz  der  Frauenkirche  zu  Görlitz  gestellt  hatte  ^).    1415 
wird  Timo  „der  Alte**  erwähnt,  was  einen  Timo  den  jungen  vor- 
aussetzt; ausserdem  hatte  Timo  noch  zwei  Söhne,  Nickel  und  Heinz, 
während  Nickel  der  ältere  keine  Nachkommen  hinterlassen  zu  haben 
scheint.    Von  diesen  drei  Brüdern  war  Nickel  „zu  hänichen^  1437 
auch  Erbherr  zu  Spi^ee  und  hatte  1441  einen  Streit  mit  seinem  Bruder 
Heinz,  in  welchem  die  Schoppen  zu  Görlitz  „ein  gütlich  Stehen  liis 
Mitfasten"  zustande  brachten.    Auch  Timo  der  jüngere  muss  ein  wil- 
der Gesell  gewesen  sein.    1430  ward  er  nebst  der  ganzen  Gemeinde 
von  Rotenburg  (von  dem  somit  ein  Theil  im  Besitz  der  Linie  Häni- 
chen verblieben  war)  vor  Gericht  citirt ,  weil  er  eine  Jungfrau  unter 
Zetergeschrei  nach  Rothenburg  geführt  und  ihren  nach.olgenden  Vater 
„schwerlich  verwundet  und  also  wund  in  den  Stock  gesetzt^  hatte. 
1444  sass  er  „in  verpfählten  Gütern  in  der  neuen  Mühle  zu  Quolsdorf^j 
und  1447  wur(|e  er  selbst  „abgemordet^,  was  sein  Bruder  Heinz  zur 
Anzeige  brachte.  —  Dieser  „Junker  Heinze  zu  Quolsdorf*^  kommt 


»)  H  0 1 8  c h  e  r  ,lHorka  123.        «)  ürk.- Ven.  I.  178. 


458  n.  Abtheilung. 

1452  7j  in  einem  Vergleich  mit  „Hans  Rothenburg  zu  Hänichen^,  dem 
Sohne  Nickels  auf  Hänichen  vor,  wobei  auch  Heinzes  Kinder,  Peter 
und  Barbara,  erwähnt  werden,  von  denen  uns  aber  etwas  Weiteres 
nicht  bekannt  ist. 

Auch  der  4447  „  abgemordete  ^  Timo  v.  R.  hatte  Söhne  hinter- 
lassen, nUmlich  Opetz,  Kirstan  und  Donath,  welche  sich  1466^) 
verpflichteten ,  die  30  Mark  ,  welche  wegen  des  an  ihrem  Vater  ver- 
übten Todtschlags  zu  einem  Seelgerath  bestimmt  worden  waren  (das 
vom  Mörder  gezahlte  Wehrgeld) ,  nun  an  den  Pfarrer  zu  Hänichen 
auszuzahlen ,  wofür  dieser  alle  Freitage,  eine  Seelenmesse  für  ihren 
Vater  lesen  solle.  Die  Urkunde  deutet  nicht  an,  wo  diese  Brüder  damals 
gesessen  waren;  auch  sind  wir  ihnen  sonst  nirgends  mehr  begegnet. 

Seit  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  befanden  sich  nur  noch  ihre  Cou- 
sins, die  Söhne  Nickels  auf  Hänichen  und  Spree ,  mit  Namen  Hans 
genannt  Spreehans,  Conrad  und  Heinrich,  im  Besitz  der 
Familiengüter.  Aber  von  all  den  Dörfern  Hänichen ,  Quolsdorf  und 
Spree  waren  bereits  Antheile ,  wahrscheinlich  die  ihrer  Cousins ,  an 
andere  theils  ritterliche,  theils  bürgerliche  Besitzer  veräussert.  Bis 
4452  soll  Spreehans  v.  R.  auch  noch  einen  Theil  der  Stadt  Rothenburg 
besessen,  ihn  aber  in  diesem  Jahre  an  den  Inhaber  des  übrigen  Theils, 
Casp.  V. Nostitz,  verkauft  haben ^).  4464  einigten  sich  Spreehans  und 
seine  Brüder  Conrad  und  Heinrich  mit  dem  Kirchvater  der  Frauen- 
kirche zu  Görlitz  und  mit  Johann  Bereyth,  Stadtschreiber  dieser  Stadt, 
welche  Antheile  von  Hänichen  besassen ,  um  einen  Graben.  Dafür 
erüess  Bereyth  den  Brüdern  den  Honigzins,  den  sie  bisher  hatten 
„auf  den  Hof  zu  Hänichen^  Zinsen  müssen.  Daraus  geht  hervor,  dass 
der  Hof  selbst  nicht  mehr  in  ihren  Händen  war,  sondern  dass  sie  nur 
noch  auf  einem  Vorwerk  sassen.  Und  in  der  That  verkaufte  4  465  „Hans 
V.  R.,  etwa  zu  Hänichen  gesessen^,  all  seine  Gerechtigkeit  an  Räni- 
fiien,  Spree  und  Quolsdorf,  bestehend  in  Vorwerk,  Heide,  Acker, 
Zinsen  etc.,  um  600  Mark  an  den  Rath  zu  Görlitz,  was  König  Georg 
von  Böhmen  4467  bestätigte.  Seitdem  verschwindet  das  einst  reiche 
Geschlecht  aus  der  Oberlausitz  ^^). 


7)  Ebendu.  II.  66.  ^)  Ebenda«.  II.  100.  »J  Hol  scher,  Rothenburg  22. 
10)  L;rk.-Ver2.  II.  96.  101.  Nur  in  einem  Kaufe  von  1499  Cürk.-Ven.  HL  44)  wird 
U04*h  einmal  ein  „Christoph  Rothenburg  sonst  Spreechristoph^  genannt,  der 
vor  einiger  Zeit  Bauern  zu  Spree  an  Otto  v.  Nostitz  auf  Rotbenburg  verkauft  habe; 
vielleicht  war  es  ein  Neffe  von  Spreehans.  Ein  Christoph  v.  R.  auf  Grünau  soll(?) 
1515  das  Dorf  OunlAcr^for/*  bei  Lanban  verkauft  haben  (Wiesner,  Annal.  Laub.). 


152.  Die  y.  Rydeburg.  459 

Wir  haben  noch  diejenigen  Glieder  der  Familie  v.  R.  kurz  nach- 
zutragen, deren  Abstammung  von  einer  der  beiden  behandelten 
Hauptlinien  nicht  nachweisbar  ist.  i390 — 44ii  kommt  mehrfach  ein 
Kirstan  V.  R. ,  auch  als  Schöppe  im  Mannengericht  zu  Görlitz,  also 
sicherlich  ritterlichen  Geschlechts;  vor,  dessen  Wohnsitz  aber  nirgends 
angegeben  ist.  —  4389  Hess  „der  ehrbare  Knecht  Conrad  y.R."  alles, 
was  er  in  Schreibersdorf  (W.  von  Lauban}  besass,  seiner  Frau  Mar- 
garethezu  Leibgedinge  reichen  ^i).  —  In  dem  dritten  Jahrzehnt  des 
15.  Jahrhunderts  waren  Hans  und  Heinrich  (wahrscheinlich  Brü- 
der) V.  R.  zu  Gerlachsheim  (O.  von  Seidenberg)  gesessen;  i486  näm- 
lich verschrieb  sich  Otto  v.  Nostitz,  dem  Hans  v.  R.  und  den  Gebrü- 
dern Jakob,  Balthasar  und  Heinrich,  etwa  Heinrichs  Kindern 
v.  R.,  gesessen  zu  Gerlachsheim,  400  Mark  zu  zahlen.  Möglich,  dass 
dieser  verstorbene  Heinrich  identisch  ist  mit  dem  Heinrich  v.  R.,  der 
1445  zu  Linda  (W.  bei  Gerlachsheim]  sass.  —  4440 — 66  wird  mehrfach 
ein  Ulrich  V.  R.  zu  Bremenhain  wegen  allerhand  Frevel  nach  Görlitz 
vor  Gericht  citirt.  —  4445  verkaufte  ein  Andreas  von  Rothenburg, 
wohl  ein  Bürger  dieser  Stadt  und  nicht  dem  ritterlichen  Geschlecht 
dieses  Namens  angehörig ,  das  Gut  Zodel  (S.  von  Penzig)  an  den  Gör- 
litzer Bürger  Hans  Pletzel  *2) .  —  Alle  die  zuletzt  erwähnten  v.  R.  kön- 
nen übrigens  die  betreffenden  Güter  nur  sehr  kurze  Zeit  besessen 
haben ,  da  später  weder  sie ,  noch  Nachkommen  von  ihnen  daselbst 
vorkommen. 

152.    Die  V.  Bydeburg  (R  e  y  d  e  b  u  r  g) 

dürften  von  Schlesien  aus  in  die  Oberlausitz  gekommen  sein.  Wäh- 
rend der  Zeit ,  wo  Herzog  Heinrich  von  Jauer  das  Zittauer  Weichbild 
besass  (4349 — 46),  hatte  derselbe  einem  v.  R.,  dessen  Vornamen  wir 
nichT  kennen  ^) ,  den  grossen  landesherrlichen  Wald  N.  von  Zittau, 
genannt  das  Küfiigsholz,  um  50  Schock  verpfändet,  wahrscheinlich  ihm 
auch  das  angrenzende  Dorf  Oderwitz  zu  Lehn  gegeben.  Als  aber  in 
den  40ger  Jahren  des  Jahrhunderts  auch  König  Johann  von  Böhmen 
wieder  Hoheitsrechte  im  Zittauer  W^eichbild  übte,  so  übertrug  er 
4345  den  Bürgern  von  Zittau  den  Schutz,  die  Verwaltung  und  die 


1»)  Urk.-Verz.  129.         12)  Ebend.  II.  59. 

Iö2.  1)  1229  war  HeinricuB  de  Ridebaro  Zeuge,  als  Henog  Albxecht  ^on 
Sachsen,  als  Vormund  Heinrichs  des  Erlauchten  von  Meissen ,  auf  dem  Culmbeige  eine 
Schenkung  an  das  Kreuzkloster  bei  Meissen  bestitigte.  Cod.  Sax.  II.  4.  448.  1351 
war  Hansv.  Reidebnrg  Burggraf  auf  dem  Oreifenstein  am  Queiss.  Bergmann, 
Greiffen stein  47. 


460  II-  AbtheiluDg. 

theilweise  Benutzung  des  Kdnigsholzes.  Die  hieraus  sich  ergebenden 
Differenzen  mit  denen  v.  R.  schienen  gütlich  erledigt,  als  4357  die 
Brüder  Heinrich,  Johann  und  Ramvold  v.  Rydehurg  das 
Königsholz,  „wie  es  Herzog  Johann  ihrem  Vater  versetzt'',  dem  Rathe 
zu  Zittau  um  jene  50  Mark  zu  lösen  gaben.  Sie  selbst  und  zugleich 
ihr  Vetter  Hans  v.  Opal  auf  Türchau  gelobten ,  den  Wald  zu  entweh- 
ren ;  erst  wenn  dies  erfolgt  sein  werde ,  solle  Hans  v.  Opal  den  Rath 
„um  das  letzte  Geld  mahnen^  dürfen  ^j.  Wir  kennen  die  Veriiältnisse 
nicht,  unter  denen  4357  Kaiser  Karl  IV.  ohne  Weiteres  den  Wald  als 
königliche  Domäne  einzog  und  erst  4  365  der  Stadt  Zittau  um  500  Seh.  Gr. 
wieder  überliess.  Um  Ostern  4368,  als  der  Kaiser  eben  nach  Italien 
gezogen  war,  begehrten  die  Brüder  Johann  und  Ramvold  v.  R.  von 
dem  Rathe,  derselbe  solle  sie  nicht  hindern  an  dem  W^aide,  dem 
Königsholze,  „und  wollten  die  Stadt  dringen  und  zwingen  um  Geld''. 
Da  dies  aber  nicht  gelang ,  ritten  sie  „mit  ihrer  Gesellschaft  her  vor 
die  Stadt''  und  raubten  und  mordeten  auf  den  Stadtgütern.  Da 
setzten  sich  auch  die  Zittuuer  zu  Pferde  und  jagten  den  Räubern  nach 
bis  3unzlau  in  Schlesien  und  bis  „Töpfersdorf '^  nahe  an  der  Oder, 
wo  sie  die  beiden  Brüder  v.  R.  fingen.  Dieselben  wurden  nach 
Zittau  gebracht,  als  Strassenräuber  durch  die  Stadt  geschleift  und  an 
den  neugebauten  Galgen  gehenkt  ^j.  Dennoch  finden  wir  etwa  :)0 
Jahre  später  noch  eine  dritte  Generation  derer  v.  R.  in  der  Nähe  von 
Zittau,  nämlich  zu  Oderwitz  ansässig.  4395  und  96  nämlich  präsen- 
tirte  Heinrich  v.  Reydeburg  nebst  seiner  Mutter  Kunigunde, 
jedenfalls  Sohn  und  Wittwe  eines  der  gehenkten  Brüder,  zum  Pfarr- 
amte in  Oderwüz  ^) .  Da  nicht  anzunehmen  ist,  dass  die  v.  R.  dies  Gut 
erst  nach  der  Katastrophe  von  4368  erworben  haben  werden,  so  dürfte 
dasselbe  schon  der  Grossvater  des  letztgenannten  Heinrich ,  derselbe, 
der  zuerst  das  Königsholz  erhielt,  besessen  haben.  Später  wird  die 
Familie  in  der  Oberlausitz  nicht  mehr  genannt. 

153.  Die  Karfftrsten  von  Sachsen  ^)9 

die  westlichen  Grenznachbam  der  Oberlausitz,  suchten  besonders  seit 
Anfang  des  45.  Jahrhunderts,  begünstigt  durch  die  hussitischen 
Wirren  in  Böhmen,  die  Oberlausitz,  die  ja  einst  ein  Pertinenzstüek 


8)  CaTpzoT,  Anal.  II.  308.  Korsohelt,  Oderwlts  346.  3)  N.  Script.  1.  32. 
4)  Tingl ,  lib.  quint.  conflrm.  Prag.  241.  249. 

153.  1)  AQBf&hiUcher  von  uns  dargestellt  in  t.  Weber's  Archiv  für  die  sUhs. 
GeBchichte  XII.  295  flg.  ^^Die  politischen  Beziehungen  zwischen  der  Oberlanaitz  nnd 
Meissen". 


Hl  -«■  ia^^m^mms^m^^mümfmmt 


153.  Die  KurfUrsten  von  Sachsen.  461 

der  Mark  Meissen  gewesen  war,  wieder.damit  zu  vereinigen  und  zu 
diesem  Zwecke  zunächst  wenigstens  den  einen  oder  andern  Grenzort 
in  ihren  Besitz  zu  bringen,  um  „Fuss  zu  fassen'*.  Schon  vor  i354 
hatten  sie  beinahe  Königsbrück  erlangt;  1397  wurde  die  Herrschaft 
Ruhland  von  König  Wenzel  an  seine  Schwester  Elisabeth ,  die  Ge- 
mahlin Markgraf  Wilhelms  von  Meissen  versetzt;  1405  wollten  die 
Herren  v.  Kamenz  ihre  Herrschaft  an  den  meissnischen  Markgrafen 
verkaufen ,  und  h  426  Hess  sich  Kurfürst  Friedrich  der  Streitbare  von 
Georg  v.  Waldau  die  Anwartschaft  auf  die  eine  Hälfte  von  Königs- 
hrück  und  zugleich  das  Recht,  die  andere  Hälfte  um  i500  fl.  rhein. 
kaufen  zu  können,  ertheilen.  Allein  kein  einziger  dieser  Plane  konnte 
ausgeführt  werden.  —  4448  aber  eroberte  Kurfürst  Friedrich  der 
Sanftmüthige  für  Botho  v.  Eilenburg,  Herrn  auf  Sonnenwalde  in 
der  Niederlausitz ,  in  rechtmässiger  Fehde  gegen  Wilhelm  Herrn  v. 
Schönburg  auf  Hoyerswerde  das  Schloss  des  Letztem  und  Hess  sich 
nun  sofort  von  Botho  dessen  ^^Gerechtigkeit  an  Hoyerswerde"  für 
300  Seh.  abtreten.  So  gehörte  seit  4448  der  Kurfürst  von  Sachsen 
zu  den  oberlaus.  Herrschaftsbesitzem.  Allein  vor  4464  musste  er 
Hoyerswerde  wieder  an  Friedrich  v.  Schönhurg,  einen  Sohn  Wilhelms, 
zurückgeben.  Gleichzeitig  mit  jener  Belagerung  fasste  der  Kurfürst 
aber  noch  weiter  tragende  Pläne.  Er  Hess  sich  von  dem  Kaiser  Frie- 
drich HI. ,  der  mit  dem  damaligen  Gubemator  Böhmens,  dem  hussi- 
tisch  gesinnten  Georg  Podiebrad,  in  Feindschaft  lebte,  die  eben  offen 
gewordene  Landvoigtei  über  die  Oberlausitz  übertragen,  wohl  in 
der  Hoffnung,  hierdurch  nach  und  nach  das  ganze  Land  in  seinen  Be- 
sitz zu  bringen.  Allein  die  kaiserliche  Ernennung  kam  zu  spät;  die 
böhmische  Kanzlei  hatte  längst  einen  anderen  Landvoigt  nach  Bu- 
dissin  gesendet ,  der  auch  von  den  oberlaus.  Ständen  angenommen 
worden  war.  —  Als  4  457  der  junge  König  Ladislaus  posthumus  von 
Böhmen  unvermählt  gestorben  war,  erhob  Herzog  Wilhelm  von  Sach- 
sen, als  Gemahl  von  dessen  älterer  Schwester,  Anspruch  auf  die  ganze 
Erbschaft ,  nämlich  die  Kronen  Böhmen  und  Ungarn  sammt  Neben- 
ländem.  Allein  die  Böhmen  wählten  zu  ihrem  König  den  bisherigen 
Gubemator  Georg  Podiebrad.  So  waren  denn  alle  die  Absichten  der 
sächsischen  Fürsten  auf  die  Oberlausitz  gescheitert.  Die  Folge  davon 
aber  war  ein  tiefgewurzeltes  Misstrauen,  welches  man  noch  lange 
darauf  von  Seiten  der  Oberlausitzer  gegen  diese  westlichen  Nachbarn 
hegte. 


462  n.  Abtheilung. 

154.    Diey.Salza 

(V.  dem  Sa  Uz,  deSaie)  leiten  sieh  selbst  von  dem  thüringischen 
Dynastengeschlecht,  welchem  einst  die  Stadt  Salza  (Langensalza]  ge- 
hörte ,  und  zwar  speciell  von  Günther ,  dem  Bruder  des  bekannten 
Hochmeisters  des  deutschen  Ordens,  Hermann  v.  S.,  ab.  Allein  ist  es 
schon  wenig  w^ahrscheinlich ,  dass  ein  Spross  jenes  reichbegüterten, 
„alten,  hohen,  zum  Grafenamte  beföhigten^  Dynastengeschlechts  sich 
gegen  Mitte  des  43.  Jahrhunderts  grade  nach  dem  eben  damals  erst 
zur  Stadt  erhobenen  Görlitz  gewendet  haben  solle,  um  daselbst, 
ebenso  wie  lange  Zeit  seine  Nachkommen,  eine  ganz  bescheidene 
bürgerliche  Existenz  zu  führen ,  so  fehlt  auch  jede  Spur  irgend  wel- 
chen thatsächlichen  Zusammenhanges  zwischen  jenen  thüringischen 
Dynasten  und  diesen  Görlitzer  Bürgern.  Auch  die  Wappen  sind 
ganz  verschieden ;  jene  führten  ein  Widderhom ,  diese  (wenigstens 
seit  dem  15.  Jahrhundert)  eine  Lilie  im  Schilde.  —  Allerdings  erfolgte 
um  4540  besonders  auf  Anlass  Jakobs  v.  S.  a.  d.  H.  Schreibersdorf, 
Bischofs  V.  Breslau,  eine  Verbrüderung  der  oberlausitzisehen  mit  einer 
thüringischen  Familie  v.  Salza.  Diese  aber  war  nicht  identisch  mit 
den  bald  nach  4406  ausgestorbenen  Dynasten ,  sondern  nannte  sich 
nach  einem  Dorfe  Salza  bei  Nordhausen  und  führte  zwei  Angelhaken 
im  Wappen  ^) .  Diese  thüringische  Familie,  besonders  auf  Blüherode 
gesessen ,  und  die  oberlausitzische  Familie  v.  S.  vereinigten  sich  in 
dem  genannten  Jahre,  dass  man  sich  gegenseitig  als  Vettern  anerken- 
nen und  sich  eines  gemeinsamen ,  von  Kaiser  Karl  V.  ihnen  neuver- 
liehenen, zusammengesetzten  Wappens  bedienen  wolle.  Hiemach 
halten  wir  den  Stammvater  der  oberlausitzisehen  v.  S.  zwar  für  ge- 
bürtig aus  der  Stadt  (Langen-)  Salza ,  aber  keineswegs  für  dem  Dy- 
nastengeschlecht, ja  nicht  einmal  einer  ritterlichen  Familie  angehörig, 
sondern  für  schlicht  bürgerlichen  Standes.  Er  nannte  sich ,  als  er 
nach  Görlitz  eingewandert  war ,  nach  seinem  Heimathsorte ,  wie  dies 
damals  allgemein  üblich  w^ar ,  und  wie  dies  die  Namen  anderer  Gör- 
litzer Bürgerfamilien,  z.  B.  V.  Bischofswerde,  v.  Reichenbach,  v.  Grü- 
nau etc.  hinlänglich  erläutern.  Erst  seit  dem  45.  Jahrhundert  wurden 
seine  Nachkommen,  welche  inzwischen  zahlreiche  Lehngüter  auf  dem 
Lande  erworben  hatten,  zu  dem  Adel  des  Landes  gezahlt. 


154.  9  ^^^^  gütigen  Mlttheilangen  d«8  Herrn  Geh.  ArcMvrath  t.  Mülverstedt 
in  Magdeburg.  Vergl.  desselben :  „Ausgang  der  Grafen  ▼.  Osterfeld'',  SeparaUbdmck 
8.34. 


^^^■i^^pl 


154.  Die  V.  Salza.  453 

Schon  4298  gehörte  Heinricus  de  Sale  senior  zu  den  Raths- 
herren  von  Görlitz ,  jedenfalls  derselbe ,  der  als  „Heinrich  von  deme 
Saltze  der  älteste^  4305  seiner  Frau  Margarethe  30  Mark  an  sei- 
nem Gute  zu  Eigen  gab.  Gleichzeitig  mit  ihm  lebte  zu  Görlitz  aber 
auch  ein  (bisher  nicht  bekannter)  Bartholomaeus  von  dem 
Saltze  genannt,  der  4305  seiner  Frau  Katharine  seinen  Hof  für 
den  Fall  seines  Todes  aufgab  ^J . 

Nur  von  Heinrich  haben  wir  Nachkommen  gefunden  und  zwar 
vier  Söhne,  Heinrich  den  jüngeren.  Johann,  Nicolausund 
Jakob,  sowie  sechs  Töchter,  „Schwester  Katharine^,  Clara, 
Margarethe,  verheirathet  mit  Ulmann  aus  der  Münze;  eine  vierte 
hatte  einen  gewissen  Luther,  eine  fünfte  Johann  von  Reichenbach, 
eine  sechste  Kristan  von  Grünau,  sämmtlich  Bürger  von  Görlitz,  zum 
Manne.  Heinrich  der  jüngere  gehörte  4  298  auch  schon  zu  den  Schop- 
pen der  Stadt 3).  4304  erkaufte  er  von  Albrecht  von  Radeberg,  dem 
Grossvater  seines  Schwagers  Ulmann,  das  Münzmeisteramt  zu  Görlitz, 
mit  welchem  das  Wechseigeschaft  verbunden  zu  sein  pflegte.  Allein 
er  hatte  hierbei  die  Bürgerschaft  übervortheilt,  weshalb  4308  (nicht: 
4305)  der  Landvoigt  vennitteln  musste.  —  Um  4342  gab  sein  Bruder 
„Johannes  von  dem  Salcze  genannt^*  seiner  Frau  Katharine 
40  Mark  an  dem  sechsten  Theile  des  väterlichen  Hofes  auf,  den  er  mit 
seinen  Geschwistern  inne  hatte.  Von  diesen  Geschwistern  traten  auch 
Nicolaus  und  Clara  ihren  Antheil  an  jenem  Hofe  ihrer  Schwägerin 
Katharine  ab,  wofür  diese  die  40  Mark,  die  ihr  auf  dem  Vorwerke  zu 
Biessnitz  (S.  bei  (jörlitz)  verreicht  waren,  an  jene  überliess.  Die  üb- 
rigen drei  Antheile  an  dem  Hofe  gaben  die  Geschwister  Heinrich, 
Jakob  und  Margarethe  „ihrem  Schwager  Luther'*  auf.  Dieser  aber 
verkaufte  sie  wieder  an  Johann  v.  d.  Salcze^).  4332  erwarb  Johann 
von  seinem  Schwager  Ulmann  aus  der  Münze  den  Durchgangszoll  in 
Görlitz. 

Unter  all  den  vier  genannten  Brüdern  sind  nur  von  Heinrich 

^  lieber  die  Geschichte  der  Familie  giebt  es  eine  reiche  Literatur,  verzeichnet 
in  den  ^Regesten  des  Oeschlechts  Salza^  Leipz.  1853  flg.  Diese  Regesten 
folgen  in  Betreff  der  oberlausitz.  Salza  einem  Aufsatze  inAnalectaSaxon.  1765. 
111  flg.f  dessen  Verfasser  das  ilteste  GorUtzer  Stadtbnch  nicht  benatzt  hat,  in  welchem 
sich  eine  Menge  Nachrichten  über  die  ältesten  Glieder  der  G5rl.  Bürgerfamilie  t.  Salza 
belinden.  Damm  weicht  unsere  Genealogie  derselben  von  der  in  den  Regesten  gegebe- 
nen wesentlich  ab.  Um  Platz  zu  sparen ,  führen  wir  Im  Folgenden  nur  diejenigen  Ci- 
tate  an,  die  sich  in  den  Regesten  nicht  vorflnden.  ^  Görlitzer  Stadtbuch  von  1305 
fol.  2\  3.  3b.  4)  Ebendas.  fol.  27.  Vgl.  8^.  71  über  „Schwester  Katharine  v.  dem 
Saltze«. 


464  II.  AbtheiluDg. 

dem  jüngeren  mit  Sicherheit  Kinder  nachzuweisen,  lieber  seine 
Nachkommenschaft,  wie  über  seine  Besitzungen  giebt  sein  Testament, 
das  er  uro  1334  in  das  GOrlitzer  Stadtbuch  eintragen  Hess,  authenti- 
sche Nachricht.  Darin  vermachte  er  dem  Hospital  zu  St.  Jakob ,  den 
Kirchen  zu  St.  Peter  und  zu  St.  Nikolaus,  sowie  dem  anderen  Hospital 
je  eine  Fleischbank,  eine  fünfte  halb  dem  Kloster  zu  Marienthal,  halb 
dem  zu  Lauban,  eine  sechste  zu  seinem  Seelgeräth  und  Jahresgedacht- 
niss.  Seine  Söhne  Johann  und  Albrecht  sollten  seinen  Hof  am 
Markte  erhalten;  seine  To^ter  Agnes  sollte  von  dem  Hofe  zu  Kun- 
stinsdorf  (Vorstadt  von  Görlitz)  in  ein  Kloster  ausgestattet  werden, 
ihre  jüngeren  Brüder  Michael  und  Elias  (Hellas)  von  eben  diesem 
Hofe  Zins  bekommen.  „Dies  ist  geschehn  mit  Willen  seiner  Kinder 
Johann,  Albrecht,  Katharine,  Michael,  Elias,  Agnete"*).  1:^38  änderte 
^  Herr  Heyraann  v.  dem  Salze "  mehrere  dieser  Bestimmungen  und 
wies  z.  B.  seiner  Frau  Ottilie  25  Mark  auf  dem  Vorwerk  zu  Kun- 
stinsdorf und  seinen  Enkeln,  Hans  und  Nickel,  den  Söhnen  seines 
Sohnes  Albrecht,  die  Hälfte  des  Vorwerks  am  Steinwege  an*).  Auch 
der  älteste  Sohn  Johann  war  damals  bereits  todt;  denn  um  4338  hatte 
„Petrus,  Hansens  Sohn  v.  Saiza,  seinen  Aeltervater  Heinrieh  v.  S. 
um  Erbe  und  Gut  verklagt  wegen  des  Vorwerks  vor  dem  Niklasthor**  ^) . 
Der  zweite  Sohn  Albrecht  soll  schon  1336  Erbsass  zu  Nickers  (O.  bei 
Tauchritz)  gewesen,  auch  in  demselben  Jahre  mit  Deutschossig  (N.  von 
Tauchritz) belehnt  worden  sein.  Der  dritte  Sohn  Michael  war  schon 
4337  verheirathet  mit  Anna,  der  Tochter  von  Heinrich  Renker  aus 
Löwenberg,  und  zog  später  nach  Zittau.  Der  vierte  Sohn  Elias  gab 
4339  seiner  Frau  Ottilie  sein  halbes  Vorwerk  zu  Kunstinsdorf  auf. 
Katharine  war  verheirathet  und  hatte  einen  Sohn  Opetz,  Agnes, 
die  nicht  geistlich  geworden,  heirathete  Nicolaus  Werner  in  Görlitz®). 
Der  älteste  Sohn  Heinrich  des  jüngeren,  Pans  v.  S.,  hatte  aus- 
ser dem  schon  erwähnten  Peter  (4338)  noch  mehrere  Kinder.  Um 
4 343  verkauften  „N  i  z  ce  und  H e  m  p  e  1  und  alle  Kinder  Hansens  v.  S. 
den  halben  Hof,  der  ihnen  von  ihrem  Aeltervater  Heinrich  angestor- 
ben war.''  Von  diesen  Brüdern  soll  Nickel  1383  Zöllner  in  Görlitz 
gewesen  sein.  Ein  Peter  und  ein  Hempel  v.  S.  aber  waren  4358  Ratb- 
mannen,  Letztrer  1378  sogar  Bürgermeister  zu  Laubanj  woselbst  die- 


»)  Sbendttelbtt  61.  «)  Bbendat.  71.  Es  ist  falseh,  wenn  diesem  Heinrieli  dem 
jQngeren  (Regeeten  8.  134)  ein  Sohn  Heinrich  beigelegt  wird ,  Ton  dem  der  tpUeve 
adiiohe  Zweig  der  Sela  in  der  Oberlavt.  stamme.  Einen  soleben  Heinrieb  gib  es  unter 
diesen  Sdhnen  nicht.  ')  Ebendss.  71.  SehSppenspnich  von  Msgdebnrg.  N.  Script.  I. 
336.        8)  Gört.  Sudtbach  von  1305.  80.  86.  72. 


154.  Die  V.  Salza.  465 

ser  Zweig  der  Familie  noch  länger  verblieb.  4399  gab  es  in  Lauban 
abermals  einen  Petsch,  einen  Peter  und  einen  Hempel  v.  S.  im 
Rathe.  1402  erlaubte  der  dortige  Rath  einem  „ehrbaren^  Hans  v.  S., 
einen  Hof  in  der  Stadt  zu  kaufen ,  darin  allerlei  btirgerliche  Nahrung 
zu  treiben,  Bier  zu  brauen,  ausländische  Biere  und  Weine  zu  führen, 
Kaufmannschaft  zu  treiben  etc.  und  zwar  schoss-,  bete-  und  steuer- 
frei gegen  eine  jährliche  Abgabe  von  2  Sch^j.  —  In  Görlitz  werden 
in  der  zweiten  Hälfte  des  45.  Jahrhunderts  genannt  ein  Peter  v.  S., 
der  1380  nebst  seiner  Frau  Clara  dem  Rathe  454  Schock  geborgt 
hatte,  desgleichen  ein  Yincenz  und  em  Heinrich  v.  S.,  welche 
1392  16  Mark  von  ihrem  Vorwerke  an  eine  Wittwe  in  Schweidnitz 
verkauften  ^<^) .  Dieser  Heinrich,  dessen  Frau  Anna  hiess  (1391),  war 
1424  Erbrichter  in  Görlitz  ^^]  und  könnte  leicht  derselbe  sein,  mit 
welchem  1422  die  Reihe  der  Besitzer  von  Lichtenau  und  Schreibers- 
dorf aus  der  Familie  v.  S.  beginnt. 


•  I 

In  diesem  Jahre  nämlich  bestätigte  der  Landvoigt  der  Oberlau- 
sitz, er  sei  gegenwärtig  gewesen,  wie  Kaiser  Siegsmund  dem  ehr- 
baren, wohltUchtigen  Knecht  Heinrich  v.  Salza  durch 
seinen  Hofmeister  die  Lehn  über  gewisse  Gefalle  in  den  Dörfern  LtcA- 
tenau,  Schreibersdorf  (W.  von  Lauban]  und  Kunnersdorf  (jetzt  Holz- 
kirch S.  von  Lauban)  habe  reichen  lassen ,  und  erneuerte  jetzt  die- 
selbe Kraft  seines  Amts.  Zugleich  erklärte  er,  dass  während  Hein- 
richs Abwesenheit  im  Ausland  dessen  Bruder  Mathias  v.  S.  diese 
Guter  zu  einem  Altar  tiberwiesen,  also  an  die  Kirche  abgetreten  habe, 
ohne  dazu  Ermächtigung  zu  besitzen ,  weshalb  diese  ^Entfremdung^ 
der  Güter  null  und  nichtig  sei.  Wir  wissen  nicht,  wer  zuerst  diese 
Güter  erworben  hat;  etwa  der  obige  Hans  (1402),  der  auch  schon  mit 
dem  „ehrbar"  des  Adels  bezeichnet  wird?  Diese  Brüder  werden  fer- 
ner nicht  als  Besitzer  jener  Dörfer  genannt. 

Wohl  aber  wird  1432  Anna  v.  S.  und  ihr  Sohn  Portschmann 
(d.  h.  Prokop)  zu  Lichtenau,  1442  aber  die  Brüder  Portschmann  und 
Nickel  V.  S.  als  Inhaber  des  Gerichts  zu  Schreibersdorf  und  1449 
die  Brüder  Nickel  und  Hans  v.  S.  zu  Schreibersdorf  erwähnt *2j. 
Daraus  scheint  zu  folgen,  dass  Anna  die  Wittwe,  Portschmann,  Nickel 
und  Hans  aber  die  Söhne  Heinrichs  v.  S.  auf  Lichtenau  und  Schrei- 
bersdorf gewesen  seien.  Dies  stimmt  freilich  weder  mit  den  Stamm- 
tafeln der  Regesten,  noch  mit  der  —  sehr  fraglichen  —  Inschrift  eines 

9)  Urkunden- Vera.  I.  150  No.  741.  Wiesner,  Anil.  Lauban.         »)  Görl.  Hb. 
obligat,  de  1384  fol.  15.         »)  ProT.-Blätt.  1782.  443.         i«)  Görl.  Gerichtsbücher. 
K  n  0 1  h  e ,  Oeoch.  d.  Oberl.  Adels.  30 


466  n.' Abtheilung. 

Leichensteins  zu  Lichtenau,  wonach  Portschmann  schon  4440  gestor- 
ben wäre.  Vielmehr  hatte  Portschmann  v.  S.  „zu  Lichtenau^  4457 
einen  Rechtsstreit  mit  dem  Rathe  zu  Lauban  wegen  der  Fischerei  und 
Jagd  in  diesem  Dorfe  ^^)  und  erscheint  noch  4  470  als  ,,  zu  Hausdorf  ^ 
(NO.  von  Lauban)  gesessen.  Seine  Söhne  besassen  Lichtenau  und 
Hausdorf. 

Seine  Brüder  Nickel  und  Hans  zu  Schreibersdorf  erkauften 
um  4444  von  Nicol.  v.  Luttitz  Sch($nberg  und  Hatbendorf  (W.  von 
Lichtenau),  veräusserten  diese  Güter  aber  4467  um  4000  fl.  ungar. 
an  Hans  Utmann  aus  Görlitf,  der  sie  aber  4469  nebst  Hermsdorf  (N. 
von  Schönberg)  wieder  an  Nickel  v.  S.  versetzen  und  demselben 
ausserdem  einen  Wald  bei  Heidersdorf  (W.  bei  Lichtenau)  verkaufen 
musste.  Ebenso  erwarb  Nickel  4475  von  seinem  Schwager  Nicol.  v. 
Penzig  Leopoldshain  (N.  von  Hermsdorf)  und  4480  von  Georg  und 
Hana  v.  Penzig  Antheile  von  Rothwasser  (0.  von  Penzig).  Sicher  kom- 
men noch  4  482  Nickel  als  zu  Schreibersdorf  und  Hans  als  zu  Lichten- 
au gesessen  vor.  Wir  können  nicht  glauben,  dass  von  diesem  Hans 
die  Kunzendorfer  Linie  derer  v.  S.  abstamme  ^^) .  Vielmehr  seheint 
derselbe  gar  keine  Kinder  hinterlassen  zu  haben ,  da  alle  die  bei  den 
bald  zu  erwähnenden  Gesammtbelehnungen  genannten  v.  Salza  Söhne 
theils  von  Portschmann,  theils  von  Nickel  sind. 

L  Die  Nachkommen  Portschmanns  v.  Salza;  die  Linien 

Kunzendorf  und  Hausdorf. 

Die  Söhne  Portschmanns  führten  sämmtliob  den  Vornamen  ihres 
Vaters  als  einen  Zusatz  zu  ihrem  Familiennamen.  So  gelobten  4  485 
„Hans,  Caspar  und  Nickel  vom  Salcze,  Portschmann  ge- 
nannt^,  einem  Altaristen  zu  Lauban  Geld  auszuzahlen^^).  Später 
trafen  sie  eine  Erbtheilung;  danach  erscheint  nun  „Hans  Portsch- 
mann V.  S.  auf  (Antheil  von)  Lichtenau^  gesessen  i*).  „Niclas  v. 
S.  Portschmann  genannt^  verkaufte  1503  einen  Antheil  von  Haus- 
dorf und  Kunzendorf  um  SOOO  fl.  ungar.  an  den  Rath  zu  Lauban. 
Caspar  hatte  jedenfalls  einen  anderen  Antheil  an  diesen  Dörfern  und 
verkaufte  4488  auch  Zins  zu  Gersdorf  (N.  bei  Hausdorf)  an  seine 
Vettern  von  der  Schreibersdorfer  Linie.  Auch  bei  den  Gesammt- 
belehnungen (4549  und  4528)  der  sämmtlichen  Vettern  von  S.  wer- 


13)  Urk.-Veri.  U.  68c.  II.  80b.  Laus.  Mag.  1851.  157.  ")  Regesten  S.  269. 
1^  Urk.-Ven.  II.  152*.  Eine  Schwester  derselben  Katharine  war  1492  Nonne  zq 
Lauban.         »«)  Urk.-Ver2.  III.  63?  (1491). 


154.  Dier.'Salza.  '     467 

« 

den  Caspar  und  Nickel  auf  Kunzendorf  und  Hausdorf  aufgeführt.  Ihr 
filterer  Bruder  Hans  scheint  keine  Kinder  hinterlassen  zu  haben; 
sonst  wären  dieselben  gewiss  bei  diesen  Gesammtbelehnungen  mit 
erwähnt  worden. 

Demnach  dürften  von  Caspar  abstammen  Heinrich  und  Nie  las 
V.  S.  auf  Kunzendorf,  welche  i  539  in  dem  Testamente  des  Bischofs 
Jakob  V.  S.  mit  Geld  bedacht  wurden ;  spater  Joachim,  der  4557, 
und  Jakob,  der  4562 — 70  zu  Kunzendorf  gesessen  war.  —  Von 
Nickel  aber  dürften  abstammen  Donal  v.  S.,  der  4530 — 54  als  Be- 
sitzer von  Hatisdorf  Yorkommi,  und  nacn  dessen  Tode  4555  sein  Sohn 
Jakob  mit  Hausdorf  belehnt  ward,  4558  das  Gut  Stolzenberg  (W. 
von  Schreibersdorf]  an  seinen  Vetter  Hermann  v.  S.  auf  Schreibers- 
dorf und  4563  seinen  Antheil  an  Hausdorf  an  Christoph  v.  Tschirn- 
haus verkaufte. 

n.  Die  Nachkommen  Nickels  v.  Salza;    die  Linien 
Schreibersdorf,   Lichtenau  und'Linda. 

Der  oben  (4444)  behandelte  Nickel  v.  S.  auf  Schreibersdorf 
tind  Lichtenau  hinterliess  fünf  Sohne :  Opitz,  Günther,  Mathias, 
Wigand  und  Jakob,  welche  zuerst  4488,  wo  sie  von  ihrem 
Cousin  Caspar  v.  S.  auf  Hausdorf  den  Zins  zu  Gersdorf  kauften,  ge- 
nannt werden.  4494  erwarben  sie,  ebenfalls  gemeinschaftlich,  von 
Fabian  v.  Tschimhaus  das  Dorf  Linda-  und  von  Georg  Emmerich  das 
Dorf  Stolzenberg.  Auch  Lichtenberg  (W.  bei  Schreibersdorf)  gehörte 
ihnen  schon  4  489 1^) .  Erst  4  509  nahmen  sie  eine  brüderliche  Thei- 
lung  vor,  derzufolge  Opitz  Schreibersdorf  Günther  Lichtenau,  Lichten^ 
berg  (das  aber  4540  verfiussert  ward)  und  Gersdorf,  Mathias  jLtnda 
und  Stolzenberg  erhielt,  während  Wigand  und  Jakob  mit  Geld  ab- 
gefunden wurden.  Zugleich  bestimmten  die  Brüder,  dass  alle  ihre 
gegenwärtigen  und  zukünftigen  Lehngüter  „ihnen  zu  gesammter 
Hand  stehen ^  sollten.  In  diese  Gesammtlehn  wurden  später  auch 
die  Cousins  auf  Kunzendorf  und  Hausdorf  gezogen ,  und  so  erfolgte 
4549  durch  König  Ludwig  von  Böhmen  die  erste  Bestätigung  der 
v.  Salza^schen  Gesammtbelehnung. 

Von  diesen  Brüdern  war  Opitz  4498  Landesältester  und  ward 
Stifter  der  Schreibersdorfer  (f  4544),  Günther  der  der  Lichtenauer 
(t4549),  Mathii^s,  seit  4524  Ämtshauptmann  zu  Görlitz,  Stamm- 
vater der  Linda'er  Linie.      Wigand  war  4496 — 4503   Pfarrer  in 


")  Urk.-Verz.  III.  2Q.  N.  Script,  n.  147. 

30* 


0 


468  II-  Abtheilung. 

Jauernick  (SW.  von  Görlitz),  4509  Doktor,  und  erhielt  4546  eio 
Canonikat  zu  Giogau,  spUter  ein  zweites  an  der  Domkirche  zu  Breslau 
(t  4520).  Jakob  ward  4506  zu  Florenz  (?)  Licentiat,  4508  Doktor 
der  Rechte,  4  540  Landeshauptmann  zuGlogau,  trat  aber  4544  in  den 
geistlichen  Stand  und  erhielt  eine  Domherrenstelle  zu  Glogau,  später 
auch  am  Dome  zu  Breslau  und  wurde  4520  zum  Fürstbischof 
daselbst  erwählt  ^^).  4532  erwarb  er  um  3200  fl.  ungar.  von  König 
Ferdinand  pfandweis  Stadt  und  Burglehn  Bolkenhain  in  Schlesien. 
In  dem  kurz  vor  seinem  Tode  (f  4539)  abgefassten  Testamente  ver- 
machte er  ausser  zahlreichen  Legaten  seinen  gesammten  Nachlass 
seinem  Bruder  Mathias  und  den  Söhnen  der  schon  gestorbenen  Brü- 
der Opitz  und  Günther.  Bolkenhain  sollte  zunächst  an  Mathias,  dann 
an  dessen  ältesten  Sohn  Joachim ,  später  aber  jedesmal  ^an  den  älte- 
sten und  nächstgesippeten  Schwertmagen**  fallen.  Dies  Gut  wurde 
später  von  der  kaiserlichen  Kammer  wieder  eingelöst. 

4.    Linie  Schreibersdorf. 

Opitz  V.  S.  auf  Schreibersdorf  hatte  bei  seinem  Tode  (4544) 
einen  einzigen  Sohn  Opitz  hinterlassen.  Dieser  aber  hinterliess 
(4564)  fünf  Söhne:  Heinrich,  Nickel,  Melchior,  Christoph 
und  Opitz,  von  denen  die  drei  Letzteren  bei  der  gemeinsamen  Be- 
lehnung mit  dem  Stammgute  (1562)  noch  unmündig  waren.  Das- 
selbe war  freilich  nicht  gross  genug ,  um  fünf  Brüder  zu  ernähren. 
So  erfolgte  4  563  eine  Theilung  desselben  und  bald  darauf  der  Ver- 
kauf der  einzelnen  Antheile.  So  veräusserte  Heinrich  4  580  Ober- 
Schreibersdorf  um  7000  Thlr.  an  den  Rath  zu  Lauban  und  soll  4602 
auf  Reichenbach  gestorben  sein.  Nickel,  der  sich  einen  besonderen 
Hof  erbaut  hatte,  überliess  denselben  schon  4569  an  Balthas.  v.  Gers- 
dorff,  Melchior  seinen  Antheil  theils  (4578;  an  Hier.  v.  Schönaich 
auf  Siegersdorf,  theils  (vor  4582)  an  Albrecht  v.  Keul;  4603  war  er 
zu  Langenöls  in  Schlesien  gesessen.  Christoph  besass  Nieder- 
Schreibersdorf  und  veräusserte  4580  einen  Theil  davon  an  seinen 
Vetter  Jakob  v.  S.  auf  Lichtenau ,  den  anderen  behielt  er  bis  zu  sei- 
nem Tode  (4602).  Da  er,  wie  es  scheint,  keine  Kinder  hatte,  so  ver- 
kaufte sein  Bruder  Melchior  das  Gut  um  4300  Thlr.  an  Prokop  v.  S. 
auf  Lichtenau.  An  diesen  Vetter  hatte  auch  der  fünfte  Bruder  Opitz 
schon  4592  einen  Theil  von  Schreibersdorf,  bestehend  in  dem  Kirch- 


t8j  Ueber  seine  Wahl  Tgl.  Zeltsrh.  des  Ver.  för  Gesch.  und  Alteitham  Schlesieni 
XI.  303  flg. 


T^mmmmmammmamitm^^^m 


154.  Die  Y.  Salza.  469 

lehn  und  drei  Bauern,  einen  andern  aber  1584  an  Blasius  v.  Bibran^ 
einen  dritten  1593  an  Hans  v.  Warnsdorf  verkauft.  Dieser  v.  Wams- 
dorf erwarb  nach  und  nach  alle  die  einzelnen  Antheile  des  Dorfs  ^^i. 

2.  Linie  Lichtenau. 

Günther  v.  S.  hinterliess  4519  vier  Söhne:  Hermann,.  Hans, 
Günther  und  Jakob.  Von  diesen  erwarb  Hans  das  Gut  Gotseh- 
dorf  im  Fürstenthum  Brieg  und  soll  1588  gestorben  sein.  Günther 
verkaufte  die  bei  der  Theilung  an  ihn  gekommenen  Unterthanen  in 
Gersdorf  1543  um  1500  Thlr.  an  den  Ratb  zu  Lauban^o)  und  wurde 
spSiter  zu  Striegau  in  Schlesien  erstochen.  Jakob  starb  1553  an 
der  Pest.  Der  älteste  Bruder  Hermann  blieb  zu  Lichtenau,  Er 
erwarb  1554  von  Lauban  den  Bischofszins  auf  seinem  Gute,  1558  von 
seinem  Vetter  Nickel  v.  S.  auf  Hausdorf  dessen  Gut  Stolzenberg ,  war 
auch  seit  1561  Inhaber  des  schlesischen  Bolkenhain.  Er  hinterliess 
1564  vier  Söhne  :  Jakob,  nach  dessen  Tode  seine  Gläubiger  seinen 
Antheil  von  Lichtenau  an  seinen  Bruder  Prokop  verkauften,  Hermann, 
der  1581  in  Ungarn  starb,  Hans,  der  1582  Oberlichtenau  an  Caspar 
V.  Eberhardt,  seinen  Stiefvater,  überliess,  und  Prokop,  der  1580 
Stolzenberg  um  3100  Thlr.  an  Lauban  verausserte^*) ,  dafür  aber 
4585  seines  Bruders  Jakob  An|^eil  an  Lichtenau  und  1601  und  1603 
auch  Antheile  von  Schreibersdorf  erwarb. 

3.   Linie  Linda. 

Mathias  v.  S.  auf  Linda  hatte  1540  auch  Heidersdorf  (N.  bei 
Linda)  erworben  und  starb  1542.  Als  seine  Söhne  geben  die  Regesten 
(S.  225)  Hans  und  Joachim  aus  erster,  Benno  und  Jakob  aus 
zweiter  Ehe  an.  Und  in  der  That  werden  bei  der  zwischen  der 
oberlaus,  und  thüringischen  Familie  v.  Salza  1558  geschlossenen 
Wappenvereinigung  Hans  v.  S.  zu  Kunzendorf,  Joachim  zu  Bolken- 
hain ,  Benno  zu  Rengersdorf  (NW.^  von  Görlitz) ,  !Jakob  zu  Heiders- 
dorf s^mmilich  als  „von  Salza  von  der  Lindau"  aufgeführt. 
Allein  es  müssen  der  Brüder  noch  mehr  gewesen  sein.  1548^2)  näm- 
lich belehnte  der  Landvoigt  den  „Benno  v.  S.  zu  Linda  nebst  seinen 
ungesonderten  Brüdern  Jakob,  Mathias,  Wigand  und  Nickel, 
nach  dem  Tode  ihres  Vaters  Mathias"  mit  Linda ,  dem  ganzen  Hoch^ 
waldCj  Stolzenberg  und  ihrem  Antheil  an  Heidersdorf  und  Rengersdorf. 


»)  Nach  den  Lehnbüchern  im  A.  Dresd.       »)  Ürk.-Verz.  HI.  159.      2i)  Eben- 
<U8.  ni.  227.        22)  Oberliui.  Lehnbücher  IV.  76  im  A.  Dresd. 


/ 


470  n.  AbtheiluDg. 

Wir  vermögen  nicht  zu  sagen,  wie  es  kommt,  dass  Hans  undJo  achim 
nicht  bei  der  Belehnung  von  1 548  und  Mathias,  Wigand,  Nickel  nicht 
bei  der  Geschlechtsvereinigung  von  4  558  erwähnt  werden.  Jene  bei- 
den ältesten  Söhne  und  ebenso  Mathias  und  Nickel  haben  wir  in 
oberlaus.  Urkunden  sonst  nicht  vorgefunden. 

B  e  n  n  o  V.  S.  erwarb  zu  dem  vom  seinem  Vater  ererbten  Antheile 
von  Rengersdorf  4564  noch  den  übrigen  Theil  dieses  Guts  nebst  dem 
Pertinenzort  Torga  (um  7000  Thlr.)  hinzu,  die  durch  den  kinderlosen 
Tod  Christophs  v.  Gersdorff  an  die  Krone  gefallen  waren.  Femer 
erkaufte  er  4588  um  1600  Thlr.  das  Gut  Grosskrauscha  (0.  bei  Ren* 
gersdorf)  von  dem  Rathe  zu  Görlitz,  bald  darauf  pfandweis  den 
Meierhof  unter  dem  Oybin  nach  Auflösung  dieses  Klosters  ^^) ,  4  562 
auch  einen  Theil  des  Emmerickwaldes  bei  Krauscha.  Er  war  bischöf- 
lich Breslauer  Rath  und  königlich  böhmischer  Kammmerrath  und  starb 
4566  zu  Rengersdorf  mit  Hinterlassung  von  drei  Söhnen:  Georg, 
Friedrich  und  Hieb  (Letzterer  aus  zweiter  Ehe  mitKatharine 
v.  Rädern  aus  d.  H.  Friedland).  Diese  theilten  sich  so,  dass  Georg 
Oberrengersdorf j  Friedrich  Grosskrauscha,  Hieb  Niederrengersdorf 
ertiielt.  4584  aber  erkaufte  Hieb  von  seinem  Bruder  Friedrich 
Krauscha  und  1 584  von  den  Gläubigem  derer  v.  Bischofswerder  das 
Gut  Ebersbach  (S.  bei  Rengersdorf) ,  i^ofür  er  [\  584)  Niederrengers- 
dorf an  die  v.  Nostitz  auf  Cllersdorf  tlberliess.  Georg  erwarb  zu 
seinem  Antheile  4578  auch  Obemeundorf  von  Albrecht  v.  Gersdorff 
hinzu. 

Benno's  Bmder  Jakob  v.  S.  ^von  der  Linda  zu  Heidersdorf^ 
war  Amtshauptmann  zu  Görlitz  und  hinterliess  4589  mehrere  Söhne, 
von  denen  Heinrich  und  Maximilian  (Antheil  von)  Niederhei- 
dersdorf  an  die  v.  Nostilz ,  Oberheidersdorf  an  Jakob  v.  Rindfleisch 
verkauften,  Mathias  und  Joachim  1596  vor  Grosswardein  fielen, 
Nicolaus(t  4646)  Klostervoigt  zu  Marienthal  war,  Abraham  4593 
zu  Heidersdorf,  Christoph,  Benno  und  Bernd  zeitig  im  Ausland 
ihren  Tod  fanden. 

Benno's  Bmder  Wigand  verkaufte  4  569  (einen  Theil  von)  Linda 
an  Anton  v.  Döbschitz  auf  Schadewalde  und  starb  4  574  mit  Hinter- 
lassung zweier  Söhne :  Hang,  der  Zwecka  und  Lomnitz  (NW.  von 
Seidenberg) ,  und  W  i  ga  n  d  der  jüngere,  der  Nieder linda  besass. 


M)  Pescbeck,  Cölestiner  82. 


immamm^m^Kma^mm^mm^^tß^P'^^m 


155.  Die  Schaff.  471 

155.  DleSchaffO* 

Das  ritterliche  Geschlecht  der  Schaff  (Schoff,  Schaaf,  Ovis) 
ist  von  Meissen  aus  in  die  Oberlausitz  gekommen.  Seit  Anfang  des 
44.  Jahrhunderts  erscheinen  häufig  die  Schaff  auf  Mückenberg  als 
Zeugen  bei  den  Herren  v.  Kamenz,  deren  Grenznachbam  sie  waren. 
Einer  von  ihnen,  Ritter  Günther  Schaff,  besass  auch  iq  der  Ober- 
lausitz mindestens  den  Kretscham  in  Höflein  (N.  von  Marienstern], 
den  er  vor  1304  an  das  Kloster  Marienstern  verkaufte'^}.  Möglich 
dass  dieser  Mückenberger  Linie  auch  der  Ulrich  Schaff  („Ovis^] 
angehörte,  der  \  280  Landvoigt  in  der  westlichen  Oberlausitz  war.  Der- 
selbe besass  das  Gut  Königsteich  [piscina  regis  oder  allodium  regis) , 
d.  h.  Niederkcäna  (NO.  von  Budissin)  ^) ,  welches  er  durch  den  Münz- 
meister Otto  von  Budissin  verwalten  Hess.  Da  er  den  von  diesem 
Gute  von  allen  Früchten  zu  entrichtenden  vollen  Zehnten  seit  mehr 
als  vier  Jahren  dem  Domkapitel  in  Budissin  vorenthalten  hatte ,  so 
ward  er  endlich  von  diesem  excommunicirt ,  bis  1284  der  Streit  güt- 
lich beigelegt  wurde. 

Bleibend  ansässig  aber  waren  die  Schaff  vorzugsweise  in  dem 
Göriitzer  Weichbild  und  zwar  in  und  um  See  (W.  von  Niesky)  ge- 
worden. Schon  Ende  des  44.  Jahrhunderts  erscheinen  in  jener 
Gegend  ihrer  so  viele,  dass  jede  genealogische  Gruppirung  unmöglich 
wird.  Ohne  Angabe  des  Gutes  werden  4384  die  Brüder  Alb  recht 
und  Hans  Schaff  erwähnt,  von  denen  Albrecht  vielleicht  identisch 
ist  mit  dem  4442  genannten  „Albrecht  Schaff  von  Trebus^  (N.  von 
Niesky),  mit  welchem  zugleich  sein  „Bruder^  Leutold  von  Trebus 
aufgeführt  wird.  Dem  Vornamen  nach  dürfte  auch  der  4405  er- 
wähnte „Ulrich  von  Trebus^  der  Familie  angehören.  —  Als  zu  Horka 
(O.  von  Niesky)  gesessen  kommen  vor  ein  Posch el  Seh.  (4389 — 94) 
und  ein  „Heinrich  von  dem  See,  gesessen  zu  Horka^  (4394),  wo- 
raus sich  die  Abzweigung  der  Horka^er  Linie  von  dem  Stammhause 
See  ergiebt;  femer  ein  Hans  Seh.  (4402 — 7)  und  ein  Ulrich  Seh. 
(4  402 — 7).  —  Ebenso  gab  es  in  dem  dicht  an  Horka  anstossenden 
Mückenhain  eine  besondere  Linie  der  Seh. ,  nämlich  4404 — 7  Ulrich 
Seh.,  seitdem  Ren  t  seh  Seh.,  der  stets  durch  den  Beisatz  „zuMücken- 
hain^  von  einem  gleichnamigen  Vetter  „zu  See^  unterschieden  wird. 
Als  derselbe  1443  starb,  übertrug  seine  Wittwe  Margarethe  die 
Vormundschaft  über  ihre  Kinder  ihrem  Vetter  Heinrich  Seh.  auf 


1&5.  0  Ausführlicher  von  uns  dargestellt  im  Lsnsitser  Magadn  1867.  19  flg. 
3)  K  not  he,  MStem  41.        3)  Laos.  Mag.  1859.  111.  Cod.  Las.  118  flg. 


472  II-  Abtheihmg. 

Särichen,  Sofort  meldeten  sich  von  allen  Seiten  Gläubiger  zu  ihres 
Mannes  Gutem ,  und  so  musste  MUckenhain  theils  an  Albr.  v.  Hang- 
witz ,  theils  an  Otto  v.  Nostitz  verkauft  werden.  Bei  einer  noch- 
maligen Lossage  „wegen  Mückenhain ^  (1430)  werden  Else  und 
Donat  als  „Schaffs  Kinder,  etwa  zu  MUckenhain  gesessen^,  be- 
zeichnet. 

Auf  dem  Stammgute  See  nun  erscheinen  ge^en  Ende  des  4  4. 
Jahrhunderts  nicht  weniger  als  vier  verschiedene  Schaff,  die  mög> 
licherweise  BrUder  waren,  nämlich  1397 — 1420  Rentsch  Seh.  „der 
älteste  seiner  BrUder**,  der  1407  Hauptmann  zu  Görlitz  war, 
< 386— 94  Ulrich  Seh.,  1398  Thomas  Seh.,  endlich  1387  und 
1417  Gotsche  Schaff.  Wir  wissen  nicht,  von  welchem  der  drei 
Erstgenannten  Hans  und  Ulrich  Seh.  abstammen,  die  noch  1430 
und  1448  als  Herren  zu  See  bezeichnet  werden,  obwohl  damals  das 
Gut,  ganz  oder  theilweis,  bereits  an  Hans  v.  Beiwitz  übergegangen 
war.  Auch  ein  1480  gestorbener  „dominus  Johannes  Sc  ho  ff* 
wird  in  dem  Nekrologium  der  Franziskaner  zu  Görlitz  noch  als  ^von 
dem  See"  bezeichnet.  Viele  Glieder  der  Familie  nahmen  um  diese 
Zeit  Söldnerdienste  bei  dem  Deutschen  Orden  in  Preussen.  So  be- 
fanden sich  1410  Ulrich,  Reintz,  Friedrich,  Fritz,  Hans, 
Ulrich  und  Gotsche  Schaff  theils  in  der  berüchtigten  Schlacht  bei 
Tannenberg,  theils  bei  der  Yertheidigung  von  Marienburg*; . 

Der  eben  erwähnte  Gotsche  Schaff  auf  See  erscheint  selbst 
nach  den  dürftigen  Notizen  der  Görlitzer  GerichtsbUcher  als  eine  echt 
mittelalterliche  Rittergestalt.  1387  machte  er  (zum  zweiten  Mal)  Hoch- 
zeit mit  Else,  wie  es  scheint,  einer  nahen  Verwandten  des  dama- 
ligen Landvoigts,  Herrn  Benes  v.  der  Duba  auf  Hoyerswerde.  Darum 
schickte  ihm  der  Rath  von  Görlitz  zum  Hochzeitsschmause  eine  Fuhre 
Bier  und  ein  Wildschwein  „propter  dominum  Benisium.**  1389  finden 
wir  ihn  auf  dem  von  dem  jungen  Herzog  Johann  von  Görlitz  in  seiner 
Stadt  veranstalteten  Turniere,  bald  darauf  im  Auftrag  König  Wenzels 
von  Böhmen  als  Unterhändler  und  Bürgen  eines  Friedens  mit  Mark- 
graf Wilhelm  von  Meissen.  Dabei  hatte  er  aber  ewig  Händel  und 
Schulden.  Bald  hat  er  Luthern  v.  Gersdorff  auf  Kuhns  zu  Gelde  ver- 
helfen; bald  hat  er  selbst  Freunde  „an  Juden  versezt**.  Darauf  drän- 
gen ihn  diese  seine  Bürgen  so ,  dass  er  einmal  über  das  andere  nebst 
Frau  und  Sohn  geloben  muss ,  wenn  er  dieselben  nicht  binnen  be- 


*)  Joh.  Voigt,  Namen-Codex  der  deutschen  Ordens-Beamten.  Königsberg  1843. 
S.  1Q3. 


155.  Die  Schaff.  473 

stimmter  Frist  löse,  von  Haus  und  Hof  ziehen  zu  wollen.  Wiederholt 
erkennt  er  seinen  Gläubigern  das  Recht  zu ,  ihn  zu  pfänden ,  wenn 
er  nicht  binnen  14  Tagen  zahle;  oft  wird  er  auch  gepfändet;  bis- 
weilen aber  wird  er  auch  vor  Gericht  geladen,  ^weil  er  sich  des 
Pfandes  gewehrt.^  Bald  muss  er  „Beweisung  thun  mit  zwei  Fingern 
auf  die  Heiligen^ ;  bald  reitet  er  vom  Gericht  fort,  „ohne  geantwortet 
zu  haben^,  was  er  doch  vorher  zugesagt  hatte.  Leichten  Sinnes,  wie 
er  war,  hatte  er  nicht  einmal  Sorge  getragen ,  dass  sein  Weib  einen 
Brief  habe  über  ihr  Leibgedinge  zu  See  (U47). 

Gotsche  hatte  zwei  Söhne  aus  erster  Ehe,  Hans  und  Heinrich. 
Letztrer  war  1397  Duba'scher  Hauptmann  zu  Hoyerswerde,  minde- 
stens seit  1408  aber  Besitzer  von  Sarichen  (W.  bei  Mttckenhain) .  1409 
wurde  er  von  König  Wenzel  zum  Fehmrichter  der  Oberlausitz  er- 
nannt. Auch  er  steckte  tief  in  Schulden,  und  als  er  1418  starb,  ward 
seine  Wlttwe  Margarethe  von  den  Gläubigem,  besonders  von  Schaff 
Hannos,  hart  bedrängt.  Dieser  „Scho ff  Hannos'^  (die  Namen  stets 
so  gestellt),  zu  Diehsa  (SW.  von  Niesky)  gesessen,  war  wohl  der 
Bruder  Heinrich  Schaffs;  sein  Schwestersohn  war  Franz  v.  Opeln, 
der  später  Besitzer  von  Diehsa  ward.  Schoff  Hannos  hinterliess  von 
seiner  Frau  Margarethe  geb.  v.  Gersdorff  a.  d.  H.  Reichenbach 
zwei  Söhne,  Heinrich  und  Peter,  die  1432  Besitzungen  m  Rothen- 
burg erwarben.  1439  überliess  diesem  Peter  Seh.  sein  Onkel  Ramfold 
V.  Gersdorff  einen  Letzterem  zustehenden  Zins  von  20  Seh.  Gr.  auf 
Lobau^  und  als  um  1446  dieser  Ramfold,  als  der  Letzte  seiner  Linie  starb, 
ßelen  dessen  Lehngttter  infolge  einer  früheren  Gesammtbelehnung  an 
Peter  Schaff ,  der  daher  1455  mit  MengeUdorf,  halb  GosswiU,  ganz 
Dolgowitz  „und  allem,  was  Tamme  v.  Gersdorff  und  seine  Brüder  zu 
Sohland  und  Oehlisch^  besessen,  so^wie  mit  Niederreichenbach  und  dem 
Zins  auf  Löbau,  „wie  die  Briefe  ausweisen '',  belehnt  ward.  Nach 
Peters  Tode  erhielten  seine  Söhne:  Hans,  Georg,  Tamme  und 
Balthasar  1459  hiertlber  die  Lehn.  Als  1481  diese  Lehn  durch 
König  Mathias  erneuert  ward,  werden  nur  noch  Balthasar  und  Tamme 
Schaff  genannt.  Diese  beiden  verkauften  1491  die  20  Seh.  Zins  auf 
Löbau  an  Christoph  v.  Gersdorff  auf  Baruth.  Balthasar  war  erst  Pfar- 
rer in  Löbau ,  dann  Domherr  in  Budissin  und  starb,  wie  es  scheint, 
als  der  Letzte  seiner  Brüder,  1511  in  Niederreichenbach  ^] .  —  Der 
älteste  Bruder  Balthasars,  Hans,  besass  1489  einen  Theil  desbischöf- 


5)  Urk.-Verz.  II.  49c.  77».  86  und  144.    Die  Namen  der  Abichrift  in  der  Urk.- 
^ammlung  dürften  sehr  falsch  gelesen  worden  sein. 


474  ^^'  Abtheilnng. 

lieh  lueissnischen  Gutes  Kunewaldej  woselbst  er  seine  Frau  Vero- 
nika beleibdingen  liess,  verkaufte  aber  vor  4493  dasselbe  an  Hans 
V.  Forst. 

Ausser  den  bisher  Genannten  wird  4  421  ein  Ha  n  s  Seh.  zu  Skassa 
(bei  Grossenhain?),  U26  ein  Hans  Seh.  als  Burggraf  auf  der  Lands- 
kroney  1459  ein  Hans  Seh.  zu  Küpper  (O.  von  Seidenberg),  U67  bei 
Belagerung  von  Hoyerswerde  abermals  ein  Hans  Seh.  zu  Neukirch 
(wir  wissen  nieht,  ob  in  der  Oberlausitz)  erwähnt.  Seit  Anfang  des 
46.  Jahrhunderts  versehwindet  das  einst  so  vielverzweigte  und  wohl- 
begüterte Geschlecht  gänzlich  aus  der  Oberlausitz. 

156.  Die  T.  Seharftod 

kamen  zuerst,  wir  wissen  nicbt  woher,  mit  Jacob  v.  Schar  fs  oder 
nach  der  Oberlausitz,  der  4544  Hofrichter  in  Ltfbau  und  Budissin, 
mindestens  seit  4562  aber  Besitzer  von  Dürrbach  (SW.  von  Reich- 
walde) war.  4565  verkaufte  er  dies  Gut  nebst  Antheil  von  Kringels- 
dorf (W.  bei  Reichwalde)  an  Casp.  v.  Nostitz  auf  Jahmen.  —  Wir 
wissen  nicht,  ob  ein  direkter  Nachkomme  von  ihm  jener  Heinrich 
V.  Scharfsod^)  war,  der  das  v.  Falkenhain'sche  Gut  in  Radgendorf 
(NW.  von  Zittau)  gepachtet  hatte  und  4643  zu  Zittau  auf  der  Treppe 
des  Rathskellers  einen  ihm  zufällig  in  den  Weg  kommenden  Mann, 
Namens  Walter,  mit  dem  Dolche  niederstiess.  Er  ward  sofort  von 
dem  Rathe  der  Stadt  festgesetzt  und  trotz  der  Fttrbitte  seiner  Braut, 
einem  Fräulein  v.  Jomitz,  mit  der  er,  der  Letzte  seines  Geschlechts, 
sich  in  44  Tagen  verheirathen  wollte,  4644  ^uf  dem  MariLtplatz  zu 
Zittau  enthauptet,  da  die  Wittwe  des  Ermordeten  ein  ihr  angebotenes 
Wehrgeld  nicht  annahm. 

157.  Die  T.  Seheliendorfy 

eine  schlesisehe  Familie,  wurden  erst  mit  dem  Anfang  des  46.  Jahr- 
hunderts auch  in  der  Oberlausitz  ansässig.  4500  nämlich  erkauf- 
ten die  ungesonderten  Brttder  Georg  und  Balthasar  v.  Seh.  auf 
Geltsch  (?)  von  den  Gebr.  v.  Wamsdorf  das  Dorf  Tzsohima  (NO.  von 
Görlitz),  verkauften  es  aber  schon  4504  um  4600  fl.  ungar.  an  den 
RathzuLAuban^).  —  4566  erwarb  Christoph  v.  Seh.  zuSacz  (?)von 
Balthasar  v.  Rottwitz  auf  Haibau  zunächst  zwei  Bauern  zu  Klix  (S.  von 
Haibau) ,  später  aber  auch  Haibau  selbst  nebst  den  zugehörigen  Ortr- 


156.  0  Pescheck,  Zitton  11.  182. 

157.  1)  Wiesner,  Ajinal.  Lauban.  Urk.-Verz.  III.  56. 


1 


158.  Die  Herren  v.  Schleinitz.  475 

Schäften.  Wohl  derselbe  Christoph  v.  Seh.  erkaufte  4579  von  seinem 
Schwager,  dem  Burggrafen  Casp.  v.  Dohna  a.  d.  H.  Straupitz,  um 
50000  Thlr.  die  Standesherrschaft  ATtfni^ffrrücfc ,  die  er  1584  seinem 
Sohne  Carl  Magnus  hinterliess.  Dieser  sowohl,  als  sein  Vater  hatten 
wegen  des  als  Pertinensstück  zu  Rönigsbrttck  gehörigen  Geleitzolles, 
des  sogenannten  BrückenzoUet  zu  Dresden,  mit  dem  Rathe  dieser  Stadt 
langwierigen  Streit  ^j. 

158.    Die  Herren  y.SeUeliiltzi). 

Im  Jahre  4471  hatte  Heinrich  v.  Schi.,  der  Sohn  des  sächsi- 
schen Obermarschalls  Hugold  v.  Schi.,  von  Kurftlrst  Ernst  und  Herzog 
Albrecht  von  Sachsen  die  beiden  grossen  böhmischen  Herrschaften 
Tollenstein  und  Schluckenau  erworben  und  war  dadurch  in  den  böh- 
mischen Herrenstand  getreten.  Um  4500  eiiiielt  er  dazu  von  Herzog 
Georg  von  Sachsen  noch  die  Herrschaft  Uohnstein  und  kaufte  auch 
in  der  Oberlausitz  eine  Menge  an  seine  böhmischen  Besitzungen  an- 
stossender  Güter  zusammen ,  so  dass  er  endlich  ein ,  wenn  auch  in 
drei  Ländern  gelegenes ,  doch  wohlzusammenhängendes  Gebiet  von 
gegen  4372  I^M.  Flächeninhalt  besass,  gross  genug,  um  die  Bezeich- 
nung als  „Schleinitzer  Ländchen^  zu  rechtfertigen ,  welche  die  Zeit- 
genossen selbst  diesem  Territorium  beilegten  ^) , 

So  hatte  er  im  Zittauer  Weichbild  die  Scheibemtlhle  in  Nieder- 
herwigsdorf ("SVif .  bei  Zittau]  käuflich  an  sich  gebracht,  die  er  aber 
4545  den  Cölestinem  auf  dem  Oybin  verkaufte.  Femer  hatte  er  (schon 
vor  4490)  von  Burggraf  Joh.  v.  Dohna  auf  Grafenstein  fast  ganz  Oder- 
witz erkauft,  von  welchem  er  den  einen  Theil  an  Nicol.  v.  Gersdorff 
auf  Grosshennersdorf ,  einen  andern  an  die  Gebr.  v.  Muschwitz  als 
Afterlehn  gab,  einen  dritten  aber  4545  ebenfalls  an  die  Cölestiner 
veräusserte.  Nicht  minder  hatte  er,  wir  wissen  nicht  wann  und  von 
wem,  die  beiden  Dörfer  Seifhennersdorf  und  Eibau ,  zu  welch  letzte- 
rem auch  Leistersdorf  gehörte  j  erworben  und  erlangte  dazu  4513 
von  König  Wladislaus  noch  das  durch  den  Tod  Hansens  v.  Miltitz  er- 
ledigte Pidssnitz  mit  seinen  zahlreichen  Pertinenzorten. 

Heinrich  v.  Schi.,  der  ebenfalls  die  Stellung  eines  Obermarschalls 
am  Hofe  zu  Dresden  bekleidete,  starb,  erblindet,  4548  in  Meissen 
und  ward  zu  Altzelle  begraben.  Er  hinterliess  zwei  Töchter  und  sechs 


2)  Vgl.  ▼.  Weber,  ArchW  für  die  s&chs.  Gesch.  I.  435  flg. 

1&8.  0  AasfQhrlicher  tod  ans  dtrgestellt  im  Laus.  M*gaz.  1862.  401  flg. :  „Das 
Sehleinitser  L&ndehen^  ^  N.  Script.  III.  90.  Z.  33:  „Des  Ton  Sleinitx  Landf" 
ClölO). 


r  • 


476  II.  Abtheilung. 

Söhne,  Jahn,  Ernst,  Wolf,  Christoph,  Hans  und  Georg, 
von  denen  aber  Jahn  4520,  Hans'^uni  4525  kinderlos  starben  und  auch 
Christoph  und  Wolf  seit  4526  und  4529  nicht  mehr  erwähnt  werden, 
so  dass  seitdem  nur  Ernst,  Dompropst  zu  Meissen  und  zu  Prag,  und 
Georg  als  die  Besitzer  der  väterlichen  Güter  erscheinen.  Schon  4523 
hatten  die  sämmtHchen  Brtlder  Pulssnitz  an  die  Gebr.  v.  Schlieben, 
4524  Hohnstein  an  Ernst  v.  Schönburg  auf  Glauchau  verkauft.  Dafür 
erwarben  4529  die  Brüder  Ernst  und  Georg  v.  Schi,  von  Ludolf  v. 
Gersdorff  auf  Rittlitz  das  seit  dem  Hussitenkriege  wüstliegende  Ebers- 
back.  4532  erhielten  sie  zu  Regensburg  von  Kaiser  Karl  V.  die  Be- 
stätigung ihres  Freihermstandes.  Obgleich  beide  Brüder  bis  zu  Emsts 
Tode  (4548)  all  ihre  Güter  gemeinschaftlich  besassen,  ven^^altete  die- 
selben doch  Georg  allein.  Derselbe  hatte  4530  in  Wittenberg  stu- 
dirt.  Er  wohnte  anfangs  auf  dem  Tolienstein,  später  in  Rumburg. 
Es  war  ein  umsichtiger,  gegen  seine  Unterthanen  wohlwollender  Herr: 
nur  auf  seine  wirklichen ,  wie  vermeintlichen  Rechte  hielt  er  eifrig 
und  gerieth  deshalb  oft  in  Streit  mit  dem  Rathe  zu  Zittau  wegen  der 
Obergerichtsbarkeit  auf  seinen  zum  Weichbild  dieser  Stadt  gehörigen 
Ortschaften.  Der  Reformation  war  er  feind  und  Hess  den  Pfarrer  zu 
Spitzkunnersdorf,  der  dieselbe  auch  in  seinem  Fiiial,  dem  Schleinitz- 
sehen  Leutersdorf ,  einführen  wollte,  vier  Wochen  lang  in  Rumbunt 
gefangen  sitzen.  4554  kaufte  er  von  Hans  v.  Schlieben  noch  Wehrs- 
dorf (W,  V.  Schirgiswalde)  hinzu. 

Nach  seinem  4565  erfolgten  Tode  nahmen  seine  Söhne  eine  Thei- 
lung  der  Güter  vor,  welche  uns  nur  soweit  beschäftigen  soll,  als  da- 
bei die  oberlaus.  Besitzungen  in  Frage  kommen.  Heinrich  erhieh 
ausser  der  Herrschaft  Tollenstein  die  oberlaus.  Dörfer  Seifhennersdorf\ 
Eibau  und  Niederleutersdorf,  musste  aber  4570  alle  seine  Güter  (uro 
74000  Seh.  Meissn.)  an  seinen  Vetter  Christoph  v.  Schleinitz  auf 
Graubsik  verkaufen.  Dieser  Christoph  veräusserte  4576  halb  Eibau 
an  den  Zittauer  Bürgermeister  Joach.  v.  Milde,  4584  Seifhennersdorf 
(um  46000  Thlr.)  an  den  Rath  zu  Zittau  und  endlich  4586  die  Herr- 
schaft Tollenstein  selbst  an  Dr.  Georg  Mehl  v.  Ströhlitz.  Ernst,  der 
zweite  Sohn  Georgs  v.  Schi.,  erhielt  die  Herrschaft  Schluckenau  und 
die  oberlaus.  Ortschaften  Oderwitz  ^  Ebersbach  und  Gersdorf.  Nach 
seinem  Tode  erscheint  in  |den  Ebersbacher  Schöppenbüchem  seine 
Wittwe  Lud mi IIa  v.  Schi.  seb.  v.  Lobkowitz  als  Gutsherrschaft. 
Diese  aber  verkaufte  Ebei*sbach  (vor  4595]  an  Elisabeth  v.  Schi, 
geb.  Gräfin  Schlick,  die  Gemahlin  Friedrichs  v.  Schi.,  des  dritten 
Sohnes  von  Georg ,  der  Wamsdorf  in  Böhmen  als  besonderes  Demi- 


159.  Die  Herzöge  von  Schlesien.  477 

Dium  bekommen  hatte.  Dieser  Friedrich  aber  verkaufte  4597  £bers- 
bach  nebst  Oberfriedersdorf  (N.  von  Ebersbach)  und  Gersdorf  (um 
15000  Thlr.)  an  den  Rath  zu  Zittau.  Nur  Oderwitz  blieb  noch  bis 
4609  im  Besitz  der  Herren  v.  Schi,  auf  Schluckenau.  Der  vierte  Sohn 
von  Georg  v.  Schi.,  Hans,  scheint  anfangs  Hainspach  in  Böhmen  als 
eine  besondere ,  von  Schluckenau  abgetrennte  Herrschaft  erhalten  zu 
haben  und  ausserdem  Wehrsdorf ^  das  er  4572  an  Georg  v.  Berbisdorf 
veräusserte.  Er  war  kaiserlicher  Rath  und  4572 — 94  Landvoigt  der 
Oberlausitz,  als  welcher  er  in  Budissin  residirte.  Deshalb  suchte  er 
Besitzungen  in  der  Nähe  dieser  Stadt  zu  erwerben.  So  finden  wir  ihn 
4575  zu  Neschwitz  ^)  gesessen,  das  er  aber  bald  wieder  verkauft  haben 
muss,  da  er  sich  seit  4580  ^auf  Litbochau^  (N.  bei  Budissin)  schreibt. 
Er  starb  den  4.  Januar  4595.  —  So  gehörte  Anfang  des  47.  Jahrhun- 
derts von  all  den  zahlreichen  Gütern  in  der  Oberlausitz  nur  noch  (bis 
4609)  Oderwitz  den  Herren  v.  Schleinitz. 

159.   Die  Herzöge  Ton  Schlesien. 

Bekanntlich  erhob  nach  dem  kinderlosen  Tode  Markgraf  Wolde- 
mars  von  Brandenburg  (4349),  zu  dessen  Ländern  auch  die  Ober- 
lausitz gehört  hatte,  Herzog  Heinrich  von  Jauer  Erbansprüche 
nicht  nur  auf  die  östliche ,  sondern  auch  auf  die  westliche  Hälfte 
dieses  Landes.  Infolge  der  mit  seinem  Schwager,  König  Johann  von 
Böhmen ,  deshalb  auf  dem  Schlosse  Voigtsberg  bei  Oelsnitz  gepfloge- 
nen Verhandlungen  verzichtete  er  zwar  auf  die  westliche,  behielt 
aber  die  östliche  Hälfte  oder  das  Land  Görlitz  und  erwarb  von  dem 
König  durch  Tausch  noch  die  (böhmische)  Herrschaft  Zittau  hinzu,  für 
welche  er  die  seiner  Gemahlin  gehörige  Herrschaft  Königingrätz  in 
Böhmen  hingab^).  So  war  Herzog  Heinrich  oberlaus.  Landesherr 
geworden  und  blieb  dies,  nachdem  er  4329  auch  das  Weichbild  Gör- 
litz gegen  andere  Güter  an  König  Johann  vertauscht  hatte,  wenigstens 
im  Laubanschen  und  Zittauschen  Weichbild,  sowie  im  Queisskreis 
bis  an  seinen  kinderlosen  Tod  (4346),  worauf  vertragsmässig  auch 
diese  Territorien  an  die  Krone  Böhmen  zurückfielen. 

Herzog  Boleslaw  (Bolko)  von  Schweidnitz  besass  das  Dorf 
Neuhaus  an  der  grossen  Tschime  ,  von  dem  nur  der  auf  dem  linken 
Flussufer  gelegene  Theil  zur  Oberlausitz ,  der  auf  dem  rechten  aber 


3)  „Ich  Hans  v.  Schleinitz  auf  Neschwitz,  k.  k.  Maj.  Bath,  Landvoigt  der  Oberlau- 
Bitz",  —  genehmigt  einen  Kauf.    Archiv  zu  Neschwitz. 

159.  1)  Ausföhrlicher  von  uns  dargestellt  in  ▼.  Web  er' s  Archir  f.  d.  Bachs.  Ge- 
schichte VIII.  266  flg. 


478  II-  Abthellang. 

zu  dem  schlesisohen  Herzogthum  Sagan  geborte.  Dies  Dorf  hatte  er 
zum  Städtlein  gemacht  und  auf  der  oberlaus.  Seite  des  Flusses  einen 
festen  y^Hof'^  (daher  der  ganze  Ort  auch  Neuhof  heisst]  erbaut  zum 
Schutze  der  Handelsstrasse,  durch  welche  er  sein  neues  Städtdien  zu 
heben  suchte.  Grade  hierdurdi  aber  glaubte  sich  die  Stadt  Görlitz 
in  ihrem  Strassenprivilegium  und  in  ihrem  Waid-  und  Salzhandel 
beeinträchtigt.  So  lange  der  Herzog  selbst  lebte,  der  bei  Kaiser 
Karl  lY.  in  hohem  Ansehn  stand,  wagte  sie  nichts  zu  thun.  Als  der- 
selbe aber  1368  starb  und  der  Kaiser  zu  jener  Zeit  sich  eben  in 
Italien  befand ,  überredeten  die  Görlitzer  die  tlbrigen  Sechsstttdte,  es 
gelte  einen  schleunigen  Zug  gegen  einen  gefährlichen  Hof,  wo  man 
Räuber  und  böse  Leute  hause ;  so  zogen  die  Städte  vor  Neuhaus  und 
zerstörten  den  Hof,  das  Städtchen  und  noch  einige  Eisenhämmer 
daselbst.  Allein  des  Herzogs  Wittwe,  Agnes  von  Schweidnitz, 
welche  auf  Lebenszeit  die  sämmtlichen  Besitzungen  ihres  Gemahls 
überkommen  hatte,  führte  sofort  Klage  bei  dem  Erzbischof  von  Prag, 
während  des  Kaisers  Abwesenheit  Statthalter  von  Böhmen,  und  dieser 
nöthigte  die  Sechsstädte ,  nicht  nur  alles ,  was  sie  eingeäschert,  wie- 
der aufzubauen ,  sondern  auch  noch  \  600  Schock  Strafgelder  an  die 
königliche  Kammer  zu  erlegen.  Zwischen  4370—77  ttberliess  Her- 
zogin Agnes  Neuhaus  an  Heinecke  v.  Gzedelitz  (Seidlitz)  2) . 

Am  20.  October  4437  erkaufte  Heinrich  v.  Promnitz,  dessen  Fa- 
milie aus  dem  Herzogthum  Sagan  stammte,  von  den  Herren  v.  Biber^ 
stein  auf  Friedland  die  Landskrone  bei  Görlitz  nebst  den  zugehörigen 
Dörfern  Kunnerwitz ,  Neundorf  und  ESeinbiessnitz ,  verkaufte  sie  aber 
schon  vor  dem  34.  Oct.  desselben  Jahres  an  Herz.  Hans  von  Sagan. 
Es  lag  auf  der  Hand ,  dass  er  den  Kauf  nur  mit  dem  Gelde  und  zu 
Gunsten  des  Herzogs  geschlossen  hatte.  Da  man  sich  in  der  Ober- 
lausitz aber  in  den  damaligen  erbitterten  Kämpfen  zwischen  der 
hussitischen  und  katholischen  Partei  von  dem  Herzog  nichts  Gutes 
versah,  vielmehr  Grund  zu  vermuthen  hatte,  dass  derselbe  die  wich- 
tige Burg  wieder  an  Siegsm.  v.  Wartemberg ,  den  leidenschaftlichen 
Feind  der  Sechsstädte,  abtreten  wolle,  so  suchten  Landvoigt  und 
Stände  diesen  Kauf  um  jeden  Preis  rückgängig  zu  machen.  Da  der 
Herzog  selbst  nicht  von  demselben  zurücktrat ,  so  hinderten  die  Göi^ 
litzer  seine  Leute  an  dem  (sehr  nöthigen)  Ausbau  und  der  Verprovi- 
antirung  der  Landskroue  und  Hessen  seine  Beschwerdebriefe  lange 
ganz  ohne  Antwort.     Eben  hatte  man  sich  an  König  Siegsmund  um 


2)  N.  Script,  rer.  lus.  I.  34  flg.  Laus.  Mag.  1859.  406. 


\ 


160.  DieSchley.  479 

Abhülfe  gewendet,  da  starb  dieser.  Vielleicht  eben  dadurch  küh- 
ner gemacht,  kündigte  Hersog  Hans  den  Sechsstädten  Fehde  an; 
allein  noch  1439  ereilte  auch  ihn  der  Tod.  Und  seine  Söhne, 
Balthasar,  Rudolph,  Wenzel  und  Johann,  boten  jetzt  selbst 
die  Landskrone  der  Stadt  Görlitz  zum  Verkauf  an.  So  ging  dieselbe 
UiO  um  600  Seh.  in  den  Besitz  von  Görlitz  über  3).  Die  Lehn  über 
diese  Besitzungen  hatten  übrigens  die  Herzöge  vom  Landvoigte  nie 
erlangt.  — 

Ausser  den  Genannten  waren  mehrfach  schlesische  Herzöge,  auch 
ohne  Güter  in  der  Oberlausitz  zu  besitzen,  Landvoigte  derselben; 
so  4404 — 6  Herzog  Bolko  von  Münsterberg,  U20 — 23  Herzog 
Heinrich  der  jüngere,  genannt  Rumpold,  vonGlogau,  4474 
— 75  Herzog  Friedrich  von  Liegnitz,  4504 — 6  Herzog  Siegs- 
mund von  Troppau  und  Grossglogau,  Bruder  des  König  Wla- 
dislaus  von  Böhmen  und  des  König  Alexander  von  Polen,  dessen 
Thron  er  4506  selbst  bestieg,  endlich  4520 — 27  Herzog  Karl  von 
Münsterberg  und  Oels. 

160.   DieSeUey  (Sley). 

Von  diesem,  wie  es  scheint,  nur  in  der  Oberlausitz  vorkommen- 
den Geschlecht  haben  wir  zuerst  Caspar  Sil e  erwähnt  gefunden, 
der  einen  bischöflich  meissnischen  Unterthan  geschlagen  hatte  und 
deshalb  von  Bischof  Rudolph  in  Haft  genommen  worden  war.  Indess 
gab  ihn  4444  der  Bischof  auf  Bitten  des  oberlaus.  Landvoigts  frei  und 
überliess  diesem  das  Weitere  ^).  —  Es  war  wohl  ein  andrer  Caspar 
Slye,  auf  dessen  Gütern  zu  Wurschen  (O.  von  Budissin)  4448  eine 
Vikarie  des  Domstifts  zu  Budissin,  und  auf  dessen  Gütern  zu  Zschoma 
(SO.  von  Wurschen)  4464  die  Marienkirche  derselben  Stadt  Zins  zu 
erheben  hatte  ^j.  —  Wahrend  sich  diese  beiden  Güter  kurz  darauf  in 
anderem  Besitz  befanden,  wird  seit  4499  ein  Peter  Sley  he  zu  SoA- 
land  am  Rothstein  genannt,  der  z.  B.  in  diesem  Jahre  Bürge  war  für 
Peter  v.  Gersdorff  auf  demselben  Sohland^].  —  4507  war  Caspar, 
Peter  Sley's  Sohn ,  von  einem  Manne  zu  Sohland  erschlagen  worden, 
der  deshalb  nach  Görlitz  vor  Gericht  geladen  ward.  Mit  jenem  Peter 
zugleich  hatte  aber  auch  ein  Gabriel  Schley,  wahrscheinlich  sein 
Bruder^  Antheil  an  Sohland;  4508  wurde  dieser  von  einem  Bürger  zu 

3)  Urk.-Verz.  U.  44.  51  (bis). 

160.  1)  Cod.  8ax.  II.  2.  412.  2)  A.  Bud.  3)  Uus.  Mag.  1777.  66.  Sein 
Siegel  soll  einen  behaaenen  von  der  Rechten  zur  Linken  herabhängenden  Zweig 
zeigen. 


480  II.  Abtheilung. 

Reichenbach ,  dem  er  eine  Lähmde  gehauen ,  ebenfalls  vor  Gericht 
geladen.  Noch  in  demselben  Jahre  sollen  ^Gabriel  Sley^s  zu  Sohland 
Erben",  erwähnt  werden*).  1549  war  ein  Gabriel  Schley 
Bibersteinscher  Hauptmann  zu  Seidenberg  ^) ,  Jener  Antheil  von  Soh- 
land gehörte  darauf  einem  Hans  Schlei,  dessen  Wittwe  noch  4554 
von  diesem  Gute  Ritterdienste  zu  leisten  hatte  ^) . 

Im  Jahre  4493  kaufte  ein  Heinrich  v.  Sley  von  Hans  v.  Forst 
einen  Theil  des  grossen  Dorfes  Kunewalde^  der  bei  dem  Bisthum 
Meissen  zu  Lehn  ging,  und  auf  dem  er  4509  seine  Frau  Barbara 
beleibdingen  Hess.  4543  wurde  er  mit  „Sitz  und  Vorwerk  am  oberen 
Epde  und  4  S  Bauern  und  dem  Gericht  am  niederen  Ende  des  Ober- 
dorfs zu  Kunewalde"  aufs  neue  belehnt.  Zugleich  erhielten  auch  sein 
Bruder  Caspar  Sley  und  noch  ein  Bernhard  Sley  die  Lehn  tiber 
etliche  Zinsen  in  diesem  Dorfe  ^j .  Seit  alter  Zeit  (4383)  ruhte  auf  dem 
Besitz  dieses  Gutsantheils  die  Verpflichtung,  die  Franziskaner  zu 
Löbau  im  ruhigen  Genuss  ihres  Rlosterwaldes  zu  schützen,  wofür 
der  Besitzer  eine  Quantität  Salz  und  andere  „Ehrungen"  zu  bean- 
spruchen hatte.  4543  lösten  die  Mönche  dieselbe  von  Heinrich  Schley 
um  5  Mark  ab  ®) .  Derselbe  verkaufte  4  524  sein  Gut  an  Fabian  v.  Uech- 
tritz  und  verschwindet  seitdem  aus  der  Oberlausitz. 

161.    Die  T.  Schlleben. 

Zu  zwei  verschiedenen  Malen  haben  sich  dieselben  in  der  Ober- 
lausitz ansässig  gemacht,  das  eine  Mal  von  Schlesien  aus  in  dem 
äussersten  Süden,  das  andere  Mal  von  Meissen  aus  in  dem  Westen 
des  Landes.  —  Von  4  332 — 38  war  JaroslausdeSlivin  „Gastellan^ 
auf  der  dem  Herzog  Heinrich  von  Jauer  gehörigen  Burg  Rohnau  (N. 
bei  Hirschfelde)  und  als  solcher  im  Besitz  des  Niessnutzes  aller  zu 
dieser  Burg  gehörigen  Güter  und  Revenuen.  Dazu  gehörten  denn 
auch  Zinsen  auf  Reichenau  [SO.  von  Hirschfelde) ,  von  denen  er  zwei- 
mal eine  halb  Mark  Jahreszins  „mit  Zustimmung  seiner  Söhne  und 
seiner  Frau  Elisabeth ^^  und  mit  Genehmigung  des  Herzogs,  als 
des  eigentlichen  Grundherrn ,   an  das  Kloster  Marienthal  verkaufte  ^) . 

Später  besass  einNytzev.  Slyweyn  von  den  Gebr.  Heinrich 
und  Wilhelm  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Grafenstein  und  Roynungen 

4)  Laus.  Mag.  a.  a.  0.  &)  Kloss,  Seidenberg  74.  0)  Weinart,  Rechte 
IV.  501.  "9  Grundmann,  cod.  dipl.  sapplem.  I.  nnd  II.  S)  Urkund.-Verz. 
III.  95». 

161.  1)  Cod.  Lus.  297.  310.  273.  Letztere  Urk.  gehört  nicht  in  das  Jahr  1328, 
sondern  1338. 


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161.  Diev.  Schlieben. 


481 


je  5  Gr.  Zins  zu  OstrUz  zu  Lehn,  auf  welche  diese  Herren  1397  und 
4399  zu  Gunsten  von  Marienihal  verzichtelen  ^) .  —  1423  that  König 
Siegsmund  dem  Conrad  v.  Sliwin  die  Gnade,  das  Gut  Wüsten- 
hain  in  der  Niederlausitz  und  Sercha  im  Gericht  zu  Görlitz  (N.  von 
Görlitz)  als  Mannlehn  zu  haben.  Dabei  werden  Otto  v.  81.  als  Bru^ 
der,  Hans  V.  Sl.  als  Vetter  Conrads  erwtthnt^). 

Genau  400  Jahre  später  erkauften  die  Gebr.  Eustachius, 
Hans,  Balthasar  und  Caspar  v.  Schlieben,  Söhne  Georgs 
V.  Schi,  auf  Radeburg  im  Meissnischen ,  das  grosse  Gut  Pulssnüz  mit 
Zubehör  von  den  Gebr.  v.  Schleinitz^) .  4532  theilten  sie  sich  so,  dass 
Eustachius  und  Balthasar  je  eine  Hälfte  des  Schlosses  und  der  Stadt 
Pulssnüz  und  ausserdem  Balthasar  die  Dörfer  Ohom,  Ntedersteina, 
BreUnig^  Hauswalde,  Eustachius  aber  das  Burglehn  zu  Pulssnitz ,  die 
Vollung,  Thiemendorfj  Weissbach,  Obersteinaj  Hasslich,  Schwoosdorfj 
Henner sdorf  und  im  Meissnischen  die  Lehnleute  zu  Radeberg  und  Lotz* 
dorf  erhielt.  Hans  bekam  Plossig  und  Hondorf  im  sächs.  Kurkreise 
und  von  jedem  der  beiden  vorgenannten  Brttder  4000  fl. ;  Caspar 
ward  durch  besonderen  Vertrag  abgefunden.  Bald  darauf  aber  trat 
Eustachius  seine  Hälfte  an  den  Pulssnitzer  Gtttöm  an  Hans  ab,  da  ihm 
Kurf.  Joachim  H.  von  Brandenburg,  bei  dem  er  in  hoher  Gunst  stand, 
4  536  die  Burg  Zossen  auf  Lebenszeit  überwiesen  hatte,  ihn  auch  zum 
Obermarschall  an  seinem  Hofe  machte. 

Dieser  Hans  „der  ältere^  v.  Schi,  war  kaiserlicher  Rath  und 
4556 — 74  Landeshauptmann  zuBudissin.  Er  erhielt  (4547)  nach  dem 
Pönfall  das  bisher  der  Stadt  Budissin  gehörige  Dorf  Wehrsdorf  (SW. 
von  Schirgiswalde) ,  das  er  aber  4554  an  Georg  v.  Schleinitz  auf 
Tollenstein  verkaufte.  Ebenso  erwarb  er  4565  Braunau  fW.  bei 
Kamenz]  von  Ulrich  v.  Grünrode  und  besserte  4  563  seiner  Gemahlin 
Margarethe  geb.  v.  Schönburg  a.  d.  H.  Hoyerswerde  ihr  Leibgut 
Hennersdorf.  Erstarb  4576  kinderlos. —  Sein  Bruder  Balthasar 
erwarb  zu  seinen  Pulssnitzer  Besitzungen  noch  die  bischöflich  meiss- 
nischen  LehngiXier  Amsdorf  (N.  von  Wilthen),  Schiunkwitz  (S.  von 
Budissin)  und  4544  von  Melch.  v.  Tschimhaus  das  Gut  Rothnausslitz 
(W.  von  Goda),  überliess  aber  letzteres  4545  wieder  an  Peter  v.  Haug- 
witz  auf  Ottendorf.  Ebenso  kaufte  er  4544  halb  Spohl  und  halb 
Brieschko  (N.  und  0.  von  |Wittichenau)  von  Heinr.  v.  Gersdorff  auf 
Ruhland.     Er  muss  vor  4552  gestorben  sein. 


2)  A.  MThal.       ^  Urk.-Yen.  11.  11.       «)  Ausführlicher  von  uns  behandelt  im 
Uns.  Mag.  1865.  296  flg. 

K  n  0 1 h  • ,  0«ich.  d.  Oberl.  Ad«lt.  3 1 


\ 


482  II.  Abcheilung. 

Er  hinterliess  von  seiner  Getnahlin  geb.  v.  Köckeritz  ftlnf  Söhne : 
Georg,  Eustachius,  Dietrich,  Hans  und  Balthasar,  welche 
4557  für  ihre  Stadt  Pulssnüx  von  Kaiser  Ferdinand  einen  Jahrmarkt 
und  4570  von  Kaiser  Maximilian  II.  fttr  die  ganze  Familie  v.  Schlie- 
ben  die  Gesammtbelehnung  Ober  Pulssnitz  auswirkten.  Doch  schon 
1580  verkauften  sie  Pulssnitz  nebst  Zubehör  an  Hans  Wolf  v.  Schön- 
berg, nachdem  sie  sich  schon  vorher  in  die  übrigen  Gttter  ihres  Vaters 
und  ihres  Onkels  Hans  des  älteren,  die  an  sie  gefallen  waren,  getheilt 
hatten.  Der  älteste  Sohn  Georg,  der  4545  in  Wittenberg  studirt  hatte, 
war  1568  Hofrichter  zu  Budissin  und  später  Kflch-  und  Ftsehmeister 
bei  Kurt  Johann  Georg  von  Brandenburg.  Eustaehius  heisst  schon 
1572  „zu  Brettnig  gesessen^.  Dietrich  verkaufte  1562  die  beiden 
halben  Gtlter  Spohl  und  Brieschko  an  Hans  v.  Ponikau ,  und  war,  ^ie 
es  scheint,  1580  nicht  mehr  am  Leben.  Hans  wird  1576  als  zu  Ams- 
dorfxxnd  Gaussig  bezeichnet,  welch  letzteres  Gut  er  von  Jak.' v.  Seid- 
litz  erwort)en  hatte.  Balthasar  endlich  erhielt  schon  1570  die  Lehn 
tiber  Braunau,  das  ihm  wohl  sein  Onkel  Hans  noch  bei  Lebzeiten  ab- 
getreten hatte,  und  gab  1576  die  Lehnsherrlichkeit  ttber  das  bisherige 
PertinenzstUck  von  Gaussig,  das  Dorf  Golenz,  auf. 

162.   Die  T.  SehSnaieh 

kamen  erst  Mitte  des  16.  Jabrhundei*ts  von  Schlesien  aus  in  die  Ober- 
lausitz. Bald  nach  1558  nämlich  erwarb  Hieronyrausv.  Seh.  von 
Dr.  Mehl  v.  Ströhlitz  um  1600  £1.  Siegersdorf  und  Dohms  (am  Queiss, 
N.  von  Lauban),  1578  von  Melch.  v.  Saiza  auch  einen  Antheil  von 
Schreibersdorf.  Dohms  verkaufte  er  1567  wieder  an  Heinr.  v.  Kaik- 
reuth, Schreibersdorf  1586  an  Casp.  v.  Kopisch.  Sein  ältester  Sohn 
Christoph  ward  1590  von  Heinr.  v.  Köckeritz  im  goldnen  Adler  zu 
Görlitz  tödtlich  verwundet. 

Ebenfalls  im  Jahre  1558  hatte  auch  Fabian  v.  Seh.,  Herr  zu 
Sprottau,  Hauptmann  zu  Sagan,  die  nach  Aussterben  der  Herren 
V.  Biberstein  an  den  Landesherrn  gefallene  Herrschaft  Muskau  um 
60000  Thlr.  von  Kaiser  Ferdinand  1.  erkauft.  1568  erwarb  er  auc^ 
ein  Sttlck  des  Gutes  Eselsberg  (W.  von  Reichwalde).  Da  er  selbst 
kinderlos  war,  und  auch  sein  nächster  Erbe ,  JohannGeorg,  der 
Sohn  seines  Bruders  Sebastian,  keine  Leibeslehnserben  hatte,  so 
setzte  er  1562  seine  Vettern  Hieronymus,  Siegsmund,  Phi- 
lipp, Jakob,  Hans  und  Balthasar,  sämmtlich  Gebrüder  und 
Vettern  v.  Schönaich,  zu  Erben  ein.   Allein  als  1589  jener  Joh.  Georg 


163.  Die  T.  Schönberg.  483 

y.  Seh.  auf  Muskau  kinderlos  starb,  zog  der  Kaiser  Mnskau  als  heim- 
gefalleuids  Lehn  ein  i) . 

Endlich  erkaufte  4576  Franz  v.  Seh.  ^auf  Miltenau^  von  dem 
Rathe  zu  Lauban  um  43000  Thlr.  das  Gut  Waldau  (0.  von  Pen- 
zig) '),  das  er  aber  4583  seinem  Vetter  Hier.  v.  Seh.  auf  Siegersdorf 
überliess. 

168.  Me  T.  Sehdllberg 

dehnten  seit  dem  ersten  Viertel  des  45.  Jahrhunderts  ihre  meiss- 
nischen  Besitzungen  auch  bis  in  die  Oberlausitz  aus.  Als  nämlich 
Hans  v.  Seh.,  der  Sohn  Nickels,  der  Bruder  Friedrichs  v.  Seh.  auf 
Zsehochau,  der  jtlngeren  Linie  der  Schönberge  angehörig,  vor  4420 
das  Gut  Reichenau  (0.  von  KönigsbrUckj  erwarb,  wurde  er  ftlr  den 
auf  dem  rechten  Ufer  des  Pulssnitzflusses  gelegenen  Theil  des  Dorfes 
Vasall  der  Herrschaft  Kamenz.  Dasselbe  Verhältniss  bestand  hin- 
sichtlich Ober-  und  Niederlichtenau  (S.  von  Reichenau) ,  welche  Hans 
V.  Seh.  ebenfalls  bald  darauf  an  sich  gebracht  haben  muss.  Als  näm- 
lich 4438  nach  dem  kinderlosen  Tode  Borso's  Herrn  v.  Kamenz  des- 
sen Gtlter  an  die  Krone  Böhmen  zurückfielen,  wurde  Hans  v.  Seh.  mit 
den  oberlaus.  Hälften  von  Reichenau,  Ober-  und  Niederlichtenau,  „den 
drei  halben  Dörfern,  die  da  gelegen  sind  diesseits  der  Pulssnitz^, 
neu  belehnt ').  Im  Jahre  4440  kaufte  Hans  auch  noch  die  beiden  Hälf- 
ten von  Reichenbach  (S.  bei  Reichenau)  theils  von  den  Gevettem  Jode, 
theils  von  Günther  v.  Carlowitz  und  4  444  die  meissnische  Hälfte  von 
Oberliehtenau  von  Nicol.  v.  Heinitz  hinzu  und  ward  über  letztere  von 
Kurfürst  Friedrich  von  Sachsen  belehnt  2) . 

Hans  hinterliess  bei  seinem  nach  4450  erfolgten  Tode  drei  Söhne: 
Christoph,  Hans  und  Georg.  Von  diesen  hatte  Christoph  noch 
bei  Lebzeiten  des  Vaters  seiner  Frau  Barbara  40  Seh.  Rente  in 
Oberlichtenau  und  Reiehenbach  als  Leibgedinge  reichen  lassen  und 
wohnte,  wie  es  scheint,  zu  Reichenbach.  Hans  besass  4457  Lichtenau, 
wohnte  aber  auf  dem  bischöflich  meissnischen  Gute  Hartau  (W.  von 
Bisehofswerde) ,  das  er  und  seine  Frau  Barbara  4465  an  Hans  Krähe 
um  545  Seh.  Gr.  verkauften  3) .    Georg  endlich  hatte  das  Stammgut 


162.  *)  Nach  den  Lehnbüchern.        «)  Ürk.-Vera.  IH.  219. 

163.  ^)  ▼.  Redern,  Lns.  dlplom.  34.  <)  Franstadt,  Oesch.  des  Oeschl. 
T.  SchSnberg.  Als  Mspt.  gedruckt  I.  129  flg.  Vgl.  Bemh.  t.  Schönberg,  Oesch.  des 
Oeschlechts  ▼.  Seh.  meissnischen  Stammes.  11.  Bd.  Leipzig  1878.  ^)  A.  Kamenz. 
Gereken,  Stolpen  605. 

31» 


484  II-  Abtheilang. 

Reichenau  erhalten  und  wurde  damit  i  465  von  dem  Kurfürsten  von 
Sachsen  neubelehnt. 

1490  v^ar  ein  Jakob  v.  Seh.,  wohl  der  Sohn  Georgs,  auf  Aet- 
chenauwud  ein  Hans  v.  Seh.,  wohl  der  Sohn  Christophs,  sutReichen- 
bcich  gesessen.  Ersterer  ward  Untennarschall  am  Hofe  zu  Dresden 
und  hatte  fttnf  Teiche  zu  Gelenau  (S.  von  Kamenz)  an  einen  Kamenzer 
Bürger  Hans  Cholowatz  verkauft,  die  dieser  1544  dem  Rathe  zu  Ka- 
menz überliess.  Seine  Frau  Magdalene  geb.  v.  Miltitz  starb  1 535 ^] . 
Nach  dem  Tode  Jakobs  v.  Seh.  wurde  sein  Sohn  Bernhard  1535 
von  Herzog  Georg  von  Sachsen  mit  den  meissnischen  Hälften  von 
Reichenau,  Oberlichtenau,  Reichenbach  und  anderen  meissnischen  Ort- 
schaften, wie  diese  sein  Vater  besessen,  und  wie  er  sie  z.  Th.  von 
seinen  Brüdern  Heinrich,  Christoph,  Wilhelm,  Moritz  um  14400  fl. 
erkauft,  belehnt  ^) .  In  der  Oberlausitz  erwarb  er  auch  Koitsch  [N.  bei 
Reichenau)  und  hatte  daher  1551  von  diesem  Gute  sowie  von  „den 
vier  halben  Dörfern  diesseits  der  Pulssnitz^  Ritterdienste  zu  thun  ^) . 
1562  erlangte  er  noch  Rohrbach  (N.  von  Koitsch)  dazu.  1567  wurden 
nach  seinem  Tode  seine  Söhne  mit  den  oberlaus.  Gütern  belehnt. 

Aus  einer  andern  Linie  stammte  HansWoIf  v.Sch.auf  Schönau, 
der  1580  von  den  Gebr.  v.  Schlieben  Pulssnitz  mit  Pertinenzen  er- 
kaufte^) und  spater  kurfürstlich  sächsischer  Oberhofmarschall,  Kreis- 
oberster und  Hauptmann  der  Aemter  Stolpen  und  Radeberg,  auch 
Landeshauptmann  der  Oberlausitz  wurde  und  1 603  starb. 

164.  Die  Herren  t.  Schönbnrg, 

die  Vorfahren  der  jetzigen  Fürsten  und  Grafen  v.  Seh.,  waren  bereits 
im  ersten  Viertel  des  13.  Jahrhunderts  auch  in  der  Oberlausitz  be- 
gütert^). Es  hatte  nämlich  „der  edle  Zdizlaus  v.  Schoninberc^ 
[so  schreibt  die  Urk.  den  Namen,  obwohl  unbedingt  ein  Schön- 
burg  gemeint  ist]  das  Dorf  Bemhardisdorf,  d.  h.  das  jetzige  Bern- 
Stadt  und  seine  Umgebung,  von  dem  Bisthum  Meissen  zu  Lehn  gehabt, 
dasselbe  aber  an  Bischof  Bruno  IL  (1208 — 28)  wieder  abgetreten  und 
>^ls  Entschädigung  dafür  die  Einkünfte  gewisser  andrer  bischöflicher 
Güter ^)  zu  Lehn  erhalten.    Diese  letzteren  Lehngüter  nun  überliess 


«)  A.  Kimenz.  M  All  er,  Reform.-Geteli.  739.  S)  A.  Diesd.  •)  Weinart, 
Rechte  IV.  548.        ?)  Laus.  Mag.  1865.  298. 

164.  1)  AaBfObrlicli  tod  um  behandelt  in  der  „Geach.  dea  Eigenachen  Kieiaea''  und 
in  der  „Oeaehichte  von  Marienatem".  *)  „Inter  Umltea ,  qni  Tolgariter  Jetwiken  et 
Du€kamnegork€  et  Tytowe  nnncupantor"  —  aammtlich  noch  nicht  featgeatellte  Orts- 
namen. 


164.  Die  Herren  V.  SchOnbni^.  485 

Bischof  Heinrieh  1934  dem  Zdizlaus  v.  Seh.  erb-  und  eigenthttmlich. 
Bald  daradf  und  zwar  noch  vor  4245  muss  aber  der  Bischof  den  Her- 
ren V.  Seh.  jenes  Bemstadt  nebst  Umgebung,  d.  h.  den  jetzigen 
Eigenschen  Kreis ,  wieder  zurückgegeben  haben  und  zwar  ebenfalls 
als  Erbe  und  Eigen.  Seit  dieser  Zeit  nämlich  finden  wir  die  ganze 
Pflege  nicht  mehr  im  Besitz  des  Bisthums ,  sondern  im  erblichen  Be- 
sitz theils  der  Herren  v.  Seh.,  theils  der  mit  ihnen  verschwägerten 
Herren  v.  Kamenz.  Und  zwar  gehörte  den  Ersteren  die,  wie  es  scheint, 
von  ihnen  selbst  eben  damals  gegründete  Stadt  Bemstcuit  und  die  Dör- 
fer AlAemsdorf,  DeutschpatUsdorf,  halb  Kunnersdorfj  halb  Betzdorf 
und  halb  Dittersbctch ,  den  Letzteren  dagegen  die  andere  Hälfte  der 
eben  genannten  drei  Dörfer  nebst  Schönau,  Neundorf,  Kiessdorf. 
Gleichzeitig  besassen  die  Herren  v.  Seh.  auch  in  der  nördl.  Oberlausitz 
die  S.  von  Wittichenau  meist  am  Klosterwasser  gelegenen  Dörfer 
Solschwitx  und  ScuUau ,  sowie  die  Hälfte  von  Düringshamenj  Kotten^ 
KunnewüZj  Ralbüz,  Tschaschwüz  und  Crostwitz ,  von  denen  die  an- 
dere Hälfte  ebenfalls  den  Herren  v.  Kamenz  gehörten.  Wir  erfahren 
dies  aus  den  Kaufverträgen,  mittels  deren  alle  diese  Güter  nach  und 
nach  an  das  Kloster  Marienstem  übergingen. 

