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Full text of "Geschichte Freibergs und seines Bergbaues"

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W 1908- 1928 DIRECTOR OF THE 
„UNIVERSITY BERAEY 1910-1928 





ana rer Pr 


Sa 








Geſchichte 


Freibergs 


und 
feines Bergbaues 


von 


Dr. Guſtav Eduard Benfeler. 


Wer liebt nicht warm fein Heimathsland, 
Bo feiner Mäter Micge fand. 

Und ihre Aſche run? 

Ber nicht Mer Ahnen Denkmal chrt, 

Der if des Vaterlands nicht werth, 

Der if kein deutſcher Mann. 


Zweite Abtheilung. 


— — —— 


Freiberg, 1888. 
Verlag von J. G. Engelbarbt. 


Gr #030, 90.30 
v 


HARVARD COLLEGE L1PRARY 
COOLIDGE FUND 


JAN 14 1943 








Dritter Seitraum. 
Bon 1537 — 1650. 


Erftier Abſchnitt. 


Juhalt. 
Geſchichte der Kirchen und Schulen. 





1) Die Erzahlung von der Einführung der Reformation 
im Steiberg wird fortgefegt und zunächft die Einziehung ber Freiberger 
Kıöfter gefchlidert. 





COnellen. Urkunden. 1) 1537. 9. Heinrichs Inftruction zur Viſi⸗ 
teticn Urt. a. Sr. Ar. 2) 1537. Wie man das Amt d. Meße u.a. Cere⸗ 
mca. halten mag. Urt. Ebend. 3) 1537. Paulus, Abt zu Gelle, klagt üb. 
d. üdirkandachmende Cvangelium. Wiliſch cod. diplom. p. 198— 1%. 
4) 1537. Simon Beyer, Prior a. Dominikankl. erbitt. ſ. Quitt. üb. d. er⸗ 
bulsen. Kicherflein. u. Docum. Samml. 5. &. Geſch. Th. Ill. S. 100-101. 
5) 1537. Alte Racht. üb. d. Jungfrauenki. aus Mollers Collectan. ©. }. 
S. 8. Ze. VII, p. 715 — 271. 6) 1539. Landtagsverhandt. üb. d. erle⸗ 
Kt il Bir. ©. 4. ©. G. Th. VI, ©. 113— 117. 7) 1540. Hein⸗ 
richs Berfierungsihrift a. d. Landſtaͤnde. Ebendaſ. S. 117—1%0. 8) 
1548. Srinr. v. Echleinig u. a. Schreib. an Heinrich weg. d. Br. Nonnen. 
€. Hcrings Gef. d. im. Markgrth. Weißen erfoigten Ginführ. d. Reform. 
E. 113— 115. 9) 1540. 9. Heinrihe Antwort darauf. ©. v. Langenn 
Berg, Th. 2. ©. 103. 10) 1541. 9. Heinrich ſchenkt d. Freib. Rath d. 
Evers u. Riederfreie. Unger. Urt. a. Zr. Ar. 11) 1543. Ch. Morit's 3 
Eqhrriben weg. d. Ronnen z. . ©. z. S. ©. Thi. VII, ©. 206 — 208, 
12: 1564. d. Be. Rathe Witte weg. des Verlaufs v. Möndhenfrei u. Morig’s 
Aatwert. Ungebr. Urk. a. Br. Ar. 13) 1545. Eh. Dkorie verkauft Falken⸗ 
derz u. Rande un dr. Rath. ©. z. ©. 8. Zu. Vli, ©. 208 — 210. 14) 
1536. h. orig beflät. d. Ronnen Wohnung u. a. Bequemlichk. Ebend. 





