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I
^'örarV^^
GESCHICHTE
DES
OBERLAUSITZER ADELS
UND SEINER GtTER
VOM Xni. BIS GEGEN ENDE DES XVI. .lAHRIIUNDERTS
D" HERMANN JCNOTHE,
PK0FES80B BEIM KÖHIQL. SiäaTcADETTEKCOBFS.
LEIPZIG,
DRUCK UND VEELAG VON BREITKOPP & HÄETEL.
1879.
•J-^x-
3)P
K -r%
Alle Hechte vorbehaUen,
I A;^7^7;i-y9ö
VORWORT.
V V ^ v.^
Mehr als anderthalb Jahrhunderte sind verflossen ^ seit Job.
Benj. Carpzov in semem „Neueröffneten Ehren-Tempel Merck-
würdiger Antiquitaeten des Marggraffthums Ober-Lausitz^ (1719)
bereits „den Grundriss zu einer yoUkcffnmenen Adelshistorie hie-
sigen Marckgraffthums vorgestellt^ zu haben meinte. Dennoch hat
trotz einer Menge inzwischen erschienener genealogischer Einzel-
arbeiten sich noch niemand an die Abfassung einer vollständigen
Geschichte des Oberlausitzer Adels gewagt. Freilich dachte sich
Carpzov eine solche leichter, als sie heut erscheint. Zu der-
selben gehört die genealogische Behandlung aller oberlausitzi-
schen Adelsfamilien seit ältester Zeit, während Carpzov nur eine
Auswahl von acht der zu seinerzeit verbreitetsten und gefeiert-
sten Geschlechter beschrieb. Dazu hat die Eröffnung immer neuer
Archive and sonstiger Quellen den zu sammelnden und zu ver-
arbeitenden Stoff fast in's Unglaubliche vermehrt, und die heutige
Kritik verlangt eine noch weit strengere Sichtung desselben, als
in Carpzov's Tagen. Endlich gipfelt die Aufgabe einer solchen
Arbeit nicht mehr, wie in früheren Jahrhunderten, in der lob-
preisenden Verherrlichung des Adels als Standes überhaupt und
der einzelnen adlichen Geschlechter eines Landes in's besondere.
Auch wir fühlen uns keineswegs im Stande, die Geschichte
des oberlansitzischen Adels bis auf die Gegenwart fortzuführen,
sondern müssen uns darauf beschränken, dieselbe vom 13. Jahr-
hundert an, mit welchem für die Oberlausitz zuerst die urkundlichen
Nachrichten reichlicher zu fliessen beginnen, bisgegenEndedes
16. Jahrhunderts zu verfolgen. Von letzterem Zeitabschnitt
an ist die genealogische Einzelforschung weit weniger mehr auf
archivaliache Quellen, als auf die Kirchenbücher der einzelnen
IV Vorwort.
P&rrdöifer und auf Familienpapiere aller Art angemesen; von
diesem Zeitabschnitt an haben daher aaeh die schon vorhandenen
Stammbäume mehr Anspruch auf Glaubwürdigkeit. Gar manche
der jetzt in der Oberlausitz blühenden Adelsfamilien, die aber erst
nach der Mitte des 16. Jahrhunderts in dieselbe eingewandert ist,
bat daher in vorliegendem Buche keine Aufnahme finden können.
Durch diese Beschränkung haben wir uns freilich selbst des Ver-
gnügens beraubt, statt der dürftigen Notizen, welche unsre Quellen
während der ganzen Zeit des Mittelalters meist nur darbieten,
wirkliche Lebensbilder von den einzelnen aufgeführten Persönlich-
keiten entwerfen zu können, wozu es seit dem 17. Jahrhundert
auch in der Oberlausitz an Stoff keineswegs mehr fehlt.
Daftar suchen mr aber, mindestens alle diejenigen Geschlech-
ter zu behandeln, welche innerhalb jenes Zeitraums von etwa
vierthalb hundert Jahren als in der Oberlausitz ansässig vor-
kommen, und schliessen nur diejenigen aus, welche bloss ein-
oder zweimal gelegentlich oder ohne Angabe eines ihnen ge-
hörigen Gutes erwähnt werden. Eine nicht unbedeutende An-
zahl völlig vergessner, ja bisher nicht einmal dem Namen nach
gekannter Familien erscheint hiermit zum erstenmal vrieder auf-
geführt in den Reihen ihrer Zeit- und Standesgenossen. Wenn
aber ein bisher in der Oberlausitz ansässiges Geschlecht oder ein-
zelne Linien desselben dies Land verliessen, so haben wir den-
selben nicht auch in ihr neues Heimathsland folgen können. So
hat denn manche hier zeitig verschwindende Familie in einem
Nachbarlande fortgeblUht. Dafür haben wir auch die Besitzer der
auf ursprünglich oberlausitzischem Grund und Boden gelegenen
Lehngüter des Bisthums Meissen mit aufgenommen, um so
mehr, da dieselben meist auch in der königlich böhmischen Ober-
lausitz Güter erwarben.
Benutzt haben wir nur urkundlich beglaubigte Nachrichten,
dafür uns aber auch nicht erst mit der Widerlegung jener soge-
nannten „Ursprungssagen'^ von zahlreichen Geschlechtem oder gar
jener rein erdichteten Angaben aufhalten zu sollen geglaubt, mit-
tels deren zumal der aus Lauban gebürtige „Lügenhistoriograph^
Hosemann (gest. 1617] theils auf specielle Bestellung, theils um
ein literarisches Trinkgeld zu erhaschen, jeder beliebigen Familie
einen bis in die Zeiten Karls des Grossen oder mindestens Hein-
richs des Städtebauers hinaufreichenden Stammbaum anfertigte.
Mehr als ein altes Geschlecht wird wohl auf manchen venncint-
Vorwort. V
liehen, bisher mit besonderem Stolz verehrten Ahnherrn zu ver-
ziehten and den historisch beglaubigten Stammbaum um einige
Jahrhunderte später zu beginnen haben. Für jede von uns be-
handelte Familie sind übrigens selbständig und lediglich nach dem
von uns vorgefundenen, urkundlich begründeten Material durchaus
neue Stammtafeln gefertigt worden, die freilich mit den bisher
verbreiteten nur selten völlig übereinstimmen werden. Für jeden,
der daran ein Interesse hat, wird es leicht sein, den betreffenden
Stammbaum nach unserer Darstellung sich selbst zu reconstruiren.
Von den Wappen haben wir diejenigen, welche in den
Wappenbüchem und Adelslexicis bereits richtig beschrieben sind,
nicht erst erwähnt oder nur dann, wenn uns Abweichungen vor-
kamen. Dagegen haben wir von denjenigen Familien, welche in
den Adelslexicis nicht genannt sind, jedesmal die Wappen ange-
geben, soweit wir nämlich erkennbare Siegel vorfanden.
Aber nicht bloss eine Reihe dürrer Genealogien sollte dieser
Versuch einer vollständigen Geschichte des oberlansitzischen Adels
enthalten ; wir wollten , das Einzelne zusammenfassend , auch in
kürzesten Umrissen zeigen, wie unter den in der Oberlausitz ge-
gebenen, eigenthümlichen politischen, kirchlichen und socialen
Verhältnissen der dasige Adel lebte und strebte; stritt und
litt Die meisten selbst der bekanntesten Werke über deutsche
Adelsgeschichte haben durch ihr Generalisiren die ganz irrige
Meinung verbreiten helfen, als ob sich die Adelsverhältnisse in
dem einen Lande genau wie in dem anderen gestaltet hätten.
Wenn irgendwo, so hat sich grade in der Oberlansitz das Leben
and die Stellung des Adels eigenartig entwickelt.
Wir haben daher den einzelnen, alphabetisch geordneten
Genealogien sechs zusammenhängende Capitel über diese eigen-
thümlichen Verhältnisse des Adels in der Oberlausitz vorausge-
schickt und darin (I.) von dem Ursprünge desselben, (ü.) von
dem höheren und niederen Adel daselbst, (III.] von seiner
Stellung zum Landesherrn, (IV.) zur Kirche, (V.) zu den
Städten gehandelt und endlich (VI.) die speciellen Cultur-
rerhältnisse desselben nach folgenden Gesichtspunkten be-
leuchtet: (1.) Haus und Ho;f, (2.) Hab und Gut, (3.) Weib
und Kind, (4.) Wehr und Waffen, (5.) Kopf und Herz.
Nur so schien uns die Geschichte des Adels in einem Lande zu-
gleich ein nicht unwichtiger Beitrag zur politischen, zur Rechts-,
Ver&Äflungs- und Culturgeschichte werden zu können.
I
i 1
VI Vorwort.
V /
Je grösseren Fleiflg wir darauf verwendet haben, die Land-
güter zu ermitteln, welche einer Familie theils von Anfang an
gehörten, theils von einzelnen Gliedern derselben hinzuerworben
oder veränssert worden sind, desto mehr reizte uns der, so viel
wir wissen, in dieser Form noch nie gemachte Versuch, von jeder
einzelnen, oder doch fast von jeder Ortschaft des gesammten
Landes die Familien der Besitzer unter Hinweis auf die voran-
gehenden Genealogien kurz zusammen zu stellen. Wenn auch grade
hier, bei dem völligen Mangel aller Lehnbücher vor dem zwei-
ten Viertel des 16. Jahrhunderts Vollständigkeit nicht im geringsten
zu erzielen war, so gewährt es doch vielleicht manchem Interesse
und Nutzen, von jedem beliebigen Orte mindestens die Gutsherr-
schaften schnell überschauen und ausführlichere Auskunft über
dieselben mit Hülfe der beigefügten Kückverweisungen leicht finden
zu können. Da es hierbei auch darauf ankam , den Umfang der
grossen Gütercomplexe zu. ermitteln , in welche im 13. Jahrhun-
dert fast die gesammte Oberlausitz noch zerfiel , so gestaltete sich
diese dritte Abtheilung des Buchs zu dem ersten Versuche einer
historischen Geographie des ganzen Landes.
Während man in der zweiten, genealogischen Abtheilung für
jede Angabe den betreffenden Nachweis nicht leicht vermissen
wird, ist es uns in der ersteren, möglichst kurz zu haltenden cal-
turgeschichtlichen Abtheilung nicht möglich gewesen, für jede
unserer Behauptungen die ausführliche Begründung beizufügen,
obgleich viele derselben als völlig neu, ja sogar als in Wider-
spruch mit den bisher verbreiteten Ansichten stehend, befremden
werden. Den speciellen Nachweis glauben wir in der von der
oberlansitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz ge-
krönten Preisschrift: ^Urkundliche Grundlagen zu einer
Kechtsgeschichte der Oberlausitz bis Mitte des 16. Jahr-
hunderts" (Görlitz 1877) geliefert zu haben, auf die wir daher
hiermit verweisen müssen.
Bei einer etwaigen Beurtheilung des gegenwärtigen Buches
bitten wir vor allem, dasjenige, was es bietet, mit demjenigen
vergleichen zu wollen, was die Literatur der Oberlausitz auf die-
sem Gebiete bisher aufzuweisen hatte. Absolute Sicherheit und
Vollständigkeit wird bei mittelalterlichen Genealogien nur sehr
selten erzielt werden, zumal wenn man hinsichtlich derselben nur
auf das gelegentliche Vorkommen einzelner Namen gewiesen ist,
wirkliche biographische Nachrichten aber völlig fehlen. Ehrlich
Vorwort. Vll
haben wir unsere häufigen , unvermeidlichen Vermuthnngen wenig-
stens fiberall als solche bezeichnet. Wesentlich erschwert ward
unsere Arbeit durch den gänzlichen Mangel von Ritterschafts-
roUen, Adelsverzeichnissen, selbst Steuerregistern aus älterer Zeit
(das älteste Verzeichniss der „Ritterdienste^ ist aus dem Jahre
1551). Mit redlicher Mühe haben wir die Hunderttausende ein-
zelner Notizen , die wir aus den uns zugänglich gewordenen Ar-
chiven und historischen Werken aller Art zusammengetragen, zu
ordnen gesucht. Aber wir sind weit entfernt zu glauben , dass
wir hiermit den seiner Natur nach unendlichen Stoff irgend er-
schöpft hätten. Jedes neu veröffentlichte Urkundenwerk, ja schon
jeder neu bekannt werdende, bisher in einem Schlossarchiv ver-
steckt gewesene Lehnbrief wird und muss zu dem von uns Bei-
gebrachten wesentliche Ergänzungen und vielfache Berichtigungen
liefern. Auch nicht alles, was uns vorgekommen, schien uns der
speciellen Erwähnung werth. — Die Nüchternheit und Eintönig-
keit des Stils ist durch das Wesen genealogischer Untersuchungen
bedingt, und möglichste Kürze ward doppelte Pflicht, wo, wie
hier, gegen 200 Familien nach einander abgehandelt werden soll-
ten. Da das Buch nicht lediglich für Fachmänner bestimmt ist,
so musste, zumal in der ersten Abtheilung, auch manches Be-
kannte aufs neue wiederholt werden.
An nngedmcktem Quellenmaterial lieferten die reichste
Aosbeute das Hauptstaatsarchiv zu Dresden (A. Dresd.) , die Kloster-
archive zu Marienstem und Marienthal (A. MSt. und A. MTh.), das
Archiv des Domstiftes zu St. Petri in Budissin (A. Bud., damals,
als wir es benutzten, noch unregistrirt). das Stadtarchiv zu Kamenz
(A. Kam.), nächstdem die handschriftlichen Sammlungen in der
Bibliothek der oberlaus. Gesellschaft der Wissenschaften zu Gör-
litz und darunter besonders die ^Oberlaus. Urkunden-Sammlung^
in 16 Foliobänden, von der das gedruckte „Verzeichnis Ober-
lausitzischer Urkunden" (Görl. 1799 flg.), von uns bezeich-
net als ^Urk.-Verz.", nur die kurzen Regesten enthält. Dennoch
mnsste letzteres der Kürze wegen sehr oft auch da citirt werden,
vo nur der Context der vollständigen Urkunde, nicht das blosse
Regest den betreffenden Nachweis liefert. Ganz besonders viele
Angaben haben wir den im Hauptstaatsarchiv zu Dresden befind-
lichen oberlausitzischen und bischöflich meissnischen Lehn-
büchem (L. B.) , sowie den ebendaselbst verwahrten hand-
schriftlichen Sammlungen über die Geschichte des Bisthnms Meissen
vm Vorwort.
von Grundmann (CoUectanea, codex diplomat. etc.) zu entneh-
men gehabt. Es war aber ohne unendliche Eaumyersöhwendung
unmöglich, hierfllr jedesmal das ausführliche Gitat beizusetzen.
Wo also zumal Erwerbungen oder Yeräusserungen von Gütern
ohne Citat aufgeführt werden, sind dieselben jenen Lehnbttchem
entnommen, und zwar haben wir, ebenfalls der Kürze wegen, das
Jahr der Belehnung in der Regel auch als das des Kaufs oder
Verkaufs angenommen. — Von gedruckten Quellen haben wir am
häufigsten zu citiren gehabt Köhler, codex diplomaticus Lusatiae
superioris. 11. Aufl. I. Th. 1856 (Cod. Lus.), Gersdorf, Codex
diplomaticus Saxoniae regiae. 1864 flg. (Cod. Sax.) und die seit
1768 mit kurzer Unterbrechung bis jetzt fortgesetzten Jahresbände
des „Lausitzischen Magazins^ (Laus. Mag.)
Die Drucklegung vorliegenden Buches wäre unmöglich ge-
wesen, wenn nicht sowohl die Herren Stände der Ritterschaft der
königlich sächsischen, als der Landtag der königlich preussischen
Oberlausitz zu diesem Zwecke eine namhafte Subvention bewilligt
hätten, fUr welche wir unsem Dank auch hier auszusprechen uns
gedrungen ftlhlen.
Nicht minder sagen wir den Vorständen und Beamten der
von uns benutzten Archive und Bibliotheken, deren immer be-
reite Zuvorkommenheit uns bei unsrer mehr als zwanzigjährigen
Arbeit fördernd zur Seite gestanden hat, hierdurch nochmals unsem
Dank.
Der Verfasser.
I. Abtheilung.
I. Ursprung des oberlansitzisclieii Adels.
Ueber des oberlausitzischen Adels Ursprung ist zumal seit den
beiden letzten Jahrhunderten viel gestritten worden. Die einen Ge-
schlechter pries man ob ihrer altslawischen, die andern ob ihrer alt-
germanischen Abstammung. Erwiesen wurde dabei weder die eine,
noch die andre.
Allerdings gab es* auch bei den Milzenern, dem slawischen
Stamme, der seit dem 7. Jahrh. n* Chr. die heutige Oberlausitz be-
wohnte , nicht nur gebietende Ftlrsten , sondern auch einen wohlbe-
güterten Adel. Noch heute erzählt Volkslied und Sage der Wenden
von einstigen Ednigen ihres Volks und bezeichnet gewisse Htlgel als
Königsgräber; ja noch vor wenig Jahrzehnten rühmten sich einzelne
Wendengeschlechter in der Umgegend von Budissin ihrer könig-
lichen Abkunft. Noch heut bergen die meisten auf -itz endenden
Ortsnamen in ihrer Stammsilbe den Namen ihres einstigen slawischen
Besitzers. So bedeutet Milkwitz, wendisch Mükecy, die Leute
des Milk, Schiunkwitz, wendisch Slonkeq/, die Leute des
Slonk u. s. w. Als nun gegen Ende des 10. Jahrhunderts die Mil-
zener in blutigen Kämpfen ihre Selbständigkeit an die Deutschen ver-
loren, werden die Sieger, wie dies in anderen eroberten Slavvenlän-
dem nachweislich geschah , denjenigen slawischen Häuptlingen und
Ädlichen , die sich unterwarfen , die Herrschaft der Fremden ehrlich
anerkannten und durch die Taufe auch die Religion der neuen Herren
annahmen , nicht nur die Freiheit , sondern auch ihre bisherigen Be-
sitzungen , ganz oder zum Theil , belassen haben. Im Meissnisphen
besass „der freie Mann, genanntBor, von Nation ein Slawe^,
zahlreiche Güter. 1071 überliess er fünf derselben tauschweise an
das Bisthum Meissen. Von den dafür erhaltenen Dörfern waren zwei
Kiothe, CtaseK d. Ob«rl. Adels. ]
2 I. AbtheiluDg.
(Drauschkowitz S. v. Göda und „Rocina", wahrscheinlich das spätere,
jetzt auch verschwundene Rosenhayn bei Bischofswerde) auf altober-
lausitzischem Grund und Boden gelegen.
So gab es also auch nach der Occupation des Landes durch die
Deutschen in der That einen mehr oder minder zahlreichen Adel
slawischer Nationalität. Allein niemand vermag die Abstam-
mung einer seit dem 13. Jahrhundert, wo zuerst urkundliche Nach-
richten beginnen , vorkommenden oberlausitzischen Adelsfamilie von
einem altslawischen Geschlecht urkundlich zu erweisen. Mit seiner
Unterwerfung und der Annahme des Christenthums scheint der sla-
wische Adel sich schnell völlig germanisirt zu haben und in dem
übrigen, deutschen, Adel aufgegangen zu sein. Schon die Söhne jenes
„freien Mannes, genannt Bor'^, führten die echt deutschen Namen
W i c h a r d und L i u t g e r . So gut wie nirgends begegnen uns seit
dem 13. Jahrhundert unter dem oberlausitzischen Adel slawische
(Vor-) Namen.
Diejenigen Schriftsteller^], welche den slawischen Ursprung ein-
zelner oberlausitzischer Adelsfamilien behaupten , . gingen aus von
einer historisch und linguistisch gleich unrichtigen Voraussetzung. Sie
glaubten, irgend ein Slawe, z. B. Namens Boblitz, habe bei der
Einwandrung der Milzener in die heutige Oberlausitz sich darin ein
Dorf gegründet und demselben seinen Namen gegeben. Vielmehr
dürfte irgend ein deutscher Rittersmann von beliebigem (Vor-] Namen
nach der Unterwerfung der Slawen zum Lohn für seine Dienste eins
der vorgefundenen (slawischen) Dörfer z. B. das Dorf Boblitz (S. v.
Budissin), erhalten haben. Zum Unterschied von unzähligen anderen
Deutschen gleichen (Vor-) Namens nannte man nun ihn, und nannte
bald auch er sich selbst, N. N. von Boblitz.
Es ist eine längst bekannte , aber noch immer nicht allseitig ge-
nug anerkannte Thatsache, dass ursprünglich alle Deutschen, ebenso
wie die Angehörigen anderer Nationen , nur einen einzigen Namen,
den Vornamen, führten, und dass sich erst später hierzu noch ein
zweiter, der Zuname, gesellte, der sich nach und nach, als stehend
gewordener Familienname, auch auf die Nachkommen vererbte.
Noch in einer Urkunde von 1221 >] werden auch in der Ol^erlausitz
i) Z. B. Grosser, Merkwardigkeiten UI. 42: ^die Ton BolberitE, Kotteritz, Mai-
titz, Nostitz, Schwtnitz, Sehweinttz, Temritz, Ueehtritz, Zscbeschwitz etc.*' —
Kntathe, Ursprung der Herren v. Nostitz, Oörl. 1764. 8. 18. — Flotsel (in Ober-
Uns. Nachlese 1768. 258) über die ▼. Boblitz. — Desgl. die t. Döbschitz etc. —
*) Cod. Lns. 28.
^^
I. Unprang des oberlMsitsischen Adels. t
folgende Adliche einfach nach ihren Vornamen, als Zeugen, aufgeführt:
Swykerus, Reinoldus, Ditmarus, Hartungus. Hergeleitet
wurden diese nach und nach zu Familiennamen gewordenen Zunamen
theils von einer äusseren oder inneren Eigenschaft, einer Berufsart,
einem beliebigen, rein ttusserlichen Gegenstande, theils von dem (Vor-)
Namen des Vaters , theils endlich von dem Heimathsort. So bildeten
sich in der Oberlausitz beispielsweise die theils bürgerlichen, theils
adlidien Familiennamoi : Becherer, Schmied, Schütze, Zeid«-
1er, — femer Schaff, Schley, Span, — desgleichen Emme-^
rieh (d. h. Hermanrich) , Eberhard, Frentzel (Franz), UN
mann etc. Am liebsten und einfachsten aber fügte man dem (Vor*)
Namen einer Person den Namen des Ortes bei, aus welchem sie
stammte. So Messen die (ursprünglich bürgerlichen) Familien v. Bi-*
schofswerder, v. Radeberg, v. Salsa lediglich nach den
Ortschaften , aus denen sie nach Görlitz eingewandert waren. Auch
Leute bäuerlichen Standes konnte man kaum anders , als in dieser
Weise genauer bezeichnen. Oft macht es dem Genealogen Mühe
genug, zu ermitteln, ob z. B. unter einem in den alteren Görlitzer
Geriehtsbüchem (44. Jahrhundert) erwähnter „Hans von Gruna^ oder
„Nicolaus von Kuhna** oder „Peter von Königshain^ der ritterliche
Besitzer oder ein einfacher Bauer des betreffenden Dorfes oder ein
aus letzterem gebürtiger Görlitzer Bürger zu verstehen sei.
Diese besonders bei den adlichen Familien üblich gebliebene
Sitte, sich nach dem Heimaths- (oder Wohn-) Orte zu benennen,
hatte, bevor diese Zunamen zu feststehenden Familiennamen wurden,
freilich zur Folge , dass oft der Sohn anders hiess , als der Vater , der
eine Bruder anders , als der andere , ja ein und dieselbe Person je
nach dem wechselnden Wohnorte ganz verschieden zubenannt wurde,
und dass Leute gleichen Zunamens keineswegs immer ein und der-
selben Familie angehörten. So nannte jener Bernhard 1. vonVesta,
der tun das Jahr 4200 die oberlausitzische Herrschaft Kamenz erwaii),
sich noch nach seinem alten Stammsitze Vesta bei Weissenfeis an der
Saale, schon seine Söhne aber nach ihrer dermaligen Heimath von
Kamenz; zwei seiner Enkel, die Brüder Bernhard V. und Otto 1.,
werden, weil ihnen das jetzige Bemstadt gehörte, gelegentlich (1290)
als von Bernhardsdorf bezeichnet. Ebenso nennen sich die
Söhne Heinrichs v. Dohna, der kurz vorher die Herrschaft Grafen-
stein erlangt hatte, gelegentlich (4289) von Grabenstein. So
werden (4242) Hartwig v. Spremberg und Heinrich v. Kune-
walde sein Bruder erwähnt. So hiess der Bruder Cristans v. Gers-
1*
4 I. Abtheilung.
dorff (4308) Rulko v. Eemnitz, und ein und derselbe Caspar
V. Gersdorff bald Caspar von der Eemnitz, bald v. Hei-
nersdorf, bald V. Reinersdorf, weil er nach einander zu
Eemnitz, Hennersdorf , Rennersdorf gesessen war. So ist eine Altere
Familie von Heinersdorf zu unterscheiden von jenem Zweige
derer v. Ge r sdorf f , welcher später das Gut Grosshennersdorf (N. v.
Zittau) besass und deshalb häufig sich ebenfalls v. Hennersdorf
schrieb« Selbst als seit Ende des 44. Jahrhunderts die Familiennamen
im Ganzen völlig fest standen , nannte man noch immer selbst jsehr
bekannte Persönlichkeiten nach dem Gute, das sie eben jetzt besassen
oder jüngst besessen hatten. So ist unter „Niool. v. Gorik zu Ruh*
land"" (4398) Nicol. v. Gersdorff, bisher auf Gurig (oder auf Gurik)
gesessen, unter ^Nitsche von der Eauppe'^ (44S4) Nicol. v. Metz-
rad t- gemeint, dem damals das Gut Eauppe gehörte. Der auf Roth-
nauslitz gesessene Zweig der Familie v. Tschirnhaus nannte sich
mehrere Generationen hindurch von Nussedlitz oder N aws se-
il tz, bis er Anfang des 46. Jahrhunderts wieder den alten Familien-
namen V. Tschimhaus annahm, wie er das alte Familienwappen
stets fortgeführt hatte. So sind auch die im 44. und 45. Jahriiundert
oft genannten V. Gebeizig, v. Spittel, v. Bischdorf nur ver-
schiedene Linien des weitverzweigten Geschlechtes v. Gersdorff,
welche sich, ebenfalls seit dem 46. Jahriiundert, endlich, sämmtlich
wieder v. Gersdorff schrieben. — Noch im 46. Jahrhundert entstand
übrigens in der Oberlausitz eine neue, nach ihrem Gut benannte
Adelsfamilie. 4523 kaufte Wenzel Herr v. Schönburg auf Hoyers-
werde für seine unehelichen Söhne Wanike und Georg das Gut Eosel
(N. V. Eamenz) , nach welchem sie und ihre Nachkommen sich nun
von der Eosel nannten. Gegen Ende des 46. Jahrhunderts füg-
ten Manche zu ihrem bisherigen , von dem alten Stammsitze herge-
nommenen Familiennamen noch den des gegenwärtigen Gutes hinzu,
wodurch jene Zusammensetzungen entstanden wie v. Gersdorff
und Baruth, v. Nostitz und Jänkendorf, v. Salza und
Lichtenau etc.
Nach dem Bisherigen dürfte nun wohl auch hinsiditlich der ober-
lausitzischen Adelsfamilien feststehen , dass der von einem altslawi-
schen Orte entlehnte Familienname keineswegs zu dem Schlüsse auf
slawische Abstammung berechtigt. Und mag auch ein kleiner Theil
des alten Slawenadels bei der Occupation des Landes durch die Deut-
schen seinen Besitz und Rang gerettet haben , so ist doch von kei-
ner der seit dem 43. Jahrhundert urkundlich vorkommenden ober-
I. Unprung des oberlansitzischen Adels. 5
lansitzischen Adelsfamilien ihre etwaige slawisclie Herkunft irgend
erweislich ') .
Die ungleich grössere Mehrzahl derselben war jedenfalls schon
seit dem 40. Jahrhundert deutscher Na tionalität. — Mit seinen
streitbaren Mannen hatte Markgraf Ekkehard von Meissen das Mil-
zenerland erobert. Viele von ihnen werden sofort darin geblieben
sein als markgräfliche Beamte , als Httter der Landesfeste Budissin,
als Inhaber grosserer oder kleinerer Lehen , die ihnen zur Belohnung
ihrer Tapferkeit und zum Imzaumhalten der noch feindlich gesinnten
wendischen Bevölkerung verliehen worden. Meissnische Ritter wer-
den es auch vorzugsweis gewesen sein , denen die Markgrafen von
Meissen etwa offen werdende Lehen in dem ihrer Obhut anvertrauten
neuen Reichslande überwiesen. Desgleichen gaben auch 'die Bischöfe
von Meissen die einzelnen Gttter auf ihren in der jetzigen Oberlausitz
zerstreuten Gebieten natürlich zumeist an meissnische Geschlechter
zu Lehn. Der älteste oberlausitzische Adel deutscher Nationalität
stammt also wesentlich aus Meissen und dem zugehörigen Oster-
land. Und wenn auch die Oberlausitz später unter böhmischer
(4458 — 4253), dann unter brandenburgischer (4253 — 4349), darauf
wieder unter böhmischer, die östliche Hälfte aber von 4349 — 4346
unter schlesischer Hoheit stand , und aus allen diesen Ländern, da-
mals wie später, nachweislich adliche Familien eingewandert sind,
so dauerte doch der Zuzug grade meissnischer Geschlechter audi dann
fort, als die politische Zusammengehörigkeit beider Länder längst
gelöst war. Aus altslawischen, meissnischen, böhmi-
schen, schlesischen, niederlausitzischen und bran-
denburgischen Elementen zusammengesetzt, bildet also schon
der älteste oberlausitzische Adel eine ebenso bunte Mischbevölke-
rung, wie seinerseits auch das Bürgerthum in den oberlausitzischen
Städten, ja sogar die Bauernschaft in den frühzeitig deutsch sprechen-
den Theilen des Landes.
Einige statistische Notizen mögen das bisher Gesagte erläutern
und erweisen. Es sind etwa 200 in der Zeit von Anfang des 43. bis
gegen Ende des 46. Jahrhunderts in der Oberlausitz urkundlich vor-
S) Vou manchen Geechlechtern im Ordenslande Prenssen ist diesei Nachweis eher
mögUch, da die zahlreichen , sofort mit der Occnpation durch die Dentschen beginnen-
den schriftlichen Aafzeichnangen aller Art mancherlei Anhaltspunkte gewahren. Tgl.
t. B. T. Hülrerstedt, Geschichtliche Nachrichten Ton dem Geschlecht von Gan-
decker. Magdeb. 1877.
Q I. Abtheilnag.
kommende, mit Landgütern belehnte Familien, welche wir nach-
stehend specieller behandeln. Dabei haben wir freilich eine ziemliche
Anzahl von Namen, die nur ein- oder zweimal gelegentlich als Zeugen
oder sonst genannt werden, unberücksichtigt zu lassen gehabt. Von
jenen SOO nun sind nicht weniger als 426 nachweislich eingewan-
dert und zwar 55 aus Meissen und den zugehörigen Ländern, 24 aus
Schlesien; 47 aus Böhmen, 8 aus der Niederlausitz, 3 aus Brandenburg ;
22 sind ungewisser Herkunft, sicher aber nicht zu dem Oberlausitzer
sogenannten Uradel gehörig. Von jenen 200 nannten sich 63 nach
Oberlausitzer Ortschaften, können also als der Uradel des Landes be-
zeichnet werden , obgleich auch «ie fast alle ursprünglich ebenfalls
eingewandert sein dürften und, wie von manchen nachweislich^
wirklich erst eingewandert sind. Auch 24 ursprünglich bürger-
liche Familien haben wir in unser Verzeichniss aufzunehmen gehabt,
da sie Lehngüter auf dem Lande besassen. Die Einen derselben
blieben trotzdem Bürger der betreffenden Städte; die Andern gingen
wegen ihres Lehnbesitzes nach und nach in den Adel des Landes
über theils mit, theils ohne besondere Nobilitirung.
Von jenen 200 Familien werden nicht weniger, als 66 bereits im
Laufe des 43. Jahrhunderts urkundlich genannt. Von diesen 66
waren Ende des 44. Jahrhunderts nur noch 38, Ende des 45. Jahr-
hunderts nur noch 24, gegen Ende des 46. Jahrhunderts nur noch
47 im Lande ansässig. Und zwar gehörte die Mehrzahl jener lang-
lebigen Geschlechter immertiin dem sogenannten Uradel an. Wie
lange dieselben schon vor dem 43. Jahrhundert auf den Gütern
Sassen, deren Namen sie nach und nach für immer annahmen, lässt
sich aus Mangel an älteren Urkunden und Nachrichten nicht be-
stimmen. Von jenen 66 bereits im 43. Jahrhundert urkundlich ge-
nannten Familien gehörten 37 diesem Uradel an. Von diesen 37 flo-
rirten in der Oberlausitz Ende des 44. Jahrhunderts noch 24, Ende
des 45. noch 44, gegen Ende des 46. nur noch 42. Gegenwärtig
dürfte es von jenen 66 wohl nur noch 3 geben, die seit jenem
43. Jahrhundert ununterbrochen im Lande ansässig geblieben sind,
nämlich die zum Uradel gehörigen v. Nostitz, v. Gersdorff und
die Ende des 43. Jahrhunderts nach Görlitz eingewanderten, ur-
sprünglich bürgerlichen v. Salza.
Von den 63 Familien, die wir innerhalb des von uns behandelten
Zeitraumes nach Oberlausitzer Ortschaften benannt gefunden haben,
waren Anfangs des 46. Jahrhunderts nur noch 7 im Besitz der Güter,
deren Namen sie trugen. Aber auch von diesen 7 verkauften 4523
I. UnpruDg dea oberlaoBitsischen Adels. 7
4tie V. Ddbschitz, um dieselbe Zeit auch die v. Na de Iwitz, 1541
die V. Rosenhain, kurz vor Ende des Jahrhunderts auch die v. Klttx
ihre alten StammgUter, so dass um das Jahr 1600 nur noch die
V. Beiwitz, V. Gersdorf f und Y. Rackel auf denselben Gütern
Sassen, nach denen ihre Urvater sich einst zuerst benannt hatten.
Es ist nur ein kleines Land von etwas mehr als 100 D Meilen und
nur ein verhaltnissmassig kurzer Zeitraum von etwa vierthalbhundert
Jahren , von dem wir in Nachstehendem die Adelsgeschichte behan-
dein, aber gross genug, um die alte Wahrheit von dem schnellen
Wedisel aller menschlichen Dinge aufs neue zu bestätigen. Rasch
erstehen, blühen, vergehen selbst die hervorragendsten Geschlechter
eines ganzen Landes.
Wie ihre Ankunft, so pflegt auch ihr Abgang sich meist dem
genaueren Nachweis zu entziehen. Manche der aus der OI)erIattsits
verschwindenden Familien sind fortgezogen in andre Länder, wohin
wir ihnen der Anlage unsres Buches nach nicht folgen können. Nur
von wenigen aus älterer Zeit wissen wir, wann und unter welchen
Verhältnissen sie völlig erloschen sind. Als 1551 mit Christoph
Herrn v. Biberstein die Friedländer Linie dieses alten Geschlechts
ausstarb, da trugen zahlreiche ritterliche Vasallen seine Leiche in
feierlichem Zuge aus der Stolzen Felsbui^ seiner Ahnen hinab in die
Stadtkirche seiner Stadt Friedland ^ wo noch ein lebensgrosses Stein-
bild ihn zeigt in voller Rüstung , umgürtet mit Schwert und Dolch.
Borso IH. Herr v. Kamen z dagegen, der letzte Spross der zu
Kamenz selbst gesessenen Linie dieses nicht minder alten und einst
reichen Geschledits, hatte nicht nur fast alle Güter seiner Herrschaft
verlehnt, verpfändet, verkauft, sondern endlich auch die Burg Kamenz
selbst der verhassten Bürgerschaft von Kamenz zum Abbruch über-
lassen müssen. Seitdem wohnte er bis zu seinem Tode (1438) sammt
seiner Gemahlin in einem Freihause, das er sich in dieser Stadt
erworben. Tief verschuldet veräusserte 1491 auch Christoph Herr
V. Kamenz von der Pulssnitzer Linie seine letzten herrschaftlichen
Rechte in der Oberlausitz und scheint im fernen Preussenlande; viel-
leicht als Ritter des deutschen Ordens, seinen Tod gefunden zu haben.
Friedrich der letzte v. Weigsdorf ward 1620 zu Spitzkunners-
dorf mitten unter seinen zusammengehäuften Schätzen von verlarvten
Räubern ermordet, Heinrich v. Schar fs od, ebenfalls der Letzte
seines Geschlechts, 1614 auf dem Marktplatz zu Zittau enthauptet,
weil er auf der Treppe des dasigen Rathhauses einen bürgerlichen
Mann mit dem Dolche niedergestochen hatte. Endlich der letzte uns
g I. AbtkeüttDg.
bekannt gewordene Nachkomme der einst im Görlitser Weichbild
reichbegüterten Familie v. Neueshofe, Hans EymuUi, führte U74,
als Frachtfuhrmann, Eaufmannswaaren auf der Handelsstrasse zwi-
schen Breslau und Nttmberg.
IL Höherer und niederer Adel.
Das ehemalige Milzeneriand war von den Deutschen mit Waffen-
gewalt erobert worden. Aller Grund und Boden gehörte daher jetzt
dem deutschen Könige und dessen Rechtsnachfolgern, den nach-
maligen Landesherren. Nur wenige Domttnen behielten sich diese
darin vor. Alles Uebrige ward an ritterliche Mannen zu Lehn aus-
gegeben. Selbst die altslawischen Adlichen, denen man ihre Gttter
beliess, werden dieselben nach deutschem Brauch jetzt haben zu
Lehn nehmen mttssen; der gesammte Oberlausitzer Adel war daher
vom ersten Anfang an LehnsadeL
Nirgends gab es in den eroberten Slaweniandem altes Erb^
und Eigen, auf welchem ein völlig freier, keinem Herrn zu Dienst
und Pflicht verbundener Adel gesessen hätte. Aller Adel hatte hier
sein Gut aus Ffirstenhand. Wo immer auch in Oberlausitzer Urkun-
den das Wort a 1 1 o d i u m vorkommt, bedeutet es einfach „Gut^, nicht
aber einen völlig dienstfreien und erblichen Allodialbesitz. Im
Jahre 4556 gestattete König Ferdinand von Böhmen „aus sonderlichen
Gnaden^, dass der reiche, kürzlich geadelte Görlitzer Bürger Joachim
Pren tzel nebst all seinen Erben „alle und jede seine Landgfiter, die
er vor dem Pönfall [nach Stadtrecht und daher erblich] besessen , auf
ewige Zeiten als freieigen innehaben^ dürfe. Dies ist *das erste Bei-
spiel einer wirklichen Allodificirung in der Oberlausitz.
Nur die städtischen Grundstücke, die Häuser und Höfe in der
Stadt und die Vorwerke dicht vor derselben , waren Erbe (hereditas)
und standen unter Stadtrecht. Erst nach und nach und infolge
besonderer Privilegien erlangten die grösseren, freien, d. h. un-
mittelbar unter dem Landesherm stehenden Städte das Becht, dass
die Gommun selbst oder einzelne ihrer Bürger innerhalb der halben
oder ganzen Meile rings um die Stadt, endlich überhaupt irgendwo
im Lande bis zu einer gewissen Höhe des Gesammtertrages Land-
güter nach Stadtrecht besitzen, d. h. vor dem städtischen Erbrichter
verreicht nehmen und frei vererben, verptenden oder verkaufen
II. Höherer and niederer Adel. 9
konnten. Ebenso blieb, was immer der Kirche von dem Landes-
herm ^geeignet^ und dadurch von jeder Dienstpflicht befreit worden
war, „Eigengut'* (propria possessio) auch dann noch, wenn es etwa
von der Kirche wieder an Laien ver&ussert ward. So hatte die ganze
Bemstadter Pflege bis vor Mitte des 43. Jahrhunderts dem Bistbum
Meissen gehtfrl, war aber darauf an die unter einander verschwä-
gerten Familien der Herren v. SchOnburg und v. Kamenz (ein kleiner
Theil auch an die v. Baruth) gekommen. Dennoch behielt sie die
Qualität von „Erb- und Eigengütem^ (propria hereditas) und tragt
eben davon noch heut ihre eigen thOmliche Benennung : „der Eigen"
oder „der Eigensche Kreis" *) . Sonst ist uns bis zum Jahre i 556 nir-
gends AUodialbesitz in der Oberlausitz vorgekommen. Auch die so-
eben erwähnten Erb- und Eigengttter gelangten theils noch im 13.,
theils Anfang des 44. Jahrhunderts sämmtlich in todte Hand, nämlich
an das Kloster Marienstem.
Man hat darüber gestritten^), ob die Oberlausitzer Lehngttter
dadurch, dass sich 4349 das Land „freiwillig" unter die Krone Böhmen
gestellt habe, aus feudis datis feudaoblata geworden seien. Allein
zunächst erfolgte jene freiwillige Uebertragung der landesherrlichen
Gewalt an König Johann von Böhmen nur von Seiten der westlichen
(Budissiner) Hälfte des Landes, während die östliche (Görlitzer) Hälfte
damals bereits dem Herzoge Heinrich von Jauer, als ihrem Landesherm,
gehuldigt hatte ^). Nur fttr die Budissiner Hälfte könnte daher die
Natur der Lehen eine Aenderung erfahren haben. Jedoch es findet
sich keine Andeutung, dass die Lehngttter im Budissinischen seit
4349 anders, als die im Görlitzischen betrachtet und behandelt wor-
den wären, und die letzteren waren doch und blieben feuda data.
Ueberhaupi war jene freiwillige Unterordnung unter die Krone
Böhmen ein von Ritterschaft und Städten, also von den Ständen der
ganzen Landeshälfte ausgegangner politischer Akt, keineswegs bloss
ein zwischen der Ritterschaft und dem König geschlossner Vertrag
behufs einer Aenderung in der Natur ihrer Lehen. Gewiss dachte
damals die Ritterschiift des Budissiner Landes selbst nicht im gering-
^ Eine ähnHehe Bawandtnlss mnsa es mit einer Anzahl amKlosterwasser zwi-
•chen Marienstem und WÜtiehenan gelegener DOrfer gehabt haben , welche 1264 eben-
faUs ansdrUcklleh als Erbe bezeichnet weiden , und In deren Besitz sich ebenfalls die
Henen t. Sehönbnrg nnd t. Kamenz theflten. Cod. Lns. II. 7 (Beilage zu Laos. Magaz.
1850. Bd. XXXV.) Knothe, Marienstem 8 n. 21. 6) Weinart, Lehnrecht der
Ifarkgnfseh. Oberians. 1785. 8. 16 ff. 0) t. Weber, Archiv für die sichs. Qesoh.
vra. 275 ff.
10 LAbthelluog.
sten daran, dass durch Absterben der bisherigen Brandenburger
Landesherren ihre Lehngttter sämmtlich zu Allodialgütem geworden
sein sollten, die sie jetzt ihrerseits dem Könige von Böhmen zu Lehn
auftragen könnten. Endlich wtUrde eine solche Verttnderung in der
Natur der Lehen in dem Privilegium, welches König Johann bei dieser
Gelegenheit dem Lande Budissin ertheilte^], auch zu schriftlichem
Ausdruck gekommen sein , da in demselben sowohl von den Lehn*
gutem der Vasallen , als von den Erbgtltem der Bürger die Bede ist.
Die sämmtlichen Lehngttter in der Oberlausitz waren also nach wie
vor dem Jahre 1319 feuda data.
Es gab hier aber auch nicht, wie in andern Ländern, neben dem
Lehnsadel einen mehr oder minder davon unterschiedenen Dienstadel
oder Ministerialen. Wir lassen dahingestellt sein , ob vielleicht
die Burgmannen zu Budissin ihre Burglehnhttuser und die Landgüter,
von deren Ertrage sie lebten, ursprünglich als Dienstlehn besessen
haben mögen. Noch 4349 behaupteten sie^j, „dass sie weder von
ihren zum Schlosse Budissin gehörigen Burglehen (de castrensibus
pheudis castri Budissin), noch von anderen Besitzungen, die sie inne
hatten oder künftig inne haben würden , zu irgend welchem Dienst
[doch wohl ausser der Bewachung des Schlosses] verpflichtet '^ seien.
Nirgends^) werden OberlausitzerAdliche als Ministerialen bezeichnet;
nichts deutet auf Ministerialität einzelner Geschlechter. Es fehlte
nämlich in der Oberlausitz dasjenige, wodurch erst ein besonderer
Dienstadel sich bilden konnte: ein fürstlicher Hofhält im eignen
Lande.
Es ist eine eigenthttmliche, für die gesammte Rechts-, Verfas-
sungs- und Culturentwicklung in der Oberlausitz einflussreiche That-
Sache, dass, seit dieselbe ein deutsches Land geworden, niemals ein
Landesherr daselbst auf die Dauer residirt, nie daselbst sein stan-
diges Hoflager gehabt hat. Nur einmal und nur für einen kleinen
Theil des Landes bestand auf kurze Zeit ein solcher landesfürstlicher
Hofstaat, der des jungen Herzog Johann von Görlitz, des jüngsten
T) Cod. Lut. 228. S) Ebtndit. 229. 9) Altordüigs vlxd 1225 unter den
Stiftern der Schlosskapelle m Budiistn ein „Hermannnt Marscbalcns" erwähnt.
Allein wir halten dies nicht für einen Anita-, sondern für einen schon stehend gewor*
denen Familiennamen. Anch 1324 wird ein Reinhems Marsohalcnsals Domherr zu
Meissen genannt. Aehnlich hiessen zwei schon vor 1345 verstorbene Bndissiner : Otto
Comes, d. h. Otto Graf, ein Lanbaner 1322 Jacobns dictns Advocatns de Lu->
bano, d. h. Jakob Voigt. Lans. Magaz. 1859. 345. Cod. Lns. 256. 355. 249.
s^^
II. Höherer and niederer Adel. 1 ]
Bruders König Wenzels von Böhmen. An dessen Hofe su Görlitz w-
scheinen sofort auch die üblichen Hofiiaiter, die zum Tbeil mit Ober-
lausitzer Adlichen besetzt waren. So war (1386) daselbst Benes Herr
von derDuba auf Hoyerswerde Hofmeister, Anshelm Herrv.Ronow
aufRohnau Marschali, Hans v. Penzig auf Penzig Vorschneider,
später (1394) Otto Herr v. Kittlitz auf Baruth Marschall. Sofort
gewahren wir auch die ganz besondere Gunst, deren sich dieser Hof-
adel von Seiten des Hofes zu erfreuen hatte. Jener Hans v. Penzig
eiiiielt vona Herzog erst (4386) einen Lehnmann zu Rothwasser, dann
„das Geschoss'* , d. h. die landesherrlichen Steuern , aus dem Dorfe
Zodel, endlich (4395) 300 Schock Groschen und bis zur Auszahlung
derselben, als Pfand, den dritten Theil der gesammten Görlitzer Lan-
desheide. Jener Otto v. Kittlitz aber ward vom Herzoge zum Land-
voigt der letzterem ebenfalls gehörigen Niederlausitz gemacht und
bekam für eine vorgestreckte Summe Geldes die in diesem Lande
gelegene Herrschaft Spremberg verpfäindet. Anshelm v. Ronow end-
lich ward bald darauf Landvoigt auch im Herzogthum Görlitz. Der
Mangel eines fürstlichen Hofhalts im Lande hat wenigstens das eine
Gute gehabt, dass es in der Oberlausitz niemals durch blosse Hof-
gan st einflussreiche Geschlechter gegeben hat.
Wohl aber konnte es nicht fehlen, dass eine Anzahl Beamte
des fernen Landesherm, zum Theil ritterlichen Standes, auf kürzere
oder längere Zeit im Lande lebten, wohl auch durch Erwerbung von
Landgtltem auf die Dauer darin verblieben. Oberster Beamter, Re*
Präsentant der gesammten landesherrlichen Gewalt, war der Land-
Toigt, bis Mitte des 44. Jahrhunderts Präfekt, Castellan oder
Burggraf von Budissin, später auch wohl Hauptmann,
Amachtsmann etc. genannt. Er wurde von dem Landesherm
in der Regel aus den vornehmsten und erprobtesten Männern des
eignen Landes (Meissen, Böhmen, Brandenburg) erwählt und war
daher in der Oberlausitz meist nicht ansässig. Unter dem Landvoigt
standen, ebenfalls als landesherrliche Beamte, bis Mitte des 43. Jahr-
handerts der Zu dar oder Landrichter, die advocati oder Bezirks-
richter, später dieMttnzmeister, die Erbrichter in den freien
d. h. landesherrliehen Städten, noch später die Unterhauptleute
oder Amtshauptleute zu Budissin und zu Görlitz, endlich der
Hofrichter^ der Kanzler, seit 4549 der Landeshauptmann
und der Gegenhändler. Alle mit Ausnahme des Erbrichters
wurden vom Landvoigt „in Dienst genommen^ , meist von ihm be-
soldet und als „seine Diener^ bezeichnet. Die Meisten waren von
12 I. Abtheirnng.
ritterlichem Stande. Nur die Amtshauptleute mussten aus dem ange-
sessnen Adel genommen werden.
Die Gesammtheit dieser landesherrlichen Beamten wurde 4S40 ^^)
von der böhmischen Kanzlei zusammengefasst als y,burggravius, ad-
vocatus [der Zudar] ac omnes generaliter milites in Budissin con-
stituti^, 4S8S von den Markgrafen von Brandenburg als „nostri ad-
vocati, monetarii ac ceteri nostri officiales^, 4330 von König
Johann von Böhmen als ^capitanei, advocati seu officiati nostri
quivis terrarum Gorlicensis et Budissinensis^ ; 4346 in noch spe-
ciellerer Ausführung als ^capitanei, subcapitanei , advocati, sub-
advocati, precones et budelH ceterique officiales (terrae Zitta-
viensis)***^).
Mit Ausnahme dieser doch nur wenig zahlreichen Beamten war
für alle RitterbUrtigen in der Oberlausitz die Qualität ihres Adels die
gleiche; sie gehörten sdmmtlich zum Lehnsadel. Diese Gleichheit
ward auch nicht dadurch alterirt, dass im 43. bis Mitte des 44. Jahr-
hunderts viele derselben als Ritter (milites) bezeichnet werden.
Mag in manchen Ländern und für gewisse Zeiten der Ausdruck miles
nur die specielle Verpflichtung gegen einen bestimmten Herrn zum
Kriegsdienst, in anderen nur die Grösse des besessenen Lehngutes
(Ritterlehn im Gegensatze zum Knappenlehn) bezeichnen sollen ^2^,
aus Oberlausitzer Urkunden kennen wir kein Beispiel , dass jemand
miles eines Andren , als höchstens des Landesherm in der üblichen
Formel: ^milites nostri'^^ genannt werde, und in der Oberlausitz
haben wir eine Unterscheidung der einzelnen Lehngüter nach ihrer
Grösse in Ritterlehen und Knappenlehen nirgends vorgefunden. Nir-
gends aber erscheint die Bezeichnung „Ritter^ als erblich. ^Niemand
wird als Ritter geboren^. Oft wird dieselbe von den reichsten und
einflussreichsten Grundbesitzern nicht geführt, während sie den
Namen manches Adlichen ziert, von dem es fraglich bleibt, ob er
irgend ein selbständiges Besitzthum hatte. Manche Personen werden
erst in ihrem späteren Lebensalter als Ritter aufgeführt. Nach alle-
dem glauben auch wir ^'}, dass die zahlreichen Personen, welche auch
W) Erben, regesU bohem, 468. ") Cod. Las. 109 vgl. 164. — 376. II. 26.
12) Vgl. Tittmann, Heiniich der Erlauchte 94. 217. 223. Roth v. Schrecken-
stein, Reichsritterschtft I. 161 Anmerk. 3. — In der Altmark soU Ritter geheiasen
haben, wer 6, Knappe, wer nur 4 steuerfreie Hafen unter eignem Pfluge hatte. ^3) Vgl.
Scheid t, Vom hohen und niederen Adel in TeuUchland 1754. S. 27 IT. ▼. S tränt s ,
Deutscher Adel I. 130—183. Wohlbrück, Gesch. der Altmark 1855. 6. 141.
II. Höherer und niederer Adel. 13
in der Oberlausiiz während des 43. und 44. Jahrhunderts als Ritter
bezeichnet werden, dies Prädikat als eine rein persönliche, entweder
nach gewissen Vorschriften verdiente, oder im Krieg durch Tapfer-
keit erlangte, oder von einem Fürsten bei besonderer Gelegenheit
vertiehene, in jedem Falle aber speciell erworbene Auszeich-
nung filbrten, weiche sie als Mitglieder der grossen, ttber alle
christlichen Lflnder verbreiteten Genossensdiaft der Ritter, d. h.
der Krieger im eminentesten Sinne des Wortes , kennzeichnete und
sie aller Vorrechte dieser Genossenschaft theilhaft machte. So zeigte
der Begriff ^Ritter^ nicht, wie dies in früherer Zeit der Fall ge-
wesen zu sein scheint , einen ausschliesslich dem Kriegsdienst ge-
widmeten Berufsstand, auch nicht einen höheren Adelsrang, son*
dem bloss eine wohlerworbene, gewisse Vorrechte mit sich brin-
gende, persönliche Würde an. Zu diesen Vorrechten gehörte unter
anderen , dass man, auch in der Oberlausitz, den Rittern allgemein
das Ehrenpradikat „Herr^ beilegte , sie also hierin dem wirklichen
hohem Adel gleichstellte. Diejenigen Ritteri>ürtigen , welche die
Ritterwürde nicht erworben hatten, hiessen in der Regel Knechte |
oder Knappen (famuli, armigeri, clientes). Die Bezeichnung!
Knappe kommt in der Oberlausitz, soviel wir wissen, gar nicht,
Knecht nur selten , am häufigsten in dem (einst zu Böhmen gerech-
neten) Zittauer Weichbilde und zwar in den lateinischen Formen
anniger oder cliens vor. In der officiellen Titulatur des gesammten
Oberlausitzer Adels „Ritter und Knechte'^ haben sich beide Aus-
drttckenoch sehr lange erhalten. — Im 45. Jahrhundert kehrten erst ein
V. Penzig, dann auch der Görlitser Bürger Georg Emmerich als R i 1 1 e r
desheiligenGrabes von Wallfahrten nach Jerusalem zurück.
Allerdings unterschied man auch in der Oberlausitz einen
höheren und einen niederenAdel. Dieser Unterschied knüpfte
sich aber lediglieh an den grösseren oder geringeren Umfang der be-
treffenden Lehngüter. Ganz wie in dem benachbarten Böhmen und
in der Niederlausitz gab es auch hier eine Anzahl grosser Güter-
complexe, welche Herrschaften hiessen, und deren Lehnsinhaber
vor den übrigen Vasallen des Landes gewisse Vorrechte genossen.
Denselben stand auf ihren Herrschaften nicht bloss, wie den übrigen
Inhabern von Landgütern, die niedere, sondern auch die obere Ge-
richtsbarkeit zu. Und zwar übten sie dieselbe nicht nur über
die Bauern ihrer Dörfer und die Bürger ihrer etwaigen Landstädtchen,
sondern auch über ihre mehr oder minder zahlreichen ritterlichen
14 I- Abtheilnng.
Vasallen, an welche sie einzelne ihrer Dörfer zu Lehn ausgethan hatten.
So bestand für die Herrschaft Seidenberg-Friedland ein besonderes
Hofgericht, bei welchem einer der zur Herrschaft gehörigen Va-
sallen als Hofriditer, andere als Schoppen fangirten ^^j . So hatten
die Herren v. Kamenz ein Mannenrecht vor dem Schlosse
SU Kamenz, vor welchem ihre ,,lieben und getreuen, festen und
gestrengen Mannen^ zu Recht stehen mussten ^^] . So hat sich am
längsten das Hofgericht zu Muskau erhalten. Ganz wie die
unmittelbaren Rronvasallen dem Landesherm, hatten auch diese
Aftervasaiien dem Herrschaftsbesitzer, als ihrem Lehnsherrn, y,Folge
zu leisten, wenn er sie begehrte zu Diensten oder zu Geschäften^.
Nur „mit Rath ihrer Freunde und Mannen'^ pflegten daher die Herren
auch Geschäfte alier Art, besonders Veräusserungen von Gütern und
herrschaftlichen Rechten absuschliessen. Ganz wie die Kronvasallen
die Burgen des Landesherm, so hatten die Aftervasallen, z. B. der
Herren v. Kamenz, die Burg ihrer Lehnsherren zu hüten und be-
Sassen daher auch Freihöfe auf dem Burglehn zu Kamenz. Des-
gleichen mussten sie ihren Herren Heeresfolge leisten, und zwar
bestand (4440) der Brauch, dass, „wenn die Herren die genannte ihre
Mannschaft, einen Theil oder ganz, forderte, so standen sie der ge-
nannten Mannschaft für allen Schaden [während der Fehde] von dem
Hause [der Burg Kamenz] und wieder darein, und gaben ihnen alle
Nothdurft und volle Ausrichtung [Equipirung]^. Auch die Herren
von Biberstein auf Seidenberg-Friedland hatten ihren Vasallen Ersatz
zu leisten für den in ihrem Dienst erlittenen Schaden. 4424 Hess
Niclas V. Gersdorff zu Tauchritz Herrn Wenzel v. Biberstein , seinen
bisherigen Lehnsherrn, ledig „alle des Schadens, den er an Pferden,
oder wie der Schade wäre , bei Wenzel und dessen Vater genom-
men^^^). Diese Herrschaftsbesitzer führten femer das erbliche
Prädikat „H er r^, welches im 43. Jahrhundert noch ausschliesslich
dem wirklichen hohen Adel zukam. Desgleichen waren sie für
sich und ihre Herrschaften befreit von den landesherrlichen Steu-
ern i^. Daher werden denn ihre Güter auch bezeichnet als „h*eie
1«) OberlanB. Urkanden-Verieichn. 11. 73 i. i») Laas. Magaz. 1866. 102.
«0 Oberlaut. Nachlese 1772. 61. ^T) 1319 belehnte Heinrich Ton Janer die Herren
▼. Banith mit all ihren OQtem cum omni jure et sine omni petitlone. (Cod.
Lus. 233), 1345 R. Jobann Ton Böhmen den Heinr. v. Kittlitz mit Kittlitz und Zube-
bor and bestimmte, dast derselbe ,,in den genannten Dörfern den vollen Oerichts*
zwang haben solle nnd dazu keine geldliche Steuer und Hülfe zn geben,
Schätzung oder Bete, wie die sein oder geschehen mochten , soll schuldig sein/*
(Cod. Las. 364).
II. Höherer and niederer Adel. 15
Herrschaft^ (Kamenz 4440, Grafenstein 4380), — „freies, edles Erb*
lehn'' (Barutli 4354 und 4353}, — ,,reclites, edles Mannlehn'' (Hoyers-
werde 4388), ^ — ja sogar als „freies Erbe^ (d. h. Erblehn, Seidenberg
4357). Solch ein feudam nobile et hereditarium pflegte bis gegen
Ende des 46. Jahrhunderts stets von dem Landesherm in Person,
Dicht, wie fdr die übrigen LehngOter nach und nadi fiblich ward,
Ton dem Landvoigt verreicht zu werden.
So werden denn diese Herrschaflsbesitzer schon seit dem 43 . Jahr-
hundert allgemein, selbst von ihren Lehnsherren als viri nobiles,
£dle Herren bezeichnet, ein Prädikat, welches bekanntlich ur^
spranglich nur dem wirklichen hohen , völlig freien Adel gebührte.
Und wie der hohe Adel , so bedienten sich auch jene Herrschaftsbe-
sitzer in den von ihnen ausgestellten Urkunden des pluralismaje-
staticus. Z. B. Nos Jerus dei gratia dictus de Grabenstein (d. h.
V. Dohna auf Grafenstein, 4289). — Nos Johannes dictus de Bebem-
stein (auf Seidenberg 4306). — Nos Syfridus miles de Baruth (4306).
— Nos Witego de Chamencz (4344). — Nos Haynricus de Lypa (auf
Zittau, 4345)18).
Nach alledem ähnelten diese „Herren^ in der Oberlausitz den
freien Dynasten in manchen andern Ländern; sie glichen völlig den
böhmischen „Heiren^, bildeten aber nicht, wie diese; einen beson-
deren Stand; somit standen sie letzteren zwar an Rang , aber nicht
ao politischem Einfluss gleich. Immerhin aber bildeten sie im Yer-
gieich zu den übrigen Lehngutsbesitzem den höheren Adel in der
Oberlausitz. Sie waren genau dasselbe, was die späteren Frei-
herren; doch war diese Benennung in der Oberlausitz selbst durch-
aus nicht üblich und ward erst gegen Ende des 46. Jahrhunderts von
aussen her gelegentlich eingeführt. Niemals hat einer jener Ober-
lausitzer tf^en, wie dies fälschlieh behauptet worden ist, sich
Burggraf genannt. Dieses Prädikat kam in der Oberlausitz bis
Mitte des 43. Jahrhunderts einzig und allein dem obersten landes-
herrlichen Beamten im Lande , als Amtstitel zu ; derselbe hiess auf
die Dauer seiner Amtszeit „Burggraf von Budissin^. Die sonst im
Lande auf längere oder auf kürzere Zeit ansässigen burggräflichen
Geschlechter v. Dohna, v. Leissnig, v. Starkenberg, v. Golsen oder
T. Wettin führten die Bezeichnung Burggraf, als eine bereits erblich
gewordne Familien titulatur von ihren ausserhalb der Oberlausitz ge-
legenen ursprünglichen Stammsitzen. Der Ausdruck Burggraf behielt
\
») Cod. Las. 129. 185. 207. 209. Knothe, Eigenseber Kreis 61.
IS I. Abtheilung.
in der Oberlausitz übrigens noch bis ins 15. Jahrhundert seine eigent-
lidie Bedeutung, als Dienstprädikat für den Httter oder Verwalter
einer nicht ihm selbst gehörigen Bui^. So gab es denn daselbst
Burggrafen (oder Hauptleute) von Rohnau, von der Landskrone, von
Seidenberg, von Hammerstein (bei Grafenstein) aus verschiedenen
ritterlichen Geschlechtern. Ebensowenig ftthrt eine der alten , ein-
geborenen Oberlausitzer Familien den Grafentitel. Denn die
Grafen waren ursprünglich freie Herren , nicht Vasallen ; der Ober-
lausitzer Adel aber war durchgängig Lehnsadel. Die auf kurze Zeit
hier ansässigen Grafen v. Schwarzburg waren ein eingewandertes
Geschlecht. Wohl aber werden bisweilen Oberlausitzer „Herren^
in schlesischen Urkunden als Grafen bezeichnet; so Graf Günther
V. Biberstein (4853), — Graf Bernhard (IV.) v. Kamenz (4S66), —
Graf Heinrich V. Kamenz (141 0)i».
Sdion bei der Theilung der Oberlausitz zwischen den beiden
Linien der Markgrafen von Brandenburg im Jahre 4268 wurde fest-
gesetzt, dass die Herrschaftsbesitzer die Lehn über ihre Güter von
beiden Linien gemeinschaftlich empfangen sollten 2<^). Als solche
Herrschaften erweisen sich mit voller Sicherheit und zwar im Lande
Budissin: Hoyerswerde, Kamenz, Baruth, Kittlitz, höchst
wahrscheinlich auch R u h 1 a n d und Neschwitz; im Lande Gör-
litz: Muskau, Penzig, Seidenberg, Marklissa, seit 4454
auch Radmeritz; im Weichbild Zittau: Zittau, Rohnau,
Ostritz, Grafenstein. Die meisten derselben gingen im Laufe
der Zeit ein. Baruth und Kittlitz verloren durch Freikauf der zuge-
hörigen Vasallen ihren Charakter als grosse Herrschaften und wurden
blosse Rittergüter. Die Vasallen der einen Hälfte der Herrschaft
Kamenz kauften sich 4 440 ebenfalls von ihrer Lehnsunterthänigkeit
los; die der anderen Hälfte waren 4438 durch Aussterben ihrer
Lehnsherren an den Landesherm gefallen; so wurden sie alle un-
mittelbare Vasallen der Krone. Penzig gelangte durch Kauf an den
Rath zu Görlitz , Zittau und die eine Hälfte von Rohnau an den Rath
zu Zittau, Ostrilz und die andere Hälfte von Rohnau an das Kloster
Marienthal, Radmeritz 4549 an einen Bürger von Görlitz. Grafen-
stein war seit dem 44. Jahrhundert vom Weichbild Zittau und dadurch
von der Oberlausitz abgetrennt und zu Böhmen gehörig. So waren
Anfang des 46. Jahrhunderts von den einstigen, alten Herrschaften
19) Beyer, Alt-Zelle 549. Sommersberg, Script, rer. Siles. I. 322. Dln-
gOBi, histor. Polon. XI, 244. ») Cod. Loa. 94.
II. Höherer und niederer Adel. 17
Dur noch drei : Hoyerswerda, Muskau, Seidenberg übrig. Dazu kam
noch ein neuer , grosser und wohlabgerundeter Gütercomplex , den
die Burggrafen v. Dohna auf KönigsbrUck nach und nach zusam-
men gekauft hatten und der zuerst \bbi ebenfalls als Herrschaft be*
zeichnet wird. Diese vier heissen seit dem 47. Jahrhundert Stan-
desherrschaften und haben einen Theil der alten Vorrechte sich
bis auf die neuere Zeit zu bewahren gewusst.
Diesem ursprünglichen, theils höheren, theiis niederen Lehnfi-
adei haben wir noch einen alimählich gewordenen hinzuzu-
fügen. Seit dem Entstehen des Städte thums in der Oberlausitz
gegen Ende des 12. oder Anfang des 43. Jahrhunderts erwarben,
ebenso wie in anderen Ländern, vielfach auch Bürger, wenig-
stens der freien, d. h. landesherrlichen Städte, Landgüter mit
ebendenselben Rechten und Pflichten, wie der Adel. Diese That-
sache steht so fest und wiederholte sich bis über den von uns behan-
delten Zeitraum hinaus so unendlich häufig , dass wir keine beson-
deren Belege dafür beibringen ^^) . Diese Bürger wurden ursprüng-
lich , ebenso wie der Adel , unmittelbar von dem Landesherm , dann
von dem Landvoigt mit ihren Landgütern belehnt. Sie leisteten
^1) Nach einem von dem Kammerprokurator Dr. Leuber zu Badissln um 1652
gefertigten Manaacript (Stemmatographia familiarum illustriam et nobilium — Lnsa-
tiae sap.) a o 11 e n „die oberlausitzischen Landstande 1503 einen Schlass gemacht haben,
niemanden in den Bitteistand za redpiren , der nicht ad qnartam generationem sich le-
»timiren könne, welcher Schlnss Anno 1Ö41 wiederholt ward^. (Oberlans. Bey trage zur
Gelahrthait 1739. 793). Kauf fer (UI. 60 Anmerk. 5) bekennt zwar, keinerlei ur-
kandlichen Beweis hierfür gefunden zu haben , scheint aber die Thatsache selbst für
wihr zu halten. Allein die von ihm angezogenen Worte aus einem Adelsbriefe von 1544
beweisen niclit , dass die betreffende Bestimmung , wie im allgemeinen ,4»^ römischen
Reich" , so auch speciell In der Oberlausitz Geltung hatte. In obiger Fassung ist die
Notiz, TOD der auch wir keinerlei urkundliche Spur haben auffinden können, entschieden
fiiach. Sicher haben nicht „die oberlausitzischen Landstinde^, d. h. Land und Städte,
einen solchen Schluss gefasst. Dass vielmehr auch nach 1541 bürgerliche Landgut-
becitzer laiidta|;tf&hig waren , geht z. B. aus einer Verordnung des Landvoigts an den
Bath zu GörliU v. J. 1551 hervor, worin er diesen auffordert, „dass Ihr durch Knies
Mittels voUniäichtige Freunde, sammtEuem Mitbürgern, so Lehen und Land-
güter haben, zu Budissin in gemeinem Landtag erscheinen sollte (Laus. Magas.
1^7. iö3). Wohl aber richtete 1603 der „Landstand*", d. h. der Adel an K. Rudolph U.
d&s Gesuch um ein Privilegium, ^^ass nicht einem jeden , der nicht Herrenstandes oder
von Adel , Bitterlehn und Erbgüter zu kaufen , zugelassen sein solle^ (die Akten im
A. Dresd. Loc. 9545 Lehens-Pactom in Oberlausitz 1605), und errichtete 1619 das
bekannte „Lehnspactum^, dass kein Lar.dsass sein Lehn- oder Erbgut an Jemand anders
&ls einen Vierschildigeu von Adel verkaufen solle. Ober!. Urk. Yerz. III. 285.
Ksothe, G«Beh. d. Ob«rl. Adel». 2
Ig I. Abtheilnng.
dabei denselben Lehnseid, wie die Adlichen, hatten ihr Lehn im
Kriegsfalle ebenso durch Lehndienst zu verdienen ^^j , wurden also für
ihre Lehngttter eben solche Lehnsleute, Mannen, Vasallen, wie diese,
gehörten daher ebenfalls zu der Mannschaft des Landes. Sie standen
ebenso unter Mannenrecht, sassen wohl selbst als Schoppen im Man-
nengericht (zu Görlitz) , werden ebenso als Knechte bezeichnet und
fuhren , als solche , das übliche Prädikat ehrbar und tüchtig oder ge-
streng. Sie unterschieden sich also in nichts mehr von dem Landadel,
obgleich sie zum grossen Theil nicht aufgehört hatten, zugleich Bürger
ihrer Städte zu sein. Unstreitig waren dies Abweichungen von dem
sonst geltenden Recht, wonach Stadtbürger zwar auch Ritterlehen er-
werben konnten, aber von da ab alle bürgerlichen Gewerbe aufgeben
und ein ritterliches Leben führen mussten , worauf dann ihre Nach-
kommen, aber erst im zweiten Gliede, in die Zahl der ritterlichen Ge-
schlechter eintraten ^^) .
So helsst 4430 Niclas Heller, sicher der Sohn des noch 4392
erwähnten „alten Bürgermeister Niclas Heller^ von Görlitz , welcher
letztere bereits mehrere Lehngüter besessen hatte, desgleichen
4 422 Heinrich von S a 1 z a , wahrscheinlich derselbe , der auch Erb-
richter in Görlitz war und kürzlich mehrere Lehngüter erworben
hatte, „ehrbarer und wohltüchtiger Knecht^, genau wie 4359 die
beiden dem ältesten Oberlausitzer Uradel angehörigen Brüder Otto
und Deynhard v. Pannewitz vom Land voigt selbst als „ehrbare
»j Siehe Carpzo v Anal. U. 308b. 9) Fieker , Tom Heenchüd 208. ▼. Po-
tern-Klett, Vorrede (p. XXIV.) zu Cod. SuLon. n. Bd. 7 (Stadt Leipzig). 1465
BoUten im Meissnischen die beiden Sohne (Caspar und Bastian) des Terstorbenen Cas-
par von Saida (d. h. ans Saida, des StammTaters der Familie v. Berbisdorf) diese einst
von ihrem Vater erkaufte und jetzt an sie vererbte Herrsohaft an den KarfOrsten , als
Lehnsherrn, herausgeben, da ihr Vater „Ritterlehn nicht habe besitzen können mit
Recht, so er von Rittersart von Vater and Aeltervater wegen nicht zu
Ritterlehn geboren war^, auch durch die Belehnung mit jener Herrschaft „nicht
achtbar noch rittermässig^ geworden sei. Denn er habe , als „von schlechten Bürgern
oder Bauern geboren^, den Heerschild nicht gehabt, noch haben können. Denn diesen
könne niemand geben, denn der römische König oder Kaiser. Daher konnten auch die
Söhne nicht als Lehnserben betrachtet werden, denn „Lehnserben seien nur die-
jenigen, die von Vater und Aeltervater von Ritterschaft geboren'* seien.
Hauptstaatsarch. Dresden. Cop. 1304 61. 30 b flg. Vergleiche Gorlitzer Lehnrecht N.
Script, rer. lus. II. 459 : Omnes , qui non sunt ex homine militari , ex parte patris et
avi, jure carent beneficiali. Si quis tarnen uni istorum concedit beneflcia, be-
neflcialia ab eo solus habebit Jura, in filios autem non hereditabit bene-
ficla. Vgl. dagegen selbst ffir Meissen: Märcker, Burggrafth. Meissen 414. 0er s-
dorf , Vorredo zu Cod. Sax. II. 1. XLIL
n. Höherer und niederer Adel. 19
Knechte^ bezeichnet werden ^4). So wird 1432 den beiden Vet-
tern Hans und Hans Jode auf Reichenbach an der Pulssnitz und
ebenso 4449 dem Nickel Knoph auf Braunau, sämmtlich doch wohl
ursprünglich bürgerlicher Herkunft, von ihren Lehnsherren selbst
das Prädikat gestreng beigelegt. So war Hans Heller auf Lud-
wigsdorf 4420 Schdppe im Hannengericht zu Görlitz und 4430 be-
gab sich dessen Bruder Yincenz Heller, bis vor kurzem Lehnsinhaber
der Burg Landskrone, und ebenso 4423 die Brüder Heinze, Thomas
und Eberhard Sleiffe auf Altlöbau und Lawalde, Söhne des frühe-
ren Bürgermeisters Jakob Sleiffe zu Görlitz , wegen Geldschuld aus
„Mannenrecht in Stadtrecht^.
So waren die v. Bischofswerder, v. Badeberg , v. Salza
ursprünglich Görlitzer Bürgerfamilien. Erst als einzelne Glieder der-
selben Lehngüter auf dem Lande erwarben , gehörten diese Glieder
und ihre Nachkommen, so lange sie die Güter behielten, zu der
Mannschaft. Sie standen fortan unter Mannenrecht; sie steuerten für
ihre Landgüter nicht mit der Stadt, sondern „litten mit dem Lande^.
Sie gehörten daher auch mit ihren wesentlichen Interessen zur ,,Land-
schaft", und wurden um so leichter zu dem Adel des Landes gezählt,
als sie das nach und nach zum Charakteristicum des Adels werdende
von bereits von ihrem alten Heimathsorte her im Namen führten.
Ihre in der Stadt gebliebenen Brüder und Vettern aber blieben bür-
gerlich. Die V. Radeberg waren jedenfalls aus der meissnischen
Ortschaft dieses Namens nach Görlitz eingewandert. Um 4280 er-
warb ein Heinrich v. Radeberg Lehngüter zu Berzdorf auf dem Eigen.
Seitdem zählt derselbe zu dem Adel des Landes; seit 4295 wird er
auch als miles bezeichnet. Seine Nachkommen bildeten bis in's 45.
Jahrhundert ein ritterliches Geschlecht. Gleichzeitig mit diesem
Heinrich aber lebten in Görlitz auch ein Apetz und ein Martin Rade-
berg , wahrscheinlich «eine Brüder. Apetz war eine Zeit lang Münz-
meister daselbst; darum nahmen seine Nachkommen den Familien-
namen „aus der Münze" an. Sie sind bürgerlich geblieben.
Auch die v. Salza waren unsrer wissenschaftlichen Ueberzeugung
zufolge aus der Stadt Langensalza in Thüringen nach Görlitz einge-
M) Dass noch Ende des 15. Jahrhonderts das Prädikat „ehrbar^ in der Oberlausitz
nor dem Adel zoerkannt wurde, ergiebt sich z. B. daraus, dass 1482 die beiden adlichen .
Strassenräuber Nickel y. Tschirnbaus und Friedr. v. Wiedebach zu ihrer Hinrichtung I
Ton dem Ratbe zn Görlitz, „nachdem sie ehrbar gewest**, in Roth gekleidet wur-
den. K. Script, rer. lus. II. 861. Auch in Mähren war ^,ehrbarer Knechf die Be-
zeichnung fQr adlichen Stand. Tomaschek, Recht in Mähren 63.
2*
20 I* Abiheüung.
wanderte Bttrgersleate. Von 1298 bis Anfang des 14. Jahiiiunderts
erscheinen sie als eine vielverzweigte Bürgerfamilie , deren Glieder
theils und namentlich zu Görlitz , theils zu Lauban , theils zu Zittau
Häuser, Höfe, Fleischbänke, Stadtvorwerke besassen und vielfach
städtische Aemter bekleideten. Erst als Heinrich v. Salza vor 1422
die Lehngttter Lichtenau, Schreibersdorf und Holzkirch erworben
hatte, wird er, wie oben erwähnt, zuerst als ^ehrbarer, wohltUchtiger
Knecht^ bezeichnet , und seine Nachkommen sind es , die fortan die
Oberlausitzer Adelsfamilie v. Salza bildeten. Die v. Bischofs-
werde, welche sich seit ISnde des 15. Jahrhunderts von Bischofs-
werder nannten , stammten offenbar aus der Stadt Bischofswerde und
besassen seit 1305, wo sie zuerst als Bürger zu Görlitz vorkommen,
ebenfalls Häuser , Höfe , Güter , Kramläden , den Kuttelhof daselbst,
Stadtvorwerke. Ein Zweig derselben gelangte Mitte des 14. Jahr-
hunderts in den Besitz des Lehngutes Ebersbach und trat hierdurch
ein in die Reihen der Oberlausitzer Mannschaft. Eine andere Familie
V. Bischofswerde zuBudissin, die wir von 1227—1487 verfolgen
können, hing mit der Görlitzer, vde es scheint, gar nicht zusammen.
Sie ist bürgerlich verblieben.
Aber auch andere bürgerliche Geschlechter mit Familiennamen,
welche die Einreihung unter die adlichen Geschlechter minder begün-
stigten , wurden infolge des Besitzes von Lehngütem auf dem Lande
nicht nur zu der Mannschaft d. h. zum Adel, gerechnet, sondern
nach und nach sogar mit dem von des Adels versehen. Von einer
seit Mitte des 14. Jahrhunderts in Görlitz vorkommenden Familie
Eberhard besass Bartholomäus Eberhard, Rathsherr, selbst Bürger-
meister seiner Vaterstadt, 1421 das Gut Schönbrunn. Seine Söhne
wurden durch Erwerbung anderer Güter die Stammväter der drei
Linien Berthelsdorf (bei Lauban), Küpper und Taubenheim. Sie und
ihre Nachkommen waren vielfach verschwägert mit dem umwohnen-
den Adel, und so legten sie sich nach und nach sämmtlich auch selbst
das von des Adels bei. So zuerst 1499 bei Gelegenheit einer
nebst anderen Adlichen übernommenen Bürgschaft 9,Georg von Eber-
hard^ auf Berthelsdorf, 1530 bei der Klage der gesammten Ritter-
schaft gegen die Städte auch „Peter von Eberhard^ auf Taubenheim,
der noch 1502 und später schlechthin „Peter Eberhard^ geheissen
hatte, endlich 1 54S in dem Lehnbriefe über das väterliche Gut Küpper
auch „der edle und ehrenfeste Joachim von Eberhard und sein Bruder
Georg". Ebenso werden die Kn ob loch, welche seit Anfang des
15. Jahrhunderts das Gut Schwepnitz besassen, erst seit 1534 „von
kj ■ ^^"^^^^^^^^^^rmmmmvvrm
II. Höherer and niederer Adel. 21
Knobloch^ benannt. — Von keiner der bisher besprochenen Familien
ist eine wirkliche Erhebung in den Stand und Bang des Adels be-
kannt oder auch nur angedeutet. Siegel von ihnen aus der Zeit vor
und unmittelbar nach der Annahme des Adels haben wir leider nicht
vergleichen können.
Allerdings fanden nun seit dem zweiten Drittel des 15. Jahrhun-
derts in der Oberlausitz auch zahlreiche Verleihungen erst nur von
Wappenbriefen mit meist sehr complicirten Wappen ^^j, dann
auch von wirklichen Adelsdiplomen statt und zwar selbst an solche
Bürger, welche keine Landgüter besassen. So entstand in den Sechs-
städten, zumal in Görlitz und Zittau einadliches Patriciat, von
welchem uns als das Wunderbarste erscheint, dass es von seinem,
doch gewiss selbst gesuchten Adel fast niemals Gebrauch machte, son-
dern sich nach wie vor ohne das von des Adels schrieb. Wir haben
von diesen sehr zahlreichen Familien nur diejenigen ausführlich be-
handelt, welche auch Landgüter besassen, führen aber an dieser
Stelle wenigstens eine Anzahl derselben und zwar nach der Zeit ihrer
Nobilitirung, aber in möglichster Kürze an.
1434 empfing Hans Schmied zu Görlitz einen Wappenbrief . Er
war wohl der Ahnherr der Gebr. Joach. und Joh. Schmied, die 1551
in den Stand des Adels erhoben wurden und ihr Wappen gebessert
erhielten. — 1433 bekam Jakob Ger lach zu Görlitz „wegen williger
Dienste, die er König Siegsmund oft in deutschen und welschen Lan-
den, Ungarn und Böhmen gethan'^, Wappen und Kleinod mit der
Berechtigung „Urthel zu sprechen, Amt und Lehn zu haben, wie
andere gebome Wappengenossen und rittermHssige Leute von Recht
und Gewohnheit haben". — 1434 Wappenbrief für Hans Weyder in
Görlitz. — 1485 erhielten Hans Rindfleisch in Görlitz und seine
Brüder Wappen und Kleinod; erst 1511 dagegen wurden Hans Rind-
fleisch und seine Söhne Christoph und Peter , auch ihre Vettern des
Namens Rindfleisch „in den Stand des Adels erhoben , edel und des
Reichs rechtgebomen Edelleuten gleich gemacht". — 1505 ward
Wenzel v. Eisersdorf auf Wittchendorf, Bürger zu Zittau, dessen
Familie sich schon früher stets von Eisersdorf geschrieben hatte,
wirklich nobilitirt. — 1509 wurden Johannes et Franciscus dicti
Glich, fratres d e M i 1 z i z aus Görlitz auf ihre Bitte pro incitamento
<&) Dieselben sind ganz genau beschrieben in den Abschriften der betreffenden
Wappen- and Adelsbriefe, welche sich in der „OberUas. Urkunden-Sammlang^ (Mspt.
in 16 Folianten auf den BibUotheken zu Görlitz und zu Zittau) TorflndiBOu
22 I. AbtheUang.
et stimulo ad majores et ampliores virtutes capessendas — in or-
dinem et numenim nobilium et militarium virorum versetzt und ihnen
ein Wappen gegeben. — 4534 erhielten nach Aussterben des Ge-
schlechts der Eschenlo^r die von denselben abstammenden Brüder
Heizer zu Görlitz einen Adelsbrief. — 4536 verlieh Kaiser Karl V.
dem alten, würdigen und hochverdienten Bürgermeister Johann
Ha SS in Görlitz „wegen treuer Dienste, die er dem Reiche, KOnig
Ferdinand von Böhmen und der Stadt Görlitz oft und willig und
höchsten Vermögens gethan^ , Adelung und Wappen. Hass selbst
aber erwähnt diese Auszeichnung nicht einmal in seinen höchst aus-
führlichen, biographisch gehaltenen „Rathsannalen^. — 1536 Adelung
und Wappen für Franz Schneider zu Görlitz; 4537 Wappen und
Kleinod für die Gebrüder Bernhard in Görlitz, deren Vater Bernhard
Bemt 4549 die Herrschaft Radmeritz von den Burggrafen v. Dohna
auf Grafenstein erkauft hatte; desgleichen für ihren y,Freund^ Hans
Feuerbach. 4538 ward Hieron. Schütze in Görlitz, dessen Sohn
Ulrich dem Kaiser in seinen hispanischen Königreichen und am kaiser-
lichen Hofe vielfach gedient, ^in den Stand des Adels und der recht
und edel Gebomen , Tumiersgenossen und rittermässigen Edelleute
erhoben^ und sein altererbtes Wappen und Kleinod gebessert. — 4542
ward Conrad Nesen, Rathsherr in Zittau, und Thomas Kober aus
Görlitz, 4545 Hans Feuerbach ebendaher geadelt, 4546 dem Franz
Lindner aus Görlitz Wappen und Kleinod verliehen. — 4546 wur-
den Jacob und seine Brüder, die Söhne Georg Rösslers zu Görlitz,
als „von der Rosen^, — 4549 die Knorr v. Rosenroth geadelt, in
demselben Jahre die Gebrüder Beyer mit Wappenbrief versehen,
4554 Mich. Schmidt, 4555 Joh. und Franz Kon rad in den Adel
erhoben, 4562 Franz und Georg Konrad, sämmtlich aus Görlitz, mit
Wappen und Kleinod begabt. — 4562 erhielten Hieron. und Onophrius
Schnitter nebst den Söhnen ihres verstorbenen Bruders Franz und
4564 die Gebrüder Enderss, ebenfalls zu Görlitz, Adelung und
Wappen 2«) .
Von der schon Ende des 43. Jahrhunderts in Görlitz ansässigen,
aus Greifenberg in Schlesien eingewanderten Familie Emmerich,
die seit Ende des 45. Jahriiunderts auch zahlreiche Landgüter besass,
wurde erst 4559 der eine Zweig, nämlich die Brüder Johann und Drban
auf Nickers geadelt ; die übrigen Zweige blieben bürgerlich. — Hans
V) Nobilitirungen ans dem letzten Viertel des 16. und ans dem Anfang des 17.
Jabrh. siebe bei Kinffer IV. 52 Anmerk.
II. Höherer und niederer Adel. 23
Frentzel war der Urenkel eines Franz Morgensohn zu Görlitz.
Nachdem sehen Hansens Grossvater und Vater schlechthin „Fränzels
Hans^ geheissen hatten^ schrieb er sich nun förmlich „Hans FrenizeP.
Durch Handel in Tuch und Leder gewann er nach und nach ein sehr
grosses Vermögen, das er zumeist in Landgütern anlegte. Sein Sohn
Joachim ward 1544 geadelt und nach zweien seiner Güter „Frentzel
von Königshain und Liebenstein '^ benannt. — Barthel Hirschberg
war der Enkel eines gleichnamigen Fleischers, Krämers und Raths-
herm zu Görlitz, der aber bereits mehrere Landgüter erworben hatte.
Wegen Ehebruchs in seiner Vaterstadt allgemein verachtet, kaufte
der Enkel 1504 die böhmische Herrschaft Wartenberg, den Stammsitz
des altberühmten, weitverzweigten böhmischen Herrengeschlechts
dieses Namens, und nannte sich seitdem „v. Hirschberg^ oder auch
„Hirschberg v. Wartenberg^. Er gehörte fortan zum (Frei-) Herren-
stande des Königreichs Böhmen.
Aus all dem Bisherigen dürfte zur Genüge ersichtlich sein , dass
auch in der Oberlausitz bis ins 15. ja 16. Jahrhundert der Adel noch
keineswegs einen völlig abgeschlossenen Stand bildete, und dass nicht
bloss durch wirkliche Nobilitirung, sondern schon infolge des längeren
Besitzes von Landgütern sehr viele Bürger in die Reihen des Adels
eintraten, dass also letzterer sich durch bürgerliche Geschlechter im-
mer ergänzte und verjüngte.
Die oberlausitzischen Lehngutsbesitzer zerfielen also in drei
Klassen, die Inhaber der grossen Herrschaften, die ritterbür-
tigen und endlich die bürgerlichen Gutsbesitzer. Alle waren in
gleicher Weise Mannen oder Vasallen und wurden daher im Gegen-
satz zu den Städten meist unter der Bezeichnung Mannschaft
zusammengefasst. Oft aber und zumal in officiellen Zuschriften an
die Gesammtheit der Vasallen sind unter Mannschaft vorzugsweise
diejenigen zu verstehen, die auf die Bezeichnung „Herren , Ritter,
Knechte^ keinen Anspruch hatten, also die bürgerlichen Gutsbesitzer.
— 1220 bezeichnete K. Ottokar I. die Landsassen nur noch als nostri
milites aut vasalli, 1365 K. Karl FV. als nobiles, milites et dientes;
1414 aber bezeichnen sie sich selbst als „Ritter, Knechte und Mann-
schaft ^,'') und letztere Formel blieb während des ganzlBU 15. Jahr-
hunderts üblich. 1490 sendete K. Wladislaus mehrere Schreiben an
die oberlausitzischen Stände unter folgender Adresse : „Den Edlen ^
I
«) Cod. hu». 27. Urk.-Vcri. I. 65. No. 325. I. 179. No. 905 «. 907.
24 I- Abtheiliug.
Gestrengen, Ehrenfesten, Ehrsamen und Vorsichtigen Herren, Ritter-
schaft, Landmannen und Stüdten^, oder mit Einschluss der geist-
lichen Stifter : ^en Würdigen,- Edien, Gestrengen, Wohltttchtigen —
Prälaten , Herren , Ritterschaft und Mannschaften der Lande — und
den Ehrbaren und Weisen Rttrgermeistem und Räthen der Städte^.
Alle diese drei Klassen der Lehngutsinhaber, denen seit Ende
des 15. Jahrhunderts auch noch die geistlichen Stifter beigezählt
wurden, bildeten aber politisch zusammen nur einen einzigen
Stand; den anderen Stand bildeten die sechs freien, d. h. landes-
herrlichen Städte. „Land und Stadt e^ war daher die feststehende
kürzeste Formel für die Gesammtheit der oberlausitzischen Stände.
Es war für die politische Stellung der Sechsstädte von höchster Be-
deutung, dass es bei Berathung aller gemeinschaftlichen Landesange-
legenheiten nur zweiStimmen gab, die „des Landes^ oder der
Landschaft und die der Städte. Eine Beschlussfassung konnte nicht
erfolgen, ohne dass zwischen beiden Ständen Einigung erzielt worden
war. Der böhmische Landtag dagegen setzte sich aus drei Ständen,
Herren, Ritterschaft und Städten, der niederlausitzische sogar aus
vieren zusammen , indem hier auch noch die Prälaten einen beson-
deren Stand ausmachten ^) .
Man wird daher den Unwillen der oberlausitzischen Städte be-
greiflich finden, als 1519 auf einem Landtage zu Budissin^^) Leuther
V. Schreibersdorf auf Litschen , der Sprecher im Namen der Land-
schaft einen Vortrag mit den Worten begann, „dass die Herren,
Prälaten und die Mannschaft, als Stände, ihn beauftragt
hätten, folgende Antwort zu geben^, — oder mit noch bezeichnenderer
Aenderung des Ausdrucks, „dassdie drei Stände: Herren, Prä-
laten und Mannschaft, folgende Antwort abgäben^. Er wurde
sofort durch den lauten Protest der Städte unterbrochen, dass sie von
diesen Ständen nichts wüssten, sondern nur von „Land und Städten^ .
Es war dies von Seiten des Adels , der eben damals mit den Städten
in erbittertem Streit lag, sichtlich ein kecker Versuch , auch In der
Oberlausitz das Vierkammersjstem einzuführen, für welches jene
Adressformel der königlichen Sendschreiben einen äusserlichen An-
haltpunkt bot. Wohl hatte der Görlitzer Stadtschreiber Joh. Hass ^^}
völlig Recht, wenn er sorgenvoll damals ausrief: „denn sollte es da-
hin gereichen, dass nach den Namen Herren, Prälaten, Ritterschaften
tt) Nenmann, Landatande des Markgnfthums Niederlansitz 1843. 141 ff.
») N. Script, rar. lui. III. 560 flg. <0) Kbendai. IV. 267.
II. Höherer und niederer Adel. 25
[ebensoviele] Stände sollten aufgerichtet werden, so würde folgen,
dass ein jeglicher Stand eine eigne Stimme haben wollte. Wo sollten
die Städte mit ihrer vierten Stimme bleiben?! Da Gnade ihnen
Gott!^ Indess dieser Angriff auf die alte Landesverfassung wurde
glücklich al^eschiagen. Auch der bei jener Landtagssitzung anwesende
Landvoigt Herzog Karl v. Münslerberg erkannte sofort, welch schlim-
men Streich man den Städten spielen wollte, und erbot sich, eine
hierauf bezügliche Vorstellung, welche die Städte eiligst zu Löbau
aufsetzten, persönlich dem Könige zu überreichen und „ihm den Irrthum
zu vermelden^. Die königliche Antwort ^^) lautete (1519): der König
habe vernommen , „dass aus langem Brauch und unverbrochener Ge-
wohnheit in dem Markgrafthum Oberlausitz die Mannschaft von Adel
für die e i n e und erste Stimme, und die Sechsstädte, ohne Mittel, für
die andere und folgende Stimme von männiglich geachtet wor-
den; dagegen sich denn eine Neuigkeit und Unordnung erbüren
wolie^; daher habe er dem Landvoigt Befehl gegeben, diese Ge-
hrechen , noch ehe sie [auf dem Rechtswege] an ihn , den König , ge-
bracht würden, zu entscheiden.
Infolge dessen scheint nun auch der Adel von weiterer Verfol-
gung seines Plans abgestanden zu haben. Die Städte aber Hessen seit-
dem in alle mit dem Adel vereinbarten Verträge vorsichtiger Weise
einen meist gleichlautenden Artikel „wegen der zwei Stimmen^
aufnebmen ^] , „dass alle Einwohner des Landes von Herren , Ritter-
schaft und Anderen , so mit dem Lande leiden , in Sachen, Land und
Städte betreffend, nicht anders, denn für Landschaft und [für] eine
Stimme zugleich gehalten und angezogen werden, und die Sechsstädte
ftlr die andere^. Später fügte man dem nur noch die nun unver-
fängliche Glausel bei ^3) : „doch soll keinem Stande an seinen gebühr-
lichen Titel- und Ehrworten in Schreiben und Reden einiger Abbruch
geschehen^.
So blieb denn in der Oberlausitz das Zweiständesystem
in Kraft. So gab es nach wie vor nur „Land und Städte^. So ward
aber auch die Gonstituirung eines wirklich höheren Adels im Lande,
als einer besonderen, selbständigen Corporation, für alle Zukunft ver-
hindert.
») Urkunden-Terzeichniss III. 115». ^ Z. B. Urk.-Verz. III. 129', Artikel 4.
V) Z. B. 1534 und 1544. OberUns. Collections^Werk. II. 1293. 1307.
26 I- Abtheilung.
III. Der Adel nnd die Landesherren.
Es war von jeher und zumal im Mittelalter die schöne Aufgabe
des Adels , eine feste Stütze der Throne zu sein. Von dem Landes-
herm ward ihm Gut , Gunst und Ehre zu theil ; dafür folgte er dem-
selben getreu in Kampf, Noth und Tod. Dieses persönlich enge
Verhältniss zwischen Adel und Landesherm konnte in der Oberlausitz
sich nie so rein und ungetrübt gestalten , wie in anderen Ländern ;
denn seit im 10. Jahrhundert die eingebomen slawischen Fürsten der
Waffengewalt der Deutschen erlegen waren , hat die Oberlausitz n i e
mehr einen eignen Herrscher gehabt, hat nie mehr ein Landes-
herr auf die Dauer in diesem Lande selbst residirt.
Von den meissnischen Markgrafen erobert, bildete die Oberlausitz
zuerst ein Pertinenzstück von Meissen (bis 1 1 58) . dann von Böhmen
(bis etwa 4253), darauf von Brandenburg (bis 1319), seitdem mit
nur kurzen Unterbrechungen wieder von Böhmen. Letzterem Reiche
wurde sie 1355 förmlich incorporirt. Trotzdem hörte sie aber nicht
auf, ein besonderes ^Land^^ zu sein mit eigner Verwaltung, mit eignen
selbstgegebenen Gesetzen, mit eigner Verfassung. Diese Selbständig-
keit des eignen Landes zu wahren, ja zu erweitem, erschien für den
oberlausitzischen Adel ebenso durch eignes Interesse, als durch Pflicht
geboten. Und so finden wir denselben viel häufiger im treuen Dienste
seines heimathlichen Landes , als im persönlichen Dienste des fernen
Landesherrn.
Der von dem Landesherm eingesetzte Landvoigt handhabte die
Regalien und vermittelte den Zusammenhang zwischen dem Fürsten
und dessen Nebenlande. Unmittelbar von der Kanzlei der böhmischen
Könige gingen die theils dem ganzen Lande, theils den einzelnen
Ständen desselben ertheilten Befehle oder Privilegien aus. Mit der
Landesregiemng des Königreichs Böhmen und den dortigen Landes-
beamten hatte die Oberlausitz gär nichts zu schaffen. Ebenso wenig
berührten sie die Landtage des Königreichs Böhmen. Nur bei beson-
deren Veranlassungen, welche Böhmen und seine Nebenlande in glei-
cher Weise betrafen, wie Thronwechsel, Aussteuer von Prinzessinnen,
Bewilligung allgemeiner Landessteuem , wurden ^allgemeine Land-
tage^ nach Prag ausgeschrieben , auf denen neben den böhmischen
Stünden auch Abgeordnete der NebenlUnder zu erscheinen hatten . Sehr
oft gingen die Interessen der letzteren und die der Böhmen aus ein-
ander, zumal als diese (seit 1419) ihr Land als ein Wahlreich betracb-
III. Der Adel und die Landesherren. 27
teten und verlangten , dass der von ihnen allein gewählte König
ohne Weiteres auch von den Nebenländem als Landesherr anerkannt
werden müsse. Theils aus politischer Loyalität und kirchlicher Recht-
f^läubigkeit , theils aber auch um sich nicht aus der Stellung eines
gleichberechtigten Nebeniandes in die einer abhängigen Provinz her^
abdrücken zu lassen, erkannte seitdem die Oberlausitz meist im
Bunde mit Schlesien und mit der Niederiausitz wiederholt Fürsten
als ihre Landesherren an, welche von den Böhmen entweder erst nach
langem Hader oder gar nicht auf ihren Königsthron berufen wurden.
Je grösser das Gewicht war, welches bei den häufigen Streitigkeiten
um die böhmische Krone diese drei verbündeten Nebenländer in die
Wagschale zu werfen vermochten , desto mehr suchten nun auch die
verschiedenen Ki*onpratendenten jene Länder für sich zu gewinnen.
So bildete sich mit der Zeit der constante Brauch, dass nach Ab-
leben eines Landesherm dessen Nachfolger eine besondere Wer-
bung auch an die oberlausitzischen Stände sendete, dass diese
ihm durch besondere Abgeordnete seine Annahme meldeten, dass
bei der Krönung zu Prag Deputirte der Oberlausitz im Namen ihres
Landes ihm besonders huldigten ^ und dass der neue König darauf
in die Oberlausitz reiste, um die Specialhuldigung von dem
ganzen Lande persönlich in Empfang zu nehmen. Hierbei leistete der
Adel den Huldigungseid stehend , die Geistlichkeit und die Abgeord-
neten der Städte dagegen kniend.
Die Treue gegen den Landesherm , wie gegen das Land suchte
man in der Oberlausitz unter anderem durch die gewissenhafte Be-
hätung der landesherrlichen Burg , des Schlosses zu Budissin,
zu erweisen. Dieselbe war schon in der slawischen Zeit die ge-
meinsame Stammesfeste der Milzener, zu deren baulicher Instandhal-
tung, Verproviantirung und Vertheidigung selbst die Bauernschaft
des ganzen Landes verpflichtet war. Der Besitz der Burg und Stadt
Budissin entschied in der Regel über den Besitz des ganzen Landes.
Hiess doch dasselbe Jahrhunderte hindurch lediglich nach dieser Stadt
und Burg ^Land Budissin^. So ward denn Budissin auch unter der
flerrschaft der Deutschen der feste Waffenplatz, von welchem aus die
Vertheidigung des Landes in Kriegszeiten und die Verwaltung des-
selben im Frieden geleitet ward. So ist es bis zur Stunde die
Hauptstadt der Oberlausitz geblieben. Auf der landesherrlichen
Burg residirte der Landvoigt und bei gelegentlicher Anwesenheit im
Lande auch der Landesherr selbst. Zum Schutze der Burg waren eine
^8 I. Abtheilung.
Menge ritierlicber Burgroannen speciell verpflichtet, welciie des-
halb in den dicht unter dem Schlosse gelegenen Burglehnhäu-
sern wohnten und dafür (schon vor 4349) Steuerfreiheit für alle
ihre Landgüter genossen. Als 4424 ein erster Einfall der hussitischen
Böhmen in die katholisch gebliebene Oberlausitz, zu befürchten stand,
sendete der gesammte Adel (wenigstens der westlichen Landeshälfte]
sofort Hunderte von Arbeitern , um Burg und Stadt Budissin schnell
in Yertheidigungsstand setzen zu helfen.
Eben diese zwischen Böhmen und dem Nebenlande Oberlausitz
ausgebrachenen Differenzen gaben auch den Anlass zu dem seit 4 i49
stets geübten Brauche, dass sofort nach dem Tode eines Landesherrn
das Schloss Budissin von ständischen Truppen besetzt und der Land-
voigt genöthigt ward, dasselbe zu verlassen. Erst wenn der neue König
von Böhmen entweder den bisherigen Landvoigt aufs neue bestätigt
oder einen neuen eingesetzt hatte, wurde diesem das Schloss von den
Standen wieder übergeben. So wollte man verhüten, dass nicht die
wichtige Landesfeste und mit ihr das Land etwa von einem Land-
voigte dem rechtmässigen Landesherrn vorenthalten und in die Hände
eines vom Lande nicht anerkannten Prätendenten gespielt werde.
Der oberste landesherrliche Beamte in der Oberlausitz führte bis
Mitte des 43. Jahrhunderts die völlig gleichbedeutenden Bezeichnun-
gen praefectus oder castellanus oder Burggraf, böhmisch:
Zupan, von Budissin. Ihm war der militärische Schutz und die
administrative Leitung des ganzen Landes übertragen , während die
oberste richterliche Gewalt nach altslawischer Sitte von einem judex
oder advocatus provincialis, deutsch: Landrichter, böh-
misch: Zudar, geübt ward. Erst als Mitte des 43. Jahrhunderts die
Markgrafen von Brandenburg in den Besitz des Landes gelangten, finden
wir die oberste richterliche Gewalt mit der militärischen und admi-
nistrativen in e i n e r Hand vereinigt und den Träger dieser Gewalten
als Landvoigt, advocatus oder judex terrae, bezeichnet.
Später ward derselbe häufig auch bloss Voigt, im 44. Jahrhundert
meist Hauptmann oder Amtmann genannt. Als 4268 das bis-
herige „Land Budissin^, d. h. die gesammte damalige Oberlausitz, zwi-
schen den beiden Linien der Brandenburger in ein ^Land Budissin^,
d. h. jetzt die westliche Hälfte, und in ein „Land Görlitz^ , d. h. die
östliche Hälfte, getheilt ward, machte sich neben dem Landvoigt
von Budissin auch ein Landvoigt von Görlitz nöthig , welcher letz-
terer in dem zu diesem Zweck erbauten „Voigtshofe^ zu Görlitz resi-
III. Der Adel und die Landesherren. 29
dirte. Schon 4399 ward die Landvoigtei Görlitz wieder mit der zu
Budissin vereinigt. Da aber der Herzog Heinrich von Jauer sich da-
mals noch das Weichbild Lau ban vorbehielt, so setzte er nun über
dieses einen besonderen Voigt, dessen Funktionen und Revenuen aber
später an den Rath zu Lauban übergingen.
Den Burggrafen von Budissin oder später den Landvoigt der
Oberlausitz pflegte der jedesmalige Landesherr aus dem hohen
Adel seines eigenen Stammlandes zu wählen. Hierdurch schien
der Besitz des Nebenlandes um so sicherer gewahrt. Nur unter den
Brandenburger Herrschern begegnen uns ausnahmsweise bisweilen
auch Landvoigte aus dem Oberlausitzer Adel. Später zogen auch die
Sechsstädte einen Landvoigt aus dem böhmischen oder niederlausitzi-
sehen oder schlesischen Herrenstande einem einheimischen vor, weil
sie von jenem eine unparteiischere Handhabung der Justiz erwar-
teten. Nur gegen einen Landvoigt aus fürstlichem oder geistlichem
Stande erhoben beide Stände des Landes wiederholt, wenn auch nicht
immer mit Erfolg, Einspruch, wohl weil sie von einem gebomen
Fürsten fürstliche Willkür befürchteten. Erst seit 1549 pflegte der
Landvoigt wieder häufiger aus dem Oberlausitzer Adel er-
nannt zu werden. Als aber 1603 die Oberlausitzer Ritterschaft von
Kaiser Rudolph IL gegen ein demselben offerirtes zinsfreies Darlehn
Mm 50,000 Thalem das Privilegium zu erlangen holfte (wie es die
Niederlausitz in der That kurz vorher erworben hatte) , jedesmal sechs
Viersehildige aus dem Adel ihres Landes vorschlagen zu dürfen , aus
welchen dann der KOnig den neuen Landvoigt zu erwählen habe, da
erklärten sich die Sechsstädte abermals dagegen, weil hierdurch „die
Administration der lieben Justiz Abbruch leiden^ möchte, „zu einem
Fremden dagegen die streitenden Parteien jederzeit getrosteren Zu-
tritt genommen hätten^. So zerschlug sich das Projekt, und dem
Landesherm verblieb hinsichtlich der Wahl eines Land Voigts unum-
schränkte Freiheit.
Die Einkünfte des letzteren bestanden in Geld- und Getreide-
zinsen aus dem gesammten Lande, wofür derselbe für die Sicherheit
der Strassen zu sorgen hatte , und in den Erträgnissen von gewissen
Dörfern und Dorfantheilen, über welche ihm persönliche Herrschafts-
rechte zustanden. Von diesen „landvogteilichen Unterthanen" hatte
er. wie andere Rittergutsbesitzer, Hofedienste zu beanspruchen, bei
H^aigem Verkaufe ihrer Grundstücke Laudemien zu erheben, und
bei Todesfällen das Heimfallsrecht zu üben. Bisweilen überliess ihm
der König aus besonderer Gnade an ihn , den Landesherrn , heimge-
30 1- Abtheilung.
fallne LehngUter, welche darauf der Landvoigt in der Regel zu seinem
eignen Yortheil weiter verkaufte. Endlich durfte der Landvoigt die
Ertragnisse der von ihm im Namen des Landesherm geübten Ober-
gerichtsbarkeit ganz oder wenigstens zum grössten Theil für sich in
Anspruch nehmen. Wegen dieser nicht unbedeutenden Einkünfte
war das Amt eines Oberlausitzer Landvoigts sehr begehrt. Oft ver-
liehen es die böhmischen Könige daher an solche ihrer Dnterthanen,
denen sie Geld schuldig waren. So diente die Oberlausitzer Land-
voigtei oft als blosses Pfandobjekt. Oft aber trat auch ein Landvoigt
sein Amt um Geld an einen Anderen ab. So ward dasselbe zum
Handelsobjekt herabgewürdigt. In dem einen, wie dem anderen
Falle suchte, sich dann der neue Landvoigt durch Sportelsucht , Er-
pressung und Gewaltthätigkeit aller Art schadlos zu halten und
pflegte dabei die ständischen Privilegien und die verfassungsmäs-
sigen Gewohnheiten des Landes wenig zu respektiren. Die natürliche
Folge waren Klagen , Beschwerden , Prozesse der Stände gegen den
Landvoigt. Diesen Uebelständen suchte man seit Anfang des 45. Jahr-
hunderts dadurch vorzubeugen , dass jeder neue Landvoigt den Stän-
den feierlich ^geloben musste , sie bei all ihren Rechten, Freiheiten
und guten Gewohnheiten zu lassen ohne Arg^. Erst nach Ausstellung
eines derartigen schriftlichen Reverses wurde der Landvoigt von
<;len Ständen aufgenommen und ihm das Schloss zu Budissin über-
geben. Bisweilen nahmen die Stände aber auch den vom Landes-
herrn ernannten Landvoigt nicht auf und wussten durch Unterband-
lungen die Ernennung eines anderen durchzusetzen.
Schon die häufigen und langwierigen Reisen, welche der Land-
voigt an das wechselnde Hoflager der böhmischen Könige zu unter-
nehmen hatte, um denselben gelegentlich mündlichen Bericht zu er-
statten , gewisse Geschäfte persönlich bei ihnen zu erledigen und In-
struktionen von ihnen persönlich in Empfang zu nehmen, machten die
Einsetzung von Unterbeamten nöthig, welche in Abwesenheit des
Landvoigts die Landesgeschäfte fortführten. Dies Bedürfniss ward um
so dringender, da diejenigen Landvoigte, weiche ihr Amt nur als eine
einträgliche Pfründe betrachteten, sich nur selten in der Oberlausitz,
vielmehr für gewöhnlich auf ihren Gütern in Böhmen oder anderswo
aufhielten, und da seitdem 45. Jahrhundert die Landvoigteien der
Ober- und Niederlausitz ; sowie die Hauptmannschaft in Schlesien
meist in einer Hand vereinigt zu sein pflegten. Schon seit Mitte des
14. Jahrhunderts gab es daher neben dem Landvoigt oder dem Haupt-
III. Der Adel und die Landesherren. 31
mann, wie er eben damals meist genannt wurde, auch Unter-
haupileute. Diese erhielten, als die Oberlausitz in administra-
tiver Hinsicht in die beiden „Aemter^ Budissin und Görlitz getheilt
worden war, den Titel Amts hauptleut e. Sie wurden nicht vom
Könige, sondern von dem Landvoigt ernannt und besoldet, heissen
daher oft auch seine Diener. Später musste der Landvoigt sich ver-
pflichten, „keinen auslaindischen Mann, der im Lande nicht beerbt,
noch angesessen, zum Hauptmann anzunehmen" und den von ihm
designirten Hauptmann zuvor den Ständen „anzusagen", so dass
also letzteren ein Verwerfungsrecht zustand. Die Amtseinkünfte des
Amtshauptmanns von Görlitz waren übrigens so gering, dass sich
manchmal niemand fand, der dies verantwortungsvolle und zeitrau-
bende Amt anzunehmen Lust hatte. Der Amtshauptmann von Bu-
dissin war bei Abwesenheit oder Behinderung des Landvoigts dessen
natürlicher Stellvertreter. Er führte dann den Titel Verweser
oder Statthalter des Landes und übte alle Funktionen des Land-
voigts. So lange daher der Landvoigt nicht aus dem eingebomen Adel
ernannt ward, war die Amtshauptmannschaft zu Budissin das höchste
Ziel für den Ehrgeiz eines Oberlausitzer Adlichen.
Zur Treue gegen den Landesherm war der Adel nicht bloss, wie
der Stadtbürger, durch den allgemeinen Unterthaneneid , sondern
noch speciell durch den Lehn seid verpflichtet. Von dem Lan-
desherm hatte der Vasall sein Gut zu Lehn ; dafür hatte er Lehns-
dienst zu leisten, so oft jener ihn rief. In ältester Zeit erfolgten
die Belehnungen der Oberlausitzer Mannen stets unmittelbar
durch den Landesherrn selbst theils bei dessen gelegentlicher An-
wesenheit in der Oberlausitz , theils an dessen Hoflager in seinem
Siammlande. Lehnbriefe wurden nicht leicht ausgestellt; die
Lehnszeugen galten als hinlängliche Gewahr für die erfolgte Be-
lehnung. Nur die. geistlichen Stifter, deren erkaufte oder durch
Schenkung erhobene Güter vom Landesherm meist aus Lehn in Eigen
verwandelt wurden, pflegten sich der grösseren Sicherheit wegen
hierüber schriftliche Urkunden ausstellen zu lassen. So finden sich
in der Oberlausitz erst seit etwa Mitte des 44. Jahrhunderts Lehn-
briefe häufiger vor. Da zumal die böhmischen Könige nur sehr
selten in die Oberlausitz kamen , das Reisen der Vasallen nach Prag
aber, um die Lehn über ererbte oder erkaufte Güter zu empfangen,
sehr umständlich und kostspielig war, so erhielt später (seit dem
zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts) der Landvoigt die Ermäch-
32 1. AbtheiloDg.
tigung, Oberlausitzer Landgüter im Namen des Königs im Lande
selbst zu verreichen. Anfangs sollte eine solche Belehnung durch
den Landvoigt nur provisorische Geltung haben „bis zur persönlichen
Anwesenheit des Königs^ (usque ad nostram praesentiam) . Bald aber
fiel diese Beschränkung hinweg, und schon seit Mitte des 14. Jahr-
hunderts stand es den Oberlausitzer Vasallen frei, die Lehn entweder,
wie früher , unmittelbar bei dem Könige oder bei dem Landvoigt zu
suchen. In späterer Zeit (bis Ende des 16. Jahrhunderts) pflegten
nur die Besitzer der grossen Hen'schaften noch unmittelbar durch den
König belehnt zu werden. Den Landvoigten erwuchs aus der Aus-
stellung der nun üblich gewordenen Lehn-, Leibgeding- und Gunst-
briefe eine neue, nicht unerhebliche Einnahmequelle. Als später ein
besonderer (Amts-j Hauptmann zu Görlitz den Landvoigt in der
östlichen Landeshälfte vertrat , hatte derselbe wenigstens in den bei-
den Weichbilden Görlitz und Lauban auch die Lehn zu reichen. Erst
seit dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts aber wurden sowohl zu
Budissin, als zu Görlitz auch förmliche, freilich ziemlich ungenau
geführte Registraturen über alle vorgefallenen Belehnungen und
Leibgedinge angelegt, von denen halbjährig Duplikate nach Prag
eingesendet werden sollten. Wiederholt von Prag aus an den Land-
voigt ergehende Mahnungen deuten darauf hin, dass diese Einsen-
dung nicht eben immer regelmässig erfolgt sei.
Starb ein Vasall , ohne eheliche , männliche Nachkommen zu
hinterlassen, so fielen seine Lehngüter an den Lehnsherrn zu-
rück, der dann in der Regel einen anderen rittermässigen Mann,
um Geld oder aus Gunst, damit belehnte. Oft ward die Anwart-
schaft auf ein solches, auf dem Todesfall stehendes Lehngut
schon bei Lebzeiten des gegenwärtigen Besitzers einem Anderen
ei*theilt. Es war daher eine besondere Vergünstigung, wenn der
Landesherr nicht bloss einen einzigen Mann, sondern die sämmtlichen
männlichen Glieder einer Familie oder eine ganze Linie dieser Fa-
milie mit gewissen Gütern belehnte. Die erste solche Gesammt-
belehnung in der Oberlausitz datirt aus dem Jahre 1319, wo
Herzog Heinrich von Jauer, als neuer Landesherr im Lande Görlitz,
die Brüder v. Baruth mit ihrer Herrschaft Baruth zu gesammter
Hand (manu collata) belehnte. Zumal seit Anfang des 16. Jahrhun-
derts wurden diese Gesammtbelehnungen immer häufiger.
Besass ein Vasall keine Leibeslehnserben , so dass also sein Gut
voraussichtlich früher oder später an den Lehnsherrn zurückfallen
musste, so durfte er dasselbe aber auch nicht einmal verkaufen, wenn
III. Der Adel und die'Landesherren. 33
er auch noch so verschuldet war, weil hierdurch dem Fiskus der zu
hoffende Anfall wäre entzogen worden. Es war daher eine besondere
Vergttnstigung gegen den Oberlausitzer Adel, als König Ferdinand I.
4544 den schon früher bisweilen geübten „Vorritt'^ zu einem allge-
meinen Privilegium fttr die gesammte Oberlausitzer Ritterschaft erhob.
Gr bestimmte nämlich: „Wo einer [von Adel] keine männlichen Lei-
beserben hätte und so jung, gesund und staiii wäre, dass er in seinem
Kürass von der Erde auf ein hengstmässiges Pferd sitzen mag , wenn
er dasselbe vor dem Landvoigt erzeigt, soll er alsdann Macht haben,
seine Güter zu verkaufen^. Die Rüstungen, in denen dieser Vorritt
nach vorgeschriebenem Ceremoniell von Oberlausitzer Vasallen ge-
than worden , pflegten in dem Landhaus^ zu Budissin aufbewahrt zu
werden.
Einen noch weitergehenden Verzicht auf das landesherrliche
Heimfallsrecht bildete das 1575 von Kaiser Maximilian 11. dem Ober-
lausitzer Landstand ertheilte Privilegium der gesammten
Hand, wofür ihm 35000 Schock gezahlt worden waren. Durch
dasselbe setzte er fest, dass, wenn ein Oberlausitzer Vasall ohne ehe-
liche Leibeslehnserben stürbe, seine Güter, auch wenn er bisher
nicht in Gesammtlehn mit Anderen seines Geschlechts gestanden habe,
^n alle seine nächsten Schwertmagen männlichen Stammes bis in
den siebenten Grad vermüge sächsischen Rechtes nach rechter Sipp-
zabl fallen und stammen^ solle, und dass trotz dieser Gesammtbeleh-
nang dennoch „ein jeder von den Anderen ungehindert mit seinem
Gute frei thun und lassen mOge^.
Wie die Lehn ursprünglich von dem Landesherm selbst ertheilt
ward , so wurden auch Lehnsstreitigkeiten ursprünglich von ihm
selbst durch ein an seinem Hofe abgehaltenes Hof gericht entschie-
den. So ward z. R. 1312 ein derartiger Streit über oberlausitzisches
Lehngnt vor dem Hofgericht Markgraf Woldemars von Rrandenburg
zu Soldin in der Mark erledigt. Später wurden in der Oberlausitz
aodi derartige Entscheidungen dem Land vo igte übertragen. Als
aber dieser theils durch immer mannigfachere Geschäfte in Anspruch
genommen, theils durch Reisen aller Art häufig auf längere Zeit
ausser Landes geführt wurde , Hess derselbe (mindestens seit Mitte
des 45. Jahrhunderts) durch einen besonderen^ in der RegeV aus dem
Adel des Landes gewählten Hofrichter mit Zuziehung rittermäs-
siger Schoppen im Namen des Königs Hofgericht halten. Für die
Hannen der WeidibUde Görlitz und Lauban gab es beim Amte Görlitz
keinen besonderen Hofriehter; sondern der (Amts-) Hauptmann von
K B o t h e . OMch. d. Ob«rl. Ad«ls. 3
34 I- Abtheilung.
Görlitz hielt selbst das Hofgericht und zwar auf dem dasigen Voigts-
hofe ab. Bei diesen Hofgerichten wurde selbst noch in viel späterer
Zeit der uralte deutsche Gerichtsbrauch beobachtet, dass der Richter
mit dem Stabe in der Hand bei offenen Thttren das Gericht zu hegen
hatte.
Jedes Lehn wollte verdient sein durch dem Lehnsherrn zu lei-
stenden Lehnsdienst. Dieser Dienst zu Ross im Kriege pflegte
selbst bei etwaiger Befreiung eines Gutes von allen sonstigen Lei-
stungen an den Landesherm speciell vorbehalten zu werden. Indess
waren die Oberlausitzer Vasallen, wie ihnen schon 4349 König Johann
bestätigte, zur Lehnspflicht mir innerhalb der Grenzen der Oberlau-
sitz selbst, nicht ausserhalb verpflichtet. Wurden sie aber dennoch
entboten, ^dem Könige oder der Krone Böhmen zu Gute^, die Landes-
i^renze zu überschreiten , so hatte der König ihnen Sold zu zahlen
und für allen Schaden zu stehen. In solchen Fallen unterliess man
nach vollendetem Kriegszuge es auch nicht , sich einen besonderen
Versorg darüber ausstellen zu lassen^ dass die gethane Bewilli-
gung ihren alten Privilegien unschädlich sein solle. *Das Auf-
gebot der Oberlausitzer Mannen und Bürger erfolgte durch den
Landvoigt, ebenso die Führung während der Heerfahrt. Selten
übrigens war man zu einem Zuge über die Landesgrenzen hinaus
eben geneigt ; oft kauften sich beide Stände , die Landschaft wie die
Städte, lieber durch Zahlung einer Geldsumme von der persönlichen
Theiinahme am Kriege los. Immer also war die Stellung eines Ober-
lausitzer Gontingents von der jedesmaligen Bewilligung der Stände
abhängig.
Kurz nach dem für die Sechsstädte so verhängnissvollen Pönfalle
(4547) nöthigte König Ferdinand L er auch den Oberlausitzer Adel,
seine Verpflichtung zum Kriegsdienste ausdrücklich anzuerkennen.
Und zwar ward nach langen Verhandlungen endlich vereinbart , dass
die Landschaft 473 wohlgerüstete Pferde, „darunter kein Schütz sein
sollte^, zu stellen, hiermit dem Könige von Böhmen auch über die
Grenzen der Oberlausitz hinaus zu dienen^ doch von Uebei*schreitun^
der Grenze an Sold zu erhalten habe. Diese 473 Ritterpferde
wurden durch das erste Oberlausitzer M u s t e r r e g i s t e r von 4551,
beiläufig die allererste Aufzeichnung der zu einer bestimmten Zeit in
der Oberlausitz ansässigen Familien, nach der Grösse der Besitzungen
so repartirt, dass auf die grossesten mehrere Pferde, auf kleinere
dagegen nur einzelne Füsse, ja einzelne Nägel gelegt wurden.
III . Der Adel und die Landesherren. 35
Ausser zu dem Lehndienst im Kriege war aber der Adel, gleich
den Bürgern und Bauern, dem Landesherm auch zu gewissen Ab-
gaben im Frieden verpflichtet. Dieselben zerfielen in die ordent*
liehe Steuer oder den Schoss (exactio), der auf dem Lande von
jeder bebauten Hufe (Schosshufej alljährlich erhoben ward , und in
tiusserordent liehe Steuern, die nur bei besonderen Gelegenheiten,
als Krönung des Landesherm, Aussteuer einer Prinzessin etc. von
der Regierung besonders begehrt und von den Ständen bewilligt
wurden. Daher nannte man eine solche ausserordentliche Steuer
auf deutsch Bete oder Bede, auf böhmisch Borna, auf latei-
nisch petitio oder precaria. Nach und nach aber wurde auch
die Bede zu einer feststehenden , alljährlich zu leistenden Abgabe,
die z. B. 4344 für die Mannschaft des Görlitzer Landes 6 Prager Gro-
schen, 4 Scheffel Korn und 2 Scheffel Hafer von jeder Schosshufe,
für die Mannschaft des Budissiner Landes aber 4345 42 Prager Gro-
schen, 4 Scheffel Korn und 2 Scheffel Hafer betrug. Zu jenem Schoss
und dieser Bede kamen aber in der Folge noch anderweitige ausseror-
dentliche Steuern , welche von den stets geldbedUrftigen böhmischen
Königen bei verschiedenen Gelegenheiten begehrt , von den Ständen
aber oftmals verweigert oder wenigstens durch Verhandlungen herali-
gemindert wurden. So besassen denn die Oberlausitzer Stände un-
zweifelhaft schon seit ältester Zeit auch das Steuerbewilligungsrecht.
Die ausserordentlichen Steuern wurden stets dem gesammten
Lande Oberiausitz auferlegt, und den Ständen blieb es überlassen,
die Gesammtsumme unter sich zu repartiren, theils zwischen
den beiden Ständen — „Land und Städten^ — , theils in jedem
Stande nach der Grösse der betreffenden Besitzungen. Da die geist-
lichen Stifter für ihre zahlreichen Güter und ebenso auch die grossen
Herrschaften Steuerfreiheit vorschützten, und die Sechsstädte für
ihre Landgüter nicht mit „dem Lande^, sondern mit der Corpora-
tion der Städte steuerten, so mögen die Güter des Adels durch
diese ausserordentlichen Steuern in der That oft hart bedrückt
worden sein.
Die Erhebung der Steuern und die Ablieferung derselben an
den landesherrlichen Fiskus lag ursprünglich dem Land voigt ob.
Als aber infolge des Pönfalls (1547] alle bisher den Städten gehörigen
Landgüter confiscirt, ja die Sechsstädte selbst zu königlichen Kammer-
gutem erklärt worden waren , machte diese gewaltige Vermehrung
der landesherrlichen Revenuen auch die Einsetzung einer besonderen
Bskalischen Behörde in der Oberlausitz nöthig. Sie führte die Be-
3»
36 !• Abtheilung.
Zeichnung Landeshauptmannschaft und bestand aus dem
Landeshauptmann, aus dem Gegenhändler, als dem aus-
führenden Organ des vorigen, später auch noch aus einem Kammer-
p r 0 k u ra to r, als juristischem Beirath. Zum ersten Landeshauptmann
wurde 1549 Dr. Ulrich v. Nostitz auf Ruppersdorf ernannt. Seitdem
hatte der Landeshauptmann sämmtliche landesherrliche Steuern und
Abgaben . auch das von den Städten zu zahlende Biergeld , und die
Revenuen der königlichen Landgüter in Empfang zu nehmen, die aus
der ObergerichtsbariLeit im ganzen Lande fliessenden Bussen und
Strafgelder einzuziehen , auf die etwa auf Todesfall stehenden Lehn-
gttter Acht zu haben , kurz überall das Interesse des königlichen Fis-
kus zu wahren und zu vertreten. Seinem Range nach war er zwar
dem Landvoigt untergeordnet, aber innerhalb seines Geschäftskreises
völlig selbständig. Ernannt wurde er von dem König aus dem ober-
lausitzischen Adel, bis 4603 die Stände gegen Erlegung von 7000 Thlr.
von Kaiser Rudolph II. das Privilegium erlangten, dass sie zur Neu-
besetzung des Amtes jedesmal sechs Angesessne vom Herren- oder
Ritterstande der Oberlausitz dem Könige vorschlagen dürften , aus
denen dieser den Landeshauptmann erwählen werde.
Alles Recht ward gesprochen im Namen des Landesherrn. In der
Oberlausitz vertrat denselben als obersterRlchter bis Mitte des
43. Jahrhunderts ein besonderer Landrichter (judex oder advoca-
tus provincialis] ; seitdem war auch die oberrichterliche Gewalt dem
Landvoigt übertragen. Und zwar standen demselben die Ober-
gerichte, d. h. wesentlich die Untersuchung und Bestrafung der
schwereren Criminalvergehen, ursprünglich über alle drei weltlichen
Stände : den Adel, die Bürger und die Bauern, zu. Unter ihm übten
die Erbrichter in den Sechsstädten und die Dorfrichter auf dem
Lande die niedere Gerichtsbarkeit.
Wie in anderen Ländern wurden ursprünglich auch in der Ober-
lausitz bei den jährlich abgehaltenen drei Landdingen neben den
sonstigen Landesgeschäften auch alle wichtigeren Streit- und Rechts-
sachen erledigt. Der Landvoigt hegte dabei das Gericht ; das Urtheil
ward gefunden durch von ihm berufene Schoppen. Nach und nach
aber erlangten die königlichen Städte infolge besonderer Privile-
gien für ihre städtischen Erbgerichte die Obergerichtsbarkeil , d. h.
wesentlich den Blutbann, zunächst innerhalb ihrer Mauern, also über
ihre Bürger, dann auch über die Bauern auf den der Sladtcommun
oder einzelnen Bürgern gehörigen Dörfern, «idiich in manchen Fällen
III. Der Adel und die Landesherren. 37
sogar ttber Ritterbttrtige. So ging ein grosser Theii der Obei^erichts-
barkeit von dem Landvoigt über an die Stttdte. Die verbleibenden
Rechtsstreitigkeiten des Adels kamen nach und nach von den frühe-
ren LanddiDgen an die beiden Aemter zu Budissin und zu Görlitz.
So wurden diese Adelssachen , ebenso wie die Lehnssachen, in Bu-
dissin vor dem besonderen Hofrichter, in Görlitz vor dem (Amts-)
Hauptmann mittels zugezogener Schoppen von Adel entschieden.
Wenn aber zwischen verschiedenen Landstanden, z. B. zwischen
einer Stadt auf der einen und einem Adlichen, oder einem geistlichen
Stift , oder auch dem gesammten Adel des betreffenden Weichbilds
auf der anderen Seite Streitigkeiten entstanden , so wurden diese
(mindestens seit Mitte des 45. Jahrhunderts) vor das Gericht von
Land und Städten, später Judicium ordinarium genannt,
gebracht. Dasselbe war zusammengesetzt aus „Y erordneten von
Land und Städten^, d. h. aus Vertretern der beiden politischen
Stände des Landes , und wurde nur zu Budissin unter Vorsitz des
Landvoigts oder seines Stellvertreters abgehalten. Es war dies der
oberste Gerichtshof des ganzen Landes, der wohl zuweilen Rechts-
belehrung bei dem Schöppenstuhle zu Magdeburg einholte, von dem
aber eine Appellation ursprünglich nicht gestattet war. Erst nach dem
PönfaH verbot König Ferdinand I. 4548 den Rechtszug nach Magde-
burg und verordnete als oberste Appellationsinstanz auch für die
Ohertausitz den Appellationshof zu Prag.
Glaubte sich aber ein Adlicher von einem Anderen seines Stan-
des an seiner Ehre verletzt , so stand es ihm (seit Mitte des 46. .lahr-
hunderts) frei, statt bei dem Hofgericht einen Injurienprocess an-
hängig zu machen , bei dem Landvoigt um die Bestellung einer so-
genannten Ehrentafel oder eines Ritterrechts nachzusuchen.
Für dieses — auch in der Niederlausitz und in Schlesien übliche —
ausserordentliche Ehrengericht ernannte der Landvoigt einen beson-
deren Marschall , der nach eigenthümlichem Geremoniell das Gericht
in Gegenwart des Landvoigts zu hegen hatte , desgleichen einen be-
sonderen Herolcf und 48 Beisitzer, sämmtlich von Adel.
Auf seinen Gütern stand dem Adel von jeher die niedere Ge-
richtsbarkeit zu, die er durch seine Dorfgerichte üben Hess. Zu-
erst erlangten die Besitzer der grossen Herrschaften , infolge beson-
derer Privilegien auch andere Rittergutsbesitzer die Obergerichte
auf ihren Gütern. Als die Sechsstädte infolge des Pönfalls die bisher
mit grosser Strenge auf ihren Dörfern geübte Obergerichtsbarkeit
verloren hatten , vermehrten sich sofort die Griminalverbrechen auf
38 I. Abtheilung.
dem Lande in bedenklichster Weise. Darum ertheilte 4562 König
Ferdinand I. die Obergerichtsbarkeit nicht nur den Sechsstädten aufs
neue, sondern (unter gewissen Beschränkungen) auch allen den
Rittergutsbesitzern, welche bis dahin dieselbe nicht besessen hatten.
Seitdem übte jeder Gutsbesitzer auf seinem Gute auch die Oberge-
richtsbarkeit.
Aus den uralten, dreimal im Jahre abgehaltenen Landdingen
oder Landesversammlungen gingen im Laufe der Zeit die drei will-
kürlichen, d. h. regelmässigen, durch die Willkür des Landes
festgesetzten Landtage hervor. Ausserordentliche Landtage wurden
berufen, so oft ^Nothsachen vorfielen^, d. h. so oft wichtige Landes-
angelegenheiten eine sofortige Berathung und Beschlussfassung nöthig
machten , oder auch so oft der Landesherr besondere Botschaft an die
Stände wollte gelangen lassen. Nur diese ausserordentlichen Land-
tage wurden von dem Landvoigt besonders ausgeschrieben ; zu den
regelmässigen durften sich die Stände auch ohne specielle Berufung
selbständig zu Budissin versammeln. Zu erscheinen hatten sämmt-
liche Landsassen , sowie Abgeordnete der Sechsstädte. Diese Land-
tage bildeten die berathende, beschliessende, gesetzgebende Landes-
versammlung. Ueber die von dem Landvoigt oder von den spe-
ciell entsendeten königlichen Commissaren vorgelegten Propositionen
berieth zuerst jeder der beiden Stände^ Ritterschaft und Städte,
separatim; dann „wurden die Meinungen zusammengetragen^, d. h.
beide Stände traten zu gemeinsamer Berathung zusammen , um wo
möglich eine einmUthige Erklärung über die Propositionen zu verein-
baren. Endlich erschienen beide Stände vor dem Landvoigt oder den
Commissaren, und nun erst begannen die eigentlichen Verhandlungen
zwischen der Regierung und den Ständen.
Da der regelmässige Besuch der Gesammtlandtage zu Budissin
zumal für die Landsassen der östlichen Landeshälfte ziemlich be-
schwerlich war, so ward für diese, wie es scheint, erst seit An-
fang des 16. Jahrhunderts, der Partikularlandtag zu Görlitz
Lflirgeführt. Nur einmal im Jahre und zwar jedesmal bald nach dem
ersten Budissiner Landtage ward derselbe von dem (Amts-) Haupt-
mann zu Görlitz für die Mannen der W^eichbilde Görlitz , Zittau und
Lauban ausgeschrieben und auf dem Voigtshofe zu Görlitz abgehalten.
Die betreffenden drei Städte waren auf demselben nicht vertreten.
Die Landesältesten des Görlitzer Kreises referirten den Landsassen,
was sich in Landessachen während des verflossenen Jahres zugetragen,
III. Der Adel und die Landesherren. 39
worauf Wahlen vorgenommen und Kreisangelegenheiten verhandelt
wurden.
Diese Aeltesten (seniores} waren schon seit frühester Zeit
die speciellen Vertreter der Ritterschaft. Ursprünglich hatte deren
jedes Weichbild 4 bis 6, seitdem die gesammte Oberlausitz in die bei-
den Kreise Budissin und Görlitz eingetheilt war, gab es für jeden
Kreis nur noch zwei Landesdlteste. Erwählt wurden dieselben
von den Landsassen ihres Kreises , vom Landvoigt dagegen wurden
sie bestätigt. Sie sollten die natürlichen „Rathe^ des Landvoigts sein,
mit denen derselbe über alle an den Landtag zu bringenden Proposi-
tionen eine Vorberathung anstellen sollte. Sie hatten das Recht, bei
dem Landvoigt um Ausschreibung eines ihnen etwa nöthig erschei-
nenden Landtages nachzusnchen. Wenn aber ,,etwas Eilendes vorge-
fallen'*, durften sie auch selbständig „Etliche mehr von den Ständen
vorschreiben und mit diesen der hohen Obrigkeit und des Landes
Sachen berathen^. Solche von den Landesältesten zusammenberufene
Versammlungen hiessen Ausschüsse, für welche die betreffen-
den Theilnehmer alljährlich neu gewählt wurden.
Aus dem Bisherigen ergibt sich , dass in der Oberlausitz die
landesherrliche Gewalt nur eine sehr beschränkte war, und dass der
Landtag zu Budissin den fast autonomen W^illen des Markgrafthums
Oberlausitz repräsentirte. Denn dieser Landtag war berechtigt, auch
ohne besondere Einberufung dreimal im Jahre zusammenzutreten,
über Landesangelegenheiten zu berathen und zu beschliessen , sich
selbst Landesordnungen zu geben, Verträge und Einigungen zu
schliessen etc., nur dass diese nachträglich der Bestätigung des Lan-
desherm bedurften. Der Landtag hatte aber auch das Recht, nicht
nur einen neuen Landvoigt, sondern sogar den jedesmaligen neuen
Lindesherrn selbst speciell auf- oder anzunehmen , also auch zu ver-
werfen , und jene Auf- und Annahme abhängig zu machen von der
Ausstellung eines schriftlichen Gelöbnisses, das Land Auf Grund der
Privilegien und Gewohnheiten desselben verwalten zu wollen , be-
ziehentlich von der Neubestätigung dieser Privilegien und Gewohn-
heiten. Der Landtag hatte ferner das Recht, alle ausserordentlicfttn
Steuern , sowie die Leistung von Kriegshülfe ausserhalb des Landes
jedesmal speciell zu bewilligen , also auch zu verweigern. Zugleich
hildete er den obersten Landesgerichtshof, indem nach Berathung der
allgemeinen Landesangelegenheiten ständische Ausschüsse zu Abhal-
tung des Judicium ordinarium zusammentraten.
40 I* Abtkeiluog.
IV. Der Adel und die Kirche.
RiUerthum und Kirche, die beiden fast das ganxe Mittelalter
hindurch dominirenden Stände haben gemeinsam diesem Zeiträume
sein eigenthttmliches Gepräge verliehen. Anfangs waren sie darauf
angewiesen, sich gegenseitig zu ergänzen; jenes lieh der Kirche
seinen starken Ann; diese zähmte des Ritterthums rohe Kraft und
gab ihm eine höhere Weihe. Aber auch späteriiin gingen ihre beider-
seitigen Interessen meistens Hand in Hand.
Auch das Milzenerland ward, wie ftir das deutsche Reich, so zu-
gleich für den christlichen Glauben erobert. Lange Zeit konnte
auch die Herrschaft des Ghristenthums nur aufrecht erhalten werden
durch das Schwert des darin sesshaft gewordenen deutschen Adels.
Und selbst als jeder äussere Widerstand der Slawen längst gebrochen
war, dauerte jener stille Kampf noch fort, den der auf seinem ein-
samen Hofe mitten unter Wenden lebende christliche Rittersmann
mit dem alten Heidenthum seiner Hörigen zu bestehen hatte. Lange
noch werden die nur äusserlich christianisirten Wenden bei dunkler
Nacht in verschwiegenem Haine oder auf unzugänglichem Bergesgipfol
ihren alten Göttern geopfert und um Befreiung nicht nur von den
neuen Herren, sondern auch von dem neuen Glauben gebetet haben.
Noch Anfang des 43. Jahrhunderts, wo die ersten urkundlichen
Nachrichten beginnen , war es td>rigens um das Kirchenthum in
der Oberlausitz traurig genug bestellt. Ausser der Petrikirche zu
Budissin, jedenfalls der ältesten im ganzen Lande, welche 4224
zu einem CoUegiatstift des Bisthums Meissen und zu dem kirchlichen
Mittelpunkt für die (eigentliche) Oberlausitz erhoben ward, gab es
bis tief in's 42. Jahrhundert hinein, wohl kaum noch andere Kirchen,
als die zu Goda, der Tradition zufolge 4076 von Bischof Benno von
Meissen erbaut, die zu J a u e r n i k und die zu S e i d e n b e r g. Hierzu
kamen im Laufe des 43. Jahrhunderts noch die Kirchen in den neu
entstandenen Städten. Ausserdem werden während dieses Jahrhun-
derts bloss noch etwa 20 Dorfkirchen urkundlich eniv-ähnt.
Der Umfang der einzelnen Parochien war daher ursprüng-
lich ein ganz gewaltiger. Noch Mitte des 46. Jahrhunderts umfasste
G ö d a nicht weniger als 66 Dörfer, und doch hatten sich mindestens
schon im 44. Jahrhundert die beiden ehemaligen Filiale Gaussig und
Neschwitz mit zahlreichen eingepfarrten Ortschaften (gegenwärtig 34
und 22) als selbständige Parochien davon abgelöst. Zu der Pärochie
lY. Der Adel und die Kirche. 41
Jauernik in der östlichen Oberiausitz gehörte ursprünglich alles
Land bis Ebersbach hinter Görlitz und die gesammte Bemstadter
Pflege. Die sämmtlichen Dörfer der Görlitzer Landesheide waren ur-
sprünglich nach Langenau eingepfarrt. Auch die ganze Herrschaft
Ruhland bildete bis zur Refomiationszeit nur eine einzige Pfarrei ,
indem der Pfarrer von Ruhland nur Kapiäne in Hohenbucka , Lin-
denau und Kreppen hielt.
Da mochte es denn für manchen frommen Rittersmann einen
langen und beschwerlichen Ritt geben, wenn er sich an Sonn- und
Festtagen, vielleicht mit Frau und erwachsenen Söhnen und Töchtern
nach dem fernen Kirchort begeben, oder wenn er gar ein neugebornes
Kindlein, eiligst, wie es Brauch war, taufen oder jemand von den
Seinen in der geweihten Erde wollte bestatten lassen. So führte auch
in der Oberlausitz , wie anderwärts, zunächst das eigene Bedürf-
nissden Adel zu Errichtung neuer Kirchen auf seinen eignen
Gütern. Und hierdurch gewann zugleich das Christenthum selbst
fesleren Boden in der umwohnenden wendischen Bevölkerung.
Unter allen Oberlausitzer Adelsgeschlechtem leuchtet an thätiger,
aufopfernder Fürsorge für die Förderung des kirchlichen Wesens,
also an Frömmigkeit im Sinne jener Zeit, vor allem das der Herren
V. Kamenz hervor. Bernhard I., der Erbauer der Stadt Kamenz,
gründete daselbst (nach 4800) auch das erste Kirchenwesen. Sein
Sohn Bernhard II. stellte die abgebrannte Kirche wieder her und ver-
mehrte noch das Pfarrgut , zu welchem natürlich der Decem aus den
zahlreichen, bis zur Grenze von Hoyerswerde reichenden, einge-
pfarrten Dörfern gehörte ^^). Nicht minder hatten die Herren v. Ka-
menz die Kirche zuKrostwitz, der Tradition zufolge auf der Stelle
eines alten heidnischen Tempels, und die zuWittichenau (beide vor
4248J erbaut und mit reichlicher Widemuth ausgestattet, desgleichen
dicht vor den Mauern der Stadt Kamenz das Maria-Magdalenen-Hos-
pital gestiftet. In ähnlicher Weise bauten, wie es scheint, die
Herren v. Schönburg (vor Mitte des 43. Jahrhunderts) ebenso wie
die Stadt Bernstadt, so auch die Kirche daselbst, die erste auf dem
ganzen Eigen. Und schon vor Ende des Jahrhunderts gab es auch in
den umliegenden Dörfern Schönau, Dittersbach, Berzdprf bereits
selbständige Kirchspiele. So gründeten 4353 (nicht 1322) die
V. Metzradt auf ihrem Gute Milkel eine erste Kirche. — Ueber die
selbstgegrttndeten Kirchen besassen die Gründer das Collaturrecht.
W) Cod. Lug. II. 4.
42 I* Abtheiliing.
In ähnlicher Weise verdanken wohl auf all den grösseren Rittergütern
die Ortskirchen sammt den zugehörigen Pfarreien den Ritterguts-
besitzern des Orts ihre Entstehung. So entwickelte sich das Patro-
n a t s r e G h t als ein ganz selbstverständliches, historisch begründetes.
Mancher reiche Schlossbesitzer erbaute sich auch in oder bei sei-
nem Schloss eine eigene Kapelle, so die Burggrafen v. Dohna auf
ihrer Burg Grafenstein, so Heinrich v. Kittlitz (4382) in seinem
Schloss zu Baru th. Der bei letzterer angestellte Kaplan erhielt freie
Kost, jahrlich 4 Schock Groschen und den Ertrag der Gerichtsschreiberei
aus der ganzen Herrschaft 3&) . Auch die Herren von Schreibersdorf
hatten seit etwa 4454 in ihrem Schlosse zu Neschwitz eine eigene
Kapelle. Auf der landesherrlichen Burg von B ud i s s i n gab es bis An-
fang des 43. Jahrhunderts noch keine. Da stifteten 1225 (nicht 4222)
eine Anzahl „Ritter des Budissiner Gebiets'* ^} gemeinschaftlich eine
solche aus eignen milden Beiträgen (de suis elemosinis) . Die Einen
wiesen dazu Geld , die Meisten Naturalgeßllle auf ihren Gütern an.
Vielleicht waren dies sämmtlich Burgmannen von Budissin, die, wie
sie auf ihren Burglehnhäusern nicht unter Stadtrecht standen, so
auch in kirchlicher Beziehung nicht von dem Stadtpfarrer abhängig
sein wollten. Ihre Güter wenigstens lagen sämmtlich in unmittel-
barer Nähe von Budissin.
Auch in späteren Zeiten, als die Menge der Landkirchen sich
gewaltig vermehrt hatte , bewährte sich der fromme Sinn des Land-
adels durch ausserordentlich zahlreiche Schenkungen an die
Kirchen oder deren Pfarrer. Bald wurden neue Altäre mit beson-
deren Messpriestem gestiftet, bald das Einkommen der Pfarrer durch
Aecker, Wiesen, Waldungen verbessert, bald einzelne Widemuths-
bauem , ja ganze Dorfschaften mit allen gutsherrlichen Rechten den
Pfarrern überwiesen. So waren einzelne der letzteren zugleich Erb'-
und Gerichtsherren theils im eignen, theils in einem eingepfarrten
Dorfe, so der Pfarrer zu Lobau Erbherr in Kottmarsdorf, der zu Kitt-
litz in Breitendorf, der zu Radibor in Kamina , der zu Göda in einem
Theile dieses Dorfes, der zu Bemstadt über einzelne Bauern auf
dem Eigen.
Nur wenige Ad liehe aber waren reich genug, Gott und seinen
Heiligen zu Ehren, sich und ihrer ganzen Familie zum sicheren
Seelenheil, sogar ein Kloster zu gründen.
8») Urk.-Verz. I. 113. 36) Cod. Lu«. 33 und besser: Laus. Magaz ia^9. 345.
IV. Der Adel und die Kirche. 43
Das Klosterwesen hat in Vergleich zu anderen Ländern in der
Oberlausitz keine besonders reiche Entwicklung gewonnen. Aller-
dings entstand, aber erst nach und nach und innerhalb eines Zeit-
raums von mehr als dritthalb hundert Jahren in jeder Sechsstadt
ein Franziskaner- (oder Minoriten-, auch Barfüsser-] Kloster, zu-
erst das zu Görlitz (der freilich sehr unsicheren Tradition nach 4234
begonnen und 4245 eingeweiht], dann das zu Budissin (nicht früher
als kurz vor 4248), das zu Zittau um 4268, das zu Lauban 4273, das
zu Löbau 4336, endlich noch kurz vor der Reformation (4493) das zu
Kamenz. Es ist nicht wahr, dass die Mehrzahl derselben (die zu
Görlitz , Budissin , Lauban) von Landesherren gegründet worden sei ;
nur das zu Zittau scheint von den Grundherren , den damals auf
Barg Rohnau residirenden Herren v. Zittau (spater v. Leipa genannt)
den Bauplatz, den Klostergarten, vielleicht sogar einen Theil des
Baumaterials angewiesen erhalten zu haben. Wie in anderen Län-
dern wurden auch in der Oberlausitz den als Predigern und Beich-
tigern allgemein beliebten Franziskanern von der Bürgerschaft selbst
innerhalb der Mauern ihrer Städte Klöster errichtet. Galten ja doch
die Klöster und ihre Insassen als die mächtigsten Fürbitter bei Gott.
Da die Franziskaner, als zu den Bettelorden gehörig, mindestens
keinen Landbesitz haben sollten, so konnte der Adel denselben seine
Verehrung nur durch Schenkung städtischer Grundstücke erweisen.
So sollen „die v. Wirsing ihr Gut", wahrscheinlich ein Stadtvor-
werk zu Görlitz , den dasigen Mönchen zum Bauplatz , die v. Panne-
witz denen zu Budissin einen Garten zu einer Ziegelei geschenkt
haben. So überliessen den letzteren auch die v. M e t z r a d t auf Milkel
4324 [nicht: 4224) einen Platz (area) in Budissin zu beliebiger Ver-
wendung, wogegen „für ihr und ihrer Vorfahren, ihrer Verwandten und
Freunde, lebender und verstorbener, gegenwärtiger und zukünftiger,
Seelenheil^ täglich von den Mönchen eine Messe gelesen werden sollte.
Zu gleichem Zweck üben^ines denselben 4334 Adele geb. v. Panne-
witz, Wittwe Günthers v. Rechenberg, ein Haus auf dem Burg-
iehn. Andere Adliche stifteten theils diesem, theils anderen Franzis-
kanerklöstern jährliche Lieferungen an Häringen, Karpfen etc. oder
erwiesen sich durch sonstige Vermächtnisse als ,,grosse Wohlthäter**
der Mönche; ja viele Hessen sich nicht nur in der Klosterkirche, son-
dern sogar in der Mönchskutte von denselben bestatten. Das noch er-
haltene Necrologium der Franziskaner zu Görlitz 3^) zählt alle diese
57) N. Script, rer. Ins. I. 265 flg.
44 I* Abtheilnog.
Stiftungen, eine Budissiner Urkunde von 4345 s^) wenigstens die Na-
men der bis dahin im dortigen Kloster Begrabenen, btlrgerlichen
wie adlichen Standes, auf. In der Klosterkirche zu Zittau liegen
I eine Menge Glieder der burggräfiich Dohna'schen Familie auf Grafen-
stein bestattet.
m
Von den übrigen Oberlausitzer Klöstern verdanken nicht weniger
als drei ihre Entstehung landesherrlicher Munificenz. So ward das
der Cisterzienserinnen zu Marienthal (kurz vor 4234) von Kuni-
gunde, Gemahlin König Wenzels I. von Böhmen, der Tochter König
Philipps von Schwaben, des Hohenstaufers, gestiftet; den Grund und
Boden aber gab der Burggraf Otto (I.) v. Dohna, der damalige In-
haber der Herrschaft Ostritz. So baute 4320 Herzog Heinrich von
Jauer, damals Landesherr der östlichen Oberlausitz, zu Lauban das
JungfrauQnkloster Mariae Magdalenae von der Augustiner Regel; so
4369 Kaiser Karl IV. das Gölestinerkloster auf dem Oybin. Von den
Herren v. Zittau (später v. Leipa} aber dürfte (gegen Ende des 43.
Jahrhunderts] der ritterliche Orden St. Johannis des Täufers herbei-
gerufen und ihm die beiden Comtureien zu Zittau und Hirsch-
felde geschaffen und reichlich ausgestattet worden sein.
Nur ein einziges Kloster, das der Cisterzienserinnen zu Marien-
stern, ist ganz und gar die Stiftung eines Oberlausitzer Adelsge-
schlechtes, nämlich der Herren v. Kamenz. Die Brüder Witego I.,
Bernhard III. und Bernhard IV. (nicht Burchard} die Söhne Bern-
hards II., und „ihre geliebte Mutter Mabilia^ (nicht Manilia) begannen
4248 den Bau desselben und dotirten es mit den Pfarreien zu Kamenz,
KTOStwitz, mit dem Hospital zu Kamenz, femer mit all ihren Allodial-
gütem am Klosterwasser und einer Menge ihrer Lehngüter. Be-
sonders war es der zweite dieser Brüder, Bernhard III., später
Propst, endlich Bischof von Meissen, der sowohl „all j»ein ererbtes
Hab und Gut, bewegliches und unbewegliches, ja was er persönlich
noch hinzuerworben"^, der neuen Familienstiftung überwies und ein
langes, vielbewegtes Leben hindurch dieser seiner Schöpfung rathend,
. helfend und schützend zur Seite stand. Mit Recht wird derselbe da-
her noch heut von dem Kloster als der eigentliche Stifter von Manen-
stern verehrt. Die Freigebigkeit der Väter ward auch von den Söhnen
und Nachkommen fortgesetzt und hierdurch allerdings jene Verar-
mung miterzeugt, an welcher endlich die einst so reichen und mäch-
tigen Herren v. Kamenz zu Grunde gingen.
«) Cod. Las. 347 flg.
IV. Der Adel und die Kirche. 45
Andere Klöster hat es in der Oberlausitz nicht gegeben. Wohl
hat man an vielen Orten altes Mauerwerk, dessen Ursprung und Be-
deutung man sich nicht zu erklären vermochte , auf ein ehemals da-
selbst befindliches Kloster zurückführen wollen, so in Wittchendorf,
Oppach , Kittlitz , Malschwitz , Milstrich , am Keulenberg bei Königs-
brück, zu Kortitz in der Herrschaft Hoyerswerde; allein all diesen
lokalen Sagen liegt keinerlei historische Wahrheit zu Grunde.
Besonders waren es die beiden Frauenklösterzu Marienstem
und Marienthal, denen der Adel des Landes das regste Interesse und
die freigebigste Zuneigung entgegenbrachte. Ihrer Obhut tibergab
er am liebsten seine Töchter, denen der Schleier hinter den ge-
weihten Mauern in jenen rohen Zeiten in der That einen sicheren
Schutz, ja eine vielfach freiere Existenz verlieh. Von den sechs
Töchtern Bernhards lY. v. Kamenz, eines der Stifter von Marienstern,
traten nicht weniger als vier in dies Kloster, „um Gott zu dienen^. Es
sind durchaus Töchter aus den ersten Geschlechtern nicht nur der
Oberlausitz selbst, sondern auch der benachbarten Länder Meissen und
Böhmen, welche bis in das 4 6. Jahrhundert hinein uns als Abbatissin-
aen und Priorinnen dieser beiden Cisterzienserinnenklöster begegnen.
Bei ihrer Aufnahme musste jede Nonne dem Kloster eine ge-
wisse Summe als Aussteuer oder Mitgift (dos) zubringen. In
Marienstem waren hierfür 50, allenfalls auch 30, in Marienthal, wie
es scheint, nur 20 Mark (etwa 700 Thlr., 480 Thlr., 280 Thlr.) üblich,
selbst letzteres noch eine für jene Zeit ausserordentlich hohe Summe.
Jene Klöster trugen also ein hocharistokratisches Gepräge. Nur
wenige Adliche konnten über so viel baares Geld verfügen. Sie
pflegten daher statt dessen dem Kloster auf ihren Gütern soviel
Bauern, liegende Gründe, Wälder etc. zu überlassen, dass die Jahres-
rente davon einem zehnprocentigen Zinsertrage jener Summe gleich-
kam. Wohl wurden bisweilen adliche Nonnen auch „ohne Geld auf-
genommen^; dann aber versprachen die Angehörigen (so z. B. 439^
die Brüder Borso I. und Bernhard VI. v. Kamenz für ihre Schwester)^
^sobald der allmächtige Gott sie etwas mehr mit zeitlichen Gütern
segnen werde^, die übliche Ausstattung nachträglich noch erlegen
zu wollen.
Entgegen der strengen Klosterregel durften aber diese Cister-
zienserinnen auch gewisse persönliche Einkünfte besitzen.
Sehr häufig werden denselben daher auch nach ihrer Einkleidung
von Aeltem und Verwandten abermaU Geldzinsen und zwar meist
mit der Bestimmung überwiesen, dass diese Zinsen aammt den be-
46 I- Abtheilung.
treffenden Zinsbauem nach dem Tode der Niessnutzerin an das Kloster
selbst fallen sollten.
So wuchs aller Orten der Besitzstand der Kirche schon
durch die unmittelbaren Schenkungen , zumal von Seiten des Adels.
Doch nicht bloss zu geben , auch zu empfangen pflegte der Adei
von der Kirche. Sehr oft traten die jüngeren Söhne der Familie in
den geistlichen Stand, wo sie auf bequeme und einträgliche Pfrün-
den rechnen konnten'®]. Häufig machten adliche Patrone ihre Söhne
oder Verwandten zu Pfarrern in ihren Kirchdörfern. So beriefen die
V. Maxen 4357 einen Hugo v. Maxen in ihrem Seifhennersdorf, so die
V. Stewitz 1367 einen Nickel v. Stewitz in ihrem Wittchendorf, so
I die Burggrafen v. Dohna auf Grafenstein ebenfalls im 44. Jahrhundert
einen ihres Geschlechtes in ihrem Grottau zum Pfarramt. So war im
ersten Viertel des 45. Jahrhunderts Ramfold v. Gersdorff Pfarrer und
Mitbesitzer von Reichenbach, so bis zu seinem Tode (4527) Simon
Emmerich Pfarrer und Mitbesitzer von Ludwigsdorf, so (4530)
Siegsmund v. Bischofswerder Altarist in dem ihm und seinen Brü-
dern gehörigen Ebersbach. — Auch die sehr einträglichen Pfarreien
in den Sechsstädten, von denen zumal die zu Görlitz wegen ihres
Einkommens weit und breit berühmt war, hatten oftmals Adliche
inne; so war in Löbau 4353 ein Otto v. Donyn, Anfang des 45. Jahr-
hunderts Balthas. Schaff a. d. H. Reichenbach, so in Görlitz Ende des
44. Jahrhunderts Joh. v. Luttitz, Anfang des 45. Jahrhunderts Joh. v.
Kittlitz Stadtpfarrer. Die Pfarrei zu Lauban ward von dem Propst des
dasigen Klosters, die zu Zittau von dem dasigen Comtur des Johan-
niterordens, die zu Budissin von einem der dasigen Domherrn ver-
waltet. Diese Domherren selbst waren ursprünglich zum grössten
Theil aus dem Oberlausitzer Adel entnommen. Und der enge Zusam*
menhang zwischen den Stiftern zu Budissin und zu Meissen bahnte den
Oberlausitzer Adlichen auch den Weg zu den Präbenden des letzteren
Domstifts. Vier Oberlausitzer ^^'j haben in Meissen den bischöf-
lichen Stuhl bestiegen , Dietrich v. Kittlitz (4490 — 4208), Bern-
hard (III.) V. Kamenz (4293—96), Johann v. Kittlitz (4385—4405)
M)|£nauthe: „Oberlauaitzer von Adel, welche zur Zeit des Pabstthumt im geist-
lichen Stande waren'', Laut. Mag. 1771. 334 flg. Die beigebrachten Beispiele könnten
mit leichter Mühe verdoppelt werden. ^) N i cht aber waren Oberlausitzer B rn n o II.
(1208 — 28), der nicht aus dem Geschlecht der Herren v. Baruth, sondern derer
V. Wut stammte, und ebenso wenig Wltego I., der nicht ein v. Kamenz, sondern
ein T. Borsendorf war.
IV. Der Adel und die Kirche. 47
und Johann iX. v. Haug\%iiz (4555— 84] . Jakob v. Saiza war 4520 — 39
Bischof von Breslau.
Auch in anderer Hinsicht nahm der Adel oft seine Zuflucht zu
der Kirche. Die Finanzen zumal der geistlichen Stifter waren meist
sehr wohl geordnet, die des Adels zum grossen Theil zerrüttet, und
die Gläubiger, Christen wie Juden, drangen auf Zahlung. Da bot in
seiner Noth heute dieser, morgen jener Edelmann sein Gut, ganz oder
zum Theil, einem jener Stifter zum Kauf an, und das baare Geld
sicherte dem Kaufer um so billigere Erwerbung. So verkauften 4285
die Gebrüder Bernhard V. und Otto I. v. Kamenz, die leichtfei"*
tigen, liefverschuldeten Söhne Bernhards IV., eines der Stifter von
Marienstem, diesem Kloster den letzten Rest ihres vaterlichen Erbes,
nämlich die llalfte des Eigenschen Kreises, um 700 Mark Silber (circa
9200 Thlr.) an und mussten nun ausser lindes in Fürstendienst ihr
Brot suchen. Auch die Herren v. Schönburg auf Glauchau verausserten
Ende des 43., Anfang des 44. Jahrhunderts nach und nach alle ihre
Oberlausitzer Güter, nämlich die andere Hälfte des Eigenschen Kreises
und eine Anzahl Dörfer am Schwarzwasser, um zusammen 4 600 Mark
(circa 22460 Thlr.) an dasselbe Kloster und verschwinden seitdem
aus der Reihe der Oberlausitzer Grundbesitzer. Nicht minder über-
liessen die Burggrafen v. Dohna auf Grafenstein ein Stück ihrer
Herrschaft Ostritz nach dem andern dem Kloster Marienthal oder
traten gegen Geld ihre Lehnsrechte auf Unterthanen, Wiesen, Wälder
daselbst ab, welche dieses Kloster von ihren dortigen Vasallen er-
worben hatte; Ende des 45. Jahrhunderts waren alle ihre Besitzungen
in und um Ostritz an das Kloster tübergegangen. In ähnlicher Weise
wusste sich letzteres auch in der anstossenden Herrschaft Rohnau
immermehr auszubreiten und im Laufe der Zeit Schlegel, Reichenau,
Seitendorf, Dittelsdorf ganz oder zum grOssten Theil zu erwerben.
Die geistlichen Stifter mit ihrem baaren Gelde vertraten aber auch
für den Adel vielfach die Stelle der heutigen Yorschussbanken
oder Greditinstitute. Das Aufnehmen von Capitalien gegen Zins war,
als sündhafter Wucher, von der Kirche verboten. Indess es fand sich
ein Ausweg. Man td>erliess für eine vorgestreckte Summe dem nun-
mehrigen Gläubiger so viel Erbunterthanen, Bauern, Gärtner, dass
deren jährlich zu entrichtender Zins in Geld, Naturalien und son-
stigen Leistungen dem landesüblichen zehnprocentigen Zins vom voi^
gestreckten Capitale gleichkam, 4ind behielt sich die Wiedereinlösung
dieser eigentlich nur verpfändeten Unterthanen vor. So entstanden
die Zinskäufe auf Wiederkauf. Selten genug vermochte der
48 I* AbtheiluDg.
Schuldner das Pfand wieder einzulösen, und so ging dasselbe nach
und nach völlig in den Besitz des Gläubigers über. Oft aber er-
folgte sogleich ein richtiger Erb kau f. Selbst kleine Summen von
5 Mark Capital konnte im 45. Jahrhundert ein Rittersmann kaum an-
ders auftreiben, als wenn er Y2 ^Ai'l'' Zins , d.h. einen Bauer, ent-
weder auf Wiederkauf oder erblich vei^aufte. Auf diese Weise
vermehrte ganz besonders das Domstift zu Budissin stetig seinen
Grundbesitz. Wohl an 4000 Urkunden ttber solche Zinskäufe befin-
den sich noch wohl erhalten in seinemArchive und haben uns fttr die
Genealogie des Oberlausitzer Adels die reichste Ausbeute gewährt.
Schon 4 430 hatte das Domstift allein von den Gütern des bischöflich
meissnischen Stiftsadels in der Oberlausitz nicht weniger als etwa
60 Mark Jahreszins zu erheben, was also ein ausgeliehenes Capital
von 600 Mark repräsentirte.
So bildete sich im Laufe der Zeit auf dem durchaus legalen Wege
der Schenkung, der Erwerbung auf Wiederkauf und des Erbkaufs der
immerhin bedeutende Grundbesitz der Oberlausitzer Stifter. Gegen
Mitte des gegenwärtigen Jahriiunderts gehörten dem Kloster Marien-
stern zwei Städte (Bemstadt utid Wittichenau) ifq|l 64 Dörfer, ganz
oder zum Theil, dem Kloster Marienthal ein^ Stadt (Ostritz) und %B
Dörfer oder Dorfantheile, dem Kloster zuLauban6 Dörfer, dem Dom-
stift zu Budissin eine Stadt (Schirgiswalde) und etwa 50 Dörfer. Das
Kloster Oybin aber besass, als 4574 seine Güter an die Stadt Zittau
verkauft wurden, 6 Dörfer und sehr grosse Waldungen. Rechnet
man hierzu , dass in der katholischen Zeit auch fast alle die vielen
Kapellen und Altäre, welche in den einzelnen Kirchen der Sechsstädte
von frommen Bürgern gestiftet worden waren, — Görlitz allein zählte
nicht weniger als 70 Altäre — wesentlich mit Zinsen auf den Land-
gütern des Adels fundirt erscheinen, so ermisst man, ein wie grosser
Theil des ursprünglich adlichen Grundbesitzes auch in der Ober-
lausilz nach und nach in todte Hand übergegangen war. Der Adel
klagte unaufhörlich, dass die Städte so viele eigentlich landmitlei-
dende Ortschaften an sich gebracht hätten ; allein die Kirche besass
deren noch viel mehr. Und während die Städte von ihren Landgütern
ebenso wie der Adel , Steuern an den Landesherm zu zahlen und in
Kriegszeit für dieselben ihr Contingent an Truppen und Geld auf-
zubringen hatten, war das Kirchengut fast dorchgängig steuerfrei.
Freilich nicht immer waren die Beziehungen zwischen Ritter-
thum und Kirche so freundschaftlicher Natur. Während die Einen
IV. Der Adel und die Kirche. 49
ihren frommen Sinn *durch reiche Gaben ap die Kirche und deren
Diener zu bethätigen suchten, gestatteten sich die Anderen gegen
dieselben jede Art ritterlichen Uebermuths.
Schon die Söhne eines der drei Stifter von Marienstem, die
mehrfach genannten Brüder Bernhard V. und Otto I. v. Ka-
menz , deren Güter auf dgm Eigen mit denen des Klosters grenzten,
waren mit letzterem, wir wissen nicht weshalb, in nachbarlichen
Streit gerathen. Infolge dessen verbanden sich die jungen Leute
(4283) mit einer Anzahl ihrer Freunde, sämmtlich den angesehensten
Familien des Landes angehOrig, nUmlich mit ihrem Schwager Burg-
i:raf Hermann v. Dohna auf Grafenstein und dessen Brüdern Otto
und Jaroslaus, femer mit Hartwig v. Gusk, wahrscheinlich dem
Neffen des allgeachteten Reinhard v. Gusk, desgleichen mit Otto und
Hermann v. Lossow auf Radmeritz, endlich mit Otto v. Luptitz
auf Herbigsdorf bei Löbau. Sie fielen in die KlosterdOrfer ein und
nahmen den armen Klosterunteilhanen das Rindvieh und die Pferde
vom Felde und aus den Ställen, die Leinwand von der Bleiche. Doch
diesmal bekam ihnen der Frevel schlimm genug« Das Kloster erhob
Klage direkt beider CMe zu l^eiQ^ und Papst Martin IV. erliess
an den Abt von St^ Yincenz zu Breslau den Befehl, gegen jene Räu-
ber den Prozess zu instruiren und endgültig zu entscheiden. Die
Brüder v. Kamenz mussten zur Sühne das (halbe) Patronatsrecht
Ober Bemsladt an das Kloster abtreten, die übrigen Theilnehmer
aber, von Hermann v. Dohna wenigstens steht dies fest, 30 Mark
[420 Thlr.) Schadenersatz zahlen. — Bald darauf hatte ein Ritter
Johann v. Reckenitz dasselbe Kloster „wegen einer gewissen
Summe Geldes an seinen Gütern , Besitzungen und sonstigem Eigen-
ihum beschädigt^, worauf Papst Bonifacius VHI. (1299) den Propst
zu Budissin beauftragte, den Handel endgültig zu entscheiden. —
Auch Ulmann v. Heinrichsdorf auf Grosshennersdorf, zugleich Be-
sitzer von Neundorl auf dem Eigen, war in nachbarliche Streitigkeiten
mit Marienstern verwickelt worden. Da fiel er mit seinem Sohne
Fritzko ebenfalls in die Klosterorte Bernstadt, Schönau, Kiessdorf
ein , trieb den Unterthanen Vieh und Pferde weg und versetzte den
Raub bei GOriitzeic Juden. Darauf erliess der Vollstrecker der Con-
cilbeschlüsse in der Diöcese Meissen (1323) ein offenes Schreiben an
alle Geistlichen der Oberlausitz des Inhalts, dass sie, wenn der Raub
nicht binnen vierzehn Tagen zurückerstattet oder sonst gütlicher Ver-
gleich vermittelt worden wäre , die Frevler excommuniciren sollten.
— Solchen und ähnlichen Thatsachen gegenüber erscheinen die spe-
ie n o t ha , Gesch. d. Oberl. Adels. 4
/
50 I- Abtheilung.
ciellen Schutzbriefe, welche sich auch die Oberlausitzer Stifter
wiederholt von den Landesherren ausstellen Hessen , und ebenso die
übliche Androhung von Bann, Fluch und allen Strafen der göttlichen
Allmacht von Seiten der kirchlichen Behörden, wenn jemand die
Kirche „in ihren Gütern irgendwie behelligen sollte", als berechtigte
und doch nicht hinlänglich wirksame Vorsichtsmassregeln ^^).
Andere Beschwerung erwuchs grade den Klöstern vielfach aus
den ungebührlichen Ansprüchen der landesherrlichen Beamten und
des umwohnenden Adels auf Gastlichkeit und Beherbergung.
Mit grossem Gefolge pflegten sich sogar die Landvoigte daselbst ein-
zuquartieren und nun zu schalten, als wären sie auf ihrem eignen Be-
sitzthum. In einer ganzen Reihe von Urkunden aus den Jahren 4347 —
\ 350 erklärt Kaiser Karl IV. , wie er „durch wahrheitsgetreuen Bericht
vieler seiner Getreuen sattsam unterrichtet sei , dass das Kloster Ma-
rienstern infolge vielfacher , unerträglicher Bedrückungen , Berau-
bungen , Beschwerungen und häufig in Anspruch genommener Gast-
freundschaft durch seine, des Kaisers, Voigte und andere Leute
dergestalt ruinirt und heruntergebracht worden sei, dass man den da-
sigen Nonnen von den Einkünften des Klosters nicht einmal mehr die
nothwendigen Lebensbedürfnisse zu gewähren vermöge" (4347), und
ermächtigte endlich (4350), „da er aus wiederholten Beschwerden er-
sehen , wie das Kloster durch häufige Besuche des Voigtes und des
benachbarten Adels und durchaus beschwerliche nächtliche Beher-
bergungen derselben in ungebührlicher Weise. behelligt werde", den
Convent , gegen solche Frevler nicht nur den Arm der weltlichen
Obrigkeit anzurufen, sondern auch nöthigen Falls mit geistlichen
Strafen vorzugehen. Aehnliche Erlasse gab der Kaiser zu gleicher
Zeit (1348) hinsichtlich der Klöster zu Marienthal und Lauban und
stellte diese Klöster ausdrücklich unter den Schutz der benachbarten
Städte Budissin, Görlitz, Zittau und Lauban ^2).
Diese Bedrückungen der Stifter durch den Adel führten um eben
jene Zeit zu der Einsetzung von besonderen Klostervoigten
wenigstens für Marienstem und Marienthal. Dieselben waren stets
aus dem benachbarten , angesehensten Adel gewählt und sollten das
Kloster vor Beleidigungen und Beeinträchtigungen schirmen, es gegen-
über den landesherrlichen Beamten und den Ständen des Landes ver-
treten f überdies auch die Obergerichtsbarkeit auf dem Klostergebiet
handhaben^'). — Auch das Domkapitel zu Budissin hatte für sein fem
«1) Knothe, Marienstern 26 flg. 34. 45. «3) Ebend. 50 flg. ^) Ebend. 13 flg.
IV. Der Adel und die Kirche. 51
gelegenes Dorf Miititz (0. v. Kamenz) sich einen Schirmvoigt erkoren,
der (bis 1 408] von den dortigen Stiftsunterthanen einen jährlichen
Zins von 1 2 Scheffeln Waizen wie Korn bezog (praetextu tuitionis) .
Das Barfüsserkloster zn LObau hatte den Schutz eines ihm gehörigen
Waldes bei Kunewalde dem jedesmaligen Besitzer eines bestimmten
Antheils von diesem grossen Dorfe übertragen, der dafür (bis 4513)
von den Mönchen jähWich ein Mass Salz , und wenn er nach Löbau
kam, freie Zehrung im Kloster erhielt ^^) .
Hatte es bei den bisher erzählten Belästigungen wohl in der
Regel dem Adel wenigstens nicht an einem rechtlichen Verwand ge-
mangelt, so fehlt es auch nicht an Beispielen gemeinen Strassen-
raubs, verübt von Adlichen gegen die mit vollem Säckel und kost-
baren Werthgegenständen zu den Conciien des 1 5. Jahrhunderts durch
die Oberlausitz reisenden Prälaten. So ward 4415 die Dienerschaft
des Propst Boleste aus Lenzig im Erzbisthum Gnesen auf dem Wege
nach Costnitz in der Nähe von Göda überfallen und sämmtlicher Gel-
der und Effekten ihres Herrn beraubt. Das Goncil sprach auf des ent-
rüsteten Propstes Klage das Interdict aus über das ganze Kirchspiel
Göda. Der Thäter war ein gewisser Lutold v. Notenhof, ein Schlesier,
der aber den Raub bei „seinen Brüdern^, jedenfalls Peschel und Gra-
bis V. Notenhof auf Amsdorf bei Reichenbach , geborgen hatte. Erst
der eifrigen Mitwirkung mehrerer Fürsten gelang es (4446), den
Räuber nicht nur zu ermitteln , sondern zur gütlichen Rückgabe der
geraubten Gegenstände zu vermögen ^^). Eine ähnliche Bulle er-
iiess das Goncil zu Basel 4435 gegen eine Menge Oberlausitzer Adli-
cher, welche durchreisende Geistliche beraubt und vergewaltigt
hatten. Es waren dies unter anderen Tietze und Hans v. Pannewitz,
Golmann v. Klüx, Haiinus v. Gersdorff , Balthasar v. Doberschitz , Jo-
hann und Georg v. Heinersdorff^ Nicolaus v. Ponikau, Johann v. Bol-
beritz. Ueber die Frevler selbst verhängte das Goncil den Bann, über
die Orte, wo sie weilten, das Interdikt ^•J .
Im übrigen war eben damals während der langen Zeit der hus-
sitischen Wirren der Adel, ebenso wie die Städte, in der Oberlausitz
gut kirchlich gesinnt. Obgleich von den Böhmen wiederholt auf-
gefordert , mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen , hatten die
oberlausitzischen Stände alsbald nach König Wenzels Tode (1449)
dessen Bruder, König Siegsmund von Ungarn, als rechtmässigen Erben
M) A. Bud.-Ürk.-Veri. I. 115 (1383). Hl. 95« (1513). «) v. Weber, Archiv
f. d. Bichfl. Gesch. V. 87 flg. ^) Cod. S&xon. II. 3. 52.
4»
52 I- Abtheilimg.
anerkannt und ihm als neuem Landesherrn gehuldigt. Neben der
kirchlichen Rechtgläubigkeit und der politischen Loyalität war hier-
bei mitbestimmend das Bestreben, die Oberlausitz nicht, wie die
Böhmen wollten , als ein blosses Dependenzstttck der Krone Böhmen,
sondern als ein gleichberechtigtes Nebenland betrachtet zu sehen.
Alsbald walzte sich der Strom der fanatischen Hussiten scharen
auch über die Oberlausitz. Die gemeinschaftliche Gefahr Hess Mann-
schaft und Städte einträchtig zusammenstehen in der Abwehr der
Ketzer. Die offenen Höfe des Adels, selbst seine kleinen Landstadt-
chen waren nicht zu halten gegen die neue Art der hussitischen
KriegsfUhrung. Sie erlagen ausnahmslos den wilden, sengenden und
mordenden Horden. Dafllr half der Adel den Bürgern die festen
Städte vertheidigen , in welche er vielfach Weib und Kind mit seinen
besten Werthsachen geflüchtet hatte. Auf den Mauern dieser Städte,
wie draussen im offenen Felde oder vor den Burgen böhmischer Hus-
siten fochten Mannen und Bürger gemeinsam manch blutigen Strauss.
Zwar erkannte nach dem Tode des jungen Königs Ladislaus posthu-
mus (1457) endlich auch die Oberlausitz den hussitischen König Georg
von Böhmen an. Als aber derselbe vom Papst, als Ketzer, in den Bann
gethan , all seipe Unterthanen ihrer Gelübde gegen ihn entbunden
worden und endlich die ganze Oberlausitz von dem päpstlichen Le-
gaten, Bischof Rudolph von Lavant, mit dem Interdikt bedroht wurde,
da fielen (U67j zuerst die Städte, darauf auch der Adel von dem
König ab und wendeten sich König Mathias von Ungarn zu, als „dem
Schützer und Vertheidiger der christlichen Religion^. Der einzige
Oberlausitzer Adliche, der aus hussitischer Ueberzeugung dem Könip;
Georg treu blieb, Herr Friedrich v. Schönburg auf Hoyerswerde, ein
Böhme von Geburt, wurde von den Oberlausitzern in seinem Schloss
belagert und dieses selbst endlich (1 468) erobert und seipem bisheri-
gen Besitzer weggenommen. Bis zum Beginn der Reformationszeit
blieb die Oberlausitz ein streng katholisches Land, und noch 1508 — 9
machte Tetzel mit seinem zu Görlitz aufgeschlagenen Ablasskram ein
brillantes Geschäft bei Städtern und Landbewohnern.
Grade gegen diesen Ablasshandel richtete bald darauf Luther zu
allererst seinen Weckruf. Derselbe fand auch in der Oberlausitz lau-
ten Anklang. Zunächst war es das demokratischere Element der
Städter, bei welchem die reformatorischen Ideen von der Frei-
heit vom päpstlichen Joche, von der Beseitigung der kirchlichen Miss-
bräuche , von der Predigt des göttlichen Worts in der Landessprache
schnellen Eingang fanden. Noch innerhalb der zwanziger Jahre des
IV. Der Adel und die Kirche. 53
16. JahrhuDderts wurde allenthalben in den Sechsstsdten die deut-
sche Predigt , die deutsche Messe und das deutsche Kirchenlied ein-
geführt. Der oonservativere Adel verhielt sieh anfangs nur zuwar-
tend. Gar Manchen lockte nachweislich die Hoffiaung , dass bei dem
neuen Kirchenthum auch wegfallen müsse der bisher an den Pfarrer
entrichtete Decem, die sonstigen Abgaben und Leistungen an die
Kirche und die von den erborgten Kirchengeldem bisher bezahlten
Zinsen ^^. Andere fireilich hielten aus wirklicher Ueberzeligung fest
an dem alten Glauben und suchten die kirchliche Neuerung wenig-
stens auf ihren Dörfern mit allen zu Gebote stehenden Mittein im
Keime zu ersticken. Hans v. Gersdorff auf Döbschitz schlug 4532
den Kirch vater zu Melaune nieder und riss ihm den Kelch weg.
1539 vertrieb er in dem ihm ebenfalls gehörigen Reichenbach den
lutherisch gesinnten Geistlichen. Georg v. Schleinitz auf Tollen-
stein liess 4546 den lutherischen Pfarrer zu Spitzkunnersdorf , wel-
cher in seinem Filial zu Niederleutersdorf , das dem v. Schleinitz ge-
hörte , ebenfalls die Refcnmation einführen wollte , fest nehmen und
vier Wochen lang in Rumburg gefangen halten und wies endlich seine
Unterihanen zu Leutersdorf in die bis dahin katholisch veii)liebene
Kirche zu Eibau. Dr. Ulrich v. Nostitz, ein eifriger Katholik, ver-
trieb 4547, als er Ober-Oderwitz erwarb, den dasigen lutherischen
Geistlichen und setzte wieder einen katholischen ein.
Allein nach und nach wendete sich auch der Adel immer allge-
meiner der neuen Lehre zu. 4529 führte Heinrich v. Döbschitz in
Marklissa, 4534 die v. Biberstein auf ihren beiden Herrschaften
Seidenberg-Friedland und Muskau, 4538 die Burggrafen v. Dohna
in Königsbrttck , um dieselbe Zeit die v. Schönburg in Hoyerswerde
und die v. Schlieben in Pulssnitz, 4547 die v. Schreibersdorf in
Neschwitz etc. die Reformation ein. Als 4 559 bei Gelegenheil der so-
genannten Garlowitzer Fehde der aus seiner Residenz Stidpen vertrie-
bene Bischof Johann {X. von Meissen seinen oberlausitzischen Stifts-
adel aufbot, erschien niemand, ihn wieder in sein rechtmässiges Be-
sitzthnm zurückführen zu helfen; alle leisteten vielmehr willig dem
protestantischen Kurfürsten von Sachsen den Lehnseid. Und als un-
mittelbar darauf in all den bisher bischöflichen Ortschaften der Ober-
lausitz eine sächsische Commission die Reformation förmlichst ein-
filhrta, da versicherte der von derselben abgesetzte katholische Pfar-
rer TOD Göda, dass sein ganzes Kirchspiel mit ihm und seiner katho-
]
«) Üfk.-Ven. ni. 128».
k
i .
I
54 I. Abtheilung.
lischen Amtsführung wohl zufrieden sei , nur ^die von Adel ausge-
nommen^. Im Schmalkaldischen Kriege (4547) weigerte sich anfangs
grade der Adel am meisten, KOnig Ferdinand von Böhmen gegen den
protestantischen Kurfürsten von Sachsen zu unterstützen. Auch als
infolge des sogenannten Pönfalls die furchtbarste politische Reaktion
über die Sechsstfidte hereinbrach , wagte doch niemand die bereits
allseitig festgewurzelte Reformation wieder in Frage zu stellen. Ja
König Ferdinand ernannte sogar (1549) den protestantischen Burg-
grafen Christoph v. Dohna auf Königsbrück zum Landvoigt. Selbst
der schlimmste Gegner des Protestantismus in der Oberlausitz, Dr. Ul-
rich V. Nostitz musste erleben, dass mehrere seiner Vettern auf ihren
Gutem wie z. B. in Tschocha, die Reformation einführten. Manchem
ist es vielleicht ähnlich ergangen, wie Gotschen v. Gersdorff auf Ba-
ruth, der anfangs in seinem bitteren Hass gegen die kirchliche Neue-
rung rief, „wenn man in Wittenberg nicht Holz genug habe, den
Ketzer Luther zu verbrennen , so wolle er welches aus seiner Heide
hinfahren lassen^, später aber, von der Macht der evangelischen
Wahrheit ergriffen , selbst an Luther schrieb , dass er ihn in seiner
Gewissensangst trösten möge, und endlich als ein eifriger Protestant
starb.
V. Der Adel nnd die Städte.
Ritterthum und Bürgerthum standen während des Mittelalters
keineswegs, wie man dies vielfach darzustellen pflegt , durchaus und
in jeder Hinsicht in einem feindlichen Gegensatz zu einander, sondern
vielmehr in den allermeisten Fällen in dem freundschaftlichen Yer-
hältniss der Gleichberechtigung neben einander.
Wie anderswo, so verdanken auch in der Oberlausitz fest alle die
kleinen Land Städtchen ihre Stadtgerechtigkeit nachweislich den
Bemühungen ihrer adlichen Herrschaften. Letztere erwirkten von
dem Landesherm für ein ihnen gehöriges Dorf Jahr- und Wochen-
märkte, wodurch es zur Stadt erhoben ward. » Sie fügten sodann aus
eigner Befugniss Innungsrechte und sonstige Privilegien hinzu. Frei-
lich waren und blieben auch die Bürger dieser Landstädtchen ihren
Erbherrschaften zu Diensten und Frohnden aller Art verpflichtet.
Oft aber bestand zwischen beiden ein patriarchales Veriiältniss.
Witzmann v. Kamenz überliess 1415 in Betracht der treuen Dienste,
welche die Bürger seiner Stadt Pulssnitz ihm und den Seinigen in
y. Der Adel und die Städte. 55
maneher Trübsal geleistet, (nund haben bei mir gestanden als biderbe
Leute^) die bisher der Herrschaft zuständigen Einnahmen aus dem
Jahrmarkte jetzt der Bürgerschaft.
Aber auch zu den freien königlichen Städten , den nachmaligen
Sechsstädten, stand der Adel des Landes meist in freundschaft-
lichen, ja intimen Beziehungen. Als wesentlichste Unterscheidung
zwischen Ritterbürtigen und Bürgern galt, dass jene vorzugsweis zum
Waffendienste verpflichtet und auf den Ertrag ihrer Landgüter, diese
dagegen auf den Gewinn aus Handel und Gewerbe angewiesen seien ^^) •
Allein auch der Adel ertheilte , wo er konnte und durfte , Schank-,
Schlacht-, Back- und andere Concessionen für gutes Geld an seine
Dorfunterthanen, setzte Handwerker, ja legte sogar auf seinen eignen
Höfen Brauereien an ; auch er also bezog , wie die Städter , Gewinn
aus bürgerlichen Gewerben. \ 402 erwarb sogar der ^ehrbare^ Hans
V. Salza von dem Rathe zu Lauban die Erlaubniss, einen Hof in dieser
Stadt zu kaufen, darin allerlei bürgerliche Nahrung, selbst Kauf-
mannschaft zu treiben , Bier zu brauen , auch ausländische Biere und
Weine zu führen. Andererseits waren auch die Bürger wenigstens
der Sechsstädte im Waffendienst keineswegs unerfahren. Nicht bloss
hinter den sicheren Mauern ihrer Städte pflegten sie sich gegen den
Angriff der Feinde zu vertheidigen, sondern oft genug zogen sie selbst
vor feindliche Festen , und bei jeder vom König anbefohlenen Heer-
fahrt stellten auch sie ihr stattliches Contingent an Kämpfern zu Fuss
und zu Ross. Ihre Rathsherren führten dann dasselbe nicht minder
in „blanken Harnischen^ (^^^'l)) als^der Adel das seinige. Dazu kam,
dass die zahlreichen Bürger , welche Stadtvorwerke besassen , genau
ebenso wie der Landadel, auf den Ertrag ihrer Güter angewiesen
waren, und dass diejenigen, welche Lehngüter erworben hatten, in
völlig gleiche Rechte und Pflichten , wie der Adel , traten. Auch sie
hatten jetzt Lehnsdienst zu thun , standen unter Mannenrecht , konn-
ten Schoppen werden im Mannengericht , gehörten zu der Mann-
schaft des Landes , und dennoch blieben sie zugleich Bürger ihrer
Städte. Wie demzufolge viele Bürger zugleich Landsassen wurden,
so wurden auch häufig adliche Landsassen Bürger. Die Burg-
mannen auf den Burglehen zu Budissin und Kamenz zwar standen
nicht unter Stadtrecht. Aber schon i^^^ heisst Gregor v. Kopperitz,
Besitzer von Schwarz-Nausslitz und Kubschitz, ausdrücklich civis
^ ^dzen, Brauen und (Bier-) Sch&nken lind bürgerliche N&hning, darauf
die Stidto gewidmet, ausgesetzt und gebaut sind, gleishwie der Adel auf seine Rit-
terschaft, Zinse und Dien8te^ N. Script, rer. lus. IV. 237.
56 I- Abtheilung.
Budissinensis. In Görlitz war „der ehrbare Mann^ Nicol. v. Maxen
a. d. H. Bullendorf seit Anfang des 45. Jahrhunderts Bürger, 4409
Scabinus, 4442 sogar Bürgermeister. Auch die Frentzel v. Königshain,
obgleich seit 4544 geadelt und Inhaber einer Menge von Landgütern,
behielten ihr Görlitzer Bürgerrecht bei , und grade in Görlitz gab es
seit Ende des 45. Jahrhunderts ein sehr zahlreiches geadeltes Patri-
ciat. Ein Conrad Zeidler v. Rosenberg, einem alten schlesischen Adels-
geschlecht angehörig, wendete sich 4380 nachLauban, wo er ein
Schankhaus geschenkt erhalten hatte. Hier lebten seine Nachkommen
bis zu ihrem Erlöschen (4722) unter dem Namen Zeidler als einfache
Bürger. Auch ein Caspar v. GersdorfT war 4 402 Bürgermeister zu
Lauban. In Zittau besassen gegen Ende des 44. Jahrhunderts die v.
Stewitz auf Grosshennersdorf und Wittchendorf und ebenso die v.
Kyaw auf Hainewalde städtische Grundstücke. Nach dem Pönfalle
(4547} aber setzten die königlichen Commissare grade in dieser Stadt
ein fast durchgehend adliches Sfadtregiment ein , bestehend aus den
bisherigen Rathsherren Conrad Nesen (geadelt 4542) und Nicolaus v.
Domspach , sowie aus den bisher als Privatleute daselbst lebenden
Joh. V. Hoberg , Aug. v. Kohio und Hans v. Eisersdorf. Und grade
diese adlichen Rathsherren vertraten in jenen schweren Zeiten die
städtischen Interessen gegenüber der damals allerdings feindlichen
Ritterschaft und gegenüber dem erzürnten König mit der grössten
Kraft und Würde.
Die freundnachbarlichen Beziehungen zwischen dem Patriciat der
Sechsstädte und dem umwohnenden Landadel gestalteten sich noch in-
timer durch zahlreiche Wechselheirath en. So hatte der ebener-
wähnte Greg. V. Kopperitz (vor 4 330) seine Tochter verheirathet an den
BudissinerBürger Joh. Bär (Ursus), ein Siegfr. v. Gersdorff (vor 4 338]
die seinige an den Görlitzer Bürger Kukinsack, ein andrer v. Gersdorff
(vor 4 440) die seinige an Hans Heller ebenfalls in Görlitz. Von den Töch-
tern des Rentsch v. Luttitz auf Milstrich hatte die eine einen gewissen
Schwarznickel , die andere Lorenz Bembruch, beides Kamenzer Bür-
ger^ zu Männern (vor 4 525) . Auch Conr. v. Kyaw auf Hainewalde hatte
zur Frau die Tochter des Zittauer Bürgers Joh. Becherer (vor 4386) .
Auf freundschaftlichen Verkehr mit den Städtern war aber der
Landadel auch angewiesen sowohl in geschäftlicher, als in gesel-
liger Hinsicht. Aus der Einsamkeit seines , vielleicht noch dazu
wendischen Dorfes sehnte sich der Rittersmann gelegentlich nach
einer Abwechslung, nach einem fröhlichen Tage. Den aber fand er
schwerlich auf den adlichen Nachbarhöfen , wo meistens Schmalhans
-„"^ — «--
y. Der Adel und die Städte. 57
Küchenmeister war, sicher dagegen in der nächsten grösseren Stadt.
Dort erledigte er zuerst seine etwaigen Einkäufe und Geschäfte, dann
aber zechte er mit den wohlhabenden Kauf- und Handelsherren oder
den wohlweisen Herren des Raths im Rathskeller, und war er gar
eine irgend angesehene Persönlichkeit , so wurde er von diesen ^ge-
ehrt mit Bier und Wein^, vielleicht sogar ^gelöst aus der Herberge^.
Wünschte aber der Adel einmal ein grösseres geselliges Vergnügen
zu geniessen, z. B. eins der beliebten Schiessen, so bat er die Bürger
der nächsten Stadt, eins zu veranstalten auf ihrer Schiesswiese. Dann
schössen die Bürger und Ritter selbander um einen silbernen Becher
oder um einen fetten Ochsen und tranken sich zuletzt brüderlich
einen guten Rausch. So ward 1529 auf Veranlassung des Casp. v.
Kottwitz auf Obenillersdorf zu Zittau ein Ochse ausgeschossen, so
1528 ebendaselbst von Burggraf Nicol. v. Dohna auf Grafenstein ein i
grosses Vogelschiessen abgehalten, an dem viel böhmischer und sohle- l
sischer Adel theilnahm. So erwarb sich Ulrich v. Schaffgotsch auf
Greifenstein 4490 in einem Schiessen zu Lauban einen silbernen
Becher und schrieb 1510 an den dasigen Rath; er möge doch bald
wieder ein Schiessen um einen Ochsen anrichten: „Will auch mit
etlicher Gesellschaft hinkommen und ziemliche Freude geniessen
helfen und einen guten Trunk thun , dass einem die Stime glüht".
Dafür lud auch seinerseits der Landadel die Städter zu seinen Festen, *
als Hochzeiten, Kindtaufen, zu Einkleidungen von Töchtern, die den
Schleier nahmen etc. Und jedesmal brachten dann die Rathsherren
eine Ehrengabe mit, ein Fass Bier, ein „Legel Malvasier", oder ein
Stück Wild. So verkehrte denn in der Regel Adel und Bürgerthum in
cordialster Weise auf dem Pusse socialer Gleichstellung miteinander.
Aber auch die politischen Interessen beider gingen viel-
fach Hand in Hand. W^enn ein Rittersmann auf seinem Hofe von
einem muthwilligen Fehder bedroht oder überfallen wurde, so
schickte er eiligst an den Rath der nächsten Stadt um schleunige
Hülfe. Und da jede Unsicherheit der Strassen den Handel der Sechs-
städte gefiihrdete, so pflegte in solchen Fällen der Rath sofort reissige
Bürger unter Führung einiger Rathsherren zu entsenden, um „den
Strassenplacker*^ zu fangen oder doch zu vertreiben. Drohte da-
gegen einer Stadt von aussen her plötzliche Gefahr, so liess der
Rath, und war es auch bei Nacht, sofort „die Aeltesten der Mann-
schaft^ zu sich entbieten und „redete mit ihnen heimlich von des
Landes Geschäften*^. Dann nahm der Rath wohl auch zahlreiche
Adliche in seinen Sold und sendete dieselben nebst der jungen Mann-
58 I- Abtheilang.
Schaft der Bürger „auf die Spähe^ oder „auf die Hut^ , bald in die
Gdrlitzer Heide, bald an die böhmische Grenze. Oder wenn ein
Landvoigt die Landesprivilegien nicht respektirte, dann beriethen
Mannschaft und Städte gemeinsam, wie sie am besten Beschwerde
fuhren möchten bei dem König. Oder endlich wenn der König selbst
dem ganzen Lande Oberlausitz eine Bern oder Bete auferlegte,
dann ritten Abgeordnete von Land und Städten selbander nach Prag,
um bei den königlichen Käthen daselbst wenigstens etwas abzu-
handeln von der unliebsamen Steuer. Wie aber auch die Regierung
das Bürgerthum gleich hochachtete wie den Adel, geht z. B. auch
daraus hervor , dass sie zweimal Görlitzer Bürger, Ulmann aus der
Münze (1368—69) und Heinrich Steinrücker (1376—77) zu interimi-
stischen Verwesern der Oberlausitzer Landvoigtei ernannte. Dann
also hatte ein Bürger den Adlichen im Namen des Landesherm Lehn
zu ertheilen und alle sonstigen Befugnisse der landesherrlichen Ge-
walt zu üben; dann war ein Bürger seiner Stellung und seinem
Range nach die erste Persönlichkeit im Lande.
Freilich traten bisweilen auch schlimme C o 1 1 i s i o n e n ein zwi-
schen den beiderseitigen Interessen. In solchen Fällen aber be-
kämpften einander ja auch sonst Fürst und Fürst , Ritter und Ritter,
Stadt und Stadt. In der Oberlausitz dagegen ist es glücklicher
Weise zwischen Adel und Städten, als den beiden Ständen des
Landes, niemals zum wirklichen blutigen Kampfe , sondern nur zu
langen, fast 50jährigen, allerdings mit vieler Erbitterung geführten
Prozessen gekommen, die übrigens niemals rechtlich ausgetragen^
sondern nur durch einen Gewaltakt entschieden worden sind. — Dies
ist die eigentliche Bedeutung des auch von uns schon so oft erwähnten
Pön falls vom Jahre 1547,
Sieht man von unbedeutenden Streitigkeiten Einzelner ab, so
nahm zum ersten Male im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts das
gesammte Bürgerthum des Landes gemeinsam und entschieden wenig-
stens gegen einen zahlreichen Theil des Adels Stellung. Das Land
stand damals halb unter König Johann von Böhmen, halb unter Herzog
Heinrich von Jauer. Keiner von beiden residirte im Lande; sonst
wäre wohl nicht anfangs der Uebermuth des Adels, sodann die Macht
der Städte so hoch gestiegen. Die Landvoigte beider Fürsten aber
vermochten nichts gegen diejenigen Adlichen, welche im trotzigen
Gefühl ihrer Kraft und im Bewusstsein ihrer Sicherheit hinter den
starken Mauern ihrer Burgen, ihr Ritterthum auf der Landstrasse, als
y. Der Adel nnd die Städte. 59
Ritter vom Stegreif, zu erweisen suchten. Sie lauerten den mit
werthvollem Kaufmannsgut beladenen Wagen auf, nahmen die Fuhr-
leute gefangen oder erschlugen sie und schleppten den Raub mit sich
fort auf ihre Burgen oder in ihre festen Höfe. So wurden nicht bloss
die Oberlausitzer Handelsleute in ihrem Eigenthum schwer beschä-*
digt, sondern der gesammte Handeisverkehr auf der uralten, von
Thüringen undMeissen nach Schlesien führenden „königlichen Strasse^
(via regia) in Frage gestellt. Jede einzelne der fünf in der damaligen
Oberlausitz bestehenden freien oder königlichen Städte war machtlos
gegen solche Strassenräuberei. That sie auch die Frevler in
die Acht, so hüteten sich dieselben, grade diese Stadt zu betreten,
und rächten sich überdies für die Aechtung durch Einfälle in die
Stadtgüter, wo sie raubten, brannten, mordeten. Da schlössen jene
fünf Oberlausitzer Städte Budissin , Görlitz , Lauban , Löbau, Kamenz
und das bis dahin ganz zu Böhmen gehörige Zittau im Jahre 1346 ein
sogenanntes Achtsbündniss des Inhalts, dass, wer in einer
dieser sechs Städte mit Recht geächtet sei, auch in allen übrigen
als Aechter betrachtet werden solle, und dass, wenn eine Stadt einen
solchen Aechter verfolge, die übrigen ihr beistehen sollten gegen die
Festen und Burgen , in denen die Verbrecher wohnten oder gehauset
würden. Der damalige Landvoigt Hans v. Worganowitz selbst hatte
den Städten dazu »gerathen und geheissen.'^
Dies Sechsstädtebündniss ist das epochemachendste Er^^
eigntss für die innere Geschichte der Oberlausitz. Einmal wurde
infolge desselben die Stadt Zittau sammt ihrem Weichbild mit ihren
wesentlichsten Interessen an die Oberlausitzer Städte geknüpft und
bald ganz zu der Oberlausitz gerechnet. Sodann ward jenes Bund-
niss der Grundstein , auf welchem sich in schnellem Wachsthum der
mächtige Bau des Oberlausitzer Städtethums erhob. Bei einer per-
sönlichen Anwesenheit im Lande (4355) ermunterte nämlich Kaiser
Karl lY. nicht nur selbst den Bund der Sechsstädte zur energischen
Ausführung der von ihnen schon gefällten Achtsentenzen, d. h. „zum
Brechen und Verbrennen schädlicher Höfe und Festen", son-
dern ertheiite demselben zugleich für die Zukunft die weitgehend-
sten Befugnisse. Wenn Höfe oder Festen „kundlich beschuldigt
würden böser Sachen und Dinge", so sollten die Städte dieselben
^von seinetwegen brechen und verbrennen, gleich als ob er
selbst gegenwärtig wäre". Wer solche schädliche Höfe oder Festen
den Städten auf deren Begehr nicht ausantworte, über den sollte der
Bund nicht bloss der Städte, sondern auch „des Königs Acht"
60 I- Abtheiltmg.
verhangen dürfen. Die also gebrochenen Festen sollten nicht wieder
aufgebaut, von jetzt ab überhaupt gar keine neuen Festen (d. h. Bur*
gen) im Lande aufgeführt werden, sondern bloss „Burgfriede^ auf
ebener Erde ohne Graben. Wer aber infolge des Brechens solcher
Festen oder Höfe einen Rechtsanspruch an die Städte zu haben ver-
meine, der solle seine Klage anbringen bei dem Richter der betreifen-
den Stadt, und die Klage solle entschieden werden nach dem Rechte
dieser Stadt. Alle königlichen Yoigte und Beamte sollten den Städten
in all diesen Stücken mit Treu und Fleiss behülflich sein.
Durch dieses merkwürdige Privilegium verlieh der Kaiser dem
Bunde der Sechsstadte eine Machtbefugniss , welche der des Land-
voigts gleichkam, ja dieselbe noch übertraf. Er setzte das Bürger-
thum zum Hüter des Rechtes und Gesetzes, des Friedens
und der Ordnung im ganzen Lande ; er gab ihm die Vollmacht, sogar
des Königs Acht auszusprechen über jeden, der den Anordnungen
der Städte in Betreff der Aechter nicht folgeleistete, und diese Acht
auch sofort „in des Königs Namen^ zu vollstrecken. Er machte also
die Bürger dem Adel gegenüber zu Klägern, Richtern und Strafvoll-
streckern in einer Person. Wohl musste es damals schlimm um Recht
und Gesetz im Lande gestanden haben; ein nach der Oberlausitz
gesendeter königlicher Commissar berichtete noch 1 357 dem Kaiser,
„dass so viele Morde und Todtschlage geschehen seien an unschul-
digen Leuten sonderlich darum , dass man von wegen solcher Todt-
schlage nicht habe gerichtet nach dem Gewissen mit dem Rechte, wie
man billig sollte gethan haben^. Jedenfalls also hatten die adlichen
Schoppen im Landgericht über adliche Rauber und Mörder nicht nach
der Strenge des Gesetzes, sondern nach Ansehen der Person ge-
richtet.
Diese Gewalt, über des Mordes und der Strassenräuberei bezich-
tigte Personen sofort zu richten und dieselben zu schleunigster Bestra-
fung zu bringen, glich der eines ausserordentlichen Gerichts. Darum
nannte man sie in derOberlausitz dasFehmgericht, dasFehm-
ding, den Fehm, auch den Landfrieden. Mit dem westphalischen
Fehmgericht hatte das Oberlausitzer nichts gemein, als den letzten
Endzweck, die Ahndung von Verbrechen, für welche die ordentlichen
Gerichte nicht ausreichten. Abgehalten vnirde dasselbe anfangs, so
oft nöthig, auf den von den Sechsstadten veranstalteten Stadtetagen.
Jedenfalls bildeten hier die Abgeordneten der Städte selbst das Ge-
richt. Gegen Ende des 44. Jahrhunderts aber gewahren wir eine
ganz andere Zusammensetzung des Oberiausttzer Fehmgerichts. Seit-
V. Der Adel und die Städte. 6 1
dem ward es gehegt von einem adlichen Pehmrichter unter Beisitz
zweier adlicher und mehrerer städtischer FehmschOppen. Mancherlei
Andeutungen lassen darauf schliessen, dass ihm die Städte selbst
diese veränderte Form gaben. Unbedingt lag fttr den gesammten Adel
des Landes etwas Verletzendes darin , dass dieses ausserordentliche
Gericht, dessen Spilze doch wesentlich gegen die heimische Ritterschaft
gerichtet war, abgehalten ward ohne alle Zuziehung des Adels. Um
letzteren nicht nur zu versöhnen , sondern sogar in ihr eigenes Inter-
esse zu ziehen, wählten daher die Städte jetzt einen aligemein ge-
achteten Adlichen zum Fehrorichter und Hessen denselben nun mit
einem gemischten Collegium adlicher und städtischer Schoppen in
allgemein üblicher Form das Gericht abhalten. So erschien jetzt das
Gericht selbst als bei weitem unparteiischer; so fand jetzt die Voll-
streckung seiner Urtheile selbst bei alle den Adlichen, die auf Gesetz
und Ordnung hielten , bereitwilligere Unterstützung; so ward das
Gericht ^gestärkt^, und dennoch blieb die Handhabung desselben,
wie es Kaiser Karl IV. bestimmt , in den Händen der Sechsstädte. —
Der erste dieser, wie es scheint auf Lebenszeit, von den Städten er-
nannten Fehrorichter war Czaslaus v. Gersdorff auf Beimannsdorf
(1390), dann Heinrich Schaff auf Särchen (U09) , endlich (U49)
Xicolaus Voigtländer v Gersdorff auf Friedersdorf an der Lands-
krone.
Mit Beginn der hussitischen Wirren in Böhmen traten auch in
der Oberlausitz andere Interessen in den Vordergrund. Seitdem ver-
schwindet das Fehmgericht. Aber die vom Kaiser selbst den Städten
verliehene Gewalt, die rücksichtslose Vollstreckung der von ihnen
i;eiälUen Achtsurtheile , die glückliche Niederlegung einer Menge
adlicher Raubburgen sowohl im Lande selbst , als in den Nachbar-
ländern hatte die Corporation der Sechsstädte zu einer dem Adel
völlig ebenbürtigen Stellung im Lande emporgehoben. Seitdem
bildeten die Sechsstädte den zweiten politischen Stand im
Lande. Wie der Adel seine speciellen Angelegenheiten auf beson-
deren (Adels-) Tagen, so verhandelten nun auch die Städte die
ihrigen auf besonderen Städtetagen. Auch auf den allgemeinen
Landtagen berieth , wie oben dargestellt (S. 38) , zuerst jeder Stand
für sich allein. Und da es somit nur zwei Stimmen (S. S5)
gab, so konnte ohne gütliche Einigung kein Landtagsbeschluss zu
Stande gebracht werden. Auch in dem mit den Landtagen zusam-
menhängenden Gericht von Land und Städten oder Judicium ordi-
narium, dem obersten Gerichtshofe des ganzen Landes (S. 37)^ be-
62 I- Abtheilung.
haupteten fortan die Städte gleichen Sitz und Stimme neben dem
Adel.
Nach dem endlichen Abschluss der hussitischen Unruhen durch
den Frieden von Olmtttz (4479) folgte für Böhmen und seine Neben-
länder eine Zeit äusseren Friedens. Allerorten erholten sich die
Städte durch ihren Handel und ihre Gewerbe von den enormen Ver-
lusten, welche der Krieg mit sich gebracht, schneller, als der Adel,
der infolge der Verwüstung seiner Höfe und Dörfer immer tiefer in
Schulden gerieth, immer mehr verarmte. Mit ihrem Gelde und Credit
erwarben jetzt die Städte ein Gut nach dem andei*n von armen
Adlichen, wussten sich auch in der königlichen Kanzlei erst zu Ofen,
dann wieder zu Prag ein wichtiges Privilegium nach dem anderen zu
verschaffen. Auch an Bildung überflügelte das BUrgerthum das da-
mals ganz besonders rohe und verwilderte Ritterthum, und bald er-
zeugten die in den Städten schnelleren und leichteren Eingang fin-
denden reformatorischen Ideen des 46. Jahrhunders daselbst allseitig
ein frischeres Leben, ein höheres geistiges Streben. So erlangten
denn gerade in dieser Epoche die Städte in jeder Hinsicht ein ent-
schiedenes Uebergewicht über den Adel. Vergebens w^ehrte sich
der letztere dagegen und suchte ersteren die erworbenen Rechte
streitig zu machen. So entbrannten, wie in allen Ländern der böh-
mischen Krone , so auch in der Oberlausitz erbitterte Kämpfe zwi-
schen den rivalisirenden Ständen. Es war der Culturkampf der neue-
ren Zeit mit dem niedergehenden Mittelalter.
Es waren besonders drei Punkte, um welche man sich hier Jahr-
zehnte hindurch stritt : 4 ) die Ausübung der Obergerichtsbar-
keit, %] die sogenannte Mitleidung und 3] die Bierfuhre.
Selbstverständlich vermögen wnr diese Streitpunkte und den Gang
des Streites an dieser Stelle nur kurz zu skizziren.
Gegen Ende des 45. Jahrhunderts besass das Stadtgericht zu
Kamenz die Obergerichtsbarkeit nur über die Bürger der Stadt ;
das zu Löbau dagegen auch über die gesammte Bauernschaft des
Weichbildes , das zu Budissin wenigstens über die Bauern auf den
Stadtdörfem und sogar über Ritterbürtige (und deren Bauern) wenn
dieselben innerhalb der Stadt oder deren Flurzäunen auf hand-
hafter That ergriffen wurden. Noch weiter gingen die Befugnisse
der städtischen Gerichte zu Lauban und zu Zittau. Diese beiden
Städte hatten die Voigtei innerhalb ihrer Weichbilde sammt allen
dazu gehörigen Rechten und Einkünften an sich gebracht. Seitdem
V. Der Adel und die Städte. 63
hatte Dicht bloss die gesammte Bauernschaft ^ sondern auch die Ritter-
schaft vor den dasigen Stadtgerichten Recht zu nehmen und zu leiden.
Noch anders standen die Dinge, zu Görlitz. Vor das dasige Gericht
gehörten ausser allen Rechtssachen der Bürger und der Bauern auf
den zahlreichen Stadtdörfem auch alle Streitsachen zwischen Bürgern
der Stadt und Bauern im ganzen Weichbild , femer alle Falle , wo
Rittermassige oder deren Diener und Bauern innerhalb der Flurzaune
der Stadt auf handhafter That ergriffen wurden. Infolge eines merk-
würdigen Privilegiums vom Jahre 4303 sollten aber auch alle Ver-
gehen wiegen „Mord, Raub, Brand, Diebstahl, Lahmde, Yerratherei und
alle sonstigen grösseren [d. h. Criminal-] Sachen", die irgendwo im
Weichbild, gleichviel ob von Bürgern, Bauern oder Ritterbürtigen
verübt würden , von den Schoppen des stadtischen Gerichts abgeur-
theilt werden. Zwar sollte im letzteren Falle eigentlich der Land-
voigt selbst das Gericht hegen. Seitdem es aber keinen besonderen
Landvoigt von Görlitz mehr gab, führte auch in diesen Griminal-
sacheh der Ritterschaft und Bauernschaft den Vorsitz der 'stadtische
Richter. So hatte denn die Stadt Görlitz ebenfalls (wie Lauban und
Zittau) fast die gesammte Rechtspflege im W' eichbild an sich gebracht
und besass zumal in der ihr ausschliesslich übertragenen Criminal-
gerichtsbarkeit eine furchtbare Waffe gegen den Adel. Diese Crimi-
minaljustiz aber handhabte der Rath nur im Auftrag und Namen
des Landesherm. Alle daraus fliessenden Bussen und Sportein wur-
den treulich nach Budissin an den Landvoigt abgeliefert für die
königliche Kammer. Darum bezeichnete der Rath aber auch diese
seine Criminalgerichtsbarkeit als das königliche Gericht oder
als die königlichen Obergerichte und den stadtischen Richter
als den königlichen Richter. Die Stadt hatte von der Handhabung
dieser Criminaljustiz in ihrem Weichbild in der That keineswegs,
wie dies bei den übrigen Städten der Fall war, pekuniären Gewinn,
vielmehr mannigfache Kosten. Aber mit der Firma „des königlichen
Gerichtes" konnte nun der Rath sich decken gegen alle etwaigen Be-
schwerden über zu weit ausgedehnte Gerichtsgewalt, indem er sofort
erklarte , er dürfe den königlichen Regalien nichts vergeben ; über
diese habe nur der König selbst zu entscheiden. Dadurch wurden
derartige Beschwerden an den königlichen Hof ven^iesen , und dort
durfte der Rath darauf rechnen, seine wirklichen oder vermeintlichen
Rechte «ur Geltung zu bringen. Nicht minder aber durfte er hoffen,
bei allen derartigen Beschwerden auch den Landvoigt auf seiner
Seite zu haben ; denn wnirden die Befugnisse des Gerichts zu Görlitz
64 I- Abtheilang.
beschickt, so minderten sich auch die an den Landvoigt abzuliefern-
den Erträgnisse desselben. Darum wies der Rath sogar das ihm von
den königlichen Rflthen zu Prag wiederholt gemachte Anerbieten, das
königliche Gericht zu Görlitz sammt all seinen Revenuen vom Fiskus
für die Stadt zu kaufen, beharrlich zurück. So bewahrte er den
Schein völliger üneigenntttzigkeit und begnügte sich mit der Macht,
welche ihm die Handhabung und der Schutz dieses königlichen Ge-
richts über alle Bewohner des Weichbildes verlieh.
Solche Gerichtsgewalt der Bürger über den Adel musste zu
Conflikten aller Art und endlich zu allgemeiner Erbitterung gegen
die Städte führen. Wie Görlitz die ihm zustehende Gewalt am
rücksichtslosesten übte, so richtete sich auch besonders gegen diese
Stadt der Hass des Adels. Der dasige Rath verlangte, dass jede
im Weichbild etwa gehauene Wunde, noch ehe sie verbunden , den
Schoppen zu Görlitz gezeigt werde, damit diese feststellen könnten,
ob dieselbe „Lähmde'^ sei oder wenigstens ,.sich zur Lähmde neige^;
in beiden Fällen nämlich gehörte die gerichtliche Untersuchung des
Vergehens nicht vor das adliche Patrimonialgericht , sondern vor das
^königliche Gericht**. Er verlangte, dass jeder etwa im Weichbild
aufgefundene Leichnam liegen bleibe, bis auf die sofort zu erstat-
tende Anzeige das Görlitzer Gericht sich überzeugt habe, ob hier ein
^Mord" vorliege. Wagte es dagegen ein Gutsbesitzer, einen im Be-
reich seiner Flur aufgefundenen Leichnam durch seine Dorfgerichte
aufheben zu lassen , und wäre es der eines augenscheinlich ertrun-
kenen Kindes , den traf sammt Richter , Schoppen und ganzer Dorf-
gemeinde unfehlbar die Acht der Stadt Görlitz , aus der man sich nur
durch schweres Geld wieder „auswirken** konnte. Wer aber gar
einen Aechter hausete, ja ihm nur gestattete, in sein Heimathsdorf zu
kommen , und wäre es auch , um sich mit denen zu vergleichen , um
deretwillen er geächtet worden, der verfiel nebst Richter, Schoppen
und ganzer Gemeinde der ^schnellen Acht".
Besonders häufig waren die Conflikte mit den Besitzern von
Herrschaften innerhalb des Weichbilds Görlitz . Nach altem Her-
kommen stand diesen innerhalb ihrer Herrschaft die Obergerichts-
barkeit zu. Allein der Rath zu Görlitz erkannte diese Befugniss ein-
fach nicht an, sondern nahm die Ausübung der Obergerichte auch
innerhalb jener Herrschaften ausschliesslich für das königliche Ge-
richt zu Görlitz in Anspruch. Und als die Burggrafen v. Dohna auf
Grafenstein, welche für das ihnen gehörige Radmeritz nebst Zu-
behör die Rechte einer Herrschaft vom König erlangt hatten, zum
y. Der Adel und die Stttdte. 65
Zeichen, dass sie die Obergerichtsbarkeit daselbst zu üben berechtigt
seien, einen Galgen errichteten, so sendete (4494) der Rath den
königUchen Richter nebst zahlreichem, bewaffnetem Gefolge nach
Radmeritz und liess den Galgen umhauen.
Seinerseits aber scheute sich der Rath keineswegs vor Ein-
griffen in fremde Gerichtsbarkeit. Zwei des Strassenraubes ver-
dächtige Edelleute, Nicol. v. Tschimhaus auf Bertelsdopf und Friedr.
V. Wiedebach (beide Dörfer bei Seidenbei^ gelegen) , wurden von
den Gdrlitzem (U82) bis in das Stadtchen Seidenberg, ja drttber /
hinaus in das Gebiet der Herrschaft Friedland verfolgt. Und anstatt
darauf die Gefangenen ihrem Lehnsherrn, Ulrich v. Biberstein auf
Friedland, zur Aburtheilung zu übergeben , führte man sie nach Gör-
litz und hing sie bereits am nächsten Morgen, als Edelleute in Roth
gekleidet, ^über alle anderen Diebe an dem oberen Galgen^. Ebenso
liess der Rath (4540) infolge eines von Heinrich Kragen verübten
Strassenraubes nicht nur Christoph v. Kottwitz auf Sänitz , welcher
Kragen vor jenem Raube draussen vor seinem Hofe gespeist hatte,
sondern auch dessen Bruder Caspar v. Kottwitz auf Oberullersdorf,
Lehnsmann der böhmischen Herrschaft Grafenstein, bei welchem sich
Kragen aufhielt, in ein und derselben Nacht ergreifen und trotz aller
Fürsprache bereits am dritten Tage darauf zu Görlitz mit dem
Schwerte hinrichten. Nimmt man hinzu, dass selbst der Landvoigt
(U87) rügte, der Rath zu Görlitz verfolge allzustreng und lasse „um
leichtfertiger Sachen willen, als um Raufen, Wunden und schle<;hte
Frevel^, die Thäter sogleich tödten, so begreift man völlig, dass
endlich (1497) die gesammte Mannschaft des Weichbilds Görlitz den
Rath wegen der Handhabung der Obergerichte beim König ver-
klagte.
Hiermit beginnen die seitdem bis 4547, also genau 50 Jahre,
fast ohne Unterbrechung wahrenden Prozesse des Adels und der
Städte. Nach und nach nämlich wurden auch die übrigen Sechsstädte
in den Rechtsstreit verwickelt. Es erfolgten ^Sprüche^ der Landes-
herren zu Gunsten bald der Städte (Spruch Wladislai von 4497), bald
des Adels (Spruch zu Kuttenberg «4540). Als Görlitz durch Beste-
chung der königlichen Räthe eine förmliche „retractatio^ des letz-
leren erwirkt hatte, versuchte der Adel gütliche Vergleiche; aber
beim Regierungsantritt Ferdinands I. erhob er neue Klage gegen die
Städte. Der den Städten nicht günstige erste Prager Vertrag (4530)
wurde von ihnen abermals durch Bestechung beseitigt; der sehr
verständig abgefasste zweite Prager Vertrag (4534) genügte dem
Kaotli«, Oeich. d. OlMrl. Adelt . 5
66 I- Abtheilung.
Adel nicht; so begann aufs neue der förmliche Prozess mit Klage und
Antwort, Duplik, Triplik, Quadruplik. Auch die „decisio Perdi-
nandea^ von 4544 enthielt hinsichtlich der Obergerichtsbarkeit keine
definitive Entscheidung, bestätigte vielmehr bis auf Weiteres den
Status quo ante, ordnete neue thatsächliche Ermittelungen an, ge-
stattete neue Beschwerden an den neuen Landvoigt und stellte einen
künftigen, endgültigen Spruch des Königs in Aussicht.
In diesen Prozess war auch eine andere , schon langst zwischen
Adel und Städten schwebende Streitfrage hineingezogen worden.
Wie bereits oben (S. 35) erwähnt, pflegten die von böhmischen Kö-
nigen ausgeschriebenen ausserordentlichen Steuern dem Lande in der
Form einer runden Summe auferlegt zu werden , deren Repartition
den Ständen des Landes selbst überlassen blieb. In der Oberlau-
sitz hatte die Landschaft, d. h/die adlichen Besitzer von Landgütern,
zu welcher auch die geistlichen Stifter für ihre steuerpflichtigen
Güter gehörten, bis 4474 merkwürdiger Weise nur Y4 („den vierten
Pfennig'^) , seitdem Y3 (,,den dritten Pfennig^) der auf das ganze Land
entfallenden Steuersumme zu beschaffen gehabt. Man bezeichnete
das Verhältniss der beiden Stände zur gemeinsamen Aufbringung von
Steuern mit dem Ausdruck „die Quote". Nun waren besonders seit
Ende der hussitischen Wirren sehr viele bisher dem Adel gehörige
Güter in den Besitz theils der Stadtcommunen, theils einzelner Bürger
übergegangen. Dies war stets mit specieller Bewilligung des Königs
geschehen und mit der ausdrücklichen Bestimmung , dass die Städte
oder ihre Bürger diese Güter nach Stadtrecht besitzen sollten. In-
folge dessen hielt sich jede Stadt für berechtigt , auch die Bewohner
dieser Güter zur Aufbringung des auf sie entfallenden Steuerantheils
herbeizuziehen oder „mit der Stadt leiden^ zu lassen. Hierdurch
aber wurde die Zahl der Güter, welche zusammen den auf die Land-
schaft entfallenden Steuerantheil aufzubringen hatten, immer kleiner,
das von jedem einzelnen Gute zu entrichtende Steuerquantum also
immer grösser; denn „je weniger Landschaft , desto mehr Dienst.'*
Darum verlangte der Adel, dass alle diejenigen Güter, welche bisher
mit dem „Lande" gelitten hätten, dies auch dann thun sollten, wenn
sie in den Besitz der Städte oder ihrer Bürger übergegangen wären,
d. h. dass sie für alle Zeit „landmitleidend" bleiben sollten. Auch
hierüber enthielten daher die obener>vähnten Sprüche und Ver-
träge mehrfache Bestimmungen; aber auch die decisio Ferdinan-
dea von 4544 brachte noch keine endgültige Entscheidung. Sie
«teilte nur den sehr verständigen Grundsatz auf, dass die in Frage
Y. Der Adel und die Städte. 67
stehenden ausserordentlichen Steuern wirkliche Vermögenssteuern
sein und nach dem Princip ^der Gleichheit^ erhoben werden sollten.
Der König ordnete daher eine unparteiische Taxation aller Güter, so-
wohl der adlichen und geistlichen , als der städtischen an und ver-
langte, dass die Städte ein Verzeichjiiss derjenigen Güter einreichen
sollten, die sie als „£rt>güter^ zu betrachten sich berechtigt hielten.
So behielt sich der König auch hierüber die endgültige Entschei-
dung vor. — Aliein die Stände selbst erzielten noch in demselben
Jahre 4544 hierüber eine gütliche Einigung. ' Man setzte fest, welche
bis jetzt in städtischen Besitz übergegangenen Landgüter „stadtmit-
leidend^, und welche ,,landmitleidend'^ sein sollten, und bestimmte,
dass, was von den Städten etwa künftig noch hinzugekauft werde,
landmitleidend bleibe, dass aber, wenn eine Stadt stadtmitleidende
Güter an Adliche verkaufe, sie ebensoviel wieder zur Stadtmitleiden-
schaft hinzuerwerben dürfe.
Auch über die Quote verglich man sich gütlich. Trotz aller
an die Städte übergegangenen Landgüter hatte eine schon 4537 vor-
genommene Taxation ergeben , dass die Güter der Landschaft noch
immer 4,600,000 Mark, die Grundstücke , welche die Bürger theils
innerhalb ihrer Städte, theils auf dem Lande besassen, zusammen nur
4,457,444 Mark Werth respräsentirten. Infolge dessen erklärte sich
die Landschaft bereit , künftig die Hälfte der dem ganzen Lande auf-
erlegten ausserordentlichen Steuersummen^ übernehmen zu wollen.
Diese Form der Steuererhebung ist denn auch bis 4567 festgehal-
ten worden, wo die Bauchsteuer eingeführt d. h. die Anzahl der
Rauchfänge oder Wohnungen für die Bepartition zu Grunde gelegt
ward.
Den dritten Streitpunkt bildete die sogenannte Bierfuhre.
Das Brauen und Ausschänken von Bier galt ursprünglich als ein
ausschliesslich bürgerliches Gewerbe. Am liebsten sahen es die
Städte, wenn die Landleute selbst in die Stadt kamen und sich da-
selbst am Biere gütlich thaten. Die meisten der Sechsstädte hatten
sich daher das Meilenrecht zu erwerben gewusst, wonach sie das
Recht hatten, innerhalb einer Meile rings um die Stadt die Errich-
tung eines Kretschams oder einer Schänke (ebenso auch die Aus-
übung irgend eines Handwerks) ganz zu verbieten. Jenseits der
Meile durften Kretschame errichtet und für die Landleute Bier
geschänkt werden, und es fragte sich nur, was für «welches, ob aus-
schliesslich das der Weichbildstadt^ oder auch fremdes, oder endlich
ob die Besitzer der einzelnen Dörfer selbst Bier brauen und dasselbe
68 I* Abtheilung.
in ihren Kretschamen ausschänken lassen durften. Unter den Ober-
laasitzer Sechsstädten erfreute sich Zittau der grtfssten Berühmtheit
seines Bieres. Dasselbe wurde daher in grossen Quantitäten auch in
das Görlitzer Weichbild geführt. Die Stadt Görlitz aber beanspruchte
das Verbietungsrecht fttr alles ^fremde Bier innerhalb ihres ganzen
Weichbildes. So gingen hier die Beschwerden des GOrlitzer Adels,
der besseres Bier trinken wollte, als das Görlitzer, und die der
übrigen Sechsstädte, welche nach wie vor ihr Bier auf die Dörfer des
Görlitzer Weichbildes zu führen wünschten, Hand in Hand. Eine
Verordnung König Georgs von Böhmen (4462) setzte fest, dass inner-
halb zweier Meilen von Görlitz während der Wintermonate nur Gör-
litzer Bier getrunken werden, während der Sommermonate aber die
Bierfuhre frei sein solle , und dass der Adel für seinen Hausbedarf
entweder selbst Bier brauen oder fremdes kaufen könne, aber
während der Wintermonate in seinen Kretschamen nur Görlitzer
Bier für Geld ausschänken lassen dürfe. An diesem Spruche König
Georgs hielt nun Görlitz mit rücksichtsloser Strenge. Wenn daher
ein Kretschamer innerhalb der Wintermonate fremdes 9ier schänkte,
so schickte der Rath sofort den königlichen Richter und Gewappnete
zu Fuss und Ross, liess die Fässer aufhauen und die Schuldigen in's
Gefängniss nach Görlitz abführen , oder wenn sie flüchteten , sie hei-
schen und ächten. Dieselbe Strafe aber wurde meist über die Guts-
herren verhängt, die solchen „Frevel^ geduldet. So führte denn schon
seit 4489 der Görlitzer Adel und die Städte Zittau , Lauban und
Kamenz gemeinsam gegen Görlitz wegen der Bierfuhre förmlichen
Prozess, der durch die bekannte Bierfehde zwischen Görlitz und
^tau einen um so erbitterteren Charakter annahm. Im Verlaufe des
Streits ward festgesetzt, dass alle Städte nur innerhalb des Umkreises
von einer Meile das Verbietungsrecht für fremdes Bier besitzen,
dass aber Adliche auch innerhalb dieser Meile für ihren Hausbedarf
eignes und fremdes Bier gebrauchen , und dass die nachweislich mit
Malz-, Brau-, Schank- (Schlacht- und Back-) Gerechtigkeit versehenen
Kretschame fortbestehen sollten. — Auch in Betreff dieses Streit-
punkts entschied die decisio Ferdmandea nicht definitiv, sondern ord-
nete SpecificiruBg der etwaigen Klagen von Seiten der Städte gegen
den Landstand an.
So war denn keiner der drei Hauptstreitpunkte endgültig zu
rechtlichem Austrag gekommen , als der Pönfall — sie alle zugleich
erledigte.
y. Der A4el nad die Städte. 69
Sofern uns auch die Absicht liegt, hier eine volistfindige Ge-
schichte'des Pön falls schreiben zu wollen, so sind wir doch ge-
ndthigt, genauer auf dieselbe einzugehen, einmal um den Antheil
des Adels an dem über die Städte verhängten Strafgericht darzuthun
und sodann um zu zeigen , wie sich infolge des Pönfalls die Stellung
des Adels zu den Stlldten ganz wesentlich änderte.
Als Ende des Jahres 4546 der Krieg zwischen dem Schmal-
kaldner Bund und Kaiser Karl V. sich aus Süddeutschland, wo er
begonnen , in die sächsischen Lande zog ; als Kurfürst Johann Fried-
rich von Sachsen seinen Vetter Herzog Moritz aus den Kurlanden in
das Meissnische zurückdrängte und sogar in die zu Böhmen gehörige
\iederlausitz einrückte, da erliess König Ferdinand von Böhmen (den
U. Januar 4547) an alle seine Unterthanen ein allgemeines Aufgebot,
„auf zu sein gegen den Aechter Johann Friedrich , ehemals Kur-
fürst von Sachsen, bei Vermeidung eines Pönfalls*^. Die böh-
mische Landesordnung bestimmte nämlich , wenn bei einem feind-
lichen Einfall in die böhmischen Lande jemand sich weigern sollte,
den Feind vertreiben zu helfen, ^ein solcher solle seiner Ehre,
Leibes und Gutes verlustig sein^. Es war ein schwerer Conflikt
zwischen der Pflicht des Gehorsams gegen den Landesherm und
zwischen der eignen religiösen Ueberzeugung , worein durch jenen
Befehl auch die Oberlausitz versetzt wurde. Die Sympathien des
zum bei weitem grössten Theile bereits völlig protestantischen Landes
waren in dem ausgebrochenen Kriege auf Seiten der Schmalkaldner
Verbündeten und zumal des Kurfürsten von Sachsen, als des Hauptes
und Hortes des deutschen Protestantismus. Ging der Kaiser und sein
Bruder aus diesem -ersten Religionskriege als Sieger hervor, so schiM
die Unterdrückung des Protestantismus , zunächst in deren Erblän-
dem, in sichere Aussicht gestellt. Dennoch bewilligten beide Stände
der Oberlausitz ihrem Könige sofort ein Kriegscontingent , der Adel
1000 Mann zu Boss, die Städte 500 Mann zuFuss, und zwar beide
auf die Dauer von zwei Monaten. Das Fähnlein der Städte rückte
am 25. Febr. 4547 in der Bichtung nach Dresden aus, um zum könig-
lichen Heere zu stossen , und von diesem Tage an seheint die zwei-
monatliche Frist gerechnet worden zu sein, für welche die Städte
ihre Söldner in Pflicht genommen hatten. Allein diese Frist ging
bereits ziemlich zu Ende, ohne dass es zu einer entscheidenden
Aktion zwischen dem kurfürstlich sächsischen und den vereinigten
büserlichen, böhmischen und herzoglich sächsischen Truppen ge-
kommen wäre. Da fragten denn die Städte bei dem Amtshanpt-
70 I- AbtheiluDg.
mann von Budissin, Dr. Ulrich v. Nostitz, dem damaligen Land-
voigteiverweser, sowie bei den Vertretern des Adels an, ob
man etwa erst an den König schreiben solle, bevor man zum
bevorstehenden Ablauf der zweimonatlichen Frist den geworbenen
Truppen den Sold auszahle und sie entlasse. Der Amtshauptmann
und der Adel antworteten, 9,sie würden deswegen nicht an den
König schreiben ; sie würden ihren Reitern einen Monat Sold [jeden-
falls ftir April] schicken, so wären sie bezahlt; sie hätten weiter
kein Geld. Wollte jemand dann umsonst weiter dienen, das möchte
er thun^. So lag denn ein förmlicher ständischer Beschluss vor,
mit Ende der zweimonatlichen Frist die Söldner zu entlassen. Dem-
nach schickten die Städte Abgeordnete zum Heere, um ihre Söld-
ner zum 24. April, wo ihre zwei Monate zu Ende gingen, abzuloh-
nen. Jedenfalls sofort nach der Ankunft dieser Abgeordneten, näm-
lich den 23. April, erliess König Ferdinand ein Schreiben an die
Sechsstädte, in welchem er sich Ober das bisherige Verhalten ihrer
Söldner sehr anerkennend ausspricht und das „gnädige Begehren^
an die Städte richtet, sie möchten ihr Fähnlein Knechte, „die ihrer
aufgerichteten Bestallung nach nunmehr ausgedient^, noch zwei
Monate im Felde lassen. Es lag in der Natur der Sache, dass dieser
Brief vor Ende der accordirten Frist gar nicht in die Hände der
Städte gelangen, noch weniger aber deren Rückantwort beim
Heere eintreffen konnte. Die städtischen Abgeordneten beim Heere
hatten Befehl , ihre Truppen den 23. oder 24. April abzulohnen; dies
thaten sie denn, und so „verliefen sich^ die Söldner. Es war ver-
hängnissvoll für die Städte, dass es gerade an diesem 24. April
4547 zu der entscheidenden Schlacht bei Mühlberg kam. Der
König hatte also darin Recht, wenn er später den Städten vorwarf,
sie hätten ihn „im Felde, gegen den Feind ziehend, verlassen^. Der
Adel aber, der gegen die Abrede seine Reiter beim Heere gelassen
hatte , stand jetzt hoch in des Königs Gunst und Gnade. Schon
damals soll der König zu den Oberlausitzer Adlichen im Heer sich
geäussert haben, „er werde in wenig Tagen die von Städten mit
schweren Strafen belegen^. Schon damals also war das Strafgericht
gegen dieselben beschlossen.
Sobald die Städte das königliche Schreiben vom 23. April end-
lich empfingen , sendeten sie sofort Geld an den König , der damit
vielleicht schneller, als sie, neue Söldner anwerben könne. Allein
dasselbe wurde nicht angenommen. Auch bedurfte der König jetzt
keiner neuen Truppen mehr, da mit Gefangennahme des Kurfürsten
y . Der Adel and die Städte. 7 1
and der Kapitulation von Wittenberg der ganze Feldzug siegreich
beendigt war. Er wendete sich vielmehr nach Böhmen zurück, um
jetzt ein strenges Strafgericht gegen alle seine ungehorsamen Unter-
thanen ergehen zu lassen. Die böhmischen Stande , Herren, Ritter
und Städte, hatten nSmlich dem Könige die Kriegshülfe wirklich
verweigert, ja sogar untereinander ein förmliches Schutz* und Trutz-
btlndniss geschlossen ^ angeblich zur Vertheidigung des Landes und
seiner Privilegien. Hier also lag in der That das Verbrechen des
Hochverraths oder der Rebellion vor. Der böhmische Adel, der eben
damals in einem ganz ähnlichen Rechtsstreit mit den Städten lag, wie
der oberlausitzische, beeilte sich aber sofort, seinen Frieden mit dem
Könige zu machen. Die Abgeordneten der böhmischen Städte da-
gegen nahm der König nicht an. Auf dem darauf folgenden ^blutigen
Landtage^ zu Prag mussten dieselben sich ^auf Gnade und Ungnade^
dem Könige ergeben und verloren, als Pön, all ihre Freiheiten, Privi-
legien, Landgüter, Waffen etc.
Genau dasselbe Verfahren würde nun auch gegen die Städte der
Oberiausitz eingeleitet. Unter dem 9. August 1547 erging an sie eine
Citation, derzufolge aus jeder Sechsstadt Bürgermeister, Richterund
Räthe in eigner Person und Abgeordnete von den Aeltesten der Hand-
werker auf einen bestimmten Tag in Prag erscheinen, alle städtischen
Privilegien und Urkunden bei Verlust derselben mitbringen, sich über
die 12 beigefügten Anklagepunkte verantworten und des Erkennt-
nisses gewärtig sein sollten. Eine zweite Citation vom 40. August
lad dieselben zugleich zu einem Rechtstermine, auf welchem der Kö-
nig die in der decisio Ferdinandea vom Jahre 1544 unerledigt ge-
bliebenen Streitpunkte zwischen Städten und Adel entscheiden wollte.
Eine dritte Citation vom 9. August wurde dem oberlausitzischen Adel
zugestellt , dass derselbe „auf des Königs Kosten^ Abgeordnete nach
Prag senden solle , um Zeugniss abzulegen gegen die Städte. Es war
jedenfalls ein eigenthümliehes Rechtsverfahren, die Entscheidung
eines Hochverrathsproeesses gegen die Städte und die Entscheidung
eines Civilprocesses zwischen Städten und Adel auf ein und denselben
Termin zu verlegen, und den Adel , den Gegner der Städte in dem
zweiten Processe, zum Zeugen gegen dieselben im ersten zu berufen.
Von den 4 2 Punkten der Anklageschrift bezogen sich meh-
rere gar nicht auf das Verhalten der Städte während des Krieges ; an-
dere erwiesen sich als offenbare Uebertreibungen , ja geflisseotliche
Entstellungen. Nicht abzuleugnende Thatsache bleibt nur die Abbe-
rufung der städtischen Söldner unmittelbar vor der Schlacht bei
72 L Abtheilung.
Mühlberg. Aber dass dieselbe erfolgt sei „aus gutem, geneigtem Willen
gegen des Königs offenen Feind, den Aechter Johann Friedrich, ohne
alles des Königs Vorwissen , ihm zum Nachtheil , dem Feinde zur Be-
förderung und zum Guten^, widerspricht völlig dem Zusammenhange
der Ereignisse.
Von jeher hat man das deutliche Bestreben, die Städte um jeden
Preis zu Hochverräthem zu stempeln , auf zwei Ursachen zurückge-
führt, auf den Zorn des Königs und auf die Verleumdung
der oberlausitzischen Städte durch den oberlausitzischen Adel.
Die böhmischen Städte waren schuldig; die oberlausitzischen
schienen es ; der König wünschte , dass sie nun auch sich als schul-
dig erweisen möchten. Wie in Böhmen, so sollte ihm dieser Pön-
fall auch in der Oberlausitz die erwünschte Gelegenheit bieten , die
bisherige Macht der Städte zu brechen , ihren Reichthum sich anzu-
eignen und künftig der Regierung einen grösseren Einfluss auf die
Leitung der oberlausitzischen Landesangelegenheiten zu verschaffen.
Dies wenigstens war das Resultat der infolge des Pönfalls in Böhmen,
wie in der Oberlausitz eingetretenen Reaktion. Wir dürfen annehmen,
dass es bei einem so gewiegten Politiker, wie König Fei*dinand, auch
der bewusste Zweck gewesen sei. Diesen Zweck nun förderte in der
Oberlausitz der Adel auf das bereitwilligste. In der vom König beab-
sichtigten Unterdrückung der Uebermacht der Städte erblickte er die
endliche Vergeltung für all das von denselben erlittene Ungemach, die
erwünschte Erledigung der alten, zum Theil noch schwebenden Strei-
tigkeiten mit denselben und zugleich einen nicht zu unterschätzenden
Zuwachs an eignem politischen Einfluss. So gingen die Interessen
des Adels mit denen des Königs Hand in Hand ; so wurde der Adel
der Angeber und Ankläger der Städte.
Von wem sonst konnten die königlichen Räthe zu Prag die Unter-
• lagen zu der Anklageschrift gegen die Städte erhalten haben? Wie
kam es, dass die alten Streitpunkte, z. B. die Belehnung der Bürger
mit den Landgütern durch den Erbrichter, statt durch den Landvoigt,
femer die Stadt^ oder Landmitleidenheit der städtischen Landgüter,
jetzt in den Hochverrathsprocess hineingezogen wurden? Wie kam es,
dass die königliche Entscheidung über diese und andere alte Streit-
fragen auf denselben Termin' verlegt war, wo der Hochverrathsprocess
gegen die Städte verhandelt werden sollte? Wie kam es, dass zu die-
sem Hochverrathsprocesse Abgeordnete des Adels „auf Kosten des Kö-
nigs^ als Belastungszeugen berufen wurden? Alle diese Fragen kön-
nen von jedem Unparteiischen nur dahin beantwortet werden , dass
Y. Der Adel und die StXdte. 73
seit der Schlacht bei Htthlberg zwischen dem Adel und dem Könige
oder dessen Rflthen völliges Einvernehmen hinsichtlich des beabsich-
tigten Sturzes der Städte bestand, dass der Adel den Zorn des Königs
anfachte und das nOthige Beweismaterial gegen die Städte herbei-
schaffte und der König eine für den Adel günstige Entscheidung des
alten Rechtsstreits in Aussicht stellte. Thatsache ist, dass grade die
bekanntesten Gegner der Städte in den bisherigen Processen gegen
den Adel und vor allem Dr. Ulrich v. Nostitz sich bereits den 8. Juli,
also kurz bevor die Anklageakte gegen die Städte geschmiedet wurde,
zu Prag beim König befanden.
Und eben dieser Ulrich v. Nostitz ward von den Städten all-
gemein als ihr schlimmster ^Abgönner und Angeber^ bezeichnet. Als
tüchtiger Junst und erfahrener Yerwaltungsmann, war derselbe von
König Ferdinand schon früher mehrfach in Geschäften theils in Schle-
sien, theils in der Niederlausitz verwendet worden; 4538 nahm ihn
der König förmlich in seinen Dienst und machte ihn zu ^seinem Diener
von Haus aus^ ; 4 542 ward er Amtshauptmann zu Budissin und als
solcher^ da der Landvoigt selbst meist in Böhmen lebte, Verweser der
Landvoigtei. In den oben erwähnten Processen des Adels gegen die
Städte war er ein eifriger Anwalt seines Standes gewesen ; wiederholt
hatte er theils einzelne Städte bei dem Judicium ordinarium , theils
die Corporation derselben bei dem König selbst verklagt. Dem stolzen
Aristokraten , dem dienstbeflissenen Bureaukraten , endlich dem eif-
rigen Katholiken kann man es wohl zutrauen , dass er die Ungnade,
in welche die Städte beim König gefallen waren, gern dazu benutzte,
die Macht derselben brechen und in der Oberlausitz den Einfluss ein-
mal der Regierung, sodann aber auch des Adels stärken zu helfen. Im
entgegengesetzten Falle hätte es ihm bei seiner Stellung im Lande
und seinem Einfluss bei Hofe ein Leichtes sein müssen, den gegen die
Städte heranziehenden Sturm zu beschwören und durch Darlegung
des wirklichen Sachverhalts die Anklage auf Hochverrath abzuwen-
den. Sein ferneres Veriialten dürfte diese Annahme rechtfertigen.
Als am 30. August 4547 die 84 Deputirten der oberlausitzischen
Städte Prag , das Ziel ihrer traurigen Reise , erreichten und zunächst
den königlichen Räthen eine mitgebrachte Vertheidigungsschrift über-
reichen wollten, suchte besonders Ulrich v. Nostitz sie zu überreden,
sie möchten sich auf eine rechtliche Verantwortung ja nicht einlassen,
sondern sich (wie die Prager es gethan) dem König einfach ^auf
Gnade und Ungnade^ ergeben. Dasselbe schärfte er ihnen noch
unmittelbar vor ihrer auf den 5. September anberaumten Audienz
74 !• Abtheilung.
vor dem Könige ganz besonders ein. So ward ihnen denn von dem
Könige der Bescheid, getrauten sie sich^ auf dem Rechtswege ihre Un-
schuld zu erweisen, so sei ihnen dies gestattet; wenn nicht, so wolle
er sie auf Gnade und Ungnade annehmen. Von allen Seiten bestürmt,
hatten sie auf den Rechtsweg ausdrücklich verzichtet; durch ihre
Unterwerfung auf Gnade und Ungnade erklärten sie sich der Ver-
brechen schuldig, die sie in der That nicht begangen hatten. Der
König durfte sie nun als des Hochverraths geständig betrachten,
und demgemäss behandelte er sie.
Am 7. September wurden ihnen die über sie verhängten Stra-
fen publicirt. Sie verloren (wie die Prager) alle ihre bisher besesse-
nen Privilegien, Freiheiten, Rechte, Statuten, alle ihre Stadtlehen
und Landgüter , all ihre Waffen und Munition etc. Sie hatten sofort
eine Strafsumme von 400000 fl. zu erlegen und dem Könige für ewige
Zeiten eine Biersteuer zu bewilligen etc. Als die Abgeordneten be-
theuerten , es sei unmöglich , eine so hohe Strafsumme aufzutreiben,
erwiderte Ulrich v. Nostitz, „sie würden ohne Zweifel dem gewesenen
Kurfürsten von Sachsen willig ein weit Mehreres entrichtet haben,
wenn es dazu gekommen wäre , dass sie ihm hätten contribuiren sol-
len^. So mussten sie denn die harten Strafbedingungen unterschrei-
ben. Erst nach Abzahlung der einen Hälfte jener Strafsumme wurde
die zu Prag noch in Haft gehaltene Hälfte der Abgeordneten wieder
entlassen. Am 4..0ctober vergab der König den Städten ihre „Ver-
wirkung^, stellte ihren Glimpf wieder her und gab jeder von ihnen
eine Anzahl — freilich der unbedeutendsten , werthlosesten Privile-
gien wieder zurück.
Durch diesen Pönfall schien die Macht der oberlausitzischen
Sechsstädte für imiber vernichtet. Königliche Gommissare liessen sich
in jeder derselben die Waffen, jdieStadturbarien, die Kirchenkleinodien
aushändigen und nahmen die der Commun gehörigen Landgüter in
fiskalische Verwaltung. Hierdurch waren den Städten fast alle ihre
communalen Einnahmequellen entzogen. In jeder Stadt ward der bis-
herige Magistrat aufgelöst und von den königlichen Gommissaren ein
neuer eingesetzt, desgleichen anstatt des bisherigen städtischen Erb-
richters ein „königlicher Richter^ eingewiesen. Also auch die freie
Rathskür und die eigene Gerichtsbarkeit , jene ersten Attribute freier
Städte, waren verloren ; die Sechsstädte wurden als „königliche Kam-
mergüter"" betrachtet. Die von den Bürgern besessenen Landgüter
wurden aus Erbe , das sie bisher gewesen , in Lehn verwandelt und
hatten von jetzt ab „mit dem Lande zu leiden^.
V. Der Adel und die Städte. 75
Jetzt waren die alten Streitigkeiten ganz im Sinne des Adels
eDtschieden. Kein Adlicher stand mehr selbst oder mit seinen Gü-
tern unter der Gerichtsbarkeit der Städte. Alle Landgüter litten mit
dem Lande. Das Meilenrecht der Stttdte war so gut wie aufgehoben,
die politische Stellung der Städte so gut als vernichtet. Die neuen
Einnahmequellen, welche der Regierung sich jetzt eröffnet hatten,
machten die Einsetzung einer neuen Regierungsbehörde , der Lan-
deshauptmannschaft, nöthig (S. 36). Zum ersten Landeshaupt-
mann ernannte der König (4549) Ulrich v. Nostitz, den bittersten
Feind der Städte.
Zum neuen Landvoigt aber erwählte er einen anderen, eben-
so offenen Gegner derselben , den Burggrafen Christoph v. Dohna
auf Königsbrück. £s war ein besonderer Beweis königlicher Huld
und Gnade gegen den oberlausitzischen Adel, dass er, was seit Jahr-
hunderten nicht geschehen, zu. seinem Statthalter im Lande einen
eingeborenen Adlichen erhob, und dass dies noch dazu ein Protestant
war, bezeugte des Königs Toleranz auf religiösem Gebiet. Allein diese
Wahl war keine glückliche. Geizig und habgierig , suchte Christoph
V. Dohna jetzt alle Justiz- und Verwaltungsgeschäfte persönlich zu
erledigen; so ersparte er den Gehalt der von ihm zu bezahlenden
Interbeamten. Selbst die Stelle eines Amtshauptmanns von Görlitz
Hess er unbesetzt. So musste jetzt der Adel des Görlitzer Kreises die
Erledigung all seiner Rechtsgeschäfte in dem fernen Budissin suchen.
Dort aber bäuften sich die auf einen und denselben Tag angesetzten
Termine dergestalt , dass viele Sachen verschoben werden , die Par-
teien also entweder in Budissin warten oder wiederkommen mussten.
Hofgericht und Judicium ordinarium beliebte der Landvoigt so gut
wie gar nicht abzuhalten. Dazu handhabte er die Justiz in parteiisch-
ster und grausamster Weise ; Beschwerden liess er unbeachtet; selbst
königliche Rescripte publicirte er einfach nicht, und die altherge-
brachten Versammlungen der Landesausschüsse unter ihren Landes-
ältesten verbot er als Conspiration und Rebellion.
So lange von der seit dem Pönfall in der Oberlaositz eingetretenen
Reaktion nur die Städte betroffen worden waren, hatte sich der Adel
derselben erfreut; jetzt sah er sich von der eingerissenen bureau-
kratischeo Willkürherrschaft in seinen eigenen Interessen ebenfalls
geschädigt. Ja die gesammte alte Landesverfassung, welche der Ober-
laositz Jahrhunderte lang der Regierung gegenüber eine fast auto*
Dome Stellung gesichert hatte, war nach allen Seiten hin bedroht. Die
gemeinsame Gefahr liess daher den Adel jetzt den alten Haas gegen
76 I. Abtfaeilimg.
die Städte vergessen und diesen wieder die^Hand bieten zunächst
zu einer gemeinsamen Beschwerdefi&hrung gegen den Landvoigt.
In 408 Artikeln stellten ^die Stande des Markgrafthums Ober-
lausitz^, also Adel und Städte, ihre Beschwerden zusammen. Eine
besondere königliche Commission prüfte dieselben an Ort und Stelle.
Noch ehe diese aber die Klagschrift sammt ihrem eigenen Gutachten
dem König zur Entscheidung übergeben konnten, starb \ 560 der Land-
voigt V. Dohna, mit ihm der letzte jener schlimmsten Gegner der
Städte, die den Pönfall hatten herbeiführen helfen.
Auch der Zorn des Königs gegen die Städte hatte sich in-
zwischen gelegt. Sie hatten sich trotz der mehr als harten^ ihnen
auferlegten Strafen stets |als gehorsame Unterthanen erwiesen.
Auf wiederiioltes Bitten hatte er ihnen 4549 einen freilich sehr
geringen Theil ihrer ^ verwirkten^ Landgüter zurückgegeben. An-
dere hatten sie von dem stets geldbedürftigen Könige zurücker-
kauft. Es ist ganz erstaunenswerth, welche Summen die mit alten
und neuen Schulden überladenen, durch königliche Straf- und Bier-
gelder ausgesogenen, all ihrer bisherigen Einnahmequellen beraub-
ten, dazu vielfach von innerem Hader zwischen Rath und Zünften
zerrissenen Städte aufzutreiben wussten , um ihre schon einmal er-
kauften Landgüter jetzt zum zweiten Male von ihrem Landesherm
für schweres Geld zurückzuerwerben. Nach und nach lösten sie auch
die meisten der früher besessenen Privilegien von der königlichen
Kammer wieder ein. Freilich wer mit leeren Händen bei den könii^-
liehen Räthen erschien , erreichte nichts. 4559 gestattete der König
auch wieder die freie Rathskür und erliess ihnen 4564 selbst die bis
dahin abverlangte jährliche Rechnungsablegung über ihr Communal-
vermögen. Desgleichen verwandelte er die den einzelnen Bürgern
gehörigen Landgüter zurück aus Lehn in Ert>e.
Seitdem die Städte nicht mehr, wie bis 4547, mit strenger Hand
die Obergerichtsbarkeit, jede in ihrem Weichbilde, handhabten, hatte
aller Orten Mord- und Todtschlag, Diebstahl und Strassenraub über-
hand genommen. Da teilte der König endlich auch die bisher aus-
gesetzte Entscheidung über die Ober g erlebte. Er ertheilte allen
Rittergutsbesitzern zu den niederen jetzt auch die oberen Ge-
richte auf ihren Gütern. Dadurch gelangten auch die Städte wieder
in den Besitz des Blutbanns , aber nicht mehr wie einst , inneriialb
ihres ganzen Weichbildes , sondern nur innerhalb ihrer Städte und
auf den Landgütern ihrer Communen und ihrer Bürger. Die Crimi-
nalgerichtsbai^eit über den Adel und sonstige Standespersonen,
V. Der Adel und die Stidte. 77
sowie über die landesherrlidien und städtischen Beamten behielt sich
der König selbst vor. Diese y,eximirten^ Personen mussten von dem
Landvoigt eingezogen , oder wenn sie auf dem Gebiet der Städte er-
griffen worden waren, an den Landvoigt abgeliefert werden. Dieser
hatte bei der Regierung in Prag ^Belehrung^ einzuholen und dann
von dem Judicium ordinarium , als dem obersten Landesgerichtshof
der Oberiausitz, Über die Verbrecher erkennen zu lassen. Auch die
Cnminaljustiz über Strassenräuber , Mörder und muthwillige Fehder
behielt der König sich oder dem Landvoigt vor. Doch sollte jede Ge-
richtsherrschaft und zwar bei Verlust der Obergerichte verpflichtet
sein, solche Verbrecher verfolgen zu helfen ^von Stadt zu Stadt, von
Flecken zu Flecken, von Dorf zu Dorf, von Gericht zu Gericht^. Alle
übrigen Griminalverbrechen gehörten vor die Gerichtsbehörde des
Ortes, v^o sie begangen worden waren.
Diese Entscheidung regelte in verständiger und einheitlicher Weise
die so lange umstrittene Criminaljustizpflege im ganzen Lande. Der
schlimmste und berechtigtste Anstoss für den Adel, der Blutbann der
Bürger über die Ritterbürtigen , war hiermit beseitigt. Städte und
Adel waren hinsichtlich der Justizgewalt auf ihren Qütem einander
ifastj völlig gleichgestellt. Die ehemalige Gegnerschaft wurde je
länger je mehr auf beiden Seiten vergessen. Gemeinsam suchten
beide Stände nun auch die altbewährte Landesverfassung , die durch
den Landvoigt V. Dohna bedroht gewesen war, gegen ähnliche Be-
amtenwillkür für die Zukunft zu sichern. Das 'unter dem Namen der
Abhandlung bekannte, vom Könige 4564 ratificirte Privilegium
stellte genau die Pflichten und Rechte des Landvoigts, der Amts-
hauptleute , der Landesältesten fest und bestätigte die Berechtigung
der Stände, die drei willkürlichen Landtage zu Budissin und den
einen zu Görlitz zu halten , aber auf Ansuchen der Landesältesten
durch den Landvoigt auch ausserordentliche Ländtage einberufen zu
lassen , desgleichen selbständig Ausschusstage, sowie Städtetage an-
setzen zu dürfen.
So hatte der Pönfall doch auch seine guten Folgen gehabt.
Beide Stände hatten endlich erkannt, dass sie nur in treulichem Zu-
sammenhalten eine Gewähr für ihre alten , wohlhergebrachten Rechte
und Privilegien finden könnten. Die infolge des Pönfalls getroffenen
Vereinbarungen sind die Grundzüge der Oberlausitzer Parti-
kularverfassung bis» in neuere Zeit verblieben.
78 I. Abtheilung.
VI. Cultttr.
Das Ritterthum im Mittelalter. — Schon dies blosse Wort
übt auf die Phantasie Unzähliger einen wunderbaren Zauber. Bei
seinem blossen Klange erheben sich vor ihrem geistigen Auge am
Ufer des breiten Stromes auf unzugänglichem Fels stolz ragende
Burgen mit Zinnen und Thürmen , mit lichten , bogengezierten Fen-
stern, mit tiefen Gräben und niederrasselnden Zugbrücken. Von
luftigem Balkone winken holde Frauengestalten dem Kommenden
oder Davonziehenden freundlichen Gruss. In den weiten Hallen des
Schlosshofes drängen sich Knappen und schmucke Edelknaben , und
der teppichumhangene Rittersaal hallt wieder von festlichem Klange
der silbernen und goldnen Becher oder des Minnegesangs. — Nur
selten und höchstens auf fürstlichen Burgen hat die Wirklichkeit sol-
chem Phantasiebilde entsprochen. In der Oberlausitz trug das Ritter-
thum während des ganzen Mittelalters ein sehr schlichtes Gepräge.
Während am heiteren Rhein und Neckar, am fruchtbaren Main
und an der Donau, nicht minder im lieblichen Thüringen eine althei-
mische Gultur bereits schönste Blüthen trieb, wurde das Land an der
Spree und Neisse eben erst den Slawen entrissen und in langjährigen
Kämpfen mühsam mit dem Schwerte behauptet. Erst Ende des 42.
oder 43. Jahrhunderts gründeten von Westen her einwandernde Deut-
sche bürgerlichen Standes die ersten Städte (nur Budissin ausge-
nommen) , als Mittelpunkte eines deutschen Gulturlebens. Zu gleicher
Zeit begannen andere Einwandrer bäuerlichen Standes die dichten
Waldungen in der gebirgigen südlichen Oberlausitz zu lichten, deut-
sche Dörfer anzulegen und in friedlichem CuUurkampfe zuerst diesen
südlichen Theil des Landes nach und nach völlig zu germanisiren.
Unter der harten Arbeit begnügte man sich überall mit dem unent-
behrlichsten Bedarf. Dazu fehlte es hier von Anfang her an einem
fürstlichen Hofhalt , als tonangebendem Mittelpunkt für Ritter- wie
für Bttrgerthum, an welchem grössere Pracht sich hätte entfalten,
höfische Sitte hätte gepflegt werden , von wo aus verfeinerte Lebens-
bedürfnisse und anmuthigere Lebensformen sich hätten verbreiten
können. Dürftig, nüchtern, poesielos stellt sich nach allen Seiten hin
das Ritterthum in der Oberlausitz dar. Und als gegen Ende des Mittel-
alters wenigstens in den Städten der wachsende Reichthum sich auch
in erhöhtem Luxus, in stattlicheren Bauten kund that, war der Adel
zum grössten Theil durch eigene Misswirthschaft bereits so rerarmt,
VI. Cultiir. 79
dass er seine Güter den verhassten Städtern verkaufen musste , nnd
anstatt von den Bürgern zu lernen, wie man sich das Leben freund-
licher, heiterer, würdiger gestalte, sich in unfruchtbarem Kampfe
um gegenseitige Rechte aufrieb. So fehlt es denn dem oberlausitzi-
sehen Ritterthum im Mittelalter an jeder „Romantik^.
Eine Culturgeschichte der Oberlausitz ist noch nicht geschrieben.
Auch wir massen uns nicht an, eine solche hier geben zu wollen.
Nur einige Andeutungen über die GulturverhUltnisse des Oberlau-
sitzer Adels im Mittelalter glauben wir den bisherigen Darstellungen
in knappster Form noch hinzufügen zu sollen. Wir ordnen diese
Andeutungen unter folgende Gesichtspunkte: 4) Haus und Hof,
2) Hab' und Gut, 3) Weib und Kind, 4) Wehr und Waffen,
5] Kopf und Herz.
1. Haus und Hof.
Die Oberlausitz ist nie ein burgenreiches Land gewesen.
Als im 40. Jahrhundert die deutschen Ritter dieselbe den slawischen
Milzenem abgewannen, fanden sie darin allerdings auch bereits
feste Plätze vor, welche sie selbst lateinisch als castella oder castra,
deutsch als Rurgen bezeichneten. Allein dies waren noch keine Stein-,
sondern lediglich Erdbauten, nttmlich jene sogenannten Schanzen,
die man früher Hussiten- oder gar Schweden-, jetzt mindestens rich-
tiger Heidenschanzen genannt hat. Dieselben dienten keineswegs
als ständige W^ohn-, sondern nur als gelegentliche Zufluchtsstätten,
in welche bei drohender Feindesgefahr die Umwohner sich und ihte
beste Habe zu 9,bergen^ vermochten. Als Kaiser Heinrich V. 4006
dem Risthum Meissen die drei grossen Gütercomplexe Ostra, Göda
und Drebnitz eignete, bezeichnete er dieselben als „tria castella cum
Omnibus eorum pertinentiis^. Rei keinem jener Orte finden sich
Spuren alten Mauerwerks, wohl aber (wenigstens bei den beiden
ersteren) noch wohlerhaltene Schanzen. Noch 4350 wird eine Wiese
bei Kukau (N. b. Marienstem) näher bezeichnet als gelegen „sub
monte castri^, am Fusse des ,,Rurgbergs^, d. h. der dasigen Schanze.
Fast alle die gerade in der Oberlausitz so häufigen Rurgberge entr-
halten keineswegs die Ueberreste von ehidmaligen steinernen Rurgen,
sondern nur von Erdschanzen.
Nach der Occupation des Landes wurden die vorgefundenen sla-
wischen Güter zum grossen Theil an deutsche ritterliche Mannen
überlassen. Diese nahmen einfach Resitz von den Höfen ihrer sla-
wischen Vorbesitzer. Diese Hofe nun lagen alle inmitten der zuge-
80 I- Abtheihmg.
hörigen Fluren, zwischen den Wohnungen der slawischen Bauern. Es
war aber ausschliesslich das flache, fruchtbare Land der mittleren
und nördlichen Oberlausitz, in welchem sich die Slawen angesiedelt
hatten; das stldliche Gebirgsland deckte damals fast durchgängig
noch dichter Wald. In jener ebenen Landschaft um die Städte Gör-
litz , Löbau , Budissin , Kamenz fehlten schon von Natur die steil ab-
fallenden Hügel oder Berge , auf denen sich anderswo der deutsche
Rittersmann eine feste Steinburg zu erbauen liebte. Zudem erforderte
die Anlegung einer solchen bedeutendere Geldmittel, als jene ritter-
lichen Mannen, welche die Oberlausitz erobern halfen, mit in's Land
brachten oder ihre Nachkommen darin zu erwerben vermochten. So
blieb gerade der allerälteste Adel des Landes auf den vorgefundenen
slawischen Höfen.
Nur zwei alte Steinburgen kennen wir in der mittleren und
nördlichen Oberlausitz. Die eine baute der osterländische Ritter
Bernhard v. Vesta, der um 1 200 die Herrschaft Kamenz erlangte, auf
einem Fels über der Elster und nannte ^ sowie alle seine Nachkom-
men, sich nach derselben v. Kamenz. Die anilore ward^ wir wvsen
nicht wann und von wem, auf dem Gipfel der die (hegend um Görlitz
beherrschenden Landskrone aufgeführt , und auch nach ihr hiess
ein altes Adelsgeschlecht v. Landeskrone.
In dem waldigen Gebirgsland der südlichen Oberlausitz fanden
die Deutschen wenig oder gar kein bebautes Land, daher auch weniger
altslawische Adelshöfe vor. Dort nöthigte auch die grössere Unsicher-
heit den reicheren deutschen Gutsbesitzer zu sorgfältigerem Schutze
seiner Behausung. Ueberdies gab es dort isolirte Hügel in Menge., So
erhoben sich hier die alten Ritterburgan bei Krischauan der Spree,
bei JauernickuQweitjderJN^isseundbei Schönau aufdemEigen.
Man kennt nicht einmal die N^men der (^sdilechtef, welche Ainst die-
selben bewohnten. In dem damals noch ganz^zu Böhmen gehörigen
Gau Zagost aber erbauten die Hen*en v. Zittau erst die alte Burg auf
dem Oybin, dann die Burg Rohnau, die Herren v. der Duba die
< nachmalige Burg G raf e ns tein , die Herren v. Michelsberg die Burg
Friedland, sämmtlich wohl erst im 13. Jahrhundert. Im östliche-
ren Queisskreise aber entstanden die Steinburgen Tschocha und
Schwert a, beide wohl erst im 4 4 . Jahrhundert und zwar wahrschein-
lich entweder durch den damaligen Landesherm, Herzog Heinrich von
Jauer, selbst oder doch unter seiner Mithülfe. Nur von zwei Burgen
grade in jenem südlichsten Theile der nachmaligen Oberlausitz kennt
man das Jahr ihrer Gründung. 1347 erbaute Johann Burggraf v. Dohna
VI. Cnltar. gl
auf seinem Anttieil der Herrschaft Grafenstein die Burg Roy nun gen 1
oder Roymund, und 1357 Kaiser Karl IV. den Karlsfried zum
Schutze der von Zittau nach Gabel führenden Strasse und als Resi-
denz fttr den Landvoigt des Zittauer Weichbilds.
Ausser diesen eigentlichen, auf niedere oder höhere felsige Hllgel
gegründeten Burgen wurden aber auch viele im ebenen Lande
gelegene, ursfHllnglich offene Htffe durch ihre Besitzer zu festen
Schlössern umgestaltet. Man baute sich Wohnhauser von Stein, um-
gab den gesammten Schlosshof mit ebenfalls steinernen Mauern und
jenseits derselben mit tiefen, wassergefüllten Grttben. Solche Was-
serburgen waren z. B. die zu Hoyerswerde, Pulssnitz,
Muskau, Penzig, Döbschitz etc. Sowohl diese Wasserburgen,
als jene Felsburgen bezeichnete man übrigens wahrend des früheren
Mittelalters ausschliesslich als Häuser oder Pesten. Sogar auf der
königlichen Burg zu Budissin ausgestellte Urkunden tragen das Datum
^zu Budissin auf dem Hause (hwse)^. Alle übrigen Wohnsitze des
Landadels nannte man Höfe (Siedel-, Sedel-, Sattel-Höfe), Ge-
sä9»e, SitiZe (Ritteesitze).
Die Temel^ Aufführung von Burgen und Festen ward schon seit
dem 44. Jahrhundert verhindert durch wiederholtes landesherrliches
Verbot. Das Gefühl der übergrossen Sicherheit verlockte die Be-
sitzer derselben nur gar zu leicht zu gemeingefährlichem Uebermuth.
Sdion 4349^^) musste Herzog Heinrich von Jauer, als er das Land
Görlitz in Besitz nahm, der Stadt Görlitz „geloben , dass von diesen
Zeiten an kein Mann [Vasall] bauen, noch bessern, noch festigen solle
Hauser [d. h. Burgen] noch Festen , die dem Lande schädlich sein,
oder davon dem Lande Schaden gesdbehen möge**. Und als die all-
gemeine Unsicherheit der Strassen durcj^ Räubereien des Adels, die
Städte nun Abs^hluss des S^hssttfdtebundes geführt hatte (S. 99),
da eriiess 4355 ^) Kaiser Karl IV. für die ganze damalige Oberlausitz
den Befehl, dass nicht nur die Stfldte „schädliche Höfe und Festen
sollten brechen und verbrennen**, sondern auch „dass man diesel-
ben Höfe oder Festen füii>as mehr nicht solle bauen und setzen,
auch dass keine neuen Höfe oder Festen jemand solle oder
dürfe bauen ohne sein [des Kaisers] Wissen und Urlaub, ausge-
nemmeft allein Bergfriede [d. h. steinerne Thürme] auf ebener Erde
ohne Graben**. So haben denn schon seit dem 44. Jahrhundert die
Sechsstädte , wo immer die Gelegenheit sich bot , die vorhandenen
«) Cod. Lnf. «27. «>) Lras. Mtgaz. 1776, 55.
KBOtb«, GcMb. d. 0b«yl. Adelt. 6
g2 I* Abtheilung.
Burgen gebrochen. Sie erhoben auch sofort Klage bei dem König, als
z. B. (1390) die v. Gersdorff auf Gebeizig, später auch die v. Gersdorff
auf Baruth ihre Höfe zu befestigen unternahmen. Noch 1 482 ^^) be-
durfte es der speciellen, ausführlich motivirten Erlaubniss des Land-
Voigts, dass Jak. v. Ponikau auf Elstra auf seinem Gute Prietitz eine
mitten im Dorfe gelegene Heidenschanze dürfe „bauen, mauern,
schotten , zäunen und befestigen nach seinem Vermögen und seiner
Nothdurft^ und darauf „ein Schloss einrichten", und noch 1519*^) er-
theilte König Ludwig denen v. Saiza das specielle Privilegium, „ihre
Rittersitze, die sie jetzt haben oder künftig gewinnen , zu bauen , zu
befesten und ihres Gefallens aufzurichten'^. So ist denn die Ober-
lausitz gegen andere Länder arm an Burgen geblieben.
Auch von denen, welche etwa noch erhalten sind, zeigt keine
mehr deutlich den ursprünglichen Bau. Wie eng selbst mächtige
Herren, zumal in diesen Steinburgen, wohnten, lässt z. B. der Plan
von den Ruinen der Burg Rohnau^') hinlänglich erkennen. Das
eigentliche Wohnhaus bildete ein plumper, viereckiger Bau von
50 — 60 Ellen Front mit Mauern von vier Ellen Dicke. Die eine dieser
Frontmauem und zwar grade die nach dem Schlosshofe hin , ist bis
zu einer Höhe von ISY2 Ellen ertialten, und dennoch zeigt sich daran
noch keine Spur von Thür oder Fenster. Und hier wohnten Ende
des 43. Jahrhunderts die Besitzer der beiden grossen Herrschaften
Zittau und Rohnau und 400 Jahre später der Landvoigt der beiden
Weichbilde Zittau und Görlitz , Herr Anshelm v. Ronow, mit Weib
und Kind, Gesinde und mancherlei Beamten. Geräumiger war z. B.
die auf ebener Erde gelegene Wasserburg Penzig^^). Eine Zug-
brücke über einen mit Wasser gefüllten Graben führte in den Vorhof,
in welchem sich die Wohnräume für das Gesinde und die WMrth-
schaftsgebäude befanden, lieber einen zweiten, die ganze Feste
umschliessenden Graben und durch ein steinernes Thorhaus gelangte
man in den eigentlichen Schlosshof. Dicke, mit vorspringenden Ba-
steien versehene Mauern umgaben denselben auf allen Seiten. Diese
Mauern waren breit genug, dass Nachts die Wächter auf ihnen ihren
Umgang halten konnten. Links stand das eigentliche Schloss , „eine
grosse Vierung , das man nennt eine Kemnate [d. h. steinernes , vom
Burgherrn und seiner Familie bewohntes Gebäude] , fast hoch , von
trefflich starkem Gemäuer**. Im oberen Gesctoss befanden sich
^ »9 SchlosurehiT za Priatltz. «) Ltns. Mtg . 1768. 101. M) Ebendti. 1846.
269 flg. and Heilige A. o. B. «) N. Script, rer. Ins. in. 350 dg.
VI. Cnltttr. 83
mehrere ^Gemächer von Stoben und Kammern'^; andre Stuben waren
über dem Pferdestalle und über dem Thorfaaus angebracht oder vom
am Eingang y,angebaut^. Die Rüche stand in einer Ecke des Hofes.
Sogar an einem Sommertiause an der Ringmauer fehlte es nicht. In
diesem Schloss wohnten bis Ende des 15. Jahrhunderts die Herren
V. Penzig , bisweilen 3 Brüder mit ihren Familien zugleich. Auch
das nach einem Brande 4489 neuerbaute Schloss zu Baruth ward
4549 bei einer Erbtheilung zwischen zwei Brüdern v. Gersdorff ge-
theilt und dem einen die grossere, dem anderen die kleinere „Kembde"
(Remnate) zugewiesen. — Geradezu armlich erscheinen die Hofe
des Oberlausitzer Adels. Selbst die reichen und hochangesehenen
Herren v. Schreibersdorf, Inhaber der grossen Herrschaft Neschwitz,
wohnten bis etwa 4454 zuNeschwitzin einem unansehnlichen höl-
zernen Herrenhause, das von einem Wallgraben umgeben war. Ein
sehr geschickter GOrlitzer Zeichner, Joh. Gottfr. Schulze, hat in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts höchst saubere Federzeich-
nungen^^) von den meisten der damaligen Oberlausitzer AdelshOfe ent-
worfen. Die alteren dieser HOfe zeigen selbst an den Herrenhäusern
fast durchgangig nur Holzbau mit Fachwerk, oben mit Bretem ver-
schlagen , vielfach dem Einsturz nahe, die Dacher aus Schindeln und
Schoben. Auch das erst 4 680 erbaute Herrenhaus zu Friedersdorf
bei Zittau ^) , das Stammhaus einer Linie derer v. Ryaw, unterschei-
det sich mit seinen Wanden aus quer über einandergelegten Pfosten
im Erdgeschoss , mit seinen Breterverschlagen im oberen Stock , und
seinem Schobendach nur wenig von einem ganz gewöhnlichen Bauern-
hause des vorigen Jahrhunderts. Fast überall hat jetzt der Bauer
stattlidiere Hofe und behaglichere Wohnhauser, als früher der Edel-
mann . — Auch die Stadthauser des Oberlausitzer Adels auf dem
Burgiehn zu Budissin mOgen nicht eben sehr wohnlich gewesen sein.
In enger , dumpfiger Gasse gelegen , dicht an einander gedrangt , oft
nur drei Fenster breit*, nur aus Erdgeschoss und erstem Stock be-
stehend, überdies vielfach unter mehrere Besitzer getheilt, zeigen
dieselben noch in ihrer gegenwartigen Gestalt, dass auch in der Stadt
der Adel nicht besser zu wohnen pflegte , als jetzt der ärmste Rlein-
bttrger.
56) Mspt. in der Bibliothek der Oberlans. Ges. der Wiss. za Görlitz. ^) Nach
Schulze abgebildet bei M o r a w e k , Friedersdorf S. 35.
6*
84 I* Abthoil«iig.
2. Habundtittt.
Das Vermögen eines ritterlidien Gutsbesitzers im Mittelalter he^
stand wesentlich nur in seinem Rittergut. Dies hatte er von seinem
Lehnsherrn erhalten , damit es im Frieden ihn und die Seinigen er-
nähre, und damit er im Kriege dafür den Lehnsdienst leiste. Der ge-
sammte Grund und Boden des Guts galt als dem Rittergutsbesitzer
gehörig. Was er davon nicht selbst zu bebauen gedachte oder ver*^
mochte, gab er an di^ bäuerlichen Dorfbewohner aus. Dafür hatten
diese ihm Erb z ins, theils in Geld, theils in Naturalien zu liefern
und das herrschaftliche Gut bestellen zu helfen. So wurden die Dorf-
bewohner seine Zinsleute, Untersassen, Lehnmänner,
armen Leute, Erbunterthanen.
Die Erträgnisse eines solchen Ritterguts waren im Mittelalter
nur gering. Und doch musste der Besitzer davon nicht nur den
Bischofszehnt an den Bischof, oder wer damit vom Bischof be-
lehnt war, femer den Kirchenzehnt an den Pfarrer des Kirch-
spiels, desgleichen y,Wachkom^ oder ähnliche Naturalabgaben an den
Landvoigt, endlich die Landbede oder das Landgeschoss
an den Landesftierm abentriehten. Im Lande Görlitz betrug die
Landbede 4344 „von jeder Schosshufe^ 6 Prager Groschen und einen
Scheffel Korn, zwei Scheffel Hafer, im Lande Budissin aber 1345 „von
jeder Ackerhnfe^ 42 Prager Groschen und einen Scheffel Korn, zwei
Scheffel Hafer ^^) . Die BewtrthscAaftung eines Gutes ernährte den
Besitzer und seine Familie, ergab aber wohl nur selten einen irgend
nennenswerthen Reingewinn zu einer Zeit, wo nicht nur die ge-
sammte ländliche Bevölkerung, sondern auch zum grossen Theil sogar
die Stadtbttrger noch selbst Landwirthschaft betrieben und auch das
Holz der Waldungen noch so gut als keinen Werth hatte. DaMr
setzte der Gutsbesitzer unbebautes Areal viel lieber zu Bauerfaufen,
später auch zu Gärtnemahrungen aus , als dass er es unter eignen
Mug nahm. Der Erbsins für eine Bauerhufe war verschieden ; im
43. und Anfang des 44. Jahrhunderts betrug er in der Kanenzer
Gegend meist eine halbe Mark , in der Görlitzer dagegen eine ganze
Mark jährlich ausser dem Zuis an Getreide und den sonstigen Die»-
sten. Aber die Dörfer wenigstens in den altwendischen Distrikten
waren und sind noch jetzt sehr klein und bestehen nur aus ganz
wenig Bauergtttern.