In  der  zweiten  Hätfte  des  43.  Jahrhunderts  finden  wir  im  Besitz 
derselben  Herrn  Friedrich  v.  Seh.  auf  Glauchau,  theilweis  auch 
dessen  „Brüder^  (jedenfalls  Halbbrüder] ,  Bartholomäus,  Richard 
und  Heinrich  v.  Lybino  we,  sowie  dessen  Schwestern  Berchta 
und  Agathe.  4261  nämlich  verkaufte  der  Ritter  Bartholomäus  v. 
Lybinowe  mit  Genehmigung  seiner  eben  erwähnten  Brüder  und 
Schwestern  sein  (halbes)  Dorf  DiUersbach  auf  dem  Eigen  um  136  Mark 
an  Marienstem.  Noch  vor  1274  veräusserte  auch  Friedrich  v.  Seh. 
zunächst  die  Hälfte  der  Stadt  Bemstadt  und  ausserdem  1 0  Mark  Jah- 
reszins um  300  Mark  an  Bernhard  IV.  Herrn  v.  Kamenz ,  dann  aber 
(vor  1285)  auch  die  andere  Hälfte  von  Bemstadt  nebst  Allbemsdorf 
und  einem  Walde  um  1000  Mark  an  Marienstem ,  später  seine  Hälfte 
von  den  Dörfern  am  Klosterwasser  um  300  Mark  und  endlich  noch 
die  beiden  Dörfer  Solschwüz  und  Saalau ,  die  soeben  durch  den  Tod 
seines  Vasallen  Siegfried  v.  Ziegelheim  erledigt  worden  waren,  um 
120  Mark  an  dasselbe  Kloster  und  quittirte  1290  über  Empfang 
sämmtlicher  Kaufgelder. 

Die  noch  übrigen  Schönburgschen  Besitzungen  in  der  Bernstadter 
Pflege  gingen  auf  den  zweiten  Sohn  jenes  Friedrich  v.  Seh.,  Fritz ko 
auf  Crimmitschau,  über,  der  1312  dem  Kloster  Marienstem  18  Ta- 
lent Zins  zu  ürunnersdor/*  schenkte.  Dessen  Söhne,  Friedrich,  Her- 


486  U.  A]i>th6Uiiiig. 

mann  undViecho  v.  Seh.,  überliessen  4347  demselben  Kloster  auch 
noch  den  letzten  Rest  ihrer  dasigen  Gttter,  nämlich  6  Mark  Zins  in 
Berzdorf  nebst  dem  Patronaisrecht  Ober  die  Kirche  daselbst.  Hiermit 
waren  denn  die  sämmtlichen  SchOnburgschen  Erbgüter  in  der  Ober- 
lausitz in  den  Besitz  von  Marienstern  übergegangen.  Von  all  den  ge- 
nannten Herren  v.  Seh.  hat  übrigens  wohl  keiner  sich  auf  längere  Zeit 
in  der  Oberiausitz  aufgehalten;  wenigstens  kommen  ihre  Namen  sonst 
nirgends  in  den  oberlaus.  Urkunden  vor. 

Etwa  400  Jahre  später  erlangte  die  böhmische  Linie  der  Her- 
ren V.  Seh.  neue  Güter  in  diesem  Lande.  Schon  4443  schenkte  Herr 
Pritsche  V.  Seh.  zum  Hassenstein  (W.  v(mKommotau)  »all  sein  Recht 
und  Anspruch ,  die  er  gehabt  an  den  Dörfern  Demüz  und  SpiUwüz'* 
(W.  von  Göda) ,  ebenfalls  dem  Kloster  Marienstern  ^) . 

Zwischen  4442  und  4447  aber  hatte  Wilhelm  v.  Seh.,  Herr  zu 
Neuscfaönburg  bei  Kaden  an  der  Eger,  die  Herrschaft  Hoyerswerde  von 
Heinr.  Berka  v.  der  Duba  käuflieh  an  sich  gebracht  *) .  Dieser  Wilhelm 
V.  Seh.  nun  stand  in  den  damaligen  religiO»»politischen  Kämfrfen  im 
Königreich  Böhmen  auf  Seiten  der  hussitischen  Partei ,  deren  Haupt 
Georg  Podiebrad  war.  Infolge  dessen  war  er  auch  mit  Kurfürst  Fried- 
rich dem  Sanftmüthigen  von  Sachsen ,  der  es  mit  der  katholischen 
Partei  hielt,  in  Streit  und  Fehde  gerathen.  Nicht  minder  hatte  er  mit 
seinem  Nachbar,  Herrn  Botho  v.  Eilenburg  auf  Sonnenwalde  in  der 
Niederlausitz,  Streit  wegen  einer  an  denselben  nicht  geleisteten  Zah- 
lung. Da  bat  der  v.  Eilenburg  den  Kurfürsten ,  ihm  „zu  seiner  Ge- 
rechtigkeit zu  verhelfen**.  Und  so  zog  dieser  nebst  Botho  4448  per- 
sönlich mit  Heeresmacht  vor  Hoyerswerde,  nahm  das  Städtlein  und 
„die  Verbürgt  und  nöthigte  endlich  die  Besatzung  des  Schlosses  zur 
Capitulation.  Das  so  Gewonnene  trat  Botho  dem  Kurfürsten  „für 
seine  Gerechtigkeit**  um  300  Schock  ab,  und  so  gelangte  Letztrer 
in  den  Besitz  der  Herrschaft  Hoyerswerde.  Mehrfach  drang  Georg 
Podiebrad ,  als  Gubemator  von  Böhmen ,  in  den  diplomatischen  Ver* 
handlungen  mit  Kursachsen  darauf,  dass  Hoyerswerde  an  die  Söhne  des 
inzwischen  gestorbenen  Wilhelm  v.  Seh.  herausgegeben  werden  solle. 
4  454  that  auch  ein  Schiedsgericht  den  Ausspruch ,  dass  der  Kurfürst 
diese  Herrschaft  an  Georg  Podiebrad  abtreten  solle.  Und  so  erscheint 
endlich  seit  4464  Wilhelms  Sohn,  Friedrich  v.  Seh.,  als  neuer 
Besitzer  von  Hoyerswerde.  Als  der  inzwischen  zum  Könige  von  Böh- 


3)  KDOthe,  MStern  64.       «)  Antfülirlloher  von  uns  4argMte1U  In  v.  We^er't 
Azokiv  f.  d.  t&clit.  Geseh.  X.  256  flg. 


165.  Die  V.  S^ftiönfeld.  4S7 

men  erwählte  Georg  Podiebrad  4  i67  yom  Papst  als  Ketzer  in  den 
Bann  geihan  wurde  und  auch  die  Oberlausite  ihn>  den  Gehorsam  auf* 
kündigte,  blieb  Friedrich  v.  Seh.  fast  aiidn  unter  dem  oberlaus.  Adel 
dem  Könige  treu.  Deshalb  wurde  Hey ers werde  von  dem  vereinigten 
Heere  der  Ober-  und^iedarlauaitBer  belagert  und  endlich  nach  tapferer 
Gegenwehr  genommen  und  zerstört.  Die  Herrschaft  galt  als  verwirk^ 
tes  Lehn  und  ward  dem  neuen  Landvoigt  der  Oberlausitz  tftberiassen. 
Erst  4493  gelangten  die  Söhne  Friedrichs  v.  Seh.,  Wilhelm,  Jahn, 
Wenzel  und  Ernst,  wieder  in  den  Besitz  der  vttterlidien  Herrschaft. 
Obwohl  sich  später  diese  Brüder  förmlich  in  dieselbe  theilten,  wur- 
den, da  Jahn  und  Ernst  kinderlos  siflO'ben,  Wenzels  (gestorben  4523) 
Söhne:  Wenzel  und  Georg  aber,  wie  es  scheint,  ihren  Antfaeil 
ihrem  Onkel  Wilhelm  Uberliessen ,  endlich  von  diesem  alle  Antheile 
wieder  in  seiner  Hand  vereinigt.  Er  starb  4534  und  hinterliess  vier 
Söhne:  Jahn,  Joachim,  Friedrich  und  Wilhelm,  von  denen 
zuletzt  wieder  Wilhelm  alleiniger  Besitzer  der  Herrschaft  wurde.  Als 
er  4567  starb,  verkauften  die  VormOnder  seines  einzigen  Sohnes 
HansWilhelmv. Seh. schuldenhalber  4 574  die  Herrschaft  Hoyers* 
werde  um  4  40000  Thlr.  an  Heinr.  v.  Maltitc  und  behielten  für  ihren 
Mündel  nur  „das  Stückgut^  Särchen  nebst  Buchwaldej  Rachlau,  halb 
Spohl  und  halb  Brieschko  ,  sowie  das  Lehnrecht  über  einen  Anthetl 
von  Sohland  am  Rothsteine  vor,  welchen  die  v.  Gersdorff  auf  Bisch- 
dorf und  Herbigsdorf  zu  Lehn  'hatten.  Bald  (nach  4582)  aber  musste 
Hans  Wilhelm  v.  Seh.  auch  diese  Güter  schuldenhalber  an  den  neuen 
Besitzer  von  Hoyerswerde,  Seifried  Herrn  v.  Promnitz,  überlassen. 
Mit  ihm  verschwinden  die  Herren  v.  Seh.  zum  zweiten  Mal  aus  der 
Oberlausitz. 

165.    Die  V.  SehoBftld, 

früher  Sconevelt  oder  Schoneveit  geschrieben,  nannten  sieh 
nach  dem  gleichnamigen  meissnischen  Dorfe  zwischen  Königsbrüok 
und  Grossenbain,  wo  sie  schon  4246  vorkommen.  Sie  führten  in 
ihrem  Wappen  einen  schrttgrechts  liegenden  Ast  mit  drei  abge- 
hauenen Zweigen  auf  jeder  Seite  ^) .  Ausser  mancherlei  Gütern  im 
Meissnischen  besassen  sie  deren  sch<m  frühzeitig  auch  in  der  west* 
liehen  Oberlausitz.  Als  4304  Markgraf  Otto  von  Brandenburg  kü 
Grimnitz  dem  Kloster  Marienstem  gewisse  Güter  eignete ,  war  nebet 


165.  0  A.  Dnid.  Orig.-Urk.  vom  26.  Nov.  1367.    Vgl.  v.  Weber,  Arob.  f.  4. 
achs.  Gesch.  IV.  36. 


488  U.  Abtheilttng. 

anderen  oberlaus.  Vasallen  aus  der  Gegend  von  Marienstem  auch 
Sifridus  de  Schoneveit  zugegen,  ebenso  als  4343  das  Dom- 
kapitel zu  Meissen  den  Verkauf  zweier  einst  bischöflicher  Gtlter  an 
dasselbe  Kloster  bestätigte  ^) .  Eine  Stelle  der  gleichzeitigen  Zittauer 
Stadtannalen  bezeichnet  auch  das  Gut,  welches  die  v.  Seh.  in  der 
Oberlausitz  inne  hatten :  ^Danach  4355  Jahr  zog  diese  Stadt  [Zittau] 
mit  grosser  Macht  mit  anderen  umgesessnen  Städten  gegen  Königs-- 
brück  und  brannten  ab  der  Schönfelder  Hof  an  dem  Städtel^ 
e|n  Faktum,  das  auch  in  die  Zittauer  Reimchronik  tibergegangen  ist: 
^Die  Sitter  thäten  vor  Königsbrttck  ziehen, 
Scbönfelders  Hof  daselbst  mit  Feuer  verbrtihen^  ^) . 
Jedenfalls  hatten  die  v.  Seh.  von  Königsbrtlck  aus  Strassenraub  ge- 
übt und  sich  deshalb  die  Acht  der  Sechsstädte  zugezogen.  Sie  be- 
sassen  aber  ausserd^n  auch  noch  die  grosse  Herrschaft  Hoyerswerdej 
die  sie  aber  damals  wegen  der  Acht  schleunigst  an  die  Grafen  Johann 
und  Gtlnther  v.  Schwarzburg  auf  Spremberg  in  der  Niederlausitz  ver- 
kauften. Diese  nSmlich  erklärten  4357  ausdrücklich,  sie  hatten  die 
Feste  Hoyerswerde  mit  all  ihrer  Zugehörung  gekauft  ^von  dem  edlen 
Manne  dem  Jungen  v.  Schönenfeldt  in  der  Zeit,  da  sie  [diev. 
Schönenfeldt  ] ,  in  des  Königs  und  des  Königreichs  Böhmen  Acht 
waren**  *) . 

So  hatten  denn  die  v.  Seh.  bis  auf  Weiteres  aufgehört ,  in  der 
Oberlausitz  ansässig  zu  sein.  In  der  ersten  Hälfte  des  45.  Jahrhun- 
derts finden  wir  sie  aber  wieder,  jetzt  freilich  nur  als  Aftervasallen 
der  Herren  v.  Kamenz ,  nämlich  als  Besitzer  der  Dörfer  Neukirch  und 
Koitsch  (W.  von  Kamenz).  4422  kauften  .die  Stände  der  Oberlausitz 
„dem  Balthasar  v.  Schonefeld  seinen  Hof  zu  Neukirch  ab**,  wo- 
rauf der  Land  Voigt  ihn  besetzte.  Man  scheint  diesen  an  der  wich- 
tigen Handelsstrasse  nach  Schlesien  gelegenen  Platz  nicht  haben 
wollen  etwa  in  die  Hände  der  Hussiten  fallen  lassen.  Es  war  dies 
übrigens  nicht  sowohl  ein  Kauf,  als  ein  Vertrag.  Denn  4438  finden 
wir  denselben  Balthasar  v.  Seh.  „auf  Neukirch**  als  Bürgen  für  die 
von  den  Hussiten  gebrandschatzte  Stadt  Kamenz,  und  4438  wurde  er 
nach  dem  kinderlosen  Tode  Borso's  III.  v.  Kamenz  fUr  seinen  Oberhof 
zu  Neukirch  und  das  Dorf  Koitsch  unmittelbarer  Vasall  der  Krone 
Böhmen^).  Er  lebte  noch  4444 ;  bald  darauf  aber  befand  sich  Neu- 
kirch in  anderen  Händen.  — 


2)  A.  MStern  No.  18  und  96.  8)  k.  Script.  I.  10  und  144.  Carpsov,  Anal. 
Vonede.  *)  Ansführliclier  ton  uns  daigestellt  in  v.  Weber 's  Arcfaiv  f.  d.  sichs. 
Oesch.  X.  240  flg.        »)  Urk.-Verz.  II.  31».  ▼.  Redern,  Lns.  dlplom.  33. 


156.  Die  V.  Sohfaibendorf.  4S9 

Erst  46S6  erkaufte  ein  Melchior  v.  Seh.  auf  Wachau  (N.  von 
Radeberg)  von  den  Brüdern  Sebast.  und  Sieginn.  v.  GersdoriF  wieder 
ein  oberlaus.  Gut,  nttmlich  Stembom  (N.  von  KOnigsbrück),  mit  wel- 
chem 4535  Melchiors  Söhne:  Seifried,  Hans,  Georg  und  Chri- 
stoph zu  Wachau  beldint  wurden.  4549  trat  der  älteste  Bruder 
Seifried  Steinbom  an  den  zweiten  Bruder  Hans  ab;  4553  wurden 
^die  V.  Sch.^,  d.  h.  wohl  die  sammtlichen  Brüder,  damit  zu  ge- 
sammter  Hand  belehnt.  4565  erhielten  Hansens  zu  Wachau  hin- 
terlassene  unmündige  Sdhne  John  und  Hans  v.  Scfa.  die  Lehn 
darüber. 

Wir  wissen  nicht,  ob  zu  diesen  v.  Seh.  auf  Wachau  auch  jener 
Oswald  V.  Seh.  gehörte,  der  4555  sein  Gut  Lawalde  (SW.  von  Lö- 
bau)  an  Bonaventura  v.  Luttitz  veriiaufte ,  das  er  nach  dem  POnfail 
(4547)  vom  königlichen  Fiscus  erworben  haben  dürfte. 

166.  Die  T.  Schreibersdorf. 

Seit  dem  Jahre  426S  erscheint  in  den  oberlaus.  Urkunden  sehr 
häufig  ein  „Ritter  Lutherus  de  Palowe^,  der  aber  vielfach  auch 
als  „v.  Schreibersdorf"  (Scriverstorp,  Schribersdorf) 
bezeichnet  wird.  In  einer  Urkunde  von  4  276  heisst  er  im  Context 
L.  de  Palowe ,  als  Zeuge  aber  L.  de  Sehr. ;  in  einer  andern  von  4283 
wird  er  im  Eingang  L.  de  Sehr,  genannt ;  sein  anhängendes  Siegel 
aber  trägt  die  Umschrift  Lvtgenis  de  Pal[o]v*).  Da  früher  in  der 
Oberlausitz  eine  Familie  v.  Palowe  nicht  vorkommt ,  so  könnte  man 
versucht  sein,  Leuthem  v.  Palowe  für  einen  erst  mit  den  Markgrafen 
von  Brandenburg  in  die  Oberlausitz  gekommenen  Ritter  zu  halten ; 
allein  auch  in  der  Mark  haben  wir  weder  einen  Ort  Palowe ,  noch 
eine  Familie  dieses  Namens  ausfindig  zu  machen  vermocht.  Wohl 
aber  heisst  das  oberlausitzische  Dorf  Pohla  (N.  von  Bischofswerde) 
auf  wendisch  noch  heut  Palow.  Wahrscheinlich  also  besass  Leu- 
thei*  dieses  Dorf  als  väterliches  Erbtheil^  erlangte  aber  später  das 
Dorf  Schreibersdorf  (W.  bei  Lauben)  und  wurde  nun  meist  nach 
diesem  benannt.     Lässt  sich  auch  nicht  urkundlich  erweisen ,  dass 


166.  1)  Cod.  Lut.  Anh.  86.  Cod.Liii.  112  flg.  Sein  groBiet,  dieiecklget  Siegel 
zeigt  einen  mit  Perlen  belegten  Adlerflflgel  y  dM  kleine  rnnde  Siegel  Cftspan  v.  Sehr. 
(1414)  einen  nach  rechts  sehenden  ganien  Adler ,  die  Siegel  BsUhMmrs  nnd  Christophs 
▼.  Sehr.  (1&21)  einen  senkrecht  getheUten  Schild  nnd  in  der  einen  Hilfte  einen  halben 
Adler,  in  der  andern  einen  Querbalken ,  nnd  zwar  befindet  sich  anf  dem  einen  Siegel 
der  halbe  Adler  rechts,  anf  dem  andern  links. 


490  U«  AbiheUimg. 

er  dieses  Schreibersdorf  2)  besessen,  so  waren  doch  seine  unmittel- 
baren Nachkommen  in  der  That  auch  in  der  Östlichen  Oberlausitx  be- 
gütert. Jedenfalls  war  er  selbst  42tö  bereits  Lehnsinhaber  der 
grossen  Herrschaft  Neichwüz.  In  der  Theiiungsurkunde  von  diesem 
Jahre  wird  unter  den  grossen.  Herrschaften  des  Landes  auch  Nesch- 
witz  und  anter  den  grossen  Vasallen  auch  ^der  v.  Schreibersdorf^ 
aufgeführt  ^) ,  und  wenn  Leuther  auch  nirgends  direkt  als  zu  Nesch- 
witz  gesessen  bezeichnet  wird,  so  waren  seine  unmittelbaren  Nach- 
kommen sicher  Besitzer  desselben* 

Als  einer  der  grossen  Vasalien  des  Budissiner  Landes  führt  Leu- 
ther L  auch  das  Ehrenprädikat  dominus.  Sehr  häufig  erscheint 
er  im  Gefolge  der  Landesherren,  nicht  nur  bei  deren  Anwesenheit  in 
der  Oberlausitz  ^) ,  sondern  auch  an  ihrem  wechselnden  Hoflager  in 
der  Mark^) ,  wohin  er  in  Geschäften  des  Landes  gesendet  worden. 
Welch  allgemeines  Ansehen  er  genoss ,  geht  am  deutlichsten  daraus 
hervor,  dass  die  Markgrafen  ihn  4276  mit  dem  Schutze  der  bischöflich 
meissniscfaen  Güter  in  der  Oberlausitz  und  4S99  mit  dem  des  (unweit 
Neschwitz  gelegenen)  Klosters  Marienstem  förmlichst  beauftragten*). 
Wie  lange  er  gelebt,  wissen  wir  nicht.  1304  wird  er  als  Luthems 
senior  dictus  de  Palowe  bezeichnet^).  Da  wir  nicht  annehmen 
können,  dass  er  noch  \  9  Jahre  gelebt  haben  werde,  so  halten  wir  den 
von  1306 — 20  vorkommenden  Leu^bor,  y.  Sehr,  für  seinen  Sohn. 

Auch  Ritter  Leuther  II.  begegnet  uns  häufig  im  Gefolge  der 
Markgrafen  von  Brandenburg^).  4309  musste  er  nebst  anderen 
Rittern  sich  für  Markgraf  Woldemar  gegen  Friedrich  den  Gebissnen 
von  Meissen  verbürgen ,  dass  sich  Ersterer  dem  Einleger  zu  Berlin 
unterwerfen  wolle ,  und  in  demselben  Jahre  wird  er  als  Landvoigt 
des  Görlitzer  Landes  bezeichnet ,  in  welchem  er  daher  ebenfalls  wird 
angesessen  gewesen  sein^).     Als  nach  Woldemars  von  Brandenburg 


2)  1267  werden  Reiboto  et  Henricns  frAtres  de  Scribersdorff  unter  den 
Zeugen  aufgeführt ,  als  König  Ottokar  von  Böhmen  dem  Kloster  Marienthal  einen  Kauf 
hettitigte.  Cod.  Lqs.  92.  Wir  wagen  nicht  zu  bestimmen,  ob  sie  etwa  die  früheren  Be- 
sitzer dieaas  Schreibersdorfs  waren.  Lenther  wird  zuerst  1268  „t.  Sohreibersdoif  ge- 
nannt. 3)  Cod.  Lus.  92  flg.  «)  Ood.  Lns.  85  (1292).  97.  100  (1272>  HO.  111 
(1282).  112  (1283).  II.  10  (1280).  ff)  Cod.  Las.  117  zu  Beppin  (1284).  II.  18  zo 
Kressen  (1286).  A.  Marieostem  No.  136  zu  Krinekowe  (1299).  A.  MStem  No.  18  zu 
Grlmnits  (1301).  «)  Cod.  Lns.  Anhang  86.  KnoChe,  MStem  34  flg.  ?)  A. 
MStem  No.  18.  »)  1306  (s.  1.)  A.  MStem  Mo.  171.  1308  zu  Guben.  Riedel,  eod. 
Brand,  n.  1.  272.  1311  zu  Bvdisalo.  Cod.  Los.  200.  1318  zu  GörUU.  Sbendas.  225. 
1320  zu  Prenzlau.  Sect,  Ges^.  von  Prenalau  I.  272.  •)  Biedel,  eod.  Brand,  n. 
1.  281  flg.   Cod.  Lus.  190. 


166.  IMe  V.  Schreibendorf.  491 

Tode  (M\9)  Herzog  Heinrich  von  Jauer  und  Ktfnig  Jobann  von  Böhmen 
sieb  zu  Schloss  Voigteberg  bei  Oelsniiz  im  Yoigtlande  über  die  Thei- 
lung  der  OberlausHz  verständigten,  nahm  auchL.  v.  Sehr.,  als  einer  der 
grossen  Vasallen  des  Landes,  an  ddn  Verhandlungen  Theil  ^®) .  Keine 
einzige  dieser  Urkunden  nennt  den  Wohnort  Leuthers  v.  Sehr.  Daas 
ihm  aber  Nesckwüst  gehörte,  geht  ziemlich  deutlich  daraus  hervor, 
dass  4309  Markgraf  Woldemar  den  Bürgern  von  Budissin  erlaubte,  in 
der  landesherrlichen  Heide  bei  Budissin  Holz  zu  schlagen ,  y^in  der 
oder  den  Heiden ,  die  Herrn  Leuther  /  Ritter ,  genannt  v.  Schreibers- 
dorf^  gehören,  aber  nur  mit  dessen  Vergünstigung.  4334  gab  ,,do- 
mina  A  d  e  1  a ,  relicta  olim  bonae  memoriae  domini  Lutheri  de  Scri- 
bersdorf^,  doch  wohl  die  Wittwe  Leuthers  IL,  nebst  Friedrich  t.  Le- 
winwalde  (etwa  ihrem  Bruder  ?j ,  als  „Lehnsherren'*  eines  Hauses  zu 
Budissin ,  von  welchem  sie  6  Gr.  Zins  bezogen ,  ihre  Zustimmung  zu 
der  Schenkung  desselben  an  die  Franziskaner  dieser  Stadt  ^^}. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  44.  Jahrhunderts  wird  die  Familie  v. 
Sehr,  nur  sehr  selten  urkundlich  erwähnt.  D^moch  lässt  sich  deut- 
lich eine  Theilung  in  zwei  Linien  erkennen,  von  denen  die  eine  zu 
Neschwitz ,  die  andere  im  Görlitzer  Weichbild  gesessen  war.  Wir 
behandeln  zuerst  die  letztere.  Da  erscheint  4374  ein  Paul  Sehr.,  der 
einen  gewissen  Peter  zu  Görlitz  in  die  Aoht  bringt.  ,  Da  versetzt  eine 
Barbara  Schreibersdorfinne  4390  ihren  Hof  zu  Görlitz  an 
ihre  drei  Kinder  Hannus,  'ßli^e  und  Margaretbe.  Und  wenn 
diese  Beiden  etwa  nicht  der  ritterlichen  Familie  dieses  Namens  an- 
gehören sollten,  so  gehörten  sicher  zu  den  Landsassen  „die  Gebr. 
Heinze  und  Hans  v.  Sehr.,  [einst]  zu  Gruna  (O.  von  Görlitz)  ge- 
sessen^, welche  4409  für  sich  und  alle  ihre  Geschwister  für 
alle  Ansprüche  dieses  Gutes  wegen  geloben^  das  ihr  V a  t  e  r  [vor  4404] 
an  Albrecht  v.  Hoberg  verkauft  hatte  ^^).  Von  diesen  verkaufte 
^Heinze  v.  Sehr,  der  älteste^  zu  Berteisdorf  (0.  bei  Lauban)  geses- 
sen 444  4  sein  Gut  Ullersdorf  (N.  v.  Lauban)  an  das  Kloster  zu  Naum- 
burg am  Queiss,  und  auch  seine  Frau  Martha  Hess  ihr  Leibgedinge  auf 
jenem  Gute  4444  auf  ^^).  44S4  war  ein  Heinze  v.  Sehr.,  wir  wissen 
nicht,  ob  derselbe ,  Bibersteinscher  Hauptmann*zu  Friedland  und  be- 
sass  das  Gut  Wingendorf  (SO.  bei  Lauban)  im  Weidibild  Löwenberg, 
das  er  aber  vor  4427  an  Härtung  v.  Klüx  auf  Tzschocha  verkaufte  i^). 


10)  y.  Webei,  Arch.  f.  d.  sichs.  Gesch.  VIII.  288.  i>)  Cod.  Ltis.  193.  307. 
13)  Görl.  üb.  piosciipt.  H.  Oörl.  Üb.  obligat.  1384  fol.  11.  G5rl.  Üb.  TOGAt.  UI. 
13)  GöTl.  Urknnden-Abscliriften.        >«)  Oberl.  Naoblese  1772.  61.  Uik.-Verz.  n.  21b. 


492  II-  Abtheilung. 

—  Ausserdem  wird  seit  1398  in  den  Göriitzer  Gerichtsbttchem  mehr- 
fach ein  Nico  laus  v.  Sehr,  erwähnt.  4i05  ward  derselbe  vor  Ge- 
richt citirt  ^wegen  Gewaltthat^;  4437  ertiielt  er  neben  anderen  Ad- 
lichen  „Verzeihung  von  Land  und  Städten'^.  4439  verkaufte  er  ein 
Haus  zu  Görlitz.     Wo  er  aber  gesessen  war,  erfahren  wir  nii^ends. 

—  4408  wird  eine  Agnes  Schreibersdorfinne  genannt,  welche  dem 
Rathe  zu  GOrKtz  360  Mark  borgte  ^^).  -^  Ende  des  45.  Jahrhunderts 
finden  wir  einen  Hans  v.  Sehr,  als  Schwiegersohn  Caspars  v.  Gers- 
dorff  zu  Friedersdorf  bei  der  Landskrone,  dessen  Tochter  Marga- 
re the  er  zur  Ehe  hatte.  Nach  des  Schwiegervaters  Tode  (4480)  er- 
hielt Hans  den  Rittersitz,  und  als  spater  sein  Schwager  Nicol.  v.  Pen- 
zig  erstochen  ward ,  auch  den  oberen  Theil  des  Dorfes  Priedersdorf. 
Allein  schon  4493  verkaufte  er  das  Oberdorf  um  400  fl.  rhein.  an 
Paul  Fttrst,  Bürger  zu  Gtfriitz,  wozu  Hansens  Sohn  Albrecht  v.  Sehr, 
endlich  auch  seine  Genehmigung  ertheilte ,  in  demselben  Jahre  auch 
den  Rittersitz,  4494  sogar  das  Niederdorf  an  Caspar  Tilicke  in  G^r- 
litzi<^).  Später  kommen  die  v.  Sehr,  in  der  östlichen  Oberlausitz 
nicht  mehr  vor. 


Wenden  wir  uns  zu  denen  v.  Sehr,  auf  Neschwitz  zurück,  so  fin- 
den wir  4358  „Herrn  Hennyng  und  Herrn  Albrecht  v.  Schr.^  und 
abemiais  4355  „dominus  Hennigus  de  Schr.^  als  Zeuge  bei  Wilrich 
V.  Koppentz  erwähnt  ^7}.  Auch  von  ihnen  wird  zwar  nicht  ausdrück- 
lich hinzugefugt,  dass  sie  zu  Neschwitz  gesessen  waren;  aber  das 
Ehrenprädikat  „Herr^,  welches  für  die  Besitzer  dieser  Herrschaft  üb- 
lich war,  und  die  Nähe  Marienstems,  für  welches  jene  Urkunden  aus- 
gestellt waren,  lässt  darauf  schliessen.  Wahrscheinlich  besassen  diese 
Brüder,  die  wir  unbedenklich  atsSöhneLeuthersII.  betrachten  dürfen, 
bereits  auch  die  Hälfte  des  nördlich  an  die  Neschwitzer  Besitzungen 
grenzenden  Klfnigswarthe.  Schon  4350  gehörte  nur  die  Hälfte  von 
diesem  grossen  Gute  denen  v.  Pannewitz;  die  andere  Hälfte  aber 
finden  wir  mindestens  bald  darauf  sicher  im  Besitze  derer  v.  Sehr. 

Jeder  der  beiden  Brüder  Hennyng  und  Albrecht  hatte  einen  Sohn. 
Nur  den  einen,  C|aspar,  kennen  wir  mit  Namen,  von  dem  andern 
nur  den  Namen  seines  Sohnes,  Hans,  der  4424  als  „Vetter^  (jeden- 
falls Neffe)  Caspars  bezeichnet  wird.  Herr  Caspar  erscheint  ein  langes 
Leben  hindurch  (4440 — 47)  als  einer  der  angesehensten -Vasallen  des 


«)  ürk..Ve«.  I.  167  No.  842.        ««)  Knanthe,  Friedersdorf  7  flg.  Urk.-Ve«. 
11.  20.  22.        17)  A.  MStem  Ko.  94  u.  210. 


JSmmmi^ 


166.  Die  V.  Schreibersdorf.  493 

Landes.  4414  setiten  die  Voigte  der  Ober-  und  Niederlausitz  neben 
anderen  Adlichen  auch  ihn  dem  Landgrafen  Friedrich  dem  älteren 
von  Thüringen  zum  Bürgen  für  eine  Schuld  von  500  Schock  wegen 
Finsterwalde  ^^).  HS4  sendete  er  ^und  der  Junge  v.  Schr.*^  d.  h.  sein 
oben  erwähnter  Neffe  Hans,  Leute  zur  Befestigung  von  Budissin  gegen 
die  Hussiten  und  erhielt  in  der  damals  errichteten  Defensionsordnung 
unter  dem  gesammten  oberlausitzischen  Adel  die  dritte  Stelle  ange- 
wiesen i^).  1 425  garantirten  König  Siegsmund,  dessen  Schwiegersohn 
Herzog  Albrecht  von  Oesterreich  und  Herzog  Friedrich  von  Sachsen 
einander  gegenseitig  ihre  Länder ,  nämlich  die  beiden  Lausitzen  und 
Kursachsen ,  und  bestimmten ,  sie  wollten  den  gestrengen  Caspar  v. 
Sehr,  veranlassen,  dieser  Einigung  beizutreten  ^^] .  4  432  waren  „Herr 
Caspar  und  Herr  Hannus,  Gevettem  v.  Sehr,  zu  Neschwitz^  die 
£rsten  unter  der  Ritterschaft  der  nordwestlichen  Oberlausitz,  welche 
sich  für  eine  Summe  von  400  fl«  veri)ürgten,  um  welche  die  Stadt 
Kamenz  von  den  Hussiten  die  Plünderung  abgekauft  hatte  ^^) .  Caspar 
wohnte  zu  Neschwitz ,  besass  aber  auch  halb  Königswarthe ,  indem  er 
sowohl  daselbst  (4448],  als  auch  (4440)  auf  den  zu  Königswarthe  ge- 
hörigen Dörfern  Mortke  und  Steinüa  (NO.  von  Königswarthe)  Zins  vei^ 
kaufte  ^2).  Zuletzt  haben  wir  ihn  sammt  seinem  Vetter  Hans  4447^3) 
als  Zeugen  in  Kamenz  getroffen ,  wo  er  auch  schon  früher  oft  bei  den 
Herren  v.  Kamenz  erscheint.  —  Er  nun  wurde  der  Stifter  der.Nesch- 
witzer,  jener  Hans  der  der  Königswarther  Hauptlinie. 

I.    Hauptlinie  Neschwitz. 

Caspar  hatte  einen  Sohn  Hans,  der  aber  nur  einmal  (4440) 
genannt  wird^)  und  vor  dem  Vater  gestorben  zu  sein  scheint.  So- 
fort nach  4447  treten  drei  Schreibersdorfe  als  Besitzer  von  Nesch- 
witz auf,  Johann  genannt  Grillhans,  Albrecht  und  Baltha- 
sar, die  wir  daher  für  Söhne  jenes  Hans  (4440),  für  Enkel  Caspars 
halten.  4458  verkaufte  Albrecht  v.  Sehr,  „zu  Neschwitz  gesessen 
mit  Rath  seiner  Brüder^  den  Wald  Jiessnitz  um  300  Seh.  an  Harien- 
stem^^).  Diese  Brüder  theilten  sich  später  in  ihre  umfänglichen  Gü- 
ter. Grillhans  behielt  Neschwitz;  Albrecht,  noch  4474  „zu  Neschwitz^, 
besass  mindestens  seit  4476  das  grosse  Gut  Niedergurig  (N.  von  Bu- 

18)  A.  Diesd.  Orlg.  Tom  12.  Januar.  ^  Provlnz.-Bl&tter  1782.  294  flg.  445. 
20)  A.  Dresd.  Orig.  Tom  26.  JnU.  si)  Urkand.-yerz.  n.  31».  »)  A.  Kamens 
No.  56.  A.  Bnd.  ^  Uiknnd.-Yen.  11.  62<1.  M)  A.  Kamenz:  Caspar  et  Jo- 
hann ea  ejna  natna,  in  Neickwc»  residentes,  verkanfen  dem  Rathe  von  Kamenz  10 
Mark  Zins  zn  Stelnitz.        V)  a.  Marienstern  No.  178. 


494  II-  Abtheilnng. 

dissin);  Balthasar  heisst  schon  4469  zu  Lohsa  (NO.  von  KOnigswarihe) 
gesessen.  So  scheiden  sich  mit  diesen  drei  Bindern  die  drei  Neben- 
linien Nesehwitz,  Gurig  und  Lohsa. 

4 .    Nebenlinie  Neschwiiz. 

Johann,  Grill hans  genannt,  haben  wir  von  1448 — 61  ge- 
funden. Für  seine  Söhne  dürfen  wir  die  1481  in  einer  Kamenzer  Ur- 
kunde zugleich  mit  ihrem  Vetter  Balthasar  auf  Lohsa  vorkommenden 
„Brttder^  Hans,  Caspar,  Dietrich  und  Johne  v.  Sehr,  halten. 
Von  ihnen  versetzte  Hans  1529  das  Dorf  Zescha  (N.  bei  Neschwitz)  um 
200  Mark  an  Hans  v.  Hetzradt  upd  kommt  noch  1530  vor.  Wir  ver- 
muthen  (wegen  des  Besitzes  von  Zescha] ,  dass  seine  Söhne  waren : 
„Caspar  der  junge  zu  Zescha^  (1537)  und  Christoph  „zu  Nesch- 
witz^, der  1558,  weil  er  keine  Söhne  hatte,  die  Kinder  seiner  Tochter 
Anna,  Frau  des  Adam  v.  Steinsdorf,  zu  Erben  einsetzte.  Caspar  der 
junge  hatte  übrigens  auch  Antheil  an  Neschwitz  und  verkaufte,  meist 
an  seine  Vettern  zu  Neschwitz,  mehrfach  Bauern  und  Wiesen  theiis 
in  Neschwitz  selbst,  theiis  in  Mortke, 

Der  zweite  Sohn  von  Grillhans,  Caspar  zu  Neschwitz j  später 
„der  ältere^  genannt,  verkaufte  nebst  seiner  Frau  Anna,  Tochter 
Peters  v.  Haugwitz  auf  Gaussig,  1506  das  halbe  Dorf  RosenthcU  (N.  von 
Marienstem)  um  450  fl.  rbein.  an  das  Kloster  Harienstem  und  1539 
Bauern  zu  Mortke.  Seine  zweite  Frau  Elisabeth  lebte  noch  1550. 
Nach  seinem  Tode  erhielt  1543  sein  Sohn  Joseph  die  väterlichen 
Guter  zu  Lehn.  Er  war,  wie  es  scheint,  sparsamer  als  seine  Vettern 
und  kaufte  von  denselben  z.  B.  1545  Bauern  zu  Kommerau  (N.  von 
Königswarthe]  und  1548  zu  Mortke, 

Der  dritte  Sohn  von  Grillhans ,  Dietrich  aui  Neschwitz ,  Hess 
1521  seine  Frau  Margarethe  geb.  v.  Haugwitz  beleibdingen.  Von 
seinen  Söhnen,  Albrecht,  Hieronymus  und  Dietrich,  verkaufte 
der  Erstere  1537  seinen  Antheil  an  Neschwitz  und  Kommerau  an  sei- 
nen Bruder  Hieronymus  und  seinen  Antheil  an  der  Neschwitzer  Heide 
an  seinen  Bruder  Dietrich  und  ist  uns  seitdem  nicht  mehr  vorgekom- 
m^.  Hieronymus  war  zu  Lomske  (0.  von  Neschwitz)  gesessen,  ver- 
kaufte aber  1539  dies  Gut  um  100  Mark  an  seinen  Vetter  Joseph  und 
1546  Bauern  zu  Kommerau  an  seinen  Vetter  Joachim.  —  Dietrich  er- 
warb 1536  von  Nie.  v.  Pannewitc  auf  Königswarthe  dessen  Dnier- 
thanen  zu  Eutrich  (W.  bei  Königswarthe).  Seine  Frau  hiess  (4540) 
Barbara.    Wenn  es  wahr  ist,  dass  1558  Dietrichs  Wittwe  Anna 


^ 


166.  Die  V.  Schreibecsdorf.  495 

ihre  Toehter  Magdalene  sur  Ertrin  eingesetzt  habe,  so  muss  dies 
seine  zweite  Frau  gewesen  sein. 

Der  vierte  Sohn  von  Grillhans,  Jahn,  wird  noch  4500  erwähnt. 
Seine  Frau  hiess  Katharine.  4527  wurde  sein  Sohn  Joachim  mit 
dem  halben  Schloss  Nesd^wüa  und. den  Dörfern  Koblitz  (0.  von  Stei- 
nitz)  und  Klemdubrau  (NO.  von  Neschwitz)  belehnt ,  „wie  es  sein 
Vater  John  gehabt^.  Er  erkaufte  4537 — 63  mehrfach  Bauern  zu  Zesdia, 
4546  auch  zu  KommeraUj  4556  von  Hans  v.  Sehr,  auf  Gurig  das  Dorf 
Truppen  (NW.  bei  Ktfnigswarthe)  und  soll  seine  einzige  Tochter  Ka* 
tharine  zur  Erbin  all  seiner  Guter  eingesetzt  haben.  Seine  Frau 
hiess  Anna.  Von  seinen  Schwestern  war  Anna  mit  Jos.  v.  Helwigs- 
dorf,  Hedwig  mit  Franz  v.  Baudissin,  Barbara  mit  Heinr.  v.  Lut- 
titz  verheirathet. 

S.    Nebenlinie  Niedergurig. 

Albrecht  v.  Sehr.,  seit  4494  „der  ältere^  genannt  zum  Unter- 
schied von  einem  gleichnamigen  Neffen ,  war  länger  als  ein  halbes 
Jahrhundert  eine  der  einflussreichsten  Persönlichkeiten  unter  dem 
oberlausitzischen  Adel.  Schon  4448  gehörte  er  zu  der  Podiebradschen 
Partei ;  4  457  war  er  eine  Zeit  lang  Verweser  der  Landvoigtei.    Als 
später  die  Oberlausitz  (U67)  sich  von  König  Georg  von  Böhmen  los* 
sagte,  scheint  auch  er  König  Mathias  von  Ungarn  anerkannt  zu  haben. 
4488  war  er  Amtshauptmann  zu  Budissin.    Auch  König  Wladlslaus 
von  Böhmen  übertrug  ihm  4492  aufs  neue  dies  einflussreiche  Amt. und 
.'(usserdem  interimistisch  (bis  4493)  noch  die  Amtshauptmannschafi 
/u  Görlitz.  Er  legte  4507  sein  Budissiner  Amt  nied^xund  begab, sir^i 
ii.it'ii  AniAjh^r^  Vi  Erzgebirge^),  wo^^Ä-'^ach  4523)  gestorben  sein 
(iUrfie.    Aus  zahlreichen  Zinsverkäufen  ersehen  wir,  dass  er  ausser 
Gurig  auch  Pischkowitz  (O.  von  Kamenz)  und  im  Görlitzer  Weichbild 
See ,  Moholz ,  Horscha  und  Sproüz  (sämmtlich  W.  von  Niesky)  ganz 
oder  theilweis  besass. 

Jedenfalls  war  sein  Sohn  Hans  v.  Sehr,  zu  Gurig,  der  4546  einen 
Streit  mit  dem  Rathe  zu  Budissin  wegen  des  Bierschanks  auf  seinen 
Gütern  hatte,  4527  Pischkowitz  verkaufte  und  4529  gegen  den  später 
zu  erwähnenden  Antonius  v.  Sehr,  auf  Holscha  einen  Prozess  an«- 
hängig  machte.  Seine  „Söhne'^  Gelfried,  Albrecht  und  Hans 
erlangten  4534  durch  ihre  Vormünder  die  Lehn  über  die  väterlichen 
Güter.  Gelfried.^zu  Gurig^  Uess  4 544  seine  Frau  Anna  beleilxiingen. 
Hans  wird  4551  im  Musterregister  allein  als  zu  Gurig  aufgeführt,  ver* 

«)  N.  Softpt.  Hr.  Itt».  m.  114.  Z.  42. 


496  U.  AbtiieUung. 

kaufte  4556  Truppen  an  Joach.  v.  Sehr,  auf  Neschwitz  und  wird  nod 
4574  genannt.  4583  wurde  ein  „Hans  der  junge  zu  Gurig^,  wok 
sein  Sohn,  bei  einer  Hochzeit  zu  Elstra  erstochen. 

3.    Nebenlinie  Lohsa. 

Balthasar,  der  dritte  Enkel  Caspars  auf  Neschwitz ,  hatte  du 
Hälfte  des  Dorfes  Tschama  (N.  von  Kamenz)  von  Nickel  Knopph  er- 
kauft, ttberliess  dieselbe  aber  4469  um  220  Seh.  Gr.  an  das  Domstif 
Budissin.  Er  besass  ausser  Lohsa  noch  Friedersdorf  und  Weisskolmei 
(S.  und  N.  von  Lohsa),  auf  denen  er  z.  B.  4474  Zins  nach  Budissii 
verkaufte,  desgleichen  gemeinsam  „mit  seinen  Vettern  zu  Neschwitz' 
die  Lehnsherrlichkeit  ttber  Weissig  (S.  von  Lohsa),  welches  4484  den 
Peter  v.  Doberschitz  gehörte. 

Seine  Söhne  waren  Hans,  Albrecht  und  Leuther  v.  Sehr 
Von  diesen  erhielt  in  brüderlicher  Theilung  Albrecht  das  Gut  Lohsi 
und  Antheil  an  Friedersdorf.  Er  lebte  noch  4534.  4539  aber  wa 
seine  Frau  Katharine  Wittwe.  Seine  Söhne  waren  Christoph 
Heinrich,  Ulrich  (oder  Albrecht?)  und  Balthasar,  „Gebrttde 
zu  Lohsa*^j  die  4540  von  ihrem  Cousin  Bastian  v.  Sehr,  auf  Neuham 
mer  den  halben  Hammer  zu  Kolmen  erkauften.  Von  diesen  überliessei 
Albrecht  (oder  Ulrich)  und  Balthasar  ihren  Antheil  an  Lohsa  4548  ihren 
Bruder  Christoph,  der,  da  auch  Heinrich  nicht  mehr  erwähnt  wird 
seitdem  der  alleinige  Inhaber  des  v.  Schreibersdorfschen  Antheil^ 
dieses  Gutes  wurde ;  einen  andern  besassen  die  v.  Gersdorff.  Er  er 
warb  um  4  548  von  den  Söhnen  seines  Cousins  Leuther  das  Gut  Lit- 
stihTi  J^'  b^i  l^h«a],  verkaufte  es  aber  4549  an  Hans  v.  Göda.  voi 
dessen  Erben  er  es  4562  nef^J  L{ifpen  imd  A»^th  '^'^{s^'/rieitersdni  ^ 
zurückkaufte.  Wir  haben  ihn  bis  4572  erwähnt  gefunden.  Seine  Frau 
hiessMargarethe. 

Der  dritte  Sohn  Balthasars  war  Leuther,  der  %\x  Dreiweibem 
(N.  von  Lohsa)  wohnte,  auch  (4509)  Driewüx  (SO.  von  Lohsa),  den 
halben  Hammer  zu  Kolmen  (den  er  4526  an  seinen  Bruder  Hans  ver- 
kaufte) und  das  Gut  Luschen  (S.  bei  Lohsa)  besass.  4529  überliess 
Leuther  v.  Sehr,  zu  Dreiweibem  dies  Gut  Litschen  y,an  Barbara 
Struckin,  seine  Frau,  für  ihr  Ehegeld'',  und  diese  überiiess  es  sofort 
wieder  „ihren  beiderseitigen  Erben ,  B  oh  u  s  1  a  w  und  L  u  t  h  o  1  d  (oder 
Leuther)^.  Von  diesen  Brüdern  scheint  Bohuslaw  bald  gestorben  za 
sein.  Schon  4536  adoptirte  Leuther  v.  Sehr,  zu  Litschen  mit  kaiser- 
licher Genehmigung  „seines  Bruders  Sohn^.  Häufige  Verkäufe  ein- 
zelner Bauern  und  Gutsantheile  deuten  darauf,  dass  Leuther  sehr  ver- 


^^ 


]66.  Diev.  Schreibersdorf.  497 

I  mrtialdet  war.  Seine  Söhne,  Christoph  und  Albrecht  ^Gebr.  zu  Lit- 
inrien  und  Driewü»*^^  die  4546  erwähnt  werden,  vei^auften  schon  4547 

se  Dörfer  nebsl  Lippen  an  ihren  Cousin  Christoph  v.  Sehr,  zu  Lohsa. 
Der  älteste  Sohn  Balthasars  v.  Sdir.  zu  Lohsa  war  Hans.     Er, 

e  später  sein  Sohn,  heisst  bald  „zu  Neuhof^y  bald  „zu  Neiihammer 
'^isessen^.  Ausser  dem  Hammer  zu  Rolmen  besass  er,  wie  sich  aus 
!cr:»einen  Veriiäufen  ergiebt,  Antheil  an  Friederidor/' und  Dreiweibem. 
i;:*  lebte  noch  4530.  Sein  Sohn  Sebastian  musste  schuldenhalber 
, « ft  jedes  Jahr  Zins  oder  Theile  von  seinen  Gütern  verXussern.  4544 
l:%r  er  bereits  gestoii)en.  Söhne  von  ihm  durften  wohl  sein:  AI* 
i,3fecht  V.  Sehr,  zu  Neuhof j  der  4565,  und  An  ton  zu  Neuhof,  der 
Hl  >70  erwähnt  wird. 

II.  Hauptlinie  Königswarthe. 

\.  Als  Stammvater  derselben  haben  wir  schon  oben  Hans  v.  Sehr, 
izeichnet,  der  4424  zuerst  als  „der  Junge  v.  Sehr,  zu  Neschwitz**, 
^io5  aber  als  „Johannes  de  Sehr,  in  Königswarte^  bezeichnet  wird. 
.^  führte  den  Beinamen  Bohuslaw  und  heisst  daher  auch  „Hannos 
^  Sehr.  Boslaw""  (4440)  oder  bloss  „Bohuslaw  de  Schr.<^  (4454). 
jie  seine  Vettern  zu  Neschwitz  Anhänger  der  Podiebradschen  oder 
jüssitischen  Partei  in  Böhmen  waren ,  so  hielt  er  es  mit  der  katholi- 
chon  und  ward  deshalb  von  Kaiser  Friedrich  III.  4452  zum  Amts- 
lauptmann  von  Budlssin  designirt^^) ,  ein  Amt,  das  er  aber  kaum 
lirklich  angetreten  hat.  Von  seinen  Gütern  lernen  wir  bei  Geiegen- 
leit  von  Verkäufen  ausser  Königswarthe  noch  Steinitz  (NO.  von  Ka- 
nenzj  und' Nebelschitz  (O.  von  Kamenz)  kennen,  ^ffrfen^aber  woh) 
•r;i^h«rf-n:r- flass  alle  die  Güter  schon^jfiaj.  g^'ört  haben  werden 7  die 
ftir  im  Besitz  seiner  Söhne  finden. 

Für  seine  Söhne  halten  wir,  ohne  dass  sie  ausdrücklich  als  solche 
bezeichnet  werden,  Christoph  v.  Sehr,  zu  Jü^igswarthe,  Leuther 
lu  Holscha  (O.  bei  Neschwitz) ,  H  a  n  s  zu  Uebigau  (S.  von  Neschwitz) . 
Bie  sind  die  Stammväter  der  drei  Nebenlinien  von  der  Hauptlinie 
königswarthe  geworden. 

4.    Nebenlinie  Königswarthe. 
Während  bis  4464  Hans  Bohuslaw  v.  Sehr,  als  Inhaber  von  K. 
geniinnt  wird,  erscheint  zuerst  4474  Christoph  v.  Sehr,  daselbst 
gesessen.     4549  heisst  er  „Christoph  der  ältere  zu  K."  zum  unter- 
schiede von  seinem  gleichnamigen  Sohne.     Er  muss  bald  nach  4524, 

«7)  A.  Dresd.  Orig.  vam  9.  Joni. 

K  n  0  tb  • ,  Oonch.  d.  Oberl.  Ad«lB.  32 


498  11.  Abtheilung. 

wo  er  einen  Lehnniann  zu  Höflein  (N.  von  Marienstern)  verieaufte,  gi 
storben  sein.  —  4586  verkauften  Christoph  und  Albrecht,  „G\ 
brüder  zu  Königswarthe^,  abermals  3  Mann  zu  Höflein ,  waren  all 
gewiss  seine  Söhne.  Die  Besitzverhältnisse  zu  K.  waren  damals  zien 
lieh  verwickelt.  Die  v.  Sehr,  besassen  davon  von  jeher  nur  die  Hälfti 
jeder  der  ebengenannten  Brüder  also  nur  ein  Viertel.  Die  andei 
Hälfte  gehörte  denen  v.  Pannewitz,  und  von  diesen  hatten  sich  eher 
falls  zwei  Linien  in  ihren  Antheil  getheilt.  So  gab  es  damals  x\i 
verschiedene  Theilhaber  an  diesem  Gute.  Kein  Wunder,  dass  all 
verarmten.  Zwar  kaufte  4539  Christoph  v.  Sehr,  von  Valentin  i 
Pannewitz  dessen  vierten  Theil  an  der  Königswarther  Mühle ;  ab< 
schon  1556  musste  er  seinen  Antheil  an  K.  an  Valentin  Henniscke  vei 
kaufen  und  „hatte  nun  kein  Gut  mehr^. 

Albrechts  Sohn  Franz  v.  Seh.,  der  1539 — 63  als  zu  K.  geses^ei 
vorkommt,  suchte  der  auch  über  ihn  hereinbrechenden  Verarmun 
wenigstens  momentan  durch  Verkauf  einzelner  Gutstheile  zu  steuern 
woraus  wir  ersehen,  was  alles  zu  den  Besitzungen  dieser  Nebenlinie  K 
gehörte.  So  verausserte  er  1540  Bauern  zu  Kolpen  (0.  v.  Lohsa),  151) 
9  Bauern  zu  Lippen  (0.  v.  Lohsaj ,  1549  Bauern  zu  Neyda  (\.  v.  Lohsa 
1562  zu  Dreiweibem,  1563  zu  Zescha  und  ein  Stück  Gut  von  Steinitz 

2.  Nebenlinie  Holscha. 

Leutherv.  Sehr,  zu  Holscha,  den  zweiten  Sohn  von  Hans  Bo- 
huslaw  auf  Königswarthe ,  finden  wir  von  1469 — 1504  mehrfach  ah 
Zeugen  erwähnt.  Er  hinterliess  sein  Gut  seinem  Sohne  An  ton  i  u  v 
^chon  \  509  erscheint  derselbe  als  „Ritter"  und  als  eine  hervorrag^Mni»' 
Persönlichkeit  im  Lanae".  Er.^te  um  jene  Zeit^--ae,Fehdfrgeg?r  .*  I 
Domstift  Budissin  begonnen  und  dessen  Dörfer  geplündert  und  v<r 
heert.  1510  ward  er  durch  Herzog  Georg  von  Sachsen,  als  Schiede 
richter,  mit  dem  Stift  wieder  verglichen  ^] .  Er  besass  keine  Söhne. 
sondern  nur  vier  Töchter,  Anna,  Apollonia,  Margarethe  und 
Esther.  Um  zu  deren  Gunsten  über  seine  Güter  verfügen  zu  kön- 
nen, that  er  1529  zu  Budissin  den  Vorritt  2»).  Allein  gegen  sein 
darauf  errichtetes  Testament  protestirte  im  Namen  der  Verwandten 
Hans  V.  Sehr,  auf  Gurig,  den  Manche  (wohl  deshalb)  seinen  Bruder 
nennen.  Wir  kennen  die  Entscheidung  des  Hofgerichts  zu  Budissin 
nicht,  finden  aber,  dass  1546  nach  des  Ritters  Antonius  v.  Sehr.  Tode 
Leuther  v.  Sehr,  zu  Uebigau  (Sohn  seines  Cousins)  mit  Holscha  be- 
lehnt ward. 


»)  L»u8.  Mag.  1860.  258,        »)  Vgl.  Uus.  Mag.  1778.  149. 


167.  Die  ▼.  Schwanitz.  499 

3.  Nebenlinie  Uebigau. 

Seit  1473  finden  wir  einen  Sohn  von  Hans  Bohuslaus  auf  Königs- 
warthe,  ebenfalls  Hans  genannt,  auf  Uebigau  gesessen  ^) ,    Er  ver- 
kaufte später  Zinsen  zu  Doberschitz  (NW.  von  Neschwitz)  und  Belsch- 
toitz  (?)  an  einen  Domherrn  zu  Budissin.  —  4524  Hess  Bohuslaw 
V.  Sehr,  zu  Uebigau,  doch  wohl  des  Vorigen  Sohn,  seine  Frau  Anna 
beleibdingen.  —  1542  erhielt  „nach  dem  Tode  Bohislaw's  v.  Sehr,  zu 
Uebigau,   dessen  Sohn  Leuther'^  die   Lehn  über  die  väterlichen 
Guter.    Derselbe  erlangte,  wie  eben  erwähnt,  1546  nach  dem  Tode 
des  Antonius  v.  Sehr,  auf  Holscha  auch  dessen  Gut.   Schon  bei  dieser 
Gelegenheit  wird  er  als  „Leuther  der  ältere'^  bezeichnet  wegen  sei- 
nes gleichnamigen  Sohnes  „Leuthers  des  jüngeren^,  der  1548  nach 
seines  Vaters  Tode  mit  Uebigau,  Holscha,  Laaske  (SW.  von  Nesch- 
witz) etc.  belehnt  ward.    1557  verkauften  seine  Erben  Holscha  an 
Magnus  v.  Baudissin. 

167.   Die  T.  Schwanitz, 

noch  Anfang  des  17.  Jahrh.  allgemein  Schwantz  genannt,  haben 
sich  von  dem  jetzt  zu  Böhmen  gehörigen  Dorfe  Wüstung  aus  (S.  von 
Seidenberg)  auch  nach  der  Oberlausitz  verbreitet.  Seit  1497^)  wird 
öfter  einHeintzSchwantz  auf  Wüstung ,  das  er  von  den  Herren 
V.  Biberstein  zu  Lehn  hatte,  erwähnt,  wohl  derselbe,  der  1530  „nebst 
seinem  Sohne**  einen  Freimarkt  mit  Wolf  v.  Weigsdorf  schloss ,  wo- 
nach er  an  diesen  Engelsdorf  (W.  von  Seidenberg)  abtrat  und  dafür 
Weigsdorf  erhielt.  Sein  hier  erwähnter  Sohn]  war  jedenfalls  Mel- 
chior v.  Schw.,  der  1546,  als  Mitcollator  zu  Weigsdorf,  die  Anstel- 
lung des  ersten  protestantischen  Geistlichen  daselbst  förderte  ^) .  Ob 
der  Hans  V.  Schw.  zu  Weigsdorf,  der  1551  im  Musterregister  genannt 
wird,  ein  Bruder  oder  ein  Sohn  von  ihm  war,  wissen  wir  nicht.  Der- 
selbe muss  aber  noch  in  demselben  Jahre  gestorben  sein ;  denn  noch 
1551  wurde  Franz  v.  Schw.  „für  sich  und  seine  Brüder**  mit 
Weigsdorf  belehnt.  Solche  Brüder  dürften  gewesen  sein  Joachim, 
der,  als  er  mündig  geworden,  1567  nachträglich  die  Lehn  „über  sei- 
nes Vaters  Hansen  Gut**  erhielt,  und  Hans,  der  1 575  gemeinschaft- 
lich mit  seinem  „Bruder**  Joachim  in  einen  Prozess  mit  ihren  Lehns- 
herren, den  Brüdern  v.  Rädern  auf  Friedland,  über  das  CoUaturrecht 
zu  We^^^dor/*  verwickelt  war.  Eine  kaiserliche  Commission  entschied, 

ao)  LanB.  Mag.  Bd.  XXXVII.  496.; 

167.  i)  Laas.  Mag.  1869.  HO.     '  >)  KirchengaUerle  233. 

32* 


500  11.  A)»theiliing. 

dass  ihnen  nach  den  Kaufbriefen  nur  die  Hälfte  des  Collaturrechis, 
nicht,  wie  sie  behaupteten,  drei  Viertel  daran  zustehe').  Franz, 
später  zu  Neundorf  (S.  von  Wüstung)  gesessen,  besass  auch  Oppels- 
dorf  S.  von  Reibersdorf  (4568),  sowie  das  Stammgut  Wüstung  und 
ward  1577  Klostervoigt  zu  Marienlhal.  Wohl  sein  ältester  Sohn  war 
Hans  V.  Schw.,  der  4596  Neundorf  an  Katharine  v.  Rädern 'ver- 
kaufte; der  jüngere  Sohn  Christoph  erhielt  nach  des  Vaters  Tode 
(4582)  Wüstung',  ward  ebenfalls  Klostervoigt  und  starb  4594,  64  Jahre 
alt.  Weigsdorf  verblieb  bis  4722  im  Besitze  derer  v.  Schw.        } 

Ende  des  4  6.  Jahrhunderts  finden  wir  Glieder  der  Familie  v.  sbhw. 
auch  auf  den  ebenfalls  zur  Herrschaft  Friedland  gehörigen  Dörfern 
Berzdorf  und  Amsdorf  (S.  von  Seidenberg) ;  da  diese  Ortschaften  in 
Böhmen  gelegen  sind ,  eine  Filiation  auch  nicht  herzustellen  is| ,  so 
erwähnen  wir  nur  noch  kurz  diejenigen  Schwanitze,  welche  um'jene 
Zeit  neue  Gttter  in  der  Oberlausitz  erwarben.    So  kaufte  4565  ein 
C  hris toph  V.  Schw.,  kaiserlicher  Rath  (er  war  bis  dahin  auf  Lange- 
walde gesessen),  von  Heinr.  v.  Boblitz  das  Gut  Wanscha  (W.bei  Sei- 
denberg) und  wohnte  seitdem  daselbst,  indem  er  z.B.  4579  und  4582 
Töchter  in  Nieda ,  dem  dasigen  Kirchenbuch  zufolge ,    taufen  Hess, 
verkaufte  es  aber  4  592  wieder  an  Hans  v.  Penzig  auf  Wilka.  —  Femer 
erwarb  ein  Siegsmund  v.  Schw.  4572  das  Gut  Niederrennersdorf 
(0,  bei  Hermhut)  von  Christoph  v.  Gersdorff,  starb  aber  schon  4579 
mit  Hinterlassung  unmündiger  Kinder,  welche  4585  Rennersdorf  an 
Joach.  V.  Klüx  veräusserten 4) .  —  Ein  andrer  „Junker**  Siegsmund 
V.  Seh.,  seit  4605  auf  Gerlachsheim  (0.  von  Seidenberg)  gesessen, 
der  den  grossen  Brand  von  Zittau  (4608)  angestiftet  haben  sollte,  ward 
wegen  dieses  und  anderer  Vergehen  4  624  hingerichtet  ^) .  Anfang  des 
4 7.  Jahrhunderts  war  ein  Joh. Georg  v.  Schw.  Besitzer  von  Herwigs- 
dorf he\  Görlitz.    4649  erkaufte  ein  Bernhard  v.  Schw.  auflösen- 
hain  (NO.  bei  Löbau)  das  Gut  Maltitz  (N.  von  Löbau)  von  Erasmus 
V.  Gersdorff^).    Die  beiden  Letztgenannten  fochten  4620  mit  in  der 
Schlacht  am  Weissen  Berge. 

168.  Die  Grafen  von  Sehwarzburg, 

und  zwar  die  Brüder  Johann  II.  und  Günther  XXII.,  die  Söhne 
Günthers  XVIII.  auf  Wachsenburg  und  Leuchtenburg,  besassen  min- 
destens seit  4347  die  niederlaus.  Herrschaft  Spremberg  und  kauften 


3)  EbendM.  236.    Urk.-Ven.  in.  218.        «)  ▼.  MQcke,  Niedemnnendorf  10. 
B)  C*rpzoy,  Aoal.  V.  256.        •)  Kiiebengallerie  160. 


169.  Die  V.  Seidlttz.  501 

« 

S  dem  V.  SchOnfeld  auf  KönigsbrUck ,  der  in  die  Acht  der  Sechs- 
ie  gerathen  war,  auch  die  oberlaus.  Herrschaft  Hoyerswerde  ab. 
in  die  Sechsstädte  fürchteten,  dass  infolge  dieses  Kaufes  die  wich- 
Grenzfestung  Hoyerswerde  von  der  Oberlausitz  hinweg  zur  Nie- 
ausitz  hinttber  gezogen  werden  möchte.  Deshalb  erboten  sie  sich 
I,  dem  Kaiser  Karl  IV.  eine  Summe  Geld  vorzuschiessen ,  damit 
l|)yerswerde  von  den  gegenwärtigen,  ausländischen  Besitzern  zu- 

}:aufen  könne.  Und  in  der  That  erklärten  sich  die  Grafen  v. 
arzburg  bereit ,  die  eben  erworbene  Herrschaft  dem  Kaiser  um 
Schock  zu  überlassen ,  von  denen  die  von  den  Städten  vorge- 
>ksnen  700  Schock  noch  1357,  die  andere  vom  Kaiser  selbst  auf- 
rilngende  Hälfte,  wie  es  scheint^  1358  gezahlt  wurde*). 

Die  T.  Seidlitz  (Czedelicz,  Scedeliz,  Sydlitz,  Sylitz), 

schlesische  Familie,  sollen  Laubaner  Annalen  zufolge  schon  vor 
ang  des  44.  Jahrhunderts  das  Dorf  Altlauban  besessen  haben ,  das 
aber  nach  dem  erblosen  Tode  eines  v.  S.  an  den  Landesherm  zurück- 
gefallen sei.  —  Sicher  aber  verlieh  1324  Herzog  Heinrich  von  Jauer, 
der  damalige  Inhaber  der  östlichen  Oberlausitz,  dem  Heinrich  v. 
Sylitz  das  Dort Holzkirch  am  QueisS;  damals  JTunnerjdor/' genannt, 
mit  der  Verpflichtung,  dafür  mit  einem  Rosse  Lehndienst  zu  thun  *) .  — 
Nach  1370  hatte  die  Herzogin  Agnes,  Wittwe  des  Herzog  Bolesiaw  II. 
von  Schweidnitz,  das  von  ihrem  Gemahl  erbaute,  aber  von  den  Gör- 
litzem  zerstörte,  später  wiederhergestellte  Städtlein  Neuhof  oder  Neu- 
haus an  der  grossen  Tzschime  nebst  etlichen  Eisenhämmern  an  H e  i  n- 
rich  V.  Czedelicz  ^genannt  von  Meyenwalde^,  Hofmeister  des 
jungen  Herzogs  Johann  von  Görlitz ,  überlassen ;  dieser  aber  trat  es 
1377  um  200  Mark  an  den  damaligen  Landvoigt  Benes  v.  der  Duba 
und  den  Rath  zu  Görlitz  ab 2).  —  Erst  fast  200. Jahre  später  kamen 
die  V.  S.,  und  zwar  diesmal  von  Meissen  her  wieder  in  die  Ober- 
lausitz. Seit  etwa  1563  nämlich  besass  |ein  Jakob  v.  S.  das  grosse 
Gut  Gaussig  (S.  von  Göda],  das  aber  etwa  10  Jahr  später  schon  wie- 
der dem  Hans  v.  Schlieben  gehörte.  —  1588  war  Hans  v.  Seidlitz, 
kurfürstlich  sächsischer  Hofrath,  Inhaber  der  früher  bischöflich  meiss- 
nischen,  jetzt  kurfürstlichen  Dörfer  Amsdorf  und  Schiunkwitz  (N.  von 
Wilthen). 


168.  1)  Ansfahrlieher  von  uns  dargestellt  in  t.  Weber 'b  ArchW  f.  d.  tichs.  Oe- 
•chiehte  X.  242  flg. 

169.  i)  Cod.  Las.  246.        2)  Laus.  Mag.  1859.  406.  1776.  327.  rgl.  N.  Script. 
Ter.  lut.  I.  34  flg. 


502  U.  Abtheilung. 

170.  Die  T.  Sigemar, 

wohl  nach  dem  W.  von  GhemDitz  gelegenen  Dorfe  Siegmar  benannt, 
scheinen  auch  in  der  Oberlausitz  ansässig  gewesen  zu  sein ,  obgleich 
das  Gut,  das  ihnen  gehörte,  nirgends  genannt  wird.  1245  war 
Heinricus  de  Sygemar  Zeuge,  als  Bernhard  II.  v.  Kamenz  zu 
Bemstadt  eine  Kaufsurkunde  vollzog,  und  1296  Petrus  de  Sigemar, 
als,  ebenfalls  zu  Bemstadt,  dem  umwohnenden  Adel  mitgetheilt 
wurde ,  dass  die  Brüder  Bernhard  V.  und  Otto  v.  Kamenz  mit  ihrem 
Onkel ,  dem  Bischof  Bernhard  von  Meissen,  und  dem  Kloster  Marien- 
stem  völlig  ausgeglichen  seien  ^].  Das  Gut  derer  v.  S.  dürfte  also 
wohl  in  der  Nähe  von  Bemstadt,  d.  h.  in  dem  Eigenschen  Kreise  ge- 
legen haben. 

171.  Die  T.  Silawitz. 

In  den  Jahren  1280,  1284  und  1295  begegnet  uns,  und  zwar 
stets  im  Gefolge  der  Gebr.  Bernhard  V.  und  Otto  v.  Kamenz,  ein 
Tammo  de  S.  ^),  von  dem  wir  freilich  nicht  wissen ,  ob  er  ein  Gut 
in  der  Oberiausitz  besessen  habe. 

1 72.   Die  Sleiffe  (S  c  h  1  e  i  f  f  ej 

waren  eine  Görlitzer  Bürgerfamilie ,  aus  welcher  schon  1390 — 1412 
Jakob  Sl.  als  Bathsherr,  später  auch  als  Bürgermeister  seiner  Vater- 
stadt öfter  erwähnt  wird.  Er  besass  die  dicht  an  einander  grenzen- 
den Dörfer  Leschwitz ,  Köslitz  und  gemeinschaftlich  mit  seinem  Bru- 
der Hermann  Deutschossig^  Güter,  von  denen  seine  Söhne  Heinze, 
Thomas  und  Bernhard  schon  1417Köslitz  an  den  Rath  zu  Görlitz, 
bald  darauf  auch  die  beiden  anderen  veräusserten.  Diese  Brüder 
besassen  aber  auch ,  wir  wissen  nicht ,  ob  schon  als  väterliches  Erb- 
theil,  die  Dörfer  Alüöbou  und  Lawalde  (W.  bei  Löbau} ;  1421  ver- 
kaufte Heinze  12  Mark  und  1424  abermals  3  Mark  Zins  in  ersterem 
an  den  Rath  zu  Löbau  und  verpfändete  1 423  seine  und  seiner  Brüder 
Gerechtigkeit  an  beiden  Gütern  an  den  Görlitzer  Bürger  Niclas  Som- 
mer^). Die  Schleiffe  erwarben  dafür  um  1421  von  Conrad  v.  Hoberg 
dessen  Gut  Wilka  (SO.  von  Radmeritz)  erst  pfandweise,  1424  aber 
kaufweise ,  theilten  sich  aber  1 426  mit  ihrem  Hauptgläubiger ,  Geoi^ 
Canitz,  in  dies  Gut.     Als  1456  Heinze  Schi,  den  ihm  verbliebenen 


170.  0  Cod.  Los.  69.  IL  23. 

171.  i)  Knothe,  Eigenscher  Kreis  48.  49.  59.  Ck>d.  Las.  IL  11. 

172.  i)  h9,nB.  Mag.  1774.  292.    ürk..Vert.  L  116.  192.  IL  7.  13^  10. 


173.  Diev.  Sor.  503 

Antheil  an  Barbara  v.  Hoberg  ttberliess,  wurde  er  deshalb  von  seinem 
eignen  Sohne  Hieronymus  verklagt,  da  das  Gut  von  dem  Ehegelde 
(200  Mark]  der  Mutter  des  Hieronymus  erkauft  worden  sei.  Da  aber 
Heinze  nachwies ,  dass  das  Gut  nicht  angestorben ,  sondern  erkauft, 
auch  der  Sohn  bereits  ausgezahlt  sei ,  wiesen  die  Schoppen  von  Mag- 
deburg 4457  den  Sohn  mit  seiner  Klage  und  der  Inhibirung  des  Ver- 
kaufs ab^).  Ausser  Wilka  besassen  die  Brüder  Heinze  und  Thomas 
Schi.  (Bernhard  wird  seit  HS6  nicht  mehr  erwilhnt)  auch  (Antheil 
an)  Holzkirch  bei  Lauban,  damals  noch  Kunnersdorf  genannt,  und 
Berteisdorf  am  Queiss  im  Weichbild  der  schlesischen  Stadt  Löwen- 
berg, Güter,  welche  sie  4442  an  einen  Joh.  Pletzel  verpfändeten,  von 
dem  sie  ein  Vorwerk  bei  Görlitz  erkauft  hatten.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit wird  ausser  Hieronymus  noch  ein  zweiter  Sohn  Heinzes, 
Martin,  erwähnt.  Dieser  Martin  Schi,  hatte  4466  nebst  seinem 
Schwiegersohne  Adolarius  Golmann  einen  Prozess  mit  Barthol.  Hirsch- 
berg auf  KOnigshain,  dessen  Unterthanen  die  Gutsunterthanen 
Schleiffes  mit  mordlichem  Gewehr  überfallen  und  auf  sie  gewege- 
lagert  hatten.  Martin  gehörte  zo  der  in  den  Sechsstädten  nur  wenig 
vertretenen  Partei  des  rechtmässigen  Königs  Georg  von  Böhmen  ,  von 
welchem  sich  eben  damals  die  Oberlausitz  auf  Geheiss  des  Papstes 
losgesagt  hatte.  Er  betheiligte  sich  daher  an  dem  Versuche  Nicol. 
Mehlfleisch's ,  die  Stadt  Görlitz  durch  Ueberrumpelung  wieder  in  die 
Hände  Georgs  zu  bringen,  und  ward  deshalb  4468  ebenfalls  ent- 
hauptet. Ein  von  ihm  hinterlassnes  Vorwerk  ward  4482  von  seinen 
Hinterlassnen  an" Hans  Frentzel  als  Verweser  des  Spitals  zum  heil. 
Geist  verkauft.  Diese  seine  Erben  waren  Johann  Schleif fe, 
Pfarrer  zu  Schönbrunn,  Aswer  Schleiffe,  Adolarius  Colmann 
und  Frau  Margare  the  Uthmann^). 

178.   DieT«  Sor  (Sarow,  Sar,  Zor,  Soraw^  Zoraw) 

nannten  sich  nach  dem  Dorfe  Sohra  (NO.  von  Görlitz},  das  ihnen  bis 
Ende  des  45.  Jahrhunderts  gehörte.  Schon  4285  kommt  ein  Krista- 
nus  de  Sar  im  Gefolge  des  Markgrafen  Otto  von  Brandenburg  vor, 
als  derselbe  zu  Ebersbach  bei  Görlitz  eine  Urkunde  ausstellte  ^) .  Die 
V.  Sar  hatten  längere  Zeit  den  Durchzoll  in  Görlitz  zu  Lehn  gehabt, 
ihn  aber  jedenfalls  an  Heinrich  v.  Radeberg ,  Bürger  zu  Görlitz ,  ver- 

2)  Lansitzer  Mag».  1774.  292  flg.  1859.  254  flg.  Neu  mann,  WeUthamer  43. 
')  Urk.-Ven.  H.  54.  147.  Nenmann ,  WeitthQmer  74  flg.  K  in  ff  er  II.  260.  Laut. 
Mag.  1859.  333  flg. 

173.  1)  Knothe,  Eigenscber  Kieis.  56. 


504  II-  Abtheilung. 

kauft,  der  1308  und  4309  damit  belehnt  ward^j.  Mit  diesen  ^Herren 
V.  Sar^  dürften  gemeint  sein  ^Herr^  Ticzo  v.  S.  und  Conrad 
V.  S.,  welche  bei  dieser  Belehnung  Zeugen  waren.  Ticzo  erscheint  noch 
4320  als  Zeuge  bei  Herzog  Heinrich  von  Jauer,  als  dieser  seine  Redhte 
auf  Kunnersdorf  bei  Bemstadt  an  das  Kloster  Marienstem  abtrat^). 
Gleichzeitig  mit  den  Genannten  werden  in  den  Görlitzer  Gerichts- 
bttchem  auch  noch  Petzold  v.  S.  und  dessen  Söhne  Petzold  und 
Heinrich  (43SO)  erwähnt,  von  denen  Letztrer  43S6  all  sein  Gut 
seiner  Frau  und  seinen  Kindern  aufgab.  —  Gegen  Ende  des  44.  Jahr- 
hunderts erscheint  eine  ganze  Gruppe  von  Brüdern  v.  S.  4386  be- 
kannten Peter  und  Hansv.  S.  ^rait  ihren  Brüdern  und  Ge- 
schwistern^ und  mit  Rath  ihrerMutter,  dass  ihnen  der  Prior 
des  Klosters  zu  Lauban  um  40  Mark  das  GiU  Pfaffendorf  'fW.  von 
Lichtenau)  abgekauft  habe  ^) .  Von  diesen  Brüdern  wird  Peter  (Petzold) 
noch  4395,  Hans  schon  438S  als  Zeuge  bei  denen  v.  Penzig^)  und 
noch  4495  erwähnt.  Zu  jenen  ^Brüdern^  dürften  femer  gehört 
haben  Nico  laus  V.  Sarow,  der  4390  und  4406  (als  Unterhändler 
beim  Verkauf  der  Bechenberger  Heide <^)  vorkommt,  desgleichen 
Titze  v.  Zor,  der  4389  einen  Judenhof  zu  Görlitz  erhielt,  4406 
Schiedsrichter  zwischen  Czaslaus  v.  Penzig  und  Nicol.  v.  Gersdorff 
war  und  4407  ^mit  seinem  Richter  zu  Jeschkau"^  (?)  genannt  wird,  end- 
lich Hasse  v.  Sar  (Zor,  Sora) ,  der  4444  Zeugniss  für  den  Bath  zu 
Görlitz  ablegte^  und  f  44S  „den  andern  Dingtag  auf  die  Gewähr  zu 
Zodel^  (S.  bei  Penzig)  um  60  Schock  erstand.  —  Wohl  des  oben  er- 
wähnten Titze  Söhne  waren  „Herr  Heinrich  und  Herr  Jon  v.  Sar^, 
welche  4447  im  Hofgericht  zu  Görlitz  erklärten,  dass  Jeschkau,  Flohrs- 
darf,  Neudorf  (beide  SO.  bei  Sohra)  und  LeiAa  (N.  bei  Ostritz}  „ihr 
väterlich  Gut  sei ,  und  dass  sie  ohne  Recht  derselben  entwehret  wor- 
den seien^.  —  4440  wurden  Titze  v.  Sor,  der  als  „junge  Titze  v.S.^ 
schon  seit  4409  als  Schöppe  im  Hofgericht  aufgeführt  wird,  „und 
seine  Vettern  Benis,  Wilhelm  und  andere  Brüder  v.  Sor"^ 
durch  Nik.  v.  Penzig  mit  Georg  Canitz  wegen  Anlegung  eines  Dammes 
verglichen  ^)  und  erhielten  von  Letzterem  einen  freien  Finkenherd  zu 
Hennersdorf  (SW.  bei  Sohra).  Dieser  Benis  kämpfte  44S8  wacker 
gegen  die  Hussiten  und  hatte  zur  Frau  eine  Schwester  des  Hans  v. 
Bischofswerder  auf  Ebersbach.     £r  wird  noch  4  450  als  Erbherr  zu 


2)  Cod.  Ltt8.  188.  190.  3)  Knothe,  MStern  43.  «)  Görl.  Üb.  obUgat.  tm 
1384  fol.  3b.  5)  Urkund.-Verz.  I.  114  No.  550.  0)  BbendM.  I.  160  No.  801. 
7)  Sbend.  I.  179  No.  905.        ^)  Ebend.  U.  52«. 


174.  Die  Sonse.  —  175.  Die  t.  Spau.  505 

Sohra  bezeichnet;  Wilhelm  aber  ttbcrliess  1466,  zu  Sercha  gesessen, 
18  Mark  Zins  in  Sahra  und  Flohrsdarf  an  Math.  Axt.  Von  U58— 90 
kommt  öfter  ein  Georg  v.  Sore  (Sorau)  vor,  der  z.  B.  1474  6  Mark 
Zins  ^zu  Neudorf  bei  Ullersdorf  und  dasselbe  Dorf  nebst  seinen  Zu- 
behörungen^  an  den  Rath  zu  Görlitz  verkaufte;  desgl.  von  4465 — 89 
ein  Caspar  v.  Zoran,  der  1480  noch  ^zu  Sohra  gesessen*^  war, 
4  488  aber,  wo  er  wegen  Ausschank  fremden  Bieres  mit  Görlitz  Streit 
hatte,  als  Erbherr  zu  Sercha  (W.  bei  Sohra)  bezeichnet  wird  *)  •  Seit- 
dem verschwindet  die  Familie  aus  der  Oberlausitz.  —  Ein  Siegel  ist 
uns  nicht  vorgekommen. 

174.   DieSonse  (Sorsen) 

nannten  sich  jedenfalls  nach  dem  jetzt  Sttrsse  heissendeu  Dorfe  W.  von 
Dohna  im  Meissnischen ,  wo  4342  ein  Lusbrand  v.  Sursen,  als 
Vasall  der  Burggrafen  v.  Dohna],  gesessen  war.  Durch  diese  Burg- 
grafen  scheinen  sie  mit  in's  Zittauer  Weichbild  gebracht  worden  zu 
sein.  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  finden  wir  sie  zu  Rosenthal  (N. 
von  Hirschfelde)  gesessen,  und  sie  scheinen  dies  Dorf  schon  Ende  des 
43.  Jahrhunderts  innegehabt  zu  haben.  4289  war  Fridericus 
Sursen  Zeuge,  als  die  Burggrafen  v.  Dohna  zu  Grafenstein  auf  Zins 
in  Ostritz  verzichteten,  und  4344  gehörte  FriscoSqrsen,  wohl  der 
Ebengenannte,  zu  den  fideles  des  Heinrich  v.  Leipa,  als  dieser  in  der 
Stadt  Zittau  ebenfalls  Zins  zu  Eckartsberg  dem  Kloster  Marienthal 
Oberliess ^) .  —  4 429  verkauften  die  Gebrüder  Hans  und  Christoph 
Sorsse  ^zu  Rosenthal  gesessen^  4  Mark  Zins  zu  Seitendorf  (0.  von 
Hirschfelde)  an  Hans  v.  Gersdorff  zu  Grosshennersdorf  und  4430 
abermals  das  halbe  Vorwerk  und  die  halbe  Hufe  am  unteren  Ende  in 
Seitendorf  an  die  Gebr.  v.  Gersdorff  zu  Hennersdorf^).  —  Die  Siegel 
der  letztgenannten  beiden  Brüder  zeigen  bloss  einen  geschlossenen 
Helm  und  darauf  einen  Ring  mit  Federn.  Der  Name  heisst  darauf 
Sursin. 

176.    Die  (t.)  Span  (Spahn,  Spon) 

müssen  schon  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  in  der  Oberlausitz  an- 
sässig gewesen  sein.  4408  nämlich  mahnte  König  Wenzel  von  Böhmen 
den  Jenichin  v.  Span,  der  sich  neben  anderen  Adlichen  des  Lan- 


9)  Ebend.  II.  116,  wo  du  Regest  nicht  genau  ist.  N.  Script.  II.  200.  Urk.-Ven. 
II.  140.  N.  Script.  II.  109  flg. 

174.  «)  „Die  DoninV.  Berlin  1876.  I.  81  Anmerk.  32.  Cod.  Lus.  130.  202. 
«)  Laus.  Mag.  1866.  392. 


506  n.  AbtheiluDg. 

des  für  richtij^e  Zahlung  einer  Steuer  dem  Könige  verbürgt  hatte,  um 
Abentrichtung  derselben  ^) .  —  Wahrend  wir  nicht  wissen ,  welches 
Gut  demselben  gehörte ,  dürfen  wir  mit  Sicherheit  annehmen ,  dass 
Heinrich  Spon,  der  4482  Zeuge  bei  Christoph  Herrn  v.  Kamenz 
war  2],  bereits  halb  Neukirch  (W.  von  Kamenz]  besessen  habe.  Bald 
darauf  nämlich  finden  wir  Nicolaus  und  Christoph  Spon,  ge- 
wiss Heinrichs  Söhne,  als  Inhaber  dieses  Gutes.  4494  verkaufte  Chri- 
stoph Spahn  alle  auf  ihn  gefallenen  „väterlichen^  Güter  an  seinen 
Bruder  Nicolaus  zu  Neukirch;  dieser  aber  vertauschte  4497  sein 
Gut  Neukirch  gegen  Grubschüz  (SW.  von  Budissin),  welches  seinen 
Schwestersöhnen,  den  nachgelassenen  Kindeni  Peters  v.  Kesselsdorf, 
gehörte.  Aber  auch  Grubsehitz  überliess  er  bereits  4498  um  800  Mark 
an  das  Domkapitel  zu  Budissin ,  wobei  er  sich  ein  ewiges  Seelenamt 
für  seine  Familie  ausbedang ^).  4509  kaufte  ein  Nicol.  v.  Span, 
vielleicht  derselbe,  den  Hammerteicb  zu  Viereichen  (NO.  von  Reich- 
walde) von  Servatius  v.  Metzradt^).  Später  haben  wir  die  Familie 
nicht  mehr  vorgefunden. 

176.   Die  V.  Spiller, 

eine  schlesische  Familie,  besassen  bis  4384  das  damals  Kunnersdorf^ 
später  Holzkirch  genannte  Dorf  bei  Lauban.  In  diesem  Jahre  nämlich 
belehnte  Herzog  Heinrich  von  Jauer ,  als  damaliger  Landesherr,  den 
Heinrich  v.  Seidlitz  mit  diesem  Dorfe,  für  welches  „die  Brüder 
V.  S  p  i  1 1  e  r  ^  mit  einem  Pferde  Lehndienst  gethan  ^) .  Anfang  des 
45.  Jahrhunderts  sollen  die  v.  Sp.  Friedersdorf  am  Queiss,  damals 
noch  zum  Weichbild  Löwenberg  gehörig,  inne  gehabt  haben.  Erst  im 
47.  Jahrhundert  kommen  sie  wieder  zu  Linda,  später  zu  Horscha  (W. 
von  Niesky)  vor. 

176\  Die  V.  Spittel  (Spital)  siehe  unter  v.  Gersdorff  S.  204. 

177.  Die  Burggrafen  von  Starkenberg, 

welche  sich  von  dem  gleichnamigen  Orte  W.  von  Zeitz  benannten, 
besassen  auch  Güter  in  der  Oberlausitz.  Nicht  nur  wird,  als  4244 
König  Wenzel  L  die  oberlaus.  Grenzurkunde  ausstellte,  „der  Burg- 
graf  V.  Starchenberk*^  an  erster  Stelle  unter  den  zahlreichen 
Zeugen  aus  dem  Adel  dieses  Landes  aufgeführt ,  sondern  auch  4  268 


175.  0  Ürk.-Ven.  I.  164  No.  827.         «)  Ebendw.  n.  146^.         S)  a,  Kön!|»- 
brack.  A.  Bild.  Uns.  Mag.  1859.  392.        «)  Urk.-Verz.  III.  83. 

176.  0  Cod.  Lns.  246. 


.  178,  Die  V.  Stein.  507 

bei  der  Theilung  desselben  unter  die  beiden  Linien  der  Markgrafen 
von  Brandenburg  ,  wieder  an  erster  Stelle ,  „der  Burggrafv.  St.'* 
als  einer  der  grossen  Vasallen  im  Lande  bezeichnet^).  Dennoch  ver- 
mögen wir  nicht,  mit  irgend  weicher  Wahrscheinlichkeit  zu  bestim- 
men, welche  Herrschaft  ihm  daselbst  gehört  habe.  —  Viel  spater  kom- 
men die  Burggrafen  v.  St.  noch  einmal  als  Grundbesitzer  in  der  Ober- 
lausitz vor.  1420  belehnte  Kaiser  Siegsmund  die  Gebr.  v.  Gersdorff 
auf  Reichenbach  unter  anderem  mit  „dem  halben  Theil  der  Stadt 
Reichenbach,  den  ihr  Vater  Leuther  vormals  von  Friedrich  und 
Albrecht  v.  Starkenberg  als  Freigut  erkauft  hatte.^  Als  die 
ältere  Linie  derer  v.  Gersdorff  auf  Reichenbach  auszusterben  drohte, 
bestimmte  (4387)  König  Wenzel,  dass  in  diesem  Falle  die  Hälfte  Ihrer 
Güter  an  den  hier  genannten  Leuther  v.  Gersdorff,  die  andere  aber 
an  den  König  fallen  solle  ^).  Vielleicht  nun  hatte  Wenzel  die^e  seine 
Hälfte  an  die  Brüder  v.  Starkenberg  [überlassen ,  diese  aber  sie  an 
Leuther,  den  Inhaber  der  anderen  Hälfte,  verkauft. 

178.  Die  T.  Stein. 

Der oborlausitzische Landvoigt  Georg  v.  Stein  (4484—90;,  der 
ein  gebomer  Schwabe  gewesen  sein  soll,  gelangte  4482  in  den  Besitz 
der  Herrschaft  Hoyerswerde,  deren  Revenuen  seit  4468  zur  Aufbesse- 
rung der  Einkünfte  der  Landvoigtei  bestimmt  worden  waren.  Er  wird 
diese  Herrschaft  daher  wohl  auch  so  lange  besessen  haben,  als  er 
Landvoigt  war.  4482  bestellte  er  sich  zu  Görlitz  gewirkte  Zeuge  und 
andere  Utensilien  zur  inneren  Einrichtung  seines  Schlosses  zu  Hoyers- 
werde und  bestätigte  4486  die  Privilegien  dieser  Stadt.  Er  war  ein 
sehr  strenger  Herr,  der  sich  an  die  althergebrachten  Privilegien  der 
Oberlausitz  nicht  gebunden  erachtete,  immer  neue  Steuern  und  Kriegs- 
contingente  ausschrieb  und,  da  er  von  König  Mathias  in  sein  Amt 
eingesetzt  war,  die  Oberlausitz  für  immer  mit  der  Krone  Ungarn  zu 
vereinigen  suchte.  Besonders  hatte  die  Stadt  Budissin ,  wo  er  auch 
4  483  nach  einem  Brande  das  neue  Schloss  erbaute,  von  seiner  Ge- 
waltthätigkeit  zu  leiden.  Zwei  Bürgermeister  nach  einander  entsetzte 
er  seines  Amtes  und  zwang  sie,  Stadt  und  Land  zu  verlassen.  End- 
lich erhob,  [wie  die  gesammten  Sechsstädte,  so  auch  die  Ritterschaft 
des  Landes  Klage*  gegen  ihn  und  nöthigte  ihn ,  als  König  Mathias 
4490  starb,  sofort  Schloss,  Stadt  und  Land  zu  räumen.  Er  begab  sich 


177.  0  Cod.  Lus.  64.  94.        2)  Urk.-Veri.  II.  3^.  1.  125. 


508  II*  Abtheilung. 

erst  nach  Berlin ,  dann  nach  Nürnberg.  Auch  Hoyerswerde  gelangle 
dadurch  in  andere  Hände  ^). 

179«  Die  Herren  ¥•  Stemberg, 

ein  altes  böhmisches  Geschlecht^,  besassen  in  der  OberlausiiE  eine 
kurze  Zeit  lang  die  Herrschaft  Hoyerswerde.  Als  nämlich  die  von  König 
Georg  von  Bt^hmen  abgefallenen  Ober-  und  Niederlausitzer  gemein- 
sam den  zu  Georg  haltenden  Friedrich  v.  Schönburg  in  seinem  Schloss 
Hoyerswerde  belagert,  dasselbe  erobert  und  zerstört  hatten  (4468), 
beschlossen  sie,  die  Bevenuen  dieser  Herrschaft  unter  sich  zu  ttieilen. 
Die  Oberlausitzer  aber  ttberwiesen  den  auf  sie  fallenden  Antheii 
^ihrer  Landvoigtei^,  d.  h.  sie  bestimmten  denselben  zur  Aufbesserung 
der  Einkünfte  ihres  jedesmaligen  Landvoigts.  Und  so  ward  denn 
Jaroslaus  v.  Sternberg,  der  Sohn  Zdenko's  v.  St.,  damals  interi- 
mistischer, bald  darauf  wirklicher  Landvoigt  der  Oberlausitz ,  Be- 
sitzer von  Hoyerswerde.  Er  blieb  es  auch,  nachdem  er  4470  aufge- 
hört hatte,  Landvoigt  der  Oberlausitz  zu  sein  und  dasselbe  Amt  in 
der  Niederlausitz  übernommen  hatte.  Erst  seit  4  482  finden  wir  als 
Inhaber  der  Herrschaft  einen  späteren  oberlaus.  Landvoigt,  Georg  v. 
Stein  ») . 

180.   Die  T.  Stewitz, 

ein  schlesisches  Geschlecht,  waren  mindestens  seit  Anfang  des 
44.  Jahrhunderts  in  dem  Zittauer  Weichbild  ansässig^].  Von  4303 
— S6  wird  ein  Bitter  Otto  v.  St.  oft  genannt,  der  einen  Antheii  von 
Leuba  (N.  bei  Ostritz]  besass  und  wohl  auch  daselbst  wohnte;  4303 
kommt  er  als  Zeuge  zu  Zittau  bei  einer  Schenkung  an  Marienthal, 
4306  und  4347  zu  Friedland,  4349  zu  Göriitz  vor^j.  Zwei  seiner 
Töchter,  Elisabeth  und  Sophie,  waren  Nonnen  in  Marienthai .  Des- 
halb vermachte  er  4386  mit  Zustimmung  seiner  Frau  Agathe  und 
seiner  Söhne  2  Mark  Zins  zu  Leuba  diesem  Kloster  mit  der  Bedin- 
gung ,  dass  dieser  Zins  seinen  Töchtern  auf  Lebenszeit  gehören  und 


178.  0  Ueber  Ihn  vgl.  N.  Script,  rer.  las.  ü.  406  flg.  445.  IIl.  135.  v.  Webers 
Arch.  f.  d.  Sachs.  Gesch.  X.  268  flg. 

179.  >)  Ausführlicher  von  ans  dargestellt  in  v.  Weber's  ArchiT  f.  d.  sächs.  Ge- 
schichte X.  264  flg. 

180.  <)  Wir  Itssen  dshin  gesteUt  sein,  ob  der  Martinas  de  Stobltz,  der  1242 
nebst  vielen  oberleas.  Adlichen  Zeage  war ,  als  König  Wensel  I.  dem  Kloster  Marien- 
thal einen  Kaof  bestätigte,  nicht  Stebits  zu  lesen  sei.  God.  Las.  67.  >)  Cod.  Las. 
171.  186.  228.  234.  Knothe,  Eigenscher  Kreis  66. 


160.  Die  Y.  Stewitz.  50<^ 

erst  nach  ihrem  Tode  an  das  Kloster  follen  solle.  Auch  seine  Schwie- 
gerstthne,  Wolfard  v.  Erinbuch  und  Kunako  v.  Premtitz,  willigten  in 
diese  Schenkung,  und  da  jener  Zins  von  den  Herren  v.  Baruth  zu 
Lehn  rührte,  so  verzichteten  1334  auch  diese  auf  ihre  Lehnaherrlich- 
keit  an  jenen  beiden  Hufen.  436S  erkannte  Otto  v.  St.,  der  Sohn  des 
obigen  Otto,  für  sich  und  seine  Söhne,  Peter  und  0  p  e  t  z,  jene  Schen- 
kung nochmals  an  ^) . 

Weder  diesen  Otto ,  noch  seine  Söhne  haben  wir  spater  in  ober- 
laus. Urkunden  vorgefunden.  Wohl  aber  wird  in  der  Urk.  von  1362 
auch  ein  Nickel  V.  Stewitz  aufgeführt,  der  in  Zütau  ansässig  war 
und  das  Geschlecht  in  dem  Zittauer  Weichbild  fortpflanzte.  Schon 
1350  war  er  Zeuge  bei  einem  Vergleiche  zwischen  Zittau  und  Görlitz 
wegen  des  Waidhandels ,  1357  bei  einer  Verzichtleistung  der  Burg- 
grafen V.  Donyn  auf  Grafenstein  ^) .  1369  schenkte  mit  seiner  Geneh- 
migung seine  Frau  Anna  („Annikin^]  1  Seh.  9  Gr.  Zins  zu  Dittelsdorf 
(W.  bei  Hirschfelde) ,  die  sie  zu  diesem  Zwecke  von  Friedr.  v.  Kyaw 
gekauft  hatte,  dem  Kloster  Marienthal  unter  der  Bedingung,  dass 
dieser  Zins  zunächst  zweien  ihrer  Verwandten  (statt  ,,Stifthuttere^  ist 
vielleicht  zu  verstehen  „Stieftöchter^),  Elisabeth  und  Margare  the, 
Nonnen  daselbst,  zukommen  solle.  1378  überwies  Nickel  v.  St.  mit 
Zustunmung  seiner  Söhne,  Hans  und  Bernhard,  den  Franziskaner 
Begelschwestem  zu  Zittau  sein  Haus  auf  dem  Angel  in  dieser  Stadt 
und  2Y2^^fi^  Zii^  zu  Grosshennersdorf  (N.  von  Zittau)  zu  einem  Seel- 
gerftthe,  und  1386  Hess  er  nebst  seiner  Frau  Anna  sein  Haus  auf  dem 
Angel  und  eine  Wiese  bei  Reibersdorf  einer  solchen  Regelschwester 
dei^estalt  verschreiben ,  dass  dieselbe  nach  Beider  Tode  darin  „gött^ 
liehe  und  fromme  Kinder*^  halten 'solle  ^}.  Wohl  derselbe  Nickel  v.  St. 
besass  aber  auch  das  Dorf  WiUchendarf  (NO.  von  Zittau)  entweder  ganz 
oder  doch  das  Patronatsrecht  daselbst;  wenigstens  präsentirte  er  1365 
einen  Geistlichen  zum  dasigen  Pfarramt.  1367  und  1368  aber  präsen- 
tirte eben  dahin  ein  Hugo  v.  St.  Geistliche,  und  zwar  das  erste  Mal 
ebenfolls  einen  Nickel  v.  St.,  zum  Pfarramt^).  Vielleicht  Ittsst  sich 
dies  so  erklären ,  dass  dieser  Hugo  und  der  Pfarrer  Nickel  Söhne  von 
Nickel  dem  alteren  waren,  welche  aber  1378  nicht  mehr  lebten,  als 
Letztrer  mit  Zustimmung  seiner  Söhne  „Hans  und  Bernhard'^  obige 
Schenkung  machte.  —  Der  eben  erwähnte  Hans  ist  vielleicht  der- 


^  Cod. Las.  260  (wo  der  Familienname  falschlioh  Seqaitz  geschrieben  ist).  302. 
Scb5nfelder,  MarienthalTl.  «)  Urkund.-Veri.  I.  57  No.  283.  A.  Harienthal. 
S)  V.  Kyaw,  Pamii.-Gliron.  425.  Oarpzov,  Anal.  III.  8.  fl)  Lib.  conflnn.  Prag. 
I.  O.  7.  H.  5  (Mspt.  in  Prag). 


510  n.  Abtheilung. 

selbe,  der  U06  als  Vermittler  des  Kaufs  über  die  Rechenberger  Heide 
genannt  wird.  Zu  jener  Zeit  gehörte  Grosshennersdorf  einem  Geo  rg 
V.  St.,  der  dasselbe  an  die  Gebr.  v.  Grersdorff  verkaufte,  wie  König 
Wenzel  1 408  bestätigte  ^j .  Seitdem  verschwindet  die  Familie  aus  der 
Oberlausitz ;  wohl  aber  blühte  sie  in  Schlesien  und  zwar  im  Fürsten- 
thum  Liegnitz  fort  ^) . 

Wahrscheinlich  aus  dieser  schlesischen  Familie  stammte  der 
Balthasar  v.  Stiebitz  und  Wiltschkau,  der  4593  einen  An- 
theil  von  Schreibersdorf  {W.  v.  Lauban)  erwarb,  ihn  aber  schon  1601 
wieder  an  Hans  v.  Wamsdorf  verkaufte. 

Von  dem  Siegel  Otto's  v.  St.  an  der  oben  erwähnten  Urkunde 
von  4362  ist  nur  noch  der  Helm,  auf  welchem  zwei  Hirschgeweihe, 
erkennbar. 

181«  Die  Herren  T.  Strele 

nannten  sich  nach  dem  meissnischen  Städtchen  Strehla  an  der  Elbe, 
erwarben  aber  später  auch  in  der  Niederlausitz  bedeutende  Güter, 
namentlich  die  Herrschaften  Beeskow  und  Storkow.  Ebenso  hatten 
sie  in  der  Oberlausitz  Besitzungen  y  ohne  dass  sich  sicher  ermitteln 
lässt,  welche.  Schon  42S5  wird  bei  der  Einweihung  der  neuaufge- 
bauten Kirche  zu  Kamenz  unterjden  anwesenden  Adlichen  ein  ^ey- 
nardus  de  Strele  aufgeführt.  Ebenso  war?ein  Martinus  de 
Strel  nebst  seinem  ^Bruder  Lutoldusde  Bunewiz^  nebst  vielen 
anderen  oberlaus.  Adlichen  Zeuge,  als  König  Wenzel  von  Böhmen  4248 
dem  Kloster  Marienthal  einen  Kauf  bestätigte.  Wir  vermögen  nicht  zu 
sagen,  ob  diese  Brüder  jener  meissnisch-niederlaus.  Familie  ange- 
hörten ;  die  Vornamen  sprechen  dagegen.  Wohl  aber  zählt  die  Thei- 
lungsurkunde  von  4268  unter  den  grossen  Vasallen  der  Oberlausitz 
ausdrücklich  ^den  v.  Strele"  auf*).  —  4359  reichte  der  Landvoigl 
den  ^Brüdern  Johann,  Nicolaus  und  Fri  tz  v.  Strelen,  Prie- 
stern", 2  Mark  Geld  zu  Mortke  (W.  von  Lohsa),  die  sie  von  den  Ge- 
brüdem v.  Pannewitz  erkauft  hatten^).  Aber  auch  hier  erscheint  es 
uns  zweifelhaft,  ob  die  Genannten  Sprossen  des  niederlaus.  Herren- 
geschlechts  waren. 


'J  Urk.-Veiz.  I.  160  No.  802.  KirchengalleriQ  128.  8)  Vgl.  Schirrmacher, 
Urk.-Bncb  von  Liegnitz  302.  380.  397. 

181.  1)  Cod.  Lu8.  II.  5.  Cod.  Las.  67  (ob  dio  Interpunktion  richtig  sein  mag?]. 
n.        S)  A.  Bud. 


182.  Die  V.  Swabisdorf.  —  183.  Die  v.  Talkenberg  5t  1 

182.  Die  V.  Swabisdorf, 

welche  sich  nach  dem  jetzt  Schwoosdorf  heissenden  Dorfe  W.  Ton  Ka- 
menz  nannten  ^  waren  ein  v.  Kamenzsches  Vasallengeschlecht ,  von 
welchem  1245  Petrus  de  Svabistorf  und  1284  Siffridus  de 
Swabistorf  als  Zeugen  für  ihre  Lehnsherren  vorkommen  ^).  — 
Wir  wissen  nicht,  ob  die  Görlitzer  Bttrgerfamilie  Swobisdorff, 
von  welcher  z.  B.  4467  ein  Clemens  und  ein  Absolom  erwähnt 
werden  2),  verwandtschaftlich  mit  jenen  zusammenhängt  oder  bloss 
von  Schwoosdorf  nach  Görlitz  eingewandert  war. 

183.  Die  y.  Talkenberg, 

eine  seh  lesische  Familie,  die  sich  nach  der  Burg  TcUkenstein  zwischen 
Löwenberg  und  Greifenberg  nannte,  aber  auch  viele  andere  Güter  im 
Weichbild  Löwenberg  besass ,  traten  schon  frühzeitig  in  mancherlei 
nachbarliche  Beziehungen  zu  der  östlichen  Oberlausitz.  Besonders 
war  Christop  v.  Talken  berg  auf  Talkenstein  (H70 — 1546)  eine 
vielgenannte  Persönlichkeit,  Die  Herren  v.  Penzig  hatten  seit  langer 
Zeit  einen  Theil  der  Görlitzer  Heide  in  Pfandbesitz  von  der  Krone 
Böhmen.  Da  erwirkte  er  von  dem  König  die  Erlaubniss ,  diese  Heide 
von  dem  gegenwärtigen  Inhaber,  Hans  v.  Penzig,  einlösen  zu  dürfen, 
und  Letztrer  musste  endich  an  Christoph  v.  T.  die  Summe  von  600  fl. 
Ungar,  zahlen/ damit  derselbe  von  dieser  Lösung  zurücktrete  ^).  Seit 
etwa  4488  bis  4544  besass  Letztrer  auch  die  böhmische  Herrschaft 
Dewin  (SO.  von  Gabel]  und  wurde  dadurch  besonders  für  Zittau  ein 
einflussreicher  Nachbar.  Durch  seine  Frau ,  eine  Tochter  Nikols  v. 
Penzig  auf  Friedersdorf  an  der  Landskrone,  hatte  er  deren  väterlichen 
Antheil  an  (Nieder-)  Langenau  (0.  von  Penzig)  erbalten,  den  er  aber 
4494  an  den  Rath  zu  Görlitz  verkaufte.  4492  hatte  er  von  den  Gebr. 
v.  Uechtritz  einen  Antheil  von  Linda  (0.  von  Seidenberg)  erworben, 
mit  welchem  er  seine  Neffen,  Christoph,  Bernhard  und  Bal- 
thasar v.  T.,  sowie  Fabian  v.  Tschimbaus  mitbelehnen  Hess;  aber 
auch  dies  Gut  überliess  er  4494  an  die  v.  Salza^).  Um  dieselbe 
Zeit  (4492)  erwirkte  Christoph  v.  T.  von  König  Wladislaw  auch 
in  Betreff  der  Rechenberget*  Heide  die  Erlaubniss,  dieselbe  um 
400  Schock  von  dem  gegenwärtigen  Pfandinhaber,  Caspar  v.  Rechen-  . 
berg,  einlösen  zu  dürfen.  Er  ward  von  dem  Landvoigt  förmlich  in  den 

182.  1)  Cod.  Las.  69.  Knothe,  Eigenscher  Kreis  49.        *)  N.  Script,  rer.  los. 
1.82. 

183.  0  ürk.-yen.  H.  126.        «)  Lius.  Mag.  17T3.  189.  Ürk.-Ver«.  III.  22. 


512  II-  Abtheilnng. 

Besitz  derselben  eingewiesen ,  f2;erielh  aber  sofort  in  schlimme  Strei- 
tigkeiten nicht  nur  mit  Casp.  v.  Rechenberg ,  sondern  auch  mit  dem 
Rathe  xu  Görlitz ,  indem  er  sich  in  der  Heide  ein  festes  Bollwerk  er- 
baute und  seine  Leute  von  da  aus  Strassenraub  treiben  Hess  (vgl.  oben 
S.  443).  Erst  1500  wurden  diese  Differenzen  beigelegt.  Seit  Chri- 
stoph V.  T.  Dewin  4514  an  Jan  v.  Wartemberg  verkauft  hatte,  lebte 
er  wieder  in  Schlesien.  —  4524 — 40  war  eine  Elisabeth  v.  Tal- 
kenberg Abbatissin  zu  Marienthal. 

184.   Die  V.  Taabenheim 

nannten  sich  wohl  nicht  von  dem  gleichnamigen  Dorfe  0.  v.  Sohland  an 
der  Spree,  von  dem  es  wenigstens  nicht  erweislich  ist,  dass  es  jemals 
dieser  Familie  gehört  habe ,  sondern  waren  wahrscheinlich  ein  Zweig 
des  bekannten  meissnischen  Geschlechts  dieses  Namens.  4345  lag 
eine  Jutta  de  Tubinheim,  uxor  domini  Ottonis  de  Lutitz,  bereits 
bei  den  Franziskanern  in  Budissin  begraben.  4354  schenkte  Nickel 
V.  Tubenheim  und  Ulrich  v.  Kopperitz  8  Mark  Zins  „aus  ihrem 
Gute  im  Lande  Budissin^  dem  Altar  der  Capelle  in  der  Burg  zu  Bu- 
dissin zu  einer  ewigen  Messe  ^) .  —  Erst  4  455  erfahren  wir  wieder,  dass 
die  Brttder  Siegsmund,  Dietrich  und  Heinrich  v.  T.  zu  Kosel 
(N.  von  Kamenz]  gesessen  waren,  woselbst  sie  Zins  zu  einem  Altar  in 
Kamenz  verkauften  ^) .  4  476  (?)  soll  nach  Budissiner  Chroniken  ein 
Bernt  V.  T.  das  Heer  der  Sechsstädte  gegen  den  Tollenstein  geführt 
haben.  —  Seit  4498  finden  wir  die  v.  T.  im  Besitz  der  drei  bischöflich 
meissnischen  Lehngttter  Kintsch  (oder  Kessel) ,  WöUcau  und  Grosshäh- 
fliehen  (NO.  von  Bischofswerde) ,  welche  Nickel  v.  T.  in  diesem 
Jahre  von  Oswald  von  der  Olssnitz  erworben  hatte.  4499  und  aber- 
mals 4549  wurden  damit  Nickels  Söhne,  Dietrich,  Hans,  Haug, 
und  Nickel  V.  T.,  belehnt;  4540  aber  verkauften  Hans  und  Dietrich 
diese  Güter  um  3500  fl.  rhein.  an  den  Rath  zu  Bischofswerde  '). 

185.  Die  y.  Tanpadel 

waren  von  Meissen  aus  in  die  Oberlausitz  eingewandert.  4374  be- 
zeugte neben  anderen  Adlichen  der  Kamenzer  Gegend  ein  Otto  v. 
Tupadil  den  Kauf  des  halben  Dorfes  Schönbach  durch  das  Kloster 
Marienstem  1) .    4509  war  ein  Georg  v.  Taupadel,  der  noch  4503 


184.  J)  Cod.  Ln».  354.    Urkunden- Verz.  I.  61.         a)  Crkunden-Ven.  II.  75. 
3)  Oercken,  Stolpen  489.  490.  501.  Mittag,  Bischofsw.  79  flg. 

185.  n  Knothe,  MStern  56. 


186.  Die  V.  Teichnitz.  51» 

ttflupemann  2U  Stolpea  gewesen,  Klostervoigt  zu  Marienthal  ^ .  Wäh- 
rend wir  von  Beiden  nicht  wissen ,  was  filr  ein  Gut  sie  besessen ,  er- 
fahren wir  endlich  1525,  dass  ein  Caspar  v.  T.  einen  Antfaeil  von 
Sohtand  an  der  Spree  von  Peter  und  Gaspac  v.  Kopperitz  erkaufte. 
Derselbe  Hess  damit  4538  seine  Frau  Barbara  bele(bdingen ,  und 
diese  trag  1540  ^all  ihre  Güter,  Erbschaft  an  fahrender  Habe  sammt 
der  Gerade  ihren  Kindern  Caspar,  Barbara,  Dorothee  nnd 
Katharine,  „die  sie  mit  ihrem  jetzigen  Ehemanne  erzeugt^,  auf. 
4558  wurde  Caspar  der  Sohn  nach  seines  Vaters  Tode  mit  SoMand 
belehnt  und  liess  4567  seine  Frau  Magdalene  damit  beleibdingen. 
—  Ein  Lorenz  v.  Taupadel  war  4539  Pfarrer  in  Schönbrunn 3) . 

186.;Die  y.  Teiclinitz  (Tichenitz) 

nannten  sich  nach  dem  N.  bei  Budissin  gelegenen  Dorfe  Teichnitz^ 
das  sie  wohl  schon  Anfang  des  43.  Jahrhunderts  besassen.  Da  in  die- 
ser Familie  der  sonst  in  der  Oberlausitz  fast  gar  nicht  übliche  Vor- 
name Cuno  bräuchlich  war,  so  dürfte  jener  Cuno,  der  4824  neben 
anderen ,  auch  nur  nach  den  Vornamen  genannten  Adlichen  der  Bu- 
dissiner  Gegend  Zeuge  zu  Budissin  war,  wohl  ein  v.  Teichnitz  ge- 
wesen sein.  4303  hatte  ein  anderer  Cuno  v.  Thichenitz  ein  Ta- 
lent und  2  Malter  Korn  wie  Hafer  in  dem  Dorfe  Teichnitz  der  Marien- 
kirche zu  Budissin  geschenkt^).  1331  erscheint  ein  Syfrid  v.  T. 
in  einer  von  dem  Dekan  zu  Budissin  ausgestellten  Urkunde,  4354  der- 
selbe nebst  einem  Nicze  v.  T.  bei  einer  Zinsschenkung  in  Eiserode 
an  das  Kloster  Marienstem  als  Zeuge;  ein  Ritter  Wernerv.  T.  war 
schon  vor  4345  bei  den  Franziskanern  zu  Budissin  begraben  wor- 
den*). —  4363  bestätigte  der  Bischof  vonMeissen,  dass  „die  gestren- 
gen Cuno  und  Cuno  Gebillder,  genannt  v.  Tychenitz",  in  der 
Kirche  zu  Budissin  einen  Altar  zu  Ehren  der  Jungfrau  Maria  gestiftet 
hatten.  Jedenfalls  einer  dieser  Brüder  war  der  „Kuno  v.  T.^,  der 
1365  einer  Zinsschenkung  an  Marienstern  beiwohnte ').  —  4384  ver- 
kaufte Heinrich  v.  T.  zu  Gotschdorf  (W.  von  Kamenz)  gesessen  auf 
diesem  seinen  Gute  4  Mark  Zins  an  das  Domkapitel  zu  Budissin^). 