— 60 — 


S. 210-211. 15) 1546. Des Raths Beſchw. weg. f. Borftcheramtes im 
Nonnen. Ebend. ©. 212—214. 16) 194. Ch. Morig erth. d. Br. 
Rath das Vorkaufsrecht üb. d. 4 Zelliſchen Dörfer Groß- u. Kleinſchirma, 
Waltersdorf u. Loßnig. Ungedr. Urt. a. Er. Ar. 17) 1553. Georg Kom- 
merftabt Schr. a. d. Rath weg. d. Kaufs d. 4 Dörf. Ungebr. Urt. Ebend. 
18) 1553, Ch. Auguft verfauft d. genannt. & Dörfer auf Wiederkauf an Er. 
Math. Ungedr. Urt, Ebend. 19) 155%. CH. Auguft Schr. a. d. Rath. weg. 
Berpacht. v. Möndyenfrei nebſt andre Schreiben d. Moͤnchenſrei betreff. 9. 
Er. Arch. 20) 1555. Gh. Auguſt Ausfcy. ettich. Artikel. Cod. August. 
T. 1. p. 46. 21) 1556. Gh. Aug. verord. Barbara v. Schönberg zur Priorin 
d. Freib. Jungfrki. S. z. S. S. Th. VII, ©. 214— 215. 22) 1557. 
Des Raths 5. Br. Vorſtellung, daß Lopnig u. Kleinſchirma b. d. Rath 
bleiben follen. Ungebr. Urt. a. Zr. Ar. 23) 1594. Martin Gngel kauft 
Möndyenfrei. Ungedr. Urk. Ebend. 

Schriften. Außer Woller, Freydiger Gruͤbler u. A. Seckendorf 
Historia Lutheranismi Lib. III, Sect. XVI, $. 57. nebft Addit. und 
Anauths Alten Zelle Chron. Th. VI, S. 76— 80. 


Säeng, welcher vom Churfürften ausdrüdiih zu dem Zwede 
nad) Freiberg gefendet worden war, um Euther Lehre mehr und 
mehr Bahn zu brechen, machte ſich aber bald wahrſcheinlich durch 
fein hochfahrendes Wefen bier verhaßt. Doc gab ihm Katha: 
rine am 16. Novbr. 1536 in einem Schreiben an den Churfür- 
ſten feiner Lehre und feines Lebens halber noch ein gutes Zeug: 
nig wider die Werläumder und bat den Churfürften Schenden 
zu ermahnen in Freiberg zu bleiben. Allein in demfelben Jahre 
kam audy am 19. Dechr. Herzog Georg mit feinem Rathe von 
Garolwig hierher. Georg felbft redete nun zwar mit feinem Bru⸗ 
der nichts über die Religion, wol aber ſuchte Garlowig Schenden 
zu bereden, ſich vom Biſchoffe zu Meißen zu feinem Amte wei- 
ben zu laſſen. Schend ließ ſich auch durch Garlowigen faft dazu 
bereven, und Katharine wendete fi daher an den Ghurfürften 
und fragte diefen um Rath, indem fie zugleich bemerkte, Schend 
babe bei feinen Predigten in der Schloßlirde an 25 Zuhörer, 
in der Stadt aber halte man den Gottesbienft nach der vorigen 
eiſe. Der Churfürft ertheilte hierauf den 2. Dechr. auf den 
Rath der Wittenbergifchen Theologen folgende Antwort: Man 
konne die Weihe von dem Biſchoffe mit gutem Gewilfen nicht 
begehren und er wolle daher an Schendens Stelle Gadpar Zeu: 
nern, einen Prediger von Schneeberg, welcher ſchon ordinirt fei, 