Ueber seine Gutsunterthanen stand dem Gutsherrn die niedere
07) Cod. Lns. 341. 368.
VI. Ciritttr. 85
Gerichtsbarkeit zu, die er durch den DorfHchter oder Schulzen
verwalten Hess. Yoo den Gerichtsgebtthren , bestehend wesentlich
in Bussen, bezog er selbst zwei, der Dorfrichter das dritte Drittel..
EiirtrHgHcher war natürlich die Griminalgerichtsbarkeit , da für
GrimiiialYergehen beträchtlichere Bussen zu erlegen waren. Schon
um des pekuniären Vortbeils willen suchte daher der Adel auch die
Obergeriditsbarkeit auf seinen Gütern zu erwerben. Zuerst be-
sessen nur die Besitzer der grossen Herrschaften dieselbe. Von
diesen erkauften sie viele ilurer Vasallen, so z. B. in der Herrschaft
Kamenz. Keineswegs nach der Grösse des zu einem Gute gehörigen
Areals, sondern nach der Hohe der trocknen Zinsen und Gefälle wurde
der Werth eines Rittergutes gesehatzt. So begreift sich's, dass
bis gegen Ende des 45. Jahrhunderts selbst für die grossen Herr^
sdiaften des Landes yerhaltnissmassig nur geringe Summen gezahlt
wurden. Vielleicht erklärt sidi hieraus auch der Umstand, dass so
zahlreicher fremder Adel in ein Land einwanderte, wo die Güter noch
niedrig im Preise standen. Bei dem damals allgemein ttbli<^en Zins-
fusse von 10 % darf man den zehnten Thell des für ein Gut gezahlten
Kaufpreises als die Durchschnittssumme seines gesammten Jahreser^
träges betra<Aten.
Im Jahre 4978 zahlte Rulko v. Biberstein dem König Ottokar H. für
die ganze, von Seidenberg sich südlich Ms an die Neisse (bei dem nach^
maHgen Reiohenberg) erstreckende, aber noch wenig bewohnte Herr-
sdisrft Friedland nur 800 Mark Silber»^) ; 4285 dagegen das Kloster
Marienstem den Brüdern Bernhard Y. und Otto I. v. Kamenz fur die
Hälfte des diehtbebafaten Eigenschen Kreises sammt der Stadt
Bemstadt 700 Mark Silber. Selbst die sehr grosse und bevölkerte
Herrsehaft Kamenz sammt Schloss, Stadt und mehreren Zöllen scheint
4348 unreinen Werth von 4S0O Mark Silb. repräsentirt zu haben; we-
nigstens sollten dem Heinrieh v. Kamenz für seine Hälfte derselben von
Markgraf WoMemar von Brandenburg andere Güter mit einem Jahres-
ertrage von 60 Mark angewiesen werden« Die Herrschaft Baruth wurde
4351 von den Herren v. Baruth an Heinrich v. Kittlitz um 4000 Marie,
die Herrschaft Hoyerswerde 4357 von den Grafen von Sohwarzburg
um 1400 Schock Prager Groschen an Kaiser Karl IV. und 4382 von
diesem gar nur um 4000 Sobook an Benes v. der Duba verkauft. Für
86) pie Mtrk Silber darf im 13. Jahrhundert noch als zu 14 Thlr. angenommen
Verden; später bekanntlich sank der Rechnnngswefth einer Mark und fiel fast mit einem
Seftedt OfOfcheii zassminen.
S8 I Abtheilimg.
DiMMten. So waren die Ritter jetzt selbst Bauern geworden ; die An-
sprache des Edelmanns aber waren geblieben.
, Wie grbll sticht gegen diese Verarmung des alten Adels der
schnell erworbene Reichthum einzelner btlrgerlicberFamilien
ab! So hinterliess Georg Emmerich in Görlitz bei seinem Tode
(4607) nicht weniger als 43 meist sehr bedeutende Landgüter, 7 Häu-
ser in der Stadt und 3 1 000 Dukaten baar, desgleichen Hans F r e n t z e 1
ebenfalls in Görlitz seinem einzigen Sohne neben anderem Besitze 4 2 '
Landgüter. So entstand , wie wir schon oben (S. 4 7) angedeutet ha-
ben, seit Ende des 15. Jahrhunderts neben dem verarmten alten Ge-
burtsadel ein neuer reicher Bürgeradel.
Diese Verarmung erfolgte, wenn auch nur nach und nach,
doch stetig. Die häufigen Fehden und Kriege , zumal während der
Hussitenzeit , auch gelegentliche Brandstiftung zerstörten mehr als
einmal die offenen Höfe, ja sogar die festeren Schlösser des Adels und
verwüsteten zugleich seine Dörfer. Der unaufschiebbare Wiederauf-
bau trieb ihn mit Nothwendigkeit in Schulden. Leichtsinn und lieder-
lidie Wirthschaft hatte bei Anderen den nämlichen Erfolg. Au([^ der
Reichere streckte dem Aermeren Geld nicht vor ohne Stellung zahl-
reicher Bürgen. Oft ward festgesetzt , dass , wenn einer der Bürgen
etwa sterben sollte , statt seiner ein anderer gestellt werden müsse.
Selbstschuldner wie Bürgen hatten zu geloben , falls zum bestimmten
Termine die Zahlung nicht erfolge, ^einzureiten^ (ostagium) in
eine bestimmte Stadt und dort in der Herberge auf eigene Kosten bis
zu endlicher Zahlung zu verweilen. Meist aber suchte man Geld nicht
bei den Standesgenossen, sondern bei Juden und zwar, seitdem die
zu Görlitz Ende des 44. Jahrhunderts vertrieben worden waren, vor-
zugsweise bei denen zu Liegnitz oder zu Prag. So wurden jetzt von
dem Schuldner die Freuncie, als Bürgen , ^an Juden versetzt^. Letz-
tere bedangen sich natürlich hohe Wucherzinsen. Konnte der Schuld-
ner den ausgestellten Wechsel nebst den aufgelaufenen Zinsen zur
Verfallzeit nicht einlösen , so hielt sich der Gläubiger an die Bürgen.
So, wurden diese jetzt die Gläubiger des Schuldners. Aus Freunden
wurden sie Feinde. Sie klagten beim Hofgericht zu'Budissin oder
Görlitz, und der Schuldner ^nebst Frau und Kindern^ mussie geloben,
^yom Haus und Hof tu ziehen^, wenn er die Bürgen nicht für die ge-
leistete Zahlung zur bestimmtan Zeit befriedigen werde. Borgte eher
der Adel von Bürgern, so verlangten diese, dass er y^sich aus Mannen-
reoht in Stadtrecht begebe^. Dann konnten sie gegen ihn klagen
bei ihrem Stadtgericht. Sollte dann , zur Zahlung verurtheilt , der
VI. Caltnr. 89
Edehnann von den StadtdUnern gepfändet werden, so ^wehrte er
sich wohl des Pfandes^ oder blieb dennoch „sitzen in den gepfttnde*
ten Gutem**. Dann verAel er der Acht und mnsste entweder diese
mit neuem Gelde an'das Stadigericht abtragen oder aus dem Lande
weichen.
Bei diesem Mangel an Geld ist es natürlich , dass auch der Adel
darnach trachtete , sich weldies zu yerdienen. Viele versuchten es
im ehrlichen Reiterdienst, sei es im Aus- oder Inlande. Die
steten Kampfe des deutschen Ordens in Preussen gaben dazu hin-
längliche Gelegenheit, und so haben sehr viele oberlausitzische Ad-
liche dort auf längere oder kürzere Zeit um Sold gedient, viele grade
an der veHbängnissvollen Schlacht bei Tannenberg H40 und an der
Vertheidigung von Marienburg theilgenommen^). Während der Hus-
sitenkriege boten sich nicht bloss oberlausitzische, sondern auch
niederlausitsische und schlesisdie Adliche in Menge den Sechsstfidten
an, ihnen mit S, 40, ilt und mehr Pferden zu dienen. Sie wurden
stets nur auf eine bestimmte Zeit ^^angenommen** und erhielten für
jedes „Prerd<* U97 wöchentlich 24 Gr., 4444 26 Gr., 4482 einen
Reichsgnlden nebst Beköstigung oder 4 fl. ungar. ohne Kost. „Pttr
seinen Schaden stand man niemandem^. PosssOidner bekamen nur
8 gl. die Woche. Auch die bewaflfhete Mannschaft der Städte selbst
pflegte unter die Leitung kriegskundiger Adlicher gestellt zu werden.
So war 4 386—92 Witche v. Kottwitz „Htttermeister^ der Stadt Görlitz
und bezog als solcher 20 Seh. Gr. vierteljährlichen Gehalt. 4440 gab
man Jerusalem Becherer, dem „Hauptmann^ auf der Landskrone
wöchentlich 4 Seh. Gr. und freie Speisung. So trat also der Adel in
den Sold der Städte.
Auch gelegentliche Geschenke Hess er sich gern von denselben
gefallen. Die Stadt Görlitz „verehrte^ Ende des 4 4. Jahrhunderts dem
Landvoigt vierteljährlich 8 Schock, audi wohl noch ausserdem zu
Weihnaditen 40 Sdiock (4426), „denn man bedurfte seiner gegen
Getsche Schaff auf Greifensteln^. Ein ander Mal schenkte man ihm
„ein Puder Kotschenbroder^ oder „eine Lage welschen Wein und eine
Lage Landwein*^ oder „ein Puder Bier und ein Wildschwein^, 4463
sogar „eine mardeme Schaube^ (um 44 Seh. 24 Gr.). Der v. Biber- /
stein auf Priedland erhielt (4444) ein Pferd um 48 fl. ungar., „dass
er die Stadt [Görlitz] wegen der Landskrone nicht anlangen sollte^,
^ Joh. Voigt: Namen -Codex der dentschen Ordens -Betmten. S. 119 flg.
Voigt beteleluiet diselbit die meisten OberUnsltzer filscblteb als Schleeier.
90 I- Afotheilung.
Peter v. Gersdorff (4444] zwei Armbrüste um 2 Seh. 3 Gr., Czaslaus
y. Gersdorff (4398) 2 Schock zu einem Rocke und zu einem Paar Blech-
handsehuhe, ein Anderer (4438) ^42 Eilen Gewand für treue Dienste^.
Häufig theilte der Rath zu Görlitz an die ^Landleute^, d. h. den Adel
vom Lande , Httte , Mützen , Messer (Dolche) , selbst Paternoster aus,
und irgend vornehme Gäste wurden von ihm regelmässig „geehrt^
mit Bier und Wein, namentlich mit'^Rheinfall^ und ^MarvalP.
Wie es bei dem Oberlausitzer Adel im Inneren seiner Bur-
gen und Höfe aussah, davon besitzen wir leider keinerlei genauere
Kunde. Selbst bei Erbtheilungen aber werden von beweglicher
Habe stets nur Waffen , Kleider und Wäsche , „Hausrath von Kannen
und Schüsseln^ (bei der Theilung des Nachlasses des reichen Chri-
stoph V. Gersdorff auf Baruth 4549), nirgends, soviel wir wissen,
auch Geschmeide oder sonstige Werthsachen aufgeführt. 4390 ver-
machte Jone V. Radeberg auf Holtendorf „all seine Harnische^ dem
Jakobshospital zu Görlitz zu einem Seelgeräth, und 4429 Caspar
V. Notenhof auf Amsdorf, der wegen Strassenraub hingerichtet
wurde , um vorher noch den Himmel zu versöhnen , sein Rindvieh
den Mönchen zu Görlitz, 3 Pferde der Kirche zu Kolm. Beide scheinen
also weder baar Geld noch sonstige Werthgegenstände besessen zu
haben. — Aus alle dem Bisherigen geht wohl deutlich hervor, dass
der Oberlausitzer Adel im Mittelalter im Durchschnitt als arm be-
zeichnet werden muss.
3. Weib und Kind.
lieber das Familienleben des Oberlausitzer Adels fehlt es uns
leider ebenfalls an jeder specielleren Kunde. Weder ein Ritters-
mann, noch ein Hauskaplan oder ein Klostergeistlicher hat in der
Oberlausitz während des Mittelalters es der Mühe werth gefunden,
für irgend eine adliche Familie eine Chronik anzulegen oder auch
nur die wichtigsten Familienereignisse irgend zu verzeichnen. Der
Familiensinn scheint sehr wenig entwickelt gewesen zu sein. Noch
1577 wussten die Söhne Wolfs v; Nostitz auf Ullersdorf den Vornamen
ihres leiblichen Grossvaters nicht anzugeben.
Zumal von den Frauen wissen wir soviel als gar nichts. Höch-
stens erfahren vdc, dass hier und da eine ^Gott und seinen Heiligen
zu Ehren^ eine Stiftung für eine Kirche, eine Schenkung an ein
Kloster gemacht habe, dass eine von ihrem Ehemann mit einem
Leibgedinge versehen oder nach dessen Tode mit ihren Kindern
vor Gericht ^entschieden^ worden sei. Nur ihre Vornamen pflegen
VI. Caltar. 91
genannt zu werden; erst seit dem 46. Jahrhundert wird gelegentlich
auch ihr Vatemame beigefügt. Selbst keine der vielen Stadtchro-
niken^ welche doch von schönen Bürgermädchen und ihrem Schicksal
gelegentlich berichten, erzählt von irgend einer Frau oder einem Fräu-
lein von Adel , welche etwa durch Schönheit , durch Eitelkeit , durch
Einfluss hervorgeragt habe vor den anderen. An keinem alten Ober-
laasitzer Schlosse haftet auch nur die Sage von einem schönen, viel-
umworbenen Burgfräulein, von einer schönen, an unglücklicher Liebe
dahinsiechenden Frau. Auch in dieser Hinsicht mangelt dem Ober-
lausitzer Adel jede Romantik. Es fehlte eben ein fürstlicher Hof im
Lande mit seinem Hofstaat , seinen Festen , seinem Luxus , seinen
Intriguen.
Nur schlichte Hausfrauen waren gewiss die Frauen selbst
der Vornehmsten. Und als „Hausfrauen^ werden sie in den Urkun-
den und Gerichtsbüchem durchgängig nur bezeichnet. Sicher waren
sie sehr häuslich , sehr einfach , sehr wenig gebildet. Das Leben in
dem einsamen Hofe , der fast ausschliessliche Verkehr mit dem oft-
mals wendischen Hausgesinde, die gelegentlichen , meist rohen Gäste
des Gemahls werden ihnen wenig geistige Anregung geboten , die
Sorge um das Hauswesen, oft vielleicht sogar bittere Nahrungssorgen
ihre Zeit und ihren Sinn vollauf in Anspruch genommen haben.
Die als Leibgedinge auf den Gütern des Mannes eingetra-
genen Summen pflegten gering genug zu sein. Selbst die für die
Wittwe des reichen Peter v. Haugwitz auf Gaussig (4520) betrug nur
500 fl., die für die Mutter Christophs v. Kottwitz auf Sänitz (4505)
32 Mark, die für seine Frau (4509) 60 fl. ungar. Gotsche Schaff
auf See (1447) hatte in seinem Leichtsinn gar nicht einmal Sorge
getragen, „dass seine Frau einen Brief habe über ihr Leibgedinge^.
— Die von den Aeltem erhaltene Ausstattung war in den meisten
Fällen auch gering. Wilrich v. Gusk hatte seiner Tochter 28 Schock
versprochen; aber sie musste sich dieselben (4447) erst vom Vater
einklagen. Die Gebrüder v. Lüttichau überliessen (4484) beim Ver-
kauf ihrer väterlichen Güter Weissbach etc. ihrer jüngsten Schwester
von der Kaufsumme 50 fl. als Ausstattung. Die Brüder v. Hoberg
auf Bohra überwiesen (4396) nach des Vaters Tode ihrer Schwester
der Mutter Kleider und jährlich 2 Mark. Unter solchen Umständen
war wohl auch der Vorrath an Kleidern und Schmucksachen in den
Truhen der adlichen Frauen nicht eben gross. Der Nachlass der Frau
des Nicol. v. Gersdorff auf Tauchritz bestand (1428) aus einer be-
scheidenen Anzahl von Betttüchern (^Lailach**) , drei Tischtüchern,
d2 I- Abtheilang.
drei Handtttchei*n, zwei Betten , einem seidnen Kissen , einer seidnen
Haube^ einem Paar seidner Aermel, einer seidnen Kolie, einer seidnen
Czappe, zwei böhmischen Schleiern , zwei Fecheittlchem und einigen
eingebrachten goldnen^Ringen. Elsa v. Gersdorff, Tochter des reichen
Christoph V. Gersdorff auf Bamth^ sollte (1549) zufolge der geschwister-
lichen Erbtheilung waihlen, bei welchem ihrer sieben Brüder sie
wohnen wolle. Derselbe solle sie nebst einer Jungfer bei sich behalten
und sie versorgen mit Essen und Trinken; die übrigen Brüder aber
sollten ihr jeder 5 MaA jährlich zu ihrem Unterhalt geben und^ „wenn
man sie einst vergiebt^, sie gemeinsam ausstatten.
Auch über die Trachten der adlichen Frauen fehlt es uns an
genauer Kunde. Die Leichensteine selbst der vornehmsten enthalten
meist nur eine kurze lateinische Inschrift ^ und erst aus dem 16. Jahr-
hundert giebt es einzelne Grabmonumente mit ganzer Figur.
Reich war meistentheils der Ehesegen. Wie viel Kinder über-
haupt ein Aeltempaar gehabt habe, ist erst aus den Ende des 1 6. Jahr-
hunderts und noch spater eingeführten Kirchenbüchern zu ersehen.
Bei Belehnungen werden natürlich nur die überlebenden , schon er-
wachsenen Söhne aufgezählt. Sechs bis sieben solcher Söhne kommen
häufig genug vor. Wie schon erwähnt hinterliess Georg Emmerich in
Görlitz (1507] mindestens 10 Kinder, Peter v. Haugwitz auf Gaussig
(1520) 11 Söhne und mehrere Töchter, Burggraf Nicol. v. Dohna auf
Grafensein (1540) 6 Söhne und 9 Töchter. Hans v. Wamsdorf hatte
(1613) 14 Kinder gehabt.
Knaben , wie Mädchen pflegten wohl auf dem älterlichen Hofe
in völliger Ungebundenheit aufzuwachsen. Ihre Erziehung lag
gewiss wesentlich den Müttern ob. Nirgends erfahren wir von einem
Unterricht, den sie genossen. Wer hätte sie auch unterrichten sollen?
Nur in den Städten gab es eigentliche Schulen , und zwar nur für
Knaben , vorzugsweise aber zu dem Zwecke des Kirchendienstes.
Erst Ende des 16. Jahrhunderts entstanden in den grösseren Städten
der Oberlausitz Gymnasien , welche nun auch von den Söhnen des
Adels fleissig besucht wurden. Mit feierlichem Gepränge Hess er sie
bei der Aufnahme in die Sciiule am Gregoriusfest 9,einreiten'^. Ueber
die schon vor der Reformation hier und da bestehenden Dorfschulen
sitid wir so gut als gar nicht unterrichtet. Die Schreiber oder Glöckner
— diese Bezeichnungen führten meist die Schulmeister — dienten
wohl mehr den Zwecken des Gerichts und der Kirche, als der Schule.
Schlosskapläne finden sich bloss in einigen grösseren Schlössern. SKe
versähen dann auch die Punktionen des „Schreibers'* , der auf an-
VI. Cultiir. 93
dern Schlössern erwähnt wird, d. h. sie besorgten die etwaige Cor-
respondenz und die gerichtlichen Au&eichniingen für den Schloss-
berm. Vielleicht unterwiesen diese mindestens die Knaben desselben
im Lesen und Schreiben. Ob die Pfarrer eines Kirchorts während
der ganzen katholischen Zeit die Kinder, selbst <iie des Gutsherrn, in
etwas anderem , als im nothdttrftigsten Verständnlss der kirchlichen
Ceremonien dürften unterrichtet haben, bezweifeln wir. Die drei
Frauenkldster im Lande, zu Marienstem, Marienthal und Lauban,
nahmen junge Mädchen nicht etwa bei sich auf, um sie später, wie
jetit geschieht , wohlunterrichtet , der Welt zurückzugeben , sondern
nur um sie für immer von der Welt abzuschliessen. So werden denn
die allermeisten Oberlausitzer Junker und Fräulein weder lesen, noch
schreiben gekonnt haben. Noch 4540 unterzeichnete ein Christoph
V. Bolberltz zugleich für seinen Bruder Joachim, „weile er nich
schreiben kan".
Nicht uninteressant ist eine kurze Uebersicht der während des
Mittelalters in den Oberlausitzer AdelsCamiiien üblichen Vornamen.
Wir haben hierbei die rein böhmischen Familien und diejenigen aus
Meissen , Schlesien , Niederlausitz , die zwar auch in der Oberlausitz
Güter hatten , aber wesentlich dem fremden Lande angehörten , nicht
mit herbeigezogen. Manche uralt germanische Vornamen haben sich,
wenn auch yereinzelt, doch noch recht lange erhalten. Erst im 45.
und 46. Jahrhundert verdrängen die biblischen und ttbertiaupt die
christlichen Namen die früheren. Grade in den vornehmen Familien
war es , hier wie anderswo , nicht ungewöhnlich , dass zw^ei , selbst
mehr Sohne ein und denselben Vornamen führten.
Gleichbeliebt in allen vier von uns behandelten Jahrhunder-
ten und zwar fast in allen Familien waren die Namen Heinrich
(Heinemann, Heinel , - Henel , Hinrich, Hinko), Johann (Jon, Jonet,
Jan, Jane, Janko, Jencz, Hans, Hannos, Hannus, Hanko), Otto (Otte),
Nico laus (Nicol, Nickel, Nicze, Nitzsche), Peter (Petzco, Petsch,
Peschel). Verhältnissmässig selten dagegen kommen vor: Arnold
(v. Pulssnitz, V. Grissla 43. Jahiiiundert) . Benedict (Eibe 45. Jahr*
hundert), Berthold (Kittlitz 42.), Bonaventura (Haugwitz, Lut^
titz, Rosen 46.), Borso (Kamenz fi. 45.), Bosse (Oelssnitz 45.),
Bote (PannewiU 44.), Burchard (Kittlitz 42.,Ki(8cher 46.). GoU
mann (Rlüx, Metzradt 44.), Conemann (Eynow, Sinkwitz 43.),
Gristan (Landeskrone, Rothenburg, Ger8dorfr43. 44.), Cuno (Teich*
Uta 43. 44.). Deinhard (PannewiU 44. 45.), Ditmar (Bore 43.].
Ecke (Radeberg 44.), Elias (Salza 44.), Ermanrieh (Emineriah
94 I- Abtheilang.
U.), Eustachius (Schlieben 16.), Ewald (Bolberitz 45.), Ey-
mund oder Eymuth (Neushofe 44. 45.). Fredeheini (Kamenz 14.
45.), Fritzold (Reichenbach 45.). Gall (Muschwilz 46.), Gan-
golf (Ltttlichau 46.), Gelfrad (Haugwitz 44.-46.), Gelfried
(Schreibersdorf 46.), Gerhard (Bolberitz 43. — 45., Penzig 44.),
Gerlach (Landeskrone 43.), Gers (Wilthen, Nadelwitz 44.), Got-
sche (Schaff, Gersdorff 45.), Grabis (Gelenau, Gerlachsheim 44.,
Notenhof 45.), Gunzel in (Wilthen, Radeberg 43.). Hasse oder
Hasche (Sor, Bloschdorf 44.), Hempel (Saiza 44.), Henning
(Grissla, Schreibersdorf 44.). Jenchin (Kltix, Metzradt 44.), Jeru-
salem (Becherer 45.). Kedil (Baruth 14.), Kirstan (Rothenburg
44. 45.), Krig (Planitz 45.), Kytan (Gersdorff 44.). Leonhard
(Planitz, Uechtritz 45.), Liborius (Helwigsdorf 45. 46), Lup-
pold (Uechtritz 44.). Magnus (Baudissin 46.), Marcus (Bore v.
Kesselsdorf 45.), Mauritius (Metzradt 44.). Onophrius (Kintsch
46.), Oswald (Oelssnitz, Schönfeld 45. 46.). Pantaleon (Panne-
witz 45.), Poppe (Uechtritz 44.), Procop oder Portschmann (Salza
45. Kopperitz 46.). Ramfold (Eynow, Rydeburg, Gersdorff, Klüx
43. — 46.), Rüdiger (Bischofswerder 4 4. Haugwitz 44. 45.). Schu-
ler (Maxen 44.), Servatius (Metzradt 46.), Swidiger (Neushofe
45.), Swyker (? 43.). Tamme (Radeberg, Reichenbach 44., Gers-
dorff 45.), Timo (Rothenburg, Grttnrode 44. 45.), Tiezmann
oder Tizo, tyze (Hoberg, Sor, Grünrode 45.), Tyle (Heller 44.,
Knebel 46.), Tylich (Haugwitz 44.), Ulmann (Radeberg, Hein-
richsdorf 43. 44.). Veit (Kamenz 45.). Voltsch (Krakau 45.],
Vorcho (Opal 43.). Wigand (Salza 45.), i^olfart (Rackel 44.),
Wolfgang (GOda43., Bolbentz 45.), Wolfger (Göda 43.), Wolf-
ram (Gersdorff 43. Pannewitz 43. — 45). Zaohmann (Kazowe 43.
Haugwitz 45. 46.).
H&ufig dagegen sind im 43. und 44. Jahrhundert folgende Na-
men: Albert oder Apetz, Bernhard, Conrad, Friedrich
oder Frizko, Gottfried. Gregor, Günther oder Gunzel, Hart-
wig oder Hertwig, Härtung, Hermann, Hugo oder Haug,
Leuther oder Luther (besonders bei Schreibersdorf und Penzig),
Leu toi d oder Lutold, Paul, Reinhard oder Reinsco, Rentschy
Renschel, Rudolph oder Rulko, Rule (Biberstein, Bloschdorf),
Seyfried oder Seifert, Sybert, Zybeco (Baruth, Haugwitz,
Teichnitz, Kottwitz, Metzradt), Thomas, Ulrich oder Wilrich {Bi-
berstein, Gusk), Vincenz, Walther, Werner, Witego oder
Witche, Wiczmann, Witschel (Kamenz).
VI. Cultur. 95
Wäkcend des 45. und 46. Jahrhunderts bürgerten sich allmSih*
lieh ein die Namen: Abraham, Adam, Alexander oder Alex,
Ambrosius, Andreas, Anton, Augustin, Balthasar,
Benno, Caspar, Christoph, Daniel, Donat, Ehrenfried,
Erasmus oder Asmus, Ernst, Fabian, Florian, Franz,
Gabriel, Hieronymus, Hieb, Jacob, Ludwig, Martin,
Maximilian, Melchior, Michjael, Sebastian, Tobias,
Valentin, Wilhelm.
Slawische Vornamen finden sich ausser bei den national-böh-
mischen Herrengeschlechtem nur sehr vereinzelt: Benes (Luttitz
44. Lehen 45.), Bohuslav (Schreibersdorf 45.}, Czaslaus oder
Tzsdiaschel (Penzig 43. 44., Boblitz 45), Czenko (Dohna, Gusk
44.), Jaroslaus (Dohna 43., Schlieben 44.), Ladislaus oder Lassei
(Uechtritz, Gersdorff 45.), Wenzel oder Wensch (Biberstein, Dohna
44. — 46.). Doppelte Vornamen treten erst gegen Ende des 46. Jahr-
hunderts auf.
Die Frauennamen bieten keine so grosse Mannigfaltigkeit.
An selteneren sind uns begegnet: Alke (Landeskrone 44.], ApoUo-
nia (Schreibersdorf 46.), Corona (Frentzel 46.), Eneda (Waldau,
Zsdieschwitz 45.), Fria (Neushofe 44.), Heilweig (Ileburg 44.),
Orteyn oder Orte (Nostitz, Notenhof 45.), Mabilia (Kamenz 43.),
Utha (Kamenz 43., Haugwitz 44.). Sonst kehren immer und immer
wieder die Namen: Adele, Adelheid oder Aleyd, Agathe, Agnes
oderNyse, Barbara, Berchta, Caecilie, Dorothee, Elisa-
beth oder Else, Ilse, Esther, Euphemia, Gertrud, Hedwig,
Jutta, Katharine, Kunigunde oder Kune, Margarethe oder
Manisch^ Ottilie, Regine, Veronica.
4. Welir und Waffen.
Des ritterbürtigen Mannes ursprünglicher und eigentlicher Beruf
war das Waffenhandwerk. Auch die Söhne des Oberlausitzer Adels
werden gewiss schon frühzeitig in der Führung der Waffen geübt
worden sein. Wer sie aber darin kunstgerecht unterrichtete, ob die
Väter selbst oder blosse Knechte, darüber finden wir nirgends eine
Andeutung. Ebenso wenig erfahren wir, dass dieselben etwa als
Edelknaben irgendwo in ritterlichen Künsten und zugleich in höfi-
scher Sitte unterwiesen worden seien. Es fehlte eben der fürstliche
Hof im Lande. Vielleicht sendete der Oberlausil-zer Adel seine Söhne
zu diesem Zweck gern an die schlesischen Fürstenhöfe. Hierdurch
würde die auff£illige Erscheinung wenigstens theilw eis ihre Erktörung
.j
96 I. Abtheilniig.
finden, dass so viele der vornehmsten Oberlausiizer Ge9ehie<Aier sich
frOhseitig nach Sdilesien verzweigten, so z. B. im 43. Jahrlmndert
/ die Biberstein, Banith. Dohna, Gusk, Kittlitz, Noatitc, Paomewitz etc.,
im 44. Jahrhundert die Bischofsheim, Nebeisohitz, Ponikau etc. Wie»
wo und von wem im eigenen Lande die jungen MKnner wehrhaft ge*
macht wurden, darüber erhalten wir keinerlei Kunde.
Ueber die zu den verschiedenen Zeiten auch in der Oberlausitc
in Brauch gewesenen Waffengattungen finden sich nur gelegent^
liehe Andeutungen. Leider fehlt es noeh an einem allgemeinen Mu-
seum für Oberlausitzisohe AHerthttmer ^o) . Wenn es wahr sein sollte ^^) ,
dass, „wie aus alten Lehnbriefen ersichtlich, die Herrschaft zu Nesch*
witz das Recht hatte, bei entstehender Kriegsgefahr etliche ihrer
Hausgesessnen von Adel [Aftervasallen] zu sich zu entbieten, die sich
alsdann sofort, mit einer Keule oder einem Streitkolben versehen,
dahin einfinden müssen^, so wären dies wohl Spuren der ältesten
und rohesten Waffen, deren sich einst auch der oberlausitzische Adel
bedient halte. Das älteste Grabmonoment, das einen Ritter in ganzer
Figur zeigt, ist das eines v. Lossow in Radmeritz v. Jahre 4343 <^^).
Ein Kettenpanzer bedeckt den Leib, ein breiterEisenhut Kopf
und Gesicht. Die Rechte stützt sich auf das mächtige Schwert,
die Linke «ul den grossen dreieckigen Schild, der das Wappenthier
der Familie, einen Luchs, erkennen lässt. Seit dem 4 4. Jahrhundert
aber waren Harnisch, Helm und Blechhandschuhe selbst
bei dem minder reichen Adel allgemein im Brauch. 4S90 beschied
Jone V. Radeberg auf Holtendorf „alle seine Harnische^ dem Jakirfis*
hospital zu Görlitz zu einem Seelgeräth. Noch 4 544 bestimmte Kaiser
Ferdinand!., dass, wer den „Vorritt^ thun wolle, in seinem Ktt rasa
von der Erde auf ein hengstmässiges Pferd sitzen solle. Seit dem
46. Jahrhundert werden nun au<^ die adliehen Grabmonumente an
und in den Kirchen immer zahlreicher. Sie zeigen alte und junge
Herren in vollständiger eiserner Rüstung , meist kninid, die Hände
fsmnm gefaltet, das Haupt demütbig entblOsst, den Helm seitwärts
auf die Erde gestellt. ' 9er Leichenstmn des Landeshiiuptmanns
Dr. Ulrieh v. Nostitz auf Ruppersdorf «3) vom Jahre 4568 stellt den
Verstorbenen dar in spanischer Hoftracht mit Hut und Gnaden-
kette. Als 4544 Kateer Ferdinand die Oberlauritz zu besuckea
«) Ueber Uteste Waffen der Bürger in ZltUu vgl. Peicheck, ZitUn I. 157.
Ol) Frentzel, Von den Volkern in der Oberlauiltz. Mspt. nach Lans. Mag. 1S63.
389. «) AbgebUdet bei Schnlze, AlterüiQmer L 86 Cll8pt.)and bei ^etke,
SflSM 8. 429. O) AbgebUdet bei Morawek , BertMlofff 42.
VI. Caltur. 97
gedachte, wollte die Ritterschaft des Budissiner Kreises ihm in
blanken Harnischen mit Spiessen, 600 Pferde stark, entgegen-
reiten, die des GOrlitzer Kreises dagegen „nicht in Harnischen, son-
dern in Farbe gekleidet^. Ausser dem Schwert führte der Adel
schon im 44. Jahrhundert allgemein das Messer (Dolch) an beson-
derem Wehrgehänge. Schnell flog beim Streit dasselbe aus der Scheide.
Die tlbliche Schiesswaffe war bis in's 15. Jahrhundert die Arm-
brust und der eisenbespitzte Pfeil. Mit der Armbrust pflegten
rohe adliche Gesellen oft genug einzulaufen in benachbarte Höfe oder
Bauernhäuser. Gegen Mitte des 16. Jahrhunderts hatten mindestens
die Görlitzer Stadtdiener bereits Büchsen. Grosse Donnerbüchsen
aber zur Niederlegung fester Mauern besassen nur einzelne reiche
Städte und zwar schon seit Anfang des 45. Jahrhunderts.
Als eine Vorübung für den Krieg galt zu allen Zeiten das ritter-
liche Vergnügen der Jagd. Wild gab es im Mittelalter wohl allent-
halben auch in der Oberlausitz vollauf. In den grossen Landes-
heiden nördlich von Budissin und von Görlitz war die Jagd aus-
schliesslich den Landesherren vorbehalten. Schon bei der Jheilung
des Landes unter den beiden Linien der Markgrafen von Brandenburg
(1268) wurde bestimmt, dass ausser mit beiderseitiger Genehmigung
in den Landesheiden keine neuen Dörfer angelegt werden sollten,
damit die Jagd nicht beeinträchtigt werde. Selbst die Landvoigte
sollten nicht darin jagen dürfen, ausser wenn die Landesherren selbst
ihre Jäger und Hunde dahin sendeten. Doch erfahren wir nirgends
von grossen fürstlichen Jagden, die darin wären abgehalten worden.
Die Görlitzer Heide war an die v. Penzig zu Lehn gegeben, welche
darin ^zu ihrer Nothdurft^ jagen durften. Noch 1401 befahl den-
selben König Wenzel, nicht zu leiden, dass sonst jemand, ^in welchen
Würden, Adel oder Wesen der wäre, darin Wild jage noch fahe ohne
sunderlichen Erlaub^. Nur denen v. Kottwitz auf Haibau war die
freie Jagd auf der königlichen Heide 1356 ausdrücklich verliehen
worden. Sie müssen wenig Werth auf dieses Recht gelegt haben;
denn 1494 Hessen sie sich dasselbe vom Rathe zu Görlitz um die
Summe von S1 fl. rhein. ablösen. Sonst erfahren wir, dass die
V. Sar auf Sohra (NO. v. Görlitz) 1440 „einen freien Finkenherd"
auf dem Gebiet des anstossenden Hennersdorf erwarben , und dasä
die v. Salza auf Lichtenau 1 457 und später wiederholte Streitigkeiten
mit dem Rathe zu Lauban hatten „wegen der Jagd zu Lichtenau^.
Noch ^nde des 15. Jahrhunderts bediente man sich übrijgens bei der
Jagd des Spiesses. 1496 hatte Jak. v. Baudissin auf Solschwiti:
Knotha, Gesch. d. Oberl. Adels. 7
98 I- Abtheilttug.
seine Bauern aufgeboten und mit diesen in dem der Stadt Budissin
gehörigen Taucherwalde (bei Uhyst) gejagt. Ja er hatte sich sogar
unterstanden, den dasigen städtischen Förster aufsusuchen und ihn
^mit dem Spiesse'^ verwundet, geschlagen und endlich fttr todt liegen
lassen. Wegen dieses doppelten Jagdfrevels ward er nach Gebtthr
vom Rathe verklagt , geheischen , und da er sich nicht vor Gericht
stellte, geächtet.
Die erwünschteste Gelegenheit , die erlangte Kunstfertigkeit in
der Führung der Waffen öffentlich zu zeigen, bot das Turnier. Nur
selten ist in der Oberlausitz den jungen adlichen Männern die Freude
geworden, angethan mit dem besten, blankgeputzten Harnisch, auf
dem besten Boss, mit Lanze, Schwert und Schild, die wallenden
Federn'auf dem Helm, gefolgt von reissigen Knechten , in eine hei-
misdie Stadt reiten zu können, um dort vor hohen Herren, vor dem
gesammten Adel und vor den edelsten, schönsten und holdesten
Frauen und Frtfulein des Landes Lanzen zu brechen und dann den
Preis aus schöner Hand zu empfangen. Es fehlte der Oberlausitz
eben der eigne fürstliche Hofhalt. Als 4303 König Wenzel L von
Böhmen auf der Viehweide bei Zittau ^einen grossen Tomey^ ver-
anstaltete, gehörte diese Stadt noch nicht zur Oberlausitz. Es waren
bei diesem Tuipier nicht weniger als 6 Fürsten und 400 Ritter zu-
gegen, darunter gewiss viele aus der Oberlausitz. Es nahm übrigens
ein schlimmes Ende. Ein böhmischer Ritter, Albrecht v. der Lom-
nitz, „erschlug zu Tode den v. Barby^, den Oheim Markgraf Hermanns
von Brandenburg; infolge dessen musste auch Heinrich v. Leipa.
Herr von Zittau und Rohnau , flüchten , und der erzürnte König nahm
ihm diese Güter <^^). Nur von einem einzigen, auf altlausitzischem
Boden abgehaltenen grossen Turniere haben wir sidiere, wenn auch
dürftige Kunde. Im Jahr 4389 stellte der junge, vergnügungs-
süchtige, verschwenderische Herzog Johann von Görlitz eins an seinem
fürstlichen Hofe zu Görlitz an. „Es strömten die Herren von allen
Seiten zusammen wegen des Turniers" ^^) . Fremde Gäste des Herzogs
waren unter anderen der Bischof von Leubus, der Herzog vonTeschen,
ausserdem schlesische , böhmische , niederlausitzische , selbst meiss-
nische Herren in Menge. Wenn wirklich 4407 am Fastnachtdienstag,
^etliche von Adel nach der Stadt Lau bau gekommen sind und haben
mit stumpfen Krönlein auf dem Markte einen ritterlichen Ritt ge-
•«) N. Script, rer. las. l. ö und 132. «) Gorlitzer Rathsrechnnngon ft. a. :
Dominl conflaienint — propter baitUadium.
VI. Caltur.
99
than^f so war dies sicher nur ein Privatvergnügen. — Spttier be*
gDügte sich, wie oben erwähnt (S. 57}, der Adel mit blossen Yogel-
schiessen. An den schlesischen Höfen dagegen gab es öfters festliche
Turniere. Gern zogen dahin auch junge, reidie Oberlausitser. Als
1387 der junge Benes v. der Duba, der Sohn des alten Benes auf
Hoyerswerde, nach Liegnitz ritt ad hastiludium, Hess ihm der Rath zu
Gi^rlitz seine Rüstung dahin fahren.
So bot denn im eigenen Lande selbst höchstens der seltene
Besuch eines Landesherm Gelegenheit zur Entfaltung ritterlichen
Gepränges.
Ein Krieg im kleinen war die Fehde. Freilich kämpfte man in
derselben nur selten Mann gegen Mann. Vielmehr begnügte man
sich, dem Feinde soviel Schaden als möglich zu thun. Man fiel in
dessen wehrlose Dörfer ein , trieb das Vieh seiner Unterthanen vom
Felde und aus den Ställen , raubte , pltinderte , zündete an und zog
mit dem Raube eiligst wieder von dannen. Selten gelang es, den
Gegner, dem die Fehde galt, selbst zu fangen und Lösegeld von ihm zu
erpressen. Angekündigt ward die Fehde oft in sehr lakonischer
Form. So lautete ein Fehdebrief des Herzogs Johann von Münsterberg :
^Wisset, ihr Städte Görlitz, Zittau, Lauban und Reichenbach, dass wir
euer Feind sein wollen. Gegeben, da er geschrieben ist^^^). Fehde-
lustig nun war auch der Oberlausitzer Adel nur allzusehr. Die nach-
stehende Behandlung der einzelnen . Adelsfamilien giebt dafür hin-
längliche Belege. Die bei jeder Fehde entstehende Unsicherheit der
Handel sstrassen veranlasste die Städte, die Streitenden womöglich
gütlich zu vergleichen oder selbst gegen dieselben, als gegen
„Strassenplacker, vorzugehen mit der Städte und des Kaisers Acht^.
Oft freilich wurden auch die Städte selbst theils mit einzelnen Land-
sassen in der Oberlausitz oder in den Nachbarländern, theils mit
ganzen mächtigen Geschlechtern in schlimme Fehden verwickelt. Seit
Mitte des 15. Jahrhunderts sind es fast nur noch Fremde, welche
Oberlausitzem Fehde ankündigten.
In den eigentlichen Krieg hat der Oberlausitzer Edelmann weit
seltner zu ziehen gehabt, als man vielleicht glaubt. Wie schon oben
(S. 34) erwähnt , waren die Oberlausitzer Stände dem Landesherm
nur znm Kriegsdienst innerhalb der eignen Landesgrenzen ver-
pflichtet. Während der Hussitenwirren freilich wUthete der Krieg
oft genug im eignen Lande. Aber selbst damals erfolgte nur selten
») Pescheck, Zittau II. 504.
7»
100 !• Abtheilnng.
ein allgemeines Aufgebot, und noch seltner wurde demselben all-
gemein Folge gegeben, lieber die persönliche Theilnahme am Kriege
entschied daher fast immer nur die eigne Neigung. Wir haben oben
(S. 89] erwSlhnt, wie selbst wahrend der Hussitenkriege ein grosser
Theii des Oberlausitzer Adels sich freiwillig den Städten als Söldner
anbot. Noch im Schmalkaldischen Kriege sendete auch die Land-
schaft dem Kaiser Ferdinand nur geworbene Reiter in's Feld. Gegen
die Türken aber musste später der Adel in eigner Person zu Felde
ziehen. Uebrigens stellte während des ganzen Mittelalters auch bei
allgemeinem Aufgebot der Adel ein bei weitem geringeres Truppen-
contingent, als die Städte, nämlich, entsprechend der Steuerquote,
anfangs V4, später V3, erst seit den 30er Jahren des 46. Jahrhunderts
die Hälfte der verlangten oder bedungenen Truppen.
So führte denn zu allen Zeiten theils Jugendmuth und Thaten-
drang, theils Armuth und bittere Noth einen Theil des Oberlausitzer
Adels unter fremde Fahnen. Dass Einer an einem Kreuzzuge
in^s heilige Land theilgenommen habe, ist uns urkundlich nicht be-
kannt geworden. Desto üblicher war der Eintritt in Söldnerdienst
bei d^m deutschen Orden in Preussen. Später boten die Kriege gegen
die Türken in Ungarn erwünschte Gelegenheit, sich unter den Fahnen
des eignen Landesherm Ehre, Ruhm und Stellung zu erringen. Sehr
oft werden bei Belehnungen junge Leute als „auswärtig^ bezeichnet.
Von Anderen heisst es einfach: „ist im Reiterdienst gestorben^.
5. Kopf and Herz.
Dje eigen thümlichen Verfassungsverhältnisse in der Oberlausitz,
denen zufolge die Stände des Landes eine fast autonome Stellung ge-
nossen, lenkten mit Nothwendigkeit alle ehrgeizigen Bestrebungen
des Adels auf die Betheiligung an den öffentlichen Angelegenheiten.
Es war natürlich eine durchaus einseitige Interessenpolitik, welche
derselbe dabei in der Regel , wie damals alle Welt , verfolgte. Es
galt, die Vorrechte des eignen Standes, sodann die des eignen Landes
zu wahren und zu mehren. Schon die Verpflichtungen gegen den
Staat Böhmen , von dem doch die Oberlausitz einen Bestandtheil bil-
dete, erkannte man nur ungern an und suchte sich denselben, wenn
möglich, zu entziehen. Die freiwillige Unterordnung des Einzelnen
unter die Interessen des Ganzen lag den Anschauungen der Zeit völlig
fem. So erwuchsen denn aus- dem Oberlausitzer Adel eine Menge
eifriger Parteiführer und starker Partikularisten.
Zur Verfolgung dieser Ziele bedurfte es damals keiner höheren
VI. .Ciiltur. 101
oder gar gelehrten Bildung. Die Jungen hörten und lernten von den
Allen. Der häufigere Besuch der Hof- oder Mannen-, selbst der Stadt«
gerichte in eigner oder fremder Angelegenheit fahrte nach und nach zu
einer hinlänglichen Kenntniss des im Lande geltenden, ohnehin meist
ungeschriebenen Gewohnheitsrechts , um bald selbst als Schöppe , ja
als Richter fungiren zu können. Der Besuch der willkürlichen, sowie
der ausserordentlichen Landtage machte nach und nach vertraut
genug mit den speciellen Landesangelegenheiten, um die Stelle^ eines
Aeltesten unter dem Weichbildsadel, ja eines Amtshauptmanns Über-
nehmen zu dürfen. Gelegentliche Deputationen an den königlichen
Hof zu Prag , Ofen oder Wien vermittelten alsbald die nöthige Be*
kanntschaft mit den daselbst massgebenden Personen und Verhalt«
nissen. So bildete die Praxis ohne alle Theorie tüchtige, in der
Gerechtigkeitspflege, der Verwaltung, ja der Sonderpolitik des Landes
wohl bewanderte Männer.
Eine höhere Bildung suchten selbst diejenigen , welche bloss die
gewöhnliche geistliche Laufbahn einschlugen, nicht sowohl auf Uni-»
versitäten, sondern entweder in Klöstern, wo sie denn oftmals
als Ordensbrüder verblieben, oder an den Bischofssitzen, wo die
meisten jungen Cleriker zu Weltgeistlichen vorbereitet wurden. Nur
wer durch Studium des Kirchen* und des römischen Rechts sich zur
Uebemahme höherer Kirchen- und Staatsttmter geschickt machen
wollte, pflegte eine Universität zu besuchen.
Bernhard III. v. Kamenz, später Kanzler des Herzogs Heinrich IV,
von Breslau, gestorben 4296 als Bischof von Meissen, soll in Italien
stadin haben und schrieb in der That ein gutes Urkundenlatein. ^
Johann IV. Burggraf v. Dohna a. d. H. Grafenstein, gestorben 1354 \
als Dooiherr zu Breslau, befand sich 4346 auf der Universität zu Bo-
logna. Ebendaselbst studirte 4504 Caspar Emmerich aus Görlitz,
nadmials Dekan zu Budisstn, desgleichen die Brüder Wigand und
Jakob v. Salza a. d. H. Schreibersdorf, von denen Ersterer 4520 als
Domherr zu Glogau und Breslau, Letzterer 4539 als Fürstbischof von
Breslau starb. Ewald v. Bolberitz a. d. H. Förstcfaen, Domherr zu Bu-
dissin (zweite Hälfte des 46. Jahrhunderts), wird als ein ^ tiefgelehrter I
Magteter von Paris^ bezeichnet. Auch Johann VI. v. Dohna auf
Grafenstein, der früher von König Mathias von Ungarn in diplomati«»
sehen Geschäften gebraucht worden war, verstand Latein; wenig-«
stens enthält ein Brief von ihm (4 49D) die Floskel : quod vim vi re-
pellere decet. Härtung v. Klüx , kaiserlicher Rath und von König
Siegsmund wiederiiolt zu diplomatischen Sendungen nach Frankreich
103 I. Abtheilung.
tnid England verwendet, sprach sogar englisch. Ausser Bologna und
Paris werden junge Adliche aus der Oberlausitz , wie es wenigstens
von Zittauer BttrgerssOhnen geschah <^^j, auch Prag besucht haben.
Seit 4 409 finden sich in den Matrikeln der Universität Leipzig, seit
4502 in denen von Wittenberg neben sehr vielen bürgerlichen,
auch wenigstens einige adliche Oberlausitzer inscribirt. Ein langes
„Yerzeichniss der von Gründung der Universität Leipzig an bis 4 475
inscribirten Görlitzer^*^) enthält allerdings nur einen einzigen von
Adel. In dem vollständigen „Album academiae Yitebergensis a 1502
— 4560 ed. Foerstemann^ (Lips. 4844) haben wir neben 470 bürger-
lichen nur 40 adliche Studenten aus der Oberlausitz gezählt. An
wissenschaftlicher Strebsamkeit wurde der einheimische Adel also bei
weitem von dem Bttrgerthum übertroffen.
Der Sinn für Kunst aber scheint fast gänzlich abgegangen zu
sein. Vergeblich sucht man an den Ueberresten mittelalterlicher
Burgen und Schlösser oder von dem Adel erbauten Dorfkirchen in der
Oberlausitz nach Spuren einer edleren Architektur, nach wohlge-
formten Bund- oder SpitzlX^en , nach zierlichen Säulchen oder Kapi-
tälchen, nach irgend welcher feineren Ornamentik; vergeblich in
alten Kirchen und Sakristeien nach kunstvollen Stickereien von der
Hand adlicher Frauen ; vergeblich in den Werken über Literatur des
Mittelalters nach einem ritterlichen Minnesinger aus der Oberlausitz.
Die Erwähnung eines Lautensehlägers , den Nicol. v. Gersdorff auf
Königsbain 4443 hatte, ist die einzige uns vorgekommene urkund-
liche Spur von irgend welchem Sinn für irgend welche Kunst in den
Schlossern des Oberlausitzer Adels. Auch hier fehlte das Vorbild
und die Anregung eines fürstlichen Hofhaltes im Lande. Da verwen-
deten denn doch die Bürger der Sechsstädte ansehnliche Summen an
die Aufführung schöner, grosser Kirchen und Bathhäuser im Stil der
späteren Gothik und an die Erbauung stattlicher Privathäuser im Stil
der beginnenden Benaissance. Da zeugten doch die meist auf dem
Marktplatz aufgeführten Fastnachtsspiele der Handwerker mit ihren
plumpen Spässen und die Gregoriusauhüge der Schüler mit ihrem
Maskenscherz und ihrer Musikbegleitung von dem den Städtern inne-
wohnenden Bedflrfniss nach irgend welchen das Leben verschönenden
und erheiternden Formen der Kunst.
67)Pe8clieck, Zitton I. 544. «) Laus. Monatsschrift 1798. 11. 269 fl«. Vgl.
Zarncke, Die nrknndl. QneUen znr Gesch. der Univ. Leipzig, und Gersdorf, Rek-
toren der Univ. Leipzig.
VI. Ciütur. 103
Weder durch Wissenschaft, noch durch Kunsl gemildert und Ter-
edelt, lassen nun freilich die Sitten des Oberlausitzer Adels bis ttber
die Mitte des 1 6 . Jahrhunderts hinaus einen MangelanGemttths«
und Heriensbiidung erkennen, der wahrhaft schreckenerregend
ist. Allerdings was blieb dem auf seinem einsamen Hofe sitzenden
Landedelmann in der Einfbrmigkeit seines Lebens und bei den man-
cherlei Sorgen , die ihn drttokten , viel anderes ttbrig , als im Kret-
scham , in der Schänke Zerstreuung zu suchen. Dort trank er mit
seinen Bauern , mit durchziehenden Fuhrleuten , mit etwa zufillKg
einkehrenden StJIdtem. Selbst das schlechte Dünnbier stieg endlich
doch zu K(^fe. Wid^spmcb mochte der gestrenge Herr wohl von
keiner Seite vertragen. Schnell fiogen im Streit dann die Messer aus
der Scheide. So wird es erkltfrlich , dass so httufig Edelleute grade
im Kretscham entweder ihre Richter, d. h. die Kretschamsbesitzer,
oder andre Bauern erschlugen oder von ihnen erschlagen wurden. Die
Gtfrlitzer noch erhaltenen Lade-, Entscheid- und Achtbttcher und die
Klagsdirift der Seehsstädte gegen den Adel vom Jahre 4530 („Quadm-
plik'') erOffn«! einen nur allzu deutlichen Einbilde in die furchtbare
Verwilderung und Roheit des letzteren. Da werden von einzelnen
Adlichen bald im Kretseham^ bald „auf offener Strasse^ theils offene,
theils Kampherwunden (d. h. kampfbare), theils Lähmden gehauen,
hier einem Manne „zwei offene Wunden, eine Ltthmde und eine Hand
ab^, dort einem Priester „13 Wunden^, da einem andern Priester
„drei Finger an jeder Hand ab^. Mit ganz besondrem Behagen wer-
den die Bauern gemisshandelt, eigne wie fremde. Hier wird einer
„am Kopfe verwundet und ihm zwei Zahne ausgeschlagen^, dort ein
Bauemsohn an einem um den Hals geworfenen Stricke aus dem Kret-
scham geschleift und zwischen die Pferde gebunden , dass diese ihm
die Fersen abgetreten und der Strick ihm die Haut vom Halse ge-
rissm , hier ein Knabe , der im Dienst eines Edelmanns stand , von
diesem „gestaucht und getreten , dass er bald gestorben^, dort ein
Bauer mit „36 Wunden^ verwundet und endlich noch mit dem Spiesse
durchstochen. Selbst die nächsten Blutsverwandten werden nicht
geschont. Der eine hatte „wider seine eignen Aeltem im Kretscham
Hexerei getrieben^, ein Andrer „den eignen Bruder in mörderischer
Absicht verfolgt^, ein Dritter ebenfalls seinem Bruder „48 Wunden^
gehauen, ein Vierter seinen „Vetter erstochen'*, ein Fünfter seinea
^Vetter abgemordet **, ein Sechster „den eignen, alten, verlebten
Vater ttfdtiidi verwundet^. Selbstverständlich wurde jede Art von
Brutalität gegen Frauen verübt. Von ihren Freihtffen auf den Burg-
104 I- Abtheilung.
lehen zu Kamenz und zu Budissin brachen die üppigen Adlichen bei
Nacht in die Häuser der Bürger ein, misshandelten die Männer, noth-
züchtigten die Weiber. Da Riagen nichts fruchteten, überfielen end-
lich (U08 und U09} die Bürger das Burglehn und schlugen sämmt-
liche eben anwesende Adlichen todt. Auf seinen Landgütern war
der Adel vor solcher Selbsthülfe sicher. Da ward bald die Tochter
eines Bauern ^bewältigt und genothzüchtigt^, darauf als der Bauer
bei Gericht geklagt hatte, in dessen Haus eingefallen und in der Ab-
wesenheit des Mannes wenigstens der Frau eine Lähmde gehauen,
bald ^eine Jungfrau unter Zetei^eschrei nach Rothenburg geführt^,
der den Mädchenräuber verfolgende Vater aber ^schwerlich ver-
wundet und also wund in den Stock gesetzt^, bald einem Vater, dem
der gnädige Hen* schon zwei Töchter entehrt , das Haus genommen,
weil er sich geweigert , dem Wüstling noch die dritte auf den Hof
in Dienst zu geben, bald eine Haushälterin, die ihrem Herrn „nicht
hat zu Willen sein wollen, mit einem Holzscheit erschlagen^, ein
andermal eine schwangere Frau „mit dem Pferde gestossen , dass sie
ein todtes Kind geboren'^, eine andre ebenfalls schwangere Frau
sogar „mit dem Pferde ertreten^, ja endlich „die leibliche Schwester
geschwängert^ oder „mit der eignen Tochter Blutschande getrieben^
(1570).
Wollte man solche Scheusslichkeifen etwa damit entschuldigen
wollen, dass starke Naturen auch starke Leidenschaften entwickeln,
so wird man doch nicht zu beschönigen vermögen , dass so Viele —
wir sprechen immer nur von Personen adlichen Standes — baar jedes
Gefühls für Recht, Gesetz und Ehre, sich zu dem gemeinsten Be-
trug und Diebstahl erniedrigten. Da wird von einem Gerichts-
herm einem Diebe für Geld ein gutes Leumundszeugniss ausgestellt,
einem Bauer „für 4 Schock Gr.^ wider die Wahrheit bestätigt, dass
dessen ausserehelicher Sohn „aus rechtem Ehebett gekommen sei^,
«in verübter Mord gegen Empfang einer Geldsumme dem Gericht
verschwiegen, ein Dieb, der eben an das königliche Gericht ab-
geliefert werden soll, „laufen gelassen^. Einer hat Urkunden ge-^
fälscht und dann auf offenem Markte zu Görlitz kniend schwören
müssen, dass er nie wieder den Boden der Oberlausitz betreten
wolle ; dennoch hat er die Urfehde gebrochen. Da werden von ad-
lichen Landsassen nicht nur anerkannte Diebe gehegt und gepflegt,
sondern auch gelegentlich „Pferde gestohlen^, ja die „eignen Brüder
geschädigt und bestohlen^, harmlose Reiseode und Fuhrleute „auf
jDffener Strasse beraubt^.
VI. Cultur. 105
Weün solche und ähnliche Verbrechen rohster und gemeinster
Art noch bis Mitte des 46. Jahrhunderts bei dem Oberlausitzer Adel
an der Tagesordnung waren, so begreift man, wie zwei Jahrhunderte
früher, wo dem ritterlichen Uebermuth noch kein so hoch entwickeltes
Städtethum ein Gegengewicht zu bieten vermochte , sich die Städte
nur durch festen Anschluss an einander gegen grosse und kleine Ver-
brecher selbst zu schützen im Stande waren, und wie Kaiser Karl IV.
die Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung im Lande gerade
diesem Städtebunde übertragen musste.
Auch die vorstehenden Skizzen dürften dargethan haben , wie
die Culturverhältnisse des Mittelalters, dieser Jugendzeit der germa-
nischen Völker, allenthalben neben viel Kraft viel Roheit, neben viel
Schönem und Erhabnem viel Widriges und Gemeines, neben viel
Licht viel Schatten aufweisen, und wie zumal die Oberlausitz sich in
jeder Hinsicht darüber nur zu freuen hatte, dass auf das Mittelalter
endlich folgte — eine y,Neue Zeit^.
n. Abtheilung.
1. Die Herren y. Banith
nannten sich nach dem Dorfe Baruth (NW. von Weissenberg) , das
den Mittelpunkt einer der grossen Herrschaften in der Oberlausitz
bildete. Der erste bekannte Inhaber^) derselben war Herr Hein-
rich V. B. (4234—80). £r erscheint als Zeuge 1234 in Prag bei einer
Schenkung der Königin Kunigunde von Böhmen an das Kloster Marien-
thal, 1244 auf dem Königsteki, als König Wenzel I. die oberlausitzi-
sche Grenzurkunde bestätigte, 1250 zu Budissin bei einer Schenkung
und 1280 bei einem Vergleich. Als 1268 die Oberlausitz zwischen den
beiden Linien der Markgrafen von Brandenburg getheilt und hierdurch
seine Herrschaft in zwei Hälften zerschnitten ward, wurde bestimmt,
dass er selbst zu dem ^Lande Budissin^ gehören und über seine Gü-
ter die Lehn von dem Besitzer dieser Landeshälfte empfangen solle ^) .
Eine Urkunde vom 1. Sept. 1271 bezeichnet ihn als den Schwieger-
sohn Burchards, des Marschalls vom Königreich Böhmen ^) . Auch mit
dem Bisthum Meissen stand er mehrfach in Beziehung. 1262 war er
Zeuge bei einem von demselben eingegangenen Tausche. Er behaup-
tete aber auch, einst von Bischof Heinrich (1228 — 40) ein Burglehn zu
Stolpen und zwei Hufen zu Rossendorf erhalten zu haben , und be-
gehrte von dessen Nachfolgern wiederholt, mit jenen Gütern aufs neue
belehnt zu werden. Ein deshalb (um 4276) berufenes Schiedsgeridit
erklärte aber, dass Herr Heinrich v. B. und seine Erben an jenen
Gütern keinerlei Anrecht besässen, und dass, wenn er Ansprüche ge-
9 YenchledeDe Fabeln von der Herkunft der Familie werden widerlegt Laus.
Mag. 1780. 71. Biicbof Bruno U. Ton Meissen (1208—28) bat sieb als ein ▼. Bör-
se ndorf erwiesen. Oersdorf, Vorrede zum Cod. dipl. Sax. II. 1. XVIII. Hilde-
brand ▼. B. (1216—35), binllg Zeuge bei den Markgrafen von Meissen, n. Paul ▼. B.
(1280^1309) waren jedenfalls Inbaber des Im Karkreise gelegenen Bamtb. A. Dresd.
S) Cod. Las. Ab, 64. 85. 103. 94. >) Abscbrift im böbm. Mnsenm so Prag.
1. Die Herren v. Bamth. 107
habt hatte , diese bereits bei Lebseiten von Bischof Heinrich gütlich
verglichen worden seien. Wahrscheinlich hatte er statt jener Gttter
einen Theil des damals zum Bisthum Meissen gehörigen Dorfes Kuip-
nersdorf auf dem Eigen erhalten ; wenigstens besessen seine Söhne
einen Antheil davon ^) . Er war aber auch in Schlesien begütert und
erscheint schon 1247 unter den Mannen der Herzöge Boleslav II. und
Heinrich III. ^). Ja es scheint , dass er sich , ebenso wie später seine
Söhne , vielmehr in Schlesien , als auf seinem Stammgut Baruth auf-
gehalten habe.
Als seine Söhne dürfen wir betrachten die „edlen Herren^ Bern-
hard, Seifried und Heinrich, Gebrüderv. B., welche 4319 von
Herzog Heinrich von Jauer, als neuem Landesherrn der östlichen Ober-
lausitz , mit Baruth und zwar zu gesammter ,Hand belehnt wurden.
Dabei erfahren wir zugleich, dass sie in Schlesien z. B. das Dorf
Ossig und 15 Hufen zu Struse (Kreis Neumarkt) besassen. Sie lebten
ausschliesslich in Schlesien. Heinrich wird 1315 — 41 als Propst am
Domkapitel zu Breslau genannt. Seifried erscheint schon seit 1277
häufig im Gefolge schlesischer Herzöge,, besonders Heinrichs IV. von
Breslau. Er begleitete 1319 den Herzog Heinrieh von Jauer von Gör-
litz aus nach Oelsnitz im Voigtland zur Zusammenkunft mit König Jo-
hann von Böhmen^). Dieser „Ritter^ Seifried v. B. nun belehnte
1306 den Nie. v. Neushofe und dessen gleichnamigen Sohn mit einem
Theil des Dorfes Kunnersdorf ant dem Eigen, das dieselben steuerfrei
inne haben sollten, wie er, Seifried, selbst es vom Bisthum Meissen
besessen habe^). Auch zu Leuba (N. von Ostritz] hatten die Gebrüder
V. B. Besitzungen. So hatte einst Seifried 7 Schillinge Zins daselbst
verkauft, die 1334 an das Kloster Marienthal gelangten. Ebenso hatte
.Bernhard zwei Hufen daselbst dem Otto v. Stewitz zu Lehn gereicht,
welche 1334 Bernhardts Söhne', Kedil und Bernhard ebenfalls
an Marienth^l abtraten ^] .
Wir wissen nicht, wessen Sohn jener Hans v. Baruth war, der
^) Cod. Sax. U. 1. 15ÖT 186. Knothe, Oeschichte des Eigenschen KreiMS 3.
') Tzsclioppe und Stepzel, Urk.-Sm]. 311. <^) Stenzel, GründnngsbDcli von
HeinriehsAu 174. 178. Boczek, cod. Morav. IV. 272 flg. 350. Auch ein Dietrich
T. B., Tielleicht ein vierter , 1319 nicht mehr lebender Bruder, wird 1290 im Gefolge
Herzog Heinrichs von Glogau erwihnt. Tzschoppe und Stenzel, Urk.*B. 407.
109. V. Weber, Archiv f. d. tiehs. Geseh. VUI. 288. t) Knothe, SigenMhef
Kreis 61 . Auf dieses Kunneridorf und diesen Neushofen (nicht : Nesshenam) bezieht
•ich gewiss auch der Schluss der oben erwähnten Belehn ungsurk. von 1319. 9) Cod.
Las. 304. 302.
108 n. Abtheilung.
zugleich ^in aller seiner Brttder Macht und Namen^ Schloss und
Herrschaft Bat*iUh um 4000 Mark an He'inr. v. Kittlitt verkaufte,
welcher damit 4351 als „mit einem edlen Lehngute erblich^ belehnt
ward^). Hiermit verschwinden die Herren v. B. aus der Oberlausitz,
haben aber in Schlesien noch bis 4674 fortbestanden. — Ein Siegel
der Familie ist uns an den Oberlausitzer Urkunden nicht vorge-
kommen.
2. Die T. Baudlssln
früher auch v. Budissin, Budessen, Bawdessen (nie aber
V. Baudiss] geschrieben, nannten sich nicht nach den Dörfern Gross-
und Kleinbaudiss im Liegnitzischen, sondern nach der Stadt Budissin
in der Oberlausitz, aus welcher ihr Ahnherr jedenfalls stammte, sei
es, dass derselbe ursprünglich zu den Bürgern dieser Stüidt oder zu
den ritterlichen Burgmannen auf dem Burglehn daselbst gehört hatte.
Bis Mitte des 44. Jahrhunderts erscheinen nämlich sehr häufig nicht
bloss Bürger, sondern auch ritterliche Mannen mit der Bezeichnung :
dictus de Budissin oder bloss : de Budissin, die unmöglich alle einer
und derselben Familie angehören können. Deshalb kann auch die
Genealogie derer v. Baudissin erst da begonnen werden , wo ritter-
liche Mannen mit dieser Namensbezeichnung als Besitzer eines be-
stimmten Gutes vorkommen. Dass sich die Familie etwa nach dem
Gute Kleinbautzen (NO. von Budissin) genannt habe, ist uneni^eislich ;
wenigstens hat sie, so weit bekannt, niemals dasselbe besessen.
Sicher aber waren Albrecht und Rentsch v. Baudessen,
welche 4379 nebst Hans und Caspar v. Ponikau (auf Elstra) und
Nitsche v. Kopperitz auf Oppach sich für sich und ihre Erben „mit
ihren Lehen geeinet und gesamet^ hatten ^}, Inhaber von solch einem
Landgute, nämlich von Solschwitz (NW. bei Budissin) . Sie dürfen um
so mehr als die ältesten bekannten Ahnherren derer v. Baudissin be-
trachtet werden , da gerade Solschwitz von da an Jahrhunderte lang
im Besitze ihrer Nachkommen geblieben ist. Allein die eben genannten
Albrecht und Rentsch v. B. bildeten schon damals nur den einen
Zweig der Familie. Nur ihre Nachkommen, nämlich die v. B. auf
Solschwitz , Sassen mit denen v. Ponikau auf Elstra in gesammtera
Lehn, nicht aber ein andrer, seit dem zweiten Viertel des 45. Jahr-
hunderts oft genannter Zweig der Familie v. B., der am längsten einen
Theil des Gutes Niedet^kaina (NO. bei Budissin) inne gehabt hat. So
») Ob«rl. rk.-Verz. I. 59. No. 297.
2. 1) CarpzoT, Ehrent. IL 165. 167.
2. Die V. Bftudissin. 1 09
mttssen sich also die v. B. schon gegen Mitte des 14. Jahrhunderts in
die beiden Linien Solschwitz und Niederkaina gespalten haben.
4. Linie Solschwitz.
Ausser bei jener Gesammtbelehnung von 4379 haben wir
Albrecht und Rentsch v. B. nicht vorgefunden. Denn der 4443 ^]
bei Verkauf des Dorfes Bembruch an die Kirche zu Kamenz erwähnte
Reintz v. B. war sicher schon ein anderer. Vielleicht waren des
Letzteren Söhne Hans und Nickel „Gebrüder v. B. zu Solschwitz**,
denen König Ladislaus von Böhmen 4455^) die Gesammtbelehnung
mit denen v. Ponikau auf Elstra und mit Georg v. Kopperitz auf Oppach
bestätigte. Nickel v. B. zu Solschwitz lag 4467 mit im Felde vor
Hoyerswerde.
Er hinterliess einen Sohn Jakob. 4478 verkaufte nämlich
Friedrich V. Metzradt zu Milkel, als Vormund Jakobs, „des unmün-
digen Erben etwa Nickels v. B. zu Solschwitz**, dessen Gut Ober-
kunnersdorf bei Löbau an das Domkapitel zu Budissin. Von da an
wird dieser Jakob bis 4534 häufig als Zeuge oder Gewährsbürge
genannt. 4496 hatte er sich „unterstanden, mit seinen Bauern in
dem der Stadt Budissin gehörigen Taucherwalde zu jagen , hatte den
städtischen Förster zu Hänichen aufgesucht, ihn mit dem Spiesse ver^
wundet, geschlagen und für todt liegen lassen**. Er wurde deshalb
von der Stadt Budissin verklagt, geheischen und geächtet. 4503 er^
hielt er die Gesammtbelehaung mit denen *v. Ponikau , und obgleich
diese inzwischen Pulssnitz verkauft hatten, auch den etwaigen Anfall
dieses Gutes durch König Wladislaus von Böhmen bestätigt** *) .
Jedenfalls seine Söhne waren die Brüder Ulrich, Franz und
Joachim v. B., welche 4542 „nach Absterben ihres Vaters** die
Lehn über Solschwitz und ausserdem über Zschorna (NO. von Hoch-
kirch] und Loga (NO. bei Solschwitz) erhielten, Güter, welche
also schon ihr Vater hinzugekauft hatte. Ulrich wird schon bei
Lebzeiten des Letzteren (4540) als auf Zschorna gesessen bezeich-
net und erwarb in diesem Jahr von Joach. v. Bolberitz noch die
Dörfer Schönborn und Pohla (N. von Bischofswerde) und 4542 von
Bastian v. Haugwitz abermals 3 Bauern zu Pohla, in demselben Jahre
auch von Heinrich v. Gersdorff auf Lohsa das Gut Piskowüz (0. von
Kamenz), welches letztere er aber 4546 wieder an Dietr. v. Schrei-
a) Urkund.-Ver«. II. 56«. 8) Läüs. Mag. 1865. 10. ♦) A. Bnd. vgl. Uns.
Mag. 1859. 212. Chronik von Budi»in 1684 Mspt. Uns. Mag. 1865. 12.
HO II. Abtheilim^.
bersdorf veräosserte. 1545 war er einer (ier Richter bei der wegen
Christoph V. LuUiti in Budissin abgehaltenen Ehrentafel ^) . Er lebte
noch 4554.
Der zweite Bruder Franz, zu Loga gesessen, hatte nur eine
Tochter Anna, verheimthet mit Bastian v. Zscbeschwitz auf Plies-
kowitz, und Hess derselben 4563<^] mit Zustimmung seiner Mitbe-
lehnten, nämlich seiner Neffen, der S5bne Ulrichs, und seines Bruders
Joachim, 4600 fl. rhein. mütterliches Erbegeld auf Luppa (O. von
Neschwitz) verschreiben.
Der dritte Bruder Joachim, auch auf Solschwitx gesessen, war
z. B. 4 559 7] Zeuge fUr die G^rtlder v. Haugwitz auf Spittwitz,
deren Oheim er und sein Bruder Franz war , deren Mutter also seine
Schwester gewesen sein dürfte. Wir haben ihn noch 4566 gefunden.
Die sodt>en (4563) erwähnten Neffen Franzes v. B., die Söhne
Ulrichs auf Zschoma, waren Jakob, Magnus, Hans, Ulrich
und Heinrich^). Von ihnen besass Jakob Lasske [N. bei Rosen-
thal), Magnus (schon 4544 Klostervoigt zu Marienstem) Holscha
(0. bei Neschwitz), desgleichen Schönboni und Pöhla, die er aber
4562 an Wolf v. Ponikau verkaufte. Nadi seinem Tode veräusserte
4575^) seine Wittwe Dorothea geb. v. Gersdorff für ihren unmün-
digen Sohn Rudolph 400 Mark auf Holscha wiederkäuflich auf drei
Jahre an das Domkapitel zu Budissin, wozu ihre Schwäger ihren
Gonsens erthetlten. Der dritte Bruder Hans war zu Weissig (N. von
Kamenz] , das er aber 4 569 an Hans v. Ponikau veräusserte , der
vierte Bruder Ulrich (noch 4575) zu Zschoi^ia, der fünfte Bruder
Heinrich endlich (4575; zu Luppa (O. von Neschwitz) gesessen. Grade
aus diesem Hause Luppa stammt die jetzt noch blühende gräfliche
Linie des Geschlechts.
Jedenfalls der Solschwitzer Linie dürften auch die beiden Abba-
tissinen zu Marienstem Anna (4554) und Christine v^'B. (4565 —
4574) angehört haben.
2. Linie Niederkaina.
In dem zweiten Viertel des 45. Jahrhunderts werden vier ver-
schiedene V. Baudissin , jeder auf einem anderen Gute gesessen , ge-
nannt, deren Verwandtschaftsverhältniss zu einander nirgends ange-
deutet wird, nämlich Heinrich auf Malschwita (NO. von Budissin),
ft) OberUus. Nachlese 1767. 388. 6) Urk.-Ven. UL 19d. ?) EbendaB. III.
189 d. 8) Urk.-Ver«. III. 198i. «) ArcliW zu Neaehwitz.
2. Die HotTMi ▼• BäQdiflaiii. 111
der 4 488 Bttrge für KamenE gegen die Hussiien und 4437 Zeuge
war, als Borso v. Kamenz Gelenau verkaufte ^^, Aenisch, genannt
£opchen, der 44S7 und 4434 mit gegen die Hussiten kämpfte und
4439 ais „zu Nostitz (N. von Kitilitz) gesessen^ bezeichnet wird^^j,
Hans zu Niederkamay der 4449 Zins auf seinem Vorwerke daselbst
an das Domstift zu Budissin verkaufte, und Nickel zu Kreckwitz
(NO. von Budissin) , der hierbei Zeuge war **) .
Wohl von Rentsoh auf Nostitz dürften dieBrüder Hans, Rentsch
und Nickel V. B. zu Birmewitz (SO. v. Budissin) und Nöstitz abstam-
men, welche 4466 Zins zu PrettÜz (S. bei Malschwitz) an das Dom-
kapitel zu Budissin verkauften, und von denen Rentsch zu Binnewitz
schon 4454 als Lehnszeuge erwähnt !vnrd und 4453 zusammen mit
seinem „Bruder Henko^ (wohl dem schon genannten Hans) , beide zu
Binnewitz gesessen, Lehnszeugen fitr M arienstem gewesen waren ^^) .
Neben dieser Brttdergruppe auf Binnewitz kommt gleichzeitig
ein Peter v. B. auf Niederkama (vielleicht S(An des obigen Hans
auf NiederiLaina) und ein Nickel zu Preititz vor, die 4476 ge-
meinsam mit dem oben genannten Nickel (Nitsche) v. B. auf Binne-
witz, als „ungesonderte Vettern^, Zins la Kreckwitz an das Domstift
Budissin verkauften. Neben Peter hatte aber auch ein Hans v. B.
Antheil an Niederkaina. 4486 verkauften Hans und Peter v. B. zu
Kaina, „ungesonderte Vettern^, Zins zu Preititz und stellten 4499
einen Gunstbrief für einen dastgen Unterthan aus. Die gesammte,
von uns als von Kaina stammend bezeichnete Linie scheint also Kreck-
witz und Preititz gemeinsam besessen zu haben.
Von all den soeben Genannten haben wir nur Peter auch noch
spSter und zwar bis 4584 erwähnt gefunden. Von ihm stammen die
Qngesonderten -Brüder Jakob, Wolfgang und Hieronymus v. B.
auf Niederkaina, welche 45S9 Zins auf ihrem dasigen Vorwerk an
das Domkapitel und 4 532 das Gut Grosskunitz (O. bei Grosspostwitz)
an Peter v. Kopperitz verausserten, und von denen Wolf 4538 Gunst-
brief zu einem Zinsverkauf in Preititz ausstellte. 4554 erscheinen im
Musterregister nur noch Wolf und Hieronymus zu Kaina. Ersterer
war 4546 Hofrichter zu Budissin.
Die Figur im v. B.^schen Wappen wird bekanntlich als drei
»naeh innen^ oder in's Schächerkreuz gestellte HüfthOmer erklart.
Allein vor allem zeigen die Siegel aus dem 45. Jahrhundert nicht.
») Urk.-VeK, U. 81». 42 •. ") A. Bud. «) Ebendts. >8) Urk.-Verz.
VL.71K A. MSteni.
112 II. Abtbeilung.
wie jetzt, die Mundstücke , sondern die Oefihungen nach innen ge-
kehrt, und die auf dem ältesten, uns vorgekommenen Siegel vom
24. Mai 1432 (im Stadtarchiv zu Kamenz) an den Rändern der soge-
nannten HOrner sichtbaren Unebenheiten, fast Zacken gleichend,
lassen es uns fraglich erscheinen, ob es überhaupt HOmer sein sollen.
3. Die Becherer«
Wie fast in jeder Stadt die löbliche Zunft der Becherer, d. h. der
Drechsler vertreten war, so gab es auch in sehr vielen Städten Bür-
gerfamilien, die nach diesem Handwerk benannt wurden. So lebte
auch in Zittau Ende des 14. Jahrhunderts eine Familie dieses Namens.
438S wurde Johann Becherer ^von der Zittau^ von dem Gericht
zu Görlitz zu einer Geldbusse verurtheilt. Als derselbe aber 4386
dem Nicol. Panczer aus Freundschaft (20 Seh. Gr. borgte , worüber
dieser und die Gebr. v. Kyaw ihm, seiner Frau Gäcilie, seinen
Kindern und seinem Bruder Siegsmund eine Schuldverschreibung
ausstellten, wird er als der „ehrbare Hans B. zu Hömitz ge-
sessen^ bezeichnet. Durch Erwerbung eines Landgutes war er in
die Kategorie der Rittermässigen eingetreten. Eine Tochter von
ihm war, wir wissen nicht, ob schon damals, mit Conrad, einem jener
Brüder v. Kyaw, verheirathet i) . Während Hi^mitz sich bald darauf
wieder in anderen Händen befindet, ward JerusalemBecherer,
ein $ohn Johanns , 4 4S0 von dem Landvoigte mit Markersdotf (S. v.
Reichenau) und „dem Walde bei Reibersdorf^ belehnt , die er von
Heinr. v. Kyaw auf Hirschfelde, dem Bruder seines Schwagers, er-
kauft hatte 3j. Entweder wegen dieses Waldes oder, weil er für
diesen Heinr. v. Kyaw das Gut Reibersdorf verwaltete, heisst er nun
4426 und 4429, wo er als Gewährsbürge fUr die Gebr. Sorsche zu
Rosenthal erscheint, „zu Reibersdorf gesessen^. In den damaligen
Hussitenkriegen stand er treulich auf Seiten der Oberlausitzer. Da
nun besonders der Hussit Keuschberg auf Grafenstein es auf eine
Ueberrumpelung der Landskrone bei Görlitz abgesehen hatte, so
/ setzte 4435 Ulr. v. Biberstein auf Friedland Jerusalem Becherer als
seinen Hauptmann auf diese Burg, wofür die Görlitzer demselben
wöchentlich 4 Schock zu zahlen und ihn und die Seinigen mit Speisa
und Trank zu versorgen versprachen. Als die Gebr. v. Biberstein
die Burg 4437 an Heinr. v. Promnitz verkauften, versprach ihm dieser
80 il. ungr., die er aber nicht ausgezahlt erhielt, weshalb er bis 4443
3. i) Uik.-Verz. I. 114. 122. v. Kytw, FamUien-Chronik 63. >) Ctrp-
z 0 V , Ehrent. I. 49.
4. Die y. Belwits. 113
Streit mit diesem und dessen Schwager, Nico!, v. Gersdorff auf
Tauchritz hatte ^j ,. Wo Becherer seitdem gelebt , wissen wir nicht.
Markersdorf befand sich bald darauf wieder im Besitz Heinrichs
V. Kyaw.
4. Die T. Belwltz 1),
auch Belewitz, Belbitz geschrieben, nannten sich nach dem gleich-
namigen Dorfe N. von Löbau. Hannusv. Belewicz war 1348 der
Erstunterzeichnete von den Mannen des Löbauer Weichbilds, als diese
den Kaiser Karl lY. um Beibehaltung der bisherigen Rechtsgewohn-
heiten ersuchten 3).
Später theilte sich die Familie in zwei Linien , von denen die
eine auf Beiwitz verblieb, die andere aber zu Sproitz bei See im Gör-
litzer W^eichbild gesessen war.
1. Belwitzer Linie.
Erst 4428 finden wir wieder einen Heinrich v. B. auf Bel^
Witz, der den Görlitzem gegen die Hussiten beistand, und 4493
— 4548 abermals einen Heinrich, der nebst „seinen ungesonderten
Brüdern zu Nostitz** z.B. einem Unterthanen zu Sohland am Rothstein
einen Consensbrief ausstellte. Das Gut Nostitz scheint nach dem Tode
eines dieser Brttder von Heinrich,' an Heinrichs Enkel Caspar gelangt
zu sein. Heinrich, der 4 499 3) Oppeln (N. v. Beiwitz) besass, hatte
Dämlich zwei Söhne, Martin und einen andern, dessen Namen wir
nicht kennen. Er überlebte aber beide. Denn 4548 ^j wurden seine
Enkel Wolf, Bernhard, Heinrich, Christoph und Caspar
^Gebrüder v. B. zu Beiwitz und Sohland** nach dem Tode ^ihres
Grossvaters^, Herrn Heinrichs v. B. und Mertens, ihres ungesonderten
Vetters, belehnt mit Rittersitz, Vorwerk, i Gärtnern und einer halben
Hufe zu Beiwitz, und mit Rittersitz, 6 Hüfnern, 3 Gärtnern und Kirch-
lehn zu Sohland sowie mit einzelnen Bauern zu Paulsdorf, Kunnersdorf,
Rosenkain, Oppeln und Kottmarsdorf. Hierbei ist nicht erwähnt ein An-
theil von Kittlitz, der aber schon 4540 und noch 4 554 als im Besitz derer
V. B. vorkommt^) . Von diesen Brüdern wird 4527, wo eine neue Be-
iehnung durch König Ferdinand erfolgte, Bernhard nicht mehr genannt.
Heinrieh wohnte zu Sohland und hatte von seiner Frau Marusch
9) Urk.-Verz. II. 50. 56.
4. >} Vgl. Klo 88, Genealog. Nachrichten s. v. Mspt. Görlitz. ')Tzschoppe
und Stenzel, Urk.-Samml. 559. 3) Urk.-Verz. III. 45. 4) Ebendaa. III. 110.
*j N. Script, rer. Iu8. in. 99. Weinart, Rechte IV. 346.
K not he, Gesch. <). dierl. Adels. 8
s
114 IL Abtkeilung.
(Margarethe) nur eine Tochter Elisabeth, der die Mutter 1524
die Hälfte der Gerade aufgab. Elisabeth ward später mit Hans v.
Luttitz verheirathet. 1534 war Frau Marusch Wittwe. Christoph
schrieb sich 4554 ^zu Belwitz^ und starb 4558, ebenfalls ohne Lei-
beslehnserben. Auch Wolf nannte sich 4534 ,,zu fielbitz^ und starb
4542. Für seine Si^hne muthete Christoph, als Vormund, die Lehn.
Diese Söhne waren jedenfalls Georg, Bernhard und Hans. Die
letzteren Beiden wurden ^nach dem Tode ihres mitbelehnten Vet-
ters Christoph" belehnt mit dessen Gütern, Antheil von Beiwitz
und Sohland. Hans verkaufte 4562 seinen Antheil von Kiltlitz an
seinen Bruder Georg. 4563 that er den Vorritt und ei*v^arb sich
dadurch das Recht, 4 568 ^ein Stück Gut zu Sohland" an Erasmus
V. Gersdorff veräussem zu dürfen. Auch Georg „zu Kittlitz" ver-
kaufte 4563 an denselben Erasmus v. Gersdorff mehrere Gärtner
zu Paskowitz, — Den vierten Bruder Caspar finden wir seit 4534
„zu Nostitz^ gesessen; er verkaufte dasselbe aber 4540 nebst
Leuten zu Paskowitz ebenfalls an Erasmus v. Gersdorff. Seit 4544
heisst er „zu Kleinradmentz^ gesessen, womit er seine Frau Elisa-
beth beleibdingen Hess. Wir vermuthen, dass der Balthasar v. B.
„zu Kleinradmerltz", der 4542 und 4544 genannt wird, ein Sohn
Caspars gewesen sei. Dieser Balthasar kommt noch 4572 vor, wo er
Bauern seines Gutes an einen Christoph v. B. verkauft. 1584 ver-
äusserten Caspar und Georg v. B. auf Kleinradmeritz , vielleicht
seine Sohne, abermals einen Antheil davon an Hans v. B. auf Beiwitz.
Vielleicht von einem Bruder des seit 4493 genannten Heinrich
V. B. mag der Thomas V. B. zu Belwitz abstammen, nach dessen
Tode 4529 sein Sohn Procop mit dem Obervorwerk zu Beiwitz be-
lehnt ward. 4 554 ®j hatte Letzterer einen Streit mit dem Rathe zu
Lobau wegen einer Brücke. Das Stammgut Beiwitz musste 4o90
Christoph v. B. seinen Gläubigern überlassen.
2. Sproitzer Linie.
Als im Goriitzer Weichbild gesessen , haben wir zuerst einen
Nicze Belewitz gefunden, der 4389 vor das Gdriitzer Erbgericht
citirt wurde. In den Jahren 4444 — 48 wird mehrfach ein Caspar
V. B. auf Spi'eetvitz (Sproitz] genannt, der z. B. 4447 mit Gotsche
Schaff auf See „um alle Brüche und um Erbegeld" verglichen ward^) .
«) Lrk.-Verz. lU. 1791. sing. Lus. 14. St. S. 99. 7) Hort er, Gesch. v. See
116. Urk.-Verr. l. 190.
4. Die Y. Beiwitz. 115-
Vieileicht war seine Frau eine Schwester von Golsche Schaff, und
dieser ttberliess ihr statt des ihr zukommenden Erbegeldes einen An-
theil an See. Seit etwa 1430 gab es nämlich in der That eine beson-
dere Nebenlinie derer v. B., welche einen Theil von See besass.
Noch vor Mitte des 15. Jahrhunderts waren Nico laus und
Christoph GebrUder v. B. Inhaber v. Sproitz, zu welchem Gute
inzwischen noch Moholz und Horscha gekommen waren, während ein
Hansv. B. zu See gesessen war ^}. H83 machte dieser Nicol. „zu
Horscha gesessen^, einen Aussatz zwischen seinen Kindern, wonach
Michael nach des Vaters Tode an seine Schwestern Barbara,
Veronica, Nysse (Agnesj, Katharina (Nonne) je 406 fl. aus-
zahlen sollte. Dieser Michael ward 4494 von dem Richter in Horscha
ermordet. Er hinterliess zwei SOhne Hans und A 1 b r e c h t , welche
noch 4499 unter der Vormundschaft ihres Vetters Hans v. B. auf See
standen^). Einer von beiden war 1540 mit Hinterlassung eines
Sohnes Georg gestorben, der in diesem Jahre mit seines Vaters
Gütern belehnt ward. 4595 liess er altershalber sein Gut Horscha
seinem Sohne und einzigen Lehnserben Siegsmund zu Lehn
reichen. Dieser aber starb selbst bald darauf und hinterliess einen
Sohn Georg, der 4609 nach erlangter Mündigkeit mit den Gütern
Horscha und SproUx belehnt ward ^^) .
Der oben (Mitte des 45. Jahrhundeils) erwähnte Hans v. E. auf
See^ der mindestens von 4430 — 75 genannt wird, hatte einen gleich-
namigen Sohn Hans, der. 4 499 Vormund seiner unmündigen Vettern
zu Horscha war. Er dürfte verschwägert gewesen sein mit denen
V. Temritz auf Oelsa (W. v. See], für die er öfter als Zeuge erscheint.
Sein Sohn Georg zu See, schon 45S4 Klostervoigt zu Marienthal,
verkaufte 4544 Unterthanen zu Oelsa und Leibchen an die Gebrüder
V. Temritz, hatte also wohl durch seine Frau Antheil an diesen
Gütern erlangt. Er muss darauf See verkauft haben, denn 4552
schreib! er sich „zu Oelsa gesessen^, und auch sein Sohn Hans war
zu Oelsa gesessen und übernahm 4584 eine Mark Zins, die vorher
auf das Vorwerk zu See verschrieben gewesen war, auf sein Gut
Oelsa»;.
Im Wappen führte die Familie zwei gekreuzte zweizinkige
Gabeln.
») Gorl. IIb. vocat. IV, ») ürk.-Verz. II. 150. w) Horter 116. ") Nach
d. L. B. Lau«. Mag. 1860. 414.
8»
i
116 II. Abtfaeilung.
5. IMe T. Berblsdorf,
ein nieissnisches, durch den Bergbau im Erzgebirge reich gewordenes
Geschlecht (vgl. S. 18 Anmerk. 23] , kamen nach der Oberlausitz
mit Georg v. B. ^auf Neutollspach^, welcher Hofrichter zu Budissin
war und 1572 Wehrsdorf (W. v. Sohland an der Spree) erwarb. Er
hinterliess sechs Söhne, Gottfried auf Raschau (;N. bei Grossposs-
witz) und Strucho (?), Ehrenfried, Gottlob, Georg Wilhelm,
Rudolph und Hans Christoph, welche 4600 an ihre Mutter Bar-
bara geb.. V. Reyhe ihr Gut Wehrsdorf verkauften.
5*. Die Herren T* Berka siehe unter Herren v. der Duba.
6. Die Herren t. Biberstein <)
erscheinen urkundlich zuerst als ein meissnisches Vasaiiengeschiecht,
das sich von dem Schlosse Biberstein bei Nossen nannte, ausserdem
aber auch noch Mochau bei Döbeln und die dabei gelegenen kleinen
Orte Kupnitz und Theeschütz besass. Genannt wird zuerst ein Brüder-
paar (4247 — ^44) Günther I. und Rudolph I., von denen Ersterer,
als meissnischer Vasall, z. B. 4228 auf dem Landdtng zu Colmen zu-
gegen war. Aber schon diese Brüder waren auch in Schlesien begütert,
wo sie 4247 ausdrücklieh als Mannen Herzog Heinrichs von Lieg-
nitz bezeichnet werden ^j . Ja sie scheinen sogar bereits in der Ober-
lausitz Güter besessen zu haben ; wenigstens werden Beide mitten
unter den Oberlausitzer Adiichen aufgefühit, als K. Wenzel L 4244
auf dem Königstein die bekannte Oberlausitzer Grenzurkunde ratifi-
cirte, und ebenso befand sich Günther im Gefolge desselben Königs,
als derselbe 4244 zu Sazka dem Kloster Marienthal Güter tlLberwies ').
Doch findet sich keinerlei Andeutung, welches Oberlausitzer Gut sie
etwa besassen. Ganz unhistorisch aber ist die bisher allverbreitete
Behauptung, dass ihnen damals oder überhaupt jemals die Bernstadter
Pflege, der sogenannte Eigensche Kreis, gehört babe^).
Seit 424Ö werden häufig die drei Brüder Ulrich I., Günther II.
6. 1) Uebei die Genealogie derselben hat tm gründlichsten Werbe (Arch. f. Gesch.
Schlesiens 1798 S. 114: „Gesch. der Herrschaften Soran und Triebel^) sich Terbreitet.
Auf Grund Dresdner und Prager Urkunden kommen 'wir allerdings vielfach zn anderen
Resultaten. 2) Tz seh oppe und Stenzel, Urk. -Sammlung 277. GrQnhagen,
8chles. Regesten I. 96. 8) Cod. Sax. 11. 1. 111. Cod. Lus. 59. Schon 1237 war
Günther Z. bei Wenzel zu Znaim. Erben, reg. boh. 422. ^) Knothe, Eigenscher
Kreis 16 i\g.
6. Die Herren y. BiberBtein. 117
und Rudolph IT. (Ruikoj erwähnt. Von diesen war Ulrich 1248 Zeuge
zu Altzelle, wo ihm später auch ein Jahresgedächtniss gefeiert ward;
er dürfte also auf den meissnischen Familiengtttem geblieben sein ^) .
GOnther II. lebte, wie es scheint, in Schlesien. Er verkaufte 1250
seinen Antheil an den meissnischen Gütern, nSlmlich Mochau, Kupnitz
und Theeschütz, mit denen seine Frau Jutta beleibdingt gewesen
war, an Altzeile. Er hatte (4250) einen Sohn Otto, muthmasslich
denselben, der 4277 zugegen war, als K. Rudolph von Habsbnrg zu
Wien die Gründung des Klosters Seusselitz bei Meissen beststtigte ^] .
Jedenfalls besass er aber ausser diesem Otto noch andere Söhne;
wenigstens erwähnen seine Neffen, die Söhne seines Bruders Rulco 11.
(4306) „ihre Vettern," also jedenfalls ihre Cousins''). Wahrschein-
lich von diesem Günther II. stammt die Linie derer v. Biberstein, die-
bis in das 45. Jahrhundert im Fürstenthum Liegnitz geblüht hat^).
Der dritte Bruder R u 1 k o II. endlich ward der Stifter der Seiden-
berg-Friedländer Linie, die sich alsbald sowohl nach der Niederlausitz,
als in das Innere Böhmens ausbreitete. Auch er besass anfangs noch
Antheil an den meissnischen Familiengtttem. So hatte er 4264 Händel
mit dem Bischof von Meissen, dessen Güter er schädigte; 4290 ver-
kaufte er das Patronatsrecht zu Mochau an Altzelle®). Er war aber,
ebenso wie sein Bruder Günther IL, auch schlesischer Vasall, und
so finden wir ihn als Zeugen bei Herzog Heinrich V. von Liegnitz
(4288), bei Herzog Heinrich IV. von Breslau (4277. 4284), bei dessen
Tode er (4290) auch zugegen war >•) . Und doch war er zu dieser Zeit
bereits längst auch Inhaber der grossen Herrschaft Seidenberg-Fried-
land (castrum Fridland cum omnibus juribus et attinentiis) die er
4278 um 800 Mark Silber von K. Ottokar II. von Böhmen erkanft
hatte 1^). Hierdurch gehörte er und seine Nachkommen zu dem Böh-
mischen Herrenstande.
Ralko IL hinterliess nicht bloss einen Sohn, wie auch die
neusten Btbersteinschen Genealogen behaupten, sondern drei Söhne
Johann L, Gfin ther III. und Heinrich L, diefSOi „zufolgeVer-
mäcbtniss ihres verstorbenen Vaters Rudoph^ dem Kloster Marien thal
8)Ba8ching, Lenbusser Urkunden I. 171. 177. Beyer, Alt-Zelle 547. 283.
<) Beyer, 4. a. 0. 549. 050. Tt«choppe und Stenzel, Vrk.-8amai1. 321. A.
Dretd. Or. ^om 4. Min 1277. '^ Cod. Las. 185. «) Schirrmacher, Urk.-
Buch Ton Liegnitt. Index nib Toce. ^) Cod. Saz. IL 1. 153. Beyer, a. a. 0. 567.
^) Sehirrmacher, a. a. O. 12. Tzschoppe und Stenzel, Urk. -Sammlung 391..
S t e n z el , Oründongibuch von Heinrlchau 178. 8 1 e n x e 1 , Ürk. zum BUth. Breshiu.
250. *i) Abgedr. z. B. bei Herr mann, Relchenberg 24 Anmerk.
118 U. Abtheilang.
10 Mark Zins in ihrem Dorfe Königshain (S. b. Ostritz) abtraten, wo-
für das Kloster den Todestag ihres Vaters und einst auch den ihrer
damals noch lebenden Mutter alljährlich mit einer Messe begehen
sollte ^2]. ^Mit Zustimmung seinerBrtlder und Vettern^ (der Sohne
seines Onkeis Günther II.) verzichtete 1306 Johann I. v. B. gegen
eine von der Stadt Lauban erhaltene Summe von 32 Mark Silber auf
sein Anrecht an dem in Verfall gerathenen Zoll in Lauban ^^) , der
wohl schon seinem Grossvater (darum waren auch „die Vettern^ be-
theiligt) von einem Markgrafen von Brandenburg verpfändet worden
war. „Mit Zustimmung seiner Brüder^ verkaufte er femer 1343
an das Kloster Leubus das Dorf Grossen an der Oder , welches zum
Herzogthum Glogau gehörte. Und so finden wir denn Johann und
Günther mehrfach unter den Mannen der Herzoge von Glogau er-
wähnt ^^). Es ist unrichtig, dass Johann I. eine Schwester gehabt
habe, die Abbatissin zu Marienstem gewesen sei, und der er den .
Eigenschen Kreis vermacht habe, oder dass er einen Sohn Johann be-
sessen, der diesen Gtttercomplex 4332 seiner Frauen Schwester,
Abbatissin jenes Klosters, übergeben habe. Der Eigensche Kreis hat
niemals den Herren v. B. gehört, und Johann I. hatte nur einen ein-
zigen Sohn Friedrich I. Wohl aber hatte er wahrscheinlich eine
Tochter, die mit Heinrich V. v. Donyn auf Grafenstein verheirathet
war. Daraus nämlich würde sich erklären, dass die Sohne dieses
Heinrich V. v. Donyn und die Sohne Friedrichs v. B. sich gegenseitig
als „Ohme^ (auch patrui), d. h. Cousins, bezeichneten.
Dieser Friedrich I. v. B. stand am böhmischen KOnigshofe in
hohem Ansehn. 1344 nahm er Theil an der glänzenden Gesellschaft
von Fürsten zu Prag, welche den Festlichkeiten beiwohnten, mit denen
der bisherige Bischof zum ersten Erzbischof von Prag erhoben ward ;
1348 zog er mit KOnig Karl IV. nach Brandenburg für den sogenannten
falschen Woldemar und 1354 mit demselben KOnige nachjtalten zur
KaiserkrOnung. Er nun erweiterte zuerst die Besitzungen seiner
Familie durch ansehnliche Erwerbungen nicht nur in der Ober-^ son-
dern auch in der Niederlausitz. Zunächst erwarb er Tauchrüz. Hier
wenigstens suchten ihn 1349 berittene Büi^er von Görlitz auf, um
sich über einen seiner Vasallen, Nitsche vonRackwitz, zu beschweren,
der in das Weichbild jener Stadt eingefallen war. Friedrich ver*
tsj Schonfelder, MThal. 49. iS) Cod. Lue. 1S5. i«) Worbs, inven-
tar. 126. Worbs, Anbiv 154(1290). Wuttke, SOdteboeb von Posen 18(1310).
Scbeltz. 6eMmmtge«cb. 522(1312).
6. Die Herren v. Biberstein. 119
sprach ihnen zwar, der Stadt zu helfen gegen alle ihre Feinde ; als
aber die Görlitzer von dannen ritten und den Räuber Nitsche selbst
trafen, da „jageten sie ihn bis Friedland^. Als nun inzwischen Herr
Friedrich mit seinem Gefolge ebenfalls in Friedland eintraf, fand er
die Görlitzer mitten in seiner Stadt, die allerdings nicht unter das
(törlitzer Weichbildsrecht gehörte. Da rief er den Seinigen zu, los-
zuschlagen auf diese „seine rechten Feinde, die ihn aufsuchten in
seiner eignen Feste^. So wurden sieben Görlitzer erschlagen. Allein
dieser Sieg kam Herrn Friedrich theuer zu stehen. Er musste endlich
200 Seh. Gr. eriegen zur Sühne für die Erschlagenen, und von diesem
Gelde begannen die Görlitzer den Bau ihrer Frauenkirche^^]. Ausser
Tauchritz erwarb Friedrich v. B. auch das Schloss Landskrone bei
Görlitz nebst den zugehörigen Dörfern Kunnerwitz, Neundorf und
KlewbiesnüZy und zwar, wie es scheint, unmittelbar von Kaiser
Karl IV. Aus der Belehnungsurkunde von 1357^^) erfahren wir. dass
er Tauchritz und die I^ndskrone zu rechtem (Mann-j Lehn, Friedland
aber und das hier zum ersten Bfal genannte Hammerstein (S. v. Kratzau
in Böhmen) als „freies Erblehn^ besass, sowie dass er auch noch
Guter im Glogauer Lande hatte, die aber zur Zeit an den dortigen
Herzog verpfändet waren. In demselben Jahre 1357 soll ihm der
Kaiser auch das Privilegium verliehen haben, dass all seine Vasallen
nur vor ihm selbst zu Recht sollten stehen müssen. Und in der That
bestand später ein besonderes Hofgericht zu Friedland mit Hofrichter
und Schoppen"). Kurz vorher (1355) war Friedrich I. v. B. auch
in den Besitz der niederlausitzischen Herrschaft Sorau gelangt, in-
dem sein Schwiegervater Ulrich v. Pack, der Vater seiner Gemahlin
Hedwig, der diese Herrschaft bisher besessen, in diesem Jahre
starb ^^]. Seitdem lebten die Herren v. B. vorzugsweise in der Nieder-
lansitz.
Als Friedrich 1. 1 360 starb, hinterliess er zwei Söhne, J o h a n n II.
und Ulrich IL, welche in diesem Jahre mit den väterlichen Gütern
bei Goldberg in Schlesien belehnt wurden <^). Johann residirte meist
zu Sorau, Ulrich meist zu Friedland 2<)). Jedenfalls infolge ihrer Ver-
wandtschaft mit den Burggrafen v. Donyn auf Grafenstein waren sie
in den Besitz eines Antheils an dem zu letzterer Herrschaft gehörigen
Hartau (S. v. Zittau) gelangt, den sie 1375 an denRath zu Zittau ver-
15) Uus. M«g. 1772. 214. i«) Riedel, cod. dipl. Bruid. I. 20. 351. Herr-
mann, Reichenberg 129. i?) Klose, Seideiiberg 31. vgl. Urkand.-Verz. II. IV.
«) Vorbs, Archiv 144. «») Kbendas. 181. ») Carpzov, Anal. Vorrede D.
N Script, rer. In?. T. 2.
120 n. Abtheilang.
kauften. Ebenso hatten sie 4380 von den Gebrüdern v. Donyn, ihren
„Ohmen", den Zoll zu Oshitz erworben, den sie aber sofort ebenfalls
an Zittau ttberliessen ^^) .
Bald darauf erlangten sie auch die beiden Niederlausitzer Herr-
schaften Beeskow und Storkow, deren bisheriger Besitzer, der kinder-
lose Reinhard v. Strele, ihr Oheim, die beiden Brüder v. B. schon bei
Lebzeiten zu Mitbesitzern angenommen und ihnen von seinen Unter-
thanen die Eventualhuldigung hatte leisten lassen ^^j. Als nun der
V. Strele 4383 starb, traten die Brüder den Besitz dieser Herrschaften
an. König Wenzel von Böhmen aber betrachtete letztere nicht ohne
Grund als offen gewordenes Lehn und verlangte, dass die v. B. sie,
mindestens bis ihre Rechtsansprüche bewiesen seien, irgend einem
Dritten „zu getreuen Händen^ übergeben sollten. Allein diese zogen
es vor, ihr Recht mit den Waffen zu erweisen. So bot denn der König
den Heerbann der Oberlausitz gegen die v. B. auf. Es geschah wohl
eben damals, weil die Anwesenheit der Brüder in der Niederlausitz
nöthig war, dass sie entweder bloss die Verwaltung von Friedland ihrem
Ohm Gzenko v. Donyn übertrugen , oder ihm durch Scheinkauf diese
Herrschaft ganz überliessen. Von 4384 — ^95 erscheint Herr Gzenko
als „gesessen zu Friedland^ und übte daselbst alle herrschaftlichen
Rechte, auch das Collaturrecht ^^} . Infolge der somit zwischen denen
V. B. und dem König ausgebrochenen Fehde 2*) fielen nun jene von
Norden her in die Oberlausitz ein , während Gzenko von Süden her
Görlitz und Lauban bedrohte. Da (4387) gelang es dem Oberlausitzer
Landvoigt Benes v. der Duba das langst aufgebotene Heer von Land
und Städten zusammen zu bringen und zog zuerst gen Lauban, von
da gegen Friedland, das man erstürmte. Dies stimmte die Herren von
B. friedlicher. Man schloss erst Waffenstillstand, dann Frieden, in
welchem Friedland herausgegeben ward. Erst später (4 394) gelang
es König Wenzel. Johann und Ulrich v. B. dazu zu zwingen, dass sie
das Besitzrecht über Beeskow an die Herzöge von Pommern-Stettin
abtraten ; aber die Brüder Hessen sich von Letzteren wenigstens das
Schloss Beeskow wieder zu Lehn geben. — Etwa 4385 hatten diesel-
ben in der Niederlausitz auch die Herrschaft Forst erworben ; 1 402
kaufte Johann auch Triebe!, löste 4444 von Dietrich Graa Burg und
si) CarpzoT, An. II. 310. Grosser. Merkw. III. 88. «) Ltns. Migaz.
1840. 1 flg. Riedel, cod. Bnnd. I. 20. 357. «) So präsentirte er noeh 1395 zu
der Kirche In Oberullersdorf. Tingl, Hb. qulat. coiillrmat. Prag. 210. <*) Klost
im Laos. Mag. 1775. 371 flg.
6. Die Herren y. BiberBtein. 121
Stadt Sommerfeld ein und gelangte in demselben Jahre auch in den
Besitz der Herrschaft Reich walde. So war denn Johann II., zumal
nach dem kinderlosen Tode seines Bruders (nach 4406], ein sehr mach-
tiger Herr. Da er meist zu Sorau residirte, so hatte er auf seinen ver-
schiedenen Burgen ^Burggrafen^ als Verwalter^ so auf der Landskrone
4397 Sander v. Hoberg, so auf Hammerstein U09 Hans Dachs, U44
NidLel Dachs, HH — ^25 Fredemann v. Gersdorff, so auf Friedland,
zu welchem auch Reichenberg gehörte , nach Gzenko v. Donyn den
Siegsmund v. Rogewitz. lieber Tauchrüz ttberliess Johann II. 1409
die Obergerichtsbarkeit, 4 4S4 auch die Lehnsherrlichkeit (um vorge-
streckte 200 Seh. Gr.; an den Inhaber dieses Gutes, Nickel v. Gers-
dorff, und vei^aufte Reichwalde in der Niederlausitz an die Stadt
Luckau ^). Johann II. v. B., seit langer Zeit „der Alte^ genannt zum
unterschied von seinem gleichnamigen Sohne, Start) 4 428 in einem
Alter von 8S Jahren und ward zu Sorau begraben. Erwar der Schwa-
ger des Bischofs Timo von Meissen^), hatte also eine geb. v. Golditz
zur Gemahlin. Er hinterliess drei SOhne Johann III., Wenzel I.
und Ulrich III., welche schon 4446 „auf Geheiss ihres Vaters und
mit Rath ihrer Mannen und Städte^ eine Theilung der Güter vorge-
nommen hatten 2'j. Demnach erhielt Hans III. die Herrschaften
Beeskow und Storkow, Wenzel Pn'edlandj Hammerstein, Landskrone,
Forst, Ulrich Sorau. Triebet und Sommerfeld sollten Hans und Wenzel
gemeinschaftlich besitzen. Alle diese Güter und die zahlreichen vor-
lehnten Güter in der Oberlausitz und in Schlesien sollten „wieder
alsGesammtlehn empfangen^ werden , doch so , dass jeder von
den Brüdern diese Gesammtlehn aufsagen und dann seine Güter ver-
kaufen kOnnC; an wen er wolle.
Von diesen drei Brüdern hatte der älteste Hans III. zwei Söhne,
Friedrich II. und Wenzel II. Letzterer vereinigte nach des
Enteren Tode (4448) wieder die vaterlichen Güter, Beeskow und
Storkow, in seinem Besitz. — Der zweite Bruder Wenzel I. auf Forst
und Friedland überlebte seinen Vater nur kurze Zeit (bis 4 422 ?) . Schon
4424 gehörten diese Herrschaften seinen Söhnen Ulrich TV., Wen-
del HI. und Friedrich HI. —Der dritte Bruder Ulrich HI. auf
Sorau war wtthrend der Hussitenkriege ein eifriger Kämpfer für die
katholische Sache und fand 4433 in einem Gefecht seinen Tod. Da er
kinderlos war, so übernahm sein Bruder Johann III. Sorau und
«) Oberi. NtchleM 1772. 43 und 61. Lans. Mag. 1869. 84. ») Cod. Sax. II.
2. 346. ST) Riedel, cod. Brand. I. 20. 377.
122 IL AbtbeituDg.
ttberliess dafür die Hälfte von Triebe! und Sommerfeld an seine Neffen
auf Forst und Friedland.
Diese Brüder v. B. auf Friedland, mit denen wir uns hier be-
sonders zu beschäftigen haben, besassen ihre Güter gemeinschaftlich ;
dennoch erscheint Ulrich IV., als der älteste, auch in der Regel als
der Vertreter der gemeinschaftlichen Interessen. Er residirte auf
Friedland, und hier war allerdings seine Gegenwart ntfthig; denn
wahrend des vierten und fünften Jahrzehnts des 45. Jahriiunderts
gab es hier Streit und Krieg ohne Ende. Zuerst h^tte Ulrich IV. eine
wahrscheinlich verwandtschaftliche „Broche, Zwietracht und Sehe-
lung^ mit Timo v. Golditz, dem Landvoigteiverweser der Oberlausitz
(Ändergeschwisterkind mit ihm), die 4432 durch ein verwandtschaft-
liches Schiedsgericht beigelegt ward ^^) . Bald darauf hatte er eine
Fehde mit Görlitz und bat 4434 um einen 4 4 tagigen Waffenstillstand,
wobei er gelobte, dass auch seine Knechte auf der Landskrone
wahrend dieser Zeit „keinen Zugriff thun^ sollten. Nicht minder war
es zwischen ihm und Gotsche Schaff auf Greifenstein zu Ueberfall und
Plünderung gekommen, ein Streit, der 4434 durch Schiedsmänner
geschlichtet ward*^^). In fast ununterbrochener Fehde aber lebten die
V. B. zujriedland mit ihren Nachbarn, den Besitzem,von Grafenstein.
4 434 hatte der Hussit Keuschberg die Burggrafen v. Donyn aus dieser
Herrschaft vertrieben ; aber auch als dieser (4435) wieder daraus ver-
jagt worden und erst Lawatsch, dann (4440) Wentsch v. Donyn In-
haber des Grafensteins geworden war , dauerten die Feindseligkeiten
fort. Wiederholt wurde Friede zwischen den feindlichen Nachbarn ge-
schlossen ; doch immer begann der Streit aufs neue , in welchem die
beiderseitigen Güter, besonders das Bibersteiosche Hammerstein,
furchtbar verwüstet wurden. Infolge dieser steten Kampfe verkaufte
Ulrich IV. 4437 die Landskrone an Heinrich v. Promnitz und trat
auch das Lehnsrecht über dieselbe und die dazu gehörigen Ortschaf-
ten ab ^^) . Wahrscheinlich kauften sich um dieselbe Zeit die meisten
der Bibersteinschen Vasallen auf den oberlaüsitiLschen Dörfern bei
Seidenbei^ von der Lehnsherrlichkeit los. Als die drei Brüder v. B.
auf Forst und Friedland gemeinschaftlich mit ihrem Cousin Wenzel II.
auf Sorau sich 4444 ihre Gesammtbelehnung bestätigen Hessen, wer-
») Urk. Verz. 11. 31. Vgl. Grosser, Merkw. Ilf. 36 und 90, wo faltchUch be-
hauptet wird, Seidenberg habe 1426 den Herren v. Colditz gehört. Es handelte sich«
wie es scheint , nm das Eingehen einer Gesammtbelehnung zwischen denen ▼. B. und
denen ▼. Colditz. Vgl. Riedel, cod. Brand. L 20. 396. ») Urk-Ven. IL 34. 36.
») Kreysig, Beytr&ge III. 345. Urk. Verz. 11. 54 h.
I»"
^
6. Die Herren v. BiberBtein. 1 23
den als die Famiiiengüter aufgezählt: Friedlandj Forst, Seidenberg,
Hammersteiny das StKdtel Reichenherg^ Sorau. Beeskow, Storkow, Trie-
be!, Pfbrten und Muskau^^), welches letzlere Wenzel II. auf Sorau von
den Gebrüdem v. Penzig erkauft hatte.
Ulrich IV. starb bald nach 1454 und hinterliess einen gleich-
namigen Sohn Ulrich V., der mit seinen Onkeln Friedrich III. und
Wenzel III. langwierige Erbstreitigkeiten hatte, die 1463 mit einer
völligen Sonderung endeten; danach erhielt Ulrich V. Friedland, Wen-
zel III. Hammerstein, Seidenberg und Sommerfeld und eine Summe
Geld, Friedrich III. behielt Forst ^^\
Wir wissen nicht, wodurch die beiden Letztgenannten sich den
Unwillen König Wladislaus von Böhmen zugezogen haben und in er-
neute nachbarliche Streitigkeiten mit den Burggrafen v. Dohna auf
Grafenstein gerathen sein mögen. 4487 (Montag nach Judika) stellte
der König eine Urkunde aus, in welcher er erklärte, dass die Brüder
Wenzel und Friedrich v. B. „zu Forst" mit „der Herrschaft Hammer-
stein und aller ihrer Zugehörung, item Neudörfel, Weigsdorf, Dorn-
hennersdorf , Beibersdorf, Giessmannsdorf . Friedersdorf, der Mann-
schaft zu Ullersdorf, Wittige, Sommerau, Oppelsdorf, Markers-
dorf, Hermsdorf, „dem Einsiedel", Naundorf bei Kratzau^ und der
Mannschaft zu Leutersdorf bei Zittau" ihm, dem König, über Jahr
und Tag „die Pflicht vorenthalten" hätten , dass daher die Güter als
verschwiegene Lehne an ihn verfallen seien, und dass er sie jetzt
an Burggraf Johann v. Dohna verliehen habe^^). Doch haben wir
nicht gefunden, dass diese altbibersteinschen Güter wirklich in
Dohna'schen Besitz übergegangen seien.
Um 4 490 erlosch mit Johann IV., dem Sohne Wenzels II. auf
Sorau, diese Linie der Herren v. B. Derselbe hatte 1477 Sorau,
Beeskow und Storkow den Herzögen Ernst und Albrecht von Sachsen
verschrieben, so dass nur das in der Oberlausitz gelegene Muskau an
die jüngere Friedland-Forst'sche Linie überging. Von dieser Linie
war um 1 480 Wenzel III. auf Hammerstein und Seidenberg mit
Hinterlassung eines Sohnes Mathias und um \ 492 auch Friedrich III.
auf Forst und zwar kinderlos gestorben. So lebten jetzt von dem
ganzen Geschlechte nur noch zwei Sprossen Ulrich V. ^ut Friedland
und Mathias Hxxf Hammerstein- Seidenberg , Geschwisterkinder und
^f) Man de, Seidenberg BeUagen XLI. (wo Zeile 2 die Nemen Wensel nnd
Friedrieb antgeiessen sind). ^) H all wie b, Reicbenberg 51 flg. 33j pjggtj
Undtafel 26 H. 8 nach ^Die Doiiin'a, Anf Zeichnungen über die Familie Dohna" 1876.
n. 231.
124 11. Abtheilung.
nicht Bruder, wie bisher stets behauptet wurde. Zwischen diesen
nun erhob sich um die Hinterlassenschaft ihres gemeinsamen Onkels
Friedrich III. auf Forst ein langwieriger Erbschaftsstreit. Ulrich V.,
ein habstlchtiger Herr, suchte die letzte Gesammtbelehnung von
4474, an welcher er bereits theilgenommen, dahin auszulegen, dass
die Forst^sche Erbschaft ungetheilt an ihn fallen mttsste, da er mit
jenen Besitzungen seines verstorbenen Onkels bereits mitbeiehnt sei,
während in der Belehnungsurkunde des Mathias (dessen Vater da-
mals noch lebte) keine Erwähnung geschehen. Mathias aber nahm
sofort Besitz von Forst und erwirkte, dass er 1 493 ausser mit seinem
väterlichen Hammerstein (und Seidenberg) auch mit Forst und der
Hälfte von Triebel, „welche sein Vater Wenzel und sein Vetter
Friedrich als ungesonderte Brttder genossen**, belehnt ward ^j . Den-
noch belehnte 1494 König Wladislaus von Böhmen seinen Kanzler
Johann v. Schellenberg mit Friedrichs III. Gütern als einem „heim-
gefallenen Lehn^; dieser aber trat 1495 die ihm hierdurch er\%'ach-
senen Ansprüche an Friedrichs Gütern an Ulrich V. auf Friedland
ab^^> Endlich 4497 kam es zwischen den streitenden Cousins zu
einer Einigung, derzufolge Ulrich V. Porst an Mathias, dieser aber
Hammeiistein , Triebel wnA Muskau an Ulrich V. überliess. Seitdem
blieben die beiden Linien Friedland und Forst getrennt.
Ulrich V. auf Friedland wusste 1512 nach vielen Unterhandlun-
gen mit Herzog Georg dem Bärtigen von Sachsen auch die Herrschaften
Sorau, Beeskow und Storkow dadurch wieder an sich zu bringen, dass
er die einst auf dieselbe verschriebenen 62,000 fl. rhein. und die in-
zwischen auf die Verbesserung der Güter veruendeten Kosten dem
Herzog zurückerstattete. Beeskow und Storkow verpfändete er wieder
an den Bischof von Lebus , und diese Güter sind nicht mehr an die
Familie v. B. zurückgelangt. Als 1519 Ulrich V. starb, theilten sich
seine fünf Sohne so, dass Joachim \.' Friedland und Beichenberg,
Johann V. Geld, wofür er sich Kost und Trosky in Böhmen kaufte,
Hieronymus Sorau j Siegsmund Muskau, Christoph haib
Triebel erhielt W) .
Um dieselbe Zeit (zwischen 1520 — 23) starb auch Mathias v. B.,
der inzwischen auch die Herrschaft Dewin bei Gabel in Böhmen er-
worben hatte. Auch er hinterliess fünf Söhne Friedrich IV., Mel-
M) Präger OnberniaUrchiv 132 fol. 193. ») Laasltzer Magaz. 1869. 109. flg.
^) Eine Schwester Ton ihnen Elisabeth auf Dauptdgk wird 1547 als Wittwe, eine
andere Katbarine Schenkin ▼. Biberstein 1550 erwähnt. Prager Onbernialarchiv 40
fol. 213. Landtafel 10 A. 9.
nci
6. Die Herren y. BiberBtein. 1 25
chlor, Balthasar, Wenzel IV. und Johann VI., die z. B. 452S
den Schmieden zu Seidenberg ein Privilegium ertheilten. Von ihnen
hatten Melchior und Balthasar 1520 zu Wittenberg studirt. 4528
Hess ihre Mutter Ludmilla v. SchOnburg a. d. H. Hoyerswerde die
Güter zu Seidenberg, darauf sie versichert gewesen, ihrem ältesten
Sohne Friedrich IV. auf, und dieser verkaufte sie bald darauf an
seinen Vetter Joachim I. auf Friedland, der mindestens 1538 daselbst
Herrschaftsrechte ttbte. So ward Seidenberg abermals mit Fried-
land vereinigt. Die Söhne von Mathias besassen fortan nur noch
Forst in der Niederlausitz und Dewin in Böhmen, waren also aus
der Oberlausitz ausgeschieden.
Wie einst zwischen den Vätern, so bestand jetzt auch zwischen
den Söhnen der beiden Linien Forst und Friedland -Sorau bitterer
Hader. Schon 1 533 klagten Hieron ymus und Christoph von der letz-
teren Linie zu Prag , dass ihre Vettern auf Forst ihnen , als sie zur
Hochzeit ihres Bruders Johann gereist seien, „mit Reissigen aufgelauert
hätten, sie zu fangen und zu schätzen^ ^^} . Noch \ o38 wurden des-
halb die Forster Brüder nach Prag citirt. Dieser Familienhader mag
wohl der eigentliche Grund gewesen sein, weshalb die Friedland-
Sorauer Linie die Forster von der Gesammtbelehnung ausschioss und
lieber all ihre Güter an die Krone Böhmen, als an die verhassten
Vettern fallen Hess.
Von all den fünf Söhnen Ulrichs V. hinterliess nämlich nur einer
einen Sohn, der bald und noch vor seinen Onkeln kinderlos starb.
Der älteste Joachim I. auf Priedland-Seidenberg, vermählt mit Jitka
v. Landstein, war 1520 mit Herzog Friedrich von Liegnitz nach
Preussen gezogen , krank von ^er Reise heimgekehrt und gestor-
ben^^;. Sein Sohn Joachim II. stand bis 1542 unter Vormundschaft
seines Onkels Johann auf Kost.. Er suchfe Seidenberg von der Ober-
lausitz abzutrennen und zum Königreich Böhmen hinüberzuziehen 3^) .
Als er 4544 kinderlos starb, fiel Friedland -Seidenberg an seine
Onkel Johann, Hieronymus und Christoph ^^) . Hieronymus auf
Sorau, ein harter, wüster Herr, heirathete 4524 die Prinzessin Ur-
sula von Münsterberg und nach deren Tode 4539 Anna v. Lobko-
witz. Nach dem Tode seines Neffen Joachim II. übernahm er endlich
4546 Friedland allein und nach seines Bruders Siegsmund Tode
87) Prager Gubernialarchiv 18 fol. 252. 38) n. Script, rer. Iu8. HI. 571.
V) Kl 088, Seidenberg 16 flg. «>} Hall wich, Reichenberg vor 300 Jahren S. 6 n.
10. Darnach hatte Joachim II. eine Schwester Anna, die mit Johann dem Jüngeren v.
Lobkowitz auf Tyn verheirathet war.
126 n. Abtheilung.
(4546) Muskau gemeinschaftlich mit seinem Bruder Christoph. 1544
hatte jer von König Ferdinand von Böhmen um 70^000 Dukaten auch
das Fttrstenthum Glogau erkauft. Auch er starb 4549 ohne Söhne.
Johann V. auf Kost und Trosky hatte mit seiner Gemahlin Anna
V. Wartemberg auch keine Kinder erzeugt und starb 4550 (nicht
4559).
Erbe der sämmtlichen Bibersteinschen Gtlter ward daher der am
längsten lebende Bruder Christoph v. B., einst zu Triebet, jetzt zu
Sorau lebend. Er war ein schwacher, ängstlicher Herr, der seines
reichen Besitzes nie froh ward. Da verbreitete sich 4554 plötzlich zu
Sorau eine ansteckende Krankheit, der er durch schleunige Flucht
entgehen zu können hofite. So kam er nach Friedland. Aber trotz
der angstlichsten Vorsicht ereilte ihn hier schon nach wenigen Tagen
(45. Dec. 4554] der Tod. So starb der letzte Besitzer Friedlands aus
der Familie v. Biberstein , die hier 273 Jahre gesessen hatte , in der
alten Stämmburg.
Da Christoph nie verheiralhet gewesen war, so fielen all seine
Guter an die Krone. Vergeblich suchten jetzt die Brüder Balthasar
und Johann VI. und derenNeffen Karl (Sohn Friedrichs, und Fried-
rich V. (Sohn Melchiors), sämmtlich Herren v. B. auf Forst und
Dewin, die Lehn über die hinterlassenen Güter ihres Vetters zu er-
langend^); vergeblich brachten sie Rechtsgutachten von verschiedenen
Universitäten bei , welche ihre Ansprüche anerkannten. König Fer-
dinand behielt die Bibersteinschen Lehen' und verkaufte sie nach und
nach einzeln, und zwar Seidenberg-Friedland 4558 um 40,000 Thlr.
an den Freiherrn Friedrich v. Raedem , die Herrschaft Muskau 1 558
an Fabian v. Schönaich.
Die Forster Linie der Herren v. Biberstein hat bis 4 667 fort-
bestanden.
7. Die V. Bindemann
auf Ebersdorf (S. bei Seidenberg) in Böhmen, Vasallen der Herren
V. Biberstein auf Friedland, fuhren wir nur deshalb hier auf, weil sie
auch auf Oberiausitzer Gebiet Grundstücke, nUmlich 4 Haine und
einen Wasserlauf bei dem Dorfe Altseidenberg besassen. Mit diesen
Lehnstücken wurden z. B. 4520 und 4528 Caspar und Balthasar
Gebrüder v. B. belehnt. Letzterer war 4 54 4 Amtmann des Ulrich
V. Biberstein zu Muskau. 4550 liess Hans v. B. zu Ebersdorf,
^1) Noch 1558 erfolgten deslulb „Abschiede** and 1562 ein neues Gesuch und aber-
mals alschlägliihe EnUcheldang. Prager QabernialarchlT 58 fol. 113. 118. 224. 233.
8. Die y. Bischofsheim. -- 9. Die y. Biscliofswerder. 127
Hauptmann der Herren v. Biberstein zu Seidenberg, jene selben
Lehnstücke den Söhnen seines Bruders Hieronynius auf.
8. Die V. Bisehofeheim
nannten sich nach dem jetzt Bischhem heissenden Dorfe SW. v. Ka-
menz. Da sie dasselbe von den Hen*en v. Kamenz zu Lehn hatten,
werden sie vorzugsweise im Gefolge derselben als Zeugen erwähnt,
so Hermann, Ritter v. Bischovisheym in den Jahren 4304,
4315, 43471). 4362 verkaufte Frau Ilse, die Wittwe Reinhards
v. B., SO Schock Zins auf ihrem Gute Bischheim an Kunigunde Kost,
Bürgerin von Kamenz, und 4368 Friedrich v. B. 4 Schock und
4370 sammt seinem jlitesten Sohne Nicze abermals eine halbe Mark
daselbst an das Kloster Marienstem ^j . Ob ein gleichzeitiger, 4376
als Schöppe im Landding zu Budissin genannter „Peter genannt
y. Bisschopfisheym'^ derselben Familie angehört, wagen wir
nicht zu entscheiden. Sein Siegel zeigt drei Herzen (2 und 4) ^).
Seitdem verschwinden die v. B. aus der Oberlausitz, indem sie nach
dem Fürstenthum Münsterberg in Schlesien übersiedelten. Das von
da an in Schlesien fortblühende Geschlecht führte wenigstens fast
ganz dasselbe Wappen, „einen schrägrechts getheilten Schild^, wie
das früher oberlausitzische, nur dass das Siegel Friedrichs v. B. vom
Jahre 4368 den Schild schr^glinks getheilt zeigt«).
9. Die ?• Bisehoflswerder
stammten weder aus Sachsen, noch aus Schlesien, sondern waren
eine aus Bischofswerde nach Görlitz eingewanderte Bürgerfamilie,
wie denn auch in Budissin schon seit dem 43. Jahrhundert ein Pa-
triciei^eschlecht v. Bischofswerde mit ganz anderem Wappen (zwei
gekreuzten Bischofssttfben), vorkommt, das sich jedenfalls ebenso aus
Bisdiofswerde nach dieser Stadt gewendet hatte. Auch die Görlitzer
Familie schrieb sich daher bis Ende des 45. Jahrhunderts v. B ischofs-
werde, erst seitdem v. Bischofswerder.
Schon Anfang des 44. Jahrhunderts begegnen uns zwei ange-
sehene und wohlhabende Görlitzer Bürger dieses Namens, Rüdiger
und Gunzel. Rüdiger v. Bischofswerde hatte 4305 ein Erbe in
KunsUnsdorf (jetzt Vorstadt von Görlitz) erkauft ; bald darauf gab er
seinem Sobne, auch Rüdiger genannt, die Hälfte eines Backhauses,
8. ij Knothe, Mtfienstein 37 flg. «J Ebenda«. 56. >) A. Bad. «) Orlg.
im A. Marieailarn No. 84.
1 28 II* Abtbeilttng.
einer Kaufkammer, zweier Höfchen, desgl. ein Haus in der Stadt und
einen Garten in Kunstinsdorf, und um 4310 all sein sonstiges Erbe
und Gut auf, mit der Bedingung, dass derselbe seiner Schwester
Katharine50 Mark auszahle und der Mutter (Clara) den ihr be-
stimmten „vorderen Theil an seinem Vorwerke^ belasse ^) .
Rüdiger der Sohn hatte zur Frau Margarethe, die Tochter
des Görlitzer Bürgers Apetz Beringer ^), war 4344 noch Schöppe in
seiner Vaterstadt, 1348 aber bereits gestorben.
Gunzel v. B. verkaufte um 4309 eine Kramkammer, erhielt
um 43S6 fUr vorgestreckte 34 Mark den Kuttelhof versetzt und war
4332 Rathsmann^).
Um 4345 wurden Frenzel, Clara und Else, n<li^ Kinder
Gunzels v. B., mit ihrer Stiefmutter Margarethe berichtet wegen
des Vorwerkes, des Hofes und der Kaufkammer, die Gunzels gewesen
waren".
Ein Zweig der Familie v. B. blieb auch fernerhin in Görlitz an-
sässig; so kommen z. B. 4354 Gunzel, 4369 Heinrich, 4393
Mathes, 1444 Martin Bischofswerd vor, welcher Letztere
Bürgermeister der Stadt war.
Ein anderer Zweig aber hatte um Mitte des 44. Jahrhunderts das
Lehngut Ebersbach (W. bei Görlitz) erworben und gehörte nun zu der
Mannschaft oder dem Adel des Landes. 4356^) sollen ^^^ie von
Bischofswerder bei Empfang des Lehns dem Kaiser Karl IV. gehul-
digt habeq", und 1354^) wird bei einer Zinsschenkung an Marien-
stern unter vielen anderen Adlichen auch ein Nickel v. BiscboCs-
werde als Zeuge aufgeführt. Vermuthlich ist derselbe identisch mit
dem Nicol. v. Ebersbach , auf dessen Gute Dorothea v. Tschimhaus
4389 «j Geld stehen hatte.
Erst Anfang des 45. Jahrhunderts werden die v. B. ganz be-
stimmt als „zu Ebersbojch gesessen" bezeichnet, so 4402 Elsa B. und
ihr Sohn Hans, 4442 auch ein „Junker Nie las". Von diesen war
Hans 4 439 Abgeordneter des Adels im Görlitzischen zu Prag und mel-
dete von da den Tod König Albrechts II. nach Hause ^). Ein Johann
B. lag später nebst seiner Frau Veronika bei den Franziskanern
zu Görlitz begraben^). Niclas dagegen leistete 4428 den Görlitzern
9. 1) Oörlitzer Sttdtbnch von 1305. fol. 1, 9l>. 24. >) Eb«ndu. fol. 40. 57.
S) Ebend. fol. 11. 36. 38. Cod. Lue. 300. «) Urkanden-Verz. I. 69. ^) Vergl.
Knothe, Marienstern 54. «) Oörl. üb. obligatlonnm de 1384. fol. 9b. ?) Sein
Brief abgedruckt N. Script, rer. Ins. I. 239. 8) Ebendas. I. 271.
9. Die V. Bischoftwerder. 129
«
Hülfe gegen die Hussiten, war 1439 Hofrichter im Landgericht zu
Görlitz und wird zuletzt 1443 mit seinem Sohne Hans erwähnt.
Dieser Hans v. B., dessen Schwester Anna mit Benis v. Sor
(auf Sohra NO. v. Görlitz) verheiralhet war, stellte als „zu Ebersbach
gesessen^ 1464 nebst anderen Adlichen der Oberlausitz dem Bischof
von Meissen einen Revers aus®). <467<ö) wurde zwischen ihm und
dem Pfarrer zu Ebersbach ein Vertrag abgeschlossen , durch welchen
alle Irrungen wegen des Altars in dem Filial zu Kunnersdorf erledigt,
der bisherige Bierschank des Pfarrers abgeschafft und an gewissen
Tagen Fürbitte für das Geschlecht des Gutsherrn gethan werden
sollte. Bei dieser Gelegenheit geschieht auch eines Bruders von Hans
iTielleicht des Nicol. v. B., der 1463 9 Schock Zms zu Leschwüz
verkaufte] Erwähnung.
1476") waren Nicolaus, Wenzel und Peter Gebrüder v.
B. zu Ebersbach gesessen , von denen der jüngste , Peter , 1 473 in
Leipzig studirte. Nicolaus nun wird zuerst urkundlich Bischofswerder
gesehrieben, so 1480, wo er Zins verkaufte, 1494, wo er Lehnszeuge,
so 1485. wo er zugleich mit einem Nicolaus dem Jungen v. B.
zu Ebersbach Schöppe im Hofgericht zu Görlitz war ^^J .
Mindestens zwei der eben erwähnten drei Brüder hinterliessen
Söhne. 1512^') nämlich bat Hans v. Ebersbach (d. h. Hans v. B.
auf Ebersbach) y,mit seinem Vetter^ den Rath zu Görlitz, Bier auf ihr
Dorf führen zu dürfen. Er lebte noch 1IS31 ^^). Wahrscheinlich hiess
dieser Vetter von Hans , Siegsmund v. B. Wenigstens verkauften
1528 die Söhne Siegsmunds, Franz und Nickel v. B. zu Leipa und
Zittau und Hans und Caspar, etwa Bürger zu Görlitz (die 1524
bereits auch ihren Antheil an Holiendorf veräussert hatten), das
Lehngut zu Ebersbach nebst Bauern und Gärtnern , auch dem Kirch-
lehn daselbst und dem Krauschenwald, y,\\\e es Siegsmund ihr Vater
besessen^, um 1075 Mark Groschen an Hans v. B. den älteren , ihren
Vetter, zu Ebersbach ^^) . Hierdurch ward nun Hans Besitzer des ganzen
Dorfes mit beiden Bittersitzen und Vorw*erken. Der in Zittau lebende
Nickel v. B. hatte nur Töchter, von denen Barbara zuerst Joh.
Seger. dann (1557) Greg. Arnsdorf, Christine den Elias Geissler,
Eva den Apotheker Vogel, sUnimtiich in Zittau, heiratheten. Jeden-
9) Orig.-Urk. vom 19. Dec. A. Dresd. ^^) Orundmann, collectonea II. fol.
213b. Mspt. des A. Dresd. ") OberUus. Nachlese 1766. 175. ö) Ürk.-Ve«. U.
IW m. 21k. U. 153*. J3) N. Script, rer. Ins. m. 206. ") Ürkund.-Verz. ID.
74'. 100. N. Script. III. 168. »») Oberl. Urk.-Samml. Mspt. Görl.
Kaotk«« U«»ek. d. Ob«rl. Adels. 9
}30 ^1* Abtheilaog.
falls Hansens Sohne waren die Brttder Franz, Rudolph, Sieg$
mund und Erasmus V. B. auf E., welche 4545 mit dem Rathe zu
Görlitz weg^n einer Brücke und eines Wegea zu Girbigdorf (S. v.
Ebersbach) Streit hatten. Ausser diesen vier Brüdern gab es auch
noch einen fünften Hans, der wegen desselben Streits 4544 nebst
Franz v. B. nach Prag citirt ward^^j. Von diesen Brüdern war
Siegsmund schon 4530 Altarist in Ebersbach. Han^ und Erasmus
wai^n vor 1568 kinderlos gestorben. Rudolf hatte schon 4534 einen
Antheil von Oberhorka (SW. von Rothenburg) erkauft und erwarb
spater auch noch andere Antheile dieses Oberdorfes hinzu, welche,
wie es scheint, einer Nebenlinie derer v. B. gehört hatten. Wenig-
stens werden daselbst 4544 Heinrich, 45i7 Ludwig und Nico-
laus v. B. als Besitzer genannt. 4550 kaufte Rudolph auch Mittel-
horka von Antonius v. Gersdorff und besass später auch AVedey'Aor/to*^).
Sein Bruder Franz dagegen hatte das Stammgut Ebersbach behalten.
Als die obenerwähnten Brüder Hans und Erasmus kinderlos gestorben
waren, wurden 4568 Franz und Rudolph Gebr. v. B. auf Ebersbach
und Horka mit deren Antheilen an Ebersbach und Girbigdorf belehnt.
Rudolph V. B. (gestorben 4573) war verheirathet mit Mag-
dalene V. Nostitz, welche nach ihres Mannes Tode 4584 Niederhorka
um 8550 Thlr. an Heinrieh v. Nostitz verkaufte. Seine Kinder
Franz, Ntcolaus, Siegsmund, Martha und Barbara hatten
sich 4575 in die väterlichen Güter so getheilt, dass Nicolaus Horka,
Siegsmund, den einen Rittersitz zu Ebersbach und ausserdem Girbig-
dorff Franz aber 4000 Thk« Geld erhielt. Franz und Nickel er-
kauften 4577 Trebus mit der Heide von Wolf v. Deupolt. Franz starb
4584. NicoFsFrau, Ursula v. Luttitz a. d. H. Schirgiswalde , war
4587 auch bereits Wittwe und heirathete später Joachim v. Gers-
dorff.
Franz V« B. auf Ebersbach hinterliess von seiner Frau Mag da-
lene die Sohne Hans, Siegsmund und Ernst. Diese kauften 4574
den Hammer zu Horka von Joach. v. Briesen. Desgleichen erwarben
Hans und Siegsmund ^der ältere"^ auf Ebersbach (Ernst wird in der
Oberlausitz nicht mehr genannt) ein Gütlein zu Girbigdorf j genannt
Rosenfeld, von Bonaventura ROssler in Görlitz, 4577 auch noch den
andern Rittersitz zu Ebersbach von ihrem Cousin Siegsmund dem
jungem aus der Horka'er Linie, Hans 4580 auch noch Klingewalde
i<^) Urk.-Verz. III. 164. Oberi. Nachles« 1766. 175 Anmerk. i?) HoUcher,
Gesch. Ton Horka 1856. 16. 39. 51.
10. Die ▼. BIOBchdorf. 131
TOD Dr. Siegsmund in Gdrlitz , waren aber dabei so sehr in Schulden
gerathen, dass sie 1584 „mit Bewilligung ihrer milbelehnten Brüder
und Vetlem^ ihr ganzes Gut Ebersbaeh sammt den beiden Ritter-
sitxei) , den Vorwerken , Kirchlehn etc. ihren Gläubigern überlassen
mussten, von denen es 4584 Hieb v. Salza erwarb.
Das Siegel des Hans v. B. auf Ebersbach (4464) zeigt bereits
den Feuerhaken im Schild und Federn auf dem Helm.
10. IMe T. BloseMorf.
Woher diese Familie, über welche die Adelslexica keine Angaben
enthalten, stamme^ wagen wir nicht zu entscheiden. Sie wird ge-
legentlich auch Ploschendorf, Blochsdorf, Bloisdorf, ein-
mal sogar Bio schwitz geschrieben. Seit Ende des 43. Jahrhun-
derts finden wir sie als Vasallen der Herren v. Kamenz , von denen
sie wobl schon damals das Gut Wiese (SO. von Kamenz) zu Lehn be-
In den Jahren 4296 — 4347 wird htofig ein Ritter Heinrich
oder Heinemann v. Bl. und zwar stets im Gefolge der Herren v.
KameHB erwtthnt^), von welchem wohl der 1338 und 435S genannte
Heyn CO oder Heyne ke v. Bl.'), der nicht als ^Rvlter^ bezeichnet
wird, zu unterscheiden sein dOrfte. — Gegen das Ende des 44. Jahr-
hunderts kommen, ebenfalls in Maiienstemer und Kamenzer Urkunden,
gleichsettigHasche V. Bloisdorf (4373 — S%) undRule v. Blosch-
dorf (4377 — 4400) vor, von denen Letzterer 4383 Klostervoigt von
Marienstem war 3) . Wahrscheinlich sein Sohn war jener Reynhard
V. BL, welchem in diesem Jahre die Abbatissin dieses Klosters die
Anwartschaft auf das Allerheiligenlehn an der Pfarrkirche zu Kamenz
verlieh.
Erst seit Anfang des 45. Jahrhunderts erfahren wnr zuverlässig,
dass die Familie zu Wiese gesessen war. 4 420 ^) nämlich verkauften
die Brüder Heinrich, Nicolaus, Friedrich und Georg v. BL,
^u Wiese gesessen^, einige Aecker und ein GehOlz an einen Kamen-
zer Bttrger. Schon früher hatten dieselben „einen Sedelhof zu Wiese^
an Hans v. Polenz auf Senftenbecg veräussert, der ihn wieder an den
10. 1) A. Mtrienstern No. 65. 20. 121. 127. Cod. Los. 166. 177. Der 1308 ge-
nannte Herrmann v. BI. (Cod. Lns. 189) kommt sonst nicht vor. Der Name ist
wohl unrichtig gelesen und soU nuch Heinemann heissen. >) A. MStera. No. 88. 94.
*) Sbendaf. No. 172. 64. 66. Ürk.-Vere. I. 113«. llö«. *) Urk. vom 10. Apr. A.
Kamenz. No. 67.
9»
132 n. Abtheilung.
Rath zu Kamenz abgetrelen hatte , und letzterer ward 1424^) damit
von König Siegsmund von Böhmen belehnt.
Ein zweiter Hof zu Wiese blieb zunächst noch im Besitze der
Familie v. Bi., u|id zwar werden 4432 von jenen vier Brüdern Hein-
rich und Georg als zu Wiese, Nicolaus und Friedrich als zu Deutsch-
baselüzj [NO. von Kamenz] gesessen aufgeführt. Ausserdem ge-
hörten 4438, als nach dem Tode Borso's Herrn v. Kamenz die Hälfte
der Herrschaft Kamenz an die Krone Böhmen fiel, den Gebrüder^i
V. Bl. noch folgende Kamenz sehe Lehngüter : Biehla, Schwoosdorf,
Antheil an Bembruch und Gelenau , und das Tzsckorna*er-Hol» ^'j . —
Von diesen Brüdern wird Heinrich noch 4444 genannt, wo er dem
Landvoigt Urfehde schwören musste. Nicoiaus, schon 4424 zu Ba-
selitz gesessen, besass damals auch das Dorf Für stehen (O. von Göda) ;
als er (4443) dem Rathe zu Kamenz Zins in Bernbtnwh verkaufte, wird
er als zu Reinhardsgrimme (beiDippoldiswaidej gesessen bezeidinet ^j .
Georg scheint kinderlos gestorben zu sein. 4446 ^) verkauften nämlich
Georg, Hasche, Heinrich, Georg und Rule, Brüder und Vettern
V. Bl., zu Wte^e gesessen, an einen Kamenzer Bürger eine Wiese, ^die
von Georgen v. Bl. an sie gekommen.^ Wir dürfen annehmen, dass
von den Genannten die ersten zwei und die letzten drei unter ein-
ander Brüder und die Söhne von den oben erwähnten Heinrich und
Friedrich gewesen seien. ^Hasche und sein Bruder^ veräusserten
bald darauf ihr Gut Wiese „Sitz, Vorwerk, Dorf, Zins, Ober- und Nie-
dergerichte^ nebst dem Tzschoma'er Holz an Hans Jode zu Eschen-
dorf, und dieser überiiess all diese Besitzungen 4450 ®) wieder um 597
Schock Groschen an den Rath zu Kamenz. Hasche wird 4467 bei der
Belagerung von Hoyerswerde durch die Oberlausitzer als „zu Biehla
gesessen'^ bezeichnet und hinterliess drei Söhne Bernhard» Rule
und Hans. Bernhard, der schon 1449 Urfehde schwören musste, be-
sass 4473^^) das Gut Ossling (N. von Kamenz). Sein Bruder Rule,
4 454 — 66 Söldner des deutschen Ordens in Preussen, war 4 473 zu
Kunnersdorf (NW. von Kamenz) gesessen und verkaufte gemeinschaft-
lich mit meinem Bruder Hans seinen Unterthanen zu Lieska (W. bei
Ossling) mehrere Aecker und Wiesen. Hans ward später wegen
Strassenraub lange Zeit in Kamenz gefangen gehalten und erst 4 482 ^^)
auf Fürsprache des Landvoigts auf Urfehde freigelassen. Heinrich
6) Ürkand.-Verz. II. 6. «) Ürk.-Verz. II. 31». 47»». 7) Ebenda«. II. 53.
A. Ktmeuz. Urk.-Verz. II. Ö61>. 8) Urk. vom 10. Mal im A. Kamenz. «J Urk.-
Verz. II. 66. lOj Lau«. Mag. 1860 (Bd. XXX VJI) 495 flg. Irkund.-Veri. 11. 119.
11) B Olli seh, Camenz232.
11. Diev. Boblits. 133
wohnte zu Doberschau (S. W. v. Budissin), besass aber auch Deutsch-
baselitz und Antheil von GelenaUj sowie die Güter EtUowiiz und Bet^ge
[bei Grosspostwitz) , von denen er 1 482 das letztere an Reinhard v.
Lüttichau verkaufte >3) . Dieser Heinz v. BL, „sonst Scharfheinz ge-
nannt^, war kinderlos. Daher verlieh 4445 König Mathias von Ungarn
die Anwartschaft auf seine Guter Eulowitz undBaselitz an einen Bene*-
dix Dörrheyde. Als aber Heinrich H86 starb, ward dennoch sein An-
theil an Deutschbasel itz vom König um 900 fl. an den Rath zu Ka-
menz überlassen, von welcher Summe die Wittwe Barbara 400 fl.
erhielt *3).
Heinrichs Bruder Rule war zeitig gestorben und hatte einen
Sohn Hans und eine Tochter Margarethe hinterlassen . Ftlr diesen
seinen Mündel verkaufte der eben behandelte Heinrich v. B1.'U76
dessen Gut Kleingt^äbchen (NW. von Kamenz) um 900 fl. an den Rath
zuKamenz, und als Hans mündig geworden war, bestätigte dieser
(1489) selbst nochmals jenen Kauf ^^j.
Seitdem haben wir die Familie v. Bloschdorf nicht mehr in der
Oberlausitz ansässig gefunden. — Im Wappen führte sie zwei auf-
gerichtete, gerüstete Arme.
11. Die T. BobUtz 1).
Wenn es in der That mehrere Familien dieses oder ähnlichen
Namens gegeben hat, die sich sämmtlich nach gleichnamigen, in ver-
schiedenen Gegenden vorkommenden Ortschaften benannten , so
stammt die Oberlausitzer Familie v. Boblitz, mit derwireshier allein
zu thuD haben, jedenfalls aus dem südlich von Budissin gelegenen
Dorfe BoblUz.
Schon 4290 wird bei einem zu Budissin von den Gebrüdem v.
Kamenz feierlich geleisteten Verzichte auch Hermannus de Bo-
hei i c z als Zeuge aufgeführt, wohl derselbe, der spfiter bei den Fran-
ziskanern derselben Stadt begraben lag, bei denen aueh noch ein
Aelterer dieses Namens, antiquus dominus Hermannus dictus de
Boblitz cum uxore, seine Ruhestatte gefunden hatte 2).
Die Ebengenannten waren jedenfalls auch noch auf Boblitz ge-
sessen '} . Von Hans und Czaslausv. B., auf deren Besitzungen zu
») A. Marienstern No. 213. 13} Urkund.-Verz. II. 124. 154. i«) Ebenda«.
11. 129.169.
11. 1) Vgl. aber di«M Familie besonders Oberl. Nachlese 1768. 257; 1770. 199.
Laus. Mtg. 1775. 275, >) Laos. Mag. 1870. 58. Cod. Las. 354. 355. >) Von
1406^11 wird mehrfach ein Nfcol. Boblitz als Decbant bei dem Collegiatstift
134 II- Abtbeilang.
Obergurig (6. von BobiitE) 1430^) dem Domstift Budissin 4 Mark Zin^
bestätigt ward, ist dies auch noch wahrscheinlich. Bald darauf aber
muss die Familie ihr altes Stammgut verSlussert haben.
Seit 4410 finden wir die v. B. auf Wanscha (S. v. Radmeritz an
der Neisse) gesessen, und dies bildete nun anderthalb Jahrhunderte
lang das neue Stammhaus der Familie. 4440 wird Peter v. B.
auf Wanscha als Schuppe im Mannengericht zu Görlitz erwifhni;
4426 leistete derselbe tapfere Hülfe gegen die Hussiten. Jedenfalls-
stammte auch Heinze v. Bl., der 1489^) Hauptmann des Herrn von
Biberstein in Seidenberg war, aus dem ganz nahe gelegenen Wanscha.
4544 erhielt Hieronymus v. B. auf W. Consens zu einem
Zinsverkauf und lebte mindestens noch 1529. Wahrscheinlich waren
Mats V. B. zu W., der 1528 Schöppe im Mannengericht zu Gtfriitz
war, und ein jüngerer Hieronymus,- der in demselben Jahre ^statt
seines Vaters^ ebenfalls als Schöppe erseheint, seine Söhne, vielleicht
auch noch ein Hans v. B.^ der „wider seine Aeltem und wider die
Bauern im Kretscham zu W.** Hexerei getrieben, und für den Hierony-
mus 1534 geloben musste, dass derselbe es friedlich halten werde
gegen den Rath zu Görlitz, der ihn geranglieh eingesetzt hatte*].
Dieser Hans wurde 4549 wegen Urkundenfälschung von den Görlitzern
abermals verhaftet und musste endlich auf offenem Markte kniend
schwören, die Ober* und Niederlausitz nie wieder zu betrelen. Als
er aber diese Urfehde darauf nicht hielt, wurde er \ 555 nochmals ge-
fänglich eingezogen.
Von diesem Hans zu unterscheiden ist ein andrer Hans v. B.,
der Bruder Heinrichsv. B.; Beide wohl Söhne des jüngeren Hiero-
nymus. Im Jahre 1558 nämlich verkaufte Hans v. B. sein Gut Wanschaj
wie er es bisher innegehabt, um 4300 Mark an seinen Bruder Hein-
rich. Allein auch dieser musste das Stammgut der Familie schon 4564
schuldenhalber an Christoph v. Schwanitz auf Langewalde um 4850
Mark überlassen und behielt sich daselbst nur ein Bauergut und zwei
Gärtner zu seinem Unterhalt auf Lebenszeit vor. Auf diesem zu einem
kleinen Hofe (dem Oberhofe) umgebauten Gute ist er 4508 kinderlos
gestorben.
Wohin sidi Heinrichs Bruder Hans gewendet, ist nicht gani
sicher. Seit Anfang des 47. Jahrhunderts erscheinen die v. Boblitz auf
Domhennersdorf [0. v. Hirschfelde) gesessen. Mit Hans Heinrich
S^. Brauui auf dem SchlOMe tn 6to)p«n enrihDt. Cod 8am. U, 2. 336. 346. 348. 363.
0 A. Bnd. ft) (Kloss) Kaehr. yon S*idaib«rg. 78. >) Laus. Mhu. 1776. 277.
Dik.-V«n. III. 141.
12. Die ▼. Bolberitz. 135
y. B. anf Dornhennersdorf starb 46!^ das ganze Geschlecht aus; bei
seinem Begrxbniss in Weigsdorf ward sein Wappen und sein Petschier
zerbrochen und die Ritterfafane mit in die Gruft gesenkt. Sein Gut
fiel an den Lehnsherrn, den Standes(herm von Seidenberg.
12. Die ▼. BolberitB
fahrten ihren Namen nach dem W. y. Budissin gelegenen Dorfe Bol-
6r«^. Sehon.1983 werden die Brüder Gerhard und Johann v. B.
als Zeugen Hn Budissin erwähnt und spater (um 4 304] bei Gelegenheit
einer Schenkung des Dietr. v. Pannewitz an das Kloster Marienstem
als Ritler bezeichnet. Demselben Kloster hatte Gerhard (dictus de B.
roiles) yierBufen im Dorfe Hößein (N. von Marienstem) verkauft, wie
1301 Markgraf Otto von Brandenburg bestätigte ^] .
Das ganze tibrige 44. Jahrhundert hindurch fehlt es uns an jeder
Nachricht ttber die v. B. ; Anfang des 45. Jahrhunderts aber erscheinen
sie bereits in mehrere Linien, nimlich Pietschwilz, Seitschen und
Försichen getheilt, wahrend das Stammgut Bolbritz sich nicht mehr
in ihrem Besitz befindet.
4. Linie Pietschwitz.
Zuerst sind wir einem Hans v. B. zu Pietschwitx (Beczicz],
einem W. bei Bolbritz, aber unter bischöflich meissnischer Herrschaft
gelegenen Gute , 444 4 und 1444 als Bürgen für Peter und Hans v.
Grisslau begegnet. Derselbe (Johannes B. alias Beczicz] vnirde 4435
nebst mehreren anderen Oberlausitzer Adlichen vom Concil zu Basel
in den Bann gethan , weil er einige zum Concil reisende Geistlichen
beraubt haben sollte >). Zuletzt haben wir ihn 4437 als Lehnszeugen
gefunden. Wahrscheinlich ist es derselbe Hannus v. B. , der 4 443 — 25
als klostervoigt zu Marienstem und 4422 — 26 als Hauptmann zu Gör-
litz vorkommt ') .
Fflr seine Söhne dtirfen wir die BrOder Joachim und Hans v.
B. halten, welche ausser Pietschwitz auch Pickau (N. bei Bischofswerde)
mit dem Pertinenzorte Geissmannsdorf, ausserdem Grosshähnchen (W.
v. Pietschwitz) besassen. Auf einem Banergute des letzteren Dorfes
stiftete 4 450 Joachim ein Jahresgedtf chtniss ftir seine Aeltem in der
Kirche zu GOda. 4455 aber verkauften die Brttder Grosshahnchen an
12. 0 Cod. Las. 113. Knothe, MStern 38. 41. ») Cod. Saz. II. 2. 411.
II. 3. 52. 3) Grosser, Merkw I. 113.' 111. 26. Ktuffer, Oberlsus. U. 33.
DiM Folgende hacIi den bischoflich meissnischen Lehnbüchern und den Gmndmfton-
•eben Srnmihingen im A. Dresd.
136 II- AbtheiloDg.
Hinko V. Hermsdorf. Später scheint sich Joachim nach Budissin zu-
rückgezogen zu haben und lebte noch 4 466 auf dem Burglehn daselbst.
Sein Gut Pietscbwitz, wo er zuvor gewohnt hatte , gelangte nach
seinem kinderlosen Tode an seine Neffen.
Sein Bruder Hans auf Pickau hinterliess zwei Söhne Friedrich
und Hans, die sich später so theilten, dass Friedrich Pietschwüz mli
SemtchaUf Zockau, Neundorf und Antheil an Kunewcdde, Hans dagegen
Pickau mit Geissmannsdorf und der wüsten Mark Teutitz , sftmmtlich
bischofliche Lehngüter , erhielt , mit denen beide 4 488 zu Gesammt-
band belehnt wurden.
Friedrich verkaufte von seinen Gütern 4488 Kunewcdde an Chri-
stoph V. Haugwitz, erwarb aber das halbe Dorf Weifa (bei Steinigt-
wolmsdorf] und Irgei*sdorf (bei Wilthen). Er war bis zu seinem
Tode bischöflich meissnischer Hauptmann zu Stolpen.
Seine Söhne Wolfgang, Friedrich, Christoph und
Joachim wurden 4492 mit ihren väterlichen Gütern belehnt (von
denen sie Irgersdorf 4493 verkauften), theilten sich aber 4542 so,
dass Wolfgang Neundorf, Christoph und Joachim dagegen (Friedrich
wird nicht mehr erwähnt] Pietschwitz, Semichau undZockau erhielten.
Schon 4549 musste aber Wolfgang Neundorf an Casp. v. Haugwitz
auf Putzkau veräussem. Dabei heisst er „zu Kune^, womit aber nicht
das bei Görlitz gelegene Dorf Kuhna gemeint sein kann. — Christoph
V. B. („V. Beczschwitz^) war mindestens seit 4520 bischöflicher Offi-
cial zu Meissen und (noch 4536} Prokurator der dem Domstift gehörigen
sogenannten Obedienzdörfer. — 4554 verkaufte Friedrich v. B.,
wahrscheinlich der Sohn Joachims und £rbe beider Brüder, das Gut
Zockau um 2300 fl. an den Bath von Bischofswerde und 4557 auch
Pietschwitz sammt Semichau an die v. Haugwitz auf Putzkau.
Im Besitz von Pickau und seiner Pertinenzstücke war auf den oben
genannten Hans dessen Sohn Heinrich gefolgt und hatte noch Schön-
bom (N. bei Pickau) und das zur königlich böhmischen Oberiausitz ge-
hörige Pohla hinzu erworben . Er hinterliess 4 52 4 Von seiner Frau M a r-
gar e tha zwei noch unmündige Söhne Joachim und Hans, die sieh
spater so theilten, dass Joachim Schönbom und Pohla, Hans aber Pickau
und Geissmannsdorf erhielt. Als Hans 4540 starb, kaufte Joachim
das ganz verschuldete Erbe , auf dem für die Wittwe Euphemie
und deren Sohn Heinrich 750 fl. stehen blieben. Dafür musste
Joachim seine bisherigen Güter Schönbom und Pohla veräussem.
Als aber 4 544 auch er starb, verkaufte seine Wittwe Ka tha rine und
seine unmündigen Söhne Hans, Heinrich und Joachim all ihre
12. Die V. Bolberitz. 137
väterlicfien BesitxuDgen um 5200 fl. an den Ralh zu Bischofswerde
und verschwinden seitdem aus der Oberlausitz.
2. Linie Seitschen.
Mindestens seit £nde des 14. Jahrhunderts besass ein Zweig der
Familie v. B. das grosse Gut Seitschen (0. von GOda- und zwar so-
wohl Gross- als Kleinseitsehen. 4404 war Heinrich v. Bolberitz
^auf Seitschen'^ Gewährsbttrge für Paul v. Kopperitz auf Oppach und
dürfte identisch sein mit dem vir strenuus Henricusde Zyschin,
der 1387 bei einem Kaufe von Gütern in Göda Zeuge war 4).
Seit 1421 erscheint auf Seitschen Gerhard^) v. B., dem auch
Radibor (0. v. Neschwitzi gehörte, und der 1440 nebst seiner Frau
Barbara das Dorf Strohschitz fS. v. Nesehwifz) um 99 Mark an das
Domkapitel zu Budissin veräusserte. 1443 verkaufte seine Wittwe in
Macht ihrer Töchter Margarethe. Elisabeth und Barbara, die
alle und jegliche Güter ihres Vaters zu Knechtlehn inne hatten, Zins
auf Kleinseitsehen an dasselbe Stift.
Wohl seine Söhne waren die Brüder Heinrich , Gerha rd und
Hans V. B. zu Seitschen, welche 1473 Zins znBMitz (S. v. Budissin)
ebenfalls an das Domstifl überHessen, und von denen Hans 1 447 zu
Radibor gesessen war. Wir wissen nicht, von welchem dieser Brüder
etwa der Christoph v. B. (1483 — 98] stammt, der z. B. 1488 18 fl.
Zins auf Meuselwitz (oder Muschelwitz y N. v. Göda) und auf Zockau
um 320 fl. von dem Bisthum Heissen erwarb und in demselben Jahre
seinen Töchtern Kat har ine, Barbara, Margarethe und Anna
200 fl. auf Meuselwitz ve^hrieb«). Während Christoph noch 1498
als Gewährsbürge genannt wird, «rscheinf 1502 Frau Katharine
als Wittwe m Seitschen und von 1 51 9 — 1563 W o 1 f v. B. als Besitzer
dieses Guts.
4563 ertiielten Wolfs Söhne, Joachim, Heinrich, Friedrich
und Nickel, die Lehn über das seit 1559 kursächsisch gewordene
Meuselwitz und 1564 über die königlich böhmischen Lehngüter Gross-
and Klein-Seitschen sammt dem Vorwerk zu Diehmen (S. 0. v. Gaus-
sig). Sie theilten sich später so, dass Nickel 4000 fl. baar, Frie-
drich Diehmen, wo er noch 4595 lebte, Joachim, als derAeiteste, Seit-
schen eriiielt. Heinrich haben wir nicht mehr erwähnt gefunden.
Dieser Joachim V. B. auf Se»l$cAen erwarb 1571 und 1576 noch ein-
^ A. Bvd. tind Copiale, Über fandfttioii. fol. 144^ daselbft. &) Kloss, Pror.-
Blitt» m. 294. Ürk.-Verz. II. 62d. 65'«. «) Oexoken, Stolpen 672. 498.
1^ II. AbtheHung.
zelne Bauern in Jannewitz, 4576 das 'bisher zam Rittergut Gaussig
gehörige Gtttchen Golenz, 1588 aber das Rittergut Kleinhähnchen
(0. V. Ostro) sammt dem Dörfchen Neradüz und Bauern in Neustädtel
hinzu. Mit all diesen Gütern wurden nach seinem Tode 1588 seine
Söhne, Christoph, Wolf, Joachim, Hans und Heinrich, belehnt.
3. Linie Förstchen«
Seit Anfang des 45. Jahrhunderts gehörte einer besondem Linie
derer v. B., die sich, wie es scheint, von Seitschen abgezweigt, das
Gut Für stehen (0. v. Seitschen). 4426 7) wird neben Hans v.'B., dem
Hauptmann zu Görlitz auf Pietschwitz, auch ein Hans v. B. zu Forst-
chen und 4428^) ein Heinrich v. B. zu Förstchen -genannt, welcher
Letztre bis 4462 erscheint.
Wohl seine Söhne w^ren die <yebrttder -Otto, Heinrich^
Christoph, Ewald, Bernhard und Friedrich v. B. auf F.^
welche 1 466 Zins zu Meusüwüz und zu Kleinhühnchen an einen Al-
tar in der Schlosskapelle zu Stolpen und 4473 ebenfalls Zins zu Ne^
raditz^ KleinhXhnchen , Briesing , (beii Niedergurig), sowie auf dem
Vorwerk Seitschen an das Kloster Marienatem verkanflen *] . • — ¥od
diesen Brüdern war Heinrich erst (4476) Domherr zu Budissin, dann
(1482) Domherr zu Meissen. Er hatte einen Streit zwisobem dem
Kloster Marienstern und einem Priester Joh. Lowfft, Pfarrer zu >Bepn-
Stadt, ausgeglichen und bezog deshalb von dem Kloster «ine Jahres-
rente^<>). — Auch sein Bruder Ewald war 4476 Domherr zu BudiBSiii.
Er wird als ein ^tiefgelehrter Magister von Paris ond gnadenreicher
Prediger in lateinischer, wendischer und deutscher Sprache^ be-
zeicbnet. Später legte er seine Domberrnpfrttnde nieder, und trat in
das Kloster zu Pirna, wo er starb i^). Von den übrigen Brüdern haben
wir nur noch Otto und Friedrich, 4476 beide zu Förstchen gesessen,
vorgefunden. Letzterer war damals Kiostervoigt zu Marienstem und
lebte noch 4 SOG. Bald darauf muss das Stammgui Förstchen verkaiifi
worden sein ; schon 4502 gehörte es Hans v. Metzradt.
Seit 4Ö27 wird ein Franz und bald darauf aein Bruder Hein-
rich v. B. als auf Neraditz, KleinhMbnehen und Fuga (in Böhmen,
S. v. Oppach) genannt. 4537 ttberliess Franz auf Fuga seinen vttter-
lichien Antheil an Neraditz und KleinhXlmcben an seinen Bruder Heii^
rieb. Wahrscheinlich waren Heinrichs Siöbne jene Brüder Hans «md
7) Urkund.-Verz. II. 17c. 8) a. Bud. «) Omndmann, Collect. 11. 56b.
VIU. 3076. A. Marienstern No. 104. ») Knethe, Big. KrdB 40. 78. . ") Mo-
oachus PiraeimU ap. M e n ek e n II. 1466.
13. Die y. Bore, (Borch, Bork, Bark). 139
Franz v. B. auf Kleinhähnchen die 1549 mit ihres Täters nachgelasse-
nen Gutem belehni wurden. 156S war Franzens Antheil an Hans
gelangt, der alle die erwähnten Güter 1582 an Joachim v. Bolberitz
auf Seitschen vei^usserte.
An einer Urkunde der Brtlder Heinrich, Gerhard und Hans v. B.
auf Seitschen vom J. 1473 zeigt das Siegel von dem senkrecht ge-
tfaeilten Schilde die rechte, das an einer Urkunde Priedridhs v. B. auf
Förstehen von 1 489 dagegen die linke Hälfte geschachtet.
18. Bie T. Bore^ (Boreh, B#rk, Barl0.
Da es in vielen -Gegenden Ortschaften des Namens Burg giebt,
so hingen wohl die gleichzeitig in Meissen, Schlesien <) und der
Oberlausitz vorkommenden Familien v. Bore nicht unter einander
zusammen. Die oberlausitzische nannte sich nach dem Dorfe Burk
(N. von Budissin), welches sie schon Anfang des 13. Jahrhunderts
nachweislich besass.
1225 nämlich setzte Ditmarus miles de Bore ftlr die Georgs^
kapelle auf dem Schlosse zu Budissin i Schock aus de dominicali suo
Bore. Dem in jener Gegend damals sehr seltenen Vornamen zufolge
dürfte der Ditmarus, der 4SS4 bei einer Schenkung an dieDomkirohe
zu Budissin als Zeuge erwähnt wird, wohl eben dieser Ditmar de
Bore gewesen sein ^j .
Ebenso wird der Fridericus de Boric, der Ansprüehe auf
die bischöflich meissnischen Dörfer Meuselwitz (oder Muschelwitz,
N. v. Göda) und Kubschüz (0. v. Budissin) erhob, aber 1249 von
König Wenzel zu Budissin mit seinen Ansprüchen abgewiesen wurde,
der Familie v. Bore angehört haben; denn eine Familie v. Boric gab
es nicht in der Oberlausitz ^) .
1262 waren Conrad' und Dithmar v. Borcfa, Letztererauch
noch 1 282, Zeugen tu Budissin bei den Markgrafen von Brandenburg.
Dithmar wird 1283 casteHanus in Budissin, d. h. Burgmann auf dem
Bui^Iehn, genannt. Ob der eben erwähnte Conrad identisch sei mit
Conradus de Bork, Caplan des Dechant Gebhard von Meiesen (1288),
wagen wir nicht zu entscheiden *) .
Gleichzeitig werden (1289) die Gebrüder Albert und Gottfried
V. Burk bei der Beilegung eines Streites zu Budissin, und ebenso
13. 0 Bondeger Bore 1198 und 1^234 im MeisBRftdien. Beyer, AltteUe622.
Mircker, BofSgtaflb. Ueleten. 291. Wernerns de Boreh Raibimiiti lo Bretl«ii.
Ticehoppe nnd &teD»el, Urk.-S. 416. >) Lmb. Mag. iSM. 345. Cod. Luf.
28. 3) Cod. 8«. II. 1, 131. ♦) Cod. Lus. 87. HO. 113. Cod. S».«. 1. 218:
140 I^- Abtheilung.
ein Nicolaus dictus de Borc^ Budesyn eominemorans , genannt,
welcher Ansprüche auf Dittersbach und halb Neudorf bei Frankenberg
im Meissnischen machte, Ddrfer, welche er von Friedrich von Schön-
burg zu Lehn gehabt, und welche der v. Schönburg jetzt an das
Kloster Aitzelle verkauft hatte. Infolge schiedsrichterlichen Spruchs
erhielt Nicol. v. Bore 40 Mark Silber vom Abt von Zelle und ver-
sichtete nun (4283) fUr sich und seine consanguinei auf alle An-
sprüche*).
Spater hatte ein Franciscus dictus de Burch auch Besitzun-
gen zu Gnautitz (jetzt Nimschitz N. von Budissin), vertauschte die-
selben aber gegen die Güter , weldie das Domstift Budissin in dem
Dorfe Burk innehatte, worauf die Markgrafen von Brandenburg
1304 diesen Tausch genehmigten^}. Bald darauf befand sich dies
Dorf in anderen Händen und die Familie wird nicht weiter erwähnt.
Ein bereits früher gestorbener Martinus de Bork lag (4345j bei
den Franziskanern zu Budissin begraben 7). Ein Siegel derer v. Bore
ist uns nicht vorgekommen.
14. Die v. Bore, genannt v. Kesselsderf,
führten den Beinamen v. Kesselsdorf oder v. Kessel violleicht nach
dem gleichnamigen Dorfe bei Löwenberg in Schlesien, den Haupt-
namen V. Bore aber schwerlich von dem Dorfe Bohra bei Radmeritz ;
wenigstens gehörte letzteres seit Anfang des 45. Jahrhunderts stets
anderen Familien.
Wir haben in der Oberlausitz zuerst 4469 „Peter Kessilss-
dorf von Bore^ oder auch ^Peter v. Bore, Kesselsdorf genannt*^
(4475), als Hofrichter zu Budissin erwähnt gefunden^). Derselbe
hinterliess ausser einer Wittw*e, Margaret he geb. Span, vier
Söhne, Peter, Hieronyrous, Marcus und Hans ^Gebrüder von
Ke^selsdorf", welche 4497 ihr Gut Gt^schüz (SW. v. Budissin' an
ihren Onkel Nicolaus Span gegen dessen Antheil an Xeukireh (W. v.
Kamenz) verfreiroarkteten. Von diesen Brüdern haben wir nur Hie-
ronymus ^^Kesselsdorf v, Bore^ 4503 wieder erwähnt gefunden.
Auch Neukirch befand sich bald darauf wieder in anderen Händen.
4560 erkauft ein ,fHans v. Borau^ das Gut Wawitz (N. v. Hoch-
kirch} und das Lehngut zu Leben (SO. v. Hocbkireb). 4 608 aber ver-
S) Beyer, AU-ZeUe 560. •) Cod. Lu». 167. 7j Ebendaseltst 35').
U. i> A. Bod. Sein Siegel «d der ürk. von 1475 letgt in ScbUde drei (nicht
wie gewöbniteh angegeben wird , nur einen) Querbalken and fiber dem obersten drei
Roeen neben einander.
15. Die V. Bornewitz. — J6. y. Breitenbach. — i7. v. Briesen. |41
kauften die Gläubiger des eben gestorbenen ^Balthasar v. Borau,
Kessel genannt'', auf Lehen dieses Gut an Casp. v. KItix auf Strah-
walde ^) .
15. Die T. Bornewitz
nannten sich wohl nach dem jetzt Bornüx heissenden, dstlich bei
Radibor gelegenen Dorfe. Ein Nico laus de Bornewitz war 1280
zu Budissin Zeuge bei Schlichtung eines Streites. Ob der 1320 zu
Görlitz im Gefolge Herzog Heinrichs von Jauer vorkommende Magnua
de Boranewitz aus der Oberlausitz oder aus Schlesien stamme^
wagen wir nicht zu entscheiden ^J.
16. Die T. Breitenbach,
ein altes, in Meissen und Thüringen begtltertes Geschlecht, wurden
dadurch auf kurze Zeit auch in der Oberlausitz ansässig, dass 4397
der Bischof von Meissen sein Dorf Belmsdorf [0, von Bischofswerde)
an einen Heinrich v. Br. verpfändete, und dass Anton v. Br. un\
1541 das Niedergut zu itenner^do// käuflich erwarb. Letzterer hinter-
Hess bei seinem Tode (1559) zwei Söhne, Valentin, der aber 1560
ebenfalls starb, und Melchior, der noch in demselben Jahre Nieder-»
rennersdorf an seinen Schwager Christoph v. Gersdorff auf Dom-^
hennersdorf, den Mann seiner Schwester Barbara v. Br., um
7000 Thlr. verkaufte i).
17. Die T. Briesen (B res en},
eine Niederlausitzer Familie , kommen nur gelegentlich auch in der
Oberlausitz vor. HannosBresyn auf Zibelle^ das damals zur Herr-
schaft Triebel und zur Niederlausitz gehörte, wurde 1415 zu Görlitz
geächtet , weil er zu Viereichen die Schwester des Hannos KlUx auf
Gröditz blutrünstig geschlagen und wider ihren Willen aus dem
Lande entführt hatte. 1416 ward er wegen wiederholter Räubereien
in Görlitz hingerichtet. Sein Sohn Nickel auf Zibelle setzte die
Raubeinfälle in das Görlitzer Gebiet fort und ward 1425 zu Sagap
enthauptet. 1460 — 75 war ein Barthol omaeus Bresen Pfarrer
zu Bemstadt, 1506 — 24 Margarethe v. Bresen AbJ^atissin zu
Marienthal. 1569 erkaufte Joachim v. Br. von den Erben Petera
V. Lx^ben deren Antheil an Oberhcrka (W. von Rothenburg), überliesa
*) Nach den L. B.
15. 1) Cod. Los. 103.241.
16. I) Cod. Sax. 11. 2. 277. v. Mücke, Niederrenuerädorf 8 flg.
1 42 IL Ahtheilung,
denselben aber schon 4575 wieder an die Gebrüder v. GersdorfT auf
Oberullersdorf 1;. In dem später zur Oberlausiizer Herrschaft Muskau
geschlagenen Zibelle nebst RosenüZj ZUmsdorf waren die v. Br. min-
destens von 4445 bis nach Mitte des 46. Jahrhunderts gesessen.
17 \ Die V. Herren CnMilff siebe unter : Herren v. K a m e n z.
18. Me eanltz
waren eine GOrlitzer Btlrgerfamilie und hängen , sow^eit sie bis in's
46. Jahrhundert in der Oberlausitz vorkommen, wenigstens nach
unsrer Ueberzeugung , mit dem alten, schon im 42. Jahrhundert im
Meissnischen verbreiteten ritterlichen Geschlecbte v. Canitz gar nicht
zusammen. Fälschlich behauptet Carpzov^), dass das Oberlausitzer
Dorf Cannewitz gleichbedeutend sei mit Canitz ; und ursprünglich
dieser Familie gehört habe; fälschlich bezeichnet er alle GOrlitzer
Bürger dieses Namens als 9,von Canitz^; ftllschlich lassen die einen
der Adelslexica sie aus der Oberlausitz nach Meissen wandern,
und verwechseln die anderen sie mit der Oberlausitzer Familie
der Herren v. Kamenz oder Camenz. Ebensowenig ist erweislich,
dass die GOrlitzer Canitze das Wappen derer v. Canitz geführt haben.
Vielmehr wurden die v. C. erst viel später in der Oberlausitz an-
sässig, nachdem die GOrlitzer Bürgerfamilie dieses Namens, wie es
scheint, längst ausgestorben war. Stammvater der letzteren war
Bernhard C, der schon 4394 erwähnt wird und 4395— 99 Öfter,
als Deputirter des Raths, zu Verhandlungen zwischen den Oberlau-
sitzer Ständen und den meissnischen Fürsten gesendet ^iirde. 4i05
und abermals H45 war er Bürgermeister. Er besass ausser einem
Hofe zu Görlitz Antheil an Hermsdorf [SO. von Görlitz), das Gut
Wendischossig^ welches er 4 44 4 verkaufte ^) , femer Antheil an Deutsch^
ossig und das Dorf Küpper (0. von Seidenberg}, welches „von den Ca-
nitzem an die v. Hoberg verkauft ward" *) .
Er hinterliess eine Wittwe Elsa und zwei Söhne Georg und
Heinze. Georg, Rathmann und oftmals Bürgermeister zu Görlitz,
nahm an den Kriegszügen seiner Vaterstadt , so auch an der Schlacht
bei Aussig^ (4426] Theil, wurde auch mehrfach zu diplomatischen
Sendungen, z. B. 4434 an König Siegsmund verwendet. Von seinem
17. 1) Qörl. lib. Tocat. III. •— Görl. Üb. proscript. II. 25«.(Mtpt.) Worbt Aich.
186. Knothe, Etg. Kreis 38. Sckönfelder, MThal 110. Holscker, Horka 16.
18. 0 Ehrent. II. 147 flg. «1 Ürk.-Verz. 1. 182 flg. «) N. Script rer. las.
III. 569 flg.
18. Die CftiatE. *- 19. v. CarlowiU. 143
Vater hatte er den Aniheil an Deutschossig ererbt; dazu erhielt er
4426 für eine vorgeschossene Summe von 300 Mark von den Gebrü-
dern Sleiffe auch Wilka (SO. bei Radmeritz) abgetreten und kaufte
U33 eipen Tbeii von Hennersdorf (NO. v. Görlitz).
Er hinterliess 4446 bei scünemTode eine Witt we Barbara geb.
Buinig u^d einen Sohn erster Ehe Andreas, sowie drei Tochter
zweiter Ehe Barbara, Hedwig, Ursula» Der Sohn erhielt des
Vaters Guter I)eMtschossig und Hennersdorf , musste aber zur Bezah-
lung von dessen Schulden letzteres Gut 4449 verkaufen. Später
erwarb er auch Kuhzahl (j^tzt Oberhalbeudorf > . Er war 4 458 Bürger-
meister und starb vor 4474 .
In diesem Jahre nämliph wurden seine Erben, Anna geb. Em-
merich und seine Sohne Caspar, Georg, Bernhard, Bartho-
lomäus, sowie seine Töchter Anna, verheirathete Voigt, und
Jungfrau UrsMla? ungetbeüt mH Deutschossig belel^it und besassen
4484 gejQieinschaftlich auch Halbendorf ^) . Von diesen Brüdern er-^
wirkte Geoi^ für die Kirche zu Deutschossig einen Ablassbrief
von der rtfmisobeD Kurie. Später wurde er ein „abgesagter Feind^
der Stadt Görlitz. £f lauerte wiederholt den Görlitzer Rathsberren
auf ihren Reisen nach Prag auf. Als 4504 Deutschossig durch Heirath
von Jungfrau Ursula Canitz mit Peter Frentzel an Letzteren über-
gegan^teu wai:^), machte Georg einen Anschlag gegen das Dorf, floh
aber, als ihn die Bauern mit Flintenschüssen empfingen, wieder
zurück nach Böhmen. Dort, bei Reicbenberg, wurde er später,
wir wissen nicht weshalb, gefangen und auf Antrag der Görlitzer
hingerichtet ^) . Ein Bernhard Canitz , wir zweifeln , ob der oben-
genannte, war 4498 jiir. utriuaq. Dr. liad bischöflicher Official zu
Meissen.
4492 hatten die Söhne eines Canitz, Namens Alexius und
Franz, ihrem (mütterlichen) Grossvater in Görlitz eine Summe
Geldes entwendet, weswegen sie die Stadt räumen mussten. Seit-
dem haben wir die Familie nicht mehr vorgefunden.
19« Die V. Carlowitz
sind nur ganz vorübergehend in der Oberlausitz ansässig gewesen. —
Mitte des 45. Jahrhunderts scheint ein N i c o 1 a us C a rl o w i t z in der
Nähe von Tauchritz ein Gut, wir wissen aber nicht welches, besessen
<) Ürkund.-Verz, II. 65. 145. ») Laus. Hagaz. 1772. 252. «j N. Script.
IV. 21 1 flg. III. 10.
144 n. AbtheilttDg,
zu haben. Wenigstens verklagte derselbe 1454 die Gebrüder v. Gers-
dorff zu Tauchritz ^ ^dass sie sich seiner Wiese freventlich angemasst
und daraus einen Teich gemacht hätten.^ Einige Jahre darauf ge-
hörte er zu den Mitverschwornen des Görlitzer Erbrichters Nicolaus
Mehlfleisch, welche die Stadt anzünden wollten. Alle Betheiligten
sagten aus, dass Nicolaus Carlowitz der Urheber des ganzen Plans
gewesen sei. Darum Hess ihn der Rath gefangen setzen. Auf der
Folter gestand er, widerrief dann aber sogleich wieder. So wagte
man nicht recht, ihn hinzurichten, sondern begnügte sich, ihn
sammt seinem Sohn Heinze Urfehde schwören zu lassen, dass er
sich innerhalb 12 Meilen von der Stadt nicht wolle niederlassen.
Spüter aber wendete er sich an viele Fürsten und Herren , die nun
von Görlitz verlangten, „sich mit dem von Carlowitz zu lösen*^, sonst
würden sie erlauben, dass er in ihren Landen GOrlitzer Kaufmanns-^
wagen und Reisende aufhalte. Da erwirkte Görlitz von den Schoppen
zu Magdeburg einen Spruch, Carlowitz habe bei seiner Urfehde zu
bleiben, sonst sei er meineidig i).
4547 überliess König Ferdinand von Böhmen dem Christoph v.
Carlowitz auf Rothhaus und Hermsdorf, kaiserlichem Rathe, mehrere
Güter, welche die Stadt Ramenz infolge des POnfalls an die Krone
verloren hatte, theils ganz umsonst, theils für sehr billigen Preis.
Die Kamenzer Stadtannalen von Haberkorn nennen als solche Biehla,
KleingrObchen, DeutschbaselUz und Gelenau. 4651 aber musste v. C.
„auf Schaffen Ihrer königlichen Majestäf^ dieselben dem Rathe wieder
auflassen.
20. Die Herren T. Colditz,
ein ursprünglich meissnisches Geschlecht, besassen ausser ihrem
Stammgut, der grossen Herrschaft Colditz an der Mulde, seit Anfang
des 14. Jahrhunderts auch die böhmische Herrschaft Graupen (N. v.
Teplitz) und standen seitdem bei den böhmischen Herrschern aus dem
Hause Luxemburg in hohen Ehren. Von Prag wurden nach und nach
nicht weniger als fünf Glieder der Familie als Landvoigte dlder Land-
voigteiverweser in die Oberlausitz gesendet ^) .
Obgleich die Herren v. C. frühzeitig mit den vornehmsten Ober-
lausitzer Geschlechtern ve|Bchwägert w^aren (der Ende des 43. Jahr-
hunderts lebende Heinrich v. C. war ein sororius der Rrüder Bern-
19. 1) Neu mann, M«gdeb. WeistbQmer 106.
20. t) Hallwich, Oiaupen 6 flg. Lant. Mag. 1776. 113 flg.
20. Die T. Golditz. — 21. Die t. der Desen. 145
hard und Otto, Herren v. Kamenz , und ebenso Friedrichs Herrn v.
Schönburg 2]), so ist doch nur einer von ihnen auch Grundbesitzer im
Lande gewesen^) . Tim o v. C, ein treuer und erfahrener Diener Kaiser
Karls IV., war 4355 — 66 Landvoigt in der Oberlausitz, dann Kammer-
meister des Kaisers gewesen und 4370 Landeshauptmann von Bres-
lau geworden. Reich durch den Bergbau zu Graupen, hatte er dem
Kaiser zu wiederholten Malen Geld vorgeschossen und dafür ausser
mancherlei Gütern in Böhmen einen grossen Theil der königliiShen
Renten aus den Städten Budissin, Görlitz, Lauban, Löbau und Zittau
als Pfand verschrieben erhalten. Dazu kam 4374 auch noch die Eerr-
schdih Hoyerswerde, als Pfand für neue 4000 Schock^). Indessen dürfte
Herr Timo sich nie auf längere Zeit daselbst aufgehalten haben. Es
lag ihm auch nichts daran, dieselbe zu behalten. Vielmehr trat er
^sie, sobald sich jemand fand, der sie für die Pfandsumme einzuldsen
Lust hatte, wieder an den Kaiser ab, und dieser belehnte damit 438S
Benes von der Duba. Timo's Gemahlin war Anna, die Schwester
Heinrichs Herrn v. Kittlitz. Er starb 4383.
Von seinen fünf Söhnen ward Albreeht 4425 Landvoigt der
Oberlausitz und blieb es bis zu seinem Tode 4448. Da er aber zu-
gleich Hauptmann der schlesisehen Fürstenthümer Schweidnitz und
Jauer war, so Hess er die Oberlausitzer Landvoigtei durch seine Söhne,
erst durch Hans, später durch Timo verwalten. Nach seinem Tode
ward Nachfolger in der Landvoigtei (4448 — 54] ein anderer Hans v.
Colditz, der Sohn von Siegsmund, dem ältesten Bruder Albrechts^
ebenfalls Herr auf Graupen und Bilin.
20*. Die T« Colowas siehe v. K o lo w a s.
20^ Die T. Cordebog siehe v. Kordebog.
4
21. Die T. der Desen
nannten pich nach dem jetzt Dehsa geschriebenen Dorfe W. v. Löbau.
Schon 4242 verkaufte ein Hertwicus de Desen dem Kloster
Marien thal die Dörfer Jauernick (S. der Landskrone) und Behmüdorf
(nicht mehr vorhanden). 4348 gehörte ei^Bernhard v. der The-
sin zu den ältesten Mannen des Löbauer Weichbilds, und 4397 war
s) Cod. Lqs. II. 11. 19. 9) DasB die ▼. C. einst auch Seidenberg betessen
Utten (Grosser, Merkw. DI. 36. 90), ist ▼oUlg unwahr. «) Knothe, Oesch.
von Hoyersw. in ▼. Weber, Archiv f. d. s'aohs. Gesch. X. 247 flg.
K B o t h t , aeach. d. Oberl. Ad«l«. 10
146 U. Abtheilong.
ein Nitsche v. der Dessen, ^gesessen daselbsf"; Schiedsrichter
in einer Streitsache der Brttder v. Nostitz auf Kittiitz ^j .
22. Die V. Deappolt (Deupol t .
Seit 1554 wird ein Hans v. D. auf Hänichen (W. v. Rothen-
bniig) öfter genannt. 4564 verkauften ^Hapsens v. D., weiland zu
Httniohen, Erben und Wolf sein Bruder^ ein Haus auf dem Burglelin
au Budissin. Nach den in der Kirche zu Hänichen befindlichen Grab-
steinen') starb 4o65 wieder ein \\ D. ^der ältere zu Hänichen^.
4577 verkaufte Wolf Trebus nebst der Heide an die Brttder v. Bi-
schofswerder auf Horka, erwarb aber dafür 1584 von seinen Neffen,
Georg V. D. und dessen unmündigen Brüdern, das Vorwerk zu Spree
und erhielt es nach dem Privilegium der Familie erblich gereicht.
4586 Hessen diese seine Neffen, Hansens Söhne, Georg, Hierony-
mus und Hans v. D., ihre bisherigen Erbgüter Hönichen und Spree
(0. bei Hänichen) in Lehn verwandeln und theilten sich so, dass
Georg Hänichen, Hieronymus Spree und Hans 2000 Thlr. Geld erhielt.
4590 starb Hans, wohl derselbe, der 4587 mit seinem Pferde die
Rathhaustreppe zu Görlitz hinauf und wieder hinabgeritten war, für
welchen Frevel er dem Rathe Abtrag thun musste. 4604 erwarb Georg
das Out Bobers (N. v. Rothenburg) von Balth. v. Haugwitz. — Das
Wappen zeigt einen schwarzen, aufgerichteten Löwen im goldnen
Schilde und einen halben LöMren auf dem gekrönten Helme.
S3« Die T* Doberschau,
auch v. Dobirus, Dobrus, Dobrusch geschrieben, nannten
sich nach dem bischöflich meissnischen Lehngut Dober schau (SW.
von Budissin) . So finden wir Heidenricus de Dobirus 4221 als
Zeugen bei Bischof Bruno zu Budissin und denselben (H. de D ob ru s)
4228 als einen der bischöflichen Gommissare bei Feststellung der
Grenzen zwischen den bischöflichen und den königlich böhmischen
Territorien in der Oberlausitz ^; . 4250 war „Ritter" Fridericus
de Doberscowe Zeuge bei Bischof Conrad und um 4276 Schieds-
richter zwischen Bischof Witego und Heinrich Herrn v. Baruth ^) .
4444*) stiftete Ulrich v. Dobrusch zu Schünau (NO. von Kamenz)
21. 1) Cod. Lni. 65. Tischoppe und Stenzel, Urk und. -Samml. Ö59. Urk.^
Vere. I. 146 No. 723.
22. 0 Schulz » Obeiltns. AlterthOmet Mspt. I. 224 flg.
23. «) Cod. LHB. 28. Ood. 8«x. II. 1. 109. «) Cod. Lug. 81. Cod. S«. II. 1.
186. 3) ürk.-Verz. I. 183.
' 24. Die T. Dobenchitz. 147
8 fl. Ungar. Jahreszins zu einem Hospital in Budissin und kommt
BO(h Ud7 [^zu Schönau^) ais Zeuge vor.
24. Die T. Doberschitz
QaoDten sich nach einem gleichnamigen Dorfe, das aach Dobirs-
vitz, Dobirschwitz, Dobreschitz geschrieben ward. Nun
^iebt es in der Oberlausitz zwei Dörfer dieses Namens, das eine bei
Niedergurig an der Spree, das andere W. von Neschwitz , und wir
sind versucht anzunehmen, dass nach jedem von beiden sich eine be-
sondere Familie benannt hat. Wenigstens scheint der Johann v..
Doberswitz, der einst drei Hufen zu Rosenthal (W. v. Doberschitz
bei Neschwitz) verkauft hatte, die 4350 Kaiser Karl lY. dem Hospital
iQKamenz besttHigte, und ebenso Henczil v. Dobirschitz (auch
Dobirswitz), der für das Kloter Marienstem 4354 bei Erwerbung von
Eisenrode, 4373 bei einem Abkommen mit Czaslaus v. Penzig und
1385 bei einer Zinserwerbung von Wilrich v. Kopperitz Zeuge war,
Besitzer des bei Neschwitz gelegenen Doberschitz gewesen zu
Dagegen scheinen die nachstehenden v. D. das an der Spree
»leeene Doberschitz innegehabt zu haben und sind wenigstens in
ier unmittelbaren Nähe desselben ansässig geblieben. 4373 waren
Leutold und Hans Gebrüder v. D. .,,in Fehmes Acht um Raub von
^ytan wegen v. Gersdorff^. 4380 dagegen musste Heinrich Mehlhose
iiDd die Seinigen geloben, „den ehrbaren Knechten Johann und Leu-*
i'5ld Gebrüdern v. Dobirschwitz alle die Gelübde zu halten". Noch
'iölwar„LutuU v.D.**'Lehnszeuge'* . 4392 ward Hermann Dobii'S-
*iti „wegen Bedrohungen" in Görlitz geächtet und 4 430 Peter D.
^ Maltitz (SW. Weissenberg) ebenfalls zu Görlitz in die Acht erklärt,
'eil er „in verpfählten Gütern sass." Nicht minder ward 4 435 5)
(Balthasar v. D. von dem Concil zu Basel mit dem Bann l)e]egty
^(il er nebst Anderen die Güter des Domstiftes Meissen beschädigt
/-•tte. 4437 ward ihm und seinem Bruder Georg „von Land und
i^ten zu Budissin vergeben", wir wissen flieht, wegen welches
^•^ehens. 1 453 ♦) heisst Balthasar zu Wartha (bei Gutta ?) ge-
*ssen und wurde, als Beschädiger des Herzogs von Sachsen, zu einem
We nach Bischofswerde citirt.
^- 0 Knothe, MStern 49. 54. 57. A. MStern No. 210. >) Qorl. Üb. pro-
'^ionnm Mspt. II. 4»> I. 75. Urkund.-Vcrz. I. 109. No. 520. K. Löbau. 3) Cod.
•*i n. 3. 52. <) A. Dresd. W. A. OberUus. Stehen Bl. 7.
10*
fc^l .^ ^«
148 n. AbtheilQDg.
Seit 4409 erscheint Purschwitz (S. v. Ooberschitz) als Stammgut
der Familie. In diesem Jahre bestellte König Wenzel Wiczel v. D.
zum FehmschOppen ^j . Wir haben denselben bis U14 gefunden.
4424 wird ein Hannus D. als Söldner der Görlitzergegen die lius-
siten erwähnt. Von ihm dürfte der Hannus D. auf Purschwitz
stammen, der vor 4464 Zins zu Dehsa (W. v. Löbau] an das Domka-
pitel zu Budissin verkauft hatte und bis 1 483 oft als Bttrge bei Zins-
kaufen desselben Stifts vorkommt^). Gleichzeitig mit ihm lebte ein
Peter v. D. zu Weissig (NO. von Königswarthe), der 4484 mit Ge-
nehmigung seines Lehnsherrn^ Balthasar v. Schreibersdorf auf Lohsa,
Unterthanen in seinem Dorfe an einen Altaristen zu Kamenz ver-
kaufte ^) .
Von 4503 — 46 gehörte Purschwitz abermals einem Hans v. D.^
der 4 522 — 25 Amtshauptmann zu Budissin war. Er verkaufte 4 523 das
Dorf Schmeckwitz (N. v. Marienstem}, wie schon frtlher Leute zu Höf-
lein an die v. Metzradt auf Räkelwitz. Nach seinem Tode erhielten
4546 ^seine nachgelassenen Landerben und Töchter vermöge be-
sonderen königlichen Privilegiums die Knechtlehn^ über Purschwitz,
Rachlau (SW. v. Hochkirch) und Briesing (bei Niedergurig) .
Das Siegel dieses Hans v. D. auf Purschwitz ^j zeigt im Schilde
ein verkehrt stehendes lateinisches S (doch ohne umwundenes Band)
und auf dem (geschlossenen) Helme drei Blumen, und bestätigt auch
hierdurch, dass die von Doberschitz sehr mit Unrecht von vielen Ge-
nealogen mit denen v. Döbschitz verwechselt worden sind.
25. Die T. Döbschitz,
im 43. Jahrhundert Dobswitz, im 44. Dobitswiz, dann Dobe-
schiz und erst seit dem 46. Jahrhundert Döbschitz (nicht aber
Debschitz) geschrieben, führen ihren Familiennamen von dem
jetzt Döbschitz genannten Dorf nördlich von Reichenbach und gehören
jedenfalls zu den Ältesten Oberlausitzer Adelsgeschlechtem.
Schon 4280 ^) wird bei Gelegenheit der Beilegung eines Streits
zu Gunsten des Klosters Marienthal ein Hugo de Dobswicz ge-
nannt, der um so sicherer als der damalige Besitzer von Döbschitz
betrachtet werden darf, da er als solcher der nächste Nachbar des
jenem Kloster gehörigen Gutes Melaune war.
Die Gleichheit des damals in der Oberlausitz sehr selteneii
ft) Urk.-Verz. I 168. ^ A. Bnd. ?) A. Kamenz. »} Orig. im A. Bud.
Urk. ▼. 1503.
25. 1) Cod. Los 103.
25. Die V. DObschitz. 14 9
Vornamens Hugo lässt darauf schliessen, dass die 4334 2) bei einem
Kaufe desselben Klosters aufgeführten Hugo de Dobitswicz iongus,
H u g 0 de Dobitswicz parvus, W 1 1 1 i g o de Dobitsw icz, Henricusde.
Dobitswicz, des obigen Hugo Nachkommen waren. — Wie viele Adels-
famiiien des Göriitzer Weichbilds, so hatten sich auch die v. D. das
Franziskanerkloster zu Görlitz zu ihrem Begräbnissort erkoren. Das
Necrologium desselben verzeichnet , leider ohne Jahresangaben, fol-
gende, wahrscheinlich aus dem 44. Jahrhundert stammende Notiz:
Obiit dominus Lutoldus deDobeschicz, M ar garet ha filia ejus,
üicsepulti; desgleichen nachstehende völlige Genealogie: Nikil Do-
beschitcz, Katherina uxor, Nickil, Hans, Lewter filii, uxor
domicelli Hans Dobischitcz, Hans et Lewter filii, Hans Dobi-
schitcz, Bernhard und Hans, Nise, Elze filii [sie] ejus pro tolo
[sie] progenie etc. ^^ .
Urkundlich haben wir aus dem 14. Jahrhundert nur noch B e rn-
hard v. Dobeschicz gefunden, der 4346 sich für die Gebrüder v. der
Deysen verbürgte, afs diese dem Rathe zu Görlitz Urfehde schwören
mussten^). Erst seit Anfang des 45. Jahrhunderts kommen die v.
D. häufiger in den Oberlausitzer Urkunden vor. Seit dieser Zeit er-
scheint auch bereits eine von dem alten Stammhause abgezweigte
Linie auf Schadewaide (bei Marklissa), welche das Geschlecht am
längsten in der Oberiausitz fortgepflanzt hat.
4. Linie Döbschitz.
Sogleich am Anfang des 45. Jahrhunderts begegnet uns abermals
ein Bernhard v. D. als ein im Lande, wie bei Hofe sehr angesehe-
ner Herr. 4 407 brachte er Briefe aus Prag vom Könige nach Görlitz
und stellte 4424 auf speciellen Befehl des neuen Königs Siegsmund
Hansen von Polenz den Oberlausitzer Ständen als Landvoigteiven^^eser
vor. Vor 4 408 hatte König W^enzel ihm und den Brüdern Heinrich
und Hans v. Raussendorf „die HHlfte seines Rechtes zu Spreniberg,
Friedersdorf, Taubenheim nvkA Sohland^ , Gütern, welche ohnstreitig
durch Todesfall an den König zurückgefallen waren, verliehen. 4408
verkaufte Bernhard seinen Antheil davon an einen anderen Heinrich
V. Raussendorf &) . 4424 leistete er der Stadt Görlitz wackeren Bei-
stand gegen die Hussiten. — Gleichzeitig mit ihm (4426 — 37) lebte
S) SbendM. 304. ») N. Script, rer. lus. I. 267. 270. «) Oörl. lib. Tocat. ot
proseript. I. (Mspt.). ») Qdrl. Bathi-RMbn. CarpzoT, Khr. II. 238. A. Oread.
Orif . No. 5440.
I
150 U. Abtbeilung.
ein Nickel v. D., der U37^) das Dorf Barsdorf bei Jänkendorf
besass, wobl derselbe, der 4440 dem deutschen Orden in Preussen
als Söldner gedient hatte. Auch ein Wenzel v. D. und sein Soh n
halfen schon 4421 den Görlitzern gegen die Hussiten.
Entweder dieses Wenzels oder des vorhergenannten Bernhards
Söhne dürften die Gebrüder Hans, Eberhard, Heinze, Wen-
zel und Michel v. D. gewesen sein, welche 4427^] zugleich mit
9,Heintze Dobeschicz zu dem Schadewalde^ 4 Mark Jahreszins zu
Leschwitz (S. v. Görlitz) wiederkäuflich veräusserten. Hieraus ergiebt
sich , dass die von dem Stammsitz Döbschitz abgezweigte Nebenlinie
Schadewalde anfangs noch Antheil an den gemeinschaftlichen Familien-
gutem hatte. Von den hier genannten Brüdern war wohl Heintze
D. derselbe, der 4428 gemeinschaftlich mit Heintze v. Wildenstein
dem Görlitzer Bürger Yincenz Heller ein Pferd geraubt und Zuhält in
Särchen (0. v. Jänkendorf) gefunden hatte. — Hans, der älteste
Bruder , war später Besitzer von Döbschitz und wohl derselbe , der
4460 mit seinem Vetter Christoph v. D. auf Sehadewalde von
König Georg von Böhmen «,die Gesässe Döbschitz und Schadewalde
mit allen zugehörigen Gütern^ zu Gesammtlehn erhielt^), eine Ge-
sammtbelehnung , die später nicht wieder erneuert worden zu sein
scheint. Ausser Döbschitz besass Hans 4469 auch Quüzdorf (W. v.
Jänkendorf) und 4474 DiUmannsdorf (S. v. Döbschitz) »).
Für seinen Sohn halten wir Nico laus v. D., der 4523 gemein-
schaftlich mit einem Vetter Friedrich v. D. das Stammgut Döb-
schäz, DiUmannsdorf, Antheil von Avn^dorf :0. v. Döbschitz) und
Hilbersdorf an Hans v. Gersdorff verkaufte. Wohin sich Nicolaus
darauf gewendet, wissen wir nicht. Friedrich v. D. war 4544 zu
Oberreichenbach gesessen ^^) . Ein Bruder von Nicolaus oder Fried-
rich dürfte jener Georg v. D. gewesen sein, der 4495, ^zu Döbschitz
gesessen^, das Dorf Sdiöps an die Gebrüder von Uechtritz auf Stein-
kirch und vor 4506 Barsdorf an die v. Nostitz auf Ullersdorf ver-
kaufte ^^). Obgleich er sich noch in dem letzteren Jahre „Jorge Dobe-
schicz, daeelbst gesessen^ , schreibt, wohnte er doch schon seit ge-
9) Qorl. Üb. acticatoram. Joh. Voigt, N4inen-€od«x der deutMhen Oidens*
Beamten. 1843. S. 120. .7) Urkimd.-Verz. II. 20. 8) Carpzov, Bhrent. II.
237. Schon 1440 soU eine Geaammtbelehnnng der Dobaehitse mit Sehadewalde aad
Ddbacbitt erfolgt aeio, aber licher nicht durch „König Georg". W e n d, Oenealogie derer
Iren Debtehiu. S. 5. •) Urknnd.-Verz. U. HO. QdtU Gerichtsb&cber. lO) Oberl.
Nachlese 1770. 183. ») Uai. Mag. 1773. 296. ürk..Ver£. HI. 74.
25. Die y. Döbscliitz. ] 51
rauner Zeit in Hörnüz (bei Zittau) und ist der Stifter der dasigen
Nebenlinie.
Schon 1497 gehörte er, als ^zu Hömitz gesessen^, zu den Hannen
des Zittauer Weichbildes und stiftete 1498 Zins zu einem Altar in
der Pfarrkirche zu Zittau. Seine Söhne Hans, Georg und Bern*
hard waren 4547 mit dem Rathe dieser Stadt in einen Streit wegen
der Gerichtsbarkeit zu Hömitz gerathen ^^) . Wahrscheinlich dürfte
diesen drei Brüdern noch ein vierter, Christoph, hinzuzufügen
sein, der schon vor 4530 seinen Antheil an Hömitz (Neuhömitz) an
Hans V. Uechtritz verkauft hatte. Georg soll 4553 gestorben sein;
Bernhard starb 45601^). Wenigstens ward in diesem Jahre Bai»
thasar V. D* mit dem halben Vorwerk zu Hörnitz und 5 Gärtnein,
die er von seinem Vater Bernhard ereij)t hatte, belehnt. Die an-
dere Hdlfte von Althömitz besassen damals die Brüder Georg und
David, jedenfalls die Söhne Georgs. Letztere verkauften schon
4562 eine Anzahl Bauern und Gärtner in Hömitz und 4565 David
(um 750 Mark), 4566 auch Balthasar (um 4000 Thlr.) ihre Antheiie
an diesem Dorfe an die v. Nostitz auf Hainewalde ^^) . Balthasar er-
warb sich von dem neuen Gutsherrn einen Garten in demselben
Dorfe, das er früher besessen.
Wir wissen nicht, von wem jener Siegsmund v. D., der min*
destens seit 4547 Verwalter der dem Herrn v. Berka verpfändeten
Oybin'schen Klostergüter war, und dessen bei ihm 4650 auf dem
Oybin gestorbener und begrabener Brader Peter, ^ein bei Kaisem,
Königen, Fürsten und Herren wohlverdienter Kriegsmann^, ab-
stammte^). Doch dürften sie zu der Döbschitzer Linie gehört haben.
Dieser Siegsmund starb 4552 zu Engelsdorf bei Kratzau in Böhmen,
und als ^zu Cngelsdorf gesessen" wird 4564 und noch 4585 ein
Friedrich V. D., wohl sein Sohn, bezeichnet.
2. Linie Schadewalde.
Welcher Döbschitz zuerst das bei Marklissa gelegene Jlittergut
8chadewalde erworben habe, wissen wir nicht. Wie bereits oben
(S. 50) erwähnt, gehörte dasselbe 4 427 dem Heintze v. D., der bis
4435 genannt wird. Sein Sohn dürfte jener Christoph v. D. ge-
wesen sein, der 4 i60 mit seinem Vetter Hans v. D. auf Döbschitz die
>d) CarpzoT, Ebrent. 11. 240. vgl. Pescbeek. Zltun I. 347, wo die Brüder
Ctirpftr Q. Bernhard heissen. 19) Nicht 1570, wie Voigt, Chronik ton JUt* n. Neo-
Hfcnitz 1830. S. 14 behenptet. M) Nach den L. B. im A. Drasd. >&) Carpzov,
Bhnnt. II. 240. Laus. Mag. 182:). 470.
J
152 II- Abtheilang.
Gesammtlehn über ihre beiderseitigen Güter erhielt. Aus einem 4494
zwischen Christoph v. D. und den Gebrüdern v. Ueehtritz auf Blein-
kirch Über den Wasserlauf des Qji^s geschlossenen Vergleiche er-
giebt sich, dass Christophs Vater bereits auch das SiAdichen Marklissa
besass^^). Ebenso gehörten Christoph die angrenzenden Dörfer Oert^
mannsdorf und Hartniannsdorf, sowie das in Friedland zu Lehn
gehende Wünsckendorf. Er soll 4496 gestorben sein. Sein einziger
Sohn Heinrich gab 4624^7; den Schlossern, Schmieden und Büch-
senmachern zu Markiissa Innungsartikel , führte die Reformation auf
seinen Gütern ein und starb (nicht 4545, sondern; 4540. In diesem
Jahre nämlich wurden bereits seine sieben Söhne mit den vaterlichen
Gütern belehnt.
Dieselben verliehen 4544 und 4548 dem Städtchen Markiissa Pri-
vilegien ^^) und theilten sich 4 647 so, dass Anton Antheil an Schade--
walde und das Städtchen Markiissa, Christoph das Gut Parschwüz
(O. V. Budissin), Franz Neukemnüz und (Antheil an) Oertmannsdorf,
Hans das nur durch den Queiss getrennte , aber zu Schlesien gehö-
rige Beerberg, Heinrich Antheil an Schadewalde nebst Hartmanns-
dorfxmd Wünschendorf, Georg (Antheil an) Oertmannsdorf, Nicolaus
endlich Grotge (?) erhielt ^^). Die Söhne von Anton, nämlich Anton,
Hans und Christoph v. D. verkauften 4569 ihren väterlichen An-
theil an Schadewalde ihrem Bruder Alexander, wogegen dieser
das Städtchen Markiissa seinem ^Vetter Heinrich v. D.^ überliess.
Dieser Alexander V. D. zu Schadewalde erkaufte 4583 Oberf^delsdorf
von Bemh. v. Gersdorff , Anton „v. Döbschitz und Schadewalde" da-
gegen 4569 einen Theil von Linda von Wigand v. Salza, Christoph auf
Purschwitz 4560 ein Bauergut zu Litten (bei Purschwitz) von Hans v.
Penzig.
S6. Die Burggrafen t. Dohna i)
(Donyn, Donin, Denen, Dona, Donau) trugen die ausgedehnten
Besitzungen, die sie im Elbthal nach und nach zu ihrer Stammburg
Dohna an der Müglitz hinzuerworben, theils von den Markgrafen und
i<>)CarpzoT, Bhrent. II. 268: ^Dy Vischerye soUen sy [die streitenden Parteien]
mit enender hebln, wy Ibie Eidern is TOr geheldin hebin**. ^^) Urk.-Verz. 111.
129. «) Ebend. III. 162. 170. W) Carpiov , *. v. 0. IT. 241. 243.
26. 1) AniAhrlicher von uns behandelt in t. Webers ArchlT f. d. s&chs. Oesch.
Neue Folge I. 201 flg., woselbst die arknndlichen Belege und die Stammtafel. Vergl.
^ ^le Dontn's. Anfteichnnngen Aber die erioscbeoen Linien der Familie Dobna^. Ate
Mannscr. gedruckt. Berl. 1876. II Bde.
26. Die Burggrafen ▼. Dohna. t53
Bischöfen von Meissen, theils von den Königen von Böhmen zu Lehn.
Von den Letzteren erhielt ein Dohna auch noch die Herrschaft Ostrüz
an der Neisse in dem damals noch vOUig zum Lande Böhmen gehö-
rigen Zittauer Weichbild hinzu. Wir vermuthen, dass dies bereits
Otto I. V. D. gewesen sei, mit dem wir daher die Reihe der Burg-
grafen V. D. in der Oberlausitz beginnen. Derselbe war 4239 noch
<)m Leben; schon 1238 aber war eine Adelheid, der Klostertra-
dition zufolge eine Burggräfin v. D., Abbatissin in dem lettrzlich von
der Königin Kunigunde von Böhmen auf Grund und Boden der Herr-
schaft Ostritz gestifteten Kloster Marienlhal, — und Otto hatte eine
Tochter dieses Namens; 4246 aber übte ^Heinrich, der Sohn
des Burggrafen Otto v. D.^, lehnsherrliche Rechte zu Ostritz. Höchst
wahrscheinlich also gehörte diese Herrschaft dem Otto L v. D. schon
zur Zeit der Gründung von Marienthal (vor 4234}; er hatte der
Königin den Grund und Boden zur Anlegung dieser Stiftung über-
lassen , wohl auch sonst den Bau gefördert ; dafür war seine Tochter
zur ersten Abbatissin erwählt worden.
Nach Otto L Tode erbten seine Güter im Elbthai gemeinsam an
seine beiden Söhne Heinrich L und Otto IL; die Herrschaft
Ostritz aber verblieb im ausschliesslichen Besitz des älteren Sohnes
und seiner Nachkommen. Zu derselben gehörte eine gewiss sehr alte
.Burg'^, d. h. eine Erdschanze auf der Höhe des Ostritzer Berges,
noch heute der Burgberg genannt, welche die von Görlitz nach Zittau
ftihrende Handelsstrasse schützte. Ein von allen durchgehenden
Waaren erhobener Zoll gewährte eine nicht unbedeutende Revenue.
Am Fusse jenes Berges dicht am Ufer der Neisse lag der Ort Ostritz,
ursprünglich sicher ein Dorf, später zum Städtlein erhoben. Allein
die Lage desselben nöthigte die Strasse zu einem grossen Bogen.
Daher ward mit der Zeit weiter nördlich, aber noch auf Ostritzer
Flur, ein neuer Ort Neuostritz gegründet und auf diesen nun die
Stadtgerechtigkeit übertragen. Altstadt Ostritz ward dadurch wieder
zum Dorfe. Ausserdem gehörten zur Herrschaft Ostritz nur noch die
Dörfer Seifersdorf (jetzt Wüstung). Russdoif und Königshain , welche
von den Herrschaftsbesitzern an Vasallen zu Lehn ausgethan waren.
Gewohnt hat in Ostritz wohl nie ein Besitzer ; die Rechte der Grund-
herrschaft vertrat ein Voigt; auf dem herrschaftlichen Vorwerke
waltete ein Haler. Die Obergerichtsbarkeit übte der Landvoigt von
Zittau.
Za der Herrschaft Ostritz erwarb Heinrich I. auch noch die un-
gleich grössere Herrschaft Grafenstein (S. v. Zittau) hinzu, welche
154 ^^* Abtheilung.
König Ottokar II. den bisherigen Besitzern, den Uerren v. der Duba,
genommen hatte. Die den Mittelpunkt bildende Burg hatte bis-
her den slawischen Namen Ulsitz geführt, erhielt aber seitdem, jeden-
falls nach den jetzigen Inhabern, den Burggrafen v. D., den deut-
schen Namen Grafenstein. Da Heinrich 1. v. D. bis 4267 noch httufig
im Gefolge des Markgrafen von Meissen erscheint , so dürfte er erst
nach diesem Jahre den Grafenstein von König Ottokar II. zu Lehn
erhalten haben und nun mit seiner ganzen Familie dahin übergesie-
delt sein. Seitdem schieden sich auf die Dauer die beiden Hauptäste
der Familie v. D.; von Heinrich I. stammen die Grafensteiner und
die schlesischen , von seinem Bruder Otto II. die meissnischen und
die böhmischen Linien.
1. Die Burggrafen v. Dohna auf Grafenstein.
Vor der alten , das ganze Neissthal von Kratzau bis Grottau ab-
wärts beherrschenden Steinburg Grafenstein lag der Maierhof und die
der heil. Barbara gewidmete Schlosskapelle. Hauptort der Herrschaft
war das Stadtchen Grottau^ in dessen Pfarriiirche sich das Erbbegrab-
niss der ersten Burggrafen v. D. befunden haben soll. Die damalige
Herrschaft umfasste ein Areal von fast 3 DM. und reichte von den
Dörfern Kleinschönau, Poritschf LupUn, Hartau an der Neisse aufwärts
bis Engelsberg und Kraizau. Die Obergerichtsbarkeit über dieselbe
stand ursprünglich dem Landvoigt von Zittau, erst seit 4340 den
Herrschaftsbesitzern selbst zu. Dieselben gehörten zu dem böhmi-
schen Herrenstande.
Heinrich I. v. D. hinterliess vier Söhne, Jaroslaus (Jerus,
Yerco, Gerascius) Otto III., Heinrich iL genannt Valc he, Her-
mann, und eine Tochter Kat ha r ine, Nonne zu Marienthal. Die-
selben verzichteten 4289 auf ihre Lehnsrechte über einen Theil des
Waldes bei Seifersdorf (bei Marienthal], den das Kloster von den
Brüdern Friedrich und Walther v. Grisslau erkauft hatte, und 4288
auf ihr Lehnrecht über zwei Hufen bei Ostritz, welche dasselbe
Kloster von einem Zittauer Bürger geschenkt erhalten hatte. Her^
mann war vermahlt mit Elisabeth v. Kamenz, der Schwester
Bernhards und Ottos v. Kamenz, und hatte seinen Schwägern vor
4284 bei einem Einfall in die Güter des Klosters Marienstem Hülfe
geleistet, weshalb er 4 285 letzterem einen Schadenersatz von 30 Mark
Silber zahlen musste. Er wird noch 4296 und 4304 als Zeuge für
seine Schwager erwähnt. Von den übrigen Brüdern kommen Jaros-
laus I. und Heinrieh II. zuletzt 4347 als Zeugen in Friedland vor;
26. Die Burggrafen v. Dohna. 155
Otto III. haben wir nach 1289 nicht mehr vorgefunden, ebensowenig
Nctchkommen von ihm.
Für Söhne Hermanns I. halten wir Otto VI. und Heinrich IV.
genannt B u i e , von denen Otto VI. bereits 4323 Pfarrer zu Schweid-
nilz und Protonotar des Herzogs Heinrich von Jauer war und später
Domherr zu Breslau, endlich (1349) sogar Kanzler des Herzogthums
Breslau wurde. Sein Bruder Heinrich IV. genannt Bule, zuerst 1347
erwähnt, scheint anfangs auch auf dem Grafenstein gewohnt zu
haben. Bei einem Zinsverkauf seiner Neffen 4326 und 4327 hing
auch er sein Siegel an. Er erwarb spflter das Gut Ho^ndorf in Schle-
sien, das er bei seinem Tode 4334 seinem (schon 4326 vorkommen-
den' Sohne Johann VI. hinterliess. Dieser Johann VI. studirte in
Bologna (4346], wurde spttter gleichfalls Domherr zu Breslau und
starb 1354.
Seit dem zweiten Viertel des 44. Jahrhunderts finden wir Grafen-
stein und Ostritz im ausschliesslichen Besitz der Brüder Hein-
rich III., Otto IV., Johann I., Wenzel I. und Otto V. v. Dohna,
die wir für Söhne des zuletzt 4347 erwähnten Jaroslaus I. halten
dürfen. Von ihnen war Otto IV. Pfarrer zu Friedersdorf bei Zittau
und verkaufte 4326 Zins zu Alt- und Neuostritz an die Abbatissin
Sophi£^von Marien thal, seine Tante (matertera), zu vollem Eigen.
Heinrich HI. war 4334 ^Landvoigt*" zu Görlitz, d. h. in dem 4329
von Heinrich von Jauer an König Johann von Böhmen abgetretenen
Weichbild Görlitz. Er scheint früh gestorben zu sein; von seihen
Söhnen werden wir später zu sprechen haben. Otto V. erwarb das
Gut Neurode in der Grafschaft Glatz und ward Stammvater einer be-
sonderen Linie, welche 4472 ausstarb und mit der Oberlausitz in
keinerlei Beziehung mehr gestanden hat. Auch Wenzel I. wendete
sich, wie so viele seiner nächsten Verwandten, nach Schlesien und
wurde Stammvater der in den Herzogthttmem Schweidnitz und Jauer
sehr begüterten Linie. Er besass aber auch im Weichbild Zittau die
zu den alten Grafensteiner Familiengtttem hinzuerworbenen Dörfer
Herwigsdorf und Wittchendorf (NW. u. NO. v. Zittau], wo er 4359
-67 mehrfach Pfarrer prSsentirte. Wohl zu der Zeit, wo er noch
auf Grafenstein oder auf einem jener Dörfer wohnte , stiftete er 4358
bei den Franziskanern zu Zittau ein ewiges Geleuchte , und grade
von seinen Nachkommen ist eine grosse Anzahl nachweislich in der
Zittauer Klosterkirche beigesetzt worden. Er hinterliess (nach 1387)
Ton seiner Gemahlin Katharine vier Söhne Benes, Wenzel II.,
156 II. Abtheilung.
Biernhürd und Stephan, denen wir später auch in der OberJausitz
wieder begegnen werden.
Sein Bruder Johann 1. v. D. erscheint nach dem wahrschein-
lieh frühzeitigen Tode seines Bruders Heinrich III. bis nach Mitte des
14. Jahrhunderts als Inhaber der Güter Grafenstein und Ostritz und
als Vormund der Söhne dieses Heinrich IIL, denen die Burg Grafen-
stein vorzugsweise gehörte. Jedenfalls um auch seinen eignen Söhnen
ein festes Schloss zu hinterlassen , baute er auf dem Territorium der
Herrschaft Grafenstein die Burg Roynungen, in böhmischen Urkunden
Roymund genannt (S. bei Weisskirchen); zu welcher auch eine Anzahl
Dörfer, z. B. Weisskirchen und Engelsberg geschlagen wurden. Ihm
stand auch das Patronat in Ruppersdorf (S. bei Herrnhut) zu, das er
1355 an die Johannitercommende in Zittau abtrat, wofür er von ihr
das Patronat in der Grafensteinschen Stadt Kratzau ertauschte. Er
hinterliess zwei Söhne Friedrich I. und Johann III.
Die nächste Generation der Burggrafen v. D. umfasst die Söhne
der drei Brüder Heinrich III., Johann I. und Wenzel 1.; die von
Otto V. auf Neurode lassen wir ausser Betracht.
a. Die Söhne Heinrichs Ili.
waren Johann IL, Heinrieh Y., Wilhelm, Gzenko und noch
ein fünfter unbekannten Vornamens. Wahrscheinlich kürzlich erst
mündig geworden, vollzogen sie mit ihren beiden Onkeln Johann I.
und Wenzel I. 1357 eine Theilung der Familiengüter^ deren Einzel-
heiten wir aber nicht kennen. Gemeinschaftlieh verzichteten 1379
die Brüder Johann, Heinrich und Wilhelm auf ihre Lehnsrechte über
einen Wald bei Seifersdorf, den das Kloster Marienthal erkauft hatte,
und bedangen sich daßei aus , dass alljährlich am St. Burkhardstage
die Abbatissin 56 Gr. spenden solle, um den ganzen Convent zu
speisen ^mit Fischen, Feigen, Mandeln, Reis oder mit einem anderen
guten Gerichte^. Noch heut wird der 14. Oktober unter dem Namen
„der Burkhard^ als ein besonderer Erholungstag in dem Kloster be-
gangen. Gemeinschaftlich verkauften die Brüder 1380 auch den Zoll
zu Ostritz an die Gebrüder Hans und Ulrich v. Biberstein auf Fried-
land, „ihre lieben Ohme'^. Ebenso veräusserten Heinrich, Wilhelm
und Gzenko 1375 und 1384 Harlan , und die ersteren Beiden 1387
auch ihren Antheil an Kleinschönau , das Vorwerk zu Luptin und A)-
ritsch an den Rath zu Zittau, wodurch diese Dörfer nicht bloss von
der Herrschaft Grafenstein, sondern auch von dem Lande Böhmen
getrennt und fortan zur Oberlausitz gerechnet wurden. Johann II.,
26. Die Burggrufen v. Dohna. 157
lietzi i371 genannt, soll den herrschaftlichen Hof zu GroUau als
iiersitz inne gehabt haben. Seine Brüder H e i n r i c h V. und W i 1-
Hm wohnten wohl anfangs Beide auf dem Grafenstein, bis sie 439f
B ihren Cousins Friedrieh I. und Johann 111. v. D. deren Burg
\piungen erkauften, auf welcher fortan Wilhelm mit seiner Frau
ichoa residirte. Heinrich haben wir zuletzt 1399, Wilhelm zu-
it U24 erwähnt gefunden. Kinder scheint Letzterer nicht gehabt
haben.
Der vierte Bruder Czenko soll Pfarrer zu Grottau gewesen
D, ein fünfter Bruder, dessen Vornamen wir nicht kennen, war es
rklich. 1396 nämlich wurde ^auf Präsentation des edlen Herrn
^nkound des Pfarrers zu Grottau, Gebrüder v. Dohna^ ein
Her Pfarrer zu Kleinschönau angestellt. Bald nach jenem Jahre aber
^heint ein Andrer als Pfarrer zu Grottau. Es wäre nun nicht unmi^-
L dass darauf auch Czenko die geistliche Laufbahn gewählt habe
d Pfarrer daselbst geworden sei ; 1376 war in der That ein Czenko
irrer daselbst. Mindestens seit 4384 aber war Czenko v. Dohna
^Fned/and gesessen^. Wie es scheint, hatten ihm die Besitzer
'^r Herrschaft, die oben genannten Brüder Hans und Ulrich
Biberstein, die Ohme der Brüder v. Dohna auf Grafenstein, da sie
b ausschliesslich auf ihren Gütern in der Niederlausitz aufhielten,
' Verwaltung der Friedländer Güter übertragen. So übte er in
*pm Namen häufig das Patronatsrecht in dem unter Friedland ge-
igen Friedersdorf bei Zittau, ebenso zu Beichenberg. Bis 1395
bmt er als zu Friedland gesessen vor. Nichts deutet darauf, dass
^eiteirathet gewesen sei.
b. Die Söhne Johanns I.
H387 erwähnt, hiessen Friedrich I. und Johann 111. und
"kauften, wie schon erzählt, 1391 ihre Burg Roynungen nebst Zu-
^ran Heinrich V. und Wilhelm v. D. auf Grafenstein. Wenn nicht
»n Friedrich 1. selbst, so sicher sein Sohn Siegsmund besass
iter :i401— U06) das Dorf SpiUkunnersdorf (NW. v. Zittau); des
<teren Gemahlin hiess Agnete. Johann III. kommt nach dem
iaufe von Boynungen als Inhaber des Gutes WiUchendorf (NO. v.
^»u vor. Seine Gemahlin Else überliess 1410 alles, was sie in
lU'hendorf, DiUelsdorf und Oderwitz als Leibgedinge besass, der
n ihres Sohnes Friedrich II., Namens Margarethe. Dieser
^drich II. erscheint mindestens seit 1415 selbst als Besitzer von
ttchendorf und verkaufte dasselbe 1434 an Härtung v. Klüx. Ein
i
1 5S IL Abtheilung^.
Johann V. v. D., wahrscheinlich ein Bruder Friedrichs IL, war 4 401
M(>nch auf dem Oybin. Seit 1434 verschwindet dieser Zwei$^ de
Familie v. D. aus der Oberiausitz.
c. Die Sohne Wenzels L
waren Benes, Wenzel IL, Bernhard und Stephan und hatte
von ihrem Vater vor allem dessen in den Ftlrstenthümem Schweid
nitz und Jauer gelegene Güter geerbt. Wenzel IL aber besass ar
fangs auch noch die in der Oberlausitz gelegenen und schon seinet
Vater gehörigen Dörfer Herwigsdorf und Wittc/iendorf, wo er 4390 — 9
Pfarrer präsentirte. Letzteres scheint er darauf, wie erwähnt , ti
seinen Cousin Johann 111. überlassen zu haben. Dafür erwarb er 4 4C
von Joh. V. Gersdorff und Peter v. Grisslau das Gut Trattlau 'S. ^
Radroeritz) und , wir wissen nicht von wem , die Niedergerichte a
Seißennersdorf iy^ . v. Grossschtfnau) . Um dieselbe Zeit machte <
aber eine noch grössere Erwerbung. Sein Oheim Anshelm v. Rono
tiberliess ihm nämlich Burg und Dorf Rohnan, Hirschfelde, Patronat
recht und Gerichtsbarkeit zu Rekhenau und die Lehnsherrliehkc
über einzelne Güter in Dittelsdorf und Seitendorf, Daher heisst
4405 ^Herr zu Hirschfelde^, aber zugleich auch ^und zu Falke
stein^, womit wohl die bei Böhmisch-Kamnitz gelegene Burg geniei
sein dürfte. Mit seinen Brüdern gemeinsam endlich l)esass Wenzel
die Herrschaft Tschocha im Queisskreise (mindestens seit 4394]. V
hier aus unternahmen Wenzel IL und sein Bruder Bernhard 4 4
einen Fehdezug nach Schönberg (S. v. Görlitz] und nahmen dasell
den festen Kirchthurm ein. 4447 verkauften dieselben Tschocha i
4200 Mark (poln. Zahl) an den Zittauer Bürger Heinrich Renk<
Wenzel IL war übrigens kaiserlicher Rath am Hofe König Wenz«
von Böhmen und daher eine auch in der Oberlausitz sehr einflu:
reiche Persönlichkeit. Oft erscheint er daselbst als königlicher Coi
missar. Von dem König erhielt er 4398 die Berechtigung , das ei
trägliche Pfarramt zu Görlitz für diesmal neu zu besetzen, zuvor oI
wahrscheinlich die Einkünfte desselben eine. Zeit lang zu beziehe
Ebenso überwies ihm der König das durch Todesfall offen gewordc
Lehngut Deutschbiela (NO. von Görlitz), das Wenzel aber 4 409 w
der verkaufte. Wann er gestorben, wissen wir nicht genau zu I
stimmen. Seit 4448 kommt ^Herr Wentsch v. Dohna der jung«
d. h. sein gleichnamiger Sohn Wenzel IlL, in den Görlitzer Gerich
büchern häufig vor, auf den wir zurückzukommen haben.
26. Die Burggrafen y. Dohna. 159
Heinrich V. Y. Dohna auf Grafenstein hiBterliess sicher einen
Sohn Aibrecht I. und eine Tochter Margarethe , welche bereits
4394 mit Jone v. Wartemberg auf Gabel verbeirathet war. Wenn
Heinrich y. wiritlich noch einen zweiten Sohn Heinrich VI. gehabt
hat, so durften dessen Kinder die Brüder W e n z e IIV. und Hein-
rich VHI. sein, deren Vormund Alhrecht I. U10 und 44U war, und
als welcher er Pfarrer zu Oderwitz präsentirte. 4417 verschrieb König
Wenzel von Böhmen diesen selben Brüdern 4 00 Schock auf Ruppers-
dorf. Ausserdem kommen dieselben in Oberiausitzer Urkunden nicht
vor. Als einziger Besitzer von Grafenstein erscheint von 4399 — 4449
Albrecht I.
In letzterem Jahre starb er mit Hinterlassung eines Sohnes
Heinrich VII. (4449 — 28), der von ihm die Burgen Grafenstein,
Roynungen und den hinzuerworbenen Falkenberg (bei Gabel) erbte.
Es war eine schwere Zeit, in weldier dieser Heinrich Vil. v. D. die
väterlichen Güter übernahm. In den eben damals ausgebroehenen
hussitischen Unruhen hielt er, wie der grösste Theil des böhmischen
Adels und die ganze Oberlausitz, treu zu dem legitimen Landesherrn,
Kaiser Siegsmund, und zum katholischen Glauben. Schon 4424
rückte daher eine Hussitenschar vor den Grafenstein und ver-
brannte, da ihr das Schloss selbst zu fest war, wenigstens das Städt-
lein Grottau und andere zur Herrschaft gehörige Ortschaften. Gern
gestattete Herr Heinrich, dass die Oberiausitzer in seine Burgen
Falkenberg und Roynungen Besatzungen legten, damit sie nicht von
den Hussiten durch einen Handstreich genommen werden möchten.
Da starb 4428 Heinrich VII. v. D. Er hinterliess zwei Schwe-
stern , von denen die eine an den Hussiten Nie. Keuschberg verbei-
rathet ward, die andere, Margaret he, noch 4456 un vermählt war,
ausserdem aber einen unmündigen Sohn Johann VII. Daher
nahm sofort Wenzel III. v. D., der Sohn des oben behandelten
Wenzel II., ^den Grafenstein ein^, d. h. er bemächtigte sich, als
naher Agnat, des in den damaligen Kriegszeiten eines klüftigen
Schutzes bedürftigen Familienbesitzthums, um dasselbe für den noch
unmündigen Erben zu verwalten. Wahrscheinlich aber beanspruchte
nun auch sein Onkel, der in Schlesien lebende Bernhard v. D., zu
gleichem Zwecke mindestens die Burg Falkenberg; wenigstens er-
scheint er seitdem als Inhaber derselben.
Dieser Wenzel III. hatte von seinem Vater, Wenzel II., die
Güter Trattlau und Rohnau mit Zubehör geerbt. Letzteres verkaufte er
4419 an Heinrich v. Kyaw auf Beibersdorf; dafür erwarb er 4424
160 IL Abtheilung.
von Hans v. Hoberg die eine und um 4434 von Heinrich v. Gersdorff
die andere Hälfte von Radmeritz, Auch Hömitz (W. bei Zittau) be-
sass er (U20) auf kurze Zeit. Kaum hatte er 1428 den Grafenstein
eingenommen , so lagerte sich ein hussitischer Heerhaufen abermals
auf Grafensteiner Gebiet. Wie es scheint, wollte Herr Wentsch
seinen Frieden mit den Hussiten machen; daher gab er 4429 dem
Hussiten Nie. Keuschberg die eine Schwester des verstorbenen Hein-
rich VII. V. D. zur Frau und das Städtchen Kratzau als Mitgift. Allein
sofort verschanzte sieh Keuschberg in seinem Kratzau und bemäch-
tigte sich 4434 des Grafensteins selbst. Von hier aus unternahm er
unaufhörlich Raubzüge in die Nachbarschaft, bis er endlich 4 435 von
Siegsmund v. Wartemberg auf dem Grafenstein gefangen und in ein
Wartembergsches Schloss gesetzt ward.
Alsbald aber erhob der inzwischen herangewachsene Johann VII.
V. D., der Sohn Heinrichs VII., „der rechte Erbe'^, Ansprach auf den
Grafenstein, als auf sein väterliches Erbe und Eigenthum. Endlich
kam er mit Siegsmund v. Wartemberg Uberein, denselben gemein-
schaftlich zu verkaufen und zwar an Hlawatsch Burggrafen v. Dohna,
dessen Abstammung wir leider nicht mit Gewissheit anzugeben ver-
mögen ; vielleicht war er ein Sohn Bernhards. So ward denn Hla-
watsch 4437 mit dem Grafenstein belehnt. Allein schon 4439 ver-
tauschte dieser ihn wieder an (seinen Cousin] Wenzel III. v. D.
Dieser hatte inzwischen Händel aller Art , mit Stadt und Mann-
schaft von Schweidnitz (4429), mit dem Kloster Marienstem, mit
Gotsche Schaff auf Greifenstein (4429), mit Ulrich v. Biberstein auf
Friedland; endlich auch mit der Stadt Görlitz (4434) gehabt. Um in
diesen Fehden nicht das ihm allein noch verbliebene Radmerüz zu
verlieren, hatte er dasselbe an seinen Schwager, Hans v. Polenz, den
Gemahl seiner Schwester Margarethe, damals Landvoigt der Nie(}er-
laüsitz, abgetreten (4432), nennt sich aber 4434. wieder „Herr zu
Radmeritz^. Von diesem seinem Schwager hatte er (vor 4438} dessen
Gut Königsbrück erworben und trat nun 4439 Königsbrück an Hla-
watsch V. D. ab, wofür er von diesem den Grafenstein erhielt. Zu-
gleich ward festgesetzt, dass zwischen Beiden und ihren Nach-
kommen ErbverbrUderung und Gesammthand bestehen solle. So ward
Wentsch III. der Stammvater der späteren Burggrafen v. Dohna auf
Grafenstein, Hlawatsch Stammvater der Burggrafen v. Dohna auf
Königsbrück, die wir später * besonders behandeln. Wohin sich
Johann VII. v. D. ^der rechte Erbe^ des Grafensteins gewendet,
wissen wir nicht.
26. Die Bmggrifim Y. Dohna. 101
ObgMch jetit tum zweiten Male Hod zwar nun in den recht-
mässigen Besitz des Grafensteins gelangt, hatte Wentsch III. doch
bis zu seinem Tede (4470) unaufhörliche Händel mit fast allen seinen
Nachbarn , so mit Gl^rlitz und den Übrigen Sechsstädten w^gen eines
Strassenraubes , den sein Schwiegersohn Albrecht v. der Duba auf
ToUenstein, Gemahl seiner Tochter Anna, verübt hatte , bald auch
mit den Herren v. Biberstein auf Friedland, denen er den Hammer-
stein wegnahm und zerstörte. 4448 belagerten die Oberlausitzer,
verbündet mit Gotsche Schaff von Greifenstein, den Grafenstein selbst
und nahmen denselben bei einer zweiten Belagerung 1450 sogar ein,
liessen ihn aber dem bisherigen Besitzer. 4 454 hatte Wentsch mit
seinem Veter Hlawatsch v. D. einen Rechtsstreit zu Prag und 4459
einen andern mit den Gebrüdem v. Gersdorff auf Tauehritz wegen
Bauern au Retidnüs. Zuletzt haben wir ihn 4470 vorgefunden.
Wentach III. hinterliess von seiner Gemahlin Elisabeth, die
4443 in der KJosterkirche zu Zittau begraben ward, ausser der 4449
verstorbenen und ebendaselbst beigesetzten Tochter Anna, der Ge»
mahlin Albrechts v. der Duba, zwei Söhne Johann VI. und Nico-
lausl., die nun sowohl die b(riimische Herrschaft Grafenstein, als
die Oberlauaitzer Güter Radmeritz mit den Pertinenzorten Nieda und
Antheil an Beudnitz erbten. Radmeritz wurde von einem Hauptmann
verwaltet, während mindestens Johann VI. auf dem ftrafei^tein zu
residiren pflegte. Wegen Radmeritz geriethen die Burggrafen v. D.
in viele Händel mit der Stadt Görlitz. Für dieses Gut und seine Per-
tinenzstflcke hatte nämlich Wenzel Hl. v. D. von König Ladialaus von
Bohnen — wahrscheinlich mittels des Lehnbriefes von 4454, dessen
Wortlaut wir leider nicht kennen — die Rechte einer „freien Herr*
Schaft^, also auch die Befugniss, daselbst die Obergerichtsbarkeit zu
üb^, erwirkt, während die Ausübung der Obergeriohtsbarkeit im
ganzen Weichbild Görlitz ausschliesslich dem königlichen Gerichte
in dieser Stadt zukam. So lange die Oberiauaitz unter demselben
Landeaberm stand , wie das Königreich Böhmen , hatte sich Görlitz
jedenfalls in -diese unbequeme Exemption der Herrschaft Radmeritz
fügen müssen; seitdem aber der Olmtttzer Friede (4479) die Ober-
iauaitz an König Mathias von Ungarn gebracht hatte, scheixkt man jene
Vorrediie in Göiiitz nicht mehr respektirt zu haben. So citirte denn
dae Gdrliicer Gericht Richter, Schoppen, ja ganze Gemeinde Radr*
meritz nebst dem dasigen Defana'schen Hauptma&n wiederhelt nach
GörlÜB, ächtete sie, wenn sie niohit erschienen, ja liewt sogar (4 4M)
den in Radmeritz neu errichteten Galgen einfach umbaucB, bis end-
K B 0 tli « , 0«ieb. d. 0l>«rl. Adeli. 1 1
162 ^* Abtheilimg.
lieh Nicolaus I. v. D. auf jene Obergerichlsbarkeit zu verzichten ver-
sprach.
Bereits oben (S. 23) haben wir erwähnt, wie 4487 König Wladis-
\ laus die Herrschaft Hammerstein und die sttmmtlichen im Zittauer
I Weichbild gelegenen zu Friedland gehörigen Güter den Herren
V. Biberstein, als verschwiegene und verfallene Lehen absprach und
dem Burggrafen Johann v. D. auf Grafenstein zu Lehn reichte, dass
aber diese Güter nach wie vor als im Besitze der Herren v. Biberstein
erscheinen.
Seit Johanns VI. kinderlosem Tode (U94) war Nicolaus alleiniger
Inhaber der Familiengüter geworden. Dennoch zeigten sich immer
deutlicher die Spuren zunehmender Verarmung. 4495 verkaufte er
das von seinem Vater erworbene halbe Dorf Schönfeld (0. b. Ostritz)
an Adam v. Kyaw auf Berthelsdorf, 4 497 das Gollaturrecht über die
4 475 von Nieda abgetrennte Kirche zu Leuba (N. b. Ostritz) an das
Kloster Marienthal, desgl. Wiesen und Zinsen zu RadmeiHtz und
Reudnüz,
Er hinterliess seine Güter 4542 seinem einzigen Sohne Nico-
laus IL, der 4549 auch Radmeräz mit allem Zubehör um 8000 Schock
Meissnisch an den Görlitzer Bürger Bernhard Bemdt verkaufte. Auf
seinen Grafensteiner Gütern führte er ein strenges, aber segens-
reiches Regiment. Er starb 4540 56 Jahre alt und ward zu Grottau
begraben.
Er hatte mit seiner Gemahlin Ludmilla v. Lescowec sechs
Söhne und neun Töchter erzeugt, nämlich Albrecht IL, Johann VIII. .
Jaroslaus IL, Wenzel V., Friedrich III. und Christoph,
Ludmilla vermählt mit Christoph v. Jahndorf, Margarethe ver-
heirathet mit Felix v. Ronow, Brigitta, Veronica, Elisabeth,
Anna, Salomena, Jutta und Justine. Jeder Sohn erhielt eine
Ortschaft der Herrschaft Grafenstein als besonderen Rittersitz, Al-
brecht IL, als ältester Sohn, den Grafenstein selbst, verkaufte ihn
jedoch Schulden halber 4562 um 300,000 fl. an Dr. Mehl v. Ströhlitz.
Er hinterliess drei Söhne Karl, Wolfgang, Rudolph und eine
Tochter Elisabeth, welche in zweiter Ehe den Freiherm Hoffknann
v. Grünenpühl heirathete. Letzterer kaufte 4 586 von Dr. Mehl den
Grafenstein, so dass derselbe jetzt wieder in den Besitz wenigstens
eines weiblichen Sprosses aus dem Hause Dohna gelangte. Die Brüder
dieser Elisabeth Hoffmann v. Grünenpühl starben sttmmtlich kinder*
los. Mit Karl erlosch 4 609 der Mannsstamm der Burggrafen v. Dohna
auf Grafenstein.
26. Die Burggrafen y. Dohna. 163
S. Die Burggrafen v. Dohna auf Königsbrttck^}.
Wie oben (S. 460) dargestellt, erlangte U39 HIa watsch Burg-
graf v. Dohna, vermuthlich ein Sohn Bernhards, von seinem Vetter
Wenzel III. v.'D. durch Tausch das Städtchen Königsbrückj zu wel-
chem zwei mehr oder minder einträgliche Zölle gehörten, von denen
der eine in Königsbrttck selbst von allen durchgehenden Handels-
waaren , der andere aber in (Neustadt-] Dresden für sicheres Geleit
durch die Dresdner Heide erhoben wurde. Hierzu erwarben Hla-
watsch und seine Nachkommen nach und nach eine solche Menge von
Ortschaften hinzu, dass ihr Gtttercomplex endlich zu einer Herrschaft
{Standesherrschaftj erklärt werden konnte.
So kauften nach Hlawatsch'sTode (vor U65) seine Söhne Hans,
Nickel und Martin, „ungesonderte Brüder v. D.'^; 1481 von den
Erben Dietrichs v. Lüttichau die Dörfer (halb) Schmorkau und Antheil
an Weissbcichf Neukirch, Rohrbach, 1488 auch den Anfall der anderen
(bischöflich meissnischen) Hälfte von Schmorkau, 1488 von Ewald
Tschier das Dorf GoUchdorf, 1489 die Lehnsherrlichkeit über das
der Pfarrkirche zu Königsbrttck zustehende Quoosdorfy 1491 von
Christoph Herrn v. Kamenz die Lehnsherrlichkeit ttber Rohrbach und
Lückersdorf. — Nach Hansens kinderlosem Tode erwarben die über-
lebenden Brüder 1498 von Jak. v. Ponikau noch Otterschütz und nach
Nickels ebenfalls kinderlosem Tode Martin allein 1508 von demselben
Jak. V. Ponikau Antheil von Krakau und mehrere Waldungen, des-
gleichen, wir wissen nicht wann und von wem, die Hälfte von
Zietsch (und die westlich von Königsbrttck im Meissnischen gelegenen
Dörfer Bohra^ Stenz und Glauschnitz) hinzu.
Martin hinterliess (vor 1526] zwei Söhne Johann und Chri-
stoph (und mindestens zwei Töchter Ursula und Anna), welche
von Gangloff v. Lttttichau einen zweiten Antheil von Weissbach und
die andere Hälfte von Zietsch, desgleichen 1540 von Melch. v. Puster
Oberbuüeritz , 1541 von den Gebr. v. Knobloch die Hälfte von
Schweppnit% , 4547 von den Gebr. v. Grttnrode Rohnau erwarben.
Ebenso gelang es ihnen auf Grund der 1454 mit den Burggrafen von
Ddina auf Grafenstein geschlossenen Erbverbrttderung undGesammt-
hand, die von Letzteren nicht gebtthrend beobachtet worden war, (vor
1540) mittels Prozesses die Lehnsherrlichkeit ttber das frtther zu
Grafenstein gehörige Ruppersdorf zu erlangen.
Um 1 547 starb der ältere Bruder Johann ohne eheliche Kinder
^ Antführlieher too uns dargestellt im Ltus. Mag.*1864. 5 flg.
164 IL Abtbeiltti«.
zu hioterlassen. Der gesammte nach und nach mit Königsbrttck ver-
einigte Gütercomplex fiel daher jetzt an den zweiten Bruder Chri-
stoph V. D. Derselbe war, obwohl Protestant, ein erktttrler Gegner
der Sechsstadte und trug bei Gelegenheit des P^nfells (1547) nicht
wenig zu den strengen, von Kaiser Ferdinand über dieselben ver-
hängten Strafen bei. Vielleicht eben wegen dieses seines schroff
aristokratischen Gebahrens ernannte ihn 4 549 der K(^ig zum Land-
voigt der Oberlausitz. Durfte es auch anfangs der Ritterschaft des
ganzen Landes schmeicheln; dass zu diesem obersten landesherr-
lichen Beamten, zum Stellvertreter des Landesherm selbst, jetzt,
was seit Jahrhunderten nicht mehr geschehen war, Einer aus ihrer
eignen Mitte berufen ward, so hatte doch gar bald grade die Ritter-
schaft über des neuen Landvoigtes Sportelsucht, Willktlrlichkeit, Ge-
waltthätigkeit, Grausamkeit und offene Rechtsverletzung zu klagen.
Sie vereinigte sich daher (1555) mit den Sechsstädten zu einer ge-
meinschaftlichen, in 408 Artikeln zusammengefassten Beschwerde
über denselben bei dem Landesherm selbst. Noch ehe die deshalb
nach Budissin entsendete königliche Specialcommission (1559) ihren
Bericht nebst den umfangreichen Akten dem K(mig zur Entscheidung
hatte vorlegen können, ward Christoph v. D. 1560 plötzlich in der
Kirche zu Budissin tödtiich vom Schlage gerührt.
Da. er kinderlos war und die Erbverbrüderung mit den Burg-
grafen V. Dohna auf Grafenstein (wahrscheinlich wegen unterlassner
Erneuerung der Gesammtbelehung) für erloschen galt, so fiel Königs-
brück nebst Zubehör, als apert gewordenes Lehn, an die Krone. In
dem unter Landvoigt Christoph v. D. 1551 zu Stande gßbrachten ^
^Musterregister*^ erscheint Königsbrück zum ersten Ibl als Herr-
schaft bezeichnet. Und so verkaufte denn 156S Könige Ferdinand
^seine Herrschaft Königsbrück^ um 40000 Thlr. an den Burggrafen
Caspar V. Dohna auf Straupitz in der Niederlausito, über dessen
Abstammimg wir leider keine sichere Auskunft zu geben vermögen.
Tiefverschuldet, sudite derselbe vergeblieh durch höhere Tarife für
die beiden ihm zustehenden Zölle , zu Königsbrück und zu Dresden,
seine Revenuen zu erhöhen ; vergeMich wendete er sich wiederholt
in seinen Geldverlegenheiten an Kurfttrst August von Sachsen mit der
Bitte um Gelddarlehne; schon 4579 sah er sich genöthigt, Königs*
brück wieder zu veräussem und zwar an seinen Schwager Christoph
V. Schellendorf. — Sehen 4597 aber erwarb Wilhelm v. D., 4wr
Sohn jenes Caspar, vom Kaiser die an denselben heimgefefleDe Herr-
schaft Muskau.
27. Die T. DcHnspftch. 165
27, Die T. Domspach
wareo eine mttltfische Familie, welche im 45. Jahrhundert von Kaiser
Friddrieh IIL ^^egen Tapferkeit im Felde^ adllcbes Wappen und
Kleinod (drei Löwenkilpfe im Schilde und einen Dornstraucb zwischen
zwei Adlerflügeba auf dem Helme) erhalten hatte. Nur ein Dorn-
spadbi ist in der Oberlausitz ansässig gewesen, hat aber fast ein halbes
Jahrhundert hindurch sich um die Stadt Zittau so bedeutende Ver»
dienste erworben, dass eine ausführlichere Darstellung seines Lebens
gerechtfertigt erscheint ^j .
Nico lau 8 Y. D. wurde 4516 in Mlhrisch-Tribau als der Sohn
des dasigen Rathsherm NicoL t. D. geboren. Erst 15 Jahr alt, be-
zog er die Universität Wittenberg, wo er nicht sowohl einem be-
stimmten FadiBtudium oblag , als sidi eine allgemein Wissenschaft^
liehe BiiduBg aneignete. 1536 empfahl ihn einer seiner Studien-
freunde, der inzwischen Rektor der lateinischen Schule zu Zittau ge*
worden war, dem dasigen Rathe für die Stelle eines collaborator
soperior, d. h. G>nrektor. So trat denn der erst SOjährige Dr. ph.
und Magister der freien Künste sein Schulamt in Zittau an. 154S
ward er in den Rath angenommen, behielt aber seine pädagogische
Thätigkeit bei, bis er 4546 znm Stadtschreiber emaimt wurde. Als
solcher musste bei Gelegenheit des Pto&Us auch er den schweren Weg
nach Prag antreten, um dort als Geissei in Haft zu bleiben, bis alle
von dem erzürnten König Ferdinand den Oberlausitzer Sechsstädten
auferlegten Strafartikel pünktlich erfüllt worden waren. Die zur
Durchführung derselben vom König eingesetzte Gommission ernannte
ihn 4548 zum 'Zweiten Bürgermeister von Zittau. Von da an bis sni
seinem Tode hat er, anfangs im Verein mit GoUegen von gleicher
Tüchtig\eii und Energie, später allein, das städtische Wesen gelenkt
und geleitet und'der Stadt trotz der erlittenen ungeheueren Verluste
wieder zu dem alten Glanz und Wohlstand verholfen. Zuerst galt
es, die an den Fiskus verfallenen Privilegien und Landgüter nach und
nach wieder einzulösen, später neue bedeutende Gütercomplexe, wie
den der Johanniter-Commende und den der Gölestiner auf dem CybiUi
hinzu zu erwerben. Nächstdem widmete er den kirchlichen Ange-
legenheiten seine Tlitttigkeit^ von der die 4564 .eäassene Kirchenord-
nung für Zittau ein sprechendes Zeugniss giebt. Auf vielen Stadt*
dürfem musste erst ein protestantisches Kirchenwes^a gegründet»
27. «) Ntcb Hftnpt, Nicol. ▼. Dornvpach. Zittau 1848.
166 II. Abiheilimg.
mussten Pfarrhäuser erbaut, Glocken gegossen werden. Nicht minder
erfuhr das Armen- und Polizeiwesen der Stadt durch ihn eine durch-
greifende Regelung. Gegen Ende seines Lebens war br auf die Er-
hebung der bisherigen lateinischen Schule zu einem wirklichen
Gymnasium eifrig bedacht. Hat er auch dessen Einweihung nicht
mehr erlebt, so ist dasselbe doch ganz eigentlich sein Werk.
Schon 1 539 hatte er, 23 Jahre alt, die 1 6 Jahre ältere Wittwe des
Zittauer Bürgermeister Lankisch geheirathet und hierdurch einen
stattlichen Bierhof, den er sich später in eitler, prunksttchtiger Weise
umbaute 9 und ein ansehnliches Vermögen erlangt. Infolge viel-
fachen personlichen Verkehrs mit König Ferdinand wurde er auch
zum kaiserlichen Rath ernannt und Hess sich 1559 vom Kaiser seinen
Adel erneuern und sein Wappen verbessern (statt drei Löwen im
Schilde deren sechs, und statt des Domstrauchs zwischen den Adler-
flügeln auf dem Helme einen ganzen Löwen) . , Er hatte schon vor
1559 das frühere Stadtgut Grossporitsck (SO. bei Zittau) erkauft und
erwirkte in diesem Jahre vom Kaiser das Privilegium , dass er und
seine männlichen Leibeslehnserben sich y,ais die von Domspach zu Po-
ritsch nennen und schreiben dürften,^ ein Privilegium, das ihm 1578
aufs neue bestätigt ward. Hierdurch löste er allerdings zum Nachtheil
der Stadt dies Gut aus der bisherigen Stadtmitleidenheit. 1566 nahm
er an dem von Kaiser Maximilian II. geleiteten Feldzuge gegen die
Türken , zu welchem auch der Oberlausitzer Adel sein Contingent zu
stellen hatte, persönlichen An theil. 1571 Wittwer geworden, heirathete
er alsbald die Tochter des Görlitzer Bürgermeisters Onophrius Schnitter
und geleitete seine junge Frau mit gewaltigem Pomp in die neue Hei-
math. Auch sie gebar ihm ebensowenig, wie seine erste Frau, Kinder;
1 580 starb er an dem damals in Zittau grassirenden Keuchhusten und
. ward unter grossem Gepränge bei Fackellicht in der Hauptkirche zu
St. Johannis bestattet. Sein Steinbild, das ihn in ritterlicher Tracht
darstellt, wurde 1838 an der Wand des Gymnasiums wieder aufge-
richtet. — Ein weitläufiger Verwandter von ihm, der Dr. jur. J ohann
V. Dornspach, der kurz vor Nicolaus Tode nach Zittau gekommen
war, starb daselbst 1586, ebenfalls kinderlos.
28. Die Herren y. der Dnba
gehörten zu den ältesten und berühmtesten Herren geschlechtem des
Königreichs Böhmen und hatten längs der Oberlausitzer Grenze von
der Neisse bis an die Elbe ausgebreitete Besitzungen inne. So gehörte
ihnen die Herrschaft Grafenskin (nicht aber Friedland) , welche ihnen
28. Die Herren r. der Duba. 167
jedoch Mitte des 43. Jahrhunderts von König Ottokar II. genommen
wurde, desgleichen die Herrschaft Tollenstein. Wir verzeichnen im
Folgenden nur diejenigen Duba, die in der Oberlausitz selbst ansässig
gewesen oder oberste Landesbeamte gewesen sind.
Im J. 4369 sendete Kaiser Karl IV. Herrn Ben es v. d. Duba,
damals auf Lobositz gesessen, als Landvoigt in die Oberlausitz. Der-
selbe ward 1376 bei Gründung des Herzogthums Görlitz für Herzog
Johann, den jüngsten Sohn des Kaisers, Hofmeister des jungen Prinzen
und lebte von da an meist mit demselben theils zu Prag, theils auf
Reisen. Darunter mochte wohl die Verwaltung der Landvoigtei lei-
den, so dass ihn endlich die Bürger von Budissin bei König Wenzel
verklagten und seine Amtsniederlegung (4389) erwirkten. Seit 138S
war er auch Grossgrundbesitzer im Lande, indem er die Herrschaft
Hoyersfoerde um 4000 Schock von König Wenzel erworben hatte ^}.,
Er hatte drei Söhne Benes, Heinrich und Jone, welcher
Letztere 4384 vor dem Vater starb und zu Görlitz begraben liegt 3).
Der Vater Hess zuerst (4404} Heinrich, dann (4405) auch seinen zweiten
Sohn Benes, damals auf Kostenblatt in Böhmen gesessen, mit Hoyers-
werde belehnen und muss bald darauf gestorben sein. Seitdem übte
bis 4444 der älteste Sohn Heinrich die erbherrschaftlichen Rechte in
Hoyerswerde. Mitbesitzer desselben war seines Bruders Benes Sohn,
Heinrich (böfimisch Gindersich) genannt Dupczky, 4437 zu
Mühlstein in Böhmen gesessen. An diesen ging nach seines Onkels
Heinrich Tode 4444 der alleinige Besitz von Hoyerswerde über. Er
verkaufte es aber einige Jahre sp&ter an Wilhelm Herrn v. Schön-
barg.
Fast gleichzeitig mit Benes dem älteren v. d. D. wurde auch ein
anderer Spross der Familie auf kurze Zeit Grundbesitzer in der Ober-
lausitz. Seit etwa 4390 besass Herr Anshelm v. Ronow Burg und
Herrschaft Rohnau (bei Hirschfelde), verkaufte sie aber, als er (4395)
bei König Wenzel in Ungnade gefallen war, um 250 Seh. Gr. an
Heinke Berka V. der Duba, Herrn auf Hohnstein bei Stolpen, da-
mals Landvoigt der Niederlausitz, und dessen Brudersohn Heinke
Berka, Hlawatsch v. derDuba^). Die neuen Besitzer von Rohnau
standen in den eben ausgebrochenen Streitigkeiten zwischen König
Wenzel und seinem Vetter Jobst von Mtthren auf Seite des Letzteren
28. ^')J>MB Folgende aüsführlieher in t. Web er 's Archiv f. d. siclis. Qesch. X«
240. Knothe, „Qtttih. der Hemchaft Hoyerswerde^. <). N. Script, rer. Ins. I.
320. ^ Laos. Lag. 1869. 77.
ieg n. Abtheilimg.
und Hessen mun auch voo ihrer Burg Robnau aus die AohÜDger des
Königs nach Kräften schadigen. So ward Rohnau seit etwa 4396 eine
Raubburg und als solche 1399 von den Secbsstildten zerstört.
Dennoch ward der eben genannte fieinke Hlawatsch v. d. Ihiba,
Herr auf Leipa, später (U10 — 30) Landvoagt d^ Oberlausits. Allein
auch über ihn wurden bald soviele Klagen von den Ständen erhoben,
dass er endlich abdanken muaste.
Einen dritten Landvoigt aus derselben Familie erhielt die Ober*
lausitE 4527 in Zdisiaus Berka v. d. D., HerrQ auf Leipa und
Reichstadt. Derselbe war zugleich oberster Landrichter des König»
reiohs Böhmen und zog, als er 154S auch Hofmeister der königlichen
Prinzen ward, ganz nach Prag. Infolge dessen blieb die Verwaltung
der landvoigteilichen Geschäfte lediglich dem Amfshauptmann zu Bu-
dissin, damals Dr. Ulrich v. Nostitz, überlassen. Auch während des
Pönfalls (4547) Hess sich der Landvoigt ganz von Nostitz leiten und
legte 4549 sein Amt nieder.
29. IHe Y. Ekerliardt
waren ursprünglich eine Görlitzer Bürgerfamilie und nichts weniger,
als adlich. Erst ^eit Anfang des 46. Jahrhunderts legten sich nach
einander alle drei Linien, in welche sich die Familie inzwisdien ge-
theilt hatte, das von des Adels bei, ohne dass von einer wirklichen
Nobilitirung etwas bekannt wäre.
Den Görlitzer Gerichtsbttohem zufolge hatte vor 4352 ein
Heintze Eberhard Zins in den Dörfern Schlauroth, Nidcadarf und
HcUbendoif (sämmtlich unweit Görlitz} erkauft, vom König zu Lehn
erhalten, acht Jahr besessen und sie dann wieder verkauft. 4362
war ein Nicze Eb. zu Görlitz gestorben, worauf sich seine Wittwe
Katharina mit ihren Kindern und ihrem Eidam ^Kirstan Bisch-
dorf^ (d. h. Kirstan v. Gersdorff au£ Bischdorf) auseinandersetzte.
Obgleich gegen Ende des 44. Jahr^yunderts noch sehr viele Eber-
hardt als Bürger, z. Th. auch als Rathsherren von Görlitz erwähnt
werden, verweilen vdr nur bei Bartholomäus Eb., der 4406 und
4424 Bürgermeister seiner Vaterstadt war und der Stammvater der
nachmaligen Familie von Eb. gewesen sein dürfte. Er^) nämlich
besass (4424) sicher das Gut Sehönbrunn (SO. von Görlitz), welches
von da an lange Zeit der Familie gehörte, ausserdem auch Antheil
\onLeschwitz. Er hinterliess (um 4423) vier Söhne Hans, Heinze,
29. 1) Ürk.-Ven. 11. 7.
29. Di» T. Sberhardt. 169
Wenzel und Michael , Ten denen die drei Letzteren anfangs unter
Yeramndscbaft Heinses v. ÖtfbsoMts auf Seliadewalde, wie es sobei&t,
ihres Sehwagers^ standen 3). Noch 4449 werden Hans, Wenzel und
Miehael Eb. als eiaf Schönbrunn gesessen erwähnt, und 1463 >) hatte
Mi^ael einen Streit mit der dasigen Gemeinde , indem er Fischhalter
auf der Dorfau hallte anlegen wollen, die doch, wie die Genchten be*
schworen, GemeindetHft war. In demselben Jahre verkaufte sein
Bruder Wenzel Eb. an einen GOrlitzer Bürger Zins auf dem Nieder«
hofe zu Sdiönbrunn , auf dem Niederfaofe zu OherrudeUdorf , ferner
zu Nkkelsdorf^ und Hatbendorf ^) . Wahrend hierbei Wenzel als zu
Kuhna (W. bei SchOnbrann) gesessen bezeichnet wird, kommt
Michael 4486 als zu Küpper (0. von Seidenberg) und 4454 Hans
Eb. , der älteste Bruder, als zu BertheUdorf (bei Lauban, in Schlesien
gelegen) gesessen, vor. So wurden Hans und Michael die B^rttnder
der beiden Linien Berthelsdorf und Küpper, zu denen sich bald nodi
eine dritte, Taubenheim, gesellte, die von Wenzel herrühren dürfte.
4. Linie Berthelsdorf.
Auf Hans Eb. zu B., der 4454 Streit wegen einer Mühle daselbst
mii dem Hathe zu Lauban hatte, folgte sein Sohn Georg Eb., der
4 483 ebenfalls mit Lauban, das einen Antheil des Dorfes besass, wegen
der Fischerei im Queiss verglichen werden musste^). Seine Frau
war Barbara, die Schwester Wolfs v. Nostitz auf UUersdorf; ein
anderer Schwager war Christoph von Romberg (Rumburg), Haupt*
mann auf dem Toilenstein. Wir wissen nicht, ob diese adliche Ver-
wandtschaft darauf Einfluss übte, dass er 4 499, wo er gemeinschaft*
lieh mit anderen Adlichen eine Gewährsbürgschaft übernahm, zuerst
unter allen Gliedern seiner Familie „George von Eberharth^ genannt
ward. 4544 wird seine Frau „Barbara Ebertin^, als Wittwe zu Ber-
thelsdorf bezeichnet*). — Jeden&Us Georgs Sohn war Hans von
Eberhard, der 4 530 7) wieder miV dem Rathe zu Lauban wegen der
Obergerichte in dem gemeinsam besessenen Dorfe BerUielsdorf vor-
gliohen ward. Dabei wwden als seine Sobne Hans, Michael und
Georg V. Eb. erwtiint.
2. Linie Küpper.
Michael Eb., seit '4486 als Erbherr dieses Dorfs bezeichnet,
erscheint noch 4 491 als Theidingsmann zwischen denen v. DObschitz
<) ^bend. U. 20. >) Neumann, Hagdeb. 'WeistMmer 61. «) Urk.-Verz.
II. 96. 98. ^ Ebend. U. 72. 149. «) IH. 48«. 99. ^ m. 140.
170 n. Abtheilang.
auf Schadewalde uod deoen v. lUechtrits zu Steinkireh^)« Naeh ihm
sind Anfang des 1 6. Jahrhunderts nicht weniger als drei Eberhard!
auf Kttpper gesessen, die wohl seine Söhne sein dürften. So erhielten
die ^Brttder^ Melchior und Caspar zu K. 1509 Gonsens zu einem
Zinsverkauf; so baute Hans Eb. zu K. und Kundorf (W. bei Kttpper)
4504 das Dach der Kirche zu Küpper, erkaufte 4525* den vierten
Theil von Heidersdorf und errichtete 1534 eine Disposition zwischen
seinen drei Söhnen und seinen Töchtern.
Diese Söhne werden Hans der jüngere (4534), Michael, der
4554 den vierten Theil von Heidersdorf y und böhmisch l/Z/er^dor/*,
dies. als Lehn der Freiherren v. Rädern, besass, wo seine Nachkom*
men noch lange lebten, und Georg gewesen sein, der 4545 starb,
worauf seine Söhne „der edle und ehrenfeste Jifachim von Ebe r-
hard und sein Bruder George mit Küpper und Kundorf belehnt
wurden®). Seitdem führt auch. diese Linie das adliche von vor dem
Familiennamen. Nach dieses Georg kinderlosem Tode fiel (4570)
sein Antheil an Küpper an den Landesherm, der ihn aber an Georgs
Bruder Joachim verkaufte. Letztrer erwarb 4573 noch einen Antheil
von Kundorf. Verheirathet war er mit Katharine von Noslitz. 4 598
erhielt sein Sohn Hans v. fib. die Lehn über Küpper, Kundorf ^ An*
theil an Gehe und Altseidenberg, wozu er 4608 nodi Zwecka und Lofii*
nitz kaufte.
Michaels auf Heidersdorf Sohn, Caspar v. E., erkaufte 458S von
seinem Stiefsohn, Hans von Salza, einen Antheil von Lichtenau und
lebte noch 4589. Seine Frau war eine gebome v. Gersdorff. Sein
Sohn Benno auf Lichtenau soll 4644 gestorben sein ^^) •
3. Linie Tauben^heim.
Seit 4502 begegnet uns ein Peter Eberhard als Besitzer von
(halb) Taubenheim, der 4534 von Eb. genannt wird und von dem
obenerwähnten Wenzel auf Schönbrunn abstammen könnte. Erhinter-
liess 4533 eine Wittwe Katharine und sechs Söhne Caspar,
Peter, Nickel, Christoph, Joachim und Hans, sowie eine
Tochter, verheirathet mit dem Schluckenauer Bürger Michael Pohl.
Diese Brüder kauften 4549 einen Theil von Sohlend von Peter v.
Kopperitz. Von ihnen Hess Caspar seinen Antheil an Taubenheim
den übrigen Brüdern auf und heisst 4 565 „zu Sohland^. 4 568 theilten
8) Carpzoy, Ehient. U. 268. •) L. B. IV. 43. iO) h, G5rL SebnU,
Oberl. Alterthfimer. Mspt. I. 36.
30. Die ▼. de? Eil^e. 171
sich Peter und Christoph so, dass Ersterer Sobland, Let^erer Tauben-
heim erhielt. Peter hatte einen Sohn Wenzel, der aber kinderlos
starb, worauf dessen Antheil an Sohlend an den Landesherra fiel.
Kaiser Maximilian II. aber verkaufte 1575 dies Gut an Wenzels
Onkel, den obengenannten Christoph v. Eb. auf Taubenheim um
8200 Thlr. Christoph sdbst hinterliess 4587 vier Söhne Nickel,
Seifried, Christoph und Caspar, von denen Nickel ein Drittel
von Taubenheim, Seifried halb Sohland erhielt und Caspar, der erst
1593 mündig ward, in diesem Jahre mit dem Rittersitz und dem „was
er von seinem Bruder Christoph ererbt^, belehnt wurde.
Das Wappen der Oberlausitzer Familie v. Eberhardt zeigte drei
silberne Mauerzinnen, die im schwarzen Schilde nach unten, auf dem
Helme aber nach obeti gerichtet sind.
30. Die V. der Eibe,
auch V. der Ybaw, Iba, Yben, Eiben geschrieben, nannten
sich nach dem jetzt Eibau heissenden Dorfe NW. von Zittau. Nur ein
einziges Brttderpaar, Benedikt und Wenzel, ist es, das unter
diesem Namen vorkommt, und es ist eigenthümlich genug, dass
weder vor, noch nachher 'die Familie je erwähnt wird. Auch ein
Siegel der beiden BrtLder haben wir nicht gefunden. Ritterlichen
Standes aber waren dieselben, was die ihnen gelegentlich beige-
legten Prädikate famosi, oder annigeri erweisen. Ihre zahlreichen
Besitzungen scheinen sie gemeinschaftlich inne gehabt zu haben.
Zwar verkaufte 1412 nur Benedikt 50 gl. Zins zu Eibau an die Johan-
nitercommende zu Zittau ; aber zu dem Pfarramt des Dorfes präsen-
tirten 142S und 1423 beide Brüder neue Geistliche. Ausser Eibau
gehörte ihnen itujoiper^dor/*, und Benedikt heisst seit 1419 meist „zu
Ruppersdorf gesessen^, femer Leutersdarf und endlich Seißennei^s-
dorfy womit sie schon 1405 — dies ihre frühste Erwähnung — von
König Wenzel belehnt wurden ^) . Infolge dieses Wohlstandes waren
sie, besondef^ Benedikt, sehr gesuchte Bürgen ; so 1413 für Hinko
Berka v. d. Duba, Herrn auf Leipa wegen 1000 Mark Gr.; so 1423
für seinen Gutsnachbar Hans v. Wamsdorf auf Hainewalde bei einem
Zinsverkauf; so besiegelte er 1420 den zwischen Wentsch v. Donyn
und Heinrich v. Kyaw über Hirschfelde und Rohnau abgeschlossenen
Vertrag. Als Lehnszeugen haben wir ihn auch 1410 gefunden 2).
30. 0 i^v** Magai. 1851. 406 Ag. Lib. VJII. conflnn. Pragent. imDomaiehiT su
Prag. VYkiiiid..VeR. I. 158. «) Unt. M«g«s. 1760. 131. Urk.-Vm. I. 177. Lib.
coollrm. Prag. IX. F. 7. t. Kyaw, FamiUen-Chronik 428. Laus. Magas. 1776. 329.
171 n. AMieUimg.
In der Zelt der Hussrtennelb vmt besonders Benedikt eifrig
thtttfg für die allgemeiDe 8aehe. Eald kimpfte er (4484) selbst mit
gegen die Kelser , baM ward er (4 4S7) ven den Stünden des Landes
naoh Nürnberg gesendet, um ven dem eben versammelten fteichstäge
Hülfe ftlr seine unglttökliche Behnatk za erbitten; bald suchte er
(4 428) Differenzen zwischen den Oberlausitzem und ihren Siddn^*
ftihrem (Hans Foksch) gtttlieh zu erledigen ') . Hiermit brechen plötz-
lich die Nachricftiten über Benedikt v. der Yben ab. Wahrschein-
lich ist er bald dararuf gestorben. Seines Bruders Wenzel geschieht
noch einmal Erwähnung in dem zwischen Wentsch v. Donyn auf
Grafenstein und den Herren v. Biberstein auf Priedland geschlos-
senen Yergleidie von 4444^), worin es heisst: „Und die v. Biber*
stein sollen auch die Lehn, die Wenzlaw von der Eybe unter ihnen
hatte, erblich an Wentsch bringen^. Hiermit scheint Leutersdorf
gemeint zu sein , das trotzdem bis in neuere Zeit Bibersteinsches
Lehn geblieben ist.
90*. Bie Hwren v* Eilenbug siebe unter v. i I e b n r g.
30^ Die T. Erksleben idebe unter v. Irksleben.
31. Die T. EiMffldorf^
eine Zittauer Patricierfamilie , nannten sich wahrscheinlich nach dem
gleichnamigen Dorfe in der Grafschaft Glatz , aus welchem ihr Ahn«
herr stammen mochte. Ob sie aber mit der schlesischen Adelsfamilie
dieses Namens zusammenhängen, wissen wir nicht. In Zittau erschei-
nen sie erst seit Mitte des 45. Jahrhunderts. tJnd zwar wurde daselbst
ein Nico 1. v. E. 4452 Rathsherr, war 4457 — 62 Stadtriehter und
kaufte 4 463 *) um 4 4 9 Schock von Georg v. Nostitz das Vorwerk zu
Spüzkunnersdorf (NW. v. Zittau). Hierdurch gehörte er, obwohl
durchaus noch nicht adlichen Standes ^ zu den Landsassen der Ober-
lausitz. Sein Sohn Wenzel V. E. veriiaufte dies Spitzkunnersdorf
44T6 an Heinze v. Weigsdorf, ebenso 4485 den vierten Theil der
Burgmühle bei Zittau an einen Zittauer Bürger und 4504 um 80 Mark
Oberherwigsdorf (NW. v. Zittau] an die Cölestiner auf dem Oybin, er-
warb aber dafttr im letztgenannten Jahre von Hans v. Gersdorff das
Gut Wittchendorf (ND. v. Zittau) und mehrere Teiche , Aedcer und
s) Obeil. PioY.-BÜUer 1782. 445. f 783. 49. 148. «> Ukk.-Vm. II. 57b.
31. 1) OarpcoT, Kn, H. IM. Ehr«&t. I. 60.
31. Die ▼. liwii<nf> -^ Jone Elvil. 178
WieMm 'uk Seiiendtnf (0. y. Hirs^elde). Er nun erlangte 4*505 für
sich imd seine Naekkommen einen Adelebrief , starb aber schon das
Jahr daran! nnd liegt in der Kksierkindie zu Zittau begraben').
Erhalte von seiner Frau A n n a vier Sithne hinteriassen: Johann,
Nicolans (nicht: Wladistans), Weazei upd Edmund (kommt
auch als A 8 m tt s Yor) , deren VormtlBder, nm eine Menge ausgesetster
Legate aaszahien zu können, 4507 die d>engenannten Besitzungen
in Seitendorf an das Kloster Marienthal verkaufleii. Auch Wittchen*
dorf verftusserten die Brtder v. E. 4M 4 an den Rath zu 2Httau
um 3500 Thaler ^). Von diesen Brttdem kaufte Wenzel 45M das
Trenklersche Gut in Radgendorf (NO. v. Zittau), Uberliess es aber
4554 an Antonius v. Ueditritz. 4559 hatten die Brtlder Wenzel und
Asmus einen Prozess gegen ihren Bruder Hans Yor dem Oberamte
zu Budissin. Asmus hatte sich 4534 in Olbendorf (S. bei Zittau)
angekauft. Seine Frau Hedwig starb 4559. Der ttlteste Bruder
Hans musste 4547 infolge des Pimfalls als Deputirter der braube-
rechtigten Bürgerschaft von Zittau mit nach Prag ziehen und wurde
das Jahr darauf von den kdnigliolien Gomnrissaren in den Hatk ge-
wählt. 4556 suchte und fand er seinen Tod in derMandau'^. In
der zweiten Hälfte des 4 6. Jahrhunderts zeichnete sieh ein anderer
Hans V. E. als „Fabndrich ttber der Secfasstädte Fussknechie^ im
ungarischen Kriege aus und starb 45M. Bin Hieronymus v. E.
war 1595 ebenfalls Anführer einer Zittauer Eskorte fttr eine rus-
sische Gesandtschaft. Ein Joachim v. E. verkaufte 4585 um
977 Mark ein Gut zu Oäierfioff und €646 «ai 2600 Schock die Reis-
sigmtthle s\fk den Rath zu Zittau und starb 4649 76 Jahr alt. Ein
Wenzel v. E., dessen Bttchersammlung als Anfang einer Raths-
bibliotbek erworben .wurde, starb 4618 54 Jahr alt. -Erst 4769 starb
, die Zittauer Familie derer v. E. aua. — Ihr Wappen zeigt im sil-
bernen Feld eine goldene Mauer mit drei Zinnen , über welchen sich
ein wachsender, rother^ gekrönter Lowe erhebt.