^  Gercken,  Stolpen  304.  Schonfelder,  MTbal  228.  3)  Uns.  Montto- 
scbrift  1802.  II.  135. 

186.  0  Cod.  Los.  28  und  173  (wo  der  Name  f&Uehlicb  Thichenitz  gedruckt 
ist).  ^  A.  Bud.  A.  MStern  No.  120.  Cod.  Las.  355.  8)  A.  find.  A.  MSteni 
No.  63.  *')  A.  Bad.  Sein  anhängendes,  ziemlich  beschädigtes  Siegel,  das  einzige 
der  Familie ,  das  uns  vorgekommen ,  zeigt  einen  schragrechts  liegenden  Balken.  Paa 
Uebrige  lasst  sieb  nicht  sieber  erkennen. 

K  n  oth  e ,  G^prk.  d.  Ob«rl.  Adels.  33 


514  II-  Abtheüui^. 

438S  war  eia  Syfried  v.  T.  Zeuge  bei  Heinrich  v.  Kittliiz  auf  Ba- 
nith  ^) ,  vielleicht  derselbe ,  der  1 422  dem  Wilrich  v.  Gusk  in  Görlitz 
einen  Dingtag  zuvorgab,  4400  erscheint  Lorenz  v.  T. ,  „daselbst 
gesessen^,  als  Lehnszeuge  und  1 407  als  Bürge.  U4  4  belehnte  Bischof 
Rudolph  von  Meissen  den  Niool.  v.  Heynitz  mit  einem  Wäldchen  zwi- 
schen Oppach  und  Beiersdorf,  das  derselbe  von  Siegsmund  und 
Härtung  v.  Tichnitz  gekauft  hatte®).  Dieser  Härtung  ist  viel- 
leichtidentisch mit  dem  Hartmann  v.  T.,  der  4407  4  Schock  Zins 
zu  Teichnüz  an  die  Franziskaner  zu  Budissin  verkaufte  ^) .  Bald  darauf 
müssen  die  v.  T.  das  Gut  Teichnitz  an  die  v.  der  Planitz  veräusaert 
haben. 

187.   Die  y.  Temritz 

nannten  sich  von  dem  Dorfe  Temritz  N.  bei  Budissin.  Vielleicht  ge- 
hörte^ dieser  Familie  schon  jener  „Hermannus  marschalcus^  [1<  an, 
der  4225  von  seinem  Gute  Temritz  („Tymeriz")  zwei  Schock  und  den 
vollen  Zehnten  von  allen  Thieren  für  die  Schlosskapelle  zu  Budissin 
stiftete.  4267  verkaufte  der  Ritter  Sembro  v.  Themeriz  das 
Gut  Oberseifersdorf  (N.  bei  Zittau)  nebst  dem  Gericht  daselbst  um 
300  Mark  Silber  an  das  Kloster  MarienthaP).  Vor  4272  wird  Ritter 
Reinhard  (Rensko,  Rencz)  v.  T.  häufig  theils  im  Gefolge  der  Mark- 
grafen von  Brandenburg,  theils  als  Schiedsmann  genannt.  Seine 
Frau,  sowie  ein  Nicolaus  v.T.  und  dessen  Sohn,  wurden  '\or 
4345)  bei  den  Franziskanern  zu  Budissin  begraben^). 

Schon  Ende  des  44.  Jahrhunderts  scheint  die  Familie  ihr  Stamm- 
gut Temritz  verkauft  und  die  dicht  beisammen  liegenden  Dörfer  Oeisa, 
Pörstchen,  Leibchen  und  Weigersdorf  (N.  von  Baruth) ,  gehörig  zu  der 
Herrschaft  Baruth  und  gelegen  im  Weichbild  Görlitz,  erworben  zu 
haben.  1398  hatte  ein  Rencz  v.  T.  einen  Raub  in  der  Görlitzer 
Heide  gethan,  weshalb  der  Rath  zu  Görlitz  Reiter  dahin  sendete. 
Bald  darauf  gehörten  jene  vier  Dörfer  den^  ungesonderten  Brüdern 
Heinrich  und  Nitze  v.  T. ,  die  sich  von  ihren  bisherigen  Lehns- 
herren, den  Herren V.  Kittlitz  auf  Baruth,  losgekauft  hatten.     Als 


S)  Urk.-Ven.  J.  113  No.  546.  6J  A.  Bad.  Üb.  fuiidationum  fol.  136.  Grund- 
mann  collect.  I.  fol.  11  im  A.  Dresd.        ?]  Laas.  Mag.  1872.  21  Anmerk. 

187.  1)  Cod.  Lu8.  34  (die  Urk.  gehört  ins  Jahr  1226  nicht  1222).  91.  «)  Cod. 
Lus.  99.  107.  110.  87.  112.  171.  355.  Anhang  80.  Sein  Siegel  an  einer  ürk.  Tom 
23.  Juli  1283  im  A.  Dresd.  fflhrt  die  Umschrift  S.  Reinsconis  de  Temeriz  und 
zeigt  keinen  Schild ,  sondern  bloss  einen  Helm ,  auf  welchem  ein  Ton  Flammen  am- 
gebener  Halbmond  und  darüber  ein  aecbsstrahliger  Stern  sich  befindet. 


187.  Diev.  Temritz.  515 

nun  Letztre  4  408  die  Herrschaft  Baruth  an  Nickel  Bock  v.  Gersdorff 
veräusserten ,  erhob  der  Käufer  wahrscheinlich  LehnsansprUche  an 
die  Bruder  v.  T.     So  wurden  4440  „die  Temritzer  zo  Oelsa  mit 
den  Gersdorffern  zu  Baruth^  in  Görlitz  vei^lichen  und  entschieden. 
4419  aber  belehnte  König  Wenzel  von  Böhmen  Heinrich  und  Nitze 
V.  T.  (nebst  Otto  und  Hans  Gleyne  zu  Weigersdorf]  mit  den  Gütern 
Oelsa,  Forstchen,  Leibchen  und  Weigersdorf,  wie  sie  sich  damit  von 
Heinrich  v.  Kittlitz  losgekauft,  und  zwar  zu  gesammter  Hand  ') .  Auch 
diese  Brüder  waren  übrigens ,  wie  ihr  Vorfahr  Bencz ,  sehr  gewalt- 
thätige  Herren.     4446  wurde  Heinrich  in  Görlitz  geächtet,  weil  er 
die  V.  Kottwitz  zu.Lodenau  überfallen,  und  4448  Nitze  ebenfalls  in 
die  Acht  gethan,  weil  er  zu  Leibchen  einen  Mord  begaügen  hatte  ^). 
Söhne  dieser  Brüder  dürften  Caspar  v.  T.  auf  Farstchen  und  Hans 
und  Caspar  Gebrüder  v.  T«  auf  Oelsa  gewesen  sein,  welche  4464 
für   die  Marienkirche   zu  Budissin  Zins   verkauften^).     4497   be- 
stätigte König  Wladislaus  den  Brüdern  Heinrich-,  Michael  und 
Georg  V.  T.  und  ihren  Vettern  Hans  und  Nickel^  auch  Gebrüdem 
v.  T.,  die  ihren  Vorältem  ertheilte  Gesammtbelehnung^).  Von  diesen 
Bi-üdem  war  Hans  auf  Förstchen  4  496  wegen  eines  Mordes  in  die  Acht 
gekommen;  Nicolaus,  „etwa  zu  Förstchen  gesessen^,  verkaufte  4502 
alle  seine  Güter  an  seine  Vettern  Heinrich  und  Georg  v.  T.  zu 
Grossölsa.    Da  dieser  Georg  45S9  kinderlos  starb,  sein  Bruder  Mi- 
chael aber,  als  Pfarrer  zu  Amsdorf  (N.  von  Beichenbach) ,  auch  kin- 
derlos war,  so  fielen  endlich  die  Besitzungen  dieser  beiden  Brüder  an 
Heinrich  auf  Oelsa.     Dieser  hatte  um  4493  einen  Theil  des  Dorfes 
Herbigsdorf  (SO.  von  Löbauj  von  denen  v.  Luptitz  erworben.    Nach 
seinem  Tode  wurden  45S9  seine  Söhne,    Hans,   Heinrich   und 
Christoph,  ungesonderte  Brüder  v.  T. ,  mit  Förstchen,  Leibchen, 
Kleinölsa ,  Weigersdorf  und  Herbigsdorf  belehnt  und  diese  Belehnung 
zu  gesanmiter  Hand  4538  wiederholt.     Sie  verkauften ,  zu  Oelsa  ge- 
sessen, 4532  ihren  Antheil  an  Herbigsdorf  an  die  v.  Metzradt.     Von 
ihnen  erwarb  Hans  (vor  4  545]  das  Gut  Diehsa  (SO.  von  Leibchisn), 
4  560  auch  Särichen  (SO.  von  Niesky)  Müokenhainer  Antheils  mit  Rit- 
tersitz und  freiem  Gericht  daselbst,  sowie  Zentendorf  (N.  bei  Penzig), 
vor  4573  auch  Horka  (0.  von  Niesky').     Seine  Frau,   die  er  4567 
beleibdingen  liess,  hiess  Gertrud.    Sein  Sohn  H  e  i  n  r  i  c  h  ^v.  Tem- 


3)  ÜTk.-VeK.  I.  170.  A.  Dresd.  „Lehn  im  Qorützlichon«  fol.  305.  *)  Görl. 
IIb.  pnwcript.  5)  A.  Bad.  üb.  fundAÜonom  CCXCb.  «)  Urknnd.^Ven.  UI.  31 . 
'^  Nach  den  Lehnbüchern  im  A.  Dresd.  Lobaner  ROgebach.  Holschet,  Horka  16. 

23* 


516  II.  AbtheilBiig. 

meriti  und  Diesaw^  erhielt  4  583  nach  seines  Vaters  Tode  die  Gütei* 
Särichen  und  Zentetuiorf,  die  an  ihn  und  seine  Brüder  gefallen  und 
durch  Erbtheiiung  an  ihn  gekommen ,  von  dem  Amtshauptmann  in 
Gl^rlHs  verreicht ,  wahrend  Dieh^  selbst  Lehn  der  Herrschaft  Fried- 
fand  war.  Er  verkaufte  Zentefutorf  1595  an  den  Rath  zu  Görlitz. 
Heinrichs  SOhne,  Heinrich  und  Christoph,  auf  Didtsa  wurden 
1643  mit  Särichen  beldmt.  Heinrichs  ^Brüder*"  haben  wir  nicht 
namentlich  erwähnt  gefunden. 

Von  den  i 5S9  genannten  drei  Brüdern  hatte  der  zweite,  Hein- 
rich V.  T.,  schon  vor  4538,  wo  er  seine  Frau  Elisabeth  beleih- 
dingen  Hess,  das  Gut  Kidm  (O.  von  Leibehen)  erworben,  wo  er 
wohnte.  Nadi  seinem  Tode  erhielten  seine  SOhne,  Caspar  und 
Peter,  Kolm  verreicht  und  nebst  ihren  Onkeln,  beziehentlich  Cousins 
die  Gesammtlehn  4567  und  1577  bestätigt»).  %  Peter  lebte  ^im  Ans- 
land**.  Caspar,  seit  4576  mit  Barbara  v.  Radiel  vermahlt,  erwarb 
4594  von  denen  v.  Metzradt  einen  Theil  von  Beichwalde  (NW.  von 
Niesky).  Er  hinterliess  4604  drei  Söhne,  Peter,  Christoph  und 
Hans  Caspar,  von  denen  4608  Peter  mit  Kolm^  Christoph  mit  den 
zwei  Rittersitzen  zu  ReichwcUde  belehnt  ward. 

Von  den  4529  erwähnten  Brüdern  hatte  der  dritte,  Christoph, 
die  alten  Familiengttter  Oelsa  etc.  behalten  und  lebte  noch  4567. 
Bei  der  Gesammtbelehnung  von  4577  werden  seine  Sohne,  Hans  und 
Georg,  genannt.  Von  denselben  starh  Hans  4597  und  hinterliess 
seinen  Söhnen,  Hans,  Christoph  und  Siegsmund,  die  Güter 
(rrossölsa  mit  zwei  Rittergütern,  Ftfrstchen,  Leibchen  und  Klemlflsa. 

188.   IMev.  TettM. 

Wir  wissen  nicht,  ob  die  Ende  des  43.  Jahrimnderts  in  der  Ober- 
lausitz vorkommenden  v.  T.  sich  nach  einem  gleichnamigen  Dorfe  in 
Böhmen  oder  nach  dem  N.  v.  Meerane  im  Schönburgschen  gelegenen, 
wo  in  der  That  um  jene  Zeit  eine  Familie  dieses  Namens  gesessen  war, 
oder  nach  einem  der  beiden  oberlaus.  Dörfer  (W.  von  Ruhland  an  der 
i^ilssnitz  und  0.  von  Weissenberg)  |benannte.  4284  und  4S95  er- 
klärte Conradus  de  Thethowe  durch  zwei  besondre  Urkunden, 
(lass  er  die  5  Mark  Zins  zu  Schlfnau  auf  dem  Eigen ,  die  er  von  dem 
Kloster  Marienstem  besitze ,  bloss  auf  Lebenszeit  „als  Leibgedinge** 
innehabe,  und  dass  daher  nach  seinem  Tode  seine  Söhne  oder  Eriben 
keinerlei  Ansprüche  darauf  hätten.    Dennoch  beanspruchte  später 


«)  Uik.-V«TB.  ni.  208.   -Lma.  Mag.  1774.  147  n.  162. 


189.  Die  V.  Tscfaimliaus.  547 

Tanimo  deThetowe,  doch  wohl  einer  jeoar  Söhne »  diesen  Zins. 
Aber  434 S  beurkundete  Markgraf  Woldemar  von  Brandenburg  dem 
Klo8ler,  dass  in  dem  su  Soidin  abgehaltenen  Ueiigeriebt  dem  Tammo 
der  Zins  nicht  zugesprochen  worden  sei  ^} .  Ein  Siegel  besasA  Conrad 
nach  seinem  eignen  fiekenntniss  gar  nicht.  —  Spalter  (4410)  soll  ein 
HansTetaw  zu  Gros$bies$nüz  (W.  bei  Görlitz)  gesessen  gewesen 
sein,  wovon  wir  aber  keine  urkundliche  Nachricht  gefunden  haben. 

189.  Die  y.TeelüniliaiUB  oder  Tsohirnbausen, 

^in  weitverzweigtes,  aus  Böhmen  stammendes  Geschlecht,  haben  sieh 
von  dem  Dorfs  Tschimhausen  (S.  bei  Seidenberg)  aus,  das  ihnen 
nachweislich  noch  4447  gehörte,  in  die  Oberlausitz  verbreitet.  Aus- 
serdem besassen  sie  mindestens  schon  Anfang  des  45.  Jahrhunderts 
die  Güter  Eber$dorf^  Bemdorf^  Am9d&tf  (sämmtlich  S.  von  Sei- 
denberg und  jetzt  zu  Böhmen  gerechnet)  sowie  Al&eidtnberg ,  Kun- 
dorf ^  Zweckau  (N.  von  Seidenberg  in  der  Oberlausitz).  Alle  diese 
Gflter  hatten  sie  von  den  Herren  v.  Biberstein  auf  Seidenberg^Pried- 
land  zu  Lehn.  In  zwei  gänzlich  geschiedenen  Linien,  zum  Theil  so- 
gar unter  verschiedenem  Namen  machten  sie  sich  nun  auch  iheils  in 
dem  Lande  Görlitz ,  theils  in  dem  Lande  Budissin  ansfissig. 

4.  Die  V.  Tschirnhaüs  im  Lande  Görlitz. 

* 

Ende  des  44.  Jahrhunderts  lebten  gleichseitig  ein  Alb  recht  v. 
Czirnhuse,  der  4388  das  Dorf  Deutschos$ig  (N,  von  Radmeritz)  ah 
Vincenz  und  Conrad  A^el  und  an  Jak.  und  Herrn.  Sleiffe,  Göiützer 
^Bürger,  verkauft  hatte  und  noch  4446  bezeugte,  dass  die  Fischerei 
in  der  Neisse  um  Deutschossig  bis  zur  Pliessnitz  frei  gewesen  sei,  --- 
und  ein  Heinrich  Scerhusen,  der  4385  mit  Hannos  v.  Sabin  [1] 
um  400  Mark,  die  Letztrer  zu  fordern  hatte,  in  Görlitz  verglichen 
ward^j.  Dieser  Heinrich  nun  hatte  fbnf  Söhne:  Hans,  Otto,  Nickel, 
Jost  und  August  in.  Hans  hatte  4389  zwei  Pferde  gestohlen  und 
war  deshalb  in  Görlitz  in  Fehmes  Acht  gekonunen ,  die  auch  auf  den 
Vater  ausgedehnt  wurde ,  weil  er  den  geachteten  Sohn  gehaust ,  ge- 
heget  und  gehofet. 

Die  V.  Tsch.  waren  damals  ein  sehr  gewaUthMiges  Geschleqbt; 
bald  übten  sie  selbst  Raub ,  bald  hielten  sie  es  mit  offenkundigen 
Strassenräubem.  So  nahm  Hans  4398  die  v.  Hoberg,  die  wegen  Reu- 


188.  >)  Cod.  Lu«.  II.  iS.  K  not  he,  EigensclMr  KxeiB  60—65. 

189.  0  Urk.-Ven.  I.  12Ö.  189.  Oörl,  Üb.  proMfipt.  L 


518  U.  Abtheilang. 

bes  in  die  Acht  gekommen,  bei  sich  anf;  so  hatten  er  und  ein  ge- 
wisser Kraw  bei  Zittau  auf  der  Strasse  geraubt.  4399  hatte  der  oben 
genannte  Nickel  seinen  eignen  Bruder  beschädigt  und  bestohlen; 
die  Göriitzer  aber  setzten  ihm  nach  und  nahmen  ihm  bei  Roynungen 
in  Böhmen  das  geraubte  Vieh  wieder  ab.  Otto  scheint  Vasall  der 
Burggrafen  v.  Dohna  auf  Grafenstein  gewesen  zu  sein;  wenigstens 
erscheint  er  4387  als  (deren  Zeuge  bei  dem  Verkauf  von  Kleinschön- 
au  etc.  2).  Wahrscheinlich  war  nach  dem  Tode  des  Vaters  Streit  unter 
den  fünf  Brüdern  um  die  Erbschaft  entstanden ;  Hans  und  Otto  bil- 
deten die  eine,  Nickel.  Jost  und  Augustin  die  andere  Partei :  endlich 
4404  gelobten  sie,  sich  dem  Spruche  von  vier  aus  dem  Adel  des  Gör- 
litzer Weichbilds,  in  dem  sie  also  gesessen  waren,  gekomen  Schieds- 
richtern zu  unterwerfen').  Otto  wird  bis  4443  genannt.  Jost  hatte 
4449 — SS  einen  Rechtsstreit  mit  seinen  „Vettern'^ Nickel  und  Hein- 
rich v.  Tsch.  auf  Ebersdorf y  vielleicht  den  Söhnen  des  oben  erwähn- 
ten Albrecht.  4434  ward  Jost  „zu  Berzdorf^  selbst  von  Heinr.  v. 
llechtritz  vor  Gericht  nach  Görlitz  citirt ,  dass  er  ihm  nicht  zu  Rechte 
stehe,  wie  er  gelobet. 

Die  hier  erwähnten  Brttder  Nickel  und  H  e  i  n  z  e  auf  Ebersdorf 
(S.  bei  Seidenberg)  besassen  auch  AUseidefiberg,  wo  Nickel  4448  sei- 
ner Schwester  Katharine  450  Mark  als  väterliches  Erbtheil  zu  ver- 
schreiben versprach  *) ,  und  Kundorf  (N.  von  Seidenberg) . 

Gegen  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  kommen  zwei  gleichnamige 
Brüderpaare  v.  Tschimhaus,  Hans  und  Nickel,  vor,  von  denen 
eins  der  Berzdorfer  Linie  angehörte.  4444  einte  sich  Hans  v.  Tsch* 
zu  Friedersdorf  (doch  wohl  dem  an  der  Landskrone)  mit  Ursula 
seiner  Schwester,  dass  er  ihr  für  alle  ihre  Gerechtigkeit  40  Mark  auf 
dem  Gute  Nickels  seines  Bruders  zu  Bei^zdorf  „ober  Seidenberg** 
abtrat.  —  Das  andere  Brüderpaar  war  zu  Amsdorf  (S.  bei  Berzdorf] 
gesessen.  Hans  hatte  eine  Tochter  Heinrieh  Poppe*s  v.  Uechtritz  aus 
dem  Hause  Steinkirch  zur  Ehe;  als  der  v.  Uechtritz  4442  Kleinbiess* 
nitz  an  der  Landskrone  an  den  Rath  zu  Görlitz  verkaufte ,  ward  auch 
sein  Eidam  Hans  Czimhawse  als  Mitverkäufer  bezeichnet,  und  die 
Schuldverschreibung  des  Raths  lautete  sogar  auch  auf  dessen  Bruder, 
„Hansen  und  Nikoln  Gebr.  v.  Tsch.  zu  Amsdorf*  ^. 

Gegen  Ende  des  45.  Jahrhunderts  werden  die  fünf  Brüder 
Nicke).  Bernhard,  Michael,  Fabian  und  Hans  v.  Tsch.  aus 


^  Görl.  Bathsrechnnngen.  Petebeck,  Zittau  I.  659.        >)  Urk.-Terz.  I.  152. 
<)  Ebend  I.  196.        »)  Ürlc.-Vew.  II.  54»».  55*.  «>, 


1 89.  Die  V.  Tschirnhaus.  5  \  9 

der  Berzdorfer  Linie,  jedenfalls  die  Söhne  von  Hans,  oft  genannt. 
Von  diesen  hatte  Nickel  zu  Berzdorf  mit  Friedr.  v.  Wiedebpch  auf 
Ebersdorf,  einem  berüchtigten  StrassenrSuber,  theils  selbst  geraubt, 
theils  wenigstens  den  Raub  getheilt.  Endlich  hatten  die  Görlitzer 
beide  RSiuber  durch  List  und  Gewalt  im  StSldtlein  Seidenberg  gefan- 
gen und  Tags  darauf  (6.  Dec.  4482)  zu  Görlitz  gehenkt  und  zwar,  als 
Edelleute,  in  rothen  Röcken.  Da  kündigten  die  Brüder  der  Hinge- 
richteten der  Stadt  Görlitz  Fehde  an,  die  noch  4490  wahrte^).  Da 
wurde  dieselbe  endlich  zugleich  mit  einem  andern  Rechtsstreit,  der 
gegen  die  Brüder  vor  dem  königlichen  Gericht  zu  Görlitz  anhängig  ge- 
macht worden,  auf  hohe  Fürsprache  gütlich  ausgetragen.  Das  Gut 
Linda  hatte  4442  dem[Laslaw  v.  Uechtritz,  gehört;  dieser  aber  hatte  es 
an  seinen  Schwager  Hans  v.  Tsch.,  den  Vater  der  fünf  Brüder  versetzt. 
Nun  hatte  aber  auch  Friedr.  v.  Biberstein  auf  Forst  Ansprüche  auf 
Linda.  4490  setzte  sich  endlich  Fabian  v.  Tsch.  mit  Gewalt  in  4en 
Besitz  des  Gutes  und  zwang  die  Bauern,  ihm  und  seinen  Brüdern  die 
Erbhuldigung  zu  leisten.  Darauf  verklagte  der  v.  Biberstein  Bern- 
hard, Michael  und  Fabian  und  ihre  Dorfgemeinden  zu  Berzdorf,  Alt-- 
seidenberg,  Obenmdelsdorf  und  Zwecka  (welche  Dörfer  also  den  Brü- 
dern gehört  haben  müssen)  wegen  Frevels  und  Gewalt,  zu  Linda  be- 
gangen, dass  sie  die  dasigen  armen  Leute  zu  unrechter  Handlung  ge- 
drungen. Da  die  Brüder  v.  Tsch.  sich  nicht  vor  dem  Gerichte  zu  Gör- 
litz  stellten,  wurden  sie  in  die  Acht  erklärt.  Allein  Fabian  stand  nicht 
nur  bei  dem  damaligen  (.andvoigt  der  Oberlausitz ,  sondern  auch  bei 
König  Wladislaus  von  Böhmen,  dem  neuen  Landesherm,  sehr  gut. 
Und  80  mussten  die  Görlitzer  auf  den!  vom  Landvoigt  ^unterstützten 
Antrag  sich  endlich  entschliessen,  ^in  diesen  schweren  Zeitläufen  die 
Jschimhäuser  ohne  Entgelt  der  Acht  loszuzählen^.  Linda  wurde  4  492 
von  den  Uechtritzschen  Erben  an  Fabian  v.  Tsch.  auf  Aicha  (SW.  von 
Reichenberg)  und  seine  Brüder  und  Vettern,  von  diesen  aber  4494 
anderweit  an  die  v.  Salza  verkauft ') . 

Von  nun  an  haben  wir  nur  noch  von  Bernhard  und  seinen  \ach7 
kommen  nähere  Kunde.  Dieser  besass,  vielleicht  schon  als  väterliches 
Erbtheil,  (4482)  Kiesslingswalde ,  und  so  wurden  denn.  4502  nach 
seinem  Tode  Nickel,  Hans  und  Friedrich,  seine  Söhne,  mit 
Kiesslingswalde,  Rittersitz,  Vorwerk  und  KirchiehU;  dem  Gute  Schmie- 
dehansens neben  dem  Vorwerk  und  dem  Dorfe  Eachenau  belehnt. 


•)  N.  Script,  rer.  Ini.  U.  407  flg.  36  flg.  IV.  203  flg.  Urk.-Ven.  II.  148  flg.  157. 
170.        ')  N.  Script.'  II.  354.  Ltoi.  Mag.  1773.  189. 


520  n.  Abtheiluog. 

Dazu  erwarb  Nickel  (um  1513)  auf  kurze  Zeit  auch  Sänitz  (N.  von 
Rothenburg).  Sein  Bruder  Hans  auf  Kiesslingswalde  hatte  4543  den 
Kretscbmar  zu  Sänitz  erschlagen  und  ward  deshalb  zu  Görlitz  in  die 
Acht  erklärt ,  die  bald  auch  auf  Nickel  ausgedehnt  ward.  Zumal  für 
Ersteren  verwendete  sich  Herzog  Friedrich  von  Schlesien,  da  derselbe 
ihm,  dem  Herzog,  treue  Kriegsdienste  geleistet  habe ;  allein  die  Gdr- 
litzer  bestanden  auf  Abtragung  der  Acht^).  Hans  selbst  wurde  um 
4516  von  dem  Kretschmar  in  Berzdorf  ermordet.  Nickel  Hess  4520 
seine  Frau  Barbara  auf  Kiesslingswalde  beleibdingen  und  war  noch 
1 545  bei  einer  Ehrentafel  zu  Görlitz  betheiligt.  Nach  dem  Pön&ll  (4547) 
ward  ihm  von  der  königlichen  Kammer  die  Verwaltung  der  dem  Fiskus 
verfallenen  Güter  der  Stadt  Lauban  übertragen ;  er  kaufte  das  bis- 
herige Stadtgut  Niedei^hcmdorf  für  4800  Thlr.  und  wird  noch  4553 
genannt  ^j . 

Nur  Friedrich  v.  Tsch.  scheint  Söhne  hinterlassen  zo  liaben. 
So  erklärt  sich,  dass  auch  Niederhausdorf  nach  Nickels  Tode  an  ihn 
überging.  Er  starb  1 561 ,  worauf  sein  älterer  Sohn  Christoph  UatiS' 
dorf,  der  jüngere  Friedrich  aber  Kiesslingswalde  und  Rachenau 
übernahm.  Ersterer,  der  kaiserlicher  Rath  war,  kaufte  zu  Niederhaus- 
dorf 1563  auch  noch  das  Oberdorf  von  Jakob  v.  Saiza  und  1564  Gers- 
dorf  im  Laubaner  Weichbild  von  Abrah.  v.  GersdorfT  hinzu.  Er  hinter- 
liess  1571  drei  unmündige  Söhne,  Christoph  Friedrich,  Siegs- 
mund und  Hans  Fabian,  die  sich  1584  so  sonderten,  dass  Siegs- 
mund Gersdorf,  Christoph  Friedrich  aber  gan^  Hausdorf,  Hans  Fabiao 
Geld  erhielt.  Damit  erwarb  er  1588  Niedergerlachsheim  von  denen  v. 
Gersdorff;  schon  1608  aber  verkaufte  Siegsm.  v.  Tsch.,  sein  Sohn, 
es  an  Siegsm.  v.  Schwanitz.  Friedrich  aul  Kiesslingswalde^  der  Amts- 
hauptmann zu  Görlitz  wurde,  kaufte  1594  Stolzefiberg  (S.  bei  Kiess- 
lingswalde) von  dem  Bathe  zu  Lauban.  Seine  Söhne,  Hans  Fried- 
rich und  GeorgErnst,  theilten  sich  1 603  so,  dass  jener  Kiesslings- 
walde ,  Stolzenberg  und  Rachenau ,  dieser  aber  Geld  ertiielt ,  wofUr 
er  1603  MiUelhorka  (W.  von  Rothenburg)  von  Rudolph  v.  Baudissin 
erwarb. 

2.    Die  V.  Tschirnhaus  im  Lande  Budissin. 

Mindestens  seit  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  war  ein  Zweig  der 
Familie  v.  Tsch.  lu  y^Nousslii»^  und  zwar  jedenfalls  m  Roihna%Aulä% 
(NO.  von  Bischofswerde)  gesessen  und  nannte  sich  danach  v.  Nus- 


H)  N.  Script,  rer.  lus.  III.  289.  312,        »    Ktuff er  HI.  284. 


189.  Die  V.  TschirohaiiB.  521 

sediitz  später:  V.  Nawsselitz.     Das  Siegel  des  Alex  v.  Naws- 
seiiU,  der  Ende  des  45.  Jahrhunderts  lebte,  zeigt  genau  das  Tscfaim^ 
haus'sche  Wappen,  den  senkrecht  getheilten  Schild  und  im  linken 
Felde  einen  Querbalken,  und  einmal  wird  schon  er  selbst^  spater  aber 
seine  Söhne  stets  mit  dem  alten  Familiennamen  v.  Tschirnhaus  be- 
nannt. Die  V.  Naussiitz  waren  nicht  fUr  Rottmausslitz  selbst,  sondern 
für  einen  Antheil  des  angrenzenden  Potsdiaplüs  Vasallen  des  Bisthums 
Meissen.  —  Da  die  Besitzer  der  beiden  anderen  Naussiitz  (Schwarz* 
N..  Weiss*N.)  sich  auch  nach  denselben  nannten,  so  vermögen  wir 
nicht  zu  sagen,  ob  manche  schon  im  44.  Jahrhundert  vorkommende 
V.  Nussedlitz  audi  bereits  der  Familie  v.  Tschirnhaus  angehörten. 
Sicher  aber  gilt  dies  von  Alex  v.  N.  [4442 — ^36),  der  als  bischöf- 
licher Vasali  h&ufig  in  den  Urkunden  Bischof  Rudolphs  von  Meissen  er- 
scheint ^*] .  4  436  hatte  er  unbefugter  Weise  in  dem  bischöflichen  Göda 
in  gehegter  Bank  Recht  ertheilen  lassen  durch  aus  der  königlichen  Ober- 
lausitz herbeigeholte  Landschöppen  ^^] .  —  Gegen  Ende  des  Jahrhun- 
derts (4490 — 4504)  besass  Naussiitz  ein  andrer  Alex  (auch  Alexius, 
Alexander)  v.  N.,  der  4492  als  Gewahrsbürge  bei  einem  Zinsverkaufe 
auch  Alex  G  z  i  r  n  i  s  s  genannt  wird  ^^) .  4  490  ward  er  mit  dem  dritten 
Theil  von  Potschaplüz  belehnt.  —  Seine  Söhne  nun,  Nickel,  Hans, 
Melchior  und  Balthasar,  werden  4549  bei   der  Belehnung  mit 
diesem  bischöflichen  Lehnstück  „Gebrüder  v.  Tschirnhause n^  ge- 
nannt ^') .    Von  diesen  Brüdern  war  Nickel  zu  Tkwnitz  (S.  bei  Nauss- 
iitz) gesessen,  wo  er  audi  4527  seine  Frau  Barbara  beleibdingen 
liess.  Nach  seinem  Tode  ward  4554  sein  Sohn  Nickel  mit  Potschap- 
iitz  belehnt,  der  4562  seine  Frau  Katharine  mit  Thumitz  beleib- 
dingen Hess ,  aber  dasselbe  nach  vollbrachtem  „Vorritt "  an  Hans  v. 
Reehenberg  verkaufte.  —  Melchior  der  dritte  der  4549  erwähnten 
Brüder  erkaufte  4540  von  Valentin  v.  Pannewitz  dessen  „Behausuns:^ 
zu  Ktfnigswarthe  und  verHusserte  nun  seinen  Antheil  anXaussUtzhhkh 
an  Balthas.  v.  Schlieben.    4542  trug  er,  da  er  ohne  Lehnserben  war, 
den  halben  Theil  seiner  Güter  seiner  Frau  Elisabeth,  die  andre 
Hälfte  seinen  Töchtern  Margarethe  und  Anna  als  Erbschaft  auf. — 
Der  vierte  der  4549  erwähnten  Brüder  Balthasar  liess  4528  seine  Frau 
Agnes  mit  Naussiitz  beleibdingen  und  wird  noeh  46(4  genannt. 
Jedenfalls  seine  Söhne  waren  Caspar  und  Balthasar  v.  Tschim- 
hausen,  die  4565  mit  Naussiitz  neu  belehnt  wurden.    Von  ihnen  er- 


io)  Cod.  Sax.  II.  2.  386.  391.  vgl.  411.         »)  A.  MStern  No.  212.         ««)  A. 
bud.        1^)  Qerckeu,  Stolp«a  503. 


522  li-  Abtheilung. 

kaufte  Baith.  von  Siegsm.  v.  Haugwitz  Slacha  (W.  bei  Nausslitz  und 
Uberliess  1578  Nausslitz  selbst  an  Christoph  v.  Haugwitz  auf  Putzkau. 

190.  Die  T.  Tyrzendorf 

waren,  gewiss  aber  nur  auf  kurze  Zeit,  im  letzten  Viertel  des  44. 
Jahrhunderts  im  Zittauer  Weichbild  ansässig.  4373  >)  präsentirten 
9,FrenzeI  und  Thamo  genannt  >.  Tyerczinsdorff "^  einen 
Geistlichen  zum  Pfarramt  in  Seitendorf  ( Zibotinsdorf ) ,  mttssen  also 
wenigstens  das  Patronat  daselbst  besessen  haben.  Als  4387  die 
Brüder  Heinrich  und  Wilhelm  Burggrafen  v.  Dohna  a.  d.  H.  Grafen- 
stein ihren  Antheil  an  Kleinschönau  dem  Rathe  von  Zittau  verkauf- 
ten ,  ward  der  Antheil  ihres  Bruders  Gzenko  ausdrücklich  ausgenom- 
men und  erwähnt ,  dass  die  Grenze  des  verkauften  Theiis  hingehe 
an  «^des  strengen  Frenzelv.  Tyrzendorf,  gesessen  zu  Schönau, 
Rain^'  '*;.  W^ir  vermuthen  daher,  dass  Frenzel  den  Czenko^schen  An- 
theil von  Kleinschönau  zu  Lehn  gehabt  habe. 

191.  Die  T.  Uechtritz, 

um  Mitte  des  44.  Jahrhunderts  Vchteriz,  Ende  dessell>eu  auch 
Nüchtricz  oder  Nüchterwitz  geschrieben,  haben  sich  von 
Schlesien  aus  auch  in  die  angrenzende  Oberlausitz  verbreitet.  In 
Schlesien  erscheinen  seit  dem  zweiten  Viertel  des  44.  Jahrhunderts, 
als  Mannen  des  Herzogs  Heinrich  von  Jauer  und  seines  Nachfolgers, 
des  Herzogs  Bolko  von  Schweidnitz,  zuerst*)  Peter  (Pescho),  Bern- 
hard und  Leopold  (Luppold  oder  Lippold)  v.  Uechtritz,  von  denen 
mindestens  die  beiden  Ersteren  sicher  Brüder  waren.  ^ Herrn  Peter 
y.  Vchteriz  und  Bernhard  seinem  Bruder'^  hatte  4328  Herzog  Heinrich 
von  Jauer,  als  damaliger  Besitzer  des  Weichbilds  Zittau,  eine  Rente 
von  15  Mark  auf  dem  Zoll  zu  Zittau  verschrieben  „zu  einem  rechten 
Erbe^,  doch  wieiierkäuflich  um  400  Schock  grosser  Pfennige,  welche 
Summe  also  jene  Brüder  jedenfalls  dem  Herzoge  vorgestreckt  hatten. 


190.  0  Tingl,  IIb.  II.  confinn.  Prägens.  88.  ^  Sehottgen,  Mgt.  bnrfcgriT. 
Donensiam  IIT.  36.  Pescheck  (Zittau  1.  659)  schreibt,  gewiss  fUsehlich,  den  Namen 
Trouendorf. 

JNe  T«  ÜBWlMe — ^  welche  aueh  t.  Ledebnr  und  Kneschke  als  ehemalige 
Besitzer  des  gleichnamigen  Dorfes  N.  bei  Lobaa  aafGhren,  kommen  nirgends  als  ober- 
Uns.  Vasallen  vor,  waren  aber  schon  vor  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  in  der  Nieder- 
lausitz ansässig.  Das  jetzige  Dorf  Unwurde  hiens  Qbrigens  1306  Uwer  and  heisst 
noch  jetzt  wendisch  W  u  j  e  r . 

191.  0  ^***  ein  Johann  v.  U.  1301—3  BQrgermeister  Ton  LÖhau  gewesen  sei, 
entbehrt  der  urkundlichen  Begründung  nnd  der  inneren  Wahrscheinlichkeit. 


191.  Diev.  Uechtritz.  52;^ 

Diese  Rente  verkaufte  Peter  vor  1345  an  zwei  Zittauer  Bürger  2. 
1338  war  dieser  Peter  v.  U.  sogar  Landvoigt  des  Herzogs  im  Weich- 
bild Zittau  s) . 

Auf  die  Dauer  in  der  Oberlausitz  ansässig  aber  erscheinen  die 
V.  IT.  urkundlich  erst  in  den  80ger  Jahren  des  14.  Jahrhunderts  und 
zw  ar  zu  Schwerta  im  Queisskreis ,  wahrend  eine  andere  Linie  Stein- 
kirch am  schlesischen  Ufer  des  Queisses  gleichzeitig  besass .  von  wo 
sich  dieselbe  später  ebenfalls  nach  der  Oberlausitz  verbreitete. 

1.    Die  Linie  Schwerta. 

Wir  lassen  es  dahin  gestellt  sein,  ob  vielleicht  schon  Herzog 
Heinrich  von  Jauer,  welcher  bis  zu  seinem  Tode  1346  Inhaber  des 
Queisskreises  und  „des  Schlosses^  Schwerta  war^) ,  dasselbe  denen 
v.  U.,  die  bei  ihm  in  hohem  Ansehn  standen,  zu  Lehn  gegeben  habe. 
Erst  1385  aber  wird  urkundlich  ein  Heinrich  v.  U.  als  zu  Schwerta 
gesessen  bezeichnet.  In  diesem  Jahre  nämlich  ward  Katharine. 
die  Frau  „Heinrichs  von  Swethe** ,  von  ihrem  Bruder  Nik.  v.  Ronow 
mit  5  Mark  Zins  zu  Rohnstock  ausgestattet;  1398  war  „Heinricus 
deVchtericz,'  alias  de  Swetei^,  Zeuge  zu  Schweidnitz,  als  dem 
Benes  v.  Donyn  gewisse  Anfalle  zu  Lehn  gereicht  wurden,  und  1399 
war  derselbe  ^Heinricus  de  Vchtericz,  alias  de  Swethaw  dictus**,  Vor- 
mund ,  als  Benes  v.  Donyn  seine  Frau  in  Schweidnitz  mit  einem 
Walde  beleibdingen  liess^).  Schon  daraus,  dass  dieser  Heinrich 
mehrfach  vor  dem  Lehnshofe  des  Fttrtenthums  Jauer  erscheint .  lässt 
steh  sctiliessen,  daiss  er  ausser  Schwerta  in  der  Oberlausitz  auch  noch 
in  Schlesien  Güter  besessen  habe.  Es  waren  dies  jedenfalls  die 
Dorfer  Eckardsdorf  und  Vogelsdorf  bei  LangenOls. 

Neben  diesem  Heinrich  wird  in  der  erwähnten  Urkunde  von 
1385  auch  ein  „Herr  Hannos  v.  U.^  als  Zeuge  aufgeführt,  der  wohl 
ebenfalls  zu  Schwerta  gesessen ,  also  wohl  ein  Bruder  von  Heinrich 
war ,  so  dass  Beide  dies  Gut  wahrscheinlich  schon  von  ihrem  Vater 
überkommen  hatten.  1389  und  1391  wurden  von  Görlitz  Boten  an 
„Herrn  Johann  v.  U.  gen  der  Lesin^,  d.  h.  nach  Marklissa,  gesendet, 
da  er  eben  einen  Streit  mit  den  Sechsstädten  hatte.  1395  aber 
wurde  derselbe  nebst  Wentsch  v.  Donyn  auf  Tschocha  in  Görlitz 
geehrt^. 


'^)  Pes check,  ZitUii  II.  726  flg.  3)  Cod.  Lus.  272.  Diese  Urk.  gehört  in's 
Jahr  1338,  nicht  in's  Jahr  1328.  «)  Cod.  Lut.  285.  315  flg.  &)  Landbücher  der 
Flirstenthfimer  Schweidnitz  and  Janer  im  Breslauer  StaatsarchiT.  >)  Lang.  Magax. 
1773,  141. 


524  U*  AbtheiluBg. 

1390  wird  «uersi  ein  Poppe  v.  Nttchtrics,  jedeatalU  ein 
Sohn  Ton  Heinrich  oder  von  Hans,  auf  Schwer ta  genannt,  der  4399 
Hochzeit  hielt  und  mit  seiner  jungen  Frau  in  Görlitz  geehrt  ward. 
Er  war  damals  zugleich  Hauptmann  der  Herren  v*  Biberstein  auf 
Friedland. 

Ihm  folgte  im  Besitz  von  Scbwerla  Hans  v.  U.,  wohl  sein  Sohn, 
ebenfalls  Hauptmann  zu  Friedland  ^).  So  war  derselbe  4424  auch  zu 
Friedland  Zeuge ,  als  Wen^l  v.  Biberstein  dem  Nik.  v.  Geradorff  aui 
Tauchritz  die  dasigen  Obergerfchte  ttberliess^) ,  und  hatte  spilter 
(4434)  mehrere  Hussiten  gefangen  „von  denen  von  Hammerstein^« 
einer  Burg,  welche  denen  v.  Biberstein  gehörte,  aber  damals  von 
Grafenstein  aus  durch  die  Hussiten  besetzt  worden  war.  Noch  4459 
wird  „Hans  von  der  Schwete^  erwähnt ,  der  nebst  Martha,  seiner 
ehelichen  Hausfrau,  und  Barbara,  ihrer  Stieftochter,  mit  einem  ge- 
wissen Niklas  Spiess  zu  Görlitz  verglichen  ward. 

Seit  4473  wird  „Hans  der  jüngere  auf  Schwerta^  genannt, 
muthmasslieh  sein  Sohn,  der  4  475  das  Kircblein  zu  GebhardMo^ij  bisher 
Filial  von  Friedeberg,  zur  selbständigen  Parochie  zu  erheben  suchte'}, 
und  wohl  derselbe,  der  1496  seiner  Frau  Zinsen  zu  Eckhardsdorf  und 
Vogelsberg  im  Weichbild  Greifenberg  als  Leibgedinge  verreichen 
Hess,  1505  aber  diese  beiden  Dörfer  an  Bastian  und  Nickel,  un- 
gesonderte Brüder  v.  Nttchterwicz  zu  Sckwerta  verkaufte ^V 
Diese  Brüder  können  also  nicht  wohf,  wie  bisher  meist  angenommen 
worden,  Söhne  von  Hans  sein,  sondern  waren  wahrscheinlich  seine 
Neffen,  die  Söhne  eines  Bruders,  der  Anton  geheissen  haben  soll. 
Da  dieselben  von  da  an  als  die  alleinigen  Besitzer  von  Schwert«  er- 
scheinen, so  scheint  ihr  Onkel  Hans  seinen  Antheil  an  Schwerte  den- 
selben ebenfalls  abgetreten  zu  haben.  Wir  werden  demselben  Hans 
später  als  zu  Grossschönau  gesessen  wieder  begegnen. 

Bastian  V.  U.  zu  Schwerta,  schont 494  und  4500  als  Zeuge  in 
der  Nachbarschaft  genannt'^),  liess  1516  seinem  Bruder  Nickel  seinen 
Antheil  an  dem  scblesiscben  Gute  Eckardsdorf  verreichen  und  lebte 
noch  1517  mit  demselben  gemeinschaftlich  zu  Sohwerta^^).  £r  soll 
1525  gestorben  sein  und  hinterliess  keine  Kinder.  -^  Sein  Bruder 
Nickel  dagegen,  der  bereits  frtlher  starb ,  hinterliess  aosser  einer 
Wittwe,  Katharine  geb.  v.  Zedlitz,  zwei  Söhne,  Friedrich  und 


7)  ObeiUnB.  NAchlete  1772.  61.  9)  Uua.  Mag.  1773.  153.  »)  Zam,  Oe- 
sehichte  der  Kirche  znOebhtrdsdorf  1854.  S.  6.  lO)  Nene  Landbucher  tob  8ekwfi4* 
nitz  1.  53  Q.  532  im  Bre«Uuer  SUaImkUt.  ")  Ltoi.  Ma«.  1773.  180.  1777.  133. 
ts)  Neue  Undbncher  Ton  Schweidnitz  III.  380. 


191.  Diev.  üechtritz.  525 

Hans,  sowie  drei  Tischler ;  Anna,  später  verbeirathei  mit  Hans  v. 
Redern auf  Ktinzendorf ,  Kaiharine,  verheirathet seit  1 54S  mit  Hans 
V.  Biadiobwerder  auf  Ebersbach,  und  Barbara,  verheirathet  seit 
4539  mit  Joachim  v.  Salza  ebenfalls  auf  Kunzendorf. 

Friedrich  v.  ü.  auf  Sckwerta  starb  4526  unvermählt.  Darauf 
verwaltete  seine  Mutter  Katharine  für  ihren ,  wie  es  scheint ,  noch 
unmündigen  zweiten  Sohn  Hans  die  väterlichen  Gttter.  4527  ver- 
zehrte eine  ausgebrochene  Feuersbrunst  so  schnell  das  Schloss  zu 
Schwerta ,  dass  Frau  Katharine  nur  mit  Mühe  sich  und  ihre  Kinder 
aus  den  Flammen  retten  konnte.  Bei  dieser  Gelegenheit  verbrannte 
auch  das  Schlossarchiv  sanimt  allen  Lehnbriefen  und  sonstigen  Ur- 
kunden. 4534  liess  Hans  v.  U.  für  den  Fall,  dass  er  ohne  Leibes- 
lehnserben  stürbe,  zu  Schweidnitz  das  Gut  Eckardsdorf  seiner  Mutter 
Katharine  und  seinen  drei  Schwestern,  und  4540  zu  Budissin  all  seine 
oberlaus.  Güter  seiner  Frau  Magdalene  geb.  v.  Salza  als  Leibge- 
dinge verreichen  und  4553,  abermals  zu  Schweidnitz,  Eckardsdorf 
seinen  Schwestern  und  seiner  Frau  verschreiben  i*).  Später  verhei- 
ratheteer  sich  noch  ein  zweites  Mal  mit  Eva  v.  Spiller,  erzielte  aber 
auch  aus  dieser  Ehe  keinen  Sohn.  Daher  wendeten  er  selbst  und  seine 
Agnaten  sich  an  den  Kaiser  Maximilian  H.  mit  der  Bitte ,  die  schon 
früher  erhaltene  Gesammtbelehnung  aufs  neue  zu  bestätigen,  was 
denn  45701^)  und  abermals  4577  durch  Kaiser  Rudolph  II.  geschah. 

Diese  Agnaten  stammten  jedenfalls  von  den  Sühnen  jenes  Hans 
V.  U.  auf  Schwerta,  welcher  4505  Eckardsdorf  und  Vogelsdorf  und 
später,  jedenfalls  auch  seinen  AnUieil  an  Schwerta  an  Bastian  ufid 
Nickel  v.  ü.  verkauft  hatte.  Derselbe  hatte  drei  Söhne,  „die  Brüder 
Antonius,  Hans  und  Fabian  v.  U.  'duf  Hamspach^,  hinterlassen. 
Schon  diese  hatten  vereint  mit  ihrem  Vetter  Hans  auf  Schwerta  4  542 
König  Ferdinand  I.  gebeten,'  ihre  Gesammtbelehnung  Über  Schwerta 
nebst  Zubehör,  deren  Originalbriefe  beim  Brande  von  4  587  „mit  ver- 
dorben** seien ,  auf  Grund  „ehrlicher  Leute  von  AdeP  zu  erneuern 
und  zu  bestätigen.  Der  König  beauftragte  4542  den  böhmischen 
Landfaofmeister,  über  die  Wahrheit  dieser  Angaben  Erkundigung  ein- 
zuziehen, und  bestätigte  4546  auf  Grund  der  inzwischen  eingegange- 
nen Zeugnisse  den  genannten  drei  Brüdern  die  Gesammtbelehnung 
mit  ihrem  Vetter  Hans  auf  Schwerta  dergestalt,  dass  dieselben  nach 
dessen  unbeerbtem  Tode  dessen  Güter,  Rittersitz  und  Dorf  Schwerta^ 


^  Weines  Regitter  77.  CC.  256  im  BresUuet  ATchiT.         «^  ÜAunden-Ver«. 

in.  211. 


526  n.  Abt  beUlli«. 

(lebfiardsdorf,  Meffertdorf  und  Zubehörungen  eii>en  soliiea^^..  In- 
zwischen Oberieble  Hans  alle  jene  drei  Brüder  v.  U.  auf  Hainspaeh. 
und  so  waren  es  deren  Söhne,  welche  4570  die  abermalige  Bestätigung 
der  Gesammtbelehnung  erwirkten,  nämlich  Joachimi  Abraham 
und  Antonius  auf  Fuga  'Söhne  von  Antonius. ,  Ludwig,  Wil> 
heim,  Hans  und  Ernst,  damals  auf  Landegg  •Söhne  von  Hans . 
und  Antonius,  Heinrich  und  Georg,  damals  auf  Lobositx  .'Söhne 
von  Fabian).  — 

Als  nun  endlich  4592  Hans  v.  U.  auf  Schwerta  in  hohean  Aller 
starb ,  erfolgte  eine  Erbtheilung  und  infolge  derselben  eine  Zer- 
splitterung des  bisherigen  grossen  Gutes  Schwerta.  Hansens  Wittwe. 
Eva  geb.  v.  Spiller,  erhielt  Oberschwerta ,  Abraham  und  Anton 
v.  U.  a.  d.  H.  Fuga  Niederschwerta ,  Hans  und  sein  Neffe  Hans 
Otto  (Ludwigs  Sohn)  a.  d.  H.  Osterholz  früher  Landegg)  Meffersdorj, 
Georg  und  sein  Neffe  Anton  (Heinrichs  Sohn)  a.  d.  H.  Timewan 
.'früher  Lobositz,  Gebhardsdorf,  Die  einzige  Tochter  des  Erblasser». 
Anna  verheirathete  v.  Döbschitz  auf  Niederhartmannsdorf,  erhielt 
eine  Allodialabfindung  von  2800  Thalem. 

Die  Abstammung  der  säountiichen  hier  auigeführten  Lehn^- 
vettern  des  4592  gestorbenen  Hans  v.  U.  auf  Schwerta  ist  zwar  nicht 
mit  absoluter  Gewissheit  zu  ermitteln ,  ftthrt  sich  aber  mit  höchster 
Wahrscheinlichkeit,  wie  schon  oben  erwähnt,  auf  jenen  Hans  v.  U. 
zurück,  der,  wie  wir  oben  (S.  524)  berichtet,  4505,. als  zu  Schwerta 
gesessen,  die  Dörfer  Eckardsdorf  und  Vogelsberg  an  Bastian  und 
Nickel  V.  U.  verkaufte  ^^j  und  später  nicht  mehr  als  Besitzer  von 
Schwerta  vorkommt.  Nun  besass  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  ein 
Hans  V.  U.,  freilich  gemeinschaftlich  mit  einem  Balthasar  v.  U.. 
den  wir  nicht  näher  zu  bestimmen  vermögen,  ^das  Gut  und  Von^erk 
Grossschönau^.  4545  lebte  daselbst  noch  Hans  „der  Erbherr^.  4520 
trat  Balthasar  seinen  Antheil  an  dem  Gute  an  Antonius  v.  U.  und 
dessen  Brüder,  also  jedenfalls  die  Söhne  von  Hans,  ab  und  lebte  seil- 
dem  auf  einem  Bauergute  zu  Grossschönau ,  das  er  4545  gekauft 
hatte.  Er  war  mit  einer  Wittwe  aus  dem  Dorfe  verheirathet ,  deren 
Kinder  erster  Ehe  4533  nach  Balthasars  Tode  vor  Gericht  bekannten, 
(lass  sie  „auf  dem  Obervorwerk,  welches  die  v.  Uechtritz  ihrem  Stief- 


^)  Zafolge  Urk.-Verz.  IIl.  36  besatigte  schon  1498  der  Landvoigt  der  OberUus. 
die  PriTÜegien  derer  t.  U.  Die  Urkunde  aber  iat  nicht  mehr  vorhanden.  Gaberoial- 
archiv  zn  Prag.  Cop.  2Ö  fol.  116  and  Laus.  fol.  15.  i*)  Auch  Hörsehelmann 
(^Genealogische  Adelsbistorid  I.  40)  leitet  diese  Abstanunong  zafolge  „onsweifelhafter 
Nachrichten  und  Urkunden*'  von  Hans  her. 


191.  Die  V.  Uechtritz.  527 

vater,  Balthasar  Uechtritz  abgekauft,  nichts  mehr  zu  fordern  hätten"^  *?) . 
Da  nun  dieser  Uaüs  v.  U.  auf  Grossschönau  unzweifelhaft  der  Vater 
der  drei  Gebrttder  V.  U.  „Antonius,  Fabian  und  Hans  auf  ITain^- 
pach^  ist ,  welche  schon  1 542  die  Erneuerung  ihrer  Gesammtbeleh- 
nung  mit  dem  damaligen  Besitzer  von  Schwerta  beantragten,  so  halten 
wir  die  Identität  dieses  ihres  Vaters  mit  Jenem  Hans  v.  U.  auf  Schwerta 
vom  Jahre  4505  fUr  erwiesen. 

Diese  drei  Brüder  hatten  übrigens  „ihr  väterliches ,  angeerbtes 
Gut^  Grossschdnau  1530  an  Christoph  v.  Gersdorff  „etwa  zu  Haisch- 
witz •*  verkauft**). 

Antonius  V.  U.  erscheint  seit  4534  als  Hauptmann,  d.  h.  Be- 
vollmächtigter, der  Herren  v.  Schleinitz  auf  ihren  beiden  böhmischen 
Herrschaften  Tollenstein  undSchluckenau  *^) .  Von  den  Herren  v.  Schlei- 
nitz hatte  er  und  seine  Brüder  (oder  schon  ihr  Vater  Hans?)  die  zur 
Herrschaft  Schluckenau  gehörigen  Güter  Hainspadi  und  Puga  zu  Lehn 
erhalten  und  schrieb  sich  daher  „zu  Hainspach^.  Schon  4548  hatte 
Antonius  auf  diesem  „seinem  Dorfe  Hainspach^  Zins  an  das  Dom- 
kapitel zu  Budissin  verkauft^®).  1544  aber  verkauften  die  v.  U. 
Hainspach  wieder  an  ihre  Lehnsherren,  die  v.  Schleinitz.  Antonius 
erwarb  dafür  4554  das  Dorf  Radgendorf  bei  Zittau,  das  er  aber  schon 
4563  wieder  an  Joachim  v.  Metzradt  überliess.  Noch  aber  war  ihm 
das  Schleinitz'sche  Lehngut  Puga  verblieben.  —  Von  seinen  Söhnen 
Joachim,  Abraham  und  Anton  hatte  4550  Abraham  auf  einer 
Hochzeit  den  Hieron.  v.  Luttitz  mit  dem  „Dolche^  erstochen.  Als  die 
V.  Luttitz  gegen  ihn  peinliche  Klage  erhoben,  war  Abraham  v.  U.  zu 
seinem  Lehnsherrn  auf  den  Tollenstein  geflüchtet.  Später  in  den  Be- 
sitz des  väterlichen  Gutes  Fuga  gelangt,  übertrug  er  4584  ,  ^da  er 
jetzt  nur  noch  das  Gut  Fuga  besitze^,  die  von  seinem  Vater  einst 
(1548)  auf  Hainspach  aufgenommenen  5  fl.  ungar.  jetzt  auf  Fuga, 
was  auch  sein  Lehnsherr ,  Ernst  v.  Schleinitz  auf  Tollenstein ,  ge- 
nehmigte 3*) . 

Der  Bruder  des  Antonius  v.  ü.  a.  d.  H.  Hainspach-Fuga ,  Hans 
V.  U.,  hatte  vor  4530  von  denen  v.  Döbschitz  einen  Theil  von  Hömüz, 
seitdem  Neuhömitz  genannt ,  bestehend  in  einem  Vorwerk  und  vier 
Gärtnern,  erworben ,  verkaufte  ihn  aber  4543  (um  800  Thlr.j  an  den 
Rath  zu  Zittau.    Später  muss  er  in  den  Besitz  eines  Gutes  „Landegg^ 


17)  Richter,  GrosMcböiua  388 flg.  iS)  a.  Dresd.  „Uhn  im  Bad."^  I.  fol.  8b. 
t»J  Laus.  Mag.  1862.  410.  »)  Laus.  Mag.  Bd.  XXXYI.  421.  si)  A.  Bud.  Lana. 
Mag.  18Ö9.  395. 


530  U.  AbtheUimg. 

Rath  zu  Görlitz  (um  460  Mark),  wozu  die  Herren  v.  Bibersieiu,  als 
Lehnsherren,  die  Genehmigung  ertheilten ^^j .  —  Sein  Sohn  Las  law 
auf  Linda  wird  seit  4442  oft  genannt,  zuletzt  4482,  wo  er  in  die  Acht 
der  Stadt  Gi^rlitz  kam,  „weil  er  die  Lande  und  Strassen  beschädigt^, 
d.  h.  Strassenraub  getrieben  habe.  —  Seine  Sdhne  Lasiaw  und 
Lazarus  (Letztrer  damals  noch  unmündig)  verkauften  4492  Linda 
an  Christoph  v.  Talkenberg  auf  Dewin  und  an  Fabian  v.  Tschirnhaus 
auf  Aicha  (ebenfalls  in  Böhmen).  Die  Brüder  scheinen  sich  nicht  wie- 
der angekauft  zu  haben.  Lazarus  nennt  sich  spater  „etwan  von  der 
Linde".  4534  war  er  gelegentlich  zu  Grossschönau,  4537  zu  Oderwitz 
und  zwar  in  Begleitung  seines  weitläufigen  Vetters  Antonius  v.  U.  a. 
d.  H.  Hainspach.  Lasiaw  aber  ward  4506  in  die  Acht  der  Stadt  Görlitz 
erklart,  weil  er  einem  Manne  zu  Gerlachsheim  zwei  Lfihmden  zugefügt. 

Von  Bernhard  v.  U.  auf  Steinkirch ,  dem  Stadthauptmann  von 
Lauban,  stammte  ein  Hans  v.u.,  dessen  Söhne  Nickel,  Hans, 
Christoph  und  Leonhard  (Bernhard?)  4492  mit  ihrem  vaterlichen 
Antheile  an  Stemkirch  belehnt  worden  waren.  Diese  erkauften  4  495 
das  oberlaus.  Dorf  Schöps  bei  Reichenbach  von  Georg  v.  Döbschitz  auf 
Döbschitz,  das  sich  aber  schon  4540  wieder  im  Besitz  eines  Görlitzer 
Bürgers  befand.  Von  diesen  Brüdern  nun  erwarben  Nickel  und  Hans 
4546  von  Melchior  v.  Hoberg  einen  Theil  von  Holzkirch  j  gegenüber 
von  Steinkirch  auf  dem  oberlaus.  Queissufer  gelegen.  4529  über- 
nahm Hans  dies  Holzkirch  allein  und  ward  Stifter  der  dasigen  Neben- 
linie. Er  lebte  bis  4544.  Das  Jahr  darauf  ward  sein  Sohn  Joa- 
chim, vermahlt  mit  Barbara  v.  Gersdorff,  mit  Holzkirch  belehnt 
und  erwarb  4553  audi  den  grösseren  Theil  dieses  Dorfes  von  Hans  v. 
Nostitz  auf  Tschocha  (um  4800  Thlr.)  hinzu  und  ebenso  4557  den 
Bischofszehnt  in  dem  gesammten  Dorfe  (3  Malter  4  Scheffel,  halb  Korn, 
halb  Hafer)  vom  E^pster  zu  Lauban.  Nach  seinem  Tode  ward  4569 
sein  Sohn  Hans  mit  Holzkirch  belehnt. 

Ebenfalls  aus  dem  Hause  Steinkirdi  stammte  ein  Christoph 
V.  U.  auf  Obergerlachsheim  j  ein  Sohn  Christophs  auf  Steinkirch ,  und 
.wird  bis  4546  genannt^).  Seine  Söhne,  Hans,  Georg  und  Siegs- 
mund, besassen  noch  4554  dieses  Obergerlachsheim.  Nach  dieses 
Siegsmund  Tode  wurden  4 579  seine  Söhne,  Christoph  und  Siegs- 
mund mit  dem  väterlichen  Antheil  belehnt.  4582  verkaufte  Georg 
den  einen  Theil  des  Oberguts  an  Hans  v.  Raussendorf  und  4588  sein 
Neffe  Christoph  auch  den  anderen  an  Hans  v.  Nimpsch. 


«)  Urk..Verz.  IL  56.        »)  Laus.  Mag.  1773.  190. 


192.  Die  Herren  ▼.  Vrideberg.  —  193.  Die  ▼.  Waldau.  531 

192.   Die  Herren  T.  Trideberg 

waren  ein  altes  osterländisches  Geschlecht,  das  sich  nach  seinem 
Stammsitz  Friedeberg,  jetzt  Friedeburg,  an  der  Saale  bei  Wettin 
nannte,  aber  auch  in  der  Nähe  von  Leipzig  ansehnliche  Güter  besass. 
Auch  in  der  Oberlausitz  scheinen  sie  sesshaft  gewesen  zu  sein.  Wenig- 
stens befand  sich  Hoger  v.  Vr.  unter  den  zahlreichen  Zeugen,  als 
Kdnig  Wenzel  I.  4844  die  oberlaus.  Grenzurkunde  bestätigte,  und 
ebenso  als  derselbe  König  4249  zu  Radmeritz  dem  Bisthum  Meissen 
den  Besitz  einiger  oberlaus.  Ortschaften  oonfirmirte.  Aus  einer  4  272 
zwischen  dem  Bisthum  und  den  Markgrafen  von  Brandenburg  abge- 
schlossenen Uebereinkunft  ergiebt  sich ,  dass  jener  Hoger  oder  einer 
seiner  gleichnamigen  Stthne,  Hoger  senior  und  Hoger  junior,  einst 
mindestens  den  Bischofszehnt  in  Hoyerswerde  besessen  hatte  (tenuit) . 
Wahrscheinlich  aber  hatten  die  v.  Yr.,  wie  den  Zehnt,  so  auch  die 
ganze  Herrschaft  inne,  die  sie  aber  bereits  vor  4268  wieder  verkauft 
haben  müssen  ^) . 

193.   Die  T.  Waldaa, 

eine  meisanische  Familie ,  waren  frühzeitig  auch  in  der  Oberlausitz 
ansässig.  Schon  4272  wird  bei  einem  Vergleich  zwischen  dem  Stift 
Meissen  und  den  Markgrafen  von  Brandenburg  ein  H  e  i  n  r  i  c  u  s  de 
Waldo  we  genannt.  Jedenfalls  besass  Anfang  des  45.  Jahrh.  ein  Hans 
v.  Waldaw  das  Gut  Kifnigsbrückj  das  er  schon  von  seinen  Vorfahren 
übernommen  hatte  („in  aller  Masse  und  mit  allen  Rechten,  als  es  di  e 
v.  Waldaw  innegehabt^),  jedenfalls  derselbe,  der  nach  seines  Vaters 
Heinrich  Tode  4405  sammt  seinen  Brüdern  Heinrich  und  Balthasar 
auch  mit  dem  meissnischen  Müekenberg  belehnt  ward.  Hans  hinter- 
liess  Königsbrück  an  Georg  v.  W.,  jedenfalls««einen  Sohn.  Meser 
aber  war,  wir  wissen  nicht  von  wem,  daraus  vertrieben  worden  und 
hatte  auch  mit  Kurfürst  Friedrich  dem  Streitbaren  von  Sachsen  wegen 
eines  TodtsoUags  Streit  bekommen.  Da  sohlichteten  Schiedsmänner 
4  426  diesen  Zwist  und  setzten  fest ,  dass  der  Kurfürst  dem  Georg  v. 
W.  zu  Wiedererlangung  seines  Stfidtietns  bebttlfiich  sein,  dafür  aber, 
sobald, dies  geschehen,  die  Hälfte  davon  sofort  erhalten  und  gegen 
Zahlung  von  4500  fl.  rhein.  binnen  Jahresfrist  auch  die  andere  Hälfte 


192.  1)  Antföhrlleher  too  ans  dargettdUt  in  t.  Weber's  ArohW  f.  d.  siehe.  Oe- 
schiebte  X.  288  Ag. 

34* 


532  II.  Abtheilnng. 

solle  hinzuerwerben  können  ^).  Seitdem  haben  wir  die  v.  W.  nicht 
mehr  in  der  Oberlausitz  angetroffen. 

194.    Die  T.  Walditz, 

eine  schlesische  Familie,  besassen  einen  Theil  von  Sdier  (N.  von  Bu- 
dissin).  Und  zwar  erscheint  daselbst  4447  ein  Hans  v.  W.,  dereines 
Mordes  wegen  nach  Görlitz  vor  Gericht  citirt  ward ,  1500  ein  andrer 
Hans  V,  W.  als  Bürge  für  die  v.  Metzradt  auf  Milkel  bei  einem  Zins- 
verkaufe, und  4536  ein  Peter  v.  W.,  der  3  Bauern  zu.  LiUen  (NO. 
bei  Budissin)  an  Nik.  v.  Penzig  verkaufte  und  noch  4554  im  Muster- 
register als  zu  Sdier  gesessen  bezeichnet  wird  *) . 

195.   Die  T.  Warnsdorf 

nannten  sich  jedenfalls  nach  dem  W.  von  Zittau  gelegenen ,  zur  böh- 
mischen Herrschaft  Rumburg  gehörigen  Dorfe  (jetzt  Stadt)  Wamsdorf, 
Dass  sie  dasselbe  je  besessen,  ist  freilich  nicht  erweislich ;  doch  waren 
sie  mindestens  Ende  des  44.  Jahrhunderts  Inhaber  der  drei  in  grosser 
Nahe  von  Wamsdorf  gelegenen  Güter  Hainewalde ,  Wallersdorf  und 
Gersdorf,  von  denen  sie  die  ersteren  beiden  mit  denen  v.  Kyaw  ge- 
meinschaftlich besassen,  was  wohl  auf  ein  nahes  Verwandtschafts- 
verhältniss  schliessen  lässt. 

4377  präsentirte  Petrus  de  Warnsdorf  (nebst  Friedrich 
V.  Kyaw),  4392  Nicolaus  dictus  de  Warnsdorf,  „gesessen  zu 
Hainewalde^  (nebst  Conrad  v.  Kyaw),  Geistliche  zum  Pfarramt  in 
diesem  Orte.  Dieser  Nicolaus  v.  W.  ist  wohl  identisch  mit  dem- 
jenigen, der  4445  mit  auf  dem  Concil  zu  Costnitz  sich  befand  und, 
als  „zu  Gersdorf  gesessen^,  das  Dorf  WaUersdorf  um  24  0  Mark  an  den 
Rath  zu  Zittau  verkaufte.  4449  nahm  ihm  Heinrich  Renker  in  seiner 
bekannten  Fehde  den  Hof  zu  Gersdorf  mit  Sturm.  Noch  4423  kommt 
er  (y^Nik.  v.  W.  genannt  Hainewald '^)  als  Bürge  vor^).  Vielleicht 
sein  Sohn  war  Hans  Wölfel  v.  W. ;  wenigstens  besetzte  derselbe 
4423  (also  wohl  nach  Nickels  Tode)  und  4432  das  Pfarramt  zu  Haine- 
walde aufs  neue.  Bei  Lebzeiten  des  Vaters  scheint  er  sich  in  Dienst 
der  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Grafenstein  begeben  zu  haben ;  wenig- 


193.  1)  Ansfahrllöhei  von  nns  dargettelU  im  Laut.  Mag.  1864.  8  flg.  n.  t.  We- 
ber'« Axch.  f.  d.  licht.  Oeach.  I.  426. 

194.  1)  Lib.  Tocat.  05rl.  IV.  A.  Bad.  Lehnbaoher  im  A.  Diead. 

195.  1)  Lib.  conflim.  Pxag.  Mapt.  im  bdhm.  Mnaeum  su  Prag  C.  29b.  Tingl, 
lib.  qnint.  conflrm.  307.  Provinz. -BUtt.  1782.  76.  Peacbeck,  Zittau  I.  237.  Laut. 
Mag.  1775.  73. 


195.  Die  T.  Warnsdorf.  533 

stens  erscheint  „Wölfel  v.  Hainewald^  unter  ihren  „lieben  Getreuen*^ 
sowohl  bei  dem  Verkaufe  des  ZoUs  zu  Ostritz  (1380]^  als  bei  dem  der 
Dörfer  Kleinschönau  etc.  (1387).  Als  er  sich  4443  gegen  Czaslaus 
V.  Gersdorff  für  eine  Summe  Geldes  verbürgte,  heisst  er  „Hans 
Wamsdorf,  Wölfel  genannt^,  4443  dagegen,  wo  er  und  die  v.  Kyaw 
die  V.  Gersdorff  auf  Tauchritz  für  sich  eine  Bürgschaft  übernehmen 
lassen,  und  4423,  wo  er  5  Mark  Zins  an  einen  Zittauer  Bürger  ver- 
kauft, „Hans  V.  W.  zu  Hainewalde"  2).  —  wie  lange  die  v.  W.  Be- 
sitzer von  Hainewalde  und  Gersdorf  gewesen,  wissen  wir  nicht.  Ge- 
gen Ende  des  45.  Jahrhunderts  gehörten  beide  Güter  denen  v.  Musch- 
witz.  4440  verkaufte  ein  Christoph  v.  W.  Zins  zu  Rosenhain  (NO. 
bei  Löbau]  an  das  Domkapitel  zu  Budissin,  und  4455 — 60  war  ein 
Wenzel  V.  W.  Amtshauptmann  in  letztrer  Stadt ^j.  Von  Beiden  er- 
fahren wir  nicht,  wo  sie  gesessen  waren. 

Schon  seit  Ende  des  44.  Jahrhunderts  (4399 — 4486)  erscheint 
aber  auf  Giessmannsdorf  in  Schlesien  (0.  von  Lauban)  ein  Franczco 
V.  W.,  der  4449  auch  als  zu  Wittchendorf  in  Schlesien  gesessen  be- 
zeichnet w  ird,  von  dem  wir  aber  nicht  wissen ,  ob  er  mit  denen  v. 
Wamsdorf  auf  Hainewalde  irgend  zusammenhängt.  4500  verkauften 
Hans  und  Caspar  v.  W. ,  zu  Wittchendorf  gesessen,  das  Dorf 
Tzschirna  im  Weichbild  Lauban  an  die  Gebrüder  v.  Schellendorf  ^). 
4454  war  ein  Hans  Wölfel  v.  W.,  der  dem  Vomamen  nach  ein 
Sohn  des  früheren  Besitzers  von  Hainewalde  sein  könnte ,  zu  Giess- 
mannsdorf gesessen.  Derselbe  war  4455  Hauptmann  im  Franken- 
steinschen,  4459  Hauptmann  zu  Glatz  und  half  446S,  als  einer  der 
Räthe  König  Georgs  von  Böhmen,  den  von  den  Wienem  belager- 
ten Kaiser  Friedrich  IH.  aus  der  Hofburg  befreien,  worauf  er  selbst 
die  Burg  hütete.  Als  treuer  Diener  König  Georgs,  verfiel  er  4467 
ebenfalls  dem  über  den  Ketzerkönig  verhängten  Bann^).  4482, 
wo  er  Zeuge  bei  der  Abschliessung  eines  Vertrags  zwischen  König 
Wladislaus  von  Böhmen  und  Heinrich  dem  jüngeren  von  Plauen  war, 
heisst  er  „Hans  Wölfel  v.  W.  zu  Traulenau'^^^).  Giessmannsdorf 
verblieb  noch  lange  der  Familie  v.  W.    Und  diesem  Stammhause  ge- 


2)  05rl.  Urk.-Abschrift.  Pesoheck,  Zittau  I.  659.  Urk.-Ven.  I.  177  No.  896. 
897.  II.  17«.  8)  Laus.  Mag.  1860.  489.  Grosser,  Merkw.  III.  25.  «)  Urk.- 
Verz.  I.  198  No.  1018.  II.  17c.  Wiesner,  Annal.  von  Lanban.  S)  Palaeky, 
Gesch..  Ton  Böhmen  IV.  2.  263  flg.  n.  449.  6)  a.  Dresd.  Orig.  No.  8469.  Sein  an- 
gehängtes Siegel  zeigt  genau  das  später  abUche  Wappen  der  FamiUe,  sowohl  im 
Schilde,  als  anf  dem  Helm  einen  mit  den  Hörnern  nach  oben  gekehrten  Halbmond  and 
in  demselben  einen  sechsstrahllgen  Stern. 


f 


534  IL  Abtheilung. 

hörten  wohl  sowohl  der  A n t o n i u s  v.  W.  (4542)  und  N i el a s  v.  W. 
(1555)  an,  die  einen  Theil  von  Hausdörf  {^.  von  Lauban)  besassen, 
als  der  Siegsmund  v.  W. ,  der  1499  als  zu  Steinkirch  gesessen  be- 
zeichnet wird,  1531  aber  die  beiden  Hfilften  von  Schönbrunn  theils 
von  Caspar  V.  Hirschberg ,  theils  von  der  Krone  erkaufte  ^  und  da- 
durch der  Stammvater  der  in  der  östlichen  Oberlausitz  von  da  an 
reichbegüterten  Wamsdorfe  ward.  Hierzu  erwarb  er  1538  das  eben- 
falls an  die  Krone  gefallene  Gut  Kuhna  (W.  bei  SchOnbrunn)  nebst 
dem  Pertinenzstück  Thilitz^),  Nach  dem  Pönfall  (1547)  war  Siegs- 
mund  V.  W.  einer  der  von  der  Krone  angestellten  Verwalter  der  bis- 
her der  Stadt  Lauban  gehörigen  Landgüter.  Gegen  seine  Unter- 
thanen  erwies  er  sich  wiederholt  über  alle  Massen  grausam.  So  Hess 
er  (1540)  einen  Knecht,  der  ihm  3  Scheffel  Getreide  gestohlen,  brin- 
gen. 1548  starb  er  („der  Tyrann  und  Wüthrich")  plötzlich  in  seiner 
Herberge  zu  Görlitz,  75  Jahr  alt.  Begraben  liegt  er  zu  Schönbrunn. 
—  Sein  Sohn  Georg  wurde  1550  mit  den  vaterlichen  Gütern  be- 
lehnt, zu  denen  er  1557  noch  Radmerttz  erwarb*),  freilich  um  es 
schon  1558  wieder  an  die  Gebrüder  v.  Gersdorff  auf  Grosshenners- 
dorf  zu  veraussern;  ebenso  erkaufte  er  Wendischossig  (SW.  bei 
Kuhna)  von  Hans  v.  Gersdorff  auf  Döbschi tz.  So  reich  er  war,  so 
geizig  und  despotisch  zeigte  er  sich  bei  jeder  Gelegenheit.  Eine 
Tonne  Haringe ,  die  er  von  seinem  Gute  jahrlich  an  das  Kloster  zu 
Görlitz  zu  liefern  hatte,  musste  (1564)  erst  auf  landesherrlichen  Be- 
fehl durch  den  Landvtiigt  von  ihm  eingemahnt  werden.  Mit  seinen 
Unterthanen  hatte  er  wegen  der  zu  leistenden  Hofedienste  schlimme 
Streitigkeiten ,  die  endlich  sogar  an  das  Appellationsgericht  zur  Ent- 
scheidung gelangten.  Die  Robotten  blieben ;  die  „Aufwiegler^  wur- 
den gefangen  gesetzt  und  „an  Gut,  Ehre,  Leben  gestraft**,  und  alle 
Unterthanen  mussten  dem  Erbherm  Abbitte  thun  und  aufs  neue  Ge- 
horsam geloben.  Vielleicht  wegen  dieser  Handel  verkaufte  er  Schön- 
brunn 1570  an  Friedrich  v.  Nostitz  und  schrieb  sich  seitdem  „zu 
Kuhna**,  Er  starb  1581  in  einem  Alter  von  63  Jahren.  —  Sein  Sohn 
Hans  V.W. ,  der  schon  bei  Lebzeiten  des  Vaters  (1580)  Siädi  Reichen- 
bach ,  Dorf  Oberreichenbach  und  Rittergut  Mengelsdorf  von  Balthasar 
V.  Gersdorff,  sowie  LeschwiU  und  Kunnerwitz  (S.  von  Görlitz)  von 
Jos.  V.  Gersdorff  erworben   hatte,   erbte  jetzt  noch  die  vaterlichen 


7)  Urk..VeM.  IlL  48».  U1  (bU).  «)  Oberl.  Lehnböcher  IV.  461  Im  A.  Dretd. 
Daraus  ergebt  sieb ,  dsss  die  Bebanptang  (K&nf  fer  III.  89  flg.),  dass  schon  1497  ein 
Hans  T.  W.  Kuhna  gehabt  habe,  falsch  sei.  Damals  and  bis  1631  gehörte  dies  Out 
denen  v.  Gersdorff.        »)  Urk.-Vera.  III.  186. 


196.  Die  V.  WeigBdorf.  535 

Guter  Kuhna,  Thilüz  und  Wendtschossig.  Dazu  erkaufte  er  4582  den 
Küpperwald  (S.  von  Schtfnberg)  und  4589  Amsdorf  (N.  von  Reichen* 
bach)  von  dem  obengenannten  Balthasar  v.  Gersdorff.  4586  die  Ho- 
spitalgttter  zu  Reichenbach  von  Christoph  v.  Gersdorff,  4594  das  Lehn- 
recht auf  dem  Gute  Oberreichenbach  von  Jos.  v.  Gersdorff,  4593  Ober- 
schreibersdorf  von  dem  Rath  zu  Lauban  und  darauf  andere  Antheile 
von  Schreibersdorf,  4592  Hausdorf  {^,  von  Lauban)  von  Siegsmund 
v.  Gersdorff,  4596  das  einst  schon  seinem  Vater  gehörige  Schmbrunn 
von  Erasmus  v.  Nostitz ,  4  597  PosoUendovf  (W.  bei  Ruhna)  von  der 
Krone.  Alle  diese  Güter  nebst  alledem,  was  Hans  v.  W.  und  seine 
Erben  binnen  45  Jahren  noch  erwerben  würden,  verwandelte  4599 
Kaiser  Rudolph  IL  aus  Lehn  in  Erbe.  Und  in  der  That  erkaufte  Hans 
4603  noch  Gersdorf  (0.  von  Reichenbach}  von  Günther  v.  Hermsdorf 
(um  44000  Thlr.)  und  4606  Markersdorf  (0.  bei  Gersdorf)  von  den 
Gebrüdern  v.  Schachtmann.  Ausserdem  hatte  er  dem  Kaiser  45000 
Thaler  geliehen^®).  So  hinterliess  denn  Hans  v.  W.  bei  seinem  Tode 
4643  seinen  beiden  Söhnen  Hans  Georg  und  Siegsmund  zwei 
wohl  abgerundete,  grosse  Gtttercompleye  mit  den  beiden  Mittelpunk- 
ten Kuhna  und  Reichenbach,  die  aber  durch  den  altern  dieser  Brüder, 
obgleich  er  überdies  seinen  Bruder  beerbte,  alsbald  wieder  in  fremde 
Hände  gelangten. 

196.   Die  T.  Weigsdorf 

nannten  sich  von  dem  Dorfe  Weigsdorf  (0.  von  Hirschfelde),  welches 
zur  Herrschaft  Friedland  gehörte,  waren  für  dasselbe  also  Biber- 
steinsche  Vasallen.  Zuerst  haben  wir  einen  Hansv.  Weigersdorf 
(Waigisdorff ) ,  „daselbst  gesessen^*,  gefunden,  der  4429  und  4  430 
Zeuge  war,  als  Hans  Sorsse  zu  Rosenthal  Antheile  von  Seitendorf  ver- 
kaufte. Wir  wissen  nicht,  ob  er  identisch  ist  mit  dem  „Hans  Wygirs- 
dorf  von  der  Wiese**  (W.  bei  Seidenberg),  der  4454  Hofrichter  zu 
Friedland  war^).  In  der  zweiten  Hälfte  des  45.  Jahrhunderts  kommt 
4465  ein  Heintze  W.  vor,  wohl  derselbe,  der  4476  das  Dorf  Spüz^ 
kunnersdorf  (NW.  von  Zittau)  erkaufte  und  dadurch  Stammvater  der 
Spitzkunnersdorfer  Nebenlinie  ward. 

4.   Hauptiinie  Weigsdorf. 

Auf  Weigsdorf  gesessen  begegnet  uns  Ende  des  45.  Jahrhunderts 
wieder  ein  Hans  v.  Weigersdorff  (oder  Weissdorf) ,  der  sich 


*<0  Nach  den  oberUus.  Leluibfichern.  IV.  396  flg.  im  A.  Dresd. 
196.  0  A.  MThal.  Ürk.-Verz.  U.  73*. 


536  n.  Abtheilung. 

z.  B.  4489  mit  anderen  Adlichen  in  eine  Verschwörung  gegen  König 
Mathias  von  Ungarn  einliess  und  Hd7  sich  unter  den  Mannen  deis 
Zittauer  Weichbilds  befand,  die  mit  dem  Rathe  von  Zittau  einen  Ve9- 
trag  hinsichtlich  der  Obergerichtsbarkeit  und  des  Bierschanks  ab- 
schlössen ;  U99  war  er  zugegen,  als  sein  Lehnsherr,  Mathias  v.  Biber- 
stein, dem  Adam  v.  Kyaw  ein  Grundstück  zu  Seitendorf  zu  Lehn 
reichte  2).  —  Neben  diesem  Hans  scheint  aber  noch  ein  andrer  v.  W. 
Antheil  an  Weigsdorf  besessen  zu  haben ,  vielleicht  der  Christoph 
v.  W. ,  der  U69  der  Stadt  Görlitz  als  Söldner  mit  6  Pferden  diente 
und  noch  1477  erwähnt  wird.  H973J  erschien  vor  den  Gerichten  zu 
Hirschfelde  ^Christoph  v.  Weigesdorf,  des  alten  Weiges- 
dorf  nachgelassener  Sohn,  durch  seinen  Vormund,  Nik.  v.  Gersdorff 
zu  Hennersdorf^,  und  gab  Hansen  v.  Falkenhain  zu  Tttrchau  9,seinem 
Oheim''  all  sein  väterliches  Theil  auf,  falls  er  ohne  Erben  stürbe. 
Wir  haben  diesen  Christoph  sonst  nirgends  erwähnt,  aber  auch  keine 
Andeutung  gefunden,  dass  jener  Hans  v.  Falkenhain  in  den  Besitz 
von  Weigsdorf  gelangt  sei. 

Anfang  des  46.  Jahrhunderts  begegnen  wir  vier  Weigsdorfen, 
sämmtlich  zu  Reibersdorf  gesessen ,  die  wohl  unter  einander  Brüder 
und  Söhne  des  noch  4499  lebenden  Hans  waren,  der  bereits  das 
ebenfalls  zur  Herrschaft  Friedland  gehörige  Reibersdorf  erworben 
haben  dürfte.  4506  wurden  die  Brüder  Wolf  und  Hans  v.  W. 
„zu  Reibersdorf'  von  den  königlichen  Gerichten  zu  Görlitz  in  die 
Acht  erklärt,  weil  sie  einen  Mann  zu  Gerlachsheim  beschädigt  hatten, 
und  4545  wurden  die  Brüder  Nickel  und  Caspar  v.  W.,  „zu  Rei- 
bersdorf gesessen'',  weil  sie  einen  Mann  zu  Reichenau  wegen  Grenz- 
streitigkeiten wiederholt  gemisshandelt  hatten ,  von  den  Zittauer  Ge- 
richten gebunden  in  Arrest  transportirt.  Auf  Fürsprache  des  um- 
wohnenden Adels  wurden  sie  endlich  unter  Stellung  von  Bürgen  und 
unter  dem  Gelöbniss,  Friede  halten  zu  wollen,  von  dem  Rathe  wieder 
freigegeben^).  Von  diesen  Brüdern  war  Nickel  4509,  damals  des 
Burggrafen  v.  Dohna  auf  Grafenstein  „Diener",  in  die  Kragen^sche 
Fehde  verwickelt  und  von  den  Görlitzem  „mit  Gelübden  bestrickt" 
w^orden,  sich  nach  Görlitz  zu  stellen.  Er  ward  auf  Bitten  seines 
Lehnsherrn  Nickel  v.  Dohna  „seiner  Bestrickung  losgezählt",  nach- 
dem er  gelobt,  solches  gegen  gemeine  Stadt  Görlitz,  noch  sonst  gegen 


2)  Kr 6 y «ig,  Beyträge  111.  355.  Carpzov,  An»I.  II.  259.  Urk.-Verz.  III.  44«. 
^)  Knothe,  Hirschfelde  82  Anmerk.  4)  Oörl.  IIb.  vocat.  et  proBcript.  CarpzoT, 
Anftl.  11.  260. 


196.  Die  T.  Weigsdorf.  537 

jemand  nimmermehr  ^u  gedenken  &j.  Caspar  wird  noch  4524  er- 
wähnt. Hans  liess  in  demselben  Jahre  seine  Frau  Margarethe 
h^eibdingen.  Wolf  aber  vertauschte  4530  das  auf  ihn  gekommene 
Stakimgut  Wet^^ctor/* gegen  Engelsdorf  (W.  von  Seidenberg),  das  bis 
dahin  Heinrich  v.  Schwanitz  besessen  hatte. 

Wir  wissen  nicht,  von  welchem  dieser  Brüder  Nickel  v.  W. 
^auf  Reibersdorf^  stammt,  der  4559  eine  Mtthlstätte  oberhalb  des 
Drausendorfer  Steges  an  Joachim  v.  Kyaw  verkaufte®)  und  noch  4570 
im  Ullersdorfer  Schöppenbuche  als  „Erbherrschaft  von  Reibersdorf^ 
bezeichnet  wird.  4594  verkauften  Balthasar  und  Joachim  v.  W., 
wohl  seine  Sdhne,  Reibersdorf  an  Augustin  v.  Kohlo.  —  Anfang  des 
47.  Jahrhunderts  soll  ein  Hieb  v.  W.  Markersdorf  (0.  von  Reibers- 
dorf) besessen  haben  ^) ;  seitdem  aber  verschwindet  die  Familie  aus 
der  Reibersdorfer  Gegend. 

2.   Nebenlinie  Spitzkunnersdorf. 

Wie  bereits  erwähnt,  kaufte  4476  Heinze  v.  W.  von  dem 
Zittauer  Bürger  Nickel  Eisersdorf  „das  Vorwerk  Cunnersdorf** ;  dass  er 
aber  mindestens  später  das  ganze  Gut  besass,  ergiebt  sich  daraus,  dass 
dieser  Heinze  4  497  „das  Dorf  Cunnersdorf  nebst  dem  Vorwerke,  dem 
Forstberge,  dem  Patronat  zu  Cunnersdorf  und  dem  Filial  Leutersdorf, 
4  Bauern,  die  zum  Rirchlehn  in  Cunnersdorf  gehören ,  und  2  Maltern 
Komzins  in  Oberherwigsdorf^  an  seinen  Sohn  Friedrich  verkaufte^). 
Dieser  Friedrich  v.  W.  „zu  Cunnersdorf"  wird  bis  4540  öfter  er- 
wähnt. 4533  ward  er  nebst  seinem  Schwager  Hieron.  v.  Hoberg 
vom  Rathe  zu  Zittau  in  Haft  gehalten ,  weil  er  sich  die  Obergerichts- 
barkeit auf  seinen  Gütern  angemasst  hatte  ^).  —  4  544  wurden  seine 
Söhne  Georg. und  Hieron ymus  mit  seinen  Gütern  belehnt.  Als 
Georg  darauf  ermordet  ward ,  fiel  sein  Antheil  an  den  Landesherrn ; 
dieser  aber  schenkte  denselben  an  seinen  Hofkammerrath  Melchior 
v.  Hoberg ,  der  ihn  sofort  an  Hieronymus  v.  W. ,  den  Bruder  des  Er- 
mordeten, verkaufte.  Auch  dieser  muss  bald  darauf  gestorben  sein, 
da  seine  Frau  Sibylla  geb.  v.  Raussendorf  4564  als  Wittwe  be- 
zeichnet wird.  Sein  Sohn  Friedrich  blieb  unvermählt.  Da  der- 
selbe mit  Recht  für  einen  sehr  reichen  Mann  galt ,  so  brachen  4  620 
an  einem  Sonntage  verlarvte  Räuber  bei  ihm  ein,  in  der  Meinung,  er 


5)  N.  Script,  rer.  lus.  III.  22  und  24.  «)  v.  Kyaw,  Familien-Chronik  111. 
7)  K 1 0  8  8 ,  Seidenberg  90.  8)  d  o  r  n  i  c  k ,  Herrschaften  von  Hainewalde  und  Spitz- 
kunnersdorf 1829.  S.  6  flg.        9)  Pescheck,  Zittau  I.  347. 


p" 


538  II.  Abtheiinng. 

werde  in  der  Kirche  sein.  Da  sie  ihn  aber  in  ieinem  Zimmer  Eajiden, 
schlugen  sie  ihn  todt  und  schleppten  von  dem  vorgefandenen ,  in 
Säckchen  wohlverpackten  Gelde  soviel  fort,  als  sie  theils  zu  Pferd, 
theils  zu  Fuss  tragen  konnten.  Was  die  Räuber  zurückgelassen, 
raubte  später  das  eindringende  Volk.  Als  endlich  die  Gerichts- 
behörde einschritt ,  fand  sie  im  Keller  noch  zwei  schwere ,  mil  Geld 
gefüllte  eiserne  Kisten.  Da  von  diesem  Friedrich  v.  W.  weder  Landes- 
noch  Lehnserben  zu  finden  waren^  so  soll  das  Geld  an  den  damaligen 
Landesherm ,  König  Friedrich  von  Böhmen  nach  Prag  gesendet  wor- 
den sein.  Auch  alle  seine  liegenden  Güter  fielen  an  die  Krone.  „So 
hat  mit  diesem  Friedrich  v.  Weigsdorf  das  ganze  Geschlecht  ein 
Ende  genommen"  *ö). 

Das  Siegel  des  Hans  v.  W.  zeigt  an  einer  Urkunde  von  H99 
einen  aufrechten ,  nach  rechts  schreitenden  Löwen  mit  doppeltem 
Schwanz. 

196^  Die  Burggrafen  t.  Wettin  siehe  unter  Burggrafen  v.  G  o  1  sse  n. 

197.  Die  T.  Welkowe. 

Es  giebt  in  der  Oberlausitz  zwei  Dörfer  des  Namens  Welka^  eins 
NW.  von  Elstra,  das  andere  NW.  von  Budissin,  und  ein  Dorf  Wilka 
NW.  von  Seidenberg.  Nach  jedem  derselben  scheinen  sich  ritterliche 
Geschlechter  benannt  zu  haben.  Nach  dem  ersten  jener  Everhar- 
dusdeWilcohw,  der  1225  bei  der  Einweihung  der  neuen  Kirche 
zu  Kamenz  anwesend  war;  nach  dem  zweiten  jener  Fritzco  miles 
de  Wolko w  e ,  der  nebst  seiner  Frau  1355  bereits  bei  den  Franzis- 
kanern zu  Budissin  begraben  war;  nach  dem  dritten  jene  Frau  Agathe 
V.  Welkov,  geb.  v.  Redem,  welche  um  1361  für  ihren  Mann  Hein- 
rich und  für  dessen  Vater  J  o  h  a  n  n  bei  den  Franziskanern  zu  Görlitz 
ein  Jahresgedächtniss,  sowie  jener  Walther  v.  Welkov,  der  spater 
ebendaselbst  eine  ewige  Messe  stiftete.  Die  Letzteren  gehörten  jeden- 
falls der  Familie  v.  Hoberg  an  ^),  welche  damals  W^ilka  besass. 

198.  Die  V.  Wilthen 

waren  Lehnsinhaber  des  bischöflich  meissnischen  Gutes  Wäthen  (NW. 
bei  Schirgiswalde) .  Wir  wissen  nicht,  wann  der  Ritter  Gers  de 
W  i  1 1  i  n  t  h  i  n  gelebt  habe ,  der  bei  den  Franziskanern  zu  Budissin 


10)  Dornlck,  a.  ».  0.  S.  7. 

197.  i)  Cod.  Lns.  II.  5.  I.  355.    N.  Script,  rer.  Ins.  I.  299  flg.    Laus.  Magizin 
1868.  351. 


199.  DieWiraing.  539 

begraben  lag.  Von  4  216 — 93  wird  Ritter  Gunzelinus  de  Wille  n- 
t  i  n  öfter  genannt ,  bald  als  Schiedsrichter  über  die  Ansprüche  Hein- 
richs v.  Baruth  auf  ein  fiurgiehn  zu  Slolpen,  bald  (1290)  als  Zeuge 
bei  dem  Verzichte  der  Brüder  Bernhard  und  Otto  v.  Kamenz  auf 
Bernstadt,  bald  in  einer  andern  zu  Budissin  und  zwar  vom  Dom- 
kapitel daselbst  ausgestellten  Urkunde  ^}.  Wohl  seine  Söhne  waren 
Thizo  und  Hermann  v.  Wiilentin,  die  htlußg  im  Gefolge  Mark- 
graf Friedrichs  des  Kleinen  von  Dresden  erscheinen ,  und  von  denen 
Thizo  (nebst  anderen  bischöflichen  Mannen)  mit  Bischof  Albert  von 
Meissen  einen  Streit  hatte  ^um  das  Haus  zum  Stolpen^,  der  4305  von 
Markgraf  Friedrich  dahin  verglichen  ward,  dass  wer  von  den  Mannen 
unter  dem  Gotteshaus  Meissen  verbleiben  wolle ,  vom  Bischof  auch 
vorgefordert  werden  könne ,  wie  andere  Mannen ,  wer  aber  nicht 
bleiben  wolle,  sein  Gut  verkaufen  dürfe.  „Das  Gut  Wilthen  und  Sing- 
witz  (N.  von  Wilthen)  aber,  das  Thize  v.  W.  von  dem  Gotteshaus  zu 
Lehn  hat,  soll  der  Bischof  ihm  und  seinem  Bruder  und  ihren  Erben 
leihen  mit  ganzem  Gericht  über  Leib  und  Gut.  Wenn  sie  es  aber 
verkaufen,  soll  die  Obergerichtsbarkeit  wieder  an  den  Bischof  fallen^. 
Dieser  Thizo  ist  gewiss  identisch  mit  dem  Thizo  Dresdensis,  der 
1324  den  „niederen  Theil^  von  Wilthen  an  das  Domkapitel  zu  Budis- 
sin verkaufte  ^) . 

199.  Die  Wirsing 

waren  eine  der  ältesten,  namentlich  bekannten  Adelsfamilien  in  der 
unmittelbaren  Ntthe  von  Görlitz,  welche  schon  1234  bei  Gründung  des 
Franziskanerklosters  in  dieser  Stadt  ein  ihnen  gehöriges  Vorwerk  zum 
Bauplatz  hergaben.  Die  Klosterannalen  nennen  sie  nobiles  dicli 
Wyrsinge*),  und  in  der  That  wird  der  sofort  zu  erwähnende  Con- 
rad W.  wenigstens  als  vir  honestus  bezeichnet.  Um  4276  war  Con- 
rad Wersinc  nebst  vielen  Adlichen  der  Görlitzer  Gegend  zugegen, 
als  Bischof  Witego  von  Meissen  beurkundete,  dass  die  Ansprüche 
Heinrichs  v.  Baruth  auf.  ein  Burglehn  zu  Stolpen  als  unbegründet 
befunden  worden  seiend).  1304  schenkte  derselbe  Conradus  dictus 
Wirsingus,  honestus  vir,  dem  Marienhospital  zu  Görlitz  b^/^  Mark 


198.  i)  Cod.  Los.  355.  136.  Cod.  Sax.  II.  1. 186.  Knothe,  Eigenseber  Kreis 
58.        ^  Cod.  Lns.  178.  Laus.  Mag.  1860.  476. 

199.  0  N.  Script,  rer.  las.  1.  311.  300.  lU.  234.  (Joh.  Haas:)  ^^Den  so  Tlel  ich 
habe  Ton  horensagen,  das  fundns  und  der  platz,  doraaff  das  elostir  erbauet ,  solle  ge- 
west  sein  ein  ftinrerg  eines  edelmanns  far  der  stat  gelegen ,  yielleicht  Wirsiek  ge- 
nannt^        »)  Cod.  Sax.  11.  1.  186. 


540  ^-  Abtheilung. 

Zins  zu  Rachenau  (0.  von  Görlitz)  und  einen  Wald  bei  KiessUngs- 
walde,  den  er  und  seine  Erben  zu  Lehn  gehabt  hatten ^).  Lutoldus 
Wirsing  lebte  1320  zu  Görlitz,  wo  er  Zeuge  war,  als  Hersog  Hein- 
rich von  Jauer  dem  Kloster  Marienstem  einen  Schutzbrief  ausstellte. 
Später  erwarb  er  von  demselben  Herzog  den  Zoll  zu  Zittau  als  Erb- 
lehn, und  1339  sicherte  ihm  (Lupoldus  deW^yrsnich)  König 
Johann  von  Böhmen  zu ,  dass  er,  wenn  Zittau  an  ihn  fallen  sollte, 
den  Zoll  bestätigen  wolle  ^).  Später  haben  wir  die  W^  in  der  Ober- 
lausitz nicht  melir,  wohl  aber  Ende  des ^4.  Jahrhunderts  eine  Familie 
dieses  Namens  in  der  Niederlausitz  vorgefunden^),  von  der  wir  nicht 
wissen,  ob  sie  mit  der  Görlitzer  identisch  war.  — Das  Siegel  Conrad 
W.'s  (1276)  zeigt  einen  Querbalken  mit  drei  daraufgelegten  ftinfbläU- 
rigen  Rosen ,  dasjenige  aber,  welches  1 588  der  Görlitzer  Geschichts- 
schreiber Scultetus  von  einem  Abkömmling  der  W.  erhielt,  drei 
Berge,  worauf  drei  Kleeblätter ,  und  auf  dem  Helm  zwei  AdlerflUgel, 
in  welche  wieder  die  Kleeblätter  getheilt  waren  ^) . 

200.   DieZeidler 

waren  ursprünglich  ein  schlesisches  Adelsgeschlecht.  Ein  Conrad 
V.  Zeidler  und  Rosenberg  auf  Seifei'sdorf  (W.  von  Löwenbei^ 
hatte  zur  Frau  Regina  v.  Uechtritz,  wie  1416  die  v.  Uechtritz  aus- 
drücklich bezeugten  ^) .  Diesem  Conrad  oder  Kunz  v.  Z.  soll  nun  1380. 
als  seinem  „Ohme'^,  ein  Heinr.  v.  Uechtritz  das  Schankhaus  am  Markte 
zu  Lauban  (später  das  Lepper'sche)  geschenkt  haben ,  und  so  Conrad 
in  diese  Stadt  übergesiedelt  sein.  Conrad  scheint  drei  Söhne  gehabt 
zuhaben,  Conrad,  der  seit  1394  Rathsherr  und  seit  1404  wieder- 
holt Bürgermeister  war,  Erasmus,  der  nach  den  Laubaner  Raths- 
annalen  1413  ebenfalls  das  Bürgermeisteramt  bekleidete,  und  Bern- 
hard, königlicher  Rath,  der  sich  1416  mit  seinem  Bruder,  dem  Bür- 
germeister Conrad  Zeidler,  von  denen  v.  Uechtritz,  ^seinen  Ohmen"*, 
das  eben  erwähnte  Zeugniss  über  ihre  Verwandtschaft  ausstellen  Hess. 
Dieser  Conrad  war  1427  bei  der  Zerstörung  Lauban's  durch  die  Hus- 
siten  nicht  nur  Bürgermeister,  sondern  auch  königlicher  Befehlshaber 
und  fand  in  dem  Vertheidigungskampfe  seinen  Tod ,  wie  sein  Grab- 
stein in  der  Mönchskirche  daselbst  besagt^).  —  Er  hinterliess  von 


8)  Cod.  Las.  165  flg.  «)  A.  Marienstern  No  21.  Pesoheok,  ZitUu  II.  728. 
5)  L»u8.  Mag.  1869.  75  u.  76.        «)  N.  Script.  I.  348. 

200.  0  Urk.-Ven.  I.  186  No.  951.  >)  M filier,  Kircbengescb.  von  Lauban 
38:  Hie  otaa  deposait  dorn.  Cunradas  Zeidler,  gente  ciaras,  animo  fortia,  qai  regium 
mandatam  in  Laban  tenens,  contra  bostes,  etsi  non  feliciter,  beate  saccnbuit. 


n 


201.  Diev.  Zesschwitz.  541 

seiner  Frau  Ben  ig  na,  der  Tochter  dos  Laubaner  Bürgermeisters 
Stephan  v.  Haugwitz,  vier  Söhne:  Lorenz,  Barthel,  der  in  Gör- 
litz. Nicola  US.  der  1454  in  Hausdorf  auf  einem  Bauergute  lebte, 
und  Michael.  Dies  erfahren  wir  aus  dem  Zeugniss,  das  1497  der 
Rath  zu  Lauban  dem  Lorenz  wegen  seines  alten,  ehrlichen  Geschlechts 
ausstellte  3),  „weil  sich  etliche  der  Seinen  in  fremde  Lande  zu  be- 
geben vorhaben^.  Dieser  Lorenz  erscheint  seit  1467  als  Rathsherr, 
1471 — 1514  wiederholt  als  Bürgermeister  seiner  Vaterstadt.  Als  ihm 
einst  Christoph  v.  Hoberg  auf  Kiesslingswalde  mit  gezogenem  Degen 
in's  Haus  lief  und  seinen  Diener  verwundete,  Hess  er  den  Uebelthäter 
lange  im  Thurme  sitzen  und  gab  ihn  nur  gegen  Urfehde  frei.  1487 
kam  in  seinem  Hause  Feuer  aus ,  das  die  ganze  Stadt  in  Asche  legte. 
Da  unternahm  der  alte,  72 jahrige  Mann  zu  Fuss  eine  Pilgerfahrt  zu 
König  Mathias  von  Ungarn  und  erwirkte  von  ihm  Steuererlass  für  die 
verarmte  Stadt  auf  15  Jahre  ^).  Als  er  von  seiner  Reise  glücklich  zu- 
rückkehrte, errichtete  er  (1490),  wie  er  es  gelobt,  vor  dem  Görlitzer 
Thore  das  „elende  Kreuz^,  d.  h.  ein  eisernes  Grucifix,  daneben  die 
beiden  Schacher,  welches  von  seinen  Nachkommen  1587  und  1630 
erneuert  ward.  Er  starb  1516  101  Jahr  alt.  Er  hatte  eine  Tochter^ 
welche  (1 506]  Nonne  zu  Lauban  war ;  jedenfalls  sein  Sohn  war  Mar- 
tin Zeidler,  der  1548  14  fl.  rhein.  Jahreszins  zu  einem  Altar  stiftete, 
über  den  der  Rath  das  Patronat  haben ,  und  an  welchem  stets  ein 
Glied  seiner  Familie  Altarist  sein  sollte.  Sein  Sohn  Urban  war  der 
erste  Inhaber.  Ein  andrer  Urban  war  1541  Bürgermeister  zu  Lau- 
ban. Das  Geschlecht  erlosch  1722  mit  Gregor  Z.,  einem  unver- 
heiratheten  Kürschner. 

201.  Die  y.  Zezschwltz 

dürften  von  Meissen  aus  in  die  Oberlausitz  eingewandert  sein.  Schon 
vor  1345  lag  ein  Heinricus  de  Stheczwicz  und  dessen  Frau  bei 
den  Franziskanern  zu  Budissin  begraben,  war  also  in  der  Umgegend 
ansässig  gewesen.  1404  war  ein  andrer  Heinricus  de  Czetzewitz, 
„wohnhaft  zu  Budissin^,  d.  h.  wohl  auf  dem  Burglehn,  Bürge  für 
Paul  V.  Kopperitz  bei  einem  Zinsverkaufe,  1413  ein  Henricus  Scez- 
wicz,  „zu  JQto;  gesessen^,  Gewahrsbttrge  für  den  Pfarrer  zu  Klix ; 
1418  gehörte  Hannus  Czeczwitz  „zu  der  Äaupe^  (NW.  von  Klix 
an  der  Spree]  zu  den  Deputirten  des  Budissiner  Adels ,  welche  sich 
nach  Prag  begaben ,  um  sich  über  den  damaligen  Landvoigt  zu  be- 


3)  Ürk.-Ve«.  III.  30.        «)  Kbend.  IL  146.  159. 


542  II-  Abtheiittog. 

klagen^).  — 4423  gab  Siegsm.  v.  CteczwiiizviPliskowitx  [S.  von 
Klix]  einem  Unterthanen  znMalschwitx  (N.  beiPliskowitz)  einen  Gunst- 
brief  ^) ,  und  mindestens  seit  dieser  Zeit  bildete  Pliskowitz  den  Stamm- 
sitz der  Familie  in  der  Oberlausitz  bis  in  das  48.  Jahrb.  Gleichzeitig 
mit  diesem  Siegsmund  war  ein  F  r  i  e  d  r  i  c h  v.  Gz.  zu  „Dobrisch^  (wohl 
Grossdubrau  NW.  v.  Pliskowitz)  gesessen,  der  4427  als  Lebnszeuge  zu 
Budissin,  1434  als  Söldner  für  Görlitz  gegen  die  Hussiten  und  4449^ 
als  Bürge  bei  einem  Zinsverkaufe  genannt  wird.  Eine  Eneda  V. 
Cz.  war  4435  Priorin  im  Kloster  Marienstem.  4447  hatte  das  D(hd- 
Stift  Budissin  Zins  auf  den  Gutem  des  Johann  und  Otto  v.  Gz.  auf 
Kiskowitz  zu  erheben.  4489  verkauften  Siegsmund  und  Nickel 
Tzschezcewiczzu  Pliskowitz  4  Mark  Zins  an  die  Frauenkirche  zu 
Budissin.  Von  diesen  ist  Nickel  wohl  derselbe,  der  4  486,  wo  er  mit 
Siegsmund  Vormund  für  Frau  Anna  v.  Gersdorff  war,  als  zu  y^Ossing*^ 
(Ossling  N.  von  Kamenz?)  gesessen  bezeichnet  wird,  und  der  4506 
die  Dörfer  Dubrau  und  Bctschüz  (0.  von  Budissin)  um  5100  Thlr.  an 
das  Domkapitel  zu  Budissin  veräusserte  ^) .  Siegsmund  auf  Pliskowitz 
haben  wir  von  1485 — 4500  angetroffen.  Bis  gegen  Mitte  des  4  6.  Jahr- 
hunderts besass  letztres  Gut  Nickel  v.Tzscheschwiiz,  der  4530 
die  Klage  des  Adels  gegen  die  Städte  unterzeichnete  und  4  542  als 
Bürge  bei  einem  Zinsverkauf  erscheint.  Jedenfalls  seine  Söhne  waren 
Sebastian  und  Siegsmund  Gebr.  v.  Zeschwitz,  die  4544 
„nach  dem  Tode  ihres  Vaters'^  mit  Pliskowitz ,  Leuten  zu  Malschwitz 
und  einem  Hause  auf  dem  Burglehn  zu  Budissin  belehnt  wurden.  Von 
ihnen  erlangte  Sebastian  4564  die  Lehn  über  etliche  Bauern  zu  Ba- 
schiz,  die  er  von  Siegsm.  v.  Penzig  „in  Abstattung  seiner  beiden 
Schwestern^  erkauft  hatte.  —  Bei  einem  Mühlen  verkauf  in  Diehsa 
(SW.  von  Niesky)  wird  eine  Margarethe  „Zeschwitzinne^ 
(wenn  nämlich  der  Name  wirklich  so  zu  lesen  ist)  als  nachgelassene 
Wittwe  und  Erbfrau  des  Dorfes  und  als  ihr  Oheim  Gasp.  v.  Gersdorff 
auf  Krischa  bezeichnet  ^) . 

202.   Die  T.  Ziegelheim, 

nach  dem  gleichnamigen,  bei  Glauchau  gelegenen  Orte  benannt,  waren 
jedenfalls  mit  ihren  Lehnsherren,  den  Herren  v.  Schönburg,  nach  der 
Oberlausitz  gekommen  und  von  diesen  und  den  mit  denselben  ver- 


201.  1)  Cod.  Lu8.  354.  A.  Bad.  0  rund  mann,  coli.  I.  53  im  A.Dresd.  Kloss, 
L&ndvolgte  IL  Hspt.  >)  Laus.  Magazin  1860.  96.  >)  Das  angehängte  Siegel 
£eigt  bereits  ganz  das  spätere  Familienwappen ,  ein  Bänmohen ,  an  dem  ein  Jagdhorn 
hängt.      «)  Ürk.-Veri.  II.  166.  1Ö4«.  Uns.  Mag.  1859. 226.      »)  Urk.-Verx.  III.  12«. 


202.  Die  v.  Ziegelheim.  543 

wandten  Herren  v.  Kamenz  auch  hier  mit  LehngUtern  ausgestattet 
worden.  Schon  4261  war  ein  Heinrich  v.  Tigeiheim  Zeuge,  als 
Barthol.,  Richard  und  Heinr.  v.  Lybinowe,  die  Brüder  Friedrichs  v. 
Schönburg,  einen  An theil  von  Dittersbach  auf  dem  £igen  verkauften. 
Vor  \  290  waren  durch  den  Tod  S  i  e f  r  i e  d s,  des  Sohnes  von  Günther 
V.  Gygilheim,  die  Dörfer  Solschwitz  und  ScuUau  (bei  Wittichenauj 
als  offenes  Lehn  an  Friedr.  v.  Schönburg  zurückgefallen^].    Waren 
die  Ebengenannten  jedenfalls  sämmtlich  Vasallen  derer  v.  Schönburg, 
so  hatten  die  Folgenden  ihre  Güter  von  denen  v.  Kamenz  zu  Lehn. 
1284  war  Tammo  V.  Czigilheim  zugegen,  als  die  Brüder  Beruh, 
und  Otto  V.  Kamenz  das  Patronatsrecht  zu  Bernstadt  dem  Kloster  Ma- 
rienstem  schenkten,  desgleichen  als  1304  Heinr.  v.  Kamenz  demsel- 
ben Kloster  Liegenschaften  bei  Kukau  eignete.  1365  verkaufte  Hen- 
czil  Zcygilheim  alles  Becht ,  das  er  auf  drei  Hufen  zu  Cannewüz 
[S.  von  MStern)  gehabt,  um  10  Seh.  Gr.  an  das  Kloster,  vielleicht 
derselbe  Henrich  Czigilheim,  der  1357  im  Gefolge  Friedr.  v.  Biber- 
stein erscheint  2).  —  1420  verkaufte  Caspar  v.  Gz.  auf  Bischheim 
(SW.  von  Kamenz),  das  er  von  Borso  v.  Kamenz  zu  Lehn  hatte,  an  die 
Brüder  Potzker  zu  Lückersdorf  und  abermals  1423  in  einzelnen  Por- 
tionen das  Holz  „die  Ohle^  an  einen  Jak.  Beyer  ^] .  Seitdem  verschwin- 
den die  V.  Z.  aus  der  Oberlausitz.    Vielleicht  ist  Caspar  v.  Z.  iden- 
tisch mit  dem,  der  1437  Küchenmeister  bei  Kurfürst  Friedrich  von 
Sachsen  war  und  denselben  bat.  Ober-  und  Niederwilschdorf  an  sei- 
nen Bruder  H e i n  r i ch  zu  Lehn  zu  geben. 