— 6ii — 


(dien. Inzwiſchen währte ber Briefwechſel über diefe Ange: 
legenheit zwiſchen Carlowitzen und Schenden vom 9 bis 19. 
Dechr. fort. Garlowig gab vor: der Biſchoff werbe von ihm 
nichts weiter verlangen, als daß er fchwöre, er wolle nach dem 
Evangelio lehren. Weil er aber zugleich behauptete, daß eine 
Zeit von 9 Monaten zu der Orbination nöthig fei und der Bis 
ſchoff grabe Trank war, fo zerfchlug fich die Sache und Herzog 
Heinrichs Canzler Balthafar von Ragewitz, welcher zugleich 
Demdechant war, erlaubte Schenden am 1. San. 1537 im Dom 
sa predigen. Dieß ermuthigte Schenden, fo daß er den 15. 
Sen. an den Ghurfürften fchrieb, er wolle nicht nur im Predi⸗ 
gen fortfahren, fondern auch dad heilige Abendmahl ausfpenden, 
wenn er gleich micht geweiht fei. Melanchthon hatte ihm hierzu 
mit eigner Hand bie Gründe aufgefegt, welche er num auch fel- 
nem Derzog überreichte. Es waren folgende: Es fei nach dem 
kanoniſchen Geſetzen auch den Laien erlaubt die Taufe zu vers 
richten und ba3 Evangelium zu prebigen, und diejenige Beru⸗ 
fung der Kirdyendiener,, welche vom Wolke oder in deflen Ramen 
und mit deſſen flillfichweigender Billigung vom Kürften ausgehe, 
fei hinlänglich, bie Ordination vom Bifchoffe komme nur dann 
hinzu, wenn bdiefer dem Evangelio zugethan ſei. Sonft fei er 
zu verwerfen, weil er unter dem Fluche Pauli liege. Es findet 
Kb auch, fährt Seckendorf fort, in ben Acten, daß Dr. Brüd, 
nacbdem er die Sache mit Luthern überlegt hatte, dem Chur⸗ 
fürken am 1. Mai den Rath ertheilte, Herzog Deinrichen zu 
ermabnen mit Hintanſetzung aller Gefahren die Mißbräuche ab» 
zuſchaſſen und den wahren Gottesbienft nach dem Vorgange ber 
Cburfũrſten zu Sachen in feinen Landen einzuführen, auch ſich 
wit etwa von dem Canzler bereden zu laflen die Sache bis 
auf ein Gecilium zu verfhieben. Er folle dabei die Weife inne: 
baiten, wie fie Luther zur Zeit Churfürft Friedrichs gehalten 
babe, daß nämlih der Rath zu Freiberg dad Gapitel, welches 
des Pfarrebt hätte, um eine Reformation erfudhe und Herzog 
Heinrich als die hohe Obrigkeit, der Herzog Georg nichts hinein, 
zureden babe, fich diefem Begehren nicht wiberfege. 

Es fei aber nun auf bdiefem oder auf einem andern Wege 
vorgenommen worden, fo ging bad Werk doc wohl von Statten 

„2° 


— 612 — 


und Herzog Heinrich nahm bie Reformation vor, deren Daupt: 
ſtücke Schenck alfo verfaßte: Die Lehre und Predigt follen 
aufs reinfte geführt werben, unvermifcht mit Menfchentand und 
Sapung. Sonderlich follen fie gerichtet fein auf bie Meinung 
Chriſti Jeſu, unferd lieben Herrn und Heilanded Luc. am leb: 
ten, dba er felbfi fagt: „daß er darum habe müſſen gefreuziget 
werben und am dritten Tage wiederum von den Zoden auferfte: 
ben und alfo in feine Derrlichkeit eingehen, auf daß Buße und 
Vergebung der Sünden in feinem Namen verkündiget werde un: 
ter allen Völkern,“ als nämlidy mit diefer Abtheilung: Daß 
bei der Buße die zehn Gebote Gotted, die rechten gute Werke, 
das Kreuz und Geduld, treuer Gehorfam gegen die Obrigleit, 
Fleiß und Treue in eines jeden Beruf nad) feinem Stand, Amt 
oder Dienft, ingleichen das liebe Gebet getreulich getrieben wer⸗ 
den. In dem Artikel aber der Vergebung der Sünden 
fol getreulich getrieben werden: das Evangelium, der Glaube 
und mannigfaltiger Troſt aus Gottes Gnadenworte in allerlei 
Anfehtung, Noth, Trübſal und Beſchwerung an Leib und Seel, 
Ehre und But, in Gefundheit und Krankheit, im Leben und 
Sterben nach Gelegenheit der vorfallenden Noth, Zeit und Per: 
fonen. Und vor allen Dingen fol man fidy mit der Lehre und 
Predigt richten nad ber gedrudten Ordnung ber Bijitation zu 
Sachſen, auch nah der churfürſtlich fächfifhen und andrer in 
der Religion einander verwandten Fürften und Stände auf bem 
Reigstage zu Augsburg gefchehenen Confeffion und Apologie im 
1530ten Jahre. Dedgleihen follen bie Eeelforger mit Fleiß 
dahin gewiefen werden bed Herrn Doctoris Martini Lutheri 
Biblien deutfh, auch Poftillen, großen und Heinen Catechismus 
und andre gute und chrüftliche und reine Bücher in lateinifchen 
und andern Spraden mit Fleiß zu lefen, damit fie deſto beftän- 
diger und tröftlicher predigen und die Leute unterweifen können, 
und daß ja ber Feine Catechismus mit Fleiß und ſtets in der 
Jugend getrieben werde, auch daß bie Keute in allen Predigten 
zu Sotted Wort und Furcht, zum Gebet, zum Sacrament des 
wahren Leibed und Blutes Chrifti, zum Gehorfam ber Obrigkeit 
und zu guten Werken, Gott zu Danke und dem Nädften zum 
Dienfte und guten Erempel gewiefen werben. Auch daß man 