33. JoneElTll
ist mit nichten eine bloss sagenhafte oder gar mythische, sondern
eine wirklich historische Persönlichkeit. 4345 zahlten in Gegenwart
von „Elvil von Gerlachsheim** die Brüder Jan und Otto v. Gersdorfl
vor den Gerfcbten zu Görlitz eine Summe aus. 4846 fand zwieehen
<} Doratek, HsmekiftMi v. HilBeifaUa & 6. Pafobaek, ZIMft« I. 186.
m. dOOi 91. i) eehOafalder« «silfletbal 111. P««elia«k, Mim I. 24d.
<)C»iYce9, Aa. V. 2.98.
J74 II. AbelMihmg.
„Elvi! von Geriachsheim' und einem Judra wegen 77 Mark Geld ein
Vergleich zu Görlitz statt. 4376 wurde von Görlitz ein Bote gesendet
^versus Hartmansdotf apod Jone Elvil^, und 4378 zogen Abgeord-
nete der Sechsstadte nach Hainau und Schweidnitz „ex parte Jone
Elvil^i). Danaeh war also Elvil Besitzer von Gerlachsheim (0. von
Seidenberg), später, wie es scheint, von Hartmannsdorf (S. bei Mar-
klissay. An ihn knüpft sieb nun folgende in allen Gtfrlitzer Chroniken
enthaltene, am ausführlichsten im Kircheobuche von Gerlachsheim
erzählte Sage 2). Hans Elvil hatte mit dem Rath zu Görlitz Streit
wegen der Obergerichtsbarkeit auf seinem Gute Geriachsheim. Als
er einst einen Verwundeten von seinen eignen Gerichten hatte be-
sichtigen und nach erfolgtem Tode begraben lassen, schickten die
Görlitzer Reissige nach seinem Gute, von denen seine Frau überritten
wurde. Darob kündigte Elvil der Stadt Fehde an , infolge deren die
Görlitzer in der That ihre Stadt zuerst mit Gräben umgaben ^) . Er
selbst konnte von den Görlitzem nicht erwischt werden, da sein
Leibross, durch Zauberei hieran gewöhnt, ihn durch Scharren vor
den nahenden Feinden warnte. Auf diesem Zauberross ritt er einst
keck in die Stadt hinein , kaufte sich ein Paar Schuhe und sprengte
wieder heraus unter dem Rufe: „Hans Elvil ist dagewesen^ 1 End-
lich hat er sich mit Görlitz vertragen, ist aber bald darauf bei
Grossen von einem Soldaten erstochen worden und hat so „den Lohn
für die treuen Dienste, die er dem Teufel geleistet, empfangen^ ^) .
as. IMe Emmerich,
ursprünglich Erm an rieh, Ermenrich, Erme rieh geschrieben,
waren aus Schlesien nach Görlitz eingewandeH und bildeten hier efn
angesehenes Patriciergeschlecfat. Stammvater war jedenfalls jener
„Kunradus de Grifenberch, quem Emmericum vocant",
der bereits 4298 als erster Scabinus, 4308 („Herr Ermenrich") als
erster Rathmann zu Görlitz genannt wird. Um 1330 gab nach seinem
Tode „Katharina, die Haualrau war Herrn Ermenrichs , und Jo-
hannes und Conrad und Apetz Ermanrich und Else, ihre
Kinder'^, einen Hof zu Görlitz einem gewissen Konrad von Seidenberg
32. 0 '^vs den Q$rl. Ratbirocliii. und Üb. toq. et pnsoript 1. 69b. f) Laas.
Mtg. 177Ö. 150. Hanpt, Sagenboeb, Laut. Magaz. 1840. 178. >) N. Script. lei.
Int. IV. A24. «) Lau. Mag. 1870. 266 venacbt K. Haupt, diesen SIy» in einen
atii nnbeiaiUoher Bhe ndaeben Menseben nnd Eiben enk^raBsenen „AliiV* anftnldsen,
der, weii er als soleber nicbt erbbereebttgt war, sieb den jßntbBchvh" gekauft beb« nie.
i^^-^MWMW^a^VM^IH^HBS^p ;<L21
33. Die Emmerieh. 175
auf. Die beiden Gatten nebst ihrer Tochter Elisabeth wurden in der
Franziskanerkirehe begraben , wo ihr eben en^*ahnter Sohn Conrad,
ein Priester, fttr sie ein Anniversarium gestiftet hatte ^) .
Der ebenfalls erwähnte Sohn Johannes ist wohl derselbe, der
4386 (Ermelrich) noch einer der jüngsten Rathsherren, 4364 und
4373 aber Bttrgermeister seiner Vaterstadt war^}. Gegen Ende des
14. Jahrhunderts kommen vor NiclasErmilrioh, 4385 Rathsberr,
4408 ScbOppe, der 4388 alle seine Gttter um 40 Mark Gr. an Peter
Windisch von Löwenberg verpfändete*), femer Gunczil Ermil-
rieh, 4380 Rathsherr, der 4374 fttr sich und seine Frau ebenfalls ein
Anniversarium bei den Franziskanern erwarb ^) .
Gegen Mitte des 45. Jahrhunderts werden erwähnt Wenzel
Emmerich, Bürgermeister, Schwiegersohn des reichen Vincenz
Heller, der als solcher 4 iM auch seine Einwilligung zum Abbruch
des dem Heller gehörigen Schlosses auf der Landskrone ertheilte,
desgleichen Meister (d. h. Magister) Nicolaus Ermelreich (er
hatte 4 449 in Leipzig studirt) dem seine Frau Elisabeth, ver-
wittwet gewesene Geissler, 4448 das Gut Nickrisch (N. bei Radmeritz)
zugebracht hatte, vielleicht derselbe Nie. E., der 4467 wegen Be-
theiligung an der Verschwörung des Mehlfleisch zu Gunsten König
Georgs von Böhmen zu Görlitz enthauptet wiard, femer Peter E.,
dessen Frau Clara bei den Franziskanern begraben lag, endlich
Johann Ermilreich, der in Leipzig studirte, 4437 Rektor der
Universität und 4446 Pfarrer in Löbau war^). Als Söhne Wenzels
dürfen vielleicht die Brüder Urban und Georg E. gelten, von
denen Uii)an 4448 und öfter Bürgermeister war, auch das einst dem
Vincenz Heller (seinem Grossvater) gehörige Gut Ludwigsdorf (N.
von Görlitz] besass und 4470 von den Herren v. Wartemberg auf
Tetschen gefangen ward, bis ihn sein Bruder Georg (um 300 Schock)
löst) . .
Dieser Urban nun hatte zwei Söhne, Georg und Wenzel
(Stiefbrüder) ; von denen besonders der Erstere den weitreichenden
33. 9 Cod. Lns. 160. 181. 1395 kaufte ein Hans Emmerich von Hain&n in
Schlesien Zins zu G6rUtz. 05t1. Sudtbnch von 1305 fol. 26h. 27. 51. N. Script, rer.
Ins. I. 288. 300. *) Cod. Lns. 264. Ürk.-Ven. I. 81. N. 396. I. 93. N. 466.
S) Urkimd.-Vta. I. 121. N. 500. Stedtbnch t. 1305 fol. 5 n. 46. «J Urk.-yers. I.
109. N. 519. N. Script, rer. Ins. I. 276. 305. 5) Grosser, Merkw. V. 12. Urk.-
Verz. 11. 63. Hoffmsnn, Script, rer. Ins. I. 384. N. Script, rer. Ins. I. 269. Urk.-
Verx. II. 61. Oersdorf, Rektoren der UnW. Leipzig 25. 0)Neiimann, Wels-
thamer 120.
176 n. AbUieilvQg.
Ruhm der Familie Emmerich begründete. Gebaren 142S, hatte er
4 454 IM Leipzig studirt und sich die Würde eines baccalaureus er*
werben. Da unternahm er 4465, zur Sühnung eines fleischlichen
Vergehens, eine Wallfahrt nach Jerusalem, von welcher er als
Ritter des heU. Grabes zurückkehrte. 4476 reiste er in Begleitung
eines Architekten zum zweiten Male dahin und Hess nun (4480 — 89)
nach dem Modell der heU. Grabkirdie zu Jerusalem eine ganz ahn-
liche zu Görlitz auf seine Kosten aufführen* Sofort nach Beendigung
dieses Baues errichtete er (4489 für 4 000 Sdiock) das Hospital bei
der Frauenkirche und versorgte dasselbe durch eine kostspielige
Röhrleitung mit Wasser. Auch die Mönchskirche zierte er (4 492) „zu
einem Testamente'^ mit einer Gruppe biblischer Figuren, die der
Bildhauer Hans aus Olmütz „meisterlich gehauen^, und wozu der
Stein aus der Nähe von Prag herbeigeführt worden war '') . Spater
gründete er beim Domstift zu Budissin noch eine neue , die achte,
Domhermstelle, deren erster Inhaber sem Sohn Caspar werden sollte.
Schon diese Stiftungen bezeugen seinen ReichUium. Den ersten
Grund zu demselb^i legte das Heiraihsgut seiner ersten Frau (Bar-
bara Knebel) . Derselbe wuchs trotz eines ausserordentlichen Kinder-
segens im Laufe der Zeit so sehr , dass Georg schlechthin der reiche
Emmerich , ja „der König vcm Görlitz^ genannt ward. Er hatte (um
4480) Nickers von Seifried Gosswin, 4488 JLissaund Zadel (N.. von
Görlitz) von Aug. Hirschbei^, ebenfalls in den 80er Jahren Sobray
ferner Stds^enberg (beide 0. v. Lissa), das er 4494 dem Rathe abliess,
4486 Hennersdorf von Hans Axt, desgl. Sercha (beide S. v. Lissa),
4502 Schönberg von den Gebr. Forst, endlich, unbestimmt wann,
Halbendorf (bei Schönberg), Hermsdorf, Leopoldshain (beide N. v.
Schönberg), Naundorfs^n der Landskrone, halb Leschwitsi (O. v.Naun-
dorf) und Flohrsdorf (0. v. Sohra) erworben und hinterliess bei
seinem Tode ausser diesen Landgütern noch sieben Häuser in Görlits
und 34,200 Dukaten baar. Seit 4470 im Rath gesessen, bekleidete
er (4483 — 4503) nicht weniger als fünfmal das Amt eines Bürger-
meisters. Als solcher erwies er sich rücksichtslos streng; seine
eigene Frau und Tochter, die sich dem von ihm erlassenen Kleider-
edikt nicht fügen woUten, liess er durch den Kirchendiener aus der
Kirche weisen; viele Bürger trieb er wegen geringer Yergehungea
aus der Stodt. Wahrend er sich unstreitig um Görlitz vielfach ver-
7) Hoff mann, Script I. 272. Lant. lUgas. 1824. 385 flg. 1859. 333. N. ScilpC
I. 6 D. 360.
33. Die Emnericii. 177
dient gemacht hatte , sagte man ihm doch nach , dasa er sein Ver*
mOgen „zwar ehrlich , aber mit yiel&itiger Beschwerung von Arm
und Reich , ja mit Schaden gemeiner Stadt'' erworben habe ^) . Als
er 4507 in einem Alter von 85 Jahren starb, hinterliesa er ansser
seiner iweiten Frau , Clara Eschenloer aus Breslau , mindestens 4 0
Kinder, denen er testamentarisch theils Geld , theils Landgüter ver^
macht hatte. So erhielt Peter Zode! und Lissa, Hans der ttltere
Sohra, Neundorf und Flohrsdorf, Katharine, verh. mit dem Licen-
tiat Klette zuGoriitz, Hennersdorf, Barbara, verti. mit Claus KOhler,
Hermsdorf, Anna, verh. mit Adolar Ottera, Sohtfnberg, Halbendorf
undAntheil von Leschwitz, Boro theo, verh. mit Sebast. Schutze,
Leopoldshain ; A p o 1 1 o n i a , verh. mit Steph. Altnbeck zu Freiberg,
und Margarethe, verh. mit Ulrich Schutze zu Chemnitz, waren
wohl mit Geld bedacht worden ; von den beiden Stf hnen aus zweiter
Ehe hatte Caspar, Domherr zu Budissin, auch ein Gut, wir wissen
nicht welches, bdcommen, das er aber dem Rathe zu Görlitz (um
iOOO fl. Ungar.) verkaufte^) ; Hans der jüngere ward Erbherr zu
Sercha und Nickers.
Schon über dies Testament brachen unter den Geschwistern so*
fort schlimme Streitigkeiten aus. Als aber Peter seine Güter (um
21,000 fl.) verkaufen und Hans der ältere, der damals nur ein
einziges schwächliches Kind hatte, seiner Frau eine ansehnliche
Summe aufgeben und dann all seine Besitzungen ebenfalls veräus-
sem wollte, da protestirten die übrigen Geschwister gegen den Ver^
kauf der Familiengüter. Auch der Rath zu Gi^riitz wollte nicht dul*
den, dass ein so bedeutendes Vermögen , das mit der Stadt steuern
und sdliossen musste, derselben entzogen werde. Darum verbürgte
er Peter E. (um 6000 fl.), dass er nicht verkaufen werde; Hansen
den älteren aber , der zu flüchten versuchte , setzte der Rath zweimal
in den Thurm und beanspruchte , wenn er vei^ufen wollte , einen
Abzug von 6000 fl. ungar. Yergeblich verwendeten sich für Hans E.
der Rath zu Breslau , der Herzog Friedrich von Uegnitz , der Herzog
Georg von Sadisen; die gestrengen Herren zu Görlitz bestanden auf
ihrer Forderung. Da verpfändete Hans sein Gut Sohra mit Zubehör
(um 24,000 fl. Ungar.) an Herzog Friedrich von Liegnitz, in dessen
Gebiet er sich jetzt meistentheils aufl^elt. Allein der Herzog behan-
delte ihn später nicht eben gut auf Schloss Gröditzberg. Endlich
begab sich Hans zu seiner Schwester nach Freiberg und hinterliess
^ N. Script, m. 278. 307 flg. 9) Ebend. UI. 538.
Ksoth«, 0«feb. d. 01»«rl. Ad«b. 12
178 n. Alrtheilang.
bei seinem Tode seine Frau und drei Töchter in Armuth und Elend.
Der Herzog verkaufte Sohra (um 7000 fl. ungar.) an Görlitz ^^). 4523
verkaufte auch Peter £. und dessen Sohn Andreas das mit der Stadt
Görlitz leidende Zodel und Lissa (um 4000 fl.) an den Görlitzer Bür-
ger Hans Frentzel und erwarb das landmitleidende (halbe) Gut
Zoblitz (N. V. Rothenburg). Der dritte Bruder Caspar hatte studirt.
war schon 4499 baccalaureus, 4503 Doktor (4504 Rektor der Univer-
sität Bologna) und trat dann die von seinem Vater gestiftete achte
Domherrnstelle zu Budissin an , von welcher er endlich , wenn auch
mit Verdrängung des vom Capitel Erwählten, infolge päpstlicher Ver-
leihungsurkunde, bis zur Würde eines Dekans emporstieg. 4520
Hess er sich, wenn auch vergeblich, von König Ferdinand dem Rathe
von Görlitz zum dasigen Pfarrer vorschlagen. In den Händeln seiner
Familie mit Hans dem älteren nahm er anfangs auch gegen densel-
ben Partei , da er mit ihm noch nicht wegen Sohra entschieden sei.
Später aber suchte er zwischen seinem Bruder und dem Rathe zu
vermitteln und verklagte (4546) den Rath sogar, als Geistlicher, bei
der römischen Curie i^). 4520 legte er seine Pfründe nieder imd
zog ebenfalls nach Freiberg zu seiner Schwester. Auch mehrere von
den Schwägern (Ottera und Köhler) hatten wegen der. Erbschaft
Streit mit dem Rathe. Es ruhte kein Segen auf dem Reichthum des
Georg Emmerich, und der Rath suchte sich jetzt für das von Letz-
terem vermeintlich erlittene Unrecht schadlos zu halten. Der vierte
Sohn Hans der jüngere besass Sercha und Nickers^ seine Söhne
Johann und Urban nur noch Nickers; diese wurden 4559 von
König Ferdinand 1. geadelt ^^j ; doch haben wir nicht gefunden , dass
sie selbst oder ihre nächsten Nachkommen sich „v. Emmerich^ ge-
schrieben hätten.
Wenden wir uns jetzt zurück zu Wenzel Emmerich (4442
— 4503), dem Stiefbruder Georgs. Auch dieser hatte (4458) in
Leipzig studirt und bekleidete später die höchsten Ehrenämter seiner
Vaterstadt; er ward Bürgermeister und Verweser der Peterskirche.
Er hatte von seinem Vater das Gut Ludwigsdorf geerbt und kaufte
4499 auch noch den dasigen Bischofszehnt von denen v. Gersdorff auf
Kemnitz hinzu. Er hinterliess vier Söhne , Paul, Urban, Jakob
und Simon, welche 4504 und 4549 gemeinsam mit dem Bischobzehnt
belehnt wurden, auch mehrere Töchter, welche ebenso wie die Brü-
10) Ebend. UI. 249 flg. IV. 346 flg. ") Eb. lU. 382 flg. Urk.-Vera. lU. 116.
IS) Urk.-Verz. lU. 189. Das Wappen abgebildet bei Hoffmann^ Script. I. 416.
34. Die T. Eyoow. t79
der Antbeil an Ludwigsdorf besassen. Später (4510) finden wir
Panl auf HMendorf (0. von SchOnberg) gesessen, welches 4540 ^die
Emmerich zu Görlitz^ an Mathes v. Salza verkauften, Urban auf Ludn
wigsdorf, welches er 4539 sammt dem Bischofszehnt ^^) an den Rath
von Görlitz verausserte, Jakob auf Rauschwalde, Der jüngste Bruder
Simon war der letzte katholische Pfarrer zu ludwigsdorf . 4 553 wurde
nach Jakobs Tode dessen Sohn Joachim Emmerich mit Rauschwalde
belehnt.
S4. Die T. Eynow
kommen meist in Kamenzschen und Marienstemer Urkunden vor,
was darauf schliessen Ittsst, dass sie in der Nähe von Kamenz begütert
gewesen sein müssen. Aber erst seit dem 45. Jahrhundert hat man ur<^
kundliche Nachricht, welches Gut sie besessen, nämlich Priefitz (S. v.
Kamenz), das bis 4430 Vasallengut der Herren v. Kamenz war. 4245
werden die Brüder Ramfold und Conemann v. Eunowe mit
vielen anderen Adlichen als Zeugen bei Burggraf [d. h. Landvoigt]
Benes von Budissin erwähnt , was darauf deutet , dass sie unmittel-
bare Vasallen des Landesherrn waren. 4290 war Siegfried v. Eu-
nowe ebenfalls mit vielen Anderen in Budissin zugegen, als die
Brüder Bernhard und Otto v. Kamenz vor dem Landvoigt zu Gunsten
von Marienstem auf ihre ehemaligen Besitzungen auf dem Eigen Ver-
zicht leisteten. 4354 und 4365 war ein Heinrich v. Eynow Zeuge,
für Marienstem ; 4406 verkaufte „Ottow v. Ewnaw, zu Prietitz
gesessen, 3 Mark Zins auf dem Vorwerke, das [des] Sidewitz gewesen
ist in Prietitz^ an den Rath zu Kamenz. 4448 hatte Siefrieds v. E.
Wittwe („die Syfridynne v. Eunaw**) „ihr Vorwerk vermiethet**,
und der Pachter war ihr Zins schuldig. 4 434 Hessen zwei Schwestern
V. E., Martha (?) und Margarethe,^ „alle ihre Gerechtigkeit auf
von Jorgens, ihres Bruders, wegen, die sie angelanget hat von des
Vorwerkes wegen von Prietitz'*, und quittirten über die Bezahlung des
letzten Geldes durch „Remschirs Erben und Hanns Stolle^. Dieser
Stolle hatte Prietitz schon 4430 wieder an den Rath zu Kamenz ver-
kauft. Zuletzt haben wir 4488 einen Heinrich v. Ownaw beim
Verkaufe von Weissbach an die Burggrafen v. Dohna auf Ktfnigsbrück
genannt gefunden ^) .
«) VA.-Yen. m, 153.
34. 0 Cod. Sftx. U. 1. 121. Laus. Hagu. 1870.58. A. MStern No. 120 und 83.
A. KttiiiM». Bönlscli, Gamenz 211. Urk.-Ten. II. 27«. A. Königtbrüok. Aelteates
Stiidibach von Kaqi6iu (im OericbtaamtflMdiiy) fol 37b. 7ib.
12*
180 U. Abthelhuig.
Das Siegel an der Urk. v. 4406 (im Stadtarcbiv raKamenz)
seigt im SeMlde einen sehrtgreohts liegenden Ast, der an jeder Seite
eine dreiblttt^ige BlOthe hat, und ti^gt die Umsöbrift: Otto von
Evnov.
36. Die T. Falkenhaln
dtlrften aus Schlesien in die Oberlausitz eingewandert sein. 4495
erscheint zuerst ein Hannus Falkenhayn zu Türchau (0. von
Zittau) als Gewährsbürge für Nicol. v. Dohna auf Grafenstein bei dem
Verkauf von Schtfnfeld an Adam v. Kyaw. Dieses Türchau ist von da
an lange Zeit in der Oberlausitz das Stammhaus der Familie geblieben.
4497 wird Hannus F. als zu der Mannschaft des Zittauer Weichbilds
gehörig aufgeführt. Er war der yfOheim*^ Christophs v. Weigsdorf
auf Reibersdorf, der 4 497 ihm und seinen Erben für den Fall kinder-
losen Todes all sein vaterliches Theil vor den Gerichten zu Hirschfelde
aufgab ^) .
Er hinterliess vier Söhne; ein fünfter, Wolf, war 4529 noch
vor dem Vater und zwar zu Prag verstorben. 45^0 erhielten* Hans
und Philipp und die noch unmündigen Georg und Peter v. F.
die Lehn über Türchau. Von diesen Brüdern haben wir Georg nicht
mehr erwähnt gefunden. Philipp, der 1533 seine Frau Dorothea
geb. Schley beleibdingen liess, starb 4556, wie es scheint, ohne
Kinder. Seine Wittwe heirathete später Hans v. Gersdorff, der nun
auch zu Türchau lebte, und starb 4572. Im Jahre 4556 starb auch der
jüngste Bruder Peter ohne Söhne, so dass nur Hans, der älteste Sohn,
das Geschlecht fortgepflanzt hat. Seine erste ^Frau (4 530) hiess
Justine, die zweite war Anna v. Tenuitz. Seine beiden Söhne
erster Ehe, Hans und Nickel wurden nach seinem Tode 4555 mit
ihrem väterlidien Antheil an Türchau belehnt. Von ihnen starb Nickel
4572, worauf die Wittwe Margare the seinen Antheil an dem Gute
(das Niedervorwerk) vor 4576 an Augustin v. Kohlo auf Beibersdorf
verkaufte. Hans, der ältere Bruder war schon vorher 4 564 in seinem
Kretscham von einem Bauerknecht erstochen worden. Er hinterliess
ausser einer Wittwe ^ Katharine v. Metzradt, zwei unmündige
Söhne, Siegsmund und Hans, für welche 4566 Hans v. Temritz
auf Diehsa die Lehn muthete. Dieser Hans v. F. starb 4580,
35. 0 ^* Kyaw, Familien-Chronik 436. CarpzoT, Anid. II. f269. Knothe,
Hinehfelde 82 Anmerlnittg. Die folgenden Angaben dnd tkefls den Kbebenbilohern in
Türchen , theüs den LeknbOehern im A. Diesd., theiU dem Lens. Meg. 1782. 49 flg.,
theile den „Genealog. Nachr.'* ▼. Klost (Mipt. CHMitt) entnommen.
36. Die ▼. Font — 87-. Me Renl^l v. KOnigsludii. t8l
worauf die Tonnttsder seiner Eriken seineB AjiUieU an Tttrohau (das
Mittelgut 4583) um 5000 Thlr. an dm Ralh. zu Zittau Terkauften.
Wabraeheinlioli war s^n Sohn der Hans Bernhard v. F., der 4600
bis 4648 das eine Vorwerk zu Hadgendorf (NO. bei Zittau) und spater
CaUenberg (N. v. Sehirgiswalde) besass und Justine v. Reehenberg
sur Frau hatte. — Sein Onkel , der obengenannte Siegsmund v. F. ,
rerkanfte seinen Antheil an Tttrehau (das Obergut) an Heinr. v. Kltlx
auf Strahwalde und dtirfte derselbe sein , der später Raitwü» , 4 608
Neanhofj 4644—43 weh Schmölln besass.
86« Die T« Font
haben wir in der Oberlausitz zuerst 1 486 vorgefunden, wo die unge-
sonderten Brüder Hans und Balthasar v. F. zu Somssig (S. bei
Hodbkirch) Vnterthanen zu Kuppritz (N. v. Hochkircfa) Consens er-
theilten. 4493 erkaufte von ihnen Hans einen von Bisthum Meissen zu
Lehn rflhrenden Antheil an Kunewalde (W. von Ldbau) , bestehend in
Rittersitz, Vorwerk, 42 Bauern im Oberdorf und dem Gericht im
Niederdorf; von Johann Schaff und Hess damit sofort seine Frau Ge r-
trud beleibdingen. Mit diesem Antheil von Kunewalde wurden
bald darauf (schon 4498 war Gertrud Wittwe) die Gerader Cas-
par, Hans, Melchior, Heinrich, Peter und Balthasarv. F.,
also Hansens Söhne, belehnt, mtlssen ihn aber alsbald an Heinrich
Schley verkauft haben. Von diesen Brüdern finden wir. Hans 4506
und 4508 zu Rodewits (N. von Hochkirch), Melchior 4508 als
Hofirichter zu LObau. Ob der 4542 — 43 als Bibersteinscher Haupt-
mann zu Reichenberg erwähnte Hans v. Forst mit dem zuletzt er-
wähnten identisch sei, vermögen wir nicht zu entscheiden. Im
Musterregister von 4554 werden „die Gebrüder v. Forst zu Aoda-
wüz*^ aufgefQhrt; vielleicht sind es Anton, Asmus und Hans
V. F., die 4565 aufs neue mit diesem Gut beldint wurden^). — Das
Siegel schon ah der Crk. v. 4486 zeigt im Schilde ein Schacher^
kreuz.
37« Die Frentsel ▼• Konlgshabi
waren ursprünglich eine GOrlitzer Bürgerfamilie, die sich Morgen-
sohn nannte. Nachdem Sohn und] Enkel eines Frans Morgensohn,
36. 1) A. Bod. Orandmami, eoO. nippl. I. 70. Ifapt. 1mA. PieM. Carp-
fOT, Eknnt. L 324. H«nwioh, B«idi«Dbffg tot 100 JaliMO, & 8«. 14. UUuH
BflceDlnieh, Mtpt. in ZitUn p. 36b.
1 82 n. Abtheilang.
beide Namens Hans, schleehthin „FrfinielsHans^ gerufen worden
waren, schrieb sich der Urenkel jenes Franz nun selbst Hans
Frentzel. So berichtet uns Letztrer in seiner Selbstbiographie^).
Dieser Hans Frentzel, geb. zu Gdrlitz 4463, wurde von seinem Yater,
einem brauberechtigten Bttrger, erst einige Jahre auf die Schule seiner
Vaterstadt, dann aber nach Posen gebracht, wo er die Kaufmannschaft
erlernte und mit seinem Principal fleissig Messen und Märkte bezog.
Als er 4 484 nach Görlitz zurückkehrte, trat er zuerst in das Geschäft
seines Onkels Peter Frentzel und fing 4494 einen eignen Handel be-
sonders mit Tuch und Leder an. Als 4 499 sein Schwiegervater, der
Kaufmann Caspar Tilicke starb, erbte seine Frau Anna (seit 4493)
nicht nur an 3000 Mark fahrende Habe, sondern auch das Gut Frieders^
dorf an der Landskrone und Antheil an Girbigsdarf (W. bei Görlitz) .
Seitdem wuchs Frentzels Vermögen so sehr, dass er selbst gestand,
bisweilen in einem Jahre 7000 fl. ungar. reinen Gewinn gehabt zu
haben ^). Er legte denselben zum grossen Theil in Landgütern an
und kaufte 4504 Königshain (um 4500 £1. rh.) und Antheil von Mar--
kersdorf (um 4450 fl. rh.), 4505 Kunnersdorf (um 4600fl. ungar.) ,
4540 Antheil von Langenau (um 3000 fl. ungar.), später auch noch die
sogenannten Altarleute daselbst ') , desgleichen Schönberg und Halben--
dorf, 4523 Lissa und Zodel (um 9000 Mark), endlich, unbestimmt
wann , Schützenhain (um 582 fl.) und Liebstein (um 650 fl.) . Kein
Wunder, d§ss er allgemein als der reiche Frentzel bezeichnet wurde.
Schon hatte er mit seiner Frau 42 Jahre ohne Kindersegen in der Ehe
gelebt, da unternahm er frommen Sinns, 4505 zu Ehren der Gross-
mutter Christi, der heiligen Anna, in Görlitz eine Kirche zu erbauen.
Von 4506 — 12 währte der Bau dieser Annenkirche, zu welcher drei
Altäre, 6 Geistliche, 3 Glocken und reicher Reliquien- und sonstiger
Kirchenschmuck gehörten. „Es ist ein Gebäude undGestifte gewesen,
mehr eines Fürsten, denn eines Bürgers''^). Und während der Ein-
weihungsfeierlichkeiten fühlte sich Frentzels Frau nach fast t8jähriger
Ehe zum ersten Mal Mutter. Sie schenkte ihm darauf noch drei
Söhne, von denen jedoch nur einer, Joachim, ihn überlebte. Da es
sein Gewissen beschwerte, alljährlich den Stand seines Vermögens
behufs des zu erlegenden städtischen Geschosses wahrheitsgetreu an-
zugeben, so bat er 4549 den Rath, sich schossfrei kaufen zu dürfen.
37. 1) Job. Qtt. Melier, Hant Frentzelt erneaertee Andenken. Oorllts, 1790.
«) N. Script, rer. lui. HI. 650. ») Ürk.-Ven. m. 86. 116. N. Sciipt. III. 51. 75.
«) Ebend. HI. 405. flg.
37. Die Frentsel v. Königshain. — 38. Die ▼. Gelenau. 183
was ihm gegen einmalige Erlegung von 3800 fl. ungar. gestattet
ward ^] . Der Reformation wandte er sich zeitig zu und führte die-
selbe auch auf seinem Gute Schtfnberg schon 4524 ein.
Bei seinem Tode Übernahm die Wittwe die Vormundschaft über
den einzigen Sohn Joachim (geb. 4545). Dieselbe vermachte ihr
väterliches Gut Priedersdorf dem neuen Hospital an der Frauenkirche
zu Görlitz. Joachim, der Anna, die Tochter Franz Schnitters aus
Görlitz, zur Frau hatte, wurde sammt seinen Nachkommen als
Frentzel v. Königshain und Liebenstein 4544 von Kaiser
Karl y. y,motu proprio^ in den Adelsstand erhoben und ihm ein (sehr
complicirtes} Wappen ertheilt. Wie andere Görlitzer Bürger besassen
die Frentzel ihre Landgüter bisher nach Stadtrecht, d. h. als Erbe.
Infolge des Pönfalls (4547) wurden all diese Bürgergüter zu Lehn
erklfirt. Allein 4 556 bewilligte König Ferdinand „aus sonderlichen
Gnaden^, dass Joachim Frentzel und alle seine Erben „alle und jede
seine Landgüter, die er vor dem Pönfall erblich besessen , auf ewige
Zeiten als Freieigen innehaben^ dürfe <^). Dies das erste Beispiel
einer wirklichen Allodificirung in der Oberlausitz. Ein Jahr vor
seinem Tode (4565) vertheilte er seine Güter unter seine Kinder.
Sein einziger Sohn „Hans Frentzel v. Königshain und Lieben-
stein^ erhielt Königshain, Liebstein, Schüizenhain und Langenau.
Derselbe war vermählt mit Sophie v. Temritz und starb 4584 kin-
derlos, so dass mit ihm das Geschlecht der Frentzel in männlicher
Linie erlosch. Die eine Tochter Joachims , Namens Barbara, ver-
mählt mit Paul Liedlau v. Misslau, empfing Schönberg mit Halben-
dorf, halb Markersdqrf und Kunnersdorf, eine zweite Tochter Co-
rona, vermählt mit Adam Rüdinger (Rhedinger, Rödinger) aus Bres-
lau, dagegen Lissa und ZodeJ, Güter welche sie 4567 um 46,OOOThlr.
an den Rath zu Görlitz verkaufte; die dritte Tochter Anna, verhei-
rathet mit dem Breslauer Rathsherrn Jakob Schachmann, bekam
Hermsdorf und Girbigsdorf, sämmtlich als freies Erbe.
37\ Die ?• Gebeizig siehe unter v. Gersdorff.
38. Die T. Gelenau
oder Gelnowe, Geilnow, Geylnow, waren ein ritterliches Ge-
schlecht, das sich nach dem SW. bei Kamenz gelegenen Dorfe Gelenau
S) Ebend. III. 549 flg. «) UTkand.-yeri. in. 142. 162. 183. Dm W appen
beschrieben aneh bei Knescbke, Adels-Lex. 332.
184 U. AbtheUung.
nannte, welches sie von den Herren v. Kamenz zu Ldin hatten^}.
Sie kommen daher (in Marienstemer und Kamenzer Urkunden} fast
aussobliesslich im Gefolge dieser ihrer Lehnsherren vor, so 4S48 Gun-
radus de Gelnowe, ausdrücklich zu den milites gerechnet, 4304
Grabisius de Geylnowe, 4347 Grabisius junior de Geilnowe,
so noch 4395 Bartholomäus v. Geylnow. — Wir wagen nicht zu
entscheiden, ob eine gleichnamige Familie, von welcher seit Mitte des
44. Jahrhunderts häufig Glieder als Rathsherren zu Kamenz vorkom-
men, ein Zweig jenes ritterlichen Geschlechts oder rein bürgerlicher
Herkunft und nur aus jenem Dorfe nach der Stadt eingewandert war.
Als solche Rathsherren werden genannt 4338 Johannes Greylnow,
436S Fritze, 4364 — 77 Bartusch v. Geylnow, der eine Zeit
Bürgermeister, auch Klostervoigt zu Marienstem war und einen Bru-
der Heynke G. (4377) hatte; endlich 4408 Mathias Gelnow,
ebenfalls Bürgermeister zu Kamenz. Seit Ende des 44. Jahrhunderts
befand sich übrigens das Gut Gelenau in fremden Händen. — Ein
Siegel ist uns nicht zu Gesicht gekommen.
39. Die T. Oerlaehslieim
nannten sich wohl nach dem 0. v. Seidenberg gelegenen Dorfe dieses
Namens, waren aber zu der Zeit, wo sie urkundlich vorkommen,
nicht mehr Inhaber desselben , sondern Vasallen der Herren v. Ka-
menz als Besitzer eines Theils von Schönau auf dem Eigen. Schon
4248 finden wir Sifridus de Gerlachsheim zu Kamenz als Zeugen
bei den Gebrüdem v. Kamenz und in den Jahren 4285 — 96 den
Ritter Bernhard.v. G. wiederholt als Zeugen, Bürgen und Unter-
händler für die Brüder Bernhard und Otto v. Kamenz, von denen der
Letztere sein Schwiegersohn war ^) . Wenn wirklich Einer v. Ger-
lachsheim 4294 das Gericht und 6 Mark Einkünfte zu Ostritz an das
Kloster Marlenthal verkauft hat^) , so dürfte dies wohl derselbe
Bernhard gewesen sein. 4307 verkauften Heinrich, Grabis und
Peter, Gebrüder v. G. , und deren Schwestern, Elisabeth, die
Frau Ottos v. Kamenz, und Kunigunde ihre Besitzungen zu
Schönau an das Kloster Marienstem^). Seitdem sind wir der Fa-
milie nicht mehr in der Oberlausitz begegnet , lassen es aber dahin-
38. ^) Sie Bind nicht zu yerwechseln mit einer niederUns. Fimilte gleichen Na-
mens, die anch schon im 13. Jahrhondert TOzkommt.
39. <) Lans. Magaz. 1866. 385. Knothe, Blgenscher Kiels 52. 55. 56. 59. Cod.
Lns. n. 22. S) Schonfelder, BCThal 47. 3) Knothe a.a.O. 62.
40. IHe r. Gendorff. * 185
gesiAt sein, ob die sdüesisehe Familie dieses Namens, die seit dem
U. Ji^rirandert vorkommt, mit der Oberlausitzer zusammenlittiigt.
Ein Si^el der letzteren kennen wir nicht.
40. IMe T. GwadorS:
Kein oberlausitEisdies Adelsgeschlecht hat sich so vielfach ver-
zweigt, sowohl im alten Stammlande so viele Gttter, ja Gtttercomplexe
erworben, als si^ in die Nachbarländer verbreitet, wie das derer v.
Gersdorff. Kein Wunder, dass sich grade über dieses Geschlecht auch
eine nnifilngliehe Literatur gebildet hat. Freilich behandelt dieselbe
fast nur einzelne Linien und zwar erst aus späterer Zeit, oder sie hat
die Urgeschichte der Familie, ja die Entstehung des Familiennamens
mit einem solchen Wust von Fabeln , ja frechen Erdichtungen ^) um*
geben, dass wir uns hier mit Widerlegung derselben nicht aufouhalten
gedenken. Ebensowenig untersuchen wir, welches „das wahre
Vaterland^ derer v. Gersdorff sei, und begnügen uns, darauf hin-
zuweisen, dass, wie es in verschiedenen Gegenden Ortschaften des
Namens Gerhardsdorf gab, so auch fast mit Nothwendigkeit verschie-
dene Familien dieses Namens in einer Zeit entstehen mussten, wo sich
der Besitzer noch lediglich nach seinem Gute benannte. So kommen in
der That schon im 43. Jahrhundert sowohl im Quedlinburgschen, als
im Meissnischen Familien v. Gersdorff vor, von denen es weder nach-
weislich, noch wahrscheinlich ist, dass sie unter einander oder mit
den Oberlausitzer Gersdorffen in irgend welchem vet*wandtschafl^
liehen Zusammenhange gestanden haben. Die meissnisdien v. G.
nannten sich nach dem Dorfe Gersdorf bei Leissnig, das ihnen bis
Mitte des 43. Jahrhunderts gehörte, und fa];irten einen einmal quer-
getheilten Schild 2). Ein ganz tthnliches Wappen , wie die Oberlau-
sitzer Gersdorffe besessen übrigens die meissnischen v. Korbitz.
Jedenfalls b^andeln wir im Folgenden nur die in der Oberlau-
sitz ansässigen Linien derer v. G. Wir können versichern , hieibei
nur urkundlich beglaubigtes Material benutzt zu haben. Wesent-
liche Dienste hat uns der Band „Genealogischer Nachrichten^ von
Kl o SS ') geleistet, der von dieser Familie handelt, besonders des-
40. i) V|^. bei OarpioT, Bhr. n. 91 flg. 107 flg. >) A. Diesd. Orlg. No. 462
v. 1684^. Dm eine dar beiden noch Toriuodenen Siegel deeOtto y. Oerhertsdorf,
dmtb seine Fra« Beiebia , Sebwegen des ancb in der OberUnsita dsmals oft gensnnten
Ffledrfeb t. SebSnbtirg, zeigt die untere HUfte mit grttnem Wsebs bedeclLt, om den
CnlanebieA der Farbe aaradenten. <) Bibliothek der Oberl. Oesellsch. d. Wissen-
•ebaften m CHMiti.
186 * IL Abth^luog.
halb , weil er meist wörtliche Excerpte derjenigen Stellea. enlbttlt,
wo Gersdorffe in den Gdrlitzer Gerichtsbttchern erwähnt werden.
Sehr viele Glieder der Familie, von denen bloss der Vorname, nicht
aber zugleich der Wohnort angegeben wird, haben wir lieber uner-
wähnt gelassen. Ebenso haben wir durchaus nicht alles ttber die
einzelnen Personen uns vorliegende Material einzeln aufgeführt. Nur
sehr nahe liegende und durch äussere Anhaltpunkte unterstützte
Vermuthungen haben wir aufgestellt, in allen zweifelhaften Fällen
unser Nichtwissen ehrlich bekannt. Eine vollständige Genealogie
der Crersdorffe, welche die Abzweigung all der einzelnen Linien
sicher nachweise, haben wir nicht herstellen können. Wir reihen
daher die einzelnen Linien theils nach ihrem nachweisbaren Zusam-
menhange unter sich , theils nach der Zeitfolge ihres Vorkommens
an einander.
Mit Sicherheit ^) treten in der Oberlausitz die v. G. erst mit An-
fang des H. Jahrhunderts auf, und zwar werden namentlich zuerst
genannt die drei Brüder Cristan I., Kulko und Jencz, deren dem
Vornamen nach nicht bekannter Vater zu dem ursprünglichen Stamm-
gute Gersdorf (0. bei Reichenbach j , wie es scheint, bereits andere
benachbarte Ortschaften hinzuerworben hatte. Wenigstens besass
Cristan v. Gerhardisdorf (4301 — 4328) hdchstwahrscheinlioh selbst
schon Reichenbach nebst den Pertinenzen Mengelsdorfj Gostwüz, An-
teil von Sohlandy welchen Gütercomplex er an seine Söhne Cris-
tan II. und Ram f old vererbte, während ein dritter Sohn desselben,
Namens Heinrich , Stammvater der Linie Büchdorf (SW. bei Soh-
land) wurde. Rulko, der Bruder Cristans I. (1307) besass Kenmüz
(S. V. Sohland), nannte sich danach Rulko v. Kemnitz und ward der
Stammvater der älteren Linie Kemnitz (bis 4406). Der zweite Bruder
Cristans I., Namens Jencz (d. h. Johann, 4304), erhielt bei der brU-
derlichen Theilung wahrscheinlich Gersdorf und ward der Stamm-
vater dieser Linie.
Mit wunderbarer Schnelligkeit haben sich nun und zwar noch
im 44. Jahrhundert die Gersdorffe in der Oberlausitz und bescmders
im Görlitzer Lande verbreitet. 4348 war ein Hermann Besitzer
«) Ob der 1232 za Prag bei Köaig WUdUUus, weldier die Sehenkong des halben
Dorfes LaDgenwolmadorf bei Stolpea an das Domstift MeSssen besatigte, als Zeuge er-
wihnte VolToramus de Oerardesdorf (Cod. 8ax. II. 1. 102) eift Obeil. Adlidier
gewesen sei, ist fhi^ich. Zwar war aiieh der Prmfekt Heinridk Ton Biidissia anveeand;
aber der Vorname Wolfram kommt bei den Oberl. Oersdorffen sonst nie ^or.
40. Die ▼. Gendorff. 187
des Dorfes Spittel (NW. von Kitllitz), nach welchem er und seine
Nachkommen sieh „v. Spittel^ nannten, während sein Siegel ihn
deutlich als einen Gersdorff erweist , bis endlich (Mitte des 45. Jahr-
hunderts) auch seine Nachkommen sich wieder „v. Gersdor ff genannt
Spittel** schrieben. — Wahrscheinlich schon ein Brttderpaar Jano
und Otto (4332^46), sicher aber ein Ritter Otto v. G. (4368 — 86)
besass das Gut Radmerüz an der Neisse, — ein Bert hold v. G.
(4362) die Dörfer WarAa, Oelsa und Saubemüz (N. u. O. v. Guttau),
zu denen seine Sohne Hans, Nicolaus und Caspar (4406) noch
das oben erwähnte Kemnäx, so wie Rennendorf und Hennersdorf (S.
V. Kemnitz) erwarben, wodurch sie die Stifter der betreffenden drei
Nebenlinien wurden. — Schon vor 4360 war ein andrer Nicolaus
•
zu Tauchritz (W. bei Badmeritz), sein Sohn Heinrich darauf auch
zu Sdiönberg und Halbendorf (0. v. Badmeritz) gesessen, und dessen
Nachkommen wurden Anfang des 45. Jahriiunderts die Stifter der
Tatichritzer Nebenlinien Rudelsdorf (O. bei Badmeritz), Rengersdorf
(NW. von Görlitz) , Horka (N. v. Bengersdorf] . — Seit 1 390 erscheint
ein J o n e , Bruder v. M a r t i n , als Inhaber von Kuhna (N. bei Schön-
berg), später von Reichenbach nebst Zubehör, — seit 4383 ein Bam-
fold als Besitzer von K&nigshain (NW. bei Görlitz) , von welchem
der eine Sohn Leuther später die Aetcften&acAschen Gttter erlangte,
der andere Sohn Heinrich aber Stammvater der Linien K(fnigshain
und Kuhna wurde. — Seit 4389 wird „Schielende Hans**, der
•Stammvater der Linie Deutschpaulsdorf (S. bei Gersdorf), — seit 1386
Johann und Conrad „v. Gebeizig'* (NW. von Weissenberg) , die
Stifter dieser später weitverzweigten Linie, — seit 4384 die Brttder
Heinrich v. G. auf Zon^enau (NO. v. Grörlitz) undTietze auf ITte««-
lingswalde (S. von Langenau), ^- seit 4399 Heinrich auf Gerlachs-
keim (SO. v. Schönberg) genannt. — 4368 kommt zuerst ein Ky tan ,
dem, wie es scheint, Weissenberg gehörte, der Bruder von Chri-
stophel und Nickel Voitländer v. G. auf Friedersdorf (S. bei
Gersdorf) vor. Von des Letzteren Söhnen erwarb Christoph (4442)
die Herrschaft Baruih (NW. von Weissenberg) und ward Stammvater
dieser Linie, während von seinen Brttdem Hans die FriedersdorfeTj
Nickel die Glossener (NW. von Beichenbach), Fredemann die
Amsdorfer (N. v. Beichenbach), Czaslaus die Bdmannsdorfer (S.
bei Schönberg) Nebenlinie gründeten. — 4384 wird ein Johann auf
Gurig (entweder Niedergurig NO. von Budissin, oder Gurik NW.
V. Beichenbach) genannt, dessen Sohn Nickel um 4398 die Herr-
schaft Ruhland erwarb, die er auf seine Nachkommen vererbte. —
188 H- Abth^ttog.
Seit Anfiuig de» 15. Jahrbuiiderts kommt ein «Ddrer Nickel v. G.
mit dem Peinamen B o ck als Beattser von Hausdorf (NO. von Laoban)
vor, der fiOS Baruth kaufte, weiehea aber sein Sohn, Heinrich
Bock V. G., und dessen y,yetter^ Hans 4441 an 2wei Brtider Cas-
par und Bartholomäus v. G. verftusserten, die es ihrerseits 4442
wieder an den obengenaniiten Christoph aus d. H. Friedersdorf ttber-
Hessen. — Seit 4434 geh<)rte Kris^a (O. bei Weissenberg) einem
Caspar, — seit 448S LauHiz (N. bisi Glossen) einem Hans, —
seit 4488 Malschwitz (0. bei Niedergurig) einem andren Hans v. G.,
und alle diese wurden Stammvttter besondrer, sich vielfach weiter
verzweigender Linien.
Schon diese ttbersiehtliohe Zusammenstellung dürfte Irinreidien,
die ganz staunenswerthe Verbreitung der Gersdorffe allein in der
Oberlausitz eriLonnen und die Behauptung der Sechsstfldte (4544)
nicht unbegründet erscheinen zu lassen, dass das einzige Geschledit
derer V. Gersdorff weit mehr Landgüter in der Oberlansitz besitze,
als alle die Sechsstädte zusammen ^). 4572 stellten sich bekanntlich
auf einem Geschlechtstage zu Zittau nicht weniger als 200 Gersdorffe
ein mit 500 Pferden. — Nach dem bisherigen wird man es hoffentlich
audi eriLlärlich finden , dass eine umfassende Genealogie dieses Ge-
schlechts, wie sie hier zum ersten Male versucht wird, nicht volle
Befriedigung gewähren kOnne.
4. Die älteren Linien Reichenbach.
Der ältest bekannte Oberlausitzer Gersdorff, der oben erwähnte
C r i s t a n (so schreibt er sich selbst, nicht : Christian) v. Gerhards-
dorf (Gherfaardesdorph , Gerhardesdorp) war 4301 — 28 unstreitig
eine der angesehensten Persönlichkeiten unter dem Adel der östlichen
Hälfte der daunaligen Oberlausitz oder des Landes Görlitz. Dreimal
(1304, 4307—8, und seit 4317) bekleidete er in demselben das Amt
eines Landvoigtes, ja 4348 — 49 verwaltete er zugleich auch die
Landvoigtei des Landes Budissin^). Sehr häufig* begegnen wir ihm
daher im Gefolge der Markgrafen von Brandenburg, dis der dasMÜgen
Landesherren, sowohl bei deren gelegentlidier Anwesenheit in der
Oberlausitz, als an deren wechselndem Hoflager in der Mark oder in
der Niederlausitz ^) . Ganz besonders häufig wurde er von Markgraf
s) Oberlaos. Collectiomwerk n. 1298. <) Cod. Lns. 166. 188. 217. 225. Lans.
Mag. 1870. 62 n. 64. ^ 1305 ra Rothenburg (Lans. Mag. 1870. 61), 1311 a. 1318
cn BndiMin (Cod. Litt. 200. 220), 1318 tu OdtUtz (▲. MStem 206), 1307 tu Si«iid«i
i^ ' '-■ - •
-4
40. Die V. Qendorff. 1 80
Woldemar in diplematiscbeii Gesehttften aller Art verwendet, so 1309
bei einer Sühne mit Markgraf Friedrieh von Meissen, so 4342 bei Auflk
zahhmg einer Geldaamme an Woldemar dareh Graf Berthold von
Henneberg, so 4347 bei einer Bheberednng zwischen einer branden-
burgisehea Prinzessin und dem jnngen Markgrafen von Meissen, so
4347 bei dem Versprechen des Brandenburgers, Grossenhain an
Meissen wieder auszuantworten , so 4349 bei einem Vergleich zwi-
schen Woldemar und den Herzdgen von Glogan ^) . Als nach Markgraf
Woldemars Tode 4349 das Land G<(rliii von Herzog Heinrich von
Janer in Besitz genommen ward, scheint dieser den Cristan v. G. in
der Landvoigtei bestätigt za haben ; wenigstens ist kein andrer Land*
Voigt bekannt. Er begleitete auch den Herzog im September 4349
nach Schloss Voigtsberg bei Oelssnitz, wo derselbe mit König Johann
von Böhmen und dem Bischof von Meissen über die Theilung der
brandenbiirgischen Hinterlassenschaft sich verglich^}. Auch auf
den meisten die Oberlausitz betreffenden Urkunden des neuen Lan-
desfaerm findet sich Cristan v. G. als Zeuge ^^) . Entweder als (amti-
render oder gewesener) Landvoigt oder auch als Ritter fuhrt er
stets das Prädikat ^Her r^ ; ja in einer Urkunde von 4322 bedient er
sich sogar des pluralis mc^festaticus : „Nos Gristanus miles dictus de
GeH^rdisdor^u^^) • Sein väterliches Stammgut war jedenfalls Gers-
dorf bei Reichenbach ; aber wir glauben annehmen zu dürfen, dass
er selbst bereits, wie nach ihm seine Söhne, auch das Städtchen Bep-
chenbach nebst Zubehör besass, sei es dass er es schon von seinem
Vater aberkommen oder selbst erst von einem brandenburgischen
Herrscher erhalten habe. 49138 war Reichenbadi, wie es scheint,
noch unmittelbar landesherrlicher Besitz und auch später noch (bis
4430) war das Städtchen ^Freigut^. Von Herzog Heinrich von lauer
war das Patronatsreeht in OUendarf (Scobotindorf] bei Bunzlau an Cristan
V. G. verliehen worden, auf welches Letzterer aber 4322 zu Gunsten
des Klosters zu Naumburg am Queiss v^*ziehtete. Sein dreieckiges
Siegel an einer Urkunde v. 4308 ^2) zeigt das bekannte v. Gers-
dorflTsche Wappen und die Umschrift: S. Cristani de Gerhardivil,
ein späteres (rundes) an zwei Urkunden des Hauptstaatsarchivs zu
(Uot. Mag. 1870. 83), xq Guben (Biedel, Cod. Bnnd. n. 1. 387 n. 307), 1317 in
Speadau (Ood. Loa. 215), 1317 sa Berlin (ebeadei. 217). 8) Vgl. Sehelts, Oe-
MmiDtgeeoli. 518 ftg. Klöden, Oeicb. Mkgf. Weldemere L 260 üg. Biedel, eod. Br.
an vielen Stellen. *) ▼. Weber, ArdbiT l&r die liehs. Qesebiehte Vm. 288 flg.
^) Cod. Lvf. 241. 2M». 271. A. M8tem 89 n. 21. ») God. Lnt. 248. ^ Lena.
Hag. 1870. 6i.
190 II. Abtheiluttg.
Dresden (Orig. 2079 und 208&) vom i. Januar und 44. März 4347 da-
gegen die Umschrift : S. Gristiani de Gerlakisdorp, obgleich der Con-
text der Urkunden den Namen richtig y,Gristan v. Gherardstorph^
nennt. — Wie schon erwähnt (S. 486) hatte Gristan v. 6., soweit
bekannt, zwei Brttder, von denen der eine, Rulko, Stammvater der
Linie Kemnitz, der andere Jencz, Stammvater der Linie Gersdorf
wurde.
Als Söhne Gristans L dürfen wir mit Sicherheit betrachten
Gristan II. v. G. (auch Kirstan geschrieben) und Ramfold,
,,Gebrttder^, welche z. B. 4346 die Artikel der Tuchmacher zu Aei-
chenbach bestätigten und 4350 den Bischofszehnt zu Lmda (0. v. Sei-
denberg) an das Nonnenkloster zu Lauban verkauften. Der Erstere
kommt ausserdem noch 4328 (,,Herr Gristan der junge v. G.^) als
Zeuge bei Herzog Heinrich von Jauer, 4344 bei König Johann v. Böh-
men und 4350 in Zittau vor^^). Ramfold, der 4350 zugleich mit
seinem Bruder zu Zittau Zeuge war, verkaufte 4345 gemeinschaft-
lich mit seinem Schwiegersohn Yban das Dorf Grossbiesnüz (SW.
I>ei Görlitz) an den Rath zu Görlitz. Ausser diesen beiden Söhnen
hatte Gristan I., wie wir annehmen zu mtissen glauben, noch einen
dritten Namens Heinrich, den Stammvater der Linie Büchdorf,
4339 musste ein gewisser Ludwig zu Görlitz eine i|^chte Urfehde
schwören ^Herm Kirstan und Herrn Ramfold und Heynke von
Bishovistorf«" *4).
Ob Gristan II. Söhne hinterlassen habe, wissen wir nicht. In
diesem Falle hatten dieselben andere Güter erworben ^^) . Reichenbach
gehörte 4356 nur noch Herrn Ramfold v. G., der in diesem Jahre
mit seinen Söhnen, Herrn Heinrich und Herrn N i c o 1 a u s (Nycze) ,
die Jnnungsartikel der Wollenweber aufs neue bestätigte ^^) . Auch
diese beiden Söhne werden später nicht mehr genannt, wenigstens
nicht als Besitzer von Reichenbach.^ und wir wissen daher nicht,
ob sie kinderlos gestorben sind ^7) oder etwa andere Gttter erlangt
haben.
tt) Cod. Lu8. 379. Urk.-Yerz. I. 59. Pescheck, Zittoa 11. 726. Cod. Lnt. 342.
Urk.-Ven. I. 57. No. 283. i«) Cod. Lu. 366. Odriitcer Stodtb. tob 1306 Fol. 76.
lA) 1360 werden in einer Muieothaler Urk. (Teigl. Scbtofelder MTh«l 70) «1b Zeugen
erwähnt Bertholdas et Crittanm fratres de Oerbtndorf. Der Vorname Ciiatan
könnte wenlgtteni die Yermothiing reehtfertigen, daai diese Brüder Söhne von Criataall.
gewesen seien. Berthold hesass Wiortfta, OeUa and SaubtmÜM (N. yon Onttan) und ward
dnreb seine Söhne Stammvater der Linie Henneisdorf (siehe unten). ^^ Tsehoppe
und Stenzei, UA. -Samml. 573. i^ Die Oorlitser Achtsbüeher (U. foL 3« nnd I.
40. Die T. Gendorff. 191
Während nun nach 4866 auch jener Ramfold nicht mehr genannt
wird, taucht 4380 wieder ein ,,Herr Ramfold v. G.^ auf, der in Gör-
litx ^geehrt^ wird, ^zu Reidierü)ach gesessen^, und der 4388 bereits
nicht mehr am Leb«n ist. Er hat einen Sohn Hannus hinterlassen,
der aber kinderlos ist; diesem gehören jetzt die Reichenbachschen
Guter, auf denen aber zugleich seine Mutter Motze (Margarethe),
„Ramfolds Wittwe^, und auch seine Aeltermutter K u n e (Künigunde)
beleibdingt sind. -^ Es fällt schwer , anzunehmen, dass dieser kurz
vor 4388 verstorbene Ramfold identisch sei mit dem schon 4339 er-
wähnten. Wir mttsseh es daher dahin gestellt sein lassen, ob dieser
Ramfold (4380) derselbe, wie jener, oder ein (dritter) Sohn, oder end-
lich ein Enkel von ihm sei. In jedem Falle bestimmte 4384 und aber-
mals 4387 Herzog Johann von Görlitz, dass die Reichenbachschen
Güter und Zinsen, welche jetzt ,,Hannus von Reichenbach,
etwan RamfoldsSohn*^ [als väterliches Erbtheil] und seine Mutter
Motze und seine Aeltermutter Kune [als Leibgedinge] inne hätten,
nämlich Dorf-Reichenbach^ Mengelsdorf, Gosswüz und (Antheil von)
Sokland, naeh dieser Frauen und Hansens Tode zur Hälfte an Leu-
ther V. Gersdorff, nach dessen und seiner Erben Tode aber an dessen
Bruder Heinrich v. G. auf Königshain, zur anderen Hälfte aber an
den Herzog fallen sollten. Nur wenige Wochen vorher (4387) hatte
der Herzog ^Motzen, Ramfolds v. G., gesessen zu Reichenbach, Haus-
frau, alle Güter desselben im Weichbild Görlitz, verliehene und un-
verliehene, auch die Güter, die an Ramfold faUen sollten, wäre er
lebendig , mit allen Gnaden und Rechten^ aufs neue zu Leibgedinge
auf Lebenszeit verliehen i^) . Der vorgesehene Fall des kinderlosen
Todes von Hannus v. G. trat 4390 ein. Seine Mutter Motze über-
lebte ihn bis 4444. Die übrigen Reichenbachschen Güter fielen halb
an Leu ther v. G., halb an den Herzog, der diese seine Hälfte,
wenigstens ^die Hälfte der Stadt Reichenbach^, wie sich aus dem
Folgenden ergeben wird, an Friedrich und Albrecht [Burggrafen] v.
Starkenberg ttberliess, die sie ihrerseits wieder und zwar „als Frei-
gut^ an Leuther v. 6. verkauften. — Wer dieser Leuther v. G. ge-
wesen, vermögen wir nicht mit Sicherheit zu bestimmen ^^)5 jeden-
falls ein nächster Verwandter jenes Hannus, vielleicht ein Enkel Cri-
stans II. Alsbald finden wir diesen Leuther lAit Motze v. G. wegen
73») betagen, 1372 sei „der Bruder Henricl de O.*" ermordet und der Mörder, Jakob,
deshalb in die Acht gethan worden ; aber wir können nicht behaupten, daai diese Br&der
▼. O. aaf Rolehenbaeh gesessen waren. ^S) ürkimd.«yeii. I. 124 No. 607 nnd 12Ö
No. 610. 1^) Siehe nnter: Linie Königshain.
19S IL Ablheilwig.
ihres Leibgedinges in Streit. Die Sdiöppen zu Dohna entsohiedeii ^*) :
^Nach dem Male , dass der Herr [Lenttier] bekeanei der Fraa Metie
eines Leibgedinges an den Gtttem, dass sie deren gebrauchen solle
»u ihrem Leibe, und ihre Briefe sich Kiter ausweisen, als die ihres
Widersadlers , da ist sie ntther dabei la bleiben und bu gebrauchen
zu ihrem Leibe , als sie ihr Widersacher mit seiner Frage davon ge-
drungen bat*^.
Mit diesem Leuther v. G. tritt also ein zweiter Zweig der
Famttie in den Besitz der Reicbenbachschen Gttter. 4 400 tauschte er
ein seit langer Zeit dem Domkapitel zu Budissin im Dorfe Heichen-
bach gehöriges Gut von einer Hufe nebsl einigen Zinsen daselbst
gegen seine Besitzungen in BeUchwüx (S. von Budissin) eäi^j. Allein
schon seit 4 394 war er wegen des Besitzes von ReichedtMich mit Jone
V. Gersdorff auf Kuhna in Streit. Mehrfoch wurdMi deshalb Tage
zu Görlitz abgehalten und abermals 4400 die Parteien dahin entschie-
den, sie sollten ihre Sache gütlich stehen lassen bis auf desLandvoigIs
Ankunft. Seit Ende 4400 finden wir nicht mriir Leuther, sondern
Jone V. G. als Inhaber von Reichenbach , Leuther aber bis an seinen
Tod 4 408 * als Besitzer von Kuhna. Aller Zweifel über die Identität
des früheren Leuther auf Reichenbach und des nachmaligen Leuther
auf Kuhna wird dadurch gehoben, dass in einem ZahlungsgelOboiss
des „Leuther v. G. zu Kuhna^ von 4 404 ^^) als seine Söhne dieselben
aufgeführt werden , die wir spater im Besitz des einst ihrem Vater
gehörigen Reichenbach finden werden.
Vor 4408 (4406) verkaufte Leufher auch Kuhna und TtMü»
(SO. V. Görlitz) an seines Bruders Heinrich Söhne, nämlich Christoph
und Nickel v. G. auf Köaigshain. Wo er mit seiner zahlreichen Fa-
milie seitdem geld[>t, wissen wir nicht. Er muss bald darauf gestor-
ben sein, denn 4 409 erschien „Herrn Luthers v. G. Weib^ Katha-
rine vor gehegter Bank zu Görlitz „und sprach ihr Leibgedinge an
in Jahresfrist nach ihres Mannes Tode.^ Jedenfalls war dies Leibge-
dinge auch auf den Reichenbachschen Gtttem eingetragen. So ent-
stand jetzt neuer Streit zwischen „der Lutherinn und Kunehans^
(d. h. Hans oder Jone v. G., sonst auf Kuhna, jetzt auf Reichenbach).
Der Spruch der Schoppen zu Dohna lautete (1444) zu Gunsten der
Wittwe.
Wtthrend wir auch die Verwandtschaft dieses Jone auf Kuhna
10) Kloit, G«iiaftl«s. NMhrlditon. Oendoifl: ») A. Bad. ttb. ftanAat. 61.
si) Holtober, Horka 123.
40. Die y. Gersdorff. 103
mit Leuther nicht nachzuweisen vermögen, finden wir seit 4444 in«
folge von Process gegen „Kunehans^ die Sohne Leuthers wieder im
Besitze der Reichenbachschen Güter, und 4 4S0 bestätigte ihnen der
neue Landesherr, König Siegsmund, ausdrücklich die Güter Mengets--
dorf, Ober-- und Niederreichenbachj Gosswitz, Sohland und Oehlisch
(N. bei Sohland}, „die sie von Alters her gehabt, und auch den halben
Theil der Stadt Reichenbachy den Leuther v. G., ihr Vater seliger, vor-
mals von Friedrich und Albrecht v. Starkenberg als Freigut gekauft,
und den ihm der König zu Mannlehn gegeben^, desgleichen 20 Schock
Zins auf der Stadt Löbau und 42 Schock Zins vom Gericht zu Löbau
(lösbar für 300 Schock) , den ihnen einst König Wenzel verschrieben ^) .
Diese sechs Söhne Leuthers v. G. nun hiessen Tamme, Hans, Ram-
fold, Leuther, Nicolaus und Christoph. Von diesen waren
Tamme und Hans 4445 mit Herzog Ludwig von Rrieg auf dem Concil
zu Costnitz gewesen und gehörten seit Ausbruch der Hussitenkriege
zu den einflussreichsten Adlichen der Oberlausitz. Tamme war seit
1420 Hauptmann zu Görlitz und wurde als solcher 4425 zu König
Siegsmund nach Ungarn, bald darauf zu dem Herzog von Sachsen
nach Meissen, 4426 zum Herzog von Münsterberg nach Schlesien,
1427 auf den Reichstag gesendet, um Verbindungen zu schliessen,
Hülfe zu erbitten und die Noth des Landes den versammelten Fürsten
darzulegen. Nicht minder tüchtig erwies er sich im Felde. „Ritter^
Tamme v. G. trat 4426 mit 400 Pferden in den Dienst der Stadt Gör-
litz und half besonders Zittau wacker vertheidigen. 4 427 comman-
dirte er sogar bei Zittau die ^esammte Oberlausitzer Kriegsmacht.
Seitdem wird er nicht mehr genannt. Verheirathet war er; denn
1422 machte er Hochzeit; Kinder von ihm aber haben wir nirgends
erwätmt gefunden.
Der zweite Bruder Hans, ebenfalls Ritter, ward Tammes Nach-
folger als Hauptmann zu Görlitz, auch als diplomatischer Vertreter
der Oberlausitz in den Unterhandlungen wegen der Hussiten^^].
Vielleicht richtete sich eben deshalb die Erbitterung der LeCzteren
gegen sein Reichenbach , das bekanntlich in den letzten Tagen
des Jahres 4430 von ihnen zerstört ward. 4432 war er nicht
mehr am Leben. Der dritte Bruder Ramfold war mindestens seit
1422 Pfarrer zu Reichenbach und Mitbesitzer der Stadt. Er muss
am kurfürstlich sSichsischen Hofe persönlich bekannt gewesen sein ;
<2) Urk.-Verz. II. 3«. ^ Ein Brief von ihm l>ei Grünhagen, 6e«ch. -Quel-
len dei Hnssltenlulege 96.
K Bo th e , OMch. d. Ob«Tl. Adelt. 13
194 U- AbtheilUBg.
als 4436 die KurftlFStiD Margarethe dem Rathe zu Görlitz ihre Ent-
bindung yon einer Prinzessin notificirte, Hess sie in einem PostScript
tum ^den ehrsamen Herrn Ramfold v. G., Pfarrer zu Reidienbach'*,
besonders grttssen^). Während der Hussitennoth waren gewisse
Zinsen zu Mengelsdorf, welche 1406 der Kreuzaltar in der Nioolai-
kirche zu Görlitz erworben hatte, nicht abgeführt worden,^ weshalb
Ramfold ^und seine verstorbenen Brüder^ sogar in den Bann gekom-
men waren. U36 endlich trat er ^stthnweis^ all jene aufgelaufenen
Zinsen (40 Mark jährlioh an Geld und Getreide und ausserdem 4 Mark
^auf seinerHälfte des Stadtchens Reiohenbach^] an jenen Altar
ab. Er lebte mindestens noch 4444. Der vierte Bruder Leuther,
ebenfalls Ritter und ,,Herr auf Reiohenbach^, zeichnete sich nicht
weniger als seine Brüder im Kampfe gegen die Hussiten aus. 4 426
half er Görlitz vertheidigen und commandirte daselbst am Neissthor.
In demselben Jahre nahm er (mit 27 Pferden) an der Schlacht bei
Aussig Theil. 4427 war er Hauptmann des Herzogs Hans von Sagan
und zog mit diesem nach Zittau gegen die Hussiten^]. 4428 leitete
er, als Feldhauptmann der Oberlausitzer Kriegsmacht, den Ueberfall
bei Mac^endorf, bei welchem zwar 400 Feinde getödtet wurden,
aber auch er selbst fiel ^^) . Verheirathet war er gewesen; aber Kinder
werden nicht erwähnt. Der fünfte und der sechste Bruder N i col a u s
und Christoph v. G. werden 4429 — 33 ebenfalls als zu Reichen-
bach gesessen bezeichnet. Seitdem scheint von den sechs Brüdern
nur noch der Pfarrer Ramfold gelebt zu haben. 4438 — 44 "werden
mehrfach ein „Sebastian von Reichenbach'' und ein „Peter v. G.
zu Reichenbach'' genannt; wir wissen aber nicht, wer sie gewesen
(ob Söhne des einen oder anderen jener Brüder) , und wohin sie ge-
kommen. Ja es wäre nicht unmöglich, dass dieser Peter nur fälsch-
lich, als Mitinhaber der Gersdorffschen Güter, selbst v. GersdorflT be-
nannt worden ist und eigentlich PeterSchaff hiess. Eine Schwester
jener sechs Brüder V. G., Margarethe, war schon 4 404 mit Hans
Schaff auf Diehsa (siehe die Schafl) verheirathet. Deren Sohn hiess
Peter Schaff und stand mit seinen Onkeln auf Reichenbach in Ge-
sammtlehn. 4 455 belehnte König Ladislaus denselben mit Mengels-
dorf, halb Gosswitz, ganz Dolgwitz (0. bei Sohland) und „allem, was
Tarome v. G. und seine Brüder zu Sohland und Oelisch besessen'^,
femer mit dem Von/verk zu „Reichenbachsdorf", dem Teiche im Ober-
M) Laus. Mag. 1774. 277. ») OrOnbagen, HuBsitenkimpfe in Schlesien.
119. «) N. Script, rer. lu». I. 61.
40. Die T. G«r8dorff. ' 195
hof , der F^lbadstnbe tu ReicbentNich, den 20 Schock Zins zu Uftmu
und den 12 Sdiock vom Gericht daselbst, „wie die Briefe ausweisen,
dass diese Gttter an Peter Schaff nach gesammter Hand ge-
kommen sind.^ 4 459 wurden Peter Schaflb Söhne mit diesen Gtttem
belehnt 37) .
Die Stadt Reichenbach dagegen scheint nicht mit an die Schaff
gefallen zu sein. Diese befand sich seit etwa 4448 im Besitze derer
V. G. auf Baruth, also eines vierten Zweigs derer v. G., und da auch
sonst nichts darauf hindeutet, dass damals die Linie Baruth, vielmehr
(wahrsdieinlich mit dem Pfarrer Ramfold) die Linie Reichenbach
au^estorben sei, so halten wir die Angabe des Reichenbacher Stadt-
buohes für richtig, dass „als 4446 die v. Gersdorff zu Reichenbach
abslarben. die v. G. auf Baruth das Stadtlein erhalten^ haben.
i. Die Linie Bischdorf und Herbigsdorf.
Wie schon erwähnt, findet sich in dem ältesten Stadtbuch von
GörliU bei d. J. 4339 (fol. 75) folgender Eintrag : „Ludwig hat ge-
schworen eine rechte Urfehde Herrn Kirstan und Herrn Ramfold und
Heinke von Bishovisdorf^. Wahrend die beiden Erstgenannten
sicher die oben (S. 490) bebandelten Brüder v. G. auf Reichenbach
waren , muss Heinke v. Btschdorf mindestens ein naher Anverwand-
ter von ihnen gewesen sein. Nimmt man hinzu, dass 4378 ein
Kirstan Bisdorf, der zu Görlitz dem Heinrich Eberhard einen
Theil einer Mtthie aufgab, und dass seit 4442 stets die Besitzer von
Bisdidorf ganz zuverlässig als Gersdorf fe bezeichnet werden, so
gewinnt die Annahme, dass jener Heinke auch bereits ein Gersdorff,
vielleicht also ein Bruder von Cristan und Ramfold gewesen sei,
wenigstens grosseste Wahrscheinlichkeit. Dass derselbe Kinder hatte,
steht fest. 4350 gab zu Görlitz Heinrich v. Bischofsdorf all sein Erbe
„seinen Kindern^ auf nach seinem Tode. Wahrscheinlich war also
der genannte Kirstan Bisdorf (4378) ein Sohn von ihm.
4442 wurde Heinrich v. Gersdorff mit dem den Bischöfen
von Meissen g^örigen Gute Bischdorf belehnt und zugleich ein G hri-
stophel V. G. mitbelehnt ^®). 4446 werden „Heinrich und Tiez-
mann v. G. in Bischdorf^ nach Görlitz vor Gericht citirt, seitdem
aber (bis 4 429 >^) nur „Tiezmann zuBischdorf^ erwähnt, der also wohl
Heinrichs Sohn war. — Erst seit dem letzten Drittel des 45. Jahr-
") Ufk.-Vew. n. 77. 86 und 1441», tgl. 49c. M) a. Dtesd. Ornndmann,
toUect. I. 166. M) z. B. Urk.-Ven. H. 24«.
13»
196 - II. Abtheilong.
hunderts beginnen reichlichere Nachrichten ttber diese Linie. 4 468
verkaufte wieder ein Heinrich v. G. 9 Mark Zins und 4473 aber-
mals 5 Mark 4 6 Gr. in seinem Dorfe Bischdorf zn einem Altar auf dem
Schlosse Stolpen, und zwar wird er dabei als ^zu Herbigsdorp* (S. bei
Bischdorf] gesessen bezeichnet, und als Mitpatron der dasigen Kirche
kommt „Heinz GirstorflT^ schon 4 465 bei einem Streite des Pfarrers
wegen des Vorwerkes zu Oppeln vor ^<^).
4478 wurden Hei nrich und Hans v. G. zu Bischdorf f/bsessen
mit diesem Dorfe belehnt „in aller Masse, wie es ihr Vater, dem Gott
gnädig, inne gehabt.^ Diese Brüder, jedenfalls Sohne des vorigen
Heinrich, theilten sich nun in die beiden Güter Bischdorf und Her-
bigsdorf so, dass jeder von Beiden Antheil an jedem Gute erhielt.
Hans hatte schon 4469 ßeinrculmerüz (NO. von Kittlitz) und Baschke-
tvitz (?) von Heinrich v. Radewitz dazu erkauft 3^).
4488 erhielten Heinrich, Albrecht, Lassei, (jedenfalls die
Söhne Heinrichs), Barthel, Heinrich, Hans, (jedenfalls die
Söhne von Hans), „Gevettem und Brüder v. G.'^, die Lehn über
Bischdorf 3^). Von dem ersten Brüderkleeblatt war Heinrich zuerst
gestorben; 1520 ward sein Sohn Martin, unter Vormundschaft
seines Vaterbruders Albrecht stehend, belehnt. Er verkaufte 4554
seinen Antheil an Bischdorf an seinen alsbald zu erwähnenden Vetter
Andres. Dass Albrecht Kinder gehabt , ist durch nichts angedeutet.
Von Lassei stammen die Brüder Lassei, Melchior und Hans,
welche 4534 ihren Antheil an Herbigsdorf und an Bischdorf (9 Bauer-
guter) an ihren Vetter Hans von dem anderen Bischdorfer Zweige
verkauften.
Das andere Brüderkleeblatt, Barthel, Heinrich und Hans, erwarb
4506 von Wilhehn Herrn v. Schönburg auf Hoyerswerde (um 400 Mark)
dessen Antheil von Sohland (0. von Bischdorf), wenigstens später be-
stehend in 4 3 Bauern und 4 Gärtnern ; doch behielt sich der Verkäufer
die Lehnsberrlichkeit vor '^j . Von diesen Brüdern kommt ^Barthel v. G.
sonst Bischdorf genannt, zum Sohland^ mindestens bis 4534 vor. Für
seine Söhne halten wir die Brüder Asmus, Fabian und Franz,
die 4539 über Bischdorf mitbelehnt werden, und von denen 4556jiur
Asmus noch genannt wird. — Bartheis Bruder Heinrich Hess 4549
seine Frau Elisabeth auf Bischdorf beleibdingen und ward noch
80) Gercken, Stolpen 51. 45, Tgl. 481. Oiiindmanii, eoU. n. 71» n. b 49.
31) 06rcken, Stolpen 632. Urk.-Veiz. II. 110. ^ Ginndmann, ood. diplom.
•nppl. I. ai) ÜA.-Ver*. HI. 73.
40. Die y. Gendorff. 197
1539 aufs neue mit „Sitz, Vorwerk und etlichen Männern^ zu Bisoh-
dorf belehnt. Sein Sohn Georg erhielt 4544 nach des Vaters Tode
die Lehn über „Sitz und Vorwerk Bischdorf, so vormals ein Lehngut
gewesen^, und ausserdem über 6 Bauern, 5 Gärtner und eine Mühle
daselbst. Auch besass er Antheil an Herbigsdorf und kommt nodi
4564 vor. — Bartheis und Heinrichs Bruder Hans kaufte 4534 zu
seinem Antheil von Bischdorf noch die 9 Bauergttter seiner Vettern
Lassei, Melchior und Hans und ebenso deren Antheil an Herbigsdorf
hinzu. Desgleichen hatte er (von Hans v. G. auf Ddbschitz) das Dorf
ß>ersdorf {Vif . v. Herbigsdorf) erworben, überliess es aber 4534 an
den Rath zu Löbau und erhielt dafür den Antheil von Herbigsdorf,
den früher Lassei und „Dorothea v. G.^ an den Rath verkauft hatte ^j .
Nach seinem Tode ward 4533 sein Sohn Andres mit Herbigsdorf,
wo er wohnte, belehnt. 4554 kaufte er zu den 9 Bauern und 8
Gärtnern in Bischdorf, die er von seinem Vater geerbt^hatte, auch die
7 Güter und die Mittelmühle daselbst, welche bisher seinem Vetter Mar-
tin (S. 496) gehört hatten, hinzu, so dass er jetzt „3 Theile desDorfs^
(sein Vetter Georg den vierten) besass. 4562 erwarb er auch Ebers-
darf von den G^br. v. Metzradt auf SehOnbach wieder. 4 564 wurden
seine Söhne Nickel, Melchior, Balthasar, Hans, Heinrich,
und Andres V. G., zu Herbigsdorf gesessen, mit den 3 Theilen von
Bischdorf und 4565 auch mit ihrem Antheil von Herbigsdorf belehnt.
3. Die ältere Linie Kemnitz und Strichen.
In einer Urkunde von 4 307, durch welche Otto v. Kamenz den
Verkauf des Dorfes Schönau auf dem Eigen an das Kloster Marienstern
bezeugte, findet sich neben Gristan v. Gersdorff (S 490) auch Rulko
dictus de Kemnitz, frater suus'^j. Die Kemnitzer Linie ist
also ebenso alt , wie die älteste Reichenbacher. Wer Rulkos Söhne
gewesen, lässt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ermitteln. In den
Jahren 4324 — 34 wird mehrfach ein dominus Nicolaus dictus de
Kemnitz, Domherr zu Budissin, erwähnt, der zu seinem und seiner
Vorfahren Seelenheil aus seinem Vermögen zwei Vikarien an der Haupt*
kirche zu Budissin gestiftet hatte. 4324 und 4325 bestätigten der Bi-
schof von Meissen und König Johann von Böhmen diese Stiftung von
48 Mark Rente, welche später um noch 6 MariL vermehrt ward. Dieser
Nicolaus hatte , als CoUator jener beiden Stellen auf Lebenszeit, die-
selben mit zwei Onkeln (avunculi, also Muttersbrüder), nämlich Nico-
M) EWnd. m. 141. 8S) Laus. Mag. 1870. 62.
198 II- Al»th6ilttttg.
laus und Johann, besetoi^^). Wir veroauthen, dass er eiü Sofan Riil*
kos von Kemnitz, also em Gersdorff, gewesen sei. Nun erscheint
gegen Mitte des 44. Jahrhunderts auch ein Rule v. Gersdorff,
dessen Besitzthum zwar nirgends genannt wird, den wir aber wegen
des gleichen, in der Familie t. G. sonst nicht üblichen Vornamens und
wegen des Umstandes, dass er einen Sohn Jobann hatte, und Bnde
des Jahrhunderts in der Thal ein „Hans v. G. zuKemnitz'^ vorkommt,
fUr den Besitzer von Kemnitz und ebenfalls für einen Sohn Rulkos hal-
ten dürfen. 4350 waren „Herr Gristan , Herr Ramfdd [Sühne Cri-
stans 1. auf Reichenbacdh] und Herr Rulo v. G.^ Zeugen bei einem
Vergleiche zwischen Gürlitz und Zittau wegen der Waidfuhre, 4344
Cristanus et Rudlinus [doch wohl gleich Rule oder Rudolph] domini de
G. Zeugen zu Prag bei Künig Johann. 4366 war „Herr Ruk) v. G. Ritter,
und Agnes, seine Gemahlin'^ bereits gestorben und bei den Fran-
ziskanern zu Görlitz begraben, imd für ihr Seelenheil hatten „Herr
Johann, der Sohn des genannten Herrn Rulo, und Herr Gzaslaus,
der Sdiwiegersohn des Letzteren^, eine tägliche Messe gegründet'^).
Wie schon erwähnt, erscheint nun Ende des 4 4. Jahrhunderts
ein „Hannus v. der Eempnitz, daselbst gesessen^, den wir für
identisch mit diesem „Johann, dem Sohne Herrn Rulos v. G.^ halten.
4397 war derselbe Zeuge, als die v. Nostitz auf Kittlitz in die Gerichte
zu Ldbau gewiesen wurden; 4404 war er („Hannus v. G. zuKem-
nitz^) einer der Schiedsrichter zwischen den Brüdern v. Tschimhaus;
4398 schickte der Rath von Görlitz einen Boten „gen der Kemnitz zu
Grunehannus'', dass er zu einem Tage nach Lübau kommen solle 3^) .
Demnach würde unter dem zu jener Zeit oft genannten „Grüne-
hannus'' dieser Hans v. G. auf Kemnitz zu verstehen sein. Dieser
Hans nun verkaufte 4406 Kemnitz an seine „Vettern^, die Brüder
Hans, Nickel und Caspar v. G. auf Wartha und Oelsa, Söhne Bartholds
v. G. auf Saubemitz, wie die Belehungsurkunde König Wenzels über
Kemnitz (4408) ausdrücklieh besagt'*). Da darin der Verkäufer als
„Hans V. G. genannt von Serichow^ bezeichnet wird, so hatte der-
selbe jedenfalls das Gut Säridtm (S. v. Horka) erworben, und in der
That erscheint 4409 ein „Jan v. Gersdorff zu Serchau^ als Schuppe
im Ho%ericht zu Göriitz und auch 4443 als Besitzer dieses Guts.
Von 4445 — 37 gehörte letzteres einem Caspar v. G. , muth:-
») Cod. Li». 256. 258. 290. w) ÜTk.-Veix. I. 57 No. 283. Cod. Lm. 542.
N. Script. lei. Ins. I. 300 ygl. 269 and 295. ») Urk.-y6T£. I. 146 No. 728 nnd I.
152 No. 757. GörUtier Bathtroehnangen. ^ Urk.-Samiia., nlflht im Utk,*Ven^
40. Die T. Qendwß. 199
masslich also einem Sohne Hansens. 4448 war dieser Caspar v. G.
„SU Serchow^ Theidingsmann zwisdien Czaslaus v. G. und denen
V. Aechenberg auf Klitschdorf, 4437 Zeuge fttr die v. Penzig, 4 428
Bundsgenoss für Gdriitz gegen die Hussiten ^]. In der zweiten Hälfte
des 45. Jahrh. besassen Särichen »Christoph und Georg, unge-*
sonderte Brüder v. G.*^, die z. B. 4470 einem Unterthanen daselbst
Consens gaben. Von diesen kommt »Jorge von Serchaw, daselbst ge*
sessen^ 4445 und 4480 auch als Lehnszeuge vor^^]. Bald darauf
scheint Särichen an die v. G. auf Rudelsdorf gelangt zu sein. 4 490
gehörte es Christoph y. G. auf Rudelsdorf , und 4547 ward es von Hans
V. G. auf Rudelsdorf als Selbstschuldiger, und seinen ungesonderten
Vettern Bemdt »daselbst^ (d. h. auf Gersdorf) , Nickel zu Horka,
Balthasar zu Leuba, Hans zu Lautitz, an Ulr. v. Nostitz auf Ullersdorf
verkauft ^2). Ob jene Brüder Christoph und Georg v. G. Nachkom-
men gehabt, und wohin diese gekommen, wissen wir nicht.
4. Die Linie Gersdorff, Lohsa, Piskowitz.
Ausdrücklich als zu Gersdorf, dem alten Stammgut der gesamm«
ten Familie v. Gersdorff, gesessen wird zuerst 4386 ein Hannus
V. Gerhartsdorf bezeichnet. Es kaufte nttmlich der Göriitzer
Spitabneister Jensh »fünftehalb Mark Prager Zins wider Hannus v.
Gerhartsdorf, gelegen indemselbenDorfe^^S). Wir halten nun
die Vermuthung nicht allsu gewagt, dass dieser Hannus v. G. iden-
tisdi sei mit „ Jencz ^ dem Bruder Cristan (I.) v. Gersdorff, der mit
diesem gemeinsam 4304 zu Görlitz und zwar ebenialls bei Eignung
von Gütern an das dortige Spital als Zeuge erscheint^).
£s scheint, als ob im letzten Viertel des 44. Jahrh. Gersdorf ganz
oder zum Theil an den Görlitzer Bürger Johann Ulmann aus der
Münze , stammend aus der Familie Radeberg , verkauft oder verpfän-
det worden sei. Wenigstens erwarb 4376^^) „Johannes Ulman de Ger-
hartsdorf^ in der Franziskanerkirche zu Görlitz einen Altar , an wel-
chem wöchentlich 4 Messen für seine Familie gelesen werden sollten.
Von 4396 — 4430 aber wird sehr häufig ein Reich eh ans
«) Uift.-V«n. I. 106. Pro^iiz.-Bl&ttoT VI. 146. «0 Urk.-Ven. n. 50V. 142».
«) AxcUt SU Strichen. ^^) Gdxl. Stadtbnch. ^ Cod. Lus. 166. DtMlbst Ut
d0T Harne tiektliekfalBeh gelesen woidan, „T e n 1 1 x'* statt ^ e n e jb^. •*- Ein Johannes de
Qerhartsdorf , der 1332 Stadtsohdppe sn OdrUtz war (Ck>d. Ln». 800), geölte sieber
nleht dem rltterltehen CtoacUeekt derar ▼. O. an, sondern war ein von dem Dorlb Oers*
dorf naeli OSri. «Ingewandartec Bflrger. ^ N. Sedpl. ler. los. I. 300l Lams. Mag.
1778. 254.
200 11- Abtheiittng.
y. Gersdorff ausdrücklich als zu Gersdorf gesessen bezeichnet.
1396 ward er (und noch ein anderer Jone v. G.) entschieden „um den
Wald zu Reichenbachsdorf^, dass die Abbatissin von Marienthal
(Euphemia IL, wahrscheinlich eine v. Gersdorff) und ihre Schwester
den Zins von jenem Walde auf Lebenszeit beziehen , dass derselbe
aber nach dieser Frauen Tode an Reichehans und seine Erben fallen
solle. 4440 kaufte er einen An t heil von Horka (SW. von Rothenburg)
von Otto [v. Gersdorff] von der Horka ^«) und soll 4 423 auch Pfaffen-
dorf (0. bei Gersdorf) besessen haben. 4428 half er „mit seinem
Sohne ^ Görlitz gegen die Hussiten vertheidigen.
Nach ihm wird 4434 ein Peter v. Gersdorff „daselbft^j der
4 440 auch „Güter in Niederreichenbach^ besass, 4439 ein Nickel,
4465 [?Rutschil und] Hans v. Gersdorff „tidselbst gesessen^
erwähnt^''), ohne dass ihr Yerwandtschaftsverhältniss irgend ange-
deutet wäre. 4492 wurden „die Gersdor fer zu GerÄdor/* gesessen**
von dem königl. Gericht zu Görlitz geheischen , weil sie etliche ihrer
armen Leute über zwei Nächte in Haft gehalten und sie geschlagen
hatten. 4542 hatte ein Dieb „den Gersdorffem zu Gersdorf '^ einige
Zeit gedientes) . Hiermit sind jedenfalls die damals zu Gersdorf leben-
den Brüder Bernhard (Bemdt), Christoph, Caspar und Peter
gemeint , welche bald nach 4544 auch noch den übrigen Antheil^von
Niederreichenbach und das Gut Mengelsdorf erworben haben dürften,
die bis dahin den Schaff gehört hatten. Von diesen erwarb Bernhard
einen Theil des Gutes Lohsa (0. von Wittichenau), und überliess dar-
auf 4523 „seinen Antheil an den Gütern zu Gersdorf** seinen drei
Brüdern ^^) . Er ist also Stammvater der Nebenlinie Lohsa.
Später erscheint nur noch der jüngste Bruder Peter als Besitzer
von Gersdorf ^<^). 4535 machte er eine väterliche Verordnung, wie
es solle nach seinem Tode gehalten werden. Wir dürfen daher an-
nehmen, dass er werde bald darauf verstorben sein, und dass der
4554 im Musterregister genannte „Peter v. G. zu Gersdarf und
Deutschpaulsdorf* (S. bei G.) sein gleichnamiger Sohn sei. Jene
väterliche Verordnung des älteren Peter v. G. 4535 betraf wohl
eine Theilung seiner Güter. Bald darauf nämlich erscheint ein
Stenzel v. G. als Besitzer von Mengelsdorf j der dies Gut seinen
M) Urknnd-Ven. I. 143. Holicher, Horka 12. «0 Urk.-Ven. II. 36«, u,
Kloti, „Geneal. Nac]lI.^ «) N. Script, rer. liu. H. 373. m. 216. 40) L. B.
I. fol. 5. 00) Wenn In der Thet 1532 ein Georg t. G. mit G. belehnt woiden ist
(Urk.-VerE. m. 143), so könnte die« nur der Sohn eines der Uteren Brüder sein. Wir
heben ihn sonst nirgends erwähnt gefunden.
40. Die T. Gendorff. 201
Söhnen Peter und Wenzel hinterliesä. Die Yormttnder der Letzte-
ren waren 1567 Hans v. 6. auf PaiUsdorf und Niederreichenbach und
Joseph V. G. auf Gersdorf j beides wahrscheinlich Söhne Peters des
jungem auf Paulsdorf und Gersdorf. — Dieser Peter auf Mengels-
dorf verkaufte darauf sein Gut an Balthasar y. G. a. d. H. Baruth
auf Döbschitz und Reichenbach und erwarb dafttr Giema.
Auf Hans V. G. auf Paulsdotf und Niederreichenbach, der 4574
und 458S Theile von Oberlinda hinzuerwarb, folgte 1584 sein Sohn
E r a s m u s, der 1591 drei Söhne hinterliess, M a t h ä u s auf Patäsdarf^
N i CO 1 a u s auf Niederlinda, und E r a s m u s auf Oberlinda.
Der oben erwähnte Bernhard v. G. auf Lohsa starb 1533,
worauf seine Söhne Rudolf, Hang, Franz und Hans mit diesem
Gute belehnt wurden. Von diesen erkauften Hang und Hans 1538
einen Bauer zu Lippen (0. bei Lohsa) , 1548 Leute zu Neyda (W.) ;
dafbr verkaufte Hang 1540 Bauern zu Priedersdorf (S.). Beide Brtt*
der erscheinen 1551 und später als Inhaber von Lohsa. — Ausser
jenen vier Söhnen erster Ehe hatte Bernhard noch einen Sohn zweiter
Ehe, Namens Heinrich, hinterlassen, welcher schon 1526 da&Gut
Piskowitx (0. von Kamenz) besass, auf dem er 1536 seine Frau Anna
beleibdingen Hess. Da er nur eine Tochter Margarethe hatte , so
erwirkte er 1541 von dem König ^einen Pergamentbrief^ , wonach
dieser Tochter 800 Mark „zu einer Abstattung und väterlichen Mitgift
auf allen seinen Lehngütem geordnet und zugeschrieben wurden^.
Als er bald darauf starb , ttberliesi^ der König ' dessen heimgefallnes
Gut Piskowitz aus Gnaden an dessen „Stiefbruder'* Hans auf Lohsa,
der es aber 1542 an Ulr. v. Baudissin verkaufte.
5. Die Linie SpitteL
In einer Urkunde von 1348, in welcher der Adel des Löbauer
Weichbilds Kaiser Karl lY. bittet, auch künftighin in Schuldsachen
nicht in Budissin , sondern in Löbau Recht nehmen und geben zu
dürfen ^^) , wird unter den „Aeltesten** des Weichbildes auch ein
„Hermann von dem Spital^ genannt, dessen zufällig noch
erhaltenes Siegel (mit der Umschrift S. Hermann! de Hospitali) ihn
deutlich als einen Gersdorff erweist. Das Dorf SpiUel (NW. von
Kittlitz) gehörte damals noch zur Herrschaft Kittlitz ^^j ; somit waren
die V. Spittel ursprünglich Aftervasallen der Herren v. Kittlitz.
61) Abgedr. bei TztehOfpe nnd Stemel, ÜriLiiiiA.-8amml. 569. Original tn
Löbtn. ^ Cod. Lvs. 364. Urk.-ym. I. 44.
204 n. AbtheUung.
net. Hans besass auch das SO. von Radmeritz gelegene Zwecka (4416
„Jone von Czwecke zu Radembricz gesessen^) und wird bis 4429,
Heinrich bis vor 4434 zu Radmeritz genannt („Heinze v. G. , etwa
zu R.**). Die Brüder hatten auch zu Niederherwigsdorf (NW. von
Zittau) Besitzungen. 4424 verkauften daselbst „Hans, Heinze und
Fredemann, genannt v. Gersdorff, sammt ihrer Schwester Margarethe^
42 Scheff. Komzins „in und auf ihrer Mttfale, genannt die Nieder-
mühle beidenStegen^'andie Cölestiner auf dem Oybin ^^) . Der
jüngste Bruder Fredemann war mindestens seit 4414 Hauptmann der
Herren v. Biberst^in auf deren Burg Hammerstein.
Die V. Gersdorff waren übrigens , wir wissen nicht seit wann,
nicht mehr die Besitzer von ganz , sondern nur von der Hälfte von
Radmeritz; die andere gehörte denen v. Hoberg. Zwischen beiden
Familien nun herrschte bittere Feindschaft (4417 — 25), ja blutige
Fehde , so dass oft Tage deshalb gehalten und Waffenstillstände ver-
mittelt wurden. Die Gersdorffe fanden Hülfe bei Wenzel v. Biber-
stein auf Friedland , die Hoberge bei Wentsch v. Dohna auf Grafen-
stein. Mit diesen Streitigkeiten hing es wohl zusammen, dass zuerst
die V. Hoberg, dann auchtiie v. G. ihren Antheil von R. an Wentsch
V. Dohna abtraten, der seit 4427 als Mitbesitzer, seit 1 434 als alleiniger
Inhaber dieses Guts erscheint.
Wohin sich die v. G. von Radmeritz aus gewendet haben, wissen
wir nicht; wahrscheinlich nach Schlesien. 4482 nämlich wurde das
Kloster Oybin mit derselben „Stegemühle^ zu Herwigsdorf belehnt,
welche einst den Gebr. v. G. auf R. gehört hatte , und welche das-
selbe jetzt von Stephan v. Gersdorff auf Nimptsdi um 26 Mark
erkauft hatte ^^) .
7. Die Linie Hennersdorf mit den Nebenlinien Hen-
nersdorf, Kemnitz, Rennersdorf-Burkersdorf.
Die V. Gersdorff auf Grosshennersdorf (N. von Zittau} sind von
den bisherigen Genealogen dieser Linie auf Grund einer Angabe
Carpzov's •^j als eine Nebenlinie der Hauptlinie Tauchritz betrachtet
worden. Allein eine im Archiv zu Hennersdorf befindliche UriLunde
von 4408 erweist, dass jene Angabe unrichtig ist. Dieser Urkunde
zufolge ertheilte König Wenzel den Gebrüdem Hans, Nickel und
tff) Uikimd.-yenL n. 36«. 90. 6i) pr. Chr. Aug. Petcbeek, Oybin (Ztttau
1804) S. 138. «) GarpsoT, Bhnnt. n. 120 tab. 1. t. Iffteke, Ntedenennen-
dorf (1843). Korscbelt, Bertbelsdorf (1852) S. 20 und Naebtng (1868) S. 13.
40. Die V. Qendorff. 205
Caspar v. Gerarsdorf die Gesammtlehn über das Dorf ^o^ubemüz
(0. von Gutta), das von Todes wegen etwa Bertholdsv. G., ilires
Vaters , an sie gekommen , desgl. über das Dorf Kemnitz, das sie von
Hansen v. G. genannt v. Serechow (S. 198], desgl. über Berthelsdorf
im Lande Görlitz (N. bei Hermhut) , das sie von Christoph Jörgen
[Jorgens Sohn], desgl. über das Dorf Heinrichsdorf Schreibers [d. i.
Grosshennersdorf] im Lande Zittau, das sie von Jörgen v. Stewitz er-
kauft, endlich über die Dörfer Wartha und Oelsa [bei Saubemitz],
die sie itzund inne haben und von ihren Vorfahren an sie kommen
sind. Der hier erwähnte Berthold , also der eigentliche Stammvater
des Hauses Hennersdorf, wird 4360 und 13691 bei Erwerbungen
des Klosters Marienthal von Fritzo von Opal und von Otto v. Stewitz
als Zeuge erwähnt ^^) . Wartha und Oelsa, welche an seine Söhne „von
ihren Vorfahren gekommen^, scheint er diesen Söhnen ttberlassen
und sich nach dem erst hinzugekauften Saubemitz gewendet zu
haben. Zu diesen drei ererbten Gütern hatten nun die Söhne noch
hinzuerworben Kemnitz , Berthelsdorf und Hennersdorf. Die Erwer-
bung hatte vor HOS stattgefunden; deshalb erscheint schon 1406
„Hans V. der Kemnitz und sein Bmder Nickel^ als Schieds-
mann zwischen Nicol. Voigtlander v. G. und Czasl. v. Penzig. Jene
Stammgüter scheinen die Brüder alsbald veräussert zu haben. Von
ihnen wohnte Hans in Kemnüz^ Nickel in Hennersdorf.
Dieser „Hans (oder Jon, Jan) v. der Kemnitz^ kommt bis
\ 430 öfter vor und führt in einer Urkunde von \ 427 über das Altar-
lehn zu Kemnitz den Beinamen Schorle („Hans v. Gerissdorf,
Schorle genannt^). Dass er auch Antheil an Hennersdorf gehabt,
geht daraus hervor, dass er 1412 den Johannitern zu Zittau 50 Mark
Zins „auf seinen Gütern zu Hennersdorf Schreibers^ verkaufte , und
dass 1429 die Gebr. Sorsse zu Rosen thal 1 Mark Zins zu Seitendorf
(0. von Hirschfelde) an „Hans v. Görsdorf zu Hennersdorf Schrei-
bers" überliessen •*) .
Sein Bruder Nickel v. Heinrichsdorf ward der Stammvater
der Nebenlinie Hennersdorf- Kemnitz. Der dritte Bruder Caspar
wird bald nach dem einen , bald nach dem andern , ihm mit seinen
Brüdern gemeinschaftlich gehörenden Gute, also bald Caspar v. der
Kemnitz, bald Caspar Heinrichsdorf genannt. 1422^^) er-
O) Vgl. oben S. 190 Anmerk. 15. Sehonf eider, MThal 70 n. 71. M) Leni.
Meg. 1776. 329. Knothe, Friedendorf 70. Laus. Magu. 1851. 406; 1866. 392 An-
meck. UTknnd.-Vexz. II. 20. ^ Oörlitzer EntBcheidbneh Ton 1406.
206 n. Abtheilmi^.
kaufte er (^Casp. v. Heinridisdorf^) von „Christoph Jorgens Sohn^
dessen väterliches Erbe , das Niedervorwerk zu Rennersdorf (N. bei
Hennersdorf] und heisst seitdem auch Gasp. v. Reynersdorf.
Er war Hauptmann des Christoph v. Gersdorff auf Baruth. Ais
solcher heisst er 1420 Caspar Heinriohsdorf, 1435 Casp. Reynersdorf.
4428 war er auch Klostervoigt zu Marienthal ^^) und Besitzer von
Wiesa (wahrscheinlich S. v. Särichen). Von ihm stammt die Neben-
linie Hennersdorf-^urkersdorf.
Von diesen drei Brüdern war Hans , der älteste, 4438, wohl als
der Letzte von ihnen , gestorben. In diesem Jahre bekannte Austin
Kundige, gesessen in der (Grossen-] Hainer Pflege, nebst Katharine,
seiner Frau, vor dem Gericht zu Görlitz, „von Nickeln und Petem
V. Gersdorff und ihren Brüdern^ 20 Mark erhalten zu haben , die der
verstorbene Jan v. der Kempnitz der genannten Katharine , „seiner
nächsten Freundin, seines Bruders Tochter^, als zu einem Seel-
geräth beschieden; ebenso hatten jene Brüder „der Jungfrau Anna,
des genannten Jan Bruderstochter, einer Klosterjungfrau'^,
5 Mark Gr. ausgezahlt , welche ihr Jan auf dem Todtenbette besdiie-
den<^^. 4439 aber nahmen „Nickel, Caspar, Peter, Hans
und Rutschel, ungesonderte Brüder v. Gersdorff^ ebenfalls vor
Grericht eine verschlossene Lade in Empfang, welche der verstorbene
Jan V. der Kempnitz , „ihr Vetter^, zu getreuer Hand übergeben
hatte ^^). Aus diesen beiden Urkunden geht hervor, dass Hans kin-
derlos gestorben war , dass seine Güter an die Söhne seiner beiden
Brüder gelangten , und dass die beiden hier genannten Nichten von
ihm nicht die Schwestern der hier genannten Neffen gewesen sein
werden. Nun waren die Neffen nachweislich zu Hennersdorf ge-
sessen, also Sohne „Nickels von Heinrichsdorf ^ , folglich jene
Nichten Töchter Caspars von Reynersdorf. Die Söhne Caspars
werden hier nicht mit erwähnt, weil die Testamentsvollstreckung
den Söhnen des älteren Bruders, als den nächsten Agnaten , zu-
stand.
Schon seit 4430 werden „die Gebr. Nickel, Christoph und
Caspar v. G. zu Hennersdorf Schreibers gesessen^ öfter genannt.
In diesem Jahre erkauften sie von den Gebr. Sorsse auf Rosenthal
„das halbe Vorwerk und die halbe Hufe am Ende zu Seüendorf^;
4434 wurden sie mit den Gebr. v. Smoyn verglichen®^). Christoph
«•) N. Script, rer. Ins. H. 382. «7) OotI. Eiitsebeldbiich t. 1406. «») ürk.-
Ven. II. 49. «) Laus. Iftgu. 1866. 392 Anm. Urk.-Verz. U. 36«. 1437 erkaufte
40. Die T. Gendorff. 207
und Caspar kommen nach 4 436 nicht mehr vor. Wie sich diese
Brüder auf Hennersdorf mit ihren (noch zu nennenden) Cousins auf
Rennersdorf über ihres Onkels Hinterlassenschaft verglichen haben
mOgen , wissen wir nicht. Kemnitz erscheint seitdem im Besitz der
Hennersdorfer Linie. Und zwar finden wir Nickel auf Hennersdorf,
Peter und Hans auf Kemnit% gesessen. Rutschel aber halten
wir für denselben, der 1 440 der Stadt Görlitz mit 20 Pferden dietite,
4448 als Mitbesitzer von Reichenbach, 4468 aber als Mitbesitzer von
Barutfa voriLommt. Wenigstens kennen wir sonst keinen Gersdorff in
jener Zeit des Namens Rutschel.
a. Nebenlinie Hennersdorf.
Nickel v. G., der älteste der sechs Sohne „Nickels v. Heinrichs-
dorf^, wird bis 4455 häufig, besonders als Schiedsmann oder Zeuge
für die Gersdorffe auf Tauchritz, erwähnt ^<>). — Von 4488 — 4524 er-
scheint als alleiniger Besitzer von H. abermals ein N i c k e 1 v. G.,
jedenfalls des Vorigen Sohn; eine Schwester desselben, Marga-
rethe, war verheirathet mit Hans v. Penzig^*). 4498 war er Ael-
tester der Ritterschaft. 4497 war er an dem Streite zwischen dem
Rathe zu Zittau und dem Adel des Weichbilds betheiligt. Ausser Hen-
nersdorf besass er einen Antheil von Herwigsdorf (S. von H.], die
ein ^lekel t. G.^ dM Dorf WUtehendoff SO. bei Heniiendotf [CarpzoT, Ebrent.
II. 119]. Wir moebten gr»de wegen der soeben erwäbnten Seitendorf er Oüter anneb-
men, dMs biermit Nickel auf Hennendorf gemeint lei. 1488 war Georg r. G. und
1495 lyHans n. Gregorins [wobl Georg] t. G.*^ zn Wittebendorf geseasen (FlÖsael,
K^Viehea Slammb. Friedertdorf S. 8 n. CarpzoT a. a. 0.). Unserer Annabme nacb
würden diea Söbiie jenea Nickel nnd Brüder eines anderen Niekel sein, der Tom Vater
Hennersdorf erbte , wäbrend auf sie Wittebendorf nnd der Antbeil Yon Seitendorf ge-
kommen war. Wittebendorf ward 1501 (Tielleicbt Ton Hans) an Wenzel y. Eisersdorf
(S. 172) Yorkanft. Georg aber beisst 1495 — 97 mebrfacb „zu iSe^t«n(2or/' gesessen'*
(1496 als Zenge beim Yerkanf TOn Scbönfeld A. MTbal; 1497 bei einer Auf^be Yor
den Geriebten zn Hirsebfelde, Knotbe, Hinebf. 82 A.); Dieser nnn Tertanscbte
1496 „Min TäterUcb Gut Seitendorf an Ifarienthal gegen dessen Besitznngen in (H-
lertdorf, überlieaa letztere aber sofort an das Kloster Oybin (Urk.-Yerz. III. 28). Wie
konnte dieser Antbeil Ton Seitendorf ^^vUerlicbes Gnf* des Georg y. G. gewesen sein,
wenn er cicbt ein Sobn Jenes Nickel anf Hennersdorf w&re, der 1429 nnd 1430 jenen
Antbeil erkanfte? Wenigstens ist niebt bekannt, dass andere Gersdorffe in Seitendorf
Erwerbungen gemaobt. Jener Georg y. G. scbelnt daranf Dorhhenneradorf, anstossend
an Seitandorf, erworben zn beben ; wenigstens Yorkanfte 1499 ein Georg y. G. anf
Dombennersdorf nocb einen Antbeil Yon Seitendorf an Adam y. Kyaw (Flossel a. a. O.
8. 1). Erat seit den 20er Jabren des 16. Jabrb. geborte Dombennersdorf denen y. G.
A. d. H. BudeUdorf. fo) Urk.-Verz. II. 681». 85«. ") Ebend. HI. 10«.
208 n« Abthdlang.
sogenaimte Sdieibe , die er 4 495 um 250 Mark an die Colestiner auf
Oybin verkaufte, desgl. (nach 4518) einen Antheil von Oderwäxy
letzteren als Afterlehn der Herren v. Schleinitz auf Tollenstein. 4521
übergab er seine Besitzungen seinem einzigen Sohne Caspar^^].
Dieser Caspar starb schon 1531 , worauf seine Söhne Y alten,
Nickel und Hans mit H. belehnt wurden. 1532 kauf ten sie (von
einem Peter Kleyne] ein Gtttlein in H. und schlugen es zur Pfarr-
widemuth , wofür der Pfarrer auf einen bisher zu erlegenden Zins
von 4 Mark 15 Gr. und auf 4 Bauern im Dorfe (Pfarrdotalen] ver-
zichtete. 1547 wurden die Gebr. Valten und Nickel v. G. (Hans
scheint nicht mehr gelebt zu haben] auf H., und die Gebr. Balthasar,
Christoph und Hans v. G. zu Burkersdorf und Berthelsdorf (aus der
Nebenlinie Kemnitz) , desgl. ein Georg v. G. auf Choltitz (?), Unter-
känunerer des Königreichs Böhmen, zu gesanunter Hand belehnt^').
Valten und Nickel kauften 1558 gemeinsam (Antheil an) Rcuttneritz
von Georg v. Wamsdorf, um dieselbe Zeit auch Ostrichen (oder Mostr-
richen W. bei Seidenberg). Valten war lange Zeit königl. Land-
richter und starb 1562, um dieselbe Zeit auch sein Bruder Nickel.
1563 erlangten „die Unmündigen v. G. zu Hennersdorf
nach dem Tode Valtens und Nickels Gebr. v. G.'^ durch ihren Vor-
mund Christoph v. Haugwitz dje Lehn über den Rittersitz Henners-
darf und über Radmerüz und Ostrichen ^^j .
b. Nebenlinie Kemnitz-Burkersdorf.
Peter V. G., der dritte Sohn „Nickels v. Heinrichsdorf^, kommt
bis 1475 bald als Theidingsmann für die Gersdorffe auf Taucbrilz
(1459), bald als Lehnszeuge (1465), zuletzt als Befreier des Görlitzer
Bürgers Urban Emmerich (S. 1 75) aus der Gefangenschaft der Warten-
berge auf Tetschen (1 475) vor '*) .
Er hinterliess, wie es scheint, zwei Söhne, Christoph und
Caspar, sein Bruder Hans (S. 207) einen Sohn, ebenfalls Hans.
1 489 wurden „Christoph, Caspar und Hans v. Gersdorff, Gevettem zu
Kemnitz^ vom Bischof zu Meissen mit dem Bischofszehnt zu Ludwigs--
TT) Ebend. III. 42«. Carpzov, Anal. U. 259. 260. Ehrent.n. 114. Laos. Mag.
1825. 336. Kirchengall. 128. Kdniic, AdeUlex. lU. 396 führt den Wortlaut elnea
Kaufes an, demzufolge 1499 ein Siegtm. ▼. G. za Linda diesen seinen ^Sitz Linät^ an
Nie. V. O. zn Hennendorf verkanft habe. Wir haben weder Jenen Siegsm., noeh sp&ter
diesen Nie. ▼. G. im Besitz Ton Linda gefunden , das vielmehr damals ganz andeien
Familien gehörte. W) Ürk.-Verz. lU. 166. 7«) L. B. II. fol. 9. ») ürk.-
Verz. U. 85«. 98<l. 117^ Nenmann, Magdeburger Weisth&mer 121.
40. Die V. Gersdorflf. 209
dorf (N. von Görlitz) belehnt, und 1491 erkauften dieselben von
„Hans und Wilhelm , Gevettern von Heinersdorf" (d. h. aus dem so-
fort zu behandelnden Hause RennersdorT) deren Güter Ruppersdorf
und [Ober-] Rennersdorp^) . Christoph v. G. auf Kemnitz wir
4518 Voigt des Klosters Marienstern für die Bemstadter Pflege. Er
hatte nur eine Tochter Barbara, welche 1538 Hans v. Kyaw hei-
rathete und diesem Kemnitz zubrachte ^^) . So ging dies Gut für die
V. G. verloren.
Der Bruder Christophs , Caspar v. G. , anfangs „zu Kemnitz",
scheint später das 1491 erkaufte Ofterrewnersdor/* übernommen zu
haben. 1495 hatte er einen Streit mit Hans v. Metzradt auf Nieder-
rennersdorf. Für seinen Sohn halten wir den 1504 — 1530 oft ge-
nannten Christoph V. G. , der Oberrennersdorf, Berthelsdorf und
mindestens seit 1518 auch Burkersdorf (N. von Hirschfelde) besass'®).
Er war (Feld-) Hauptmann zu Zittau. Er hinterliess drei Söhne
Balthasar, Christoph und Hans, welche 1539 mit Burkersdorf,
Berthelsdorf und halb Rennersdorf belehnt wurden und 1547, wie
S. 208 erwähnt, mit ihren Vettern auf Hennersdorf und mit Georg
v. G. auf Choltitz Gesammtlehn erhielten. Nach Balthasars kinder-
losem Tode (1549) theilten sich die überlebenden beiden Brüder so,
dass Christoph Oberrennersdorf und Oberberthelsdorf, Hans Burkers-
dorf und Niederberthelsdorf bekam. Christoph, der später in Ber-
thelsdorf wohnte, war 1547 nach dem Pönfall einer der königl. Com-
missare zur Verwaltung der eingezogenen Zittauer Güter. Auch er
starb 1565 kinderlos. So vereinigte der jüngste Bruder Hans auf
Burkersdorf noch einmal auf kurze Zeit die sämmtlichen Güter der
jüngeren Kemnitzer Linie. Seine Söhne Christoph, Rudolph,
Hans und Caspar folgten ihm 1567 im Besitze seiner Güter.
c. Die Nebenlinie Rennersdorf.
Stifter derselben ist, wie wir oben (S. 206) nachgewiesen^
Caspar v. G., der als „Caspar v. Reynersdorf" zuletzt 1435 Haupt-
mann zu Baruth war. Für seine Töchter glaubten wir ebendaselbst
Katharine und Anna, die von seinem Bruder Hans auf Kemnitz
testamentarisch bedacht wurden, erklären zu müssen. Für seine
Söhne halten wir zunächst „Michael V. Reynersdorf", der 1435
^ A. Dresd. Orundmann, cod. dipl. sappl. I. Arch. zu Rnppersd. "^ Pe-
• ehel, Kemnitz 29. ▼. Kyaw, Chronik der FamUie v. Kyaw 233. Tf) Knothe ,
Burkersdorf 46.
Kb oth e , Oescb. d. Oberl. Adels. 14
2101 II- Abtheilung.
Söldner für Görlitz, und 4464 („Michael Heynersdorf zu Wiesa^j das
Caspar ebenfalls gehört hatte] G£wä|;irsbUrge fflr Christoph v. Hoberg
zu Borna war'^). Michaels Wittwe würde sein Frau Anna v. G.,
die mit ihren Söhnen WilKelm und Heinemann „zu Reyners-
dorf" 4474 einem Unterthan zu Wiesa Consens ertheilte. Für einen
zweiten Sohn Caspars halten wir „Hans v. Hendrsdorff^ (d. h.
aus dem Haupthause Hennersdorf) , der 4474 — 92 häufig genannt
und als der „Vetter" (also Vatersbruder) von Wilhelm und Heine-
mann bezeichnet wird. Dieser Hans hatte nun noch einen „Bruder'^
Christoph, für welchen er nach dessen Tode 4 494 noch Geld vom
deutschen Orden in Preussen für geleistete Kriegsdienste zu fordern
hatte 80) .
Von diesen drei Brüdern (Michael, Hans, Christoph, den
Söhnen Caspars) besass nun (1er kinderlose Christoph das Gut Rup-
persdorf (N. bei Hennersdorf) . Da erwirkte 4474 „der edle Hans
V. Hendrstorff*^ und seine Söhne Niclas und Ben es von König Ma-
thias . dass , wenn „Christoph von Ruppersdorf" ohne Erben stürbe,
der König auf sein Anfallsrecht verzichtete und „das Dorf Ruppers-
dorf mit aller Zuge'hörung und sonst alle Güter Christophs'^ an Hans
und seine Söhne überliess ^^) .
Bald darauf muss Christoph auf Ruppersdorf gestorben sein;
denn „Hans v. HendrsdorflF" erscheint spater auf Ruppersdorf ge-
sessen, während seine Neffen Wilhelm und Heinemann zu Ren-
nersdorf wohnten. Von Letzteren hatte Heinemann keine Söhne,
sondern von seiner Frau Margarethe (die er 4480 8^) mit seinem
väterlichen Theil zu Rennersdorf, Berthelsdorf und Wiesa beleib-
dingen Hess) nur eine Tochter Anna, verheirathet mit Hans v. Metz-
radt a. d. H. Dürrbach. Da suchten „der alte Hans Hynnersdorf^
[auf Ruppersdorf] und Wilhelm [Heinemanns Bruder] der Familie
V. Gersdorff jene Güter dadurch zu erhalten , dass sie ohne Wissen
Heinemanns von König Mathias eine Gesammtbelehnung über Ihre
beiderseitigen , jetzigen und künftigen Güter auswirkten. Als dies
Heinemann erfuhr, lies er 4486 dem Landvoigt 800 fl. ungarisch auf
all seinen Gütern , „die zu seinem väterlichen Theile gehören, näm-
lich [Nieder-] Äennersdor/*, Berthelsdorf mtlA das halbe Dorf Wiesa^j auf
und bat, diese Summe seiner Tochter Anna zu leihen. „Wer sie nach
seinem Tode aus den Gütern heben will , der soll ihr diese Summe
^3 A. MThal. 80J L^baner BQgenbach 4. (ZitUu). 81) Arch. zu Rappen-
dorf. 8«) Urk.-Verz. II. 142.
40. Die V. Gertdorff. 211
herausgeben^^'). Heinemann muss bald darauf gestorben sein.
4 489 Hess der Mann seiner Tochter^ Bans v. Metzradt, diese mit „der
Hälfte seiner Güter [Nieder-] Rennefsdorf, Berthelsdorf und halb Wiesa"
beleibdingen w) . „Hans und W i 1 h e 1 in v. Heynirstorff zu Ruppers-
dorf und Reynerstorff^ aber verkauften jetzt (U94) „all ihre Güter
und Gerechtigkeit" an Christoph, Caspar und Hans v. Gersdorff , Ge-
brüder und Vettern zu Remnitz (S. 208) und Hessen sich 4492 ihre
Gesammtbelehnung nochmals bestätigend^). Sie verschwinden seit-
dem aus der Oberlausitz ®<^) . Als 4495 auch Hans v. Metzradt kin-
derlos starb . erhoben seine Brüder Anspruch auf dessen Güter , aber
vergeblich. Niederrennersdorf kam in fremde Hände; nur das, wie
es scheint, später hinzuerworbene Oberrennersdorf und Berihelsdorf
blieben der Kemnitzer Linie derer v. Gersdorff; Ruppersdorf ward
verkauft.
8. Die Linie Tauchritz mit den Nebenlinien Tauch-
ritz-Leuba, Rudelsdorf, Rengersdorf, Horka.
Das grosse Gut Tauchrüz (W. bei Radmeritz) war 4357^7] von
Kaiser Karl IV. an Friedrich v. Biberstein auf Friedland zu Lehn ge-
geben worden, und dieser muss es einem Nickel v. Gersdorff,
als Afterlehn, überlassen haben , der sich ebenso, wie noch geraume
Zeit seine Nachkommen, nach dem öxiie benannte.
4360 gelobte Nyckil Thauros für seinen Sohp Henczil
Thauros, der wahrscheinlich eine Fehde gehabt hatte und jetzt
verglichen worden war,'„dass derselbe ein gut Knecht sein solle"®®).
Der Ausdruck „Knecht** lässt keinen Zweifel darüber, dass hier von
rittermässigen Männern, also von den Besitzern von Tauchritz, nicht
von bäuerlichen Bewohnern desselben die Rede ist. 4 374 soll sich
derselbe Henczil Thauros mit seinen Söhnen Nickel, Hans und
Caspar den Gebrüdem Friedrich, Balthasar und Wilhelm, Land-
grafen von Thüringen und Markgrafen von MeisseU; verschrieben
haben , ihnen wider deren Feinde im Felde und auf Zügen beizu-
stehn ®^) . Und in der That erscheinen bald nachher als Besitzer von
Tauchritz drei Brüder mit diesen Vornamen, die sich nun auch
V. Gerartsdorf nennen.
Urk -Verz. U. 154. M) Ebendas. U. 169. ») AtcUt zn Ruppersdorf.
^ Zwar stellte „Wilhelm zu Rennendorf gesessen^ noch 1492 einen Consensbrief
fQr den Richter zn Rennersdorf aus (Urk.-Verz. II. 14); wahrscheinlich aber war der
Kauf selbst schon früher abgeschlossen. 87) Urk.-Verz. I. 70. ^ Görlitzer Uh.
Toc. etproscrlp«. I. ») König, Adelslex. III. 377.
14*
212 11. AbtheiluDg.
Zufolge einer Urkunde von 1399 belehnte, nachdem Niclas und
Hans V. Gersdorff Tauchriiz ^mit Ober- und Niedergerichten, das
von der Krone Böhmen zu Lehn rührt'', an Hans v. Smoyn, einen
böhmischen Edelmann, verkauft hatten, König Wenzel diesen
damit ^^). Auffallig erscheint uns hierbei, dass diese Belehnung durch
den König erfolgte , nicht durch die v. Biberstein , dass die Ober-
gerichte mit verliehen wurden , während die v. Gersdorff dieselben
erst später erhielten , und dass trotz dieses ^Verkaufs'' die Verkäufer
nach wie vor, als „zu Tauchritz gesessen'' bezeichnet und neu damit
belehnt wurden. Eine Verpfändung ihres Gutes an Hans v. Smoyn
hatte aber allerdings stattgefunden, und erst U34 ^^) gelobten dessen
Söhne, „die v. G. nimmermehr anzureden um das Gut Tauchritz".
Im Jahre i 409 theilten sich die beiden genannten Brtlder Nickel
und Caspar (Hans wird seit 4400 nicht mehr erwähnt) in rechter
und redlicher Erbsonderung. Demnach erhielt Nickel „das ganze
Dorf Tauchritz^ und wurde damit von seinem Lehnsherrn, Hans
V. Biberstein, belehnt, wobei ihm, so lange er und seine Erben dies
Gut besitzen wtlrden, auch „das oberste Gericht über Leib und Hals"
verliehen ward^^). Welche Güter dagegen sein Bruder Caspar er-
halten habe, wird dabei durch nichts angedeutet. Carpzov^^) nimmt
fälschlich an , dass Caspar Grosshennersdorf besessen habe und der
Stammvater der betreffenden Linie geworden sei (vgl. S. 204).
Möglich ist , dass Caspar Inhaber von Schönberg und Oberhalbendorf
(damals „Kiihzahl") war. Beides gehörte 1373 ^^j einem Henczil
Jane v. Gerhardesdorf, der vielleicht mit Hans dem Bruder
Nickels und Caspars, identisch ist (Jan, HencziFs Sohn). Jedenfalls
erscheint von 1376 — 1411 als Besitzer von Schönberg ein Caspar,
der bald (1376) als „Caspar v. Schönenberg ". bald (1401) als „Cas-
par V. Gersdorff, habitans in Schönberg" bezeichnet wird ^^) . Dieser
Caspar v. G. hatte „Söhne". Sein Schwager war Hans v. Luttitz.
Und im Besitz derer v. Luttitz finden wir bald darauf Schönberg.
Wohin sich Caspar oder seine Söhne gewendet, wissen wir nicht.
Kehren wir nun zu Nickel v. G. (Caspars Bruder], seit 1409
dem alleinigen Besitzer von Tauchritz zurück. Weil er für seinen
Lehnsherrn , Wenzel v. Biberstein , eine Schuld an einen (jörlitzer
Bürger abgezahlt hatte, so entliess ihn 1421 Wenzel der Erb-
W) Urk.-Verz. I. 149. No. 740. »i) Ebend. II. 36. «) Oberlaus. NacWese
1772. 43. «) Ehrent II. 120. üb. I. «) Urk.-Verz. I. 93 No. 456. «) ürk.-
Verz. I. 99 No. 487. Görl. üb. obligat, de 1384 fol. 15b. Oörf. üb. reo. et acticat.
40. Diey. Gendorff. 213
buldiguDg wegen des Dorfes Tauchritz mit aller Zubehdrung^ und
4 429 nahm König Siegsmund , da jener sich von seinem vormaligen
Erbherrn „los- und freigekauft und sich an die Krone Qöhmen ge-
koren^, als seinen Vasallen auf und lieh ihm , als König von Böhmen,
Tauchritz „sammt Ober- und Niedergerichten^ ^<^j . 4446 hatte Nickel
auch Antheil von Horka erkauft und besass ebenso Jänkendorf (O.
und S. von Niesky), wo er 4428 seinem Sohn Hans 42 Mark Zins
von den dasigen Bauern „zu seiner Zehrung^ anwies ^7). Zuletzt
haben wir ihn 1430 erwähnt gefunden, wo er der Stadt Görlitz Geld
vorschoss.
Er hinterliess mindestens drei Söhne. 4434 gelobten, wie schon
•erwähnt, die Gebr. v. Smoyn, „Nickel und Heinze und alle ihre
Gebrüder'^ nicht mehr anzureden um das Gut Tauchritz. Ein dritter
Bruder warder eben erwähnte Hans, der 4428 Zins auf Jänken-
dorf angewiesen erhalten hatte, und der noch 4429 als Söldner fttr
Görlitz vorkommt. Von all den Brüdern hatte , soviel bekannt, nur
der älteste, Nickel, Kinder.
4439 erhielten Nickel, Bernhard, Georg und Andres
Gebr. v. Gersdorff „nadi dem Tode ihres Vaters Nickel" von König
Albrecht die Lehn über Tauchritz. Ausserdem werden 4448 noch
Caspar und Christoph (4439 wahrscheinlich noch unmündig) als
Brüder der Obigen genannt. Dazu kamen noch zwei Schwestern
Else, die Frau von Heinz v. Promnitz, und Margarethe, Frau des
Hans Keuschberg auf Lindenbusch bei Liegnitz ^) . Von diesen sechs
Brüdern hatte Nickel, der älteste, 4444 noch das Gut Rengersdorf
(S. von Horka) von Nickel v. Gersdorff auf Königshain hinzuerworben
und wohnte daselbst. Vor 4447 war er bereits gestorben mit Hinter-
lassung zweier Söhne, Caspar und Nickel „zu Rengersdorf", über
welche aber ihre Onkel , namentlich Georg v. G. auf Tauchritz ^ noch
längere Zeit die Vormundschaft führten ^^). Von diesen Brüdern
Caspar und Nickel stammt die Rengersdorfsche Nebenlinie des
Hauses Tauchntz. Die beiden jüngsten der oben erwähnten sechs
Brüder auf Tauchritz , Namens Caspar und Christoph , hatten in der
brüderlichen Theilung Horka erhalten; dieser Christoph ist der
Stammvater der Nebenlinie Horka. Die noch übrigen drei Brüder
Bernhard, Georg und Andres waren ursprünglich sämmtlich
auf Tauchrüz gesessen. 4454 erlangten sie von König Ladislaus die
M) ObtTh Nachlese 1772. 61. Urk.-Verz. U. 8. ^) Kloss, nach Görl. Amts-
buch. «) Ürk.-Verz. II. 49«. 68b. 94». W) Ebend. II. 68^. 90». 100c. i
214 n. Abtheilang.
Anwartschaft auf die Güter des kinderlosen Nickel v. Gersdorff auf
Niederrudelsdorf, LomnitZy Wilka, Bora, „Sewda" [AUseidenberg?) und
deren Gerechtigkeit zu Reudnitz ^^^) . Wer dieser Nickel auf Rudels-
dorf, der vor U33 Antheil von Wilka, Bohra, Reudnitz und Lomnitz
von denen v. Hoberg gekauft zu haben scheint, gewesen, wissen wir
nicht ^*^^). Als derselbe bald darauf (vor H59) wirklich starb, ge-
langte Rudelsdorf nebst Zubehör an Bernhard, Georg und Andres
V. G. auf Tauchritz , und zwar nur an sie , nicht zugleich an ihren
Bruder auf Horka und an ihre Vettern auf Rengersdorf. Auf diese
Rudelsdorfer Güter erhob aber auch Wentsch v. Dohna , Besitzer von
Radmeritz, gewisse Ansprüche , die 4459 dahin verglichen wurden,
dass er 7 Mark Zins zu Reudnitz, ^die etwa Hans v. Hoberg besessen^,
von den Tauchritzem abgetreten erhielt ^^^ . Diese drei Brüder , die
1 460 aufs neue mit Tauchritz belehnt wurden , verkauften in dem-
selben Jahre das Gut Lissa (N. von Görlitz}, von dem wir nicht wissen,
wie sie es erworben, an Barthol. Hirschberg. Vor 4474 war Bern-
hard kinderlos gestorben. Denn in diesem Jahre bestätigte der
neue König Mathias nur Georgen und Andres die Privilegien über
Tauchritz und verlieh diesen beiden (also mit Ausschluss der Neben-
linien Horka und Rengersdorf) die Gesammtlehn^^^^j, Beide
Brüder besassen aber mindestens seit 4 464 auch Niederleuba (S. von
Tauchritz}, das wahrscheinlich schon im dritten Jahrzehnt des Jahr-
hunderts mit Tauchritz verbunden war , und setzten 4 475 die Aus-
pfarrung des Dorfes aus der Parochie Nieda und die Erhebung der
bisherigen Filialkirche daselbst zu einer Pfarrkirche beim Bischof von
Meissen durch ^^^) . Fast ununterbrochen hatten sie übrigens mit dem
Rathe zu Görlitz Streitigkeiten ^^) wegen der ihnen von den Herren
V. Biberstein verliehenen und bei jeder Neubelehnung auch von den
Königen von Böhmen bestätigten Obergerichtsbarkeit über Tauchritz,
die freilich mit dem Ansprüche des Rathes zu Görlitz, dass alle Ober-
gerichtsbarkeit im ganzen Weichbild lediglich dem Gericht in Görlitz
zustehe , collidirte. Später wohnte Georg zu Rudelsdorf und ward
Stammvater dieser Nebenlinie, Andres zu Tauchritz und setzte diese
Linie fort.
100) n. 72. lot) Schönfelder, Marieath«! 83 sagt, schon 1408 wären Hans
und Christoph Oehrüder ▼. O. auf Rndelsdorf gesessen gewesen; allein die Urkunde
gehört in's Jahr 1508, wie das Original deutlich erweist. 109) Urk.-Verz. II. 85«.
J«) II. 87. 89. 122. IM) Klo BS, ffistorische Nachrichten von Leuba 1762. S. 17.
i<») Beschrieben von Kloss, Oberl. Nachlese 1772. 41. 60. 121.
40. Die V. Gersdorff. 215
a. Nebenlinie Tauchritz-Leuba.
Bald nach 4475 muss Andres v. G. auf Tauchritz gestorben
sein. Er hinterliess die Söhne Nickel, Caspar, Balthasar und
die Töchter Katharine, später verh. mit Melch. v. Haugwitz, und
Anna , verh. mit Nickel v. Uechtritz auf Steinkirch *<>*). Als sie ge-
meinschaftlich mit ihren Vettern auf Rudelsdorf U92 die Gesammtr-
lehn von 4474 erneuert erhielten, werden als gemeinschaftliche Be-
sitzungen aufgezählt TaxAchritz, Rudelsdorf ^ Leuba (^was sie davon
haben") , Bohra, Trattlau, Altseidenberg „die Hälfte, die an der Kirciie
liegt**, Lomnitz, Oberrudelsdorf, Zwecka, Säricken (S. von Horka),
Zentendorf (N. von Penzig] , Antheil an Wilka und „Büren^ (?) . Hier-
von gehörte den Tauchritzer Brüdern ausser Tauchritz noch Bohra,
Trattlau, Altseidenberg und Niederleuba, wo der jüngste Bruder Bal-
thasar 4515 eine Anzahl Bauerngüter zu einem Hofe vereinigt hatte
und nun wohnte. Auch hatten sie (4497 und 4502) die beiden Hälften
des Dorfes Schönfeld (0. von Ostritz) erkauft, 4508 aber [nicht 4408]
die eine wieder an Marienthal verkauft.
Von diesen drei Brüdern starb Caspar vor 4508 mit Hinterlas-
sung zweier Söhne Nickel und Caspar. Ihnen hatte schon 4526
der kinderlose Onkel Nickel sein nach einem Brande neugebautes
Haus „den oberen Hof" zu Tauchritz überlassen. Als derselbe um
4532 starb, folgten ihm also diese seine Neffen im (fast aus-
schliesslichen) Besitze von Tauchritz. Von ihnen hatte Nickel , wie
es scheint, keine Rinder , Caspar aber einen Sohn Christoph, der
4573 starb. Dessen Söhne Caspar und Christoph erbten 4577
auch Leuba.
Auf Leuba war Balthasar 4549 mit Hinterlassung von drei
Söhnen Hans, Georg, Ulrich, gestorben, die 4550 mit den väter-
lichen Gütern Leuba, Altseidenberg und Antheil an Tauchritz belehnt
wurden. Eine Schwester von ihnen war mit Joach. v. Kottwitz zu
Ullersdorf in Böhmen verheirathet. Alle diese Brüder starben (Georg
4568, Ulrich 4576 und Hans 4577) kinderlos, so dass ihre Güter (mit
Ausnahme des 4563 verkauften Altseidenberg und Trattlaus) 4576 an
ihre Vettern auf Tauchritz zurückfielen.
100) G ar p zo ▼ irrt, wenn er diese Söhne und Töchter dem Caspar ▼. Q, aof Horka,
dem Brader von Andres, znertheUt. Nur Oeorg und Andres mit ihren Nachkommen hatten
1474 Oesammtlehn erhalten ; daher konnten es nur ihre Söhne sein , welche 1492 die
BesUtignng dieser Oesammtlehn erhielten (Urk.-Verz. III. 13).
216 11- Abtheilung.
b. Nebenlinie Niederrudelsdorf.
Georg V. G., der Stammvater dieser Nebenlinie, war bald nach
4475 gestorben und hatte zwei Söhne, Christoph und Hans,
hinterlassen. Von den bei der Gesammtbelehnung von 4492 aufge-
zahlten Gütern besassen sie Nieder- und Oben^delsdorf , LomnitZj
Särichen und Zentendorf. Die beiden letzteren Dörfer scheinen erst
kurz vor 4492 erworben worden zu sein. Christoph starb vor 1517.
Er hatte sechs Söhne hinterlassen: Melchior, Hans, Mathe s,
Christoph, Bartholomäus und Bernhard, welche 1527 bei
der Erneuerung der Gesammtbelehnung mit ihren Vettern auf Tauch-
ritz und Leuba aufgezählt werden ^^^j . Ihr Onkel Hans war nach
4521 kinderlos gestorben.
Von diesen sechs Brüdern hatte Melchior^^^j zu Leipzig die
juridische Doktorwürde erlangt und war dann auf Reisen gegangen.
1 520 suchte König Siegsmund von Polen bei Herzog Georg von Sachsen
für Dr. Melchior v. G. um eine Domherrnstelle am Stift Meissen nach.
1536 vermachte ihm sein Onkel (Mutterbruder) Hans v. Rechenberg
auf Schlawe und Wartemberg auf Lebenszeit die Güter Lindau, Neu-
stadt und Popschitz in Schlesien. Diese hat denn Dr. Melchior bis zu
seinem 1538 in Breslau erfolgten Tode auch inne gehabt.
Der zweite Bruder Hans ist jedenfalls derselbe Hans v. G. zu
Rudelsdorf, der 1547 Särichen an Wolf v. Nostitz verkaufte, und iden-
tisch mit dem Hans v. G. auf Beimannsdorf (O. von' Rudelsdorf), der
1531 — 43 in den Görlitzer Hofgerichtsbüchern vorkommt; wenigstens
w ird Beimannsdorf bei der Gesammtbelehnung der Tauchritz-Rudels-
dorfer Gersdorffe von 1527 mit aufgezählt. Seine Söhne waren Fried-
rich, Bernhard und Balthasar v. G. (1558) zu Belmannsdorf.
Der dritte Bruder Math es besass das Gut Dornhennersdorf (O.
bei Hirschfelde) und Zentendorf^ das er 1530, „wie sein Vater es beses-
sen", an Wolf V. Nostitz verkaufte. Nach seinem Tode wurden seine
Söhne Christoph, Andres und Bernhard 1554 mit Dornhen-
nersdorf belehnt. Von diesen Söhnen erwarb Christoph Weigsdorf
(0. von Dornhennersdorf) und ward darauf Stammvater dieses Neben-
zweiges der Tauchritz -Rudelsdorfer Linie der Gersdorffe, während
Bernhard 1 565 zu Dornhennersdorf gesessen war.
Der vierte Bruder Christoph a\xi Niederrudelsdorf hinterliess
«07) Ürk.-Verz. lU. 134. «») üeber ihn Oberl. Nachlese 1768. 131. Sin»-
pias L 306. Sommersherg, Script, rer. Sil. L 1079.
^^«■H
40. Die T. Gendorff. 217
Math es und Hans, die 4544 ausdrücklich als seine Söhne bezeich-
net werden ^^^) .
Der fünfte Bruder Bartholomäus soll Stammvater der spä-
teren Nebenlinie Horka sein.
Der sechste Bruder Bernhard (Bemdt) kommt bis 4545 auf
Niederrudelsdorf vor. Wahrscheinlich sind seine Söhne die Gebrüder
Bernhard und Heinrich v. G., von denen Bernhard, „zu Nieder-
rudelsdorf gesessen^, 4563 Altseidenberg von seinen Vettern v. G.
auf Leuba kaufte und 4558 und 4564 Bauern zu Wilka an seinen
Bruder Heinrich „auf Wilka^ verkaufte. 4567 und 4576 überliessen
Beide gemeinschaftlich ihre Antheile von Wilka an Adam v. Penzig ^^^) .
c. Nebenlinie Rengersdorf.
Nickel V. G., der älteste der sechs 4439 mit Tauchritz belehn-
ten Brüder (S. 243), war vor 4447 gestorben mit Hinterlassung zweier
Söhne Caspar und Nickel, die 4452 und 4470 ausdrücklich als „zu
Rengersdorf^ bezeichnet werden. Von diesen lebte Caspar (oft Caspar
Rengersdorf genannt) der auch Biesig (N. von Reichenbach) besessen
haben soll, noch 4486. In letzterem Jahre liessen „Caspar und
Georg ungesonderte Vettern v. G. zu Rengersdorf^ eine Urkunde
über die Zeidelweide im Krauschaer Wald in das Görlitzer Stadtbuch
eintragen. Dieser Georg wird also der Neffe Caspars, der Sohn Nickels
sein^^*).
Ende des 45. und Anfang des 4 6. Jahrhunderts erscheinen gleich-
zeitig als Besitzer von Rengersdorf Franz, Hans und Wenzel v.
G., von denen die beiden Ersteren wohl Brüder waren, da sie 4506
und 4542 gemeinsam mit dem Bischofszehnten zu Torga (S. bei Ren-
gersdorf) belehnt wurden i^^). Franz war 4523 schon gestorben, da
in diesem Jahre seine Söhne, Hans und Christoph, den Muthzettel
über den Bischofszehnten zu Torga erhielten. 4530 bekamen sie,
mündig geworden, nun auch vom Hauptmann zu Görlitz die Lehn über
Rengersdorf, Torga und Kleinkrauscha. 4 539 quittirten ihre Schwestern
Elisabeth, verh. mit Heinr. v. Bolberitz aufNeraditz, und Bar-
bara, verh. mit Rud. v. Bischofswerder auf Horka, über Auszahlung
ihres Erbgeldes. Hans muss bald darauf und zwar kinderlos gestorben
sein. Christoph aber wurde noch 4555 mit dem Bischofszehnten zu
1») Stadtbneh za Seidenberg. no) Uns. Mag. 1859. 270. i^O Urk.-Verz.
n. il7h. \m. 158«. Laos. Mag. 1857. 49. ii3) Ornndmann, cod. dipl. luppl.
I. im A. Dresd.
218 n. Abtheilung.
Torga neubelehnt „wie er denselben mit seinem Bruder Hans gehabt**.
Als auch er kinderlos starb, fiel Rengersdorf und Torga an den König
und dieser verkaufte 1564 beide Dörfer um 7000 Thlr. an Benno v.
Saiza auf Linda.
d. Nebenlinie Horka.
Wie oben (S. 213) erzählt, erkaufte U16 Nickel v. G. auf Tauch-
ritz von Pfaffe Nickel (v. Noslitz) einen Antheil von (Ober-) Horka, in
dessen Besitz 1440 infolge brüderlicher Theilung die beiden jüngsten
Enkel jenes Nickel, nämlich Caspar und Christoph v. G. sich
befanden. Während von ihnen Caspar den Niederhof (noch 1473)
inne hatte, besass Christoph (1477 und noch 1490) mit seinem Sohne
Hans das Obergut. Seine zweite Frau war Anna geb. v. Planitz ^^^j .
Nur dieser Christoph scheint Söhne hinterlassen zu haben, näm-
lich Hans, genannt Pommerhans, Heinrich, genannt Schleinitz,
Nickel und Georg. Wie schon ihr Vater, so hatten auch sie viel-
fache Händel mit den Gerichten zu Görlitz. Heinrich hatte nur eine
Tochter Margarethe, die 1523 mit ihrem Cousin Georg v. G. auf
Horka verheirathet war, weshalb dieser Georg 1532 nach seines
Schwiegervaters Tode dessen Antheil von Horka vom König er-
kaufte *^*). Der dritte Bruder Nickel hatte sich 1510 die Acht der
Stadt Görlitz zugezogen , was für ihn die schlimme Folge hatte, dass,
als zu eben jener Zeit Christoph v. Kottwitz auf Sähnitz , Dobris und
Leippa enthauptet ward, er, als Aechter, nicht in dessen Güter ein-
treten konnte^**), obgleich er (nebst seinem Bruder Georg) die Anwart-
schaft auf dieselben vom Könige erhalten hatte ^^®) . Er hinterliess drei
Söhne Fabian, Sebastian und Melchior, welche 1531 mit dem
väterlichen Antheil an Horka belehnt wurden. — Der vierte Bruder
Georg muss vor 1523 gestorben sein. In diesem Jahre verkaufte
,,Hans v. G. auf Horka, weiland Georgens v. G. Sohn", Grund und
Boden an einen seiner Unterthanen. Vielleicht ist dies derselbe ^Sohn
Georgens v. G. auf Horka**, der 1537 in Croatien gegen die Türken
fiePi^. Wahrscheinlich ist Georg der jüngere ebenfalls ein Sohn
jenes Georg. Dieser hatte, wie schon oben erwähnt, bereits 1523
Margarethe , die Tochter seines Onkels Heinrich genannt Schleinitz,
zur Frau und erkaufte 1532 dessen an den König gefallenen Antheil
an Horka. Besonders durch sein Zuthun ward 1539 die Reformation
»«) HolBcher, Horka 13. N. Script, rer. Ins. II. 193 flg. 202. HI. 160. 59.
"*) L. B. I. 8. i») N. Script, rer. lus. III. "•) Ürk.-Verz. III. 84«. "7) N.
Script. IV. 357.
40. Die Y. Gendorff. 219
daselbst eingeführt. Verbeirathet war er in zweiter Ehe mit Anna
V. Rechenberg, die \ 548 seine Wittwe heisst. Er hinterliess die noch
unmündigen Söhne Abraham, Georg und Nicolaus.
Georgs Cousins, die Söhne Nickels, niimUch Fabian, Sebas-
tian und Melchior, lebten zufolge des Musterregisters noch 1554
zuHorka. 1553 verkaufte Sebastian ^auf Niederhorka'^ seinen Antheil
an die Brtlder Wenzel , Hans und Jakob v. Klüx, und in demselben
Jahre Fabian seinen Antheil an ^Deutschhorka^' und halb Uhsmanns-
dorf an seinen Bruder Melchior, welcher 1562 auch noch den Antheil
^von Abraham v. G. und dessen Bruder^, den Söhnen Georgs des
Jüngeren, hinzuerwarb ^^'>; .
Gleichzeitig mit diesen beiden letzgenannten BrUdergruppen
kommt auch noch ein „Nickel der jüngere^ und ein Antonius
V. G. auf Horka vor. Vielleicht waren dies Söhne des oben ei-wähnten
Hans genannt Pommerhans. Antonius verkaufte seinen Antheil [das
nachmals Reichwaidsche Gut] 1534 an Rud. v. Bischofswerder.
9. Die Linie Königshain-Kuhna.
Wer vor Ende des 14. Jahrhunderts das grosse Gut KOnigshain
NW. von Görlitz) besessen habe, ist unbekannt ^^*). 1383 wird ein
Ramfoldus de Konigshain als bestohlen erwähnt i'^<)), der dem
Vornamen nach sehr wohl ein Gersdorff sein kann. 1387 gehörte das
Gut Heinrich v. G. dem Bruder jenes Leuther, der, wie oben (S.
191) erzahlt, 138S und 1387 aufs neue die Anwartschaft auf die
Reichenbachschen Güter für den Fall erhielt , dass der damalige In-
haber derselben Hannus v. G., ein Nachkomme Ramfolds auf Reichen-
bach, kinderlos stürbe ^^^) . Wäre der eben erwähnte Ramfoldus de
Konigshain (1383) etwa ein Sohn jenes Cristan II. auf Reichenbach,
vom welchem keine Nachkommen mit Sicherheit genannt werden
(S. 1 90) , so würden Leuther und sein Bruder Heinrich, als Söhne Ram-
folds von Königshain , in der That die nächsten Agnaten jenes Hannus
von Reichenbach gewesen sein und somit die nächste Anwartschaft
auf jene Stammgüter ihrer Familie gehabt haben.
Dieser ,,Herr Heinz e v. G. auf Königshain^ war eine einfluss-
reiche Persönlichkeit im Lande Görlitz. Oft sendete der Görlitzer Rath
Boten an ihn und ehrte ihn, wenn er in die Stadt kam, mit Wein und
«18) L. B. Im A. Dresd. »») Eine Gorlitzer Bürgerfamilie nannte sich „von
Köuigshain", Jedenfalls weil sie einst aus diesem Dorfe in die Stadt eingewandert war,
darf aber nicht mit den Besitzern desselben verwechselt werden. i^) Görlitz, üb.
proseript. U. fol. 12b. i2i) Urk.-Verz. I. 125. No. 610.
220 II. Abtheilung.
Bier. Als 4390 zwischen Ratb und Bllrgerschaft Zwistigkeiten ausge-
brochen waren , gehörte er zu den Adlichen der Umgegend , welche
dieselben beizulegen versuchten. Auch bei andrer Gelegenheit finden
wir ihn als Schiedsmann (1396), ja sogar (1391) als Bttrgen für König
Wenzel , dass derselbe einen Waffenstillstand mit Markgraf Wilhelm
von Meissen halten werde ^^) .
Er hinterlies mehrere, mindestens drei Söhne, Christoph,
Nickel und wahrscheinlich einen Hans. 1399 erhielt „Christophel
von Rönigshain und seine Brüder^ vom Rath zu Görlitz 208 Seh. Gr.
ausgezahlt ; 1 405 hatte er ^und seine Brüder^ einen Tag zu Zittau
mit Hans v. Donyn auf Grafenstein, 1406 ebenfalls mit ^seinen Brü-
dern^ einen Tag mit Hennig v. Kittlitz. Hierbei heisst er zuerst
„Christophel v. Kuhna^,
Dieses Gut (SO. von Görlitz) mit seinem Pertinenzort Thielitz
gehörte mindestens von 1390 — 1401 einem ^Herrn Jan (Jon, Jone)
V. GersdorflT^. Dieser hatte, wie schon erwähnt (S. 305), ^die halbe
Stadt Seidenberg^ an sich gebracht, musste aber 1396 dieselbe an
Jone V. G. auf Badmeritz abtreten. 1394 erhob er Ansprüche auf
die Reichenbachschen Güter und scheint sich mit dem damaligen In-
haber derselben, Leuther (dem Bruder Heinrichs auf Königshain) da-
hin geeinigt zu haben, dass beide ihre Besitzungen tauschten. Seit-
dem finden wir „Kunehans^ (d. h. Hans oder Jone v. G. einst auf
Kuhna] auf Reichenbach , Leuther aber auf Kuhna (S. 192). Dieser
aber verkaufte 1 406 Kuhna mit Thielitsi an die Söhne seines Bruders
Heinrich, nttmlich an Christoph und Nickel v. G. auf Königshain.
Dies erfahren wir aus einer Urkunde von 1 408 *23j ^ durch welche
König Wenzel Christoph tind Nickel v. G. „Gebrüder'^, [andere
Brüder werden von da an nicht mehr erwähnt] belehnt mit Königs-
hain, Rengersdorf, Krauscha nebst dem Krauscha'er Wald, und Lieb-
stein (N. von Königshain) , wie diese Güter nach dem Tode ihres
Vaters Heinze v. G. an sie gekommen, femer mit Kuhna und Thielitz^
die sie von Leuther v. G. [die Urkunde schreibt Leutold], desgleichen
mit Heider sdorf (N. von Linda) und dem Linda'er W^alde, die sie von
Caspar v. G. erkauft hatten. Und zwar erhielten die Brüder all diese
Güter zu gesammter Hand. Sie theilten sich so, dass Christoph
als Hauptgut Kuhna, Nickel dagegen Königshain erhielt. Schon 1410
aber »legten sie vor gehegter Bank zu Görlitz wieder zusammen,
als ungesonderte Brüder^.
IM) Uns. Hag. 1772. 300. A. Diesd. Orlg. 4776. »») Urk.-Verx. I. 166.
4ü. Die V. Qersdorff. 22 t
Bald darauf (um HM) starb Christoph und hinterliess zwei
Söhne, Christoph und Heinrich (Heinemann), die aber da-
mals noch unmündig waren. Darum verwaltete jedenfalls ihr Onkel
Nickel jetzt auch Kuhna und wohnte wohl auch daselbst. Er wird
daher auch Nickel von Kuhna genannt. 1409 heisst derselbe, als
Schöppe im Mannengericht ^Nickel Heinze [d. h. Nickel, der Sohn
Heinzes] von Königshain^, und 4414 i^^), nach dem Tode seines
Bruders, ,,Nielos Heinze v. G. zu Kuhna^. Erst 1428, als inzwischen
seine Neffen mtlndig geworden waren , heisst er nun wieder „Nlcol
Heinze v. G. zu Königshain^. 1429 verkaufte er Kuhzahl (später
Oberhalbendorf genannt, bei Schönberg) an Albrecht v. Hoberg, nach
1441 auch Rengersdorf an Nickel v. G. auf Tauchritz. Als eine sehr
geachtete Persönlichkeit im Lande , wird er sehr häufig bei Verglei-
chen und Geschäften erwähnt >25]. Nach 1464*26) legte er („Nickel
G. genannt Königshain^) Zeugniss ab für die Gersdorffe auf Tauch-
ritz. Er muss demnach sehr alt geworden sein. Aber nichts deutet
darauf, dass in der Zwischenzeit ihm ein anderer Besitzer auf diesem
Gute gefolgt sei. Söhne scheint er nicht hinterlassen zu haben.
Seit 1465 erscheint als Inhaber von Königshain Bartholom. Hirsch-
berg, der also das Gut infolge der Gesammtbelehnung von den Lehns-
vettern auf Kuhna gekauft haben wird.
Diese Lehnsvettern waren nach dem Obigen Nickels Neffen,
nümlich Christoph und Heinemann v. G. h\x{ Kuhna, ThielüZj
Heidersdorf und Nidasdorf, Sehr oft in Geldverlegenheit, verkaufte
Christoph 1465 ,,far sich und seine Erben, nämlich Hans, Christoph
und Heinemann", das Dorf Heidersdorf, „wie es von seinem
Vater und seinem Bruder Heinemann , d^m Gott Gnade , an ihn ge-
kommen", desgl. was er besass zu Girbigsdorf (0. von Königshain),
an den Görlitzer Bürger Christoph Uttmann ^^'j . Sein Bruder Heine-
mann war also ohne Söhne gestorben.
Von Christophs oben (1465) erwähnten Söhnen haben wir
Christoph v. G. zu Kuhna noch 1480 vorgefunden *28j ^ 443g gg^
seine Wittwe Anna nebst ihrem Sohne Wolf gang einem ünter-
thanen zu Thielitz Consens.
Erst 1524 erfahren wir wieder Urkundliches tlber die Besitzer
von Kuhna. Von 1524 — 33 gehörte es einem Franz v. G., vielleicht
»M) El>eiid»sen)8t I. 179 No. 905. 1») II. 24d. 11. 35^. 45a. i96) u. 94*.
ii^) Ürk.-Verz. II. 7A9. ßö«. 98^. d. »«) II. 1408^.
222 U. Abtheilung.
dem Sohne Wolfgangs. 4533 gab er seiner Frau Margarethe
Guter auf und muss bald darauf gestorben sein.
Diese Margarethe v. G. soll eine gebome v. Warnsdorf gewesen
sein. Aus dieser Verwandtschaft würde sieh erklären, dass schon
1 497 ein „Hans v. Wamsdorf zu Kuhna" einen Vertrag wegen des
Decems zu Thielitz und Cosma abschlossi29). ^\i Franz erlosch die
Königshain-Kuhna'er Linie der Gersdorfife. „Nachdem das Gut Kuhna
und Thielitz nach Absterben etwa Franz v. G. der königl. Majestät
anheimgefallen^, verkaufte es König Ferdinand 1538 an Siegsmund
V. Warnsdorf auf Schönbrunn.
10. Die Linie Deutschpaulsdorf.
Schon in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörte auch
Deutschpaulsdorf (S. von Gersdorf) denen v. Gersdorff. 1377 ver-
kauften die Brüder Heinrich und Jone v. G. eine halb Mark Jahres-
zins auf einem Bauer daselbst , jedoch wiederkäuflich : „auch wenn
Cristan das Geld wieder haben wollte, sollte er aufkündigen zwei
Monate vorher** ^^oj ^ Demnach scheint bereits der Vater dieser
beiden Brüder das Gut besessen zu haben. Wie sich sogleich er-
geben wird, war dasselbe zu Zeiten getheilt in zwei „Hälften^.
Mindestens von 1389—1417 war Inhaber der einen ein Hans (Jan,
Jone) v. G-, der den Beinamen „derSchielende" ftlhrte (Schie-
lende Jon, Schele Jon). 1414 liess derselbe „alles, was er zu Pauls-
dorf hat^, dem Görlitzer Bürger Albr. Liedlaw anweisen, von dem er
Geld geborgt, und 1415^31] wurde dem Gläubiger die Hülfe zuge-
theilt „zu Schielende Jon zu Paulsdorf und zu all seinen Gütern auf
seine Hälfte^. Seit 1398 wird aber auch ein „Weiss eh ans v. G.^
erwähnt, und mindestens von 1420—52 war ein Weissehans v. G.
sicher zu Paulsdorf gesessen. Wir wissen nicht ob der Letztere mit
dem von 1398 identisch oder etwa sein Sohn sei. Jedenfalls aber
scheinen Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts sich zwei
nahverwandte Zweige der Familie v. G. in Paulsdorf getheilt zu
haben. Da wir gerade über diese Linie nur sehr vereinzelte Nach-
richten haben auffinden können , müssen wir auf die Ermittelung der
verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen etwa er-
wähnten Persönlichkeiten verzichten.
Der seit 1389 genannte Schielende Jon v. G. war eine sehr
«») m. 33d. 130) Lans. Magaz. 1Ö73. 201 Anmerk. «i) Gori. Entacheid-
bucb Ton 1406.
40. Die y. Gersdorff. 223
geachtete Persönlichkeit. 4390 suchte er neben anderen Adlichen
der Umgegend die Bürgerschaft zu Görlitz mit dem dasigen Rath zu
versöhnen; 1396 half er Jone v. G. zu Rajdmeritz und Jone v. G. zu
Kuhna wegen Seidenberg vergleichen; 4397 war er Zeuge , als die
V« Nostitz auf Kittlitz mit den obersten. Gerichten in die Stadt Löbau
gewiesen wurden; 1399 erscheint er als Bevollmächtigter Markgraf
Prokops von Mahren auf einem Tage zu Löbau; 4404 als Bürge für
Leuther v. G. auf Kuhna, 4406 als Zeuge beim Verkauf der Rechen*
berger Heide, 4440 als Schiedsmann zwischen denen v. G. auf Baruth
und denen v. Temritz auf Oelsa^^^). In den letzten Jahren seines
Lebens sehen wir ihn in mannigfache Geldverlegenheiten verwickelt.
Er hatte mehrere Söhne. 4406 war ^Niclos, Jones Sohn von Pauls-
dorf^, Söldner von Görlitz und ward 4446 von den Laubanern gefan-
gen. Auch ^Caspar v. G. Schielende benannt^, der 4422 zu Gör-
litz entschieden wurde, und ^Schielende Bernhard"^ (4436) waren
wohl Söhne von ^Schielende Jon^. Was aus denselben später ge-
worden, wissen wir nicht.
Wenden wir uns Jezt zu „Weissehans v. G.". 4398 sendete
der Rath zu Görlitz Boten an den König „von Herrn Luthers von
Reichenbach, und Wissehannus und Kytans wegen v. Gersdorfif^.
Seit 4 420 erscheint W^eissehans „zu Paulsdorf^ — entweder derselbe
oder ein gleichnamiger Sohn — häufig bald als Schöppe im Hofgericht,
bald als Zeuge, bald als Klostervoigt zu Marienthal (4442], bald als
Kämpfer gegen die Hussiten , zuletzt 1 452 als Schiedsmann für die
V. G. auf Tauchritz ^^^j .
Ueber ein halbes Jahrhundert lang erfahren wir gar nichts über
die Besitzer von Paulsdorf. 4548 verkaufte wieder ein Hans v. G.
„zu Paulsdorf'' Zins auf seinem Gut^^). 4554 gehörte dasselbe, dem
Musterregister zufolge, dem Peter v. G. auf Gersdorf (S. 200) .
44. Die Linie Gebeizig mit den Nebenlinien Lodenau,
Maltitz, Weissenberg.
Mindestens seit dem letzten Viertel des 44. Jahrhunderts besass
ein Zweig der Familie v. G. das Gut Gebeizig (N. von Weissenberg),
nach welchem sich derselbe v. Gebeiz ig nannte, ohne jedoch völlig
auf den alten Familiennamen zu verzichten.
M) Urk.-Verz. I. 143 No. 708. 146 No. 723. 156 No. 779. 160 No. 802 fwo der
Vorname wohl fllscblich Jochim'' geschrieben ist). 170 N. 859. OöiUtzer lUtbsreoh-
nungen. >») Urlu-Veri. II. 36«. 68b. oörl. lUibsrechn. «*) Ürk.-Ven. III. 109b.
224 11- Abtheilung.
Zuerst 137i wird ein Conrad v. Gebeizig erwähnt, wohl der-
selbe , der 1389 , wo er wegen einer Verwundung vor Gericht citirt
ward , Conradus de Gerardsdorf heisst. Gleichzeitig mit ihm (seit
1386) kommt auch ein Johann v. Gebeizig vor, der 4396 bei einem
Vergleiche zwischen mehreren Gersdorffen wegen des Anfalls von
Reichenbachsdorf als „Hans ihr Vetter zu Gebelzig^ bezeichnet wird,
was ihn also als einen Gersdorfi erweist. Als um 4390 entweder
jener Conrad oder dieser Hans den Hof zu Gebeizig im Widerspruch
mit einem den Städten (4355) ertheilten Privilegium befestigen
wollte , wurden von den Städtern viele Tage gehalten und endlich
Klage deshalb bei Herzog Johann von Görlitz erhoben.
Anfang des 45. Jahrhunderts begegnen uns nicht weniger als
vier „V. Gebelzig**, deren Verwandtschaftsverhältniss unter sich durch
nichts angedeutet wird. Ein H a n s v. Gebeizig besass das bischöflich
meissnische Gut Wilthen (0. von Bischofswerde) , war 4442 Bürge für
seinen Lehnsherrn, Bischof Rudolph, und betheiligte sich 4445 bei der
Stiftung eines Altars zu Wilthen. Als darauf die v. Haugwitz Wilthen
erwarben, scheinen die v. Gebeizig Irgersdorf (N. bei Wilthen) be-
halten zu haben ; wenigstens hatte 4 430 das Domkapitel zu Budissin
„zu Irgersdorf in Jost Gebelzigs Gütern 4 Mark Zins^ zu er-
heben* 35).
Ferner wird seit 4406 ein Nickel v. Gebeizig genannt, der
4 444 die Bezeichnung „zu Teticken^ (Kleintettau S. von Weissen-
berg) führt.
Auf Gebeizig selbst war mindestens seit 4 405 ein „Otto v. Gers-
dorff zu Gebelzig^ gesessen; diesem Hessen 4442 die Schwestei*n
Katharine und Anna v. Gebeizig, „die Töchter Peters v. Gebei-
zig ^, in Gegenwart ihres Bruders Hans „ ihre Bestattung und ihr
väterliches Gut zu Gebelzig^ auf, wofür ihnen Otto 400 Mark zu zah-
len hatte. Wahrscheinlich also war auch Otto ein Sohn Peters, ein
Bruder von Hans und dessen Schwestern. Dieser Hans mit noch
zwei jüngeren Brüdern Heinrich und Georg erscheint darauf zu
Lodenau (N. von Rothenburg) gesessen ; jedoch hatten sie ebenfalls
Antheil an Gebeizig , wie Otto an Lodenau ; auch dies Gut hatte also
wohl schon ihrem Vater Peter gehört.
Diese Brüder auf Lodenau nun hatten viel Schulden und viel
Händel. „Hansichen v. Gebelzig^ haben wir von 4448 — 58 da-
selbst gefunden. Sein Bruder Heinrich hatte 4444 Streit wegen
135) Cod. Sax. II. 2. 391. Grundmann, collect. I. 212b im A. Dread. A. Bnd.
40. Die y. Gersdorff. 225
des Gutes McUtitx (S. bei Weissenberg), und wenn nicht schon er selbst^
so waren sicher später seine Söhne Besitzer desselben. Seit 4 445
heisst derselbe aber auch £rbherr zir Weis$enberg , und einer seiner
Söhne, ebenfalls Heinrich mit Namen, erklärte 1485i3<') ausdrücklich,
dass schon sein Vater dies Städtlein besessen habe. Wie Heinrich
in den Besitz desselben gelangt sei, wissen wir nicht. Aber es
scheint, dass Weissenberg schon seit £nde des 44. Jahrhunderts
einem besonderen Zweige derer v. Gersdorff gehört hatte.
Von 4368— U06 nämlich wird sehr oft ein Kytan (Kitan,
Kethan) v. Gersdorff erwähnt , dessen Wohnsitz zwar nirgends aus-
drücklich bezeichnet wird , an den aber 4 404 der Rath von Görlitz
einen Boten „nach Weissenberg^ schickte. 4368 war derselbe Zeuge
bei einem Streit zwischen Leuther v. Penzig und der Stadt Lauban ;
4374 war er von denen v. Doberschitz beraubt worden ^^'j ; 4375 ver-
bürgte er sich für Henzel v. Strahwalde; 4399 ward er und „sein
Bruder Christophel^ entschieden wegen der Vormundschaft über
die Kinder Voigtlanders v. G. auf Friedersdorf, der wohl auch ein
Bruder von ihm gewesen war. Wir wissen nicht , ob dieser Kytan
V. G. identisch sei mit demjenigen, der 4 406 zu Sohiand gesessen
und Klostervoigt von Marienthal gewesen sein soll.
Nach jenem Heinrich v. Gebeizig, der 4445 als Besitzer von
Weissenberg genannt wird , besassen diese Stadt und zugleich das
Stammgut Gebeizig die Gebrüder Heinrich (4 470 — 4 504 ) und Otto
(4475 — 4501) V. Gersdorff, doch wohl des Vorigen Söhne. Sie er-
theilten 4475 zu Gebeizig, 4493 und 4504 zu Weissenberg Unter-
thanen Gonsens, besassen 4493 auch Rcuiisch (N. bei Gebelzigj, 4500
(Antheil von) Glossen (S. von Maltitz) und heissen hierbei „ungeson-
derte Brüder zu Maltitz gesessen^. Wegen der Ausübung der Ober-
gerichte in dem Landstädtchen W^eissenberg hatte Heinrich 4497
vielfachen Streit mit dem Rathe zu Görlitz.
Nur einer der beiden Brüder (Heinrich ?) scheint Söhne hinter-
lassen zu haben. Wenigstens erscheinen seit 4540 — 4534 „Hein-
rich und Christoph Gebrüder v. Gersdorff zu Gebeizig und Maltitz"^
im alleinigen Besitz der sämmtlichen Güter jener beiden Brüder.
Besonders dieser jüngere Heinrich war ein roher, wüster, grausamer
Mensch. Einen Knaben , der bei ihm gedient , hatte er mit Füssen
getreten , dass er gestorben , einen Bauer , dessen Tochter er genoth-
i»f) Urk.-Verz. U. 153'. »37) Laus. Mag. 1778. 2U. Görl. hb. prosoript. II.
AK I. 75.
K B 0 tb • , 0«Bcli. d. Obtrl. Adels. 1 5
226 II- Abtheilung.
sttchtigt y hatte er , weil derselbe ihn verklagt , in seinem Hause auf-
gesucht und wenigstens dessen Weibe eine Lähmde gehauen , einen
anderen Sauer so geschlagen, dass er gestorben. Unterthanen Aon
ihm zu Saubemitz (W. bei Gebeizig) , Kleinförstchen (jetzt Sandfbrst-
chen N. von Gebeizig) und Rculisch hatten wiederholt vor dem Land-
voigt und vor dem Gericht zu Görlitz gebeten . mit Zurücklassung
ihres Erbes und Gutes aus dem Lande ziehen zu dürfen , um sich vor
den GewaltthUtigkeiten des Edelmanns zu retten. Endlich ward er
(um 4534) von Hans v. Gersdorff a. d. H. Baruth zu Reichenbach er-
schlagen, wofür der Mörder den Töchtern des Ermordeten 600 fl.
und den andern Kindern 400 Mark zahlen musste.
Seine Söhne waren Georg v. G. zu Gebeizig und Joachim v.G.
zu Gebeizig. Von diesen hinterliess Georg vier Söhne: Hans,
Christoph, Heinrich, Joachim, die 4563 nach ihres Vaters
Tode mit dem Rittersitz und Vorwerk zu Gebeisig , mit SaiU}emitz,
Pörstcken und y^Giei^gesdorf^ (Jerchwitz? 0. von Gebeizig] belehnt
wurden. Dieselben erbten 4576 nach ihres kinderlosen Onkels
Joachim Tode „infolge der Gesammtbelehnung"^ auch dessen Antheil
an G^elzig nebst Radisch.
Christoph auf Maltitz, der Bruder Heinrichs auf Gebeizig, hinter-
liess 4539 ^Erasmus, Christoph und andere unmündige Ge-
brüder v. G. zu Maltitz**, die in diesem Jahre mit Maitüz, Glossen.
Klemtettauy Tkräna (0. von Radisch) und Neukretscham belehnt vnir-
den. Von diesen Brüdern hatte der älteste, Erasmus, das Hauptgut
Maltitz übernommen, nach dessen Tode 4564 „Christoph v. G. und
seine Brüder und Vettern" damit belehnt wurden.
Kehren wir jetzt zu der Nebenlinie Lodenau zurück , so erfahren
wir, dass 4466 ,, Hans v. Gersdorff und George v. Gersdorff mit
seinen Brüdern, des vorigen Vettern, zu Lodenau** wegen eines
in diesem Dorfe vorgefallenen Streites mit Caspar v. Nostitz auf
Tsdiocha , dem ein Antheil des Dorfs gehörte , verglichen wurden.
4479 überliess dieser Georg und seine Brüder Christoph und
Nickel V. Gersdorff auf Lodenau mehrere Unterthanen zu Sp^^ee
(SW. von L.) an die Frauenkirche zu Görlitz und erhielt dafür deren
Unterthanen zu Lodenau. 4484 werden noch Christoph und Georg,
4489 nur noch Georg genannt^*®). Seitdem haben wir keine Gers-
dorffe oder Gebeizig mehr auf L. gefunden. Es scheint, dass sie
ihren Antheil an die v. Nostitz auf Rothenburg veräussert haben.
138) ürk.-Verz. II. 139». 144. 168.
40. Die T. Gersdorff. 227
4S. Die Linie Langenau-Kiesslingswalde.
Gegen Ende des H. Jahrhunderts begegnet uns im Nordosten
des Görlitzer Weichbilds ein Brüderkleeblatt v. G., Tietze, Hein-
rich und Jone, von welchem Tietze 9L\xf Kie$$lingiwaldej Heinrich
auf (Ober-) Langenau gesessen war, Jone aber nur einmal 4446 er-
wähnt wird, wo er ^nebst seinem Bruder Heinrich^ Geld bean-
sprucht, das auf der Obermtthle zu Langenau stand.
Mit ^ihrem Erbherm Tietze v. G. zu Kiesslingswalde^ ward 4384
ein Hannus Grosse nebst seinen Söhnen wegen allerhimd Brüchen
gütlich entschieden >'^) . Schon 4 389 ^^^) aber wurden ^Tietzens Kin-
der V. G., Heinrich und Peter mit ihren Brüdern itnd Schwestern^,
mit Heinrich v. Langenau [also ihrem Onkel] dahin verglichen , dass
dieser ihnen ,^a)le Zinsen und Güter zu Kiesslingnoalde ^ Stolstenberg
und Lichtenberg^ deren er sich unterwunden, abtreten und übergeben
solle, wie ihr Vater sie gehabt^. Von den hier erwähnten Kindern
Tietzes wird Heinrich ^zu Stolzenberg^ noch 4400 und 4409, Peter
^von Kiesalingswalde^ noch 4390, ausserdem (4390 und 4442) ein
Jan V. K. und (4390) ein Friedrich v. K. genannt, die wohl auch
Söhne Tietzens waren. Wohin dieselben später gekommen , wissen
wir nicht. 4432 gehörte K. denen v. Hoberg.
Heinrich v. G. auf Langenau haben wir von 4384 — 4420 ge-
funden. Von 4 429 — 59 kommt ein Czas laus v. G. oder auch
^Nickel V. G., Czaslaus genannt^ als Besitzer von L. vor, der
seit 4 449 (Amts-) Hauptmann von Görlitz war und daher oft in
Landesgeschäften verwendet ward. Er hinterliess keine Lehnserben,
wohl aber eine Witt we, welche wahrscheinlich mit L. beleibdingt
war. Nach dem Tode dieser ^Tschaslin^ hatten sich Gotsche uüd sein
Neffe Christoph v. G. auf Baruth der Güter ^Langenau und des ande-
ren Dorfes [?] mit eigner Gewalt unterwunden^, was 4485 Königjtfa-
thias denselben verwies. Dennoch blieben diese Vettern im Besitz der
Güter, bis sie dieselben 4493 an Hieron. Proffen aus Görlitz ver-
kauftem "i).
43. Die Linien Sohland.
Das grosse Dorf Sohland am Rothstein (S. von Reichenbach)
scheint schon frühzeitig unter mehrere Gutsherrschaften getheilt ge-
I») Göd. lib. Toc. et proser. I. fol. 46. >«>) Nicht 1347, wie Laus. Mag. 1868.
117 nel>en andeiea Dnricbtlgkeften angegeben ist. i^i) Laos. Magax. 1780. 148.
Ürk.-Ven. III. 17.
15»
228 n. AbtheiluDg.
wesen zu sein. Ausser jenem Antheil, mit welchem schon 4387 die
Wittwe und die Mutter R a m f o 1 d s v. G. auf Reichenbach beleibdingt
waren (S. 494), und der später an Leuther v. G. auf Kuhna, nach
dem Tode seiner Sdhne aber an die Schaff gelangte (S. 494), ge-
hörte Ende des 44. Jahrhunderts noch ein andrer Antheil ebenfalls
einem Zweige der Gersdorffe.
4395 wurden bei einem zu Görlitz erfolgten Vergleiche „Herr
Leuther v. G., Herr Heinze von Königshain, Herr Niclas von
dem Sohlande, YoigtlSinder^ und andere Adliche erwähnt. Wir
halten diesen unmittelbar neben den anderen Gersdortfen genannten,
mit demselben Prädikat „Herr^ ausgezeichneten Niclas von dem Soh-
latide ebenfalls für einen G., und es fragt sieh nur, ob er durch das
dabeistehende „Voigtländer^ als der damals oft genannte „Niclos Voigt-
länder v. G.^ bezeichnet werden soll oder von ihm unterschieden sei.
Wir glauben das Letztere, da wenigstens VoigtlHnders Söhne Frieders-
dorf an der Landskrone, keiner von ihnen aber Sohland besass.
Als Besitzer letzteren Gutes erscheint vielmehr 4 406 — 40 ein
Leuther v. G., der aber weder mit dem gleichnamigen Inhaber von
Reichenbach (dem von Kuhnau, S. 49S flg.), noch mit dessen Sohne
(der 4428 starb) identisch sein kann.
4454 soll ein Peter v. G. zu Sohland „Reden gegen den Bath
von Görlitz geführt haben''; 4492 und 96 kommt ein Georg, 4496
auch ein Nico! , 4495 — 4499 ein Peter v. G. zu Sohland vor, wel-
cher Letztre „6 Vierung Zins auf seinen Gütern, Vorwerken und
Unterthanen zu Sohland^ an eine Brüderschaft zu Görlitz verkaufte.
4500 erhielt Leuther v. G. zu Sohland von seinen „Vettern"
Christoph und Hans v. G. auf Kemnitz die Bewilligung, el>enfalls Zins
auf seinen Gütern, Aeckern und Wiesen zu Sohland verkaufen zu
dürfen, und 4549 verkauften Martin, Peter und Hubert, unge-
sonderte Brüder v. G. zu Krischa , Zins zu Sohland.
Schon oben (S. 496) haben wir erwähnt, wie ein Antheil v. S.
den Herren v. Schönburg auf Hoyerswerde gehörte und von die-
sen 4506 an die Brüder Barthel, Heinrich und Hans v. G. auf
Bischdorf und Herbigsdorf verkauft ward, deren Nachkommen ihn
seitdem als Lehn von Hoyerswerde besassen.
f4. Die Linie Gerlachsheim.
Seit Ende des 44. Jahrhunderts erscheint auch zu Gerlachs-
heim (0. von Seidenberg) eine besondere Linie derer v. Gersdorff ge-
sessen, welche den Haupttheil des Dorfes (das nachmalige Mittel- und
40. Die V. Gendorff. 229
Niederdorf) inne hatte, während das Oberdorf sich in anderem Be-
sitz (seit Ende des 45. Jahrhunderts bei denen v. Uechtritz) befand.
4399 und abermals 1444 wird ein Heinrich v. Gerisdorf zu Ger-
lachsheim „mit seinen Erben^ oder mit „seinen Kindern^ erwähnt.
Mit diesen „Erben^ sind jedenfalls die Brüder „Hannos und Heinze
V. G. zu Gerl.^ gemeint, die 4448 ihre Mutter Barbara „aufliessen^
und 4425 Zins nach Lauban verkauften. Gleichzeitig mit ihnen soll
auch noch ein Tietze v. G. zu Gerl. vorkommen, der 4448 von Ram-
fold V. 6. zu Reichenbach Geld zu fordern hatte , desgleichen ein
Siegsmund, der 4 428 gegen die Hussiten kämpfte <^^}.
Wir wissen nicht, ob Letzterer identisch ist mit dem Siegs-
Ol und auf Gerl., dem 4464 Lasslaw v. Uechtritz auf Linda zwei
Teiche versetzte, und der schon früher, als „Erbherr zu Gerl.", eine
Kirchenglocke , um sie vor den Hussiten zu sichern , in das Kloster zu
Görlitz gebracht hatte, von wo sie aber „von Herrn Heinzens [?] Leu-
ten** nach Ottendorf verkauft worden war. Deshalb klagte 4 463 die
Gemeinde Gerl. gegen die Gemeinde Ottendorf auf Wiederheraus-
gabe jener Glocke **^) .
4493 gab Nickel v. G., „Verweser der Frau Nysse [Agnes] zu
Gerlachsheim", einem Unterthan derselben zu Güntherdorf (0. von
Langenau] einen Consensbrief. Vielleicht war Nickel der Sohn dieser
Nysse: wenigstens war gleichzeitig auch ein Nickel v. G. zu Gerl.
gesessen, der 4498 daselbst Zins verkaufte ***).
Seit 4544 werden die Brüder Siegs mund und Fabian v. G.
als Besitzer dis Guts genannt, deren Schwester Katharine, ver-
wittwete Siber zu Neisse in Schlesien, sie 4535 „ihrer väterlichen
und mütterlichen Gerechtigkeit" los und ledig sprach. Von diesen
Brüdern soll Siegsmund Günthersdorf verkauft (4545) und den Mittel-,
Fabian den Niederhof besessen haben. Beide hinterliessen Söhne.
4554 wurden „nach dem Tode ihres Vaters, Fabian, Caspar.
Nickel und Melchior, Gebrüder v. G. zu Gerl. mit dem Mittel-
hofe daselbst" belehnt ^^^) . Sie werden also die Söhne Siegsmunds
gewesen sein. 4559 wurde Melchior ermordet, und sein Bruder
Fabian bekannte, die 400 Thlr. „wegen ihres Bruders Melchior,
welcher böslich entleibet, von dem Thäter für die Kirche empfangen"
zu haben. Nickel Hess 4568 seine Frau Anna geb. v. Zedlitz be-
itf) Klo88, dachGörl. Gericbtobücbern. i^) Laus. Mag. 1851. 111. Neu-
mann, Magdeb. Weistbümer 55. i^) Urk.-Verz. III. 19e. Kloss. i«) L. B.
Anden werden die Namen Laus. Mag. 1776. 338 angegeben.
230 II- AbtheUuDg.
leibdiagen und verkaufte 4588 sein Gut Gerl. an Hans Fabian v.
Tschirnhaus auf Hausdorf.
Von Fabian, dem Bruder Siegsmunds, seheinen abzustammen
die Brüder Hans und Fabian v. G. zu Gerl. (also wohl auf dem
Niederhofe) , welche lS54 mit denen v. Uechtritz auf Ober-Gerl.
verglichen wurden **•). Dieser Fabian starb i674 ohne Lehnjserben^
worauf sein Gutsantheil an die Krone fiel , von der ihn 1581 Hans v.
G., doch wohl der Bruder, wieder erkaufte *<^) . 4588 aber verkaufte
Nicol. V. G. „auf Gerlachsh.^ diesen seinen Gutsantheil an Hans
Fab. V. Tschimhaus und Hausdorf **8).
45. Die Linie Friedersdorf mit den Nebenlinien
Glossen, Beimannsdorf, Arnsdorf.
Von 4386 — 99 wird sehr oft ein Niclos Voitlaender v. G.
oder bloss „Voitlaender " erwähnt , dessen Gut allerdings nirgends
genannt wird, dessen Söhne aber sdmmt lieh ursprünglich Fn^d^rsdor/'
an der Landskrone besassen. 4396 wurde er mit Heinrich v, Glossen
und dessen Tochter verglichen „um das Erbe zu Holtendorf, das Han-
sens V. Radeberg Kindern gewesen ist, und das Niclos Foytlender ge-
kauft hat.^ Auch dies Holtendorf (N. v. Friedersdorf] gehörte noch
seinen Söhnen und Enkeln. Mit jenem Heinrich von Glossen scheint
Niclos Voitl. verwandt gewesen zu sein ; auch Glossen (N. v. Kittlitz)
befand sich später im Besitz von einem seiner Söhne. 4399muss Voit-
lander gestorben sein ; denn es wurden Kytan v. G. [wohl der auf
Weissenberg, S. 285] und Christophel sein Bruder entschieden
„wegen der Vormundschaft über Foytlenders Kinder." Da die Vor-
mundschaft über Unmündige meist den nächsten Blutsverwandten zu-
kam, so waren wahrscheinlich Kytan und Christophel Brüder
von Voitl. Ein dritter Bruder von ihm, Hans war 4393 gestorben
und in Görlitz begraben worden ; dazu waren „Niclos Voitl. und seine
Brüder u^d Freunde'* nach Görlitz gekommen.
Die 4399 noch unmündigen Kinder Voitl.'s waren nun jedenfalls
Christoph, Hans, Nickel-Voitlaender, Fredemann und
Czaslaus. Von ihnen kaufte Christoph 4442 die Herrschaft Baruth
uud wird bei Besprechung dieser Linie besonders behandelt werden.
Die übrigen Brüder waren anfänglich sämmtUch zu Friedersdorf ge-
sessen. So bezeugten 4444 Hannos und Niclos-Foitlender Gebr. v. G.
„zu Friedersdorf", dass der Rath zu Görlitz den Adel des Weichbilds
1«) ürk..Verz. III. 180«. "^ L. B. IV. 293b. i«) l. B. V. 295.
40. Die Y. Gersdorff. 231
stets bei seinen Freiheiten belassen habe ^^^) . So heisst auch Czaslaus
4 405 und U10 „zu Friedersdorf" und scheint erst später Beimanns-
darf [S. bei SchOnberg) erworben zu haben, wo er 1443 — 29 vor-
kommt. Fredemann besass später Antheil an Amtdorf (N. von Rei-
chenbach) und wird daselbst bis 4439 genannt. Er hinterliess dies
Gut seinem Sohne Balthasar, der 4447 und 4464 i*<>) als Besitzer
desselben bezeichnet wird , es aber bald darauf an die v. Rabenau
verkauft zu haben scheint. Nickel -Voitlaender heisst 4440 „zu
Glossen^ y 4444 und 4445 dagegen „zu Friedersdorf ^ gesessen"^).
Als ein Mann des allgemeinen Vertrauens, ward er 1449 zum Fehm-
rtchter erwählt und 4 420 von der Ritterschaft des Görlitzischen Weich-
bilds nach Breslau gesendet, um dem neuen König Siegsmund zu
huldigen ^*2) . 4 424 war er Hauptmann zu Görlitz und kämpfte 4 426
nebst vier Söhnen wider die Hussiten. Noch 4432 wird „der alte Voit-
Uinder" erwähnt.
4433 aber verkauften Hans, Caspar und Nickel v. G., zu-
gleich in Macht ihrer anderen Brüder die Mühle zu Holtendorf, „wie
sie Vpitländer, ihr Vater, besessen." Ausser diesen drei Brüdern
wird später noch ein vierter, Christoph, namentlich erwähnt.
Von ihnen finden wir anfangs Hans auf (Friedersdorf) Holtendorf und
Pfaffendorf (NO. bei Friedersdorf ) , Christoph mt Glossen, Caspar,
der wahrscheinlich bei Lebzeiten seines Vaters Glossen bewirlhschaf-
tet hatte und daher 4420 und 4424 als „zu Glossen gesessen^ bezeich-
net wird , auf Friedersdorf und zwar seit 4 440 als einzigen Besitzer
dieses Guts.
Er hatte einen Sohn Hans, dem der Vater 4464 Oberfrieders-
dorf überliess , das aber nach des Sohnes Tode 4 467 wieder an den
Vater zurückfiel. Caspars älteste Tochter Barbara war verheirathet
mit Nickel v. Penzig, der 4 476 von seinem Schwiegervater das Ober-
dorf erhielt. Als Caspar 4480 starb, vermachte er dieser Tochter auch
das Niederdorf als Ausgedinge. Als dieser Nickel v. Penzig darauf
im Kretscham erstochen worden war, kam das Oberdorf an Hans
v. Schreibersdorf, den Mann der zweiten Tochter Caspars v. G.,
Namens Margaretbe, der es aber 4493 an Paul Fürst, Bürger zu
Görlitz, verkaufte. 4 494 ward auch das übrige Dorf an Caspar Tilicke
in Görlitz verhandelt *W) .
»«) Ürk.-Verz. I. 179». i») Cod. S»z. U. 3. 159. «") ÜTk.-Verz. I. 170
No. 859. I. 179 No. 905. Laus. Mag. 1785. 189. »») Laus. Mag. 1771. 217. Urk.-
Ten. II. 1«. vss) Knautbe, Friedersdorf (1760) S. 7 flg.
232 II. Abtheilung.
16. Die Linie Baruth.
Die alte Herrschaft Baruth wurde 1406 von Job. und Otto Gebr.
V. Kittlitz an Nickel Bock v. Gersdorff um 4500 Mark verkauft,
der bis dahin das Gut Hausdorf (N. v. Lauban) besessen hatte. Erst
4408 aber erhielt er von K. Wenzel die Lehn über „das Haus Baruth
sammt allen Gnaden und Rechten, wie sie die Brüder v. Kittlitz be-
sessen'^, nur die Lehnsherrlichkeit über die v. Temritz auf Oelsa
ausgenommen, welche sich die v. Kittlitz vorbehielten ^^^) .
Sehr bald aber suchte er Baruth wieder zu verkaufen. Schon 1 409
ward „Herr Christoph Rex [v. Gersdorff] in Görlitz geehrt, als er
Bocken Baruth abkaufen wollte^. Der Kauf zerschlug sich damals,
besonders wohl deshalb , weil noch in demselben Jahre Nickel Bock
gestorben sein muss. Seitdem erscheint als Besitzer HeinzeBock,
sein Sohn, und dessen „Vetter" Hans v. G., von dem wir nicht
wissen, ob es ein Bruder oder Bruderssohn von Nickel Bock gewesen
sei.
Dieser Heinze und dieser Hans werden also mit jenen „Gers-
dorffem zu Baruth" gemeint sein, die 1410 mit den Temritzern zu
Oelsa wegen der Fischerei verglichen wurden. Diese Vettern nun
verkauften, wie aus dem Lehnbriefe von 1411 hervorgeht, die Herr-
schaft Baruth und zwar an Caspar und Bartholomäus Gebr. v.
Gersdorff und schlössen mit denselben zugleich eine Erbver-
brüderung, was der König ebenfalls genehmigte ^^^] . Wohin sich
darauf Heinze Bock gewendet habe, wissen wir nicht. 1413 wurde
„Junge Bock der Pfefferzins zu Lauterbach zugetheilt von den Jun-
gen [v. Gersdorff] wegen zu Ruhland", welchen Zins „Heinz v. G.
Bock genannt" 1415 aufliess. 1416 Hess er vor dem Hauptmann
zu Schweidnitz für Heinze v. Schreibersdorf alles auf, was er zu
Berthelsdorf (0. bei Lauban) im Weichbild Löwenberg gehabt , wozu
sowohl seine Mutter Margarethe [also die Frau von Nickel Bock],
als seine Frau Agnes, die darauf beleibdingt waren, ihre Einwil-
ligung gaben. Auch seines Vaters Gut Hausdorf befand sich bereits
1414 in fremden Händen.
Die neuen Inhaber von Baruth, die Brüder Caspar und Bar-
tholomaeus v. G., stammten wohl, wie Nickel Bock, auch aus der
Laubaner Gegend. Wenigstens wird um jene Zeit ein Caspar v. G.
häufig in enger Beziehung zu der Stadt Lauban erwähnt. Schon 1393
soll einer dieses Namens Bürgermeister daselbst gewesen sein und
JM) Urk.-Verz. I. 163. »») Uw. Mag. 1780. 101. Ürk.-Verz. I. 172 No. 871.
40. Die T. Gendorff. 233
4402 „Caspar v. G. Bürgermeister und Peter Goldener, Beide zu Lau-
ban^^ das Städtlein Seidehberg gekauft haben. In der That hatten
4402 die v. Donyn und Gotsche v. Greifenstein einen Tag „mit Caspar
V. G. und denen von Lauban*^. Femer hatte vor 4408 ein Caspar v. G.
das Dorf Heidersdorf und den Wald zu Linda an die Brüder v. G. auf
Königshain (S. 220) verkauft ^^) . Diese Brüder Caspar und Bartholo-
n)äus nun verkauften Baruth 4442 abermals und zwar an den „edlen^
Christoph v. G., der 4442 damit belehnt ward ^^^j .
Er war wohl derselbe, der auch Christoph Rex genannt
wird und schon 4409 um Baruth unterhandelte. Er stammte aus
dem Hause Friedersdorf (S. 230) , und so erhielten „aus besondrer
Gnade*' seine Brüder Hans, Nickel-Yoigtländer; Fredemann und Cxas-
laus die Mitbelehnung über Baruth. Von da an erscheint nun der
„gestrenge Ritter'^ Christoph v. G. auf Baruth als eine einfluss*
reiche Persönlichkeit unter dem oberlausitzschen Adel. Letzterer
war eben damals in langwierige Streitigkeiten mit dem Landvoigt
Hinko V. d. Duba, Christoph überdies in persönliche Händel mit Hans
V. Polenz, dem auch in der Oberlausitz begüterten Landvoigt der
Mederlansitz, verwickelt. Er wurde daher 4449 mit seinem Gegner
von König Wenzel nach Prag citirt *W) , wo Beiden bei Strafe von
4000 Schock Friede geboten ward. Von dem neuen König Siegsmund
aber erhielt er nicht nur 4420 all seine Gnaden und Freiheiten über
Baruth bestätigt ^&*) , sondern auch die Würde eines königl. Rathes.
Sehr oft verweilte er seitdem am königl. Hoflager, überbrachte Be-
fehle des Königs an die oberlausitzischen Stände und trug in den
Zeiten der hussitischen Unruhen nicht wenig dazu bei, die Oberlausitz
in der Treue gegen König Siegsmund zu erhalten. Wahrend seiner
häufigen Abwesenheit war sein „Hauptmann^ zu Baruth Caspar v. G.
a. d. H. Hennersdorf (S. 206).
Herr Christoph v. G. scheint vor 4433 gestorben zu sein. Um
diese Zeit sollen wegen der Succession in Baruth unter denen v. G.
Streitigkeiten ausgebrochen sein , welche 4 433 der Landvoigteiver-
weser entschieden habe. Daraus folgert zumal Kloss ^^) , dass Chri-
stoph, obwohl unzweifelhaft verheirathet, dennoch keine Leibeslehns-
erben hinterlassen habe , und dass Baruth an eine andere Linie der
Gersdorffe und zwar an die auf Reichenbach übergegangen sei.
IM) CarpzoT, Ehrent. n. 103. Urk.-Ven. I. 156 No. 776 (die Urkunde selbst
ist nicht mehr vorhanden). Odrl. Rtthsrechn. Urk.-Verz. I. 166 No. 838. Vergl. 152
No. 706. »7) EbendM. I. 176 No. 888. U») Lans. Mag. 1780. 132. «») Urk.-
Ven. n. 2. «0) Laus. Mag. 1780. 134.
234 IL AbtheiliiBg.
Allein , selbst wenn Christaph kinderlos gestorben würe , hätte doch
Banith zufolge der Gesammtbelehnung von 4418 (S. 833] an Christophs
Brüder und deren Erben fallen müssen, von dene« aber (S. S31)
keiner weder Baruth noch Reiehenbach besessen hat. Vielmehr
werden 4433 „die jungen Herren v. G. zu Baruth^, 4434 ein
^Christoph v. Gersd. zu B.^ als Bürge, 4443 „Christoph und
Gotsch e v. G., Gebrüder v. G. zu Baruth^ als Lehnszeugen erwUbnt,
und 4454 bestätigte König Ladislaus diesen „Christoph und Gotsche
G^rüdem v. G. zu Baruth^ alle Gnaden, Freiheiten, Briefe etc.,
„die ihr Vater Christoph v. G. von König Wenzel und Siegsmund
erworben^ ^^^] . Daraus scheint uns zu folgen , dass diese beiden
Brüder die Söhne des um 4433 gestorbenen „Ritter^ Christoph v. G.
gewesen sein müssen ; denn nur dieser und kein andrer dieses Vor-
namens hatte Baruth bereits unter Wenzel und noch unter Siegsmund
besessen ; also kann um 4433 in Baruth keine neue Linie derer v. G.
suocedirt sein. — Eine andere Schwierigkeit aber besteht darin,
dass 4440 — 66 einige Male auch ein „Rutschel v. G. zuB.'^ er-
wähnt wird. 4440 führte derselbe den Görlitzem 80 Pferde zu gegen
böhmische Herren; 4448 soll derselbe „Erbherr auf Reiehenbach^
heissen , und 4 466 ward in der That „zwischen Gotsche und Rutschel
v. G. zu B.^ an einem und zwischen Christoph v. Kottwitz auf Niecha
am wdem Theile über das Patronatsrecht zu Reichenbach ein Ver-
gleich abgeschlossen '^2). War also dieser Rutschel etwa ein Rruder
von Christoph und Gotsche ? Er wird nirgends als solcher bezeiohnei
und weder bei der Belehnung dieser beiden Brüder mit B. (4454),
noch bei der Neubelehnung Gotsche's (4460) irgend mit erwähnt ^^^j.
Da nun um jene Zeit ein Rutschel v. G. a. d. H. Hennersdorf (S.806]
vorkommt, so glauben wir, dass dieser, ebenso wie vorher sein Onkel
Caspar v. G. a. d. H. Hennersdorf, späler auf Rennersdorf, nur
„Hauptmann^ der Baruther Brüder gewesen sei. Kinder desselben
sind nicht bekannt.
Kehren wir jetzt zu den Brüdern Christoph und Gotsche
auf B. selbst zurück. Dieselben eriiessen 4444 an die M«*kgfafen
von Brandenburg, Hans, AJbrecht und Friedrich, und an Siegsmund,
Bischof von Würzburg , einen Fehdebrief, indem sie sich in den da^
nudigeo Kämpfen zwischen denselben und den sächsischen Herzögen
tti) Urk.*Ven. 37^. 72«. A. Kameiu. m) Un«. Mag. 1780. 134. Qiaii4-
mann , eoUect. II. 50 im A. DiMd. <») Urk.-Yen. II. 88«. KSnig Georg beüitigt
dem Qotsche t. 0. alle Gnaden etc., „die aein Vater Christoph ▼. G.^ erworben.
40. Die T. Qersdorff. 235
Friedrich und Wilhelm in „Frieden und Unfrieden der Letzteren
zogen** ^^) . Besonders bewies sich Christoph als tapferer Kriegs-
mann auf verschiedenen Zügen gegen die hussitische Partei in Böh-
men (Hi4 — 49)1^^). Dass um Ui6 nach Aussterben der Linie
Reidienbach wenigstens das Städtchen dieses Namens an die Linie B.
gelangt sei, haben wir schon oben S. 234 erwiesen. H54 leble
Christoph noch. 4460 aber ward nur Gotsche mit B. belehnt, war
also sein Bruder nicht mehr am Leben. Wohl aber hatte Letzterer
einen Sohn, ebenfalls Christoph, hinterlassen, der zuerst 4469
erwähnt wird, wo König Mathias „Gotsche ^und Christoph v. G.,
Gevettern zuB.^, belehnte i<^^). Ihre Güter besassen Onkel und
Neffe gemeinschaftlich, wie sich besonders aus mancherlei aeuen
Erwerbungen ergiebt. Wie ebenfalls schon erzählt (S. 227^, hatten
sie sich nach dem Tode von Czasiaus v. G. und seiner Wittwe auf
Langenuu^ dieses Gutes, wie ihnen 4485 König Mathias vorhielt, mit
eigner Gewalt unterwunden. Erst 4493 verkaufte es Christoph an
den Görlitzer Bürger Hier. Proffen ^^^j . Auch Creba [S. von Reich-
walde] gehörte ihnen mindestens schon 4485 und wurde 4490 auf
ihre Bitten von König Wladislaus zum Markt erhoben ^^"^j. Ebenso
besassen sie (4495) PeUnhain (SO. von Creba], Thielüz (SO. von
Görlitz, 4488 — 1506), Gnetäits (jetzt Niroschitz, N. von Budissin}.
4494 erwarb Christoph von den Brüdern Schaff deren Bente von dem
Gericht zu LübaUj 4495 90 Seh. königl. Rente zu Bwlissin wohl un-
mittelbar vom König, 4496 von Hans v. Kittlitz einen Antheil der
Herrschaft Spremberg in der Niederlausitz, infolge dessen er 4504
Landvoigt daselbst wurde ^^^J . In mannichfache Streitigkeiten wur-
den die beiden Vettern v. G. verwickelt , als sie ihr Schloss Baruth
neu zu befestigen „sich unterstanden^, w^ ihnen (4485) König
Mathias bei Verlust ihrer Privilegien und bei einer Pön von 200 Mark
löthigen Goldes verbot; bald darauf (4489) brannte es übrigens ab.
Desgleichen hatten sie wiederholt Streit mit der Stadt Görlitz wegen
der Obergerichtsbarkeit, welche sie auf Grund ihrer alten Privilegien
nicht bloss auf ihrer Herrschaft Baruth , sondern auch auf den neu
erworbenen Besitzungen Creba und Reicbenbach zu üben sich für
berechtigt hielten ^^o) .
Gotschen v. G. auf B. haben wir nach 4497 nicht mehr ge-
iM) A. Drtsd. II. Abth. Bd. 8 fol. 383 No. 30. i») Laus. Magaz. 1780. 134.
1«) Ürk.-Vew. U. 111. 167. wt) 11. 166. 111. 17. i«) Uns. M»g. 1780. 147 u.
150. J«) Urk.-Verz. lU. 26. 72. 12. Laus. Mafaz. 1780. 150. no) Uik.-Ver*.
II. 156. HI. 32h. s, Script, rer. lus. II. 348.
-236 II. Abtheilnng.
funden. Er hatte in seinem Testamente 50 Mark dem Domkapitel
2u Budissin zu einem Jahresgedächtniss vermacht, welche 4 505 durch
Christoph v. G. auf B. „seinen Vetter" ausgezahlt wurden*'*).
Hieraus glauben wir folgern zu dürfen, dass Gotsche keine Söhne
hinterlassen habe , da sonst diese das VermSlchtniss würden ausge-
zahlt haben. Auch sein Neffe Christoph rouss bald nach 4506 ge-
storben sein. Vermählt war derselbe mit Anna Burggräfin v. Dohna
a. d. H. Straupitz.
Seit 4540 erscheinen als Besitzer von B. und Zubehör die sieben
Söhne Christophs Caspar, George Christoph, Rudolph, Hans^
(f otsche und Melchior, welche in jenem Jahre mit Löbau wegen
der Rente daselbst verglichen vsiirden *'^) . Anfangs besassen sie
wohl die väterlichen Güter gemeinschaftlich, und 4540 führte der
älteste Bruder Caspar wohl in aller Namen einen Prozess mit Görlitz
wegen' der Obergerichte *'') . 4549 aber nahmen sie eine Theilung
vor"^); dabei erhielt Caspar die eine Hälfte von Baruth selbst,
Georg Buchwalde, Christoph Petershain, Rudolph Kätlitz,
Hans Reichenbach , wozu er 4523 von denen v. Döbschitz noch Dö6-
schitz, Amsdorf, Dittmannsdorf und Hilbersdorf hmtukaxxhe, Gotsche
Miicka; Melchior, der jüngste Bruder, erscheint später als Besitzer
der anderen Hälfte von Baruth. Als 4527 diese sieben ^gesonderten'^
Brüder die Lehn von König Ferdinand empfingen ^'^], werden folgende
Besitzungen aufgezählt, welche (mit Ausnahme von Döbschitz etc.}
wohl sämmtlich schon von ihrem Vater besessen und zum grossen Theil
erworben worden waren : Schloss und Dorf Baruth , Rittersitz , Vor-
werk und Dorf Buchwalde, Vorwerk Dvbrauke, die Dörfer Briessnüz,
Neudörfel, Saubemitz, halb Weigersdorf, einzelne Bauern zu Oelsa,
Leibchen, Förstchen; femer Creba, [Klein-) Radisch, Tauer, Mücka,
Neudorf in der Heide, Zschernske, dies als Pertinenzen von Creba ; des-
gleichen Cosel, Stannewisch, Petershain, Horscha, Moholz, See, Sproitz,
dies wie es scheint, einzeln hinzu erworbene Gutsantheile ; ebenso
das Städtlein /{ßtcAenbocA und die einst, v. Döbschitzschen Besitzungen
Döbschitz, Arnsdarf, Dittmannsdorf, Hilbersdorf; nicht minder Ritter-
sitz und Dorf Kittlitz, das noch 4507 dem Hans v. Gaussig gehört
hatte, Dorf Ottenhain (S. von Löbau), Ebersbach, Drehsa (N. von Pom-
meritz) , „Kermersdorf" [Kottmarsdorf bei Löbau) , Dürrhennersdorf,
t7i) Urk..Verz. IH. 71. 17«) UI. 84. »W) N. Script. III. 78 flg. "♦) Ab-
gednickt bei Mörbe , Orts-Cbronlk Ton Petershain. 1844. pag. 72. "5) Urknnd.-
Veiz, m. 135.
40. Die y. Gtorsdorff. 237
einzelne Bauern in Dobei'schüz und Preititz (S. von Malschwitz],
Rorewüz (?) und Dreiwitz (?) , sowie 20 Seh. Rente zu Löbau, und „die
obersten und niedersten Gerichte an den Stellen, da sie ihre Vorfahren
zuvor gehabt^. Es war also ein sehr bedeutender, meist wohl arron-
dirter Grundbesitz, den ihr Vater und dessen Bruder besessen hatten^
und der jetzt infolge der brüderlichen Theilung aufs neuß zerstückelt
wurde.
Von diesMi Brüdern wird Caspar ant Baruihy halb Drehsa, gan£
^Brepitz"' (?) und Antheilen von Rachel, Weigersdorf j Pör stehen nach
4527 nicht mehr erwähnt; er scheint keine Kinder hinterlassen zu
haben. — Georg auf Buchwalde, Dauban, Tauer, Savbernitz, Radischy
Seudörfel hatte um 4533 abermals einen Rechtsstreit mit Görlitz
wegen der Obergerichte auf seinen Gütern im Görlitzer Weichbild.
Schon 1544 aber werden „die Gebrüder v. G. zu Buchwalde" er-
wähnt, und 4548 hatte Georgs „Wittwe" Anna und seine Erben
Streit mit ihrem Schwager Gotsehe auf Mücka wegen ihres Leibge-
dinges"*). — Christoph „v. G. zu Baruth auf Petershain^ nebst
Antheil von See, auf Sprewitz, Moholz, Horscha, Cosel , Stannewisch,.
Oelsa und Leibchen , der 4543 seine Frau Anna beleibdingen liess,
und noch 4544 vorkommt, soll ohne Sohne 4&49 gestorben sein. —
Rudolph, auch Ludolph genannt, ant Kittlitz , der 4524 seine
Frau Veronica beleibdingen Hess, verkaufte 4529 das auf ihn ge-
kommene Gut [VJiXsi'-) Ebersbach an die v. Schleinitz auf Tollenstein,
führte 4535 in Kittlitz die Reformation ein und hatte 4538 einen
Streit mit Löbau wegen der Obergerichtsbarkeit "^ . Nach seinem
Tode wurden 4545 seine Söhne Christoph, Caspar, Hans,
Georg und Siegsmund mit Eittlitz (zu dem auch Dürrhennersdorf
gehörte) belehnt. — Hans ant Reichenbach und Döbschitz hatte aus
der vaterlichen Hinterlassenschaft auch Ebersdorf erhalten, das er
1525 an Hans v. G. auf Herbigsdorf, desgleichen Zoblitz (0. von Lo-
denau) , das er in demselben Jahre an die Gebr. v. G. auf Lautitz ver-
kaufte. Ebenso verSusserte er 4536 43 Bauern zu Arnsdorf an
Caspar V. Notenhof. Dafür erwarb er 4549 das bis zum Pönfall der
Stadt Görlitz gehörige Wendischossig , später auch Kunnerwüz und
Kleinbiesnig (S. von Görlitz) . Dem Städchen Reichenbach, auf dem er
4534 seine Frau Ursula geb. v. Temritz hatte beleibdingen lassen^
verlieh er 4536 mehrere Privilegien *^8) . 4554 — 59 war er Amts-
iTV) N. Script. IV. 338 flg. ürkttiid..Ven. UI. 171. i*") N, Script. IV. 365.
iw) Ürk.-Verx. IH. 148.
238 n* Abtheilung.
hauptmanD zu Görlitz und starb 1567 (66 Jahr alt). Von seinen
Söhnen erhielt Joachim Döbschitz, Balthasar Reichenbach und
Amsdorf. — Gotsche auf Mücka, Creba, Neudorf, Zschernske, Kott-
marsdorf war anfangs, ebenso wie sein Bruder Hans, ein leidenschaft-
licher Gegner der Reformation , starb aber als guter Protestant. —
Der jüngste Bruder Melchior hatte die andere Hälfte von Baruth,
desgleichen halb Drehsa, Dubrauka und Antheil von Weigersdorf,
Racket y Für stehen erhalten. Er liess 4538 seine Frau Anna beleib-
dingen und lebte noch 1558.
47. Die Linie Ruhland.
Schloss und Stadt Ruhland sammt einer Menge zugehöriger
Dörfer, die zusammen ursprünglich eine der grossen Herrschaften in
der Oberiausitz gebildet zu haben scheinen, war 1363 von K. Karl IV.
denen v. lleburg abgekauft worden. Mindestens seit 4397 aber finden
wir im Besitz dieses GUtercomplexes Nickel v. Gersdorff auf
„Gork" d. h. Niedergurig (N. v. Budissin). Derselbe war wohl ein
Sohn des ^Johannes de Gerharsdorf, residens in Gork^, der
4384 als GewHbrsbürge bei einem Zinsverkaufe Heinrichs v. Teich-
Tiitz auf Gotschdorf an das Domkapitel zu Budissin erwähnt wird ^^^; .
Ausserdem besass Nickel das Gwi Lauterbach (SO. von Görlitz) ; wenig-
stens verkaufte er 4393 das halbe Gericht daselbst mit 3 Mark Zins
und alles , was er in dem Dorfe hatte , an die Gebrüder Herdan und
Tietze Starke, wofür diese ihm jährlich ein Pfund Pfeifer oder 8 grosse
Groschen geben , er aber dieselben gegen Fürsten und Herren und
jedermann vertreten und mit seinen Erben ihr Erbherr bleiben
sollte 180) .
Wie nun Nickel v. Gurig in den Besitz von Ruhland gelangt sei,
wissen wir nicht. Ais K. Wenzel 4397 eine Eheberedung zwischen
der Tochter seines verstorbenen Bruders, des Herz. Johann von Görlitz,
und dem jungen Markgrafen Friedrich von Meissen, dem Sohne Baltha-
sars von Thüringen, vollzog, bestimmte er seiaer Nichte unter ande-
rem die Herrschaft Ruhland als Mitgift und schrieb daher in demselben
Jahre an die Städte Budissin, Löbau, Lauban und Kamenz, sie soll-
ten ,,mit denen, die die Feste Ruhland innehalten, reden und sie an-
weisen, dass sie dieselbe Feste der Markgräfin Elisabeth zu lösen
^eben sollten," und wenn jene dies nicht thäten, so möchten die
IW) A. Bud. WO) Görl. lib. oblig. de 1386 fol. 17.
40. Di6 T. Gersdorff. 239
Städte der Markgräfin dazu behülflich sein^^<). Danach scheint es,
als ob Ruhland an Nickel v. Gurig verpfändet gewesen sei. Dieser
gab Ruhland nicht heraus und gerieth deshalb mit den Markgrafen
von Melssen in Händel. 4398 schickte der Rath zu Görlitz einen Boten
nach Laoban mit einem Briefe des Markgrafen von Meissen , „als er
schrieb, dass Nidos v. Gersdorff, zu Ruhland gesessen, die Seinigen
beschädige*", und 4399 bat der Landvoigt die Städte um „Hülfe an
die Grenze gegen Mtickenberg, Ruh l and und Senftenberg.'* Diese
Differenzen auch mit dem Landvoigt dauerten noch lange fort. 4 404
bat Letzterer abermals die Städte, „seinen Hauptmann zu unterstützen
gegen Nickel v. Gorig**, und 4 405 einigten sich Land und Städte „gegen
die Räuber und wegen Ruhland. *" Noch 4 406 wurde zu Görlitz ein
Tag al^ehalten wegen Nickels v. G. und des Ritters Deinhard v. Pan-
newitz, der demselben beistand ^^] .
Wahrscheinlich starb Nickel v. G. 4 443. In diesem Jahre sendete
Görlitz nämlich Boten an Land und Städte „um der Gersdorffer willen
um das Schloss Ruhland. ^ Die Söhne Nickels, „Heinrich v. 6. zu
Ruklimd und seine Brüder^, (deren Namen aber nirgends genannt
werden), hatten mancherlei Streitigkeiten mit ihren Vettern um ihr
väterliches Gut XatiterfrocA. 4445 Hess Heinze v. G. Bock genannt,
bis 4444 auf Baruth gesessen (S. 832], vor dem Gericht zu Görlitz
„den Pfefferzins zu Lauterbach mit allem Rechte, als das vormals der
Kinder von Ruhland gewesen, denselben Kindern von Ruhland auf.^
Er hatte sich also wahrscheinlich nach dem Tode Nickels in den
Besitz jenes Anrechtes auf Lauterbach gesetzt. 4447 sollte Herr Ram-
fold V. 6. auf Reichenbach und seine Brüder zwei Briefe vorbringen
vor Gericht „von der Kinder wegen zu Ruhland, '^ und 4480 wurde
denen v. G. auf Reichenbach „die Hülfe getheilt um den Pfefferzins
und Alles, das die Ruhlandischen zu Görlitz im Lande haben^. Den-
noeh finden wir Heinze v. G. auf Ruhland 4485 wieder als Erb-
faerm zu LaiUerbach. Auch in andere Händel war Heinze verwickelt.
4 488^ hatten ihm Land und Städte bewaffnete Hülfe, wir wissen nicht
gegen wen, versprochen, und so sendete der Landvoigt Schützen nach
Ruhland, die drei Wochen daselbst blieben. 4488 war Heinze in
Streit mit einem v. Haugwitz , worüber auf einem Tage zu Löbau
verhandelt ward.
Wie lange er gelebt, wissen wir nicht. Erst 4465 finden wir
Mi) A. Dmd. Orig. 4987. 4993. 5015. v. Weber, AkMt ffir die rtcfas. Gesch.
XII. 292 flg. «s) Ctörl. Bathneebnangen.
240 11- Abtheilung.
*
wieder einen Besitzer von Ruhland erwähnt, ebenfalls Heinrich
V. G. genannt. Er hatte 4472 Grenzstreitigkeiten mit Herz. Friedrich
von Sachsen und H75 neue Differenzen mit demselben wegen Augu-
stin V. Poster, eines Vasallen des Letzteren. 4486 verkaufte er Zins
in Arnsdorf (S. v. Ruhland} an die Frauenkirche zu Budissin. 4498
erscheint er zugleich mit einem Hans v. G. zu Janowitz (S. v. Ruh-
landj als Zeuge bei einem Freimarkt zwischen Nik. v. Spar auf Neu-
kirch und denen v. Kesselsdorf auf Grubschitz. 4499 beklagten sich
^die Gersdorffer zu Ruhland, Heinrich und Sebastian, Vel-
tem,^ dass sie durch die Amtleute des Herzogs von Sachsen an ihren
Gütern zwischen Ruhland und Senftenberg geschädigt worden ^^^) .
Seit Anfang des 45. Jahrhunderts werden gleichzeitig eine ganze
Menge von Gersdorffen auf Ruhland erwähnt, deren Verwandt-
schaftsverhaltniss aber durch nichts angedeutet ist. So schon
4494 ein Heinrich v. G. der jüngere, der Bürge bei einer
Schuldverschreibung war, und der 4544 zugleich mit „Nickel und
Melchior, Gebrüdem und Vettern v. G. zuJanowüz^, dem Herz.
Georg von Sachsen eine Urfehde ausstellte; so 4507 ein Otto, der
nebst Anderen das Stift Meissen angegriffen hatte >^^}, und der 4544
zu Dresden geköpft ward; so 4544 ein Wolf, 4544 ein Georg, der
4523 seine Frau Eatharine beleibdingen Hess; so seit 4544 öfter
ein Peter, dessen Frau Anna geb. v. Luttitz 4538 ein Leibgedinize
angewiesen erhielt. Die Familiengüter waren inzwischen vielfach go-
theilt worden ; doch hatte jeder Zweig ausser einigen Dörfern auch
noch Antheil an dem Stddtlein Ruhland.
Nur von Sebastian v. G. auf Buhland, wohl demselben, der
schon 4 499 erwähnt ward , und seinen Nachkommen haben wir ge-
nauere Kunde. Er hatte zuerst Janowitz von Melchior v. G., dem
Sohne des 4 498 genannten Hans auf Janowitz, erkauft ^^^) . Dann erwarb
er nebst seinem Bruder Siegsmund 45ii5 das Gut Steinborn (N. von
Königsbrück] von Melch. v. Schönfeld. Auf Bitten diese^^Sebastian
und Georgs v. G. für sich und ihre Gebrüder und Vettern^ ge-
stattete 1544 König Wladislaus, dass in ^ihrem Markte Ruhland jeden
Montag ein Wochenmarkt'^ gehalten werde ^^^). 4548 erkaufte Seba-
stian von Wolf V. Nadel witz auch noch das Gut Frauendorf (SW. v.
Ruhland) .
1«) A. Dresd. W. A. Oberl. Bl. 13 ii. 91 flg. A. Dresd. Loc. 8447 fol. 5. Drk.-
Verz. II. 156. A. BudiMin. iM) a. Dretd. Orig. 9071b. 9906. Calles, ser. epi»c.
Misn. 329. «») Cod. Sm. II. 4. 381. w) Weinart, Rechte IV. 534.
40. Die Y. OendoTir. 241
Derselbe hinterliess ausser mehreren Töchtern fünf Söhne :
Heinrich, Siegsmund, Albrecht, Sebastian und Hans,
welche 4529^^') („die Gebr. v. 6. zu Ruhland, Heinrich und seine
on mündigen Brüder^) belehnt wurden mit RtMand, Prauendorf,
JanowüZj Gutebom, Grunewald j Hohenbitcka, Schwarzbach , Peik--
wüz, Biehleny Niemüsch (alten Bestandtheilen der Herrschaft Ruhland)
und mit halb Spohl und halb Brieschko (S. von Hoyerswerde , jeden-
falls spKter hinzuerworben) . Von diesen Brüdern starb der jüngste
Hans auf GtUdwm 4541 kinderlos, worauf sich seine Brüder in
seine Hinterlassenschaft theilten. Albrecht überliess 4532 „seinen
▼aterlichen Antheil an Schloss und Stadt Ruhland und seine Gerech-
tigkeit am Dorfe Biehlen^ an den ältesten Bruder Heinrich und 4542
den 4544 ererbten Antheil an Gutebom an seinen Bruder Sebastian.
Er besass 4554 noch Antheil an Frauendorf. Siegsmund verkaufte
4534 sein Gut Janowüz ebenfalls an Heinrich und heisst 4542 „zu
Gutdxnm gesessen.^ Nach seinem Tode ward 4547 sein Sohn Caspar
„mit Ruhland und den anderen Gütern^ desselben belehnt. 4565 ver-
kaufte Siegsmund V. G. zu Gutebom, wohl Caspars Sohn, seinen
Antheil an diesem Gute an Rudolph v. G. auf Dobrilug, den Sohn
des sogleich zuerwähnenden Heinrich. Dieser Heinrich, der Älteste
jener 4529 belehnten fülnf Brüder, hatte sich in herzogl. sächsisdie
Dienste begeben und war (mindestens schon 4540) Berghauptmann
zu Annaberg, später Oberhauptmann des erzgebirgischen Ej^ises. Da-
her verkaufte er 4540 seinen Antheil an Ruhland und die Dörfer Grune-
wald, Biehlen, Janowitz an Ludwig v. Rosenhain und 4544 halb
Spohl und halb Brieschko an Balth. v. Schlieben. Der vierte Bru-
der Sebastian auf Prauendorf war vor 4554, wo „seine Erben^
erwähnt werden, gestorben. 4556 wurde sein gleichnamiger Sohn
Sebastian mit 'seinem väterlichen Antheil an Frauendorf belehnt,
verkaufte denselben aber 4 566 an Christoph Ziegler. Er scheint einen
Bruder Heinrich gehabt zu haben. So hatten denn die Nachkommen
des 4499 erwähnten Sebastian v. G. die meisten ihrer Güter an
Fremde , einige , wie es scheint , auch an ihre Vettern veräussert.
Neben diesem einen Hauptzweige gab es nämlich noch einen
zweiten, der ebenfalls Antheil an dem Städtchen Ruhland und die
Haupt-Güter Upsa und Hermsdorf besass. Von welchem der um An-
fang des 46. Jahrhunderts vorkommenden Glieder der Familie v. G.
sie stammen, wissen wir nicht. Ausser einem 4565 erwähnten Peter
1«) A. Dietd. L. B. I. 13*.
K a 0 1 h • , (HmIi. d. Obcrl. Adali. ]$
242 11. Abtheilung.
zu Ruhiand , kursflchsischem Kriegshauptmann , und dessen Bruder
Wolf, werden 1566 ^Georg, Hans und €aspar, Gevettero und
Brttder zu Ruhland und Lipsa^ genannt, welche Bauern zu Rohna
(S. von Janowitz) verkauften. Von Georg dürften abstammen ^Chri-
stoph und Georg V. G. zu R.*^ (4569), von denen Christoph auch
üh$ia (W. bei Budissin) besass' und es 4 600 an Hans Casp. v. Haug-
witz verkaufte. — Von Caspar stammen Hieron ymus auf Nie-
mitsch und Siegsmund auf Weissig (N. von Kamenz), welche 4605
^nach ihres Vaters Caspar Tode^ mit einem Viertel von RukUmdj
Hokenbucka, Peikwüzj Schwarzbach belehnt wurden. Hieronymus
erkaufte 4607 von Georg auf Lipsa dessen Güter Lipsa und Herms-
dorf JW).
48. Die Linie Krischa-Kotitz-Tetta.
Von 4434 — 40 erscheint als Besitzer vonirmcfta(0. bei Weissen-
berg) ein Caspar V. Gersdorff, von welchem wir nicht zu sagen
vermögen, woher er stammt. 4 434 verpflichtete er sich nebst anderen
Gersdorfien, an Caspar v. der Leipe und seine Gesellen 400 Seh. Gr.
zu zahlen ^von Heinr. v. Pannewitz und Nick. v. Loss wegen um der
genommenen Ochsen willen^ ^^^) . 4 448 hatte er einen Entscheid wegen
eines Gutes zu Sohland bei Reichenbach, von welchem ihm also auch
ein Antheil gehörte.
Nach ihm besassenKrischa Mathias, Caspar und Peter v.G.,
doch wohl seine Söhne.' Mathias war 4 469 Klostervoigt zu Marienthal,
und noch 4485 Schöppe im Hofgericht zu Görlitz ^^o). Caspar, schon
4469 als 9,der Junker zu Krischa^ vorkommend, erhielt 4492 die
Mittelmühle zu Diehsa (SW. v. Nieskyj von der dasigen Erbfrau Har-
garethe Zezschwitz, deren Ohm er war, gereicht >^i] . 4503 verkauften
Caspar und Peter „ ungesonderte Brüder v. G. zu Krischa^, S Seh.
Zins auf dem Rretschmar zu Ao^t^js (W. bei Krischa) an das Domkapitel
zu Budissin. Peter war 4498 Aeltester der Ritterschaft. Einer dieser
beiden letzteren Brüder lebte noch 4542 ^^^j.
Beide hinterliessen Söhne, der eine (Caspar?) die Brüder Cas-
par und Hans, welche znKotitz, der andere (Peter?) Merten,
Peter, Haubold und Hans, welche zu JTmcAa wohnten.
Die Ersteren werden in der EJage der Städte gegen den Adel 4534
W) Nach den L. B. im A. Dresd. «) Urknnd.-Veri. H. 37c. MO) Schön -
f eider, MThal 228. Ürk.-Veri. n. lö^. »0 Urk.-Vera. m. 12«. «) Bbcn-
duelbst n. 43'. N. Seript rer. Ins. m. 206.
40. Die T. Qemdorff. 243
als Gebr. v. G. zu KoHtz und y^Laussigk^ (? Lauske, S. bei Kotitz) be-
zeichnet. Wahrscheinlich dieses Caspar Söhne waren die Gebr. Joa-
chim und Peter v. G., welche 4554 im Musterregister als Besitzer
von Kotitz aufgeführt werden. 4563 scheint Joachim nicht mehr ge*
lebt zu haben; denn es werden nur Peter und Hans (entweder ein
jUngrer Bruder oder ein Neffe von Peter) als Gutsinhaber genannt.
Als „zu Krischa gesessen^ gaben 4549 die ungesonderten Brüder
Martin, Peter und Haubold (bisweilen auch Hubert) v. G.
Gonsens zu einem Zinsverkauf in S(Aland. Später besass Martin allein
das väterliche Gut Krischa, während Haubold zu Tetta (0. bei Krischa)
wohnte, wo er z. B. 4545 Bauern verkaufte. Ein vierter Bruder Hans
(wahrscheinlich 4549 noch unmündig) starb vor 4 539 zwar verheirathet,
aber ohne Söhne. 4554 im Musterregister erscheinen noch Merten und
Haubold, Gebr. v. G., als Besitzer von Krischa und Tetta. 4563 aber
waren Beide bereits gestorben, und zwar Haubold, ohne Leibeslehns-
erben. In diesem Jahre nämlich ward Joachim t. G. zu Krischa (also
jedenfalls Merten's Sohn) belehnt mit (Antheii von) Krischa, das er
von Hans v. G., weiland daselbst [wohl seinem Bruder], erkauft,
und mit Tetta , das von Hubert [Haubold] v. G. gottselig „ Kraft der
Gesammtbelehnung^ an ihn und seine Vettern Peter und Hans v. Kri-
scha zu Kotitz gefallen war.
49. Die Linie Lautitz.
Anfang des 45. Jahrhunderts wird mehrfach ein Caspar von
Lautitz genannt, der z. B. 4408 sich mit anderen Mannen bei
K. Wenzel für richtige Zahlung einer geforderten Steuer verbürgt
hatte >^3), 4 424 von der Stadt Görlitz als Söldner aufgenommen wurde
und 4428 sich mit derselben gegen die Hussiten verband. Wir kön-
neu es zwar nicht erweisen , vermuthen aber, dass dieser Caspar v.
Lautits^ bereits der Familie v. Gersdorff angehörte.
Jedenfalls erscheinen gegen Ende des Jahrhunderts als Besitzer
des Gutes Lautitz (N. von Löbau) Hans und Michel v. G., wahr-
scheinlich Brüder. „Hans v. G. zu Lautitz^ war 4 480 Einweiser von
Margarethe, der Frau Heinemann-s v. G. auf Ifennersdorf, in ihr Leib-
gedinge Rennersdorf etc. ^^^) ; 4 482 gab er Unterthanen zu Sohland
am Rothstein, 4485 anderen zu JUamchwitz (0. bei Lautitz) Gonsens-
briete, und 4495 wurden „Michel und Hans v. G. zu L.^ nebst Rich-
ter und Schoppen zu Kunnewitz (N. von Lautitz) nach Görlitz vor Ge-
1«) ürk.-Verz, I. 164 No. 827. iM) Ebend. U.UO».
16*
244 n* Abtheilang.
rieht cltirt, weil sie sich Eingriffe in die Qbergerichte erlaubt hatten.
Michel kommt 4500 — 454 4 als Landesältester vor.
Die „ungesonderten Brüder Hans und Michel v. G. zu L.^
weldie 4525 von Hans v. 6. auf Dobschitz das Dorf Zoblüz (NO. von
Ltfbau) erkauften ^^^), halten wir nicht f(ir identisch mit den Eben-
genannten, sondern fttr die Söhne eines jener Brttder. Dieser Hans
wird 4547 als ein ungesonderter Vetter de^ Hans v. 6. auf Rudelsdorf,
des Nickel v. G. zu Horka und des Balthasar v. G. zu Leuba bezeich-
net , als Hans auf Rudelsdorf Särichen an Dir. v. Nostitz verkaufte.
Danach scheinen die v. G. auf Lautitz aus dem Hause Tauchritz zu
stammen. Hans auf Lautitz lebte noch um 4537, und Michel soll 4535
gestorben sein.
4538 wurde Erasmus v. G. „nach dem Tode seines Vaters
Hans^ belehnt mit Lautitz , (Antheil von) NostäXy Grube, Spittel,
Wohla (sämmtlich S. von Lautitz) und Bauern zu Motzen (O. v. Hoch-
kirch), Brausk** [?] und Kunnewitz. Zu diesen väterlichen Besitzungen
erwarb Erasmus noch hinzu 4 538 (Mittel-) Sohland, 4 540 den Ritter-
sitz iVo^t^Yjs und Bauern znBaskewüz [?], 4544 (halb) Trauschwitz (SW,
V. Lautitz) und Bauern zu Rosenhain , 4562 das Gut Schöps (0. von
Lautitz), 4567 die andre Hälfte von TratiSchwitz und 4568 noch ein
„Stück Gut^ zu Sohland (v. Hans v. Beiwitz) ^^^), Er hatte mit seiner
Frau Martha geb. v. Tschimhaus drei Söhne, Michael, Chri-
stoph, Erasmus, und sechs Töchter erzeugt. Noch bei Lebzeiten
theilte er (4578) seine Güter so unter seine Söhne, dass Michael
Nostitz, Christoph Sohland , Erasmus Lautitz als Hauptgut erhielten.
Er starb 4583 und liegt zu Sohland begraben.
In demselben Jahre noch ward sein ältester Sohn Michael mit
Nostitz, Trauschwitz, Grube, Wohla, Spittel und Antheil von Plötzen
belehnt. Allein er starb schon 4598 ohne Leibeslehnserben, weshalb
zufolge des seit 4575 dem oberlaus. Adel verliehenen Privilegium von
der Gesammtenhand seine Güter an seine Brttder oder deren Erben
fielen.
Der zweite Sohn von Erasmus dem älteren, Christoph auf
Sohland, erbte daher die Hälfte von Nostitz und kaufte 4600 von sei-
nen Neffen auch noch die andere Hälfte hinzu.
Der dritte Sohn, Erasmus der jüngere, war 4583 nach des
Vaters Tode mit Lautitz, Kunnewitz, Matischwitz, Sdiöps und Goss^
witz (S. bei Schöps) belehnt worden. Dazu kaufte er 4584 noch
1») L. B. iw) Nach den L. B.
40. Die ▼. GerBdorff. 245
Maliüx (N. von Lautitz) von Erasmus v. 6. auf Haltitz a. d. H.
Gebeizig, Start) aber'si^on 4595 mit Hinterlassung von fttnf; da-
mals noeh unmttndigen Sdhnen, Hans, Michael, Christoph,
Peter und Caspar, die 4603 über die väterlichen Gttter die Lehn
empfingen.
20. Die Linie Malschwitz-Kuppritz-Zschorna.
Von 4 488 — 4500 kommt mehrfach, als Lehnszeuge oder Gewährs-
bürge**^ , ein Hans v. Gersdorff auf Malschwitz (NO. von Bu-
dissin) vor, von welchem wir nicht zu sagen vermögen, welcher
Linie er angehört. 4543 und 4549 verkauften „die Gebrüder v. G.
zu M.^ abermals Zins an kirchliche Stiftungen zu Budissin ^^^j. Als
solche Brttder werden namentlich genannt Gottfried (4547),
Christoph, der 4534 den halben Rittersitz zu M. , wie er den von
seinem Vater ererbt , an seinen Bruder Nickel Uberliess und dafür
in demselben Jahre von den Gebrüdern v. Uechtritz das Gut Gross-
schönau erwarb, es aber sofort wieder „aus vorgefallenen echten Ur-
sachen^ an Tyl Knebel uberliess.
Nickel, seit 4534 alleiniger Inhaber von M., bekleidete von
4524 — 42 das Amt eines Amtshauptmanns von Budissin. Nach ihm
besassen M. „die ungesonderten Brüder Sebastian, Nickel,
Joachim und Abraham v. G.^, die 4545 „nach dem Tode ihres
Vaters^ damit belehnt wurden ^^^) , also jedenfalls Nickels Sohne
waren. Von diesen Brüdern war Sebastian 4542 Rlostervoigt von
Marienstem , also gewiss noch katholisch ; 4 550 wird er böhmischer
Kammerrath, 4564 kaiserlicher Rath genannt. 4558 Hess er Bauern
zu Jenkwitz (SO. von Budissin) an seinen Bruder Joachim und 4 564
andere Leute daselbst an Hans v. Pitzenberg, Gegenhändler, auf.
Abraham befand sidi während des Schmalkaldischen Krieges beim
Heere des Herzog Moritz von Sachsen und berichtete mehrmals vom
Kriegschauplatz Neuigkeiten an seine Brüder ^<^<)}.
Da in dem Husterregister von 4551 „die Gebrüder und Vettern
V. G. zu Malschwitz , Zschoma und Kuppritz^ zusammen genannt
werden , so ist gewiss die Annahme berechtigt , dass die v. G. auf
Zschoma und Kuppritz (NO. und N. von Hochkirch) aus dem Hause
M. stammen. Nun werden bereits 4534 in einer Klagschrift des
Adels gegen die Städte „Hans und Georg Gebrüder v. G. zu Kuppritz
iw) 8. B. A. Bud. Üb. Amdtt. CLXXVni. CCIX*. «8) Urk.-Ve«. 94. 108».
Laus. Mag. 1860. 96. i«) Ebend. m. 142. 164. ^ Uns. Mig. 1847. 14.
246 U. Abtheilui«.
und Zschorna^ aufgeführt. Wir halten sie fUr Brttder der oben
wähnten Gottfried , Nickel und Christoph auf M. Hans auf Kuppriti
muss um 1545 gestorben sein, denn in diesem Jalire erhielt sein
gleichnamiger Sohn ^Han s v. G. zu K. nach dem Tode seines Vaters'*
die Lehn über dies Gut. Derselbe erliaufte 1545 fUnf Bauern zu
Pommritz von Hans v. Nadelwitz und 1 564 das halbe Vorwerk zu
Wawüz, sowie vier Bauern und den Kretscham zu Hochkirch vo« den
Gebrüdern v. Klttx.
Der 4531 erwähnte Georg v. G. auf ZscAoifta lebte sicher noch
1546. Im Jahre 1554 erkaufte Martin v. G. auf Zsch. , jedenfalls
sein Sohn, von Sebastian v. Haugwitz das Gut Gaussig, und 1563
Sebastian V. G. zu Zsch. , wohl ein Bruder von Martin, Bauern zu
Bckschüz (W. von Kuppritz) von den Brüdern v. Forst.
41. Die V. GlanMtz,
anfangs Glubocz, Glubaczk geschrieben , waren wohl aus dem
Meissnischen, wo sie schon im 13. Jahrhundert häufig vorkommen,
eingewandert. Zuerst sind wir einem Henzel v. Glubaczk zu
Kleinhöhnichen (0. von Ostro) gesessen , begegnet , der 1 400 alles,
was er zu Säuritz (N. von Bischofswerdej gehabt, an Renschel
V. Grisslau verkaufte, wobei er zugleich versprach, die etwaigen An-
sprüche seines Bruders, eines Priesters, zu erledigen. Spttter
(1 420) war er zu ^^eukirch [0. von Bischofswerde) gesessen und ver-
setzte Zins daselbst an das Domkapitel zu Budissin. 1430 besass
Nicol. V. Glubatzk, sein Sohn, diesen Antheil von Neukirch.
Dessen Söhne waren Christoph, Nickel und Georg v. Gl. auf
Neukirch, welche 1464 mit dem Domkapitel Prozess führten ^wegen
eines Zinses, den ihr Aeltervater , Hansel v. GU , auf dem Richter zu
Neukirch dem Kapitel verkauft hatte '^. Der oben genannte Christoph
„auf Neukirch^ war 1469 Zeuge zu Stolpen. 1443 verkaufte ein
Seyfried V. Glawbicz das Dorf itoAnau (N. von Königsbrück) an
die V. Grünrode und 1498 die Gebrüder Hans und Christoph
V. Glaubitzgk auf Lindenau einen Antheil von Kleingräbchen (jetzt
Grüngräbchen, N. von Kamenz) , den sie kurz vorher von denen
V. Bloschdorf erworben, an den Rath von Kamenz. Mindestens von
1529 — 36 war ein Nicol. v. Glaubitz Pfarrer zu Löbau, welcher,
weil er protestantisch geworden war und geheirathet hatte, abziehen
musste ^) . — Das Siegel schon des Hensel v. Gl. (1 400) zeigt den mit
41. I) Carpzov, Ehrent. II. 166. A. MStern. A. Bndiss. A. Kfolgsbrfiok. A.
42. Die ▼. CK^da. 247
dem Kopf nach rechts gekehrten Karpfen im Felde und zwar ohne
Band.
43. IHey.OSda^
frtther Godowe, Godow, Gedau geschrieben, waren ursprüng-
lich ein bischöflich meissnisches Vasallengeschlecht, welches das Dorf
Göda zu Lehn hatte. So waren Wolfger und Wolf gang v. G.
4 22^ Zeugen bei der Ausstellung einer Urkunde des Bischof Bruno in
Göda gelbst, Wolfger 4237 abermals, Rudolph 4228 einer der
bischöflichen Commissare bei Feststellung der Grenzen zwischen den
bischöflichen und den königlich böhmischen Territorien in der Ober-
lausitz. Heinrich v. G. , bischöflicher Ministeriale, hatte einst die
Dörfer GolMach, Weickersdorf und Geissmannsdorf (sdmmtlich bei
Bischofswerde] vom Bisthum zu Lehn gehabt und erhielt sie , nach-
dem sie von. König Ottokar L von Böhmen ihm Ifingere Zeit entfrem-
det worden, um 4226 wieder zurück. Wir wissen nicht, ob dies
etwa derselbe Heinrich v. Godow ist, dessen Jahresgedächtniss zu
Meissen noch 434 4 erwähnt wird. Alle die Genannten waren un-
zweifelhaft ritterlichen Standes, ebenso wohl auch der Vater oder Ge-
mahl der Juttadictade Godow, die vor 4355 Zins zn Dretschwitz
[O. bei Gaussig) besessen hatte, welcher nach ihrem Tode an das
Bisthum Meissen zurückgefallen^ war ^j . Andere Personen führten
den Beinamen „v. Göda^ als die gegenwärtigen oder einstigen Pfarrer
daselbst und stehen daher nicht mit der adlichen Familie dieses Na-
mens in Zusammenhang. — Erst seit Ende des 45. Jahrhunderts er-
scheint in der nördlichen Oberlausitz wieder ein ritterliches Geschlecht
V. Gedaw (Gödaw), von dem wir nicht wissen , ob und wie es mit
dem früheren zusammenhängt , das aber zuverlässig nie einen Theil
von Göda besessen hat. 4492 gab Nickel v. G. zu Weisstg (NO. von
Königswarthe) einen Gunstbrief, wohl derselbe, der 4494 bei einem
Zinsverkauf nach Kamenz „Nickel v. Weissig , daselbst gesessen",
heisst. 4540 kaufte Hans v. Gedaw zu Weissig Bauern zu Frieders-
dorf, 4545 Bauern zu Lippen und 1549 das Gut Litschen (sämmtlich
bei Weissig). So wird denn 4551 im Musterregister Hans v^ G. als
„zu Litschen gesessen" bezeichnet. Unter seinen Söhnen zerschmol-
zen diese Besitzungen schnell wieder. 4557 verkauften „die Erben
Hansens v. G." eine Mühle zu Kulatzsch (?) ; 4562 Siegsmund und
Dresd. Grnndmann, cod. dipl. snpl. I. Urk.-Yen. HI. 37. Kinffer, Oberians.
m. 176 Anrnerk.
42. 1) Cod. Sax. II. 1. 87. Cod. Lus. 47. Cod. Sax. II. 1. 94. 277. 418.
248 n* Abtheilung.
Albrecht, Gebrüder v. G., Antheil von Litschen, Lippen und Frie-
dersdorf an Christoph v. Schreibersdorf und 4565 den ihnen noch
verbliebenen Rest von Litschen an Albrecht v. Schreibersdorf. Noch
aber gehörte der Familie ein kleiner Theil von dem Stammgut Weissig.
Nach dem erblosen Tode Nickels v. G. war derselbe, bestehend in
vier Gärtnern, an den König heimgefallen, und dieser verkaufte ihn
4600 an Georg V. G., der damals das Nebengut zu Königswarthe
besass. 4642 kaufte ein Hans Christoph v. G., wir wissen nicht
wo gesessen, Bauern zu Zescha (S. von Königwarthej , verkaufte aber
4644 ^mit Rath seiner Agnaten sein Gtttlein zu Commerau^ (NW. von
Königswarthe] an Christoph v. Luttitz. — Das Siegel des Haus v. G.
auf Weissig (4546)^] zeigt einen gewappneten Arm, ^r einen
Stab hält.
43. Die Burggrafen v. Oolsen
waren gegen Mitte des 42. Jahrhunderts Castellane oder Burggrafen
der Burg Wettin , welche bekanntlich den Grafen v. Wettin gehörte.
Diesen burggräflichen Titel führte jenes Geschlecht auch dann noch
fort , als es die Burg Wettin längst nicht mehr zu hüten hatte, son-
dern die Herrschaft Golsen in der Niederlausitz besass. Seitdem
nannte es sich bald Burggrafen v. Golsen, bald v. Wettin.
Im Jahre 4344^] wurde Burggraf Hermann v. Golsen von
König Johann von Böhmen mit dem Gute Pulssnüz nebst den dazu
gehörigen Pertinenzorten belehnt. Er war ein Sohn des 4348 er-
schlagenen Hermann V. Golsen, dessen Tod man den Mönchen von
Dobrilug schuld gab. Er hatte nebst seinen Brüdern Richard und
Heinrich unter Vormundschaft des Bischof Witego von Meissen
gestanden und quittirte 4332 darüber, dass ihm und seinen Brüdern
4840 Schock Gr. ausgezahlt worden seien z. Th. auch „für das Schloss
Buhland^, Ob also die Burggrafen etwa Ansprüche auf diese ober-
lausitzische Herrschaft gehabt haben , wissen wir nicht. Als Burg-
graf Hermann 4344 Pulssnitz gereicht erhielt, war er wohl noch kin-
derlos. Wenigstens ertheilte 4345 König Johann für den Fall, dass
jener ohne Leibeslehnserben stürbe, dem Burggrafen Albrecht
V. Leissnig die Anwartschaft auf Pulssnitz. Hermann scheint sich
bald nach der Niederlausitz zurückgewendet zu haben, wo er 4357
S) A. Bndiss.
43. 1) Du Folgende tosführliclieT : Laos. Magas. 1865. 286 flg. ^e ältesten Be-
sitzer von Polssnitz".
44. Die y. Oor. — 45. Die ▼. der Grenitz. 249
Landeshaaptmann war und noch 4364 genannt wird. Seine Gemahlin
hiess Fenike, seine Sdhne Hans und Heinrich.
Pulssnitz hatte er seinem Vetter Ottov. Wettin überlassen.
Dieser muss dem Markgrafen Friedrich von Meissen eine unliebsame
Persönlichkeit gewesen sein. Wenigstens Hess sich Letztrer 4349 von
Kaiser Karl IV. das Versprechen ertheilen, dass dieser die Lehn über
Pulssnitz dem v. Wettin nicht geben wolle, ein Versprechen, das der
Kaiser 4 350 auch den Söhnen Friedrichs wiederholen musste. Dennoch
finden ^ir 4355 „Otto Burggrafen v. Wettin^ im Besitz von Pulssnitz;
ja Kaiser Karl IV. erlaubte ihm sogar, daselbst Jahr- und Wochen-
markt halten zu lassen. Derselbe hinterliess zwei Söhne Hans und
Bodo. Srstrer, ,, Ritter Hans v. Wettin ^, 4365 zuerst als Be-
sitzer von Vulssnitz erwähnt, erwarb für diesen Ort 4375 von dem
Kaiser volles Stadtrecht. In demselben Jahre Hess er, kinderlos, wie
es scheint, seiner Gemahlin Elisabeth, Tochter des Burggrafen
Albrecht v. Leissnig, all die meissnischen zu Pulssnitz gehörigen
Pertinenzstücke und wahrscheinlich ebenso das oberlausitzische
Pulssnitz selbst zu Leibgedinge reichen. 4384 war er bereits nicht
mehr am Leben , imd Albrecht v. Leissnig verwaltete, als Vormund
seiner Tochter, einige Jahre hindurch ihre Güter, bis sie sich an einen
V. Querfurth wieder verheirathete. Pulssnitz gelangte darauf in den
Besitz des Witzmann Herrn v. Kamenz.
44. Die V. Gor
führen ihren Namen nach dem kleinen Gute Guhra (SW. von Nesch-
witz). 4348 war „Ritter" Titzco v. Gor Zeuge bei einer Schen-
kung Rensko's v. Gusk an das Kloster Manenstern, 4354 Nicolaus
V. G. Zeuge , als Otto v. Luttitz demselben Kloster Zins zu Eiserode
überliess, 4440Friczcov. G. zu Grosssärchen (0. von Wittichenau)
bei einer Altarstiftung zu Kamenz zugegen, und 4429 verübte Jürge
Gor einen Raub an einem Görlitzer Bürger. Mitte des 45. Jahrhun-
derts besass Heinrich G. das Dorf Warthe (S. bei Grosssärchen] ^}.
— Ein Siegel haben wir nicht gefunden.
46. Die V. der Grenitz
nannten sich nach dem nördlich von Marienstem gelegenen kleinen
Dorfe Grenze. Meist als Zeugen für dieses Kloster, werden 4358 und
44. 0 Knoihe, MStem 39. 54. A. Kamenz. Laos. Magaz. 1889. 185. Kirchen-
gaUerie 102.
250 II* Abtheilung.
4354 Witche, U01 Heinrich, 4405 Siefried, der 4407 auch
Klostervoigt war, und 4433 die Brüder Hauk und Hans v. der
Grenitz erwSdint und noch die Letztgenannten ausdrücklich als „da-
selbst gesessen^ bezeichnet i). — Das der UriLunde von 4433 anhan-
gende Siegel zeigt im Schilde zwei aneinander gelehnte Pfthle,
von denen der rechte unten, der linke oben abgekürzt ist.
46. Die V. Grisslan.
Diese im Heissnischen schon seit 4 484 vorkommende, vielver-
zweigte Familie war auch in der jetzigen Oberlausitz und zwar in und
um Ostritz , das damals freilich noch zu Böhmen gehörte , sehr zeitig
begütert. Dort hatte 4280 ein „Herr" Friedrich v. Gr. 4 Hufen zu
Königshain dem Kloster Marien thal verkauft, derselbe, der 4289, als
Zeuge, „Bitter" Fr. v. Gr. heisst. Dort hatte auch ein „Bitter" Her-
mann V. Gr. gelebt, dessen Wittwe Jutta, wahrscheinlich identisch
mit der schon 1294 als Äbbatissin desselben Klosters erwähnten Jutta
V. Gr., anderthalb Hufen in Seitendorf besass, welche von dem Lehns-
herrn 4 303 dem Kloster geeignet wurden , doch so , dass Jutta auf
Lebenszeit den Niessnutz davon haben sollte. Desgleichen wird 4285
ein Arnold V. Gr. als Zeuge für Hermann v. Donyn, einen der Be-
sitzer der Herrschaft Ostritz, zu Görlitz aufgeführt i) .
4289 nun verkauften die Brüder Friedrich und Walther v.
Gr. (juvenes), wie es scheint, die Söhne jenes Hermann und Neffen
jenes Bitter Friedrich, dem Kloster Marienstern einen Theil des
Waldes, der östlich an das Kloster stösst , noch heut der Grisslawald
genannt. Von ihnen hatte Friedrich (Frisco) Zins zu Ostritz und zu
Altstadt besessen, der 4337 aus seinem Nachlass an das Kloster ge-
langte ; Walther aber hatte Zins [7 Schillinge Prager Groschen) zu
Leuba an einen „Herrn" Günther v. Grisslau verkauft, der densel-
ben 4334 auch dem Kloster überliess. Walther selbst verausserle
nebst seinem Sohne Otto, Pfarrer zu Seitendorf, 4338 abermals 4
Mark Zins zu Reichenau an das Kloster^. Nimmt man hinzu, dass der
eben genannte Günther v. Gr. bei seinem Verkaufe im Namen aller
seiner „Brüder und Verwandten" Verzicht leistete, so ergiebt sich,
dass die v. Gr. damals in der Ostritzer Gegend sehr verbreitet waren.
Als solche Verwandte werden 4334 bei seinem Verzicht aufgeführt:
46. 1} A. MStem No. 94. 120. 69. 181. 57.
46. 1) Cod. Lqs. 104. 129. 170. Scli5nf«ider, MT]ial47. Knothe, Eigeiueher
Kreis 52. 2) Ck)d. Lus. 129. 320. 304. 272 (die Urk. ist aus d. J. 1338, nicht 1328).
46. Die T. QilBfilau. 251
Johann V. Gr., wohl derselbe, der 48H und 4336 als Zeuge in Zittau
vorkommt, Hermann v. Gr. mit seinem Sohne Johann, und noch
ein dritter Johann v. Gr., Vicevoigt (der Burggrafen v. Dohna) zu
Ostritz. Nicht minder werden 4326 ein Henning v. Gr. in Ostrits
und 4334 ein Heinrich v. Gr. auch in der Nähe von Ostritz als
Zeugen erwähnt. Eine Kunigunde v. Gr. aber war etwa 4329 — 38
Abbatissin zu Marienthal ^) .
Während die Familie seitdem aus dem Zittauer Weichbild ver-
schwindet, begegnen wir derselben gegen Ende des 44. Jahriiunderts
östlich von Ostritz im Süden des Görlitzer Weichbilds. Da wird 4378
— 4404 ein Peter v. Gr. auf (Ober-) Rudelsdorf genannt, der z. B.
1378 im „Metebann^ der Stadt Görlitz war wegen eines (gestohlenen)
Pferdes und 4394 wegen Strassenraub gefangen nach Görlitz geführt
ward. 4395 — 98 besass er, wahrscheinlich pfandweise, das dicht
bei Rudelsdorf gelegene Wilka; wenigstens verklagte er 4398 da-
sige Unterthanen , dass sie ihm seit 3 Jahren den Erbzins schuldig
geblieben seien. 4404 war er jedenfalls bereits todt, da seine Frau
wegen ihres Leibgedinges zu Rudelsdorf (400 Mark) mit ihren Kindern
entschieden ward. Wahrscheinlich war der Heinrich v. Gr. der
4 403 — 33 als zu Rudelsdorf gesessen genannt wird, ein Sohn Peters ^) .
— Gleichzeitig mit Peter kommt ein Niclas v. Gr., der 4378 auch
wegen eines Pferdes sich im „Metebann'^ der Stadt Görlitz befand und
4404 Zeuge bei der Auseinandersetzung von Peters Wittwe mit ihren
Kindern war, desgleichen ein Renschel v. Gr. vor, der 4387 Haupt-
mann zu Peitz, 4429 Hauptmann zu Spremberg in der Niederlausilz,
mindestens seit 4400 aber auch in der Oberlausitz ansässig war, in-
dem er von Hensel v. Glubaczk dessen Antheil von Säuritz (S. von
Elstra) erkaufte^). Femer war ein Johannes Gr. 4382 Pfarrer in
Zodel (S. von Penzig) ; ein Albrecht v. Gr. besass schon 4399 Güter
zu Zentendorf (N. von Penzig) und erwarb 4447 einen an den König
heimgefallenen Antheil dieses Gutes (um 440 Schock Gr.) noch hinzu.
Bei dieser Gelegenheit wird er als zu „Pönczelsdorf^ (?) bezeichnet.
Noch 4434 recognoscirte er die Schuld eines seiner Unterthanen zu
Zentendorf <^) .
Darauf finden wir die v. Gr. im äussersten Stldwesten des Lan-
des ansässig. In Bisckofswerde wohnte Mitte des 45. Jahrhunderts ein
9) Cod. Lns. 202. 310. 263. 304. Schönfelder, Marienthal 56 flg. «) Nach
QotUtzer Geriehtsbüehem. S) A. MStem No. 66. «) Urk.-Ven. I. 114 No. 5ö0.
1.432.
252 U. Abtheilung.
Janko Gr., der sich 1453 mit Barbara v. Luttitz a. d. H. Schirgis-
walde vermählte , wobei dieselbe von ihren Brüdern und Vettern die
Hälfte des Dorfes Kirschau (N. bei Schirgiswalde) und Zins zu Tem-
ritz (NW. bei Budissin) als Ausstattung erhielt. Als sie 4 463 starb,
virard mit diesen ihren Gütern ihr Wittwer belehnt. Aber nach dessen
Tode betrachtete der Landvoigt v. Stein diese Güter als heimgefallenes
Lehn und verkaufte sie 4486 (um 250 fl. ungar.) an das Domkapitel
zu Budissin. Da erhoben die Sühne Janko^s, Hans, zu Bischofswerde
gesessen, und sein unmündiger Bruder Georg, Anspruch auf die
ihrem Vater rechtskräftig zugewiesenen Besitzungen und erwirkten,
dass der Landvoigt ihnen eine Summe zahlen musste, wofür sie 4 48&
auf dieselben verzichteten ?) . Wie es scheint, kaufte sich aber Hans in
der Nähe wieder an. Wenigstens erwarb 4 526 ein Hans v. Gr. zu Krostau
(0. bei Schirgiswalde) Unterthanen zu Kosel (N. von Krostau) ^ und 4534
wurden seine Söhne Peter und Caspar mit ^ihres Vaters Hansens^
Gütern Krostau, Köblitz (NO. von Krostau) und Unterthanen zu Kosel
belehnt. Allein bald mussten sie schuldenhalb verkaufen ; so ver-
äusserte 4544 Caspar Zins zu Kosel an das Domkapitel zu Budissin,
4547 Peter die Leute zu Kosel und ganz Köblitz an Peter v. Kopperitz,
endlich beide Brüder auch Krostau an die v. Rechenberg auf Oppach,
die es mindestens in den achtziger Jahren besassen. — 4 465 war ein
Günther v. Gr. Klostervoigt von Marienistem^) und daher sicher in
der Nähe begütert ; wo aber, wissen wir nicht.
47. Die V. Oranan,
ein ritterliches Geschlecht, nannten sich nach dem 0. von Ostritz ge-
legenen Dorfe Grünau und sind zu unterscheiden von der gleichnami-
gen Görlitzer Patricierfamilie , welche jedenfalls aus Grünau bei Gör-
litz einst in diese Stadt eingewandert waren. Für zu dem ersteren
Geschlecht gehörig halten wir den ^Herm Andreas v. Grunow^,
der 4350 nebst anderen Adlichen bei einem Vergleiche zwischen Zittau
und Görlitz wegen der W^aidfuhre Zeuge in Zittau war. 4364 präsen-
tirte ^discretus vir Ruczlinus dictus de Grunow^ einen Geist-
lichen zum Pfarramt in Grünau bei Ostritz. 4366 Hess Dein ha rd
V. Gr. vor dem Landgericht zu Zittau seiner Frau Agnes all sein Gut
zu Leibgedinge reichen; wahrscheinlich also war er kinderlos. 4379
T) Heckel, Bischofswerde 164 behauptet, die zu B. wohnhaften t. Orisslau
stammten a. d. H. Frankenthal (W. ^on B.); wir haben nirgends einen Grisslau als Be-
sitzer dieses Dorfes gefunden. Die Belege zu Janko etc. Laus. Mag. 1870. 295. ^Oesch.
Ton Kirschau^ 8) Cod. Sax. II. 3. 164.
48. Die y. Grttnrode. — 49. Die t. Qusk. 253
verkaafte er ein Stock W,ald zwischen Marienibal und Dittersbach,
das er von den Burggrafen v. Dohna zu Lehn hatte , um 4 45 Mark an
das Kloster ^] .
48. Me T. erflnrode
waren ein sehr altes und weitverzweigtes meissnisches Geschlecht.
In der Oberlausitz haben wir zuerst 4458 Heinrich v. Gr. als zu
GoUchdorf (NW. von Kamenz) gesessen gefunden. 4443 erkauften
die Brttder Thyme, Conrad und Tietze v. Gr. von Seifried v.
Glaubitz das Dorf Rohna (N. von KönigsbrOck), von deni^ ihnen schon
der vierte Theil gehörte. Seit 4 503 erscheint H a n s v. Gr . auf Brcnmau
(W. von Kamenz) gesessen , das von da das Hauptgut der Familie in
der Oberlausitz blieb. Derselbe Hans verkaufte 4524 das Dorf Biehla
[N. von Kamenz) sammt dem Holz die Ohle um 200 fl. rhein. an die
Stadt Kamenz , desgleichen 4525 Zins zu Braunau an das Domkapitel
zu Budissin und unterschrieb noch 4530 die Klage des Adels gegen
die Städte ^) . Jedenfalls seine Söhne waren die Gebr. Valten, Cas-
par, Ulrich, Christoph, Hans, Georg auf Braunau, welche
4542 und 4545 Hypotheken auf ihr Hauptgut aufnahmen (200 £1. rh.
und 52 Mark) und 4547 das Gut Rohna an die Burggrafen v. Dohna
auf Königsbrttck verkauften. Von diesen Brüdern klagte 4555 Caspar
„zu Freiberg^ gegen seine Brttder zu Braunau wegen hinterstelliger
Gelder und wurde deshalb durch den Landvoigt verglichen. 4563 er-
hielt Ulrich das Gut Braunau von Valten und Georg abgetreten,
musste es aber schon 4565 an Hans v. Schlieben verdussem^).
49. Diev. eosk,
auch Guzc, Guzich, Guzig, Guceke genannt, ftthrten ihren
Namen von dem jetzt Gatsssig heissenden Dorfe (S. von Seitschen] und
gehörten zu den ältesten und angesehensten oberlaus. Adelsgeschlech-
tem. Ausser Gaussig besaftsen sie ansehnliche Güter sowohl in der
Gegend von Kamenz, als in dem bischofl. meissnischen Gebiete in-
nerhalb der Oberlausitz.
Zuerst wird 4245 ein Reinhard v. Guzich mit seinen drei
Söhnen Heinrich, Wilrich und Albert, als Zeuge bei Abtretung
gewisser Revenuen des Burggrafen Benes von Budissin zu Gunsten
47. 1) Urk.-Yen. I. 67 No. 283. Lib. I. eonf. Png. F. 9 (Mspt. in Prag). Pe-
teheek, ZitUnl. 443 Amnerk. Sohönfelder, MThal78.
48. 1) A. Kamenz. A. Königibrfiek. Urk.-Yen. HI. 130. A. Bnd. *) A. Kö-
nigtbifiek. L. B.
254 II- AbtheiloD«^.
desBisthums Meissen genannt. Und da diese Abtretung auf Anlassder
Königin Kunigunde von Böhmen erfolgte, auf der deshalb auch von ihr
(4845) ausgestellten Urkunde aber sich von oberlaus. Adiichen nur
der ^Ritter^ Wilrich v. Gusc erwähnt findet, so hatte dieser wohl
im Auftrage des Bisthums den Abschluss jener Schenkung zu Prag
vermittelt ^) . Der älteste jener drei BrUder , Heinrich , scheint sich,
wie damals sehr viele andre oberlaus. Adiichen , nach Schlesien ge-
wendet zu haben; wenigstens kommt 1249 — 64 mehrfach ein Hein-
rich V. Guzk im Gefolge der Herzöge von Liegnitz vor^j. Der dritte
Bruder Albert v. Guzke war 1867 in Prag zugegen, als K. Ottokar II.
einen Kauf des Klosters Marienthal genehmigte, und 1 888 in Budissin,
als die Markgrafen von Brandenburg dieser Siadt die Obergerichts-
barkeit innerhalb des Flurzauns verliehen. Er vermachte 4893 ^mit
Zustimmung all seiner Söhne und Töchter^ dem Domstift zu Budissin
4 4 Schilling Zins von drei ihm zugehörigen Plätzen (areis) vor seinem
Hofe zu Budissin behufs eines Jahresgedächtnisses ^j . Ausserdem wird
4878 noch ein Ritter Gottfried v. Guisc als Schiedsrichter zwi-
schen dem Bisthum Meissen und den Markgrafen von Brandenburg
und 4888 abermals als Zeuge bei den Letzteren, und 4864 ein Burch-
hard (wenn nicht etwa Reinhard zu lesen ist), als Bevollmächtigter
des Klosters Marienstem bei den Markgrafen zu Köpnik in der Mark,
erwähnt ^) .
Von den ^ Söhnen^ des obengenannten Albert v. G. nennt die
Urkunde von 4893 nur einen, Peter, der Pfarrer in Löbau war. Zu
den Töchtern gehörten vielleicht die Schwestern Adelheid und
Elisabeth V. G., welche einen Hof (curia) in Budissin (um 4 3 Schock
Gr.) verkauft hatten. Von wem der Hertwig v. G., der 4884 die
Besitzungen des Klosters Marienstem auf dem Eigen hatte berauben
helfen, und der Heinrich v. G., der 4307 am Hoflager des Mark-
grafen von Brandenburg zu Golsen sich befand , abstammte , wissen
wir nicht ^) . Beide waren „Vettern^ des Ritters R e i n h a r d (II. , auch
Reinsko) v. G., der 4884 — 4348, als eine der einflussreichsten Per-
sönlichkeiten in der Oberlausitz , sehr häufig genannt wird. Nicht
nur befand er sich , wenn die Markgrafen von Brandenburg , die da-
maligen Landesherren, nach der Oberlausitz kamen, fast stets in
49. 1) Cod. Sox. U. 1. 121 n. 120. 2) Schirrmacher, Urk.-Bach der SUdt
Liegnitz. Index snb Toce. Wir Tennögen nicht zu entscheiden , ob die spiter in dev
Niederlansitz Torkommenden ▼. G. Ton den schlesischen oder oberUttBitx. abstunmen.
8) Cod. Lns. 92. 87. 143. ♦) Cod. Sax. U. 1. 174. Cod. Lu». 87. Cod. Lns. U. 9.
S) Cod. Lns. 307. Knothe, Eigenscher Kreis. 7. Cod. Lns. 187.
49. Die V. Ousk. 255
ihrem Gefolge, sondern sein Name steht auch auf sehr vielen von
ihnen in der Mark ausgestellten Urkunden, wohin er also sich begab,
wenn es galt, irgend Käufe oder Privilegien bestätigen zu lassen und
andere Landesgeschäfte mit ihnen zu verhandeln ^) . Mindestens 1886 —
90 war er Landvoigt der Budissiner Landeshälfte, und 4899 über-
trugen ihm die Landesherren die Schirmvoigtei über das grade da-
mals vielfach geschädigte Kloster Marienstem, „dasselbe, wo immer
nöthig, in der Landesherren Namen zu beschützen.^ Diesem Kloster,
wo seine Tochter Ma r g a re t h e Nonne war, und wo er selbst bestattet
zu werden wünsdite, widmete er bis zu seinem Tode treue Anhänglich-
keit und Fürsorge. Bald war er Zeuge bei Erwerbungen desselben,
bald vermittelte er für dasselbe landesherriiche Bestätigungen. 1896
verkaufte er ihm (um 480 Mark) das Gut Schweinerden (O. bei Marien-
Stern), und als ihn 4318 der Tod ereilte, vermachte er jenem Kloster
durch eine bei den Franziskanern zu Zittau ausgestellte Urkunde noch
das Dorf Rauschwitz (S. von Elstra) . Rührend ist dabei die Bitte des
sterbenden Ritters an seinen Lehnsherrn , den Markgrafen Woldemar
von Brandenburg, derselbe möge in Rücksicht auf die ihm, dem Mark-
grafen, und seinem Vater und Vetter geleisteten Dienste, auf die
für sie erduldeten Gefahren, auf die ihnen vorgestreckten Gelder,
jene Schenkung bestätigen, da ja ohnehin „all seine Güter^ an ihn
fielen 7). Reinhard (II.) v. Gusk starb also, ohne Sdhne zu hinter-
lassen.
Ebenso wenig als von ihm wissen wir, wo eigentlich die „edlen^
Albrecht und Czenko, Gebr. v. G., welche vor 1387 dem Klo-
ster Marienstem das Dorf Koseritz (N. von Grostwitz) mit drei Mark
Renten verkauft hatten, und wo Frizcov. G., der 4334 bei den
Brüdern v. Baruth Zeuge war, wohnten^). Wohl aber waren die
Brüder Peter und Wilrich v. G., die vor 4388 den grossen Tat/-
cherwald an Marienstem veräusserten, zu Gaussig selbst gesessen.
Doch scheinen sie dasselbe eine Zeit lang haben verpfänden zu müssen ;
wenigstens heisst 4389 ein Heinrich v. Ruschindorf „zu Gusk gesessen^,
und mit diesem hatte Peter v. G. noch 4398 einen Tag zu Görlitz.
Da „um seinetwillen das Singen der Messen zu Görlitz unterlassen
«) A. MStern No. 141 v. J. 1304. Cod. Las. 200 (1311). 1284 In Rappin (Cod.
Ins, 117). 1295 in Rathenan (Riedel, ood. Brend. I. 9. 6). 1298 in Stendal (Ebend.
1. 15. 46). 1300 bei Striegan (Ebend. I. 20. 196). 1301 in Templin (Cod. Lue. 167).
1307 zn Golsen(Cod. Los. 186) etc. 7) Knothe, Harienstern, 35. 22. 39. 58.
^ Ebend. 44. Cod. Lob. 304.
256 n. Abtheilmig.
wurde^, befand sich Peter damals wohl im Banne. Auch 4444 ward
er, wir wissen nicht weshalb , nach Görlitz citirt, entschuldigte sich
aber mit Geschäften für den König. 4407 machte er (armiger des
Bischoüs von Meissen) eine Stiftung von 6 Scheffeln Rom von den Gutem
Dober schau und Techritz (NO. bei Gaussig] fUr das Seelhaus zu Budis-
sin und wird noch oft bis 444 4 erwähnt^). Sein Brader Wilrich,
der vor 4383 Wald und Mühle zu Skasska (N. von Kamenz) an den
Rath von Kamenz veriLauft hatte, war 4404 Unterhauptmann zu Bu-
dissin, dennoch aber im Görlitzer Weichbild angesessen, denn e^ ge-
hörte 4404 zu den ^vier Gekorenen zu dem Lande Görlitz^, die zwi-
schen denBrttdem v. Tschirnhaus einen Vergleich vermittelten. 4406
war er sicher zu Krischa (W. von Döbschitz) gesessen und kommt von
da an häufig in den Görlitzer Gerichtsbttchera bald als Schöppe im
Mannengericht , bald als Schiedsrichter vor. Seine Tochter M a r g a -
rethe, verheirathet mit Hans v. Haugwitz, musste sich 4447 die
ihr als Ausstattung ausgesetzten 28 Seh. Gr. von ihrem Vater erst
einklagen.
Gleichzeitig mit diesen beiden Brttdera kommen zuerst ein
Hans V. G. zu Semichau (W. von Seitschen) vor, der als bischöflich
meissnisdier Vasall seinem Lehnsherrn 430 Seh. Gr. geliehen hatte
und nebst seiner Frau Margarethe dafür 444S das Vorwerk zu
Göda als Pfand erhielt; ferner ein Nickel v. G., der 4444 Hauptmann
des Herrn v. Berka auf Hohnstein war, 4427 das zur Herrschaft Hohn-
stein gehörige Dorf Neidberg (jetzt Wüstung) besass, und dessen Sohn
wohl jener H e i n r i c h v. G. sein dürfte , der '4 448 das Dorf Schönau
in der Pflege Hohnstein verkauft hatte ^^) .
Zu Gauszig aber war gesessen Czenkov. G., der schon vor
4430 Zins zu Neukirch und zwischen 4446 — 53 mehrfach Zins zu
Dretschen (0. von Gaussig) an das Domstift Budissin verausserte. Noch
4464 gehörte dieses Dretschen und daher wohl auch Gaussig selbst
der Familie, indem in diesem Jahre Georg der altere v. G. und sein
„Vetter^ Georg der jüngere v. G. Leute zu Dretschen an den Bischof
Caspar von Meissen abliessen. Bald darauf (4466) gehörte Gaussig
dem Christoph v. Haugwitz auf Nedaschitz ^^).
Seit etwa 4 482 bildete Kleindehsa (W. von Löbau) ein neues
Stammhaus der Familie v. Gusk in der Oberlausitz. In diesem Jahre
V) Knothe, MSteni 61. A. Ihegd. Qiig-Urk. ▼om 23. Mite 1389. Kloas, Ge-
nealog. Nachr. s. ▼. Urkiiiid.-yen. I. 161 168. 170. Cod. S«x. H. 2. 379 und 411.
«0 Urk.-yeR. I. 115. 153. 152. Kloas. ü) Cod. Sax. n. 2. 391. 410. A. Dnad.
Orig. T. 6. Juni 1427 and 6. Mai 1448. U) A. Biead.
50. Die V. HMgwitz. 257
wurde namlieh ein Streit zwischen Heinrich v. 6. auf Dehsa, der
zugleich Besitzer von KiMü% (N. von LObau) war, und dem Pfarrer
des letzteren Ortes wegen des Bierscbankes zu Gunsten des Gutsbe-
sitzers entschieden. Heinrichs Sohn, Hansv. G., mindestens seit
4495 Gutsherr zu Kittlitz, schloss mit jenem Pfarrer 4507 einen
anderweitigen Vergleich. Er war 1497 und wieder 4544 Hofrichter
zu Löbau ^3) . Seine Söhne Hans und W i 1 r i c h wurden 4 539 „nach
ihres Vaters Tode^ mit Kleindehsa und einem Antheil von Kunewalde
belebt, nicht aber mit Kittlitz, das also ihr Vater bereits wieder
verkauft hatte. Von diesen beiden Brttdem verSusserte Hans, der
4548 Hofrichter zu LObau war,- seinen väterlichen Antheil an Dehsa
4546 an Hans v. Nostitz auf Kunewalde; Wilrich aber ward noch
4565 mit seinem halben Dorfe Kleindehsa aufs neue belehnt. Wahr-
scheinlich war Wilrich ohne Sdhne verstorben und deshalb sein An-
theil an Kleindehsa an seinen Bruder Hans gefallen. Wenigstens ver-
kaufte dieser 4570 abermals Kleindehsa an Nik. v. Nostitz auf Kune-
walde. Beider Frauen hiessen An na. Ihre Schwester, Anna v. Gaus-
sig , verheirathet mit Fabian v. Uechtritz a. d. H. Schwerta, verzich-
tete schon 4 535 auf alle ihre väteriiche und mtttterliche Gerechtigkeit
zu Gunsten ihrer Brflder ^^) .
Das Wappen derer v. G., wie es z. B. schon in dem grossen run-
den Siegel Reinhards v. G. an einer Urkunde von 4 296 vorkommt ^^) ,
zeigt im Schild eine einzige grosse Raute ; das Siegel des Petrus v.
G. ^^) hat eine solche Raute noch ausserdem als S^leinod auf dem Helme.
60. Me T. Haugwltz
waren wohl aus dem Meissnischen nach der Oberlausitz gekommen
und waren in derselben mindestens schon seit Anfang des 43. Jahr-
hunderts ansässig. 4225 stiftete ein Sifridus de Hugwitz
2 Schock Jahreszins zu der von dem oberlausitzischen Adel gegrün-
deten Schlosskapelle zu Budissin^). Später, wir wissen nicht ob
auch schon damals , besassen sie das grosse Gut Neukirch am Hoch-
wald (SO. von Bischofswerde) , von dem ein Theil von der Krone
Böhmen, der andere dagegen vom Bisthum Meissen zu Lehn ging.
Dazu erwarben sie nach und nach eine so grosse Menge namentlich
bischöflicher Lehngttter , dass ihnen Mitte des 46. Jahrhunderts fast
13) Unß. Mac» 1778. 91. OlMfUiu. KiiekMiaülerie 374. OarpzoT, Ehrent. I.
324. VAnod.-Yerz. lU. 95». i«) Nach den L. B. i») A. MaiieDsteni No. 103.
tS) A. Dntd. Oiig.-Urk. y. 12. Ji». 1414.
50. 1) Laus. Mig. 1858. 346.
Kaotka, 0««ch. d. Obcrl. Adelt. 17
258 U, Abtiieilung.
alles Land zwischen Bisohofswerde und Wilthen im Sttden, bis Neda-
schitz und Pietschwitz im Norden gehörte.
Im Jahre 4349 verkaufte »Thy lieh, Ritter von iVeufeVcA , ge-
nannt V. Hugewitz", der schon 4305 als ^Thiliche v. Hugewitz**
Schiedsrichter wegen eines Hauses zu Stolpen war, 4 Talent Zins „in
seinem Dorfe Ostro^ (S. von Marienstem] einem Pfarrer zmn Ge-
schenk für das Kloster Marienstem. Und da er selbst eine Tochter
Utha in diesem Kloster hatte, so schenkte auch er 4330 demselben
8 Talent Zins und 4334 abermals zwei Hufen in Ostro und zwy mit
Genehmigung seiner Söhne Gelfrad, Dietrich und Günther^).
Von diesen Brüdern erwarben Dietrich und Günther halb Dret-
sehen (N. von Neukirch) und wurden 435S damit vom Bischof von
Meissen belehnt. Jedenfalls waren sie jene „Hugwitzer^, die vor
4366 die sämmtlich bei Löbau gelegenen Dörfer Ehersdorfy Dürr"
hennersdorfj Grossschweidnüz und Kunnersdorf von Hans Heller er-
kauft hatten und 4374 mit der Stadt Löbau wegen der Fischerei im
Löbauer Wasser in Streit waren ^} . Bald darauf aber finden wir diese
Güter wieder in anderen Händen.
Wir vermuthen , dass von einem dieser Brüder diejenige Linie
der oberlausitzischen Haugwitze abstammt, welche zu dem Stammsitz
Neukirch noch das westlich davon gelegene, ebenfalls bischöfliche Gut
Putzkau erwarb, von dem anderen Bruder aber diejenige Linie, welche
seit Anfang des 45. Jahrhunderts das gleichfalls bischöfliche Gut Neda-
schitz (W. von Göda) besass.
4. Linie Putzkau.
Einer jener beiden Brüder hatte unstreitig zu Söhnen „Rüdiger,
Otto, Albert und Gelfrad, Gebr. v. H. zu Neukirch'*, welche
4379 dem Domherrn Johann v. Kaltenbom in Budissin 8 Mark Zins
zu Putzkau verkauften^) , das sie also wohl bereits von ihrem Vater
ererbt hatten. Bei der Bestätigung dieses Kaufs durch Bischof Johann
(4388) war Rüdiger nicht mehr am Leben, Gelfrad aber wird 4379
wie 4388 als Pfarrer zu Neukirch bezeichnet. Es war zunächst nur
Oberputzkau, das der Familie gehörte. Da mussten 4409 „die Hang-
witzer zu Putzkau'' dem Bischof Timo von Meissen zu seiner Reise
nach Pisa 230 Schock vorstrecken , wofür ihnen auch Niederputzkau
verpfändet ward. Da aber nach Tin^o's Tode 'das Geld nicht zurück-
gezahlt werden konnte, so bestätigte ihnen 4444 Timo's Nachfolger
>) Cod. Sax. U. 1. 266. Knothe, MStern 40. U. 3) Cod. Sax. n. ^^383.
UA.-Ven, I. 94 No. 462. «) A. BudUs. Üb. AindAt. fol. CLX»>.
50. Die V. Hangwits. 259
den definitiven Lehnbesitz auch dieses Niedergutes ^) . Ais Inhaber
des letzteren werden genannt Otto, Albert, Hans, Ottos Sohn, und
Daniel, von denen der Letztere 4 41 2, wo der Bischof denen v. H. die
Gesammtbelehnung Ober Putzkau und alle bischöflichen Lehngttter er-
theilte , nicht mehr genannt wird , also wohl nicht mehr am Leben
war*). Das Stammgut Neukirch scheinen die H. auf Rutzkau den
Söhnen ihres Onkels überlassen zu haben. — 4449 — 59 erscheint im
Besitz von Putzkau der eben erwähnte Hans v. H., Otto's Sohn, der
z. B. 4454 mit seinen Söhnen Walther, Günther, Heinrich
und Christoph mit Oberputzkau, einem Viertel von Niederputzkau,
Tröbigau (N. von P.) und. dem Vorwerk zu Wüthen neu belehnt ward.