Das  Siegel  Gasp.  v.  B.  (1423,   Stadtarch.  zu  Kamenz)  zeigt 
schraglinks  einen  Balken  im  Schilde. 


202.  1)  Knothe,  Eigenscher  Kreis.  46.  Cod.  Los.  II.  19.  >)  Knothe,  Eig. 
Kreis  49.  Knothe,  MStern  37.  56  (wo  Tordrockt  steht  ^iegenhain'').  Riedel, 
cod.  Brand.  I.  20.  351.        ^)  A.  Kamenz. 

202s  Die  Herren  t.  Zittau  siehe  unter  Herren  v.  Leipa. 


m.  Abtheilung. 


*• 


Die  Güter  des  oberlausitzischen  Adels. 

Als  im  siebenten  Jahrhundert  der  slawische  Stamm  der  M ilzener, 
von  Osten  kommend,  in  das  von  den  bisherigen  germanischen  Bewofa- 
nem  verlassne  Land  zwischen  dem  Queiss  und  der  Pulssnitz  einwan* 
derte ,  war  dasselbe  zum  grossen  Theil  noch  mit  dichtem  Walde  be- 
deckt.    Nur  da,  wo  das  Land  offen  und  eben,  höchstens  von  klei- 
nen Wäldchen  und  niedem  Hügeln  durchzogen  war,  schlugen  die 
Milzener  ihre  Wohnsitze  auf;  der  schwache  Holzpflug,  dessen  sie  sich 
damals  und ,  wie  es  scheint ,  noch  lange  ausschliesslich  bedienten, 
machte  ihnen  die  Bearbeitung  schwereren,  steinigten  Bodens  unmdg- 
lieh.     So  bildete  denn  nur  ein  verhältnissmässig  schmaler,  von  dem 
jetzigen  Lauban  über  Görlitz  und  Reichenbach  reichender  Streifen, 
von  da  an  aber  das  breite ,  fruchtbare  Gefilde  zwischen  Löbau  und 
Kamenz  die  neue  Heimath  der  Milzener.     Im  Norden ,  wie  im  Süden 
ward  dies  keineswegs  sehr  umfängliche  Gebiet  von  dichten  Waldun- 
gen begrenzt,  in  welche  die  Slawen  nur  etwa  dem  Laufe  der  Flüsse 
entlang  vorzudringen  wagten ,  an  deren  Ufern  sie  ebenfalls  weichen 
Ackerboden  und  fette  Wiesen  vorfanden.    Eher  noch  gelang  es  ihnen 
im  Laufe  der  Zeit,  an  einzelnen  Stellen  den  lockeren  Sandboden  in  den 
nördlich  vonBudissin,  Neschwitz  und  Kamenz  gelegenen  Heiden 
urbar  zu  machen ;  als  das  südlich  von  Bischofswerde  bis  Löbau  und 
weiter  bis  gegen  Lauban  sich  hinziehende  Waldgebirge.     Nur  in  der 
Mitte  der  jetzigen  Oberlausitz  finden  sich  daher  bis  auf  diesen  Tag  in 
dichter  Aufeinanderfolge  die  altslawischen  Ortschaften  auf  -itz,  -witz, 
-au  (-owe ,  -aw) ,  dünner  gesät  im  Norden  ^  gegen  Süden  hin  nur  an 
den  Flüssen  Queiss,  Neisse ,  Spree.    Inmitten  des  von  den  Milzenern 
dicht  bewohnten  Gebiets  Tag  auf  hohem ,  steil  zur  Spree  abfallendem 


Die  Güter  des  oberlansitzischen  Adels.  545 

Felsen  ihre  Stammesfeste ,  die  einzige  stadtartige  Burg,  Budis- 
sin*). 

Die  deutschen  Krieger,  welche  gegen  Ende  des  10.  Jahrhun- 
derts von  dem  westlichen  Meissen  ans  die  Milzener  bezwangen ,  be- 
gnügten sich  zunächst  damit,  das  eroberte  Gebiet  zu  behaupten.  Der 
älteste  oberlausitzische  Uradel  hat  daher  seine  Stammsitze  grade  in 
der  Umgegend  von  Bndissin  und  führt  seine  Familiennamen  von  den 
ihm  zu  Lehn  tlberlassnen  slawischen  Dörfern.  Das  feste  Bndissin 
aber  ward  der  Mittelpunkt  auch  für  die  Herrschaft  der  Deutschen  und 
blieb  —  mit  kurzen  Unterbrechungen  —  bis  in  die  neueste  Zeit  die 
Hauptstadt  des  Landes. 

Nur  langsam  schritt  anfangs  die  Germanis irung  des  letzte*- 
ren  vor.  Erst  als  seit  dem  42.  Jahrhundert  die  Fürsten  Schlesiens 
und  Böhmens  Massen  von  Colonisten  aus  dem  westlicheren  Deutsch- 
land  in  ihre  Länder  herbeiriefen ,  lenkte  sich  der  Strom  derselben 
auch  in  die  Oberlausitz.  Die  uralte  Handelsstrasse  nach  Schlesien 
führte  mitten  durch  das  Herz  des  oberlausitzischen  Landes.  So  ent- 
standen Ende  des  42.  oder  Anfang  des  43.  Jahrhunderts  an  dieser 
^königlichen  Strasse'^  auch  (mit  Ausnahme  Budissins)  die  ersten 
oberlausitzischen  Städte :  Rönigsbrück ,  Kamenz ,  (Bndissin) ,  Löbau, 
Görlitz,  Lauban.  Sie  bildeten  die  natürlichen  Tagesstationen  für  das 
schwerftlllige  Fuhrwerk  jener  Zeit.  Bald  erwarben  auch  anderswo 
im  Lande  Grossgrundbesitzer  für  ihre  bisherigen  Dörfer  Stadtgerech- 
tigkeii  oder  gründeten  auf  der  Flur  ihrer  Güter  ganz  neue  städti- 
sche Ansiedlungen.  So  gesellte  sich  zu  dem  herrschenden  deut*- 
sehen  Adel  und  der  unterthänigen  wendischen  Bauerschaft  ein 
neues,  belebendes  Element,  nämlich  ein  freies,  wesentlich  deutsches 
Bürgerthum. 

Die  deutschen  Einwandrer  aus  dem  Westen  waren  aber  nicht 
bloss  Handwerker  und  Handelsleute,  sondern  zum  grössten  Theile 
bäuerlichen  Standes.  Wie  in  Schlesien  und  Böhmen,  so  wiesen  jetzt 
auch  in  der  Oberlansitz  Begierung  und  Grossgrundbesitzer  den 
fleissigen ,  erfahrenen  deutschen  Colonisten  Strecken  von  bisher  un- 
bebautem Lande  zur  Ansiedlung  an.  In  dem  von  den  Wenden  be- 
setzten Flachland  gab  es  dazu  keinen  Raum  mehr.  Gern  aber  Hessen 
sich  diese  deutschen  Bauern  an  den  rieselnden  Bächen  in  dem  süd- 
lichen, waldigen  Gebirgsland  dauernd  nieder.     Hier  rodeten 


1)  Ausführlicher  Ton  uns  beh&ndelt  in  t.  Webei's  ArchW  fQr  die  sachs.  Oesch. 
N.  F.  II.  237  flg.  ^nr  Oeich.  der  OeraianiMtion  in  der  Oberlaotftc^. 
K  n  0 1 h  • ,  0«Mh.  d.  Oberl .  Adels.  35 


546  III-  AbtheiliiaK. 

sie  den  Wald ,  machten  mit  ihrem  daaerhaften  eisernen  Pfluge  den 
jungfräulichen  Boden  urbar  und  schufen  nach  und  nach  jene  lang  an 
den  Bächen  hin  bis  auf  die  Gipfel  4ler  Httgel  oder  Berge  sich  siehen- 
den ,  in  Anlage  y  Namen  und  Sprache  echt  deutschen  Dörfer  y  inrelche 
das  Land  südlich  von  Bisehofsrwerde,  L5baa,  Görlitz  und  Lauban 
charakterisiren.  So  bildete  sich  seit  dem  43.  Jahrhundert  grade  in 
dem  bisher  ganz  öden  Süden  und  Osten  der  jetzigen  Oberlauaitz  eine 
eompakte  deutsche  Landbevölkerung,  welche  die  et^ira  da- 
selbst vorgefundene,  dünne  slawische  Bevölkerung  nach  und  nach 
völlig  aufsog.  Nur  noch  eine  Anzahl  slawisdier  Ortsnamen,  sonst 
aber  keinerlei  historische  Spur  deutet  darauf  hin ,  dass  einst  aueh  an 
den  Ufern  der  Neisse  aufwärts  bis  Zittau  und  an  denen  des  Queiss 
bis  Schwerta  Slawen  gesessen  haben. 

Anfong  des  43.  Jahrtiunderts  wird  nun  zuerst  auch  einege^sse, 
neue  Eintheilung  des  Landes  enuchtlich,  nämlich  eine  Anzahl  grosser 
Gütercomplexe  oder  Herrschaften  (S.  43),  welche  zumal  den 
ganzen  Norden  einnehmen,  so  Hoyerswerde,  Ruhland,  Kamenz, 
Neschwitz ,  Muskau ,  Penzig,  mehr  im  Centrum  Baruth  und  Kittlitz. 
Dieselben  gleiehen  so  v(dlig  den  böhmischen  Herrschaften ,  dass  wir 
annehmen  dürfen,  sie  seien  erst  geschaffen  worden ,  als  die  Oberlau* 
sitz  (Mitte  des  4S.  Jahrhunderts)  zum  ersten  Mal  unter  die  böhmische 
Krone  gelangte.  Innerhalb  dieser  Herrschaften  stand  die  Obergerichts- 
barkeit den  Besitzern  derselben  zu.  Nur  die  Ortschaften,  die  zu  keiner 
Herrschaft  gehörten ,  wurden  nach  und  nach  in  die  Obergerichte  der 
nächsten  freien,  d.  h.  unmittelbar  unter  dem  Landesherm  stehenden 
Stadt  gewiesen,  wo  Erbrichter  mit  ihren  Stadtschöppen  im  Namen 
des  Landesherm  Recht  sprachen.  So  bildeten  sich,  wesentlich  erst 
im  43.  und  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  infolge  der  von  den  Branden- 
burger Herrschern  den  Städten  verliehenen  Privilegien  die  Weich- 
bilde Budissin,  Löbau,  Görlitz  und  Lauban. 

Der  ganze  Süden  der  nachmaligen  Oberlausitz ,  nämlich  der  so- 
genannte Queisskreis,  die  Herrschaft  Seidenberg  und  das  Zittauer 
Weichbild,  gehörten  ursprünglich  keineswegs  zum  Milzenerlande^ 
sondern  zum  Lande  Böhmen  und  zwar  zu  dessen  nordöstlichster  Su- 
panie  Zagost.  Durch  Schenkung  böhmischer  Herrscher  gelangten 
im  42.  Jahrhundert  Seidenberg,  im  43.  der  Queisskreis  an  das  Bis- 
thum  Meissen.  Seitdem  wurden  diese  Ländereien  zuerst  kirchlich, 
bald  auch  nach  Veräusserung  derselben  von  Seiten  des  Bisthums  auch 
staatlich  von  Budissin  aus  verwaltet,  d.  h.  zur  Oberlausitz  gerechnet. 

Dieses  so  nach  Süden  hin  erweiterte  Land  nun  wurde  4268  von 


Die  Güter  dqs  oberliuialtzlschen  Adels.  547 

dexi  beiden  Linien  der  Markgrafen  von  Brandenburg  in  eine  weatliche 
Hälfte,  „das  Land  Budissin^,  und  in  eine  Ostliche,  „das  Land 
Görlitz^,  getheilt.  Hierdurch  ward  Görlitz  auf  Zeit  der  Sitz  eines 
besonderen  Landvoigts  und  somit  Hauptstadt  fttr  die  östliche  Landes- 
hälfte. Die  Folgen  dieser  Theilung  waren  noch  wichtiger  für  die 
Verfassung  und  die  Rechtsverhältnisse,  als  für  die  Geographie  der 
Oberlausitz. 

Bald  darauf  erhielt  letztere  noch  einen  beträchtlidien  Ge- 
bietszuwachs. Die  bis  dahin  königlich  böhmische  Stadt  Zittau  schloss 
4346  mit  den  damals  fünf  königlidien  Städten  der  Oberlausitz  den 
sogenannten  Secbsstädtebund  (S.  59).  Seitdem  gingen  die  Inter- 
essen der  Stadt  mehr  nach  der  Oberlausitz  hin ,  als  nadi  dem  eigent- 
lichen Böhmen.  Zudem  standen  beide  Länder  unter  ein  und  dem- 
selben Herrscher.  Seit  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  verschwindet 
der  bisherige  Zittauer  Landvoigt,  und  der  Landvoigt  von  Budissin  ttbt 
audiim  Zittauer  Weichbild  die  landesherrlichen  Reobte;  d.  h. 
dasselbe  ward  von  da  an  auch  staatlich  yur  Oberlausitz  gerechnet. 

Lediglich  eine  administrative  Massregel  zur  Erleichterung  des 
Cveschäftsgangs  war  die  gegen  Ende  des  45.  Jahrhunderts  erfolgte 
Elntbeilung  des  Landes  in  einen  Kreis  Budissin  und  einen  Kreis 
Görlitz.  Die  grosse  Entfernung  der  östlichen  Landeshälfte  von 
dem  Regierungssitze  Budissin  machte  neben  dem  Amte  zu  Budissin 
die  Errichtung  eines  Amtes  zu  Görlitz  nöthig.  Der  Landvoigt  selbst 
und  das  Oberamt  für  das  ganze  Markgrafthum  verblieb  zu  Budissin. 

Mitten  in  diesem  Markgrafthum  Oberlausitz  lagen  nun  aber  auch 
zahlreiche  Enklaven  des  BisthumsMeissen,  welche  theils  durch 
Schenkung  deutscher  Kaiser  und  böhmischer  Könige,  theils  durch 
Tausch  und  Kauf  an  dieses  Stift  gelangt  waren.  Diese  Ortschaften 
standen  staatlich  in  gar  keiner  Beziehung  mehr  zur  Oberlausitz ;  über 
sie  übte  der  Bischof  von  Meissen  alle  landesherrlichen  Rechte.  Und 
als  4559  sieh  Kurfürst  August  von  Sachsen  in  den  Besiti;  des 
bisdiöflich  meissnischen  Amtes  Stolpen  setzte ,  unter  welches  diese 
oberlausitzischen  Ortschaften  gestellt  waren,  so  wurden  diese  sämmt- 
lich  kursächsisch,  oder  vielmehr  sie  hiessen  nach  wie  vor 
meissnisch. 

Wir  behandeln  im  Folgenden  zuerst  (I.)  die  grossen  Herr- 
schaften, sodann  (IL]  die  Weicbbilde  der  Städte  Budissin, 
Löbau,  Görlitz,  Lauban  und  Zittau,  endlich  (III.)  die  bischöflich 
meissnischen  Besitzungen  in  der  Oberlausitz  und  fügen  zur 
Förderung  etwaiger  Studien  über  Ortsnamen-Etymologie  jedem  Orte 

35* 


548  m*  Abtheilnng. 

die  älteste  uns  vorgekommene  Form  des  Namens  nebst  Jahrzahl  in 
Parenthese  bei. 


I.  Die  grossen  Herrschaften. 

r  Die  Herrsch'aft  Hoyerswerde^). 

Hoyerswerde  (Hogerswerde)  wird  schon  4  868  als  eins  der  grossen 
Lehne  des  Landes  erwähnt  und  war  höchst  wahrscheinlich  kurz  vorher 
aus  dem  Besitz  der  Herren  v.  Vrideberg  (S.  534)  in  den  der  Burggrafen 
V.  Starkenberg  (S.  506)  übergegangen.  Mitte  des  44.  Jahrh.  gehörte 
sie  denen  v.  SchtSnfeld  (S.  487);  die  sie  4355,  als  Geächtete,  eiligsten 
die  Grafen  v.  Schwarzburg  (S.  500)  auf  Spremberg  in  der  Niederlau- 
sitz verkauften.  Von  diesen  löste  sie  Kaiser  Karl  IV.  4358  wieder  ein. 
So  ward  Hoyerswerde  eine  Zeit  lang  Krondomäne.  Der  Kaiser  erhob 
4374  das  neben  dem  alten  Schloss  gelegene  Dorf  zur  Stadt,  über- 
liess  aber  noch  in  demselben  Jahre  die  gesammte  Herrschaft  pfand- 
weise an  Timo  v.  Colditz  (S.  445)  und  4388  ^als  edles  Mannlehn  erb- 
lich^ an  die  Herren  v.  der  Duba  (S.  467).  Von  diesen  gelangte  sie 
nach  4448  an  die  Herren  v.  Schönburg  (S.  486)  auf  Neuschönburg  in 
Böhmen.  Infolge  einer  Fehde  mit  Kurfürst  Friedrich  dem  Sanftmüthi- 
gen  von  Sachsen  (S.  464)  ging  sie  4448  an  diesen  über,  musste  aber 
4464  an  die  v.  Schönburg  zurückgegeben  werden.  Als  eifriger  An- 
hänger des  hussitischen  Königs  Georg  von  Böhmen  verlor  Friedr.  v. 
Schönburg  4468  nach  langer  Belagerung  seine  Herrschaft  abermals 
und  zwar  diesmal  an  die  Stände  der  Ober^  und  Niederlansitz.  So 
wurden  die  Landvoigte  der  Oberlausitz  (4  468  JaroslauS  v.  Stemberg 
S.  508,  4484  Georg  v.  Stein  S.  507)  Inhaber  derselben,  bis  sie  4493 
abermals  an  die  v.  Schönburg  zurückgegeben  wurde.  Diese  verkauf- 
ten sie  4574  an  die  v.  Maltitx  (S.  354),  und  diese  vertauschten  sie 
4588  an  die  v.  Promnitz  (S.  430). 

Von  den  zahlreichen,  zur  Herrschaft  Hoyerswerde  gehörigen 
Dörfern  haben  wir  bis  zum  46.  Jahrhundert  so  viel  als  gar  keine 
Nachricht  aufzufinden  vermocht.  Mehrere  derselben  waren  an  ritter- 
liche Mannen  zu  Lehn  ausgethan.  So  gehörte  Schwarzcolm  einer 
Linie  derer  v.  Maxen  und  4577  ward  Siegsm.  v.  Maxen  durch  den 
Herrschaftsbesitzer  mit  der  Mühle  zu  Zere  (S.  v.  Spremberg)  be- 
lehnt^.   Auch  ein  Antheil  von  Sohland  am  Rothstein  ging  im 


1.  ^)  Antführlichei  von  ans  1»ehandelt  in  ▼.  Weber*«  Arcbiv  f.  d.  tiehB.  Oescb. 
X.  237  flg.        «)  Ürk.-Ven.  HI.  '222. 


1.  Die  Herrschaft  Hoyenwerde.  549 

46.  JahrhuBderi  in  Hoyerswerde  zu  Lehn.  Auch  manche  andere  Va- 
sallen mögen  sich  von  der  Lehnspflicht  ebenso  losgekauft  haben ,  wie 
4567  die  v.  Gersdorff  auf  Lautitz,  die  einen  Antheil  von  Trausch- 
witz (S.  von  Lautitz)  von  Hoyerswerde  zu  Lehn  gehabt  hatten, 
„dessen  sich  aber  die  v.  Schönburg  jetzt  verziehen,  und  der  sich  unter 
kaiserlichen  Schutz  begeben.^ 

Nur  von  einer  Anzahl  Dörfer  an  der  Süd-  und  der  Nordostgrenze 
der  eigentlichen  Hen'schaft  haben  wir  Kunde,  wie  sie  theils  zu 
Hoyerswerde  hinzuerworben,  theils  davon  getrennt  wurden. 

Z eisholz  (SW.  von  der  Stadt  H.)  scheint  nicht  zur  Herrschaft 
Kamenz,  sondern  ursprünglich  zu  H.  gehört  zu  haben.  4525  verkauf- 
ten es  die  Gebr.  Melch.  und  Andreas  v.  Gersdor/f,  deren  Vorfahren 
sich  wohl  einst  von  der  Lehnspflicht  freigekauft  hatten,  wieder  an  die 
Gebr.  v.  Schtfnburg*  Einer  der  Letzteren,  Wenze],  gab  das  Dorf  sei- 
nen unehelichen  Söhnen  v.  der  Kosel  (S.  344). 

Ossling  (4437  Oszelingk,  4443  Ossiling)  bildete  ursprünglich 
wohl  ebenfalls  einen  Bestandtheil  der  Herrschaft  H. ;  wenigstens  ge- 
stattete 4437  der  Besitzer  derselben,  dass  die  Pfarrer  zu  Ossling  auf 
der  Hoyerswerder  Heide  Holz  für  ihren  Hausbedarf  schlagen  dürften. 
4443  virird  ein  Seybecke  v.  Metxradt,  4473  Bernhard  v.  Bloschdorf  (S. 
432),  4500  Bartusch  Pannewitz  als  zu  0.  gesessen  genannt.  Noch 
454  4  warfen  die  v.  Schönburg  den  Bürgern  von  Budissin  in  einem 
Streite  vor,  die  Letzteren  seien  „ihnen  zu  Ossling  eingefallen^ 3) . 
Spater  kam  es  (wie  Zeisholz)  an  die  v.  der  Kosel. 

Skasska  (4383  Skasskaw)  erhielt  ebenfalls  von  den  Besitzern 
von  Hoyerswerde  das  Recht ,  auf  ihrer  Heide  Streu  zu  rechen  und 
Holz  zu  fäUen,  und  hatte  zu  Gutsherren  4383  Wilrich  v.  Gusk  (S.  435), 
4480  Barthel  RtAer  auf  Döbra  (S.  454).  4562  verkaufte  es  Wilh.  v. 
Schönburg  auf  Hoyerswerde  an  Hans  v.  Helwigsdorf  (S.  268)  und  die- 
ser 4563  an  Jak.  v.  Lüttidiau  (S.  343),  dieser  bald  darauf  an  die 
V.  Ponikau  auf  Prietitz, 

Die  beiden  Dörfer  Spohl  (4476  Spola)  und  Brieschko  (4544 
Brieske),  gelegen  südlich  der  Stadt  Hoyerswerde,  waren  gewiss  ur- 
sprünglich auch  Bestandtheile  der  Herrschaft.  Die  eine  Hälfte  von  jeder 
der  beiden  Ortschaften  gehörte  noch  4574  dazu  und  wurde  damals  bei 
dem  Verkauf  der  Herrschaft  für  den  jungen  Hans  Wilh.  v.  Schönburg 
vorbehalten,  gelangte  aber  schon  4582  wieder  an  die  Besitzer  von  H. 


>)  L4TU.  Magu.  Bd.  37.  493.  A.  Kamenz.   A.  MStem.  164.   N.  Script.  Ter.  lue. 
m.  212. 


5M)  ^^'  Abdieiluig. 

Burtt«^.  IHe  andere  Hälfte  dagegen  scheint  sich  freigekauft  su  haben. 
Als  Inhaber  derselben  werden  4  476  Balthasar  v.  Schreibersdorf  auf 
Lofasa«),  1529  die  v.  Ger^dorvf  auf  RnUand  (S.  244)  genannt.  LeU- 
tere  verkauften  sie  4544  an  die  v.  Scfdieben  auf  PuUsnits  (S.  484)  and 
diese  4  562  an  die  v .  Ponikau  auf  Prietitz  (S.  425) .  —  Das  mindestens 
in  spaterer  Zeit  zur  Herrschaft  H.  gehörige  Bachwalde  beCand  sich 
Mitte  des  45.  Jahrhunderts  im  Besitz  derer  v.  Lehen  (S.  330). 

Von  dem  sttdlidi  bei  Spremberg  gelegenen  und  zur  Niederlausitz 
gehörigen  Dorfe  Terpe  reichte  4394  Markgraf  Johann  von  Branden- 
borg  denen  v.  der  Duba  auf  H.  ein  Drittel  ^) ,  worauf  dieser  Antheil 
mit  der  Herrschaft  sdieint  vereinigt  worden  zu  sein. 

Das  angrenzende^  ursprttngltch  ebenfalls  niederlausitzische  Dorf 
Bchilda  (4520  Schildaw)  hatte  bis  4544  einem  Edihs  Gref^enkayn 
gehört,  der  aber  wegen  „Unthat^  (wohl  Strassenraub)  auf  Antrieb  der 
Görlitzer  in  Berlin  hingerichtet  worden  war.  Darauf  verlieh  es  KOnig 
Wladislaus  von  Böhmen  dem  oberlaus.  Landvoigt  Siegsm.  \.  Wartens 
berg^  der  es  an  die  v.  Schönburg  auf  H.  verkauft  haben  wird ;  denn 
diese  besessen  es  4520  ^), 

Neustadt  (Neustttdtel)  SO.  v.  Schiida,  auf  dem  rechten  Spree- 
ufer gelegen,  war  durch  den  erblosen  Tod  Joach.  v.  Reichenbadi  auf 
Liesske  (S.  450)  an  die  Krone  gefallen,  worauf  es  König  Ferdinand 
4544  an  die  v.  Schlfnburg  auf  H.  ttberliess. 

2.    Die  Herrschaft  Ruhland. 

Die  von  den  alteren  oberlaus.  Historikern  wiederholte  Angabe, 
dass  Elisabeth,  die  Wittwe  Herzog  Sobieslaw's  von  Böhmen  ^doi  Ka- 
menzer  und  RuhlandischenKreis^als  Wittwensitz  ertialten  und 
denselben  ihrem  zweiten  Gemahl',  Conrad  11.  v.  Wettin  (gestorben 
4240),  Markgrafen  der  Niederlausitz,  zugebracht,  und  dass  ihre  Toch- 
ter Mathilde  diese'Gttter  bei  ihrer  Vermahlung  mit  Markgraf  Albrecht  II. 
von  Brandenburg  als  Mitgift  bekommen  und  sich  nach  ihres  Gemahls 
Tode  (4220)  im  y,Kamenzschen  und  Ruhlandsdien  ELreise^  niederge- 
lassen habe,  erweist  sich  hinsichtlich  Kamenz  als  absolut  unrichtig 
imd  audi  hinsichtlich  Ruhland  darch  nichts  beglaubigt  ^) . 

Das  alte  Schloss  Ruhland  (4347  Rulant,  nirgends  in  den Ut4iunde& 
Roland)  bildete,  wie  es  scheint,  ebenfalls  den  Mittelpunkt  einer  der 


♦)  Ürk.-Ven.  U,  120.         »)  FlninzMchiT  zu  Dietden.  Orig.  '523.         «)  ÜA.- 
Terz  III.  86i.  N.  Sor^t.  m.  Int.  m.  96.  669. 
2.  0  Vgl.  Laus.  Mag.  1866.  83.  Aximei^. 


2.  Die  Hem^ftft  Bohland.  55I 

grossen  Herrschaften  in  der  Oberlansits.  '  Wenigstens  wies  noch 
1397  König  Wenzel  von  Blfttmefi  bei  Verabrednng  einer  (nicht  zu 
Stande  gekommenen)  Ehe  zwischen  seiner  Nichte,  der  Tochter  Herzog 
Johanns  yon  Goriitz,  und  Friedrich ,  dem  Sohne  Balthasars  von  Thtt- 
ringen,  als  Unterpfand  für  die  Hitgift,  das  »Haus  [Schloss]  und  die 
S t a d t  Ruhland  mit  Dörfern ,  ZdUen,  Mannschaften,  Gerichten, 
Lehnen^  etc.  an.  Spater  scheint  R.  diese  Eigenschaft  als  Herrschaft 
verloren  zu  haben;  wenigstens  erfolgten  die  Belehnungen  mit  R. 
durch  den  Landvoigt,  nidit  durch  den  Landesherm  selbst. 

Wem  es  im  43.  Jahrtmndert  gehört  habe ,  wissen  wir  nicht. 
Wdbrsdieinitch  befindet  sich  der  Name  des  damaligen  Besitzers  in 
dem  YerzeicbnisB  der  grossen  Vasallen  bei  der  TheRung  der  Oberlau- 
sitz im  Jahre  426i8^).  Im  Jahre  4332  erhielten  die  Burggrafen  v.  Gol- 
$en  (S.  248)  in  der  Niederlausitz  Geld  ausgezahlt  unter  anderem  audi 
»wegen  Ruhland^.  4  363  erkaufte  es  Kaiser  Karl  IV.  von  einem  Herrn 
V.  Ileburg  (S.  277)  auf  Senftenberg  ebenfalls  in  der  Niederiausitz.  Seit 
etwa  4397  aber  befand  es  sidi  im  Besitz  Nickels  v.  Gersdarff(8.  238), 
bisher  auf  Gurig,  dessen  Nachkimimen  seitdem  die  Stadt  und  wenig- 
stens den  grössten  Tbeil  der  zugehörigen  Dörfer  besassen,  bis  sie  im 
46.  Jahrhundert  viele  derselben  an  fremde  Geschlechter  verkaufen 
mussten.  Die  lBhri)er  einzelner  Güter,  früher  Vasallen  von  R.,  schei- 
nen sich  von  der  Lehnspflioht  losgekauft  zu  haben,  infolge  mannidi- 
facher  Verzweigungen  derer  v.  G.  zerfiel  zumal  die  Stadt  R.  in  viele 
Antheile.  Obgleich  schon  4397  als  Stadt  bezeichnet,  erhielt  erst 
4544  „der  Markt  R.^  die  Erlaubniss,  alle  Montage  einen  Wochen- 
markt,  und  erst  4  667  „zur  Erholung  von  Feuersdhaden''  das  Recht, 
jahrlidi  zwei  Vieh-  und  Jahrmärkte  zu  halten. 

Bei  dw  Belehnung  der  5  Söhne  Sd>€aiians  v.  Gerndorff  4629 
werden  als  ihre  damaligen  Guter  aufgezilhlt :  R  u  h  1  a  n  d  (Antheil) , 
Frauendorf,  Janowitz  (4 498  Janewitz ,  Janwitz),  Guteborn, 
Grttnewald,  Hohenbucka  (4529  Bod^au),  Niemitsch,  Peik- 
Witz,  Biehlen  (Bylen^  Byla),  Schwarzbach  (ausserdem,  jeden- 
falls spater  hinzu  eriuiuft,  halb  Spohl  und  halb  Brieschko,  S.  v.  Hoyers- 
werde) .  Gleichzeitig  besassen  andere  Nd>enzweige  derer  v.  Gersdorff 
auf  R.  ebenfalb  Antheil  an  der  Stadt  R.  und  die  Hauptgttier  Lipsa 
und  Hermsdorf,  zu  denen  sie  im  Laufe  des  46.  Jahrhunderts  noch 
einzelne  Besitzungen  ihrer  Vettern,  der  Nachkommen  Sebastians,  hin- 
zuerwarben.   ^ 


3)  A.  Dietd.  Orig.  4967.  Cod.  Lvs.  94. 


552  ^*  Abtheiiang. 

Von  jenen  4529  aufgezählten  Gütern  verkauften  theils  die  SiAine. 
theils  die  Enkel  Sebastians  v.  G.  zuerst  4540  Antheil  an  der  Slad  t  R. 
und  Grunewald,  Biehlen,-  Janowitz  an  die  v.  Rasenhain  (S. 
455),  von  denen  R.  und  Biehlen  schon  4562  wieder  an  Casp.  v.  Po- 
ster (S.  429),  4563  aber  an  Casp.  v.  Minckwün  (S.  372)  gelangten, 
während  Grünewald  4640  von  denen  v.  Rosenhain  an  Rud.  v.  Bünau 
veräussert  ward.  Wegen  Janowitz  gab  es  bis  4554  Streitigkeiten  mit 
dem  Kloster  zum  heiligen  Kreuz  bei  Meissen,  das  einen  Zins  auf  diesem 
Gute  zu  erheben  hatte  ^) .  —  Femer  verkauften  die  Nachkommen  Se- 
bast.  V.  G.  4566  auch  Frauenfeld  an  Christoph  Ziei//er.  Seitdem 
blieb  ihnen,  wie  es  scheint,  nur  noch  Guteborn.  —  Die  Neben- 
zweige derer  v.  G.  aber  ervi^arben  zu  ihren  Stammgütem ,  Antheil 
Ruhland,  Lipsa  und  Hermsdorf,  nach  und  nach  von  ihren 
Vettern  noch  Hohenbucka,  Niemitsch,  PeikwitzundSchwarz- 
bach,  die  sie  wenigstens  gegen  Ende  des  4  6.  Jahrhunderts  besessen. 

Ausserdem  waren  wohl  ursprünglich  ebenfalls  Bestandtheile  der 
Herrschaft  R.  die  Dörfer  Arnsdorf,  wo  4486  Heinrich  v.  Gersdorff 
auf  R.  Zins  verkaufte,  Lindenau  und  Burkersdorf,  welche  4498 
die  v.  Glaubüz  (S.  246),  darauf  aber  die  v.  Pöster  (S.  428)  besassen. 
bis  sie  4 563  dieselben  an  die  v.  Minckwitz  veräusserten,  endlich  Krep- 
pen, das  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  einem  v.  Haugwitz^  seit  Anfang 
des  46.  Jahrhunderts  aber  denen  v.  Nadelwüz  (S.  376)  gehörte. 

3.  Die  Herrschaft  Kamenz, 

noch  4225  als  Burgwart  bezeichnet,  reichte  von  der  Pulssnitz  im 
Westen  bis  zu  dem  (jetzigen)  Klosterwasser  im  Osten  und  grenzte  im 
Norden  an  die  beiden  Herrschaften  Ruhland  und  Hoyerswerde.  Sie 
gehörte  etwa  seit  4  200  einem  Zweige  der  meissnischen  Familie  t;.  Vesta. 
welcher  sich  nun  nach  seiner  Burg  an  der  Elster  Herren  v.  Kamenz 
nannte  (S.  280).  Reiche  Sdienkungen  an  die  Kirche,  wiederholte 
Theilungen  der  Güter  unter  verschiedene  Linien  führten  nach  und 
nach  zu  völliger  Verarmung.  Da  starb  4438  die  eine  Linie  aus,  und 
4440  überwies  auch  die  andere  all  ihre  Mannen  an  die  Krone. 
Seitdem  gingen  diese,  als  Kronvasallen,  beim  Landvoigt  zu  Lehn,  be- 
hielten aber  die  schon  von  den  früheren  Herrschaftsbesitzem  erwor- 
benen Obergerichte  auf  ihren  Gütern.  Die  letzten  Lehnsrechte  in  der 
einst  seiner  Familie  gehörigen  Herrschaft  veräusserte  4494  Christoph 
V.  Kamenz  ebenfalls.     Der  östliche  Theil  der  Herrschaft  gelangte  im 


3)  Cod.  Sax.  U.  4.  381. 


3.  Die  Herrschaft  Kamenz.  553 

Laufe  der  Zeit  zum  grdssten  Theil  an  das  Kloster  Marienstem  und  an 
die  V.  Hetzradt  auf  Rttkelwitz ,  der  südliche  an  die  v.  Ponikau  auf 
Elstra,  der  westliche  an  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Konigsbrttck. 

Die  Stadt  Kamenz,  erst  von  den  Herren  v.  Kamenz  gegrün- 
det, ging  4348  mit  der  ganzen  Herrschaft  infolge  einer  Lehnsverwir- 
kung  an  die  Landesherren  über  und  blieb  auch  nach  der  Wiederein- 
setzung derer  v.  Kamenz  in  ihre  Rechte  eine  freie  Stadt.  Der  freche 
Uebermuth  der  auf  dem  Burg  lehn  wohnenden  adlichen  Vasallen 
(4  409)  brachte  auch  deren  Freihöfe  unter  Stadtrecht  und  die  Hussiten- 
noth  (443S}  sogar  das  alte  Schloss  Kamenz  in  die  Httnde  der  Bür- 
gerschaft, die  es  sofort  abbrach.  Ein  eigentliches  Weichbild  hatte 
die  Stadt  ursprünglich  nicht  und  besass  die  Obergerichtsbarkeit  nur 
über  die  nach  und  nach  vom  Rathe  erkauften  Dörfer. 

Die  wichtigste  Stiftung  der  Herren  v.  Kamenz  ist  das  Cisterzien- 
serinnenkloster  Marienstern  (im  44.  Jahrhundert  auch  Morgen- 
stern], das  4248  von  drei  Brüdern  v.  Kamenz  gegründet  und  mit- 
reichem Grundbesitz  ausgestattet  wurde  ^) .  Hierzu  verwendeten  sie 
vornehmlich  eine  Reihe  am  Klosterwasser  gelegene  Dörfer,  welche 
zur  Hälfte  ihnen ,  zur  andern  Hälfte  den  mit  ihnen  verschwägerten 
Herren  v.  Schönburg  (S.  485)  gehörten,  und  welche  nicht,  wie  die 
übrige  Herrschaft,  Lehn,  sondern  Erbe  (AUodialbesitz)  waren.  Bis 
zum  Jahre  4290  ging  auch  die  v.  Schönburgsche  Hälfte  derselben  in 
den  bleibenden  Besitz  des  Klosters  über. 

Es  waren  dies  die  Dörfer Ku kau  (4248  Kucov,  4264  Kukowe), 
Grostwitz  (bis  Ende  des  45.  Jahrhunderts  stets Crostitz) ,  wo  schon 
vor  4225  eine  ebenfalls  von  den  Herren  v.  Kamenz  gegründete 
Pfarrei  bestand,  Tschaschwitz  (SO^  von  Marienstem,  4264  Scha- 
stitz) ,  Ralbitz  (4264  Radelwitz),  Kunnewitz  (4264  Kunewicz), 
Kotten  (4264  Chotin) ,  Neudorf  (4264  nova  villa),  Dürings- 
hausen  (4264  Duringenhusen) ,  jedenfalls  eine  Golonie  thüringischer 
Ansiedler,  daher  von  den  Wenden  noch  jetzt  „N^mecy**,  d.  h. 
^Deutsche^  benannt ,  später  aus  Unkenntniss  Döringshausen ,  selbst 
Türkenhausen  geschrieben.  —  Den  Herren  v.  Kamenz  allein  gehörte 
Wittichenau  (4 248  Witigenov  und  Witchenowe) ,  ebenfalls  von 
denen  v.  Kamenz  begründet  und  nach  einem  Witego  v.  Kamenz  be- 
nannt; es  heisst  zwar  schon  4286  civitas,  erhielt  aber  erst  4349  als 
oppidum  von  Kaiser  Karl  IV.  den  ersten  Wocfaenmarkt^).- —  Dagegen 


3.  1)  Knothe,  Gesch.  von  If «rienstern.  1871.         ^)«C»d.  Lue.  U.  17.    Urk.- 
Verz.  I.  ÖÖ. 


554  ni.  Abtkeihmg. 

gehdrien  den  Herren  v.  Sdittnburg  allein  die  Dörfer  Solsehwils  und 
S  a  a  1  a  n  (S.  von  Hoyerswerde) ,  welche  sie  vor  1 290  an  die  v.  Ziegel- 
heim  (S.  5iS)  verlehnt  hatten ,  in  letstrem  Jahre  aber  ebenfalls  an 
Marienstem  veiäusserten.  4308  erwarb  diese  beiden  Dörfer  sagleidi 
mit  Du  bring  (Dnbrink) ,  das  dem  Kloster  gewiss  auch  geschenkt 
worden,  Reinhard  v.  Redern  (S.  447) ,  aber  nur  auf  seine  und  seiner 
Frauen  Lebenszeit. 

Nausslitz  (S.  von  Ralbitz,  1264  Novosedlitz)  war  mit  seinen 
Einkünften  schon  vor  4  S25  von  den  Herren  v.  Kamenz  der  Kirehe  zn 
GrostwUz  Überwiesen  worden.  Auch  Keule  (4286  Chula) ,  dicht 
bei  Wittiobenau,  gehörte  einst  wohl  zu  diesen  Erbgütern;  4286  aber 
hatte  es  ein  Günther  v.  Nigrcuhw  als  landesherrliches  Lehn  und  ver- 
kaufte es  um  70  Mark  an  Marienstem ') . 

Von  diesen  Erbgütern  wenden  wir  uns  zu  den  die  eigentliche 
Herrschaft  Kamenz  bildenden  Lehngütem  und  zwar  zun&ehst  zu  denen 
zwisdien  dem  Klosterwasser  und  der  schwarzen  Elster. 

Miltitz.  Daselbst  erwarb  4348  das  Domkapitel  zu  Budissin 
durch  Kauf  von  Job.  v.  Racket  (S.  433)  und  4360  durch  Schenkung 
des  Dompropst  Albert  Zinsleute,  über  welche  die  v.  Haugwitz  auf 
Putzkau  (S.S58)  die  Schirm voigtei  zu  üben  hatten.  4606  ward  das 
Dorf  an  Marienstem  verpftlndet^) . 

Nebelschitz  (4304  Nebilschicz)  gehörte  wohl  ursprünglich 
einem  danach  benannten  v.  Kamenzschen  Vasallengeschlecht  v.  Ne- 
belschitz (S.  377) .  Spater  muss  es  an  die  Lehnsherren  zurückgekom- 
men sein;  denn  4426  verkaufte  es  Heinrich  v.  Kamenz  an  Marien- 
Stern,  das  4  444  auch  noch  „4  freie  Lehngüter^  daselbst  von  einem  Ka- 
menzer  Bflrger  Peter  Htnsel  hinzuerwari). 

Deutschbaselitz  (4225  Pazeliz)  gehörte  seinem  Haupttheil 
nach ,  anfangs  als  Lehn  der  Herren  v.  Kamenz ,  denen  v.  Blosckdorf 
(S.  432)  und  ward  nach  dem  kinderlosen  Tode  Heinaes  v.  Bl.  4486 
vom  Fiskus  an  den  Rath  zu  Kamenz  verkauft.  Nach  dem  Pönfall  4547 
überiiess  es  der  König  an  Christoph  v.  Carlowitz  (S.  444),  der  es  aber 
4554  an  die  Stadt  zurückgeben  musste.  —  Einen  andern  Antheil,  be- 
stehend in  8  Bauern ,  besass  zuerst  ein  Kamenzer  Bürger  Stolle ,  von 
dessen  Erben  ihn  4  468  der  Bürgermeister  Bans  Steffen  erwarb,  dessen 
Sohn  Jakob  denselben  4504  an  den  Rath  für  das  Hospital  bei  Kamenz 
verkaufte^). 


8)  Cod.  Los.  n.  17.        «)  Laus.  Mtg.  1860.  99.  A.  Bnd.  Üb.  ftmdtl.  CGXXXY. 
»)  Stadtbaeh  zu  Kamenz  n.  fol.  53.  Urk.-Verz.  H.  137.  m.  06. 


3.  Die  Hemohaft  Kamenz.  555 

Wendischbaselitz.     Daselbst  vertauschte  4524  Marien^tem 

3  Bauern  an  die  v.  Met%radt  aaf  B|dLdwiti  (S.  364) ,  welche  schon 
einen  anderen  Antheil  (4567  zusammen  M  Bauern}  besassen.  Einen 
dritten,  7  Bauern,  veiteufte  4536  Dr.  Ulr.  v.  NoHUx  auf  Unwttrde 
an  die  v.  Maooen  auf  Gröditi  (S.  357),  welche  ihn  4544  an  die  v.  Po- 
ntkau  auf  Prietitz  (S.  425)  ttberliessen ,  die  schon  4  504  einen  vierten 
Theil  des  Dorfs  besassen. 

Piskowitz  (4225Pizhewiz,  4280 Pezkwicz,  4494  Pischkewitz) . 
Daselbst  stifteten  4  225  Hermann  Freitag  (^qui  Sexta  Feria  dicitur^) 
6  Scheffel  Kern  zur  Georgenkapelle  auf  dem  Schloss  zu  Budissin  ^) . 
Mindestens  seit  4487  und  noch  4554  gehörte  ein  Antheil  davon  denen 
V.  Schreibersdorf  auf  Niedergurig,  ein  andrer  mindestens  seit  Anfang 
des  46.  Jahrhunderts  denen  v.  6ersdor/f  auf  Lohsa. 

Schmeekwitz  (4280  Zmeteehwicz)  stand  mindestens  seit  An- 
fang des  46.  Jahrhunderts  unter  denen  v.  Metzradt  auf  Bttkelwitz 
(S.  364). 

Grenze  (4352  Grenits).  Danach  war  ein  von  4352 — 4433  vor^ 
kommendes  Adelsgescfalecht  v.  der  Grenit%  (8.  242)  benannt.  Seit 
Anfang  des  46.  Jahriiunderts  aber  kommen  als  Besitser  ebenfalls  die 
V.  Metzradt  vor. 

Dtfbra  (an  der  Elster,  1482  Dober,  später  Döber)  gehörte  min- 
destens 4432 — 4473  den  Reber  (S.  454),  später  denen  v.  Metzradt. 

Milstrich  befand  sich  wohl  schon  Ende  des  43.  Jahrhunderts 
im  Besita  derer  v.  LuttiJtz  (S.  347),  welche  4569  die  eine,  4596  auch 
die  andere  Hfilfte  an  die  v.  Pomkau  (S.  425)  veikaufen  musslen. 

Zwischen  der  schwarzen  Elster  und  der  Pulssnitz  Hegen  die  einst 
zur  Herrschaft  Kamenz  gehörigen  Oite : 

Wiese  (S.  vonKanma,  4264  Pratum,  4452  die  Wese).  Hiervon 
erhielt  4  Güter  das  Kloster  MaHenstem  bei  seiner  Gründung  4248. 
Das  übrige  Dorf  besass  das  v.  Kamenssohe  Yasallengeschleoht  derer 
V.  Bloschdorf  (S.  434).  Diese  veifamften  den  einen  Sedelhof  an 
Hans  V.  Menz  auf  Senftenberg  (S.  422),  tmd  dieser  überliess  ihn 

4  424  an  den  Rath  zu  Eamenz.  Spater  verttusserien  die  v.  Blosehderf 
auch  den  anderen  Sedelhof  und  das  Dorf  selbst  an  Hans  Jode  (S.  278) 
zu  Eschdorf ,  der  4450  seinen  Besitz  ebenfalls  an  den  RaA  verkaufte. 
Durch  den  PönfisU  4547  verloren ,  kwat  Wiese  schon  4549  wieder  an 
Kamenz  zurück. 

Prietitz  (4460  Prezez,  4244  Priszes,  4406  und  noch  4559  Pre- 


e)  Luit.  Ih«.  1869.  345. 


556  in.  Abtheilung. 

ticz)  wurde  ^sammt  allem  Zubeh^r^  1  \  60  von  König  Wladislaus  von 
Böhmen  dem  Bisthum  Meissen  geeignet ,  eine  Schenkung ,  die  4  4  65 
Kaiser  Friedrich  I.  bestätigte  7) .  Als  bischöflich  meissnisches  Be^tz- 
thum  wird  es  auch  in  der  Grenzurkunde  von  4241  erwähnt.  Später 
muss  es  an  die  Herren  v.  Kamenz  gekommen  sein ,  die  es  den  seit 
4245  erwähnten  v.  Eynow  (S.  479)  zu  Lehn  gaben;  wenigstens  ver- 
kaufte 4406  Otto  V.  Eynow  „zu  Preticz  gesessen^  dem  Rathe  zu 
Kamenz  3  Hark  Zins  auf  einem  Vorwerk  zu  Prietitz.  Von  zwei 
Schwestern  v.  Eynow  erwarb  dies  Vor\i'erk  kurz  vor  4430  Hans 
Stolle,  Bürger  zu  Kamenz ,  der  sich  von  allen  den  Herren  v.  Kameni 
schuldigen  Lehndiensten  loskaufte  und  seinen  Antheil  4430  dem 
Rathe  zu  Kamenz  ttberliess^).  Ein  andrer  Theii  („Prietitz  halb^}  ge- 
hörte schon'vor  4  420  denen  y.  Ponikau  auf  Elster  (S.  424),  die  spä- 
ter auch  den  der  Stadt  Kamenz  gehörigen  Antheil  erwarben. 

Hennersdorf  (4263  Heinrichsdorf)  war  1382  noch  im  unmit- 
telbaren Besitz  Bernhards  v.  Kamenz ,  der  daselbst  4  Mark  Zins  ver- 
kaufte^). Später  war  es  an  eine  Familie  verlehnt,  die  sich  danach 
V.  Heinrichsdorf  nanniey  und  von  welcher  4432  Hans  und  4438  Georg 
genannt  werden.  Schon  4454  aber  besassen  es  ebenfalls  die  v.  Fo- 
nikau. 

Gersdorf  (4225  Gerlagesdorf,  4446Gerlisdorff,  4 503  Gerlsdorf 
gehörte  zu  den  unmittelbaren  Besitzungen  der  Herren  v.  Kamenz  und 
zwar  derer  auf  Pulssnitz,  die  4446  und  4447  Zins  daselbst  an  kirch- 
liche Stiftungen  in  Kamenz  verkauften.  Mit  Pulssnitz  kam  es  (vor 
4503)  in  den  Besitz  derer  v.  Ponikau^ 

Bisehheim  (1225  Bischofesheim ,  4362  Byschofsheym)  einst 
wohl  im  Besitz  der  Bischöfe  von  Meissen,  gehörte  im  44.  Jahr^ 
hundert  einem  v.  Kamenzschen  Vasallengeschlecht  v.  Bischofsheim 
(S.  427),  4420  aber  denen  v.  Ziegelheim  (S.  542)  und  4438  theils  dem 
J^icol.  v.  Heynitz  (S.  270).  theils  dem  Hans  Kunat  auf  Gelenau.  Seit 
4503  erscheint  es  ebenfalls  als  Amt^au^sches  Gut. 

Hässlich  (4338  Hezelech,  4447  Hezelecht) ,  4447  noch  im  un- 
mittelbaren Besitz  der  Herren  v.  Kamenz  und  zwar  derer  auf  Pulss- 
nitz, erscheint  seit  4455  als  Gut  derer  v.  Fondcau  auf  Pulssnitz. 

Schwoosdorf  (4225  Swavesdorf,  4447  Swobisdorff;  gab  im 
43.  Jahrhundert  einem  v.  Kamenzschen  Vasallengeschlecht  den  N»- 
men  v.  Swabisdorf  (S.  54  4)  und  gehörte  4438  (wie  Wiese)  denen 
V.  Bloschdorfj  seit  4455  aber  denen  v.  Ponikau  auf  Pulssnitz. 


7)  Cod.  Sax.  U.  1.  56  and  58.      «J  Urk.-Ven.  U.  27«.      »)  A.  Kameos  Ko.  21. 


3.  Die  Hemehaft  KAmenz.  557 

Petershain  (\  225  Petershagen)  befand  sich  \  432  als  v.  Kamenz- 
sches  Lehn  im  Besitz  des  Nico}.  Rober  (S.  454),  U90  in  dem  derer 
V.  Ponikau  auf  Elstra,  die  es  1534  an  die  v.  Lüitichau  (S.  343)  ver- 
kauften. 

Von  den  drei  DOrfem  Reiehenau,  Lichtenau  und  Rei- 
chenbach gehörten  nur  die  auf  dem  rechten  Ufer  der  Pulssnitz 
gelegenen  Hälften  zur  Oberlausitz  und  zwar  zur  Herrschaft  Kamenz, 
iTvährend  die  auf  dem  linken  Ufer  meissnisches  Lehn  waren.  Nach 
Beichenbach  nannte  sich  ein  von  4248 — 4370  vorkommendes  Va- 
sallengeschlecht V.  Richenbach  (S.  450).  4432  gehörte  Reidienbach 
(wie  Wiese)  den  Vettern  Jode ,  die  es  an  einen  v.  Carlowüz  verkauf- 
ten, von  dem  es  4440  an  die  v.  Schunberg  (S.  483)  gelangte.  Letztere 
besassen  schon  vor  4420  auch  Reichenau  und  wahrscheinlich  auch 
Lichtenau.  Bei  dieser  Familie  verblieben  darauf  „die  drei  halben 
Dörfer". 

Koitsch  (4438  Kayetz]  hatten  4438  die  v.  Schünfeld  (S.  488) 
von  denen  v.  Kamenz  zu  Lehn;  4554  besassen  es  die  v.  Schönberg 
(S.  484). 

Rönigsbrttck  (4248  Konigisbroke,   4334  Kungisbrttke)  ver- 
dankte seine  Entstehung  dem  Zolle ,  der  daselbst  von  allen  auf  der 
uralten  Handelsstrasse  durch  die  Oberlausitz  (via  regia)   hier  das 
oberlausitzische  Gebiet  betretenden  Frachten  erhoben  ward  ^^) .   Die- 
ser Zoll  und  daher  wohl  auch  der  ganze  Ort  befand  sich  Anfang  des 
43.  Jahrhunderts  im  Besitz  der  Herren  v.  Kamenz,  die  ein  Talent  von 
diesem  Zolle  der  Kirche  zu  Crostwitz ,  ein  zweites  dem  Hospital  zu 
Kamenz  zugewiesen  hatten.     4348  und  4334  aber  gehörte  der  Zolt 
[infolge  der  Lehnsverwirkung  der  Herren  v.  Kamenz)  den  Landes- 
herren.   4354  wird  schon  ^Stadt  nebst  Schloss  K."  erwähnt.    Lehns- 
inhaber waren  damals  die  v.  Schünfeld  (S.  488),  denen  aber  4355 
(wohl  wegen  Strassenplackerei)  ihr  „Hof^  von  den  Sechsstädten  ver- 
brannt ward.    Darauf  besassen  Königsbrück  die  v.  Waddau  (S.  534), 
die  vor  4  426  ebenfalls  daraus  vertrieben  worden  waren ,  dann  Hans 
y.  Menz  (S.  422) ,  der  es  vor  4  438  an  die  Burggrafen  v.  Dohna 
(S.  460)  verkaufte.     Diese  erwarben  nach  und  nach  eine  Menge  ehe- 
,y  mals  zur  Herrschaft  Kamenz  gehöriger  Orte  dazu,  so  dass  (seit  4554) 
Königsbrück  selbst  als  Herrschaft  bezeichnet  wird.     Nach  dem  kin- 
derlosen Tode  Christophs  v.  Dohna  (4560)  fiel  dieselbe  an  Kaiser  Ferdi- 


10)  Lang.  Mag*  1864.  221.  Vgl.  Knothe,  „Die Burggrafen  ▼.  Dohna  auf  Königs- 
brQck^  Laus.  Mag.  1864.  1  flg. 


558  HI.  AUkeiliiiig. 

Band  I.,  der  sie  456S  an  Gasp.  v.  Dohna  auf  Straupitz  in  der  Nieder- 
lausitz verkaufte.  Dieser  aber  massie  sie  4579  sehuldenhalber  an 
seinen  Sehwager  Gfarisioph  v.  Sehellendorf  (S.  475)  überlassen. 

Quoosdorf  (4489  Qwossdorf)  war  schon  vor  4438  Pertioenz- 
stück  von  KönigsbrüdL  und  von  der  Gemahlin  Hansens  v.  Menz  zur 
Dotation  eines  Altars  in  dieser  Stadt  ausgesetzt  worden. 

Weissbach  zerfiel  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  in  rwei  An- 
iheiie,  von  denen  4438  dem  einen  Hans  Jode  (S.  278)  als  Kamenz- 
sches  Lehn  besass.  Der  andere  bildete  das  Stammgut  derer  ▼.  Liitt}- 
chau  (S.349)  in  der  Oberlausitz.  Sie  verkauften  zwar  4484  und  45S0 
Stücke  davon  an  die  Burggrafen  v.  Dohna^  hatten  ab^  noch  4565 
einen  Antheil  daran. 

Zietsch  (4544 Tzetzschen,  4 520 Seeitz)  gehörte  zum  Theil  eben- 
falls denen  v.  lAiltkhau  und  gelangte  4520  an  die  v.  Dohna. 

Schmorkau  (4432  Smorkow,  4484  Smorko)  war  zur  Hälfte 
bischoflich  metssnisches ,  zur  anderen  oberlausitzisches  Lehn.  Die 
oberlausitzische  Httlfte  besass  noch  4432  Rentz  v.  Gersdarffy  schon 
4438  aber  die  v.  Lüttichau  und  zwar  als  v.  Kamenzsches  Afteriehn. 
Letztre  verkauften  4484  ihren  Antheil  an  die  Burggr.  v.  Dohna,  Die 
bischöflich  meissnische  Hälfte  gehörte  Anfang  des  45.  Jahrhunderts 
denen  v.  der  Olssnüz  (S.  274) ;  den  Anfall  derselben  aber  hatten  die 
V.  Lüttichau  auch  erwoii>en  und  überliessen  ihn  ebenfalls  4484  an 
die  V.  Dohna. 

Neukirch  (4 225  Neuenkirchen)  zerfiel  in  zwei  Antheile,  von 
denen  der  eine  4438  und  noch  4444  denen  v.  Schönfdd  (S.  488) ,  der 
andre  4438  und  noch  4455  dem  Balthas.  Karos  (S.  290)  zustand.  In 
der  zweiten  Hälfte  des  45.  Jahrtiunderts  gehörte  die  eine  Hälfte  den 
Span  (S.  505),  seit  4497  aber  deren  Neffen  Bore  v.  Kesselsdorf  ;S. 
440],  4544—44  denen  v.  Poster  (S.  428),  von  denen  sie  vor  4527  an 
die  V.  Dohna  gelangte.  Die  andere  Hälfte  befand  sich  im  Besitz  derer 
V.  LiittichaUj  die  sie  4484  ebenfalls  an  die  v.  Dohna  ttberliessen. 

Rohrbach  (4432  Rorbach)  hatten  die  Herren  v.  Kamenz  vor 
4432  einem  Lorenz  Lassk^^)  zu  Lehn  gegeben.  4455  überliess  Nik- 
las  Schifniner  an  Niklas  Faust,  seinen  Oheim,  3  „Männer^  daselbst 
und  einige  Wiesen.  4484  verkauften  es  die  v.  Lüttidiau  an  die 
V.  Dohna.  Nach  dem  Tode  Christophs  v.  Dohna  (ibM^liess  es  Kaiser 
Ferdinand  I.  an  Bemh.  v.  Schönberg  auf  Reichenau  (S.  484). 

Gottschdorf  (4225Goztin,  4 384  Goschilssdorff,  4 432  Gotczilss- 


«0  ürk.Vera.  II.  31». 


mmt 


3.  Die  Hemohftft  KuDenz.  559 

dorff,  4458  Gotsdorf)  gehörte  4384  dem  Heinr.  v.  Teichnikt  (S.  559), 
443S  dem  Jane  Korbäz  (S.  341)  und  zwar  noch  als  v.  Kamenzsches 
Lehn,  4458  dagegen  dem  Heinrich  v.  Grünrode  (S.  S53),  4488  dem 
^ehrbaren  wohltttchtigen^  Ewald  Tschier,  der  es  in  diesem  Jahr  an 
die  Burggrafen  v.  Dokna  verkaufte. 

Bulleritz  (4536  Bolberitz,  4534  Bulberitz)  zerfiel  in  zwei  An- 
Iheile,  von  denen  das  Oberdorf  4540  von  Melch.  v.  Pöster  (S.  428)  an 
die  V.  Dohnaj  das  Niederdorf  aber  4534  nach  dem  kinderlosen  Tode 
Christophs  V.  Knobloch  (S.  304)  vom  Fiskus  an  die  v.  Helwigsdorf  (S. 
268)  auf  Grossgrabe  verkauft  ward. 

Schwepnitz  (4  432  Swepienitz)  war  schon  4432  im  Besitz 
derer  V.  Knobloch  (S.  304),  welche  4544  die  Hälfte  davon  an  die 
V.  Dohna  überliessen. 

Ofterschitz  (4  506  Otterssnitz)  ward  von  denen  v.  Pt>ntkau  auf 
Krakau,  die  es  schon  4493  besassen,  an  die  v.  Dohna  verkauft. 

Rohna  (Ronaw),  nur  zum  Theil  zur  Oberlausitz  gehörig,  ward 
4  443  von  denen  v.  Glaubitz  (S.  246)  an  die  v.  Grünrode  (S.  253 j, 
von  diesen  aber  4547  an  die  v.  Dohna  veräussert,  welche  4565  auch 
noch  einige  denen  v.  Gersdorff  auf  Ruhland  gehörige  Bauern  hinzu- 
erwarben. 

Krakau  (4248  Cracowe)  gehörte  ebenfalls  nur  mit  der  auf  dem 
rechten  Ufer  der  Pulssnitz  gelegenen  Hälfte  zur  Oberlausitz.  Schon 
4248  befand  es  sich  im  Besitz  eines  ritteriichen  Geschlechts,  das  sich 
danach  v.  Krakow  (S.  324)  nannte;  4493  besassen  es  die  v.  Ponikau 
(S.  425),  welche  4509  Zinsbauem  und  die  Heide  an  die  v.  Dohna 
veräusserten.  453i)  waren  die  v.  Kitscher  (S.  293)  daselbst  gesessen. 

Steinborn  gelangte  4 525  von  denen  v.  Gersdorff  auf  Ruhland 
dauernd  an  die  v.  Schönfeld  (S.  489) . 

Gelenau  fSW.  bei  der  Stadt  Kamenz,  4248  Gelnowe,  Geilen- 
owe,  4424Gölenau)  gehörteeinem  v.  RamenzsehenVasallengeschlecht, 
das  sich  danach  v.  Gelenau  (S.  483)  nannte  und  von  4248 — 4377  vor- 
kommt. 4389  besassen  den  einen  Theil  die  Gebrüder  Küchenmeister 
(S.  476),  4438  aber  Nie.  v.  Heynitz  (S.  270).  Der  andere  Theil  ge- 
hörte Mich.  KuncUf  der  ihn  4448  seinen  Soime  Hans  abtrat  (für 
420  Schock).  Dieser  kaufte  sich  4437  von  der  LriinspOicht  gegen  die 
Herren  v.  Kamenz  los.  Nach  dem  erblosen  Tode  seines  Sohnes  Balth. 
Kunat  fiel  dieser  Antheil  an  die  Krone,  die  ihn  4473  an  die  Stadt 
Kamen»  verkaufte  ^^ .   Durch  den  Pönfall  4547  fiel  derselbe  abermals 


ö)  ürk..Ve«.  IL  110. 


560  in.  Abtheilnng. 

an  die  Krone,  die  ihn  an  Christoph  v.  Carlowüz  (S.  U3)  überliess, 
der  ihn  aber  1554  wieder  an  Kamenz  abtreten  musste. 

Lückersdorf(4 225  und  noch  \ 263  Liepgersdorf) .  Als  Besitzer 
erscheinen  seit  U23  die  v.  Lehen  (S.  329)  und  zwar  als  Vasallen  der 
Herren  v.  Ramenz,  bis  4  491  der  letzte  bekannte  Spross  letztrer  Familie 
seine  Lehnsherrlichkeit  an  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  KOnigsbrUck 
abtrat.  Die  v.  Lehen  veräusserten  das  Gut  1540  an  John  v.  Heynitz 
(S.  270) ;  von  diesem  gelangte  es  an  die  v.  Maltüz  (S.  354),  4549  an 
die  y.  Rachel  (S.  436),  endlich  an  die  Stadt  Kamenz,  welche  schon 
4438  zwei  Bauern  daselbst  von  den  Herren  v.  Kamenz  er^'orben  hatte. 
Sie  verlor  das  Gut  durch  den  Pönfall  4547,  worauf  es  der  König  dem 
Burggrafen  Christoph  v.  Dohna  schenkte.  Nach  dessen  kinderlosem 
Tode  verkaufte  es  4564  der  Fiskus  wieder  an  die  Stadt. 

Braunau  (4225  Brunowe)  befand  sich  im  45.  Jahrhundert  im 
Besitze  der  Knoph  (S.  305),  seit  Anfang  des  46.  in  dem  derer  v.  Grün- 
rode  (S.  253),  die  es  4565  an  die  v.  Schlieben  (S.  482)  verkauften. 

Liebenau  (4225  Liebenowe)  gehörte  mindestens  seit  4426 
denen  v.  Hermsdorf  (S.  269),  die  es  4508  an  die  Stadt  Kamenz  ver- 
äusserten. Bald  darauf  gelangte  es  (vor  4547)  an  die  v.  Kj'okow  ß. 
324),   4526  an  die  v.  Leubnitz  (S.  335). 

Bernbruch  (4225  Berenpruche) .  Schon  4345  besass  das  Hos- 
pital bei  Kamenz  Güter  daselbst  und  4364  der  Rath  zu  Kamenz  Gärt- 
ner, deren  Grundstücke  zur  Viehweide  geschlagen  wurden.  Das 
eigentliche  Rittergut  aber  gehörte  4438  denen  v.  Bloschdorf  (S.  432), 
die  4  443  Zins  daselbst  an  Kamenz  überliessen.  Derselbe  Rath  erwarb 
4  443  von  Nik.  v.  Heynitz  (S.  270)  dessen  Güter  in  dem  Dorfe  für  die 
Pfarrkirche,  verlor  aber  alle  diese  Besitzungen  im  Pönfall  (4547),  er- 
hielt sie  jedoch  4549  „aus  Gnaden^  zurück. 

Jesau  (4225  Jesowe)  ward  4248  von  den  Herren  v.  Kameni  an 
Marienstem  bei  dessen  Gründung  tiberlassen,  bis  auf  gewisse  lehns- 
herrliche Rechte ,  die  aber  4352  auch  noch  an  das  Kloster  abgetreten 
wurden. 

Tschornau  (4225  Tschome,  4449  Czomaw)  gehörte  im  45. 
Jahrhundert  (wie  Braunau)  den  Knoph.  Nadi  dem  kinderlosen  Tode 
desNioolaus  Knoph  verkaufte  4469  der  Fiskus  die  eine  Hälfte  des 
Dorfs  an  das  Domkapitel  zu  Budissin ,  weldies  lu  gleicher  Zeit  auch 
die  andere  von  Balthas.  v.  Schreibersdorf  dfat  Lohsa  (S.  496)  dazu  er» 
warb. 

S  c  h  i  e  d  e  1  (4  225  Schildowe,  4  40  4  Schedeiow]  gehörte  Im  4  i .  Jahr- 


3.  Die  Hemchaft  Kftmenz.  561 

hundert  denen  v.  Ponikau,  die  es  zwischen  4365 — 77  an  Marienstem 
verkauften. 

Biehla  (4225  Bei).  Daselbst  schenkte  schon  4225  Bernh.  IL  v. 
Kamenz  der  Kirche  in  Kamen%  20  Morgen  Wald  zur  Urbarmachung  ^'} . 
4438  und  noch  4467  gehörte  das  Dorf  denen  v.  Bloschdorf  (S.  432), 
4506  dem  Hans  v.  Krakow  (S.  324),  und  4524  verkaufte  es  Hans  v. 
Grünrode  (S.  253)  an  den  Rath  zu  Kamenzj  der  es  aber  4547  im  Piki- 
fall  verlor.  Kaiser  Ferdinand  gab  es  dem  Christoph  v.  Carlowitz,  der 
es  aber  4554  wieder  an  die  Stadt  abtreten  musste. 

Kunnersdorf  (4 225  Gunratesdorf) .  4 432  besass  dasselbe  ein 
Hans,  4438  dagegen  ein  Georg  Heinrichsdorf  {me  Hennersdorf] ,  4473 
Rule  V.  Bloschdorf  {S.  432),  4545  und  noch  4549  Jakob  v.  iHmikau 
auf  Krakau  (S.  425),  darauf  die  v.  Rechenberg  (S.  447),  die  es  noch 
gegen  Ende  des  46.  Jahrhunderts  inne  hatten. 

Schonbach  (4225  Soonenbach)  gehörte  halb  dem  Otto  v.  Lüc- 
how, dessen  Wittwe  Kunigunde  nebst  ihren  Söhnen  Nioolaus  und  Otto 
es  4374  an  Marienstem  verkaufte,  während  die  andere  Haifte  um 
dieselbe  Zeit  (nebst  Schiedel)  von  denen  v.  Ponikau  ebenfalls  an  das 
Kloster  überlassen  ward. 

Hausdorf  (4308  Hugisdorf)  war  schon  sehr  früh  von  denen 
V.  Kamenz  an  Marienstern  gekommen  und  ward  4308  (nebst  Solsch- 
witz)  an  Reinh.  v.  Redem  (S.  447)  auf  Lebenszeit  überlassen.  4352 
trat  Heinr.  v.  Kamenz  dem  Kloster  auch  noch  gewisse  lehnsherrliche 
Rechte  daselbst  ab. 

Grossgrabe  (4225  Grabowe,  damals  eingepfarrt  nach  Kamenz, 
also  gewiss  auoh  zur  Herrschaft  Kamenz  gehörig)  befand  sich  min- 
destens seit  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  im  Besitz  derer  v.  Helwigs-- 
rfor/*  (S.  268). 

Grttngrabchen  (4225  ebenfalls  Grabowe  genannt  und  nach 
Kamenz  eingepferrt)  hiess  noch  im  46.  Jahrh.  Kleingrfibchen  und 
gehörte  4  432,  als  v.  Karoeozsches  Lehn,  dem  Friedr .  v.  Schassow  ^^) , 
dann  denen  v.  Bloschdorf  (S.  433),  die  den  einen  Antheil  4476  an  die 
Stadt  Kavwnz ,  den  andern  aber  an  die  v.  Glavbitz  auf  Lindenau  (S. 
246)  verkauften,  von  denen  er  4498  ebenfalls  an  Kamenz  gelangte. 
Durch  den  Pönfall  ging  4547  das  Dorf  verloren  und  wurde  vom  König 
an  Christoph  v.  Carhwäz  überlassen,  der  es  aber  4554  wieder  an 
Kamenz  zurückgeben  musste. 

Strassgräbchen  war  wohl  dasjenige  „Grabichen^,  welches 


^  Cod.  Lug.  11.  5.         «)  Ürk.-Veri.  H.  31». 
Knoth«.  Gesch.  d.  Oberl.  Adali.  36 


562  ÜI*  AbtheUnng. 

sich  seit  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  im  Besitz  derer  v.  Luttü»  auf 
Milstrich  (S.  348)  befand,  bis  diese  es  4567  an  Rud.  v.  Gersdorff  auf 
Guteborn  verkauften. 

Kosel  (1405  die  Rosela)  hatte  bis  etwa  4405  einem  y,v.  Crynitz^ 
(etwa  V.  der  Grenitz?)  gehört,  dem  es  „der  v.  Ileburg*^  auf  Senften- 
berg  in  der  Niederlausitz  ,9abgenommen^  hatte.  Letztrer  Uberliess  es 
4406  um  Geld  an  Land  und  Städte  der  Oberlausitz,  welche  das  feste 
Schloss  („Haus^j  daselbst  sofort  niederbrannten  i^) .  4438  und  noch 
4455  besessen  es,  und  zwar  anfangs  als  v.  Kamenzsches  Afterlehn, 
die  V.  Taubenheim  (S.  54  2) .  Wahrscheinlich  sie  verkauften  Kosel  nebst 
Sella  an  das  Augustinerkloster  zu  Dresden.  Als  diesem  4523  auf  Be- 
fehl des  Königs  (wegen  Verweigerung  einer  Tttrkensteuer)  beide 
Güter  genommen  wurden,  Uberliess  sie  der  König  (um  4500  Mark)  an 
Wenz.  V.  Schonburg  auf  Hoyerswerde,  der  sie  nun  seinen  unehelichen 
Söhnen  gab,  die  sich  davon  „v.  der  Kosel^  (S.  3H)  nannten.  4526 
musste  übrigens  auf  Verwendung  Herzog  Georgs  von  Sachsen  dem 
Augustinerkloster  die  Kaufsumme  von  3000  fl.  zurückerstattet  wer- 
den 1«) . 

Wiednitz  (1225  Witenicz,  später  Wittnitz)  war  4225  nach 
Kamenz  eingepfarrt  und  daher  gewiss  zur  Herrschaft  K.  gehörig. 
Im  46.  Jahrhundert  besassen  es  die  v.  Helwigsdorf  auf  Grossgrabe 
(S.  268). 

Bernsdorf  befand  sich  4438  als  v.  Kamenzsches  Lehn  im  Be- 
sitz eines  Hans  Rede  (?),  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  aber  in  dem 
derer  v.  Met%radJt  auf  Räkelwitz  (S.  364) .  Nach  dem  kinderlosen  Tode 
Jakobs  v.  M.  ward  es  4543  durch  den  Landvoigt  an  die  v.  LüUichau 
auf  Petershain  (S.  343)  verkauft. 

Weiss  ig  (4492  und  später  Weysag,  Weyssagk)  gehörte  wohl 
ebenfalls  zur  Herrschaft  Kamenz  und  nicht  zu  Hoyerswerde.  4506 — 9 
war  darauf  Melch.  v.  Poster  (S.  428),  4562  die  v.  Baudissin  (S.  440) 
gesessen,  die  es  4569  an  die  v.  Panikau  auf  Prietitz  verkauften. 

Lieske  (4453  Lessk,  4473  Lisgk)  war  ursprünglich  wohl  eben- 
falls eine  Afterlehn  der  Herren  v.  Kamenz  und  befand  sidi  4  453  im 
Besitz  derer  v.  Luttäz  auf  Milstrich  (S.  347),  1473  in  dem  derer 
V.  Bloschdorf  Buf  Ossling  (S.  432).  4544  war  Jochim  v.  Reichetütach 
auf  Lieske  (S.  450)  erblos  gestorben ,  worauf  das  Gut  vom  Fiskus  an 
Wenz.  V.  Schahburg  auf  Hoyerswerde  verkauft  wurde,  der  es  seinen 


^  Klo 81,  Oberlans.  LandToigte.    Mspt.  II.  78  nnd  Oörlitzer  RathsiechnQngeii. 
t«)  A.  Dresd.  Loc.  9673. 


4.  Die  Hemohaft  Neschwitz.  563 

Söhnen  „v.  der  Kosel^  ttberliess.     1600  war  Benno  v.  Helwigsdorf 
(S.  268)  daselbst  gesessen. 

4.   Die  Herrschaft  Neschwitz. 

Schon  i  268  bei  der  Theilung  der  Oberlausitz  ^)  wird  Neschwitz 
unter  den  grossen  Herrschaften  aufgezählt«  Deshalb  fahrten  auch  die 
V.  Schreibersdorf  (S.  489) ,  welche  bereits  damals  und  bis  etwa  i  575 
dasselbe  besassen,  das  Ehrenpr&dikat  „Herr^.  Viele  der  zugehörigen 
Dorfschaften  waren  an  Aftervasallen  zu  Lehn  gegeben,  weiche  in 
Kriegsgefahr  sich  bewaffnet  bei  ihren  Lehnsherren  einzustellen  hatten, 
und  noch  1551  wird  im  Husterregister  „die  Mannschaft,  in^s  Gut 
Neschwitz  gehörig^  erwähnt').  —  Wie  weit  sich  aber  diese  Herr- 
schaft ursprünglich  erstreckt  habe ;  ist  nicht  so  leicht  zu  ermitteln. 
Manche  der  Vasallen  werden  sich  auch  hier ,  wie  bei  anderen  Herr- 
schaften geschah ,  im  Laufe  der  Zeit  von  der  Lehnspflicht  freigekauft 
haben.  Wir  glauben ,  dass  die  Herrschaft  bei  weitem  grösser  war, 
als  man  vielleicht  meint,  dass  sie  nämlich  auch  Königswarthe 
und  Lohsa  (an  der  kleinen  Spree)  umfasste.  4309  spricht  Markgraf 
Woldemar  von  Brandenburg  von  „der  oder  den  Heiden^  des  Luther 
V.  Schreibersdorf,  des  damaligen  Besitzers  von  N. ') ,  was  auf  den 
gleichzeitigen  Besitz  eines  oder  mehrerer  anderer ,  mit  Heiden  ver- 
sehener Guter  schliessen  lässt.  Seit  4350  erscheint  Königswarthe 
und  bald  darauf  auch  Lohsa  als  zur  Hälfte  im  Besitz  derer  v.  Panne- 
witz, während  als  Inhaber  der  anderen  Hälfte  auch  nur  die  v.  Schrei- 
bersdorf aus  dem  Hause  N.  bekannt  sind.  Wir  vermuthen  daher, 
dass  die  v.  P.  ihre  betreffenden  Hälften  an  jenen  Dominien  erst  in- 
folge einer  Heirath  mit  einer  v.  Sehr,  erhalten  haben  dürften.  Wenn 
unsere  Annahme  richtig  ist,  grenzte  also  die  Herrschaft  N.  im  Westen 
an  die  Herrschaft  Kamenz,  im  Norden  an  Hoyerswerde,  im  Nordosten 
an  Muskau.  Infolge  endloser  Theilungen  der  Familiengüier  unter 
denen  v.  Sehr,  und  denen  v.  P.,  desgleichen  infolge  von  Freikauf  der 
Vasallen  verschwanden  nach  und  nach  die  charakteristischen  Merk- 
male der  grossen  Herrschaft,  und  so  ist  Neschwitz  nicht  (wie  Hoyers- 
werde, Muskau  etc.)  eine  ^Standesherrschaft^  geworden. 

Das  Dorf  Neschwitz  (4268Nyzwaz,  später  Neswaz,  Neschwaz, 
erst  seit  dem  46.  Jahrhundert  Neschwitz)  hatte  schon  4324^)  eine 
Kirche ,  welche  ursprünglich  Filial  von  Göda  gewesen  war,  weshalb 


4.  1)  Cod.  Lus.  92.        2)  Lans.  Mag.  1863.  889.    Weinart,  Rechte  IV.  547. 
3)  Cod.  Las.  193.        ^)  Ebend.  257.  Theodericus  plebanus  in  Neschwacz. 

36* 


564  UI.  AbtMlmig. 

bis  zur  Reformationsteit  der  jedesmalige  Pfarrer  zu  Goda  Collalor  der 
Pfarrei  zu  N.  war^).  Die  Besitzer  der  Herrsdiaft  wehnien  bis  4454 
in  einem  durchaus  hölzernen ,  unansehnlichen,  aber  von  Wallgräben 
umgebenen  Herrenhause.  Auch  das  um  das  letztgenannte  Jahr 
neuerbaute  Schloss  war  noch  keineswegs  ganz  massiv ,  enthielt  aber 
eine  besondre  Schlosskapelle.  Nach  denen  v.  Schreibersdorf  he- 
sass  1 575  auf  kurze  Zeit  Hans  v.  Schleinüz  (S.  477]  das  Gut  N.  und 
einige  noch  damit  verbunden^  gebliebene  Dörfer. 

Pertinenzorte  von  N.  waren  ursprünglich  Wietrau,  Neudorf, 
Holscha  (l469Holyscho,Holliseho,HoIeschaw],  4 557  von  denen  v.  Sehr, 
auf  Uebigau  verkauft  an  Magnus  v.  Baudmm  (S.  440],  Holsch- 
Dubraw  (4587  Dubraw] ,  Quoos  (4245  Kazowe,  4282  Gasowe, 
4  532  Rquossow] ,  nach  welchem  sich*  ein  ritterlidies  Geschlecht 
V.  Kazowe  (S.  294]  nannte,  jedenfalls  Aftervasallen  derer  v.  Sehr, 
auf  N.,  und  von  welchem  später  4473  Balthas.  v.  Sehr,,  seit  Ende  des 
45.  Jahrhunderts  aber  die  v.  Planüx  auf  Radibor  (S.  424)  als  Besitzer 
erscheinen;  Zescha  (4357  Zschetschow,  1537  Gzeschau),  Lomske, 
Lissahora,  Doberschitz,  nach  welchem  sich  ein  ritterliches 
Geschlecht  v.  Doberschitz  (S.  447],  noch  4484  Vasallen  derer 
V.  Schreibersdorf,  benannte,  welches  Dorf  aber  4503  wieder  denen 
V.  Sehr,  auf  Uebigau  selbst  gehörte;  Rosenthal,  von  weichem 
4350  Joh.  V.  Doberschitz  drei  Hufen  an  den  Pfarrer  Johann  zu  Neu- 
kirch fdr  das  Hospital  bei  Eamenz  und  4506  den  Übrigen  Antheil 
Caspar  V.  Sdir.  auf  Neschwitz  an  Marienstem  verkaufte*);  Laske 
(Lasska) ,  woselbst  4  538  Valent.  v.  Pannewitz  zu  Königswarthe  Bauern 
an  Christoph  v.  Botberüz  auf  Pietschwitz  veräusserte,  und  dessen 
Besitzer  4567  Joh.  v.  Baudissin  war;  Jessnitz  (Jessenitz) ,  dessen 
Wald  4458  Albr.  v.  Sehr,  auf  Neschwitz  an  Marienstem  überliess, 
und  in  welchem  noch  4544  Joach.  v.  Sehr,  auf  N.  4  Bauern  an  die 
V.  Metzradt  auf  SchmöUn  verkaufte,  während  es  4572 — 95  demCasp. 
v.  Poster  (S.  429]  gehtHrte;  Lauske,  das  noch  4538,  PuschwMtz, 
das  noch  später ,  und  Pannewitz,  das  ebenfalls  noch  1424  denen 
v«  Sehr,  gehörte;  Guhra,  nach  welchem  sich  ein  von  Anfang  des 
14.  bis  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  voriLommendes  Adelsgeschlecht 
v.  Gor  (S.  249)  benannte;  Krinitz  und  Uebigau  (4473  Obegow, 
4503  Ebego],  auf  welchem  eine  Nebenlinie  derer  v.  Sehr,  auf  N.  ge-> 
sessen  war. 

Königswarthe   (4350  Conigswarte]   erhielt    seinen  jetzigen 


fi)  T.  Weber,  Aieh.  f.  d.  sichs.  Gesch.  V.  87.        •)  A.  MStem  No.  117.  215. 


4.  Die  Henschaft  Neschwitz.  595 

deutschen  Namen  (wendisch  Rakecy,  d.  h.  Leute  des  Rak ,  d.  h.  ELrebs) 
jedenfalls  zwischen  Mitte  des  42.  und  13.  Jahrhunderts,  wo  der  Ort 
mit  seinen  Zugehörungen  wahrscheinlich  Domäne  der  damaligen  Lan- 
desherren, der  Könige  von  Böhmen,  war,  und  mag  von  diesen  später 
ebenfalls  an  die  Besitzer  von  Neschwitz   zu  Lehn  gegeben  worden 
sein.     Seit  Mitte  des  44.  Jahrhunderts  gehörte,  wie  schon  erwähnt, 
die  Hälfte  davon  mit  dem  Haupthofe  denen  v.  Pannewita  (S.  408), 
die  andere  denen  v.  Schreibersdorf  auf  Neschwitz ,  welche ,  als  si^ 
Mitte  des  45.  Jahrhunderts  eine  besondere  Linie  dahin  übersiedelten, 
auch  einen  besonderen  Hof  daselbst  erbauten.    Nach  und  nach  theilte 
jede  dieser  Familien  ihre  Hälfte  abermals,  so  dass  es  im  46.  Jahr- 
hundert vier  verschiedene  Antheile  mit  ebensovielen   Höfen  oder 
wenigstens  Behausungen  daselbst  gab.     4540   verkaufte  Valentin 
V.  P.  seine  „Behausung'^  an  Melchior  v.  Tsckimhaus  (S.  584),   der 
sie  aber  nur  kurze  Zeit  besass  und  4545  seinen  „Antheil  an  K." 
an  Hans  v.  Mühlen  (S.  373)  abtrat,   der  ihn  4555  wieder  an  di^ 
V.  Penzig  (S.  420)  Uberliess.    Den  andern  v.  Pannewitz'schen  Antheil 
mit  dem  „Hauptgut'^  veräusserte  4550  Michael  v.  P.  an  Valentin 
V.  Hennigk.  Dieser  erwarb  bald  darauf  auch  den  einen  v.  Schreibers- 
dorfschen  Antheil,  verkaufte  aber  4558  beide  an  die  v.  Petschen 
(S.  420).     Diese  beiden  Antheile  gelangten  4597  an  Hans  Christoph 
Y.  Ponikau  auf  Pulssnitz,  der  noch  übrige  v.  Schreibersdor&che  aber 
vor  4600  an  Georg  v.  Göda  (S.  248)  und  nach  des  Letzteren  Tode 
ebenfalls  an  den  v.  Ponikau ,  der  endlich  (vor  4  626)  auch  noch  den 
V.  Penzig'schen  Antheil  erwarb  und  so  alle  Gutstheile  vereinigte. 

Zum  Dominium  Königswarthe  gehörten  ursprünglich  Neudorf 
(4350) ,  Eut rieh  (4507  Ewtrioht,  Edrioh) ,  beide  v.  Pannewitzisch, 
Truppen  (Troppen],  4556  von  Hans  v.  Sehr,  auf  Niedergurig  ver- 
kauft an  Joach.  V.  Sehr,  auf  Neschwitz ;  Commerau  noch  4554  bei 
denen  v.  Sehr,  auf  N. ,  4644  aber  von  Hans  Christoph  v.  GiSda  ver- 
kauft an  Christoph  v.  LuttU»;  Wart  he  Mitte  des  45.  Jahrhunderts 
einem  Heinr.  v.  Gor  (S.  849) ,  seit  etwa  4530  denen  v.  Luttiiz  ge- 
hörig; Grosssärchen  (4440  Sare,  4476  Serichen),  im  45.  Jahrhun- 
dert getheilt  zwischen  denen  v.  Gor  und  denen  v.  Koseritz  (S.  342), 
4504  im  Besitz  des  Albr.  v.  Sdir.  auf  Lohsa;  Mortke  (4359  Mordkow, 
4546  Mortkau),  4359  ein  Gut  derer  v.  Pmnewüz  auf  Uhyst  (S.  409), 
4440  aber  derer  v.  Sehr,  auf  N. ,  die  es  4568  an  ihre  Vettern  auf 
Lohsa  verkauften;  Steinitz,  schon  4440  denen  v.  Sehr,  und  zwar 
mindestens  seit  4  455  denen  auf  Königswarthe  gehörig,  von  welchen  seit 
Mitte  des  46.  Jahrhunderts  ein  besondrer  Zweig  zu  Steinitz  gesessen 


566  in.  Abtheilnng. 

war;  Koblitz,  mindestens  seit  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  hef 
denen  v.  Sehr,  auf  N. ;  Weissig  (Wissagk,  Weyssag) ,  1481  als 
Afterlehn  derer  v.  Sehr,  auf  N.  und  Lohsa  denen  v.  Doberschitz 
(S.  448),  1492  und  noch  1600  denen  v.  Göda  (S.  247]  gehörig. 

Wie  schon  erwähnt,  war  auch  das  Dorf  und  Gut  Lohsa  (1416 
Laze,  1469  Lasse,  1484  Lazowe,  1498  Lasso,  seit  dem  16.  Jahrhun- 
dert Loss ,  wendisch  Laz]  nebst  seinen  Pertinenzen  zwischen  den  Fa- 
milien V.  l^nnewitz  auf  Königswarthe  und  v.  Sehr,  auf  N.  getheilt. 
Wahrend  von  Ersteren  schon  1397  eine  besondre  Linie  auf  Lohsa  ge- 
sessen war,  zweigte  sich  von  Letzteren  erst  um  1467  eine  solche  da- 
hin ab.  Wie  es  scheint,  verkauften  die  v.  P.  einen  Antheil  ihrer 
Hälfte  an  die  v.  Gersdorffa.  d.  H.  Gersdorf  (S.  200),  welche  seitdem 
eine  besondere  Linie  Lohsa  bildeten.  So  gab  es  also  auch  hier  drei 
verschiedene  Herrschaften. 

Von  den  zugehörigen  Dörfern  besassen  die  v.  Pannewitz  Weiss- 
kolmen,  wo  sie  später  wohnten,  Ratzen,  Merzdorf  (1511  Mar- 
tensdorf) ,  N  e  y  d  a  (1 509  Neyd ,  1 538  Neyden) ,  die  v.  Schreibersdorf 
dagegen  Antheil  an  Weisskolmen,  ferner  Dreiweibern,  von 
welchem  1540  die  v.  Petschen  auf  Königswarthe  einen  Antheil  er- 
warben, den  sie  1567  an  Nie.  v.  Muschwüz  (S.  375)  verkauften,  des- 
gleichen Kolpen,  Driebitz  und  Litschen,  Lippen,  Frie- 
dersdorf, von  welchen  drei  letzteren  Dörfern  Mitte  des  16.  Jahr- 
hunderts die  V.  Göda  Antheil  erlangten. 

5.  Die  Herrschaft  Muskau. 

lieber  die  älteste  Geschichte  derselben  sind  bis  auf  die  neueste  Zeit 
sehr  verkehrte  Ansichten  verbreitet  worden,  so  vor  allem,  dass  sie  ur^ 
sprttnglich  nicht  zur  Ober-,  sondern  zur  Niederlausitz  gehört  habe^). 
Vielmehr  wird  schon  1091  der  später  zur  Herrschaft  M.  gehörige 
Burgwart  T sehe  1  in  (Schilani)  ausdrücklich  als  gelegen  im  Gau 
Milsca ,  d.  h.  in  der  nachmaligen  Oberlausitz ,  bezeichnet.  Ferner 
ward  1272  wegen  des  ebenfalls  zu  M.  gehörigen  Dorfes  Schleife 
(Ziepe)  zwischen  den  Landesherren  der  Oberlausitz  und  dem  Bischof 
von  Meissen  ein  Abkommen  über  den  Neulandzebnten  getroffen. 
Desgleichen  stellt  die  ihrem  Ursprünge  nach  sehr  alte  Meissner  Bis- 


5.  ^3  Chritt.  O.  Langer,  die  St.  AndxeMkirche  zu  Mastkau  nebst  histor.  Naehr. 
Ton  der  gesammten  Herrschaft  Mosskan.  Bndissin  1788.  Wiesand,  staatsrechtl.  Ver- 
hiltniss  der  Oberlansitz  133.  Köhler,  Die  freie  Standesherrseh.  H.,  Laus.  Biagtz. 
1858.  206  flg. 


5.  Die  Hemelutft  Muskau.  567 

thums-Matrikel  Muskau  mit  6  Gr.  Bischofszins  unter  die  Propstei  zu 
Budissin^).  Auch  die  oberlausitzische  Theilungsurkunde  von  4268 
erwähnt  M.als  zum  9,Lande  Gdrlitz^  gehörig,  freilich  nur  in  Gestalt 
eines  Schreibfehlers.  Dieselbe  besagt  nttmlich  unter  anderem,  dass 
die  Grenze  gehen  solle  ^von  der  Spree  aus  entlang  den  Weg,  der 
da  heisst  Musatenstic  bis  zum  Dorfe  Gablenz  und  gradaus  bis  an 
dieNeisse**.  Die  Erwähnung  des  westlich  bei  H.  gelegenen  Gablenz 
(Gabelenze)  lässt  es  auch  uns  als  unzweifelhaft  erscheinen  y  dass  statt 
„semita  Musatenstic^  zu  lesen  sei  „Muscatensis*^  oder  ähnlich ,  d.  h. 
die  Muskauer  Strasse  ^) .  Schon  damals  also  erstreckte  sich  die  Herr- 
schaft M.  von  der  grossen  Spree  bis  zur  Neisse.  Nur  die  auf  dem 
rechten  Neissufer  gelegenen  Vasallengttter  Zibelle  etc.  gehörten 
ursprünglich  zur  Niederlausitz  und  zwar  zur  Herrschaft  Triebel  ^) . 

Der  Ort  Muskau  (1364  Muskow,  meist  aber  bis  selbst  in's  16. 
Jahrh.  Moskow,  Mosskaw)  wird  1361  als  „Feste^  bezeichnet,  d.  h.  es 
war  zunächst  eine  mit  Gräben  und  Zugbrücken  versehene  Wasser- 
burg. Die  förmliche  Verleihung  des  Stadtrechts  erfolgte  erst  1 452 
unter  den  Herren  v.  Biberstein.  Wer  Ort  und  Herrschaft  vor  Mitte 
des  14.  Jahrh.  besessen  habe,  weiss  man  nicht.  Jedenfalls  befindet 
sich  unter  den  1268  in  der  Theilungsurkunde  aufgeführten  Namen 
der  grossen  Vasallen  auch  der  des  damaligen  Inhabers  von  M.  1361 
ward  M.  von  Bote  v.  Ileburg  (S.  277) ,  allerdings  einem  Niederlausitzer, 
seiner  mit  Heinr.  v.  Kiiüüz  (S.  295)  verheiratheten  Tochter  als  Aus- 
steuer mitgegeben.  Die  Söhne  Heinrichs  v.  Kittiitz  verkauften  es  vor 
1390  an  Hans  v.  Penzig  (S.  415) ,  dessen  Nachkommen  vor  1444  an 
Wenzel  V.  Biber  stein  aufSorau  (S.  123).  Als  1551  diese  Linie  der 
Herren  v.  Biberstein  erlosch,  verpfändete  Kaiser  Ferdinand  I.  die  an 
ihn  gefallene  Herrschaft  zuerst  an  Markgraf  Georg  Friedrich  v.  Bran- 
denburg (1556),  verkaufte  sie  aber  1558  an  Fab.  v.  Schönaidi  (S.  482). 
Nach  dem  kinderlosen  Tode  von  dessen  Neffen  fiel  sie  abermals  an  die 
Krone,  von  der  sie  1597  Wilh.  Burggraf  v.  Dohna  erwarb.  —  Erst 
unter  denen  v.  Scfaönaich  und  den  noch  späteren  Besitzern  kamen  die 
alten  Vorrechte  der  oberlausitzischen  Standesherrschaften  audi 
für  M.  zu  voller  Entwicklung.  Sie  bestanden  in  der  Obergerichts- 
barkeit nicht  nur  über  die  nach  und  nach  auf  36  angewachsen^ 
Dörfer,  sondern  auch  über  die  Besitzer  der  (6)  Vasallendörfer  jenseits 
der  Neisse,  welche  vor  dem  „Hofgericht**  zu  M.  Becht  nehmen  muss- 


S)  Cod.  Saz.  n.  1.  41  und  176.    Lauf.  Magazin  1834.  382.        8)  Cod.  Lhb.  93. 
Laus.  Mag.  1777.  328.  1830.  462.        «)  Worbs,  ArehW  186  Anmerk.  204. 


568  ni-  AbtMteDff. 

teo,  sowie  in  einem  besonderen  Gonsisloriiun.  —  Da  von  den  Dörfern 
der  Herrschaft  nur  sehr  wenige  zu  Lehn  ausgeihan  waren,  haben  wir 
dieselben  auch  fast  gar  nicht  erwähnt  gefunden.  —  Zu  Schleife 
war  4399 — 4419  ein  Heiase  v.  KöcheriU  gesessen,  dodi  wohl  als 
Vasall  von  M«,  der  den  GitaiiUem  ^grosse  Ehre  geihan  vor  Kotibus  in 
der  Heerfahrt  4399"".  —  Zibelle  (4478  Tsebelle)  gehörte,  ebenso 
wie  Rosenits  und  Zilmsdorf  (Gztlmersdorf)  mindestens  von  4415 
bis  Ende  des  46.  Jahrhunderts  denen  v.  Briesen  (S.  444) ,  als  Lehn 
von  Triebel,  welches  die  v.  Biberstetn  ebenfalls  besassen. 

6.    Die  Herrschaft  Penzig. 

Zu  der  alten  ^Feste^  Penzig  (N.  v.  Görlitz;  Penc»k,  Pentzigk), 
dem  Stammsitz  der  seit  4244  vorkommenden  und  schon  4268  zu  den 
grossen  Vasallen  gezählten  Familie  v.  Pen»ig  (S.  442),  gehörten  wohl 
von  jeher  ausser  dem  Dorfe  Penzig  selbst  Grosskraoscha,  Deschka, 
Zentendorf  auf  demlinken,  sowie  Langenau,  Schtttzenhain  und 
Niederbiela  auf  dem  rechten  Ufer  der  Neisse.  Da  verpfitodete  4324 
Herzog  Heinr.  von  Jauer  den  damaligen  Herren  v.  P.  ^alle  seine  Rechte, 
die  er  auf  ihren  Gütern  habe^ ;  hierdurch  erhielten  Erstere  ausser 
den  landesherrlichen  Gefallen  gewiss  audi  die  Obergerichtabarkeit 
und  die  Freiheit  von  der  Bete,  die  sie  in  der  That  spater  besassen. 
kurz  alle  die  Vorrechte  der  Herrschaftsbesitzer,  falls  sie  dieselben 
nicht  schon  früher  inne  hatten.  4329  überliess  ihnen  König  Johann 
auch  noch  den  Niessnutz  der  gesammten  Görlitzer  Landesheide 
und  den  dritten  Theil  von  den  Einkünften  aus  den  Heidedörfem,  des- 
gleichen 1395  Herzog  Johann  von  Görlitz  das  volle  Grundeigenthum 
über  den  Theil  der  Heide  zwischen  der  Neisse  und  der  kleinen 
Tzschime,  der  von  da  an  die  Penziger  Heide  hiess.  Obgleich  nun 
die  Herren  v.  Penzig  ihr  Nutzungsrecht  über  das  östliche  Drittel  der 
Heide  zwischen  der  grossen  Tzschime  und  dem  Queiss,  das  zum 
Weichbild  Lauban  gerechnet  ward,  4406  an  die  v.  Rechenberg  ver- 
kauften ,  verblieb  ihnen  dennoch  ein  sehr  umftinglieher  Grundbesitz, 
der  besonders  durch  die  vielen  in  der  Heide  angelegten  Eisenhammer 
nutzbar  wurde.  Jedoch  durch  vielfache  Theilnngen  zwischen  den  ein- 
zelnen Linien  der  Familie  verarmt,  verkauften  sie  4494  und  4492  all 
ihre  Güter  sammt  ihren  Anrechten  aef  die  Heide  (um  6400  und  4900  fl. 
Ungar.)  an  die  Commun  Gürlü%.  Diese  erwarb  4499  auch  noch  das 
Grundeigenthum  über  den  mittelsten  Theil  der  Heide,  die  sogenannte 
königliche  Heide  zwischen  der  kleinen  und  grossen  Tzschime,  und 
brach  4544  ^den  Penzig*^,  das  alte  Sdiloss,  ab.  Zwar  verlor  die  Stadt 


6.  Die  HemohAft  Penzig.  569 

4547  durch  den  PDnfall  auch  diesen  ganien  Gtttercomplex,  kaufte  ihn 
aber  4553  von  der  königlichen  Kammer  wieder  zurOck. 

Als  zu  Penzig  gehörig  werden  bei  dem  Verkauf  (4494)  aufgezählt 
folgende  Dörfer:  Deschka,  Grosskrauscha  (4444  Krusche), 
welches  4557  von  Görlitz  an  Benno  v.  Salza  auf  Rengersdorf  (S.  470) 
verkauft  ward. 

Desgleichen  Zentendorf(4444  Czentindorf).  Dies  scheint  in 
älterer  Zeit  in  zwei  Antheile  zerfallen  zu  ,sein ,  von  denen  der  eine 
wohl  frühzeitig  von  den  Herren  v.  Penzig  verkauft  worden  war.  Der- 
selbe befand  sich  schon  Ende  des  44.  Jahrhunderts  im  Besitz  eines 
jungen  v.  Gersdorff^,  nach  dessen  kinderlosem  Tode  König  Wenzel 
das  heimgeCallene  Lehn  dem  Landvoigt  Hinko  v.  der  Duba  schenkte ; 
dieser  aber  verkaufte  es  4447  an  Albr.  v.  Grisüau  (S.  S54),  der  es 
noch  4434  besass.  Vor  4492  finden  wir ^  diesen  Antheil  bei  denen 
V.  Gersdorffmf  Rudelsdorf  (S.  845),  die  ihn  4530  an  Wolf  v.  Nostitz 
auf  Uilersdorf  (S.  394)  verfiusserten.  Als  dessen  zweiter  Sohn  Hans 
4559  kinderlos  starb,  fiel  dieser  Antheil  vcm  Zentendorf  an  den£af>er, 
der  ihn  dem  Grafen  v.  Thum,  Erblandhofmeister  in  Krain,  schenkte. 
Von  diesem  kaufte  das  Gut  4560  Hans  v.  Temritz  auf  Diehsa,  dessen 
Sohn  Heinrich  es  4589  zum  Theil  und  4595  völlig  an  den  Rath  zu  Gifr^ 
lüz  verkaufte  ^) ,  welcher  den  anderen  bei  der  Familie  v.  Penzig  ver- 
bliebenen Antheil  schon  4494  erworben  hatte. 

Langenau(4876  Langenowe  ^ .  Auch  von  diesem  grossen  Gute 
besassen  die  v.  Penzig  spater  nur  das  Ni  ede  rdo  r  f ;  da  sie  aber  das 
an  das  Oberdorf  angrenzende  SchtttKcnhain  ebenfalls  inne  hatten ,  so 
liegt  die  Vermuthung  nahe ,  dass  sie  Oberlangenau  verkauft  hatten. 
Auch  in  dem  Niederdorfe  veräusserten  sie  immermehr  herrschaftliche 
Rechte.  ^  schuldeten  dem  Budissiner  Domherrn  Joh.  Punzel  96  Mark 
und  hatten  ihm  dafUr  den  Zins  von  8  Bauern  ihres  Dorfes  überwiesen. 
Diese  8  Mark  Jahreszins  schenkte  Punzel  4382  dem  Kreuzaitar  in  der 
Kirche  zu  Penzig'),  welchem  4399  die  Herren  v.  P.  auch  noch  4  Mal- 
ter Korn  wie  Hafer  Bisohofszehnt  ttberliessen.  So  entstand  der  Dorf- 
antheil,  die  Altarleute  genannt,  welchen  Gifrläz  4494  besonders 
erkaufte.  —  Einen  andern  Theil  des  Niederdorfs  mflssen  die  v.  P. 
schon  vor  Mitte  des  45.  Jahrtiunderts  an  den  Görlitzer  Barger  Hieron. 
Proffen  verflussert  haben,  der  ihn  4452  (Belehnung  4454)  wieder  an 


6.  1)  Drkanden-Ven.  DI.  240k.  Laus.  Magu.  1774.  147.  162.  ^  Ender, 
^^Lansena«  im  Ooil.  Kreise",  Laus.  Mag.  1868.  99  flg.  3)  Laos.  Magaz.  1771.  279. 
Urk.-Verz.  I.  114. 


570  lU.  Abtheilang. 

Casp.  ▼.  NosUtz  auf  Tschocha  (S.  396)  verkaufte.  Diesen  Aniheil  er- 
warb 1540  der  Görlitzer  Bttrger  Hans  Prentzd  (S.  482)  und  kaufte 
4  520  vom  Rathe  aucli  noch  die  Altarleute  hinzu.  Die  Erben  seines 
Sohnes  aber  ttberliessen  4583  beide  Antheile  wieder  an  den  Roth, 
Einen  dritten  An theil  hatte  Nicol.  v.  Penzig,  der  auf  Langenau  wohnte, 
seinem  Schwiegersohne  Christoph  v.  Talkenberg  (S.  54  4)  überlassen, 
der  ihn  aber  4494  ebenfalls  an  Görlitz  abtrat.  Desgleichen  hatten 
4490  die  v.  P.  noch  Gefälle  aller  Art  auf  Langenau  an  die  v.  Nostäx 
verkauft,  so  dass  also  4494  nur  noch  ein  kleiner  Rest  des  Niederdoris 
an  Görlitz  gelangte.  —  Das  Oberdorf  gehörte  4276  einem  Hozerus  de 
Langenowe,  der  als  Schiedsrichter  zwischen  Heinr.  v.  Baruth  und  dem 
Bischöfe  von  Meissen  vorkommt^).  Vor  Mitte  des  44.  Jahrhunderts 
besassen  Görlitzer  Bürger  Zins  daselbst,  den  sie  aber  wieder  an 
Adliche  verkauft  hatten.  Vielleicht  kam  hierdurch  ein  Zweig  derer 
V.  Gersdorff  in  den  Besitz  des  Gutes;  wenigstens  erscheint  zuerst 
4384  ein  Heinr.  v.  Gersdorff  zu  L.  (S.  227)  gesessen.  Nach  dem  kin- 
derlosen Tode  seines  Sohnes  Gzaslaus  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  setz- 
ten sich  die  v.  Gersdorff  auf  Baruth  (S.  235)  in  den  Besitz  des  Dorfes, 
verkauften  es  aber  4493  an  den  schon  genannten  Hieron.  Proffen.  Von 
diesem  muss  das  Oberdorf  entweder  Hans  ^Frentzel  oder  der  Rath 
von  Görlitz  erworben  haben ;  seit  4583  beßass  letztrer  das  gesammte 
Dorf. 

Schützenhain.  Auch  von  ihm  scheinen  die  v.  Penzig  frflh- 
zeitig  Theile  und  zwar  an  Görlitzer  Bürger  verkauft  zu  haben.  Mit 
einem  solchen  Antheil  wurden  4  486  die  Brüder  Georg,  Leonhard  und 
Ludwig  Kromer^  die*  es  von  ihrem  Vater  Leonh.  Kr.  ereii>t  hatten, 
(vom  Landvoigt)  belehnt^).  Noch  4494  verkaufte  der  Rath  zu  Gdrlilx 
seinen  so  eben  von  denen  v.  P.  erworbenen  Antheil  an  Hans  Wolff^ . 
4540  gehorte  ein  Antheil  Lorenz  Hermann y  der  ihn  von  Georg  Richter 
erworben '') .  Bald  darauf  kaufte  ihn  Hans  Frentzel,  von  dessen  Erben 
ihn  4583  die' Stadt  Görlitz  zurückerwarb. 

Nieder-  (früher  Wendisch-)  Biela  (Bele)  gehörte  stets  un- 
mittelbar unter  Penzig. 

To'rmersdorf  (Thormersdorf).  Wenn  wirklich  ein  Georg  v. 
Maxen,  der  4430  es  mit  Strassenrttubern  hielt  ^),  zu  Tonnersdorf  ge- 
sessen war,  so  muss  er  das  Gut  von  denen  v.  Penzig  zu  Lehn  gehabt 
haben.     4490  verkauften  Letzlere  denen  v.  Nostitz  auf  Rothenburg 


4)  Cod.  8ax.  I|.  1.  186.         6)  Urknnd.-Ven.  II.  154.         «)  EbendM.  HI.  11. 
7)  N.  Script,  rer.  lus.  III.  58.        «)  Laos.  Mag.  1839.  190. 


7.  Die  Hemofaaft  Baruth.  57  t 

auch  zu  T.  4  Malter  Hafer  und  1  Schock  Geld,  welchen  Zins  diese 
Familie  auch  noch  das  46.  Jahrhundert  hindurch  besass,  wahrend  das> 
Übrige  Dorf  seit  4494  dem  Rathe  zu  Görlüg  gehörte. 

Zoblitz  (4399Czobolesk,  4 490  Gzobiisk,  4543  Gzobeloss).  Aus- 
ser  dem  von  Görlitz  4494  erworbenen  Antheile  gab  es  noch  zwei  an- 
dere. Auch  hier  hatten  1490  die  v.  Pienzig  denen  v.  Nostitz  25  Schef- 
fel Hafer  und  anderen  Zins  verkauft.  Wohl  dieser  Antheil  war  es, 
den  4494  die  v.  Kottwitz  „zu  Zoblitz^  (S.  345)  besassen,  und  von 
dem  Letztere  die  eine  Hälfte  4525  an  Peter  Emmerich  in  Görlitz  (S. 
478)  und  4530  auch  die  andere  Hälfte  an  die  v.  Haugwüz  auf  Sänits 
(S.  265)  veräusserten.  Letztere  besessen  diesen  Antheil  noch  Ende 
des  46.  Jahrhunderts. 

Ebenfalls  an  Görlitz  gelangten  4494  die  Penzigschen  Dörfer  Rau- 
sche, Stenker,  Schnellförtehen  (1394  Snellenfort) ,  Neu- 
dörfel,  Mtthlbock  und  das  zum  Weichbild  Lauban  gehörige 
Rothwasser. 

7.    Die  Herrschaft  Baruth 

wird  als  solche  schon  4  268  ausdrücklich  bezeichnet  und  erhielt  die 
mit  einer  solchen  verbundenen  Vorrechte  der  Obergerichtsbarkeit 
und  der  Freiheit  von  der  Bede  4353  ausdrücklich  neubestätigt  ^) . 
Dennoch  hätten  die  Besitzer  im  45.  und  46.  Jahrhundert  wegen  der 
Obergerichte  viel  Streit  mit  Görlitz ,  in  dessen  Weichbild  der  grösste 
Theil  der  Herrschaft  lag.  Das  alte  mit  Thurm  und  Graben  versehene 
Schloss,  schon  4349  als  castrum  bezeichnet,  erhielt  4382  eine  eigne 
Schlosskapelle,  deren  Kaplan  zugleich  die  Gerichtsschreiberei 
für  die  ganze  Herrschaft  zu  besorgen  hatte  ^) .  Besitzer  der  letzteren 
waren  mindestens  seit  4234 — 4354  die  Herren  v.  Baruth[[8.  406), 
seitdem  die  Herren  v.  KiUUtz  (S.  295),  welche  sie  4406  an  Nicol.  v. 
Gersdarff^  genannt  Bock ,  verkauften.  Seitdem  ist  sie  während  des 
Mittelalters  bei  der  Familie  v.  Gersdorff  (S.  232)  verblieben. 

lieber  die  ursprünglich  zugehörigen  Orte  erhalten  wir  bis  4  527 
fast  gar  keine  Nachricht.  Bei  der  Gesammtbelehnung  der  sieben  Söhne 
Christophs  V.  Gersdorff  auf  Baruth  in  jenem  Jahre  werden  als  solche 
Pertinenzorte  verzeichnet :  Briessnitz  (Bresowitz),  Buchwalde^ 
woselbst  einer  jener  Brüder,   Georg  v.  G.,   gesessen  war'),  Du- 


7.  i)God.  Lds.  94.  Laqb.  MAgazin  1780.  78  flg.  >)  Urkund-Verz.  I.  113. 
S)  Ein  Antheil  Ton  Bachwalde  sebetni  nloht  zu  Hemcb«ft  gehört  oder  sich  zeitig 
freigekanft  zq  haben.    Schon  1435  gab  Caspar  ▼.  Lutlifo  zu  Gnttan  einem  tJnterthanen 


572  in.  AbtheUung. 

brauke  mit  Vorwerk,  Neudörfel,  Kleinsaubernitz,  halb 
Weigersdorf  (4334  Wigmaodisdorff,  4M9  Winekelmannsdorff, 
WinkmaDDsdorff,  45S7  Weygesdorf,  4589  Wetchmannadorf),  Mttcka 
(Micke,  Mickaw),  woselbst  ein  andrer  Bruder,  Gotschev.  G.,  geses- 
sen war,  Tauer  (Tawer),  Kleinradisch,  Neudorf  minder Heide*^ 
(Newendorf],  Creba  (Krebe),  für  welches  Christoph  v.  G.  4490  vom 
König  einen  Afarkt  erwirkte,  Zschernske  (Gzemiessky) ,  Cosel 
(4490  die  Kossei),  Stannewitsch  (Stanewisch j . 

Nioht  minder  gehörten  ursprünglich  eu  Baruth  die  Güter  Oelsa 
(4403  die  Olse,  die  Geisse),  Forstgen,  Leibchen  (Lipche)  und 
die  andre  Hälfte  des  schon  erwähnten  Weigersdorf.  Diese  Dörfer 
hatten  die  Herren  v.  Kittlitz  an  die  v.  Temrüz  (S.  544)  verlehnt  und 
sich  beim  Verkauf  von  Baruth  diese  ihre  Lehnsherrlichkeit  vorbehal- 
ten. 4449  aber  kauften  sich  die  v.  Temrüz  (und  ein  Hans  Gieyne  für 
halb  Weigersdorf)  von  derselben  los  und  wurden  dadurch  unmittel- 
bare Vasallen  der  Krone.  Schon  4334  wird  als  Inhaber  von  Weigers- 
dorf Petrus  de  Wigmandisdorff  erwähnt  *) . 

