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i ^B)HeBiBail.SglBMEBa
(reschichte des Safrans
(Crocos satiYüs l. yar. cuKa autümnalis)
und seiner Cultur in Europa.
Von
Dr. Phil. M. KRONFELD
VcrfassRr clor ^Monographie der Gattung Typha", der „Blüten formein" etc.,
llcöitzor der silbernen Medaille von der Herliner Gartenbau-Ausstellung 1890,
des Aucrkeunungs-Diploms von der Wiener land- und forstwirtbachaft-
lichen Ausstellung etc
Nebst
ULRICH PETEAK'S Anleitung zum Safranbau
und einem Anhang:
Die Safranfälschungen
von Dr. T. F. HANAUSEK, k. k. Profeasor.
Mit 1 Tafel und 19 Textabbildungen.
WIEN 1892.
Verlag von MORITZ PERLES (I., Scilergasse 4).
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VORWORT.
Ich übergebe hiemit eine botanisch - cultnr-
hiatorische Studie über den Safran der Oeffentlich-
koit. Im Hohenlied und bei Homer vorkommend,
spielt derselbe seit dem grauen Alterthume eine wich-
tige Rolle. Es war daher anziehend, seinen Schick-
salen nachzugehen und zu zeigen, ein wie wesent-
liches Capitel in dem noch ungeschriebenen Buche
„Die Pflanze und der Mensch" gerade unser Gewürz,
Arznei- und Färbemittel ausmacht.
Die unmittelbare Anregung, dem Gegenstande
nachzugehen, erhielt ich durch den traurigen Nieder-
gang des Safranbaues in Niederösterreich, im Mittel-
alter der gefeiertsten Culturstätte ! Das Material wuchs
allmälig so an, dass es sich selbst zu dem vor-
liegenden Büchlein abrundete. Ulrich Petrak's
ehi'wnrdige Anleitung zum Safranbau wiederzugeben,
empfahl sich von selbst. Herr Prof. Dr. T. F. H a-
n a u s e k hatte endlich die Freundlichkeit, für mein
Büchlein eine umfassende Darstellung der Safran-
Fälschungen auszuarbeiten.
Diesem Gelehrten, wie auch Herrn Dr. Hans
Heger, Herausgeber der „ Pharm aceutischen Post"
und der „Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung,
Hygiene und Waarenkunde", welcher für die illu-
strative Ausstattung Opfer brachte, bin ich zu Dank
verpflichtet.
Wien, am 1. Mai 1892.
Dr. M. K,
\*
INHALT.
Seite
1. Der Safran-Crocus 7
2. Der Crocus bei den Aegyptern und Juden . 10
3. Der Crocus bei den Griechen und Römern . 14
4. Der Crocus in althochdeutscher Zeit .... 25
5. Der Safran von 1100 bis heute (Italien,
Spanien, Frankreich, England, Schweiz,
Deutschland, Oesterreich) (mit einer Text-
abbildung) 31
('). Petrak's Anleitung zum Safranbau (mit einer
Tafel) 52
7. Die Safranfälschungen von Dr. T. F. Ha-
nausek (mit 18 Textabbildungen) 68
>«
56:^A2,
pichichte des Safrans und seiner Cultur in
Europa.
Von Dr. H. Kroireld,
I. Der Safran-Crocus.
Unter Safran versteht man liekannt-
Ifcli die getrockneten, als Genürz, Färbe- und
Arzneimittel verwendeten Blilthen - Narben
der Safranpflanze, Diese ist im Orient zu
Hause, wii-d in Kaschmir und Kleinasien
ausgedehnt gebaut, seit der Riimerherrschaft
aber auch in Italien, seit der Äraberherr-
Echaft in Spanien und seit den Krenzzügen
im südlichen Deutschland, sowie in Nieder-
östen-eieh.
Man bezeichnete bisher diese echte
Safranpfianze als Crocus sativus L. Cha-
p e 1 1 i e r aber hält den gehauten Safran
fili* einen in der Zucht entstandenen Bastard.
Auch George Maw, dem wir das schönste
und neueste Werk über die Gattung Crocus
verdanken * — es ist so kostbar, dass nni-
die wenigsten Bibliotheken über dasselbe
-Verftigen ~ thut eingehend dar, dass der
^^afran-Crocus mit Crocus sativus
nicht identisch ist. Maw stützt
Reee Ansicht wesentlich auf folgende drei
rhatsachen : 1 . Die wilden Crocus - Arten
haben ein weit eingeengteres und kleineres
Verbreitungsgebiet als der Safran-Crocus,
welcher von England bis China gebaut wird.
2. Während der wilde Crocus so sehr ab-
fteorge M&w, A Monogiapk of Iht geim»
ffroetu, London 188R. Dem Prochtwerke ist ein
iliaiig beigegebeu, welcher eine gclelirto Äblianii-
Über die Wörter .Safran" und „Crocns" von
liAcaita «ntbMIt.
I ffroea
iradert, dass die einzelnen von MatS
Spielai'ten (Varietäten) aufgefasstea FbSB
von verachiedenen Autoren fdr selbstKndi
Arien gehalten wurden, ist der Safn
Crocus in seinem ganzen gi-oesun Anbau-
gebiete äusserst beständig- 3. Ist der Safrao-
(Jrocus immer unfruchtbar und muss auf
vegetativem Wege — diirch die Knollen \
mehrt werden. Diese gewiehtigen Gründe
veranlassen Maw, den gebauten Safraa-
Crocus ßir eine eigenö Culturforin auznselieii,
welche wahrscheinlich aus der ICi-euzung
wilder Formen des Crocus sativus L. hervojp-
gegangen ist. Aus verscliie denen GrUadeq.
empfiehlt es sich, für denSafi'an-Crocns eii
eigenen lateinischen Namen ku !;ebi'aucheihc
Beim Zurückgehen auf die Literatur fiud^
man, dass schon L i n u t^ ' den gebauten, :
Herbste blühenden Safi-an-Crocus als ^g«a^
Vai-ietät hinstellte, Der Safran-Crocus heia«^
in der zweiten Ausgabe des Linne'soheij
Systems, L,p. 51): Cr Ileus sativnsva ^
autumnalis. An dieser Bezeichnung solItiSj;
um weitere Verirrungen zu me.iden, festgehal*
tcn werden. Maw führt in seinem Werke fUnfi
wild vorkommende Varietäten des Crocus sati»;
vus au, die er fortlaufend numerirt, nämlicfa^
vai'. I Orsinii, var. 2 Cartwrightianus, var. T
Haussknechtii, var. 4 Elwesii, var. 5 Pallamt,,
Diesen wilden Varietäten gegenüber ist unsera
Vai-ictät autumnalis als culti\'irt zu unter-
scheiden. Der Safran - Crocus hat also zu
' Synunyma sind hierar: Crocus ofRoinalia ff
aulomuolls h. Sp. e. Murr. I., 83, Pers.Syn, l„41i-
CrocTi" Bttüviia C. B. P., Ü5 ; Croi-uB flBlivns -vm. hI
»utumuali« AIÜOQ. Pe.1., I., p. N, Woo.lv. Moil. Bot,
t. 17, 11: Cronus Hfttiviis Birg 8i:hnii<lr.. Off. Gew. I,,
Tab, 1 <1.
gössen: Urocus sativus I
aututunalis.
Die Gattung Crocus zählt mehi' als
GO Arten, welche vom Mittelmeergebiete aus-
Btrahleu. Es gibt dai'uater b>ülilingB- uud
IlerbatblUtliler, dann Arten mitweisser, gelber,
orange, lila, violetter und blauer Blilthenfarbe.
Dei- Safran-Crocus hat immer
blftssviolette, dunkler gestreifte
Blumen, die wohl von Manchen
auch als blau bezeichnet werden.
Rerado an den Stätten griechischer und
römischer Hultiu' ItommKn wilde Cnicus-Arten
vor (Griechenland, Kleinasicn, Italien). Da
die Nachrichten, welche weit in die vor-
oluistliche Zeit zurückreichen, vom xqöxo?
(griechisch) oder crocus (latein) ohne jede
nähere Bezeichnung sprechen, ist derzeit
die Bestimmung, ob es sich bei den Alten
um den echten Safran-Crocus oder um eine
wilde Art handle, kaum mehr raßgiich. Mit
Bestimmtheit können wir nur den CrncuB
vom Berge TmoluB, der bei Vergil (1. ländl.
Ged.) vorkommt als Crouus sativus L. var. 4
E 1 w e s i i Maw deuten, da eben die be-
zeichnete Varietät an der gedachten Stelle
vorkommt.' Wenn also im folgenden Capitel
auf den Crocus bei den Alten eingegangen
■wird, Bo kann damit eine bestimmte Croons-
Art nur in ansnahms weisen Fällen gemeint
sein. Von Wichtigkeit ist aber, dass wilde
Crocus-Arten in violetter, gelber und weisser
Farbe vorkommen. Manche Schwierigkeit,
die sich bisher den Comnientatoren der alten
Schriftsteller ergab, läset sich durcli Fest-
haltimsr dieses Momentes beseitigen.
2. Der Crocus bei den Aegypterti und luden.
Auf einer seiner Sgvptiselipn Falirten
entdeckte Georg Ebers im Winter 1873
bis 1873 einen sehr merkwürdigen Papyrus,
Den Inhalt desselben theilte er in einem
grossen zweibändigen Werke mit, welches
1875 zu Leipzig erschien. Wir haben in
diesem merkwürdigen Papi/roa Eier» das
älteste Buch über Heilkunde vor uns, ein
medicinisches Compendium oder Sammel-
werk, das BpäteBtcns um 1550 vor Christi
Greburt niedergeschrieben ist, das aber in
seinen einzelnen Theilen verschiedenen mehr
oder weniger älteren Zeitepochen angehört.
Die ehrwürdige Papyrusrolle enthalt Vor-
schreibungen, Recepte zur Behandlung aller
mögliehen innerlichen und äusseren Krank-
heiten. Dies angedeutet, liegt der ausser-
ordentliche Werth des Papyros Ebers ftir
die Geschichte der Medioin auf der Hand.
Es war daher ein glücklicher Gedanke, dass
der Berliner Arzt Dr. H, Joachim eine
mit den nöthigen Erläuterungen versehene,
allgemein benutzbare Ausgabe des ältesten
Arzneibuches veranstaltete.*
In diesem Papyrus finden wir nicht
weniger als dreissig Recepte, welche dan
Crocus als Bestand theil aufweisen. Diese
Vorschriften empfehlen sich von selbst der
Beachtung; sehen wir doch in denselben
die Anfänge der medicinischen Crocus-An-
wendung. Hellas holte sich seine Rrzt-
liche Bildung von Aegypten. Die griechischen
Aerzte des Alterthuma brachten es zu hohem
1 H. J a c I. i m , Papyroa Ebert. Das Ulteate
l Buch über Heilkunde. Ans üeio Aegyptiarhon khiii
L^rstenmale vgllatSadtg fiberaelxt Beiliu 1800^
_ Sie trugen gewiss zur Bekannt-
maohimg der medicinischen Kräfte bei,
welche schon der Papyros Ebet's dem Crocns
zuschreibt. Aus den dreiBaig von Joac him
mitgetheilten Recepten, die sich meist durch
vielerlei BeBtandtboile auszeichnen — Vor-
läufer des famosen Theriak oder Mithridat!
— mögen einige herausgegriffen sein. Gegen
die uha-Krankheit (Verstopfung) wird unter
Anderem verordnet : mäke-Koru vom nehe-
I Platz, Leinsamen (?}, C r ocus, sestja-Pflanze,
"beeren von der abu-Pflanze, Kümmel,
^Fachs, Oel, Baumöl, Milch,... neun Tage
iamit auf streichen.^ Die Ägyptische Bleich-
encht auszutreiben, rnuas man gleiche
Theile: Jehui- Frucht, Orocus, Frucht von
T er p entin -Pistacie, ut'äit- Frucht, säsä-StIteke
zermahlen, zerreiben und vom Patienten mit
Honig einnehmen lassen.^ In dem Recepte:
CrocuB in kühlem Wasser zerstoeaen, der
Person auf ihren Augerrand thun, um sie
.sofort gesund zu machen^ — zeigt sich die
urste Anwendung des Crocus in der Augen-
heilkunde, einem Zweige der praktischen
pM edicin, welcher sich bis zur Stunde des
frans nicht begeben hat. Auch einzelne
ieÜe der Crocus-Pflanze werden verordnet,
„Beeren" oder „Samen", Merkwürdig
j dass der Papyros Ehtra zwei Crocus-
Örl en kennt: eine des Nordens oder des
eine des Südens oder „des
arges". Erstere Sorte wird in den Recepten
~»5, 57, 144 verlaugt, letztere im Recept
7. Beide Croeus-Sortcn — eine Zusammen-
Stellung mit welcher mau besonc
[ wollte — haben die Rocepte S. '•
Schon im ältesten und bertihmtesten
Liebesgedichte der jüdischen Literatur, dem
Hohen Liede, dessen Abfassung um da«
Jahr 800 vor Christi geschah, wird der
Safran ei-wähnt; und dies in bedcutunga-
V ollem Zusammcnhango. Zum Vergleiche*
mit der Geliebten wird das Schönste und
Kfistlichste herangezogen, was der Erd*-
kreis bietet. Die Geliebte wird mit einem
LeiTlichen Garten verglichen, in welchem
. . . .Karden mitSaf ran, Cassien und Zimmt,
mit allen BUumen des Libanon, MyiThea
und Aloe. . , . zn finden sind.'
I Die althehräiacheBezeiclmutig ftli-Safran,
die wir an der erwähnten Stelle iindei))
lautet nä"!? ^ karköm. Wie Safran gelbst
eine Gabe des Orients ist, so auch diese
Bezeichnung, welche Griechen und Römer
aufnahmen: hqöxos — - ci-ocus. Nach Hehn'
mag das karköm in anderen seraitjschea
Dialekten, z. B, in der Sprache der Cüioier;,.
lautlich anders, doch wesentlich ühnlieh ffO'
lautet haben. In Cilieien befand sich nämlich
daa Vorgebirge xiiQvxoi, auf welchem in einor
' Thalniederung der beste Safran wuchs. Dies
hezengt der griechische Geograph und Rei-
sende Strabo^, dessen Wirken in d?,8 Ende,
des ersten vorchristlichen Jahrhunderts fUllt
Desgleichen hebt Plinius*, auf dessen
grosse Natnrgeschichte noch des Oefteren wird
1 zurHckcoltnmmen werden, den Safran vom
> Hohes Lied, 4,14.
1 s H o h n , KfUtwpßamen i<ni Hamlhitre. 3, Äutt.
Berlin 1877. S. 227.
I J Strnbo, U. 5, 5,
bDem
Cyriciia" in Cilioian als den besten
faervor. Der Herle'itung de» gi-iechischen
xQÖxos von einem semitischen Worte steht
eine weit gezwungenere entgegen, welche
— wegen dei' fttdigen Safi'annarben — xgäxog
vom griechischen xpoKij nehmen will. In dem
gelehrten philologischen Anhange 7.n Maw's
Crociis - Monographie , welcher L a o a i t a
zum Verfassei* hat, wird übrigens eingehend
erörtert, dasa die Aufklarung des Wortes
xg&eai noch manche weitere Schwierigkeit
hat. Dies ist wesentlich durch detl Um-
stand verursacht, dass der Saflor (Cartharaua
tinotoriiifi) und die Gelbwm-z {Cm-cuma)
in verschiedenen alten Sprachen Namen
führten, welche mit Crocus verwechselt
werden können. Auch Saflor — dieser Name
ist offenbar aus Safran gebildet — ist eine
alte Cultiii'pflanze des Mittelmeergebietee',
Curcuma ein altberühmtea Färbemittel und
Gewttrz. Satior heisst im Sanskrit kusnmbha,
im Griechischen xvijxoe, lateinisch cnicus ;
Gelbwurz im Sanskrit haridra, im Arabischen
kurkum, im Spätgriechischen xqvqxov/i, im
Lateinischen Curcuma, Alle diese Bezeich-
nungen klingen an xo6xog — crocua nahe an,
weiter sind Safran , Saflor und Gelbwurz
FärbemitteL Beide Momente deuten darauf
hin, dass die drei verschiedenen Dinge mit-
einander verwechselt wurden und demnach
bei der Deutung alter Citate grosse Vor-
sicht vonnöthen ist.
Während die Sprachen Europas sich
von der Bezeichnung Crocus fast allgemein
befreiten und Safran aufnahmen, ist die-
selbe für Asien massgebend geblieben. Dies
thutdiefolgendeZusammenFtellungLacaita's
dar, Safran heisst :
hebräiscb
_
karkom,
chaldaisch
_
kurkäm,
kl
vkämä,
syriHch
—
kürkarar
armenisch
khekhrum,
arabisch
_
kurkum,
persisch
_
km-knm,
karkum,
karkara,
kumkum '
im Sanski-it
—
kunkuma
,
hindostatiisch
kaschmirisch
—
kunkiim,
koug,
k
imkuin,
im Tamil
—
kunkuniB
m.
3. Der Crocus bei den Griechen und Rämern.
Homer s Hias und Odyssee, sowie die
übrigen homerischen Epen stammen ungefähr
auB derselben Zeitepoche, wie das Hohe Lied.
Des Safrans geschieht mm mehrfach in der
Dias und den anderen den Homeriden zur
geschriebenen Q-e sängen Erwähnung, Die
Odyssee entbehrt merkwürdigerweise sowohl
des x^öxog, als des atti'ibutiven Eigonschafts-
Wortes xaoxänmS.iii — safrangewandig, welches
der Eos beige gehen erscheint. Auf diasA
Thatsache, welche allein deutlich zeigt, daaa
der Homer der Iliaa und Odyssee kaum
eine Person gewesen , seien Philologen
hingewiesen.
Was zunächst die Hiade anlangt, so
tritt der Safran in Gesellschaft von Lotos
imd Hyakinthos auf (14, 347—349), Zeas
und Höre umarmen sich in trauter Liebe
auf GargavoB Höhe :
' Duch seil S c h a b I a 11 in der sohirwaner
I Provinz Fsreiens nieäenim
— 15 —
Unten nun spross die heilige Erd' aufgrünende
Kräuter,
Lotos mit tfaauiger Blum' und Er o kos sammt
Hyakinthos,
Dichtgedrängt und weich, die empor vom Boden
sie trugen.
Sonst bietet der Achilles-Sang xQoxog nur in
der Zusammensetzung xQoxoTtenXog, d. i. safran-
gewandig, mit safranfarbigem Gewände, wie
schon bemerkt als Schmuckwort der Eos,
die wir doch auch nach der heutigen Vor-
stellung als „rosige Morgenröthe" ansprechen
möchten. Voss übersetzt au den vier im
Sinne habenden Stellen^: „Eos im Safran-
gewand' ". Bei H e s i o d , dessen Wirken
in's achte vorchristliche Jahrhundert ver-
legt wird, ist die Flussnjmphe Telesto
safrange wandig. Bei Ale man, einem grie-
chischen Dichter aus dem achten vor-
christlichen Jahrhundert, sind die Musen alle
xQoxonenkoi, ^ Wie im 14. Gesänge der Ilias
Safran den Teppich bilden hilft für die Götter-
gemeinschaft, so ziert er auch sonst den Schau-
platz der Götteraventiuren in den homerischen
Hymnen. Proserpina wird geraubt:
Rosen sich pflückend und E r o k o s und liebliche
Veilchen — ^
Da Pan mit den Nymphen über die Fluren
zieht, lässt der Dichter abermals :
— Hyakinthos und K r o k o s
Duftend sich drängen und blüh'n in verworrener
Fülle der Gräser.*
Im Ceres-Hymnus (1771) wird das flatternde
Haar der schönen Töchter des Keleos mit
Krokos verglichen :
» Homer, Ilias 8, 1; 19, 1; 23, 227; 24,696.
* H e h n , a. a. O., S. 226.
» Homer, Hymn. in Cerer. 6, ähnlich 425.
* Homer, Hymn. in Pan. 25.
— 15 —
- doch am die ScLiiltern
' Flatterte rings das Hnar, der Blume des Rn>ln
vergleichbar,
Zwar igt HGhn geneigt, das Mädchenhaar
dieser Stelle unmittelbar als „krokas»
tai'beu" auzuseheu; aber diese Deutung;
scheint mir widersinnig. Denn wer den
Safran im Freien blühen sah, wii-d bemerken^
daBs die freien, nach aufwärts gericbtetcmb
Blaraenzipfel im leisen Windhauehe zittenL
oder flattern. Welch' hübsche Zusammen^-
Stellung dieser sanft bewegten Bliimenkelehoä
mit flatterndem Mädchenhaar! Der niedeiS^
i3sten:eichische Volksmund nennt die BIuiMT
der dem Safran nüchstverwandten Schwerfri
iilie, die das Flattern freilich noch aua—
geprägter hat, geradezu „Fledermaus", und
eine der Deutungen fdr Flieder stützt sioif.
auf die flatternde Rispe. ' Weil es sich i
Oeres-HymnuR ausdnicklieh um flatternde«
Haar handelt, liegt somit die Annahme naLejt,
dass der Vergleich auf flatternde, d. i. !ni_
Winde schaukelnde Crocus-Blumen hinziele
Lacaita^ betont allerdings, dase Grriechea-
land und Kleinasien gelbe, wenn man w31.
goldglänzende Crocus-Arten besitzen, ndp
deren Blumenfarbe leuchtendes Blondhaar
wohl verglichen werden könnte. Daca^
Sophokles mit seinem xgvauvyqi
wirklich einen gelbhl üben den Crocua im
Sinne hatte, unterliegt gar keinem ZweifeL,
Oedipus auf Colonos, 681 ;
Und in schönem Geringe! blüht
Ewig unter des Himmel Than Narkissoa,
Der altheilige Kranz der zwei
GroBBen Göttinnen; golden glifnzt
Krokos; nimmer versiegou die
Schlamm erlosen Gewässer
^Wleg ingP, a. 32, 72.
1 '»4M»W. ».
ft Bich hieflir in'a Feld führen. Häufig wächst
in Griechenland der gelbBchimmemde Orocns
Olivieri. Es ist nicht erst die sehr gekünstelte
Annahme nöthig, dass dem Dichter des
Letten Safran - Cnjcus gelbe Staubgefiisse
rechwebten '. Hehn • selbst fuhrt zwei
^teilen an, welche sich fraglos auf eine
feilde gelbblühende Crocus - Art beziehen.
Euripides, Jon. 8S7 :
Da erschienst Du mit goldenem Ha.ar
Sehimuternd, als iuh zur Blumenzier
Sammelte mir in's Gewand
Goldlouchtende KrokuablUtLen.
uns des Erechtheus Tochter Creusa
M> der idyllischen Beschäftigung des Sam-
melns gelber Crocus, da sie der goldhaarige
Apoll nberraschtj ähnlich sammeln Europas
ÖBfehrtinnen beim Zeusüberfall Gold-Crocus
loachua, L, 68).
L JDer Brauch, Gewebe mit Crocus, be-
jtimgsweise dea Narben von Crocus sativus
K'T&X. ciitta autumnalis gelb zu färben, reicht
»leichfalla in die Zeit der griechischen Classi-
citftt zurttcb. Pin dar, der griechische
Dichter dos fünften vorchristlichen Säoulums,
lässt Jason das safranfarbige Gewand ab-
werfen, und Pindars Zeitgenosse Äeschylos
achreibt dein Perserkünige Dartus die safran-
gelbe Fussbekleidung (Eumai-is) zu. Safran-
gelb war damals königliche Farbe ; als
Krtnigstochter war Antigonen der Krokos-
Mftntel zugekommen, sie wirft ihn ab. als
sie der Mutter und der Brüder Tod ver-
zweiflungsvoll bewegt.^ Auch medicinische
Anwendung fand Croeua in altgi'iechischer
Zeit Die hippokrati sehen Schiiften. ^»^kvCT».