Von diesen Söhnen war Walther noch vor dem Vater und zwar
kinderlos.gestorben. Die.ttbrigen theilten sich später so, dass Gün-
ther Wilthen und Antheil von Oberputzkau , Heinrich und Christoph
gemeinschaftlich das übrige Putzkau erhielten. So ward jener Stifter
der Wilthener, diese Stifter der Putzkauer Nebenlinie. Bei jeder
Belehnung der einen Linie ward übrigens zufolge der Gesammt-
belehnung die andere mitbelehnt.
a. Nebenlinie Wilthen.
Auf den ebengenannten Günther v. H. auf Wilthen, der wie
es scheint vor 4466 noch einen zweiten Theil des Dorfs nebst dem
zweiten Vorwerk erkaufte , folgten im Besitze desselben seine Söhne
(vor 4488] Walther, Christoph und Caspar, welche noch /r-
gersdorf [N. von Wilthen) und 5 Mark Zins zu Kunewalde hinzu-
erwarben. Beide Güter blieben' seitdem Pertinenzstücke von
Wilthen. Noch 4549 wurden die drei Brüder mit den genannten
bischöflich meissnischen Lehnstücken neu belehnt. Ausserdem be-
sass Walther auch das königliche Lehngut Eulowitz (NW. v. Kune-
walde) . Wahrscheinlich war es von diesen Brüdern Walther, der sechs
Söhne, JakobL, Christoph, Peter, Hans, Jakob H. [sie], Mel-
chior, hinterliess. Von ihnen wurden die ersten drei 4525 mit Wil-
then, Irgersdorf, Kunewalde und Antheil von Ohergurig (N. bei Irgers-
doH) und von Oberputzkau belehnt ; Hans erhielt Eulowitz ; Jakob IL
und Melchior waren damals noch unmündig. Als 4535 Hans starb
und nur eine Tochter, Margare the verh. Brand, hinterliess, fiel
Eulowitz, für welches königliche Gut die Gesammtbelehnung nicht
galt, an die Krone Böhmen zurück. — 4544 starb auch Jakob I. , wie
«). Cod. 9u. U. 2. 364. 378. ^ Dm Folgeode &at tOMchUeMUcli nach den
Mfcbdflidifiii und Badiwiner Lehobüchem im A. Dresd. ; v^. Gercken, Stolpen.
17»
266 ^' AMheOung.
es seheint ohne SOhne. Daher wurden 15^45 nnr die noch lebenden
Brttder Christoph , Peter, Jakob IL. und Mtchael mit den bisehöflichen
Lehngütem neu belehnt und hatten für dieselben 4559 dem Kurfürst
August von Sachsen, als neuem Lehnsherrn, die Lehnspflicht zu thun.
Ausserdem besass Christoph noch die königlichen Lehngüter Rodewitz
und Bederwitz (zwischen Wilthen und Eulowitz) , die er 4 526 von
Christoph V. Luttitz erkaufte. Dazu hatten die Brttder 4548 gemein-
schaftlich noch einen andern Theil von Oberkunewalde, wo Christoph
wohnte , sowie Antheil an Weigsdorf (W. bei Eunewalde) erwo5J)en,
fttr welche königlichen Güter die Brüder Peter und Christoph 4554
ein Ritterpferd zu stellen hatten.
b. Nebenlinie Putzkau.
Die oben erw^ähnten Brüder Günthers v. H., nämlich Heinrich
und Christoph, besassen den grössten Theil von Putzkau , wo auch
Beide wohnten , Heinrich im Nieder-, Christoph im Obergute , dann
Tröbigau^ Antheil von Obergun'g, eine Hufe bei der Hungerau und
Bischofszehnt zu Auertitz (?) und Quatttz (bei Niedergurig] , womit
sie 1488 neu belehnt wurden. Heinrich hinterliess zwei Söhne:
Caspar und Ulrich, Christoph deren drei: Friedrich, Magnus
und Hans, welche sämmtlich 4507 die Lehn vom Bischof von Meissen
erhielten. Caspar erkaufte 1514 noch Naundorf hei Tröbigau und
lebte noch 4554. Entweder noch er oder erst seine Söhne Caspar
und Christoph erwarben kurz vor 4557 von Friedrich v. Bolberitz
dessen Gut Pietschwitz (N. von Göda) nebst den Pertinenzstücken
Semichau und dem Pfaffenholz , Caspar allein 4560 auch noch Gross-
hähnichen und Zockau (um 4000 fl.] vom Rathe zu Bischofswerde hin-
zu. 4559 that Caspar für Putzkau, sein Bruder Christoph für Pietsch-
witz dem Kurfürsten von Sachsen , als dem neuen Lehnsherrn , die
Lehnspflieht. Christoph v. H. war bischöflich meissnischer Haupt-
mann zu Beigem und verheirathete 4582 seine Tochter Agnes mit
dem letzten Bischöfe von Meissen, Johann v. Haugwitz „aus dem
Oberhofe zu Putzkau^ (also wohl dem Sohne des obigen Hans),. der
bekanntlich das Jahr vorher die bischöfliche Würde niedergelegt hatte.
2. Linie Nedaschitz.
Seitdem der eine Zweig derer v. H. auf Neukirch Putzkau erkauft
hatte, scheint das Stammgut Neukirch lediglich den Vettern überlassen
worden zu sein. So wird 4407 ein Heinrich v. H. „gafiannt^uo-
stul zu Neukirch^ , 4449 — 44 mehrfach ein Günther „zu Neukirch^
50. Die T. Eangwltz. 261
erwähnt. Um 1400 verkaufte ein Günther v. H. , wir wissen
nicht, ob derselbe, mit seinem Bruder Nico laus das Gut „der
Hunger^ bei Bischofswerde, sowie einen Hof in dieser Stadt an den
dasigen Rath. VieUeidit ist letztrer Günther identisch mit dem,
der 440S Hartau (W. bei Bischofswerde) besaSs^ und dieser Nioolaus
identisch mit dem der 4408 ^zu Burkou bei Elster'^ hdsst 7). Gleich-
zeitig wird auch ein Otto v. H. zu SchmöllH (0. von Bischofswerde)
als Zeuge mehrfach genannt, von welchem wir ebensowenig mit
Sicherheit bestimmen können, ob er aus dem Hause Neukirch stammt,
als von jenem Christoph v. Haugwitz, der 4487 Btli^ermeister von
Bischofswerde war und 1488 mit einem Theile von Poischaplitz (NO.
von Bischofswerde) imd 6 Mark Zins in Kimewalde, s&mmtlich
bischöfl. meissnischen Lehnstttcken, belehnt ward, und dessen Söhne
Melchior und Hans „zu Bischobwerde'^ 4499 über Potschaplitz
die Lehn empfingen.
Seit 4442 erseheint nun auch ein Günther v. H. zu Nedaschitz
gesessen, für dessen Söhne wir die Brüder Gelfrad, Zaehmann
und Heinrich „zu Nedaschitz^ halten dürfen , deren Nachkommen
auch Neukirch besassen, so dass dieser Günther sicher aus dem alten
Stammhaus Neukirch stammte. Diese drei Brüder kauften 44S5 von
Balthasar v. Kamenz auf Pulssnitz den halben Pferdezoll in der Stadt
Kamenz, den ihre Nachkommen zwischen 4557 — 66 (um 830 Thlr.)
dem Rathe dieser Stadt überliessen^). Von diesen Brüdern stam-
men ohne Zweifel Christoph und Balthasar v. H. (wahrschein-
lich Cousins), Beide auf Nedaschitz. Dieser Christoph erwarb (vor
U66) das grosse, zur königlichen Oberlausitz gehörige Rittergut
Gaussig (N. von Neukirch) nebst Pertineneen von der verarmten Fa-
milie V. Gusk und nannte sich mindestens seit 4466 „zuOaussig ge-
sessen^. In den damaligen Streitigkeiten im JLönigreich Böhmen und
den zugehörigen Landern hielt er es mit der cooservaitiven , katho-
lischen Partei. Als sich 4467 die Oberlausitz von dem als Ketzer
gebannten König Georg Podiebrad lossagte und die von demselben
eingesetzten Landesbeamten beseitigte, wurde daher Christoph
V. Haugwitz zum Amtahauptmann von Budissin erwaidt. Er lebte
noch 4477. Ein Scieüsolm von ihm war Hans v. Maltitz, der um 4474
die Summe von 50 £1. an seinen Stiefvater zahlen sollte. Christophs
T) Lant. Mag. 187^ Hi Anmerk. Cod. Sax. H. 2. 401. 305. Ltap. Mag&z. 1660.
99. «) Co«. Sax. H. 2. 9Sb, 389. Uxkimd.-Verz. H. 30<^. Lans. Magaz. 1866. 105
AiuMrk.
262 n. Abtheilong.
Vetter, den oben genannten Balthasar v. H., kennen wir fast nur
aus einer Belehnung von 4 488 , durch welche ihm Nedfischäz , das
dazu gehörige Pomeklüz , jetzt Klein-Praga genannt, femer 4 Mann zu
Göda, eine Mtthle zu Meuselwitz (N. von Göda) , Steinigtwolmsdorf (S.
von Neukirch] nebst seinen Pertinenzen : halb Ringenham und Tatf/te-
wcUde, desgl. OberoUendorf (S. von Putzkau) und 6 Mann zu Schwarz-
fMUSslüz (N. bei Obergurig) , sämmtlich bischöfliche Lehnstücke ^ ge-
reicht wurden. Da genau mit denselben Gtttem (ausserdem noch
mit Bahren W. von Göda) U93 „sein Vetter« Peter v. H. , dei? ein-
zige Sohn Christophs auf Gaussig , belehnt ward, so dürfte Balthasar
kinderlos gestorben und dadurch sein Vetter sein Erbe geworden sein.
Dieser Peter v. H. erwarb hierzu \ 488 noch Guntersdorf (N. bei
Gaussig) , 4489 Obemeukirch (51/4 Mann) , das Dorf Weife, die vom
Bisthum Meissen, desgleichen Bocka (S. von Ostro) , Blonschüz, Dober-
kitz, Drauschkowitz (W. von Budissin), Kleinwelka (N. von Budissin),
Frankenthal (W. von bischofswerde) und Kotitz (S. von Weissenberg) ,
die von der Krone Böhmen zu Lehn rührten, und veräusserte zu wie-
derholten Malen Zins auf diesen Gütern an das Domkapitel zu Bu-
dissin. — Als Peter v. Haugwitz auf Gaussig 4520 starb, hinterliess
er eine Wittwe Barbara und nicht weniger als eilf Söhne : Chri-
stoph, Heinrich, Balthasar, Gelfrad, Zachmann, Bastian,
Hans, Peter, Jakob^ Wolf, Simon, von denen die letzten
fünf bei dem Tode des Vaters und auch noch 4528 unmündig waren,
und mehrere Töchter, von denen Anna mit Caspar v. Schreibersdorf
auf Neschwitz vermählt, Elisabeth wohl Abbatissin zu Marienstem
war. Nachdem die Brüder 4543 Frankenthal verkauft hatten, theilten
sie sich in die väterlichen Güter. — Christoph, dem 4539 Steinigt-
wolmsdorf und Ringehain gehörte, ist wohl identisch mit dem Chri-
stoph V. H. , der als Canonikus zu Budissin f(ir die Einführung der
Reformation in diesem Stift zu wirken suchte. — Heinrich war zu
Neukirch (auf dem Niederhofe) nebst Bloaschitz gesessen, mit welchen
Gütern 4546 nach seinem Tode und abermals 4559 seine Söhne
Joachim und Abraham belehnt wurden. — Balthasar besass
halb Nedaschüz, Bahren, TaiUtewalde, die 4 Männer zu Göda und das
königliche Lehngut Böbschke (Debisko) ; seine Söhne hiessen Baltha-
sar, Heinrich, Peter und Dietrich. — Von Gelfrad, der
4525 Hofgerichtsschöppe zu Budissin war, und Zachmann wissen
wir weiter nichts. — Bastian hatte Gaussig inne, verkaufte es aber
4554 an Martin v. Gersdorff. Als er bald darauf staii), thaten (4555)
seine Söhne Heinrich, Siegsmund; Ernst und Hans dieLehn
50. Die ▼. HaogwitB. 263
über seine sonstigen Besitzungen, und Siegsmund und Hans besassen
spater Drauschkawäz und Spittwäz (bei Nedaschitz). — Petern ge-
hörte OUendorf, wo er den ersten protestantischen Gei&lUichen an-
stellte , femer Obergurig nebst Sara und TauUewalde , welche Dörfer
er aber 4556 an Caspar Voigt genannt v. Wirandt verkaufte; dafür
hatte er 4545 NaiusUt» (Weiss- oder Rothnausslitz) von Balthasar
V. Bchlieben erworben. Seine Söhne Caspar, Peter, Nicolaus,
Ghtistoph, Gebhai:d [vielleicht Gelfrad?], Heinrich, Günther
wuMen 4559 mit ihren bisher bischöflich meissnischen, jetzt kur-
fürstlich sächsischen Lehnstücken belehnt. — Wolf war noch 4562
zu Steinigiwoltnsdoff gesessen und hatte einen Sohn gleichen Namens.
— Hans und Jakob hatten von 4538 — 45 in auslandischen Diensten
gestanden. Ersterer besass 4557 Zolsendoff(f)j Jakob dagegen An-
theil an ^eukirchj Bloasdiüz und Hähnichen. Seine Söhne Chri-
stoph, Peter, Jakob, Melchior wurden 4559 mit Neukirch
belehnt, verkauften es aber 4568 an Elias v. Noslitz.
Neben diesem aus dem Hause Neukirch hervorgegangenen Haupt-
stamme der Familie v. Haugwitz in der Oberlausitz gab es noch einen
zweiten , von dem wir nicht entscheiden mögen , ob er mit jenem in
direktem Zusammenhange stehe; wenigstens fehlen ihm die dort üb-
lichen charakteristischen Vornamen. Dieser zweite Hauptstamm war
im Görlitzer und Löbauer Weichbild begütert, und zwar scheinen die
Dörfer Sänüz, Leippa, Dobers und Lodenau (sämmtlich nördlich von
Roüienburg) seine ursprünglichen Stammgüter gebildet zu haben.
Schon Anfang des 45. Jahrhunderts aber war auch dieser Stamm in
mehrere Linien getheilt , von denen die Geibsdorf-Waldaü'er und die
Gruna'er sich am längsten erhalten haben.
3. Linie Geibsdorf-Waldau.
Zuerst im Jahre 4389 wird ein AI brecht v. H. als Vormund
der Margarethe v. Rothenburg auf Schreibersdorf (W. von Lauban] ge-
nannt. Obgleich sein Gut nicht genannt wird, dürfen wir annehmen,
dass er das dicht neben Schreibersdorf gelegene Geibsdorf werde be-
sessen haben. Wir wissen nicht, ob er identisch sei mit dem
Albrecht V. H., der 4400 bei Verleihung einer Zeidelweide zu Gör-
litz Zeuge war^]. — Seit 1447 werden häufig die Brüder Albrecht
und Rüdiger V. H. erwähnt, die in diesem Jahre Sänitz, Leippaxmd
9) Urk.-Vers. 1. 129 No. 637. Laus. Mag. 1857. 48.
264 Vi Abtheiliuif .
Dobers an NicoL v. KottwitE verkauften und EUv^iäBsig a«ch Get&<*
dorf besassen. Auch Mückenham (SW. von fiothenburgj stduei&t
Albrecht nach dem Tode Rentsch Schaffs, an den er Ansprüche hatte,
eine Zeit lang besessen zu haben. 44S8 halfen beide Brüder Gorlitc
gegen die Hussiten vertbeidigen und Albrecht noch 4 437 Lanbaner
Bürger aus der Gefangenschaft der Ketter lösen ^^) . /
Im Besitze von Geibsdorf folgten die Brüder Heinrich und
Hans V. H. 4454 setzte Heinrich einen Garten nebst Busch icur
Wiedemuth für den Pfarrer zu Geibsdorf aus. 4 470 g^örte er ^nd
sein Bruder Hans v. H. ^zu Waldau^ (N. v. Geibsdorf) zur Mannschaft
des Weichbilds Lauban und lebte nodi 4^82^^). — Heinrich hinter«
Hess einen Sohn Albrecht, der bereits \filnf erwachsene Kinder
hatte. 4 488 ward eine von Albrechts T(k)fatem durch den Pfarrer su
Geibsdorf, Peter Bock , geschäudet. Albrechts einziger Sohn erstach
den Frevler, wurde aber alsbald selbst erschlagen. Der Vater starb
vor Gram. So fiel sein Gut Geibsdorf an den König, der es (4489)
an den Rath zu Lauban (um 3000 fl. ungar.) verkaufte. Von der
Kaufsumme erhielten die Wittwe Margarethe 200 fl. und zuerst
zwei Töchter, Katharine und Regina jede 50 Mark, dann auch
noch eine dritte, Margarethe, 200 fl. meissn., wSlhrend einer vier-
ten, Barbara, „gutwillig^ vom Rathe zu Lauban 40 Mark ausgezahlt
wurden i^) .
Als Vormund der Hinterlassenen kommt bis 4494 der oben er-
wähnte Hans auf Waldau vor^ der diese Linie der Haugwitze fort-
pflanzte. Er hatte 4 489 nach dem Tode seines Neflen den Bischofs-
zehnt zu Geibsdorf zu Lehn erhalten. 4504 wurde seinem Sohne
Christoph V. H. auf Waldau dieser Zins gereicht. In demselben
Jahre hatte Christoph auch Streit mit dem Rathe zu Görlitz wegen der
Forstbenutzung der Görlitzer Heide , die den Bewohnern von Waldau
bisher zugestanden hatte ^') .
Er hinterliess fUnf Söhne: Heinrich, Christoph, Siegs-
mund, Hans und Balthasar, die 4544 und abermals 4549 mit
dem Bischofszehnt zu Geibsdorf belehnt wurden und 4524 die Güter
SänüZy Leippe und Dobers, welche einst ihren Vorfahren gehört hatten,
vm 5000 Mark vom Rathe zu Görlitz erkauften. Dafür verftusserten
10) Ürkand.-Ven. L 190 No. 972. I. 191 No. 979, wo Albiecht ^o GeibidoKf ata
Lehnszeuge aafgefahrt Ist. Holscher , Hoika 59. Laos. Mag. 1860. 25. U) Urk.-
Yen. n. 72. 113». 149«. 13) Müller, Reformaziomgesch. 625. ÜAond.-Yen. n.
167. in. 7. 23. Käaffer , Oberlaas. TL. 415. Oberlans. Beytrage «ir Oelahrtlieit m.
54. «) ürk.-Ver2. H. 167». m. 55. 69.
50. Die V. Haugwitz. 265
sie 4534 ihr väterliches Gut WaUau an den Rath zu Lauban, dem sie
auch den Biachobzehnt zu Geibsdorf 4540 definitiv Ubeiiiessen ^^) .
Die Brüder scheinen sich iil die jetzigen Güter so getheilt zu haben^
dass Heinrich und Siegsmund Sänitz und Leippe, Hans und Balthasar
dagegen (Christoph haben wir nicht mehr erwtthnt gefunden) Dobers
imH^ZoblÜM (S. bei Sanitz), das sie 4530 erkauft hatten, erhielten.
Heinrich V. H. auf Sänitz war 4534 Kreisältester. Die Stadt Görlitz
klaj^e (4531) über ihn, dass er die Boten des Raths geschlagen, ihnen
die j^üchsen abgenommen, Mörder auf seine Güter geleitet etc., auch
dass! sein Bruder Siegsmund auf Sänitz seinen Knecht dazu angehalten
hab^Y einen Bauer zu verwunden. Zu Sänüz war noch 4564 ein
Heinrich, zu Letjp/ie 4572 ein Melchior (seine Frau Sabine v.
Gersdorfi) gesessen, dessen Söhne Balthasar und Melchior 1580
mit dem väterlichen Gute Leippe und dem Hammer zu Sänitz belehnt
wurden. Beide Güter verkaufte 4585 Balthasar an Adam v. Raussen-
dorf.' Zoblitz gehörte 4554 den Brüdern Heinrich und Andres,
Z>o6er« um 4 567 dem Christoph v. H. (seine Frau Anna v. Nostitz)^
dessen Söhne, Christoph und Balthasar, 4 579 mit dem väterlichen
Gute Dobers belehnt wurden.
4. Linie Gruna.
Seit 4440, also gleichzeitig mit den oben genannten Brüdern
Albrecht und Rüdiger auf Geibsdorf, kommt mehrfach in den Gör-
litzer Gerichtsbüchem ein Hans v. H. vor, der 4424 als zu Gruna
(O. von Görlitz) gesessen bezeichnet wird. 4422 dagegen wird ein
Albrecht, 4428 ein Ernst, 4434 ein Günther, der 4447 Zins zu
Gruna verkaufte, sämmtlich als zu Gruna gesessen, genannt. — 4488
wurden Hans und Chr istophel v. H. zu Gruna mit dem Bischofs-
zehnt daselbst belehnt. Von ihnen haben wir Christoph nur noch
4504, Hans aber bis 4534 erwähnt gefunden. 4502 wurde Letzterem
der Bischofszehnt zu Troüschendarf, Mebmdorf (jetzt Hochkirch) und
Neundarf (sämmtlich 0. von Görlitz) zu Lehn gereicht, den er jedoch
4543 um 544 Mark an den Görlitzer Bürger Bernhard Bemt verkaufte.
Nicht minder veräusserte er 4548 den Bisdiofszehnt zu Gersdarf (N.
von Lauban) um 200 Mark und 4549 auch sein Gut Gersdorf selbst
9n den Rath zu Lauban ^ft). ^-4554 finden wir Bonaventura v. H.,
H) Urkiuid.-yexz. m. 121. 141. 140. 166. ») ürk.-TeM. II. 62. Grnnd-
mann, ood. ^Ipl. tappl. I. Lams. Mag. 1858. 521. üik.-yQK. lU. 06. 109. Orün-
der 4 K4UbMi 197«
266 II- Abiheilnng.
nach dessen Tode 4574 aber seine Söhne Hans, Christoph und
Caspar im Besitz^ des Stammgutes Gruna, zu welchem Christoph
4576 noch halb Altseidenberg hinzukaufte.
Ausser den bisher aufgeführten Hauptlinien gab es im 45. Jahr-
hundert noch eine Linie Lodenau (S. bei Sänitz) ; denn als daselbst
gesessen wird 4404 ein „Haugwitz^, 4465 Dietrich v. H., dereinen
Streit wegen der dasigen Mühle gehabt hatte und 4 466 einen Ver-
gleich mit den Kirchvatem der Frauenkirche zu Görlitz schloss,
endlich 4482 auch ein Simon v. H. auf Sohra erwdhnt, der wegen
Verletzungen vor Gericht geladen wurde ^*).
Schon das grosse, dreieckige Siegel des Theodor (Tilich) v. Hu-
gewitz zeigt an der Urkunde von 4334 im Schild den Widderkopf,
aber nicht, wie später, nach rechts, sondern nach links gekehrt ^^.
51. Die y. Helnriehsdorf 1)
nannten sich nach dem jetzt Grosshennersdorf heissenden Dorfe N. von
Zittau und waren fttr dieses Vasallen der Krone Böhmen. Sie be-
sassen aber, wie es scheint, schon Ende des 43. Jahrhunderts auch
das östlich anstossende Neundorf, weiches damals zum Lande Görlitz ge-
hörte, und welches sie von den Herren v. Kamenz zu Lehn hatten. Auf
einer Versammlung des Adels aus der Umgegend zu Bemstadt befan-
den sich 4296 auch Ulmann v. Henrichsdorf und Friedrich v.
Nuowendorf, Letztrer Mariensternscher Rlostervoigt fttr die Bem-
stadter Pflege. Dieser Ulmann v. Henrichsdorf wird noch 4307 bei
einem Verzicht der Gebrttder v. Gerlachsheim auf ihre Besitzungen
zu Schönau auf dem Eigen, 4342 zu Zittau bei einer Schenkung Pri-
czo's V. Schönburg an Marienstem, 4324 in Grörlitz bei Herzog Hein-
rich von Jauer, dem damaligen Landesherm auch des Zittauer Weich-
bilds, 4326 bei einer Schenkung Otto's v. Stewitz an Marienthal und
in demselben Jahre zu Ostritz bei einem Zinsverkaufe der Burggrafen
V. Dohna an dasselbe Kloster, als Zeuge erwähnt. 4323 war derselbe
sammt seinem Sohn Friczco in Streit mit Marienstem gerathen und
infolge dessen in die Güter des letzteren auf dem Eigen eingefallen,
wo er Pferde und Vieh geraubt hatte. Auf Klage des Klosters wurden
die Uebelthater mit Excommunikation bedroht, wenn sie nicht binnen
44 Tagen den Raub zurttckstellten. — Gleichzeitig mit Ulmann lebte
M) Urk.-Ven. U. 98. 99. Hort er, See 84. ") A. MStera No. 188.
51. 0 Vgl. über diese Familie: Knothe, Eig. Krals 10 flg. Cod. Lot. 1U8.
52. Die Heller. 267
auch ein Brttderpaar Otto und Peter v. Henrichsdorf, denen unter
anderem ein Wald zwischen Hennersdorf und Wittchendorf gehörte.
Diesen schenkte 4383 Otto dem Kloster Marienstem, wo seines in-
zwischen verstorbenen Bruders T()chter; Elisabeth und Runi-
gunde, Nonnen waren. Otto lebte noch 43S6. — Bald darauf scheint
die Familie das Gut Hennersdorf verkauft zu haben. 4348 erscheint in
einer Eingabe an Kaiser Karl lY. ein Friczco v. Henriehsdorff,
vielleicht der 4323 genannte, als einer der Aeltesten unter dem Adel
des Löbauer Weichbilds, ohne dass wir wttssten, welches Gut er da*
selbst besessen. 4407 verkaufte abermals ein Friczco v. H. auch
das der Familie noch verbliebene Gut Neundorf an Marienstem. Seit-
dem verschwindet die Familie aus der Oberlausitz. Die späteren Be-
sitzer von Grosshennersdorf , die meist ebenfalls v. Heinersdorf ge-
nannt wurden, gehörten sämmtlich der Familie v. Gersdorffan.
52. Die Heller
waren ein altes Görlitzer Patriciergeschlecht , das aber zugleich
auch Landgüter besass und deshalb zu der „Mannschaft '^j des Lan-
des gehörte. Schon *um 4334 besass Hans Heller die Dörfer Dürr-
hennersdorf, Grossschiveidnüz, Kunnersdorf und Ebersdorf (sSimmt-
lich bei Löbau), die auf seine Söhne Hans und Tyle vererbten
und von diesen später an die v. Haugwitz verkauft wurden. Noch
4374 legten die Gebrüder Heller deshalb Zeugniss über die Fischerei
im Löbauer Wasser ab^). Ebenso hatte Hans Heller der Vater, wie
der Rath zu Görlitz 135S in einer Eingabe an Kaiser Karl lY. berich-
tete, einst 47 Mark Zins zu Girbigsdorf (W. v. Görlitz) erkauft, „vom
König zu Lehn erhalten**, später aber wieder verkauft. — Hans Hel-
ler der Sohn und dessen Sohn Nicolaus verdusserten 4380^} Zins
auf ihrem Vorwerk zu Kunzendorf (jetzt Vorstadt von Görlitz)^ und
noch 4392 wird bei einem Heerzuge der Stadt Görlitz gegen die
V. Hoberg auf Wilka der „alte Bürgermeister Niclas Heller** erwähnt.
— Anfang des 45. Jahrhunderts begegnen uns drei Brüder Heller
Vincenz, Hans, verh. mit Katbarine v. Gersdorff, gestorben
vor 4430, und Nico laus. Von diesen erkaufte Vincenz „zu Sercha^
(N. V. Görlitz) 4449 von denen v. Kottwitz um 600 fl. die Burg Lands-
krone nebst den zugehörigen Ortschaften und wohnte von da an län-
gere Zeit mit seiner Familie in der alten Ritterburg. Bald darauf
aber gestattete er mit Zustimmung seiner Schwiegersöhne Wenzel
&!2. 0 Urk.-Ven. I. 94. >) Ebend. I. 109.
268 n. Abtheünng.
Emmerich und Nie. Gttntsel zu GiJrlitz dem Raihe zu Gi^Iitc, der
eine Besetzung derselben durch die Hussiten befürchtete, sie zu bre-
chen, und behielt sich nur die llahlstatt des Berges und das VorweriL
daselbst vor. Aber auch diese Besitzungen sanunt den Trttmmern der
Burg verkaufte er \ 426 ^) . 4 430 gelobten Vincenz Heller und die oben
genannte Wittwe seines Bruders Hans, zu Ludtcigadorf (N. von Gör-
litz) gesessen, 230 Mark schuldig zu sein „dem ehrbaren, wohltttchti-
gen Knechte Nicolaus Heller, ihrem Bruder^ und begaben sich^ da
dieser nur Bllrger von Görlitz war, zu seiner grösseren Sicherheit
„aus Mannenrecht in Stadtrecht^ ^j . — Ein andrer Vi nee nz Heller,
vielleicht ein Sohn des vorigen , der 4 450 als Student zu Leipzig in>
scribirt worden war, erhielt 4460 von dem Bischöfe von Meissen die
Erlaubniss, sich von seiner Frau Juliane „um etlicher Grebrechen
willen" auf 45 Jahre von Tisch und Bett zu scheiden. — 4477 war
ein Caspar Heller Bibersteinscher Hauptmann zu Friedland ^).
53. Die T. Helwigsdorf
haben wir erst seit dem letzten Viertel des 45» Jahrhunderts in der
Oberlausitz angetroffen. 4472 schloss Liboriusv. H. einen Vertrag
mit dem Pfarrer zu Grosspostwüz (S. von Budissin), welches ihm ge-
hörte, welches er aber 4507 an den Rath zu Budissin verkaufte. 4509
erscheint er als zu Grossgrabe (N. von Kamenz) gesessen. — 4534
erkaufte ein Liboriusv. H. zu Grossgrabe, wir vnssen nicht, ob
der vorige oder ein gleichnamiger Sohn, das halbe Dort Niederbulleritz
(dicht bei Grabe) und besass ausserdem noch Wiednüz (N. von Grabe) .
Denn nach seinem Tode wurden 4536 seine Söhne Christoph,
Hans und Caspar mit Grossgrabe, Wiednitz und Niederbulleritz
belehnt. Sie theilten sich so, dass Christoph Grossgrabe, womit er
4565 neubelehnt ward, Hans Wiednitz , zu welchem er 4562 noch
Skaske (SW. von Wittichenau) erwarb, und Caspar Bulleritz erhielt,
fUr welches 4565 die Vormünder seiner Kinder die Lehn such-
ten. Seit 4580 wird Benno v. H. auf Grossgrabe oft genannt, der
459? Amtshauptmann zu Budissin war und ausser Wiednitz auch
Kosel (W. von Grabe) besass und 4 600 auf Lieske (W. von Ossling)
gesessen war^).
8) Enanthe, In Ereislg'g Beyträgen m. 322 flg. Grosser, Merkwäid. Y. 12.
*) tJrk.-Verz. II. 26 flg. 1425 war ein Tincenz Heller, wir bezweifeln ob der bis-
her genannte, Oflicial des Propstes von Bndissin. Urkund.-Verz. II. 16b. 6) Eben-
daselbst II. 132».
53. 1) Crk.-Yerz. II. 117. Kirehengall. 88. A/ £5nlgtWkk. L. 6. Im A. Ofesd.
54. Die y. Henitsdorf. 269
54. Die T. Hermadorf^
früher v. Hermannsdorf, gehörten wohl nicht zu dem meiasmaehen
Geschlecht dieses Namens, welches im 44. Jahrhundert Polenz (SO.
von Stolpen} besass, sondern nannten sich wahrscheinlich nach dem
südlich von Ruhland gelegenen oberlaus. Dorfe Hermsdorf, Wenig-
stens stimmt das Wappen der oberlaus. Familie, wie es sich auf einem
Siegel des Hannus v..H. v. J. 4426 darstellt (eine querliegende
Schindel, unter welcher drei Rosen) , weder mit dem der meissnisehen
V. H.nach Siegeln von 4378 und 4440 im A. Dresd. (zweiVogelhSlse),
noch mit denen andrer gleichnamigen Adelsfamilien bei Siebmacher
ttberein. In der Oberlausitz erscheint zuerst Hans Hermsdorf zu
lAtbenau (W. von Kamenz). gesessen, der 4 426 Gewflhrsbürge für
seinen Lehnsherrn, Heinrich Herrn v. Kamenz, bei dem Verkaufe von
Nebelschitz war, sich 4432 nebst anderen Adlidien für die Zahlung
einer der Stadt Kamenz von den Hussiten auferlegten Kriegscontribu-
tion verbürgte und 4 438 nach dem erblosen Tode Borso's Herrn v. Ka-
menz unmittelbarer Vasall der Krone Böhmen wurde ^). — 4447 hatte
das Domkapitel zu Budissin Zins stehen auf irau^dor/(N. von Kamenz),
das dem Balthasar v. H. auf Grossseüschm 'gehörte, und 4455 er-
kaufte Hinko V. Hermannsdorf „bei dem Tcnscher gesessen^ Gross-
hänichen (0. von ühyst am Taucher) von Joachim v. Bolberita ^) . -*-
4460 wurden nach dem Tode des obenerwähnten Hans v. H. seine
Söhne Ambrosius und Nicolaus mit lAd^enau, Fellersdorf (?) und
Krummenforst (N. von Budissin) belehnt. Von diesen Brüdern war
Ambrosius spKter Klostervoigt zu Marienstem und ward 4485 in Ka-
menz von einem einstürzenden Dachgiebel erschlagen. Der andre
Bruder Nicolaus besass balb SchwepnUx (N. v. Königsbrück) und war
4498 einer der Aeltesten der Ritterschaft &) . Dieser Nicolaus „der
ältere^ auf Schwejmitz sammt Heinrich und Nicolaus „dem jün-
geren**, Gebrüder und Vettern V. H., sowie Hieronymus, Barlei
und Bernt, ihre auswärtigen Brüder und Vettern (jedenfalls Söhne
von Ambrosius) y verkauften 4508 ihr väterlich Gut Liebenau um
4300 Mark an die Stadt Kamenz^). — Mindestens von 4537 — 56 be-
sass ein Hans V. H. das bischöfl. meissnische Dorf Potschaplüz (NO.
V. Bischofswerde) *). — 4584 erwarb ein Günther v. H. auf Polenz
Gut und Dorf Mengelsdorf (bei Reichenbach) von Hans v. Wamsdorf,
. 54. i) A MStem No. 86, Ürk.-Yen. n. 31». 47b. S) a. Bnd. IIb. fondatlo-
nvm fol. OCLXY. GrandmaBn, ooUed. 11. 123^ im A. Diesd. >) Urk.-Ven.
U. 87«. m. 45^. «) Ebend. IH. 77« S) eercken, Siolpan 509.
/
<» f
\'< '^
1 t
270 n. Abtheiluog.
verkaufte aber h 590 einen Antheil dieses Gutes und ebenso 4 603 das
Gut Gersdorf (bei Reichenbach] um \ 4000 Thir. an denselben Hans v.
Wamsdorf.
56. Die y. Heynitz^
ein altes meisanisches, vielverzweigtes Geschlecht, haben einige Male,
aber nur auf kurze Zeit, auch in der Oberlausitz Gttter besessen.
4414 kaufte Nicolaus v. H. von den Brüdern v. Teichnitz ein
Wäldchen bei Oppach^ das vom Bisthum Meissen zu Lehn ging. —
Ebenfalls ein Nicolaus v. H. , wir vermuthen , nicht derselbe, war
durch seine Mutter Anna der Stiefsohn Borso's Herrn v. Kamen« ge-
worden und hatte von diesem die zur Herrschaft Kamenz gehörigen
Güter, Antheil an Bischheim und an Gelenau (beide SW. von Kamenz],
sowie die Hfilfte des langen Holzes bei Strctssgröbdien erhalten. Als
1438 Borso ohne Leibeserben starb und sein Antheil an der Herrschaft
Kamenz an den Landesherm fiel , verlieh Letzterer „aus königlicher
Gnade^ dem Nicolaus v. H. noch das Dorf BembnuA (N. bei Kamenz).
Letzteres verkaufte Nicolaus mit Zustimmung seiner Frau Agnes
4443 an das Gotteshaus zu Kamenz, wobei er als „wohnhaft zu
Kamenz'^ bezeichnet wird. Gleichzeitig (4444] verkaufte (wohl der-
selbe) Nicolaus v. Heynitz die Hälfte von Oberlichtenau |(SW. von
Kamenz) an Hans v. Schönberg ^). — Anfang des 46. Jahrhunderts
hatte ein Jahn v. H. einen Antheil von Liebenau (W. von Kamenz)
um 800 Mark von den Gebrüdem und Vettern v. Hermsdorf, aber
nur auf Wiederkauf erworben. 4 504 verkaufte er, „zu Liebenau ge-
sessen^, Zins an einen Altar zu Kamenz. Als aber 4508 die v. Henns-
dorf ihr Gut Liebenau um 4300 Mark dem Rathe zu Kamenz über-
liessen , erhielt Jahn v. H. jene Kaufsumme von 800 Mark zurück-
erstattet. 4540 erkaufte er um 780 fl. von Hans v. Lehen dessen
Antheil an Lückersdorf {SVi. von Kamenz) , den er aber auch alsbald
wieder veräusserte 2) .
^ 56. Die Hfrschberg, später Hirscliberg von Wartemberg,
waren ursprünglich eine bäuerliche Familie und stammten von
Mathias Hirsperger ab, der Fleischer und Kretschambesitzer zu
Maiwalde im Herzogthum Jauer war. Dessen Sohn Bartholomäus
wendete sich vor Mitte des 45. Jahrhunderts nach Görlitz und betrieb
öö«. 0 Orandmsnii» collect. I. im A.I>re64. Lau. Mag. 1866. d8. Fraagtsdl,
die ▼. Schdnberg I. 130. <) A. Kamenz. i
56. Die Hinehberg. 271
daselbst ebenfalls das Fleischerhandwerk, mit dem er spater ein
Kramladengeschäft verband. Durch beide Gewerbe legte er den
Grund zu seinem nachmals bedeutenden Vermögen. Schon 4450
war er Rathsherr; 4454 erkaufte er von der Stadt (um 436 Mark) das
Gut Markersdorf (W. von Görlitz} , 4460 von den Gebr. v. Gersdorff
LUsa (N. von Görlitz), 4465 von einem Görlitzer Bürger (um 300
Mark Gr.) Schlauroth (0. bei Markersdorf) , um gleiche Zeit auch das
grosse Gut Konigshain, wo er Von da an meist wohnte, 4468 von den
£rben des Martin Lauterbach Schönbrunn (SO. von Crörlitz) und hatte
4476 auch Besitzungen in Zodel (W. bei Lissa)^). So war denn
„Barihel Hirssberg*^ nicht nur Bürger von Görlitz, sondern auch
Landsasse im Weichbild Görlitz. Denn z. B. Lissa war kein mit der
Stadt Görlitz leidendes und vom Erbrichter der Stadt zu verreichendes
Gut, sondern ein mit dem Lande d. h. dem Adel leidendes, und war
daher dem Hirschberg vom Landvoigt zu Lehn gereicht worden. Als
Rathsherr ritt er 4 458 nebst Anderen zur Huldigung König Georg
Podiebrads nach Prag und führte 4 468 das Görlitzer Contingent zur
Belagerung der Feste Hoyerswerde. Er starb 4 478 und vermachte
den Franziskanern zu Görlitz eine jahrliche Tonne Häringe, wofUr
diese für ihn , seine Aeltem und seine drei Frauen ein Anniversarium
veranstalteten 2). Sein einziger Sohn und Erbe war August in
Hirsch borg, der 4479 von König Mathias selbst mit den Lehn*
gutem Kifnigshctm und JUssa belehnt ward. Auch er war Rathsherr
in seiner Vaterstadt , starb aber schon 4 483 und ward bei den Fran-
ziskanern, denen auch er Vermachtnisse (z. B. 50 fl. rhein. zu Büchern)
ausgesetzt hatte, begraben^). Dessen einziger Sohn Bart hei
Hirsch borg, obgleich „zu Königshain gesessen^, blieb doch eben*
falls Bürger von Görlitz. Aber er hatte alsbald vielfach Streit .mit
dem dasigen Rathe, 4 486 wegen eines Seelgeräthes, das seine Mutter
Hedwig gestiftet, 4498 wegen eines Altars an der Frauenkirche,
den seine Aeltem zu fundiren versprochen, 4490 wegen fremden
Bieres , das er in seinem Kretscham zu Schönbrunn hatte schenken
lassen ^) . Ueberhaupt fühlte er sich als unabhängig schaltender Erb-
herr auf seinen Gutem , auf denen doch die Obergerichtsbarkeit den
königl. Gerichten zu Görlitz zustand. 4503 hatte er im Ge&ngniss
seines Erbgerichts zu Schönbrunn einem Manne die Füsse erfrieren
56. J) Ürk.-Ver». U. 89. 99. 107. 130. ^ Laus, Hag. 1776. 273. N. Script,
nr. hia. I. 273. Urknnd.-yen. lU. 15. >) Ebendaa. D. 136. N. Script. I. 284.
<) Urk.-Ven. U. 156. m. 15. 37. N. Script. U. 202.
272 11- Abtheilang.
fassen, den er nach Görlitz hatte abliefern sollen. Deshalb wurde er
in die Acht erklärt, die er auch abtragen musste. In einem lang-
wierigen Prozesse zwischen der Stadt Görlitz und dem Kloster
Marienstem stand er [\ 494 ) , als Beisitzer im obersten Landes-
gerichtshof, dem Judicium ordinarium zu Budissin , mit allen Mannen
auf Seiten des Klosters wider die Stadt ^). Schon 4493 hatte er, wir
wissen nicht weshalb , all seine Zinsen und sonstigen Gerechtsame
in den Dörfern Markersdorf, Schönbrunn, Lissa, Zodel (50 fl. ungar.)
um 4000 fl. wiederkäuflich an Martin Romer, Amtmann zu Zwickau,
überlassen. 4504 verkaufte er, wegen Ehebruch allgemein verach-
tet, auch Königshain (um 4500 fl. ungar.) an den Görlitzer Bflrger
Hans Frentzel und erwarb dafUr die böhmische Herrschaft Wartem-
berg , wodurch er in den böhmischen Herrenstand eintrat. Erst von
jetzt an schreibt er sich Barthel von Hirschberg oder „Hirscbberg
V. Wartemberg". Dort in Böhmen muss er gestorben sein- —
Er hinterliess zwei Söhne Caspar und E r a s m u s und zwei Töchter,
von denen eine an Hans v. Penzig verheirathet war, die andere 4508
im Kloster Lieben thal in Schlesien als Nonne eingekleidet ward. Die
Brüder v. H. besassen in der Oberlausitz nur noch Schönbmnn. Da
hatte Caspars Sohn (seinen Vornamen erfahren wir nicht) seinen
Onkel Erasmus zu Wartemberg erstochen. Dadurch war des Eras^
mus Hälfte von Schönbrunn an den König heimgefallen. Auch Cas-
par wollte jetzt seine andere Hälfte gern veräussem. Der Rath zu
Görlitz, dem er das Gut anbot, weigerte sich. Da erwarb 4534 Siegs-
mund V. Wamsdorf die eine , wie die andere Hälfte , und so ver-
schwinden die V. Hirschberg aus der Zahl der oberlausitzischen Guts-
besitzer*). Die böhmische Herrschaft Wartemberg ward im dreissig-
jahrigen Kriege von Kaiser Ferdinand IL „den Brüdern Balthasar und
Erasmus Hirschberger v. Königsheim^ confiscirt^).
Das Epitaph Augustin Hirschbergs (4483], der sich also noch
nicht von H. nannte, zeigt als sein Wappen einen goldnen Yogel-
hals mit roth und weiss carrirtem Halsband im rothen Felde und den-
selben Yogelhals mit drei weissen und rothen Federn auf dem Kopfe,
als Helmzier ^) .
ft) Urk.-Veri. H. 150. HI. 15 (bi«). N. Seript. H. 381. 346. «) N. Script. IV.
232. Urk.-Ven. in. 142 (bla). t) Balbin^s Über eniiaUs von den Tenchiedenen
Oerichtshdfen des Konlgrelclis Bdhmen. ÜebersetEt tob Graf Averaperg H. 354.
8) Abgebildet bei Schulz, Alterfb. I. 2.
57. Die V. Hoberg. 273
57. Die T. Ho]berg 1),
auch Huberg; Hubrig geschrieben, waren nach der Oberlausitz
entweder aus Schlesien oder aus dem Meissnischen, wo sie schon
4 495 vorkommen; eingewandert, und zwar finden wir dieselben zu-
erst auf den beiden benachbarten Gütern Wilka und Bohra (SO. von
Radmeritz] gesessen, die ihnen schon seit Anfang des 44. Jahrhun-
derts gehört haben dürften. Um 4364 stiftete eine „Frau Agathe
V. Welkov^ geb. v. Redem bei den Franziskanern zu Görlitz für
ihren Mann Heinrich und dessen Vater Johann ein Jahresgedächt-
niss und ebenso später ein W. a 1 1 h e r v. W e 1 k o v eine ewige Messe.
Wir yermuthen, dass diese Agathe und ihr Mann Heinrich die Aeltem
des einen Brttderpaares Heinrich und Jone v. Hoberg (deren
Votnamen mit denen von Vater und Grossvater übereinstimmen) ge-
wesen seien, welches Ende des 44. Jahrhunderts Hof und Vorwerk
zu Bohra und Antheil am Dorfe Wüka besass. Ein anderes Brüder-
paar, Conrad und Tiezmannv. H.; wohnte zu derselben Zeit zu
Wüka und besass Antheil am Dorfe Bohra, Ihr Vater war vielleicht
jener Peter v. H., der 4359 durch Richter und Schoppen von Zittau
aus Reichenau (O. von Zittau) verwiesen ward, weil er den dasigen
Richter getödtet hattet), und der spSIter (4394) selbst „in seinen vier
Pfählen" zu Wilka von Tiezmann v. Gersdorff erschlagen wurde.
Zeitgenossen von diesem Peter und jenem Heinrich v. H. (dem Vater)
waren femer Nicolaus v. H., der von 4362 — 99 als Pfarrer in
Ostritz genannt wird, und Sander v. H., der schon 4377^) im Ge-
folge der Herren v. Biberstein vorkommt und 1397 von denselben
die Landskrone als Afterlehn erhielt.
4. Linie Wilka.
Die V. Hoberg waren damals ein gewaltthätiges Geschlecht. So
hatten denn auch die oben genannten Brüder Conrad und Tiez-
mann auf Wilka, wie es scheint, einen Strassenraub verübt. Wenig-
stens rückten nach mehrfachen vorausgegangenen Besprechungen
4392 die Truppen der Sechsstädte unter des Landvoigts eigner Füh-
rung nach Wilka „und nahmen daselbst den Hof ein^ ; die beiden
Brüder aber führte man gefangen nach Görlitz und legte sie in den
57. 1) Ausführlicher tod uns hehandelt im Laus. Magaz. 1868. 350 flg. ^^Die ▼.
Hoherg Id der Oherlaus.'', wo auch die Nachweisvngen. >) Carpzov , Anal. I. 251.
3) Riedel, cod. Braudeuh. I. 20. 357.
K « 0 1 h e , 6«8ch. d. Ob«rl. Ad«is. 1 8
274 I- Abtheilung.
Thurm. Trotz der Fürsprache des Adels bestätigte Herzog Johann
von Görlitz, der damalige Landesherr, das Verfahren. Einige Zeit
später aber finden wir Conrad (Tiezmann wird nieht mehr genannt)
wieder im Besitze von Wilka. Aber bald musste er es an die Ge-
brüder Sleiffe aus Görlitz verpfänden und 4424 definitiv abtreten.
Dafür hatte er und Burggrat Wentsch v. Donyn auf Badmerit2 ihre
Güter ^zusammengemacht und geworfen zu Gesammtlehn'^, und so
wurde denn 4420 Conrad v. H. und sein Sohn Hans nebst Wentsch
v. Donyn von König Siegsmund von Böhmen mit Rcuimeritx , (Ober-)
Rudelsdorf, Lomnüz und was sie zu Retulnitz und Bohra hatten , zu
gesammter Hand belehnt. Mindestens seit 4418 wohnte Conrad zu
Radmeritz , von dem ihm (und Wentsch v. Donyn) aber nur die eine
Hälfte gehörte. Mit den Besitzern der anderen Hälfte, den Gebrü-
dern V. Gersdorfi*, lebte er bis 4 425 in unaufhörlichem Streit, ja blu-
tiger Fehde. Uebrigens war er einer der angesehensten Mannen des
Görlitzer Weichbilds und wurde 4448 als Deputirter des Adels nach
Prag geschickt , um gegen den damaligen Landvoigt Klage zu fuhren,
und 4 420 als einer der Bevollmächtigten der Mannschaft nach Breslau
gesendet , um dem neuen Landesherm , König Siegsmund , zu huldi-
gen^). 4424 kämpfte er tapfer mit gegen die Hussiten; seit 4425
aber wird er nicht mehr erwähnt. — Sein schon 4420 mitbelehnter
Sohn Hans scheint Radmeritz gänzlich an Went^h v. Donyn den
jüngeren überlassen und dafür Schadewalde (bei Marklissa) erworben
zu haben. Wenigstens schickte 4428 der Rath zu Görlitz einen Boten
mitten in der Nacht zu „Hans v. H. nach Schadewalde'', dass er zu
den Mannen käme wegen des Zuges nach Schlesien. Schon 4425
war er in diplomatischer Sendung bei König Siegsmund in Ofen ge-
wesen und hatte 4427 bei dem Angriff der Hussiten gegen Görlitz
als Hauptmann das dasige Niklasthor vertheidigt. Zuletzt haben wir
ihn 4429 gefunden. — Er hinterliess drei Söhne Hans, Heinrich
und Nicolaus v. H., die Schadewalde an Heinrich v. Döbschitz ver-
kauft zu haben scheinen und seit 4432 zu Kiesslingswalde (W. von
Lauban) gesessen waren. Von ihnen starben 4 472 Johann und Hein-
rich , die bei den Franziskanern zu Görlitz ein Jahresgedächtniss ge-
stiftet hatten. Wahrscheinlich war der Christoph v. H. „etwa zu
Kiesslingswalde^, der 4482 dem Rath zu Lauban eine Urfehde schwor,
der Sohn eines dieser Brüder. Nicolaus , der dritte Bruder, war min-
destens seit 4470 zu Kunnersdorf \xn Weichbild Lauban gesessen, das
*) Ürk.-Verz. II. 1«.
57. Die V. Hobeig. 275
eben seit jener Zeit auch Holzkirch genannt ward. Er hinterliess zwei
Söhne, Conrad und Hans, die 4494 als zu Holzkirch gesessen be-
zeichnet werden. Von diesen hatte Hans drei Söhne, Melchior,
Heinrich und Nico laus. Schon 4499 verkauften die beiden
Letzteren ihren Antheil an der Hälfte von Holzkirch (um 625 Hark) an
den Rath zu Lauban , Melchior aber den seinigen 4 54 6 an die Gebrü-
der V. Uechtritz auf Steinkirch. Während bei diesem Verkauf noch
sein Onkel Conrad v. H. zugegen war, veräusserte 45S9 ein Hans
V. H. , jedenfalls Conrads Sohn , seine (andere) Hälfte von Holzkirch
ebenfalls an die v. Uechtritz. — Wohin siqh darauf dieser Zweig
derer v. H. gewendet habe, wissen wir nicht. 4546 war ein Hencze
Hobrigk zu Domhennersdorf (0. von Hirschfelde) , 4520 ein Hans
Hubrigk zu Wiesa (W. von Seidenberg) gesessen. Die Nachkom-
men des Letzteren haben dies zu Böhmen gehörige , unter der Herr-
schaft Friedland stehende Gut Wiesa noch lange inne gehabt. — Ein
anderer Johann v. Hoberg, dessen Vorfahren sich schon „in alter
Zeit nach Zittau gewendet haben sollen^, ward 4548 nach dem Pön-
fall von den königl. Conuuissaren zum dritten Bürgermeister daselbst
ernannt t war 4554 — 54 regierender Btti*germeister und starb 4559
hochbetagt plötzlich in der Kirche.
2. Linie Bebra.
Die schon oben erwähnten Brüder Heinrich und Jone v. Ho-
berg besassen Hof und Voi*werk zu Bohra und Antheil an dem ihren
Vettern gehörigen Wilka, Sie verglichen sich 4396 mit ihrer Schwe-
ster Margarethe „um ihres Vaters Gut''. Heinrich v. H. war ein
äusserst gewaltthätiger Herr. 4398 hatte er theilgenommen an einem
Raube in der Görlitzer Heide. 4403 ward er und sein Sohn Peter
von seinem eignen Bruder Jone verklagt , dass sie denselben in mör-
derischer Absicht verfolgt hätten. Schon 4390 hatte er Fehde mit
seinem „Vetter'' Conrad v. Kottwitz auf Beeskow. Seit 4405 lebte
er in Böhmen und wird noch 4 429 erwähnt. — Sein Bruder Jone war
4449 Burggraf oder Hauptmann auf der den Gebrüdem v. Kottwitz
gehörigen Landskrone, 4428 erwarb er einen Theil des einst von
Conrad v. Hoberg an die Gebrüder Sleiffe verkauften Stammgutes
Wilka zurück und starb 4429 mit Hinterlassung einer Wittwe Agnes,
zweier Söhne, Cristoph und Nicolaus, und dreier Töchter, Anna,
Katharine und Barbara. 4 456 erkaufte dieser Christoph nebst
seiner Schwester Barbara auch noch den übrigen Sleiffe'schen Antheil
von Wilka. Auch sein Sohn hiess Christoph und lebte noch 4482
18*
276 II. Abtheilnng.
zu Wilka. Wahrscheinlich sein Sohn war jener H a n s v. H. auf Wilka,
der z. B. 1485 vor Gericht nach Görlitz geladen ward, und dessen
Sohn ddr „wahnsinnige Christoph v. H. auf Wilka^, der 4545,
als Letzter seiner Linie, kinderlos starb, worauf sein Gut Wilka an die
Krone zurückfiel.
3. Linie Küpper.
Ebenfalls schon Ende des H. Jahrhunderts kommt noch ein
drittes Brüderpaar, Alb recht (zuerst 4393) und Franc zko (ge-
storben 4404) V. Hoberg vor. Welches ihr Stammgut gewesen, ver-
mögen wir nicht zu bestimmen, da alle die Güter, als deren Besitzer
Albrecht genannt wird, erst von ihm selbst erworben zu sein scheinen.
So hatten beide Brüder kurz vor 4 404 einen Antheil von Langenau (O.
von Penzig) von Jorge Schultheiss von Langenau , gesessen zu Sohra,
erkauft. 4406 wird Albrecht als zu Gruna (S. von Langenau) ge-
sessen bezeichnet , das er auch erst von einem v. Schreibersdorf er-
worben hatte. Nicht minder besass er (4404) das Gut jfiTüßper (O. von
Seidenberg) , das ihm aber auch erst der Görlitzer Bürger Ganitz
überlassen hatte. Seitdem aber wohnte er zu Küpper. 4429 kaufte
er Kuhzahl (jetzt Oberhalbendorf ^. von Küpper), von Nikol. v. Gers-
dorff und 4430 abermals 3 Mark Zins daselbst von Nikiin aus der
Münze. Er scheint kurz vor 4443 in hohem Alter verstorben zu sein.
In diesem Jahre nämlich wird Margarethe als „Frau zu Küpper^
und ihr Sohn Christoph erwähnt. Dieser Christoph verlegt« nun
seinen Wohnsitz von Küpper, das übrigens noch der Familie verblieb,
nach Berna (dicht bei Küpper). 4464 verkaufte er halb Schönfeld (O.
von Ostritz) an Wentsch v. Dohna. Wir wissen nicht, ob er identisch
sei mit dem 4493 genannten Christoph v. H. auf Berna. Anfang des
46. Jahrhunderts (4544) besass dies Gut Nicolaus v. H. Er hatte
von seiner ersten Frau Katharine einen Sohn Hans, dem die
Mutter 4524 alle Gerade und ihre fahrende Habe aufgab. Seine
zweite Frau hiess Hedwig (4530). Nach seinem Tode wurde 4533
sein Sohn Hans mit Berna belehnt. Er soll 4548 gestorben sein.
Dessen Sohn Christoph ward aber erst 4553 mit den vom Vater er-
erbten Gütern (die nicht aufgezählt werden] belehnt. Er starb 4576
und liegt zu Küpper begraben. Seine Nachkommen haben Berna bis
4729 besessen.
L
58. Die Herren y. Ilebarg. 277
58« Die Herren y. neburg i)
hatten neben ihrem ursprünglichen Stamipgute Eilenburg an der
Mulde frühzeitig in der Niederlausitz mehrere grosse Herrschaften,
vornehmlich Senftenberg, Sonnewalde und Kalau erworben. Von hier
aus breiteten sie sich im Laufe der Zeit auch in der angrenzenden
nördlichen Oberlausitz aus. So gehörte nach Mitte des 44. Jahrhun-
derts einem (der vielen) Bote v. Ileburg die Herrschaft Muskau,
Er überliess dieselbe seiner Tochter Hedwig als „Heimsteuer und
Morgengabe^ bei ihrer Vermählung mit dem oberlaus. Herrschaftsbe-
sitzer Heinrich v. Kittlit^y und so bestätigte 1364 Kaiser Karl IV., dass
Letztrer nun die Feste Muskau besitzen solle , wie sie Bote v. I. be-
sessen ^ . — Gleichzeitig hatte ein Herr von I. (der Vorname wird
nicht genannt] auch die dicht an Senftenberg grenzende Herrschaft
Ruhland inne. Wir erfahren dies nur aus der Bemerkung des gleich-
zeitigen Zittauer Stadtschreibers Joh. aus Guben in seinen Stadt-
annalen, dass 4363 die Stadt Zittau habe 400 Schock zu der Steuer
geben müssen , y,daz keyser Karl kowfte Rvland daz Huz von deme
von Ylberg"']. — Bald darauf besass ein Herr v. I. kurze Zeit auch
„die Kosela'', womit jedenfalls das N. v. Kamenz gelegene Dorf Kosel
gemeint ist. Derselbe hatte nämlich „das Haus die Kosela dem#. Cry-
nitz abgenommen^, wohl einem niederlaus. Adlichen, der jetzt Hülfe
bei Markgraf Jobst von Mähren , dem damaligen Inhaber der Nieder-
lausitz, suchte. So wollte jetzt der Markgraf „die Kosela wieder haben
von dem v. Ilburg". Da wendete sich Letztrer 4 405 an die Oberlau-
sitzer um Beistand. Endlich trat er „das Haus die Kosela" um Geld
an die oberlaus. Stände ab, welche dasselbe sofort verbrannten, um
es nicht in gefährliche Hände gelangen zu lassen. 4 408 unternahm ein
Herr v. I. auf Senftenberg einen Einfall in das Budissiner Gebiet und
König ViTenzel befahl den Sechsstädten, gegen ihn zu[Felde zu ziehn^].
— Noch eine dritte grosse Herrschaft der nördlichen Oberlausitz kam
wenigstens dem Namen nach auf einen Augenblick in den Besitz eines
Herrn v. I. Nämlich Bo to v. I. auf Sonne walde, Landvoigt der Nieder-
lausitz, hatte 4 448 mit Wilh. Herrn v. Schönburg auf Hoyerswerde, \yie
es scheint wegen einer Geldforderung, Streit bekommen. Endlich bat
Botoden Kurfürsten Friedrich den Sanftmüthigen von Sachsen, ohnehin
58. 0 ^«l* Kreygig, Beytrige IV. 1 flg. „Hiitorie der H. v. Bbuig^- t. Mfll-
▼erstedt, ^Diplomatoriam Uebnrgense^ Magdeburg 1877. >) Ürk.-Yen. I. 76.
S) N. Serfpt. I. 16. ^) Nach den Gdrlitaer Bathsreehnangen und Kloss, Gescb.
der Oberl. UndYoigte (Mapt.) 11. 78. 81.
278 II- Abtheilung.
einen Gegner Wilhelms v. Schönburg , ihm y,zu seiner Gerechtigkeit
zu verhelfen". So rückte denn der Kurfürst nebst Boto 1448 mit Hee-
resmacht vor Hoyerswerde und zwang die darin liegenden böhmischen
Söldner zu capituliren. Das eroberte Gut gehörte jetzt Boto. Dieser
aber trat sofort „seine Gerechtigkeit an Hoyerswerde" um 300 Seh. Gr.
an den Kurfürsten ab, und dieser ward jetzt infolge jener Fehde Be-
sitzer von Hoyersweitle *) . Später haben wir die v. I. in der Ober-
lausitz nicht mehr ansässig gefunden.
59. Die Jode
besassen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mehrere Güter
in der westlichen Hälfte der Oberlausitz. Nachdem schon 1345 ein
Simon J. als Domherr zu Budissin , 1401 ein Nicias J. als Pfarrer
in Bernstadt, 1441 wieder ein Simon J. als Pfarrer in Budissin er-
wähnt worden, finden wir einen Nicias J. als Besitzer von Kirschau
(N. bei Schirgiswalde), das er aber 1406 an die Gebr. v. Luttitz ver-
kaufte *) . — 1 432 hatten die „gestrengen" Hans und H a n s J. , Ge-
vettern , von Borso v. Kamenz die Hälfte des Dorfes Reichenbach an
der Pulssnilz gekauft und wurden auch mit der auf dem linken Fluss-
ufer gelegenen Dorfhälfte, die zu Meissen gehörte^ belehnt. 1438 be-
sass einer jener beiden Hans J. noch Reichenbach und Antheil an
Weissbach (0. von Reichenbach}. Schon 1440 aber befanden sich
beide Dörfer in anderen Händen. Hans J. hatte dafür das Dorf Wiese
[0, v. Kamenz) von denen v. Blosohdorf erworben, verkaufte aber
dasselbe 1450 um 597 Seh. Gr. an den Rath zu Kamenz, wobei er
als „zu Eschdorf" (bei Stolpen) gesessen bezeichnet wird 2), — Sein
letztrer Urkunde angehängtes Siegel zeigt im Schilde drei in Form
eines Schächerkreuzes gestellte, mit den oberen Enden nach den
Ecken gerichtete Anker. —
60. Die T. Irksleben
stammten aus der Altmark Brandenburg und standen an dem Hofe
der Markgrafen aus dem Hause Askanien in grossem Ansehen. Letz-
tere hatten , bald nachdem auch die Oberlausitz in ihren Besitz ge-
langt war, einem Hanko [Johann) de Irekesleve die Burg Lesne^
d. h. Marklissa, „mit allen zugehörigen Gütern", d. h. dem sogenanu-
4J Aasf&hrlichor Ton uns dargestellt in v. Weber, Archiv fflr die sScbs. Gesch.
X. 256.
59. t) Laus. Mag. 1870. 295. ^ A. Dresd. Oop. 39 fol. 112. v. Redern,
laaat. dipl. 33. Urk.-Verz. II. 66. A. Kamenz.
61. Die ▼. Kalloreath. 279
ten Queisskreis, zu Lehn gegeben. Schon 4S64 erscheint dominus
Hanko de Lesne unter anderen oberlaus. Rittern zu Görlitz im Ge-
folge des Markgrafen Otto, und 4268 wird ^der y. Yrikisleve^
ausdrücklich als Besitzer von Lesne unter den grossen Vasallen des
Landes aufgeführt. Hanko hatte (4272) zwei Söhne, Johann und
Burchard (Busse) der Schwarze. Wahrscheinlich wurden diese
nach des Vaters Tode auch Erben von Marklissa. Doch dürften sie
sich nur vorübergehend im Gefolge ihrer Herren in der Oberlausitz
aufgehalten haben. Als nach Aussterben der brandenburgischen As-
kanier (4349) die östliche Httlfte der Oberlausitz an Herzog Heinrich
von Jauer gelangte , finden wir Marklissa im unmittelbaren Besitze
des neuen Landesherrn i) .
61. Die T. Kalkrentli,
eine schiesische Familie, besassen in der Oberlausitz mindestens seit
dem ersten Drittel des 46. Jahrhunderts die Güter Lippschau am Queiss
in der Bechenberger Heide und die Hälfte des benachbarten Dohms.
1534 wurde zwischen M e 1 c h i o r v. K. auf Lippschau und dem Rathe
zu Lauban, dem die andere Hälfte von Dohms gehörte, ein Vergleich
wegen der beiderseitigen Unterthanen vereinbart ^) . Nach Melchiors
Tode wurden 4566 seine Söhne, Heinrich, Melchior und Adam
v. K., mit den väterlichen Gütern belehnt. Das Jahr darauf erkauften
sie auch die andere Hälfte von Dohms, welche die Stadt Lauban in-
folge des Pönfalls verloren hatte, von Hieronym. v. Schönaich. Bald
aber stellte sich bei den Brüdern empfindlicher Geldmangel ein. Erst
(1578) streckte Adam den beiden andern 4800 Thir., dann (4583) spe-
ciell dem Melchior (der 4584 ein Gut Bernsdorf erkauft haben soll [?]
Urk.-Verz. IlL 229) nochmals 4000 Thlr. vor. Noch 1 583 traten Heinrich
und Adam ihre Antheile an Melchior ab , der sofort seine Gemahlin
Marie, Gräfin v. Dohna, darauf beleibdingen Hess. Das Geld zu die-
sem Kauf hatte diesmal Otto Burggraf v. Dohna auf Masslau (wohl
Melchiors Schwager) vorgestreckt. Obgleich nun Melchior bewirkte,
dass seine Güter auf 30000 Thlr. taxirt wurden , so erhielt sie doch
Otto V. Dohna nach dreimaligem Aufgebot 4590 für 20000 Thlr. zu-
gesprochen, lieber ein von Nicol. v. Zedlitz, seinem Verwandten,
gegen Melchior v. K. eingeleitetes und 4592 zu Budissin abgehal-
60. »J Uni. Magaz. 1843. 397. Cod. Los. 94. 97. 110 flg. 117. Vergl. Wohl-
rflck, Oeseli. d. Altmtrk 271 flg.
61. 0 y. Salzt, Bagesten 219.
280 I- Abtheilimg.
tenes ^Ritterrecht^ siehe Carpzov, Ehreni. I. 426 ff. — Später
4602 kaufte ein Adam v. K., wir wissen nicht, ob der obige, von
den y. Gersdorflschen Erben das Gut Bremenhain (N. von Rothenburg) ,
und 4601 besass ein Ralthasar v. K. Oppelsdorf [S. von Reibers-
dorf) , als Lehn der Herren v. Rädern auf Friedland.
62. Die Herren y. Kamenz i).
Unter den ältesten, durch ausgedehnten Grundbesitz, sowie
durch segensreiche Schöpfungen und wechselnde Geschicke hervor-
ragenden Adelsgeschlechtem der Oberlausitz nimmt das der Herren v.
R. eine der ersten Stellen ein. Und von seinem ersten Auftreten in
diesem Lande bis zu seinem endlichen Erlöschen lässtsich — in der That
ein seltner Fall ! — ihre Geschichte urkundlich verfolgen. Die Herren
v. K. stammen weder, wie bisher behauptet worden, von den ^Prei-
herren v. Greifenstein am Rhein^ ab, noch dürfen sie „als ein urböh-
misches Geschlecht angesprochen werden^ ^) , sondern waren ein Zweig
der osterländischen Familie V. y est a, deren gleichnamiges Stamm-
gut bei Weissenfeis liegt, die aber auch im Meissner Lande theils von
den Markgrafen, theils von den Rischöfen von Meissen Güter zu Lehn
trugen.
Ein Rernhard (I.) v. Yesta (4206 — vor 1220), der mehrfach
im Gefolge Markgraf Dietrichs des Redrängten erscheint, besass z. R.
das Gut Lastau bei Colditz , welches nach seinem Tode seine Kinder
Rernhard (IL), Conrad, Yolrad (fiiii Rernardi de Yesta) und
Runigunde mit Zustimmung ihrer Mutter 4224 an das Kloster Ruch
verkauften. Dieser selbe Rernhard I. hatte aber auch , wir wissen
nicht wann, von König Ottokar I. von Röhmen die grosse oberlaus.
Herrschaft Kamenz zu Lehn erhalten , und so werden seine soeben
erwähnten Söhne Rernhard II. und Conrad (Yolrad wird nicht mehr
genannt) bei Restätigung des Yerkaufs von Lastau durch Rischof Rruno
von Meissen (4224) und durch Kaiser Friedrich II. (4245) als „Gebrü-
der v. Kamen z" bezeichnet. Ebenso bekundete 4225 Rischof Rruno,
dass „Rernhard v. Yesta zuerst die Stadt Kamenz erbaut'' , sowie
die Stadtkirche daselbst gegründet , und dass jetzt „sein Sohn und
Erbe Rernhard (II.) die Stadt an einem anderen [nämlich dem jetzigen]
Platze neu aufgeführt'' und die durch Feuersbrunst zerstörte Kirche aufs
neue beschenkt und neu habe weihen lassen.
62. i) Aasfahrlieher In meiner „Gescb. der Herren y. Kamenz^, L«as. Mag. 1866.
81 flg. S) Palte ky, Qescb. Ton Böhmen II. 2. 20.
62. Die Herren y. Kamenz. 28t
Obgleich Bernhard I. noch den alten Familiennamen v. Yesta
ftthrie , dürfen wir ihn daher doch als den ersten Herrn v. Kamenz
betrachten. Sein Sohn Bernhard H. (42S0 — vor 1248] dagegen
nannte sich auch bereits selbst „v. Kamenz^. Als Inhaber der grossen
Herrschaft Kamenz, gehorten die v. K. zu dem Herrenstande der Ober-
lausitz und führten daher das Prädikat ^Herren^ ; nie aber sind sie
als ^Burggrafen^ bezeichnet worden ^) . Auch Bernhard II. besass üb-
rigens noch Güter im Meissnischen. Nicht nur finden wir ihn 4233
bei Markgraf Heinrich dem Erlauchten auf dem Landdinge zu Golm *) ;
nicht nur schenkte er 4S4f einen Hof in der Stadt Meissen nebst
Aeckem und Weinbergen dem Kloster Buch , sondern auch zu den
Bischöfen von Meissen scheint er noch in Lehnsverhältniss gestanden
zu haben. Schon 4220 war er Zeuge, als Bruno II. die Pfarrei Lam-
pertswalde, welches Dorf ihm gehörte , dem Kreuzkloster zu Meissen
überwies^] ; 1221 gehörte er -neben Hermann v. SchOnburg zu den
Theidingsmännem , welche die zwischen dem Bischöfe und den Ge-
brüdern V. Mildenstein geführte Fehde beilegten, und 1 228 und aber-
mals 1241 zu den Commissaren, welche die Grenzen zwischen den
bischoflich-meissnischen und den kOnigl. böhmischen Territorien in
der Oberlausitz festsetzen sollten. Zeuge war er femer, als 1234
Bischof Heinrich den Zdizlaus v. SchOnburg , der bis dahin, die Pflege
Bemstadt von dem Bisthum zu Lehn blossen, jetzt zur Entschädigung
mit anderen bischofl. Gütern in der Oberlausitz belehnte. — Diese
schon hier zu Tage tretenden mehrfachen Berührungen mit den Her-
ren V. SchOnburg (auf Glauchau) scheinen auf verwandtschaftlichen
Beziehungen zu beruhen. Ein Sohn Bernhards IL, der nachmalige
Bischof Bernhard von Meissen, ward von Friedrich v. SchOnburg sein
consanguineus genannt. Der Bruder dieses Bischofs, Bernhard IV. v.
Kamenz, besass etwa seit Mitte des 13. Jahrhunderts von der kurz
vorher noch bischoflich meissnischen Pflege Bemstadt die eine , die
Herren v. SchOnburg die andere Hälfte, als ^^Erbe und Eigen^. Viel-
leicht war die oben erwähnte Schwester Bemhards IL v. K., Kuni-
gunde> mit einem SchOnburg vermählt, oder auch die Gemahlin
Bernhards IV. v. K. eine geborae SchOnbui^, welche ihrem Gatten die
Hälfte der von den SchOnburg erworbenen Erbgütern bei Bemstadt
zugebracht hatte. — Als frommen , tapferen Rittersmann lehrt eine
Urkunde v. 28. Dec. 1232<>j Bemhard IL uns kennen. Derzufolge
3) Siebe oben S. 15 flg. ^) Cod. Stxoo. II. 4. 303. 5) Ebend. II. 4. 443.
^ Hennes, Urk.-Bacb ixlt Gescb. des deuUchen Ordeas I. 94.
282 n. Abtheilnng.
war er zugegen, als Hermann v. Salza, Meister des deutschen Ordens,
und Hermann Balk , des Ordens Landpfleger in Preussen , zu Thom
sowohl dieser Stadt als der Stadt Culm Privilegien verliehen. Auch
er also hatte sich aufgemacht , um mit seinem tapferen Schwert dem
deutschen Orden gegen die heidnischen Preussen beizustehn.
Er hinterliess ausser einer Wittwe Mabilia (nicht: Manilia)
drei Söhne: Witegol., Bernhard III. und BernhardtIV. (nicht:
Burchard) , sowie mehrere Töchter, von denen eine mit dem böhmi-
schen Ritter Dirizlaus v. Bycen verheirathet war. Hatten schon die
ersten beiden Herren v. K. auf ihrer Herrschaft eine Anzahl Kirchen,
so mindestens die zu Kamenz, zu Crostwitz und zu Wittichenau, des-
gleichen das Maria-Magdalenea-Hospital vor Kamenz begründet, so
fügten nach Bernhards II. Tode seine Wittwe, seine Söhne und Töch-
ter eine noch grossartigere Stiftung hinzu , indem sie 1 248 „für das
Seelenheil ihres Vaters und ihrer Vorfahren** das Jungfrauenkloster
Gisterzienserordens Marienstem erbauten und dasselbe sowohl von
ihren Lehn-, als von ihren Erbgütern in der Oberlausitz auf das
reichste dotirten ^) .
Obgleich die betreffenden Urkunden von allen drei Brüdern aus-
gestellt sind, ward dieser Klosterbau doch ganz besonders von einem
derselben, von Bernhard III., betrieben. Er hatte „all sein ererb-
tes Hab' und Gut , bewegliches und unbewegliches , ja selbst was er
persönlich noch hinzuerworben^, der neuen Stiftung zugeeignet und
sich selbst nur eine Jahresrente von 100 Mark vorbehalten; er
hatte dem Kloster den Namen „Marienstem^ beigelegt; er widmete
demselben auch bis zu seinem Lebensende unausgesetzt seine um-
sichtige und einflussreiche Fürsorge. Mit Recht vmrde er daher schon
bei Lebzeiten als dessen eigentlicher Stifter bezeichnet. Nachdem
der Bau , sowie die innere Einrichtung vollendet . auch die Bestäti-
gung durch weltliche und geistliche Behörden erfolgt war, trat Bern-
hard III. V. K. (nach 1S6i) selbst in den geistlichen Stand. Wo er
seine theologischen Studien gemacht habe, wissen wir nicht. Der
Klostertradition zufolge soll er in Italien gewesen sein. Des Lateini-
schen war er kundig. 1S68 erscheint er als Dekan, 1276 als Propst
des Domstifts Meissen , und als „Herr Bernhard, Propst zu Meissen"
wird er seitdem in all den verschiedenen Stellungen bezeichnet , die
er bis zu seiner Erhebung auf dem bischöfl. Stuhl seines Stifts (1293)
bekleidete. Nur selten hielt er sich während dieser Zeit in Meissen
7) Knothe, Gesch. von Marienstem 1871.
62. Die Herren y. Kamenz. 283
oder in der Oberlausitz auf. Mindestens von 1279 — 90 lebte er am
Hofe Herzog Heinrichs IV. von Breslau , anfangs als dessen Caplan,
der die Pfarrei zu Brieg als Pfründe erhalten hatte, seit 1284 als des-
sen umsichtiger Kanzler und treuer Freund mitten in schwerer , un-
ruhvoller Zeit. Noch die von dem Herzog auf seinem Sterbebett aus-
gestellten , für Schlesien hochwichtigen Urkunden tragen den Namen
^Bernhards ; Propstes zu Meissen^ obenan unter den sammtlichen,
zahlreichen Zeugen. Unmittelbar darauf finden wir ihn in ähnlich
einflussreicfaer Stellung an einem noch mächtigeren , nämlich dem
böhmischen Rönigshofe zu Prag. Ohne ein bestimmtes Amt zu beklei-
den, genoss er bei dem jungen König Wenzel II. ausserordentliches
Ansehn und Vertrauen. 1292 sendete Letzterer, durch Krankheit an
eigenem Erscheinen verhindert , den Propst Bernhard als seinen Ge-
sandten mit grossem Gefolge nach Frankfurt am Main , um auf dem
nach Budolphs von Habsburg Tode ausgeschriebenen Wahltage die
Kurstimme des Königreichs Böhmen abzugeben. Wesentlich Bernhards
diplomatischer Gewandtheit war es zuzuschreiben , dass, wie König
Wenzel es gewünscht, nicht Albrecht von Oesterreich, sondern Adolph
von Nassau aus der Wahl als neuer deutscher König hervorging. So
hatte Bernhard III. v. Kamenz dort in der Franziskanericirche zu
Frankfurt, zusammensitzend mit den Kurfürsten des deutschen Reichs,
ein Ereigniss von welthistorischer Bedeutung herbeiführen helfen. Ein
.lahr später gehörte er, als eben erwählter Bischof von Meissen,
selbst unter die Fürsten der Kirche. Unter schwierigen Veriiältnissen
trat Bischof Bernhard die Regierung an. Die Baulust und Streitsucht
seines Vorgängers Witego (der übrigens nicht , wie bisher behauptet
worden, ebenfalls der Familie v. Kamenz entstammte) hatte das Dom-
stift Meissen in drückende Schulden gestürzt. Bald darauf (1296)
brachte die Occupation des Meissner Landes durch König Adolph von
Nassau neue Gefahren für das Stift und schlimme Gonflikte für den
Bischof. ,,Hochbetagt und altersschwach** starb Bernhard 1296 (nicht
1 299) . Als Todestag bezeichnet die Tradition des Klosters Marienstem
den 13. Oktober, und an diesem Tage begeht dasselbe noch heut in
kirchlich feierlicher Weise das Andenken an seinen Stifter.
Sein jüngerer Bruder, der „Ritter** Bernhard FV. v. Kamenz,
besass im Meissnischen, wahrscheinlich noch als Vesta'sches Familien-
erbe, das Gut Sehletta bei Meissen, das 1271 mit seiner Bewilligung
von seinem Lehnsmann an das Afrakloster dieser Stadt verkauft ward,
desgleichen Lamprechtswalde, Raschwitz, Dithmarsdorf und Bertoldis-
dorf in der Grossenhainer Pflege. In der Oberlausitz gehörte ihm die
284 II- Abtheilung.
Hälfte der Bemstadter Pflege oder des später sogenannten Eigen'schen
Kreises, nämlich die Dörfer Schönau, Neundorf , Kiessdorf, Deutsch-
paulsdorfy halb Berzdorf und halb DUtersbach, wozu er von Friedrich
V. SchOnburg noch die Hälfte von Bemstadt erkaufte. — Er hinter-
Hess bei seinem Tode 1274 zwei Sohne Bernhard Y. und Otto I.,
sowie sechs Töchter, von denen die eine mit Heinrich v. Golditz, eine
zweite, Elisabeth, mit Burggraf Hermann v. Donyn aus dem
Hause Grafenstein vermählt , die übrigen aber: Mabilia, Agnes,
Utha, Katharine, sämmtlich Nonnen zu Marienstern waren. Die
Vormundschaft über diese Kinder hatte ihr Onkel , der Propst Bern-
hard von Meissen, übernommen und ihre tiefverschuldeten väter-
lichen Güter so umsichtig verwaltet, dass, als 4280 der ältere der
Brüder, Bernhard V., ^auf sein Bitten und Drängen^ mündig erklärt
ward, nur noch 200 Mark Schulden darauf lasteten. Allein die leicht-
sinnigen , übermüthigen jungen Leute hatten alsbald ihre Güter aufs
neue so mit Schulden überlastet , dass „sie dieselben auf keinen Fall
mehr halten konnten^. Sie boten sie daher 1285 ihrem Onkel Bern-
hard zum Kaufe für das Kloster Marienstem an. Und so kaufte ihnen
denn das Kloster all ihre Besitzungen auf dem Eigen um 700 Mark
Silber ab. Trotzdem sie wiederholt und förmlichst über den Empfang
der Kaufsumme quittirt und auf alle Ansprüche verzichtet hatten, er-
hoben sie doch immer aufs neue Forderungen an das Kloster und
wussten ihrem Onkel bis zu seinem Tode wiederholt grössere oder
kleinere Summen, als Unterstützung in ihrer Schuldennoth , abzu-
dringen. Bernhard V . hatte sich seit 1 285 nach dem Meissnischen
gew^endet , wo er später Voigt des Markgrafen Friedrich des Freidi-
gen war und bis 1310 vorkommt. Sein Bruder Otto I., vermählt
mit Elisabeth v. Gerlachsheim, hatte von dem Bisthum Meissen
Güter in Kunewalde und dem angrenzenden Schönberg zu Lehn er-
halten, dieselben aber in Afterlehn gegeben und verzichtete 1317
gänzlich darauf. Zuletzt haben wir ihn 1319 erwähnt gefunden , wo
Bischof Witego IL von Meissen , ein Herr v. Colditz und Neffe Ottos
v. K. , ihn , wie es scheint , mit einer diplomatischen Sendung nach
Görlitz zu Herzog Heinrich von Jauer betraute , der nach dem Tode
Markgraf Woldemars von Brandenburg sofort Besitz von der östlichen
Lausitz ergriffen hatte ^) .
Nur der älteste von den drei Söhnen Bernhard H. v. K., nämlich
Witego L, pflanzte das Geschlecht in der Oberlausitz fort. Ihm
8) ▼. Weber, ArcMv f. d. slehn. Oesch. VIII. ^5.
62. Die Herren y. Kamenz. 285
gehorte die gesammte Herrschaft Kamenz , die sich von der Pulssnitz
im Westen bis an das Klosterwasser im Osten . und von Lichtenau
und Prietitz im Süden bis Kosel , Wiednitz und Itfilstrich im Norden
erstreckte. Die Mehrzahl der über 60 , trotz aller Schenkungen an
Marienstem , noch zur Herrschaft gehörigen Dörfer waren an ritter-
liche Mannen zu Lehn ausgegeben. Diese standen unter dem ^Man-
nenrecht vor dem Schlosse zu Kamenz" und hatten ihren Lehnsherren
Folge zu leisten, wenn diese sie „begehrten zu Diensten oder zu Ge-
schäften". Eine Anzahl dieser Vasallen wohnte in Freihöfen auf dem
Burglehn dicht vor dem Schlosse Kamenz , in welchem die Herren
v. K. selbst residirten. Witego L wird nach 1264 nicht mehr ge-
nannt. — Seine Söhne, die „Ritter" Heinrich L und Witego U.,
theiiten sich in das yaterliche Erbe so, dass jeder eine UMie von der
Stadt und von der Herrschaft Kamenz erhielt. Ausserdem besassen
aber auch sie noch Yesta^sche Familiengüter im Meissnischen; wenig-
stens schenkten sie 1297 vier Hufen zu Kröbeln (S. von Liebenwerde]
dem Kloster Buch ^). Desgleichen hatten sie in der östlichen Ober-
lausitz den Durchgangszoll zu Görlitz zu Lehn , den sie aber zuerst
denen v. Sar, 1308 und 1309 aber Heinrich v. Badeberg und 1314
dessen Sohne Gunzelin in Afterlehn gaben. Auch Zins zu Rachenau
(O. von Görlitz) und einen Wald bei Kiesslingswalde schenkten sie
1301 dem Hospital zu Görlitz. Sogar in dem damals noch zu Böhmen
gerechneten Weichbild Zittau gehörten ihnen Güter zu Seitendorf ^
die sie 1303 zu ihrer und ihrer Frauen, Elisabeth und Richar-
d i s , Seelenheil dem Kloster Harienthal verehrten. Ungleich grössere
und häufigere Schenkungen machten sie ihrer Familienstiftung dem
Kloster Marienstem und dem ihm incorporirten Spital zu Kamenz ^^) .
Während Heinrich L, wie sich aus zahlreichen, von ihm aus-
gestellten Urkunden ergiebt, auf dem Stammschlosse Kamenz wohnte,
scheint sich Witego H. in den Dienst der Markgrafen von Branden-
burg , als der damaligen Landesherren der Oberlausitz begeben zu
haben. Schon 1282 gehörte er unter deren „Ritter und Räthe"; in
ihren in der Oberlausitz ausgestellten Urkunden erscheint er meist
als erster Zeuge, und 1301 wird er ausdrücklich als ihr „Voigt",
d. h. Landvoigt, in der westlichen Hälfte der Oberlausitz bezeichnet.
Da führte das Jahr 1318 ein für die beiden Brüder v. K. , wie für die
Stadt Kamenz gleich folgenreiches Ereigniss herbei. Witego II. muss
9) Altenburger Copialbuch I. p. 80 No. 62. Chartülariuin Bachense. ^) Vgl.
Knothe, MStern 37 flg.
286 U. Abtheilung.
sich, unbekannt wodurch, gegen seinen Lehnsherrn, Markgraf Wolde-
mar von Brandenburg, vergangen haben ; er hatte sich in das Scbloss
Kamenz zurückgezogen, wurde aber hier vom Mart;grafen belagert und
zur Yezichtleistung auf das verwirkte Lehn, nämlich seine Uaifte von
Stadt und Herrschaft Kamenz , gezwungen. Auch sein Bruder Hein-
rich L ward von dem Markgrafen bestimmt, seine andere Hälfte von
Stadt und Herrschaft Kamenz ebenfalls abzutreten, wofür ihm andere
Güter im Görlitzer Lande von 60 Mark jährlichem Ertrage angewiesen
und seine Tochter bei ihrer Yerheirathung vom Markgrafen ausgestattet
werden sollte, woraus sich ergiebt, dass Heinrich L v. K. w^ohl keine
Söhne hatte. So schien das Geschlecht der Herren v. K. auf immer
aus ihren oberlausitzischen Stammgütem vertrieben. Ob die lieber-
Weisung der Görlitzer Güter an Heinrich I. wirklich erfolgt sei, w issen
wir nicht; Spuren davon haben wir nirgends gefunden. Witego II.
hatte sich zu Bischof Witego IL von Meissen, einem Herrn v. Colditz,
begeben, der ihn 1319 ^^j als seinen „Oheim^ bezeichnet.
Da starb im August 1349 Markgraf Woldemar kinderlos. Die
aus Anlass dieses unerwarteten Todesfalles entstehenden politischen
Wirren sollten auch für die GebiUder v. K. die wichtigsten Folgen
haben. Bischof Witego von Meissen, der ein direktes Interesse hatte,
dass gewisse brandenburgische Besitzungen und Ansprüche im Meiss-
nischen durch den Tod Woldemars hinfällig werden möchten, sendete
seinen „Onkel^, den oben besprochenen Otto I. v. K. zu Herzog Hein-
rich von Jauer , der sich sofort der östlichen Oberlausitz bemächtigt
hatte, aber auch die westliche beanspruchte. Die Stände der west-
lichen Hälfte aber hatten sich dem Könige von Böhmen freiwillig un-
terworfen, und so hatte dieser den 31. August 1319 ihnen gelobt, die
drei landesherrlichen Städte: Budissin, Kamenz und Löbau nie
mehr von der unmittelbaren Begierung der Krone Böhmen zu tren-
nen. Bei den darauf zu Voigtsberg bei Oelssnitz stattfindenden Ver-
einbarungen ^2) zwischen König Johann , Herzog Heinrich und Bischof
Witego scheint Letzterer es aber durchgesetzt zu haben , dass seinen
Ohmen, den Brüdern Heinrich I. und Witego II. v. Kamenz, wenig-
stens Schloss und Herrschaft Kamenz von dem neuen Landesherrn
der westlicUan Oberlausitz, König Johann von Böhmen, zurückgegeben
wurde. W^enigstens finden wir seitdem dieselben wieder auf ihrem
Schlosse; die Stadt Kamenz aber blieb frei, d. h. unmittelbar
dem Könige von Böhmen untergeben.
n) Cod. Sax. II. 1. 305. ^ ▼. Weber, Arcb. f. d. sächs. Gesch. VUI. 301 (Jg.
62. Die Herren v. Kamenz. 2S7
Während noch 43S6 ^Heinrich der ältere v. K.'^, also doch wohl
der bisher bebandelte Heinrich I., auf gewisse lehnsherrlicbe Rechte
zu Gunsten des Klosters Marienstern verzichtete ^3}, haben wir
Witego U. nach 4319 nicht mehr genannt gefunden. Aus einer Ur-
kunde von 4317 wissen wir^ dass derselbe ausser Witego (HI.) und
Borso (I.) noch „andere Söhne '^ hatte. Und als solche erweisen
sich Bernhard VI. (4334), Balthasar I. (4368), denen höchst
wahrscheinlich noch ein zweiter Bernhard (VII.) mit dem Beinamen
Colbuch (4352) hinzuzufügen ist. Zwei Töchter Witego's II.,
Elisabeth und Gertrud, wurden 4334 von ihren Brüdern in das
Kloster Marienstem gebracht mit dem Versprechen, „sobald es ihnen
möglich sein werde^, die übliche Aussteuer in Geld oder Rente der
Abbatissin zu überweisen. Schon hierin erkennt man deutlich die
Spuren zunehmender Verarmung, welcher das einst so reiche Ge-
schlecht der Herren v. K. entgegeneilte. Die vielfachen Schenkun-
gen an die Kirche , Kriegs- und Hofdienst , der Verlust der Stadt Kß-
menz hatten nicht nur alle AUodialgüter längst aufgezehrt , sondern
sie auch genöthigt , die allermeisten Lebngüter an Aftervasallen zu
überlassen , so dass den Herren fast nur noch die Oberlehnsherrlich-
keit und die Obergerichtsbarkeit über die ganze Herrschaft , sowie
der PferdezoU in der Stadt Kamenz übrig geblieben war. Und auch
in diese Besitzthümer theilten sich jetzt die oben erwähnten fünf
Brüder.
Von denselben wird Witego III. nach 4334 nicht mehr genannt.
Wohl aber kommt v. 4352 — 76 ein Heinrich (II.) v. K. vor, den
wir für seinen Sohn halten, und dessen Nachkommen das Geschlecht
am längsten fortgepflanzt haben. Auch Borso I. war schon vor
4348 gestorben. Seitdem kommt bis 4362 ein Borso II. vor, der
vielleicht sein Sohn war. Die übrigen drei Brüder Balthasar I.,
Bernhard VI. und Bernhard VII. Colbuch nebst ihrem Nefi*en
Heinrich II. versuchten 4363 die 4348 verlorene Herrschaft über die
Stadt Kamenz wiederzuerlangen. Sie schössen nämlich dem stets
geldbedürftigen Kaiser Karl IV., wahrscheinlich bei Gelegenheit sei-
nes Zuges nach der Mark Brandenburg, 200 Seh. Gr. vor und Hessen
sich dafür die Stadt Kamenz verpfänden. Allein sofort beeilte sich
die Bürgerschaft, diese Abhängigkeit vor ihren ehemaligen Gebietern
wieder zu beseitigen. Sie bot 4364 ihrerseits dem Kaiser 200 Seh. an,
damit er die Stadt wieder „von den edlen Herren Heinrich, Bernhard.
13) Knothe, MStern 43
288 II- Abtheilang.
Balthasar und Bernhard v. K. lOse.^ — Balthasar 1. begab sich später
in Dienste des Herzogs Albrecht von Sachsen -Wittenberg , der seit
1370 auch das Herzogthum Lauenburg besass. Von 1371 — 80 er-
scheint „der edle Balthasar, Herr zu Kamenz'^ als des Herzogs Bevoll-
mächtigter in diesem Lande i^). Bernhard YII. Golbuch war 4370
nicht mehr am Leben und hatte eine Wittwe Margarethe hinter-
lassen, welche mit ihrem ^ältesten'' Sohne Witego IV. einen Zins-
verkauf bestätigte. Diesen Witego lY. haben wir ausserdem ebenso-
wenig, als seine Brüder erwähnt gefunden. Bernhard VI., der bis
1383 vorkommt, hinterliess eine Wittwe Ratharinev. Donyn und
zwei Söhne Balthasar n. (1397—1423) und Bor so 10. ").
Heinrich n. V. K. («352—76) hinterliess drei Kinder : WitegoV.,
gewöhnlich Witzmann genannt^ Fredehelm I. und Margarethe,
Nonne zu Marienstem. Dieser Witego V. scheint schon vor dem kin-
derlosen Tode des Burggrafen Johann v. Wettin oder v. Golsen auf
Pulssnüz die Anwartschaft auf dies grosse Gut erhalten zu haben.
Von 1395 bis zu seinem 1415 erfolgten Tode erscheint er als Besitzer
desselben und wohnte nebst seiner Gemahlin Jutta und seiner zahl-
reichen Familie daselbst.
Zu Anfang des 15. Jahrhunderts gab es nur noch zwei Linien der
Herren v. K., eine ältere, nämlich den eben genannten WitegoV. auf
Pulssnitz, dem aber auch von der eigentlichen Herrschaft Kamenz
die Hälfte gehörte, und eine jüngere, bestehend in den beiden
Brüdern Balthasar IL und Borso lU. auf Schloss Kamenz. Die Letzte-
ren lebten mit den Bürgern der Stadt Kamenz in stetem Unfrieden.
Sie hatten 1405 ruhig zugesehn, wie die v. Waldau, meissnische
Ritter, die Stadt überfielen , viele Bürger „abmordeten und hingen^
und endlich die Stadt anzündeten. 1406 wollten sie ihr Schloss ganz
in^s Geheim an Markgraf Friedrich den Streitbaren von Meissen ver-
kaufen. Da besetzte die resolute Bürgerschaft selbst das Schloss und
verhinderte dadurch , dass dasselbe an einen fremden Landesherm
gelange. Bald darauf führte die Brutalität der adlichen Vasallen der
Herren v. K. sogar zu blutigen Scenen. Von ihren Freihöfen auf dem
Burglehn aus pflegten die übermüthigen , üppigen, gewaltthätigen
Adlichen bei Nacht in die Häuser der Bürger zu brechen, die Männer
zu misshandeln , die Frauen und Töchter zu nothzüchtigen. Vergeb-
lich beschwerte sich die Bürgerschaft bei dem Landvoigte zu Budissin.
1«) Laus. Magaz. 1870. 211 flg. 15) 1423 nennt Balthasar den Borio ^inen
lieben Bruder«. Urk.-Verx. II. 11»».
62. Die Herren v. Kamenz. 289
Da überfielen in einer Nacht (1 409) die Bürger ihrerseits das Bnrglehn
und erschlugen die sämmtlichen eben anwesenden Adlichen. Jetzt
erhob der Adel schwere Klage bei König Menzel gegen die Stadt.
H40 erschien der gestrenge König persönlich zu Kamenz, um Gericht
zu halten. Er begnügte sich damit, den Rath, der solche Gewaltthat
nicht verhindert hatte , abzusetzen und der Stadt die freie Rathskür,
sowie alle übrigen , von früheren Landesherren ertheilten Privilegien
zu nehmen. Eine königl. Commission verglich die Bürgerschaft mit
Balthasar, Witzmann und Borso v. K. und Frau Katharine, Borso's
Mutter, sowie mit der Mannschaft der Herren v. K. Infolge dessen
kam aber das bisherige Burglehn nun unter Stadtrecht, und das
Thor , welches vom Schloss aus durch die Stadtmauer nach dem
Burglehn führte, ward vermauert. Zu zahlen hatte die Stadt 330
Seh. Gr.
Als 1429 die Hussiten auch in die Kamenzer Gegend vordrangen,
nahmen sie das schlecht vertheidigte Schloss , öffneten bei Nacht die
vermauerte Pforte nach der Stadt und richteten unter der Bürgerschaft
ein fürchterliches Gemetzel an. Es war daher dringend nöthig , dasä
das Schloss ganz beseitigt werde. Von Land und Städten gedrängt,
verkaufte Borso HI. v. K. dasselbe um 200 Seh. Gr. an den Rath der
Stadt zum Abbruche und kaufte sich in der Stadt ein Preihans. Hier
übte ^Herr Borso v. K., ^wohnhaftig zu Kamenz^, bis zu seinem Tode
iU38) die lehnsherrlichen Rechte über die ihm nach dem, wie es
scheint, kinderlosen Tode seines Bruders Balthasar IL allein zustän-
dige Hälfte der Herrschaft Kamenz. Seine Gemahlin Anna hatte ihm
einen Stiefsohn, Nicol. v. Heynitz, zugebracht, dem er mehrere Güter
überlassen hatte. Da er aber keine Leibeslehnserben hinterliess, er
auch nicht mit seinen Vettern auf Pulssnitz in Gesammtlehn stand,
so fiel 1438 seine Hälfte der Herrschaft Kamenz an die Krone zurück.
Seine Aftervasallen wurden dadurch unmittelbare Vasallen des Lan-
desherrn und erhielten sämmtlich die Obergerichtsbarkeit auf ihren
Gütern.
Auch die andere Hälfte blieb nicht lange mehr im Besitz der
älteren, Pulssnüser Linie der Herren v. K. Hier war Witego V.
1415 verschieden. Da sein ältester Sohn Otto (II.) noch vor dem
Vater verstorben war, so gingen die Güter auf die fünf jüngeren Söhne
Siegsmund, Heinrieh IIL, Fredehelm IL, Balthasar III. und
Johann über, welche 1417 eine Erbtheilung vornahmen. Zuerst ver»
kauften darauf Balthasar und Johann ihren Antheil an Pulssnitz an die
V. Ponikau auf Elstra. Balthasar III. scheint sich später in solcher
Knoth« , Gesch. d. Oberl. Ad«ls. 19
290 II- Abtheilang.
Dürftigkeit befunden zu haben, dass er den ^ath zu Görlitz um Unter-
stützung anging. In den dasigen Rathsreclinungen findet sich 4 449
eine Ausgabe : „Herrn Balthasar v. Kamenz zu seiner bete", und 1450 :
„Herrn Balthasar v.K.eine Steuer 1 Schock'^. Er soll U63 zu Görlitz
verstorben sein. — Johann v. K. ging in das Ordensland Preussen
und diente dem deutschen Orden als Söldner , wie zwei Abrech-
nungen des Hochmeisters Ludwig v. Erlichhausen mit ihm aus den
Jahren 4450 und 4455 beweisen. — Von Siegsmund und Frede-
helm IL haben wir keine weitere Nachricht. Sie hatten ihren Anthei)
an Pulssnitz ihrem Bruder Heinrich HI. abgetreten, der seine
„drei^ Antheile (vor 1426) ebenfalls an die v. Ponikau veräusserte.
Er scheint dafür den bisher den Ponikau^s gehörigen Antheil von
Burkau (S. von Elstra) ttbemommen zu haben; wenigstens schreibt
er sich 1426 (zweimal) „zu Purko gesessen", 1430 dagegen „Herr zu
Solsdiwitz^ (W. V. Budissin) und 1438 „zu Pickau gesessen" (N. bei
Bischofswerde) . Auch dies Gut kann er nicht lange mehr gehabt
haben , da es bald darauf sich in anderen Händen vorfindet. Seine
Vasallen in der (halben) Herrschaft Kamenz hatten sich bereits zum
grOssten Theil von seiner Lehnsherrlichkeit losgekauft. 1440 ent-
Hess er auch die übrigen und wies sie an die Krone Böhmen. Nur
einen Antheil von Lückersdorf (W. von Kamenz], der der Familie v.
Lehen gehörte, hatte er sich vorbehalten. Mit diesem Gute belehnte
1449 sein Sohn Veit v. K. und 1482 der zweite Sohn Christoph,
zugleich in Vollmacht seines Bruders Veit , die Gebrüder v. Lehen.
Auch diese Lehnsherrlichkeit verkaufte 1491 Christoph, an den sie
„durch Erbschaft von seinem Vater und Bruder gekommen", an die
Burggrafen v. Dohna auf KOnigsbrück, „seine Ohme". Daraus dass
die betreffende Urkunde zu Königsberg in Preussen ausgestellt ist,
und die Ueberweisung des Gutes durch den Hofrichter des „hochwttr-
digen Fürsten, des Hochmeisters" erfolgte, geht hervor, dass der
letzte Herr v. Kamenz nach Preussen gegangen war, wo er wahr-
scheinlich als Ritter des deutschen Ordens gestorben ist.
63. Dter.Karas,
die schon im 13. Jahrhundert im Meissnischen ansässig waren, kom-
men zeitweilig auch in der Oberiausitz vor ; so ein BalthasarKaris
auf Neukirch (W. von Kamenz), der 1455 Zins daselbst an einen Altar
zu Kamenz verkaufte; so ein Georg v. Kares auf Kroppen (S. von
Ruhland) , der dies Gut 1556 gekauft hatte und 1565 neu damit be-
lehnt ward. Auch zu Bischofswerde soll 1520 eine Familie v. Karass
t>4. Die V. Kazowe. — 65« Die y. Kelbichen. 291
gewohnt haben ^). 1577 — 85 wird ein Hans v. Karas und 459S
Hans Heinrich y. K., Beide d^xf Domhennersdorf (0. yon Hirsch-
felde) , in den Seitendorfer Kirchrechnungen genannt.
64. Die T. Kazowe
nannten sich nach dem yon den Wenden noch immer Kassow , yon
den Deutschen jetzt Quoos benannten Dorfe 0. yon Neschwitz und
kommen yon Mitte des 43. bis Anfang des 44. Jahrhunderts sehr hflu-
fig als Zeugen, meist in Budissiti, yör; so 4245 Nicolaus y. R., der
wohl identisch ist mit dem schon 4242 erwähnten Nicol. de Chozow;
so 4272 ein Peter y. K. , einer der Schiedsmanner zwischen den
Markgrafen yon Brandenburg und dem Bischof yon Meissen ; so seit
4272 öfteV ein ^Ritter^ Zachmann y. K., mit dem gemeinschaftlich
bisweilen ein zweiter „Ritter^ Nico laus y. K. erscheint; so 4293
ein Rensko y. K. und endlich 4347 die Brüder Zachmann und
0 tt o y. K. 1) — Ein Siegel ist uns nicht yorgekommen.
65. Die T. Kelbichen
besassen mindestens seit Mitte des 45. Jahrhunderts das Gut Ostrichen
(W. bei Seidenberg) und zwar ursprtlnglich als Lehn der Herrschaft
Friedland. Denn 4454 Hess Burggraf Wentsch y. Donyn den Hannus
Kelbechyn zu Ostrichen yor das Hofgericht zu Priedland citiren^j.
4497 war ein Georg Kalbichen Zeuge bei Ulrich y. Biberstein ^).
4544 belehnte König Wladislaus „Ludmilla, Anna, Katharine,
Christine und Ludmilia, Friedrichs [v. K.] zu Ostrichen
Mutter und Schwestern, mit obgedachten Friedrichs Gütern^').
Aus dem betreffenden , unklaren Regest scheint henrorzugehen , dass
der Mann dieser Ludmilia und der Vater der genannten Geschwister
auch einen Theil yon Wilka (NW. yon Seidenberg) inne gehabt
habe. Der als Bruder jener Schwestern aufgeführte Friedrich ist
gewiss derselbe, der 4540 Hauptmann zu Seidenberg war und
noch 4554 im Musterregister als Besitzer yon Ostrichen aufgeführt
63. 0 A. Ktmenz. L. B. Heckel, Blschofsw. 164.
64. 0 Cod. Las. 76. 67. 98. 99. 107. 87. 110. 136. 144 (wo statt Heinko zu leMn
Ist: Rensko). Laus. Mag. 1870. 60. 66. Wir lassen es dahin gestellt sein, ob der
HogerasdeKassowe, der sloh 1233 nebst Bernhard v. Kamenz bei Markgraf Hein-
rich dem Erlauchten aaf dem Landding tu Golm befand, aneh hierher gehört. Cod.
Sax. n. 4. 303.
65. i) Urk.-Verz. II. 73i. 2) Laus. Msg. 1869. HO. 3) Lans. Mag. 1859.
269. Tgl. 259.
19*
292 U. Abtheiliing.
wird^), und nach dessen Tode 4558 Christoph v. K. und seine
Brüder zu Budissin die Lehn Ober Ostrichen erhielten. Daraus folgt
zugleich, das sich die v. K. inzwischen von dem vasallagium der
Herrschaft Friedland losgekauft hatten.
66. Die y. Kinteeh,
während des 15. Jahrhunderts meist Kyncsch geschrieben, fahrten
ihren Namen von dem kleinen Dorfe Kindisch (NO. von Bischofswerdej ,
welches seit dem 46. Jahrhundert Kessel heisst^) und vom Bisthum
Meissen zu Lehn rührte. Dies Gut dürfte denen v. K. schon lange
gehört haben, da sie dessen Namen beibehielten, obwohl sie minde-
stens seit Anfang des 45. Jahrhunderts in Pickau (W. von Rindisch]
wohnten. 4442 belehnte Bischof Rudolph von Meissen Hans und
seine Vettern Heinrich, Nickel und Günther, Gebr. v. Ryncsch,
mit dem Vorwerk Kindisch und einer Mark Zins im Dorfe , mit dem
Vorwerk Pickau, dem Dorfe Goldbach und 5 Mark Zins zu GeissmannS"
dorf^ wie diese Güter von ihren Aeltem an sie gekommen seien,
und zwar zu Gesammthand. Von diesen Brüdern wird Heinrich
„zu Pickau gesessen^ noch 4445 genannt. Bald darauf müssen die
V. K. all die bisherigen Besitzungen verkauft haben. 4424 und noch
4429 wohnten Heinrich und Nickel in Bischof swerde, und ihre Güter
befanden sich in anderen Händen ^j. — Seit Mitte des 45. Jahrhun-
derts besass die Familie das grosse Gut Burkau (N. von Bischofs-
werde], das bei dem königl. Amte zu Budissin -zu Lehn ging, und die
bischöfl. Lehngüter Wölkau (0. von Kindisch) und Birke (S. vonGöda).
4450 nämlich wird ein Georg v. K. „zu Burkau^ als Lehnszeuge ge-
nannt, dessen Söhne wahrscheinlich die Brüder Hans, Christoph
und Wolf gang v. K. waren, die von da an öfter auf Burkau vor-
kommen, und von denen z. B. Johann 4469 Zins zu Birke und Wöl-
kau an eine Kapelle zu Stolpen verkaufte ^) . Wolfgang und Christoph
hatten 4512^) einen Streit mit dem oberlausitzischen Landvoigt und
dem Domkapitel zu Budissin wegen des Dorfes Säuritz (N. bei Bur-
kau). 4547<^) verkaufte Christoph seinen Antheil an Burkau (Mittel-
. ^ Klos», Seldenbexg 336. Weinart, Rechte IV. 550.
66. 1) Aneh naeh einem anderen ebenfaUs biscbofl. meissniachen Doife Kintacb
bei Wunen nannte aieh im 14. und 15. Jahrhandeit ein Adelageachleeht v. Kincz,
Cod. Sax. n. 1. 336. n. 3. 66. «) Cod. Sax. U, 2. 372. 394. 413. Grundmann.
eoUect. I. 175b. cod. dipl. VI. 1471. Gercken, Stolpen 488. Heokel, Biw^bofs-
werde 164. «) A. Dresd. Orig. No. 8067. *) A. Bud. IIb. fundat. fol. CCLI flg.
«) Urk.-Ve«. III. 109».
67. Die V. KitBcher. — 68. Die Herren v. Eittlitz. 293
Burkau) um SOOO Mark böhm. Gr. an das Kloster Marienslem. 4554
werden im Musterregister ^alle die Gevattern v. K.^ auf Burkau
erwähnt, womit also wohl die Söhne von Hans und Wolfgang ge*
meint sein dtirften. In der That kommen um diese Zeit eine Menge
V. K. auf Burkau vor , deren Verwandtschaftsverhältniss zu einander
durch nichts angedeutet ist. 4539 verkaufte Hans v. K. seinem
Bruder Erasmus einen Bauer zu B. 4549 erhielt Onof rius v. K.
nach seines Vaters Tode die Lehn Ober dessen Antheii an B. Der-
selbe befand sich schon 4546 in königl. böhmischen Diensten und.
hielt sich als Werbeoffizier in den Sechsstfidten auf. 4556 verkauften
die Vormünder von Joachims v. K. Erben dessen Antheii an B. an
Wolf V. Ponikau auf Elstra; dieser erwarb 4557 von Christoph v.
K. und 4562 von Friedrich v. K. noch Antheile an dem Gute B.
— Ihr Siegel zeigt im Schilde einen Gems- oder Ziegenkopf.
67. Die T. Kitscher,
eine meissnisehe Familie , besassen das Gut Krakau (N. von Königs-
brück) , welches halb zu Meissen , halb zur Oberlausitz gehörte , und
mit dessen meissnischer Hälfte z. B. 4530 Hans v. K. sammt seinem
Bruder und seines Bruders Söhnen von Herzog Georg von Sachsen
belehnt ward. 4554 hatten für die oberlausitzische Hälfte ^die Ge-
brüder v. K.^ Bitterdienste zu thun. 4564 wurden ^nach dem
Tode ihres Vaters^ die Gebrüder Hans, Burkhard, Florian,
Georg, Carl und Apel v. K. mit Krakau durch den Landvoigt der
Oberlausitz belehnt.
68. Die Herren T. Kittlitz,
auch Ghidelitz, Kythelitz, Kitelitz geschrieben, sind das
frtthsterwXhnte unter allen oberlausitzischen Adelsgeschlechtem und
nannten sich nach dem Dorfe KitÜitz (N. von Löbau) , einst dem
Mittelpunkte einer grösseren Herrschaft. Schon in der zweiten
Hälfte des 4S. Jahrhunderts erscheinen die v. K. vielverzweigt und
in mannichfacher Beziehung zum Domstifte Meissen, wo einzelne
Familienglieder Domherrenstellen bekleideten. 4 460 waren Hein-
rich Ghidelitz und seine Brüder Siefried und Berthold
Zeugen , als König Wladislaus von Böhmen diesem Domstift das Dorf
Prietitz bei Kamenz schenkte. — Bald darauf hatte sich Conrad
Kitlitz unrechtmässigerweise in der dem Bisthum gehörigen Herr-
schaft Seidenberg festgesetzt, aber infolge kaiserlichen Bechtsspruchs
wieder davon abstehen müssen. Darauf hatte sich dessen Bruder
I*
294 n. Abtheilung.
Burcbard jener bischttfl. Besitzungen bemächtigt, wofür ihn Biachof
Martin von Meissen in den Bann gethan. Bei Gelegenheit einer Reise
nach Italien hatte der Bischof zu Verona den ganzen Streitfall dem
Papst Urban III. vorgetragen und zwar in Gegenwart des Gebannten
und seines Vetters, des Meissner Dompropstes Dietrich v. Kittlitz.
Vergeblich hatte Burchard mit Httlfe einer Verkleidung vom Papst
die Lossprechung vom Bann zu erlangen gesucht. Erst später ab-
solvirte ihn der zürnende Bischof zu Worms auf Fttrsprache und
•unter Bürgschaft Kaiser Friedrichs I. und Otto's des Reichen, Mark*
grafen von Meissen. Dennoch beeinträchtigte Burchard alsbald aufs
neue die Rechte des Bisthums, und so erneuerte 4188 auch Bischof
Martin in feierlichster Weise den Bannspruch. Jener Conrad v.K.
hatte sich nach Polen begeben, wo er am Hofe Herzog Boleslaw's und
seines Bruders Miesco zu Krakau grossen Einfluss erwarb. Bald aber
zog er sich durch Ungerechtigkeit beim Vorsitz in dem obersten Ge-
richtshof so allgemeinen Hass zu , dass er endlich in einer Kirche , in
die er sich geflüchtet, festgenommen und auf ewige Zeiten verbannt
wurde. Er flüchtete mich Ungarn ^) . Der oben erwähnte Dompropst
Dietrich v.K. wurde bald darauf Bischof zu Meissen (H90 — 4208).
Diese nahen Beziehungen zu Meissen waren wohl auch Ursache,
dass einzelne Glieder der Familie , da es in der Oberlausitz keinen
fürstlichen Hof gab , in markgräflich meissnische Dienste traten. So
^leitete^ ein Heinrich v. K. 4 497 die Beilegung eines Streites zwi-
schen dem Kloster Altzelle und den Gebrüdem v. Nossen und 6ndet
sich auch 4 498 und 4205 im Gefolge des Markgrafen Dietrich von
Meissen 2). Andere scheinen sich nach den schlesischen Fürstenhtffen
gewendet zu haben. So kommt schon 4286 eip Henri cus de Kyte-
liz als Domherr zu Breslau, 4277 — 4343 ein Henmannus de Ky te-
il cz (ob derselbe?) im Gefolge der Herzöge von Breslau und Glogau,
4292 ein Witego V. K. bei denen von Schweidnitz und 4342—45 ein
Hermann v. K. bei denen von Liegnitz, 4320 — 24 ein Heinrich
Kittlitz als Voigt des deutschen Ordens zu Fischau in Preussen vor 3).
'Daraus, dass die Herren v. K. sich am liebsten in Schlesien aufliiel-
ten , erklärt sich auch die seltene Erwähnung derselben in den ober-
lausitzischen Urkunden. Dass ihnen aber das Stammgut Kittlitz nach
68. i) Cod. Saxon. II. 1. 56. 62. Stenzel, Script, xer. SUes. I. 17. 97. 101.
t) Beyer, Altzelle 521. 522. 524. 3)GranhAgen, Regesten z. Oeseh. Schles.
I. 135. Tzsohoppe und Stenzel, Urk.-Stmml. 391. Sommersberg, Script, rer.
SUes. I. 869. Scbirrmtcber, Urk.-B. tod Liegnitz 30. 102. Scbeltz, Gestmmt-
getchlclite 520. J. Voigt, Namen-Codex der deutsch. Ordens-Beamten 1843. S. 65.
68. Die Herren v. Kittlits. 295
wie vor gehörte , scheint daraus hervorzugehen , dass z. B. 4290 ein
Heynemann v. K. , wohl der oben erwähnte, sich im Gefolge des
Markgrafen Otto v. Brandenburg, als des damaligen Landesherm der
einen Hälfte der Oberlausitz , zu Lauban befand ^] .
Erst seit 4345 werden die Herren v. K. wieder häufiger in der
Oberlausitz genannt. In diesem /ahre erneuerte König Johann von Böh-
men dem Heinrich V. K. den (verbrannten) Lehnbrief über Kittlüz
und Zubehör sammt der Obergerichtsbarkeit und Steuerfreiheit auf
dieser seiner Herrschaft. Zugleich bestimmte der König , dass , falls
ein gewisser Hans v. K. (Bruder Heinrichs?) erblos stürbe, Heinrich
^gebtthrlicher Besitzer von allen Gütern desselben^ sein solle. Diesen
Brief bestätigte 4348 auch Kaiser Karl IV. ^). Dieser Heinrich v. K.
nun erkaufte kurz vor 4354 vop den Gebrüdern v. Baruth (um 4000
Mark Gr.) deren Herrschaft Baruth. Wegen der dieser Herrschaft zu-
stehenden Privilegien hatte er anfangs Streit mit dem Landvoigte;
allein auf Grund eines schiedsrichterlichen Urtheils bestätigte ihm
1 353 der Kaiser alle die Vorrechte von Baruth ^) . Bald darauf gelangte
Heinrich v. K. in den Besitz noch einer dritten oberlaus. Herrschaft.
Er heirathete nämlich H e i 1 w e i g , die Tochter Boto's v. Heburg, und
erhielt als deren Heimsteuer und Morgengabe die Herrschaft Moskau,
welche ihm 4364 Kaiser Karl IV. bestätigte 7) . Diese Heilweig v. He-
burg dürfte übrigens die zweite Gemahlin Heinrichs v. K. gewesen
sein; denn schon 4355 war eine Tochter von ihm (Anna) vermählt
mit Timo von Golditz, dem damaligen Landvoigt der Oberlausitz,
dessen Stellvertreter (vicecapitaneus) Heinrich war®). Von seinen Be-
sitzungen verkaufte er zuerst sein Stammgut KiUlüz an die v. Nostitz.
Dafür besass er vor 4374 auch die niederlaus. Herrschaft Lieberose, die
er aber um diese Zeit an K. Karl IV. (um 4300 Seh.) veräusserte. Da
ihn der Kaiser nicht baar bezahlen konnte, wies ihm derselbe die
jährlichen Zinsen für die Kaufsumme (430 Seh.) auf den landesherr-
lichen Revenuen aus dem Lande Budissin an. Er selbst war damals
auch Hauptmann zu Eger ^) . Zu wohnen pflegte er in Baruth , wo er
sich noch 4382 eine besondere Schlosskapelle erbaute i<>). — Aus d^
betreffenden Urkunde über diesen Bau , der letzten , die wir von ihm
kennen, ersehen wir zugleich, dass er vier Söhne Johann, Hein-
rich, Otto und Heinrich [sie] hatte. Dieselben verkauften als-
4) Knotbe, Eigenscher Kreis 57. 5) Cod. Lus. 363. Urknnd.-Verz. I. 54.
«) Ürkiind.-Verz. I. 59. Lans. Magaz. 1780. 73. "O Gltfey, Anecd. I. 608.
«) Urk.-Verz. I. 62 No. 313. ») Grnndmtnn, coUeet. n. 132 flg. im A. Dresd.
Crk.-Vert. I. 80 No. 440. w) Ebend. I. 113.
2»6 II. Abthaiiung.
bald die Herrschaft Muskau an Hans v. Penzig, der sie 4390 sicher
besass. Johann v. K. war mindestens schon 4384 ^^) Domherr zu Prag
und Pfarrer zu Görlitz. 4385 wurde er, der Zweite aus seinem Ge-
schlecht, Bischof zu Meissen. Nach 20 jährigem Regiment legte er
4 405 seine Würde freiwillig nieder und verbrachte die letzten Jahre
seines Lebens zu Budissin, wo er den 20. Febr. H08 starb, und wo
er auch begraben liegt. — Die Ver\^'altung der gemeinschaftlichen
Familienguter war von dem jüngeren Bruder Otto geführt worden ;
die beiden Heinriche haben wir in oberlaus. Urkunden nirgends sonst
erwähnt gefunden. Dieser Otto v. K. war seiner Zeit eine der einfluss-
reichsten Persönlichkeiten im Lande. Er stand in hohem Ansehen bei
dem jungen Herzog Johann von Görlitz, in dessen Gefolge er sich 4389
bei dem Turnier zu Görlitz befand,, als dessen Gommissar er darauf
die Juden aus dieser Stadt zu treiben hatte , und an dessen Hofe er
4394 sogar Marschall wurde. Nicht minder hatte ihn der Herzog zum
Landvoigt (4 389-r-94) in der ihm gehörigen Niederlausitz gemacht und
ihm für vorgesü*eckte 2068 Schock Gr. (4394) die Herrschaft Sprem-
berg verpfändet 12) . Später (4406—40) ward Otto v. K. Landvoigt
auch* in der Oberlausitz. Wie er schon 4400 die seinem Vater einst
verpfändeten 430 Schock Jahreszins aus den landesherrlichen Re-
venuen aus der Oberlausitz an seinen Neffen Timo v. Golditz, Bischof
von Meissen , verkauft hatte , so überliess er 4 406 gemeinschaftlich
mit seinem damals noch lebenden Bruder Johann auch die letzten
Familiengttter in der Oberlausitz , nämlich die Herrschaft Baruth, um
4500 Mark an Nickel v. Gersdorff , genannt Bock , und zog sich seit-
dem ganz nach der Niederlausitz, wo er Lieberose (bis 4444) und
Friedland besass. Er hatte bei dem Domstift zu Budissin ein Jahres-
gedächtniss für sich, seinen Vater, seine Brüder und seine Gemahlin
Elisabeth gestiftet, indem er das halbe Dorf Kirschau (N. bei
Schirgiswalde) demselben schenkte ^*) .
Er hinterliess vier Söhne, Johann, der 4408 Pfarrer in Neisse,
später in Görlitz war, Otto genannt Laupold, Otto den jüngeren,
und Heinrich, denen Spremberg in der Niederlausitz gehörte.
Anfangs besassen sie in -der Oberlausitz noch die Lehnsherrlichkeit
über Oelsa und einige anderen früher zur Herrschaft Baruth gehörigen
Ortschaften , welche die v. Temritz zu Lehn hatten. Da kauften sich
<i) Ebend. I. 111. ^) NenmAnn, Niederlaas. Landvoigte II« 85. Worbs,
Invent. dlplom. 208. i3)0rundmAnn, ooUectan. II. 136 flf. im A. Dretd. Urk.-
Verz. I. 163. 179. »*) Laos. Mag. 1870. 294.
.69. Die V. Klttx. 297
Letztere von diesem Lehnsverband mit dem ^edlen Herrn Heinrich v.
Kittlitz und all seinen Brüdern^ los, und so nahm 44i9 König Wenzel
von Böhmen die v. Temritz als seine Vasallen auf und belehnte sie
mit ihren Gütern. Seitdem verschwinden die Herren v. Kittlitz aus
der Oberlausitz. —
Nur auf kurze Zeit wurden sie Ende des 45. Jahrhunderts wieder
daselbst ansässig, doch ohne daselbst zu wohnen. 4507 verkaufte
Heinrich v. Kittlitz zu Eisenberg in Schlesien das halbe Dorf
Dohms (am Queiss in der Rechenbergschen Heide) „wie er und sein
Vater dasselbe innegehabt '^v um 442 Mark an den Rath zu Lauban ^^) .
69. Diev. Klflx,
auchKluiz, Clux, Klix, Klyx geschrieben, nannten sich nach
dem Dorfe Klix an der Spree* (N. von Budissin] , das ihnen bis gegen
Ende des 46. Jahrhunderts gehörte. Schon 4S82^) war ein Walthe-
rusdeKluiz Zeuge zu Budissin, als die Markgrafen von Branden-
burg diese Stadt vom Marktzoll befreiten. In der ersten Hälfte des
48. Jahrhunderts werden verschiedene v. Kl. erwUhnt, von denen
aber weder ein Verwandtschaftsverhältniss zu einander, noch sogar
irgend ein Wohnsitz bestimmt nachzuweisen ist. So schenkte 4353
ein Henczil Klux all seine Wiesen, die eine gegen Ostro (S. von
Marienstem), die andere 9,unter seinem Hofe^ (ob zu Klix? KaumI)
dem Kloster Marienstem zu einem Seelgeräth. Seine Brüder sollten
diese Schenkung nicht hindern können. Sollte aber entweder noch er
selbst, oder nach seinem Tode sein Bruder Walther oder dessen
Sohn Nickel dem Kloster für jene Wiesen 40 Schock Geld zahlen,
so solle das Kloster dieselben dafttr wieder herausgeben. Seinen üb-
rigen B rüdern gegenüber sollte aber diese Bestimmung nicht gel-
ten'). Das der betreffenden Urkunde angehängte Siegel zeigt den
bekannten Ast mit drei Blättern und die Umschrift: S. Johannis
de Gluix. So dürfte also diese Brüdergruppe wohl einen Johann v. Kl.
zum Vater gehabt haben. — Wir wissen nicht, ob der eben erwähnte
Nickel V. Kl. identisch sei mit dem Nickel Clux, der 4375 schwer'
verwundet worden war, weshalb über den Thäter von dem Rath zu
Görlitz die Acht verhängt wurde. Ein ^Herr^ Härtung v. Kl. ver-
bürgte sich 4346 zu Görlitz bei einer Urfehde und war 4353 Zeuge
bei einer Entscheidung über die Vorrechte der Herrschaft Baruth ^) .
«0 Ürk.-Vera. IH. 76.
69. ») Cod. Lü8. 110. «) Knothe, MStern 53. 3) oörl. Üb. toc. I. 5»>
(Mspt.). Lani. Mag. 1780. 73.
298 U. Abtheilung..
1324 war ein Jenchin v. Clux Zeuge bei der Gesammtbeleh-
nung der Herren v. Penzig durch Herzog Heinrich von Jauer , wir
wissen nicht ob derselbe, der 4334 4 7 Scheffel Korn wie Hafer Bischofs-
zehnt zn Krumenforst (SW. von KHx) an das Domstift Budissin abtrat^) .
— Jedenfalls ein andrer war der Jenchin v. Clux, der 4373 von
Tamme von dem Neuendorfe beraubt worden war, und dessen Sohn
Hans sich 4381 in der Acht der Stadt Görlitz befand, weil er sich
dem Voigte des Königs widersetzt hatte i^). 4404 ward dieser Hans
Kluczis nach Görlitz vor Gericht citirt , weil er jemand verwundet
hatte. Nach alledem muss er und wahrscheinlich auch die schon frflher
Genannten im Weichbild Görlitz gesessen gewesen sein. Und so wird
er denn 4406 auch in der That als „Hans Klux auf Gröditz^ (W. von
Weissenberg] bezeichnet, als er von seinen Schwägern, den Brüdern
Nickel , Hans und Heinrich v. Maxen , die Herausgabe seines Erbe-
geldes verlangte. Bis 4427 haben wir ihn auf Gröditz, dann aber
nie mehr ein Glied seiner Familie im Besitz dieses Gutes gefunden.
Ausserdem begegnen wir Anfangs des 45. Jahrhunderts einem
Caspar V. Kl., der 4 405 dem Rathe zu Görlitz „Rechtens verhelfen",
desgleichen einem Peterv. Kl. auf Kleinradmerüz (NO. von Kittlitz),
der 4 424 dem Heinr. v. Rodewitz auf Kleinradmeritz , dem Bruder
seiner Frau Margaret he, einen Theil dieses Gutes abkaufte; femer
einem Hans v. Kl. auf Bolbritz (N. von Göda), der 4424 Leute zur
Befestigung von Budissin gegen die Hussiten sendete ; endlich einem
Walther v. Kl., dessen Siegel 4404 ein Vasall :Jeschke*s v. Dohna
seinem Fehdebriefe an Markgraf Wilhelm von Meissen anhing <^). An-
fang des 45. Jahrhunderts scheint das Stammgut Klix der Familie nicht
gehört zu haben, sondern versetzt gewesen zu sein. Wenigstens war
1443 ein Heinrich Scezwicz (Zezschwitz) Gewahrsbttrge für den Pfar-
rer von Klix, und 4421 soll ein Hieron. v. Rosenfeld auf Klix Leute
zur Befestigung von Budissin gesendet haben ^). Um 4440 finden wir
aber die v. Klüx wieder im Besitze von Klix.
Der berühmteste Spross der Familie während des ganzen Mittel-
alters war ohne Zweifel Härtung v. Clux ^) (4446 — 43) . Auch von
ihm wissen wir übrigens nicht , woher er stamme (Kloss meint, aus
dem Hause Gröditz) , noch wodurch er sich die Gunst Kaiser Siegs-
munds erworben, als dessen Rath, Begleiter und Vertrauter wir ihn
«) Cod. LuB. 256. Ltü8. Mag. 1860. 471. 5) Görl. lib. proscript. U. 4b. 12».
<0 Garpsov, Ehrent. II. 16&. "T) Grandmtnn, collect. I. bS, Provinz. -BliU.
1782. 293. 8) Vergleiche Aber Ihn Laas. Mag. 1828. 512 flg. Kauf f er, Oberiaus.
II. an vielen Stellen. Prov.-Bl. 1782 (Kloss).
69. Die ▼. KIttx. 299
fast unmittelbar bei seinem ersten Auftreten erblicken. 4420 verlieh
Kaiser Si^gsmund «Härtungen v. Clux und seinem Bruder Hans^ das
Schloss Tschocha (S. von Marklissa) nebst den zugehörigen Ortschaften^
wie er dasselbe von Heinrich Renker erkauft hatte, und 4427 reichte
derselbe Siegsmund „dem Ritter Härtung v. Ciux, kaiserlichem Rath'*,
das Dorf Priedersdorf im Weichbild Löwenberg, das er von Heinze v.
Schoosdorf, und das Dorf Wmgendorf ebenfalls im Weichbild Löwen-
berg , das er von Heinze v. Schreibersdorf erkauft hatte. Seitdem
sind diese beiden schlesischen Dörfer zur Oberlausitz gerechnet wor-
den. Schon damals befand sich Härtung fast stets in der unmittel-
baren Umgebung des Kaisers. Wenn er einmal „vom Könige^ nach
der Oberlausitz kam, versäumte man nicht, ihn „zu ehren^ mit Wein
und Bier. Ebenso sendeten die oberlaus. Stande in der damaligen
Hussitennoth wiederholt Boten an ihn, beim Kaiser Untersttttzung für
sie zu erwirken. Wie er schcm 4446 mit Kaiser Siegsmund in Kost-
nitz gewesen und von da an die eben einander bekriegenden Könige
von Frankreich und England gesendet worden war, weil er „englisch
reden konnte*^ ^) , so begleitete er den Kaiser 4 43 4 auch auf den Reichs-
tag zu Nürnberg, von da zur Krönung in Mailand, 4433 zum Goncil
nach Basel und soll von da abermals in diplomatischer Sendung nach
Frankreich gereist sein. — Während somit Härtung nur selten auf
seinem Schlosse Tschocha weilen konnte, hütete dasselbe ein Diet-
rich v. Klüx als „Hauptmann^, dessen verwandtschaftliche Bor*
Ziehung zu Härtung wir nicht kennen. Er hatte 4440 in Diensten des
deutschen Ordens in Preussen gestanden ^^) . Als 4 427 die Hussiten
gegen Lauban rückten und die arme Stadt völlig zerstörten, war
Dietrich v. Kl. mit 500 Bauern derselben zu Hülfe gezogen; allein
die Hussiten vernichteten auch seinen kleinen Streithaufen , so dass
er selbst mit Mühe entkam. 4 434 zog eine andere Sehaar Hussiten vor
Tschocha und begann, dasselbe zu belagern. Da eilte Härtung v. Kl.^
der sich eben mit dem Kaiser zu Basel befand, nach der Oberiausitz.
Mit Hülfe der Görlitzer setzte er sich zuerst wieder in den Besitz des
ihm ebenfalls gehörigen und von den Hussiten occupirten Dorfes Witt-
chendxivf (NO. von Zittau), rückte dann vor Tschocha und vertrieb da-
raus glücklich die hussitische Besatzung. 4 4d6 ging er wieder zum
Kaiser nach Iglau, begleitete ihn darauf nach Ungarn und bei seinem
Einzüge in das endlich sich öffnende Prag. Gleiche Gunst genoss Har-
9) Mencken, Scriptor. I. 1099. ^O) Job. Voigt, Namen-Codex der deut-
schen Ordent-Beamten. 1843. S. 121.
300 II- Abtheilung.
tung auch 'bei Siegsmunds Nachfolger, K(mig Aibrecht IL, und lebte
noch 4443. — Nach seinem Tode finden wir als Besitzer von Tscfaocha
einen Ramfoldv. Klttx, von dem wir auch nicht wissen, ob er ein
Sohn, Neffe oder entfernterer Verwandter von Härtung gewesen sei.
Vielleicht ist er identisch mit dem Rarafold v. Kl., „daselbst gesessen^
(d. h. also zu Klix)^ der 4440 als Lehnszeuge vorkommt ^^). Der-
selbe muss spätestens 4454 gestorben sein; denn in diesem Jahre fin-
den wir bereits Caspar v. Nostitz im Besitz von Tschocha, und 4453
belehnte denselben König Ladislaus mit diesem Gute, das „durch Ab-
gang Ramfolds v. Kl. an ihn [Caspar], als den nächsten Erben, ge-
fallen sei^. Auch ttber die Verwandtschaft dieses Caspar v. Nostitz
mit denen v. Kl. ist nichts zu ermitteln gewesen.
Erst etwa seit Mitte des 45. Jahrhunderts Ittsst sich nun, w^enn
auch nur mit grossen Lücken und ohne genaue Filiation , eine Linie
derer v. Kl. auf Klix feststellen , zu der sich dann noch zwei andere
Stammhäuser, Wawitz und Strahwalde, gesellen.
4. Stammhaus Klix.
Ausser jenem Ramfold (4440), der später Tschocha erwarb,
«
war gleichzeitig ein Lorenz v. Kl. wohl zu Klix gesessen, indem er
wenigstens 4448 mit dem Hammermeister zu Klix Zeuge bei einer
Urfehde in Görlitz war. Nicht minder hatte 4448 ein Gol mann alias
C u n c z e 1 de Clux, ibidem residens, Zins zu Kolm (N. von Weissen-
berg) an einen Vicar zu* Budissin verkauft. Dieser Golmann war
4435 wegen Beraubung von Geistlichen durch das Conoil zu Basel
exoommunicirt worden und kommt bis 4 450 vor. — Später finden
wir auf Klix einen Herten Klux („daselbst gesessen^), der 4488
Lehnszeuge in Budissin war, 4489 als Erbherrschaft zu Lömischau
(0. bei Klix) einen Unterthanen bei dem Rath zu Görlitz entschuldigte
und in demselben Jahr Schöppe im Judicium ordinarium zu Budissin
war ^3). 4498 und 4500 wird ein Hans Klux, „daselbst gesessen^,
als Gewährsbttrge bei Zinsverkäufen an das Domstift Budissin auf-
geführt. 4534 unterzeichnete ein W e n z e 1 v. Klux, „daselbst ge-
sessen^, die Beschwerdeschrift des oberlausitzischen Adels gegen die
Sechsstädte, und 4585 war Jakob v. Kl., der Bruder Wenzels, Vor-
mund für Nicol. V. Mauschwitz auf Oderwitz ^') und kommt sammt
seinem Bruder bis 4547 vor. Wie es scheint hinterliessen beide BrU-
") Ürk.-Veri. II. 511». «) A. Bud. lib. fundtt. fol. CLXXVIII. N, Script,
rer. Ins. II. 282. 118. 19) Korscheit, Oderwitz 30.
69. Die T. Klttx. 301
der Söhne, der eine die Gebrüder Wenzel, Hans und Jakob auf
Klix, welche 4553 das Gut Niederhorka (W. bei Rothenburg) kauf-
ten ^^j, der andre die Gebrüder Ramfold, Nickel, Hans und
Peter, von denen Schulze (Ahnentafeln, Mspt. Görl.) sagt, dass sie
4554 ihr Stammgut Klix an Caspar v. Nostitz auf Jahmen verkauft
haben sollen. Dem Lehnbuch zufolge wurden dieselben 4565 „neu be-
lehnf^, ohne dass angegeben wäre, womit, und 4592 gehörte Klix
allerdings einem Georg v. Nostitz.
«
2. Stammhaus Wawitz.
Seit Anfang des 46. Jahrhunderts erscheint ein Barthel v. Kl.
zu Wawitz (bei Pommeritz) gesessen , von welchem Gute er aber nur
einen Antheil besass. 4505 gab er einem Unterthanen zu Hochkirch
(S. bei Pommeritz) einen Gunstbrief, verkaufte 4544 Zins zu Wawitz,
4525 Bauern zu Jauemik (SO. von Hochkirch) und Zschoma (NO. von
Hochkirch] und erwarb dagegen 4534 9 Bauern zu Rachlau (S. bei
Hochkirch). — Nach seinem Tode wurde 4533 sein Sohn Hans nebst
dessen noch unmündigen Brüdern mit Wawitz und Zubehör belehnt.
Dieser Hans nun hatte sich „eines Fleckes im Dorfe vor dem Vorwerk
unterzogen^, auf welchen die ganze Dorfgemeinde Anspruch zu haben
glaubte. Deshalb verklagte das Domkapitel zu Budissin und Heinrich
V. Klüx auf Strahwalde, welche ebenfalls Antheil an Wawitz besassen,
jenen Hans und seine Brüder vor dem Judicium ordinarium zu Bu-
dissin, wo die Parteien 4535 verglichen wurden ^^]. — 4554 wird im
Musterregister ein Adam v. Klüx zu. Wawitz aufgeführt, den wir
vielleicht ebenso für einen Bruder von Hans halten dürfen , wie den
Caspar v. Kl. auf le^n (0. von Hochkirch), der 4560 sein vater-
lich Gut, den Rittersitz zu Wawitz und das Lehngut zu Lehn ver-
kaufte. — Aus dem Hause Wawitz stammten sicher auch die Brüder
Christoph und Peter v. Kl. anfRachlau xxndDöhlen (W. bei Rach-
lau) , welche 4 563 „nach dem Tode ihres Vaters*^ belehnt wurden und
4564 „das halbe Vorwerk zu Wawitz^ und 4 Bauern nebst dem Kret-
scham zu Hochkirch an Hans v. Gersdorfif auf Kuppritz überliessen.
Peter V. Kl. war noch 4592 zu Dohlen gesessen.
3. Stammhaus Strahwalde.
Die V. Klüx auf Strahwalde (N. bei Hermhut) haben sich jeden-
falls von dem Hause Wawitz abgezweigt. Wenigstens nannten sich
14) L. B. Holt eher, Horka50 sagt dagegen, die v. Klfix hatten das Gut vei^
kauft. • «0 A. Bnd.
302 H- Abtheilung.
i534 Bartel auf Wawitz und Heinrich v. Kl. auf Strahwalde noch
^Vettern^, und dieser Heinrich besass, wie eben erwähnt, noch 4535
«inen Antheil von Wawitz. Zuerst haben wir 4 500 ^den a 1 1 e n K 1 tt x
und seinen Sohn Heinrich'^ erwähnt gefunden, welche in Strah-
walde einen gewissen Möller gemisshandelt hatten. i522 verglich
sich Heinrich v. Kl. mit dem Rathe zu Löbau wegen einer Grenze ^*) .
Er war 4528 Hofrichter zu Löbau und starb 4544 ; aber erst 4545
wurden seine Söhne Hans und Bernhard mit den väterlichen Be-
sitzungen belehnt. Nur einer derselben (vielleicht Bernhard, der
noch 4 552 als Bürge vorkommt) hinterliess selbst wieder Söhne. 4 560
nämlich erhielten dieBrttder Joachim, Heinrich und Hans v. KI.
nach ihres Vaters Tode die Lehn über Strahwalde. Sie scheinen zu-
erst das Dorf in ein Ober- und ein Niedergut getheilt zu haben. Von
ihnen erkaufte Joachim 4580 ein Stück Gut zu Oberrennersdorf
und Siederherthelsdorf von Hans v. Gersdorff, und 4 584 auch Nieder-
rennersdorf von den Erben Siegsmunds v. Schwanitz hinzu , starb
aber schon 4587. Er hinterliess eine Wittwe Anna geb. v. Gersdorff
und zwei Söhne, Bernhard, der Oberrennersdorf und Niederber-
thelsdorf, und Caspar, der (halb) Strahwalde und Niederrenners-
dorf erhielt. Seine Vormünder verkauften indess letzteres Gut 4594
(um 7000 Thlr.) an Caspar v. Gersdorff auf Burkersdorf, der eine
Schwester von Bernhard und Caspar v. Klüx, Namens Margarethe.
zur Frau hatte ''). — Der Onkel dieser Brüder Hans v. Kl. auf (halb)
Strahwalde lebte noch 4594. Der dritte Bruder Heinrich ist wahr-
scheinlich derselbe, der den Oberhof zu Türchau von Siegsm. v. Fal-
kenhain erkauft hatte und 4584 daselbst starb. Seine Erben verkauf-
ten 4587 diesen Antheil von Türchau um 4000 Thlr. an den Rath zu
Zittau. Sein Sohn Hans Bernhard besass 4645 das Gut Lehn (bei
Hochkirch) .
70. Die Knebel.
In Jahre 4529 erkaufte ein Tile (Tyl, Tylich) Knebel von den
Gebr. v. Mauschwitz das Gut Hainewalde (W. von Zittau; nebst dem
damaligen Pertinenzstück Gersdorf (W. von Ebersbach) und 4534 von
Christoph v. Gersdorff das an Hainewalde anstossende Gut Gross-
1«) Löbtoer Rügebueh p. 46b. Urkuiid.-Yen. III. 122. D«m dte Mheren Besitzer
dieses Gutes, die dnreh die Beifögung .,toii Strawenwtlde" bezeichnet werden, der
Familie t. Klüx tngehdrC bitten , ist T$nig nnerweislich. i^ t. MQoke, Nieder-
rennersdorf 12 flg. K 0 rs cb e 1 1 , Bertbelsdorf 36 flg.
71. Die y. Knobelsdorf. — 72. Die Knobloch. 303
•
sckifnau^). Er wohnte in Hainewalde. Wer derselbe gewesen , und
woher er gekommen, ist noch nicht ermittelt. Für unberechtigt halten
wir die übliche Annahme, dass er der zu jener Zeit in dem angren-
zenden Wamsdorf begüterten Familie v. Knobloch angehöre und viel-
leicht der Sohn des bis 452S genannten Georg v. Knobloch sei. Wäh-
rend die W^amsdorfer Familie überall , auch in den Grossschönauer
Schöppenbttchern ,,Knobloch^ (oder ^Knoblach^) geschrieben wird,
heisst Tile ebendaselbst , auch in den Lehnbüchern und sonst in den
urkundlichen Quellen nie anders als „Knebel" , und während die
Wamsdorfer Familie seitdem 46. Jahrhundert das „von'^ des Adels
angenommen hatte , wird dasselbe dem „Tile Knebel" nie beigelegt.
Und dennoch muss er adlichen Herkommens gewesen sein, sonst
hätte ihn die oberlausitzische Ritterschaft nicht 4530 in einem Prozess
gegen die Sechsstädte zu ihrem Syndicus, nicht 4537 für den Prager
Landtag zu ihrem Abgeordneten und bei einer wegen Caspar v. Kott^
witz berufnen „Ehrentafel" nicht zum Marschall erwählt. Knebel
hinterliess bei seinem Tode 4545 von seiner Gemahlin Ludmilla,
der Tochter Nicol. U. v. Dohna auf Grafenstein, keine Leibeserben,
weshalb seine Güter an den König fielen. Von diesem erwarb sie
Dr. Ulrich v. Nostitz. Von der Kaufsumme erhielt Knebels Wittwe
700 fl., die Gebrüder und Vettern v. Lindenau wegen „Mitbelehnung,
Donation und Erbgerechtigkeit" 3800 fl., der König selbst 5000 fl.'^).
71. Die T. Knobelsdorf
haben wir in der Oberlausitz, wohin sie aus Schlesien gekommen sein
dürften, nur vorübergehend angesessen gefunden. 4429 sollen
Bernhard, Hans und Paul Knobelsdorf von denen v. Nostitz die
Dörfer Noes und Neundorf (N. und S. von Rothenburg) gekauft haben ^) ,
und 4 507 war Balthasarv. Kn. zu Lohsa (0. von Wittichenau] Bürge
für Heinr. v. Kittlitz beim Verkauf von Dohms^j.
72. DieKnoblochy
erst im 46. Jahrhundert „von Knobloch" genannt, besassen etwa seit
Anfang des 45. Jahrhunderts das Dorf Schwepnitz (N. von Königs-
70. 1) A. Dresd. ^ebn im BudUstniscben 1520" fol. 6b. 8^ ^ Richter,
OroMMhonau S. 111 flg. 8. 24. N. Script, rar. los. IV. 312.
71. 0 KntQthe, NostitzeSO. >) Urk.-VeTZ. HI. 76. Wllh. ▼. KnobeU-
dorff, („Gesch. der Familie t. Kn.'* BerUn 1870) versucht so beweisen, dtss die
V. Kn. um 1220 das einstige Dorf Knobloehsdorff bei Zltton (Jetzt Vorstadt : die Lange-
fahrt) gegründet, Ton da dann In die Niederlansitz and nach Schlesien gezogen seien.
304 U. Abtheilung.
•
brttck),. 1432 leistete Hans Knob loch „derAlte^ zu Schwepnitz
neb3t Anderen Bürgschaft für die Stadt Kamenz gegen eine Schar
plündernder Hussiten. Jedenfalls seine Söhne waren Hans und
Heintze, Gebrüder Knobloch, welche 4438 nach dem erblosen Tode
ihres bisherigen Lehnsherrn , Borso's von Kamenz , unmittelbare Va-
sallen der Krone Böhmen wurden *) . — Erst 4534 erfahren wir wie-
der etwas von der Familie. Damals war die eine Htflfte von Nieder-
biUleritz (0. von Schwepnitz) durch den Tod Christophs ^von
Knobloch'^ an den König gefallen. Das Stammgut der Familie,
Schwepnitz, gehörte um diese Zeit einem Hans v. Kn. , der 1531
die Klageschrift des Adels gegen die Städte mitunterzeichnete. 1 536
wurden 9,die Gebrüder v. Kn. zu Schwepnitz^ nach dem Tode
ihres Vaters belehnt; sie verkauften 1S41 die Hälfte des Guts (um
3200 fl.) an die Burggrafen v. Dohna auf Königsbrück. Namentlich
wird dabei nur Michael v. Kn. ; wohl der älteste der Brüder, 1551
dagegen im Musterregister Christoph und Hans v. Kn. genannt.
Einer dieser Brüder (Christoph?) starb 1569, worauf Hans v. Kn. zu
Schwepnitz und sein ausländischer Bruder (Michael ?) die Lehn über
dessen Antheil erhielten. — Ein Jakob v. Knobloch erkaufte 1607
einen Antheil von [Ober-) Ger lachsheim (0. von Seidenberg).
Eine jedenfalls ganz andere Familie Knoblooh, später ebenfalls
von Kn. genannt, besass schon Anfang des 15. Jahrhunderts das
böhmische Dorf Warnsdorf (W. von Grossschönau) . 1417 wurden
bei Beleibdingung von Margarethe, der Frau Hansens v. Gebeizig auf
Wiithen, ihr zu Vormündern gegeben „Herr Otto Knoblouch, Pfarrer
zu Brenis, Tamme Knobelouch zu Wamsdorf und Nicol. Knobe-
louch daselbst^ und schon 1410, ebenso 1423, übte Thamo cliens
dictus Knoblach das Patronatsrecht zu Wamsdorf 2). 1428 schloss
ein Johann Knobloch, armiger zu Wamsdorf, mit dem dasigen
Pfarrer einen Tauschvertrag 3) . 1516 gehörte dieser Antheil von
Warnsdorf, der sogenannte Knobeishof, mit 5 Bauern und einer Mühle,
dem Georg v. Knobloch, der auch noch 1522 als Erbherr erwähnt
wird. — Das Wappen dieser W^arasdorfschen Knobloehe zeigt, wie
es scheint, drei in Sternform übereinander gelegte Knoblauch-
stauden *) .
Die überkQhnen Schlussfolgerangen basiien noeb dazu auf ganz onhistorlschen Voraus-
setznngen.
72. ») Ürkund.-Vera. II. 31*. v. Redern, Lusat. dlpl. 33 flg. «) Ornnd-
mann, collect. I. 217. Üb. conflrm. Pra«. VII. A. 16. B. 26b vill. 3) Balbln,
V. 303. 4) Palme, Warnsdorf 20 und Anhang. Richter, 6rosflscb5nan 111.
73. Die Knoph. — 74. Die v. Kobershain. $05
Wir wissen nicht , ob von einer dieser beiden Familiefn jenbr
Woifgang y. Knobeloch abstammt, der i499 für seine Mutter
Margarethe und deren Schwester Magdalene, verheirathet mit
Hans Berger, und eine zweite Schwester derselben ^ Jungfrau !Doro-
thee, Y2 Mark Zins zu Herbigsdorf bei Ltfbau „auf allen ihren Leuten
und Gtitem, die sie zusammen und jedes besonders haben'*, an einen
Altaristen zu Löbau wiederkäuflich Uberliess^]. Jedenfalls war er
selbst gar nicht zu Herbigsdorf gesessen. — Sein Siegel zeigt drei
senkrecht neben einander gestellte Stflm'mchen mit Ausladungen , die
wohl auch drei Knoblauchstauden bedeuten sollen.
78. Die Knoph,
auchKn'opph und Knop geschrieben, waren ein v. Kamenzsches
Vasallengeschlecht, das die Guter Braunau und Tzsdwma (W. und
N. von Kamenz) besass. 4404 verkaufte Hannus Knoph und sein
Bruder Nie las, zu Braunau gesessen, Zins zu Tzschoma an den
Rath zu Kamenz. 4449 erwarb „der gestrenge Nickel Kn. der Alte^
(also wohl der Obige] und Nickel und Hannus Gebrüder Kn., seine
Vettern (also wohl des obigen Hannus Söhne), von ihrem Lehnsherrn
Heinrich v. Kamenz um 50 Mark Gr. die Obergerichtsbarkeit auf
ihrem Gut Tzschoma. 443S war Nickel (der jüngere) alleiniger In-
haber von Braunau und wurde 4438 durch den erblosen Tod Borso's
V. Kamenz unmittelbarer Vasall der böhmischen Krone ^) . Ebenfalls
ein Nickel Kn. (wohl ein Sohn) verkaufte 4450 einem Unterthanen
zu Tzschoma dessen Lehngut als Erbe und bald darauf die Hälfte des
ganzen Ritterguts Tzschoma an Balthasar v. Schreibersdorf auf Lohsa.
Als Nickel 4469 ohne Leibeserben starb, fielen seine Güter an den
König, und dieser verkaufte halb Tzschoma um 84 0 Seh. an das
Domkapitel zu Budissin^), Braunau, wie es scheint, an die v. Grün-
rode. — Das Siegel Nickel Knoph's an der Urkunde von 4 450 zeigt
drei schmale Querbalken.
74. Die T. Kobershain,
ein altes , vielverzweigtes meissnisches Geschlecht , besassen auch in
der Oberlausitz mehrfach bischöflich meissnische Güter zu Lehn. So
erwarb 4397 Hans v. K. (gemeinschaftlich mit Heinr. v. Breitenbach)
&) A. Loban.
73. i) A. Kamenz. Uik.-Verz. I. 199. n. Si^t. v. Redern, Lustt. dipl. 33 flg.
^J A. Bad.
K n 0 1 b • , Gesch. d. 0b«rl. Adels. 20
306 il* AbtheiluDg.
das Dorf Belmsdarf (0. bei Bischofswerde) wiederkäuflieh von dem
Bischof von Meissen und wird noch 1442 als Pfandinhaber desselben
genannt^). 4430 besass ein Nicolaus v. K. einen Antheil des eben-
falls bisch(»flichen Gutes GrosshOnichen (W. von Göda), auf welchem
er Zins un das Domkapitel eu Budissin verkauft hatte. Es war dies
wohl derselbe Nickel K. , der 4438 — 44 als Klostervoigt von Marien-
Stern erscheint. Er hatte einen gleichnamigen „Vetter^, der meist als
^auf dem Burglehn^ (zu Budissin) gesessen bezeichnet wird und
4454 Hauptmann eu Budissin^) war. Dieser Letjstere verkaufte 4456
mit Genehmigung seines Vetters, ^der mit ihm in Gesammtlehn sass^.
das ebenfalls bischöfliche Gut Kubschitz (0. von Budissin) um 420
Seh. Gr. an Marienstem , doch mit dem Vorbehalt , dass das Bisthum
Meissen es um denselben Preis solle zurückkaufen können, was 4465
in der That geschah ^) . Dieser Nickel K. auf dem Burglehn schenkte
4 460 den Franziskanern zu Budjssin ein Gehölz^) und lebte noch 4 462.
— In der östlichen Oberlausitz waren diese v. K., wie es scheint,
niemals ansässig. Wohl aber besass ein Stephan E., der „des Kö-
nigs Diener^ genannt wird, die Voigtei zu Lavban^ d. h. die Ober-
gerichtsbarkeit über das ganze Weichbild nebst mancherlei Zins an
Geld und Getreide, verkaufte sie aber 4402 an die Stadt Lauban^). —
Das Siegel von „Nickel Kobirshain*^ an einer Mariensterner Urkunde
von 4462^) zeigt einen senkrecht getheilten Schild, von welchem das
linke Quartier Silber, das rechte von Silber und Farbe viermal quer-
getheilt ist.
75. Diev. Kohlo,
auch V. Kohl genannt, waren ein altes, niederlausitzisches Adels-
geschlecht, das sich nach dem Dorfe Kohio bei Guben benannte.
Augustin V. Kohlo, Sohn des Andreas v. K., geb. 4502, Erb-
sass auf Schenken , Dober und Kohlo , verkaufte diese Güter und zog
nach Zittau, wo er 4530 Katharine Oppelt, die Tochter des dasigen
Rathsfreundes Lucas Oppelt, heirathete, mit der er 66 Jahr lang in
der Ehe lebte. Erst nach dem Pönfall, durch welchen die sämmtlichen
Sechsstadte auch die freie Rathskür verloren hatten , wurde er 4 548
durch die königlichen Commissare in den Rath der Stadt Zittau ver-
setzt und zwar als „königlicher Richter''. Auch nachdem die
Stadt die Rathskür wieder erlangt hatte , blieb er noch einige Zeit
74. ») Cod. 8ax. II. 2. 277. 391. «) ürkund.-Verz. 11. 67^. 3) Knothe ,
Marieiutern 75. *) Urk.-Vera. II. 89«>. ») Urk.-Verz. 1. 155. «j A. MSiern
No. 47.
76. Die V. Kolowas. 307
„Stadtrichter'^ und wurde 4569 sogar Bürgermeister. 4553 kaufte er
das Dorf Neuhörnüz j verkaufte es aber 4576 wieder an M. Wenzel
Lanckisch , Syndicus in Zittau *) . Dafür erwarb er , wahrscheinlich
von der Wittwe des Nicol. v. Falkenhain , einen Antheil (das Nieder-
gut) von Türchau (S. von Hirschfelde] ^ wo er schon 4576 als Erbherr
bezeichnet wird. Auch dies Gut verkaufte er 4588 (um 3300 Thlr.)
an den Rath von Zittau und erwarb 4587 halb Eibau (NW. von Zittau],
wie es scheint, vom Fiskus^ an'den es nach dem kinderlosen Tode der
Brüder v. Milde gefallen, und endlich das Niedervorwerk zu Reibers-
darf von Joachim v. Weigsdorf und wurde 4594 mit diesem Gute von
Joh. Melchior v. Redern auf Friedland (aufs neue?) belehnt^). Er
starb 4598 in einem Alter von 96 Jahren. Seine Frau hatte ihm 42
Kinder geboren, die ihm zum Theil viel Kummer verursacht hatten ^j.
Als Lehnserben hinterliess er einen Sohn Friedrich, der 4599 mit
seinem Antheil an Eibau belehnt ward, femer die Enkel Balthasar,
Joachim, Peter und Augustin, Sohne Nickels, endlich den
Enkel Melchior, Sohn des ebenfalls schon gestorbenen Sohnes Mel-
chior, die sämmtlich die Lehn über ihre Antheile an halb Eibau 4604
erhielten. Alle diese Erben verkauften aber Eibau schon 4 602 um
4500 Thlr. an den Rath zu Zittau. Als Besitzer von Reiber sdorf er-
scheint nach des Vaters Tode der obengenannte Friedrich v. Kohlo.
76. Die T. Kolowas
oder Colowas, Cholwatz führten ihren Namen wohl nach dem
von den Deutschen jetzt Kohlwesa genannten Dorfe 0. von Pommeritz,
das sie aber zu der Zeit, wo sie zuerst urkundlich genannt werden,
nicht mehr besessen zuhaben scheinen. 4409 war Petrus Colo-
was, zw Beyersdorf (NO. von Oppach) gesessen, GewUhrsbürge für
Paul V. Kopperitz auf Sohland, 4478 Daniel v. Kolowas zuZschorna
(0. bei Kohlw^esa) Gewährsbürge für Hans v. Rechenberg auf Schir-
giswalde^). 4544 verkaufte Hans Cholwatz, Bürger zu Kamenz,
gesessen zu Lückersdorf (SW. von Kamenz], dem Rathe der Stadt 5
Teiche beiGelenau und in demselben Jahre Zins an einen Altar zu Gör-
litz^), 4549 aber das ganze Gut Lückersdorf an die v. Maltitz^). —
Das Siegel des Petrus K. an der Urkunde von 1409 zeigt drei kleine,
in die Ecken des Schiides gestellte Schildchen.
75. <) Voigt, Uörnitz 47 flg. ^Seidel, Des Kohloischen Stammes Cbron
and Lohn. Badissin 1640. 6. 18. 3) Haupt, Nicol. v. DoTnftpach, 1843. B. 115.
▼gl. 132.
76. 1) A. Bud. 8) Ürk.-Verz. IIl. 100« und ». «) A. Kunenz.
20*
/
308 II- Abtheilung.
«
77. Die T. Kopi8ch,
eine schlesische Familie, kamen erst 4586 mit Kaspar v. K. „auf
Holstein^, der von Hieron. v. Schönaich einen Antheii von Schreibers-
darf (W. von Lauban) erkaufte, auch in die Oberlausitz. Sein Sohn
Balthasar ^v. Kopisch und Holstein^ ward 1588 mit dem vater-
lichen Besitzthum belehnt und erwarb 4594 noch einen zweiten An-
theii von Schreibersdorf von Blasius v. Bibran zu Linda hinzu , ver-
kaufte aber 4593 beide an Balthas. v. Stiebitz. —
78. Die T. Kopperitz,
auch Koperiz, Gopericz, Kobaritz, Kopriz geschrieben,
nannten sich nach dem jetzt Kuppritz heissenden , bei Hocbkirch ge-
legenen Dorfe. Schon bei der Stiftung der Georgenkapelle auf dem
Schlosse zu Budissin widmete 4225 der ^Ritter^ OttodeKoperic
derselben 4 0 Mark Silber für die Ruhe seines bereits verstorbenen
Bruders Gregor, der in derselben begraben worden war. Dieser
Otto kommt noch 4242 als Zeuge vor^). In den Jahren 4280 — 83
werden abermals zwei Brüder Gregor und Nicolaus v. K. mehr-
fach bei Anwesenheit der Landesherren zu Budissin erwähnt, von
denen Nicolaus noch bis 4296 in Marienstemer Urkunden erscheint^}.
4347 schenkte vir honestus Gregorius de Kopericz, civis Budis-
sinensis (wir wissen nicht, ob der Ebengenannte), dem Kloster Ma-
nenstem 4 Seh. Gr. und 5 Schillinge Zins zu Schwarznausslüz (S. von
Budissin) und 44 Scheffel Korn wie Hafer zu Kubschitz (W. von Kupp-
ritz) und wird noch 4330 nebst seinem Schwiegersohn Johannes Ursus
als Zeuge aufgeführt^). In den Jahren 4330 — 54 kommen Otto et
Paulus milites dicti de Koperiz mehrfach als Zeugen vor^). Gleich-
zeitig mit ihnen lebten aber auch Wilrich v. K. (vielleicht zu RcUt-
witz W. von Budissin gesessen), der dem Kloster Marienstem 4332
3 Mark Zins zu Lübon (SO. von Marienstem) geschenkt hatte, in die-
sem Kloster lebten nämlich seine Tochter Clara und seine Enkelin-
nen Clara, Margarethe, Agnes, die Töchter seines bereits
verstorbenen Sohnes Hannus, weshalb er 4355 dem Kloster aber-
mals 4 2 Mark Zins auf den Dörfern Lübon , Jiedlitz und Kannewitz
(beide S. von MStem) anwies und 4365 demselben noch 44 Schill.
Zins in Auschkowüz und 4 Schill, zu Säuritz (SO. und S. von MStem)
78. 0 Lans. Mag. 1859. 345, Cod. Loa, 67. «) Cod. Lna. 106. 87. 110. 113.
136. Knothe, Eigenscber Kreis 58. S) A. MStem No. 132. 87. «) Ebendaa.
No. 87. 120, Cod. Lus. 307. Knothe, Eigenscber Kreis 68.
78. Die y. Kopperitz. 309
verkaufte ^] . Desgleichen schenkte er 4 354 gemeinschaftlich mit Nicol.
y. Taubenheim 8 Mark „von ihrem Gute im Lande Budissin^ der Ka-
pelle auf dem Schlosse zu Budissin zu einer ewigen Messe. Wir wis-
sen nicht, ob dies etwa dieselben „8 Mark Zins^ zu Salzenforst (N.
von Budissin) , Kunnersdorf (?) , Pommerüz und Uhna sind, von denen
das Domkapitel zu Budissin 4359 bestätigte, dass sie yon Heinrich,
Nico laus und Ulrich v. Kopperitz für die Schlosskapelle gestiftet
worden seien"). — Dieser Wilrich hatte von seinem verstorbenen
Sohne Hans auch einen Enkel Wilrich, und einen zweiten Sohn
Henczel (4355). Vielleicht ein dritter Sohn war jener Kirstan v.
K., der sammt seinen Unterthanen zuKannewüz (bei MStem) 4373
mit dem Domkapitel verglichen wurde. In welchem Verwandtschafts-
yerhältnias aber zu Wilrich die Priester Heinrich, Hannus, Ni-
•colaus, Härtung und Paul, sämmtlich v. Kopperitz, standen, die
alle bei der Schenkung von 4365 zugegen waren, wissen wir nicht.
Von diesen Priestern heisst Heinr. v. K. 4359 Vikarius in Budissin,
Johann v. K. dagegen war 4359 Pfarrer zu Löbau und 437S Domherr
zu Budissin ; auch ein A 1 b e r t v. K. bekleidete 4 393 letztere W^ürde ^) .
>'achdem , wie es scheint , aUe in der Nähe von Budissin gelegenen
Stammgttter veräussert waren , erscheinen die v. K. im äussersten
Süden des Budissiner Weichbildes , getrennt in die beiden Haupt-
Jinien Oppach und Sohland.
4. Linie Oppach.
Im Jahre 4379 war ein Nitz sehe v. K. zu Oppach gesessen,
der mit den Gebrüdern v. Ponikau auf Elstra und den Gebr. v. Bau-
dissin auf Solschwitz über alle ihre Güter zu gesammter Hand belehnt
ward. Ein Nitzsche v. K. kommt bis 4 iS6 als zu Oppach vor ^) . Gleich-
zeitig mit ihm war aber auch ein Hans v. K., der .4430 Bürge war,
und ein Hartwig v. K. zu Oppach gesessen, der 4424 Leute zur
Befestigung von Budissin sendete und 4430 nebst Georg v. K. auch
«inen Antheil von KunewcUde besass , der vom Bisthum Meissen zu
Lehn rührte. Dieser Georg „zu Oppach'^, 4444 bischöfl. meissnischer
Hauptmann zu Stolpen , ward 4 455 auCs neue mit denen v. Ponikau
5) Knothe, MStern 45. 54. 56. O) Urk.-VeR. L 61. A. Bad. lib. fandat.
fol. C. "^ Dm £rbbegTil>ni88 der Familie war bei den Franziskanern tu. Budissin,
wo vor 1355 bereits begraben lagen: Oregorius de K., nxor dorn. Ottonis de K.
nomine Swenke, Otto milesdeK. cnmuxore, Otto dictnsKlngil deK. cnmniore,
relicta Oregorii deK., fllius ejusdem mnlieris Godfridns et akor ejasdem Ood-
fridi. Cod. Lns. 354 flg. ()) CarpzoY, Ehrent. 11. 167. Kirchengallerie 249.
310 II. Abtheilung.
und V. Baudissin zu gesammter Hand belehnt^), war also gewiss ein
direkter Abkömmling des obigen Nitzsche. Während Oppach gegen
Ende des 45. Jahrhunderts von denen v. K. verkauft ward', wurden
4488 Nicolaus, Peter, Georg und Paul, Gevettem und Brüder,
mit den 5 Mark Zins zu KunewcUde neubelehnt. Von diesen war Nico-
laus Hofrichter zu Budissin (4482 — 97) ; Georg aber kommt von 4498
— 4640 als Besitzer von Weigsdorf (W .hei Kunewalde) vor. Nach ihm
besass dies Gut ein Peter v. K., wohl sein Sohn. 4524 liessen
Georg, Thomas, Caspar und Christoph v. K. (etwa die Söhne
Nickels?) diesem Peter die Dörfer Weigsdorf und Pielüz (N. von Weigs-
dorf) auf, so dass Letzterer nun alieiniger Inhaber derselben ward.
Durch seine Frau, eine geb. v. Schreibersdorf, erlangte er, „als Ehe-
geld'', auch Unterthanen zu £johsa und Dreiweibem ^ erkaufte auch
4532 Grosskunitz (N. von Weigsdorf) und iUl Köbläz (W. von Weigs-
dorf) und Leute zu Kosel, Im Musterregister von 4554 erscheint ein
Georg V. K., wohl sein Sohn, als Besitzer von Weigsdorf.
2. Linie Sohiand.
Seit 4404^ also gleichzeitig mit den obengenannten Nicolaus und
Hartwig v. K. auf Oppach, war ein Paulus v. K. auf dem benach-
barten Sohiand gesessen, der wiederholt und zuletzt noch 4454 Zins
theils in Sohiand , theils in Irgersdorf (N. von Wilthen) an das Dom-
stift Budissin verkaufte. 4453 dagegen wird ein Nickel und um
4480 die Brüder Härtung und Wenzel v. K. auf Sohiand in einer
Anzeige genannt, welche der Amtmann auf dem den Herzögen Ernst
und Albrecht von Sachsen gehörigen Tollenstein bei Bumburg wegen
allerhand Excesse jener Besitzer von Sohiand und ihrer Unterthanen
erstattete. Noch 4524 werden ^die Gebrüder v. K. auf Sohiand'' er-
wähnt ^<>). Der eine derselben hinterliess als Erben Paul v. K., der
andre die Brüder Peter und Caspar v. K., welche Letzteren 4525
einen Theil ihres väterlichen Gutes Sohiand an die v. Taupadel yer-
kauften, dafür aber 4530 von ihrem Vetter Paul einen Theil seines
Vorwerks Kitsch (?) erwarben. Als 4635 dieser Paul erblos starb, ver-
kaufte der König dessen Antheil von Sohiand an Christoph v. Metzradt.
Bald darauf (4547) überliess auch Peter v. K. sein noch verbliebenes
Stück des Gutes an die Gebr. v. Eberhard.
Ausserdem besass 4400 — 53 ein Heinz e v. K. das Gut Rattwilz
9) Lms. Magaz. 1866. 292. W) a. Bnd. A. Dre§d. Loc. 4354 fol. 102. ürk.-
Verz. III. 120.
79. Die V. Korbitz. — 80. Die Kordebog. — 81. Die ▼. der Kosel. 31 1
(W. bei Budissin) ; vielleicht waren die Gebr. Heinrich und Bern-
hard v. K. ^su Rodewitz^, die U77 und H78 Zins zu Salzenforst
an das Domkapitel zn Budissin verkauften, seine Söhne.
Auch Blösa (SO. von Budissin) gehörte im 45. Jahrhundert denen
V. K., 4466 einem Heinze und einem Thomas, 4498 einem Georg
dem jüngeren ; desgleichen Oppeln (bei Kittlitz), das 4 465 ein H a n s,
1534 ein Mats v. K. besass, und mit welchem 4558 die Brüder Pro-
kop, Georg und Caspar ^nach dem Tode ihres Vaters" belehnt
wurden; endlich Taubenheim (O. von Sohland), auf welchem 4424 — 53
ein Hans V. K. genannt wird.
79. IHe ?• Korbitz,
in den oberlaus. Urkunden meist Kurbes oder Kar bis geschrieben,
waren ein sehr altes meissnisches Geschlecht. Michel v. Kurbes
(auch wirklich v. Korbitz genannt), der auch in meissnischen Urkun-
den öfter vorkommt, hatte in der Oberlausitz 4363 gemeinschaftlieh
mit Nie. Küchenmeister Besitzungen in Kirschau (N. von Schirgis-
walde] erkauft und Hess diese seiner Frau Elisabeth durch Wenzel
von Böhmen zu Leibgedinge reichen^). 4432 war Jane Karbis
auf GoUschdorf (W. v. Kamenz) Bürge für die Stadt Kamenz und
wurde 4 438 durch den Tod seines Lehnsherrn Borso v. Kamenz un-
mittelbarer Vasall der Krone Böhmen ^ .
80. DleKordebog,
auch Gordebog, Churdebugk, Cardeborg geschrieben. Von
dieser Familie haben wir in der Oberlausitz nur Georg K. und zwar
in den Jahren 4479—4543 erwähnt gefunden. Er war 4479 und 4487
Gewährsbttrge für Hans von Bechenberg bei Zinsverkäufen an das
Domkapitel zu Budissin. Dabei wird er als zu Rodewüz (S. bei Gross-
postwitz) gesessen bezeichnet, und auf diesem Gute verkaufte er auch
selbst wiederholt Zins. Er besass aber auch Jesnüz (W. von Nesch-
witz?) und Bederwitz (0. bei Bodewitz) >). — Sein Siegel an einer
Urkunde von 4479 zeigt drei schmale Querbalken im Schilde 2).
81« Die V. der Kosel.
Zufolge des Musterregisters von 4554 hatten „Georg und Wanke
V. der Kosel dMelbst, von dem Gute Kosel und allen andern ihren
79. t) L»u». Mag. 1870. 294. «) Uric-Vent. II. SiK 47»».
80. 1) Laus. Mag. 1860. 438. 1859. 166. «) A. Bud.
312 II. Abtheüung.
Gütern ^ \ V4 Pferd Ritlerdienste zu thun ^ ) . Diese , soviel uns be-
kannt, noch nirgends behandelte Familie, war ein unehelicher Zweig
der Herren v. Schönburg auf Hoyerswerde. 45S3 (Sonntag nach Jakobi)
nämlich verkaufte der oberlaus. Landvoigt Herzog Karl von Münster-
berg die Güter Koiel und Sella (N. v. Königsbrttck) , welche dem
Augustinerkloster zu Alt-Dresden gehörten, diesem aber wegen vor-
geblicher Verweigerung der Türkensteuer von dem Landvoigt weg-
genommen worden waren, um 4500 Mark an seinen „Schwager^.
Herrn Wenzel v. Schönburg auf Hpyerswerde, ^als rechten Vormund
von Wanike und George seinen Söhnen'^ 2). Als nun die
Mönche wegen des ihnen geschebnen Unrechts sich bei König Lud-
wig II. von Böhmen beklagten, musste ihnen endlich (4526) ^Karl
V. Schönburg zu Birkstein (?) und Trautenau'', wahrscheinlich nach
Wenzels Tode (4523) der Vormund von dessen unehelichen Söhnen,
jene Dörfer um 3000 fl. förmlichst nochmals abkaufen. Da diese bei-
den Brüder kein Recht hatten , den Namen v. Schönburg zu führen,
so nannten sie sich nach ihrem Gute Kosel. Bald darauf erwarben sie
übrigens noch andere Besitzungen in der Nähe. Als 1558 der eine
von ihnen gestorben war, wurden seine Söhne „Alexander v. der
Kosel und dessen Brüder" belehnt mit Ko^el^ Sella y Zeissholz,
Oisling vaidLieske (sämmtl. W. v. Wittichenau) . Von diesen verkaufte
4587 Alexander das Dorf (halb?) Sella um 4000 fl. an einen v. Rosen-
hain auf Grunewald.
82. Die V. Eoseritz,
nannten sich wohl nach dem Dorfe Koserüz (N. bei Grostwitz) ; dass
sie es aber auch besessen haben, lässt sich urkundlich nicht er-
weisen. Seit Anfang des 45. Jahrhunderts gehörte ihnen ein Theil
von Grosssärcken (O. von Wittichenau). Als daselbst gesessen er-
scheint 4440 Lutold, 4443 Henczco, der einen Altar zu Wittichenau
aufbessern half, 4476 Hans, der Gewährsbürge bei dem Verkauf von
Kleingräbchen war, und 4494 Heinrich v. Koseritz ^). 4506 gab ein
Nicol. V. K. zu Jahmen (SW. von Reichwalde) einem Unterthanen
Consensbrief^. 4547 soll. ein Nicol. v. K., verheirathet mit Anna
geb. V. Taubenheim, das bischöfl. meissnische Lehngut KirUsch. oder
Kessel (0. von Bischof sw*erde) besessen haben und um diese Zeit ge-
storben, dessen Sohn JohannGeorgv. K. aber fürstlich sächsischer
81. 1) Wdinart, Rechte etc. IV. 549. 2) A. Dresd. Loc. 9573.
82. i) A. Kamenz. Orand mann, cod. dipl. VI. 1430. Urkiind.-Ven. U. 129^
2) A. Bnd.
S3. Diev. Kottwitz. 313
Oberschenk und Hofmeister zu Weimar geworden sein'). — Das
Siegel Nicols v. K. auf Jahmen zeigt bereits den Bttffelkopf.
88. Die T. Kottwitz,
früher auch Ghotewicz, Kothewiz, Kotbitz geschrieben, sollen
bekanntlich nach den einen unier den älteren Genealogen aus der
Niederlausitz, nach den anderen aus Schlesien, nach den dritten aus
Thttringen stammen, nach den vierten endlieh schon im 9. Jahrhun-
dert ^florirt'^ und bei den Karoßngischeb Kaisem in hohem Ansehn
gestanden haben. Diesen gegenüber. machen wir geltend, dass es
nicht nur im Meissnischen drei Dorfer des Namens Kottewitz giebt
und schon seit 4846 ein adliches Geschlecht v. K. vorkommt, sondern
dass es auch in der Oberlausitz ein solches Dorf wenigstens früher
gab, das jetzt zwar Kotüz (SW. von Weissenberg) heisst, aber noch
mindestens Ende des 46. Jahrhunderts genau so, wie jene Adels-
familie, geschrieben ward. Entweder dürfte daher die oberlau-
sitzische Familie aus der Oberlausitz selbst oder doch aus dem be-
nachbarten Meissen stammen. Ueber den Zusammenhang derselben
mit den schlesiscben und niederlausitzischen Kottwitzen haben wir
uns hier nicht zu verbreiten und bemerken nur noch , dass schon ein
Siegel des Christoph v. K. auf Niecha vom Jahre 4499 nur einen
Querbalken, ein Siegel des gleichzeitigen Christoph v. K. auf Salgast
in der Niederlausitz vom Jahre 4507 dagegen zwei schrägrechts lie-
gende Balken zeigt.
Zuerst haben wir die v. K. 4280 gefunden, wo die Brüder
Witego und Conrad v. Kottwitz Zeugen zu Budissin bei Erledigung
eines Streites zwischen Peter v. Nostitz (das Dorf Nostitz liegt SO.
bei Kotitz] und dem Kloster Marienthal waren. 4285 waren Siefried,
Witego und Conrad v. K. zugegen, als Hermann Burggraf v. Dohna
auf Grafenstein zu Schlauroth an der Landskrone für seine Gemahlin
Elisabeth geb. v. Kamenz einen Verzicht ausstellte, und Witego
V. K. nochmals 4290 , als die Brüder dieser Elisabeth sich zu Lauban
mit ihrem Onkel , dem Propst Bernhard v. Kamenz, verglichen <; . —
Zwischen 4306—34 wird häufig ein „Herr Bernhard Ritter v. K.""
als Zeuge theils im Gefolge der Markgrafen von Brandenburg Otto-
nischer Linie und später des Herzogs Heinrich von Jauer , theils für
die Klöster Marienthal und Marienstem (wegen des Eigenschen Krei-
aj Kneschke, AdeUlex. V. 242.
83. 1) Cod. Los. 103 Hg. Knothe, Eigenscher Kreis 52. 57.
314 II. Abtheilung.
ses) genannt ^) . Sein Wohnsitz wird nicht erwähnt ; er dürfte aber
bereits im Görlitzer Weichbild ansässig gewesen sein.
Erst Mitte des 4 4. Jahrhunderts lernen wir ein Gut der Familie
mit Namen kennen. 4356') nämlich verlieh Kaiser KarllV. den Brü-
dern Ganz und Wi tche v.K. ^das halbe Dorf [HcMou] im Görlitzer
Weichbild zwischen beiden Tzschimen bis an Wilhelms Hammerstatt^
mit Heiden , Zeidelweiden , Hämmern und freier Jagd in der damals
noch konigl. Landesheide. Dieses Haibau mit mehreren im Laufe der
Zeit entstandenen Dörfern und Hämmern bildete seitdem das eigent-
liche Stammhaus der Familie und ist auch bis Ende des 46. Jahrhun-
derts in ihrem Besitze verblieben. — Ende des 44. Jahrhunderts wer-
den wieder ein Günther v. K. zu Lodenau (SW. von Halbau) und
ein Witche zu Haibau ^ wir wissen nicht, ob noch die Ebengenann-
ten, erwähnt, welche 4390 mit ihren Nachbarn, den Besitzern der
Herrschaften Priebus , Muskau und Rothenburg , Grenzstreitigkeiten
hatten ^) . Seitdem schied sich eine Lodenauer Linie von der Haibauer.
4. Linie Haibau.
Der ebengenannte Witche v. K. war 4386 — 92 Hauptmann oder
„Hütermeister" der Stadt Görlitz und erhielt dafür vierteljahrig
20 Seh. Gr. Besoldung. Er führte, als solcher, 4387 das Kriegsvolk
der Stadt in die Heerfahrt gegen die Herren v. Biberstein und half
deren Feste Friedland erobern, begleitete auch (4390) mit anderen
Abgeordneten des Adels und der Städte den Landvoigt auf Tage zu
Pirna und Oschatz. — Anfang des 45. Jahrhunderts finden w^ir gleich-
zeitig auf Haibau gesessen Witche (4420 — 48), der 4448*) Amt-
mann der Markgrafen von Brandenburg zu Kottbus war; femer
Math es, der 4434 einen Streit mit den Zeidlern in der Heide hatte;
endlieh Heintze v. K. (4428 — 56) mit dem Zunamen Bock, der
1454 wegen Eingriffs in die königl. Heide nach Görlitz citirt ward.
4442 ward übrigens das Schloss zu Haibau, weil die Landplacker,
d. h. Strassenräuber, darin eine Zuflucht zu finden pflegten, von den
Görlitzem eingenommen und zerstört*). — 4 464 bestätigte König
Georg von Böhmen dem Heinrich v. K., und 4493 König Wladislaus
>) Knothe , Ebend. 62. Cod. Las. 210. 255. 271. 305. 248 (wo stott Bürehardut
jedenfaUs zu lesen sein wird: Berahaidus de K.) A. MSteni No. 21. 89. 3) Urk.-
Verz. I. 69. *) Kloss. (Laos. Magaz. 1771. 279 flg. „Nachrichten von dem Ge-
schlecht der Herren v. Kottwitz^) sagt, Witche sei auch zn Lodenan gesessen gewesen ;
Kiuffer (Oberlans. I. 426. 343) dagegen bezeichnet Ibn als Besitzer von Halban.
5) Worbs, inventar. dipl. 263. «) Görl. Rathsrechn.
S3. Die V. Kotcwitz. 3]&
den Brüdern Georg, Hans und Nickel v. K. leu Haibau (jedenfalls
Heinrichs Söhnen] den über ihr Gut 4356 von Kaiser Karl iV. ausge-
stellten Briefe). Diese Brüder besassen ausser Haibau auch noch
Antheil von Zohliiz (bei Lodenauj, und zwar wohnte Hans zu Haibau,
Georg zu Zoblitz ; Nickel war 4 494 , wo ihnen durch Vergleich ihr
Jagdrecht in der Heide um 21 fl. von dem Rathe zu Görlitz abgelöst
ward, „ausländisch^. Hans hatte 4503 einen Grenzstreit auch mit
Görlitz zu vei^leichen ^j .
Georg imiZobliiz hinterliess zwei Söhne, Christoph und Hans»
Dieselben scheinen alsbald einen Theil ihres Gutes an Casp. v. Gers-
dorff auf Baruth verkauft zu haben, der wenigstens daselbst die Ober-
iterichtsbarkeit zu üben „sich unterstand^ und 4543 deshalb von
Görlitz geächtet ward^). 4525 verkaufte Christoph v. K. „sein halbes
Dorf Zoblitz" an den Göriitzer Bürger Peter Emmerich und starb vor
4538. Der andere Bruder Hans war 1526 ohne Leibeslehnserben
verschieden, worauf der König dessen Gut Zoblitz an Caspar
v. Kottwitz (wir wissen nicht aus welcher Linie) „seiner getreuen
Dienste halber" reichen Hess. Dieser Caspar verkaufte es schon 4 527
wieder an seinen Bruder Christoph. Schon 4530 aber befand es
sich im Besitz des Heinrich v. Haugwitz auf Sänitz.
Kehren wir zu dem Haupthause HcUbau zurück, so waren dort
auf Hans v. K. dessen Söhne: Nickel, 4544 Schöppe in Görlitz^
und Martin, der 4524 seine Frau Margarethe beleibdingen Hess,
gefolgt. Diese Brüder erhielten 4525 und abermals 4530 ihresämmt-
Hchen Güter, nämlich Haibau , Nickelschmiede , Birkenlache , Klix und
Zehrbeutel oberlausitzischen Antheils, zu Gesammtlehn ^^) und theilten
sich so, dass Nickel Nickel schmiede , Birkenlache und Klix, Martin
dagegen Haibau und Zehrbeutel erhielt. Beide waren ohne Leibes-
lehnserben geblieben. Als daher 4537 Nickel starb, erlangte Mar-
tin vom Könige Consens, über alle seine Güter bei Lebzeiten und
selbst noch auf dem Sterbebett frei verfügen zu dürfen. Infolge
dessen vermachte er dieselben 4545 testamentarisch „seinen nächsten
Vettern^, Christoph und Balthasar v. K., den Söhnen des kürz-
lich verstorbenen Ritters Caspar v. K. auf Diehsa , während Martins
„Geschwister'', also Schwestern, Vermächtnisse empfingen. Nach
Martins Tode (4554) suchten und erhielten daher die damals noch
unmündigen Christoph und Balthasar v. K. aus dem Hause Diehsa
") Vrk.-Verz. II. 90. III. 20. ») Ebend. III. 22. 42«. 63. ») N. Script, rcr.
Iu8. Ilir 302. 330. 10^ Urk.-Ver«. III. 131. 139.
316 n. Abtheilung.
durch ihren Vormund, Valien y. Gersdorff auf Hennersdorf , die Lehn
über Ualbau und Zubehör ^^) .
2. Linie Lodenau.
Der oben 1390 erwähnte Günther v. Kottwiiz auf Lodenau er-
hielt 1397^2) nebst seiner Frau Agnes von König Wenzel die lan-
desherrlichen Rechte auf diesem Gute, welche er jüngst (4396) von
Herzog Johann von Görlitz erkauft hatte, bestätigt, nämlich das Ge-
schoss und 8 Tonnen Häringe. — Bald darauf begegnen wir nicht
weniger als fünf verschiedenen v. R. auf Lodenau, welche wohl Söhne
Günthers gewesen sein werden, nämlich 4401 einem Otto, 4412
einem Nickel, 4409 — 37 einem Junker Witche, der wiederholt
Streit hatte mit Hans v. Gebeizig und Otto v. Nostitz , an welche *
Theile des Guts verkauft worden waren, femer einem Hans, der
4 404 eine Summe Geld von Leuther v. Gersdorff auf Kuhna zu for-
dern hatte ^^) , endlich einem von diesem Hans noch zu unterschei-
denden Pfaffehans. 4446 waren dem Witche und Hans v. K.
eine Anzahl feindlich gesinnter Adlicher „freventlich mit Arm-
brusten in ihren Hof zu Lodenau eingerannt und hatten Wltches
Weib beraubt und erschreckt^, wofür die Frevler sämmtlich zu Gör-
litz geächtet wurden. Ebenso war ein v. Gersdorff Hansen v. K.
zu Lodenau „eingelaufen^ und hatte ihn wollen ermorden. Dafür
hatte 4448 Pfaffehans zu Lodenau Hansen v. Gebeizig gefangen und
geschlagen; wofür auch er in die Acht kam. Und da WMtche Pfaffe-
hansen trotz der Acht gehauset und gespetset hatte , so verfiel auch
er der Acht ^^] . Auch 4 437 erhielt Witche zu Görlitz von Land und
Städten, wir wissen nicht weshalb, „Verzeihung auf Nimmer-
wiederthun^. Er hatte Bauern in Lodenau an Otto v. Nostitz ver-
kauft, die dieser 4 429 wieder an den Görlitzer Bürger Hans von der
Dame überliess ^^) . 4443 hatte „Frau Anna Kottwitzin^ zu Lodenau,
vielleicht Wltches Wittwe, Hansen v. Gebeizig in die Acht gebracht,
weil er an ihren Unterthanen Frevel geübt. Seitdem haben wir die
V. K. nicht mehr auf Lodenau gefunden. Vielmehr gehörte seitdem
das ganze Dorf denen v. Gebeizig (d. h. v. Gersdorffj.
Neben den bisher Genannten tragen wir hier noch einige Glie-
der der Familie v. K. nach , von denen w ir nicht wissen , welcher
H) Ebend. III. 148. 174. iS) Ebend. I. 145. i3) Holscher, Uorka 123.
»*) G5rl. üb. proscriptionum I. 29». 30». ») Urk.-Verz. II. 24*. •
83. Die V. Kottwitz. 317
Linie sie angehört haben. 4382 war ein Witsche! v. K. Pfarrer
zu Lttdwigsdorf (N. von Görlitz). 4394 veranlasste ein Conrad v. K.
die Abhaltung einer Adelsversammlung des Görlitzer Weichbilds.
4 393 und wieder 4 447 wird ein P e t e r v. K. auf Neudorf im Görlitzer
Weichbild erwähnt ^^. Um 4445 wurden Hannos und Nickel
Kottwitz von Hartmannsdorf (bei Marklissa?) wegen Betheiligung an
einem Raube geächtet; Nickel wird noch 4426 auf Hartmannsdorf er^
wähnt ^^). Die „Kottwitzer^ , welche im zweiten Jahrzehnt des
15. Jahrhunderts die Landskrone ^on ^den Gersdorffern'^ erkauft
hatten und sie 4449 um 600 fl. an den Görlitzer Bürger Yincenz Heller
ttberliessen, dürften aus der Niederlausitz stammen ; wenigstens war
Jone v. Hoberg, ihr Hauptmann auf der Landskrone , ein ^Vetter^
Ck>nrads v. K. auf Beeskow.
3. Linie Sänitz.
Im Jahre 4447 wurde ein Nickel v. K. , von dem wir nicht
wissen, woher er stamme, mit den Dörfern Sänitz, Dobers und Leippe
(N. unweit Lodenau) belehnt, die er von den Brüdern Albrecht und
Rüdiger v. Haugwitz erkauft hatte. Ihm folgte im Besitz dieser Güter
Heinrich V. R. , jedenfalls sein Sohn, der 4424 die Lehn darüber
empfing. Derselbe war ein tapfrer Herr und wurde deshalb zum
(Amts-) Hauptmann und Stellvertreter des Landvoigts in der östlichen
Landeshälfte ernannt (4432 — 48). Er schlug 4433 die Hussiten bei
Hirschfelde, wobei er selbst verwundet ward ^^) . Zu seinen ererbten
Gütern hatte er noch Kunnersdorf (NW. von Görlitz) und Niecha (bei
Jauemik) erworben. Seitdem wohnte er auf letztrem Gute. So ver-
kaufte er (^Heintze Kotbitz zu Nechaw'') 4 458 4 Mark Zins daselbst
zu einem Altar in Görlitz und war noch 4 459 Theidingsmann zwi-
schen Wentsch v. Dohna und denen v. Gersdorff zu Tauchritz. Er
hinterliess jedenfalls zwei Söhne, Heinrich und Christoph, von
denen der Letztere zu Niecha, der Erstere zu Kunnersdorf wohnte ^^) .
Dieser Heinrich v. K. auf ÄwnncrÄdor/" wird 4 479 — 98 oft genannt^^) .
iff) Urk.-Vera. I. 114 No. 550. Laus. Magaz. 1771. 280. »?) G5rl. Hb. pro-
Script. I. 29». Laus. Magaz. 1771. 284. J«) Üik.-Vera. I. 190. IL 13. Grosser,
MerkwüTd. I. 119. ») Uiknnd.-Veiz. II. 74. 85. ^O) Die Frau Heinrichs, die
Mutter der sogleich zu erwähnenden Christoph nnd Caspar, wird Urknnd.-Verz. III. 95
aQsdrüeklleh als die Wittwe ,,H e i n r i c h s ▼. K. aaf Knnnersdorf bezeichnet. Somit
▼erwechselt Joh. Hass (N. Script. IV. 207 und 134) die Vornamen, wenn er Heinrich
den .jVatersbrnder^ Jenes Christoph und Conrad nennt und ihn zu Niecha wohnen lasst.
»1) Urk.-Vcrz. IH. 17». 33«. 42«.
318 11- Abtheilung.
Seine Söhne Christoph und Caspar präsentirten noch 1504 einen
Geistlichen für das dasige Pfarramt, verkauften aber 4505 dies Gut
an Hans Frentzel in G(n4ttz. 4505 Hess Christoph, ^etwa zu Kun-
nersdorf, jetzt zu SänUz gesessen^, seiner Mutter Hedwig 32 Mark
Leibgedingo von Kunnersdorf auf die Güter Sänitz, Dobers und Leippe
übertragen und 4509 seiner Frau Barbara 60 fl. auf eben diesen
Gütern als Leibgedinge reichen ^^j. Er hatte keine Sohne, sondern
nur ein Tochterlein; darum erlheilte KOnig Wladislaus 4540. die An-
wartschaft auf die eine Hälfte seiner Güter dem kOnigi. Sekretär
Radislaus v. Schewirsoif und die auf die andere Hälfte den Brüdern
V. Gersdorif zu Horka^*).
Noch in demselben Jahre 4540 aber nahm sowohl Christoph , als
Caspar v. K. , der den böhmischen , zur Herrschaft Grafenstein ge-
hörigen Antheil von Obei'ullersdorf (SO. von Zittau) besass, ein trau-
riges Ende. Eben damals hatte ein gewisser Heinrich Kragen in der
Nähe von Bunzlau in Schlesien einen bedeutenden Strassenraub ver-
übt. Derselbe war, als er vor dem Raube bei Sänitz vorbeizog, von
Christoph v. Kottwitz „gespeist und getränkt'' worden und hatte
nach dem Raube bei Caspar v. K. zu Ullersdorf ein Versteck gefun-
den. Sobald der Rath zu Görlitz, der übrigens vom König zur Ver-
folgung der Räuber speciell aufgefordert worden war, den Aufefithalt
Kragens erkundschaftet hatte , sendete er Rathsherren mit Bewaffne-
ten sowohl nach Uliersdorf, als nach Sänitz. Kragen entkam im
blossen Hemde; aber die Gebrüder v. Kottwitz wurden gefangen
nach Grörlitz eingebracht und trotz der Fürsprache oberlausitzischer
und böhmischer Adlicher, besonders auf das Zeugniss von einem der
mitgeCangenen Knechte Kragens hin , schon den dritten Tag nachher
von den Görlitzem mit dem Sehwerte hingerichtet ^^j. Diese über-
schnelle Justiz hatte übrigens für die Stadt Görlitz mancherlei üble
Folgen. König Wladislaus von Böhmen suchte wenigstens die An-
gehörigen der Enthaupteten dadurch einiger Massen zu entschädigen,
dasser (4541) Hedwig, Anna, Margarethe, Barbara, Hed-
wig, Ursula, der Mutter, Frau, Tochter und den Schwestern
Christophs v. K., die Güter Sänitz, Dobers, Leippe so lange beliess,
bis ihnen ihr „Leibgedinge, ihre Aussatzung und ihr vaterlicher An-
fall würde erstattet sein" , und ihnen bald darauf sogar erlaubte , ihr
Anrecht auf diese^Güter zu verkaufen. Auch' der obengenannte Ra-
22) Ebendas. III. 55. 60. 70. 81. »j N. Script, rer. lus. III. 531 Z. 27. l>k.-
Verz. III. 84. «) N. Script, rer. In». III. 2! flir. TV 206 fg.
83. Die ▼. Kottwitz. 319
dislaas v. Schewirsoff verzichtete (4542) zu Gunsten der Frauen auf
den ihm verliehenen Anfall der Hälfte von jenen Gütern. Sie l>e-
gaben sich nach Schlesien, wo Albrecht Stange auf Stonsdorf, der
Schwager Christophs v. K., lebte. Die Guter aber musste (4547) der
Rath zu Görlitz um die wahrscheinlich ziemlich hohe Summe von
4000 Seh. Meissn. selbst kaufen 2»). — Caspar v. K. auf Ullersdorf
hatte einen Sohn Joachim hinterlassen, der ihm im Besitze des
böhmischen Antheils von Oberullersdorf folgte und noch 4534 daselbst
gesessen war.
Kehren wir jetzt zurück zu dem oben (4466 — ^99) genannten Chri-
stoph v. K. 'duf Niecha, Derselbe hatte, wir wissen nicht wie, die
Hälfte des Städtchens Reichenbach erhalten. Schon 4 466 ward zwischen
ihm und den Gersdorffen auf Baruth und Reichenbacli eiu Vergleich
abgeschlossen, dass das Recht , das Pfarrlehn in Reichenbach zu be-
setzen, künftig zwischen den beiden Besitzern wechseln solle ^). Bald
darauf (4468) erwarb er von König Mathias von Ungarn die Erlaub-
niss , in seinem Städtchen Reichenbach einen Zoll zu erheben. Auf
vielfache Beschwerden der durchziehenden Kaufleute nahm aber 4 482
der König diese Erlaubniss , als „durch Verschweigung der Wahrheit
erworben", wieder zurück. 4489 bestätigte Christoph gemeinschaft-
lich mit Gotsche v. Gersdorff zu Baruth das Meisterrecht der Tuchmacher
zu Reichenbach. Auch die Obergerichtsbarkeit suchte er in seinem
Städtchen auszuüben, musste aber (4497) den dazu aufgerichteten
Galgen wieder „abthun". 4476 — 80 war er (Amts-) Hauptmann für
Görlitz und in dem langwierigen Streite zwischen dem Rath dieser
Stadt und dem Adel der Führer des letzteren. Zuletzt haben wir
ihn 4499 genannt gefunden ^^). — Im Besitze von Niecha folgten ihm
die Brüder Caspar und Hans v. K. , also jedenfalls seine Söhne.
Caspar, genannt „mit dem weissen Stiefel", war verdächtig, es, wie
seine Vettern , mit Kragen (4540) gehalten zu haben. Als er daher
vom Rath zu Görlitz sicheres Geleit begehrte , ward es ihm verwei-
gert, ja sogar (4543) beim König eine besondere CommiSsion gegen
ihn „als einen Landesbeschädiger" ausgebracht. In Dresden traf er
einst mit Abgeordneten aus Görlitz zusammen und that sich hier ein
Gütliches gegen dieselben , indem er sie „Bluthunde und Henkers-
winde** schimpfte. Um so weniger durfte er nun nach der Ober-
25) Urkund.-Verz. 111. 89. 90. 93. 106. ») Giundminu, collect. II. 50.
«73 Urk.-Verz. II. 108. 145 (bis). 167 (dwelbst wird auch ein Christoph v. K. auf
SohUmd als Mitbesitzer Ton Reichenbach genannt, den wir sonst nirgends gefanden
haben). III. 33'. 50. N. Script. II. 145. 155 flg. (daselbst ein Brief von ihm abgedr).
320 n. Abtheilung.
lausitz zurückkehren. „Ist also im Reiterdienst gestorben**^). —
Sein Bruder Hans wird mindestens bis 1544 auf Niecha erwähnt.
Jedenfalls Hansens Sohne dürften die „Gebrüder v. K.^ sein, die
4554 im Musterregister als Inhaber von Niecha genannt werden.
4576 erhielt Adam v. K. die Lehn über sein väterliches Gut Niecha.
4. Linie Diehsii. «
Von 4500 — 48 kommt öfters ein Christoph v. K. auf Diehsa
(SW. von Niesky) vor, der wohl aus dem Hause Haibau stammen
dürfte. 4542 wird daselbst sein „Sohn« Georg, 4520 — 28 ein
Hieronymus und seit 1529 ein Caspar v. K. erwähnt, welcher
Letztere sich damals im Glogauischen aufhielt. Derselbe ward später,
wie es scheint , alleiniger Besitzer von Diehsa , steckte aber bald so
tief in Schulden, dass seinetwegen 4544 ein Ritterrecht -gehalten
wurde 2^). Im Jahre darauf lebte er nicht mehr, als, wie oben er-
zählt, seine Söhne Christoph und Balthasar von dem kinderlosen
Martin v. K. auf Haibau, als dessen „nächste Vettern«, zu Erben ein-
gesetzt wurden. Im Jahre 4554 traten sie, obwohl noch unmündig,
den Besitz von Haibau und Zubehör an, verkauften aber 4566 Nickel-
schmiede an Conrad v. Raussendorf und Bauei*n zu Klix an Joh.
V. Schellendorf, dem sie später Hatbau selbst überliessen, so dass
seitdem nur die Niecha'er Linie der Kottwitze in der Oberlausitz
fortbiübte.
84. Die Kräh,
auch Kra, Krähe, Kro he, Croö genannt, waren ein altes, schon
im 43. Jahrhundert erwähntes meissnisches Adelsgeschlecht. Auf
oberlaus. Boden siedelte dasselbe erst 4465 über, als Hans [nicht:
Hentz] Krähe der Aeltere und seine Söhne , Hans, Nickel und
Balthasar, das bischöfl. meissnische Dorf Hartau (W. von Bischofs-
werde) um 545 Seh. Gr. von Hans v. Schönberg erkauften. 4477 ver-
äusserte „der gestrenge'' Hans Kra, jedenfalls der Sohn, 40 fl. rh.
Zins zu Hartau an den Rath zu Freiberg. Als er 4 488 aufs neue mit
seinem Gute belehnt ward, erhielt Nickel Kr. zu Unhausen, jedenfalls
sein oben bereits erwähnter Bruder, die Mitbelehnung. 4494 ver-
kaufte Hans Krohe und seine Frau Barbara Hartau um 800 fl. rh.
ihrem Sohne Wilhelm; als derselbe im folgenden Jahre zu Stolpen
die Lehn darüber empfing, ^^iirden seine Brüder Dietrich und Veit
») Ebend. III. 206. 224. 301. IV. 210. Urk.-Verz. III. 97. «) Laus. Magaz.
1741. 283. N. Script. IV. 308. Oberl. Nachlese 1770. 183.
85. Die ▼. Krakow. 32i
mitbelehnt, sowie seine Frau Sophie darauf beleibdingt. Dieser
Wilhelm hatte zwei Söhne, Raimund und Hans, welche 4524 und
abermals 4555 die Lehn über Hartau erhielten, wobei jedesmal ihre
Cousins: Wolf , Dietrich, Barthel, „Veits seligen SOhne**, mit-
belehnt wurden. 4559 Hess der alte Raimund Krähe durch seinen
Sohn Alexander dem Kurfürsten August von Sachsen , als neuem
Lehnsherrn, die Huldigung leisten ^).
85. Die T. Krakow^
auch Cracowe, Kroko^Y und Krokau geschrieben, nannten sich
nach dem Gute Krakau (NW. von Königsbrück), welches zwar, als
auf dem linken Ufer der Pulssnit;^ gelegen, unter den Markgrafen von
Meissen stand, zu welchem aber.auch auf dem rechten, Oberlausitzer
Ufer einzelne Grundstücke gehörten. Schon 4248 finden wir einen
Rudegerus de Cracowe als Zeugen bei den Herren v. Kamenz,
deren Aftervasall er jedenfalls für jene Grundstücke war. Wir lassen
dahin gestellt sein, ob der Heinricus de Cracow, der sich 4345
nebst mehreren oberlaus. Adlichen zu Eberswalde in der Mark bei
den damaligen Landesherren der Oberlausitz , den Markgrafen von
Brandenburg, befand, dieser Familie angehört. Jedenfalls aber
waren Heinrich und Bernhard v. Krakow, welche 4392 bei
einer Grenzberichtigung zwischen Meissen und der Oberlausitz Zeug-
niss abzulegen hatten, Besitzer des in Frage stehenden Krakau. 4489
verkaufte V ol tsch v. Kr. eine Wiese an der Pulssnitz den Burggrafen
v. Dohna auf Königsbrück, und 4493 hatte Hildebrand v. Kr. einen
Streit mit Hans v. Drauschkowitz wegen einer Geldschuld. 4506
wird Hans v. Kr. als zu Biehla (N. v. Kamenz) gesessen bezeichnet.
Derselbe erwarb bald darauf von dem Rathe zu Kamenz das Dorf
Liebenau (W. bei Kamenz], wobei er demselben versprach, bei einem
etwaigen Verkaufe das Gut zuerst wieder der Stadt anzubieten. Dies
Versprechen erneuerten 4547 seine Söhne Georg, Friedrich,
Hans, Heinrich und Franz v. Kr. Allein 4526 kaufte es von
ihnen Balthas. v. Leubnitz. Seitdem verschwindet die Familie aus
der Oberlausitz ^) .
64. 1) Oeroken, Stolpen 605 flg. 638. 468. Omndma&ni cod. dipl. suppLI.
Mittag, BiBchofBwerde 264.
86. i) Lans. Magai. 1866. 386. Cod. Loa. 210. Lana. Mag. 1865. 289 ; 1864. 8.
A. Kamen«. A. KönigalNrack. Urk.-Ven. III. 106.
K a 0 1 h • , Oaieh. d. Obarl. Adals. 2 1
322 n. Abtheilung.
86. Die T. Krischan oder Krelschan
stammten aus dem Meissnischen. H69 war Mathias v. Krischau
Klostervoigt zu Marienthal, ohne dass wir wüssten, welches Gut
(ob schon Antheil von Oderwitz?] er in der Oberlausitz besessen
habe. Erst 4537 begegnen wir der Familie wieder. Es kauften näm-
lich die Gebrüder Hans, Joachim, Alexander und Michael
V. Kreischau das Gut JUitteloderwüz von Nicolauis v. Mauschwitz. Von
diesen Brüdern lebte nur Alexander in Oderwitz. Gewiss sein Sohn
war der Abraham v. K., dem 4589 eip Knabe, Alexander, und
4592 ein andrer, Hieronymus Abraham, 4595 eine Tochter
Anna geboren ward. Von4596— 4608war Hans v. Kr. Erbherr von
Mitteloderwitz, vielleicht ein Bruder Abrahams. Ihm wurde daselbst
4607 ein Söhnchen, Alexander, geboren^).
87. Die Kflchenmelster
waren ein Meissner Geschlecht, gesessen auf Langwolmsdorf, welches
gelegentlich auch Güter in der Oberlausitz erwarb, ohne jedoch darin
auf die Dauer sesshaft geworden zu sein. 4348 besassen die Brüder
Zcaslaus, Nicolaus und iohannK. dns Gut Hässlich, welches
wohl schon ihr Vater Johann K. innegehabt hatte. 4363 kaufte einer
dieser Brüder, ^Ritter" Nickel K., gemeinschaftlich mit Mich. v. Kor-
bitz, von Deinhard v. Rundebach dessen Besitzungen in Kirschau (N.
von Schirgiswalde) . — 4389 erwarben die Brüder Gzaslaus und
Hans K., des Vorigen Neffen, von den Herren v. Kamenz, deren Va-
sallen sie waren, die Lehnsherrlichkeit über ihr Dorf Gelenau (S. bei
Kamenz], auf welchem Hans noch 4395 gesessen war. Um 44SO hatte
Hans K. von denen v. Kintsch die Dörfer Pickau, Goldbach j Geiss-
mannsdorf (sammtlich bei Bischofswerde] erkauft und erwarb 4 428,
^zu Pickau gesessen^, noch zwei Mühlen zu Bischofwerde hinzu, wo-
für er V/^Sch, Zins zu Goldbach und noch 400 fl. ungar. und 40 Seh.
Gr. baar zahlte^].
88. Diey. Kyaw.
Aus welchem Lande die jedenfalls nach einem ursprünglich sla-
wischen Besitzthum benannte Familie v. Kyaw (auch Kay, Keyhe,
Khy, Kya, Kio geschrieben) stamme, ob aus Polen, Böhmen, Oester-
86. t) Sch5nfelder, MThal228. Korsehelt, Oderwits 30.
87. i) Laas. Magazin 1876. 239 flg. 1870. 294. A. Kamens. A. Dresd. Stift
Meissen 398.
88. Die r. Ky»w. 323
reich, Mähren, ob aus dem Meissnischen, wo nach Mitte des H.Jahr-
hunderts eine Familie v. Ky ec auf Kudeschow (Kauscha bei Dresden]
ganz dasselbe Wappen führte, darüber hat auch der neuste Genealog
des Geschlechts ^) keine bestimmte Entscheidung zu follen vermocht.
In der Oberlausitz treten seit den 60er Jahren des 44. Jahrhun-
derts fünf Brüder v. K., Hermann, Heinrich, Conrad, Fried-
rich und Peter auf, vielleicht Sohne jener Agnete y.K., die 4368
in einem auf dem Steinwege vor dem Frauenthore zu Zittau gelegenen
Hause wohnte, das später jenen Brüdern gehörte. Ihre Stammgttter
waren damals Uainewalde^ Antheil von Oderwü% und, wie es scheint,
Spüzkunnersdorf^ eigenthümlicher Weise dieselben Ortschaften, wel-
che trotz der noch durch jene Brüder selbst erfolgten Yeräusserung
infolge eines Vermächtnisses 4778 wieder an die Familie zurückgelang-
ten und jetzt den hauptsächlichsten Grundbesitz derselben bilden. In
der Zeit von 4378 — 98 übten mindestens die drei Brüder Hermann,
Conrad und Friedrich wiederholt das CoUaturrecht zu Hainewalde
und werden dabei „Kyaw von Hainewalde^ genannt, was darauf
schliessen lässt, dass sie auch daselbst wohnten. Freilich theilten sie
das CoUaturrecht und den Besitz des Gutes selbst mit denen v. Wams-
dorf. Noch 4444 verkauften Heinrich, Conrad und Friedrich v. EL. ge-
meinsam Zinsen zu Oderwitz zu Gunsten der Johannitercommende in
Zittau, und 4422 ein Friedrich v. K. (wohl nicht derselbe) Zinsen
zu Oderwitz und Spitzkunnersdorf an den Zittauer Bürger Hans Lud-
wigsdorf. Ausserdem besassen die Brüder, wohl auch schon als
väterliches Erbe, Waltersdorf ^ indem Hermann , Conrad und Fried-
rich 4372 — 95 auch, da wiederholt das CoUaturrecht übten. Grade
diese Stammgüter Hainewalde und Waltersdorf mtissen jene Brüder
bald darauf an die v. Wamsdorf verkauft haben.
Seit Anfang des 45. Jahrhunderts wird Hermann nicht mehr ge-
nannt; Conrad aber war 4443 „zu der Beichstadt^ gesessen 2), wo-
mit aber nicht die böhmische Stadt dieses Namens gemeint sein kann,
welche damals einen anderen Besitzer hatte ; Heinrich erscheint zu
Reibersdorf gesessen; von Friedrich wird noch besonders zu sprechen
sein.
Wann und wie Heinrich (I.) v. K. das zur Herrschaft Fried-
land gehörige , v. Bibersteinsche Yasallengut Retbersdorf erworben
88. 9 H. R. ▼. Kyaw, «^amiUen-Clironlk des Oeiohlechte ▼. Eyftw«. 1870. In-
dem wir auf dies Werk Terweisen, werden wir nnr en einzelnen Stellen beiondere Ci-
Ute beibringen. «) Ürk.-Ve«. I. 177 No. 897. •
21»
324 n. Abtheilnng.
habe , ist nicht ganz klar. 1 387 heisst er, als Zeuge bei einer Zins-
schenkung an die Kirche zu Grünau bei Ostritz, „Henricus Kyaw in
Seybothendorff [d. h. Seitendorf], anniger**^). 4397 aber scheint er
bereits Reibersdorf besessen zu haben , da ihm in einer Schuldver-
schreibung von diesem Jahre seine Schuldner und deren Bürgen ge-
loben, im Falle nicht pünktlicher Zahlung nach Friedland einzureiten.
4409 nun wird er ausdrücklich von Hans v. Biberstein als einer ^sei-
ner Mannen, Lieben und Getreuen^ bezeichnet. Mit Reibersdorf zu-
gleich dürfte er audi die Pertinenzorte Giessmannsdorf und (halb)
Friedersdoff erlangt haben , die wir später im Besitze seiner Nach-
kommen finden. Ebenso gehörte wohl auch Markersdarf zu Reibers-
dorf, welches Heinr. v. K. 4 420 an Jerusalem Becherer verkaufte, dessen
Schwester (444 4) die Frau von Heinrichs Bruder Conrad war. Ausser-
dem besass er Türchau, in welchem er 4440 (gemeinschaftlich mit Joh.
Schaff) das Patronatsrecht übte, und welches auch noch später seiner
Familie gehörte, desgleichen Grünau bei Ostritz und das angrenzende
Schmfeld zur Hälfte ; die beiden letzteren Güter verkaufte er schon
4396 an das Kloster Marienthal ^). Eine neue umfängliche Erwerbung
machte er um das Jahr 4449. Er kaufte nämlich von Wentsch v. Dohna
a. d H. Grafenstein, damals auf Hömitz gesessen, den Rest der ehe-
maligen Herrschaft Rohnau^) , bestehend in (dem dritten Theil von)
Birschfelde , dem Dorfe und der Burgruine Rohnau , Seitendorf (zunv
Theil) , dem Kirchlehn und Gericht zu Reichenau , einem Lehnmann
zu Dittekdorfj nebst den Vorwerken (zu Hirschfelde und Rohnau] , Müh-
len etc. »und aller Mannschaft^. Schon 4449 schreibt er sich daher
„va Reibersdorf gesessen, Erbherr zu Hirschfelde^ ^] . Später scheint
er in Hirsdifelde gewohnt und die Verwaltung seines Guts Reibers-
dorf dem obengenannten Jerusalem Becherer übertragen zu haben,
welcher darum „zu Reibersdorf gesessen^ heisst. Er selbst war ein
Schwager 7) des böhmischen Edelmanns Heinr. v. Swoyka (4397)^
wohl dessen Schwestermann; 4404 hatte er ein Duell mit Tammo v.
Gersdorff auf Reichenbach ; 4445 war er Landesältester im Weichbild
Zittau.
Heinrichs Bruder Friedrich v. K., unter allen Gliedern der
Familie in der Oberlausitz am frühesten erwähnt, war 4360 Zeuge
bei einer Zinsverschreibung des Friczko v. Opal (auf Türchau) an
3) Lib. ereoüonam YIU. 30. Mspt. im l>ohin. Mnseam %n Prag. ^) Schön-
feldei, MThal 80. ») Laus. Magu. 1866. 891. v. Kyaw, FarnUien-Chronlk 427»
e) K no the , Hirschfelde 34.' ?) Urk.-Verz. I. 145 No 717.
88. IMe T. Kyaw. 335
MarieothaH) und verkaufte 4 369 selbst 4 Schock 9 Gr. Zins zu DüteU^
dorfan Anna v. Stewitz zu einem Seelgerttthe im Kloster Marienthal.
Wir vermuthen , dass er selbst ebenfalls einen Antheil von Türchau
gehabt habe; wenigstens hatte Hü ein ^Fridericus Kya de Tyr^
chaw", entweder er selbst oder, was wahrscheinlicher, ein gleich-
namiger Sohn, nebst den Söhnen Heinrichs v. K. auf Hirschfelde
einen Streit mit dem Pfarrer zu Reichenau ^) . 4 446 war Friedr. v. K.
capitaneus, d. h. Stadthauptmann, von Zittau.
Der fünfte Bruder Pe.ter hatte die geistliche Laufbahn erwählt,
und zwar war er in den ritterlichen Johanniterorden getreten. 4367
ward erzürn Pfarrer in WiUchendarf designirt, noch in demselben
Jahre aber als Commendator tn die Commende Hirschfelde versetzt ^^) .^
Von all den bisher' behandelten fünf Brüdern v. K. hinterliess
sicher nur Heinrich (I.) (vielleicht auch Friedrich) Söhne. Von 4433
— 60 wird mehrfach ein Heinrich (II.) v. K. als Inhaber von Rei-
bersdorf und Hirschfelde erwähnt, den wir unbedingt für einen Sohn
Heinrichs I. halten dürfen. Ausserdem aber hatte Letztrer noch zwei
Söhne: Friedrich und Johann, welche („filii Henrici Kya^) 4422
sammt Friedrich v. K. auf Türchau, wie schon angeführt, einen Streit
mit dem Pfarrer zu Reichenau hatten. Johann kommt sonst nicht mehr
vor. Heinrich und Friedrich aber scheinen sich in die väterlichen
Güter so getheilt zu haben, dass Ersterer in Reibersdorf, Letzterer in
Hirschfelde wohnte. 4 427 übte Fridericus Kyaw, residens in Hersfeld,
^in Gemeinschaft mit seinem Bruder Heinrich ^ das GoUaturrecht in
Reichenau, und noch 4438 gab ein Friedrich v. K., doch wohl der^
selbe, seinen Gonsens zum Tausch der Pfarrei Reichenau ^^). Kinder
von diesem Friedrich IL v. K. haben wir nicht gefunden.
Sein Bruder Heinrich IL dagegen hinterliess sicher drei Söhne,
Hans, Caspar, Adam, wahrscheinlich aber noch einen vierten,
Siegsmund, welche sämmtlich nirgends mehr als Besitzer von
Reibersdorf, sondern nur noch von tftWcA/e/cfe , Giessmannsdorf \md
Friedersdorf hezeichnei werden. Sie dürften also Reibersdorf (an die'
v. Weigsdorf) verkauft haben. Siegsmund „m Geisemdorf^ gesessen
(d. h. Giessmannsdorf ) , erscheint 4488 als Zeuge i^) , kommt aber
sonst nicht vor. Die übrigen drei Brüder traten 4 467 Patronat und
Gericht zu Reichenau an Harienthal gegen den klösterlichen Antheil
8) A. Maiienthal. 9) Laas. Magaz. 1872. 205. lO) Laas. Mag. 1872. 199.
11) Lib. oonflnn. Prag. IX. D. 10. Mspt. im erzbisohSfl. Archiv zu Prag. Laiu. Magaz.
1872. 205. ö) ürk.-Verz. 11. 163«.
326 ü. Abtheilung.
von Seitendorf (4 Bauergttter) ab , den sie also mit ihren väterlichen
Besitzungen in letzterem Dorfe vereinigten. Schon 1472 aber verkauf-
ten sie wieder 5 Mark 3 Gr. Zins daselbst an die Kirche zu Hirsch-
felde. — Seit letztrem Jahre wird Hans nicht mehr genannt. Nach
seinem und Siegsmunds Tode scheinen sich die überlebenden Brüder
Conrad und Adam so getheilt zu haben, dass Ersterer alleiniger
Besitzer des Kyaw'schen Antheils \on' Hirsd^etdej Letztrer von Giess^
mannsdorf ward. Als solcher verlieh Conrad seinen Erbunterthanen
zu Hirschfelde 4495 ein erstes SchOppenbuch i') . Schon 4506 aber
verkaufte er seinen Antheil an diesem Ort (um 4 625 Schock) an den
Rath zu Zittau und zog nach Ruppersdorf, von welchem er, wir wis-
sen nicht von wem , die eine Hälfte , bestehend aus 4 2 Bauergütem,
erworben hatte. Aber auch dies überliess er 1548 (um 2490 Mark) an
Melch. V. Hangwitz und zog nach Rennersdorf^ von welchem er auch
nur einen Antheil besass. Als ^zu RenAersdorf gesessen^, haben wir
ihn zuletzt 4524 gefunden.
Sein Bruder Adam v. K., später auf Giessmannsdorf, hatte 4467
Rosenthal, wir wissen nicht von wem , erkauft und Hess 4 488 seine
Frau Barbara mit diesem Dorfe und mit dem Kyaw'schen Antheil
von Oderwitz beleibdingen. Auf kurze Zeit besass er auch die zweite
(nicht klösterliche) Hälfte von Schimfeld bei Ostritz , die er 4 495 von
den Burggrafen v. Dohna auf Grafenstein erworben , veräusserte sie
aber schon 4497 an die v. Gersdorff auf Tauchrttz. 4499 erkaufte er
von Georg v. Gersdorff auf Dornhennersdorf noch einen Antheil von
Seitendorf j nämlich das Vorwerk „die Nehte** bei der Mühle hinzu,
welcher Bibersteinsches Lehn war ^4) . Ausserdem besass er 4 495 das
ebenfalls zur Herrschaft Seidenberg gehörige y^Bertelsdorf [Bendorf]
über Seidenberg^ (nicht das bei Rennersdorf i&).
Conrad V. Kyaw auf Rennersdorf hinterliess fünf Söhne : Tho-
mas, Wenzel, Hans, Georg und Christoph, von denen die
beiden Erstgenannten 4523 die andere Hälfte von i)u/)persdor/*(4 5 Bau-
ern) erkauften , welche aber Wenzel (Thomas wird nicht mehr ge-
nannt) 4544 an Uir. v. Nostitz veräusserte. Bei diesem Verkauf wer-
den seine Brüder Hans als zu „Thühayn^ (?) , Georg als zu „Zaukera^ (?)
und Christoph als im Ausland befindlich bezeichnet. Nur von die-
sem Christoph hat man noch fernere Nachricht. Er erwarb zuerst
Arnsdorf, dann (vor 4 533) das bisher Tschimhaus'sche Berzdorf (^Ber-
13] Knothe, Hirsohfelde 84. &<) Uas. Magazin 1866. 392 AnnittEkiuig.
15) Knauthe, histor. Nachr. vom Hospital zu GörUtz 1772. S. 36.
88. Die V. Kyaw. 327
telsdorP), beide südlich von Seidenberg und Bibersteinsche Lehn-
guter, 1548 aber die Herrschaft Albrechtitz bei Tumau in Böhmen
und ward so Stifter der böhmischen Linie derer v. Kyaw. Dieselbe
schrieb sich noch lange »Kyaw von Hirschfel^e'*, obwohl ihr längst
nichts mehr zu Hirschfelde gehörte. Infolge der böhmischen Unruhen
musste sie 4627 wegen ihres protestantischen Glaubens ihre Güter
verkaufen und wendete sich wieder nach der Oberlausitz. Sie starb
4704 mit Jaroslaus Ehrenfried v. K. auf MiUelsteinkirch aus.
Adam V. K. auf Giessmannsdorf vererbte auf seinen einzigen
Sohn Heinrich (HL) die Güter Gti^^inanTMdor/* nebst halb Frieders-
dwfy Rosenthal und Antheil an Seitendorf. Er starb vor 4 540 . — Sein
Sohn Joachim stand 4540 — 49 unter der Vormundschaft von Mathias
V. Gersdorff auf Domhennersdorf, welcher 4542 im Namen seines
Mündels der Gemeinde Rosenthal ein erstes Schöppenbuch verlieh ^^) .
4554 und wieder 4558 und 4559 wurde Joachim v. K. von den damals
oft wechselnden Besitzern der Herrschaft Friedland mit seinen Gütern
Giessmannsdorf, Friedersdorf und dem Vorwerk zu Seitendorf belehnt.
Er starb wahrscheinlich 4593. — Sein einziger Sohn Wilrich ver-
kaufte Rosenthal und seinen Antheil an Seitendorf 4 595 (um 2000 Thlr.)
an den Rath von Zittau und starb 4599. Von dieser Giessmannsdorf-
sehen Linie zweigte sich später eine besondere Friedersdorfer Linie
und von dieser wieder die übrigen Nebenlinien ab mit Ausnahme der
Kemnitzer, die wir noch kurz zu behandeln haben.
Das Dorf Kemnü% bei Bemstadt gehörte seit lange einer beson-
deren Linie derer v. Gersdorff. Da heirathete 4538 Barbara, die
Erbtochter Christophs v. Gersdorff, einen Hans v. Kyaw und brachte
ihm das vaterliche Gut als Mitgift zu. Da dieser Hans mit keiner der
bisher dargestellten Linien in verwandtschaftlichen Zusammenhang
zu bringen ist , so scheint die Vermuthung gerechtfertigt, dass der-
selbe aus der meissnischen Linie stamme, welche ohnehin um ihre
Güter im Meissnischen gekommen war. Nach seinem Tode übernah-
men 4553 seine Söhne Peter, Joachim (später nicht mehr ge-
nannt) und Hans das Gut, welches nach Peters kinderlosem Tode
endlich ganz an Hans fiel. Dieser hinterliess es 4575 seinen Söhnen
Adam, Hans und Peter, welche es dergestalt theilten, dass Peter
die südlich des Dorfbachs gelegene obere , Adam dagegen die nörd-
liche niedere Httlfte erhielt, während Peter mit Geld abgefunden zu
sein scheint. Indess schon 4589 erwarb Adam auch das Obergut.
^ Knothe, RohoftU, Rosentbal, Schure 35.
328 n. Abtheilung.
89. Die T. Landeskrone
gehören zu den ältestbekannten oberlaüsttzischen Familien« Sie be-
Sassen nicht nur die Burg Landskrone (SW. bei Gdriitz) nebst einigen
dazu gehörigen Dörfern, sondern auch Güter in der Nähe von Budissin.
Schon 4228 befanden sich Cris tan und Gerlach v. Landeskrone
unter den Commissaren, welche die Grenzen zwischen den bischöflich
meissnischen und den königlich böhmischen Territorien in der Ober-
lausitz festzustellen hatten, und 4225 stiftete nBitter'^ Gristan der
Lange v. L. zur Dotation der Georgenkapelle auf dem Schlosse zu
Budissin den vollen Zehnten von seinem Gute Burk (NO. von Bu-
dissin}. — Von einem jener beiden Brüder dürften Wilrich, Peter
und Friedrich, Gebrüder v. L., abslammen, diez. B. 1267 Zeugen
waren, als König Ottokar II. „bei Prag^ dem Kloster Marien thal eine
Erwerbung bestätigte, und 4280 der Beilegung eines Streites zwischen
demselben Kloster und denen v. Nostitz beiwohnten. Von diesen
Brüdern war Wilrich schon 4244 zugegen, als König Wenzel auf dem
Königstein die oben erwähnte Grenzregulirung bestätigte, und in
demselben Jahre 'Zeuge, als der König dem Kloster Marienthal einen
Wald eignete, desgleichen 4272, als zu Budissin die Markgrafen von
Brandenburg mit dem Bisthum Meissen sich verglichen^). — 4245
wird ebenfalls zu Budissin ein Otto v. L. als Zeuge genannt, von
dem wir nicht wissen, ob er ein vierter Bruder oder ein entfernterer
Verwandter von Wilrich gewesen sei ^) . Die oben erwähnten Brüder
Peter und Friedrich v. L. finden wir 4292 im Gefolge des Herzogs
Bolko von Schweidnitz, und seitdem hielt sich die ganze Familie weit
mehr in Schlesien, als auf ihrem Stammgute, der Landskrone, auf^).
— 4308 war „Herr Heinrich, Ritter, genannt v. L.", in Görlitz
bei einer Lehnsreichung zugegen, und 4309 bezeugte derselbe „Ritter
Heinrich und Peter mit ihren übrigen Brüdern, genannt v. L.,^
dass das Gut zu Setfersdorf bei Marienthal, das ihre Schwester
Elisabeth für sich und ihre Tochter Alke erkauft hatte, nach bei-
der Frauen Tode an das Kloster Marienthal fallen solle. Wir wissen
Qicht, ob dies dieselbe Else v. L. war, weiche 4324 ihren „halben
Hof auf der Langegasse zu Görlitz^ ihrer Schwester Ale yd aufgab^;.
— Einige Zeil darauf müssen die v. L. die Landskrone verkauft haben.
Wir vermuthen , dass sie dieselbe direkt an Friedrich v. Biberstein
89. 0 Cod. Los. 60. 33. 92. 103. 64. 59. 99. a) Ebendis. 76. «) Som-
meisberg, Script, rer. Slles. I. 859. Schirrmacher, Urknnd.-Buch von Liegnitz,
iDdex sab voce. ♦) Cod. Lus. 188. 191. G5ri. Stidtbach von 1305 fol. 47.
90. Die T. Lehen. 329
auf Friedland verwässerten , der damit 4357 belehnt ward. Die An«
gäbe, dass ein Gottfried v. JL. drei Töchter hinterlassen habe,
welche die Landskrone 1350 an Kaiser Karl lY. verkauft hatten, von
dem sie erst wieder dem v. Biberstein Überlassen worden , scheint
uns ganz unhaltbar. Der Vorname Gottfiried kommt in der Familie
v. L. nie vor, war auch in der Oberlausitz damals noch gar nicht ge-
bräuchlich. Und wenn jener v. L. ohne Leibeslehnserben starb, würde
die Landskrone an den Landesherm gefallen sein. Vielmehr dürfte
der Verkäufer wohl derselbe Herr Heinrich v. L. gewesen sein,
der 4366 auch die letzte Besitzung seiner Vorfahren in der Oberlau*
sitz, nämlich 2 Pfund Pfefferzins zu Diebsdorf (Tiefendorf, Vorstadt
von Lobau) , „wie erundseineAeltern davon die Zinse gehabt^,
an den Rath zu LObau überiiess^). Seitdem kommen die v. L. zwar
gelegentlich noch als Zeugen, Stflchier, 4380<') ein Hug v. L. sogar
als Stadthauptmann von Görlitz vor ; ansässig In der Oberlausitz aber
.waren sie nicht mehr.
90. Diev. Lehen^
auch Leyhen, Leyn, Lehn, nannten sich entweder nach dem
S. von Budissin oder nach dem NW. von Löbau gelegenen Dorfe Lehn,
ohne dass wir jedoch urkundlich nachzuweisen vermögen , wann sie
das eine oder das andere besessen haben. Zuerst 44S3 erscheint
Benisch vom Lehin als Zeuge bei seinen Lehnsherren, den
Herren v. Kamenz, von denen er 4426 mit seinem Gute (Antheii von)
Lückersdorf (W. von Kamenz) neu belehnt ward. Als 4438 Heinrich
V. Kamenz all seine Lehnsrechte über dies Dorf an den Rath von Ka-
menz verkaufte, behielt er sich ausdrücklich Benisch Lehen mit seinem
Sitz und Vorwei^ daselbst vor. 4 449 wurden die Söhne Benisch's,
nämlich Bart hei und Georg, von Veit v. Kamenz, und 4482 eben-
dieselben sammt ihren inzwischen mündig gewordenen Brüdern Be-
nisch, Hans und Peter von Christoph v. Kamenz, dem Bruder
Veits, mit ihrem Gut belehnt. Als 4494 dieser Christoph v. Kamenz
auch seine letzten Besitzungen in der Oberlausitz , Rohrbach und den
Lehenschen Antheii von Lückersdorf, an die Burggrafen v. Dohna auf
Königsbrück verkaufte, erneuerten diese 4498 dem Peter, Georg und
Hans V. Lehen und ihrem Neffen Georg die Lehn. — Ein Hans v.
L., wir wissen nicht, ob der obengenannte, verkaufte 4540 sein Gut
5) ürk.-Verz. I. 70. Kreyilg, Beyträge ni. 3. Ürk.-Veri. I. 82 flg. ^) L>k..
Vera. I. 109 No. 520.
330 II« Abtheilang.
Lückersdorf ^wie es sein Vater an ihn geerbt" , nm 780 fl. rhein. an
John V. Heynilz^). — Eine Nebenlinie, von der wir nicht wissen,
wann und von wem sie sich abgezweigt , besass das Gut Buchwalde
(0. bei Wittichenau) , und zwar kommen daselbst Johann und
Siegsmund v. Leyhen vor, die 4447 gemeinschaftlich Zins an das
Domkapitel zu Budissin verkauften, und von denen Siegsmund von
4440^54 mehrfach als Zeuge erwähnt wird. — Ein Siegel des
Hans V. Lehen zu Lückersdorf an einer Urkunde von 4503 seheint
zwei übereinander schwimmende Fische und dahinter ein Bäumchen
zu zeigen 2).
91. Die Herren t. Leipa
gehörten zu dem weitverzweigten , mächtigen böhmischen Geschlecht
der Hronowice, die wahrscheinlich von einem nicht näher be-
kannten Ahnherrn Hron abstammten , weshalb auch eine Menge von
ihnen erbauter Burgen den Namen Ronow führte. Ihr Geschleditsr-
Wappen bildeten zwei kreuzweis gelegte Aeste ^] . Der älteste urkund-
lich vorkommende Ahnherr derselben, Smil (4 488 — 4 205), der Freund
König Ottokars L , hinterliess zwei Söhne Castolausl. (4246—53)
und Heinrich!. (4249 — 52), welche anfangs nur durch den hinzu-
gefügten Namen ihres Vaters (^filii SmiP) , seit der Zeit aber, wo
auch in Böhmen feste Familiennamen üblich wurden , durch den hin-
zugefügten Namen ihrer Herrschaft „de Züavia^ von anderen Perso-
nen gleichen (Vor-) Namens unterschieden werden. Da sich beide
Brüder „v. Zittau'^ nannten , dürfte wohl auch bereits ihr Vater Smil
Inhaber dieser Herrschaft gewesen sein. Auf derselben wurde eben-
falls eine Burg des Namens Ronow, jetzt Roknau (N. bei Hirschfelde),
erbaut , zu welcher ein Theil des ursprünglich Zittauer Herrschafts-
gebiets geschlagen ward, so dass die Burg nun selbst den Mittelpunkt
einer besonderen Herrschaft bildete. Mit Unrecht bezeichnet man
übrigens die ältesten Grundherren von Zittau als „Herren v. Letpa^.
Dieselben nannten sich vielmehr bis in die sechziger Jahre des 43.
Jahrhunderts nur „v. Zittau^ , und erst seit den siebziger Jahren
nannte sich ein gleichnamiger Sohn des Castolaus I. de Zitavia nach
einer anderen, ihm gehörigen Besitzung „v. Leipa^.
Wie schon Smil zu der steten Umgebung König Ottokars I. ge-
hört hatte, so finden wir auch seine Söhne fast ausschliesslich im Ge-
90. 0 A* Kunenz u. A. Königsbrflck. >) A. Bud.
91. 1) PaUcky, Gesch. Ton Böhmen II. 2. 8 Anmerk.
91 . Die Herren v. Leipa. 331
folge dieses Königs und seines Sohnes und Nachfolgers Wenzel 1. 3).
Castolaus I. wird 4886 als Oberjagermeister beseichnet. Hein-
rich I. war mindestens von 1238—40 kOnigl. böhmischer Statthalter
in der Oberlausitz und ftlhrte als solcher den Titel Präfekt oder Burg-
graf von Budisssin ^) . Erst seitdem er dies Amt nicht mehr beklei-
dete, wird auch er^ wie sein Bruder seit 4838, ,,v. Zittau^ genannt^).
Nur einmal taucht noch sein früherer Titel auf. Als er nämlich das
ihm ebenfalls gehörige Dorf Lobositz in Böhmen dem Leitmeritzer
Bürger Hertwig zur Aussetzung nach deutschem Hecht überliess,
wird er Burggraf von Zittau genannt ^) , eine Bezeichnung , die in-
sofern irrig ist , als man damals unter einem Burggrafen oder Ga-
stellan lediglich einen Beamten verstand , dem die Verwaltung einer
Burg mit dem dazu gehörigen Distrikt von ihrem Besitzer anvertraut
war, während die beiden. Brüder „v. Zittau^ die Herrschaft Zittau als
Erblehn besassen.
Dieser Heinrich I. hatte zwei Sohne SmilU. (4843—69) und
Castolaus HI. oder,, was dasselbe ist, Czschaslaus, Czenco, Chenco,
Czenek (4835 — 69), die sich anfangs auch noch „v. Zittau^, später
aber nach neu erbauten Burgen im Innern Böhmens , und zwar Smil
„V. Lkhtenburg^ y Chenco „v. Aonoto^' nannten <^) und die Stamm-
väter dieser beiden Familien wurden. — Castolaus I. hatte drei Sohne,
Heinrich II. (4849—64), Castolaus II. oder Czenco, Chenek
(4850 — 64) und Chwalo oder Qual (4853—68), die sich anfangs
ebenfalls sämmtlich ,,v. Zittau^ nannten ^ . Wenn die Angabe über
die Erbauung der Stadt Zittau (kurz vor 4 855) richtig ist , so dürften
es diese Gebrüder und Vettern v. Zittau gewesen sein , denen Otto-
2) Die Belege bei Erben, regest, bobem. Index s. voce. Palacky, Gesch. tod
B5bmen(b5bmiBehe Ausgabe)!. 2. 467 flg. Vgl. Pescbeck, ZitUu I. 648. Ganz
irrig B e c k 1er , Haus Howon 174 flg. >) 1232 : Cbastelaw et Heinrieoi frater ^os,
praefectnsBadesinensis. Cod. Sax. 11^ 1. 102. ~ 1234: Seiztolow cam fratre
sno Heinrico, praefecto Budisnensi. Erben, reg. 401. — 1235: Henricns bur«
gravius de Bndisin. Ibid. 413. — 1240: H. burggravio et advocato ac onmibus
mlHtibas in Budissin constitntis. Ibid. 468. * *) 1238 und 1239 : Chaatolaas de Si-
Uvia. Cod. Lus. Öl. 56. — 1241 : Heynricas de Sitovia. Erben, reg. 499. — 1242:
Heinricns et Chaztolans de SiUTia fratres. IMd. 504. ») Erben, reg. 562!
6) 1243: ZmUo, fllius Henrici de SytaTia. Erben, reg. 517. — 1256: Smil, fllinsHen-
rld, Cbenec frater ejus. Palaeky , Oesch. von Böhmen (bohm. Ausg.) I. 2. 467 etc.
7) 1250 : Chastolans de SittaTia et dno fllil ciJns Chastolaus et Heynrlcns. Erben , reg.
579. — 1262:,Henricns et Chwal de ZitUvia. 1262: Qnalo de Sitharia, Zenge als Kö-
nig Ottokar II. dem Kloster Marienthal 10 Hafen zu Beichenan bestätigte. Copie im
bohm. Maseam za Prag.
832 n. Abtheilung.
kar IL gestattete, auf ihrer Herrschaft eine Stadt anzulegen. Gewohnt
haben sie , wenn sie auf ihrem Slammgute sich aufhielten , gewiss
nicht auf dem ^Bnrgberge^ bei Zittau, der sicher nichts mehr und
nichts weniger, als eine Heidenschanze war, sondern auf ihrem
„Hofe^, der, wie man wohl mit Recht annimmt, an der Stelle der
jetzigen „Hofstatt^ dicht bei der Klosterkirche in Zittau gelegen war.
Diese Kirche , vielleicht auch das Franziskanerkloster selbst , war ja
ihre Stiftung. Wahrscheinlich ist der „Czaschlaw v. Ronow^, der
nebst seiner Gemahlin Agnes dieselbe 4S68 erbauen Hess, iden-
tisch mit Castolaus HI. (oder II. ?), der hier nach seiner Burg Rohnau
bei Hirschfelde (residens in Castro RonoW) benannt wird ^) . — Der
mehr erwähnte Castolaus II. nun ist wohl derselbe, der zuerst 4277
Chenco de Lipe^) genannt wird. Er hatte sich jedenfalls von
seinem Hofe in Zittau nach dem ihm ebenfalls gehörigen Leipa in
Böhmen übergesiedelt und ward dadurch der Stammvater der Herren
V. Leipa im engem Sinne des Wortes. Sein Bruder Chwalo ist sicher
jener „Herr Qualo^, von dem der Zittauer Stadtschreiber Johann
von Guben ^^j erzählt : „Ein Landherre war gesessen bei der Leipe,
der hiess Herr Quäle ; desselben war das Gebirge jenseits bis an die
Leipa'*. Seine Jäger entdeckten bei Gelegenheit einer Bärenjagd
den Oybin und empfahlen denselben ihrem Herrn zur Anlegung einer
ersten Burg. Wenn demnach Ghwdlo Mitbesitzer sowohl von Leipa,
als von Zittau gewesen zu sein scheint , so muss sein Antheil später
an seinen Bruder Castolaus IL gefallen sei. Selbst der Oybin wird
einmalig) castrum Czinonis genannt, wodurch er doch wohl als Be-
sitzthum des Czenko oder Castolaus IL bezeichnet werden soll.
Bald darauf verlor die Familie v. Leipa ihre Stammgüter Zittau
und Rohnau. Nach dem Tode König Ottokars IL (1278) nöthigte
nämlich Markgraf Otto von Brandenburg , der Vormund des jungen
König Wenzel IL , die v. Leipa, „die Stadt Zittau und die Burg Roh-
nau sammt deren Zubehör^ ihm pfandweis zu überlassen. Allein
4283 erklärte Kaiser Rudolph von Habsburg diese Verpfändung für
null und nichtig ^^) . Seitdem finden wir diese Güter wieder im Besitz
der Familie v. Leipa, und zwar in dem Heinrichs v. Leipa (4 292 —
4329) , den wir als den Sohn Castolaus IL , d. h. Cheneks v. L., be-
trachten dürfen. Tapfer und kühn, gewandt und ehrgeizig, das
^) CarpzoT, Anal. I. 129. Urknnd.-Verz. I. 14. 0) Palacky, Gesch. von
Böhmen II. 1. 263. lO) n. gcrlpt. rer. las. I. 6. Vergl. Laus. Hagaz. 1826. 185.
") Cod. Lns. 812. «) Ibid. 114.
r<-
91. Dia Herren v. Leipa. 333
Haupt der national-czechischeD Adelspartei , bekleidete er nicht nur
unter den damals häufig wechselnden Königen Böhmens die höchsten
Landesamter, sondern bestimmte vielfach selbst die Geschicke des
Staats >^). Schon 4292 gehörte er zu der von König Wenzel zur
deutschen Königswahl geschickten Gesandtschaft, welche die Wahl
Adolphs von Nassau betreiben sollte. Oberlandmarschall, dann Ober-
landschreiber von Böhmen (4303), wurde er nach der Wahl Wenzels IL
zum Könige von Polen dessen Statthalter in Cujavien (bis 4306).
4307 kämpfte er tapfer für den neuen böhmischen König Heinrich von
Kflmthen gegen die Habsburger und ward dessen Landeskammerer
oder Finanzminister. Als ihm aber (4309) von dem Könige dieses
Amt abgenommen wurde, betrieb niemand eifriger als er die Ab-
setzung Heinrichs von Kttmthen und die Wahl des jungen Johann von
Luxemburg zum böhmischen Könige und dessen YermUhlung mit der
böhmischen Prinzessin Elisabeth (4340). Bald aber zog er sich durch
herrisches Wesen, Eigennutz, vor allem aber durch seine sehr intimen
Beziehungen zu Elisabeth, der'Wittwe König Wenzels IL, die Feind-
schaft der regierenden Königin zu, so dass ihn (4345) König Johann
plötzlich gefangen nehmen und in strengen Gewahrsam bringen Hess.
Aber seine Familie mit ihrem Anhang ertrotzte nicht nur seine Frei-
lassung, sondern auch seine Wiedereinsetzung in seine früheren
Würden. Und so begegnen wir ihm aufs neue als Landeskämmerer,
dann Obermarschail , endlich als Landesverweser bei der häufigen
Abwesenheit des Königs. So lag die Regierung Böhmens bis zu sei-
nem 4329 erfolgten Tode in Heinrichs v. L. Hand.
Nur selten natürlich gewann derselbe Zeit , seine alten Stamm-
güter Zittau und Robnau zu besuchen. Eine Reihe von „zu Zittau^
ausgestellten Urkunden enthält Bestätigungen der von seinen Vasallen
in der Herrschaft Zittau an das Kloster Marienthal gemachten Schen-
kungen^^). Wohl auf seinen Betrieb veranstaltete 4303 König Wen-
zel IL ein glänzendes Turnier zu Zittau ^^). Für seine Verdienste
um die Wahl Johanns von Luxemburg zum Könige von Böhmen er-
hielt er 4340 von dessen Vater, dem deutschen Könige Heinrich VIL,
13) Vgl. PaUcky, Oesch. von Böhmen II. Abtheil. 1 nnd 2 an vench. Stellen.
Chronic, aulae regiae ap. Dobn er V. i«) Cod. Las. 191 (a. 1309); ib. 195 (1310);
201 (1311); 209 (131Ö). i») N. Script, rer. los. I. 5 flg. 132. Die dortige Angabe,
dass der mit anwesende (Cod. Las. 169) Heinrich v. L. wegen eines von einem Ritter»-
mann verfibten Mordes habe flächten mflssen , dass der König die Stadt Zittau „an sich
genommen^, und dass Heinrich erst 1305 dieselbe wieder erlangt habe , ist dnrchana
dunkel.
334 II. Abtheilimg.
die Herrschaften Zittau und RiAnau zu Erb- und Eigen ^^) . Der bis-
herige Erblehnbesitz ging also Ober in AUodialbesitz. Nun (4342)
wurde auch der Oybin, dessen erste, vonChwalo angelegte Burg ver-
fallen war, mit einer neuen und zwar steinernen Burg versehen ^^).
Da veranlassten 4349 politische Gründe den König Johann, die Herr-
schaft Zittau mit den Burgen Rohnau, Oybin und Schonbuch (SW. von
Rum1>urg) nebst Zubehör dem Heinrich v. L.' gegen andere Güter im
Innern Böhmens (Stadt Hostraditz, Dorf Mispitz, die halbe Stadt
Deutsch-Brot und die Bergwerke zu Mittelberg] abzutauschen und
dieselben unmittelbar darauf an Herzog Heinrich von Jauer zu über-
lassen ^^) . Seitdem verschwanden nun auch die gekreuzten Aeste
aus dem Stadtwappen Zittaus. — Eine Tochter Heinrichs v. L.,
Margarethe, war Nonne, später Abbati^in zu Marienthal ; zu ihrer
Ausstattung hatte ihr Vater dem Kloster 4 0 Mark Zins in Olbersdorf
bei Zittau überwiesen ^^). Seine Söhne, Heinrich der Eiserne und
Johann v. L., sind nicht Inhaber von Zittau oder anderer ober-
lausitzischen Besitzungen gewesen.
92. Die Barggnfen v. Leüuniig
haben zwar in der Oberlausitz niemals wirklich Güter besessen, aber
doch einst die Eventualbelehnung über Pulssnitz und Zubehör erhal-
ten und später dies Gut eine Zeit lang verwaltet. Nachdem 4344 Her-
mann V. Golsen , Burggraf v. Wettin , Pulssnitz erworben , ertheilte
4345 König Johann von Böhmen für den Fall von Hermanns erblosem
Tode die Anwartschaft darauf dem Burggrafen Albrecht v. Le iss-
nig und dessen Söhnen Heinrich und Albrecht. Später heira-
thete Hans v. Wettin , ein Vetter Hermanns und ebenfalls Besitzer
von Pulssnitz, Elisabeth, die Tochter des Burggrafen Albrecht
V. L., Herrn auf Rochsburg, und Hess derselben 4375 all seine Güter
zum Leibgedinge reichen und ihren Vater zu ihrem Vormund einsetzen.
Als solcher verwaltete nun Albrecht v. L. nach dem Tode seines
Schwiegersohnes 2 — 3 Jahre lang (bis vor 4393) die seiner Tochter
zuständigen Güter. — Eine Sophie v. L. war 4405 — 46 Abbatissin
des Klosters Marienstem ^) .
»«) Cod. Lu». 198. IT) N. Script, rer. lu». I. 5. flg. 132. «) ▼. Weber,
ArchW für die B&chs. Oeschiclite Vni. 280. ») Ck>d. Las. 2&3. SehSnfelder,
Marientlial 61.
92. 1) Cod. Las. Anhang 107. Laus. Magaz. 1865. 288 flg. Knothe, Marien-
stem 64 flg.
93. Die ▼. Leubnitz. — 94. Die v. Lewenwalde. — 95. Die v. Liebenthal. 335
98. Die T. LeabnitB
waren eine schon Mitte des 43. Jahrhunderts im Meissnischen sesshafte
Familie, von welcher Balthasar v. L. 4586 das Gut Liebenau (W. bei
Kamenz) den Brüdern v. Krakau abkaufte und 4588 seine Frau Mar-
garet he mit der Hälfte desselben beleibdingen Hess. Nach seinem
Tode wurden 4558 damit seine Söhne Heinrich und Balthasar
und deren unmilndige Brttd er belehnt, und diese Lehn noch 4565
den ^Gebrüdern v. L.^ erneuert. Es war wohl einer dieser damals
unmündigen Brüder mit Namen Abraham, nach dessen „Absterben
4606 seine Söhne Wolf Ernst, Wolf Georg und Wolf Hein-
rich durch ihre Vormünder' die Lehn über ihr vaterliches Gut Lie-
benau suchten".
94. Die T. Lewenwalde
nannten sich nach dem jetzt Lawalde heissenden Dorfe W. von LObau.
Und zwar kommt ein Friedrich (Frisco] v. L. als Zeuge 4890 zu
Budissin und 4306 zu Löbau vor. 4306 ging derselbe mit dem Dom-
stift Budissin einen Tausch ein. Er überliess seine Einkünfte von
dem Dorfe SiMüz (W. bei Budissin) dem Stift und dieses seine Ein-
künfte von dem Dorfe Malschwitz (NW. von Budissin) an den v. L.
4334 gab er und die Wittwe Luthers v. Schreibersdorf (etwa Fried-
richs V. L. Schwester?) ihre Einwilligung, dass 6 fl. Zins, von einem
Hofe zu Budissin den Franziskanern in dieser Stadt geschenkt
wurden *) .
95. Die V. LlebeHthftl
nannten sich nach keinem oberlausitzischen , sondern wahrscheinlich
nach dem meissnischen Orte dieses Namens (Liebethal 0. von Pill-
nitz). Wenn es von dem 4844 in der Oberlausitzer Grenzurkunde als
Zeugen aufgeführten Henricus de Libendal zweifelhaft bleibt,
ob er in der Oberlausitz ansässig gewesen , so scheint dies von dem
Petrus de Libintal angenommen werden zu müssen, der 4880
bei der Beilegung eines Streites zwischen dem Kloster Marienthal
und denen v. Nostitz mitten unter oberlausitzischem Adel als Zeuge
erscheint ^) .
94. 1) Kaothe, filgenseher Kreis 58. Tzschoppe und Stenzel, ürk.*Biich
480. Cod. Los. 184. 307.
95. 0 Cod. Sax. IL 1. 111. Cod. Lus. 104.
336 U. Abtheihmg.
96. Die T. Lledlan,
früher auchLedlow, Leiaw, Leiau, zuletzt Liedlan v. Mis-
1 a w genannt, kommen mindestens schon im 4 4. Jahrtiundert in Schle-
sien vor und werden von hier aus in die Oberlausitz eingewandert
sein^). 4369 befand sich ein Petrus de Ledlow unter den Zeugen, als
die Stadt Ottmachau Stadtrecht erhielt^, und noch 4443 wird in den
Görlitzer Gerichtsbttchem ein Albrecht Lidlaw zu Löwenberg erwähnt.
Schon 4385 aber war ein (wahrscheinlich andrer) Albrecht v. Lede-
law zu Görlitz ansässig'), und dieser wird klb der Stammvater des
oberlausitzischen Zweiges der Familie zu betrachten sein. Anfang des
45. Jahrhunderts kommen bereits eine Menge Liedlau's theils als Bür-
ger von Görlilz, theils als Landsassen in der östlichen Hälfte der Ober-
lausitz vor. Vielleicht waren es die Söhne des obigen Albrecht. So
war 4444 ebenfalls ein A 1 b r e c h t v. L i d 1 a u , zu Hausdorf gesessen
(N. von Lauban], Lehnszeuge bei Auflassung eines Leibgedinges an
das Kloster zu Naumburg^). Um dieselbe Zeit hatte ihn John v. Gers-
dorff zu Paulsdorf um 40 Schock „an Juden versetzt^, aber ihn nicht
zu rechter Zeit wieder gelöst , weshalb ihn John in all seine Güter
zu Paulsdorf (S. von Reichenbach) musste einweisen lassen , um ihn
zu entschädigen. Noch 4447 gab Anna, „Liedlaus eheliche Haus-
frau^, dem John v. Gersdorff alle ihre Forderungen auf, die sie ihres
Hannes wegen zu Paulsdorf hatte. Vielleicht war sie eine Schwester
Johnes, jedenfalls damals bereits Wittwe. — Ein andrer Lelaw Na-
mens Caspar, Stadtschreiber zu Görlitz, wurde 4443 in Geschäften
nach Priebus, 4420 zum Empfang des neuen Königs Siegsmund
von Böhmen nach Breslau gesendet, war 4 494 Bürgermeister und zog
4426 persönlich mit gegen die Hussiten. Er kaufte 4444 von Bcfm-
hard Canitz Zins (9 Mark 42 fl.) zu Wendischossig (S. von Görlitz) und
vor 4420 ebenfalls Zins zu Reudnitz (S. von Radmeritz) ^) . — Ein
Vetter von Caspar war Hans Lelaw, der 4428 von Hans Foltsch
gefangen worden War. In dem Hause eines Nico laus Lelaw wohnte
4438 König Albrecht IL, als er in Görlitz die Specialhuldigung der
Oberlausitz in Empfang nahm. — Ein Sohn des eben erwähnten Gas-
96. 1) Schulze, Alterthfimer I. 216 (Mspt. Görl.) leitet in seinem SUmmlwiin
dieser FamlUe dieselbe Ton einem Mathias L. zu Iglau her, bietet aber so viel ent-
schieden Falsches, dass wir nns im Folgenden nar anf daiticn^S^ beschrinken, was wir
selbst in den Urkunden gefanden. ^ Tzschopp e und Sten lel , Urk.-BQCh 592.
V) Görl. lib. Tocat. et proscript. I. 56«. «) Bibliothek GdrliU L. I. 292 pag. 9&
«5 Urk.-Verz. I. 182. U. 2. 3. 5.
• 97. Die V. Loeben. 337
par war AndreasLelaw, der i 458 abermals Besitzungen zu Read-
nüz erwarb , aber 4463 Wendischossig und seinen Antheil von Reud-
nitz an den Rath zu Görlitz verkaufte ^) .
Seitdem verschwinden die L. auf fast 100 Jahre gänzlich aus der
Oberlausitz. Sie waren inzwischen an dem Hofe zu Prag und Wien
zu hohen Ehren gelangt und nannten sich jetzt Liedlau v. Mislaw.
Einer derselben, Paul v. L., schon 1560 kaiserlicher Rath und Se-
kretär und in einem Streite zwischen dem reichen Görlitzer Bürger
Joachim Frentzel und demRathe-zu Görlitz königlicher Commissar,
heirathete Barbara, die Tochter Frentzels , und erhielt 4564, als
Erbtheil seiner Frau, das Städtchen Sck(mberg nebst dem Dorfe
(Nieder-) Halbendorf (N. bei Schönberg) und dem halben Dorfe Mar-
kersdorf {W. von Görlitz) und, zwar infolge eines besonderen der Fa-
milie Frentzel ertheilten Privilegiums erblich verreicht. Sein Sohn
und Erbe, JoachimRudoIphv. L., besuchte die Schulen zu Görlitz
undMeissen, dann die Universität Frankfurt. 4573 erwarb er von
Dr. med. Siegsmund in Görlitz auch Oberhalbendorf und erhielt 4 584
nach seines Schwagers Hans Frentzels Tode in der Theilung auch
Königshain. ,,Zu Schönberg gesessen^, schloss er z. B. 4596 einen
Vertrag mit Hans v. Wamsdorf auf Kuhna 7) und war seit 4 594 Gegen-
händler bei der Landeshauptmannschaft. Bald darauf starb er ; denn
schon 4597 wurden von seinen Söhnen Wilhelm und Bohuslaw
mit Schönberg und Ober- wie Niederhalbendorf , Joachim und Da-
niel aber mit Königshain und Kunnersdorf (W. von Görlitz), welches
letztere Joach. Rudolph noch hinzuerworben, belehnt. 4604 kaufte
Wilhelm seinem Bruder Bohuslaw dessen Hälfte von Schönberg und
Halbendorf, 4607 Daniel seinem Bruder Joachim Kunnersdorf ab.
97. Die T. Loeben
sind erst in der zweiten Hälfte des 46. Jahrhunderts und zwar wohl
zunächst von der Niederlausitz aus auch in der Oberlausitz ansässig
geworden. Der „Ritter^ Meynhardus de Loben, der 4304 bei
einer Lehnverreichung in Görlitz als Zeuge genannt wird , war wohl
fl) Oörl. RAthsrechnangen. N. Script, rer. Ins. I. 235. Urkand.-Vers. n. 74. 92.
^ Ebeiid. III. 214. 2ö2. Hancherlel mit Vorsieht zu gebraochende Nachrichten zumal
über die böhmischen Glieder der Familie t. L. siehe bei Miltner, Beschreibung der
bohm. Privatmünzen und Medaillen. Prag 1857. Heft XIII p. 271, wo z. B. Münzen
des Paul v. L. beschrieben werden. Georg Paul t. L., der 1666 eine (handschriftliche)
Genealogie seiner Familie verfasste (vgl. Sinap. I. 590 flg. 11. 366 flg.), scheint von
den L. in der Oberl. gar keine Kunde gehabt zu haben.
Kb 0 th e , 0«Bch. d. Oberl. Adels. 22
338 ^- Abtheilong.
nur Gast, Dicht Laodsasse, und der Melchior v. Loben, der 4 467
jEOr Friedrich v. Scbttnburg das Schioss Hoyerswerde tapfer vertbei-
digte, war zu Triebel in der Niederlausitz gesessen ^). Erst 4562 fin-
den wir einen anderen Melchior v. Loben „zum Sdier^ (W.bei Klix)
gesessen , einem Gut , das er von denen v. Walditz erkauft haben
dürfte. Nach seinem Tode war dasselbe „in brüderlicher Theilung^
an Georg v. L., also einen Sohn Melchiors, gekommen, der 1598
von den Gebrüdem v. Metzradt Mükel (NW. v. Sdier) hinzukaufte,
dafür aber 4 599 Sdier und Brehmen (W. bei Sdier) an das Domkapitel
zu Budissin veräusserte. Ein Melchior v. L., vielleicht ein Bruder
Georgs, besass 4649 Kreckwitz (NW. von Budissin) . — Gleichzeitig
mit Melchior (dem Vater) zu Sdier erwarb auch ein Peter v. L. 4564
von den Gebrüdero v. Gersdorff zu Mückenhain einen Antheil von
Horka (W. von Rothenburg). Seine „Erben, Georg und sein Bru-'
der^, erkauften dazu 4569 von dem GOrlitzer Bürger Franz Beier noch
PosoUendorf (S. von Görlitz), das sie aber 4584 an Hans Feuerbach
wieder veräusserten. — Wir wissen nicht, zu welcher dieser beiden
Linien ein Hans v. L. auf Spittwitz (W. von Göda) gehörte, der seit
4600 in den Kirchenbüchern von Göda öfter genannt wird und 4643
sein Gut an üans Christoph v. Bernstein verkaufte ^) .
98. Die V. Lossow,
ein brandenburgisches Geschlecht, kamen mit den Markgrafen von
Brandenburg aus dem Hause Askanien im letzten Viertel des 43. Jahr-
hunderts auch nach der Oberlausitz. Die Zittauer Annalen erzählen,
„ein Ritter, Otto v. Lossow genannt, mit seinen Brüdern^ habe
sich 4294 des jungen Prinzen Wenzel von Böhmen, des Sohnes von
Ottokar n., „unterwunden^, ihn seiner Mutter entführt und den Bür-
gern von Zittau zur Erziehung übergeben. Ohne uns hier auf eine
Untersuchung über die Richtigkeit dieses Faktums einzulassen, con-
statiren wir nur, dass um jene Zeit in der That drei Lossow, davon
einer mit dem Vornamen Otto, dessen Brüder die beiden anderen
sehr gut sein können, in der Oberlausitz vorkommen. Im Jahre 4284
nämlich hatten Otto und Hermann v. L. (Otto de Lossow et Her-
mannus ejusdem loci) den Brüdern Bernhard und Otto v. Kamenz bei
einem Raube auf den Gütern des Klosters Marienstem in der Nahe
von Benistadt hülfreiche Hand geleistet, weshalb Papst Martin FV.
97. 1) Cod. Lqb. 166. v. Weber, Arch. f. d. aichi. Gesch. X. 266. >) Nach
den LehnbQchern im A. Dreed.
99. Die Lttdwigs4orf. 389
auch gegen sie den Proseas einzuleiten befahl. Ollo v.^ L. begegnet
uns auch noch 4290 zu Lauban im Gefolge seines Landeaherm, des
Markgrafen Otto, und abermals 1329 zu Gdrlitz bei Herzog Heiitfieh
von Jauer, dem damals die Ostliche Hälfte der Oberlausiti gehörte ^) .
Wahrend der oben erwähnte Hermann v. L. sonst nicht mehr genannt
wird, kommt 1305 — 48 öfter ein Peter (Petseo) v. L. vor. 4305 be-
fand er sich zu Rothenburg im Gefolge des Markgrafen Hermann;
4308 bekleidete er auf kurze Zeit das Amt eines Landvoigts im
Lande Görlitz ; spät^ finden wir ihn wieder bald in Eberswalde und
Spandau, bald in Budissin bei den Markgrafen von Bnmdenburg 3).
Nirgends aber wird ein Gut genannt, welches der F«unilie in der
Oberlausitz gehört hätte. Wohl aber ist in der Kirche zu Radmerüt
noch der Ueberrest eines Grabsteins vorhanden , welcher den Namen
de Lossow und die Jahrzahl 4343 erkennen lässt ^) . Nach Obigem kann
derselbe Peter v. L. nicht angehören, da dieser noch 4348 lebte. Im-
merhin aber berechtigt jener Stein zu dem Schluss , dass die Familie
entw^eder in Radmeritz selbst oder doch in dem dasigen Kirchspiel an-
sässig gewesen sei. Und damit stimmt denn auch ttberein die Nähe der
Bemstadter Pflege, innerhalb deren die beiden Lossow 4284 den Raub
verüben halfen y sowie die Nähe auch von Marienthal , fUr welches
ein Hermann v. L. noch 4357 und wieder 4362 bei Zinskäufen zu
Reichenau und Leuba Zeuge war ^) . Da nun aus jener Zeit andere
Besitzer von Radmeritz nicht bekannt smd , so wird man bis zum
Nachweis des Gegentheils annehmen dürfen, dass die v. L. mindestens
von 4284 — 4362 dasselbe ganz oder theilweis inne gehabt haben.
99. Die Lndwigsdorfy
seit dem 45. Jahrhundert auch Lussdorf genannt, waren eine Zit-
tauer Patrioierfamilie , die vermuthlich aus dem Dorfe Ludwigsdorf
(N. V. Görlitz) eingewandert war. Schon 4382 stiftete Frau Marga-
rethe Ludwigsdorffin mit ihren Söhnen Peter und Nickel ein
Capital zu einer ewigen Lampe in der Pfarrkirche zu Zittau. Von
diesen Brüdern ward Peter 4384, Nickel 4385 in den Rath aufgenom-
men; Letztrer starb 4395 als Bürgermeister. Er besass mehrere Land-
98. 0 N. Script, rer. lui. I. 4. 127flg. Knothe, Elg. Kreis 7. 57. «) Eben-
da. 61. Cod. Lns. 180 (wo das Faktum falscfalich'in da« Jahr 1305 gesetzt ist). 210.
215. 220. 225. Tgl. über ihn Kldden, Wald«mat II. 14. ^ Abgehildat in Leake,
Beise 429. Da« dveieckige Schild, auf welcbea »Ich dl« gewappnete Bitterflgnt «tatst,
lisst den geöffneten Rachen eine« Thieres erkemien, das «ehr gut d«z Loseowsehe Lneh»
sein kann. «) Schönfelder. MTfaal 70. 71.
22*
340 II. Abtheilong.
guter ; so verkaufte er 4383 das Dorf Lichtenberg (S. von Reichenau),
so 4390 gemeinschaftlich mit seiner Schwiegermutter [Clara Wilden-
stein) und seinen Schwägern das Gericht zu Eckartsberg (N. bei Zit-
tau) , beides an den Rath seiner Vaterstadt ; so gehörte wahrschein-
lich schon ihm selbst und jedenfalls 4396 seiner Wittwe Agnes das
Patronatsrecht (nicht aber das Rittergut) zu Grosshennersdorf (N. von
Zittau) ^). — Jedenfalls ein Sohn Nickels war Johann L., der 4434
und 4439 ebenfalls das Patronatsrecht zu Grosshennersdorf ausübte.
4 422 kaufte er von Friedr. v. Kyaw Zinsen zu Spitzkunnersdorf und
Odertvitz (NW. v. Zittau) und besass ausserdem einen Hof vor dem
W^eberthore zu Zittau. Seit 4442 Rathsherr, bekleidete er 4432 und
4 437 das Rürgermeisteramt ^) . — Ein zweiter Peter, wir wissen nicht,
ob Bruder oder Bruderssohn von Johann, starb 4434 auch als Bürger-
meister. — Mitte des 45. Jahrhunderts begegnet uns wieder ein
Nickel L., der 4448 die Dörfer Wendischpaulsdorf und Georgewitz
(NO. von Löbau) um 66 Schock an den Rath zu Löbau verkaufte;
desgl. ein Lorenz L., von dem der Rath zu Zittau 4448 den ihm
wiederkäuflich überlassenen Zoll zu Ostritz um 82 Mark wieder ein-
löste, und der 4455 ebenfalls in den Rath seiner Vaterstadt aufge-
nommen ward^). — 4457 ward auch ein Johann L. Rathsherr, der
4472 das Bürgermeisteramt versah und das Jahr darauf starb. Er trat
4458 vier Bauern zu Bertsdorf (SW. v. Zittau) an die Stadt ab. 4467
stiftete er und seine Frau Ursula eine Rente von 43 fl. zu einem
neuen Altar und 4 469 Ursula abermals V2 ^^^^ jahrlich zu einem
Geleuchte. Obgleich die Notiz, dass 4464 Johann L. seinem Sohne
Niclas das Dorf Waltersdorf um 52 Mark abgekauft habe , falsch ist.
da dasselbe zu jener Zeit längst dem Ratfae gehörte, so mag der
Nickel L. immerhin Johanns Sohn gewesen, der 4 475 den Gölestinem
auf dem Oybin ein Malzhaus und 4492 dem Kloster Marienthal Neu--
dörfchen und Di^sd&rfchen (jetzt die Hälter- und die Obergasse von
Zittau) verkaufte, die er selbst erst dadurch gegründet hatte, dass er
45 Ruthen Landes in 34 zinspflichtige Gärtnernahrungen zertheilte.
Er erwarb später Güter in Olbersdorf und lebte noch 4544. — Wieder
ein Hans L. starb, wie schon so Viele seiner Familie, 4 486 als Bür-
germeister. — im 46. Jahrhundert finden wir nur noch eine ^geist-
99. 1) CarpzoT, Anal. in. 9. II. 310. 307. Tingl , Hb. V. conflnn. Pra«. 249.
2) Lib. VIII. conflnnat. Prag. A. 8. Hapt. im enblichofl. ArehW zu Prag. Dorniek,
Hem«hafteii Ton Hainewalde 6. N. Script, rer. Ins. I. 59. S) a. Löbau. N. Script,
I. 72.
100. Diey. Luptitz. 341
liehe und andächtige Jungfrau Margarethe Lussdorffin, be-
gebene Schwester der dritten Regel S. Francisci", die 4521 ihr
Testament machte, und 1547 abermals einen Hans Lussdorf,
der, als Deputirter der brauberechtigten Bürgerschaft von Zittau,
mit nach Prag ziehen musste, um dort die Strafartikel wegen des
Pönfalls aus dem Munde des erzürnten König Ferdinand zu verneh-
men *) .
lOÖ. Die T. Lnptlts
nannten sich wohl nach einem gleichnamigen Dorfe bei Halle und
scheinen sehr zeitig in die Oberlausitz eingewandert zu sein. . Schon
1284 hatte ein Otto v. L. bei einem Raube auf den Gütern des
Klosters Marienstern in der Nähe von Bernstadt hülfreiche Hand ge-
leistet^ und ein Lutold (nicht: Witold) erscheint 1324 in Prag, 1326
in Ostritz, 1338 in Zittau als Zeuge ^). Schon aus dem Bisherigen
lässt sich schliessen, dass das Gut der Familie in der südlichen Ober-
lausitz gelegen sein musste. 1391 „hat der grosse Nickel von Her-
bigsdorf bei Löbau all sein Gut versetzt an Kunze Nickels Kinder ;
bei dem Thedingen ist gewesen Syffert v. Luptitz, sein Herr"^).
Hieraus erfahren wir , dass (Antheil an) Herbigsdorf (SO. bei Löbau)
der Familie gehörte. 1408 befand sich Hans v. L. unter den Adli-
chen, die sich gegen König Wenzel für richtige Erlegung einer Steuer
verbürgten 3) . Zur Zeit der Hussitenkriege waren „der kleine
Luptitz^ und „der lange Luptitz^ Söldner der Stadt Görlitz
(1428). Der eine derselben hiess (1429] Caspar, und auf den
Gütern eines Caspar v. L. zu Herbigsdorf hatte noch 1447 das Dom-
kapitel zu Budissin Zins zu erheben. 1491 hatte Hans Loptitz
einen Knecht Heinrichs v. GersdorfiT, des Besitzers der anderen Hälfte
von Herbigsdorf, erschlagen und ward deshalb vor ein „Nothgericht"
zu Löbau citirt. 1493 verzichtete Frau Nise, Wittwe des Paul
Proger, „auf die hinterlassenen Güter des Caspar Lop titz, ihres
verstorbenen Bruders zu Herbigsdorf, die jetzt Heinrich v. Temritz
hat", wobei ein Jörg Lop titz, ihr Vetter, Zeuge war*). Seitdem
verschwindet die Familie aus der Oberlausitz. — Ein Siegel ist uns
nicht vorgekommen.
4) GarpzoY. Anal. I. 28. UL 10. Haupt, Nea«n 43.
100. t) Knothe. Elgentöher KmIs 7. Cod. Lni. 247. 263. 273. ^ Üb. obll-
gatlonam Gorlie. de 1384 fol. 13. Bfspt. ») Urk.-VeTz. I. 164 No. 827. «) Lö-
baaer Rügebach fol. 2 und 15^. Mtpt. zu Zittau.
342 II. Abtheilung.
101. Die y. Lfltüehaa,
früherauch Lüttich, Lottig, Lutcho, Lottichen geschr/^ben,
hatten sich im ersten Viertel des 45. Jahrhunderts aus ihren ^Stamm-
sitzen im Meissnischen, Lüttichau und Kmehlen (bei Ortraqa) , auch
nach der westlichen Oberlausitz gewendet und dort den Uaupttheil
des Dorfes Weissbach (NO. bei Kdnigsbrück) , als Afterlehn /1er Herren
V. Kamenz, erworben. 4432 gehörte Hannus v. Lutichow zu
Weissbach zu der Ritterschaft des Kameaser Gebiets und wird noch
4444 erwähnt. Er hinterliess , wie es scheint, drei Söhne, Tietze
und Heinrich, beide zu Weissbach, und Seyffert zu Rmetüen
(W. von Ortrandj gesessen. Von diesen Bindern besass Tietze auch
die eine Hälfte von Schmorkau (N. von Weissbach) und die Anwart-
schaft auf den Anfall der anderen, die vom Bisthum Meissen zu Lehn
rührte, sowie einen Theil von Neukirch und das Dorf Rohrbach (O. von
Weissbach}. Da verkauften 4484 Heinrich Lutcho zu Weissbach und
Seyffert L. zu Kmehlen im Namen ihrer zum Theil noch unmündigen
„Vettern^ (d. h. Neffen), der nachgelassenen Söhne von Tietze Lut-
chen, nämlich Georg, Seyfried, Bernhard, Tietze und
Friedrich, sammt deren Schwestern, schuldenhalb alle soeben auf-
gezählten Güter ihres Vaters an die Burggrafen v. Dohna auf Königs-
brück, ihre „Ohme'^. Die Käufer sollten dafür zahlen 400 fl. rhein.,
nämlich 250 'fl. zur Tilgung der Schulden, 400 fl. baar und 50 fl.
zur Ausstattung der jüngsten Tochter. Aus 9,guter Freundschaft^
gaben sie 4488 noch 40 fl. hinzu. Aus dem Lehnbrief, den der
Hauptmann von Budissin den Burggrafen über die erkauften Güter
ausstellte , ergiebt sich , dass Tietze v. L. noch einen sechsten und
zwar ältesten Sohn , Namens Hans, hatte , dessen Antheil an Weiss-
bach in jenem Verkaufe nicht mit begriffen war ^) . Er wird bis 4506
öfter als Zeuge erwähnt und vererbte seinen Antheil an Weissbach
und an Zietsch (NW. bei Schmorkau) an seinen Sohn Wilhelm, der
damit 4544 belehnt ward und ihn noch 4553 besass. Von dessen
Söhnen überliess H e i n r i c h 4 565 seinem Bruder Hans seinen Antheil
an Weissbach. — Von den übrigen Söhnen des oben genannten Tietze v.
L. erfahren wir, dass Bernhard 4494 von dem Rathe zu Budissin
enthauptet wurde, weil er freventlich das Geleit gebrochen , sich der
Gerichte gewehrt und gedräuet hatte. Infolge dessen hatte Budissin
schwere Händel mit der ganzen Familie v. L. , welche die blutige
That zu rächen gedachte. 4 493 wurde der Streit dahin verglichen,
101. 1) A. Königsbrück.
102. Die T. Luttitz. 343
\
ds^s der Batb auf dem Kirchhof zu unsrer lieben Fraueo drei steinerne
Cmcifixe setzen lassen musste, von denen eins ^das Conterfei^ Bern-
hariipv. L. darstdUite^). — Wir haben oben erwähnt, wie (4484)
aiiss^ Tietze v. L. auch noch sein Bruder Heinrich auf Weiss-
ftocft ^sessen war. Für dessen Sohn halten wir Gangolf v. L. auf
W. y der zuerst 1519 vorkommt und 4520 seinen väterlichen Antheil
von W. ^orf, Rittersitz, Vorwerk) , sowie seinen Antheil an Zietsch
um 4700 fl. rhein. ebenfalls an die Burggrafen v. Dohna v^kaufte.
Er erwarb dafür 4534 voa Jakob v. Ponikau Peterskadn (0. bei Neu*
kirch) und in demselben Jahre das durch Todesfall an die Krone ge-
langte Dorf Bemsdorf (NO. von Grossgrabe). Nach seinem Tode
wurde 4543 sein Sohn Jakob mit diesen beiden Gütern belehnt und
kaufte 4563 von Hans.v. Helwigsdorf noch Skaska (SW. von Wit-
tichenau) hinzu').
102. Die T. Lattitz^
auchLutitz, Lottitz, Lautitz geschrieben, scheinen zwar ur-
sprünglich aus B((hmen zu stammen, wo z. B. 424S ein Ulrich
v. Lutitz im Gefolge des Königs Premysl erscheint , dürften aber in
die Oberlausitz zunächst von Meissen aus eingewandert sein, wo
ebenfalls schon 4206 ein Heinrich v. Lutitz, „ein wohlberufener
Mann aus der nächsten Umgegend^, einen Streit zwischen dem
Bisehof und dem Maikgrafen von Meissen wegen des *castrum Thorun
entscheiden half^). Dass die Oberlausitzer Familie dieses Namens
sidi nach dem oberlausitzischen Dorfe Lautitz (N. von Kittlitz) be-
nannt habe , -glauben wir nicht , da einmal sich nicht erweisen lässt,
dass die v. L. irgend je Lautitz besessen , und sodann da sonst die
Uebereinstimmung des Wappens zwischen den oberlausitzischen und
den meissnisdien v. L. nicht wohl zu erklären wäre.