8.    Die  Herrschaft  Seidenberg^). 

Als  sicher  darf  gelten,  dass  unter  jenem  ^Moos  in  Zagoad,  qui 
Syden  vooatur^,  den  4488  die  Bischöfe  von  Meissen  y^nebst  etlichen 
anderen  Gutem  daselbst'^  schon  seit  langer  Zeit  (nos  et  omnes  ante- 
cessores  nostri)  „in  freiem  Besitz'^  hatten^),  das  jetsige  Seiden- 
berg zu  verstehen  sei.  Irgend  ein  böhmischer  Herrscher  dürfte  also 
diese  zu  dem  böhmischen  Gau  Zagost  gehörigen  Ländereien  einst  dem 
Bisthwn  Meissen  geeignet  haben.  Eben  so  sieher  ist ,  dass  zu  diesem 
bischöflich  meissnischen  Besitzthum  Seidenberg  jene  ganze  Land-  oder 
vielmehr  Waldstrecke  gehörte ,  auf  welcher  im  Laufe  der  Zeit  nicht 
nur  die  Burg  und  Stadt  Friedland,  sondera  auch  eine  grosse  Menge 
Dörfer  erst  neu  angelegt  wurden.  Denn  all  diese  Ortschaften  verblie- 
ben nicht  nur  in  territorialer  Hinsicht  Bestandtheile  der  Herrschaft  S., 
sondern  standen  auch  in  kirchlicher  Hinsicht  unter  dem  erzpriester- 
liehen  Stuhle  zu  S.  Noch  Mitte  des  4  3 .  Jahrhunderts  scheint  sich  jenes 


zu  B.  Gnnst  tu  einem  Ziniverkatif  an  die  Klnhe  au  Göd«,  and  vor  1482  liatle  derselbe 
Unterthanen  so  B.  «n  einen  Peter  MartchaHl  verkauft;  da  der  X4aQdvolgt  jeUt  diese  «la 
lediger  Hand^'  fand,  verkaufte  er  sie  an  den  Rath  zu  BimÜmM,  der  sie  im  Pönfall  Terlor, 
worauf  sie  Christoph  t.  Gersdor/T  erhielt  (Urk.-Verz.  II  147d.  Laus.  Mag.  1835.  130). 
«)  Cod.  Lus.  304. 

8.  9  [Klos s]  Histor.  Nachr.  Ton  Seidenberg.  1762.    Mende,  Chronik  Ton  Sei- 
denberg. 1867.        2)  Cod.  Sax.  U.  1.  62. 


8.  Die  Hemelu^  Seidenberg.  J^IZ 

Gebiet  in  bisehöfliehem  BesiUs  befiroden  lu  haben;  so  wenigstens 
verstehen  wir  den  Anfang  der  bekannten  Grenaurknnde  von  IUI  ^). 
Bald  darauf  aber  gelangte  dasselbe^  wir  wissen  ni<^t  weshalb,  wieder 
an  die  böhmische  Krone  zurttek ,  welche  es  soerst  an  die  Herren  v. 
MicheUberg  (S.  370),  1278  aber  an  Rulko  v.  BAerstein  (S.  \M)  zu 
Lehn  gab.  Schon  in  dem  letztgenannten  Jahre  führte  übrigens  die 
nunmehrige  „  Herrsehaft  ^  ihren  Namen  nicht  mehr  von  Seidenberg, 
sondern  von  dem  inzwischen  entstandenen  Friedland ,  woselbst  seit-" 
dem  die  Besitzer  residirten.  Während  die  Herrsdiaft  selbst  nur  eine 
einzige  war,  galt  doch  spater  S.  als  zur  Oberlausitz,  Friedland  als  zu 
Btfhmen  gehörig.  Zwar  weigerten  sich  Anfang  des  46.  Jahrhunderts 
die  Herren  v.  Biberstein,  für  S.  mit  der  Oberlausitz  ^zu  leiden^, 
d.  h.  zu  steuern ;  allein  der  oberlaus.  Landstand  erwies ,  dass  es  von 
Alters  her  zu  ihrem  Lande  gehörte.  Und  so  entschied  4544  Kaiser  Fer^ 
dinand  I.,  dass  das  Städtlein  S.  und  die  übrigen  v.  Bibersteinschen 
in  der  Oberlausitz  gelegenen  Ortschaften  auch  mit  der  Landschaft 
dieses  Markgraftfaums  zu  leiden  haben  sollten.  Nach  Aussterben  der 
Friedlandschen  Linie  der  Herren  v.  Biberstein  (4554)  betrachtete 
Kaiser  Ferdinand  die  Herrschaft  als  heimgefallnes  Lehn  und  verkaufte 
sie  4558  an  den  Freiherm  Friedr.  v.  Rüdem  (S.  448).  Da  sich  später 
Christoph  von  Rädern  an  dem  böhmischen  Aufstande  betheiligt  hatte, 
so  wurde  nach  der  Schlacht  am  weissen  Berge  auch  er  geächtet  und 
seine  Güter  confiscirt.  46S2  verkaufte  Kaiser  Ferdinand  H.  die  in 
Böhmen  gelegenen  Güter  desselben ,  als  „ Herrschaft  Friedland '^f 
an  Albr.  v.  WcUdstein.  Die  landesherrlichen  Rechte  über  die  in  der 
Oberlausitz  gelegnen  Güter  des  Herrn  v.  Rädern  aber  gelangten  4623 
an  Kurfürst  Joh.  Georg  I.  von  Sachsen,  Dieser  nun  veriLanfte  4626 
den  oberlaus.  Theii  der  einstigen  Herrschaft  Friedland,  als  besondere 
„Herrschaft  Seidenberg^,  an  Freih.  Christoph  v.  NosUt^^]. 

Den  Mittelpunkt  der  gesammten  Herrschaft  Seiden  berg  bildete 
ursprünglich  das  Dorf  dieses  Namens  mit  seiner  Burg  auf  dem  Burg- 
berge, von  welchem  wir  glauben,  dass  er,  wie  fast  alle  die  Burgberge 
in  der  Oberlausitz,  nichts  als  eine  Erdschanze  gewesen  sei.  Nicht  auf 


S)  Ebend.  II.  1.  42:  A  NIm  eontri  Poloniam  etc.  «}  Christ.  Knaathe  G,Von 
den  Standethemchaften  in  der  Oberlausitz**  Mspt.  Odrlitz)  erzählt ,  all  Friedland  ati 
Waldstein  gekommen ,  habe  niemand  gewmat ,  welehee  die  Grenze  zwischen  Friedland 
nnd  Seidenberg  sei.  Die  Orenscommistion  habe  daher  die  Edelleute  der  YasallendÖrfer 
gefragt)  ob  sie  zo  Böhmen  oder  zur  Oberlausitz  gehdren  wollten.  Die  meisten  hitten 
sieh  zn  Böhmen  gehalten.  So  sei  .'z.  B.  Weigidorf  halb  böhmiseh,  halb  sächsisch  ge- 
worden. 


574  ni.  Abtkeilimg. 

diesem  Burgberge,  sondern  in  einem  Hofe  des  Dorfs  werden  daher  in 
ältester  Zeit  die  bischöflich  meissnischen,  spttter  die  Bibersteinschen 
Voigte  gewohnt  haben.  Vor  4  488  hatte  sich  erst  Conrad,  dann  sein 
Bruder  Burchard  y.KiUlitx  (S.  S93),  wie  es  scheint,  aus  einem  nneiss- 
nischen  Voigte  zum  selbständigen  Besitzer  der  Herrschaft  machen 
wollen.  Das  alte  Michaeliskirchlein  neben  dem  Burgberge  war 
ursprünglich  jedenfalls  die  Kirche,  in  welche  die  ganze  Umgegend 
weit  und  breit  eingepfarrt  war;  der  dasige  Pfarrer  war  der  Erzpriester, 
dessen  Sprengel  sich  südlich  bis  Friedland,  östlich  bis  Friedeberg  am 
Queiss  erstreckte.  Da  wurde,  wahrscheinlich  erst  im  14.  Jahrhun- 
dert ,  auf  der  Flur  des  Dorfes  S.  eine  neue  stadtische  Ansiedlang  ge- 
gründet, welche  nun  als  Stadt  S.  von  dem  Dorfe  AI t-S.  unterschie- 
den ward.  Fortan  wohnte  nun  der  herrschaftliche  Voigt  oder  Haupt- 
mann und  der  Erzpriester  in  der  Stadt  S. ;  Alt-S.  aber  ward  an 
ritterliche  Mannen  zu  Lehn  ausgegebene^). 

Welche  oberlausitzischen  Dörfer  ursprünglich  zur  Herrschaft  S. 
gehört  haben,  ist  schwer  zu  bestimmen.  Wie  sich  1422  Niool.  v.  Gers- 
dorff  auf  Tauchritz  (S.  213),  Lehnsmann  der  Herren  v.  Biberstein, 
von  diesen  seinen  Lehnsherren  „aller  Dienste  und  Erbhuldigung^  los- 
kaufte und  sich  „an  die  Krone  Böhmen  kor*^,  und  wie  sich  im  Laufe 
der  Zeit  nachweislich  eine  Menge  andrer  Seidenbergscher  Vasallen 
von  ihrer  Lehnspflicht  befreit  haben ,  so  dürfen  wir  annehmen ,  dass 
mindestens  die  unmittelbar  um  S.  gelegenen  und  noch  dahin  einge- 
pfarrten  Ortschaften  ursprünglich  Vasallendörfer  der  Herrschaft  ge- 
wesen sein  werden. 

A'ltseidenberg.  Die  Görlitzer  Entscheidbücher  berichten, 
dass  1396  Jone  v.  Gersdorff  auf  Badmeritz  nadi  langem  Streit  ver- 
glichen worden  sei  mit  Jone  v.  Gersdorff  auf  Kuhna  „um  die  halbe 
Stadt  Seidenberg^.  Dieselbe  hatte  bisher  dem  auf  Kuhna  gehört, 
der  auch  mancherlei  daselbst  gebaut ;  jetzt  sollte  ihm  der  auf  Bad- 
meritz (S.  203]  dafür  geben  131  Mark  und  die  aufgewandten  Bau- 
kosten ersetzen  ^] .  Allgemein  bezieht  man  diesen  Vergleich  nicht  auf 
die  Stadt  S. ,  sondern  auf  das  Dorf  Alt-S. ,  das  damals  vielleicht  noch 
in  enger  Beziehung  zur  Stadt  stehen  mochte.  Dann  könnte  vielleicht 
auch  die  Notiz  von  Wiesner's  Laubaner  Annalen,  dass  Gasp.  v.  Gers- 

S)  Die  erste  urkundliche  Erwähnung  der  se des  Seldenherg  faUt  in  das  J«hr  1307 
(Cod.  Sax.  II.  1.  269),  begründet  aber  Ut  sie  gewiss  sehen  im  12.  Jahrhundert.  Die 
«rste  Erwähnung  der  Stadt  S.  fäUt  in  das  Jahr  1331.  Bin  „Hannos,  Voigt  von  Sidin- 
berg«  wird  1388  bei  einer  Grenzberminung  genannt  (A.  MStem  No.  187.  Vgl.  Schon- 
fei  der,  MThal  79).        6)  Laus.  Mag.  1772.  300. 


8.  Die  Hemohaft  Seidenberg.  575 

dorff^  Bttrgermeister  zu  Lauban ,  und  Peter  Goldener ,  ebenfalls  zu 
Lauban,  U02  „das  Stadlern  S.  um  450  Mark''  gekauft  halten,  dahin 
verstanden  werden,  dass  Jone  v.  Radmeritz  seinen  Antheil  an  S.  dem 
Gasp.  y.  Gersdorff  überlassen  habe.  Bald  darauf  muss  der  Besitzer 
von  Ait-S.  auch  Niederrudelsdorf  erworben  haben.  1454  erhielten 
die  Brüder  v.  Gersdorff  auf  Tauchritz  (S.  2i4)  die  Anwartschaft  auf 
die  Güter  des  kinderlosen  Nicol.  v.  Gersdorff  auf  Niederrudelsdorf, 
zu  denen  Aitr-S.  gehörte.  Bei  der  Gesammtbelehnung  derer  v.  Gers- 
dorff auf  Tauchritz  im  Jahre  1492  wird  ausdrücklich  mit  aufgezählt 
„Ait-S.,  die  Hälfte,  die  an  der  Kirche  Uegt^.  Infolge  brüderlicher 
Theilung  kam  es  darauf  an  die  Leuba^sche  Nebenlinie  des  Gersdorff- 
schen  Stammhauses  Tauchritz,  von  der  es  1563  an  Berndt  v.  Gersdorff 
aus  der  anderen  Nebenlinie  Rudelsdorf  (S.  217)  verkauft  ward.  Aus 
jener  Urkunde  von  1492  ergiebt  sich  deutlich,  dass  die  v.  Gersdorff 
nur  die  Hälfte  von  S.  besassen ;  möglicher  Weise  war  dies  dieselbe 
„Hälfte'',  die  sich  schon  1396  in  ihrem  Besitze  befand.  Ein  andrer 
Antheil  gehörte  zu  derselben  Zeit  denen  v.  Tschimham  auf  Ebersdorf 
bei  Seidenberg  (S.  518).  1418  gelobte  Nikol.  v.  Tsch. ,  „aus  seinen 
Gütern  zu  Alt-S.  im  Weichbild  zu  Görlitz  anderthalb  Hundert  Mark 
Gr.  seiner  Schwester  zur  Abentrichtung  väterlichen  Erbtheils'' 
zu  geben,  und  noch  1490  hatten  die  v.  Tsch.  einen  Theil  von  Alt-S. 
inne.  Wahrscheinlich  kam  dieser  Theil  später  zugleich  mit  Ebers- 
dorf an  die  V.  Bindemann  (S.  126),  welche  1520 — 50  mehrfach  mit 
„4  Hainen  und  einem  Wasserlaufe  zu  Alt-S.''  belehnt  wurden. 

Rudelsdorf  (1332  Rudilsdorff)  muss  schon  Anfang  des  14. 
Jahrhunderts  aus  dem  Lehnsverband  mit  Seidenberg  getreten  sein. 
4332  besass  daselbst  ein  Görlitzer  Bürger  Peter  Martin  8  Mark  Zins, 
die  er  von  seinem  Vater  geerbt ,  und  die  ihm  „der  König"  zu  Lehn 
gereicht  hatte.  Zeitig  muss  das  Dorf  in  ein  Nieder-  und  Obergut  ge- 
theilt  worden  sein.  Ersteres  gehörte  bereits  in  der  ersten  Hälfte  des 
15.  Jahrhunderts  denen  v.  Gersdorff.  Nach  Nickels  v.  G.  kinder- 
losem Tode  gelangte  es  (wie  Altseidenberg)  an  die  Gebr.  v.  G.  auf 
Tauchritz,  von  denen  Georg  Stifter  der  Nebenlinie  Rudelsdorf  (S.  216) 
wurde.  Schon  1492  besass  dieselbe  aber  auch  das  Obergut.  Als 
dessen  Besitzer  erscheinen  seit  dem  letzten  Viertel  des  14.  Jahrhun- 
derts die  V.  Grisslau  (S.  251).  1420  wurden  Conrad  v.  Hoberg  auf 
Wilka  (S.  274)  und  Wentsch  v.  Dohna  auf  Radmeritz  gemeinschaft- 
lich damit  belehnt.  1465  verkaufte  Wenzel  Eberhardt  (S.  169), 
Bürger  zu  Görlitz,  71/2  Mark  6  Gr.  „auf  dem  Niederhofe  zu  Ober-R." 
an  Lorenz  Hermann  j  ebenfalls  zu  Görlitz.     1490  müssen  auch  die 


576  ni.  Abthettniig. 

V.  Tschirnhaus  (wie  von  Altseidenberg)  einen  Antheil  besessen  haben. 
Sie  dürften  denselben  an  die  v.  Grersdorff  auf  dem  Niedergule  ver- 
äussert  haben,  weiche  beide  Gttter  gegen  Ende  des  15.  JahrhaDderts 
noch  inne  hatten^). 

Zweckau  soll  4404  dem  Jone  v.  G^rsdor/f  auf  Radmeritz  ge- 
hört haben.  4445  gelobte  Nie.  v.  Tschirnhaus  mit  all  sehnen  Güt^n 
Niclin  aus  der  Münze  (S.  43^]  die  Gewahr  des  Gutes  Zw. ;  aber  noch 
4490  hatten  die  v.  Tsch.  Unterthanen  daselbst.  4492  dagegen  finden 
wir  es  im  Besitz  derer  v.  Gersdorff  auf  Rudelsdorf  ^),  die  es  4573  an 
Balth.  und  Georg  v.  Rechenberg  ttberliessen. 

Küpper  (4404  Kopphir,  spfiiter  Kopper,  noch  im  46.  Jahrfaiindert 
Kupper]  gehörte  Ende  des  44.  Jahrhunderts  der  Görlitzer  Bürger- 
famiiie  Ckmitz  (S.  442)^  darauf  denen  v.  Heberg  (S.  276) ,  die  es  vor 
4486  an  die  v.  Eberhardt  (S.  469)  verkauften.  Diese  hatten  es  min- 
destens noch  Anfang  des  47.  Jahrhunderts.  Dass  K.  ursprünglich 
zur  Herrschaft  Seidenberg  gehörte,  geht  daraus  hervor,  dass  dieseil>e 
erst  4  685  das  Patronatsrecht  an  den  damaligen  Besitzer  von  K.  ab- 
trat ») . 

Berna  besassen  mindestens  seit  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  bis 
4729  diev.  Hoberg  (S.  276). 

Ostrichen  (erst  in  neurer  Zeit  auch  Mostrichen  genannt. 
4429  war  Zeuge  für  Hans  Sorsse  (S.  505)  auf  Rosenthal  ^Gorge  von 
der  Lewbe  zum  Ostroschin  gesessen '^.  Mindestens  seit  Mitte  des  45. 
bis  nach  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  gehörte  das  Gut  denen  v.  Eri- 
chen (S.  294),  die,  zuerst  noch  Vasallen  von  Friedland,  Anfang  des 
4  6.  Jahrhunderts  sich  freikauften. 

Die  in  dem  Weichbild  Zittau  gelegenen  Bestandtheile  der  Herr- 
schaft Seidenberg,  als  Reibersdorf  etc.,  behandeln  wir  spater. 

9.  Der  Queisskreis^). 

Der  im  äussersten  Südosten  der  nachmaligen  Oberlausiti  gelegene 
Queisskreis ,  reichend  von  Oertmannsdorf  im  Norden  bis  zur  Tafel- 
fichte im  Süden ,  gehörte  ursprünglich  zum  Lande  Böhmen  und  zwar 


^  Dam  1489  ein  ^Ickel  IfoHiU  va  Rndelsdorf  gesessen  gewesen  sei  (N.  Soript. 
rer.  Ins.  II.  117),  heben  wir  duroh  nlehts  bestätigt  gefunden.  9)  Welnart,  Backte 
rv.  550.  KlosB  (Nachrichten  Ton  Seidenberg  333)  irrt,  wenn  er  sagt,  Zweekaa  habe 
1504  denen  ▼.  Eberhardt  auf  Küpper  gehört.  Vielmehr  besessen  Letztere  damals  oar 
Kundorf;  1608  erst  erkauften  sie  Zweckau  und  Lomnits  von  denen  ▼.  Salsa. 
^  Müller,  Reformazlonsgesch.  671. 

9.  i)Frietzsche,  Anbau  des  Queisskreises.  1787.  4^. 


9.  Der  Queiftskreis.  577 

zu  der  böhmischen  Supanie  Zagost.  Der  Queiss  bildete  die  Grenze 
zwischen  dem  %u  Bi^hmen  gehörigen  Zagost  und  dem  zu  Polen  gehdri* 
gen  Schlesien.  Bei  Abfassung  der  oberlausitziachen  Grenzurkunde 
von  1241  war  aber  diese  Grenze  noch  nicht  genau  festgestellt^). 
Schon  daraus  ergiebt  sich,  dass  diese  ganze  Gegend  zu  jener  Zeit  fast 
noch  gar  nicht  angebaut,  sondern  noch  mit  Wald  bedeckt  war,  wie 
sie  ja  in  ihrem  stuUicheren  Theile  erst  im  47.  und  18.  Jahrhundert 
besiedelt  worden  ist.  1S47  schenkte  König  Wenzel  1.  von  Böhmen 
dem  Bisffium  Meissen  das  castruminLesne  cum  omnibus  attinen- 
tiis  suis  ac  viilis  adjacentibus  universis  ^) .  Mit  diesem  Lesne  kann 
nicht  das  Dorf  Lissa  an  der  Neisse  S.  von  Görlitz ,  sondern  nur  das 
nachmalige  Marklissa  gemeint  sein.  Auf  dem  V4  Stunde  von 
Marklissa  entfernten  Zangenberge  befand  sich  in  der  Thal  einst  eine 
y,Burg^,  jedenfalls  nur  eine  Erdschanze ,  an  welche  noch  ^das  Burg- 
holz^  und  eine  Menge  Sagen  erinnern^].  Durch  jene  Schenkung 
wurde  der  Burgbezirk  Lesne  kirchlich  und  politisch  vom  Lande  Böh- 
men abgetrennt.  In  kirchlicher  Hinsicht  ward  er  von  den  Bischöfen 
von  Meissen  unter  das  Dekanat  Budissin  gestellt ,  und  auch  in  politi» 
scher  Hinsicht  blieb  er  mit  dem  „Lande  Budissin^  verbunden ,  um  so 
mehr  da  die  Bischöfe ,  man  weiss  nicht  wann  und  warum ,  ihn  bald 
darauf  den  Markgrafen  von  Brandenburg,  als  den  damaligen  Inhabern 
des  Landes  Budissin,  ttberliessen.  Dieser  Burgbezirk  Lesne  umfasste 
nach  unsrer  Ansicht  den  gesammten  nachmaligen  Quelsskreis  bis  an 
die  Tafelfichte ,  da  von  einer  anderweitigen  Abtretung  des  südlichen 
Theiles  an  das  Bisthum  Meissen  oder  an  die  Markgrafen  von  Branden- 
burg nicht  das  mindeste  bekannt  ist.  Die  Markgrafen  gaben  die  Burg 
Lesne  nebst  Zubehör  (vor  1 264)  einem  ihrer  märkischen  Bitter,  Uanko 
V.  Irksleben  [S.  278),  zu  Lehn,  der  daher  1268  als  einer  der  grossen 
Vasallen  in  der  Oberlausitz  bezeichnet  wird.  Auch  letztrer  Umstand 
spricht  dafür ,  dass  er  nicht  bloss  Marklissa  und  die  umliegenden  Dör- 
fer, sondern  den  gesammten  Queisskreis  besessen  haben  wird. 

Nach  Aussterben  der  brandenburgischen  Markgrafen  aus  dem 
Hause  Askanien  (1319)  kam,  wie  die  ganze  östliche  Hälfte  der  Ober- 
lausitz, so  auch  der  Queisskreis  an  Herzog  Heinrich  von  Jauer^  dessen 
schlesische  Stammgttter  bis  dicht  an  den  Queiss  reichten.  Derselbe 
trat  1 329  das  Weichbild  Görlitz  an  König  Johann  von  Böhmen  ab,  be- 


S)  C6ä.  Sax.  II.  1.  109  flg.  Ai  diitinciio  «tC  raipenst  proptet  dif tiüctio- 
nem  inter  Zagost  et  Poloniam  nondum  factam.  ^  Ebend.  II.  1.  126. 
4)  OberlADS.  Nachlese  1769.  86.  Anmerk. 

K  not  ha,  6«ec1i;  d.  OUrl.  Adels.  37 


578  I^I-  Abtheilung. 

hielt  sich  aber  „die  Stadt  Lauban  und  ihr  Gebiet,  den  Markt- 
flecken [oppidum  forense]  Lesna  und  die  Burgen  Tsehocha  und 
Schwerta  nebst  ihren  Zubehörungen^  vor^).  Da  hier  Lesna  nicht 
mehr  als  Burg,  sondern  als  Marktflecken  —  und  davon  stammt  der 
nachmalige  Name  ^^rklissa^,  nicht  von  einer  früheren  „Grenzmark'^ 
—  bezeichnet,  wohl  aber  zwei  neue  Burgen  erwähnt  werden,  so  darf 
man  daraus  schtiessen ,  dass  inzwischen  die  Burg  auf  dem  Zangen- 
berge aufgegeben  und  auf  d^em  Grund  und  Boden  altslawischer  Dörfer 
zwei  deutsche  Steinburgen  aufgeführt  worden  seien.  Auch  die  Bau- 
art derselben  deutet  darauf,  dass  sie  erst  im  44.  Jahrhundert  entstan- 
den sein  werden.  Wir  vermuthen  sogar,  dass  ein  so  stattlicher  Bau, 
wie  zumal  der  von  Tsehocha ,  wohl  nicht  von  den  Privatmitteln  eines 
einfachen  Bittersmannes  hätte  bestritten  werden  können ,  dass  viel- 
mehr diese  beiden  Burgen  auf  Veranlassung  des  damaligen  Landes- 
herm,  Herzog  Heinrichs  von  Jauer,  erbaut  worden  sind.  4337^, 
sicherte  Letztrer  für  den  Fall  seines  kinderlosen  Todes  dem  König 
Johann  von  Böhmen  auch  den  Anfall  Laubans  mit  seinem  Weichhilde, 
desgleichen  den  „seiner  Stadt  Friedeberg^  und  der  Burgen 
Tsehocha  und  Schwerta  zu  (Lesna  wird  merkwürdiger  Weise  nicht 
mit  erwähnt).  So  war  denn  unter  Herzog  Heinrich  in  dem  bisher 
noch  so  öden  Queisskreistnoch  ein  zweites  Städtchen  (oppidum), 
Friedeberg  am  Queiss,  entstanden.  Nach  Heinrichs  Tode  (1346)  fiel 
nun  der  gesammte  Queisskreis  an  König  Jbhann  und  blieb  seitdem 
mit  der  übrigen  Oberlausüz  verbunden. 

Hierdurch  kam  derselbe  natürlich  unter  die  oberste  Verwaltung 
und  unter  die  Obergerichtsbarkeit  des  Landvoigts  zu  Budissin.  Und 
unmittelbar  unter  diesem  wollten  wahrscheinlich  die  ritterlichen  Be- 
sitzer der  grossen  Gütercompiexe  im  Queisskreise  auch  dann  verblei- 
ben, als  später  die  Oberlausitz  in  administrativer  Hinsicht  in  die  zwei 
„Kreise^  Budissin  und  Görlitz  eingetheilt  wurde.  Jene  Grossgrund- 
besitzer gehörten  in  der  That  zu  keinem  der  drei  Weichbilde  Lauban, 
Görlitz  und  Zittau,  welche  zusammen  den  „Kreis  Görlitz^  bildeten; 
sie  wünschten  wohl  auch ,  weder  vor  dem  Stadtgericht  zu  Lauban, 
welches  die  Voigteirechte  in  diesem  Weichbild  besass ,  noch  vor  dem 
zu  Görlitz,  welches  die  Obergerichtsbarkeit  in  seinem  ganzen  Weich- 
bild beanspruchte ,  sondern  lieber  vor  dem  Landgericht  oder  Hofge- 
richt des  Landvoigts  zu  Budissin  zu  Recht  zu  stehen.  Hieraus  erklären 
wir  uns  die  auffallende  Thatsache,  dass  der  Queisskreis  bis  in  neuere 


6)  Cod.  Las.  285.        6)  Ebendas.  316. 


9.  Der  Qaeisskreis.  579 

Zeit  nicht  zu  dem  näheren  Kreise  Görlitz ,  sondern  zu  dem  weit  ent- 
legenen Kreise  Budissin  gehörte.  Die  Inhaber  der  drei  grossen 
Gttteroomplexe  im  Queisskreise  waren  Schriftsassen. 

Marklissa  (4S47  Lesne,   4329  Lesna,   iloch  Anfang  des  15. 
Jahrhunderts  „die  Lesin ^,  dann  bis  in  das  47.^Jahrhundert   „die 
Lisse^  genannt)  stand  ursprünglich  nicht  ganz  an  der  jetzigen  Stelle, 
sondern  „unterhalb  der  Kirche^  dicht  am  Qu^iss'^.     Als  nämlich 
4431  die  Hussiten  das  Städtchen  verbrannt  und  4432  auch  noch  der 
Queiss'  eine  Menge   Häuser  hinweggerissen  hatte ,  baute  man  sich 
„oberhalb  der  Kirche^  neu  an  und  verlegte  die  Stadtgerechtigkeit  auf 
diese  neue  Ansiedlung ;  der  ursprüngliche  Ort  hiess  seitdem  „Altstadt^ . 
Wem  M.  nach  den  Herren  v.  Irksleben  gehört  habe ,  ist  unbekannt. 
Dass  es  Ende  des  14.  Jahrhunderts  die  v.  Uechtritz  auf  Schwerta 
innegehabt,  ist  unerweislich.     Mindestens  seit  Anfang  des  15.  Jahr- 
hunderts müssen  es  die  v.  Döbschitz  (S.  151]  besessen  haben.    1460^) 
wurden  denselben  ihre  Briefe  über  Döbschitz  und  Schadewalde  „mit 
allen  zugehörigen  Gütern"  bestätigt ,  wie  dieselben  ihnen  von  König 
Wenzel  (gestorb.  1419)  und  Siegsmund  ertheilt  worden  seien.     Als 
solche  zu  Schadewalde,  woselbst  sich  der  Rittersitz  befand,  ge- 
hörigen Güter  werden  aufgeführt  Marklissa,  Oertmannsdorf  und 
Hartmannsdorf,  sowie  das  im  Königreich  Böhmen  gelegene  und 
von  Friedland  zu  Lehn  rührende  Wünschendorf.  l}nd  diesen  Gü- 
tercomplex  haben  die  v.  Döbschitz  bis  1788  inne  gehabt^). 

Tschocha(1329Caychow,  1337Zachow,  seit  Ende  des  U.Jahr- 
hunderts Schocha,  Schochaw).  Die  dasige  Burg,  auf  steilem  Fels  am 
Queiss  gelegen ,  war  mit  ihren  dicken  Mauern ,  tiefen  Wallgräben, 
Ihren  Brücken  und  Fallgittem ,  ihrer  Kapelle ,  ihren  Sälen  und  Ge- 
wölben ,  geheimen  Gängen  und  fürchterlichen  Verliessen  bis  zu  dem 
Brande  von  1 793  die  besterhaltene  mittelalterliche  Burg  in  der  Ober- 


7)  a.  Weiner,  MarUiMa'er  Stadtekionik.  Mspt.  in  Qdrl.  Einzelnes  dAnns  ab- 
gedracktln  Oberl.  Nachlese  1769.  84.  Laus.  Mag.  1778.  33.  8)  Carpzov,  Ehrent. 
U.  237.  9)  1428  hielt  sich  der  Rittor  Hans  v.  Hoberg  zu  Schadewalde  auf, 
and  man  verlangte,  dass  er  nach  GSrlitz  komme  (Grünhagen,  Geschichtsquellen  der 
Hnstitenkiiege  58).  Daraus  möchten  wir  aber  noch  nicht  folgern ,  dass  er  Besitzer  des 
Ontes  gewesen  sei.  Um  1415  werden  Hannos  und  Nickel  t.  Kottwitz  „Ton 
Hartmann sdorf  wegen  Betheilignng  an  einem  Raabe  von  G5rUtz  In  die  Acht  ge* 
than  nnd  Nickel  ▼.  Kottwitz  nooh  1426  als  zu  Hartmannsdorf  erw&hnt  (Görl.  IIb.  pro- 
Script.  U.  29».  Laos.  Mag.  1771.  284).^  Es  bleibt  dahin  gestellt,  ob  auch  sie  etwa  bloss 
im  Anftrage  derer  ▼.  Ddbschltz  das  Gut  verwaltet  haben,  lieber  die  Besitzer  von  Hart- 
mannsdorf vgl.  Laos.  Mag.  1777.  131  flg., 

37* 


580  in.  AhtbeUimg. 

laosits^o).  Mindestens  seil  Ende  des  14.  Jahrfaonderis  gehörte  sie  den 
Burggrafen  v.  Dohna  (S.  458]  und  swar  derjenigen  Linie  dera^ben, 
welche  schon  längst  im  Fttrstenthnm  Jauer  and  SdiweidniU  begtttert 
war.  4447  verkauften  sie  Tsch.  nebst  Zubehdr  an  Heinrich  Benker 
(S.  450]^  der  sie  infolge  der  Renkerscben  Fehde  4480  an  Härtung  v. 
Klüx  [S.  299)  veräusserte..  Mindestens  seit  4454  besass  dieselbe  Casp. 
V.  Nostitz  auf  Rothenburg  (S.  395),  dessen  Nachkonunen  sie  bis  4703 
innehatten,  wo  sie  fflr  452000  Thlr.  an  Joh.  Hartm.  Aug.  v.  Uechirüz 
verkauft  ward.  —  Von  den  zugehörigen  Dörfern  wird  suerst  (Ober-) 
Wiese  erwähnt.  ObRengersdorf  seinen  Namen  von  jenem  Heinr. 
Renker  erhalten  habe,  ist  sehr  sweifelhaft.  Die  übrigen  Dörfer  Gol- 
dentraum, Goldbach,  Schulzendorf,  Volkersdorf,  Nie- 
de rw lese  entstanden  erst  im  Laufe  des  47.  Jahrhunderts. 

Die  Rurg  Schwerta  (4329  Sweta,  4337  Zwet,  4399  Sweihaw, 
später  Schweta  und  erst  seit  Ende  des  4  6.  Jahrhunderts  auch  Schwerta] , 
infolge  eines  grossen  Rrandes  4  527  theilweise  zerstört  ^^) ,  gehörte  nebst 
dem  ganzen  südlichsten  Theile  des  Queisskreises  mindestens  seit  Ende 
des  44.  Jahrhunderts  denen  v.  Uechtrü»  (S.  523),  welche,  wie  die  v. 
Dohna ,  auch  bereits  vorher  in  dem  angrenzenden  Fttrstenthum  Jauer 
begütert  waren.  Als  4592  diese  Schwerta^er  Linie  ausstarb,  theilten 
sich  infolge  der  Gesammtbeiphnung  die  Lehnsvettem  in  den  Güter- 
complex  so,  dass  die  Timewan'sche  Linie  derer  v.  Uechtritx  Geb- 
hardsdorf  (bald  darauf  auch  Oberschwerta),  die  Osterhols'sehe 
Linie  Meffersdorf,  die  Fuga'sche  dagegen  Niederschwerta 
erhielt.  Die  meisten  übrigen  Dörfer  entstanden  ebenfalls  erst  im  47., 
ja  im  48.  Jahrhundert. 

Friedeberg,  am  linken,  also  oberlaus.  Ufer  des  Queiss  ge- 
legen, war  in  kirchlicher  Hinsicht  ebenso  wie  Tschocha  und  Schwerta 
dem  erzpriesterlichen  Stuhle  zu  Seidenberg  unterstellt  und  gehörte 
unbedingt  ursprünglich  zur  Oberlausitz.  Als  es  aber  nebst  den  eben- 
falls auf  dem  linken  Queissufer  befindlichen  Dörfern  Egelsdorf 
und  Hermsdorf  gegen  Ende  des  44.  Jabrtinnderts  an  die  v.  Schaff- 
gotsch  auf  Greifenstein  gekommen  war,  nahmen  diese  auch  Ober  ihre 
oberlaus.  Güter  die  Lehn  von  den  Herzögen  von  Jauer  und  steuerten 
von  denselben  nach  Jauer.  Erst  als  im  46.  Jahrhundert  das  Steuer- 
wesen in  der  Oberlausitz  neugeregelt  werden  sollte,  besehwtfie  sich 


10)  WorbB,  QesclL  de»  SoUowes  Ttchoeha.  Uns.  MagulB  1828.  501  flf.  1830. 
508  flg.  DtMlbtt  Mch  eine  Abbildun«.  Preutker ,  BU«ke  IL  174.  ti)  Frans, 
Qescb.  der  Kirche  vnd  Paiocbie  Schw.  1836. 


II.  Die  Weichbilde  der  SOdte.  —  1.  Das  Weichbild  Badissin.      581 

der  oberlaus.  Adel,  dass  der  v.  Schaffgotsoh  für  das  StKdtlein  Friede- 
berg und  andere  Ort«  nicht  mit  dem  oberlaus.  Landstande  „leiden^, 
d.  b.  steuern  wolle.  Der  v.  Schaffgotsoh  berief  sich  darauf,  dass  seit 
4389  schiesische  Herzöge  Aber  Friedeberg  die  Lehn  ertheilt,  und  dass 
dieser  Ort  seit  fast  200  Jahren  daher  mit  Jauer  gelitten  habe.  Da*- 
rauf  wurde  ihm  von  den  Oberlausitzem  entgegnet  ^  dass  der  Qneiss 
die  Grenze  bilde  zwischen  der  Oberlausitz*  und  Schlesien ,  und  dass 
ein  früherer  Schaffgotsoh  von  46  Hufen  in  der  Tbal-mit  der  Oberlau- 
sitz gelitten  habe.  In  der  sogen,  decisio  Ferdinandea  von  4544  i^) 
l)estimmte  König  Ferdinand,  der  oberlaus.  Landstand  solle  binnen 
zwei  Monaten  nachweisen ,  von  welchen  Gütern  Schaffgotsoh  mit  der 
Oberlausitz  leiden  solle ;  die  Grenze  selbst  aber  solle  von  einer  Com- 
mission  besichtigt  werden.  Von  dem  Resultat  der  in  der  That  ange- 
ordneten Untersuchung  ist  uns  wenigstens  nichts  bekannt.  Faktisch 
ist  Friedeberg  bei  Schlesien  verblieben.  Noch  4507  ward  übrigens 
ein  ^ Nicolaus  Hels  de  Fridemberg  ex  Lusatia**  als  Student  zu 
Wittenberg  immatriculirt  i'). 

Ursprünglich  zu  Schlesien  und  zwar  zum  Weichbild  LOwenberg 
gehörig  waren  die  beiden  auf  dem  rechten  Queissufer  gelegenen  Dör- 
fer Friedersdorf  (bei  Greifenberg)  undWingendorf  (gegenüber 
von  Holzkirch) .  Seit  aber  4  427  Härtung  v.  Klüx  auf  Jschocha  (S.  299) 
das  erstere  von  Heinze  v.  Schoosdtyrf,  da^letztere  von  Hetnze  v.  Schrei- 
bersdorf gekauft  hatte,  blieben  dieselben  mit  dem  Tschocha'schen 
Gtttercomplex  und  daher  mit  der  Oberlausitz  vereinigt. 

II.    Die  Weichbilde  der  Städte. 

4.  Das  Weichbild  Budissin. 

Was  v<m  der  4268  abgetheilten  westlichen  Httlfte  der  damaligen 
Oberlausitz,  oder  dem  „Lande  Budissin**,  nicht  zu  den  eben  behandel- 
ien  Herrschaften  und  nicht  zu  dem  alsbald  zu  behandelnden  Weich- 
bild LObau  gehörte ,  kann  man  als  Weichbild  Budissin  betrachten. 
In  demselben  siand  die  Obergerichtsbari^eit  selfaat  in  spftterer  Zeit 

« 

nicht ,  wie  in  den  übrigen  Weichbilden ,  dem  Gerichte  der  Weich- 
bildsstadt, sondern  dem  Landvoigt  und  dessen  Landgericht  zu.  Nur 
innerhalb  der  Stadt  Budissin  selbst  und  auf  den  der  Conunun  oder 
einzelnen  Bürgern  gehörigen  Dörfern  besass  der  Rath  die  Oberge- 
richte. 


IS)  Oberlans.  Collectlons-Werk  ü.  1326  flg.        ^  Fömtemann,  Albnm  acad. 
Wittenb.  22. 


582  III.  Abtheilung. 

Die  Stadt  Budissin  (bei  Thietmar  von  Merseburg  [f  1018; 
meist  Budusin,  in  den  Urkunden  des  \\.  und  ii,  Jahrhunderts  Bu* 
dissin  und  Budesin)  wird  schon  4  002  als  solche  bezeichnet  und  war 
somit  die  älteste  und  Jahrhunderte  hindurch  die  einzige  Stadt  im 
Lande.  Als  Sitz  der  obersten  weltlichen  und  geistlichen  Behörden 
innerhalb  des  Landes,  nämlich  des  Burggrafen  oder  Präfekten,  später  , 
des  Landvoigts,  unddesArchidiakons  der  Oberlausitz,  welches 
Amt  der  jedesmalige  Propst  des  4  222  gegründeten  Collegiatstifts 
zu  St.  Petri  bekleidete,  ist  Budissin  trotz  mancherlei  Theilungen 
bis  4845  die  Hauptstadt  des  ganzen  Landes  geblieben.  Von  der 
Stadt  im  engeren  Sinne  des  Worts  war  unterschieden  die  landesherr- 
liche Burg,  die  Residenz  des  Land  Voigts,  und  das  Burglehn  mit 
den  Hausem  der  Burgmannen,  welche  nicht  unter  Stadtrecht,  son- 
dern unmittelbar  unter  dem  Landvoigt  und  dessen  Landgericht  stan- 
den. Den  noch  heut  üblichen  Namen  der  Burg,  Ortenburg,  haben 
wir  nirgends  in  den  Urkunden  vorgefunden ;  er  dürfte  am  richtigsten 
von  Ortwin  abzuleiten  sein. 

Wie  Budissin  den  Mittelpunkt  des  alten  Milzenerlands  bildete, 
so  haben  auch  die  zahlreichen  Dörfer  ringsum  fast  durchgängig  den 
slawischen  Charakter  ihrer  Anlage  bewahrt.  Im  Gegensatz  zu  den 
von  Deutschen  angelegten  Dörfern  im  Süden  und  Osten  des  Landes 
bestehen  sie  meist  ausser  dem  herrschaftlichen  Hofe  nur  aus  wenigen, 
dicht  beisammen  liegenden  Bauergütem.  Nicht  über  alle  haben  wir 
urkundliche  Nachrichten  aus  älterer  Zeit  aufgefunden.  Wir  versuchen 
sie  rhadienförmig  von  Budissin  aus  aufzuzählen. 

4.   Von  Budissin  südlich  in  der  Richtung  nach  Böhmen. 

Beischwitz  oder  Ebendörfel  (UOO  Beltzewitz)  ward  UOO 
von  Luther  v.  Gersdorff  gegen  das  Gut  Reichenbach  an  das  Dcmkapüel 
zu  Budissin  vertauscht^). 

Bo blitz  (4290  Bobelicz)  war  ursprünglich  der  Stammsitz  einer 
seit  4290  voii^ommenden  Familie  v.  Boblitz  (S.  133).  Daselbst  vei^ 
kaufte  U40  der  Budissiner  Bürger  Joh.  Voigt  2  Malter  Korn,  4473  die 
v.  Bolberüz  auf  Seitschen  (S.  437)  4  Mark  Zins  an  das  Domkapitel^ 
und  4469  Heinrich  v.  Rodewitz  auf  Niederfriedersdorf  (S.  452)  den 
Kretscham  an  Hans  v.  G«r«dor/f  auf  Bischdorf  ^. 

Preusch  witz  stand  4532  unter  dem  Rath  von  Budüiin. 

Grubditz  ward  4486  von  dem  Rürgermeister  Dürrheide  zu 


1.  1)  A.  find.  Hb.  fnndat.  61.        >)  A.  Bnd.  Urk.-Ven.  II.  110. 


1.  Das  Weichbild  Budissin.  583 

Bud.  an  den  Roth  verkauft,  der  es  4547  infolge  des  Pönfalls  verlor. 
1603  veräusserte  es  Hieron.  Ruperti,  Bürger  zu  Bud.,  an  das  Domr- 
kapüel. 

Pielitz  (Pulis,  Pultz)  war  seit  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  Sitz 
derer  v.  Penxig  (S.  420) . 

B  i  n  n  e  w  i  t  z  (Bene witz)  gehörte  mindestens  seit  Mitte  des  4  5 .  Jahr- 
hunderts einem  Zweige  derer  v.  Baudissin  (S*  4  44),  um  4529  aber 
denen  v.  Nodelwitz  (S.  376),  4532  mindestens  ein  Theil  dem  Bathe 
zu  Budissin.  •      *  « 

Basehau  hatte  4532  einen  Bürger  zu  Bud.j  4600  die  \.  Bertis- 
dorf  (S.  446)  zu  Besitzern. 

Grosspostwitz  ward  4507  von  denen  v.  Uelwigsdorf  (S.  268) 
an  den  Batb  zu  Bud.  verkauft.  Nach  dem  Pönfall  überliess  es  4549 
der  König  dem  Kanzler  Georg  Pritsche  zu  Bud.,  dessen  Erben  es  aber 
4555  nebst  Haynitz  wieder  an  den  Rath  veräusserten  ^) . 

Berge  (Perig,  der  Bergk)  gelangte  4482  von  Heinr.v.Äo^cÄdor/* 
auf  Doberschau  (S.  433)  an  Beinh.  v.  Luttäz  (S.  347),  4486  aber  von 
Hans  Rober  auf  Eulowitz  an  das  Kloster  Marienstem  und  4525  von 
diesem  an  Christoph  v.  LuUitz  auf  Bennersdorf  (S.  354). 

Lehn  gehörte  ursprünglich  wohl  der  davon  benannten  Familie 
v.  Lehen  (S.329),  später  meist  Bürgern  vonBud./so  4446  dem  Gregor 
Adam,  4532  einem  Kupferschmidt,  4554  Melch.  und  Hans  Ho/ff7iarm. 
Letztere  besassen  auch  das  anstossende  Dobschitz^). 

Mönchswalde.  4440  schenkten  Bürger  zu  Bud .  dem  Fransis- 
kanerkloster  dieser  Stadt  einen  Wald ,  den  die  beiden  letzten  Mönche 
4558  dem  Domkapitel  übergaben^  und  dieses  Hess  seit  4562  den  Wald 
lichten  und  die  ersten  Häuser  des  jetzigen  Dorfes  anlegen  ^) . 

Grosskunitz  (Koniss)  ward  4532  von  denen  v.  Baudissin  auf 
Niederkaina  (S.  4  4  4)  an  Peter  v.  Kopperitz  auf  Weigsdorf  (S.  340) 
verkauft. 

Kosel  (Cosula)  gelangte  mit  dem  südlich  davon  gelegenen  Per- 
tinenzort  Köblitz  4526  von  denen  v.  Nadelwitz  (S.  376)  an  die 
V.  Grisslau  auf  Crostau  (S.  252),  4547  von  diesen  ebenfalls  an  Peter 
V.  Kopperitz. 

Weigsdorf  befand  sich  im  Besitz  derer  v.  Kopperitz  a.  d« 
H.  Oppach  (S.  309],  welche  jedoch  (vor  4554)  kleine  Antheile  an  die 


')  Urk!ind.-Y6rz.  III.  181.        «J  Laus.  Mtgtz.  1860.  89.    Urk.-Verz.  UI.  175. 
6)  A.  Bud. 


5S4  III.  Abtheilung. 

Y.  Maocen  auf  Grödilz  (S.  357/  und  die  v.  Haugwits  auf  Wilthen    S. 
260]  veräussert  hatten. 

Eulowitz  (Eylowitz)  gehörte  (wie  Berge)  4475  dem  Heinr.  v. 
Bloschdorf,  Nach  dessen  erblosem  Tode  kam  es  4486  ebenfalls  an 
Hans  Rober j  später  an  die  v.  Haugwüz  auf  Wilthen.  Als  4535  Hans 
T.  Haugwitz  ebenfalls  erblos  starb  (unter  ihm  ward  nach  einer  gros- 
sen Pest  die  dasige  Marienkapelle  gebaut) ,  verkaufte  es  der  König  an 
Hans  V.  Nostitz  auf  Kunewalde  (S.  387).  4596  finden  wir  es  im  Besitz 
des  Hans  Christoph  v.  Rechenberg. 

Rodewitz  (Radewitz,  Rattwitz)  besassen,  wie  es  scheint ,  bis 
etwa  4480  die  v.  Kopperitz  j  darauf  bis  etwa  4543  Georg  Kordebog 
(S.  34  4).  4526  ward  es  von  Christoph  v«  LuUUz  auf  Rennersdorf  (S. 
354)  an  die  v.  Uaugwitz  auf  Wilthen  verkauft.  Bederwitz  (Bedro- 
witz)  war  Pertinenzort  des  vorigen. 

Kleinpostwitz  veräusserte  4498  Hans  v.  Rechenberg  nnf  Op- 
pach  (S.  445)  an  das  Damkapitel  zu  Bud. 

Kirsch  au  (4352  die  Ktfrse,  4407  die  Kursehe,  4484  Korsche<^,. 
Die  dabei  gelegene  feste  Burg,  deren  Besitzer  man  nicht  kennt,  ward 
4352  von  den  Sechsstädten  wahrscheinlich  wegen  von  da  verübter 
Strassenräuberei  zerstört.  Die  Hälfte  des  kleinen  Dorfs  verkaufte  4363 
ein  Deinhard  v.  Rundebach  an  Mich.  v.  Korbitz  (S.  34  4)  und  Nicol. 
Küchenmeister,  Nach  dem  erblosen  Tode  des  v.  Korbitz  ttberliess  4  407 
der  König  dieselbe  an  den  Landvoigt  Otto  v.  Kiülitz  (S.  296),  der  sie 
4409  dem  Domkapitel  zu  einem  Anniversarium  für  seine  Familie 
schenkte.  —  Die  andre  Hälfte  verkaufte  4406  Niclas  Jode  (S.278)  an 
die  V.  Luttitz  auf  Schirgiswalde  (S.  349).  Als  Aussteuer  der  Barbara 
v.  Luttitz  kam  sie  4453  an  die  v.  Grisslau  in  Bischofswerde  (S.  252], 
denen  sie  4  486  der  Landvoigt  entzog,  indem  er  sie  an  das  Domkapitel 
verkaufte. 

Gros  tau  befand  sich  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  im  Besitz 
derer  v.  Nadelwitz  auf  Wünschen  (S.  376),  seit  4526  bei  denen 
V.  Grisslau  (S.  252),  seit  Mitte  des  Jahrhunderts  bei  denen  v.  Rechen- 
berg auf  Oppach  (S.  447)  ^). 

Callenberg  gehörte  wohl  stets  den  Besitzern  von  Schirgis- 
walde ^  von  denen  es  um  4625  die  v.  Rechenberg  an  ihren  Schwager 
Hans  Bemh.  v.  Falkenhain  überliessen,  der  es  4628  an  das  Domkapitel 
veräusserte. 


9)  IMe  Oeseh.  des  Dorfes,  Laos.  Mag.  1870.  293  flg.       ^  1510  boH  ilek  olii  An- 
tbeil  im  Besitz  des  Domkapitels  befunden  haben.  Laus.  Mag.  1860.  258. 


1 .  Das  Weiebbild  Budissin.  585 

Sehirgiswalde  (4444  Scberingswalde,  4427  Jergiswalde)  war 
zwar  bis  in  neuste  Zeit  nicht  zur  Oberlausitz,  sondern  zum  Königreich 
Böhmen  gehtf rig ,  wird  aber  von  uns  hier  mit  aufgeführt ,  weil  die 
daselbst  gesessnen  Adelsfamilien,  für  Sehirgiswalde  allerdings  Vasallen 
der  Herrschaft  Rumburg-SchladLenau,  stets  auch  dndre  in  der  Ober- 
lausit£  gelegene  Guter  besassen.  Mindestens  seit  Ende  des  44.  Jahr- 
hunderts Sassen  daselbst  die  v.  ImUüz  (S.  348) ;  durch  Heirath  einer 
Wittwe  V.  Luttitz  gelangte  400  Jahre  spfiter  ein  Antheil  an  die 
V.  Reekenberg  (S.  445).  Nachdem  sich  457S  die  v.  Luttitz  mit  ihrer 
Lehnspflicht  von  Rumburg  losgekauft,  verfiusserten  sie  4628  ihren 
Antheil  (den  Oberhof)  an  das  Ihmkapüel  zu  Bud. 

S  0  h  I  a  n  d  (4  SS2  Solant] ,  schon  4  222  Kirchort ,  erscheint  seit 
dem  45.  Jahrhundert  im  Besitz  derer  v.  Kopperitz  (S.  340).  Diese  ver- 
kauften 4525  den  einen  Antheil  an  die  v.  Taupadel  (S.  543),  4547 
einen  andern  an  die  v.  Eberhardt  auf  Taubenheiro  (S.  470),  vor  4549 
einen  dritten  an  die  v.  Rechenbe^^g.  Als  4535  Paul  v.  Kopperitz  erblos 
starb,  überliess  der  König  dessen  Antheil  (Niedersohland)  an  die 
V.  Metzradt  (S.  363) . 

Oppach  und  Taubenheim  gehörten  nebst  Ell ersdorf  und 
Würbis  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  ebenfalls  denen  v.  Koppe- 
ritz ^  400  Jahre  später  denen  v.  Rechenberg  j  welche  Anfang  des  46. 
Jahrhunderts  einen  Theil  von  Taubenheim  an  die  v.  Eberhardt  über- 
iiessen. 

Wehrsdorf  gelangte  durch  den  Pönfall  4547  vom  Rathe  zu  Bud. 
an  den  König,  der  es  an  die  v.  Schlieben  auf  Pulssnite  (S.  484)  gab; 
von  diesen  kam  es  4554  an  die  v.  Schleinitz  auf  Tollenstein  (S.  477), 
von  diesen  4572  an  die  v.  Berbisdorf  (S.  4  46). 

2.    Von  Budissin  östlich  in  der  Richtung  von  Löbau  und 

Weissenberg. 

Au  ritz  gehörte  4532  dem  Hospital  B.  Virginis  zu  Budissin. 

Nadeiwitz  bis  mindestens  4546  denen  v.  Nadehoita  (S.  375), 
4532  dem  Hans  Rosenkain  zu  Budissin. 

B  a  s  c  h  i  t  z  (noch  im  4  6.  Jahrhundert  meist  BoschiCz)  zerfiel  zeitig' 
in  mehrere  Antheile.  Den  eiaen  besassen  Mitte  des  45.  Jahrhunderts 
die  V.  Bmnewüx  auf  Eitnigswarthe  (S.  440) ;  wohl  von  demselben 
veikaufte  4  506  Nie.  v.  Zezschwüz  Zins  andasDomkapitel.  Einen 
zweiten  hatten  die  v.  Nadelwitz  inne,  einen  dritten  die  v.  Penzig 
(S.  486).  Einen  dieser  beiden  verkaufte  4596  Hans  Schlichtigk  an  das 


586  ni.  Abtheilung. 

Domkapitel  j   das  aber  4598  seinen  Antheil  an  Rud.  v.  Rechenberg 
ttberliess^). 

Ganitz-Christina  gehörte  sdion  4482  dem  Domkofüel^) . 

Kub seh itz  (4088  Cupcici,  4S49  Cupsyts,  4272  Kupscizl)  war 
um  4088  von  Wratislaw  von  Böhmen  dem  neugegrttndeten  Stift 
Wyssehrad  bei  Prag  geschenkt  worden;  dieses  aberveritaufte  es  4249 
trotz  der  von  Friedr.  v.  Bore  auf  Burk  bei  Bud.  (S.  439}  darauf  gel* 
tend  gemachten  Ansprüche  an  das  Bisthum  MeiBsen^^).  Das  Bistbum 
hatte  einen  Getreidezins  von  44  Scheff.  Korn  wie  Hafer  auf  KupschiU 
dem  Greg.  v.  Kopperüz  zu  Lehn  gegeben,  der  ihn  4347  dem  Kloster 
Marienstem  schenkte.  Das  Dorf  selbst  hatten  spttter  die  v.  Kobershain 
(S.  305]  vom  Bisthum  zu  Lehn.  4456  verkauften  diese  es  ebenfalls 
an  Marienstern ,  doch  mit  dem  Vorbehalt ,  dass  das  Bisthum  das  Dorf 
wieder  einlösen  könne,  was  4465  geschah.  Seitdem  blieb  es  ein 
bischöflich  meissnisches  Amtsdorf. 

W  a  dl  t  z  gehörte  4  250  wohl  dem  Ritter  Heinricus  de  Wadewüz  <  \ . 
4532  aber  unter  den  Rath  zu  Budissin. 

Scheckwitz  besessen  4562  die  v.  Nadelwüz  (S.  376). 

Blösa  (Biese,  Blosaw)  bildete  in  der  zweiten  Hälfte  des  4  5.  Jahr- 
hunderts den  Sitz  einer  Nebenlinie  derer  v.  Kopperüz  (S.  344),  er- 
scheint aber  4532  ebenfalls  als  unter  dem  Rath  zu  Budissin  stehend. 

Rachlau  gehörte  Anfang  des  4 6.  Jahrhunderts  dem  Hans  v. I>o- 
berschüz  auf  Purschwitz  (S.448J,  nach  dessen  Tode  4546  seinen  Töch- 
tern; 9  Bauern  daselbst  erwarben  4534  die  v.  Kliix  (S.  304),  ver- 
kauften sie  aber  4564  an  Hans  v.  Gersdorff  axxt  Kuppritz. 

Meschwitz  (Meschitz).  Danach  nannte  sich  wohl  der  4442  bei 
einer  Schenkung  erwähnte  Nie.  de  Meschitz,  Bald  darauf  waren  die 
V.  Maxen  (S.  356)  daraufgesessen. 

Sornssig  gehörte  4225  wohl  demWemerus  de  Sumzic^^,  der 
eine  Stiftung  für  die  Kapelle  auf  dem  Schlosse  zu  Bud.  machte.  4486 
waren  daselbst  die  v.  Forst  (S.  484),  4525  ein  Georg  v.  Gersdorff  ge- 
sessen. 

Lehn  gehörte  bis  4560  denen  y. Kliix  auf  WawiU  (S.304),  seit- 
dem bis  4608  den  Bore  genannt  Kessel  (S.  440),  welche  es  an  die 
V.  Kliix  auf  Strahwalde  ttberliessen. 

Pe sehen  stand  4532  unter  dem  Rathe  zu  Budiism. 

Kuppritz  war  jedenfalls  das  Stammgut  derer  v.  Kopperüz] 


•)  Laus.  Mag.  1859.  165.        »)  Kbendas.  1859.  1B5.         u»)  Erben ,  re«.  Boh. 
79.  Cod.  Sai.  II.  1.  130  flg.        >0  Cod.  Los.  81.        13)  Lang  Mag.  1859.  345. 


] .  Da8  Weichl^d  Bndissin.  587 

4  486  besassen  die  v.  Forst  auf  Sornssig  Unterthanen  daselbst ;  seit 
1534  aber  erscheint  ein  besonderer  Zweig  derer  v.  Gersdorffsi.  d.  H. 
Malschwitz  als  daselbst  gesessen. 

Pommeritz  (4359  Pommerwitz)  gehörte  4359  ebenfalls  denen 
V.  Kopperitz,  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  aber  denen  v.  Nadelwüz 
(S.  376),  welche  4544  Bauern  daselbst  an  die  v.  Getsdorff  nnf  Kupp- 
ritz verkauften* 

Hochkirch  (wendisch  Bukecy,  daher  4 S2S>  Bukewiz)  war  schon 
4  iii  ein  Kirchdorf,  dessen  Collatur  dem  Domkapitel  zu  Budissin  zu- 
stand ^^j.  Von  den  Bauern  waren  die  einen  iy*arrdoto^,  andere  waren 
Anfang  des  46.  Jahrhunderts  Unterthanen  derer  v.  Klüx  auf  Wawitz 
(S.304),  wurden  aber  4564  an  die  v.  Gersdorffaut  Kuppritz  verkauft. 

Wawitz.  Daselbst  erhielt  4228  das  Domkapitel  zu  Budissin 
durch  Tausch  drei  Hufen  ^^).  Mindestens  seit  Anfang  des  46.  Jahr- 
hunderts gehörte  das  Gut  denen  v.  Klüx  (S.  304) ,  welche  4564  „das 
halbe  Vorwerk^  ebenfalls  an  die  v.  Gertdorff  ttberliessen.  Die  andre 
Hillfte  befand  sich  4584,  wie  es  scheint,  im  Besitz  derer  v.  Metzradt 
auf  RakelwiU. 

Rode  Witz.  Hier  waren  mindestens  seit  Anfang  des  46.  Jahr- 
hunderts die  V.  Forst  (S.  484)  gesessen. 

N i  e  t  h  an  stand  Mitte  des  4  6.  Jahrhunderts  unter  denen  v.  Maxen 
aufGröditz  (S.  375). 

Kohlwesa  (noch  im  46.  Jahrhundert  Golowas)  war  wohl  das 
Stammgut  derer  v.  Colowas  (S.  307).  Ende  des  45.  Jahrhunderts 
besassen  es  die  v.  Nechem  (S.  378),  seitdem  die  v.  Maxen, 

Zschorna  (Zcyme, Czema, Zoma)  gehörte  4464  denen  v.  SchUy 
(S.  479),  4478  denen  v.  Colowas  ^  darauf  denen  v.  Klüx  auf  Wawitz, 
die  es  4525  an  die  v.  Ger«c(or/f  verkauften. 

Nostitz  (im  46.  Jahrhundert  auch  Nostwitz)  war  der  Stammsitz 
derer  v.  Nostitz  (S.  384).  4439 — 66  kommen  daselbst  die  v.  Bau- 
dissin  a.  d.  H.  Kaina  (S.  444),  Ende  des  45.  Jahrhunderts  die  v.  Bei- 
witz (S.  4  43)  vor,  die  es  4540  an  die  v.  Gersdorff  a.  d.  H.  Lautitz 
(S.  244)  verkauften. 

Lautitz  (Lawtitz),  befand  sich  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts 
im  Besitz  einer  besonderen  Linie  v.  Gersdorff  (S.  243). 

Maltitz.  Danach  nannte  sidi  jedenfalls  der  4245  erwtthnte 
Frid.  de  Maltitz  (S.  353).  4447  kam  es  an  die  v.  NostitZj  die  es  nodi 
4444  in  einem  Streit  mit  Heinz  v.  Gebeizig  (v.  Gersdorff)  und  Hans 


18)  Cod.  Lqs.  31.  Ulis.  Hag.  1859.  ^17.  395  flg.        i^)  Cod.  Lni.  42, 


588  UI.  AbtMlang. 

V.  Dobersohitz  behaupteten.  Bald  darauf  scheint  es  geUieill  worden 
zu  sein.  Der  Haupttheil  befand  sich  im  Besitz  einer  Nebenlinie  derer 
V.  Gersdorff  auf  Gebeizig ;  der  andere  gehörte  um  4544  denen  v.  Metz- 
radt  auf  Milkel  (S.  362),  um  4530  aber  und  noch  4570  denen  v.  Pia- 
nüx  auf  TeichniU  (6.  484 ) . 

Kotitz  (noeh  im  i6.  Jahrhundert  Kottwitz)  war  das  Stammgut 
derer  v.  Kotttoüz  (S.  343) ,  die  bis  gegen  Ende  des  44.  Jahrbunderts 
daselbst  gesessen  wareni  Seit  Anfang  des  46.  iahriniBderts  besassen 
die  V.  Gersdorff  a.  d.  H.  Krischa  (S.  242) ,  4524  die  y.  UaufwiiB  auf 
Gaussig,  4545  die  v.  Ma<cen  auf  Gröditz  Theile  des  Guts. 

Weissenberg  (4228  Wiienburg,  noeh  4298  Wizenburch)  wird 
schon  4  228  als  oppidum  bezeichnet ,  in  welchem  das  Domkapüel  zu 
Budissin  drei  bisher  besessne  Hufen  Tertauschte.  Vielleicht  war  es 
damals  und  noch  4239,  wo  es  Sitz  eines  landesherrlichen  Gericht»- 
Voigts  war,  unmittelbares  Besitzthum  der  Landesherren^^).  4284 
schenkte  Albr.  v.  FMrsit%  auf  Purschwitz  (S.  427)  50  Scheffel  Korn 
wie  Hafer  Jahreszins  in  W.  dem  Domkapitel  zu  Bucfissin.  Seit  Ende 
des  44.  Jahrhunderts  finden  wir  die  Stadt  im  Besitz  derer  v.  Ger^dfjfrfj 
und  zwar  seit  etwa  4445  in  dem  der  Unie  Gebeizig,  von  welcher  sich 
4625  die  Bürger  freikauften. 

Gröditz  (4222  Gradis,  dannGrodis,  Grtfdis),  schon  4222  Pfarr- 
dorf, scheint  im  43.  oder  44.  Jahrhundert  denen  v.  Ptirsü%  (S.  428 
gehört  zu  haben,  von  denen  sich  Grabmonumente  an  der  KirchenthUr 
befinden.  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  finden  wir  daselbst  einen 
Hans  v.  Klüsß  (S.  298)  gesessen ,  von  dem  das  Gut  an  die  mit  ihm 
verschwägerten  v.  Maxen  (S.  357)  überging. 

Wetcha  (Weichau)  gehörte  denen  v.  Maxen  auf  Gröditz. 

Nechern,  von  welchem  sich  die  v.  Nechem  (S.  378)  benann- 
ten, ging  Anfang  des  46.  Jahrh.  ebenfalls  an  die  v.  Maxen  Ober. 

Wurschen  (Worsoben)  befand  sich  4448  im  Besitz  des  Caspar 
V.  Sohley  (S.  479),  seil  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  bei  denen  v.  Ao- 
delwOs  (8.  876) ,  die  es  4532  an  die  v.  Muet^wüz  (S.  375)  ver- 
kauften. 

Kumschitz  (4527  Komisefawitz)  geborte  mindestens  seit  Anfang 
des  46.  Jahrhunderts  ebenfalls  denen  v.  NadetwÜM. 

Purschwits  (4222  PonUs,  4442  PshmAiz)  ,  schon  4222 
Kirehort,  war  der  Stammsits  derer  v.  thrsüa  (S.  428),  die  bis  Anfimg 
des  44.   Jahrhunderts  vorkommen.      Mindestens    seit  Anfang  des* 


»)  Coa.  Las.  42.  dO. 


1.  Das  Weichbild  Bndissin.  5S9 

45.  JahrhuAderts  waren  daselbst  die  v.  Dobersciutz  (S.  448)  ge- 
sessen. 

Kleinbautzen  gehörte  seil  der  zweiten  Hälfte  des  4S.  Jahr- 
hunderts einer  besonderen  Linie  derer  v.  MeUradi  (S.  363]. 

P r  e  i  t  i  1 2  (4  8&0  Pnwititz ,    4  466  PreytU^) .    Daselbst  sdienkte 

4  i50  Conrad  v.  Muschwü»  (S.  374]  dem  Domkapitel  van  Budissin 

5  Malter  Getreidezins.  Seit  der  zweiten  Hälfte  des  45.  Jahrhunderts 
besassen  das  Gut  die  v.  Baudissin  a.  d.  H.  Niederkaina  (S.  444], 
Anfang  des  46.  Jahrhunderts  auch  die  v.  Planäz  auf  Teiehnitz  (S.  424) 
einen  Antheil. 

Rackel  war  bis  Ende  des  46.  Jahrhunderts  das  Stammgut  derer 
V.  Rackel  (S.  433). 

Beigern  (Belligem)  gehörte  4360^*)  dem  Budissiner  Bürger 
ioh.  Ursus  (Bflr),  4543  denen  v.  Planüz. 

3.  Yen  Budissin  nOrdlioh  in  der  Richtung  nach  Muskau. 

Niederkaina  (Eyna,  China,  Kina) .  Daselbst  besass schon  4 228 
das  Domkapitel  zu  Budissin  eine  Hufe;  4264  schenkte  demselben  der 
Bischof  von  Meissen  auch  den  BischoCszehnt.  Femer  bezog  dasselbe 
schon  seit  seiner  Gründung  von  einem  Gute  daselbst,  genannt  Kö- 
nigsteich (piseina  regis)  den  vollen  Zehnten  von  allen  Früditen 
des  Landes,  einen  Zins,  der  vor  4284  von  dem  damaligen  Besitzer, 
Ulrich  Schaff  (S.  474) ,  und  dem  Münzmeister  Otto ,  der  es  bewirth- 
sdiaftete,  lange  Zeit  nicht  gegeben  worden  war^^).  Auch  der 
Bischofszehnt  war  vor  4445  von  den  Bauern  des  Dorfes  lange  nicht 
mehr  entriditet  worden ;  da  deshalb  in  letztrem  Jahre  das  Domkapitel 
mit  dem  Ratiie  zu  Budissin  verglichen  ward,  so  scheint  letztrer  damals 
das  Dorf  besessen  zu  haben.  Seit  der  zweiten  Hftlfte  des  45.  Jahr- 
hunderts Mseheinm  gleichzeitig  als  daselbst  gesessen  die  v.  Baudissin 
(S.  4  4  4)  und  die  v.  Nadehoüst  (S.  376) .  Letstre  müssen  ihren  An- 
theil Anfang  des  46.  Jahrhunderts  an  die  v.  Metstradt  verkauft  haben, 
welche  ihn  Ende  des  Jahrhunderts  (^Rittersitz  und  Dorf^)  wieder  an 
den  Rath  zu  Budissin  überliessen. 

Burk  (Bore,  Burch).  Danach  nannte  sich  die  bis  Anfang  des 
44.  Jahrh.  vorkommende  Familie  v.  Bore  (S.  440),  wekdie  4304  gewisse 
dem  Dtmkttpiiel  gehörige  Besitzungen  in  ihrem  Dorfe  gegen  andere 
Güter  eintauschte.  Den  Bischofszehnt  daselbst  hatte  das  Domkapitel 
4264  ebenfalls  erhalten.    4329  war  Inhaber  des  Dorfs  der  Budissiner 


18)  Urk.-Yen.  I.  75.        17)  Cod.  Ltii.  30.  73.  118  flg.  Lao«.  Mag.  1860.  77  flg. 


590  UI.  Abtheilung. 

Bürger  Hermann  v.  Seyfriczdarfj  welcher  die  Erlaabniss  empfinge  von 
seinem  Gute  und  Dorfe  Burk  mit  der  Stadt  zu  schössen  ^^] .  Seitdem 
stand  dasselbe  unter  dem  Raihe  von  Budissin. 

Oehna  (Oehnau)  gehörte  ebenfalls  unter  den  Roth  und  soll  nach 
dem  POnfoll  an  eiiien  Hans  Schönbom  gekommen  sein  ^^ . 

Nimschit^hiess  im  44.  Jahrh.  Gneutitz  oder  Gneustitz. 
im  46.  Kniptitz  und  Knipsohitz.  Schon  1304  besass  den  Haupt- 
theil  desselben  das  Domkapäel  zu  Budissin ,  weshalb  Franz  v.  Burk 
seine  zwei  Hufen  daselbst  gegen  die  Besitzungen  des  Kapitels  in  Burk 
vertauschte.  Es  erwarb  4333  noch  eine  Hufe  von  Werner  v.  Luttitz 
hinzu.  4376  besass  ein  Hans  Schwarze  ein  Gut  daselbst  und  gelobte, 
daselbst  keine  Schäferei  anzulegen.  4408  erkaufte  das  Domkapitel 
abermals  4  Bauern ,  desgleichen  4  494  zwei  Bauern ,  letztre  von  Chri- 
stoph V.  Gersdorff  diXkl  Baruth.  Seitdem  befand  sich  das  Dorf  in  aus- 
schliesslichem Besitz  des  Kapitels  2<^). 

Litten  (4237  Letonin,  noch  im  46.  Jahrhundert  Letten}.  Den 
Bischofszehnt  erhielt  das  Budissiner  Domkapitel  4 S37  von  dem  Bis- 
thum  Meissen  geschenkt.  4536  verkaufte  Peter  v.  Waldüz  auf  Sdier 
Bauern  daselbst  an  die  v.  Penzig  auf  Kreckwitz  (S.  440) ,  und  diese 
wieder  4560  an  die  v.  Doberschitz  auf  Purschwitz  (S.  448<.  Ein 
andrer  Antheil  soll  bis  zum  Pönfall  (4547]  dem  Hospital  zu  Budissin 
gehört  haben  2i) . 

Kreckwitz  (Krekewitz).  ^Danach  nannte  sich  ein  Kristan  de 
Krekewitz,  dessen  Wittwe  Katharine  nebst  ihren  Söhnen  J<rtiann, 
Rulko  und  Jenchin  4352  Zins  zu  Kleinschweidnitz  bei  Löbau  zu  Lehn 
gereicht  erhielt  ^^j.  Seit  Mitte  des  4  4.  Jahrhunderts  besassen  das  Gut 
die  V.  Baudissin  (S.  44  4),  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  die  v.  Nadei- 
Witz,  4536  ein  Nie.  v.  Penzig  (S.  449). 

Doberschitz  war  jedenfalls  Stammsitz  einer  Familie  v.  Dober- 
sshüz  (S.  447).  Im  46.  Jahrhundert  gehörte  der  eine  Antheil  davon 
denen  v,  Metzradt  a.  d.'  H.  Kleinbautzen  (S.  363) ,  der  andere  dem 
Budissiner  Bürger  Caspar  Hoffmann^  und  zw^ar  nach  Stadtrecht;  dessen 
Söhne  Melchior  und  Hans  aber  erhielten  ihn  4554  zu  Lehn  ge- 
reicht 23) . 

Plieskowitz  (Pluskewitz,  Piuschwitz).  Daselbst  schenkte 
4326  Albr.  v.  Nostüz  (S.  382)  Getreidezins  an  die  Kapelle  auf  der 


W)  Cod.  Lui.  273.  »)  Laus.  Magaz.  1835.  ISO.  »)  Cod.  Lns.  167.  301. 
A.  Bnd.  Laus.  Mag.  1860.  413  und  84.  »)  Cod.  Lus.  47.  Laus.  Mag.  1835.  126. 
»)  A.  Bud.        «)  Urk..reri.  ül.  175. 


1.  Das  Weichbild  Budisflin.  591 

Burg  zu  Budissin.     Mindestens  seit  4485  erscheinen  als  Besitzer  die 
V.  Zezschwüz  (S.  542). 

KronfOrstchen  ward  noch  im  46.  Jahrh.  Krummenforst 
genannt;  den  dasigen  Bisohofszehnt  (46  Scheff.  Korn  wie  Hafer)  ver- 
kaufte 4334  Jenchin  v.  Nostüx  (S.  382)  an  das  Dötnkajntel  zu  Budissin. 
Das  Dorf  selbst  stand  4460  unter  denen  v.  H&msdorf  (S.  269),  4532 
ganz  oder  zum  Theii  unter  dem  Rathe  von  Budissin, 

Quatitz  (4327  Quatenitz).  Den  Bischofsz^nt: daselbst  hatten 
mindestens  seit  4488  die  v.  Haugwitz  auf  Putzkau  (S.  260)  von  dem 
Bisthum  Meissen  zu  Lehn.  Das  Gut  selbst  gehörte  bis  4327  dem  Bu* 
dissiner  Bürger  Hans  Bischofswerde,  dann  seiner  Wittwe ,  4360  aber 
dem  Joh.  Ursus  (Bär) ,  ebenfalls  Bürger  von  Budissin,  und  zwar  als 
Lehn  der  Krone 2^);  4545  war  Heinr.  v.  Metzradt  Besitzer,  dessen 
Söhne  (auf  Herbigsdorf)  es  4534  an  Nie.  v.  Gersdor/f  auf  Malschwitz 
verkauften. 

Briesing  (4237  Bresin,  4360Bresni,  4473  Bressinke,  4546 
Bresenca).  Den  Bischofszehnt  daselbst  schenkte  4237  der  Bischof 
von  Meissen  dem  Domkapitel  zu  Budissin.  Auf  der  dasigen  Mühle  er- 
hielt 4360  Joh.  Ursus  4  Mark  Zins  gereicht.  4473  verkauften  die 
v.  Bolberüz  zu  Förstchen  Zins  auf  Briesing  an  Marienstem.  4546  ge- 
hörte das  Gut  denen  v.  Doberschitz  auf  Purschwitz. 

Niedergurig  (Gork,  Gorik)  war  wohl  dasjenige  Gut,  wo  4384 
ein  Joh.  v.  Gersdorff  (residens  in  Gork)  und  4393  jener  Nie.  v.  Gers-- 
dorff  (zu  Gorig)  gesessen  war ,  welcher  bald  darauf  in  den  Besitz  der 
Herrschaft  Ruhland  (S.  238)  gelangte.  Seit  mindestens  4476  gehörte 
es  einer  Nebenlinie  derer  v.  Schreibersdorf  aus  d.  H.  Neschwitz 
(S.  493). 

Malschwitz  (so  schon  4 225  geschrieben) .  Der dasige  Bischofs- 
zehnt ward  4264  dem  Domkapitel  zu  Budissin  von  dem  Bisthum 
Meissen  geschenkt.  Das  Gut  selbst  befand  sich  im  43.  Jahrhundert 
im  Besitz  einer  Familie  v.  Malschwitz  (S.  353^.  Bald  darauf  hatte 
das  Domkapitel  markgräflich  brandenburgische  Lehngüter  daselbst  er- 
worben, die  es  4306  an  Friedr.  v.  Lewenwalde  (S.  335)  tauschweis 
abtrat.  4423  besass  Siegsm.  v.  Zezschwitz  zu  Plieskowitz  (S.  542) 
mindestens  Unterthanen  daselbst.  Um  4432  war  Heinr.  v.  Baudissin 
(S.  440),  seit  4488  aber  eine  besondere  Linie  derer  v.  Gersdorff 
(S.  245)  daselbst  gesessen. 

Guttau  (4222  und  noch  4350  Guttin,  später Gotta,  Gottau,  Gutta) 


««)  A.  Bud.  ürk.-VeM.  I.  75. 


592  lil*  Abtheiiimg. 

halte  schon  4222  eine  eigne  Kirche,  welcher  1334  eine  Hufe  zu  Warthe 
;N.  bei  Guttau)  von  Joh.  v.  Rackel  (S.  433)  geschmkt  ward.  4421 
— 43  war  Casp.  v.  Luttü%  (S.  346) ,  später  aber  die  v.  NosUt»  a.  d. 
Stamme  Rothenburg  daselbst  gesessen. 

Kl  ix  (so  schon  4222,  später  Qux,  Klax),  4222  ebenfalls  bereits 
Kirchort,  war  das  Stammbaus  derer  v.  Klüx  (S.  297)  ^  die  es  erst  Ende 
des  46.  Jahrhunderts  an  die  v.  Nostitz  verkauften. 

Leichnam  befand  sich  4509  im  Besitz  eines  Hans  v.  Gen- 
dorff;  darauf  gehörte  es  denen  v.  Penzig  (S.  449),  die  es  4553  eben- 
falls an  die  v.  Nostäz  auf  Guttau  veräusserten. 

Sdier  (Sder)  gehi^rte  in  der  ersten  Hälfte  des  45.  Jahrhunderts 
denen  v.  LuUitz  (S.  346),  dann  denen  v.  Waldüz  [S.  532),  seit  4562 
aber  denen  v.  Löbm  (S.  338] ,  die  es  4599  nebst  dem  Pertinenzort 
Brehmenan  das  Domkapitel  zu  Budissin  tlberliessen^^). 

Kauppe  bildete  seit  Anfang  des. 4 5.  Jahrhunderts  den  Sitx  einer 
Nebenlinie  derer  v.  Metzradi  a.  d.  H.  Milkel  (S.  364). 

Milkel  war  ein  Stammhaus  derer  v.  Metzradty  die  es  4598  an 
Georg  V.  JMben  auf  Sdier  verkauften. 

Lippitsch  und  Hermsdorf  gehörten  noch  Ende  des  46.  Jahr- 
hunderts denen  v.  Metzradt  a.  d.  H.  Milkel. 

Uhyst  an  der  Spree  (Wuyez,  Ugist)  gehörte  mindestens  von 
Mitte  des  15. — 46.  Jahrhunderts  ebenfalls  zu  den  Besitzungen  derer 
V.  Metzradt,  welche  4466  daselbst  die  erste  Kirche  erbaut  haben 
sollen  2*).  Von  ihnen  kam  es  an  die  v.  Nostitz  auf  Kunewaide ,  von 
diesen  4569  an  die  v.  Maasen  auf  Gröditz,  schon  4570  aber  an  die 
v.  Mwchwitz  auf  Wurschen. 

4.    Nordnordwestlich  von  Budissin  in  der  Richtung  nach 

Hoyerswerde. 

Seidau,  Vorstadt  von  Budissin ,  war  zwischen  dem  AoM  und 
der  Landvoigtei  getheilt,  woraus  Streitigkeiten  und  Verträge  der  ver- 
schiedensten Art  hervorgingen. 

Tem ritz  (4225  Tymericz,  4267  Themerls)  war  das  Stammgut 
derer  V.  Temrüz  (S.  544).  Seit  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  gehörte 
es,  wenigstens  zum  Theil,  denen  v.  LutUtz  auf  Schirgiswalde  (S.350} 
und  kam  von  diesen  4453  an  die  v.  Grisslau  in  Bisohofewerde,  4488 
aber  an  das  Domkapitel  zu  Budissin. 

Teichnitz  (4224  Thichenitz,  Tichnitz)  war  der  Stammsitz  derer 


»)  Lau».  Mag.  1860.  460.        »)  Müller,  RefonntziontseMh.  780  Anmerk. 


i.  Das  Weichbild  Budissin.  593 

V.  Tichmtz  (S.  543),  die  bis  Anfang  des  45.  Jahriianderts  daselbst 
vorkommen ;  seitdem  gehörte  es  denen  v.  Planüz  (S.  420) . 

Gross-  ond  Kleinwelka.  Nach  einem  derselben  nannte  sich 
wohl  jener  Fritaoo  miles  de  Wolkowe  (S.  538) ,  der  nebst  seiner  Fran 
4345  bereits  bei  den  Franziskanern  zu  Budissin  begraben  lag.  Seit 
Anfang  des  46.  Jahrfannderts  gehörte  Grosswelka  denen  v.  Metz- 
radt  anf  Forstchen  (8.  365] ,  Kleinwelka  denen  v.  Haugwüz  auf 
Ganssig  (S.  SCS). 

Schmochtitz  befand  sich  mindestens  seit  4500  ebenfalls  im 
Besitz  derer  v.  Metzradi  auf  Ftfrstchen. 

Luboehau  (Lubecfaow,  Libocha wa) .  Dasselbe  besessen  Anfang 
des  46.  Jahrhunderts  die  v.  Metzradt  auf  Milkwitz ,  4578  die  v.  Bei-- 
Witz,  4580  Hans  v.  Schleinüz  (S.  477). 

Milkwitz  war  sdion  4394  ein  Stammhaus  derer  v.  Metzradt 
(S.  36«). 

Luga.  Als  Besitzer  kommen  vor  Anfang  des  45.  Jahrhunderts 
die  V.  Luttitz  auf  Sdier  (S.  346) ,  seit  4500  die  v.  Metzradt  ei.  d.  H. 
Forstchen,  die  es  4523  an  die  v.  Planüz  auf  Teichnitz  verkauften. 

Radibor  (4447  Radewor]  soll  43^7  dem  Siegsm.  Behr,  Bürger 
zu  Budissin ,  gehört  haben  j  der  daselbst  neben  der  Pfarrkirche  auch 
eine  Kreuzkapelle  gründete  und  ersterer  das  NW.  angrenzende  Dorf 
Camina  schenkte 2^).  Seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  finden  sich 
als  Besitzer  die  v.  Bolberitz  (S.  437) ,  von  4463—4563  die  v.  Planitz 
(S.  424).  Bornitz  (4539Bomwitz)  war  Pertinenzstttck  von Radiboi*. 

5.  Nordwestlich  in  der  Richtung  von  Budissin  nach  Kamenz. 

Rattwitz  gehorte  wahrscheinlich  von  Mitte  des  44.  bis  Ende 
des  4  5.  Jahrhunderts  denen  v.  Kopperüz  (S.  308) ,  dann  denen  v.  Planitz 
auf  Teichnitz,  die  es  4563  an  Graf  Joachim  v.  Schlick  verkauften. 

Salzenforst  besassen  schon  4359  und  noch  Ende  des  45.  Jahr- 
hunderts ebenfalls  die  v.  Kopperüz.  Nachdem  das  Domkapitel  zu 
Budissin  durch  Schenkung  oder  durch  Kauf  schon  vorher  einzelne 
Bauern  daselbst  erworben,  kaufte  es  4604  auch  das  Vorwerk  von 
Margarethe  v.  Minckwüz^'^). 

Uhna  (Unaw)  befand  sich  4359  ebenfalls  im  Besitz  derer  v.  Kop- 
peritz y  seit  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  bei  denen  y.  Metzradt  auf 
Milkwitz    (S.  362) ,    nach   Mitte   des    Jahrhunderts    bei    Christoph 


»)  KliefaenMlleila  161  flg.        »)  Ltiu.  Mag.  1860.  U2  flg. 
X  B  0 1  k  « ,  titsek.  d.  0b«rl.  Adeli.  3S 


594  m.  AbtheiluDg. 

V.  Gersdorffa.  d.  H.  Ruhland,  der  es  4600  an  HansGasp.  v.  Haugwitz 
überliess. 

Jannowili  besassen  im  4 6.  Jahrhundert  die  v.  Meizradt a. d. H. 
Miikwitz ,  die  in  den  70er  Jahren  Unierthanen  an  die  v.  Bolberitz 
überliessen. 

Bolbritz  (Bolberitz),  der  ursprüngliche  Stammsiti  derer  v.  Bol- 
beritz  (S.  435],  hatte  spater  zu  Besitzern  4424  Hans  y.Büx  (S.  2981, 
4473  Hans  v.  Gnsk,  seit  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  die  v.  Meizradt. 
die  es  gegen  Ende  des  Jahrhunderts  an  Heinr.  v.  Schönberg  veräus- 
serten. 

Bloaschitz  (Bio waschi tz]  und  Döberkitz  (Debriketz,  Dobri- 
ketz)  gehörten  mindestens  seit  4475  denen  \.H<xugwüzdi.A..YL,  Neda- 
schitz  (S.  S68) . 

Prischwitz  [4898  Prischewicz),  einst,  wie  alle  südlich  davon 
gelegenen  Dörfer,  bischöflich  meissnisch,  ward  4  292  an  das  Kloster 
Marienstem  veAauft^*). 

Solschwitz  (Sulschewicz,  Scholzwicz)  scheint  schon  zeitig  in 
zwei  Antheile  zerfallen  zu  sein.  Den  einen  besassen  seit  dem  43.  bis 
Ende  des  46.  Jahrhunderts  die  v.  Baudissin  (S.  408],  den  andern 
4373  Czaslaus  v.  Penzig  (S.  443],  4430  Herr  Heinr.  v.  Kamenz^  4453 
Rentsch  v.  Sat*atsch,  der  („zu  Solschwitz  gesessen^]  als  Feind  des 
Kurfürsten  Friedrich  von  Sachsen  nebst  anderen  oberlaus.  Adlichen 
sich  auf  einem  Tage  zu  BisQ^ofswerde  einfinden  sollte  3<>],  4485  Albr. 
V,  Schreibersdorf  j  4545  Niclas  v.  Spital,  d.  h.  v.  Gersdorff  a.  d.  H. 
Spittel  (S.  202] . 

Dreikretzscham  (4390  Dreykretzen),  dem  Hospital  zum  heil. 
Geist  in  Budissin  gehörig,  ward  infolge  (des  Pönfalls  4547  mit  ein- 
gezogen. 

Strohschi  tz  (Strositz)  ward  4440  von  Gerh.  v.  Bolberiiz  auf 
Seitschen  an  das  Domkapitel  zu  Bud.  verkauft  '^] . 

Loga  (4226  Lagowe]  bildete  in  ältester  Zeit  den  Hittelpunkt 
eines  eignen  Burgwarts ,  in  welchem  der  Bischofszehnt  dem  Kapitel 
zu  Grossenhain  gehörte,  aber  von  diesem  4226  (propter  loconim 
distanciam]  an  das  Domkapitel  zu  Bud.  verkauft  ward''}.  Das  Gut 
selbst  besassen  im  46.  Jahrhundert  und  wahrscheinlich  schon  früher 
die  V.  Baudissin  auf  Solschwitz  (S.  469]. 

Weidlitz  (Weittnitz],  ein  Gut  derer  y.Metzradt  a.  d.  H.  Milk- 


»)  K  not  he,  Marienstern  22.         30)  a.  Dresd.    W.  A.  OberUos.  Sachen  BL  7. 
^0  Lao«.  Mag.  1873.  193.     .  »)  Ehend.  1860.  461.        3S)  Ood.  Loa.  38. 


1.  Das  Weichbild  Budissin.  5*95 

wits,  ward  4562  an  Hans  v.  Poster  (S.  439),  von  diesem  4569  an 
Abrah.  v.  Luttitz  verdussert. 

Westlich  von  dem  oben  erwähnten  Prisehwitz  an  der  Strasse 
nach  Kamenz  liegt  Lttbon  (Leubobei,  Lobabel),  woselbst  4332  und 
4355  die  v.  Kopperitz  (wohl  auf  Rattwitz,  S.  308)  dem  Kloster  Ifa- 
rienstem  Zins  abtraten. 

Auschkowitz  (Uskewitz).  Aii^h  hier  verkauften  dieselben 
Kopperitze  dem  Klostei'  41  Schillinge  Zins. 

Kleinhähnichen  (Heynichen).  Als  Besitzer  desselbeii  erschei-  i 

nen  4  890  und  4  296  ein  Fridericus  de  Heynichen ,  Zeuge  fUr  Marien- 
Stern  34),  4400  Henzel  v.  Glaubitz  (S.  246),  später  die  v.  Bolberüz  a. 
d.  H.  Förstchen  (S.  438) ,  gleichzeitig  mit  diesen  zu  Anfapg  des 
4  6.  Jahrhunderts  auch  die  v.  Pomkau  (S.  426) .  j 

Ne  r a  d  i  t  z  (4  473  Neredwitz)  gehörte  mindestens  seit  4  475  eben-  \ 

falls  denen  v.  Bolberitz  a.  d.  H.  Förstchen. 

Jiedlitz  (Gedelitz,  Gödelitz)  besass  4355  Wilr.  v.  Äb/ipert/js, 
der  Zins  daselbst  an  Marienstem  schenkte.    4  508  kaufte  das  übrige  , 

Dorf,  wir  wissen  nicht  von  wem,  der  Rath  zu  Budissin,  der  es  jeden- 
falls durch  den  Pönfall  verlor.  4572  besassen  es  die  v.  Ponikau  auf 
Elstra.  '  . 

Gannewitz.  Auch  hier  schenkte  4355  Wilr.  v.  K&pperitz  dem 
Kloster  Marienstem  Zins.  4373  vei^lich  sich  Kirstan  v.  Kopperitz 
wegen  seiner  dasigen  Unterthanen  mit  ^em  Domkapitel  zu  Budissin, 
während  4365  Henczil  v.  Ziegelheim  (S.  543)  3  Hufen  daselbst  eben- 
falls an  Marienstem  abtrat. 

Schweinerden  (4296  Zwinem)  ward  4296  von  Renczko  v. 
Gusk  (S.  435)  an  Marienstem  verkauft. 

Kopse  hin  gehörte  4549  denen  v.  Hanitz  (S.  424). 

Koseritz  (N.  v.  Crostwitz),  zwischen  den  Herrschaften  Kamenz 
undNeschwitz  gelegen,  wohl  der  Stammsitz  derer  v.  Koseritz  (S.  3.42), 
ward  4327  von  denen  v.  Gusk  (S.  435)  an  Marienstem  veräussert. 

Räkelwitz  (4280  Rokelewicz,  4304  Rokilwicz)  gehörte,  wie 
es  scheint,  ebenfalls  zu  keiner  jener  beiden  Herrschaften  und  bildete 
mindestens  seit  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  ein  Stammhaus  derer 
v.  Metzradt. 

Höflein^ovelin),  rings  umgeben  von  ehemals  v.  Kamenzschem 
Gebiet,  hatte,  so  klein  das  Dorf  ist,  dennoch  eiae  Menge  Besitzer. 
4304  erwarb  Marienstem  4  Hufen  'daselbst  von  Gerhard  v.  Bolberitz 


3«)  A.  aiStem.  •  -r 

38» 


596  lU.  Abtheilmig. 

(S.  ISS),  den  Kretficham  aber  voo  GttBther  Schaff  (S.  474]  und  er- 
hielt diese  Güter  von  den  Markgrafen  v<in  Brandenburg  gereicht. 
Ebenso  eriuiufto  das  Klosler  4348  einen  Bauer  von  denen  v.  Penzig 
auf  Sobehwits  (S.  443),  welche  noeh  4373  Unterthanen  daselbst  hat- 
ten. Andere  Bauern  gehthrten  später  denen  v.  Schreibersdorf  auf 
Königsvsrarthe  (S.  498),  welche  sie  4584  an  die  v.  Metzradt  auf  Räkel- 
witB  überliessen.  Obgleich  I^tstre  mehrfach  Unterthanen  an  Marien- 
stem  austauschten,  besassen  sie  4567  zu  Htfflein  noch  5  Gttrtner. 

Sädlich  von  Schweinerden  liegt  Ostro  (4006  Ostrusna,  4349 
Oztrow,  Ostrowe).    Es  bildete  mit  seiner  alten  Heidenschanse  (4006 
castellum)  den  Mittelpunkt  eines  Burgwarts,  den  4006  Kaiser  Hein- 
rich II.  dem  Bisthum  Meissen  schenkte.    Noch  zur  Zeit,  wo  die  ober- 
laus. Grenzurkunde  abgefasst  ward  (4S44),  befand  sich  das  Bisthum 
im  Besitz  jener  Güter;  ja  noch  4542  hatte  es  Lehnmänner  und  Lehn- 
wiesen daselbst.    Den  Haupttheil  des  Gutes  aber  rouss  das  Bisthum 
spätestens  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  an  die  v.  Haugwäz  (8.  858), 
welche  von  ihm  auch  Neukirch  und  andere  Ddrfer  zu  Lehn  besassen, 
überlassen  haben,  aber  nicht  als  bischöfliches  Lehn.  Die  Bestätigung 
der  sofort  zu  erwähnenden  Schenkungen  und  Käufe  von  Theilen  von 
Ostro  erfolgte  durch  die  Landesherren  der  Oberlausitz.  4349  verkaufte 
TyKch  (Dietrich)  v.  Haugwitz  4  Talent  Zins  daselbst  an  einen  Pfarrer 
Eberhard,  der  sie  sofort  an  Marienstem  schenkte.    4330  schenkte 
Dietr.  v.  Haugwitz  selbst  8  Talent  Zins  und  im  nächsten  Jahre  noch 
i  Hufen  demselben  Kloster,  und  4347  bestätigte  letztrem  Karl  IV.  die 
„10  Schock  Zins^  daselbst.    Den  noch  ttbrigen  Theil  des  Dorfis  sehet* 
nen  die  v.  Haugwitz  an  die  v.  P&nikau  auf  Elstra  (S.  494)  überlassen 
zu  haben,  welche  bei  den  Gesammtbelehnangen  (wahrscheinlich  schon 
4379,  sicher  seit  4420)  auch  als  Besitzer  von  „halb  Ostro^**  bezeichnet 
werden.   Diesen  ihren  An  theil  (40^2  Hufe  und  die  Mtthle)  verkauften 
4504  die  v.  Ponikau  auf  Kleinhähnichen  an  das  Dcmkapild  zu  Budi»- 
sin.  Ausserdem  standen  (4597)  einzelne  Güter  „unter  dem  Schlosie  au 
Bud.*^,  d.  h.  ihre  Besitzer  waren  unmittelbare  Lehnleute  des  Land- 
voigts'*). 

Bocka  (4357  Buckow,  später  Bocko)  gehörte  wohl  zum  Bui^wart 
Ostro  und  war  mit  diesem  Gute  an  die  v.  Haugwitz  gelangt.  Wenig- 
stens verkaufte  noch  4506  Peter  v.  H.  auf  Gaussig  Zins  auf  Richter 


»)  Vgl.  T.  Weber,  Azthiy  für  die  sichs.  Qetoliichte  VI.  168.  Cod.  Sazon.  II.  i, 
111.  Gercke^,  Stolpen  657  flg.  Cod.  La».  II.  26  flg.  Laus.  Mag.  1865.  291. 


1.  Das  Weiokblld  Budlssin.  597 

und  Gemeinde  daselbst  .an  das  Domkapitel  tu  Bad»  4&S4  besassen  ea 
die  V.  Planüz  (S.  424). 

Jan  er  (4244  Jawor,  1304  Janwer)  gehörte  ebenfalls  in  Osiro 
und  wird  daher  in  der  G^enznrkunde  von  4944  erwähnt.  Ende  des 
43.  Jahrhunderts  besass  es  Dietrieh  ▼.  Aiiift€U7t^jB  (S.  408)  und  swar 
auch  nicht  als  bischoflich  meissnisehes,  sondern  als  brandenbnrgisches 
Lehn.  4304  schenkte  er  das  Out  an  Mariemtem^  yvas  die  Markgrafen 
bestätigten. 

Elstra  (4a48Elstrowe,  4400  Elstraw),  sehen  4S48  Kirehort, 
bildete  den  Mittelpunkt  eines  grösseren  Gttereompleies,  der  abpr  nie 
die  Vorrechte  einer  „  Herrschaft  **  genossen  hat.  Beeitaer  desselben 
waren  jedenfalls  schon  seit  Ende  des  43.  Jahrhunderts  die  v.  AmtXraii 
(S.  483],  welche  auch  für  den  (schon  4420  als  Stadtlein  beseieh- 
neten]  Ort  Elstra  4528  die  volle  Stadtgerechtigkeit  erwirkten^). 
Pertinenzorte  von  Elstra  waren  wohl  schon  Ende  des  44.  Jahrhunderts 
Kriepits,  Boderits,  Wohla,  Welka^  nadi  welchem  sich  wahr- 
scheinlich der  4225  erwähnte  Everhardus  de  Wikohw  nannte '7), 
Ossel  (4420  Ozel),  Talpenberg  (4420  und  4503  Talckenberg) , 
Rehnsdorf  (?),  Dobrig,  Gödlau  (4420  Jhedel,  4 503 . Gedell] , 
Kindisch.  Im  Laufe  der  Zeit  erwarben  die  v.  Ponikau  noch  viele 
Ortschaften  hinzu.  '^^  ^ 

Pulssnitz^^)  (im  44.  Jahrhundert  Polsenila,  Polzenicz,  die 
Polsnitz,  erst  seit  dem  45.  Jahrhundert  auch  Pulsnitz,  Pulssnitz) 
hatte  sehr  zeitig  eine  eigne  Pfarrkirche ,  über  welche  das  Patronats-* 
recht  voa  den  deutschen  OrdensriiUm  4  225  an  den  Biscbof  von  Meis^ 
sen  abgetreten  ward.  Das  von  Graben  und  Teichen  umgebene  Schloss 
(castnim)  wird  zuerst  4348  erwähnt;  der  Ort  selbst  ward  4355  zum 
^^farkt*",  4375  zur  Stadt  erhoben.  Auch  PulssnHa  bildete  den  Mittel^ 
punkt  eines  grösseren  GUtercomplexes,  der  aber  ebenfalls  der  «Herr« 
schaftsreehle'^  entbehrte.  Als  Besitzer  kommen  vor  zuerst  (4  225)  die 
v.  PulssnÜM  (S.  430),  nach  deren  Aussterben  (4344)  die  Burggrafen 
V.  Golsen  oder  v.  Wettin  (S.  248),  darauf  (mindestens  seit  4395)  eine 
Linie  der  Herren  y.Kamenz  (S.  288),  welche  (4447—4426)  Pulssnitz 
nebst  Zubehör  an  die  v.  PMikau  auf  Elstra  iß.  424)  veikwften.  Diese 
veräusserten  es  4468  an  die  \.MätU%  (S.  374).  Um  4543  ward  es  als 
beimgefallnes  Lehn  an  die  v.  SMeinüz  auf  Tollenstein  (S.  475),  von 


36)  Weint  Tt,  Rechte  IV.  471  flg.  ^)  Cod.  Liu.  U.  3.  38)  AoimbrltdLer 
▼Oll  mts  dftfgettem  Im  Laos.  M agtitn  18M.  283  flg.  ^Dle  Utetten  Bedtzer  tod  Pulst- 
nite". 


598  U^-  Abtheilimg. 

iliesen  45S3  an  die  v.  Schlieben  (S.  481),  und  von  diesen  4580  an 
Hans  Wolf  v.  Schönberg  auf  SchOnau  verkauft. 

Pertinenzorie  von  Pulssniiz  scheinen  schon  im  43. —  4  4.  Jahr- 
hundert gewesen  zu  sein  Ober-  und  Niedersteina,  Möhrs** 
dorf,  4548  an  die  y.Ffmikau  abgetreten,  Weissbach,  Frieders* 
dorf  an  der  Pulssnitz,  letzteres  4453  vom  Rathe  zu  Pulssnitz  fttr  die 
Frauenkapelle  erworben,  Thiemendorf,  Böhmisch-Vollung» 
balbOhorn,  dessen  andre  Hälfte  zu  Meissen  gehörte,  Hauswalde 
und  wahrscheinlich  auch  B  r  e  1 1  n  i  g.  Auch  auf  dem  linken  Ufer  der 
Pulssnitz  pflegten  die  Besitzer  von  Pulssnitz  noch  eine  Anzahl  Ort- 
schäften als  markgraflich  meissnisches  Lehn  zu  besitzen. 

6.  Westlich  von  Budissin  in  der  Richtung  nach  Bischofswerde, 
mit  Uebergehung  aller,   später  besonders  zu  behandelnder,    einst 

bischöflich  meissnischer  Oilschaften. 

Stiebitz  (Stewitz).  Daselbst  trat  4306  Friedr.  v.  Lewenioalde 
(S.  335)  Zinsen  an  das  Domkapitel  zu  Budissin  ab.  Später  erwarb  auch 
der  Roth  zu  Budissin  „zwei  Gtttel^.  Nach  dem  Pönfall  zog  der  Fiskus 
beide  Antheile  ein«»). 

Forstchen  bildete  seitAnfang  des  45.  Jahrhunderts  das  Stamm- 
haus einer  besondren  Linie  derer  v.  Bolberüz  (S.  438),  seit  Anfang 
des  46.  Jahrhunderts  einer  derer  v.  Metzradt  (S.  365)  J 

Seitschen  (4042Scic]ani,  4048  Cziczani,  42SI5  Sycene,  4244 
Sizen,  4276  Zitzin,  4377  Zyczen,  4357  Seyczen)  war  mit  seiner  alten 
Schanze  noch  bei  Abfassung  der  oberlaus.  Grenzurkunde  Mittelpunkt 
eines  besonderen  Burgwarts.  Auf  dem  Hofe  zu  Seitschen  hielt  sieh 
Anfang  des  4  4 .  Jahrhunderts  Herzog  Boleslaw  Chrobry  von  Polen,  der 
damals  die  Oberlausitz  occupirt  hatte,  auf ,  um  von  hier  aus  mit  dem 
Markgrafen  von  Meissen  Friedensverhandlungen  zu  leiten.  Hier  em- 
pfing er  4048  auch  seine  Braute  Oda,  die  Schwester  Markgraf  Her- 
manns ^<^).  Schon  Anfang  des  43.  Jahrhunderts  scheint  neben  Gross- 
auch  Kleinseitschen  bestanden  zu  haben.  4225  stiftete  Womer 
V.  Sum%ic  (Somssig)  „von  dem  neuen  Gute  zu  Sycene^  2  Sdiock 
Jahreszins  zur  Kapelle  auf  dem  Schlosse  zu  Budissin  ^i).  4276  wird 
neben  anderen  oberlaus.  Adlichen  auch  ein  „Ritter  Theodericus  de 
Zitzin^  erwähnt  ^2) .  SeitAnfang  des  4  4 .  Jahrh.  gehörten,  wie  es  scheint, 
beide  Seitschen  einer  besondren  Linie  derer  \,Bolberüz  (S.  437). 


»)  Laus.  Mtg.  1860.  459.         40)  Oentner  in  t.  Weber'«  AKhWJür  die  sich«. 
Geseb.  XII.  279.        «i)  Laus.  Mag.  1859.  345.        ^)  Cod.  Sax.  11.  1.  186. 


1.  Das  Weichbild  BudiBsin.  599 

Grubschitz  (Grobschitz)  besassen  Ende  des  15.  lahrhunderts 
die  Bore  v.  Kesselsdorf  (S.  UO),  die  es  4497  an  Nick.  Span  tauschweis 
ttberliessen,  worauf  es  dieser  U98  an  das  Domkapitel  zu  9udissin 
verkaufte. 

Techritz  (noch  im  16.  Jahrhundert  Tedierwitz)  gehörte  4407 
denen  v.  Gusk  (S.  256)  auf  Gaussig,  im  46.  Jahrhundert  aber  denen 
V.  Meizradt  auf  MilkwiU  (S.  363). 

Drauschkowitz  (4074  Drogobudowice ,  4354  Dru8cbkewi.cz) 
ward  4074  vom  Bisthum  Ifemen  von  dem  slawischen  Edlen  £or  durch 
Tausch  erworben,  erscheint  aber  später  als  zur  königlichen  Oberlai»* 
sitz  gehörig.  4353  wird  danach  ein  Meynhard  v.  Druschkewicz  ge- 
nannt. Mindestens  seit  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  besassen  das 
Dorf  die  v.  Haugwitz  auf  Gaussig  (S.  262)  ^') . 

Weissnausslitz  (Nussedlitz) .  Es  ist  kaum  mit  Sicherheit  zu 
bestimmen ,  ob  einige  ritterliche  Mannen  des  Namens  v.  Nussedlitz 
sich  nach  dem  zu  der  königlichen  Oberlausitz  gehörigen  Weissnauss- 
litz oder  nach  dem  östlich  angrenzenden  bischöflich  meissnischen 
Schwarznausslitz  nannten.  Das  erstere  besassen  4488  die  v.  Minne- 
witz  (S.  373);  4555  gehörte  es|denenv.  Haugwitz  auf  Neukirch  (S.  263). 

Gau  SS  ig  (Gusc,  Guzk,  Guzich,  seit  Ende  des  J  5.  Jahrhunderts 
Gawsk,  Gawssigk)  war  das  Stammgut  derer  v.  Gusk  (S.,  253) ,  die  es 
Mitte  des  45.  Jahrh.  an  die  v.  Haugwitz  a.  d.  H«  Nedaschitz  (S.  264) 
verkauften.  Von  diesen  ging  es  4554  an  Martin  v.  Gersdorff  auf 
Tzschoma,  4563  an  Jak.  v.  Seidlüz,  4576  an  Hans  v.  Schlieben  auf 
Amsdorf  über.  Pertinenzorte  von  Gaussig  waren ,  wie  es  scheint, 
Brösang,  Kat3chwitz  (in  der  Grenzurkunde  von  4244  Kosscicz), 
Diemen  (4244  Dymin),  Golenz  (noch  im  46.  Jahrhundert  Golicz). 
Letztres  gehörte  4540  einem  Hans  v.  Meizradt  auf  Förstchen,  spSiter 
einem  Bemh.  Genczeppinger  und  zwar  als  Afterlehn  von  Gaussig. 
4  576  verkaufte  es  der  Letztgenannte  an  die  v.  Bolberüz  auf  Seitschen, 
welche  es  mit  Genehmigung  des  v.  Schlieben  auf  Gaussig  jetzt  von 
dem  Könige  zu  Lehn  nahmen.  Auch  Didhmen  befand  sich  bereits  Mitte 
des  46.  Jahrhunderts  im  Besitz  derselben  v.  Bolberitz, 

Neukirch  gehörte  nur  zum  Theil  zur  königlichen  Oberlausits 
und  wird  von  uns  bei  den  Besitzungen  des  Bisthums  Meissen  behau* 
delt  werden. 

Westlich  VQU  Gaussig,  aber  durch  einen  Streifen  bischöflich  meiss- 
nischen Gebiets  getrennt ,  liegt  SchmöIIn  (4442  Smolin) .    Als  Be- 


«3j  Cod.  Stx.  U.  1.  36.  A.  M8tern. 


000  lU«  AbtlieUung. 

siizer  haben  wir  H42  einen  Otto  v.  Haugwüz,  seit  Anfang  des 
16.  Jahrhunderts  aber  die  v.  Meizradt  auf  FOrstchen  (8.  365)  gefun- 
den. 464 1  ward  es  von  den  Erben  Abrah.  v.  Baudüsm  an  Siegsm.  v. 
PcUkenhain  verkauft. 

RothnausslitE  (NussedUtz,  NaussilwiU)  gehlMe  mindestens 
seit  Anlang  des  45.  Jahrhunderts  einer  Linie  derer  v.  Tschimhaus 
(S.  520),  welche  sich  davon  „v.  Nausriitz*'  nannten.  Sie  verkauften 
4544  den  einen  Theil  an  Balth.  v.  SMieben  (9.  484),  4578  den  ande- 
ren an  Christoph  v.  Haugwäz  auf  Putzkau,  4  564  audi  das  zugehörige 
Dorf  Thumilz  an  Hans  v.  Rechenberg. 

Demitz  und  Spittwitz  (S.  und  N.  von  Rotimausslitz)  wurden 
4443  von  Pritsche  v.  Schönburg  auf  Hassenstein  (S.  486)  dem  Kloster 
Mariemtem  geschenkt.  Spittwitz  muss  im  46.  Jahrhundert  an  die 
v.  Haugwüz  auf  Gaussig  verkauft  worden  sein.  4570  kommen  Hans 
und  Siegsm.  v.  Haugwitz  als  daselbst  gesessen  vor.  Seit  4600  gehdrte 
es  Hans  v.  Loben  (S.  338),  der  es  4643  an  Hans  Christoph  v.  Bern- 
stein veräusserte. 

Leutewitz  (Luthewicz)  ward  4 898  vom  Bisthum  Meissen  an 
Marienstem  verkauft  **) . 

Stacli,9,  (4430  Stochowe).  Vielleicht  nannte  sich  danach  der 
4284  in  Budissin  als  Zeuge  vorkommende  MarUnus  de  Stuchot^e^  der 
(fUr  andere  Güter)  miles  des  Bisdiofs  von  Meissen  war  4^).  4430  be- 
fand es  sich  im  Besitz  derer  v.  Haugwüz  a.  d.  H.  Nedaschitz,  die  es 
Mitte  des  46.  Jahrhunderts  an  Balthas.  v.  TschimhatiS  auf  Rothnauss- 
litz  ttberliessen. 

Pohla  (wendisch  Palowe)  war  wohl  der  ursprttngliche  Stamm- 
sitz des  Leuther  v.  Pahtve,  der  seit  4862  sehr  oft  erwähnt  vrird. 
später  aber  sich  v.  Schreibendorf  (S.  4891)  nannte.  In  spätrer  Zeit 
gehörte  es  denen  v.  Haugwitz  a.  d.  H.  Nedaschitz,  die  z.  B.  4548  drei 
Bauern  zu  ^Polaw^  an  Ulr.  v.  Baiudissin  auf  Solsdiwitz  ttberliessen. 

Pannewitz  war  der  Stammsitz  der  seit  4876  vorkommenden 
V.  Pannewitz,  die  später  auch  das  benachbarte  Gut  Ubyst  (4336  Vgez^ 
am  Taucherwald  besassen.  Den  Wald  selbst  hatten  4388  die 
V.  Gufk  (S.  435)  an  Martenc^em'verkauft.  Beide  Dörfer  sammt  dem 
Taucherwalde  und  dem  zu  Uhyst  gehörigen  Taschendorf  finden 
wir  seit  Ende  des  45.  Jahrhunderts  im  Besitz  des  RaOis  von  Budis^ 
m^*) .  Durch  den  Pönfall  4547  verlor  letztrer  auch  diese  Besitzungen. 


M)  Knothe,  Marieiutern  22.         ^  Cod.  Las.  107.        ^  Derselbe  soU  Ühyit 
1484  von  einem  Gotscbe  ?.  Stelnltz  oder  Heynlts  um  790  fl.  tbein.  erktnlt  hiben. 


1.  Das  Welehblld  Budisain.  gOl 

erkaufte  aber  Uhyst  und  den  Taucherwald  4  555  vom  Fiskus  zurück. 
Taschendorf  gehörte  4572  denen  v.  Pwiikau  auf  Elstra. 