— 18 —
zwei Crocus-Recepte an, von welchen das-
jenige mitgetheilt sei , welches uns den
Crocus als Augenmittel vorführt ^ : Gegen
feuchte Augen ; Ebenholz eine Drachme, ge-
branntes Pulver 9 Obolen (48 gr), reibe es
im Mörser, Safran 3 Ob.; reibe es zu
feinem Pulver, giesse eine Cotyle (0*27 1)
süssen Wein darauf u. s. w.^
Bei den Römern war der Crocus zuerst
schlichter Landleute Freund. Das erste von
Vergil's ländlichen Gedichten weist den
Landraann darauf hin, dass jeder Boden,
jeder Himmelsstrich andere Producte hat;
Vers 50—59:
Doch nicht spalte mit Prisen ein unbekanntes
Gefilde,
Eh' du die Wind' achtsam und die ändernde Weise
des Himmels
Auslernst, auch die geerbte Natur und Pflege
der Oerter:
Was dir jeglicher Boden gewährt, was jeglicher
weigert,
nier steigt üppig die Saat, dort heben sich glück-
liche Trauben,
Anderswo prangt Baumfrucht, dort grünt unge-
heissen die Grasung.
Schauest du nicht, dir sendet dos Safrans Düfte
der Tmolus,
India Elfenbein und den Weihrauch zarte Sabäer.
Der Tmohis, den Vergil hier als Crocus-
Berg schildert, erhebt sich östlich von
Smyrna in Kleinasien ; es lässt sich aus dem
heutigen reichen Vorkommen des wilden
Crocus sativus L. var. 4. Elwesii M a w
schliessen, dass Vergil an diesen dachte."^
O V i d in seiner sinnigen Art erzählt ein
Blumcmmärchen vom Crocus, einem Jüngling,
» Vergl. Cup. 2.
' Ilirschüerjir, Aegypten. GcHchichlliehe Studien eine»
Augtnarzitn. Leipzigs 18J>0. 8. 62.
* VergL Oap. 1 und M a w a. a. O., S. 169.
— 19 —
der sich in das Mädchen Smilax verliebte
und dann — zum ewigen Gedächtniss —
in die würzhafte Safranblume umgewandelt
wurde. (Metara. IV, 283; Fasti 227).
Doch zu welcher Rolle ward die Blume
in der üppigen Kaiserzeit herangezogen !
Freilich, die Anfänge hiefür zeigen sich
schon in der Zeit der freien Republik. Der
unserer Nase eben nicht sehr angenehme
Safrangeruch scheint damals favorisirt worden
zu sein. Denn die Scene im Theater wurde
mit Safranessenz besprengt; Lucretius 2, 416 :
Die mit cilicisohem C r o c u s besprengte Bühne.
Der eigenartige Brauch ward so heimisch,
dass das Sprichwort erstand: „Fabula peram-
bulat crocum", wo crocus als Theil für 's
Ganze, nämlich für die Bühne genommen
ist. Nach Sallust fand Metellus Pius zu
Ehren ein Gastmahl statt, bei welchem der
Boden mit Crocus bestreut ward. Vollends
zur Kaiserzeit flössen die Statuen im Theater
von Crocussaft, wie L u c a n u s erzählt.
H a d r i a n (Ael. Spart. 1 9) veranlasste, dass
die Bühne bei Trajans Empfange von Safran
und anderen Parfümen triefte. H e 1 i o-
gabalus, „der verkörperte Orient auf dem
römischen Thron" (Hehn), badete in safran-
gewürzten Teichen, seine Gäste bettete er
auf Polster mit Crocusblättern. Bei dem
berühmten Gastmahl des Trimalchio, welches
Petronius schildert, wurden die Gäste
bei jedem Gange mit Crocus-Salben bis auf
die Knochen durchnässt. P 1 i n i u s ^ be-
richtet, dass Safran auch Getränken, nament-
lich süssem Weine als Würze zugesetzt und
Crocuspulver in das Theater gestreut wurde.
^ P 1 i n i u s, a. a. O.
Bei dieser Zunahm Q des Bedarfes i
es nicht fehlen, daas die CrocuBzucht von |
iimKiohtigeii i'üniisohen Wirthen in die H&nd |
gßiiommtsD wurde, In dem Vergil eugo-v
adiriebenen Gedichte „Culex" („Die Mücke*^ J
lieisst es von einem Garten, V, 397;
Alles Vi o lange schlecht ist hier, und die sp
Myrthe,
Aiiuh hier Hyaointhn«, und liier die CiliuiorbltHIL
des Safrana>'J
Varro (1,35, 1) gibt praktische An weisuni
2ur Pflanzung der Lilie und desCrocus. Abii
Reibst im ersten nachchristlichen Jahi-hundeS
muHS die Safrauoultur noch immer mehr Seßh}
emsiger Gärtner gewesen, nicht etwa
Grossen auf freien Feldern betriebei
äein. C o 1 u m e 1 1 a, der landidj-thschaftlieli^^
Schriftstoller dieser Zeit, hebt eigens ditfl
Gäi'ten Roms hervor, in welchen iiel>ei)f|
Myrrhe und Caesie Crocus blühte (De ]
mst, 3, 8, 4). Ausführlicher ergeht
P 1 i n i n H 1 über den Safranbau. Der wil*
Safran 8 ei der beste, doch empfehle sid
tiiuht sein Anbau auf italischen Aeckeni
da er dieselben zu sehi' aussauge,
baue ihn durch Zwiebeln. Der breite
gr(tssere und mehr glänzende Gartensa&Al
sei schwächer, arte Überall aus, und
solbst zu C^ene, wo sonst immej (Üe beste
BlUthen wachsen, nicht immer fi-uchtbar^
Im höchsten Ansehen stehe der cilicisoh^
und hier namenthch der auf dem Berg«
Cyricus wachsende, dann folge der lycischfly']
olympische und centuripinische iu Sicilien. 1
Andere gäben dem phlegrUischen den zweitem i
Rang. Nichts werde so sehr verfälscht ala ,j
der Safran. Der echte müsse, in der Hand |
fßbolteu, raiischon, als wenn er Verbräche;
enn dor feuchte, welcher diesen Zustand
einer Künstelei verdanke, gäbe beim Drücken
nach. Eine andere Probe bestehe darin.
daea er, in'» Gesicht {jehalten, Haut nnd
Augen beissen müsse. Unter den Arten des
angebauten Safrans kommt^ eine allgemein
beliebte vor, welche ihrer Farbe wegen die
weifisbunte genannt werde. Die cyrenäische
habo den Fehler, dunkler za sein als alle
übrigen Arten und schnell zu verwelken.
Diejenige Sorte sei allemal die beste, welche
am meisten Fett und kiurze FHden hat, am
Bchleohtesten aber die, welche nach Schimmel
rieche. Nach Mucianus versetze man in
Lycien den Safran im siebenten oder achten
Jahre in gepflttgtes Land und verhindere
flO das Ausarten. Zu Kränzen wurde er
nirgends genommen, denn seine (Blumen-)
Blätter seien schmal. Die Bllithe breche
beim Untergänge des Siebengestimes* hervor,
baltc sich aber nur wenige Tage. Zur Zeit
des kürzesten Tages stehe er in voller Kraft,
■werde dann eingesammelt und im Schatten,
am besten an einem kalten Orte, getrocknet.
I>ie fleischige Wurzel bleibe länger als bei
anderen Gewachsen kräftig. Durch Treten
und Reiben werde sie besser, und dem Ver-
derben schon nahe, erhole sie sich dadurch
wieder; daher ihi- bester Standort Pfade
seien.
Dioskorides aus Anazarbus in Kili-
tien, Arat und Naturforscher des ersten
nachchristlichen .Tabrhunderts, ist bekanntlich
"bis in die Neuzeit auf medicinischem Gebiete
^fetoritat gewesen. Im Gefolge 'l<i« ■t"ötft\%'J>JNSsO'
e matifrti
'i durctreistö er viele L
Mcliritib eine Arzneiniittel-Lehro (i
medicu) in socLs Büchern. Das
26. Capitel des ersten Buches ist dem Groß*
gewidmet' Wie Strabo und Flinin;!
(Vergl. S. 1 1 ) rülimt Dioskorides den coryotf
Kchen CrocuB als den besten. Ihm zunSciiS
Mtchc der lycische. Minder wie dieeer sei dej
tttolieche und ganz zu vei-werfeu der cyre-
nUieuhc, sowie eioilische. Für den Ärzne}-
gebrauch sei der corycälsche am empfehlen^
wei-thi^sten ; VerffÜechungen desselben kfti:
mit Hefe und Crocomagma-Abf allen («.
vor, durch Silberglätte und Besprengen
Wein mache man ihn schwerer. Diese bi^
2001) Jalu'e alte Nachiicht lehrt, wie weit 4i
Safran Verfälschung zurückreicht. Heutzutajg
ist nach T. F. Hanausek^ der Safran d^
iCleinhandels fast immer verfälscht. Erv
seines Farbstoffes mit Alkühul berautil
darauf mit Karmin oder Anilinroth gefäd
und unter echten gemischt. Auffallend g " "
Waare entbfilt SafrangrifFel („Fcmineffi
beigemengt. Am häufigsten werden (
Narben mit den Blüthen der Ringelblni
(Calendula ofßcinalisj, welche mit Campeclii
holz oder Anilin roth gefärbt werden, daOj
mit Blüthen des schon erwähnten Saflor
(Carthamus tinctorius), endlich mit Blüthei
thcilea anderer Crocus-Arten und sogar mf
fein zerfasertem Rüucherfleisch verfälsclrf
Beimengungen anorganischer Substanzäl
(Smii'gelpulver, Kalk, Gips, Baryt mit Houlj
Syrup und Glycerin) sind für den spanische^
■ Dem laln
[enden lieg! M &
gyiiK, Lejdl
— 23 —
Safran geradezu charakteristisch. Auch
Blätter eines Riedgrases (Carex), mit Safran-
tinctur gefärbt, kamen als Safran in den
Handel. Weitere Verfälschungen sind Cur-
cumapulver, fein zerschnittene Knoblauch-
und Schnittlauchwurzeln etc. Zum be-
trügerischen Schwermachen der Waare wird
Glycerin, Kreide und Honig verwendet. —
Was die medicinischen Kräfte des Crocus
anbelangt, so sind des Dioskorides
Bemerkungen um so wichtiger, als sie für die
ganze Folgezeit massgebend blieben. Thessa-
lus habe den Safran blos des Geruches
wegen geschätzt. Andere behaupteten,
3 Drachmen Crocus, mit Wasser eingenommen,
wirkten tödlich. Gewiss sei, dass Crocus
zeitige, die Verdauung fördere und den
Harn treibe. Mit süssem Wein getrunken,
vermindere Crocus die Fülle des Leibes und
heile Katarrhe des Auges, wofern man
dieselben mit Safran behandle, der in
Frauenmilch aufgelöst ist. In Salben- und
Pflasterform sei Crocus heilsam für Gebreste
bei Frauen und Männern. Rothlauf weiche
der Crocus-Behandlung. Endlich dürfe Crocus
in Mitteln für das Ohr nicht fehlen. Diosko-
rides kennt auch ein zusammengesetztes
Salbenpräparat, Crocomagma, in welchem
Safran die Hauptrolle spielt.
Bei einer Rückschau auf die grosse
vorchristliche Epoche finden wir, dass in
derselben der Crocus als Färbemittel,
Gewürz und Aroma, d. i. Parfüm, im Ge-
brauche stand.
Im üppigen Rom wurde die Anwendung
als Duftmittel die haupt^äc\A\c\\^, "^"s» ^nä^^
damit eine orientaliscVie ^vU^ ^^xi^^Tvö^ossÄ-^^
denn gerade im Orient sind die berOhrnä
Aromata oder WoUgerUche aus dem Pfiancöä-
reiche zu Hause. Der Ojieut gibt uns aaah
die Erkläi'ung für den nach unseren B&-
gi'iffeu tlber tri ebenen Gebrauch der Aromata^*
Für die Bewohner heisser Zonen sind de i
der That von grösserer Bedeutung als für di,
Nordländer. Die Erzählungen der „Tauscu^
und Eine Nacht" , die Berichte ne — ^
Reisenden geben uns einen Begriff, ■
verschwenderischen Gebrauch die Orients
von Run oh er tin gen, wohlriechenden WäaB«tt|
zu Waschungen, sowie zur Bereitung " .,^^
Speisen machten und noch in der Q-egdB^
wart machen. Die durch die Sonnenwämn
hervorgerufene bedeutende AusdilnetHJ^
seines Körpers zwingt den Orientalen förtf«
lieh, nach den Wohlgerüchen zu
Was den Menschen angenehm war, nmsst
nach altera Glauben auch die Götter erfreue*
Daher der ausgedehnte Gebrauch der j
raata zu pferz wecke n ; die Räuchersch^ifj,
welcher sich der christliche Cult noch beofQi
bedient, hat eine lange Geschichte, Endtiell
schützte man die Aromata als heilsamej^
die Luft von Ansteckungsstoffen re'
Mittel, Plutarch* sagt von ihnen : „Wege»
ihres angenehmen erfrischenden DungteÄ
wird nicht allein die Luft verändert; äiHf,
von ihnen getroffene Körper wird auch zuX
Genüsse des Schlafes geschickter gemacVL^—
Die Sorgen, welche den Tag über bedrttcfcteri
werden (diu-ch die Aromata) zerstreut, u
auch die Einbildungskraft wird gleich einem
Spiegel geglättet."
' Vergl. B. SiBUmunil, DU ÄroTHtl,, U
'PJotareb, MuraHa, bli et Oaliii-
■ Glaube, dass die päaazliohea Aro-
tttftta die Bchädliohen Krankheitsstoffe oder
Miasmen der Luft entfernen , ist bis zur
Stunde aufrechtgehalten. Als der bayerische
Schulmeister Schmeltzl im Jahre 1 548
nach Wien kam, sah er:
In den gasseu und ringen
Ettlieh Lundert Fewer prinneu.
Von kranwitholz ', weyvauuh darzu,
Damit der Infft sich raynigen tliu.
Kiefernadel Sprit wird heutigen Tages
als sanitäre Wohlthat für das Krankenzimmer
geboten, und der aromatische Eucalyptus
Auetraliens wird als „Fieberheilbaum" zur
Anpflanzung in Fiebergegenden empfohlen.
Selbst Juvenal's^ satirische Aeusserung:
„Schon am Morgen gibt Crispinus Amomum-
duft von sich, so viel als kaum zwei Leichen-
begKngnisae aushauchen", könnte — mutatis
mntandis — auf manchen modernen Stutzer
angewendet werden.
4. Der Crocus in allhochdeulscher Zeil.
Die Sturmwogen der Viilk er Wanderung
rissen das weltbeherrschende römische Reich
fort. Roms stolzer Adler sank mit ge-
fcrocheuen Schwingen zu Boden. Die Ger-
manen traten das Erbe Italiens an. Römischer
Gartenbau wurde auf deutscher Flur geübt.
Der deutsche Bauerngarten zeigt sich uns
noch heute in einem Bilde, welches an jene
Urzeit gemahnt.^ Eh ist dies eine Folge des
Festhaltens an dem Althergebrachten, das
immer ein charakteristischer Zug des Land-
mannes war. In ' ' "
dem Capitnlare de villis aus dumJahre 8l2|
beBtimmte Karl der GroBse dlePäon»
welche jeder Bauer in seinem Garten \ef
mÜHse. Er lieas sich bei der Auswahl (
selben durch die Benedictiner leiten, vrelel
ihre Kenntnisse theils aus den Schi*"
römischer Antoren, wie des Golumeil^
schöpften, thoils den römischen Garten, l" ""
sie aus eigener Anschauung kannten, tmliS
den rauheren Himmel Deutschlands zu ■« "
pflanzen suchten. Daher kamen
manche mediterrane Gewächse , i
Mutterkiimrael (Cuminum Cyminum L.) 1
die Colotjuinte (Cucumis Colocynthis Xrjl
welche im nördlichen Klima gar nicht gS
deihen konnten. Andere aber, wie dieFraadw
mtuKe (Tanacetum Balsamita L.), derSiUbä
{Salvia officinalis L.) und die Raute (ft '
graveolens L.), haben sich bis auf den heutig
Tag im deutschen Bauerngarten erhlia
Dass diesernur ein eEx-n euer ung desrömiscj'
Gartens ist, zeigt sich auch in den Nai
mancher Gewächse. So ist „Salbei" offenn]
aiis Saivia, „Kaute" aus Ruta gewordei
„Rosmarin'^ ist ganz das lateinische Roaii
rinus, und selbst das völlig deutsch 1
gende „Lattich" hat inLactuca seinen'
ganger. Der lebende Volksmund sucht «t^
allerdings manche alte Namen völlig am
bequemen ; auf diese Weise wurde in Leyi
sticnm „Liebstöckl" hineingedeutet. Es köDSta
auch eine Stelle des V e r g i 1 zugesprochenäl
Gedichtes: „I>a8 Mörsergericht " (Morseto
welches das Gäi-tchen eines aimen Räm«i
aus der Kaiserzeit .schildert, mit ei^
Aendermigen auf jeden deutschen l
garten angewendet werden,
^eiaend Aiu4'-4ia ye£Ba-](%
— 27 —
Hier war Kohl, hier muthig die Arm' ausstreckender
Mangold ;
Hier weit wuchernder Ampfer und heilsame Malven
und Alant;
Hier die sUssliche Möhr' und buschichte Häupter
des Lauches;
Hier auch grünt einschläfernd der Mohn mit kalter
Betäubung ;
Auch der Salat, der labend die edleren Schmause
beschliesset ;
Häutig sprosst auch empor der gezackt abwurzelnde
Rettich ;
Und schwer hieng an der Ranke mit breitem Bauche
der Kürbis.
Die Einführung des Safranbaues nach
Deutschland in den ersten nachchristlichen
Jahrhunderten ist nicht bezeugt. Auch fehlt
die Pflanze in Karl's Capitulare. Möglicher-
weise nahmen die Benedictinermönche von
vorneherein Abstand, ein südliches Gewächs
auf die deutschen Gefilde zu versetzen,
welches selbst in Italien nur mühsam zu
bauen war.^ Oder aber widerstrebte es den
einfachen Mönchen, die Deutschen mit einem
Naturerzeugniss bekannt zu machen, welches
den Römern ein Behelf zum raffinirtesten
Luxus geworden war? Sei dem wie immer:
der Name Crocus ging in's Althochdeutsche
über.
E. G. Gr af f ' s Althochdeutscher Sprach-
schätz — ein Denkmal deutschen Gelehrten-
fleisses, wie es deren nur wenige gibt- — ist
nach dieser Richtung eine schätzenswerthe
Quelle. Nach diesem Werke (IV., S. 592, 593)
lautete Crocus im neunten bis zwölften Jahr-
hundert: chruogun, croc, crugo, crügo, krÖgo,
» Verjjl. Cap. 3.
• Da» HttehMhAndige Werk, dem der Verfasser seia
Leben gewidmet hat, nihrt aUe Wörter a», N<j'i\0ßL'5k \w ^»e\i.
altdeat»c'heu JiandaebrifUsn von Aw BÄTiiviTT.«vX\i\Ä "vBv^'Si^^^
des elften JuhriiuadtrU tni\xaX\^ti^VBi\\ vA «t%OQÄ«\v ^Ä^Jv---^»<»-
xa Berliu,
— 2a —
ki'iiBgo. Doch auch ehniogfai'u, cruogfar
für safVanfarbig kommt in der Äriatotelec
üeborsetzTing aus dem zehnten bis eKket
Jahrhundert vor, welche der Codex
St. Gallen aufweist' Die voa crocus liai
genommene Bezeichnung^ ftir Safran Wai
alBo in altbochdoiitBcher Zeit die masagebencb
Sie verschwand schon mit dem Eintritte Äk/t
mittelhochdeutschen Zeit. Alle europHi
Sprachen und Dialeetc mit Ausnahme 4ei
Gäliacbea der Hüchfichotten (croch — crocnd)!
haben die, wie noch gezeigt werden m""
vorerst arabische Bezeichnung Safran iibi
nommen. Das Italienieehe hat allei "
— neben Zafferano — Croco, grogo
gruogo. Die Sprachen Asiens, in welol
dieBezeichn ungCrocus ursprünglich zu HiHiu
ist, sind derselben ti-eugeblieben. (Cap. 2.)
Maw's' Bemühungen um dieGleGehiiA
des Crocus verdanken wir die Angabe, -cl ,
die FflanzG als Hellmittel in angelsJlchaiaolM
Büchern aus dem zehnten Jahrhundert i
kommt. Hier begegnen wir dem WorW
Saffron, welches uns daraufhinleitet, i
der Name der Droge, wie wohl auch :
arzueiliche Verwendung von den Arabca
nach England kam. Denn diese hatten e'
seit der Schlacht von Xeres de la Front«
in Spanien festgesetzt, und war daselbst e
eigenes Kalifat begründet worden. Freiu
der Künste und WiBsenKchaften, führten ^ ^
Araber auch den asiatischen Safran in Span!^
ein. Spanien hatte nachweislich schon i"'
zehnten Jahrhundert blühende Sa&ancultu
Von Italien abgesehen, war die pjreiü
' PrUsul und JDBEeD, Dh dwatimt TsM
f^a>ixii([Iai]novcrl8e21,nihFeD,braEu''nnil.liiuRa"ii
ileaaebe Samen dat Croom «n. Dies i« K6«U» ItÜ
' Mmw, a. ^ O., «, 03.
— 29 —
Halbinsel die erste Heimstätte der orienta-
lischen Pflanze. Ibn el Awwäm, ein in
Spanien ansässiger Araber, gab bereits eine
genaue Anweisung für den Safranbau. So
kann es nicht Wunder nehmen, dass die
arabische Bezeichnung für den Safran:
za'ferän oder sahafaran von ganz
Europa angenommen wurde, ja selbst bei
einigen Völkern Asiens zu finden ist, die mit
den Arabern zur Zeit ihrer Weltherrschaft
in Berührung kamen. Lacaita^ verdanken
wir die folgende lehrreiche Zusammenstellung.
Safran heisst:
arabisch — za'ferän
persisch — za'ferän
hindostanisch — za'ferän
malayisch — säfarän
türkisch — za'ferän, safrän
mittelalterlich-griechisch — zapharäs,zaphräs,
zaphorä
neugriechisch — sa'phrani
russisch — shafran
serbisch — shavran
polnisch — szafran
illyrisch — gjafran, safran,
xufran
ungarisch — säfräny
rumänisch — safranu
mittelalterlich-lateinisch — zafaranum, zafra-
num, zaframen
italienisch — zafferano,zaffrone
spanisch — azafran
portugiesisch — a9afraö
catalaunisch — safrä
französisch — safran, saffran
bretonisch — äsäxoti
' Ebenda, Anhang.