Auch in der Oberlausitz sind übrigens zwei Branchen der Familie
zu untersdieiden , von denen die eine schon Ende des 43. Jahrhun-
derts darin und zwar jedenfalls zuerst in Milstrich (N. von Kamenz)
sesshaft gewesen sein muss , die andere dagegen erst in der zweiten
Hälfte des 44. Jahrhunderts und zwar zuerst ant Schirgiswalde er-
scheint.
Der frühest genannte v. L. in der Oberlausitz ist „Otto dictus
de Lutitz**, der 4348 von dem Kloster Marienthal das Dorf Melaune
2) ChxonU Ton BndJidii ▼. J. 1684. 3) Lehnbfielier.
102. 1) Erben reg. beb. 247. Cod. Saxon. II. 1. 71. >) Cod. Lqb. 223.
344 n. Abtheilung.
(NW. von Reichenbach] auf seine und seiner Frau Katharige
Lebenszeit erwarb mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass cUs-
selbe nach Beider Tode an das Kloster zurückfallen solle , ohne /ass
dagegen ^ihre Blutsvenivandten , wären sie auch ihre Brüder und
Schwestern^ Widerspruch erheben sollten. Da hierbei^ nicht
auch Kinder erwähnt werden , dürfte das Ehepaar kinderlos ^wesen
sein; der mitunterzeichnete Werner de Lutitz war vielleiaht einer
jener Brüder. Noch bis 4354 wird ein ^Herr Otto, Ritter v. L.**,
und bis 4333 ein Werner v. L. öfter genannt. Wir wagen nicht
zu bestimmen, ob sie identisch sind mit den eben Erwähnten.
Ersterer war z. B. 4330 Zeuge bei einer Schenkung Theodors v. Haug-
witz an Marienstem, 4334 bei einer Schenkung an das Franziskaner*
kloster zu Budissin, 4353 bei einer Schenkung Henzels v. Klüx aber-
mals an Marienstem , und in demselben Jahre Schiedsmann über die
Ansprüche Heinrichs v. Kittlitz hinsichtlich seiner Herrschaft Baruth.
4354 schenkte er selbst dem Erlöster Marienstem, wo seine Tochter
Anna Nonne war, Zins zu Eiserode (NW. von Löbau) ^mit allem
Rechte, wie es schon sein Vater besessen^. Dabei erfahren wir
zugleich, dass seine erste Frau Katharine, seine zweite Lise
hiess 3] . Wenn dieser Name Katharine darauf deuten könnte , dass
dieser Otto v. L. mit dem 4318 erwähnten identisch sei, so war die
„J u 1 1 a de Taubenh^eim, uxor domini 0 1 1 o n i s de Lutitz^, welche be-
reits vor 4345^] bei den Franziskanern bestattet war, vielleicht
seine Mutter.
Werner de Luititz begegnet uns noch 4324 als Zeuge bei der
Belehnung der Brüder v. Penzig durch Herzog Heinrich von Jauer
und hatte (quondam) an das Domkapitel zu Budissin einen Morgen
^in Villa Gneustitz^ verkauft, den Kaiser ^arl lY. 4333 dem Kapitel
eignete. Unter diesem Gneustitz scheint das jetzige Dorf Nimsckiiz
(N. von Budissin] gemeint zu sein; wenigstens verzeichnet das Stifts-
archiv genau diese Schenkung bei dem Dorfe Nimschitz ^) . — Ausser-
dem wird gleichzeitig einHannus Lutitz erwähnt, der 4339 von
einem Nicol. de Lype erschlagen worden war^]. Von keinem der
bisher Genannten aber erfahren wir, wo er gesessen gewesen.
Lassen die vielfachen Beziehungen Otto's v. L. zu Marienstem auf
nahe Nachbarschaft mit diesem Kloster schliessen (Milstrich), so deutet
») Knothe, Marienstem 44. 53. 54. Cod. Las. 307. Laus. Magai. 1780. 73.
4) Cod. Las. 354. ') Cod. Laa. 255. 301. Lau. MagsE. 1860. (Bd. XXXVI) 412.
«) GörU Üb. ▼0«. m.
102. Die y. Luttitz. 345
die i^nwesenheit Werners bei Herzog Heinrich von Jauer und die Er-
wähnung des Mordes von Hans L. in den G<(rlitzer Ladebttchem auf
Woh^itze in der östlichen Oberlausitz.
Auch ob der Johann v. L. , auf dessen Gute Kunnewitz (wohl
das tfstiKsh von Milstrich) der Budissiner Bürger Peter Punczel 4 Seh.
Zins dem\DomkapiteI seiner Vaterstadt überwies, was 1372 Kaiser
Karl lY. bestätigte 7) , in diesem Dorfe gewohnt habe, ist mehr als
zweifelhaft.
*
Gegen Ende des 44; und Anfang des 45. Jahrhunderts werden
nun gleichzeitig eine Menge v. L. genannt, welche theils in dem Gör-
litzer , theils in dem Budissiner Lande wohnten. Wir beginnen mit
einem (anderen} Johann V.L., der seit mindestens 4385 Inhaber
der höchst einträglichen Pfarrei zu Görlitz war. Derselbe hatte mit
den Franziskanern dieser Stadt lange und verdriessliche Händel.
Diese erlaubten sich nämlich, wie auch anderwärts, entschiedene
Eingriffe in die Rechte des Pfarramts und bewirkten, dass der Pfarrer
Johann, der sich dieselben nicht gefallen Hess, durch den Franziskaner-
Dekan zu Zeitz excommunicirt wurde. Da wendete sich der Pfarrer
an die päpstliche Curie und erlangte von derselben zwei Urthels*
Sprüche, durch welche das Verfahren der Franziskaner gem issbilligt
und sie selbst in die Kosten (450 fl.) verurtheilt wurden. Als sich
aber die Mönche hieran nicht kehrten und die Kosten nicht erlegten,
80 Hess der Pfarrer durch einen der Executoren des päpstlichen
Spruches den Franziskaner-Guardian zu Görlitz feierlichst exoommu-
niciren und den ganzen dasigen Gonvent suspendiren. Erst 4393
erfolgte ein Vergleich zwischen den streitenden Parteien^).
Ein Conrad v. L. war schon 4389 einer der Landesältesten im
W>ichbild Grörlitz (seniores vasallorum territorii Gorlicensis) . Zu
ihm sendete in diesem Jahre der Rath von GörHtz einen Boten in An-
gelegenheit der Judenvertreibung , welche von Rath und Ritterschaft
bei Herzog Johann von Göriitz beantragt worden war. Er hatte der
Stadt Görlitz Geld (42 Mark) geborgt und wird noch 4395 erwähnt »}.
Zu gleicher Zeit lebte ferner ein Heinrich v. L., dessen Söhne
(,9Hans und sein Bruder, Henczils Söhne v. L.") 4405 wegen Lähmde
von dem Richter zu Glossen vor das königl. Gericht zu Görlitz citirt
wurden. Vielleicht sind dies dieselben„HansundChristoph v;L.^,
die 4449 Bürgen für Christoph v. Gersdorff auf Baruth waren i«). —
TJ A. Bnd. Hb. fundat. CXOIV. ») KU uff er, I. 4Ö6 flf. N. Script, rer. lus.
I. 322. ») Naeh den Oöri. Rathsreehnnngen. lO) Laut. Mag. 1780. 133.
346 n. Abthetlnng.
Nicht minder wird* 4405 ein Nicolaus v. L. genannt, der von Hau-
bold von Glossen v^'wundet worden war; desgleichen 1394 ein Lo-
renz v. L., der sich mit seinen Freunden im Gebirge befand; 4392
und 4 426 ein Ma r t i n v. L., der in letztrem Jahr Procuraior des Dom-
kapitels 2U Budissin bei einem Zinsverkauf in Göda war. Ein Hein-
rich V. L. ^^), Pfarrer xu Klix, schenkte 4442 2 M. 4 Gr. Zins in dem
Dorfe Schar z (oderSczarczk?) seiner Pfarrkirche und veiiuiufte 4 Mark
Zins ebenfalls ^in und auf seinen Besitzungen im Dorfe Skarz*^ an die
Kirche zu Göda.
Am häufigsten aber kommt seit Ende des 44. Jahrhunderts ein
Caspar Y. L. vor, der vielfach auch v. Lawtitz geschrieben wird,
während wenig später ein Caspar der jüngere wieder v. Luttitz heisst.
Derselbe hatte langwierigen Streit mit denen v. Pannewitz (auf Uhyst),
weswegen 4397 — 4405 oft Tage von Land und Städten gehalten wur-
den ; 4408 war er Bürge für eine vom Könige den Städten auferlegte
Steuer, 4449 Bürge für Christoph v. Gersdorff auf Baruth gegen den
Landvoigt Berka v. der Duba und bald darauf einer der Abgeordneten
des Adels nach Prag, um diesen Landvoigt beim König zu verklagen.
4424 schickte er ^und seine Brüder^ 40 Mann von seinen Unter-
thanen, um Budissin gegen die Hussiten befestigen zu helfen. 4424
ward er von den oberlausitzischen Ständen nach Ungarn xu König
Siegsmund geschickt, um demselben die dem Lande von den Hussiten
drohende Noth und Gefohr zu schildern. 4434 schoss erden durch
die Hussitenkriege in grosse Geldbedrängniss gerathenen Städten
Budissin und Kamenz Geld vor und war 4 430 wohl einer der Unter-
händler eines zwischen der Oberlausitz und Herzog Friedrich von
Sachsen gegen die Hussiten geschlossenen Bündnisses ^^).
Gleichzeitig mit ihm lebte (4 44 3 — 35) ein Caspar „der jüngere*^
V. L. zu Sdier (W. bei Klix), der z. B. 4445 Y2 ^^^rk Zins auf Xu^
(SO. bei Nesohwitz) an das Domkapitel zu Budissin verkaufte, jeden-
falls derselbe, der 4429 mit seinen Brüdern Otto und Balthasar
und zwar „mit Bewilligung der ganzen Freundschaft^ abermals 2 Mark
zu Luga veräusserte ^^ . Vermuthlieh verkaufte dieser Caspar auch
Sdier und erwarb dafür Gu^tou (0. bei Klix); wenigstens gab 4435 ein
„Caspar v. L. zu Guttau'' einem Unterthanen zu BuchwcMe (S. bei
Guttau) Consens zu einem Zinsveibuf an die Kirche zu Göda.
ii)Ornndmann, eoUeot. I. 52b und 53. 1^ Pror.-BUtteT 1782. 436. Uik.-
Ven. 11. 30. A. DiMd. Orig. No. 6175. i^) Lau». Mafaz. 1860. 92. 93. Urk.-
Ven. n. 27c.
102. Die ▼. Luttltz. 347
4. Stammhaus Milstrich.
Wahrend bei all den bisher genannten v. L. weder ein gemein-
sames Stammhaus, noch irgend welche Filiation nachweisbar war,
tritt endlich seit 4419 Milstrich (N. von Kamenz) als Stammhaus für
den einen Hauptzweig der Familie auf. Wir vermuthen aber, dass
sich dieses Gut schon lange Zeit hindurch im Besitz der Familie be-
funden habe. Heinrich v. Lawittz „auf Milstrich'^ war 4449 und
4 420 Zeuge bei den Herren v. Kamenz, zu deren Herrschaft Milstrich
gehörte , und verbürgte sich 4432 mit für die von der Stadt Kamenz
an die Hussiten zu zahlende Contributionssumme ^4) . 4449 wurde er
beschuldigt, Strassenräuber beherbergt zu haben. Dieser Heinrich
hatte auch einen Bruder Georg, der z. B. 4420 nebst Anderen eine
Klage gegen den Rath von Budissin anstellte. Er besass das Dorf
Lieske (N. von Milstrich), hatte dasselbe aber vor 4454 an „seinen
Bruder Hinz** verkauft **) .
Etwa Enkel von Heinrich dürften die Brüder Hey ntsch und Jo-
hann V. L. auf Milstrich gewesen sein, die 4486 als GewUhrsbürgen
erwähnt werden. Ersterer hatte 4482 von Heinr. v. Bloscbdorf auf
Doberschau das Dorf ^er^e (W. bei Grosspost witz) erkauft, es aber
bald darauf wieder veräussert. Letztrer verkaufte bis 4522 mehrfach
Zins auf Milstrich an das Domkapitel zu Budissin. Die Brüder hatten
sich in ihr väterliches Gut getheilt. Da übergab 4520 Beyntsdi sein
„halbes Dorf Milstrich** seinem Sohne Hans i^). Er hatte neben die-
sem Sohne Hans noch z\^ei Töchter, von denen Elisabeth mit einem
gewissen Schwarznickel, Gertrud mit dem Kamenzer Bürger Lorenz
Bembruoh verheiratheC war. Beide Frauen waren 4525 nicht mehr
am Leben , indem ihre Wittwer auf alle Ansprüche , die ihre Frauen
etwa auf die Hinterlassenschaft Reyntsch's v. L. gehabt halten , ver-
zichteten. Der 4520 erwähnte Hans lebte noch 4554. — Für seinen
Sohn halten wir „Christoph v. L. su Milstrich**, der 4564 Hof-
schenk bei Kurfürst August von Sachsen war, 4562 aber sein Amt
aufgab. Er muss um 4 569 seine Hälfte von Milstrich an Hans v. Poni-
kau auf Priatitz verkauft haben ; wenigstens ward dieser damit be-
lehnt. 4 570 ward ein Christoph v. L. auf Befehl des Landvoigts zu
Budissin enthauptet, weil er mit seiner eignen Tochter Blutschande
getrieben hatte. Wir vermuthen , dass es der eben Behandelte ge-
wesen.
14) Urk.-Verz. II. 3U, A. Kamenz. 15) a. Dresd. W. A. Oberlaus. Sachen
Bl. 9. 10) A. MStera No. 185. 213. Lans. Mag. 1860. 99. Lefanbach. Im A. Dresd.
34$ n. Abtheilnng.
Johann v. L. auf halb Milstrich, der Bruder von Reyntsch,
hinteriiess eine Tochter Anna, verheirathet mit Peter v. Gersdorff,
und einen Sohn Heinrich, der 4528 mit den väterlichen Gtttem
Milstrich und Grüngräbcheti (NW, von Kamenz] belehnt ward. 4531
Hess er seine Frau Barbara geb. v. Schreibersdorf beleibdingen und
starb, seinem auf dem Kirchhof zu Ossling befindlichen Grabstein zu-
folge. 1554. — Er hinterliess sechs Söhne, Joachim, Abraham,
David, Heinrich, Johann und Friedrich. Von diesen ver-
kauften 4565 Abraham und David ihren Antheil an Milstrich und bald
darauf sämmtliche Brüder ihr Gut Gräbchen an ihren Bruder Johann.
Dieser aber veräusserte 4567 Gräbchen wieder an Rud. v, Gersdorff
auf Gutebom, bei welcher Gelegenheit jene Brüder gelobten, ihre
Kaufgelder solange auf dem Gute stehn zu lassen , bis sie würden
den Vorritt gethan haben, woraus hervorgeht, dass sie damals noch
ohne Leibeslehnserben waren. 4573 trat Johann das Gut Milstrich an
den jüngsten Bruder Friedrich ab. Dieser aber, der 4583 bei einer
Hochzeit zu Elstra den Siegsm. v. Maititz im Duell erstochen hatte,
verkaufte 4 596 sein halbes Gut Milstrich an Hans Christoph v. Ponikau
auf Königswarthe. So w^ar nun das alte Stammhaus gänzlich in fremde
Hände übergegangen. Von den übrigen Brüdern wird Abraham
1570 als zu Weidlüz (SW. v. Neschwitz;, David 4588 als zu Dober^
schau (SW. von Budissin), Johann 4568 als zu Lawalde (W. von
Löbau], 4573 aber als zu Oppeisdorf (S. von Reibersdorf] gesessen
erwähnt.
2. Stammhaus Schirgiswalde.
Viel später, als in der nördlichen und östlichen, haben die
v. Luttiii auch in der südlichen Oberlausitx Besitiungen erworben.
Wahrscheinlich stammt dieser Zweig von jener Linie des Geschlechts,
die seit lange schon das Gut Lampertswalde «O. von Neustadt bei
Stolpen) im Meissnischen inne hatte. Schirgiswalde selbst, obwohl
rings von oberlausitzischem Gebiet umschlossen« war damals (and
bis auf neuste Zeit) eine böhmische Enklave, gehörig unter die Herr-
schaft ToUenstein-Schiuckanau. So waren die v. L. für ihr Schirgis-
walde Vasallen von Tollenstein.
Als ersten Luttitz auf Seh. haben wir 4376 einen Hans vorge-
funden, der aber auch zugleich in der eigentlichen Oberlaositi be-
gütert gewesen sein muss, sonst hätte er nicht in jenem Jahr Schöppe
im Landding zu Budissin sein können *7. . Wir vermuthen übrigens,
>7) A. Bnd.
102. Die y. Luttitz. 349
dass nicht erst er, sondern mindestens bereits sein Vater Seh. er-
worben habe ; wenigstens erscheint 1 427 zugleich mit Hansens Sohne
Heinrich ^auf Sch.^ noch ein andrer „Heinrich v. L. zu Jergis^
walde^ (also etwa ein Cousin) , als Bürge für Hinko Berka auf Hohn-
stein, und 4432 und 4453 zugleich mit Hansens Enkeln auf Seh. ein
„Hans V. L.^ ebenfalls auf Seh. 9, ihr Vetter^ (also etwa des Hein-
rich auf Jergiswalde Sohn) . Wohl dieser letztgenannte „Hans v. L.
auf Sch.^ war es, der, als Anhänger des damaligen Besitzers des
Tollensteins, Joh. v. Wartemberg, in der sogenannten Wartemberger
Fehde 4467 von den Zittauem in einem Gefecht am Breitenberge bei
GrossschOnau erschlagen ward ^^) .
Jener 4 376 erwähnte Hans v. L. hatte vier Söhne : Benes,Hans,
Heinrich und Nickel, von denen 4406 die ersteren drei (der letzte
war jedenfalls damals noch unmündig) von Kdnig Wenzel mit der
Hälfte des oberlaus. Dorfes Kirschau (N. bei Schirgiswalde) , das sie
von Hans Jode erkauft hatten , belehnt wurden ^^) . Von diesen Brü-
dern Sind wir Benes sonst nicht mehr begegnet. Die übrigen drei
hatten um 4423 gemeinsam das Gut Schönberg im Görlitzer Weichbild
erworben; wenigstens sendete schon in diesem Jahre der Rath zu
Görlitz Boten nach Löbau „wegen Niclos Lutiz von Schergiswalde;'^
4426 verkauften Nickel und Hans v. L. „zu Schönberg gesessen^,
Zins zu Halbendarf, einem Pertinenzstück ihres Gutes , an den Gör-
litzer Bürger Nickiin aus der Münze, und 4429 ward auch Heinrich
V. L. „entschieden mit Nickiin aus der Münze^ ^^) . Von diesen Brü-
dern wohnte übrigens nur Nickel zu Schönberg und verkaufte das-
selbe 4447 an die Gebrüder v. Salza auf Schreibersdorf. Dafür er-
warb er Mitteloderwitz (N. von Zittau) . In den damaligen Streitig-
keiten zwischen der katholischen und der hussitischen Partei in Böh-
men hielt der damalige Besitzer von Tollenstein, Albrecht v. d. Duba^
zu der ersteren. Darum nahm ihm 4463 der hussitische König Georg
diese Herrschaft und gab sie dem hussitisch gesinnten Joh« v. Wartem-
berg auf Tetschen, der nun das katholisch gesinnte Zittau befehdete»
In diese Fehde wurde auch Nickel v. L. auf Oderwitz verwickelt. Er
hatte den Zittauem Vieh geraubt. Dafür waren diese in Oderwitz
eingefallen und hatten seinen Hof abgebrannt. Nach Nickels Tode
übernahm es sein Sohn Hans „auf Oderwitz^, von Zittau Entschädi-
18) A. Dresd. Orig. No. 6061. Görl. Rathsrechn. Laus. Mag. 1870. 295. Carp-
zoY, Anal. Y. 213. t») Laos. Magaz. 1870. 295. 20) G5rl. Gerlchtobacher and
Urk.-Vera. U. 17.
350 n. AbtheiluDg.
gang zu verlangen, und plünderte Zittauer Unterthanen (H76). So
entstand eine ^Luttitz'sche Fehde^, die sich, von mehreren Waffen-
stillständen unterbrochen, bis 1484 fortsetzte ^1).
Kehren wir nun zu dem zuerst H06 erwähnten Heinrich v. L.,
dem Sohne Hansens (1376), der allein die Schirgiswalder Linie fort-
gepflanzt zu haben scheint, zurück. Auch er gehörte, wie schon
sein Vater, für seine oberlaus. Güter zu den Mannen des Weich-
bilds Budissin und schloss sich 1420 einer Klage derselben gegen die
Stadt Budissin an. Später hatte er mit dem Domkapitel zu Budissin,
dem die andre Hälfte von Kirsehau gehörte , einen Streit , der 1 427
dahin beigelegt ward , dass er das Kapitel all seiner Ansprüche ent-
Hess. Zuletzt haben wir ihn 1429 vorgefuüden.
Er hinterliess vier Söhne: Christoph, Albrecht, Johann,
Heinrich, und zwei Töchter, von denen die eine schon 1449 mit
Hans Jode verheirathet war, die andere, Barbara, sich 1453 mit
Janke v. Grisslau vermählte. Christoph v. L. ^auf Seh.", wird be-
reits 1430 und 1434 als Bürge für Hinko v. Berka auf Hphnstein und
1432 (zugleich mit seinem oben erwähnten ^Vetter Hans v. L. auf
Seh.'') als Söldner der Stadt Görlitz genannt 2^}. 1448 Hess er seine
Frau Katharine (mit 4 Mark Zins, dem Kirchlehn, Gericht, dem
Vorwerk gegen Sohland etc.] auf Schirgiswalde beleibdingen. Alb-
recht hatte" seinen Antheil an Seh. vor 1449 an seinen jüngeren Bru-
der Heinrich verkauft. — Johann war 1449 Pfarrer zu Tetschen und
besass ebenfalls ein Drittel von dem Gute Seh. — Heinrich Hess
1^449 seine Frau Dorothee beleibdingen (mit Vs am obersten und
niedersten Hofe zu Seh. und 73 am Vorwerke und den Leuten im
Dorfe , wie er dies von seinem Bruder Albrecht erkauft , etc.) ^^) .
1453 überliessen Christoph und Albrecht v. L. auf Seh. (und ihr
„Vetter ** Hans v. L., ebenfalls auf Seh:) ihrer Schwester Barbara
alles, was sie von ihrem Vater zu Kirschau und zu Temritz (NW. von
Budissin) besessen, als Ausstattung bei ihrer Verheirathung mit Janke
V. Grisslau. Sie stari> schon 1463^«).
Von den eben behandelten vier Brüdern hinterliessen , wie es
scheint, nur Christoph und Heinrich Kinder. 1472 wurden Christo]^
Söhne, Siegsmund und Heinrich v. L., mit dem Drittel am Hofe
SchirgiswcUde und dem halben Kirchlehn etc., wie es ihr Vater be-
sessen, belehnt. Von diesen Brüdern haben wir Siegsmund („zu Seh.
«) Korscbelt, Odenrltz 24. «) A. Drosd. (Mg. 6157. 0243. Oöil. Ratkt-
rechn. ») A. Dmd. CopUl. 43. 233 und 44. 207b. Si) Ltns. Mag. 1870. 296,
102. Die ▼. Luttitz. 35t
gesessen^) 4490 aJs Bürgen für Hans von Rechenberg, und Heinrich
(^zu Seh. gesessen^) 4488 als Zeugen zu Budissin gefunden, als (sein
Cousin) Hans v. Grisslau, der Sohn obiger Barbara v. L., auf alle
Ansprache auf das verkaufte Kirschau verzichtete^) .
Auch Christophs Bruder Heinrich hinterliess Kinder. Nach seinem
Tode verheirathete sich seine Wittwe Dorotheein zweiter Ehe mit
Hans V. Rechenberg. 4473 belehnten die Herzoge Ernst und Albrecht
von Sachsen, als damalige Inhaber der Herrschaft Tollenstein, Letzte-
ren für den Fall, dass seine Frau, welche V3 von Seh. als Leibgedinge
hatte, und seine Stiefkinder, welche ein zweites Drittel besassen,
sterben sollten , mit dem Anfall dieser Aniheiie und dehnte diese
Eventualbelehnung auch auf das dritte Drittel aus , das jetzt Katha-
rina (Christophs Wittwe) und ihre Söhne Siegsmund und Heinrich
inne hatten ^^) . Durch diese Heirath gelangte die Familie v. Rechen-
berg in den Mitbesitz von Seh. Von den ^fStiefkindem** dieses Hans
V.R. ist uns nur Christoph V.L., also der Sohn Heinrichs, nament^
lieh bekannt geworden.
Derselbe wird (^zu Seh. gesessen'^) 4490 und 4>506 als Bttrge
für seinen Stiefvater genannt, muss aber bald darauf Niederrenners--
dorf (O. bei Herrnhut) erworben haben. 4509 erhielt er bereits
Consens rum Yeriiauf von Zinsen auf seinem Dorfe Rennersdorf.
454 i wurde er zum Amtshauptmann von Görlitz eingesetzt^) und
blieb in diesem Amte bis 4524. Ausserdem geh($rten ihm noch
Rodewüz und BedertviU (N. von Schirgiswalde) , die er 4526 an
Christoph V. Haugwitz veriiaufte, und Berge (W. bei Rodewitz), dos
er 4525 vom Kloster Marienstem erwarb. 4526 ward er mtt ^seinen
Stiefbrüdern^ Hans und Ernst v. Rechenberg auf Oppach über all
ihre jetzigen und künftigen Güter zu gesammter Hand belehnt. —
Nach seinem Tode erhielten 4 527 seine Sohne , Hans, Melchior,
Christoph und Georg (die letzteren drei noch unmündig), die Lehn
über Niederrennersdorf. Von ihnen hatte dasselbe der älteste Bruder
Hans übernommen, musste es aber 4544 an Anton v. Breitenbach
rerkaufen. Er wohnte seitdem in einem Bauergute des Dorfs , das
er aber 4544 ebenfelis verttusserte. Bald darauf muss er gestorben
sein; denn 4547^) quittirte „Melchior v. L., von Schh-giswalde** dem
Kaufer jenes Bauerguts, welches „Hans v. L. seligen GedUchtnisses'
») A. Dresd. CopUl. 69. 4ö9b. A. Bnd. Laus. Mag. 1870. 296. ») A. Dresd.
Cop. 59. 359b. 87) Abschrift aaf der Bibliothek zn ZltUu. N. Script, xer. Ins. ni.
704. DtM der Christoph auf Bennefsdorf einen Wolf y. L. zum Vater gehabt habe,
ist ToIUg nnerweislich. ▼. Mücke, Niederrennefsdorf 7. ^ v. Mücke, a. a. O. 8
352 U. Abtheilung.
demselben verkauft habe. Die drei Brüder Hansens hatten sich also
nach dem Stammgut Schtrgiswalde , an welchem ihnen mit ihren
Stiefbrüdern v. Rechenbei^ ein Anthell geblieben war, zurückge-
wendet und heissen 4546 sfimmtlich „zu Seh. gesessen^. Melchior
lebte noch 4564. Georg hatte 4536 einen Georg v. Döbschitz er-
stochen.
Von der Hauptlinio zu Seh. y den Nachkommen des 4 430 zuerst
genannten Christoph v. L. und seiner Sdhne (4472) Siegsmund und
Heinrich , erfahren wir seit Anfang des 4 6. Jahrhunderts so gut wie
gar nichts. 4542 ward ein Andres v. L. „auf Seh. ^, „Vetter^ des
Hans y. L. auf Warthe mitbelehnt , als dieser an seine Brüder die
Httlfte des Gutes Warthe verkaufte. 4540 war ein Bonaventura
V. L. „zu Seh. gesessen** und trug alle seine Baarschaft zur Hälfte
dem Ernst v. Rechenbei^ zu Oppach , zur andern Hälfte den Gebr.
Melchior, Christoph und Georg v. L. zu Seh. auf. Er hatte also
wahrscheinlich keine Kinder. 4555 kaufte er das Gut LatvaMe (W.
bei LObau) j das er aber 4568 an John v. L. aus dem Hause Milstrich
wieder verkaufte 2>).
4572 kauften sich Melchior und Christoph V.L., wir wissen
nicht, ob etwa des obigen Melchior Söhne , von den Herren v. Schlei-
nitz auf Tollenstein um 4000 Thlr. von der Lehnspflicht für ihr Gut
Schirgiswalde los. In seinem Testamente setzte dieser Christoph zu
Vormündern seiner Kinder seine Frau Katharine v. Rechenberg
und seinen Bruder Melchior, eventuell auch seinen anderen Bruder
Hans ein. Wohl derselbe Melchior erscheint noch 464 4 als Führer
der oberlausitzischen Truppen gegen die Passauer in Böhmen. 4628
aber verkaufte ein Michael v. L. das der Familie v. L. bis dahin
noch gehörige Obergut von Schirgiswalde an das Domkapitel zu Bu-
dissin.
Unstreitig von dem Stammhause Schirgiswalde hatte sich im
ersten Drittel des 46. Jahrhunderts eine Nebenlinie zu Warthe (N.
von Königswarthe) abgezweigt. Schon 4528 wird als daselbst ge-
sessen ein Christoph genannt, und 4534 erhielten darüber die
Brüder Hans und Christoph,' vielleicht dessen Söhne , die Lehn.
4542 überiiess Christoph seinen Antheil an dem Gute seinem Bruder
Hans, hiess aber 4545^0]^ wo wegen Streitigkeiten zwischen ihm und
Bartsch Mieler zu Budissin ein Ritterrecht abgehalten ward , immer
^ Naoh den L. B. im A. Dresd. and nteh Klott, „Geneal. Naefar.^ •• ▼. (Mspl.
OArUti). SO) ObeiUns. Nachlese 1767. 338.
103. Die Y. Malschwitz. — 104. Die v. Maltitz. 353
noch „auf Warthe''. 1561 besass Christoph das Gut Braunau (W.
von Kamenz). In diesem Jahre machte er („vonnals zu Warthe, jetzt
zu Braunau^) sein Testament und bestimmte , da er von seiner Frau
Veronica keine Kinder hatte, 3000 fl. zu einer Familienstiftung,
ausserdem aber zahlreiche Legate für seine Schwestern: Anna,
Erbfrau auf Piskowitz , Katharine, Frau des Jakob v. Poster auf
Königs warthe, Barbara, Frau des Hans v. Techritz, und Mar ga-
re the, Nonne in Marienstem. Er selbst war also wohl auch noch
dem katholischen Glauben ergeben. Daraus, dass er zum ersten
Geschlechtsältesten für Verwaltung obiger Familienstiftung Melchior
V. L. auf Schirgiswalde einsetzte, ergiebt sich deutlieh, dass die
V. L. auf Warthe aus dem Hause Schirgiswalde stammten. ^ Chri-
stophs Bruder Hans hinterliess drei Söhne : Christoph, Hans und
Friedrich, die 1557 mit Warthe belehnt wurden. Von denselben
verkaufte Hans 1583 die Lohsa^er Heide an Seifr. v. Lttttichau und
1584 Bemsdorf (N. von Kamenz) an Melchior v. Kaikreuth. Dafür
ttbemahm er, wahrscheinlich von seinen Brttdem , 1591 die Güter
Warüie und Litzschen (S. bei Lohsa) und zog 1596 („Hans der ältere
v. L.'^j, als Anführer der oberlausitzischen Truppen, mit gegen die
Türken ^i) .
103. Die T. Malscliwitz
nannten sich nach dem gleichnamigen Dorfe N. von Budissin. Der
älteste uns bekannte Besitzer desselben. Härtung, war zugleich.
Burgmann des Schlosses Budissin und heisst deshalb bald Hartungus
de Castro , bald Härtungen de Budissin, bald bloss Härtung. Er er^
scheint schon 1221 und nodi 1245 als Zeuge in Budissin und stiftete
1 225 zwei Schock jährl. Zins „von seinem Gute Malschwüz^ für die
neue Schlosskapelle in jener Stadt ^). Einen Otto de Malzwicz
finden wir 1280 und 1285 als Zeugen bei Markgraf Otto von Bran-
denburg 2). Anfang des 14. Jahrhunderts befand sich Malschwitz be-
reits in anderen Händen.
104. Die T. Maltttz.
Wie es Dörfer dieses Namens sowohl im Meissnischen, als in der
Oberlausitz giebt, so konnte sich nach jedem derselben auch eine be-
sondere Familie benennen. Wenigstens dürfte der Fridericus de
31) Garpzov, Anal. V. 217.
103. 0 Cod. Las. 28. 76. Uns. Hag. 1859. 345. «J Cod. Lns. II. 10. Lans.
Mag. 1870. 56, wo falschlich Maltitz statt Malzwitx steht.
K n 0 1 h e , OeMh. d. Oberl. Adels. 23
•^ ■—. ■
354 II. Abtheilung.
H. , der 1 245 nebst vielen anderen Adlichen der Budissiner Gegend
bei einer Verzichtleistung des damaligen Burggrafen von Budissin
Zeuge war, sicher Besitzer des S. von Weissenberg gelegenen Maltitz
gewesen sein^). Diese oberlausitzische Familie v. M. haben wir
ausserdem nicht erwähnt gefunden. — Erst Jahrhunderte später er-
scheinen wieder Maltitze in der Oberiausitz als ansässig , die nun
sicher der meissnischen Familie dieses Namens angehören. 4549
verkaufte ein Heinrich v. JM. das Gut Lückersdorf (W. bei Kamenz),
das er nebst seinem Bruder einst von Hans Kolowas erworben , um
1000 fl. rhein. an Balthasar v. RackeP). — 1571 erkaufte Heinrich
V. M. der ältere, damals auf Brttx, aus dem Concurs des verstorbenen
Wilh. Herrn v. Schönburg um 440,000 Thlr. die Herrschaft Hoyers-
werde, mit der er 4572 belehnt ward. Als er noch in demseU)en
Jahre starb, erbten die Herrschaft seine Söhne, Siegsmund, Hans,
Heinrich, Christoph, Albrecht und Ulrich, von denen die
beiden Letztgenannten unter Vormundschaft Haugolds v. M. auf Elster-
werde standen. Heinrich der jüngere starb bereits 4573 ebenfalls.
Die Bruder waren eifrige Katholiken und versuchten, ihre neuen
Unterthanen zum katholischen Bekenntniss zurückzuführen , und da
dies nicht gelang, ihnen ihre althergebrachten Freiheiten zu verküm-
mern, bis 4580 sogar das Prager Appeilationsgericht die Bürger bei
ihren Privilegien und Statuten schützte. 4582 überiiessen die Gebr.
v. M. Hoyerswerde tauschweis an Seifried v. Promnitz, Freiherrn zu
Pless, auf Sorau und Triebel • .
106. Die T. Maxen 1),
eine bekannte meissnische Familie, erwarben schon im 44. Jahrhun-
dert sowohl in dem bischöflich meissnischen, als dem königlichen
Theile der Oberlausitz ansehnliche Besitzungen. So hatte vor 4383
Johann v. M., „Getreuer des Bischofs von Meissen^, 5 Mark 48 Gr.
und ein Erbgut in Göda an den Budissiner Domherrn Joh. v. Galden-
bom verkauft ^J .
Ziemlich gleichzeitig erscheinen die v. M. auch im Zittauischen
und im Görlitzischen Weichbild , sowie in der Herrschaft Seidenberg
begütert. Zuerst 4350 werden als Zeugen bei einem zwischen Zittau
und Görlitz abgeschlossnen Vertrage wegen des Waidhandels die
104. 1) Cod. Las. 76. 3) a. Kamenz. 8) v. Weber, Arch. füx die s&chs.
Ocsch. X. 277 flg. Vgl. Laus. Mag. 1833. 467.
105. 1) Vgl. Kloss im Laue. Magaz. 1777. 277 flg. S) t. Weber, Aroh. für
die sichs. Gesch. V. 104.
105. Die Y. Maxen. 355
Brüder Hugo und Schuler v. M. erwähnt, denen die Güter Gross^'
schüfiQU und Seißennersdorf gehörten. Wiederholt nämlich präsentir-
ten diese Brüder (1357 — 63) tbeils gemeinschaftlich, theils einzeln
Geistliche zu den Pfarrämtern dieser Dörfer. Hugo war 1 376 Land-
richter zu Budissin'). — Von einem dieser Brüder stammte ein and-
res Brüderpaar, das Ende des 44. Jahrhunderts jene Güter besass.
1398 präsentirten „di^i^ijlder'' Cunzco [Conrad] und Heinrich
V. M. Geistliche für die Pfarrei zu Grossschönau und verbürgten sich
1397 für Heinrich v. Kyaw«]. — Wahrscheinli^.^ncco's Söhne
waren Johann, Friedemann und Peter v. Maxen, welche 1418
— 23 gemeinschaftlich mit Heinrich v. M. (wohl ihrem Onkel) eben-
falls das CoUaturrecht in obigen Dörfern ausübten. Heinrich heisst
1419, wo er beim Verkaufe von Waltersdorf Zeuge war, ausdrück-
lich „Erbherr von Grossschönau^ ^) . Der eben erwähnte Peter v. M.
war in der Schlacht bei Aussig feldflüchtig geworden. Dies erfahren
wir aus einem von Heinr. v. Baussendorf [auf Spremberg] an den Bath
zu Görlitz gerichteten Schmähbriefe ^) , worin es heisst: „Ich klage
Euch, lieben Herren, über den verbosten, verwechselten [d. h. Wech-
selbaig], verhurten Kutzensohn, der sich nennt Peter Maxin. Da ihn
seine Mutter gebar, des Henkers Weib zu Zittau, da nahm ihn der
Teufel und führte ihn gen [Gross-] Schönau. Davon ist der verboste
Kutzensohn geboren. Er hat die v. Gersdorff verrathen, da sie waren
zu Odemitz [Oderwitz ?] auf einem Tage. Darum hat er gethan als
ein panierflüchtiger, verhnrter, verwechselter Kutzensohn, der [die]
Seinen verlassen hat in dem Gebirge vor Aussig.^ Zuletzt haben wir
1430 einen Hang v. M. „auf Grossschönau^ als Gewährsbürgen für
Hans Sorsse auf Bosenthal gefunden , der 1 434 gemeinschaftlich mit
Enderlein v. Smoyn das Patronatsrecht in Seifliennersdorf ausübte ^) .
Im Weichbild Görlitz scheinen ansässig gewesen zu sein die Brü-
der Heinrich und Otto v. M., die 1379 in Görlitz geächtet wurden
auf Veranlassung eines Peter Neumeister „wegen 4 Schock und wegen
3) Ürk.-Vew. I. 57 No. 283. Tingl, Hb. prim. conflrm. Prag. 66. 125. 168. 65.
S. 125 werden die Brüder ungenao Hlnko [statt Hnko] nnd Schnler genannt. 1363
heisst Schaler: Johannes dictus Schnler de M. A. Budissio, Üb. fnndat. OCIX.
4) Tingl, üb. qnint. conflrm. Prag. 310. Urkund.-Verz. I. 145. ^) Domarchiv zu
Prag, üb. YII. conflrm. K. 3. 16 u. lib. VIII. Richter, Orossschönau 108. ^) Lans.
Mag. 1839. 128. "^ A. MThal. DomarchW zu Prag, lib. vni. conflrm. Png. A. 8.
1410 befanden sich als Soldner des deutschen Ordens in Preussen Peter, Caspar,
Hans ▼. Maxen, ob die hier erwähnten Oberlansitzer, Termogen wir nicht zu bestim-
men. Job. Voigt, Namen-Codex der deutschen Ordensbeamten. 1843, S. 125.
23*
356 n. AbtheUung.
Beleidigung^. 1406 dagegen erhielt Heinrich v. M. von dem Rathe zu
Görlitz 2 Schock, weil er mit seinen Gesellen der Stadt beigestanden
hatte. Es ist dies vielleicht derselbe, der 1403 als „Heinrich Bullen-
dorf'', d. h. gesessen zu Bullendorf (S. von Seidenberg), bezeichnet
wird ; wenigstens gehörte dies Dorf in der That seitdem der Familie
V. M. So mag wohl auch der Caspar v. M., der 1399 dem Heinr. v.
Hoberg auf Wilka Fische geraubt hatte, und der 1409 als „Lehnmann''
Hansens v. Biberstein genannt wird, zu Bullendorf geseßsen gewesen
9«in^]. — Als Söhne Heinrichs werden .1412 bezeichnet Nickel,
Hans und Heinrich v. M., welche mit Heinrich Förster und seinem
Sohne „von ihres Vaters wegen, Hentschils v. Maxen'' wegen eines
Lehnpferdes und wegen Viehschuld verglichen .wurden ^) . Von diesen
Brüdern lebte Nickel ganz in Görlitz und war, obgleich „ein ehrbarer
Mann", doch zugleich Bürger der Stadt und Hausbesitzer ^^j , 1409
Scabinus, 1413 sogar Bürgermeister daselbst und kommt bis 1417
vor. — Der zweite Bruder Hans v. M. hatte eine v. Bischofswerder
zur Frau und mit seinem Schwager Nicol. v. Bischofswerder (auf Ebers-
bach) Erbschaftsstreitigkeit. 1 422 wird Hans als zu Bullendorf, Hein-
rich als zu Hermsdorf {ß. von Görlitz) gesessen und zugleich mit ihnen
ein H ei n c z e 1 V. M. (fast stets so geschrieben) zu Mesckwitz (SW. bei
Hochkirch) genannt, der möglicher Weise der Sohn des verstorbenen
Nickel V. M. war. Dieser Heinezel focht 1430 — 31 tapfer mit gegen
die Hussiten. Er hatte einen Sohn, sein Vorname wird nicht ge-
nannt, der 1453 einen Görlitzer Schneider vor Sagan auf offener
Strasse beraubt hatte. Der Sohn war darauf zu seinem Vater, in des-
sen Brote er noch stand, zurückgekehrt. Darum klagte .der Schneider
1 455 bei dem königlichen Gericht zu Görlitz gegen den Vater.' Obgleich
Letzterer erklarte, dass die Sache verjährt sei, und dass er min-
destens nicht peinlich, sondern als in burglicher Sache, und nicht in
Görlitz , sondern vor dem Landgericht in Budissin verklagt werden
müsse , so entschieden doch die Schoppen zu Magdeburg , dass Hent-
schel Maxen mit Becht wegen der vorgebrachten Beschuldigung sich
vor dem Gerichte zu Görlitz zu verantworten habe^^).
S) Gari. Üb. protcrlpt. n. 9^., Urknnd.-Verz. I. 168 No 846. ») Uns. Mtgaz.
1777. 280. W) ürk.-Ven. I. 177 No. 894. i») Laus. Magtz. 1851. 152. Nach
Klods (Laus. Magaz. 1777. 280) soU 1421 ein Lux (?) ▼. M. Bauern zur Befestigung
Ton Budissin gesendet, 1426 ein Christoph, 1432 ein Nickel gegen die Hussiten,
1441 ein Hans gegen die böhmischen Landesheschadiger gekämpft haben. 1430 war
ein Georg ▼. M. zu Tomuttdoff (0. bei Rothenburg) ein Helfer des Strassenrauber»
Fritaehe ▼. Wangenheim. Laus. Mag. 1839. 190.
105. Di6 V. Maxen. 357
Für Sohne dieses Heinczel v. M. halten wir die „Brüder^ Mar-
t i n und Ha n s v. M. , die 1 472 als Lehnszeugen genannt, und von denen
Hans 4485 als zu Weicha (S. bei GrOditz), Martin aber schon 1467 als
zu Meschwitz gesessen bezeichnet werden. Möglicher Weise war der
H a u g V. M. auf Grödüz, der 1 467 ^^] als Gegner König Georgs von
Böhmen erwähnt wird, auch ein Bruder Martins, und der Georg auf
Gröditz , der 1 481 als Zeuge vorkommt , Haugs Sohn , nach dessen
kinderlosem Tode Gröditz an Martin gelangte. Wenigstens haben wir
diesen Martin erst seit 1 486 im Besitze von Gröditz gefunden. Die»
Gut selbst scheint nach dem Tode Hansens v. Klüx, der eine v. Maxen
zur Frau hatte , an die v. M. übergegangen zu sein. Dieser Martin
besass auch Säurüz (S. von Elstra), wo er 1467 für einen Unterlhanen
einen Gunstbrief ausstellte, desgleichen Trauschwitz (N. von Kittlitz),
wo er 1 487 Zins verkaufte , und war eine hervorragende Persönlich-
keit unter dem damaligen oberlausitzischen Adel. Von 1456 — 67 be-
kleidete er die Stellung eines Amtshauptmanns von Görlitz und stand,
als solcher, in den Streitigkeiten der katholischen und hussitischen Par-
tei in Böhmen treulich auf Seiten des rechtmässigen Herrschers, König
Geoi^ , während Hang v. H. auf Gröditz zu den Gegnern des Königs
gehörte. Als 1 467 auch die Oberlausitz diesem König den Gehorsam
aufkündigte, musste natürlich auch Martin v. M. sein Amt nieder-
legen. Später (1474 --80) finden wir ihn noch oft als Deputirten der
Oberiausitz an den neuen König Mathias von Ungarn und endlich
(1487 — 89) wieder als Amtshauptmann zu Görlitz. Als solcher starb
er 1489 eines plötzlichen Todes ^^j.
Er scheint mehrere Söhne hinterlassen zu haben; wenigstens
stellten 1498 „die v.Maxen'^ einen Gunstbrief für einen Unterlhanen
in Kohlwese (NO. bei Hochkirch) aus. In'dess haben wir nur einen
derselben, Hans, als zu Gröditz gesessen (1508 — 44), gefunden.
Derselbe besass ausserdem Nechem (S.bei Gröditz), wo er 1516 Zins
verkaufte, und erwarb 1536 7 Bauern und das halbe Gericht zu
Wendischbaselitz (0. von Kamenz], die er aber 1541 wieder ver-
kaufte. — 1545 wurden seine beiden Söhne Hang und Wenzel
mit den väterlichen Gütern Gröditz, Nechem, Kohlwese, Niethen (W.
bei Kohlwese), Rachel (W. bei Gröditz), Kotitz (S. von Gröditz),
Brousek (?) und Wuryesk (?) belehnt; 1551 gehörte ihnen ausserdem
noch ein Antheil an Weigsdorf (W. von Kunewalde) und Cannewitz
(W. von Gröditz) . Wenzel wohnte zu Nechem. Hang von M. war eine
i>) Fontes rer. AnstrUc. 11. XX. 492. ^) N. Script, rer. Ins. II. 108 extr.
358 11- Abtheilnng.
allgeachtete Persönlichkeit. 4545 ^^) war er Ehrenmarschall bei einem
zu Budissin abgehaltenen Ritterrecht; 4547 ernannte ihn KOnig Fer-
dinand von Böhmen zu einem der Gommissare, welche die infolge des
Pönfalls confiscirten Güter der Sechsstädte für den Fiskus zu verwal-
ten hatten; 4554 unterschrieb er als Ausschussmitglied das Muster-
register; 4553 befand er sich, zum kaiserlichen Rath ernannt, unter
den Commissaren, welche im Namen König Ferdinands den Mai^gra-
fen von Brandenburg die Stadt Sagan als Pfand tibergeben sollten,
und 4557 wurde er Amtshauptmann zu Budissin. 4562 und 63 kaufte
er von seinen Vettern Balthasar und Caspar v. M. deren Antheile von
WeidiQy' 4569 Uhyst an der Spree. — Jedenfalls seine Söhne waren
Hans V. M. auf Gröditz, Hauptmann zu Budissin ; und dessen Brü-
der Martin und Wenzel, welche 4577 Quitzdorfan die Gebrüder
V. Nostitz auf Uilersdorf veräusserten.
Die, wie oben erwähnt, von Hans, dem Bruder Martins auf
Meschwitz, gegründete Nebenlinie WeüAa hatte sich in Caspar,
jedenfalls dem Sohne Hansens, fortgesetzt, dem (vor 4540) die Gör-
litzer in seinen Hof zu Weicha eingefallen waren i^]. 4545 wur-
den Caspars Söhne: Georg, Hans, Caspar, Balthasar und
Erasmus, mit diesem Gute belehnt. Von denselben verkauften
Balthasar 4562 und Caspar 4563 ihre Antheile an Haug v. M. auf
Gröditz. —
Wie ebenfalls bereits erwähnt , gehörte das SO. von Seidenberg
unter der Herrschaft Seidenberg-Friedland gelegene Dorf BuUendorf
mindestens schon Anfang des 4 5. Jahrhunderts einer besonderen Linie
derer v. M., sei es, dass dieselbe von Heinrich (4403}' oder dessen
Sohne Hans (4422) oder von Caspar, dem Lehnsmann Hansens
V. Biberstein (4409) abstammt. Obgleich das Dorf ausserhalb der
jetzigen Grenzen der Oberiausitz liegt , fügen wir doch die wenigen
Notizen über diese Linie , die uns zu Gebote stehen , bei, da einige
Glieder derselben zu Zeiten auch in der Oberlausitz viel genannt
wurden. 4454 war ein Peter v. M., jedenfalls a. d. H. Buliendorf,
Schöppe im Hofgericht zu Friedland und 4464 — 68 Bürgermeister
zu Seidenberg, und gleichzeitig ^ ein Hincke v. M. auf Bullendorf
Bibersteinscher Hauptmann indieser Stadt. 4494 war ein Leonhard
V. M. Genosse des Strassenräubers Adam Schwabe, der besonders die
Stadt Görlitz befehdete. Gleichzeitig waren auch Georg und Hans
V. M. auf Bullendorf gesessen, die 4499 bei einer Verreichung durch
M) CtrpzoT, Ehrent. I. 160. is) K. Script, rar. las. HI. 100.
106. Die Mehl v. StrOhUts. — 107. Die v. Merschitz. 359
•
Mathias v. Biberstein Zeugen waren k^), und von denen Georg 4490,
Hans aber von 1500 — 1 0 Hauptmann zu Seidenberg war. Dieser Hans
V. M. Verbandsich (4510) mit dem Strassenrauber Heinrich Kragen
und sagte gemeinschaftlich mit ihm den Sechsstädten förmliche Fehde
an. Die Städte setzten daher auch auf seinen Kopf einen Preis. End-
lich (4545) wurde er auf meissnischem Gebiet gefangen und nach
Dresden gebracht , dort in Gegenwart von Abgeordneten der Sechs-
Städte verhört und 4546 enthauptet i^).
106. Die MeU V. StrohUte.
Dr. jur. Mehl V. Str., ein Schlesier, Vicekanzler bei König Fer-^
dinand von Böhmen, war nach dem Pönfall einer der königlichen
Gommissare , welche an den Sechsstädten die vom König verhängten
Strafsentenzen zu vollziehen hatten. Bei dieser Gelegenheit erlangte
er 4553 pfandweise (für 8000 Thlr.), 4558 aber lehnsweise die bisher
der Stadt Lauben gehörigen Dörfer Siegersdorf nebst Bertis und Neudorfy
femer Gersdorf (Heidegersdorf) , WcUdau , Tzschima und 'Antheil an
Dohms (sämmtlich N. von Lauben) i), verkaufte sie aber bald wieder
theils an die v. Schönaich, theils an die v. Gersdorff. 4562 erwarb
er (um 300000 fl.) von den Burggrafen v. Dohna deren Herrschaft
Grafenstein^ überliess sie aber 4586 um denselben Preis an Hofiinanii
Freiherm v. Grttnenpühl und kaufte dafür von den Herren v. Schlei-
nitz die Herrschaft Rumburg^). Dort starb er den 24. Jan. 4589,
während seine Gemahlin 4578 zu Machendorf im Wasser verun*-
glückt und in Grottau begraben worden war. Sein Sohn Baltha-
sar erbte Rumburg, musste es aber alsbald schuldenhalber ver-
äussern. — Von den Töchtern des Dr. Mehl machte die eine, Marie
Blektin v. Audisshom , ein Legat in Zittau und liegt dort begraben ;
die andere, Ursula v. Uechtritz, lebte ais Exulantin in Giessmanns-
dorf bei Zittau 3) .
Wl. Die V. Merschitz,
aus Schlesien stammend, besessen etwa seit Anfang des 46. Jahr^
hunderts einen Antheil von Diirrbcydh (SW. von Reichwalde) nebst
dem Rittersitz. 4527 wurde damit Jakob v. M. nach dem Tode
1«) Mende, Seidenberg 65. Kloss, Seidenberg 73. N. Script, n. 64. 418.
Urk.-Verz. III. 44«. »T) N. Script. HI. 125. Acten im A. Dre»d.
106. 1) Uns. Mag. 1835. 136. ^ t. Weber, Arch. f. d. s&chs. Gesch. Neue
Folge I. 257. Laue. Mag. 1862. 415 flg. 3) CaTpzov, Ana). I. 69. Pesobeck,
Bxulanten 85.
360 n. Abtheilung.
•
seines Vaters, dessen Vorname nicht genannt wird, belehnt. Er
kaufte 4543 von Siegsmund v. Schütz noch einen zweiten Dorfantheil
hinzu» und war mindestens noch 4 554 daselbst gesessen.
108, Die T. Metzradti),
bis Mitte des 46. Jahrhunderts Meczenrode oder Meczenrade
genannt, scheinen vom Niederrhein, wo die Familie aber bald darauf
erloschen sein muss, gegen Mitte des 43. Jahrhunderts in die Ober-
lausitz eingewandert zu sein, welche von da an ihre wesentliche Hei-
math geblieben ist. Immerhin ist es merkwürdig und unerklärt, was
für eine Veranlassung irgend einen Spross eines rheinischen ritter-
lichen Geschlechts gerade in diese östlichste Gegend des damaligen
Deutschland geführt hat, und wie der ausgewanderte Zweig den alten
heimischen , hier aber ganz fremdklingenden Namen mit Zähigkeit
festhielt, während in der Oberlausitz damals die Familiennamen noch
nirgends feststanden, sondern der Zuname sich nach dem besessnen
Gute richtete.
Die V. M. scheinen in der Oberlausitz zuerst das Gut Makel (N.
von Budissin) erworben zu haben. Dies bildete wenigstens schon
Anfang des 44. Jahrhunderts den Mittelpunkt eines ansehnlichen,
auf beiden Ufern der Spree gelegenen Gütercomplexes , welcher der
Familie gehörte. Eine Urkunde von 4324 (nicht 4S24), durch welche
die V. M. einen ihnen zuständigen Platz vor dem Franziskanerkloster
in Budissin den dasigen Mönchen schenkten , enthält die vollständige
Genealogie der drei ältestbekannten Generationen der Familie. Diese
Schenkungsurkunde nämlich ward ausgestellt von drei Brüdern v. M.
nebst ihren Söhnen, nämlich von Colmann und seinen Söhnen Sy-
bert, Ramfold, Heinrich; von Fritzko und seinem Sohne
Fritzko, und von Johann und seinen Söhnen Jensko und Otto.
Und da diese sämmtlich kein eignes Petschaft besassen, so hingen die
drei Brüder der Urkunde die Siegel ihres Vaters Sybert und ihres
Onkels Friedrich an, welche bereits genau dasselbe Wappenschild
zeigen, das die Familie v. M. noch heut führt. Der letztgenannte
Friedrich (der Onkel) wird schon 4 272 und 4 280 unter den Mannen
des Budissiner Landes genannt und liegt bei den Franziskanern in
Budissin begraben. Aus einer anderen Urkunde von 4353, in welcher
die meisten der Obenerwähnten ^wieder aufgezählt werden , einlebt
sich nun auch, dass ihr Familiengut Milkel gewesen sein müsse. In
108. 1) Ansführlicber von uns behftndelt Ltns. Mag. 1872. 161 flg.
108. Die y. M6tzr»dt. 361
derselben bekennen nämlich Zybeko, Ramfold, Heinrich,
Fritzko, Zybert, Friedrich, Jenchin, Cunemann,
Jenczko und Otto, sämmtHch v. M. , dem Pfarrer Siffri^ zu
Makel eine Mark Jahreszins für das Domstift zu Budissin schuldig zu
sein , dafür dass dasselbe erlaubt habe , ^dass in Milkel eine neue
Kirche erbaut werde^, und dafür, dass es dieses Dorf, so wie die dicht
angrenzenden Dörfer lAppitsch, Wessel^ OppitZj Droben, Bocka, Lomske
und Ctosta ^von allen ihm [dem Domstift] auf diesen Dörfern zu-
stehenden Rechten befreit babe^. Wahrscheinlich also war Milkel bis
dahin nach Budissin eingepfarrt gewesen. *
Bereits Ende des 44. Jahrhunderts finden wir die Familie v. M.
in einer ganzen Menge von Linien über die nördliche Oberlausitz ver-
breitet. Und da sich eine Abzweigung derselben nicht genau nach*
weisen lässt, so behandeln wir im Folgenden zuerst die verschiedenen
Linien im Budissiner, dann die im Görlitzer Weichbild.
1. Linie Milkel.
Fast ein ganzes Jahrhundert fehlt es uns über die v. M. auf Mil-
kel an jeder Nachricht. Nur ein Nitz sehe v. M. auf Kauppe (0. bei
Milkel) wird 1424 — 26 erwähnt, der die Stadt Budissin gegen die
Hussiten mitfestigen half, und der sicher aus dem Hause Milkel stam-
men dürfte. Erst von 4450 — 72 wird wieder ein Friedrich v.
Metzradt auf Milkel bald als Zeuge in Kamenz, bald (4464) als Mitaus-
steller eines Reverses für den Bischof von Meissen, bald (4472) als
Vormund der Gebrüder v. Baudissin genannt. — Von 4482 bis min-
destens 4506 besass Milkel ein Hans v. Metzradt, der bald als Lehns-
Zeuge bei Verreichung von Schmorkau an den Burggrafen von Dohna
auf Königsbrück^), bald (4468) als Aelte^ter der Ritterschaft erscheint
und auch Dubrau (SW. von Milkel) besass, wo er 4500 einem Unter-
thanen einen Consensbrief ausstellte. — Dieser Hans auf Milkel
dürfte einen Bruder Nickel gehabt haben. Wenigstens verkauf-
ten die „ungesonderten Brüder Hansund Nickel zu Milkel^ 4500
6^2 Mark Zins auf der ganzen Gemeinde Dubrau und 4506 6 Schil-
linge auf dem Richter zu Hermsdorf (NW. von Milkel) an das Dom-
stift Budissin. Dieser Nickel wird 4489—4540 auch als zu Kauppe
gesessen bezeichnet. Wahrscheinlich sind ^Nickel und Jakob
und andre ungesonderte Brüder zu Milkel undKauppe*^, die 4548
und 4544 Zins zu Maltitz (N. von Lautitz) an das Domstift über-
t) Ardi. Königabtüek.
362 II. Abtheilong.
Hessen, seine Söhne. Diese Brttder Nickel und Jakob zu Kauppe und
Milkel werden noch 1531 erwähnt. Nickel hatte in der Erbtheilung
auch das schon seinem Vater Nickel gehörige Lippitzsdi erhalten und
heisst daher häufig „Nickel Metzrade von Milkel zu Lippitzsch^. —
Seine Söhne erwarben 1540 dazu noch eine Mühle bei Kamens.
1 542 verkauften Jakob, Friedrich, Christoph, Hans, unge-
sonderte Brttder und Vettern zu Kauppe, Lippitzsch , Milkel, zugleich
in Vormundschaft von Caspar, Georg, Nickel zu Milkel, 10 Seh.
Zins auf ihrem Gute Hermsdorf an das Domkapitel. Der hier ge-
nannte Christoph besass mindestens seit 1540 auch Uhyst (NO. von
Milkel) ; daher werden im Musterregister von 1 551 die Gebrüder und
Vettern v. M. auf Lippitzsch, Uhyst, Milkel und Kauppe als zusam-
mengehörig aufgeführt.
Von diesen Familiengütem verkauften 1586 die Brttder Nickel
und Georg ihren Rittersitz Lippitzsch nebst dem Dorfe Wessel und
dem dritten Theil am Pfarrlehn zu Milkel an Hans v. Gersdorff auf
Burkersdorf, und 1598 die Brttder David, Jakob und Georg mit
Bewilligung ihrer Mitbelehnten ihr Gut Milkel an Georg v. Loben auf
Sdier. Dennoch verblieben der Milkeischen Linie noch eine Menge
Gttter. 1612 bestätigte König Mathias den Gebrttdem und Vettern
Jacob, Georg, Nickel, David, Friedrich v. M. zu Neu-
wiese, Hermsdorf, Kolmen, Crosta und Dreiweibem all ihre Gttter,
nämlich den Rittersitz Hermsdorf und {Weiss-) Kolmen sammt den
Vorwerken Oppitz, Bocka, Hammer y RcUzen und Crosta^ dem Dorfe
Kleindubra, einem Bauer zu Riegel und zwei Gärtnern zu Drei-
weibem,
2. Linie Milkwitz (NW. von Budissin) .
AU residens in Milkwitz wird zuerst ein Hannus de Meczinrode
erwähnt, der 1394 Zeuge bei einem Zinsverkaufe des Apetz v. M. auf
Reichwalde war. 1421 sendeten auch ^die v.M. auf Milkwitz^
Bauern zur Befestigung von Budissin gegen die Hussiten. — 1 440 — SO
kommt ein Nickel V. M. auf Milkwitz als Zeuge vor. 1470 — 1531
werden wiedertiolt Hans und Nickel daselbst als „ungesonderte
Brttder^ genannt, weldie auch Lubachau (bei Grosswelka), J^ieder-
uhna (desgl.) besassen und 1524 Nerkhe (auch Nerko?) von Leonh.
V. M. auf ScfamöUn erkauften. 1535 wurden die Gebrttder v. M. zu
Milkwitz nach dem Tode ihres Vaters (jedenfalls Hans, der schon 1517
als Besitzer von Bolberitz und Janowitz bezeichnet wird] mit MHkwitZy
Ober- und Niederuhna, Brösem, (der oberen Hälfte von) Bolberitz,
:•■-.'
Z* !
108. Die V. Metzradt.
363
Weidlitz (sämmtlicb unweit Milkwitz), Techrüz (SW. von Budissin)
und Nerko belehnt. Ton diesen hier nicht namentlich aufgeftthrten
Brüdern hatte Hans bei der brüderlichen Theilung Bolberitz erhal-
ten und war 1544 Landrichter zu Budissin; wahrscheinlich ist er
identisch mit dem Hans v. M. auf Techritz (1 552] , dessen Söhne
Hans und Moses, zu Techritz gesessen, 4562 Zins verkauften. —
Ein andrer Bruder Nickel hatte einen Antheil an Milkwitz erhalten,
den er 4557, ebenfalls Landrichter, mit Genehmigung seiner mitbe-
lehnten Brüder an Christoph v. M. auf Bakelwitz veräusserte. — Ein
dritter Bruder dürfte Franz gewesen sein, dessen Sohn Christoph
4576 Bauern zu Janowitz verkaufte. Auch der Joachim v. M. zu
Milkwitz, der 4563—4565 das Dort fiadgendorf (NO. bei Zittau) be-
sass und 4574 auch Bauern zu Janowitz verftusserte, dürfte ein vier-
ter Bruder gewesen sein. Alle Brüder gemeinschaftlich veikauften
4 562 WeiMüz an Hans v. Poster.
3. Linie Kleinbautzen (NO. von Budissin) .
Zuerst im Jahre 4464 wird ein Christoph v. M. ^m Baudissin*^
erwähnt. Seine Wittwe Margare the gab 4484 nebst ihren Söhnen :
Georg, Hans, Christoph und Seyfried, genannt Schepko,
^ungesonderten Brüdern zu Baudissin*^, einem Unterthanen zu Canne^
wüz (0. bei Budissin) einen Consensbrief. Von den oben genannten
Brüdern ist Georg wohl derselbe, welcher 4493 als Hofrichter zu
Lobau vorkommt. Christoph aber gab 4540 zugleich mit seinen un-
gesonderten Neffen, (wir wissen nicht, weiches Bruders Söhnen),
Christoph, Hans, Hang, ebenfalls Consens fürCannewitz und
lebte noch 4534 zu Baudissin. Von diesen seinen Neffen erscheint
Haug 4540 als Hofrichter zu Budissin und als gesessen zu Dober»
schitz (NW. von Kleinbautzen) . Er hatte von Jakob v. M. aus dem
Hause Rttkelwitz einen Antheil V9n Niedersohland an der Spree
erkauft ,' trat denselben aber 4538 seinem Bruder Christoph ab,
der bereits 4535 einen anderen , durch den kinderlosen Tod Pauls
V. Kopperitz an die ;Krone gefallenen Antheil von diesem Gute
erworben hatte. Dieser Christoph ward somit der Stammvater
derer v. M. auf Niedersohland, die dies Gut bis 4728 besessen
haben. — Baudissin selbst gehörte 4544 eblanfalls einem Chri-
stoph V. M. , wir wissen nicht ob dem schon 4540 erwähnten.
4546 wurden nach seinem Tode seine Söhne, Caspar, Wenzel,
Seyfert und Abraham, mit Baudissin belehnt. . 4554 werden im
Musterregister 9,Hans v. M. und seine Vettern auf Doberschitz , Bau-
äd4 n. Abtheilung.
iUs&in und Sohland^ zusammen aufgeführt. Abraham auf Baudissin
war 4570 Landesältester, 4579 Landvoigt der Oberlausitz und starb
160a.
4. Linie Räkelwitz (N. von Marienstem) .
Obgleich es nicht unmöglich ist , dass die v. Metzradt dies Gut
schon seit dem 44. Jahrhundert besessen haben — ein 4304 erwähn-
ter Ramvoldus de Rokilwicz konnte dem Vornamen nach leicht
identisch sein mit dem oben S. 360 beim Jahre 4324 genannten Ram-
fold V. M. — , so haben wir sie mit urkundlicher Sichertieit erst seit
4490 daselbst gefunden. In diesem Jahre erklärten die Brüder Nickel
v. M. zu Grenze (N. von Räkelwitz) und Hans v. M. zu RäkehoüSy
dass sie ihres verstorbenen Bruders Seyfert Sohne, Namens Jakob,
^nicht aus Recht, sondern aus Gnade'' 40 Mark Zins auf dem Nieder-
kretscham zu Crosttcitz [0. von Räkelwitz) überlassen hätten, und
dass sie auch den beiden ausländischen und ganz verschollenen Brü-
dern dieses ihres Neffen, wenn sie wieder kommen sollten, jedem 40
Mark Zins anweisen wollten. Hans v. M. zu Räkelwitz trat 4503 dem
Kloster Marienstem, wo er seine Tochter Margarethe (später Abba-
tissin daselbst) als Nonne einkleiden Hess, einen Lehnmann zu Nebeln
schüz (W. von Räkelwitz) ab und kaufte 4523 kurz vor seinem Tode
das Gut SchmochtUz (W. von Grosswelka). — Sein Bruder Nickel
scheint keine Kinder hinterlassen zu haben. Wenigstens waren schon
4505 Nickel und Seyfert, ^Söhne von Hans'', zu Grenze gesessen
und verkauften in diesem Jahre und nochmals 4549 an Marienstem
Lehnmänner zu Äuschkawitz (SO. von Marienstem). Ein dritter
Bruder Donat erhielt nach Hansens v. M. Tode das Stammgut
Räkelwitz , der schon vorher auch Bemsdorf (N. von Kamenz) besass.
4524 trat er seiner Schwester, der AbbaUssin, einen Bauer zu
Schmeckwüz und einen Gärtner zu Höflein (beide W.v. Räkelwitz) ab
und erhielt dafür drei Männer zu Wendischbcuelitz (W. von Schmeck-
witz). Nach alledem waren die Brüder Hans, Christoph, Jakob
und Bastian V. M. , welche 4529 „nach ihres Vaters Tode" belehnt
wurden, Donats Söhne. Denn als ihre Güter werden dabei aufgezählt :
Räkelwüz, Bemsdorf j Bcaditz , Döbra (NO. von Kamenz) , 7Vadott%
UAegast (beide NO. von Döbra) , Grenze , Schmeckwitz , SchmerUiz
(N. von Grenze), drei Bauern zu H($flein und ein Haus auf dem Burg-
lehn zu Budissin. Von diesen Brüdem werden 4554 im Muster-
register noch Hans , Christoph und Sebastian als zu Räkelvritz und
Döbra aufgeführt. Jacob war 4534 kinderlos gestorben, worauf der
108. Die y. Metzradt. 365
König dessen Gut Bernsdorf an Gangolf v. Lüttichau verkauft, dessen
übrige Besitzungen aber an den Landvoigt geschenkt hatte , der die-
selben (namentlich halb Schmorkau) 4537 wieder an Christoph v. M.
auf Rakeiwitz, den Bruder (des Verstorbenen, abliess. 1557 kaufte
dieser Christoph auch noch von Nickel v. M. auf Milkwitz dessen
Antheil an diesem Gute. Als er starb wurden seine Söhne D o n a t,
Hans, Christoph und Seyfried belehnt mit Räkelwitz, Milk-
witz, Schmeckwitz j 42 Bauern in Baselitz , Schmerlitz, Grenze, zwei
Männern in Brautitz (0. von Crostwitz) , 5 Gärtnern in Höflein , halb
Brösem (bei Uhna] , Uhna (?„Wunaw^) und dem Hause auf dem
Burglehn.
5. Linie Förstchen (zwischen Goda und Budissin) .
Wir vermuthen , dass sich diese Linie von Milkwitz abgezweigt
habe. Zuerst 4502 wird ein Hans v. M. zu Förstchen erwähnt, viel-
leicht derselbe, der 4500, als zu Luya (N. von Milkwitz) gesessen,
Zins auf der ganzen Gemeinde zu Schmochtitz (S. von Miikwitz) ver-
kaufte. 4540 veräusserte Hans v. M. zu F. Zins zu Golenz (0. bei
Gaussig). Jedenfalls waren seine Söhne die Brttder Heinrich,
Leonhard, Nickel und Georg zu F., die 4549 35 Mark Zins auf
ihrem ganzen Dorf Grosswelka (S. von Milkwitz) dem Domkapitel zu
Budissin überliessen. Von den eben genannten Brüdern verkaufte
Georg 4523 das Gut Euga an die v. der Planitz; Heinrich und Nickel
wohnten in Förstchen und besassen ausserdem Brautitz (0. von Ma-
rienstem), Schmochtitz und Grosswelka (4537 — 47). Der vierte Bru-
der Leonhard sass zu Schmölln. Als Letztrer 4533 starb, suchten für
dessen unmündige Söhne, Hans und Christoph, „Herr Johann,
Dompropst zu Naumburg und Nickel, Gebr. v. M.^, die Lehn. Es war
dieser „Nickel auf Förstchen*^, der 1545 den Vorritt that. Im Muster-
register von 4554 werden die Gebrüder und Vettern v. M. auf Pörst^
chen y Schmölln , Milkwitz , Weidlitz und Hähnichen zusammen aufge-
führt.
6. Linie Herbigsdorf (SO. von Löbau).
Seit 4534 finden wir im Besitz dieses Guts die Brüder Nickel;
Caspar, Georg, Christoph v.M., die Söhne eines damals be-
reits gestorbenen Heinrich. Sie hatten ihren Antheil an Herbigs-
dorf, bestehend in Gut und Vorwerk erst kürzlich von den Gebrüdern
V. Temritz auf Oelsa erworben und wurden damit 4532 belehnt.
Zu diesem Zweck hatten sie ihr bisheriges Gut Quatitz (0. von Milk-
366 n. Abtheilung.
witz], das mindestens schon 1515 ihrem Vater gehörte, an Nickel
V. Gersdorff verkauft. Später scheint von diesen Brüdern Nickel v.
M. das Gut Herbigsdorf allein übernommen zu haben. Derselbe hatte
seit 1515 in Wittenberg studirt („Nicolaus Mectzenrodt de Quatitz^}
und war mindestens seit 1545 bis zu seinem Tode Klostervoigt von
Marienstem. Er übte seine Amtsgewalt in strenger, eigennütziger
Weise. Er verkümmerte dem Städtchen Bernstadt seine alten Rechte
und Privilegien , hatte auch vom Kloster selbst das Dorf Kunnersdorf
auf dem Eigen an sich gebracht. Zugleich war er seit 1 543 Hofrichter
zu Löbau und nach dem Pönfall (1547) einer der königlich böhmischen
Commissare. Von den einst der Stadt Löbau gehörigen und durch
den Pönfall verlorenen Dörfern erwarb er (1549) das Dorf Ebersdorf,
den halben Löbauer Berg und, wie es scheint, auch Schönbach (SW.
von Löbau). Nach seinem Tode (1552) verkauften seine Söhne, Joa-
chim, Heinrich und andre ungesonderte Brüder auf Herbigsdorf
(einer hiess Ferdinand), zuerst 1554 Kunnersdorf wieder an Marien-
stem, 1562Ebersdorf an Andreas V. Gersdorff, der einen andern Theil
von Herbigsdorf besass. Sie werden dabei „auf Schönbach^ genannt,
hatten aFso w^ahrscheinlich auch ihr Gut zu Herbigsdorf bereits ver-
äussert.
7. Linie Reichwalde (NW. von Niesky'.
Das älteste Stammhaus der Familie v. M. im Görlitzer Weichbild
ist Reichwalde. Dies Gut bildete den Mittelpunkt eines zusammen*
hängenden Complexes von Gütern der Familie , der — wir wissen
nicht , ob von Anfang an — die Dörfer Liebeln^ Viereicheny Dürrbach,
Klüten, Oelsa, Zimpel, Kleinradisch, Kringelsdorf Eselsdorf und Wun-
sche umfasste. Nach mehreren dieser Dörfer nannten sich besondere
Linien, ohne dass wir eine Abzweigung genauer hätten ermitteln
können.
1394 verkaufte ein Apetz v. M., residens in Richenwalde,
dem Domstift Budissin 2 Mark Zins auf seinen Gütern zu Mönau (NO.
von Milkel) . Gewährsbürgen waren sein Bruder Johann und H a n -
nus V. M. auf Milkwitz, was auf den Zusammenhang der Reichwalder
mit der Milkwitzer Linie deutet. 1396 wurden zu Görlitz Cun-
czschil, Jenchin und Jocheyn Gebr. v. M. verglichen ^um die
Zeidler^, wobei ein Nycze v. M. Zeuge war. Der Zusatz: „Was
sich in vorigen Sachen verlaufen hat zwischen Jocheyn und den Zeid-
lern, die soll Cunczil gestellen in das Gericht zu Reichwalde^, er*
weist , dass die Brüder entweder auf Reichwalde oder auf einem zu
108. Die V. Metzradt. 367
diesem Hauptgut gehörigen Nebengute gesessen waren. Da nun Apetz
noch bis 1404 vorkommt, so dürften die Genannten nicht seine, son-
dern die Söhne seines Bruders Johann sein. Der hier erwähnte Jenchin
ist wohl identisch mit dem Jenchin v. M. auf Liebeln ^ der 1398 nach
Görlitz vor Gericht geladen ward und als Stammvater der Linie Lie-
beln gelten darf. Dessen Bruder Joachim aber wird 1399 und 1403
als zu Viereichen bezeichnet, woselbst eine besondere Linie bestand,
die 1 468 mit einem andern J »a c h i m erlosch , worauf der König das
Gut an Joh. Bereyth, Bttrgef zu Görlitz, verkaufte.
Als Besitzer von Reichwalde selbst erscheinen später Chri-
stoph und Mauritius v. M., die wir fttr Söhne von Apetz halten.
Christoph war 1413 von seinem Vetter Heinke (auf Kringelsdorf)
verklagt worden. 1419 begehrte er von Görlitz Hülfe gegen Hans
v. Penzig auf Muskau, von dem er befehdet, . berannt und gebrannt
worden war. Er lebte noch 1455, wo er einen Vergleich mit dem
Vormunde von Hieron ymus v. M. (wohl Sohn von Mauritius] schloss.
Seine Söhne hiessen (1 448) P a u 1 und Johann. Es scheint, dass der
Vater später, als die Söhne starb, und dass jener Hieronymus
zu Reiohwalde (1503) sein Enkel war. Vielleicht war auch der gldch-
zeitige Servatius v. M. auf R. ein Enkel von Christoph oderMau-
rilin« Serv^AU|jaayd als ein Verwandter derer v. Nostitz auf Rothen-
burg 1505 mTt (l'ensdben zu gesammter Hand belehnt und lebte noch
1523. Sein Sohn Hans war 1531 Inhaber von Reichwalde, wir
wissen nicht, ob derselbe Hans, der auch noch 1568 daselbst vor-
kommt.
8. Linie Liebeln.
Nach dem 1398 (S. 367) genannten Jenchin v. M. auf L. wer-
den Col mann (1422 — 44) und Jone (1422—32) daselbst erwähnt.
Vielleicht war es dieser Colmann v. M., der 1410 (nebst einem Bal-
thasar und einem Hans v. M.) als Söldner des deutschen Ordens
sich in Preussen befand. Darauf haben wir über ein Jahrhundert
lang keinen Besitzer dieses Gutes gefunden ; es war jedenfalls an
die Hauptlinie Reichwalde zurück gelangt. 1565 verkauften die
Gebrüder v. M. auf Reichwalde den einen Antheil von Altliebeln an
Georg V. Nostitz auf Jabmen; ein andrer Antheil war von ihnen 1566
um 231 Seh. Gr. an das Domstift Budissin versetzt, später aber wahr-
scheinlich wieder eingelöst worden. 1580 erkaufte ein Günther auf
Reichwalde Antheil von Kleinliebeln von Georg v. Rabenau. 1593
trat Günther v. M., wir wissen nicht ob derselbe, auf Altliebeln
368 II- Abtkeilmig.
tauschweis an seinen Bruder Hans das Gut Kleinlidfeln und Antheil
an Publik (N. von Liebeln) ab ; diese Besitzungen gingen h 594 nacl
Hansens Tode an dessen Sohn Georg tlber.
9. Linie DUrrbach.
Seit 4 408 werden in den GOrlitzer Gerichtsbttchem mehrfach ein
Nickel und ein Heinke v. M. erwähnt, von denen Ersterer 4410
als zu Dürrbach gesessen bezeichnet wird und wohl identisch ist mit
dem Nickel, der 4449 als Besitzer von Dürrbach, Kringelsdorfj Esels-
berg, Klüten und Kleinradisch aufgeführt wird. Er hatte noch einen
Bruder Namens Georg, mit welchem er 4 44 8 geächtet ward, weil sie
in fremdem Pfände sassen. Später finden wir auf Dttrrbach ^ie auf
Kringelsdorf besondere Linien. Um 4 430 hatten S i e g s m u n d v. M.
amf Dürrbach und „der grosse Sybeko v. M." einen Raub verübt.
4480 klagten „die Söhne Siegsmunds, Nickel und seine ungesonder-
ten Brüder^, nämlich Hans und Christoph, gegen einen Bauer
zu Reichwalde. Von diesen Brüdern war Hans 4 485 — 88 Amtshaupt-
mann zu Görlitz und 4489 zu Budissin. Die drei Brüder hatten von
König Mathias von Ungarn die Anwartschaft auf die Güter (Nieder-
Rennersdorf, (Ober-) Berthelsdorf (beide NO. von Hermhut) und halb
Wiesa (W. von Rengersdorf) erhalten., wftlp^hfrr; ' Lct'^*^ Tode des
-^*maligen Besitzers, Heini*ft v. Gersdorff, afi die Krone fallen
mussvpn. Das einzige 1L\^ <les Letzteren, Anna v. Gersdorff, w^ar
mit Hanw7 y. m. verheir^^l^^^- ^ ^^^^ derselbe denn in Folge jener
Anwartschin^ als /^ älteste der Brüder und Schwiegersohn des
V. Gersdorff, cRI^ Jesitz jener Gersdorff'schen Güter an und liess 4 489
seiner Frau die Hälfte derselben als Leibgedinge reichen. Als aber
auch er um 4 495, wie es scheint kinderlos, starb, zog der Landvoigt
Siegsm. v. Wartemberg diese Güter und ebenso noch einige Bauern
zu Rengersdorf, welche Hans v. M. erkauft hatte, als heimgefailenes
Lehn ein. Darüber beschwerten sich die überlebenden Brüder,
Christoph und Nickel v. M. auf Dürrbach, bei König Wladisiaus
und baten ihn , jene eingezogenen Güter ihnen wieder zuzustellen,
weil die Anwartschaft auf dieselben nicht bloss ihrem gestorbenen
Bruder Hans, sondern auch ihnen selbst ertheilt worden war.
Daher erliess der König 4 498 S) an Ritterschaft und Städte der Ober-
lausitz den Befehl , darüber zu untersuchen und zu entscheiden , ob
jene Brüder von Rechtswegen oder nach Gewohnheit des Landes soll-
3) ZitUner RathsMbliothek.
lOS. Die y. Metzradt. 369
ten in die Güter eingesetzt werden oder nicht. Es scheint, dass die-
selben ihnen abgesprochen worden seien. — Auch Christoph und
Nickel waren kinderlos; daher ward 4509 und abermals 4523 dem
Heinrich V. M. auf Kringelsdorf, und falls dieser selbst früher ster-
ben sollte, dessen Bruder Hartwig die Anwartschaft auf Dürrbach
ertheilt. 4554 im Musterregister werden „die Gebrüder und Vettern
V. M. zu Dttrrbaoh und Zimpel^ (S. von Dürrbach) zusammen aufgezahlt;
dies Zimpel aber wurde 4572 an Casp. v. Nostitz auf Jahmen verkauft.
Die Dörfer Eselsberg, Kutten und Oelsa hatten einst (4449) zu
Dürrbach gehört; später zweigten sich nach denselben besondere
Nebenlinien ab. Als zu Eselsberg gesessen, haben wir zuerst 4545
Siegsmund v. M. gefunden, vielleicht denselben Siegsmund, der
1509 seinen Bruder ermordet hatte. — 4555 wurden die Gebrüder
Hans und Caspar zu Eselsberg nach dem Tode ihres Vaters mit
dessen Gütern belehnt. Nach dem Tode dieses Hans erbte sein Sohn,
ebenfalls Hans genannt, von ihm Eselsbergy Wunsche, Antheil an
Baxberg (W. von Eselsberg) und erkaufte 4603 von Christoph v. Nostitz
das Gut Dürrbach, das inzvnschen von der Dürrbacher Hauptlinie
veräussert worden war, wieder zurück. —
Als zu Oelsa gesessen haben wir 4483 einen Hentz M., genannt
Holuschke . .j^^. . -'Ha^ngesonderten Brüder Hans und S e y f r i e d,
\o04 — 44 einen Henrrich and am 4534 wieder einen Hans ^i^
gefunden.
40. Linie Kringelsdorf.
Auch dieses Gut gehörte 4449 noch zu Dürrb^^^ 4422 aber
werden Nickel und Heinrich v. M. als daselbsf^^essen bezeich-
net. 4439 waren Colmann, Mauritius und Siegsmund v.M.
zu Kringelsdorf Schoppen im Hofgericht zu Görlitz. 4 447 stellten
H e i n z e und G e o r g zu Kringelsdorf einen Gunstbrief aus. 4 509 und
4523 wurde, wie oben erwähnt, dem Heinrich v. M. auf Kringels-
dorf die Anwartschaft auf den Anfall von Dttrrbach ertheilt ; für den
Fall aber, dass Heinrich selbst vor dem Tode seiner Vettern Christoph
und Nickel auf Dürrbaeh stürbe , sollte diese Anwartschaft auf Hein-
richs Bruder, Herrn Hartwig („Wicke"), ebenfalls auf Kringelsdorf,
übergehen. 4538 verkaufte Heinrich und die Vormünder des nodi
unmündigen Melchior v. M. , jedenfalls seines Neffen, das Gut
Kringelsdorf an die Kinder des Hieronymus v. Noslitz. Wir ver-
muthen , dass Heinrich damals bereits den Besitz von Dürrbach an-
getreten und dazu auch Zimpel erkauft habe. 4545 wurden nach
K n oth • , Oeicli. d. Oberl. Ad«ls. 24
370 n. Abtheilung.
dem Tode ihres Vaters Valten, Georg und Hans, Gebr. v. M..
mit Zimpei belehnt.
109» Die Herren y. Hieheisberg oder Miehalowltz
waren ein Zweig des alten böhmischen Herrengeschlechts der Mar-
quarditze, der sich nach seiner Burg Michälowitz bei Bunzlau be-
nannte. Vor Mitte des 43. Jahrhunderts besassen sie auch die
grosse Herrschaft Seidenberg -Priedland, die ihnen aber von König
Ottokar n. alsbald nach seinem Regierungsantritte (4253) genommen
ward ^) . Jedenfalls aus jener Zeit stammte noch ein anderes Besitz-
thum , das Dorf Schlegel (N. von Hirschfelde) , das ihnen die Ungnade
des Königs wohl deshalb nicht hatte entziehen können , weil es in
einer anderen Herrschaft (Rohnau) gelegen und überdies von denen
V. M. zu Lehn ausgegeben worden war. Als nun die Lehnsinhaber
desselben, Vorcho und Bernhard v. Opal (auf Türchau), 4287 Schlegel
an das Kloster Marienthal verkauften, verzichtete Johannv. Michel-
berch „mit Zustimmung seiner Gemahlin und seiner Kinder für das
Seelenheil seines Vaters und andrer Vorfahren" auf alle Rechte . die
er })isher an dem Dorfe gehabt hattet) . — Im Jahre 4343 ^) wurde das
damalige yjHaus'^ auf dem Oybin bei Zittau 9,von des Michelsberg Volk
erstiegen", eine Begebenheit; ttber welche jede n^jjjfjj^sjoinde fehlt.
Jedenfalls ging hieraus nicht ein berecbtig^** ulid längerer Besitz des
Oybins hervor. — Wohl abe^ hatce spater ein Johann v. Mi cha-
lowicz W4 Kaiser Karl I^- Güter in der Oberlausitz erhalten ; denn
4396*) ve^i^tete sieb dieser Johann gegen König Wenzel, „die
Lehen in de^QT "^r-j Lausitz und im Lande Budissin , welche ilim
Kaiser Karl gereiÄ**>^, zurückzustellen". Was für Güter dies gewesen,
ist nicht bekannt. — Seitdem sind die Herren v. M. zwar noch oft
theils in freundliche , theils in feindliche Beziehungen zu der Ober-
lausitz getreten, aber nicht mehr in derselben sesshaft gewesen.
110. Die T.Milde.
Eine Familie Milde war mindestens seit dem 45. Jahrhundert in
Zittau ansässig ; H5S war ein Frenzel M., 4525 ein Georg M., der
4540 starb, Rathsherr daselbst^). Wohl von Letzterem (oder von
einem Hans Milde, der das Gebäude der jetzigen Stadtapotheke be-
109. 1) Dobner, monum. IV. 115. 2) Cod. Las. 127. 8) N. Script, rer.
las. I. 8 and 142. «) Pelz«l, Wenzel U. 329.
HO. «) N. Script. I. 74..Carptov, Anal. U. 276.
111. Die y. Hiititz. 371
sessen haben soll) stammte Joachim M., der, 45S8 geboren, zuerst
die Kaufmannschaft in Königsberg erlernte , später aber noch studirt
zu haben scheint, da er nicht nur 4560 Rathsherr, sondern 4574
Stadtrichter und 4582 Bürgermeister in seiner Vaterstadt wurde.
Wann er geadelt worden ist, wissen wir nicht; aber schon 4566
musste er, alsAdlicher, persönlich das oberlausitzische Gontingent
auf dem Zuge gegen die Türken begleiten. Vor 4576 kaufte er von
Christoph v. Schleinitz , Herrn auf Tollenstein , Eibau und Nieder-
letUei^sdorf (W. bei Eibau). In letzterem Dorfe zog er die drei
Bauern, welche die Pfarrwiedemuth in Spitzkunnersdorf zu bestellen
hatten, ein und wies seine Unterthanen in die Kirche zu Eibau. Von
seiner zweiten Frau Martha geb. Schmied v. Schmiedebach hinter-
Hess er bei seinem Tode (4584) zwei Töchter, Elisabeth, verh.
mit Georg v. Wicke, welche das auf sie gekommene Leutersdarf an
den Inhaber der böhmischen Herrschaft Rumburg verkaufte, und
Martha, welche sich 4594 mit Nicol. v. Lanckisch auf Neuhörnitz
und nach dessen Tode mit Joh. Miesler, Amtsschösser zu Amshaug
verheirathete und 4647 als Wöchnerin starb. Femer hlnterliess er
zwei Söhne Georg und Christoph v. Hilde, welche Eibau erb-
ten , aber beide unvermahlt starben , so dass dies Lehngut an den
Landesherrn zurückfiel , der es an Hans v. Tschimhaus verkaufte ^) .
111. Die T. MUtitz i).
Im Jahre 4468 erkauften die Brüder Heinrich, Hans und
Georg V. M. a. d. H. Scharfenberg bei Meissen von Jak. v. Ponikau
a. d. H. Elstra das Gut Pulssnüa nebst Pertinenzen. Bald darauf aber
scheint der zweite Bruder Hans allein diese Besitzung Übernommen
zu haben. Er starb schon vor 4476, worauf sein Bruder Heinrich,
Verweser des Fürstenthums Sagan, die Vormundschaft über den Sohn
des Verstorbenen , ebenfalls H a n s genannt, übernahm. Als dieser
^Hans der jüngere" v. M. 4494 durch den Landvoigt und 4497 durch
den König von Böhmen selbst mit Pulssnitz belehnt ward, werden als
Pertinenzen aufgezählt: halb Ohom^ Vollung, ITiiemendorf, tiässlich^
Schwosdorfj Hennersdorf, Niedersteina, Hauswalde, Brettnig und die
3) Du Zlttauer Tagebucli 1861 S. 122 nennt nocli zwei Töchter Joaohimft
T.M., Helene, verh. mit Ge6rg Walbnrger, und Dorothee, Terh. mit dem ZU-
taner BOigenneister Kxolaoft, von denen aber wenigstens der ▼. Milde'sche Stamm-
baum bei Pletschmann (G^atnlatlonsschrift zn M. Lanckisch, Pfarrers in Scbwerta,
5Qjahrigem Jnbilänm 1734 4o S. 18) nichts weiss.
111. 1) Ansf&hrlicher Ton ans behandelt im Lans. Mag. 1865. 293 flg.
24*
372 II. Abtheilung.
•
drei Dörfer Obersteina, Weissbach und Möhrsdorf, die nach dem Tode
der Wittwe eines früheren Besitzers, Niool. v. Ponikau, deren Leib-
gedinge sie jetzt waren, wieder an Pulssnitz zurückfallen sollten, (was
nach 4503 erfolgte). Zugleich mit seiner Belehnung erlangte Hans der
jüngere v. M. von König Wladislaus für seine Stadt Pulssnitz einen
zweiten Jahrmarkt , den er aber eigenmächtig auch zu einem Woll-
markt erweiterte. Auf Klage der hierdurch beeinträchtigten Bürger
von Kamenz musste dieser Jahrmarkt 1503 wieder 9,abgethan^ wer-
den. — Bald darauf muss Hans v. M. gestorben sein, denn 4504 wur-
den die Privilegien der Stadt Pulssnitz in üblicher Weise neu bestä-
tigt ebenfalls durch einen Hans v. M. , der sich den Sohn Hansens
nennt. Bei Gelegenheit dieses Todesfalls erhoben die Söhne jenes
Jak. V. Ponikau, der 4 468 Pulssnitz an die v. M. verkauft hatte> Klage,
dass in den neuen Lehnbriefen über Pulssnitz die Mitbeiehnung derer
v. Ponikau und derer v. Baudissin auf Solschwitz , die doch früher
stipulirt worden war, weggelassen sei^ und erlangten in der That,
dass diese Familien mit ihren Gütern in die Gesammtbelehnung wie-
der eingeschlossen wurden. Als aber Hans v. M. 4543 kinderlos
starb , betrachtete König Wladislaus Pulssnitz dennoch als heimge-
fallenes Lehn und ertheilte dasselbe Heinrich v. Schleinitz, Herrn auf
Tollenstein.
112. IHe V. Hiückwlte,
eine alte osterländische Familie, kommen sehr zeitig auch in der
Oberlausitz vor. 4280 ^) war ein Ritter Theodoricus de Minquize
einer der Schiedsrichter zwischen Peter v. Nostitz und dem Kloster
Marienthal, also wohl im Lande angesessen. Erst in der zweiten
Hälfte des 46. Jahrhunderts finden wir die v. M. wieder. 4563 er-
kaufte Caspar v. Minckwitz von den Gebr. v. Poster den früher
Rosenhain^schen Antheil des Städtchens Ruhland nebst dem Dorfe
Biehkn (NO.) und bald darauf auch, wir wissen nicht von wem,
Lindenau und Burkersdorf (SW. von Ruhland) . Hierzu muss er bald
darauf auch Thräna (NO. vonWeissenberg) erworben haben, wenig-
stens wurde 4565 Caspar v. M. „mit Thräna und Lindenau neu be-
lehnt^. Nach seinem Tode erhielten 4570 seine Söhne: Hans,
Heinrich, Caspar, Lothar, Friedrich, Ehrenfried,
E r a sm u s , die Lehn über diese Güter.
112. i) Cod. Lue. 103.
113. Die V. Hixmewits. — 114. Die v. Mtthlen. 873
113. Die T« Minnewlti
werden zuerst 4436 in der Person eines Conrad v. M., Vasallen des
Bischofs von Meissen , in der Oberlausitz erwähnt ^) . Von zwei Vet-
tern, beide Hans genannt, besass später der eineWeissnßussläz (S. von
Güda) und den dritten Theil des bischöflich meissnischen Potschaplüz
(NO. von Bischofswerde), wo er 4487 einem Unterthanen einen Gunst-
brief ausstellte, und womit er 4 488 neubelehnt ward ^) . Der andere
Hans V. M. war zu Säurüz (N. bei Burkau) gesessen und erscheint
4476 als Lehnszeuge. Letztrer hatte keine Leibeslehnserben. Deshalb
belehnte 4 507 König Wladislaus Christoph v. Kintsch auf Burkau mit
dem Anfall von Säuritz, verkaufte aber 4544 nach dem Tode des v. M.
das Gut dennoch an das Domkapitel zu Budissin. Da meldete sich
nicht nur Christ, v. Kintsch mit seinen Ansprüchen, für die er (4542)
450 Mark erhielt, sondern auch dessen Bruder Wolf v. Kintsch, wel-
cher „etliche Gerechtigkeit an der Herrschaft zu Säuritz, so durch
den Tod Hansens v. M. an dessen Vetter, Hansen v. M., gekommen
und gefallen sei^, von diesem erkauft hatte. Auch er musste 4543
vom Domkapitel befriedigt werden ^j.
lU. Dlev. Hflhlen
oder Mylen, Mielen, von denen wir nicht entscheiden mögen,
ob sie mit der auf Treuen im Voigtland gesessenen Familie zusammen-
hängen, kommen nur vorübergehend in der Oberlausitz vor. Hans
V. Mulhen hatte von König Wenzel das Gericht in der Stadt Kamenz
als Erblehn erhalten, verkaufte aber dasselbe mit des Königs Geneh-
migung 4383 an den Rath dieser Stadt. Bald darauf begegnen wir
oinem Hannus v. Holeyn, wohl dem Ebengenannten, als Unter-
hauptmann von Budissin, der z. B. 4404 einen Streit zwischen der
Stadt Budissin und den Herren v. Kottbus in der Niederlausitz bei-
zulegen suchte ^) . Ob derselbe ein Landgut besessen habe, wissen
wir nicht. Wohl aber kaufte 4545 ein andrer Hans v. Mylen von
Valten v. Pannewitz dessen Antheil an Königswarthe. 4548 versdirieb
er ^all seine Lehngüter^ seiner Schwester Anna v. Köokeritz für
300 fl.; 4555 aber verkaufte er seinen Antheil von Königswarthe
wieder an die Gebrüder v. Penzig. Wohl eben deshalb hatte er in
demselben Jahre einen Streit mit Valentin v. Pannewitz „wegen des
113. 0 A. MStem No. 212. >} Oercken, Stolpen 503. >) Urk.-Terc.
II. 129^. A. Bnd. oop. magn. COLI.
114. 0 tTrk.-Ven. I. liöb. e. 09rl. Bathmebn.
374 n. Abtheiiung.
Lehngates, das Hans von dem alten Nickel v. Pannewitz erhal-
ten" (?)2). — Der Bartsch Mielen, der 4545 mit Christoph v.
Luttitz einen Streit hatte, welcher die Abhaltung einer Rittertafel zur
Folge hatte ^) , war ein niederlausitzischer Edelmann und i 555 Haupt-
mann zu Sorau.
115. Die T. Mnschwitz.
Obgleich auch in der Oberlausitz ein Dorf Mauschwitz (N. von
LObau] gelegen ist, so glauben wir doch, dass die v. Muschwitz, die
sich allerdings im 45. Jahrhundert auch „v. Mauschwitz" schrieben,
aus dem Meissnischen stammten, wo schon 4205 ein Matthaeus v.
Muschwicz vorkommt , und dass sie sich nach dem jetzt Muschitz ge-
schriebenen Dorfe (N. von Meissen) nannten. In der Oberlausitz be-
gegnet uns zuerst ein Conrad us deMutscitz, den wir trotz des
etwas anders klingenden Namens doch für einen v. M. halten, und
der zu seiner und seiner Frauen Jutta Seelenheil den Zehnten im
Dorfe Preititz (NO. von Budissin) an das Domkapitel geschenkt hatte,
was 4250 der Bischof von Meissen bestätigte. 4348 war ein Conius (*?)
de Muswitz Zeuge bei dem Verkauf des Guts Melaune von Seiten
des Klosters Marienthal. 4395 wurde ein Caspar de Huczeuicz
als Pfarrer in Oderwitz angestellt^] . Ende des 4 4. Jahrhunderts waren
die V. M. im Görlitzer Weichbild ansässig. 4405 brannten die Gör-
lltzer „denMuschwitzern" einen Hof ab zu Petershain (SO. von
Reichwalde]. Von4407 — 24 wird öfter ein Hans v.der Mussewitz
oder Mutschewitzals SchOppe im Hofgericht zu Görlitz, 4437 ein
Christoph Mauschewitz, der zu Görlitz von Land und Städten
Verzeihung erhielt, 4439 ein Merten v. der Mawschwitz als
Zeuge genannt.
Wahrend von all den bisher Erwähnten nirgends der Wohnsitz
beigefügt ist, finden wir seit Ende des 45. Jahrhunderts Hansv.
Mauschwitz als Inhaber der Güter HainewaMe^ Gersdorf (im Löbau-
schen Weichbild] und Antheil an Oderwitz , den er als Afterlehn der
Herren v. Schleinitz auf Tollenstein in Böhmen besass. Derselbe war
schon 4497, wo er uns zuerst begegnet, einer der geachtetsten Ritter-
gutsbesitzer der Zittauer Gegend und untersiegelte, als solcher, in
diesem Jahr einen zwischen dem Rathe zu Zittau und dem Adel des
Weichbilds abgeschlossnen Vertrag. Ebenso schloss er 4540 für die
^ L. B. Kl Oft», Qenealog. Nachr. s. ▼. 3) Qberl. Ntchleee 1767. 338.
115. 0 Cod. Lus. 80. 224. Tingl, Hb. qQint.'conflrmat. P»a«. p. 241. 249.
116. Die y. Nadelwitz. 375
Stadt Zittau mit der böhmischen Stadt Leipa ein Uebereinkommen ab
und bewiiiite 4515 durch seine Bürgschaft, dass zwei vom Rathe zu
Zittau eingezogene Bewohner von Reichenau freigelassen wurden.
1 502 war er Gewährsbürge für Adam v. Kyaw beim Verkaufe von
Sehönfeld und 4507 Vormund der Söhne des Zittauer Bürgers Wenzel
V. £isersdorf. Er wird bald als zu Hainewalde, bald als zu Gersdorf
gesessen bezeichnet 2) . — Nach seinem Tode verkauften (4546) seine
Söhne , die Gebrüder v. Mausohwitz , etliche Bauern in Nieder- und
Oberoderwitz nebst der Gerechtigkeit der beiden Pfarrlehen um 400 fl.
Ungar, an den Rath zu Zittau. Als solche Brüder werden genannt
Gall, Jacob, Hans, Martin und Nickel. 4524 trafen diese
Brüder eine Erbtheilung , wonach Gall und Jakob ihren väterlichen
Antheil an Hainewalde und Grersdorf an Martin, und Nickel den seini-
gen an Martin und Hans überliessen, ^der Gesammthand unbe-
schadet*. Schon 4529 aber verkauften Hans und Martin diese ihre
Besitzungen an Tyl Knebel. So verblieb ihnen nur noch ein Antheil
an (Mittel-) Oderwitz. Auch diesen verkaufte 4537 Nickel, Hansens
noch unmündiger Sohn durch seine Vormünder an die Gebr. v. Kri-
schau. Dabei wird sein Onkel Gall v. M. als zu Sdier (W. bei Klix)
gesessen bezeichnet ^) .
Möglich, dass von einem anderen Bruder Galls die Gebrüder
Georg, Hans und Wolf v. M. abstammten, welche 4542 denen
v. Nadelwitz das Gut Wurschen (W. von Budissin) abkauften, und
von denen Wolf dies Gut noch 4554 besass. Seine unmündigen Söhne
Christoph und Wolf wurden damit 4565 belehnt und erwarben
4569 noch Uhyst an der Spree hinzu. — Wie mit ihnen Nickel v. M.,
der 4567 mit dem Erbgut zu Dreiweibem (N. v. Lohsa) belehnt ward,
verwandt war, wissen wir nicht.
116. Die T. Nadelwitz
führten ihren Namen von dem gleichnamigen Dorfe 0. bei Budissin.
1345 lag bereits ein Ritter Gers de N. bei den Franziskanern dieser
Stadt begraben. 4443 war ein Heinrich v. N. Zeuge in Stolpen bei
einer Leibgedingreichung und 1 444 ein v. N. Söldner für Görlitz gegen
die Hussiten^). In den 80er Jahren des 45. Jahrhunderts erscheinen
zwei Linien derer v. N., von denen die eine noch zu Nadelwüz selbst,
2) CarpzoT, Anal. II. 259. 260. P es check, Zittau I. 449. Schönfelder^
Marienthal 111. 3) Pescheck, Zittau I. 240. Korscheit, Oderwitz 30. Lehn-
büeher im A. Dresd.
116. 1) Cod. Lus. 355. Grnndmann, cod. dipl. VI. 1421.
376 II. Abtheilnng.
die andere aber zu Niederkaina (N. bei Nadelwitz) gesessen war.
Beide hatten gemeinsdiaftlich Antheil an BasehitZj Jessnüz (O. u. S.
von Nadelwitz) und y,Stre8chwüz^, d. h. wohl Strohschitz (S. von
Neschwitz). — Hans v. N., stets als j,daielhst gesessen'^ bezeichnet,
wird 4486 — 4529 ziemlich häufig erwähnt. 4546 gab er einem Unter-
thanen zu Baschitz Gunstbrief, 4 5 26 y erkaufte er Leute zn Kosel (wohl
0. von Postwitz) an Hans v. Grisslau. 4529 wurde sein Sohn Hans
belehnt mit Kreckwüz (NW. von Purschwitz)) Strohschitz, Bcacküz,
Jessnitz, Binnewüz (S. von Jessnitz) und Pommerüz (N. von Hochkirch) .
Da hierbei das Gut Nadelwitz nicht mehr genannt wird , so wird es
noch Hans der Vater verkauft haben ; und in der That gehörte es
4532 einem Bürger zu Budissin. Hans v. N. der Sohn „auf dem Burg-
lehn gesessen^, verkaufte 4544 seine 5 Bauern zu Pommeritz an Hans
v. GersdorflP auf Kuppritz.
Auf Niederkaina gesessen haben wir 4484 einen Balthasar und
4486 gleichzeitig mit ihm einen Hans v. N. gefunden, der mit dem
gleidizeitigen Hans auf Nadelwitz nicht identisch ist. Balthasar, 4 488
— 89 Hofrichter zu Budissin, heisst seit 4504 2) ^mWurschen^ ge-
sessen (N. von Pommeritz). Er verkaufte in diesem Jahre Zins zu
Krosta [0, bei Schirgiswalde) und 4540 und später oftmals Zins zu
Baschitz an das Domstift Budissin. — 4 527 wurden seine Söhne Franz
und Hieronymus mit Wurschen und Kumschüz (W. bei Wurschen]
belehnt, verkauften aber ersteres Gut 4532 an die Gebr. v. Musch-
witz, ihre Verwandten. Schon 4534 starb Franz, worauf die v.Muscb-.
witz für seine unmündigen Söhne, Balthasar, Siegsmund und
Hans V. N., die Lehn mutheten. 4554 werden Hieronymus und seine
Vettern als zu Kumschitz gesessen im Musterregister aufgeführt. Auch
des Hieronvmus Söhne hiessen Hans und Balthasar; sie wurden
4 557 und 4562 mit Kumschitz und einzelnen Bauern zu „Schleckwitz^
(wohl Scheckwitz), Mehltheuer (beide S. von Pommeritz) , Strohschitz
und Biuchitz belehnt.
Von jenem Hans v. N., der 4486 als Mitbesitzer von Nieder-
kaina erwähnt ward, haben wir keine zuverlässige Kunde. 4487 war
einer dieses Namens zu Dober schau (NW. von Budissin) gesessen.
4544 Hess sich ebenfalls ein Hans v. N. auf Kroppen (S. von Ruhland)
einen alten Brief erneuern, demzufolge es den Besitzern dieses Gutes
gestattet war, Lassäcker auszusetzen. Diesem Zweige der Familie ge-
hörte wohl auch jener W o 1 f v. N. zu Frauendorf (N. von Kreppen) an,
«) Ürk.-Verz. IH. 6ö». Vgl. Ebend. 71 ext. 81.
117. Die V. NaptiU. — US. Die v. NebelBchitz. 377
der 1548 dies Gut mit Ober- und Niedergericiiten , wie er es nach
dem Tode seines Vaters geerbt, an Sebast. v. Gersdorff auf Ruhiand
verkaufte *) . — Schon ein S i e g e l Balthasars v. N. vom Jahre 4 481 lässt
das Familienwappen, einen Hund vor einem Baumchen, erkennen.
117. IHe T. Naptitz,
eine böhmische Familie, waren Vasallen der Herren v. Leipa und
sollen von denselben die Stadt Zittau selbst zu Lehn gehabt haben.
Als bei dem von KOnig Wenzel H. in dieser Stadt abgehaltenen Tur-
niere (1303) ein junger Graf Barby erschlagen ward, musste nicht
tiur Peter V. Naptitz, sondern auch dessen Lehnsherr Heinrich v.
Leipa flüchten. Später übten „die Naptitzer" und zwar, wie es
heisst , von dem Raubhause auf dem Oybin aus schlimme Strassen-
räuberei , was ein Grund gewesen sein soll , dass Heinrich v. Leipa
4319 die ganze Herrschaft Zittau gegen andere Güter in Mähren an
König Jobann abtreten musste ^) .
118. Die T. Nebelsehits
führten ihren Namen von dem gleichnamigen Dorfe 0. von Kamenz
und kommen daher wesentlich in Kamenzer und Harienstemer Ur-
kunden vor; so Peter und Siefried v. N. 1304 bei einer Sehen-
kung Heinrichs v. Kamenz; soGüntherv. pf. 1331 bei einer Schen-
kung Theodors v. Haugwitz an das Kloster Marienstem; so Tamme
V. N. 1374 bei dem Kaufe von Schönbach durch dasselbe Kloster i).
Seitdem verschwindet die Familie aus der Oberlausitz, erscheint aber
schon Mitte des 14. Jahrhunderts in Schlesien, im 15. auch im Meiss^
nischen. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kehrte sie,
wohl von Schlesien aus, auch wieder in die Oberlausitz zurück. 1563
nämlich wurden Peter, David, Siegsmund und Abraham
Gebr. v. N. mit ihrem „väterlichen Gut, einem Stück Vorwerk zu
Holtendorf^ (W. von Görlitz], belehnt. Wir kennen den Namen des
Vaters nicht; doch kann er nur eben kurz vorher diesen Gutsantheil
erworben haben. — Ein Siegel ist uns nicht vorgekommen.
V) Meist nach den Lebnbüebern im A. Dresd.
117. 0 N- Script, rer. las. I. 5 u. 7, Tgl. 133, wo die Literatur. Spater besaaaen
die ▼. N., wenn nicht Buniburg selbst» so doch das Patronatsreobt daselbst, denn 1368
prasentirte Apeczco deNapticz einen Geistlichen dahin (Lib. I. confirm. F. 2 imDom-
capitelarcbiv za Prag). 1395 hatten die Naptitzer Leute aus Zittau gefangen , weshalb
ein Conyent zu Löbau abgebalten ward.
118. 1) Knothe, MStern 37. 4t. 56. .
378 II. Abtheilung.
119. Die T. Nechern
hiessen nach dem gleichnamigen Dorfe W. von Weissenberg, auf wel-
chem zuerst (4448 — 52) ein Hans oder Jone v. N. vorkommt. Von
1469 — 85 finden wir einen Christoph v. N., y^daselbst gesessen" ^
mehrfach erwähnt. 1545 werden zwei Hans v. N., „daselbst ge-
sessen" , genannt , von denen der eine Zins in seinem Dorfe Kohlwese
(0. von Ppmmeritz) an das Domkapitel zu Budissin verkaufte , der
andere aber („Herr Jone v. Necherin , Ritter") dabei GewährsbUrge
war ^) . Seitdem sind wir ihnen in der Oberlausitz nicht mehr be-
gegnet ; wohl aber blühten sie in der Niederlausitz und in Schlesien
fort. — Die Siegel Christophs und Hansens v. N. (4485 und 4 545)
zeigen einen Pfahl im Schilde.
120. DIeNesen,
eine ursprünglich hessische Familie, kamen mit Conrad N., der
4549 in Paris studirte, 4525 in Wittenberg Licentiat der Rechte, dann
Erzieher der Söhne König Ferdinands von Böhmen und Ungarn wurde,
4533 nach Zittau, wohin Melanchthon den jungen Mann zum Amte
eines Syndicus empfohlen hatte. Von da an ist Conrad N. bis zu sei-
nem Tode (4560) Mitglied des dasigen Raths geblieben und hat sich,
mehrfach zum Bürgermeister erwählt, theils durch Förderung der
Reformation, theils durch umsichtige Massnahmen während und nach
dem verhängnissvollen Pönfalle (4547) die grössten Verdienste um
diese Stadt erworben. Schon 4542 war er von König Ferdinand
geadelt worden (sein Wappen zeigt einen Frauenkopfy , hat sich
aber, soviel bekannt , ebensowenig, als seine Nachkommen , jemals
von Nesen geschrieben. Von Landgütern besass er die Stegemtthle
in Herwigsdorf ^ die er 4546 um 200 Mark von den Cölestinern auf
dem Oybin, sowie „Leute, Erbzinsen und Gericht zu Radgeruhrp*
(NO. bei Zittau) , die er 4547 ebenfalls um 200 Mark von Andr. Sie-
beneicher erkaufte. Diesen Antheil von Radgendorf erhielt nach
seinem Tode sein Sohn Christoph, während ein andrer Sohn
Johann das kleine Gut Poritzsch (SO. bei Zittau) und später Nieder-
rennersdorf (0. von Hermhut) erwarb. Die Nachkommen Johanns
haben letzleres Gut bis 4 793 besessen ^) .
119. 1) Ürk.-Vew. 11. 27c. uoe. a. Bud.
120. 1) Nach Haupt, Wilhelm und Conrad Brüder Nesen. Zittau 1843. Versl.
▼.Macke, Niederrennersdorf 1843. S. 19 flg.
121. Die V. Neneshove oder Nefshoven. 379
121. Die T. Neueshore oder NefehOTen
gelangten um das Jahr 1305 in den Besitz des Erbrichteramts zu
Görlitz , wodurch sie zugleich Bürger der Stadt und landesherrliche
Beamte wurden.. Der zuerst in diesem Jahr genannte Ritter Nico-
laus V. Neueshove erhielt 4306 nebst seinem gleichnamigen Sohne
von Seifried Herrn v. Baruth dessen Antheil an Kunnersdorf -amI dem
Eigen und zwar als Erbe, das seitdem das Stammgut der Familie
blieb. Ausserdem erwarb derselbe (nach 1347) von dem Klostor
Marienstern noch einen Antheil von ^erjsdor/*auf dem Eigen mit einem
Jahreszins von 1 2 Mark ,. desgleichen ^ wir wissen nicht, wann und
von wem, „Güter in Tauchritz^, wie es scheint, das ganze Gut^).
Ausser dem 4306 erwähnten Sohn Nico laus, der sonst nicht mehr
genannt wird , besass der Erbrichter v. N. noch einen zweiten Sohn
Eymund (auch Eymuth) , dem er schon um 4342 all seine Besif^m
ungen in der Stadt Görlitz aufgegeben hatt^. Dieser Eymund v. N.
nun wurde 4322 , jedenfalls nach dem Tode seines Vaters, auch mit
dem Erbrichteramt und mit den Landgütern Tatichritz und Betzdorfs
wie dieselben „bisher^ sein Vater besessen hatte, belehnt^). Das
väterliche Vermögen zerrann bald unter den Händen des Sohnes.
Aus dem Görlitzer Stadibuch erfahren wir, dass er schnell nach
einander einen Hof am Markte, einen Garten am Kuttelhofe, dann den
Kuttelhof selbst (um 34 Hark); ebenso auch den Durchzoll in der Stadt
(um 42 Mark) versetzen musste. Um 4327 trat er seiner Frau Kuni-
gund.e 200 Mark am Erbgerichte als Leibgedinge ab und verpfän-
dete zugleich um andere 200 Mark seinem Eidam Johannes und seiner
Tochter Clara das ganze Erbgericht, „dasselbe zu halten zu seiner
Hand*^, bis die 200 Mark dem Johannes zurückerstattet seien. Endlich .
verkaufte er sammt seiner zweiten Frau Fria 4339 seinen Antheil
an Berzdorf dem Kloster Marienstern ') , und auch Tauchritz findet
sich bald darauf in anderen Händen. — Für Eymunds Söhne halten
wir nicht nur „Nicolaus Heymundi Sohn von Moys^ (S. von Görlitz)^
der 4336 erwähnt wird,, und dessen Wittwe (Nyzko Eymuths Wittwe
von Gonradsdorf) 4378 im Franziskanerkloster um ihres Mannes Klei*
der Antheil an einer ewigen Messe erwarb ^) , sondern auch H e n z i 1
de Nefishove, der 4344 dem Ulmann aus der Münze all sein Ver-
121. 1) Görl. Stadtbach von 1305 fol. 5. Laus. Mag. 1870. 3. 61 flg. Cod. Las.
188. 210. 234, wo za lesen ist: Neaeshove statt Nesshenam. Anh. 97. 2) Oörl.
Stadtbaoh fd. 29. Cod. Las. 250, wo der Name flUschlicli Rymand geschrieben ist.
3) Laas. Mag. 1870. 13. *) N. Script. L 304.
380 n. Abtheilung.
mögen aufgab. Seitdem Hessen die Nachkommen Eymunds den Fa-
miliennamen V. Neueshove fallen und nahmen als solchen den ur-
sprünglichen Vornamen Eymuth an. 4396 waren von den Söhnen
einer „Eymuthin^ Leute erschlagen worden. Da unter den Gewährs-
bürgen für das von den Mördern zu erlegende SühHegeld (S4 Mark}
sich auch der Richter zu Kunnersdorf befindet, so gehörte also dies Gut
noch der Familie. Die hier nicht namentlich genannten Söhne waren
wohl die 1416 als „die Brüder Hannos, Niczhe, Donat und
Cllmann Eymuth zu Kunnersdorf^ bezeichneten ^j . Gleichzeitig
aber kommen auch (4399) ein Heinrich Eymuth, der wegen Fisch-
raub vor Gericht citirt ward, und (1413 — 19) ein Leu t her Eymuth
von Kunnersdorf vor. Vielleicht war „Else Eymuthin** die Wittwe
Heinrichs, die mit ihrem Sohne Swidiger, „zu Kunnersdorf ge-
sessen^, 1416 das halbe Dorf Torga (S. von Rengersdorf) den oben
aufgezählten Brüdern Hannos etc. aufliess. Bald darauf ward Swi-
digers „Vorwerk zu Kiftinersdorf** von Hans v. Racket „mit Recht
verpfählt^ und erst 1418 wieder aufgelassen. Auch dies Gut muss
später an das Kloster Marienstern verkauft worden sein. — Als letzter
Spross des einst so angesehenen und reichen, ritterlichen Geschlechts
derer v.N. darf jener Hans Eymuth gelten, der 1474 als Fuhrmann
zwischen Breslau und Nürnberg einen Prozess wegen verlorener
Waaren hatte ') .
122. Die T. Nostltz.
Ueber dies Geschlecht| eins der ältesten und weitestverbreiteten
in der Oberlausitz , gab es schon im vorigen Jahrhundert eine eigene,
ziemlich umfangreiche Literatur ') , von der wir zwar zum allergröss-
ten Theile Kenntniss genommen haben , deren specielle Berichtigung
und Widerlegung man uns aber erlassen möge. Die älteren von die-
sen Skriptoren leiten, um das Alter dieses Geschlechts zu erhöhen,
seinen Ursprung von den slawischen Milzenem her. Urkundlich ge-
schieht desselben zuerst 1880 Erwähnung^). Damals behauptete ein
Petrus dictus de Nostitz und „seine B rüde r^, „es seien ihren Vo r-
^Itern (progenitoribus) die beiden Dörfer AWendor/' und Oedemüz
S) Urk.-Verz. I. 144. 189 No. 964. <)Nenmann, Welsthfimer 127.
122. i) Verzeichnet bei CarpzoT, Ebrent. II. 56 flg., bei Christ. Knanthe,
Ton dem Ursprange der Herren ▼. Nostitz. G5rl. 1764. 4», bei J. 0. MQller, Pfarrer
zu Jinkendorf : Versuch einer Gesch. des Nostltzischen Geschlechts 1798. Mspt. Im
Nostitzischen Geschlechtsarchir und auf der Bibliothek der oberl. GeseUsch. der Wlss.
zn Görlitz, endlieh im Laos. Mag. Bd. 36. 377 flg. <) Cod Las. 102.
122. Die V. Nostitz. 3SI
(S. und 0. von Jankendorf) durch Gewaltthat der Fürsten entrissen
worden^, und bedrängten das Kloster Marienthal, welches diese Güter
jetzt besass. Lange hatte bereits dieser Streit gewährt ; da unternahm es
der Adel der Umgegend, von welchem sich viele Angehörige im Kloster
befanden, denselben durch Schiedsrichter gütlich beizulegen. Diese
bestimmten, dass „dem Peter v. N. und seinen Brüdern, Bluts-
verwandten und Freunden^ 20 Mark ausgezahlt werden sollten,
welche jene Adlichen aufbrachten. Und so verzichteten in dem ge-
nannten Jahre „Peter und die Seinigen'' auf dem Landdinge zu Bu-
dissin vor dem Landvoigt und zahlreichen Zeugen „auf jeden An-
spruch, den sie an jenen Güter gehabt^. Diese Urkunde beweist zu-
nächst, dass jene Dörfer vor 4S39, wo sie bereits das Kloster Marieo-
thal besass, der Familie v. N. gehört hatten, dass dieselbe also ausser
ihrem Stammgute Nostitz schon Anfang des 43. Jahrhunderts auch im
Görlitzer Weichbild begütert war. Obgleich wir über die erwähnte
«.Gewaltthat der Fürsten'^ nicht näher unterrichtet sind, liegt doch die
Vermuthung nahe, dass die Gründerin von Marienthal, Königin Kuni-
gunde von Böhmen, welche ihrer neuen Stiftung einen möglichst aus-
gedehnten und zusammenhängenden Gütercomplex als Ausstattung
zuweisen wollte und zu diesem Zweck die Dörfer Melaune, Brachenau
und Niederseifersdorf schenkte, Meuselwitz, Gurik und Borda aber
kaufte, auch noch die Nostitzischen Güter Attendorf und Oedemitz an
sich zu bringen gewusst habe, um sie ebenfalls dem Kloster zu über-
w^eisen. Ferner geht aus jener Urkunde aber auch hervor, dass um
das Jahr 4280 die Familie v. N. schon ziemlich verzweigt sein musste,
da ausser jenem Peter auch dessen „Brüder, Blutsverwandte und
Freunde^ erwähnt werden, an welche die Entschädigungssumme von
20 Mark ausgezahlt wurde, welche also sämmtlich von jenen „Vor*
altern^ abstammen mussten , denen einst die genannten Güter ent-
rissen worden waren.
Und in der That kommt zu eben derselben Zeit auch in Schle-
siBn schon ein Hertwig (ein auch später in der Familie beliebter
Vorname) v. N. vor^), der Hauptmann zu Steinau war, Besitzer des
schlesischen Guts Damitsch gewesen sein soll und jedenfalls als der
Stammvater der schlesischen Linie des Geschlechts betrachtet wer-
den darf.
Ueber die oberlausitzischen Nostitze, mit denen wir es hier allein
zu thun haben, giebt es während des ganzen 44. Jahrhunderts nur
3) Tzschoppeund Stenzel, Urk.-S&mml. 401. 404.
382 n* Abthellung.
wenige, unzusammenhängende Nachrichten. 4348 war ein He in-
rieh y. N. Zeuge, als Otto v. Luttitz das Dorf Melaune auf Lebenszeit
von Marienthal erwarb*). 4328 schenkte Ritter Albert v. N. das
Patronatsrecht über die Marienkapelle auf dem Schlosse zu Budissin,
das ihm König Johann von Böhmen verliehen , sowie einen Garten am
dasigen Schlosse und 6 Scheffel Korn wie Hafer „auf seinem Gute
Plieskowitz^ (0. von Niedergurig] dem Domstift zu Budissin und
2 war ftlr das Seelenheil des verstorbenen Dompropstes Bernhard v.
Leipa, mit welchem er also sehr befreundet gewesen sein muss.
Diese Schenkung bestätigte in demselben Jahr König Johann. 4345
war „Ritter Albert v. N. sammt seiner Gattin und seinem Sohne
Albert und dessen Gattin" bereits bei den Franziskanern zu Budis-
sin begraben ^) . Ein andrer Sohn, „Johann, Sohn des Ritters Albert
V. N.", war 4334 Zeuge, als Johann der ältere v. Rackel der Kirche
zu Grotta eine Hufe in Warthe schenkte^). Ebenso war ein „Herr
Otto V. N." Zeuge, als 4334 Günther v. Grisslau dem Kloster Harien-
thal Zins in Leuba überliess. In demselben Jahre trat „der ehrbare
Knecht Jenschin v. N." 46 Scheffel Korn wie Hafer Bischofszehnt
in Krummenforst (W. von Plieskowitz) an das Domkapitel zu Budis-
sin ab^j. 4348 gehörte ein Hennich v. N. zu den Aeltesten des
Adels im Weichbild Löbau^j . Da nun das Dorf Nostitz nicht zu diesem
Weichbild gehörte , Kittlitz aber damals noch nicht im Besitz der Fa-
milie V. N. sich befand, so dürfte es wohl das Gut Unwürde (N. bei
Löbau) sein, dessen Besitz Hennich zu einem der Mannen des Weich-
bilds Löbau machte. Wenigstens gehörte Ende des 44. Jahrhunderts
dies Dorf sicher bereits der Familie v. N.
«) Cod. Los. 224. &) Ebendaa. 264. 265. 354. An dem Original der enteren
Urkunde von 1280 im Domarchiv zn Bndiasin hängt das wohlerhaltene , rande , mehr
als thalergroBse Siegel mit der Umschrift: S. Alberti de Nosticz. Dasselbe ceigt
in der Mitte des dreieckigen Schildes das bekannte Nostitzische geschachtete Wappen-
bild , das jetzt als zwei Büifelhdmer dargesteUt wird. Wie Homer stellt es sieh aber
weder anf jenem Siegel , noch auf einem ältesten Nostitzischen Leichensteine an der
Kirche zu Kittlitz, dessen Inschrift nnd Jahrzahl noch nicht sicher entzüTert sind, nicht
dar; aach befindet sich das breite Ende oben, das schmale unten. Da nun Nossatez,
wie das Dorf Nostitz auf wendisch heisst, auch den Zinken, jenes alte, hölzerne,
musikalische Instrument, (lituus; Frentzel ap. Hofftnann, Script, rer. lus. II. 52)
bedeutet, so scheint das Nosütsische Wappen ein sprechendes zu sein und zwc&i Zin-
ken darstellen zu sollen. Genau ebenso gestaltet ist das Wappen derer t. Backe 1
auf Backel (W. Ton Weissenberg) , nur dass die Zinken desselben nicht geschachtet
sind. 6) A. Bud. ?) Cod. Lus. 305. 302. «) Tzschoppe und Stenzel,
.Urk.-Samml. 559.
122. Die V. Nostitz. 3S3
In den letzten Jahren dea 44. und den ersten des 45. Jahrhun-
derts treten eine solche Menge an den verschiedensten Orten sesshafte
Glieder derselben urkundlich auf, dass jeder Versuch, ihre verwandt-
schaftlichen Beziehungen unter einander festzustellen, bisher geschei-
tert ist. — Da erscheint zunächst 4401 ^) ein Brttderpaar Otto ^zu
Unwürde^ und Hertwig, welche von ihrem verstorbenen „Vetter**
N ickel V. N. 20 Mark in Verwahrung bekommen hatten mit der Be-
stimmung , dass die jährlichen Zinsen (lavon (2 Mark) zunächst an
Orteyn, Hertwigs Tochter , Nonne zu Marienthal , nach deren Tode
aber an den jedesmaligen Pfarrer von Ludwig$dorf (N. bei Görlitz) zu
einem Jahresgedächtniss Nickels ausgezahlt werden sollten ^^). In
Ludwigsdorf war 4396 ein Hertwig v. N. Pfarrer. — Jener gleich-
namige Hertwig , der Bruder Ottos auf UnwUrde , besass noch das
alte Stammgut Nostitz. In einer die Gebrüder v. Nostitz auf Kittlitz
betreffenden Urkunde von 4397 wird als Zeuge „Hertwig v. Nostitz,
daselbst [d. h. zu Nostitz! gesessen^, genannt. Bald darauf gehörte
<las Gut Nostitz der Familie v. Baudissin.
Ende des 44. Jahrhunderts besass ein Zweig der Familie auch
die südlich von Nostitz gelegene Herrschaft Kittlitz^ die sie von Hein-
rich Herrn v. Kittlitz um jene Zeit erkauft haben [muss. Der Käufer
dürfte ein Otto v. N. gewesen sein. Zwischen dem neuen Besitzer
der Herrschaft Kittlitz , sowie anderen Adlichen der Umgegend und
dem Rathe zu Löbau entspann sich alsbald ein langwieriger Rechts-
streit. Der Rath behauptete nämlich , dass die betreffenden Dörfer
sämmtlich in die Obergerichte nach Löbau gehörten , was jene Guts-
besitzer leugneten. König Wenzel aber sprach 4390 diese Oberge-
richtsbarkeit der Stadt Löbau zu ^i) . Grade damals nun ward zufolge
der Görlitzer Rathsrechnungen auf einem Städtetage ein Streit ent-
schieden zwischen „Otto v. Nostitz und denen von Löbau wiegen
des Weichbilds'*. Das Gut dieses Otto, welches zum Weichbild Löbau
gezogen werden sollte , kann aber weder Nostitz , welches nie dazu
gehört hat, noch Unwürde sein, das unzweifelhaft dazu gehörte; folg-
lich wird es wohl Kittlitz gewesen sein, das eben damals zum Weich-
bild geschlagen wurde. Dieser Streit setzte sich auch unter den
nächsten Besitzern von Kittlitz fort. 4397^2] erhielten die Brüder
Uenlin, Fritze, Otto, Lorenz v. N., „gesessen zu £tYt/t(ja;**, also
wohl die Söhne obigen Otto's , vom Landvoigt den Bescheid , dass sie
fl) ürk..Verz. I. 154. W) Lmj. Magtz. 1771. 336. ") Urk..Verz. L 131
No. 647. Kau ff er, I. 322. «) Ebend. I. 146 N. 723.
384 II. Abtheilung.
und alle ihre Unterthanen in den Dörfern Kittlitz, Krapüz, Georgewüz
ihre obersten Gerichte in Löbau holen sollten, ,ywie ihre Aeltern
vormals gethan'^. Von diesen Brüdern werden in den Görlitzer Ge-
richtsbüchem Pritsche (U43— 20) und Otto (MM) als zu KUÜäZy
Henlin (U06— 21) und Lorenz (U07— 28) dagegen als zu Niecha (W.
von Dentschossig) gesessen erwähnt.
Henlin v. N. zu Niecha und seine Leute hatten 4408 einen
Streit mit den Bewohnern des benachbarten Berzdorf auf dem Eigen
wegen eines Weges in „das Streitholz^; U48 verkaufte er 4 Mark
Zins zu Grünau (O. von Ostritz) an das Kloster Marienthal , dessen
Klostervoigt er 4424 war. — Lorenz hatte (4407) eine Schwester
Hansens v. Gersdorff auf Badmeritz zur Frau; 4447 verkaufte er 46
Mark Zins in Leuba (N. v. Ostritz) an Marienthal und 4448 97, Mark
zu Reudnüz (NO. von Ostritz) an Görlitzer Bürger i^). 4447 war er in
der Acht der Stadt 'Görlitz wegen verübter Gewaltthat ; 4 428 aber
half er den Görlitzem treulich gegen die Hussiten. — Von keinem der
oben aufgezählten vier Brüder auf Kittlitz haben wir mit irgend wel-
cher Sicherheit Nachkommen auffinden können. Nach Mitte des 45.
Jahrhunderts befand sich Kittlitz im Besitz der Familie v. Gusk, Niecha
in dem der Familie v. Kottwitz.
Gleichzeitig mit Otto v. N. auf Kittlitz erscheint 4397 auch ein 0 1 1 o
V. N. „zu Oderwitz (N. von Zittau) gesessen^ und zwar als Zeuge bei
dem obigen, den Gebrüdem auf Kittlitz ertheilten Bescheide. 4 i09 war
Heinel V. N. zu Oderwitz Fehmschöppe für das Zittauer Weichbild
und verkaufte 4442 auf seinen Gütern zu Oderwitz 50 Gr. Zins an die
Johannitercommende in Zittau ; es war dies wohl derselbe Heinrich
V. N., der sich schon 4399 für Zittau verbürgte. 4448 Hess ein Henil
V. N. (also entweder der zu Oderwitz oder der zu Niecha) seinem
„Vetter'' Jung Otto v. N. (zu UUersdorf ) das Gut McUtüz (N. bei No-
stitz) auf. Wir lassen dahin gestellt sein, ob etwa die Brüder Georg
und Hans v.N. zu Spüzkunnersdorf (SW , v. Oderwitz)^ welche 4448
an einen Bürger zu Zittau den Forstberg, das Kirchlehn zu Spitzkun-
nersdorf sammt dem filial zu Leutersdorf , sowie drei Bauern ver-
kauften, aus dem Hause Oderwitz stammten. Dieser Georg nebst sei-
ner Frau Ba rbara veräusserte 4453 auch noch das Vorwerk zu Spitz-
kunnersdorf um 449 Seh. Gr. an den Zittauer Bürger Nickel Eiser»-
dorfi4).
13} Knothe, Eigenscher Kreis 74. Sehonfeldei, MThal 85. 228. Urk.-V6n.
I. 192. 194 (bU). >«) Urk.-Verz. I. 168. Carpzov, Ehient. II. 60. Mfiller»
122. Die V. Nostitz. 385
Noch haben wir einen Ulrich v. N. zu erwähnen, der 4399 ^auf
alles Recht zu dem Hofe auf dem Burglehn zu Budissin verzichtete'^ ,
welchen Herr Benes v. d. Duba an das dasige Domkapitel verkauft
hatte 1^] .
Wahrend die bisher erwähnten Glieder der Familie v. N. sämmt-
lieh (mit Ausnahme derer auf Niecha] in der westlichen Hälfte der Ober-
lausitz ansässig waren, finden wir Ende des H. J^rhunderts auch
in der östlichen, namentlich im Weichbild Görlitz zahlreiche Nostitze.
So verbürgte sich 4375 ein Frede (Friedrich) v. N. zu Görlitz dafUr,
dass Hans v. Strahwalde wegen eines verübten Todtschlags eine Aach-
fahrt und eine Romfahrt machen werde, und in demselben Jahre
wurde jemand, auch zu Görlitz, in die Acht erklärt „von der
Fredine wegen v. Nostitz" *•). — Ebenso besagen die Görlitzer Ge-
richtsbttcher, dass 4392 Lyppold (?), Hertwigs Sohn v. N., wegen
eines Todtschlags und desgleichen Otte, Hertwigs Sohn v. N., wegen
Httlfleistung dabei in die Acht gekommen sei. 4395 finden wir Otte,
Hertwigs Sohn v. N., abermals in der Acht wegen Todtschlags, wobei
auch ein Hans v. N., Ottens Sohn, behttlflich gewesen. Der hier
genannte Hertwig kann wohl nicht mit dem gleichzeitigen Hertwig
auf Nostitz (S. 383) identisch sein, sondern dürfte wohl im Görlitzer
Weichbild gewohnt haben.
Anfang des 45. Jahrhunderts besassen die Brüder Otto und
Nickel V. N. einen Theil des grossen Dorfes Horka (W. von Rothen-
burg). Als Luther v. Gersdorff 4404 vor mehreren Adlichen ge*
lobte, zu bestimmter Frist 400 Mark zu zahlen, befand sich darunter
auch „Otto V. N. zu Horka". Und 4446 bekannten „Otto und Nickel
Gebrüder genannt v. N.," dass jemand eine Aufgabe vollzogen hatte
„wissentlich der Gerichte zu Horka" i^) .
Gleichzeitig aber gehörte auch bereits das Gut UlUrsdorf (SW.
von Horka) der Familie v. N. 4389 wurde „Niclas Ulrichsdorf"
vom Rathe zu Görlitz mit einem Hute geehrt, was ihn sicher als einen
rittermässigen Mann bezeichnet ; 4 398 verkaufte „HansUlrichs-
dorf" zwei neue Armbrüste an den Rath, und 4424 erkaufte der-
selbe „Hans Ullersdorf" von Hannus Necheryn um 300 Mark das Gut
Jäfäcendarf bei Ullersdorf. Seitdem gehörte Jänkendorf bis in neueste
Zeit der Familie v. N., und aus obigem Zusammenhange ergiebt sich,
Vennch etc. I. 38. Korscheit, Oderwitz 23. Uik.-Verz. II. 63«. A. Löbau. Dor-
niek, Herrschaften In Haynewalde n. Spitzknnnersdorf 6. ^&) A. Bad. i*) G5rl.
üb. TOCAt et proscript. I. 60. 76^ i?) Hol scher, Horka S. 12. 123. Urk.-Verz.
I. 189.
Knotha, Oascli. d. Oberl. Adels. 25
386 n. Abtheilung.
dass auch die genannten ^ Ullersdorfe ^ bereits Nostitie waren. Der
Käufer von Jänkendorf ist wahrscheinlich identisch mit dem ^Hans
V. Nostitz^, der H06 Zeuge bei einem Verkaufsgeschäft derer
V. Penzig war. — Sicher aber wird 4404 „Otte v. N. zu Ulrichs-
dorf ^ zugleich mit Otte v. N. zu Horka als Zeuge für Luther v. Gers-
dorff genannt ^^) . —
In der zweiten Hälfte des 46. Jahrhunderts führte die Familie
V. N. selbst alle ihr damals noch blühenden Linien auf drei Haupt-
Stämme, den zu Unwürde, den zu Ullersdorf und den zu Tschocha
zurück , und dieser Eintheilung gedenken auch wir im Nachstehen-
den zu folgen.
I. Stamm Unwürde.
Wir haben oben (S. 382) nachgewiesen, wie der 1 348 erwähnte Hen-
nich v. N., Aeltester des Adels im Weichbild Lobau, aller W^ahrschein-
lichkeit nach bereits Besitzer von Unwürde (N. bei Löbau) gewesen sei,
und wie zuerst 4404 Otto v. N. urkundlich als daselbst gesessen be-
zeichnet wird. Es war dies wohl derselbe Otto v. N., der 4420 8 Mark
Erbzins zu Grossschweidnüz (SW. v. Löbau) an Heinr. Porese ver-
kaufte ^^) . — Gegen Ende des Jahrhunderts kommen öfter drei Brüder
V. N., Hartwig (Hertwig, Härtung), Ulrich und Christoph ^zu
Unwürde'* vor. Dieselben wurden 4492 mit 5 Mark Zins in dem
bischöflich meissnischen Theile von Kunewalde (W. v. Löbau), ^den
früher die v. Kopperitz gehabt^, belehnt. Zwar verkauften sie diesen
Antheil 4498 wieder an Georg v. Kopperitz auf Weigsdorf ; aber sie
hatten 4495 auch noch „etliche andere Zinsen^ in dem bischöflichen
Kunewalde erworben, wahrscheinlich dieselben „42 Bauern am Ober-
ende von Oberkunewalde^ und die Hälfte des Gerichts daselbst , mit
denen 4546 zwei jener Brüder, Hartwig und Ulrich (Christoph wird
nicht mehr genannt) , und 4 549 Hartwig allein (sein Bruder Ulrich wird
nur mitbelehnt) neubelehnt wurden. Ulrich wohnte später in Löbau
und erscheint bis 4539 als Mitbelehnter über Kunewalde 2^) .
Von diesen drei Brüdern hatte, wie es scheint, nur Hartwig
Söhne. 4520 erhielten Ulrich und Hans v. N., „Hartwigs Söhne^,
die Lehn über den väterlichen Antheil an Kunewalde. Sie hatten aber
noch einen, 4520 vielleicht noch unmündigen Bruder Bernhard,
18) Görl. BAthnechn. Urkiind.-VeR. I. 160 No. 802. HoUeher, H«ita 123.
1*) A. Loban. 20^ Orundmann, cod. diplom. supplem. I. 70. 71 (Mspt. im A.
Dresd.)
122. Diev. Nostitz. 387
den wir freilich nur einmal 4539 als Mttbelehnten über Kunewnlde
gefunden haben ^^ 4532 22 erkauften ^Ulrich und Hans, ungeson-
derte Brüder v. N. zu Unwürde", von Heinr.. v. Sdiley noch „das
Gericht im oberen Dorfe zu Kunewalde^ (wohl die andere Halflo) und
4588 von Fab. v. Uechtritz ^Sitz und Vorwerk am oberen Ende** da-
selbst, als bischöfliche Lehnstücke, und 4534 vom Rathe zu Löbafu
^die Mtthle unterhalb Georgewits^ (O. bei Unwttrde) hinzu.
Bald darauf scheinen sie sich gesondert zu haben. 4539 ward
nur „Hans v. N. zu Cnwürde mit den 42 Bauern am Oberende, dem
Gerieht 9 Sitz und Vorwerk und 43 Bauern am Oberende zu Kune-
walde^ neubelehnl ; nur als Mitbelehnte werden dabei genannt Ulrich
sein Bruder, Ulrich sein Vetter (Onkel) und Bernhard auch sein
Bruder. So wurde Hans der Stammvater der Nostitzischen Linie
Kunewalde. 4546 erwarb er von Hans v. Gusk die eine Hlllfte von
Kleindehsa und 4535 das durch Hansens v. Haugwitz kinderlosen Tod
an den Ktfnig erledigte Gut Eulawitz (NW. y. Kunewalde) hinzu. Es
scheint die Kapelle in diesem Eulowitz gewesen zu sein, welche der
protestantische Rath zu Budissin hatte abbrechen lassen, woraus dem-
selben ein Prozess erwuchs ^^) .
Als Hans v. N. 455S (46 Jahre alt) starb, hinterHess er von sei-
ner Gemahlin geb. v. Schley a. d. H. Kunewalde zwei Söhne. Nicol
und Hans „zu Kunewalde^ y welche 4562 die Lehnsfolge thaten. Sie
kauften (vor 4569) von ihrem alsbald zu frwähnenden ^Cousin Hans
V. N. auf Unwürde die Dörfer Gross- und Beinschweidnitz (S. von
Löbau). 4969 verkauften sie das Dorf ühyst an der Sfree (N. von Bu-
dtssin), das sie von denen v. Metaradt erwerbet^ haben mttssen, an
die Gebr. v. Maxen auf Gröditz; dafür kauften sie 4570 von Hans v.
Gusk die andere Hälfte von Kleindehsa (NW. von Löbau), wo Nicol
und seine Nachkommen fortan lebten. Dieser Nicol v. N. war kaiser-
licher Justizien-, Appellations^ und Kammerrath und ein sehr ge<^
lehrter Herr, der auch zu diplomatischen Geschäften , besenders in
Schlesien, häufig verwendet wurde. Er starb 4 590 zu Prag.
Das alte Stammgut Unwürde war bei der brüderlichen Sonderung
21) Bisebof Johaniüs ▼. Maltits Ltihe^-Bneh de anno 1537 — i9 snb anno. (Ifspt.
im A. Dreid.). Müller, (Versaeh eie. IH. 1), der Ton dem alteren Br&derkleebiatt
noz Hartwig kennt » nennt als dessen Sohne Ulrich , Asmann and Hans und behauptet,
dass Asmann in den Gerichtsbüchern zn Dehsa 1539 — 60 als Oerichtsherrschaft da^
selbt bezeichnet werde. Wir haben den Namen Asmns ▼. N. nirgends gefunden. Klein-
dehsa gehörte damals denen v. Gusk, Grossdehsa dem Domkapitel zu Bndissin.
«) Urk.-Verz. III. 123. ») N. Script, ror. Ins. IV. 366.
25*
3^' U. Abtheilnng.
zwischen Ulrich und Hans v. N. dem älteren Bruder verblieben.
Dazu hatte derselbe 4540 die eine Hfllfie von Ruppersdarf, bestehend
in Rittersitz und 4 2 Bauern , welche durch den kinderlosen Tod Mel-
chiors V. Haugwitz an den König gefallen, von diesem aber dem
Landvoigt geschenkt worden war, um 2500 fl., und 4544 auch noch
die andre Hälfte jvon Ruppersdorf , bestehend in einem wüsten Vor-
werk und 43 Bauern, von Wenzel v. Kyaw erworben. Wegen des
Besitzes dieses Gutes hatte er einen langwierigen Prozess mit den Burg-
grafen V. Dohna auf ROnigsbrttck zu führen , welche Lehnsansprüche
darauf geltend machten und deshalb 4544 die Summe von 3400 Thlr.
erhalten mussten . So ward Ulrich der Stammvater der Nostitzi-
sehen Hauptlinie Ruppersdorf, — Derselbe war (seit 4528) Doclor
juris und in der That ein tüchtiger Jurist. Nachdem er schon früher
von König Ferdinand von Böhmen in allerhand ^Geschäften^, nament-
lich in Schlesien und der Niederlausitz, verwendet worden war, nahm
ihn 4 538 der König förmlich in Dienst und ernannte ihn zu seinem
^Diener von Haus aus*^ mit einem jährlichen ^Dienstgeld'* von 200 fl.
rhein. 4542 wurde er Amtshauptmann zu Budissin und als solcher
Stellvertreter des Landvoigts. Da nun der damalige Landvoigt Berka
V. d. Duba fast immer ausser Landes lebte, so war Dr. Ulrich v. N.
factisch der oberste landesherrliche Beamte, dem Range nach die erste
Person im Lande. Als Landvoigteiverweser erhielt er 4546 vom Kö-
nige den dureh^den Tod Christophs v. Hoberg an die Krone erledigten
Antheil von Wilka (SO. v. Radmeritz an der Neisse) geschenkt, ver-
kaufte denselben aber noch in demselben Jahre an Adam v. Penzig.
Ebenso erwarb er 4 546 nach dem Tode Tile Knebels dessen an den
König heimgefallene Güter Hainewalde nebst Gersdorf und Gross-
schönau um zusammen 9500 fl. ^) .
Nicht bloss als Bttreaukrat , sondern auch als stolzer Aristokrat,
war dieser Ulrich v. N. nun der entschiedenste Gegner der Städte.
Schon 4 533 wurde er von seinen Standesgenossen an den königlichen
Hof gesendet , um in dem Prozesse des Adels wider die Städte gegen
die letzteren zu wirken , und 9,berichtete dem Könige alle Händel^.
Später vertrat er die v. Gersdorff auf Banith in ihren Ansprüchen auf
die Obergerichtsbarkeit über alle ihre Güter gegen den Rath von Gör-
litz. Nicht minder verklagte er, als eifriger Katholik, den Rath von
Budissin wegen einer von demselben (zu Eulowitz?) abgebrochenen
Kapelle und den zu Kamenz wegen Besitznahme der dasigen Pfarrei,
^«) Lau$. Mag. 1609. 258. Richter, GfOMscliönau 111 flg.
122. Die V. NoBtitz. > 391
über weiche das Kloster Marienslem die CoUatur ^ ^ .^
mein bezeiclmete man iiin als den hauptsachlicliste\
Angeber^ der Sechsstädte, denen diese das beim .
verhängte Strafgericht ganz besonders zu verdanken hä
vor und bei demselben in Prag sein Einfluss massgeben
(vgl. oben S. 73 flg.). so finden wir auch nach demselbi
als einen der königlichen Commissare, welche in jeder ein
Stadt Waffen, Munition, Urbarien, Kassen, Kirchenkl^üdten und
alle StadtgUter für den königlichen Fiskus in Besitz zu nehmen , die
bisherigen Rflthe ab- und neue einzusetzen , kurz alle die Gewalt-
massregeln gegen die Städte auszuführen hatten. Er selbst erwarb
von den eingezogenen StadtgUtem 1547 Grossschweidnits und George-
wüzj welche bisher Löbau, und den Antheil an Oberoderwit%, welcher
bisher Zittau gehört hatte, um 6000 Thlr. und 4549 noch Bertsdorf
(bei Zittau) und Kleiiuchweidnitji (bei Löbau) um 3400 Thlr. In letz-
terem Jahre wurde er vom König auch , zwar nicht , wie er gehofft,
zum Landvoigt , aber doch zum ersten Landeshauptmann , einer zur
Wahrung der fiskalischen Interessen im Lande neugeschaffenen Charge,
ernannt. Bald darauf (den 43. Oktob. 4552) starb er unter Umstän-
den, in denen der begreifliche Hass der Städte eine gerechte Vergel-
tung ftlr das gegen sie verübte Unrecht zu erblicken glaubte 2<^) . Be-
graben liegt er zu Ruppersdorf. , . ,
Nach seinem Tode verwaltete zunächst seine Gemahlin Ma r ga-
re the geb. V. Talkenberg für ihre Söhne di^ hinterlassenen Güter.
Ihr ^Hauptmann^ war Asmus v. Nostitz a.d. H. Bothenburg. Erst als
4562 auch sie gestorben war, erhielt Beinhold v. N. „für sich und
seine ungesonderten Brüder^ die Lehn über Ruppersdorf^ „wie es ihr
Vater von den Burggrafen v. Dohna erkauft und gehabt*^, und noch in
demselben Jahre auch über eine Anzahl Gärtner, die er im Dorfe
(AH-) Uömüz (SW. von Zittau) von den Gebrüdem Georg und David
V. Döbschitz erkauft hatte, fiieser Beinhold, der älteste Bruder, starb
schon 4563, und nun theilten sich die übrigen fünf in die väterlichen
Güter. Otto, der zweite Bruder, erhielt Ruppersdorf^ starb aber
schon 4570 ebenfalls ohne Leibeslehnserben, worauf dies Gut an seinen
Bruder Christoph gelangte. Hans, der dritte Bruder, erhielt ITn-
würde nebst Gross- und Kleinschweidnüz , welche letzteren Dörfer er
an seine Vettern (Cousins) Nickel und Hans v. N. auf Kunewalde ver-
^) N. Script, rar. lus. IV. 119 flg. 340. 345. 366. 363. ») Uns. Mag. 1835.
139 Anmerk.
390 n* AbtheilttDg.
laufte. Auch er starb 4568 kinderlos. — ^ Wahrscheinlich erst jetzt
erhielt Joachim, der vierte Bruder, Unwürde, wo er wenigstens
1 57i gesessen war ; er soll auch noch DolgowitXj Rosenhain und Wen^
dischkufvnersdorf (säBimtlieh NO. von Löbau) besessen haben und erst
i603 mit Hinterlassung einer Tochter gestorben sein^^). Christoph,
der fünfte Bruder, erhielt Hainewalde mit Gersdorf und den Nostitsi-
sehen Antheii an OberoderwiU und an Hürnita. Zu letzterem kaufte er
1 562 noch von David v. Di^bschitz dessen Gut (um 750 Mark) und I SSS
von Balthas. v. Döbscfaite dessen Vorwerk und 4 Bauern in Hömiti
(um iOOO Thlr.) hinzu. Wie erwähnt, ttbemahm er 1571 nach dem
Tode seines Bruders Otto dessen Gut Ruppersdorf. Als er aber 157&
,43 Jahr alt) selbst starb, mussten die Vormünder seiner Söhne (1581)
schuldenbaib letzteres wieder verkaufen und zwar an Friedrich v.
Nostitz und Damitsch (von der schlesischen Linie des Geschlechts) auf
Schönbrunn, der die Wittwe Christophs, Barbara, geb. v. Braun,
geheirathet hatte. So verblieben den Söhnen Christ^hs zunächst
noch Hainewalde mit Gersdorf, Oderwitz und Hörnitz. Als Söhne
Christophs v. N. werden nun in der Gesammtbelehnung vom J. 1577
genannt Hans Ulrich, Wolf Dietrich und Christoph Hart-
wig. Von diesen haben wir den zweiten später nicht mehr erwähnt
gefunden. Nach Eriedrichs v. Nostitz und Damitsch, ihres Stiefvaters,
Tode gelangte auch Ruppersdorf wieder an diese Brüder zurück. Sie
theilten sich jetzt so, dass Hans Ulrich Ruppersdorf und Oberoder-
witz, Christoph aber Hainewalde, Gersdorf, Hörnitz und einen
Theil von Niederoderwitz erhielt ^^) , Ersterer ward somit Stammvater
der Ruppersdorfer, Christofrfi der der Hainewalder Nebenlinie.
Ein sechster Sohn Dr. Ulrichs v. N., Hartwig, erhielt bei der
bruderlichen Tbeiiung die Güter Grossschönau und Bertsdorf, die er
aber 1587 um 86000 Thlr. an den Hath zu Zittau verkaufte. Hier--
durch gerieth er in ernstliche Streitigkeiten mit seinen Geschlechts^
vettern, welche nicht wollten, dass diese Güter der Familie entfrem-
det würden. Hartwig lebte darauf auf dem ihm ebenfalls gehörigen
Niederhofe zu Wamsdorf, Hess sich aber (1607) in Grossschönau be-
graben ^'*) . Durch 'seinen zweiten Sohn Christian ward er Stamm-
vater .der freiherrlichen, später reichsgräflichen Linie der Nostitze auf
Seidenberg.
27) Müller, VersDche etc. III. 2. ») Die BeftitzTerhältnisse überaU nach den
Lehnbücbern im A. Dresd. ^ Richter, Qrotaschonau 113 flg. ^Beitiase zur
Gesch. des GeschlechU y. NoBtitx Ton G. A. t. N. q. J."" 1874. 1. Heft 65 fg.
>
122. Die V. NoBtitz. . 391
II. Stamm Ullersdorf.
Wir haben sction oben (S. 385] erwähnt, dass 1375 ein Frede
v,N., 1392 — 98 ein Hertwig V. N. mit seinen Söhnen Lyp pol d (?)
und Otto höchst wahrscheinlich im Weichbild Görlitz angesessen wa-
ren, femer dass 4389 ein ^Niclas Ulrichsdorf" und 4398— U21
ein ^Hans Ulrichsdorf ^, beide ritterlichen Geschlechts, genannt
werden, von denen der Letztere das bis auf die neueste Zeit im Besitz
der Familie v. N. verbliebene Jänkendorf (wenigstens zum Theil) er-
warb, endlich dass 1404 ein Otto v. N. ausdrücklich als „zu Ullers-
dorf gesessen^ bezeichnet wird.
Bis Mitte des 15. Jahrhunderts kommen nun im Görlitzer W'eich-
biid eine solche Menge „Vettern^ v. Nostitz theils auf Ullersdorf,
theils auf benachbarten Dörfern vor, dass wohl nicht bloss jener Otto
V. N« auf Ullersdorf (1404) , sondern auch jener Hans Ulrichsdorf
(1398 — 1421), den wir wenigstens für einen Nostitz halten, und jene
Söhne Hertwigs v. N. (Lyppold? und Otto), sämmtlich Söhne hinter-
lassen haben müssen.
Als Sohn Ottos v. N. (1404) ist wohl mit Recht 9,Jung Otto
V. N. zu Ullersdorf^ zu betrachten , der , stets mit der Bezeichnung
„Jung^, mindestens von 1413 — 30 genannt wird. Er besass ausser
Ullersdorf auch Jänkendorf (ganz oder zum Theil) ; denn 1413 ^o) wird
ihm von etlichen Personen Urfehde geschworen, dass äieselben „ihm,
den Seinigen und den Schoppen zu Jänkendorf nicht verdenken woll-
ten'^. 1418 kaufte derselbe von Henil v. Nostitz, seinem „Vetter^
(entweder dem zu Oderwitz oder dem zu Niecha, S. 384) das Gut
Maltitsi (N. bei Nostitz). Daher heisst er 1418, wo er als einer der
Deputirten von der oberlausitzischen Ritterschaft nach Prag gesendet
wurde, um Klage gegen den Landvoigt zu führen, „Jung Otto zu
Maltitz^, ebenso 1421, wo er mit Lorenz v. N. zu Ullersdorf eine
Bürgschaft übernahm. 1 426 begab sich Jung Otto v, N. aus Land-
recht in Stadtrecht und gelobte bei all seinen Gütern zu Klitten , zu
Dürrbach (SW. von Reichwalde) , zu Radisch und zu Mückenhain
(SW. und 0. von Ullersdorf) und bei all seinen andern Gütern 100
Mark an die v. Rothenburg zu bezahlen ^^). Er scheint darauf Maltitz
wiederverkauft und in Mückenhain gewohnt zuhaben. 1429 ver-
kaufte Jung Otto V. N. „zu Mückenhain^ 5 Zinsbauern zu Lodenau
(N. von Rothenburg) und eine Heide, die früher Wltche Kottwiti ge->
30) Q«rl. IIb. proftcr. 11. ^M Müller, Vennch etc. I. 38 flg.
392 II. Abtheilung.
hört hatte , an den Gttrlitzer Bürger Hans von der Dame ^^) . In dem-
selben Jahre wurden Jung Otto v. N. und Pfaffe Nickel v. N. sein
Vetter an einem , und Bernhard v. Knobeisdorf und seine Binder am
anderen Theil entschieden um Ansprüche und Geldschuld , so Erstere
an Letztere zu thun gehabt, und wofür Erstere ihre Güter zu Naes
und zu Neundorf (N. und S. von Rothenburg) bei dem Hauptmann
von Görlitz verpfändet hatten. Hierbei Hess Bernhard v. Knobeis-
dorf Jung Otto auch des Gefängnisses los und ledig von seinet- und
aller derjenigen wegen , die mit ihm zur Fehde gekommen waren ^') .
Neben diesem Jung Otto kommen aber gleichzeitig als zu Uliers-
dor/* gesessen ein Lorenz v. N. (1424) und ein Caspar v. N. vor,
der sich (ebenfalls 1421) aus Mannenrecht in Stadtrecht begab. Mtfg-
lieh dass dies Brüder Jung Otto*s waren. Letzterer hatte aber auch
n Vettern^. So gelobte 1420 jemand dem Nie las v. N. und Jung
Otten , „seinem Vetter^ , einen Dritten lebendig oder todt voa das
Recht zu stellen. Dieser Niclas dürfte vielleicht identisch mit dem
„Nickel V. N. zu Neundorf bei Rothenburg*^ gewesen sein, der 1418
als Bürge für Lorenz v. N. zu Niecha genannt wird. Wahrscheinlich
ist von diesem Nickel noch zu unterscheiden „Pfaffe Nickel v. N.^,
auch*ein „Vetter^ von Jung Otto, der 1 429 mit Letztrem gemeinschaft-
lich Neundorf und Noes verpfändet hatte.
Nach 1430 kommt der bisher genannte Jung Otto v. N., wie wir
glauben , nicht mehr vor. — Wohl aber werden in den Görlitzer Ge-
richtsbüchern 1440 ein, wie uns scheinen will, anderer „Jung Otto
\on Jänkendorf^ und ein „Jung Nickel zu Ullersdorf^, 1444 ein
„Jung Otto zu Niederneundorf^ , 1454 ein Caspar v. N. zu Uliers-
dorf, 1479 ein Caspar v. N. zu Quolsdorf (N. von Hänichen) er-
wähnt ; allein es fehlt an jedem Anhaltspunkt , um das Verwandt-
schaftsverhältniss derselben junter einander oder zu den bisher auf-
geführten Gliedern der Familie zu ermitteln. ^
Erst seit Ende des 15. Jahrhunderts kommt etwas mehr Klarheit
in die Genealogie des Stammes Ullersdorf. 1472 gab „der feste
Otto V. N., zu Ullersdorf g^esessen^, die Hälfte aller seiner Güter zu
Ullersdorf, Jänkendorf und Mückenhain seiner Frau Barbara, der
Schwester Bernhards v. Tschimhaus , zu rechtem Leibgedinge auf ^) . —
») Ürk.-Ven. II. 24. «) Müller. Vennch 1. 39. «*) Uikand.-Veiz. II.
117. Müller, (Versueh I. 42. II. 10) giebt sich viele, wie ans scheint, Tergebliche
Mühe, die Mnthnussong sn begründen, dass dieser Otto y. N. gar kein Nachkomme
der bisherigen Nostitze auf Ullersdorf sei, sondern aus dem schlesischen Hanse Zedlltt
stamme, offenbar zu dem Zweck, um einen genealogischen Znsammenhang zwischen
122. Die Y. Nostitz. 393
Es ist wohl eine berechtigte Annahme , dass die zunächst darauf erwähn-
ten Besitzer von Ullersdorf die Söhne dieses Otto gewesen seien. Es
waren dies drei Brüder v. Nostitz, Hans, Georg und ein dritter,
dessen Namen wir nicht kennen, der schon vor 4506 gestorben war
und einen Sohn Wolf (Wolfgang) hinterlassen hatte. Dieser Wolf
wird 4509 als Truchsess bei König Wladislaus von Böhmen, seit 4542
stets als ^Ritter Wolf v. N.^ bezeichnet. Jene Brüder Hansund
Georg Sassen ursprünglich mit ihrem Neffen Wolf in ungetheilten
Gütern und schrieben sich sammtlich als zu Ullersdorf gesessen.
Gemeinschaftlich erkauften sie 4506^^) von Georg v. Döbschitz das
Dorf Barsdarf (bei JänkendorfJ . 4508 aber nahmen sie eine Theilung
vor; danach erhielt Hans das Gut (^/^dor/* nebst Vorwerk und Zins
zu Quüüdorf (W. von Jänkendorf) ,. Wolf das Gut Ullersdorf nebst
einigen Waldungen und Wiesen zu Quüzdorf und den Dörfern
Jänkendorf und Kcuzna (W. bei Jänkendorf) , sowie das Vorwerk zu
Barsdarf; Georg aber, der keine Söhne hatte, sollte mit seinen
Töchtern und einem „Jungen^ (Diener] freien Tisch auf dem Hofe zu
Jankendorf und ausserdem den Zins von Barsdorf haben ^) . Trotz
dieser Theilung aber sollten ihre Güter, wie König Wladislaus auch
4509 genehmigte, als ungesonderte gelten. Nachdem 4509 Georg
gestorben, theiite Hans mit seinem Neffen Wolf abermals. Hans
mit seinem Sohne Hieronymus erhielt zu Quolsdorf und Quüzdorf
noch Kaana hinzu und 4200 Mark baar^^j und ward der Stammvater
der Qtiolsdorfer, Wolf dagegen der der Ullersdorfer Nebenlinie.
Mindestens seit 4524 '^j war Hieronymus,' Hansens Sohn,
Erbherr zu Quolsdorf; 4526 Hess er seine Frau Anna beleibdingen.
4532 kaufte er von Hans v. Rackels Erben das Gut Teicha (W. bei
Quolsdorf;, muss aber bald darauf gestorben sein. 4538 nämlich er-
warben die Vormünder seiner Söhne von Melch. v. Metzradt das Gut
Kringelsdorf (W. von Reichwaldej . Diese seine Söhne w^aren Hans
und Georg v. N., beide ^zu Quolsdorf gesessen^, die um 4545 ihr
Gut Quitzdorf veräusserten. Hans starb 4576, nachdem er kurz zu-
vor seine Frau Veronica geb. v. Baudissin hatte beleibdingen
lassen, mit Hinterlassung eines Sohnes Christoph. Auch Georg
hatte 4568 seiner Frau Ursula seinen Antheit an Rittersitz und Vor-
werk zu Quolsdorf als Leibgedinge reichen lassen und starb um 4587.
der Linie Zedlltz und der Linie Uliendorf , wie er 1570 and 1577 allerdings behauptet
wnide, henntteilen. 3») Urkond.-Ven. III. 74. ») Malier, Vertneh III. 11.
3T) ürk.-Ve«. III. 82. 9^c. »1 Ebend. III. 119.
394 IL Abth^ilung.
Nach der oben erwähnten Theilung von 4512 hatte Ritter Wolf
V. N. MSH Mseine Schwester Barbara Eber^in, Wittwe zu Berteis--
dorf [d. b. Wittwe Georgs v. Eberhard zu Berteisdorf 0. von Lauban
im Weichbild Löwenberg] ^ aller ihrer Gerechtigkeit vergnüget^ ^ d. h.
ihr väterliches Erbtheil ausgezahlt, dann (4545) gemeinschaftlich mit
seinem Onkel Hans auf Quolsdorf der Wolfjgangskapelle zu UUersdorf
ein Haus mit Wiese und Garten, sowie 40 Mark Jahreszins gewidmet.
4547 kaufte er von Hans v. GersdorfT auf Rudelsdorf das Gut Särchen
(O.bei Jankendorf), 4530 von dem königlichen Fiskus das durch den
kinderlosen Tod Balthas. v. Rabenau an die Krone gefallene Gut Mer-
thiemendarf (S. von UUersdorf) und in demselben Jahre von Mathias
V. Gersdorff auf Dornhennersdorf das Gut Zentendorf (S. von Rothen-
bürg) . Gegen seine Unterthanen. war er übrigens ein sehr strenger
Herr, weshalb sich diese gelegentlich durch „Mordbrand" an ihm ge-
rächt hatten 3«) .
Er starb vor 4535 und hinterliess fttnf Söhne, Wolf, Hans,
Caspar, Otto und Friedrich, von denen 4538 die letzten drei
noch unmündig waren. Später theilten sich die Brüder. Wolf er-
hielt Zenlendorf, starb aber um 4545 ohne Söhne, worauf dies Gut
an den zweiten Bruder Hans gelangte. Dieser Hans war schon 4535
Erbherr auf Thiemendorf und besass 4554 auch Särchen. Als um 4557
auch er ohne Söhne starb, fielen Särchen und Zentendorf an die
Krone. König Ferdinand schenkte dieselben an den Grafen Franz
V. Thurn, der sie al)er 4559 an Hansens v. N. Brüder, Caspar, Otto und
Friedrich auf UUersdorf, verkaufte. Allein für diese trat 4560 Hans
v. Temritz auf Diehsa in den Kauf ein, so dass diese Güter von da ab
der Familie v. Nostitz entfremdet wurden. Jene drei jüngeren un-
gesonderten Brüder besassen noch Ullersdorfy Barsdorf, Jankendorf,
Thiemendorf, Kaana und Quitzdorf (welche letzteren Dörfer von der
Quolsdorfer Linie an die Ullersdorfsche zurück gelangt waren) und
ausserdem Wiesa (SO. bei UUersdorf).
Als um 4580 Caspar v. N. gestorben war, kauften 4584 dessen
7 Söhne gemeinschaftlich mit ihres Vaters Brüdern Otto und Fried-
rich Niederrengersdorf (0. von UUersdorf). Von diesem Caspar
stammt die Casparische Linie des Hauses UUersdorf , die sich
durch seinen Sohn Wolf in die Niederrengersdorfer (Jänkendorfer,
Oppacher), und durch einen andern Sohn Christoph in die Krob-
3») Urk.-Veiz. III. 99. 101 (U%\ 140. 141. Muller, Versuch III. 12. N. Script,
rer. las. IV. 200.
122. Die V. Nostitz. 305
nitzer Linie spaltete, -r- Von Otto, dem Bruder Caspars, stammt die
Ottontsche Linie. Der dritte Bruder Friedrieh starb (1595)
unverheirathet.
in. Stamm Rothenburg.
Ende der dreissiger Jahre des 14. Jahrhunderts erscheint plötz-
lich ein Caspar v. Nostitz ^^), der Stammvater dieses dritten Haupt-
stammes der Familie, als in der Oberlausitz ansässig. Man weiss von
ihm \veder genau , wer er gewesen , noch welches Gut er zuerst in
diesem Lande erworben. Nur das scheint festzustehen, dass er kei-
ner der bisher behandelten Linien derer v. N. angehört, sondern
höchstwahrscheinlich aus Schlesien, wohin ja schon im 13. Jahrhun*
dert ein Zweig derselben sich gewendet (S. 381), wieder in die alte
Heimath eingewandert war. Sein Vater soll Heinrich, sein Grossvater
Friedrich geheissen und das Gut Zedlitz im FUrstenthum Woblau be-
sessen haben. Auch Caspar selbst hatte Güter in Schlesien, nämlich
Thiemendorf, GieshUbel, Vogelsdorf, Wingendorf östlich vom Queiss,
dürfte dieselben aber wohl erst nach Erwerbung von Tschocba an sich
gebracht haben, an das sie z. Th. grenzen. — Im Jahre 1439 war
dieser Caspar v. N. bereits ein „landsesse dicz landis'**^). Wahr-
scheinlich gehörte ihm damals nur erst ein Antheil des früher bedeu-
tenden Rittergutes Rothenburg mit Zubehör, welches, unter viele
Linien derer v. Rothenburg getheilt, eben damals , Schulden halber
nach und nach veräussert wurde. So hatten z. B. auch die Brüder
Heinze und Peter Schoff einen Antheil von Rothenburg und Noes
(N. bei Rothenburg) erworben], den sie aber 1432 wieder versetzten.
Man nimmt an, dass der neue Pfandinhaber dieses Antheils eben
jener Caspar v. N. gewesen sei, und dass er darauf nach und nach
fast alle übrigen Antheile ebenfalls an sich gebracht habe. Inzwischen
hatte derselbe nach dem Tode Ramfolds v. Klüx, als dessen ^nächster
Erbe^, auch das grosse Gut Tschocha im Queisskreis erlangt. Es muss
dies schon geraume Zeit vor 1451 geschehen sein; denn in diesem
Jahre stellten bereits die Räthe der übrigen Sechsstädte der Stadt
Lauban ein Zeugniss wider Caspar v. N. auf Tschocha aus, y,der mit
neuen und besonderen Salzmärkten auf desselben Schlosses Gütern
im wilden Felde, vormals nie gewest, der armen Stadt zu grossem
Schaden errichtet^ habe ; und da wiederholte Klagen deshalb bisher
«f) Vergl. über dengell>«n dbeilaus. Naebiete 1768. 02. Laas. Magtz. 1828. 518.
HoUcber , Rotbenbarg 2*2. fieitrage zar Geacb. d«a Gesahleebts ▼. NoatUz ^n O. A.
▼. N. u. J. 1874. Heft 1. p. il6. *») N. Seript. rer. 1\)» I. 222.
396 U. Abtheitung.
vergeblich gewesen, so wendeten sich jetzt« die Städte an Kaiser
Friedrich III., als Vormund des jungen König Ladislaus von Böhmen,
mit der Bitte um Abstellung. Erst H53 aber wurde Caspar v. N.
durch König Ladislaus mit dem ^Schloss Tschocha^ und mit dem
schon von den früheren Besitzern dieser Herrschaft hinzuerworbenen
Dorf Friedersdorf im Weichbild Löwenberg und zwar „mit obersten
und niedersten Gerichten zu freier Mannschaft wie Tschocha selbst^
belehnt. Nicht minder hatte Caspar das Gut Guttau (NW. von Ba-
ruth), man weiss nicht von wem, und 1452 einen Antheil von Nieder-
langenau (um 2600 fl. ungar.) von Hieron. Proffen erworben. 4 454
reichte ihm daher der König auch die Güter „Rothenburg, Guttau und
Langenau etc.*^ zu Lehn. So war denn Caspar v. N. binnen wenig
Jahren einer der grössten Grundbesitzer in der östlichen Oberlausitz
geworden und gewann durch seine energische Persönlichkeit bald
auch einen bedeutenden politischen Einfluss im Lande ^^}.
Vor allem war er ein tapferer Rittersmann. Schon 4439 nahm
er, als Söldner der Stadt Görlitz, an einem Zuge der Sechsstädte nach
Böhmen gegen den dortigen hussitischen Adel theil und half die Burg
Dewin belagern. Dort erlegte er einen prahlerischen Schlesier Na-
mens Ryme, der ihn zum Zweikampfe aufforderte. 4445 ward er
abermals von der Stadt Görlitz mit 5 Pferden als Söldner aufgenom-
men , später auch zu dem Herzoge von Glogau gesendet , um Hülfe
gegen einen Unterthanen desselben, der Görlitz befehdete, zu erlan-
gen. 4447 hatte er selbst eine Fehde mit polnischen Herren und fügte
denselben durch eine gelungene „Nohme'^ (Raub) bei Fraustadt tüch-
tigen Schaden zu. 4448 zog er, wieder als Söldner von Görlitz, mit
42 Pferden gegen das Schloss Grafenstein. 4 453 hatte er nebst Nickel
V. Gersdorff selbst wieder eine Fehde, infolge deren ein Vasall des
Erzbischofs von Magdeburg als Gefangener nach Tschocha gebracht
wurde. 4454 trat er in Sold des deutschen Ordens in Preussen; noch
4469 hatte er eine bedeutende Summe für Sold und Schadenersatz
vom Orden zu empfangen ^^j . Hatte er sich schon in den früheren
Hussitenkriegen als erbitterten Feind der Ketzer erwiesen, so er-
kannte er auch den nach dem Tode des jungen König Ladislaus zum
Könige von Böhmen erwählten hussitisch gesinnten Georg Podiebrad
nicht an und Hess sich von der Stadt Breslau , die demselben eben-
«2) Ürkand.-Ve«. II. 68». 74»>. Uns. Mag. 1868. 118. «) n. Script. I." 222.
(Köhler ebendu. S. 261 Teriegt d»s Faktum filsehlich ins Jahr 1445). I. 77 flg. Vit
Vertragsark. abgedr. in den „Beltrilgen znr Gesch. des Geschl. t. N.^ 1. Heft p. 118.
122. Die ▼. Nostite. 397
falls die Huldigung versagte, 4464 zu ihrem Feldhauptmann ernen-
nen. Infolge dessen nahm (4464) Papst Pius II. ihn sammt seinem
Schlosse Tschocha und seinen sonstigen Gütern durch eine besondere
Bulle in speciellen Schutz **) . Als aber der Papst bald darauf den
König Georg , als Ketzer, in den Bann thal , suchte ganz besonders
Caspar v. N. die schwankende Oberlausitz zum Abfalle von dem
Könige zu bewegen. Und als diese endlich wirklich demselben den
Gehorsam aufkündigte (U67) und die bisherigen landesherrlichen
Beamten theils vertrieb , theils wenigstens absetzjte , wurde von dem
neuen, katholisch gesinnten Landvoigte Caspar v. N. zum Amtshaupt- .
mann von Görlitz ernannt (U67— 72); ja eine Zeitlang (U74 — 72)
verwaltete er sogar auch die Bndissiner Amtshauptmannschaft. In
den aus diesen Verwicklungen hervorgehenden Kämpfen spielte er
wieder eine hervorragende Rolle. Er half (4467 — 68) das feste, dem
hussitischen Friedrich v. Schönburg gehörige Schloss Hoyerswerde
belagern und erobern; er kämpfte mit gegen Herzog Johann von
Sagan, ebenfalls einen Anhänger König Georgs, und führte noch 4474
wiederholt Truppen nach Schlesien , um König Mathias von Ungarn,
den die Oberlausitz als Landesherrn anerkannt hatte, zu unterstützen.
Als aber später der von Mathias eingesetzte Landvoigt Georg v. Stein
die Oberlausitz für immer an die Krone Ungarn knüpfen wollte,
suchte auch Caspar, wie alle patriotisch gesinnten Oberlausitzer, nach
Kräften dem entgegenzuwirken. Deshalb hasste }hn auch der Land-
voigt und pflegte, wenn Caspar auf den Landtagen zu Budissin da&
Wort ergriff, zu sagen : „der grosse Ochse pelurt ; aber mein Herr,
der König, wird's ihm wohl wehren" **) .
Der Stadt Görlitz war und blieb er ein treuer Freund. Als sie
4474 wegen ihrer Anhänglichkeit an König Mathias sich bedroht sah,
gelobte er, ihr beizustehn bis an seinen Tod. 4 479 schenkte er ihr das
Patronat über die Kirche zu Hdnichen , welches Dorf die v. Bothen-
bürg an Görlitz verkauft hatten. Ihm selbst gehörte unter anderem
noch Bremenhain und Niedemeundorf (NW. und S. von Rothenburg),
wo „sein Richter", „seine Schoppen" erwähnt werden; auch zu Horka^
besass er Unterthanen. Für seinen „offenen Markt" Rothenburg erwarb
er 4 490 die Erlaubniss, einen Wochenmarkt abzuhalten ^^) . Auch mit
Lauban stand er später io freundschaftlichen Beziehungen. 4472 er*
kaufte er von der Herzogin Salome von Troppau 40 Seh. Rente auf
«) Ürk.-Verz. II. 94. «) N. Script rer. las. IV. 133. ««) Ürk.-Veri. U,
138«. 168«. III. 17a. 18«. Hol scher, Rothenburg 80.
398 U- Abtheilnng.
dieser Stadt und bestimmte davon (4484) teslamentarisch 29 Mark zu
allerhand milden Stiftungen, deren Aosftihrung der Raih zu tiber-
waciien hatte ^^) .
Nach einem langen, sehr bewegten Leben starb Caspar v. Nostitz
wob] 4490. Er htnterliess drei S6hne, Hartwig, Georg und Otto,
denen 4 497 von König Wladislaus die Gesammtiehn über Tschocha,
Rothenburg, Guttau, Langenau und ebenso aller ihrer Vorfahren
Briefe 9,aufs neue verliehen und confirmirt" wurden. Daher seheint
Caspar v. N. schon frfiher für seine Söhne die Gesammtlehn erwirkt
zu haben , deren sich von nun an dieser Rothenburger Stamm zu er-
freuen hatte, während die übrigen oberlausitzischen Stamme erst
4577 in diese Gesammtlehn aufgenommen wurden. Die Brüder müs-
sen anfangs jene Güter auch gemeinschaftlich besessen haben. Gemein-
schaftlich hatten sie schon 4490, also vielleicht noch bei ihres Vaters
Lebzeiten, von denen v. Penzig (um 482 fl. ungar.) allerhand Zinsen zu
Langenau, Zentendorf^ Tormersdorf und Zoblitz erkanfi. Daher heisst
auch bald (4 497] Hartwig, bald Otto (4 498) Besitzer von Rothenburg
und von Guttau. 4540 ward Langenau (um 3<K)0 fl. ungar.) an den
Görlitaer Bürger Joh. Frentzel verkauft, 4 504 die Rente von 4 4 Mark auf
Lauban von der Stadt abgelöst, da Georg v. N. „itzt zu Tschocha*^
dem Hathe die Ausführung jener von seinem Vater festgesetzten Testa-
mentsbestimmungen erschwertet^). Später aber theilten sich die
Brüder so, dass Hartwig Tschocha^ Georg GtUtau, Otto Rothenburg
erhielt. So entstanden die drei Hauptlinien des Stammes Rothen-
burg, die wir nun besonders werden zu behandeln haben.
4. Tschocha'sche Hauptlinie.
Hartwig, der Stifter derselben , muss bald nach 4540 gestor-
ben sein. Er hinterliess zwei Söhne, Caspar und Hans, welche
4543 von ihrem Onkel Georg auf Guttau die auf dessen Antheil ge-
fallenen schlesischen Güter Thiemendorf, Giesbübel, Vogelsdorf und
Wingendorf zu Tschocha hinzuerwarben ^^) . 4549 erhielten sie mit
ihren Vettern zu Guttau und Rothenburg die Gesammtbelehnung.
4523 starb der ältere Bruder Caspar kinderlos, so dass von da an
Hans alleiniger Besitzer von Tschocha war. Als solcher nahm er nicht
nur an der neuen Gesammtbelehnung durch Kaiser Ferdinand (4527)
*^) Urkunden-Verz. II. 117. 111. Dietmann, OberUasitzer Priesterschaft 447.
«) Ürk.-Vera. HI. 4. 31, Müller, Versuch. IV. 3. Ürk.-Ver2. III. 4. 35». 74«». 86«.
A. Dresd. Abtheilnng XIV. löh fol. 15. Dietmann , Priesterschaft 449 Annierknnf.
*9) Landbuch für Schweidnits und Janer im Staat^arrbfT zu Breslau.
122. Die y. Nostitz. 399
iheil , sondern erhielt von demselben die ausdrttcklidie Bestätigung
der Obergerichtsbarkeit Über Tschocha und Friedersdorf am Queiss.
1549 erwarb er den bisher der Stadt Lauban gehörigen, durch den
Pönfall verwirkten Antheil an Holskirch (N. von M arkiissa) um i 600 ThW*
von Kaiser Ferdinand, verkaufte ihn aber 4553 wieder um 1800 Thlr.
an Joech. v. Uechtritz auf Steinkirch ^) . 1564 theilte er seine Güter
zwischen seinen beiden Söhnen; Abraham erhielt Tschocha, Ren--
gersdorf, Wtesa, Harta, Goldboch, Priedersdorf und die schlesischen
Gttter Gieshttbel und Vogelsdorf, Hans dagegen Sei/ersdo?/, Thiemen"
dorf und die Mtthle zu Wingendorf. Hans der Vater starb (4565)
jedenfalls im lutherischen Glauben, da 4536 in Rengersdorf, wohin
Tschocha eingepfarrt ist, die Reformation eingeführt ward.
Bei der Gesammtbelebnung des Stammes Rothenburg im J. 4567
werden noch Abraham als zu Tschocha , Hans als zu Seifersdorf ge-
sessen aufgeführt. Bald darauf (4574) starb Hans ohne Kinder; seine
Güter fielen daher an seinen Bruder Abraham. Dieser ^^) hatte zuerst
die Schule zu Goldberg dann die Universität Leipzig besucht , darauf
lange am herzoglichen Hofe zu Brieg gelebt und starb , wegen seiner
Religiosität, Gerechtigkeitsliebe und Wohlthätigkeit hochgeehrt, 4595
mit Hinterlassung von 5 Sühnen : Abraham, Hans, Hartwig,
Caspar, Conrad, von denen die letzten vier die Nebenlinien Sei-
fersdorf, Thiemendorf, Tschocha, Priedersdorf stifteten.
2. Guttau'sche Hauptlinie.
Georg, der Stifter derselben , war 4 492 — 4 502 Klostervoigt
von Marienthal, woselbst eine nahe Verwandte von ihm, Katharine
v. Nostitz , eben damals Abbatissin war. Er besass auch die Dörfer
Siegersdorf und Bertis (N. von Lauban), die er 4506 dem Rathe zu
Lauban um 4000 fl. ungar. zum Kauf anbot; da dieser nicht darauf
einging, erwarb sie Heinze v. Räder J^^). Während er selbst 4549 zu-
letzt genannt wird, erscheinen später gleichzeitig als Besitzer von
Guttau Hieron ymus und Hans v. N., jedenfalls seine Söhne. Von
denselben soll Hans ohne Kinder gestorben sein. Hieronymus dagegen
binterliess bei seinem vor 4538 (nicht erst 4567) erfolgten Tode fünf
Söhne: Caspar, Franz, Georg, Hans und Hartwig, deren
Vormünder (Christoph v. N. auf Bremenhain und Hans v. N. auf
») Üik.-Veri. III. 135'. ISö*. Lau«. Mag. 1779. 339. Vgl. 1830. 610. »») Vgl.
fiber ihn Um. Magaz. 1830. 513. ^) Schdnfelder, MThal 228. 107. Oberlaus.
Nachlese 1770. 239 Hg.
400 U- Abtheilnng.
Tschoeha) 1538 für sie das Gut Kringelsdorf (W. von Reiehwaide) von
Melch. V. Metzradt erkauften ^3) . Mündig geworden, wurden sie 4545
mit GiUtau, Neudörfel, S(ügaj Brösa, Lömischau, Halbendorf ^ Geis-
litZj A/eudoi/ (sämmtlidi bei Guttau) , sowie mit Arrm^ebdor/*, EJitten
und Oelsa (SW. von Reichwalde} belehnt. Jedenfalls gehörten schon
längst die ersten 9 Ortschaften zusammen, woraus erst erklttrlich wird,
dass bei der brüderlichen Theiiung zwischen den Söhnen Caspars v. N.
Guttau mit Zubehör den grossen Gütercomplexen Tschoeha und Rothen-
burg gleichgestellt werden konnte. Hierzu erwarben jetzt die fünf
Söhne des Hierony mus gemeinsam noch Jahmen (vor 1 55 1 ) , 4 553 Leich-
nam (N. von Guttau). Später theilten sie sich; Caspar erhielt Jah-
men und ward der Stifter der dasigen Nebenlinie ; er erkaufte 4 565
von den Gebr. v. Metzradt AUliebeln (0. von Reichenwaide), 4565 von
Jakob V. Scharfsod Dürrbach (SW. von Reichwalde), 4572 von denen
v. Metzradt Zimpel, ferner Uhyst an der Spree, Kommerau (N. von
Leichnam) , Thräna und Räuden (W. und S. von Uhyst) . Er starb 4587
und hinterliess sechs Söhne: Caspar (auf Uhyst), Asmann, Georg
(auf Jahmen), Nicolaus, Christoph (aufSalga) und Franz. —
Caspars (des Vaters) Bruder Franz erhielt XeicAnam und besass später
auch Dubrau (SW. von Leichnam). Er starb 4576 mit Hinterlassung
eines Sohnes Ulrich (auf Leichnam) . — Caspars Brüder Hans und
Hartwig haben wir ausser 4 545 nicht mehr genannt gefunden. — D^r
fünfte Bruder Caspars, nämlich Georg, erhielt Guttau und starb 4579
mit Hinterlassung dreier Söhne. Hieronymus, Georg und Chri-
st o p h *^) .
3. Rothenburger Hauptlinie.
Otto V. N., der Stifter derselben, der 4499 dem Rathe zu Gör-
litz eine Heide bei Spree (W. von Rothenburg) und eine Anzahl Unter-
thanen in diesem Dorfe um 450 Mark Gr. verkauft hatte, starb jeden-
falls vor 4542, wahrscheinlich schon vor 4505.
In letzterem Jahre nämlich erhielten seine Söhne, Christoph,
Otto, Caspar, Heinrich und Hans, Gebr. v. N. zu Rothenburg,
und Servatius v. Metzradt zu Reiehwaide nebst seinem Sohne Hans
alle ihre jetzigen und künftigen Güter zu Gesammtlehn, nämlich
Rothenburg, Reichwalde und Publik (N. von Reichwalde). Die Auf-
») A. Dresd. OberUufitzer Lehnbriefe Vol. IV. 530. M) Die Orabmonii-
men te von Franz v. N. auf Leichnam in der Kirche zu KUx and Ton Oeorg auf Oattan
in der Kirche zu Gatuu sind abgebildet in dem Schulze 'Beben Altertbumiwerke II.
177 u. 179. Mspt. der Bibliothek der Gorl. Gesellscb.
122. Die y. NoBtitz. 401
nähme dieses v. Metzradt (vielleicht eines Schwagers) in die
Nostitzische Gesammtbelehnung scheint von keinerlei Folgen gewesen
zu sein. 4542 verkauften die ^ungesonderten Brüder v. N.^ 6 Mark
Zins zu Lodenau um 72 Mark an ein geistliches Gestift zu Görlitz ^^] .
Noch in demselbeo Jahre aber theilten sie sich in die väterlichen
Güter, wobei Christoph, als der älteste, die Theile machte, und ein
sechster Bruder Hieron ymus, der 4505 noch unmündig gewesen,
als der jüngste, die Vorwahl hatte; doch wird Letzterer bei der neuen
Gesammtbelehnung von 4549 nicht mehr genannt. Christoph er-
hielt Bremenhain und Lodenau, Otto Niedertieundorf und Steinbach
'N. von Lodenauj, von dem er 4525 die Hälfte an Wolf v. Nostilz auf
Ullersdorf verkaufte , Heinrich, der 4544 in Wittenberg als Student
immatrikulirt ward, Noes , H a n s Tormersdorf, Caspar Rothenburg,
Mit diesen Gütern wurden sie dann 4549 bei der Gesammtbelehnung
des Stammes Rothenburg neu belehnt.
Alle diese ältesten fünf Brüder hinterliessen Söhne, wodurch
grade die Rothenburger Hauptiinie derer v. Nostitz sich immer mehr
in der Oberlausitz verbreitete .
Die Söhne Christophs, des Stifters der Lodennuer Neben-
linie, waren Christoph, Adam und Balthasar. Nachdem sie
gemeinschaftlich Bremenhain verkauft hatten, verblieb jedem ein
Antheil an Lodenau. Ausserdem besass Christoph der Sohn (4564)
Seusorge (W. von Lodenau) und kaufte (4565) Antheil von Steinbach
von seinem Cousin Elias v. Nostitz auf Rothenburg. Adam erwarb
(4576) von Jak. v. Rackel das Gut Sänitz (N. von Lodenau). Baltha-
sar starb ohne Kinder.
Die Söhne des vor 4564 gestorbenen Otto, des Stifters der
A7ed6rn^un</or/er Nebenlinie, waren Hieron ymus, Otto, Hans,
Caspar, von denen Hieronymus Niedertieundorf, Otto Gehege (S. von
Rothenburg) , Caspar Oberreichenbach besassen und die betreffenden
Unterlinien gründeten, Hans aber kinderlos starb.
Die Söhne Heinrichs (gestorben vor 4564), des Stifters der
Xoes'er Nebenlinie, waren Heinrich auf Noes und Friedrich
auf Zoblitz.
Hans, der Stifter der Tormersdorfer Nebenlinie, hinterliess einen
Sohn Otto, der 4570 seine Frau Barbara geb. v. Gersdorff beleib-
dingen Hess , bald darauf aber starb und zwei Söhne hatte , H a n s ,
») Urk.-yen. UI. 44. 68. 92.
K not he, Oetelu d. 0b«rl. Adels. 26
402 II- Abtheilung.
der i^S^ Heider sdorf (N. von Linda) kaufte, und Georg, der Tor-
mersdor f hehieh.
Caspar, 1543 — 54 Aratshauplmann zu Görlitz und als solcher
einer der königlichen Coramissare zur Verwaltung der von den Sechs-
städten infolge des Pönfalls verwirkten Güter, der Stifter der Rothen-
burger Nebenlinie, hinterliess (um 4563) vier Söhne, Erasmus oder
Asraus auf Rothenburg, der 1543 als Student zu Wittenberg immatri-
kulirt ward, Christoph auf Sleinbach , der 1577 bereits kinderlos
gestorben war, Elias auf SoAra (NO. von Görlitz), Steinbach und
Neukirch (0. von Bischof sw erde), das er 1568 von den Gebr. v. Haug-
witz erkaufte, und Abraham auf Radibor (0. von Neschwitz) und
Rattwitz, der ohne männliche Nachkommen starb.
Ausser diesen drei langst schon in der Oberlausilz ansässigen
Stämmen des Geschlechts v. Nostitz erwarb 1570 Friedrich v. >.
aus dem schlesischen Hause Damitsch Antheil von Schönbrwm (SO.
von Görlitz) von Georg v. Warnsdorf und heirathete, wie oben er-
wähnt' (S. 390) , die Witlwe Christophs v. N. auf Hainewalde und
Rnppersdorf.
Hierdurch scheinen sich die oberlaus, und die schlesischen Linien
derer v. Nostitz ihrer Geschlechtsgemeinschaft aufs neue bewusst
worden zu sein. Nun hatte Kaiser Maximilian II. dem gesammten
oberlaus. Adel auf dessen Ansuchen 1575 das Privilegium der ge-
sammten Hand verliehen , wonach alle adlichen Lehngüter in der
Oberlausitz , wenn ein Besitzer ohne Leibeslehnscrben stürbe , nicht
mehr, wie bisher, an den Lehnsherrn, sondern künftig an die näch-
sten Schwertmagen bis in's siebente Glied fallen sollten.
Hierdurch scheinen die sämmtlichen Linien derer v. N. . von
denen einige schon die Gesammtbelehnung innerhalb ihres Stammes
besassen , veranlasst worden zu sein , all ihre Güter in eine einzige
Gesammtbelehnung vereinigen zu lassen. Und so ertheilte denn
Kaiser Rudolph II. den 13. März 1577 ^^i dieselbe den sämmtlichen da-
5«) Abgedruckt in: „Beiträge zur Gesch. des Geschlechts v. N. von G. A. v. N. n.
J." 1874. 1. Heft p. 5. Dass dem Stamme Rothenburg die Gesammtbelehnung schon
1497 anfs neue verliehen nnd seitdem fast regelmassig erneuert vnrde, haben wir schon
oben (S. 398) erwähnt. Auch die schlesischen Linien scheinen 1570 schon pe-
sammtbelehnt gewesen zu sein. Als nämlich Friedricb v. N. auf Damitsch in diesem
Jahie Schönbrnnn kaufte^ reichte Kaiser Maximilian II. dessen Brüdern die erste, dessen
Vettern auf Wandritz und Hansau die zweite, dem Otto v. N. auf Lampersdorf die
dritte, den Brüdern und Vettern v. N. auf üllersdorf und Quolsdorf die vierte Mitle-
1
122. Die V. Nostitz. 403
nials lebenden Gebrüdern und Vettern von Nostitz, auch den in Schle-
sien ansässigen, welche vormals „in dreien unterschiedenen Briefen
sdromtlich belehnt^ worden , auf ihre Bitte 9,nun in einem Briefe
sämmtlich^. Demzufolge sollten, so oft einer v. Nostitz ohne Leibes-
lehnserben stürbe , seine Güter an seine Brüder oder deren Lehns-
erben, in Ermangelung von Brüdern aber jedesmal an die nächsten
Lehnsvettem fallen , und dennoch sollte jeder das Recht haben , bei
Lebzeiten mit seinen Gütern nach Willkür zu schalten , auch für den
Todesfall frei über dieselben zu verfügen.
Hierdurch in der That wieder zu einem einzigen Geschlechte
vereint, schlössen nun die sammtlichen Glieder desselben auf einem
ersten Geschlechtstage zu Görlitz den 10. Dec. 1577 eine
E r b V e r e i n i g u n g *', , in welcher festgesetzt ward , dass nach dem
etwaigen Aussterben eines der drei Stämme dessen Güter an die zwei
überiebenden Stämme fallen, zwischen diesen aber nach der Zahl der
in denselben bestehenden Ilaupthäuser getheilt werden sollten. Zu
diesem Zweck war eine Feststellung des gegenseitigen Verwandt-
schaftsverhältnisses nöthig. Dabei stellte sich heraus, dass man schon
damals die Stammväter der einzelnen Stämme, sowie der einzelnen
Haupthäuser nicht mehr genau kannte. So war z.B. den noch leben-
den Söhnen Wolfs v. N. auf UUersdorf weder ihres Grossvaters, noch
ihres Urgrossvaters (Otto) Vorname mehr bekannt. Dabei befremdet
uns besonders, dass die schlesischen Häuser (Damitsch, Ransau,
Lampertsdorf^ Zedlitz] sich nicht zu dem Stamme Rothenburg , der
doch sicher aus Schlesien und angeblich aus dem Hause Zedlitz her-
vorgegangen war, sondern zu dem Stamme UUersdorf rechneten. In-
dess man bekannte wenigstens, dass die Glieder des Stammes UUers-
dorf, also die beiden Haupthäuser UUersdorf und Schön])runn (d. li.
lehnschaft und Gesamnithand darüber (Müller, Versuch etc. IV. 2). Der Stamm
UUersdorf scheint auch die Oesamnithand schon früher bese«geii zu haben. Wenig-
stens bestimmten Hans v. N. und sein Vetter Wolf auf UUersdorf in der Theilung von
1512, dass es jedem freistehen solle, das Seinige zu gebrauchen ^.unschädlich der ge-
sammten Hand''. Hiermit ist aber wohl nur die ihnen von König Wladislaus suge-
sicherte „Ungesondertheit'^ ihrer Güter trotz der beabsichtigten Theilung gemeint. Von
einer wirklichen Verleihung der Gesammthand für diesen Stamm ist uns wenigstens
urkundlich nichts bekannt. Vielmehr fielen, als um 1557 Hans v. N. auf Thiemendorf
kinderlos starb, dessen Güter Särchen und Zentendorf an die Krone, und nur Thiemen-
dorf gelangte an seinen Bruder. Von dem Stamme Un würde ist Irgend welche Ge-
sammtbelehnung auch nicht bekannt, und doch fielen nach dem Tode Ottos (1070) und
Hansens y. N. (vor 1569) deren Güter Ruppersdorf und Unwürde nicht an die Krone,
sondern an ihre Brüder. ^7} „Beiträge zur Gesch. des Geschl. v. N.^' 1. Heft p. 9.
26*
404 n. Abtheflang.
die schlesischen Yettern) einander in Sipp- und Magschaft nicht so
nahe verwandt seien , als die einzelnen Haupthäuser der beiden an-
deren Stimme Unwürde und Rothenburg. Hinsichtlich der Beerbung
setzte man daher fest, dass, so lange das Haupthaus Ullersdorf und
das ihm angehörige Nebenhaus Quoisdorf bestände, das andere Haupt-
haus Schonbrunn (d. h. die schlesischen Vettern) nicht zur Nachfolge
zugelassen werden , und dass ebenso andrerseits , so lange jemand
von dem Haupthause Schönbrunn lebe, dessen Güter an niemand aus
dem Haupthause Ullersdorf vererben sollten.
Seitdem also zerfiel das Geschlecht derer v. Nostitz in die dre i
Hauptstamme Rothenburg, welches an erster Stelle gezahlt
ward, mit den drei Haupthäusern Rothenburg, Gultau und Tschocha,
ün würde mit den zwei Haupthäusem Unwürde und Kunewalde,
und Ullersdorf mit den zwei Haupthäusern Ullersdorf und Schön-
brunn, zu welchem letzteren, wie erwähnt, die schlesischen Neben-
häuser Damitsch, Rnnsau, Lampertsdorf und Zedlitz gehörten.
133. Die y. Notenhof
dürften wohl aus Schlesien in die Oberlausitz eingewandert sein;
wenigstens hatten die ältestbekannten oberlaus. Notenhofe einen in
Schlesien angesessenen Bruder. In der Oberlausitz gehörte ihnen die
Hälfte von Amsdorf (N. von Reichenbach). Von 1392 bis gegen 4 420
wird in den Görlitzer Gerichtsbüchern häufig ein Posch ei v. N. ge-
nannt, der 1414, wo er ein Zeugniss für den Rath von Görlitz ablegte,
ausdrücklich als „zu Arnsdorf^ bezeichnet wird ^). Ausserdem kommt
1410 auch ein Grabis v. N. als Schöppe im Hofgericht zu Görlitz
vor. Dies dürften wohl „die Brüder" Lutolds v. N. (viri famosi
Wratislaviensis diocesis) gewesen sein, der 1415 die Dienerschaft eines
zum Concil nach Gostnitz reisenden Propstes aus dem Posenschen in
der Nähe von Göda überfallen und ausgeraubt hatte. Als darauf der
Bischof und der Markgraf von Meissen mit den Räubern in gütliche
Verhandlung traten , stellte sich Lutold selbst nach Meissen und gab
die geraubten Gegenstände zurück, worauf der Bevollmächtigte des
Propstes versicherte , die Brüder Lutolds , „wohnhaft auf einer Burg,
wohin der Raub geschafft worden war , nicht in dem Verdacht haben
zu wollen" , dass sie um die That gewusst hätten *) . — Peschel v. N.
hinterliess eine Wittwe Mar gare the, welche 1420 ihrer Tochter
Orte vor ihren Söhnen 10 Mark zu geben gelobte, und drei Söhne,
123. 0 Urk.-Vera. I. 179 No. 905. «) Cod. Sax. H. 2. 423 n. 427.
124. Die T. der Olssnitz. 405
Philipp, Caspar und Melchior, welche in demselben Jahre
von ihrer Schwester Orte 9,ledig ihres väterlichen Gutes gelassen^
wurden. Von diesen Brüdern wird Philipp bis 14S5, Melchior bis
4 430 , Caspar bis 4 4S9 erwähnt. Letzterer ward in diesem Jahre
wegen Theilnahme an einem Strassenraube von den Görlitzern ge-
fangen und jedenfalls hingerichtet. In seinem zuvor aufgesetzten
Testamente vermachte er all sein Bindvieh den Mönchen zu Görlitz,
drei Pferde der Kirche zu Kolm (N. von Arnsdorf) und seinem Beicht-
vater einen Malter Korn und Hafer auf seinem Bittersitze zu Arns-
dorf 3). — 1454 — 66 wird Hans v. N. zu Arnsdorf und sein Sohn
Melchior erwähnt. Letzterer wird 1483, wo er Zeuge für Nickel
V. Belbitz war, als „zu Kolm gesessen^ bezeichnet^) ; vielleicht ge-
hörte auch dies Gut schon 4489 der Familie. 4497 werden Martin
und Caspar ungesonderte Brüder v. N. zu Arnsdorf genannt. —
Anfang des 4 6. Jahrhunderts kommen daselbst die Brüder Melchior,
Balthasar und Caspar vor, welche 4547 — 23 mehrfach Zins zu
Arnsdorf an geistliche Stiftungen in Görlitz verkauften^]. Balthasar
war (vor 4525) ohne Leibeslehnserben gestorben. Sein Antheil an
Arnsdorf und Mengelsdorf (N. bei Beichenbach) fiel an den Landes-
herm , der ihn dem damaligen Landvoigt schenkte ; von diesem er-
kauften ihn 4526 die beiden überlebenden Brüder. Wie es scheint,
waren die v. N. früher im Besitz der Gesammtlehn gewesen , hatten
aber die Erneuerung derselben verabsäumt. Daher nahmen jetzt
(4525) die Brüder Melchior und Caspar v. N. „ihre oberlaus. Güter,
Bittersitz und Vorwerk zu Arnsdorf^ Bauei*n zu DUtmannsdorfy Biesig^
und Mengelsdorf (sämmtl. N. von Beichenbach), aufs neue zu Lehn"*
und liessen sich „die Gesammtbelehnung derer v. N. aufs neue be-
stätigen^. Schulden halber verkauften die Brüder 4526 einen Bauer
in Kolm und 4536 Caspar „seine 43 Bauern zu Arnsdorf^ an Hans
V. Gersdorff zu Döbschitz^). Seitdem verschwindet die Familie aus
der Oberlausitz.
124. Die y. der Olssnitz
waren ein meissnisches Geschlecht, das auch in der Oberlausitz einige
bischöflich meissnische Güter zu Lehn erhalten hatte. B os s e v. d. 0.,
mindestens seit 4459 bischöflicher Hauptmann zu Stolpen, besass die
bischöflich meissnische Hälfte des Gutes Schmorkau (N. von Königs-
8) Laus. Mag. 1839. 186. «) Urk.-Verz. U. 150b. 5) Ebendas. lU. 107.
114. 127. 6) Kach den Lehnbachern im A. Dread.
406 ^I* Abtheilung.
brück), mit der er seine Frau Elisabeth hatte beleibdingen lassen,
die dies Gut 1 489 als Wittwe noch besass. Vielleicht sein Sohn war
Oswald V. d. 0. , der U88 einen Theil des ebenfalls bischöflichen
Gutes Potschaplitz (N. von Bischofswerde) an Christoph v. Haugwitz
verkaufte und dafür die Dörfer Kintsch (oder Kessel) , Wölkau und
Grosshähnichen (s^mmtl. NO. von Bischofswerde) erwarb, mit denen
aber schon 1498 Nie. v. Taubenhain belehnt ward. Auch Oswald
war 1502 Hauptmann zu Stolpen ^).
126. Die T. Opal (Oppeln)
nannten sich vielleicht nach dem Dorfe Oppeln N. von Löbau , waren
aber zu der Zeit , wo ihrer urkundlich zuerst Erwähnung geschieht,
nur im Zittauer Weichbild begütert und zwar zu Türchau gesessen.
Schon 1261 wird ein Wernherus de Opal alsZeuge bei dem Verkauf
eines Theils von Dittersbach aufgeführt , derselbe , der dem Kloster
Marienthal 10 Hufen in Reichenau verkauft hatte ; die K. Ottokar II.
dem Kloster 1262 bestätigte. Auch das Dorf Schlegel (N. von Hirsch-
felde) gehörte der Familie und zwar als Lehn der böhmischen Herren
V. Michelsberg. Als daher ^Vorcho und Bernhard genannt
V. Opal^ dies Dorf ebenfalls an Marienthal veräusserten , ertheilte
hierzu Joh. v. Michelsberg 1287 seine Genehmigung^). — Erst 1357
finden wir wieder einen Hans v. Oppal als Gewährsbürgen für die
Gebr. v. Rydent)urg, seine Vettern, genannt. 1360 verkaufte
Fritz CO V. 0. wieder 4 Mark Einkünfte zu Reichenau an Marien-
thal ^) . . Unter den Zeugen befindet sich ein nobilis dominus Albertus
de Opal, miles, der sammt seinem Bruder Ramfold, beide zu Tiir-
chau gesessen, bis Ende des 14. Jahrhunderts häufig erwähnt wird.
Bald präsentirten sie , einzeln oder gemeinschaftlich , Geistliche zum
Pfarramt in Türchau ; bald kommen sie als Zeugen oder Bürgen vor ^] .
Gleichzeitig (um 1366) war eine Anna v. Opal, muthmasslich Schwe-
ster der Letztgenannten , Abbatissin zu Marienthal. — Bald darauf
124. 0 Gercken, Stolpen 636 flg. 503. 488 flg. Ein Hans v. d. Olssnitz,
Herr auf Lämberg tel Gabel, hatte 1476 wegen einer nicht befriedigten Forderung an
Konig Mathias von Ungarn einen Einfall in die südliche Oberlauaitz unternommen und
Schonberg überfallen , woraus sich eine längere Fehde entspann. Grosser, Merk-vr.
l" 150. Kauf fern. 332. Urk.-Verz. II. 129.
125. i) Laus. Mag. 1870. 46. 1866. 388 Anmerk. Cod. Lua. 127. aj Urk.-
Verz. I. 69. Schönfelder, MThal 70. ^ So Albrecht 1362 bei einer Schen-
kung Otto^s Y. Stewitz, 1397 als Bürge für Joh. v. Gersdorff, Ramfold 1387 bei einer
Zinsschenkung an die Kirche zu Grünau , 1404 bei einem Zinskauf in Reudnitz. Vgl.
Schönfelder, MThal. 70. 71. 82. Ürk.-Verz. I. 145.
126. Die Panczer v. Smoyn. 407
mttssen die v. 0. auch Tttrchau verkauft haben und zwar an die v. Kyaw.
Seitdem verschwinden sie aus dem Zittauer Weichbild , um sofort in
dem Görlitzer aufzutauchen. Wir vermuthen wenigstens, dass der
Franzco „v. Oppeln** mit denen v. Opal zusammenhangt, der „zu
Diehsa"' :SW. von Niesky) gesessen war und 4416 in Görlitz geächtet
ward, weii er die v. Kottwitz zu Lodenau überfallen hatte, auch 4 430
Anführer bei einem Raubzuge gegen Görlitz war. Er dürfte das Gut
Diehsa von seinem Onkel Hannos Schaff, seiner Mutter Bruder, erlangt
haben, der es wenigstens Anfang des 45. Jahrhunderts besass^).
Noch 4466 wurde y^Franz Oppeln zu Diehsa" mit seinem Pfarrer wegen
mancherlei gegenseitiger Ansprüche verglichen *)r. Seitdem sind wir
denen v. 0. in der Oberlausitz nicht mehr begegnet; wohl aber
blühten sie in der Niederlausitz fort. — Ein Siegel Ramfolds v. 0.
an einer Urkunde von 4 404 (A. MThal) scheint ein Thier (Hund?) und
dahinter ein Bäumchen, an welchem ein Jagdhorn hängt, zu enthalten.
125\ IMe ¥• Palow siehe : die v. Schreibersdorf.
126. Die Panczer y. Smoyn^
eine böhmische Familie aus der Gegend von Böhmisch-Zwickau, traten
nicht nur mit dem Adel der' südlichen Oberlausitz in mannichfache,
Iheils freundliche, theils feindliche Beziehungen , sondern erwarben
daselbst auch, obgleich nur auf kurze Zeit, einzelne Güter. Nur von
den letzteren haben wir hier zu handeln. Nico laus Panczir de
Smoyn hatte 4387 gewisse Verpflichtungen gegen die Kirche zu
Grünau bei Ostritz, ohne dass er sonst als Besitzer dieses Dorfs nach-
gewiesen werden könnte. Wohl aber hatte Hans v. Smoyn von
Nicol. und Hans v. Gersdorff TattchritZj wahrscheinlich aber nur zum
Theil oder als Pfand, erworben und wurde damit 4399 von König
Wenzel belehnt. Wir finden die v. Gersdorff unmittelbar darauf
noch immer im Besitze dieses Gutes; aber erst 4434 Hessen die Ge-
brüder Endirlein (Andreas, Gzenko und Friedeman v.Smoyn
zu Walnitz in Böhmen, wohl die Söhne des obigen Hans, die v. Gers-
dorff wegen der Ansprüche auf Tauchritz ledig *). Von den obenge-
nannten Brüdern war Enderlein auch Mitbesitzer von Seifhennersdorf;
wenigstens präsentirte er 1434 gemeinsam mit Hansko v. Maxen,
4) Laus. Magazin 1Ö67. 25. 1839. 186 und 190. ») Grundmann, colleo\
II. 49.
126. 1) Bilbln, Miacen. V. 141. Urk.-Verz. I. 150 flg. II. 36.
408 11. Abtheilnng.
4437 aber aiieiD zum dasigen Pfarramt ^j. — Ein Mickisch Panezer
V. Smoyn auf Birkstein hatte 1428—29 eine langwierige Fehde mit
den Oberlausitzern ^) .
127. Die T. Pannewitz^
auch Panuwiz, Panewicz, Panwitz geschrieben, nannten sich
nach dem S. v. Marienstern gelegenen Dorfe PannetvitZj gehörten
also zu dem oberiausitzischen Uradel. Eine Familie dieses Namens
kommt aber sehr fi*üh bereits auch in Schlesien und in der Grafschaft
Glatz *) vor.
Schon 4240 sollen „die v. P."dem neugegrUndeten Franziskaner-
kloster zu Budissin einen Garten zu Anlegung einer Ziegelei geschenkt
haben. Namentlich wird zuerst der „Ritter, H«rr" Theodoricus
(Tyzo, Thezko, Thizemannus) de P. genannt, der 4276 — 4305 häufig
im Gefolge der Landesherren, der Markgrafen von Brandenburg, theils
zu Budissin , theils in der Mark und anderswo als Zeuge erscheint,
auch von denselben (4276) zu einem der beiden Schirmvoigte einge-
setzt ward , welche das Domstift Budissin vor allen Uebergrift'en der
landesherrlichen Yoigte in Schutz nehmen sollten 2). Wahrscheinlich
4304 schenkte er „mit Zustimmung seiner Söhne^ zu seinem, seiner
Frauen und vieler anderen Personen Seelenheil dem Kloster Marien-
Stern alles , was er in dem Dorfe Jauer (W. bei dem Kloster) besass,
eine Schenkung, die er 4305 nochmals wiederholte ^j . Der letzteren
Urkunde ist sein Siegel angehängt, welches die Umschrift: Si. Tiz-
zonis de Panewlcz und ein Kreuz im Schilde, über den beiden Ober-
ecken des letzteren aber zwei spitze, nach innen gekehrte Homer zeigt .
— Gleichzeitig mit ihm lebte auch ein Wolfram v. P., der 4276 bei
Beilegung eines Streits zwischen Heinrich v. Baruth und Bischof
Witego von Meissen als Zeuge erwähnt wird*). Wir wissen nicht, ob
dies derselbe „Bitter Wolfram v. P." ist, der 4^84—4349 häufig im
Gefolge der Herzöge von Sagan aufgeführt, als „von Sprottau"^ be-
zeichnet, und von dem 4284 auch noch ein Bruder Otto v. P. genannt
wird^). In diesem Falle hätten auch diese Gebr. v. P., wie damals
2) Lib. eonflrm. Prag. VIII. A. 8 im DomkApitelarehiv zu Prag. 3) ProTinz.-
Blätter 1783. 162.
127. 1) y. StillfrJed, Beiträge zur Gesch. des schles. Adels II. 73 und Index.
^ Cod. Lus. 86. 117. Laus. Mag. 1870. 52 u. 56. Arch. MStern No. 130. Cod. Sax.
II. 1. 187. 3) Knothe, MStern 38. *) Cod. Sax. II. 1. 186. 5) Stenzel,
Script, rer. Silesiac. I. 180. Tzschoppe und Stenzel, Urk.-Sammlang 402. 448.
Riedel, cod. Brandenb. II. 1. 437.
127. Die ▼. PAimewitz. 409
so viele oberlausitzische Adliche , an den schlesischen Fürstenhöfen
ihr G]ück gesucht.
Aus jenen Urkunden von 1304 und 4305 erfahren wir, dass zwei
von den Töchtern Tyzo's v. P., Katharine und Elisabeth, Non-
nen zu Marienstem waren, und dtlrfen wohl annehmen, dass die
y,Ritter Werner und Wol f ram v. F.", welche bei Ausstellung der
Urkunde von 1304 zugegen waren, zwei jener ,, Söhne ^ des Aus-
atellers sein werden , weiche dieser selbst darin erwähnt. Von der
Descendenz wohl dieses Wolfram erhalten wir einige Nachricht. 1334
vermachte seine Tochter Adele, die Wittwe Günthers v. Rechen-
berg , den Franziskanern zu Budissin einen Hof daselbst mit der Be-
dingung , dass die Mönche y^für ihren Vater Wolfram v. Pannewitz,
für ihre Mutter Hedwig, ihren Bruder Bote und ihre Schwestern
Berchta und Agnes, die sUmratlich schon verstorben seien^, Mes-
sen ]esen sollten ^j .
Mitte des 44. Jahrhunderts lernen wir eine Menge v. P. kennen,
deren Verwandtscbaftsverhültniss aber nicht angedeutet wird. 1350
belehnte der Landvoigt für den Fall, dass Hans v. P. ohne Erben
stürbe, Tieze, Wolfram und Nicolaus v. P. mit dem halben
Städtlein Königswarthe (dessen andere Hiilfte denen v. Schreibersdorf
gehörte] und mit dem Dorfe Xeiidaif (0. dabei) . Wir wissen nicht, wo
diese Brüder damals gesessen waren, und ob diese Eventualbelehnung
effektiv geworden ist. Jedenfalls befanden sich seit jener Zeit 200 Jahre
lang die v. P. im Besitz von Könlgswarthe und einer Menge nördlich
davon gelegener Ortschaften. Auch ein Brüderpaar, Otto und D e i n-
hard v. P., das 1352 mit Herm. v. Breitenbach um das Dorf OUen-
dorf (S. von Bischofswerde) verglichen wurden, war ursprünglich in
der Gegend von Königswarthe ansässig, denn sie verkauften 1359 Zins
zu Mortke (N. von K.j an die Gebr. Joh., Nicol. und Fritz v. Strele^].
Von Otto oder Deinhard v. P. dürfte die zweite Hauptlinie derer v. P.,
die zu Uhyst, abslammen.
1. Linie Königswarthe.
Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts finden wir drei
Brüder v. P., Hans, der einmal (1397) als zviLohsa (NO. von Königs-
warthe), Heinrich, der (schon 1414 genannt) 1419 und 1432 sicher
als zu Königswarthe gesessen bezeichnet wird, und noch einen dritten
«) Cod. Los. 307 flg. 7) Hoffmann, Script, rer. los. I. 402. Cod. Sax. II.
1. 386. Lau«. Mag. 1873. 192.
410 U. Abtheilung.
(vielleicht Titze), zu dem sich Hans 4424 ^nach Forsta" in der Nie-
derlausitz begab ^). Die Brüder Hans und Heinrich v. P. fochten 1424
tapfer gegen die Hussiten; Hans trat noch 1428 mit 42 Pferden in
den Sold der Stadt Görlitz. 4435 wurde er und ein Titze v. P. (viel-
leicht der auf Forsta] nebst Genossen von dem Concil zu Basel in den
Bann gethan, weil sie dem Domstift Meissen Unrecht zugefügt. Hein-
rich nahm theil an der blutigen Schlacht bei Aussig (4426\ sah (4425)
von den Hussiten auch seine Güter „in der Kamenzer Pflege" ver-
wüstet und übernahm 4432 auch seinerseits Bürgschaft für eine
Summe . um welche sich die Stadt Kamenz von erneuter Plünderung
loskaufte. 4434 hatte er eine Fehde mit „den Gersdorffern" •' .
Wohl von Heinrich stammten ab die Gebrüder Heinrich und
Georg V. P. zu Königs war the , von denen Erslerer schon 4 447 zu-
gleich mit einem _Ni ekel v. P. (Bruder oder Cousin?) Zins zn Ba-
schüz [O.bei Budissin) an das Domstift Budissin verkauft hatte, 4467
Hoyerswerde mit belagern half und noch 4476 neben seinem auch
4464 erwähnten) Bruder Georg vorkommt ^®) .
Anfang des 4 6. Jahrhunderts begegnen wir den ^Gevettem" Hans
und Nickel v. P. zu Königs wai^the und Titze (4492) zu Weisscol-
men (N. von Lohsa), nach tiessen Tode die „zwei Brüder v. P. zu Col-
men und zu Mühlrose^ (N. von Tschelln) erwähnt werden. Diese zwei
letztgenannten Güter waren einst von den Pannewitzern auf Königs-
warthe hinzugekauft worden; denn die seitdem von der Golmener
getrennte Königswarther Linie hatte auch Antheil daran.
Hans auf K. verkaufte 4509 Zins zu Neyda [N. bei Lohsa) an
das Domkapitel zu Budissin und lebte noch 4534; sein Vetter Nickel
auf K. verkaufte 4507 und öfter an ebendasselbe Zins zu Eutrich (W.
von Königswarthe) und war noch 4549 zu Rönigswarthe gesessen. —
Hansens Sohn war Valentin v. P., der in rascher Aufeinanderfolge
ein Stück seines Erbes nach dem andern verkaufte^ so 4538 43 Bauern
zu Lohsa, Neyda, Lasska an Christoph v. Bolberitz auf Pietschwitz,
4539 seinen vierten Theil der Mühle zu Königswarthe an Christoph v.
Schreibersdorf, Mitbesitzer dieses Ortes , 4540 „seine Behausung zu
Königsicarthe^ an Melchior v. Tschimhaus, 4544 Zins auf „seinem
Vorwerk zu Königswarthe" an das Domstift Budissin und 4545 seinen
vierten Theil des ganzen Gutes. — 4550 veräusserte auch der vorge-
H) Ürk.-Verz. I. 146 No. 723. ProTinz. -Blätter 1782. 444. A. Kameuz No. 56.
85. Oorl. Rathsrechii. ») ProT.-BUtter 1782. 44ö. 1783. 28. Cod. Sax. II. 3. 52.
Ürk.-Verz. II. 31». 37»>. lO) a. Budiss. A. Kamenz. Laas. Mag. Bd. 37. 496.
127. Die y. Pannewitz. 411
nannte Nickel v. P. sein Viertel von Königswarlhe an Valentin v.
Hennigk , und so war dies seit mehr als 200 Jahren der Familie ge-
hörige Gut nun ganz in fremde Hände übergegangen.
Die schon oben erwähnten ^zwei Brtlder v. P. zu Colmen und
Mühlrose^, die Söhne von Titze auf Colmen, verkauften 1511 Zins zu
Merzdorf [0. von Lohsa an der grossen Spree). Sie hatten sich (vor
1531) mancherlei Frevel gegen das königliche Gericht zu Grörlilz lassen
zu Schulden kommen , waren deshalb geächtet worden , auch eine
Zeit lang geflüchtet und endlich in der Acht verstorben. Von einem
dieser, nirgends namentlich genannten Brüder stammte das Brüder-
paar Hans und Andreas, von denen Letzterer 1536 mit Zustim-
mung der Vettern Nickel und .Valentin auf Königswarthe seinem
Bruder Hans seinen Antheil an den Gütern Colmen^ Mühlrose, Ratzen
und iferjsrfor/ verkaufte. 1551 war dieser Hans v. P. auf Colmen nicht
mehr am Leben ; denn im Muslerregister werden „die Unmündigen
v. P." zu Colmen aufgeführt. Es waren dies die Brüder Dietrich
und Heinrich. Ersterer halte schon 1 549 von Heinr. Wilh. v. Schön-
burg das Neuhammergut Mitasch erworben und erkaufte 1562 von
seinem Bruder auch dessen Antheil an Colmen und Ratzen, Hess 1563
seine Frau Elisabeth beleibdingen und verkaufte 1595 das Neu-
hammergut wieder ") .
2. Linie Uhyst.
Zuerst 1415 wird ein Deinhard v. P. als zu Uhyst gesessen
bezeichnet.* Dem seltenen Vornamen zufolge dürfte er ein Nachkomme
des oben bei den Jahren 1352 und 1359 genannten Deinhard v. P.
sein. Von den beiden in der Oberlausitz gelegenen Dörfern des Na-
mens Uhyst gehörte ihm das am Taucherwald (dicht bei Pannewitz) .
Herr Deinhard war in der Zeit von 1404 — 25 eine vielgenannte und
einflussreiche Persönlichkeit im Lande. Bald schickten die Görlitzer
zu ihm (1406), dass er ihnen Geld borgen solle; bald (1415) unter-
siegelte er im Namen des oberlausitzischen Adels die Urkunde eines
Bundes mit den Herren v. Kottbus; bald (1421) schickte er Leute zu
schleuniger Befestigung von Budissin; bald (1424) kämpfte er per-
sönlich gegen die Hussiten; bald (14?5) war auf seinen Gütern „ge-
mordbrannt" worden ^2). Schon 1425 wird ein Sohn von ihm als im
Gefecht „geschossen'^ erwähnt, vielleicht der Hans v. P., welcher
11) Vomehmlicli nach den Lehnbfichem im A. Dresd. Urknnd.-Verz. III. 172.
J«) Urk.-Vcrz. I. 185 No. 944. Prov.-Blatter 1782. 293. 299. 427. 444. Gört. Raths-
rechnuiigen.
412 II. Abtheilung.
bald darauf (noch vor 1430) bei einem Strassenraub betheiligt war^-'j .
Während dieser Hans nicht mehr genannt wird, erscheint als Besitzer
von Uhvst 1443 — 61 Wolfram v. P. und nach ihm Nickel v. P.
Derselbe war mindestens 1464 — 67 Amtshauptmann zu Budissin und
blieb dem König Georg von Böhmen treu, selbst nachdem die Oberlau-
sitzer demselben den Gehorsam aufgekündigt hatten. Darum erkannte
auch der neue, der Gegenpartei angehörige Landvoigt eine von König
Georg dem Nickel v. P. gemachte Schenkung nicht an. Das halbe Dorf
Tzschornau (N. von Kamenz) war nämlich an die Krone gefallen, und
der König hatie es, wie öfter geschah, dem Amtshauptmann von Bu-
dissin tiberlassen. Der neue Landvoigt aber verkaufte dasselbe ander-
weit. Später scheint auch Nickel sich mit der neuen Ordnung ausge-
söhnt zu haben; wenigstens finden wir ihn 1477 — 79 wieder als Amts-
hauptmann von Budissin ^^) . — 1 489 i^) waren die drei ungesonderten
Brüder Hans, Otto und Pantaleon v. P. zu I7%5< gesessen und
zugleich im Besitze von Klitten (0. von ühyst an der Spree). Von die-
sen war Hans 1493 — 1502 Aratshauplmann zu Görlitz und verkaufte
dem Bathe dieser Stadt 1 493 ^^] für eine kirchliche Stiftung 22 fl.rhein.
Zins auf seinem Gute Klitten. Seitdem haben wir auch diese Uhyster
Linie nicht mehr in der Oberlausitz erwähnt gefunden. — Das Sie-
gel Nickels v. P. auf Uh>st zeigt an Urkunden von 1464 und 1476
das übliche Wappen der Familie , nilmlich einen quergetheilten und
oben gespaltenen Schild , auf dem Helm aber zw ei mit den Spitzen
nach aussen gewendete Büffelhömer.
128. Die Herren y. Penzig %
auch Penczk, Peynzk, Pentzigk geschrieben, führten ihren
Namen nach dem grossen Gute Penzig (N. von Görlitz) , das ihnen
nachweislich mindestens seit Mitte des 13. bis Ende des 15. Jahr-
hunderts gehörte. Schon 1241 war ein Reinhard (1.) v. P. Zeuge
bei König Wenzel, als derselbe dem Kloster Marienthal Güter eignete,
und 1268 zählten die Markgrafen von Brandenburg die v. P. aus-
drücklich zu den grossen Vasallen der Oberlausitz 2) .
W) Lans. Magax. 1839. 190. W) Käuffer, II. 272. 386. Laus. Mag. 1776.
260. A. Bod. 15) Gört. Oerlchtabücher. W) Ürk.-Verz. III. 19'.
128. 1) Vgl. Knauthe, Gesch. des Adelicben Geschl. v. P. in Kreytig's Hey*
trägen IV. 332 flg. Köhler, Schloss P., Laos. Mag. 1838. 386 flg. Die den beiden
Aufsätzen beigefugten Stammtafeln erweisen sich als unrichtig. Wir fugen den ein-
zelnen Familiengliedern Ziffern nach einem selbstgefertigten Stammbaum bei, der sich
danach leicht reconstruiren lässt. 2) Cod. Lus. 59. 94.
1 28. Die Herren y. Penzig. 413
Um diese Zeit werden zwei Herren v. P. namentlich erwähnt :
Reinsko (II.) und Czaslaus (I.) , vielleicht die Sdhne des obigen
Reinhard I., welche bereits in getrennten Gütern sassen und die
Stifter zweier verschiedenen Linien wurden. Reinsko II. , dessen
Nachkommen den bisherigen Genealogen der Familie völlig unbekannt
geblieben zu sein scheinen, war nicht im Görlitzer, sondern im
Budissiner Land , in der Nähe von Marienstem ansässig , und zwar
gehörte wahrscheinlich schon ihm , wie später seinen Nachkommen
das Gut Solschwüz (O. von Marienstem) . Dieser Reinsko v. P. nun
verkaufte vor 4280 diesem Kloster den zwischen den Dörfern Räkel-
witz , Schmeckwitz und Piskowitz gelegenen Wald („die Lug^) und
befand sich 1290 unter den Zeugen, als ein Streit zwischen dem
Kloster und den Gebr. Beruh . und Otto v. Kamenz vor dem Mark-
grafen Otto von Brandenburg zu Lauban beigelegt wurde ^] . Anfang
des 44. Jahrhunderts haben wir in der Nähe dieses Klosters ansässig
gefunden einen Ritter Peter v. P. , der demselben vor 1348 einen
Lehnmann zu Höfchen (N. von Marienstem) geschenkt halte , und der
4309 mit Witego v. Kamenz in Görlitz sich befand; femer einen
Leuther (1.), der 4330 Pfarrer in Göda war; dann einen
Reinsko III., der 4334 und 4354 für Marienstem Zeuge war; end-
lieh einen Nickel I., der 4345 bereits im Franziskanerkloster zu
Budissin begraben lag, woselbst auch eine „uxor Pencz Uleschin** (?y
Tuhte. In der zweiten Hälfte des 44. Jahrhunderts gehörten die
Güter im Budissinischen einem Czaslaus III. „zu Solschwüz '%e-
sessen", der 4373 und noch 4376 wegen eines Unterthanen zu Höfchen
mit dem Kloster Marienstem zu verhandeln hatte. Wir halten ihn
für dieselbe Persönlichkeit , welche 1389 — 92 Landvoigt zu Budissin
war und später (vor 1400) als „gesessen zu Senftenberg" in der
Niederlausitz, an Marienstem noch ein Stück Wald verkaufte*).
Seine Söhne, die Ritter Georg I. und Heinrich v. P., stifteten in
der Pfarrkirche zu Senftenberg einen Altar, den Bischof Rudolph von
Meissen 4442 conßrmirte ^) , verkauften aber Senftenberg 4416 an
Hans V. Polenz. — Trotz der Trennung der beiden Linien hatte sich
das Familienwappen völlig gleich erhalten. Das Siegel des Czas-
laus III. auf Solschwitz (4373) zeigt genau denselben Adlerflug im
Schilde; wie ein gleichzeitiges (4377) von Nickel II. auf Penzig^).
S) Cod. Lug. n. 9. Laus. Mag. 1870. 57. «) Knothe, MStern 40. A. MStem
No. 91. 120. Cod. Lus. 190. 354. Oexcken, Stolpen 555. &) Knothe, MStern
57. 63. 0) Grandmann, coUect. I. 31b. T) Abgebildet Laus. Mag. 1838. 389.
414 IL Abtheilung.
WeDden wir uns jetzt zu dieser Penziger Linie . so dürfte die-
selbe von jenem Gzaslaus (L) abstammen, der 1272 Zeuge bei den
Landesherren zu Budissin war, und seine Söhne dürften die Brüder
Gerhard, Conrad und Czaslaus IL sein, die Anfang des 44.
Jahrhunderts sicher Penzig besassen^). Diese Brüder hatten dem
neuen Landesherm, Herzog Heinrich von Jauer, eine Summe von
77 Schock Gr. vorgestreckt; dafür verpfändete ihnen dieser 1324
^aile seine Rechte, die er auf ihren Gütern habe^, nur die Lehnspflicht
im Kriege ausgenommen, wodurch ihr bereits ansehnlicher Güter-
complex auch insofern den Charakter einer „Herrschaft" erhielt , als
er steuerfrei ward und ihnen nun die Obergerichtsbarkeit darauf zu-
stand. 1324 ertheilte der Herzog ihnen auch die Gesammtlebn, die
erste in der Oberlausitz, und 1329 verlieh König Johann von Böhmen
ihnen auch noch die Nutzung der gesammten „Heide des Gürlitzer
Landes^, so dass ihnen alles dürre Holz und alles Astwerk von den
gefällten Bäumen , die Hutung und Mästung , die Fischerei in allen
Gewässern und endlichjder dritte Theil der Einkünfte von allen neuen
Ansiedlungen in der Görlitzer Landesheide zustehen sollte K- Durch
diese Verleihung erhielten die Herren v. Penzig zwar nicht das Besitz-
aber das Nutzungsrecht jener gewaltigen, drei Meilen langen und
ebenso breiten, von der Neisse im Westen bis an den Queiss im Osten
reichenden Heide sammt den zahlreichen Heidedörfern, deren Be-
wohner für die Erlaubniss , daselbst dürres Holz zu suchen , auf die
Wiesen ihr Vieh zu treiben, Eisenstein zu graben etc. , einen festen
Zins, „der Forst" genannt, zu erlegen hatten.
Nur von einem jener drei Brüder haben wir Nachkommen ge-
funden. 1348 bestätigte der Kaiser Karl IV. von Böhmen Leu thern (H.}.
der 1356 als „Sohn Gerhards^ bezeichnet wird, nicht nur die ,, Güter
von seinen Aeltern und Altvorfahren . her", als welche Wendisch-
{oder Nieder-) Biela und Niederlangenau auf dem rechten. Gross-
krauscha, Zodelj Deschka, Zentendorf auf dem linken Neissufer zu be-
trachten sein werden, sondern auch die Heidedörfer, 9,wie er sie her-
gebracht von K. Johann, mit Ober- und Niedergerichten und frei von
aller Bete". Als solche werden zunächst nur die südlichsten Tzschirna,
Rothwasser j Waldau, Siegersdorf und (Anlheil von) Heidegersdorf dMi-
geführt. 1356 erneuerte ihm der Kaiser ausdrücklich das Privilegium
wegen der Heide. Ein Rechtsstreit zwischen „Herrn" Leuther II.
8) Cod. Lus. Anhang. 80. Laus. Mag. 1870. 55, wo Conrad 1285, n. Cod. Lus.
190, wo Czaslaus 1309 als Zeugen Torkommt. ») Cod. Las. 24T. 254. 277.
128. Die Herren v. Penzig. 415
y. P. und dem Gerichte zu Lauban (4368) ergab, dass die den Herren
V. P. verliehene Obergerichtsbarkeit sich nicht auf diejenigen Heide-
dörfer erstrecke , die, wie die oben genannten , zum Weichbild Lau-
ban gehörten ^^] .
Bald darauf muss Leuther II. gestorben sein. 1369 ^^} soll Kaiser
Karl IV. „Reynisch [auf Solschwitz] , Leuther (III ) , Czasiaus (IV.)
und Hans (I.) y. P. mit all ihren Gütern, so sie yormals getheilt, zu
gesammter Hand belehnt haben". Demnach wäre die Gesammt-
belehnung, welche bisher nur die Penziger Linie besass, auch auf die
andere , in der Gegend yon Budissin begüterte , ausgedehnt worden.
Bei späteren Belehnungen geschieht dieser anderen Linie keine Erwäh-
nung. — In der That hinterliess Leuther II. nicht nur jene drei eben-
genannten Söhne Hans I. , Czasiaus IV. , Leuther III., sondern
noch zwei andere, Nickel ILundliansII. (sie), von denen Nickel IL
und Hans I. als Ritter bezeichnet werden *2). Von diesen Brüdern
stand Hans I. in besonderer Gunst bei Herzog Johann von Görlilz.
der ihn zu seinem Vorschneider machte, 4386 ihm und seinen Brüdern
erblich einen Lehnmann zu Hothwasser schenkte und ihn 4395 mit
einer Summe von 300 Seh. Gr. begnadete, bis zu deren Auszahlung
er ihm „die Heide diesseits der kleinen Tzschirne" versetzte. Hier-
durch erlangten die Herren v. P. auf das westliche Drittel der Heide,
seitdem die Penziger Heide genannt, volles Besitzrecht, wenn auch nur
pfandweise. Auch „das Geschoss" im Dorfe Zodel vergab der Herzog
an Hans I. Diese Schenkungen bestätigte 4 397 des Herzogs Bruder und
Erbe, K. Wenzel von Böhmen, und belehnte die Brüder aufs neue mit
all ihren Gütern zu gesammter Hand ^^]. Gemeinschaftlich verkauften
die Brüder 4382 dem Domherrn Joh. Punzel zu Budissin 8 Mark Zins
auf ihrem Gute Niederlangenau für den Kreuzaltar in der Kirche zu
Penzig und überwiesen 4399 demselben Altar , wie dies schon von
ihrem Vater geschehen war , 4 Malter Korn wie Hafer Bisehofszehnt
auf Langenau ^^] .
Seit 4390 nun erscheint ein „Herr Hans v. Penzig" als Besitzer
der Herrschaft Muskau, welcher mit dem eben erwähnten Hans I. v. P.
identisch sein dürfte. Derselbe hatte Muskau jedenfalls von den Ge-
brüdern V. Kittlitz erworben. Seit 4398 wird ein „Herr Hans (III.)
V. P. zu Muskau, der junge Herr" öfter genannt, der 1 404 eine Fehde
W) Kreyslg. Beyträge ly. 336. Urkand.-Verz. I. 88, Laus. Mag. 1778. 224.
") Ürk.-Ve«. I. 88. 12) Urk.-yerz. I. 150. 167. ») Ebenda«. I. 122. 140. 145.
149. 146. 14) Ebend. I. 114. 150. Cod. Sax. H. 2. 282.
416 II. Abtheilung.
mit dem v. Hackenborn auf Priebus, 4449 eine andere mit Gtiristoph
V. Metzradt auf Reichwalde hatte, dann aber bis 4429 tapfer gegen
die Hussiten kämpfte. Dies dürfte der Sohn und Erbe von Hans 1.
sein. 1444 waren Nickel IV. und Christoph v. P. zu Muskau ge-
sessen, also wohl Söhne von Hans III., welche bald darauf diese Herr-
schaft an Wenzel v. Biberstein verkauften, der damit 4444 belehnt
ward. 4 468 wird in einem Vergleiche „Margarelhe, etwa Chri-
stophs V. P. zu Muskau Tochter", verheirathet mit Siegsm. v. Jischk-
witz, und ein Bruder derselben Nickel (VII.) erwähnt**»). Hans I.
scheint auf seinen Antheil an dem Stammgut Penzig verzichtet zu
haben; wenigstens haben wir diese Muskauer Linie bei den Ge-
sammtbelehnungen der Herren v. P. auf Penzig nirgends erwähnt ge-
funden.
Von den Brüdern Hansens I. war Hans IL 4397 — 1443 Pfarrer
von Beuthen in Schlesien. Nickel IL, schon 1377 als GewährsbUrge
genannt, hinterliess drei Söhne, LeutherlV., RentschlV. und
Hans IV. Im Jahre 4406 verkauften Leuther HL, Czaslaus IV. und
Hans IL der Pfarrer zu Beuthen, nebst ihren Neffen, den eben genann-
ten Söhnen ihres verstorbenen Bruders Nickel IL, an ihre Oheime, die
Gebr. v. Rechenberg auf Klitschdorf am Queiss, all ihre Rechte an dem
Theile der Görlitzer Landesheide, welcher zwischen dem Queiss und der
grossen Tzschime gelegen ist. Die v. Rechenberg hatten das Besitz-
recht über diesen östlichen Theil der Heide , der seitdem die Rechen-
berger Heide heisst, schon 4393 von Herzog Johann von Görlitz er-
kauft und erwarben jetzt, um daselbst alleinige Herren zu sein, auch
noch das Nutzungsrecht der Herren v. P. hinzu **). — Die Gebr.
V. Penzig hatten sich übrigens in ihre Güter getheilt. Nickel IL
und nach ihm seine Söhne wohnten auf dem Schlosse zu Penzig,
Leuther III. zu Niederlangenau , Czaslaus IV. zu .Vieder- (oder
Wendisch-] Biela. 4443 tauschte Leuther IIL mit seinen Neffen
Leuther ; Rentsch und Hans, so dass jetzt diese zu Niederlangenau,
Leuther III. dagegen zu Penzig gesessen waren *^). Wenn wirklich
König Wenzel 4443 „Leulhem v. Penzig mit der Heide belehnte" *8),
so gilt diese Belehnung sicher Leuther IIL , der durch jenen Tausch
auch Inhaber der Penziger Heide geworden war. Derselbe hinter-
^) Nach Qörl. Gerichtsbu ehern. 1475 (Urkk. vom 9. n. 15. Sept. n. 4. Dec.) \ru
ein NMk. v. Pentzyk Landcomthar des deutschen Ordens zu Sachsen. Arch. des Ger-
manischen Mnseoms zu Narnberg No. 109. HO. i^ Kreysig, Beytrige IV. 338.
Ürk.-Verz. I. 136. 139. ") Kanffer I. 439. Lans. Mag. 1868. 123. ») ürk.-
Verz. I. 178.
128. Die Herren v. Penzig. 417
Hess einen Sohn Nickel III. — Czaslaus IV. auf Niederbiela soll
1396 eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen haben. Dagegen
enthalten die GOrlitzer Rathsrechnungen bei dem Jahre 1 40 1 die NoliZj
dass ^Herm Czaslaus' Sohn" von dem heiligen Grabe, wo er Ritter
geworden, heimgekehrt und zu Görlitz ^geehrt" worden sei. Dieser
Sohn wird sonst nicht mehr erwähnt. Czaslaus lebte unter all seinen
Brüdern am längsten und starb erst nach 4417 und zwar, wie es
scheint, kinderlos.
In den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts theilten sich in
die Penziger Familiengüter die oftgenannten Brttder LeutherlY.,
Rentsch IV. , Hans IV. (die Söhne Nickeis II.) sämmtlich auf
Langenau, und ihr Cousin Nickel IIL (Sohn Leuthers III.) auf
Penzig^ dem auch Leopoldshain (SO. von Görlitz) gehörte. Zwischen
diesen Vettern gab es mancherlei Streit wegen ihrer Güter, der z. B.
1439 einmal durch K. Albrecht II. entschieden worden sein solP^).
— 1452 werden „die jungen Herren v. Penzig" als Erbherren zu
Leopoldshain erwähnt, jedenfalls die Söhne Nickels III. , mit Namen
Nickel VI., Hans V. und Leuther V., die sich 1470 in ihr väter-
liches Erbe und in das Schloss zu Penzig theilten. Eine Schwester
von ihnen war verheirathet an Nickel v. Salza auf Schreibersdorf.
Da spielte den Gebrüdem auf Penzig ihr Vetter (Andergeschwister-
kind) Nickel V. (der Sohn Leuthers IV.) auf Langenau und dessen
Schwiegersohn, Christoph v. Talkenberg, einen schlimmen Streich.
Die Letzteren lösten 1473 die Penziger Heide, jedenfalls hinter dem
Rücken der Herren v. P. auf Penzig, bei K. Matthias um 647 fl. ungar.
ein und verlangten nun von diesen die Abtretung derselben. 1475
mussten sich die Gebr. v. Penzig wenigstens zu der Zahlung von
600 fl. Ungar, an Christoph v. Talkenberg entschli essen. Die Auf-
bringung einer solchen Summe hatte ihre Kräfte erschöpft. Für den
Haushalt dreier Brüder, von denen mindestens zwei, Nickel VI. mit
Barbara v. Köckeritz (1462) und Hans V. mit Margarethe
V. Heinersdorf (1476) , verheirathet und mit Kindern reichlich geseg-
net waren , reichten die Revenuen des Gutes Penzig nicht mehr aus.
Von da ab beginnt die Verarmung zunächst der Penziger Linie. 1 475
verkaufte Nickel VI. auf Penzig den einen, 1476 sein Bruder Hans V.
den anderen, oberen Theil von Leopoldshain an ihren Schwager Nickel
V. Salza, 1480 die Söhne Nickels VI., nämlich Georg II., Hans VI.,
Nickel VIII., Leuther VI., Caspar I. und Balthasar I., alles
«) Ürk.-Ve«. n. 44 (a. 1437) n. 50.
Kootlie, Oeieh. d. Oberl. AdelK. 27
418 II. Abtheilmig.
was sie zu Rothwcuser besassen, ebenfalls an ihren Onkel Nickel
V. Salza , und dieselben gemeinschaftlich mit ihrem Onkel Hans V.
(U80) ein Stttck Wald um 56 fl. ungar. an den Rath zu Görlitz und
4490 Geßille aller Art in den Dörfern Langenau, ZerUendorf, TortnerS"
darf und Zoblüz um 182 fl. ungar. an die Gebr. v. Nostitz auf
Tzschocha und Rothenburg ^] . Zwar bestätigte \ 490 der neue Kdnig
Wladislaus „Hansen (Y.) dem aiten^ und seinen Neffen „alle ihre
Gnaden, Rechte, Freiheiten^ Briefe und Privilegien" ; allein sie sollten
diese Rechte nicht mehr lange geniessen.
Eben damals befanden sich übrigens sftmmtliche Herren v. P.
auf Penzig nebst ihrer ganzen Gemeinde in der Acht der Stadt Gör-
litz, weil ihr Kretschroar zu Niederbiela fremdes Bier geschänkt, und
weil sie mehrere Penziger Bauern , die wegen einer Schlägerei ge-
ächtet worden, in ihrem Dorfe beliessen, also sie „hauseten". End-
lich mussten Herren und Unterthanen sich durch Abtragung der übli-
chen Bussen aus der „schnellen Acht" lösen und die Uebelthäter aus
dem Dorfe ausweisen ^^) . Fast scheint es, als ob der Rath zu Görlitz,
die Geldverlegenheit der Penziger benutzend , sie auch noch durch
diese Verdriesslichkeiten zum Verkauf ihrer Erbgüter habe nöthigen
wollen. Zuerst verkaufte 4491 Hans V. nebst seinen Söhnen
Albrecht, Caspar IL, Balthasar IL, Melchior alle seine Güter
im Görlitzer, wie im Laubaner Weichbild, nämlich seinen Antheil an
der Heide, Schloss und Vorwerk zu Penzig und was ihm an den
Dörfern Penzig^ Mühlbock, Deschka, Krausche, Langenau, SchiUzenhain,
Zentendorf, Biela, Tormersdorf, Zohlitz, Neudörfel, Rausche, Stenker,
Schnellf^tcheHj Rothwasser gehörte, zusammen um 6400 fl. ungar. an
den Rath von Görlitz. Schon das Jahr darauf schlössen auch Hansens
Neffen, nämlich Georg IL, Hans VI., LeutherVI und Balthasar v. P..
mit dem Rathe ab und überliessen ihm um 4900 fl. ungar. ihren Theil
an der Herrschaft Penzig, nämlich die Einkünfte aus den Dörfern
Penzig, Wendischbiela^ Rausche, Stenker, Neudörfel, Rothwasser ^) ,
Zwar hatten gegen diese Verkäufe „viele Agnaten der Familie^
protestirt ^^) . Allein die nächsten Agnaten, die Herren v. P. auf
Langenau, waren in männlicher Linie, wie es scheint, mit dem oben-
genannten Nickel V. ausgestorben. Derselbe hatte die Toditer
Caspars v. Gersdorff auf Priedersdorf an der Landskrone geheirathet,
») Ürkund.-Verz. IL 118. 126». 92. 128^. 126c. 128«. 141«. «r. III. 4. «) x.
Script, rer. lua. II. 199. 201. 346. ») Urkunden- Verx. III. 10. 12. 13. 14. 20.
S) Laus. Mag. 1838. 394.
128. Die Herren y. Penzig.
419
war hierdurch in den Besitz dieses Dorfes gelangt (4 476} , vedkaufte
es aber an seinen Schwager Hans v. Schreibersdorf und ward bald
darauf im dasigen Kretscham erstochen ^4) . Seine Tochter (Söhne
scheint er nicht gehabt zu haben] war mit Christoph v. Talkenberg,
Herrn auf Dewin bei Gabel , vermählt und hatte diesem den väter-
lichen Antheil an Langenau zugebracht. Auch diesen erwarb H94
der Rath zu Görlitz, so dass jetzt die ganze einstige Herrschaft Penzig
in den Besitz der Stadt Görlitz übergegangen war.
Nach dem Verkaufe der Erbgüter wendete sich Hans V.
V. Penzig nach Schlesien und schrieb sich 1493 „zuProfen*^, 1498
aber ^auf dem Burglehn zu Jauer gesessen^. Seine Neffen dagegen
hatten (1494} das Gut ,,Straussnitz^ erworben. Indess die meisten
dieser Neffen kehrten Anfang des 16. Jahrhunderts wieder nach der
Oberlausitz zurück. Nur Leuther VI. schrieb sich noch 1517 „zu
Straussnitz*^ 2*) .
Von Leuthers VI. Brüdern war Hans VI. 1526—29 Klostervoigt
zu Marienthal und ward 1532 zu Ostritz begraben. Seine Frau war
eine v. Hirschberg, sein Sohn Adam v. P. , der 1529 bis zu seinem
Tode 1576 Klostervoigt war. Dieser nun erkaufte 1546 zuerst von Dr.
Ulr. V. Nostitz den früher v. Hobergschen Antheil von Wilka (bei Rad-
meritz), 1549 vom königlichen Fiskus den einst der Stadt Görlitz ge-
hörigen, aber durch den Pönfall verloren gegangenen Antheil von
Reudnitz (um 1200 Thlr.) , 1567 von Heidr. v. Gersdorff auch den
einst Ganitzschen Antheil von Wilka und 1576 kurz vor seinem Tode
von Christoph v. Gersdorff auf Tauchritz und Hans v. Gersdorff auf
Leuba Tratilau. Verheirathet war er mit Dorothee v. Rosenhain
a. d. H. Janowitz und ward durch seinen Sohn Hans IX. Stifter der
Wilka^er Linie der Herren v. P. , welche dies Gut bis Mitte des 18.
Jahrhunderts besessen hat.
Nickel VIII., der Bruder von Hans VI. und Leuther VI. war
1536 zu Krecktvitz (NO. von Budissin} gesessen und kaufte von Peter
V. Walditz Bauern zu LiUeii (S. bei Kreokwitz}. Wohl sein Sohn
war jener Hans (VII.) v. P. , der 1543 ^nach seines Vaters Tode"
mit drei Bauern zu Litten belehnt ward und 1 560 ein Bauergut zu
Litten an Christoph v. Döbsehitz verkaufte.
Caspar I. endlich war 1531 zu Leichnam (N. von Klis. an der
Spree} gesessen. Mit diesem Gute wurden 1545 seine Söhne
\
l
»*) Jul. Knothe, Gesoh. von Friedersdorf S. 7. ») Ürk.-Verz. IH. 18. 39.
Carpzov, Anal. IV. 176. Kreyslg, Beyträge IV. 343.
27*
420 11. Abtheilnng.
Hans VIII., Casparlll., Georglll., Michael und Joachim
belehnt; sie verkauften es aber 4553 an die Gebr. v. Nostitz auf
Guttau. Von diesen Brüdern besass spater Hans VHI. Baschüz (S.
von Pursebwitz), das von ihm sein Sohn Siegsmund erbte.
Caspar in. besass PieliU (NO. von Postwitz), wo er 1550 — 66 genannt
wird. Michael und Joachim erkauften 1555 einen Antheii von
KOnigswarthe von Hans v. Mühlen und hatten denselben noch 1 570
inne. Michael wohnte mit seiner Frau Barbara daselbst, wahrend
.Joachim 1568 „Unterhauptmann^ in dem kursächsischen Regiment
Tiefstatter war.
129. Die y. Petschen,
auch Petzschen, Peschen^ waren, wie es scheint, nicht etwa
nach dem Dorfe Peschen 0. von Hochkirch benannt, sondern erst
Ende der 30er Jahre des 16. Jahrhunderts, wir wissen nicht woher,
nach der Oberlausitz gekommen und hatten daselbst jedenfalls von
eineni v. Schreibersdorf Antheii an Dreiweibern (N. von Lohsa) und
an Königswarthe erworben. 1540 erkauften „die Gebr. v. P. zu Drei-
weibern" von Franz v. Schreibersdorf noch zwei Bauern zu Kolpen 0.
von Dreiweibern) . Es scheinen mindestens drei Brüder gewesen zu
sein. Denn 1539 kaufte Jacob v. P. noch einen Bauer zu Dreiweibem
und den halben Kretscham zu Lohsa; 1546 erhielt Haug v. P. „zu
KOnigswarthe " die drei Güter zu Dreiweibem , welche wegen ver-
schwiegener Lehn an den König gefallen, aus Gnaden wieder zu Lehn
gereicht, und 1 558 erkaufte Friedrichv.P. von Valentin Hennigke
zwei Antheile von Königswarthe hinzu. 1565 wird bei der Erneue-
rung aller Lehen nach dem Regierungsantritte Kaiser Max II. nur noch
Jacob V. P. „auf Königswarthe" erwähnt. Dessen Söhne sind wahr-
scheinlich Hans und Friedrich v. P., die 1567 „nach dem Tode
ihres Vaters^ mit diesem Gute belehnt wurden. Von denselben war
Friedrich vor 1597 gestorben, und „die Guratoren seines Sohnes^
verkauften Königswarthe an Hans Christoph v. Ponikau ^) .
130. Die y. der Planitz,
durchgangig noch Plawnitz, Plaunitz geschrieben, ein meiss-
nisches Geschlecht, sind erst Anfang des 15. Jahrhunderts nach der
Oberlausitz eingewandert und erwarben das Gut Teichnitz (N. bei Bu-
dissin) , das bis mindestens 1411 die v. Teichnitz besessen hatten. Den
129. 1) Nftch den Lehnbachern.
131. Die y. Polenz. 421
Namen des ersten Besitzers aus der Familie v. d. PI. kennen wir nicht.
Seit 1437 — 56 werden die Brüder ^Meister^ (d. h. Magister) Georg ,
Domherr, später Dechant zu Budissin, Kr ig und Heinrich als In-
haber von Teichnitz genannt. Am längsten von ihnen lebte (bis 1476]
Heinrich, der jüngste Bruder, der auch bereits Radibor (N. von Teich-
nitz) besass, wo er z. B. 1 463 einem Unterthanen einen Gunstbrief aus-
stellte. Da er 4 462 für die Wittwe seines Bruders Krig, Margarethe,
Testamentsvollstrecker war, und von Krig keine Kinder erwähnt wer-
den, so ward er wohl zuletzt alleiniger Besitzer der FamiliengUter. —
Er hinterliess zwei Sohne, Hans und Leonhard, von denen Hans
schon 1489, Beide seit 1498—1523 hau6g erwähnt werden. Sie heis-
sen anfangs „ungesonderte Brüder zu Teichnitz^, dann „zu Teichnitz
und Radibor '^i später war Hans zu Rattwitz (W. bei Budissin), Leon-
hard zu Radibor gesessen. Ausserdem aber besassen sie, wie sich
aus zahlreichen Zinsverkäufen an das Domkapitel zu Budissin ergiebt,
auch folgende Dörfer oder Antheil daran : Beigern (W. von Weissen-
berg), Kopschin (0. von Marienstem) , Jäschitz (\V. von Niedergang],
Brehmen (N. von Jäschitz] ^ Maltitz (S. von Weissenberg) , Bocka (S.
von Marienstern], Jannowitz (W. von Rattwitz], Quoos (0. von Nesch-
witz), Preititz (N. von Purschwitz) und kauften 1523 von Georg von
Melzradt noch das Gut Luga (SO. von Neschwitz). — Leonhard, der
seit 1 523 nicht mehr erwähnt wird, hinterliess zwei Söhne, Hans und
Heinrich zu Radibor y die z. B. 1529 gemeinsam mit ihrem Onkel
„Hans V. PI. dem alten zu Rattwitz ^ einen Gunstbrief ausstellten.
Ausser auf den bisher genannten Gütern verkauften dieselben Zins
auch auf Bomitz (0. bei Radibor] . Nachdem Hans der alte auf Ratt-
witz (nach 1 539) kinderlos gestorben war, wohnte Hans der jüngere
auf diesem Gute seines Onkels, sein Bruder Heinrich auf Radibor
und Teichnitz. — Hans der jüngere hinterliess zwei Söhne, Chri-
stoph und Adam, von denen der Letztere 1548 noch unmündig
war. Von ihnen wohnte 1562 Christoph, wohl derselbe, der 1544 in
Wittenberg studirt hatte, zu Luga^ Adam zu Rattwitz. 1563 verkauf-
ten die Brüder gemeinschaftlich mit ihrem Onkel Heinrich auf Radi-
bor das Gut Rattwitz an Graf Joachim Schlick.
181. Die T. Polenz,
eine meissnische Familie , nannten sich nach dem Dorfe Polenz bei
Stolpen. Nur ein v. P. ist, so weit bekannt, und auch nur auf kurze
Zeit in der Oberlausitz ansässig gewesen ; aber er hat in schwerer
Zeit dem ganzen Lande wesentliche Dienste geleistet und sich desbalb
422 n. Abtheilimg.
auf lange hinaus ein gutes Andenken darin gesichert. Hans ▼. P.
war Herr auf Senftenberg in der Niederiausitz und Landvoigt in die-
sem Lande. Als ein sehr reicher Herr , scheint er verschuldeten Ad-
liehen dadurch geholfen zu haben, dass er ihnen ihre Guter ganz oder
zum Theil abkaufte. So erwarb er 4449 ^) von der zu Fulssnüz ge-
sessenen Linie der Herren v. Kamenz einen Antheil dieses Gutes,
den er aber bald darauf denen v. Ponikau , welche schon einen An-
theil daran besassen , Uberlassen haben muss. Desgleichen hatte er
wohl um dieselbe Zeit einen Theil des Gutes Wiese (S. bei Kamenz)
von denen t. Bloschdorf erkauft und verifusserte ihn 4421 an die Stadt
Ramenz^. Ebenso erwarb er zwischen 4426 — 30, wahrscheinlich
von Georg v. Waldau, das Städtchen Königsbrück mit Zubehör, das er
darauf an seinen eignen Schwager, Burggraf Wentsch v. Dohna, ver-
kaufte. Seine Gemahlin Margare the v. Dohna hatte das Dorf
Quoosdorf (N. von Königsbrttck) zur Dotation eines Altaristen an 'der
Pfarrkirche zu Königsbrück ausgesetzt und heisst auch 4 464 , wo in
ihrer Gegenwart die Rechte dieses Altaristen aufs neue festgestellt
werden, noch immer „Frau von Königsbrück'^ ^) . 4 432 hatte Wentsch
V. Dohna sein Gut Radmeritz an der Neisse an seinen Schwager, wohl
nur zum Scheine , abgetreten , um dasselbe vor den Verwüstungen
der Hussiten zu sichern. Auch Hans v. P. wurde übrigens bald da-
rauf ein gefürchteter Gegner derselben. 4424 übertrug ihm Kaiser
Siegsmund die interimistische Verwaltung der Landvoigtei auch in
der Oberlausitz, und sofort traf derselbe ebenso umsichtige, als ener-
gische Massregeln zum Schutze dieses Landes. Dennoch war der Kai-
ser nicht mit ihm zufrieden und setzte 4 425 als definitiven Landvoigt
Herrn Albr. v. Colditz ein. Da sich dieser aber ausschliesslich in
Schlesien aufhielt und sein Sohn und Stellvertreter die Oberiausitz
grade in der schlimmsten Gefahr ebenfalls verliess , so erbaten sich
die oberlausitzischen Stände Hans v. P. aufs neue als Landvoigtei-
verweser (Aug. 4427 bis Ostern 4428). Bald darauf (4489) erhielt er
vom Kaiser für eine demselben vorgestreckte Summe von 4 6000 fl.
die sämmtlichen aus der ganzen Niederlausitz fliessend^n landesherr-
lichen Intraden versetzt. Dieser Pfandbesitz ging napn seinem Tode
1438 auf seine Söhne, beide Jakob genannt, über, die unter der
Vormundschaft ihres Onkels Nickel v. P. standen^).
131. 1) Nach G5rl. RAthsrechnnngen. Nicht von denen ▼. Ponikau (Richter,
PuUanitz 5). «) ÜA.-Verz. H. 6. ») Uns. Mag. 1864. 4 n. 18. *) ▼. We-
her, Aich. f. d. s&ehs. Qeech. X. 267.
132. Die y. Ponikaa. 423
132. Die y. Ponikan,
im 14. Jahrhundert Punekowe, Puncow, im 15. Jahrhundert Pu-
nigke, Poncko, Ponkaw geschrieben, nannten sich nach dem
meissnischen Dorfe dieses Namens S. von Ortrand und scheinen schon
Ende des 13. Jahrhunderts ganz nach dem Westen der nahen Ober*
lausitz übergesiedelt zu sein. Als ihr dasiger Wohnsitz wird zwar
erst 1400 das Gut Elstra namentlich erwähnt; aber jedenfalls be-
sassen sie dasselbe bereits seit der Zeit ihrer Einwanderung. Äusser-
ndem hatten sie von den Herren v. Kamenz einzelne Dörfer , so min-
destens Schiedel und Schönbach (NO. und NW. von Kamenz], zu Lehn.
So erklärt sich, dass sie anfangs ausschliesslich als Zeugen der Herren
v^ Kamenz oder des Klosters Marienstem vorkommen ^] . So wird in
dy ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (1308 — 34) der Ritter Witego
v.»^., gleichzeitig auch ein Peter v. P. (1317 und 1334) im Gefolge
jener Herren und 1331 bei einer Schenkung des Dietrich v. Haugwitz
an Marienstem 2) genannt. Ebenso waren in der zweiten Hälfte des-
selben Jahrhunderts Rule (1350—68) und Heinz (1352) Zeugen
theils bei denselben Herren, theils bei dem Bischöfe von Meissen, bei
welchem auch ein Wy tzel v. P. (1373 und 1375) als Marschall er^
scheint 3). Ein Nicolaus v. P. aber hatte, wie sehr viele ober-
lausitzische Adliche jener Zeit, sein Glück in Schlesien versucht
und war 1349 Notar am Hofe des Herzogs von Münsterberg, 1379
aber Canonikus und administrator in spiritualibus des Bisthums
Breslau.
Eine sichere Filiation beginnt erst mit Hans und Caspar v. P.,
doch wohl Brüdern , welche zugleich mit Nitzsche v. Kopperitz auf
Oppach und mit Albrecht und Rentsch v. Baudissin auf Solsch\^itz
1379 ihre Güter von König Wenzel zu gesammter Hand verreicht
erhielten. Von diesen Brüdern hatte Hans zwischen 1365 — 1377 die
oben erwähnten Kamenzschen Lehngüter Schiedel und Schönbach an
Marienstemverkauft, wie dies 1401 sein Sohn Nico laus bestätigte*),
hatte 1387 den Görlitzern als Söldner gegen die Herren v. Biberstein
gedient und wird 1400 zuerst ausdrücklich als Besitzer von Elstra be-
)
132. 1) Bereits im Laus. Migu. 1865. 291 flg. („Aelteste BesitzeT von Pulaanitz'')
haben wir von dieser Familie gebandelt, aneb eine Stammtafel beigefügt. Indem ^^ir
darauf verweisen , ersparen wir uns die Wiederbolung der dort bereits angeführten 01-
Ute. 2) Vergl. Knotbe, MStern 44. 3) Cod. Sax. II. 2. 159. «) Archiv
MStem No. 69. Das angehängte Siegel zeigt ganz das Jetzt noth übliche ▼. Ponlkan*-
sche Wappenschüd.
424 n.
zeieiinet ^; . Caspar hinierüess nur einen Sohn. Hans, spater Hans der
ältere genannt : Caspars Bruder Hans aber deren sechs : Heinrich.
Nieolaus. Hans, Caspar, Wytzel und Matthias^;. Diese
sechs Brüder nebst ihrem Cousin Hans dem älteren kauften nun 1419
gemeinschaftlich von Balthasar und Joh. v. Kamenz ein Viertel von
Schloss und Städtlein Pidssnitz nebst dem Dorfe Obersteina O. bei
Pulssnitz] und bald darauf von Heinr. v. Kamenz auch den übrigen
Theil von Pulssnitz und die zugehörigen Dörfer. 1420 Hessen diese
Brüder, gemeinsam mit ihrem Cousin Hans dem älteren die Ge-
sammtbelehnung mit den Nachkommen des oben er\vähnten Nitzsche
V. Kopperitz und der Gebr. v. Baudissin auf Solschwilz erneuern.
Hierbei werden als Pertinenzorte von Elstra nach der einzig nocfc
vorhandenen, leider sehr ungenauen Abschrift bei Carpzov, Ehrent. 1«.
166 folgende genannt : Kriepitz halb, O^^ro halb, Gödlau. Kindisch,
Dobrig, Talpenbery, Möhrsdorf ^ Ossel, Wölka, Boderitz, ^4 von A'/jr-
kirch 0. von Bischofswerde , Piuetitz halb, Jessnitz ganz NO. ^on
HStem; , y.Xeadau'- [? Wohla 1 , ^Buchewitz*^ , Tusitz halb wüste D*rf-
statt zwischen Bischofswerde und Pohla • , zwei Lehnmänner zu y,Peyn^s-
dorf" ;?Rehnsdorf?) und „Tei/pitz"^ [1 . In diese Gesammtlehn warde
auch das denen v. P. ebenfalls gehörige grosse Gut Burkau (S. \on
Elstra) und so viel ihnen damals von Pidssnitz bereits zustand , auf-
fzenommen. Somit besass die Familie bereits damals einen sekr be-
deutenden , dicht zusammenhängenden Gütercomplex, der sich von
Burkau und Brettnig im Süden tiber Pulssnitz und Elstra bis dicht an
die Stadt Kamenz hinzog. — Hans der ältere v. P. war mindestens
von 1420 — 28 bischöflich meissnischer Hauptmann zu Stolpen und
scheint bald nach 1438 kinderlos gestorben zu sein. Seine Cousins
theilten sich dergestalt in die Familiengüter, dass Heinrich and Hans
zu Elstra, Nicolaus und Caspar dagegen zu Pulssnitz sassen; Wytzel
und Matthias werden nach 1 420 nicht mehr genannt. Von ihnen war
Heinrich Marschall am bischöflichen Hofe zu Stolpen'', und ward 1412
mit der bischöflich meissnischen Hälfte von Tusitz , sowie mit zwei
Bauern zu Schönboj^n und dem dasigen Walde , und 1 44 4 mit dem
Bischofszehnt zu Racket fS. von Baruth) , den er von dein Pfarrer von
Göda erkauft hatte , belehnt. Auch er , sowie sein Bruder Caspar
scheint kinderlos gestorben. Ihr Bruder Nicolaus war bereits 1417
Amtshauptmann zu Budissin und somit bei der häufigen Abwesenheit
9) A. Bod. Lib. foodat. p. 136, als Zeage bei einer VeTreiebiing. ^ Durch
Verseben sind Laos. Mag. 1865. 291 und 301 die Väter dieser Söbne Terwecbselt vor-
den. "0 (^- Sax. U. 2. 316. 400.
132. Die y. Ponikau. 425
des Landvoigts der oberste königliche Beamte im Lande. U23 musste
er während der hussitischen Unruhen zu Kaiser Siegsmund reisen ^
den er erst in der Bulgarei antraf. 44S5 vertheidigte er persönlich
das von den Hussiten am meisten bedrohte Zittau, fiel aber bei Schle-
gel in die Hände der Feinde und ward von Joh. v. Wartemberg auf
dem Tollensteine gefangen gehalten, bis es endlich den Ständen der
Oberlausitz gelang, ihn wieder zu befreien^). VieUeicht hatte er zur
Beschafihing des Lösegeldes auch von Görlitz Geld aufgenommen;
wenigstens wird er von da aus öfter gemahnt, „einzureiten in Görlitz
um der Stadt Schuld willen^. Er hinterliess einen Sohn Jakob, der
nun alleiniger Besitzer von Elstra ward. — Hans der 'jüngere, der
Bruder von Nicolaus , war mindestens seit 1443 alleiniger Besitzer
von Pulssnitz und hinterliess dies Gut nebst Zubehör seinen vier Söh-
nen, Hans, Nickel, Georg und Heinrich, welche 4450 die
Privilegien von Pulssnitz bestätigten und nebst ihrem Vetter Jakob
v. P. auf Elstra sich 1 455 die Gesammtbelehnung mit denen v. Kop-
peritz und V. Baudissin confirmiren Hessen. Dabei^verden als Perti-
nenzorte von Pulssnitz aufgezählt: Böhmisch ^Vollufig , halb Ohoiii,
Hauswalde, Brettnig, Thiemendorf, Ober-- und Niedersteina, Möhrs-
dorf ^ Weissbach (Antheil) , Hässlick, Schwoosdorf, Hennersdorf und
ein Viertel von Neukirch.
Von diesen Brüdern scheinen Hans und Heinrich kinderlos ge-
storben zu sein. Nickel hinterliess (nach 1461] ausser einer Tochter
eine Wittwe, welche die drei Dörfer Obersteina, Weissbach und
Möhrsdorf als Leibgedinge erhielt. 4466 war Georg v. P. alleiniger
Besitzer von Pulssnitz , als ihm und seinem Vetter Jakob v. P. auf
Elstra von König Georg von Böhmen die Gesammtbelehnung erneuert
ward. Da verkaufte er 1467 Pulssnitz mit Zubehör (nur Schwoos-
dorf ausgenommen , das um 300 Seh. an Hans v. Schönberg versetzt
war) um 6500 fl. rhein. an seinen Vetter Jakob v. P. auf Elstra. Er
soll darauf (1477) Stallmeister bei König Mathias von Ungarn ge-
wesen, 1 478 Güter bei Grossenhain erworben haben und dadurch der
Stammvater der meissnischen Linie derer v. P. geworden sein. Er
besass mindesiens seit 1 493 ^) auch das halb zur Oberlausitz gehörige
Dorf Krakau an der Pulssnitz und das dabei gelegene Ottet^schitz.
Beide Güter verkaufte 1509 Georgs Sohn, Jakob v. P., an die Burg-
grafen V. Dohna auf Königsbrück; dafür besass er 1515 und noch
1519 Kunnersdarf i^, von Kamenz).
8) Kauf f er II. 23 o. 32. •) Urk.-Verz. IH. 19.
426 U. AMheilong.
Die oberlaus. Linie wurde von Jakob v. P. auf EUtra und
Pulssnitz weiter fortgepflanzt. Schon 4468 verkaufte er Pulssnilz
nebst Zubehör an die Gebrüder v. Miltitz. U82 ^o) erhielt er die Er-
laubniss , den St. Georgenberg , eine alte Heidenschanze „in seinem
Dorfe Prietäz zu bauen , zu mauern , zu schotten , zu zäunen und zu
befestigen nach seinem Vermögen und seiner Nothdurft^. 4490 be-
sass er auch Petershain (W. von Kamenz) , war Landesältester und
führte bei der Huldigung des neuen Königs Wladislaus das Wort für
die oberlaus. Stände. Bald darauf muss er gestorben sein.
Seine Söhne waren Hans und Nickel, von denen jener in dem
alten Stammgute Elstra, dieser in dem, wir wissen nicht wann, hinzu-
erworbenen Hähnichen (0. von Elstra) wohnte. Als 1503 Hans
V. Miltitz auf Pulssnitz gestorben war, setzten es die Brüder Hans
und Nickel v. P. und ihr Vetter Georg v. P. auf Krakau auf Grund
der Gesammtbelehnung von 1379 durch, dass, wenn die v. Miltitz
auf Pulssnitz ohne Leibeslehnserben stürben , Pulssnitz an die mit-
belehnten Familien v. Ponikau und v. Budissin fallen solle. Bei
dieser Gelegenheit werden als Pertinenzorte von Elstra : Boderüzj
Prietäz, Kriepitz, Dobrig, Reknsdorf, Talpenkerg, Ossely Wölka, Wohla^
Rammenau (N. von Bischofswerde) , als die von Hähnichen aber:
Kindischy Gddlau, Ostro, Rauschwitz (S. von Elstra), Gersdorf (W. von
Elstra), Baselüz^ Bischheim (O.und W. von Kamenz) und ^^Olstetau^ [?)
aufgezählt. — Hans war 1498 Landesältester, 4508 Amtshauptmann
von Budissin und starb in letzterem Jahre. Seine Wittwe, eine
Tochter Caspars v. Schönberg, hatte darauf wegen ihres Leibgedinges
mancherlei Streitigkeiten mit ihrem Schwager Nickel v. P. auf Hähni-
chen. Auch dieser war 4546 Landesältester. 4504 verkaufte er Ostro
um 4403 Mark an das Domstift Budissin ^^) , befand sich auch sonst
oft in Geldverlegenheit. Als 4543 die v. Miltitz auf Pulssnitz wirklich
ausstarben , so beanspruchte jetzt Nickel v. P. das Gut Pulssnitz für
die beiden Familien v. Ponikau und v. Baudissin. Allein König
Wladislaus hatte Pulssnitz sofort an den sächsischen Oberiiofmarscbail
in Dresden, Heinr. v. Schleinitz, verkauft, jene Gesammtbelehnung
von 4503 aber, als durch unwahre Berichte erlangt, widerrufen. So
entspann sich ein langer Rechtsstreit , der endlich dadurch beigelegt
ward , dass Nidkel von dem Gütercomplex Pulssnitz das Dorf Möhrs^
dorf erhielt, dafür aber auf all seine Ansprüche verzichtete und seine
Tochter an Georg v. Schleinitz, den Sohn Heinrichs, den naohmaligen
10) Archiv zu Prietitz. ") Laos. Mag. 1860. 416.
133. Die ▼. Ponitz. 427
BesiUer von Tollenstein und Schluckenau, verheiraihete^^). — Nickel
V. P. auf Elstra muss kurz vor 4586 gestorben sein. Seine Wittwe
Anna; Tochter Hansens v. SchOnberg, verkaufte 4 6S9 Zins zu Wolka.
Seine Söhne waren Wolf und Hans, die 4 526 mit den vaterlichen
Gütern belehnt wurden und 1 528 fttr Elstra Stadtrecht und ein Stadt-
wappen auswirkten 1^) . Später theilten sie sich so, dass Wolf zu
Elstra, Hans zu Prietitz wohnte. Wolf erwarb dazu 1544 sieben
Bauern zu WendisMxiselUz (0. von Kamenz), 4543 FrankenOicU (W.
von Bischofswerde) , 4556 und 4562 mehrere Antheile von Burkau, das
schon früher einmal seiner Familie gehört hatte, 4 557 Sdtlfnbom und
Pöhla [N. von Bischofswerde), 4572 Jiedlüz (S. von Marienstem) und
Taschendorf (0. von Burkau). Auch er war (4547) Landesdltester ;
bei seinem Tode (4 580) hinterliess er von seiner Frau , Magdalene
geb. V. Schönberg, vier Söhne, von denen spater Hans Fabian auf
Elstra^ Tobias auf Aammenau, W o 1 f auf FranA:en(fta/ ; Abraham
auf Kriepüz gesessen war ^^) .
Sein Bruder Hans auf.iVietöx erkaufte zu seinen ererbten Gü-
tern 4562 halb Spohl und Brieschko (S. von Hoyerswerde) , 4564
Skaske (SW. von Wittichenau) , 4569 Weissig (W. von Skaske) und
in demselben Jahre einen Antheil von Müstrich (S. von Skaske) . Er
war 4574 Amtshauptmann zu Budissin und hinterliess vier Söhne,
Hans Wolf, Georg Rudolph, Hans Ghristop,h und Hans>^).
133. Die y. Porsitz
nannten sich nach dem jetzt Purschwitz geschriebenen Dorfe 0. von
Budissin. Schon 4242 werden im Gefolge König Wenzels von Böh-
men bei Confirmation eines Kaufes die drei Brüder Nico laus.
Albert und Branislaus(?) v. Borsiez aufgeführt. Von dem
ältesten derselben stammte das Brüderpaar Albert und Nico laus
V. Porsicz, das z. B. 1283 zu Budissin bei Schlichtung eines Streites
zugegen war. Dieser Albert , meist als Bitter bezeichnet und schon
4272 Zeuge zu Budissin, schenkte 4284 (abermals bestätigt 4293)
dem Domkapitel zu Budissin 50 (kleine oder 25 grosse) Scheffel
Jahreszins an Korn wie Hafer in dem Städtchen Weissenberg und in
dem Dorfe Burg (NO. bei Budissin) , wogegen das Kapitel für seine
Aeltern, Nico laus und Gertrud, und nach seinem und seiner
Frauen Margarethe Tode auch für diese Messen lesen undAnni-
M) Lau«. Mag. 1866. 294 flg. US) WeiDart, Rechte IV. 471 flg. ^) Carp-
zoT, Ehrent. U. 169. ^) Ebend. p. 170.