S  a  tt  r  i  1 2  (4  365  Znyritz,  4  400  Sweritz) .  Daselbst  verkaufte  Wiir. 
▼.  Kopperitz  (S.  308)  4365  Zins  an  Marienstem.  4400  verSiusserte 
Henzel  v.  Glaubitz  (S.  246)  zu  KleinhShnichen,  was  er  zu  SSuritz  be- 
sessen, an  Rensehil  v.  Grisslau  (S.  854).  4476  kommen  die  v.  Minne- 
wüz  (S.  373)  als  daselbst  gesessen  vor,  nach  deren  kinderlosem  Tode 
4544  das  Domkapitel  zu  Bud.  dasselbe  erwarb. 

Rauschwitz  (4342  Ruschewicz)  ward  4342  vonRentschV.  Gusk 
(S.  435)  dem  Kloster  Marienstem  vermacht,  muss  aber  von  diesem 
wieder  verkauft  worden  sein.  4379  erscheint  es,  vielleicht  durch 
Heimfall,  als  unmittelbares  Besitzthum  Kaiser  Karls  Vf.,  der  es  nebst 
anderen  Gütern  Timo  v.  Colditz  (S.  445),  als  Pfand  für  vorgestreckte 
Gelder,  ttberliess  und  diese  Verpfändung  4394  erneuerte  ^^j.  4503 
gehörte  es  zu  den  Besitzungen  derer  v.  P&nikau  auf  Kleinhahnichen 
iß.  426). 

Burkau  (Purko,  Porkaw)  ward  4379  und  4394  zugleich  mit 
Rauschwitz  an  Timo  v.  Coldüz  verpfondet.  4  420  wird  es  unter  den 
Gütern  derer  v.  Ponikau  (S.  424)  aufgezahlt,  von  denen  es  vor  4426, 
wohl  durch  Tausch,  an  die  v.  Kamenz  (S.  290)  auf  Pulssnitz  gelangte. 
Seit  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  waren  daselbst  die  v.Kintsch  (S.  292) 
gesessen.  Diese  theilten  das  Gut  in  mehrere  Antheile.  Den  einen  (mit 
dem  Kirchlehn)  verkauften  sie  4547  an  Marienstem,  andere  4556  und 
t562  an  die  v.  Ponikau  auf  Elstra,  besassen  aber  noch  4565  einen 
Theil.- 

Rammenau  (in  der  Grenzurkunde  von  4244  Ramnow)  scheint 
um  4424  den  Herren  v.  Kamenz  gehört  zu  haben.  Wenigstens  ver- 
zichteten dieselben ,  sowohl  die  von  der  Kamenzer,  als  die  von  der 
Pnlssnitzer  Linie ,  auf  3  Mark  Zins  daselbst  zu  Gunsten  einer  Altar« 
Stiftung  ^^).  Ende  des  46,  Jahrh.  sollen  es  die  v.  Ponikau  besessen 
haben. 

Frankenthal  (4244  Yrankendal)  soll  sich  Mitte  des  45.  Jahr- 
hunderts im  Besitz  derer  v.  Grisslau  befonden  haben  ^*).  Ende  des 
Jabrfaunderls  besassen  es  die  v.  Haugwitz  auf  Geussig  (S.  262) ,  die 
es  4543  an  die  v.  Ponikau  auf  Elstra  verkauften. 


Urk.-Verz.  II.  151.  Aber  noch  1491  nennt  sich  ein  Hans  v.  Psnnewitz  „zu  Dhyst  ge- 
sessen^. Ueber  das  wnnderth&tlge  Marienbild 'in  der  Kapelle  am  Taucherwald  Tergl. 
▼.  Weber*s  Aieh.  fOi  die  laehs.  Gesch.  V.  96  flg.  «"0  Urkand.-Vers.  L  103.  133. 
«V)  LWS.  Mag.  1866.  97.        ^)  Heckel,  Biaeho&werde  164«. 


$02  in.  Abtheilnng. 

2.  Das  Weichbild  LObau. 

Auf  der  Flur  des  allwendischen  Dorfes  {Alt-)Löbiiu,  in  unmitiei* 
barer  Nähe  des  Löbauer  Wassers  (4244  Lobota)  wurde  Ende  des  42. 
oder  Anfang  des  43.  Jahrhunderts  die  Stadt  Lob  au  (4224  Lubaw, 
4238  Lubavia,  4268  Lubawe,  4306.Leubawe,  4347  Lobaw)  angelegt. 
Sie  wird  4224  als  oppidum,  4268  zuerst  als  civitas  bezeichnet.  Auf 
wessen  Betrieb  die  Gründung  der  neuen  Stadt  erfolgte ,  wissen  wir 
nicht.  Jedenfalls  hat  dieselbe  stets  unmittelbar  unter  den  Landes- 
herren gestanden ,  denen  auch  das  Patronat  tiber  die  Pfarrkirche  ge- 
hörte. 4238 1)  war  es  der  Sitz  eines  landesherrlichen  Richters  (advo- 
catus),  noch  nicht  aber  der  Mittelpunkt  eines  Weichbilds.  Erst  4306 
wiesen  die  Markgrafen  Otto  und  Woldemar  von  Brandenburg,  die  In- 
haber der  westlichen  Hfllfte  der  Oberlausitz,  „aus  besondrer  Zuneigung 
zu  den  Bürgern  von  LObau^  20  auf  dem  linken  Ufer  des  Löbauer 
Wassers  gelegene  Dörfer  in  das  Gericht  dieser  Stadt,  „so  dass  alle  Be- 
wohner dieser  Dörfer  in  all  ihren  Rechtssachen  vor  dem  Gericht  und 
dem  Richter  zu  Löbau  Recht  zu  nehmen^  haben  sollten.  Und  als  bald 
darauf  Markgraf  W^oldemar  auch  Erbe  der  östlichen  Hälfte  der  Ober^ 
lausitz,  oder  des  Landes  Görlitz,  wurde,  schlug  er  4347  noch  8  auf 
dem  rechten  Ufer  des  Löbauer  Wassers  gelegene  Ortschaften  zu  diesem 
Gericht 2).  So  entstand  das  Weichbild  Löbau.  —  Zu  diesen  28 
Dörfern  kamen  nach  Mitte  des  1 4 .  Jahrhunderts  noch  eine  Menge  der- 
jenigen Ortschaften  hinzu,  welche  die  bisher  mit  eigener  Obergerichts- 
barkeit begabte  Herrschaft  Kittlitz  gebildet  hatten.  Mehrerß  der^ 
selben  gehörten  4494  ')  nicht  mehr  in  das  Gericht  und  zu  dem  Weich- 
biid  Löbau. 

Tiefendorf,  früher  Diebsdorf  (4306  Diebesdorpp,  4366 
Dybisdorff ,  erst  4547  Tiefendorf] ,  jetzt  Vorstadt  von  Löbau ,  war  ur- 
sprünglich ein  besonderes  Dorf,  in  welchem  4359  auch  eine  eigne 
Kapelle  erwähnt  wird.  4366  verkaufte  Heinr.  v.  Landeskrone  (S.  329) 
„das  Gut  und  den  Zins ,  den  der  Kapellan  daselbst  hat ,  und  die 
Lehnsherrlichkeit  tiber  die  Hufen,  Mtthlen  und  Gttrten  zu  Dybisdorff, 
wie  er  und  seine  Aeltem  es  gehabt ,  an  die  Stadt  Lobou.  Dennoch 
entstand  wegen  dieser  Lehnsherrlichkeit  4438  und  abermals  4499 
Streit  zwischen  dem  Rath  und  dem  Pfarrer  der  Stadt.     Durch  den 


2.  0  Cod.  Lns.  28.  92.  50.  &5.  ^  Titehoppe  und  Steniel,  Uik.^Suua- 
Inng  480.  Ck)d.  Lqs.  217.  >)  „ROgebnch«'  Ton  Ldban.  Mtpt  raf  der  BIbliotbek  tn 
ZitUn. 


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w^mm 


2.  Das  Weichbild  LObaa.  603 

Pönfall  verlor  4547  Löbau  auch  Tiefendorf,  erhielt  es  aber  4549 
wieder*). 

Altlöbau  (4306  Lebawa,  44S4  die  alte  Lobaw)  gehörte  im 
ersten  Viertel  des  45.  Jahrhunderts  den  Grebrttdem  Skiffe  aus  Görlitz 
(S.  502),  die  daselbst  4484  42  Mark  und  4424  wieder  3  Mark  Zins  an 
den  Rath  zu  Löbau  verkauften.  Seit  4438  v^ird  bei  Bestätigung  der 
Privilegien  und  Güter  der  Stadt  nun  auch  stets  „die  alte  Löbau^  mit 
aufgeführt.  Durch  den  Pönfall  4547  verloren,  wurde  das  Dorf  8bb6a 
4549  zurückerworben.  « 

Oelsa  (4306Ulsen,  4438  die  Olse,  4534  die  Geisse).  Schon 
4438  wurde  der  Stadt  Lübau  auch  das,  „was  sie  in  der  Olsen  hatte^, 
neu  bestätigt^).  Sie  kaufte  4478  den  übrigen  Antheil  hinzu ^  verlor 
aber  das  Dorf  4547  und  erwarb  es  4552  von  der  königlichen  Kammer 
zurück. 

Grossschweidnitz  (4306  Sweyniez,  4374  Swoynicz,  4494 
Schweinicz)  gehörte  um  4334  dem  Görlitzer  Bürger  Hans  Heller 
(S.  267),  dessen  Söhne  es  vor  4374  an  die  v.  Haugwitz  (S.  258)  ver- 
kauften. 4  420  veräusserte  Otto  v.  Nostitz  auf  Oderwilz  8  Mark  Erb- 
zins daselbst  an  Heinrich  Porsse  und  dessen  Erben;  4478  erwarb 
die  Stadt  Löbau  diesen  oder  einen  anderen  Antheil<^)  und  4533 
abermals  einige  Bauern  von  Ludwig  .v.  Rosenhayn  (S.  455)  hinzu,  die 
früher  Rudolph  v.  Gerscfor/f  besessen  hatte,*  verlor  aber  das  Gut  4547 
durch  den  Pönfall ,  worauf  es  Dr.  Ulrich  v.  Nostitz  (S.  389)  erst  als 
Pfand,  4549  lehnsweis  erhielt. 

Kleinschweidnitz.  Daselbst  bezog  4352  Katharine»  die 
Wittwe  Gristans  v.  Krekewicz  und  ihre  Söhne,  Johann ,  Rulko  und 
Jenchin,  von  zwei  Bauern  4  Mark  5  Gr.  Zins,  der,  wie  es  scheint, 
später  an  das  Domkapitel  zu  Budissin  gelangte  und  von  diesem  4598 
vertauscht  ward.  4  404  verkaufte  ein  Hans  v.  Gersdorff  der  Stadt 
Löbau  2  Seh.  Zins  daselbst.  4506  gelangte  der  Rath  in  den  Besitz 
des  dasigen  Eisenhammers,  da  der  Hammerbesitzer  die  ihm  geliehene 
Summe  von  220  Mark  nicht  zurückzuzahlen  vermochte.  Durch  den 
Pönfall  verlor  die  Stadt  auch  dieses  Dorf,  das  ebenfalls  Dr.  Ufarich 
V.  Nostitz  vom  Fiskus  erwarb  ') . 

Ebersdorf  (4347  Eversdorff,  4367  Eberhardisdorff)  gehörte 
(wie  Grossschweidnitz)  um  4334  den  Heller,  um  4374  denen  v.  Hauff- 


4)  A.  Bnd.  üb.  fandationnm  pag.  G.  Laos.  Magaz.  1776.  76.  Urk.-Ten.  n.  46. 
IIL  45.  6)  Urk.-Tetfz.  11.  47.  6)  A.  LdUii.  Segnitz'ache  Amial.  von  Ubaii. 
Mspt.        7)  Laus.  Mag.  1873.  191.  Anmerk.  1860.  83.  Lobaner  „Rügebach''  fol.  83b« 


604  ni.  Abdioiling. 

wü%,  Anfang  des  46.  Jalirhunderts  dem  Christoph  r.  Gersdorff  auf 
Baruth  (S.  237) .  Von  dessen  Söhnen  verkaufte  es'Hans  auf  Döbaehiti 
an  Hans  v.  Ger9dMrff  auf  Herbtgsdorf»  Von  diesem  ertauschte  es 
4534  die  Stadt  LöbaUy  verlor  es  aber  4547  dnrcb  den  Pönfsdl,  worauf 
es  4549  Nico),  v.  Metaradt  auf  Heii>igsdorf  (8.  S66)  vom  Fiskus  er- 
kaufte. Dessen  Sohne  verausserten  es  4569  an  Andreas  v.  Gersdorff 
auf  Herbigsdorf,  von  dessen  gleichnamigem  Sohne  es  4576  wieder  an 
iJbbau  zurttckgelangte. 

Ottenhaia  (4347  Ottenhayn)  gehörte  (wie  Eliersdorf)  Anfang 
des  46.  Jahrhunderts  dem  Christoph  v.  Gersdorff  auf  Baruth,  dann 
dessen  Sohne  Hans,  der  noeh  4557  ^vier  Teichleute^  daselbst  an  Cas- 
par V.  No8titx  verkaufte. 

Lawalde  (4306  Lewenwald,  4423  Lawenwalde)  befand  sich 
wohl  t4  290— 4324)  im  Besitz  eines  Priedr.  v.  Lewenwalde  (S.  335\ 
4  433  aber  (wie  Altlöbeu)  in  dem  der  Gebr.  SUffe.  4  495  verkaufte 
es  Hans  v.  Rechenberg  auf  Oppach  (S.  446)  an  die  Stadt  LöbaUj  die  es 
aber  im  Pönfall  4547  verlor.  Wahrscheinlich  vom  Fiskus  hatte  es 
darauf  Oswald  v.  Schönfeld  (S.  489)  erworben,  der  es  4555  an  Bona- 
ventura V.  LuttUz  veräusserte.  Dieser  llberliess  4565  einen  Theil 
des  Dorfs  an  Balthasar  v.  Rechenberg  auf  Beiersdorf  (S.  446)  und  4568 
den  andern  an  Joh.  v.  LtUHlz  a.  d.  H.  Milstrich. 

Schon  4306  gab  es  fwei  getrennte  Dörfer  Dehsa  (4306  ambae 
Thesyn,  4242Desen,  4352Tey8in,  4  397  die  Dessen) .  Wir  wissen 
nicht ,  nach  welchem  sich  das  AdelsgescUeeht  t;.  dsr  De$en  benannte 
(S.  445),  das  4248^4397  im  Lttiauer  Weichbild  ansttssig  war. 
Rleindehsa  gehörte  mindestens  von  4482 — 4570  denen  v.  Gusk 
oder  Gaussig  (S.  256) ,  die  es  4546  und  4570  an  die  v.  Nosiäx  auf 
Kunewalde  (S.  387)  veri^anften.  —  Grossdehsa  war  nach  und  nach 
zum  grOssten  Theil  an  das  Domstifi  Bodtssin  gekommen ,  ohne  dass 
das  Kapitel  selbst  wusste,  wie^).  4350  erkaufte  dasselbe  von  dem 
Richter  daselbst  V^  Mark  Zins;  4464  besass  es  ausserdem  aof  den 
Gütern  des  Hans  v.  Doberscküx  (S.  4  48)  4  Mark  Zins.  Aber  auch  der 
Stadt  I^Ati  ward  4474  „was  sie  in  der  Dessen  hatte«"  bestilUgt,  und 
4572  soll  denen  v.  Metzradt  auf  Zimpel  ein  Theil  des  Dorfes  gehört 
haben. 

Schönbaoh  (4306  Soonebyoh,  4494  Sehonenbach)  gelangte 
4499  von  Hans  v.  Rechenberg  auf  Oppach  an  den  Rath  von  ü^hw. 


8)  Ln».  Mag.  1850.  890  fl«.    Uik.-Ven.  f.  56  No.  275. 1.  00  Ro.  299.    A.  Bad. 
Ürk.-Veri.  H.  120. 


2.  Dm  Weichbild  Lötau.  605 

{jing  aber  durch  den  POnfall  verloreiii  worauf  es  4648  Nicol.  v.  Metit^ 
radt  auf  Herbigsdorf  erwarb.  Wahrscheinliefa  vwkaufteu  dessen 
Stthne  es  gaiu  oder  zum  Theil  an  Casp.  v.  Gendor/f  „su  Sehönbac^^, 
der  wenigstens  i  583  6  Mark  30  Gr.  Zins  ^auf  seinem  Anlheil  im  Dorf 
und  VorweriL  Schttnbach**  an  das  DomkapUel  su  Budissin  ver^ 
äusserte  *) . 

Dttrrhennersdorf  (4306 und  noch  4494  Heinrichsdorpp,  erst 
4564  Dörrenbennersdorf)  gehörte  (wie  Grossschweidnitz)  um  4334 
den  Beller ^  um  4374  denen  v.  äaugwüiSy  Anfang  des  46.  XiArhun* 
derts  (wie  Ebersdorf  and  Ottenhain)  dem  Christoph  v.  Gersdorff  auf 
Baruth;  von  diesem  gelangte  es  4549  an  einen  seiner  Söhne,  Ludolph 
(auch  Rudolph  genannt)  auf  Kittlite,  dessen  Söhne  Gaq[>ar  und  Siegs- 
mund 4564  als  ^u  DttrrhennersdorP  bezeichnet  werden  ^^), 

Kottmarsdorf  (4306  Khotamersdorpp),  Anfangs  Filial  von 
LObau,  erhielt  spater  zwar  einen  eignen  Geistlichen ,  aber  die  GoUa^ 
tur  verblieb  dem  Primarius  zu  LObau,  dem  auch  3  Bauern  und  47 
Hausler,  als  Pfarrdotalen ,  gehörten.  Einen  anderen  Antheil,  be- 
stehend in  8  Bauern  und  5  Gärtnern,  besessen  Anfang  des  46.  Jahr- 
hunderts die  V.  Belwüz  auf  Beiwitz  und  Sohland  (S.  443),  verkauften 
ihn  aber  nach  Mitte  des  Jahrhunderts  an  Erasmus  v.  Gersdorff  auf 
Lautitz.  Ein  dritter  Antheil  befand  sich  (wie  Dttrrhennersdorf)  im 
Besitz  derer  v.  Gersdorff  auf  Baruth  und  Kittlitz ;  4  604  verkaufte  Casp. 
v.  Gersdorff  auf  Kittlitz  '8  Bauern  zu  Kottmarsdorf  an  seinen  Bruder 
Jpacbim. 

Ebersbach  (4306  Eversbach)  wurde  4433  von  den  Hussiten 
so  gründlich  eingeäschert,  dass  es  noch  4487  erst  wieder  7  Hausnum- 
mern zählte,  und  dass  von  den  49  früheren  Bauergütem  4549  erst  40 
wieder  „besetzt^  waren  und  das  Dorf  selbst  noch  lange  „Wüst- 
Ebersbach^  hiess.  Anfang  des  46,  Jahrhunderts  gehörte  es  (wie 
Kottmarsdorf)  denen  v.  Gersdoi^ff  auf  Baruth  und  Kittlitz ;  ^Rudolph 
V.  G.  verkaufte  es  45S9  an  die  Herren  v.  Schleiniiz  auf  Tollenstein 
(S.  476),  von  denen  es  4597  an  den  Rath  von  Zittau  gelangte. 

Gersdorf  (4244  Gerartisdorf,  4306  Gherardesdorph ,  4502 
Goersdorf,  4597  Girsdorf),  schon  in  der  Grenzurkunde  von  4244  er- 
wähnt, stand  lange  Zeit  unter  denselben  Herrschaften  wie  Hainewalde 
bei  Zittau,  nämlich  etwa  4377  bis  zu  den  Hussitenkriegen  unter  denen 
V.  Wamsdorf  (S.  532),  von  etwa  4497  bis  4529  unter  denen 
V.  Muschwitz  (S.  374) ,  die  in  letzterem  Jahre  beide  Güter  an  Tyle 


»j  A.  Bud.         W)  Urk.-Vere.  111.  135»».  193«, 


606  UI.  Abtheilnng. 

Knebel  (S.  302)  ttberliessen.  Nach  dessen  kinterlosem  Tode  4545 
scheint  es  an  die  v.  Schlemitz  (S.  476]  gekommen  zu  sein,  die  es  von 
ihrem  Vorwerk  zu  Ebersbach  aus  bewirthschaften  Hessen.  Seit  4429 
von  den  Hussiten  gflnzlich  zerstört,  war  das  Dorf  nicht  wieder  aufge- 
baut worden  und  die  Dorfflur  zum  grossen  Theii  mit  Wald  bewadisen. 
Mit  Ebersbach  verkauften  die  v.  Schleinitz  4597  den  grtfssten.Theil. 
nämlich  „den  Wald,  Girsdorf  genannt^,  an  Zittau. 

Kunnersdorf,  vielleicht  4224  (Cunradisdorf)  noch  ein  einziges 
Dorf,  bestand  schon  4366  (ambae  Cunradesdorpp)  aus  zweien.  Ober- 
und  Niederkunnersdorf.  Im  ersteren  Jahre  schenkte  Bischof 
Bruno  von  Meissen  den  gesammten  Bischofszehnt  „vom  Dorfe  Kunners- 
dorf  bei  LObau^  an  das  Domkapitel  zu  Budissin.  Nach  und  nach  ge- 
langten beide  DOrfer  in  den  Besitz  dieses  Stiftes.  Um  4334  gehörte 
eins  derselben  (wie  Grossschweidnitz  und  Dttrrhennersdorf  den 
Heller^  um  4374  denen  v.  Haugwitz,  4359  stifteten  daselbst  Ge- 
brüder V.  Kopperitz  (S.  309)  4  Schilling  Zins  fttr  die  Schlosskapelle 
zu  Budissin.  4399  erkaufte  das  Domkapitel  von  dem  Bürger  Nicol. 
Bischofswerde  V/2  Seh.  Zins  in  Ober-  und  Niederkunnersdorf,  die  seiner 
Frauen  Leibgedinge  gewesen  waren,  und  4472  von  Jakob  v.  Baudisstn 
auf  Solschwitz  (S.  409}  auch  noch  „das  Gut,  Vorwerk,  Lehn  und 
Zinsen^  im  Oberdorfe.  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  gehörten  5  Httf- 
ner  in  einem  der  beiden  Dörfer  (wie  Kottmarsdorf)  denen  v.  Beiwitz 
auf  Sohland  ^^] . 

Strahwalde  (4347  Strabenwaldt ,  4375  Strwenwald,  44^7 
Strawenwald,  4545  Strauwalde]  gehörte  mindestens  seit  4348  bis 
4437,  wie  es  scheint,  denen  v.  Radeberg  (S.  439) ,  die  sich  danach 
auch  „V.  Struwenwald^  nannten,  mindestens  seit  4500  aber  denen 
V.  Klüx  (S.  304), 

Herbigsdorf  (4347  HerwigsdorfT,  noch  4468  aber  auch  Uert- 
wigsdorf,  4532  Herbsdorf).  Ein  Theil  davon  befand  sich  im  Besitz 
derer  v.  Luptitz  (S.  344),  die  seit  4284  genannt  werden  und  ihr  Gut 
um  4493  an  die  v.  Temrüz  veräusserten,  von  denen  es  4532  die 
V.  Metzradt  (S.  365)  erkauften.  Der  andere  Theil  gehörte  wahr* 
scheinlich  seit  alter  Zeit  denen  v.  Gersdorff  auf  Bischdorf  (S.  496  , 
die  ihr  Gut  mehrfach  theilten  und  1566  auch  noch  den  Metzradtschen 
Antheil  erwarben.  4499  verkaufte  ein  Wolfg.  v.  Knobeloch  (S.  305 
für  seine  Mutter  und  deren  Schwestern  ^2  ^^^^  Zins  daselbst  an 


")  Cod.  Lu3.  27.  A.  Bnd.  Üb.  fund*t.  pag.  C.  Vgl.  Laaa.  Mag.  1859.  ^12. 


2.  Das  Weichbild  LObau.  607 

einen  Altaristen  zu  Löbau.    Wir  wissen  nicht,  von  welchen  Besitzern 
des  Dorfs  diese  drei  Schwestern  stammten. 

Bischdorf  (4827Bisooa8dorf,  4247Bischowe,  4307Biscopistorf) 
war  eine  bischöflich  meissnische  Enklave ,  rtthrte  also  von  den  Bi* 
schöfen  zu  Lehn,  war  aber  in  die  Obergericbte  zu  Löbau  gewiesen. 
Wenn,  wie  es  in  der  That  scheint,  unter  dem  „BischoWe''  der  Grenz- 
Urkunde  von  1S44  Bischdorf  zu  versahen  ist,  so  gab  es  schon  damals 
daselbst  zwei  Gutsantheile  (Bischowe  major  et  parva).  Vielteicht 
gehörte  der  eine  dem  Waltherus  de  Biscofisdorf,  der  nebst  dem  Pfarrer 
des  Dorfs  4  297  als  Zeuge  bei  dem  Bischof  Bruno  von  Meissen  vor- 
kommt. 4284  erwarb  das  Domkapitel  zu  Budissin  von  Rüdiger  von 
Schluckenau,  Bürger  zu  Budissin  ,•  4  Hufen  in  Biscbdorf  und  hat  diesen 
Antheil  (wohl  B.  parva)  bis  4606  besessen.  Den  anderen  (major) 
hatte  mindestens  seit  4  326  eine  besondere  Linie  derer  v.  Gersdorff 
(S.  4  95)  inne ,  welche  sich  anfangs  danach  „  v.  Bischowe  ^  oder 
^v.  Bisdorf ^  nannte  und  vielfache  Theilungen  vornahm  ^^). 

Wendischpaulsdorf   (4347  Paulsdorf,    4438   Pawelsdorf). 
Davon  gehörte  ein  Theil  mindestens  schon  4  438  der  Stadt  Löbau  ^^] , 
die  ihn  aber  im  Pönfall  4547  verlor,  ein  andrer  aber  (6  Httfner  und 
3  Gärtner)  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  (wie  Koitmarsdorf)  denen' 
v.  Belwüz. 

r 

Wendischkunnersdorf  (4347  Conradisdorf  slavicalis). 
Auch  hier  besessen  die  v.  Beiwitz  5  Httfner. 

Rosenhain  (so  schon  4347).  Nach  demselben  nannte  sich  das 
ritterliche  Geschlecht  derer  v.  Rosenhcigen  oder  Rosenhayn,  von  denen 
Ludwig  V.  R.  4544  den  letzten  der  Familie  daselbst  zuständigen  Be- 
sitz, 3  Bauern,  an  Erasmus  v.  Gersdorffant  Lautitz  verkaufte.  Ein 
Vorwerk  daselbst  gehörte  4348  bereits  seit  Generationen  den  Herren 
v.  Kittlitx  auf  Kittlitz  (S.  295).  4439  verkaufte  Christoph  Voigtlän- 
der V.  Gersdorff  auf  Glossen  (S.  234)  4  Mark  und  4440  ein  Christoph 
v.  Wamsdorf  etwa  3  Mark  Groschen  auf  Unterthanen  zu  Rosen- 
hain an  das  Domkapitel  in  Budissin,  das  sie  bis  4646  besass^^).  An- 
fang des  46.  Jahrhunderts  hatten  daselbst  auch  die  v.  Beiwitz  einige 
Bauern. 

George witz  (4306  Gorghewicz)  gehörte,  obgleich  nicht  eigent- 
licher Bestandtheil  der  Herrschaft  Kittlitz,  doch  noch  4397  denen 
V.  Nostitz  auf  Kittlitz  (S.  384),  die  es  aber  bald  darauf,  ebenso  wie 


«)  Cod.  Lu».  60.  106.  Anhang  69.        «)  Ürk.-Verz.  U.  47'.        W)  Liui.  Mag. 
1860.  439.  1859.  HO. 


608  ni.  Abthetlnng. 

andere  ihrer  Güter,  verkauft  haben  mttasen.  Mindestens  schon  1438 
besass  einen  Antheil  davon  die  Stadt  I/fbau^  die  4509  einen  iweiten 
Aatheil  von  denen  v.  BeUoäa  hinzaerwarb.  Beide  wurden  im  PbnfaU 
4547  verloren  und  gelangten  an  Dr.  Ulrich  v.  Nostüx  auf  Ruppersdoff 
(S.  389) .  Auch  das  Domkapitel  zu  Budissin  beiog  von  einer  Anzahl 
Bauern  Geld-  und  Getreidesins  ^^) . 

ünwflrde  (4306  U wer,  4494  Unwerde)  war  wohl  schon  4348 
im  Besitz  derer  v.  Nostä»  (S.  382)  und  bildete  eins  der  drei  Hanp4- 
Stammhäuser  dieses  weit  verbreiteten  Geschlechtes. 

Laucha  (4306  Lychowe,  4345  Lochau,  4494  Lawchow).  Da* 
selbst  besassen  noch  4348  die  Herren  v.  KUÜiU  »Gttter  a«8  der 
Mühle'';  von  den  spateren  Besitzern  wissen  wir  nichts. 

Neehan  (4306  Neechan)  ist  uns  sonst  gar  nicht  vorgekommen. 

Ausser  den  bisher  aufgeführten,  schon  4306  und  4347  in  die 
Gerichte  zu  Löbau  geschlagenen  Dörfern ,  finden  wir  seit  Mitte  des 
44.  Jahrhunderts,  wie  schon  oben  erwähnt,  auch  mehrere  zur  einsti- 
gen Herrschaft  Kittlitz  gehörige  Ortschaften  in  dieselben  gewiesen. 
Nach  diesem  Kittlitz  nannte  sich  das  ältestbekannte  oberiausitaisobe 
Adelsgeschlecht,  die  Herren  v.  KUÜüz  (S.  293),  welche  dies  Gut 
schon  4460  besassen  und  noch  4348  die  Rechte  einer  „Herrschaft^ 
bestätigt  erhielten.  Als  sie  darauf  Kittlitz  an  die  v.  Nostäs  ver- 
kauften, waren  schon  eine  Menge  Dörfer  an  Aftervasallen  überlassen, 
und  so  scheinen  um  jene  Zeit  auch  die  Herrsohaftsrechte  in  Wegkll 
gekommen ,  und  viele  Dörfer  nun  in  die  Gerichte  nach  Löbau  gewie- 
sen worden  zu  sein.  Von  denen  v.  Nostits  gelangte  Kittlitz  an  die 
V.  Gusk  oder  Gausk  (S.  257).  Wenn  nicht  schon  früher  ward  das  Gut 
Anfang  des  46.  Jahriiunderts  getheilt.  4540  gehörte  ein  Tbeil  denen 
V.  Bdwü» ,  der  grössere  aber  dem  Christoph  v.  Gersdorff  auf  Banith 
(S.  236),  von  dessen  Söhnen  Ludolph  oder  Rudolph  in  Kittlitz  wohnte. 
In  die  Kirche  daselbst,  eine  der  ältesten  der  Gegend ,  waren  einst  28 
Dörfer  eingepfarrt.  Zu  der  Herrschaft  Kittlitz  gehörten  sieher  folgende 
Ortschaften : 

Oppeln  (so  4345,  4465  Opil).  Daselbst  gehörte  4345  ein  Vor- 
werk den  Herren  v.  Kittlitz,  mindestens  seit  4465  das  ganze  Dorf 
denen  v.  Kopperüz  (S.  344). 

Krappe  (4390  und  noch  4491  Krapicz)  war  wohl  stets  Perti- 
nenzstüdi  von  Kittlitz. 

Breitendorf  (4252  Wgest,  noch  heut  auf  Wendisch:    Uhyst, 


»»)  Ürk.-Ven.  II.  47'.  Laos.  Mag.  1859.  3ö7  flg. 


^( 


2.  Das  Weichbild  LObau.  609 

schon  4390  aber  Breitendorf)  war  von  einem  Herrn  v.  Kittlitz  der 
Kirche  von  Kittlitz  geschenkt  worden ,  was  schon  4  252  Papst  Inno- 
eenz  lY.  bestätigte.  Bis  in  neuste  Zeit  ist  daher  der  Pfarrer  zu  Kittlitz 
Erb-,  Lehn-  und  Gerichtsherr  über  die  Unterthanen  zu  Br.  geblieben, 
hatte  aber  deshalb  wiederholte  Streitigkeiten  mit  den  Besitzern  von 
Kittlitz  »6) . 

Wohla  (1390  Wole,  4491  Wolow,  1581.Wolaü).  Auch  hier  ge- 
hörte ein  Vorwerk  und  ein  Dorfantheil  dem  jedesmaligen  Pfarrer  zu 
Kittlitz,  ein  andrer  aber  mindestens  seit  dem  zweiten  Viertel  des  16. 
Jahrhimderts  denen  v.  Gersdor^  auf  Lautitz  (S.  244). 

Spittei  (1345  SpiUl).  Noch  4348  stand  daselbst  die  Oberge- 
richtsbarkeit den  Herren  v.  Kittlitz  zu,  4390  aber  denen  v.  Nostitz 
nicht  mehr  ^7).  Das  Gut  war  übrigens  schon  vor  43.48  einer  Linie 
derer  v.  Gersdorff  in  Afterlehn  gegeben,  die  sich  davon  „v.  dem  Spi- 
tal" oder  „V.  Spittei"  nannte  (S.  204)  und  es  noch  Mitte  des  45.  Jahr- 
hunderts besass.  Seit  dem  ersten  Drittel  des  46.  Jahrhunderts  gehörte 
es  denen  v.  Gersdorff  anf  Lautitz  (S.  244). 

Jauernik  (4244  Jaworik,  1390  Jawemik),  schon  in  der  Grenz- 
urkunde genannt,  gehörte  4390  zwar  noch  denen  v.  Nostitz  auf  Kitt- 
litz ,  aber  in  die  Crerichte  zu  Löbau. 

Eise  rode  (4354  Ysenrode)  bildete  4390  auch  noch  einen  Be- 
st andtheil  der  Herrschaft  Kittlitz  ^  gehörte  aber  4494  nicht  mehr  in 
die  Gerichte  zu  Löbau.  Wie  es  scheint,  war  es  zeitig  zu  Lehn  ausge- 
geben; wenigstens  schenkte  4354  Otto  v.  Luttüz  (S.  344)  Zins  da- 
selbst dem  Kloster  Marienstern. 

Trauschwitz  (4348  Truskewitz),  noch  4348  Bestandtheil  der 
Herrschaft  Kittlitz,  scheint  bald  darauf  veräussert  worden  zu  sein 
und  war  nie  in's  Gericht  zu  Löbau  gewiesen.  4487  verkaufte  Martin 
V.  Maccm  auf  Gröditz  (S.  357)  Zins  daselbst  an  das  Domstift  Budissin. 
Anfang  des  4  6.  Jahrhunderts  war  Ludw.  v.  Rosenhayn  (S.  455)  daselbst 
gesessen,  veräusserte  aber  4544  das  Gut  an  die  v.  Gersdorff  auf  Lau- 
titz (S.244  ),  die  sich  4567  von  der  Lehnsherrlichkeit  der  Herren 
v.  Schönburg  auf  Hoyers werde,  denen  damals  die  eine  oder  die  andere 
Hälfte  gehörte,  loskauften. 

Coswitz  gehörte  4348  (Coswicz)  den' Herren  v.  Kittlitz. 

Kleinradmeritz  (1345Radmericz),  4348  noch  Pertinenzsttick 


»«)  Cod.  Lus.  81.    Laos.  Mig.  1778.  91.    Kirchengallerie  374.    Urk.-Ve«.  UI. 
146.         i')  Urk.-Vera.  1.  44.  54».  131. 

Knotb«,  Gesch.  d.  Oberl.  Adeln.  39 


610  ni.  Abtbeiliing. 

von  KiUlüx,  gehörte  spfiter  zam  Wetehbild  Gorlili.    Als  Besitzer 
scheinen  bis  nach  4469  die  v.  Rodewü*  (S.  452],   seil  Anfang  de» 
46.  Jahrhunderts  die  v.  Beiwitz  (S.  444). 

3.   Das  Weichbild  Görlitz. 

Das  bei  der  Theilung  der  Oberlausitz  4268  gebildete  Land 
Görlitz  umfasste  die  Weichbilde  Görlitz  und  Lauban,  den  (spater 
sogenannten  Queisskreis  und  die  drei  Herrschaften  Muskau ,  Penzis 
und  Seidenberg.  Ein  besonderer  Landvoigt,  der  auf  dem  Voigtshof 
zu  Görlitz  residirte,  vertrat  darin  die  Interessen  der  Landesherren. 
Auch  als  später  die  Ostliche  Hälfte  der  Oberiausitz  wieder  mit  der 
westlichen  vereinigt  worden  war,  machte  sich  doch  die  EinseCzunp 
eines  besonderen  Untervoigts  (Hauptmanns,  Amtshauptmanns)  von 
Görlitz»  nOthig ,  welcher  im  Auftrag  des  Landvoigts  von  Budissin  die 
landvoigteilichen  Geschäfte  in  der  Ostlichen  Landeshälfte  versah.  Seit 
Anfang  des  46.  Jahrhunderts  ward  unter  seiner  Leitung  ftlrden  „GOr- 
litzer  Kreis^,  zu  welchem  jetzt  auch  das  Weichbild  Zittau  gehörte, 
ein  besonderer  Landtag  zu  Görlitz  abgehalten. 

Die  Stadt  Görlitz,  4074  noch  ein  blosses  Dorf  (villa  Goreliz  . 
zuerst  4238  als  Sitz  eines  landesherrlichen  Bezirksrichters  erwähnt 
und  daher  jedenfalls  bereits  mit  Stadtreoht  bewidmet,  verdankt  seine 
nachmalige  Bedeutung  nicht  der  fabelhaften  Eii>auung  einer  Bon; 
(4 134  j  durch  Herzog  Sobieslaw  von  Böhmen  ^] ,  sondern  jener  Theilunc 
von  4268,  durch  welche  sie  die  Hauptstadt  der  Ostlichen  LandeshüKfte 
wurde.  Seitdem  übte  Görlitz,  mit  zahlreichen  Privilegien  ausgestattet, 
zumal  mit  dem  von  4303,  wodurch  die  gesammte  Obergerichtsbarkeit 
im  Weichbild ,  auch  die  über  den  Adel ,  lediglich  dem  städtischen 
Gerichte  zu  Görlitz  zugewiesen  ward,  durch  Handel  und  Gewerbe 
wohlhabend  und  selbstbewusst,  im  Besitze  vieler  und  bedeutender 
StadtdOrfer,  von  einem  thatkräftigen  Magistrat  geleitet,  einen  in  jeder 
Hinsicht  massgebenden  Einfluss  auf  die  Geschicke  der  gesammten 
Oberlausitz. 

4.    Von  Görlitz  Ostlich  in  der  Richtung  nach  Naumburg 

und  Lauban. 

Hennersdorf  (4324  Hinrichsdorph)   gehörte   wohl  stets  Bür- 
gern  von   G.  und  zwar  Anfang  als  Lehn,   später  nach  Stadtrecht. 


3.  0  Cod.  Los.  12.  50.  Uns.  Mag.  1868.  76  flg. 


3.  Dm  Weichbild  Qdrlitx.  611 

also  als  Erbe.  WakrscheioliQh  war  der  4324  aU  7eagf  ei-wtfhnte 
Ulmunnm  de  Hinrichsdorph  auch  ein  solcher  Bürger  ^) .  Als  ^von  Jo- 
des wegen'^  46  Mark  Zins  und  das  Kircblehnzu  H.  an  Herzog  Johann 
von  GOrliU  gefallen  waren,  ttberliess  Letzirer  dieselben  an  seinen 
Landvoigt  Benes  v.  d.  Duba  (S.  467),  der  sie  aber  4^8!}  an  den  RcUh 
von  6.  verkaufte.  Diesen  Dorfantheil  veräusserte  der  Rath  4444  an 
die  Bürger  Peter  Tschirwitz  und  den  Apotheker  Joh.  PletzeL  Ein  an- 
drer Antheil,  der  4433  von  MaiiLus  Geissler  an  Georg  Canüz  [S.  443), 
von  dessen  Kinder^  aber  4449  an  Christoph  Uttmann  verkauft  ward, 
scheint  später  mit  ersterem  vereinigt  worden  zu  sein.  Auf  Peter 
Tschirwitz  waren  als  Besitzer  gefolgt  Casp.  Arnold,  Leonhard  Gramer , 
Hans  Axt,  seit  4486  Georg  Emmerich  (S.  476j.  Nach  dessen  Tode 
(4507)  kam  H.  an  seinen  Schwiegersohn,  Licentiat  Klette^],  Dieser 
scheint  es  an  seinen  Schwager  Sebast.  Schulz  überlassen  zu  haben, 
der  es  4  553  seinen  Schwiegersöhnen  Joachim  Schmid  und  Hans  Hoff- 
mann  abtrat.  Die  Söhne  des  Letzteren,  Friedrich,  Georg  und  Sebas- 
tian Hoffmann  auf  H.,  erhielten  4574  ihren  Adel  bestätigt.  Ausser- 
dem besass  auch  der  Pfarrer  Dotalen,  die  aber  dem  Erbherm  huldigen 
mussten. 

Sohra  (4285  Zor,  Sor,  Zoraw^,  Soraw)  befand  sich  bis  Ende  des 
45.  Jahrh.  im  Besitz  derer  v.  Sor  (S.  503).  4466  verkaufte  Wilh.  v. 
^Sorau^  48  Mark  Zins  zu  S.  [und  zu  Flohrsdorf]  an  Math.  Axt  in  Gör- 
litz und  4480  Casp.  v.  „Sorau^  seinen  Zins  zu  S.  an  einen  Altar  in 
Görlitz.  Den  Axt' sehen  Antheil  erwarb  Georg  Emmerich  (S.  476). 
Dessen  Sohn  Hans  der  ältere  verpfändete  ihn  an  Herzog  Friedrich 
von  Liegnitz,  von /Welchem  ihn  4529  der  Rath  zu  Glfrlitz  kaufte. 
Nachdem  dieser  das  Gut  durch  den  Pönfall  4  547  verloren  hatte ,  er- 
warb er  es  nebst  Sohr-Neundorf  4556  von  Kaiser  Ferdinand  zu- 
rück, verkaufte  es  aber  sofort  (um  4S000  Thlr.)  an  die  Gebrüder 
Joaeh.  und  Hans  Schmid,  von  denen  Ersterer  (4570)  das  Gut  allein 
übernahm  *] . 

Flohrsdorf  (im  44.  Jahrhundert  Florinsdorf).  Einen  Antheil 
davon  besass  4352  Ulmann  aus  der  Münze  (S.  438),  dessen  Tochter 
Katharine  denselben  4440  an  Franz  Sommer  verkaufte.  Einen  andern 
Antheil  hatten  gleichzeitig  die  v.  Sor  (S.  503)  inne.  4430  überliess 
Paul  Kürner,  Franziskaner  zu  Görlitz,  gegen  eine  Rente  von^  Mark 


«)  Cod.  Lm.  048.  Urkiind.-Ven.  I.  119.  H.  53.  60.  52.  133.  HI.  178.  150. 
215.  221.  42».  «l.  3)  N.  Script.  III.  58.  *)  Ürkund.-Ven.  II.  140.  III.  139. 
211. 

39* 


^•« 


612  III-  Abtheilun^. 

alle  seine  Güter  in  Fl.  und  in  Cossma.  Dieser  Antheil  scheint  darauf 
an  den  Roth  zu  6.  gelangt  zu  sein,  der  ihn  4440  an  Andr.  Beyer 
Uberliess,  welcher  noch  1461  daselbst  gesessen  war.  Seitdem  darai:f 
Georg  Emmerich  das  Gut  erworben  hatte,  theilte  es  bis  zum  Pönfall 
die  Schicksale  von  Sohra  *) . 

Hochkirch  hiess  ursprünglich  Milegsdorph  (1309,  Melis- 
dorf,  Meisdorf)  und  wird  erst  im  16.  Jahrhundert  auch  H.  genannt. 
Während  der  Bischofszehnt  von  diesem  Dorfe  schon  1309  und  später 
Görlitzer  Bürgern  gehörte ,  bezog  die  sonstigen  Revenuen  seit  Mitte 
des  15.  Jahrhunderts  der  jedesmalige  Amtshauptmann  von  Görlitz,  als 
dessen  „Amtsgut**  oder  ..Mundgut**  es  bezeichnet  wird*). 

Oberbiela  [noch  im  15.  Jahrhundert  „die  deutsche  Bele*"] 
war  durch  Todesfall  an  den  König  gefallen  und  von  diesem  an  Wenz. 
v.  Dohna  und  den  königl.  Kämmerer  Heinr.  v.  Lazan  geschenkt  wor- 
den. Diese  verkauften  es  1409  an  den  Görlitzer  Bürger  Calmannj  der 
es  der  Peterskirche  zu  G.  überwies  behufs  der  Stiftung  einer  Früh- 
messe ^) . 

Gruna  (1282  Grunow,  Grünau).  Eine  schon  im  13.  Jahrhundert 
vorkommende  Patricierfamilie  „von  Grunaw**  zu  Görlitz  war  jeden- 
falls aus  diesem  Dorfe  eingewandert,  darf  aber  nicht  unter  die  Herr- 
schaften desselben  gerechnet  werden.  Anfang  des  15.  Jahrhunderts 
hatten  die  v.  Schreibersdorf  (S.  491]  dasselbe  an  Albrecht  v.  Hoberg 
(S.  276)  verkauft;  schon  1428  aber  besassen  es  die  v.  Haugwüs 
iS.  265),  die  es  1575  an  Dr.  Paul  Siegsmund  in  Görlitz  veräusserten. 

Rachenau.  Einen  Theil  davon  schenkte  1301  Conrad  Wirsing 
iS.  540)  dem  Hospital  zu  Görlitz  an  der  Brücke,  welches  ihn  bis  zum 
Pönfall  besass  ^) .  Ein  andrer  Theil  war  wohl  immer  und  sicher  seit  An- 
fang des  16.  Jahrhunderts  mit  Kiesslingswalde  verbunden. 

Kiesslingswalde  (1301  Keselingswalde)  hatte  vor  4352  Gdr- 
litzer  Bürgern  gehört.    Seit  1380  erscheint  als  Besitzer  ein  Tietze  v. 
Gersdorff  (S.  227),  darauf  dessen  Kinder,  seit  1432  die  v.  Hoberg 
S.  274),  seit  1482  die  v.  Tschirnhaus  (S.  519). 

Stolzenberg  war  unter  dem  eben  genannten  Tietze  v.  Gers-- 
dorff  Zubehör  von  Kiesslingswalde ;  später  gehörte  es  Lorenz  UUmann 
zu  Görlitz  und  nach  dessen  Tode  (1481)  seiner  Wittwe.    Darauf  be- 


,  »)  Ebendaselbst  I.  171.  II.  28».  90».  N.  Script.  I.  221.  «)  Ebend.  IH.  147. 
K  auf  f er  II,  185.  7)  Ürk.-Vera.  I.  170.  ^  Cod.  Lus.  166;  der  Name  heisst 
daselbst  filseblieh*  T  r  a  cb  en  a  n. 


3.  Das  Weichbild  Gl^rlitz.  61 3 

sass  es  Georg  Emmerich  (S.  176),  der  es  1494  an  die  v.  Salza  (S.  467; 
verkaufte.  Von  diesen  kam  es  1580^)  an  den  Rath  zu  Lauban  (um 
3100  Tlilr.)  und  1594  an  die  v.  Tschimhaus  (S.  580). 

Lichtenberg  bildete  vielleicht  längst  schon  ein  PertinenzstUck 
von  Kiesslingswalde,  als  die  auf  letztrem  gesessnen  v.  Hoberg  (S.  S74] 
1438  einen  „Wald  zu  L.^  an  das  Kloster  zu  Görlitz  verkauften.  Min- 
destens seit  1489  gehörte  es  denen  v.  Salza  (S.  467),  die  es  1510  an 
Hans  Köler  zu  Görlitz  veräusserten.  1567  ttberliess  es  Mich.  Schmied 
an  den  RatJi  zu  Görlitz  ^o) . 

Pfaffendorf  wurde  1386  von  denen  v.  Sor  (S.  504)  an  das 
Nonnenkloster  zu  Lauban  veräussert,  blieb  daher  in  der  Reformations- 
zeit katholisch  und  heisst  seitdem  „katholisch  Pf.^. 

Lauterbach  (Luterbach)  gehörte  dem  Nik.  v.  Gersdorff  auf 
Gurig,  später  auf  Ruhland  (S.  238) ,  welcher  1 393  „das  halbe  Gericht 
daselbst  und  3  Mark  Zins  und  alles ,  was  er  im  Dorfe  besass'^,  gegen 
einen  Jahreszins  von  1  Pfund  Pfeffer  an  die  Brüder  Herdan  und  Tietze 
Starke  ttberliess.  „Herdan  von  L.^,  wohl  der  eben  Genannte,  kommt 
noch  1427  vor.  Auch  später  besassen  das  Dorf  wohl  immer  Bürger* 
so  1566  Mich.  Schmied^^), 

Troitschendorf  (1397  Droschendorf,  1413  Trossendprf,  1519 
Trotzendorf).  Schon  um  1340  hatten  die  Bürger  Leubener  und  Heibig 
12  Mark  Zins  daselbst  vom  König  zu  Lehn  erhalten.  Dieser  Antheil 
wechselte  oft  die  Besitzer.  Ein  andrer  gehörte  schon  141S  dem  heil. 
Geisi-Hospital  zu  Görlitz,  welches  auch  noch  den  ersteren  Antheil 
hinzuerworben  zu  haben  scheint  und  1571  auch  noch  den  dasigen 
Bischofszehnt  an  sich  brachte  ^^) . 

Hermsdorf  (noch  im  16.  Jahrh.  meist  Hermannsdorf)  gehörte 
bis  1407  Beruh .  CaniU  (S.  142] ,  darauf  Niclas  Rose,  1469  Hans  Ulf- 
manuy  Ende  des  Jahrhunderts  Georg  Emmerich  (S.  176),  nach  dessen 
Tode  (1507)  seinem  Schwiegersohn  Claus  Köhler,  der  es  mindestens 
noch  1527  besass^^. 

Leopoldshain  (1305  Lutolfelshain ,  1437  Lutoldisheyn  ,  1475 
Leutoldshain.  1510  Leupelshaih)  besassen  mindestens  seit  Anfang  des 
15.  Jahrhunderts  die  v.  Penzig  (S.  417),  die  es  1475  an  Nik.  v.  Salza 
(S.  466)   verkauften.      Von  diesem  gelangte  es  an  Georg  Cramer, 


fl)  Urkond.-Ven.  HI.  227.  W)  Urk.-Veri.  11.  46«.  UI.  207.  N.  Script.  DI. 
51  (lg.  131  (lg.  ")  Uikond.-Ve«.  II.  20.  III.  206.  *«)  Bband.  I.  176.  n.  17'. 
39b.  in.  213.        «9)  Bbend.  III.  132. 


614  ^11'  Abtheiltnig. 

U86  aber  an  den  Rath  zu  dörlüzj  spater  an  Georg  Emmerich,  4507 
an  dessen  Schwiegersohn  Sebast.  Schütze,  in  dessen  Familie  es  sich 
noch  1551  befand. 

2.    Von  GdrliU  südöstlich  in  der  Richtung  nach  MarUissa 

und  Schonberg. 

Moys  (1309  Moyges,  13^  Mogis).  Während  daselbst  eintelne 
Bauergüter  („Vorwerke")  verschiedenen  Bürgern  gehörten,  wird  1326 
Kristan  von  Grunow,  ebenfalls  Bürger  von  Görlitz,  als  „der  Dorfherr** 
bezeichnet.  1362  verkaufte  derselbe  oder  ein  gleichnamiger  Sohn 
U  Mark  Zins  in  M.  an  Joh.  Wiker.  Um  1380  scheint  der  Rath  lu 
Görlitz  das  Dorf  erworben  zu  haben  ^^) . 

Kuh  na  (1390  Kunow)  befand  sich  1390  im  Besitz  dßs  Jan 
V.  Gersdorffy  der  es  spttter  an  Leuther  v.  Gersdorff  gegen  Reichenbach 
vertauschte  (S.  192).  Letztrer  verkaufte  es  1406  an  seine  Neffen  auf 
KOnigshain  (S.  220).  Nach  Aussterben  dieser  Linie  veräusserte  es 
König  Ferdinand  1 538  an  Siegsmund  v.  Wamsdorf  auf  Schönbrunn 
(S.  534) . 

Thilitz  (1408  Deeltz,  1414  Telicz,  Thielitz)  war  schon  1408 
Pertinenzstück  von  Kuhna. 

Schönbrunn  (1352  Schonenborn) .  Daselbst  war  um  1409  ein 
Heinr.  v.  Gersdorff  gesessen.  Aber  schon  1421  gehörte  das  Nieder- 
dorf dem  Görlitzer  Bürger  Barthol.  Eberhard  (S.  168) ,  dessen  Sohn 
Wenzel  dasselbe  1 465  an  Lorenz  Hermann  verkaufte.  Das  Oberdorf 
hesass  1448  Martin  Lauterbach,  dessen  Erben  es  1468  an  Barthol. 
Hirschberg  (S.  271)  überliessen.  Schon  dieser  scheint  auch  das  Nie- 
tlerdorf innegehabt  zu  haben.  1531  kaufte  Siegsm.  v.  Wamsdorf 
S.  534)  das  ganze  Dorf.  Zwar  veräusserte  es  dessen  Sohn  1570  an 
Friedrich  v.  Nostitz;  aber  1596  gelangte  es  an  die  v.  Warnsdorf 
zurück. 

Das  Städtchen  Schönberg  ist  mitten  zwischen  Ober-  und 
Niederhalbendorf  gelegen  und  daher  jedenfalls  auf  der  Flur  die- 
ses Dorfs  einst  als  Stadt  ausgesetzt  worden  (ganz  ähnlich  wie  Reichen- 
bach) .  Wohl  erst  seitdem  dies  Dorf  durch  die  dazwischen  liegende 
Stadt  in  zwei  Hälften  getheilt  worden  w  ar ,  erhielt  es  den  jetzigen 
Namen.  Das  Oberdorf  wenigstens  hiess  noch  im  16.  Jahrhundert 
meistens  „Kuhzahl ^.  Schon  1234  stellte  Bischof  Heinrich  von 
Meissen  zu  Schoninberch  in  Gegenwart  vieler  geistlicher  und  welt- 


^1  Görl.  Sttdtbuch  von  1305  fol.  38.  Ürk.-Verz.  I.  78*.  Oorl.  Rttbgrcchn. 


3.  Dm  WeiehbUd  Gtfrlits.  615 

lieber  Zeugen  (danuKer  auch  der  dasige  Pfarrer)  eine  Urkunde  aus. 
Wem  dasselbe  bis  Ende  des  14.  Jahrhunderts  gehtk*te,  wissen  wir 
nidit.  Zwar  erscheinen  in  den  Gltrlitzer  Gerichtsbttchem  häufig  Per- 
sonen mit  dem  Beisatz  ^von  Sohonenberg^,  welche  wir  aber  nicht  für 
Besitter  des  Ortes  su  halten  verm^en.  4373  war  ein  Henczil  Jane 
V.  Gersdorff  (S.  !24S),  1376—4444  ein  Caspar  v.  Gersdorffund  4423 
dessen  Schwager  Hans  v.  LMü%  a.  d.  H.  Schirgiswalde  mit  seinen 
Brttdem  (S.  349)  Inhaber  des  Guts.  Die  v.  Luttitz  verkauften  es 
4444  an  die  y.  SaUa  (S.  466),  diese  4467  att  Hans  UUmann.  Von 
diesem  kam  es  (um  4469)  an  Christoph  Uttmann,  dann  (vor  4484)  an 
Donat  Uttmann,  dann  (vor  4500)  an  Gabriel  Forst  oder  Topper,  4502 
an  Georg  Enunerich  (S.  476J ,  4507  an  dessen  Tochter  Anna ,  verhei- 
rathet  mit  Adolar  OUeray  nach  4543  an  Hans  FretUxel  (S.  482) ,  4527 
an  dessen  Sohn  Joachim,  4564  an  des  Letzteren  Tochter  Barbara,  ver- 
beir^thet  mit  Paul  Liedlau  (S.  337)  v.  Misslau ,  in  dessen  Familie  es 
bis  4636  verblieb  15). 

Die  beiden  Dörfer  Halbendorf  sind  in  den  Urkunden  älterer 
Zeit  schwer  zu  unterscheiden.  Das  Oberdorf ,  auch  Kuh  zahl  ge- 
nannt, gehörte  4373  (Kwzal)  dem  Henczil  Jone  v.  Ger^dor/f  auf  Schfln- 
berg.  4429  verkaufte  Nik.  v.  Gersdorff  auf  Kuhna  „das  Dorf  zum 
Kuczayle'*  an  Albr.  v.  Hoberg  (S.  276) ;  aber  auch  die  v.  Luttitz  wt 
Schonberg  versetaten  4426  Unterthanen  zu  „Halbendorf^  an  Niclin 
aus  der  Münze  (S.  438),  welche  dieser  4430  an  Albr.  v.  Hoberg  über- 
laasen  haben  soll ,  und  die  daher  wohl  zu  Ober-H.  gehörten.  4  458 
verkaufte  Andr.  Canitz  (S.  443)  das  Dorf  Kwzagel  an  Schmheintze; 
4494  besass  dasselbe  der  Rath  zu  Gifrlitz,  „welchem  es  aus  Peter 

Walde' i  Testament  aufigegeben  war*^.  Bald  darauf  kam  es  an  Georg 
Emmerich  und  blieb  seitdem  längere  Zeit  mit  SchOnberg  verbun- 
den ^^) .  —  Von  dem  viel  grossem  Niederdorfe  gehörte  der  Haupttheil 
wohl  stets  zu  SchOnberg.  Schon  4352  aber  besass  Heintze  Eberhard 
[S.  469)  daselbst  ebenfalls  4  Mark  Zins  vom  KOnig  zu  Lehn,  welche 

nebst  dem  anstossenden  SchOnbrunn)  von  sdnen  Nachkommen  4  465 
an  Lorenz  Hermann  veräussert  wurden.  4484  waren  die  Gebrttdsr 
Canitz  (S.  4  43)  Erbherren  von  einem  der  beiden  Halbendorf.  —  Vor 
4562  hatte  Franz  v.  Bischofswerder  „das  Vorwerk  zu  H.'^  verkauft  an 


»»)  Cod.  Lag.  43.  93.  Urkund.-Verz.  U.  102.  151.  III.  55.  Dm  HerrachAftenver- 
zeichniss  üi  Ol^rlans.  Naehlme  1766.  70  n.  87,  BtXbsi  das  in  J.  Gottfr.  Welnhold's 
„NachT.  von  dem  Stidtehen  Seh.''  1766  (ManvspC.  fol.)  enthalt  ^ele  Unrichtigkeiten. 
J«)  Ürk.-Ven.  II.  93.  23.  84.  HI.  7.  201^ 


616  ni.  Abtheiinng. 

Friedr.  v.  Xostüz  und  seine  Brüder;  diese  aber  ttberliessen  es  456? 
an  Elias  v.  Nostitz. 

Bellmannsdorf  (4358  Baldramstorff ,  im  46.  Jahrhundert 
Belmsdorf,  erst  seit  dem  47.  Jahriiundert  die  jetzige  Namensform 
4352  hatte  daselbst  Heinr.  Steinrücker  8  Mark  vom  KOnig  zu  Lehn. 
4443—29  gehörte  es  Gzasl.  v.  Gersdorffa,  d.  H.  Friedersdorf  (S.  234  . 
mindestens  seit  4527  einem  Zweige  derer  v.  Gersdorff  a.  d.  H.  RudeK«^ 
dorf  (S.  246). 

Heidersdorf  (4 408  Heidenreichsdorf)  ward  4 408  von  Caspar 
V.  Gersdorffan  die  Gebr.  v.  Gersdorff  auf  Königshain  (S.  220)  verkauft 
und  blieb  seitdem  mit  Kuhna  verbunden,  bis  es  4465  Christoph  Vtt- 
mann  aus  Görlitz  erwarb  <7) .  Von  diesem  kam  es  an  Wenzel  Emmerich 
(S.  4  79)  oder  dessen  Sohn  Paul  ^^) .  4  525  verkauften  die  Emmerich 
zuerst  ^den  vierten  Theil  von  H.^  an  Hans  v.  Eberhardt  auf  Küpper 
(S.  470),  dessen  Nachkommen  noch  4563  daselbst  gesessen  waren. 
4540  aber  das  Übrige  Dorf  an  Math.  v.  Salza  auf  Linda  (S.  469'. 
dessen  Naclikommen  4585  den  grössten  Theil  davon  veräusserten. 

Linda  (4350  Lindaw).  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  der 
^Otto  V.  der  Linden^,  der  4334  als  Zeuge  für  Marien thal  erscheint. 
Besitzer  von  L.  und  bereits  der  Familie  v.  G^«dor/f  angehörig  war. 
4350  verkauften  die  Brttder  Kristan  und  Ramfold  v.  G.  auf  Reichen- 
bach  den  Bischofszehnt  zu  L.  an  das  Kloster  in  Lauban  und  vor  4408 
Caspar  v.  G.  den  Linda'er  Wald  an  die  v.  G.  auf  Königshain  (S.  220*. 
4445  aber  stellte  ein  Heinr.  v.  Rothenburg  ^zur  Linde^  (S.  459)  einen 
Bürgen  über  200  Mark.  Mindestens  seit  4440  war  Heinr.  v.  üechtriii 
a.  d.  H.  Steinkirch  (S.  529)  zu  L.  gesessen.  Dessen  Enkel  versetzten 
es,  wie  es  scheint,  zuerst  an  die  v.  Ttchirnhaus  (S.  549),  dann  aber 
an  Friedr.  v.  Biberstein  auf  Forsta;  4492  vei^auften  sie  es  förmlich 
an  Erstere^*).  Schon  4494  aber  kam  es  von  denen  v.  Tschimhaus 
an  die  v.  Salza  (S.  467).  Erst  unter  diesen  ward  das  Gut  in  Ober- 
und  Nieder-L.  getheilt,  und  als  4569  Wigand  der  Altere  v.  Salza  an 
Anton  V.  Döbschitz  (S.  452)  ein  Vorwerk  verkaufte,  entstand  daraus 
Mittel-L.  Nach  Wigands  des  älteren  Tode  (4574)  eriiielt  sein  Sohn 
Wigand  der  jüngere  Nieder-L.,  während  das  Obergut  von  seinen  Mit* 
eri>en  4574  an  Hans  v.  Gersdorff  auf  Paulsdorf,  ihren  Onkel,  gelangte, 
der  4  576  von  Anton  v.  Döbschitz  noch  Mittel-L.  erwarb ,  aber  4  578 
das  Obervorwerk  an  Biasius  v.  Bibran  verkaufte. 


«T)  Ebend.  H.  98.         ««)  N.  Script,  m.  68.  «»)  Ufk.-Ven.  I.  166.  HI.  17. 

N.  Seript.  n.  196  und  354. 


3.  Das  Weichbild  Görlitz.  617 

Gerlachsheim,  von  welchem  ein  Antheil,  „der  Winkel^,  noch 
jetzt  zur  Herrschaft  Friedland  gehört,  dürfte  ursprünglich  wohl  ganz 
Lehn  von  Seidenberg-Friedland  gewesen  sein.  Früheste  Besitzer 
waren  wohl  die  v.  Gerlachsheim  (S.  484),  welche  wir  aber  von 
4248 — 4307  nur  noch  auf  Schönau  bei  Bemstadt  gefunden  haben. 
Von  4345^78  hatte  Jone  Elvil  (S.  473)  G.  inne.  Seit  Ende  des 
44.  Jahrhunderts  befand  sich  der  Haupttheil ,  das  nachmalige  Mittel- 
und  Niederdorf,  in  ununterbrochenem  Besitz  einer  besonderen  Linie 
V.  Gersdorff  (S.  2S8).  Ein  andrer  Antheil ,  also  wohl  das  Oberdorf, 
gehörte  um  4  426  denen  v.  Rothenburg  (S.  459) .  Mindestens  seit  Ende 
dieses  Jahrhunderts  waren  im  Oberdorfe  die  v.  Uechtritz  a.  d.  H. 
(S.  530)  Steinkirch  gesessen.  4582  verkaufte  Georg  v.  Uechtritz 
^  einen  Antheil  am  Ober-Ende  ^  an  seinen  Schwiegersohn  Hans  v. 
Raussendorf,  4588  aber  Christoph  v.  Uechtritz  „das  Gut  Ober-G.^  an 
Hans  V.  Nimpsch.  Der  Baussendorfsche  Antheil  gelangte  4607  an  Jak. 
v.  Knobloch^^). 

3.    Von  Görlitz  südlich  an  der  Neisse  entlang  in  der 

Bichtung  nach  Ostritz. 

a.  Bechtes  Ufer. 

Posottendorf  soll  bis  zum  Pönfall  mit  einem  Theil  des  auf 
dem  andern  Neisseufer  gelegenen  Leschwitz  gleiche  Besitzer  gehabt 
haben.  4569  verkaufte  es  Franz  Beyer  in  Görlitz  an  die  Erben  Peters 
V.  Loben  (S.  338)  auf  Horka,  diese  4584  an  Hans  Peuerbach,  nach 
dessen  Tode  es  4597  an  die  Krone  fiel,  von  der  es  Hans  v.  Wamsdorf 
auf  Kuhna  (S.  535)  um  3200  Thlr.  erwarb. 

Köslitz  (4305  Koselitz,  4384  Kosslitz).  Jedenfalls  nannte  sich 
danach  der  4305  erwähnte  Hinricus  miles  de  CoselüZj  Landvoigt 
von  Görlitz.  Später  gehörte  es  Görlitzer  Bürgern.  So  ward  4384 
Jakob  Sleiffe  (S.  502)  mit  6  Seh.  Zins  daselbst,  die  er  von  Hans  Ul- 
mann erkauft,  desgleichen  Nitsche  List  „an  der  Ecke^  auch  mit  6  Seh. 
Zins  belehnt.  Den  SleifFeschen  Antheil  erwarb  4447  der  Bath  zu 
Göi^litz,  verlor  ihn  aber  4547  durch  den  Pönfall,  worauf  der  König 
4554  das  Dorf  um  4800  Thlr.  an  Joach.  und  Hans  Gebrüder  Schmied 
überliess  **) . 

Gossma.  4 430  trat  Paul  Komer^  Franziskaner  zu  Görlitz,  gegen 
eine  Leibrente  seine  väterlichen  Güter  in  C.  an  seinen  Schwager 
Wenzel  Weüschreiber  ab.     Von  diesem  kam  das  Dorf  an  den  Rathj 


«T)  Nach  den  L.  B.        «)  Uiu.  Mag.  1870.  61.  Urk.  I.  116.  III.  174. 


6t8  UI.  AbtheOniig. 

der  es  U40  an  Josi  Frit$che  übeiiiess.  Spttier  finden  wir  es  wieder 
im  Besitze  des  Roths y  der  es  im  POnfall  verlor,  1549  aiier  es  Tom 
Künig  surttekerhieli.    4  568  verkaufte  er  es  abermals  an  Hans  Glich  ^; . 

Wendischossig  (Ozzek)  gehörte  um  4385  witsche  LM  ^an 
der  Ecke""  in  Görlitz.  UU  verkaufte  es  Bemb.  Canäx  (S.  442;  an 
Casp.  Uedlau  (S.  336) ,  dessen  Sohn  es  4463  an  den  Raih  ttberliess, 
welcher  4  440  auch  das  Patronatsrecht  daselbst  von  Wentsch  v.  Dohna 
auf  Grafenstein  geschenkt  erhielt.  Nach  dem  POnfall  erwarb  es  4549 
Hans  V.  Gersdorff  auf  Döbschitz  a.  d.  H.  Baruth  (S.  237),  dessen 
Nachkommen  es  4574  an  Georg  v.  Wamsdorf  auf  Ruhna  vei^ 
äusserten^). 

Radmerits  (4249  Rademariz,  Radimeritz,  4264  Radmaris, 
4368  Radembricz).  Es  ist  nidit  unmtfglidi,  dass  im  43.  Jahrhundert, 
ebenso  wie  der  anstossende  Eigensche  Kreis  (Bemstadt),  ao  auch  R. 
dem  Bisthum  Meissen  gehörte.  Noch  4296  bestimmte  das  dasige  Dom* 
kapitel,  man  solle  mit  grösserem  Eifer  die  RttckstHnde  ,,von  Pirna  und 
von  Radmeritz'^  zu  erlangen  suchen.  Dann  wttrde  sich  auch  um  so 
leichter  erklären,  wie  grade  hier  4  249  Bischof  Conrad  von  Meissen  und 
König  Wenzel  von  Böhmen,  und  wieder  4264  Bischof  Albert  sich  auf- 
hielten und  Urkunden  ausstellten 2^).  Von  4284 — 4362  scheint  das 
Gut  ganz  oder  zum  Tfaeil  denen  v.  Lassow  (S.  338),  seit  4332  der 
eine  Theil  denen  v.  Gersdorff  (S.  202)  gehört  zu  haben ;  d^n  anderen 
Theil  hatten  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  die  v.  Hoberg  (S.  274)  inne. 
Seit  4434  besassen  das  ganze  Dorf  die  Burggrafen  v.  Dohna  (S.  460. 
auf  Grafenstein.  Diese  erwarben^  4 454  fiir  R.  (nebst  Nieda  und  An* 
theil  Reudnitz)  die  Eigenschaft  einer  Herrschaft  und  Hessen  diese 
Güter  durch  besondere  Hauptleute  verwalten.  Wegen  der  Ober- 
gerichtsbarkeit, welche  sie  nun  auch  auszuüben  sich  berechtigt 
hielten,  geriethen  sie  in  viele  Streitigkeiten  mit  dem  Rath  zu  Görlitz, 
bis  sie  endlich  4549  Radmeritz  sammt  Zubehör  an  Bemh.  Bemi  in 
Görlitz  verkauften.  Nach  dessen  Tode  (4525)  kam  das  Gut  zu  einem 
Theil  an  dessen  Sohn  Caspar,  der  ^s  noch  4537  besass,  zum  anderen 
Theil  an  dessen  Verwandten  Hans  Feuerbach.  Der  Bemt'sche  Antheil 
war  4  553  „frei  und  ledig^  an  den  König  gefallen ,  der  ihn  an  Wolf 
V.  Wrtzesowitz  auf  Neuschloss  in  Böhmen  gab.  Dieser  verkaufte  ihn 
1554  an  Georg  v.  Wamsdorf  auf  Schönbrunn  [S.  534)  und  dieser 
wieder  4558  an  Valentin  und  Nikolaus  v.  Gersdorff  auf  Hennersdorf 


JB)  ÜTk.-Ven.  n.  28.  HI.  210.        ö)  Ebend.  I.  182  Hg.  II.  2.  92.  51.  IH.  206. 
ai)  Cod.  Sax.  n.  1.  2ö0  und  130.  Cod.  Lns.  83.  Uis.  Mag.  18B6.  386. 


3.  Das  WelebVild  €R)rlitz.  619 

rS.  208).  1575  kaufte  Valentins  Sohn,  Valentin  Nieol.,  auch  den  An- 
tlieil  (|es  Hans  Feuerbach  (Vorwerk]  noch  hinzu;  nach  dessen. kinder- 
losem Tode  erbten  das  Gut  i58S  seine  Vettern  v.  Gersdorff  auf  Bur* 
Icersdorf  und  Berteisdorf. 

Wiika^]  (1364  Welkov)  gehörte  nebst  dem  anstossenden  Bora 
schon  im  44.  Jahrhundert  denen  v.  Hoberg  (S.  S73).  Diese  traten  es 
1424  an  die  Gebrüder  S/et)fe  (S.  502]  ab,  erwarben  es  aber  4456 
wenigstens  zum  Theil  wieder.  4  545  fiel  dieser  Antfaeil  durch  den 
kinderlosen  Tod  Christophs  v.  H.  an  den  König,  der  ihn  (4546)  dem 
I>r.  Ulr.  V.  Nostitz  überliess.  Dieser  aber  verkaufte  ihn  sofort  an 
Adam  v.  Penzig  (S.  449).  —  Der  andere  (Sleiffe'sche)  Antheil  ward 
vielfach  verpfändet  und  wohl  von  Georg  Canitz  (S.  443)  vor  4454  an 
Nicol.  V.  Gersdorff  auf  Niedemidelsdorf  verkauft.  Nach  dessen  kin- 
deriosem  Tode  fielen  all  seine  Gttter  an  die  v.  Gersdorff  auf  Tauchritz 
S.  244).  4567  aber  erwarb  Adam  v.  Pensig  auch  diesen  Antheil 
und  besass  fortan  ganz  Wilka  nebst  Bora. 

Nieda  (4366  dieNede,  Nedaw).     Wer  dies  alte  Pfarrdorf,  zu 
w*elchem  ursprünglich  die  Kirchen  zu  Wendischossig ,  Radmeritz  und 
Leuba  als  Filiale  gehörten,  bis  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  besessen 
hat,  wissen  wir  nicht.    4440  überliess  Wentsch  v.  Dohna  auf  Grafen- 
stein (S.  460)  das  Patronatsrecht  über  Wendischossig  an  den  Rath  zu 
Görlitz ,  muss  daher  wohl  bereits  Besitzer  von  Nieda  gewesen  sein, 
wie  er  es  4454  sicher  war.     Seitdem  gehörte  das  Gut  zu  der  Dohna- 
schen Herrschaft  Radmeritz  und  ward  mit  dieser  4549  an  Bernh. 
Bernl  verkauft.     Nach  dessen  Tode  (4  525)  werden  erst  „seine  Erben 
und  Martin  locAmann^,  später  (4554)  Letztrer  allein  als  Collator,  also 
wohl  auch  als  Besitzer  erwähnt.     Derselbe  soll  4573  gestorben  sein. 
1 583  '•)  wurde  Friedr.  v.  Tieffenbruch  „zur  Nidaw"  mit  dem  Pfarrer 
und  den  Wiedemuthsleuten  daselbst  vertragen  wegen  Hofediensten, 
Besetzung  der  Pfarre  etc.     Derselbe  verkaufte  das  Gut  4584  an  Hans 
V.  Penzig  auf  Wilka. 

Reudnitz(4448 Rewtenicz,  4 420 Rutnite)  zerfiel  schon  Anfang 
des  45.  Jahrhunderts  in  mehrere  Antheile.  4448  verkaufte  Lorenz  v. 
Söstüz  (S.  384)  auf  Niecha  9V2  Mark  Zins  in  R.  an  Caspar  Liedlau 
'S.  336).  4420  und  4424  erwarb  Letztrer  noch  2  Bauern  hinzu  von 
Heinr.  v.  Radeberg  auf  Thiemendorf  (S.  440)  und  4458  vom  Fiskus 
auch  den  Rest  des  Radebergschen  Antheils ,  mit  welchem  Frau  Metze 
V.  Radeberg  beleibdingt  gewesen  w^r.    All  diese  seine  Unterthanen 


»)  Vgl.  Uns.  Mag.  1859.  248  flg.  „Gesch.  von  W.«        «)  Urtt.-VeM.  Hl.  231. 


620  III-  Abtheilung. 

verkaufte  1463  Andr.  Liedlau  an  den  Rath  zu  Görlitz.  Nach  dem  Pön* 
fall  ttberliess  König  Ferdinand  diesen  Antheil  1549  um  1200  Thlr.  an 
Adam  v.  Penzig  auf  Wilka.  —  Ein  andrer  Antheil  hatte  noch  1 420 
denen  v.  Hoberg  auf  Wilka  (S.  274)  gehört,  war  aber  (vor  1433  an 
Nikol.  V.  Gersdorff  auf  Niederrudelsdorf  verkauft  worden  und  nach 
dessen  Tode  an  die  v.  Gersdorff  auf  Tauchritz  (S.  214)  gelangt.  Da 
erhob  1 459  Wentsch  v.  DoAna  Ansprüche  und  erlangte,  dass  die  7  Mark 
Zins  zu  R.,  ^die  etwa  Hans  v.  Hoberg  besessen^,  ihm  abgetreten 
wurden.  Seitdem  gehörte  dieser  Antheil  zu  der  Dohna' sehen  Herr- 
schaft Radmeritz  und  gelangte  1519  an  Bemt,  1525  nebst  Nieda  ao 
Mart.  Lochmann  und  ward  1584  von  Friedr.  v.  Tieffenbruch  mit  ao 
Hans  V.  Penzig  verkauft. 

Trattlau  (1390  Trapittlawwe,  1 402  Traptelau)  ward  1402  von 
Joh.  V.  Gersdorff  auf  Radmeritz  (S.  203)  an  Wenzel  v.  Dohna  a.  d.  H. 
Grafenstein  verkauft,  dessen  Sohn  Wentsch  um  1418  wahrscheinlich 
daselbst  wohnte.  Wir  wissen  nicht,  wann  dessen  Nachkommen  das 
Gut  an  die  v.  Gersdorff  auf  Tauchritz  (S.  215)  ttberlassen  haben,  in 
deren  Gesammtbelehnungen  von  1492  und  1527  dasselbe  mitaufge- 
zahlt wird.  1576  verkauften  es  Christoph  v.  G.  zu  Tauchritz  und  Hans 
V.  G.  zu  Leuba  an  Adam  v.  Penzig  auf  Wilka. 

Wanscha  (1410  Wenschaw)    gehörte  mindestens  schon  4410 

m 

denen  v.  Boblitz  (S.  134),  die  es  1565  an  Christoph  v.  Schwanitz  (S. 
500)  veräusserten. 

Schönfeld  ward  halb  zum  Görlitzer,  halb  zum  Zittauer  Weich- 
bild gerechnet.  Die  erstere  Hälfte,  ergebend  1 1  Mark  3  gr.  Zins  poln. 
Zahl,  ward  1461  von  Christoph  v.  Uoberg  zu  Rerna  an  Wentsch  v. 
Dohna,  1 495  von  dessen  Sohne  Nicolaus  an  Adam  v.  Kyaw  auf  Berteis- 
dorf  (S.  326)  bei  Seidenberg,  4502  von  diesem  an  die  Gersdorffe  auf 
Tauchritz,  von  diesen  1508  um  400  fl.  ungar.  an  das  Kloster  Marien- 
thal  verkauft  und  1547  von  diesem  (um  400  Thlr.)  an  Adam  v.  Penzig 
verpfändet  ^7) . 

b.  Linkes  Ufer. 
Leschwttz  (1342  Lezhwicz)  zerfiel  zeitig  in  verschiedene  An- 
theile,  welche  meist  Görlitzer  Bürgern  gehörten.  1337  Uberliess  Ul- 
mann de  Dote  8  Mark  Zins  daselbst  nebst  dem  Kirchenlehn  halb  dem 
Jakobshospital  zu  GörlitZy  halb  der  Stadt  selbst.  Demselben  Hospital 
bestätigte  1377  der  Bischof  von  Meissei^;eine  schon  1342  von  Ottilie 
V.  Salza  gemachte  Schenkung  von  4  Mark  ^) .  —  Der  Rath  verkaufte 


»)  Nach  Marientlialer  Uikanden.        »}  Cod.  Lns.  317.  Urk.-Ven.  I.  51.  106. 


3.  Das  Weichbild  Görlitz.  62t 

seinen  Antheil  1441  an  Jost  Pritsche,  scheint  ihn  aber  wieder  erwor- 
ben zu  haben;  er  verSusserte  ihn  4491  abermals  an  Peter  Frent%el, 
den  Onke]  des  reichen  Hans  Frentzel.  Wohl  dieser  Antheil  kam 
darauf  an  Georg  Emmerich  (S.  476]  und  4507  an  dessen  Tochter 
Anna,  verheirathet  mit  Adolar  OUera,  die  ihn  4549  an  Mich.  Schwartz 
verkaufte,  von  dem  er  spater  an  Hieron.  Schneider  oder  Schnitter  ge- 
langte^*). Einen  dritten  Antheil  besassen  Anfang  des  45.  Jahrhunderts 
die  GebrOder  Sleiffe  (S.  50S),  darauf  Heinze  Eberhard  (S.  468)  und 
seine  Söhne  ^  die  4427  davon  4  Mark  an  Hans  Meissner  ttberliessen. 
4  448  erscheinen  als  Besitzer  die  v.  Bischofswerder  auf  Ebersbach 
(S.  429),  welche  4463  9  Seh.  Zins  an  Lorenz  Hermann  verkauften. 
Nach  dessen  Tode  (4484)  erbte  sein  Sohn  Peter  Hermann  diesen  An- 
theil. Einen  vierten  gab  4  464  der  Apotheker  Vincentius  Schwoff- 
heim  zu  Görlitz  seinem  Sohne  Peter;  dessen  Sohn  Paul  verkaufte  ihn 
4500  an  Lucas  Conrad^  dessen  Nachkommen  ihn  noch  4566  inne 
hatten  '<>) . 

Deutschossig  (4388  0zzek,  4416Duczh  Ossek)  soll  4336  dem 
Albr.  V.  Salza  (S.  464) ,  Bürger  zu  Görlitz,  zu  Lehn  gereicht  worden 
sein.  4388  verkaufte  es  Albr.  v.  Tschimhaus  iß.  547)  an  die  Gebr. 
Sleiffe  (S.  502)  und  an  Yincenz  und  Conrad  Aczel.  4446  gehörte  es 
halb  noch  Heinze  Sleiffe,  halb  Bernhard  Caniiz  (S.  442),  spater  ganz 
dem  Letzteren.  Ihm  folgte  4446  sein  Sohn  Andreas,  4474  des  Letzteren 
Erben  (besonders  sein  Sohn  Georg),  4504  aber  dessen  Schwiegersohn 
Peter  Frentzel^  4540  dessen  Kinder,  von  denen  Ursula  es  4526  ihrem 
Manne  Peter  Thiele  zubrachte.  Dessen  Kinder  theilten  4535  das  Gut 
in  drei  Theile,  welche  nun  (mit  geringer  Unterbrechung)  in  den  Fa- 
milien Thiele  und  Schnitter  forterbten  ^^). 

Nickrisch  (im  44.  Jahrhundert  Nikrosch)  soll  4336  dem  Albr. 
V.  Salza  (S.  464)  gehört  haben.  4430  war  der  Besitzer,  Thomas  ITaW, 
gestorben,  worauf  die  Hälfte  an  seine  Tochter  Anna,  verheirathet  mit 
Job.  Marienam,  die  andere  aber  an  seine  Wittwe  Elisabeth  und  deren 
Kinder,  Hans  und  Katharine,  gelangte.  4448  ward  M.  Nicol.  Emmerich 
nebst  Frau  und  Kindern  und  nebst  Math.  Geissler  mit  Nickrisch  be- 
lehnt. 4  457  erwarb  es  Siegfr.  Gosswin,  der  es  4480  an  Georg  Emme-- 
rieh  (S.  476)  verkaufte.  In  der  Familie  von  dessen  Sohne  Hans  dem 
jüngeren  ist  es  darauf  bis  4724  verblieben. 


M)  N.  Script,  rer.  Ins.  I.  221.  HI.  58.  Urk.-Vere.  III.  20*.  30)  Ebendas.  11. 
20.  III.  206.  N.  Script.  III.  58.  31)  Ueber  die  Betltzei  vgl.  Uns.  Mag.  1772.  251. 
N.  Script,  m.  58.  IV.  211  flg.  UTk..VeTx.  I.  125.  189.  III.  209. 


622  HI.  Abtheüung. 

TauchriU  (1332  Tuohericx,  4357  Tuobenis,  4360  Thauros;. 
Dasselbe  gebttrle  Aofiuig  des  44.  Jahrbunderls  dem  Ritter  Niool.  v. 
Nrnseshove  (S.  379)  >  Erbrichter  su  Görlitz.  4328  ward  damit  sein  Sohn 
Eymund  v.  N.  belehat.  ;WahrscheiQlich  verkaufte  dieser  es  ScholdeD 
halber  an  die  v.  Bibentein  auf  Friedland.  4357  erhielt  Frledr.  v.  Biber- 
stein von  Kaiser  Karl  IV.  die  Lehn  darüber.  Wenn  nicht  schon  da- 
mals, so  doch  bereits  4360  hatte  ein  Nicol.  v.  Geradorff,  der  sich, 
wie  noch  einige  Zeit  lang  auch  seine  Nachkommen ,  (Nicol«)  Thauros 
nannte,  das  Gut,  alsAfterlehn  von  Friedland,  inne.  Er  ist  der  Stamm- 
vater der  Tauchritzer  Linie  derer  v.  Gersdorff  (S.  244). 

Leuba  (4326  Lubil,  4334  Lubin,  4447  Lewbe).  Als  Grundberren 
des  Dorfs  erscheinen  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  die  Herren  v.  fia- 
rutk  (S.  407),   welche  Theile  davon  an  die  v.  StewiU  (S.  508}   und 
die  v.  Grisslau  (S.  250)  zu  Lehn  gegeben  hatten.   Theiis  durch  Kauf, 
theils  durch  Schenkung  gelangten  die  Besitzungen  beider  Familien 
noch  in  der  ersten  Hälfte  des  44.  Jahrhunderts  an  das  Kloster  Marieth- 
thcUf  das  4447  auch  noch  46  Mark  poln.  von  Lorenz  v.  Nastitz  auf 
Nieoba  (S.  384)  hinzuerwarb.  So  bildete  sich  nach  und  nach  das  dem 
Kloster  gehörige  Oberleuba.  Die  dasige  Kirche  war  Filial  von  Nieda, 
ward  aber  4  4 TS  ausgepfarrt,  wobei  sich  der  Besitzer  von  Nieda,  Nie. 
V.  Dohna  auf  Grafenstein,  das  Patronatsrecht  vorbehielt,  bis  4497  das 
Kloster  auch  dieses  erwarb.    4534  musste  das  Kloster  seinen  Antheil 
(uro  500  fl.  oder  600  Mark)  an  den  Bath  zu  Görlitz  verkaufen^  erwarb 
ihn  aber  nach  dem  Pönfall  4550  von  dw  Krone  zurück.  Das  Patronats- 
recht ist  ihm  spater  von  Grafenstein  wieder  entzogen  worden.  — 
Niederleuba  gehörte  wahrscheinlich  schon  seit  dem  dritten  Jahrsehot 
des  45.  Jahrhunderts  denen  v.  Gersdorff  a\xt  Tauchritz  ^). 

Der  sogenannte  Eigensche  Kreis  oder  der  Eigen,  d.  b. 
die  Bernstadter  Pflege^s)^  gehörte  bis  um  4240  dem  Bisthum 
Meissen  und  gelangle  um  jene  Zeit  an  die  beiden  unter  sich  ver* 
schwfigerten  Familien  v.  Kamenz  (S.  284)  und  v.  Schönburg  (S.  484  . 
ein  kleiner  Theil  auch  an  die  v.  Baruih  (S.  407).  Seit  Mitte  des 
43.  Jahrhunderts  aber  erwarb  das  Kloster  Marienstem  nach  und  nach 
theils  durch  Kauf,  theils  durch  Schenkung  den  ganzen,  wohlabge- 
rundeten Gütercomplex.  Da  derselbe  der  Kirche  zu  Meissen  „ge- 
eignet^ gewesen  war,  blieb  er  auch  dann,  als  er  unter  weltlichen 


32)  Vexgl.  [Kloss]  Hittor.  Naebi.  Ton  der  Klrchfahrt  Leaba.    UnUii  1762.  4o. 
Urk.-Verz.  I.  192.  10.  32.  N.  Seript.IV.  291.  Schon felder,  Marienthal  116.  121 
Knothe,  Oosch.  de«  Eifenteh.  Kxeisee.  1870. 


3.  Das  W^tehbüd  CWriits.  623 

Besitzern  stand,  frei  von  landesherrliehen  Steuern  und  Leistungen, 
und  so  wurden  denn  die  einzelnen  Dörfer  dem  Kloster  IMarienstem 
ausdrttcUich  als  Erb'  und  Eigen  ttberlassen.  Davon  hat  dieser 
GUtercomplex  den  Namen  ^der  Eigen^  erhalten. 

Bern  Stadt  (4834  Bemhardistorf,  erst  seit  Mitte  des  46.  Jahr- 
hunderts allgemein  Bern  Stadt  genannt)  wurde  auf  der  Flur  von  Alt- 
bemsdorf  und  wahrscheinlich  Mitte  des  43.  Jahrh.  von  den  Her- 
ren V.  Schönburg  gegründet,  welche  4874  die  eine  Hälfte  an  die 
v.  Kammz^  um  4885  die  andere  an  Marienstem  verkauften.  In  dem- 
selben Jahre  erwarb  letzteres  Kloster  auch  die  Kameussche  Hälfte. 
Ebenso  erlangte  es  nach  und  nach  die  übrigen  Schönburgschen  Güter, 
4861  haibDittersbach  (Diterisbach) ,  4890  Altbernsdorf  (Bem- 
hardistorf ,  4348  halb  Kunnersdorf  (Gonradesdorph),  4347  halb 
Berzdorf  (Bertholdisdorf) .  Die  andere  Hälfte  von  Kunnersdorf  ward 
4306  von  den  Herren  v/Baruth  an  die  v.  Neueshove  (S.  379)  zu  Lehn 
gegeben,  später  aber  von  diesen  an  Marien$tem  veräussert. 

Kiessdorf  (Kiselingistorf)  und  die  andere  Hälfte  von  Ditters- 
b  a  c  h  und  von  Berzdorf  gelangten  4  885  durch  Kauf  von  denen  v.  Ka- 
menz  an  das  Kloster.  Einen  Theil  des  letzteren  Dorfs  besessen  damals 
die  V.  Radebet^g  (S.  439)  zu  Lehn ;  einen  anderen  gab  das  Kloster  an 
die  V.  Neueshove  zu  Lehn,  kaufte  aber  später  beide  zurück.  —  Schö- 
nau  (Sconowe,  Schonowe]  kam  theils  schon  4848  bei  Gründung  des 
Klosters,  theils  4885  von  denen  v.  Kamenz,  theils  4307  von  denen 
V.  Gerlachsheim  (S.  484)  an  Harienstern.  Dafür  hatte  dasselbe  vor 
4884  einen  Antheil  an  Gonr.  v.  Tettau  (S.  546)  als  „Leibgedinge^, 
einen  anderen  an  den  Apotheker  Thiczko  in  Görlitz  zu  Lehn  überlassen, 
der  ihn  4333  an  das  Domkapitel  mBtidissin  wiederkäuflich  abtrat.  — 
Neundorf  (Nuendorffj  besassen  die  v.  Heinrichsdorf  (S.  866)  als 
Kamenzsches  Lehn,  verkauften  es  aber  4407  ebenfalls  an  Marienstem. 

4.    Von  Görlitz  westlich  in  der  Richtung  nach  Löbau. 

Rauschwalde  (4309  Ruschenwalde)  gehörte  bis  gegen  Mitte 
des  45.  Jahrhunderts  denen  v.  Radeberg  (S.  437]  und  kam  später  an 
Wenz.  Emmerich  (S.  479),  dessen  Nachkommen  es  noch  4553  inne 
hatten. 

Schlauroth  (1285  Slurach,  4358  Schluroth)  befand  sich  stets 
im  Besitz  Görlitzer  Bürger.  Um  4340  hatte  Heinze  Eberhard  (S.  168] 
daselbst  8  Mark  Zins  verkauft;  dann  besass  dasselbe  ein  Brendeler, 
dessen  Sohn  Ambrosius  es  4465  an  Barth.  Hirschberg  (S.  874)  über- 


624  in.  Abtbeilang. 

Hess.  4510  gehörte  es  Georg  Richter,  später  denen  v.  der  Rosefi 
(S.  454). 

Grossbiessnitz  (1309  Bisencz,  1361  Besync).  Daselbst  hatti" 
um  1312  Katharine,  die  Frau  Job.  v.  Salza  (S.  463),  40  Mark  stehen. 
<345  verkaufte  es  Ramfold  v.  Ger«dor/f  auf  Reichenbach  (S.  190)  und 
sein  Schwiegersohn  Yban  an  den  Rath  zu  Görlitz. 

Die  Landskrone**)  mit  ihrer  die  Gegend  beherrschenden  Stein- 
hurg  und  den  an  ihrem  Fusse  gelegenen  Dörfern  Kunnerwitz. 
Neundorf,  Kleinbiessnitz  erscheint  seit  1828  bis  Mitte  des 
14.  Jahrhunderts  im  Besitz  des  ritterlichen  Geschlechts  v.  Landes^ 
kröne  (S.  328).  1357  erhielt  sie  Friedr.  v.  Biberstein  auf  Friedland 
(S.  119)  von  Kaiser  Karl  IV.  zu  Lehn.  Die  v.  Biberstein  setzten  ent- 
weder Hauptleute  (Burggrafen)  darauf  oder  vergaben  sie  an  After- 
vasallen. 1397  war  Sander  v.  Hoberg  (S.  273)  Hauptmann  derer 
V.  Biberstein,  1419  Jone  v.  Hoberg  (S.  275)  Hauptmann  derer  v.  Kott- 
witz  (S.  317),  welche  noch  in  demselben  Jahre  die  Landskrone  an 
Vincenz  Heller  (S.  267)  verkauften.  Dessen  Hauptmann  war  (1423 — 
28)  Heinr.  v.  Uechtritz  (S.  529).  1428  trat  Heller,  wie  es  scheint, 
die  Landskrone  wieder  an  die  v.  Biberstein  ab ,  welche  1 435  Jerusa- 
lem Becherer  als  Hauptmann  dahin  schickten.  1437  erwarb  sie  Heinze 
V.  Promnitz  (S.  430),  überliess  sie  aber  sofort  wieder  an  Herz.  Joh. 
von  Sagan.  Dieser  aber  gedachte  das  in  jenen  kriegerischen  Zeiten 
doppelt  wichtige  Schloss  dem  Siegsm.  v.  Wartemberg  in  Böhmen,  dem 
erbitterten  Feind  der  Sechsstädte,  in  die  Hände  zu  spielen.  Vergeb- 
lich bat  man  den  Herzog,  von  dem  Kaufe  zurückzutreten.  Nach  sei- 
nem Tode  (1439)  aber  verkauften  seine  Söhne  die  Landskrone  nebst 
Zubehör  an  Görlitz  (um  600  Mark  Gr.  poln.  Zahl).  Das  Schloss  ward 
sofort  abgebrochen. —  Kleinbiessnitz  hatte  schon  1428  dem  oben 
erwähnten  Heinr.  v.  Uechtritz  gehört,  dessen  Erben  es  4442  auch  an 
den  Rath  überliessen.  Dieser  verkaufte  es  1 445  an  Math.  Zacharias,  — 
Neundorf  kam  später  an  Georg  Emmerich^  von  dessen  Sohne  es  1529 
der  Rath  zurUckerwarb. 

Pfaffendorf  war  schon  1352  im  Besitz  von  Görlitzer  Bürgern. 
1417  überliess  Heinr.  Teuernichl  10  Mark  Zins  und  1504  Hans  Wolff 
ebenfalls  einen  Äntheil  an  den  Rath  3^).  Ein  dritter  Antheil  gehörte 
im  15.  Jahrhundert  denen  v.  Gersdorff 'A\xi  Paulsdorf  und  auf  Frieders- 
dorf. 


3«)  Vgl.  Kreygig,  Beiträge  III.  322  flg.        85)  Urk.-Ve«.  L  192. 111.  65. 


3.  Das  Weichbild  Görlitz.  62& 

Frredersdorf^^)  bei  der  Landskrone  (1285  Friederichsdorf) 
erscheint  mindestens  seit  Ende  des  44.  Jahrhunderts  als  Stammgut 
einer  besonderen  Linie  derer  v.  Gersdorff  (S.  230) .  Von  dem  Letzten 
derselben  kam  das  Gut  an  seine  Schwiegersöhne  Nie.  v«  Penzig  (S.  418} 
und  Hans  v.  Schreibersdorf  (S.  492).  4494  erwarb  Casp.  Tilicke  aus 
Görlitz  erst  das  Ober-,  dann  auch  das  Niederdorf.  Seine  Tochter  Anna 
brachte  es  ihrem  Manne  Hans  PretUzel  (S.  482)  zu  und  vermachte  es 
4539)  dem  Hospüal  zu  unsrer  lieben  Frauen  in  Görlitz. 

Jauernik  (4242  Jawemig)  ist  unstreitig  einer  der  ältesten 
Kirchorte  der  östlichen  Oberlaußitz,  indem  ursprtLnglich  nicht  nur 
alle  Ortschaften  der  Umgegend ,  auch  die  ganze  Bemstadter  Pflege, 
sondern  selbst  Ebersbach  hinter  Görlitz  dahin  eingepfarrt  waren. 
Ebenso  deutet  der  dasige  ^Burgberg''  auf  eine  sehr  alte  Befestigung. 
1242  verkaufte  Hartwig  v.  Desen  (S.  445)  das  Dorf  nebst  dem  anstos- 
senden ,  seit  der  Zerstörung  durch  die  Hussiten  (4  429]  nicht  wieder 
aufgebauten  Behmisdorfan  das  Kloster  Marienthal ^^) . 

Niecha  (Nechau).  Daselbst  waren  4408 — 28  ein  Lor.  y.Nostitz 
S.  384),  seit  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  die  v.  KottwUza.d.H.  Sänitz 
S.  347)  gesessen. 

Markersdorf  westlich  von  Schlauroth  (Marcwardsdorf)  war 
ein  altes  v.  Gersdorffsches  Besitzthum.  4394  verkaufte  Johann  v.  G. 
auf  Radmeritz  (S.  203)  77  Mark  Zins  daselbst ,  „wie  denselben  seine 
Vorfahren  besessen^,  an  Marienthal,  Einen  anderen  Antheil,  be* 
stehend  in  24  Mark  Zins ,  hatte  ein  Altarist  zu  Görlii»  zu  einer  ewi- 
gen Messe  in  der  dasigen  Peterskirche  erworben.  Entweder  diesen 
oder  einen  inzwischen  erlangten  dritten  Antheil  veräusserte  der  Rath 
zu  Görlitz  4454  an  Barth.  Uirschberg  (S.  274).  Dessen  gleichnamiger 
Enkel  ttberliess  denselben  4504  an  Hans  Frentxel  (S.  482).  Durch 
dessen  Enkelin  Barbara  kam  er  4564  an  Paul  liedlau  v.  Ifisslau  (S. 
337),  ihren  Mann,  der  ihn  wieder  an  seinen  Schwager,  Jak.  Schach- 
mann,  abtrat.  Dessen  Söhne  verkauften  ihn  4606  an  Hans  v.  Wams- 
dorf (S.  535)  um  42500  Thlr. 

Holtendorf  (4  352  Holathindorf)  befand  sich  schon  4  352  im  Be- 
sitz von  Göriitzer  Bürgern,  spater  wahrscheinlich  in  dem  der  Familie 
v.  Radeberg  (S.  439),  die  es  Ende  des  Jahrhunderts  sicher  inne  hatte. 
Von  ihr  kam  das  Gut  4396  an  die  v.  Ger^r^  auf  Friedersdorff(S.  234), 
von  diesen  aber,  wie  es  scheint,  die  eine  Hälfte  an  Pet.  Nybisch,  der 


36)  Chi.  Knaatbe,  Hitt.  Naehr.  von  Friedend.    Görl.  1750.  40.  Jiü.  Knothe, 
Beschreibung  und  Geschichte  von  Friedend.  1856.  8fi.        37^  Cod.  Lns.  65. 
K n 0  th  • ,  Gt«e]i.  d.  Oberl.  Ad^lf.  40 


626  ni.  Abtheilimg. 

4  442  eine  Mühle  daselbst ,  ^auf  seinem  Goie  gelegen^ ,  weiter  Ter- 
äasserte'^),  und  dessen  Nachkommen,  die  Gebr.  Ntebiaciiy  45M  „ihr 
Gut  und  Vorwerk ,  so  viel  ihnen  zuständig^,  an  Georg  Rossler  Ober- 
Hessen.  — Die  andere  Hflifte  besass  4454  Nie.  Neuwirih  als  ^^rb- 
herr^^  4  495  dessen  Sohn  Hans.  Von  diesem  kam  sie  an  die  t.  A- 
5cAo/!iwerder  auf  El>er8bach  (S.  429),  welche  dieselbe  4524  ebeniaUs 
an  Georg  R(fssler  fl)>erKessen.  Dessen  Enkel  verkauften  das  Derf 
4554  an  die  Gebr.  Onophrius  und  Victorin  Rosenhain  in  Gtfrlitf  **  . 
Auch  diese  mitssen  bald  darauf  einen  Theil  an  einen  r.  Nebelsckiiz 
(8.  377)  abgetreten  haben ;  dessen  Söhne  4563  mit  einem  ^Stll<A  Vor- 
werk zu  H.**,  als  vSteriicher  Erbsehaft,  belehnt  wurden. 

Gersdorf  war  der  Stammsitz  derer  v.  Gtndorff^  von  weichen 
die  eine  Linie  (S.  499)  es  bis  Ende  des  46.  Jdirhunderts  inne  hatte. 
Da  ward  es  an  Günther  v.  Hermsdorf  und  von  diesem  4  603  an  Hans 
v.  Wamsdorf  (S.  535)  auf  Reichenbach  verkauft. 

Deutschpaulsdorf  (4285  Pawilstorf)  hatte  einst  Wizla- 
windorf  geheissen  und  zu  dem  Eigensdien  Kreise  gehört  und  war 
mit  diesem  4285  von  denen  v.  Kaimenz  an  MarienäHil  gelangt  ^<^. 
Von  diesem  muss  es  an  die  v.  Gersdorff  verkauft  worden  sein ,  von 
denen  mindestens  seit  der  zweiten  Hälfte  des  44.  Jahrhunderts  eine 
besondere  Linie  (S.  222)  daselbst  gesessen  war. 

Kemnitz  gehörte  um  4276  wohl  einem  Otto  v.  ITeinntlar,  der  als 
Zeuge  bei  einer  Entscheidung  ttber  Heinrich  v.  Baruth  vorkommt  ^^) . 
Sein  Siegel  zeigt  einen  ausgerissnen  Baum ,  aufrecht  stehend ,  mit 
Wurzeln.  Seit  Anfang  des  44.  Jahrhunderts  erscheint  es  im  Besitz 
derer  v.  Gersdorff,  Die  filtere  Kemnitzsche  Linie  (S.  497)  vei^aufte 
das  Gut  4406  an  die  Hennersdorfer  Linie.  Von  dieser  kam  es  4538 
an  Hans  v.  Kyaw  (S.  327)  und  seine  Nachkommen. 

Rennersdorf  (4406  Reynersdorf,  später  Rynersdorf)  zerfiel 
zeitig  in  ein  Ober-  und  Niederdorf  ^>) .  Letztres  verkaufte  4  422  „Chri- 
stoph ,  Jürgens  Sohn* ,  wir  erfahren  nicht  aus  welcher  Familie ,  an 
Casp.  V.  Gersdorff  di.  d.  H.  Hennersdorf,  der  dadurch  Stammvater  der 
Nebenlinie  Rennersdorf  (S.  209)  wurde.  Durch  Heirath  mit  einer 
Erbtoehter  kam  es  um  4489  an  Hans  v.  Metzradt  a.  d.  H.  Darrbach 
(S.  368) ,  der  aber  schon  4  495  kinderlos  starb.  Nach  mehrfachen 
Prozessen  finden  wir  das  Gut  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  im  Besitz 


38)  Urk.-Ven.  II.  54.  aof)  Ebend.  m.  174«.  ITM.  «>)  Knotlie,  Elgra- 
•eher  Kreis  53.  «i)  Cod.  Su.  n.  1.  186.  Vergl.  Pesebel,  6escli.  Ton  K.  1861. 
^  Vgl.  V,  M  flcke,  Du  Rittergut  m  Nleder-Rennendorf.  1843. 


3.  Di»  WtMiMXd  OGrIits.  «27 

derer  T.  LutUtta.  d.  H.  Sehi^iawalde  (S.  354),  die  e»  4541  an  die 
Y.  Breitenbach  (S.  444)  veritaafteti.  Diese  ttberliessen  es  4560  an  die 
V.  Oersdarff  auf  Dombemiersdeif.  Gbristoph  v.  Gersdorff  veAaufte 
es  an  Siegsm.  v.  Schwanüz ,  dessen  «niMlndi^e  Kinder  al)er  4585  an 
Joacli.  y.  Klikc  auf  Straliwalde.  -^  Das  Oberderf  mnss  entweder  schon 
der  obige  Gasp.  v.  Gersdarjf  oder  doeli  seine  Nifdhkonimen  liinzu  er- 
worben haben.  4494  rerftusserte  es  sein  Enkel  Wilh.  v.  6.  an  seine 
Vettern,  die  v.  6.  ans  der  Nebenlinie  Kenmilz-Bui^efsdorf.  Von 
diesen  kam  es  auf  kttt^e  Zeit  (4548—24)  an  Conrad  v.  Kyaw  (8.  326), 
dann  al>er  an  die  v.  G.  auf  Kemnits  zurück.  4680  verttusserte  Hans 
T.  G.  „ein  Sttiek  Out  in  Oberrednersdorf ,  Rittersitz  und  Vorwerk^, 
ebenfalls  an  Joach.  v.  Kliix. 

Berthelsdoff  (4408  BerlhOlsdorf  im  Lande  Gdriitz«^)  gehörte 
Ende  des  44.  Jahrttnnderts  wahrscheinlich  denen  v.  Radd)erg  (S.  440). 
4408  ward  es  von  demselben  „Christoph /or^^^,  der  Niederrenners- 
dorf besass,  an  die  v.  Gersdorffa.  d.  H.  Hennersdorf  (S.  206)  vei^ 
kauft  und  bildete  nun  ein  Pertinenzstttck  von  Rennersdorf.  Und  zwar 
gehorte  es  mindestens  seit  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  denen  v.  G. 
aus  der  Nebenlinie  KemnHz-Burkersdorf  auf  Oberrennersdoif ,  die  es 
in  ein  Ober-  und  Niederdorf  theilteti. 

Reichenbach  (t238  Richenbach) .  Ihmitten  der  Flur  des  Dorfes 
Reichenbach  ward  wahrscheinlich  Anfang  des  43.  Jahrhunderts  die 
Stadt  R.  angelegt.  Obgleich  nSmlich  erst  4306  ausdrücklich  als 
oppidum  bezeichnet,  war  R.  doch  schon  4238  Sitz  eines  landesherr- 
lichen Bezirksrichters  oder  Voigtes ,  wie  Budissin ,  Görlitz ,  LObau, 
und  daher  gewiss  bereits  Stadt.  Wir  vermuthen ,  dass  dieselbe  ur- 
sprünglich ebenso,  wie  die  anderen  genannten  Städte,  eine  unmittel- 
bar landesherrliche  war ,  was  auch  darin  Bestätigung  findet ,  dass  sie 
bis  Anfang  des  f4.  Jahrhunderts  „Freigut^  war.  Seit  Anfang  des 
13.  Jahrhunderts  aber  befand  sie  sich  nebst  den  Dörfern  Ober-  und 
Niederreichenbach  und  anderen  benachbarten  Orten  im  Besitz  Cri- 
stans  ▼.  Gersdor/f  [9.  188)  und  seiner  Nachkommen.  Bei  dem  kin- 
derlosen Tode  des  Hannus  v.  G.  '(4390)  nahm  Herzog  Johann  von 
GoriitZ;  als  Landesherr,  den  „halben  Antheil^  der  Reichenbacfaschen 
Guter  für  sich  in  Anspruch,  während  der  andere  auf  einen  Ver- 
wandten des  Verstorbenen,  Leuther  v.  G.,  Überging.  Dieser  küufte 
„die  halbe  Stadt"  von  den  Gebr.  v.  Starkenbtrg  (S.  507) ,  an  die  sie 
jedenfalls  der  Herzog  Überlassen  hatte,  und  zwar  als  „Freigut",  er- 


^  YflL.  Korsehelt,  Oeicli.  xot  B.  185!2  and  Ntchfrtg  1858. 

40* 


«28  UI.  Abtheihmg. 

hielt  sie  aber  von  König  Wenzel  als  ^Mannlehn^  gereicht.  Von  der 
Stadt  scheint  Leuther  v.  G.  und  seine  Sohne  nur  diese  Hälfte  besessen 
zu  haben  ^^) .  Nach  dem  kinderlosen  Tode  des  letzten  dieser  S6hne 
(um  1446)  entstand  um  die  Reichenbachschen  Güter  langer  Streit 
zwischen  den  verschiedenen  Linien  derer  v.  G.  —  Niederreichenbacfa 
nebst  Mengelsdorf,  Oehlisch,  Gosswitz,  Dolgewitz  und  Antheil  Sohland 
fielen  infolge  von  Gesammtbelehnung  an  Feter  Schaff  (S.  473} ,  als 
Neffen  der  Gersdorffschen  Brüder.  Die  halbe  Stadt  R.  kam  an  die 
y.  G.  auf  Baruth  (S.  S33) ;  die  andere  Hälfte  gehörte  mindestens  in 
der  2.  Hälfte  des  45.  Jahrhunderts  denen  v.  Kqttwü»  auf  Niecba 
(S.  349).  Erst  unter  Hans  v.  G.  auf  Döbschitz  und  R.  a.  d.  H.  Baruth 
scheint  dieselbe,  zugleich  mit  Oberreichenbach,  binzuerworben 
worden  zu  sein.  Wenigstens  spricht  derselbe  4536  von  ^Rathman- 
nen  und  ganzer  Gemeinde^  seiner  Stadt  R.  —  Balthasar  v.  G», 
der  Sohn  Hansens,  verkaufte  4580  die  Stadt  R.  und  Ober-R.  an  Hans 
V.  Wamsdorf  (S.  534). 

Nieder reichenba eh.  Daselbst  besass  schon  4440  (also 
gleichzeitig  mit  den  Söhnen  Leuthers  v.  G.)  Peter  v.  Gersdorff  auf 
Gersdorf  (S.  SOO)  gewisse  Güter,  auf  denen  40  Mark  Gr.  Hypothek 
standen.  Den  Haupttheil  besessen  die  Schaff  (S.  473)  noch  4544, 
worauf  er  auch  an  die  v.  G.  auf  Gersdorf  gekommen  zu  sein  scheint. 
Diese  verkauften  Anfang  des  47.  Jahrhunderts  das  Gut  an  Carl  v. 
Fürstenau.  —  In  einem  der  beiden  Dtfrfer  R. ,  wir  wissen  nicht  in 
weichem,  besass  gleichzeitig  das  Domstifl  Budissin  eine  Hufe,  die 
demselben  unberechtigter  Weise  entzogen  worden  war  und  4  240  zu* 
rückerstattet  werden  musste.  Erst  4400  vertauschte  das  Kapitel  sein 
^Gut^  bei  Reichenbach  an  Leuther  v.  G.  .auf  R»  gegen  das  Dorf 
Beischwitz  ^^). 

Mengelsdorf(44SI0  Mengirsdorf,  4  455  Mengersdorf]  kam  nach 
Aussterben  der  alteren  Linie  v.  G.  auf  Reichenbach  an  die  Schaff  und 
von  diesen,  wohl  erst  nach  454  4 ,  an  die  v.  G.  auf  Paulsdorf.  Um 
1570  verkaufte  Peter  v.  G.  auf  Mengelsdorf  a.  d.  H.  Paulsdorf  sein 
Gut  an  Balth.  v.  G.  auf  Mengelsdorf  a.  d.  H.  Baruth  und  dieser  Reichen- 
bach und  Mengelsdorf  4580  an  Hans  v.  Wamsdorf.  Dieser  veräusserte 
es  4584  an  Günther  v.  Hermsdorf,  kaufte  es  aber  4590  zurück;  sein 
Sohn  Hans  überliess  es  später  an  Gottfried  ROckert  aus  Görlitz. 

Gosswitz  (4387  Gostolwicz,  4480  Gustilwitz,  4481  GostelwiU) 


M)  Lins.  Mftg.  1870.  62.   Cod.  Lub.  50.  56.    Uik.-Ven.  11.  20  extr.  II.  41  ratr. 
«)  Cod.  Lii8.  48.  105.  Uns.  Mag.  1860.  436.  1859.  167.  A.  Bud.  IIb.  fandet.  61. 


3.  Das  Weichbild  Görlitz.  629 

und  ebenso  Oehlisch  (4420  Aelisch,  4455  Olisch)  gelangten  um 
4446^  an  die  Schaff  und  sollen  später  zu  dem  Gute  Glossen  gehört 
haben. 