^■j
— Bftfran, b^
däniscli — saffran
schwediscli — eafi'aa
englisch — saffron
altengÜBch — safü
saffowH ,
Der verfilhverieche EinfiuBs des 1
klanges "beBtimtiat die Volksetymologie,
fremder Zunge für die eigene zurechtzu]
und umzudeuten. Oben ist schon eioigi
Pflanzennamen gedacht, die Solches offi.
baren. Nameutlieh unterliegen Ärzneimitti
namen dem Schicksale der Uradeutung
Anbequemung an die deutsche Zunge.' ^^
dem Elixir Staughtons ist so „Stockdm._ "
auB dem G-oulard'scben Wasser „Kiihlat8clü_
Wasser" geworden. Unguentam (Salbe) wurÄ
zu „Umwandt", ünguenhira neapolitanuDO JT
„Uragewandter Napoleon". Aloö soccotni
wurde „ Allwiso Kathrine", SasBafraH „EatH
iras", SarEaparitla gar „Sass da und h^
Briir auf", Oxycroceumpflaster „ßecmt&t
und „Executionspflastei-" getauft. Die Ijffl
deutung des arabischen za'feran = Saft"
ist über Anfänge und Versuche nicht hin«
fekommen. Solche Aenderungen in d^
olksetymologie sind das mittelhochdeutB
eaffart, paffrat, saffrath, schafluer und
seydfarw (Seidenfarbe).- Ein Versuch
Umdeutung liegt auch in dem dialecäiqj
näederösterreichischen aafrigon.^ Die ühri^^
mittelhochdeutschen Formen sind : safTartu
Baffaren, safferain, safferen, 8afF<LTon,90l&a41
und süffran, herrschend abex saffrän, saf .
und safi'iln. Letztere Formen sind auch 1
ilfert, Zar KtamaTaiiU iirr fiHMliUmlltliaK Am
Pharm. Patl. Wien ISSl, 8. B79.
- 31 —
das jetzige Deutsch massgebend geblieben;
Safran mit einem f ist das Gewöhnliehe,
doch kommt auch bei Musterschriftstellem
Saffran vor.
5. Der Safran von 1100 bis heute.
Hehn äussert beiläufig, dass die Safran-
cultur durch die Araber in Europa Ver-
breitung fand. Dies ist jedoch nur für
Spanien nachgewiesen (S. 27) und schon für
das nahe Frankreich und England kaum an-
zunehmen. Mehrfache Sagen verweisen uns
darauf, dass der Safran von den Kreuz-
fahrern aus dem Orient heimgebracht
wiu'de. Die früheste diesbezügliche Angabe
behauptet, dass ein Ritter von Rauheneck,
1198 vom Kreuzzuge heimkehrend, den Safran
nach Niederösterreich gebracht habe.^ Die
englische Tradition lässt einen Pilger unter
Eduard III. (1327—1377) eine Safranzwiebel
in einem hohlen Wanderstabe aus dem ge-
lobten Lande nach Cornwall bringen. Auch
die ersten Eier des Seidenspinners sollen in
ausgehöhlten Stöcken von Asien nach Europa
gelangt sein. An jeder Sage ist etwas Wahres,
zumal mit Bezug auf die Begebenheit selbst;
die Personen freilich, welche genannt werden,
sind am wenigsten sicher. Man darf es als
Thatsache hinstellen, dass wir den Kreuz-
zügen die mitteleuropäische Safrancultur zu
verdanken haben. Wenn die höfische Poesie
und das christliche Ritterthum in Folge der
Kreuzzüge aufblühten, wenn hierin schon
allein die grosse culturhistorische Bedeutung
jener wechselvollen Fahrten ausgesprochen
ist, so mag für den Culturhistoriker ».vsä^v
der Safran eine Erinnex\nig öie-^ tkvXX.A'ö^'^"^-
' Endlic her. Die MediehuA-Iliamtm,. N^\«Q. V^WI, 'S»- '^^^
lioliBn Verkehres zwischen Europa i
Büd westlichen Asien sein.
Für das Uebrige, was in diesem Capitel
mitzntheilen ist, düi'fte ee eich empfemsD,
die einzelnen Länder Europas getrennt ^
einander in'a Auge zu fassen.
Italien. Italien ist derjenige Th«
Europas, in welchem Safran schon zur ZS
der römischen Cäsaren, also seit bald 2flÖ
Jahren in Cultur steht. (Cap, 3.) Namentüöt
das Abruzzen gebiet ist in den letzten Ja^
Hunderten die Anbauetätte des italieniaohai^^
Safrans geweeen. Aquila war im Mittelalt<(
und noch im sechzehnten Jahrhundert C
grösste Safranmarkt der Apenninen-HAfli-
insel.* Durante in seinem Herbario (A.Ui
gäbe 1636, S. 152) gibt den Safranbau aqst
fiir Umbrien an. Im filnfeehnten JahrhundeU
war toscanischer und „mumpheref" Safi:^
— wahrscheinlich vom Monte Velino -
den Abruzzen bekannt.- Ueber den gt ^
wärtigen Stand des Safranbaues in Itallä
gibt H. Gr r T e 8 bei M a w Aufschhiri
llerkwürdig ist die Vorliebe der Miüländfl
für deu Safran. „Der Safran" — sehn ""
Mantegazza'' — „versetzt schon
seinem Namen und seiner Farbe allein 4m
Herz jedes Mailänders in Wonne, und V^
diesem Genussmittel erhebt sich ein tiei
tiefer Seufzer aus seinem speckigen u
glänzenden Wanst, und woii ne strahl end ti
er aus : Mailand über Alles I Jeder Italieiie
hat ein grosses Vatertand, und dieses ist d
gemeinsame Vaterland Aller: Italien j aboj
iB, e. 2,17.
•e AtoewaMJ, 8. 70.
: von ihnen hat ein kleines warmes
mtzclien in spidpni Herzen, wo die Liebe
L dem ongern Vaterlande glüht. An diesem
engeron Vaterlando hängt wohl Keiner mit
tnelir Liebe und Leidenschaft als der Mai-
länder. Er ist eine Schnecke, die den Dom
mim G-ehäuse, eine Auster, die den üom zur
Feiabank hat, und Safranduft erfüllt seine
Küchen, Safi'an ist sein Lieblingsgewürz."
Man' wird hiedurah an die Bedentung er-
innert, die dco- Crocus in der Küche des
klassischen Rom hatte. Nach C o e 1 i u b
Apioius bereitete man eine Speisencompo-
aition damit, die man „Conditum paradoxum"
nannte. Man schätzte am Safran Gemch
und Farbe und würzte und ferbte damit die
Saacen. Da aber die Römer unsere Spcise-
gabeln nicht kannten, so griffen sie kühn
■Und ungenirt mit den Fingern in die Tunke
und verschafften sich so, quasi nebenbei, ihre
schwefelgelben Grlacöhandsclmhe , die wii-
heutzutage für theueres Geld kaufen mdssen.^
— Ftlr d en Weltmarkt kommt der italienische
fi&&an nicht in Rechnung:. Die getrockneten
Narben desselben sind blass von Aussehen,
aber reich an Farbstoff.
Spanien. Infolge seiner Besetzung
durch die Araber hatte Spanien schon im
zehnten nachchristlichen Jahrbundort aue-
gebreiteten Safranbau, (Vergl. Cap. 4.) Die
Safran jilantagcn (Azafranal) befinden sich
derzeit in Teruel, Cuenca, Ciudad Real,
Toledo, Albacete und Valencia (im Ganzen
in 30O Oftscliaften), Valencia istdasCentmm
des spanischen Safranhandels. Es werden
jahrlich 30.0(10-80.000 kg producirt.- S5a.^\s.\i-
Stent Bomit unter den safraabauendeni
dem aa orstei- Stelle. ZweifelloB sind cßc
kli mati so heu Verbs Itnisae der iberischen Halb-
iuael für den Safran gflnstiger ola die des
übrigen Europa. Wenn der spanische Safiw).
auch der Quantität nach der erste auf datn
WeltmarktiBt, so rangirt er qualitativ an diittsri
Stelle, nämlich nach dem QsterreichiaoheiQ
— der freilich bald nur mehr der ßeschiebtä
angehören wü'd — und nach dem fraUh
züsischen ; nur die Engländer schätzet
spanischen Safran höher als den französiachofl^
BesonderB häufig ist der Alieante-Safran t ""
fälscht Der Gewichtserhöhung wegen w
der CrocuB hiEpontcus nicht selten eingefetttt
Aus Spanien kamen in den Jahren 1879 t*'
1881 nach Frankreich 6ti.073, 125,966, b
ziehungsweise 67.234 kg Safran. Der Frei)
des apanisßhen Safrans stieg Beit der reich«
Ernte im Jahre 1 874 bedeutend an ; er b
t™gI874 53— 56, 1975 82— 76, 1876 80— TTj
1877 78—91 Frca. pro Kilogramm.
Wie ans dem nachstehenden Diagrai
aiehtücb, ging der Preis des spanisctiti
Safrans, der für den Weltmarkt beBtimmai
b Jet, bis i880 in die Hühe, am i
— 35 —
bedeutend abzufallen (1884), allmälig an-
zuwachsen, bis 18S8, um von da ab so
rapid herunterzugehen, dass derzeit eine
seltene Baisse in den Safranpreisen wahr-
zunehmen ist. Ziemlich parallel mit der
Preisbewegung der besseren Qualitäten
(obere Curve) ging jene der minderen Waare
(untere Curve). Während Spanien in der
Safranproduction die erste Stelle einnimmt,
liegt der Vertrieb und Verkauf des Artikels
meist in französischen Händen. Frankreich
— über dessen eigene Safianerzeugung
noch unten nähere Nachweise gegeben
werden — fühi-t im Durchschnitte pro Jahr
180.000 kg Safran aus, wovon nur etwa der
achtzehnte Theil im Lande selbst wächst.
Deutschland bezieht zum grössten Theile
spanischen Safran unter französischem Namen
von französischen Märkten. Demnach richten
sich die Preise nach den Aufstellungen letz-
terer. Auch das Diagramm über die Preisbe-
wegung des Safrans seit 1875 rührt von einer
französischen Firma (L. Thiercelin & Charrier
in Pithiviers-en-Gatinais, Loiret) her.
Frankreich. Wir gehen, wenn wir
die rege ßetheilignng Frankreichs an den
Kreuzzügen berücksichtigen, kaum fehl, wenn
wir annehmen, dass die Safrancultur von den
heimkehrenden Rittern aus dem Orient nach
Frankreich kam. Die französische Safran-
cultur hat (jrasparin^ ausführlich be-
schrieben ; sie wird in den Districten Pithi-
viers (Gatinais, Dep. Loiret), Orange und
Carpentras (Dep. Vaucluse) ausgiebig ge-
trieben. Die unter dem Namen französischer
Safran (Crocus gallicus odexC\^^>Qi%^^^x?Ä^^
■• Court d'agrieuUure, IV.
o
1 Haadel kommende Sui'te i
der an den gelben Gri-iffolu (Feinmd
sitzenden purpurbraunen Narbeti, 7.weifarl»g.B
Aiisei'lt'Benf und von den Griffeleüdan I
freite Waai-e geht auch als iistorreichisbl
Safran. Quantitativ bewagt eich die jäfai^ol^l
SaiVaniu'oduction Frankreiots um 10,000 I "_
sie rangirt also — ■ mit beti-iichtliohenl Jie^
Staude — naeb derjenigen Spanie
lativ wird Crocnä gallicus höher gescluii^
als Orociis hispanicuB. Don Eehr bedeutende
tranzfisischen Safranliaudel illuatm'ei
folgenden Zahlen :
isTfl' IBM la
EiHfuhr . . Ö7.(i0l kg 127,7113 kg 77.Sf
Ansruhr . . 58,373 . ös.lu2 „ &9,0a
Mer Frei» des franziisiechu Safrans b
1874 60— U5, 1875 92—82, 187« 84—
1877 82—95 Frca, pro Kilogi-
England. Die Sage, nach vroi^
unter Eduard III. der Safranhau in Eugb
Eingang fand, weist darauf hin, dass %ä
kehrende Kreuzfahrer die G-abe des Ori
mitbrachten, wenngleich dieselbe si
ala Arznei droge bekannt war. (VergLG
Der Dichter TusaerB in aeinen-|
hundred pointea of Good Hushandrie'9^
liindlichen Lehrgedicht aus dem Jahrl
hat gewiss schon englische SalrancuHl
gesehen:
P»re Saffron betweeiie tlie two S. Maries i
or Bet or go shift it. tliat kmiwest the wMii ■
wlint yeere shal I duo it fiiiooru preßt to ymft
tlie fnartli in Garden, tbe lliird in the feeld.
Raphaol Holina hed, welcher
Maw Tussers Zeitgenusse war, gllti
genaue .Anweisung für den Safraubaa ||
' //jti
■vk, ■. *, o-, ». in.
In Shakeape ai-e's (1564— 16lö)
intei-niilrchen" heisBt es Act 4, Sctme 2:
I.Kiast have saffron, to coluiir the warden pies
{[ch taaas Safran hnbeii, zum Farben der Apfel-
; kathen).
I In „Ende gut, Allee gut" demselben Dichtere
: B^t (Act 4, Scene 5) Lafen zur Gräfin : „Your
son was misled witli a snipttaffata fellow
there; whose villainous salfron woiild have
I made a!i thc imbaked and doughv youth
I ül' a nation in his eolour" (Euer Sohn wurde
dort von einem taftgeeclinitrteii Kerl vcr-
I führt, desBCQ niederträchtiger Krausen-Safran
, wohl dio ganze unaiwgebaekene teigige Jugend
einer Nation hätte fäi-ben kftnnen). Der Safran
wui'de also in der Küche verwendet und
j diente weichlichen Gecken. Die alte Stadt
Saffron- Waldon in der Grafschaft Essex hat
gewiss vom Safranbaii den Namen. Ein eng-
I lischee Natiünalgehnck für Weihnachten,
I Saöron cake, erinnert an die vordem aus-
gedehnte Verwendung, welche unsere Droge
' m der Küche fand. Derzeit wii'd englischer
Safi'an um Cambridge in der Gi'afschaft
SsBex gebaut. Fili- den Welthandel ist er
belanglos. Aeltere pharmaoentiBche Bilcher
unterschieden neben dem CrocuB gallicua,
Tiispanicus u. e. w. einen Crocus anglicus, der
sich durch besondere Trockenheit und die
ibit derselben zusammenhängende Zerreib-
barkeit auszeichnen sollte.
Schweiz. Dieses Land bildet den
Uebcrgang zu den deutschsprachigen Gq-
bißten. Verhältnissmässig zeitig ist Safranbau
lind Safran handel für die Schweiz bezeugt.'
Gegen das Ende des vierzehnten Jahr-
h DD d erts be fanden sieAi tJÄßö.'^s&ife'o. ^"w»
^ttsllgehiete des Rheins Safraticulturen. ,
von Basel bauten vielfach den eintraglieh eil
Safran. Der Rath dieBer Stadt sah sich 1420
zu einem Erlasse gegen die Verfiilsohune
der Droge (Beimengung von Staub- una
Blumen blÄttern , Glänzen mit Baumöl) be-
stimmt Jede Art Fälschung war bei 1 Mk.
Silber verpönt; man sollte den Safran sanber
aus den Blumen nehmen, ihn nicht tränken,
salben, in geschmierte Säcke tliim
Von 1 473 ab verschwinden die Baseler
Safrancultiiren wegen des hohen Zolles, Dia
Krämer der Stadt nannten sich schon 1394
pDie G-esellscliaft zum Saffran"; ihr Hof hatte
dasselbe Attribut. Die derzeitige Safrau-
production der Schweiz hat auf dem Welfr
markte nichts zu sagen. Achnlich denMaf
ländern favorisiren diu Bewohner des ßem«]j
Oberlandes den Safran als Gewlli-z; ^^
kleine Bezirk verwendet alljährlich fßr di«
Droge 12.000—30.000 Frcs.
Deutschland Nur Süddeutschland«
klimatische Verhältnisse gestatten den Anbftd
des Safrans. V. v, Scheffel widmet ihm
ein anrauthiges Gedicht :
CrocUB, SproBB' des Morgenlandes,
Selt'ner Gast auf Schwabens Flur,
Zeugnis s ewig jungen Friedens
Und uralter Weitcultur:
Wo itzt Flocken niederwirbeln
Auf die wohldurcliblUmte Au',
Pflanzte einst ihr Safran gärtlein
Eine klutce Bömerfran.
Saft dem Süpplein ihrer Küche.
Berzarznni für böse Sucht,
Dunkler Locken Wohlgerliche
Zog sie aus der edlen Friiuht.
Und im Anhauch dieser Blume
Schritt sie, wenn der Frühling nah
Opfernd zu dem Heiligthttme
^r Pfaaa Abnol)».
— 39 —
'Dass die Gattin manches römiBchen
Samten auf deutscher Flur den italienischen
Crocus betreute, mag in den ersten nach-
christlichen Jahrhunderten voreeknnimen
sein. Heimisch wurde jedoch die Pflanze
nicht. Beweis hiefür ist, dass sie in Karls
Capitulare (Cap. 4) aus dem achten Jahr-
hunderte fehlt. In Gottfrieds v.StrasB-
bürg „Tristan" lesen wir bei der Beschrei-
bung des Hündchens Petieriu
ein alte röter danne grän
din ander gelwer dan safrän.
Auch die Stelle dieses vom Ende des zwölften
Jahrhunderts stammenden Gedichtes zeigt
nur, daes Gottfried die Safranfarbe
bekannt war, wie dies schon in althoch-
deutscher Zeit statt hatte. Noch K o n r a d
von Megenberg in seinem ehrwürdigen
^Buch der Natur"", dessen Abfassung 1349
bis 1351 geschah) gedenkt mit keinemWorte
des deutschen Safranbaues, obwohl er über
den arzneilichen Wertb der Droge ausführ-
lich spricht. (S. unten.) Doch ist Megen-
berg die Safranfarbe wohl bekannt. Die
männliche BlUthe des „wunderlichen paum"'
Bebildert er: ^sein pluom ist so schoen ge-
schicket als ain weiutraub und ist gevar als
Bsfrän", das harte Holz des „roetelpaum"
ist „gel Bam der saffrän", daFi Staubgefüss-
bttndel der Centifolie gleichfalls „gel sam
der saffrän." Bei alledem ist die Annahme
gestattet, daas die von den Kreuzzügen nach
Deutschland Zurückkehrenden den Safranbau
einführten. Um die Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts wurde der Safran in der Rhein-
gegend , wohl auch in Bayern gehait , "sa
noch heute Safuangäi-ten bestehen. In 8
1546 zu Strasaburg erschienenen „Kreuter-
Buch" sagt Book ausdrücklich: „Wolan die
Deutschen haben den Saffran auch gelernt
pflantzen Der Rheinstrom kennt dies»
wurtz auch daraugs sich etlicho erziehen.
Nit fern von der statt Landaw , bei dem
BerckhauEB Newcasten ligt ein dorff IlfUa»
heim genannt, desgleichen im WotmBac
Gaw, vnd auff der Pfrimmen, wUrt der
Saffran hefftig vnd mit Fle
gepflantzet . . ." Dasa nebstdem Vid
Safran eingeführt wurde, ist keine Fragoj
war er doch in der deutsehen Apotheke oac
Küche von damals gar sehr begelirt Wai!
die arzneiÜche VorBchreibuug anlangt, knüpft
sie zumal au D i o s k o r i d e s an , dessen
Grocus - Capitel schon mitgetheilt wurd?
Megenberg widmet in aeineiu „Buch der
Natur" • das 25. Capitel gänzlich der arenal-
lichen Besprechung des Sa&ans; dieselbe
lautet: „Crocua haizt faSrän. Dax ist j
gar wolsmeckendez kraut und haizt seän
pluom auch zu latein croeus uud ist h
und trucken eben m an zi deich. Der saffi
hat die ki-aft zu kreftigen und zu sterkOO
uud dar unib ist er guot wider des maffett
Iti-ankbait und wider des menschen ämabl^
diu zu latein syncopis haizt, und wider dlp
augenroete, diu von pluot klimt oder vot
colera. man schol den eaffvän hitzen !□ aineD
Scherben und eeholl in dann pulvern »nj
daz pulver mischen mit vaizteni wazzeri äsj
entsleuzt und erwaicht den leip und ii)(
auch guot zuo den eacben, diu vurgunonl
sind, aber man schol in den läuten nit gebeifa
I ' ia efoiftai'u Ancgabc.
z und truuken Einil und die zu latdu
oolerioi iudztat, wan die inaclit er uolustig
und priogt in wüllen, wer aber diu äugen
da mit e]'Kiiein well, der tetnper den pulver
mit ainem weizen jüns ais und tunk ain
p&umwoU dar ein und leg die in diu äugen.
.... wem man saffrän in wein trinkt, so
maclit er ti'unkeu und macht die laut vi]
lacLent, also daz sie niht vizzent, dar umb,
daz er daz herz sterkt und froeleich macht.
BZ sprechend auch etleich, wenn man in
trink, daz er etswenn b6 froeleicli mach,
daz der mensch in fräuden sterb. etleich
sprechent auub, daz der eaffrfia dem milz
^ot sei und daz er die unkäuech erweck.
er pringt auch daz harmwazzer. ez sprechen!
auch etleich, wenn man in in Trank geh,
s8 filrder er die gepurt auz der muoter und
daz er die muotei' in der h'awen entsliez,
wenn si hert sei worden und sich zesamen
hab gezogen," Wir fügen der Megen-
borg'schen Stelle die AeuBserung des Adam
Lonicer in seinem Kräuterbuche (15731
tkn; er sagt Folgendes von „Krafft und
Würekung" des Safrans : „Safran in der Speia
fenuBsen , macht einen langen Athem, und
enimmt das Keuchen. Welche fast dftmptig
aeyn in der Brust, und Geschwür drinnen
haben, sollen Safran brauchen, er hilft. Safran
bringt Unlust zu easen, und stärket doch den
Magen mit seiner Hitze. Ist gut dem Milz,
bringt Begierde zur Unkeuschheit, macht
wohlLarnen, und ein gut Geblüt. Safran auf
Binipal zwey oder drey Quintlein getrunken
ist tödtlicli," Noch erklärlicher wird die
ausgedehnte Verwendung des Safrans, wenn
man bedenkt, dasB er „in der kattkfe\i ■gi:*i%'&'eQ.
] Leibai'zte Kaiser Maximilian IL (1537
bia 1576) wird ein Traotätlein unter dem
Titel ^Der Teutschen SpeiBkammer" zuge-
.scbriebeQj in demselben nusBt ee : „es weiss
zwar raenniglicli, das Saffran ein köstliche
liebliche Specerey ist, dnch vbertrifft je einer
den andern, das schafft, er wird vn^
bey den Kaiiffleiiten halten, wird oÖ'termsIs
y.tt feucht eingethan. Mir gefeilt der Teutsch
Safran . der fiisch vnd doch wol trocken
«ingethan ist worden, am besten, dann es
cibt von sich ein lieblichen geruch, van
färben vnd gesehmack reichlich vnd gut, ist
jetzunder in allen HeiTenkUchen gemein., ,
Es wird aber Saffran wie andere Speoerey^
.iiich zum vberHuss vei'than, es müssen &Ue
Trachten mit Saffran oder Würtz abber^t
seyn, der Koch will nicht anrichten, er haba
dann den Pfeffereack an der hand, darrän.
greifft er ohn alles dawi-en, henckt «aä
schmiei-t etwan mehr an das Fftrtuch, dann
die notturfFt der Speisen erfordern." Sehv-
beliebt war eine Mischung unter dem Namen
„Speiswurz", in welcher drei Loth Sairan.
auf ein Pfund anderer Gewlli-ze enthalten
waren.' Das goldene Zeitalter des Safrai._
als Küchengewürz ist nun längst vortlbeaiä
Andere Zeiten, andere Sitten. Einstmalll
durften nebst Saft'an Rosmarin, Raute unft
Salbei in der deutsehen Rüche nicht fehtea.