428 U. Abtheilung.
versarien begehen sollte ^) . Alberts Bruder Nicolaus war bei dieser
Schenkung 4293 zugegen und kommt sonst noch 4304 als Zeuge bei
den Herren v. Kamenz und 4307 im Gefolge der Markgrafen von
Brandenburg vor^). Spttter haben wir die Familie nicht mehr ge-
funden. An der Kirchenthttr zu Gröditz soll sich der Name eines
Petrus Porschitz nebst seinem Wappen befinden^), das einen
Querbalken im Felde und vier Fähnchen auf dem Helme zeigt. Und
in der That enthalt auch das grosse dreieckige Siegel des Nicolaus
V. P. an der Urkunde von 4293 ebenfalls einen Querbalken in dem,
wie es scheint , mit Perlen belegten Felde (nicht aber „ein fünffach
quergetheiltes SchiJd^. Cod. Lus. 436 Annierk.).
134. Die T. Poster
oder Puster kamen aus dem Meissnischen nach der Oberlausitz. Als
sich nämlich (4475) Augustin v. P. bei den Herzögen Ernst und
August von Sachsen beklagte, dass ihmHeinr. v. Gersdorff auf Ruhland
nach Leib, Gut und Ehre trachte , und dass er seine (Posters) Mutter
mit Gewalt vertrieben habe , bat er die Herzöge, „als seine Landes-
ftlrsten^, sie möchten ihm ihre Lande als Zu- und Ausfluchtsort be-
wiJligen , damit er sich rächen könne ^). 4 497 war dieser Auguslin
V. P. Hofrichter zu Budissin. Wir vermuthen, dass er bereits
Lindenau und Burkersdorf (S. von Ortrand) besessen habe. — In
der ersten Hälfte des 46. Jahrhunderts kommen zwei Poster vor, von
denen der eine, Hans, auf Lindenau gesessen war^ der andere,
Melchior, bald nach diesem , bald nach jenem Gute genannt wird.
4506 heisst Letzterer „zu Weissig^ (N. von Kamenz), wo er in diesem
Jahre und 4509 Zins verkaufte, 4544 und 4544 dagegen „zu Netikirch*^
(W. von Kamenz) , seitdem aber „zu Bullerüz^ (NW. von Kamenz)
gesessen. Dies Gut Oberbuileritz verkaufte er 4540 um 3360 fl. rh.
an die Burggrafen v. Dohna auf Königsbrttck. Auch er bekleidete
von 4509 an das Amt eines Hofrichters zu Budissin und war 4545
vor Antritt des neuen Landvoigts sogar Verweser der Landvoigtei^).
— Der oben erwähnte Hans v. P. auf Lindenau, wohl sein Bruder,
wii*d noch 4534 genannt. Jedenfalls dessen Söhne waren Dietrich,
Jahn, Hans und Caspar v. P., welche 4543 „nach dem Tode ihres
133. 1) Cod. Lus. 67. 113. 100. 135. Laas. Mag. 1859 (Bd. XXXV). 302. 1860.
474. ^) Cod. Lus. 177 (wo statt *. Nemotro dicto de Porsia sicher zu lesen ist:
Nicoiao) u. 187. >) Schulze, Alterthumer I. 151.
134. 1) A. Diesd. W. A. OberUus. Sachen Bl. 28. >) Lans. Mag. 1864. 11.
Ürk.-Verz. IIL lOU.
:!
135. Die V. Pribetitz oder Premtitz. ~ 136. Die v. Promnitz. 429
Vaters*^ mit Lindenau und Burkersdorf [S. bei Lindenau] belehnt
wurden. Dietrich verkaufte diese Güter an Caspar v. Minckwitz,
wozu 4565 seine Brüder Hans und Caspar ihre Einwilligung gaben.
Caspar hatte 156S von Ludwig v. Rosenhain dessen Antheil an dem
Stadtchen Ruhland und das Dorf Biehlen (O. von Ruhland) erkauft,
überliess aber 4563 auch diese Güter an Caspar v. Minckwitz und er-
scheint 4572 — 95 als zu Jessnitz (W. von Neschwitzj gesessen. Hans
dagegen erkaufte 4562 von den Brüdern v. Metzradt das Dorf Weidlüz
[O. bei Jessnitz) . verflusserte es aber 4 569 an Abraham v. Luttitz. —
Schon das Siegel Melchiors v. P. von 4509 zeigt ein quergetheiltes
Schild, oben Silber und unten drei gewellte Ströme.
135. Die T. Pribetitz oder Premtitz,
jedenfalls eine böhmische Familie, besassen in Eckartsberg bei Zittau
Zins als Lehn der Herren v. Leipa. Lutold v. Pribetitz war 4303
ürndvoigt über das ganze Weichbild Zittau. Für seine Söhne f^patris
nostri Leutoidi'^) halten wir die Brüder Johann, Heinrich, Lu-
told und S i e f r i e d , welche im Cod. Lus. zwar als „dicti de Pretetz*^,
in einer Abschrift der betreffenden Urkunde im böhm. Museum zu
Prag aber als „dicti de Premtitz^ bezeichnet werden. Diese Brü-
der verzichteten zugleich mit ihrem Onkel Conrad 4340 auf zwei
Mark Zins zu Eckartsberg, welche schon ihr Vater dem Kloster Marien-
thal überwiesen hatte , als daselbst eine Verwandte ^Jutha dicta de
Ostrositz^ den Schleier nahm. Auch ihr Lehnsherr Heinrich v. Leipa
genehmigte diese Schenkung. Von diesen Brüdern haben wir nur
Heinrich (oder Heinemann; so wird wohl zu lesen sein statt Her-
mannus] „de Premtitz^ 4345 bei einer ähnlichen Zinsschenkung
in Eckartsberg als Zeugen gefunden ^] .
136. Die y. Promnitz^
eine schlesische Familie , sind nur selten und nur auf kurze Zeit in
der Oberlausitz ansässig gewesen. Heinrich v. Pr., durch seine
Frau Elisabeth Schwager der Gebr. v. Gersdorff auf Tauchritz, wird
zuerst 4434 als „zu Hirschfelde gesessen^ bezeichnet i) . Entweder
war er Verwalter Heinrichs v. Kyaw, dem] damals dieses Gut ge-
hörte , oder er hatte von ihm ein Bauergut zu {.ehn erhalten. Dieser
135. 1) Cod. Lus. 169. 194. 209. DerKunzkodeJPreutit2«(lb. 261), Schwie-
gersohn Ton Otto y. Stewitz, ist wahrscheinlich auch ein Premtitz , Tieneicht obiger
Conrad.
136. 1) Hällwich, Reichenberg BeUage S. 4.
430 n. Abth^ung.
Heinr. v. Pr. nun erkaufte den 20. Oktober 4437 von den Gebrüdern
V. Biberstein auf Friedland die Landskrone bei Görlitz mit den zuge-
hörigen Dörfern Kunnerwüz, Neundorf und KleinbiesnüZj hatte die-
selbe aber schon vor dem 34. Oktober desselben Jahres an Herzog
Hans von Sagan, in dessen Gebiet die Stammgttter seiner Familie
lagen , wieder verkauft. Es lag am Tage , dass ihn der Herzog nur
dazu angestellt hatte , ihm zu der Erwerbung der in den damaligen
Hussitenkriegen doppelt wichtigen Burg zu verhelfen. Da man nun
dem Herzog nichts Gutes zutraute, suchten die Stande der Oberlausitz
diesen Kauf beim Könige zu hintertreiben. Als der v. Promnitz die
Landskrone kaufte, hatte er dem Jerusalem Becherer, bis dahin
Bibersteinschem Hauptmann auf derselben, 80 fl. ungr. versprochen,
welche J^icol. ]V. Gersdorff, sein Schwager, auszuzahlen übernom-
men hatte. Da dies aber nicht geschehen war, und Becherer sein Geld
forderte, so entstand zwischen den Schwägern langer Streit, der erst
4 464 gütlich beigelegt wurde. In den hierüber ergangenen Verhand-
lungen wird Promnitz noch einmal 4439 als „Heintze Promnitz von
Hirschfelde^ erwähnt 2). — 4447 werden bei Bestätigung mehrerer
dem Domkapitel zu Budissin zuständiger Zinse auch „4 Mark in Tech-
ritz [SW. von Budissin] bei Johann Prompnitz in Gusk [Gaussig]^
aufgeführt 3], ohne dass wir diesen Promnitz sonst auf Techritz oder
Gaussig vorgefunden hätten. — Erst 4582 machten die v. Pr. eine
bleibende Erwerbung in der Oberlausitz. Seifried Herr v. Pr.,
Freiherr zu Pless auf Sorau und Triebel , erlangte durch Tausch von
den Gebr. v. Maltitz die Herrschaft Hoyerswerde und erkaufte dazu
4585 von Hans Wilh. Herrn v. Schönburg auch noch Särchen, Buch"
wcUde, Rodila, halb Spohl und halb Brieschko , welche dieser frühere
Besitzer der ganzen Herrschaft bei seinem Verkauf an die v. Maltitz
sich vorbehalten hatte ^). Nach Seifrieds Tode wurden 4597 seine
Söhne mit Hoyerswerde belehnt.
137. IH6 T. Pulssnitz '),
meist Polsnitz geschrieben, waren die ältest bekannten Besitzer
des Gutes Pulssnüz, zu welchem schon Anfang des 43. Jahrhunderts
eine Menge Dörfer sowohl auf dem rechten , als auf dem linken Ufer
des Pulssnitzflusses gehörten. Ein Bernhard v. P. wird schon 4225
S) Urknnd.-Ven. II. W. 50«. 94». *) A. Bnd. Llb. fandat. fol. CCLXV flf.
♦) Urk.-Ve«. III. 230. 235 flg.
137. 1) Vgl. Knothe, „Die Utesten Besitzer ▼. Pnlssnite'' Im Um. Mag. 1865.
285 flg., wo auch die Nachweise.
138. Die T. Babenau. 431
bei Gelegenheit der Einweihung der neuen Kirche zu Kamenz und
zwar als erster unter den weltlichen Zeugen genannt. In der zweiten
Hälfte des 43. Jahrhunderts kommen gleichzeitig drei Glieder der
Familie vor. Ritter 0 1 1 o v. P. , der Besitzer von Pulssnitz, wird 4 272
— 4304 häufig als Zeuge sowohl bei den Markgrafen von Brandenburg,
als bei den meissnischen Fürsten , deren Vasall er für die westlich
der Pulssnitz gelegenen Güter ebenfalls war, auch bei dem Bischof
von Meissen zu Stolpen erwähnt und war 4284 Landvoigt des Budis-
siner Landes. Arnold v. P., jedenfalls ein jüngerer Sohn der Familie,
kommt 4 264 — 94 als Domherr zu Meissen vor, und Ritter Günther
V. P. scheint in der Torgauer Gegend ansässig gewesen zu sein , wo
er 4285 und 4286 in zwei Urkunden Bodo^s v. Eilenburg genannt wird.
4340 war ein Johann v. P. Zeuge in Meissen. Das Gut Pulssnitz
aber geh<)rte damals wieder einem Bernhard v. P., der kinderlos
war und daher seiner Frau Margarethe, Tochter des Burggrafen
Otto des älteren v. Dohna, alle seine Besitzungen, sowohl die meiss-
nischen (4309), als die oberlausitzischen (4348), zu Leibgedinge rei-
chen und ihren Vater ihr zum Vormund setzen liess. Dieselbe muss
als Wittwe kurz vor 4334 gestorben sein, da in diesem Jahre das Gut
dem Burggrafen Hermann v. Golsen zu Lehn gereicht ward. — Ein
Siegel Bernhards v. P. (4309) zeigt einen einmal quergetheilten
Schild.
138. Die T. Babenau
scheinen von der Niederiausitz aus in die Oberlausitz eingew*andert zu
sein, wo sie bereits Ende des 44. Jahrh. das Gut Rietschen (N. von Niesky)
mit den Pertinenzorten Werda und Hammerstatt besassen. 4387 versetzte
ein Bürger von Gtfriitz „Rencz Rabenaw's Kindern^ seinen Hof um
29 Mk. Gr.<). Wir wissen nicht, ob die nachstehenden Rabenau etwa
zu diesen ^Kindem^ gehören : Hei uze, zu dem 4392 von Görlitz ein
Bote geht, Rentsch, der 4398 erwähnt wird, Jenchin und Fried-
rich, die 4394 als „zumStencze [in der Niederiausitz]'^ gesessen be-
zeichnet werden ^) , aber auch in der Oberlausitz begütert gewesen sein
müssen, da sie seit 4389 öfter theils um Geldschuld, theils wegen Blut-
runst etc. vor das königliche Gericht zu Görlitz citirt wurden. Diesem
Friedrich (4404 ^zu Rietschen^ genannt) gehörte 4 400 auch die Säni-
izer Heide (N. von Rothenburg) und in dem Dorfe Daufntz (O. bei
Rietschen), einem Gute derer v. Rackel, (4446) der Kretscham und
138. 0 Oorl. lib. oblig. 1384 fol. 4. >) Uas. Mag. 1860. 66.
432 U. Abtheilung.
etliche Bauern ^) , sowie Hammerstatt , mit dessen ganzer Gemeinde
er 4423 von Colmann v. Metzradt auf Reichwalde wegen Holzfrevels
vor Gericht citirt ward. Um Mitte des 45. Jahrhunderts ist uns bloss
ein Peter V. R. auf Rietschen vorgekommen, der 4442 wegen Mord
nach Görlitz vorgeladen wurde. — Ende des Jahrhunderts erscheinen
nicht weniger als fUnf v. Rabenau aut Rietschetij von denen sicher vier
unter einander Brüder und wahrscheinlich Söhne dieses Peter waren.
Das eine Brüderpaar Peter und Melchior v. R. waren 4477 Helfer,
alsCaspar V.R., ebensowiejene^aufRietschen^gesessen,nach Reich-
walde eingefallen war. Diese Brüder hatten 4494 — 4509 mehrfache
Streitigkeiten mit der Stadt Görlitz wegen Wasserlaufen , Teichdäm-
men etc *) . Melchior hatte 4 485 einen Mord begangen. Von Peters Söhnen
hatte Dietrich4507 einen Eisenbläser erschlagen und wurde 4544 er-
mordet ; Christoph aber hatte später seines Bruders Dietrich Antheil
von Rietschen inne. Das andre Brüderpaar, Hans und Balthasar,
besass ausser Antheil an Rietschen, Werda und Hammerstatt, wo sie
1504 — 4544 mehrfach Zins verkauften, auch noch die Hälfte von Arns-
dorf [X. von Reichenbach), welche bisher Balthasar v. GersdorfT gehört
hatte. Daher heisst Balth. v. R. schon 4483 als Zeuge „auf Amsdorf**.
Zu diesem Gute gehörten auch Unterthanen zu Liebstein und Thiemen--
dorf (0. und N. von Amsdorf). Als er 4530 ohne Leibeserben starb,
verkaufte König Ferdinand Thiemendorf an Wolf v. Nostitz auf Ullers-
dorf, Balthasars Antheil an Arnsdorf mit dem Thiemendorfer Walde
aber an Hans v. Gersdorff auf Döbschi tz ^) . Die andere Hälfte des Rabe-
nauer Antheils an Amsdorf gehörte nach dem Tode von Hans (dem
Bruder Balthasars] Hansens Söhnen. Schon 4546 war „der junge
Hans V. R. zu Amsdorf" Schöppe im Hofgericht zu Görlitz. 4526 Hess
„Nickel V. R. zu Arnsdorf" seine Frau Anna beleibdingen. Auch
ihr Antheil gehörte später Hans v. Gersdorff.
Das Stammgut Rietschen gehörte in dem 4. und 5. Jahrzehnt des
46. Jahrhunderts nicht weniger als vier v. R.: Hans, wohl dem bis-
herigen Besitzer von Amsdorf, Christoph, dem obenerwähnten
Sohne Peters [bis 1544), und ausserdem einem Seif fort und einem
Balthasar, die unter einander „Yettem" waren. Seiffert (seit
4547) soll 4524 Klostervoigt von Marienstera gewesen sein, war 4544
Schöppe in einem zu Görlitz abgehaltenen Ritterding, that 4563 den
«) Eb6nd. 1867. 48. Ürk.-Ven. I. 187 No. 952. *) N. Script, rer. Ins. H.
386 flg. in. 1 flg. 5. ürkund.-Verz. III. 47d. «0 Urkund.-Verz. lU. 98»». U. löCK.
III. 140»>. N. Script, in. 61. 64. Tgl. 281.
139. Die V. Backe! . 433
Vorritt, hatte also keine Leibeslehnserben und starb 4574^). Bal-
thasar auf Rietschen war noch 4548 Schöppe zu Görlitz; 4549 aber
wird „Baltbasar der junge v. R. zu Rietschen '^ genannt. 4563
war auch dieser Balthasar der junge bereits gestorben , und seine
Söhne, Hans, Heinrich, George Hioronymus, Balthasar
und Seiffert, mit Ausnahme des ältesten alle noch unmtlndig,
Hessen sich ihre ererbten Güter, wie sie „ihr Vater, Balthasar der
junge, und ihr Grossvater, Balthasar der ältere, besessen", bestäti-
gen , nämlich [Rietschen , soviel ihnen zuständig , mit Rittersitz und
Vorwerk, Werda mit Vorwerk, Hammerstatt und halb Prauske, das
sie mit Seiffert v. R. ungesondert hatten. In demselben Jahre erkauf-
ten sie von denen v. Metzradt auf Reichwalde (Antheil von) Kleinliebeln
(W. von Hammerstatt] hinzu und theilten sich später so , dass Hein-
rich Werda, Balthasar und Seiffert Hammerstatt, Georg Rietschen,
Hans und Hieronymus aber Geld und Antheil an Rietschen erhielten,
den sie aber 4578 an Joach. v. Haugwitz verkauften. Auch ihr Bruder
Georg musste 4580 Kleinliebeln an Günth. v. Metzradt wieder veräus-
sem. Seifried war 4570 Landesältester.
139. Die V. Buckel
nannten sich nach dem gleichnamigen Dorfe W. v. Gröditz. 4334 be-
urkundete der Dekan zu Budissin, dass „der gestrenge Johann der
ältere v. Rakil" zu seinem Seelenheiie eine Hufe im Dorfe Wartha
der Kirche zu Guttau mit der Bestimmung geschenkt habe, dass stets
der Pfarrer dieser Kirche jene Hufe besitzen solle, eine Schenkung,
welche 4350 Kaiser Karl IV. bestätigte. Wohl derselbe Johann v. R.
hatte „vor vielen Jahren "eine Wiese unter dem Burgberge von Kukau
(N. bei Marienstern) besessen und sie später dem Dekan zu Budissin
aus Freundschaft geschenkt, der sie 4350 an Marienstem verkaufte.
Sein Sohn „Johannes genannt Rackel^ verkaufte 5 Seh. %0 Gr. Zins
zu Mätüz (0. von Kamenz) dem Domkapitel zu Budissin, welches sich
diesen Erwerb 4348 von Kaiser Karl IV. und 4408 nochmals von König
Wenzel bestätigen liess^). Schon in der zweiten Hälfte des 44. Jahr-
hunderts müssen sich die v. R. in mehrere Linien gespalten haben,
von denen die eine das Stammgut Racket behielt, eine zweite zu
DatUriiz (NW. v. Rothenburg) , eine dritte zu Stenz in der Niedei^
lausitZy eine vierte in Schlesien gesessen war.
«) CftTpzoT, Ehient. I. 348. Oberl. Nachlese 1770. 183.
139. <) A. Bad. Cod. Las. U. 28.
K B 0 1 k e , Gesell, d. Oberl. Adeli. 28
434 II* Abtheilung.
1. Linie Rackel.
Wer von Mitte des 14. bis Mitte des 15. Jahrhunderts dies Gut
innegehabt habe, wissen wir nicht. 1432 werden ein Nickel und
ein Ulrich R. unter den Freunden des Burggrafen Wentsch v. Dohne
auf Grafenstein erwähnt, welche sich der Fehde desselben gegen die
Stadt Görlitz und den Adel ihres Weichbilds anschlössen ^] . Doch er-
fahren wir nicht , ob sie der Rackeler Linie angehörten. Erst 4452
kommt wieder ein Hans Rackil „daselbst gesessen^ vor, der dem
Domstift Budissin Zins auf seinen Untersassen verkaufte ^) . Ebenso
veräusserten Alb recht und Christoph ungesonderte Brttder v. R.
„daselbst gesessen^, wohl Hansens Söhne, 1481 — 99 und 1512 Cas-
par, Melchior und Georg Gebr. v. R. „daselbst^ Zins an dasselbe
Stift. Diese drei Brttder nun werden öfter erwähnt. Caspar Hess 1539
seine Frau Margarethe auf der Mühle bei Cannewiiz (W. bei Rackel)
beleibdingen und war noch 1541 zu Rackel gesessen. Melchior Hess
1531 seine Frau Anna beleibdingen, und Georg war 1545 Schöppe
im Hofgericht zu Görlitz. Uebrigens hatte die Familie einen Theil
ihres Gutes (vor 1545) an Hans v. Maxen auf Gröditz veräussert. Da-
her werden im Musterregister von 1551 nur die Ritterdienste aufge-
zählt, welche „die v. R. von ihrem An theil zu Rackel '^ zu thun
hatten. 1565 wird Christoph v. R. zu Rackel erwähnt.
2. Linie Daubitz.
1381 wurden „Heinrich Rackel und seine Brttder in Görlitz
entschieden mit Zdislaus Rindern von Daubitz , so dass Heinrich mit
seinen Brttdem ihnen hat gegeben 1 1 Seh. Gr. und sie ihm und sei-
nen Brttdem nimmer das Gut sollen ansprechen^ ^) . Einer dieser Brtt-
der dttrfte Wolfart v. Rackil gewesen sein, der 1388 das Haus
eines Juden zu Görlitz erblich erhielt. Jener Heinrich v. R. aber wird
1381—1414 häufig als „zu Daubitz^ erwähnt. — Er hinterliess drei
Söhne, Hans, Heinrich, Timo, und zwei Töchter, Barbara und
Kunigunde, welche sich 1414 und 1418 wegen ihrer Ansprüche
auf das väterliche Erbe verglichen. Hans kämpfte 1428 mit gegen die
Hussiten; Heinze begab sich 1441 wegen einer Geldschuld aus Man-
nenrecht in Görlitzer Stadtrecht; Timo hatte bis 1435 vielfach Streit
wegen Wasserläufen mit einem gewissen Mehlhose zu Daubitz, der
s) Urk.-Ven. II. 32'. ») Laos. Migai. 1860. 433. <) Oörlitzer Stadtbach
von 1305.
139. Die T. Backet. 435
also wohl einen Theil des Gutes besass , vielleicht denselben , den
später die v. Rabenau inne hatten.
Nach Mitte des 45. Jahrhunderts zweigte sich von Daubitz eine
Nebenlinie zu Teicha (S. bei Daubitz) ab. 1466 war ein Heinze
V. R. „zum Teiche^ Zeuge ^). Er hatte, wie es scheint, drei Sohne,
Hans „zum Teiche'*, der 4479 einen Mord begangen hatte und des-
halb nebst Georg „zum Teiche^, wohl seinem Bruder, vor Gericht
citirt ward. 4485 wurde Hans „zum Teiche^ von „seinem Bruder
Hans V. R. zum See [W. bei Niesky] ermordet und erschlagen^, wes-
wegen der Mörder in die Acht kam. Dieser Hans kann übrigens nur
einen Antheil von See und auch nur auf kurze Zeit besessen haben.
Georg kommt noch 4495 vor, wo er wegen einer Kampherwunde, die
er jemandem gehauen, in Görlitz in die Acht kam. Darauf muss
Teicha abermals einem Hans v. R. gehört haben. 4532 nämlich
verkauften „die Vormünder von Hans Rackels Erben^ das Gut „der
Teich^ an Hieron. v. Nostitz zu Quolsdorf.
Auch auf Daubitz finden wir in der zweiten Hälfte des 45. Jahr-
hunderts zwei verschiedene Hans, ein besonders beliebter Vorname
in dieser Familie. Als der eine derselben ohne Leibeslehnserben
starb, fielen seine Güter, nämlich Antheil an Neuhammer, Anderthalb^
teich mit dem Gesäss daselbst, Dorf Prauske und 6 Bauern zu Daubitz,
an den Landesherrn, der dieselben 4486 an den Bath von Görlitz ver-
kaufte^]. Der andere Hans v. R. „zu DatAitz^ kommt 4478 — 98
sehr häufig in den GOrlitzer Ladebüchem vor bald wegen Kampher-
wunden, die er gehauen, bald wegen eigenmächtiger Aufhebung oder
Bestattung aufgefundener Todten, bald wegen anderer Frevel. —
Wohl seine Sohne waren die Brüder Hans, Balthasar und Peter
V. R. zu Daubitz, die 450S — 45 mehrfach Zins auf ihren Gütern Daubitz
und Prauske verkauften ^j . Auch sie besassen die der ganzen Familie
innewohnende trotzige, gewaltthätige Sinnesart. 4505 hatte sich
Hans „des Pfandes gewehrt^, 4540 einen in der Acht der Stadt Gör-
litz befindlichen Mann ermordet ^) . 4546 wurde Peter von seinem Bru-
der Hans vor Gericht geladen , weil Ersterer des Letzteren Untertha-
nen aufgehetzt hatte , ihm die üblichen Hofedienste nicht zu leisten,
sie mit gespannter Armbrust bedroht , einen Mann und dessen Frau
sogar verwundet hatte. 4544 und noch Öfter hatten die v. Rackel
Streit mit Görlitz wegen Wasserläufen etc. Auch Hans und Baltha-
») Urk..Ven. IL 99«. «) Sbendia. n. 155»». 7) Ebend. III. 76«. ») N.
Script, rer. los. HI. 00 flg. 282 flg.
2b*
436 II. Abtheilung.
sar hatten übrigens Antheil an Neuhammer und Teicha. 4549 er-
kaufte Balthasar um 4000 fl. rhein. von Heinrich v. Maltitz das Gut
Lückersdorf (W. bei Kamenzj, verkaufte es aber bald darauf an den
Rath zu Kamenz. Er starb 4574 als „zu Neuhammer gesessen^;
darauf ward 4575 Hans v. R. „nach seines Vaters Balthasar Tode^
mit dem Rittersitz Neuhamroer und Antheil an Daubitz belehnt.
Auf Daubitz selbst war nach Mitte des 46. Jahrhunderts ein
Jakob V. R. gesessen, der 4567 seine Frau Anna beleibdingen Hess,
4576 Sänüz an Adam t. Nostitz verkaufte und 4589 „aus väterlicher
Liebe und iii Betracht seines hohen Alters und Schwachheit'^ seinem
Sohne Balthasar das Gut Daubitz nebst Rittersitz abtrat. Dieser
aber verkaufte dasselbe „soviel ihm auf seinen halben Theil zustän-
dig", 4609 an seinen obenerwähnten Vetter Hans v. R. auf Neu-
hammer.
Das Wappen der Familie v. R. , wie es sich auf dem Siegel
„Johanns des älteren" schon an der Urkunde von 4334 und auf einem
Siegel von 4484 darstellt, zeigt zwei mit den Mundstücken nach unten
gekehrte Zinken, ganz wie das älteste Siegel derer v. Nostitz, nur
dass bei letzterem die Zinken geschachtet sind.
140. Die V. Badeberg
stammen, wie schon der Name andeutet, aus dem Meissnischen. Hier
nun wird 4233 — 42 mehrfach ein Ritter Thimo v. Radeberch
erwähnt, der 4233 für das Seelenheil seines Vaters Arnold dem
Hospital zu Meissen ein Gut übergab, und der 4235 vier Hufen
zu Reichenberg dem St. Afrakloster derselben Stadt eignete. Sein
der letzteren Urkunde anhängendes Siegel zeigt drei Bruchstücke
eines Rades, ganz wie sie die Siegel des oberlaus. Ritters Heinrich
V. Radeberg (4296) und Heinrichs v. R. auf Thiemendorf (4 420)
zu enthalten scheinen <). Die oberlaus, ritterliche Familie dieses
Namens dürfte also wohl entweder direkt von jenem Arnold und
Timo im Meissnischen abstammen oder doch von derselben Sippe
sein. Seit Ende des 43. Jahrhunderts erscheinen in der Oberlausitz
gleichzeitig drei Personen dieses Namens, von denen die Brüder
Albert und Martin Bürger von Görlitz, Heinrich aber Ritter
und zu Betzdorf auf dem Eigen begütert war. Ob er ein Bruder
jener Beiden gewesen, lässt sich wenigstens nicht erweisen.
140. 1) Ornndmann, cod. dipl. I. 75. Tergl. Märcker, Bgfib. He<Meii!206.
408. Cod. Lni. II. 22. Urk.-Ven. II. 3.
140. Die V. Badeberg. 437
Wir behandeln zuerst Albrecht und seine Nachkommen, dann die
Heinrichs.
4. Die ^aus der Münze^ zu Görlitz.
AI brecht, meist Apetz genannt, war bereits 1294 Rathmann,
1398 Btlrgermeister , mindestens seit 4304 aber brandenburgischer
MUnzmeister zu Görlitz. Die Benennung ^Apetz MUnzmeister^ be-
hielt er auch, als (seit 4308) das Mttnzmeisteramt in andere Hände
übergegangen war ^j . In all den bisher erwähnten Urkunden wird
allerdings nie sein Familienname genannt; aber sein Sohn Heinrich
wird (4308] ausdrücklich als ^filius Apezconis dicti de Rade-
berg, quondam monetarii^ bezeichnet 3). Er hatte durch das mit
dem Münzmeisteramte verbundene Wechslergeschäft sich ein bedeu-
tendes Vermögen erworben. 4309 vertheilte er seinen Besitz an seine
Söhne. Otto erhielt das Vorwerk zu Rauschwalde (W. bei Görlitz),
Albe rt das zu Moys (SO. bei Görlitz), Peter das vor der Stadt und
den Hof in der Stadt, wo der Vater wohnte. Als Apetz bald darauf
das Vorwerk vor der Stadt an seinen Neffen Johann versetzte , über-
w ies er dafür seinem Sohne Peter die Hälfte der Mühle am Neissthor,
deren andere Hälfte ein vierter Sohn Heinrich besass. Sollte Peter
^geistlich werden'^, so sollte er die Mühle nur als Leibgedinge inne
haben*). Wann „Herr Apetz** gestorben, steht nicht fest.
Sein Bruder Martin soll noch 4327 Bürgermeister zu Görlitz
gewesen sein. Wir zweifeln daran. Denn 4309 gab „Lusha,
Herrn Martins v. Radeberg Hausfrau**, den Hof, „da sie wohnte**,
ihrem Sohne Johann auf, und bald darauf versetzte Herr Apetz an
diesen seinen Neffen Johann, „der Mertinne Sohn**, jenes Stadt-
vorwerk und 450 Schafe „die da gehen zu Rauschwalde**. Daraus
scheint sich zu ergeben , dass Martin zu jener Zeit nicht mehr lebte.
Johann wird noch 4336 erwähnt.
Von den vier Söhnen des Münzmeisters Apetz wird „Otto v.
Radeberg** 4344 als Bürger von Görlitz bezeichnet^) und soll noch
4327 gelebt haben. Albert; „Herrn Apetz aus der Münze Sohn**,
gab 4326 seiner Frau Margarethe 80 Mark auf seinem Gute Moys
auf. Peter „aus der Münze** oder „monetarius**, der nicht geist-
lich geworden war, erscheint 4332 als Bürgermeister von Görlitz.
^ Vergl. Uns. Mag. 1778. 181 flg. Aber ihn and seine Familie. Cod. Las. 157.
166. Laus. Msgaz. 1870. 62 (bis). Cod. Lns. 187. 190. 202—5. ») Ebend. 187.
190. «) Nach dem Oörl. Stedtbuch von 1305. ^) Cod. Los. 207. 208.
438 n. Abtheilnng.
1343 trat ^weiland Peters aus der Münze Hausfrau^ ihren Töchtern
Agnes und Elise ihre Mitgift ab.
Nur der vierte Sohn Heinrich scheint Söhne hinterlassen zu
haben. Schon 1309 gab er seiner Frau Kathar ine 450 Mark auf
der Neissmtthle auf. Seit 1308 (1309) besass er als Lehn der Brüder
Heinrich und Witego v. Ramenz den Durchzoll zu Görlitz , den er
1314 seinem Sohne Gunzelin abtrat. 1315 war er nicht mehr am
Leben. In diesem Jahre nämlich erhielten die sämmtlichen Söhne
weiland Heinrichs, nämlich Gunzelin, Ulmann, Nicolaus,
Peter und Johann, „Bürger von Görlitz^, diesen Durchzoll zu ge-
sammter Hand gereicht, verkauften ihn aber 1332 an Johann v. Salza^),
den Bruder von Ulmanns Frau, Margarethev. Salza.
Unter diesen Brüdern war besonders „Herr Ulmann aus der
Münze ^ eine nicht bloss in der Stadt Görlitz , sondern im ganzen
Lande hochangesehene Persönlichkeit. Nicht nur besass er eine
Menge Höfe in Görlitz, auch „die Münze**, das Haus, wo sein Gross-
vater Apetz sein Münzamt betrieben hatte , und nach dem sich jetzt
die ganze Familie nannte, desgleichen Zins zu Flohrsdorf (0. von Gör-
litz] , sondern er ward auch mehrfach zum Bürgermeister seiner Va-
terstadt, ja 4368 von Kaiser Karl IV. sogar zum „Pfleger und Ver-
weser der Lande Budissin und Görlitz^ , d. h. zum interimistischen
Landvoigt d^r Oberlausitz ernannt 7) . So war ein Görlitzer Bürger ein
Jahr lang Statthalter des Kaisers über das ganze Land, ertheilte Lehn
und übte alle Bechte eines Landvoigts. Als er (vor 1383) starb, hin-
terliess er nicht weniger als 13 Kinder, die meist den Vornamen ihres
Vaters, Ulmann, als Familiennamen führten: Johann Ulmann
(besass 1383 das Gut Gersdarf an der Landskrone; sein Sohn war
Niclin aus der Münze), Martin, Gunzel Ulmann der
mittelste, Peter, Mathias, Ulmann der junge und ausserdem
vier Töchter^). Diese Görlitzer Patricierfamilie noch weiter zu ver-
folgen, liegt ausserhalb unserer Aufgabe.
2. Die V. Badeberg.
Wir haben früher den „Bitter^ Heinrich v. Badeberg, den
Zeitgenossen des Münzmeisters Apetz, für identisch mit dem gleich-
namigen Sohne von Apetz gehalten. Allein Letzterer war „Bürger
von Görlitz^, und der Bitter nennt sich einmal ausdrücklich Heinricus
«) Eb6nd. 187. 190. 207. flg. 210. 298. ^ Vgl. Uns. Mag. 1778. 224. 350.
N. Script. I. 47 med. 8) Stammbaum Lani. Mag. 1778. 254 flg.
140. Die V. Badeberg. 439
senior de Radeberg®}. Dieser Ritter Heinrich hatte von den Ge-
brüdern Bemh. und Otto v. Ramenz einen Theil von Ber:bdorf auf
dem Eigen erworben , war also ihr Lehnsmann ; aber er war ihnen
mehr als dies. Bei fast allen Verhandlungen über den Verkauf Bern-
Stadt» von Seiten jener Brüder linden wir ihn (4284 — 96) theils im
Gefolge derselben, theils als ihren Beauftragten, theils als ihren Bür-
gen. Auch noch spater begegnen wir ihm bis 4384 ^^), — Er soll
einen Sohn Namens Otto gehabt haben, der vor 4350 vier Güter zu
Berzdorf bei der Kirche, frei von allen Diensten, an das Kloster
Marienstem verkauft habe. Wenn auch die betreifende Urkunde
ihrem Wortlaut nach nicht echt sein kann, so glauben wir jetzt doch
an einen Sohn Heinrichs Namens Otto. In einer Urkunde von 4304
erscheint zu Görlitz neben Heinrich v. R. auch ein Otto v. R. unter
den Rittern , mit welchem der gleichnamige Sohn des Münzmeisters
Apetz nicht gemeint sein kann, da erst nach den Rittern Apetz selbst
und zwar unter den Görlitzer Bürgern genannt wird^^).
Gegen Mitte des 4 4. Jahrhunderts lebten ausserdem ein Peter
V. R., der 4348 als einer der Landesältesten des Löbauer Weichbilds
bezeichnet wird *2) und wahrscheinlich auf Strahwalde (N. bei Herrn-
hut) gesessen war, sowie die Brüder Ecke und J o n e v. R. auf Holten"
dorf und Thiemendorf (W. und NW. von Görlitz). Wir wagen nicht
mit Sicherheit zu behaupten , dass der Henczilv. Str u w e n w a 1 d
(Strahwalde) , dessen Sohn Hannos 4375 einen. Mord begangen
hatte, ein Radeberg gewesen sei, halten es aber für sehr wahrschein-
lich , da sich wegen der richtigen Abtragung des Wehrgeldes unter
Anderen auch Ecke v. R. verbürgte, und da neben „Bernhard,
filius Johannis Struwenwald^ (der 4380 ebenfalls wegen eines Mor-
des zu Görlitz geächtet worden), 4390 ein „Nitcze v. Radeberg
gesessen zu StrubenwaMe^ als Zeuge erwähnt wird, der noch 4399
als Nicze Struenwald erscheint ^3). Dann würden auch Bernhard
und Friedrich Struwenwalde, die 4429 von der Stadt Görlitz
als Söldner gegen die Hussiten aufgenommen wurden, Radeberge
sein. Dieser Friedrich war noch 4437 zu Strahwalde gesessen und
gelobte, nie wieder etwas gegen die Sechsstädte zu unternehmen.
Neben dieser Strahwalder Linie gab es aber auch noch eine
Kunewalder. 4383 ward ein Streit zwischen Heinrich v. Rade-
9) Lau«. Mag. 1870. 12 u. 60. »<0 Ebendas. 1870. 51. 49. 52. 55 flg. 59. 60.
Cod. Lq8. 166. 247. II. 22. ») Carpzoy, Ehrent. I. 336. Cod. Lus. 166.
12) ^zBcboppe and Stenzel, Urk.-Samml. 559. 13) Gdrl. IIb. proscript. I. 60.
II. Ha. Urk.-Verz. I. 131 No. 647.
440 II. Abtheilang.
berg gesessen zu Kunewaide [W. v. Löbau] und den Franziskanern
zu Löbau wegen eines Waldes dahin verglichen, dass Heinrich diesen
Wald dem Kloster schlitzen und bewahren , das Kloster aber ihn) da-
für jährlich eine Quantität Salz entrichten und so oft er in das Kloster
geritten käme , ihm etwas Trank und Speise vorsetzen , auch seinem
Pferde Heu geben sollte. Da Heinrich diesen Vertrag zugleich im
Namen seines Bruders Hans zu halten gelobte, muss auch dieser
Antheil an Kunewalde gehabt haben >^;. Dieser beim Bischof von
Meissen zu Lehn gehende Antheil des Dorfes gehörte 4430 einem
Kuntze Radeberg, war aber kurz darauf nicht mehr im Besitz
der Familie.
Gegen Ende des 44. Jahrhunderts kommen 4390^^) ein Albrecht
v. R. zu Bertoldisdorf (wohl Berthelsdorf bei Strahwalde} und 4390 —
4407 mehrfach ein Ramfold v. R. vor, der z. B. 4399 den Richter
von Berthe Isdorf vor Gericht citirte. Derselbe soll später zu Rausch-
walde gesessen gewesen sein, und seine Söhne Hans und Nickel
v. R. sollen dies Gut noch 4437 gehabt haben.
Der schon oben er^'äfante £ck e v. R. auf Holtendorf und Thie-
mendorf wird schon 4355 als Zeuge bei einer Schenkung an Marien-
Stern erwähnt und verkaufte 4389 seinen Antheil an diesen Gütern
seinem Bruder Jone. Dieser Jone auf Holtendorf beschied (4390)
vor seinem Tode dem Jakobshospital zu Görlitz all seine Harnische,
„die jetzt bei dem Plattner liegen^, zu einem Seelgeräthe. Seine
Kinder verkauften 4396 Holtendorf an Nicolaus Voigtländer v. Gers-
dorff. Sie hiessen Nikolaus, Hans, Peter, Martin. Mathes,
Katharine und Margare the (4407). Von denselben war Hans
(4402 — 7) zu Biesnig (S. von Görlitz), Peter zn Krauscha (W. von
Penzig) gesessen. Ausserdem wird ein Heinrich v.R. zu Thienien-
dor/* genannt , der 4420 und 4 424 jedesmal einen Bauer zu Reudnitz
(NO. von Ostritz) verkaufte ^•j , und dessen Wittwe „Metz in von
Tymendorf^ ebenfalls Güter zu Reudnitz besessen hatte, welche 4 458,
jedenfalls nach ihrem Tode, an die Krone gefallen waren. Heinrich
war also kinderlos geblieben. — Später haben wir die Familie v. R.
nicht mehr in der Oberlausitz gefunden.
»«) Knanthe, Schule zu Löban 5. . «) Urk.-Vera. 1.131 No.647. t«^ Urk.-
Verz. 11. 8 n. 5.
^ 141. Die V. RauBsendorf. 44 1
141. Die T. Baassendorf
sind in die Oberlausitz wohl von Schlesien aus eingewandert , wo sie
sc&on im 43. Jahrhundert ansässig waren ^]. Zuerst 13892) haben
wir einen Hencze v. Ruschindorf „zu Gaussig^ (S. von Göda)
als Bürgen für Nik. Küchenmeister zu Wolmsdorf gefunden; derselbe
war aber wohl nur Pfandinhaber dieses denen v. Gusk gehörigen
Guts. Diese Vermuthung wird dadurch unterstützt, dass 4392 „Peter
V. Gusk einen Tag halte zu Görlitz mit dem v. Raussendorf^. Später
hatte König Wenzel den Heinrich v. R. [wohl denselben) und dessen
Bruder Hans, sowie den Bernhard v. Döbschitz „mit seinem [des
Königs] Recht an Spremberg, Friedersdorf, Taubenheim und Sohland
im Weichbild Budissin, und an dem Dorfe Petrikau im Lande zu
Breslau" belehnt. Nach dem Tode Heinrichs v. R. war dieser Besitz
von den beiden Mitbelehnten an einen andern Heinrich v. R. [viel-
leicht den Sohn des obigen) verkauft worden, was König Wenzel 4408
genehmigte^]. Dieses „Recht des Königs" bestand jedenfalls Inder
Obergerichtsbarkeit auf jenen Dörfern, die laut Vertrag von
4272 den Königen von Böhmen gehörte, obgleich die Dörfer selbst
von dem Bisthum Meissen zu Lehn rührten *) . Diese Obergerichts-
barkeit aber wUre ziemlich werthlos gewesen, wenn die v. R. nicht
selbst in der Gegend ansässig gewesen wären. Und in der That finden
wir die Familie seit Anfang des 45. Jahrhunderts im ununterbroche-
nen Besitze von Spremberg, das somit schon Ende des 44. Jahrhun-
derts ihnen gehört haben wird.
Der jüngere Heinrich v. R. , „Ritter auf Spremberg" , kommt
4 408 — 26 häufig vor, z. B. 4448 als Deputirter des Adels, 1420 bei
einer Klage des Adels gegen den Rath zu Budissin. Er scheint also
ausser seinem bischöflich meissnischen Spremberg auch noch könig-
liche Lehngüter besessen zu haben. 4424 sendete er Leute zur Be-
festigung Budissins gegen die Hussiten, focht 4424 und dann 4426
bei Aussig mit gegen die Ketzer und schrieb nach letzterer Schlacht
an den Rath zu Görlitz einen Schimpfbrief gegen Peter v. Maxen, der
bei jener Gelegenheit feldflüchtig geworden war*). — Wer nach ihm
Spremberg besessen, wissen wir nicht. Erst seit 4488 haben wir
wieder sichere Nachricht. Da nämlich wurden die Gebr. Hans und
141. 1) Aneh In Budissin wird ein Franziskanermönch Witego de Rnzindorf
schon 1295 erwähnt. Cod. Lns. 150. 2) Urk. t. 23. MIrz. im A. Dresd. ') Laus.
Magaz. 1872. 173. «) Vergl. v. Weber, Archiv für die sachs. Gesch. VI. 193 flg.
5) Uns. Mag. 1839. 128.
442 II. Abtheilung.
N ickel V. R. von dem Bischof von Meissen mit diesem Gute belehnt,
1545 und abermals 4519 dagegen derselbe Nickel und seines Bruders
Söhne: Hans, Caspar, Christoph, Georg und Friedrich,
die 4528 nach Nickels Tode aufs neue die Lehn erhielten ^) . Von die-
sen Brüdern werden bei neuen Belehnungen 4539 nur noch Christoph,
Georg und Friedrich, 4554 nur Christoph und Friedrich erwähnt. 4559
hatte Friedrich den Siedelhof und 45 Bauern, ein Hennicke v. R.,
wohl ein Neffe von ihm, „den halben Theil" von Spremberg inne.
Letzterer ernannte, als Collator, zum Pfarrer daselbst seinen Hof-
meister''). Als Sohn von Friedrich wird 4559 ein Hans genannt, der
auch noch 4588 zu Spremberg vorkommt.
Es war ein andrer Hans v. R., „von der Konnitz zu Striegau^,
der 4582 von Georg v. Uechtritz, seinem Schwiegervater, einen Theil
von (Ober-) Gerlachsheim (0. von Seidenberg) erkaufte und denselben
mindestens noch 4592 besass. 4606 aber erkaufte Dorothee v. R.,
geb. V. Uechtritz von Adam v. R. (vielleicht ihrem Sohne) Gerlachs-
heim und verkaufte es dann 4607 an Jakob v. Knobloch ^).
4566 erwarb ein Conrad v. R. „zu Tillendorf" (?) von Christoph
V. Kottwitz das Gut Nickelschmiede und Birkenlache (SO. bei Haibau)
und 4585 dessen Sohn Adam von Balthasar v. Haugwitz das Gut
Leippa und den Hammer zu Niedersänitz (N. von Rothenburg) . Als
Conrad 4596 starb; übernahmen von seinen Söhnen dieser Adam und
WolfConrad die Güter Nickelschmiede und Birkenlache (SW.) Sie
verkauften zwar dieselben 4596 an Christoph v. Schellendorf; aber
nach dessen Tode erwarb sie Wolf Conrad von den Erben zurück und
hinterliess sie 4643 seinen damals noch unmündigen Söhnen.
143. Die T. Bechenberg
haben sich von zwei Seiten, von Schlesien und von Meissen her, auch
in der Oberlausitz eingebürgert^) und theils von Klitschdorf, theils
von Oppach aus zahlreiche Güter daselbst erworben.
4. Linie Klitschdorf.
Schon Ende des 4 4. Jahrhunderts besassen die Brüder Nickel,
Günther, Heinrich und Clemens v. R. das am rechten, also
schlesischen Ufer des Queiss gelegene Gut Klitschdorf. Sie erwarben
8) Oercken, Stolpen 464. ?) Mitttg, Bischofswerde 243. 254. Heckel,
Bischofsw. 385. ») L. B. IV. 8 u. 462.
142. 1) Schon 1334 kaufte übrigens Frtu A d e 1 e , die Tochter des oherUnsitzi-
srhen Edelmannes Wolfram v. Pannewitz, Wittve des Ritters Oöntherv. Rechen-
142. Die V. Recbe&berg. 443
4393 von Herzog Johann von Görlitz den auf dem linken, also ober-
laasitzischen Ufer gelegenen Theil der Görlüzer Landesheide ^zwischen
der Hosselitz und der Schremnitz, vom Felde bis an den Schnellen-
furth^, und 4394 von demselben Fürsten gegen ein Darlehn von 4(H)
Schock pfandweis die Heide „von dem Schnellenfurth hin an das Feld
mit dem Eichelberge^, wobei wir dahin gestellt sein lassen, ob diese
beiden Verleihungen sich auf ein und dasselbe oder auf verschiedenes
Terrain bezogen. Auch König Wenzel bestätigte nach dem Tode sei-
nes Bruders, des Herzog Johann , 4396 den Brüdern v. R. die an sie
um 400 Schock verpfändete Heide .„vom Schnellenfurth bis an das Feld
mit dem Eichelberge^ ^) . Hierdurch gelangten die v. R. in den Besitz
' der ganzen Heide zwischen dem Queiss und der 'grossen Tzschime,
die seitdem die Rechenberger Heide hiess. Noch aber besassen
die Herren v. Penzig, wie auf der gesammten Gtfrlitzer Landesheide,
so auch auf diesem Theile derselben das Recht , das dürre Holz , die
Hutung und das Laub zu nutzen und den dritten Theil der Einkünfte
aus den Heidedtfrfem zu beziehen. Dieses Anrecht, bestehend in „Ge-
schoss , Wiesenzins , Forstgeld^ etc. von den Dörfern Waldau , Gün-
Üiersdarf, Txschtma, Siegersdorf, Heidegersdorf, Bienitz und Tommen--
dorfj erkauften 4406 die v. R. um 477) Schock von denen v. Penzig 3)
und waren nun Alleinbesitzer der sehr umfänglichen Rechenberger
Heide. Mitte des 45. Jahrhunderts gehörte diese Heide den beiden
Brüdern Nickel und Melchior v. R., von denen jener ausser
Klitschdorf noch Primkenau , dieser Wendischbohra in Schlesien be-
sass. Melchior starb 4 482 und liegt bei den Franziskanern in Görlitz
begraben^). — Bald darauf entspann sich zwischen Caspar, dem
Sohne Nickels , und Hans und Nickel, den Söhnen Melchiors , ein
vieljähriger Streit um die Heide. 449S nämlich erwirkte Christoph
V. Talkenberg, Herr auf Dewin bei Gabel, von König Wladislaus von
Böhmen die Ermächtigung , das Stück Heide wieder einlösen zu dür-
fen, das einst von Herzog Johann von Görlitz um 400 Schock an die
V. R. versetzt worden war. Er ward vom Landvoigt eingewiesen.
Bald aber masste er sich nun auch das Recht an, über das dürre Holz
in der Heide zu verfügen; so dass Caspar v. R., da ihm der Landvoigt
nicht zu seinem Rechte verhalf , sich endlich mit Gewalt wieder in
den Besitz der ganzen Heide setzte. Allein der v. Talkenberg verband
berg, einen Hof zu Bndissin und bestimmte ihn nach ihrem Tode den Franziskanern
dieser Stadt, bei denen sie auch begraben wnrde. Cod. Lns. 307. 354. ^ Urk.-
Verz. I. 136. 139. 143. ») Urk.-Verz. I. 160 No. 801. 802. Tgl. I. 195. *) ürk.-
Verx. II. 79k. N. Script. I. 268. 320.
444 U. AbtbeilttDg.
sich mit Hans und Nickel v. R., den Cousins von Caspar v. R., ver-
trieb die Leute Caspars und baute sich „einen Tabor^, ein Bollwerk,
mitten in der Heide , von wo aus er und seine Genossen „Strassen-
plackerei^ trieben. So ward der Familienzwist zu einer Angelegen-
heit des ganzen Landes. Tage wurden gehalten von Land und Städ-
ten; der Landvoigt befahl, sich zu einem Heereszuge und zwar gegen
Caspar v. R. bereit zu halten; die Görlitzer fragten (4499) bei den
Schoppen zu Magdeburg an , wie der verdriessliche Handel rechtlich
möge geschlichtet werden. Es scheint, dass derselbe endlich vom
Landvoigt nebst Land und Städten gütlich beigelegt worden ist ^) . Un-
mittelbar darauf entspann sich zwischen Caspar v. R. und dem Rathe
von Görlitz, der 1499 durch Erwerbung der Heide zwischen den bei-
den Tzschirnen der Grenznachbar der Rechenberger geworden war,
abermals ein langwieriger Rechtsstreit (1544 — 43). Ein Kind aus
einem Rechenbergschen Heidedorfe auf dem rechten Ufer der grossen
Tzschirne war ertrunken und auf dem linken , Görlitzer Ufer ange-
schwemmt aufgefunden worden , worauf beide Grundherren die ge-
richtliche Aufhebung des Leichnams beanspruchten. Desgleichen war
ein Teichschutz von Caspar v. R. eigenmächtig durchstochen worden
zu grossem Nachtheil des Görlitzer Gebiets. 'Darum klagte der Rath
hei dem I^ndvoigt und verlangte Abtragung des zweifachen „Fre-
vels^. Dagegen erhob auch der v. R. Klage gegen den Rath^ dass der-
selbe Wagen mit Salz auf Rechenberger Gebiet angehalten und nach
Görlitz abgeführt, die Ladung aber unter dem Verwand, dass die
Wagen unberechtigte Nebenwege befahren hätten, confiscirt, auch das
Graben von Eisenstein auf dem Rathsgebiet den Rechenbergschen
Eisenhämmern verwehrt habe. Vergeblich suchte der alte, blinde
sächsische Obermarschall v. Schleinitz, als ein Verwandter Caspars
V.R., und später Georg v. Schlieben , Verweser zu Sagan , auf des-
halb zu Budissin zwischen den Parteien abgehaltenen Tagen zu ver-
mitteln ; vergeblich bot der v. R. dem Rathe seine ganze Heide zum
Kaufan; der Rath beschloss Fortführung des Prozesses und nahm
sich einen Advokaten zu Wittenberg und einen „Patron^ zu Magde-
burg an. Endlich führten (4543) direkte Verhandlungen zwischen den
Parteien zu einem gütlichen Vergleiche ®) . — Caspar besass Klitsch-
dorf und die Heide noch 4534. Dann hatte diese Güter sein Sohn
6) Neum ann, Qesch. tod GörUtz 87. Kiuff er IIL 35 flg. Irk.-Ven. 111. 44.
46. 51. «) N. Script. III. lOÖ. 146. 149. 196.245 flg. Ürk.-Vert. III. 96. Neu-
mann, WeistbOmer 191 flg.
142. Die V. Rechenberg. 445
Georg V. R., nach dessen Tode seine Söhne Caspar und Nickel
inne, die 1562 nach erlangter Mündigkeit mit der Heide belehnt wur-
den. — 1607 erkaufte Melchior v. R., auch von der schlesischen
Linie , aber aus dem Hause Wendischbohra , von Hartwig v. Nostitz
die Stadt Rothenburg'^),
2. Linie Oppach.
Seit 1473 erscheint ein Hans v. R. aus d. H. Rödern bei Rade-
burg ^) anfangs als zu Schirgiswalde, später (1487) als zu Oppach ge-
sessen y dem ausserdem ein Vorwerk zu Sohland (Wendischsohland)
und die umliegenden Dörfer Würbis, Ellersdorf, Taubenheim und
JSe/er^dor/* gehörten. Diese Güter, obwohl dicht an einander stossend,
lagen doch in dreier Herren Ländern. Für Schirgiswalde war Hans
V.R. Vasall der Krone Böhmen und Aftervasali der Herrschaft Tollen-
stein , welche damals den Biildern Ernst und Albert, Herzögen zu
Sachsen, zustand, deren Hauptmann auf dem Tollenstein Hans 1481
war. Von diesem Schirgiswalde hatte er dadurch einen Antheil er-
langt, dass er 1473 die Wittwe ienes Christoph v. Luttitz auf Schir-
giswalde heirathete ^) . lieber Oppach, Sohland und Taubenheim, die
er wahrscheinlich von denen v. Ropperitz erkauft hatte, ertheilte der
Landvoigt der Oberlausitz die Lehn. Beiersdorf aber, womit er 1489
belehnt ward, gehörte dem Bisthum Meissen. Die Obergerichtsbarkeit
über alle die oberlaus. Dörfer und über Beiersdorf hatte bisher un-
mittelbar dem landvoigteilichen Amte zu Budissin zugestanden. Da
erwarb Hans v. R. dieselbe von König Wladislaus von Böhmen. Allein
alsbald geschah ihm darein „Eingriff und Beschwerde^, weshalb er
(1 509) den Herzog Georg von Sachsen um Fürsprache bei dem Könige
von Böhmen ersuchte ^^) . Letztrer änderte nun (1513) die frühere Ver-
leihung dahin ab, dass Hans die Obergerichtsbarkeit wieder abtreten
musste , dafür aber alle die landesherrlichen Abgaben („königlichen
Geschösser^) , die er und seine Unterthanen von diesen Gütern zu
geben hatten, erblich für sich einnehmen sollte ^^). Trotz alledem
scheint er sich oft in Geldverlegenheit befunden zu haben. Fast jedes
Jahr verkaufte er bald auf diesem, bald auf jenem Gute Zins theils an
das Domkapitel zu Budissin, theils an einzelne Altäre in Budissin und
7) HoUeher, Rothenbnxg 32. 6) 1501 beklagten sich die KiichTiter in
Ködern, dtss Christoph ▼. B., Bitter, und Hans t. B. zu Oppach^ Gebrüder, die
4 Schock, die sie laut Testament ihres Vaters der Kirche zu Bödem za geben hätten,
nicht entrichten wollten. A. Dresd. Cop. 107. 90i>. ^ Siehe anter ▼. Lnttitz.
w) A. Dresd. Cop. 113. 43b. n) Urk.-Verz. III. 94.
446 n. Abtheilung.
Görlitz , 4 495 auch das Dorf Lawalde (W. von Löbau) und 1 499 das
Dorf Schönbach (SW. bei Lawalde) an den Rath zu Löbau. In den letz-
ten Jahren seines Lebens (4512) war er Amtshauptmann zu Budissin^^) .
Entweder ein Bruder oder sonst ein naher Anverwandter von
ihm war wohl jener Nickel v. R. auf Kunewalde (W. von Löbau],
der 4479 für Hans Gewahrsbürge bei einem Zinsverkauf war und
4485 dem Domstift zuBudissin das Dorf „Boselwitz^ (Baselitz bei Ka-
menz?) verkaufte. Von diesem Nickel durften dieBrttderBaithasar,
Wolf (Hofrichter zu Budissin 4534 — 37) und Georg v. R. auf Gräup-
zig und Borschitz abstammen, welche 4556, als nächste Verwandte,
mitbelehnt vnirden , als die Enkel Hansens die Lehn über Beiersdorf
erhielten ^^) .
Hans V. R. hinteriiess zwei Söhne, Ernst (L) und Hans (H.),
welche 4545 und 4549 mit Beiersdorf (Dorf, Sattelhof und Kirchlehn)
und dem dazu gehörigen Walde „dem Kopperitz^ belehnt wurden ^^) .
Spater theilten sie sich in die väterlichen 'Güter, wohnten aber beide
zu Oppach. 4526 erlangten sie mit ihrem Stiefbruder Christoph v.
Luttitz auf Rennersdorf die Gesammtlehn über alle ihre jetzigen und
künftigen oberlaus. Güter ; doch haben wir bei späteren Belehnungen
die V. Luttitz nicht mehr erwähnt gefunden.
Hans IL v. R. hinteriiess fünf Söhne, Ernst H. den jüngeren und
die noch unmündigen Hans HL, Erasmus, Caspar, Haug, die
4549 mit ihres Vaters Antheil an Oppach, Sohland^ Taubenheim und
4554 mit dem Walde Kopperitz belehnt wurden. Ernst dagegen hin-
teriiess zwei Söhne, Hans Balthasar und Ernst HL, die 4556
die Lehn über ihres Vaters Antheil an den oberlaus. Gütern und 4559
über das meissnische Beiersdorf erhielten. Noch immer wohnten an-
fangs beide Linien zu Oppach. Später kommt von den Söhnen Han-
sens IL Ernst IL (jetzt „der ältere^ benannt) als ausschliesslicher
Besitzer des Antheils von Oppach vor, den ihm seine Brüder 4565 ab-
getreten hatten. Caspar wohnte zu Sohlandj wo er 4566 seine Frau
Sibylle beleibdingen liess. 'Hans III. eritaufte 4564 Thumitz (0.
von Bischofswerde) von Nicolaus v. Tschimhaus. — Von den Söhnen
Emsts I. erkaufte der ältere, Hans Balthasar, „auf f^Beiersdorp^
4565 von Bonaventura v. Luttitz einen Antheil von Lawalde (W. von
Löbau) ; der jüngere dagegen, Ernst IIL, der schon 4562 kaiserlidier
Rath war, hatte Krostau (NO. von Schirgiswalde) erworben und lebte
^ Ebend. UI. 67. 73. 78. 85. 89. A. Bad. A Lobao. i«) A. Bad. A. Dmd.
Loc. 131. 30». A. Lobaa. i«! Gercken, Stolp«n 504.
143. Diev. Bedem: 447
noch 1586. — Im Jahre 1596 wurden die Söhne seines Bruders Hans
Balthasar, nämlich Asmus, Balthasar, Christoph und Niklas
auf Beiersdorf, mit den hinterlassnen Gütern ihres Vaters belehnt. Von
diesen theilten Asmus und Balthasar Beiersdorf in zwei Rittergüter,
von denen Asmus das obere, Balthasar das niedere bewohnte; Chri-
stoph dagegen besass SoA/and und den Rechenbergschen Antheil von
Schirgiswalde ^*) .
Ausser dieser Oppacher Linie derer v. R. haben wii\noch einen,
wie es scheint , ebenfalls von dem Stammhaus Rödem abzuleiten-
den Zweig auf Kunnersdorf bei Kamenz zu erwähnen. Dies Gut (das
4519 noch Jakob v. Ponikau besass) hatten die Brüder Caspar. As-
mus und Georg v. R. von ihrem Vater ererbt; 1527 trat Caspar
seinen Antheil an seine Brüder ab. 1531 war Asmus noch Besitzer
des Gutes, 154S dagegen ein Balthasar v. R., der noch 1572 der
Stadt Kamenz nach einem Brande Hülfe sendete. .
143. Die T.Bedern (Rädern, Rodern).
Von den verschiedenen Familien dieses Namens war die eine,
welche einen mit drei Sternen belegten Schrägbalken im Wappen führt
und ursprünglich aus dem Braunschweigschen stammt ^) , zeitig in die
Altmark übergesiedelt. Besonders gewann ein Conrad v. R am
Hofe der Markgrafen von Brandenburg und zwar derer von der Sten-
dalschen Linie grossen Einfluss. Im Gefolge derselben wird er 1276 —
1347 auch in oberlaus. Urkunden sehr häufig genannt; ja 1276 war
er sogar Landvoigt zu Budissin ^j ; doch deutet nichts darauf, dass er
in der Oberlausitz auch ansässig gewesen sei. Geschrieben wird er
bald de Redere, bald de Rethire, bald de Reder.
Einer anderen Familie gehörte ein Reinardus miles dictus de
Rederen an, der 4308 von dem Kloster Marienstem die Dörfer Solsch--
witz, SaalaUy Dubring (sämmtlich SW. bei Wittichenau) und Hausdorf
(N. von Kamenz) um 466 Mark auf seine und seiner Frauen Elisa-
beth Lebenszeit erwarb^). Sein Siegel, rund, in der Grösse eines
Thalers , trägt die Umschrift : S. Renciconis de Redere und zeigt ein
Rad mit 6 Speichen.
Seitdem verstrich eine sehr lange Zeit, bevor die v. R. wieder in
der Oberlausitz ansässig wurden. Wohl aber kamen einzelne Glieder
von Schlesien aus häufig in bald freundschaftliche, bald feindliche
19) Siebs. Kirchengallexle VH. 36.
' 143w 0 Kloden, Markgraf Waldemar n. 6. 2) Cod. Liu. 200 n. A. MStem.
Cod. Sas. II. 1. 187. 3) Knothe, MStem 4.
448 II. Abtheilimg.
Beziehungen zu diesem Lande. 1361 stiftete Agathe, die Frau Hein-
richs V. Wilka für ihren verstorbenen Vater Günther v. Redern
(wahrscheinlich aus d. H. Ruppersdorf in Schlesien) eine Messe bei
den Franziskanern in Görlitz^).
Erst 1506 kaufte ein Heinze v. R., jedenfalls auch ein Schlesier,
von Georg v. Nostitz auf Guttau die Güter Siegersdorf und Bienis [S.
von Lauban) . Da diese Dörfer an den Rath zu Lauban , als Inhaber
der Voigtei im Weichbild dieser Stadt, Schossgetreide zu liefern hat-
ten, Heinze v. R. aber sich dieser Verpflichtung entziehen wollte, so
Hess der Rath ihn greifen und setzte ihn gefangen. Endlich entlassen
(4508), musste er geloben, ^seines Gefängnisses in Argem nimmermehr
zu gedenken^. 1509 schloss er mit dem Jungfrauenkloster zu Naum-
burg am Queiss einen Grenzvertrag. Er scheint der Reformation sehr
frühzeitig ergeben gewesen zu sein; wenigstens erliess 4524 der
Official von Budissin ein Schreiben an den Rath zu Lauban des In-
halts, Heinze v. R. zu Siegersdorf habe sich an seinem Pfarrer thätlich
vergriffen und einen andern Priester daselbst eingesetzt; der Rath
möge diesen „falschen Seelenmörder und Wolf ^ gefänglich einsetzen
und an den Bischof nach Stolpen abliefern^). Später wird seine Wittwe
Hedwig geb. v. Notenhof erwähnt , welche noch 1541 ihrem Eidam
Georg V. Schweinichen 300 Mark auf Siegersdorf zu eigen aufliess*).
1513 kommt ein Christoph v. R. zu Budissin als Lehnszeuge vor,
muss also wohl im Lande ansässig gewesen sein, und 1542 verkaufte
ein Balthasar v. R. Siegersdorf nebst den Pertinenzorten Bienis
und Neundorf um 4000 fl. ungar. an den Rath zu Lauban. Als 1544
Balthasar über den Empfang des Kaufgeldes quittirte, that er dies zu-
gleich im Namen „seines unmündigen Vetters Caspar v.Redern"^-
Wenige Jahre später erwarb ein Zweig der Familie einen bedeu-
tenden Complex von theils in Böhmen , theils in der Oberlausitz ge-
legenen Gütern. Es verkaufte nämlich Kaiser Ferdinand I. die durch
den kinderlosen Tod Christophs v. Biberstein an die Krone gefoUeoen
Herrschaften Seidenberg-Priedland^ Reichenberg und Hammerstein 1 558
«) N. Script. I. 299. Die Angabe, du« ,,1386 die Oienzen zwitehen Wittebendorf
[bei Zittau] nnd dem Klosterwalde [von Maiientbal] gegen Schlegel zn begangen wor-
den nnd zwischen dem Kloster nnd dem edlen Knrt [oder Knnz] ▼. Red er n ein Ver-
timg geschehen sei'' (Pescheck , Zittau I. 242. Anmerk.), halten wir nicht füi zn^er»
iiisig; wenigstens gehörte damals Wittchendorf nicht denen t. Bedem. ^ Oberl.
Nachlese 1771. 32. Grander, Uuban 194. 103. I7rk.-Yen. UI. 78. 81. Malier,
Heform.-Gesch. 767. «) G5rl. Amtsbuch, vgl. N. Script. HI. 20 extr. 7) ürk-
Verz. 111. 93'. III. 158. 162 (bis).
»^^
144. Die Y. Beiohenback. 44g
um 40000 Thlr. an Friedrich Freiherm v. Rädern als ^ein ewi-
ges, altväterliches Stamm- und Erblehn männlichen Geschlechts^.
Zu der Herrschaft Seidenberg nun gehörte ausser der Stadt dieses Na-
mens im Weichbild Görlitz auch Reibersdarf und eine Anzahl anderer
Dörfer im Weichbild Zittau. Dieser Friedrich v. R . , ein Sohn Christophs
V. R. auf Ruppersdorf in Schlesien, war kaiserlicher Rath, Statthalter
in Ober- und Niederschlesien und bald darauf Kammerpräsident in
diesen Ländern. Obgleich er infolge dieser Stellung zu Breslau resi-
diren musste, erwies er sich doch gegen seine neuen Unterthanen
als wohlwollender, umsichtiger, übrigens der Reformation eifrig er-
gebener Herr. Leider starb er schon 4564 mit Hinterlassung von fünf
Söhnen: Hans, Georg, Sebastian, Fabian, Christoph und Mel-
chior^]. Da von diesen Brüdern einer nach dem andern kinderlos starb,
so vereinigte endlieh Melchior, der jüngste, alle jene Güter in seiner
Hand. Er hatte sich durch akademische Studien und grosse Reisen
reiche Kenntnisse erworben und dann als tapferer Kriegsmann gegen
Türken, Russen und Polen sich so ausgezeichnet, dass er vom Kaiser
zum kaiserlichen Rath, zum Präsidenten des Hofkriegsraths, endlich zum
Generalfeldmarschali ernannt wurde. Seine Unterthanen aber hatten
vielfache Gelegenheit, auch die Vorzüge seines Herzens, strenge Ge-
rechtigkeitsliebe, ungeschminkte Gottesfurcht und väterliche Fürsorge
an ihm zu verehren^). Er starb 1600 und ward mit ausserordent«
lichem Gepränge in Friedland beigesetzt. Seine Wittwe Katharine
geb. Gräfin Schlick verwaltete für ihren einzigen Sohn Christoph
Freiherm v. R. die väterlichen Güter bis zu dessen Mündigkeit (4 64 2] .
Seine Theilnahme an dem Aufstand der Böhmen gegen Kaiser Ferdi-
nand U. zog nach der Schlacht am weissen Berge (4620) auch Ihm die
Acht und den Verlust all seiner Güter zu , so dass er nebst seiner
Mutter nach Polen flüchtete, wo er um 4640 im Elend gestorben sein
soll. Seine böhmischen Güter erkaufte 4622 Graf Albrecht von Wald-
stein vom kaiserlichen Fiskus , die oberlausitzischen aber 4 630 Chri-
stian Freiherr v. Nostitz von dem Kurfürsten Joh. Georg von Sachsen.
144. Die T. BeleheiilNieli.
Eine alle Görlitzer Patricierfamilie v. R. nannte sich jedenfalls nach
dem Städtchen dieses Namens (W. von Görlitz) , aus welchem sie be-
reits im 43. Jahrhundert nach Görlitz eingewandert war, eine ritter-
6) HeTrmiun, Reicheoberg 195 flg. Hallwich, Reiohenb. 72 flg. Dm Wap-
pen der Familie zeigt ein Rad mit aeh t Speichen. >) Uetex ihn Tgl. Mend e im
Lans. Mag. 1869. 235 flg.
X D 0 1 h • , O«0cb. d. 0b«rl. Ad«Ii. 29
450 II- Abtheilung.
liehe Familie dagegen nach dem Dorfe Reichenbach an der Pulssnitz
(\. Ton Pulssnitz) , von welchem die auf dem rechten Finssufer ge-
legene Hälfte zur Herrschaft Kamenz, die auf dem linken aber zu
Meissen gehörte. Meist als Zeugen bei den Herren v. Kamenz haben
wir in oberlaus. Urkunden gefunden 4248 Walterus de Riehen-
bach, 43n Henricus, 4370 TammedeB. — 4443 hatten Wolf
und Fritzold v. R. nebst Katharine v. Donin, der Wittwe Bern-
hards V. Kamenz, 400 Schock von dem Bischof Rudolph von Meissen
zu fordern ^] . Bald darauf ward das Gut Reichenbach von dem Lehns-
herrn Borso V. Kamenz anderweit verkauft. — Wohl einer anderen
Familie, wenn auch gleichen Namens gehörte Jochim v. Reichen-
bach aui'Lieske (N. von Kamenz) und Neustadt (NO. von Hoyers-
werde) an , nach dessen kinderlosem Tode diese seine Güter an die
Krone gefallen waren. Neustadt überliess König Ferdinand von
Böhmen 4544 an die Gebrüder v. Schönburg auf Hoyerswerde^).
145. Die Senker,
ein alt^s, schlesisches Adelsgeschiecht, welches die Erbvoigtei zu
Löwenberg und mehrere Güter in der Nähe besass, sind in der Ober-
lausitz nur einmal ^) und zwar nur auf kurze Zeit ansässig gew^orden.
Ein Heinrich R. zog aus Löwenberg, wir wissen nicht weshalb,
nach Zittau und erwarb daselbst das Bürgerrecht ; bald darauf aber
(^47) kaufte er den Burggrafen v. Dohna die Herrschaft Tschocha im
Queisskreise um 4200 Mark ab. Wir wissen auch nicht, was für
Händel es waren, die ihn bestimmten , 4449 dem Hinko Berka v. d.
Duba , Herrn auf Hohnstein bei Stolpen , Fehde anzukündigen und,
von schiesischen Edelleuten unterstützt , durch das Gebiet von Zittau
nach Georgswalde in Böhmen, das dem v. d. Duba gehörte, zu ziehen
und dort, wie auf dem Rückzuge in Gersdorf und Ruppersdorf , zu
plündern. Durch den Rath zu Zittau in Kenntniss gesetzt, war sofort
der Landvoigt, ein gleichnamiger Vetter des v. der Duba auf Hohn-
144. I) A. MStern No. 1. 125.121. 145. A. Dre»d. IIb. Rudolphi 61. «) Sirh-
sisches Flnanzarchiv Orig. No. 524.
145. 1) Pelzel, WencesUns I. 152 sagt zwar, König Wenzel habe 1384 ..dem
HanuBch Renkerz das Städtlein Hoyernperde mit allem Zubehör zu einem Mann-
lehn'' gereicht. Nan lebte in der That damals ein Hannos R., den^ als die t. Bibentein
ihn 1386 ge&ngen , der König Wenzel ^^ seinen Diener^ bezeiehnete. Dennoch be-
mht aber obige Angabe wohl auf einem Irrthnm. Wenigstens hattft K. Wenzel Hoyers-
werde eben erst 1382 dem Benes v. der Dnba Terkanft. Oder sollte diese Belehnnog
wirklich erfolgt, aber erfolglos geblieben sein , und etwa die Fehde gegen Hinko Berka
▼. der Dnba in Zusammenhang damit stehen?
146. Die Rober. — 147. Die v. Rodewitz. 451
stein, herbeigeeilt und griff, mit den Zittauern vereint, die Sirassen-
räuber bei Blumberg unweit Ostritz an. Viele derselben wurden ge-
tödtet, 41, darunter auch Heinrich Renker ^ gefangen nach Zittau ge-
führt und fast die Hälfte davon alsbald hingerichtet. Renker selbst
wurde wieder in Freiheit gesetzt, verkaufte aber sofort 1420 sein
Tschocha an Härtung v. Klüx^j .
146. Die Rober.
Im Jahre 4426 war ein Nickel Rober zu Petershain (W. von
Kamenz) Bürge für seinen Lehnsherrn, Heinrich Herrn v. Kamenz, wohl
derselbe, der 1432, als „zu Döbra^ (NO. von Kamenz) gesessen, sich
für die Stadt Kamenz gegen die Hussiten mitverbttrgte. Auch er wird
sich von seiner Lehnspflicht gegen die Herren v. Kamenz losgekauft
und von diesen 1440 für sein Gut Ddbra an die Krone Böhmen gewiesen
worden sein. 1473 war ein Barthel Rober Besitzer dieses Gutes,
1486 aber ein Hans R. zu Eulowitz (S. von Grosspostwitz) gesessen,
der in diesem Jahre das Dorf Berge (W. von Postwitz) um 195 fl. rh.
an das Kloster Marienstem verkaufte ^).
U7. Die Y. Bodewitz,
auch Radewitz, Rattwitz geschrieben, nannten sich sicher nach
einem der drei Dörfer dieses Namens im Budissiner Weichbild und
zwar höchst wahrscheinlich nach dem N. von Hochkirch gelegenen.
4n der Nähe dieses Dorfes waren sie auch später begütert und 1391
war ein Heinrich V. R. Pfarrer zu Hochkirch ^j. Wir wissen nicht,
ob die Brüder Gevehardus et Luderus de Rodeswiz, welche
1 232 Zeugen waren, als König Wenzel L zu Prag eine Schenkung von
halb Wolmsdorf an das Domstift Meissen anerkannte, dieser oberlaus.
Familie angehörig waren; sicher aber war es Jakob v. R., der 1354
Zeuge war, als Otto v. Luttitz das Dorf Eiserode (SO. von Hoehkirch)
dem Kloster Marienstern überwies ^) .
Anfang des 15. Jahrhunderts hatte die Familie das Stammgut
Rodewitz bereits an die v. Kopperitz verkauft und dafür ^emradmm^js
(NO. von Kittlitz) erworben, welches zum Weichbild Görlitz gehörte.
S) Laus. Mag- 1775. 69. 101.
146. 1) A. Marienstem No. 86. 185. Urkund.-Ven. II. 31«. 51^ Laos. Mag. Bd.
XXXVn. 496. 1613 war ein Casp. Robar BeltiUer In einem Rittergericht zu Dohna
1»el Pirna, also in der Nähe ana&asig. rJ>i% Donin's^ I. 121 Anmerk.
147. «) Urk.-Verz. I. 133 No. 658. «) Cod. Sax. 11. 1, 102. A. Marienstem
No. 120.
2f)*
452 IL Abtheilnng.
Als daher Hl 1 ein Hans v. R. mit seinem Bruder Heinrich Streit
hatte, wurde derselbe vor dem Mannengericht zu Gdriitz entschieden.
Dieser Heinrich kommt auch später noch oft vor : seine Frau hiess
Katharine; seine Schwester Margarethe war erst mit Peter
V. Reder, dann mit Peter v, KIttx verheirathet. Dem Letzteren ver-
kaufte Heinrich einen Antheii an Kleinradmeritz und quittirte 4 421
über die Kaufsumme. — 4 469 ^) ttberliess ein andrer H e i n r i c h v. R.
seine Gttter und sein Vorwerk zu Kleinradmeritz , zu Baschkewitz [T
und den Kretscham zu Bohlitz (S. von Budissin] um 240 Mark an
Hans v. Gersdorff auf Bischdorff und heisst dabei bereits „auf Frie-
dersdorfs^esessen^. Von da an bildet das bischöflich meissnische Lehn-
^ut Niederfriedersdorf 'bei Spremberg) das Stammgut der Familie *'. .
— Vielleicht war der Bernhard v. Rattwitz, der 4482 den ihm
verliehenen Anfall des bischöflich meissnischen Theils von Schmorkau
'N. von Königsbrttck) an Tietze v. Lüttichau verkaufte*; , ein Bruder
dieses Heinrich. — 4489 wurden Heinrichs Söhne, nämlich Chri-
stoph und Heinrich v. R. mit Friedersdorf belehnt, die ihre
Frauen, Barbara und Veronika, daselbst beleibdingen Hessen.
Nach dem kinderlosen Tode Christophs (4503) wurde Heinrich der
alieinige Inhaber des Guts. Von ihm ereii>ten es 4532 seine Söhne
Bernhard, Heinrich, Caspar, Hans, Peter und Christoph.
Ais 4 539 die Lehn erneuert ward, befand sich nur Bernhard im Lande ;
die übrigen Brüder waren „nicht einheimisch^. Bernhard, dessen
Frau Katharine hiess, lebte noch 4559. Von seinen Brüdern be-
sass Caspar 4550 Zschorna (NO. von Hochkirch), Peter seit etwa 4550
Berteisdorf am Queiss, das nach seinem Tode 4 589 an seinen Schwie-
gersohn Christoph V. Nostitz gelangte, Christoph noch 4592 Frie--
dersdorf.
148. Die Herren t. Bonow,
ein böhmisches Geschlecht, eines Stammes mit den Herren v. Leipa,
wurden Ende des 44. Jahrhunderts noch einmal auf kurze Zeit in
derselben Gegend sesshaft , welche einst ihrem Ahnherrn , Heinrich
Herrn v. Zittau (4249 — 52), gehört hatte. — Anshelm v. R., der
3) Urk.-Ven. II. HO. «) Die Angabe, dasB 1468 der Lehnsherr ^n.Hoyers-
werde (Herr v. Schdnbnrg?) den Helnxe Rodewitz und Thomas L^muin wegen
Aufgabe eines Oates davon gewiesen habe (Urk.-Ten. II. 108), verstehen wir nleht.
Allerdings ging spiter ein Theil von SohUmd am Bothstein bei der Herrschaft Hoyets-
werde zu Lehn, und ein Nie ol. t. R. Terkanfte 1468 Zins zn Sohlend (Laus. Xagaz.
1873. 194). S) ^- ^«^«'> ^'<^* f' d« ^^^*' ^«Klt- ▼!• 1^-
148. Die Herren v. Ronow. 453
Sohn Johanns v. R. , war zeitig an den böhmischen Kdnigshof. ge-
kommen und an demselben schnell zu hoher Gunst und £hre empoi^
gestiegen. Schon 4365 hatte er Kaiser Karl lY. nach Avignon beglei-
tet; 1373 war er kais. Gommissar bei einer Grenzregulirung zwischen
der Oberlausitz und der Mark Meissen^), 4380 — 86 Landvoigt der
Niederlausitz, in der er 4384 die Herrschaft Reichwalde und nach
deren Verkauf Liebrose erwarb. 4386 ward er Marschali an dem Hofe
des jungen Herzog Johann zu Görlitz und 4394 definitiv dessen Land-
voigl im Weichbild Görlitz. Schon vorher (4389) hatte er aber auch
die letzten , noch der Krone gehörigen Reste der einstigen Herrschaft
Hohnau, d. h. Burg und Dorf dieses Namens, den Haupttheil von
Hirschfelde , Gericht und Patronatsrecht zu Reichenau und die Lohns-
herriichkeit über einzelne Theile von Seitendorf und Dütelsdorf zu
Lehn erhalten ^] . Seitdem hielt er sich häufig auch zu Hirschfelde oder
auf der Burg Rohnau auf, wo z. B. 4398 seine Gemahlin Wochen lag.
Desgleichen erwarb er und sein Bruder Przedebor von Timo von
Golditz den Zoll und zwei Drittel vom Erbgericht zu Zittau , die die-
sem von Kaiser Karl lY. einst für vorgestreckte 870 Schock Gr. waren
verpfändet worden. Femer ttberliess König Wenzel 4390 den beiden
Brüdern für vorgestreckte 930 Seh. Gr. auch die Landvoigtei im gan-
zen W^eichbiid Zittau mit allen dazugehörigen Renten und Gefällen
und schenkte 4394 dem Anshelm auch noch das für Kaiser Karl IV.
erbaute Kaiserhaus zu Zittau, wo Anshelm z. B. 4395 aufs neue Hoch-
zeit hielt. So war derselbe jetzt unstreitig die angesehenste Persön-
lichkeit in der ganzen südlichen und östlichen Oberlausitz. Er war
Voigt zu Zittau und Görlitz; er residirte, wie sein Ahnherr, bald in
Zittau, bald auf Rohnau ; er hielt Tage ab zu Hirschfelde oder Ostritz,
ertheilte Lehn und führte Kriegszüge gegen störrige oder räuberische
Rittersleute im Lande. Doch diese Herrlichkeit nahm ein jähes Ende.
Noch 4 395 fiel er bei König Wenzel in Ungnade und ward der Zittauer
Voigtei entsetzt. Die von ihm dafür gezahlte Pfandsumme von 930 Seh.
Gr. mussten ihm (4396) die Bürger von Zittau zurückzahlen, welche
hierdurch selbst in den Pfandbesitz der Voigtei kamen. Aber auch
den Zoll und das Erbgericht musste zu gleicher Zeit die Stadt von
den Brüdern v. R. ablösen ^j . Die Letzteren sollten oder wollten fer-
ner nicht mehr Gläubiger des Königs sein. In demselben Jahre 4396
148. 9 Laos. Mag. 1865. 288. Daselbst beiBst er Ansbelm t. Sandao, Herr za
RonnaTf und nocb 1389 scbickteii die Görlitzer einen Boten versus Sendaw ad dorn.
Ansbelmnm. ^ Archiv Gzesky II. 198 erwihnt nur das Gericht zu Relcbenan „mit
aUem Recht und Zubehör^. 8) Carpzov, Anal. II. 2:)2. 289.
454 n. Abtbeiliing.
slarb auch üerzog Johann von Görlitz , und sein Herzogthum fiel an
König Wenzel zurück. Dadurch erledigte sich für Anshelm auch die
dasige Landvoigtei. Von da an finden wir ihn in der Niederlausitz
bei Markgraf Jobst von Mähren, dem erklärten Feinde Wenzels. Noch
war ihm Rohnau nebst Zubehör geblieben. Dies trat er jetzt entwe(}er
an Jobst oder direct an Heinrich Berka v. d. Duba auf Hohnstein ab ;
wenigstens bekannte dieser 4399, Herrn Anshelm v. R. 250 Seh. Gr.
schuldig zu sein^). Des v. Duba Leute aber suchten nun den Unt^r-
thanen König Wenzels möglichst zu schaden. So ward Rohnau 1399.
als Raubburg, von den Sechsstädten zerstört. Wie es scheint, gelang-
ten aber die v. R., später vom König wieder zu Gnaden aufgenommen,
auch wieder in den rechtlichen Besitz ihrer Rohnau^schen Güter. 1406
tagten die Städte zu Ostritz, „als Herrn Anshelms Bruder Rohnau
wollte wieder haben^, und der König schrieb ihnen, sie sollten ^nen
Frieden aufnehmen mit Herrn Anshelm. Wir vermuthen, dass Ans-
helm diese Güter an Wentsch II. v. Dohna, seinen Verwandten, ab-
getreten habe, und dass infolge dessen dieser schon 1405 als „Herr
zu Hirschfelde^ erscheint und auch die Rechte in Reichenau, Seiten-
dorf und Dittelsdorf auf seinen Sohn Wentsch HI. v. D. vererben
konnte. Seitdem verschwinden die v. R. wieder aus der Oberlau-
sitz ^) .
149. Die T. der Bösen. ^
Die Söhne des 4538 verstorbenen Georg Rösseler, der als
Rathsmann , wiederholt auch als Bürgermeister und sonst als Abge-
ordneter der Stadt Görlitz, sich unstreithare Verdienste um diese
seine Vaterstadt erworben hatte, wurden 1546 von Kaiser Karl V.
unter dem Namen v. derRosenin „den Stand und Grad des Adels^
erhoben und ihnen ein Wappen gegeben, da ihr Vater dem König
Ferdinand von Böhmen gute Dienste erwiesen habe. Es waren dies
die Brüder Magister Jakob; Bonaventura und Franz v.d. Rosen.
Schon ihr Vater hatte das Dorf Schlauroth (SW. bei Görlitz) besessen;
von demselben verkaufte Bonaventura, der 1536 in Wittenberg stu-
dirt hatte, seinen halben Theil um 1554 an seinen Bruder Jakob ^},
und Franz Hess 1551 seine 4 Bauern zu Girbigsdorf (W. von Görlitz),
die er wohl ebenfalls von seinem Vater geerbt hatte, an seine beiden
4) Laas. Mag. 1869. 77. &) 1412 verpfändete König Wenzel die Burg Woechiu
nebst Zubehör am 2250 Scb. &n Anshelm v. R. and seine Söl^ie Jobann, Wil-
helm, Materna und Christoph. Arch. Czesky I. 532.
149. 0 Vrk.-Verz. III. 165. In der trk. die Beschreibung dts Wappens. lU. 181.
mmm^^^^^^ammmmtK^T^^^K^^mmm^
150. Die V. BoBenhain. 455
Brüder auf. 4558 wurde „nach dem Tode seines Vaters^, also jeden-
falls Jakobs, Georg V. d. Rosen mit Schlauroth belehnt.
ISO. Die ?. Bosenhaiii
nannten sich nach dem NO. von Löbau gelegenen Dorfe dieses Namens,
von welchem zwar einzelne Theile frühzeitig in fremdem Besitz er-
scheinen, einige Bauern aber bis 4541 der Familie verblieben sind.
Zuerst haben wir einen Luthold und einen Heinrich v. Rosen-
hagen erwähnt gefunden, welche 4397, weil sie bei einem Morde
Hülfe geleistet, in die Acht der Stadt Görlitz kamen. 4440 war ein
Hans v. R. Schöppe im Mannengericht zu Göi^litz. Um 4429 nahm
ein Siegsmund v. R. an einem Raube Caspars v. Notenhof theiK
4440 wurde ein Christoph v. R. Domherr zu Meissen und später
Propst zu Grossenhain ^) . 4 533 verkaufte Ludwig v. R.2) zu Trausch^
witz (N. bei Kittlitz) einige Bauern zu Grossschweidnüz (SW. von Lö-
bau) an den Rath zu Löbau, erwarb aber 4 540 von Heinrich v. Gers-
dorff auf Ruhland einen Theil von dem Stadtchen Ruhland und die
Dörfer Grunewald i Biehlen und Janowitz (bei Ruhland), wofür er
4544 seine Erbgüter Trauschwitz und 3 Bauern zu Rosenhain an Eras-
mus V. GersdorfT veräusserte. 4550 wurden seine Söhne mit den ge-
nannten Ruhlander Besitzungen belehnt; es waren dies Ludwig,
der 456Slsich dem Vorritt unterzog, um ,,seine Güter zu Ruhland und
Biehlen^ \n Caspar v. Poster verkaufen zu können, Heinrich auf
Janowiiz, der 4564 ebenfalls vorritt und darauf seinen Antheil an
diesem Gute seinem Bruder Siegsmund ttberliess, Siegsmund, der
4564 auch vorritt und 4566 Bauern zu Rohna [S. von Janowitz) ver-
kaufte, endlich Christoph auf Grünewald y der 4567 seine Frau
Lud milla daselbst beleibdtngen Hess und noeh 4570 als Vormund
der jungen Herren v. Schönburg auf Hoyerswerde vorkommt. — Das
Wappen derer v. R. zeigt im blauen Felde zwei silberne Rosen Und
darunter einen goldenen Stern.
Ausser dieser ritterlichen Familie gab es auch eine Budissiner
BUrgersfamilie dieses Namens. 4532 gehörte einem Michael R. das
4
Dorf Nadelwitz (0. bei Budissin), und 4567 war Antonius Rosen-
hayn Bürgermeister zu Bndissin.
150. 0 Oörl. Üb. proscript. Laus. Magftz. 1839. 186. Cod. Sax. II. 3. 69. 146.
186. 2) A. LöbdU. Dass derselbe 1520—27 KitaUt besessen habe (KirchengaUerie
374) scheint nicht btgründet.
i
456 II. Abthailimg.
151. IHe T. Bothenburg
fdhrten ihren Namen von dem Städtchen Rothenburg an der Neisse,
das sammt den umliegenden Dörfern Niedemeundorf, Noes, Bremen-
hain, Uhsmannsdorf, Uänichen, Spree und Quolsdorf ihnen bis gegen
Mitte des 45. Jahrhunderts gehörte. Als öltest bekannter Besitzer
dieses ansehnlichen Gtltercomplexes darf Ghristianus de Roten-
burg gelten, der „nebst seinen Söhnen** 1264 zu Görlitz Zeu^e
bei einer Schenkung Markgraf Ottos von Brandenburg war ^) . Aus
der Mitte des H. Jahrhunderts kennen wir nur einen Thimo v. R.
(4355) und eine domina Elizabet de Rotinberc, welche vor 4364
bei den Franziskanern zu Görlitz für 4 Mark eine jährliche Messe gif-
tete 2). Ende des Jahrhunderts hatte sich die Familie bereits in zwei
Linien gespalten, von denen die eine Rothenburg selbst (Hof, Vor-
werk, Stadt etc.) und die nächstgelegenen Dörfer, die ander^ da-
gegen Hänichen, Quolsdorf und Spree besass, während einzelne
Famiiienglieder auch andere Güter in der östlichen Oberlausftz er-
warben. *
4. Linie Rothenburg.
4394 werden Timo, Nickel und Opetz (Albrecht/ v. R.,
doch wohl Brttder, als Besitzer von Rothenburg genannt, in ihnen
^nach Rothenburg** wurden von Görlitz Boten gesendet, ifcd 4 444
Hess Timo eine Wiese auf „unter seinem Hofe zu Rothenbu^g^. Alle
drei scheinen Söhne hinterlassen zu haben, Opetz den Heinrich
genannt Spitzenberg, der schon 4395 die Zahlung eiter Schuld
an seinen Vater Opetz bezeugte und 4444, als „zu Rothenburg** ge-
sessen, für den Rath zu Görlitz Zeugniss ablegte ^) ; Nickel aber den
„Hannos, Nickels Sohn v. Rothenburg** (4448). Desgleichen gab es
einen „Heinz im Baumgarten** (4444 — 47), einen „Pfaffe
Nickel** und einen „Hannos Knabe** v. R. Nach einer Stelle des
Görlitzer Entscheidbuchs wurden 4448*) als damalige Besitzer von
Rothenburg nach einem Brande der Stadt entschieden: ^er gestrenge
Heinrich Spitzenberg, Hans Heinzens Sohn im flaumgarten,
Pfaffe Nickel, Hannos Knabe und auch Hannos, Nickels Sohn
v. Rothenburg**. Von all den hier Genannten haben wir später nur
noch Hans im Baumgarten und die Söhne von Hannos Knabe : Knabe-
hans (auch „Hannus v. R., Knaben Sohn genannt**), Hermann
l;'l. i) Riedel, cod. Brand. II. 1. 84. «) N. Script. I. |00. 3) ürkund.-
Verz. I. 179 No. 905. «) HoUcber, Gesch. von Rothenbiii/^O.
151. Die V. Rothenburg. 457
(y^Knaben Sohn v. R.") und Georg („Knaben Sohn") vorgefunden.
Sie scheinen sämmtlich sehr gewaltthätige Herren gewesen zu sein.
Hans im Baumgarten wurde 1480 vor Gericht citirt, weil er jemand
verstümmelt hatte; U24 ward er selbst zu Zoblitz erschlagen.
A^ch Knabehans hatte 4419 nebst seinem Bruder Aechter gehauset
und 1428 jemandem eine Lähmde an der Stirn zugefügt. 1429 wurde
er als Strassenräuber von den Görlitzem gefangen und in Haft gehal-
tet* Bald darauf verschwinden die v. R. auf Rothenbui*g aus der
Oberlausitz , nachdem sie ihre Güter theils an ihre Vettern aus der
Linie Uänichen, theils an Ueinze und Peter Schaff veräussert hatten,
denen 1430 ein Theil von Rothenburg und Noi^s zustand, welchen
1432 wieder an Casp. v. Nostitz versetzten.
die|pe
2. Linie Hänichen.
^Gleichzeitig mit den drei Billdem Timo, Nickel und Opetz v. R.
auf Rothenburg erscheinen die Brüder Timo (1399 — 1415) und
Nickel (1390— 1415) \.R. auf Hänichen. 1390 ward Nicolaus de R.,
habitans in Heynichen, mit jemand entschieden um das Gericht zu
Quolsdmf. 1404 versprach Luther v. Gersdorff auf Kuhna unter ande-
rem auih dem Nickel v. R. zu Hänichen „und seinem Bruder daselbst"^
die Zahljang von 100 Mark^); 1413 sagte Nickel einen Bauer zu Uhs-
mannsddiff frei, der sich von der Erbherrschaft' losgekauft und sich
unter deb Schutz der Frauenkirche zu Görlitz gestellt hatte ^). 1415
wird Timo „der Alte** erwähnt, was einen Timo den jungen vor-
aussetzt; ausserdem hatte Timo noch zwei Söhne, Nickel und Heinz,
während Nickel der ältere keine Nachkommen hinterlassen zu haben
scheint. Von diesen drei Brüdern war Nickel „zu hänichen^ 1437
auch Erbherr zu Spi^ee und hatte 1441 einen Streit mit seinem Bruder
Heinz, in welchem die Schoppen zu Görlitz „ein gütlich Stehen liis
Mitfasten" zustande brachten. Auch Timo der jüngere muss ein wil-
der Gesell gewesen sein. 1430 ward er nebst der ganzen Gemeinde
von Rotenburg (von dem somit ein Theil im Besitz der Linie Häni-
chen verblieben war) vor Gericht citirt , weil er eine Jungfrau unter
Zetergeschrei nach Rothenburg geführt und ihren nach.olgenden Vater
„schwerlich verwundet und also wund in den Stock gesetzt^ hatte.
1444 sass er „in verpfählten Gütern in der neuen Mühle zu Quolsdorf^j
und 1447 wur(|e er selbst „abgemordet^, was sein Bruder Heinz zur
Anzeige brachte. — Dieser „Junker Heinze zu Quolsdorf*^ kommt
») H 0 1 8 c h e r ,lHorka 123. «) ürk.- Ven. I. 178.
458 n. Abtheilung.
1452 7j in einem Vergleich mit „Hans Rothenburg zu Hänichen^, dem
Sohne Nickels auf Hänichen vor, wobei auch Heinzes Kinder, Peter
und Barbara, erwähnt werden, von denen uns aber etwas Weiteres
nicht bekannt ist.
Auch der 4447 „ abgemordete ^ Timo v. R. hatte Söhne hinter-
lassen, nUmlich Opetz, Kirstan und Donath, welche sich 1466^)
verpflichteten , die 30 Mark , welche wegen des an ihrem Vater ver-
übten Todtschlags zu einem Seelgerath bestimmt worden waren (das
vom Mörder gezahlte Wehrgeld) , nun an den Pfarrer zu Hänichen
auszuzahlen , wofür dieser alle Freitage, eine Seelenmesse für ihren
Vater lesen solle. Die Urkunde deutet nicht an, wo diese Brüder damals
gesessen waren; auch sind wir ihnen sonst nirgends mehr begegnet.
Seit Mitte des 15. Jahrhunderts befanden sich nur noch ihre Cou-
sins, die Söhne Nickels auf Hänichen und Spree , mit Namen Hans
genannt Spreehans, Conrad und Heinrich, im Besitz der
Familiengüter. Aber von all den Dörfern Hänichen , Quolsdorf und
Spree waren bereits Antheile , wahrscheinlich die ihrer Cousins , an
andere theils ritterliche, theils bürgerliche Besitzer veräussert. Bis
4452 soll Spreehans v. R. auch noch einen Theil der Stadt Rothenburg
besessen, ihn aber in diesem Jahre an den Inhaber des übrigen Theils,
Casp. V. Nostitz, verkauft haben ^). 4464 einigten sich Spreehans und
seine Brüder Conrad und Heinrich mit dem Kirchvater der Frauen-
kirche zu Görlitz und mit Johann Bereyth, Stadtschreiber dieser Stadt,
welche Antheile von Hänichen besassen , um einen Graben. Dafür
erüess Bereyth den Brüdern den Honigzins, den sie bisher hatten
„auf den Hof zu Hänichen^ Zinsen müssen. Daraus geht hervor, dass
der Hof selbst nicht mehr in ihren Händen war, sondern dass sie nur
noch auf einem Vorwerk sassen. Und in der That verkaufte 4 465 „Hans
V. R., etwa zu Hänichen gesessen^, all seine Gerechtigkeit an Räni-
fiien, Spree und Quolsdorf, bestehend in Vorwerk, Heide, Acker,
Zinsen etc., um 600 Mark an den Rath zu Görlitz, was König Georg
von Böhmen 4467 bestätigte. Seitdem verschwindet das einst reiche
Geschlecht aus der Oberlausitz ^^).
7) Ebendu. II. 66. ^) Ebenda«. II. 100. »J Hol scher, Rothenburg 22.
10) L;rk.-Ver2. II. 96. 101. Nur in einem Kaufe von 1499 Cürk.-Ven. HL 44) wird
U04*h einmal ein „Christoph Rothenburg sonst Spreechristoph^ genannt, der
vor einiger Zeit Bauern zu Spree an Otto v. Nostitz auf Rotbenburg verkauft habe;
vielleicht war es ein Neffe von Spreehans. Ein Christoph v. R. auf Grünau soll(?)
1515 das Dorf OunlAcr^for/* bei Lanban verkauft haben (Wiesner, Annal. Laub.).
152. Die y. Rydeburg. 459
Wir haben noch diejenigen Glieder der Familie v. R. kurz nach-
zutragen, deren Abstammung von einer der beiden behandelten
Hauptlinien nicht nachweisbar ist. i390 — 44ii kommt mehrfach ein
Kirstan V. R. , auch als Schöppe im Mannengericht zu Görlitz, also
sicherlich ritterlichen Geschlechts; vor, dessen Wohnsitz aber nirgends
angegeben ist. — 4389 Hess „der ehrbare Knecht Conrad y.R." alles,
was er in Schreibersdorf (W. von Lauban} besass, seiner Frau Mar-
garethezu Leibgedinge reichen ^i). — In dem dritten Jahrzehnt des
15. Jahrhunderts waren Hans und Heinrich (wahrscheinlich Brü-
der) V. R. zu Gerlachsheim (O. von Seidenberg) gesessen; i486 näm-
lich verschrieb sich Otto v. Nostitz, dem Hans v. R. und den Gebrü-
dern Jakob, Balthasar und Heinrich, etwa Heinrichs Kindern
v. R., gesessen zu Gerlachsheim, 400 Mark zu zahlen. Möglich, dass
dieser verstorbene Heinrich identisch ist mit dem Heinrich v. R., der
1445 zu Linda (W. bei Gerlachsheim] sass. — 4440 — 66 wird mehrfach
ein Ulrich V. R. zu Bremenhain wegen allerhand Frevel nach Görlitz
vor Gericht citirt. — 4445 verkaufte ein Andreas von Rothenburg,
wohl ein Bürger dieser Stadt und nicht dem ritterlichen Geschlecht
dieses Namens angehörig , das Gut Zodel (S. von Penzig) an den Gör-
litzer Bürger Hans Pletzel *2) . — Alle die zuletzt erwähnten v. R. kön-
nen übrigens die betreffenden Güter nur sehr kurze Zeit besessen
haben , da später weder sie , noch Nachkommen von ihnen daselbst
vorkommen.
152. Die V. Bydeburg (R e y d e b u r g)
dürften von Schlesien aus in die Oberlausitz gekommen sein. Wäh-
rend der Zeit , wo Herzog Heinrich von Jauer das Zittauer Weichbild
besass (4349 — 46), hatte derselbe einem v. R., dessen Vornamen wir
nichT kennen ^) , den grossen landesherrlichen Wald N. von Zittau,
genannt das Küfiigsholz, um 50 Schock verpfändet, wahrscheinlich ihm
auch das angrenzende Dorf Oderwitz zu Lehn gegeben. Als aber in
den 40ger Jahren des Jahrhunderts auch König Johann von Böhmen
wieder Hoheitsrechte im Zittauer W^eichbild übte, so übertrug er
4345 den Bürgern von Zittau den Schutz, die Verwaltung und die
1») Urk.-Verz. 129. 12) Ebend. II. 59.
Iö2. 1) 1229 war HeinricuB de Ridebaro Zeuge, als Henog Albxecht ^on
Sachsen, als Vormund Heinrichs des Erlauchten von Meissen , auf dem Culmbeige eine
Schenkung an das Kreuzkloster bei Meissen bestitigte. Cod. Sax. II. 4. 448. 1351
war Hansv. Reidebnrg Burggraf auf dem Oreifenstein am Queiss. Bergmann,
Greiffen stein 47.
460 II- AbtheiluDg.
theilweise Benutzung des Kdnigsholzes. Die hieraus sich ergebenden
Differenzen mit denen v. R. schienen gütlich erledigt, als 4357 die
Brüder Heinrich, Johann und Ramvold v. Rydehurg das
Königsholz, „wie es Herzog Johann ihrem Vater versetzt'', dem Rathe
zu Zittau um jene 50 Mark zu lösen gaben. Sie selbst und zugleich
ihr Vetter Hans v. Opal auf Türchau gelobten , den Wald zu entweh-
ren ; erst wenn dies erfolgt sein werde , solle Hans v. Opal den Rath
„um das letzte Geld mahnen^ dürfen ^j. Wir kennen die Veriiältnisse
nicht, unter denen 4357 Kaiser Karl IV. ohne Weiteres den Wald als
königliche Domäne einzog und erst 4 365 der Stadt Zittau um 500 Seh. Gr.
wieder überliess. Um Ostern 4368, als der Kaiser eben nach Italien
gezogen war, begehrten die Brüder Johann und Ramvold v. R. von
dem Rathe, derselbe solle sie nicht hindern an dem W^aide, dem
Königsholze, „und wollten die Stadt dringen und zwingen um Geld''.
Da dies aber nicht gelang , ritten sie „mit ihrer Gesellschaft her vor
die Stadt'' und raubten und mordeten auf den Stadtgütern. Da
setzten sich auch die Zittuuer zu Pferde und jagten den Räubern nach
bis 3unzlau in Schlesien und bis „Töpfersdorf '^ nahe an der Oder,
wo sie die beiden Brüder v. R. fingen. Dieselben wurden nach
Zittau gebracht, als Strassenräuber durch die Stadt geschleift und an
den neugebauten Galgen gehenkt ^j. Dennoch finden wir etwa :)0
Jahre später noch eine dritte Generation derer v. R. in der Nähe von
Zittau, nämlich zu Oderwitz ansässig. 4395 und 96 nämlich präsen-
tirte Heinrich v. Reydeburg nebst seiner Mutter Kunigunde,
jedenfalls Sohn und Wittwe eines der gehenkten Brüder, zum Pfarr-
amte in Oderwüz ^) . Da nicht anzunehmen ist, dass die v. R. dies Gut
erst nach der Katastrophe von 4368 erworben haben werden, so dürfte
dasselbe schon der Grossvater des letztgenannten Heinrich , derselbe,
der zuerst das Königsholz erhielt, besessen haben. Später wird die
Familie in der Oberlausitz nicht mehr genannt.
153. Die Karfftrsten von Sachsen ^)9
die westlichen Grenznachbam der Oberlausitz, suchten besonders seit
Anfang des 45. Jahrhunderts, begünstigt durch die hussitischen
Wirren in Böhmen, die Oberlausitz, die ja einst ein Pertinenzstüek
8) CaTpzoT, Anal. II. 308. Korsohelt, Oderwlts 346. 3) N. Script. 1. 32.
4) Tingl , lib. quint. conflrm. Prag. 241. 249.
153. 1) AQBf&hiUcher von uns dargestellt in t. Weber's Archiv für die sUhs.
GeBchichte XII. 295 flg. ^^Die politischen Beziehungen zwischen der Oberlanaitz nnd
Meissen".
Hl -«■ ia^^m^mms^m^^mümfmmt
153. Die KurfUrsten von Sachsen. 461
der Mark Meissen gewesen war, wieder.damit zu vereinigen und zu
diesem Zwecke zunächst wenigstens den einen oder andern Grenzort
in ihren Besitz zu bringen, um „Fuss zu fassen'*. Schon vor i354
hatten sie beinahe Königsbrück erlangt; 1397 wurde die Herrschaft
Ruhland von König Wenzel an seine Schwester Elisabeth , die Ge-
mahlin Markgraf Wilhelms von Meissen versetzt; 1405 wollten die
Herren v. Kamenz ihre Herrschaft an den meissnischen Markgrafen
verkaufen , und h 426 Hess sich Kurfürst Friedrich der Streitbare von
Georg v. Waldau die Anwartschaft auf die eine Hälfte von Königs-
hrück und zugleich das Recht, die andere Hälfte um i500 fl. rhein.
kaufen zu können, ertheilen. Allein kein einziger dieser Plane konnte
ausgeführt werden. — 4448 aber eroberte Kurfürst Friedrich der
Sanftmüthige für Botho v. Eilenburg, Herrn auf Sonnenwalde in
der Niederlausitz , in rechtmässiger Fehde gegen Wilhelm Herrn v.
Schönburg auf Hoyerswerde das Schloss des Letztem und Hess sich
nun sofort von Botho dessen ^^Gerechtigkeit an Hoyerswerde" für
300 Seh. abtreten. So gehörte seit 4448 der Kurfürst von Sachsen
zu den oberlaus. Herrschaftsbesitzem. Allein vor 4464 musste er
Hoyerswerde wieder an Friedrich v. Schönhurg, einen Sohn Wilhelms,
zurückgeben. Gleichzeitig mit jener Belagerung fasste der Kurfürst
aber noch weiter tragende Pläne. Er Hess sich von dem Kaiser Frie-
drich HI. , der mit dem damaligen Gubemator Böhmens, dem hussi-
tisch gesinnten Georg Podiebrad, in Feindschaft lebte, die eben offen
gewordene Landvoigtei über die Oberlausitz übertragen, wohl in
der Hoffnung, hierdurch nach und nach das ganze Land in seinen Be-
sitz zu bringen. Allein die kaiserliche Ernennung kam zu spät; die
böhmische Kanzlei hatte längst einen anderen Landvoigt nach Bu-
dissin gesendet , der auch von den oberlaus. Ständen angenommen
worden war. — Als 4 457 der junge König Ladislaus posthumus von
Böhmen unvermählt gestorben war, erhob Herzog Wilhelm von Sach-
sen, als Gemahl von dessen älterer Schwester, Anspruch auf die ganze
Erbschaft , nämlich die Kronen Böhmen und Ungarn sammt Neben-
ländem. Allein die Böhmen wählten zu ihrem König den bisherigen
Gubemator Georg Podiebrad. So waren denn alle die Absichten der
sächsischen Fürsten auf die Oberlausitz gescheitert. Die Folge davon
aber war ein tiefgewurzeltes Misstrauen, welches man noch lange
darauf von Seiten der Oberlausitzer gegen diese westlichen Nachbarn
hegte.
462 n. Abtheilung.
154. Diey.Salza
(V. dem Sa Uz, deSaie) leiten sieh selbst von dem thüringischen
Dynastengeschlecht, welchem einst die Stadt Salza (Langensalza] ge-
hörte , und zwar speciell von Günther , dem Bruder des bekannten
Hochmeisters des deutschen Ordens, Hermann v. S., ab. Allein ist es
schon wenig w^ahrscheinlich , dass ein Spross jenes reichbegüterten,
„alten, hohen, zum Grafenamte beföhigten^ Dynastengeschlechts sich
gegen Mitte des 43. Jahrhunderts grade nach dem eben damals erst
zur Stadt erhobenen Görlitz gewendet haben solle, um daselbst,
ebenso wie lange Zeit seine Nachkommen, eine ganz bescheidene
bürgerliche Existenz zu führen , so fehlt auch jede Spur irgend wel-
chen thatsächlichen Zusammenhanges zwischen jenen thüringischen
Dynasten und diesen Görlitzer Bürgern. Auch die Wappen sind
ganz verschieden ; jene führten ein Widderhom , diese (wenigstens
seit dem 15. Jahrhundert) eine Lilie im Schilde. — Allerdings erfolgte
um 4540 besonders auf Anlass Jakobs v. S. a. d. H. Schreibersdorf,
Bischofs V. Breslau, eine Verbrüderung der oberlausitzisehen mit einer
thüringischen Familie v. Salza. Diese aber war nicht identisch mit
den bald nach 4406 ausgestorbenen Dynasten , sondern nannte sich
nach einem Dorfe Salza bei Nordhausen und führte zwei Angelhaken
im Wappen ^) . Diese thüringische Familie, besonders auf Blüherode
gesessen , und die oberlausitzische Familie v. S. vereinigten sich in
dem genannten Jahre, dass man sich gegenseitig als Vettern anerken-
nen und sich eines gemeinsamen , von Kaiser Karl V. ihnen neuver-
liehenen, zusammengesetzten Wappens bedienen wolle. Hiemach
halten wir den Stammvater der oberlausitzisehen v. S. zwar für ge-
bürtig aus der Stadt (Langen-) Salza , aber keineswegs für dem Dy-
nastengeschlecht, ja nicht einmal einer ritterlichen Familie angehörig,
sondern für schlicht bürgerlichen Standes. Er nannte sich , als er
nach Görlitz eingewandert war , nach seinem Heimathsorte , wie dies
damals allgemein üblich w^ar , und wie dies die Namen anderer Gör-
litzer Bürgerfamilien, z. B. V. Bischofswerde, v. Reichenbach, v. Grü-
nau etc. hinlänglich erläutern. Erst seit dem 45. Jahrhundert wurden
seine Nachkommen, welche inzwischen zahlreiche Lehngüter auf dem
Lande erworben hatten, zu dem Adel des Landes gezahlt.
154. 9 ^^^^ gütigen Mlttheilangen d«8 Herrn Geh. ArcMvrath t. Mülverstedt
in Magdeburg. Vergl. desselben : „Ausgang der Grafen ▼. Osterfeld'', SeparaUbdmck
8.34.
^^^■i^^pl
154. Die V. Salza. 453
Schon 4298 gehörte Heinricus de Sale senior zu den Raths-
herren von Görlitz , jedenfalls derselbe , der als „Heinrich von deme
Saltze der älteste^ 4305 seiner Frau Margarethe 30 Mark an sei-
nem Gute zu Eigen gab. Gleichzeitig mit ihm lebte zu Görlitz aber
auch ein (bisher nicht bekannter) Bartholomaeus von dem
Saltze genannt, der 4305 seiner Frau Katharine seinen Hof für
den Fall seines Todes aufgab ^J .
Nur von Heinrich haben wir Nachkommen gefunden und zwar
vier Söhne, Heinrich den jüngeren. Johann, Nicolausund
Jakob, sowie sechs Töchter, „Schwester Katharine^, Clara,
Margarethe, verheirathet mit Ulmann aus der Münze; eine vierte
hatte einen gewissen Luther, eine fünfte Johann von Reichenbach,
eine sechste Kristan von Grünau, sämmtlich Bürger von Görlitz, zum
Manne. Heinrich der jüngere gehörte 4 298 auch schon zu den Schop-
pen der Stadt 3). 4304 erkaufte er von Albrecht von Radeberg, dem
Grossvater seines Schwagers Ulmann, das Münzmeisteramt zu Görlitz,
mit welchem das Wechseigeschaft verbunden zu sein pflegte. Allein
er hatte hierbei die Bürgerschaft übervortheilt, weshalb 4308 (nicht:
4305) der Landvoigt vennitteln musste. — Um 4342 gab sein Bruder
„Johannes von dem Salcze genannt^* seiner Frau Katharine
40 Mark an dem sechsten Theile des väterlichen Hofes auf, den er mit
seinen Geschwistern inne hatte. Von diesen Geschwistern traten auch
Nicolaus und Clara ihren Antheil an jenem Hofe ihrer Schwägerin
Katharine ab, wofür diese die 40 Mark, die ihr auf dem Vorwerke zu
Biessnitz (S. bei (jörlitz) verreicht waren, an jene überliess. Die üb-
rigen drei Antheile an dem Hofe gaben die Geschwister Heinrich,
Jakob und Margarethe „ihrem Schwager Luther'* auf. Dieser aber
verkaufte sie wieder an Johann v. d. Salcze^). 4332 erwarb Johann
von seinem Schwager Ulmann aus der Münze den Durchgangszoll in
Görlitz.
Unter all den vier genannten Brüdern sind nur von Heinrich
^ lieber die Geschichte der Familie giebt es eine reiche Literatur, verzeichnet
in den ^Regesten des Oeschlechts Salza^ Leipz. 1853 flg. Diese Regesten
folgen in Betreff der oberlausitz. Salza einem Aufsatze inAnalectaSaxon. 1765.
111 flg.f dessen Verfasser das ilteste GorUtzer Stadtbnch nicht benatzt hat, in welchem
sich eine Menge Nachrichten über die ältesten Glieder der G5rl. Bürgerfamilie t. Salza
belinden. Damm weicht unsere Genealogie derselben von der in den Regesten gegebe-
nen wesentlich ab. Um Platz zu sparen , führen wir Im Folgenden nur diejenigen Ci-
tate an, die sich in den Regesten nicht vorflnden. ^ Görlitzer Stadtbuch von 1305
fol. 2\ 3. 3b. 4) Ebendas. fol. 27. Vgl. 8^. 71 über „Schwester Katharine v. dem
Saltze«.
464 II. AbtheiluDg.
dem jüngeren mit Sicherheit Kinder nachzuweisen, lieber seine
Nachkommenschaft, wie über seine Besitzungen giebt sein Testament,
das er uro 1334 in das GOrlitzer Stadtbuch eintragen Hess, authenti-
sche Nachricht. Darin vermachte er dem Hospital zu St. Jakob , den
Kirchen zu St. Peter und zu St. Nikolaus, sowie dem anderen Hospital
je eine Fleischbank, eine fünfte halb dem Kloster zu Marienthal, halb
dem zu Lauban, eine sechste zu seinem Seelgeräth und Jahresgedacht-
niss. Seine Söhne Johann und Albrecht sollten seinen Hof am
Markte erhalten; seine To^ter Agnes sollte von dem Hofe zu Kun-
stinsdorf (Vorstadt von Görlitz) in ein Kloster ausgestattet werden,
ihre jüngeren Brüder Michael und Elias (Hellas) von eben diesem
Hofe Zins bekommen. „Dies ist geschehn mit Willen seiner Kinder
Johann, Albrecht, Katharine, Michael, Elias, Agnete"*). 1:^38 änderte
^ Herr Heyraann v. dem Salze " mehrere dieser Bestimmungen und
wies z. B. seiner Frau Ottilie 25 Mark auf dem Vorwerk zu Kun-
stinsdorf und seinen Enkeln, Hans und Nickel, den Söhnen seines
Sohnes Albrecht, die Hälfte des Vorwerks am Steinwege an*). Auch
der älteste Sohn Johann war damals bereits todt; denn um 4338 hatte
„Petrus, Hansens Sohn v. Saiza, seinen Aeltervater Heinrieh v. S.
um Erbe und Gut verklagt wegen des Vorwerks vor dem Niklasthor** ^) .
Der zweite Sohn Albrecht soll schon 1336 Erbsass zu Nickers (O. bei
Tauchritz) gewesen, auch in demselben Jahre mit Deutschossig (N. von
Tauchritz) belehnt worden sein. Der dritte Sohn Michael war schon
4337 verheirathet mit Anna, der Tochter von Heinrich Renker aus
Löwenberg, und zog später nach Zittau. Der vierte Sohn Elias gab
4339 seiner Frau Ottilie sein halbes Vorwerk zu Kunstinsdorf auf.
Katharine war verheirathet und hatte einen Sohn Opetz, Agnes,
die nicht geistlich geworden, heirathete Nicolaus Werner in Görlitz®).
Der älteste Sohn Heinrich des jüngeren, Pans v. S., hatte aus-
ser dem schon erwähnten Peter (4338) noch mehrere Kinder. Um
4 343 verkauften „N i z ce und H e m p e 1 und alle Kinder Hansens v. S.
den halben Hof, der ihnen von ihrem Aeltervater Heinrich angestor-
ben war.'' Von diesen Brüdern soll Nickel 1383 Zöllner in Görlitz
gewesen sein. Ein Peter und ein Hempel v. S. aber waren 4358 Ratb-
mannen, Letztrer 1378 sogar Bürgermeister zu Laubanj woselbst die-
») Sbendttelbtt 61. «) Bbendat. 71. Es ist falseh, wenn diesem Heinrieli dem
jQngeren (Regeeten 8. 134) ein Sohn Heinrich beigelegt wird , Ton dem der tpUeve
adiiohe Zweig der Sela in der Oberlavt. stamme. Einen soleben Heinrieb gib es unter
diesen Sdhnen nicht. ') Ebendss. 71. SehSppenspnich von Msgdebnrg. N. Script. I.
336. 8) Gört. Sudtbach von 1305. 80. 86. 72.
154. Die V. Salza. 465
ser Zweig der Familie noch länger verblieb. 4399 gab es in Lauban
abermals einen Petsch, einen Peter und einen Hempel v. S. im
Rathe. 1402 erlaubte der dortige Rath einem „ehrbaren^ Hans v. S.,
einen Hof in der Stadt zu kaufen , darin allerlei btirgerliche Nahrung
zu treiben, Bier zu brauen, ausländische Biere und Weine zu führen,
Kaufmannschaft zu treiben etc. und zwar schoss-, bete- und steuer-
frei gegen eine jährliche Abgabe von 2 Sch^j. — In Görlitz werden
in der zweiten Hälfte des 45. Jahrhunderts genannt ein Peter v. S.,
der 1380 nebst seiner Frau Clara dem Rathe 454 Schock geborgt
hatte, desgleichen ein Yincenz und em Heinrich v. S., welche
1392 16 Mark von ihrem Vorwerke an eine Wittwe in Schweidnitz
verkauften ^<^) . Dieser Heinrich, dessen Frau Anna hiess (1391), war
1424 Erbrichter in Görlitz ^^] und könnte leicht derselbe sein, mit
welchem 1422 die Reihe der Besitzer von Lichtenau und Schreibers-
dorf aus der Familie v. S. beginnt.
• I
In diesem Jahre nämlich bestätigte der Landvoigt der Oberlau-
sitz, er sei gegenwärtig gewesen, wie Kaiser Siegsmund dem ehr-
baren, wohltUchtigen Knecht Heinrich v. Salza durch
seinen Hofmeister die Lehn über gewisse Gefalle in den Dörfern LtcA-
tenau, Schreibersdorf (W. von Lauban] und Kunnersdorf (jetzt Holz-
kirch S. von Lauban) habe reichen lassen , und erneuerte jetzt die-
selbe Kraft seines Amts. Zugleich erklärte er, dass während Hein-
richs Abwesenheit im Ausland dessen Bruder Mathias v. S. diese
Guter zu einem Altar tiberwiesen, also an die Kirche abgetreten habe,
ohne dazu Ermächtigung zu besitzen , weshalb diese ^Entfremdung^
der Güter null und nichtig sei. Wir wissen nicht, wer zuerst diese
Güter erworben hat; etwa der obige Hans (1402), der auch schon mit
dem „ehrbar" des Adels bezeichnet wird? Diese Brüder werden fer-
ner nicht als Besitzer jener Dörfer genannt.
Wohl aber wird 1432 Anna v. S. und ihr Sohn Portschmann
(d. h. Prokop) zu Lichtenau, 1442 aber die Brüder Portschmann und
Nickel V. S. als Inhaber des Gerichts zu Schreibersdorf und 1449
die Brüder Nickel und Hans v. S. zu Schreibersdorf erwähnt *2j.
Daraus scheint zu folgen, dass Anna die Wittwe, Portschmann, Nickel
und Hans aber die Söhne Heinrichs v. S. auf Lichtenau und Schrei-
bersdorf gewesen seien. Dies stimmt freilich weder mit den Stamm-
tafeln der Regesten, noch mit der — sehr fraglichen — Inschrift eines
9) Urkunden- Vera. I. 150 No. 741. Wiesner, Anil. Lauban. ») Görl. Hb.
obligat, de 1384 fol. 15. ») ProT.-Blätt. 1782. 443. i«) Görl. Gerichtsbücher.
K n 0 1 h e , Oeoch. d. Oberl. Adels. 30
466 n.' Abtheilung.
Leichensteins zu Lichtenau, wonach Portschmann schon 4440 gestor-
ben wäre. Vielmehr hatte Portschmann v. S. „zu Lichtenau^ 4457
einen Rechtsstreit mit dem Rathe zu Lauban wegen der Fischerei und
Jagd in diesem Dorfe ^^) und erscheint noch 4 470 als ,, zu Hausdorf ^
(NO. von Lauban) gesessen. Seine Söhne besassen Lichtenau und
Hausdorf.
Seine Brüder Nickel und Hans zu Schreibersdorf erkauften
um 4444 von Nicol. v. Luttitz Sch($nberg und Hatbendorf (W. von
Lichtenau), veräusserten diese Güter aber 4467 um 4000 fl. ungar.
an Hans Utmann aus Görlitf, der sie aber 4469 nebst Hermsdorf (N.
von Schönberg) wieder an Nickel v. S. versetzen und demselben
ausserdem einen Wald bei Heidersdorf (W. bei Lichtenau) verkaufen
musste. Ebenso erwarb Nickel 4475 von seinem Schwager Nicol. v.
Penzig Leopoldshain (N. von Hermsdorf) und 4480 von Georg und
Hana v. Penzig Antheile von Rothwasser (0. von Penzig). Sicher kom-
men noch 4 482 Nickel als zu Schreibersdorf und Hans als zu Lichten-
au gesessen vor. Wir können nicht glauben, dass von diesem Hans
die Kunzendorfer Linie derer v. S. abstamme ^^) . Vielmehr seheint
derselbe gar keine Kinder hinterlassen zu haben , da alle die bei den
bald zu erwähnenden Gesammtbelehnungen genannten v. Salza Söhne
theils von Portschmann, theils von Nickel sind.
L Die Nachkommen Portschmanns v. Salza; die Linien
Kunzendorf und Hausdorf.
Die Söhne Portschmanns führten sämmtliob den Vornamen ihres
Vaters als einen Zusatz zu ihrem Familiennamen. So gelobten 4 485
„Hans, Caspar und Nickel vom Salcze, Portschmann ge-
nannt^, einem Altaristen zu Lauban Geld auszuzahlen^^). Später
trafen sie eine Erbtheilung; danach erscheint nun „Hans Portsch-
mann V. S. auf (Antheil von) Lichtenau^ gesessen i*). „Niclas v.
S. Portschmann genannt^ verkaufte 1503 einen Antheil von Haus-
dorf und Kunzendorf um SOOO fl. ungar. an den Rath zu Lauban.
Caspar hatte jedenfalls einen anderen Antheil an diesen Dörfern und
verkaufte 4488 auch Zins zu Gersdorf (N. bei Hausdorf) an seine
Vettern von der Schreibersdorfer Linie. Auch bei den Gesammt-
belehnungen (4549 und 4528) der sämmtlichen Vettern von S. wer-
13) Urk.-Veri. U. 68c. II. 80b. Laus. Mag. 1851. 157. ") Regesten S. 269.
1^ Urk.-Ven. II. 152*. Eine Schwester derselben Katharine war 1492 Nonne zq
Lauban. »«) Urk.-Ver2. III. 63? (1491).
154. Dier.'Salza. ' 467
«
den Caspar und Nickel auf Kunzendorf und Hausdorf aufgeführt. Ihr
filterer Bruder Hans scheint keine Kinder hinterlassen zu haben;
sonst wären dieselben gewiss bei diesen Gesammtbelehnungen mit
erwähnt worden.
Demnach dürften von Caspar abstammen Heinrich und Nie las
V. S. auf Kunzendorf, welche i 539 in dem Testamente des Bischofs
Jakob V. S. mit Geld bedacht wurden ; spater Joachim, der 4557,
und Jakob, der 4562 — 70 zu Kunzendorf gesessen war. — Von
Nickel aber dürften abstammen Donal v. S., der 4530 — 54 als Be-
sitzer von Hatisdorf Yorkommi, und nacn dessen Tode 4555 sein Sohn
Jakob mit Hausdorf belehnt ward, 4558 das Gut Stolzenberg (W.
von Schreibersdorf] an seinen Vetter Hermann v. S. auf Schreibers-
dorf und 4563 seinen Antheil an Hausdorf an Christoph v. Tschirn-
haus verkaufte.
n. Die Nachkommen Nickels v. Salza; die Linien
Schreibersdorf, Lichtenau und'Linda.
Der oben (4444) behandelte Nickel v. S. auf Schreibersdorf
tind Lichtenau hinterliess fünf Sohne : Opitz, Günther, Mathias,
Wigand und Jakob, welche zuerst 4488, wo sie von ihrem
Cousin Caspar v. S. auf Hausdorf den Zins zu Gersdorf kauften, ge-
nannt werden. 4494 erwarben sie, ebenfalls gemeinschaftlich, von
Fabian v. Tschimhaus das Dorf Linda- und von Georg Emmerich das
Dorf Stolzenberg. Auch Lichtenberg (W. bei Schreibersdorf) gehörte
ihnen schon 4 489 1^) . Erst 4 509 nahmen sie eine brüderliche Thei-
lung vor, derzufolge Opitz Schreibersdorf Günther Lichtenau, Lichten^
berg (das aber 4540 verfiussert ward) und Gersdorf, Mathias jLtnda
und Stolzenberg erhielt, während Wigand und Jakob mit Geld ab-
gefunden wurden. Zugleich bestimmten die Brüder, dass alle ihre
gegenwärtigen und zukünftigen Lehngüter „ihnen zu gesammter
Hand stehen ^ sollten. In diese Gesammtlehn wurden später auch
die Cousins auf Kunzendorf und Hausdorf gezogen , und so erfolgte
4549 durch König Ludwig von Böhmen die erste Bestätigung der
v. Salza^schen Gesammtbelehnung.
Von diesen Brüdern war Opitz 4498 Landesältester und ward
Stifter der Schreibersdorfer (f 4544), Günther der der Lichtenauer
(t4549), Mathii^s, seit 4524 Ämtshauptmann zu Görlitz, Stamm-
vater der Linda'er Linie. Wigand war 4496 — 4503 Pfarrer in
") Urk.-Verz. III. 2Q. N. Script, n. 147.
30*
0
468 II- Abtheilung.
Jauernick (SW. von Görlitz), 4509 Doktor, und erhielt 4546 eio
Canonikat zu Giogau, spUter ein zweites an der Domkirche zu Breslau
(t 4520). Jakob ward 4506 zu Florenz (?) Licentiat, 4508 Doktor
der Rechte, 4 540 Landeshauptmann zuGlogau, trat aber 4544 in den
geistlichen Stand und erhielt eine Domherrenstelle zu Glogau, später
auch am Dome zu Breslau und wurde 4520 zum Fürstbischof
daselbst erwählt ^^). 4532 erwarb er um 3200 fl. ungar. von König
Ferdinand pfandweis Stadt und Burglehn Bolkenhain in Schlesien.
In dem kurz vor seinem Tode (f 4539) abgefassten Testamente ver-
machte er ausser zahlreichen Legaten seinen gesammten Nachlass
seinem Bruder Mathias und den Söhnen der schon gestorbenen Brü-
der Opitz und Günther. Bolkenhain sollte zunächst an Mathias, dann
an dessen ältesten Sohn Joachim , später aber jedesmal ^an den älte-
sten und nächstgesippeten Schwertmagen** fallen. Dies Gut wurde
später von der kaiserlichen Kammer wieder eingelöst.
4. Linie Schreibersdorf.
Opitz V. S. auf Schreibersdorf hatte bei seinem Tode (4544)
einen einzigen Sohn Opitz hinterlassen. Dieser aber hinterliess
(4564) fünf Söhne: Heinrich, Nickel, Melchior, Christoph
und Opitz, von denen die drei Letzteren bei der gemeinsamen Be-
lehnung mit dem Stammgute (1562) noch unmündig waren. Das-
selbe war freilich nicht gross genug , um fünf Brüder zu ernähren.
So erfolgte 4 563 eine Theilung desselben und bald darauf der Ver-
kauf der einzelnen Antheile. So veräusserte Heinrich 4 580 Ober-
Schreibersdorf um 7000 Thlr. an den Rath zu Lauban und soll 4602
auf Reichenbach gestorben sein. Nickel, der sich einen besonderen
Hof erbaut hatte, überliess denselben schon 4569 an Balthas. v. Gers-
dorff, Melchior seinen Antheil theils (4578; an Hier. v. Schönaich
auf Siegersdorf, theils (vor 4582) an Albrecht v. Keul; 4603 war er
zu Langenöls in Schlesien gesessen. Christoph besass Nieder-
Schreibersdorf und veräusserte 4580 einen Theil davon an seinen
Vetter Jakob v. S. auf Lichtenau , den anderen behielt er bis zu sei-
nem Tode (4602). Da er, wie es scheint, keine Kinder hatte, so ver-
kaufte sein Bruder Melchior das Gut um 4300 Thlr. an Prokop v. S.
auf Lichtenau. An diesen Vetter hatte auch der fünfte Bruder Opitz
schon 4592 einen Theil von Schreibersdorf, bestehend in dem Kirch-
t8j Ueber seine Wahl Tgl. Zeltsrh. des Ver. för Gesch. und Alteitham Schlesieni
XI. 303 flg.
T^mmmmmammmamitm^^^m
154. Die Y. Salza. 469
lehn und drei Bauern, einen andern aber 1584 an Blasius v. Bibran^
einen dritten 1593 an Hans v. Warnsdorf verkauft. Dieser v. Wams-
dorf erwarb nach und nach alle die einzelnen Antheile des Dorfs ^^i.
2. Linie Lichtenau.
Günther v. S. hinterliess 4519 vier Söhne: Hermann,. Hans,
Günther und Jakob. Von diesen erwarb Hans das Gut Gotseh-
dorf im Fürstenthum Brieg und soll 1588 gestorben sein. Günther
verkaufte die bei der Theilung an ihn gekommenen Unterthanen in
Gersdorf 1543 um 1500 Thlr. an den Ratb zu Lauban^o) und wurde
spSiter zu Striegau in Schlesien erstochen. Jakob starb 1553 an
der Pest. Der älteste Bruder Hermann blieb zu Lichtenau, Er
erwarb 1554 von Lauban den Bischofszins auf seinem Gute, 1558 von
seinem Vetter Nickel v. S. auf Hausdorf dessen Gut Stolzenberg , war
auch seit 1561 Inhaber des schlesischen Bolkenhain. Er hinterliess
1564 vier Söhne : Jakob, nach dessen Tode seine Gläubiger seinen
Antheil von Lichtenau an seinen Bruder Prokop verkauften, Hermann,
der 1581 in Ungarn starb, Hans, der 1582 Oberlichtenau an Caspar
V. Eberhardt, seinen Stiefvater, überliess, und Prokop, der 1580
Stolzenberg um 3100 Thlr. an Lauban verausserte^*) , dafür aber
4585 seines Bruders Jakob An|^eil an Lichtenau und 1601 und 1603
auch Antheile von Schreibersdorf erwarb.
3. Linie Linda.
Mathias v. S. auf Linda hatte 1540 auch Heidersdorf (N. bei
Linda) erworben und starb 1542. Als seine Söhne geben die Regesten
(S. 225) Hans und Joachim aus erster, Benno und Jakob aus
zweiter Ehe an. Und in der That werden bei der zwischen der
oberlaus, und thüringischen Familie v. Salza 1558 geschlossenen
Wappenvereinigung Hans v. S. zu Kunzendorf, Joachim zu Bolken-
hain , Benno zu Rengersdorf (NW.^ von Görlitz) , !Jakob zu Heiders-
dorf s^mmilich als „von Salza von der Lindau" aufgeführt.
Allein es müssen der Brüder noch mehr gewesen sein. 1548^2) näm-
lich belehnte der Landvoigt den „Benno v. S. zu Linda nebst seinen
ungesonderten Brüdern Jakob, Mathias, Wigand und Nickel,
nach dem Tode ihres Vaters Mathias" mit Linda , dem ganzen Hoch^
waldCj Stolzenberg und ihrem Antheil an Heidersdorf und Rengersdorf.
») Nach den Lehnbüchern im A. Dresd. ») Ürk.-Verz. HI. 159. 2i) Eben-
<U8. ni. 227. 22) Oberliui. Lehnbücher IV. 76 im A. Dresd.
/
470 n. AbtheiluDg.
Wir vermögen nicht zu sagen, wie es kommt, dass Hans undJo achim
nicht bei der Belehnung von 1 548 und Mathias, Wigand, Nickel nicht
bei der Geschlechtsvereinigung von 4 558 erwähnt werden. Jene bei-
den ältesten Söhne und ebenso Mathias und Nickel haben wir in
oberlaus. Urkunden sonst nicht vorgefunden.
B e n n o V. S. erwarb zu dem vom seinem Vater ererbten Antheile
von Rengersdorf 4564 noch den übrigen Theil dieses Guts nebst dem
Pertinenzort Torga (um 7000 Thlr.) hinzu, die durch den kinderlosen
Tod Christophs v. Gersdorff an die Krone gefallen waren. Femer
erkaufte er 4588 um 1600 Thlr. das Gut Grosskrauscha (0. bei Ren*
gersdorf) von dem Rathe zu Görlitz, bald darauf pfandweis den
Meierhof unter dem Oybin nach Auflösung dieses Klosters ^^) , 4 562
auch einen Theil des Emmerickwaldes bei Krauscha. Er war bischöf-
lich Breslauer Rath und königlich böhmischer Kammmerrath und starb
4566 zu Rengersdorf mit Hinterlassung von drei Söhnen: Georg,
Friedrich und Hieb (Letzterer aus zweiter Ehe mitKatharine
v. Rädern aus d. H. Friedland). Diese theilten sich so, dass Georg
Oberrengersdorf j Friedrich Grosskrauscha, Hieb Niederrengersdorf
ertiielt. 4584 aber erkaufte Hieb von seinem Bruder Friedrich
Krauscha und 1 584 von den Gläubigem derer v. Bischofswerder das
Gut Ebersbach (S. bei Rengersdorf) , i^ofür er [\ 584) Niederrengers-
dorf an die v. Nostitz auf Cllersdorf tlberliess. Georg erwarb zu
seinem Antheile 4578 auch Obemeundorf von Albrecht v. Gersdorff
hinzu.
Benno's Bmder Jakob v. S. ^von der Linda zu Heidersdorf^
war Amtshauptmann zu Görlitz und hinterliess 4589 mehrere Söhne,
von denen Heinrich und Maximilian (Antheil von) Niederhei-
dersdorf an die v. Nostilz , Oberheidersdorf an Jakob v. Rindfleisch
verkauften, Mathias und Joachim 1596 vor Grosswardein fielen,
Nicolaus(t 4646) Klostervoigt zu Marienthal war, Abraham 4593
zu Heidersdorf, Christoph, Benno und Bernd zeitig im Ausland
ihren Tod fanden.
Benno's Bmder Wigand verkaufte 4 569 (einen Theil von) Linda
an Anton v. Döbschitz auf Schadewalde und starb 4 574 mit Hinter-
lassung zweier Söhne : Hang, der Zwecka und Lomnitz (NW. von
Seidenberg) , und W i ga n d der jüngere, der Nieder linda besass.
M) Pescbeck, Cölestiner 82.
immamm^m^Kma^mm^mm^^tß^P'^^m
155. Die Schaff. 471
155. DleSchaffO*
Das ritterliche Geschlecht der Schaff (Schoff, Schaaf, Ovis)
ist von Meissen aus in die Oberlausitz gekommen. Seit Anfang des
44. Jahrhunderts erscheinen häufig die Schaff auf Mückenberg als
Zeugen bei den Herren v. Kamenz, deren Grenznachbam sie waren.
Einer von ihnen, Ritter Günther Schaff, besass auch iq der Ober-
lausitz mindestens den Kretscham in Höflein (N. von Marienstern],
den er vor 1304 an das Kloster Marienstern verkaufte'^}. Möglich
dass dieser Mückenberger Linie auch der Ulrich Schaff („Ovis^]
angehörte, der \ 280 Landvoigt in der westlichen Oberlausitz war. Der-
selbe besass das Gut Königsteich [piscina regis oder allodium regis) ,
d. h. Niederkcäna (NO. von Budissin) ^) , welches er durch den Münz-
meister Otto von Budissin verwalten Hess. Da er den von diesem
Gute von allen Früchten zu entrichtenden vollen Zehnten seit mehr
als vier Jahren dem Domkapitel in Budissin vorenthalten hatte , so
ward er endlich von diesem excommunicirt , bis 1284 der Streit güt-
lich beigelegt wurde.
Bleibend ansässig aber waren die Schaff vorzugsweise in dem
Göriitzer Weichbild und zwar in und um See (W. von Niesky) ge-
worden. Schon Ende des 44. Jahrhunderts erscheinen in jener
Gegend ihrer so viele, dass jede genealogische Gruppirung unmöglich
wird. Ohne Angabe des Gutes werden 4384 die Brüder Alb recht
und Hans Schaff erwähnt, von denen Albrecht vielleicht identisch
ist mit dem 4442 genannten „Albrecht Schaff von Trebus^ (N. von
Niesky), mit welchem zugleich sein „Bruder^ Leutold von Trebus
aufgeführt wird. Dem Vornamen nach dürfte auch der 4405 er-
wähnte „Ulrich von Trebus^ der Familie angehören. — Als zu Horka
(O. von Niesky) gesessen kommen vor ein Posch el Seh. (4389 — 94)
und ein „Heinrich von dem See, gesessen zu Horka^ (4394), wo-
raus sich die Abzweigung der Horka^er Linie von dem Stammhause
See ergiebt; femer ein Hans Seh. (4402 — 7) und ein Ulrich Seh.
(4 402 — 7). — Ebenso gab es in dem dicht an Horka anstossenden
Mückenhain eine besondere Linie der Seh. , nämlich 4404 — 7 Ulrich
Seh., seitdem Ren t seh Seh., der stets durch den Beisatz „zuMücken-
hain^ von einem gleichnamigen Vetter „zu See^ unterschieden wird.
Als derselbe 1443 starb, übertrug seine Wittwe Margarethe die
Vormundschaft über ihre Kinder ihrem Vetter Heinrich Seh. auf
1&5. 0 Ausführlicher von uns dargestellt im Lsnsitser Magadn 1867. 19 flg.
3) K not he, MStem 41. 3) Laos. Mag. 1859. 111. Cod. Las. 118 flg.
472 II- Abtheihmg.
Särichen, Sofort meldeten sich von allen Seiten Gläubiger zu ihres
Mannes Gutem , und so musste MUckenhain theils an Albr. v. Hang-
witz , theils an Otto v. Nostitz verkauft werden. Bei einer noch-
maligen Lossage „wegen Mückenhain ^ (1430) werden Else und
Donat als „Schaffs Kinder, etwa zu MUckenhain gesessen^, be-
zeichnet.
Auf dem Stammgute See nun erscheinen ge^en Ende des 4 4.
Jahrhunderts nicht weniger als vier verschiedene Schaff, die mög>
licherweise BrUder waren, nämlich 1397 — 1420 Rentsch Seh. „der
älteste seiner BrUder**, der 1407 Hauptmann zu Görlitz war,
< 386— 94 Ulrich Seh., 1398 Thomas Seh., endlich 1387 und
1417 Gotsche Schaff. Wir wissen nicht, von welchem der drei
Erstgenannten Hans und Ulrich Seh. abstammen, die noch 1430
und 1448 als Herren zu See bezeichnet werden, obwohl damals das
Gut, ganz oder theilweis, bereits an Hans v. Beiwitz übergegangen
war. Auch ein 1480 gestorbener „dominus Johannes Sc ho ff*
wird in dem Nekrologium der Franziskaner zu Görlitz noch als ^von
dem See" bezeichnet. Viele Glieder der Familie nahmen um diese
Zeit Söldnerdienste bei dem Deutschen Orden in Preussen. So be-
fanden sich 1410 Ulrich, Reintz, Friedrich, Fritz, Hans,
Ulrich und Gotsche Schaff theils in der berüchtigten Schlacht bei
Tannenberg, theils bei der Yertheidigung von Marienburg*; .
Der eben erwähnte Gotsche Schaff auf See erscheint selbst
nach den dürftigen Notizen der Görlitzer GerichtsbUcher als eine echt
mittelalterliche Rittergestalt. 1387 machte er (zum zweiten Mal) Hoch-
zeit mit Else, wie es scheint, einer nahen Verwandten des dama-
ligen Landvoigts, Herrn Benes v. der Duba auf Hoyerswerde. Darum
schickte ihm der Rath von Görlitz zum Hochzeitsschmause eine Fuhre
Bier und ein Wildschwein „propter dominum Benisium.** 1389 finden
wir ihn auf dem von dem jungen Herzog Johann von Görlitz in seiner
Stadt veranstalteten Turniere, bald darauf im Auftrag König Wenzels
von Böhmen als Unterhändler und Bürgen eines Friedens mit Mark-
graf Wilhelm von Meissen. Dabei hatte er aber ewig Händel und
Schulden. Bald hat er Luthern v. Gersdorff auf Kuhns zu Gelde ver-
helfen; bald hat er selbst Freunde „an Juden versezt**. Darauf drän-
gen ihn diese seine Bürgen so , dass er einmal über das andere nebst
Frau und Sohn geloben muss , wenn er dieselben nicht binnen be-
*) Joh. Voigt, Namen-Codex der deutschen Ordens-Beamten. Königsberg 1843.
S. 1Q3.
155. Die Schaff. 473
stimmter Frist löse, von Haus und Hof ziehen zu wollen. Wiederholt
erkennt er seinen Gläubigern das Recht zu , ihn zu pfänden , wenn
er nicht binnen 14 Tagen zahle; oft wird er auch gepfändet; bis-
weilen aber wird er auch vor Gericht geladen, ^weil er sich des
Pfandes gewehrt.^ Bald muss er „Beweisung thun mit zwei Fingern
auf die Heiligen^ ; bald reitet er vom Gericht fort, „ohne geantwortet
zu haben^, was er doch vorher zugesagt hatte. Leichten Sinnes, wie
er war, hatte er nicht einmal Sorge getragen , dass sein Weib einen
Brief habe über ihr Leibgedinge zu See (U47).
Gotsche hatte zwei Söhne aus erster Ehe, Hans und Heinrich.
Letztrer war 1397 Duba'scher Hauptmann zu Hoyerswerde, minde-
stens seit 1408 aber Besitzer von Sarichen (W. bei Mttckenhain) . 1409
wurde er von König Wenzel zum Fehmrichter der Oberlausitz er-
nannt. Auch er steckte tief in Schulden, und als er 1418 starb, ward
seine Wlttwe Margarethe von den Gläubigem, besonders von Schaff
Hannos, hart bedrängt. Dieser „Scho ff Hannos'^ (die Namen stets
so gestellt), zu Diehsa (SW. von Niesky) gesessen, war wohl der
Bruder Heinrich Schaffs; sein Schwestersohn war Franz v. Opeln,
der später Besitzer von Diehsa ward. Schoff Hannos hinterliess von
seiner Frau Margarethe geb. v. Gersdorff a. d. H. Reichenbach
zwei Söhne, Heinrich und Peter, die 1432 Besitzungen m Rothen-
burg erwarben. 1439 überliess diesem Peter Seh. sein Onkel Ramfold
V. Gersdorff einen Letzterem zustehenden Zins von 20 Seh. Gr. auf
Lobau^ und als um 1446 dieser Ramfold, als der Letzte seiner Linie starb,
ßelen dessen Lehngttter infolge einer früheren Gesammtbelehnung an
Peter Schaff , der daher 1455 mit MengeUdorf, halb GosswiU, ganz
Dolgowitz „und allem, was Tamme v. Gersdorff und seine Brüder zu
Sohland und Oehlisch^ besessen, so^wie mit Niederreichenbach und dem
Zins auf Löbau, „wie die Briefe ausweisen '', belehnt ward. Nach
Peters Tode erhielten seine Söhne: Hans, Georg, Tamme und
Balthasar 1459 hiertlber die Lehn. Als 1481 diese Lehn durch
König Mathias erneuert ward, werden nur noch Balthasar und Tamme
Schaff genannt. Diese beiden verkauften 1491 die 20 Seh. Zins auf
Löbau an Christoph v. Gersdorff auf Baruth. Balthasar war erst Pfar-
rer in Löbau , dann Domherr in Budissin und starb, wie es scheint,
als der Letzte seiner Brüder, 1511 in Niederreichenbach ^] . — Der
älteste Bruder Balthasars, Hans, besass 1489 einen Theil desbischöf-
5) Urk.-Verz. II. 49c. 77». 86 und 144. Die Namen der Abichrift in der Urk.-
^ammlung dürften sehr falsch gelesen worden sein.
474 ^^' Abtheilnng.
lieh lueissnischen Gutes Kunewaldej woselbst er seine Frau Vero-
nika beleibdingen liess, verkaufte aber vor 4493 dasselbe an Hans
V. Forst.
Ausser den bisher Genannten wird 4 421 ein Ha n s Seh. zu Skassa
(bei Grossenhain?), U26 ein Hans Seh. als Burggraf auf der Lands-
kroney 1459 ein Hans Seh. zu Küpper (O. von Seidenberg), U67 bei
Belagerung von Hoyerswerde abermals ein Hans Seh. zu Neukirch
(wir wissen nieht, ob in der Oberlausitz) erwähnt. Seit Anfang des
46. Jahrhunderts versehwindet das einst so vielverzweigte und wohl-
begüterte Geschlecht gänzlich aus der Oberlausitz.
156. Die T. Seharftod
kamen zuerst, wir wissen nicbt woher, mit Jacob v. Schar fs oder
nach der Oberlausitz, der 4544 Hofrichter in Ltfbau und Budissin,
mindestens seit 4562 aber Besitzer von Dürrbach (SW. von Reich-
walde) war. 4565 verkaufte er dies Gut nebst Antheil von Kringels-
dorf (W. bei Reichwalde) an Casp. v. Nostitz auf Jahmen. — Wir
wissen nicht, ob ein direkter Nachkomme von ihm jener Heinrich
V. Scharfsod^) war, der das v. Falkenhain'sche Gut in Radgendorf
(NW. von Zittau) gepachtet hatte und 4643 zu Zittau auf der Treppe
des Rathskellers einen ihm zufällig in den Weg kommenden Mann,
Namens Walter, mit dem Dolche niederstiess. Er ward sofort von
dem Rathe der Stadt festgesetzt und trotz der Fttrbitte seiner Braut,
einem Fräulein v. Jomitz, mit der er, der Letzte seines Geschlechts,
sich in 44 Tagen verheirathen wollte, 4644 ^uf dem MariLtplatz zu
Zittau enthauptet, da die Wittwe des Ermordeten ein ihr angebotenes
Wehrgeld nicht annahm.
157. Die T. Seheliendorfy
eine schlesisehe Familie, wurden erst mit dem Anfang des 46. Jahr-
hunderts auch in der Oberlausitz ansässig. 4500 nämlich erkauf-
ten die ungesonderten Brttder Georg und Balthasar v. Seh. auf
Geltsch (?) von den Gebr. v. Wamsdorf das Dorf Tzsohima (NO. von
Görlitz), verkauften es aber schon 4504 um 4600 fl. ungar. an den
RathzuLAuban^). — 4566 erwarb Christoph v. Seh. zuSacz (?)von
Balthasar v. Rottwitz auf Haibau zunächst zwei Bauern zu Klix (S. von
Haibau) , später aber auch Haibau selbst nebst den zugehörigen Ortr-
156. 0 Pescheck, Zitton 11. 182.
157. 1) Wiesner, Ajinal. Lauban. Urk.-Verz. III. 56.
1
158. Die Herren v. Schleinitz. 475
Schäften. Wohl derselbe Christoph v. Seh. erkaufte 4579 von seinem
Schwager, dem Burggrafen Casp. v. Dohna a. d. H. Straupitz, um
50000 Thlr. die Standesherrschaft ATtfni^ffrrücfc , die er 1584 seinem
Sohne Carl Magnus hinterliess. Dieser sowohl, als sein Vater hatten
wegen des als Pertinensstück zu Rönigsbrttck gehörigen Geleitzolles,
des sogenannten BrückenzoUet zu Dresden, mit dem Rathe dieser Stadt
langwierigen Streit ^j.
158. Die Herren y.SeUeliiltzi).
Im Jahre 4471 hatte Heinrich v. Schi., der Sohn des sächsi-
schen Obermarschalls Hugold v. Schi., von Kurftlrst Ernst und Herzog
Albrecht von Sachsen die beiden grossen böhmischen Herrschaften
Tollenstein und Schluckenau erworben und war dadurch in den böh-
mischen Herrenstand getreten. Um 4500 eiiiielt er dazu von Herzog
Georg von Sachsen noch die Herrschaft Uohnstein und kaufte auch
in der Oberlausitz eine Menge an seine böhmischen Besitzungen an-
stossender Güter zusammen , so dass er endlich ein , wenn auch in
drei Ländern gelegenes , doch wohlzusammenhängendes Gebiet von
gegen 4372 I^M. Flächeninhalt besass, gross genug, um die Bezeich-
nung als „Schleinitzer Ländchen^ zu rechtfertigen , welche die Zeit-
genossen selbst diesem Territorium beilegten ^) ,
So hatte er im Zittauer Weichbild die Scheibemtlhle in Nieder-
herwigsdorf ("SVif . bei Zittau] käuflich an sich gebracht, die er aber
4545 den Cölestinem auf dem Oybin verkaufte. Femer hatte er (schon
vor 4490) von Burggraf Joh. v. Dohna auf Grafenstein fast ganz Oder-
witz erkauft, von welchem er den einen Theil an Nicol. v. Gersdorff
auf Grosshennersdorf , einen andern an die Gebr. v. Muschwitz als
Afterlehn gab, einen dritten aber 4545 ebenfalls an die Cölestiner
veräusserte. Nicht minder hatte er, wir wissen nicht wann und von
wem, die beiden Dörfer Seifhennersdorf und Eibau , zu welch letzte-
rem auch Leistersdorf gehörte j erworben und erlangte dazu 4513
von König Wladislaus noch das durch den Tod Hansens v. Miltitz er-
ledigte Pidssnitz mit seinen zahlreichen Pertinenzorten.
Heinrich v. Schi., der ebenfalls die Stellung eines Obermarschalls
am Hofe zu Dresden bekleidete, starb, erblindet, 4548 in Meissen
und ward zu Altzelle begraben. Er hinterliess zwei Töchter und sechs
2) Vgl. ▼. Weber, ArchW für die s&chs. Gesch. I. 435 flg.
1&8. 0 AasfQhrlicher tod ans dtrgestellt im Laus. M*gaz. 1862. 401 flg. : „Das
Sehleinitser L&ndehen^ ^ N. Script. III. 90. Z. 33: „Des Ton Sleinitx Landf"
ClölO).
r •
476 II. Abtheilung.
Söhne, Jahn, Ernst, Wolf, Christoph, Hans und Georg,
von denen aber Jahn 4520, Hans'^uni 4525 kinderlos starben und auch
Christoph und Wolf seit 4526 und 4529 nicht mehr erwähnt werden,
so dass seitdem nur Ernst, Dompropst zu Meissen und zu Prag, und
Georg als die Besitzer der väterlichen Güter erscheinen. Schon 4523
hatten die sämmtHchen Brtlder Pulssnitz an die Gebr. v. Schlieben,
4524 Hohnstein an Ernst v. Schönburg auf Glauchau verkauft. Dafür
erwarben 4529 die Brüder Ernst und Georg v. Schi, von Ludolf v.
Gersdorff auf Rittlitz das seit dem Hussitenkriege wüstliegende Ebers-
back. 4532 erhielten sie zu Regensburg von Kaiser Karl V. die Be-
stätigung ihres Freihermstandes. Obgleich beide Brüder bis zu Emsts
Tode (4548) all ihre Güter gemeinschaftlich besassen, ven^^altete die-
selben doch Georg allein. Derselbe hatte 4530 in Wittenberg stu-
dirt. Er wohnte anfangs auf dem Tolienstein, später in Rumburg.
Es war ein umsichtiger, gegen seine Unterthanen wohlwollender Herr:
nur auf seine wirklichen , wie vermeintlichen Rechte hielt er eifrig
und gerieth deshalb oft in Streit mit dem Rathe zu Zittau wegen der
Obergerichtsbarkeit auf seinen zum Weichbild dieser Stadt gehörigen
Ortschaften. Der Reformation war er feind und Hess den Pfarrer zu
Spitzkunnersdorf, der dieselbe auch in seinem Fiiial, dem Schleinitz-
sehen Leutersdorf , einführen wollte, vier Wochen lang in Rumbunt
gefangen sitzen. 4554 kaufte er von Hans v. Schlieben noch Wehrs-
dorf (W, V. Schirgiswalde) hinzu.
Nach seinem 4565 erfolgten Tode nahmen seine Söhne eine Thei-
lung der Güter vor, welche uns nur soweit beschäftigen soll, als da-
bei die oberlaus. Besitzungen in Frage kommen. Heinrich erhieh
ausser der Herrschaft Tollenstein die oberlaus. Dörfer Seifhennersdorf\
Eibau und Niederleutersdorf, musste aber 4570 alle seine Güter (uro
74000 Seh. Meissn.) an seinen Vetter Christoph v. Schleinitz auf
Graubsik verkaufen. Dieser Christoph veräusserte 4576 halb Eibau
an den Zittauer Bürgermeister Joach. v. Milde, 4584 Seifhennersdorf
(um 46000 Thlr.) an den Rath zu Zittau und endlich 4586 die Herr-
schaft Tollenstein selbst an Dr. Georg Mehl v. Ströhlitz. Ernst, der
zweite Sohn Georgs v. Schi., erhielt die Herrschaft Schluckenau und
die oberlaus. Ortschaften Oderwitz ^ Ebersbach und Gersdorf. Nach
seinem Tode erscheint in |den Ebersbacher Schöppenbüchem seine
Wittwe Lud mi IIa v. Schi. seb. v. Lobkowitz als Gutsherrschaft.
Diese aber verkaufte Ebei*sbach (vor 4595] an Elisabeth v. Schi,
geb. Gräfin Schlick, die Gemahlin Friedrichs v. Schi., des dritten
Sohnes von Georg , der Wamsdorf in Böhmen als besonderes Demi-
159. Die Herzöge von Schlesien. 477
Dium bekommen hatte. Dieser Friedrich aber verkaufte 4597 £bers-
bach nebst Oberfriedersdorf (N. von Ebersbach) und Gersdorf (um
15000 Thlr.) an den Rath zu Zittau. Nur Oderwitz blieb noch bis
4609 im Besitz der Herren v. Schi, auf Schluckenau. Der vierte Sohn
von Georg v. Schi., Hans, scheint anfangs Hainspach in Böhmen als
eine besondere , von Schluckenau abgetrennte Herrschaft erhalten zu
haben und ausserdem Wehrsdorf ^ das er 4572 an Georg v. Berbisdorf
veräusserte. Er war kaiserlicher Rath und 4572 — 94 Landvoigt der
Oberlausitz, als welcher er in Budissin residirte. Deshalb suchte er
Besitzungen in der Nähe dieser Stadt zu erwerben. So finden wir ihn
4575 zu Neschwitz ^) gesessen, das er aber bald wieder verkauft haben
muss, da er sich seit 4580 ^auf Litbochau^ (N. bei Budissin) schreibt.
Er starb den 4. Januar 4595. — So gehörte Anfang des 47. Jahrhun-
derts von all den zahlreichen Gütern in der Oberlausitz nur noch (bis
4609) Oderwitz den Herren v. Schleinitz.
159. Die Herzöge Ton Schlesien.
Bekanntlich erhob nach dem kinderlosen Tode Markgraf Wolde-
mars von Brandenburg (4349), zu dessen Ländern auch die Ober-
lausitz gehört hatte, Herzog Heinrich von Jauer Erbansprüche
nicht nur auf die östliche , sondern auch auf die westliche Hälfte
dieses Landes. Infolge der mit seinem Schwager, König Johann von
Böhmen , deshalb auf dem Schlosse Voigtsberg bei Oelsnitz gepfloge-
nen Verhandlungen verzichtete er zwar auf die westliche, behielt
aber die östliche Hälfte oder das Land Görlitz und erwarb von dem
König durch Tausch noch die (böhmische) Herrschaft Zittau hinzu, für
welche er die seiner Gemahlin gehörige Herrschaft Königingrätz in
Böhmen hingab^). So war Herzog Heinrich oberlaus. Landesherr
geworden und blieb dies, nachdem er 4329 auch das Weichbild Gör-
litz gegen andere Güter an König Johann vertauscht hatte, wenigstens
im Laubanschen und Zittauschen Weichbild, sowie im Queisskreis
bis an seinen kinderlosen Tod (4346), worauf vertragsmässig auch
diese Territorien an die Krone Böhmen zurückfielen.
Herzog Boleslaw (Bolko) von Schweidnitz besass das Dorf
Neuhaus an der grossen Tschime , von dem nur der auf dem linken
Flussufer gelegene Theil zur Oberlausitz , der auf dem rechten aber
3) „Ich Hans v. Schleinitz auf Neschwitz, k. k. Maj. Bath, Landvoigt der Oberlau-
Bitz", — genehmigt einen Kauf. Archiv zu Neschwitz.
159. 1) Ausföhrlicher von uns dargestellt in ▼. Web er' s Archir f. d. Bachs. Ge-
schichte VIII. 266 flg.
478 II- Abthellang.
zu dem schlesisohen Herzogthum Sagan geborte. Dies Dorf hatte er
zum Städtlein gemacht und auf der oberlaus. Seite des Flusses einen
festen y^Hof'^ (daher der ganze Ort auch Neuhof heisst] erbaut zum
Schutze der Handelsstrasse, durch welche er sein neues Städtdien zu
heben suchte. Grade hierdurdi aber glaubte sich die Stadt Görlitz
in ihrem Strassenprivilegium und in ihrem Waid- und Salzhandel
beeinträchtigt. So lange der Herzog selbst lebte, der bei Kaiser
Karl lY. in hohem Ansehn stand, wagte sie nichts zu thun. Als der-
selbe aber 1368 starb und der Kaiser zu jener Zeit sich eben in
Italien befand , überredeten die Görlitzer die tlbrigen Sechsstttdte, es
gelte einen schleunigen Zug gegen einen gefährlichen Hof, wo man
Räuber und böse Leute hause ; so zogen die Städte vor Neuhaus und
zerstörten den Hof, das Städtchen und noch einige Eisenhämmer
daselbst. Allein des Herzogs Wittwe, Agnes von Schweidnitz,
welche auf Lebenszeit die sämmtlichen Besitzungen ihres Gemahls
überkommen hatte, führte sofort Klage bei dem Erzbischof von Prag,
während des Kaisers Abwesenheit Statthalter von Böhmen, und dieser
nöthigte die Sechsstädte , nicht nur alles , was sie eingeäschert, wie-
der aufzubauen , sondern auch noch \ 600 Schock Strafgelder an die
königliche Kammer zu erlegen. Zwischen 4370—77 ttberliess Her-
zogin Agnes Neuhaus an Heinecke v. Gzedelitz (Seidlitz) 2) .
Am 20. October 4437 erkaufte Heinrich v. Promnitz, dessen Fa-
milie aus dem Herzogthum Sagan stammte, von den Herren v. Biber^
stein auf Friedland die Landskrone bei Görlitz nebst den zugehörigen
Dörfern Kunnerwitz , Neundorf und ESeinbiessnitz , verkaufte sie aber
schon vor dem 34. Oct. desselben Jahres an Herz. Hans von Sagan.
Es lag auf der Hand , dass er den Kauf nur mit dem Gelde und zu
Gunsten des Herzogs geschlossen hatte. Da man sich in der Ober-
lausitz aber in den damaligen erbitterten Kämpfen zwischen der
hussitischen und katholischen Partei von dem Herzog nichts Gutes
versah, vielmehr Grund zu vermuthen hatte, dass derselbe die wich-
tige Burg wieder an Siegsm. v. Wartemberg , den leidenschaftlichen
Feind der Sechsstädte, abtreten wolle, so suchten Landvoigt und
Stände diesen Kauf um jeden Preis rückgängig zu machen. Da der
Herzog selbst nicht von demselben zurücktrat , so hinderten die Göi^
litzer seine Leute an dem (sehr nöthigen) Ausbau und der Verprovi-
antirung der Landskroue und Hessen seine Beschwerdebriefe lange
ganz ohne Antwort. Eben hatte man sich an König Siegsmund um
2) N. Script, rer. lus. I. 34 flg. Laus. Mag. 1859. 406.
\
160. DieSchley. 479
Abhülfe gewendet, da starb dieser. Vielleicht eben dadurch küh-
ner gemacht, kündigte Hersog Hans den Sechsstädten Fehde an;
allein noch 1439 ereilte auch ihn der Tod. Und seine Söhne,
Balthasar, Rudolph, Wenzel und Johann, boten jetzt selbst
die Landskrone der Stadt Görlitz zum Verkauf an. So ging dieselbe
UiO um 600 Seh. in den Besitz von Görlitz über 3). Die Lehn über
diese Besitzungen hatten übrigens die Herzöge vom Landvoigte nie
erlangt. —
Ausser den Genannten waren mehrfach schlesische Herzöge, auch
ohne Güter in der Oberlausitz zu besitzen, Landvoigte derselben;
so 4404 — 6 Herzog Bolko von Münsterberg, U20 — 23 Herzog
Heinrich der jüngere, genannt Rumpold, vonGlogau, 4474
— 75 Herzog Friedrich von Liegnitz, 4504 — 6 Herzog Siegs-
mund von Troppau und Grossglogau, Bruder des König Wla-
dislaus von Böhmen und des König Alexander von Polen, dessen
Thron er 4506 selbst bestieg, endlich 4520 — 27 Herzog Karl von
Münsterberg und Oels.
160. DieSeUey (Sley).
Von diesem, wie es scheint, nur in der Oberlausitz vorkommen-
den Geschlecht haben wir zuerst Caspar Sil e erwähnt gefunden,
der einen bischöflich meissnischen Unterthan geschlagen hatte und
deshalb von Bischof Rudolph in Haft genommen worden war. Indess
gab ihn 4444 der Bischof auf Bitten des oberlaus. Landvoigts frei und
überliess diesem das Weitere ^). — Es war wohl ein andrer Caspar
Slye, auf dessen Gütern zu Wurschen (O. von Budissin) 4448 eine
Vikarie des Domstifts zu Budissin, und auf dessen Gütern zu Zschoma
(SO. von Wurschen) 4464 die Marienkirche derselben Stadt Zins zu
erheben hatte ^j. — Wahrend sich diese beiden Güter kurz darauf in
anderem Besitz befanden, wird seit 4499 ein Peter Sley he zu SoA-
land am Rothstein genannt, der z. B. in diesem Jahre Bürge war für
Peter v. Gersdorff auf demselben Sohland^]. — 4507 war Caspar,
Peter Sley's Sohn , von einem Manne zu Sohland erschlagen worden,
der deshalb nach Görlitz vor Gericht geladen ward. Mit jenem Peter
zugleich hatte aber auch ein Gabriel Schley, wahrscheinlich sein
Bruder^ Antheil an Sohland; 4508 wurde dieser von einem Bürger zu
3) Urk.-Verz. U. 44. 51 (bis).
160. 1) Cod. 8ax. II. 2. 412. 2) A. Bud. 3) Uus. Mag. 1777. 66. Sein
Siegel soll einen behaaenen von der Rechten zur Linken herabhängenden Zweig
zeigen.
480 II. Abtheilung.
Reichenbach , dem er eine Lähmde gehauen , ebenfalls vor Gericht
geladen. Noch in demselben Jahre sollen ^Gabriel Sley^s zu Sohland
Erben", erwähnt werden*). 1549 war ein Gabriel Schley
Bibersteinscher Hauptmann zu Seidenberg ^) , Jener Antheil von Soh-
land gehörte darauf einem Hans Schlei, dessen Wittwe noch 4554
von diesem Gute Ritterdienste zu leisten hatte ^) .
Im Jahre 4493 kaufte ein Heinrich v. Sley von Hans v. Forst
einen Theil des grossen Dorfes Kunewalde^ der bei dem Bisthum
Meissen zu Lehn ging, und auf dem er 4509 seine Frau Barbara
beleibdingen Hess. 4543 wurde er mit „Sitz und Vorwerk am oberen
Epde und 4 S Bauern und dem Gericht am niederen Ende des Ober-
dorfs zu Kunewalde" aufs neue belehnt. Zugleich erhielten auch sein
Bruder Caspar Sley und noch ein Bernhard Sley die Lehn tiber
etliche Zinsen in diesem Dorfe ^j . Seit alter Zeit (4383) ruhte auf dem
Besitz dieses Gutsantheils die Verpflichtung, die Franziskaner zu
Löbau im ruhigen Genuss ihres Rlosterwaldes zu schützen, wofür
der Besitzer eine Quantität Salz und andere „Ehrungen" zu bean-
spruchen hatte. 4543 lösten die Mönche dieselbe von Heinrich Schley
um 5 Mark ab ®) . Derselbe verkaufte 4 524 sein Gut an Fabian v. Uech-
tritz und verschwindet seitdem aus der Oberlausitz.
161. Die T. Schlleben.
Zu zwei verschiedenen Malen haben sich dieselben in der Ober-
lausitz ansässig gemacht, das eine Mal von Schlesien aus in dem
äussersten Süden, das andere Mal von Meissen aus in dem Westen
des Landes. — Von 4 332 — 38 war JaroslausdeSlivin „Gastellan^
auf der dem Herzog Heinrich von Jauer gehörigen Burg Rohnau (N.
bei Hirschfelde) und als solcher im Besitz des Niessnutzes aller zu
dieser Burg gehörigen Güter und Revenuen. Dazu gehörten denn
auch Zinsen auf Reichenau [SO. von Hirschfelde) , von denen er zwei-
mal eine halb Mark Jahreszins „mit Zustimmung seiner Söhne und
seiner Frau Elisabeth ^^ und mit Genehmigung des Herzogs, als
des eigentlichen Grundherrn , an das Kloster Marienthal verkaufte ^) .
Später besass einNytzev. Slyweyn von den Gebr. Heinrich
und Wilhelm Burggrafen v. Dohna auf Grafenstein und Roynungen
4) Laus. Mag. a. a. 0. &) Kloss, Seidenberg 74. 0) Weinart, Rechte
IV. 501. "9 Grundmann, cod. dipl. sapplem. I. nnd II. S) Urkund.-Verz.
III. 95».
161. 1) Cod. Lus. 297. 310. 273. Letztere Urk. gehört nicht in das Jahr 1328,
sondern 1338.
ftm
■TT"
Kfl^
^■W
161. Diev. Schlieben.
481
je 5 Gr. Zins zu OstrUz zu Lehn, auf welche diese Herren 1397 und
4399 zu Gunsten von Marienihal verzichtelen ^) . — 1423 that König
Siegsmund dem Conrad v. Sliwin die Gnade, das Gut Wüsten-
hain in der Niederlausitz und Sercha im Gericht zu Görlitz (N. von
Görlitz) als Mannlehn zu haben. Dabei werden Otto v. 81. als Bru^
der, Hans V. Sl. als Vetter Conrads erwtthnt^).
Genau 400 Jahre später erkauften die Gebr. Eustachius,
Hans, Balthasar und Caspar v. Schlieben, Söhne Georgs
V. Schi, auf Radeburg im Meissnischen , das grosse Gut Pulssnüz mit
Zubehör von den Gebr. v. Schleinitz^) . 4532 theilten sie sich so, dass
Eustachius und Balthasar je eine Hälfte des Schlosses und der Stadt
Pulssnüz und ausserdem Balthasar die Dörfer Ohom, Ntedersteina,
BreUnig^ Hauswalde, Eustachius aber das Burglehn zu Pulssnitz , die
Vollung, Thiemendorfj Weissbach, Obersteinaj Hasslich, Schwoosdorfj
Henner sdorf und im Meissnischen die Lehnleute zu Radeberg und Lotz*
dorf erhielt. Hans bekam Plossig und Hondorf im sächs. Kurkreise
und von jedem der beiden vorgenannten Brttder 4000 fl. ; Caspar
ward durch besonderen Vertrag abgefunden. Bald darauf aber trat
Eustachius seine Hälfte an den Pulssnitzer Gtttöm an Hans ab, da ihm
Kurf. Joachim H. von Brandenburg, bei dem er in hoher Gunst stand,
4 536 die Burg Zossen auf Lebenszeit überwiesen hatte, ihn auch zum
Obermarschall an seinem Hofe machte.
Dieser Hans „der ältere^ v. Schi, war kaiserlicher Rath und
4556 — 74 Landeshauptmann zuBudissin. Er erhielt (4547) nach dem
Pönfall das bisher der Stadt Budissin gehörige Dorf Wehrsdorf (SW.
von Schirgiswalde) , das er aber 4554 an Georg v. Schleinitz auf
Tollenstein verkaufte. Ebenso erwarb er 4565 Braunau fW. bei
Kamenz] von Ulrich v. Grünrode und besserte 4 563 seiner Gemahlin
Margarethe geb. v. Schönburg a. d. H. Hoyerswerde ihr Leibgut
Hennersdorf. Erstarb 4576 kinderlos. — Sein Bruder Balthasar
erwarb zu seinen Pulssnitzer Besitzungen noch die bischöflich meiss-
nischen LehngiXier Amsdorf (N. von Wilthen), Schiunkwitz (S. von
Budissin) und 4544 von Melch. v. Tschimhaus das Gut Rothnausslitz
(W. von Goda), überliess aber letzteres 4545 wieder an Peter v. Haug-
witz auf Ottendorf. Ebenso kaufte er 4544 halb Spohl und halb
Brieschko (N. und 0. von |Wittichenau) von Heinr. v. Gersdorff auf
Ruhland. Er muss vor 4552 gestorben sein.
2) A. MThal. ^ Urk.-Yen. 11. 11. «) Ausführlicher von uns behandelt im
Uns. Mag. 1865. 296 flg.
K n 0 1 h • , 0«ich. d. Oberl. Ad«lt. 3 1
\
482 II. Abcheilung.
Er hinterliess von seiner Getnahlin geb. v. Köckeritz ftlnf Söhne :
Georg, Eustachius, Dietrich, Hans und Balthasar, welche
4557 für ihre Stadt Pulssnüx von Kaiser Ferdinand einen Jahrmarkt
und 4570 von Kaiser Maximilian II. fttr die ganze Familie v. Schlie-
ben die Gesammtbelehnung Ober Pulssnitz auswirkten. Doch schon
1580 verkauften sie Pulssnitz nebst Zubehör an Hans Wolf v. Schön-
berg, nachdem sie sich schon vorher in die übrigen Gttter ihres Vaters
und ihres Onkels Hans des älteren, die an sie gefallen waren, getheilt
hatten. Der älteste Sohn Georg, der 4545 in Wittenberg studirt hatte,
war 1568 Hofrichter zu Budissin und später Kflch- und Ftsehmeister
bei Kurt Johann Georg von Brandenburg. Eustaehius heisst schon
1572 „zu Brettnig gesessen^. Dietrich verkaufte 1562 die beiden
halben Gtlter Spohl und Brieschko an Hans v. Ponikau , und war, ^ie
es scheint, 1580 nicht mehr am Leben. Hans wird 1576 als zu Ams-
dorfxxnd Gaussig bezeichnet, welch letzteres Gut er von Jak.' v. Seid-
litz erwort)en hatte. Balthasar endlich erhielt schon 1570 die Lehn
tiber Braunau, das ihm wohl sein Onkel Hans noch bei Lebzeiten ab-
getreten hatte, und gab 1576 die Lehnsherrlichkeit ttber das bisherige
PertinenzstUck von Gaussig, das Dorf Golenz, auf.
162. Die T. SehSnaieh
kamen erst Mitte des 16. Jabrhundei*ts von Schlesien aus in die Ober-
lausitz. Bald nach 1558 nämlich erwarb Hieronyrausv. Seh. von
Dr. Mehl v. Ströhlitz um 1600 £1. Siegersdorf und Dohms (am Queiss,
N. von Lauban), 1578 von Melch. v. Saiza auch einen Antheil von
Schreibersdorf. Dohms verkaufte er 1567 wieder an Heinr. v. Kaik-
reuth, Schreibersdorf 1586 an Casp. v. Kopisch. Sein ältester Sohn
Christoph ward 1590 von Heinr. v. Köckeritz im goldnen Adler zu
Görlitz tödtlich verwundet.
Ebenfalls im Jahre 1558 hatte auch Fabian v. Seh., Herr zu
Sprottau, Hauptmann zu Sagan, die nach Aussterben der Herren
V. Biberstein an den Landesherrn gefallene Herrschaft Muskau um
60000 Thlr. von Kaiser Ferdinand 1. erkauft. 1568 erwarb er auc^
ein Sttlck des Gutes Eselsberg (W. von Reichwalde). Da er selbst
kinderlos war, und auch sein nächster Erbe , JohannGeorg, der
Sohn seines Bruders Sebastian, keine Leibeslehnserben hatte, so
setzte er 1562 seine Vettern Hieronymus, Siegsmund, Phi-
lipp, Jakob, Hans und Balthasar, sämmtlich Gebrüder und
Vettern v. Schönaich, zu Erben ein. Allein als 1589 jener Joh. Georg
163. Die T. Schönberg. 483
y. Seh. auf Muskau kinderlos starb, zog der Kaiser Mnskau als heim-
gefalleuids Lehn ein i) .
Endlich erkaufte 4576 Franz v. Seh. ^auf Miltenau^ von dem
Rathe zu Lauban um 43000 Thlr. das Gut Waldau (0. von Pen-
zig) '), das er aber 4583 seinem Vetter Hier. v. Seh. auf Siegersdorf
überliess.
168. Me T. Sehdllberg
dehnten seit dem ersten Viertel des 45. Jahrhunderts ihre meiss-
nischen Besitzungen auch bis in die Oberlausitz aus. Als nämlich
Hans v. Seh., der Sohn Nickels, der Bruder Friedrichs v. Seh. auf
Zsehochau, der jtlngeren Linie der Schönberge angehörig, vor 4420
das Gut Reichenau (0. von KönigsbrUckj erwarb, wurde er ftlr den
auf dem rechten Ufer des Pulssnitzflusses gelegenen Theil des Dorfes
Vasall der Herrschaft Kamenz. Dasselbe Verhältniss bestand hin-
sichtlich Ober- und Niederlichtenau (S. von Reichenau) , welche Hans
V. Seh. ebenfalls bald darauf an sich gebracht haben muss. Als näm-
lich 4438 nach dem kinderlosen Tode Borso's Herrn v. Kamenz des-
sen Gtlter an die Krone Böhmen zurückfielen, wurde Hans v. Seh. mit
den oberlaus. Hälften von Reichenau, Ober- und Niederlichtenau, „den
drei halben Dörfern, die da gelegen sind diesseits der Pulssnitz^,
neu belehnt '). Im Jahre 4440 kaufte Hans auch noch die beiden Hälf-
ten von Reichenbach (S. bei Reichenau) theils von den Gevettem Jode,
theils von Günther v. Carlowitz und 4 444 die meissnische Hälfte von
Oberliehtenau von Nicol. v. Heinitz hinzu und ward über letztere von
Kurfürst Friedrich von Sachsen belehnt 2) .
Hans hinterliess bei seinem nach 4450 erfolgten Tode drei Söhne:
Christoph, Hans und Georg. Von diesen hatte Christoph noch
bei Lebzeiten des Vaters seiner Frau Barbara 40 Seh. Rente in
Oberlichtenau und Reiehenbach als Leibgedinge reichen lassen und
wohnte, wie es scheint, zu Reichenbach. Hans besass 4457 Lichtenau,
wohnte aber auf dem bischöflich meissnischen Gute Hartau (W. von
Bisehofswerde) , das er und seine Frau Barbara 4465 an Hans Krähe
um 545 Seh. Gr. verkauften 3) . Georg endlich hatte das Stammgut
162. *) Nach den Lehnbüchern. «) Ürk.-Vera. IH. 219.
163. ^) ▼. Redern, Lns. dlplom. 34. <) Franstadt, Oesch. des Oeschl.
T. SchSnberg. Als Mspt. gedruckt I. 129 flg. Vgl. Bemh. t. Schönberg, Oesch. des
Oeschlechts ▼. Seh. meissnischen Stammes. 11. Bd. Leipzig 1878. ^) A. Kamenz.
Gereken, Stolpen 605.
31»
484 II- Abtheilang.
Reichenau erhalten und wurde damit i 465 von dem Kurfürsten von
Sachsen neubelehnt.
1490 v^ar ein Jakob v. Seh., wohl der Sohn Georgs, auf Aet-
chenauwud ein Hans v. Seh., wohl der Sohn Christophs, sutReichen-
bcich gesessen. Ersterer ward Untennarschall am Hofe zu Dresden
und hatte fttnf Teiche zu Gelenau (S. von Kamenz) an einen Kamenzer
Bürger Hans Cholowatz verkauft, die dieser 1544 dem Rathe zu Ka-
menz überliess. Seine Frau Magdalene geb. v. Miltitz starb 1 535 ^] .
Nach dem Tode Jakobs v. Seh. wurde sein Sohn Bernhard 1535
von Herzog Georg von Sachsen mit den meissnischen Hälften von
Reichenau, Oberlichtenau, Reichenbach und anderen meissnischen Ort-
schaften, wie diese sein Vater besessen, und wie er sie z. Th. von
seinen Brüdern Heinrich, Christoph, Wilhelm, Moritz um 14400 fl.
erkauft, belehnt ^) . In der Oberlausitz erwarb er auch Koitsch [N. bei
Reichenau) und hatte daher 1551 von diesem Gute sowie von „den
vier halben Dörfern diesseits der Pulssnitz^ Ritterdienste zu thun ^) .
1562 erlangte er noch Rohrbach (N. von Koitsch) dazu. 1567 wurden
nach seinem Tode seine Söhne mit den oberlaus. Gütern belehnt.
Aus einer andern Linie stammte HansWoIf v.Sch.auf Schönau,
der 1580 von den Gebr. v. Schlieben Pulssnitz mit Pertinenzen er-
kaufte^) und spater kurfürstlich sächsischer Oberhofmarschall, Kreis-
oberster und Hauptmann der Aemter Stolpen und Radeberg, auch
Landeshauptmann der Oberlausitz wurde und 1 603 starb.
164. Die Herren t. Schönbnrg,
die Vorfahren der jetzigen Fürsten und Grafen v. Seh., waren bereits
im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts auch in der Oberlausitz be-
gütert^). Es hatte nämlich „der edle Zdizlaus v. Schoninberc^
[so schreibt die Urk. den Namen, obwohl unbedingt ein Schön-
burg gemeint ist] das Dorf Bemhardisdorf, d. h. das jetzige Bern-
Stadt und seine Umgebung, von dem Bisthum Meissen zu Lehn gehabt,
dasselbe aber an Bischof Bruno IL (1208 — 28) wieder abgetreten und
>^ls Entschädigung dafür die Einkünfte gewisser andrer bischöflicher
Güter ^) zu Lehn erhalten. Diese letzteren Lehngüter nun überliess
«) A. Kimenz. M All er, Reform.-Geteli. 739. S) A. Diesd. •) Weinart,
Rechte IV. 548. ?) Laus. Mag. 1865. 298.
164. 1) AaBfObrlicli tod um behandelt in der „Geach. dea Eigenachen Kieiaea'' und
in der „Oeaehichte von Marienatem". *) „Inter Umltea , qni Tolgariter Jetwiken et
Du€kamnegork€ et Tytowe nnncupantor" — aammtlich noch nicht featgeatellte Orts-
namen.
164. Die Herren V. SchOnbni^. 485
Bischof Heinrieh 1934 dem Zdizlaus v. Seh. erb- und eigenthttmlich.
Bald daradf und zwar noch vor 4245 muss aber der Bischof den Her-
ren V. Seh. jenes Bemstadt nebst Umgebung, d. h. den jetzigen
Eigenschen Kreis , wieder zurückgegeben haben und zwar ebenfalls
als Erbe und Eigen. Seit dieser Zeit nämlich finden wir die ganze
Pflege nicht mehr im Besitz des Bisthums , sondern im erblichen Be-
sitz theils der Herren v. Seh., theils der mit ihnen verschwägerten
Herren v. Kamenz. Und zwar gehörte den Ersteren die, wie es scheint,
von ihnen selbst eben damals gegründete Stadt Bemstcuit und die Dör-
fer AlAemsdorf, DeutschpatUsdorf, halb Kunnersdorfj halb Betzdorf
und halb Dittersbctch , den Letzteren dagegen die andere Hälfte der
eben genannten drei Dörfer nebst Schönau, Neundorf, Kiessdorf.
Gleichzeitig besassen die Herren v. Seh. auch in der nördl. Oberlausitz
die S. von Wittichenau meist am Klosterwasser gelegenen Dörfer
Solschwitx und ScuUau , sowie die Hälfte von Düringshamenj Kotten^
KunnewüZj Ralbüz, Tschaschwüz und Crostwitz , von denen die an-
dere Hälfte ebenfalls den Herren v. Kamenz gehörten. Wir erfahren
dies aus den Kaufverträgen, mittels deren alle diese Güter nach und
nach an das Kloster Marienstem übergingen.
In der zweiten Hätfte des 43. Jahrhunderts finden wir im Besitz
derselben Herrn Friedrich v. Seh. auf Glauchau, theilweis auch
dessen „Brüder^ (jedenfalls Halbbrüder] , Bartholomäus, Richard
und Heinrich v. Lybino we, sowie dessen Schwestern Berchta
und Agathe. 4261 nämlich verkaufte der Ritter Bartholomäus v.
Lybinowe mit Genehmigung seiner eben erwähnten Brüder und
Schwestern sein (halbes) Dorf DiUersbach auf dem Eigen um 136 Mark
an Marienstem. Noch vor 1274 veräusserte auch Friedrich v. Seh.
zunächst die Hälfte der Stadt Bemstadt und ausserdem 1 0 Mark Jah-
reszins um 300 Mark an Bernhard IV. Herrn v. Kamenz , dann aber
(vor 1285) auch die andere Hälfte von Bemstadt nebst Allbemsdorf
und einem Walde um 1000 Mark an Marienstem , später seine Hälfte
von den Dörfern am Klosterwasser um 300 Mark und endlich noch
die beiden Dörfer Solschwüz und Saalau , die soeben durch den Tod
seines Vasallen Siegfried v. Ziegelheim erledigt worden waren, um
120 Mark an dasselbe Kloster und quittirte 1290 über Empfang
sämmtlicher Kaufgelder.
Die noch übrigen Schönburgschen Besitzungen in der Bernstadter
Pflege gingen auf den zweiten Sohn jenes Friedrich v. Seh., Fritz ko
auf Crimmitschau, über, der 1312 dem Kloster Marienstem 18 Ta-
lent Zins zu ürunnersdor/* schenkte. Dessen Söhne, Friedrich, Her-
486 U. A]i>th6Uiiiig.
mann undViecho v. Seh., überliessen 4347 demselben Kloster auch
noch den letzten Rest ihrer dasigen Gttter, nämlich 6 Mark Zins in
Berzdorf nebst dem Patronaisrecht Ober die Kirche daselbst. Hiermit
waren denn die sämmtlichen SchOnburgschen Erbgüter in der Ober-
lausitz in den Besitz von Marienstern übergegangen. Von all den ge-
nannten Herren v. Seh. hat übrigens wohl keiner sich auf längere Zeit
in der Oberiausitz aufgehalten; wenigstens kommen ihre Namen sonst
nirgends in den oberlaus. Urkunden vor.
Etwa 400 Jahre später erlangte die böhmische Linie der Her-
ren V. Seh. neue Güter in diesem Lande. Schon 4443 schenkte Herr
Pritsche V. Seh. zum Hassenstein (W. v(mKommotau) »all sein Recht
und Anspruch , die er gehabt an den Dörfern Demüz und SpiUwüz'*
(W. von Göda) , ebenfalls dem Kloster Marienstern ^) .
Zwischen 4442 und 4447 aber hatte Wilhelm v. Seh., Herr zu
Neuscfaönburg bei Kaden an der Eger, die Herrschaft Hoyerswerde von
Heinr. Berka v. der Duba käuflieh an sich gebracht *) . Dieser Wilhelm
V. Seh. nun stand in den damaligen religiO»»politischen Kämfrfen im
Königreich Böhmen auf Seiten der hussitischen Partei , deren Haupt
Georg Podiebrad war. Infolge dessen war er auch mit Kurfürst Fried-
rich dem Sanftmüthigen von Sachsen , der es mit der katholischen
Partei hielt, in Streit und Fehde gerathen. Nicht minder hatte er mit
seinem Nachbar, Herrn Botho v. Eilenburg auf Sonnenwalde in der
Niederlausitz, Streit wegen einer an denselben nicht geleisteten Zah-
lung. Da bat der v. Eilenburg den Kurfürsten , ihm „zu seiner Ge-
rechtigkeit zu verhelfen**. Und so zog dieser nebst Botho 4448 per-
sönlich mit Heeresmacht vor Hoyerswerde, nahm das Städtlein und
„die Verbürgt und nöthigte endlich die Besatzung des Schlosses zur
Capitulation. Das so Gewonnene trat Botho dem Kurfürsten „für
seine Gerechtigkeit** um 300 Schock ab, und so gelangte Letztrer
in den Besitz der Herrschaft Hoyerswerde. Mehrfach drang Georg
Podiebrad , als Gubemator von Böhmen , in den diplomatischen Ver*
handlungen mit Kursachsen darauf, dass Hoyerswerde an die Söhne des
inzwischen gestorbenen Wilhelm v. Seh. herausgegeben werden solle.
4 454 that auch ein Schiedsgericht den Ausspruch , dass der Kurfürst
diese Herrschaft an Georg Podiebrad abtreten solle. Und so erscheint
endlich seit 4464 Wilhelms Sohn, Friedrich v. Seh., als neuer
Besitzer von Hoyerswerde. Als der inzwischen zum Könige von Böh-
3) KDOthe, MStern 64. «) Antfülirlloher von uns 4argMte1U In v. We^er't
Azokiv f. d. t&clit. Geseh. X. 256 flg.
165. Die V. S^ftiönfeld. 4S7
men erwählte Georg Podiebrad 4 i67 yom Papst als Ketzer in den
Bann geihan wurde und auch die Oberlausite ihn> den Gehorsam auf*
kündigte, blieb Friedrich v. Seh. fast aiidn unter dem oberlaus. Adel
dem Könige treu. Deshalb wurde Hey ers werde von dem vereinigten
Heere der Ober- und^iedarlauaitBer belagert und endlich nach tapferer
Gegenwehr genommen und zerstört. Die Herrschaft galt als verwirk^
tes Lehn und ward dem neuen Landvoigt der Oberlausitz tftberiassen.
Erst 4493 gelangten die Söhne Friedrichs v. Seh., Wilhelm, Jahn,
Wenzel und Ernst, wieder in den Besitz der vttterlidien Herrschaft.
Obwohl sich später diese Brüder förmlich in dieselbe theilten, wur-
den, da Jahn und Ernst kinderlos siflO'ben, Wenzels (gestorben 4523)
Söhne: Wenzel und Georg aber, wie es scheint, ihren Antfaeil
ihrem Onkel Wilhelm Uberliessen , endlich von diesem alle Antheile
wieder in seiner Hand vereinigt. Er starb 4534 und hinterliess vier
Söhne: Jahn, Joachim, Friedrich und Wilhelm, von denen
zuletzt wieder Wilhelm alleiniger Besitzer der Herrschaft wurde. Als
er 4567 starb, verkauften die VormOnder seines einzigen Sohnes
HansWilhelmv. Seh. schuldenhalber 4 574 die Herrschaft Hoyers*
werde um 4 40000 Thlr. an Heinr. v. Maltitc und behielten für ihren
Mündel nur „das Stückgut^ Särchen nebst Buchwaldej Rachlau, halb
Spohl und halb Brieschko , sowie das Lehnrecht über einen Anthetl
von Sohland am Rothsteine vor, welchen die v. Gersdorff auf Bisch-
dorf und Herbigsdorf zu Lehn 'hatten. Bald (nach 4582) aber musste
Hans Wilhelm v. Seh. auch diese Güter schuldenhalber an den neuen
Besitzer von Hoyerswerde, Seifried Herrn v. Promnitz, überlassen.
Mit ihm verschwinden die Herren v. Seh. zum zweiten Mal aus der
Oberlausitz.
165. Die V. SehoBftld,
früher Sconevelt oder Schoneveit geschrieben, nannten sieh
nach dem gleichnamigen meissnischen Dorfe zwischen Königsbrüok
und Grossenbain, wo sie schon 4246 vorkommen. Sie führten in
ihrem Wappen einen schrttgrechts liegenden Ast mit drei abge-
hauenen Zweigen auf jeder Seite ^) . Ausser mancherlei Gütern im
Meissnischen besassen sie deren sch<m frühzeitig auch in der west*
liehen Oberlausitz. Als 4304 Markgraf Otto von Brandenburg kü
Grimnitz dem Kloster Marienstem gewisse Güter eignete , war nebet
165. 0 A. Dnid. Orig.-Urk. vom 26. Nov. 1367. Vgl. v. Weber, Arob. f. 4.
achs. Gesch. IV. 36.
488 U. Abtheilttng.
anderen oberlaus. Vasallen aus der Gegend von Marienstem auch
Sifridus de Schoneveit zugegen, ebenso als 4343 das Dom-
kapitel zu Meissen den Verkauf zweier einst bischöflicher Gtlter an
dasselbe Kloster bestätigte ^) . Eine Stelle der gleichzeitigen Zittauer
Stadtannalen bezeichnet auch das Gut, welches die v. Seh. in der
Oberlausitz inne hatten : ^Danach 4355 Jahr zog diese Stadt [Zittau]
mit grosser Macht mit anderen umgesessnen Städten gegen Königs--
brück und brannten ab der Schönfelder Hof an dem Städtel^
e|n Faktum, das auch in die Zittauer Reimchronik tibergegangen ist:
^Die Sitter thäten vor Königsbrttck ziehen,
Scbönfelders Hof daselbst mit Feuer verbrtihen^ ^) .
Jedenfalls hatten die v. Seh. von Königsbrtlck aus Strassenraub ge-
übt und sich deshalb die Acht der Sechsstädte zugezogen. Sie be-
sassen aber ausserd^n auch noch die grosse Herrschaft Hoyerswerdej
die sie aber damals wegen der Acht schleunigst an die Grafen Johann
und Gtlnther v. Schwarzburg auf Spremberg in der Niederlausitz ver-
kauften. Diese nSmlich erklärten 4357 ausdrücklich, sie hatten die
Feste Hoyerswerde mit all ihrer Zugehörung gekauft ^von dem edlen
Manne dem Jungen v. Schönenfeldt in der Zeit, da sie [diev.
Schönenfeldt ] , in des Königs und des Königreichs Böhmen Acht
waren** *) .
So hatten denn die v. Seh. bis auf Weiteres aufgehört , in der
Oberlausitz ansässig zu sein. In der ersten Hälfte des 45. Jahrhun-
derts finden wir sie aber wieder, jetzt freilich nur als Aftervasallen
der Herren v. Kamenz , nämlich als Besitzer der Dörfer Neukirch und
Koitsch (W. von Kamenz). 4422 kauften .die Stände der Oberlausitz
„dem Balthasar v. Schonefeld seinen Hof zu Neukirch ab**, wo-
rauf der Land Voigt ihn besetzte. Man scheint diesen an der wich-
tigen Handelsstrasse nach Schlesien gelegenen Platz nicht haben
wollen etwa in die Hände der Hussiten fallen lassen. Es war dies
übrigens nicht sowohl ein Kauf, als ein Vertrag. Denn 4438 finden
wir denselben Balthasar v. Seh. „auf Neukirch** als Bürgen für die
von den Hussiten gebrandschatzte Stadt Kamenz, und 4438 wurde er
nach dem kinderlosen Tode Borso's III. v. Kamenz fUr seinen Oberhof
zu Neukirch und das Dorf Koitsch unmittelbarer Vasall der Krone
Böhmen^). Er lebte noch 4444 ; bald darauf aber befand sich Neu-
kirch in anderen Händen. —
2) A. MStern No. 18 und 96. 8) k. Script. I. 10 und 144. Carpsov, Anal.
Vonede. *) Ansführliclier ton uns daigestellt in v. Weber 's Arcfaiv f. d. sichs.
Oesch. X. 240 flg. ») Urk.-Verz. II. 31». ▼. Redern, Lns. dlplom. 33.
156. Die V. Sohfaibendorf. 4S9
Erst 46S6 erkaufte ein Melchior v. Seh. auf Wachau (N. von
Radeberg) von den Brüdern Sebast. und Sieginn. v. GersdoriF wieder
ein oberlaus. Gut, nttmlich Stembom (N. von KOnigsbrück), mit wel-
chem 4535 Melchiors Söhne: Seifried, Hans, Georg und Chri-
stoph zu Wachau beldint wurden. 4549 trat der älteste Bruder
Seifried Steinbom an den zweiten Bruder Hans ab; 4553 wurden
^die V. Sch.^, d. h. wohl die sammtlichen Brüder, damit zu ge-
sammter Hand belehnt. 4565 erhielten Hansens zu Wachau hin-
terlassene unmündige Sdhne John und Hans v. Scfa. die Lehn
darüber.
Wir wissen nicht, ob zu diesen v. Seh. auf Wachau auch jener
Oswald V. Seh. gehörte, der 4555 sein Gut Lawalde (SW. von Lö-
bau) an Bonaventura v. Luttitz veriiaufte , das er nach dem POnfail
(4547) vom königlichen Fiscus erworben haben dürfte.
166. Die T. Schreibersdorf.
Seit dem Jahre 426S erscheint in den oberlaus. Urkunden sehr
häufig ein „Ritter Lutherus de Palowe^, der aber vielfach auch
als „v. Schreibersdorf" (Scriverstorp, Schribersdorf)
bezeichnet wird. In einer Urkunde von 4 276 heisst er im Context
L. de Palowe , als Zeuge aber L. de Sehr. ; in einer andern von 4283
wird er im Eingang L. de Sehr, genannt ; sein anhängendes Siegel
aber trägt die Umschrift Lvtgenis de Pal[o]v*). Da früher in der
Oberlausitz eine Familie v. Palowe nicht vorkommt , so könnte man
versucht sein, Leuthem v. Palowe für einen erst mit den Markgrafen
von Brandenburg in die Oberlausitz gekommenen Ritter zu halten ;
allein auch in der Mark haben wir weder einen Ort Palowe , noch
eine Familie dieses Namens ausfindig zu machen vermocht. Wohl
aber heisst das oberlausitzische Dorf Pohla (N. von Bischofswerde)
auf wendisch noch heut Palow. Wahrscheinlich also besass Leu-
thei* dieses Dorf als väterliches Erbtheil^ erlangte aber später das
Dorf Schreibersdorf (W. bei Lauben) und wurde nun meist nach
diesem benannt. Lässt sich auch nicht urkundlich erweisen , dass
166. 1) Cod. Lut. Anh. 86. Cod.Liii. 112 flg. Sein groBiet, dieiecklget Siegel
zeigt einen mit Perlen belegten Adlerflflgel y dM kleine rnnde Siegel Cftspan v. Sehr.
(1414) einen nach rechts sehenden ganien Adler , die Siegel BsUhMmrs nnd Christophs
▼. Sehr. (1&21) einen senkrecht getheUten Schild nnd in der einen Hilfte einen halben
Adler, in der andern einen Querbalken , nnd zwar befindet sich anf dem einen Siegel
der halbe Adler rechts, anf dem andern links.
490 U« AbiheUimg.
er dieses Schreibersdorf 2) besessen, so waren doch seine unmittel-
baren Nachkommen in der That auch in der Östlichen Oberlausitx be-
gütert. Jedenfalls war er selbst 42tö bereits Lehnsinhaber der
grossen Herrschaft Neichwüz. In der Theiiungsurkunde von diesem
Jahre wird unter den grossen. Herrschaften des Landes auch Nesch-
witz und anter den grossen Vasallen auch ^der v. Schreibersdorf^
aufgeführt ^) , und wenn Leuther auch nirgends direkt als zu Nesch-
witz gesessen bezeichnet wird, so waren seine unmittelbaren Nach-
kommen sicher Besitzer desselben*
Als einer der grossen Vasalien des Budissiner Landes führt Leu-
ther L auch das Ehrenprädikat dominus. Sehr häufig erscheint
er im Gefolge der Landesherren, nicht nur bei deren Anwesenheit in
der Oberlausitz ^) , sondern auch an ihrem wechselnden Hoflager in
der Mark^) , wohin er in Geschäften des Landes gesendet worden.
Welch allgemeines Ansehen er genoss , geht am deutlichsten daraus
hervor, dass die Markgrafen ihn 4276 mit dem Schutze der bischöflich
meissniscfaen Güter in der Oberlausitz und 4S99 mit dem des (unweit
Neschwitz gelegenen) Klosters Marienstem förmlichst beauftragten*).
Wie lange er gelebt, wissen wir nicht. 1304 wird er als Luthems
senior dictus de Palowe bezeichnet^). Da wir nicht annehmen
können, dass er noch \ 9 Jahre gelebt haben werde, so halten wir den
von 1306 — 20 vorkommenden Leu^bor, y. Sehr, für seinen Sohn.
Auch Ritter Leuther II. begegnet uns häufig im Gefolge der
Markgrafen von Brandenburg^). 4309 musste er nebst anderen
Rittern sich für Markgraf Woldemar gegen Friedrich den Gebissnen
von Meissen verbürgen , dass sich Ersterer dem Einleger zu Berlin
unterwerfen wolle , und in demselben Jahre wird er als Landvoigt
des Görlitzer Landes bezeichnet , in welchem er daher ebenfalls wird
angesessen gewesen sein^). Als nach Woldemars von Brandenburg
2) 1267 werden Reiboto et Henricns frAtres de Scribersdorff unter den
Zeugen aufgeführt , als König Ottokar von Böhmen dem Kloster Marienthal einen Kauf
hettitigte. Cod. Lqs. 92. Wir wagen nicht zu bestimmen, ob sie etwa die früheren Be-
sitzer dieaas Schreibersdorfs waren. Lenther wird zuerst 1268 „t. Sohreibersdoif ge-
nannt. 3) Cod. Lus. 92 flg. «) Ood. Lns. 85 (1292). 97. 100 (1272> HO. 111
(1282). 112 (1283). II. 10 (1280). ff) Cod. Las. 117 zu Beppin (1284). II. 18 zo
Kressen (1286). A. Marieostem No. 136 zu Krinekowe (1299). A. MStem No. 18 zu
Grlmnits (1301). «) Cod. Lns. Anhang 86. KnoChe, MStem 34 flg. ?) A.
MStem No. 18. ») 1306 (s. 1.) A. MStem Mo. 171. 1308 zu Guben. Riedel, eod.
Brand, n. 1. 272. 1311 zu Bvdisalo. Cod. Los. 200. 1318 zu GörUU. Sbendas. 225.
1320 zu Prenzlau. Sect, Ges^. von Prenalau I. 272. •) Biedel, eod. Brand, n.
1. 281 flg. Cod. Lus. 190.
166. IMe V. Schreibendorf. 491
Tode (M\9) Herzog Heinrich von Jauer und Ktfnig Jobann von Böhmen
sieb zu Schloss Voigteberg bei Oelsniiz im Yoigtlande über die Thei-
lung der OberlausHz verständigten, nahm auchL. v. Sehr., als einer der
grossen Vasallen des Landes, an ddn Verhandlungen Theil ^®) . Keine
einzige dieser Urkunden nennt den Wohnort Leuthers v. Sehr. Daas
ihm aber Nesckwüst gehörte, geht ziemlich deutlich daraus hervor,
dass 4309 Markgraf Woldemar den Bürgern von Budissin erlaubte, in
der landesherrlichen Heide bei Budissin Holz zu schlagen , y^in der
oder den Heiden , die Herrn Leuther / Ritter , genannt v. Schreibers-
dorf^ gehören, aber nur mit dessen Vergünstigung. 4334 gab ,,do-
mina A d e 1 a , relicta olim bonae memoriae domini Lutheri de Scri-
bersdorf^, doch wohl die Wittwe Leuthers IL, nebst Friedrich t. Le-
winwalde (etwa ihrem Bruder ?j , als „Lehnsherren'* eines Hauses zu
Budissin , von welchem sie 6 Gr. Zins bezogen , ihre Zustimmung zu
der Schenkung desselben an die Franziskaner dieser Stadt ^^}.
In der zweiten Hälfte des 44. Jahrhunderts wird die Familie v.
Sehr, nur sehr selten urkundlich erwähnt. D^moch lässt sich deut-
lich eine Theilung in zwei Linien erkennen, von denen die eine zu
Neschwitz , die andere im Görlitzer Weichbild gesessen war. Wir
behandeln zuerst die letztere. Da erscheint 4374 ein Paul Sehr., der
einen gewissen Peter zu Görlitz in die Aoht bringt. , Da versetzt eine
Barbara Schreibersdorfinne 4390 ihren Hof zu Görlitz an
ihre drei Kinder Hannus, 'ßli^e und Margaretbe. Und wenn
diese Beiden etwa nicht der ritterlichen Familie dieses Namens an-
gehören sollten, so gehörten sicher zu den Landsassen „die Gebr.
Heinze und Hans v. Sehr., [einst] zu Gruna (O. von Görlitz) ge-
sessen^, welche 4409 für sich und alle ihre Geschwister für
alle Ansprüche dieses Gutes wegen geloben^ das ihr V a t e r [vor 4404]
an Albrecht v. Hoberg verkauft hatte ^^). Von diesen verkaufte
^Heinze v. Sehr, der älteste^ zu Berteisdorf (0. bei Lauban) geses-
sen 444 4 sein Gut Ullersdorf (N. v. Lauban) an das Kloster zu Naum-
burg am Queiss, und auch seine Frau Martha Hess ihr Leibgedinge auf
jenem Gute 4444 auf ^^). 44S4 war ein Heinze v. Sehr., wir wissen
nicht, ob derselbe , Bibersteinscher Hauptmann*zu Friedland und be-
sass das Gut Wingendorf (SO. bei Lauban) im Weidibild Löwenberg,
das er aber vor 4427 an Härtung v. Klüx auf Tzschocha verkaufte i^).
10) y. Webei, Arch. f. d. sichs. Gesch. VIII. 288. i>) Cod. Ltis. 193. 307.
13) Görl. üb. piosciipt. H. Oörl. Üb. obligat. 1384 fol. 11. G5rl. Üb. TOGAt. UI.
13) GöTl. Urknnden-Abscliriften. >«) Oberl. Naoblese 1772. 61. Uik.-Verz. n. 21b.
492 II- Abtheilung.
— Ausserdem wird seit 1398 in den Göriitzer Gerichtsbttchem mehr-
fach ein Nico laus v. Sehr, erwähnt. 4i05 ward derselbe vor Ge-
richt citirt ^wegen Gewaltthat^; 4437 ertiielt er neben anderen Ad-
lichen „Verzeihung von Land und Städten'^. 4439 verkaufte er ein
Haus zu Görlitz. Wo er aber gesessen war, erfahren wir nii^ends.
— 4408 wird eine Agnes Schreibersdorfinne genannt, welche dem
Rathe zu GOrKtz 360 Mark borgte ^^). -^ Ende des 45. Jahrhunderts
finden wir einen Hans v. Sehr, als Schwiegersohn Caspars v. Gers-
dorff zu Friedersdorf bei der Landskrone, dessen Tochter Marga-
re the er zur Ehe hatte. Nach des Schwiegervaters Tode (4480) er-
hielt Hans den Rittersitz, und als spater sein Schwager Nicol. v. Pen-
zig erstochen ward , auch den oberen Theil des Dorfes Priedersdorf.
Allein schon 4493 verkaufte er das Oberdorf um 400 fl. rhein. an
Paul Fttrst, Bürger zu Gtfriitz, wozu Hansens Sohn Albrecht v. Sehr,
endlich auch seine Genehmigung ertheilte , in demselben Jahre auch
den Rittersitz, 4494 sogar das Niederdorf an Caspar Tilicke in G^r-
litzi<^). Später kommen die v. Sehr, in der östlichen Oberlausitz
nicht mehr vor.
Wenden wir uns zu denen v. Sehr, auf Neschwitz zurück, so fin-
den wir 4358 „Herrn Hennyng und Herrn Albrecht v. Schr.^ und
abemiais 4355 „dominus Hennigus de Schr.^ als Zeuge bei Wilrich
V. Koppentz erwähnt ^7}. Auch von ihnen wird zwar nicht ausdrück-
lich hinzugefugt, dass sie zu Neschwitz gesessen waren; aber das
Ehrenprädikat „Herr^, welches für die Besitzer dieser Herrschaft üb-
lich war, und die Nähe Marienstems, für welches jene Urkunden aus-
gestellt waren, lässt darauf schliessen. Wahrscheinlich besassen diese
Brüder, die wir unbedenklich atsSöhneLeuthersII. betrachten dürfen,
bereits auch die Hälfte des nördlich an die Neschwitzer Besitzungen
grenzenden Klfnigswarthe. Schon 4350 gehörte nur die Hälfte von
diesem grossen Gute denen v. Pannewitz; die andere Hälfte aber
finden wir mindestens bald darauf sicher im Besitze derer v. Sehr.
Jeder der beiden Brüder Hennyng und Albrecht hatte einen Sohn.
Nur den einen, C|aspar, kennen wir mit Namen, von dem andern
nur den Namen seines Sohnes, Hans, der 4424 als „Vetter^ (jeden-
falls Neffe) Caspars bezeichnet wird. Herr Caspar erscheint ein langes
Leben hindurch (4440 — 47) als einer der angesehensten -Vasallen des
«) ürk..Ve«. I. 167 No. 842. ««) Knanthe, Friedersdorf 7 flg. Urk.-Ve«.
11. 20. 22. 17) A. MStem Ko. 94 u. 210.
JSmmmi^
166. Die V. Schreibersdorf. 493
Landes. 4414 setiten die Voigte der Ober- und Niederlausitz neben
anderen Adlichen auch ihn dem Landgrafen Friedrich dem älteren
von Thüringen zum Bürgen für eine Schuld von 500 Schock wegen
Finsterwalde ^^). HS4 sendete er ^und der Junge v. Schr.*^ d. h. sein
oben erwähnter Neffe Hans, Leute zur Befestigung von Budissin gegen
die Hussiten und erhielt in der damals errichteten Defensionsordnung
unter dem gesammten oberlausitzischen Adel die dritte Stelle ange-
wiesen i^). 1 425 garantirten König Siegsmund, dessen Schwiegersohn
Herzog Albrecht von Oesterreich und Herzog Friedrich von Sachsen
einander gegenseitig ihre Länder , nämlich die beiden Lausitzen und
Kursachsen , und bestimmten , sie wollten den gestrengen Caspar v.
Sehr, veranlassen, dieser Einigung beizutreten ^^] . 4 432 waren „Herr
Caspar und Herr Hannus, Gevettem v. Sehr, zu Neschwitz^ die
£rsten unter der Ritterschaft der nordwestlichen Oberlausitz, welche
sich für eine Summe von 400 fl« veri)ürgten, um welche die Stadt
Kamenz von den Hussiten die Plünderung abgekauft hatte ^^) . Caspar
wohnte zu Neschwitz , besass aber auch halb Königswarthe , indem er
sowohl daselbst (4448], als auch (4440) auf den zu Königswarthe ge-
hörigen Dörfern Mortke und Steinüa (NO. von Königswarthe) Zins vei^
kaufte ^2). Zuletzt haben wir ihn sammt seinem Vetter Hans 4447^3)
als Zeugen in Kamenz getroffen , wo er auch schon früher oft bei den
Herren v. Kamenz erscheint. — Er nun wurde der Stifter der.Nesch-
witzer, jener Hans der der Königswarther Hauptlinie.
I. Hauptlinie Neschwitz.
Caspar hatte einen Sohn Hans, der aber nur einmal (4440)
genannt wird^) und vor dem Vater gestorben zu sein scheint. So-
fort nach 4447 treten drei Schreibersdorfe als Besitzer von Nesch-
witz auf, Johann genannt Grillhans, Albrecht und Baltha-
sar, die wir daher für Söhne jenes Hans (4440), für Enkel Caspars
halten. 4458 verkaufte Albrecht v. Sehr, „zu Neschwitz gesessen
mit Rath seiner Brüder^ den Wald Jiessnitz um 300 Seh. an Harien-
stem^^). Diese Brüder theilten sich später in ihre umfänglichen Gü-
ter. Grillhans behielt Neschwitz; Albrecht, noch 4474 „zu Neschwitz^,
besass mindestens seit 4476 das grosse Gut Niedergurig (N. von Bu-
18) A. Diesd. Orlg. Tom 12. Januar. ^ Provlnz.-Bl&tter 1782. 294 flg. 445.
20) A. Dresd. Orig. Tom 26. JnU. si) Urkand.-yerz. n. 31». ») A. Kamens
No. 56. A. Bnd. ^ Uiknnd.-Yen. 11. 62<1. M) A. Kamenz: Caspar et Jo-
hann ea ejna natna, in Neickwc» residentes, verkanfen dem Rathe von Kamenz 10
Mark Zins zn Stelnitz. V) a. Marienstern No. 178.
494 II- Abtheilnng.
dissin); Balthasar heisst schon 4469 zu Lohsa (NO. von KOnigswarihe)
gesessen. So scheiden sich mit diesen drei Bindern die drei Neben-
linien Nesehwitz, Gurig und Lohsa.
4 . Nebenlinie Neschwiiz.
Johann, Grill hans genannt, haben wir von 1448 — 61 ge-
funden. Für seine Söhne dürfen wir die 1481 in einer Kamenzer Ur-
kunde zugleich mit ihrem Vetter Balthasar auf Lohsa vorkommenden
„Brttder^ Hans, Caspar, Dietrich und Johne v. Sehr, halten.
Von ihnen versetzte Hans 1529 das Dorf Zescha (N. bei Neschwitz) um
200 Mark an Hans v. Hetzradt upd kommt noch 1530 vor. Wir ver-
muthen (wegen des Besitzes von Zescha] , dass seine Söhne waren :
„Caspar der junge zu Zescha^ (1537) und Christoph „zu Nesch-
witz^, der 1558, weil er keine Söhne hatte, die Kinder seiner Tochter
Anna, Frau des Adam v. Steinsdorf, zu Erben einsetzte. Caspar der
junge hatte übrigens auch Antheil an Neschwitz und verkaufte, meist
an seine Vettern zu Neschwitz, mehrfach Bauern und Wiesen theiis
in Neschwitz selbst, theiis in Mortke,
Der zweite Sohn von Grillhans, Caspar zu Neschwitz j später
„der ältere^ genannt, verkaufte nebst seiner Frau Anna, Tochter
Peters v. Haugwitz auf Gaussig, 1506 das halbe Dorf RosenthcU (N. von
Marienstem) um 450 fl. rbein. an das Kloster Harienstem und 1539
Bauern zu Mortke. Seine zweite Frau Elisabeth lebte noch 1550.
Nach seinem Tode erhielt 1543 sein Sohn Joseph die väterlichen
Guter zu Lehn. Er war, wie es scheint, sparsamer als seine Vettern
und kaufte von denselben z. B. 1545 Bauern zu Kommerau (N. von
Königswarthe] und 1548 zu Mortke,
Der dritte Sohn von Grillhans , Dietrich aui Neschwitz , Hess
1521 seine Frau Margarethe geb. v. Haugwitz beleibdingen. Von
seinen Söhnen, Albrecht, Hieronymus und Dietrich, verkaufte
der Erstere 1537 seinen Antheil an Neschwitz und Kommerau an sei-
nen Bruder Hieronymus und seinen Antheil an der Neschwitzer Heide
an seinen Bruder Dietrich und ist uns seitdem nicht mehr vorgekom-
m^. Hieronymus war zu Lomske (0. von Neschwitz) gesessen, ver-
kaufte aber 1539 dies Gut um 100 Mark an seinen Vetter Joseph und
1546 Bauern zu Kommerau an seinen Vetter Joachim. — Dietrich er-
warb 1536 von Nie. v. Pannewitc auf Königswarthe dessen Dnier-
thanen zu Eutrich (W. bei Königswarthe). Seine Frau hiess (4540)
Barbara. Wenn es wahr ist, dass 1558 Dietrichs Wittwe Anna
^
166. Die V. Schreibecsdorf. 495
ihre Toehter Magdalene sur Ertrin eingesetzt habe, so muss dies
seine zweite Frau gewesen sein.
Der vierte Sohn von Grillhans, Jahn, wird noch 4500 erwähnt.
Seine Frau hiess Katharine. 4527 wurde sein Sohn Joachim mit
dem halben Schloss Nesd^wüa und. den Dörfern Koblitz (0. von Stei-
nitz) und Klemdubrau (NO. von Neschwitz) belehnt , „wie es sein
Vater John gehabt^. Er erkaufte 4537 — 63 mehrfach Bauern zu Zesdia,
4546 auch zu KommeraUj 4556 von Hans v. Sehr, auf Gurig das Dorf
Truppen (NW. bei Ktfnigswarthe) und soll seine einzige Tochter Ka*
tharine zur Erbin all seiner Guter eingesetzt haben. Seine Frau
hiess Anna. Von seinen Schwestern war Anna mit Jos. v. Helwigs-
dorf, Hedwig mit Franz v. Baudissin, Barbara mit Heinr. v. Lut-
titz verheirathet.
S. Nebenlinie Niedergurig.
Albrecht v. Sehr., seit 4494 „der ältere^ genannt zum Unter-
schied von einem gleichnamigen Neffen , war länger als ein halbes
Jahrhundert eine der einflussreichsten Persönlichkeiten unter dem
oberlausitzischen Adel. Schon 4448 gehörte er zu der Podiebradschen
Partei ; 4 457 war er eine Zeit lang Verweser der Landvoigtei. Als
später die Oberlausitz (U67) sich von König Georg von Böhmen los*
sagte, scheint auch er König Mathias von Ungarn anerkannt zu haben.
4488 war er Amtshauptmann zu Budissin. Auch König Wladlslaus
von Böhmen übertrug ihm 4492 aufs neue dies einflussreiche Amt. und
.'(usserdem interimistisch (bis 4493) noch die Amtshauptmannschafi
/u Görlitz. Er legte 4507 sein Budissiner Amt nied^xund begab, sir^i
ii.it'ii AniAjh^r^ Vi Erzgebirge^), wo^^Ä-'^ach 4523) gestorben sein
(iUrfie. Aus zahlreichen Zinsverkäufen ersehen wir, dass er ausser
Gurig auch Pischkowitz (O. von Kamenz) und im Görlitzer Weichbild
See , Moholz , Horscha und Sproüz (sämmtlich W. von Niesky) ganz
oder theilweis besass.
Jedenfalls war sein Sohn Hans v. Sehr, zu Gurig, der 4546 einen
Streit mit dem Rathe zu Budissin wegen des Bierschanks auf seinen
Gütern hatte, 4527 Pischkowitz verkaufte und 4529 gegen den später
zu erwähnenden Antonius v. Sehr, auf Holscha einen Prozess an«-
hängig machte. Seine „Söhne'^ Gelfried, Albrecht und Hans
erlangten 4534 durch ihre Vormünder die Lehn über die väterlichen
Güter. Gelfried.^zu Gurig^ Uess 4 544 seine Frau Anna beleilxiingen.
Hans wird 4551 im Musterregister allein als zu Gurig aufgeführt, ver*
«) N. Softpt. Hr. Itt». m. 114. Z. 42.
496 U. AbtiieUung.
kaufte 4556 Truppen an Joach. v. Sehr, auf Neschwitz und wird nod
4574 genannt. 4583 wurde ein „Hans der junge zu Gurig^, wok
sein Sohn, bei einer Hochzeit zu Elstra erstochen.
3. Nebenlinie Lohsa.
Balthasar, der dritte Enkel Caspars auf Neschwitz , hatte du
Hälfte des Dorfes Tschama (N. von Kamenz) von Nickel Knopph er-
kauft, ttberliess dieselbe aber 4469 um 220 Seh. Gr. an das Domstif
Budissin. Er besass ausser Lohsa noch Friedersdorf und Weisskolmei
(S. und N. von Lohsa), auf denen er z. B. 4474 Zins nach Budissii
verkaufte, desgleichen gemeinsam „mit seinen Vettern zu Neschwitz'
die Lehnsherrlichkeit ttber Weissig (S. von Lohsa), welches 4484 den
Peter v. Doberschitz gehörte.
Seine Söhne waren Hans, Albrecht und Leuther v. Sehr
Von diesen erhielt in brüderlicher Theilung Albrecht das Gut Lohsi
und Antheil an Friedersdorf. Er lebte noch 4534. 4539 aber wa
seine Frau Katharine Wittwe. Seine Söhne waren Christoph
Heinrich, Ulrich (oder Albrecht?) und Balthasar, „Gebrttde
zu Lohsa*^j die 4540 von ihrem Cousin Bastian v. Sehr, auf Neuham
mer den halben Hammer zu Kolmen erkauften. Von diesen überliessei
Albrecht (oder Ulrich) und Balthasar ihren Antheil an Lohsa 4548 ihren
Bruder Christoph, der, da auch Heinrich nicht mehr erwähnt wird
seitdem der alleinige Inhaber des v. Schreibersdorfschen Antheil^
dieses Gutes wurde ; einen andern besassen die v. Gersdorff. Er er
warb um 4 548 von den Söhnen seines Cousins Leuther das Gut Lit-
stihTi J^' b^i l^h«a], verkaufte es aber 4549 an Hans v. Göda. voi
dessen Erben er es 4562 nef^J L{ifpen imd A»^th '^'^{s^'/rieitersdni ^
zurückkaufte. Wir haben ihn bis 4572 erwähnt gefunden. Seine Frau
hiessMargarethe.
Der dritte Sohn Balthasars war Leuther, der %\x Dreiweibem
(N. von Lohsa) wohnte, auch (4509) Driewüx (SO. von Lohsa), den
halben Hammer zu Kolmen (den er 4526 an seinen Bruder Hans ver-
kaufte) und das Gut Luschen (S. bei Lohsa) besass. 4529 überliess
Leuther v. Sehr, zu Dreiweibem dies Gut Litschen y,an Barbara
Struckin, seine Frau, für ihr Ehegeld'', und diese überiiess es sofort
wieder „ihren beiderseitigen Erben , B oh u s 1 a w und L u t h o 1 d (oder
Leuther)^. Von diesen Brüdern scheint Bohuslaw bald gestorben za
sein. Schon 4536 adoptirte Leuther v. Sehr, zu Litschen mit kaiser-
licher Genehmigung „seines Bruders Sohn^. Häufige Verkäufe ein-
zelner Bauern und Gutsantheile deuten darauf, dass Leuther sehr ver-
^^
]66. Diev. Schreibersdorf. 497
I mrtialdet war. Seine Söhne, Christoph und Albrecht ^Gebr. zu Lit-
inrien und Driewü»*^^ die 4546 erwähnt werden, vei^auften schon 4547
se Dörfer nebsl Lippen an ihren Cousin Christoph v. Sehr, zu Lohsa.
Der älteste Sohn Balthasars v. Sdir. zu Lohsa war Hans. Er,
e später sein Sohn, heisst bald „zu Neuhof^y bald „zu Neiihammer
'^isessen^. Ausser dem Hammer zu Rolmen besass er, wie sich aus
!cr:»einen Veriiäufen ergiebt, Antheil an Friederidor/' und Dreiweibem.
i;:* lebte noch 4530. Sein Sohn Sebastian musste schuldenhalber
, « ft jedes Jahr Zins oder Theile von seinen Gütern verXussern. 4544
l:%r er bereits gestoii)en. Söhne von ihm durften wohl sein: AI*
i,3fecht V. Sehr, zu Neuhof j der 4565, und An ton zu Neuhof, der
Hl >70 erwähnt wird.
II. Hauptlinie Königswarthe.
\. Als Stammvater derselben haben wir schon oben Hans v. Sehr,
izeichnet, der 4424 zuerst als „der Junge v. Sehr, zu Neschwitz**,
^io5 aber als „Johannes de Sehr, in Königswarte^ bezeichnet wird.
.^ führte den Beinamen Bohuslaw und heisst daher auch „Hannos
^ Sehr. Boslaw"" (4440) oder bloss „Bohuslaw de Schr.<^ (4454).
jie seine Vettern zu Neschwitz Anhänger der Podiebradschen oder
jüssitischen Partei in Böhmen waren , so hielt er es mit der katholi-
chon und ward deshalb von Kaiser Friedrich III. 4452 zum Amts-
lauptmann von Budlssin designirt^^) , ein Amt, das er aber kaum
lirklich angetreten hat. Von seinen Gütern lernen wir bei Geiegen-
leit von Verkäufen ausser Königswarthe noch Steinitz (NO. von Ka-
nenzj und' Nebelschitz (O. von Kamenz) kennen, ^ffrfen^aber woh)
•r;i^h«rf-n:r- flass alle die Güter schon^jfiaj. g^'ört haben werden 7 die
ftir im Besitz seiner Söhne finden.
Für seine Söhne halten wir, ohne dass sie ausdrücklich als solche
bezeichnet werden, Christoph v. Sehr, zu Jü^igswarthe, Leuther
lu Holscha (O. bei Neschwitz) , H a n s zu Uebigau (S. von Neschwitz) .
Bie sind die Stammväter der drei Nebenlinien von der Hauptlinie
königswarthe geworden.
4. Nebenlinie Königswarthe.
Während bis 4464 Hans Bohuslaw v. Sehr, als Inhaber von K.
geniinnt wird, erscheint zuerst 4474 Christoph v. Sehr, daselbst
gesessen. 4549 heisst er „Christoph der ältere zu K." zum unter-
schiede von seinem gleichnamigen Sohne. Er muss bald nach 4524,
«7) A. Dresd. Orig. vam 9. Joni.
K n 0 tb • , Oonch. d. Oberl. Ad«lB. 32
498 11. Abtheilung.
wo er einen Lehnniann zu Höflein (N. von Marienstern) verieaufte, gi
storben sein. — 4586 verkauften Christoph und Albrecht, „G\
brüder zu Königswarthe^, abermals 3 Mann zu Höflein , waren all
gewiss seine Söhne. Die Besitzverhältnisse zu K. waren damals zien
lieh verwickelt. Die v. Sehr, besassen davon von jeher nur die Hälfti
jeder der ebengenannten Brüder also nur ein Viertel. Die andei
Hälfte gehörte denen v. Pannewitz, und von diesen hatten sich eher
falls zwei Linien in ihren Antheil getheilt. So gab es damals x\i
verschiedene Theilhaber an diesem Gute. Kein Wunder, dass all
verarmten. Zwar kaufte 4539 Christoph v. Sehr, von Valentin i
Pannewitz dessen vierten Theil an der Königswarther Mühle ; ab<
schon 1556 musste er seinen Antheil an K. an Valentin Henniscke vei
kaufen und „hatte nun kein Gut mehr^.
Albrechts Sohn Franz v. Seh., der 1539 — 63 als zu K. geses^ei
vorkommt, suchte der auch über ihn hereinbrechenden Verarmun
wenigstens momentan durch Verkauf einzelner Gutstheile zu steuern
woraus wir ersehen, was alles zu den Besitzungen dieser Nebenlinie K
gehörte. So verausserte er 1540 Bauern zu Kolpen (0. v. Lohsa), 151)
9 Bauern zu Lippen (0. v. Lohsaj , 1549 Bauern zu Neyda (\. v. Lohsa
1562 zu Dreiweibem, 1563 zu Zescha und ein Stück Gut von Steinitz
2. Nebenlinie Holscha.
Leutherv. Sehr, zu Holscha, den zweiten Sohn von Hans Bo-
huslaw auf Königswarthe , finden wir von 1469 — 1504 mehrfach ah
Zeugen erwähnt. Er hinterliess sein Gut seinem Sohne An ton i u v
^chon \ 509 erscheint derselbe als „Ritter" und als eine hervorrag^Mni»'
Persönlichkeit im Lanae". Er.^te um jene Zeit^--ae,Fehdfrgeg?r .* I
Domstift Budissin begonnen und dessen Dörfer geplündert und v<r
heert. 1510 ward er durch Herzog Georg von Sachsen, als Schiede
richter, mit dem Stift wieder verglichen ^] . Er besass keine Söhne.
sondern nur vier Töchter, Anna, Apollonia, Margarethe und
Esther. Um zu deren Gunsten über seine Güter verfügen zu kön-
nen, that er 1529 zu Budissin den Vorritt 2»). Allein gegen sein
darauf errichtetes Testament protestirte im Namen der Verwandten
Hans V. Sehr, auf Gurig, den Manche (wohl deshalb) seinen Bruder
nennen. Wir kennen die Entscheidung des Hofgerichts zu Budissin
nicht, finden aber, dass 1546 nach des Ritters Antonius v. Sehr. Tode
Leuther v. Sehr, zu Uebigau (Sohn seines Cousins) mit Holscha be-
lehnt ward.
») L»u8. Mag. 1860. 258, ») Vgl. Uus. Mag. 1778. 149.
167. Die ▼. Schwanitz. 499
3. Nebenlinie Uebigau.
Seit 1473 finden wir einen Sohn von Hans Bohuslaus auf Königs-
warthe, ebenfalls Hans genannt, auf Uebigau gesessen ^) , Er ver-
kaufte später Zinsen zu Doberschitz (NW. von Neschwitz) und Belsch-
toitz (?) an einen Domherrn zu Budissin. — 4524 Hess Bohuslaw
V. Sehr, zu Uebigau, doch wohl des Vorigen Sohn, seine Frau Anna
beleibdingen. — 1542 erhielt „nach dem Tode Bohislaw's v. Sehr, zu
Uebigau, dessen Sohn Leuther'^ die Lehn über die väterlichen
Guter. Derselbe erlangte, wie eben erwähnt, 1546 nach dem Tode
des Antonius v. Sehr, auf Holscha auch dessen Gut. Schon bei dieser
Gelegenheit wird er als „Leuther der ältere'^ bezeichnet wegen sei-
nes gleichnamigen Sohnes „Leuthers des jüngeren^, der 1548 nach
seines Vaters Tode mit Uebigau, Holscha, Laaske (SW. von Nesch-
witz) etc. belehnt ward. 1557 verkauften seine Erben Holscha an
Magnus v. Baudissin.
167. Die T. Schwanitz,
noch Anfang des 17. Jahrh. allgemein Schwantz genannt, haben
sich von dem jetzt zu Böhmen gehörigen Dorfe Wüstung aus (S. von
Seidenberg) auch nach der Oberlausitz verbreitet. Seit 1497^) wird
öfter einHeintzSchwantz auf Wüstung , das er von den Herren
V. Biberstein zu Lehn hatte, erwähnt, wohl derselbe, der 1530 „nebst
seinem Sohne** einen Freimarkt mit Wolf v. Weigsdorf schloss , wo-
nach er an diesen Engelsdorf (W. von Seidenberg) abtrat und dafür
Weigsdorf erhielt. Sein hier erwähnter Sohn] war jedenfalls Mel-
chior v. Schw., der 1546, als Mitcollator zu Weigsdorf, die Anstel-
lung des ersten protestantischen Geistlichen daselbst förderte ^) . Ob
der Hans V. Schw. zu Weigsdorf, der 1551 im Musterregister genannt
wird, ein Bruder oder ein Sohn von ihm war, wissen wir nicht. Der-
selbe muss aber noch in demselben Jahre gestorben sein ; denn noch
1551 wurde Franz v. Schw. „für sich und seine Brüder** mit
Weigsdorf belehnt. Solche Brüder dürften gewesen sein Joachim,
der, als er mündig geworden, 1567 nachträglich die Lehn „über sei-
nes Vaters Hansen Gut** erhielt, und Hans, der 1 575 gemeinschaft-
lich mit seinem „Bruder** Joachim in einen Prozess mit ihren Lehns-
herren, den Brüdern v. Rädern auf Friedland, über das CoUaturrecht
zu We^^^dor/* verwickelt war. Eine kaiserliche Commission entschied,
ao) LanB. Mag. Bd. XXXVII. 496.;
167. i) Laas. Mag. 1869. HO. ' >) KirchengaUerle 233.
32*
500 11. A)»theiliing.
dass ihnen nach den Kaufbriefen nur die Hälfte des Collaturrechis,
nicht, wie sie behaupteten, drei Viertel daran zustehe'). Franz,
später zu Neundorf (S. von Wüstung) gesessen, besass auch Oppels-
dorf S. von Reibersdorf (4568), sowie das Stammgut Wüstung und
ward 1577 Klostervoigt zu Marienlhal. Wohl sein ältester Sohn war
Hans V. Schw., der 4596 Neundorf an Katharine v. Rädern 'ver-
kaufte; der jüngere Sohn Christoph erhielt nach des Vaters Tode
(4582) Wüstung', ward ebenfalls Klostervoigt und starb 4594, 64 Jahre
alt. Weigsdorf verblieb bis 4722 im Besitze derer v. Schw. }
Ende des 4 6. Jahrhunderts finden wir Glieder der Familie v. sbhw.
auch auf den ebenfalls zur Herrschaft Friedland gehörigen Dörfern
Berzdorf und Amsdorf (S. von Seidenberg) ; da diese Ortschaften in
Böhmen gelegen sind , eine Filiation auch nicht herzustellen is| , so
erwähnen wir nur noch kurz diejenigen Schwanitze, welche um'jene
Zeit neue Gttter in der Oberlausitz erwarben. So kaufte 4565 ein
C hris toph V. Schw., kaiserlicher Rath (er war bis dahin auf Lange-
walde gesessen), von Heinr. v. Boblitz das Gut Wanscha (W.bei Sei-
denberg) und wohnte seitdem daselbst, indem er z.B. 4579 und 4582
Töchter in Nieda , dem dasigen Kirchenbuch zufolge , taufen Hess,
verkaufte es aber 4 592 wieder an Hans v. Penzig auf Wilka. — Femer
erwarb ein Siegsmund v. Schw. 4572 das Gut Niederrennersdorf
(0, bei Hermhut) von Christoph v. Gersdorff, starb aber schon 4579
mit Hinterlassung unmündiger Kinder, welche 4585 Rennersdorf an
Joach. V. Klüx veräusserten 4) . — Ein andrer „Junker** Siegsmund
V. Seh., seit 4605 auf Gerlachsheim (0. von Seidenberg) gesessen,
der den grossen Brand von Zittau (4608) angestiftet haben sollte, ward
wegen dieses und anderer Vergehen 4 624 hingerichtet ^) . Anfang des
4 7. Jahrhunderts war ein Joh. Georg v. Schw. Besitzer von Herwigs-
dorf he\ Görlitz. 4649 erkaufte ein Bernhard v. Schw. auflösen-
hain (NO. bei Löbau) das Gut Maltitz (N. von Löbau) von Erasmus
V. Gersdorff^). Die beiden Letztgenannten fochten 4620 mit in der
Schlacht am Weissen Berge.
168. Die Grafen von Sehwarzburg,
und zwar die Brüder Johann II. und Günther XXII., die Söhne
Günthers XVIII. auf Wachsenburg und Leuchtenburg, besassen min-
destens seit 4347 die niederlaus. Herrschaft Spremberg und kauften
3) EbendM. 236. Urk.-Ven. in. 218. «) ▼. MQcke, Niedemnnendorf 10.
B) C*rpzoy, Aoal. V. 256. •) Kiiebengallerie 160.
169. Die V. Seidlttz. 501
«
S dem V. SchOnfeld auf KönigsbrUck , der in die Acht der Sechs-
ie gerathen war, auch die oberlaus. Herrschaft Hoyerswerde ab.
in die Sechsstädte fürchteten, dass infolge dieses Kaufes die wich-
Grenzfestung Hoyerswerde von der Oberlausitz hinweg zur Nie-
ausitz hinttber gezogen werden möchte. Deshalb erboten sie sich
I, dem Kaiser Karl IV. eine Summe Geld vorzuschiessen , damit
l|)yerswerde von den gegenwärtigen, ausländischen Besitzern zu-
}:aufen könne. Und in der That erklärten sich die Grafen v.
arzburg bereit , die eben erworbene Herrschaft dem Kaiser um
Schock zu überlassen , von denen die von den Städten vorge-
>ksnen 700 Schock noch 1357, die andere vom Kaiser selbst auf-
rilngende Hälfte, wie es scheint^ 1358 gezahlt wurde*).
Die T. Seidlitz (Czedelicz, Scedeliz, Sydlitz, Sylitz),
schlesische Familie, sollen Laubaner Annalen zufolge schon vor
ang des 44. Jahrhunderts das Dorf Altlauban besessen haben , das
aber nach dem erblosen Tode eines v. S. an den Landesherm zurück-
gefallen sei. — Sicher aber verlieh 1324 Herzog Heinrich von Jauer,
der damalige Inhaber der östlichen Oberlausitz, dem Heinrich v.
Sylitz das Dort Holzkirch am QueisS; damals JTunnerjdor/' genannt,
mit der Verpflichtung, dafür mit einem Rosse Lehndienst zu thun *) . —
Nach 1370 hatte die Herzogin Agnes, Wittwe des Herzog Bolesiaw II.
von Schweidnitz, das von ihrem Gemahl erbaute, aber von den Gör-
litzem zerstörte, später wiederhergestellte Städtlein Neuhof oder Neu-
haus an der grossen Tzschime nebst etlichen Eisenhämmern an H e i n-
rich V. Czedelicz ^genannt von Meyenwalde^, Hofmeister des
jungen Herzogs Johann von Görlitz , überlassen ; dieser aber trat es
1377 um 200 Mark an den damaligen Landvoigt Benes v. der Duba
und den Rath zu Görlitz ab 2). — Erst fast 200. Jahre später kamen
die V. S., und zwar diesmal von Meissen her wieder in die Ober-
lausitz. Seit etwa 1563 nämlich besass |ein Jakob v. S. das grosse
Gut Gaussig (S. von Göda], das aber etwa 10 Jahr später schon wie-
der dem Hans v. Schlieben gehörte. — 1588 war Hans v. Seidlitz,
kurfürstlich sächsischer Hofrath, Inhaber der früher bischöflich meiss-
nischen, jetzt kurfürstlichen Dörfer Amsdorf und Schiunkwitz (N. von
Wilthen).
168. 1) Ansfahrlieher von uns dargestellt in t. Weber 'b ArchW f. d. tichs. Oe-
•chiehte X. 242 flg.
169. i) Cod. Las. 246. 2) Laus. Mag. 1859. 406. 1776. 327. rgl. N. Script.
Ter. lut. I. 34 flg.
502 U. Abtheilung.
170. Die T. Sigemar,
wohl nach dem W. von GhemDitz gelegenen Dorfe Siegmar benannt,
scheinen auch in der Oberlausitz ansässig gewesen zu sein , obgleich
das Gut, das ihnen gehörte, nirgends genannt wird. 1245 war
Heinricus de Sygemar Zeuge, als Bernhard II. v. Kamenz zu
Bemstadt eine Kaufsurkunde vollzog, und 1296 Petrus de Sigemar,
als, ebenfalls zu Bemstadt, dem umwohnenden Adel mitgetheilt
wurde , dass die Brüder Bernhard V. und Otto v. Kamenz mit ihrem
Onkel , dem Bischof Bernhard von Meissen, und dem Kloster Marien-
stem völlig ausgeglichen seien ^]. Das Gut derer v. S. dürfte also
wohl in der Nähe von Bemstadt, d. h. in dem Eigenschen Kreise ge-
legen haben.
171. Die T. Silawitz.
In den Jahren 1280, 1284 und 1295 begegnet uns, und zwar
stets im Gefolge der Gebr. Bernhard V. und Otto v. Kamenz, ein
Tammo de S. ^), von dem wir freilich nicht wissen , ob er ein Gut
in der Oberiausitz besessen habe.
1 72. Die Sleiffe (S c h 1 e i f f ej
waren eine Görlitzer Bürgerfamilie , aus welcher schon 1390 — 1412
Jakob Sl. als Bathsherr, später auch als Bürgermeister seiner Vater-
stadt öfter erwähnt wird. Er besass die dicht an einander grenzen-
den Dörfer Leschwitz , Köslitz und gemeinschaftlich mit seinem Bru-
der Hermann Deutschossig^ Güter, von denen seine Söhne Heinze,
Thomas und Bernhard schon 1417Köslitz an den Rath zu Görlitz,
bald darauf auch die beiden anderen veräusserten. Diese Brüder
besassen aber auch , wir wissen nicht , ob schon als väterliches Erb-
theil, die Dörfer Alüöbou und Lawalde (W. bei Löbau} ; 1421 ver-
kaufte Heinze 12 Mark und 1424 abermals 3 Mark Zins in ersterem
an den Rath zu Löbau und verpfändete 1 423 seine und seiner Brüder
Gerechtigkeit an beiden Gütern an den Görlitzer Bürger Niclas Som-
mer^). Die Schleiffe erwarben dafür um 1421 von Conrad v. Hoberg
dessen Gut Wilka (SO. von Radmeritz) erst pfandweise, 1424 aber
kaufweise , theilten sich aber 1 426 mit ihrem Hauptgläubiger , Geoi^
Canitz, in dies Gut. Als 1456 Heinze Schi, den ihm verbliebenen
170. 0 Cod. Los. 69. IL 23.
171. i) Knothe, Eigenscher Kreis 48. 49. 59. Ck>d. Las. IL 11.
172. i) h9,nB. Mag. 1774. 292. ürk..Vert. L 116. 192. IL 7. 13^ 10.
173. Diev. Sor. 503
Antheil an Barbara v. Hoberg ttberliess, wurde er deshalb von seinem
eignen Sohne Hieronymus verklagt, da das Gut von dem Ehegelde
(200 Mark] der Mutter des Hieronymus erkauft worden sei. Da aber
Heinze nachwies , dass das Gut nicht angestorben , sondern erkauft,
auch der Sohn bereits ausgezahlt sei , wiesen die Schoppen von Mag-
deburg 4457 den Sohn mit seiner Klage und der Inhibirung des Ver-
kaufs ab^). Ausser Wilka besassen die Brüder Heinze und Thomas
Schi. (Bernhard wird seit HS6 nicht mehr erwilhnt) auch (Antheil
an) Holzkirch bei Lauban, damals noch Kunnersdorf genannt, und
Berteisdorf am Queiss im Weichbild der schlesischen Stadt Löwen-
berg, Güter, welche sie 4442 an einen Joh. Pletzel verpfändeten, von
dem sie ein Vorwerk bei Görlitz erkauft hatten. Bei dieser Gelegen-
heit wird ausser Hieronymus noch ein zweiter Sohn Heinzes,
Martin, erwähnt. Dieser Martin Schi, hatte 4466 nebst seinem
Schwiegersohne Adolarius Golmann einen Prozess mit Barthol. Hirsch-
berg auf KOnigshain, dessen Unterthanen die Gutsunterthanen
Schleiffes mit mordlichem Gewehr überfallen und auf sie gewege-
lagert hatten. Martin gehörte zo der in den Sechsstädten nur wenig
vertretenen Partei des rechtmässigen Königs Georg von Böhmen , von
welchem sich eben damals die Oberlausitz auf Geheiss des Papstes
losgesagt hatte. Er betheiligte sich daher an dem Versuche Nicol.
Mehlfleisch's , die Stadt Görlitz durch Ueberrumpelung wieder in die
Hände Georgs zu bringen, und ward deshalb 4468 ebenfalls ent-
hauptet. Ein von ihm hinterlassnes Vorwerk ward 4482 von seinen
Hinterlassnen an" Hans Frentzel als Verweser des Spitals zum heil.
Geist verkauft. Diese seine Erben waren Johann Schleif fe,
Pfarrer zu Schönbrunn, Aswer Schleiffe, Adolarius Colmann
und Frau Margare the Uthmann^).
178. DieT« Sor (Sarow, Sar, Zor, Soraw^ Zoraw)
nannten sich nach dem Dorfe Sohra (NO. von Görlitz}, das ihnen bis
Ende des 45. Jahrhunderts gehörte. Schon 4285 kommt ein Krista-
nus de Sar im Gefolge des Markgrafen Otto von Brandenburg vor,
als derselbe zu Ebersbach bei Görlitz eine Urkunde ausstellte ^) . Die
V. Sar hatten längere Zeit den Durchzoll in Görlitz zu Lehn gehabt,
ihn aber jedenfalls an Heinrich v. Radeberg , Bürger zu Görlitz , ver-
2) Lansitzer Mag». 1774. 292 flg. 1859. 254 flg. Neu mann, WeUthamer 43.
') Urk.-Ven. H. 54. 147. Nenmann , WeitthQmer 74 flg. K in ff er II. 260. Laut.
Mag. 1859. 333 flg.
173. 1) Knothe, Eigenscber Kieis. 56.
504 II- Abtheilung.
kauft, der 1308 und 4309 damit belehnt ward^j. Mit diesen ^Herren
V. Sar^ dürften gemeint sein ^Herr^ Ticzo v. S. und Conrad
V. S., welche bei dieser Belehnung Zeugen waren. Ticzo erscheint noch
4320 als Zeuge bei Herzog Heinrich von Jauer, als dieser seine Redhte
auf Kunnersdorf bei Bemstadt an das Kloster Marienstem abtrat^).
Gleichzeitig mit den Genannten werden in den Görlitzer Gerichts-
bttchem auch noch Petzold v. S. und dessen Söhne Petzold und
Heinrich (43SO) erwähnt, von denen Letztrer 43S6 all sein Gut
seiner Frau und seinen Kindern aufgab. — Gegen Ende des 44. Jahr-
hunderts erscheint eine ganze Gruppe von Brüdern v. S. 4386 be-
kannten Peter und Hansv. S. ^rait ihren Brüdern und Ge-
schwistern^ und mit Rath ihrerMutter, dass ihnen der Prior
des Klosters zu Lauban um 40 Mark das GiU Pfaffendorf 'fW. von
Lichtenau) abgekauft habe ^) . Von diesen Brüdern wird Peter (Petzold)
noch 4395, Hans schon 438S als Zeuge bei denen v. Penzig^) und
noch 4495 erwähnt. Zu jenen ^Brüdern^ dürften femer gehört
haben Nico laus V. Sarow, der 4390 und 4406 (als Unterhändler
beim Verkauf der Bechenberger Heide <^) vorkommt, desgleichen
Titze v. Zor, der 4389 einen Judenhof zu Görlitz erhielt, 4406
Schiedsrichter zwischen Czaslaus v. Penzig und Nicol. v. Gersdorff
war und 4407 ^mit seinem Richter zu Jeschkau"^ (?) genannt wird, end-
lich Hasse v. Sar (Zor, Sora) , der 4444 Zeugniss für den Bath zu
Görlitz ablegte^ und f 44S „den andern Dingtag auf die Gewähr zu
Zodel^ (S. bei Penzig) um 60 Schock erstand. — Wohl des oben er-
wähnten Titze Söhne waren „Herr Heinrich und Herr Jon v. Sar^,
welche 4447 im Hofgericht zu Görlitz erklärten, dass Jeschkau, Flohrs-
darf, Neudorf (beide SO. bei Sohra) und LeiAa (N. bei Ostritz} „ihr
väterlich Gut sei , und dass sie ohne Recht derselben entwehret wor-
den seien^. — 4440 wurden Titze v. Sor, der als „junge Titze v.S.^
schon seit 4409 als Schöppe im Hofgericht aufgeführt wird, „und
seine Vettern Benis, Wilhelm und andere Brüder v. Sor"^
durch Nik. v. Penzig mit Georg Canitz wegen Anlegung eines Dammes
verglichen ^) und erhielten von Letzterem einen freien Finkenherd zu
Hennersdorf (SW. bei Sohra). Dieser Benis kämpfte 44S8 wacker
gegen die Hussiten und hatte zur Frau eine Schwester des Hans v.
Bischofswerder auf Ebersbach. £r wird noch 4 450 als Erbherr zu
2) Cod. Ltt8. 188. 190. 3) Knothe, MStern 43. «) Görl. Üb. obUgat. tm
1384 fol. 3b. 5) Urkund.-Verz. I. 114 No. 550. 0) BbendM. I. 160 No. 801.
7) Sbend. I. 179 No. 905. ^) Ebend. U. 52«.
174. Die Sonse. — 175. Die t. Spau. 505
Sohra bezeichnet; Wilhelm aber ttbcrliess 1466, zu Sercha gesessen,
18 Mark Zins in Sahra und Flohrsdarf an Math. Axt. Von U58— 90
kommt öfter ein Georg v. Sore (Sorau) vor, der z. B. 1474 6 Mark
Zins ^zu Neudorf bei Ullersdorf und dasselbe Dorf nebst seinen Zu-
behörungen^ an den Rath zu Görlitz verkaufte; desgl. von 4465 — 89
ein Caspar v. Zoran, der 1480 noch ^zu Sohra gesessen*^ war,
4 488 aber, wo er wegen Ausschank fremden Bieres mit Görlitz Streit
hatte, als Erbherr zu Sercha (W. bei Sohra) bezeichnet wird *) • Seit-
dem verschwindet die Familie aus der Oberlausitz. — Ein Siegel ist
uns nicht vorgekommen.
174. DieSonse (Sorsen)
nannten sich jedenfalls nach dem jetzt Sttrsse heissendeu Dorfe W. von
Dohna im Meissnischen , wo 4342 ein Lusbrand v. Sursen, als
Vasall der Burggrafen v. Dohna], gesessen war. Durch diese Burg-
grafen scheinen sie mit in's Zittauer Weichbild gebracht worden zu
sein. Anfang des 45. Jahrhunderts finden wir sie zu Rosenthal (N.
von Hirschfelde) gesessen, und sie scheinen dies Dorf schon Ende des
43. Jahrhunderts innegehabt zu haben. 4289 war Fridericus
Sursen Zeuge, als die Burggrafen v. Dohna zu Grafenstein auf Zins
in Ostritz verzichteten, und 4344 gehörte FriscoSqrsen, wohl der
Ebengenannte, zu den fideles des Heinrich v. Leipa, als dieser in der
Stadt Zittau ebenfalls Zins zu Eckartsberg dem Kloster Marienthal
Oberliess ^) . — 4 429 verkauften die Gebrüder Hans und Christoph
Sorsse ^zu Rosenthal gesessen^ 4 Mark Zins zu Seitendorf (0. von
Hirschfelde) an Hans v. Gersdorff zu Grosshennersdorf und 4430
abermals das halbe Vorwerk und die halbe Hufe am unteren Ende in
Seitendorf an die Gebr. v. Gersdorff zu Hennersdorf^). — Die Siegel
der letztgenannten beiden Brüder zeigen bloss einen geschlossenen
Helm und darauf einen Ring mit Federn. Der Name heisst darauf
Sursin.
176. Die (t.) Span (Spahn, Spon)
müssen schon Anfang des 45. Jahrhunderts in der Oberlausitz an-
sässig gewesen sein. 4408 nämlich mahnte König Wenzel von Böhmen
den Jenichin v. Span, der sich neben anderen Adlichen des Lan-
9) Ebend. II. 116, wo du Regest nicht genau ist. N. Script. II. 200. Urk.-Ven.
II. 140. N. Script. II. 109 flg.
174. «) „Die DoninV. Berlin 1876. I. 81 Anmerk. 32. Cod. Lus. 130. 202.
«) Laus. Mag. 1866. 392.
506 n. AbtheiluDg.
des für richtij^e Zahlung einer Steuer dem Könige verbürgt hatte, um
Abentrichtung derselben ^) . — Wahrend wir nicht wissen , welches
Gut demselben gehörte , dürfen wir mit Sicherheit annehmen , dass
Heinrich Spon, der 4482 Zeuge bei Christoph Herrn v. Kamenz
war 2], bereits halb Neukirch (W. von Kamenz] besessen habe. Bald
darauf nämlich finden wir Nicolaus und Christoph Spon, ge-
wiss Heinrichs Söhne, als Inhaber dieses Gutes. 4494 verkaufte Chri-
stoph Spahn alle auf ihn gefallenen „väterlichen^ Güter an seinen
Bruder Nicolaus zu Neukirch; dieser aber vertauschte 4497 sein
Gut Neukirch gegen Grubschüz (SW. von Budissin), welches seinen
Schwestersöhnen, den nachgelassenen Kindeni Peters v. Kesselsdorf,
gehörte. Aber auch Grubsehitz überliess er bereits 4498 um 800 Mark
an das Domkapitel zu Budissin , wobei er sich ein ewiges Seelenamt
für seine Familie ausbedang ^). 4509 kaufte ein Nicol. v. Span,
vielleicht derselbe, den Hammerteicb zu Viereichen (NO. von Reich-
walde) von Servatius v. Metzradt^). Später haben wir die Familie
nicht mehr vorgefunden.
176. Die V. Spiller,
eine schlesische Familie, besassen bis 4384 das damals Kunnersdorf^
später Holzkirch genannte Dorf bei Lauban. In diesem Jahre nämlich
belehnte Herzog Heinrich von Jauer , als damaliger Landesherr, den
Heinrich v. Seidlitz mit diesem Dorfe, für welches „die Brüder
V. S p i 1 1 e r ^ mit einem Pferde Lehndienst gethan ^) . Anfang des
45. Jahrhunderts sollen die v. Sp. Friedersdorf am Queiss, damals
noch zum Weichbild Löwenberg gehörig, inne gehabt haben. Erst im
47. Jahrhundert kommen sie wieder zu Linda, später zu Horscha (W.
von Niesky) vor.
176\ Die V. Spittel (Spital) siehe unter v. Gersdorff S. 204.
177. Die Burggrafen von Starkenberg,
welche sich von dem gleichnamigen Orte W. von Zeitz benannten,
besassen auch Güter in der Oberlausitz. Nicht nur wird, als 4244
König Wenzel L die oberlaus. Grenzurkunde ausstellte, „der Burg-
graf V. Starchenberk*^ an erster Stelle unter den zahlreichen
Zeugen aus dem Adel dieses Landes aufgeführt , sondern auch 4 268
175. 0 Ürk.-Ven. I. 164 No. 827. «) Ebendw. n. 146^. S) a, Kön!|»-
brack. A. Bild. Uns. Mag. 1859. 392. «) Urk.-Verz. III. 83.
176. 0 Cod. Lns. 246.
. 178, Die V. Stein. 507
bei der Theilung desselben unter die beiden Linien der Markgrafen
von Brandenburg , wieder an erster Stelle , „der Burggrafv. St.'*
als einer der grossen Vasallen im Lande bezeichnet^). Dennoch ver-
mögen wir nicht, mit irgend weicher Wahrscheinlichkeit zu bestim-
men, welche Herrschaft ihm daselbst gehört habe. — Viel spater kom-
men die Burggrafen v. St. noch einmal als Grundbesitzer in der Ober-
lausitz vor. 1420 belehnte Kaiser Siegsmund die Gebr. v. Gersdorff
auf Reichenbach unter anderem mit „dem halben Theil der Stadt
Reichenbach, den ihr Vater Leuther vormals von Friedrich und
Albrecht v. Starkenberg als Freigut erkauft hatte.^ Als die
ältere Linie derer v. Gersdorff auf Reichenbach auszusterben drohte,
bestimmte (4387) König Wenzel, dass in diesem Falle die Hälfte Ihrer
Güter an den hier genannten Leuther v. Gersdorff, die andere aber
an den König fallen solle ^). Vielleicht nun hatte Wenzel die^e seine
Hälfte an die Brüder v. Starkenberg [überlassen , diese aber sie an
Leuther, den Inhaber der anderen Hälfte, verkauft.
178. Die T. Stein.
Der oborlausitzische Landvoigt Georg v. Stein (4484—90;, der
ein gebomer Schwabe gewesen sein soll, gelangte 4482 in den Besitz
der Herrschaft Hoyerswerde, deren Revenuen seit 4468 zur Aufbesse-
rung der Einkünfte der Landvoigtei bestimmt worden waren. Er wird
diese Herrschaft daher wohl auch so lange besessen haben, als er
Landvoigt war. 4482 bestellte er sich zu Görlitz gewirkte Zeuge und
andere Utensilien zur inneren Einrichtung seines Schlosses zu Hoyers-
werde und bestätigte 4486 die Privilegien dieser Stadt. Er war ein
sehr strenger Herr, der sich an die althergebrachten Privilegien der
Oberlausitz nicht gebunden erachtete, immer neue Steuern und Kriegs-
contingente ausschrieb und, da er von König Mathias in sein Amt
eingesetzt war, die Oberlausitz für immer mit der Krone Ungarn zu
vereinigen suchte. Besonders hatte die Stadt Budissin , wo er auch
4 483 nach einem Brande das neue Schloss erbaute, von seiner Ge-
waltthätigkeit zu leiden. Zwei Bürgermeister nach einander entsetzte
er seines Amtes und zwang sie, Stadt und Land zu verlassen. End-
lich erhob, [wie die gesammten Sechsstädte, so auch die Ritterschaft
des Landes Klage* gegen ihn und nöthigte ihn , als König Mathias
4490 starb, sofort Schloss, Stadt und Land zu räumen. Er begab sich
177. 0 Cod. Lus. 64. 94. 2) Urk.-Veri. II. 3^. 1. 125.
508 II* Abtheilung.
erst nach Berlin , dann nach Nürnberg. Auch Hoyerswerde gelangle
dadurch in andere Hände ^).
179« Die Herren ¥• Stemberg,
ein altes böhmisches Geschlecht^, besassen in der OberlausiiE eine
kurze Zeit lang die Herrschaft Hoyerswerde. Als nämlich die von König
Georg von Bt^hmen abgefallenen Ober- und Niederlausitzer gemein-
sam den zu Georg haltenden Friedrich v. Schönburg in seinem Schloss
Hoyerswerde belagert, dasselbe erobert und zerstört hatten (4468),
beschlossen sie, die Bevenuen dieser Herrschaft unter sich zu ttieilen.
Die Oberlausitzer aber ttberwiesen den auf sie fallenden Antheii
^ihrer Landvoigtei^, d. h. sie bestimmten denselben zur Aufbesserung
der Einkünfte ihres jedesmaligen Landvoigts. Und so ward denn
Jaroslaus v. Sternberg, der Sohn Zdenko's v. St., damals interi-
mistischer, bald darauf wirklicher Landvoigt der Oberlausitz , Be-
sitzer von Hoyerswerde. Er blieb es auch, nachdem er 4470 aufge-
hört hatte, Landvoigt der Oberlausitz zu sein und dasselbe Amt in
der Niederlausitz übernommen hatte. Erst seit 4 482 finden wir als
Inhaber der Herrschaft einen späteren oberlaus. Landvoigt, Georg v.
Stein ») .
180. Die T. Stewitz,
ein schlesisches Geschlecht, waren mindestens seit Anfang des
44. Jahrhunderts in dem Zittauer Weichbild ansässig^]. Von 4303
— S6 wird ein Bitter Otto v. St. oft genannt, der einen Antheii von
Leuba (N. bei Ostritz] besass und wohl auch daselbst wohnte; 4303
kommt er als Zeuge zu Zittau bei einer Schenkung an Marienthal,
4306 und 4347 zu Friedland, 4349 zu Göriitz vor^j. Zwei seiner
Töchter, Elisabeth und Sophie, waren Nonnen in Marienthai . Des-
halb vermachte er 4386 mit Zustimmung seiner Frau Agathe und
seiner Söhne 2 Mark Zins zu Leuba diesem Kloster mit der Bedin-
gung , dass dieser Zins seinen Töchtern auf Lebenszeit gehören und
178. 0 Ueber Ihn vgl. N. Script, rer. las. ü. 406 flg. 445. IIl. 135. v. Webers
Arch. f. d. Sachs. Gesch. X. 268 flg.
179. >) Ausführlicher von ans dargestellt in v. Weber's ArchiT f. d. sächs. Ge-
schichte X. 264 flg.
180. <) Wir Itssen dshin gesteUt sein, ob der Martinas de Stobltz, der 1242
nebst vielen oberleas. Adlichen Zeage war , als König Wensel I. dem Kloster Marien-
thal einen Kaof bestätigte, nicht Stebits zu lesen sei. God. Las. 67. >) Cod. Las.
171. 186. 228. 234. Knothe, Eigenscher Kreis 66.
160. Die Y. Stewitz. 50<^
erst nach ihrem Tode an das Kloster follen solle. Auch seine Schwie-
gerstthne, Wolfard v. Erinbuch und Kunako v. Premtitz, willigten in
diese Schenkung, und da jener Zins von den Herren v. Baruth zu
Lehn rührte, so verzichteten 1334 auch diese auf ihre Lehnaherrlich-
keit an jenen beiden Hufen. 436S erkannte Otto v. St., der Sohn des
obigen Otto, für sich und seine Söhne, Peter und 0 p e t z, jene Schen-
kung nochmals an ^) .
Weder diesen Otto , noch seine Söhne haben wir spater in ober-
laus. Urkunden vorgefunden. Wohl aber wird in der Urk. von 1362
auch ein Nickel V. Stewitz aufgeführt, der in Zütau ansässig war
und das Geschlecht in dem Zittauer Weichbild fortpflanzte. Schon
1350 war er Zeuge bei einem Vergleiche zwischen Zittau und Görlitz
wegen des Waidhandels , 1357 bei einer Verzichtleistung der Burg-
grafen V. Donyn auf Grafenstein ^) . 1369 schenkte mit seiner Geneh-
migung seine Frau Anna („Annikin^] 1 Seh. 9 Gr. Zins zu Dittelsdorf
(W. bei Hirschfelde) , die sie zu diesem Zwecke von Friedr. v. Kyaw
gekauft hatte, dem Kloster Marienthal unter der Bedingung, dass
dieser Zins zunächst zweien ihrer Verwandten (statt ,,Stifthuttere^ ist
vielleicht zu verstehen „Stieftöchter^), Elisabeth und Margare the,
Nonnen daselbst, zukommen solle. 1378 überwies Nickel v. St. mit
Zustunmung seiner Söhne, Hans und Bernhard, den Franziskaner
Begelschwestem zu Zittau sein Haus auf dem Angel in dieser Stadt
und 2Y2^^fi^ Zii^ zu Grosshennersdorf (N. von Zittau) zu einem Seel-
gerftthe, und 1386 Hess er nebst seiner Frau Anna sein Haus auf dem
Angel und eine Wiese bei Reibersdorf einer solchen Regelschwester
dei^estalt verschreiben , dass dieselbe nach Beider Tode darin „gött^
liehe und fromme Kinder*^ halten 'solle ^}. Wohl derselbe Nickel v. St.
besass aber auch das Dorf WiUchendarf (NO. von Zittau) entweder ganz
oder doch das Patronatsrecht daselbst; wenigstens präsentirte er 1365
einen Geistlichen zum dasigen Pfarramt. 1367 und 1368 aber präsen-
tirte eben dahin ein Hugo v. St. Geistliche, und zwar das erste Mal
ebenfolls einen Nickel v. St., zum Pfarramt^). Vielleicht Ittsst sich
dies so erklären , dass dieser Hugo und der Pfarrer Nickel Söhne von
Nickel dem alteren waren, welche aber 1378 nicht mehr lebten, als
Letztrer mit Zustimmung seiner Söhne „Hans und Bernhard'^ obige
Schenkung machte. — Der eben erwähnte Hans ist vielleicht der-
^ Cod. Las. 260 (wo der Familienname falschlioh Seqaitz geschrieben ist). 302.
Scb5nfelder, MarienthalTl. «) Urkund.-Veri. I. 57 No. 283. A. Harienthal.
S) V. Kyaw, Pamii.-Gliron. 425. Oarpzov, Anal. III. 8. fl) Lib. conflnn. Prag.
I. O. 7. H. 5 (Mspt. in Prag).
510 n. Abtheilung.
selbe, der U06 als Vermittler des Kaufs über die Rechenberger Heide
genannt wird. Zu jener Zeit gehörte Grosshennersdorf einem Geo rg
V. St., der dasselbe an die Gebr. v. Grersdorff verkaufte, wie König
Wenzel 1 408 bestätigte ^j . Seitdem verschwindet die Familie aus der
Oberlausitz ; wohl aber blühte sie in Schlesien und zwar im Fürsten-
thum Liegnitz fort ^) .
Wahrscheinlich aus dieser schlesischen Familie stammte der
Balthasar v. Stiebitz und Wiltschkau, der 4593 einen An-
theil von Schreibersdorf {W. v. Lauban) erwarb, ihn aber schon 1601
wieder an Hans v. Wamsdorf verkaufte.
Von dem Siegel Otto's v. St. an der oben erwähnten Urkunde
von 4362 ist nur noch der Helm, auf welchem zwei Hirschgeweihe,
erkennbar.
181« Die Herren T. Strele
nannten sich nach dem meissnischen Städtchen Strehla an der Elbe,
erwarben aber später auch in der Niederlausitz bedeutende Güter,
namentlich die Herrschaften Beeskow und Storkow. Ebenso hatten
sie in der Oberlausitz Besitzungen y ohne dass sich sicher ermitteln
lässt, welche. Schon 42S5 wird bei der Einweihung der neuaufge-
bauten Kirche zu Kamenz unterjden anwesenden Adlichen ein ^ey-
nardus de Strele aufgeführt. Ebenso war?ein Martinus de
Strel nebst seinem ^Bruder Lutoldusde Bunewiz^ nebst vielen
anderen oberlaus. Adlichen Zeuge, als König Wenzel von Böhmen 4248
dem Kloster Marienthal einen Kauf bestätigte. Wir vermögen nicht zu
sagen, ob diese Brüder jener meissnisch-niederlaus. Familie ange-
hörten ; die Vornamen sprechen dagegen. Wohl aber zählt die Thei-
lungsurkunde von 4268 unter den grossen Vasallen der Oberlausitz
ausdrücklich ^den v. Strele" auf*). — 4359 reichte der Landvoigl
den ^Brüdern Johann, Nicolaus und Fri tz v. Strelen, Prie-
stern", 2 Mark Geld zu Mortke (W. von Lohsa), die sie von den Ge-
brüdem v. Pannewitz erkauft hatten^). Aber auch hier erscheint es
uns zweifelhaft, ob die Genannten Sprossen des niederlaus. Herren-
geschlechts waren.
'J Urk.-Veiz. I. 160 No. 802. KirchengalleriQ 128. 8) Vgl. Schirrmacher,
Urk.-Bncb von Liegnitz 302. 380. 397.
181. 1) Cod. Lu8. II. 5. Cod. Las. 67 (ob dio Interpunktion richtig sein mag?].
n. S) A. Bud.
182. Die V. Swabisdorf. — 183. Die v. Talkenberg 5t 1
182. Die V. Swabisdorf,
welche sich nach dem jetzt Schwoosdorf heissenden Dorfe W. Ton Ka-
menz nannten ^ waren ein v. Kamenzsches Vasallengeschlecht , von
welchem 1245 Petrus de Svabistorf und 1284 Siffridus de
Swabistorf als Zeugen für ihre Lehnsherren vorkommen ^). —
Wir wissen nicht, ob die Görlitzer Bttrgerfamilie Swobisdorff,
von welcher z. B. 4467 ein Clemens und ein Absolom erwähnt
werden 2), verwandtschaftlich mit jenen zusammenhängt oder bloss
von Schwoosdorf nach Görlitz eingewandert war.
183. Die y. Talkenberg,
eine seh lesische Familie, die sich nach der Burg TcUkenstein zwischen
Löwenberg und Greifenberg nannte, aber auch viele andere Güter im
Weichbild Löwenberg besass , traten schon frühzeitig in mancherlei
nachbarliche Beziehungen zu der östlichen Oberlausitz. Besonders
war Christop v. Talken berg auf Talkenstein (H70 — 1546) eine
vielgenannte Persönlichkeit, Die Herren v. Penzig hatten seit langer
Zeit einen Theil der Görlitzer Heide in Pfandbesitz von der Krone
Böhmen. Da erwirkte er von dem König die Erlaubniss , diese Heide
von dem gegenwärtigen Inhaber, Hans v. Penzig, einlösen zu dürfen,
und Letztrer musste endich an Christoph v. T. die Summe von 600 fl.
Ungar, zahlen/ damit derselbe von dieser Lösung zurücktrete ^). Seit
etwa 4488 bis 4544 besass Letztrer auch die böhmische Herrschaft
Dewin (SO. von Gabel] und wurde dadurch besonders für Zittau ein
einflussreicher Nachbar. Durch seine Frau , eine Tochter Nikols v.
Penzig auf Friedersdorf an der Landskrone, hatte er deren väterlichen
Antheil an (Nieder-) Langenau (0. von Penzig) erbalten, den er aber
4494 an den Rath zu Görlitz verkaufte. 4492 hatte er von den Gebr.
v. Uechtritz einen Antheil von Linda (0. von Seidenberg) erworben,
mit welchem er seine Neffen, Christoph, Bernhard und Bal-
thasar v. T., sowie Fabian v. Tschimbaus mitbelehnen Hess; aber
auch dies Gut überliess er 4494 an die v. Salza^). Um dieselbe
Zeit (4492) erwirkte Christoph v. T. von König Wladislaw auch
in Betreff der Rechenberget* Heide die Erlaubniss, dieselbe um
400 Schock von dem gegenwärtigen Pfandinhaber, Caspar v. Rechen- .
berg, einlösen zu dürfen. Er ward von dem Landvoigt förmlich in den
182. 1) Cod. Las. 69. Knothe, Eigenscher Kreis 49. *) N. Script, rer. los.
1.82.
183. 0 ürk.-yen. H. 126. «) Lius. Mag. 17T3. 189. Ürk.-Ver«. III. 22.
512 II- Abtheilnng.
Besitz derselben eingewiesen , f2;erielh aber sofort in schlimme Strei-
tigkeiten nicht nur mit Casp. v. Rechenberg , sondern auch mit dem
Rathe xu Görlitz , indem er sich in der Heide ein festes Bollwerk er-
baute und seine Leute von da aus Strassenraub treiben Hess (vgl. oben
S. 443). Erst 1500 wurden diese Differenzen beigelegt. Seit Chri-
stoph V. T. Dewin 4514 an Jan v. Wartemberg verkauft hatte, lebte
er wieder in Schlesien. — 4524 — 40 war eine Elisabeth v. Tal-
kenberg Abbatissin zu Marienthal.
184. Die V. Taabenheim
nannten sich wohl nicht von dem gleichnamigen Dorfe 0. v. Sohland an
der Spree, von dem es wenigstens nicht erweislich ist, dass es jemals
dieser Familie gehört habe , sondern waren wahrscheinlich ein Zweig
des bekannten meissnischen Geschlechts dieses Namens. 4345 lag
eine Jutta de Tubinheim, uxor domini Ottonis de Lutitz, bereits
bei den Franziskanern in Budissin begraben. 4354 schenkte Nickel
V. Tubenheim und Ulrich v. Kopperitz 8 Mark Zins „aus ihrem
Gute im Lande Budissin^ dem Altar der Capelle in der Burg zu Bu-
dissin zu einer ewigen Messe ^) . — Erst 4 455 erfahren wir wieder, dass
die Brttder Siegsmund, Dietrich und Heinrich v. T. zu Kosel
(N. von Kamenz] gesessen waren, woselbst sie Zins zu einem Altar in
Kamenz verkauften ^) . 4 476 (?) soll nach Budissiner Chroniken ein
Bernt V. T. das Heer der Sechsstädte gegen den Tollenstein geführt
haben. — Seit 4498 finden wir die v. T. im Besitz der drei bischöflich
meissnischen Lehngttter Kintsch (oder Kessel) , WöUcau und Grosshäh-
fliehen (NO. von Bischofswerde) , welche Nickel v. T. in diesem
Jahre von Oswald von der Olssnitz erworben hatte. 4499 und aber-
mals 4549 wurden damit Nickels Söhne, Dietrich, Hans, Haug,
und Nickel V. T., belehnt; 4540 aber verkauften Hans und Dietrich
diese Güter um 3500 fl. rhein. an den Rath zu Bischofswerde ').
185. Die y. Tanpadel
waren von Meissen aus in die Oberlausitz eingewandert. 4374 be-
zeugte neben anderen Adlichen der Kamenzer Gegend ein Otto v.
Tupadil den Kauf des halben Dorfes Schönbach durch das Kloster
Marienstem 1) . 4509 war ein Georg v. Taupadel, der noch 4503
184. J) Cod. Ln». 354. Urkunden- Verz. I. 61. a) Crkunden-Ven. II. 75.
3) Oercken, Stolpen 489. 490. 501. Mittag, Bischofsw. 79 flg.
185. n Knothe, MStern 56.
186. Die V. Teichnitz. 51»
ttflupemann 2U Stolpea gewesen, Klostervoigt zu Marienthal ^ . Wäh-
rend wir von Beiden nicht wissen , was filr ein Gut sie besessen , er-
fahren wir endlich 1525, dass ein Caspar v. T. einen Antfaeil von
Sohtand an der Spree von Peter und Gaspac v. Kopperitz erkaufte.
Derselbe Hess damit 4538 seine Frau Barbara bele(bdingen , und
diese trag 1540 ^all ihre Güter, Erbschaft an fahrender Habe sammt
der Gerade ihren Kindern Caspar, Barbara, Dorothee nnd
Katharine, „die sie mit ihrem jetzigen Ehemanne erzeugt^, auf.
4558 wurde Caspar der Sohn nach seines Vaters Tode mit SoMand
belehnt und liess 4567 seine Frau Magdalene damit beleibdingen.
— Ein Lorenz v. Taupadel war 4539 Pfarrer in Schönbrunn 3) .