Sohlandam  Rothstein  (4S76  Salant).  Ein  Theil  dieses  grossen 
Gutes,  der  auch  zu  demReiehenbaehschenGütercomplexe  gehörte,  kam 
von  den  alteren  v.  Gersdorff  um  4446  an  die  Schaff,  die  noch  4484 
damit  aufs  neue  belehnt  wurden.  Es  scheint  dies  derselbe  Antheil 
gewesen  zu  sein ,  den  darauf  die  v.  Schönburg  auf  Hoyerswerde 
(S.  487)  inne  hatten  und  4506  denen  v.  Gersdorff  auf  Bischdorf  und 
Herbigsdorf  (S.  496)  zu  Afterlehn  reichten.  Derselbe  bestand  4744 
aus  43  Bauern  und  4  G&rtnem. . —  Einen  zweiten  Antheil  besass 
mindestens  seit  Ende  des  44.  bis  in's  46.  Jahrhundert  eine  besondere 
daselbst  gesessene  Linie  derer  v.  Gersdorff  (S.  228).  —  Ein  dntter 
Antheil  war  wohl  derjenige,  der  4468  einem  Nicol.  v.  Rodewitz, 
4489—96  einem  Christoph  v.  Kottwüz  (S.  349  Anmerk.)  ,  seit  4499 
bis  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  den  Schley  (S.  479)  gehörte.  —  Einen 
vierten  Antheil,  das  Mitteldorf  mit  dem  Kirchlehn  (4548  bestehend 
aus  dem  Rittersitz,  6  Httfnem  und  6  Gärtnern),  hatten  mindestens 
seit  Ende  des  45.  Jahrhunderts  die  v.  Belwüz  (S.  443)  inne,  welche 
4568  y,ein  Stttck  Gut  zu  Sohland**  an  Erasmus  v.  Gersdorff  auf  Lautitz 
(S.  244)  verkauften. 

Beiwitz  (Bele^itz,  Belbitz),  der  Stammsitz  der  seit  4348  vor- 
kommenden Familie  v.  Belwüz  (S.  443),  ging  erst  Ende  des  46.  Jahr- 
hunderts in  fremde  Hände  über. 

Schöps  (Schöptz)  ward  4495  von  Georg  v.  Döbschäz  (S.  450) 
an  die  v.  Uechtritz  a.  d.  H.  Steinkirch  (S.  530)  verkauft.  Bald 
darauf  aber  gehörte  es  Görlitzer  Bürgern,  z.  B.  4540  einem  Steinberg. 
4562  veräusserten  es  Onophrius  Schnitter  und  Andere  an  Erasmus  v. 
Gersdorff  a.  d.  H.  Lautitz  (S.  244). 

Glossen  (4244  Glusina)  gehörte  bis  Mitte  des  45.  Jahrhunderts 
der.Friedersdorfer  (S.  234),  seitdem  der  Gebeiziger  (S.  225)  Linie 
derer  v.  Gersdorff. 

Mauschwitz.  Ob  dasselbe  der  Stammsitz  derer  v.  Muschwüz 
(S.  374)  sei,  ist  zweifelhaft.  Seit  Ende  des  45.  Jahrhunderts  finden 
wir  dasselbe,  ebenso  wie  das  anstossende  Kunnewitz,  im  Besitz 
derer  v.  Gersdorff  auf  Lautitz  (S.  243) . 

Krischa  war  mindestens  seit  4434  Stammsitz  einer  besonderen 
Linie  derer  v.  Gersdorff  (S.  242),  die  auch  das  anstossende  Tetta 
besass. 

Gebeizig  erscheint  seit  4374  als  Stammsitz  einer  besonderen 


630  lU.  AlrthoilttD«. 

Linie  derer  v.  Gersdorff  (S.  223),  die  sich  danach  lange  Zeit  ^v.  Ge* 
belzig'^  nannte. 

Grossradisch  (4426  Radischewitz)  gehörte  4426  denen  v. 
Nostüz  auf  Uliersdorf  (S.  394) ,  seit  Ende  des  45.  Jahrhund«rt8  aber 
denen  v.  Ger^dor/f  auf  Gebeizig. 

Melaune  (4239  Meraw,   4348  Merove,   4537  Melaw)   ist  von 
Vielen ,  aber  mit  Unrecht ,  fQr  das  Schloss  ^Mer^  gehalten  worden, 
wohin   sich    um   4474   KOnig  Wladislaw    von  Böhmen   ztililckzog. 
Ebenso  ist  es  völlig  unerweislichy  dass  Melaune  den  Mittelpunkt  einer 
Herrschaft  gebildet  habe,  welche  der  Wittwensitz  der  böhmischen 
Königinnen  gewesen  und  als  solcher  von  R.  Kunigunde  dem  von  ihr 
gestifteten  Kloster  Marienthal  geschenkt  worden  sei.  Vielmehr  waren 
die  Dörfer  Meuselwitz  (4 288  Muzlaviz ,  4239  Mewsselwiz) ,  Gork 
(Gorch,  Gorche)  und  Porda  (Porode)  einst  von  Gertrud,  der  Wittwe 
des  Ritters  Gerlach  v.  Zakowa^  dem  Kloster  Bück  an  der  Mulde  ge^ 
schenkt  worden ;  dieses  aber  hatte  das  ausufern  gelegene  Besitsthum 
(um  230  Mark)  an  Marienthal  verkauft;   wahrscheinlich  hatte  die 
K.  Kunigunde  das  Geld  gezahlt.  Aber  auch  Attendor  f  (4239  Otten- 
durff)   und  Oodernitz  (Odemicz)   hatten  einst  denen  v.  NosiitM 
(S.  380)  gehört ,  waren  ihnen  aber  „durch  Gewaltthat  der  FUrsten*' 
entrissen  worden.     Wahrscheinlich  hatte  die  Königin  zur  Abrundung 
der  für  ihr  Kloster  bestimmten  Dotation  auch  diese  Dörfer  an  sich  zu 
bringen  gewusst.     Da  werden  denn  wol^l  auch  die  Übrigen ,  zu  der 
vermeintlichen  Herrschaft  Melaune  gehörigen  Ortschaften,  Melaune 
selbst,  Niederseifersdorf  (4239  Syfersdurflf)  und  Brachenau 
^Prochnaw)  nur  ftlr  das  Kloster  erkauft  worden  sein.     Auch  so 
konnte  die  Königin  und  ihr  Gemahl  (4238)  erklären,   dass  sie  das 
Kloster  „von  ihrem  rechtmassigen  Besiftzthum  gegründet  und  ausge- 
stattet hatten'^.     4239  nun  bestätigte  König  Wenzel  ^uf  Bitten  der 
Königin'^  dem  Kloster  Marienthal  jene  acht  DörCer,  die  demselben  auch 
verblieben  sind.     Nur  Melaune  ward  4348  dem  Otto  v.  lAdtäz  ani 
seine  und  seiner  Frauen  Lebenszeit  vom  Kloster  um  Geld  Über- 
lassen *•) . . 

Döbschitz  (4280[Dobswitz,  später  Dobeschitz)  war  Stammsitz 
der  seit  4280  vorkommenden  Familie  v.  Difbsckit»  (8.  448),  welche 
das  Gut  4523  an  Hans  v.  Gersdorff  auf  Reichenbaeh  a.  d.  H.  Baruth 
(S.  236)  verkaufte. 


M)  Vgl.  Literatnr  bei  Sehe  Uz,  Gesammtgeseb.  97.  Anmerk.    Cod.  Lus.  50.  5S. 
65.228. 


^* 


3.  Dm  Weiokbild  <WrUtB.  631 

Arnsdorf.  Die  eine  Hälfte  davon  besassen  Anfang  .d«s  45. 
Jahrhunderto  die  v.  Gersdorff  a.  d.  H.  Friedersdorf  (S.  S31),  Ende 
des  Jahrhunderts  aber  die  v.  Rabenau  a.  d.  H.  Rietschen  (S.  432]. 
Nach  dem  kinderlosen  Tode  Balthas.  v.  Rabenau  verkaufte  4534  der 
Klfnig  diesen  Antheil  an  Hans  v.  Ger$dcrff  auf  Dobscbitz.  —  Die  an- 
dere Halfie  gehörte  denen  v.  Notenhof  (S.  404),  welche  sie  4536  eben* 
falls  an  Hans  v.  G.  ttberliessen.  Dessen  Sohn  Baltbasar  verkaufte 
das  ganze  Dorf  4596  an  Hans  v.  Wamsdorf  (S.  535)  auf  Reichenbach. 

Thiemendorf  (4389  Tymendorf)  hatten  Ende  des  44.  bis  Mitte 
des  45.  Jahrhunderts  die  v.  Rcuieberg  (S.  439)  inne.  Wahrscheinlich 
ward  es  nach  dem  kinderlosen  Tode  Heinrichs  v.  R.  und  seiner 
Wittwe  an  die  v.  Rabenau  (S.  432)  verliehen.  Als  aber  4530  auch 
Balthasar  v.  Rabenau  (auf  Arnsdorf)  kinderlos  starb,  verkaufte  König 
Ferdinand  Thiemendorf  an  Wolf  v.  Nostitz  auf  UUersdorf  (S.  394),  bei 
dessen  Nachkommen  es  blieb. 

Dittmannsdorf  (4324  Dytmarsdorph)  hatte  halb  zu  Döbschits, 
halb  zu  dem  Notenhofschen  Antheil  von  Arnsdorf  gehört  und  ge- 
langte mit  diesen  Gütern  an  Hans  v.  Gersdorff,  4580  aber  an  Hans 
v.  D(Jbschü%.  . 

Riesig  (4525  Bischitz)  soll  Mitte  des  45.  Jahrhunderts  sich  im 
Besitz  Caspars  v.  Ger«dor/f  auf  Rengersdorf  [S.  247)  befunden  haben; 
später  kam  es  an  die  v.  NoterJiof  auf  Arnsdorf  und  mit  letztrem  Gut 
4536  an  Hans  v.  Gersdorff. 

5.    Von  Görlitz  nordwestlich  in  der  Richtung 

nach  Muskau. 

Ebersbach,  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  das  Stammhaus 
derer  v.  Bischofswerder  (S.  428) ,  musste  4584  an  Hieb  v.  Salxa 
(S.  470)  verkauft  werden. 

Girbigsdorf  (4282  Gerwikesdorf) .  Schon  4282  besass  da- 
selbst das  HospikU  zu  Görlitz  zwei  Hufen,  den  Haupttheil  aber  4352 
ein  Johann  Heller  y  vor  4499  Caspar  Tüicke^  dann  dessen  Schwieger- 
sohn Hans  Frentxel  (S.  482),  während  zu  gleicher  Zeit  (4540)  auch 
andre  Görlitzer  Bürger  Zins  daselbst  inne  hatten  ^7).  4554  werden 
die  V.  der  Rosen  (S.  454)  und  die  v.  Bischofswerder  auf  Ebersbach 
(noch  4577)  als  Besitzer  angeführt. 

Königshain.  Danach  nannte  sich  schon  im  43.  Jahrhundert 
eine  Görlitzer  Patricierfamilie  (vielleicht  sogar  mehrere) ,   die  aber 


♦7)  Cod.  Los.  108.  N.  Script.  III.  58. 


632  m.  Abtbdilung. 

nicht  mit  den  Herrschaften  des  Dorfs  zu  verwechseln  ist.  Ende  des 
H.  Jahrhunderts  gehörte  es  einer  besonderen  Linie  derer  v.  Ger$darff 
(S.  249),  seit  4465  Barthol.  Hirschberg  (S.  274),  seit  4504  Hans 
Frentzel  (S.  482),  dessen  Sohn  Joachim  4544  als  „Frentzel  v.  Königs- 
hain^  geadelt  ward.  Aber  mit  dessen  Sohne  Hans  erlosch  4584  be- 
reits der  Mannsstamm  dieser  Familie,  worauf  das  Gut  Paul  v.  LiedHav 
erbte.  —  Liebstein  (4408Libenstein)  war  stets  PertinenzstOck  des 
vorigen. 

Kunnersdorf  (4352  Conradisdorf) ,  seit  Mitte  des  45.  Jahr- 
hunderts denen  v.  Kottwüz  (S.  347)  gehörig,  kam  4505  an  Hans 
Frentzel  und  durch  dessen  Enkelin  ebenfalls  an  Paul  Liedlau  v.  Mis- 
lau  (S.  337)  und  dessen  Nachkommen. 

Rengersdorf  stand  schon  4 348  unter  Stadtrecht ^^) .  Ende  des 
Jahrhunderts  besassen  es  die  v.  Gersdorff  a.  d.  H.  Königshain  (S..  920  . 
verkauften  es  aber  4444  an  ihre  Vettern  a.  d.  H.  Tauchritz.  Als  die 
Rengersdorfsche  Nebenlinie  dieses  Hauses  (S.  248)  4559  ausstarb, 
verkaufte  K.  Ferdinand  I.  das  heimgefallene  Gut  nebst  dem  Perti- 
nenzort  Torga  an  Benno  v.  Scdza  a.  d.  H.  Linda  (S.  470) ,  dessen 
Nachkommen  beide  Güter  4584  an  die  v.  Nostiiz  auf  Ullersdorf 
Oberliessen. 

Horka^^).  Als  Inhaber  dieses  grossen  Dorfes  kommen  Ende 
des  44.  Jahrhunderts  die  Schaff  a.  d.  H.  See  (S.  474),  Anfang  des  45. 
die  v.  Nostitz  (S.  385)  ,  dann  die  v.  Gersdorff  a.  d.  H.  Tauchritz 
(S.  243)  vor,  welche  daselbst  eine  besondere  Nebenlinie  begründeten. 
Diese  nun  verkaufte  einzelne  Antheile  und  zwar  4534  das  später 
Reich  waidsche  Gut,  4550  das  Mitteldorf,  später  auch  einen  Theii  des 
Niederdorfs  an  die  v.  Bischofswerder  (S.  430) ,  4553  das  übrige  Nie- 
dergut an  die  v.  Klüx  (S.  304)^  4564  einen  Theil  des  Oberguts  an  die 
y.  Loben  (S.  338),  von  denen  er  4569  an  Joach.  v.  Briesen  (S.  444, 
4575  aber  an  die  v.  Gersdorff  auf  Oberullersdorf  überging. 

Mückenhain  gehörte -Anfang  des  45.  Jahrhunderts  den  Sdiaff 
(S.  474),  darauf  denen  V.  Nostitz  (noch  4472,  S.  394),  spater  denen 
V.  Ger^dor/f  auf  Oberhorka. 

Särichen.  Da  dasselbe  im  Mittelalter  meist  ebenso  geschrie- 
ben wird,  wie  das  S.  von  Penzig  gelegene  Sercha  (4408  Serechow. 
4448  Serichow,  4  470Särche,  4490  Seriche,  Serichen^),  so  ist  es 
schwierig,  beide  Dörfer  zu  unterscheiden.     Wir  glauben ,   dass  es 


«)  Urknnd.-Veiz.  I.  53.         «)  Holselier,  OMch.  der  Parochie  Horka.  1856. 
»0  N.  Script.  II.  194  flg. 


■m 


3.  Dm  WeichMId  cmrlitz.  633 

sarichen  war,  wo  seit  4408  die  v.  Gersdorffa.d.U.  Kemnitc  (S.  498), 
seit  4490  aber  die  a.  d.  H.  Tauchriis  und  zwar  aus*  der  Nebenlinie 
Rudeisdorf  (S.  246)  gesessen  waren.  Letztre  verausserten  4547  das 
Gut  an  Wolf  V.  Sostitz  auf  Ullersdörf  (S.  393).  Als  es  aber  4559  an 
die  Krone  gefallen  war ,  überliess  diese  es  an  Graf  Franz  v.  Thum 
und  dieser  4560  an  die  v.  Temritz  auf  Diehsa  (S.  545),  von  denen  es 
4645  an  die  v.  Gersdorff  auf  UiXckenham  gelangte. 

UUersdorf,  sicher  seit  4389  denen  v.  Nostitz  (S.  385)  ge- 
hörig .  ist  das  Stammhaus  des  einen  Hauptstamms  dieser  Familie 
geblieben. 

Jaenkendorf  ward  4424  von  Hannus  N€cheryn[^)  an  die  v. 
Nostitz  verkauft  und  war  seitdem  mit  UUersdorf  verbunden.  Einen 
Theil  besassen  4428  auf  kurze  Zeit  auch  die  v.  Gersdorff  a.  d.  H. 
Tauchritz  (S.  243). 

Quitzdorf  (4469  Quitdilsdorf]  gehörte  noch  4469  denen  v. 
Döbichitz  (S.  450),  schon  4472  aber  denen  v.  Nostitz  auf  UUersdorf  ^i) . 
die  es  um  4545  an  die  v.  Maxen  verausserten,  es  aber  4578  von  ihnen 
zurttckerwarben.  —  Bahrsdorf  (Barsdorfj ,  schon  4437  ebenfalls 
im  Besitz  derer  v.  Döbschitz ,  wurde  4506  an  die  v.  Nostitz  um  4360 
Mark  verkauft. 

Diehsa  (Dese)  befand  sich  wohl  schon  Ende  des  44.  Jahrh.  im 
Besitze  der  Schc^  (S.  473),  und  der  „Herr  Heinze^,  der  mit  seinen 
Unterthanen  zu  Diehsa  einen  Streit  hatte,  in  welchem  4395  Urthei 
von  den  Schoppen  zu  Dohna  eingeholt  wurde  ^2) ,  war  wohl  der  Bru- 
der von  „Schoff  Hannus^.  Von  Letztrem  kam  das  Gut  an  seinen 
Neffen  Franz  v.  Oppeln  (S.  407),  der  es  4446—66  inne  hatte.  4492 
erscheint  als  „Erbdorffrau^  die  verwittw.  Marg.  v.  Zezschuntz  (S.  542) . 
4500—44  besassen  das  Gut  die  v.  KoUwitz  (S.  320),  seit  4545  die  v. 
Temritz  (S.  545),  die  es  erst  4650  wieder  verkauften.  Unter  denen 
V.  Rottwitz  war  das  Gut ,  man  weiss  nicht  wodurch ,  Afterlehn  der 
Herrschaft  Friedland  geworden. 

Kolm  (Colmen,  Kulmen)  gehörte  4429  und  noch  4526  denen 
V.  Notenhof  (S.  405) ,  mindestens  seit  4538  aber  denen  v.  Temritz 
{S.  546). 

See  (Sehe]  war  schon  Ende  des  44.  Jahrh.  Stammsitz  der  Schaff 
(S.  474),  welche,  wie  es  scheint,  bald  darauf  einen  Antheil  an  Gasp. 
V.  Beiwitz  (S.  445),  ihren  Schwager,  abtreten  mussten,  dessen  Näch- 


st) ^Ueber  d«8  Btnbhans"  duelbst  Tergl.  L^m,  Magazin  1836.  312.         «)  Gorl. 
Ratbsrechn . 


634  lU.  AMiethmg. 

kammon  ibo  bis  Mille  de3  16.  Jahrb.  inne  batten.  Der  Baapitheil 
gelangle  von  denSobaff  an  einen  Simon  y.  Haugwü»  (4488),  dann 
an  Hans  v.  Racket^  darauf  an  Albrecbt  v.  Schreibersdorf  auf  Gurig 
(U8S),  endlich  an  Chrialoph  v.  Ghndwrffml  Baruth  (S.  236),  dessen 
Nachkommen  wohl  auch  den  v.  BelwiUschen  Antbeil  hinsuerwar- 

ben  *^) . 

S p r 0  i  t z  (Spreewitx)  war  sidion  Ende  des  44.  Jahrb.  der  Stamm- 
sitz einer  besondren  Linie  derer  v.  Belu)ü%  (S.  H4) ,  welche  den 
Haupttheil  bis  4646  inne  gehabt  hat,  wahrend  ein  Antbeil  (mit  See} 
an  die  v.  Gersdorff  auf  Baruth  gekommen  war.  —  Horscha  (Hori- 
schaw)  und  Mobolz  waren  Pertinenzstttcke  von  Sproitz  und  daher 
tbeilweis  ebenfalls  an  die  Gersdorffe  gelangt.  Diesen  Antbeil  von 
Horscha  tauschten  4565  die  v.  Beiwitz  gegen  Leute  zu  Moholz  wie- 
der ein. 

Petersbain  gehörte  Anfang  des  45.  Jahrh.  denen  v.  Mtssckwüj 
S.  374),  denen  4405  von  den  GOrlitzem  ein  Hof  daselbst  abgebrannt 
ward,  seit  Ende  des  Jahrhunderts  aber  denen  v.  G^sdorff^  deren 
Herrschaft  Baruth  an  all  die  letztgenannten  Orte  heranreichte. 

Hänichen  (Henichen,  Heinichen)  befand  sich  nebst  Trebus, 
Spree  (Sprew,  Spreh)  und  Quolsdorf  ursprttnglicb  im  Besitse 
derer  v.  Rotkenburg  (8.  457).  Schon  vor  Mille  des  45.  Jahrti.  hatten 
aber  den  Haupttheil  von  Hflnicben  nebst  Trebus  zwei  Brüder  Geoig 
und  Hans  v.  Gersdorff  auf  Lodenau  (S.  2S6)  inne.  Nach  dem  kinder- 
losen Tode  des  Georg  v.  Gersdorff  fiel  dessen  Antbeil  an  die  Krone, 
Diese  Uberliess  ihn  4  464  an  den  Görlitzer  Sladtachrelber  Job.  Bere^ 
(um  650  Mark  Gr.)  und  dieser  wieder  an  den  Raih  seuier  Stadt. 
Letztrer  erwart)  4465  von  deuMi  v.  Rothenburg  auch  deren  noch  ver- 
bliebene Anrechte ,  desgleichen  das  Dorf  Spree  hinzu ,  von  welchem 
Otto  V.  No$Ut%  auf  Rothenburg  4  499  einen  Antbeil  ebenfalls  dem  Rathe 
Uberliess.  Durch  den  POnfall  fielen  auch  diese  Stadtgttter  an  die 
Krone ,  die  sie  jedenfalls  an  die  v.  DeuppoU  (S.  4  46)  verkaufte ,  die 
wenigstens  seit  4554  auf  Hflnichen  und  Spree  gesessen  waren.  Quols- 
dorf war  schon  4479  an  die  v.  NosHtz  auf  UUersdorf  gelangt. 

Daubitz  (Dawptzkg)  war  seit  Ende  des  44.  Jahrh.  Stanunsitz 
einer  Linie  derer  v.  Rachel  \(S.  434).  Teicha  (^der  Teich^)  und 
Prauske  (Prausky,  Prawssigk) ,  sowie  Neuhammer  waren  ur^ 
sprttnglich  Pertinenzorte  von  Daubitz.  Teicha  ward  4532  an  die  v. 
Nosiitz  auf  Quolsdorf,  Prauske  spHter  an  die  v.  Rabenau  verdussert. 


n)  Vgl.  Horter,  Oeseh.  der  Ptroeble  See.  1858. 


3.  Das  Wai^hbdd  CH^rlits.  635 

Durch  TodMfall  war  Neuhammer  j  Prauake  ond  d  Baoero  au  Daubitz 

an  den  Ktfnig  gekommen,  der  dieaen  Antfaeil  1486  an  die  Sladt  G(frlit% 

verkaufen  Hess ;  doch  aeheinen  die  v.  Rackel  apäter  denselben  zurflek* 

cHnnrorben  m  haben. 

Rietsohen  (4362  Reezics,  U4S  Riiachita)  mit  den  Pertinenz^ 

orten  Werde  und  Hammerstatt  gehdrie  seit  Ende  des  44.  Jahrh. 

denen  v.  Rabenau  (S.  431),  die  es  aber  1570  an  Joachim  v.  Haugwit» 

verttuaaerten. 

Yiereichen,    Publik,    Wunsche,    Alt-   und    Klein- 
liebeln    (4394     Lpbelin),     Reichwalde,     Kringelsdorf, 
Eselsdorf,   Dttrrbach,   Klitten    (Kletin) ,    Oelaa,   Zimpel 
bildeten  zusammen  Ende  des  44.  Jahrii.  ein  wohl  abgerundetes  Be- 
siizthum  derer  v.  Metzradt  (S.  366) ,  welche  dasselbe  aber  bald  in 
eine  Menge  von  Stammhäusern  zertheilten  und  nach  und  nach  ein- 
zelne Antheile  zu  veräussem  genOthigt  waren.     So  verkauften  sie 
Klitten  (Ende  des  45.  Jahrh.)  an  die  v.  Pannewüz  (S.  449),  von  denen 
es  spater  an  die  v.  Nostüz  auf  Guttau  kam ;  Antheil  von  Kringelsdorf 
4538  an  dieselben;  Antheil  von  Dttrrbach  an  die  v.  Merscküz  (S.  359), 
von  denen  derselbe  vor  4562  an  die  v.  Scharf sod  (S.  474),  4565  aber 
auch  an  die  v.  NosHt»  gelangte;   ebenso  4565  Antheil  an  Altliebeln 
und  4572  Zimpel  an  dieselben  Nostitz^;   Antheil  von  Kleinliebeln 
4563  an  die  v.  Rabenau;  Antheil  von  Eselsberg  4568  an  Fabian  v. 
Schänakh  (8.  482) ;  Antheil  von  Reichwalde  4594  an  Casp.  v.  Temriiz, 
und  Publik  4603  an  Wilh.  v.  Dokna  auf  Muskau«     Ein  Antheil  von 
Viereichen  war  vor  4462  durch- Todesfall  an  die  Kr(me  gekommen 
und  ward  von  dieser  an  den  Görlitzer  Stadtschreiber  Bereyth  ver- 
kauft m). 

Jahmen  (Jamen).  4506  war  daselbst  Nie.  v.  Koseritz  (S.  342). 
seit  Mitte  des  46.  Jahrh.  die  v.  Nostüz  a.  di  H.  Guttau  gesessen. 

6.    Von  Görlitz  nOrdlich  in  der  Richtung  nach  Priebus. 

Ludwigsdorf  (4305  Lodewigisdorph) .  4305  gab  der  GOriitzer 
Bürger  Conrad  von  Roneburg  (d.  h.  aus  Rumburg)  y,seiner  Frau  den 
vierten  Theil  seines  Vorwerks ,  gelegen  am  Ende  zu  Ludwtgsdorf^, 
vor  den  Görlitzer  Stadtschöppen  auf**).  Im  ersten  Drittel  des  45.  Jahr- 
hunderts gehörte  das  Dorf  den  Heller  (S.  268),  seit  Mitte  des  Jahr- 
hunderts den  Emmerich  (S.  475),  die  es  4539  an  die  Stadt  Görlitz 
verkauften. 


-rr 


M)  Urk.-Verz.  n.  90.        »)  65rl.  fHadtbneh  toii  1305  fol.  5. 


630  in.  Abtheiltmg. 

Zodel  (138S  Czodil).  Nur  das  landesherrliche  ^Gesehoss^  von 
dem  Dorfe  war  denen  v.  Penzig  (S.  415)  verliehen  und  wurde  ihnen 
4397  neu  bestätigt.  Das  Gut  selbst  ward  4445  von  Andreas  von 
Rothenburg ,  wohl  einem  aus  dieser  Stadt  nach  Görlitz  eingewander- 
ten Bürger,  an  Esns  PUtzel  verkauft  M).  Mindestens  seit  4476  gehörte 
es  Baithol.  HirscKberg  (S.  Sl74),  seit  4482  aber  Georg  Emmerich  S. 
4  76) ;  dessen  Sohn  Peter  es  4  523  an  Hans  Frentzel  (S.  4  82)  ttberliess. 
Dessen  Enkelin  Corona  brachte  es  4564  ihrem  Manne  Adam  RütUnger 
KU,  der  es  aber  schon  4567  an  den  Rath  zu  Görlitz  abtrat.  Von  die- 
sem erwarb  es  4568  Casp.  Fürstenauer,  Bttrger  in  Schweidnitz  ^' 
(sp&ter 'geadelt  als  ^v.  Fürstenau^). 

Lissa  (die  Lese,  Lesse,  Lissa)  gehörte  seit  Mitte  des  44.  Jahr- 
hunderts den  Ulmann  aus  der  Münze  (S.  438),  Mitte  des  45.  Jahr- 
hunderts denen  v.  Gersdorffdi.  d.  H.  Tauchritz  (S.  244),  die  es  1460 
an  Barth.  Hirschberg  verkauften.  Seitdem  hat  es  gleiche  Besitzer  wie 
Zodel  gehabt.  *     * 

Sercha  (vgl.  S.  632)  befand  sich  4449  im  Besitz  des  Tioceni 
Heller  (S.  267),  kam  aber  4423  an  Conr.  v.  Schlieben  (S.  484)  und 
gehörte  4  466  und  noch  4  488  denen  v.  Sor  (S.  505) .  Von  diesen  ge- 
langte es  an  Georg  Emmerich  y  dessen  Sohn  Hans  der  jüngere  es  an 
den  Rath  zu  Görlitz  überlassen  zu  haben  scheint.  Letztrer  veritaufte 
es  4  568  an  Mich.  Ender  um  7700  Thlr.  ^) . 

Rothenburg  (4268  Rotenberg).  bildete  den  Mittelpunkt  eines 
grossen  Gütercomplexes ,  zu  welchem  Niederneundorf,  No^s. 
Bremenhain,  Uhsmannsdorf  (4443  Ozendorf)  und  die  schon 
besprochenen  (S.  634)  Dörfer  Hänichen,  Trebus,  Spree  und  Quols- 
dorf  gehörten.  Der  Ort  Rothenburg  wird  als  solcher  ^^)  schon  4268  in 
der  oberlaus.  Theilungsurkunde  erwähnt.  Nach  ihm  nannten  sich  die 
Besitzer,  die  zuerst  4264  vorkommenden  v.  Rothenburg  (S.  456\ 
welche,  in  viele  Linien  getheilt,  nach  und  nach  ihre  Antheile  in 
fremde  Hände  brachten.  Schon  4448  war  Noös  und  Niedemenndorf 
an  die  Nostitze  a.  d.  H.  Ullersdorf ,  ebenso  4430  Antheil  von  Rothen- 
burg selbst  und  von  Noös  an  die  Schaff  (S.  473)  versetzt.  Letztere 
verkauften  ihren  Antheil  4432  wieder  und  zwar,  wie  man  annimmt, 
jan  Casp.  v.  Nostitz  (S.  395).  Letztrer  nun  erwarb  noch  vor  4452  von 
denen  v.  Rothenburg  auch  noch  den  übrigen  Theil  der  Stadt  und  ent- 
weder zugleich  oder  doch  später  die  noch  unverkauften  Ortschaften 


»)  Urk.-Ven.  II.  59.  66.        »7)  Ebendu.  IH.  209.        »)  Vgl.  Uik.-Veit.  UI. 
210.        99)  Vgl.  Holseher,  Gesch.  der  Kieisstedt  Rothenboi«.  1844. 


^mmimm 


3.  Das  Weiehbüd  Görlitz.  637 

Neundorf  und  Bremenhain  hinzu.  So  ward  H,  der  Stammsitz  von  dem 
einen  der  drei  Hauptstämme  der  Familie  v.  Nostitz. 

Loden  au  (Lode,  zum  Lode).  Daselbst  war  gegen  Ende  des 
14.  Jahrhunderts  eine  besondere  Linie  dei-er  v.  KoUwü%  (S.  346)  ge- 
sessen. Seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  aber  erscheinen  die  v,  Gers- 
dorffa.  d.  H.  Gebeizig  (S.  SS4)  im  Besitz  eines  Antheils.  Ein  anderer 
,5  Bauern  und  ein  Wald)  ward  4429  von  Otto  v.  Nostitz  a.  d.  H. 
Ullersdorf  an  den  Görlitzer  Bürger  Hans  von  der  Dame,  von  diesem 
aber  4434  an  die  Frauenkirche  zu  Görlitz  überlassen  ^<^) .  Ein  dritter 
Antheil  gehörte  4465 — 66  einem  Dietr.  v.  Haugwüz,  Dieser  Antheil 
scheint  schon  4466,  der  Gersdorffsche  erst  nach  4489  in  den  Besitz 
derer  v.  Nostitz  a.  d.  H.  Rothenburg  gelangt  zu  sein. 

Sänitz  (die  Senicz,  Zenecz)  nebst  Leippa  (die  Leippe)  und 
Dobers  (Doberwys)  wurden  4447  von  den  Gebr.  Albr.  und  Rüdiger 
V.  üaugwitz  an  Nie.  v.  Kottwitz  (S.  347)  verkauft,  der  daselbst  eine 
besondere  Linie  seines  Geschlechts  begründete.  Als  J  540  Christoph 
V.  Kottwitz  ohne  Söhne  starb  (er  ward  zu  Görlitz  hingerichtet) ,  erhiel- 
ten seine  Mutter,  Frau,  Schwestern  und  Tochter  vom  König  die  Ver- 
günstigung, die  Güter  verkaufen  zu  dürfen.  Endlich  4547  kaufte  sie 
der  Rath  zu  GtfrUtz  um  4000  Seh.  meissnische  Gr.,  verkaufte  sie  aber 
scholl  4524  wieder  an  die  v.  Haugwitz  auf  Waldau  (S.  864).  Diese 
nun  veräusserten  Leippa  und  Niedersänitz  4  585  an  Adam  v.  Ratusen^ 
darf  (S.  442).  Ein  andrer  Antheil  von  Sänitz  gelangte  4576  von  Jak. 
V.  Rachel  auf  Daubitz  an  Adam  v.  Nostitz.  Dennoch  gehörte  4580  noch 
der  Hammer  zu  SSinitz  denen  v.  Haugwitz. 

Nordöstlich  von  Sänitz,  im  äussersten  Norden  der  einstigen  Gör- 
iitzer  Landesheide  und  ursprünglich  einen  Theil  derselben  bildend, 
liegt  das  grosse  Gut  Hai  bau.  4356  verlieh  Kaiser  Karl  IV.  den  Ge- 
brüdern Kunz  und  Witche  v.  Kottwitz  (S.  344)  „das  halbe  Dorf 
im  Görlitzer  Weichbild  zwischen  den  beiden  Tscfaimen  bis  an  Wil- 
helms Hammerstatt''  mit  Heiden,  Zeidelweiden,  Hfimmem  und  freier 
Jagd  in  der  ganzen^damals  noch  landesherrlichen  Heide.  Die  andere 
Hälfte  des  damals ,  wie  es  scheint ,  noch  namenlosen  Dorfes  gehörte 
zum  schlesischen  Herzogthum  Sagen.  Seitdem  besessen  die  v.  Kott- 
witz Haibau  mit  Zubehör,  bis  sie  (nach  4  560)  Haibau  selbst  an  Chri- 
stoph V.  Schellendorf  (S.  474)  verkauften.  Als  zugehörig  werden  zu- 
erst 4525  folgende  Heidedörfer  aufgezählt:  'Nickelschmiede, 
Birkenlache,  Klix  und  Zehrbeutel  „oberlaus.  Antheils.''   Die 


»)  Ürk.-Ve«.  n.  24.  38. 


638  HI.  AMh«ihiii|r- 

■ 

iMidra.eMtftiaii  v^rangBenea  die  v.  KoUwilz  4566  an  die  v.  Itomien- 
darf  (S.  442);  welclie'  4596  Nickelscbmiede  an  den  v.  Sehtflienderf 
verkauften ,  es  aber  nadi  dessen  Tode  znrttekef warben.  Die  beiden 
letctcenannten  Dörfer  blieben  wobi  stets  mit  Baibau  Yeiimnden. 

4.  Das  Wetek^bjild  Laaban. 

Attf  der  Flur  des  altslawischen  Dorfes  (Alt-^)  Lauben ,  gegen  das 
Ufer  des  Queisses  hin,  des  Grenzflusses  ifwischen  der  Oberiansiti  und 
Schlesien,  ward  gegen  Ende  des  49.  oder  Anfang  des  43.  Jahrhun- 
derts die  Stadt  Lauban  (4868  eivitas  Luban)  erbaut.  Wir  wissen 
nicht  auf  wessen  Betrieb;  stets  aber  hat  die  neue  Stadt  nur  unmittel- 
bar unter  den  Landesherren  gestanden ,  welche  auch  das  Patfonats- 
recht  aber  die  dasige  Pfarrkirche  besessen,  bis  dasselbe  4^20  von 
Herzog  Heinrich  von  Jauer  dem  von  ihm  in  Lauban  gestifteten  Frauen- 
klosier  geschenkt  ward.  Derselbe  Herzog  schuf,  als  er  4399  Göilitz 
an  KMig  Johann  von  Behmen  abtrat,  sich  ab^r  das  Weichbild  Lauban 
(nebst  dem  Queisskreis)  vorbehielt,  für  letzteres  auch  eine  besondere 
(Land^  Voigtei  zur  Vertretung  der  landesherrlichen  Rechte.  4402 
ging  diese  Voigtei  mit  allen  ihren  Befugnissen  tmd  Revenuen  tn  den 
Besitz  der  Stadt  (Iber.  Seitdem  tfbte  das  städtische  Gericht  die  Ober- 
gericiitsl>arkeit  auch  über  den  Adel  und  dessen  Unterthanen  im  gan- 
zen Weichbild  ^) .    Zu  letzterem  geholten  folgende  Ortschaften : 

Altlauban  soll  schon  vor  4366  von  Harkgraf  Hermann  von 
Brandenburg  der  Stadt  überlassen  worden  sein  <) . 

Lichtenau  (4449  Lichtenaw)  gehörte  Anfang  des  45.  Jahrhun- 
derts mindestens  zum  Theil  der  Stadt  LatAan,  welche  4449  daselbst 
4  0  Mark  Zins  verkaufte  ')  und  zwar  vielleicht  an  die  v.  Salta  (S.  465) , 
die  schon  Vor  4499  das  Dorf  besessen  und  es  später  vielfach  theilteA. 
4582  verkauften  sie  das  Oberdorf  an  Casp.  v.  Eberhardt  (S.  470). 

Oeibsdorf  (4447  Geiselbrechtsdorf,  4436  Geysewersdorf,  4454 
Geyssamsdorf,  4454  Geyssemannsdorf,  4494  Geibisdorff,  4494  Geis- 
dorff}  befand  sich  mindestens  seit  4447  —  4489  fm  Besitz  derer 
V.  Baugioitz  (S.  263).  Als  in  letzterem  Jahre  Albrecht  v.  Haugwitz 
ohne  Lehnserben  starb ,  fiel  es  an  die  Krone ,  von  der  die  Stadt  Lau- 
ban dasselbe  erwarb.  Diese  verlor  es  4547  durch  den  PünfaU,  erhielt 
es  aber  4549  zurück. 

Holzkirch,   bis  Ende  des  45.  Jahrhunderts  Kunnersdorf 


4.  1)  Cod.  Lot.  239.  Urknnd.-Ven.  I.  1&6  No.  770  und  772.       <)  Wl estner, 
Annil.  Uub.  ICspt.        >)  Urk.-Ven.  I.  197  No.  1009. 


4.  Dm  WeMIlAl  LauImd.  «M 

(4S84  GonniduKlorpb)  genannt,  gehörte  4324  denen  v.  Später  (6. 506], 
442S  denen  v.  SoImü  (9. 465),  4470  denen  v.  Hoberg  (S.  t74),  weidie 
4499  iwei  Theile  davon  an  den  Radi  lu  Lauban,  4546  und  4599  an- 
dere Antheile  an  die  v.  üecktrü»  auf  Steinkirch  (8.  580)  verkauften. 
Der  Lanbaner  Antheil,  hn  Pönfall  verloren,  gelangte  4549  an  Hans  v. 
Nosüist  auf  Tachoofas  (9.  399)  und  4 559  ebenfalls  an  die  v.  Uechtritz. 

Schreibersdorf  (4268  Schriuersdorph)  muBS  gegen  Mitte 
des  43.  Jahrhunderts  der  Famile  v.  Pahwe  gehört  haben,  die  sieh 
danach  ^v.  Schreibersdorfs  (S.  489)  nannte.  4889  besass  davon  min- 
deatens  einen  Antheii  Conrad  v.  BoAenburg  (S.  459) .  Seit  vor  4  422 
befand  sich  das  ganze  Gut  im  Besitz  derer  v.  Salza  (S.  465) ,  die  es 
vielfach  theilten.  4569  verkauften  sie  einen  Antheii  an  Battbas.  v. 
Gersdarff;  Hittersiti  und  Vorwerk  gelangte  4578  an  Hieron.  v.  Schö* 
nakh  (S.  482),  von  diesem  4586  an  Gasp.  v.  Kapisch  (S.  308),  dessen 
Sohn  noch  einen  zweiten  Dorfantheil  v<m  Blasius  v.  Jlt&rafi,  den  dieser 
4584  erkauft^  htnzuerwarb,  4593  aber  beide  an  Balthas.  v.  SHebiiz 
(S.  540)  verttusserte ,  der  sie  4604  wieder  an  Hans  v«  Wamsdarf 
(S.  535)  ttberliesa.  —  Einen  dritten  Antheii,  nämlich  Oberschreibers- 
dorf, verkauften  die  v.  Salaa  4580  an  den  Rath  von  Lavban ,  dieser 
aber  4593  an  den  ebengenannten  Bans  v.  Wamsdorf.  -^  Einen  vier^ 
ten  Antheii  vertasserten  die  v,  Salza  vor  4562  an  Albr.  v.  tCeyl,  einen 
fünften  4593  an  Hans  v.  Wamsdorf ,  der  4604  auch  noch  den  Keyl^ 
sehen  hinzuerwarb  und  so  das  ganze  Dorf  wieder  in  seinem  Besitz 
vereinigle. . 

Hausdorf  (4394  Hngisdorf)  gehörte  4406  dem  Nik.  Bock  v. 
Gersdorff  spttter  auf  Baruth  (S.  232),  4444  dem  „Martin  RemUn^  Rit- 
ter^ und  Albrecht  Liedlau  (S.  386),  mindestens  seit  4470  aber  einer 
besonderen  Linie  derer  v.  Salza  (S.  466).  Diese  verkauften  4503 
ein^Mi  Antheii  („das  halbe  Ober-  und  das  halbe  Niedenferf^)  an  die 
Stadt  Lan/Aan ;  nach  dem  P5nfaU  (4547)  kam  derselbe  an  die  v.  Tschim^ 
haus  iß.  520),  welche  4563  noch  einen  Antheii  von  denen  v.  Salza 
hinzuerwarben.  Sie  scheinen  das  Gut  an  die  v.  Gersdorff  auf  See 
verkauft  zu  haben,  von  denen  es  4592  Hans  v.  Warnsdorf  (S.  535) 
erwarb. 

Wttnschendorf  gehorte,  wir  wissen  nicht,  seit  wann,  dem 
Kloster  zu  Lavban. 

Hennersdorf  blieb,  als  dem  Kloster  zu  Lauban  gehörige  katho^ 
lisch  und  heisst  daher  gewöhnlich  „katholisch  Hennersdorf^. 

Uliers dorf  ward  4444  von  Heinse  v.  Schreibersdorf  (S.  494) 
auf  Berteisdorf  an  das  Kloster  zu  Naumburg  am  Queiss  verkauft. 


1 


g40  ^^^'  Abtheiliing. 

Die  folgenden  Dürfer  waren  erst  nach  und  nach  in  der  Gtfrlitxer 
Landesbeide  angelegt  worden,  in  welcher  die  v.  Penaig  (8.  444)  das 
Nutzungsrecht  besassen.  ^  303  ttberliess  Henog  Johann  von  Gijrlits 
das  Grundeigenthum  an  dem  östlichen  Drittel  der  Heide ,  zwisdieo 
Queiss  und  grosser  Tzschime,  denen  v.  Rechenberg  (S.  443)  auf 
Rlitschdorf,  die  4406  auch  das  Nutzungsrecht  von  denen  v.  Peniis 
hinzuerwarben.  So  waren  diese  Dörfer  theils  denen  v.  Penzig,  theils 
denen  v.  Rechenberg  zu  allerhand  Abgaben  und  Leistungen  ver- 
pflichtet, gehörten  aber  alle  zum  Weichbild  Lauban  und  in  die  Ober- 
gerichte dieser  Stadt  ^)  und  gingen  beim  Land voigt  der  Oberlausitz 
zu  Lehn. 

Gersdorf,  gewöhnlich  Heidegersdorf  (4348Gerhardi8dorf, 
4529  Gierssdorf),  befand  sich  seit  dem  letzten  Viertel  des  45.  Jahrfa. 
im  Besitze  derer  v.  ScUza  auf  Hausdorf  (S.  466),  dann  derer  v.  Salza 
auf  Lichtenau.  Dieselben  scheinen  zuerst  den  Haupttheil  mit  Gericht 
und  Kirchlehn  an  die  v.  Haugwü%  auf  Gnina  (S.  265)  verkauft  zu 
haben,  die  ihn  4548  der  Stadt  Lauban  ttberliessen.  Letztere  erwarb 
1543  auch  noch  den  übrigen  Theil  von  Gttnther  v.  Salza  auf  Lichtenau 
hinzu,  verlor  aber  4547  das  ganze  Dorf  durch  den  POnfall ,  worauf  es 
erst  an  Dr.  Mehl  v.  Ströhh'tz  (S.  359)  dann  an  die  v.  Ger$dorff  ge- 
langte. 4564  verkaufte  es  Abrah.  v.  Gersdorff  auf  Waldau  an  Chri- 
stoph V.  Tschimhaxis  auf  Kiesslingswalde  (S.  590). 

Siegersdorf  (4346  Segehardsdorf,  4406  Segersdorf,  4392  Si- 
girsdorf]  ward  4506  von  Georg  v.  NostUz  auf  Guttau  a.  d.  H.  Tschocha 
;S.  399)  an  die  v.  Redem  (S.  448)  verkauft,  die  es  4542  an  den  Rath 
zu  Lauban  ttberliessen.  Als  dieser  es  4547  durch  den  Pttnfall  verlor, 
erwarb  es  der  königlich  böhmische  Rath  Dr.  Mehl  v.  Ströhläz ,  ver- 
kaufte es  aber  bald  darauf  an  Hieron.  v.  Schönaidi  (S.  482). 

Bienis  (4406  Bynis,  4454  Benis)  und  Neudorf,  Pertinenz- 
orte  von  Siegersdorf,  hatten  mit  diesem  gleiche  Besitzer. 

Tzschirna  (4348  Gzima,  4448  Schime,  4460  Tzschymau)  ge- 
hörte 4448  einem  Czaslaus  v.  Gersdorff^) ^  4500  den  Brttdem  Hans 
und  Caspar  v.  Warnsdorf  auf  Wittchendorf  in  Schlesien ,  die  es  in 
diesem  Jahre  an  die  v.  Schellendorf  (S.  474)  verkauften.  Diese  aber 
ttberliessen  es  schon  4504  an  den  Rath  zu  Lauban^  der  es  4547  durch 
den  Pönfall  verlor.  4558  erwarb  es  darauf  ebenfalls  Dr.  Mehl  r. 
StriOilüz^). 


«)  Crknnd.-Vm.  I.  85  No.  4^.         &)  Bbendu.  I.  195  No.  998.         «)  Ebend. 
in.  178*. 


4.  Das  Weichbild  Laiiban.  641 

Waldau  (1348  Waldaw)  befand  sich  4470  im  Besitz  einer 
besonderen  Linie  derer  v.  Haugwitz  (S.  264),  die  es  1531  an  den 
Rath  zu  Laitan  Uberliess.  1547  durch  den  Pdnfall  verloren,  gelangte 
es  erst  an  Dr.  Mehl  v.  Strühlitz,  dann  (vor  1562)  an  Abrah.  v.  Gers- 
florffy  der  daselbst  wohnte.  Dieser  verkaufte  es  1568  an  den  Rath  zu 
(iörläZy  der  es  noch  in  demselben  Jahre  wieder  dem  Rathe  zu  Laxiban 
Uberliess^),  von  dem  es  1576  Franz  v.  Schönaich  (S.  483)  erwarb. 

Rothwasser  (1348  Rotinwazzir) ,  erst  nach  Waldau  einge- 
pfarrt,  mindestens  schon  1480  im  Besitz  einer  eignen  Kirche  ^  aber 
Filial  von  Waldau,  seit  1564  eigne  Parochie^  gelangte  mit  der  übrigen 
Herrschaft  Penzig  (1491  und  1492)  an  den  Rath  zu  Görlitz,  während 
die  Obergerichtsbarkeit  dem  Rathe  zu  Lauban  verblieb  ^) .  Durch  den 
Fönfall  verloren,  ward  es  mit  Penzig  zugleich  1553  von  Görlitz  zu- 
rUckerworben. 

Thommendorf  (1406  Tommendorf),  Primsdorf  (1454  Pre- 
nielsdorf,  1460  Premylsdorf)  und  Schöndorf  scheinen  stets  denen 
v.  Rechenberg  auf  Klitschdorf  gehört  zu  haben. 

Lipschau  (1551  Lipse)  befand  sich  seit  dem  ersten  Drittel  des 
16.  Jahrh.  im  Besitz  derer  v.  KcUkreuth  (S.  279),  ebenso  die  Hälfte 
von  Dohms  (1460  Domyss,  1553  Thomuss),  wahrend  die  andre  Hälfte 
nebst  der  Sommerau'schen  Heide  1507  von  Heinr.  v.  KittlUz  auf  Eisen- 
berg (S.  297]  an  den  Rath  zu  Lauban  verkauft  ward.  1547  verlor  der- 
selbe auch  diesen  Besitz,  der  vom  König  (wie  Siegersdorf)  an  den  Dr. 
Mehl  V.  Ströhlüz  Überlassen ,  von  diesem  aber  1 567  an  die  v.  Kalk- 
reuth  verkauft  ward.  Letztre  mussten  1590  Lipschau  und  ganz  Dohms 
schuldenhalber  an  Burggraf  Otto  v.  Dohna  abtreten. 

Günthersdorf  (1390  Guntherstorf)  wird  1406  unter  den  von 
denen  v.  Penzig  an  die  v.  Rechenberg  abgetretenen  Heidedörfem  mit- 
genannt, später  aber  unter  den  zum  Weichbild  Lauban  gehörigen 
Ortschafren  nie  aufgezählt.  Es  war,  man  weiss  nicht  wann.  Afterlehn 
der  Herrschaft  Friedland  geworden  und  blieb  infolge  dessen  bis  in 
neuste  Zeit  eine  böhmische  Enklave.  1493  war  Nysse  [Agnes]  v. 
Gersdorff  auf  Gerlachsheim  Besitzerin  desselben,  und  1515  soll  es 
Siegsm.  v.  Gersdorff  auf  Gerlachsheim  [nebst  oder  an  Christoph  v. 
Rotiienburg]  ^mit  aller  Gerechtigkeit  und  einem  freien  Salzmarkt^ 
verkauft  haben ^).  1624  gehörte  es  Marx  v.  Seidel,  dem  der  Herzog 
Albr.  V.  Waldstein  die  Lehn  erneuerte.  — 


7J  Ebendas.  III.  210«  und  c.  B)  £beud.  III.  37^.  N.  Soript.  rer.  lus.  545  flg. 
9)  Urk.-Ver2. 1.  160  No.  801.  Gründer,  Unban  186. 190.  202.  Wle§§ner,  Anal. 
LaulMOi.  Mspt. 

K  n  0  th  e ,  Qesch.  d.  0b«rl.  Adeli.  4 1 


642  m.  Abtheilung. 

Berteisdorf  (1233  Bertoldtsdorff ) ,  gegenttber  von  Lauban. 
gehörte  ursprttDglich,  als  jenseits  des  Queiss  gelegen,  nicht  zur  Ober- 
lausitz,  sondern  zum  schlesischen  Weichbild  Löwenberg.  4441  be- 
fand es  sich  im  Besitz  eines  Heinze  v.  Schreä}ersdorf  (S.  494),  der 
4446  von  Heinze  Bock  v.  Gersdorff  (S.  232)  einen  zweiten  Antheil 
hinzuerwarb.  4  4S7  kaufte  der  Rath  zu  Lauban  den  einen  dieser  Guts- 
theile,  verSiusserte  ihn  aber  schon  4434  wieder.  4442  ttberliessen  die 
Sleiffe  (S.  503)  einen  Theil  an  einen  Johann  Pletzel,  Mindestens 
seit  4454  gehörte  ein  Theil  der  Familie  v.  Eberhardt  (S.  469^ ,  von 
der  er  Mitte  des  46.  Jahrhunderts  an  die  v.  Rodewüz  (S.  452),  4589 
aber  an  Christoph  v.  NosHtz  überging.  Den  anderen  Antheil  erwarb 
4475  abermals  der  Rath  zu  Lauban  und  kaufte  4495  von  Ulrich  v. 
Schafigotsch  auf  Greifenstein  auch  noch  „das  Landgeschoss  und  die 
Gerichte^  hinzu  ^^). 

5.  Weichbild  Zittau. 

Von  dem  Lande  Budissin  ursprünglich  durch  breiten,  dichten 
Wald  getrennt,  gehörte  das  Zittauer  Weichbild  zum  Lande  Böhmen 
und  zwar  (wie  Seidenberg  und  der  Queisskreis)  zu  der  nordöstlich- 
sten Supanie  desselben,  dem  Gau  Zagost  ^) .  Bis  gegen  das  43.  Jahr- 
hundert war  dies  ganze  Gebiet  jedenfalls  nur  sehr  dünn  bevölkert : 
nur  in  den  fruchtbaren  Niederungen  an  der  Neisse  und  Mandau  hin 
hatten  die  Slawen  einige  Ansiedlungen  und  zum  Schutz  derselben 
einige  aus  einfachen  Erd werken  bestehende  Befestigungen  angelegt. 
Erst  als  Ende  des  42.  oder  Anfang  des  43.  Jahrhunderts  sich  der 
Strom  deutscher  Colonisten  vom  westlicheren  Deutschland  her  auch 
in  diese  Gegend  wendete,  vnirden  die  rings  das  Thal  einscbliessen- 
den  Wälder  gelichtet  und  nach  und  nach  die  Bergabhänge  bis  hoch 
hinauf  mit  neuen ,  nach  deutscher  Art  angelegten  Dörfern  besetzt  ^' . 
Als  darauf  (kurz  vor  4  255)  in  der  Mitte  des  ganzen  Thalkessels  die 
Stadt  Zittau  entstand  und  König  Ottokar  IL  in  dieselbe  den  Sitz 
eines  Landgerichts  unter  einem  königlich  böhmischen  L  a  n  d  vo  i  g  t 
verlegte,  wurde  dieselbe  der  Mittelpunkt  des  ganzen  Bezirks  und 
Weichbildsort.  Zu  diesem  Weichbild  gehörten  ursprünglich  auch  die 
böhmischen  Herrschaften  Grafenstein  und  Friedland,  welche  aber 
4340  ausschieden^).  Dem  bekannten  Achtsbündnisse  der  fünf  freien. 


w)  ÜTk.-Veri.  II.  21  nnd  30.  HI.  25  vgl.  140. 

5.  0  Cod.  Lns.  61.  <)  t.  Weber,  Archiv  f.  die  s&cht.  Gesch.  XU.  309  flg. 

8)  Carpzov,  Anal.  II.  247  flg. 


5.  Dts  Weichbild  Zittau.  543 

d.  h.  unmittelbar  unter  dem  Ktfnige  stehenden  Städte  des  Landes 
Budissin  gegen  den  räuberischen  Adel  (1346)  schloss  sich  auch 
die  böhmische,  ebenfalls  königliche  Stadt  Zittau  an;  denn  mehr 
noch  gefährdet,  als  jene ,  konnte  sie  von  den  weit  entfernten  böhmi- 
schen Städten  auf  Hülfe  in  Gefahr  nicht  reclmen,  und  nach  dem  offe- 
nen Hügelland  der  Oberlausitz  gingen  ihre  natttrlichen  commerciellen 
Beziehungen.  So  gehörte  jetzt  Zittau  zu  dem  Bunde  der  Sechs* 
Städte,  obwohl  es  zunächst  eine  Stadt  Böhmens  verblieb.  Eine 
wirkliche  Incorporirung  des  Weichbilds  Zittau  in  das  Land  Oberlausitz 
ist  niemals  erfolgt.  Wohl  aber  hörte  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  die 
besondere  Landvoigtei  Zittau  auf,  und  der  Landvoigt  von  Budissin 
vertrat  die  Rechte  des  Königs  von  Böhmen  in  Zittau  ebenso ,  wie  in 
den  übrigen  Sechsstadten.  lieber  die  von  der  übrigen  Oberlausitz 
ebenfalls  verschiedenen  kirchlichenVerhaltnisse  des  Zittauer 
Weichbilds  im  Mittelalter  vgl.  Laus.  Mag.  1872.  490  ffg. 

In  echtböhmischer  Weise  zerfiel  der  Weichbildsbezirk  Zittau  in 
eine  Anzahl  grosser  Herrschaften,  nämlich  in  die  Herrschaften 
Zittau,  Rohnau,  Ostritz,  [Grafenstein]  und  einen  Theil 
der  Herrschaft  [Friedland-]  Ha  mm  er  stein,  d.  h.  die  nachmalige 
Standesherrschaft  Reibersdorf. 

a.   Die  Herrschaft  Zittau 

reichte  gegen  Süden  bis  an  die  Neisse  und  die  alte  Gabeler  Strasse, 
gegen  Nordosten  bis  an  die  Wittchendorfer  „Scheidebach'*,  gegen 
Norden  bis  an  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Löbauer  Wasser 
(Weichbild  Löbau] ,  der  Pliessnitz  (Weichbild  Görlitz]  und  der  Man- 
dau  und  Neisse.  Inhaber  dieser  Herrschaft  waren  im  43.  Jahrh- 
hundert  die  Herren  v.  Zittau ,  von  denen  erst  später  ein  Zweig  sich 
nach  einer  anderen  böhmischen  Besitzung  Herren  v.  Leipa  (S.  330) 
nannte.  4340  erhielten  sie  das  bisherige  Lehn  als  Erl)e,  traten  das- 
selbe aber  schon  4349  gegen  andre  Güter  in  Böhmen  an  König  Johann 
ab,  der  die  Herrschaft  sofort  wieder  an  seinen  Schwager,  Herzog 
Heinrich  von  Jauer,  überliess.  Erst  nach  dessen  Tode  (4346}  fiel  sie 
wieder  an  die  Krone  zurück. 

Die  Stadt  Zittau  (Sittaw)  ward  auf  der  Flur  des  gleichnami- 
gen ,  altslawischen  Dorfes ,  jetzt  Vorstadt ,  aber  im  Yolksmund  noch 
immer  „die  alte  Sitte '^  genannt,  jedenfalls  von  den  Herren  v.  Zit- 
tau (4238  de  Zittavia)  kurz  vor  4255  erbaut  und  von  König  Ottokar  H. 
mit  Privilegien  reichlich  ausgestattet  <] .    Die  Herren  v.  Zittau  verleg- 


«)  Yergl.  JoH.  BeAed.  CirpsoYli  Analecta  fastorum  Zittftv.  od«!  Historischer 

41» 


644  m.  Abtheilung. 

len  später  ihren  Wohnsitz  von  ihnem  „Hofe'*  (auf  der  „Hofstatt**  an 
der  Klosterkirche]  nach  der  ihnen  ebenfalls  gehörigen  Burg  Rohnau 
und  hielten  sich  überhaupt  nur  selten  in  der  Gegend  auf.  Das  Patro- 
natsrecht  über  die  Hauptkirche  der  Stadt  und  die  zu  ihrem  dasigen 
Hofe  gehörigen  Aecker  hatten  sie  dem  Johanniterorden  überlas- 
sen ,  der  daselbst  eine  besondere  „Commende**  errichtete.  Im  Laufe 
der  Zeit  erwarb  der  Rath  der  seit  1346  königlichen  Stadt  nicht  nur 
eine  Menge  Dörfer  der  Umgegend,  sondern  auch  das  städtische  Erb- 
gericht mit  seinen  Revenuen,  ja  sogar  pachtweise  und  daher  auf 
Zeit  ;1366)  vom  Könige  die  Zittauer  Landvoigtei  mit  allen  Rech- 
ten, Pflichten,  Einkünften  und  zugehörigen  Burgen  (Oybin,  Karls- 
friede, Rohnau)  und  Hess  nun  durch  einen  von  ihm  eingesetzten  Voigt 
in  des  Königs  Namen  Landgericht  halten  und  selbst  adlichen  Mannen 
Lehn  ertheilen. 

Eckartsberg  (1340  und  bis  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts 
Echardisdorph  j  hat  nie  einen  herrschaftlichen  Hof  gehabt,  sondern 
war  stets  ein  blosses  Bauemdorf.  Infolge  der  üblichen  Zinskäufe 
waren  verschiedene  Privatpersonen  in  den  Besitz  fester,  von  einzel- 
nen dieser  Bauergüter  zu  entrichtender  Jahresrenten  gelangt,  welche 
sie  vielfach  zu  Schenkungen  an  geistliche  Gestifte  verwendeten.  Hier- 
zu mussten  dann  die  Grundherren  des  Dorfs ,  die  Herren  v.  Leipa, 
ihre  Genehmigung  ertheilen.  So  überwiesen  1310  die  v.  PrenUüz 
^S.  429)  8  Mark,  1311  Theod.  Schevoril  1  Mark,  1315  Heinemann 
Steinrücker  2  Mark  Zins  in  E.  an  das  Kloster  Marienthal,  1377  Anna, 
die  Frau  Nicols  von  Leipa  [d.  h.  aus  Leipa],  1  Mark  an  die  Johannis- 
kirche  zu  Zittau^).  Alle  die  Genannten  sind  aber  nie  wirkliche  Guts- 
besitzer V.  E.  gewesen.  Marienthal  trat  jene  5  Mark  Zins  1558  wieder- 
käuflich an  den  Rath  zu  Zittau  ab,  löste  sie  aber  1617  wieder  ein. 
Das  „Gericht**  zu  E.,  d.  h.  die  Befugnisse  und  Einkünfte  des  Dorf- 
richters, trat  1390  Fr.  Clara  Wildenstein  und  ihre  Kinder  an  Zittau  ab. 
So  kam  das  Dorf  gänzlich  unter  den  Rath. 

Drausendorf  (1366  Drusendorf,  1369  Drozendorf,  1452  Draw- 
zendorff )  mit  seinem  herrschaftlichen  Vorwerk  war  von  den  Herren 
V.  Leipa  1319  an  König  Johann  übergegangen  und  ward  1366  (samnii 
anderen  landesherrlichen  Intraden)  an  die  Stadt  Zittau  verpachtet, 
1369  aber  dem  Kloster  Oybin  überwiesen,  welches  daselbst  einen 


SehaupUtz  der  Sechsstadt  Zittau.  1716  fd.  Gbrist.  Adolph  Pescheek,  Handboeh 
der  Oescb.  von  ZitUa.  1834.  2  Th.  &)  Cod.  Lus.  195.  202.  Pescheek,  Zittaa  I. 
660.  CarpcoT,  Anal.  III.  9.  II.  807.  Schdnfelder,  MThal.  124.  145. 


5.  Das  Weichbild  Zittau.  645 

besonderen  Verwalter  (procurator)  hielt.  Mit  den  übrigen  Gütern  des 
aufgeliobenen  Klosters  gelangte  es  4574  durch  Kaufan  Zittau. 

Wittchendorf  (4322  Withendorf,  4368  Witchindorfj .  Als  In- 
tiaber  des  Patronatsrechts  über  die  dasige  Kirche  und  daher  wohl 
auch  des  ganzen  Dorfs  erscheinen  4365 — 68  die  v.  Stewitz  ;S.  509), 
seit  4383  aber  Wenzel  I.  und  sein  Sohn  Wenzel  IL  v.  Dohna  a.  d.  H. 
Grafenstein  (S.  455).  Letzterer  überliess  das  Gut,  wie  es  scheint, 
seinem  Cousin  Johann  IIL  v.  Dohna,  der  mit  seiner  Familie  wahr- 
scheinlich daselbst  wohnte  und  es  4440  an  seinen  Sohn  Friedrich  ab- 
trat. Von  diesem  erkaufte  4434  das  Dorf  Härtung  v.  Klüx  auf  Tscho- 
cha  (S.  299),  verkaufte  es  aber  4437  an  einen  Nie.  v.  Gersdorff^  , 
Von  dessen  Nachkommen  (S.  207  Anm.)  erwarb  es  4504  der  Zittauer 
Bürger  Wenzel  v.  Eiser sdorf  (S.  472),  dessen  Söhne  es  4524  schul- 
denhalber an  Zittau  verrusse rten. 

Radgendorf  (im  46.  Jahrh.  stets  Rattchendorf)  bestand,  so 
viel  man  weiss,  stets  aus  zwei  ^Lehngütem'^  mit  wenigen  Bauer-  und 
Häuslerwohnungen.  Beide  waren  „zum  königlichen  Schloss  und  Amt 
in  Budissin'',  d.  h.  zu  den  landvoigteilichen  Gütern  gehörig, 
welche,  wenn  ein  Besitzer  ohne  Leibeslehnserben  starb,  nicht  an 
den  Landesherm ,  sondern  an  die  Person  des  Landvoigts  heimfielen. 
Wann  und  wie  diese  Beziehung  zu  der  Landvoigtei  entstanden ,  ist 
noch  nicht  ermittelt.  Besitzer  des  grösseren  Lehnguts  waren ^ 
4442  Lorenz  RössleVj  Cölestiner  auf  Oybin,  und  sein  Stiefvater  Peter 
Schreiet*,  4448 — 64  Erasm.  Krausspscholz  und  seine  Familie,  4469 
Gasp.  Dippoldj  4536  Hans  und  Wenz.  Hermann,  die  es  an  Valt.  Wbrn- 
nehst  verkauften,  4547  Andr.  Siebeneicker,  der  es  an  Conr.  Nesen 
(S.  378)  überliess ;  in  der  Familie  des  Letzteren  verblieb  es  längere 
Zeit.  —  Das  kleinere  Gut  verkaufte  4524  Redell  an  Math.  Seifferth, 
dieser  4530  an  Franz  Redell,  dieser  4537  an  Math.  Trenkler,  dieser 
4540  an  Wenz.  v.  Eisersdorf  (S.  473),  dieser  4554  an  Anton  v.  l/ec/i/- 
ritz  a.  d.  H.  Schwerta  (S.  527),  dieser  4563  an  Joach.  v.  Metzradt  a. 
d.  H.  Milkwitz  (S.  363),  dieser  4565  an  einen  Pet.  v.  Nostitz,  dieser 
an  einen  Conr.  v.  Gersdorff  und  Gerlaehsbaim ,  dieser  4583  an  einen 
Krttck  V.  Gersdorff,  dieser  4  600  an  Hans  Beruh,  v.  Falkenhain  (S.  484), 
dieser  4648  an  Albr.  v.  Schreibersdorf. 

Oberseifersdorf  (4267  Syfridisdorf)  ward  4267  von  Ritter 
Sembro  v.  Temritz  (S.  544)  an  Marienthal  verkauft,  welches  das  Gut 


6)  Urk.-Yerz.  11.  44.  CarpcoY,  Ehront.  II.  119.        ?)  yeigi.  Moriwek,  Ge- 
ftcblchte  von  R.  1873  S.  9. 


646  1^1*  Abtheilung. 

durch  einen  Laienbruder ,  als  magister  curiae ,  verwallen  Hess ,  es 
auch  einmal  (1578)  auf  zwei  Jahre  an  Zittauer  Bürger  verpßindete  «^j . 

Grosshennersdorf  (4 383  Henrici  villa  dicta  Scriptoris ,  und 
so  noch  4467  Heynersdorf  Schreybers) .  Danach  nannte  sich  ein  ritter- 
liches Geschlecht  v.  Heinrichsdorf  (S.  266),  welches  das  Dorf  minde- 
stens 4296 — 4326  inne  hatte.  Von  4378 — 4406  besassen  es  darauf 
die  V.  Stewtiz  (S.  509),  welche  es  in  letztrem  Jahre  an  die  v.  Gers- 
dorff  verkauften ,  die  daselbst  eine  besondre  Linie  begründeten  ,  die 
sich  oft  ebenfalls  „v.  Heinersdorf"  nannte,  ohne  irgend  mit  jener 
früheren  Familie  verwandt  zu  sein.  Das  Patronatsrecht  aber  muss 
schon  denen  y.  Siewitz  nicht  mehr  zugestanden  haben ;  wenigstens 
präsentirten  zu  der  dasigen  Pfarrei  4374  Nie.  v.  TlusczecSj  4380  und 
4383  Nie.  Tolczel  de  Tolczel  oder  auch  Telzel  [ob  derselbe  wie  4374  ?\ 
4396  Agnes,  die  Wittwe  Nie.  Ludwigsdorfs  (S.  340),  4434  und  4439 
Joh.  Ludwigsdorf  ^) . 

Ruppersdorf  (4363  Ruprichstorf,  4368  Rupert!  villa)  wird  zu- 
erst 4355  erwähnt,  wo  Joh.  v.  Dohna  auf  Grafenstein  (S.  456)  das 
Patronatsrecht  zu  R.  an  die  Johannitercommende  zu  Zittau  gegen  das 
Patronatsrecht  zu  Rratzau  vertauschte  ^^) .  Wahrscheinlich  also  gehörte 
schon  damals  das  Dorf  selbst  denen  v.  Dohna.  Dann  würden  die  Brü- 
der Benedikt  und  Wenz.  v.  der  Eibe  (S.  474),  welche  4405—28  als 
Besitzer  auch  von  R.  vorkommen,  dasselbe  wohl  als  Afterlehn  von 
Grafenstein  besessen  haben.  Später  finden  wir  das  Gut  in  zwei  An- 
theile  getheilt,  von  denen  der  eine  sicher  Dohna'sches  Lehn  war.  4548 
verkaufte  Conr.  v.  Kyaw  zu  Rennersdorf  (S.  326)  den  Rittersitz  zu  R. 
und  42  Bauern,  „unter  der  Krone  Böhmen  und  unter  Nickel  Burg- 
grafen V.  Dohna  auf  Grafenstein  zu  Lehn  rührend^,  an  Melch.  v.  Haug- 
witz ;  die  Belehnung  erfolgte  aber  durch  den  oberlausitzischen  Land- 
voigt. Als  der  v.  Haugwitz  4540  kinderlos  starb,  betrachtete  der 
Landvoigt  auch  diese  Hälfte  als  ein  an  die  Krone  heimgefallenes  Lehn 
und  verkaufte  das  Gut  (um  2500  11.)  an  Dr.  Ulr.  v.  Nostitz,  Da  er- 
hoben aber  die  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Königsbrttek  (S.  463)  Ein- 
spruch und  erlangten  durch  Prozess,  dass  ihnen  die  Lehnsherriichkeit 
über  diese  Hälfte  v.  R.  zugesprochen  ward.  Sie  hatten  mit  ihren  Vet- 
tern auf  Grafenstein  in  Erbverbrüderung  gestanden,  waren  aber  jetzt 
gegen  diese  erbittert ,  da  Letztre  hatten  ihre  Herrschaft  Grafenstein 


8)  Cod.  Lu8.  91.  306.  374.  Pescheck,  Zittau  L  380.  «)  Tingl.  Hb.  U. 
oouflrm.  Pia«.  65.  üb.  V.  249.  Lib.  conflnD.  Prag.  III.  Mspt.  D.  W>.  B.  26^.  Lib. 
Vni.        wj  Laus.  Mag.  1851.  405. 


5.  Das  Weichbild  Zittau.  547 

allodificiren  lassen.  So  mussie  denn  Ulr.  v.  Nostitz  4544  diese  Guts- 
hälfte noch  einmal  von  denen  v.  Dohna  auf  Königsbrück  (um  3400  fl. 
rhein.)  erkaufen.  £rst  als  diese  Linie  der  Dohna  1560  ausstarb,  über- 
wies der  König  die  Lehn  ttber  diese  Hälfte  von  Ruppersdorf  an  das 
königliche  Amt  zu  Budissin.  —  Die  andere  Hälfte,  bestehend  in  45 
Bauern,  besass  etwa  seit  Mitte  des  45.  Jahrh.  Christoph  v.  Gersdorff 
a.  d.  H.  Hennersdorf  und  zwar  aus  der  Nebenlinie  Rennersdorf  (S.  24  0) , 
nach  dessen  kinderlosem  Tode  sie  (nach  4474]  an  seinen  Bruder  Hans 
und  dessen  Söhne  gelangte.  Diese  aber  verkauften  sie  4494  an  ihre 
Vettern  v.  Gersdorff  aus  der  Nebenlinie  Kemnitz  (S.  209).  Von  diesen 
scheinen  das  halbe  Gut  R.  4583  Thom.  und  Wenz.  v.  Kyaw  (S.  326) 
erworben  zu  haben,  die  Söhne  jenes  Gonr.  v,  Kyaw,  der  bis  4548  die 
andre  Hälfte  besessen.  Sie  verkauften  4540  ihren  Antheil  ebenfalls 
an  Ulr.  v.  Nostüz,  der  nun  beide  Antheile  vereinigte  und  auf  seine 
Nachkommen  vererbte. 

Oderwitz  (im  44.  Jahrhundert  VdrowicZ;  Odrawitz,  Odirwitz) 
zerfiel,  als  ein  schon  4384  sehr  grosses  Dorf  ^^j,  zeitig  in  eine  Menge 
von  Antheilen.  Schon  im  44.  Jahrh.  erscheinen  als  Inhaber  des  Patro- 
natsrechts  ttber  die  damals  einzige  Kirche  zu  (Nieder-)  Oderwitz,  und 
daher  wohl  auch  als  Besitzer  des  Dorfs  selbst  die  v.  Rydeburg  (S.  460) 
und  ein  fieinr.  v.  Bovoerzkz  nebst  Brüdern  und  Schwestern  i^) ,  fast 
gleichzeitig  mit  ihnen  aber,  als  ^zu  0.  gesessen^,  4397  und  4420  ein 
Otto,  desgleichen  ein  H.  v.  Nostitz  (S.  384),  der  4442  50  gr.  Zins  in 
Ober-O.an  die  Johannüercommende  zu  Zittau  veräusserte.  Mindestens 
Anfang  des  45.  Jahrhunderts  besassen  aber  auch  die  Burggrafen 
V.  Dohna  Güter  in  0.,  welche  4440  Johann  HI.  auf  Wittchendorf  (S. 
157)  seiner  Schwiegertochter  überwies,  und  welche  (4490)  Joh.  VI. 
v.  Dohna  auf  Grafenstein  an  Heinr.  v.  Schleinüz  auf  Tollenstein  (S.  475) 
überliess.  Desgleichen  verkauften  4444  die  y.Kyaw  (S.  322]  Zins  von 
ihren  Gütern  zu  0.  für  die  Johanniter  und  4422  an  den  Zittauer  Bür- 
ger Hans  Ludwigsdorf  und  hatten  dennoch  4488  noch  Besitzungen 
daselbst.  —  MitteI-0.  gehörte  nach  der  Mitte  des  45.  Jahrhunderts 
denen  v.  Luttitz  a.  d.  H.  Schirgiswalde ,  welche  für  letztres  Gut  Va^ 
sallen  der  Herrschaft  Tollenstein-Schluckenau  waren.  Wahrscheinlich 
stellten  sie  sich  in  jenen  unruhigen  Zeiten  auch  für  ihr  Oderwitz  unter 
den  Schutz  der  Besitzer  von  Tollenstein;  wenigstens  erscheinen  Ende 
des  Jahrhunderts  die  v.  Schleinüz  auf  Tollenstein  als  Lehnsherren 


t»)  Vergl.  Koiickelt,  Qetcli.  von  0.  1871.         »2)  Tingl,  IIb.  V.  conflnn. 
241.  249. 


giaai 


648  in.  AbtheiluDg. 

auch  von  Mittcl-0.  Als  ihre  Vasallen  finden  wir  nach  denen  v.  Luttiiz 
die  V.  Muschwitz  (S.  374),  welche  1546  Bauern  in  Ober-  und  Nif^ 
der-0.  an  Zittau  und  4537  ihren  Antheil  am  Mitteldorfe  an  die  v.  Krei- 
schau  (S.  322)  verkauften. —  Die  beiden  Zittauer  Antheile  fielen  4547 
durch  den  Pönfall  an  die  Krone ,  welche  sie  1549  an  Ulr.  v.  Xostitz 
auf  Ruppersdorf  überliess.  Seitdem  ist  dieser  Antheil  mit  Ruppers^- 
dorf  verbunden  geblieben.  —  1516  veräusserte  Heinr,  v.  Schleinitz 
auf  Tollenstein  einen  Theil  von  Ober- und  Nieder-O.  an  die  Gölestiner 
auf  Oy6m;  dieser  Antheil  gelangte  1556  pachtweis  und  1574  durch 
Kauf  an  Zittau  und  bildet  nebst  den  1570  erworbenen  Antheiren  der 
Johannitercommende  den  jetzigen  Zittauer  Dorftheil.  —  Ferner  halte 
1516  und  1518  Nie.  v.  Gersdor^  auf  Grosshennersdorf  (S.  208)  eben- 
falls Besitzungen  in  0.,  die  wohl  an  Hainewalde  und  mit  diesem  an 
die  V.  Nostitz  gekommen  sind. 

Eibau  (1366  Iwa  ,  1412  Ybaw,  1427  Ybe,  Eibe).  Zu  der 
dasigen  Pfarrei  prüsentirte  1367  der  Zittauer  Bürger  Johann  ^tr^c^- 
feld^^j,  war  also  wohl  ebenso  Inhaber  des  Guts,  wie  die  beiden  von 
1405 — ^28  vorkommenden  Brüder  Benedict  und  Wenzel  v.  der  Eibe 
(S.  171},  deren  Vater,  da  sich  beide  nach  dem  Gute  nannten,  dasselbe 
vermuthlich  auch  schon  besessen  hatte.  —  Erst  ein  ganzes  Jahrhun- 
derts päter  (1530)  finden  wir  vdeder  einen  Besitzer  genannt,  näm- 
lich Georg  V.  Schleinitz  auf  Tollenstein  (S.  476),  den  Sohn  jenes  Hein- 
rich V.  Schleinitz,  der  eine  Menge  oberlaus.  Ortschaften  in  der  Nähe 
seiner  Herrschaft  aufgekauft  hatte.  Die  v.  Schleinitz  verkauften 
Eibau  (vor  1576)  an  den  Zittauer  Bürgermeister  Joachim  v.  Milde 
(S.  371),  dessen  beide  Söhne  kinderlos  starben,  so  dass  ihre  Gutshdlf- 
ten  an  den  König  fielen.  Dieser  überliess  die  eine  anFriedr.  v.  Kchif^i- 
haus  auf  Kiesslingswalde,  die  andere  1587  an  Aug.  v.  Kohlo  (S.  307;. 
Beide  Hälften  erwarb  darauf  1 602  der  Rath  zu  Zittau. 

Leutersdorf  (1347  Lutgersdorf,  1416  Levkersdorf,  Lewkers- 
dorf)  war  ursprünglich  wohl ,  ganz  oder  zum  Theil ,  Pertinenzorl  von 
Eibau  1^).  1416  gehörte  es  denen  v.  der  Eibe  (S.  171),  seit  Anfang 
des  16.  Jahrh.  wenigstens  das  Niederdorf  den  Herren  v.  Schleinitz, 
seit  1576  dem  Joach.  v.  Milde  y  dessen  Tochter  es  an  Hans  Bernhard 
Label  Freiherm  v.  Grünberg  auf  Rumburg  verkaufte.  Seitdem  ist 
das  Niederdorf  mit  der  böhmischen  Herrschaft  Rumburg  vereinigt  ge- 
blieben und  erst  1849  an  Sachsen  abgetreten  worden.  —  Wer  nach 


IS)  Lib.  I.  coD^lnn.  Prag.  Mspi.  H.  5.         i«)  Gühler,  Getehickte  der  Kirche  zu 
Ober-Leatersdorf.  1852. 


■•v^V9^ 


5.  Das  Weichbild  Zittau.  649 

denen  v.  der  Eibe  bis  in's  17.  Jahrb.  Besitzer  des  Oberdorfs,  womit 
das  Kircblehn  verbunden,  gewesen  sei,  wissen  wir  nicht.  Schon  die 
V.  der  Eibe  aber  besessen  dasselbe  als  Afterlehn  der  Herren  v.  Biber- 
stein" ani  Friedland  ^^j,  und  so  ist  es  denn  bis  auf  neuere  Zeit  Fried-, 
landsches  Lehn  geblieben. 

Seifhennersdorf  (1357  und  auch  noch  später  Heinrichsdorf , 
4405  Heinrichsdorf  in  Seiffen).  Das  Patronatsrecht  über  die  dasige 
Kirche  ^^)  stand  schon  4357  und  noch  1420  denen  v.  Maxen  auf  Gross- 
schtfnau,  4434  denselben,  aber  in  Gemeinschaft  mit  Enderlein  v. 
Smoyn  (S.  407),  1437  bloss  noch  Letzterem  zu.  Dagegen  wurde  4402 
Burggraf  Wenzel  v.  Dohna  (S.  458)  mit  den  ^Niedergerichten  in  den 
Seifen  zu  Heinrichsdorf,  gelegen  bei  Rumburg^,  und  4  405  die  Brü- 
der V.  der  Eibe  (S.  471)  mit  dem  Dorfe  selbst  belehnt.  Seit  Anfang 
des  15.  Jahrh.  befand  sich  das  ganze  Gut  nebst  Rirchlehn  und  Gericht 
im  Besitz  derer  v.  Schleinitz  auf  Rumburg,  welche  1584  „Niederhen- 
nersdorf  sammt  den  Seifen'^  an  den  Rath  zu  Zittau  verkauften ,  wäh- 
rend Oberhennersdorf  bei  Rumburg  verblieb. 

Grossschönau  (4358  Magna  Schonow).  Seit  Mitte  des  44. 
Jahrh.  bis  4434  kommen  als  Besitzer  die  v.  Maxeu  (S.  355)  vor, 
welche  auch  daselbst  wohnten.  Anfang  des  46.  Jahrhunderts  ge- 
hörte es  Hans  v.  Uechtrit»  (S.  526),  dessen  Nachkommen  es  1530 
an  Christoph  v.  Gersdorff  „c^twa  zu  Malschwitz^  (S.  245)  verkauften. 
Dieser  aber  ttberliess  es  1531  an  Tile  Knebel  (S.  302)  auf  Hainewalde 
und  Gersdorf.  Nach  seinem  Tode  (1545)  fielen  seine  Güter  an  den 
König j  der  sie  an  Ulr.  V.  Nostitz  auf  Ruppersdorf  (S.  388)  verkaufte. 
Dessen  Sohn  Hartwig  veräusserte  das  auf  ihn  gefallene  Grossschönau 
4  587  an  Zittau  ") . 

Hainewalde  (4326  Haynewalde,  4398  Heynwald).  Als  Patron 
der  dasigen ,  schon  4  326  erwähnten  Kirche  erscheinen  seit  dem  letz- 
ten Drittel  des  44.  Jahrh.  die  v.  Kyaw  (S.  323)  gemeinschaftlich  mit 
denen  v.  Wamsdorf  (S.  532) ,   seit  {Anfang  des  45.  Jahrh.  Letztere 


IS)  Schon  1444  ward  in  einer  Einigung  twischen  denen  ▼.  Biberstein  und  denen 
▼.  Dohni  bestimmt,  dass  Erstere  luch  ^dle  Lehn,  die  Wenzel  v.  der  Eibe  onter  den 
Biberstelnen  bitte,  wieder  an  Wentecb  y.  Dohna  bringen  sollten''  (▼.  Weber,  Archiv 
f.  d.  Siebs.  Gesch.  N.  F.  I.  241).  Dennocb  war  dies  nicht  geschehen.  1487  sprach 
König  Wladlslaas  denen  v.  Biberstein  als  verschwiegenes  Lehn  anter  anderem  auch 
„die  Mannschaft  sn  Lewokersdorf,  gelegen  bei  Zittau'',  ab  („Die  Donin's'' 
1876.  8.  231).  Dennoch  Teiblleb  Oberlentersdorf  unter  Friedland.  >«)  A.  Joh. 
Richter,  Nachr.  von  Selfh.  1801.  4P.  ")  Fr.  Tb.  Richter,  Oesch.-statistlsche 
Darstell,  von  Oross-  und  Neu-Sch5nau.  1837. 


650  III.  Abtheilung. 

allein  bis  4432.  Ende  des  Jahrhunderts  besassen  es  die  v.  Muschwits 
(S.  374),  die  es  nebst  Gersdorf  4589  an  Tue  Knebel  ttberliessen.  Nach 
dessen  Tode  an  die  Krofie  gefallen,  kam  es  4546  an  Ulr.  v.  NastitXj 
darauf  an  seinen  Sohn  Christoph  ^^) . 

Waitersdorf  (Waltheri  viilaj  gehörte  während  des  letzten 
Drittels  vom  44.  Jahrh.  ebenfalls  denen  v.  Kyaw,  die  es  endlieh  denen 
V.  Warnsdorf  überlassen  haben  müssen.  Denn  4449  verkaufte  Xic. 
V.  Warnsdorf  Waltersdorf  an  den  Rath  zu  Zittau.  Dieser  verlor  es 
1547  durch  den  Pönfall ,  erwarb  es  aber  4554  von  der  Krone  zurück. 

Spitzkunnersdorf  (4347  Kunarstorf,  4359  Conradi  viUa;. 
Das  CoUaturrecht  daselbst  und  daher  wohl  auch  das  Gut  selbst  besass 
4359  und  noch  4369  ein  Lutholdus  dictus  During  de  Zeib  [oder  LitoU 
dus  Turingus] ,  armiger  [oder  cliens] ,  439S  aber  ein  Albertus  de 
„Ozruhrzen"  [etwa  Czimhuseni]  *•).  Darauf  kommt  4404 — 6  Siegsm. 
V.  Dohna  [S.  457)  als  ^zu  Runnersdorf  gesessen^  vor.  4448  verkauf- 
ten die  Gebr.  Georg  und  Hans  v.  Nostüz  (S.  384)  das  Kirchlehn  da- 
selbst und  in  dem  Filial  Leutersdorf ,  sowie  einige  Bauern  in  Spitz- 
kunnersdorf an  Paul  Vogler^  4463  aber  auch  das  dasige  Vorwerk  an 
Nie.  v.  Eisersdorf  (S.  478)\  beides  Bürger  in  Zittau;  des  Letzteren 
Sohn  überliess  schon  4476  da&  Vorwerk  wieder  an  die  v.  Weigsdorf 
(S.  537),  die  sich  bald  darauf  auch  im  Besitz  des  Kirchlehns  befan- 
den. Mit  Friedr.  v.  Weigsdorf,  der  4620  ermordet  wurde,  starb  diese 
Linie  des  Geschlechts  aus  und  das  Gut  fiel  an  die  Krone ,  die  es  4622 
an  Felix  v.  Rüdinger  Überliess. 

Herwigsdorf  (4359  Hertwici  villa,  1366  Herwygesdorff j .  Dies 
grosse  Bauerndorf 2<^)  Verfiel  zeitig  in  ein  Ober-,  Mittel-  und  Nieder- 
dorf. Das  Patronatsrecht  übte  4359  W^enzel  I.  v.  Dohna,  4398  sein 
Sohn  Wenzel  H.  (S.  458),  4437  aber  ein  „nobilis  Henricus  alias  Heinz 
de  Herwici  villa*^  ^^) .  Wohl  das  gesammte  Dorf  gehörte  ursprünglich 
den  Herren  v.  d.  Leipa,  welche  Theiie  davon  zu  Lehn  ausgethan  hatten. 
Nur  das  Mitteldorf  war  unverlehnt  von  ihnen  an  König  Johann  von 
Böhmen  gekommen.  Dies  nun  verpachtete  sein  Sohn,  Kaiser  Karl  IV., 
(nebst  anderen  landesherrlichen  Einktlnften)  4366  an  den  Rath  zu 
Zittau,  überwies  es  aber  4369  dem  von  ihm  gestifteten  Kloster 
Oybin  ^2) .  —  Von  dem  Oberdorfe ,  das  ursprünglich  soll  Berthelsdorf 
geheissen  haben,  verkauften  4  442  Hans  [oder  Heinrich]  und  Andreas 


18)  Dom  ick,  Herrschaften  toü  Hainetralde  nnd  Spltiknnnersdorf.  1829.  4^. 
«0)  Tingl,  üb.  L  conflim.  Prag.  88.  Y.  128.  «0  Eckartb,  Chronlka  vonHer- 
wigsdoTf.  1737.  40.  21)  Llb.  YHI.  eonflnn.  Prag.  (Hapt.)  C.  8.  «)  Laut.  Mag. 
1825.  301. 


5.  Das  Weichbild  Zittau.  (551 

Feurig  14  Bauern  [um  360  Schock  Prager  Mttnze)  und  4504  Wenzel 
V.  Eisersdorf  (S.  47Ä)  den  übrigen  Anlheil  (Um  80  Zitt.  Mark)  eben- 
falls an  Oybin,  —  Das  Niederdorf,  genannt  „die  Scheibe**,  verausser- 
ten  4422  „Edelleute^  (wohl  nur  theilweis)  an  den  Zittauer  Bürger 
Donccis,  Auf  der  „Stegemühle**  erwarb  dasselbe  Kloster  4424  42 
Scheffel  Getreidezins  von  den  Geschwistern  v.  Gersdorff'd.  d.  H.  Rad- 
meritz  (S.  204)  und  4482  auch  die  inzwischen  abgebrannte  Stege- 
inühle  selbst  (um  26  Mark)  von  Steph.  v.  Gersdorff  auf  Nimpsch.  In- 
zwischen war  das  Niederdorf  selbst  an  Nie.  v.  Gersdorff  a.  d.  H.  Hen- 
nersdorf  (S.  207)  gelangt,  der  dasselbe  4495  (um  250  Mark  böhm. 
Zahl)  auch  an  Oybin  überliess.  Das  Kloster  erwarb  4545  auch  noch 
„die  Scheibemühle"  (um  300  fl.  ungar.)  von  Heinr.  v.  Schleinitz  auf 
Tollenstein  (S.  475) .  So  besass  dasselbe  jetzt  das  ganze  Dorf  und 
gab  ihm  (nur  dem  Oberdorfe)  4523  nun  ein  erstes  Schöppenbuch. 
Mit  Ausnahme  der  Stegemühle»  die  4546  an  Conr.  Nesen  (S.  378)  ver- 
kauft ward,  gelangte  4574  das  Dorf  nebst  den  übrigen  Klostergütem 
durch  Kauf  an  den  Rath  zu  Zittau^^) . 

Hornitz  (4366  Homiz,  4369  Humicz)  gehörte  zu  den  v.  Leipa- 
sehen,  dann  landesherrlichen  Gütern,  welche  4366  und  abermals 
4369  an  Zittau  verpachtet  wurden  ^4).  4386  wird  Hans  Becherer 
'S.  412),  4420  Wenzel  v.  D'ohna  (S,  460)  als  „zu  Hömitz  gesessen** 
bezeichnet.  Seit  4497  gehörte  das  Dorf  denen  v.  Döbschitz  (S.  454J, 
welche  dasselbe  in  mehrere  Antheile  theilten.  Zwei  derselben  erkauf- 
ten in  den  Jahren  4562 — 66  die  v.  Nostitz  auf  Hainewalde  (S.  390), 
den  dritten  aber  (vor  4530)  Hans  v.  Uechtritz  auf  Grossschönau 
(S.  527).  Hieraus  entstand  das  besondere  Gut  Neuhörnitz. 
Dasselbe  gelangte  1543  an  Zittau,  4544  an  Hans  Engelmann  ^  4549  an 
Math.  Hanenschild,  Münzmeister  in  Görlitz,  4553  an  August  v.  Kohh 
(S.  307),  4576  an  M.  Wenz.  Lanckisch,  in  dessen  Familie  es  lange 
verblieb. 

Bertsdorf  (4396  Bertholdsdorf)  gehörte  im  45.  Jahrh.  Zittauer 
Bürgern  und  zwar  der  eine  Theil  dem  Heinr.  Feurig,  darauf  seinem 
Sohne  Martin,  dessen  Wittwe  es  an  ihren  zweiten  Mann  Peter  Hasske 
brachte.  Da  derselbe  kinderlos  war,  üben\ies  er  seinen  Antheil 
1 453  gegen  lebenslänglichen  Niessbrauch  und  eine  Rente  an  den  Rath 
von  Zittau;  er  war  noch  4469  „Grundherr**.    Einen  anderen  Antheil, 

®)  AudieM Q.  Hans v.  Gersdorff  ,^iif  Herwigsdorf',  welche  G i r p z o v  (Ehrent. 
11.  114)  bei  dem  Jibre  1Ö48  anfQhrt,  waren  anf  Herbigsdorf  bei  Löbau  gesessen;  den 
„Cftsp.  Georg  v.  Gersdorif  auf  Nlederberwigsdorf  aber  haben  wir  nirgends  erwShnt  ge- 
funden.       M)  Voigt,  Chronik  von  Hdmltz.  1830.  N.  Script,  rer.  las.  I.  48. 


652  ^11'  Abtheihmg. 

bestehend  in  4  Bauern,  trat  4458  Hans  Ludwiysdorf  (S.  340)  für  eine 
Schuld  ebenfalls  an  den  Raih  ab.  Durch  den  Pönfall  (4547^  fiel  das 
Dorf  an  die  Krone,  von  der  es  1549  Dr.  Ulr.  v.  Xostitz  (S.  389;  er- 
kaufte. Nach  dessen  Tode  erhielt  es  sein  jüngster  Sohn  Hartwig  auf 
Grossschönau,  veräusserte  aber  4  587  beide  Güter  an  Zittau  ^^] . 

Oybin  (Moyben,  Owyn^«).     Die  das  Zittauer  Thal  gegen  S\V. 
üinschliessenden  dichtbewaldeten  Berge   gehörten  ursprünglich  den 
Grundherren  der  Gegend;   den   Herren  v.  Zittau,  spater  v.  Leipa 
(S.  330).     Die  Diener  des  „Qwa/e  v.  der  Leipa"  (Chv^alo  4253—62 
sollen  einst  auf  der  Bärenjagd  den  zur  Anlegung  einer  Burg  beson> 
ders  geeigneten  Bergkegel  des  Oybins  zuerst  entdeckt   und  Quale 
daselbst  einen  ersten  Bau  unternommen  haben.   Derselbe  verfiel  aber 
und  blieb  unbewohnt  an  20  Jahre.     Darauf  bauten  ihn  ^die  Herren, 
die  da  sassen  auf  dem  Burgberge",  wieder  auf  und  raubten  von  da. 
Da  vertrieben  die  Zittauer  die  Räuber  und  zerstörten  den  Bau.    Erst 
ein  andrer  Herr  v.  Leipa  [vielleicht  Gastolaus  IL  oder  Gzenko,  daher 
die  Burg  castrum  Gzinonis  genannt  wird.    God.  Lus.  342]  führte  da- 
selbst einen  „Bergfried"  auf;  doch  auch  dieser  stand  lange  unbenutzt. 
Endlich  (um  4342)  Hess  Heinr.  v.  Leipa,  des  Gastolaus  IL  Sohn,  den 
Berg  „mauern",  d.  h.  zur  wirklichen,  festen  Burg  umgestalten.  4349 
ging  dieselbe  mit  der  ganzen  Herrschaft  Zittau  an  König  Johann  üben 
der  sie  aber  sofort  an  Herz.  Heinrich  von  Jauer  überliess.  4343  „ward 
der  Oybin  erstiegen  von  dem  Volke  des  v.  Michelsberg^  (S.  370),  der 
ihn  aber  nicht  lange  kann  innebehalten  haben.  4364  verpachtete  Kai- 
ser Karl  IV.  nebst  anderen  landesherrlichen  Burgen  und  Intraden  auch 
den  Obyin  an  die  Stadt  Zittau ,  welche  dem  Kaiser  aber  daselbst  ein 
viereckiges,  steinernes  Gebäude,  „das  Kaiserhaus",  aufführen  musste. 
Schon  4366  begann  der  Kaiser  auf  dem  Berge  den  Bau  eines  Klosters 
für  die  CölestineTj  welches  er  4369  bei  einem  persönlichen  Besuche 
reichlich  ausstattete.     Erst  4384  ward  es  eingeweiht.     Als  infolge 
der  Reformation  der  Convent  sich  auflöste ,  verpfändete  K.  Ferdinand 
die  Oyhiner  Güter  4547  an  den  Landvoigt  Zdislav  Berka  v.  d.  Duba. 
der  sie  durch  einen  Amtmann,  Siegsm.  v.  Döbschitz,  verwalten  Hess. 
4556  aber  verpachtete  er  sie  an  Zittau,  welches  sie  4574  um  67000 
Thaier  käuflich  erwarb.     Bald  darauf  zerstörte  (4577)  der  Blitz  die 
Klostergebäude.  —  Das  DorfOybin  entstand  erst  unter  dem  Kloster 
und  theilte  dessen  Schicksale. 


B)  Moriwek,  Gesch.  von  Bertsdorf  bei  Zlttaa.  1867.         »)  M.  Christ.  Ad. 
Peseheck,  Gesch.  der  Cölestlner  des  Oybins.  1840. 


^ 


5.  Das  Weichbild  Zittau.  653 

Johnsdorf 27).  Erst  1539  wurden  von  den  Mönchen  auf  Oybin 
an  dem  ihnen  gehörigen  „Johnsberge"  einzelne  (10)  Gärtnernahrun- 
^en  und  4548  abermals  13  ausgesetzt.  So  entstand  das  Dorf,  wel- 
ches 1574  mit  an  Zittau  kam. 

Olbersdorf  (im  14.  und  15.  Jahrh.  Albreehtsdorf)  gehöi*te  zu 
den  V.  Leipä'sehen  Domanialgütern^^j.  10  Mark  Zins  auf  ebensoviel 
BauergUtern,  „den  nächsten  und  besten  bei  der  Stadt",  also  im  Nie- 
derdorf gelegen,  halte  Heinr.  v.  Leipa  (vor  1319)  dem  Kloster  Marien- 
thul  geschenkt,  wo  seine  Tochter  den  Schleier  genommen  hatte 2®). 
Diesen  Antheil  vertauschte  1496  das  Kloster  gegen  Güter  in  Seiten- 
dorf an  Georg  v.  Gersdorff  (S.  207  Anm.) ;  dieser  aber  ttberliess  den- 
p  selben  sofort  an  das  Kloster  Oybin.  —  Einen  andren  Antheil,  das 
jetzige  Mitteldorf,  verkaufte  der  Rath  zu  Zittau  1361  an  die  Bürger 
Heinze  Schubert  und  Nie.  Hässler;  Ersterer  aber  trat  denselben  1376 
gegen  eine  Jahresrente  ebenfalls  an  die  Cölestiner  ab ,  die  hier  ein 
Vorwerk  anlegten.  Seitdem  stand  das  ganze  Dorf  unter  Oybin  und 
kam  1574  mit  demselben  an  Zittau. 

Auch  das  erst  im  17.  Jahrh.  entstandene,  an  der  Gabeler  Strasse 
gelegene  Dorf  Eichgraben  gehörte  ursprünglich  in  die  Gemeinde 
Olbersdorf.  Zum  Schutze  die^r  wichtigen ,  durch  ödes  Waldgebirge 
führenden  Strasse  nach  Böhmen  vor  Räubern  Hess  Kaiser  Karl  IV.  auf 
der  Höhe  derselben,  „auf  dem  Gabler",  1357  eine  Burg,  „das  Neue 
Haus"  oder  „den  Karlsfrieden^,  erbauen.  In  derselben  wohnte 
.seitdem  der  Landvoigt  des^Zitt.  Weichbilds  und  erhob  daselbst  einen 
Geleitszoll.  Schon  1364  aber  ward  mit  der  Landvoigtei  _auch  der 
Karlsfriede  samnit  dem  Zoll  an  die  Stadt  Zittau  verpachtet.  1424 
brannten  die  Hussiten  die  Burg  aus.  Später  wurde  sie  zwar  wieder 
hergestellt  und  von  den  Oberlausitzern  zum  Schutz  gegen  Einfälle 
der  Hussiten  eine  Besatzung  unter  einem  Hauptmann  hineingelegt. 
Doch  war  endlich  der  wichtige  Platz  in  die  Hände  böhmischer  Herren 
gelangt.  Da  kauften  1442  ihn  die  Oberlausiter  dem  Joh.  v.  Wärtern" 
berg  auf  Blankenstein  ab  und  zerstörten  ihn  völlig^). 

Lückendorf  gehörte  ursprünglich  zu  der  böhmischen  Herr- 
schaft Lämberg,  ward  aber  1404  von  Benes  v.  Wartemberg  (um  100« 
Mark  Prag.  Gr.  Zitt.  Zahl)  an  Zittau  verkauft.  Im  Pönfall  verlor  die 
Stadt  auch  dies  Dorf,  erwarb  es  aber  1 555  von  der  Krone  wieder  *>) . 


37)  Pescheck,    Gesch.  von  Johnsdorf  bei  Zittau.  1885.  ^)  Korschelt, 

Oesch.  TouOlbeTsd.  bei  Zittau.  1864.        »)  Cod.  Las.  2ö3.  375.  Carpzov,  Ebrent. 

I.  345,        80)  Cirpiov,  Anal.  I.  155.    N.  Script.  I.  184.  '     «»)  Cirpiov,  Anal. 

II.  310. 


654  in.  Abtheilung. 

Die  nachstehenden  Ortschaften  bildeten  ursprtlnglich  (bis  4310 
zwar  Bestandtheile  des  (Weichbilds,  nicht  aber  der  Herrschaft 
Zittau,  sondern  der  Herrschaft  Grafenstein,  gelangten  aber  später 
durch  Rauf  an  die  Stadt  Zittau  und  hierdurch  wieder  zum  Weichbild 
Zittau  und  zu  der  nachmaligen  Oberlausitz.  Hart  hau  (Hart,  Harte 
war  von  den  Burggrafen  v.  Dohna  auf  Grafenstein  erbschaftshalber 
getheilt  worden.  Einen  Antheil  hatten ,  wohl  infolge  von  Ver- 
schwägerung, auch  Hans  und  Ulrich  v.  Biberstein  auf  Friedland  er- 
halten. Letztere  verkauften  4375  ihren  Antheil  (um  300  Mark)  und 
in  demselben  Jahre  auch  Heinr.  V.  und  Wllh.  v.  Dohna  die  Ober-  und 
Niedergerichte  im  Dorfe  (um  450  Mark),  desgleichen  4384  noch  einige 
Zinsen  daselbst ,  und  in  letztrem  Jahre  auch  ihr  Bruder  Gzenko  v. 
Dohna  seinen  Antheil  (um  490  Schock),  sämmtlich  an  den  Rath  zu 
Zittau.  Nach  dem  Pönfall  löste  letzrer  das  Dorf  Harthau  4549  wieder 
vom  Fiskus  ein. 

Im  Jahre  4387  verkauften  dieselben  Brüder  Heinr.  und  Wilhelm 
V.  Dohna  das  Vorwerk  Luptin,  „Herrschaft  und  oberstes  Gericht"* 
zu  Poritsch  und  ebenso  „Herrschaft  und  oberstes  Gericht^  zu 
Kleinschönau  (Sconow parvum,  Wenigen-Schönau]  zusammen  um 
\  035  Mark  40  Gr.  an  Zittau.  Dabei  wurden  aber  ihres  Bruders  Gzenko 
„Guter  mit  allen  Rechten  in  dem  Dorfe  zu  Schönau*^ ,  desgleichen  ge- 
wisse Zinsen  und  Bussen,  welche  daselbst  dem  Pfarrer  zu  Grottau  und 
dem  Schlosskaplan  zu  Grafenstein  zustanden,  ausdrücklich  ausgenom- 
men und  vorbehalten.  Die  Grenze  sollte  hingegen  an  „des  gestrengen 
Frenzel  v.  Tyrzendorfj  gesessen  zu  Schönau,  Raine  und  Ert>e  hin**, 
bis  zur  Scheidebach.  Wir  vermuthen ,  dass  Letztrer  (S.  522)  den 
Antheil  Gzenco's  als  Lehn  besass.  Das  Gollaturrecht  wurde  noch  4423 
von  den  Pfarrern  zu  Grottau  geübt  ^\> .  Nach  dem  Pönfall  ward  Klein- 
schönau der  Stadt  Zittau  4549  zurückgegeben.  Grossporiiscb 
aber  kam  vor  1 559  an  Nie.  v.  Dornspach  (S.  4  66) ,  der  sich  infolge 
Privilegiums  danach  „Dornspach  zu  Poritsch^  nannte  ^^] . 

b.  Die  Herrschaft  Rohnau 

hatte  bis  gegen  Ende  des  44.  Jahrh.  stets  gleiche  Besitzer  mit  der 
Herrschaft  Zittau  und  scheint  daher  wohl  einst  von  der  letzteren  ab- 
gezweigt worden  zu  sein.  Sie  umfasste  denjenigen,  Theil  des  Zitlauer 
Thalkessels,  der  von  der  Wittchendorfer  „Scheidebach'^  bis  zum  Ein- 
tritt der  Neisse  in  das  enge ,  dicht  bewaldete  Neissthal  reicht ,  nebst 

»)  Uns.  Mag.  1872!  201.         33)  Vgl.  Morawek,  Oesch.  von  Giom-P.  1873. 


5.  Das  Weichbild  Zittau.  655 

dem  Laufe  der  beiden ,  auf  dieser  Strecke  in  den  FIuss  mttndenden 
Bdche,  der  Küpper  und  der  Kerolitz. 

Die  Burg  Rohnau  (4262  Ronowe,  spater  Bonaw)  war  jeden- 
falls von  den  Herren  v.  Zittau  (S.  330)  erbaut  und  nach  dem  Stamm- 
vater ihres  Geschlechts,  Hron,  benannt  virorden^^).  Ebenso  wie  die 
Herrschaft  Zittau,  gelangte  auch  Rohnau  4349  von  den  Herren  v.  Leipa 
durch  Tausch  an  den  König  Johann  von  Böhmen,  von  diesem  an  Her- 
zog Heinrich  von  Jai^r,  nach  dessen  Tode  (4346)  aber  wieder  zurttck 
an  die  Krone  Böhmen,  Nur  selten  (z.  B.  4268)  hielten  sich  die  Be- 
sitzer auf  der  Burg  auf.  In  der  Regel  ward  sie  von  Burggrafen  be- 
wohnt, ritterlichen  Mannen,  welche  die  Herrschaft  im  Namen  der  Be- 
sitzer verv^'alteten.  Als  solche  werden  4262  ein  Conradus  burchra- 
vius  de  Ronowe^^;,  4332—38  Jaroslaus  v.  Schlieben  (S.  480)  ge- 
nannt. Von  436§  bis  mindestens  4376  war  ^das  Vorwerk  zu  Unter- 
ronow,  unter  der  Burg  Ronow  gelegen^,  d.  h.  der  zur  Burg  gehörige 
Maierhof,  an  die  Stadt  Zittau  verpachtet  3®) .  —  4389  belehnte  Könip; 
Wenzel  den  Anshelm  v.  Ronow  (S.  453)  mit  den  noch  nicht  vorlehn- 
ten Resten  der  Herrschaft  Rohnau ,  und  dieser  residirte  seitdem  öfter 
mit  seiner  Familie  auf  der  Burg.  Als  er  aber  (4395)  bei  dem  Könige 
in  Ungnade  fiel ,  trat  er  Rohnau  an  Heinrich  Berka  v.  der  Duba  (8. 
467]  auf  Hohnstein ,  einen  Gegner  Wenzels,  ab,  und  dessen  Leute 
thaten  nun  von  der  Burg  aus  den  Unterthanen  des  Königs  möglichsten 
Schaden.  So  ward  4399  die  Burg,  als  Raubburg,  von  den  Sechsstäd- 
ten zerstört.  Später  scheint  Anshelm  v.  Ronow  vom  Könige  wieder 
in  den  Besitz  der  Herrschaft  Rohnau  eingesetzt  worden  zu  sein ,  aber 
dieselbe  an  seinen  Verwandten  Wenzel  H.  v.  Dohna  a.  d.  H.  Grafen- 
stein (S.  458)  Überlassen  zu  haben,  dessen  Sohn  Wenzel  HI.  sie  vor 
4  449  an  Heinr.  v.  Kyaw  (S.  324)  auf  Reibersdorf  verkaufte.  Das  aus 
den  Feldern  des  ehemaligen  Maierhofs  inzwischen  ausgesetzte  Dorf 
Rohnau  war,  wir  wissen  nicht  wie,  an  Christoph  v.  Romberg  auf 
Blankenstein  in  Böhmen  gekommen,  der  es  4494  an  die  Stadt  Zittau 
verkaufte.  Diese  verlor  es  4547  durch  den  Pönfall,  erwarb  es  aber 
4  554  vom  König  zurttck. 

Scharre ,  ursprtlnglich  die  Schäferei  des  Vorwerks  Rohnau  und 
daher  noch  im  46.  Jahrh.  stets  y,die  Scher^ ,  „die  Scheere"  genannt, 
gelangte  jedenfalls  zugleich  mit  Rohnau  4494  an  Zittau. 

Hirschfelde  (4340  Hirsfeld)  war  der  Hauptort  der  Herrschaft 


34)  Rnothe,  Gesch.  der  Dorf  er  Rohnaa ,  Rosenthal  u.  Schaire.  1807.        ^5)  a. 
MThAl.        »j  N.  Script.  I.  33.  48.  CtrpaoT,  An»l.  I.  2ö2:*' 


056  ni.  Abtheilnng. 

Rohnau  ^'^) .  Das  Patronatsrecht  über  die  dasige  Kirche ,  sowie  einen 
grossen  Theil  der  gutsherrschaftlichen  Aecker  und  eine  grosse  Anzahl 
Ffarrdotalen  hatten  wahrscheinlich  schon  die  Herren  v.  Zittau  den» 
Jokanniterorden  tiberwiesen ,  welcher  daraus  eine  besondere  Com- 
inende  Hirschfelde  grtindete.  So  war  der  jedesmalige  Gommendator 
Pfarrer  des  Orts  und  Erbherrschaft  von  einem  Theile  desselben.  Der 
erst  von  den  Hussiten  zerstörte  herrschaftliche  Hof  auf  dem  Markte 
verblieb  den  Besitzern  von  Rohnau.  Daher  hielt  sich  sowohl  Anshelm 
V.  Ronow  (z.  B.  1390) ,  als  Wentsch  II.  v.  Dohna  (U06 — 8)  gelegent- 
lich daselbst  auf.  Mit  Rohnau  kam  H49  dieser  Antheil  an  Heinr.  v. 
Kyawj  dessen  Nachkommen  ihn  1506  an  Zittau  verkauften.  Ein  drit- 
ter, gewiss  kleinerer  Antheil  war  schon  1494  mit  dem  Dorfe  Rohnau 
von  Christoph  v.  Rombei^g  an  Zittau  gelangt.  Beide  Antheile  verlor  die 
Stadt  durch  den  Pönfall ,  kaufte  sie  aber  1551  von  der  Krone  zurück. 
1570  erwarb  sie  auch  die  Gommende  Hirschfelde  nebst  den  zugehöri- 
gen Unterthanen. 

Dittelsdorf  (1369  Ditlichstorf,  1 406  D^trichsdorff.  bildete  ur- 
sprünglich auch  einen  Bestandtheil  der  Herrschaft  Rohnau.  Ein  An- 
theil war  der  Commende  zu  Hirschfelde  überwiesen  worden.  Einen 
anderen  besassen  schon  früh,  wir  wissen  nicht  woher,  die  v.  Kyaw 
(S.  325)  als  Erbherren.  Wenigstens  verkaufte  1369  Friedr.  v.  Kyaw 
1  Schock  9  Gr.  Zins  zu  einer  Stiftung  für  das  Kloster  Marienthai  und 
wies  die  Unterthanen  an  das  Kloster.  Dieser  Antheil  [1497  bestehend 
aus  5  Bauern)  ist  klösterlich  verblieben.  Ein  dritter  Antheil  gelangte 
mit  der  Herrschaft  Rohnau  an  die  v.  Dohna ,  und  zwar  scheinen  sich 
die  verschiedenen  Zweige  dieser  Familie  darein  getheilt  zu  haben. 
1406  verkaufte  Albrecht  v.  Dohna  auf  Grafenstein  (S.  159)  für  einen 
Altar  an  der  Jakobskirche  zu  Zittau  5  Mark  Zins;  1410  Hess  Johann  IH. 
V.  Dohna  auf  Wittchendorf  (S.  157]  Zins  zu  Dittelsdorf,  mit  dem  seine 
Frau  bisher  beleibdingt  war,  seiner  Schwiegertochter  verreichen,  und 
als  1419  Wenzel  III.  v.  Dohna  Rohnau  an  Heinr.  v.  Kyaw  verkaufte^ 
wird  wenigstens  „ein  Lehnmann  zu  Dittelsdorf^  mit  erwlthnt.  1480 
stiftete  Nicol.  Widmann ,  Bürger  zu  Zittau  einen  neuen  Marienaltar 
an  der  Kreuzkirche  zu  Zittau  und  überwies  dazu  12 1/2  Seh.  Gr.  zu- 
sammengekaufte Zinsen  auf  1 3  Bewohnern  des  Dorfes.  Dieser  Zittauer 
Antheil  ging  durch  den  Pönfall  verloren,  ward  aber  1554  wieder  ein- 
gelöst. 1570  erwarb  die  Stadt  dazu  auch  noch  den  Gommenden- 
antheil. 

a^  K  not  he,  Gesch.  des  Fleckens  Hirschfelde.  1851. 