— Obgleich der gegenwärtig producöftÄ
bayerische Safran (Crocns bavaricus) Am
französischen in Nichts nachsteht, macht 6
doch eine so gei'inge Menge aus, dasK e
für den Aussenhandel oline Belang ist
Tflrreicli. Mag auch Safran ia
vd'scilieduiien Tteilea der ÖBterreichiBch-
ungarischen Monarchie gebaut worden eein'
und gebaut sein, so scheint doch nur Nieder-
östeneict berflcicBiolitigenswertli, welches bis
vor Kurzem die beste europftische Soite, den
berühmten Crocus austriaca s, erzeugte.
Der Sage nach brachte ein Ritter von Rauhen-
ßck im Jahi-e 1 1 9S den Safran aus dem Kveuz-
üUge in das niederösterreichiHcbe Kronland.
Mit romantischer AuRsehmtlckung wird an-
ffegehen, daas Ritter Wal ther von Mer-
ke ast ein der Dame seines Herzens, Huld a
von Kaiihenstein, den Safi-an als das
angenehmste und ntUzlichste Geschenk des
OHents verehi-te. - Sei dem wie immer :
Niederöaterreich hatte von den Kreuzziigen
fliQ den Ruhm, unter allen deutschen Gauen
den besten Safran zu bauen. Grillparzer
Iftsst mit Recht, Rudolf von Habsburg gegen-
über, den Safran als das Attribut Nieder-
OsteiTeiche rühmen:
Schaut rings umher, wohin der Blick sich wendet
Lacbt'H wie dem Bräutigam die Braut entgegen.
Mit heilem WiesengrUn und Saatengold,
Von J^ein uad Safran gelb und blau gestickt,
Von Blumen süss durchwürzt und edlem Krant,
Schweift es in breitgea treckten Thälern hin —
Freilich begeht der Dichter einen Bach-
lichen Inthum, wenn er den Safran — und
hier kann wohl nur der gebaute in's Auge
gefasst sein — erstlich mit dem Lein gleich-
zeitig blühen, zweitens aber ihn gelb sein
■ Dies gilt lieiandsi
wCrti, wu ihm ilus Kllm.
TerwUdart. (Hhubiqui
jm 9fl.U1oh«n Tlrul. Wie»
tBKi, Int dar gi.tiuv vith'
Fluru w«i Tirol. \«.WL,ft-»!
Ifisat, Offenbar schwellte Glrillpai
durch die Narben bedingte (Jelbfitrbung vw,
wenn nicht das Sophokleische jrttfoniyi; xfäm,
das aus dem Munde eines GriecLea wohl- ,
laotivirt wai'.* Auch in Maw's grosser^
Crocua-Monographie findet sieb (3. 61), aü^W
langend den CrocuB austriacus, ein a^dTl
Fehler. Maw gibt nämlich an, dass eiDl
Stephan von Hausen, geb()reu zuNüm- I
berg, die ersten Safranknollen im JahreJ
1579 von Belgrad nach Wien bracbteiJ
Fast zwei Jahrhunderte vorher]
ist der Safi-anbau in Nie
reich urkundlich bezeugt.. UOftI
bis 1 465 wiu'de in den GSrten um dis Stad^fl
Korneuburg bei Wien häufig Safran gebant-^fl
Im Jahre 1423 verkauft der Chormoiatep VOaV
St. Stephan, Caspar Wildhaber, ein Haue und J
einen Safrangarten vor dem „WidmwtOr*!
in Wien. ^ Anno 1425 wird für dieselW|
Lucalitftt ein Safrangarten angpgeben.*
Jahre 1445 schenkte Oria delJa Scala, f^.^
malin des Grafen vonPretta, der aus Ven«'"
vertrieben war , den Augustinermönol
„Baum-, Wein- und Safrangäi-ten" unterlu
der Wiener St Paulskirche ; noch am /
fange dieses Jahrhunderts war die Gef
unter dem Namen „die wülschen Gäl
bekannt. Ueberhaupt hatten die Wieatjj
Bürger auf dem Grunde, wo jetzt die
reiche Vorstadt St. Ulricb steht, ausgei
Safrangärten. Dieser Safranbau im
banne, welcher bia in das Ende des t
• Ver«l.CMp. InndS. — Grillp
uiilEirarbsllenlstiache Studlor: meh
WurkB «Ina FrÜFlile üvrafllbiin.
■ ÄMHw d. IV. r. I.a':d,.k. f. A'
iner iinllcrbU«l||
'. lB»i«, 8. 1D3.
zenniea Jahrhunderts reicht ,
jenen, welchen mr schon für Base! verzeich-
neten. Um die Mitte des Bechzehnten Jahr-
hunderts war der niederösterreichiBohe Safran
eine berühmte Specialität des Kronlandes.
1546 Bchi-eibt Bock in seinem „Kreuter-
Bttch" : „würt jetzund der Deutsch Oester-
reichisch Saffran , bo vmb die statt Wien ,
wachst, vber den Orieatischcn, mittägi-
schen und andern gepreiset." Nicht minder
bezeichnend ist Schmeltzl's^ Aeusae-
rung:
Ostoneicb !
Wo mag man finden dein geleicb ?
~ " mir nie paaa Kra'ien hat,
|t)a bBBt den mit der thati
t Saffran in aller Welt
(Vachst neben traid, wein auff dem velt.
' Der ei'Bchreckende Niedergang der öster-
lÜBohen Safrancultur geht schon aus der
müberatellung der Ortschaften Nieder-
rreichs hervor, in welchen er einst ge-
^en wurde, und der Gegenden, welche
noch jetzt mit Safranhau beschäftigen.
Safrttnbauende Ortschaften Niederöster-
Ichs:
einst
jetz
lerbaum
irgschleinU
ilpersdorf bei
l'raisinauev
Ollenstein
Urm
nüm
Qnigsbriinn
ofneubiirg
jrems
oosdovf
LooBdorf
.■2i'f;;i,»"'-"
Itll, ,V.ä\>.5T-l
einst
'tMaiBsau Maisi
tUatzleinadorf
•Melk
Müoiohhofen Mllnii
•f.Veustift b.Kirehberg Xeusi
tOber-Absdorf
"Oberplank
Pariadorf Paiis
^Ravelsbach Rave
fSchönbübel
* Schrattenthal
*3chweiiibarth
•Siroing
»TuUoerfeld
Wien
NiederöBterreich hat zwei nach deml
Safran benanote Oi'tschaftpn : Saffta bei |
ScheibLs und Hafrat bei Ämstetten, die 1
sich die dereinstige Bedeutung dea Safran-1
bauea dartbun,
In den mit einem * bezeichneten Ot^l
Schäften wm-de der Safran mich am EoAt
des achtzehnten Jahrhunderts gebaut. Zetij
biefür ist U. Petrals, welcher 1797
Anordnung der Landesregierung eine 3k<mo;
mische Safranschrift herausgalj, auf die i
noch im Cap. 6 zurückkommen werden.' Vig
' D«r Titril d«i 1792 In antat, i^»^ it
erscblearnHn BUcblcini lautet ToUttnnd
Unterricht don niedeiSsteireicher SiFraii i __..
Gaierlii'aitii'rn and Oekonomen, vDnUgllcli jenen, t
ILUI iiinoT Rcrlngen Aniabl GrundilUfke EToileti *
liohciD wDllun, e«wl<l>n<il - Mit dam samaliltsn 1
BBnicn AnbiHBi — A.nf AnoTdnnnir ein« k.k.K.Q.jU
rbgiernup." DIb noch heate fDr jeden Ssfr an bauet heil
wtirlhs Publtcatlon ring nna einer Uenkichrin hBCrar,^
der Verwalter Mu.'fi der MaisBiii«r HerrBi'l.r.fi der n
aiterrelohliwhiin ReglernnB: ti-lri. frii.?
nni ijle SrfurschuDg der Sifr-n < i i ' i
HDlHDlker T. Ja(i|Ula biimli
änt wie raneliolloni »or geniii
en Abhandl. d. nalurf. Go«. i
fahUr vstatfimmelton Ahdru'-u !■ -■ r
P.'lrak'i HnblldHtiun Und (olEcntle älu^ir /
iiunatriBcutnennenawcnb; 1, liaueli
igaar, Ar tflmtr Btfirm in Btgfti. 6*. WS
einem
ihltach hebt der Gewiihi-smanii hervor,
.ass in der Umgebung derPfan-e nicht weniger
als fUutuudzwanzig Oitsthaften 1797 noch
Safranbau trieben: „aus einer hiesigen pfarr-
Hchea Urkunde lässt eich abnehmen, dass
derselbe vor 300 Jahren hier häufiger ge-
pflanzt wurde," Königsbrunn betreffend,
schreibt W e i a k e r n ' : „ Man hält den Safran,
der in dieser Gegend wächst, für den besten
itt Oesterreieh." Jetzt ist dortselbst keine
Safranblunie zu sehen. Noch in der Mitte
Jalirhunderta wui-de in den mit
j bezeichneten Ortschaften Satran
zt.^ Mit dem Aufgeben der Culturen
nahm selbstverständlich auch die Safran-
prodnctioa Oeaterreichs stetig ab. Zu Ende
dea Mittelalters kommt Safran öfters als
kirchliche Abgabe vor; eigene Zollsatzungen
der Mäi'kte lassen auf die in Verkehr ge-
brachte Menge der Droge schliessen, Um
1460 testirt die Witwe eines Meesners: „zu
Hilff, etewr und fui'drung zu ainem Kelich
in das Kloster der Chorhen-n zu St. Polten
einen silbernen pecher, der da hat 14 lot
oder dapey vnd 1 pfund SafTran."'^ Noch
1643 wird einem Hörigen des Prämonstra-
tenaerstiftea Schlögl gestattet, seine Abgaben
per 15 fl. mit Safran zu bezahlen.* Für den
Handel mit Safran ordnet eine St, Pöltener
Urkunde aus dem Jalire 1465 an^; „auch
von dem Saffrau soll ain gast von ainem
phunt Saffran gehen iiij d (Denare oder
Silberpfennige) und der Kauffer ainn phening.
a F. W., T'ipasraphU
In dem Jarmai-kt kaiifft in abei ^
so geit der gast vier pLeaing und der Burgorl
nichts, kaufft in abor ain gast von ainemf
Bürger, so geit der Gast von dem PfuntJ
Saffran 1 d und der Burger nichtB." Dta
Korneubui'get: Zoll Satzungen, gleichfä
vom fünfaelinten Jahrhundert, hestinunei
als Abgabe von 1 Pfimd Safran 12 Silbw
Pfennige.' Krems war noch in den letztei^
Jahren der Mittelpunkt des niederöateiJJ
reichischen Safranhaiidels. Auf dem Simcn
markte (28.0otober) wurde der Safrai
geboten. Bis zum Jahre 1776 wurde jadSf
Pfund vom Stadtmagistrat in Krc
Isußg gewogen und vom Pfund ein Lol
Waggebtthr abgenommen. Dies mag Viei
bewogen liaben, ihx'eu Safran lieber ku Hftui
an Unterhändler abzugeben. Gleichwohl l
trug der Absatz auf dem Krcmeer T'
duruhschnittlich 15 Ceutner odei- 840'09 1
Als aber im Jahre 1776 die Wagggbl
durch eine kaiserliche Verordnung auf ^
Pfennige herabgesetzt wurde, eiMg
im gleichen Jahre ein Safran aus gebot '
SO Centnem oder 4480-48 kg.^ Noch im Jiüfi
1807 betrug die Safranausfuhr NiederOe
reichs 6901 Pfand oder 3854 kg, von Iffi
bis 1816 exportirte Wien 4157-5 Pftind (J
2328 2kg.ä 1877 betrug die Safranausbra^
NiederÜBteiTeichs nur mehr 35 kg!' Si» |q
also gegenüber den jährlichen lO.QOQ I
Orocus gallicus und 80-100.000 kg Gtq(
liispanicus — zum Nullpunkt liorabgesunki
Mit dem Rarwerden des echten uiederiia!'
■ Ebenilit IBEI, 8. iue.
^ B. VI,
— 49 —
reichischen Safrans ist sein Preis in die Höhe
gegangen. Im Jahre 1775 galt das Pfund
nur 16 fl. 21 kr.; 1795 stieg es auf 56-64 fl.
Der Durchschnittspreis betrug zu Ende des
vorigen Jahrhunderts 25 fl. pro Pfund. ^
Gegenwärtig ist ein Kilogramm österrei-
chischen Safrans, wie solcher in der land-
und forstwirthschaftlichen Ausstellung zu
Wien (1890) zu sehen war, mit 120 fl. be-
werthet, was 67 fl. 20 kr. pro Pfund ent-
sprechen würde. Zum Vergleiche diene, dass
sich der Kaufwerth eines Pfundes Safran für
den Markt von Klostemeuburg bei Wien
in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahr-
hunderts durchschnittlich auf 15 fl. 5 kr.
stellte. Nach den damaligen Preisen ent-
sprach dies 13*5 Metzen Kornes. Zu gleicher
Zeit kostete ein Pfund Pfefi*er 2 fl. 36 kr.-
Gemäss der besonderen Herkunft unter-
schied man Donausafran (Neustift, Tullner-
feld), Ravelsbacher und Loosdorfer Safran.
Was den Crocus austriacus zu dem meist-
begehrten, von der Pharmacopoea Austriaca
allein verlangten machte, war seine besondere
Reinheit. Er war die Prima - Qualität im
Handel und bestand in der That nur aus
den Narben, welche ihm eine gleichmässige,
tief purpurbraune Farbe gaben; sein Ge-
ruch war betäubend stark. Den Culminations-
punkt der medicinischen Safran an wen düng in
Oesterreich bezeichnet das ^Dispensatorium
pharmaceut. austriaco-vienense^ aus der Zeit
der Kaiserin Maria Theresia, herausgegeben
im Jahre 1770. In diesem reichhaltigen und
sonderbaren Dispensatorium, mit seinen um-
fangreichen und mehrerentheils unappetit-
» Petrak, a. a. 0., 8. 55.
» Blätkr d, Ver. /. LandtOt. «m Ni«a«^0€rtBrT. V^^^ ^. *^^^
\
j
Kchen Rece|)tfovmen, kommt dur usterreiobij
sehe Safi-au über vierzigmal vor und >
scheint als typische Farbe für ihm Shnl»
sehende Mine ralprüpa rate, ais : Crociis Martin
CrocuB Veneris, Crocns Mptallorum etc.^
Von selbst stellt sich die Frage, welcb^
Ursachen den Untergaug der nieder Battl
reiohischen Safrancultur bewirkten,
der beträchtlichaten Zweig;e des Natioiil
gewinnes" (Petrak). Man wird diesei' Fn
nicht mit der BemerkiiDg auswfitcl
können, dass der Safran in Küche
Apotheke keine Rolle mehr spiele;
beste Crocus-Sorte — und das ist eben da
Croous aiistriacua — fände zureifellos AX^
heute Absatz. Am 28. October 1891
in der Sitzung der uiederösteri'eiohiso]
HandeUkarumer von der Safran- Mi söve 3
der Österreichs die Rede. Kaufmann Bres
(Krems) wies darauf hin, dasa die Safral
Pflanzungen in Niederiisterreich im Nied«
gange begriffen sind und dass, wenn täÜ
von niassgebender Seite eine grftndli)
Untersuchung und Unterstützung durobj
fuhrt wird, dieses Landesproduct gar ni).
mehr gepflegt werden düi-fte, und zwaf^
Folge der starken Concurrenz Spanie
Frankreichs, aus welchen Ländern gro
Mengen dieses Products bei einem verhJ
niss massig geringen Eingangszoll und
Preisen auf den österreichischen Markt i
langeu, welche gegen die Preise für >
heimisches Produet önorui diffurlren. f
gegen bemerkte KammeiTath Vollhofer, i
unter den bestehenden (^nsumtions-
Preis Verhältnissen Hilfe für diese Caltif
i wenn der Einfuhrzoll im Verhältnisse
c dem Weribe des Äi-tikels erhöht werden
wflrde, kaum möglich sein dürfte. Dem nieder-
östetreichischon Öafranbau haben jedoch nicht
allein die Handelsvei-hältnieae ein Hindernisi'
(gesetzt Ihm steht ein gewaltigerer Factor im
Wege: die fortschreitende Abnahme unserer
Jahres teni per atui', welche von den UokuDornfn
Kiedei-österreichs ebenso behauptet, als sie
von gelehrter Seile bestritten wird. Gerade
der Safran, welcher sich in Niederösterreich
von vorneherein au der änasersten Grenze
der Ciilturinöglichkeit befand, musete selbst
von einer minimalen Teraperatui- Verschiebung
betroffen werden; und der Untergang des
heimischen Sa&anbaues scheint eine Bulche
unmittelbar zu beweisen. Die mittlere BlHthe-
zeit des niederösterreichischen Safrans iet
für die Wiener Lage der 6. c t o b e r , fttr
1 örad Breitezunahme um 38, für 1 Grad
IjSngenzunahme um 0"4 Tage verzögert
(^Fritsch '). So spät im Jahre, wo ohnedies
schon diiB wechselnde Herbst weiter der
Iiandwirthschaft im Wege steht, blühend,
kann der Safran leicht Opfer einer sehr
geringen Temperatur abnähme geworden sein.
Im Italien und Spanien, selbst noch in
Frankreich und England befand eich der
Safran vom Beginne an unter weit günati-
^ren Auspicien, als jene sind, welche Nieder-
jfSterreichs continentales Klima mit sich bringt
Kttrzzusammengefassl: dem ni e de röste r-
leichischen Safranbau aiif freiem
Felde hat das niederöBterreichi-
Bohe Klima eine Grenze gesetzt.
Ein nationalökonomiscb wichtiger Culturzweig
ist Wemit v er nicht et , und es bleibt niohti
Äaderes Übrig, als den Safranbau in eolchei
Tbeilen der Monarchie einaiii-ichten, di(
klimatisch gUnBtiger liegen ak NiedaröKtBr
reich. Id dieeeiu Sinne hat K e e b s ' aoliot
1824 Dalmatiea vorgcBchlagen ; Sildtirol, T
der Safran-CroeuB verwildert ist, da« stldliclti
Istriea und Ungarn, Kroatien und SlavonieO]
vielleicht auch einzelne T heile BosnisAi
könnten neuen Boden abgeben fllr den gib
berühmten Crocua aiistriacus. Möge dieaeV
Vorschlag an massgebender Stelle Beachtuit|
finden I
(Hie;
TufBl.)
Der „praktische Unterricht den Diedtt
österreichischen Safran zu bauen"-, weloÜft
vor bald hundert Jaluen der Benediotiael
Ulrich Petrak schrieb, wird Jedem iiUtzlk)!
sein, der in Mitteleuropa die 8afra]QZu<4 .^
— sei CR zum Vergnügen, sei es zu geBchSftiF
mäesigem Betriebe — aufnehmen mödlS
AuB diesem Grunde theilen wir im Folgend)
den Inhalt des nahezu verschollenen Bttd|i
leins, mit der Wortführung des Ori^nd
jedoch auszugswciae mit. Ziu' aus^el«_ ^^
Erläuterung alles dessen, was den Sairu
seine Cultur und Gewinnung anlangt, wenH
die Abbildungen der vorne eingefllgton T*|
dienen; selbe wurde nach Petrak's „gemaW
Bilde des ganzen Anbaues" photozi
graphisch hergestellt.
Zum
t a II g 1 :
— 53 —
erde bedeckt; jene, deren Grund aus leichteren,
mageren, theils fettigen, theils mit groben Schollen
vermengten Erden besteht, sind nicht so vor-
tbeilhaft, können aber grossen Nutzen bringen,
wenn sie gehörig bearbeitet werden. Es ist aber
Jedem zu rathen, auf jeden Fall dem Safran den
besten Grund anzuweisen, da er den Weizen an
Ertrag zuverlässig dreimal tiberwiegt. In Hinsicht
der Lage ist zu bemerken : Es darf diese nicht
zu nahe an einem Walde sein, damit das Safran-
land nicht zu sehr beschattet werde ; an keiner
Berghöhe, wo es allen Winden ausgesetzt wäre ;
an keinem starken Abhänge, wo der Regen das
Erdreich abspülen könnte ; — die Lage muss
ziemlich hell und sonnig, nicht zu hoch und nicht
zu nass sein. Der Safran gedeiht vorzüglich, wo
der Weinstock zur Reife kommt; dessen un-
beachtet kommt er auch in kälteren Gegenden mit
Vortheil fort, denn er kann mehr Kälte ertragen
als die Weinrebe, ohne Schaden zu erleiden. Die
Safranzwiebeln überwintern, wenn auch nur mit
6 Zoll lockerer Erde bedeckt, sogar bei 10 o Kälte.
Nur wenn die Kälte ausserordentlich, und den
Bäumen, kleinen und grossen, nachtheilig ist,
wenn die Erde nicht mit Schnee bedeckt ist, dann
sind die Folgen von undenklichem Nachtheil.
Der Safran vollendet in Niederösterreich seine
Blüthe in der letzten Woche des Septembers und
der ersten Woche des Octobers. Der weiteste
Spielraum der Blüthezeit ist vom 15. September
bis Anfangs November, je nachdem die Witterung
mehr oder weniger günstig ist. (Vergl. Cap. 5.) Der
Safran muss gegen die mitternächtlichen Winde
geschützt, oder doch in ein gegen Mittag offenes
Feld gebaut werden. Wir sehen in Oesterreich
gewöhnlich ein Gebirge gegen Norden, so z. B.
ist die Gegend um Losdorf westwärts gegen Molk
von der nördlichen Bergkette, neben welcher die
Donau läuft, gedeckt. Die Gegend um Ravelsbach
wird gegen Nord und Nordost vom Manharts-
berg geschützt u. s. f. Die beste Gegend für den
Safranbau scheint jene zu sein, wo öftere Nebel
herrschen, z. B. in langen massig breiten Thälern,
von Flüssen oder Bächen durchschnitten; in
nebeligen Jahren drängt eine Blume die andere.
Im wasserreichen Oberöat©YTft\cVv, -^^ ^^^^'sä.
Strecken mit Klee bebaut amöi^ -Ti^XOciet inö.Osv
feuchte Witterang lieht, dttrfte flerS
Fortyang finden, und es wäre vöi „
Sutien, wenn damit Versuche angestellt würden.
Im Allgemeinen sollte der Safran in LÜndern gs-
pflanzt werden, wo kein Weinbau atattündet, demb
das Sprichwort: .Wenn der Safran moBteln liört,
kommen seine Blumen", bewührt eich sehr oft;
bei diesem Umstände vernaehläBsigen die Haan
den Safran, nm sich gänzlicb der Weinlese und.
den Weingarten -Arbeiten zu widmen, nnd info^»'
dessen wird eine unzählige Menge Safranblomni
zu dieser Zeit weggeworfen.