186.;Die y. Teiclinitz (Tichenitz)
nannten sich nach dem N. bei Budissin gelegenen Dorfe Teichnitz^
das sie wohl schon Anfang des 43. Jahrhunderts besassen. Da in die-
ser Familie der sonst in der Oberlausitz fast gar nicht übliche Vor-
name Cuno bräuchlich war, so dürfte jener Cuno, der 4824 neben
anderen , auch nur nach den Vornamen genannten Adlichen der Bu-
dissiner Gegend Zeuge zu Budissin war, wohl ein v. Teichnitz ge-
wesen sein. 4303 hatte ein anderer Cuno v. Thichenitz ein Ta-
lent und 2 Malter Korn wie Hafer in dem Dorfe Teichnitz der Marien-
kirche zu Budissin geschenkt^). 1331 erscheint ein Syfrid v. T.
in einer von dem Dekan zu Budissin ausgestellten Urkunde, 4354 der-
selbe nebst einem Nicze v. T. bei einer Zinsschenkung in Eiserode
an das Kloster Marienstem als Zeuge; ein Ritter Wernerv. T. war
schon vor 4345 bei den Franziskanern zu Budissin begraben wor-
den*). — 4363 bestätigte der Bischof vonMeissen, dass „die gestren-
gen Cuno und Cuno Gebillder, genannt v. Tychenitz", in der
Kirche zu Budissin einen Altar zu Ehren der Jungfrau Maria gestiftet
hatten. Jedenfalls einer dieser Brüder war der „Kuno v. T.^, der
1365 einer Zinsschenkung an Marienstern beiwohnte '). — 4384 ver-
kaufte Heinrich v. T. zu Gotschdorf (W. von Kamenz) gesessen auf
diesem seinen Gute 4 Mark Zins an das Domkapitel zu Budissin^).
^ Gercken, Stolpen 304. Schonfelder, MTbal 228. 3) Uns. Montto-
scbrift 1802. II. 135.
186. 0 Cod. Los. 28 und 173 (wo der Name f&Uehlicb Thichenitz gedruckt
ist). ^ A. Bud. A. MStern No. 120. Cod. Las. 355. 8) A. find. A. MSteni
No. 63. *') A. Bad. Sein anhängendes, ziemlich beschädigtes Siegel, das einzige
der Familie , das uns vorgekommen , zeigt einen schragrechts liegenden Balken. Paa
Uebrige lasst sieb nicht sieber erkennen.
K n oth e , G^prk. d. Ob«rl. Adels. 33
514 II- Abtheüui^.
438S war eia Syfried v. T. Zeuge bei Heinrich v. Kittliiz auf Ba-
nith ^) , vielleicht derselbe , der 1 422 dem Wilrich v. Gusk in Görlitz
einen Dingtag zuvorgab, 4400 erscheint Lorenz v. T. , „daselbst
gesessen^, als Lehnszeuge und 1 407 als Bürge. U4 4 belehnte Bischof
Rudolph von Meissen den Niool. v. Heynitz mit einem Wäldchen zwi-
schen Oppach und Beiersdorf, das derselbe von Siegsmund und
Härtung v. Tichnitz gekauft hatte®). Dieser Härtung ist viel-
leichtidentisch mit dem Hartmann v. T., der 4407 4 Schock Zins
zu Teichnüz an die Franziskaner zu Budissin verkaufte ^) . Bald darauf
müssen die v. T. das Gut Teichnitz an die v. der Planitz veräusaert
haben.
187. Die y. Temritz
nannten sich von dem Dorfe Temritz N. bei Budissin. Vielleicht ge-
hörte^ dieser Familie schon jener „Hermannus marschalcus^ [1< an,
der 4225 von seinem Gute Temritz („Tymeriz") zwei Schock und den
vollen Zehnten von allen Thieren für die Schlosskapelle zu Budissin
stiftete. 4267 verkaufte der Ritter Sembro v. Themeriz das
Gut Oberseifersdorf (N. bei Zittau) nebst dem Gericht daselbst um
300 Mark Silber an das Kloster MarienthaP). Vor 4272 wird Ritter
Reinhard (Rensko, Rencz) v. T. häufig theils im Gefolge der Mark-
grafen von Brandenburg, theils als Schiedsmann genannt. Seine
Frau, sowie ein Nicolaus v.T. und dessen Sohn, wurden '\or
4345) bei den Franziskanern zu Budissin begraben^).
Schon Ende des 44. Jahrhunderts scheint die Familie ihr Stamm-
gut Temritz verkauft und die dicht beisammen liegenden Dörfer Oeisa,
Pörstchen, Leibchen und Weigersdorf (N. von Baruth) , gehörig zu der
Herrschaft Baruth und gelegen im Weichbild Görlitz, erworben zu
haben. 1398 hatte ein Rencz v. T. einen Raub in der Görlitzer
Heide gethan, weshalb der Rath zu Görlitz Reiter dahin sendete.
Bald darauf gehörten jene vier Dörfer den^ ungesonderten Brüdern
Heinrich und Nitze v. T. , die sich von ihren bisherigen Lehns-
herren, den Herren V. Kittlitz auf Baruth, losgekauft hatten. Als
S) Urk.-Ven. J. 113 No. 546. 6J A. Bad. Üb. fuiidationum fol. 136. Grund-
mann collect. I. fol. 11 im A. Dresd. ?] Laas. Mag. 1872. 21 Anmerk.
187. 1) Cod. Lu8. 34 (die Urk. gehört ins Jahr 1226 nicht 1222). 91. «) Cod.
Lus. 99. 107. 110. 87. 112. 171. 355. Anhang 80. Sein Siegel an einer ürk. Tom
23. Juli 1283 im A. Dresd. fflhrt die Umschrift S. Reinsconis de Temeriz und
zeigt keinen Schild , sondern bloss einen Helm , auf welchem ein Ton Flammen am-
gebener Halbmond und darüber ein aecbsstrahliger Stern sich befindet.
187. Diev. Temritz. 515
nun Letztre 4 408 die Herrschaft Baruth an Nickel Bock v. Gersdorff
veräusserten , erhob der Käufer wahrscheinlich LehnsansprUche an
die Bruder v. T. So wurden 4440 „die Temritzer zo Oelsa mit
den Gersdorffern zu Baruth^ in Görlitz vei^lichen und entschieden.
4419 aber belehnte König Wenzel von Böhmen Heinrich und Nitze
V. T. (nebst Otto und Hans Gleyne zu Weigersdorf] mit den Gütern
Oelsa, Forstchen, Leibchen und Weigersdorf, wie sie sich damit von
Heinrich v. Kittlitz losgekauft, und zwar zu gesammter Hand ') . Auch
diese Brüder waren übrigens , wie ihr Vorfahr Bencz , sehr gewalt-
thätige Herren. 4446 wurde Heinrich in Görlitz geächtet, weil er
die V. Kottwitz zu.Lodenau überfallen, und 4448 Nitze ebenfalls in
die Acht gethan, weil er zu Leibchen einen Mord begaügen hatte ^).
Söhne dieser Brüder dürften Caspar v. T. auf Farstchen und Hans
und Caspar Gebrüder v. T« auf Oelsa gewesen sein, welche 4464
für die Marienkirche zu Budissin Zins verkauften^). 4497 be-
stätigte König Wladislaus den Brüdern Heinrich-, Michael und
Georg V. T. und ihren Vettern Hans und Nickel^ auch Gebrüdem
v. T., die ihren Vorältem ertheilte Gesammtbelehnung^). Von diesen
Bi-üdem war Hans auf Förstchen 4 496 wegen eines Mordes in die Acht
gekommen; Nicolaus, „etwa zu Förstchen gesessen^, verkaufte 4502
alle seine Güter an seine Vettern Heinrich und Georg v. T. zu
Grossölsa. Da dieser Georg 45S9 kinderlos starb, sein Bruder Mi-
chael aber, als Pfarrer zu Amsdorf (N. von Beichenbach) , auch kin-
derlos war, so fielen endlich die Besitzungen dieser beiden Brüder an
Heinrich auf Oelsa. Dieser hatte um 4493 einen Theil des Dorfes
Herbigsdorf (SO. von Löbauj von denen v. Luptitz erworben. Nach
seinem Tode wurden 45S9 seine Söhne, Hans, Heinrich und
Christoph, ungesonderte Brüder v. T. , mit Förstchen, Leibchen,
Kleinölsa , Weigersdorf und Herbigsdorf belehnt und diese Belehnung
zu gesanmiter Hand 4538 wiederholt. Sie verkauften , zu Oelsa ge-
sessen, 4532 ihren Antheil an Herbigsdorf an die v. Metzradt. Von
ihnen erwarb Hans (vor 4 545] das Gut Diehsa (SO. von Leibchisn),
4 560 auch Särichen (SO. von Niesky) Müokenhainer Antheils mit Rit-
tersitz und freiem Gericht daselbst, sowie Zentendorf (N. bei Penzig),
vor 4573 auch Horka (0. von Niesky'). Seine Frau, die er 4567
beleibdingen liess, hiess Gertrud. Sein Sohn H e i n r i c h ^v. Tem-
3) ÜTk.-VeK. I. 170. A. Dresd. „Lehn im Qorützlichon« fol. 305. *) Görl.
IIb. pnwcript. 5) A. Bad. üb. fundAÜonom CCXCb. «) Urknnd.^Ven. UI. 31 .
'^ Nach den Lehnbüchern im A. Dresd. Lobaner ROgebach. Holschet, Horka 16.
23*
516 II. AbtheilBiig.
meriti und Diesaw^ erhielt 4 583 nach seines Vaters Tode die Gütei*
Särichen und Zentetuiorf, die an ihn und seine Brüder gefallen und
durch Erbtheiiung an ihn gekommen , von dem Amtshauptmann in
Gl^rlHs verreicht , wahrend Dieh^ selbst Lehn der Herrschaft Fried-
fand war. Er verkaufte Zentefutorf 1595 an den Rath zu Görlitz.
Heinrichs SOhne, Heinrich und Christoph, auf Didtsa wurden
1643 mit Särichen beldmt. Heinrichs ^Brüder*" haben wir nicht
namentlich erwähnt gefunden.
Von den i 5S9 genannten drei Brüdern hatte der zweite, Hein-
rich V. T., schon vor 4538, wo er seine Frau Elisabeth beleih-
dingen Hess, das Gut Kidm (O. von Leibehen) erworben, wo er
wohnte. Nadi seinem Tode erhielten seine SOhne, Caspar und
Peter, Kolm verreicht und nebst ihren Onkeln, beziehentlich Cousins
die Gesammtlehn 4567 und 1577 bestätigt»). % Peter lebte ^im Ans-
land**. Caspar, seit 4576 mit Barbara v. Radiel vermahlt, erwarb
4594 von denen v. Metzradt einen Theil von Beichwalde (NW. von
Niesky). Er hinterliess 4604 drei Söhne, Peter, Christoph und
Hans Caspar, von denen 4608 Peter mit Kolm^ Christoph mit den
zwei Rittersitzen zu ReichwcUde belehnt ward.
Von den 4529 erwähnten Brüdern hatte der dritte, Christoph,
die alten Familiengttter Oelsa etc. behalten und lebte noch 4567.
Bei der Gesammtbelehnung von 4577 werden seine Sohne, Hans und
Georg, genannt. Von denselben starh Hans 4597 und hinterliess
seinen Söhnen, Hans, Christoph und Siegsmund, die Güter
(rrossölsa mit zwei Rittergütern, Ftfrstchen, Leibchen und Klemlflsa.
188. IMev. TettM.
Wir wissen nicht, ob die Ende des 43. Jahrimnderts in der Ober-
lausitz vorkommenden v. T. sich nach einem gleichnamigen Dorfe in
Böhmen oder nach dem N. v. Meerane im Schönburgschen gelegenen,
wo in der That um jene Zeit eine Familie dieses Namens gesessen war,
oder nach einem der beiden oberlaus. Dörfer (W. von Ruhland an der
i^ilssnitz und 0. von Weissenberg) |benannte. 4284 und 4S95 er-
klärte Conradus de Thethowe durch zwei besondre Urkunden,
(lass er die 5 Mark Zins zu Schlfnau auf dem Eigen , die er von dem
Kloster Marienstem besitze , bloss auf Lebenszeit „als Leibgedinge**
innehabe, und dass daher nach seinem Tode seine Söhne oder Eriben
keinerlei Ansprüche darauf hätten. Dennoch beanspruchte später
«) Uik.-V«TB. ni. 208. -Lma. Mag. 1774. 147 n. 162.
189. Die V. Tscfaimliaus. 547
Tanimo deThetowe, doch wohl einer jeoar Söhne » diesen Zins.
Aber 434 S beurkundete Markgraf Woldemar von Brandenburg dem
Klo8ler, dass in dem su Soidin abgehaltenen Ueiigeriebt dem Tammo
der Zins nicht zugesprochen worden sei ^} . Ein Siegel besasA Conrad
nach seinem eignen fiekenntniss gar nicht. — Spalter (4410) soll ein
HansTetaw zu Gros$bies$nüz (W. bei Görlitz) gesessen gewesen
sein, wovon wir aber keine urkundliche Nachricht gefunden haben.
189. Die y.TeelüniliaiUB oder Tsohirnbausen,
^in weitverzweigtes, aus Böhmen stammendes Geschlecht, haben sieh
von dem Dorfs Tschimhausen (S. bei Seidenberg) aus, das ihnen
nachweislich noch 4447 gehörte, in die Oberlausitz verbreitet. Aus-
serdem besassen sie mindestens schon Anfang des 45. Jahrhunderts
die Güter Eber$dorf^ Bemdorf^ Am9d&tf (sämmtlich S. von Sei-
denberg und jetzt zu Böhmen gerechnet) sowie Al&eidtnberg , Kun-
dorf ^ Zweckau (N. von Seidenberg in der Oberlausitz). Alle diese
Gflter hatten sie von den Herren v. Biberstein auf Seidenberg^Pried-
land zu Lehn. In zwei gänzlich geschiedenen Linien, zum Theil so-
gar unter verschiedenem Namen machten sie sich nun auch iheils in
dem Lande Görlitz , theils in dem Lande Budissin ansfissig.
4. Die V. Tschirnhaüs im Lande Görlitz.
*
Ende des 44. Jahrhunderts lebten gleichseitig ein Alb recht v.
Czirnhuse, der 4388 das Dorf Deutschos$ig (N, von Radmeritz) ah
Vincenz und Conrad A^el und an Jak. und Herrn. Sleiffe, Göiützer
^Bürger, verkauft hatte und noch 4446 bezeugte, dass die Fischerei
in der Neisse um Deutschossig bis zur Pliessnitz frei gewesen sei, ---
und ein Heinrich Scerhusen, der 4385 mit Hannos v. Sabin [1]
um 400 Mark, die Letztrer zu fordern hatte, in Görlitz verglichen
ward^j. Dieser Heinrich nun hatte fbnf Söhne: Hans, Otto, Nickel,
Jost und August in. Hans hatte 4389 zwei Pferde gestohlen und
war deshalb in Görlitz in Fehmes Acht gekonunen , die auch auf den
Vater ausgedehnt wurde , weil er den geachteten Sohn gehaust , ge-
heget und gehofet.
Die V. Tsch. waren damals ein sehr gewaUthMiges Geschleqbt;
bald übten sie selbst Raub , bald hielten sie es mit offenkundigen
Strassenräubem. So nahm Hans 4398 die v. Hoberg, die wegen Reu-
188. >) Cod. Lu«. II. iS. K not he, EigensclMr KxeiB 60—65.
189. 0 Urk.-Ven. I. 12Ö. 189. Oörl, Üb. proMfipt. L
518 U. Abtheilang.
bes in die Acht gekommen, bei sich anf; so hatten er und ein ge-
wisser Kraw bei Zittau auf der Strasse geraubt. 4399 hatte der oben
genannte Nickel seinen eignen Bruder beschädigt und bestohlen;
die Göriitzer aber setzten ihm nach und nahmen ihm bei Roynungen
in Böhmen das geraubte Vieh wieder ab. Otto scheint Vasall der
Burggrafen v. Dohna auf Grafenstein gewesen zu sein; wenigstens
erscheint er 4387 als (deren Zeuge bei dem Verkauf von Kleinschön-
au etc. 2). Wahrscheinlich war nach dem Tode des Vaters Streit unter
den fünf Brüdern um die Erbschaft entstanden ; Hans und Otto bil-
deten die eine, Nickel. Jost und Augustin die andere Partei : endlich
4404 gelobten sie, sich dem Spruche von vier aus dem Adel des Gör-
litzer Weichbilds, in dem sie also gesessen waren, gekomen Schieds-
richtern zu unterwerfen'). Otto wird bis 4443 genannt. Jost hatte
4449 — SS einen Rechtsstreit mit seinen „Vettern'^ Nickel und Hein-
rich v. Tsch. auf Ebersdorf y vielleicht den Söhnen des oben erwähn-
ten Albrecht. 4434 ward Jost „zu Berzdorf^ selbst von Heinr. v.
llechtritz vor Gericht nach Görlitz citirt , dass er ihm nicht zu Rechte
stehe, wie er gelobet.
Die hier erwähnten Brttder Nickel und H e i n z e auf Ebersdorf
(S. bei Seidenberg) besassen auch AUseidefiberg, wo Nickel 4448 sei-
ner Schwester Katharine 450 Mark als väterliches Erbtheil zu ver-
schreiben versprach *) , und Kundorf (N. von Seidenberg) .
Gegen Mitte des 45. Jahrhunderts kommen zwei gleichnamige
Brüderpaare v. Tschimhaus, Hans und Nickel, vor, von denen
eins der Berzdorfer Linie angehörte. 4444 einte sich Hans v. Tsch*
zu Friedersdorf (doch wohl dem an der Landskrone) mit Ursula
seiner Schwester, dass er ihr für alle ihre Gerechtigkeit 40 Mark auf
dem Gute Nickels seines Bruders zu Bei^zdorf „ober Seidenberg**
abtrat. — Das andere Brüderpaar war zu Amsdorf (S. bei Berzdorf]
gesessen. Hans hatte eine Tochter Heinrieh Poppe*s v. Uechtritz aus
dem Hause Steinkirch zur Ehe; als der v. Uechtritz 4442 Kleinbiess*
nitz an der Landskrone an den Rath zu Görlitz verkaufte , ward auch
sein Eidam Hans Czimhawse als Mitverkäufer bezeichnet, und die
Schuldverschreibung des Raths lautete sogar auch auf dessen Bruder,
„Hansen und Nikoln Gebr. v. Tsch. zu Amsdorf* ^.
Gegen Ende des 45. Jahrhunderts werden die fünf Brüder
Nicke). Bernhard, Michael, Fabian und Hans v. Tsch. aus
^ Görl. Bathsrechnnngen. Petebeck, Zittau I. 659. >) Urk.-Terz. I. 152.
<) Ebend I. 196. ») Ürlc.-Vew. II. 54»». 55*. «>,
1 89. Die V. Tschirnhaus. 5 \ 9
der Berzdorfer Linie, jedenfalls die Söhne von Hans, oft genannt.
Von diesen hatte Nickel zu Berzdorf mit Friedr. v. Wiedebpch auf
Ebersdorf, einem berüchtigten StrassenrSuber, theils selbst geraubt,
theils wenigstens den Raub getheilt. Endlich hatten die Görlitzer
beide RSiuber durch List und Gewalt im StSldtlein Seidenberg gefan-
gen und Tags darauf (6. Dec. 4482) zu Görlitz gehenkt und zwar, als
Edelleute, in rothen Röcken. Da kündigten die Brüder der Hinge-
richteten der Stadt Görlitz Fehde an, die noch 4490 wahrte^). Da
wurde dieselbe endlich zugleich mit einem andern Rechtsstreit, der
gegen die Brüder vor dem königlichen Gericht zu Görlitz anhängig ge-
macht worden, auf hohe Fürsprache gütlich ausgetragen. Das Gut
Linda hatte 4442 dem[Laslaw v. Uechtritz, gehört; dieser aber hatte es
an seinen Schwager Hans v. Tsch., den Vater der fünf Brüder versetzt.
Nun hatte aber auch Friedr. v. Biberstein auf Forst Ansprüche auf
Linda. 4490 setzte sich endlich Fabian v. Tsch. mit Gewalt in 4en
Besitz des Gutes und zwang die Bauern, ihm und seinen Brüdern die
Erbhuldigung zu leisten. Darauf verklagte der v. Biberstein Bern-
hard, Michael und Fabian und ihre Dorfgemeinden zu Berzdorf, Alt--
seidenberg, Obenmdelsdorf und Zwecka (welche Dörfer also den Brü-
dern gehört haben müssen) wegen Frevels und Gewalt, zu Linda be-
gangen, dass sie die dasigen armen Leute zu unrechter Handlung ge-
drungen. Da die Brüder v. Tsch. sich nicht vor dem Gerichte zu Gör-
litz stellten, wurden sie in die Acht erklärt. Allein Fabian stand nicht
nur bei dem damaligen (.andvoigt der Oberlausitz , sondern auch bei
König Wladislaus von Böhmen, dem neuen Landesherm, sehr gut.
Und 80 mussten die Görlitzer auf den! vom Landvoigt ^unterstützten
Antrag sich endlich entschliessen, ^in diesen schweren Zeitläufen die
Jschimhäuser ohne Entgelt der Acht loszuzählen^. Linda wurde 4 492
von den Uechtritzschen Erben an Fabian v. Tsch. auf Aicha (SW. von
Reichenberg) und seine Brüder und Vettern, von diesen aber 4494
anderweit an die v. Salza verkauft ') .
Von nun an haben wir nur noch von Bernhard und seinen \ach7
kommen nähere Kunde. Dieser besass, vielleicht schon als väterliches
Erbtheil, (4482) Kiesslingswalde , und so wurden denn. 4502 nach
seinem Tode Nickel, Hans und Friedrich, seine Söhne, mit
Kiesslingswalde, Rittersitz, Vorwerk und KirchiehU; dem Gute Schmie-
dehansens neben dem Vorwerk und dem Dorfe Eachenau belehnt.
•) N. Script, rer. Ini. U. 407 flg. 36 flg. IV. 203 flg. Urk.-Ven. II. 148 flg. 157.
170. ') N. Script.' II. 354. Ltoi. Mag. 1773. 189.
520 n. Abtheiluog.
Dazu erwarb Nickel (um 1513) auf kurze Zeit auch Sänitz (N. von
Rothenburg). Sein Bruder Hans auf Kiesslingswalde hatte 4543 den
Kretscbmar zu Sänitz erschlagen und ward deshalb zu Görlitz in die
Acht erklärt , die bald auch auf Nickel ausgedehnt ward. Zumal für
Ersteren verwendete sich Herzog Friedrich von Schlesien, da derselbe
ihm, dem Herzog, treue Kriegsdienste geleistet habe ; allein die Gdr-
litzer bestanden auf Abtragung der Acht^). Hans selbst wurde um
4516 von dem Kretschmar in Berzdorf ermordet. Nickel Hess 4520
seine Frau Barbara auf Kiesslingswalde beleibdingen und war noch
1 545 bei einer Ehrentafel zu Görlitz betheiligt. Nach dem Pön&ll (4547)
ward ihm von der königlichen Kammer die Verwaltung der dem Fiskus
verfallenen Güter der Stadt Lauban übertragen ; er kaufte das bis-
herige Stadtgut Niedei^hcmdorf für 4800 Thlr. und wird noch 4553
genannt ^j .
Nur Friedrich v. Tsch. scheint Söhne hinterlassen zo liaben.
So erklärt sich, dass auch Niederhausdorf nach Nickels Tode an ihn
überging. Er starb 1 561 , worauf sein älterer Sohn Christoph UatiS'
dorf, der jüngere Friedrich aber Kiesslingswalde und Rachenau
übernahm. Ersterer, der kaiserlicher Rath war, kaufte zu Niederhaus-
dorf 1563 auch noch das Oberdorf von Jakob v. Saiza und 1564 Gers-
dorf im Laubaner Weichbild von Abrah. v. GersdorfT hinzu. Er hinter-
liess 1571 drei unmündige Söhne, Christoph Friedrich, Siegs-
mund und Hans Fabian, die sich 1584 so sonderten, dass Siegs-
mund Gersdorf, Christoph Friedrich aber gan^ Hausdorf, Hans Fabiao
Geld erhielt. Damit erwarb er 1588 Niedergerlachsheim von denen v.
Gersdorff; schon 1608 aber verkaufte Siegsm. v. Tsch., sein Sohn,
es an Siegsm. v. Schwanitz. Friedrich aul Kiesslingswalde^ der Amts-
hauptmann zu Görlitz wurde, kaufte 1594 Stolzefiberg (S. bei Kiess-
lingswalde) von dem Bathe zu Lauban. Seine Söhne, Hans Fried-
rich und GeorgErnst, theilten sich 1 603 so, dass jener Kiesslings-
walde , Stolzenberg und Rachenau , dieser aber Geld ertiielt , wofUr
er 1603 MiUelhorka (W. von Rothenburg) von Rudolph v. Baudissin
erwarb.
2. Die V. Tschirnhaus im Lande Budissin.
Mindestens seit Anfang des 15. Jahrhunderts war ein Zweig der
Familie v. Tsch. lu y^Nousslii»^ und zwar jedenfalls m Roihna%Aulä%
(NO. von Bischofswerde) gesessen und nannte sich danach v. Nus-
H) N. Script, rer. lus. III. 289. 312, » Ktuff er HI. 284.
189. Die V. TschirohaiiB. 521
sediitz später: V. Nawsselitz. Das Siegel des Alex v. Naws-
seiiU, der Ende des 45. Jahrhunderts lebte, zeigt genau das Tscfaim^
haus'sche Wappen, den senkrecht getheilten Schild und im linken
Felde einen Querbalken, und einmal wird schon er selbst^ spater aber
seine Söhne stets mit dem alten Familiennamen v. Tschirnhaus be-
nannt. Die V. Naussiitz waren nicht fUr Rottmausslitz selbst, sondern
für einen Antheil des angrenzenden Potsdiaplüs Vasallen des Bisthums
Meissen. — Da die Besitzer der beiden anderen Naussiitz (Schwarz*
N.. Weiss*N.) sich auch nach denselben nannten, so vermögen wir
nicht zu sagen, ob manche schon im 44. Jahrhundert vorkommende
V. Nussedlitz audi bereits der Familie v. Tschirnhaus angehörten.
Sicher aber gilt dies von Alex v. N. [4442 — ^36), der als bischöf-
licher Vasali h&ufig in den Urkunden Bischof Rudolphs von Meissen er-
scheint ^*] . 4 436 hatte er unbefugter Weise in dem bischöflichen Göda
in gehegter Bank Recht ertheilen lassen durch aus der königlichen Ober-
lausitz herbeigeholte Landschöppen ^^] . — Gegen Ende des Jahrhun-
derts (4490 — 4504) besass Naussiitz ein andrer Alex (auch Alexius,
Alexander) v. N., der 4492 als Gewahrsbürge bei einem Zinsverkaufe
auch Alex G z i r n i s s genannt wird ^^) . 4 490 ward er mit dem dritten
Theil von Potschaplüz belehnt. — Seine Söhne nun, Nickel, Hans,
Melchior und Balthasar, werden 4549 bei der Belehnung mit
diesem bischöflichen Lehnstück „Gebrüder v. Tschirnhause n^ ge-
nannt ^') . Von diesen Brüdern war Nickel zu Tkwnitz (S. bei Nauss-
iitz) gesessen, wo er audi 4527 seine Frau Barbara beleibdingen
liess. Nach seinem Tode ward 4554 sein Sohn Nickel mit Potschap-
iitz belehnt, der 4562 seine Frau Katharine mit Thumitz beleib-
dingen Hess , aber dasselbe nach vollbrachtem „Vorritt " an Hans v.
Reehenberg verkaufte. — Melchior der dritte der 4549 erwähnten
Brüder erkaufte 4540 von Valentin v. Pannewitz dessen „Behausuns:^
zu Ktfnigswarthe und verHusserte nun seinen Antheil anXaussUtzhhkh
an Balthas. v. Schlieben. 4542 trug er, da er ohne Lehnserben war,
den halben Theil seiner Güter seiner Frau Elisabeth, die andre
Hälfte seinen Töchtern Margarethe und Anna als Erbschaft auf. —
Der vierte der 4549 erwähnten Brüder Balthasar liess 4528 seine Frau
Agnes mit Naussiitz beleibdingen und wird noeh 46(4 genannt.
Jedenfalls seine Söhne waren Caspar und Balthasar v. Tschim-
hausen, die 4565 mit Naussiitz neu belehnt wurden. Von ihnen er-
io) Cod. Sax. II. 2. 386. 391. vgl. 411. ») A. MStern No. 212. ««) A.
bud. 1^) Qerckeu, Stolp«a 503.
522 li- Abtheilung.
kaufte Baith. von Siegsm. v. Haugwitz Slacha (W. bei Nausslitz und
Uberliess 1578 Nausslitz selbst an Christoph v. Haugwitz auf Putzkau.
190. Die T. Tyrzendorf
waren, gewiss aber nur auf kurze Zeit, im letzten Viertel des 44.
Jahrhunderts im Zittauer Weichbild ansässig. 4373 >) präsentirten
9,FrenzeI und Thamo genannt >. Tyerczinsdorff "^ einen
Geistlichen zum Pfarramt in Seitendorf ( Zibotinsdorf ) , mttssen also
wenigstens das Patronat daselbst besessen haben. Als 4387 die
Brüder Heinrich und Wilhelm Burggrafen v. Dohna a. d. H. Grafen-
stein ihren Antheil an Kleinschönau dem Rathe von Zittau verkauf-
ten , ward der Antheil ihres Bruders Gzenko ausdrücklich ausgenom-
men und erwähnt , dass die Grenze des verkauften Theiis hingehe
an «^des strengen Frenzelv. Tyrzendorf, gesessen zu Schönau,
Rain^' '*;. W^ir vermuthen daher, dass Frenzel den Czenko^schen An-
theil von Kleinschönau zu Lehn gehabt habe.
191. Die T. Uechtritz,
um Mitte des 44. Jahrhunderts Vchteriz, Ende dessell>eu auch
Nüchtricz oder Nüchterwitz geschrieben, haben sich von
Schlesien aus auch in die angrenzende Oberlausitz verbreitet. In
Schlesien erscheinen seit dem zweiten Viertel des 44. Jahrhunderts,
als Mannen des Herzogs Heinrich von Jauer und seines Nachfolgers,
des Herzogs Bolko von Schweidnitz, zuerst*) Peter (Pescho), Bern-
hard und Leopold (Luppold oder Lippold) v. Uechtritz, von denen
mindestens die beiden Ersteren sicher Brüder waren. ^ Herrn Peter
y. Vchteriz und Bernhard seinem Bruder'^ hatte 4328 Herzog Heinrich
von Jauer, als damaliger Besitzer des Weichbilds Zittau, eine Rente
von 15 Mark auf dem Zoll zu Zittau verschrieben „zu einem rechten
Erbe^, doch wieiierkäuflich um 400 Schock grosser Pfennige, welche
Summe also jene Brüder jedenfalls dem Herzoge vorgestreckt hatten.
190. 0 Tingl, IIb. II. confinn. Prägens. 88. ^ Sehottgen, Mgt. bnrfcgriT.
Donensiam IIT. 36. Pescheck (Zittau 1. 659) schreibt, gewiss fUsehlich, den Namen
Trouendorf.
JNe T« ÜBWlMe — ^ welche aueh t. Ledebnr und Kneschke als ehemalige
Besitzer des gleichnamigen Dorfes N. bei Lobaa aafGhren, kommen nirgends als ober-
Uns. Vasallen vor, waren aber schon vor Mitte des 14. Jahrhunderts in der Nieder-
lausitz ansässig. Das jetzige Dorf Unwurde hiens Qbrigens 1306 Uwer and heisst
noch jetzt wendisch W u j e r .
191. 0 ^*** ein Johann v. U. 1301—3 BQrgermeister Ton LÖhau gewesen sei,
entbehrt der urkundlichen Begründung nnd der inneren Wahrscheinlichkeit.
191. Diev. Uechtritz. 52;^
Diese Rente verkaufte Peter vor 1345 an zwei Zittauer Bürger 2.
1338 war dieser Peter v. U. sogar Landvoigt des Herzogs im Weich-
bild Zittau s) .
Auf die Dauer in der Oberlausitz ansässig aber erscheinen die
V. IT. urkundlich erst in den 80ger Jahren des 14. Jahrhunderts und
zw ar zu Schwerta im Queisskreis , wahrend eine andere Linie Stein-
kirch am schlesischen Ufer des Queisses gleichzeitig besass . von wo
sich dieselbe später ebenfalls nach der Oberlausitz verbreitete.
1. Die Linie Schwerta.
Wir lassen es dahin gestellt sein, ob vielleicht schon Herzog
Heinrich von Jauer, welcher bis zu seinem Tode 1346 Inhaber des
Queisskreises und „des Schlosses^ Schwerta war^) , dasselbe denen
v. U., die bei ihm in hohem Ansehn standen, zu Lehn gegeben habe.
Erst 1385 aber wird urkundlich ein Heinrich v. U. als zu Schwerta
gesessen bezeichnet. In diesem Jahre nämlich ward Katharine.
die Frau „Heinrichs von Swethe** , von ihrem Bruder Nik. v. Ronow
mit 5 Mark Zins zu Rohnstock ausgestattet; 1398 war „Heinricus
deVchtericz,' alias de Swetei^, Zeuge zu Schweidnitz, als dem
Benes v. Donyn gewisse Anfalle zu Lehn gereicht wurden, und 1399
war derselbe ^Heinricus de Vchtericz, alias de Swethaw dictus**, Vor-
mund , als Benes v. Donyn seine Frau in Schweidnitz mit einem
Walde beleibdingen liess^). Schon daraus, dass dieser Heinrich
mehrfach vor dem Lehnshofe des Fttrtenthums Jauer erscheint . lässt
steh sctiliessen, daiss er ausser Schwerta in der Oberlausitz auch noch
in Schlesien Güter besessen habe. Es waren dies jedenfalls die
Dorfer Eckardsdorf und Vogelsdorf bei LangenOls.
Neben diesem Heinrich wird in der erwähnten Urkunde von
1385 auch ein „Herr Hannos v. U.^ als Zeuge aufgeführt, der wohl
ebenfalls zu Schwerta gesessen , also wohl ein Bruder von Heinrich
war , so dass Beide dies Gut wahrscheinlich schon von ihrem Vater
überkommen hatten. 1389 und 1391 wurden von Görlitz Boten an
„Herrn Johann v. U. gen der Lesin^, d. h. nach Marklissa, gesendet,
da er eben einen Streit mit den Sechsstädten hatte. 1395 aber
wurde derselbe nebst Wentsch v. Donyn auf Tschocha in Görlitz
geehrt^.
'^) Pes check, ZitUii II. 726 flg. 3) Cod. Lus. 272. Diese Urk. gehört in's
Jahr 1338, nicht in's Jahr 1328. «) Cod. Lut. 285. 315 flg. &) Landbücher der
Flirstenthfimer Schweidnitz and Janer im Breslauer StaatsarchiT. >) Lang. Magax.
1773, 141.
524 U* AbtheiluBg.
1390 wird «uersi ein Poppe v. Nttchtrics, jedeatalU ein
Sohn Ton Heinrich oder von Hans, auf Schwer ta genannt, der 4399
Hochzeit hielt und mit seiner jungen Frau in Görlitz geehrt ward.
Er war damals zugleich Hauptmann der Herren v* Biberstein auf
Friedland.
Ihm folgte im Besitz von Scbwerla Hans v. U., wohl sein Sohn,
ebenfalls Hauptmann zu Friedland ^). So war derselbe 4424 auch zu
Friedland Zeuge , als Wen^l v. Biberstein dem Nik. v. Geradorff aui
Tauchritz die dasigen Obergerfchte ttberliess^) , und hatte spilter
(4434) mehrere Hussiten gefangen „von denen von Hammerstein^«
einer Burg, welche denen v. Biberstein gehörte, aber damals von
Grafenstein aus durch die Hussiten besetzt worden war. Noch 4459
wird „Hans von der Schwete^ erwähnt , der nebst Martha, seiner
ehelichen Hausfrau, und Barbara, ihrer Stieftochter, mit einem ge-
wissen Niklas Spiess zu Görlitz verglichen ward.
Seit 4473 wird „Hans der jüngere auf Schwerta^ genannt,
muthmasslieh sein Sohn, der 4 475 das Kircblein zu GebhardMo^ij bisher
Filial von Friedeberg, zur selbständigen Parochie zu erheben suchte'},
und wohl derselbe, der 1496 seiner Frau Zinsen zu Eckhardsdorf und
Vogelsberg im Weichbild Greifenberg als Leibgedinge verreichen
Hess, 1505 aber diese beiden Dörfer an Bastian und Nickel, un-
gesonderte Brüder v. Nttchterwicz zu Sckwerta verkaufte ^V
Diese Brüder können also nicht wohf, wie bisher meist angenommen
worden, Söhne von Hans sein, sondern waren wahrscheinlich seine
Neffen, die Söhne eines Bruders, der Anton geheissen haben soll.
Da dieselben von da an als die alleinigen Besitzer von Schwert« er-
scheinen, so scheint ihr Onkel Hans seinen Antheil an Schwerte den-
selben ebenfalls abgetreten zu haben. Wir werden demselben Hans
später als zu Grossschönau gesessen wieder begegnen.
Bastian V. U. zu Schwerta, schont 494 und 4500 als Zeuge in
der Nachbarschaft genannt'^), liess 1516 seinem Bruder Nickel seinen
Antheil an dem scblesiscben Gute Eckardsdorf verreichen und lebte
noch 1517 mit demselben gemeinschaftlich zu Sohwerta^^). £r soll
1525 gestorben sein und hinterliess keine Kinder. -^ Sein Bruder
Nickel dagegen, der bereits frtlher starb , hinterliess aosser einer
Wittwe, Katharine geb. v. Zedlitz, zwei Söhne, Friedrich und
7) ObeiUnB. NAchlete 1772. 61. 9) Uua. Mag. 1773. 153. ») Zam, Oe-
sehichte der Kirche znOebhtrdsdorf 1854. S. 6. lO) Nene Landbucher tob 8ekwfi4*
nitz 1. 53 Q. 532 im Bre«Uuer SUaImkUt. ") Ltoi. Ma«. 1773. 180. 1777. 133.
ts) Neue Undbncher Ton Schweidnitz III. 380.
191. Diev. üechtritz. 525
Hans, sowie drei Tischler ; Anna, später verbeirathei mit Hans v.
Redern auf Ktinzendorf , Kaiharine, verheirathet seit 1 54S mit Hans
V. Biadiobwerder auf Ebersbach, und Barbara, verheirathet seit
4539 mit Joachim v. Salza ebenfalls auf Kunzendorf.
Friedrich v. ü. auf Sckwerta starb 4526 unvermählt. Darauf
verwaltete seine Mutter Katharine für ihren , wie es scheint , noch
unmündigen zweiten Sohn Hans die väterlichen Gttter. 4527 ver-
zehrte eine ausgebrochene Feuersbrunst so schnell das Schloss zu
Schwerta , dass Frau Katharine nur mit Mühe sich und ihre Kinder
aus den Flammen retten konnte. Bei dieser Gelegenheit verbrannte
auch das Schlossarchiv sanimt allen Lehnbriefen und sonstigen Ur-
kunden. 4534 liess Hans v. U. für den Fall, dass er ohne Leibes-
lehnserben stürbe, zu Schweidnitz das Gut Eckardsdorf seiner Mutter
Katharine und seinen drei Schwestern, und 4540 zu Budissin all seine
oberlaus. Güter seiner Frau Magdalene geb. v. Salza als Leibge-
dinge verreichen und 4553, abermals zu Schweidnitz, Eckardsdorf
seinen Schwestern und seiner Frau verschreiben i*). Später verhei-
ratheteer sich noch ein zweites Mal mit Eva v. Spiller, erzielte aber
auch aus dieser Ehe keinen Sohn. Daher wendeten er selbst und seine
Agnaten sich an den Kaiser Maximilian H. mit der Bitte , die schon
früher erhaltene Gesammtbelehnung aufs neue zu bestätigen, was
denn 45701^) und abermals 4577 durch Kaiser Rudolph II. geschah.
Diese Agnaten stammten jedenfalls von den Sühnen jenes Hans
V. U. auf Schwerta, welcher 4505 Eckardsdorf und Vogelsdorf und
später, jedenfalls auch seinen AnUieil an Schwerta an Bastian ufid
Nickel v. ü. verkauft hatte. Derselbe hatte drei Söhne, „die Brüder
Antonius, Hans und Fabian v. U. 'duf Hamspach^, hinterlassen.
Schon diese hatten vereint mit ihrem Vetter Hans auf Schwerta 4 542
König Ferdinand I. gebeten,' ihre Gesammtbelehnung Über Schwerta
nebst Zubehör, deren Originalbriefe beim Brande von 4 587 „mit ver-
dorben** seien , auf Grund „ehrlicher Leute von AdeP zu erneuern
und zu bestätigen. Der König beauftragte 4542 den böhmischen
Landfaofmeister, über die Wahrheit dieser Angaben Erkundigung ein-
zuziehen, und bestätigte 4546 auf Grund der inzwischen eingegange-
nen Zeugnisse den genannten drei Brüdern die Gesammtbelehnung
mit ihrem Vetter Hans auf Schwerta dergestalt, dass dieselben nach
dessen unbeerbtem Tode dessen Güter, Rittersitz und Dorf Schwerta^
^ Weines Regitter 77. CC. 256 im BresUuet ATchiT. «^ ÜAunden-Ver«.
in. 211.
526 n. Abt beUlli«.
(lebfiardsdorf, Meffertdorf und Zubehörungen eii>en soliiea^^.. In-
zwischen Oberieble Hans alle jene drei Brüder v. U. auf Hainspaeh.
und so waren es deren Söhne, welche 4570 die abermalige Bestätigung
der Gesammtbelehnung erwirkten, nämlich Joachimi Abraham
und Antonius auf Fuga 'Söhne von Antonius. , Ludwig, Wil>
heim, Hans und Ernst, damals auf Landegg •Söhne von Hans .
und Antonius, Heinrich und Georg, damals auf Lobositx .'Söhne
von Fabian). —
Als nun endlich 4592 Hans v. U. auf Schwerta in hohean Aller
starb , erfolgte eine Erbtheilung und infolge derselben eine Zer-
splitterung des bisherigen grossen Gutes Schwerta. Hansens Wittwe.
Eva geb. v. Spiller, erhielt Oberschwerta , Abraham und Anton
v. U. a. d. H. Fuga Niederschwerta , Hans und sein Neffe Hans
Otto (Ludwigs Sohn) a. d. H. Osterholz früher Landegg) Meffersdorj,
Georg und sein Neffe Anton (Heinrichs Sohn) a. d. H. Timewan
.'früher Lobositz, Gebhardsdorf, Die einzige Tochter des Erblasser».
Anna verheirathete v. Döbschitz auf Niederhartmannsdorf, erhielt
eine Allodialabfindung von 2800 Thalem.
Die Abstammung der säountiichen hier auigeführten Lehn^-
vettern des 4592 gestorbenen Hans v. U. auf Schwerta ist zwar nicht
mit absoluter Gewissheit zu ermitteln , ftthrt sich aber mit höchster
Wahrscheinlichkeit, wie schon oben erwähnt, auf jenen Hans v. U.
zurück, der, wie wir oben (S. 524) berichtet, 4505,. als zu Schwerta
gesessen, die Dörfer Eckardsdorf und Vogelsberg an Bastian und
Nickel V. U. verkaufte ^^j und später nicht mehr als Besitzer von
Schwerta vorkommt. Nun besass Anfang des 46. Jahrhunderts ein
Hans V. U., freilich gemeinschaftlich mit einem Balthasar v. U..
den wir nicht näher zu bestimmen vermögen, ^das Gut und Von^erk
Grossschönau^. 4545 lebte daselbst noch Hans „der Erbherr^. 4520
trat Balthasar seinen Antheil an dem Gute an Antonius v. U. und
dessen Brüder, also jedenfalls die Söhne von Hans, ab und lebte seil-
dem auf einem Bauergute zu Grossschönau , das er 4545 gekauft
hatte. Er war mit einer Wittwe aus dem Dorfe verheirathet , deren
Kinder erster Ehe 4533 nach Balthasars Tode vor Gericht bekannten,
(lass sie „auf dem Obervorwerk, welches die v. Uechtritz ihrem Stief-
^) Zafolge Urk.-Verz. IIl. 36 besatigte schon 1498 der Landvoigt der OberUus.
die PriTÜegien derer t. U. Die Urkunde aber iat nicht mehr vorhanden. Gaberoial-
archiv zn Prag. Cop. 2Ö fol. 116 and Laus. fol. 15. i*) Auch Hörsehelmann
(^Genealogische Adelsbistorid I. 40) leitet diese Abstanunong zafolge „onsweifelhafter
Nachrichten und Urkunden*' von Hans her.
191. Die V. Uechtritz. 527
vater, Balthasar Uechtritz abgekauft, nichts mehr zu fordern hätten"^ *?) .
Da nun dieser Uaüs v. U. auf Grossschönau unzweifelhaft der Vater
der drei Gebrttder V. U. „Antonius, Fabian und Hans auf ITain^-
pach^ ist , welche schon 1 542 die Erneuerung ihrer Gesammtbeleh-
nung mit dem damaligen Besitzer von Schwerta beantragten, so halten
wir die Identität dieses ihres Vaters mit Jenem Hans v. U. auf Schwerta
vom Jahre 4505 fUr erwiesen.
Diese drei Brüder hatten übrigens „ihr väterliches , angeerbtes
Gut^ Grossschdnau 1530 an Christoph v. Gersdorff „etwa zu Haisch-
witz •* verkauft**).
Antonius V. U. erscheint seit 4534 als Hauptmann, d. h. Be-
vollmächtigter, der Herren v. Schleinitz auf ihren beiden böhmischen
Herrschaften Tollenstein undSchluckenau *^) . Von den Herren v. Schlei-
nitz hatte er und seine Brüder (oder schon ihr Vater Hans?) die zur
Herrschaft Schluckenau gehörigen Güter Hainspadi und Puga zu Lehn
erhalten und schrieb sich daher „zu Hainspach^. Schon 4548 hatte
Antonius auf diesem „seinem Dorfe Hainspach^ Zins an das Dom-
kapitel zu Budissin verkauft^®). 1544 aber verkauften die v. U.
Hainspach wieder an ihre Lehnsherren, die v. Schleinitz. Antonius
erwarb dafür 4554 das Dorf Radgendorf bei Zittau, das er aber schon
4563 wieder an Joachim v. Metzradt überliess. Noch aber war ihm
das Schleinitz'sche Lehngut Puga verblieben. — Von seinen Söhnen
Joachim, Abraham und Anton hatte 4550 Abraham auf einer
Hochzeit den Hieron. v. Luttitz mit dem „Dolche^ erstochen. Als die
V. Luttitz gegen ihn peinliche Klage erhoben, war Abraham v. U. zu
seinem Lehnsherrn auf den Tollenstein geflüchtet. Später in den Be-
sitz des väterlichen Gutes Fuga gelangt, übertrug er 4584 , ^da er
jetzt nur noch das Gut Fuga besitze^, die von seinem Vater einst
(1548) auf Hainspach aufgenommenen 5 fl. ungar. jetzt auf Fuga,
was auch sein Lehnsherr , Ernst v. Schleinitz auf Tollenstein , ge-
nehmigte 3*) .
Der Bruder des Antonius v. ü. a. d. H. Hainspach-Fuga , Hans
V. U., hatte vor 4530 von denen v. Döbschitz einen Theil von Hömüz,
seitdem Neuhömitz genannt , bestehend in einem Vorwerk und vier
Gärtnern, erworben , verkaufte ihn aber 4543 (um 800 Thlr.j an den
Rath zu Zittau. Später muss er in den Besitz eines Gutes „Landegg^
17) Richter, GrosMcböiua 388 flg. iS) a. Dresd. „Uhn im Bad."^ I. fol. 8b.
t»J Laus. Mag. 1862. 410. ») Laus. Mag. Bd. XXXYI. 421. si) A. Bud. Lana.
Mag. 18Ö9. 395.
530 U. AbtheUimg.
Rath zu Görlitz (um 460 Mark), wozu die Herren v. Bibersieiu, als
Lehnsherren, die Genehmigung ertheilten ^^j . — Sein Sohn Las law
auf Linda wird seit 4442 oft genannt, zuletzt 4482, wo er in die Acht
der Stadt Gi^rlitz kam, „weil er die Lande und Strassen beschädigt^,
d. h. Strassenraub getrieben habe. — Seine Sdhne Lasiaw und
Lazarus (Letztrer damals noch unmündig) verkauften 4492 Linda
an Christoph v. Talkenberg auf Dewin und an Fabian v. Tschirnhaus
auf Aicha (ebenfalls in Böhmen). Die Brüder scheinen sich nicht wie-
der angekauft zu haben. Lazarus nennt sich spater „etwan von der
Linde". 4534 war er gelegentlich zu Grossschönau, 4537 zu Oderwitz
und zwar in Begleitung seines weitläufigen Vetters Antonius v. U. a.
d. H. Hainspach. Lasiaw aber ward 4506 in die Acht der Stadt Görlitz
erklart, weil er einem Manne zu Gerlachsheim zwei Lfihmden zugefügt.
Von Bernhard v. U. auf Steinkirch , dem Stadthauptmann von
Lauban, stammte ein Hans v.u., dessen Söhne Nickel, Hans,
Christoph und Leonhard (Bernhard?) 4492 mit ihrem vaterlichen
Antheile an Stemkirch belehnt worden waren. Diese erkauften 4 495
das oberlaus. Dorf Schöps bei Reichenbach von Georg v. Döbschitz auf
Döbschitz, das sich aber schon 4540 wieder im Besitz eines Görlitzer
Bürgers befand. Von diesen Brüdern nun erwarben Nickel und Hans
4546 von Melchior v. Hoberg einen Theil von Holzkirch j gegenüber
von Steinkirch auf dem oberlaus. Queissufer gelegen. 4529 über-
nahm Hans dies Holzkirch allein und ward Stifter der dasigen Neben-
linie. Er lebte bis 4544. Das Jahr darauf ward sein Sohn Joa-
chim, vermahlt mit Barbara v. Gersdorff, mit Holzkirch belehnt
und erwarb 4553 audi den grösseren Theil dieses Dorfes von Hans v.
Nostitz auf Tschocha (um 4800 Thlr.) hinzu und ebenso 4557 den
Bischofszehnt in dem gesammten Dorfe (3 Malter 4 Scheffel, halb Korn,
halb Hafer) vom E^pster zu Lauban. Nach seinem Tode ward 4569
sein Sohn Hans mit Holzkirch belehnt.
Ebenfalls aus dem Hause Steinkirdi stammte ein Christoph
V. U. auf Obergerlachsheim j ein Sohn Christophs auf Steinkirch , und
.wird bis 4546 genannt^). Seine Söhne, Hans, Georg und Siegs-
mund, besassen noch 4554 dieses Obergerlachsheim. Nach dieses
Siegsmund Tode wurden 4 579 seine Söhne, Christoph und Siegs-
mund mit dem väterlichen Antheil belehnt. 4582 verkaufte Georg
den einen Theil des Oberguts an Hans v. Raussendorf und 4588 sein
Neffe Christoph auch den anderen an Hans v. Nimpsch.
«) Urk..Verz. IL 56. ») Laus. Mag. 1773. 190.
192. Die Herren ▼. Vrideberg. — 193. Die ▼. Waldau. 531
192. Die Herren T. Trideberg
waren ein altes osterländisches Geschlecht, das sich nach seinem
Stammsitz Friedeberg, jetzt Friedeburg, an der Saale bei Wettin
nannte, aber auch in der Nähe von Leipzig ansehnliche Güter besass.
Auch in der Oberlausitz scheinen sie sesshaft gewesen zu sein. Wenig-
stens befand sich Hoger v. Vr. unter den zahlreichen Zeugen, als
Kdnig Wenzel I. 4844 die oberlaus. Grenzurkunde bestätigte, und
ebenso als derselbe König 4249 zu Radmeritz dem Bisthum Meissen
den Besitz einiger oberlaus. Ortschaften oonfirmirte. Aus einer 4 272
zwischen dem Bisthum und den Markgrafen von Brandenburg abge-
schlossenen Uebereinkunft ergiebt sich , dass jener Hoger oder einer
seiner gleichnamigen Stthne, Hoger senior und Hoger junior, einst
mindestens den Bischofszehnt in Hoyerswerde besessen hatte (tenuit) .
Wahrscheinlich aber hatten die v. Yr., wie den Zehnt, so auch die
ganze Herrschaft inne, die sie aber bereits vor 4268 wieder verkauft
haben müssen ^) .
193. Die T. Waldaa,
eine meisanische Familie , waren frühzeitig auch in der Oberlausitz
ansässig. Schon 4272 wird bei einem Vergleich zwischen dem Stift
Meissen und den Markgrafen von Brandenburg ein H e i n r i c u s de
Waldo we genannt. Jedenfalls besass Anfang des 45. Jahrh. ein Hans
v. Waldaw das Gut Kifnigsbrückj das er schon von seinen Vorfahren
übernommen hatte („in aller Masse und mit allen Rechten, als es di e
v. Waldaw innegehabt^), jedenfalls derselbe, der nach seines Vaters
Heinrich Tode 4405 sammt seinen Brüdern Heinrich und Balthasar
auch mit dem meissnischen Müekenberg belehnt ward. Hans hinter-
liess Königsbrück an Georg v. W., jedenfalls««einen Sohn. Meser
aber war, wir wissen nicht von wem, daraus vertrieben worden und
hatte auch mit Kurfürst Friedrich dem Streitbaren von Sachsen wegen
eines TodtsoUags Streit bekommen. Da sohlichteten Schiedsmänner
4 426 diesen Zwist und setzten fest , dass der Kurfürst dem Georg v.
W. zu Wiedererlangung seines Stfidtietns bebttlfiich sein, dafür aber,
sobald, dies geschehen, die Hälfte davon sofort erhalten und gegen
Zahlung von 4500 fl. rhein. binnen Jahresfrist auch die andere Hälfte
192. 1) Antföhrlleher too ans dargettdUt in t. Weber's ArohW f. d. siehe. Oe-
schiebte X. 288 Ag.
34*
532 II. Abtheilnng.
solle hinzuerwerben können ^). Seitdem haben wir die v. W. nicht
mehr in der Oberlausitz angetroffen.
194. Die T. Walditz,
eine schlesische Familie, besassen einen Theil von Sdier (N. von Bu-
dissin). Und zwar erscheint daselbst 4447 ein Hans v. W., dereines
Mordes wegen nach Görlitz vor Gericht citirt ward , 1500 ein andrer
Hans V, W. als Bürge für die v. Metzradt auf Milkel bei einem Zins-
verkaufe, und 4536 ein Peter v. W., der 3 Bauern zu. LiUen (NO.
bei Budissin) an Nik. v. Penzig verkaufte und noch 4554 im Muster-
register als zu Sdier gesessen bezeichnet wird *) .
195. Die T. Warnsdorf
nannten sich jedenfalls nach dem W. von Zittau gelegenen , zur böh-
mischen Herrschaft Rumburg gehörigen Dorfe (jetzt Stadt) Wamsdorf,
Dass sie dasselbe je besessen, ist freilich nicht erweislich ; doch waren
sie mindestens Ende des 44. Jahrhunderts Inhaber der drei in grosser
Nahe von Wamsdorf gelegenen Güter Hainewalde , Wallersdorf und
Gersdorf, von denen sie die ersteren beiden mit denen v. Kyaw ge-
meinschaftlich besassen, was wohl auf ein nahes Verwandtschafts-
verhältniss schliessen lässt.
4377 präsentirte Petrus de Warnsdorf (nebst Friedrich
V. Kyaw), 4392 Nicolaus dictus de Warnsdorf, „gesessen zu
Hainewalde^ (nebst Conrad v. Kyaw), Geistliche zum Pfarramt in
diesem Orte. Dieser Nicolaus v. W. ist wohl identisch mit dem-
jenigen, der 4445 mit auf dem Concil zu Costnitz sich befand und,
als „zu Gersdorf gesessen^, das Dorf WaUersdorf um 24 0 Mark an den
Rath zu Zittau verkaufte. 4449 nahm ihm Heinrich Renker in seiner
bekannten Fehde den Hof zu Gersdorf mit Sturm. Noch 4423 kommt
er (y^Nik. v. W. genannt Hainewald '^) als Bürge vor^). Vielleicht
sein Sohn war Hans Wölfel v. W. ; wenigstens besetzte derselbe
4423 (also wohl nach Nickels Tode) und 4432 das Pfarramt zu Haine-
walde aufs neue. Bei Lebzeiten des Vaters scheint er sich in Dienst
der Burggrafen v. Dohna auf Grafenstein begeben zu haben ; wenig-
193. 1) Ansfahrllöhei von nns dargettelU im Laut. Mag. 1864. 8 flg. n. t. We-
ber'« Axch. f. d. licht. Oeach. I. 426.
194. 1) Lib. Tocat. 05rl. IV. A. Bad. Lehnbaoher im A. Diead.
195. 1) Lib. conflim. Pxag. Mapt. im bdhm. Mnaeum su Prag C. 29b. Tingl,
lib. qnint. conflrm. 307. Provinz. -BUtt. 1782. 76. Peacbeck, Zittau I. 237. Laut.
Mag. 1775. 73.
195. Die T. Warnsdorf. 533
stens erscheint „Wölfel v. Hainewald^ unter ihren „lieben Getreuen*^
sowohl bei dem Verkaufe des ZoUs zu Ostritz (1380]^ als bei dem der
Dörfer Kleinschönau etc. (1387). Als er sich 4443 gegen Czaslaus
V. Gersdorff für eine Summe Geldes verbürgte, heisst er „Hans
Wamsdorf, Wölfel genannt^, 4443 dagegen, wo er und die v. Kyaw
die V. Gersdorff auf Tauchritz für sich eine Bürgschaft übernehmen
lassen, und 4423, wo er 5 Mark Zins an einen Zittauer Bürger ver-
kauft, „Hans V. W. zu Hainewalde" 2). — wie lange die v. W. Be-
sitzer von Hainewalde und Gersdorf gewesen, wissen wir nicht. Ge-
gen Ende des 45. Jahrhunderts gehörten beide Güter denen v. Musch-
witz. 4440 verkaufte ein Christoph v. W. Zins zu Rosenhain (NO.
bei Löbau] an das Domkapitel zu Budissin, und 4455 — 60 war ein
Wenzel V. W. Amtshauptmann in letztrer Stadt ^j. Von Beiden er-
fahren wir nicht, wo sie gesessen waren.
Schon seit Ende des 44. Jahrhunderts (4399 — 4486) erscheint
aber auf Giessmannsdorf in Schlesien (0. von Lauban) ein Franczco
V. W., der 4449 auch als zu Wittchendorf in Schlesien gesessen be-
zeichnet w ird, von dem wir aber nicht wissen , ob er mit denen v.
Wamsdorf auf Hainewalde irgend zusammenhängt. 4500 verkauften
Hans und Caspar v. W. , zu Wittchendorf gesessen, das Dorf
Tzschirna im Weichbild Lauban an die Gebrüder v. Schellendorf ^).
4454 war ein Hans Wölfel v. W., der dem Vomamen nach ein
Sohn des früheren Besitzers von Hainewalde sein könnte , zu Giess-
mannsdorf gesessen. Derselbe war 4455 Hauptmann im Franken-
steinschen, 4459 Hauptmann zu Glatz und half 446S, als einer der
Räthe König Georgs von Böhmen, den von den Wienem belager-
ten Kaiser Friedrich IH. aus der Hofburg befreien, worauf er selbst
die Burg hütete. Als treuer Diener König Georgs, verfiel er 4467
ebenfalls dem über den Ketzerkönig verhängten Bann^). 4482,
wo er Zeuge bei der Abschliessung eines Vertrags zwischen König
Wladislaus von Böhmen und Heinrich dem jüngeren von Plauen war,
heisst er „Hans Wölfel v. W. zu Traulenau'^^^). Giessmannsdorf
verblieb noch lange der Familie v. W. Und diesem Stammhause ge-
2) 05rl. Urk.-Abschrift. Pesoheck, Zittau I. 659. Urk.-Ven. I. 177 No. 896.
897. II. 17«. 8) Laus. Mag. 1860. 489. Grosser, Merkw. III. 25. «) Urk.-
Verz. I. 198 No. 1018. II. 17c. Wiesner, Annal. von Lanban. S) Palaeky,
Gesch.. Ton Böhmen IV. 2. 263 flg. n. 449. 6) a. Dresd. Orig. No. 8469. Sein an-
gehängtes Siegel zeigt genau das später abUche Wappen der FamiUe, sowohl im
Schilde, als anf dem Helm einen mit den Hörnern nach oben gekehrten Halbmond and
in demselben einen sechsstrahllgen Stern.
f
534 IL Abtheilung.
hörten wohl sowohl der A n t o n i u s v. W. (4542) und N i el a s v. W.
(1555) an, die einen Theil von Hausdörf {^. von Lauban) besassen,
als der Siegsmund v. W. , der 1499 als zu Steinkirch gesessen be-
zeichnet wird, 1531 aber die beiden Hfilften von Schönbrunn theils
von Caspar V. Hirschberg , theils von der Krone erkaufte ^ und da-
durch der Stammvater der in der östlichen Oberlausitz von da an
reichbegüterten Wamsdorfe ward. Hierzu erwarb er 1538 das eben-
falls an die Krone gefallene Gut Kuhna (W. bei SchOnbrunn) nebst
dem Pertinenzstück Thilitz^), Nach dem Pönfall (1547) war Siegs-
mund V. W. einer der von der Krone angestellten Verwalter der bis-
her der Stadt Lauban gehörigen Landgüter. Gegen seine Unter-
thanen erwies er sich wiederholt über alle Massen grausam. So Hess
er (1540) einen Knecht, der ihm 3 Scheffel Getreide gestohlen, brin-
gen. 1548 starb er („der Tyrann und Wüthrich") plötzlich in seiner
Herberge zu Görlitz, 75 Jahr alt. Begraben liegt er zu Schönbrunn.
— Sein Sohn Georg wurde 1550 mit den vaterlichen Gütern be-
lehnt, zu denen er 1557 noch Radmerttz erwarb*), freilich um es
schon 1558 wieder an die Gebrüder v. Gersdorff auf Grosshenners-
dorf zu veraussern; ebenso erkaufte er Wendischossig (SW. bei
Kuhna) von Hans v. Gersdorff auf Döbschi tz. So reich er war, so
geizig und despotisch zeigte er sich bei jeder Gelegenheit. Eine
Tonne Haringe , die er von seinem Gute jahrlich an das Kloster zu
Görlitz zu liefern hatte, musste (1564) erst auf landesherrlichen Be-
fehl durch den Landvtiigt von ihm eingemahnt werden. Mit seinen
Unterthanen hatte er wegen der zu leistenden Hofedienste schlimme
Streitigkeiten , die endlich sogar an das Appellationsgericht zur Ent-
scheidung gelangten. Die Robotten blieben ; die „Aufwiegler^ wur-
den gefangen gesetzt und „an Gut, Ehre, Leben gestraft**, und alle
Unterthanen mussten dem Erbherm Abbitte thun und aufs neue Ge-
horsam geloben. Vielleicht wegen dieser Handel verkaufte er Schön-
brunn 1570 an Friedrich v. Nostitz und schrieb sich seitdem „zu
Kuhna**, Er starb 1581 in einem Alter von 63 Jahren. — Sein Sohn
Hans V.W. , der schon bei Lebzeiten des Vaters (1580) Siädi Reichen-
bach , Dorf Oberreichenbach und Rittergut Mengelsdorf von Balthasar
V. Gersdorff, sowie LeschwiU und Kunnerwitz (S. von Görlitz) von
Jos. V. Gersdorff erworben hatte, erbte jetzt noch die vaterlichen
7) Urk..VeM. IlL 48». U1 (bU). «) Oberl. Lehnböcher IV. 461 Im A. Dretd.
Daraus ergebt sieb , dsss die Bebanptang (K&nf fer III. 89 flg.), dass schon 1497 ein
Hans T. W. Kuhna gehabt habe, falsch sei. Damals and bis 1631 gehörte dies Out
denen v. Gersdorff. ») Urk.-Vera. III. 186.
196. Die V. WeigBdorf. 535
Guter Kuhna, Thilüz und Wendtschossig. Dazu erkaufte er 4582 den
Küpperwald (S. von Schtfnberg) und 4589 Amsdorf (N. von Reichen*
bach) von dem obengenannten Balthasar v. Gersdorff. 4586 die Ho-
spitalgttter zu Reichenbach von Christoph v. Gersdorff, 4594 das Lehn-
recht auf dem Gute Oberreichenbach von Jos. v. Gersdorff, 4593 Ober-
schreibersdorf von dem Rath zu Lauban und darauf andere Antheile
von Schreibersdorf, 4592 Hausdorf {^, von Lauban) von Siegsmund
v. Gersdorff, 4596 das einst schon seinem Vater gehörige Schmbrunn
von Erasmus v. Nostitz , 4 597 PosoUendovf (W. bei Ruhna) von der
Krone. Alle diese Güter nebst alledem, was Hans v. W. und seine
Erben binnen 45 Jahren noch erwerben würden, verwandelte 4599
Kaiser Rudolph IL aus Lehn in Erbe. Und in der That erkaufte Hans
4603 noch Gersdorf (0. von Reichenbach} von Günther v. Hermsdorf
(um 44000 Thlr.) und 4606 Markersdorf (0. bei Gersdorf) von den
Gebrüdern v. Schachtmann. Ausserdem hatte er dem Kaiser 45000
Thaler geliehen^®). So hinterliess denn Hans v. W. bei seinem Tode
4643 seinen beiden Söhnen Hans Georg und Siegsmund zwei
wohl abgerundete, grosse Gtttercompleye mit den beiden Mittelpunk-
ten Kuhna und Reichenbach, die aber durch den altern dieser Brüder,
obgleich er überdies seinen Bruder beerbte, alsbald wieder in fremde
Hände gelangten.
196. Die T. Weigsdorf
nannten sich von dem Dorfe Weigsdorf (0. von Hirschfelde), welches
zur Herrschaft Friedland gehörte, waren für dasselbe also Biber-
steinsche Vasallen. Zuerst haben wir einen Hansv. Weigersdorf
(Waigisdorff ) , „daselbst gesessen^*, gefunden, der 4429 und 4 430
Zeuge war, als Hans Sorsse zu Rosenthal Antheile von Seitendorf ver-
kaufte. Wir wissen nicht, ob er identisch ist mit dem „Hans Wygirs-
dorf von der Wiese** (W. bei Seidenberg), der 4454 Hofrichter zu
Friedland war^). In der zweiten Hälfte des 45. Jahrhunderts kommt
4465 ein Heintze W. vor, wohl derselbe, der 4476 das Dorf Spüz^
kunnersdorf (NW. von Zittau) erkaufte und dadurch Stammvater der
Spitzkunnersdorfer Nebenlinie ward.
4. Hauptiinie Weigsdorf.
Auf Weigsdorf gesessen begegnet uns Ende des 45. Jahrhunderts
wieder ein Hans v. Weigersdorff (oder Weissdorf) , der sich
*<0 Nach den oberUus. Leluibfichern. IV. 396 flg. im A. Dresd.
196. 0 A. MThal. Ürk.-Verz. U. 73*.
536 n. Abtheilung.
z. B. 4489 mit anderen Adlichen in eine Verschwörung gegen König
Mathias von Ungarn einliess und Hd7 sich unter den Mannen deis
Zittauer Weichbilds befand, die mit dem Rathe von Zittau einen Ve9-
trag hinsichtlich der Obergerichtsbarkeit und des Bierschanks ab-
schlössen ; U99 war er zugegen, als sein Lehnsherr, Mathias v. Biber-
stein, dem Adam v. Kyaw ein Grundstück zu Seitendorf zu Lehn
reichte 2). — Neben diesem Hans scheint aber noch ein andrer v. W.
Antheil an Weigsdorf besessen zu haben , vielleicht der Christoph
v. W. , der U69 der Stadt Görlitz als Söldner mit 6 Pferden diente
und noch 1477 erwähnt wird. H973J erschien vor den Gerichten zu
Hirschfelde ^Christoph v. Weigesdorf, des alten Weiges-
dorf nachgelassener Sohn, durch seinen Vormund, Nik. v. Gersdorff
zu Hennersdorf^, und gab Hansen v. Falkenhain zu Tttrchau 9,seinem
Oheim'' all sein väterliches Theil auf, falls er ohne Erben stürbe.
Wir haben diesen Christoph sonst nirgends erwähnt, aber auch keine
Andeutung gefunden, dass jener Hans v. Falkenhain in den Besitz
von Weigsdorf gelangt sei.
Anfang des 46. Jahrhunderts begegnen wir vier Weigsdorfen,
sämmtlich zu Reibersdorf gesessen , die wohl unter einander Brüder
und Söhne des noch 4499 lebenden Hans waren, der bereits das
ebenfalls zur Herrschaft Friedland gehörige Reibersdorf erworben
haben dürfte. 4506 wurden die Brüder Wolf und Hans v. W.
„zu Reibersdorf' von den königlichen Gerichten zu Görlitz in die
Acht erklärt, weil sie einen Mann zu Gerlachsheim beschädigt hatten,
und 4545 wurden die Brüder Nickel und Caspar v. W., „zu Rei-
bersdorf gesessen'', weil sie einen Mann zu Reichenau wegen Grenz-
streitigkeiten wiederholt gemisshandelt hatten , von den Zittauer Ge-
richten gebunden in Arrest transportirt. Auf Fürsprache des um-
wohnenden Adels wurden sie endlich unter Stellung von Bürgen und
unter dem Gelöbniss, Friede halten zu wollen, von dem Rathe wieder
freigegeben^). Von diesen Brüdern war Nickel 4509, damals des
Burggrafen v. Dohna auf Grafenstein „Diener", in die Kragen^sche
Fehde verwickelt und von den Görlitzem „mit Gelübden bestrickt"
w^orden, sich nach Görlitz zu stellen. Er ward auf Bitten seines
Lehnsherrn Nickel v. Dohna „seiner Bestrickung losgezählt", nach-
dem er gelobt, solches gegen gemeine Stadt Görlitz, noch sonst gegen
2) Kr 6 y «ig, Beyträge 111. 355. Carpzov, An»I. II. 259. Urk.-Verz. III. 44«.
^) Knothe, Hirschfelde 82 Anmerk. 4) Oörl. IIb. vocat. et proBcript. CarpzoT,
Anftl. 11. 260.
196. Die T. Weigsdorf. 537
jemand nimmermehr ^u gedenken &j. Caspar wird noch 4524 er-
wähnt. Hans liess in demselben Jahre seine Frau Margarethe
h^eibdingen. Wolf aber vertauschte 4530 das auf ihn gekommene
Stakimgut Wet^^ctor/* gegen Engelsdorf (W. von Seidenberg), das bis
dahin Heinrich v. Schwanitz besessen hatte.
Wir wissen nicht, von welchem dieser Brüder Nickel v. W.
^auf Reibersdorf^ stammt, der 4559 eine Mtthlstätte oberhalb des
Drausendorfer Steges an Joachim v. Kyaw verkaufte®) und noch 4570
im Ullersdorfer Schöppenbuche als „Erbherrschaft von Reibersdorf^
bezeichnet wird. 4594 verkauften Balthasar und Joachim v. W.,
wohl seine Sdhne, Reibersdorf an Augustin v. Kohlo. — Anfang des
47. Jahrhunderts soll ein Hieb v. W. Markersdorf (0. von Reibers-
dorf) besessen haben ^) ; seitdem aber verschwindet die Familie aus
der Reibersdorfer Gegend.
2. Nebenlinie Spitzkunnersdorf.
Wie bereits erwähnt, kaufte 4476 Heinze v. W. von dem
Zittauer Bürger Nickel Eisersdorf „das Vorwerk Cunnersdorf** ; dass er
aber mindestens später das ganze Gut besass, ergiebt sich daraus, dass
dieser Heinze 4 497 „das Dorf Cunnersdorf nebst dem Vorwerke, dem
Forstberge, dem Patronat zu Cunnersdorf und dem Filial Leutersdorf,
4 Bauern, die zum Rirchlehn in Cunnersdorf gehören , und 2 Maltern
Komzins in Oberherwigsdorf^ an seinen Sohn Friedrich verkaufte^).
Dieser Friedrich v. W. „zu Cunnersdorf" wird bis 4540 öfter er-
wähnt. 4533 ward er nebst seinem Schwager Hieron. v. Hoberg
vom Rathe zu Zittau in Haft gehalten , weil er sich die Obergerichts-
barkeit auf seinen Gütern angemasst hatte ^). — 4 544 wurden seine
Söhne Georg. und Hieron ymus mit seinen Gütern belehnt. Als
Georg darauf ermordet ward , fiel sein Antheil an den Landesherrn ;
dieser aber schenkte denselben an seinen Hofkammerrath Melchior
v. Hoberg , der ihn sofort an Hieronymus v. W. , den Bruder des Er-
mordeten, verkaufte. Auch dieser muss bald darauf gestorben sein,
da seine Frau Sibylla geb. v. Raussendorf 4564 als Wittwe be-
zeichnet wird. Sein Sohn Friedrich blieb unvermählt. Da der-
selbe mit Recht für einen sehr reichen Mann galt , so brachen 4 620
an einem Sonntage verlarvte Räuber bei ihm ein, in der Meinung, er
5) N. Script, rer. lus. III. 22 und 24. «) v. Kyaw, Familien-Chronik 111.
7) K 1 0 8 8 , Seidenberg 90. 8) d o r n i c k , Herrschaften von Hainewalde und Spitz-
kunnersdorf 1829. S. 6 flg. 9) Pescheck, Zittau I. 347.
p"
538 II. Abtheiinng.
werde in der Kirche sein. Da sie ihn aber in ieinem Zimmer Eajiden,
schlugen sie ihn todt und schleppten von dem vorgefandenen , in
Säckchen wohlverpackten Gelde soviel fort, als sie theils zu Pferd,
theils zu Fuss tragen konnten. Was die Räuber zurückgelassen,
raubte später das eindringende Volk. Als endlich die Gerichts-
behörde einschritt , fand sie im Keller noch zwei schwere , mil Geld
gefüllte eiserne Kisten. Da von diesem Friedrich v. W. weder Landes-
noch Lehnserben zu finden waren^ so soll das Geld an den damaligen
Landesherm , König Friedrich von Böhmen nach Prag gesendet wor-
den sein. Auch alle seine liegenden Güter fielen an die Krone. „So
hat mit diesem Friedrich v. Weigsdorf das ganze Geschlecht ein
Ende genommen" *ö).
Das Siegel des Hans v. W. zeigt an einer Urkunde von H99
einen aufrechten , nach rechts schreitenden Löwen mit doppeltem
Schwanz.
196^ Die Burggrafen t. Wettin siehe unter Burggrafen v. G o 1 sse n.
197. Die T. Welkowe.
Es giebt in der Oberlausitz zwei Dörfer des Namens Welka^ eins
NW. von Elstra, das andere NW. von Budissin, und ein Dorf Wilka
NW. von Seidenberg. Nach jedem derselben scheinen sich ritterliche
Geschlechter benannt zu haben. Nach dem ersten jener Everhar-
dusdeWilcohw, der 1225 bei der Einweihung der neuen Kirche
zu Kamenz anwesend war; nach dem zweiten jener Fritzco miles
de Wolko w e , der nebst seiner Frau 1355 bereits bei den Franzis-
kanern zu Budissin begraben war; nach dem dritten jene Frau Agathe
V. Welkov, geb. v. Redem, welche um 1361 für ihren Mann Hein-
rich und für dessen Vater J o h a n n bei den Franziskanern zu Görlitz
ein Jahresgedächtniss, sowie jener Walther v. Welkov, der spater
ebendaselbst eine ewige Messe stiftete. Die Letzteren gehörten jeden-
falls der Familie v. Hoberg an ^), welche damals W^ilka besass.
198. Die V. Wilthen
waren Lehnsinhaber des bischöflich meissnischen Gutes Wäthen (NW.
bei Schirgiswalde) . Wir wissen nicht, wann der Ritter Gers de
W i 1 1 i n t h i n gelebt habe , der bei den Franziskanern zu Budissin
10) Dornlck, a. ». 0. S. 7.
197. i) Cod. Lns. II. 5. I. 355. N. Script, rer. Ins. I. 299 flg. Laus. Magizin
1868. 351.
199. DieWiraing. 539
begraben lag. Von 4 216 — 93 wird Ritter Gunzelinus de Wille n-
t i n öfter genannt , bald als Schiedsrichter über die Ansprüche Hein-
richs v. Baruth auf ein fiurgiehn zu Slolpen, bald (1290) als Zeuge
bei dem Verzichte der Brüder Bernhard und Otto v. Kamenz auf
Bernstadt, bald in einer andern zu Budissin und zwar vom Dom-
kapitel daselbst ausgestellten Urkunde ^}. Wohl seine Söhne waren
Thizo und Hermann v. Wiilentin, die htlußg im Gefolge Mark-
graf Friedrichs des Kleinen von Dresden erscheinen , und von denen
Thizo (nebst anderen bischöflichen Mannen) mit Bischof Albert von
Meissen einen Streit hatte ^um das Haus zum Stolpen^, der 4305 von
Markgraf Friedrich dahin verglichen ward, dass wer von den Mannen
unter dem Gotteshaus Meissen verbleiben wolle , vom Bischof auch
vorgefordert werden könne , wie andere Mannen , wer aber nicht
bleiben wolle, sein Gut verkaufen dürfe. „Das Gut Wilthen und Sing-
witz (N. von Wilthen) aber, das Thize v. W. von dem Gotteshaus zu
Lehn hat, soll der Bischof ihm und seinem Bruder und ihren Erben
leihen mit ganzem Gericht über Leib und Gut. Wenn sie es aber
verkaufen, soll die Obergerichtsbarkeit wieder an den Bischof fallen^.
Dieser Thizo ist gewiss identisch mit dem Thizo Dresdensis, der
1324 den „niederen Theil^ von Wilthen an das Domkapitel zu Budis-
sin verkaufte ^) .
199. Die Wirsing
waren eine der ältesten, namentlich bekannten Adelsfamilien in der
unmittelbaren Ntthe von Görlitz, welche schon 1234 bei Gründung des
Franziskanerklosters in dieser Stadt ein ihnen gehöriges Vorwerk zum
Bauplatz hergaben. Die Klosterannalen nennen sie nobiles dicli
Wyrsinge*), und in der That wird der sofort zu erwähnende Con-
rad W. wenigstens als vir honestus bezeichnet. Um 4276 war Con-
rad Wersinc nebst vielen Adlichen der Görlitzer Gegend zugegen,
als Bischof Witego von Meissen beurkundete, dass die Ansprüche
Heinrichs v. Baruth auf. ein Burglehn zu Stolpen als unbegründet
befunden worden seiend). 1304 schenkte derselbe Conradus dictus
Wirsingus, honestus vir, dem Marienhospital zu Görlitz b^/^ Mark
198. i) Cod. Los. 355. 136. Cod. Sax. II. 1. 186. Knothe, Eigenseber Kreis
58. ^ Cod. Lns. 178. Laus. Mag. 1860. 476.
199. 0 N. Script, rer. las. 1. 311. 300. lU. 234. (Joh. Haas:) ^^Den so Tlel ich
habe Ton horensagen, das fundns und der platz, doraaff das elostir erbauet , solle ge-
west sein ein ftinrerg eines edelmanns far der stat gelegen , yielleicht Wirsiek ge-
nannt^ ») Cod. Sax. 11. 1. 186.
540 ^- Abtheilung.
Zins zu Rachenau (0. von Görlitz) und einen Wald bei KiessUngs-
walde, den er und seine Erben zu Lehn gehabt hatten ^). Lutoldus
Wirsing lebte 1320 zu Görlitz, wo er Zeuge war, als Hersog Hein-
rich von Jauer dem Kloster Marienstem einen Schutzbrief ausstellte.
Später erwarb er von demselben Herzog den Zoll zu Zittau als Erb-
lehn, und 1339 sicherte ihm (Lupoldus deW^yrsnich) König
Johann von Böhmen zu , dass er, wenn Zittau an ihn fallen sollte,
den Zoll bestätigen wolle ^). Später haben wir die W^ in der Ober-
lausitz nicht melir, wohl aber Ende des ^4. Jahrhunderts eine Familie
dieses Namens in der Niederlausitz vorgefunden^), von der wir nicht
wissen, ob sie mit der Görlitzer identisch war. — Das Siegel Conrad
W.'s (1276) zeigt einen Querbalken mit drei daraufgelegten ftinfbläU-
rigen Rosen , dasjenige aber, welches 1 588 der Görlitzer Geschichts-
schreiber Scultetus von einem Abkömmling der W. erhielt, drei
Berge, worauf drei Kleeblätter , und auf dem Helm zwei AdlerflUgel,
in welche wieder die Kleeblätter getheilt waren ^) .
200. DieZeidler
waren ursprünglich ein schlesisches Adelsgeschlecht. Ein Conrad
V. Zeidler und Rosenberg auf Seifei'sdorf (W. von Löwenbei^
hatte zur Frau Regina v. Uechtritz, wie 1416 die v. Uechtritz aus-
drücklich bezeugten ^) . Diesem Conrad oder Kunz v. Z. soll nun 1380.
als seinem „Ohme'^, ein Heinr. v. Uechtritz das Schankhaus am Markte
zu Lauban (später das Lepper'sche) geschenkt haben , und so Conrad
in diese Stadt übergesiedelt sein. Conrad scheint drei Söhne gehabt
zuhaben, Conrad, der seit 1394 Rathsherr und seit 1404 wieder-
holt Bürgermeister war, Erasmus, der nach den Laubaner Raths-
annalen 1413 ebenfalls das Bürgermeisteramt bekleidete, und Bern-
hard, königlicher Rath, der sich 1416 mit seinem Bruder, dem Bür-
germeister Conrad Zeidler, von denen v. Uechtritz, ^seinen Ohmen"*,
das eben erwähnte Zeugniss über ihre Verwandtschaft ausstellen Hess.
Dieser Conrad war 1427 bei der Zerstörung Lauban's durch die Hus-
siten nicht nur Bürgermeister, sondern auch königlicher Befehlshaber
und fand in dem Vertheidigungskampfe seinen Tod , wie sein Grab-
stein in der Mönchskirche daselbst besagt^). — Er hinterliess von
8) Cod. Las. 165 flg. «) A. Marienstern No 21. Pesoheok, ZitUu II. 728.
5) L»u8. Mag. 1869. 75 u. 76. «) N. Script. I. 348.
200. 0 Urk.-Ven. I. 186 No. 951. >) M filier, Kircbengescb. von Lauban
38: Hie otaa deposait dorn. Cunradas Zeidler, gente ciaras, animo fortia, qai regium
mandatam in Laban tenens, contra bostes, etsi non feliciter, beate saccnbuit.
n
201. Diev. Zesschwitz. 541
seiner Frau Ben ig na, der Tochter dos Laubaner Bürgermeisters
Stephan v. Haugwitz, vier Söhne: Lorenz, Barthel, der in Gör-
litz. Nicola US. der 1454 in Hausdorf auf einem Bauergute lebte,
und Michael. Dies erfahren wir aus dem Zeugniss, das 1497 der
Rath zu Lauban dem Lorenz wegen seines alten, ehrlichen Geschlechts
ausstellte 3), „weil sich etliche der Seinen in fremde Lande zu be-
geben vorhaben^. Dieser Lorenz erscheint seit 1467 als Rathsherr,
1471 — 1514 wiederholt als Bürgermeister seiner Vaterstadt. Als ihm
einst Christoph v. Hoberg auf Kiesslingswalde mit gezogenem Degen
in's Haus lief und seinen Diener verwundete, Hess er den Uebelthäter
lange im Thurme sitzen und gab ihn nur gegen Urfehde frei. 1487
kam in seinem Hause Feuer aus , das die ganze Stadt in Asche legte.
Da unternahm der alte, 72 jahrige Mann zu Fuss eine Pilgerfahrt zu
König Mathias von Ungarn und erwirkte von ihm Steuererlass für die
verarmte Stadt auf 15 Jahre ^). Als er von seiner Reise glücklich zu-
rückkehrte, errichtete er (1490), wie er es gelobt, vor dem Görlitzer
Thore das „elende Kreuz^, d. h. ein eisernes Grucifix, daneben die
beiden Schacher, welches von seinen Nachkommen 1587 und 1630
erneuert ward. Er starb 1516 101 Jahr alt. Er hatte eine Tochter^
welche (1 506] Nonne zu Lauban war ; jedenfalls sein Sohn war Mar-
tin Zeidler, der 1548 14 fl. rhein. Jahreszins zu einem Altar stiftete,
über den der Rath das Patronat haben , und an welchem stets ein
Glied seiner Familie Altarist sein sollte. Sein Sohn Urban war der
erste Inhaber. Ein andrer Urban war 1541 Bürgermeister zu Lau-
ban. Das Geschlecht erlosch 1722 mit Gregor Z., einem unver-
heiratheten Kürschner.
201. Die y. Zezschwltz
dürften von Meissen aus in die Oberlausitz eingewandert sein. Schon
vor 1345 lag ein Heinricus de Stheczwicz und dessen Frau bei
den Franziskanern zu Budissin begraben, war also in der Umgegend
ansässig gewesen. 1404 war ein andrer Heinricus de Czetzewitz,
„wohnhaft zu Budissin^, d. h. wohl auf dem Burglehn, Bürge für
Paul V. Kopperitz bei einem Zinsverkaufe, 1413 ein Henricus Scez-
wicz, „zu JQto; gesessen^, Gewahrsbttrge für den Pfarrer zu Klix ;
1418 gehörte Hannus Czeczwitz „zu der Äaupe^ (NW. von Klix
an der Spree] zu den Deputirten des Budissiner Adels , welche sich
nach Prag begaben , um sich über den damaligen Landvoigt zu be-
3) Ürk.-Ve«. III. 30. «) Kbend. IL 146. 159.
542 II- Abtheiittog.
klagen^). — 4423 gab Siegsm. v. CteczwiiizviPliskowitx [S. von
Klix] einem Unterthanen znMalschwitx (N. beiPliskowitz) einen Gunst-
brief ^) , und mindestens seit dieser Zeit bildete Pliskowitz den Stamm-
sitz der Familie in der Oberlausitz bis in das 48. Jahrb. Gleichzeitig
mit diesem Siegsmund war ein F r i e d r i c h v. Gz. zu „Dobrisch^ (wohl
Grossdubrau NW. v. Pliskowitz) gesessen, der 4427 als Lebnszeuge zu
Budissin, 1434 als Söldner für Görlitz gegen die Hussiten und 4449^
als Bürge bei einem Zinsverkaufe genannt wird. Eine Eneda V.
Cz. war 4435 Priorin im Kloster Marienstem. 4447 hatte das D(hd-
Stift Budissin Zins auf den Gutem des Johann und Otto v. Gz. auf
Kiskowitz zu erheben. 4489 verkauften Siegsmund und Nickel
Tzschezcewiczzu Pliskowitz 4 Mark Zins an die Frauenkirche zu
Budissin. Von diesen ist Nickel wohl derselbe, der 4 486, wo er mit
Siegsmund Vormund für Frau Anna v. Gersdorff war, als zu y^Ossing*^
(Ossling N. von Kamenz?) gesessen bezeichnet wird, und der 4506
die Dörfer Dubrau und Bctschüz (0. von Budissin) um 5100 Thlr. an
das Domkapitel zu Budissin veräusserte ^) . Siegsmund auf Pliskowitz
haben wir von 1485 — 4500 angetroffen. Bis gegen Mitte des 4 6. Jahr-
hunderts besass letztres Gut Nickel v.Tzscheschwiiz, der 4530
die Klage des Adels gegen die Städte unterzeichnete und 4 542 als
Bürge bei einem Zinsverkauf erscheint. Jedenfalls seine Söhne waren
Sebastian und Siegsmund Gebr. v. Zeschwitz, die 4544
„nach dem Tode ihres Vaters'^ mit Pliskowitz , Leuten zu Malschwitz
und einem Hause auf dem Burglehn zu Budissin belehnt wurden. Von
ihnen erlangte Sebastian 4564 die Lehn über etliche Bauern zu Ba-
schiz, die er von Siegsm. v. Penzig „in Abstattung seiner beiden
Schwestern^ erkauft hatte. — Bei einem Mühlen verkauf in Diehsa
(SW. von Niesky) wird eine Margarethe „Zeschwitzinne^
(wenn nämlich der Name wirklich so zu lesen ist) als nachgelassene
Wittwe und Erbfrau des Dorfes und als ihr Oheim Gasp. v. Gersdorff
auf Krischa bezeichnet ^) .
202. Die T. Ziegelheim,
nach dem gleichnamigen, bei Glauchau gelegenen Orte benannt, waren
jedenfalls mit ihren Lehnsherren, den Herren v. Schönburg, nach der
Oberlausitz gekommen und von diesen und den mit denselben ver-
201. 1) Cod. Lu8. 354. A. Bad. 0 rund mann, coli. I. 53 im A.Dresd. Kloss,
L&ndvolgte IL Hspt. >) Laus. Magazin 1860. 96. >) Das angehängte Siegel
£eigt bereits ganz das spätere Familienwappen , ein Bänmohen , an dem ein Jagdhorn
hängt. «) Ürk.-Veri. II. 166. 1Ö4«. Uns. Mag. 1859. 226. ») Urk.-Verx. III. 12«.
202. Die v. Ziegelheim. 543
wandten Herren v. Kamenz auch hier mit LehngUtern ausgestattet
worden. Schon 4261 war ein Heinrich v. Tigeiheim Zeuge, als
Barthol., Richard und Heinr. v. Lybinowe, die Brüder Friedrichs v.
Schönburg, einen An theil von Dittersbach auf dem £igen verkauften.
Vor \ 290 waren durch den Tod S i e f r i e d s, des Sohnes von Günther
V. Gygilheim, die Dörfer Solschwitz und ScuUau (bei Wittichenauj
als offenes Lehn an Friedr. v. Schönburg zurückgefallen^]. Waren
die Ebengenannten jedenfalls sämmtlich Vasallen derer v. Schönburg,
so hatten die Folgenden ihre Güter von denen v. Kamenz zu Lehn.
1284 war Tammo V. Czigilheim zugegen, als die Brüder Beruh,
und Otto V. Kamenz das Patronatsrecht zu Bernstadt dem Kloster Ma-
rienstem schenkten, desgleichen als 1304 Heinr. v. Kamenz demsel-
ben Kloster Liegenschaften bei Kukau eignete. 1365 verkaufte Hen-
czil Zcygilheim alles Becht , das er auf drei Hufen zu Cannewüz
[S. von MStern) gehabt, um 10 Seh. Gr. an das Kloster, vielleicht
derselbe Henrich Czigilheim, der 1357 im Gefolge Friedr. v. Biber-
stein erscheint 2). — 1420 verkaufte Caspar v. Gz. auf Bischheim
(SW. von Kamenz), das er von Borso v. Kamenz zu Lehn hatte, an die
Brüder Potzker zu Lückersdorf und abermals 1423 in einzelnen Por-
tionen das Holz „die Ohle^ an einen Jak. Beyer ^] . Seitdem verschwin-
den die V. Z. aus der Oberlausitz. Vielleicht ist Caspar v. Z. iden-
tisch mit dem, der 1437 Küchenmeister bei Kurfürst Friedrich von
Sachsen war und denselben bat. Ober- und Niederwilschdorf an sei-
nen Bruder H e i n r i ch zu Lehn zu geben.
Das Siegel Gasp. v. B. (1423, Stadtarch. zu Kamenz) zeigt
schraglinks einen Balken im Schilde.
202. 1) Knothe, Eigenscher Kreis. 46. Cod. Los. II. 19. >) Knothe, Eig.
Kreis 49. Knothe, MStern 37. 56 (wo Tordrockt steht ^iegenhain''). Riedel,
cod. Brand. I. 20. 351. ^) A. Kamenz.
202s Die Herren t. Zittau siehe unter Herren v. Leipa.
m. Abtheilung.
*•
Die Güter des oberlausitzischen Adels.
Als im siebenten Jahrhundert der slawische Stamm der M ilzener,
von Osten kommend, in das von den bisherigen germanischen Bewofa-
nem verlassne Land zwischen dem Queiss und der Pulssnitz einwan*
derte , war dasselbe zum grossen Theil noch mit dichtem Walde be-
deckt. Nur da, wo das Land offen und eben, höchstens von klei-
nen Wäldchen und niedem Hügeln durchzogen war, schlugen die
Milzener ihre Wohnsitze auf; der schwache Holzpflug, dessen sie sich
damals und , wie es scheint , noch lange ausschliesslich bedienten,
machte ihnen die Bearbeitung schwereren, steinigten Bodens unmdg-
lieh. So bildete denn nur ein verhältnissmässig schmaler, von dem
jetzigen Lauban über Görlitz und Reichenbach reichender Streifen,
von da an aber das breite , fruchtbare Gefilde zwischen Löbau und
Kamenz die neue Heimath der Milzener. Im Norden , wie im Süden
ward dies keineswegs sehr umfängliche Gebiet von dichten Waldun-
gen begrenzt, in welche die Slawen nur etwa dem Laufe der Flüsse
entlang vorzudringen wagten , an deren Ufern sie ebenfalls weichen
Ackerboden und fette Wiesen vorfanden. Eher noch gelang es ihnen
im Laufe der Zeit, an einzelnen Stellen den lockeren Sandboden in den
nördlich vonBudissin, Neschwitz und Kamenz gelegenen Heiden
urbar zu machen ; als das südlich von Bischofswerde bis Löbau und
weiter bis gegen Lauban sich hinziehende Waldgebirge. Nur in der
Mitte der jetzigen Oberlausitz finden sich daher bis auf diesen Tag in
dichter Aufeinanderfolge die altslawischen Ortschaften auf -itz, -witz,
-au (-owe , -aw) , dünner gesät im Norden ^ gegen Süden hin nur an
den Flüssen Queiss, Neisse , Spree. Inmitten des von den Milzenern
dicht bewohnten Gebiets Tag auf hohem , steil zur Spree abfallendem
Die Güter des oberlansitzischen Adels. 545
Felsen ihre Stammesfeste , die einzige stadtartige Burg, Budis-
sin*).
Die deutschen Krieger, welche gegen Ende des 10. Jahrhun-
derts von dem westlichen Meissen ans die Milzener bezwangen , be-
gnügten sich zunächst damit, das eroberte Gebiet zu behaupten. Der
älteste oberlausitzische Uradel hat daher seine Stammsitze grade in
der Umgegend von Bndissin und führt seine Familiennamen von den
ihm zu Lehn tlberlassnen slawischen Dörfern. Das feste Bndissin
aber ward der Mittelpunkt auch für die Herrschaft der Deutschen und
blieb — mit kurzen Unterbrechungen — bis in die neueste Zeit die
Hauptstadt des Landes.
Nur langsam schritt anfangs die Germanis irung des letzte*-
ren vor. Erst als seit dem 42. Jahrhundert die Fürsten Schlesiens
und Böhmens Massen von Colonisten aus dem westlicheren Deutsch-
land in ihre Länder herbeiriefen , lenkte sich der Strom derselben
auch in die Oberlausitz. Die uralte Handelsstrasse nach Schlesien
führte mitten durch das Herz des oberlausitzischen Landes. So ent-
standen Ende des 42. oder Anfang des 43. Jahrhunderts an dieser
^königlichen Strasse'^ auch (mit Ausnahme Budissins) die ersten
oberlausitzischen Städte : Rönigsbrück , Kamenz , (Bndissin) , Löbau,
Görlitz, Lauban. Sie bildeten die natürlichen Tagesstationen für das
schwerftlllige Fuhrwerk jener Zeit. Bald erwarben auch anderswo
im Lande Grossgrundbesitzer für ihre bisherigen Dörfer Stadtgerech-
tigkeii oder gründeten auf der Flur ihrer Güter ganz neue städti-
sche Ansiedlungen. So gesellte sich zu dem herrschenden deut*-
sehen Adel und der unterthänigen wendischen Bauerschaft ein
neues, belebendes Element, nämlich ein freies, wesentlich deutsches
Bürgerthum.
Die deutschen Einwandrer aus dem Westen waren aber nicht
bloss Handwerker und Handelsleute, sondern zum grössten Theile
bäuerlichen Standes. Wie in Schlesien und Böhmen, so wiesen jetzt
auch in der Oberlansitz Begierung und Grossgrundbesitzer den
fleissigen , erfahrenen deutschen Colonisten Strecken von bisher un-
bebautem Lande zur Ansiedlung an. In dem von den Wenden be-
setzten Flachland gab es dazu keinen Raum mehr. Gern aber Hessen
sich diese deutschen Bauern an den rieselnden Bächen in dem süd-
lichen, waldigen Gebirgsland dauernd nieder. Hier rodeten
1) Ausführlicher Ton uns beh&ndelt in t. Webei's ArchW fQr die sachs. Oesch.
N. F. II. 237 flg. ^nr Oeich. der OeraianiMtion in der Oberlaotftc^.
K n 0 1 h • , 0«Mh. d. Oberl . Adels. 35
546 III- AbtheiliiaK.
sie den Wald , machten mit ihrem daaerhaften eisernen Pfluge den
jungfräulichen Boden urbar und schufen nach und nach jene lang an
den Bächen hin bis auf die Gipfel 4ler Httgel oder Berge sich siehen-
den , in Anlage y Namen und Sprache echt deutschen Dörfer y inrelche
das Land südlich von Bisehofsrwerde, L5baa, Görlitz und Lauban
charakterisiren. So bildete sich seit dem 43. Jahrhundert grade in
dem bisher ganz öden Süden und Osten der jetzigen Oberlauaitz eine
eompakte deutsche Landbevölkerung, welche die et^ira da-
selbst vorgefundene, dünne slawische Bevölkerung nach und nach
völlig aufsog. Nur noch eine Anzahl slawisdier Ortsnamen, sonst
aber keinerlei historische Spur deutet darauf hin , dass einst aueh an
den Ufern der Neisse aufwärts bis Zittau und an denen des Queiss
bis Schwerta Slawen gesessen haben.
Anfong des 43. Jahrtiunderts wird nun zuerst auch einege^sse,
neue Eintheilung des Landes enuchtlich, nämlich eine Anzahl grosser
Gütercomplexe oder Herrschaften (S. 43), welche zumal den
ganzen Norden einnehmen, so Hoyerswerde, Ruhland, Kamenz,
Neschwitz , Muskau , Penzig, mehr im Centrum Baruth und Kittlitz.
Dieselben gleiehen so v(dlig den böhmischen Herrschaften , dass wir
annehmen dürfen, sie seien erst geschaffen worden , als die Oberlau*
sitz (Mitte des 4S. Jahrhunderts) zum ersten Mal unter die böhmische
Krone gelangte. Innerhalb dieser Herrschaften stand die Obergerichts-
barkeit den Besitzern derselben zu. Nur die Ortschaften, die zu keiner
Herrschaft gehörten , wurden nach und nach in die Obergerichte der
nächsten freien, d. h. unmittelbar unter dem Landesherm stehenden
Stadt gewiesen, wo Erbrichter mit ihren Stadtschöppen im Namen
des Landesherm Recht sprachen. So bildeten sich, wesentlich erst
im 43. und Anfang des 44. Jahrhunderts infolge der von den Branden-
burger Herrschern den Städten verliehenen Privilegien die Weich-
bilde Budissin, Löbau, Görlitz und Lauban.
Der ganze Süden der nachmaligen Oberlausitz , nämlich der so-
genannte Queisskreis, die Herrschaft Seidenberg und das Zittauer
Weichbild, gehörten ursprünglich keineswegs zum Milzenerlande^
sondern zum Lande Böhmen und zwar zu dessen nordöstlichster Su-
panie Zagost. Durch Schenkung böhmischer Herrscher gelangten
im 42. Jahrhundert Seidenberg, im 43. der Queisskreis an das Bis-
thum Meissen. Seitdem wurden diese Ländereien zuerst kirchlich,
bald auch nach Veräusserung derselben von Seiten des Bisthums auch
staatlich von Budissin aus verwaltet, d. h. zur Oberlausitz gerechnet.
Dieses so nach Süden hin erweiterte Land nun wurde 4268 von
Die Güter dqs oberliuialtzlschen Adels. 547
dexi beiden Linien der Markgrafen von Brandenburg in eine weatliche
Hälfte, „das Land Budissin^, und in eine Ostliche, „das Land
Görlitz^, getheilt. Hierdurch ward Görlitz auf Zeit der Sitz eines
besonderen Landvoigts und somit Hauptstadt fttr die östliche Landes-
hälfte. Die Folgen dieser Theilung waren noch wichtiger für die
Verfassung und die Rechtsverhältnisse, als für die Geographie der
Oberlausitz.
Bald darauf erhielt letztere noch einen beträchtlidien Ge-
bietszuwachs. Die bis dahin königlich böhmische Stadt Zittau schloss
4346 mit den damals fünf königlidien Städten der Oberlausitz den
sogenannten Secbsstädtebund (S. 59). Seitdem gingen die Inter-
essen der Stadt mehr nach der Oberlausitz hin , als nadi dem eigent-
lichen Böhmen. Zudem standen beide Länder unter ein und dem-
selben Herrscher. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts verschwindet
der bisherige Zittauer Landvoigt, und der Landvoigt von Budissin ttbt
audiim Zittauer Weichbild die landesherrlichen Reobte; d. h.
dasselbe ward von da an auch staatlich yur Oberlausitz gerechnet.
Lediglich eine administrative Massregel zur Erleichterung des
Cveschäftsgangs war die gegen Ende des 45. Jahrhunderts erfolgte
Elntbeilung des Landes in einen Kreis Budissin und einen Kreis
Görlitz. Die grosse Entfernung der östlichen Landeshälfte von
dem Regierungssitze Budissin machte neben dem Amte zu Budissin
die Errichtung eines Amtes zu Görlitz nöthig. Der Landvoigt selbst
und das Oberamt für das ganze Markgrafthum verblieb zu Budissin.
Mitten in diesem Markgrafthum Oberlausitz lagen nun aber auch
zahlreiche Enklaven des BisthumsMeissen, welche theils durch
Schenkung deutscher Kaiser und böhmischer Könige, theils durch
Tausch und Kauf an dieses Stift gelangt waren. Diese Ortschaften
standen staatlich in gar keiner Beziehung mehr zur Oberlausitz ; über
sie übte der Bischof von Meissen alle landesherrlichen Rechte. Und
als 4559 sieh Kurfürst August von Sachsen in den Besiti; des
bisdiöflich meissnischen Amtes Stolpen setzte , unter welches diese
oberlausitzischen Ortschaften gestellt waren, so wurden diese sämmt-
lich kursächsisch, oder vielmehr sie hiessen nach wie vor
meissnisch.
Wir behandeln im Folgenden zuerst (I.) die grossen Herr-
schaften, sodann (IL] die Weicbbilde der Städte Budissin,
Löbau, Görlitz, Lauban und Zittau, endlich (III.) die bischöflich
meissnischen Besitzungen in der Oberlausitz und fügen zur
Förderung etwaiger Studien über Ortsnamen-Etymologie jedem Orte
35*
548 m* Abtheilnng.
die älteste uns vorgekommene Form des Namens nebst Jahrzahl in
Parenthese bei.
I. Die grossen Herrschaften.
r Die Herrsch'aft Hoyerswerde^).
Hoyerswerde (Hogerswerde) wird schon 4 868 als eins der grossen
Lehne des Landes erwähnt und war höchst wahrscheinlich kurz vorher
aus dem Besitz der Herren v. Vrideberg (S. 534) in den der Burggrafen
V. Starkenberg (S. 506) übergegangen. Mitte des 44. Jahrh. gehörte
sie denen v. SchtSnfeld (S. 487); die sie 4355, als Geächtete, eiligsten
die Grafen v. Schwarzburg (S. 500) auf Spremberg in der Niederlau-
sitz verkauften. Von diesen löste sie Kaiser Karl IV. 4358 wieder ein.
So ward Hoyerswerde eine Zeit lang Krondomäne. Der Kaiser erhob
4374 das neben dem alten Schloss gelegene Dorf zur Stadt, über-
liess aber noch in demselben Jahre die gesammte Herrschaft pfand-
weise an Timo v. Colditz (S. 445) und 4388 ^als edles Mannlehn erb-
lich^ an die Herren v. der Duba (S. 467). Von diesen gelangte sie
nach 4448 an die Herren v. Schönburg (S. 486) auf Neuschönburg in
Böhmen. Infolge einer Fehde mit Kurfürst Friedrich dem Sanftmüthi-
gen von Sachsen (S. 464) ging sie 4448 an diesen über, musste aber
4464 an die v. Schönburg zurückgegeben werden. Als eifriger An-
hänger des hussitischen Königs Georg von Böhmen verlor Friedr. v.
Schönburg 4468 nach langer Belagerung seine Herrschaft abermals
und zwar diesmal an die Stände der Ober^ und Niederlansitz. So
wurden die Landvoigte der Oberlausitz (4 468 JaroslauS v. Stemberg
S. 508, 4484 Georg v. Stein S. 507) Inhaber derselben, bis sie 4493
abermals an die v. Schönburg zurückgegeben wurde. Diese verkauf-
ten sie 4574 an die v. Maltitx (S. 354), und diese vertauschten sie
4588 an die v. Promnitz (S. 430).
Von den zahlreichen, zur Herrschaft Hoyerswerde gehörigen
Dörfern haben wir bis zum 46. Jahrhundert so viel als gar keine
Nachricht aufzufinden vermocht. Mehrere derselben waren an ritter-
liche Mannen zu Lehn ausgethan. So gehörte Schwarzcolm einer
Linie derer v. Maxen und 4577 ward Siegsm. v. Maxen durch den
Herrschaftsbesitzer mit der Mühle zu Zere (S. v. Spremberg) be-
lehnt^. Auch ein Antheil von Sohland am Rothstein ging im
1. ^) Antführlichei von ans 1»ehandelt in ▼. Weber*« Arcbiv f. d. tiehB. Oescb.
X. 237 flg. «) Ürk.-Ven. HI. '222.
1. Die Herrschaft Hoyenwerde. 549
46. JahrhuBderi in Hoyerswerde zu Lehn. Auch manche andere Va-
sallen mögen sich von der Lehnspflicht ebenso losgekauft haben , wie
4567 die v. Gersdorff auf Lautitz, die einen Antheil von Trausch-
witz (S. von Lautitz) von Hoyerswerde zu Lehn gehabt hatten,
„dessen sich aber die v. Schönburg jetzt verziehen, und der sich unter
kaiserlichen Schutz begeben.^
Nur von einer Anzahl Dörfer an der Süd- und der Nordostgrenze
der eigentlichen Hen'schaft haben wir Kunde, wie sie theils zu
Hoyerswerde hinzuerworben, theils davon getrennt wurden.
Z eisholz (SW. von der Stadt H.) scheint nicht zur Herrschaft
Kamenz, sondern ursprünglich zu H. gehört zu haben. 4525 verkauf-
ten es die Gebr. Melch. und Andreas v. Gersdor/f, deren Vorfahren
sich wohl einst von der Lehnspflicht freigekauft hatten, wieder an die
Gebr. v. Schtfnburg* Einer der Letzteren, Wenze], gab das Dorf sei-
nen unehelichen Söhnen v. der Kosel (S. 344).
Ossling (4437 Oszelingk, 4443 Ossiling) bildete ursprünglich
wohl ebenfalls einen Bestandtheil der Herrschaft H. ; wenigstens ge-
stattete 4437 der Besitzer derselben, dass die Pfarrer zu Ossling auf
der Hoyerswerder Heide Holz für ihren Hausbedarf schlagen dürften.
4443 virird ein Seybecke v. Metxradt, 4473 Bernhard v. Bloschdorf (S.
432), 4500 Bartusch Pannewitz als zu 0. gesessen genannt. Noch
454 4 warfen die v. Schönburg den Bürgern von Budissin in einem
Streite vor, die Letzteren seien „ihnen zu Ossling eingefallen^ 3) .
Spater kam es (wie Zeisholz) an die v. der Kosel.
Skasska (4383 Skasskaw) erhielt ebenfalls von den Besitzern
von Hoyerswerde das Recht , auf ihrer Heide Streu zu rechen und
Holz zu fäUen, und hatte zu Gutsherren 4383 Wilrich v. Gusk (S. 435),
4480 Barthel RtAer auf Döbra (S. 454). 4562 verkaufte es Wilh. v.
Schönburg auf Hoyerswerde an Hans v. Helwigsdorf (S. 268) und die-
ser 4563 an Jak. v. Lüttidiau (S. 343), dieser bald darauf an die
V. Ponikau auf Prietitz,
Die beiden Dörfer Spohl (4476 Spola) und Brieschko (4544
Brieske), gelegen südlich der Stadt Hoyerswerde, waren gewiss ur-
sprünglich auch Bestandtheile der Herrschaft. Die eine Hälfte von jeder
der beiden Ortschaften gehörte noch 4574 dazu und wurde damals bei
dem Verkauf der Herrschaft für den jungen Hans Wilh. v. Schönburg
vorbehalten, gelangte aber schon 4582 wieder an die Besitzer von H.
>) L4TU. Magu. Bd. 37. 493. A. Kamenz. A. MStem. 164. N. Script. Ter. lue.
m. 212.
5M) ^^' Abdieiluig.
Burtt«^. IHe andere Hälfte dagegen scheint sich freigekauft su haben.
Als Inhaber derselben werden 4 476 Balthasar v. Schreibersdorf auf
Lofasa«), 1529 die v. Ger^dorvf auf RnUand (S. 244) genannt. LeU-
tere verkauften sie 4544 an die v. Scfdieben auf PuUsnits (S. 484) and
diese 4 562 an die v . Ponikau auf Prietitz (S. 425) . — Das mindestens
in spaterer Zeit zur Herrschaft H. gehörige Bachwalde beCand sich
Mitte des 45. Jahrhunderts im Besitz derer v. Lehen (S. 330).
Von dem sttdlidi bei Spremberg gelegenen und zur Niederlausitz
gehörigen Dorfe Terpe reichte 4394 Markgraf Johann von Branden-
borg denen v. der Duba auf H. ein Drittel ^) , worauf dieser Antheil
mit der Herrschaft sdieint vereinigt worden zu sein.
Das angrenzende^ ursprttngltch ebenfalls niederlausitzische Dorf
Bchilda (4520 Schildaw) hatte bis 4544 einem Edihs Gref^enkayn
gehört, der aber wegen „Unthat^ (wohl Strassenraub) auf Antrieb der
Görlitzer in Berlin hingerichtet worden war. Darauf verlieh es KOnig
Wladislaus von Böhmen dem oberlaus. Landvoigt Siegsm. \. Wartens
berg^ der es an die v. Schönburg auf H. verkauft haben wird ; denn
diese besessen es 4520 ^),
Neustadt (Neustttdtel) SO. v. Schiida, auf dem rechten Spree-
ufer gelegen, war durch den erblosen Tod Joach. v. Reichenbadi auf
Liesske (S. 450) an die Krone gefallen, worauf es König Ferdinand
4544 an die v. Schlfnburg auf H. ttberliess.
2. Die Herrschaft Ruhland.
Die von den alteren oberlaus. Historikern wiederholte Angabe,
dass Elisabeth, die Wittwe Herzog Sobieslaw's von Böhmen ^doi Ka-
menzer und RuhlandischenKreis^als Wittwensitz ertialten und
denselben ihrem zweiten Gemahl', Conrad 11. v. Wettin (gestorben
4240), Markgrafen der Niederlausitz, zugebracht, und dass ihre Toch-
ter Mathilde diese'Gttter bei ihrer Vermahlung mit Markgraf Albrecht II.
von Brandenburg als Mitgift bekommen und sich nach ihres Gemahls
Tode (4220) im y,Kamenzschen und Ruhlandsdien ELreise^ niederge-
lassen habe, erweist sich hinsichtlich Kamenz als absolut unrichtig
imd audi hinsichtlich Ruhland darch nichts beglaubigt ^) .
Das alte Schloss Ruhland (4347 Rulant, nirgends in den Ut4iunde&
Roland) bildete, wie es scheint, ebenfalls den Mittelpunkt einer der
♦) Ürk.-Ven. U, 120. ») FlninzMchiT zu Dietden. Orig. '523. «) ÜA.-
Terz III. 86i. N. Sor^t. m. Int. m. 96. 669.
2. 0 Vgl. Laus. Mag. 1866. 83. Aximei^.
2. Die Hem^ftft Bohland. 55I
grossen Herrschaften in der Oberlansits. ' Wenigstens wies noch
1397 König Wenzel von Blfttmefi bei Verabrednng einer (nicht zu
Stande gekommenen) Ehe zwischen seiner Nichte, der Tochter Herzog
Johanns yon Goriitz, und Friedrich , dem Sohne Balthasars von Thtt-
ringen, als Unterpfand für die Hitgift, das »Haus [Schloss] und die
S t a d t Ruhland mit Dörfern , ZdUen, Mannschaften, Gerichten,
Lehnen^ etc. an. Spater scheint R. diese Eigenschaft als Herrschaft
verloren zu haben; wenigstens erfolgten die Belehnungen mit R.
durch den Landvoigt, nidit durch den Landesherm selbst.
Wem es im 43. Jahrtmndert gehört habe , wissen wir nicht.
Wdbrsdieinitch befindet sich der Name des damaligen Besitzers in
dem YerzeicbnisB der grossen Vasallen bei der TheRung der Oberlau-
sitz im Jahre 426i8^). Im Jahre 4332 erhielten die Burggrafen v. Gol-
$en (S. 248) in der Niederlausitz Geld ausgezahlt unter anderem audi
»wegen Ruhland^. 4 363 erkaufte es Kaiser Karl IV. von einem Herrn
V. Ileburg (S. 277) auf Senftenberg ebenfalls in der Niederiausitz. Seit
etwa 4397 aber befand es sidi im Besitz Nickels v. Gersdarff(8. 238),
bisher auf Gurig, dessen Nachkimimen seitdem die Stadt und wenig-
stens den grössten Tbeil der zugehörigen Dörfer besassen, bis sie im
46. Jahrhundert viele derselben an fremde Geschlechter verkaufen
mussten. Die lBhri)er einzelner Güter, früher Vasallen von R., schei-
nen sich von der Lehnspflioht losgekauft zu haben, infolge mannidi-
facher Verzweigungen derer v. G. zerfiel zumal die Stadt R. in viele
Antheile. Obgleich schon 4397 als Stadt bezeichnet, erhielt erst
4544 „der Markt R.^ die Erlaubniss, alle Montage einen Wochen-
markt, und erst 4 667 „zur Erholung von Feuersdhaden'' das Recht,
jahrlidi zwei Vieh- und Jahrmärkte zu halten.
Bei dw Belehnung der 5 Söhne Sd>€aiians v. Gerndorff 4629
werden als ihre damaligen Guter aufgezilhlt : R u h 1 a n d (Antheil) ,
Frauendorf, Janowitz (4 498 Janewitz , Janwitz), Guteborn,
Grttnewald, Hohenbucka (4529 Bod^au), Niemitsch, Peik-
Witz, Biehlen (Bylen^ Byla), Schwarzbach (ausserdem, jeden-
falls spater hinzu eriuiuft, halb Spohl und halb Brieschko, S. v. Hoyers-
werde) . Gleichzeitig besassen andere Nd>enzweige derer v. Gersdorff
auf R. ebenfalb Antheil an der Stadt R. und die Hauptgttier Lipsa
und Hermsdorf, zu denen sie im Laufe des 46. Jahrhunderts noch
einzelne Besitzungen ihrer Vettern, der Nachkommen Sebastians, hin-
zuerwarben. ^
3) A. Dietd. Orig. 4967. Cod. Lvs. 94.
552 ^* Abtheiiang.
Von jenen 4529 aufgezählten Gütern verkauften theils die SiAine.
theils die Enkel Sebastians v. G. zuerst 4540 Antheil an der Slad t R.
und Grunewald, Biehlen,- Janowitz an die v. Rasenhain (S.
455), von denen R. und Biehlen schon 4562 wieder an Casp. v. Po-
ster (S. 429), 4563 aber an Casp. v. Minckwün (S. 372) gelangten,
während Grünewald 4640 von denen v. Rosenhain an Rud. v. Bünau
veräussert ward. Wegen Janowitz gab es bis 4554 Streitigkeiten mit
dem Kloster zum heiligen Kreuz bei Meissen, das einen Zins auf diesem
Gute zu erheben hatte ^) . — Femer verkauften die Nachkommen Se-
bast. V. G. 4566 auch Frauenfeld an Christoph Ziei//er. Seitdem
blieb ihnen, wie es scheint, nur noch Guteborn. — Die Neben-
zweige derer v. G. aber ervi^arben zu ihren Stammgütem , Antheil
Ruhland, Lipsa und Hermsdorf, nach und nach von ihren
Vettern noch Hohenbucka, Niemitsch, PeikwitzundSchwarz-
bach, die sie wenigstens gegen Ende des 4 6. Jahrhunderts besessen.
Ausserdem waren wohl ursprünglich ebenfalls Bestandtheile der
Herrschaft R. die Dörfer Arnsdorf, wo 4486 Heinrich v. Gersdorff
auf R. Zins verkaufte, Lindenau und Burkersdorf, welche 4498
die v. Glaubüz (S. 246), darauf aber die v. Pöster (S. 428) besassen.
bis sie 4 563 dieselben an die v. Minckwitz veräusserten, endlich Krep-
pen, das Mitte des 45. Jahrhunderts einem v. Haugwitz^ seit Anfang
des 46. Jahrhunderts aber denen v. Nadelwüz (S. 376) gehörte.
3. Die Herrschaft Kamenz,
noch 4225 als Burgwart bezeichnet, reichte von der Pulssnitz im
Westen bis zu dem (jetzigen) Klosterwasser im Osten und grenzte im
Norden an die beiden Herrschaften Ruhland und Hoyerswerde. Sie
gehörte etwa seit 4 200 einem Zweige der meissnischen Familie t;. Vesta.
welcher sich nun nach seiner Burg an der Elster Herren v. Kamenz
nannte (S. 280). Reiche Sdienkungen an die Kirche, wiederholte
Theilungen der Güter unter verschiedene Linien führten nach und
nach zu völliger Verarmung. Da starb 4438 die eine Linie aus, und
4440 überwies auch die andere all ihre Mannen an die Krone.
Seitdem gingen diese, als Kronvasallen, beim Landvoigt zu Lehn, be-
hielten aber die schon von den früheren Herrschaftsbesitzem erwor-
benen Obergerichte auf ihren Gütern. Die letzten Lehnsrechte in der
einst seiner Familie gehörigen Herrschaft veräusserte 4494 Christoph
V. Kamenz ebenfalls. Der östliche Theil der Herrschaft gelangte im
3) Cod. Sax. U. 4. 381.
3. Die Herrschaft Kamenz. 553
Laufe der Zeit zum grdssten Theil an das Kloster Marienstem und an
die V. Hetzradt auf Rttkelwitz , der südliche an die v. Ponikau auf
Elstra, der westliche an die Burggrafen v. Dohna auf Konigsbrttck.
Die Stadt Kamenz, erst von den Herren v. Kamenz gegrün-
det, ging 4348 mit der ganzen Herrschaft infolge einer Lehnsverwir-
kung an die Landesherren über und blieb auch nach der Wiederein-
setzung derer v. Kamenz in ihre Rechte eine freie Stadt. Der freche
Uebermuth der auf dem Burg lehn wohnenden adlichen Vasallen
(4 409) brachte auch deren Freihöfe unter Stadtrecht und die Hussiten-
noth (443S} sogar das alte Schloss Kamenz in die Httnde der Bür-
gerschaft, die es sofort abbrach. Ein eigentliches Weichbild hatte
die Stadt ursprünglich nicht und besass die Obergerichtsbarkeit nur
über die nach und nach vom Rathe erkauften Dörfer.
Die wichtigste Stiftung der Herren v. Kamenz ist das Cisterzien-
serinnenkloster Marienstern (im 44. Jahrhundert auch Morgen-
stern], das 4248 von drei Brüdern v. Kamenz gegründet und mit-
reichem Grundbesitz ausgestattet wurde ^) . Hierzu verwendeten sie
vornehmlich eine Reihe am Klosterwasser gelegene Dörfer, welche
zur Hälfte ihnen , zur andern Hälfte den mit ihnen verschwägerten
Herren v. Schönburg (S. 485) gehörten, und welche nicht, wie die
übrige Herrschaft, Lehn, sondern Erbe (AUodialbesitz) waren. Bis
zum Jahre 4290 ging auch die v. Schönburgsche Hälfte derselben in
den bleibenden Besitz des Klosters über.
Es waren dies die Dörfer Ku kau (4248 Kucov, 4264 Kukowe),
Grostwitz (bis Ende des 45. Jahrhunderts stets Crostitz) , wo schon
vor 4225 eine ebenfalls von den Herren v. Kamenz gegründete
Pfarrei bestand, Tschaschwitz (SO^ von Marienstem, 4264 Scha-
stitz) , Ralbitz (4264 Radelwitz), Kunnewitz (4264 Kunewicz),
Kotten (4264 Chotin) , Neudorf (4264 nova villa), Dürings-
hausen (4264 Duringenhusen) , jedenfalls eine Golonie thüringischer
Ansiedler, daher von den Wenden noch jetzt „N^mecy**, d. h.
^Deutsche^ benannt , später aus Unkenntniss Döringshausen , selbst
Türkenhausen geschrieben. — Den Herren v. Kamenz allein gehörte
Wittichenau (4 248 Witigenov und Witchenowe) , ebenfalls von
denen v. Kamenz begründet und nach einem Witego v. Kamenz be-
nannt; es heisst zwar schon 4286 civitas, erhielt aber erst 4349 als
oppidum von Kaiser Karl IV. den ersten Wocfaenmarkt^).- — Dagegen
3. 1) Knothe, Gesch. von If «rienstern. 1871. ^)«C»d. Lue. U. 17. Urk.-
Verz. I. ÖÖ.
554 ni. Abtkeihmg.
gehdrien den Herren v. Sdittnburg allein die Dörfer Solsehwils und
S a a 1 a n (S. von Hoyerswerde) , welche sie vor 1 290 an die v. Ziegel-
heim (S. 5iS) verlehnt hatten , in letstrem Jahre aber ebenfalls an
Marienstem veiäusserten. 4308 erwarb diese beiden Dörfer sagleidi
mit Du bring (Dnbrink) , das dem Kloster gewiss auch geschenkt
worden, Reinhard v. Redern (S. 447) , aber nur auf seine und seiner
Frauen Lebenszeit.
Nausslitz (S. von Ralbitz, 1264 Novosedlitz) war mit seinen
Einkünften schon vor 4 S25 von den Herren v. Kamenz der Kirehe zn
GrostwUz Überwiesen worden. Auch Keule (4286 Chula) , dicht
bei Wittiobenau, gehörte einst wohl zu diesen Erbgütern; 4286 aber
hatte es ein Günther v. Nigrcuhw als landesherrliches Lehn und ver-
kaufte es um 70 Mark an Marienstem ') .
Von diesen Erbgütern wenden wir uns zu den die eigentliche
Herrschaft Kamenz bildenden Lehngütem und zwar zun&ehst zu denen
zwisdien dem Klosterwasser und der schwarzen Elster.
Miltitz. Daselbst erwarb 4348 das Domkapitel zu Budissin
durch Kauf von Job. v. Racket (S. 433) und 4360 durch Schenkung
des Dompropst Albert Zinsleute, über welche die v. Haugwitz auf
Putzkau (S.S58) die Schirm voigtei zu üben hatten. 4606 ward das
Dorf an Marienstem verpftlndet^) .
Nebelschitz (4304 Nebilschicz) gehörte wohl ursprünglich
einem danach benannten v. Kamenzschen Vasallengeschlecht v. Ne-
belschitz (S. 377) . Spater muss es an die Lehnsherren zurückgekom-
men sein; denn 4426 verkaufte es Heinrich v. Kamenz an Marien-
Stern, das 4 444 auch noch „4 freie Lehngüter^ daselbst von einem Ka-
menzer Bflrger Peter Htnsel hinzuerwari).
Deutschbaselitz (4225 Pazeliz) gehörte seinem Haupttheil
nach , anfangs als Lehn der Herren v. Kamenz , denen v. Blosckdorf
(S. 432) und ward nach dem kinderlosen Tode Heinaes v. Bl. 4486
vom Fiskus an den Rath zu Kamenz verkauft. Nach dem Pönfall 4547
überiiess es der König an Christoph v. Carlowitz (S. 444), der es aber
4554 an die Stadt zurückgeben musste. — Einen andern Antheil, be-
stehend in 8 Bauern , besass zuerst ein Kamenzer Bürger Stolle , von
dessen Erben ihn 4 468 der Bürgermeister Bans Steffen erwarb, dessen
Sohn Jakob denselben 4504 an den Rath für das Hospital bei Kamenz
verkaufte^).
8) Cod. Los. n. 17. «) Laus. Mtg. 1860. 99. A. Bnd. Üb. ftmdtl. CGXXXY.
») Stadtbaeh zu Kamenz n. fol. 53. Urk.-Verz. H. 137. m. 06.
3. Die Hemohaft Kamenz. 555
Wendischbaselitz. Daselbst vertauschte 4524 Marien^tem
3 Bauern an die v. Met%radt aaf B|dLdwiti (S. 364) , welche schon
einen anderen Antheil (4567 zusammen M Bauern} besassen. Einen
dritten, 7 Bauern, veiteufte 4536 Dr. Ulr. v. NoHUx auf Unwttrde
an die v. Maooen auf Gröditi (S. 357), welche ihn 4544 an die v. Po-
ntkau auf Prietitz (S. 425) ttberliessen , die schon 4 504 einen vierten
Theil des Dorfs besassen.
Piskowitz (4225Pizhewiz, 4280 Pezkwicz, 4494 Pischkewitz) .
Daselbst stifteten 4 225 Hermann Freitag (^qui Sexta Feria dicitur^)
6 Scheffel Kern zur Georgenkapelle auf dem Schloss zu Budissin ^) .
Mindestens seit 4487 und noch 4554 gehörte ein Antheil davon denen
V. Schreibersdorf auf Niedergurig, ein andrer mindestens seit Anfang
des 46. Jahrhunderts denen v. 6ersdor/f auf Lohsa.
Schmeekwitz (4280 Zmeteehwicz) stand mindestens seit An-
fang des 46. Jahrhunderts unter denen v. Metzradt auf Bttkelwitz
(S. 364).
Grenze (4352 Grenits). Danach war ein von 4352 — 4433 vor^
kommendes Adelsgescfalecht v. der Grenit% (8. 242) benannt. Seit
Anfang des 46. Jahriiunderts aber kommen als Besitser ebenfalls die
V. Metzradt vor.
Dtfbra (an der Elster, 1482 Dober, später Döber) gehörte min-
destens 4432 — 4473 den Reber (S. 454), später denen v. Metzradt.
Milstrich befand sich wohl schon Ende des 43. Jahrhunderts
im Besita derer v. LuttiJtz (S. 347), welche 4569 die eine, 4596 auch
die andere Hfilfte an die v. Pomkau (S. 425) veikaufen musslen.
Zwischen der schwarzen Elster und der Pulssnitz Hegen die einst
zur Herrschaft Kamenz gehörigen Oite :
Wiese (S. vonKanma, 4264 Pratum, 4452 die Wese). Hiervon
erhielt 4 Güter das Kloster MaHenstem bei seiner Gründung 4248.
Das übrige Dorf besass das v. Kamenssohe Yasallengeschleoht derer
V. Bloschdorf (S. 434). Diese veifamften den einen Sedelhof an
Hans V. Menz auf Senftenberg (S. 422), tmd dieser überliess ihn
4 424 an den Rath zu Eamenz. Spater verttusserien die v. Blosehderf
auch den anderen Sedelhof und das Dorf selbst an Hans Jode (S. 278)
zu Eschdorf , der 4450 seinen Besitz ebenfalls an den RaA verkaufte.
Durch den PönfisU 4547 verloren , kwat Wiese schon 4549 wieder an
Kamenz zurück.
Prietitz (4460 Prezez, 4244 Priszes, 4406 und noch 4559 Pre-
e) Luit. Ih«. 1869. 345.
556 in. Abtheilung.
ticz) wurde ^sammt allem Zubeh^r^ 1 \ 60 von König Wladislaus von
Böhmen dem Bisthum Meissen geeignet , eine Schenkung , die 4 4 65
Kaiser Friedrich I. bestätigte 7) . Als bischöflich meissnisches Be^tz-
thum wird es auch in der Grenzurkunde von 4241 erwähnt. Später
muss es an die Herren v. Kamenz gekommen sein , die es den seit
4245 erwähnten v. Eynow (S. 479) zu Lehn gaben; wenigstens ver-
kaufte 4406 Otto V. Eynow „zu Preticz gesessen^ dem Rathe zu
Kamenz 3 Hark Zins auf einem Vorwerk zu Prietitz. Von zwei
Schwestern v. Eynow erwarb dies Vor\i'erk kurz vor 4430 Hans
Stolle, Bürger zu Kamenz , der sich von allen den Herren v. Kameni
schuldigen Lehndiensten loskaufte und seinen Antheil 4430 dem
Rathe zu Kamenz ttberliess^). Ein andrer Theii („Prietitz halb^} ge-
hörte schon'vor 4 420 denen y. Ponikau auf Elster (S. 424), die spä-
ter auch den der Stadt Kamenz gehörigen Antheil erwarben.
Hennersdorf (4263 Heinrichsdorf) war 1382 noch im unmit-
telbaren Besitz Bernhards v. Kamenz , der daselbst 4 Mark Zins ver-
kaufte^). Später war es an eine Familie verlehnt, die sich danach
V. Heinrichsdorf nanniey und von welcher 4432 Hans und 4438 Georg
genannt werden. Schon 4454 aber besassen es ebenfalls die v. Fo-
nikau.
Gersdorf (4225 Gerlagesdorf, 4446Gerlisdorff, 4 503 Gerlsdorf
gehörte zu den unmittelbaren Besitzungen der Herren v. Kamenz und
zwar derer auf Pulssnitz, die 4446 und 4447 Zins daselbst an kirch-
liche Stiftungen in Kamenz verkauften. Mit Pulssnitz kam es (vor
4503) in den Besitz derer v. Ponikau^
Bisehheim (1225 Bischofesheim , 4362 Byschofsheym) einst
wohl im Besitz der Bischöfe von Meissen, gehörte im 44. Jahr^
hundert einem v. Kamenzschen Vasallengeschlecht v. Bischofsheim
(S. 427), 4420 aber denen v. Ziegelheim (S. 542) und 4438 theils dem
J^icol. v. Heynitz (S. 270). theils dem Hans Kunat auf Gelenau. Seit
4503 erscheint es ebenfalls als Amt^au^sches Gut.
Hässlich (4338 Hezelech, 4447 Hezelecht) , 4447 noch im un-
mittelbaren Besitz der Herren v. Kamenz und zwar derer auf Pulss-
nitz, erscheint seit 4455 als Gut derer v. Fondcau auf Pulssnitz.
Schwoosdorf (4225 Swavesdorf, 4447 Swobisdorff; gab im
43. Jahrhundert einem v. Kamenzschen Vasallengeschlecht den N»-
men v. Swabisdorf (S. 54 4) und gehörte 4438 (wie Wiese) denen
V. Bloschdorfj seit 4455 aber denen v. Ponikau auf Pulssnitz.
7) Cod. Sax. U. 1. 56 and 58. «J Urk.-Ven. U. 27«. ») A. Kameos Ko. 21.
3. Die Hemehaft KAmenz. 557
Petershain (\ 225 Petershagen) befand sich \ 432 als v. Kamenz-
sches Lehn im Besitz des Nico}. Rober (S. 454), U90 in dem derer
V. Ponikau auf Elstra, die es 1534 an die v. Lüitichau (S. 343) ver-
kauften.
Von den drei DOrfem Reiehenau, Lichtenau und Rei-
chenbach gehörten nur die auf dem rechten Ufer der Pulssnitz
gelegenen Hälften zur Oberlausitz und zwar zur Herrschaft Kamenz,
iTvährend die auf dem linken Ufer meissnisches Lehn waren. Nach
Beichenbach nannte sich ein von 4248 — 4370 vorkommendes Va-
sallengeschlecht V. Richenbach (S. 450). 4432 gehörte Reidienbach
(wie Wiese) den Vettern Jode , die es an einen v. Carlowüz verkauf-
ten, von dem es 4440 an die v. Schunberg (S. 483) gelangte. Letztere
besassen schon vor 4420 auch Reichenau und wahrscheinlich auch
Lichtenau. Bei dieser Familie verblieben darauf „die drei halben
Dörfer".
Koitsch (4438 Kayetz] hatten 4438 die v. Schünfeld (S. 488)
von denen v. Kamenz zu Lehn; 4554 besassen es die v. Schönberg
(S. 484).
Rönigsbrttck (4248 Konigisbroke, 4334 Kungisbrttke) ver-
dankte seine Entstehung dem Zolle , der daselbst von allen auf der
uralten Handelsstrasse durch die Oberlausitz (via regia) hier das
oberlausitzische Gebiet betretenden Frachten erhoben ward ^^) . Die-
ser Zoll und daher wohl auch der ganze Ort befand sich Anfang des
43. Jahrhunderts im Besitz der Herren v. Kamenz, die ein Talent von
diesem Zolle der Kirche zu Crostwitz , ein zweites dem Hospital zu
Kamenz zugewiesen hatten. 4348 und 4334 aber gehörte der Zolt
[infolge der Lehnsverwirkung der Herren v. Kamenz) den Landes-
herren. 4354 wird schon ^Stadt nebst Schloss K." erwähnt. Lehns-
inhaber waren damals die v. Schünfeld (S. 488), denen aber 4355
(wohl wegen Strassenplackerei) ihr „Hof^ von den Sechsstädten ver-
brannt ward. Darauf besassen Königsbrück die v. Waddau (S. 534),
die vor 4 426 ebenfalls daraus vertrieben worden waren , dann Hans
y. Menz (S. 422) , der es vor 4 438 an die Burggrafen v. Dohna
(S. 460) verkaufte. Diese erwarben nach und nach eine Menge ehe-
,y mals zur Herrschaft Kamenz gehöriger Orte dazu, so dass (seit 4554)
Königsbrück selbst als Herrschaft bezeichnet wird. Nach dem kin-
derlosen Tode Christophs v. Dohna (4560) fiel dieselbe an Kaiser Ferdi-
10) Lang. Mag* 1864. 221. Vgl. Knothe, „Die Burggrafen ▼. Dohna auf Königs-
brQck^ Laus. Mag. 1864. 1 flg.
558 HI. AUkeiliiiig.
Band I., der sie 456S an Gasp. v. Dohna auf Straupitz in der Nieder-
lausitz verkaufte. Dieser aber massie sie 4579 sehuldenhalber an
seinen Sehwager Gfarisioph v. Sehellendorf (S. 475) überlassen.
Quoosdorf (4489 Qwossdorf) war schon vor 4438 Pertioenz-
stück von KönigsbrüdL und von der Gemahlin Hansens v. Menz zur
Dotation eines Altars in dieser Stadt ausgesetzt worden.
Weissbach zerfiel Anfang des 45. Jahrhunderts in rwei An-
iheiie, von denen 4438 dem einen Hans Jode (S. 278) als Kamenz-
sches Lehn besass. Der andere bildete das Stammgut derer ▼. Liitt}-
chau (S.349) in der Oberlausitz. Sie verkauften zwar 4484 und 45S0
Stücke davon an die Burggrafen v. Dohna^ hatten ab^ noch 4565
einen Antheil daran.
Zietsch (4544 Tzetzschen, 4 520 Seeitz) gehörte zum Theil eben-
falls denen v. lAiltkhau und gelangte 4520 an die v. Dohna.
Schmorkau (4432 Smorkow, 4484 Smorko) war zur Hälfte
bischoflich metssnisches , zur anderen oberlausitzisches Lehn. Die
oberlausitzische Httlfte besass noch 4432 Rentz v. Gersdarffy schon
4438 aber die v. Lüttichau und zwar als v. Kamenzsches Afteriehn.
Letztre verkauften 4484 ihren Antheil an die Burggr. v. Dohna, Die
bischöflich meissnische Hälfte gehörte Anfang des 45. Jahrhunderts
denen v. der Olssnüz (S. 274) ; den Anfall derselben aber hatten die
V. Lüttichau auch erwoii>en und überliessen ihn ebenfalls 4484 an
die V. Dohna.
Neukirch (4 225 Neuenkirchen) zerfiel in zwei Antheile, von
denen der eine 4438 und noch 4444 denen v. Schönfdd (S. 488) , der
andre 4438 und noch 4455 dem Balthas. Karos (S. 290) zustand. In
der zweiten Hälfte des 45. Jahrtiunderts gehörte die eine Hälfte den
Span (S. 505), seit 4497 aber deren Neffen Bore v. Kesselsdorf ;S.
440], 4544—44 denen v. Poster (S. 428), von denen sie vor 4527 an
die V. Dohna gelangte. Die andere Hälfte befand sich im Besitz derer
V. LiittichaUj die sie 4484 ebenfalls an die v. Dohna ttberliessen.
Rohrbach (4432 Rorbach) hatten die Herren v. Kamenz vor
4432 einem Lorenz Lassk^^) zu Lehn gegeben. 4455 überliess Nik-
las Schifniner an Niklas Faust, seinen Oheim, 3 „Männer^ daselbst
und einige Wiesen. 4484 verkauften es die v. Lüttidiau an die
V. Dohna. Nach dem Tode Christophs v. Dohna (ibM^liess es Kaiser
Ferdinand I. an Bemh. v. Schönberg auf Reichenau (S. 484).
Gottschdorf (4225Goztin, 4 384 Goschilssdorff, 4 432 Gotczilss-
«0 ürk.Vera. II. 31».
mmt
3. Die Hemohftft KuDenz. 559
dorff, 4458 Gotsdorf) gehörte 4384 dem Heinr. v. Teichnikt (S. 559),
443S dem Jane Korbäz (S. 341) und zwar noch als v. Kamenzsches
Lehn, 4458 dagegen dem Heinrich v. Grünrode (S. S53), 4488 dem
^ehrbaren wohltttchtigen^ Ewald Tschier, der es in diesem Jahr an
die Burggrafen v. Dokna verkaufte.
Bulleritz (4536 Bolberitz, 4534 Bulberitz) zerfiel in zwei An-
Iheile, von denen das Oberdorf 4540 von Melch. v. Pöster (S. 428) an
die V. Dohnaj das Niederdorf aber 4534 nach dem kinderlosen Tode
Christophs V. Knobloch (S. 304) vom Fiskus an die v. Helwigsdorf (S.
268) auf Grossgrabe verkauft ward.
Schwepnitz (4 432 Swepienitz) war schon 4432 im Besitz
derer V. Knobloch (S. 304), welche 4544 die Hälfte davon an die
V. Dohna überliessen.
Ofterschitz (4 506 Otterssnitz) ward von denen v. Pt>ntkau auf
Krakau, die es schon 4493 besassen, an die v. Dohna verkauft.
Rohna (Ronaw), nur zum Theil zur Oberlausitz gehörig, ward
4 443 von denen v. Glaubitz (S. 246) an die v. Grünrode (S. 253 j,
von diesen aber 4547 an die v. Dohna veräussert, welche 4565 auch
noch einige denen v. Gersdorff auf Ruhland gehörige Bauern hinzu-
erwarben.
Krakau (4248 Cracowe) gehörte ebenfalls nur mit der auf dem
rechten Ufer der Pulssnitz gelegenen Hälfte zur Oberlausitz. Schon
4248 befand es sich im Besitz eines ritteriichen Geschlechts, das sich
danach v. Krakow (S. 324) nannte; 4493 besassen es die v. Ponikau
(S. 425), welche 4509 Zinsbauem und die Heide an die v. Dohna
veräusserten. 453i) waren die v. Kitscher (S. 293) daselbst gesessen.
Steinborn gelangte 4 525 von denen v. Gersdorff auf Ruhland
dauernd an die v. Schönfeld (S. 489) .
Gelenau fSW. bei der Stadt Kamenz, 4248 Gelnowe, Geilen-
owe, 4424Gölenau) gehörteeinem v. RamenzsehenVasallengeschlecht,
das sich danach v. Gelenau (S. 483) nannte und von 4248 — 4377 vor-
kommt. 4389 besassen den einen Theil die Gebrüder Küchenmeister
(S. 476), 4438 aber Nie. v. Heynitz (S. 270). Der andere Theil ge-
hörte Mich. KuncUf der ihn 4448 seinen Soime Hans abtrat (für
420 Schock). Dieser kaufte sich 4437 von der LriinspOicht gegen die
Herren v. Kamenz los. Nach dem erblosen Tode seines Sohnes Balth.
Kunat fiel dieser Antheil an die Krone, die ihn 4473 an die Stadt
Kamen» verkaufte ^^ . Durch den Pönfall 4547 fiel derselbe abermals
ö) ürk..Ve«. IL 110.
560 in. Abtheilnng.
an die Krone, die ihn an Christoph v. Carlowüz (S. U3) überliess,
der ihn aber 1554 wieder an Kamenz abtreten musste.
Lückersdorf(4 225 und noch \ 263 Liepgersdorf) . Als Besitzer
erscheinen seit U23 die v. Lehen (S. 329) und zwar als Vasallen der
Herren v. Ramenz, bis 4 491 der letzte bekannte Spross letztrer Familie
seine Lehnsherrlichkeit an die Burggrafen v. Dohna auf KOnigsbrUck
abtrat. Die v. Lehen veräusserten das Gut 1540 an John v. Heynitz
(S. 270) ; von diesem gelangte es an die v. Maltüz (S. 354), 4549 an
die y. Rachel (S. 436), endlich an die Stadt Kamenz, welche schon
4438 zwei Bauern daselbst von den Herren v. Kamenz er^'orben hatte.
Sie verlor das Gut durch den Pönfall 4547, worauf es der König dem
Burggrafen Christoph v. Dohna schenkte. Nach dessen kinderlosem
Tode verkaufte es 4564 der Fiskus wieder an die Stadt.
Braunau (4225 Brunowe) befand sich im 45. Jahrhundert im
Besitze der Knoph (S. 305), seit Anfang des 46. in dem derer v. Grün-
rode (S. 253), die es 4565 an die v. Schlieben (S. 482) verkauften.
Liebenau (4225 Liebenowe) gehörte mindestens seit 4426
denen v. Hermsdorf (S. 269), die es 4508 an die Stadt Kamenz ver-
äusserten. Bald darauf gelangte es (vor 4547) an die v. Kj'okow ß.
324), 4526 an die v. Leubnitz (S. 335).
Bernbruch (4225 Berenpruche) . Schon 4345 besass das Hos-
pital bei Kamenz Güter daselbst und 4364 der Rath zu Kamenz Gärt-
ner, deren Grundstücke zur Viehweide geschlagen wurden. Das
eigentliche Rittergut aber gehörte 4438 denen v. Bloschdorf (S. 432),
die 4 443 Zins daselbst an Kamenz überliessen. Derselbe Rath erwarb
4 443 von Nik. v. Heynitz (S. 270) dessen Güter in dem Dorfe für die
Pfarrkirche, verlor aber alle diese Besitzungen im Pönfall (4547), er-
hielt sie jedoch 4549 „aus Gnaden^ zurück.
Jesau (4225 Jesowe) ward 4248 von den Herren v. Kameni an
Marienstem bei dessen Gründung tiberlassen, bis auf gewisse lehns-
herrliche Rechte , die aber 4352 auch noch an das Kloster abgetreten
wurden.
Tschornau (4225 Tschome, 4449 Czomaw) gehörte im 45.
Jahrhundert (wie Braunau) den Knoph. Nadi dem kinderlosen Tode
desNioolaus Knoph verkaufte 4469 der Fiskus die eine Hälfte des
Dorfs an das Domkapitel zu Budissin , weldies lu gleicher Zeit auch
die andere von Balthas. v. Schreibersdorf dfat Lohsa (S. 496) dazu er»
warb.
S c h i e d e 1 (4 225 Schildowe, 4 40 4 Schedeiow] gehörte Im 4 i . Jahr-
3. Die Hemchaft Kftmenz. 561
hundert denen v. Ponikau, die es zwischen 4365 — 77 an Marienstem
verkauften.
Biehla (4225 Bei). Daselbst schenkte schon 4225 Bernh. IL v.
Kamenz der Kirche in Kamen% 20 Morgen Wald zur Urbarmachung ^'} .
4438 und noch 4467 gehörte das Dorf denen v. Bloschdorf (S. 432),
4506 dem Hans v. Krakow (S. 324), und 4524 verkaufte es Hans v.
Grünrode (S. 253) an den Rath zu Kamenzj der es aber 4547 im Piki-
fall verlor. Kaiser Ferdinand gab es dem Christoph v. Carlowitz, der
es aber 4554 wieder an die Stadt abtreten musste.
Kunnersdorf (4 225 Gunratesdorf) . 4 432 besass dasselbe ein
Hans, 4438 dagegen ein Georg Heinrichsdorf {me Hennersdorf] , 4473
Rule V. Bloschdorf {S. 432), 4545 und noch 4549 Jakob v. iHmikau
auf Krakau (S. 425), darauf die v. Rechenberg (S. 447), die es noch
gegen Ende des 46. Jahrhunderts inne hatten.
Schonbach (4225 Soonenbach) gehörte halb dem Otto v. Lüc-
how, dessen Wittwe Kunigunde nebst ihren Söhnen Nioolaus und Otto
es 4374 an Marienstem verkaufte, während die andere Haifte um
dieselbe Zeit (nebst Schiedel) von denen v. Ponikau ebenfalls an das
Kloster überlassen ward.
Hausdorf (4308 Hugisdorf) war schon sehr früh von denen
V. Kamenz an Marienstern gekommen und ward 4308 (nebst Solsch-
witz) an Reinh. v. Redem (S. 447) auf Lebenszeit überlassen. 4352
trat Heinr. v. Kamenz dem Kloster auch noch gewisse lehnsherrliche
Rechte daselbst ab.
Grossgrabe (4225 Grabowe, damals eingepfarrt nach Kamenz,
also gewiss auoh zur Herrschaft Kamenz gehörig) befand sich min-
destens seit Anfang des 46. Jahrhunderts im Besitz derer v. Helwigs--
rfor/* (S. 268).
Grttngrabchen (4225 ebenfalls Grabowe genannt und nach
Kamenz eingepferrt) hiess noch im 46. Jahrh. Kleingrfibchen und
gehörte 4 432, als v. Karoeozsches Lehn, dem Friedr . v. Schassow ^^) ,
dann denen v. Bloschdorf (S. 433), die den einen Antheil 4476 an die
Stadt Kavwnz , den andern aber an die v. Glavbitz auf Lindenau (S.
246) verkauften, von denen er 4498 ebenfalls an Kamenz gelangte.
Durch den Pönfall ging 4547 das Dorf verloren und wurde vom König
an Christoph v. Carhwäz überlassen, der es aber 4554 wieder an
Kamenz zurückgeben musste.
Strassgräbchen war wohl dasjenige „Grabichen^, welches
^ Cod. Lug. 11. 5. «) Ürk.-Veri. H. 31».
Knoth«. Gesch. d. Oberl. Adali. 36
562 ÜI* AbtheUnng.
sich seit Anfang des 16. Jahrhunderts im Besitz derer v. Luttü» auf
Milstrich (S. 348) befand, bis diese es 4567 an Rud. v. Gersdorff auf
Guteborn verkauften.
Kosel (1405 die Rosela) hatte bis etwa 4405 einem y,v. Crynitz^
(etwa V. der Grenitz?) gehört, dem es „der v. Ileburg*^ auf Senften-
berg in der Niederlausitz ,9abgenommen^ hatte. Letztrer Uberliess es
4406 um Geld an Land und Städte der Oberlausitz, welche das feste
Schloss („Haus^j daselbst sofort niederbrannten i^) . 4438 und noch
4455 besessen es, und zwar anfangs als v. Kamenzsches Afterlehn,
die V. Taubenheim (S. 54 2) . Wahrscheinlich sie verkauften Kosel nebst
Sella an das Augustinerkloster zu Dresden. Als diesem 4523 auf Be-
fehl des Königs (wegen Verweigerung einer Tttrkensteuer) beide
Güter genommen wurden, Uberliess sie der König (um 4500 Mark) an
Wenz. V. Schonburg auf Hoyerswerde, der sie nun seinen unehelichen
Söhnen gab, die sich davon „v. der Kosel^ (S. 3H) nannten. 4526
musste übrigens auf Verwendung Herzog Georgs von Sachsen dem
Augustinerkloster die Kaufsumme von 3000 fl. zurückerstattet wer-
den 1«) .
Wiednitz (1225 Witenicz, später Wittnitz) war 4225 nach
Kamenz eingepfarrt und daher gewiss zur Herrschaft K. gehörig.
Im 46. Jahrhundert besassen es die v. Helwigsdorf auf Grossgrabe
(S. 268).
Bernsdorf befand sich 4438 als v. Kamenzsches Lehn im Be-
sitz eines Hans Rede (?), Anfang des 16. Jahrhunderts aber in dem
derer v. Met%radJt auf Räkelwitz (S. 364) . Nach dem kinderlosen Tode
Jakobs v. M. ward es 4543 durch den Landvoigt an die v. LüUichau
auf Petershain (S. 343) verkauft.
Weiss ig (4492 und später Weysag, Weyssagk) gehörte wohl
ebenfalls zur Herrschaft Kamenz und nicht zu Hoyerswerde. 4506 — 9
war darauf Melch. v. Poster (S. 428), 4562 die v. Baudissin (S. 440)
gesessen, die es 4569 an die v. Panikau auf Prietitz verkauften.
Lieske (4453 Lessk, 4473 Lisgk) war ursprünglich wohl eben-
falls eine Afterlehn der Herren v. Kamenz und befand sidi 4 453 im
Besitz derer v. Luttäz auf Milstrich (S. 347), 1473 in dem derer
V. Bloschdorf Buf Ossling (S. 432). 4544 war Jochim v. Reichetütach
auf Lieske (S. 450) erblos gestorben , worauf das Gut vom Fiskus an
Wenz. V. Schahburg auf Hoyerswerde verkauft wurde, der es seinen
^ Klo 81, Oberlans. LandToigte. Mspt. II. 78 nnd Oörlitzer RathsiechnQngeii.
t«) A. Dresd. Loc. 9673.
4. Die Hemohaft Neschwitz. 563
Söhnen „v. der Kosel^ ttberliess. 1600 war Benno v. Helwigsdorf
(S. 268) daselbst gesessen.
4. Die Herrschaft Neschwitz.
Schon i 268 bei der Theilung der Oberlausitz ^) wird Neschwitz
unter den grossen Herrschaften aufgezählt« Deshalb fahrten auch die
V. Schreibersdorf (S. 489) , welche bereits damals und bis etwa i 575
dasselbe besassen, das Ehrenpr&dikat „Herr^. Viele der zugehörigen
Dorfschaften waren an Aftervasallen zu Lehn gegeben, weiche in
Kriegsgefahr sich bewaffnet bei ihren Lehnsherren einzustellen hatten,
und noch 1551 wird im Husterregister „die Mannschaft, in^s Gut
Neschwitz gehörig^ erwähnt'). — Wie weit sich aber diese Herr-
schaft ursprünglich erstreckt habe ; ist nicht so leicht zu ermitteln.
Manche der Vasallen werden sich auch hier , wie bei anderen Herr-
schaften geschah , im Laufe der Zeit von der Lehnspflicht freigekauft
haben. Wir glauben , dass die Herrschaft bei weitem grösser war,
als man vielleicht meint, dass sie nämlich auch Königswarthe
und Lohsa (an der kleinen Spree) umfasste. 4309 spricht Markgraf
Woldemar von Brandenburg von „der oder den Heiden^ des Luther
V. Schreibersdorf, des damaligen Besitzers von N. ') , was auf den
gleichzeitigen Besitz eines oder mehrerer anderer , mit Heiden ver-
sehener Guter schliessen lässt. Seit 4350 erscheint Königswarthe
und bald darauf auch Lohsa als zur Hälfte im Besitz derer v. Panne-
witz, während als Inhaber der anderen Hälfte auch nur die v. Schrei-
bersdorf aus dem Hause N. bekannt sind. Wir vermuthen daher,
dass die v. P. ihre betreffenden Hälften an jenen Dominien erst in-
folge einer Heirath mit einer v. Sehr, erhalten haben dürften. Wenn
unsere Annahme richtig ist, grenzte also die Herrschaft N. im Westen
an die Herrschaft Kamenz, im Norden an Hoyerswerde, im Nordosten
an Muskau. Infolge endloser Theilungen der Familiengüier unter
denen v. Sehr, und denen v. P., desgleichen infolge von Freikauf der
Vasallen verschwanden nach und nach die charakteristischen Merk-
male der grossen Herrschaft, und so ist Neschwitz nicht (wie Hoyers-
werde, Muskau etc.) eine ^Standesherrschaft^ geworden.
Das Dorf Neschwitz (4268Nyzwaz, später Neswaz, Neschwaz,
erst seit dem 46. Jahrhundert Neschwitz) hatte schon 4324^) eine
Kirche , welche ursprünglich Filial von Göda gewesen war, weshalb
4. 1) Cod. Lus. 92. 2) Lans. Mag. 1863. 889. Weinart, Rechte IV. 547.
3) Cod. Las. 193. ^) Ebend. 257. Theodericus plebanus in Neschwacz.
36*
564 UI. AbtMlmig.
bis zur Reformationsteit der jedesmalige Pfarrer zu Goda Collalor der
Pfarrei zu N. war^). Die Besitzer der Herrsdiaft wehnien bis 4454
in einem durchaus hölzernen , unansehnlichen, aber von Wallgräben
umgebenen Herrenhause. Auch das um das letztgenannte Jahr
neuerbaute Schloss war noch keineswegs ganz massiv , enthielt aber
eine besondre Schlosskapelle. Nach denen v. Schreibersdorf he-
sass 1 575 auf kurze Zeit Hans v. Schleinüz (S. 477] das Gut N. und
einige noch damit verbunden^ gebliebene Dörfer.
Pertinenzorte von N. waren ursprünglich Wietrau, Neudorf,
Holscha (l469Holyscho,Holliseho,HoIeschaw], 4 557 von denen v. Sehr,
auf Uebigau verkauft an Magnus v. Baudmm (S. 440], Holsch-
Dubraw (4587 Dubraw] , Quoos (4245 Kazowe, 4282 Gasowe,
4 532 Rquossow] , nach welchem sich* ein ritterlidies Geschlecht
V. Kazowe (S. 294] nannte, jedenfalls Aftervasallen derer v. Sehr,
auf N., und von welchem später 4473 Balthas. v. Sehr,, seit Ende des
45. Jahrhunderts aber die v. Planüx auf Radibor (S. 424) als Besitzer
erscheinen; Zescha (4357 Zschetschow, 1537 Gzeschau), Lomske,
Lissahora, Doberschitz, nach welchem sich ein ritterliches
Geschlecht v. Doberschitz (S. 447], noch 4484 Vasallen derer
V. Schreibersdorf, benannte, welches Dorf aber 4503 wieder denen
V. Sehr, auf Uebigau selbst gehörte; Rosenthal, von weichem
4350 Joh. V. Doberschitz drei Hufen an den Pfarrer Johann zu Neu-
kirch fdr das Hospital bei Eamenz und 4506 den Übrigen Antheil
Caspar V. Sdir. auf Neschwitz an Marienstem verkaufte*); Laske
(Lasska) , woselbst 4 538 Valent. v. Pannewitz zu Königswarthe Bauern
an Christoph v. Botberüz auf Pietschwitz veräusserte, und dessen
Besitzer 4567 Joh. v. Baudissin war; Jessnitz (Jessenitz) , dessen
Wald 4458 Albr. v. Sehr, auf Neschwitz an Marienstem überliess,
und in welchem noch 4544 Joach. v. Sehr, auf N. 4 Bauern an die
V. Metzradt auf SchmöUn verkaufte, während es 4572 — 95 demCasp.
v. Poster (S. 429] gehtHrte; Lauske, das noch 4538, PuschwMtz,
das noch später , und Pannewitz, das ebenfalls noch 1424 denen
v« Sehr, gehörte; Guhra, nach welchem sich ein von Anfang des
14. bis Mitte des 45. Jahrhunderts voriLommendes Adelsgeschlecht
v. Gor (S. 249) benannte; Krinitz und Uebigau (4473 Obegow,
4503 Ebego], auf welchem eine Nebenlinie derer v. Sehr, auf N. ge->
sessen war.
Königswarthe (4350 Conigswarte] erhielt seinen jetzigen
fi) T. Weber, Aieh. f. d. sichs. Gesch. V. 87. •) A. MStem No. 117. 215.
4. Die Henschaft Neschwitz. 595
deutschen Namen (wendisch Rakecy, d. h. Leute des Rak , d. h. ELrebs)
jedenfalls zwischen Mitte des 42. und 13. Jahrhunderts, wo der Ort
mit seinen Zugehörungen wahrscheinlich Domäne der damaligen Lan-
desherren, der Könige von Böhmen, war, und mag von diesen später
ebenfalls an die Besitzer von Neschwitz zu Lehn gegeben worden
sein. Seit Mitte des 44. Jahrhunderts gehörte, wie schon erwähnt,
die Hälfte davon mit dem Haupthofe denen v. Pannewita (S. 408),
die andere denen v. Schreibersdorf auf Neschwitz , welche , als si^
Mitte des 45. Jahrhunderts eine besondere Linie dahin übersiedelten,
auch einen besonderen Hof daselbst erbauten. Nach und nach theilte
jede dieser Familien ihre Hälfte abermals, so dass es im 46. Jahr-
hundert vier verschiedene Antheile mit ebensovielen Höfen oder
wenigstens Behausungen daselbst gab. 4540 verkaufte Valentin
V. P. seine „Behausung'^ an Melchior v. Tsckimhaus (S. 584), der
sie aber nur kurze Zeit besass und 4545 seinen „Antheil an K."
an Hans v. Mühlen (S. 373) abtrat, der ihn 4555 wieder an di^
V. Penzig (S. 420) Uberliess. Den andern v. Pannewitz'schen Antheil
mit dem „Hauptgut'^ veräusserte 4550 Michael v. P. an Valentin
V. Hennigk. Dieser erwarb bald darauf auch den einen v. Schreibers-
dorfschen Antheil, verkaufte aber 4558 beide an die v. Petschen
(S. 420). Diese beiden Antheile gelangten 4597 an Hans Christoph
Y. Ponikau auf Pulssnitz, der noch übrige v. Schreibersdor&che aber
vor 4600 an Georg v. Göda (S. 248) und nach des Letzteren Tode
ebenfalls an den v. Ponikau , der endlich (vor 4 626) auch noch den
V. Penzig'schen Antheil erwarb und so alle Gutstheile vereinigte.
Zum Dominium Königswarthe gehörten ursprünglich Neudorf
(4350) , Eut rieh (4507 Ewtrioht, Edrioh) , beide v. Pannewitzisch,
Truppen (Troppen], 4556 von Hans v. Sehr, auf Niedergurig ver-
kauft an Joach. V. Sehr, auf Neschwitz ; Commerau noch 4554 bei
denen v. Sehr, auf N. , 4644 aber von Hans Christoph v. GiSda ver-
kauft an Christoph v. LuttU»; Wart he Mitte des 45. Jahrhunderts
einem Heinr. v. Gor (S. 849) , seit etwa 4530 denen v. Luttiiz ge-
hörig; Grosssärchen (4440 Sare, 4476 Serichen), im 45. Jahrhun-
dert getheilt zwischen denen v. Gor und denen v. Koseritz (S. 342),
4504 im Besitz des Albr. v. Sdir. auf Lohsa; Mortke (4359 Mordkow,
4546 Mortkau), 4359 ein Gut derer v. Pmnewüz auf Uhyst (S. 409),
4440 aber derer v. Sehr, auf N. , die es 4568 an ihre Vettern auf
Lohsa verkauften; Steinitz, schon 4440 denen v. Sehr, und zwar
mindestens seit 4 455 denen auf Königswarthe gehörig, von welchen seit
Mitte des 46. Jahrhunderts ein besondrer Zweig zu Steinitz gesessen
566 in. Abtheilnng.
war; Koblitz, mindestens seit Anfang des 46. Jahrhunderts hef
denen v. Sehr, auf N. ; Weissig (Wissagk, Weyssag) , 1481 als
Afterlehn derer v. Sehr, auf N. und Lohsa denen v. Doberschitz
(S. 448), 1492 und noch 1600 denen v. Göda (S. 247] gehörig.
Wie schon erwähnt, war auch das Dorf und Gut Lohsa (1416
Laze, 1469 Lasse, 1484 Lazowe, 1498 Lasso, seit dem 16. Jahrhun-
dert Loss , wendisch Laz] nebst seinen Pertinenzen zwischen den Fa-
milien V. l^nnewitz auf Königswarthe und v. Sehr, auf N. getheilt.
Wahrend von Ersteren schon 1397 eine besondre Linie auf Lohsa ge-
sessen war, zweigte sich von Letzteren erst um 1467 eine solche da-
hin ab. Wie es scheint, verkauften die v. P. einen Antheil ihrer
Hälfte an die v. Gersdorffa. d. H. Gersdorf (S. 200), welche seitdem
eine besondere Linie Lohsa bildeten. So gab es also auch hier drei
verschiedene Herrschaften.
Von den zugehörigen Dörfern besassen die v. Pannewitz Weiss-
kolmen, wo sie später wohnten, Ratzen, Merzdorf (1511 Mar-
tensdorf) , N e y d a (1 509 Neyd , 1 538 Neyden) , die v. Schreibersdorf
dagegen Antheil an Weisskolmen, ferner Dreiweibern, von
welchem 1540 die v. Petschen auf Königswarthe einen Antheil er-
warben, den sie 1567 an Nie. v. Muschwüz (S. 375) verkauften, des-
gleichen Kolpen, Driebitz und Litschen, Lippen, Frie-
dersdorf, von welchen drei letzteren Dörfern Mitte des 16. Jahr-
hunderts die V. Göda Antheil erlangten.
5. Die Herrschaft Muskau.
lieber die älteste Geschichte derselben sind bis auf die neueste Zeit
sehr verkehrte Ansichten verbreitet worden, so vor allem, dass sie ur^
sprttnglich nicht zur Ober-, sondern zur Niederlausitz gehört habe^).
Vielmehr wird schon 1091 der später zur Herrschaft M. gehörige
Burgwart T sehe 1 in (Schilani) ausdrücklich als gelegen im Gau
Milsca , d. h. in der nachmaligen Oberlausitz , bezeichnet. Ferner
ward 1272 wegen des ebenfalls zu M. gehörigen Dorfes Schleife
(Ziepe) zwischen den Landesherren der Oberlausitz und dem Bischof
von Meissen ein Abkommen über den Neulandzebnten getroffen.
Desgleichen stellt die ihrem Ursprünge nach sehr alte Meissner Bis-
5. ^3 Chritt. O. Langer, die St. AndxeMkirche zu Mastkau nebst histor. Naehr.
Ton der gesammten Herrschaft Mosskan. Bndissin 1788. Wiesand, staatsrechtl. Ver-
hiltniss der Oberlansitz 133. Köhler, Die freie Standesherrseh. H., Laus. Biagtz.
1858. 206 flg.
5. Die Hemelutft Muskau. 567
thums-Matrikel Muskau mit 6 Gr. Bischofszins unter die Propstei zu
Budissin^). Auch die oberlausitzische Theilungsurkunde von 4268
erwähnt M.als zum 9,Lande Gdrlitz^ gehörig, freilich nur in Gestalt
eines Schreibfehlers. Dieselbe besagt nttmlich unter anderem, dass
die Grenze gehen solle ^von der Spree aus entlang den Weg, der
da heisst Musatenstic bis zum Dorfe Gablenz und gradaus bis an
dieNeisse**. Die Erwähnung des westlich bei H. gelegenen Gablenz
(Gabelenze) lässt es auch uns als unzweifelhaft erscheinen y dass statt
„semita Musatenstic^ zu lesen sei „Muscatensis*^ oder ähnlich , d. h.
die Muskauer Strasse ^) . Schon damals also erstreckte sich die Herr-
schaft M. von der grossen Spree bis zur Neisse. Nur die auf dem
rechten Neissufer gelegenen Vasallengttter Zibelle etc. gehörten
ursprünglich zur Niederlausitz und zwar zur Herrschaft Triebel ^) .
Der Ort Muskau (1364 Muskow, meist aber bis selbst in's 16.
Jahrh. Moskow, Mosskaw) wird 1361 als „Feste^ bezeichnet, d. h. es
war zunächst eine mit Gräben und Zugbrücken versehene Wasser-
burg. Die förmliche Verleihung des Stadtrechts erfolgte erst 1 452
unter den Herren v. Biberstein. Wer Ort und Herrschaft vor Mitte
des 14. Jahrh. besessen habe, weiss man nicht. Jedenfalls befindet
sich unter den 1268 in der Theilungsurkunde aufgeführten Namen
der grossen Vasallen auch der des damaligen Inhabers von M. 1361
ward M. von Bote v. Ileburg (S. 277) , allerdings einem Niederlausitzer,
seiner mit Heinr. v. Kiiüüz (S. 295) verheiratheten Tochter als Aus-
steuer mitgegeben. Die Söhne Heinrichs v. Kittiitz verkauften es vor
1390 an Hans v. Penzig (S. 415) , dessen Nachkommen vor 1444 an
Wenzel V. Biber stein aufSorau (S. 123). Als 1551 diese Linie der
Herren v. Biberstein erlosch, verpfändete Kaiser Ferdinand I. die an
ihn gefallene Herrschaft zuerst an Markgraf Georg Friedrich v. Bran-
denburg (1556), verkaufte sie aber 1558 an Fab. v. Schönaidi (S. 482).
Nach dem kinderlosen Tode von dessen Neffen fiel sie abermals an die
Krone, von der sie 1597 Wilh. Burggraf v. Dohna erwarb. — Erst
unter denen v. Scfaönaich und den noch späteren Besitzern kamen die
alten Vorrechte der oberlausitzischen Standesherrschaften audi
für M. zu voller Entwicklung. Sie bestanden in der Obergerichts-
barkeit nicht nur über die nach und nach auf 36 angewachsen^
Dörfer, sondern auch über die Besitzer der (6) Vasallendörfer jenseits
der Neisse, welche vor dem „Hofgericht** zu M. Becht nehmen muss-
S) Cod. Saz. n. 1. 41 und 176. Lauf. Magazin 1834. 382. 8) Cod. Lhb. 93.
Laus. Mag. 1777. 328. 1830. 462. «) Worbs, ArehW 186 Anmerk. 204.
568 ni- AbtMteDff.
teo, sowie in einem besonderen Gonsisloriiun. — Da von den Dörfern
der Herrschaft nur sehr wenige zu Lehn ausgeihan waren, haben wir
dieselben auch fast gar nicht erwähnt gefunden. — Zu Schleife
war 4399 — 4419 ein Heiase v. KöcheriU gesessen, dodi wohl als
Vasall von M«, der den GitaiiUem ^grosse Ehre geihan vor Kotibus in
der Heerfahrt 4399"". — Zibelle (4478 Tsebelle) gehörte, ebenso
wie Rosenits und Zilmsdorf (Gztlmersdorf) mindestens von 4415
bis Ende des 46. Jahrhunderts denen v. Briesen (S. 444) , als Lehn
von Triebel, welches die v. Biberstetn ebenfalls besassen.
6. Die Herrschaft Penzig.
Zu der alten ^Feste^ Penzig (N. v. Görlitz; Penc»k, Pentzigk),
dem Stammsitz der seit 4244 vorkommenden und schon 4268 zu den
grossen Vasallen gezählten Familie v. Pen»ig (S. 442), gehörten wohl
von jeher ausser dem Dorfe Penzig selbst Grosskraoscha, Deschka,
Zentendorf auf demlinken, sowie Langenau, Schtttzenhain und
Niederbiela auf dem rechten Ufer der Neisse. Da verpfitodete 4324
Herzog Heinr. von Jauer den damaligen Herren v. P. ^alle seine Rechte,
die er auf ihren Gütern habe^ ; hierdurch erhielten Erstere ausser
den landesherrlichen Gefallen gewiss audi die Obergerichtabarkeit
und die Freiheit von der Bete, die sie in der That spater besassen.
kurz alle die Vorrechte der Herrschaftsbesitzer, falls sie dieselben
nicht schon früher inne hatten. 4329 überliess ihnen König Johann
auch noch den Niessnutz der gesammten Görlitzer Landesheide
und den dritten Theil von den Einkünften aus den Heidedörfem, des-
gleichen 1395 Herzog Johann von Görlitz das volle Grundeigenthum
über den Theil der Heide zwischen der Neisse und der kleinen
Tzschime, der von da an die Penziger Heide hiess. Obgleich nun
die Herren v. Penzig ihr Nutzungsrecht über das östliche Drittel der
Heide zwischen der grossen Tzschime und dem Queiss, das zum
Weichbild Lauban gerechnet ward, 4406 an die v. Rechenberg ver-
kauften , verblieb ihnen dennoch ein sehr umftinglieher Grundbesitz,
der besonders durch die vielen in der Heide angelegten Eisenhammer
nutzbar wurde. Jedoch durch vielfache Theilnngen zwischen den ein-
zelnen Linien der Familie verarmt, verkauften sie 4494 und 4492 all
ihre Güter sammt ihren Anrechten aef die Heide (um 6400 und 4900 fl.
Ungar.) an die Commun Gürlü%. Diese erwarb 4499 auch noch das
Grundeigenthum über den mittelsten Theil der Heide, die sogenannte
königliche Heide zwischen der kleinen und grossen Tzschime, und
brach 4544 ^den Penzig*^, das alte Sdiloss, ab. Zwar verlor die Stadt
6. Die HemohAft Penzig. 569
4547 durch den PDnfall auch diesen ganien Gtttercomplex, kaufte ihn
aber 4553 von der königlichen Kammer wieder zurOck.
Als zu Penzig gehörig werden bei dem Verkauf (4494) aufgezählt
folgende Dörfer: Deschka, Grosskrauscha (4444 Krusche),
welches 4557 von Görlitz an Benno v. Salza auf Rengersdorf (S. 470)
verkauft ward.
Desgleichen Zentendorf(4444 Czentindorf). Dies scheint in
älterer Zeit in zwei Antheile zerfallen zu ,sein , von denen der eine
wohl frühzeitig von den Herren v. Penzig verkauft worden war. Der-
selbe befand sich schon Ende des 44. Jahrhunderts im Besitz eines
jungen v. Gersdorff^, nach dessen kinderlosem Tode König Wenzel
das heimgeCallene Lehn dem Landvoigt Hinko v. der Duba schenkte ;
dieser aber verkaufte es 4447 an Albr. v. Grisüau (S. S54), der es
noch 4434 besass. Vor 4492 finden wir ^ diesen Antheil bei denen
V. Gersdorffmf Rudelsdorf (S. 845), die ihn 4530 an Wolf v. Nostitz
auf Uilersdorf (S. 394) verfiusserten. Als dessen zweiter Sohn Hans
4559 kinderlos starb, fiel dieser Antheil vcm Zentendorf an den£af>er,
der ihn dem Grafen v. Thum, Erblandhofmeister in Krain, schenkte.
Von diesem kaufte das Gut 4560 Hans v. Temritz auf Diehsa, dessen
Sohn Heinrich es 4589 zum Theil und 4595 völlig an den Rath zu Gifr^
lüz verkaufte ^) , welcher den anderen bei der Familie v. Penzig ver-
bliebenen Antheil schon 4494 erworben hatte.
Langenau(4876 Langenowe ^ . Auch von diesem grossen Gute
besassen die v. Penzig spater nur das Ni ede rdo r f ; da sie aber das
an das Oberdorf angrenzende SchtttKcnhain ebenfalls inne hatten , so
liegt die Vermuthung nahe , dass sie Oberlangenau verkauft hatten.
Auch in dem Niederdorfe veräusserten sie immermehr herrschaftliche
Rechte. ^ schuldeten dem Budissiner Domherrn Joh. Punzel 96 Mark
und hatten ihm dafUr den Zins von 8 Bauern ihres Dorfes überwiesen.
Diese 8 Mark Jahreszins schenkte Punzel 4382 dem Kreuzaitar in der
Kirche zu Penzig'), welchem 4399 die Herren v. P. auch noch 4 Mal-
ter Korn wie Hafer Bisohofszehnt ttberliessen. So entstand der Dorf-
antheil, die Altarleute genannt, welchen Gifrläz 4494 besonders
erkaufte. — Einen andern Theil des Niederdorfs mflssen die v. P.
schon vor Mitte des 45. Jahrtiunderts an den Görlitzer Barger Hieron.
Proffen verflussert haben, der ihn 4452 (Belehnung 4454) wieder an
6. 1) Drkanden-Ven. DI. 240k. Laus. Magu. 1774. 147. 162. ^ Ender,
^^Lansena« im Ooil. Kreise", Laus. Mag. 1868. 99 flg. 3) Laos. Magaz. 1771. 279.
Urk.-Verz. I. 114.
570 lU. Abtheilang.
Casp. ▼. NosUtz auf Tschocha (S. 396) verkaufte. Diesen Aniheil er-
warb 1540 der Görlitzer Bttrger Hans Prentzd (S. 482) und kaufte
4 520 vom Rathe aucli noch die Altarleute hinzu. Die Erben seines
Sohnes aber ttberliessen 4583 beide Antheile wieder an den Roth,
Einen dritten An theil hatte Nicol. v. Penzig, der auf Langenau wohnte,
seinem Schwiegersohne Christoph v. Talkenberg (S. 54 4) überlassen,
der ihn aber 4494 ebenfalls an Görlitz abtrat. Desgleichen hatten
4490 die v. P. noch Gefälle aller Art auf Langenau an die v. Nostäx
verkauft, so dass also 4494 nur noch ein kleiner Rest des Niederdoris
an Görlitz gelangte. — Das Oberdorf gehörte 4276 einem Hozerus de
Langenowe, der als Schiedsrichter zwischen Heinr. v. Baruth und dem
Bischöfe von Meissen vorkommt^). Vor Mitte des 44. Jahrhunderts
besassen Görlitzer Bürger Zins daselbst, den sie aber wieder an
Adliche verkauft hatten. Vielleicht kam hierdurch ein Zweig derer
V. Gersdorff in den Besitz des Gutes; wenigstens erscheint zuerst
4384 ein Heinr. v. Gersdorff zu L. (S. 227) gesessen. Nach dem kin-
derlosen Tode seines Sohnes Gzaslaus Mitte des 45. Jahrhunderts setz-
ten sich die v. Gersdorff auf Baruth (S. 235) in den Besitz des Dorfes,
verkauften es aber 4493 an den schon genannten Hieron. Proffen. Von
diesem muss das Oberdorf entweder Hans ^Frentzel oder der Rath
von Görlitz erworben haben ; seit 4583 beßass letztrer das gesammte
Dorf.
Schützenhain. Auch von ihm scheinen die v. Penzig frflh-
zeitig Theile und zwar an Görlitzer Bürger verkauft zu haben. Mit
einem solchen Antheil wurden 4 486 die Brüder Georg, Leonhard und
Ludwig Kromer^ die* es von ihrem Vater Leonh. Kr. ereii>t hatten,
(vom Landvoigt) belehnt^). Noch 4494 verkaufte der Rath zu Gdrlilx
seinen so eben von denen v. P. erworbenen Antheil an Hans Wolff^ .
4540 gehorte ein Antheil Lorenz Hermann y der ihn von Georg Richter
erworben '') . Bald darauf kaufte ihn Hans Frentzel, von dessen Erben
ihn 4583 die' Stadt Görlitz zurückerwarb.
Nieder- (früher Wendisch-) Biela (Bele) gehörte stets un-
mittelbar unter Penzig.
To'rmersdorf (Thormersdorf). Wenn wirklich ein Georg v.
Maxen, der 4430 es mit Strassenrttubern hielt ^), zu Tonnersdorf ge-
sessen war, so muss er das Gut von denen v. Penzig zu Lehn gehabt
haben. 4490 verkauften Letzlere denen v. Nostitz auf Rothenburg
4) Cod. 8ax. I|. 1. 186. 6) Urknnd.-Ven. II. 154. «) EbendM. HI. 11.
7) N. Script, rer. lus. III. 58. «) Laos. Mag. 1839. 190.
7. Die Hemofaaft Baruth. 57 t
auch zu T. 4 Malter Hafer und 1 Schock Geld, welchen Zins diese
Familie auch noch das 46. Jahrhundert hindurch besass, wahrend das>
Übrige Dorf seit 4494 dem Rathe zu Görlüg gehörte.
Zoblitz (4399Czobolesk, 4 490 Gzobiisk, 4543 Gzobeloss). Aus-
ser dem von Görlitz 4494 erworbenen Antheile gab es noch zwei an-
dere. Auch hier hatten 1490 die v. Pienzig denen v. Nostitz 25 Schef-
fel Hafer und anderen Zins verkauft. Wohl dieser Antheil war es,
den 4494 die v. Kottwitz „zu Zoblitz^ (S. 345) besassen, und von
dem Letztere die eine Hälfte 4525 an Peter Emmerich in Görlitz (S.
478) und 4530 auch die andere Hälfte an die v. Haugwüz auf Sänits
(S. 265) veräusserten. Letztere besessen diesen Antheil noch Ende
des 46. Jahrhunderts.
Ebenfalls an Görlitz gelangten 4494 die Penzigschen Dörfer Rau-
sche, Stenker, Schnellförtehen (1394 Snellenfort) , Neu-
dörfel, Mtthlbock und das zum Weichbild Lauban gehörige
Rothwasser.
7. Die Herrschaft Baruth
wird als solche schon 4 268 ausdrücklich bezeichnet und erhielt die
mit einer solchen verbundenen Vorrechte der Obergerichtsbarkeit
und der Freiheit von der Bede 4353 ausdrücklich neubestätigt ^) .
Dennoch hätten die Besitzer im 45. und 46. Jahrhundert wegen der
Obergerichte viel Streit mit Görlitz , in dessen Weichbild der grösste
Theil der Herrschaft lag. Das alte mit Thurm und Graben versehene
Schloss, schon 4349 als castrum bezeichnet, erhielt 4382 eine eigne
Schlosskapelle, deren Kaplan zugleich die Gerichtsschreiberei
für die ganze Herrschaft zu besorgen hatte ^) . Besitzer der letzteren
waren mindestens seit 4234 — 4354 die Herren v. Baruth[[8. 406),
seitdem die Herren v. KiUUtz (S. 295), welche sie 4406 an Nicol. v.
Gersdarff^ genannt Bock , verkauften. Seitdem ist sie während des
Mittelalters bei der Familie v. Gersdorff (S. 232) verblieben.
lieber die ursprünglich zugehörigen Orte erhalten wir bis 4 527
fast gar keine Nachricht. Bei der Gesammtbelehnung der sieben Söhne
Christophs V. Gersdorff auf Baruth in jenem Jahre werden als solche
Pertinenzorte verzeichnet : Briessnitz (Bresowitz), Buchwalde^
woselbst einer jener Brüder, Georg v. G., gesessen war'), Du-
7. i)God. Lds. 94. Laqb. MAgazin 1780. 78 flg. >) Urkund-Verz. I. 113.
S) Ein Antheil Ton Bachwalde sebetni nloht zu Hemcb«ft gehört oder sich zeitig
freigekanft zq haben. Schon 1435 gab Caspar ▼. Lutlifo zu Gnttan einem tJnterthanen
572 in. AbtheUung.
brauke mit Vorwerk, Neudörfel, Kleinsaubernitz, halb
Weigersdorf (4334 Wigmaodisdorff, 4M9 Winekelmannsdorff,
WinkmaDDsdorff, 45S7 Weygesdorf, 4589 Wetchmannadorf), Mttcka
(Micke, Mickaw), woselbst ein andrer Bruder, Gotschev. G., geses-
sen war, Tauer (Tawer), Kleinradisch, Neudorf minder Heide*^
(Newendorf], Creba (Krebe), für welches Christoph v. G. 4490 vom
König einen Afarkt erwirkte, Zschernske (Gzemiessky) , Cosel
(4490 die Kossei), Stannewitsch (Stanewisch j .
Nioht minder gehörten ursprünglich eu Baruth die Güter Oelsa
(4403 die Olse, die Geisse), Forstgen, Leibchen (Lipche) und
die andre Hälfte des schon erwähnten Weigersdorf. Diese Dörfer
hatten die Herren v. Kittlitz an die v. Temrüz (S. 544) verlehnt und
sich beim Verkauf von Baruth diese ihre Lehnsherrlichkeit vorbehal-
ten. 4449 aber kauften sich die v. Temrüz (und ein Hans Gieyne für
halb Weigersdorf) von derselben los und wurden dadurch unmittel-
bare Vasallen der Krone. Schon 4334 wird als Inhaber von Weigers-
dorf Petrus de Wigmandisdorff erwähnt *) .
8. Die Herrschaft Seidenberg^).
Als sicher darf gelten, dass unter jenem ^Moos in Zagoad, qui
Syden vooatur^, den 4488 die Bischöfe von Meissen y^nebst etlichen
anderen Gutem daselbst'^ schon seit langer Zeit (nos et omnes ante-
cessores nostri) „in freiem Besitz'^ hatten^), das jetsige Seiden-
berg zu verstehen sei. Irgend ein böhmischer Herrscher dürfte also
diese zu dem böhmischen Gau Zagost gehörigen Ländereien einst dem
Bisthwn Meissen geeignet haben. Eben so sieher ist , dass zu diesem
bischöflich meissnischen Besitzthum Seidenberg jene ganze Land- oder
vielmehr Waldstrecke gehörte , auf welcher im Laufe der Zeit nicht
nur die Burg und Stadt Friedland, sondera auch eine grosse Menge
Dörfer erst neu angelegt wurden. Denn all diese Ortschaften verblie-
ben nicht nur in territorialer Hinsicht Bestandtheile der Herrschaft S.,
sondern standen auch in kirchlicher Hinsicht unter dem erzpriester-
liehen Stuhle zu S. Noch Mitte des 4 3 . Jahrhunderts scheint sich jenes
zu B. Gnnst tu einem Ziniverkatif an die Klnhe au Göd«, and vor 1482 liatle derselbe
Unterthanen so B. «n einen Peter MartchaHl verkauft; da der X4aQdvolgt jeUt diese «la
lediger Hand^' fand, verkaufte er sie an den Rath zu BimÜmM, der sie im Pönfall Terlor,
worauf sie Christoph t. Gersdor/T erhielt (Urk.-Verz. II 147d. Laus. Mag. 1835. 130).
«) Cod. Lus. 304.
8. 9 [Klos s] Histor. Nachr. Ton Seidenberg. 1762. Mende, Chronik Ton Sei-
denberg. 1867. 2) Cod. Sax. U. 1. 62.
8. Die Hemelu^ Seidenberg. J^IZ
Gebiet in bisehöfliehem BesiUs befiroden lu haben; so wenigstens
verstehen wir den Anfang der bekannten Grenaurknnde von IUI ^).
Bald darauf aber gelangte dasselbe^ wir wissen ni<^t weshalb, wieder
an die böhmische Krone zurttek , welche es soerst an die Herren v.
MicheUberg (S. 370), 1278 aber an Rulko v. BAerstein (S. \M) zu
Lehn gab. Schon in dem letztgenannten Jahre führte übrigens die
nunmehrige „ Herrsehaft ^ ihren Namen nicht mehr von Seidenberg,
sondern von dem inzwischen entstandenen Friedland , woselbst seit-"
dem die Besitzer residirten. Während die Herrsdiaft selbst nur eine
einzige war, galt doch spater S. als zur Oberlausitz, Friedland als zu
Btfhmen gehörig. Zwar weigerten sich Anfang des 46. Jahrhunderts
die Herren v. Biberstein, für S. mit der Oberlausitz ^zu leiden^,
d. h. zu steuern ; allein der oberlaus. Landstand erwies , dass es von
Alters her zu ihrem Lande gehörte. Und so entschied 4544 Kaiser Fer^
dinand I., dass das Städtlein S. und die übrigen v. Bibersteinschen
in der Oberlausitz gelegenen Ortschaften auch mit der Landschaft
dieses Markgraftfaums zu leiden haben sollten. Nach Aussterben der
Friedlandschen Linie der Herren v. Biberstein (4554) betrachtete
Kaiser Ferdinand die Herrschaft als heimgefallnes Lehn und verkaufte
sie 4558 an den Freiherm Friedr. v. Rüdem (S. 448). Da sich später
Christoph von Rädern an dem böhmischen Aufstande betheiligt hatte,
so wurde nach der Schlacht am weissen Berge auch er geächtet und
seine Güter confiscirt. 46S2 verkaufte Kaiser Ferdinand H. die in
Böhmen gelegenen Güter desselben , als „ Herrschaft Friedland '^f
an Albr. v. WcUdstein. Die landesherrlichen Rechte über die in der
Oberlausitz gelegnen Güter des Herrn v. Rädern aber gelangten 4623
an Kurfürst Joh. Georg I. von Sachsen, Dieser nun veriLanfte 4626
den oberlaus. Theii der einstigen Herrschaft Friedland, als besondere
„Herrschaft Seidenberg^, an Freih. Christoph v. NosUt^^].
Den Mittelpunkt der gesammten Herrschaft Seiden berg bildete
ursprünglich das Dorf dieses Namens mit seiner Burg auf dem Burg-
berge, von welchem wir glauben, dass er, wie fast alle die Burgberge
in der Oberlausitz, nichts als eine Erdschanze gewesen sei. Nicht auf
S) Ebend. II. 1. 42: A NIm eontri Poloniam etc. «} Christ. Knaathe G,Von
den Standethemchaften in der Oberlausitz** Mspt. Odrlitz) erzählt , all Friedland ati
Waldstein gekommen , habe niemand gewmat , welehee die Grenze zwischen Friedland
nnd Seidenberg sei. Die Orenscommistion habe daher die Edelleute der YasallendÖrfer
gefragt) ob sie zo Böhmen oder zur Oberlausitz gehdren wollten. Die meisten hitten
sieh zn Böhmen gehalten. So sei .'z. B. Weigidorf halb böhmiseh, halb sächsisch ge-
worden.
574 ni. Abtkeilimg.
diesem Burgberge, sondern in einem Hofe des Dorfs werden daher in
ältester Zeit die bischöflich meissnischen, spttter die Bibersteinschen
Voigte gewohnt haben. Vor 4 488 hatte sich erst Conrad, dann sein
Bruder Burchard y.KiUlitx (S. S93), wie es scheint, aus einem nneiss-
nischen Voigte zum selbständigen Besitzer der Herrschaft machen
wollen. Das alte Michaeliskirchlein neben dem Burgberge war
ursprünglich jedenfalls die Kirche, in welche die ganze Umgegend
weit und breit eingepfarrt war; der dasige Pfarrer war der Erzpriester,
dessen Sprengel sich südlich bis Friedland, östlich bis Friedeberg am
Queiss erstreckte. Da wurde, wahrscheinlich erst im 14. Jahrhun-
dert , auf der Flur des Dorfes S. eine neue stadtische Ansiedlang ge-
gründet, welche nun als Stadt S. von dem Dorfe AI t-S. unterschie-
den ward. Fortan wohnte nun der herrschaftliche Voigt oder Haupt-
mann und der Erzpriester in der Stadt S. ; Alt-S. aber ward an
ritterliche Mannen zu Lehn ausgegebene^).
Welche oberlausitzischen Dörfer ursprünglich zur Herrschaft S.
gehört haben, ist schwer zu bestimmen. Wie sich 1422 Niool. v. Gers-
dorff auf Tauchritz (S. 213), Lehnsmann der Herren v. Biberstein,
von diesen seinen Lehnsherren „aller Dienste und Erbhuldigung^ los-
kaufte und sich „an die Krone Böhmen kor*^, und wie sich im Laufe
der Zeit nachweislich eine Menge andrer Seidenbergscher Vasallen
von ihrer Lehnspflicht befreit haben , so dürfen wir annehmen , dass
mindestens die unmittelbar um S. gelegenen und noch dahin einge-
pfarrten Ortschaften ursprünglich Vasallendörfer der Herrschaft ge-
wesen sein werden.
A'ltseidenberg. Die Görlitzer Entscheidbücher berichten,
dass 1396 Jone v. Gersdorff auf Badmeritz nadi langem Streit ver-
glichen worden sei mit Jone v. Gersdorff auf Kuhna „um die halbe
Stadt Seidenberg^. Dieselbe hatte bisher dem auf Kuhna gehört,
der auch mancherlei daselbst gebaut ; jetzt sollte ihm der auf Bad-
meritz (S. 203] dafür geben 131 Mark und die aufgewandten Bau-
kosten ersetzen ^] . Allgemein bezieht man diesen Vergleich nicht auf
die Stadt S. , sondern auf das Dorf Alt-S. , das damals vielleicht noch
in enger Beziehung zur Stadt stehen mochte. Dann könnte vielleicht
auch die Notiz von Wiesner's Laubaner Annalen, dass Gasp. v. Gers-
S) Die erste urkundliche Erwähnung der se des Seldenherg faUt in das J«hr 1307
(Cod. Sax. II. 1. 269), begründet aber Ut sie gewiss sehen im 12. Jahrhundert. Die
«rste Erwähnung der Stadt S. fäUt in das Jahr 1331. Bin „Hannos, Voigt von Sidin-
berg« wird 1388 bei einer Grenzberminung genannt (A. MStem No. 187. Vgl. Schon-
fei der, MThal 79). 6) Laus. Mag. 1772. 300.
8. Die Hemohaft Seidenberg. 575
dorff^ Bttrgermeister zu Lauban , und Peter Goldener , ebenfalls zu
Lauban, U02 „das Stadlern S. um 450 Mark'' gekauft halten, dahin
verstanden werden, dass Jone v. Radmeritz seinen Antheil an S. dem
Gasp. y. Gersdorff überlassen habe. Bald darauf muss der Besitzer
von Ait-S. auch Niederrudelsdorf erworben haben. 1454 erhielten
die Brüder v. Gersdorff auf Tauchritz (S. 2i4) die Anwartschaft auf
die Güter des kinderlosen Nicol. v. Gersdorff auf Niederrudelsdorf,
zu denen Aitr-S. gehörte. Bei der Gesammtbelehnung derer v. Gers-
dorff auf Tauchritz im Jahre 1492 wird ausdrücklich mit aufgezählt
„Ait-S., die Hälfte, die an der Kirche Uegt^. Infolge brüderlicher
Theilung kam es darauf an die Leuba^sche Nebenlinie des Gersdorff-
schen Stammhauses Tauchritz, von der es 1563 an Berndt v. Gersdorff
aus der anderen Nebenlinie Rudelsdorf (S. 217) verkauft ward. Aus
jener Urkunde von 1492 ergiebt sich deutlich, dass die v. Gersdorff
nur die Hälfte von S. besassen ; möglicher Weise war dies dieselbe
„Hälfte'', die sich schon 1396 in ihrem Besitze befand. Ein andrer
Antheil gehörte zu derselben Zeit denen v. Tschimham auf Ebersdorf
bei Seidenberg (S. 518). 1418 gelobte Nikol. v. Tsch. , „aus seinen
Gütern zu Alt-S. im Weichbild zu Görlitz anderthalb Hundert Mark
Gr. seiner Schwester zur Abentrichtung väterlichen Erbtheils''
zu geben, und noch 1490 hatten die v. Tsch. einen Theil von Alt-S.
inne. Wahrscheinlich kam dieser Theil später zugleich mit Ebers-
dorf an die V. Bindemann (S. 126), welche 1520 — 50 mehrfach mit
„4 Hainen und einem Wasserlaufe zu Alt-S.'' belehnt wurden.
Rudelsdorf (1332 Rudilsdorff) muss schon Anfang des 14.
Jahrhunderts aus dem Lehnsverband mit Seidenberg getreten sein.
4332 besass daselbst ein Görlitzer Bürger Peter Martin 8 Mark Zins,
die er von seinem Vater geerbt , und die ihm „der König" zu Lehn
gereicht hatte. Zeitig muss das Dorf in ein Nieder- und Obergut ge-
theilt worden sein. Ersteres gehörte bereits in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts denen v. Gersdorff. Nach Nickels v. G. kinder-
losem Tode gelangte es (wie Altseidenberg) an die Gebr. v. G. auf
Tauchritz, von denen Georg Stifter der Nebenlinie Rudelsdorf (S. 216)
wurde. Schon 1492 besass dieselbe aber auch das Obergut. Als
dessen Besitzer erscheinen seit dem letzten Viertel des 14. Jahrhun-
derts die V. Grisslau (S. 251). 1420 wurden Conrad v. Hoberg auf
Wilka (S. 274) und Wentsch v. Dohna auf Radmeritz gemeinschaft-
lich damit belehnt. 1465 verkaufte Wenzel Eberhardt (S. 169),
Bürger zu Görlitz, 71/2 Mark 6 Gr. „auf dem Niederhofe zu Ober-R."
an Lorenz Hermann j ebenfalls zu Görlitz. 1490 müssen auch die
576 ni. Abthettniig.
V. Tschirnhaus (wie von Altseidenberg) einen Antheil besessen haben.
Sie dürften denselben an die v. Grersdorff auf dem Niedergule ver-
äussert haben, weiche beide Gttter gegen Ende des 15. JahrhaDderts
noch inne hatten^).
Zweckau soll 4404 dem Jone v. G^rsdor/f auf Radmeritz ge-
hört haben. 4445 gelobte Nie. v. Tschirnhaus mit all sehnen Güt^n
Niclin aus der Münze (S. 43^] die Gewahr des Gutes Zw. ; aber noch
4490 hatten die v. Tsch. Unterthanen daselbst. 4492 dagegen finden
wir es im Besitz derer v. Gersdorff auf Rudelsdorf ^), die es 4573 an
Balth. und Georg v. Rechenberg ttberliessen.
Küpper (4404 Kopphir, spfiiter Kopper, noch im 46. Jahrfaiindert
Kupper] gehörte Ende des 44. Jahrhunderts der Görlitzer Bürger-
famiiie Ckmitz (S. 442)^ darauf denen v. Heberg (S. 276) , die es vor
4486 an die v. Eberhardt (S. 469) verkauften. Diese hatten es min-
destens noch Anfang des 47. Jahrhunderts. Dass K. ursprünglich
zur Herrschaft Seidenberg gehörte, geht daraus hervor, dass dieseil>e
erst 4 685 das Patronatsrecht an den damaligen Besitzer von K. ab-
trat ») .
Berna besassen mindestens seit Mitte des 45. Jahrhunderts bis
4729 diev. Hoberg (S. 276).
Ostrichen (erst in neurer Zeit auch Mostrichen genannt.
4429 war Zeuge für Hans Sorsse (S. 505) auf Rosenthal ^Gorge von
der Lewbe zum Ostroschin gesessen '^. Mindestens seit Mitte des 45.
bis nach Mitte des 46. Jahrhunderts gehörte das Gut denen v. Eri-
chen (S. 294), die, zuerst noch Vasallen von Friedland, Anfang des
4 6. Jahrhunderts sich freikauften.
Die in dem Weichbild Zittau gelegenen Bestandtheile der Herr-
schaft Seidenberg, als Reibersdorf etc., behandeln wir spater.
9. Der Queisskreis^).
Der im äussersten Südosten der nachmaligen Oberlausiti gelegene
Queisskreis , reichend von Oertmannsdorf im Norden bis zur Tafel-
fichte im Süden , gehörte ursprünglich zum Lande Böhmen und zwar
^ Dam 1489 ein ^Ickel IfoHiU va Rndelsdorf gesessen gewesen sei (N. Soript.
rer. Ins. II. 117), heben wir duroh nlehts bestätigt gefunden. 9) Welnart, Backte
rv. 550. KlosB (Nachrichten Ton Seidenberg 333) irrt, wenn er sagt, Zweekaa habe
1504 denen ▼. Eberhardt auf Küpper gehört. Vielmehr besessen Letztere damals oar
Kundorf; 1608 erst erkauften sie Zweckau und Lomnits von denen ▼. Salsa.
^ Müller, Reformazlonsgesch. 671.
9. i)Frietzsche, Anbau des Queisskreises. 1787. 4^.
9. Der Queiftskreis. 577
zu der böhmischen Supanie Zagost. Der Queiss bildete die Grenze
zwischen dem %u Bi^hmen gehörigen Zagost und dem zu Polen gehdri*
gen Schlesien. Bei Abfassung der oberlausitziachen Grenzurkunde
von 1241 war aber diese Grenze noch nicht genau festgestellt^).
Schon daraus ergiebt sich, dass diese ganze Gegend zu jener Zeit fast
noch gar nicht angebaut, sondern noch mit Wald bedeckt war, wie
sie ja in ihrem stuUicheren Theile erst im 47. und 18. Jahrhundert
besiedelt worden ist. 1S47 schenkte König Wenzel 1. von Böhmen
dem Bisffium Meissen das castruminLesne cum omnibus attinen-
tiis suis ac viilis adjacentibus universis ^) . Mit diesem Lesne kann
nicht das Dorf Lissa an der Neisse S. von Görlitz , sondern nur das
nachmalige Marklissa gemeint sein. Auf dem V4 Stunde von
Marklissa entfernten Zangenberge befand sich in der Thal einst eine
y,Burg^, jedenfalls nur eine Erdschanze , an welche noch ^das Burg-
holz^ und eine Menge Sagen erinnern^]. Durch jene Schenkung
wurde der Burgbezirk Lesne kirchlich und politisch vom Lande Böh-
men abgetrennt. In kirchlicher Hinsicht ward er von den Bischöfen
von Meissen unter das Dekanat Budissin gestellt , und auch in politi»
scher Hinsicht blieb er mit dem „Lande Budissin^ verbunden , um so
mehr da die Bischöfe , man weiss nicht wann und warum , ihn bald
darauf den Markgrafen von Brandenburg, als den damaligen Inhabern
des Landes Budissin, ttberliessen. Dieser Burgbezirk Lesne umfasste
nach unsrer Ansicht den gesammten nachmaligen Quelsskreis bis an
die Tafelfichte , da von einer anderweitigen Abtretung des südlichen
Theiles an das Bisthum Meissen oder an die Markgrafen von Branden-
burg nicht das mindeste bekannt ist. Die Markgrafen gaben die Burg
Lesne nebst Zubehör (vor 1 264) einem ihrer märkischen Bitter, Uanko
V. Irksleben [S. 278), zu Lehn, der daher 1268 als einer der grossen
Vasallen in der Oberlausitz bezeichnet wird. Auch letztrer Umstand
spricht dafür , dass er nicht bloss Marklissa und die umliegenden Dör-
fer, sondern den gesammten Queisskreis besessen haben wird.
Nach Aussterben der brandenburgischen Markgrafen aus dem
Hause Askanien (1319) kam, wie die ganze östliche Hälfte der Ober-
lausitz, so auch der Queisskreis an Herzog Heinrich von Jauer^ dessen
schlesische Stammgttter bis dicht an den Queiss reichten. Derselbe
trat 1 329 das Weichbild Görlitz an König Johann von Böhmen ab, be-
S) C6ä. Sax. II. 1. 109 flg. Ai diitinciio «tC raipenst proptet dif tiüctio-
nem inter Zagost et Poloniam nondum factam. ^ Ebend. II. 1. 126.
4) OberlADS. Nachlese 1769. 86. Anmerk.
K not ha, 6«ec1i; d. OUrl. Adels. 37
578 I^I- Abtheilung.
hielt sich aber „die Stadt Lauban und ihr Gebiet, den Markt-
flecken [oppidum forense] Lesna und die Burgen Tsehocha und
Schwerta nebst ihren Zubehörungen^ vor^). Da hier Lesna nicht
mehr als Burg, sondern als Marktflecken — und davon stammt der
nachmalige Name ^^rklissa^, nicht von einer früheren „Grenzmark'^
— bezeichnet, wohl aber zwei neue Burgen erwähnt werden, so darf
man daraus schtiessen , dass inzwischen die Burg auf dem Zangen-
berge aufgegeben und auf d^em Grund und Boden altslawischer Dörfer
zwei deutsche Steinburgen aufgeführt worden seien. Auch die Bau-
art derselben deutet darauf, dass sie erst im 44. Jahrhundert entstan-
den sein werden. Wir vermuthen sogar, dass ein so stattlicher Bau,
wie zumal der von Tsehocha , wohl nicht von den Privatmitteln eines
einfachen Bittersmannes hätte bestritten werden können , dass viel-
mehr diese beiden Burgen auf Veranlassung des damaligen Landes-
herm, Herzog Heinrichs von Jauer, erbaut worden sind. 4337^,
sicherte Letztrer für den Fall seines kinderlosen Todes dem König
Johann von Böhmen auch den Anfall Laubans mit seinem Weichhilde,
desgleichen den „seiner Stadt Friedeberg^ und der Burgen
Tsehocha und Schwerta zu (Lesna wird merkwürdiger Weise nicht
mit erwähnt). So war denn unter Herzog Heinrich in dem bisher
noch so öden Queisskreistnoch ein zweites Städtchen (oppidum),
Friedeberg am Queiss, entstanden. Nach Heinrichs Tode (1346) fiel
nun der gesammte Queisskreis an König Jbhann und blieb seitdem
mit der übrigen Oberlausüz verbunden.
Hierdurch kam derselbe natürlich unter die oberste Verwaltung
und unter die Obergerichtsbarkeit des Landvoigts zu Budissin. Und
unmittelbar unter diesem wollten wahrscheinlich die ritterlichen Be-
sitzer der grossen Gütercompiexe im Queisskreise auch dann verblei-
ben, als später die Oberlausitz in administrativer Hinsicht in die zwei
„Kreise^ Budissin und Görlitz eingetheilt wurde. Jene Grossgrund-
besitzer gehörten in der That zu keinem der drei Weichbilde Lauban,
Görlitz und Zittau, welche zusammen den „Kreis Görlitz^ bildeten;
sie wünschten wohl auch , weder vor dem Stadtgericht zu Lauban,
welches die Voigteirechte in diesem Weichbild besass , noch vor dem
zu Görlitz, welches die Obergerichtsbarkeit in seinem ganzen Weich-
bild beanspruchte , sondern lieber vor dem Landgericht oder Hofge-
richt des Landvoigts zu Budissin zu Recht zu stehen. Hieraus erklären
wir uns die auffallende Thatsache, dass der Queisskreis bis in neuere
6) Cod. Las. 285. 6) Ebendas. 316.
9. Der Qaeisskreis. 579
Zeit nicht zu dem näheren Kreise Görlitz , sondern zu dem weit ent-
legenen Kreise Budissin gehörte. Die Inhaber der drei grossen
Gttteroomplexe im Queisskreise waren Schriftsassen.
Marklissa (4S47 Lesne, 4329 Lesna, iloch Anfang des 15.
Jahrhunderts „die Lesin ^, dann bis in das 47.^Jahrhundert „die
Lisse^ genannt) stand ursprünglich nicht ganz an der jetzigen Stelle,
sondern „unterhalb der Kirche^ dicht am Qu^iss'^. Als nämlich
4431 die Hussiten das Städtchen verbrannt und 4432 auch noch der
Queiss' eine Menge Häuser hinweggerissen hatte , baute man sich
„oberhalb der Kirche^ neu an und verlegte die Stadtgerechtigkeit auf
diese neue Ansiedlung ; der ursprüngliche Ort hiess seitdem „Altstadt^ .
Wem M. nach den Herren v. Irksleben gehört habe , ist unbekannt.
Dass es Ende des 14. Jahrhunderts die v. Uechtritz auf Schwerta
innegehabt, ist unerweislich. Mindestens seit Anfang des 15. Jahr-
hunderts müssen es die v. Döbschitz (S. 151] besessen haben. 1460^)
wurden denselben ihre Briefe über Döbschitz und Schadewalde „mit
allen zugehörigen Gütern" bestätigt , wie dieselben ihnen von König
Wenzel (gestorb. 1419) und Siegsmund ertheilt worden seien. Als
solche zu Schadewalde, woselbst sich der Rittersitz befand, ge-
hörigen Güter werden aufgeführt Marklissa, Oertmannsdorf und
Hartmannsdorf, sowie das im Königreich Böhmen gelegene und
von Friedland zu Lehn rührende Wünschendorf. l}nd diesen Gü-
tercomplex haben die v. Döbschitz bis 1788 inne gehabt^).
Tschocha(1329Caychow, 1337Zachow, seit Ende des U.Jahr-
hunderts Schocha, Schochaw). Die dasige Burg, auf steilem Fels am
Queiss gelegen , war mit ihren dicken Mauern , tiefen Wallgräben,
Ihren Brücken und Fallgittem , ihrer Kapelle , ihren Sälen und Ge-
wölben , geheimen Gängen und fürchterlichen Verliessen bis zu dem
Brande von 1 793 die besterhaltene mittelalterliche Burg in der Ober-
7) a. Weiner, MarUiMa'er Stadtekionik. Mspt. in Qdrl. Einzelnes dAnns ab-
gedracktln Oberl. Nachlese 1769. 84. Laus. Mag. 1778. 33. 8) Carpzov, Ehrent.
U. 237. 9) 1428 hielt sich der Rittor Hans v. Hoberg zu Schadewalde auf,
and man verlangte, dass er nach GSrlitz komme (Grünhagen, Geschichtsquellen der
Hnstitenkiiege 58). Daraus möchten wir aber noch nicht folgern , dass er Besitzer des
Ontes gewesen sei. Um 1415 werden Hannos und Nickel t. Kottwitz „Ton
Hartmann sdorf wegen Betheilignng an einem Raabe von G5rUtz In die Acht ge*
than nnd Nickel ▼. Kottwitz nooh 1426 als zu Hartmannsdorf erw&hnt (Görl. IIb. pro-
Script. U. 29». Laos. Mag. 1771. 284).^ Es bleibt dahin gestellt, ob auch sie etwa bloss
im Anftrage derer ▼. Ddbschltz das Gut verwaltet haben, lieber die Besitzer von Hart-
mannsdorf vgl. Laos. Mag. 1777. 131 flg.,
37*
580 in. AhtbeUimg.
laosits^o). Mindestens seil Ende des 14. Jahrfaonderis gehörte sie den
Burggrafen v. Dohna (S. 458] und swar derjenigen Linie dera^ben,
welche schon längst im Fttrstenthnm Jauer and SdiweidniU begtttert
war. 4447 verkauften sie Tsch. nebst Zubehdr an Heinrich Benker
(S. 450]^ der sie infolge der Renkerscben Fehde 4480 an Härtung v.
Klüx [S. 299) veräusserte.. Mindestens seit 4454 besass dieselbe Casp.
V. Nostitz auf Rothenburg (S. 395), dessen Nachkonunen sie bis 4703
innehatten, wo sie fflr 452000 Thlr. an Joh. Hartm. Aug. v. Uechirüz
verkauft ward. — Von den zugehörigen Dörfern wird suerst (Ober-)
Wiese erwähnt. ObRengersdorf seinen Namen von jenem Heinr.
Renker erhalten habe, ist sehr sweifelhaft. Die übrigen Dörfer Gol-
dentraum, Goldbach, Schulzendorf, Volkersdorf, Nie-
de rw lese entstanden erst im Laufe des 47. Jahrhunderts.
Die Rurg Schwerta (4329 Sweta, 4337 Zwet, 4399 Sweihaw,
später Schweta und erst seit Ende des 4 6. Jahrhunderts auch Schwerta] ,
infolge eines grossen Rrandes 4 527 theilweise zerstört ^^) , gehörte nebst
dem ganzen südlichsten Theile des Queisskreises mindestens seit Ende
des 44. Jahrhunderts denen v. Uechtrü» (S. 523), welche, wie die v.
Dohna , auch bereits vorher in dem angrenzenden Fttrstenthum Jauer
begütert waren. Als 4592 diese Schwerta^er Linie ausstarb, theilten
sich infolge der Gesammtbeiphnung die Lehnsvettem in den Güter-
complex so, dass die Timewan'sche Linie derer v. Uechtritx Geb-
hardsdorf (bald darauf auch Oberschwerta), die Osterhols'sehe
Linie Meffersdorf, die Fuga'sche dagegen Niederschwerta
erhielt. Die meisten übrigen Dörfer entstanden ebenfalls erst im 47.,
ja im 48. Jahrhundert.
Friedeberg, am linken, also oberlaus. Ufer des Queiss ge-
legen, war in kirchlicher Hinsicht ebenso wie Tschocha und Schwerta
dem erzpriesterlichen Stuhle zu Seidenberg unterstellt und gehörte
unbedingt ursprünglich zur Oberlausitz. Als es aber nebst den eben-
falls auf dem linken Queissufer befindlichen Dörfern Egelsdorf
und Hermsdorf gegen Ende des 44. Jabrtinnderts an die v. Schaff-
gotsch auf Greifenstein gekommen war, nahmen diese auch Ober ihre
oberlaus. Güter die Lehn von den Herzögen von Jauer und steuerten
von denselben nach Jauer. Erst als im 46. Jahrhundert das Steuer-
wesen in der Oberlausitz neugeregelt werden sollte, besehwtfie sich
10) WorbB, QesclL de» SoUowes Ttchoeha. Uns. MagulB 1828. 501 flf. 1830.
508 flg. DtMlbtt Mch eine Abbildun«. Preutker , BU«ke IL 174. ti) Frans,
Qescb. der Kirche vnd Paiocbie Schw. 1836.
II. Die Weichbilde der SOdte. — 1. Das Weichbild Badissin. 581
der oberlaus. Adel, dass der v. Schaffgotsoh für das StKdtlein Friede-
berg und andere Ort« nicht mit dem oberlaus. Landstande „leiden^,
d. b. steuern wolle. Der v. Schaffgotsoh berief sich darauf, dass seit
4389 schiesische Herzöge Aber Friedeberg die Lehn ertheilt, und dass
dieser Ort seit fast 200 Jahren daher mit Jauer gelitten habe. Da*-
rauf wurde ihm von den Oberlausitzem entgegnet ^ dass der Qneiss
die Grenze bilde zwischen der Oberlausitz* und Schlesien , und dass
ein früherer Schaffgotsoh von 46 Hufen in der Tbal-mit der Oberlau-
sitz gelitten habe. In der sogen, decisio Ferdinandea von 4544 i^)
l)estimmte König Ferdinand, der oberlaus. Landstand solle binnen
zwei Monaten nachweisen , von welchen Gütern Schaffgotsoh mit der
Oberlausitz leiden solle ; die Grenze selbst aber solle von einer Com-
mission besichtigt werden. Von dem Resultat der in der That ange-
ordneten Untersuchung ist uns wenigstens nichts bekannt. Faktisch
ist Friedeberg bei Schlesien verblieben. Noch 4507 ward übrigens
ein ^ Nicolaus Hels de Fridemberg ex Lusatia** als Student zu
Wittenberg immatriculirt i').
Ursprünglich zu Schlesien und zwar zum Weichbild LOwenberg
gehörig waren die beiden auf dem rechten Queissufer gelegenen Dör-
fer Friedersdorf (bei Greifenberg) undWingendorf (gegenüber
von Holzkirch) . Seit aber 4 427 Härtung v. Klüx auf Jschocha (S. 299)
das erstere von Heinze v. Schoosdtyrf, da^letztere von Hetnze v. Schrei-
bersdorf gekauft hatte, blieben dieselben mit dem Tschocha'schen
Gtttercomplex und daher mit der Oberlausitz vereinigt.
II. Die Weichbilde der Städte.
4. Das Weichbild Budissin.
Was v<m der 4268 abgetheilten westlichen Httlfte der damaligen
Oberlausitz, oder dem „Lande Budissin**, nicht zu den eben behandel-
ien Herrschaften und nicht zu dem alsbald zu behandelnden Weich-
bild LObau gehörte , kann man als Weichbild Budissin betrachten.
In demselben siand die Obergerichtsbari^eit selfaat in spftterer Zeit
«
nicht , wie in den übrigen Weichbilden , dem Gerichte der Weich-
bildsstadt, sondern dem Landvoigt und dessen Landgericht zu. Nur
innerhalb der Stadt Budissin selbst und auf den der Conunun oder
einzelnen Bürgern gehörigen Dörfern besass der Rath die Oberge-
richte.
IS) Oberlans. Collectlons-Werk ü. 1326 flg. ^ Fömtemann, Albnm acad.
Wittenb. 22.
582 III. Abtheilung.
Die Stadt Budissin (bei Thietmar von Merseburg [f 1018;
meist Budusin, in den Urkunden des \\. und ii, Jahrhunderts Bu*
dissin und Budesin) wird schon 4 002 als solche bezeichnet und war
somit die älteste und Jahrhunderte hindurch die einzige Stadt im
Lande. Als Sitz der obersten weltlichen und geistlichen Behörden
innerhalb des Landes, nämlich des Burggrafen oder Präfekten, später ,
des Landvoigts, unddesArchidiakons der Oberlausitz, welches
Amt der jedesmalige Propst des 4 222 gegründeten Collegiatstifts
zu St. Petri bekleidete, ist Budissin trotz mancherlei Theilungen
bis 4845 die Hauptstadt des ganzen Landes geblieben. Von der
Stadt im engeren Sinne des Worts war unterschieden die landesherr-
liche Burg, die Residenz des Land Voigts, und das Burglehn mit
den Hausem der Burgmannen, welche nicht unter Stadtrecht, son-
dern unmittelbar unter dem Landvoigt und dessen Landgericht stan-
den. Den noch heut üblichen Namen der Burg, Ortenburg, haben
wir nirgends in den Urkunden vorgefunden ; er dürfte am richtigsten
von Ortwin abzuleiten sein.
Wie Budissin den Mittelpunkt des alten Milzenerlands bildete,
so haben auch die zahlreichen Dörfer ringsum fast durchgängig den
slawischen Charakter ihrer Anlage bewahrt. Im Gegensatz zu den
von Deutschen angelegten Dörfern im Süden und Osten des Landes
bestehen sie meist ausser dem herrschaftlichen Hofe nur aus wenigen,
dicht beisammen liegenden Bauergütem. Nicht über alle haben wir
urkundliche Nachrichten aus älterer Zeit aufgefunden. Wir versuchen
sie rhadienförmig von Budissin aus aufzuzählen.
4. Von Budissin südlich in der Richtung nach Böhmen.
Beischwitz oder Ebendörfel (UOO Beltzewitz) ward UOO
von Luther v. Gersdorff gegen das Gut Reichenbach an das Dcmkapüel
zu Budissin vertauscht^).
Bo blitz (4290 Bobelicz) war ursprünglich der Stammsitz einer
seit 4290 voii^ommenden Familie v. Boblitz (S. 133). Daselbst vei^
kaufte U40 der Budissiner Bürger Joh. Voigt 2 Malter Korn, 4473 die
v. Bolberüz auf Seitschen (S. 437) 4 Mark Zins an das Domkapitel^
und 4469 Heinrich v. Rodewitz auf Niederfriedersdorf (S. 452) den
Kretscham an Hans v. G«r«dor/f auf Bischdorf ^.
Preusch witz stand 4532 unter dem Rath von Budüiin.
Grubditz ward 4486 von dem Rürgermeister Dürrheide zu
1. 1) A. find. Hb. fnndat. 61. >) A. Bnd. Urk.-Ven. II. 110.
1. Das Weichbild Budissin. 583
Bud. an den Roth verkauft, der es 4547 infolge des Pönfalls verlor.
1603 veräusserte es Hieron. Ruperti, Bürger zu Bud., an das Domr-
kapüel.
Pielitz (Pulis, Pultz) war seit Mitte des 46. Jahrhunderts Sitz
derer v. Penxig (S. 420) .
B i n n e w i t z (Bene witz) gehörte mindestens seit Mitte des 4 5 . Jahr-
hunderts einem Zweige derer v. Baudissin (S* 4 44), um 4529 aber
denen v. Nodelwitz (S. 376), 4532 mindestens ein Theil dem Bathe
zu Budissin. • * «
Basehau hatte 4532 einen Bürger zu Bud.j 4600 die \. Bertis-
dorf (S. 446) zu Besitzern.
Grosspostwitz ward 4507 von denen v. Uelwigsdorf (S. 268)
an den Batb zu Bud. verkauft. Nach dem Pönfall überliess es 4549
der König dem Kanzler Georg Pritsche zu Bud., dessen Erben es aber
4555 nebst Haynitz wieder an den Rath veräusserten ^) .
Berge (Perig, der Bergk) gelangte 4482 von Heinr.v.Äo^cÄdor/*
auf Doberschau (S. 433) an Beinh. v. Luttäz (S. 347), 4486 aber von
Hans Rober auf Eulowitz an das Kloster Marienstem und 4525 von
diesem an Christoph v. LuUitz auf Bennersdorf (S. 354).
Lehn gehörte ursprünglich wohl der davon benannten Familie
v. Lehen (S.329), später meist Bürgern vonBud./so 4446 dem Gregor
Adam, 4532 einem Kupferschmidt, 4554 Melch. und Hans Ho/ff7iarm.
Letztere besassen auch das anstossende Dobschitz^).
Mönchswalde. 4440 schenkten Bürger zu Bud . dem Fransis-
kanerkloster dieser Stadt einen Wald , den die beiden letzten Mönche
4558 dem Domkapitel übergaben^ und dieses Hess seit 4562 den Wald
lichten und die ersten Häuser des jetzigen Dorfes anlegen ^) .
Grosskunitz (Koniss) ward 4532 von denen v. Baudissin auf
Niederkaina (S. 4 4 4) an Peter v. Kopperitz auf Weigsdorf (S. 340)
verkauft.
Kosel (Cosula) gelangte mit dem südlich davon gelegenen Per-
tinenzort Köblitz 4526 von denen v. Nadelwitz (S. 376) an die
V. Grisslau auf Crostau (S. 252), 4547 von diesen ebenfalls an Peter
V. Kopperitz.
Weigsdorf befand sich im Besitz derer v. Kopperitz a. d«
H. Oppach (S. 309], welche jedoch (vor 4554) kleine Antheile an die
') Urk!ind.-Y6rz. III. 181. «J Laus. Mtgtz. 1860. 89. Urk.-Verz. UI. 175.
6) A. Bud.
5S4 III. Abtheilung.
Y. Maocen auf Grödilz (S. 357/ und die v. Haugwits auf Wilthen S.
260] veräussert hatten.
Eulowitz (Eylowitz) gehörte (wie Berge) 4475 dem Heinr. v.
Bloschdorf, Nach dessen erblosem Tode kam es 4486 ebenfalls an
Hans Rober j später an die v. Haugwüz auf Wilthen. Als 4535 Hans
T. Haugwitz ebenfalls erblos starb (unter ihm ward nach einer gros-
sen Pest die dasige Marienkapelle gebaut) , verkaufte es der König an
Hans V. Nostitz auf Kunewalde (S. 387). 4596 finden wir es im Besitz
des Hans Christoph v. Rechenberg.
Rodewitz (Radewitz, Rattwitz) besassen, wie es scheint , bis
etwa 4480 die v. Kopperitz j darauf bis etwa 4543 Georg Kordebog
(S. 34 4). 4526 ward es von Christoph v« LuUUz auf Rennersdorf (S.
354) an die v. Uaugwitz auf Wilthen verkauft. Bederwitz (Bedro-
witz) war Pertinenzort des vorigen.
Kleinpostwitz veräusserte 4498 Hans v. Rechenberg nnf Op-
pach (S. 445) an das Damkapitel zu Bud.
Kirsch au (4352 die Ktfrse, 4407 die Kursehe, 4484 Korsche<^,.
Die dabei gelegene feste Burg, deren Besitzer man nicht kennt, ward
4352 von den Sechsstädten wahrscheinlich wegen von da verübter
Strassenräuberei zerstört. Die Hälfte des kleinen Dorfs verkaufte 4363
ein Deinhard v. Rundebach an Mich. v. Korbitz (S. 34 4) und Nicol.
Küchenmeister, Nach dem erblosen Tode des v. Korbitz ttberliess 4 407
der König dieselbe an den Landvoigt Otto v. Kiülitz (S. 296), der sie
4409 dem Domkapitel zu einem Anniversarium für seine Familie
schenkte. — Die andre Hälfte verkaufte 4406 Niclas Jode (S.278) an
die V. Luttitz auf Schirgiswalde (S. 349). Als Aussteuer der Barbara
v. Luttitz kam sie 4453 an die v. Grisslau in Bischofswerde (S. 252],
denen sie 4 486 der Landvoigt entzog, indem er sie an das Domkapitel
verkaufte.
Gros tau befand sich Anfang des 46. Jahrhunderts im Besitz
derer v. Nadelwitz auf Wünschen (S. 376), seit 4526 bei denen
V. Grisslau (S. 252), seit Mitte des Jahrhunderts bei denen v. Rechen-
berg auf Oppach (S. 447) ^).
Callenberg gehörte wohl stets den Besitzern von Schirgis-
walde ^ von denen es um 4625 die v. Rechenberg an ihren Schwager
Hans Bemh. v. Falkenhain überliessen, der es 4628 an das Domkapitel
veräusserte.
9) IMe Oeseh. des Dorfes, Laos. Mag. 1870. 293 flg. ^ 1510 boH ilek olii An-
tbeil im Besitz des Domkapitels befunden haben. Laus. Mag. 1860. 258.
1 . Das Weiebbild Budissin. 585
Sehirgiswalde (4444 Scberingswalde, 4427 Jergiswalde) war
zwar bis in neuste Zeit nicht zur Oberlausitz, sondern zum Königreich
Böhmen gehtf rig , wird aber von uns hier mit aufgeführt , weil die
daselbst gesessnen Adelsfamilien, für Sehirgiswalde allerdings Vasallen
der Herrschaft Rumburg-SchladLenau, stets auch dndre in der Ober-
lausit£ gelegene Guter besassen. Mindestens seit Ende des 44. Jahr-
hunderts Sassen daselbst die v. ImUüz (S. 348) ; durch Heirath einer
Wittwe V. Luttitz gelangte 400 Jahre spfiter ein Antheil an die
V. Reekenberg (S. 445). Nachdem sich 457S die v. Luttitz mit ihrer
Lehnspflicht von Rumburg losgekauft, verfiusserten sie 4628 ihren
Antheil (den Oberhof) an das Ihmkapüel zu Bud.
S 0 h I a n d (4 SS2 Solant] , schon 4 222 Kirchort , erscheint seit
dem 45. Jahrhundert im Besitz derer v. Kopperitz (S. 340). Diese ver-
kauften 4525 den einen Antheil an die v. Taupadel (S. 543), 4547
einen andern an die v. Eberhardt auf Taubenheiro (S. 470), vor 4549
einen dritten an die v. Rechenbe^^g. Als 4535 Paul v. Kopperitz erblos
starb, überliess der König dessen Antheil (Niedersohland) an die
V. Metzradt (S. 363) .
Oppach und Taubenheim gehörten nebst Ell ersdorf und
Würbis seit Anfang des 45. Jahrhunderts ebenfalls denen v. Koppe-
ritz ^ 400 Jahre später denen v. Rechenberg j welche Anfang des 46.
Jahrhunderts einen Theil von Taubenheim an die v. Eberhardt über-
iiessen.
Wehrsdorf gelangte durch den Pönfall 4547 vom Rathe zu Bud.
an den König, der es an die v. Schlieben auf Pulssnite (S. 484) gab;
von diesen kam es 4554 an die v. Schleinitz auf Tollenstein (S. 477),
von diesen 4572 an die v. Berbisdorf (S. 4 46).
2. Von Budissin östlich in der Richtung von Löbau und
Weissenberg.
Au ritz gehörte 4532 dem Hospital B. Virginis zu Budissin.
Nadeiwitz bis mindestens 4546 denen v. Nadehoita (S. 375),
4532 dem Hans Rosenkain zu Budissin.
B a s c h i t z (noch im 4 6. Jahrhundert meist BoschiCz) zerfiel zeitig'
in mehrere Antheile. Den eiaen besassen Mitte des 45. Jahrhunderts
die V. Bmnewüx auf Eitnigswarthe (S. 440) ; wohl von demselben
veikaufte 4 506 Nie. v. Zezschwüz Zins andasDomkapitel. Einen
zweiten hatten die v. Nadelwitz inne, einen dritten die v. Penzig
(S. 486). Einen dieser beiden verkaufte 4596 Hans Schlichtigk an das
586 ni. Abtheilung.
Domkapitel j das aber 4598 seinen Antheil an Rud. v. Rechenberg
ttberliess^).
Ganitz-Christina gehörte sdion 4482 dem Domkofüel^) .
Kub seh itz (4088 Cupcici, 4S49 Cupsyts, 4272 Kupscizl) war
um 4088 von Wratislaw von Böhmen dem neugegrttndeten Stift
Wyssehrad bei Prag geschenkt worden; dieses aberveritaufte es 4249
trotz der von Friedr. v. Bore auf Burk bei Bud. (S. 439} darauf gel*
tend gemachten Ansprüche an das Bisthum MeiBsen^^). Das Bistbum
hatte einen Getreidezins von 44 Scheff. Korn wie Hafer auf KupschiU
dem Greg. v. Kopperüz zu Lehn gegeben, der ihn 4347 dem Kloster
Marienstem schenkte. Das Dorf selbst hatten spttter die v. Kobershain
(S. 305] vom Bisthum zu Lehn. 4456 verkauften diese es ebenfalls
an Marienstern , doch mit dem Vorbehalt , dass das Bisthum das Dorf
wieder einlösen könne, was 4465 geschah. Seitdem blieb es ein
bischöflich meissnisches Amtsdorf.
W a dl t z gehörte 4 250 wohl dem Ritter Heinricus de Wadewüz < \ .
4532 aber unter den Rath zu Budissin.
Scheckwitz besessen 4562 die v. Nadelwüz (S. 376).
Blösa (Biese, Blosaw) bildete in der zweiten Hälfte des 4 5. Jahr-
hunderts den Sitz einer Nebenlinie derer v. Kopperüz (S. 344), er-
scheint aber 4532 ebenfalls als unter dem Rath zu Budissin stehend.
Rachlau gehörte Anfang des 4 6. Jahrhunderts dem Hans v. I>o-
berschüz auf Purschwitz (S.448J, nach dessen Tode 4546 seinen Töch-
tern; 9 Bauern daselbst erwarben 4534 die v. Kliix (S. 304), ver-
kauften sie aber 4564 an Hans v. Gersdorff axxt Kuppritz.
Meschwitz (Meschitz). Danach nannte sich wohl der 4442 bei
einer Schenkung erwähnte Nie. de Meschitz, Bald darauf waren die
V. Maxen (S. 356) daraufgesessen.
Sornssig gehörte 4225 wohl demWemerus de Sumzic^^, der
eine Stiftung für die Kapelle auf dem Schlosse zu Bud. machte. 4486
waren daselbst die v. Forst (S. 484), 4525 ein Georg v. Gersdorff ge-
sessen.
Lehn gehörte bis 4560 denen y. Kliix auf WawiU (S.304), seit-
dem bis 4608 den Bore genannt Kessel (S. 440), welche es an die
V. Kliix auf Strahwalde ttberliessen.
Pe sehen stand 4532 unter dem Rathe zu Budiism.
Kuppritz war jedenfalls das Stammgut derer v. Kopperüz]
•) Laus. Mag. 1859. 165. ») Kbendas. 1859. 1B5. u») Erben , re«. Boh.
79. Cod. Sai. II. 1. 130 flg. >0 Cod. Los. 81. 13) Lang Mag. 1859. 345.
] . Da8 Weichl^d Bndissin. 587
4 486 besassen die v. Forst auf Sornssig Unterthanen daselbst ; seit
1534 aber erscheint ein besonderer Zweig derer v. Gersdorffsi. d. H.
Malschwitz als daselbst gesessen.
Pommeritz (4359 Pommerwitz) gehörte 4359 ebenfalls denen
V. Kopperitz, Anfang des 46. Jahrhunderts aber denen v. Nadelwüz
(S. 376), welche 4544 Bauern daselbst an die v. Getsdorff nnf Kupp-
ritz verkauften*
Hochkirch (wendisch Bukecy, daher 4 S2S> Bukewiz) war schon
4 iii ein Kirchdorf, dessen Collatur dem Domkapitel zu Budissin zu-
stand ^^j. Von den Bauern waren die einen iy*arrdoto^, andere waren
Anfang des 46. Jahrhunderts Unterthanen derer v. Klüx auf Wawitz
(S.304), wurden aber 4564 an die v. Gersdorffaut Kuppritz verkauft.
Wawitz. Daselbst erhielt 4228 das Domkapitel zu Budissin
durch Tausch drei Hufen ^^). Mindestens seit Anfang des 46. Jahr-
hunderts gehörte das Gut denen v. Klüx (S. 304) , welche 4564 „das
halbe Vorwerk^ ebenfalls an die v. Gertdorff ttberliessen. Die andre
Hillfte befand sich 4584, wie es scheint, im Besitz derer v. Metzradt
auf RakelwiU.
Rode Witz. Hier waren mindestens seit Anfang des 46. Jahr-
hunderts die V. Forst (S. 484) gesessen.
N i e t h an stand Mitte des 4 6. Jahrhunderts unter denen v. Maxen
aufGröditz (S. 375).
Kohlwesa (noch im 46. Jahrhundert Golowas) war wohl das
Stammgut derer v. Colowas (S. 307). Ende des 45. Jahrhunderts
besassen es die v. Nechem (S. 378), seitdem die v. Maxen,
Zschorna (Zcyme, Czema, Zoma) gehörte 4464 denen v. SchUy
(S. 479), 4478 denen v. Colowas ^ darauf denen v. Klüx auf Wawitz,
die es 4525 an die v. Ger«c(or/f verkauften.
Nostitz (im 46. Jahrhundert auch Nostwitz) war der Stammsitz
derer v. Nostitz (S. 384). 4439 — 66 kommen daselbst die v. Bau-
dissin a. d. H. Kaina (S. 444), Ende des 45. Jahrhunderts die v. Bei-
witz (S. 4 43) vor, die es 4540 an die v. Gersdorff a. d. H. Lautitz
(S. 244) verkauften.
Lautitz (Lawtitz), befand sich seit Anfang des 45. Jahrhunderts
im Besitz einer besonderen Linie v. Gersdorff (S. 243).
Maltitz. Danach nannte sidi jedenfalls der 4245 erwtthnte
Frid. de Maltitz (S. 353). 4447 kam es an die v. NostitZj die es nodi
4444 in einem Streit mit Heinz v. Gebeizig (v. Gersdorff) und Hans
18) Cod. Lqs. 31. Ulis. Hag. 1859. ^17. 395 flg. i^) Cod. Lni. 42,
588 UI. AbtMlang.
V. Dobersohitz behaupteten. Bald darauf scheint es geUieill worden
zu sein. Der Haupttheil befand sich im Besitz einer Nebenlinie derer
V. Gersdorff auf Gebeizig ; der andere gehörte um 4544 denen v. Metz-
radt auf Milkel (S. 362), um 4530 aber und noch 4570 denen v. Pia-
nüx auf TeichniU (6. 484 ) .
Kotitz (noeh im i6. Jahrhundert Kottwitz) war das Stammgut
derer v. Kotttoüz (S. 343) , die bis gegen Ende des 44. Jahrbunderts
daselbst gesessen wareni Seit Anfang des 46. iahriniBderts besassen
die V. Gersdorff a. d. H. Krischa (S. 242) , 4524 die y. UaufwiiB auf
Gaussig, 4545 die v. Ma<cen auf Gröditz Theile des Guts.
Weissenberg (4228 Wiienburg, noeh 4298 Wizenburch) wird
schon 4 228 als oppidum bezeichnet , in welchem das Domkapüel zu
Budissin drei bisher besessne Hufen Tertauschte. Vielleicht war es
damals und noch 4239, wo es Sitz eines landesherrlichen Gericht»-
Voigts war, unmittelbares Besitzthum der Landesherren^^). 4284
schenkte Albr. v. FMrsit% auf Purschwitz (S. 427) 50 Scheffel Korn
wie Hafer Jahreszins in W. dem Domkapitel zu Bucfissin. Seit Ende
des 44. Jahrhunderts finden wir die Stadt im Besitz derer v. Ger^dfjfrfj
und zwar seit etwa 4445 in dem der Unie Gebeizig, von welcher sich
4625 die Bürger freikauften.
Gröditz (4222 Gradis, dannGrodis, Grtfdis), schon 4222 Pfarr-
dorf, scheint im 43. oder 44. Jahrhundert denen v. Ptirsü% (S. 428
gehört zu haben, von denen sich Grabmonumente an der KirchenthUr
befinden. Anfang des 45. Jahrhunderts finden wir daselbst einen
Hans v. Klüsß (S. 298) gesessen , von dem das Gut an die mit ihm
verschwägerten v. Maxen (S. 357) überging.
Wetcha (Weichau) gehörte denen v. Maxen auf Gröditz.
Nechern, von welchem sich die v. Nechem (S. 378) benann-
ten, ging Anfang des 46. Jahrh. ebenfalls an die v. Maxen Ober.
Wurschen (Worsoben) befand sich 4448 im Besitz des Caspar
V. Sohley (S. 479), seil Anfang des 46. Jahrhunderts bei denen v. Ao-
delwOs (8. 876) , die es 4532 an die v. Muet^wüz (S. 375) ver-
kauften.
Kumschitz (4527 Komisefawitz) geborte mindestens seit Anfang
des 46. Jahrhunderts ebenfalls denen v. NadetwÜM.
Purschwits (4222 PonUs, 4442 PshmAiz) , schon 4222
Kirehort, war der Stammsits derer v. thrsüa (S. 428), die bis Anfimg
des 44. Jahrhunderts vorkommen. Mindestens seit Anfang des*
») Coa. Las. 42. dO.
1. Das Weichbild Bndissin. 5S9
45. JahrhuAderts waren daselbst die v. Dobersciutz (S. 448) ge-
sessen.
Kleinbautzen gehörte seil der zweiten Hälfte des 4S. Jahr-
hunderts einer besonderen Linie derer v. MeUradi (S. 363].
P r e i t i 1 2 (4 8&0 Pnwititz , 4 466 PreytU^) . Daselbst sdienkte
4 i50 Conrad v. Muschwü» (S. 374] dem Domkapitel van Budissin
5 Malter Getreidezins. Seit der zweiten Hälfte des 45. Jahrhunderts
besassen das Gut die v. Baudissin a. d. H. Niederkaina (S. 444],
Anfang des 46. Jahrhunderts auch die v. Planäz auf Teiehnitz (S. 424)
einen Antheil.
Rackel war bis Ende des 46. Jahrhunderts das Stammgut derer
V. Rackel (S. 433).
Beigern (Belligem) gehörte 4360^*) dem Budissiner Bürger
ioh. Ursus (Bflr), 4543 denen v. Planüz.
3. Yen Budissin nOrdlioh in der Richtung nach Muskau.
Niederkaina (Eyna, China, Kina) . Daselbst besass schon 4 228
das Domkapitel zu Budissin eine Hufe; 4264 schenkte demselben der
Bischof von Meissen auch den BischoCszehnt. Femer bezog dasselbe
schon seit seiner Gründung von einem Gute daselbst, genannt Kö-
nigsteich (piseina regis) den vollen Zehnten von allen Früditen
des Landes, einen Zins, der vor 4284 von dem damaligen Besitzer,
Ulrich Schaff (S. 474) , und dem Münzmeister Otto , der es bewirth-
sdiaftete, lange Zeit nicht gegeben worden war^^). Auch der
Bischofszehnt war vor 4445 von den Bauern des Dorfes lange nicht
mehr entriditet worden ; da deshalb in letztrem Jahre das Domkapitel
mit dem Ratiie zu Budissin verglichen ward, so scheint letztrer damals
das Dorf besessen zu haben. Seit der zweiten Hftlfte des 45. Jahr-
hunderts Mseheinm gleichzeitig als daselbst gesessen die v. Baudissin
(S. 4 4 4) und die v. Nadehoüst (S. 376) . Letstre müssen ihren An-
theil Anfang des 46. Jahrhunderts an die v. Metstradt verkauft haben,
welche ihn Ende des Jahrhunderts (^Rittersitz und Dorf^) wieder an
den Rath zu Budissin überliessen.
Burk (Bore, Burch). Danach nannte sich die bis Anfang des
44. Jahrh. vorkommende Familie v. Bore (S. 440), wekdie 4304 gewisse
dem Dtmkttpiiel gehörige Besitzungen in ihrem Dorfe gegen andere
Güter eintauschte. Den Bischofszehnt daselbst hatte das Domkapitel
4264 ebenfalls erhalten. 4329 war Inhaber des Dorfs der Budissiner
18) Urk.-Yen. I. 75. 17) Cod. Ltii. 30. 73. 118 flg. Lao«. Mag. 1860. 77 flg.
590 UI. Abtheilung.
Bürger Hermann v. Seyfriczdarfj welcher die Erlaabniss empfinge von
seinem Gute und Dorfe Burk mit der Stadt zu schössen ^^] . Seitdem
stand dasselbe unter dem Raihe von Budissin.
Oehna (Oehnau) gehörte ebenfalls unter den Roth und soll nach
dem POnfoll an eiiien Hans Schönbom gekommen sein ^^ .
Nimschit^hiess im 44. Jahrh. Gneutitz oder Gneustitz.
im 46. Kniptitz und Knipsohitz. Schon 1304 besass den Haupt-
theil desselben das Domkapäel zu Budissin , weshalb Franz v. Burk
seine zwei Hufen daselbst gegen die Besitzungen des Kapitels in Burk
vertauschte. Es erwarb 4333 noch eine Hufe von Werner v. Luttitz
hinzu. 4376 besass ein Hans Schwarze ein Gut daselbst und gelobte,
daselbst keine Schäferei anzulegen. 4408 erkaufte das Domkapitel
abermals 4 Bauern , desgleichen 4 494 zwei Bauern , letztre von Chri-
stoph V. Gersdorff diXkl Baruth. Seitdem befand sich das Dorf in aus-
schliesslichem Besitz des Kapitels 2<^).
Litten (4237 Letonin, noch im 46. Jahrhundert Letten}. Den
Bischofszehnt erhielt das Budissiner Domkapitel 4 S37 von dem Bis-
thum Meissen geschenkt. 4536 verkaufte Peter v. Waldüz auf Sdier
Bauern daselbst an die v. Penzig auf Kreckwitz (S. 440) , und diese
wieder 4560 an die v. Doberschitz auf Purschwitz (S. 448<. Ein
andrer Antheil soll bis zum Pönfall (4547] dem Hospital zu Budissin
gehört haben 2i) .
Kreckwitz (Krekewitz). ^Danach nannte sich ein Kristan de
Krekewitz, dessen Wittwe Katharine nebst ihren Söhnen J<rtiann,
Rulko und Jenchin 4352 Zins zu Kleinschweidnitz bei Löbau zu Lehn
gereicht erhielt ^^j. Seit Mitte des 4 4. Jahrhunderts besassen das Gut
die V. Baudissin (S. 44 4), Anfang des 46. Jahrhunderts die v. Nadei-
Witz, 4536 ein Nie. v. Penzig (S. 449).
Doberschitz war jedenfalls Stammsitz einer Familie v. Dober-
sshüz (S. 447). Im 46. Jahrhundert gehörte der eine Antheil davon
denen v, Metzradt a. d.' H. Kleinbautzen (S. 363) , der andere dem
Budissiner Bürger Caspar Hoffmann^ und zw^ar nach Stadtrecht; dessen
Söhne Melchior und Hans aber erhielten ihn 4554 zu Lehn ge-
reicht 23) .
Plieskowitz (Pluskewitz, Piuschwitz). Daselbst schenkte
4326 Albr. v. Nostüz (S. 382) Getreidezins an die Kapelle auf der
W) Cod. Lui. 273. ») Laus. Magaz. 1835. ISO. ») Cod. Lns. 167. 301.
A. Bnd. Laus. Mag. 1860. 413 und 84. ») Cod. Lus. 47. Laus. Mag. 1835. 126.
») A. Bud. «) Urk..reri. ül. 175.
1. Das Weichbild Budisflin. 591
Burg zu Budissin. Mindestens seit 4485 erscheinen als Besitzer die
V. Zezschwüz (S. 542).
KronfOrstchen ward noch im 46. Jahrh. Krummenforst
genannt; den dasigen Bisohofszehnt (46 Scheff. Korn wie Hafer) ver-
kaufte 4334 Jenchin v. Nostüx (S. 382) an das Dötnkajntel zu Budissin.
Das Dorf selbst stand 4460 unter denen v. H&msdorf (S. 269), 4532
ganz oder zum Theii unter dem Rathe von Budissin,
Quatitz (4327 Quatenitz). Den Bischofsz^nt: daselbst hatten
mindestens seit 4488 die v. Haugwitz auf Putzkau (S. 260) von dem
Bisthum Meissen zu Lehn. Das Gut selbst gehörte bis 4327 dem Bu*
dissiner Bürger Hans Bischofswerde, dann seiner Wittwe , 4360 aber
dem Joh. Ursus (Bär) , ebenfalls Bürger von Budissin, und zwar als
Lehn der Krone 2^); 4545 war Heinr. v. Metzradt Besitzer, dessen
Söhne (auf Herbigsdorf) es 4534 an Nie. v. Gersdor/f auf Malschwitz
verkauften.
Briesing (4237 Bresin, 4360Bresni, 4473 Bressinke, 4546
Bresenca). Den Bischofszehnt daselbst schenkte 4237 der Bischof
von Meissen dem Domkapitel zu Budissin. Auf der dasigen Mühle er-
hielt 4360 Joh. Ursus 4 Mark Zins gereicht. 4473 verkauften die
v. Bolberüz zu Förstchen Zins auf Briesing an Marienstem. 4546 ge-
hörte das Gut denen v. Doberschitz auf Purschwitz.
Niedergurig (Gork, Gorik) war wohl dasjenige Gut, wo 4384
ein Joh. v. Gersdorff (residens in Gork) und 4393 jener Nie. v. Gers--
dorff (zu Gorig) gesessen war , welcher bald darauf in den Besitz der
Herrschaft Ruhland (S. 238) gelangte. Seit mindestens 4476 gehörte
es einer Nebenlinie derer v. Schreibersdorf aus d. H. Neschwitz
(S. 493).
Malschwitz (so schon 4 225 geschrieben) . Der dasige Bischofs-
zehnt ward 4264 dem Domkapitel zu Budissin von dem Bisthum
Meissen geschenkt. Das Gut selbst befand sich im 43. Jahrhundert
im Besitz einer Familie v. Malschwitz (S. 353^. Bald darauf hatte
das Domkapitel markgräflich brandenburgische Lehngüter daselbst er-
worben, die es 4306 an Friedr. v. Lewenwalde (S. 335) tauschweis
abtrat. 4423 besass Siegsm. v. Zezschwitz zu Plieskowitz (S. 542)
mindestens Unterthanen daselbst. Um 4432 war Heinr. v. Baudissin
(S. 440), seit 4488 aber eine besondere Linie derer v. Gersdorff
(S. 245) daselbst gesessen.
Guttau (4222 und noch 4350 Guttin, später Gotta, Gottau, Gutta)
««) A. Bud. ürk.-VeM. I. 75.
592 lil* Abtheiiimg.
halte schon 4222 eine eigne Kirche, welcher 1334 eine Hufe zu Warthe
;N. bei Guttau) von Joh. v. Rackel (S. 433) geschmkt ward. 4421
— 43 war Casp. v. Luttü% (S. 346) , später aber die v. NosUt» a. d.
Stamme Rothenburg daselbst gesessen.
Kl ix (so schon 4222, später Qux, Klax), 4222 ebenfalls bereits
Kirchort, war das Stammbaus derer v. Klüx (S. 297) ^ die es erst Ende
des 46. Jahrhunderts an die v. Nostitz verkauften.
Leichnam befand sich 4509 im Besitz eines Hans v. Gen-
dorff; darauf gehörte es denen v. Penzig (S. 449), die es 4553 eben-
falls an die v. Nostäz auf Guttau veräusserten.
Sdier (Sder) gehi^rte in der ersten Hälfte des 45. Jahrhunderts
denen v. LuUitz (S. 346), dann denen v. Waldüz [S. 532), seit 4562
aber denen v. Löbm (S. 338] , die es 4599 nebst dem Pertinenzort
Brehmenan das Domkapitel zu Budissin tlberliessen^^).
Kauppe bildete seit Anfang des. 4 5. Jahrhunderts den Sitx einer
Nebenlinie derer v. Metzradi a. d. H. Milkel (S. 364).
Milkel war ein Stammhaus derer v. Metzradty die es 4598 an
Georg V. JMben auf Sdier verkauften.
Lippitsch und Hermsdorf gehörten noch Ende des 46. Jahr-
hunderts denen v. Metzradt a. d. H. Milkel.
Uhyst an der Spree (Wuyez, Ugist) gehörte mindestens von
Mitte des 15. — 46. Jahrhunderts ebenfalls zu den Besitzungen derer
V. Metzradt, welche 4466 daselbst die erste Kirche erbaut haben
sollen 2*). Von ihnen kam es an die v. Nostitz auf Kunewaide , von
diesen 4569 an die v. Maasen auf Gröditz, schon 4570 aber an die
v. Mwchwitz auf Wurschen.
4. Nordnordwestlich von Budissin in der Richtung nach
Hoyerswerde.
Seidau, Vorstadt von Budissin , war zwischen dem AoM und
der Landvoigtei getheilt, woraus Streitigkeiten und Verträge der ver-
schiedensten Art hervorgingen.
Tem ritz (4225 Tymericz, 4267 Themerls) war das Stammgut
derer V. Temrüz (S. 544). Seit Mitte des 45. Jahrhunderts gehörte
es, wenigstens zum Theil, denen v. LutUtz auf Schirgiswalde (S.350}
und kam von diesen 4453 an die v. Grisslau in Bisohofewerde, 4488
aber an das Domkapitel zu Budissin.
Teichnitz (4224 Thichenitz, Tichnitz) war der Stammsitz derer
») Lau». Mag. 1860. 460. ») Müller, RefonntziontseMh. 780 Anmerk.
i. Das Weichbild Budissin. 593
V. Tichmtz (S. 543), die bis Anfang des 45. Jahriianderts daselbst
vorkommen ; seitdem gehörte es denen v. Planüz (S. 420) .
Gross- ond Kleinwelka. Nach einem derselben nannte sich
wohl jener Fritaoo miles de Wolkowe (S. 538) , der nebst seiner Fran
4345 bereits bei den Franziskanern zu Budissin begraben lag. Seit
Anfang des 46. Jahrfannderts gehörte Grosswelka denen v. Metz-
radt anf Forstchen (8. 365] , Kleinwelka denen v. Haugwüz auf
Ganssig (S. SCS).
Schmochtitz befand sich mindestens seit 4500 ebenfalls im
Besitz derer v. Metzradi auf Ftfrstchen.
Luboehau (Lubecfaow, Libocha wa) . Dasselbe besessen Anfang
des 46. Jahrhunderts die v. Metzradt auf Milkwitz , 4578 die v. Bei--
Witz, 4580 Hans v. Schleinüz (S. 477).
Milkwitz war sdion 4394 ein Stammhaus derer v. Metzradt
(S. 36«).
Luga. Als Besitzer kommen vor Anfang des 45. Jahrhunderts
die V. Luttitz auf Sdier (S. 346) , seit 4500 die v. Metzradt ei. d. H.
Forstchen, die es 4523 an die v. Planüz auf Teichnitz verkauften.
Radibor (4447 Radewor] soll 43^7 dem Siegsm. Behr, Bürger
zu Budissin , gehört haben j der daselbst neben der Pfarrkirche auch
eine Kreuzkapelle gründete und ersterer das NW. angrenzende Dorf
Camina schenkte 2^). Seit Anfang des 45. Jahrhunderts finden sich
als Besitzer die v. Bolberitz (S. 437) , von 4463—4563 die v. Planitz
(S. 424). Bornitz (4539Bomwitz) war Pertinenzstttck von Radiboi*.
5. Nordwestlich in der Richtung von Budissin nach Kamenz.
Rattwitz gehorte wahrscheinlich von Mitte des 44. bis Ende
des 4 5. Jahrhunderts denen v. Kopperüz (S. 308) , dann denen v. Planitz
auf Teichnitz, die es 4563 an Graf Joachim v. Schlick verkauften.
Salzenforst besassen schon 4359 und noch Ende des 45. Jahr-
hunderts ebenfalls die v. Kopperüz. Nachdem das Domkapitel zu
Budissin durch Schenkung oder durch Kauf schon vorher einzelne
Bauern daselbst erworben, kaufte es 4604 auch das Vorwerk von
Margarethe v. Minckwüz^'^).
Uhna (Unaw) befand sich 4359 ebenfalls im Besitz derer v. Kop-
peritz y seit Anfang des 46. Jahrhunderts bei denen y. Metzradt auf
Milkwitz (S. 362) , nach Mitte des Jahrhunderts bei Christoph
») KliefaenMlleila 161 flg. ») Ltiu. Mag. 1860. U2 flg.
X B 0 1 k « , titsek. d. 0b«rl. Adeli. 3S
594 m. AbtheiluDg.
V. Gersdorffa. d. H. Ruhland, der es 4600 an HansGasp. v. Haugwitz
überliess.
Jannowili besassen im 4 6. Jahrhundert die v. Meizradt a. d. H.
Miikwitz , die in den 70er Jahren Unierthanen an die v. Bolberitz
überliessen.
Bolbritz (Bolberitz), der ursprüngliche Stammsiti derer v. Bol-
beritz (S. 435], hatte spater zu Besitzern 4424 Hans y.Büx (S. 2981,
4473 Hans v. Gnsk, seit Anfang des 46. Jahrhunderts die v. Meizradt.
die es gegen Ende des Jahrhunderts an Heinr. v. Schönberg veräus-
serten.
Bloaschitz (Bio waschi tz] und Döberkitz (Debriketz, Dobri-
ketz) gehörten mindestens seit 4475 denen \.H<xugwüzdi.A..YL, Neda-
schitz (S. S68) .
Prischwitz [4898 Prischewicz), einst, wie alle südlich davon
gelegenen Dörfer, bischöflich meissnisch, ward 4 292 an das Kloster
Marienstem veAauft^*).
Solschwitz (Sulschewicz, Scholzwicz) scheint schon zeitig in
zwei Antheile zerfallen zu sein. Den einen besassen seit dem 43. bis
Ende des 46. Jahrhunderts die v. Baudissin (S. 408], den andern
4373 Czaslaus v. Penzig (S. 443], 4430 Herr Heinr. v. Kamenz^ 4453
Rentsch v. Sat*atsch, der („zu Solschwitz gesessen^] als Feind des
Kurfürsten Friedrich von Sachsen nebst anderen oberlaus. Adlichen
sich auf einem Tage zu BisQ^ofswerde einfinden sollte 3<>], 4485 Albr.
V, Schreibersdorf j 4545 Niclas v. Spital, d. h. v. Gersdorff a. d. H.
Spittel (S. 202] .
Dreikretzscham (4390 Dreykretzen), dem Hospital zum heil.
Geist in Budissin gehörig, ward infolge (des Pönfalls 4547 mit ein-
gezogen.
Strohschi tz (Strositz) ward 4440 von Gerh. v. Bolberiiz auf
Seitschen an das Domkapitel zu Bud. verkauft '^] .
Loga (4226 Lagowe] bildete in ältester Zeit den Hittelpunkt
eines eignen Burgwarts , in welchem der Bischofszehnt dem Kapitel
zu Grossenhain gehörte, aber von diesem 4226 (propter loconim
distanciam] an das Domkapitel zu Bud. verkauft ward''}. Das Gut
selbst besassen im 46. Jahrhundert und wahrscheinlich schon früher
die V. Baudissin auf Solschwitz (S. 469].
Weidlitz (Weittnitz], ein Gut derer y.Metzradt a. d. H. Milk-
») K not he, Marienstern 22. 30) a. Dresd. W. A. OberUos. Sachen BL 7.
^0 Lao«. Mag. 1873. 193. . ») Ehend. 1860. 461. 3S) Ood. Loa. 38.
1. Das Weichbild Budissin. 5*95
wits, ward 4562 an Hans v. Poster (S. 439), von diesem 4569 an
Abrah. v. Luttitz verdussert.
Westlich von dem oben erwähnten Prisehwitz an der Strasse
nach Kamenz liegt Lttbon (Leubobei, Lobabel), woselbst 4332 und
4355 die v. Kopperitz (wohl auf Rattwitz, S. 308) dem Kloster Ifa-
rienstem Zins abtraten.
Auschkowitz (Uskewitz). Aii^h hier verkauften dieselben
Kopperitze dem Klostei' 41 Schillinge Zins.
Kleinhähnichen (Heynichen). Als Besitzer desselbeii erschei- i
nen 4 890 und 4 296 ein Fridericus de Heynichen , Zeuge fUr Marien-
Stern 34), 4400 Henzel v. Glaubitz (S. 246), später die v. Bolberüz a.
d. H. Förstchen (S. 438) , gleichzeitig mit diesen zu Anfapg des
4 6. Jahrhunderts auch die v. Pomkau (S. 426) . j
Ne r a d i t z (4 473 Neredwitz) gehörte mindestens seit 4 475 eben- \
falls denen v. Bolberitz a. d. H. Förstchen.
Jiedlitz (Gedelitz, Gödelitz) besass 4355 Wilr. v. Äb/ipert/js,
der Zins daselbst an Marienstem schenkte. 4 508 kaufte das übrige ,
Dorf, wir wissen nicht von wem, der Rath zu Budissin, der es jeden-
falls durch den Pönfall verlor. 4572 besassen es die v. Ponikau auf
Elstra. ' .
Gannewitz. Auch hier schenkte 4355 Wilr. v. K&pperitz dem
Kloster Marienstem Zins. 4373 vei^lich sich Kirstan v. Kopperitz
wegen seiner dasigen Unterthanen mit ^em Domkapitel zu Budissin,
während 4365 Henczil v. Ziegelheim (S. 543) 3 Hufen daselbst eben-
falls an Marienstem abtrat.
Schweinerden (4296 Zwinem) ward 4296 von Renczko v.
Gusk (S. 435) an Marienstem verkauft.
Kopse hin gehörte 4549 denen v. Hanitz (S. 424).
Koseritz (N. v. Crostwitz), zwischen den Herrschaften Kamenz
undNeschwitz gelegen, wohl der Stammsitz derer v. Koseritz (S. 3.42),
ward 4327 von denen v. Gusk (S. 435) an Marienstem veräussert.
Räkelwitz (4280 Rokelewicz, 4304 Rokilwicz) gehörte, wie
es scheint, ebenfalls zu keiner jener beiden Herrschaften und bildete
mindestens seit Anfang des 44. Jahrhunderts ein Stammhaus derer
v. Metzradt.
Höflein^ovelin), rings umgeben von ehemals v. Kamenzschem
Gebiet, hatte, so klein das Dorf ist, dennoch eiae Menge Besitzer.
4304 erwarb Marienstem 4 Hufen 'daselbst von Gerhard v. Bolberitz
3«) A. aiStem. • -r
38»
596 lU. Abtheilmig.
(S. ISS), den Kretficham aber voo GttBther Schaff (S. 474] und er-
hielt diese Güter von den Markgrafen v<in Brandenburg gereicht.
Ebenso eriuiufto das Klosler 4348 einen Bauer von denen v. Penzig
auf Sobehwits (S. 443), welche noeh 4373 Unterthanen daselbst hat-
ten. Andere Bauern gehthrten später denen v. Schreibersdorf auf
Königsvsrarthe (S. 498), welche sie 4584 an die v. Metzradt auf Räkel-
witB überliessen. Obgleich I^tstre mehrfach Unterthanen an Marien-
stem austauschten, besassen sie 4567 zu Htfflein noch 5 Gttrtner.
Sädlich von Schweinerden liegt Ostro (4006 Ostrusna, 4349
Oztrow, Ostrowe). Es bildete mit seiner alten Heidenschanse (4006
castellum) den Mittelpunkt eines Burgwarts, den 4006 Kaiser Hein-
rich II. dem Bisthum Meissen schenkte. Noch zur Zeit, wo die ober-
laus. Grenzurkunde abgefasst ward (4S44), befand sich das Bisthum
im Besitz jener Güter; ja noch 4542 hatte es Lehnmänner und Lehn-
wiesen daselbst. Den Haupttheil des Gutes aber rouss das Bisthum
spätestens Anfang des 44. Jahrhunderts an die v. Haugwäz (8. 858),
welche von ihm auch Neukirch und andere Ddrfer zu Lehn besassen,
überlassen haben, aber nicht als bischöfliches Lehn. Die Bestätigung
der sofort zu erwähnenden Schenkungen und Käufe von Theilen von
Ostro erfolgte durch die Landesherren der Oberlausitz. 4349 verkaufte
TyKch (Dietrich) v. Haugwitz 4 Talent Zins daselbst an einen Pfarrer
Eberhard, der sie sofort an Marienstem schenkte. 4330 schenkte
Dietr. v. Haugwitz selbst 8 Talent Zins und im nächsten Jahre noch
i Hufen demselben Kloster, und 4347 bestätigte letztrem Karl IV. die
„10 Schock Zins^ daselbst. Den noch ttbrigen Theil des Dorfis sehet*
nen die v. Haugwitz an die v. P&nikau auf Elstra (S. 494) überlassen
zu haben, welche bei den Gesammtbelehnangen (wahrscheinlich schon
4379, sicher seit 4420) auch als Besitzer von „halb Ostro^** bezeichnet
werden. Diesen ihren An theil (40^2 Hufe und die Mtthle) verkauften
4504 die v. Ponikau auf Kleinhähnichen an das Dcmkapild zu Budi»-
sin. Ausserdem standen (4597) einzelne Güter „unter dem Schlosie au
Bud.*^, d. h. ihre Besitzer waren unmittelbare Lehnleute des Land-
voigts'*).
Bocka (4357 Buckow, später Bocko) gehörte wohl zum Bui^wart
Ostro und war mit diesem Gute an die v. Haugwitz gelangt. Wenig-
stens verkaufte noch 4506 Peter v. H. auf Gaussig Zins auf Richter
») Vgl. T. Weber, Azthiy für die sichs. Qetoliichte VI. 168. Cod. Sazon. II. i,
111. Gercke^, Stolpen 657 flg. Cod. La». II. 26 flg. Laus. Mag. 1865. 291.
1. Das Weiokblld Budlssin. 597
und Gemeinde daselbst .an das Domkapitel tu Bad» 4&S4 besassen ea
die V. Planüz (S. 424).
Jan er (4244 Jawor, 1304 Janwer) gehörte ebenfalls in Osiro
und wird daher in der G^enznrkunde von 4944 erwähnt. Ende des
43. Jahrhunderts besass es Dietrieh ▼. Aiiift€U7t^jB (S. 408) und swar
auch nicht als bischoflich meissnisehes, sondern als brandenbnrgisches
Lehn. 4304 schenkte er das Out an Mariemtem^ yvas die Markgrafen
bestätigten.
Elstra (4a48Elstrowe, 4400 Elstraw), sehen 4S48 Kirehort,
bildete den Mittelpunkt eines grösseren Gttereompleies, der abpr nie
die Vorrechte einer „ Herrschaft ** genossen hat. Beeitaer desselben
waren jedenfalls schon seit Ende des 43. Jahrhunderts die v. AmtXraii
(S. 483], welche auch für den (schon 4420 als Stadtlein beseieh-
neten] Ort Elstra 4528 die volle Stadtgerechtigkeit erwirkten^).
Pertinenzorte von Elstra waren wohl schon Ende des 44. Jahrhunderts
Kriepits, Boderits, Wohla, Welka^ nadi welchem sich wahr-
scheinlich der 4225 erwähnte Everhardus de Wikohw nannte '7),
Ossel (4420 Ozel), Talpenberg (4420 und 4503 Talckenberg) ,
Rehnsdorf (?), Dobrig, Gödlau (4420 Jhedel, 4 503 . Gedell] ,
Kindisch. Im Laufe der Zeit erwarben die v. Ponikau noch viele
Ortschaften hinzu. '^^ ^
Pulssnitz^^) (im 44. Jahrhundert Polsenila, Polzenicz, die
Polsnitz, erst seit dem 45. Jahrhundert auch Pulsnitz, Pulssnitz)
hatte sehr zeitig eine eigne Pfarrkirche , über welche das Patronats-*
recht voa den deutschen OrdensriiUm 4 225 an den Biscbof von Meis^
sen abgetreten ward. Das von Graben und Teichen umgebene Schloss
(castnim) wird zuerst 4348 erwähnt; der Ort selbst ward 4355 zum
^^farkt*", 4375 zur Stadt erhoben. Auch PulssnHa bildete den Mittel^
punkt eines grösseren GUtercomplexes, der aber ebenfalls der «Herr«
schaftsreehle'^ entbehrte. Als Besitzer kommen vor zuerst (4 225) die
v. PulssnÜM (S. 430), nach deren Aussterben (4344) die Burggrafen
V. Golsen oder v. Wettin (S. 248), darauf (mindestens seit 4395) eine
Linie der Herren y.Kamenz (S. 288), welche (4447—4426) Pulssnitz
nebst Zubehör an die v. PMikau auf Elstra iß. 424) veikwften. Diese
veräusserten es 4468 an die \.MätU% (S. 374). Um 4543 ward es als
beimgefallnes Lehn an die v. SMeinüz auf Tollenstein (S. 475), von
36) Weint Tt, Rechte IV. 471 flg. ^) Cod. Liu. U. 3. 38) AoimbrltdLer
▼Oll mts dftfgettem Im Laos. M agtitn 18M. 283 flg. ^Dle Utetten Bedtzer tod Pulst-
nite".
598 U^- Abtheilimg.
iliesen 45S3 an die v. Schlieben (S. 481), und von diesen 4580 an
Hans Wolf v. Schönberg auf SchOnau verkauft.
Pertinenzorie von Pulssniiz scheinen schon im 43. — 4 4. Jahr-
hundert gewesen zu sein Ober- und Niedersteina, Möhrs**
dorf, 4548 an die y.Ffmikau abgetreten, Weissbach, Frieders*
dorf an der Pulssnitz, letzteres 4453 vom Rathe zu Pulssnitz fttr die
Frauenkapelle erworben, Thiemendorf, Böhmisch-Vollung»
balbOhorn, dessen andre Hälfte zu Meissen gehörte, Hauswalde
und wahrscheinlich auch B r e 1 1 n i g. Auch auf dem linken Ufer der
Pulssnitz pflegten die Besitzer von Pulssnitz noch eine Anzahl Ort-
schäften als markgraflich meissnisches Lehn zu besitzen.
6. Westlich von Budissin in der Richtung nach Bischofswerde,
mit Uebergehung aller, später besonders zu behandelnder, einst
bischöflich meissnischer Oilschaften.
Stiebitz (Stewitz). Daselbst trat 4306 Friedr. v. Lewenioalde
(S. 335) Zinsen an das Domkapitel zu Budissin ab. Später erwarb auch
der Roth zu Budissin „zwei Gtttel^. Nach dem Pönfall zog der Fiskus
beide Antheile ein«»).
Forstchen bildete seitAnfang des 45. Jahrhunderts das Stamm-
haus einer besondren Linie derer v. Bolberüz (S. 438), seit Anfang
des 46. Jahrhunderts einer derer v. Metzradt (S. 365) J
Seitschen (4042Scic]ani, 4048 Cziczani, 42SI5 Sycene, 4244
Sizen, 4276 Zitzin, 4377 Zyczen, 4357 Seyczen) war mit seiner alten
Schanze noch bei Abfassung der oberlaus. Grenzurkunde Mittelpunkt
eines besonderen Burgwarts. Auf dem Hofe zu Seitschen hielt sieh
Anfang des 4 4 . Jahrhunderts Herzog Boleslaw Chrobry von Polen, der
damals die Oberlausitz occupirt hatte, auf , um von hier aus mit dem
Markgrafen von Meissen Friedensverhandlungen zu leiten. Hier em-
pfing er 4048 auch seine Braute Oda, die Schwester Markgraf Her-
manns ^<^). Schon Anfang des 43. Jahrhunderts scheint neben Gross-
auch Kleinseitschen bestanden zu haben. 4225 stiftete Womer
V. Sum%ic (Somssig) „von dem neuen Gute zu Sycene^ 2 Sdiock
Jahreszins zur Kapelle auf dem Schlosse zu Budissin ^i). 4276 wird
neben anderen oberlaus. Adlichen auch ein „Ritter Theodericus de
Zitzin^ erwähnt ^2) . SeitAnfang des 4 4 . Jahrh. gehörten, wie es scheint,
beide Seitschen einer besondren Linie derer \,Bolberüz (S. 437).
») Laus. Mtg. 1860. 459. 40) Oentner in t. Weber'« AKhWJür die sich«.
Geseb. XII. 279. «i) Laus. Mag. 1859. 345. ^) Cod. Sax. 11. 1. 186.
1. Das Weichbild BudiBsin. 599
Grubschitz (Grobschitz) besassen Ende des 15. lahrhunderts
die Bore v. Kesselsdorf (S. UO), die es 4497 an Nick. Span tauschweis
ttberliessen, worauf es dieser U98 an das Domkapitel zu 9udissin
verkaufte.
Techritz (noch im 16. Jahrhundert Tedierwitz) gehörte 4407
denen v. Gusk (S. 256) auf Gaussig, im 46. Jahrhundert aber denen
V. Meizradt auf MilkwiU (S. 363).
Drauschkowitz (4074 Drogobudowice , 4354 Dru8cbkewi.cz)
ward 4074 vom Bisthum Ifemen von dem slawischen Edlen £or durch
Tausch erworben, erscheint aber später als zur königlichen Oberlai»*
sitz gehörig. 4353 wird danach ein Meynhard v. Druschkewicz ge-
nannt. Mindestens seit Anfang des 46. Jahrhunderts besassen das
Dorf die v. Haugwitz auf Gaussig (S. 262) ^') .
Weissnausslitz (Nussedlitz) . Es ist kaum mit Sicherheit zu
bestimmen , ob einige ritterliche Mannen des Namens v. Nussedlitz
sich nach dem zu der königlichen Oberlausitz gehörigen Weissnauss-
litz oder nach dem östlich angrenzenden bischöflich meissnischen
Schwarznausslitz nannten. Das erstere besassen 4488 die v. Minne-
witz (S. 373); 4555 gehörte es|denenv. Haugwitz auf Neukirch (S. 263).
Gau SS ig (Gusc, Guzk, Guzich, seit Ende des J 5. Jahrhunderts
Gawsk, Gawssigk) war das Stammgut derer v. Gusk (S., 253) , die es
Mitte des 45. Jahrh. an die v. Haugwitz a. d. H« Nedaschitz (S. 264)
verkauften. Von diesen ging es 4554 an Martin v. Gersdorff auf
Tzschoma, 4563 an Jak. v. Seidlüz, 4576 an Hans v. Schlieben auf
Amsdorf über. Pertinenzorte von Gaussig waren , wie es scheint,
Brösang, Kat3chwitz (in der Grenzurkunde von 4244 Kosscicz),
Diemen (4244 Dymin), Golenz (noch im 46. Jahrhundert Golicz).
Letztres gehörte 4540 einem Hans v. Meizradt auf Förstchen, spSiter
einem Bemh. Genczeppinger und zwar als Afterlehn von Gaussig.
4 576 verkaufte es der Letztgenannte an die v. Bolberüz auf Seitschen,
welche es mit Genehmigung des v. Schlieben auf Gaussig jetzt von
dem Könige zu Lehn nahmen. Auch Didhmen befand sich bereits Mitte
des 46. Jahrhunderts im Besitz derselben v. Bolberitz,
Neukirch gehörte nur zum Theil zur königlichen Oberlausits
und wird von uns bei den Besitzungen des Bisthums Meissen behau*
delt werden.
Westlich VQU Gaussig, aber durch einen Streifen bischöflich meiss-
nischen Gebiets getrennt , liegt SchmöIIn (4442 Smolin) . Als Be-
«3j Cod. Stx. U. 1. 36. A. M8tern.
000 lU« AbtlieUung.
siizer haben wir H42 einen Otto v. Haugwüz, seit Anfang des
16. Jahrhunderts aber die v. Meizradt auf FOrstchen (8. 365) gefun-
den. 464 1 ward es von den Erben Abrah. v. Baudüsm an Siegsm. v.
PcUkenhain verkauft.
RothnausslitE (NussedUtz, NaussilwiU) gehlMe mindestens
seit Anlang des 45. Jahrhunderts einer Linie derer v. Tschimhaus
(S. 520), welche sich davon „v. Nausriitz*' nannten. Sie verkauften
4544 den einen Theil an Balth. v. SMieben (9. 484), 4578 den ande-
ren an Christoph v. Haugwäz auf Putzkau, 4 564 audi das zugehörige
Dorf Thumilz an Hans v. Rechenberg.
Demitz und Spittwitz (S. und N. von Rotimausslitz) wurden
4443 von Pritsche v. Schönburg auf Hassenstein (S. 486) dem Kloster
Mariemtem geschenkt. Spittwitz muss im 46. Jahrhundert an die
v. Haugwüz auf Gaussig verkauft worden sein. 4570 kommen Hans
und Siegsm. v. Haugwitz als daselbst gesessen vor. Seit 4600 gehdrte
es Hans v. Loben (S. 338), der es 4643 an Hans Christoph v. Bern-
stein veräusserte.
Leutewitz (Luthewicz) ward 4 898 vom Bisthum Meissen an
Marienstem verkauft **) .
Stacli,9, (4430 Stochowe). Vielleicht nannte sich danach der
4284 in Budissin als Zeuge vorkommende MarUnus de Stuchot^e^ der
(fUr andere Güter) miles des Bisdiofs von Meissen war 4^). 4430 be-
fand es sich im Besitz derer v. Haugwüz a. d. H. Nedaschitz, die es
Mitte des 46. Jahrhunderts an Balthas. v. TschimhatiS auf Rothnauss-
litz ttberliessen.
Pohla (wendisch Palowe) war wohl der ursprttngliche Stamm-
sitz des Leuther v. Pahtve, der seit 4862 sehr oft erwähnt vrird.
später aber sich v. Schreibendorf (S. 4891) nannte. In spätrer Zeit
gehörte es denen v. Haugwitz a. d. H. Nedaschitz, die z. B. 4548 drei
Bauern zu ^Polaw^ an Ulr. v. Baiudissin auf Solsdiwitz ttberliessen.
Pannewitz war der Stammsitz der seit 4876 vorkommenden
V. Pannewitz, die später auch das benachbarte Gut Ubyst (4336 Vgez^
am Taucherwald besassen. Den Wald selbst hatten 4388 die
V. Gufk (S. 435) an Martenc^em'verkauft. Beide Dörfer sammt dem
Taucherwalde und dem zu Uhyst gehörigen Taschendorf finden
wir seit Ende des 45. Jahrhunderts im Besitz des RaOis von Budis^
m^*) . Durch den Pönfall 4547 verlor letztrer auch diese Besitzungen.
M) Knothe, Marieiutern 22. ^ Cod. Las. 107. ^ Derselbe soU Ühyit
1484 von einem Gotscbe ?. Stelnltz oder Heynlts um 790 fl. tbein. erktnlt hiben.
1. Das Welehblld Budisain. gOl
erkaufte aber Uhyst und den Taucherwald 4 555 vom Fiskus zurück.
Taschendorf gehörte 4572 denen v. Pwiikau auf Elstra.
S a tt r i 1 2 (4 365 Znyritz, 4 400 Sweritz) . Daselbst verkaufte Wiir.
▼. Kopperitz (S. 308) 4365 Zins an Marienstem. 4400 verSiusserte
Henzel v. Glaubitz (S. 246) zu KleinhShnichen, was er zu SSuritz be-
sessen, an Rensehil v. Grisslau (S. 854). 4476 kommen die v. Minne-
wüz (S. 373) als daselbst gesessen vor, nach deren kinderlosem Tode
4544 das Domkapitel zu Bud. dasselbe erwarb.
Rauschwitz (4342 Ruschewicz) ward 4342 vonRentschV. Gusk
(S. 435) dem Kloster Marienstem vermacht, muss aber von diesem
wieder verkauft worden sein. 4379 erscheint es, vielleicht durch
Heimfall, als unmittelbares Besitzthum Kaiser Karls Vf., der es nebst
anderen Gütern Timo v. Colditz (S. 445), als Pfand für vorgestreckte
Gelder, ttberliess und diese Verpfändung 4394 erneuerte ^^j. 4503
gehörte es zu den Besitzungen derer v. P&nikau auf Kleinhahnichen
iß. 426).