5.  Dm  Weichbild  Zittau.  057 

Rosenthal  (4368  Rosental).  Daselbst  waren  1429  die  Brüder 
Hans  und  Christoph  Sorsse  (S.  505)  gesessen,  die  das  Gut  wohl  von 
den  Burggrafen  v.  Dohn»  erhalten  hatten.  1467  erwarb  dasselbe 
Adam  v.  Kyaw  auf  Giessmannsdorf  (S.  386) ,  dessen  Nachkommen  es 
1595  an  Zittau  verkauften. 

Burkersdorf'®).  Wie  die  dasige  Kirche  Filial  von  Hirsch- 
felde war,  so  besass  die  Johannitercommende  des  letzteren  Ortes 
auch  Unterthanen  zu  B.,  welche  1570  mit  an  Zittau  kamen,  aber  1639 
an  die  Besitzer  des  Haupttheils  verkauft  wurden.  Als  solche  sind  seit 
1518  die  v.  Gersdorffa.  d.  R.  Hennersdorf  und  zwar  aus  der  Neben- 
linie Kemnitz  (S.  S09)  bekannt. 

Schlegel  (1887  Schlegel)  besassen  die  v.  Opal  auf  Tttrehau 
(S.  406)  und  zwar  als  Afterlehn  der  Herren  v.  Michelsberg  (S.  370), 
verkauften  es  aber  1987  an  Marienthal,  welches  das  Gut  durch  einen 
Laienbruder  pflegte  bewirtbschaften  zu  lassen. 

Tarchau  (1318  Tyrkow,  1331  Tyrchaw)  gehörte  bis  Anfang 
des  15.  Jahrh.  denen  v.  Opal  (S.  406),  1414  dem  Heinr.  v.  Kyaw  auf 
Reibersdorf  (S.  385),  1488  einem  Friedr.  v.  Kyaw,  mindestens  seit 
1495  denen  v.  Falkenhain  (S.  180).  Unter  diesen  ward  es  in  drei  An- 
theile  getheilt.  Zuerst  verkauften  sie  (vor  4576)  das  Niedergut  an 
Aug.  V.  Kohlo  auf  Reibersdorf  (S.  307),  der  es  1588  an  Zittau  über- 
liess,  sodann  das  Obergut  an  Heinr.  v.  Klüx  auf  Strahwalde  (S.  308), 
von  dessen  Erben  es  1587  ebenfalls  Zittau  erwarb,  1583  auch  das 
Mittelgut  gleichfalls  an  Zittau,  welches  schon  1570  mit  der  Commende 
Hirschfelde  8  Bauern  im  Niederdorfe  an  sich  gebracht  hatte. 

Reichenau(1 868  Ridmow) .  Von  diesem  Dorfe  ^^)  war  ein  Theil 
frühzeitig  an  die  v.  Opal  (S.  406)  zu  Lehn  ausgegeben  worden,  welche 
1868  10  Mark,  1360  abermals  4  Mark  Zins  daselbst  an  Marienthal 
verkauften.  Ein  andrer  Antheil  stand  noch  unmittelbar  unter  der 
Burg  Rohnau;  aber  auch  von  diesem  überliess  1338 — 36  der  damalige 
Burggraf,  Jarosl.  v.  Schlieben  mit  Genehmigung  des  Herzogs  Heinr. 
von  Jauer  Zinsen  an  das  Kloster.  1338  erhielt  dasselbe  noch  4  Mark 
Zins  geschenkt,  die  Walth.  v.  Grisslau  (S.  850),  wahrscheinlich  eben- 
falls von  dem  v.  Schlieben,  daselbst  erworben  hatte,  und  kaufte  1357 
3  Mark  von  dem  Zittauer  Bürger  Johann  Hinfucht  hinzu.  Noch  aber 
war  „das  Gericht^  und  das  Patronatsrecht  in  R.  den  Besitzern  von 
Rohnau  verblieben.  Mit  den  Resten  letztrer  Herrschaft  kam  1 389  auch 


M)  Knothe,  Ge«eh.  der  Dörfer  Burkersdorf  and  Schlegel.  1862.         »)  Vergl. 
Laas.  Mag.  1866  „Die  iltesten  Besitzer  Ton  R."^ 

K  n  0 1 h  « ,  0«8cli.  d.  0b«rl.  Adele.  4  2 


65S  ni.  Abtheilang. 

dies  an  Ansh.  v.  Ronow,  dann  an  die  v.  Dohna,  1449  an  die  v.  Kyaw. 
welche  z.  B.  4427  und  4438  Pfarrer  dahin  präsentirten.  4467  ver- 
tauschten sie  Gericht  und  Patronatsrecht  in  R.  an  MarienUuU  gegen 
dessen  Besitzungen  in  Seitendorf.  Seitdem  ist  das  Dorf  klösterlich 
geblieben  bis  auf  einen  kleinen  Antheil ,  welcher  zu  Zittau  gehört, 
ohne  dass  man  weiss,  wann  und  wie  er  an  die  Stadt  gekommen  ist. 

Lichtenberg,  nach  welchem  sich  schon  4339  ein  Zittauer 
Rathsherr  (Hermann  von  L.)  nannte,  wurde  4383  von  dem  Zittauer 
Bürger  Nicol.  Ludwigsdorf  (S.  340)  an  den  dasigen  Raüi  verkauft. 
4547  verlor  es  dieser  durch  den  Pönfall,  erwarb  es  aber  4555 
wieder  *^) . 

Markersdorf  (4420  Marquardsdorf)  gehörte  ursprünglich  wohl 
auch  zu  Robnau  und  nicht  zur  Herrschaft  Seidenberg-Friedland ;  we- 
nigstens verkaufte  4420  Heinr.  v.  Kyaw  dasselbe  an  Jerusal.  Becherer 
(S.  142),  welchem  der  y,Landvoigt^  der  Oberlausitz  darüber  die  Lehn 
ertheilte.  Schon  4444  aber  wird  es  zu  den  v.  Bibersteinscheti  Be- 
sitzungen gezählt. 

Seitendorf  (4303  Sibotindorf,  4386  Seibotonis  villa«^}  zerfiel 
zeitig  in  mehrere  Antheile,  deren  Lehnsinhaber  zum  Theil  besondere 
Vorwerke  hatten.  Einen  solchen  Antheil  hatte  der  Ritter  Hermann  v. 
Grisslau  (S.  250)  besessen;  nach  dessen  Tode  schenkten  4303  die  da- 
maligen Lehnsherren  Heinrich  und  Withego  v.  Kamenz  (S.  285^  erst 
4  Y2 }  dann  noch  3  Hufen  an  MartetUhcU.  Ueber  diese  Güter  erhielt 
das  Kloster  4405  von  Wenzel  H.  v.  Dokna,  als  damaligem  Inhaber  der 
Herrschaft  Rohnau ,  alle  Letzterem  noch  zustehenden  Herrschaftsrechte 
abgetreten ,  vertauschte  aber  4  467  diesen  seinen  Antheil  an  die  Brü- 
der Hans,  Conrad  und  Adam  v.  Kyaw  (S.  326)  auf  Reibersdorf  und 
Hirschfelde.  —  Schon  4387  wird  der  Grossvater  dieser  Brüder,  Hein. 
V.  Kyaw ,  als  „zu  S.  gesessen^  bezeichnet-,  muss  also  damals  schon 
einen  Antheil  davon  inne  gehabt  haben.  4449  erwarb  derselbe  mit 
den  Resten  der  Herrschaft  Rohnau  auch  den  noch  unverlehnten  Theil 
von  S. ,  zu  welchem  jedenfalls  auch  Gericht  und  Kirchiehn  gehörten, 
wie  denn  wenigstens  Wenzel  v.  Dohna  4400  und  4405  Pfarrer  dahin 
präsentirt  hatte.  Hierzu  ertauschten  also  4  467  obige  Brüder  v.  Kyaw 
auch  noch  den  bisher  kldsterlichen  Antheil,  verkauften  aber  schon 
4472  5  fl.  3  Gr.  Zins  daselbst  an  die  Johanniter  in  Hirschfelde.  —  In- 
zwischen hatten  die  Gebr.  Sorsse  (S.  505)  auf  Rosenthai  4  429  4  Mark 


40^  Caipzov,  Anal.  II.  266.  310(bl8).        «0  Vergl.  Lau«.  Mag.  1366.  492  An- 
merkang. 


5.  Dm  Weichbild  ZitUu.  659 

Zins  an  Hans  v.  Gersdorff  auf  Grosshennersdorf  (S.  207  Anm.)  und 
4  430  ^das  halbe  Vorwerk  und  die  halbe  Hufe  am  Ende  des  Dorfes^ 
an  die  Neffen  des  Letzteren,  die  Gebr.  Nicol.,  Christoph  und  Caspar 
V.  Gersdorff  auf  Grosshennersdorf  verSussert.  1 496  vertauschte  Georg 
V.  Gersdorff,  wohl  der  Sohn  des  ebengenannten  Nicolaus,  ^sein 
väterlich  Gut  Seitendorf* ,  Vorwerk,  Mllhle,  desgleichen  Kirchlehn 
und  Gericht  (das  er  also  von  denen  v.  Kyaw  hinzuerworben  haben 
wird)  an  Marienthal  gegen  die  Besitzungen  des  Klosters  in  Olbersdorf. 
Dennoch  scheint  diesem  Georg  v.  G.  noch  ein  andrer  Antheil.von  S. 
verblieben  zu  sein.  Wir  vermuthen  wenigstens,  dass  er  identisch  sei 
mit  dem  „Georg  v.  G.  auf  Dornhennersdorf^ ,  der  4499  ein  Vorwerk 
zu  S.  neben  der  Mtlhle  an  Adam  v.  Kyaw  jetzt  auf  Giessmannsdorf, 
überliess.  Wohl  nur  deswegen  w*eil  der  Käufer  für  Giessmannsdorf 
Vasall  von  Fnedland  war,  nahm  er  jetzt  auch  diesen  Antheil  von  S. 
von  Friedland  zu  Afterlehn,  und  so  wurde  1499  er  selbst  und  4551, 
4558  und  4559  sein  Sohn  Joachim  von  den  Besitzern  Friedlands  mit 
jenem  Antheil  von  S.  belehnt.  Auch  dieser  Dorftheil  muss  später  an 
Marienthal  gekommen  sein.  Das  Kloster  hatte  schon  4506  und  4507 
Teiche  und  Aecker  in  S.  von  den  Erben  Wenz.  v.  Eisersdorf  (S.  473) 
an  sich  gebracht.  4570  erw^arb  Zittau  mit  der  Coramende  zu  Hirsch- 
felde den  seit  4472  dieser  gehörigen  Antheil  des  Dorfs  und  4595  mit 
Rosenthal  von  Wilr.  v.  Kyaw  noch  einen  Bauer  zu  S.  —  Seitdem  ge- 
hört etwa  ^4  des  Dorfs  dem  Kloster,  Y4  der  Stadt  Zittau. 

Dornhennersdorf  (4 487 Dörhenersdorff,  U99Dorrenheiners- 
dorf)  ist  eigenthümlicher  Weise  in  der  Landtafel  von  4396  nicht  er- 
wähnt. Da  mindestens  das  Oberdorf  nach  Seitendorf  eingepfarrt 
war ,  gehörte  dasselbe  gewiss  auch  zur  Herrschaft  Rohnau ,  während 
ein  Theil,  also  wohl  das  Niederdorf,  4487  bereits  als  den  Herren  v. 
Biberstein  auf  Friedland  gehörig  bezeichnet  wird.  Von  den  zwei  da- 
selbst befindlichen  Rittergütern  besass  das  eine  4499  Georg  v.  Gers- 
dorff a.  d.  H.  Hennersdorf  (S.  207  Anmerk.),  seit  den  20er  Jahren  des 
46.  Jahrhunderts  aber  Melchior  v.  Gersdorff  a.  d.  H.  Niederrudels- 
dorf (S.  246),  dessen  Söhne  4554  damit  und  zwar  vom  Landvoigt  der 
Oberlausitz  belehnt  wurden.  Auf  dem  anderen  war  4546  Heinrich  v. 
Hoberg  (S.  275),  mindestens  von  4573 — 92  aber  die  v.  Karas  (S. 
294),  im  47.  Jahrb.*  die  v.  Boblitz  gesessen. 

Weigsdorf  (4429  und  noch  viel  später  Weigersdorff,  dann 
auch  Waigisdorf ,  Weissdorff)  wird  in  der  Landtafel  von  4396  aus- 
drücklich zum  Weichbild  Zillau  gezählt ,  obgleich  dasselbe  ,  und  wie 
es  scheint  von  jeher,  einen  Bestandtheil  der  Herrschaft  Seidenberg- 

42* 


660  m.  Abtbeilnng. 

Friedland  bildete.  HOi  lieferte  in  der  That  derBesitier  dieser  Herr- 
schaft zwei  in  W.  ergriffene  Mörder  an  den  Rath  zu  Zittau ,  als  die 
Obergerichtsbehtfrde  jenes  Weichbilds,  aus^^),  und  nach  dem  Muster- 
register von  4554  hatte  der  Besitzer  des  Guts  mit  der  Oberlausitz 
Ritterdienste  zu  thun.  In  kirchlicher  Hinsicht  aber  ward  W.  nicht 
zum  Weichbild  Zittau  gerechnet,  sondern  zum  erzpriesterlichen  Stuhle 
Seidenberg  ^^) .  Es  fehlt  daher  in  der  Zittauer  Rirchenmatrikel  von 
4384.  -*-  Nach  dem  Dorfe  nannte  sich  das  ritterliche  Geschlecht  derer 
V.  Weigsdorf  (S.  535),  die  seit  4429  urkundlich  genannt  werden  und 
das  halbe  Dorf  (das  nachmalige  Mittel-  und  Nieder-W.)  von  Friedland 
zu  Lehn  hatten ,  wahrend  die  andere  Hälfte  (das  Oberdorf)  unmittel- 
bar den  Besitzern  von  Friedland  gehörte.  4530^^)  vertauschte  Wolf 
V.  Weigsdorf  seine  Hälfte  gegen  Engelsdorf  bei  Seidenberg  an  Hein« 
V.  Schwanäi  (S.  499) .  Erst  unter  dessen  Söhnen  scheint  dieselbe  in 
Nieder-  und  Mittel-W.  getheilt  worden  zu  sein.  Das  Niederdorf  ist 
bis  4  72S  im  Besitz  derer  v.  Schwanitz  verblieben.  Das  Mitteldorf 
ward  gegen  Ende  des  46.  Jahrh.  von  Christoph  v.  Gertdorffduf  Dom- 
hennersdorf  a.  d.  H.  Niederrudelsdorf  erworben,  dessen  Nachkommen 
es  bis  4766  behielten. 

c.    Die  Herrschaft  Ostritz 

bildete  die  äusserste  Nordostspitze  des  Zittauer  Weichbilds  und  war 
durch  einen  steilen,  dichtbewaldeten  Bergzug  von  der  Herrschaft 
Rohnau  getrennt.  Mindestens  seit  dem  dritten  Jahrzehnt  des  43. 
Jahrh.  befand  sie  sich  im  Besitz  der  Burggrafen  v.  Dohna  (S.  453). 
Dieselben  hatten  aber  fast  alle  Revenuen;  z.  Th.  in  sehr  kleinen  Por- 
tionen, zu  Lehn  ausgegeben.  Im  Laufe  des  43.  und  44.  Jahrh.  ge- 
langten alle  diese  Zinsen  und  Gutsantheile  an  das  Kloster  Marienthal. 
Hauptort  der  Herrschaft  war  ursprünglich  das  jetzige  Dorf  A 1 1- 
stadt,  eigentlich  Alt-Ostritz  (4245  antiquum  Ostros ,  4326  an- 
tiqua  civitas  Ostros,  4346  antiquum  oppidum),  welches  eine  Zeit  lang 
Stadt  war,  als  aber  die  Stadtgerechtigkeit  auf  das  etwas  weiter  nörd- 
lich neugegrtlndete  „Neu-Ostritz^  (4326  novum  Ostris,  4334 
Ostroza,  4  244  Ostrosen)  übertragen  worden  war,  wieder  Dorf  wurde  ^) . 
4  288  schenkte  ein  Zittauer  Bürger,  Bartholomäus,  2  Hufen  bei  Ostritz, 
die  er  eben  erkauft  hatte,  dem  Klos^r  MarienthaM^).  4294  erwarb 
letzteres  von  einem  v.  Gerlachsheim  (S.  4  84)  6  Mark  Zins  in  Dstrilz 

«)  N.  Script,  rer.  las.  I.  2.         «)  OborUn«.  Nachlese  176Ö.  63.  «)  L.  B, 

▼OD  1520  fol.  9b  im  A.  Dread.  ^)  Vgl.  v.  Weber,  Archiv  für  die  tächs.  Gesch. 

N.  F.  I.  203  flg.  Anmerk.        «•)  Cod.  Los.  128. 


5.  Das  Weichbild  fflttau.  661 

nebst  dem  Gericht ,  1 326  4  4  Schock  4  4  Gr.  Zins  von  6  Hufen  in  Alt- 
und  Neu-0.  von  den  Burggrafen  v.  Dohna,  4337  V2  Mark  in  Alt-0. 
„aus  der  Hinterlassenschaft  Friedr.  v.  Grisslau^  (S.  250),  1397  5  Gr. 
Zins  von  Niool.  v.  Schlieben  (S.  484) ,  und  jedesmal  verzichteten  die 
V.  Dohna,  als  die  Grundherren,  gegen  entsprechende  Zahlung,  auf 
die  ihnen  zustehenden  herrschaftlichen  Rechte.  So  gingen  beide 
Ostritz  in  den  Besitz  des  Klosters  über. 

Das  Kloster  Marienthal  (4234  vallis  Sanctae  Mariae)  wurde 
4234  von  der  A'^t^m  Kunigtmde,  der  Gemahlin  König  Wenzels  von 
Böhmen ,  der  Tochter  Kaiser  Philipps  von  Schwaben  aus  dem  Hause 
der  Hohenstaufen ,  auf  der  Flur  des  Dorfes  Seifersdorf  gegründet 
und  daher  häufig  und  noch  in  späterer  Zeit  als  das  „Kloster  zu  Sei- 
fersdorf" bezeichnet  ^7). 

Dieses  Seifersdorf  (4234  Sifridsdorf),  einst  in  der  Nähe  der 
jetzigen  „Bergschenke"  gelegen,  nach  der  Zerstörung  durch  die  Hus- 
siten  (4427)  nicht  wieder  aufgebaut,  schenkte  die  Königin  4234  dem 
neugestifteten  Kloster  „sammt  allem  Zubehör".  Entweder  hatte  sie 
es  dem  damaligen  Besitzer  von  Ostritz,  Otto  v.  Dohna  (S.  453),  abge- 
kauft ,  oder  dieser  hatte  es  zu  dem  Zweck  der  Klostergrttndung  ge* 
stiftet.  Dennoch  war  hierdurch  keineswegs  das  ganze  9,Dorf  S.  mit 
allem  Zubehör"  an  da^  Kloster  gelangt.  4244  erkaufte  letzteres  von 
dem  Dohna'schen  Meiereiverwalter  zu  Ostritz  Heinrich  und  seinen 
Brüdern  Rudolph  und  Hartraann  „das  Dorf  Seifersdorf  in  [?]  Ostritz 
gelegen"  sammt  dem  zugehörigen  Forste  um  80  Mark  Silber,  wobei 
die  V.  Dohna,  als  die  Lehnsherren,  auch  40  Mark  erhielten.  Femer 
erwarb  das  Kloster  4289  von  den  Brüdern  Friedr.  und  Walth.  v.  Griss^ 
lau  (S.  250)  „einen  Theii  des  an  das  Dorf  S.  westlich  angrenzenden 
Waldes"  um  44  Mark ,  wobei  die  v.  Dohna  abermals  6  Mark  empfin- 
gen, desgleichen  4379  von  Deinhard  v.  Grünau  (S.  252)  den  übrigen 
Theil  dieses  Waldes  um  4  45  Zitt.  Mark. 

Russdorf  (4273  Rudunchsdorff,  4289  Rudungesdorf,  4329  Ru- 
dingsdorf )  war  jedenfalls  von  Tietzo  v.  Choltow  **)  und  seinen  Brü- 
dern an  das  Kloster  verkauft  worden ;  es  w^ar  aber  darauf  Streit  mit 
letzterem  entstanden;    4273  verzichteten  endlich  die  Verkäufer  vor 


<7)  Schon  fei  der,  Urkandlicbe  Geschichte  des  Klosters  St.  MsrienthAl.  1834. 
^)  Cod.  Las.  100.  Da  wir  die  Originalork.  nicht  haben  einsehen  können ,  wissen  wir 
nicht,  ob  dieselbe  den  Namen  wirklich  Choltow  schreibt.  Bei  Schönfelder  (MThal  43) 
heisst  er  C h o 1 1 0 w.  Vielleicht  lantet  erCholbowe;  dann  würde  wohl  der  1249  als 
Zeuge  In  dem  nahen  Radmerltz  genannte  Sifridns  de  Colbowe  (Cod.  Saz.  II.  1.  131) 
der  damalige  Inhaber  von  Rnssdorf  gewesen  sein. 


^ 


660 


m.  Abther 


Friedland  bildete.  U04  lieferte  ir; 
Schaft  Ewei  in  W.  ergriffene  Ur 
Obergerichtsbehörde  jenes  We/ 
register  von  4554  hatte  de\^| 
Ritterdienste  za  thun.    I'' >  ^ 
mm  Weichbild  Zittau  ge  ^  ?;  % 
Seidenberg  «) .    Es  fe^  |  ^  ^  ^ 
4384.  --.  Nach  dem  T*  |  >  1  ^ 
.  Weigsdorf  {S.  f^' f  ^  >f  "  * 


>rfe  zustehenden  Rechte 
i  V.  Dohna  gehöTle,  - 

Chunegeshain^ 
Ostritz  unr' 

ler  eben 

lieHf^ 

vie 


das  halbe  Dorf  ('*    i  ^  * 
zu  Lehn  hatten  %' 
bar  den  Bes:> 

V.  Weigsc^ ' 
V.  Schwf 


i 

die  Söhub 
.  diers  4  0  Mark  Zins  in  ^ 
«lahre  bestätigten  aber  auch  die  Bru.. 
Nieder  , .  Kamenz  (S.  285) ,  dass  vor  ihnen  die  Äbbatis- 

b**  ^  .uhal,  Adelh.  v.  Rohildorfj  nebst  ihren  Söhnen  Nicolaus 

^^         .*iald  auf  die  Güter  zu  K.  verzichtet  hatten,  welche  Joh.  v.  Ro- 
^    idoFff  ebenfalls  ein  Sohn  der  Adelheid,  dem  Kloster  verkauft  habe  ^^: . 
^jtdem  ist  das  ganze  Dorf  klösterlich  geblieben. 

Ob  auch  die  nachstehenden  Dörfer  einst  Bestandtheiie  der  Herr- 
schaft Ostritz  bildeten,  ist  zwar  nicht  erweislich,  aber  höchst  wahr- 
scheinlich; in  letztrem  Falle  dürften  sich  ihre  Lehnsinhaber  zeitig  von 
denen  v.  Dohna,  als  ihren  Lehnsherren,  losgekauft  haben. 

Blumberg.  Den  grösseren  Theil  davon  veräusserte  4407  ein 
Gasp.  V.  Gersdorffan  das  Kloster,  den  übrigen  Theil  (4  Bauer,  4  Gärt- 
ner, 4  Häusler)  der  Rath  zu  Zittau  4639  an  Hans  v.  Gersdorffsuf  Bur- 
kersdorf ,  dessen  Tochter  aber,  Anna  Soph.  verh.  v.  Gersdorff  4649 
um  625  Thlr.  ebenfalls  an  das  Kloster ^<). 

Grünau.    Nach  demselben  nannte  sich  ein  4350 — 79  mehrfach 
vorkommendes  ritterliches  Geschlecht  v.  Grünau  (S.  258) .  Nach  dem 
wie  es  scheint,  kinderlosen  Tode  Deinhards  v.  Grunow  kam  das  Dorf 
wahrscheinlich  an  Nicol.  Panczer  v.  Smoyn  (S.  407),  von  diesem  an 
Heinr.  y.Kyaw  auf  Reibersdorf  (S.  324),  der  es  4396  mit  Vorwerken 
Gerichten  und  Kirchlehn  an  Marienthal  verkaufte.  Einen  kleinen  4n- 
theil,  bestehend  aus  drei  Unterthanen,  erwarb  letztres  4448  noch 
von  Henlin  v.  Nostitz  auf  Niecha  (S.  384)  hinzu. 


«)  Sperrhaken,  Gesch.  von  K.  1858.  »)  Cod.  Lus.  176.  SchonfeUet 
(MTh&l  48)  schreibt  den  Namen  „v.  Rockelvitz^  M)  Schönfelder  If  rf  *' 
thal  83.  109.  165.    Knothe,  Burkersdorf  45.  '  ' 


.  'i 


*        ^aniflcben  BeBitzungen  in  der  OberUusiU.    665 

.    tte\a^ft^  '^^^^^^  tesdorff,  U87  Opelsdorf)  war  vielleicht 

"^  ^j  •     **  '«n  früheren  Besitzeni  von  Tttrchau, 

einander  4  668  Franz  v.  SchtoanitZy 

•e  l^^^^^ttial  ,  Mibtrich,  dann  ein  Hieron.  v. 

^het  li^^  ^  «ersdorf  begraben  liegt,  ferner 

lorf  ai  i  \  .'arauf  ein  Casp.  v.  Haugwüz. 

^de  t  I  '  ,'v>  Christoph  v.  Rädern  auf 

e  •<       ^  ^  <  '     andrer  v.  Haugwitz  da- 

£  i  ^  -  ' 


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<  :     ^nngen  in  der 

ochen)  Herv  ^  . 

.1-  an  die  Herren  v.  Bib.  ^  ^    ,it2  jggen,  von 

und  auch  dann  noch  beim  Weicü.,  •    eine  Anzahl 

Herren  mit  ihren  übrigen  Gütern  vom  .  ^  dieses  zu 

len  *^) .    Infolge  mancherlei  von  der  Familie  ^n;*  erben 

mener  Gülertheilungen  wurden  später  diese  im  ».  terbro- 

legenen  Ortschaften  zu  dem  zum  Weichbild  Görlitz  geh  'udis- 

berg  geschlagen,  und  nur  für  diese  beiden  Gütercomplext.  der 

v.  Biberstein  Vasallen  der  Oberlausitz,  für  Friedland  und  Ham  ^t 

selbst  aber  Vasallen  des  Landes  Böhmen.    Als  4623  die  Obe^i 
von  Böhmen  an  Kursachsen  zunächst  verpfändet,  1635  aber   -^^l^ 
abgetreten  wurde,  ging  Seidenberg  und  Reibersdorf  an  Sachsen  ui  ^^' 
und  da  kurz  vorher  der  Besitzer  von  Seidenberg-Friedland,  Chrisio  k 
V.  Rädern,  als  Anhänger  des  böhmischen  Winterkönigs  Friedrich  I 
all  seiner  Lehen  verlustig  gegangen  war,  so  verkaufte  Kursachsen 
1630  „die  Standesherrschaft  Seidenberg",  also  auch  Reibers- 
dorf an  Christoph  Freiherm  v.  Nostitz ,  der  von  da  ab  in  Reibersdorf 
wohnte.  Erst  nach  der  Theilung  der  Oberlausitz  1845  wurde  der  Name 
der  Herrschaft  in  den  jetzigen:  Standesherrschaft  Reibers- 
dorf, umgewandelt.  —  Die  zugehörigen  Ortschaften  waren  von  den 
Herrschaftsbesitzem  fast  sämmtlich  zu  Lehn  ausgegeben ;   im  Laufe 
der  Zeit  kauften  sich  theils  die  Vasallen  von  der  Lehnspilicht  los, 
theils  wurden  die  Dörfer  von  der  Herrschaft  zurückgekauft. 

Reibersdorf  wird  merkwürdiger  Weise  weder  in  der  Land- 
tafel des  Zittauer  Weichbilds  von  4396,  noch  in  der  Kirchenmatrikel 
des  Zittauer  Dekanats  von  4384  mit  aufgezählt,  während  andere  zu- 

Sf)  Die  DoiiiD*8.    Aufzeichnungen  über  die  Familie  v.  Dohna.    Berlin  1876. 
IL  231.        M)  Carpiov,  Anal.  II.  248.  , 


662  UI.  Abtheilung. 

dem  König  auf  alle  ihnen  bisher  an  diesem  Dorfe  zustehenden  Rechte. 
Dass  auch  R.  zur  Herrschaft  Ostritz  und  denen  v.  Dohna  gehörte,  er- 
giebt  sich  aus  Cod.  Lus.  376. 

Königshain  (1280  Konigshain,  4304  Ghunegeshain) .  Dass 
auch  dies  Dorf  ^^)  zur  DoAna'schen  Herrschaft  Ostritz  und  zwar  in 
die  Gerichte  dieser  Stadt  gehörte,  steht  zufolge  der  eben  citirten  Ur- 
kunde fest.  Dennoch  erscheinen  1280  und  1304  die  Herren  v.  Biber- 
stein auf  Friedland  und  in  demselben  Jahre  1 304,  wie  es  scheint,  auch 
die  Herren  v.  Kamenz  als  Grundherren  mindestens  einzelner  Theiie 
des  Dorfs.  4  280  nämlich  verkaufte  Friedr.  v.  Grisslau  (S.  250]  4  Hu- 
fen daselbst  an  Marienthal ,  wobei  Rulco  v.  Biberstein  (S.  118)  auf 
seine  Lehnsrechte  verzichtete.  1304  traten  die  Söhne  dieses  Rulco  v. 
B.  nach  dem  Vermächtniss  ihres  Vaters  10  Mark  Zins  in  K.  an  das 
Kloster  ab.  In  demselben  Jahre  bestätigten  aber  auch  die  Brüder 
Heinr.  und  Witego  v.  Kamenz  (S.  285) ,  dass  vor  ihnen  die  Abbatis- 
sin  von  Marienthal,  Adelb.  v.  Rohildorfj  nebst  ihren  Söhnen  Nicolaus 
und  Rainald  auf  die  Güter  zu  K.  verzichtet  hätten,  welche  Job.  v.  Ro- 
hildorf,  ebenfalls  ein  Sohn  der  Adelheid,  dem  Kloster  verkauft  habe^<^). 
Seitdem  ist  das  ganze  Dorf  klösterlich  geblieben. 

Ob  auch  die  nachstehenden  Dörfer  einst  Bestandtheile  der  Herr- 
schaft Ostritz  bildeten,  ist  zwar  nicht  erweislich ,  aber  höchst  wahr- 
scheinlich; in  letztrem  Falle  dürften  sich  ihre  Lehnsinhaber  zeitig  von 
denen  v.  Dohna,  als  ihren  LehnshetTen,  losgekauft  haben. 

Blumberg.  Den  grösseren  Theil  davon  veräusserte  1407  ein 
Gasp.  V.  Gersdorffan  das  Kloster,  den  übrigen  Theil  (1  Bauer,  4  Gärt- 
ner, 1  Häusler)  der  Rath  zu  Zittau  \^i9  an  Hans  v.  Gersdorff  auf  Bur- 
kersdorf,  dessen  Tochter  aber,  Anna  Soph.  verh.  v.  Gersdorff,  1649 
um  625  Thlr.  ebenfalls  an  das  Kloster^^). 

Grünau.  Nach  demselben  nannte  sich  ein  1350 — 79  mehrfach 
vorkommendes  ritterliches  Geschlecht  v.  Grünau  (S.  252).  Nach  dem, 
wie  es  scheint,  kinderlosen  Tode  Deinhards  v.  Grunow  kam  das  Dorf 
wahrscheinlich  an  Nicol.  Panczer  v.  Smoyn  (S.  407),  von  diesem  an 
Heinr.  y.Kyaw  auf  Reibersdorf  (S.324),  der  es  1396  mit  Vorwerken, 
Gerichten  und  Kirchlehn  an  Marienthal  verkaufte.  Einen  kleinen  An- 
theil,  bestehend  aus  drei  Unterthanen,  erwarb  letztres  1418  noch 
von  Henlin  v.  Nostitz  auf  Niecha  (S.  384)  hinzu. 


<0)  Sperrhaken,  Gcscb.  von  K.  1858.  »)  Cod.  Lns.  176.  Schön felder 
(MTb&l  48)  schreibt  den  Namen  „t.  Rockelvitz''.  5i)  Scbonfelder,  üarien- 
tbal  83.  109.  165.    K  n  o  t b  e ,  Bnrkersdorf  45. 


5.  Dm  Weichbild  Zittau.  663 

Schönfeld.  Die  zum  Zittauer  Weichbild  gehörige  Hälfte  dieses 
Dorfs  gelangte  1396  zugleich  mit  Grünau  von  Heinr.  v.  Kyaw  an  Ma- 
rienihal. 

d.  Die  (nachmalige).  Standesherrschaft  Reibersdorf. 

Von  jeher  hat  es  befremdet ,  wie  es  gekommen ,  dass  der  von 
Giessmannsdorf  an  der  Neisse  südwärts  bis  auf  den  Kamm  des  Ge- 
birges reichende  Streifen  Landes  mit  dem  Hauptort  Reibersdorf  zu 
der  weit  davon  entfernten  Herrschaft  Seidenberg  gehörte,  da  er  doch 
mitten  im  Weichbild  Zittau  gelegen  ist.  Eine  erst  jüngst  bekannt  ge- 
wordne Dohna'sche  Urkunde  von  1487  ^2j  j^sst  es  äusserst  wahrschein- 
lich erscheinen,  dass  dieser  Streifen  ursprünglich  einen  Bestandlheil 
der  (böhmischen)  Herrschaft  Hammerstein  (S.  v.  Kratzau)  bildete,  mit 
dieser  an  die  Herren  v.  Biberstein  auf  Seidenberg-Friedland  gelangte 
und  auch  dann  noch  beim  Weichbild  Zittau  verblieb ,  als  sich  diese 
Herren  mit  ihren  übrigen  Gütern  vom  Landgericht  zu  Zittau  befrei- 
ten ^^) .  Infolge  mancherlei  von  der  Familie  v.  Biberstein  vorgenom- 
mener Gütertheilungen  wurden  später  diese  im  Weichbild  Zittau  ge- 
legenen Ortschaften  zu  dem  zum  Weichbild  Görlitz  gehörigen  Seiden- 
berg geschlagen,  und  nur  für  diese  beiden  Gütercomplexe  waren  die 
V.  Biberstein  Vasallen  der  Oberlausitz,  für  Friedland  und  Hammerstein 
selbst  aber  Vasallen  des  Landes  Böhmen.  Als  1623  die  Oberlausitz 
von  Böhmen  an  Kursachsen  zunächst  verpfändet,  1635  aber  völlig 
abgetreten  wurde,  ging  Seidenberg  und  Reibersdorf  an  Sachsen  über, 
und  da  kurz  vorher  der  Besitzer  von  Seidenberg-Friedland,  Christoph 
v.  Rädern,  als  Anhänger  des  böhmischen  Winterkönigs  Friedrich  I., 
all  seiner  Lehen  verlustig  gegangen  war,  so  verkaufte  Kursachsen 
1630  „die  Standesherrschaft  Seidenberg^,  also  auch  Reibers- 
dorf an  Christoph  Freiherm  v.  NostUz ,  der  von  da  ab  in  Reibersdorf 
w  ohnte.  Erst  nach  der  Theilung  der  Oberlausitz  1815  wurde  der  Name 
der  Herrschaft  in  den  jetzigen:  Standesherrschaft  Reibers- 
dorf, umgewandelt.  —  Die  zugehörigen  Ortschaften  waren  von  den 
Herrschaftsbesitzem  fast  sämmtlich  zu  Lehn  ausgegeben ;  im  Laufe 
der  Zeit  kauften  sich  theils  die  Vasallen  von  der  Lehnspilicht  los, 
theils  wurden  die  Dörfer  von  der  Herrschaft  zurückgekauft. 

Reibersdorf  wird  merkwürdiger  Weise  weder  in  der  Land- 
tafel  des  Zittauer  Weichbilds  von  1396,  noch  in  der  Kirchenmatrikel 
des  Zittauer  Dekanats  von  1384  mit  aufgezählt,  während  andere  zu- 


1 


&^  Die  Donin*«.    Anfzeichnangen  über  die  Familie  v.  Dohna.    Berlin  1876. 
II.  231.        »)  Carpzov,  Antl.  II.  24d. 


664  m.  Abtheilnng. 

gehörige  Ortschaften  (z.  B.  Friedersdorf)  darin  genannt  sind^).  Als 
Lehnsinhaber  erscheinen  Ende  des  14.  bis  Ende  des  15.  Jahrhunderts 
die  V.  Kyaw  (S.  323) .  Wenn  im  dritten  Jahrzehnt  des  1 5.  Jahrhunderts 
auch  Jerusalem  Bechet-ei^  (S.  \  \  2)  als  „zu  Reibersdorf  gesessen^  be- 
zeichnet wird  y  so  erklärt  sich  dies  entweder  daraus ,  dass  derselbe 
von  Heinr.  v.  Kyaw,  seinem  Verwandten,  einen  Wald  bei  R.  ge- 
kauft hatte,  oder  wahrscheinlicher  daraus,  dass  er  des  v.  Kyaw  Haupt- 
mann zu  Reibersdorf  war,  während  Kyaw  selbst  in  Hirschfelde  wohnte. 
Mindestens  seit  Ende  des  15.  Jahrhunderts  besassen  das  Dorf  die 
V.  Weigsdorf  (S.  536).  Wohl  erst  unter  diesen  ward  es  getheilt.  Das 
Niedervorwerk  erkaufte  1594  Aug.  y.Kohlo  (S.  307).  Das  01)ervor- 
werk  wurde  erst  im  17.  Jahrh.  von  den  Inhabern  der  Standesherr- 
schaft zurückgekauft,  die  auch  noch  1696  nur  erst  „Oberreibersdorf- 
in  unmittelbarem  Besitze  hatten. 

Giessmannsdorf*^*)  gehörte  seit  Ende  des  1 4 .  Jahrhunderts 
denen  v.  Kyaw  (S.  325) . 

Friedersdorf**)  (1326  Friderisdorff)  scheint  lange  unmittel- 
bar unter  den  Besitzern  von  Friedland  gestanden  zu  haben.  Wenig- 
stens präsentirlen  Geistliche  zur  dasigen  Pfarrei  1370  Joh.  H.  v.  Biber- 
stein, 1376 — 91  Czenco  V.  Dohna,  Verwalter  der  Herrschaft  Friedland, 
1415  Joh.  V.  Biberstein,  1 422—1 4  Joh.  v.  Gersdorff  auf  Grosshenners- 
dorf ,  wahrscheinlich  als  Vormund  der  Söhne  von  Wenz.  I.  v.  Biber- 
stein. Wann  das  Gut  an  die  v.  Kyaw  gelangte,  ist  nicht  genau  zu  er- 
mitteln. 1551  ward  Joach.  v.  Kyaw  mit  Giessmannsdorf  und  Frieders- 
dorf belehnt. 

Oberullersdorf  war  nur  zur  Hälfte  zur  Herrschaft  Friedland, 
zur  anderen  Hälfte  zur  Herrschaft  Grafenstein  gehörig.  Die  Kirche 
steht  auf  oberlaus.  Boden.  Die  Geistlichen  wurden  daher  von  den 
Herren  v.  Biberstein  oder  deren  Herrschaftsverwaltern  vocirt.  Als 
Lehnsinhaber  haben  wir  1545  einen  Joach.  v.  Gersdorff,  dann  bis  1570 
dessen  Bruder  Erasmus,  darauf  bis  1584  Bartel,  von  da  an  wieder 
ein  Erasmus  v.  Gersdorff  und  zwar  1585  —  87  unter  Vormundschaft 
des  Hans  v.  Gersdorff  auf  Horka  gefunden  ") .  Sie  stammten  aus  der 
Linie,  welche  den  Hoyerswerdeschen  Antheil  an  Sohland  besass. 

Sommerau  (1487  Sumeraw]  war  mindestens  seit  Mitte  des 
16.  .Jahrhunderts  mit  Ullersdorf  vereinigt. 


M)  Laus.  Mag.  1872.  204.  »)  Flossel,  Uistor.  Nachr.  von  dem  RiUeigate 
O.  1765.  M)  Morawek,  Geachichte  Ton  Friedendorf,  Olesamannadoif  und  Zittd. 
1863.        ^^  Carpzov,  Ehrent.  II.  119  und  Sch5ppenbücher  za  UUeradorf. 


III.  Die  bischoflich  meiasniBCben  Beattzungen  in  der  Oberlansiu.     665 

Oppelsdorf  (U44  Obbi)$sdorff,  4 487  Opelsdorf)  war  vielleicht 
nach  denen  v.  Opal  (S.  409),  den  früheren  Besitzern  von  Tttrchau, 
benannt.  Dasselbe  besassen  nach  einander  1568  Franz  v.  Sehwanitz^ 
4573  ein  Johann  v.  LuUüz  a.  d.  H.  Milstrteh,  dann  ein  Hieron.  v. 
Maxen,  der  4592  starb  und  zu  Reibersdorf  begraben  liegt,  femer 
4604—5  Balth.  v.  Kaikreuth  (S.  880),  darauf  ein  Casp.  v.  Haugwitz. 
Nach  dessen  Tode  (4649)  zog  der  Lehnsherr,  Christoph  v.  Rädern  auf 
Friedland,  das  Gut  ein,  trotzdem  dass  ein  andrer  v.  Haugwitz  da* 
gegen  protestirte^^j. 

III.   Die  bischöflich  meissnischeii  Besitzungen  in  der 

Oberlansitz  ^). 

Besonders  im  südwestlichsten  Theile  der  Oberlausitz  lagen,  von 
„königlichem^  Gebiet  fast  auf  allen  Seiten  umschlossen ,  eine  Anzahl 
grosser,  dem  Bisthum  Meissen  gehöriger  Enklaven ,  welche  dieses  zu 
verschiedenen  Zeiten  durch  Schenkung ,  Tausch  und  Kauf  erworben 
hatte.  Sie  zogen  sich,  hier  und  da  von  königlichem  Gebiet  unterbro- 
chen, von  Bischofswerde  aus  nordöstlich  an  der  Strasse  nach  Budis- 
sin  bis  gegen  Göda  und  von  Bischofswerde  aus  südöstlich  an  der 
Strasse  nach  Zittau  bis  Friedersdorf  hin.  Bei  Bischofswerde  selbst 
grenzten  sie  westwärts  an  das  ebenfalls  bischöfliche ,  aber  nie  zur 
Oberlausitz  gehörige  Stolpen,  und  unter  das  dasige  bischöfliche  „Amt^ 
waren  auch  die  oberlaus.  Enklaven  sämmtlich  gestellt,  lieber  die- 
selben stand  dem  Bischof  fast  volle  Landeshoheit  zu.  Die  meisten 
derselben  waren  an  ritterliche  oder  auch  bürgerliche  Vasallen  zu  Lehn 
gegeben,  andere  waren  unmittelbare  „Amtsdörfer^^  Als  4559  infolge 
der  sogenannten  Carlowitz'schen  Fehde  Kurfürst  August  von  Sachsen 
den  Bischof  Johann  IX.  zwang ,  ihm  das  Amt  Stolpen  gegen  das  bis 
dahin  kurfürstliche  Amt  Mühlberg  tauschweis  zu  überlassen,  wurden 
auch  diese  oberlaus.  Enklaven  sämmtlich  kursächsisch  und  sind 
auch  nach  4635,  wo  die  gesammte  Oberlausitz  an  Sachsen  gelangte, 
stets  zu  den  sächsischen  „Erblanden"  gerechnet  worden. 


W)  Hende,  Seidenberg  XXXVI  flg. 

1)  Aasführlicber  von  uns  dargestellt  in  v.  W  eber's  „Archiv  für  die  sich«.  Gesch/' 
VI.  159  flg.  Wir  behandeln  hier  nur  diejenigen  bischöflichen  Besitznngen,  welche  noch 
gegen  Ende  des  13.  Jahrh.  dem  Stifte  gehörten  und  demselben  auch  bis  1559  verblieben 
sind.  Andere  einst  ebenfalls  bischöfliche  Güter,  welche  aber  vor  Ende  des  13.  Jahrh. 
wieder  in  anderen  Besitz  gelangt  waren  (Seidenberg ,  Qneisskreis ,  Eigenscher  Kreis, 
Ostro  etc.),  haben  wir  bereits  am  betreffenden  Orte  besprochen. 


g56  III.  Abtfaeilung. 

Bischofswerde  (4227  Biscofi8werde 2)  war  jedenfalls  von 
einem  Meissner  Bischof  auf  dem  Gebiet  des  1 006  dem  Bisthum  ge- 
schenkten Burgward  Drebnitz  in  den  fruchtbaren  Niederungen  der 
Wesenitz  angelegt  worden,  erhielt  4361  Stadtrecht  und  erwarb  nach 
und  nach  auch  eine  Anzahl  benachbarter  Rittergüter. 

Goldbach  (4226  Goltbahc),  Weikersdorf  (Vikerisdorf)  und 
Geissmannsdorf  (4226  Giselbregtisdorf ,  4444  Gyselstorf,  4472 
Giszmansdorf) .  Diese  drei  Dörfer  hatte  Heinr.  v.  Gtkia  (S.  247),  ein 
Ministeriale  des  Bischofs,  von  diesem  zu  Lehn  gehabt;  sie  waren  ihm 
aber  von  König  Ottokar  L  von  Böhmen ,  dem  damaligen  Landesherm 
der  Oberlausitz,  „widerrechtlich  entfremdet  worden^;  4226  gab  sie 
der  König  dem  Bischof  wieder  heraus.  Einige  Zeit  darauf  hatte  Hugo 
V. Wolkenberg  nicht  nur  auf  dieselben  drei  Dörfer,  sondern  auch  auf 
Rtickersdorf  (Rukerisdorph),  Ottendorf  (Tutentorph),  Gross- 
und Kleindr ebnitz  (Drewenitz),  Lauterbach  (Luterbach)  und 
Bühl  au  (Bela)  Lehnsansprüche  gegen  den  Bischof  erhoben,  verzich- 
tete aber  4262  auf  dieselben  gegen  Empfang  von  400  Mark  Silber^;. 
—  In  Goldbach  besassen  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  die  v. Kintsch 
(S.  292)  auf  Pickau  5  Mark  Zins,  die  darauf  an  Hans  Küchenmeister 
(S.  322)  gelangten,  von  diesem  aber  4428  an  den  Bischof  abgetreten 
wurden.  Seitdem  blieb  [das  Dorf  Amtsdorf.  —  Geissmannsdorf 
ward  444  4  vom  Bischof  an  die  v.  Kintsch  überlassen  ,  gelangte  eben- 
falls an  Küchenmeister,  von  diesem  um  4439  an  die  v.  Bolberitz  auf 
Pielschwitz  (S.  435),  die  4544  das  Dorf  an  die  Stadt  Bischofswerde 
verkauften.  —  Ott endorf  befand  sich  mindestens  seit  4488  im  Be- 
sitz derer  v.  Haugwitz  auf  Nedaschitz  (S.  262).  —  Drebnitz  war 
4006  von  Kaiser  Heinrich  II.  als  „castellum  Trebista^  dem  Bisthum 
geschenkt  worden.  In  dem  Burgward  Trebiste  lag  4074  auch  das  Dorf 
„Rocina",  wahrscheinlich  das  jetzt  nicht  mehr  vorhandene,  aber  in  der 
Meissner  Kirchenmatiikel  von  4346  als  unter  den  erzpriesterlichen 
Stuhl  Stolpen  gehörig  erNvähnte  „Rosenhain".  Später  waren  Drebnitz, 
Lauterbach  und  Bühlau  Amtsdörfer. 

Hartau  (1243  Hart)  gehörte  4402  einem  Günther  v.  Haugwitz, 
4457  dem  |Hans  v.  Schönberg  (S.  483),  der  es  1465  an  die  Kräh  [S. 
320)  verkaufte,  bei  denen  es  mindestens  bis  Ende  des  46.  Jahrhun- 
derts verblieb. 

Belmsdorf  (4227  Baldewinesdorf ,   4397  und  4411  Baldwigis- 


2)  Hecke! ,  Histor.  Beschreib,  der  Stadt  B.  1713.  Mittag,  Chronik  der  StadtB. 
18f)l.        3)  Cod,  Sax.  II.  1,  153. 


\ 


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.«^  # 


III.  Die  bischöflich  meissnischen  Besitzungen  in  der  Oberlausitz.    067 

topflf)  ward  4397  vom  Bischof  (um  200  Seh-.  Gr.)  an  Heinr.  v.  Breiten" 
back  (S.  441)  und  Hans  Kobershain  (S.  306)  verpfändet,  erscheint  aber 
nach  4442  wieder  als  Amtsdorf. 

Pickau  (Pigkow,  Pickaw]  ward  vor  4428  von  denen  v.  Kintsch 
(S.  292)  an  Hans  ÄticAenmetster  und  wohl  von  diesem  um  4439  an  die 
V.  BolberiU  a.  d.  H.  Pietschwitz,  von  diesen  4  544  an  die  Siadi Bischof s- 
werde  veräussert. 

Kessel  (bis  in's  46.  Jahrb.  stets  Rindisch,  Kintsch)  war  Stamm- 
sitz derer  v.  Kintsch  (S.  292) ,  die  es  noch  Anfang  des  45.  Jahrhunderts 
besassen.  4488  erscheint  es  nebst  dem  anstossenden  Pertinenzort 
Wolkau  (4369WeIkowe)  und  dem  nördlich  davon  gelegenen  Gross- 
hähnchen im  Besitz  Osw\  v.  d.  Olssnitz  (S.  406),  von  dem  4498 
Nik.  V.  Taubenheim  (S.  542)  diese  Gttter erwarb.  Dessen  Söhne  ver- 
kauften sie  4540  an  die  Stadt  Bischof swerde ;  von  dieser  gelangten 
sie  i544  an  Gttnth.  Ketsch  j  4544  an  Hans  v.  Na^ssaUj  Amtmann  zu 
Altenberg,  4546  aber  wieder  an  Bischofswerde  zurück. 

Potschaplitz  (4488  und  noch  im  46.  Jahrh.  Poczschenplitz, 
Potzenplitz)  zerfiel  in  3  Antheile.  4488  gehörte  das  eine  Drittel 
(4  Mann)  denen  v.  Haugwitz,  die  es  von  Osw.  v.  d.  Olssnitz  erworben 
batten  und  es  noch  4588  besassen,  ein  zweites  Drittel  (4  Mann)  denen 
V.  Tschirnhaus  auf  Rothnausslitz  (S.  524)^  die  es  noch  4554  inne  hat- 
ten, und  das  dritte  Drittel  dem  Hans  v,  Minnewitz  aufWeissnausslitz 
(S.  373).  Wir  wissen  nicht,  welches  der  beiden  letzten  Drittel  4554 
Hans  V.  Hermsdorf  (S.  269)  erwarb,  und  auf  welchem  4559  ein  Hans 
V.  Maxen  gesessen  war. 

Göda  (4006Godoui,  später  Godowe ,  Godow,  Gedaw^)  bildete 
den  Mittelpunkt  des  Burgward  Göda,  welcher  4006  (nebst  Drebnitz) 
von  Kaiser  Heinrich  II.  dem  Bisthum  Meissen  geschenkt  ward.  Bischof 
Benno ,  der  sich  auf  diesem  seinem  Gute  oftmals  aufhielt ,  gründete 
hier  um  4076  die  erste  Kirche  der  Gegend.  Anfang  des  43.  Jahrhun- 
derts war  das  Gut  an  ein  ritterliches  Geschlecht  zu  Lehn  gegeben, 
das  sich  danach  v.  Godowe,  später  v.  Gedau  (S.  247)  nannte.  Später 
zerfiel  das  Dorf  in  mehrere  Antheile.  Der  eine  (48  Mann)  gehörte  dem 
Pfarrer  (Pfarrdotalen) ,  ein  zweiter  (8  Mann)  unmittelbar  unter  das 
Amt  Stolpen,  von  welchem  es  um  444  4  mehrfach  verpfändet  ward, 
ein  dritter  (43  Mann)  seit  4383  dem  Domkapitel  zu  Budissin  und  zwar 
der  Präbende  des  Domherrn  Cantor,  ein  vierter  (5  Mann)  denen 
V.  Hauffwitz  auf  Nedaschitz  (S.  262). 


*)  Vgl.  V.  Weber,  Arcb.  f.  d.  Bäcbs.  Gescb.  V.  77  flg.  „Gesch.  der  Pfarrei  Göda". 


668  ni.  Abtheilung. 

Pietschwitzist  yielleicht  identisch  mit  dem  „Pizhewici",  von 
welchem  4  iii  Hennannus  Sextaferia  („Freitag^)  6  Scheffel  Weizen 
zur  Georgenkapelle  auf  dem  Schlosse  Budissin  stiftete.  Dagegen  wagen 
wir  nicht  zu  entscheiden,  ob  der  Ritter  Balduin  de  Bisziz,  der  4245 
Zeuge  fQr  Bemh.  v.  Kamenz  war,  und  die  Gebrüder  von  ntsuicz, 
welche  4286  das  Bisthum  Meissen  aus  dem  Stande  der^gasti^entiiess 
und  frei  erklärte,  sich  nach  diesem  Dorfe  nannten^).  Seit  Anfang  des 
45.  Jahrhunderts  wird  dasselbe  Beczicz,  Betschwitz,  im  46.  Pitschitz 
geschrieben  und  gehörte  während  dieser  Zeit  einer  besonderen  Linie 
derer  v.  Bolberita  (S.  435),  die  es  4557  an  die  v.  Haugwüz  auf  Putz- 
kau (S.  260)  verkauften.  —  Semichau  (4442  Sempchow,  4465 
Semcho)  gehörte  4442  dem  Hans  v.  Gusk  (S.  256),  war  aber  später 
Pertinenzort  von  Pietschwitz. 

Nedaschitz  (4442  und  im  ganzen  45.  Jahrh.  Nediscbwitz)  bil- 
dete bis  gegen  Ende  des  46.  Jahrhunderts  den  Stammsitz  einer  be- 
sonderen Linie  der^r  v.  Haugwüz  (S.  260).  Seit  Mitte  des  45.  Jahi^ 
hunderts  waren  Pertinenzorte  Kleinpraga,  einst  Po m e k ii t z  ge- 
nannt, undDahren. 

Muschelwitz  oder  Meuselwitz  (4249  Misseslewits,  4272 
Muzslesuwiz ,  4  488  Messesswitz ,  4  559  Mischelwitz)  war  (wie  Kub- 
schitz  0.  von  Budissin,  S.  586)  von  dem  Kloster  WissehrcLd  bei  Prag 
4249  dem  Bisthum  Meissen  verkauft  worden.  Von  diesem  kam  es 
mindestens  Ende  des  45.  Jahrhunderts  an  die  v.  Bolberüz  auf  Seit- 
schen  (S.  437),  die  es  noch  Ende  des  46.  Jahrhunderts  besassen. 

Grosshähnchen  (Heynichen)  war  nur  zur  Hälfte  bischöflich 
und  gehörte  seit  Anfang  des  45.  Jahrhunderts  denen  y.  Bolberitz  a.  d. 
H.  Pietschwitz  (S.  435),  die  es  4455  an  die  v.  Uermsdorf  (S.  269) 
ttberliessen.  Später  ward  es  von  Osw.  v.  d.  Olssnüz  erworben  und 
hatte  seitdem  gleiche  Besitzer  wie  Kessel  oder  Kindisch  (S.  667) . 

Goblenz  (Gobulitz,  Goblitz),  Dobranitz  (Dobranewitz),  Gan- 
newi  tz  (Chanowitz)  gehörten  mit  ihren  Revenuen  zu  einer  Meissner 
Domhermpräbende  und  zwar  zu  der  obedientia  dominicalis  oder  sla- 
vonica  und  hiessen  darum  Obedienzdörfer.  Die  Schutz voigtei 
grade  über  diese  drei  Dörfer  hatte  das  Domstift  dem  edlen  Moyko  v. 
Stolpen  übertragen,  kaufte  sie  ihm  aber  4222  wieder  ab.  Eine  von 
diesen  Dörfern  an  den  Landvoigt  zu  Budissin  zu  zahlende  Rente  ward 
4  245  ebenfalls  dem  Bisthum  überwiesen  ^) . 

Bürkau  (S.  von  Göda,  Birke)  befand  sich  seit  Mitte  des  45.  Jahr- 


»)  Cod.  Lu«.  34.  69.  Cod.  Sax.  II.  1.  209.        «)  Cod.  Sax.  II.  1. 87  u.  120  fl«. 


III.  Die  bischöflich  meissniachen  Besitzungen  in  der  Oberlausitz.    669 

hunderts  im  Besitze  derer  v.  KitUsck  (S.  292),  Mitte  des  46.  in  dem 
der  Familie  v.  Haugwüz. 

Zockau  (42i1Zocou,  USOGsokaw,  U92Zuckaa]  besassenUdO 
die  V.  Tschimhaus  auf  Rothnausslitz  (S.  521),  seit  Ende  des  15.  Jahr* 
hunderts  die  v.  Bolberitz  auf  Pietschwitz  (S.  136),  die  es  1554  an  den 
Rath  von  Bischofswerde  verSlusserten.  Dieser  verkaufte  es  1 560  an 
Casp.  V.  Haugwitz  auf  Putzkau  (S.  260). 

Cosern  (Kosserin)  besass  1430  Hans  v.  Gusk  (S.  256),  später 
ein  Hans  Spitlel,  der  es  dem  Kloster  ifarien^^am  wiederkttuflich  über- 
lassen hatte.  Von  letztrem  löste  es  1465  das  Bisthum  wieder  ein  und 
machte  es  zum  Amtsdorf. 

Günthersdorf  (1241  Guntersdorf)  befand  sich  Ende  des  15. 
Jahrhunderts  im  Besitz  derer  v.  Haugwitz  auf  Gaussig  (S.  262) ,  von 
em  es  ein  Pertinenzstück  blieb. 

Von  Bischofswerde  SO.  liegt  zunächst  Putzkau  (1379  Potzcaw), 
wo  schon  seit  dem  14.  Jahrhundert  eine  besondre  Linie  derer  v.  Haug- 
witz (S.  258)  gesessen  war. 

Tröbigau  (1454  Dreblchau)  ward  1454  von  denen  v.  Bolberiiz 
an  die  v.  Haugwitz  auf  Putzkau  verkauft  und  blieb  seitdem  Pertinenz- 
stück von  letztrem. 

Neukirch  (1241  Nuenkyrchen) .  Von  diesem  grossen  Dorfe  ge- 
hörte das  Oberdorf  zum  Bisthum  Meissen,  das  Niederdorf  aber  zur 
königlichen  Oberlausitz.  Beide  Hälften  befanden  sich  schon  1319  im 
Besitz  derer  v.  Haugwitz  (S.  258).  Antheile  davon  besassen  auf  Zeit 
auch  Gzenko  v.  Gusk  (1430  S.  256)  und  die  v.  Glaubitz  (1420—69 
S.  246).  1568  verkauften  die  v.  Haugwitz  einen  Theil  an  Elias  v. 
Nostitz.  Pertinenzstücke  von  Neukirch  waren  Tauttewalde,  bis 
es  1556  an  Gasp.  Voigt,  genannt  v.  Wirandt,  veräussert  ward,  ferner 
Steinigtwolmsdorf  (Wolframsdorf),  das  1399  von  denen  v.  Herms- 
dorf an  die  v.  Haugwitz  gekommen  sein  soll  und  nebst  Ringenhain 
1597  an  Georg  v.  Starschedel  überlassen  ward,  endlich  Weifa, 
welches  die  v.  Haugwitz  1 489  von  denen  v.  Bolberitz  hinzuerworben 
hatten. 

Wilthen  (1222Welentin,  1276  Willentin)  gehörte  1276-r1324 
einem  danach  benannten  Adelsgeschlecht  y.  Wilthen  (S.  538),  1410— 
30  theils  denen  v.  Gebeizig  (S.  224),  theils  denen  v.  Pannewitz  ^  seit 
1454  aber  ebenfalls  denen  v.  Haugwitz  auf  Neukirch,  welche  da- 
selbst eine  besondre  Nebenlinie  gründeten.  Einen  Antheil  von  Wil- 
then (17  Mann)  hatte  auch  das  Domkapitel  zu  Budissin  inne,  verkaufte 
ihn  aber  1622  an  Kurfürst  Joh.  Georg  von  Sachsen.  —  Irgersdorf 


670  lU-  Abtheilttog. 

(U30  Ergirstorf,  U93  Erichstorf,  4559  Jägersdorfj  war  4430  denen 
V.  Tschirnhaus  (S.  524],  4488  denen  v.  Bolberüz,  mindestens  seit 
4493  denen  v.  UaugwiU  auf  Wilthen  gehörig  und  blieb  seitdem  Per- 
iinenzoi*t  von  letztrem. 

Arnsdorf  nebst  Schiunkwitz  hatte  Hans  Bor,  wohl  ein  Bu- 
dissiner  Btlrger,  „von  seinen  Aeltern  und  Yorältern^  ttberkommen; 
nach  dem  Tode  seiner  Wittwe ,  die  damit  beleibdingt  war,  fielen  sie 
an  das  Stift  Meissen  zurück ,  und  der  Bischof  verlieh  sie  4  439  an 
Math.  Sommerfeld  in  Bud.,  4489  an  dessen  Sohn  Wenzel,  der  sie  noch 
4537  besass.  Noch  vor  4552  erscheint  als  neuer  Inhaber  Balthasar  v. 
Schlieben  auf  Pulssnitz  (S.  484),  von  dessen  Söhnen  Hans  nodi  4580 
zu  Arnsdorf  gesessen  war.  4588  gehörten  beide  Dörfer  dem  sächsi- 
schen Hofrath  Hans  v.  Seidlits, 

Obergurig  (4272  Goric,  Goreke,  4477  Gorck)  nebst  Sora 
(4477  Sahir,  4499  Szoro)  waren  an  Budissiner  Bürger  verlehnt.  Als 
Besitzer  komquen  vor  4477  Geo.  Reinhard  und  sein  Tochtersohn  ifol, 
4488  Gasp.  Gruneberg,  dann  Marc.  Weisse  und  Marc.  Bogener,  von 
denen  4499  der  Bürgermeister  Andr.  Probst  sie  kaufte,  4543  Procop 
Probst,  4546  Paul  if^i^sn^  und  Wenz.  Scheidenreisser,  4536  Meiss- 
ners Wittwe  und  Kinder,  4552  Hans  Meissner.  —  Ein  Antheil  von 
Obergurig  und  Sora  (der  Richter  und  3  Bauern)  gehörten  denen 
V.  Haugwitz  auf  Putzkau ,  von  welchen  sie  4  556  an  Caspar  Voigt,  ge- 
nannt V.  Wirandt,  gelangten. 

Schwarznausslitz  (4244  Nowosedlich,  4347Nozzedlitz,  4551 
Nauselwitz) .  Da  es  eben  in  jener  Gegend  mehrere  Dörfer  dieses  Na- 
mens giebt ,  so  sind  die  Besitzer  derselben  in  älterer  Zeit  nicht  mit 
voller  Sicherheit  zu  unterscheiden.  Mindestens  seit  4430  besass  den 
einen  Antheil  von  „Swarczin-Nusselwitz''  das  Domkapitel  zu  Budissin 
(und  noch  4555),  den  Haupttbeii  aber  die  Familie  v.  Haugwitz  a.  d.  H. 
Nedaschitz. 

D ret sehen  (4352  Dreczschen).  Die  Hälfte  davon  verkauften 
4352  die  v.  Nausslitz  an  ihre  Verwandten,  die  v.  Haugwitz  auf  Neda- 
schitz.  Mindestens  seit  4446  besassen  die  v.  Gusk  (S.  256)  Zinsen 
daselbst,  w  eiche  das  Bisthum  4  475  zurückerwarb.  Seitdem  blie)>  es 
Ämtsdorf. 

Singwitz  (4224  Synkewitz).  Danach  nannte  sich  4224  eine 
Familie  v.  Synkewitz.  4305  gehörte  es  dem  Thizo  v.  Wilthen  (S.  539  , 
seit  4  407  dem  Domkapitel  zu  Budissin'^]. 


')  Cod.  Lu8. 26,  wo  falschlich  der  Name  de  Scribewitx  heisst.  Laus.  Mag.  1660. 401. 


III.  Die  bi^chütlich  meidsniacheii  Besitzungen  in  der  OberlAOsitz.    671 

Doberschau(iiu  13.  Jahrh.  Dobras,  Doberscowe,  später  bis 
in's  46.  Jahrhundert  wieder  Dobrucz  und  Dobrisch).  Danach  nannte 
sich  eine  4224 — 50  voriLommende  Familie  y.Doberscowe{S.  446).  Um 
4407  besass  es  Peter  v.  Gusk  (S.  256),  4430  Jost  v.  Gebeizig,  4449 
Friedr.  v.  Zezschwüz,  4487  EansY.NadelwUz  (S.376),  Ende  des  Jahr- 
hunderts der  Budissiner  Bürger  Hans  Grimmeberg  (Grüneberg  ?) , 
4496  Gregor  Adam,  4544  Hier.  Ruprecht,  Bürgermeister,  seit  4554 
dessen  Söhne. 

Gnaschwitz  (4828  Gnaswitz,  434  4  Gnaschuwiz].  Danach 
nannte  sich  4228  ein  Burchardus  de  Gnaswitz;  schon  4344  aber  ge- 
hörte es  zu  den  „Obedienzdörfern^,  wie  Coblenz  etc.  (S.  668  ^). 

Ueber  die  nächstfolgenden  vier,  von  dem  übrigen  bischöflichen 
Gebiet  getrennten,  weiter  östlich  gelegenen,  aber  an  einander  stossen- 
den  Dörfer  stand  die  Obergerichtsbarkeit  nicht  den  Bischöfen ,  son- 
dern den  Landvoigten  zu  Budissin  zu^].  Spremberg  (im  43.  Jahrh. 
Sprewenberg) .  Danach  nannte  sich  4242  ein  Hartwicus  de  Sprewen- 
berg  ^^) .  Seit  Anfang  des  4  5.  bis  nach  Mitte  des  4  6.  Jahrhunderts  waren 
daselbst  die  v.  Raussendorf  (S.  444)  gesessen.  Auf  der  Flur  des  Dorfs 
gründeten  4670  die  v.  Salza  die  Stadt  Neusalza. 

Friedersdorf  (4272Friderichstorf).  Nur  die  Hälfte  war  bischöf- 
lich, und  diese  gehörte  mindestens  seit  Mitte  des  45.  Jahrhunderts 
denen  ^.  Rodewitz  (S.  452) . 

Beiersdorf  (4272  Begerstorf).  Als  Besitzer  erscheinen  4409 
Peter  Colowas  (S.  307),  seit  4489  die  v.  Rechenberg  auf  Oppach 
(S.  446-. 

Kunewalde.  Danach  nannte  sich  4242  ein  Henricus  de  Chune- 
walde^^].  Das  lang  sich  hinstreckende  Dorf  zerfiel  zeitig  in  mehrere 
Antheile.  Den  einen  hatte  Otto  v.  Kamenz  „dem  Ritter  Hecelinus  de 
Cunewalde^  zu  Afterlehn  überlassen,  der  ihn  4347  an  das  Domslift 
Budissin  verkaufte  ^^) .  £in  andrer  Antheil  gehörte  4383  und  noch 
4430  denen  v.  Radeberg  (S.  440),  4489  dem  Jahn  Schaff  (S.  474) 
4  493  Hans  v.  Forst  (S.  484),  4513  Heinrich  v.  Schley  (S.  480),  der 
ihn  4524  an  Fabian  v.  Uechtritz  überliess.  Von  Letztrem  erwarben 
ihn  4528  die  v.  Nostitz  auf  Unwürde  (S.  387).  Einen  dritten  An- 
theil hatten  schon  4430  die  v.  Kopperitz  (S.  309)  inne,  verkauften 
ihn  4492  an  dieselben  v.  Xostitz,  erw^arben  ihn  aber  4498  zurück, 
um  ihn  4  516  abermals  denen  v.  Nostitz  zu  überlassen.    Einen  vier- 


8)  Cod.  Sax.  II.  1.  109.  277.  375.  Gercken,  Stolpen  &36.         «)  Cod.  Sax.  II. 
1.  174  flg.        W)  Cod.  Las.  67.         ")  Cod.  Lus.  67.         «)  Ebendas.  213.. 


672    UI.  Abtheilung.  —  III.  Die  bisehOfl.  meissn.  Besitzungen  in  der  Oberlaiu. 


ten  Antheil  hatte  vor  H88  Friedr.  v.  Bolherüz  an  Christoph  v.  Haug- 
wüz  auf  Bischofswerde  überlassen ;  spater  und  noch  1 559  gehörte  er 
der  Wilthener  Linie  let2teren  Geschlechts.  Mit  einem  fünften  ^Lehn- 
stück^  ward  4514  Hans  v.  Gusk,  4539  dessen  Söhne  belehnt. 

Schönberg  (4347  Schenberg)  ward  4347  zugleich  mit  jenem 
ersten  Antheile  von  Kunewalde  durch  Hecelin  v.  Kunewcdde  an  das 
Domkapitel  zu  Budissin,  von  diesem  aber  4622  an  Fei.  v.  Riidinger 
auf  Weigsdorf  verkauft. 

'  Die  drei  ebenfalls  bischöflich  meissnischen  Dörfer  Schmorkau, 
Kubschitz  und  Bischdorf  haben  wir  bereits  oben  (S.  558.  586. 
607)  behandelt. 


Namen-  und  Sachregister. 

ATikttmtngen :  B. «  Bltiger,  D.  s  Dorf. 


Abgaben  85. 

Abhandlnog,  die,  Privilegium  77. 
AcbtsbttndDisse  derSUidte59. 
Aczel ,  Vinc.  und  Conr.,  B.  von  GOrl. 

624. 
Adam,  Greg.,  B.  von  Görl.  588.  674. 
Adel  der  Oberlaus.,  slawiscber  2« 

—  deutscher  Nationalität  5. 

—  ist  Lehnsadel  8. 

—  höherer  und  niederer  8. 

—  allmählich  gewordener  47. 

—  und  die  Landesherren  26. 

—  und  die  Kirche  40. 

—  und  die  Reformation  58. 

—  und  die  Städte  64. 

—  geselliger  Verkehr  mit  den  Städ- 
tern 66. 

—  im  Streit  mit  den  Sechsstädten  58  (Ig. 

—  und  der  Pönfall  69  flg. 

—  seine  Coltur  78. 

—  im  Kriege  99. 

—  nimmt  Reiterdienst  89. 

—  Verarmung  87  flfg. 

—  sitzt  auf  Bauergtttem  87. 
Adliche    Landsassen    sind    zugleich 

Borger  65. 
Ad  lieh  es  Patriciat  in  den  Städten  24. 
A  d  v o c a  t i ,  Bezirksrichter  4  4 . 
Altbernsdorf,  D.  628. 
Altlauban.  D.  688. 
Altlöbau,  D.  603. 
Altseidenberg,  D.  574. 
Altstadt,  D.  bei  Ostrite  660. 
Amtshauptleute  44.  84. 
Arnold,  Casp.,  B.  von  Görl.  6-44. 
Arnsdorf,  D.  bei  Rohjand  552. 

—  D.  bei  Wilthen  670. 

—  D.  bei  Görlitz  684. 
Attendorf,  D.  680. 

K n 0 tk  •,  Oesck.  d.  Oberl.  Adels. 


Augustinerkloster  ZU Dresden562. 
Auritz,  D.  685. 
Auschkowitz,  D.  596. 
Ausschüsse,  landständische  89. 
Ausstattung  adlicher Töchter 94. 
Axt,  Hans,  Math.,  B.  von  Görl.  64  4. 


B. 


Bährsdorf,  D.  688. 

Bär,  Job.,  B.  von  Budissin  889.  594. 

Baruth,  Herrschaft  und  D.  574. 

—  Herren  v.  406. 
Baschitz,  D.  585. 
Baudissin,  diev.  408flg. 
Bauernschaft,  wendische, deutsche 

545  flg. 
Beamte,  landesherrliche  4  4 . 
Becherer,  die  442. 
Bede,  die,  Steuer  85. 
Bederwitz,  D.  584. 
Behmisdorf,  D.  625. 
Behr,  Siegsm.,  B.  von  Bud.  598. 
Beiersdorf,  D.  674. 
Belehnungen  84  flg. 
Beigern,  D.  589. 
Beimannsdorf,  D.  646. 
Belmsdorf,  D.  666. 
Beischwitz,  D.  582. 
Beiwitz,  D.  629. 

—  diev.  448  flg. 
Berbis^dorf,  diev.  446. 
Bereyth,  Job.,  Stadtschreiber    von 

Görl.  684  flg. 
Berge,  D.  588 
Berka,  Herren  v.  466. 
Borna,  die,  Steuer  85. 

—  D.  576. 

fiernbruch,  D.  560. 
Bernhard,  die,  B.  von  Görl.,  Wap- 
penbrief 22. 

43 


.,J^1Ä"  J. 


674 


Namen-  und  Sachregister. 


Bernsdorf,  D.  562. 
Bernstadt,  Stadt  628. 
Bernstein,  Hans  Christoph  v.  600. 
Bernt,  Bernb.,  B.  von  Görl.  648  flg. 
Berteisdorf,  D.  bei  Lauban  64t. 
Berthe Isdorf,  D.  bei  Uermhut  627. 
Bertsdorf,  D.  bei  Zittau  651 . 
Berzdorf,  D.  bei  Bern  Stadt  628. 
Besitzverhältnisse  des  Adels  86  flg. 
Beyer,  die,  B.  von  Görlitz,  Wappen- 
brief 22. 

—  Andreas,  Franz  647.  64  2. 
Biberstein,  Herrenv.  446. 
Bibran,  Blasins  v.  646.  689. 
Biehla,  D.  564. 
Biehlen,  D.  &54  flg. 
Bienis,  D.  640. 
Bierfehde  68. 
Bierfuhre  67. 

Biesig,  D.  684. 
Bindemann,  diev.  426. 
Binnewitz,  D.  588. 
Birkenlache,  D.  687. 
Bischdorf,  D.  607. 
Bischheim,  D.  556. 
Bischöfe  ans  oberlaus.  Adel  46. 
Bischofsheim,  die  v.  427. 
Bischofswerde,  Stadt  666. 

—  die  V.,  B.  von  Bad.  427. 
Bischofswerder,  diev.  427. 
Biscofisdorf,  Waltheros  de  607. 
Bisziz,  Baldoin  V.  668. 
Bloaschitz,  D.  594. 

Blösa,  D.  586. 
Bloschdorf,  diev.  484. 
Blumberg,  D.  662. 
Boblitz,  D.  682. 

—  die  V.  488. 
Bocka,  D.  596. 
Boderitz,  D.  597. 

Bog  euer,  Markos,  B,  von  Bud.  670, 
Böhmisch-Vollung,  D.  598, 
Bolberitz,  die  v.  465  flg. 
Bolbritz,  D.  594. 
Bor,  slawischer  Edler  4.  599. 

—  Hans,  B.  von  Bud.  670. 
Bora,  D.  649. 

Bore,  dfe  V.  439. 

Bore,  die  V.,  genannt  Kesselsdorf  4  40. 

Bornewitz,  diev.  444. 

Bornitz,  D.  598. 

Bowerzicz,  Heinr.  v.  647. 

Brachenau,  D.  680. 

Braonau,  D.  560. 

Brehmen,  D.  592. 

Breitenbach,  diev.  144. 

Breitendorf,  D.  608. 

Bremenhain,  D.  686. 

B  renaler,  Ambros.,  B.  von  Görl.  628. 

Brettnig,  D.  598. 


Brieschko,  D.  549. 

Briesen,  die  v.  444. 

Briesing,  D.  594. 

Briessnitz,  D.  574. 

Brösang,  D.  599. 

Buch,  Uoster  an  der  Mulde  680. 

B  u  c  h  w  a  1  d  e,  D.  bei  Hoyerswerde  55  0 . 

—  D.  beiBarath  574. 

Budissin,  Stammesfeste  der  Milzener 
545. 

—  Land  und  Kreis  547.  « 

•—  Weichbild  und  Stedt  584  flg. 

—  Hauptstadt  der  Oberlaus.  27. 

—  Schloss  27  flg. 

—  Borggrafen  von  4  4 . 

—  Collegiatstift  zu  St.  Petri  40. 
Bühlau,  D.  666. 
Bulleritz,  D.  559. 
Bttnau,  Rud.  v.  552. 
Burgberge  sind  meist  Erdschaozen 

79. 
Bargen,  steinerne  80. 

—  Neuaaiegong  verboten  81 . 

—  innere  Be8Chafl)Bnheit  82. 

—  von  den  Städten  zerstört  59. 
Bürgen,  vom  Adel  gestellt  88. 
Bürger  der  Secbastadte  werden   oft 

auch  Landeaasen  55. 
Bürgerthum,  deotsch  545. 

—  zum  Hüter  des  Rechts  eingesetzt  60. 

—  reich  geworden  88. 
Burggrafen  15. 

—  von  Budissin  28. 
Burglehn  zu  Budissin  28. 

—  zu  Kamens  558. 
Borgmannen  zu  Bodiasin  27. 
Bark,  D.  589. 

Burkau,  D.  604. 
Bürkaa,  D.  665. 
Burkersdorf ,  D.  bei  Rohland  552. 

—  D.  bei  Zittau  657. 

€. 

CalTenberg,  D.  584. 

Ca  1  mann,  B.  von  Görl.  642. 

C  a  m  e  n  z ,  siehe  Kamens. 

Camina,  D.  598. 

Canits,  die,  B.  von  Gört  149. 

Canitz-Christina,  D.  586. 

Cannewitz,  D.  bei  MStem  595. 

—  D.  bei  Göda  668. 
Garlowitz,  die  v.  143. 

Ca  stellen  US  de  Budissin  25. 
Choltow,  Tietzode664. 
Chanewalde,  Henricos  de  671. 
Coblenz,  D.  668. 
Colditz,  Herrenv.  144. 
Cölestiner  auf  dem  Oybin  65t. 
Colowas,  die  v.  807. 
Commenden  der  Johanniter  44. 


Namen-  und  Sachregister. 


675 


Commerau,  D.  565. 

Conrad»  Lucas,  B.  von  Görl.  6)4. 

Conrad  US,  Lucas,  B.  von  Gört.  621. 

—  burchravius  de  Rono^e  655. 

Cordebog,  die  314. 

Cosel,  D.  bei  Baruth  (vgl.Koael)  57S. 

C o se  1  i  t z ,  Uinricus  miles  de  647. 

Cosern,  D.  669. 

Cossma,  D.  647. 

Coswitz,  D.  609. 

Gramer,  Georg,  Leonh. ,  B.  von  Göri. 

648.  644. 
Creba,  D.  57i. 
Crostau,  D.  684. 
Crostwitz,  D.  558. 
Crynitz,  der  v.  56S. 
Cunewalde,  Uecelinns  de  674  flg. 

D. 

Dame,  Hans  v.  der,  B.  von  Görl.  687. 

Daubitz,  D.  684. 

0  e  c i  8  i  o  Ferdinandea  66. 

Dehsa,  D.  604. 

Demitz,  D.  600. 

Descbka,  D.  569. 

Desen,  die  v.  der  445. 

Deuppoli,  diev.  446. 

Deutschbäselitz,  D.  654. 

DeutschordeD^x^^PiiiilillU^/MY..  v- 

Deuts'^Vss'ig,  D.  624. 

Diebsa,  D.  688. 

Diemen,  D.  599. 

Dienstadel  40. 

Dippold,  Casp.,  B.  von  ZliUu  645. 

Dittelsdorf,  D.  656. 

Dittersbacb,  D.  bei  Bemstadt  698. 

Dittmannsdorf,  D.  684. 

Döberkiiz,  D.  594. 

Dobers,  D.  687. 

Doberschau,  D.  674. 

^  diev.  446. 

Doberschitz,  D.  nördl.  von  Budiss. 

590. 
^  D.  bei  Neschwitz  564. 

—  diev.  447. 
Döbra,  D.  555. 
Dobranitz,  D.  668. 
Dobrig,  D.  597. 
Dobschitz,  D.  588. 
Ddbschitz,  D.  bei  Görl.  680. 

—  diev.  448  flg. 
Dobms,  D.  644. 

Dohna,  Burggrafenv.  459. 

—  Linie  Grafenstein  4  54. 
'  Linie  Königsbrttck  468. 

—  Casp.,  Burgg.  v.,  auf  Straupitz  558. 
Domkapitel  zu  Bud.  554. 
Doncas,  B.  von  Zittau  654 . 
Dornhennersdorf,  D.  659. 
Dornspach,  diev.  465. 


Doie ,  Ulmaonus  de,  B.  von  Görl.  690. 
Drauschkowitz,  D.  599. 
Drausendorf,  D.  644. 
Drebnitz,  D.  666. 
Dreikretscbam,  D.  594. 
Dreiweibern,  D.  566. 
Dresden,  Augustinerkloster  569. 
Dretschen,  D.  670. 
Driebitz,  D.  566. 
Druschkewltz,  Meinhard  v.  599. 
Duba,  Herren  v.  der  466. 
Dubrauke,  D.  572. 
Dubring,  D.  554. 
During,  dictus  de  Zeib  650. 
Düringshausen,  D.  558. 
Dttrrbach,  D.  685. 
Dürrheide,  Bürgermeister  von  Bud. 

589. 
Dttrrhennersdorf,  D.  605. 

E. 

Ebendörfel,  D.  582. 
Eberhardt,  diev.  468  flg. 
Ebersbach,  D.  bei  Löbau  605. 
-  D.  bei  Görl.  684. 
Ebersdorf,  D.  608. 
Eckartsberg,  D.  644. 
Egelsdorf,  D.  580. 

Ehrentafel,  die  87. 
Eibau,  D.  648. 
Eibe,  diev.  der  474. 
Eichgraben,  D.  658. 
Eigen,  der  47.  692. 
Eigenscher  Kreis,  der  47.  622. 
Eilenburg,  Herren  v.  277. 
Einreiten  des  Adels  88. 
Eiserode,  D.  609. 
Eisersdorf,  diev.  472. 
Ellersdorf,  D.  585. 

Elstra,  Stadt  597. 

Elvil,  Jone  478. 

Emmerich,  die  474. 

Ender,  Mich.,  B.  von  Görl.  686. 

Enderss,  B.  von  Görl.,  geadelt  22. 

Engelmann,  Hans  654. 

Erbgüter  8. 

ErbkKufe  4$. 

Erbrichter  in  den  freien  Städten  4  4 . 

Erbunterthanen  des  Adels  84. 

Erksleben,  diev.  278. 

Eselsdorf,  D.  685. 

Eulowitz,  D.  584. 

Eutrich,  D.  565. 

Eynow,  diev.  479. 

F. 

Falkenhain,  diev.  480. 
Familiennamen  2. 

43* 


/ 


V    ^ 


676 


Namen-  und  Saehregister. 


Faust,  Niklas,  B.  von  Kamenz  558. 
Fehden  99. 
Fehmgericht  60. 
Feuerbach,  Hans,  B.  von  Görl.,  ge- 
adelt 22.  617  (ig. 

Feurig,  Hans,  Andr.,  Martin,  B.  von 
Görl.  654. 

Flohrsdorf,  D.  6H. 
Forst,  die  V.  484. 

—  Gebr.,  B.  von  Görl.  645. 
Fdrstchen,  D.  598. 
Förstgen,  D.  572. 
Frankenthal,  D.  604. 
Frauen  des  oberlaus.  Adels  90. 
Frauendorf,  D.  554  flg. 
Freitag,  Hermann  555. 
Frentzel  V.  Königshain,  die  484. 
Friedeberg,  Stadt  580. 
Friedersdorf,  D.  bei  Lohsa  566. 

—  an  d.  Pulssnitz  598. 

—  bei  Neusalza  674. 

—  bei  Zittau  664. 

—  bei  d.  Landskrone  625. 

—  am  Queiss  584 . 
Friedland,  Herrschaft  572  flg. 
Fritsche,  Jost,  B.  von  Görl.  «47.  624. 

—  Georg,  Kanzler  zu  Bud.  888. 
Fttrstenau,  Gasp.,  Carl  v.  636.  628. 

Gablenz,  D.  567. 
Gastlichkeit  der  Klöster  50. 
Gaussig,  D.  599. 
Gebeizig,  D.  629, 

—  die  v.  223. 
Gebhardsdorf,  D.  580. 
Gegenhändler  36. 
Geibsdorf,  D.  688. 

Geissler,  Mark.,  Math.,  B.  von  Görl. 
641.  624. 

Geissmannsdorf,  D.  666. 
Gelenau,  D.  559. 

—  die  V.  483. 

Genczeppinger,  Beruh.  599. 
Georgewitz,  D.  607. 
Gericht  von  Land  und  Städten  87. 
Gerichtsbarkeit,    niedere,    obere 

37  flg. 

Ger  lach,  die,  B.  von  Görl.,  geadelt 
24. 

Gerlachsheim,  D.  647. 

—  die  v.  484. 

Germanisirung  der  Oberlaus.  545. 
Gersdorf,  D.  bei  Kamenz  556. 

—  D.  bei  Löbau  605. 

—  D.  bei  G((rl.  626. 

—  (Heidegersdorf),  D.  bei  Lauban  640. 


Gersdorff,  diev.  485.  \ 

4.  Die  älteren  Linien  Reichenbacb 

488. 
2.  Lin.  Bischdorf  u.  Herbigsdorf  4  95. 
8.  Die  ältere  Linie   Kemnitz   uDd 

Särichen4  97. 
4.  Lin.  Gersdorf,  Lohsa,  Piskowitz 

499. 

8.  Lin.  Spittel204. 

6.  Lin.  Radmeritz  202. 

7.  Lin.  Hennersdorf  204. 

a.  Nebenlin.  Hennersdorf  207. 

b.  Nebenlin.  Kemnitz-Burkers- 
dorf  208. 

c.  Nebenlin.  Rennersdorf  209. 
8>   Lin.  Tauchritz  24  4. 

a.  Nebenl.Tauchritz-Leuba  24  5. 

b.  Nebenl.Niederrudelsdorft4  6. 

c.  Nebenl.  Rengersdorf  247. 

d.  Nebenl.  Horka  248. 

9.  Lin.  KöDigshain-Kuhna  249. 
40.   Lin.  Deutschpaulsdorf  222. 

44.  Linie  Gebeizig,  mit  den  Neben- 
linien: a.  Lodenau,  b.  Maltiu, 
c.  Weissenberg  228. 

42.  Lin.  Langenau-Kiesslingswalde 
227. 

43.  Linien  Sohlend  227. 

44.  Lin.  Geriaobsheim  228. 

4  5.  Lin.  Friedersdorf  mit  den  Neben- 
linien: a.  Glossen,  b.  Beimanns- 
dorf,  c.  Amsdorf  230. 

46.  Lin.  Baruth  232. 

47.  Lin.  Rnhland  238. 

48.  Lin.  Krischa-Kotitz-Tetta  242. 

49.  Lio.  LaQtilz248. 

20.   Linie  Malschwitz -Kuppritx- 
Zschoma  245. 
Gesammtbelehnungen  32. 
Gesammthand,  Privilegium  der  33. 
Giessmannsdorf,  D.  664. 
Girbigsdorf,  D.  634. 
Glaubitz,  die  v.  246. 
Gleyne,  Hans  572. 
Glich  v.  Miltzitz,  Hans  648. 
Glossen,  D.  629. 
Gnaschwitz,  D.  674. 
Gnaswitz,  Burchardus  de  674. 
Gneutitz,  D.  590. 
Göda,  D.  667. 

—  diev.  247. 
Gödlau,  D.  597. 

Goldbach,  D.beiBiscbof8werde666. 

—  D.  bei  Tschocha  580. 
Goldentraum,  D.  580. 
Golenz,  D.  599. 

Golsen,  Burggrafen  v.  248. 
Gor,  diev.  249. 
Gork,  D.  bei  Malaune  630. 
Görlitz,  Land,  Kreis  547. 


Namen-  und  Sachregister. 


677 


Görlitz,  Weichbild,  Stadt «40. 
—  königliches  Gericht  68. 
Go sswin,  Siegfr.,  B.  von  Görl.  624. 
Gosswitz,  D.  628. 
Gottschdorf,  D.  6B8. 
Grafentitel  46. 
Grenitz,  die  v.  der  249. 
Grenze,  D.  555. 
Greyffenhain,  Hans 550. 
Grisslau,  die  v.  250. 
Grimmeberg  (?),  Hans,  B.  von  Bad. 

674. 
Gröditz,  D.  588. 
Grossbiessnitz,  i).  624. 
Grossenhain,  Kapitel  daselbst  594. 
Grossgrabe,  D.  564. 
Grosshfinchen,  D.  667  flg. 
Grosshennersdorf,  D.  646. 
Grosskrauscha,  D.  569. 
Grosskunitz,  D.  588. 
Grosspostwitz,  D.  588. 
Grossradisch,  D.  680. 
Grosssärchen,  D.  565. 
Grossschönau,  D.  649. 
Grossschweidnitz,  D.  608. 
Grosswelka,  D.  593. 
Grnbditz,  D.  582. 
Grubschitz,  D.  599. 
Gruna,  D.  bei  Görl.  642. 
Grnnan,  D.  bei  MThal  662. 

—  die  V.  252. 

Grnneberg,  Casp.,  B.  von  Bnd.  670. 

Grüngräbchen,  D.  564. 

G  r  u  n  o  w ,  Kristan  v. ,  B.  von  Görl.  64  4. 

Grünrode,  die  v.  258. 

Gahra,  D.  564. 

Günthersdorf,  D.  bei  Gaussig  669. 

—  D.  bei  Lauban  644. 
Gusk,  die  V.  258. 
Guteborn,  D.  554  flg. 
Gattau,  D.  594. 

Hab  und  Gut  des  oberlaus.  Adels  84. 
Hainewalde,  D.649. 
Haibau,  D.  687. 
Hammerstatt,  D.  685. 
Htfnichen,  D.  bei  Rothenburg  684. 
H  a  r  t  a  u ,  D.  bei  Bischofswerde  666. 
Harthau,  D.  bei  Zittau  654. 
Hartmannsdorf,  D.  579. 
Ha  SS,  Job.,  Bmstr.  von  Görl.,  geadelt 

22. 
Httssler,  Nie,  B.  von  Zittau  658. 
Hässlich,  D.  556. 
Hasske,  Peter,  B.  von  Zittau  654. 
Hauenschild,  M|itb. ,  Münzmeister 

von  Görl.  654 . 
Haugwitz,  die  v.  257. 


Haus  u.  Hof  des  oberlaus.  Adels  79. 
Hausdorf,  D.  bei  Kamenz  564. 

—  D.  bei  Lauban  689. 
Hauswalde,  D.  bei  Pulssnitz  598. 
Haynitz,  D.  583. 

Heiden,  landesherrliche  544. 

Heidegersdorf,  D.  640. 

Heidersdorf,  D.  646. 

Heiligenkreuz,  Kloster  bei Meissen 
552. 

Heimfall  der  Lehngüter  82. 

Heinrichsdorf,  die  v.  266. 

Heirathen  zwischen  Adel  u.  Bürger- 
lichen 56. 

Heibig,  B.  von  Görl.  648. 

Heller,  die,  ü.  von  Görl.  267. 

Helwigsdorf,  die  v.  268. 

Hennersdorf,  D.  bei  Kamenz  556. 

—  D.  bei  Görl.  644. 

—  „katholisch  H.^  D.  689. 
Hennigk,  Valentin  v.  565. 
Hensel,  Peter,  B.  von  Kamenz  554. 
Herbigsdorf,  D.  bei  Löbau  606. 
Hermann,  Lorenz,  B.  von  Görl.  570. 

575.  61 4  flg.  624. 

—  Hans,  Wenz.,  B.  von  Zittau  645. 
Hermsdorf,  D.  bei  Ruhland  554.. 

—  D.  bei  Friedeberg  580. 

—  D.  östl.  von  Görl.  570. 

—  die  V.  269. 
Herrschaften,  grosse  in  Oberlaus. 

48.  546. 
Herrschaftsbesitzer,    Streit    um 

die  Obergerichte  64. 
Herwigs dorf,  D.  bei  Zittau  650. 
Heynichen,  Fridericus  de  595. 
Heynitz,  diev.  270. 
Hinfucht,  Job.,  B.  von  Zittau  657. 
Hinrichsdorph,  Ulmannus  de  644. 
Hirschberg,  die,  B.  von  Görl.  270. 
Hirschfeld,  Job.,  B.  von  Zittau  648. 
Hirschfelde,  Flecken  655. 
Hoberg,  diev.  278  flg. 
Hochkirch,  D.  bei  Bud.  587. 

—  D.  bei  Görl.  642. 
Höfe  des  Adels  84  flg. 
Hoffmann,  Casp.,  Melch.,  Hans,  B. 

von  Bud.  588.  590. 

—  Hans,  Friedr.,  Georg,  Sebastian,  B. 
von  Görl.  644. 

Hofgerichte,  landesherrliche  88. 

—  der  Herrschaften  4  4. 
Höflein,  D.  595. 
Hofrichter  44.  88. 
Hohenbucka,  D.  554  flg. 
Holscha,  D.  564. 
Holsch-Dubraw,  D.  564. 
Holtendorf,  D.  625. 
Holzkirch,  D.  688. 
Horka,  D.  682. 


/ 


678 


Nameor  uid  Saehregister. 


Hörnitz,  D.  651. 
Horscha,  D.  684. 
Hoyerswerde,  Hemoiiafl  und  Stadt 

548. 
Hussitenkriege  58. 

I.  J. 

Jagd  87. 
Jahmen,  D.  686. 
Jttnkendorf,  D.  689. 
Jannowitz,  D.  nordwerstl.  von Bud. 

594. 
Ja no Witz,  D.  bei  Ruhland  554  flg. 
Jauer,  D.  597. 
Jauernik,  D.  bei  Löbau  609. 

—  D.  bei  Görl.  635. 
Jesau,  D.  560. 

J  e 8 s  n  i  t z ,  D.  bei  Neschwitz  564. 
Jiedlitz,  D.  595. 
Ileburg,  Herren  V.  277. 
Jode,  die  278. 
Johanniterorden     644.     646    flg. 

656  flg. 
Johnsdorf,  D.  658. 
Irgersdorf,  D.  669. 
Irksleben,  die  v.  878. 
Juden  88. 
Judicium  ordinarium  87. 

Kaikreuth,  die  v.  279. 
Kamenz,  Herrsch,  u.  Stadt  552  flg. 

—  Herren  v.  280. 
Kammerprokurator  86. 
Kanzler  H. 

Kapellen  auf  Schlossern  42. 
Karas,  die  v.  290. 

Karl,  Thom.,  ^,  von  Görl.  624. 
Karisfriede,  der,  Burg  658. 
Katschvitz,  D.  599. 
Kauppe,  D.  5*92. 
Kazowe,  die  v.  290. 
Kelbichen,  die  v.  291. 
Kemnitz,  D.  626. 

—  Otto  V.  626. 
Kessel,  D.  667. 
Kesselsdorf,  diev.  440. 
Keule,  D.  554. 

Keyl,  Albrecht  v.  689. 

Kiessdorf,  D.  628. 

Kiesslingswalde,  D.  642. 

Kindererziehung  92. 

Kindersegen  92. 

Kindisch,  D.  597. 

Kintsch,  die  v.  292. 

Kirchen,  von  dem  Adel  gegründet  44 . 

Kirschau,  D.  584. 

Kitscher,  die  v.  293. 

Kittlitz,  D.  608. 


Kittlitz,  Herren  v.  298. 
Kleinbautzen,  D.  589. 
Kleiobiessnitz,  D.  624. 
Kleingrabchen,  D.  864. 
Kleinhänichen,  D.  595. 
Kleinpostwitz,  D.  584. 
Kleinpraga,  D.  668. 
Kleinradisch,  D.  672. 
Kleinradmeriiz,  D.  640. 
Kleinsaubernitz,  D.  572. 
Kleinscbönau,  D.  654. 
Kleinschweidnitz,  D.  603. 
Kleinwelka,  D.  598. 
Klette,  Licentiat,  B.  von  Görl.  644. 
Kutten,  D.  685. 
Klix,  D.  an  der  Spree  592. 

—  D.  bei  Haibau  687. 
Klöster  48. 
Klostervoigte  50. 
Klttx,  diev.  297. 
Knappen  oder  Knechte  48. 
Knebel^  die  802. 
Knechte  oder  Knappen  48. 
Knipschitz,  D.  590. 
Kniptitz,  D.  590. 
Knobeisdorf,  diev.  888. 
Knoblocb,  die  808. 
Knoph,  die  805. 

Knorr  V.  Rosenroth,  die^.  von 

Görl.  22. 
Kober,  die,  B.  von  Görl.,  geadelt  22. 
K6bershain,  diev.  805. 
Koblitz,  D.  566. 
Köblitz,  D.  588. 
Köhler,  Clans,  B.  von  Görl.  648. 
Kohlo,  die  v.  806. 
Kohlwesa,  D.  587. 
Koitsch,  D.  557. 
Köler,  Hans,  B.  von  Görl.  643. 
Kolm,  D.  bei  Görl.  688. 
Kolowas,  die  v.  307. 
Kolpen,  D.  566. 
Königsbrück,  Stadt  557. 
Königsha4n,  D.  bei  Görl.  684. 

—  D.  bei  Ostritz  662. 

Königs teich,   Gut    in    Niederfcain« 

589. 
Königswarthe,  D.  568. 
Konrady  die,  B.  von  Görl.,  geadelt  2i. 
Kopf  und  Herz  beim  oberi.  Adel  400. 
Kopisch,  die  v.  308. 
Kopperitz,  die  v.  808. 
Kopschln,  D.  595. 
Korbitz,  diev.  844. 
Kordebog,  die  344. 
Körner,  Paul,  Franziskaner  in  Görl. 

642.  647. 
Kosel,  D.  bei  Kaipenz  562. 

—  D.  siidl.  von  find.  588. 

—  die  V.  der  844. 


Namen-  mid  Sachregister. 


679 


Koseritz,  D.  bei  MStam  8S8. 

—  die  y.  812. 
Köslitz,  D.  647. 
Kotitz,  D.  588. 
Ketten,  D.  588. 
Kottmarsdorf,  D.  605. 
Kottwitz,  die  V.  848  flg. 
Kräh,  die  SSO. 
Krakau,  D.  559. 
Krakow,  die  v.  834. 
Krappe,  D.  608. 

Krausspscholz,  Brasm.,B.Yon Zit- 
tau 645. 

Kreckwitz,  D.  590. 
Kreckewitz,  Gristamis  de  590.  608. 
Kriepitz,  D.  597. 
Kriogelsdorf,  D.  685. 
Krinitz,  D.  564. 
Kriscba,  D.  6S9. 
Kriscbau,  die  v.  889. 
Kromer,  Gebr.,  B.  von  G6t\.  570. 
Kronförstchen,  D.  594. 
Kroppeo,  D.  552. 
Krummenforst,  D.  594. 
Knbschit^  D.  586. 
Küchenmeister,  die  822. 
Kuhna,  D.  644. 
Kuhzahl,  D.  644. 
Knkau,  D.  558. 
Kumschitz,  D.  588. 
Kuoat,  die,  B.  von  Kamenz  556.  559. 
Kunewalde,  D.  674. 
Knnnersdorf,  D.  bei  Kamenz  564 . 

—  D.  bei  Löbau  606. 

—  D.  bei  Bemstadt  698. 

—  D.  bei  Görl.  682. 
Kannerwitz,  D.  624. 
Kunnewitz,  D.  bei  MStern  558. 

—  D.  bei  Glossen  629. 

Kunst,  vom  oberlaus.  Adel  vemach- 

I8ssigt402. 
Küpper,  D.  576. 
Kuppritz,  D.  586. 
Kyaw,  die  v.  822. 


L. 


Lanckisch,  Wenz.,  B.  von  Zitt.  654. 

Landding  86. 

Landesälteste  89. 

Landeshauptmann  44.  86. 

Landesherren,  Verhttltn.  zum  Adel 
26. 

Landeskrone,  die  v.  328. 

Landmitleidend  66. 

Landrichter  28.  86. 

Landskrone,  Schloss  624. 

Landstttdtchen,  vom  Adel  gegrün- 
det 54. 

Landtage  88. 


Landvoigte  28 
Langenau,  D.  869. 
Langenowe,  Uozems  de  570. 
Laske,  D.  564. 

Lassk,  Lorenz,  B.  von  Kamenz  558. 
Lauben,  Weichbild  und  Stadt  688. 
Lauche,  D.  608. 
Lauske,  D.  564. 
Lauterbach,  D.  bei  Görl.  648. 

—  D.  bei  Bischofswerde  666. 

—  Martin,  B.  von  Görl.  644. 
Lautitz,  D.  587. 
Lawalde,  D.  604. 

Lazan,  Heinr.  v.,  kgl.  Kttmmerer  642. 
Lehen,  die  v.  829. 

—  die,  ob  feuda  data  oder  oblata  9. 
Lehn,  D.  öst.  von  Bud.  586. 

—  D.  südl.  von  Bud.  588. 
Lehnbriefe  34. 
Lehndienst  84. 
Leibchen,  D.  572. 
Leibgedinge  94. 
Leichnam,  D.  592. 
Leipa,  Herren  V.  880. 
Leippa,  D.  687. 
Leissnig,  Burggrafen  v.  884. 
Leopoldshain,  D.  643. 
Leschwitz,  -D.  620. 
Leuba,  D.  622. 

Leuben  er,  B.  von  Gört.  648. 
Leubnitz,  die  v.  885. 
Leutersdorf»  D.  648. 
Leutewitz,  D.  600. 
Lewenwalde,  die  v.  888. 
Lichtenau,  D.  an  der  Pulssnitz  557. 

—  D.  bei  Lauban  638. 
Lichtenberg,  D.  bei  Zittau  658. 

—  D.  bei  Gört.  648. 
Liebeln,  D.  685. 
Liebenau,  D.  560. 
Liebenthal,  diev.  885. 
Liebstein,  D.  682. 
Liedlau,  die  v.  336. 
Lieske,  D.  662. 
Linda,  D.  646. 
Lindenau,  D.  582. 
Lippen,  D.  566. 
Lippitsch,  D.  592. 
Lipsa,  D.  554  flg. 
Lipschau,  D.  644. 
Lissahora,  D.  564. 

List  an  der  Ecke,  Nitsche,  B.  von  Gör- 
litz 647  flg. 

Litschen,  D.  566. 

Litten,  D.  590. 

Löbau,  Weichbild  und  Stadt  602. 

Loben,  die  v.  887, 

Lochmann,  Mart. ,  B.  von  Görlitz 
649  flg. 

Lodenau,  D.  687. 


-/     , 

f 

t 


680 


Namen-  und  Sachregister. 


Loga,  D.  594. 

Lohsa,  D.  568.  566. 

Lomske,  D.  564. 

Lossow,  die  v.  388. 

L  ü  b  e  1 ,  Freiherr  von  Griinberg  648. 

Lubochaa,  D.  598. 

Lübon,  D.  595. 

LUckendorf,  D.  658. 

Lückersdorf,  D.  560. 

L  u  c  k  0  w ,  Otto  V.  564 . 

Ladv/igsdorf,  D.  635. 

—  die,  B.  von  Zittau  889. 

Luga,  D.  598. 

Luptin,  D.  654. 

Luptitz,  die  v.  844. 

Lüttichau,  die  v.  842. 

Luttitz,  diev.  848  flg. 


Malschwifcz,  D.  594. 

—  die  v.  858. 
Maltitz,  D.  587. 

—  Friderioos  de  587. 

—  diev.  858. 

Mannen  recht  der  Herrschaften  44. 
Mannschaft  28. 

Marienam,  Joh.,  B.  von  Görl.  624. 
Marienstern,  Kloster  558. 
Marienthal,  Kloster  664. 
Markersdorf,  D.  bei  GOrl.  625. 

—  D.  bei  Zittau  658. 
Marklissa,  Stadt  578  flg. 
Martin,  Peter,  B.  von  Gdrl.  575. 
Mauschwitz,  D.  629. 
Maxen,  die  v.  854. 
Meffersdorf,  D.  580. 

Mehl  V.  StrOhlitz,  die  859. 
Meilen  recht  der  Sechssttfdte  67. 
M  e  i  s  s  e  n ,  Bisth. ,  Besitzungen  in  Ober- 
laus. 665. 
Meissner,  Paul,  Hans,  B.  von  Görl. 

624.  670. 
Melaune,  D.  680. 
Melzer,  die,  B.  von  Görl.,  geadelt  22. 
Mengelsdorf,  D.  628. 
Merschitz,  diev.  859. 
Merzdorf,  D.  566. 
Meschitz,  Nie.  de  586. 
Meschwitz,  D.  586. 
Metzradt,  die  v.  860. 

4.   Lin.  MilkeI864. 

2.   Lin.  Milkwitz  862. 

8.   Lin.  Kleinbautzen  868. 

4.  Lin.  Räkelwitz  864. 

5.  Lin.  Förstcben  865. 

6.  Lin.  Herbigsdorf  365. 

7.  Lin.  Reichwalde  866. 

8.  Lin.  Liebeln  867. 

9.  Lin.  Dürrbach.  868. 
40.   Lin.  Kringelsdorf  869. 


Meuselwitz,  D.  bei  Göda  668. 

—  D.  bei  Melaune  680. 
Michelsberg,  Herren  v.  870. 
Milde,  diev.  870. 

Milkei,  D.  592. 
Milkwitz,  D.  595. 
Milstrich,  D.  555. 
Miltitz,  D.  554. 

—  diev.  874. 
Milzener  4.  544. 
Minckwitz,  diev.  872. 
Ministerialen  40. 
Minnewitz,  diev.  378. 
Mitleidung  66. 
Moholz,  D.  684. 
Möhrsdorf,  D.  598. 
Mönchswalde,  D.  588. 
Mortke,  D.  565. 
Mostrichen,  D.  576. 
Moys,  D.  644. 
Mücka,  D.  572. 
Mückenhain,  D.  682. 
Mühlbock,  D.  574. 
Mühlen,  die  v.  878. 

Münze,  die  aus  der,  B.  von  Görl. 

487. 
Muschelwitz,  D.  668. 
Muschwitz,  diev.  874. 
M  u  s k au ,  Herrschaft  und  Stadt  566  flg, 
Musterregister  84. 

N. 

Nadelwitz,  D.  585. 

—  diev.  875. 
Naptitz,  die  v.  877. 

Nassau,  Hans  v.,  Amtmann  zu  Alten- 
berg 667. 
Naumburg  am  Queiss,  Kloster  689. 
Nausslitz,  D.  bei  Kamenz  554. 
Nebelscbitz,  D.  554. 

—  diev.  877. 
Nechan,  D.  608. 
Nechern,  D.  588. 

—  diev.  878. 
Necberyn,  Hannus  688. 
Nedaschitz,  D.  668. 
Neraditz,  D.  595. 
Neschwitz,  Herrschaft  und  D.  568. 
Nesen,  die  878. 

N  e  u  d  o  r  f ,  D.  bei  Wittichenau  558. 

—  D.  bei  Neschwitz  664. 

—  D.  bei  Baruth  572. 
Neudörfel,  D.  bei  Baruth  572. 

—  D.  in  der  Penziger  Heide  574. 
Neuehaus,  das,  Burg  658. 
Neueshove,  diev.  879. 
Neuhammer,  D.  bei  Daubitz  684. 
Neukirch,  D.  bei  Kamenz  658. 

—  D.  bei  Bischoüswerde  599.  669. 
Neundorf,  D.  bei  Bemstadt  628. 


NameiH  und  Sachregister. 


681 


NeuDdorf,  D.  an  der  Landskrone  694. 

Neusalza,  Stadt  674. 

Neustadt,  D.  in  d.  Herrsch.  Hoyers- 

werde  550« 
Nenwirth,  Nie,  Hans,  B.  von  Görl. 

6i6. 
Neyda,  D.  566. 
Nickelschmiede,  D.  687. 
Nickrisch,  D.  624. 
Niecha,  D.  625. 
Nieda,  D.  649. 
Niederbiela,  D.  570. 
Niedergurig,  D.  594. 
Niederhaibendorf,  D.  644  flg. 
Niederkaina,  D.  589. 
Niederneundorf,  686. 
Niederreichenbach,  D.  628. 
Niederschwerta,  D.  580. 
Niederseifersdorf,  D.  680. 
Niedersteina,  D.  598. 
Niederwiese,  D.  580. 
Niemitscb,  D.  554  flg. 
Niethen,  D.  587. 
Nigradow,  Günther  v.  554. 
Nimpsch,  Hans  v.  647. 
Nimschitz,  D.  590. 
nobiies  45. 
Noes,  D.  686. 
Nostitz,  D.  587. 
—  die  V.  880. 

4.  Stamm  Unwürde  886. 

2.  Stamm  UUersdorf  894. 

3.  Stamm  Rothenburg  395. 

a.  Lin.  Tscbocha  398. 

b.  Lin.  Gnttan  899. 

c.  Lin.  Rothenburg  400. 
Notenhof,  die  v.  404. 
Nussedlitz,  die  v.  599. 
Nybisch,  Peter,  B.  von  Görl.  625 flg. 

0. 

ObedienzdOrfer  668.674. 

Obergerichtsbarkeit,  Streit  we- 
gen derselben  62. 

Oberlausitz,  autonome  Stellung  der- 
selben 39. 

Oberbiela,  D.  642. 

Obergurig,  D.  670. 

Oberbaibendorf,  D.  644  flg. 

Oberreichenbach,  D.  628. 

Oberschwerta,  D.  580. 

Oberseifersdorf,  D.  645. 

Oberateina,  D.  598. 

Oberullersdorf,  D.  664. 

Oberwiese,  D.  580. 

Oedernitz,  D.  680. 

Oderwitz,  D.  647. 

Oehlisch,  D.  628. 

Oehna,  D.  590. 

Ohorn,  D.  598. 


Olbersdorf,  D.  658. 
Oelsa,  D.  bei  Löbau  608. 

—  D.  bei  Baruth  572. 

—  D.  1^1  Viereichen  685. 
Olssnitz,  die  v.  der  405. 
Opal,  die  V.  406. 
Oppach,  D.  585. 
Oppeln  ,  D.  608. 

—  die  V.  406. 
Oppelsdorf,  D.  665. 
Ortenburg,  SchlosszuBud.  582. 
Oertmannsdorf,  D.  579. 
Ossel,  D.  597. 

Ossling,  D.  549. 

Ostrichen,  D.  676. 

0 8 tri  tz ,  Herrschaft  und  Stadt  660. 

Ostro,  D.  596. 

Ottendorf,  D.  666. 

Ottenhain,  D.  604. 

Ottera  ,  Adolar,  B.  von  Görl.  645.  624. 

Otterschitz,  D.  559. 

Oybin ,  Kloster  und  D.  652. 

Ozruhrzen  (?),  Albertus  de  650. 


P. 


Palow,  die  v.  489. 
Panczer  v.  Smoyn,  die  407. 
Panne  Witz,  D.  bei  Neschwitz  564. 

—  D.  beim  Taucherwald  600. 

—  diev.  408. 

Patrone  tsrecht  des  Adels  42. 

Peikwitz,  D.  554  flg. 

Pen  zig,  Herrschaft  und  D.  568. 

—  Herren  v.  442. 
Peschen,  D.  586. 
Petershain,  D.  bei  Kamenz  557. 

—  D.  bei  Görl.  684. 
Petschen,  die  v.  420. 
Pfaffendorf,  D.  bei  der  Landskrone 

624. 

—  D.  bei  Lichtenau  643. 

P  f  a  r  r  e  i  e  n  mit  Adlichen  besetzt  46. 
Pfol,  B.  vonBud.  670. 
Pickau,  D.  667. 
Pielitz,  D.  583. 
Pietsch,  Günther  667. 
Pietschwitz,  D.  668. 
Piskowitz,  D.  555. 
Pitsuicz,  Gebr.  v.  668. 
Planitz,  die  v.  der  420. 
Pletzel,  Hans,  B.  von  Görl.  644.  636. 

642. 
Plieskowitz,  D.  590. 
Pohla,  D.  600. 
Polenz,  die  v.  424. 
Pomeklitz,  D.  668. 
Pommeritz,  D.  587. 
Pönfall,  der  69  flg. 
Ponikau,  die  v.  423.