Die Zubereitung des Grundes i
Safranland ähnelt jener eines GartenbeetfiB '
wird auf dreierlei Arten erzielt : a) Man gifibt
mit der Grabschaufel, dem Grabseheit oder SpatsB,
im nerbst das bestimmte Stück Land schaufeltig^
d. i. fl— 10 Zoll tief, nm, beföbrt es im Frühjrtr^
wenn es im Winter nicht geschah, niit DDnget^
breitet diesen su viel als mitglich gleichmässi; ans
und haut ihn ein, vermengt nämlich mittelst dei
Haue den Dünger 4^5 Zoll tief mit der Erdc^
Die hiezu dienliche Haue ist das beim WeinbU
übliche Werkzeug. (Fig. O und P der Tafel.) Im
Eisen ist wie bei einer Grahschaufel oben breit
unten zugespitzt, der hölzerne Stiel aber wW
nicht der Länge nach, sondern in einem b "■-*--
Winkel d.iran befestigt. Das Eisen ist %
gewöhnlich U Zoll lang, von c~d S Zoll bMJ^
der hölzerne Stiel (a— e) 1 Va Schuh lang, etwas g»
krümmt, oben bei a vierkantig, sonst rund mki
1'/) Zoll dick; der Winkel, welchen das Eise
dem Stiele macht, misst 3b Grad, die zwei 1
werden Hahnenäiegen genannt. Das SaftanlbuH
(Fig. I) sei GHIK. Wenn man im Herbste bfl
IE gegen OH umzugraben anfangt, so bleibt be
ö a am Ende ein Schaufelschtag, d. i. eine / -
Furche. Der Hauer fangt nun bei o an, ati ,
eich mit dem Gesichte gegen a, haut in die Bvd^
die ihm auf der Haue sammt dem ausgebreiti
Bttnger liegen bleibt ; diese leert er in die FonIiI
GJ^ab und so einbauend und ableerend bei
er sich rUckliuga gegen h. Ea ist begreiflieb, i
der Dünger, der oben lag, durch die Ableerani
L »a Unterst kommt oder doch mit der Erde Vf^^^
Q|aischt wird, und daas von a bis b durch das l
UtÜndige gleich tiefe Einhauen eine neue Fioft
Bfii i kehlt sich iIkf
ilai
_ . f- gegen r und leert, iiidoii) er Bicti riicklin^
l^geu d bewegt, die anfgeliackte Erde in d
Fnrche tu ab. Die neu enletandeno Furche o
fUllt er iiuf ilie nämiiclie Art vun e bis / an J
nad fährt b« bis zu Ende fort. Weil jede Ke- P
^inacbte Kurche wieder mit Erde auBsofüHt wird.l
so erhaltet) wir ein elietiRS Land bia auf die |
. tetste l'uiche bei / K, die man offen lässt. .
iSach einschautem Dünger IKsat man das Land ]
„1)!s KwiBcheD halben Juoi und Ende Juli
'berührt, wo ea dann theils t-nr Vertilgung rtea
IXTakrautes, theils £ur Auflockerung der Erde
.neuerdings timgehaut wird; da wird aber bei IK J
»ngefangen, wo die Fiirohe gelassen worden, und [
diese angefüllt. Drei bis vier Tage vor dem Ein-
legen der Snfraniwiebel, n^ttulich zwischen dein
24. Anguat und 8, September oder um die Bauzeit |
der Winterfrucht, putut man das Land, d. i ,
, riebt es mit dem Rechen (Uarkel klein durch nnd
ebnet es so, rtass ea einem einzigen Gartenbeete |
^Äich sieht, b) Man ackert im Herbste das Land
( atirae tiefer und enger als gewöhnlich; im Frflh-
'jjahr ackeit man den Dünger ein, doch etwas
i.p^oliter, zwischen FUngsten und Jacob! wird das
<!jjuid nochmals geackert und alsdann gut geeggt.
' ^fPenn aber bei anhaltender Diirre durch Ackern
k im grosse Erdschollen /.q befürchten sind, so wird
id« Safrangarten zum letztennuale nicht geackert,
l'imidern mit dem Grabscheit nmgegraben oder
'Smfreliaut und alle Erdklumpen klein zerstoclien,
|(jj[)föi bis vier Tage vor dem Einlegen wird das
; .Qaiuie geputzt, uämlich wie bei der ersten Methode
; Üfein und eben gerecht, o) Die dritte Methode,
I Am Safranland zuzubereiten, besteht in Folgendem :
' Sobald der zum Safran bestimmte Platz vor der
1 ^nte, sei es Weizen, Roggen oder Hafer befreit
1' 'ist, wird er allsogleioh sammt den Stoppeln durch
>( den Pflug umgestürzt. Hinter dem Pfluge geht
I flin Tagewerker, der mit einem hölzernen Schlegel
atte Erdschollen zersclilägl ; nach dem Ackern
j 'Wird geeggt, drei Tage vor dem Safraneinlegen ge-
Sntst nnd noch den nätolicben Herbst mit Zwiehelu
riegt; der Dünger wird erst beim Legen dazu-
S lieben. — Die erste Methode wird von den
eisten befolgt, welche den Safiati ftc^sX, \iWt»;Ti-,
i dio t weite wird von 8o\cbeTk awsft^ftw&ftV, '""
tiealeu kleinsten Dilnger, %. B. SchafiUinger \ VOM
LTspart dabei mehrere Auslagen und kommt äk)
um ein ganzes Jabr froher aum Safran.
Die Safranüwiebeln — in NieiloTüH
reich .Kieie' — sinil gewöhnlich von der OffiaM
einer Haael- bis wälsdieu Nuaa. [Fig. II, X, Toa
III, VI i VU,) Sie Bind mit zehn bis iwülf we)chl
xirometfar honen huetähnlidlien Uüutcben,
uni die Stengelltnospe in dünnen FÜden
ganz eingeliüllt, doch so, dikss nur etw»
HäntchRn von unten bis hinauf reidien. die Übrige
nnter diesen aufwürta stufenweise anfangen i^k
immer kürzer und feiner werden. (In den Pig, ]
Ul. VI, VII. X, XI unterhalb a,)
Die Vermehrung des Safrans gesDbi
nur durch die Zwiebeln, man hat noch kein 1
spiel. dasB eine Blume bis zum Samnn gedi^hf
wäre. (Vergl. Cap. 1.) Jede Zwiebel bringt binw
einem halben Jahre, nämlich vom Herbste YAb. j
Gnde des Frlibbngs, einen oder zwei, auch T
bis vier neue junge Kiele; der ilutterklel I
gebt binnen dieser Zeit jährlich zu Graada *i
man gewahrt von ihm nichts als i
sc liwarzb raune Häute, die Bollen,
geschranipfte, harte, flache Hasse, das PIM
worauf die jungen ganz geformten Kiele gt^el
sitzen. (Fig. VII. I Bevor die Kiele in dia I
gelegt werden, mtlssen sie von allen IJnreinigkifAvl
wie Staub, Erdfclössehen. den alten ITäutOB Ti^
Mutterkiele, dem Flattel u. a. f.. gesäubert wer4_
üngepatzte Kiele sind die in den Figuren 1^.8
X, XI, geputzte die iu den Figuren VI und '^
dargestellten. Bei diesen letzteren sieht i
unten keine Wurzelfasem mehr, weil ei« mit \
Plättchen zugleich entfernt wurdet
Inaecten angefressenen, ffefaulten, von ihren HXl^
bis an das weisse Fleisch zu sehr entbW
Kiele werden als uuniltz weggeworfen )Ä
Arbeit beisst das KielUisen. Sie wird gewP
im Juli bis Ende August und meisteua v< "
vorgenommen. Die Kiele in gnissan I
silubern, ist nicht emiifehlensn'erth. Je r
Zwiebeln jjeBÜubert und Sdrtirt werden.'l
sicberei' ist eine reichliche Ernte zu l
^tiesco weniger eind Kiat&Uk&Uet^ j^
— 57 —
Die Kiele müssen an einem trockenen luftigen
Orte, drei bis vier Zoll hoch aufgeschichtet, auf-
bewahrt werden.
Zur Bauzeit der Winterfrucht werden die Kiele
in Komsäcken oder Butten auf das Feld gebracht ;
zum Legen benöthigt man eine Haue und eine
Futterschwinge oder strohene Backschüasel. Der
Hauer stellt sich bei a (Fig. 1} so an, dass ihm
das Ende des Ackers GH zur Linken liegt; er
haut 8 Zoll tief in die Erde und wirft diese links
in die Furche. Da die Haue spitzig zuläuft, so
entsteht durch das Einbauen eine dem lateinischen V
ähnliche Vertiefung, wo sich unten die zwei Erd-
wände gegen einander neigen. Damit besonders
an der linken Wand die Erde nicht herabrolle,
sondern schräg stehen bleibe, gibt ihr der Hauer
mit der äusseren Fläche der Haue, sobald er sie
von der Ableerung zurückgezogen hat, einen
kleinen Schlag, wodurch sie gleichsam geglättet
wird. So haut er ebenso tief, während er sich
rücklings bewegt, das zweite, dritte, viertemal
n. s. f. in gerader Linie ein und wiederholt jedesmal
den kleinen Schlag von der linken Wand, dadurch
entsteht eine gleichlaufende Furche a 6 und an
der linken Seite eine schrägstehende Erdwand.
Kaum ist der Hauer mit der Furche ein paar
Schritte weit, so kommt der Leger mit den Kielen,
legt einen um den andern 6 Zoll tief und 3 Zoll
weit von einander an der linken Erdwand an,
drückt ihn sanft in die Wand hinein, damit er
zur Hälfte darin stecken bleibe. Da die Furche
gleich tief, die Erdwand gleich hoch ist, so können
die Kiele auch leicht in einer geraden Linie an
die Wand gedrückt werden; da diese nur 6 Zoll
tief eingelegt werden, die Furche aber 8 Zoll tief
ist, so bleiben noch 2 Zoll lockere Erde unter den
gelegten Zwiebeln ; diese lockere Erde dient dazu,
dass die Kiele ihre dünnen Wurzeln desto leichter
schlagen können. Zu beobachten ist auch beim
Legen, dass das obere Ende der Zwiebel gerade auf-
wärts stehe (Fig. VI, VII, IX), damit die junge Pflanze
gerade durch die Erde brechen kann. Nach voll-
endeter erster Furche fängt der Hauer nicht bei
c, sondern bei d an, haut ebenso tief ein oder
nimmt von der rechten Wand einen Theil der
Erde hinweg und legt ihn von dev \\\iVft\!L '^ ^«Äc
an, macht zugleich durcli den o\>^Ti Xi^^^Tv^^"^'^"^
- 58
Btäg die angelegte Erde sclirägstebena, WQIU, .„
ilie dort betiödiiuhen Kiele bedeckt werden imd^
eine neue ZDin Legen taugliche Fnrclje de ent- 1
stellt- Durch das Anlegen der Erde an die Kiele f
werden diese nicht bewegt, weil diese beim Legen
von der Wand gedrückt werden, und da »«rJ
Hauer von der rechten Wand nur etwa 3 Zoul
breit Erde hinwegnimnit, iim sie auf die dort W- 1
tiudiichen Kiele anzulegen, so kommen die Kiel« V
tier zweiten Furche auch nur 3 Zoll weit VQnl
ihnen zu liegen; der Leger belegt die ew^Afl
Furche auf die vorhin beschriebene Art uad Bfrl
die 3., 4. u. e.-f. ; hiermit liegen die Kiele siiwobl T
der Länge als der Breite nach 3 Zoll weit ent- \
femt, unter einer 6 Zoll hohen Erddcc
einer 2 Zoll hohen lockeren Erdunteriase. In der I
Eile ist PS nicht immer möglich, ebensuviel Erde J
von der rechten Wand wegzunehmen, als nöthlg'J
ist, um die Fnrchen ab, de etc. auazufajlei
manchmal wird deren zu viel, manchmal zu wön^^^
sein, infolgedessen Erhöhungen oder Vertiefung^l
entstehen. Diese muss der Hauer allsogiMch s '
der Haue ebnen, damit es keines apifteren Ueb«..
rechens bedürfe. Nach dem Legen darf kein Fni
mehr in's Safranland gesetzt werden. Die f '
dürfen nicht über 3 Zoll weit auseinander' Jie
damit man auf ein bestimmtes Land deren w
als möglich legen könne, dtirfen &ber ancb nj^
näher sein, damit selbige ku ihrer Vermehni '
den nöthigen Raum linden. Die Kiele müssen t
gleich tief liegen, damit beim Umbauen dei
im künftigen Jahre dieselben nicht durchg(_,
oder beschädigt werden. Wenn zwei bis drei o
mehrere Hauer da sind, so hat jeder seinen eige,_
Leger hinter sich. Der zweite Hauer beginnt <^
zweite Furche, sobald der erste Leger soweit Tfll
gerückt ist, dass sie sich nicht gegenseitig hia4
— sein Leger folgt nach ; der dritte Hauer i „
sein Leger bestellen die dritte Furche und -wai
der erste zu Ende ist, so l^ngt er die vierte Fui
an — auf diese Weise geht die Arbeit g
schnell von statten.
Wenn das Safranland nach der Methodn e) i
bereitet ist, so wird der Dünger von dem Ln|
über den Acker ausgebreitet; da der Dlinget (i_.
verrottet imd klein ist, so wird er beim ümbsnflf
Ueiabt BÜt der Erd» veimetigt uuA mvYita uitet m "
kommt ilavuu rniTiiittelbiii' an die Kiele.
iftn XII vermeiden liat, um dl« Verfaiilung xu
■n, Viele pflegen in jede Fiirolie, wenn
i Kiele eehon eingelegt sind, den Dünger ein-
.Btreuen und dann erat mit Erde zu bedecken
feae Hethode zeigt sich aber uns w eck m äs b ig, da,
*~ 1)ekannt, ein jedes Zwiebel^ewSoha in Be-
ine mit dem Dfinger eehr leiclit in FKulniBS
ler^ht. Der so bereitete Acker bleibt nnn in
lhe> bis die Sa.franblum«n sichtbar werden. Um
a Äcker herum wird ein kleiner Graben gezog-en,
eila Dm die UbennäsBigen BegengltHBe abKuniliren.
eile um die Müuse und Maulwürfe fern zu halten.
Damit die Safrangärten vom Vieh, welches
t Berbste allgemein auf die Stoppelfelder ge-
in wird, nicht zertreteu oder durchwühlt
en, mUBBea aie binnen drei Wotben mit einem
n e umgeben werden ; dieser dient ancb, um
'inter die Hasen entfernt zu halten, die nach
SafV&n kraute sehr gierig sind. Zur Ein-
' — ; bedient man sich gewöhnlich alter W"ein-
,', welchen zur grSsBeren Befeatignng alle
' weit ein stärkerer Pfahl — Heftatocken
5 bis 6 Schuh hoch beigegeben
Jedes Stück wird zwei bis drei Qrieriinger
^^^ ) Erde getrieben und zur
Eeiiaueren Verbindung und Haltung an zwei
eisten, die oben und unten angelegt werden,
nittelat Strohbinden befestigt. Um leichter in den
Safrangarten zu gelangen, läBst man ein paar
Schuh weit den Zaun nur P/; Schuh hoch und
verlegt die obere Oeffnung durch Weinstecken,
die man kreuzweise zwischen die Seitenpfahie
eteckt. Fig. XIV veranschaulicht die soge.irtete
Einhegung (wie sie sich in Niederösten'eich bis
auf den heutigen Tag erhalten hat). Einen Zaun
»US Brettern zu verfertigen, ist zwecklos, denn
er würde zu viel Unkosten verursachen, da er alle
drei bis vier ,Tahre abgenommen und anderswo
errichtet wird : dann werden infolge solchen
dichten Zaunes die Sonnenstrahlen und der Luftzug
abgeliallen.
Sobald der Kiel in die Erde gelegt wird,
dringen aus seinem oberen Theile, aus deu Seiten,
zuweilen von unten mehrere weisse knospenartige
1 ^umViiiXnoTOWi
Keiiiie [in Niederästerreich „Zapfen" genan* ^,
flieh in weiasgelbe Böhrchen verlnnsfern^'
UinnPn rtrei liis vier Wochen Tjib an iUb Olwr- J
fläche der Erde reichen. „Die Zapfen kommeil ,
»wiaehen Tag iinil Erde." [Fig. X.) Bei b in Fig. U. .
Bsheu wir daB Witohstbuni vorgeachritten ; btUMO
drei Woclien erhebt aich der Stengel bis d d Zu-
gleich treibt der Kiel aus seinem unteren Thtfle
K^rte weisse 5 Zoll lang'e Wurzelfasern, iQ^istMl J
Bclirüge in der Erde. (Fi^. II, III.) Knapp an d«
Kiele, wo ein Riihvchen heraus wächst, zeigen ü
riind/iche Erhöhungen oder Knöllchen, welch« i
neuen Kielen werden. (Fig. VIII.) Die durchi^^l
sichtigen Hüute halten gleich einer Seheide dlft'l
grUnen Blätter heiaammen, biasie sich trcoaglldifM
(Fig. II c c die Scheide, e e die Blätter.) T^vlscheafT
den Blättern tritt die Bluiuenlcnugpe in FtinsJ
eines sprödeii Biihrehens hervor. {Fig. 11//.) ff'
Blume enthält drei Stanbgefässe (PollenblSIlQ
mit gelben flpitien Beuteln (Fig. IV e); sviaQbi
denselben befindet sich ein zarter geiber OtiS)
mit rtrei rothen Narben oder .Ziingloi
(Fig. IV d.) Diese sind „frech und fett", a^
einen Zoll lang, ziiaaramenge rollt, oben triohl_
förmig erweitert, gezähnt und an dem oImeb
Rande wie mit Gold bedeckt ; die Geuieinac)
der Narben gibt den Safran. {Fig. V.)
Eiel hat oft zwanzig Keime, wuvdd aber
weniesten sieh ausbilden, sondern die meisten a
Mangel an Saft wieder einschrumpfen und 1
Kiele braune Flecke hinterlassen. (Fij{. K.j Ä
gewöhnlichsten gerüth der oben aus der Mitte fl
Kieles hervorbrechende Keim, den man Hanptkn
nennen darf. (Fig. IX o.) Ist der Kiel klein,,
bleibt nur der Hauptkeim, der deo Saft aus a'
so kleinen Umkreis ganz an aich zieht, und
Seitenkeime schrninpten ein; ein so kleiner i
treibt auch nur eine schwacheEßhre, die drei M»^
grllne Blatter ohne Blumen euthült.
nittler
■n^f f
i iln-
kräftige Nebenkeinie, derc
grüne Blätter und in eine lüm lüi^iin,
keime sßlirumpfen auch ge"iili:i;ii L lin. i
Kiel aehr gross, so treibt w olnu um
dicke Keime, gibt sechs bis sieben Uölirulien, aber 1>
dieser Menge bleiben die meisten schwach undom
l Manien. Aus der, Beschreibung des errte^gj
— öl —
triebes kann man entnehmen, dass 1. die erste
Safranernte, wo kaum der dritte Kiel Blumen
treibt, klein ausfällt und man mehr vom zweiten
Triebe zu hoffen habe ; 2. dass die Kiele mittlerer
Grösse bei der ersten Ernte die vorzüglichsten
sind, 3. dass die grossen Kiele in Betreff der Kiel-
vermehmng den Vorzug verdienen. Deswegen
sind aber die kleineren Kiele auch nicht zu ver-
achten, da sie beim zweiten Triebe gleich viel
Bliithen liefern können, als die anderen. Regen und
Sonnenschein begünstigt die erste Safranernte.
Die Safranblumen wachsen rascher als die
grünen Blätter — sie sind früher sichtbar und
lassen sich leicht allein pflücken. Um mit Leich-
tigkeit und Geschwindigkeit auszupflücken und
iabei nicht die Zwiebeln in der Erde unnöthiger-
weise zu erschüttern, wendet man einen eigenen
Handgriff an : Man fasst nämlich mit dem Daumen,
Zeige- und Mittelfinger die Blume bei ihrem
Böhrchen, das oft noch in der Erde steckt, und
macht, statt zu kneipen oder gegen sieh zu
ziehen, einen kleinen Druck senkrecht in die
Erde; auf diese Art springt das Röhrchen von
selbst ab und die Blume bleibt in der hohlen Hand.
Die beste Zeit zum Pflücken ist früh Morgens,
wenn die Blume noch geschlossen ist und in Form
eines Kegels über die Erde steht (in dieser Gestalt
„Wutzel genannt"). Zu dieser Zeit ist das Fäserchen
leichter zu fassen ; der Safran, noch durch die
Blumenblätter von der Sonne beschützt, ist
frischer, fetter und von höherer Farbe. Bleibt
der Safran in der offenen Blume den Sonnen-
strahlen ausgesetzt, so ist er wohl gut, aber
etwas magerer. Die Blumen werden in Körbchen
(Fig. XUI) gesammelt und in Butten oder
grossen Körben nach Hause getragen, in einer
kühlen Kammer auf alten Tüchern, Stroh-, oder
Binsenmatten ausgestreut, bis man Zeit hat, die
Narben auszulösen. Man pflückt täglich, Sonn-
und Feiertage nicht ausgenommen. Der Flor
dauert zwei bis drei Wochen, manchmal auch nur
vier bis fünf Tage, je nachdem die Witterung
günstig ist.^
* Auf die Safranernte hat folgender lacherliche Aber-
f^lMibe Bezug: „Bei der Safranernte dürfen sich k^V\<i^
Personen weiblichen Oeschlechtos b«tlv^\^^TL^ ^^^\ ^^^w<e^
Geruch und Farbe daranter \eideiv.'* ^^X^\x\.ä^V *.• %«^^
I
— 62 -
S a f r a n H) 8 e n ist jene Manipulation, diucb J
welche die drei Narben von dem Grifi'el losgebraclil I
and aua der Blume hei-ausgenouimen werden, ßerfl
Löaer mnss trachten, da»s die Narben sneinandet^
hängen bleiben {Fig. V), dasa der .Bock" gxox a '
und dass von dem gelben Griffel nichts oder « '
wenig an den Xarben hängen bleibe. Auf t
Art wird der Safran, wenn er gedörrt iat, lu .
ßanmis und aufgedunsen, und da er ohne (.-.j
mischung ist, so steht er im Preise höbw. Ucoj
gut und ^eauhwinde zu löeen, wendet man bi-
genden Kunatgi-iff an : Man trachte die drei Sarilfif
bei ihren äusaeraten Enden mit dem Daumen ufid
Zeigelinj^er der rechten Hand KusammenzußisBtlm
und drehe eie seitwärts, damit sie alle zukI^u^
zwiacben denBliAnenblättern beranBscbtUpfen; EiÄr'
siebt man in dieser Lage die Stelle, an welcher öi
sich zu trennen anfangen, sü zwiekt man an selüofl
mit der linlien Hand, mit welcher man die Bliittl
hält, den Griffel ab und der Safran bleibt in i^
rechten. Die Blumen, welche Morgens eingeuunnii
werden, müssen, wenn mü glich, am nSinliob
Tage noch gelöst werden. Manchmal ist es nid
möglich, so viele Loser zu finden, am an eiu.
Tage fertig la werden, und daher gehen manoä
Haufen Blumen in Fäulniaa über. Sind die Bluoir '
jedoch trocken nach Eause gebrach
einem kühlen lafcigen Orte dünn auseinandw.fl
streut worden, so erhalten sie sich manobmal tf
bis vier Tage. Die Hausfrau ladet gewöholich i
der Nachbarschaft Jung und Alt auf den Abi
ein, schüttet einen Tfieil der Blnmen auf c
Tisch, versieht Jeden Leger mit einem 'ttil^
einer Schale u. dgl., worin der gelöste Sa^'a!) gtit,
wird — Bammelt diesen nind herum in ei» grösscv
Geschin'i bewahret ihn über Nacht in üü .
trockenen Kammer und bringt neue Blumen ZSI
Vorschein. Gewöhnlich hat eine Blume im.
drei Narben, doch wachsen zuweilen zwei BlinsM
in eine zusammen', wo dann vier bia fünf,
sechs Narben gefunden werden.
Am folgenden Tag ist die Hausfrau beHhl
tigt, den ans geifi 8 ten Safran ta dörren, ("
welches er in einigen Tagen verfaulen würde.
— v,:i —
Inem beliebigen Platze ilea Ueerilea wird eint
«ohwacLe Gluth aufgelegt, drei Stückclien Ziegel
werden in ein Dreieck herum gestellt, und darauf
ein Sieb aus BoBshaaren, sewöbnlicli ein Mehlsieb
gestürzt. Die Ziegeltrtlmmer Bind 3 Zoll, der lieif
des Siebes 6 Zoll hoch. Hiemit steht der Boden des
nm^ekehrten Siebes 9 Zoll von der Gluth entfernt.