Burkau (Purko, Porkaw) ward 4379 und 4394 zugleich mit
Rauschwitz an Timo v. Coldüz verpfondet. 4 420 wird es unter den
Gütern derer v. Ponikau (S. 424) aufgezahlt, von denen es vor 4426,
wohl durch Tausch, an die v. Kamenz (S. 290) auf Pulssnitz gelangte.
Seit Mitte des 45. Jahrhunderts waren daselbst die v.Kintsch (S. 292)
gesessen. Diese theilten das Gut in mehrere Antheile. Den einen (mit
dem Kirchlehn) verkauften sie 4547 an Marienstem, andere 4556 und
t562 an die v. Ponikau auf Elstra, besassen aber noch 4565 einen
Theil.-
Rammenau (in der Grenzurkunde von 4244 Ramnow) scheint
um 4424 den Herren v. Kamenz gehört zu haben. Wenigstens ver-
zichteten dieselben , sowohl die von der Kamenzer, als die von der
Pnlssnitzer Linie , auf 3 Mark Zins daselbst zu Gunsten einer Altar«
Stiftung ^^). Ende des 46, Jahrh. sollen es die v. Ponikau besessen
haben.
Frankenthal (4244 Yrankendal) soll sich Mitte des 45. Jahr-
hunderts im Besitz derer v. Grisslau befonden haben ^*). Ende des
Jabrfaunderls besassen es die v. Haugwitz auf Geussig (S. 262) , die
es 4543 an die v. Ponikau auf Elstra verkauften.
Urk.-Verz. II. 151. Aber noch 1491 nennt sich ein Hans v. Psnnewitz „zu Dhyst ge-
sessen^. Ueber das wnnderth&tlge Marienbild 'in der Kapelle am Taucherwald Tergl.
▼. Weber*s Aieh. fOi die laehs. Gesch. V. 96 flg. «"0 Urkand.-Vers. L 103. 133.
«V) LWS. Mag. 1866. 97. ^) Heckel, Biaeho&werde 164«.
$02 in. Abtheilnng.
2. Das Weichbild LObau.
Auf der Flur des allwendischen Dorfes {Alt-)Löbiiu, in unmitiei*
barer Nähe des Löbauer Wassers (4244 Lobota) wurde Ende des 42.
oder Anfang des 43. Jahrhunderts die Stadt Lob au (4224 Lubaw,
4238 Lubavia, 4268 Lubawe, 4306.Leubawe, 4347 Lobaw) angelegt.
Sie wird 4224 als oppidum, 4268 zuerst als civitas bezeichnet. Auf
wessen Betrieb die Gründung der neuen Stadt erfolgte , wissen wir
nicht. Jedenfalls hat dieselbe stets unmittelbar unter den Landes-
herren gestanden , denen auch das Patronat tiber die Pfarrkirche ge-
hörte. 4238 1) war es der Sitz eines landesherrlichen Richters (advo-
catus), noch nicht aber der Mittelpunkt eines Weichbilds. Erst 4306
wiesen die Markgrafen Otto und Woldemar von Brandenburg, die In-
haber der westlichen Hfllfte der Oberlausitz, „aus besondrer Zuneigung
zu den Bürgern von LObau^ 20 auf dem linken Ufer des Löbauer
Wassers gelegene Dörfer in das Gericht dieser Stadt, „so dass alle Be-
wohner dieser Dörfer in all ihren Rechtssachen vor dem Gericht und
dem Richter zu Löbau Recht zu nehmen^ haben sollten. Und als bald
darauf Markgraf W^oldemar auch Erbe der östlichen Hälfte der Ober^
lausitz, oder des Landes Görlitz, wurde, schlug er 4347 noch 8 auf
dem rechten Ufer des Löbauer Wassers gelegene Ortschaften zu diesem
Gericht 2). So entstand das Weichbild Löbau. — Zu diesen 28
Dörfern kamen nach Mitte des 1 4 . Jahrhunderts noch eine Menge der-
jenigen Ortschaften hinzu, welche die bisher mit eigener Obergerichts-
barkeit begabte Herrschaft Kittlitz gebildet hatten. Mehrerß der^
selben gehörten 4494 ') nicht mehr in das Gericht und zu dem Weich-
biid Löbau.
Tiefendorf, früher Diebsdorf (4306 Diebesdorpp, 4366
Dybisdorff , erst 4547 Tiefendorf] , jetzt Vorstadt von Löbau , war ur-
sprünglich ein besonderes Dorf, in welchem 4359 auch eine eigne
Kapelle erwähnt wird. 4366 verkaufte Heinr. v. Landeskrone (S. 329)
„das Gut und den Zins , den der Kapellan daselbst hat , und die
Lehnsherrlichkeit tiber die Hufen, Mtthlen und Gttrten zu Dybisdorff,
wie er und seine Aeltem es gehabt , an die Stadt Lobou. Dennoch
entstand wegen dieser Lehnsherrlichkeit 4438 und abermals 4499
Streit zwischen dem Rath und dem Pfarrer der Stadt. Durch den
2. 0 Cod. Lns. 28. 92. 50. &5. ^ Titehoppe und Steniel, Uik.^Suua-
Inng 480. Ck)d. Lqs. 217. >) „ROgebnch«' Ton Ldban. Mtpt raf der BIbliotbek tn
ZitUn.
Ik
w^mm
2. Das Weichbild LObaa. 603
Pönfall verlor 4547 Löbau auch Tiefendorf, erhielt es aber 4549
wieder*).
Altlöbau (4306 Lebawa, 44S4 die alte Lobaw) gehörte im
ersten Viertel des 45. Jahrhunderts den Grebrttdem Skiffe aus Görlitz
(S. 502), die daselbst 4484 42 Mark und 4424 wieder 3 Mark Zins an
den Rath zu Löbau verkauften. Seit 4438 v^ird bei Bestätigung der
Privilegien und Güter der Stadt nun auch stets „die alte Löbau^ mit
aufgeführt. Durch den Pönfall 4547 verloren, wurde das Dorf 8bb6a
4549 zurückerworben. «
Oelsa (4306Ulsen, 4438 die Olse, 4534 die Geisse). Schon
4438 wurde der Stadt Lübau auch das, „was sie in der Olsen hatte^,
neu bestätigt^). Sie kaufte 4478 den übrigen Antheil hinzu ^ verlor
aber das Dorf 4547 und erwarb es 4552 von der königlichen Kammer
zurück.
Grossschweidnitz (4306 Sweyniez, 4374 Swoynicz, 4494
Schweinicz) gehörte um 4334 dem Görlitzer Bürger Hans Heller
(S. 267), dessen Söhne es vor 4374 an die v. Haugwitz (S. 258) ver-
kauften. 4 420 veräusserte Otto v. Nostitz auf Oderwilz 8 Mark Erb-
zins daselbst an Heinrich Porsse und dessen Erben; 4478 erwarb
die Stadt Löbau diesen oder einen anderen Antheil<^) und 4533
abermals einige Bauern von Ludwig .v. Rosenhayn (S. 455) hinzu, die
früher Rudolph v. Gerscfor/f besessen hatte,* verlor aber das Gut 4547
durch den Pönfall , worauf es Dr. Ulrich v. Nostitz (S. 389) erst als
Pfand, 4549 lehnsweis erhielt.
Kleinschweidnitz. Daselbst bezog 4352 Katharine» die
Wittwe Gristans v. Krekewicz und ihre Söhne, Johann , Rulko und
Jenchin, von zwei Bauern 4 Mark 5 Gr. Zins, der, wie es scheint,
später an das Domkapitel zu Budissin gelangte und von diesem 4598
vertauscht ward. 4 404 verkaufte ein Hans v. Gersdorff der Stadt
Löbau 2 Seh. Zins daselbst. 4506 gelangte der Rath in den Besitz
des dasigen Eisenhammers, da der Hammerbesitzer die ihm geliehene
Summe von 220 Mark nicht zurückzuzahlen vermochte. Durch den
Pönfall verlor die Stadt auch dieses Dorf, das ebenfalls Dr. Ufarich
V. Nostitz vom Fiskus erwarb ') .
Ebersdorf (4347 Eversdorff, 4367 Eberhardisdorff) gehörte
(wie Grossschweidnitz) um 4334 den Heller, um 4374 denen v. Hauff-
4) A. Bnd. üb. fandationnm pag. G. Laos. Magaz. 1776. 76. Urk.-Ten. n. 46.
IIL 45. 6) Urk.-Tetfz. 11. 47. 6) A. LdUii. Segnitz'ache Amial. von Ubaii.
Mspt. 7) Laus. Mag. 1873. 191. Anmerk. 1860. 83. Lobaner „Rügebach'' fol. 83b«
604 ni. Abdioiling.
wü%, Anfang des 46. Jalirhunderts dem Christoph r. Gersdorff auf
Baruth (S. 237) . Von dessen Söhnen verkaufte es'Hans auf Döbaehiti
an Hans v. Ger9dMrff auf Herbtgsdorf» Von diesem ertauschte es
4534 die Stadt LöbaUy verlor es aber 4547 dnrcb den Pönfsdl, worauf
es 4549 Nico), v. Metaradt auf Heii>igsdorf (8. S66) vom Fiskus er-
kaufte. Dessen Sohne verausserten es 4569 an Andreas v. Gersdorff
auf Herbigsdorf, von dessen gleichnamigem Sohne es 4576 wieder an
iJbbau zurttckgelangte.
Ottenhaia (4347 Ottenhayn) gehörte (wie Eliersdorf) Anfang
des 46. Jahrhunderts dem Christoph v. Gersdorff auf Baruth, dann
dessen Sohne Hans, der noeh 4557 ^vier Teichleute^ daselbst an Cas-
par V. No8titx verkaufte.
Lawalde (4306 Lewenwald, 4423 Lawenwalde) befand sich
wohl t4 290— 4324) im Besitz eines Priedr. v. Lewenwalde (S. 335\
4 433 aber (wie Altlöbeu) in dem der Gebr. SUffe. 4 495 verkaufte
es Hans v. Rechenberg auf Oppach (S. 446) an die Stadt LöbaUj die es
aber im Pönfall 4547 verlor. Wahrscheinlich vom Fiskus hatte es
darauf Oswald v. Schönfeld (S. 489) erworben, der es 4555 an Bona-
ventura V. LuttUz veräusserte. Dieser llberliess 4565 einen Theil
des Dorfs an Balthasar v. Rechenberg auf Beiersdorf (S. 446) und 4568
den andern an Joh. v. LtUHlz a. d. H. Milstrich.
Schon 4306 gab es fwei getrennte Dörfer Dehsa (4306 ambae
Thesyn, 4242Desen, 4352Tey8in, 4 397 die Dessen) . Wir wissen
nicht , nach welchem sich das AdelsgescUeeht t;. dsr De$en benannte
(S. 445), das 4248^4397 im Lttiauer Weichbild ansttssig war.
Rleindehsa gehörte mindestens von 4482 — 4570 denen v. Gusk
oder Gaussig (S. 256) , die es 4546 und 4570 an die v. Nosiäx auf
Kunewalde (S. 387) veri^anften. — Grossdehsa war nach und nach
zum grOssten Theil an das Domstifi Bodtssin gekommen , ohne dass
das Kapitel selbst wusste, wie^). 4350 erkaufte dasselbe von dem
Richter daselbst V^ Mark Zins; 4464 besass es ausserdem aof den
Gütern des Hans v. Doberscküx (S. 4 48) 4 Mark Zins. Aber auch der
Stadt I^Ati ward 4474 „was sie in der Dessen hatte«" bestilUgt, und
4572 soll denen v. Metzradt auf Zimpel ein Theil des Dorfes gehört
haben.
Schönbaoh (4306 Soonebyoh, 4494 Sehonenbach) gelangte
4499 von Hans v. Rechenberg auf Oppach an den Rath von ü^hw.
8) Ln». Mag. 1850. 890 fl«. Uik.-Ven. f. 56 No. 275. 1. 00 Ro. 299. A. Bad.
Ürk.-Veri. H. 120.
2. Dm Weichbild Lötau. 605
{jing aber durch den POnfall verloreiii worauf es 4648 Nicol. v. Metit^
radt auf Herbigsdorf erwarb. Wahrscheinliefa vwkaufteu dessen
Stthne es gaiu oder zum Theil an Casp. v. Gendor/f „su Sehönbac^^,
der wenigstens i 583 6 Mark 30 Gr. Zins ^auf seinem Anlheil im Dorf
und VorweriL Schttnbach** an das DomkapUel su Budissin ver^
äusserte *) .
Dttrrhennersdorf (4306 und noch 4494 Heinrichsdorpp, erst
4564 Dörrenbennersdorf) gehörte (wie Grossschweidnitz) um 4334
den Beller ^ um 4374 denen v. äaugwüiSy Anfang des 46. XiArhun*
derts (wie Ebersdorf and Ottenhain) dem Christoph v. Gersdorff auf
Baruth; von diesem gelangte es 4549 an einen seiner Söhne, Ludolph
(auch Rudolph genannt) auf Kittlite, dessen Söhne Gaq[>ar und Siegs-
mund 4564 als ^u DttrrhennersdorP bezeichnet werden ^^),
Kottmarsdorf (4306 Khotamersdorpp), Anfangs Filial von
LObau, erhielt spater zwar einen eignen Geistlichen , aber die GoUa^
tur verblieb dem Primarius zu LObau, dem auch 3 Bauern und 47
Hausler, als Pfarrdotalen , gehörten. Einen anderen Antheil, be-
stehend in 8 Bauern und 5 Gärtnern, besessen Anfang des 46. Jahr-
hunderts die V. Belwüz auf Beiwitz und Sohland (S. 443), verkauften
ihn aber nach Mitte des Jahrhunderts an Erasmus v. Gersdorff auf
Lautitz. Ein dritter Antheil befand sich (wie Dttrrhennersdorf) im
Besitz derer v. Gersdorff auf Baruth und Kittlitz ; 4 604 verkaufte Casp.
v. Gersdorff auf Kittlitz '8 Bauern zu Kottmarsdorf an seinen Bruder
Jpacbim.
Ebersbach (4306 Eversbach) wurde 4433 von den Hussiten
so gründlich eingeäschert, dass es noch 4487 erst wieder 7 Hausnum-
mern zählte, und dass von den 49 früheren Bauergütem 4549 erst 40
wieder „besetzt^ waren und das Dorf selbst noch lange „Wüst-
Ebersbach^ hiess. Anfang des 46, Jahrhunderts gehörte es (wie
Kottmarsdorf) denen v. Gersdoi^ff auf Baruth und Kittlitz ; ^Rudolph
V. G. verkaufte es 45S9 an die Herren v. Schleiniiz auf Tollenstein
(S. 476), von denen es 4597 an den Rath von Zittau gelangte.
Gersdorf (4244 Gerartisdorf, 4306 Gherardesdorph , 4502
Goersdorf, 4597 Girsdorf), schon in der Grenzurkunde von 4244 er-
wähnt, stand lange Zeit unter denselben Herrschaften wie Hainewalde
bei Zittau, nämlich etwa 4377 bis zu den Hussitenkriegen unter denen
V. Wamsdorf (S. 532), von etwa 4497 bis 4529 unter denen
V. Muschwitz (S. 374) , die in letzterem Jahre beide Güter an Tyle
»j A. Bud. W) Urk.-Vere. 111. 135»». 193«,
606 UI. Abtheilnng.
Knebel (S. 302) ttberliessen. Nach dessen kinterlosem Tode 4545
scheint es an die v. Schlemitz (S. 476] gekommen zu sein, die es von
ihrem Vorwerk zu Ebersbach aus bewirthschaften Hessen. Seit 4429
von den Hussiten gflnzlich zerstört, war das Dorf nicht wieder aufge-
baut worden und die Dorfflur zum grossen Theii mit Wald bewadisen.
Mit Ebersbach verkauften die v. Schleinitz 4597 den grtfssten.Theil.
nämlich „den Wald, Girsdorf genannt^, an Zittau.
Kunnersdorf, vielleicht 4224 (Cunradisdorf) noch ein einziges
Dorf, bestand schon 4366 (ambae Cunradesdorpp) aus zweien. Ober-
und Niederkunnersdorf. Im ersteren Jahre schenkte Bischof
Bruno von Meissen den gesammten Bischofszehnt „vom Dorfe Kunners-
dorf bei LObau^ an das Domkapitel zu Budissin. Nach und nach ge-
langten beide DOrfer in den Besitz dieses Stiftes. Um 4334 gehörte
eins derselben (wie Grossschweidnitz und Dttrrhennersdorf den
Heller^ um 4374 denen v. Haugwitz, 4359 stifteten daselbst Ge-
brüder V. Kopperitz (S. 309) 4 Schilling Zins fttr die Schlosskapelle
zu Budissin. 4399 erkaufte das Domkapitel von dem Bürger Nicol.
Bischofswerde V/2 Seh. Zins in Ober- und Niederkunnersdorf, die seiner
Frauen Leibgedinge gewesen waren, und 4472 von Jakob v. Baudisstn
auf Solschwitz (S. 409} auch noch „das Gut, Vorwerk, Lehn und
Zinsen^ im Oberdorfe. Anfang des 46. Jahrhunderts gehörten 5 Httf-
ner in einem der beiden Dörfer (wie Kottmarsdorf) denen v. Beiwitz
auf Sohland ^^] .
Strahwalde (4347 Strabenwaldt , 4375 Strwenwald, 44^7
Strawenwald, 4545 Strauwalde] gehörte mindestens seit 4348 bis
4437, wie es scheint, denen v. Radeberg (S. 439) , die sich danach
auch „V. Struwenwald^ nannten, mindestens seit 4500 aber denen
V. Klüx (S. 304),
Herbigsdorf (4347 HerwigsdorfT, noch 4468 aber auch Uert-
wigsdorf, 4532 Herbsdorf). Ein Theil davon befand sich im Besitz
derer v. Luptitz (S. 344), die seit 4284 genannt werden und ihr Gut
um 4493 an die v. Temrüz veräusserten, von denen es 4532 die
V. Metzradt (S. 365) erkauften. Der andere Theil gehörte wahr*
scheinlich seit alter Zeit denen v. Gersdorff auf Bischdorf (S. 496 ,
die ihr Gut mehrfach theilten und 1566 auch noch den Metzradtschen
Antheil erwarben. 4499 verkaufte ein Wolfg. v. Knobeloch (S. 305
für seine Mutter und deren Schwestern ^2 ^^^^ Zins daselbst an
") Cod. Lu3. 27. A. Bnd. Üb. fund*t. pag. C. Vgl. Laaa. Mag. 1859. ^12.
2. Das Weichbild LObau. 607
einen Altaristen zu Löbau. Wir wissen nicht, von welchen Besitzern
des Dorfs diese drei Schwestern stammten.
Bischdorf (4827Bisooa8dorf, 4247Bischowe, 4307Biscopistorf)
war eine bischöflich meissnische Enklave , rtthrte also von den Bi*
schöfen zu Lehn, war aber in die Obergericbte zu Löbau gewiesen.
Wenn, wie es in der That scheint, unter dem „BischoWe'' der Grenz-
Urkunde von 1S44 Bischdorf zu versahen ist, so gab es schon damals
daselbst zwei Gutsantheile (Bischowe major et parva). Vielteicht
gehörte der eine dem Waltherus de Biscofisdorf, der nebst dem Pfarrer
des Dorfs 4 297 als Zeuge bei dem Bischof Bruno von Meissen vor-
kommt. 4284 erwarb das Domkapitel zu Budissin von Rüdiger von
Schluckenau, Bürger zu Budissin ,• 4 Hufen in Biscbdorf und hat diesen
Antheil (wohl B. parva) bis 4606 besessen. Den anderen (major)
hatte mindestens seit 4 326 eine besondere Linie derer v. Gersdorff
(S. 4 95) inne , welche sich anfangs danach „ v. Bischowe ^ oder
^v. Bisdorf ^ nannte und vielfache Theilungen vornahm ^^).
Wendischpaulsdorf (4347 Paulsdorf, 4438 Pawelsdorf).
Davon gehörte ein Theil mindestens schon 4 438 der Stadt Löbau ^^] ,
die ihn aber im Pönfall 4547 verlor, ein andrer aber (6 Httfner und
3 Gärtner) Anfang des 46. Jahrhunderts (wie Koitmarsdorf) denen'
v. Belwüz.
r
Wendischkunnersdorf (4347 Conradisdorf slavicalis).
Auch hier besessen die v. Beiwitz 5 Httfner.
Rosenhain (so schon 4347). Nach demselben nannte sich das
ritterliche Geschlecht derer v. Rosenhcigen oder Rosenhayn, von denen
Ludwig V. R. 4544 den letzten der Familie daselbst zuständigen Be-
sitz, 3 Bauern, an Erasmus v. Gersdorffant Lautitz verkaufte. Ein
Vorwerk daselbst gehörte 4348 bereits seit Generationen den Herren
v. Kittlitx auf Kittlitz (S. 295). 4439 verkaufte Christoph Voigtlän-
der V. Gersdorff auf Glossen (S. 234) 4 Mark und 4440 ein Christoph
v. Wamsdorf etwa 3 Mark Groschen auf Unterthanen zu Rosen-
hain an das Domkapitel in Budissin, das sie bis 4646 besass^^). An-
fang des 46. Jahrhunderts hatten daselbst auch die v. Beiwitz einige
Bauern.
George witz (4306 Gorghewicz) gehörte, obgleich nicht eigent-
licher Bestandtheil der Herrschaft Kittlitz, doch noch 4397 denen
V. Nostitz auf Kittlitz (S. 384), die es aber bald darauf, ebenso wie
«) Cod. Lu». 60. 106. Anhang 69. «) Ürk.-Verz. U. 47'. W) Liui. Mag.
1860. 439. 1859. HO.
608 ni. Abthetlnng.
andere ihrer Güter, verkauft haben mttasen. Mindestens schon 1438
besass einen Antheil davon die Stadt I/fbau^ die 4509 einen iweiten
Aatheil von denen v. BeUoäa hinzaerwarb. Beide wurden im PbnfaU
4547 verloren und gelangten an Dr. Ulrich v. Nostüx auf Ruppersdoff
(S. 389) . Auch das Domkapitel zu Budissin beiog von einer Anzahl
Bauern Geld- und Getreidesins ^^) .
ünwflrde (4306 U wer, 4494 Unwerde) war wohl schon 4348
im Besitz derer v. Nostä» (S. 382) und bildete eins der drei Hanp4-
Stammhäuser dieses weit verbreiteten Geschlechtes.
Laucha (4306 Lychowe, 4345 Lochau, 4494 Lawchow). Da*
selbst besassen noch 4348 die Herren v. KUÜiU »Gttter a«8 der
Mühle''; von den spateren Besitzern wissen wir nichts.
Neehan (4306 Neechan) ist uns sonst gar nicht vorgekommen.
Ausser den bisher aufgeführten, schon 4306 und 4347 in die
Gerichte zu Löbau geschlagenen Dörfern , finden wir seit Mitte des
44. Jahrhunderts, wie schon oben erwähnt, auch mehrere zur einsti-
gen Herrschaft Kittlitz gehörige Ortschaften in dieselben gewiesen.
Nach diesem Kittlitz nannte sich das ältestbekannte oberiausitaisobe
Adelsgeschlecht, die Herren v. KUÜüz (S. 293), welche dies Gut
schon 4460 besassen und noch 4348 die Rechte einer „Herrschaft^
bestätigt erhielten. Als sie darauf Kittlitz an die v. Nostäs ver-
kauften, waren schon eine Menge Dörfer an Aftervasallen überlassen,
und so scheinen um jene Zeit auch die Herrsohaftsrechte in Wegkll
gekommen , und viele Dörfer nun in die Gerichte nach Löbau gewie-
sen worden zu sein. Von denen v. Nostits gelangte Kittlitz an die
V. Gusk oder Gausk (S. 257). Wenn nicht schon früher ward das Gut
Anfang des 46. Jahriiunderts getheilt. 4540 gehörte ein Tbeil denen
V. Bdwü» , der grössere aber dem Christoph v. Gersdorff auf Banith
(S. 236), von dessen Söhnen Ludolph oder Rudolph in Kittlitz wohnte.
In die Kirche daselbst, eine der ältesten der Gegend , waren einst 28
Dörfer eingepfarrt. Zu der Herrschaft Kittlitz gehörten sieher folgende
Ortschaften :
Oppeln (so 4345, 4465 Opil). Daselbst gehörte 4345 ein Vor-
werk den Herren v. Kittlitz, mindestens seit 4465 das ganze Dorf
denen v. Kopperüz (S. 344).
Krappe (4390 und noch 4491 Krapicz) war wohl stets Perti-
nenzstüdi von Kittlitz.
Breitendorf (4252 Wgest, noch heut auf Wendisch: Uhyst,
»») Ürk.-Ven. II. 47'. Laos. Mag. 1859. 3ö7 flg.
^(
2. Das Weichbild LObau. 609
schon 4390 aber Breitendorf) war von einem Herrn v. Kittlitz der
Kirche von Kittlitz geschenkt worden , was schon 4 252 Papst Inno-
eenz lY. bestätigte. Bis in neuste Zeit ist daher der Pfarrer zu Kittlitz
Erb-, Lehn- und Gerichtsherr über die Unterthanen zu Br. geblieben,
hatte aber deshalb wiederholte Streitigkeiten mit den Besitzern von
Kittlitz »6) .
Wohla (1390 Wole, 4491 Wolow, 1581.Wolaü). Auch hier ge-
hörte ein Vorwerk und ein Dorfantheil dem jedesmaligen Pfarrer zu
Kittlitz, ein andrer aber mindestens seit dem zweiten Viertel des 16.
Jahrhimderts denen v. Gersdor^ auf Lautitz (S. 244).
Spittei (1345 SpiUl). Noch 4348 stand daselbst die Oberge-
richtsbarkeit den Herren v. Kittlitz zu, 4390 aber denen v. Nostitz
nicht mehr ^7). Das Gut war übrigens schon vor 43.48 einer Linie
derer v. Gersdorff in Afterlehn gegeben, die sich davon „v. dem Spi-
tal" oder „V. Spittei" nannte (S. 204) und es noch Mitte des 45. Jahr-
hunderts besass. Seit dem ersten Drittel des 46. Jahrhunderts gehörte
es denen v. Gersdorff anf Lautitz (S. 244).
Jauernik (4244 Jaworik, 1390 Jawemik), schon in der Grenz-
urkunde genannt, gehörte 4390 zwar noch denen v. Nostitz auf Kitt-
litz , aber in die Crerichte zu Löbau.
Eise rode (4354 Ysenrode) bildete 4390 auch noch einen Be-
st andtheil der Herrschaft Kittlitz ^ gehörte aber 4494 nicht mehr in
die Gerichte zu Löbau. Wie es scheint, war es zeitig zu Lehn ausge-
geben; wenigstens schenkte 4354 Otto v. Luttüz (S. 344) Zins da-
selbst dem Kloster Marienstern.
Trauschwitz (4348 Truskewitz), noch 4348 Bestandtheil der
Herrschaft Kittlitz, scheint bald darauf veräussert worden zu sein
und war nie in's Gericht zu Löbau gewiesen. 4487 verkaufte Martin
V. Maccm auf Gröditz (S. 357) Zins daselbst an das Domstift Budissin.
Anfang des 4 6. Jahrhunderts war Ludw. v. Rosenhayn (S. 455) daselbst
gesessen, veräusserte aber 4544 das Gut an die v. Gersdorff auf Lau-
titz (S.244 ), die sich 4567 von der Lehnsherrlichkeit der Herren
v. Schönburg auf Hoyers werde, denen damals die eine oder die andere
Hälfte gehörte, loskauften.
Coswitz gehörte 4348 (Coswicz) den' Herren v. Kittlitz.
Kleinradmeritz (1345Radmericz), 4348 noch Pertinenzsttick
»«) Cod. Lus. 81. Laos. Mig. 1778. 91. Kirchengallerie 374. Urk.-Ve«. UI.
146. i') Urk.-Vera. 1. 44. 54». 131.
Knotb«, Gesch. d. Oberl. Adeln. 39
610 ni. Abtbeiliing.
von KiUlüx, gehörte spfiter zam Wetehbild Gorlili. Als Besitzer
scheinen bis nach 4469 die v. Rodewü* (S. 452], seil Anfang de»
46. Jahrhunderts die v. Beiwitz (S. 444).
3. Das Weichbild Görlitz.
Das bei der Theilung der Oberlausitz 4268 gebildete Land
Görlitz umfasste die Weichbilde Görlitz und Lauban, den (spater
sogenannten Queisskreis und die drei Herrschaften Muskau , Penzis
und Seidenberg. Ein besonderer Landvoigt, der auf dem Voigtshof
zu Görlitz residirte, vertrat darin die Interessen der Landesherren.
Auch als später die Ostliche Hälfte der Oberiausitz wieder mit der
westlichen vereinigt worden war, machte sich doch die EinseCzunp
eines besonderen Untervoigts (Hauptmanns, Amtshauptmanns) von
Görlitz» nOthig , welcher im Auftrag des Landvoigts von Budissin die
landvoigteilichen Geschäfte in der Ostlichen Landeshälfte versah. Seit
Anfang des 46. Jahrhunderts ward unter seiner Leitung ftlrden „GOr-
litzer Kreis^, zu welchem jetzt auch das Weichbild Zittau gehörte,
ein besonderer Landtag zu Görlitz abgehalten.
Die Stadt Görlitz, 4074 noch ein blosses Dorf (villa Goreliz .
zuerst 4238 als Sitz eines landesherrlichen Bezirksrichters erwähnt
und daher jedenfalls bereits mit Stadtreoht bewidmet, verdankt seine
nachmalige Bedeutung nicht der fabelhaften Eii>auung einer Bon;
(4 134 j durch Herzog Sobieslaw von Böhmen ^] , sondern jener Theilunc
von 4268, durch welche sie die Hauptstadt der Ostlichen LandeshüKfte
wurde. Seitdem übte Görlitz, mit zahlreichen Privilegien ausgestattet,
zumal mit dem von 4303, wodurch die gesammte Obergerichtsbarkeit
im Weichbild , auch die über den Adel , lediglich dem städtischen
Gerichte zu Görlitz zugewiesen ward, durch Handel und Gewerbe
wohlhabend und selbstbewusst, im Besitze vieler und bedeutender
StadtdOrfer, von einem thatkräftigen Magistrat geleitet, einen in jeder
Hinsicht massgebenden Einfluss auf die Geschicke der gesammten
Oberlausitz.
4. Von Görlitz Ostlich in der Richtung nach Naumburg
und Lauban.
Hennersdorf (4324 Hinrichsdorph) gehörte wohl stets Bür-
gern von G. und zwar Anfang als Lehn, später nach Stadtrecht.
3. 0 Cod. Los. 12. 50. Uns. Mag. 1868. 76 flg.
3. Dm Weichbild Qdrlitx. 611
also als Erbe. WakrscheioliQh war der 4324 aU 7eagf ei-wtfhnte
Ulmunnm de Hinrichsdorph auch ein solcher Bürger ^) . Als ^von Jo-
des wegen'^ 46 Mark Zins und das Kircblehnzu H. an Herzog Johann
von GOrliU gefallen waren, ttberliess Letzirer dieselben an seinen
Landvoigt Benes v. d. Duba (S. 467), der sie aber 4^8!} an den RcUh
von 6. verkaufte. Diesen Dorfantheil veräusserte der Rath 4444 an
die Bürger Peter Tschirwitz und den Apotheker Joh. PletzeL Ein an-
drer Antheil, der 4433 von MaiiLus Geissler an Georg Canüz [S. 443),
von dessen Kinder^ aber 4449 an Christoph Uttmann verkauft ward,
scheint später mit ersterem vereinigt worden zu sein. Auf Peter
Tschirwitz waren als Besitzer gefolgt Casp. Arnold, Leonhard Gramer ,
Hans Axt, seit 4486 Georg Emmerich (S. 476j. Nach dessen Tode
(4507) kam H. an seinen Schwiegersohn, Licentiat Klette^], Dieser
scheint es an seinen Schwager Sebast. Schulz überlassen zu haben,
der es 4 553 seinen Schwiegersöhnen Joachim Schmid und Hans Hoff-
mann abtrat. Die Söhne des Letzteren, Friedrich, Georg und Sebas-
tian Hoffmann auf H., erhielten 4574 ihren Adel bestätigt. Ausser-
dem besass auch der Pfarrer Dotalen, die aber dem Erbherm huldigen
mussten.
Sohra (4285 Zor, Sor, Zoraw^, Soraw) befand sich bis Ende des
45. Jahrh. im Besitz derer v. Sor (S. 503). 4466 verkaufte Wilh. v.
^Sorau^ 48 Mark Zins zu S. [und zu Flohrsdorf] an Math. Axt in Gör-
litz und 4480 Casp. v. „Sorau^ seinen Zins zu S. an einen Altar in
Görlitz. Den Axt' sehen Antheil erwarb Georg Emmerich (S. 476).
Dessen Sohn Hans der ältere verpfändete ihn an Herzog Friedrich
von Liegnitz, von /Welchem ihn 4529 der Rath zu Glfrlitz kaufte.
Nachdem dieser das Gut durch den Pönfall 4 547 verloren hatte , er-
warb er es nebst Sohr-Neundorf 4556 von Kaiser Ferdinand zu-
rück, verkaufte es aber sofort (um 4S000 Thlr.) an die Gebrüder
Joaeh. und Hans Schmid, von denen Ersterer (4570) das Gut allein
übernahm *] .
Flohrsdorf (im 44. Jahrhundert Florinsdorf). Einen Antheil
davon besass 4352 Ulmann aus der Münze (S. 438), dessen Tochter
Katharine denselben 4440 an Franz Sommer verkaufte. Einen andern
Antheil hatten gleichzeitig die v. Sor (S. 503) inne. 4430 überliess
Paul Kürner, Franziskaner zu Görlitz, gegen eine Rente von^ Mark
«) Cod. Lm. 048. Urkiind.-Ven. I. 119. H. 53. 60. 52. 133. HI. 178. 150.
215. 221. 42». «l. 3) N. Script. III. 58. *) Ürkund.-Ven. II. 140. III. 139.
211.
39*
^•«
612 III- Abtheilun^.
alle seine Güter in Fl. und in Cossma. Dieser Antheil scheint darauf
an den Roth zu 6. gelangt zu sein, der ihn 4440 an Andr. Beyer
Uberliess, welcher noch 1461 daselbst gesessen war. Seitdem darai:f
Georg Emmerich das Gut erworben hatte, theilte es bis zum Pönfall
die Schicksale von Sohra *) .
Hochkirch hiess ursprünglich Milegsdorph (1309, Melis-
dorf, Meisdorf) und wird erst im 16. Jahrhundert auch H. genannt.
Während der Bischofszehnt von diesem Dorfe schon 1309 und später
Görlitzer Bürgern gehörte , bezog die sonstigen Revenuen seit Mitte
des 15. Jahrhunderts der jedesmalige Amtshauptmann von Görlitz, als
dessen „Amtsgut** oder ..Mundgut** es bezeichnet wird*).
Oberbiela [noch im 15. Jahrhundert „die deutsche Bele*"]
war durch Todesfall an den König gefallen und von diesem an Wenz.
v. Dohna und den königl. Kämmerer Heinr. v. Lazan geschenkt wor-
den. Diese verkauften es 1409 an den Görlitzer Bürger Calmannj der
es der Peterskirche zu G. überwies behufs der Stiftung einer Früh-
messe ^) .
Gruna (1282 Grunow, Grünau). Eine schon im 13. Jahrhundert
vorkommende Patricierfamilie „von Grunaw** zu Görlitz war jeden-
falls aus diesem Dorfe eingewandert, darf aber nicht unter die Herr-
schaften desselben gerechnet werden. Anfang des 15. Jahrhunderts
hatten die v. Schreibersdorf (S. 491] dasselbe an Albrecht v. Hoberg
(S. 276) verkauft; schon 1428 aber besassen es die v. Haugwüs
iS. 265), die es 1575 an Dr. Paul Siegsmund in Görlitz veräusserten.
Rachenau. Einen Theil davon schenkte 1301 Conrad Wirsing
iS. 540) dem Hospital zu Görlitz an der Brücke, welches ihn bis zum
Pönfall besass ^) . Ein andrer Theil war wohl immer und sicher seit An-
fang des 16. Jahrhunderts mit Kiesslingswalde verbunden.
Kiesslingswalde (1301 Keselingswalde) hatte vor 4352 Gdr-
litzer Bürgern gehört. Seit 1380 erscheint als Besitzer ein Tietze v.
Gersdorff (S. 227), darauf dessen Kinder, seit 1432 die v. Hoberg
S. 274), seit 1482 die v. Tschirnhaus (S. 519).
Stolzenberg war unter dem eben genannten Tietze v. Gers--
dorff Zubehör von Kiesslingswalde ; später gehörte es Lorenz UUmann
zu Görlitz und nach dessen Tode (1481) seiner Wittwe. Darauf be-
, ») Ebendaselbst I. 171. II. 28». 90». N. Script. I. 221. «) Ebend. IH. 147.
K auf f er II, 185. 7) Ürk.-Vera. I. 170. ^ Cod. Lus. 166; der Name heisst
daselbst filseblieh* T r a cb en a n.
3. Das Weichbild Gl^rlitz. 61 3
sass es Georg Emmerich (S. 176), der es 1494 an die v. Salza (S. 467;
verkaufte. Von diesen kam es 1580^) an den Rath zu Lauban (um
3100 Tlilr.) und 1594 an die v. Tschimhaus (S. 580).
Lichtenberg bildete vielleicht längst schon ein PertinenzstUck
von Kiesslingswalde, als die auf letztrem gesessnen v. Hoberg (S. S74]
1438 einen „Wald zu L.^ an das Kloster zu Görlitz verkauften. Min-
destens seit 1489 gehörte es denen v. Salza (S. 467), die es 1510 an
Hans Köler zu Görlitz veräusserten. 1567 ttberliess es Mich. Schmied
an den RatJi zu Görlitz ^o) .
Pfaffendorf wurde 1386 von denen v. Sor (S. 504) an das
Nonnenkloster zu Lauban veräussert, blieb daher in der Reformations-
zeit katholisch und heisst seitdem „katholisch Pf.^.
Lauterbach (Luterbach) gehörte dem Nik. v. Gersdorff auf
Gurig, später auf Ruhland (S. 238) , welcher 1 393 „das halbe Gericht
daselbst und 3 Mark Zins und alles , was er im Dorfe besass'^, gegen
einen Jahreszins von 1 Pfund Pfeffer an die Brüder Herdan und Tietze
Starke ttberliess. „Herdan von L.^, wohl der eben Genannte, kommt
noch 1427 vor. Auch später besassen das Dorf wohl immer Bürger*
so 1566 Mich. Schmied^^),
Troitschendorf (1397 Droschendorf, 1413 Trossendprf, 1519
Trotzendorf). Schon um 1340 hatten die Bürger Leubener und Heibig
12 Mark Zins daselbst vom König zu Lehn erhalten. Dieser Antheil
wechselte oft die Besitzer. Ein andrer gehörte schon 141S dem heil.
Geisi-Hospital zu Görlitz, welches auch noch den ersteren Antheil
hinzuerworben zu haben scheint und 1571 auch noch den dasigen
Bischofszehnt an sich brachte ^^) .
Hermsdorf (noch im 16. Jahrh. meist Hermannsdorf) gehörte
bis 1407 Beruh . CaniU (S. 142] , darauf Niclas Rose, 1469 Hans Ulf-
manuy Ende des Jahrhunderts Georg Emmerich (S. 176), nach dessen
Tode (1507) seinem Schwiegersohn Claus Köhler, der es mindestens
noch 1527 besass^^.
Leopoldshain (1305 Lutolfelshain , 1437 Lutoldisheyn , 1475
Leutoldshain. 1510 Leupelshaih) besassen mindestens seit Anfang des
15. Jahrhunderts die v. Penzig (S. 417), die es 1475 an Nik. v. Salza
(S. 466) verkauften. Von diesem gelangte es an Georg Cramer,
fl) Urkond.-Ven. HI. 227. W) Urk.-Veri. 11. 46«. UI. 207. N. Script. DI.
51 (lg. 131 (lg. ") Uikond.-Ve«. II. 20. III. 206. *«) Bband. I. 176. n. 17'.
39b. in. 213. «9) Bbend. III. 132.
614 ^11' Abtheiltnig.
U86 aber an den Rath zu dörlüzj spater an Georg Emmerich, 4507
an dessen Schwiegersohn Sebast. Schütze, in dessen Familie es sich
noch 1551 befand.
2. Von GdrliU südöstlich in der Richtung nach MarUissa
und Schonberg.
Moys (1309 Moyges, 13^ Mogis). Während daselbst eintelne
Bauergüter („Vorwerke") verschiedenen Bürgern gehörten, wird 1326
Kristan von Grunow, ebenfalls Bürger von Görlitz, als „der Dorfherr**
bezeichnet. 1362 verkaufte derselbe oder ein gleichnamiger Sohn
U Mark Zins in M. an Joh. Wiker. Um 1380 scheint der Rath lu
Görlitz das Dorf erworben zu haben ^^) .
Kuh na (1390 Kunow) befand sich 1390 im Besitz dßs Jan
V. Gersdorffy der es spttter an Leuther v. Gersdorff gegen Reichenbach
vertauschte (S. 192). Letztrer verkaufte es 1406 an seine Neffen auf
KOnigshain (S. 220). Nach Aussterben dieser Linie veräusserte es
König Ferdinand 1 538 an Siegsmund v. Wamsdorf auf Schönbrunn
(S. 534) .
Thilitz (1408 Deeltz, 1414 Telicz, Thielitz) war schon 1408
Pertinenzstück von Kuhna.
Schönbrunn (1352 Schonenborn) . Daselbst war um 1409 ein
Heinr. v. Gersdorff gesessen. Aber schon 1421 gehörte das Nieder-
dorf dem Görlitzer Bürger Barthol. Eberhard (S. 168) , dessen Sohn
Wenzel dasselbe 1 465 an Lorenz Hermann verkaufte. Das Oberdorf
hesass 1448 Martin Lauterbach, dessen Erben es 1468 an Barthol.
Hirschberg (S. 271) überliessen. Schon dieser scheint auch das Nie-
tlerdorf innegehabt zu haben. 1531 kaufte Siegsm. v. Wamsdorf
S. 534) das ganze Dorf. Zwar veräusserte es dessen Sohn 1570 an
Friedrich v. Nostitz; aber 1596 gelangte es an die v. Warnsdorf
zurück.
Das Städtchen Schönberg ist mitten zwischen Ober- und
Niederhalbendorf gelegen und daher jedenfalls auf der Flur die-
ses Dorfs einst als Stadt ausgesetzt worden (ganz ähnlich wie Reichen-
bach) . Wohl erst seitdem dies Dorf durch die dazwischen liegende
Stadt in zwei Hälften getheilt worden w ar , erhielt es den jetzigen
Namen. Das Oberdorf wenigstens hiess noch im 16. Jahrhundert
meistens „Kuhzahl ^. Schon 1234 stellte Bischof Heinrich von
Meissen zu Schoninberch in Gegenwart vieler geistlicher und welt-
^1 Görl. Sttdtbuch von 1305 fol. 38. Ürk.-Verz. I. 78*. Oorl. Rttbgrcchn.
3. Dm WeiehbUd Gtfrlits. 615
lieber Zeugen (danuKer auch der dasige Pfarrer) eine Urkunde aus.
Wem dasselbe bis Ende des 14. Jahrhunderts gehtk*te, wissen wir
nidit. Zwar erscheinen in den Gltrlitzer Gerichtsbttchem häufig Per-
sonen mit dem Beisatz ^von Sohonenberg^, welche wir aber nicht für
Besitter des Ortes su halten verm^en. 4373 war ein Henczil Jane
V. Gersdorff (S. !24S), 1376—4444 ein Caspar v. Gersdorffund 4423
dessen Schwager Hans v. LMü% a. d. H. Schirgiswalde mit seinen
Brttdem (S. 349) Inhaber des Guts. Die v. Luttitz verkauften es
4444 an die y. SaUa (S. 466), diese 4467 att Hans UUmann. Von
diesem kam es (um 4469) an Christoph Uttmann, dann (vor 4484) an
Donat Uttmann, dann (vor 4500) an Gabriel Forst oder Topper, 4502
an Georg Enunerich (S. 476J , 4507 an dessen Tochter Anna , verhei-
rathet mit Adolar OUeray nach 4543 an Hans FretUxel (S. 482) , 4527
an dessen Sohn Joachim, 4564 an des Letzteren Tochter Barbara, ver-
beir^thet mit Paul Liedlau (S. 337) v. Misslau , in dessen Familie es
bis 4636 verblieb 15).
Die beiden Dörfer Halbendorf sind in den Urkunden älterer
Zeit schwer zu unterscheiden. Das Oberdorf , auch Kuh zahl ge-
nannt, gehörte 4373 (Kwzal) dem Henczil Jone v. Ger^dor/f auf Schfln-
berg. 4429 verkaufte Nik. v. Gersdorff auf Kuhna „das Dorf zum
Kuczayle'* an Albr. v. Hoberg (S. 276) ; aber auch die v. Luttitz wt
Schonberg versetaten 4426 Unterthanen zu „Halbendorf^ an Niclin
aus der Münze (S. 438), welche dieser 4430 an Albr. v. Hoberg über-
laasen haben soll , und die daher wohl zu Ober-H. gehörten. 4 458
verkaufte Andr. Canitz (S. 443) das Dorf Kwzagel an Schmheintze;
4494 besass dasselbe der Rath zu Gifrlitz, „welchem es aus Peter
Walde' i Testament aufigegeben war*^. Bald darauf kam es an Georg
Emmerich und blieb seitdem längere Zeit mit SchOnberg verbun-
den ^^) . — Von dem viel grossem Niederdorfe gehörte der Haupttheil
wohl stets zu SchOnberg. Schon 4352 aber besass Heintze Eberhard
[S. 469) daselbst ebenfalls 4 Mark Zins vom KOnig zu Lehn, welche
nebst dem anstossenden SchOnbrunn) von sdnen Nachkommen 4 465
an Lorenz Hermann veräussert wurden. 4484 waren die Gebrttdsr
Canitz (S. 4 43) Erbherren von einem der beiden Halbendorf. — Vor
4562 hatte Franz v. Bischofswerder „das Vorwerk zu H.'^ verkauft an
»») Cod. Lag. 43. 93. Urkund.-Verz. U. 102. 151. III. 55. Dm HerrachAftenver-
zeichniss üi Ol^rlans. Naehlme 1766. 70 n. 87, BtXbsi das in J. Gottfr. Welnhold's
„NachT. von dem Stidtehen Seh.'' 1766 (ManvspC. fol.) enthalt ^ele Unrichtigkeiten.
J«) Ürk.-Ven. II. 93. 23. 84. HI. 7. 201^
616 ni. Abtheiinng.
Friedr. v. Xostüz und seine Brüder; diese aber ttberliessen es 456?
an Elias v. Nostitz.
Bellmannsdorf (4358 Baldramstorff , im 46. Jahrhundert
Belmsdorf, erst seit dem 47. Jahriiundert die jetzige Namensform
4352 hatte daselbst Heinr. Steinrücker 8 Mark vom KOnig zu Lehn.
4443—29 gehörte es Gzasl. v. Gersdorffa, d. H. Friedersdorf (S. 234 .
mindestens seit 4527 einem Zweige derer v. Gersdorff a. d. H. RudeK«^
dorf (S. 246).
Heidersdorf (4 408 Heidenreichsdorf) ward 4 408 von Caspar
V. Gersdorffan die Gebr. v. Gersdorff auf Königshain (S. 220) verkauft
und blieb seitdem mit Kuhna verbunden, bis es 4465 Christoph Vtt-
mann aus Görlitz erwarb <7) . Von diesem kam es an Wenzel Emmerich
(S. 4 79) oder dessen Sohn Paul ^^) . 4 525 verkauften die Emmerich
zuerst ^den vierten Theil von H.^ an Hans v. Eberhardt auf Küpper
(S. 470), dessen Nachkommen noch 4563 daselbst gesessen waren.
4540 aber das Übrige Dorf an Math. v. Salza auf Linda (S. 469'.
dessen Naclikommen 4585 den grössten Theil davon veräusserten.
Linda (4350 Lindaw). Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der
^Otto V. der Linden^, der 4334 als Zeuge für Marien thal erscheint.
Besitzer von L. und bereits der Familie v. G^«dor/f angehörig war.
4350 verkauften die Brttder Kristan und Ramfold v. G. auf Reichen-
bach den Bischofszehnt zu L. an das Kloster in Lauban und vor 4408
Caspar v. G. den Linda'er Wald an die v. G. auf Königshain (S. 220*.
4445 aber stellte ein Heinr. v. Rothenburg ^zur Linde^ (S. 459) einen
Bürgen über 200 Mark. Mindestens seit 4440 war Heinr. v. üechtriii
a. d. H. Steinkirch (S. 529) zu L. gesessen. Dessen Enkel versetzten
es, wie es scheint, zuerst an die v. Ttchirnhaus (S. 549), dann aber
an Friedr. v. Biberstein auf Forsta; 4492 vei^auften sie es förmlich
an Erstere^*). Schon 4494 aber kam es von denen v. Tschimhaus
an die v. Salza (S. 467). Erst unter diesen ward das Gut in Ober-
und Nieder-L. getheilt, und als 4569 Wigand der Altere v. Salza an
Anton V. Döbschitz (S. 452) ein Vorwerk verkaufte, entstand daraus
Mittel-L. Nach Wigands des älteren Tode (4574) eriiielt sein Sohn
Wigand der jüngere Nieder-L., während das Obergut von seinen Mit*
eri>en 4574 an Hans v. Gersdorff auf Paulsdorf, ihren Onkel, gelangte,
der 4 576 von Anton v. Döbschitz noch Mittel-L. erwarb , aber 4 578
das Obervorwerk an Biasius v. Bibran verkaufte.
«T) Ebend. H. 98. ««) N. Script, m. 68. «») Ufk.-Ven. I. 166. HI. 17.
N. Seript. n. 196 und 354.
3. Das Weichbild Görlitz. 617
Gerlachsheim, von welchem ein Antheil, „der Winkel^, noch
jetzt zur Herrschaft Friedland gehört, dürfte ursprünglich wohl ganz
Lehn von Seidenberg-Friedland gewesen sein. Früheste Besitzer
waren wohl die v. Gerlachsheim (S. 484), welche wir aber von
4248 — 4307 nur noch auf Schönau bei Bemstadt gefunden haben.
Von 4345^78 hatte Jone Elvil (S. 473) G. inne. Seit Ende des
44. Jahrhunderts befand sich der Haupttheil , das nachmalige Mittel-
und Niederdorf, in ununterbrochenem Besitz einer besonderen Linie
V. Gersdorff (S. 2S8). Ein andrer Antheil , also wohl das Oberdorf,
gehörte um 4 426 denen v. Rothenburg (S. 459) . Mindestens seit Ende
dieses Jahrhunderts waren im Oberdorfe die v. Uechtritz a. d. H.
(S. 530) Steinkirch gesessen. 4582 verkaufte Georg v. Uechtritz
^ einen Antheil am Ober-Ende ^ an seinen Schwiegersohn Hans v.
Raussendorf, 4588 aber Christoph v. Uechtritz „das Gut Ober-G.^ an
Hans V. Nimpsch. Der Baussendorfsche Antheil gelangte 4607 an Jak.
v. Knobloch^^).
3. Von Görlitz südlich an der Neisse entlang in der
Bichtung nach Ostritz.
a. Bechtes Ufer.
Posottendorf soll bis zum Pönfall mit einem Theil des auf
dem andern Neisseufer gelegenen Leschwitz gleiche Besitzer gehabt
haben. 4569 verkaufte es Franz Beyer in Görlitz an die Erben Peters
V. Loben (S. 338) auf Horka, diese 4584 an Hans Peuerbach, nach
dessen Tode es 4597 an die Krone fiel, von der es Hans v. Wamsdorf
auf Kuhna (S. 535) um 3200 Thlr. erwarb.
Köslitz (4305 Koselitz, 4384 Kosslitz). Jedenfalls nannte sich
danach der 4305 erwähnte Hinricus miles de CoselüZj Landvoigt
von Görlitz. Später gehörte es Görlitzer Bürgern. So ward 4384
Jakob Sleiffe (S. 502) mit 6 Seh. Zins daselbst, die er von Hans Ul-
mann erkauft, desgleichen Nitsche List „an der Ecke^ auch mit 6 Seh.
Zins belehnt. Den SleifFeschen Antheil erwarb 4447 der Bath zu
Göi^litz, verlor ihn aber 4547 durch den Pönfall, worauf der König
4554 das Dorf um 4800 Thlr. an Joach. und Hans Gebrüder Schmied
überliess **) .
Gossma. 4 430 trat Paul Komer^ Franziskaner zu Görlitz, gegen
eine Leibrente seine väterlichen Güter in C. an seinen Schwager
Wenzel Weüschreiber ab. Von diesem kam das Dorf an den Rathj
«T) Nach den L. B. «) Uiu. Mag. 1870. 61. Urk. I. 116. III. 174.
6t8 UI. AbtheOniig.
der es U40 an Josi Frit$che übeiiiess. Spttier finden wir es wieder
im Besitze des Roths y der es im POnfall verlor, 1549 aiier es Tom
Künig surttekerhieli. 4 568 verkaufte er es abermals an Hans Glich ^; .
Wendischossig (Ozzek) gehörte um 4385 witsche LM ^an
der Ecke"" in Görlitz. UU verkaufte es Bemb. Canäx (S. 442; an
Casp. Uedlau (S. 336) , dessen Sohn es 4463 an den Raih ttberliess,
welcher 4 440 auch das Patronatsrecht daselbst von Wentsch v. Dohna
auf Grafenstein geschenkt erhielt. Nach dem POnfall erwarb es 4549
Hans V. Gersdorff auf Döbschitz a. d. H. Baruth (S. 237), dessen
Nachkommen es 4574 an Georg v. Wamsdorf auf Ruhna vei^
äusserten^).
Radmerits (4249 Rademariz, Radimeritz, 4264 Radmaris,
4368 Radembricz). Es ist nidit unmtfglidi, dass im 43. Jahrhundert,
ebenso wie der anstossende Eigensche Kreis (Bemstadt), ao auch R.
dem Bisthum Meissen gehörte. Noch 4296 bestimmte das dasige Dom*
kapitel, man solle mit grösserem Eifer die RttckstHnde ,,von Pirna und
von Radmeritz'^ zu erlangen suchen. Dann wttrde sich auch um so
leichter erklären, wie grade hier 4 249 Bischof Conrad von Meissen und
König Wenzel von Böhmen, und wieder 4264 Bischof Albert sich auf-
hielten und Urkunden ausstellten 2^). Von 4284 — 4362 scheint das
Gut ganz oder zum Tfaeil denen v. Lassow (S. 338), seit 4332 der
eine Theil denen v. Gersdorff (S. 202) gehört zu haben ; d^n anderen
Theil hatten Anfang des 45. Jahrhunderts die v. Hoberg (S. 274) inne.
Seit 4434 besassen das ganze Dorf die Burggrafen v. Dohna (S. 460.
auf Grafenstein. Diese erwarben^ 4 454 fiir R. (nebst Nieda und An*
theil Reudnitz) die Eigenschaft einer Herrschaft und Hessen diese
Güter durch besondere Hauptleute verwalten. Wegen der Ober-
gerichtsbarkeit, welche sie nun auch auszuüben sich berechtigt
hielten, geriethen sie in viele Streitigkeiten mit dem Rath zu Görlitz,
bis sie endlich 4549 Radmeritz sammt Zubehör an Bemh. Bemi in
Görlitz verkauften. Nach dessen Tode (4525) kam das Gut zu einem
Theil an dessen Sohn Caspar, der ^s noch 4537 besass, zum anderen
Theil an dessen Verwandten Hans Feuerbach. Der Bemt'sche Antheil
war 4 553 „frei und ledig^ an den König gefallen , der ihn an Wolf
V. Wrtzesowitz auf Neuschloss in Böhmen gab. Dieser verkaufte ihn
1554 an Georg v. Wamsdorf auf Schönbrunn [S. 534) und dieser
wieder 4558 an Valentin und Nikolaus v. Gersdorff auf Hennersdorf
JB) ÜTk.-Ven. n. 28. HI. 210. ö) Ebend. I. 182 Hg. II. 2. 92. 51. IH. 206.
ai) Cod. Sax. n. 1. 2ö0 und 130. Cod. Lns. 83. Uis. Mag. 18B6. 386.
3. Das WelebVild €R)rlitz. 619
rS. 208). 1575 kaufte Valentins Sohn, Valentin Nieol., auch den An-
tlieil (|es Hans Feuerbach (Vorwerk] noch hinzu; nach dessen. kinder-
losem Tode erbten das Gut i58S seine Vettern v. Gersdorff auf Bur*
Icersdorf und Berteisdorf.
Wiika^] (1364 Welkov) gehörte nebst dem anstossenden Bora
schon im 44. Jahrhundert denen v. Hoberg (S. S73). Diese traten es
1424 an die Gebrüder S/et)fe (S. 502] ab, erwarben es aber 4456
wenigstens zum Theil wieder. 4 545 fiel dieser Antfaeil durch den
kinderlosen Tod Christophs v. H. an den König, der ihn (4546) dem
I>r. Ulr. V. Nostitz überliess. Dieser aber verkaufte ihn sofort an
Adam v. Penzig (S. 449). — Der andere (Sleiffe'sche) Antheil ward
vielfach verpfändet und wohl von Georg Canitz (S. 443) vor 4454 an
Nicol. V. Gersdorff auf Niedemidelsdorf verkauft. Nach dessen kin-
deriosem Tode fielen all seine Gttter an die v. Gersdorff auf Tauchritz
S. 244). 4567 aber erwarb Adam v. Pensig auch diesen Antheil
und besass fortan ganz Wilka nebst Bora.
Nieda (4366 dieNede, Nedaw). Wer dies alte Pfarrdorf, zu
w*elchem ursprünglich die Kirchen zu Wendischossig , Radmeritz und
Leuba als Filiale gehörten, bis Mitte des 45. Jahrhunderts besessen
hat, wissen wir nicht. 4440 überliess Wentsch v. Dohna auf Grafen-
stein (S. 460) das Patronatsrecht über Wendischossig an den Rath zu
Görlitz , muss daher wohl bereits Besitzer von Nieda gewesen sein,
wie er es 4454 sicher war. Seitdem gehörte das Gut zu der Dohna-
schen Herrschaft Radmeritz und ward mit dieser 4549 an Bernh.
Bernl verkauft. Nach dessen Tode (4 525) werden erst „seine Erben
und Martin locAmann^, später (4554) Letztrer allein als Collator, also
wohl auch als Besitzer erwähnt. Derselbe soll 4573 gestorben sein.
1 583 '•) wurde Friedr. v. Tieffenbruch „zur Nidaw" mit dem Pfarrer
und den Wiedemuthsleuten daselbst vertragen wegen Hofediensten,
Besetzung der Pfarre etc. Derselbe verkaufte das Gut 4584 an Hans
V. Penzig auf Wilka.
Reudnitz(4448 Rewtenicz, 4 420 Rutnite) zerfiel schon Anfang
des 45. Jahrhunderts in mehrere Antheile. 4448 verkaufte Lorenz v.
Söstüz (S. 384) auf Niecha 9V2 Mark Zins in R. an Caspar Liedlau
'S. 336). 4420 und 4424 erwarb Letztrer noch 2 Bauern hinzu von
Heinr. v. Radeberg auf Thiemendorf (S. 440) und 4458 vom Fiskus
auch den Rest des Radebergschen Antheils , mit welchem Frau Metze
V. Radeberg beleibdingt gewesen w^r. All diese seine Unterthanen
») Vgl. Uns. Mag. 1859. 248 flg. „Gesch. von W.« «) Urtt.-VeM. Hl. 231.
620 III- Abtheilung.
verkaufte 1463 Andr. Liedlau an den Rath zu Görlitz. Nach dem Pön*
fall ttberliess König Ferdinand diesen Antheil 1549 um 1200 Thlr. an
Adam v. Penzig auf Wilka. — Ein andrer Antheil hatte noch 1 420
denen v. Hoberg auf Wilka (S. 274) gehört, war aber (vor 1433 an
Nikol. V. Gersdorff auf Niederrudelsdorf verkauft worden und nach
dessen Tode an die v. Gersdorff auf Tauchritz (S. 214) gelangt. Da
erhob 1 459 Wentsch v. DoAna Ansprüche und erlangte, dass die 7 Mark
Zins zu R., ^die etwa Hans v. Hoberg besessen^, ihm abgetreten
wurden. Seitdem gehörte dieser Antheil zu der Dohna' sehen Herr-
schaft Radmeritz und gelangte 1519 an Bemt, 1525 nebst Nieda ao
Mart. Lochmann und ward 1584 von Friedr. v. Tieffenbruch mit ao
Hans V. Penzig verkauft.
Trattlau (1390 Trapittlawwe, 1 402 Traptelau) ward 1402 von
Joh. V. Gersdorff auf Radmeritz (S. 203) an Wenzel v. Dohna a. d. H.
Grafenstein verkauft, dessen Sohn Wentsch um 1418 wahrscheinlich
daselbst wohnte. Wir wissen nicht, wann dessen Nachkommen das
Gut an die v. Gersdorff auf Tauchritz (S. 215) ttberlassen haben, in
deren Gesammtbelehnungen von 1492 und 1527 dasselbe mitaufge-
zahlt wird. 1576 verkauften es Christoph v. G. zu Tauchritz und Hans
V. G. zu Leuba an Adam v. Penzig auf Wilka.
Wanscha (1410 Wenschaw) gehörte mindestens schon 4410
m
denen v. Boblitz (S. 134), die es 1565 an Christoph v. Schwanitz (S.
500) veräusserten.
Schönfeld ward halb zum Görlitzer, halb zum Zittauer Weich-
bild gerechnet. Die erstere Hälfte, ergebend 1 1 Mark 3 gr. Zins poln.
Zahl, ward 1461 von Christoph v. Uoberg zu Rerna an Wentsch v.
Dohna, 1 495 von dessen Sohne Nicolaus an Adam v. Kyaw auf Berteis-
dorf (S. 326) bei Seidenberg, 4502 von diesem an die Gersdorffe auf
Tauchritz, von diesen 1508 um 400 fl. ungar. an das Kloster Marien-
thal verkauft und 1547 von diesem (um 400 Thlr.) an Adam v. Penzig
verpfändet ^7) .
b. Linkes Ufer.
Leschwttz (1342 Lezhwicz) zerfiel zeitig in verschiedene An-
theile, welche meist Görlitzer Bürgern gehörten. 1337 Uberliess Ul-
mann de Dote 8 Mark Zins daselbst nebst dem Kirchenlehn halb dem
Jakobshospital zu GörlitZy halb der Stadt selbst. Demselben Hospital
bestätigte 1377 der Bischof von Meissei^;eine schon 1342 von Ottilie
V. Salza gemachte Schenkung von 4 Mark ^) . — Der Rath verkaufte
») Nach Marientlialer Uikanden. »} Cod. Lns. 317. Urk.-Ven. I. 51. 106.
3. Das Weichbild Görlitz. 62t
seinen Antheil 1441 an Jost Pritsche, scheint ihn aber wieder erwor-
ben zu haben; er verSusserte ihn 4491 abermals an Peter Frent%el,
den Onke] des reichen Hans Frentzel. Wohl dieser Antheil kam
darauf an Georg Emmerich (S. 476] und 4507 an dessen Tochter
Anna, verheirathet mit Adolar OUera, die ihn 4549 an Mich. Schwartz
verkaufte, von dem er spater an Hieron. Schneider oder Schnitter ge-
langte^*). Einen dritten Antheil besassen Anfang des 45. Jahrhunderts
die GebrOder Sleiffe (S. 50S), darauf Heinze Eberhard (S. 468) und
seine Söhne ^ die 4427 davon 4 Mark an Hans Meissner ttberliessen.
4 448 erscheinen als Besitzer die v. Bischofswerder auf Ebersbach
(S. 429), welche 4463 9 Seh. Zins an Lorenz Hermann verkauften.
Nach dessen Tode (4484) erbte sein Sohn Peter Hermann diesen An-
theil. Einen vierten gab 4 464 der Apotheker Vincentius Schwoff-
heim zu Görlitz seinem Sohne Peter; dessen Sohn Paul verkaufte ihn
4500 an Lucas Conrad^ dessen Nachkommen ihn noch 4566 inne
hatten '<>) .
Deutschossig (4388 0zzek, 4416Duczh Ossek) soll 4336 dem
Albr. V. Salza (S. 464) , Bürger zu Görlitz, zu Lehn gereicht worden
sein. 4388 verkaufte es Albr. v. Tschimhaus iß. 547) an die Gebr.
Sleiffe (S. 502) und an Yincenz und Conrad Aczel. 4446 gehörte es
halb noch Heinze Sleiffe, halb Bernhard Caniiz (S. 442), spater ganz
dem Letzteren. Ihm folgte 4446 sein Sohn Andreas, 4474 des Letzteren
Erben (besonders sein Sohn Georg), 4504 aber dessen Schwiegersohn
Peter Frentzel^ 4540 dessen Kinder, von denen Ursula es 4526 ihrem
Manne Peter Thiele zubrachte. Dessen Kinder theilten 4535 das Gut
in drei Theile, welche nun (mit geringer Unterbrechung) in den Fa-
milien Thiele und Schnitter forterbten ^^).
Nickrisch (im 44. Jahrhundert Nikrosch) soll 4336 dem Albr.
V. Salza (S. 464) gehört haben. 4430 war der Besitzer, Thomas ITaW,
gestorben, worauf die Hälfte an seine Tochter Anna, verheirathet mit
Job. Marienam, die andere aber an seine Wittwe Elisabeth und deren
Kinder, Hans und Katharine, gelangte. 4448 ward M. Nicol. Emmerich
nebst Frau und Kindern und nebst Math. Geissler mit Nickrisch be-
lehnt. 4 457 erwarb es Siegfr. Gosswin, der es 4480 an Georg Emme--
rieh (S. 476) verkaufte. In der Familie von dessen Sohne Hans dem
jüngeren ist es darauf bis 4724 verblieben.
M) N. Script, rer. Ins. I. 221. HI. 58. Urk.-Vere. III. 20*. 30) Ebendas. 11.
20. III. 206. N. Script. III. 58. 31) Ueber die Betltzei vgl. Uns. Mag. 1772. 251.
N. Script, m. 58. IV. 211 flg. UTk..VeTx. I. 125. 189. III. 209.
622 HI. Abtheüung.
TauchriU (1332 Tuohericx, 4357 Tuobenis, 4360 Thauros;.
Dasselbe gebttrle Aofiuig des 44. Jahrbunderls dem Ritter Niool. v.
Nrnseshove (S. 379) > Erbrichter su Görlitz. 4328 ward damit sein Sohn
Eymund v. N. belehat. ;WahrscheiQlich verkaufte dieser es ScholdeD
halber an die v. Bibentein auf Friedland. 4357 erhielt Frledr. v. Biber-
stein von Kaiser Karl IV. die Lehn darüber. Wenn nicht schon da-
mals, so doch bereits 4360 hatte ein Nicol. v. Geradorff, der sich,
wie noch einige Zeit lang auch seine Nachkommen , (Nicol«) Thauros
nannte, das Gut, alsAfterlehn von Friedland, inne. Er ist der Stamm-
vater der Tauchritzer Linie derer v. Gersdorff (S. 244).
Leuba (4326 Lubil, 4334 Lubin, 4447 Lewbe). Als Grundberren
des Dorfs erscheinen Anfang des 44. Jahrhunderts die Herren v. fia-
rutk (S. 407), welche Theile davon an die v. StewiU (S. 508} und
die v. Grisslau (S. 250) zu Lehn gegeben hatten. Theiis durch Kauf,
theils durch Schenkung gelangten die Besitzungen beider Familien
noch in der ersten Hälfte des 44. Jahrhunderts an das Kloster Marieth-
thcUf das 4447 auch noch 46 Mark poln. von Lorenz v. Nastitz auf
Nieoba (S. 384) hinzuerwarb. So bildete sich nach und nach das dem
Kloster gehörige Oberleuba. Die dasige Kirche war Filial von Nieda,
ward aber 4 4 TS ausgepfarrt, wobei sich der Besitzer von Nieda, Nie.
V. Dohna auf Grafenstein, das Patronatsrecht vorbehielt, bis 4497 das
Kloster auch dieses erwarb. 4534 musste das Kloster seinen Antheil
(uro 500 fl. oder 600 Mark) an den Bath zu Görlitz verkaufen^ erwarb
ihn aber nach dem Pönfall 4550 von dw Krone zurück. Das Patronats-
recht ist ihm spater von Grafenstein wieder entzogen worden. —
Niederleuba gehörte wahrscheinlich schon seit dem dritten Jahrsehot
des 45. Jahrhunderts denen v. Gersdorff a\xt Tauchritz ^).
Der sogenannte Eigensche Kreis oder der Eigen, d. b.
die Bernstadter Pflege^s)^ gehörte bis um 4240 dem Bisthum
Meissen und gelangle um jene Zeit an die beiden unter sich ver*
schwfigerten Familien v. Kamenz (S. 284) und v. Schönburg (S. 484 .
ein kleiner Theil auch an die v. Baruih (S. 407). Seit Mitte des
43. Jahrhunderts aber erwarb das Kloster Marienstem nach und nach
theils durch Kauf, theils durch Schenkung den ganzen, wohlabge-
rundeten Gütercomplex. Da derselbe der Kirche zu Meissen „ge-
eignet^ gewesen war, blieb er auch dann, als er unter weltlichen
32) Vexgl. [Kloss] Hittor. Naebi. Ton der Klrchfahrt Leaba. UnUii 1762. 4o.
Urk.-Verz. I. 192. 10. 32. N. Seript.IV. 291. Schon felder, Marienthal 116. 121
Knothe, Oosch. de« Eifenteh. Kxeisee. 1870.
3. Das W^tehbüd CWriits. 623
Besitzern stand, frei von landesherrliehen Steuern und Leistungen,
und so wurden denn die einzelnen Dörfer dem Kloster IMarienstem
ausdrttcUich als Erb' und Eigen ttberlassen. Davon hat dieser
GUtercomplex den Namen ^der Eigen^ erhalten.
Bern Stadt (4834 Bemhardistorf, erst seit Mitte des 46. Jahr-
hunderts allgemein Bern Stadt genannt) wurde auf der Flur von Alt-
bemsdorf und wahrscheinlich Mitte des 43. Jahrh. von den Her-
ren V. Schönburg gegründet, welche 4874 die eine Hälfte an die
v. Kammz^ um 4885 die andere an Marienstem verkauften. In dem-
selben Jahre erwarb letzteres Kloster auch die Kameussche Hälfte.
Ebenso erlangte es nach und nach die übrigen Schönburgschen Güter,
4861 haibDittersbach (Diterisbach) , 4890 Altbernsdorf (Bem-
hardistorf , 4348 halb Kunnersdorf (Gonradesdorph), 4347 halb
Berzdorf (Bertholdisdorf) . Die andere Hälfte von Kunnersdorf ward
4306 von den Herren v/Baruth an die v. Neueshove (S. 379) zu Lehn
gegeben, später aber von diesen an Marien$tem veräussert.
Kiessdorf (Kiselingistorf) und die andere Hälfte von Ditters-
b a c h und von Berzdorf gelangten 4 885 durch Kauf von denen v. Ka-
menz an das Kloster. Einen Theil des letzteren Dorfs besessen damals
die V. Radebet^g (S. 439) zu Lehn ; einen anderen gab das Kloster an
die V. Neueshove zu Lehn, kaufte aber später beide zurück. — Schö-
nau (Sconowe, Schonowe] kam theils schon 4848 bei Gründung des
Klosters, theils 4885 von denen v. Kamenz, theils 4307 von denen
V. Gerlachsheim (S. 484) an Harienstern. Dafür hatte dasselbe vor
4884 einen Antheil an Gonr. v. Tettau (S. 546) als „Leibgedinge^,
einen anderen an den Apotheker Thiczko in Görlitz zu Lehn überlassen,
der ihn 4333 an das Domkapitel mBtidissin wiederkäuflich abtrat. —
Neundorf (Nuendorffj besassen die v. Heinrichsdorf (S. 866) als
Kamenzsches Lehn, verkauften es aber 4407 ebenfalls an Marienstem.
4. Von Görlitz westlich in der Richtung nach Löbau.
Rauschwalde (4309 Ruschenwalde) gehörte bis gegen Mitte
des 45. Jahrhunderts denen v. Radeberg (S. 437] und kam später an
Wenz. Emmerich (S. 479), dessen Nachkommen es noch 4553 inne
hatten.
Schlauroth (1285 Slurach, 4358 Schluroth) befand sich stets
im Besitz Görlitzer Bürger. Um 4340 hatte Heinze Eberhard (S. 168]
daselbst 8 Mark Zins verkauft; dann besass dasselbe ein Brendeler,
dessen Sohn Ambrosius es 4465 an Barth. Hirschberg (S. 874) über-
624 in. Abtbeilang.
Hess. 4510 gehörte es Georg Richter, später denen v. der Rosefi
(S. 454).
Grossbiessnitz (1309 Bisencz, 1361 Besync). Daselbst hatti"
um 1312 Katharine, die Frau Job. v. Salza (S. 463), 40 Mark stehen.
<345 verkaufte es Ramfold v. Ger«dor/f auf Reichenbach (S. 190) und
sein Schwiegersohn Yban an den Rath zu Görlitz.
Die Landskrone**) mit ihrer die Gegend beherrschenden Stein-
hurg und den an ihrem Fusse gelegenen Dörfern Kunnerwitz.
Neundorf, Kleinbiessnitz erscheint seit 1828 bis Mitte des
14. Jahrhunderts im Besitz des ritterlichen Geschlechts v. Landes^
kröne (S. 328). 1357 erhielt sie Friedr. v. Biberstein auf Friedland
(S. 119) von Kaiser Karl IV. zu Lehn. Die v. Biberstein setzten ent-
weder Hauptleute (Burggrafen) darauf oder vergaben sie an After-
vasallen. 1397 war Sander v. Hoberg (S. 273) Hauptmann derer
V. Biberstein, 1419 Jone v. Hoberg (S. 275) Hauptmann derer v. Kott-
witz (S. 317), welche noch in demselben Jahre die Landskrone an
Vincenz Heller (S. 267) verkauften. Dessen Hauptmann war (1423 —
28) Heinr. v. Uechtritz (S. 529). 1428 trat Heller, wie es scheint,
die Landskrone wieder an die v. Biberstein ab , welche 1 435 Jerusa-
lem Becherer als Hauptmann dahin schickten. 1437 erwarb sie Heinze
V. Promnitz (S. 430), überliess sie aber sofort wieder an Herz. Joh.
von Sagan. Dieser aber gedachte das in jenen kriegerischen Zeiten
doppelt wichtige Schloss dem Siegsm. v. Wartemberg in Böhmen, dem
erbitterten Feind der Sechsstädte, in die Hände zu spielen. Vergeb-
lich bat man den Herzog, von dem Kaufe zurückzutreten. Nach sei-
nem Tode (1439) aber verkauften seine Söhne die Landskrone nebst
Zubehör an Görlitz (um 600 Mark Gr. poln. Zahl). Das Schloss ward
sofort abgebrochen. — Kleinbiessnitz hatte schon 1428 dem oben
erwähnten Heinr. v. Uechtritz gehört, dessen Erben es 4442 auch an
den Rath überliessen. Dieser verkaufte es 1 445 an Math. Zacharias, —
Neundorf kam später an Georg Emmerich^ von dessen Sohne es 1529
der Rath zurUckerwarb.
Pfaffendorf war schon 1352 im Besitz von Görlitzer Bürgern.
1417 überliess Heinr. Teuernichl 10 Mark Zins und 1504 Hans Wolff
ebenfalls einen Äntheil an den Rath 3^). Ein dritter Antheil gehörte
im 15. Jahrhundert denen v. Gersdorff 'A\xi Paulsdorf und auf Frieders-
dorf.
3«) Vgl. Kreygig, Beiträge III. 322 flg. 85) Urk.-Ve«. L 192. 111. 65.
3. Das Weichbild Görlitz. 62&
Frredersdorf^^) bei der Landskrone (1285 Friederichsdorf)
erscheint mindestens seit Ende des 44. Jahrhunderts als Stammgut
einer besonderen Linie derer v. Gersdorff (S. 230) . Von dem Letzten
derselben kam das Gut an seine Schwiegersöhne Nie. v« Penzig (S. 418}
und Hans v. Schreibersdorf (S. 492). 4494 erwarb Casp. Tilicke aus
Görlitz erst das Ober-, dann auch das Niederdorf. Seine Tochter Anna
brachte es ihrem Manne Hans PretUzel (S. 482) zu und vermachte es
4539) dem Hospüal zu unsrer lieben Frauen in Görlitz.
Jauernik (4242 Jawemig) ist unstreitig einer der ältesten
Kirchorte der östlichen Oberlaußitz, indem ursprtLnglich nicht nur
alle Ortschaften der Umgegend , auch die ganze Bemstadter Pflege,
sondern selbst Ebersbach hinter Görlitz dahin eingepfarrt waren.
Ebenso deutet der dasige ^Burgberg'' auf eine sehr alte Befestigung.
1242 verkaufte Hartwig v. Desen (S. 445) das Dorf nebst dem anstos-
senden , seit der Zerstörung durch die Hussiten (4 429] nicht wieder
aufgebauten Behmisdorfan das Kloster Marienthal ^^) .
Niecha (Nechau). Daselbst waren 4408 — 28 ein Lor. y.Nostitz
S. 384), seit Mitte des 45. Jahrhunderts die v. KottwUza.d.H. Sänitz
S. 347) gesessen.
Markersdorf westlich von Schlauroth (Marcwardsdorf) war
ein altes v. Gersdorffsches Besitzthum. 4394 verkaufte Johann v. G.
auf Radmeritz (S. 203) 77 Mark Zins daselbst , „wie denselben seine
Vorfahren besessen^, an Marienthal, Einen anderen Antheil, be*
stehend in 24 Mark Zins , hatte ein Altarist zu Görlii» zu einer ewi-
gen Messe in der dasigen Peterskirche erworben. Entweder diesen
oder einen inzwischen erlangten dritten Antheil veräusserte der Rath
zu Görlitz 4454 an Barth. Uirschberg (S. 274). Dessen gleichnamiger
Enkel ttberliess denselben 4504 an Hans Frentxel (S. 482). Durch
dessen Enkelin Barbara kam er 4564 an Paul liedlau v. Ifisslau (S.
337), ihren Mann, der ihn wieder an seinen Schwager, Jak. Schach-
mann, abtrat. Dessen Söhne verkauften ihn 4606 an Hans v. Wams-
dorf (S. 535) um 42500 Thlr.
Holtendorf (4 352 Holathindorf) befand sich schon 4 352 im Be-
sitz von Göriitzer Bürgern, spater wahrscheinlich in dem der Familie
v. Radeberg (S. 439), die es Ende des Jahrhunderts sicher inne hatte.
Von ihr kam das Gut 4396 an die v. Ger^r^ auf Friedersdorff(S. 234),
von diesen aber, wie es scheint, die eine Hälfte an Pet. Nybisch, der
36) Chi. Knaatbe, Hitt. Naehr. von Friedend. Görl. 1750. 40. Jiü. Knothe,
Beschreibung und Geschichte von Friedend. 1856. 8fi. 37^ Cod. Lns. 65.
K n 0 th • , Gt«e]i. d. Oberl. Ad^lf. 40
626 ni. Abtheilimg.
4 442 eine Mühle daselbst , ^auf seinem Goie gelegen^ , weiter Ter-
äasserte'^), und dessen Nachkommen, die Gebr. Ntebiaciiy 45M „ihr
Gut und Vorwerk , so viel ihnen zuständig^, an Georg Rossler Ober-
Hessen. — Die andere Hflifte besass 4454 Nie. Neuwirih als ^^rb-
herr^^ 4 495 dessen Sohn Hans. Von diesem kam sie an die t. A-
5cAo/!iwerder auf El>er8bach (S. 429), welche dieselbe 4524 ebeniaUs
an Georg R(fssler fl)>erKessen. Dessen Enkel verkauften das Derf
4554 an die Gebr. Onophrius und Victorin Rosenhain in Gtfrlitf ** .
Auch diese mitssen bald darauf einen Theil an einen r. Nebelsckiiz
(8. 377) abgetreten haben ; dessen Söhne 4563 mit einem ^Stll<A Vor-
werk zu H.**, als vSteriicher Erbsehaft, belehnt wurden.
Gersdorf war der Stammsitz derer v. Gtndorff^ von weichen
die eine Linie (S. 499) es bis Ende des 46. Jdirhunderts inne hatte.
Da ward es an Günther v. Hermsdorf und von diesem 4 603 an Hans
v. Wamsdorf (S. 535) auf Reichenbach verkauft.
Deutschpaulsdorf (4285 Pawilstorf) hatte einst Wizla-
windorf geheissen und zu dem Eigensdien Kreise gehört und war
mit diesem 4285 von denen v. Kaimenz an MarienäHil gelangt ^<^.
Von diesem muss es an die v. Gersdorff verkauft worden sein , von
denen mindestens seit der zweiten Hälfte des 44. Jahrhunderts eine
besondere Linie (S. 222) daselbst gesessen war.
Kemnitz gehörte um 4276 wohl einem Otto v. ITeinntlar, der als
Zeuge bei einer Entscheidung ttber Heinrich v. Baruth vorkommt ^^) .
Sein Siegel zeigt einen ausgerissnen Baum , aufrecht stehend , mit
Wurzeln. Seit Anfang des 44. Jahrhunderts erscheint es im Besitz
derer v. Gersdorff, Die filtere Kemnitzsche Linie (S. 497) vei^aufte
das Gut 4406 an die Hennersdorfer Linie. Von dieser kam es 4538
an Hans v. Kyaw (S. 327) und seine Nachkommen.
Rennersdorf (4406 Reynersdorf, später Rynersdorf) zerfiel
zeitig in ein Ober- und Niederdorf ^>) . Letztres verkaufte 4 422 „Chri-
stoph , Jürgens Sohn* , wir erfahren nicht aus welcher Familie , an
Casp. V. Gersdorff di. d. H. Hennersdorf, der dadurch Stammvater der
Nebenlinie Rennersdorf (S. 209) wurde. Durch Heirath mit einer
Erbtoehter kam es um 4489 an Hans v. Metzradt a. d. H. Darrbach
(S. 368) , der aber schon 4 495 kinderlos starb. Nach mehrfachen
Prozessen finden wir das Gut Anfang des 46. Jahrhunderts im Besitz
38) Urk.-Ven. II. 54. aof) Ebend. m. 174«. ITM. «>) Knotlie, Elgra-
•eher Kreis 53. «i) Cod. Su. n. 1. 186. Vergl. Pesebel, 6escli. Ton K. 1861.
^ Vgl. V, M flcke, Du Rittergut m Nleder-Rennendorf. 1843.
3. Di» WtMiMXd OGrIits. «27
derer T. LutUtta. d. H. Sehi^iawalde (S. 354), die e» 4541 an die
Y. Breitenbach (S. 444) veritaafteti. Diese ttberliessen es 4560 an die
V. Oersdarff auf Dombemiersdeif. Gbristoph v. Gersdorff veAaufte
es an Siegsm. v. Schwanüz , dessen «niMlndi^e Kinder al)er 4585 an
Joacli. y. Klikc auf Straliwalde. -^ Das Oberderf mnss entweder schon
der obige Gasp. v. Gersdarjf oder doeli seine Nifdhkonimen liinzu er-
worben haben. 4494 rerftusserte es sein Enkel Wilh. v. 6. an seine
Vettern, die v. 6. ans der Nebenlinie Kenmilz-Bui^efsdorf. Von
diesen kam es auf kttt^e Zeit (4548—24) an Conrad v. Kyaw (8. 326),
dann al>er an die v. G. auf Kemnits zurück. 4680 verttusserte Hans
T. G. „ein Sttiek Out in Oberrednersdorf , Rittersitz und Vorwerk^,
ebenfalls an Joach. v. Kliix.
Berthelsdoff (4408 BerlhOlsdorf im Lande Gdriitz«^) gehörte
Ende des 44. Jahrttnnderts wahrscheinlich denen v. Radd)erg (S. 440).
4408 ward es von demselben „Christoph /or^^^, der Niederrenners-
dorf besass, an die v. Gersdorffa. d. H. Hennersdorf (S. 206) vei^
kauft und bildete nun ein Pertinenzstttck von Rennersdorf. Und zwar
gehorte es mindestens seit Anfang des 46. Jahrhunderts denen v. G.
aus der Nebenlinie KemnHz-Burkersdorf auf Oberrennersdoif , die es
in ein Ober- und Niederdorf theilteti.
Reichenbach (t238 Richenbach) . Ihmitten der Flur des Dorfes
Reichenbach ward wahrscheinlich Anfang des 43. Jahrhunderts die
Stadt R. angelegt. Obgleich nSmlich erst 4306 ausdrücklich als
oppidum bezeichnet, war R. doch schon 4238 Sitz eines landesherr-
lichen Bezirksrichters oder Voigtes , wie Budissin , Görlitz , LObau,
und daher gewiss bereits Stadt. Wir vermuthen , dass dieselbe ur-
sprünglich ebenso, wie die anderen genannten Städte, eine unmittel-
bar landesherrliche war , was auch darin Bestätigung findet , dass sie
bis Anfang des f4. Jahrhunderts „Freigut^ war. Seit Anfang des
13. Jahrhunderts aber befand sie sich nebst den Dörfern Ober- und
Niederreichenbach und anderen benachbarten Orten im Besitz Cri-
stans ▼. Gersdor/f [9. 188) und seiner Nachkommen. Bei dem kin-
derlosen Tode des Hannus v. G. '(4390) nahm Herzog Johann von
GoriitZ; als Landesherr, den „halben Antheil^ der Reichenbacfaschen
Guter für sich in Anspruch, während der andere auf einen Ver-
wandten des Verstorbenen, Leuther v. G., Überging. Dieser küufte
„die halbe Stadt" von den Gebr. v. Starkenbtrg (S. 507) , an die sie
jedenfalls der Herzog Überlassen hatte, und zwar als „Freigut", er-
^ YflL. Korsehelt, Oeicli. xot B. 185!2 and Ntchfrtg 1858.
40*
«28 UI. Abtheihmg.
hielt sie aber von König Wenzel als ^Mannlehn^ gereicht. Von der
Stadt scheint Leuther v. G. und seine Sohne nur diese Hälfte besessen
zu haben ^^) . Nach dem kinderlosen Tode des letzten dieser S6hne
(um 1446) entstand um die Reichenbachschen Güter langer Streit
zwischen den verschiedenen Linien derer v. G. — Niederreichenbacfa
nebst Mengelsdorf, Oehlisch, Gosswitz, Dolgewitz und Antheil Sohland
fielen infolge von Gesammtbelehnung an Feter Schaff (S. 473} , als
Neffen der Gersdorffschen Brüder. Die halbe Stadt R. kam an die
y. G. auf Baruth (S. S33) ; die andere Hälfte gehörte mindestens in
der 2. Hälfte des 45. Jahrhunderts denen v. Kqttwü» auf Niecba
(S. 349). Erst unter Hans v. G. auf Döbschitz und R. a. d. H. Baruth
scheint dieselbe, zugleich mit Oberreichenbach, binzuerworben
worden zu sein. Wenigstens spricht derselbe 4536 von ^Rathman-
nen und ganzer Gemeinde^ seiner Stadt R. — Balthasar v. G»,
der Sohn Hansens, verkaufte 4580 die Stadt R. und Ober-R. an Hans
V. Wamsdorf (S. 534).
Nieder reichenba eh. Daselbst besass schon 4440 (also
gleichzeitig mit den Söhnen Leuthers v. G.) Peter v. Gersdorff auf
Gersdorf (S. SOO) gewisse Güter, auf denen 40 Mark Gr. Hypothek
standen. Den Haupttheil besessen die Schaff (S. 473) noch 4544,
worauf er auch an die v. G. auf Gersdorf gekommen zu sein scheint.
Diese verkauften Anfang des 47. Jahrhunderts das Gut an Carl v.
Fürstenau. — In einem der beiden Dtfrfer R. , wir wissen nicht in
weichem, besass gleichzeitig das Domstifl Budissin eine Hufe, die
demselben unberechtigter Weise entzogen worden war und 4 240 zu*
rückerstattet werden musste. Erst 4400 vertauschte das Kapitel sein
^Gut^ bei Reichenbach an Leuther v. G. .auf R» gegen das Dorf
Beischwitz ^^).
Mengelsdorf(44SI0 Mengirsdorf, 4 455 Mengersdorf] kam nach
Aussterben der alteren Linie v. G. auf Reichenbach an die Schaff und
von diesen, wohl erst nach 454 4 , an die v. G. auf Paulsdorf. Um
1570 verkaufte Peter v. G. auf Mengelsdorf a. d. H. Paulsdorf sein
Gut an Balth. v. G. auf Mengelsdorf a. d. H. Baruth und dieser Reichen-
bach und Mengelsdorf 4580 an Hans v. Wamsdorf. Dieser veräusserte
es 4584 an Günther v. Hermsdorf, kaufte es aber 4590 zurück; sein
Sohn Hans überliess es später an Gottfried ROckert aus Görlitz.
Gosswitz (4387 Gostolwicz, 4480 Gustilwitz, 4481 GostelwiU)
M) Lins. Mftg. 1870. 62. Cod. Lub. 50. 56. Uik.-Ven. 11. 20 extr. II. 41 ratr.
«) Cod. Lii8. 48. 105. Uns. Mag. 1860. 436. 1859. 167. A. Bud. IIb. fandet. 61.
3. Das Weichbild Görlitz. 629
und ebenso Oehlisch (4420 Aelisch, 4455 Olisch) gelangten um
4446^ an die Schaff und sollen später zu dem Gute Glossen gehört
haben.
Sohlandam Rothstein (4S76 Salant). Ein Theil dieses grossen
Gutes, der auch zu demReiehenbaehschenGütercomplexe gehörte, kam
von den alteren v. Gersdorff um 4446 an die Schaff, die noch 4484
damit aufs neue belehnt wurden. Es scheint dies derselbe Antheil
gewesen zu sein , den darauf die v. Schönburg auf Hoyerswerde
(S. 487) inne hatten und 4506 denen v. Gersdorff auf Bischdorf und
Herbigsdorf (S. 496) zu Afterlehn reichten. Derselbe bestand 4744
aus 43 Bauern und 4 G&rtnem. . — Einen zweiten Antheil besass
mindestens seit Ende des 44. bis in's 46. Jahrhundert eine besondere
daselbst gesessene Linie derer v. Gersdorff (S. 228). — Ein dntter
Antheil war wohl derjenige, der 4468 einem Nicol. v. Rodewitz,
4489—96 einem Christoph v. Kottwüz (S. 349 Anmerk.) , seit 4499
bis Mitte des 46. Jahrhunderts den Schley (S. 479) gehörte. — Einen
vierten Antheil, das Mitteldorf mit dem Kirchlehn (4548 bestehend
aus dem Rittersitz, 6 Httfnem und 6 Gärtnern), hatten mindestens
seit Ende des 45. Jahrhunderts die v. Belwüz (S. 443) inne, welche
4568 y,ein Stttck Gut zu Sohland** an Erasmus v. Gersdorff auf Lautitz
(S. 244) verkauften.
Beiwitz (Bele^itz, Belbitz), der Stammsitz der seit 4348 vor-
kommenden Familie v. Belwüz (S. 443), ging erst Ende des 46. Jahr-
hunderts in fremde Hände über.
Schöps (Schöptz) ward 4495 von Georg v. Döbschäz (S. 450)
an die v. Uechtritz a. d. H. Steinkirch (S. 530) verkauft. Bald
darauf aber gehörte es Görlitzer Bürgern, z. B. 4540 einem Steinberg.
4562 veräusserten es Onophrius Schnitter und Andere an Erasmus v.
Gersdorff a. d. H. Lautitz (S. 244).
Glossen (4244 Glusina) gehörte bis Mitte des 45. Jahrhunderts
der.Friedersdorfer (S. 234), seitdem der Gebeiziger (S. 225) Linie
derer v. Gersdorff.
Mauschwitz. Ob dasselbe der Stammsitz derer v. Muschwüz
(S. 374) sei, ist zweifelhaft. Seit Ende des 45. Jahrhunderts finden
wir dasselbe, ebenso wie das anstossende Kunnewitz, im Besitz
derer v. Gersdorff auf Lautitz (S. 243) .
Krischa war mindestens seit 4434 Stammsitz einer besonderen
Linie derer v. Gersdorff (S. 242), die auch das anstossende Tetta
besass.
Gebeizig erscheint seit 4374 als Stammsitz einer besonderen
630 lU. AlrthoilttD«.
Linie derer v. Gersdorff (S. 223), die sich danach lange Zeit ^v. Ge*
belzig'^ nannte.
Grossradisch (4426 Radischewitz) gehörte 4426 denen v.
Nostüz auf Uliersdorf (S. 394) , seit Ende des 45. Jahrhund«rt8 aber
denen v. Ger^dor/f auf Gebeizig.
Melaune (4239 Meraw, 4348 Merove, 4537 Melaw) ist von
Vielen , aber mit Unrecht , fQr das Schloss ^Mer^ gehalten worden,
wohin sich um 4474 KOnig Wladislaw von Böhmen ztililckzog.
Ebenso ist es völlig unerweislichy dass Melaune den Mittelpunkt einer
Herrschaft gebildet habe, welche der Wittwensitz der böhmischen
Königinnen gewesen und als solcher von R. Kunigunde dem von ihr
gestifteten Kloster Marienthal geschenkt worden sei. Vielmehr waren
die Dörfer Meuselwitz (4 288 Muzlaviz , 4239 Mewsselwiz) , Gork
(Gorch, Gorche) und Porda (Porode) einst von Gertrud, der Wittwe
des Ritters Gerlach v. Zakowa^ dem Kloster Bück an der Mulde ge^
schenkt worden ; dieses aber hatte das ausufern gelegene Besitsthum
(um 230 Mark) an Marienthal verkauft; wahrscheinlich hatte die
K. Kunigunde das Geld gezahlt. Aber auch Attendor f (4239 Otten-
durff) und Oodernitz (Odemicz) hatten einst denen v. NosiitM
(S. 380) gehört , waren ihnen aber „durch Gewaltthat der FUrsten*'
entrissen worden. Wahrscheinlich hatte die Königin zur Abrundung
der für ihr Kloster bestimmten Dotation auch diese Dörfer an sich zu
bringen gewusst. Da werden denn wol^l auch die Übrigen , zu der
vermeintlichen Herrschaft Melaune gehörigen Ortschaften, Melaune
selbst, Niederseifersdorf (4239 Syfersdurflf) und Brachenau
^Prochnaw) nur ftlr das Kloster erkauft worden sein. Auch so
konnte die Königin und ihr Gemahl (4238) erklären, dass sie das
Kloster „von ihrem rechtmassigen Besiftzthum gegründet und ausge-
stattet hatten'^. 4239 nun bestätigte König Wenzel ^uf Bitten der
Königin'^ dem Kloster Marienthal jene acht DörCer, die demselben auch
verblieben sind. Nur Melaune ward 4348 dem Otto v. lAdtäz ani
seine und seiner Frauen Lebenszeit vom Kloster um Geld Über-
lassen *•) . .
Döbschitz (4280[Dobswitz, später Dobeschitz) war Stammsitz
der seit 4280 vorkommenden Familie v. Difbsckit» (8. 448), welche
das Gut 4523 an Hans v. Gersdorff auf Reichenbaeh a. d. H. Baruth
(S. 236) verkaufte.
M) Vgl. Literatnr bei Sehe Uz, Gesammtgeseb. 97. Anmerk. Cod. Lus. 50. 5S.
65.228.
^*
3. Dm Weiokbild <WrUtB. 631
Arnsdorf. Die eine Hälfte davon besassen Anfang .d«s 45.
Jahrhunderto die v. Gersdorff a. d. H. Friedersdorf (S. S31), Ende
des Jahrhunderts aber die v. Rabenau a. d. H. Rietschen (S. 432].
Nach dem kinderlosen Tode Balthas. v. Rabenau verkaufte 4534 der
Klfnig diesen Antheil an Hans v. Ger$dcrff auf Dobscbitz. — Die an-
dere Halfie gehörte denen v. Notenhof (S. 404), welche sie 4536 eben*
falls an Hans v. G. ttberliessen. Dessen Sohn Baltbasar verkaufte
das ganze Dorf 4596 an Hans v. Wamsdorf (S. 535) auf Reichenbach.
Thiemendorf (4389 Tymendorf) hatten Ende des 44. bis Mitte
des 45. Jahrhunderts die v. Rcuieberg (S. 439) inne. Wahrscheinlich
ward es nach dem kinderlosen Tode Heinrichs v. R. und seiner
Wittwe an die v. Rabenau (S. 432) verliehen. Als aber 4530 auch
Balthasar v. Rabenau (auf Arnsdorf) kinderlos starb, verkaufte König
Ferdinand Thiemendorf an Wolf v. Nostitz auf UUersdorf (S. 394), bei
dessen Nachkommen es blieb.
Dittmannsdorf (4324 Dytmarsdorph) hatte halb zu Döbschits,
halb zu dem Notenhofschen Antheil von Arnsdorf gehört und ge-
langte mit diesen Gütern an Hans v. Gersdorff, 4580 aber an Hans
v. D(Jbschü%. .
Riesig (4525 Bischitz) soll Mitte des 45. Jahrhunderts sich im
Besitz Caspars v. Ger«dor/f auf Rengersdorf [S. 247) befunden haben;
später kam es an die v. NoterJiof auf Arnsdorf und mit letztrem Gut
4536 an Hans v. Gersdorff.
5. Von Görlitz nordwestlich in der Richtung
nach Muskau.
Ebersbach, seit Anfang des 45. Jahrhunderts das Stammhaus
derer v. Bischofswerder (S. 428) , musste 4584 an Hieb v. Salxa
(S. 470) verkauft werden.
Girbigsdorf (4282 Gerwikesdorf) . Schon 4282 besass da-
selbst das HospikU zu Görlitz zwei Hufen, den Haupttheil aber 4352
ein Johann Heller y vor 4499 Caspar Tüicke^ dann dessen Schwieger-
sohn Hans Frentxel (S. 482), während zu gleicher Zeit (4540) auch
andre Görlitzer Bürger Zins daselbst inne hatten ^7). 4554 werden
die V. der Rosen (S. 454) und die v. Bischofswerder auf Ebersbach
(noch 4577) als Besitzer angeführt.
Königshain. Danach nannte sich schon im 43. Jahrhundert
eine Görlitzer Patricierfamilie (vielleicht sogar mehrere) , die aber
♦7) Cod. Los. 108. N. Script. III. 58.
632 m. Abtbdilung.
nicht mit den Herrschaften des Dorfs zu verwechseln ist. Ende des
H. Jahrhunderts gehörte es einer besonderen Linie derer v. Ger$darff
(S. 249), seit 4465 Barthol. Hirschberg (S. 274), seit 4504 Hans
Frentzel (S. 482), dessen Sohn Joachim 4544 als „Frentzel v. Königs-
hain^ geadelt ward. Aber mit dessen Sohne Hans erlosch 4584 be-
reits der Mannsstamm dieser Familie, worauf das Gut Paul v. LiedHav
erbte. — Liebstein (4408Libenstein) war stets PertinenzstOck des
vorigen.
Kunnersdorf (4352 Conradisdorf) , seit Mitte des 45. Jahr-
hunderts denen v. Kottwüz (S. 347) gehörig, kam 4505 an Hans
Frentzel und durch dessen Enkelin ebenfalls an Paul Liedlau v. Mis-
lau (S. 337) und dessen Nachkommen.
Rengersdorf stand schon 4 348 unter Stadtrecht ^^) . Ende des
Jahrhunderts besassen es die v. Gersdorff a. d. H. Königshain (S.. 920 .
verkauften es aber 4444 an ihre Vettern a. d. H. Tauchritz. Als die
Rengersdorfsche Nebenlinie dieses Hauses (S. 248) 4559 ausstarb,
verkaufte K. Ferdinand I. das heimgefallene Gut nebst dem Perti-
nenzort Torga an Benno v. Scdza a. d. H. Linda (S. 470) , dessen
Nachkommen beide Güter 4584 an die v. Nostiiz auf Ullersdorf
Oberliessen.
Horka^^). Als Inhaber dieses grossen Dorfes kommen Ende
des 44. Jahrhunderts die Schaff a. d. H. See (S. 474), Anfang des 45.
die v. Nostitz (S. 385) , dann die v. Gersdorff a. d. H. Tauchritz
(S. 243) vor, welche daselbst eine besondere Nebenlinie begründeten.
Diese nun verkaufte einzelne Antheile und zwar 4534 das später
Reich waidsche Gut, 4550 das Mitteldorf, später auch einen Theii des
Niederdorfs an die v. Bischofswerder (S. 430) , 4553 das übrige Nie-
dergut an die v. Klüx (S. 304)^ 4564 einen Theil des Oberguts an die
y. Loben (S. 338), von denen er 4569 an Joach. v. Briesen (S. 444,
4575 aber an die v. Gersdorff auf Oberullersdorf überging.
Mückenhain gehörte -Anfang des 45. Jahrhunderts den Sdiaff
(S. 474), darauf denen V. Nostitz (noch 4472, S. 394), spater denen
V. Ger^dor/f auf Oberhorka.
Särichen. Da dasselbe im Mittelalter meist ebenso geschrie-
ben wird, wie das S. von Penzig gelegene Sercha (4408 Serechow.
4448 Serichow, 4 470Särche, 4490 Seriche, Serichen^), so ist es
schwierig, beide Dörfer zu unterscheiden. Wir glauben , dass es
«) Urknnd.-Veiz. I. 53. «) Holselier, OMch. der Parochie Horka. 1856.
»0 N. Script. II. 194 flg.
■m
3. Dm WeichMId cmrlitz. 633
sarichen war, wo seit 4408 die v. Gersdorffa.d.U. Kemnitc (S. 498),
seit 4490 aber die a. d. H. Tauchriis und zwar aus* der Nebenlinie
Rudeisdorf (S. 246) gesessen waren. Letztre verausserten 4547 das
Gut an Wolf V. Sostitz auf Ullersdörf (S. 393). Als es aber 4559 an
die Krone gefallen war , überliess diese es an Graf Franz v. Thum
und dieser 4560 an die v. Temritz auf Diehsa (S. 545), von denen es
4645 an die v. Gersdorff auf UiXckenham gelangte.
UUersdorf, sicher seit 4389 denen v. Nostitz (S. 385) ge-
hörig . ist das Stammhaus des einen Hauptstamms dieser Familie
geblieben.
Jaenkendorf ward 4424 von Hannus N€cheryn[^) an die v.
Nostitz verkauft und war seitdem mit UUersdorf verbunden. Einen
Theil besassen 4428 auf kurze Zeit auch die v. Gersdorff a. d. H.
Tauchritz (S. 243).
Quitzdorf (4469 Quitdilsdorf] gehörte noch 4469 denen v.
Döbichitz (S. 450), schon 4472 aber denen v. Nostitz auf UUersdorf ^i) .
die es um 4545 an die v. Maxen verausserten, es aber 4578 von ihnen
zurttckerwarben. — Bahrsdorf (Barsdorfj , schon 4437 ebenfalls
im Besitz derer v. Döbschitz , wurde 4506 an die v. Nostitz um 4360
Mark verkauft.
Diehsa (Dese) befand sich wohl schon Ende des 44. Jahrh. im
Besitze der Schc^ (S. 473), und der „Herr Heinze^, der mit seinen
Unterthanen zu Diehsa einen Streit hatte, in welchem 4395 Urthei
von den Schoppen zu Dohna eingeholt wurde ^2) , war wohl der Bru-
der von „Schoff Hannus^. Von Letztrem kam das Gut an seinen
Neffen Franz v. Oppeln (S. 407), der es 4446—66 inne hatte. 4492
erscheint als „Erbdorffrau^ die verwittw. Marg. v. Zezschuntz (S. 542) .
4500—44 besassen das Gut die v. KoUwitz (S. 320), seit 4545 die v.
Temritz (S. 545), die es erst 4650 wieder verkauften. Unter denen
V. Rottwitz war das Gut , man weiss nicht wodurch , Afterlehn der
Herrschaft Friedland geworden.
Kolm (Colmen, Kulmen) gehörte 4429 und noch 4526 denen
V. Notenhof (S. 405) , mindestens seit 4538 aber denen v. Temritz
{S. 546).
See (Sehe] war schon Ende des 44. Jahrh. Stammsitz der Schaff
(S. 474), welche, wie es scheint, bald darauf einen Antheil an Gasp.
V. Beiwitz (S. 445), ihren Schwager, abtreten mussten, dessen Näch-
st) ^Ueber d«8 Btnbhans" duelbst Tergl. L^m, Magazin 1836. 312. «) Gorl.
Ratbsrechn .
634 lU. AMiethmg.
kammon ibo bis Mille de3 16. Jahrb. inne batten. Der Baapitheil
gelangle von denSobaff an einen Simon y. Haugwü» (4488), dann
an Hans v. Racket^ darauf an Albrecbt v. Schreibersdorf auf Gurig
(U8S), endlich an Chrialoph v. Ghndwrffml Baruth (S. 236), dessen
Nachkommen wohl auch den v. BelwiUschen Antbeil hinsuerwar-
ben *^) .
S p r 0 i t z (Spreewitx) war sidion Ende des 44. Jahrb. der Stamm-
sitz einer besondren Linie derer v. Belu)ü% (S. H4) , welche den
Haupttheil bis 4646 inne gehabt hat, wahrend ein Antbeil (mit See}
an die v. Gersdorff auf Baruth gekommen war. — Horscha (Hori-
schaw) und Mobolz waren Pertinenzstttcke von Sproitz und daher
tbeilweis ebenfalls an die Gersdorffe gelangt. Diesen Antbeil von
Horscha tauschten 4565 die v. Beiwitz gegen Leute zu Moholz wie-
der ein.
Petersbain gehörte Anfang des 45. Jahrh. denen v. Mtssckwüj
S. 374), denen 4405 von den GOrlitzem ein Hof daselbst abgebrannt
ward, seit Ende des Jahrhunderts aber denen v. G^sdorff^ deren
Herrschaft Baruth an all die letztgenannten Orte heranreichte.
Hänichen (Henichen, Heinichen) befand sich nebst Trebus,
Spree (Sprew, Spreh) und Quolsdorf ursprttnglicb im Besitse
derer v. Rotkenburg (8. 457). Schon vor Mille des 45. Jahrti. hatten
aber den Haupttheil von Hflnicben nebst Trebus zwei Brüder Geoig
und Hans v. Gersdorff auf Lodenau (S. 2S6) inne. Nach dem kinder-
losen Tode des Georg v. Gersdorff fiel dessen Antbeil an die Krone,
Diese Uberliess ihn 4 464 an den Görlitzer Sladtachrelber Job. Bere^
(um 650 Mark Gr.) und dieser wieder an den Raih seuier Stadt.
Letztrer erwart) 4465 von deuMi v. Rothenburg auch deren noch ver-
bliebene Anrechte , desgleichen das Dorf Spree hinzu , von welchem
Otto V. No$Ut% auf Rothenburg 4 499 einen Antbeil ebenfalls dem Rathe
Uberliess. Durch den POnfall fielen auch diese Stadtgttter an die
Krone , die sie jedenfalls an die v. DeuppoU (S. 4 46) verkaufte , die
wenigstens seit 4554 auf Hflnichen und Spree gesessen waren. Quols-
dorf war schon 4479 an die v. NosHtz auf UUersdorf gelangt.
Daubitz (Dawptzkg) war seit Ende des 44. Jahrh. Stanunsitz
einer Linie derer v. Rachel \(S. 434). Teicha (^der Teich^) und
Prauske (Prausky, Prawssigk) , sowie Neuhammer waren ur^
sprttnglich Pertinenzorte von Daubitz. Teicha ward 4532 an die v.
Nosiitz auf Quolsdorf, Prauske spHter an die v. Rabenau verdussert.
n) Vgl. Horter, Oeseh. der Ptroeble See. 1858.
3. Das Wai^hbdd CH^rlits. 635
Durch TodMfall war Neuhammer j Prauake ond d Baoero au Daubitz
an den Ktfnig gekommen, der dieaen Antfaeil 1486 an die Sladt G(frlit%
verkaufen Hess ; doch aeheinen die v. Rackel apäter denselben zurflek*
cHnnrorben m haben.
Rietsohen (4362 Reezics, U4S Riiachita) mit den Pertinenz^
orten Werde und Hammerstatt gehdrie seit Ende des 44. Jahrh.
denen v. Rabenau (S. 431), die es aber 1570 an Joachim v. Haugwit»
verttuaaerten.
Yiereichen, Publik, Wunsche, Alt- und Klein-
liebeln (4394 Lpbelin), Reichwalde, Kringelsdorf,
Eselsdorf, Dttrrbach, Klitten (Kletin) , Oelaa, Zimpel
bildeten zusammen Ende des 44. Jahrii. ein wohl abgerundetes Be-
siizthum derer v. Metzradt (S. 366) , welche dasselbe aber bald in
eine Menge von Stammhäusern zertheilten und nach und nach ein-
zelne Antheile zu veräussem genOthigt waren. So verkauften sie
Klitten (Ende des 45. Jahrh.) an die v. Pannewüz (S. 449), von denen
es spater an die v. Nostüz auf Guttau kam ; Antheil von Kringelsdorf
4538 an dieselben; Antheil von Dttrrbach an die v. Merscküz (S. 359),
von denen derselbe vor 4562 an die v. Scharf sod (S. 474), 4565 aber
auch an die v. NosHt» gelangte; ebenso 4565 Antheil an Altliebeln
und 4572 Zimpel an dieselben Nostitz^; Antheil von Kleinliebeln
4563 an die v. Rabenau; Antheil von Eselsberg 4568 an Fabian v.
Schänakh (8. 482) ; Antheil von Reichwalde 4594 an Casp. v. Temriiz,
und Publik 4603 an Wilh. v. Dokna auf Muskau« Ein Antheil von
Viereichen war vor 4462 durch- Todesfall an die Kr(me gekommen
und ward von dieser an den Görlitzer Stadtschreiber Bereyth ver-
kauft m).
Jahmen (Jamen). 4506 war daselbst Nie. v. Koseritz (S. 342).
seit Mitte des 46. Jahrh. die v. Nostüz a. di H. Guttau gesessen.
6. Von Görlitz nOrdlich in der Richtung nach Priebus.
Ludwigsdorf (4305 Lodewigisdorph) . 4305 gab der GOriitzer
Bürger Conrad von Roneburg (d. h. aus Rumburg) y,seiner Frau den
vierten Theil seines Vorwerks , gelegen am Ende zu Ludwtgsdorf^,
vor den Görlitzer Stadtschöppen auf**). Im ersten Drittel des 45. Jahr-
hunderts gehörte das Dorf den Heller (S. 268), seit Mitte des Jahr-
hunderts den Emmerich (S. 475), die es 4539 an die Stadt Görlitz
verkauften.
-rr
M) Urk.-Verz. n. 90. ») 65rl. fHadtbneh toii 1305 fol. 5.
630 in. Abtheiltmg.
Zodel (138S Czodil). Nur das landesherrliche ^Gesehoss^ von
dem Dorfe war denen v. Penzig (S. 415) verliehen und wurde ihnen
4397 neu bestätigt. Das Gut selbst ward 4445 von Andreas von
Rothenburg , wohl einem aus dieser Stadt nach Görlitz eingewander-
ten Bürger, an Esns PUtzel verkauft M). Mindestens seit 4476 gehörte
es Baithol. HirscKberg (S. Sl74), seit 4482 aber Georg Emmerich S.
4 76) ; dessen Sohn Peter es 4 523 an Hans Frentzel (S. 4 82) ttberliess.
Dessen Enkelin Corona brachte es 4564 ihrem Manne Adam RütUnger
KU, der es aber schon 4567 an den Rath zu Görlitz abtrat. Von die-
sem erwarb es 4568 Casp. Fürstenauer, Bttrger in Schweidnitz ^'
(sp&ter 'geadelt als ^v. Fürstenau^).
Lissa (die Lese, Lesse, Lissa) gehörte seit Mitte des 44. Jahr-
hunderts den Ulmann aus der Münze (S. 438), Mitte des 45. Jahr-
hunderts denen v. Gersdorffdi. d. H. Tauchritz (S. 244), die es 1460
an Barth. Hirschberg verkauften. Seitdem hat es gleiche Besitzer wie
Zodel gehabt. * *
Sercha (vgl. S. 632) befand sich 4449 im Besitz des Tioceni
Heller (S. 267), kam aber 4423 an Conr. v. Schlieben (S. 484) und
gehörte 4 466 und noch 4 488 denen v. Sor (S. 505) . Von diesen ge-
langte es an Georg Emmerich y dessen Sohn Hans der jüngere es an
den Rath zu Görlitz überlassen zu haben scheint. Letztrer veritaufte
es 4 568 an Mich. Ender um 7700 Thlr. ^) .
Rothenburg (4268 Rotenberg). bildete den Mittelpunkt eines
grossen Gütercomplexes , zu welchem Niederneundorf, No^s.
Bremenhain, Uhsmannsdorf (4443 Ozendorf) und die schon
besprochenen (S. 634) Dörfer Hänichen, Trebus, Spree und Quols-
dorf gehörten. Der Ort Rothenburg wird als solcher ^^) schon 4268 in
der oberlaus. Theilungsurkunde erwähnt. Nach ihm nannten sich die
Besitzer, die zuerst 4264 vorkommenden v. Rothenburg (S. 456\
welche, in viele Linien getheilt, nach und nach ihre Antheile in
fremde Hände brachten. Schon 4448 war Noös und Niedemenndorf
an die Nostitze a. d. H. Ullersdorf , ebenso 4430 Antheil von Rothen-
burg selbst und von Noös an die Schaff (S. 473) versetzt. Letztere
verkauften ihren Antheil 4432 wieder und zwar, wie man annimmt,
jan Casp. v. Nostitz (S. 395). Letztrer nun erwarb noch vor 4452 von
denen v. Rothenburg auch noch den übrigen Theil der Stadt und ent-
weder zugleich oder doch später die noch unverkauften Ortschaften
») Urk.-Ven. II. 59. 66. »7) Ebendu. IH. 209. ») Vgl. Uik.-Veit. UI.
210. 99) Vgl. Holseher, Gesch. der Kieisstedt Rothenboi«. 1844.
^mmimm
3. Das Weiehbüd Görlitz. 637
Neundorf und Bremenhain hinzu. So ward H, der Stammsitz von dem
einen der drei Hauptstämme der Familie v. Nostitz.
Loden au (Lode, zum Lode). Daselbst war gegen Ende des
14. Jahrhunderts eine besondere Linie dei-er v. KoUwü% (S. 346) ge-
sessen. Seit Anfang des 45. Jahrhunderts aber erscheinen die v, Gers-
dorffa. d. H. Gebeizig (S. SS4) im Besitz eines Antheils. Ein anderer
,5 Bauern und ein Wald) ward 4429 von Otto v. Nostitz a. d. H.
Ullersdorf an den Görlitzer Bürger Hans von der Dame, von diesem
aber 4434 an die Frauenkirche zu Görlitz überlassen ^<^) . Ein dritter
Antheil gehörte 4465 — 66 einem Dietr. v. Haugwüz, Dieser Antheil
scheint schon 4466, der Gersdorffsche erst nach 4489 in den Besitz
derer v. Nostitz a. d. H. Rothenburg gelangt zu sein.
Sänitz (die Senicz, Zenecz) nebst Leippa (die Leippe) und
Dobers (Doberwys) wurden 4447 von den Gebr. Albr. und Rüdiger
V. üaugwitz an Nie. v. Kottwitz (S. 347) verkauft, der daselbst eine
besondere Linie seines Geschlechts begründete. Als J 540 Christoph
V. Kottwitz ohne Söhne starb (er ward zu Görlitz hingerichtet) , erhiel-
ten seine Mutter, Frau, Schwestern und Tochter vom König die Ver-
günstigung, die Güter verkaufen zu dürfen. Endlich 4547 kaufte sie
der Rath zu GtfrUtz um 4000 Seh. meissnische Gr., verkaufte sie aber
scholl 4524 wieder an die v. Haugwitz auf Waldau (S. 864). Diese
nun veräusserten Leippa und Niedersänitz 4 585 an Adam v. Ratusen^
darf (S. 442). Ein andrer Antheil von Sänitz gelangte 4576 von Jak.
V. Rachel auf Daubitz an Adam v. Nostitz. Dennoch gehörte 4580 noch
der Hammer zu SSinitz denen v. Haugwitz.
Nordöstlich von Sänitz, im äussersten Norden der einstigen Gör-
iitzer Landesheide und ursprünglich einen Theil derselben bildend,
liegt das grosse Gut Hai bau. 4356 verlieh Kaiser Karl IV. den Ge-
brüdern Kunz und Witche v. Kottwitz (S. 344) „das halbe Dorf
im Görlitzer Weichbild zwischen den beiden Tscfaimen bis an Wil-
helms Hammerstatt'' mit Heiden, Zeidelweiden, Hfimmem und freier
Jagd in der ganzen^damals noch landesherrlichen Heide. Die andere
Hälfte des damals , wie es scheint , noch namenlosen Dorfes gehörte
zum schlesischen Herzogthum Sagen. Seitdem besessen die v. Kott-
witz Haibau mit Zubehör, bis sie (nach 4 560) Haibau selbst an Chri-
stoph V. Schellendorf (S. 474) verkauften. Als zugehörig werden zu-
erst 4525 folgende Heidedörfer aufgezählt: 'Nickelschmiede,
Birkenlache, Klix und Zehrbeutel „oberlaus. Antheils.'' Die
») Ürk.-Ve«. n. 24. 38.
638 HI. AMh«ihiii|r-
■
iMidra.eMtftiaii v^rangBenea die v. KoUwilz 4566 an die v. Itomien-
darf (S. 442); welclie' 4596 Nickelscbmiede an den v. Sehtflienderf
verkauften , es aber nadi dessen Tode znrttekef warben. Die beiden
letctcenannten Dörfer blieben wobi stets mit Baibau Yeiimnden.
4. Das Wetek^bjild Laaban.
Attf der Flur des altslawischen Dorfes (Alt-^) Lauben , gegen das
Ufer des Queisses hin, des Grenzflusses ifwischen der Oberiansiti und
Schlesien, ward gegen Ende des 49. oder Anfang des 43. Jahrhun-
derts die Stadt Lauban (4868 eivitas Luban) erbaut. Wir wissen
nicht auf wessen Betrieb; stets aber hat die neue Stadt nur unmittel-
bar unter den Landesherren gestanden , welche auch das Patfonats-
recht aber die dasige Pfarrkirche besessen, bis dasselbe 4^20 von
Herzog Heinrich von Jauer dem von ihm in Lauban gestifteten Frauen-
klosier geschenkt ward. Derselbe Herzog schuf, als er 4399 Göilitz
an KMig Johann von Behmen abtrat, sich ab^r das Weichbild Lauban
(nebst dem Queisskreis) vorbehielt, für letzteres auch eine besondere
(Land^ Voigtei zur Vertretung der landesherrlichen Rechte. 4402
ging diese Voigtei mit allen ihren Befugnissen tmd Revenuen tn den
Besitz der Stadt (Iber. Seitdem tfbte das städtische Gericht die Ober-
gericiitsl>arkeit auch über den Adel und dessen Unterthanen im gan-
zen Weichbild ^) . Zu letzterem geholten folgende Ortschaften :
Altlauban soll schon vor 4366 von Harkgraf Hermann von
Brandenburg der Stadt überlassen worden sein <) .
Lichtenau (4449 Lichtenaw) gehörte Anfang des 45. Jahrhun-
derts mindestens zum Theil der Stadt LatAan, welche 4449 daselbst
4 0 Mark Zins verkaufte ') und zwar vielleicht an die v. Salta (S. 465) ,
die schon Vor 4499 das Dorf besessen und es später vielfach theilteA.
4582 verkauften sie das Oberdorf an Casp. v. Eberhardt (S. 470).
Oeibsdorf (4447 Geiselbrechtsdorf, 4436 Geysewersdorf, 4454
Geyssamsdorf, 4454 Geyssemannsdorf, 4494 Geibisdorff, 4494 Geis-
dorff} befand sich mindestens seit 4447 — 4489 fm Besitz derer
V. Baugioitz (S. 263). Als in letzterem Jahre Albrecht v. Haugwitz
ohne Lehnserben starb , fiel es an die Krone , von der die Stadt Lau-
ban dasselbe erwarb. Diese verlor es 4547 durch den PünfaU, erhielt
es aber 4549 zurück.
Holzkirch, bis Ende des 45. Jahrhunderts Kunnersdorf
4. 1) Cod. Lot. 239. Urknnd.-Ven. I. 1&6 No. 770 und 772. <) Wl estner,
Annil. Uub. ICspt. >) Urk.-Ven. I. 197 No. 1009.
4. Dm WeMIlAl LauImd. «M
(4S84 GonniduKlorpb) genannt, gehörte 4324 denen v. Später (6. 506],
442S denen v. SoImü (9. 465), 4470 denen v. Hoberg (S. t74), weidie
4499 iwei Theile davon an den Radi lu Lauban, 4546 und 4599 an-
dere Antheile an die v. üecktrü» auf Steinkirch (8. 580) verkauften.
Der Lanbaner Antheil, hn Pönfall verloren, gelangte 4549 an Hans v.
Nosüist auf Tachoofas (9. 399) und 4 559 ebenfalls an die v. Uechtritz.
Schreibersdorf (4268 Schriuersdorph) muBS gegen Mitte
des 43. Jahrhunderts der Famile v. Pahwe gehört haben, die sieh
danach ^v. Schreibersdorfs (S. 489) nannte. 4889 besass davon min-
deatens einen Antheii Conrad v. BoAenburg (S. 459) . Seit vor 4 422
befand sich das ganze Gut im Besitz derer v. Salza (S. 465) , die es
vielfach theilten. 4569 verkauften sie einen Antheii an Battbas. v.
Gersdarff; Hittersiti und Vorwerk gelangte 4578 an Hieron. v. Schö*
nakh (S. 482), von diesem 4586 an Gasp. v. Kapisch (S. 308), dessen
Sohn noch einen zweiten Dorfantheil v<m Blasius v. Jlt&rafi, den dieser
4584 erkauft^ htnzuerwarb, 4593 aber beide an Balthas. v. SHebiiz
(S. 540) verttusserte , der sie 4604 wieder an Hans v« Wamsdarf
(S. 535) ttberliesa. — Einen dritten Antheii, nämlich Oberschreibers-
dorf, verkauften die v. Salaa 4580 an den Rath von Lavban , dieser
aber 4593 an den ebengenannten Bans v. Wamsdorf. -^ Einen vier^
ten Antheii vertasserten die v, Salza vor 4562 an Albr. v. tCeyl, einen
fünften 4593 an Hans v. Wamsdorf , der 4604 auch noch den Keyl^
sehen hinzuerwarb und so das ganze Dorf wieder in seinem Besitz
vereinigle. .
Hausdorf (4394 Hngisdorf) gehörte 4406 dem Nik. Bock v.
Gersdorff spttter auf Baruth (S. 232), 4444 dem „Martin RemUn^ Rit-
ter^ und Albrecht Liedlau (S. 386), mindestens seit 4470 aber einer
besonderen Linie derer v. Salza (S. 466). Diese verkauften 4503
ein^Mi Antheii („das halbe Ober- und das halbe Niedenferf^) an die
Stadt Lan/Aan ; nach dem P5nfaU (4547) kam derselbe an die v. Tschim^
haus iß. 520), welche 4563 noch einen Antheii von denen v. Salza
hinzuerwarben. Sie scheinen das Gut an die v. Gersdorff auf See
verkauft zu haben, von denen es 4592 Hans v. Warnsdorf (S. 535)
erwarb.
Wttnschendorf gehorte, wir wissen nicht, seit wann, dem
Kloster zu Lavban.
Hennersdorf blieb, als dem Kloster zu Lauban gehörige katho^
lisch und heisst daher gewöhnlich „katholisch Hennersdorf^.
Uliers dorf ward 4444 von Heinse v. Schreibersdorf (S. 494)
auf Berteisdorf an das Kloster zu Naumburg am Queiss verkauft.
1
g40 ^^^' Abtheiliing.
Die folgenden Dürfer waren erst nach und nach in der Gtfrlitxer
Landesbeide angelegt worden, in welcher die v. Penaig (8. 444) das
Nutzungsrecht besassen. ^ 303 ttberliess Henog Johann von Gijrlits
das Grundeigenthum an dem östlichen Drittel der Heide , zwisdieo
Queiss und grosser Tzschime, denen v. Rechenberg (S. 443) auf
Rlitschdorf, die 4406 auch das Nutzungsrecht von denen v. Peniis
hinzuerwarben. So waren diese Dörfer theils denen v. Penzig, theils
denen v. Rechenberg zu allerhand Abgaben und Leistungen ver-
pflichtet, gehörten aber alle zum Weichbild Lauban und in die Ober-
gerichte dieser Stadt ^) und gingen beim Land voigt der Oberlausitz
zu Lehn.
Gersdorf, gewöhnlich Heidegersdorf (4348Gerhardi8dorf,
4529 Gierssdorf), befand sich seit dem letzten Viertel des 45. Jahrfa.
im Besitze derer v. ScUza auf Hausdorf (S. 466), dann derer v. Salza
auf Lichtenau. Dieselben scheinen zuerst den Haupttheil mit Gericht
und Kirchlehn an die v. Haugwü% auf Gnina (S. 265) verkauft zu
haben, die ihn 4548 der Stadt Lauban ttberliessen. Letztere erwarb
1543 auch noch den übrigen Theil von Gttnther v. Salza auf Lichtenau
hinzu, verlor aber 4547 das ganze Dorf durch den POnfall , worauf es
erst an Dr. Mehl v. Ströhh'tz (S. 359) dann an die v. Ger$dorff ge-
langte. 4564 verkaufte es Abrah. v. Gersdorff auf Waldau an Chri-
stoph V. Tschimhaxis auf Kiesslingswalde (S. 590).
Siegersdorf (4346 Segehardsdorf, 4406 Segersdorf, 4392 Si-
girsdorf] ward 4506 von Georg v. NostUz auf Guttau a. d. H. Tschocha
;S. 399) an die v. Redem (S. 448) verkauft, die es 4542 an den Rath
zu Lauban ttberliessen. Als dieser es 4547 durch den Pttnfall verlor,
erwarb es der königlich böhmische Rath Dr. Mehl v. Ströhläz , ver-
kaufte es aber bald darauf an Hieron. v. Schönaidi (S. 482).
Bienis (4406 Bynis, 4454 Benis) und Neudorf, Pertinenz-
orte von Siegersdorf, hatten mit diesem gleiche Besitzer.
Tzschirna (4348 Gzima, 4448 Schime, 4460 Tzschymau) ge-
hörte 4448 einem Czaslaus v. Gersdorff^) ^ 4500 den Brttdem Hans
und Caspar v. Warnsdorf auf Wittchendorf in Schlesien , die es in
diesem Jahre an die v. Schellendorf (S. 474) verkauften. Diese aber
ttberliessen es schon 4504 an den Rath zu Lauban^ der es 4547 durch
den Pönfall verlor. 4558 erwarb es darauf ebenfalls Dr. Mehl r.
StriOilüz^).
«) Crknnd.-Vm. I. 85 No. 4^. &) Bbendu. I. 195 No. 998. «) Ebend.
in. 178*.
4. Das Weichbild Laiiban. 641
Waldau (1348 Waldaw) befand sich 4470 im Besitz einer
besonderen Linie derer v. Haugwitz (S. 264), die es 1531 an den
Rath zu Laitan Uberliess. 1547 durch den Pdnfall verloren, gelangte
es erst an Dr. Mehl v. Strühlitz, dann (vor 1562) an Abrah. v. Gers-
florffy der daselbst wohnte. Dieser verkaufte es 1568 an den Rath zu
(iörläZy der es noch in demselben Jahre wieder dem Rathe zu Laxiban
Uberliess^), von dem es 1576 Franz v. Schönaich (S. 483) erwarb.
Rothwasser (1348 Rotinwazzir) , erst nach Waldau einge-
pfarrt, mindestens schon 1480 im Besitz einer eignen Kirche ^ aber
Filial von Waldau, seit 1564 eigne Parochie^ gelangte mit der übrigen
Herrschaft Penzig (1491 und 1492) an den Rath zu Görlitz, während
die Obergerichtsbarkeit dem Rathe zu Lauban verblieb ^) . Durch den
Fönfall verloren, ward es mit Penzig zugleich 1553 von Görlitz zu-
rUckerworben.
Thommendorf (1406 Tommendorf), Primsdorf (1454 Pre-
nielsdorf, 1460 Premylsdorf) und Schöndorf scheinen stets denen
v. Rechenberg auf Klitschdorf gehört zu haben.
Lipschau (1551 Lipse) befand sich seit dem ersten Drittel des
16. Jahrh. im Besitz derer v. KcUkreuth (S. 279), ebenso die Hälfte
von Dohms (1460 Domyss, 1553 Thomuss), wahrend die andre Hälfte
nebst der Sommerau'schen Heide 1507 von Heinr. v. KittlUz auf Eisen-
berg (S. 297] an den Rath zu Lauban verkauft ward. 1547 verlor der-
selbe auch diesen Besitz, der vom König (wie Siegersdorf) an den Dr.
Mehl V. Ströhlüz Überlassen , von diesem aber 1 567 an die v. Kalk-
reuth verkauft ward. Letztre mussten 1590 Lipschau und ganz Dohms
schuldenhalber an Burggraf Otto v. Dohna abtreten.
Günthersdorf (1390 Guntherstorf) wird 1406 unter den von
denen v. Penzig an die v. Rechenberg abgetretenen Heidedörfem mit-
genannt, später aber unter den zum Weichbild Lauban gehörigen
Ortschafren nie aufgezählt. Es war, man weiss nicht wann. Afterlehn
der Herrschaft Friedland geworden und blieb infolge dessen bis in
neuste Zeit eine böhmische Enklave. 1493 war Nysse [Agnes] v.
Gersdorff auf Gerlachsheim Besitzerin desselben, und 1515 soll es
Siegsm. v. Gersdorff auf Gerlachsheim [nebst oder an Christoph v.
Rotiienburg] ^mit aller Gerechtigkeit und einem freien Salzmarkt^
verkauft haben ^). 1624 gehörte es Marx v. Seidel, dem der Herzog
Albr. V. Waldstein die Lehn erneuerte. —
7J Ebendas. III. 210« und c. B) £beud. III. 37^. N. Soript. rer. lus. 545 flg.
9) Urk.-Ver2. 1. 160 No. 801. Gründer, Unban 186. 190. 202. Wle§§ner, Anal.
LaulMOi. Mspt.
K n 0 th e , Qesch. d. 0b«rl. Adeli. 4 1
642 m. Abtheilung.
Berteisdorf (1233 Bertoldtsdorff ) , gegenttber von Lauban.
gehörte ursprttDglich, als jenseits des Queiss gelegen, nicht zur Ober-
lausitz, sondern zum schlesischen Weichbild Löwenberg. 4441 be-
fand es sich im Besitz eines Heinze v. Schreä}ersdorf (S. 494), der
4446 von Heinze Bock v. Gersdorff (S. 232) einen zweiten Antheil
hinzuerwarb. 4 4S7 kaufte der Rath zu Lauban den einen dieser Guts-
theile, verSiusserte ihn aber schon 4434 wieder. 4442 ttberliessen die
Sleiffe (S. 503) einen Theil an einen Johann Pletzel, Mindestens
seit 4454 gehörte ein Theil der Familie v. Eberhardt (S. 469^ , von
der er Mitte des 46. Jahrhunderts an die v. Rodewüz (S. 452), 4589
aber an Christoph v. NosHtz überging. Den anderen Antheil erwarb
4475 abermals der Rath zu Lauban und kaufte 4495 von Ulrich v.
Schafigotsch auf Greifenstein auch noch „das Landgeschoss und die
Gerichte^ hinzu ^^).
5. Weichbild Zittau.
Von dem Lande Budissin ursprünglich durch breiten, dichten
Wald getrennt, gehörte das Zittauer Weichbild zum Lande Böhmen
und zwar (wie Seidenberg und der Queisskreis) zu der nordöstlich-
sten Supanie desselben, dem Gau Zagost ^) . Bis gegen das 43. Jahr-
hundert war dies ganze Gebiet jedenfalls nur sehr dünn bevölkert :
nur in den fruchtbaren Niederungen an der Neisse und Mandau hin
hatten die Slawen einige Ansiedlungen und zum Schutz derselben
einige aus einfachen Erd werken bestehende Befestigungen angelegt.
Erst als Ende des 42. oder Anfang des 43. Jahrhunderts sich der
Strom deutscher Colonisten vom westlicheren Deutschland her auch
in diese Gegend wendete, vnirden die rings das Thal einscbliessen-
den Wälder gelichtet und nach und nach die Bergabhänge bis hoch
hinauf mit neuen , nach deutscher Art angelegten Dörfern besetzt ^' .
Als darauf (kurz vor 4 255) in der Mitte des ganzen Thalkessels die
Stadt Zittau entstand und König Ottokar IL in dieselbe den Sitz
eines Landgerichts unter einem königlich böhmischen L a n d vo i g t
verlegte, wurde dieselbe der Mittelpunkt des ganzen Bezirks und
Weichbildsort. Zu diesem Weichbild gehörten ursprünglich auch die
böhmischen Herrschaften Grafenstein und Friedland, welche aber
4340 ausschieden^). Dem bekannten Achtsbündnisse der fünf freien.
w) ÜTk.-Veri. II. 21 nnd 30. HI. 25 vgl. 140.
5. 0 Cod. Lns. 61. <) t. Weber, Archiv f. die s&cht. Gesch. XU. 309 flg.
8) Carpzov, Anal. II. 247 flg.
5. Dts Weichbild Zittau. 543
d. h. unmittelbar unter dem Ktfnige stehenden Städte des Landes
Budissin gegen den räuberischen Adel (1346) schloss sich auch
die böhmische, ebenfalls königliche Stadt Zittau an; denn mehr
noch gefährdet, als jene , konnte sie von den weit entfernten böhmi-
schen Städten auf Hülfe in Gefahr nicht reclmen, und nach dem offe-
nen Hügelland der Oberlausitz gingen ihre natttrlichen commerciellen
Beziehungen. So gehörte jetzt Zittau zu dem Bunde der Sechs*
Städte, obwohl es zunächst eine Stadt Böhmens verblieb. Eine
wirkliche Incorporirung des Weichbilds Zittau in das Land Oberlausitz
ist niemals erfolgt. Wohl aber hörte Anfang des 45. Jahrhunderts die
besondere Landvoigtei Zittau auf, und der Landvoigt von Budissin
vertrat die Rechte des Königs von Böhmen in Zittau ebenso , wie in
den übrigen Sechsstadten. lieber die von der übrigen Oberlausitz
ebenfalls verschiedenen kirchlichenVerhaltnisse des Zittauer
Weichbilds im Mittelalter vgl. Laus. Mag. 1872. 490 ffg.
In echtböhmischer Weise zerfiel der Weichbildsbezirk Zittau in
eine Anzahl grosser Herrschaften, nämlich in die Herrschaften
Zittau, Rohnau, Ostritz, [Grafenstein] und einen Theil
der Herrschaft [Friedland-] Ha mm er stein, d. h. die nachmalige
Standesherrschaft Reibersdorf.
a. Die Herrschaft Zittau
reichte gegen Süden bis an die Neisse und die alte Gabeler Strasse,
gegen Nordosten bis an die Wittchendorfer „Scheidebach'*, gegen
Norden bis an die Wasserscheide zwischen dem Löbauer Wasser
(Weichbild Löbau] , der Pliessnitz (Weichbild Görlitz] und der Man-
dau und Neisse. Inhaber dieser Herrschaft waren im 43. Jahrh-
hundert die Herren v. Zittau , von denen erst später ein Zweig sich
nach einer anderen böhmischen Besitzung Herren v. Leipa (S. 330)
nannte. 4340 erhielten sie das bisherige Lehn als Erl)e, traten das-
selbe aber schon 4349 gegen andre Güter in Böhmen an König Johann
ab, der die Herrschaft sofort wieder an seinen Schwager, Herzog
Heinrich von Jauer, überliess. Erst nach dessen Tode (4346} fiel sie
wieder an die Krone zurück.
Die Stadt Zittau (Sittaw) ward auf der Flur des gleichnami-
gen , altslawischen Dorfes , jetzt Vorstadt , aber im Yolksmund noch
immer „die alte Sitte '^ genannt, jedenfalls von den Herren v. Zit-
tau (4238 de Zittavia) kurz vor 4255 erbaut und von König Ottokar H.
mit Privilegien reichlich ausgestattet <] . Die Herren v. Zittau verleg-
«) Yergl. JoH. BeAed. CirpsoYli Analecta fastorum Zittftv. od«! Historischer
41»
644 m. Abtheilung.
len später ihren Wohnsitz von ihnem „Hofe'* (auf der „Hofstatt** an
der Klosterkirche] nach der ihnen ebenfalls gehörigen Burg Rohnau
und hielten sich überhaupt nur selten in der Gegend auf. Das Patro-
natsrecht über die Hauptkirche der Stadt und die zu ihrem dasigen
Hofe gehörigen Aecker hatten sie dem Johanniterorden überlas-
sen , der daselbst eine besondere „Commende** errichtete. Im Laufe
der Zeit erwarb der Rath der seit 1346 königlichen Stadt nicht nur
eine Menge Dörfer der Umgegend, sondern auch das städtische Erb-
gericht mit seinen Revenuen, ja sogar pachtweise und daher auf
Zeit ;1366) vom Könige die Zittauer Landvoigtei mit allen Rech-
ten, Pflichten, Einkünften und zugehörigen Burgen (Oybin, Karls-
friede, Rohnau) und Hess nun durch einen von ihm eingesetzten Voigt
in des Königs Namen Landgericht halten und selbst adlichen Mannen
Lehn ertheilen.
Eckartsberg (1340 und bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts
Echardisdorph j hat nie einen herrschaftlichen Hof gehabt, sondern
war stets ein blosses Bauemdorf. Infolge der üblichen Zinskäufe
waren verschiedene Privatpersonen in den Besitz fester, von einzel-
nen dieser Bauergüter zu entrichtender Jahresrenten gelangt, welche
sie vielfach zu Schenkungen an geistliche Gestifte verwendeten. Hier-
zu mussten dann die Grundherren des Dorfs , die Herren v. Leipa,
ihre Genehmigung ertheilen. So überwiesen 1310 die v. PrenUüz
^S. 429) 8 Mark, 1311 Theod. Schevoril 1 Mark, 1315 Heinemann
Steinrücker 2 Mark Zins in E. an das Kloster Marienthal, 1377 Anna,
die Frau Nicols von Leipa [d. h. aus Leipa], 1 Mark an die Johannis-
kirche zu Zittau^). Alle die Genannten sind aber nie wirkliche Guts-
besitzer V. E. gewesen. Marienthal trat jene 5 Mark Zins 1558 wieder-
käuflich an den Rath zu Zittau ab, löste sie aber 1617 wieder ein.
Das „Gericht** zu E., d. h. die Befugnisse und Einkünfte des Dorf-
richters, trat 1390 Fr. Clara Wildenstein und ihre Kinder an Zittau ab.
So kam das Dorf gänzlich unter den Rath.
Drausendorf (1366 Drusendorf, 1369 Drozendorf, 1452 Draw-
zendorff ) mit seinem herrschaftlichen Vorwerk war von den Herren
V. Leipa 1319 an König Johann übergegangen und ward 1366 (samnii
anderen landesherrlichen Intraden) an die Stadt Zittau verpachtet,
1369 aber dem Kloster Oybin überwiesen, welches daselbst einen
SehaupUtz der Sechsstadt Zittau. 1716 fd. Gbrist. Adolph Pescheek, Handboeh
der Oescb. von ZitUa. 1834. 2 Th. &) Cod. Lus. 195. 202. Pescheek, Zittaa I.
660. CarpcoT, Anal. III. 9. II. 807. Schdnfelder, MThal. 124. 145.
5. Das Weichbild Zittau. 645
besonderen Verwalter (procurator) hielt. Mit den übrigen Gütern des
aufgeliobenen Klosters gelangte es 4574 durch Kaufan Zittau.
Wittchendorf (4322 Withendorf, 4368 Witchindorfj . Als In-
tiaber des Patronatsrechts über die dasige Kirche und daher wohl
auch des ganzen Dorfs erscheinen 4365 — 68 die v. Stewitz ;S. 509),
seit 4383 aber Wenzel I. und sein Sohn Wenzel IL v. Dohna a. d. H.
Grafenstein (S. 455). Letzterer überliess das Gut, wie es scheint,
seinem Cousin Johann IIL v. Dohna, der mit seiner Familie wahr-
scheinlich daselbst wohnte und es 4440 an seinen Sohn Friedrich ab-
trat. Von diesem erkaufte 4434 das Dorf Härtung v. Klüx auf Tscho-
cha (S. 299), verkaufte es aber 4437 an einen Nie. v. Gersdorff^ ,
Von dessen Nachkommen (S. 207 Anm.) erwarb es 4504 der Zittauer
Bürger Wenzel v. Eiser sdorf (S. 472), dessen Söhne es 4524 schul-
denhalber an Zittau verrusse rten.
Radgendorf (im 46. Jahrh. stets Rattchendorf) bestand, so
viel man weiss, stets aus zwei ^Lehngütem'^ mit wenigen Bauer- und
Häuslerwohnungen. Beide waren „zum königlichen Schloss und Amt
in Budissin'', d. h. zu den landvoigteilichen Gütern gehörig,
welche, wenn ein Besitzer ohne Leibeslehnserben starb, nicht an
den Landesherm , sondern an die Person des Landvoigts heimfielen.
Wann und wie diese Beziehung zu der Landvoigtei entstanden , ist
noch nicht ermittelt. Besitzer des grösseren Lehnguts waren ^
4442 Lorenz RössleVj Cölestiner auf Oybin, und sein Stiefvater Peter
Schreiet*, 4448 — 64 Erasm. Krausspscholz und seine Familie, 4469
Gasp. Dippoldj 4536 Hans und Wenz. Hermann, die es an Valt. Wbrn-
nehst verkauften, 4547 Andr. Siebeneicker, der es an Conr. Nesen
(S. 378) überliess ; in der Familie des Letzteren verblieb es längere
Zeit. — Das kleinere Gut verkaufte 4524 Redell an Math. Seifferth,
dieser 4530 an Franz Redell, dieser 4537 an Math. Trenkler, dieser
4540 an Wenz. v. Eisersdorf (S. 473), dieser 4554 an Anton v. l/ec/i/-
ritz a. d. H. Schwerta (S. 527), dieser 4563 an Joach. v. Metzradt a.
d. H. Milkwitz (S. 363), dieser 4565 an einen Pet. v. Nostitz, dieser
an einen Conr. v. Gersdorff und Gerlaehsbaim , dieser 4583 an einen
Krttck V. Gersdorff, dieser 4 600 an Hans Beruh, v. Falkenhain (S. 484),
dieser 4648 an Albr. v. Schreibersdorf.
Oberseifersdorf (4267 Syfridisdorf) ward 4267 von Ritter
Sembro v. Temritz (S. 544) an Marienthal verkauft, welches das Gut
6) Urk.-Yerz. 11. 44. CarpcoY, Ehront. II. 119. ?) yeigi. Moriwek, Ge-
ftcblchte von R. 1873 S. 9.
646 1^1* Abtheilung.
durch einen Laienbruder , als magister curiae , verwallen Hess , es
auch einmal (1578) auf zwei Jahre an Zittauer Bürger verpßindete «^j .
Grosshennersdorf (4 383 Henrici villa dicta Scriptoris , und
so noch 4467 Heynersdorf Schreybers) . Danach nannte sich ein ritter-
liches Geschlecht v. Heinrichsdorf (S. 266), welches das Dorf minde-
stens 4296 — 4326 inne hatte. Von 4378 — 4406 besassen es darauf
die V. Stewtiz (S. 509), welche es in letztrem Jahre an die v. Gers-
dorff verkauften , die daselbst eine besondre Linie begründeten , die
sich oft ebenfalls „v. Heinersdorf" nannte, ohne irgend mit jener
früheren Familie verwandt zu sein. Das Patronatsrecht aber muss
schon denen y. Siewitz nicht mehr zugestanden haben ; wenigstens
präsentirten zu der dasigen Pfarrei 4374 Nie. v. TlusczecSj 4380 und
4383 Nie. Tolczel de Tolczel oder auch Telzel [ob derselbe wie 4374 ?\
4396 Agnes, die Wittwe Nie. Ludwigsdorfs (S. 340), 4434 und 4439
Joh. Ludwigsdorf ^) .
Ruppersdorf (4363 Ruprichstorf, 4368 Rupert! villa) wird zu-
erst 4355 erwähnt, wo Joh. v. Dohna auf Grafenstein (S. 456) das
Patronatsrecht zu R. an die Johannitercommende zu Zittau gegen das
Patronatsrecht zu Rratzau vertauschte ^^) . Wahrscheinlich also gehörte
schon damals das Dorf selbst denen v. Dohna. Dann würden die Brü-
der Benedikt und Wenz. v. der Eibe (S. 474), welche 4405—28 als
Besitzer auch von R. vorkommen, dasselbe wohl als Afterlehn von
Grafenstein besessen haben. Später finden wir das Gut in zwei An-
theile getheilt, von denen der eine sicher Dohna'sches Lehn war. 4548
verkaufte Conr. v. Kyaw zu Rennersdorf (S. 326) den Rittersitz zu R.
und 42 Bauern, „unter der Krone Böhmen und unter Nickel Burg-
grafen V. Dohna auf Grafenstein zu Lehn rührend^, an Melch. v. Haug-
witz ; die Belehnung erfolgte aber durch den oberlausitzischen Land-
voigt. Als der v. Haugwitz 4540 kinderlos starb, betrachtete der
Landvoigt auch diese Hälfte als ein an die Krone heimgefallenes Lehn
und verkaufte das Gut (um 2500 11.) an Dr. Ulr. v. Nostitz, Da er-
hoben aber die Burggrafen v. Dohna auf Königsbrttek (S. 463) Ein-
spruch und erlangten durch Prozess, dass ihnen die Lehnsherriichkeit
über diese Hälfte v. R. zugesprochen ward. Sie hatten mit ihren Vet-
tern auf Grafenstein in Erbverbrüderung gestanden, waren aber jetzt
gegen diese erbittert , da Letztre hatten ihre Herrschaft Grafenstein
8) Cod. Lu8. 91. 306. 374. Pescheck, Zittau L 380. «) Tingl. Hb. U.
oouflrm. Pia«. 65. üb. V. 249. Lib. conflnD. Prag. III. Mspt. D. W>. B. 26^. Lib.
Vni. wj Laus. Mag. 1851. 405.
5. Das Weichbild Zittau. 547
allodificiren lassen. So mussie denn Ulr. v. Nostitz 4544 diese Guts-
hälfte noch einmal von denen v. Dohna auf Königsbrück (um 3400 fl.
rhein.) erkaufen. £rst als diese Linie der Dohna 1560 ausstarb, über-
wies der König die Lehn ttber diese Hälfte von Ruppersdorf an das
königliche Amt zu Budissin. — Die andere Hälfte, bestehend in 45
Bauern, besass etwa seit Mitte des 45. Jahrh. Christoph v. Gersdorff
a. d. H. Hennersdorf und zwar aus der Nebenlinie Rennersdorf (S. 24 0) ,
nach dessen kinderlosem Tode sie (nach 4474] an seinen Bruder Hans
und dessen Söhne gelangte. Diese aber verkauften sie 4494 an ihre
Vettern v. Gersdorff aus der Nebenlinie Kemnitz (S. 209). Von diesen
scheinen das halbe Gut R. 4583 Thom. und Wenz. v. Kyaw (S. 326)
erworben zu haben, die Söhne jenes Gonr. v, Kyaw, der bis 4548 die
andre Hälfte besessen. Sie verkauften 4540 ihren Antheil ebenfalls
an Ulr. v. Nostüz, der nun beide Antheile vereinigte und auf seine
Nachkommen vererbte.
Oderwitz (im 44. Jahrhundert VdrowicZ; Odrawitz, Odirwitz)
zerfiel, als ein schon 4384 sehr grosses Dorf ^^j, zeitig in eine Menge
von Antheilen. Schon im 44. Jahrh. erscheinen als Inhaber des Patro-
natsrechts ttber die damals einzige Kirche zu (Nieder-) Oderwitz, und
daher wohl auch als Besitzer des Dorfs selbst die v. Rydeburg (S. 460)
und ein fieinr. v. Bovoerzkz nebst Brüdern und Schwestern i^) , fast
gleichzeitig mit ihnen aber, als ^zu 0. gesessen^, 4397 und 4420 ein
Otto, desgleichen ein H. v. Nostitz (S. 384), der 4442 50 gr. Zins in
Ober-O.an die Johannüercommende zu Zittau veräusserte. Mindestens
Anfang des 45. Jahrhunderts besassen aber auch die Burggrafen
V. Dohna Güter in 0., welche 4440 Johann HI. auf Wittchendorf (S.
157) seiner Schwiegertochter überwies, und welche (4490) Joh. VI.
v. Dohna auf Grafenstein an Heinr. v. Schleinüz auf Tollenstein (S. 475)
überliess. Desgleichen verkauften 4444 die y.Kyaw (S. 322] Zins von
ihren Gütern zu 0. für die Johanniter und 4422 an den Zittauer Bür-
ger Hans Ludwigsdorf und hatten dennoch 4488 noch Besitzungen
daselbst. — MitteI-0. gehörte nach der Mitte des 45. Jahrhunderts
denen v. Luttitz a. d. H. Schirgiswalde , welche für letztres Gut Va^
sallen der Herrschaft Tollenstein-Schluckenau waren. Wahrscheinlich
stellten sie sich in jenen unruhigen Zeiten auch für ihr Oderwitz unter
den Schutz der Besitzer von Tollenstein; wenigstens erscheinen Ende
des Jahrhunderts die v. Schleinüz auf Tollenstein als Lehnsherren
t») Vergl. Koiickelt, Qetcli. von 0. 1871. »2) Tingl, IIb. V. conflnn.
241. 249.
giaai
648 in. AbtheiluDg.
auch von Mittcl-0. Als ihre Vasallen finden wir nach denen v. Luttiiz
die V. Muschwitz (S. 374), welche 1546 Bauern in Ober- und Nif^
der-0. an Zittau und 4537 ihren Antheil am Mitteldorfe an die v. Krei-
schau (S. 322) verkauften. — Die beiden Zittauer Antheile fielen 4547
durch den Pönfall an die Krone , welche sie 1549 an Ulr. v. Xostitz
auf Ruppersdorf überliess. Seitdem ist dieser Antheil mit Ruppers^-
dorf verbunden geblieben. — 1516 veräusserte Heinr, v. Schleinitz
auf Tollenstein einen Theil von Ober- und Nieder-O. an die Gölestiner
auf Oy6m; dieser Antheil gelangte 1556 pachtweis und 1574 durch
Kauf an Zittau und bildet nebst den 1570 erworbenen Antheiren der
Johannitercommende den jetzigen Zittauer Dorftheil. — Ferner halte
1516 und 1518 Nie. v. Gersdor^ auf Grosshennersdorf (S. 208) eben-
falls Besitzungen in 0., die wohl an Hainewalde und mit diesem an
die V. Nostitz gekommen sind.
Eibau (1366 Iwa , 1412 Ybaw, 1427 Ybe, Eibe). Zu der
dasigen Pfarrei prüsentirte 1367 der Zittauer Bürger Johann ^tr^c^-
feld^^j, war also wohl ebenso Inhaber des Guts, wie die beiden von
1405 — ^28 vorkommenden Brüder Benedict und Wenzel v. der Eibe
(S. 171}, deren Vater, da sich beide nach dem Gute nannten, dasselbe
vermuthlich auch schon besessen hatte. — Erst ein ganzes Jahrhun-
derts päter (1530) finden wir vdeder einen Besitzer genannt, näm-
lich Georg V. Schleinitz auf Tollenstein (S. 476), den Sohn jenes Hein-
rich V. Schleinitz, der eine Menge oberlaus. Ortschaften in der Nähe
seiner Herrschaft aufgekauft hatte. Die v. Schleinitz verkauften
Eibau (vor 1576) an den Zittauer Bürgermeister Joachim v. Milde
(S. 371), dessen beide Söhne kinderlos starben, so dass ihre Gutshdlf-
ten an den König fielen. Dieser überliess die eine anFriedr. v. Kchif^i-
haus auf Kiesslingswalde, die andere 1587 an Aug. v. Kohlo (S. 307;.
Beide Hälften erwarb darauf 1 602 der Rath zu Zittau.
Leutersdorf (1347 Lutgersdorf, 1416 Levkersdorf, Lewkers-
dorf) war ursprünglich wohl , ganz oder zum Theil , Pertinenzorl von
Eibau 1^). 1416 gehörte es denen v. der Eibe (S. 171), seit Anfang
des 16. Jahrh. wenigstens das Niederdorf den Herren v. Schleinitz,
seit 1576 dem Joach. v. Milde y dessen Tochter es an Hans Bernhard
Label Freiherm v. Grünberg auf Rumburg verkaufte. Seitdem ist
das Niederdorf mit der böhmischen Herrschaft Rumburg vereinigt ge-
blieben und erst 1849 an Sachsen abgetreten worden. — Wer nach
IS) Lib. I. coD^lnn. Prag. Mspi. H. 5. i«) Gühler, Getehickte der Kirche zu
Ober-Leatersdorf. 1852.
■•v^V9^
5. Das Weichbild Zittau. 649
denen v. der Eibe bis in's 17. Jahrb. Besitzer des Oberdorfs, womit
das Kircblehn verbunden, gewesen sei, wissen wir nicht. Schon die
V. der Eibe aber besessen dasselbe als Afterlehn der Herren v. Biber-
stein" ani Friedland ^^j, und so ist es denn bis auf neuere Zeit Fried-,
landsches Lehn geblieben.
Seifhennersdorf (1357 und auch noch später Heinrichsdorf ,
4405 Heinrichsdorf in Seiffen). Das Patronatsrecht über die dasige
Kirche ^^) stand schon 4357 und noch 1420 denen v. Maxen auf Gross-
schtfnau, 4434 denselben, aber in Gemeinschaft mit Enderlein v.
Smoyn (S. 407), 1437 bloss noch Letzterem zu. Dagegen wurde 4402
Burggraf Wenzel v. Dohna (S. 458) mit den ^Niedergerichten in den
Seifen zu Heinrichsdorf, gelegen bei Rumburg^, und 4 405 die Brü-
der V. der Eibe (S. 471) mit dem Dorfe selbst belehnt. Seit Anfang
des 15. Jahrh. befand sich das ganze Gut nebst Rirchlehn und Gericht
im Besitz derer v. Schleinitz auf Rumburg, welche 1584 „Niederhen-
nersdorf sammt den Seifen'^ an den Rath zu Zittau verkauften , wäh-
rend Oberhennersdorf bei Rumburg verblieb.
Grossschönau (4358 Magna Schonow). Seit Mitte des 44.
Jahrh. bis 4434 kommen als Besitzer die v. Maxeu (S. 355) vor,
welche auch daselbst wohnten. Anfang des 46. Jahrhunderts ge-
hörte es Hans v. Uechtrit» (S. 526), dessen Nachkommen es 1530
an Christoph v. Gersdorff „c^twa zu Malschwitz^ (S. 245) verkauften.
Dieser aber ttberliess es 1531 an Tile Knebel (S. 302) auf Hainewalde
und Gersdorf. Nach seinem Tode (1545) fielen seine Güter an den
König j der sie an Ulr. V. Nostitz auf Ruppersdorf (S. 388) verkaufte.
Dessen Sohn Hartwig veräusserte das auf ihn gefallene Grossschönau
4 587 an Zittau ") .
Hainewalde (4326 Haynewalde, 4398 Heynwald). Als Patron
der dasigen , schon 4 326 erwähnten Kirche erscheinen seit dem letz-
ten Drittel des 44. Jahrh. die v. Kyaw (S. 323) gemeinschaftlich mit
denen v. Wamsdorf (S. 532) , seit {Anfang des 45. Jahrh. Letztere
IS) Schon 1444 ward in einer Einigung twischen denen ▼. Biberstein und denen
▼. Dohni bestimmt, dass Erstere luch ^dle Lehn, die Wenzel v. der Eibe onter den
Biberstelnen bitte, wieder an Wentecb y. Dohna bringen sollten'' (▼. Weber, Archiv
f. d. Siebs. Gesch. N. F. I. 241). Dennocb war dies nicht geschehen. 1487 sprach
König Wladlslaas denen v. Biberstein als verschwiegenes Lehn anter anderem auch
„die Mannschaft sn Lewokersdorf, gelegen bei Zittau'', ab („Die Donin's''
1876. 8. 231). Dennoch Teiblleb Oberlentersdorf unter Friedland. >«) A. Joh.
Richter, Nachr. von Selfh. 1801. 4P. ") Fr. Tb. Richter, Oesch.-statistlsche
Darstell, von Oross- und Neu-Sch5nau. 1837.
650 III. Abtheilung.
allein bis 4432. Ende des Jahrhunderts besassen es die v. Muschwits
(S. 374), die es nebst Gersdorf 4589 an Tue Knebel ttberliessen. Nach
dessen Tode an die Krofie gefallen, kam es 4546 an Ulr. v. NastitXj
darauf an seinen Sohn Christoph ^^) .
Waitersdorf (Waltheri viilaj gehörte während des letzten
Drittels vom 44. Jahrh. ebenfalls denen v. Kyaw, die es endlieh denen
V. Warnsdorf überlassen haben müssen. Denn 4449 verkaufte Xic.
V. Warnsdorf Waltersdorf an den Rath zu Zittau. Dieser verlor es
1547 durch den Pönfall , erwarb es aber 4554 von der Krone zurück.
Spitzkunnersdorf (4347 Kunarstorf, 4359 Conradi viUa;.
Das CoUaturrecht daselbst und daher wohl auch das Gut selbst besass
4359 und noch 4369 ein Lutholdus dictus During de Zeib [oder LitoU
dus Turingus] , armiger [oder cliens] , 439S aber ein Albertus de
„Ozruhrzen" [etwa Czimhuseni] *•). Darauf kommt 4404 — 6 Siegsm.
V. Dohna [S. 457) als ^zu Runnersdorf gesessen^ vor. 4448 verkauf-
ten die Gebr. Georg und Hans v. Nostüz (S. 384) das Kirchlehn da-
selbst und in dem Filial Leutersdorf , sowie einige Bauern in Spitz-
kunnersdorf an Paul Vogler^ 4463 aber auch das dasige Vorwerk an
Nie. v. Eisersdorf (S. 478)\ beides Bürger in Zittau; des Letzteren
Sohn überliess schon 4476 da& Vorwerk wieder an die v. Weigsdorf
(S. 537), die sich bald darauf auch im Besitz des Kirchlehns befan-
den. Mit Friedr. v. Weigsdorf, der 4620 ermordet wurde, starb diese
Linie des Geschlechts aus und das Gut fiel an die Krone , die es 4622
an Felix v. Rüdinger Überliess.
Herwigsdorf (4359 Hertwici villa, 1366 Herwygesdorff j . Dies
grosse Bauerndorf 2<^) Verfiel zeitig in ein Ober-, Mittel- und Nieder-
dorf. Das Patronatsrecht übte 4359 W^enzel I. v. Dohna, 4398 sein
Sohn Wenzel H. (S. 458), 4437 aber ein „nobilis Henricus alias Heinz
de Herwici villa*^ ^^) . Wohl das gesammte Dorf gehörte ursprünglich
den Herren v. d. Leipa, welche Theiie davon zu Lehn ausgethan hatten.
Nur das Mitteldorf war unverlehnt von ihnen an König Johann von
Böhmen gekommen. Dies nun verpachtete sein Sohn, Kaiser Karl IV.,
(nebst anderen landesherrlichen Einktlnften) 4366 an den Rath zu
Zittau, überwies es aber 4369 dem von ihm gestifteten Kloster
Oybin ^2) . — Von dem Oberdorfe , das ursprünglich soll Berthelsdorf
geheissen haben, verkauften 4 442 Hans [oder Heinrich] und Andreas
18) Dom ick, Herrschaften toü Hainetralde nnd Spltiknnnersdorf. 1829. 4^.
«0) Tingl, üb. L conflim. Prag. 88. Y. 128. «0 Eckartb, Chronlka vonHer-
wigsdoTf. 1737. 40. 21) Llb. YHI. eonflnn. Prag. (Hapt.) C. 8. «) Laut. Mag.
1825. 301.
5. Das Weichbild Zittau. (551
Feurig 14 Bauern [um 360 Schock Prager Mttnze) und 4504 Wenzel
V. Eisersdorf (S. 47Ä) den übrigen Anlheil (Um 80 Zitt. Mark) eben-
falls an Oybin, — Das Niederdorf, genannt „die Scheibe**, verausser-
ten 4422 „Edelleute^ (wohl nur theilweis) an den Zittauer Bürger
Donccis, Auf der „Stegemühle** erwarb dasselbe Kloster 4424 42
Scheffel Getreidezins von den Geschwistern v. Gersdorff'd. d. H. Rad-
meritz (S. 204) und 4482 auch die inzwischen abgebrannte Stege-
inühle selbst (um 26 Mark) von Steph. v. Gersdorff auf Nimpsch. In-
zwischen war das Niederdorf selbst an Nie. v. Gersdorff a. d. H. Hen-
nersdorf (S. 207) gelangt, der dasselbe 4495 (um 250 Mark böhm.
Zahl) auch an Oybin überliess. Das Kloster erwarb 4545 auch noch
„die Scheibemühle" (um 300 fl. ungar.) von Heinr. v. Schleinitz auf
Tollenstein (S. 475) . So besass dasselbe jetzt das ganze Dorf und
gab ihm (nur dem Oberdorfe) 4523 nun ein erstes Schöppenbuch.
Mit Ausnahme der Stegemühle» die 4546 an Conr. Nesen (S. 378) ver-
kauft ward, gelangte 4574 das Dorf nebst den übrigen Klostergütem
durch Kauf an den Rath zu Zittau^^) .
Hornitz (4366 Homiz, 4369 Humicz) gehörte zu den v. Leipa-
sehen, dann landesherrlichen Gütern, welche 4366 und abermals
4369 an Zittau verpachtet wurden ^4). 4386 wird Hans Becherer
'S. 412), 4420 Wenzel v. D'ohna (S, 460) als „zu Hömitz gesessen**
bezeichnet. Seit 4497 gehörte das Dorf denen v. Döbschitz (S. 454J,
welche dasselbe in mehrere Antheile theilten. Zwei derselben erkauf-
ten in den Jahren 4562 — 66 die v. Nostitz auf Hainewalde (S. 390),
den dritten aber (vor 4530) Hans v. Uechtritz auf Grossschönau
(S. 527). Hieraus entstand das besondere Gut Neuhörnitz.
Dasselbe gelangte 1543 an Zittau, 4544 an Hans Engelmann ^ 4549 an
Math. Hanenschild, Münzmeister in Görlitz, 4553 an August v. Kohh
(S. 307), 4576 an M. Wenz. Lanckisch, in dessen Familie es lange
verblieb.
Bertsdorf (4396 Bertholdsdorf) gehörte im 45. Jahrh. Zittauer
Bürgern und zwar der eine Theil dem Heinr. Feurig, darauf seinem
Sohne Martin, dessen Wittwe es an ihren zweiten Mann Peter Hasske
brachte. Da derselbe kinderlos war, üben\ies er seinen Antheil
1 453 gegen lebenslänglichen Niessbrauch und eine Rente an den Rath
von Zittau; er war noch 4469 „Grundherr**. Einen anderen Antheil,
®) AudieM Q. Hans v. Gersdorff ,^iif Herwigsdorf', welche G i r p z o v (Ehrent.
11. 114) bei dem Jibre 1Ö48 anfQhrt, waren anf Herbigsdorf bei Löbau gesessen; den
„Cftsp. Georg v. Gersdorif auf Nlederberwigsdorf aber haben wir nirgends erwShnt ge-
funden. M) Voigt, Chronik von Hdmltz. 1830. N. Script, rer. las. I. 48.
652 ^11' Abtheihmg.
bestehend in 4 Bauern, trat 4458 Hans Ludwiysdorf (S. 340) für eine
Schuld ebenfalls an den Raih ab. Durch den Pönfall (4547^ fiel das
Dorf an die Krone, von der es 1549 Dr. Ulr. v. Xostitz (S. 389; er-
kaufte. Nach dessen Tode erhielt es sein jüngster Sohn Hartwig auf
Grossschönau, veräusserte aber 4 587 beide Güter an Zittau ^^] .
Oybin (Moyben, Owyn^«). Die das Zittauer Thal gegen S\V.
üinschliessenden dichtbewaldeten Berge gehörten ursprünglich den
Grundherren der Gegend; den Herren v. Zittau, spater v. Leipa
(S. 330). Die Diener des „Qwa/e v. der Leipa" (Chv^alo 4253—62
sollen einst auf der Bärenjagd den zur Anlegung einer Burg beson>
ders geeigneten Bergkegel des Oybins zuerst entdeckt und Quale
daselbst einen ersten Bau unternommen haben. Derselbe verfiel aber
und blieb unbewohnt an 20 Jahre. Darauf bauten ihn ^die Herren,
die da sassen auf dem Burgberge", wieder auf und raubten von da.
Da vertrieben die Zittauer die Räuber und zerstörten den Bau. Erst
ein andrer Herr v. Leipa [vielleicht Gastolaus IL oder Gzenko, daher
die Burg castrum Gzinonis genannt wird. God. Lus. 342] führte da-
selbst einen „Bergfried" auf; doch auch dieser stand lange unbenutzt.
Endlich (um 4342) Hess Heinr. v. Leipa, des Gastolaus IL Sohn, den
Berg „mauern", d. h. zur wirklichen, festen Burg umgestalten. 4349
ging dieselbe mit der ganzen Herrschaft Zittau an König Johann üben
der sie aber sofort an Herz. Heinrich von Jauer überliess. 4343 „ward
der Oybin erstiegen von dem Volke des v. Michelsberg^ (S. 370), der
ihn aber nicht lange kann innebehalten haben. 4364 verpachtete Kai-
ser Karl IV. nebst anderen landesherrlichen Burgen und Intraden auch
den Obyin an die Stadt Zittau , welche dem Kaiser aber daselbst ein
viereckiges, steinernes Gebäude, „das Kaiserhaus", aufführen musste.
Schon 4366 begann der Kaiser auf dem Berge den Bau eines Klosters
für die CölestineTj welches er 4369 bei einem persönlichen Besuche
reichlich ausstattete. Erst 4384 ward es eingeweiht. Als infolge
der Reformation der Convent sich auflöste , verpfändete K. Ferdinand
die Oyhiner Güter 4547 an den Landvoigt Zdislav Berka v. d. Duba.
der sie durch einen Amtmann, Siegsm. v. Döbschitz, verwalten Hess.
4556 aber verpachtete er sie an Zittau, welches sie 4574 um 67000
Thaier käuflich erwarb. Bald darauf zerstörte (4577) der Blitz die
Klostergebäude. — Das DorfOybin entstand erst unter dem Kloster
und theilte dessen Schicksale.
B) Moriwek, Gesch. von Bertsdorf bei Zlttaa. 1867. ») M. Christ. Ad.
Peseheck, Gesch. der Cölestlner des Oybins. 1840.
^
5. Das Weichbild Zittau. 653
Johnsdorf 27). Erst 1539 wurden von den Mönchen auf Oybin
an dem ihnen gehörigen „Johnsberge" einzelne (10) Gärtnernahrun-
^en und 4548 abermals 13 ausgesetzt. So entstand das Dorf, wel-
ches 1574 mit an Zittau kam.
Olbersdorf (im 14. und 15. Jahrh. Albreehtsdorf) gehöi*te zu
den V. Leipä'sehen Domanialgütern^^j. 10 Mark Zins auf ebensoviel
BauergUtern, „den nächsten und besten bei der Stadt", also im Nie-
derdorf gelegen, halte Heinr. v. Leipa (vor 1319) dem Kloster Marien-
thul geschenkt, wo seine Tochter den Schleier genommen hatte 2®).
Diesen Antheil vertauschte 1496 das Kloster gegen Güter in Seiten-
dorf an Georg v. Gersdorff (S. 207 Anm.) ; dieser aber ttberliess den-
p selben sofort an das Kloster Oybin. — Einen andren Antheil, das
jetzige Mitteldorf, verkaufte der Rath zu Zittau 1361 an die Bürger
Heinze Schubert und Nie. Hässler; Ersterer aber trat denselben 1376
gegen eine Jahresrente ebenfalls an die Cölestiner ab , die hier ein
Vorwerk anlegten. Seitdem stand das ganze Dorf unter Oybin und
kam 1574 mit demselben an Zittau.
Auch das erst im 17. Jahrh. entstandene, an der Gabeler Strasse
gelegene Dorf Eichgraben gehörte ursprünglich in die Gemeinde
Olbersdorf. Zum Schutze die^r wichtigen , durch ödes Waldgebirge
führenden Strasse nach Böhmen vor Räubern Hess Kaiser Karl IV. auf
der Höhe derselben, „auf dem Gabler", 1357 eine Burg, „das Neue
Haus" oder „den Karlsfrieden^, erbauen. In derselben wohnte
.seitdem der Landvoigt des^Zitt. Weichbilds und erhob daselbst einen
Geleitszoll. Schon 1364 aber ward mit der Landvoigtei _auch der
Karlsfriede samnit dem Zoll an die Stadt Zittau verpachtet. 1424
brannten die Hussiten die Burg aus. Später wurde sie zwar wieder
hergestellt und von den Oberlausitzern zum Schutz gegen Einfälle
der Hussiten eine Besatzung unter einem Hauptmann hineingelegt.
Doch war endlich der wichtige Platz in die Hände böhmischer Herren
gelangt. Da kauften 1442 ihn die Oberlausiter dem Joh. v. Wärtern"
berg auf Blankenstein ab und zerstörten ihn völlig^).
Lückendorf gehörte ursprünglich zu der böhmischen Herr-
schaft Lämberg, ward aber 1404 von Benes v. Wartemberg (um 100«
Mark Prag. Gr. Zitt. Zahl) an Zittau verkauft. Im Pönfall verlor die
Stadt auch dies Dorf, erwarb es aber 1 555 von der Krone wieder *>) .
37) Pescheck, Gesch. von Johnsdorf bei Zittau. 1885. ^) Korschelt,
Oesch. TouOlbeTsd. bei Zittau. 1864. ») Cod. Las. 2ö3. 375. Carpzov, Ebrent.
I. 345, 80) Cirpiov, Anal. I. 155. N. Script. I. 184. ' «») Cirpiov, Anal.
II. 310.
654 in. Abtheilung.
Die nachstehenden Ortschaften bildeten ursprtlnglich (bis 4310
zwar Bestandtheile des (Weichbilds, nicht aber der Herrschaft
Zittau, sondern der Herrschaft Grafenstein, gelangten aber später
durch Rauf an die Stadt Zittau und hierdurch wieder zum Weichbild
Zittau und zu der nachmaligen Oberlausitz. Hart hau (Hart, Harte
war von den Burggrafen v. Dohna auf Grafenstein erbschaftshalber
getheilt worden. Einen Antheil hatten , wohl infolge von Ver-
schwägerung, auch Hans und Ulrich v. Biberstein auf Friedland er-
halten. Letztere verkauften 4375 ihren Antheil (um 300 Mark) und
in demselben Jahre auch Heinr. V. und Wllh. v. Dohna die Ober- und
Niedergerichte im Dorfe (um 450 Mark), desgleichen 4384 noch einige
Zinsen daselbst , und in letztrem Jahre auch ihr Bruder Gzenko v.
Dohna seinen Antheil (um 490 Schock), sämmtlich an den Rath zu
Zittau. Nach dem Pönfall löste letzrer das Dorf Harthau 4549 wieder
vom Fiskus ein.
Im Jahre 4387 verkauften dieselben Brüder Heinr. und Wilhelm
V. Dohna das Vorwerk Luptin, „Herrschaft und oberstes Gericht"*
zu Poritsch und ebenso „Herrschaft und oberstes Gericht^ zu
Kleinschönau (Sconow parvum, Wenigen-Schönau] zusammen um
\ 035 Mark 40 Gr. an Zittau. Dabei wurden aber ihres Bruders Gzenko
„Guter mit allen Rechten in dem Dorfe zu Schönau*^ , desgleichen ge-
wisse Zinsen und Bussen, welche daselbst dem Pfarrer zu Grottau und
dem Schlosskaplan zu Grafenstein zustanden, ausdrücklich ausgenom-
men und vorbehalten. Die Grenze sollte hingegen an „des gestrengen
Frenzel v. Tyrzendorfj gesessen zu Schönau, Raine und Ert>e hin**,
bis zur Scheidebach. Wir vermuthen , dass Letztrer (S. 522) den
Antheil Gzenco's als Lehn besass. Das Gollaturrecht wurde noch 4423
von den Pfarrern zu Grottau geübt ^\> . Nach dem Pönfall ward Klein-
schönau der Stadt Zittau 4549 zurückgegeben. Grossporiiscb
aber kam vor 1 559 an Nie. v. Dornspach (S. 4 66) , der sich infolge
Privilegiums danach „Dornspach zu Poritsch^ nannte ^^] .
b. Die Herrschaft Rohnau
hatte bis gegen Ende des 44. Jahrh. stets gleiche Besitzer mit der
Herrschaft Zittau und scheint daher wohl einst von der letzteren ab-
gezweigt worden zu sein. Sie umfasste denjenigen, Theil des Zitlauer
Thalkessels, der von der Wittchendorfer „Scheidebach'^ bis zum Ein-
tritt der Neisse in das enge , dicht bewaldete Neissthal reicht , nebst
») Uns. Mag. 1872! 201. 33) Vgl. Morawek, Oesch. von Giom-P. 1873.
5. Das Weichbild Zittau. 655
dem Laufe der beiden , auf dieser Strecke in den FIuss mttndenden
Bdche, der Küpper und der Kerolitz.
Die Burg Rohnau (4262 Ronowe, spater Bonaw) war jeden-
falls von den Herren v. Zittau (S. 330) erbaut und nach dem Stamm-
vater ihres Geschlechts, Hron, benannt virorden^^). Ebenso wie die
Herrschaft Zittau, gelangte auch Rohnau 4349 von den Herren v. Leipa
durch Tausch an den König Johann von Böhmen, von diesem an Her-
zog Heinrich von Jai^r, nach dessen Tode (4346) aber wieder zurttck
an die Krone Böhmen, Nur selten (z. B. 4268) hielten sich die Be-
sitzer auf der Burg auf. In der Regel ward sie von Burggrafen be-
wohnt, ritterlichen Mannen, welche die Herrschaft im Namen der Be-
sitzer verv^'alteten. Als solche werden 4262 ein Conradus burchra-
vius de Ronowe^^;, 4332—38 Jaroslaus v. Schlieben (S. 480) ge-
nannt. Von 436§ bis mindestens 4376 war ^das Vorwerk zu Unter-
ronow, unter der Burg Ronow gelegen^, d. h. der zur Burg gehörige
Maierhof, an die Stadt Zittau verpachtet 3®) . — 4389 belehnte Könip;
Wenzel den Anshelm v. Ronow (S. 453) mit den noch nicht vorlehn-
ten Resten der Herrschaft Rohnau , und dieser residirte seitdem öfter
mit seiner Familie auf der Burg. Als er aber (4395) bei dem Könige
in Ungnade fiel , trat er Rohnau an Heinrich Berka v. der Duba (8.
467] auf Hohnstein , einen Gegner Wenzels, ab, und dessen Leute
thaten nun von der Burg aus den Unterthanen des Königs möglichsten
Schaden. So ward 4399 die Burg, als Raubburg, von den Sechsstäd-
ten zerstört. Später scheint Anshelm v. Ronow vom Könige wieder
in den Besitz der Herrschaft Rohnau eingesetzt worden zu sein , aber
dieselbe an seinen Verwandten Wenzel H. v. Dohna a. d. H. Grafen-
stein (S. 458) Überlassen zu haben, dessen Sohn Wenzel HI. sie vor
4 449 an Heinr. v. Kyaw (S. 324) auf Reibersdorf verkaufte. Das aus
den Feldern des ehemaligen Maierhofs inzwischen ausgesetzte Dorf
Rohnau war, wir wissen nicht wie, an Christoph v. Romberg auf
Blankenstein in Böhmen gekommen, der es 4494 an die Stadt Zittau
verkaufte. Diese verlor es 4547 durch den Pönfall, erwarb es aber
4 554 vom König zurttck.
Scharre , ursprtlnglich die Schäferei des Vorwerks Rohnau und
daher noch im 46. Jahrh. stets y,die Scher^ , „die Scheere" genannt,
gelangte jedenfalls zugleich mit Rohnau 4494 an Zittau.
Hirschfelde (4340 Hirsfeld) war der Hauptort der Herrschaft
34) Rnothe, Gesch. der Dorf er Rohnaa , Rosenthal u. Schaire. 1807. ^5) a.
MThAl. »j N. Script. I. 33. 48. CtrpaoT, An»l. I. 2ö2:*'
056 ni. Abtheilnng.
Rohnau ^'^) . Das Patronatsrecht über die dasige Kirche , sowie einen
grossen Theil der gutsherrschaftlichen Aecker und eine grosse Anzahl
Ffarrdotalen hatten wahrscheinlich schon die Herren v. Zittau den»
Jokanniterorden tiberwiesen , welcher daraus eine besondere Com-
inende Hirschfelde grtindete. So war der jedesmalige Gommendator
Pfarrer des Orts und Erbherrschaft von einem Theile desselben. Der
erst von den Hussiten zerstörte herrschaftliche Hof auf dem Markte
verblieb den Besitzern von Rohnau. Daher hielt sich sowohl Anshelm
V. Ronow (z. B. 1390) , als Wentsch II. v. Dohna (U06 — 8) gelegent-
lich daselbst auf. Mit Rohnau kam H49 dieser Antheil an Heinr. v.
Kyawj dessen Nachkommen ihn 1506 an Zittau verkauften. Ein drit-
ter, gewiss kleinerer Antheil war schon 1494 mit dem Dorfe Rohnau
von Christoph v. Rombei^g an Zittau gelangt. Beide Antheile verlor die
Stadt durch den Pönfall , kaufte sie aber 1551 von der Krone zurück.
1570 erwarb sie auch die Gommende Hirschfelde nebst den zugehöri-
gen Unterthanen.
Dittelsdorf (1369 Ditlichstorf, 1 406 D^trichsdorff. bildete ur-
sprünglich auch einen Bestandtheil der Herrschaft Rohnau. Ein An-
theil war der Commende zu Hirschfelde überwiesen worden. Einen
anderen besassen schon früh, wir wissen nicht woher, die v. Kyaw
(S. 325) als Erbherren. Wenigstens verkaufte 1369 Friedr. v. Kyaw
1 Schock 9 Gr. Zins zu einer Stiftung für das Kloster Marienthai und
wies die Unterthanen an das Kloster. Dieser Antheil [1497 bestehend
aus 5 Bauern) ist klösterlich verblieben. Ein dritter Antheil gelangte
mit der Herrschaft Rohnau an die v. Dohna , und zwar scheinen sich
die verschiedenen Zweige dieser Familie darein getheilt zu haben.
1406 verkaufte Albrecht v. Dohna auf Grafenstein (S. 159) für einen
Altar an der Jakobskirche zu Zittau 5 Mark Zins; 1410 Hess Johann IH.
V. Dohna auf Wittchendorf (S. 157] Zins zu Dittelsdorf, mit dem seine
Frau bisher beleibdingt war, seiner Schwiegertochter verreichen, und
als 1419 Wenzel III. v. Dohna Rohnau an Heinr. v. Kyaw verkaufte^
wird wenigstens „ein Lehnmann zu Dittelsdorf^ mit erwlthnt. 1480
stiftete Nicol. Widmann , Bürger zu Zittau einen neuen Marienaltar
an der Kreuzkirche zu Zittau und überwies dazu 12 1/2 Seh. Gr. zu-
sammengekaufte Zinsen auf 1 3 Bewohnern des Dorfes. Dieser Zittauer
Antheil ging durch den Pönfall verloren, ward aber 1554 wieder ein-
gelöst. 1570 erwarb die Stadt dazu auch noch den Gommenden-
antheil.
a^ K not he, Gesch. des Fleckens Hirschfelde. 1851.
5. Dm Weichbild Zittau. 057
Rosenthal (4368 Rosental). Daselbst waren 1429 die Brüder
Hans und Christoph Sorsse (S. 505) gesessen, die das Gut wohl von
den Burggrafen v. Dohn» erhalten hatten. 1467 erwarb dasselbe
Adam v. Kyaw auf Giessmannsdorf (S. 386) , dessen Nachkommen es
1595 an Zittau verkauften.
Burkersdorf'®). Wie die dasige Kirche Filial von Hirsch-
felde war, so besass die Johannitercommende des letzteren Ortes
auch Unterthanen zu B., welche 1570 mit an Zittau kamen, aber 1639
an die Besitzer des Haupttheils verkauft wurden. Als solche sind seit
1518 die v. Gersdorffa. d. R. Hennersdorf und zwar aus der Neben-
linie Kemnitz (S. S09) bekannt.
Schlegel (1887 Schlegel) besassen die v. Opal auf Tttrehau
(S. 406) und zwar als Afterlehn der Herren v. Michelsberg (S. 370),
verkauften es aber 1987 an Marienthal, welches das Gut durch einen
Laienbruder pflegte bewirtbschaften zu lassen.
Tarchau (1318 Tyrkow, 1331 Tyrchaw) gehörte bis Anfang
des 15. Jahrh. denen v. Opal (S. 406), 1414 dem Heinr. v. Kyaw auf
Reibersdorf (S. 385), 1488 einem Friedr. v. Kyaw, mindestens seit
1495 denen v. Falkenhain (S. 180). Unter diesen ward es in drei An-
theile getheilt. Zuerst verkauften sie (vor 4576) das Niedergut an
Aug. V. Kohlo auf Reibersdorf (S. 307), der es 1588 an Zittau über-
liess, sodann das Obergut an Heinr. v. Klüx auf Strahwalde (S. 308),
von dessen Erben es 1587 ebenfalls Zittau erwarb, 1583 auch das
Mittelgut gleichfalls an Zittau, welches schon 1570 mit der Commende
Hirschfelde 8 Bauern im Niederdorfe an sich gebracht hatte.
Reichenau(1 868 Ridmow) . Von diesem Dorfe ^^) war ein Theil
frühzeitig an die v. Opal (S. 406) zu Lehn ausgegeben worden, welche
1868 10 Mark, 1360 abermals 4 Mark Zins daselbst an Marienthal
verkauften. Ein andrer Antheil stand noch unmittelbar unter der
Burg Rohnau; aber auch von diesem überliess 1338 — 36 der damalige
Burggraf, Jarosl. v. Schlieben mit Genehmigung des Herzogs Heinr.
von Jauer Zinsen an das Kloster. 1338 erhielt dasselbe noch 4 Mark
Zins geschenkt, die Walth. v. Grisslau (S. 850), wahrscheinlich eben-
falls von dem v. Schlieben, daselbst erworben hatte, und kaufte 1357
3 Mark von dem Zittauer Bürger Johann Hinfucht hinzu. Noch aber
war „das Gericht^ und das Patronatsrecht in R. den Besitzern von
Rohnau verblieben. Mit den Resten letztrer Herrschaft kam 1 389 auch
M) Knothe, Ge«eh. der Dörfer Burkersdorf and Schlegel. 1862. ») Vergl.
Laas. Mag. 1866 „Die iltesten Besitzer Ton R."^
K n 0 1 h « , 0«8cli. d. 0b«rl. Adele. 4 2
65S ni. Abtheilang.
dies an Ansh. v. Ronow, dann an die v. Dohna, 1449 an die v. Kyaw.
welche z. B. 4427 und 4438 Pfarrer dahin präsentirten. 4467 ver-
tauschten sie Gericht und Patronatsrecht in R. an MarienUuU gegen
dessen Besitzungen in Seitendorf. Seitdem ist das Dorf klösterlich
geblieben bis auf einen kleinen Antheil , welcher zu Zittau gehört,
ohne dass man weiss, wann und wie er an die Stadt gekommen ist.
Lichtenberg, nach welchem sich schon 4339 ein Zittauer
Rathsherr (Hermann von L.) nannte, wurde 4383 von dem Zittauer
Bürger Nicol. Ludwigsdorf (S. 340) an den dasigen Raüi verkauft.
4547 verlor es dieser durch den Pönfall, erwarb es aber 4555
wieder *^) .
Markersdorf (4420 Marquardsdorf) gehörte ursprünglich wohl
auch zu Robnau und nicht zur Herrschaft Seidenberg-Friedland ; we-
nigstens verkaufte 4420 Heinr. v. Kyaw dasselbe an Jerusal. Becherer
(S. 142), welchem der y,Landvoigt^ der Oberlausitz darüber die Lehn
ertheilte. Schon 4444 aber wird es zu den v. Bibersteinscheti Be-
sitzungen gezählt.
Seitendorf (4303 Sibotindorf, 4386 Seibotonis villa«^} zerfiel
zeitig in mehrere Antheile, deren Lehnsinhaber zum Theil besondere
Vorwerke hatten. Einen solchen Antheil hatte der Ritter Hermann v.
Grisslau (S. 250) besessen; nach dessen Tode schenkten 4303 die da-
maligen Lehnsherren Heinrich und Withego v. Kamenz (S. 285^ erst
4 Y2 } dann noch 3 Hufen an MartetUhcU. Ueber diese Güter erhielt
das Kloster 4405 von Wenzel H. v. Dokna, als damaligem Inhaber der
Herrschaft Rohnau , alle Letzterem noch zustehenden Herrschaftsrechte
abgetreten , vertauschte aber 4 467 diesen seinen Antheil an die Brü-
der Hans, Conrad und Adam v. Kyaw (S. 326) auf Reibersdorf und
Hirschfelde. — Schon 4387 wird der Grossvater dieser Brüder, Hein.
V. Kyaw , als „zu S. gesessen^ bezeichnet-, muss also damals schon
einen Antheil davon inne gehabt haben. 4449 erwarb derselbe mit
den Resten der Herrschaft Rohnau auch den noch unverlehnten Theil
von S. , zu welchem jedenfalls auch Gericht und Kirchiehn gehörten,
wie denn wenigstens Wenzel v. Dohna 4400 und 4405 Pfarrer dahin
präsentirt hatte. Hierzu ertauschten also 4 467 obige Brüder v. Kyaw
auch noch den bisher kldsterlichen Antheil, verkauften aber schon
4472 5 fl. 3 Gr. Zins daselbst an die Johanniter in Hirschfelde. — In-
zwischen hatten die Gebr. Sorsse (S. 505) auf Rosenthai 4 429 4 Mark
40^ Caipzov, Anal. II. 266. 310(bl8). «0 Vergl. Lau«. Mag. 1366. 492 An-
merkang.
5. Dm Weichbild ZitUu. 659
Zins an Hans v. Gersdorff auf Grosshennersdorf (S. 207 Anm.) und
4 430 ^das halbe Vorwerk und die halbe Hufe am Ende des Dorfes^
an die Neffen des Letzteren, die Gebr. Nicol., Christoph und Caspar
V. Gersdorff auf Grosshennersdorf verSussert. 1 496 vertauschte Georg
V. Gersdorff, wohl der Sohn des ebengenannten Nicolaus, ^sein
väterlich Gut Seitendorf* , Vorwerk, Mllhle, desgleichen Kirchlehn
und Gericht (das er also von denen v. Kyaw hinzuerworben haben
wird) an Marienthal gegen die Besitzungen des Klosters in Olbersdorf.
Dennoch scheint diesem Georg v. G. noch ein andrer Antheil.von S.
verblieben zu sein. Wir vermuthen wenigstens, dass er identisch sei
mit dem „Georg v. G. auf Dornhennersdorf^ , der 4499 ein Vorwerk
zu S. neben der Mtlhle an Adam v. Kyaw jetzt auf Giessmannsdorf,
überliess. Wohl nur deswegen w*eil der Käufer für Giessmannsdorf
Vasall von Fnedland war, nahm er jetzt auch diesen Antheil von S.
von Friedland zu Afterlehn, und so wurde 1499 er selbst und 4551,
4558 und 4559 sein Sohn Joachim von den Besitzern Friedlands mit
jenem Antheil von S. belehnt. Auch dieser Dorftheil muss später an
Marienthal gekommen sein. Das Kloster hatte schon 4506 und 4507
Teiche und Aecker in S. von den Erben Wenz. v. Eisersdorf (S. 473)
an sich gebracht. 4570 erw^arb Zittau mit der Coramende zu Hirsch-
felde den seit 4472 dieser gehörigen Antheil des Dorfs und 4595 mit
Rosenthal von Wilr. v. Kyaw noch einen Bauer zu S. — Seitdem ge-
hört etwa ^4 des Dorfs dem Kloster, Y4 der Stadt Zittau.
Dornhennersdorf (4 487 Dörhenersdorff, U99Dorrenheiners-
dorf) ist eigenthümlicher Weise in der Landtafel von 4396 nicht er-
wähnt. Da mindestens das Oberdorf nach Seitendorf eingepfarrt
war , gehörte dasselbe gewiss auch zur Herrschaft Rohnau , während
ein Theil, also wohl das Niederdorf, 4487 bereits als den Herren v.
Biberstein auf Friedland gehörig bezeichnet wird. Von den zwei da-
selbst befindlichen Rittergütern besass das eine 4499 Georg v. Gers-
dorff a. d. H. Hennersdorf (S. 207 Anmerk.), seit den 20er Jahren des
46. Jahrhunderts aber Melchior v. Gersdorff a. d. H. Niederrudels-
dorf (S. 246), dessen Söhne 4554 damit und zwar vom Landvoigt der
Oberlausitz belehnt wurden. Auf dem anderen war 4546 Heinrich v.
Hoberg (S. 275), mindestens von 4573 — 92 aber die v. Karas (S.
294), im 47. Jahrb.* die v. Boblitz gesessen.
Weigsdorf (4429 und noch viel später Weigersdorff, dann
auch Waigisdorf , Weissdorff) wird in der Landtafel von 4396 aus-
drücklich zum Weichbild Zillau gezählt , obgleich dasselbe , und wie
es scheint von jeher, einen Bestandtheil der Herrschaft Seidenberg-
42*
660 m. Abtbeilnng.
Friedland bildete. HOi lieferte in der That derBesitier dieser Herr-
schaft zwei in W. ergriffene Mörder an den Rath zu Zittau , als die
Obergerichtsbehtfrde jenes Weichbilds, aus^^), und nach dem Muster-
register von 4554 hatte der Besitzer des Guts mit der Oberlausitz
Ritterdienste zu thun. In kirchlicher Hinsicht aber ward W. nicht
zum Weichbild Zittau gerechnet, sondern zum erzpriesterlichen Stuhle
Seidenberg ^^) . Es fehlt daher in der Zittauer Rirchenmatrikel von
4384. -*- Nach dem Dorfe nannte sich das ritterliche Geschlecht derer
V. Weigsdorf (S. 535), die seit 4429 urkundlich genannt werden und
das halbe Dorf (das nachmalige Mittel- und Nieder-W.) von Friedland
zu Lehn hatten , wahrend die andere Hälfte (das Oberdorf) unmittel-
bar den Besitzern von Friedland gehörte. 4530^^) vertauschte Wolf
V. Weigsdorf seine Hälfte gegen Engelsdorf bei Seidenberg an Hein«
V. Schwanäi (S. 499) . Erst unter dessen Söhnen scheint dieselbe in
Nieder- und Mittel-W. getheilt worden zu sein. Das Niederdorf ist
bis 4 72S im Besitz derer v. Schwanitz verblieben. Das Mitteldorf
ward gegen Ende des 46. Jahrh. von Christoph v. Gertdorffduf Dom-
hennersdorf a. d. H. Niederrudelsdorf erworben, dessen Nachkommen
es bis 4766 behielten.
c. Die Herrschaft Ostritz
bildete die äusserste Nordostspitze des Zittauer Weichbilds und war
durch einen steilen, dichtbewaldeten Bergzug von der Herrschaft
Rohnau getrennt. Mindestens seit dem dritten Jahrzehnt des 43.
Jahrh. befand sie sich im Besitz der Burggrafen v. Dohna (S. 453).
Dieselben hatten aber fast alle Revenuen; z. Th. in sehr kleinen Por-
tionen, zu Lehn ausgegeben. Im Laufe des 43. und 44. Jahrh. ge-
langten alle diese Zinsen und Gutsantheile an das Kloster Marienthal.
Hauptort der Herrschaft war ursprünglich das jetzige Dorf A 1 1-
stadt, eigentlich Alt-Ostritz (4245 antiquum Ostros , 4326 an-
tiqua civitas Ostros, 4346 antiquum oppidum), welches eine Zeit lang
Stadt war, als aber die Stadtgerechtigkeit auf das etwas weiter nörd-
lich neugegrtlndete „Neu-Ostritz^ (4326 novum Ostris, 4334
Ostroza, 4 244 Ostrosen) übertragen worden war, wieder Dorf wurde ^) .
4 288 schenkte ein Zittauer Bürger, Bartholomäus, 2 Hufen bei Ostritz,
die er eben erkauft hatte, dem Klos^r MarienthaM^). 4294 erwarb
letzteres von einem v. Gerlachsheim (S. 4 84) 6 Mark Zins in Dstrilz
«) N. Script, rer. las. I. 2. «) OborUn«. Nachlese 176Ö. 63. «) L. B,
▼OD 1520 fol. 9b im A. Dread. ^) Vgl. v. Weber, Archiv für die tächs. Gesch.
N. F. I. 203 flg. Anmerk. «•) Cod. Los. 128.
5. Das Weichbild fflttau. 661
nebst dem Gericht , 1 326 4 4 Schock 4 4 Gr. Zins von 6 Hufen in Alt-
und Neu-0. von den Burggrafen v. Dohna, 4337 V2 Mark in Alt-0.
„aus der Hinterlassenschaft Friedr. v. Grisslau^ (S. 250), 1397 5 Gr.
Zins von Niool. v. Schlieben (S. 484) , und jedesmal verzichteten die
V. Dohna, als die Grundherren, gegen entsprechende Zahlung, auf
die ihnen zustehenden herrschaftlichen Rechte. So gingen beide
Ostritz in den Besitz des Klosters über.
Das Kloster Marienthal (4234 vallis Sanctae Mariae) wurde
4234 von der A'^t^m Kunigtmde, der Gemahlin König Wenzels von
Böhmen , der Tochter Kaiser Philipps von Schwaben aus dem Hause
der Hohenstaufen , auf der Flur des Dorfes Seifersdorf gegründet
und daher häufig und noch in späterer Zeit als das „Kloster zu Sei-
fersdorf" bezeichnet ^7).
Dieses Seifersdorf (4234 Sifridsdorf), einst in der Nähe der
jetzigen „Bergschenke" gelegen, nach der Zerstörung durch die Hus-
siten (4427) nicht wieder aufgebaut, schenkte die Königin 4234 dem
neugestifteten Kloster „sammt allem Zubehör". Entweder hatte sie
es dem damaligen Besitzer von Ostritz, Otto v. Dohna (S. 453), abge-
kauft , oder dieser hatte es zu dem Zweck der Klostergrttndung ge*
stiftet. Dennoch war hierdurch keineswegs das ganze 9,Dorf S. mit
allem Zubehör" an da^ Kloster gelangt. 4244 erkaufte letzteres von
dem Dohna'schen Meiereiverwalter zu Ostritz Heinrich und seinen
Brüdern Rudolph und Hartraann „das Dorf Seifersdorf in [?] Ostritz
gelegen" sammt dem zugehörigen Forste um 80 Mark Silber, wobei
die V. Dohna, als die Lehnsherren, auch 40 Mark erhielten. Femer
erwarb das Kloster 4289 von den Brüdern Friedr. und Walth. v. Griss^
lau (S. 250) „einen Theii des an das Dorf S. westlich angrenzenden
Waldes" um 44 Mark , wobei die v. Dohna abermals 6 Mark empfin-
gen, desgleichen 4379 von Deinhard v. Grünau (S. 252) den übrigen
Theil dieses Waldes um 4 45 Zitt. Mark.
Russdorf (4273 Rudunchsdorff, 4289 Rudungesdorf, 4329 Ru-
dingsdorf ) war jedenfalls von Tietzo v. Choltow **) und seinen Brü-
dern an das Kloster verkauft worden ; es w^ar aber darauf Streit mit
letzterem entstanden; 4273 verzichteten endlich die Verkäufer vor
<7) Schon fei der, Urkandlicbe Geschichte des Klosters St. MsrienthAl. 1834.
^) Cod. Las. 100. Da wir die Originalork. nicht haben einsehen können , wissen wir
nicht, ob dieselbe den Namen wirklich Choltow schreibt. Bei Schönfelder (MThal 43)
heisst er C h o 1 1 0 w. Vielleicht lantet erCholbowe; dann würde wohl der 1249 als
Zeuge In dem nahen Radmerltz genannte Sifridns de Colbowe (Cod. Saz. II. 1. 131)
der damalige Inhaber von Rnssdorf gewesen sein.
^
660
m. Abther
Friedland bildete. U04 lieferte ir;
Schaft Ewei in W. ergriffene Ur
Obergerichtsbehörde jenes We/
register von 4554 hatte de\^|
Ritterdienste za thun. I'' > ^
mm Weichbild Zittau ge ^ ?; %
Seidenberg «) . Es fe^ | ^ ^ ^
4384. --. Nach dem T* | > 1 ^
. Weigsdorf {S. f^' f ^ >f " *
>rfe zustehenden Rechte
i V. Dohna gehöTle, -
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«lahre bestätigten aber auch die Bru..
Nieder , . Kamenz (S. 285) , dass vor ihnen die Äbbatis-
b** ^ .uhal, Adelh. v. Rohildorfj nebst ihren Söhnen Nicolaus
^^ .*iald auf die Güter zu K. verzichtet hatten, welche Joh. v. Ro-
^ idoFff ebenfalls ein Sohn der Adelheid, dem Kloster verkauft habe ^^: .
^jtdem ist das ganze Dorf klösterlich geblieben.
Ob auch die nachstehenden Dörfer einst Bestandtheiie der Herr-
schaft Ostritz bildeten, ist zwar nicht erweislich, aber höchst wahr-
scheinlich; in letztrem Falle dürften sich ihre Lehnsinhaber zeitig von
denen v. Dohna, als ihren Lehnsherren, losgekauft haben.
Blumberg. Den grösseren Theil davon veräusserte 4407 ein
Gasp. V. Gersdorffan das Kloster, den übrigen Theil (4 Bauer, 4 Gärt-
ner, 4 Häusler) der Rath zu Zittau 4639 an Hans v. Gersdorffsuf Bur-
kersdorf , dessen Tochter aber, Anna Soph. verh. v. Gersdorff 4649
um 625 Thlr. ebenfalls an das Kloster ^<).
Grünau. Nach demselben nannte sich ein 4350 — 79 mehrfach
vorkommendes ritterliches Geschlecht v. Grünau (S. 258) . Nach dem
wie es scheint, kinderlosen Tode Deinhards v. Grunow kam das Dorf
wahrscheinlich an Nicol. Panczer v. Smoyn (S. 407), von diesem an
Heinr. y.Kyaw auf Reibersdorf (S. 324), der es 4396 mit Vorwerken
Gerichten und Kirchlehn an Marienthal verkaufte. Einen kleinen 4n-
theil, bestehend aus drei Unterthanen, erwarb letztres 4448 noch
von Henlin v. Nostitz auf Niecha (S. 384) hinzu.
«) Sperrhaken, Gesch. von K. 1858. ») Cod. Lus. 176. SchonfeUet
(MTh&l 48) schreibt den Namen „v. Rockelvitz^ M) Schönfelder If rf *'
thal 83. 109. 165. Knothe, Burkersdorf 45. ' '
. 'i
* ^aniflcben BeBitzungen in der OberUusiU. 665
. tte\a^ft^ '^^^^^^ tesdorff, U87 Opelsdorf) war vielleicht
"^ ^j • ** '«n früheren Besitzeni von Tttrchau,
einander 4 668 Franz v. SchtoanitZy
•e l^^^^^ttial , Mibtrich, dann ein Hieron. v.
^het li^^ ^ «ersdorf begraben liegt, ferner
lorf ai i \ .'arauf ein Casp. v. Haugwüz.
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.1- an die Herren v. Bib. ^ ^ ,it2 jggen, von
und auch dann noch beim Weicü., • eine Anzahl
Herren mit ihren übrigen Gütern vom . ^ dieses zu
len *^) . Infolge mancherlei von der Familie ^n;* erben
mener Gülertheilungen wurden später diese im ». terbro-
legenen Ortschaften zu dem zum Weichbild Görlitz geh 'udis-
berg geschlagen, und nur für diese beiden Gütercomplext. der
v. Biberstein Vasallen der Oberlausitz, für Friedland und Ham ^t
selbst aber Vasallen des Landes Böhmen. Als 4623 die Obe^i
von Böhmen an Kursachsen zunächst verpfändet, 1635 aber -^^l^
abgetreten wurde, ging Seidenberg und Reibersdorf an Sachsen ui ^^'
und da kurz vorher der Besitzer von Seidenberg-Friedland, Chrisio k
V. Rädern, als Anhänger des böhmischen Winterkönigs Friedrich I
all seiner Lehen verlustig gegangen war, so verkaufte Kursachsen
1630 „die Standesherrschaft Seidenberg", also auch Reibers-
dorf an Christoph Freiherm v. Nostitz , der von da ab in Reibersdorf
wohnte. Erst nach der Theilung der Oberlausitz 1845 wurde der Name
der Herrschaft in den jetzigen: Standesherrschaft Reibers-
dorf, umgewandelt. — Die zugehörigen Ortschaften waren von den
Herrschaftsbesitzem fast sämmtlich zu Lehn ausgegeben ; im Laufe
der Zeit kauften sich theils die Vasallen von der Lehnspilicht los,
theils wurden die Dörfer von der Herrschaft zurückgekauft.
Reibersdorf wird merkwürdiger Weise weder in der Land-
tafel des Zittauer Weichbilds von 4396, noch in der Kirchenmatrikel
des Zittauer Dekanats von 4384 mit aufgezählt, während andere zu-
Sf) Die DoiiiD*8. Aufzeichnungen über die Familie v. Dohna. Berlin 1876.
IL 231. M) Carpiov, Anal. II. 248. ,
662 UI. Abtheilung.
dem König auf alle ihnen bisher an diesem Dorfe zustehenden Rechte.
Dass auch R. zur Herrschaft Ostritz und denen v. Dohna gehörte, er-
giebt sich aus Cod. Lus. 376.
Königshain (1280 Konigshain, 4304 Ghunegeshain) . Dass
auch dies Dorf ^^) zur DoAna'schen Herrschaft Ostritz und zwar in
die Gerichte dieser Stadt gehörte, steht zufolge der eben citirten Ur-
kunde fest. Dennoch erscheinen 1280 und 1304 die Herren v. Biber-
stein auf Friedland und in demselben Jahre 1 304, wie es scheint, auch
die Herren v. Kamenz als Grundherren mindestens einzelner Theiie
des Dorfs. 4 280 nämlich verkaufte Friedr. v. Grisslau (S. 250] 4 Hu-
fen daselbst an Marienthal , wobei Rulco v. Biberstein (S. 118) auf
seine Lehnsrechte verzichtete. 1304 traten die Söhne dieses Rulco v.
B. nach dem Vermächtniss ihres Vaters 10 Mark Zins in K. an das
Kloster ab. In demselben Jahre bestätigten aber auch die Brüder
Heinr. und Witego v. Kamenz (S. 285) , dass vor ihnen die Abbatis-
sin von Marienthal, Adelb. v. Rohildorfj nebst ihren Söhnen Nicolaus
und Rainald auf die Güter zu K. verzichtet hätten, welche Job. v. Ro-
hildorf, ebenfalls ein Sohn der Adelheid, dem Kloster verkauft habe^<^).
Seitdem ist das ganze Dorf klösterlich geblieben.
Ob auch die nachstehenden Dörfer einst Bestandtheile der Herr-
schaft Ostritz bildeten, ist zwar nicht erweislich , aber höchst wahr-
scheinlich; in letztrem Falle dürften sich ihre Lehnsinhaber zeitig von
denen v. Dohna, als ihren LehnshetTen, losgekauft haben.
Blumberg. Den grösseren Theil davon veräusserte 1407 ein
Gasp. V. Gersdorffan das Kloster, den übrigen Theil (1 Bauer, 4 Gärt-
ner, 1 Häusler) der Rath zu Zittau \^i9 an Hans v. Gersdorff auf Bur-
kersdorf, dessen Tochter aber, Anna Soph. verh. v. Gersdorff, 1649
um 625 Thlr. ebenfalls an das Kloster^^).
Grünau. Nach demselben nannte sich ein 1350 — 79 mehrfach
vorkommendes ritterliches Geschlecht v. Grünau (S. 252). Nach dem,
wie es scheint, kinderlosen Tode Deinhards v. Grunow kam das Dorf
wahrscheinlich an Nicol. Panczer v. Smoyn (S. 407), von diesem an
Heinr. y.Kyaw auf Reibersdorf (S.324), der es 1396 mit Vorwerken,
Gerichten und Kirchlehn an Marienthal verkaufte. Einen kleinen An-
theil, bestehend aus drei Unterthanen, erwarb letztres 1418 noch
von Henlin v. Nostitz auf Niecha (S. 384) hinzu.
<0) Sperrhaken, Gcscb. von K. 1858. ») Cod. Lns. 176. Schön felder
(MTb&l 48) schreibt den Namen „t. Rockelvitz''. 5i) Scbonfelder, üarien-
tbal 83. 109. 165. K n o t b e , Bnrkersdorf 45.
5. Dm Weichbild Zittau. 663
Schönfeld. Die zum Zittauer Weichbild gehörige Hälfte dieses
Dorfs gelangte 1396 zugleich mit Grünau von Heinr. v. Kyaw an Ma-
rienihal.
d. Die (nachmalige). Standesherrschaft Reibersdorf.
Von jeher hat es befremdet , wie es gekommen , dass der von
Giessmannsdorf an der Neisse südwärts bis auf den Kamm des Ge-
birges reichende Streifen Landes mit dem Hauptort Reibersdorf zu
der weit davon entfernten Herrschaft Seidenberg gehörte, da er doch
mitten im Weichbild Zittau gelegen ist. Eine erst jüngst bekannt ge-
wordne Dohna'sche Urkunde von 1487 ^2j j^sst es äusserst wahrschein-
lich erscheinen, dass dieser Streifen ursprünglich einen Bestandlheil
der (böhmischen) Herrschaft Hammerstein (S. v. Kratzau) bildete, mit
dieser an die Herren v. Biberstein auf Seidenberg-Friedland gelangte
und auch dann noch beim Weichbild Zittau verblieb , als sich diese
Herren mit ihren übrigen Gütern vom Landgericht zu Zittau befrei-
ten ^^) . Infolge mancherlei von der Familie v. Biberstein vorgenom-
mener Gütertheilungen wurden später diese im Weichbild Zittau ge-
legenen Ortschaften zu dem zum Weichbild Görlitz gehörigen Seiden-
berg geschlagen, und nur für diese beiden Gütercomplexe waren die
V. Biberstein Vasallen der Oberlausitz, für Friedland und Hammerstein
selbst aber Vasallen des Landes Böhmen. Als 1623 die Oberlausitz
von Böhmen an Kursachsen zunächst verpfändet, 1635 aber völlig
abgetreten wurde, ging Seidenberg und Reibersdorf an Sachsen über,
und da kurz vorher der Besitzer von Seidenberg-Friedland, Christoph
v. Rädern, als Anhänger des böhmischen Winterkönigs Friedrich I.,
all seiner Lehen verlustig gegangen war, so verkaufte Kursachsen
1630 „die Standesherrschaft Seidenberg^, also auch Reibers-
dorf an Christoph Freiherm v. NostUz , der von da ab in Reibersdorf
w ohnte. Erst nach der Theilung der Oberlausitz 1815 wurde der Name
der Herrschaft in den jetzigen: Standesherrschaft Reibers-
dorf, umgewandelt. — Die zugehörigen Ortschaften waren von den
Herrschaftsbesitzem fast sämmtlich zu Lehn ausgegeben ; im Laufe
der Zeit kauften sich theils die Vasallen von der Lehnspilicht los,
theils wurden die Dörfer von der Herrschaft zurückgekauft.
Reibersdorf wird merkwürdiger Weise weder in der Land-
tafel des Zittauer Weichbilds von 1396, noch in der Kirchenmatrikel
des Zittauer Dekanats von 1384 mit aufgezählt, während andere zu-
1
&^ Die Donin*«. Anfzeichnangen über die Familie v. Dohna. Berlin 1876.
II. 231. ») Carpzov, Antl. II. 24d.
664 m. Abtheilnng.
gehörige Ortschaften (z. B. Friedersdorf) darin genannt sind^). Als
Lehnsinhaber erscheinen Ende des 14. bis Ende des 15. Jahrhunderts
die V. Kyaw (S. 323) . Wenn im dritten Jahrzehnt des 1 5. Jahrhunderts
auch Jerusalem Bechet-ei^ (S. \ \ 2) als „zu Reibersdorf gesessen^ be-
zeichnet wird y so erklärt sich dies entweder daraus , dass derselbe
von Heinr. v. Kyaw, seinem Verwandten, einen Wald bei R. ge-
kauft hatte, oder wahrscheinlicher daraus, dass er des v. Kyaw Haupt-
mann zu Reibersdorf war, während Kyaw selbst in Hirschfelde wohnte.
Mindestens seit Ende des 15. Jahrhunderts besassen das Dorf die
V. Weigsdorf (S. 536). Wohl erst unter diesen ward es getheilt. Das
Niedervorwerk erkaufte 1594 Aug. y.Kohlo (S. 307). Das 01)ervor-
werk wurde erst im 17. Jahrh. von den Inhabern der Standesherr-
schaft zurückgekauft, die auch noch 1696 nur erst „Oberreibersdorf-
in unmittelbarem Besitze hatten.
Giessmannsdorf*^*) gehörte seit Ende des 1 4 . Jahrhunderts
denen v. Kyaw (S. 325) .
Friedersdorf**) (1326 Friderisdorff) scheint lange unmittel-
bar unter den Besitzern von Friedland gestanden zu haben. Wenig-
stens präsentirlen Geistliche zur dasigen Pfarrei 1370 Joh. H. v. Biber-
stein, 1376 — 91 Czenco V. Dohna, Verwalter der Herrschaft Friedland,
1415 Joh. V. Biberstein, 1 422—1 4 Joh. v. Gersdorff auf Grosshenners-
dorf , wahrscheinlich als Vormund der Söhne von Wenz. I. v. Biber-
stein. Wann das Gut an die v. Kyaw gelangte, ist nicht genau zu er-
mitteln. 1551 ward Joach. v. Kyaw mit Giessmannsdorf und Frieders-
dorf belehnt.
Oberullersdorf war nur zur Hälfte zur Herrschaft Friedland,
zur anderen Hälfte zur Herrschaft Grafenstein gehörig. Die Kirche
steht auf oberlaus. Boden. Die Geistlichen wurden daher von den
Herren v. Biberstein oder deren Herrschaftsverwaltern vocirt. Als
Lehnsinhaber haben wir 1545 einen Joach. v. Gersdorff, dann bis 1570
dessen Bruder Erasmus, darauf bis 1584 Bartel, von da an wieder
ein Erasmus v. Gersdorff und zwar 1585 — 87 unter Vormundschaft
des Hans v. Gersdorff auf Horka gefunden ") . Sie stammten aus der
Linie, welche den Hoyerswerdeschen Antheil an Sohland besass.
Sommerau (1487 Sumeraw] war mindestens seit Mitte des
16. .Jahrhunderts mit Ullersdorf vereinigt.
M) Laus. Mag. 1872. 204. ») Flossel, Uistor. Nachr. von dem RiUeigate
O. 1765. M) Morawek, Geachichte Ton Friedendorf, Olesamannadoif und Zittd.
1863. ^^ Carpzov, Ehrent. II. 119 und Sch5ppenbücher za UUeradorf.
III. Die bischoflich meiasniBCben Beattzungen in der Oberlansiu. 665
Oppelsdorf (U44 Obbi)$sdorff, 4 487 Opelsdorf) war vielleicht
nach denen v. Opal (S. 409), den früheren Besitzern von Tttrchau,
benannt. Dasselbe besassen nach einander 1568 Franz v. Sehwanitz^
4573 ein Johann v. LuUüz a. d. H. Milstrteh, dann ein Hieron. v.
Maxen, der 4592 starb und zu Reibersdorf begraben liegt, femer
4604—5 Balth. v. Kaikreuth (S. 880), darauf ein Casp. v. Haugwitz.
Nach dessen Tode (4649) zog der Lehnsherr, Christoph v. Rädern auf
Friedland, das Gut ein, trotzdem dass ein andrer v. Haugwitz da*
gegen protestirte^^j.
III. Die bischöflich meissnischeii Besitzungen in der
Oberlansitz ^).
Besonders im südwestlichsten Theile der Oberlausitz lagen, von
„königlichem^ Gebiet fast auf allen Seiten umschlossen , eine Anzahl
grosser, dem Bisthum Meissen gehöriger Enklaven , welche dieses zu
verschiedenen Zeiten durch Schenkung , Tausch und Kauf erworben
hatte. Sie zogen sich, hier und da von königlichem Gebiet unterbro-
chen, von Bischofswerde aus nordöstlich an der Strasse nach Budis-
sin bis gegen Göda und von Bischofswerde aus südöstlich an der
Strasse nach Zittau bis Friedersdorf hin. Bei Bischofswerde selbst
grenzten sie westwärts an das ebenfalls bischöfliche , aber nie zur
Oberlausitz gehörige Stolpen, und unter das dasige bischöfliche „Amt^
waren auch die oberlaus. Enklaven sämmtlich gestellt, lieber die-
selben stand dem Bischof fast volle Landeshoheit zu. Die meisten
derselben waren an ritterliche oder auch bürgerliche Vasallen zu Lehn
gegeben, andere waren unmittelbare „Amtsdörfer^^ Als 4559 infolge
der sogenannten Carlowitz'schen Fehde Kurfürst August von Sachsen
den Bischof Johann IX. zwang , ihm das Amt Stolpen gegen das bis
dahin kurfürstliche Amt Mühlberg tauschweis zu überlassen, wurden
auch diese oberlaus. Enklaven sämmtlich kursächsisch und sind
auch nach 4635, wo die gesammte Oberlausitz an Sachsen gelangte,
stets zu den sächsischen „Erblanden" gerechnet worden.
W) Hende, Seidenberg XXXVI flg.
1) Aasführlicber von uns dargestellt in v. W eber's „Archiv für die sich«. Gesch/'
VI. 159 flg. Wir behandeln hier nur diejenigen bischöflichen Besitznngen, welche noch
gegen Ende des 13. Jahrh. dem Stifte gehörten und demselben auch bis 1559 verblieben
sind. Andere einst ebenfalls bischöfliche Güter, welche aber vor Ende des 13. Jahrh.
wieder in anderen Besitz gelangt waren (Seidenberg , Qneisskreis , Eigenscher Kreis,
Ostro etc.), haben wir bereits am betreffenden Orte besprochen.
g56 III. Abtfaeilung.
Bischofswerde (4227 Biscofi8werde 2) war jedenfalls von
einem Meissner Bischof auf dem Gebiet des 1 006 dem Bisthum ge-
schenkten Burgward Drebnitz in den fruchtbaren Niederungen der
Wesenitz angelegt worden, erhielt 4361 Stadtrecht und erwarb nach
und nach auch eine Anzahl benachbarter Rittergüter.
Goldbach (4226 Goltbahc), Weikersdorf (Vikerisdorf) und
Geissmannsdorf (4226 Giselbregtisdorf , 4444 Gyselstorf, 4472
Giszmansdorf) . Diese drei Dörfer hatte Heinr. v. Gtkia (S. 247), ein
Ministeriale des Bischofs, von diesem zu Lehn gehabt; sie waren ihm
aber von König Ottokar L von Böhmen , dem damaligen Landesherm
der Oberlausitz, „widerrechtlich entfremdet worden^; 4226 gab sie
der König dem Bischof wieder heraus. Einige Zeit darauf hatte Hugo
V. Wolkenberg nicht nur auf dieselben drei Dörfer, sondern auch auf
Rtickersdorf (Rukerisdorph), Ottendorf (Tutentorph), Gross-
und Kleindr ebnitz (Drewenitz), Lauterbach (Luterbach) und
Bühl au (Bela) Lehnsansprüche gegen den Bischof erhoben, verzich-
tete aber 4262 auf dieselben gegen Empfang von 400 Mark Silber^;.
— In Goldbach besassen Anfang des 45. Jahrhunderts die v. Kintsch
(S. 292) auf Pickau 5 Mark Zins, die darauf an Hans Küchenmeister
(S. 322) gelangten, von diesem aber 4428 an den Bischof abgetreten
wurden. Seitdem blieb [das Dorf Amtsdorf. — Geissmannsdorf
ward 444 4 vom Bischof an die v. Kintsch überlassen , gelangte eben-
falls an Küchenmeister, von diesem um 4439 an die v. Bolberitz auf
Pielschwitz (S. 435), die 4544 das Dorf an die Stadt Bischofswerde
verkauften. — Ott endorf befand sich mindestens seit 4488 im Be-
sitz derer v. Haugwitz auf Nedaschitz (S. 262). — Drebnitz war
4006 von Kaiser Heinrich II. als „castellum Trebista^ dem Bisthum
geschenkt worden. In dem Burgward Trebiste lag 4074 auch das Dorf
„Rocina", wahrscheinlich das jetzt nicht mehr vorhandene, aber in der
Meissner Kirchenmatiikel von 4346 als unter den erzpriesterlichen
Stuhl Stolpen gehörig erNvähnte „Rosenhain". Später waren Drebnitz,
Lauterbach und Bühlau Amtsdörfer.
Hartau (1243 Hart) gehörte 4402 einem Günther v. Haugwitz,
4457 dem |Hans v. Schönberg (S. 483), der es 1465 an die Kräh [S.
320) verkaufte, bei denen es mindestens bis Ende des 46. Jahrhun-
derts verblieb.
Belmsdorf (4227 Baldewinesdorf , 4397 und 4411 Baldwigis-
2) Hecke! , Histor. Beschreib, der Stadt B. 1713. Mittag, Chronik der StadtB.
18f)l. 3) Cod, Sax. II. 1, 153.
\
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.«^ #
III. Die bischöflich meissnischen Besitzungen in der Oberlausitz. 067
topflf) ward 4397 vom Bischof (um 200 Seh-. Gr.) an Heinr. v. Breiten"
back (S. 441) und Hans Kobershain (S. 306) verpfändet, erscheint aber
nach 4442 wieder als Amtsdorf.
Pickau (Pigkow, Pickaw] ward vor 4428 von denen v. Kintsch
(S. 292) an Hans ÄticAenmetster und wohl von diesem um 4439 an die
V. BolberiU a. d. H. Pietschwitz, von diesen 4 544 an die Siadi Bischof s-
werde veräussert.
Kessel (bis in's 46. Jahrb. stets Rindisch, Kintsch) war Stamm-
sitz derer v. Kintsch (S. 292) , die es noch Anfang des 45. Jahrhunderts
besassen. 4488 erscheint es nebst dem anstossenden Pertinenzort
Wolkau (4369WeIkowe) und dem nördlich davon gelegenen Gross-
hähnchen im Besitz Osw\ v. d. Olssnitz (S. 406), von dem 4498
Nik. V. Taubenheim (S. 542) diese Gttter erwarb. Dessen Söhne ver-
kauften sie 4540 an die Stadt Bischof swerde ; von dieser gelangten
sie i544 an Gttnth. Ketsch j 4544 an Hans v. Na^ssaUj Amtmann zu
Altenberg, 4546 aber wieder an Bischofswerde zurück.
Potschaplitz (4488 und noch im 46. Jahrh. Poczschenplitz,
Potzenplitz) zerfiel in 3 Antheile. 4488 gehörte das eine Drittel
(4 Mann) denen v. Haugwitz, die es von Osw. v. d. Olssnitz erworben
batten und es noch 4588 besassen, ein zweites Drittel (4 Mann) denen
V. Tschirnhaus auf Rothnausslitz (S. 524)^ die es noch 4554 inne hat-
ten, und das dritte Drittel dem Hans v, Minnewitz aufWeissnausslitz
(S. 373). Wir wissen nicht, welches der beiden letzten Drittel 4554
Hans V. Hermsdorf (S. 269) erwarb, und auf welchem 4559 ein Hans
V. Maxen gesessen war.
Göda (4006Godoui, später Godowe , Godow, Gedaw^) bildete
den Mittelpunkt des Burgward Göda, welcher 4006 (nebst Drebnitz)
von Kaiser Heinrich II. dem Bisthum Meissen geschenkt ward. Bischof
Benno , der sich auf diesem seinem Gute oftmals aufhielt , gründete
hier um 4076 die erste Kirche der Gegend. Anfang des 43. Jahrhun-
derts war das Gut an ein ritterliches Geschlecht zu Lehn gegeben,
das sich danach v. Godowe, später v. Gedau (S. 247) nannte. Später
zerfiel das Dorf in mehrere Antheile. Der eine (48 Mann) gehörte dem
Pfarrer (Pfarrdotalen) , ein zweiter (8 Mann) unmittelbar unter das
Amt Stolpen, von welchem es um 444 4 mehrfach verpfändet ward,
ein dritter (43 Mann) seit 4383 dem Domkapitel zu Budissin und zwar
der Präbende des Domherrn Cantor, ein vierter (5 Mann) denen
V. Hauffwitz auf Nedaschitz (S. 262).
*) Vgl. V. Weber, Arcb. f. d. Bäcbs. Gescb. V. 77 flg. „Gesch. der Pfarrei Göda".
668 ni. Abtheilung.
Pietschwitzist yielleicht identisch mit dem „Pizhewici", von
welchem 4 iii Hennannus Sextaferia („Freitag^) 6 Scheffel Weizen
zur Georgenkapelle auf dem Schlosse Budissin stiftete. Dagegen wagen
wir nicht zu entscheiden, ob der Ritter Balduin de Bisziz, der 4245
Zeuge fQr Bemh. v. Kamenz war, und die Gebrüder von ntsuicz,
welche 4286 das Bisthum Meissen aus dem Stande der^gasti^entiiess
und frei erklärte, sich nach diesem Dorfe nannten^). Seit Anfang des
45. Jahrhunderts wird dasselbe Beczicz, Betschwitz, im 46. Pitschitz
geschrieben und gehörte während dieser Zeit einer besonderen Linie
derer v. Bolberita (S. 435), die es 4557 an die v. Haugwüz auf Putz-
kau (S. 260) verkauften. — Semichau (4442 Sempchow, 4465
Semcho) gehörte 4442 dem Hans v. Gusk (S. 256), war aber später
Pertinenzort von Pietschwitz.
Nedaschitz (4442 und im ganzen 45. Jahrh. Nediscbwitz) bil-
dete bis gegen Ende des 46. Jahrhunderts den Stammsitz einer be-
sonderen Linie der^r v. Haugwüz (S. 260). Seit Mitte des 45. Jahi^
hunderts waren Pertinenzorte Kleinpraga, einst Po m e k ii t z ge-
nannt, undDahren.
Muschelwitz oder Meuselwitz (4249 Misseslewits, 4272
Muzslesuwiz , 4 488 Messesswitz , 4 559 Mischelwitz) war (wie Kub-
schitz 0. von Budissin, S. 586) von dem Kloster WissehrcLd bei Prag
4249 dem Bisthum Meissen verkauft worden. Von diesem kam es
mindestens Ende des 45. Jahrhunderts an die v. Bolberüz auf Seit-
schen (S. 437), die es noch Ende des 46. Jahrhunderts besassen.
Grosshähnchen (Heynichen) war nur zur Hälfte bischöflich
und gehörte seit Anfang des 45. Jahrhunderts denen y. Bolberitz a. d.
H. Pietschwitz (S. 435), die es 4455 an die v. Uermsdorf (S. 269)
ttberliessen. Später ward es von Osw. v. d. Olssnüz erworben und
hatte seitdem gleiche Besitzer wie Kessel oder Kindisch (S. 667) .
Goblenz (Gobulitz, Goblitz), Dobranitz (Dobranewitz), Gan-
newi tz (Chanowitz) gehörten mit ihren Revenuen zu einer Meissner
Domhermpräbende und zwar zu der obedientia dominicalis oder sla-
vonica und hiessen darum Obedienzdörfer. Die Schutz voigtei
grade über diese drei Dörfer hatte das Domstift dem edlen Moyko v.
Stolpen übertragen, kaufte sie ihm aber 4222 wieder ab. Eine von
diesen Dörfern an den Landvoigt zu Budissin zu zahlende Rente ward
4 245 ebenfalls dem Bisthum überwiesen ^) .
Bürkau (S. von Göda, Birke) befand sich seit Mitte des 45. Jahr-
») Cod. Lu«. 34. 69. Cod. Sax. II. 1. 209. «) Cod. Sax. II. 1. 87 u. 120 fl«.
III. Die bischöflich meissniachen Besitzungen in der Oberlausitz. 669
hunderts im Besitze derer v. KitUsck (S. 292), Mitte des 46. in dem
der Familie v. Haugwüz.
Zockau (42i1Zocou, USOGsokaw, U92Zuckaa] besassenUdO
die V. Tschimhaus auf Rothnausslitz (S. 521), seit Ende des 15. Jahr*
hunderts die v. Bolberitz auf Pietschwitz (S. 136), die es 1554 an den
Rath von Bischofswerde verSlusserten. Dieser verkaufte es 1 560 an
Casp. V. Haugwitz auf Putzkau (S. 260).
Cosern (Kosserin) besass 1430 Hans v. Gusk (S. 256), später
ein Hans Spitlel, der es dem Kloster ifarien^^am wiederkttuflich über-
lassen hatte. Von letztrem löste es 1465 das Bisthum wieder ein und
machte es zum Amtsdorf.
Günthersdorf (1241 Guntersdorf) befand sich Ende des 15.
Jahrhunderts im Besitz derer v. Haugwitz auf Gaussig (S. 262) , von
em es ein Pertinenzstück blieb.
Von Bischofswerde SO. liegt zunächst Putzkau (1379 Potzcaw),
wo schon seit dem 14. Jahrhundert eine besondre Linie derer v. Haug-
witz (S. 258) gesessen war.
Tröbigau (1454 Dreblchau) ward 1454 von denen v. Bolberiiz
an die v. Haugwitz auf Putzkau verkauft und blieb seitdem Pertinenz-
stück von letztrem.
Neukirch (1241 Nuenkyrchen) . Von diesem grossen Dorfe ge-
hörte das Oberdorf zum Bisthum Meissen, das Niederdorf aber zur
königlichen Oberlausitz. Beide Hälften befanden sich schon 1319 im
Besitz derer v. Haugwitz (S. 258). Antheile davon besassen auf Zeit
auch Gzenko v. Gusk (1430 S. 256) und die v. Glaubitz (1420—69
S. 246). 1568 verkauften die v. Haugwitz einen Theil an Elias v.
Nostitz. Pertinenzstücke von Neukirch waren Tauttewalde, bis
es 1556 an Gasp. Voigt, genannt v. Wirandt, veräussert ward, ferner
Steinigtwolmsdorf (Wolframsdorf), das 1399 von denen v. Herms-
dorf an die v. Haugwitz gekommen sein soll und nebst Ringenhain
1597 an Georg v. Starschedel überlassen ward, endlich Weifa,
welches die v. Haugwitz 1 489 von denen v. Bolberitz hinzuerworben
hatten.
Wilthen (1222Welentin, 1276 Willentin) gehörte 1276-r1324
einem danach benannten Adelsgeschlecht y. Wilthen (S. 538), 1410—
30 theils denen v. Gebeizig (S. 224), theils denen v. Pannewitz ^ seit
1454 aber ebenfalls denen v. Haugwitz auf Neukirch, welche da-
selbst eine besondre Nebenlinie gründeten. Einen Antheil von Wil-
then (17 Mann) hatte auch das Domkapitel zu Budissin inne, verkaufte
ihn aber 1622 an Kurfürst Joh. Georg von Sachsen. — Irgersdorf
670 lU- Abtheilttog.
(U30 Ergirstorf, U93 Erichstorf, 4559 Jägersdorfj war 4430 denen
V. Tschirnhaus (S. 524], 4488 denen v. Bolberüz, mindestens seit
4493 denen v. UaugwiU auf Wilthen gehörig und blieb seitdem Per-
iinenzoi*t von letztrem.
Arnsdorf nebst Schiunkwitz hatte Hans Bor, wohl ein Bu-
dissiner Btlrger, „von seinen Aeltern und Yorältern^ ttberkommen;
nach dem Tode seiner Wittwe , die damit beleibdingt war, fielen sie
an das Stift Meissen zurück , und der Bischof verlieh sie 4 439 an
Math. Sommerfeld in Bud., 4489 an dessen Sohn Wenzel, der sie noch
4537 besass. Noch vor 4552 erscheint als neuer Inhaber Balthasar v.
Schlieben auf Pulssnitz (S. 484), von dessen Söhnen Hans nodi 4580
zu Arnsdorf gesessen war. 4588 gehörten beide Dörfer dem sächsi-
schen Hofrath Hans v. Seidlits,
Obergurig (4272 Goric, Goreke, 4477 Gorck) nebst Sora
(4477 Sahir, 4499 Szoro) waren an Budissiner Bürger verlehnt. Als
Besitzer komquen vor 4477 Geo. Reinhard und sein Tochtersohn ifol,
4488 Gasp. Gruneberg, dann Marc. Weisse und Marc. Bogener, von
denen 4499 der Bürgermeister Andr. Probst sie kaufte, 4543 Procop
Probst, 4546 Paul if^i^sn^ und Wenz. Scheidenreisser, 4536 Meiss-
ners Wittwe und Kinder, 4552 Hans Meissner. — Ein Antheil von
Obergurig und Sora (der Richter und 3 Bauern) gehörten denen
V. Haugwitz auf Putzkau , von welchen sie 4 556 an Caspar Voigt, ge-
nannt V. Wirandt, gelangten.
Schwarznausslitz (4244 Nowosedlich, 4347Nozzedlitz, 4551
Nauselwitz) . Da es eben in jener Gegend mehrere Dörfer dieses Na-
mens giebt , so sind die Besitzer derselben in älterer Zeit nicht mit
voller Sicherheit zu unterscheiden. Mindestens seit 4430 besass den
einen Antheil von „Swarczin-Nusselwitz'' das Domkapitel zu Budissin
(und noch 4555), den Haupttbeii aber die Familie v. Haugwitz a. d. H.
Nedaschitz.
D ret sehen (4352 Dreczschen). Die Hälfte davon verkauften
4352 die v. Nausslitz an ihre Verwandten, die v. Haugwitz auf Neda-
schitz. Mindestens seit 4446 besassen die v. Gusk (S. 256) Zinsen
daselbst, w eiche das Bisthum 4 475 zurückerwarb. Seitdem blie)> es
Ämtsdorf.
Singwitz (4224 Synkewitz). Danach nannte sich 4224 eine
Familie v. Synkewitz. 4305 gehörte es dem Thizo v. Wilthen (S. 539 ,
seit 4 407 dem Domkapitel zu Budissin'^].
') Cod. Lu8. 26, wo falschlich der Name de Scribewitx heisst. Laus. Mag. 1660. 401.
III. Die bi^chütlich meidsniacheii Besitzungen in der OberlAOsitz. 671
Doberschau(iiu 13. Jahrh. Dobras, Doberscowe, später bis
in's 46. Jahrhundert wieder Dobrucz und Dobrisch). Danach nannte
sich eine 4224 — 50 voriLommende Familie y.Doberscowe{S. 446). Um
4407 besass es Peter v. Gusk (S. 256), 4430 Jost v. Gebeizig, 4449
Friedr. v. Zezschwüz, 4487 EansY.NadelwUz (S.376), Ende des Jahr-
hunderts der Budissiner Bürger Hans Grimmeberg (Grüneberg ?) ,
4496 Gregor Adam, 4544 Hier. Ruprecht, Bürgermeister, seit 4554
dessen Söhne.
Gnaschwitz (4828 Gnaswitz, 434 4 Gnaschuwiz]. Danach
nannte sich 4228 ein Burchardus de Gnaswitz; schon 4344 aber ge-
hörte es zu den „Obedienzdörfern^, wie Coblenz etc. (S. 668 ^).
Ueber die nächstfolgenden vier, von dem übrigen bischöflichen
Gebiet getrennten, weiter östlich gelegenen, aber an einander stossen-
den Dörfer stand die Obergerichtsbarkeit nicht den Bischöfen , son-
dern den Landvoigten zu Budissin zu^]. Spremberg (im 43. Jahrh.
Sprewenberg) . Danach nannte sich 4242 ein Hartwicus de Sprewen-
berg ^^) . Seit Anfang des 4 5. bis nach Mitte des 4 6. Jahrhunderts waren
daselbst die v. Raussendorf (S. 444) gesessen. Auf der Flur des Dorfs
gründeten 4670 die v. Salza die Stadt Neusalza.
Friedersdorf (4272Friderichstorf). Nur die Hälfte war bischöf-
lich, und diese gehörte mindestens seit Mitte des 45. Jahrhunderts
denen ^. Rodewitz (S. 452) .
Beiersdorf (4272 Begerstorf). Als Besitzer erscheinen 4409
Peter Colowas (S. 307), seit 4489 die v. Rechenberg auf Oppach
(S. 446-.
Kunewalde. Danach nannte sich 4242 ein Henricus de Chune-
walde^^]. Das lang sich hinstreckende Dorf zerfiel zeitig in mehrere
Antheile. Den einen hatte Otto v. Kamenz „dem Ritter Hecelinus de
Cunewalde^ zu Afterlehn überlassen, der ihn 4347 an das Domslift
Budissin verkaufte ^^) . £in andrer Antheil gehörte 4383 und noch
4430 denen v. Radeberg (S. 440), 4489 dem Jahn Schaff (S. 474)
4 493 Hans v. Forst (S. 484), 4513 Heinrich v. Schley (S. 480), der
ihn 4524 an Fabian v. Uechtritz überliess. Von Letztrem erwarben
ihn 4528 die v. Nostitz auf Unwürde (S. 387). Einen dritten An-
theil hatten schon 4430 die v. Kopperitz (S. 309) inne, verkauften
ihn 4492 an dieselben v. Xostitz, erw^arben ihn aber 4498 zurück,
um ihn 4 516 abermals denen v. Nostitz zu überlassen. Einen vier-
8) Cod. Sax. II. 1. 109. 277. 375. Gercken, Stolpen &36. «) Cod. Sax. II.
1. 174 flg. W) Cod. Las. 67. ") Cod. Lus. 67. «) Ebendas. 213..
672 UI. Abtheilung. — III. Die bisehOfl. meissn. Besitzungen in der Oberlaiu.
ten Antheil hatte vor H88 Friedr. v. Bolherüz an Christoph v. Haug-
wüz auf Bischofswerde überlassen ; spater und noch 1 559 gehörte er
der Wilthener Linie let2teren Geschlechts. Mit einem fünften ^Lehn-
stück^ ward 4514 Hans v. Gusk, 4539 dessen Söhne belehnt.
Schönberg (4347 Schenberg) ward 4347 zugleich mit jenem
ersten Antheile von Kunewalde durch Hecelin v. Kunewcdde an das
Domkapitel zu Budissin, von diesem aber 4622 an Fei. v. Riidinger
auf Weigsdorf verkauft.
' Die drei ebenfalls bischöflich meissnischen Dörfer Schmorkau,
Kubschitz und Bischdorf haben wir bereits oben (S. 558. 586.
607) behandelt.
Namen- und Sachregister.
ATikttmtngen : B. « Bltiger, D. s Dorf.
Abgaben 85.
Abhandlnog, die, Privilegium 77.
AcbtsbttndDisse derSUidte59.
Aczel , Vinc. und Conr., B. von GOrl.
624.
Adam, Greg., B. von Görl. 588. 674.
Adel der Oberlaus., slawiscber 2«
— deutscher Nationalität 5.
— ist Lehnsadel 8.
— höherer und niederer 8.
— allmählich gewordener 47.
— und die Landesherren 26.
— und die Kirche 40.
— und die Reformation 58.
— und die Städte 64.
— geselliger Verkehr mit den Städ-
tern 66.
— im Streit mit den Sechsstädten 58 (Ig.
— und der Pönfall 69 flg.
— seine Coltur 78.
— im Kriege 99.
— nimmt Reiterdienst 89.
— Verarmung 87 flfg.
— sitzt auf Bauergtttem 87.
Adliche Landsassen sind zugleich
Borger 65.
Ad lieh es Patriciat in den Städten 24.
A d v o c a t i , Bezirksrichter 4 4 .
Altbernsdorf, D. 628.
Altlauban. D. 688.
Altlöbau, D. 603.
Altseidenberg, D. 574.
Altstadt, D. bei Ostrite 660.
Amtshauptleute 44. 84.
Arnold, Casp., B. von Görl. 6-44.
Arnsdorf, D. bei Rohjand 552.
— D. bei Wilthen 670.
— D. bei Görlitz 684.
Attendorf, D. 680.
K n 0 tk •, Oesck. d. Oberl. Adels.
Augustinerkloster ZU Dresden562.
Auritz, D. 685.
Auschkowitz, D. 596.
Ausschüsse, landständische 89.
Ausstattung adlicher Töchter 94.
Axt, Hans, Math., B. von Görl. 64 4.
B.
Bährsdorf, D. 688.
Bär, Job., B. von Budissin 889. 594.
Baruth, Herrschaft und D. 574.
— Herren v. 406.
Baschitz, D. 585.
Baudissin, diev. 408flg.
Bauernschaft, wendische, deutsche
545 flg.
Beamte, landesherrliche 4 4 .
Becherer, die 442.
Bede, die, Steuer 85.
Bederwitz, D. 584.
Behmisdorf, D. 625.
Behr, Siegsm., B. von Bud. 598.
Beiersdorf, D. 674.
Belehnungen 84 flg.
Beigern, D. 589.
Beimannsdorf, D. 646.
Belmsdorf, D. 666.
Beischwitz, D. 582.
Beiwitz, D. 629.
— diev. 448 flg.
Berbis^dorf, diev. 446.
Bereyth, Job., Stadtschreiber von
Görl. 684 flg.
Berge, D. 588
Berka, Herren v. 466.
Borna, die, Steuer 85.
— D. 576.
fiernbruch, D. 560.
Bernhard, die, B. von Görl., Wap-
penbrief 22.
43
.,J^1Ä" J.
674
Namen- und Sachregister.
Bernsdorf, D. 562.
Bernstadt, Stadt 628.
Bernstein, Hans Christoph v. 600.
Bernt, Bernb., B. von Görl. 648 flg.
Berteisdorf, D. bei Lauban 64t.
Berthe Isdorf, D. bei Uermhut 627.
Bertsdorf, D. bei Zittau 651 .
Berzdorf, D. bei Bern Stadt 628.
Besitzverhältnisse des Adels 86 flg.
Beyer, die, B. von Görlitz, Wappen-
brief 22.
— Andreas, Franz 647. 64 2.
Biberstein, Herrenv. 446.
Bibran, Blasins v. 646. 689.
Biehla, D. 564.
Biehlen, D. &54 flg.
Bienis, D. 640.
Bierfehde 68.
Bierfuhre 67.
Biesig, D. 684.
Bindemann, diev. 426.
Binnewitz, D. 588.
Birkenlache, D. 687.
Bischdorf, D. 607.
Bischheim, D. 556.
Bischöfe ans oberlaus. Adel 46.
Bischofsheim, die v. 427.
Bischofswerde, Stadt 666.
— die V., B. von Bad. 427.
Bischofswerder, diev. 427.
Biscofisdorf, Waltheros de 607.
Bisziz, Baldoin V. 668.
Bloaschitz, D. 594.
Blösa, D. 586.
Bloschdorf, diev. 484.
Blumberg, D. 662.
Boblitz, D. 682.
— die V. 488.
Bocka, D. 596.
Boderitz, D. 597.
Bog euer, Markos, B, von Bud. 670,
Böhmisch-Vollung, D. 598,
Bolberitz, die v. 465 flg.
Bolbritz, D. 594.
Bor, slawischer Edler 4. 599.
— Hans, B. von Bud. 670.
Bora, D. 649.
Bore, dfe V. 439.
Bore, die V., genannt Kesselsdorf 4 40.
Bornewitz, diev. 444.
Bornitz, D. 598.
Bowerzicz, Heinr. v. 647.
Brachenau, D. 680.
Braonau, D. 560.
Brehmen, D. 592.
Breitenbach, diev. 144.
Breitendorf, D. 608.
Bremenhain, D. 686.
B renaler, Ambros., B. von Görl. 628.
Brettnig, D. 598.
Brieschko, D. 549.
Briesen, die v. 444.
Briesing, D. 594.
Briessnitz, D. 574.
Brösang, D. 599.
Buch, Uoster an der Mulde 680.
B u c h w a 1 d e, D. bei Hoyerswerde 55 0 .
— D. beiBarath 574.
Budissin, Stammesfeste der Milzener
545.
— Land und Kreis 547. «
•— Weichbild und Stedt 584 flg.
— Hauptstadt der Oberlaus. 27.
— Schloss 27 flg.
— Borggrafen von 4 4 .
— Collegiatstift zu St. Petri 40.
Bühlau, D. 666.
Bulleritz, D. 559.
Bttnau, Rud. v. 552.
Burgberge sind meist Erdschaozen
79.
Bargen, steinerne 80.
— Neuaaiegong verboten 81 .
— innere Be8Chafl)Bnheit 82.
— von den Städten zerstört 59.
Bürgen, vom Adel gestellt 88.
Bürger der Secbastadte werden oft
auch Landeaasen 55.
Bürgerthum, deotsch 545.
— zum Hüter des Rechts eingesetzt 60.
— reich geworden 88.
Burggrafen 15.
— von Budissin 28.
Burglehn zu Budissin 28.
— zu Kamens 558.
Borgmannen zu Bodiasin 27.
Bark, D. 589.
Burkau, D. 604.
Bürkaa, D. 665.
Burkersdorf , D. bei Rohland 552.
— D. bei Zittau 657.
€.
CalTenberg, D. 584.
Ca 1 mann, B. von Görl. 642.
C a m e n z , siehe Kamens.
Camina, D. 598.
Canits, die, B. von Gört 149.
Canitz-Christina, D. 586.
Cannewitz, D. bei MStem 595.
— D. bei Göda 668.
Garlowitz, die v. 143.
Ca stellen US de Budissin 25.
Choltow, Tietzode664.
Chanewalde, Henricos de 671.
Coblenz, D. 668.
Colditz, Herrenv. 144.
Cölestiner auf dem Oybin 65t.
Colowas, die v. 807.
Commenden der Johanniter 44.
Namen- und Sachregister.
675
Commerau, D. 565.
Conrad» Lucas, B. von Görl. 6)4.
Conrad US, Lucas, B. von Gört. 621.
— burchravius de Rono^e 655.
Cordebog, die 314.
Cosel, D. bei Baruth (vgl.Koael) 57S.
C o se 1 i t z , Uinricus miles de 647.
Cosern, D. 669.
Cossma, D. 647.
Coswitz, D. 609.
Gramer, Georg, Leonh. , B. von Göri.
648. 644.
Creba, D. 57i.
Crostau, D. 684.
Crostwitz, D. 558.
Crynitz, der v. 56S.
Cunewalde, Uecelinns de 674 flg.
D.
Dame, Hans v. der, B. von Görl. 687.
Daubitz, D. 684.
0 e c i 8 i o Ferdinandea 66.
Dehsa, D. 604.
Demitz, D. 600.
Descbka, D. 569.
Desen, die v. der 445.
Deuppoli, diev. 446.
Deutschbäselitz, D. 654.
DeutschordeD^x^^PiiiilillU^/MY.. v-
Deuts'^Vss'ig, D. 624.
Diebsa, D. 688.
Diemen, D. 599.
Dienstadel 40.
Dippold, Casp., B. von ZliUu 645.
Dittelsdorf, D. 656.
Dittersbacb, D. bei Bemstadt 698.
Dittmannsdorf, D. 684.
Döberkiiz, D. 594.
Dobers, D. 687.
Doberschau, D. 674.
^ diev. 446.
Doberschitz, D. nördl. von Budiss.
590.
^ D. bei Neschwitz 564.
— diev. 447.
Döbra, D. 555.
Dobranitz, D. 668.
Dobrig, D. 597.
Dobschitz, D. 588.
Ddbschitz, D. bei Görl. 680.
— diev. 448 flg.
Dobms, D. 644.
Dohna, Burggrafenv. 459.
— Linie Grafenstein 4 54.
' Linie Königsbrttck 468.
— Casp., Burgg. v., auf Straupitz 558.
Domkapitel zu Bud. 554.
Doncas, B. von Zittau 654 .
Dornhennersdorf, D. 659.
Dornspach, diev. 465.
Doie , Ulmaonus de, B. von Görl. 690.
Drauschkowitz, D. 599.
Drausendorf, D. 644.
Drebnitz, D. 666.
Dreikretscbam, D. 594.
Dreiweibern, D. 566.
Dresden, Augustinerkloster 569.
Dretschen, D. 670.
Driebitz, D. 566.
Druschkewltz, Meinhard v. 599.
Duba, Herren v. der 466.
Dubrauke, D. 572.
Dubring, D. 554.
During, dictus de Zeib 650.
Düringshausen, D. 558.
Dttrrbach, D. 685.
Dürrheide, Bürgermeister von Bud.
589.
Dttrrhennersdorf, D. 605.
E.
Ebendörfel, D. 582.
Eberhardt, diev. 468 flg.
Ebersbach, D. bei Löbau 605.
- D. bei Görl. 684.
Ebersdorf, D. 608.
Eckartsberg, D. 644.
Egelsdorf, D. 580.
Ehrentafel, die 87.
Eibau, D. 648.
Eibe, diev. der 474.
Eichgraben, D. 658.
Eigen, der 47. 692.
Eigenscher Kreis, der 47. 622.
Eilenburg, Herren v. 277.
Einreiten des Adels 88.
Eiserode, D. 609.
Eisersdorf, diev. 472.
Ellersdorf, D. 585.
Elstra, Stadt 597.
Elvil, Jone 478.
Emmerich, die 474.
Ender, Mich., B. von Görl. 686.
Enderss, B. von Görl., geadelt 22.
Engelmann, Hans 654.
Erbgüter 8.
ErbkKufe 4$.
Erbrichter in den freien Städten 4 4 .
Erbunterthanen des Adels 84.
Erksleben, diev. 278.
Eselsdorf, D. 685.
Eulowitz, D. 584.
Eutrich, D. 565.
Eynow, diev. 479.
F.
Falkenhain, diev. 480.
Familiennamen 2.
43*
/
V ^
676
Namen- und Saehregister.
Faust, Niklas, B. von Kamenz 558.
Fehden 99.
Fehmgericht 60.
Feuerbach, Hans, B. von Görl., ge-
adelt 22. 617 (ig.
Feurig, Hans, Andr., Martin, B. von
Görl. 654.
Flohrsdorf, D. 6H.
Forst, die V. 484.
— Gebr., B. von Görl. 645.
Fdrstchen, D. 598.
Förstgen, D. 572.
Frankenthal, D. 604.
Frauen des oberlaus. Adels 90.
Frauendorf, D. 554 flg.
Freitag, Hermann 555.
Frentzel V. Königshain, die 484.
Friedeberg, Stadt 580.
Friedersdorf, D. bei Lohsa 566.
— an d. Pulssnitz 598.
— bei Neusalza 674.
— bei Zittau 664.
— bei d. Landskrone 625.
— am Queiss 584 .
Friedland, Herrschaft 572 flg.
Fritsche, Jost, B. von Görl. «47. 624.
— Georg, Kanzler zu Bud. 888.
Fttrstenau, Gasp., Carl v. 636. 628.
Gablenz, D. 567.
Gastlichkeit der Klöster 50.
Gaussig, D. 599.
Gebeizig, D. 629,
— die v. 223.
Gebhardsdorf, D. 580.
Gegenhändler 36.
Geibsdorf, D. 688.
Geissler, Mark., Math., B. von Görl.
641. 624.
Geissmannsdorf, D. 666.
Gelenau, D. 559.
— die V. 483.
Genczeppinger, Beruh. 599.
Georgewitz, D. 607.
Gericht von Land und Städten 87.
Gerichtsbarkeit, niedere, obere
37 flg.
Ger lach, die, B. von Görl., geadelt
24.
Gerlachsheim, D. 647.
— die v. 484.
Germanisirung der Oberlaus. 545.
Gersdorf, D. bei Kamenz 556.
— D. bei Löbau 605.
— D. bei G((rl. 626.
— (Heidegersdorf), D. bei Lauban 640.
Gersdorff, diev. 485. \
4. Die älteren Linien Reichenbacb
488.
2. Lin. Bischdorf u. Herbigsdorf 4 95.
8. Die ältere Linie Kemnitz uDd
Särichen4 97.
4. Lin. Gersdorf, Lohsa, Piskowitz
499.
8. Lin. Spittel204.
6. Lin. Radmeritz 202.
7. Lin. Hennersdorf 204.
a. Nebenlin. Hennersdorf 207.
b. Nebenlin. Kemnitz-Burkers-
dorf 208.
c. Nebenlin. Rennersdorf 209.
8> Lin. Tauchritz 24 4.
a. Nebenl.Tauchritz-Leuba 24 5.
b. Nebenl.Niederrudelsdorft4 6.
c. Nebenl. Rengersdorf 247.
d. Nebenl. Horka 248.
9. Lin. KöDigshain-Kuhna 249.
40. Lin. Deutschpaulsdorf 222.
44. Linie Gebeizig, mit den Neben-
linien: a. Lodenau, b. Maltiu,
c. Weissenberg 228.
42. Lin. Langenau-Kiesslingswalde
227.
43. Linien Sohlend 227.
44. Lin. Geriaobsheim 228.
4 5. Lin. Friedersdorf mit den Neben-
linien: a. Glossen, b. Beimanns-
dorf, c. Amsdorf 230.
46. Lin. Baruth 232.
47. Lin. Rnhland 238.
48. Lin. Krischa-Kotitz-Tetta 242.
49. Lio. LaQtilz248.
20. Linie Malschwitz -Kuppritx-
Zschoma 245.
Gesammtbelehnungen 32.
Gesammthand, Privilegium der 33.
Giessmannsdorf, D. 664.
Girbigsdorf, D. 634.
Glaubitz, die v. 246.
Gleyne, Hans 572.
Glich v. Miltzitz, Hans 648.
Glossen, D. 629.
Gnaschwitz, D. 674.
Gnaswitz, Burchardus de 674.
Gneutitz, D. 590.
Göda, D. 667.
— diev. 247.
Gödlau, D. 597.
Goldbach, D.beiBiscbof8werde666.
— D. bei Tschocha 580.
Goldentraum, D. 580.
Golenz, D. 599.
Golsen, Burggrafen v. 248.
Gor, diev. 249.
Gork, D. bei Malaune 630.
Görlitz, Land, Kreis 547.
Namen- und Sachregister.
677
Görlitz, Weichbild, Stadt «40.
— königliches Gericht 68.
Go sswin, Siegfr., B. von Görl. 624.
Gosswitz, D. 628.
Gottschdorf, D. 6B8.
Grafentitel 46.
Grenitz, die v. der 249.
Grenze, D. 555.
Greyffenhain, Hans 550.
Grisslau, die v. 250.
Grimmeberg (?), Hans, B. von Bad.
674.
Gröditz, D. 588.
Grossbiessnitz, i). 624.
Grossenhain, Kapitel daselbst 594.
Grossgrabe, D. 564.
Grosshfinchen, D. 667 flg.
Grosshennersdorf, D. 646.
Grosskrauscha, D. 569.
Grosskunitz, D. 588.
Grosspostwitz, D. 588.
Grossradisch, D. 680.
Grosssärchen, D. 565.
Grossschönau, D. 649.
Grossschweidnitz, D. 608.
Grosswelka, D. 593.
Grnbditz, D. 582.
Grubschitz, D. 599.
Gruna, D. bei Görl. 642.
Grnnan, D. bei MThal 662.
— die V. 252.
Grnneberg, Casp., B. von Bnd. 670.
Grüngräbchen, D. 564.
G r u n o w , Kristan v. , B. von Görl. 64 4.
Grünrode, die v. 258.
Gahra, D. 564.
Günthersdorf, D. bei Gaussig 669.
— D. bei Lauban 644.
Gusk, die V. 258.
Guteborn, D. 554 flg.
Gattau, D. 594.
Hab und Gut des oberlaus. Adels 84.
Hainewalde, D.649.
Haibau, D. 687.
Hammerstatt, D. 685.
Htfnichen, D. bei Rothenburg 684.
H a r t a u , D. bei Bischofswerde 666.
Harthau, D. bei Zittau 654.
Hartmannsdorf, D. 579.
Ha SS, Job., Bmstr. von Görl., geadelt
22.
Httssler, Nie, B. von Zittau 658.
Hässlich, D. 556.
Hasske, Peter, B. von Zittau 654.
Hauenschild, M|itb. , Münzmeister
von Görl. 654 .
Haugwitz, die v. 257.
Haus u. Hof des oberlaus. Adels 79.
Hausdorf, D. bei Kamenz 564.
— D. bei Lauban 689.
Hauswalde, D. bei Pulssnitz 598.
Haynitz, D. 583.
Heiden, landesherrliche 544.
Heidegersdorf, D. 640.
Heidersdorf, D. 646.
Heiligenkreuz, Kloster bei Meissen
552.
Heimfall der Lehngüter 82.
Heinrichsdorf, die v. 266.
Heirathen zwischen Adel u. Bürger-
lichen 56.
Heibig, B. von Görl. 648.
Heller, die, ü. von Görl. 267.
Helwigsdorf, die v. 268.
Hennersdorf, D. bei Kamenz 556.
— D. bei Görl. 644.
— „katholisch H.^ D. 689.
Hennigk, Valentin v. 565.
Hensel, Peter, B. von Kamenz 554.
Herbigsdorf, D. bei Löbau 606.
Hermann, Lorenz, B. von Görl. 570.
575. 61 4 flg. 624.
— Hans, Wenz., B. von Zittau 645.
Hermsdorf, D. bei Ruhland 554..
— D. bei Friedeberg 580.
— D. östl. von Görl. 570.
— die V. 269.
Herrschaften, grosse in Oberlaus.
48. 546.
Herrschaftsbesitzer, Streit um
die Obergerichte 64.
Herwigs dorf, D. bei Zittau 650.
Heynichen, Fridericus de 595.
Heynitz, diev. 270.
Hinfucht, Job., B. von Zittau 657.
Hinrichsdorph, Ulmannus de 644.
Hirschberg, die, B. von Görl. 270.
Hirschfeld, Job., B. von Zittau 648.
Hirschfelde, Flecken 655.
Hoberg, diev. 278 flg.
Hochkirch, D. bei Bud. 587.
— D. bei Görl. 642.
Höfe des Adels 84 flg.
Hoffmann, Casp., Melch., Hans, B.
von Bud. 588. 590.
— Hans, Friedr., Georg, Sebastian, B.
von Görl. 644.
Hofgerichte, landesherrliche 88.
— der Herrschaften 4 4.
Höflein, D. 595.
Hofrichter 44. 88.
Hohenbucka, D. 554 flg.
Holscha, D. 564.
Holsch-Dubraw, D. 564.
Holtendorf, D. 625.
Holzkirch, D. 688.
Horka, D. 682.
/
678
Nameor uid Saehregister.
Hörnitz, D. 651.
Horscha, D. 684.
Hoyerswerde, Hemoiiafl und Stadt
548.
Hussitenkriege 58.
I. J.
Jagd 87.
Jahmen, D. 686.
Jttnkendorf, D. 689.
Jannowitz, D. nordwerstl. von Bud.
594.
Ja no Witz, D. bei Ruhland 554 flg.
Jauer, D. 597.
Jauernik, D. bei Löbau 609.
— D. bei Görl. 635.
Jesau, D. 560.
J e 8 s n i t z , D. bei Neschwitz 564.
Jiedlitz, D. 595.
Ileburg, Herren V. 277.
Jode, die 278.
Johanniterorden 644. 646 flg.
656 flg.
Johnsdorf, D. 658.
Irgersdorf, D. 669.
Irksleben, die v. 878.
Juden 88.
Judicium ordinarium 87.
Kaikreuth, die v. 279.
Kamenz, Herrsch, u. Stadt 552 flg.
— Herren v. 280.
Kammerprokurator 86.
Kanzler H.
Kapellen auf Schlossern 42.
Karas, die v. 290.
Karl, Thom., ^, von Görl. 624.
Karisfriede, der, Burg 658.
Katschvitz, D. 599.
Kauppe, D. 5*92.
Kazowe, die v. 290.
Kelbichen, die v. 291.
Kemnitz, D. 626.
— Otto V. 626.
Kessel, D. 667.
Kesselsdorf, diev. 440.
Keule, D. 554.
Keyl, Albrecht v. 689.
Kiessdorf, D. 628.
Kiesslingswalde, D. 642.
Kindererziehung 92.
Kindersegen 92.
Kindisch, D. 597.
Kintsch, die v. 292.
Kirchen, von dem Adel gegründet 44 .
Kirschau, D. 584.
Kitscher, die v. 293.
Kittlitz, D. 608.
Kittlitz, Herren v. 298.
Kleinbautzen, D. 589.
Kleiobiessnitz, D. 624.
Kleingrabchen, D. 864.
Kleinhänichen, D. 595.
Kleinpostwitz, D. 584.
Kleinpraga, D. 668.
Kleinradisch, D. 672.
Kleinradmeriiz, D. 640.
Kleinsaubernitz, D. 572.
Kleinscbönau, D. 654.
Kleinschweidnitz, D. 603.
Kleinwelka, D. 598.
Klette, Licentiat, B. von Görl. 644.
Kutten, D. 685.
Klix, D. an der Spree 592.
— D. bei Haibau 687.
Klöster 48.
Klostervoigte 50.
Klttx, diev. 297.
Knappen oder Knechte 48.
Knebel^ die 802.
Knechte oder Knappen 48.
Knipschitz, D. 590.
Kniptitz, D. 590.
Knobeisdorf, diev. 888.
Knoblocb, die 808.
Knoph, die 805.
Knorr V. Rosenroth, die^. von
Görl. 22.
Kober, die, B. von Görl., geadelt 22.
K6bershain, diev. 805.
Koblitz, D. 566.
Köblitz, D. 588.
Köhler, Clans, B. von Görl. 648.
Kohlo, die v. 806.
Kohlwesa, D. 587.
Koitsch, D. 557.
Köler, Hans, B. von Görl. 643.
Kolm, D. bei Görl. 688.
Kolowas, die v. 307.
Kolpen, D. 566.
Königsbrück, Stadt 557.
Königsha4n, D. bei Görl. 684.
— D. bei Ostritz 662.
Königs teich, Gut in Niederfcain«
589.
Königswarthe, D. 568.
Konrady die, B. von Görl., geadelt 2i.
Kopf und Herz beim oberi. Adel 400.
Kopisch, die v. 308.
Kopperitz, die v. 808.
Kopschln, D. 595.
Korbitz, diev. 844.
Kordebog, die 344.
Körner, Paul, Franziskaner in Görl.
642. 647.
Kosel, D. bei Kaipenz 562.
— D. siidl. von find. 588.
— die V. der 844.
Namen- mid Sachregister.
679
Koseritz, D. bei MStam 8S8.
— die y. 812.
Köslitz, D. 647.
Kotitz, D. 588.
Ketten, D. 588.
Kottmarsdorf, D. 605.
Kottwitz, die V. 848 flg.
Kräh, die SSO.
Krakau, D. 559.
Krakow, die v. 834.
Krappe, D. 608.
Krausspscholz, Brasm.,B.Yon Zit-
tau 645.
Kreckwitz, D. 590.
Kreckewitz, Gristamis de 590. 608.
Kriepitz, D. 597.
Kriogelsdorf, D. 685.
Krinitz, D. 564.
Kriscba, D. 6S9.
Kriscbau, die v. 889.
Kromer, Gebr., B. von G6t\. 570.
Kronförstchen, D. 594.
Kroppeo, D. 552.
Krummenforst, D. 594.
Knbschit^ D. 586.
Küchenmeister, die 822.
Kuhna, D. 644.
Kuhzahl, D. 644.
Knkau, D. 558.
Kumschitz, D. 588.
Kuoat, die, B. von Kamenz 556. 559.
Kunewalde, D. 674.
Knnnersdorf, D. bei Kamenz 564 .
— D. bei Löbau 606.
— D. bei Bemstadt 698.
— D. bei Görl. 682.
Kannerwitz, D. 624.
Kunnewitz, D. bei MStern 558.
— D. bei Glossen 629.
Kunst, vom oberlaus. Adel vemach-
I8ssigt402.
Küpper, D. 576.
Kuppritz, D. 586.
Kyaw, die v. 822.
L.
Lanckisch, Wenz., B. von Zitt. 654.
Landding 86.
Landesälteste 89.
Landeshauptmann 44. 86.
Landesherren, Verhttltn. zum Adel
26.
Landeskrone, die v. 328.
Landmitleidend 66.
Landrichter 28. 86.
Landskrone, Schloss 624.
Landstttdtchen, vom Adel gegrün-
det 54.
Landtage 88.
Landvoigte 28
Langenau, D. 869.
Langenowe, Uozems de 570.
Laske, D. 564.
Lassk, Lorenz, B. von Kamenz 558.
Lauben, Weichbild und Stadt 688.
Lauche, D. 608.
Lauske, D. 564.
Lauterbach, D. bei Görl. 648.
— D. bei Bischofswerde 666.
— Martin, B. von Görl. 644.
Lautitz, D. 587.
Lawalde, D. 604.
Lazan, Heinr. v., kgl. Kttmmerer 642.
Lehen, die v. 829.
— die, ob feuda data oder oblata 9.
Lehn, D. öst. von Bud. 586.
— D. südl. von Bud. 588.
Lehnbriefe 34.
Lehndienst 84.
Leibchen, D. 572.
Leibgedinge 94.
Leichnam, D. 592.
Leipa, Herren V. 880.
Leippa, D. 687.
Leissnig, Burggrafen v. 884.
Leopoldshain, D. 643.
Leschwitz, -D. 620.
Leuba, D. 622.
Leuben er, B. von Gört. 648.
Leubnitz, die v. 885.
Leutersdorf» D. 648.
Leutewitz, D. 600.
Lewenwalde, die v. 888.
Lichtenau, D. an der Pulssnitz 557.
— D. bei Lauban 638.
Lichtenberg, D. bei Zittau 658.
— D. bei Gört. 648.
Liebeln, D. 685.
Liebenau, D. 560.
Liebenthal, diev. 885.
Liebstein, D. 682.
Liedlau, die v. 336.
Lieske, D. 662.
Linda, D. 646.
Lindenau, D. 582.
Lippen, D. 566.
Lippitsch, D. 592.
Lipsa, D. 554 flg.
Lipschau, D. 644.
Lissahora, D. 564.
List an der Ecke, Nitsche, B. von Gör-
litz 647 flg.
Litschen, D. 566.
Litten, D. 590.
Löbau, Weichbild und Stadt 602.
Loben, die v. 887,
Lochmann, Mart. , B. von Görlitz
649 flg.
Lodenau, D. 687.
-/ ,
f
t
680
Namen- und Sachregister.
Loga, D. 594.
Lohsa, D. 568. 566.
Lomske, D. 564.
Lossow, die v. 388.
L ü b e 1 , Freiherr von Griinberg 648.
Lubochaa, D. 598.
Lübon, D. 595.
LUckendorf, D. 658.
Lückersdorf, D. 560.
L u c k 0 w , Otto V. 564 .
Ladv/igsdorf, D. 635.
— die, B. von Zittau 889.
Luga, D. 598.
Luptin, D. 654.
Luptitz, die v. 844.
Lüttichau, die v. 842.
Luttitz, diev. 848 flg.
Malschwifcz, D. 594.
— die v. 858.
Maltitz, D. 587.
— Friderioos de 587.
— diev. 858.
Mannen recht der Herrschaften 44.
Mannschaft 28.
Marienam, Joh., B. von Görl. 624.
Marienstern, Kloster 558.
Marienthal, Kloster 664.
Markersdorf, D. bei GOrl. 625.
— D. bei Zittau 658.
Marklissa, Stadt 578 flg.
Martin, Peter, B. von Gdrl. 575.
Mauschwitz, D. 629.
Maxen, die v. 854.
Meffersdorf, D. 580.
Mehl V. StrOhlitz, die 859.
Meilen recht der Sechssttfdte 67.
M e i s s e n , Bisth. , Besitzungen in Ober-
laus. 665.
Meissner, Paul, Hans, B. von Görl.
624. 670.
Melaune, D. 680.
Melzer, die, B. von Görl., geadelt 22.
Mengelsdorf, D. 628.
Merschitz, diev. 859.
Merzdorf, D. 566.
Meschitz, Nie. de 586.
Meschwitz, D. 586.
Metzradt, die v. 860.
4. Lin. MilkeI864.
2. Lin. Milkwitz 862.
8. Lin. Kleinbautzen 868.
4. Lin. Räkelwitz 864.
5. Lin. Förstcben 865.
6. Lin. Herbigsdorf 365.
7. Lin. Reichwalde 866.
8. Lin. Liebeln 867.
9. Lin. Dürrbach. 868.
40. Lin. Kringelsdorf 869.
Meuselwitz, D. bei Göda 668.
— D. bei Melaune 680.
Michelsberg, Herren v. 870.
Milde, diev. 870.
Milkei, D. 592.
Milkwitz, D. 595.
Milstrich, D. 555.
Miltitz, D. 554.
— diev. 874.
Milzener 4. 544.
Minckwitz, diev. 872.
Ministerialen 40.
Minnewitz, diev. 378.
Mitleidung 66.
Moholz, D. 684.
Möhrsdorf, D. 598.
Mönchswalde, D. 588.
Mortke, D. 565.
Mostrichen, D. 576.
Moys, D. 644.
Mücka, D. 572.
Mückenhain, D. 682.
Mühlbock, D. 574.
Mühlen, die v. 878.
Münze, die aus der, B. von Görl.
487.
Muschelwitz, D. 668.
Muschwitz, diev. 874.
M u s k au , Herrschaft und Stadt 566 flg,
Musterregister 84.
N.
Nadelwitz, D. 585.
— diev. 875.
Naptitz, die v. 877.
Nassau, Hans v., Amtmann zu Alten-
berg 667.
Naumburg am Queiss, Kloster 689.
Nausslitz, D. bei Kamenz 554.
Nebelscbitz, D. 554.
— diev. 877.
Nechan, D. 608.
Nechern, D. 588.
— diev. 878.
Necberyn, Hannus 688.
Nedaschitz, D. 668.
Neraditz, D. 595.
Neschwitz, Herrschaft und D. 568.
Nesen, die 878.
N e u d o r f , D. bei Wittichenau 558.
— D. bei Neschwitz 664.
— D. bei Baruth 572.
Neudörfel, D. bei Baruth 572.
— D. in der Penziger Heide 574.
Neuehaus, das, Burg 658.
Neueshove, diev. 879.
Neuhammer, D. bei Daubitz 684.
Neukirch, D. bei Kamenz 658.
— D. bei Bischoüswerde 599. 669.
Neundorf, D. bei Bemstadt 628.
NameiH und Sachregister.
681
NeuDdorf, D. an der Landskrone 694.
Neusalza, Stadt 674.
Neustadt, D. in d. Herrsch. Hoyers-
werde 550«
Nenwirth, Nie, Hans, B. von Görl.
6i6.
Neyda, D. 566.
Nickelschmiede, D. 687.
Nickrisch, D. 624.
Niecha, D. 625.
Nieda, D. 649.
Niederbiela, D. 570.
Niedergurig, D. 594.
Niederhaibendorf, D. 644 flg.
Niederkaina, D. 589.
Niederneundorf, 686.
Niederreichenbach, D. 628.
Niederschwerta, D. 580.
Niederseifersdorf, D. 680.
Niedersteina, D. 598.
Niederwiese, D. 580.
Niemitscb, D. 554 flg.
Niethen, D. 587.
Nigradow, Günther v. 554.
Nimpsch, Hans v. 647.
Nimschitz, D. 590.
nobiies 45.
Noes, D. 686.
Nostitz, D. 587.
— die V. 880.
4. Stamm Unwürde 886.
2. Stamm UUersdorf 894.
3. Stamm Rothenburg 395.
a. Lin. Tscbocha 398.
b. Lin. Gnttan 899.
c. Lin. Rothenburg 400.
Notenhof, die v. 404.
Nussedlitz, die v. 599.
Nybisch, Peter, B. von Görl. 625 flg.
0.
ObedienzdOrfer 668.674.
Obergerichtsbarkeit, Streit we-
gen derselben 62.
Oberlausitz, autonome Stellung der-
selben 39.
Oberbiela, D. 642.
Obergurig, D. 670.
Oberbaibendorf, D. 644 flg.
Oberreichenbach, D. 628.
Oberschwerta, D. 580.
Oberseifersdorf, D. 645.
Oberateina, D. 598.
Oberullersdorf, D. 664.
Oberwiese, D. 580.
Oedernitz, D. 680.
Oderwitz, D. 647.
Oehlisch, D. 628.
Oehna, D. 590.
Ohorn, D. 598.
Olbersdorf, D. 658.
Oelsa, D. bei Löbau 608.
— D. bei Baruth 572.
— D. 1^1 Viereichen 685.
Olssnitz, die v. der 405.
Opal, die V. 406.
Oppach, D. 585.
Oppeln , D. 608.
— die V. 406.
Oppelsdorf, D. 665.
Ortenburg, SchlosszuBud. 582.
Oertmannsdorf, D. 579.
Ossel, D. 597.
Ossling, D. 549.
Ostrichen, D. 676.
0 8 tri tz , Herrschaft und Stadt 660.
Ostro, D. 596.
Ottendorf, D. 666.
Ottenhain, D. 604.
Ottera , Adolar, B. von Görl. 645. 624.
Otterschitz, D. 559.
Oybin , Kloster und D. 652.
Ozruhrzen (?), Albertus de 650.
P.
Palow, die v. 489.
Panczer v. Smoyn, die 407.
Panne Witz, D. bei Neschwitz 564.
— D. beim Taucherwald 600.
— diev. 408.
Patrone tsrecht des Adels 42.
Peikwitz, D. 554 flg.
Pen zig, Herrschaft und D. 568.
— Herren v. 442.
Peschen, D. 586.
Petershain, D. bei Kamenz 557.
— D. bei Görl. 684.
Petschen, die v. 420.
Pfaffendorf, D. bei der Landskrone
624.
— D. bei Lichtenau 643.
P f a r r e i e n mit Adlichen besetzt 46.
Pfol, B. vonBud. 670.
Pickau, D. 667.
Pielitz, D. 583.
Pietsch, Günther 667.
Pietschwitz, D. 668.
Piskowitz, D. 555.
Pitsuicz, Gebr. v. 668.
Planitz, die v. der 420.
Pletzel, Hans, B. von Görl. 644. 636.
642.
Plieskowitz, D. 590.
Pohla, D. 600.
Polenz, die v. 424.
Pomeklitz, D. 668.
Pommeritz, D. 587.
Pönfall, der 69 flg.
Ponikau, die v. 423.