Auf das Sieb wird ein Häufchen Safran gelegt
und mit eInerGänsefeder gleichmässig ausgebreitet;
dies wiederbolt man zwei- bis dreimal, bis der
Safran vollkommen gedürrt ist. Während des
Dörretis steigt ein kleiner Rauch empor, der nicht
beachtenswerth ist ; wird dieser aber zu stark, so
muss die üliith vermindert werden. Je langsamer
das Döiren vor alch geht, desto schSner wird die
Farbe deaSitfrans; eine jähe oder raucliende Gliitb
hingegen schwärzt oder verdirbt ihn gänzlich.
Der Safran wird von der Dörre weg unmittelbar
.in eine Schachtel getban und gut bedeckt, damit
Bein Geruch bo viel als möglich nicht verfliege ;
eingedrückt aber darf er augenblicklich nicLt
werden, sonst bricht und bröaelt er sich ; nach
einigen Stunden, wenn das in ihm verborgene Fett
hervordringt, wird er geschmeidig, dann erst lässt
er sich zum Aufbehält ohne Schaden, so stark
mau will zuBammendrücken.
Zur längeren Aufbewahrung sorge man
für ein trockeneB und woblschliessendes GefaBs,
um Beine Ausdünstung zu verhüten ; z. li. einen
glasirten Topf mit einer trockenen Schweiaablaae
verbunden, oder mit einem ebenfalls glasirten
Deckel bedeckt, deren Fngen mit gutem Mehlbrei
verpappt werden ; oder eine zinnerne oder eine
Mlzerne Büchse mit passenden Deckeln oder
Blasen versehen ; — zur längeren Aufbewahrung
findet sich kein günstigerer Oit ala auf einem
Infliigen Schüttboden im Roggen oder noch besser
im Weizen.
iS'ach vollendeter Arbeit im ersten Jahre ist
ferner die weitere Behandlung des
Safrangartens, der in Niederösterreicb nur
zwei, sonst auch drei und vier Jahre an einem
und demselben Orte besteht, zu beachten. Nachdem
die Blumen eingesammelt sind, lässt man die
KrSnen Safranblätter den Herbst, Winter und Früh-
jahr hindurch ruhig fortwachsen. Den Garten mit
Stroh, Reisig u. dgl. zii bedecken, ist nicht ratbsam.
ilenn liipilurcli linden die MÜiise eiuen ZutlnclitaortM
der Scboee gibt eine hinlün gliche Decke- Dli|
erat« Arbeit liesteht darin, die Safranblittt "
(„Säger". Fig. XV, AB), sobald eie zu nelken s
rangen, was im halben April, njanclimal
Aitlaiigs Mai vorfiLllt, abzumähen und ali 1
terung dem Rindvieh zu geben. Im Uonat« JaHj
ist der Safi'ang arten »anz mit Unkraut flberaoSf
welches tu vertilgen und zugleich das Erdr^Q]
Hufzntoclfern als zweite Arbeit anzaseben i
Das Erdreich wird nümlioh bis auf die Lage i
Safraiikiele umgebaut, die Vorsicht itbw |~
braucht, dass sie ja nicht beschädigt wer'
Wenu bei zu nasaer Witterung das ünkrant g "
Ende September, wo man schon Blnmeu erW
zu sehr überhand nehmen sollte, so i
mit den llünden ausgerauft werden, um den hervi^i
sprossenden Blumen keinen Schaden xUEtlfHÄC'
Das Knöllcben, welches sieh beim eraton iT
an dpn Mutterkiel angesetzt hat und vor. _
schon im Frühjahre ein Röhrcheii mit oder kAoI^
Blnmea im Derbste gewachaen ist. schwillt 1
übrige Zeit des Herbetes hindurch, so aneh \
Winter, wenn dieser nicht «u streng, und int _
jähr immer stSrker an, und wächst bis zu Pünj,
zu einem neuen vollkommenen Kiel, welclier' j
Siede riisterreich „Kiadel", sonst Setzling hol
(Fig. VIH.) Solange die Setzlinge klein i'
nelimen sie ihre Nahrung unmittelbar ans
Mutterkiele, den sie aoznaageu ganz aufs&t
und von welchem um Pfingsten nichts &h I
eingetrocknete Masse — das Plattel — vorhu
ist. Von oben ziehen sie ihre Nahrung dnroh j
Blätter an sieh. Wenn daher im FrUhjabre die DQi
lange anhält, bleiben die Setzlinge ' klein nnä i
meisten gehen wohl auch su Grunde ; ist hfaigier
die Witterung günstig, nämlich Sonitenaohoin i
Regen und lauen Nebeln abwecbsi
wachsen nicht nur aus den grossen Kielen melQ
sondern aus den kleinen weit grössere,
ihrer vollkommenen Ausbildung erhalten -,
SetsUnge auch ihre eigenen lIeberhXnt<9r. ■
welche sich der unterste The il der durchsiol"'
EinhUlInngaliäulchen und Ihrer vormaligen ,
liehen BlÜtter verwandelt und nach dieeot
Wandlung niulit mehr zum lebendigen 'i'heil* i
Zwiebel gehört; daher daun 4i6 'SaKBtei ""
— 65 —
welken und wir aus diesem Zeichen auf die voll-
kommeDe Ausbildung des neuen Kieles zuverlässig
schliessen dürfen und den Sager abmähen. Wenn
die neuen Kiele in der Erde liegen bleiben, was
das zweite Jahr wirklich geschieht, so schlagen
sie bald auch ihre eigenen kleinen Wurzeln seit-
wärts. Sofern also Alles gut von statten gegangen
ist, so liegen jetzt ganz neue wohlausgewachsene,
bewurzelte und um zwei- bis dreimal mehr Safran-
zwiebeln, als im ersten Jahre, im nämlichen Garten,
deren jede zwei bis drei Blumen hervorzubringen
im Stande ist. Wer die Safrauzwiebel auf den
dritten Blumentrieb lassen will, was von Einigen
befolgt wird, hat im dritten Jahre nichts Anderes
zu thun, als was von der Pflanze des Safrangartens
nach dem ersten Triebe gesagt worden. Die
Bauern sind der Meinung, dass nach dem zweiten
Blumentriebe die Kiele, wenn sie länger in der
Erde blieben, leicht brandig und leicht erfrieren
würden; — dies ist irrig, mehrere Erfahrungen
bezeugten, dass Zwiebeln, die fünf bis sechs auch
acht Jahre in der Erde unberührt lagen und jähr-
lich Blumen trugen, so gut erhalten waren, wie
die anderen, welche nur ein paar Jahre unter
der Erde waren. Wenn die Safran kiele durch
zwei bis drei oder vier Jahre auf dem näm-
lichen Platze ihre Blumen zollten, werden sie
ausgegraben, ausgenommen. Der Zeitpunkt dazu
ist zu Pfingsten, wenn das im Herbste an-
gesetzte Knöllchen so weit gediehen, dass es
einen neuen vollkommenen Kiel gebildet hat. üni
diese Zeit also, wenn die Sager schon abgemäht,
die Kiele ihr vollkommenes Wachsthum erreicht
— ganz eingezogen — haben, gräbt man sie
folgendermassen aus : Der erste Arbeiter nimmt
mit der Haue das Erdreich bis auf die Kielenlage
weg ; der zweite gräbt auch mit der Haue nur so
tief unter den Kielen, um diese nicht zu beschädigen,
fasst die Kiele sammt der Erde auf und lässt sie
fast auf den nämlichen Platz fallen ; durch das
Fallen bricht das mit Kielen vermengte Erdreich
iiuseinander und sie liegen zerstreut umher ; mit
den Hauenfliegen werden sie so weit als möglich
hinweggeschoben, damit sie sich mehr von der
Erde ablösen, sichtbarer werden und dem ferneren
Unterhauen nicht mehr im Wege seien ; — dÄA
■erste Handlung heisst man A\)T2L\x.m^\iT ^\^ ir5s<K>^Ä
Aufwerfen. Die Kinder sammeln die Zviebdta S
kleine Haufen oder in BftukBchlisseln ; sie verden'
a Ollann alaogleich in Hafeireiitern von dem
^niberen Scbmntze gereinigt, dann in Säolcen auf i
einen luftigen Ort gebracht und nach Beqnamlich- ,
keit gelöst.
Die Eintlieilung d e r S a fr an lan der
hängt von der Willkür des Gutsbesitzers ab, ob
er den nämlichen Platz auf den 2., 3. oder 4<
Blumentrieb liegen lassen will. LäeBt er die Kielo- I
unr zweimal treiben, bd hat er nur zwei Ab* f
theilnngen ; geschähe es dreimal, dann sind dirrf I
Abtheiluogen etc. Mao wählt sich auf einem Joeli J
Acker ein StUck Land A, k. B. ku 2<io Quadr&t* L
klafter, und belegt ea mit Safranzwiebeini da» I
zweite Jahr belegt man gleich daneben ein J
gleich grosses Stiick B — man hat sI|Kb|
zwei gleich grosse Stücke Landes AB; '
dritten Jahre wird A herausgenommen und ftof I
den an B grenzenden Platz C verlegt — da lutl
man wieder zwei Stücke BO — eines immer axttM
den ersten, das andere auf den zweiten Trieb. D^f
Zaun wird bei A abgerissen und damit . _„
gezäunt. SD rückt man den Garten auf dem Joch I
Acker fort. Ist man nach acht Jahren au das End|l l
des Joches gekommen, so fangt man wieder nn>m
vorne bei A oder noch besser auf einem zwettt^f
Joch Acker an. Das Stück, wo zu Pfingsten ^1
Kiele ausgegraben werden, kann im Septem'"""
mit Weizen bebaut werden, der eobün ged<
Die Figur eines solchen Safrangat
längliches Parallelogramm, z. B. ä- .
breit und 30~4u— 50 Klafter lang. Der Umftt
ist freilich grösser als bei einem regelmägslBi
Viereck, der Zaun also länger und mit m
Kosten verbunden; diese Form hat s})er (
Voraug, weil im Winter zwischen iwei lul
Zaunwänden der Schnee sich leichter verrängl ü
liegen bleibt. Die Gri.lsse eines solchen GutrH
ist nach der Anzahl Leute einzurichten, dl6 !
zum gafianlösen benöthigt. Je mehr i
erbalten kann, desto grösser kann
Safranbaii ausdehnen; manchmal ergibt sich 1
doch der Fall, dass die Anzahl der Losur '
nach der Grösse des Gartens im Verhältnisa
darf, denn z. B. zu Zeiten schiessen auf lOü QunÄ
r eo viele Blmnen »Ol', 4«.m ür «
i Tage niclit im Stande sind, eie »iiazulüaen ;
ein anderesnml bedarf man auf 2nn Quadratklafter
nicht melir al» das Hans-Personal. wBnn nfimüch
der Flor drei Wa vier Wochen fortdauert.
Das Rindvieh, die Schafe, Ziegen. Hirsche,
Rehe und Hasen steilen dem Grase nach, die
Schwpine den Zwiebeln; der Urin der Hasen soll
die Kiele verderben. Die MÜnae zernagen die
Zwiebeln ; von den HStiten bauen sie sich Nester.
Die Maulwürfe fressen wohl nicht die Zwiebeln,
bringen sie aber in Unordnung, bedecken mit der
aufgeworfenen Erde de^ Satrer, infolgedessen
dieser verfault nnd die Zwiebeln verderben.
Bisher siud uns drei Krankheiten bekannt,
welchen die Safrankiele unterliegen, a) Die erste
besteht in einer FSulniss, die, ohne selbst an der
üasseren Haut bemerkbar zu sein, eich hu den
Körper der Kiele selbst ansetzt und diese nach
nnd nach gani in eine Art Fäniniss versetzt.
Beim Kiellösen endeukt man diese Krankheit,
sobald sich ein Kiel weicher fühlen läset, den
man sodann ohne Weiteres wegwirft. Ist die
FKnIniss noch nicht zu weit eingedrungen, so
reinigt man den Kiel durch einen Druck. 6) Ein
„rübenftirmiger" Answuchs (Fig. XII a a), der sich
meist unterwärts ansetzt und an den die meiste
Nahrung der Zwiebel so verschwendet wird, dass
diese endlich selbst ganz verzehrt wird.' Diese
Krankheit tindet sich hier auch selten vor und
kann beitn Kiel läsen auch gänzlich beseitigt
werden, c) Eine sehr gefahi'liche, durch einen
Pilz — Ehizoctonia crocorum der heutigen Autoren
— verursachte Seuche. (Fig. XI.) Der Pilz bildet
mehrere abgesonderte Knollen von Haaelnnss-
grCsse, die dem K!iele anliegen oder in dessen
Kühe erscheinen. Ans den Knollen laufen viele
Jnfi'aniiTiBi
— 68 — _
veilclieuFarbige, wollige feine Füden [MyueUen)theilfr ■
von einem Knollen iura andern, tlieila umwintleaj
diesellien HRtiirtig die Schale dea Kieles, dann. |
dringen sie zwischen die Lage dev Schale zur I
Zwjetiel seibat und tödten sie. Aus einer ao um- 1
strickten Zwiebel, nla dem Mittelpuniit und Wohn- 1
sitae der Seuche, verbreitet aicli das Uebel kreia-
töTm'ig und schnell ciuf die umliegenden Kiele und
tödtet einen nach dem anderD. Eine sulobe- j
Zwiebel oder nur eine Schaufel voll Erde aas j
einem kranken Felde kaun in einem gasiiDclm' I
Garten gleiches Unheil anrichten. In Niederüster-
reich heiSBt diese Krankheit Brand, AuBBtandi. '
Man erkennt dieses Uebel, wenn eich kahle rundfrl
Plätze im Safraiigarten vorfinden, in den Zwiebeln f
bemerkt man schwarze Liloher, als wenn sie mit t
Kienruss bestaubt wären, oder mau tindet 3l« f
gleichsam ausgebrannt.
Das Mittel, welches angewendet wird,
diesen Verheerungen vorzubeugen, besteht t
Duhamel' in einem scliuhtiefen Graben, weloheul
man um die kranken Zwiebel neht und die ftiis^l
gehobene Erde auf dem kranken Plate indeBSen^fl
anhäuft. Einige graben die umliegenden gesttndft'
Kiele aus. Das Boste ist, nach der Aushebangjuiä).,
der Zwiebel den Garten, er sei in dem zweiten odsjpl
driltenFlor, in einen andern weit entlegenen friBoniiiu
Grund zu verlegen. Es wurden mebreve
veriniacbungen vorgenommen, wie mit Kalk, i
Gyps, Mergel u. dgl., man konnte aber keine .
stimmten SLuthmassangen ziehen, welche Eiätt d
Krankheit gKazlIch beseitigen könn T"
Augenmerk mues man beim Legen der Kiele am
haben, dass diese genau von allen Unreinijb«iL
gesäubert und dass jene mit dem kleinsten Hak)
Beschädigung etc. gänzlich' beseitigt werdeof ,i
auch, dasa ein kranker Grund durch \nele Jl^
oder wenn möglich gar nicht mehr zum
verwendet werde.
7. Die Safranfälschungen.
Von Dr. T. F. niiisuetk.
Die reini? Him d .^Is w ur. r
laa einzelnen oder auoli m ■ '
niilutnu") Itpiprltlit in Ami. •/-
'* iCcMMuUw^f « 'jKtittMwi^l
gelben Griffelende verbundenen Narbendes
Crocue sativus (s.Cap. I), derenFadenfonm,
gleichni&seig purpur braune Farbe und matter
Glanz dem geübten Auge schon ohne weitere
Hil&mittel gestatten, echten Safran zu er-
kennen. Die einzelne Safrannarbe (Fig. 1, A)
Fig. 1 (nach VogI).
A. C r o c u 8 : Die drei Narben unten noch mit
einem Stück des Griffels im Zusammenhange, awei-
mal vergrösBevt.
B. BKlthe von C a 1 e n d u 1 .1 f f i c i n a 1 i 8.
a BlUthe von C a r t h a m u s t i n c t o r i u s, ein-
undeinlialbmal vergrijssert.
stellt einen 2 — 3 cm langen an einem (dem
freien, oberen) Ende triehterartig er-
weiterten Faden dar, der im frischen Zu-
stande röhrenförmig ist und einen fein ge-
kerbten, auf der Innenseite kurz geschlitzten
Saum (das trichterartig erweiterte Ende) von
3 — 4 mm Breite besitzt. Auch ».xv i-iix \ä
warmem Wasser erweichten Waare
sich dieser Bau leicht uachweiaeii. Greven
das Licht gehalten erscheint der imtrookenen
Zustande Tielfach hin- und hergsbogODB
oder geknickte Faden prachtvoll rabinroth.l
mit gelb gesäumtem Rande. Der eigentlifim^ I
liehe, fast betäubend starke Geruch ttndl
der Bcharfe und gewilrzhaft bittere Ge- f
sehmack sind Kennzeichen der echten Waara. f
Beim Kauen wird der Speichel orangegelb j
gc-farbt.
JT--
=SwiUJL?L ,-^
Fig. 2 {iiarli J. Modle
Kill Stiickuhen Apv Safratiiiarbe iu der FJScliefc
ansifiht, p Papillen, s Spiral ire fasse, fp Oberta
Vergr. 3(i0.
Mitunter haften den Narben aiu^l
PoUenküruer (Fig. 3, P) an.
Das mikroskopische Bild
u'hä ist ein gehv einfiwU^. ^m
Oberhaut (Fig. 2, ep) mit vicp-""
längsgestreckten düunwnndigen
i, deren Auesenmembian in der ZgIIcu-
! papi]]ös vorgestiilpt ist, deckt Pin ein-
Parenchym, Der gekerbte Saum
i von zarten cvlindrischen Papillen (Fig. 2,
I gebildet. Das Parenchyra setzt aich aus
aifalla dünnwandigen , liingsgestrcckten
T-
Fig. 3 (nach J. M o e 1 1 e r).
I^fran. Der Rand der S^frannarbe im Qiier-
^^nitt; ep die Oberhaut beiderseits, g ein Geraas-
e die abgelöste Cutionla; Pein Pollenkorn.
|bllen zusammen, zwischen denen dichn-
nisck verzweigte Spiroidenbllndel (Fig. 3, ff)
arlanfen. Der Inhalt der Parenuhymzelli'n
^S^g. 3) ist an feinen Schnitten in Geatalt
ntnei' Klllmpchen wahrzunehraeu, die sich
Ibei- Farbe in Wasser sofort lilsm ;
; Alkohol und Alkalien geht die Lösung
I Farbstoffes viel langsamer vor sich.'
NachH.Moli so besieht man an friseheu
Karben von Crocns vernua, „dass der
r Mitftmlin Awr^nfte der Oeatcr.
Farbstoff im Zellsaft aufgelöst
tind denselben gleiolunäBsig orange tingirt.
Es macht zwar oft den Eindruck, ole ob
auch das Plasma gefärbt wäre, all
dünnen, namentlich etwas gequetschten
Schnitten erweisen sich Plasma, wo es in
etwas dickerer Schichte vorliegt, und Kern
farblos. Nach dem Absterben der Na:rbe
hört diese räumliehe Sonderung des Farb-
stoffes in der Zelle auf und dieser tritt dann
in's Plasma und in die Wand ein. In vielen
Safrannarben dnden sich zahkeiche Zt^aa
mit braunrothem, körnigem Inhalte vor,
welcher in Wasser und Äether imlösUch, in
Alkohol aber löslich ist. Diese Zellen fallen
ihrer dunklen Farbe wegen schon mit der
Lupe auf."
J. Mo eller' hat gefunden, dasä die
C u t i c u 1 a (Fig. 3, c) nur in sehr losem
Zusammenhange (in der trockenen Waaro)
mit der Oberhaut steht. An Schnitten
scheint die Cuticula als eine ;,gla£h^e
streifige Membran" von der Oberhaut oft-
losgelöst und man kann sie auch von der
erweichten Narbe mit der Nadel leicht ab-
schaben. Vereinzelt steht die Beobachtung
desselben Autors, dass nach Behandltins
mit Schwefelsäure spärliche i'eine Krystall-
nadeln (Gyps) anscHiesBen, „obwohl vorher
keine Oxalatkry stalle erkennbar waren". ^
Die Löslichkeits Verhältnisse des rothen
Zellinhaltes sind schon oben angemralBt
worden. Besonders he merke ns wer th aber «j>-,
scheint sein Verhalten in Schwefelsaure i»id'
Salpetersäm-e. Setzt man einem Sei
I Schwefelsäure hinzu, so ändert sich
Tlrbe rasch in Blau und Blasavinlett^^
rißt aber gar nicht nöthig, einen Schnitt
llEufei-tigeo, indem jedes Narben fragment
nt concenti-irter Schwefelsäure betnpft, sich
fort mit einer tiefblauen Lösung umgibt,
ftlebald violett und BchliesBlich braun
ird.^ Salpetersäure ?;erBtiirt den Farbstoff
i vom hergehender blauer Färbung eben-
'i bis zui- Bräunung.
Das angeführte chemische Verhalten
iharakterisirt den wicbtigäten Inhalts st off
) Ss&ans, das Safrangelb, Crocin
? Polychroit (C^jH^oOjg), das nach
Jasper {Year Book of Pharmae. 1881, cit.
Ulli Moeller, Realencyklopüdiii , VIII.,
-. 679—84) zu 5-26 bis 6-997o im Safran
athalten ist. Das Fäi-bevermögen dieses
■pers ist ein ausserordentlich grossep,
PiVB3 daraus erhellt, daps ein Theil Safran
I0O.0OO Theile Wasser auch im dm-chfallen-
1 Lichte noch deutlich geförbt erscheinen
feBst'; dass ferner O'OÜI gi- Safran mit 3 I
Vaseer noch eine schön gelb gefärbte
Isaigkeit gibt.*
Ueber den Farbstoff und die übrigen
»ItsBtoffe hat R. Kays er'' eine sehr
Wrth volle Untersuchung veriiffentlicht, welche
lanche strittige Frage geklärt und beant-
Fortßt hat. Er hält den Zucker, der nebst
ßrooetin aus dem Crocia durch Spaltung
Blittelst Salzsäure erhalten wiffde, f(ir eine
, igene Zuckerart, die als C r ü c o s e be-
^ichnet wird.
•T. F. Hanimsek, I. c, 8. 574, und Uagor
* Deber Im Safran TDchKndene ftiVinun.«^,
— T-l —
Femer fand Kayser im Safran (
Bittei'stoff, das Picrocrocin oder Safran-
hitter, das durch Extrahirung mit Äether
in GeBtalt farbloser, bitterBcliineekeiid«!'
i)riematiBcher Krystalle gewonnen werden
tann ; es ist als ein Tj- 1 y c o b i d aufzufassen,
indem es durch Behandlung mit Blei
Kalk- oder Baryt.wasser in Zucker und in
ein ätherisches Oel gespalten wird, äsA
wieder mit dera dritten wicht igsten
Inhaltsst offe des Safrans, mit dem.'
ätherischen Sat'i-anöl identisch
sein scheint. Das ätherische Safranöl
ein Torpen von der Formel Cjn H,a und
bedingt den bekannten Geruch des Gewaries.-
Die allgemeine chemische Analyse (h&upt^
sächlich nach König) hat folgende Menget^
der Substanzen ergeben: Wasser 9 — 16%
Stickstoffaubstanz 10— 12Vo, äthenaches Oa
0'6— l7o, Fett über 37„, Zucker 14— iS-S'/^
sonstige stickstofffreie Stoffe circa 44"/^ ; ^"
Aschegehalt kann von 4'3 — S"/,, aUäg&a
ein Plus (als 87«) weist auf eine FHlächung
Stärke und Gerbstoffe fehlen,
regelmässiger Bestandtheil des Safrans hl
von E. Schmidt (und von Biel) AI*
min i 11 m (O'l 15— 0-2837o)gefuD<ien wordi
Wie aus dem Vorangehenden erse
werden mag, so bietet die lnstologiaeb<
Beschaffenheit des Safrans in Folge i'
Einförmigkeit keine ausgesprochen typisd
Leitelemente, die insbesondere fUr
mikroskopische Untersuchung des gepulvi
Safrans verwendet werden künntcn ;
also eine derartige Untersuchung, wenn |
echten Safran betrifft, gowissormasaen «
negativen Befund ergeben, insoweit nttm
das Fehlen Bpeoifisoh&i- Oa'Kä^&astra^
^er Skleveldeu, Xylenibestandtheile, meLr-
zelliger Haare, oder das Fehlen gewisser
Inhalts Stoffe, wio der Stärke, Gerbstoffe,
Kalkoxalatkry stalle fttr die Abwesenheit
von Surrogaten, somit für die richtige Be-
schaffenheit des Safranpulvers spricht. Genau
dasselbe spricht auch Moeller iu der
Realencyklopadie (Vin. Bd., 1 SSO) mit folgen-
den Worten aus (S. 682): „Das Gewebe des
Safrans ist so zart, besitzt so gai- keine
widerstandsfähigen Elemente von aus-
geprägter Form, dass sein Pulver als rein
meist indirect aus der Abwesenheit chai-ak-
teriatischer Gewebsreste zu erkennen sein
wird. Nun können aber zur Fälschung zer-
schnittene Blumenblätter, zarte Wurzeln
n. dgl. verwendet worden sein, deren Ge-
webe ebenfalls aus wenig charakteristischen
Elementen aufgebaut ist. In diesen Fällen
kann das ei gent hl Im liehe Verhalten der Farb-
stoffe als Wegweiser dienen."
Es wird also die railci'oehenuBche
Untersuchung, vorzugawoise mit Schwefel-
Bäui'e, deren Reaction auf das Sufrangelb
in der so charakteristischen Blauförbung
sich äussert, den werthvollsten Anhalts-
punkt gewähren, sie setzt uns in Stand,
das kleinste Safran partikelchen von fremden
Gewebestilcken auf das Schärfste unter-
scheiden zu können. Für die mikroskopische
Untersuchung hat diese Farbreaetion noch
deshalb einen bedeutungsvollen Werth, weil
sie eine Sonderung der Partikel ermöglicht
und die Arbeit wesentlich vereinfacht. Und
wie nothwendig solche prücise Unter-
scheidung ist, falls nicht schon die makro-
Bkopiscbe Prüfung fremde Gewebekörper in
der Kandelswaai-e feststellte, beweisen die
unglaublicli häufigen FälBchungen, dl
dieses kostbare Gewllrz seit alter Zeit unter-
ivorfen ist.'
In dem letzten Decennium Iiat aber die
Auadebnung der Safran -Verftllschungen eine
geradezu enorme Grösee erreicht, sowohl in
Bezug auf die grosse Mannigfaltigkeit dei-
zur Fälschung vei-wendeten Materien, als
auch auf die Quantitäten, die eine im Dunk^
der Unlauterkeit arbeitende Industrie auf
den Markt geworfen hat. Einige hier
folgende Berichte mögen diese Worte be-
kräftigen.
Von 140 Safranproben, die KayBer'
in Nürnberg zu nntersuchen Gelegenheit
hatte, waren 114, also 827o verfälscht. Die
Proben bestanden aus 1 27 Mustern gepulverteo
Safrans, einer zur Fälschung besonderB ge-
eignet sich erweisenden Waare. Bei 37 Proben
wui'de gänzlicher Mangel echter Waara
constatirt, die übrigen enthielten Calen-
dula, andere vegetabilische Beimengungen
und erhebliche Mengen eines Steinkohlanr
farbstoffes, und mehrere BeBChwertingsmittel,
wie Baryum- und CalciumsuU'at ; auch dw
nicht gepulverte Safran war mit den Snlr-
faten und Glucosesyrup beschwert,
B i e t s c h und C o r e i t^ fanden untäi;
79 Proben gepulverten Safrans 49 vejv
flllscht; davon war 31 Proben Oarthamoi^
beigemischt, 3 enthielten Bliithentheila m^t.
bekannter Abstammung, 4 Sandelholz, 2 eitt
■ Jaiini. tL..aW*h •)
— 77 —
anderes Rothholz, 1 enthielt Curcuma, 1 ein
fettes Oel.
Edwin Johannson* constatirte in
einer Handels waare SI^q Calciumcarbonat
und Zucker. Musculus und Klein hatten
ähnliche Beobachtungen gemacht.^ In Däne-
mark^ wurde Safran gefunden, der beim
Behandeln mit Wasser 72Vq an Gewicht
verlor und mit Kreide beschwert war.
' C. H a r t w i c h* beschreibt einen Safran,
der reichlich Griflfel und gelb gefärbte,
1 cm lange, aus Stiicken des Pei-igons und
den Staubgefässen des Crocus sativus be-
stehende Partikel enthielt.
G. H a r 1 i n g^ fand mit Kalk beschwerte
und rothgefärbte Grashälmchen, Arthur
M e y e r^, dem wir eine interessante Zu-
sammenstellung über Safranfälschungen ver-
danken, entsprechend präparirte Stengel
und Blätter einer monocotylen Pflanze
(Carex ?).
Eine sehr umfangreiche Fälschung hat
C. B e r n t r p in Amsterdam aufgedeckt,
über welche ich^ ausführlich berichtet habe.
Das Surrogat bestand aus Wickenkeim-
lingen, die mit einem AzofarbstofF gefärbt
und mit Baryumsulfat beschwert waren.
Der aus dem Wiener Handel
stammende Safran, in den Jahren 1888 bis
1891 untersucht, enthielt vorzugsweise Calen-
dula^, eine Probe Wickenkeimlinge, mehrei^e
* Fharm. ZeiUchr. f. Russland 1879.
* Journal fJe Fliarm. d'Alsace-Lorraine, Mai 1875.
» Gustav L tz e in Ny Pharmacmtisk Tidtnde 1880, Nr. 7.
* Chem. Ztg. und D.-Am. Apoth. Zttj. 1880, 3, 84.
' PharmacetUisches Handelsllatt, 3. Jahrg., S. 353,
* Journal de Pharm, d' Alsace-Lnrraine 1880, 8. 121—123.
' Ztiischr, f. N-U. und Ihjg. 188^ Nr. 2 und 3.
' Vergl. auch N e v i n n y, Die NäVmwcv^- ww^ ^<kwäsä-
inittel WieikB in Zeitschr. /. N.-ü. und Hyg. V$>Vi, B>, 'i.
,„ia« rot 'e" Ad ri»» »»»,,„. S* J
die Vtee«'-' '^SolÄ "t
finopel m* ''"; \eKlM»",'^''Sr ein C«t'S
[fasern (vom Sühweinefleiach} wieder
ia einer Hiindelswaare. entdeckt haben wiit'.
Algterischer Safran bcBtand nach
PoBSeto^ aiiB Martius^elb und TrüpaeoÜn
000 Nr. 2 mit etwas Crocin. Fälschungen
lind Gewichtsv er niehrungea des Safrans
wnrden noch vielfach conetatirt von Maiaoh
l,18S5), von Herz, Niederstadt [Arch.
der i-harmacie 1887), Brandes, Hart,
Cbttonu. A.; eine Zusammenstellung der-
selben iät in der Droqisteii-Zeituny 1 890,
Nr. 24, enthaltea, wo ancb eine systematische
Sonderung in di'ei Gruppen: 1. Äuftärbiing
nach der Exti-ahirang echten Safrans, 2. Be-
Betzung mit Honig, Syrup und Beschwerung,
3. fremde Pflanzentheile, gegeben wird. Eine
solche Gruppirung hat aucn früher Arthur
Meyer (I.e.) versucht, deren Eiutheilungs-
princip aber nach meinem Dafürhalten die
Einreihung der verschiedenen VerfillscKungs-
falle nicht hinlänglich präcis durchführen
lässt. Die Safrans urrognte kann man nach
Arthur Hleyer in di-ei Gruppen theilen,
deren erste diejenigen Surrogate umfasst,
welche aus Pflanz ent heilen bestehen, die dem
Safran ähnlich sind, deren zweite die zur
direoiea Beschwerung des sonst reinen
Safrans benutzten Substanzen einsohliesst,
während die letzte voa den Surrogaten ge-
bildet wird, die aus besonders hergeriohteten,
noch künstlich beschwerten safranühnlichen
Dingen bestehen. Mich dünkt, dass die erste
und dritte Gruppe nur schwierig auseinander-
gehalten werden können, wie folgende Bei-
■ spiele erweisen mögen. Zur ersten Gruppe
rechnet Meyer die Fleischfasep, die (
dula, Cartharaus, geftlrbte Narben von Crociis
vernus; zur diitten Gnippe die gefärbten
GrraBhalme, Carexstengel ; es ivürden »uch
die neuerdings gefundenen Wickenkeimlinge
und Maisnarben hiehergehören; doch kRDTi
man behaupten , dass alle angezogenen
Muster safranähnlich sind, wenn sie eine i
entsprechende Färbung erhalten haben.
Dagegen erscheint die UbersiohÜiche
Gruppirung der Safran fäl seh ungen, wie sie '
oben nach der Drogisten-Znitung angegeben
und wie eie J. Mo eil er' in vorzüglicher j
Art in Anwendung gebracht, als eine i
naturgemäBse und auch prafetiBch gut vep-
^vertnbare.
Wir unterscheiden demnach drei Gruppen
von Fftlscliungen, die allerdings iinterein- .
ander wieder Combinationen zidasseu;
1. Extrahirung des echten Safrans n&A I
A uffärbung.
2. Beschwemng des echten Safians.
3. Fremde Pflanzentheile ohne und mit j
Färbung und Beschwerung,
1. Entfärbung des echten Safrans. I
Nicht selten findet man aus dem KleinhanSd f
stammenden Safran, der durch eine schwarz- J
l)raune Färbung auffallt- ; wird ein so aus-
sehendes Partikel in Wasser gelegt, so ü^l
von dem grossen FSrbe vermögen der uhI
Versehrten echten Waare nichts wahratt^
nehmen; der Sairan ift seines FarbstojTlti
beraubt worden ; aber nicht immer zeigt i
I bBBitia molirore «.üb dem Wiener H
ibea eiDBB «olclieii aehi^rilicheD Sifri
u die £xlracttan nnlsc ännenaang ii
nubter Safran eiu schwärzliches ÄUBsehei^
ei- kann noch unaiif fällig roth erscheinen
und doch nur wenig Farbstoff mehr besitzen.
Die mikroBkopische üntersuchang der be-
raubten Narben liefert den sichersten Nach-
ireis dieser Fälschung; die intensiv roth-
gelben FarbBtoflTtlumpeo fehlen, hfiufig ist
flae ganze Gewebe gleiehmäesig gelblich;
die Schwefeleäureprobe fällt negativ aus oder
tritt so schwach auf, dass die Extrahirung
sicher nachgewiesen erscheint.
A, KremeP empfiehlt zum Nachweise
einer theilweiee erfolgten Exti-ahirung des
Farbstoffes folgendes Verfahren : „Man estra-
hirt solche Proben zuerst mit Chloroform,
wodurch wachs- und harzai'tige Körper, viel-
leicht auch Safranbitter entfernt werden und
extrahirt dann mit 90percentigem Alkohol,
welcher den Farbstoff, Zucker und Salze
aufnimmt. Zu diesen Extractionen verwende
man jedoch nie mehr als höchstens 1 gr
Substanz, da mau selbst bei dieser geringen
Menge und gutem Ex tractionsap parate tage-
lang extrahiren muss." Unverfälschter Oster-
reichischer und französischer Safran gaben
folgende Mengen:
Bsieri'. frani.
"/o %
Wassergehalt 0-20 13-m
Asche 5-13 3-69(M(Hoilii!.ijii-9]
BUckstand der Cliloro-
formestractlon IOW B'74
BÜckstand der Alkohol-
extraction 49- 15 6551
(Versieiche unten die Angaben vonKuntzB, S. B5.)
Um das Färbe vermögen des Safrans
KU priifen, hat Procter^ eine einfache
1 W,.™. pMl 18BT, S. HS— 113.
■ .'"iBW, und TimmB<.l»M,^V\ttow!6S,"aae.\\«
t,Bi. VItL, B. WV— <&^.
ssn:,^sÄr^eS-\c -
der !■ »'"»"„LiMt ■»etd»«. „W»"!" „ «»«-
Obergjf*''
.^«jllBllert-
i häufig w
ndet,
gewendi
rauge, Na
rden T h e e v f
Aura
aphtolgell} oder
elb, Corallin, Hoc cell in,
Tkr in saures Natron' n, A,
Kocht man eine Aui-antialösung
mit Zinncblorttr, so wird die gelbe Lösung
dimkelrottbrann.
Victoriaorango (Jaune anglais,
S a f r a n 8 u r r b g a t) ist D i n i t r o k r e e o 1-
kali (oder die entsprechende Ammon- Ver-
bindung) ; ea ist in Peti'oleiirallther löslich,
löBt sich in SchwefelsKure mit weingelber
Farbe; vcrgl. oben S. 78.
Naphtolffelb (Dinitronaphtol - Natron,
Tesp. -Kalk, Martiuegelb) gibt in Kalilauge
«inen flockigen orangerothen Niederschlag
und färbt Seide und Wolle gelb. (Da es ab-
xuaet, so ist ea in der Förbetechnik durch
«eine Sulfosfture , das sog, Naphtolgclb S
-verdrängt worden; daher dtirfte letzteres
MUT mehr zu der Sufranfärbung verwendet
werden.)
Corallin wird durch Alkalien roth,
durch SiUiren gulb gefärbt.
R u c e 1 1 i n , S ii 1 f o n a t v i u ni r o c-
oellin, Rouge soluble färbt Wolle bei
Gegenwart von WeinsÄuro roth, nicht gelb.
Binitrophenoinatrium wurde eben-
falla als Hafranfai'bmittel beobachtet; der
giftige Körper kann in der Weise nach-
gewiesen werdeu, „dass eine mit dem Safran-
anszug petSirbte und mit SchwefelsÄure bei
gelinder WSrme behandelte Wolle nicht blau
geiHrbt wird, nachdem ihr Wasser zugesetzt
und mit Ammon ueutralisirt wird".-
Dass auch Fu
cxtrahirtQQ Ssfrans verwendet wird, findet
^icb mehrfacli in der Literatur angegeben.*
In neuerer Zeit echeini man von der Ver~
Wendung desselben abgekommen :
Ee ist hier zu bemerken, das
geführten Farbstoffe selbsH-erständlich such
zur Färbung der in der dritten Gruppe be-
sprochenen SafraDsuirogate gebraucht werden,
und diese letzteren daher auch auf die Natinf
des Farbstoffes untersucht werden mQsseru
2. Die zweite Gruppe umfasst die
Eeschweruugs mittel, die häuüg aach
in Verbindung mit den SafransuiTOgaten io.
Anwendung kommen.
Zur Beschwerung werden hauptsächlioli
BaryumBulfat (Baryt). Calciumsulfat
(Gypspulver) und Kreide ' .
ausserdem hat man Borax, NatriumsoUat,
Kali um tar trat , Kochsalz , Animoniuninitrat
(siehe oben die Angaben von Adrian) go^
funden. Die Mineralpul vcr werden auf Sa&aa
(oder auf die SuiTOgate) gestreut und mit
diesem geschüttelt, nachdem uian letzteren,
mit Honig, Syrup, fettem Oele, Glyoerin',
angeblich auch Gelatine angefeuchtet hat.
Legt man eiue beschwei-te Waare in heissea
Wasser, so löst sich in den meisten Fällm
das Minei-alpuK-er ab und bildet ein Sedimen^
das nun chemisch analysirt werden kann.
Die mit Baryt gefsihten Probei
Gebote stehen, zeigen das Beschwerung»-
pülver selbst roth gefttrbt.
Wird das Wasser abgedampft, so erhllf
man die auch etwa vorhandenen in LSsdbK
[egangcnen Salze.
. (Tamskl. .. — ., - ..
^A Arne/ CalenduUblUllieii uiU Fuclu\o_^o(u^1
im,»
— 85 —
Beschwerten Safran erkennt man meist
schon mit freiem Auge ; die Oberfläche der
Fäden sieht rauh oder auch schmierig und
klebrig aus, das Papier wird durch den Klebe-
stoff gefeuchtet, beziehungsweise gefettet,
was echter Safran niemals vermag ; Moeller^
hebt mit Recht diese Eigenschaft hervor.
Nebst der Bestimmung des Sediments
\<rird man selbstverständlich eine genaue
Aschebestimmung machen.
In einer Monographie über Safran von
G. K u n t z e^ wird der Asche gehalt
reinen Safj-ans auf nicht getrocknete Sub-
stanz berechnet als zwischen 4*8 und 6*9%
liegend angegeben.
Die Asche reinen Safrans ist rein
"weiss, höchstens grauweiss, die der Calen-
dula intensiv grün (von dem Mangan gehalt),
die des Saflors roth braun gefärbt.
Aschegehalt und Löslichkeit der Asche
in Wasser und Salzsäure gibt folgen de Tabelle
(K u n t z e) an :
Safran
, (Asche-
gehalt
4-8-6-97o)
Calen-
dula
(Asche-
gehalt
8-4%)
Saflor
(Asche-
gehalt
7-85"/o)
In Wasser lösliche
Bestandtheile . . .'
InSalzsäure lösliche
Bestandtheile ...
Unlöslicher Rück-
stand
59-000/o
28 -590/0
51- 500/0 '! 33 -280/0
24-6SO/o I: 44-llo/o
12-400/0 jl 23-800/0
22-610/5
_ II . r
» Mo eil er, Rfialenajtdop3die, WIL^ 8. 6*^3, und derselbe
Autorin Weidinge r's Waarenlexikon (herausg^eg^eben von
T. F. H a n a u s e k), 8. 688.
* Ohem, - pharmakogn, ShidUn über dU SaJrastv-SwVsnv ^%
Bandet», Dissertation, firlangen \B%^.
Es sind abo bei den Surrogaten die
in Wasaei- löfiliohen Eestandlliäile in ge-"
ringerer, der unlösliche Rückstand natm^
gemäss in grösserer Menge vorhanden.
Nach Knntze sind auch die Aethar-
tmd Äikohülextraotioußn zu bestimmea.
Aether löst bei einer Estractionsdauer toh
24—36 Stunden 3-Ö— 14-4:°/o! Alkohol 46
52'4''/o- ßie BcBtandtheile der Asche (aaf
100 Thuile Reinasche bezogen) der drei
Drogen sind in folgender Zusammcnstelliiiig
enthaften :
IHjSOi
C I
Na. . .
H., I' oV .;.'.;
In Wasser unlÖBlich, in
Salzsäure löslich B, P 0,
Safran ist demnach nicht uur seht
kalireich, sondern enthalt auch die grOsst
Menee Phosphorsäure ; er ist dagegen an
aa Chlor.
Holmes (1. c.) gibt fUr Safran, doi
mit löslichen Niti-aten beschwert ist,
Kennzeichen au, dass er auf dem PlaÜft'
btcch wie ZUndpapier entflammt, und (.-..,^^
seine Asche ^nsammcnfliesst , während ^i
des natürlichen Safrans die Gestalt dff
trhe beibehält; ausserdem ist der Wa
t Aöiei
ffehah I
■ (bis
^'I^:
•i. Die Fülschiing des Safrane
init älmlicheD oder ätnlicli ge-
machten Pfl anzen theilen wird
gegenwäi-tig in grossem Massstalio geübt.
Safran in toto erscheint ira ICIeinhandel fast
immer nur zu Vj — Vb «"s echter Waare zu-
saminengesetKt, das Uebrige besteht aus werth-
losen SuiTogaten, die von dem eeUbten Auge
Kumeist aofort oder wenigstens nach dem
Krwriohon in Wasser als solche erkannt
werden können; denn kein einziges Safran -
Surrogat {die wohl nur buchst selten vor-
kommenden Narben von Crocus vemus,
luteuE aut^genommen) hat eine ausgesprochene
Aehnlichkeit mit der echten Safrannarbe.
„Angesichts der charakteristischen, von
der alier Fftlschungsmittel höchst verschie-
^idecen FoiTQ der Safrannarben", sagt J.
foeller nicht gerade höflich, aber sehr
treffend und der Wahrheit entsprechend,
^Wflsste man sich wundern, d a s s der
pafran tbatsächlich so häufig ge-
^ftl seht wird, hHtte man nicht auf
Änderen Gebieten so vielfältige
Beweise fU r die Indolenz der Co n-
pntnenten.^
In der Literatur önden sich zahlreiche
igaben über fremde Pflanzentheila, die zu
^afran beigemischt gefunden worden sind;
Ich nenne die der Länge nach zer-
lehnittenen Blüthen des Granatbaumes,
JtjäBr BlUthpii der spanischen Golddistel
■ (ScolymuB hispanicus) und der Pfingstrose
lj{P a e n i a ; nach J a n d o u s), die K n o b-
"anch- und Schnitt! auchwlir
eben na«h Gehe', die Grashlatter (Bran-
I
d e b), die Gare x-Halme (nach A. M< ,
I. c, und A. V g 1, Commentar, S. 1 341, Äi
Algenfädennach Kanoldt', die Staub-
fäden und Narben anderer Cr ocns- Arten j
die Perigontheile des iSafrans; alle dieBQ
Körper sind aber wobl nur vereinzelt und
selten beobacbtet worden; hingegen sind difl
Blüthen der Calendula, der Saflor,'
die Wiokenkeimlingo und die Mais-
narben in der Gegenwart am häufigst
ala Safranaun-ogate aufgefunden worden.
Auch im gepulverten Sa fr an
wurden diese Körper nachgewiesen, auBser-
dem nochCurcumapulver, rothes Sandel-
holz, gep. Piment, Paprika u. A.
Eine reichUch mit S a fran griff ein
versetzte Waaie erscheint zweifarbig, indem
die Narben roth, die Griffel gelb sind.
Letztere wurden frllher als Femin eil be-
zeichnet und sollen sogar ein selbstständiger
Handelsgegenstand gewesen sein. Bei der
gegenwärtig so vollkommen entwickelten
Färbepraxia dürfte eine zweifarbige Waara
im Handel überhaupt nicht mehr vorkommeu.
Was jetzt als Fe min eil bezeichnet
wird, besteht aus den künstlich rotb
gefärbten Blüthen der Ringel-
blume (Calendula officinalis), dem billigsten
und in Wien am häufigsten vorkommenden.
Safrans tu-iogat. Es ist schon makroakopiscti
nach dem Erweichen in Wasser leicht tu
erkennen.
Diu Blüthen der Ring elblumsa^
sind in Scheibenblütbcn und Ran^'r,
b 1 u t b e n zu unterscheiden : letztere bildeii£
> eil. r»fh .I.Mo.
Hikmlbiipli, S. fia, I
äa&an Surrogat. S!e beEitzeu eine etwa
sm lange orangegclbe zungeuförmige
nenkrone (Fig. 1,^), deren Zunge vier
Jen besitzt und in drei Zahocben endet;
röhrenförmige BaFigthcil ist mit feinen
Fig. 4. Ringelblume, Calendula. (N'ach T. F.
Hanauaek.)
ep Oberhaut der Zun^enblUthe, An Haare, po FolleQ-
korn, / Farbstofftropfen.
Härchen bedeckt, häufig haften der Krone
dreiseitig rundliche, dreiporige und scharf-
stachelige PollenkOrner ^Fig. 4, p o) an, die
aus den Äntheren der frucnlbex«,ti ti:vt,VÄK:t-
förmigeii Scheibenbltlthen Btammen. Die
gegebenen Eigenschaften lassen sich mit der
Lupe feststellen ; die mikroskopische Unter-
suchung, die fiii" gepulverte Waaic unerläBB-
lich ist, lässt die Bestandtheile der Calendnla-
blathen sicher ei-kennen. Ah wichtigste
Merkmale sind die Oberhautzellen
und die Haare der basalen Partien zu
bezeichnen. Die vorwiegend längsgestreckten,
tlieils rechteckigen, theils rhombischen Ober-
hautzellen (Fig 4, ep) besitzen eine dnroli
eine feine, aber nichtsdestoweniger eelir
scharfe Längsstreifung ausgezeichnete Cuti-
cida. Die Haare sind gi'össten theils ans
. zwei Zellreihen zusammengesetzt (Fig. 4, h a)j
die Zellen sind meist leer, zerknittert,
einzelne, zumal an der Spitze, führen einen
krümmligen, gelblichen Inhalt. DieOberhaat-
zellen enthalten gelbe Maeeen, nach M o e 1 1 e r
Oeltropfen, in denen der Farbstoff gelöst
ist. (Fig. 4, /.)
Der Saflor, die Blüthe von Car-
thamus tinctorius (Fig. 1, C) wird
auch heute noch als ein Farbmaterial ver-
wendet. In der Handelswaare ist der un-
brauchbare, in Wasser lösliche gelbe Farb-
stoff ausgewaschen ; der rothe Farbstoff, als
im Wasser unlöslich (Cartharain), bleibt
zui'ück und bedingt die Verwendbai-kait
des Saäors. Die einzelnen BlUthen sehet).
also schon ihrer Farbe wegen dem Safran'
ähnlich. In Wasser erweicht, kann man
ihren abweichenden Bau aber sofort er-
kennen ; eine 2'5 cm lange fadenfUrmiga
Blumenröhre spaltet sich in fünf linienförmi^^
circa Ofi cm lauge Zähnchen, zwischäll>
icöJcien die gelbe Antherenrühre und de»
' Griffel ierrorsiüht. Die aTi\iaft«tt4.«a. " "
■porig.
Fig. 5. Siiflöi-. (Nacti T. F.. H a n a u a e k.j
< Gewebeelenteute der Blmuenkrone: *p Oberhaut
. mit Papillea pa, »eÄ Schlüuche, g Spiroiden.
wV' Antheren rühre ; ep' Oberhaut, p mauerfäcoii?,**
Pavenc\iym,
f flache und messen in Wasser 50 —70 fi
die histologischen Eigenschaften geben
guten Äufscliliisa. Die Oberhaut besitzt
langgestreckte Zell en, die mitunter einen
illenlinig v erlauf endenContour haben (Fig. 5
IL, ep); viele Zellen erstrecken sich 7.\i koni-
schen haarähnlichen Papillen (p u\ und durch
die Oberhaut schimmern undurchsichtige,
circa 27 fi breite , braune Harzschläucha
(Fig. 5. «cA)/dm'ch. In Kalilauge erscheinen
alle Zellen gleichmgssig gelbbraun, Tropfen-
bildungen (wie bei Calendula) kommen
nicht vor. Der Griffel sieht am Narbenende
fast zottig aus, indem die Zellen zu haai'-
artigen Papillen umgewandelt sind; die
Antheren rühre zeigt langgesti'ecktc, hKufig
porös verdickte Epiderraisz eilen (Fig. 5 II.,
np') und ein mauerfürmigea, gelbbraunes un-
durchsichtige 8 Parenchym. (Fig. 5 II., fi.)
Ein modernes
Fii 1 s c 1 1 u u gsmi ttel
des tiafraus bilden
die Wickeukeim-
linge', diemitEoBia
und einem Azofarb-
stofF gefärbt und mit
Baryiimsulfat be-
schwert dud. Sie bil-
den starre, grobe,
braunrothe , obar-
tJächlich rauhe,
gleichdicke Fäden^ J
die, inW asser g"^ — ^
dieses roth fa
das Besohwen
jiulver absetzen, x
Fig. e.
SatranBuiTogatt
W i o k e n k e i w 1 1 D g e :
Ä Stück mit linspnfdrmi-
, geio Körper (Keiiublatt).
I B Endstück mit Blattbil-
I düngen (Plumnlaj. Liipeu-
bilder.
— as —
aals zarte oracgerotbe, mitunter mit einem
Knoten versehene, IänE;8streifige Fäden er-
scheinen. (Fig. 6.) Die Knoten erweisen 8toh
(wenn sie nicht locale Anhäufungen des Be-
eohwerungsmittels sind) als Keste der Cotvle-
BtamuiuBg wie G. : Qunrachnltt duvi^b tiaa Keim-
", p OberLaut, 2*' I'arencliyiii. i Intercellulnr-
räume, am Stärk eköiTier-
donen (Fig. 6 Ä und 7), in denen noch Stärke-
kötner (Fig. 7 am) von dem bekannteö Le-
guminosen typua enthalten sind. Die Gewebe
der Wicken keim linge erlauben eine ».-i*-
gelegene Gefitsebündel, Ring-, Spiral- t
. TllpfelgefiisBe (Fig. 10); isolii-te Bastbünd«)
sind von Krystallkammfaaei- zellon (U
I grossen Einzelkry statten von.
Als neuestes Fälschungsmittel des
Safrans (in toto) siDcl die Mais aar ben
^
i
'^^=^^/^
rig 12
Abstammung n
Uuerschnitt der Faden id circa
100facher\ergrosseuing halbschematiBch I Quer-
schmtt mit kleinen, II mit sebi grossen Lücken,
jBisolirleBBistbündel (vergl Fig 11,, PP-nenchym,
i Lücken, ii' centi'ales Gefassbündel (vergl. Fig. lOj.
(MaJBgriSel von Zea Mais) zu bezeichnen,
die entsprechend gefävtt mit iem -«öT^iet
rügat, gi-OBse Aehntichkei
■" -■■■■' durch die mikrn
riiBchnebeQea Surrogat, grosse Aehnti
Ijeeitzen. Auch sie sind durch die luimu-
skopische Untersuchung leicht zu erkennen.
l/Abatamniung wie ü. : Querschnitt eines SurroK^t-
failons in 40unialiger Vergröaaentng : E Eptdei'niiH,
A Obertiautdriisen, sp Spaltötfnang, B isolirtea Bub-
fidermniilales BaatbUndel, PPaTencbyni, t Lücken,
Hol^tbeil des centralen GefitssbUndolB, Fk Bast-
Ibeil desselben mit BastCaaeni und cumbialer
Partie C.
loh lasse hier eine Beschreibung derselbeu
von A. Vogl' folgen: „Unter der Lupe er-
(cheint jeder Griffel flacIigedi'Uckt nut
etwas emgeBUDkeuen Breit- und abgerundeten
Schmalaeilen, an der Obei-fläche, beBonders
im oberen Theile, mit ciica 04 bis 0'8 mm
langen, schief aufgelichteten Zotten besetzt.
Von einer einfachen, aus axial gestrecktem,
schmalen glatt wandigen, nach Ansäen stärker
verdickten und etwas gewölbten Zellen ge-
bildeten Oberhaut umgeben, liegt ein
ziemlich gleichförmiges Gewebe aus axi&I
langgestreckten (0"8 mm), am Querschnitte
gerundeten (circa 28 /i), dünnwandigen farb-
losen Zellen mit horizontalen odei* wenig
geneigten Querwänden, In diesem Grund-
gewebe verlaufen zwei den Schmalseiten
sehr genäherte, am Querschnitte fast kreia-
runde, aus wenigen engen Spiralgefkssen
und reichlichem, sehr engzelligem Cambi'
form zusammengesetzte GefttssbdndeL Die
Zotten sind vielzellig, etwa schief pyramidal
und stumpf gezahnt durch vorspringenä^
Zellenden. Der Inhalt der Epidermiszell&Q
färbt sich mit Kalilauge gelb bis braungelb;
(Jhlorzinkjöd bewirkt unmittelbare Blaa-
färbung sUmmtlichei* Zellmembranen (auqb
der Zotten) bis auf die CuticularschicfateiL
der Epidermis und die Cuticula." Die MaiA<
narben enthalten bekanntlich eine farbloBO*
kryetalliairbare SSure und ein gelbes fettefe
Oel, nebst Zucker, Harz eto.
Die beigcftlgto Fig. i4 zeigt die
stark axial gestreckten Zellen gcbüdfltft
Oberhaut [ep], welcher die stumpf ge-
zahnten Zotten aufsitzen; die Lälnge der-
selbe ist sehr verschieden , man kann i
Allgemeinen lange vielzellige (z) und knrj
aus 3 — ^4 Zellen zusammengesttti
^Tn'abome uatEsrsoUeidiün. An ^n».
griffel (Maia-
narben). Eid Stück der
Oberhaut ep in der Lünge-
ansicht, Z eine grosse
Pyramidenzotte , x ein
kurze Zotte.
Fig. t4 ^OrigTOiAI.
M die Art der Iu>
Trichome mir sehr unvollkommeu zu be-
obachten. Als Leitelemente spielen
diese Zotten behiife Determiuiruag der
, Maianarben die erste Rolle.
t
a sji
Fig. 15 ifinginall.
Schuittlaachwaizel fAlüura Bcljoennpraautti!.
Partie eines über das Centrum hinauegeliendea
Quersulmittes : ep Oberliaut, bei i AiiBat£Ht«lht,4
eines Wnrzelhaares, ijr parench^matUcbea Qrna *
gewebe mit Intercelliilaren, Q einziges axial g
legenoa GeOisabUndel mit liem ceatr.ilon groas
GefäsB a, und deo viel kleineren Spiroideji
Zur Erkennung der äolni t tl aualtip
■ würzelchon [Ällium schoenoprastim) e'
bcÄ am besten dei- ^u&i&.&kD.itL
Einen solchen zeigt Fig. 15. Der
Qnerschnitt ersolteint nahezu kreisi-und, in
Mitte desselben liegt ein einziges
moentrisclies GeßiSBbnndel', dessen Gefiiss-
eil im Centrum ein grosses Tüpfelgefasa
^) nnd mehrere das letztere umgebende
gfiel kleinere Spiralgefässe (sp) besitzt. Das
fehlen von isolirten Bastbllndeln, sowie der
_ a.latfcrystalie lässt dieses Snrrogat von
K^en Wiokenkeimlingen auf das Bestimmteste
mterseheiden. Das von der Oberhaut ge-
Grundgewebe ist in der ersten
ieripherischen Schichte meist aus dünn-
Krandigen Parenchymzellen (Fig. 1 5, gr') ge-
"Tgidet ; die folgenden Schichten zeigen häufig
Collen chymatischen Charakter (j r),
(wie wohl auch Intercellularen aufta-etcn. In
r Längsansioht (Fig. 16) erscheinen
Oberhautzellen axial stark gestreckt
Fig. IG, ep), eingestreut finden sicli kurze
»nrzelhaare {w); die Parenchymzi-llen des
indgewebes sind ebenfalls axial gestreckt,
-260 ^ lang, 30—50 u breit (Fig. 1 6, g r,
bd Fig. 15, t/r), in ziemlich lockerem Ver-
iliandB, Der Durchmesser des grossen een-
■ tealen Tüpfelgefasses (Fig. t fi und 16, «)
l^misst 27 — 40 ^, der der schmalen Spimidcn
■{■?) 14 — 17 fi- Aus dem Fehlen ppecifisch
phai'akterisirter Leitelemente ist zu ersehen,
tiifis für dieses Surrogat hauptsachlich die
Anordnung der Gewebe diagnostisch werth-
Boll ist, wie sie sich aus dem Querschnitte
Hes Surrogates ergibt.
Hingegen sind die aus den Stengeln
■taid Blättern riedgrasartiger Pflanzen
.feiSaarAi-k-ia
ISeäteüenden Surrogatfäden des Safi-ai
I sobwer an Aura charaktoris tisch gf'bautt.'n
I a it Q h w u I' z e I. Längsansiclit
•fiberhant ep mit einem Wurzelhaar rn, iji- (Jm
"tewebp, O Partie »iib dem ßeräasbÄaddl. u kvosh
centraJea TapfelgefA«», «g B^il "'"^
laut^Gwebe zu erkennen. Zweifele
lEännsn hiezu nur Cyperaceen mit aehmalen,
dicfaeti Blättern verwendet werden, wie
I«. B. C a r X alba. Fast alte C a r o x-
PSIättei' sind auagezeichnet durch die rand-
FjVtändigen, starren, spitzen, nach einev Seite
tgerichteten Borsten (Fig. 17, l); die Epi-
iiigiinl)
, Oberhaut des Blittes einer Cirex 4it (Carex
V alba), l Randboraten, ep Oberhautzellen, it Spalt-
I ^fFuungen mit den SpaltfitfnungBzellen tp und den
Nebenz eilen n.
r dermis ist aus langgestreckten Zellen ge-
bildet, deren LSngsrflnder einen wellenförmi-
gen Verlauf zeigen, währeud dla Qjs.^K-N'äaii.t
sind die Bchmalen eigentliüiiilioli g^bt
SpaltöffnuDgsapp arate (Fig. 17, <()
für die Diagnose brauchbar. Die Spalt-
öffnungen bestehen aus zwei sehr Bchmalea
Zellen (Fig. 17, ap), deren jede bis auf zwei
kleine polare tu nd ige, also nicht zusammea-
iängende Luminapartien vollKländig ver-
dickt ist; sie werden von zwei ebenso
Bchmalen, etwas halbmondfonnig geki'ünraiteii
Nebenzellen (Fig. 17, n) umgürtet; die
Spaltöffnungen liegen in Längsreihen. Das
durch die Oberhaut echimmemde Blatt-
mesophyll beeteht aus kleinzelligem,
chlorophyllhal tigern, lückenreichtm Paren-
chym, die Gefassbündel führen reichlich
Bastfasei'D.
rW
Gewebe der Ciiicuiiia_, Gilbwnr« , .,,_
Moeller)- A. Querschnitt aus der Rinde '__,
Wurzel stock es, £ Kork, p Parenchyiii mit Kleiats^«'
ballen gefüllt, h eine Oelielle, g einige schief dnrcfc--
Bclmittene Gefässröhreii.
Im gepulverten Safran finden
l^/oÄ nebst den schon angeführten che iiit sehen
'mrf regetabilischeaKörpemiiDgHg
j nlverige SabstanzeD, deren Deterramirnng
r dem geübten UnterBucher woU zumeist ge-
j lingen wird. Eine solche ist beispielsweise
(■ 'das Curcumapulver, dessen Grewebe-
f'portikel und Innaltskörper im Mikroskope
.erkannt werden können. Auffällig ist die
I Korksehichte (Fig. 18, A und li) imd dei-
l;meist formlose Inhalt der Parenchymzellen
T (Fig. 18, Ä, p), der mit Jod sich tiefblau färbt
verkleisterte
[ StÄi-ke darstellt;
^_dnrch don Cur-
r cnmafarbstoff (Cur-
'n) sind sowohl
[ diese als auch die
■-ZellwSnde gelb ge-
f^färbt und das Cur-
tiOnmin gibt Gelegen-
||.1ieit, auch chemisch
Idie Anwesenheit der
FCurciima im Safran-
Ppulver nachzuwei-
Lsen, wozuBietsch
l^nnd Coreil (I.e.)
folgendes Verfahren
empfehlen : Man
übergiesat ein auf Filtrlrpapier gebrachtes
Häufchen des Pulvers mit Ohloroform oder
Aether und bringt auf den dadm-ch ent-
standenen gelblichen Fleck nach Verdunsten
der Lösungsflüssigkeit etwas Borax und
Salzaiiure; der Fleck wird sofort braunroth
geffebt, wenn Cnrcuraa vorhanden ist, bei
reinem Safran bleibt er gelb.
Vielfältig findet man im Safranpulver
auch roth es Sandel holz. Die Elemente
desselben, Holzfasern, Gefä866tö.c.V.ft ■ai\'(. ^^-
alten Wänden, das B.oAa'paxaTi'^'jiÄ ■
Fig. 18
Kork in rter Flflcher
aitsicht.
_4^^xalatkrystallen(FiK. 19 I., IT-T,
I die Bestimmung dieses Surrogates leicbt.
Ebenso Bind die Öewebebestandtlieile
dea Piments und des spaniEchen Pfeffefs
(Paprika) bo cliaraktenstisch, dass ihrNaoh-
weis keiner Schwierigkeit unterliegt. Schon
die Inhahskörper dieser Droguen zeigen in
I Partikel aaa gepulvertem, rothem Sandelholtt.
I I. GewebestUck in radialer Ansicht : »t Markatrs^l-
3n, « HolzfaBern iLibrifoFai), Ap HohparenohriBt,
kr Üxalatkry stalle, g Oerasse.
I II. Genebestück in tangentialer Ansicht, Bezeiob' -
nung wie bei I.
ihren LüslicbkeitsverliHltnisBen ein sehr i
I veraehiedenoB Verhalten, „Der Farbstoff |
t des Safrans ist unlßslich in fettem Oelj -
L liislioh in Wasser ; gerade umgekehrt var?
fdäJt BJch der Farbstoff des Payrikas, nad^
i let weder in Wasser, noch in fettem
ISelich. In Kali- oder Nati'onlauge
eich die Farbstoffe des Saft-ans und
iflers tnit gelber Farbe, der Farbstoff des
indelholzes mit purptirrother, der des Pa-
i mit gülbbrauner Farbe." (J. Moeller.)
Safranmatta iBt Auranti agel b,
emiscliei' Safran das schon genannte
Qiti'oki'eBoIkali. Unter derselben Be-
}inung (auch „ Safran Surrogat"} kam
"n Product in den Handel, das nach
ger'aus 4Theilen Weizenmehl, 2Theilen
ten Safrans, 2 Tlieilen gepulverter Cur-
, 1 Theilc gepulverten rothon Sandel-
(, Zimmt- und Pimentpulver und wahr-
nlich auch Paprika zusammunppsetzt
; diese lugi'edienzien wurden mit Wasser
""eingeist zu einem Teig gerührt, zu
1 ausgewalzt, getrocknet und schlieBS-
t gepulvert.
Das schon seit Sebastian Brant's
Sarreuschiff" bekannte Fäläohnngsmittel, die
" 'sctfaser, ist in neuer Zeit nicht
yibaohtet worden ; nur Cottardot in
Ifin will Fleischfasern im Safran gefunden
' en ; wie er es aber nachzuweisen vorstand,
i die Fasern von Schweinefleisch
n'ühi'cn, ist leider nicht i
jrgcBtreiften Muskelfasern unseres
sind bekanntlich mikroskopisch von
ier nicht zu unterscheiden.
Im Cäplande^ benützt man an Stelle des
I Safrans die ähnlich riechenden und
Sirscheinlich denselben Farbstoff enthalten-
n getrockneten Blüthen eines Scrophularia-
ceeuBtraucbes, Lyperta orocea Eokl.
(Lyperia atropurpiuea Benth.), deren sohief-
röhrige mit fünfspaltigeTn flachen Saume ver-
sehene Bhimerskrone grosse blasige Hant-
drtiBen besitzt. Die schwarz braunen Blfltheii
färben das Wasser rasch tiefgelb bis gelbbraun.
Die reichhaltige Literatur tlber Ver-
fälschungen des Safrans vollständig wieder-
Kugeben, ist schon mit Rücksicht auf den
Raum nicht gnt möglich. Di)ch war ich
bemüht, den wichtigsten Erscheinungen auf
diesem Gebiete gerecht zu werden und dem
Bilde, welches die Surrogatindustne e'
einzigen Gewürzes umfasst, eine solche voll-
ständige Äusflthi-ung zu verleihen , dafls
es dem Forscher und dem Laien zugleich
das bietet, was der eine oder der ander«
bUlJgerweise verlangen kann. Es sei miP
nun noch gestattet, einige allgemeine Be-
merkungen daran zu knilpfen, deren Inhalt
meinem Aufsätze „Verfiilschungen" in döl"
Healencyldopädie' entnommen ist. und dcQQll
ich auch in dem Congresse der NahruDgs-
raittel-Cbemiker und -Miki-oskepilver' Aus-
druck verliehen habe.
„Alle Gebiete des menschlichen Vec»
kehre 8, sowohl geistigen wie ruateriellen
Inhaltes, unterliegen absichtlichen und
billigen Täuschungen, von denen jene tÜM
besonders bemerkenswert h hervorgeliotett.
werden soUon, 'ie von dem Sprachgebrauöl^j^
als T, Verfälschungen" bezeichnet werdo^
denn diese haben eine wahrlich universa^ft
Verbreitung erlangt, sie sind so alt, als e
einen Verkehr der Menschen untercinandai
einen Handel gibt, sie sind nicht gebundüt
an Stamm, Nation oder Land, nicht i^
• Ji„.h«^lopadi«. Bd. X. 8. IIS B,
Cnltar, Civilisation oder Urspi-Unglichkeit,
allen Zeiten und allen Völkern ist die
Ueb er vorth eilung nicht fremd geblieben ; mit
dem „Tauschen" ist auch das „Tüusclien''
Hand in Rand gegangen, und wie die
wisscne eh aft liehen Erkenntnisse in der
Gegenwart auf ungeahnte Hiihen fort-
ecBohritten sind, so hat auch die Technik
der (tischenden, täuschenden Operationen
eine stau n ens wer the Ausbildung erlangt.
Auf dieser Entwicklung fusst dann auch
eelbst verständlich eine ausserordentliche Ver-
vielfältigung der Verfälschungen, und be-
i-ilcksichtigt man die mannigfachen, theÜa
lauteren, theiU schon einigermassen bedenk-
lichen Praktiken, die eine Veredlung, Ver-
besserung oder Vermehrung des Handels-
produetes bezwecken, so leuchtet ein, dass
die G-renzen zwischen den noch zu gestatten-
den Veränderungen und den unerlaubten
Substitutionen u. A. verwischt werden und
die präcise Definition, die eine gesetzliche
Handhabe bietet, sehr erschweren."
Tim nun die Schwierigkeiten bei der
Beurtheilung der Fälschungen einigermasaen
zu beheben, dürfte es sich empfehlen,
Kategorien* aufzustellen, die etwa
folgendermasscn zu charakterisiron wären :
Erste Kategorie: Verwendung giftiger
Stoffe zu Nahrnngs- und Genussmitt^n,
ßberbaupt zu jenen Artikeln, welche einen
du'ecten Einflusa auf das meuachliehe Leben
ansliben. Zweite Kategorie; Theilwoiae
erfolgter oder vollständiger Ersatz durch •—
für den butreffenden Zweck ^ werthlose
iisnihrllFlLun Bcgi-UiidiinH'<Mi ■idhn iii di^.ox
aranliu tfol« »3, fufutl B-McV «v Zrtl"*.r. J. 1
't.8iZnT Satamnr " " " '"^^^ —
— 110 —
Körper. Dritte Kategorie: Theilweise
erfolgter oder vollständiger Ersatz durch
Stoffe desselben Charakters (derselben Ab-
stammung), aber von qualitativ und quanti-
tativ geringerem Werthe.
Die weitaus meisten Safranfälschungen
gehören der zweiten Kategorie an, sie ge-
schehen ja doch nur mit Stoffen, die das Safran-
Gewürz ganz und gar nicht ersetzen können,
wenn von der Farbwirkung abgesehen wird.
Der extrahirte Safran, sowie der im
Anhange angeführte Capsafran würde
(wenn letzterer bei uns als echter Safran zum
Verkaufe käme) der dritten Verfälschungs-
kategorie zugezählt werden müssen.
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