m allewege gute Schulen für Knaben und Mägdlein aufrichte 
und erhalte. Mit getreuer Verwarnung vor Gottes harter ern- 
ker Ungnade und Strafe, wo man ficy nicht beflert und Gott 
für dieſe feine unaudfprechlichen Gaben nicht dankbar if. Dazu 
geboren geichidte Pfarrer, Prediger, Capellane und Schulmeifter. 
Dielelben wird man auch ſamt allen andern Kirhen- und Schul- 
dienern billig mit ehrlicher Beſoldung unterhalten, damit man 
in diefen legten Zeiten doch etwas bei der Sache thue, wie es 
denn die hohe Rothdurft erfordern will. 

Ueber die Einridhtung des Gottesdienftes felbft galten fols 
gende Vorſchriften: Ohne Communicanten fol man nimmer 
keine Meſſe halten, wenn man aber Communicanten bat, fo fol ' 
mans balten inmaßen wie folgt: Sn Städten unb Fleden, da 
Knabenihulen und Leute find, die lateiniſch verfiehen, mag 
man an heben Zeiten lateinifch, ſonſt deutfch Meile halten. Auf 
den Döriern aber, da Niemand lateiniſch verfteht, fol man 
durchaus deutſche Meile halten und namlich fo: Erftlidh den Ins 
treitum (Eingang), darnach Gloria in excelsis (Ehre in ber 
Höbe), darauf der Chor: Et in terra (Und auf Erden), folgende 
die Gellecte, darnach die Epiitel, darauf ein geiſtliches Lied, dar: 
nach Las Evangelium, folgend ber Gelang: Wir glauben, ba: 
auf die Predigt. Nach der Predigt mag man die ofine Schuld 
auf ter Kanzel kurz und rein ſammt der Abiolution ſprechen, 
FKürbitte vor allen Feinden und Noch und fonderlich die vorhan⸗ 
den und vor Augen und Tas Waterunfer und Verwarnung zum 
bochwũrdigen Sacramente. Nach der Predigt nun ben Frieden: 
„da pacem domine“ und die Gollecte darauf deutfh. Darauf 
das Baterunfer, den Canon läßt man gar aus, folgends bie 
Borte des hochwürdigen Sacraments. Darnach reiht man ben 
Beuten das hochwürdige Sacrament unter beiter Geftalt. Unter 
der Darreichung ſingt man das Sanctus deutſch, item: Gott fei 
gelebt, umd item, wo ſichs verzeucht: Jeſus Chriſtus oder das 
Aznus dei, darnach die Gollecte zur Dankſagung. Lestlich Fpricht 
man den Gegen aus dem Buch Numeri uber das Boll. Zu 
merken: wenn man gleib an hoben Feſten die Meile lateinifch 
Bilt, fo lieſt man dennod) die Epiſtel, das Evangelium, bie 
Berte des Sacraments, das Vaterunſer, alles deuiſch und laut; 





— 64 — 


aud den Gegen und alles, was nach der Predigt gehalten wird, 
alles deutſch. Die Vesper mag man alfo halten: Erſtlich fingt 
der Schulmeifter mit den Schülern einen Pfalm, darnad) fingt 
man einen Hymnus, folgends das Magnilicat, letztlich bie Col: 
lecte vom Feſte ober ber Zeit. Wenn man aber am Sonntage 
ober andern Feſten predigt unter der Vesper, fo fingt man bad 
„Magnificat““ nah ber Predigt. Und daß es alles aus Gottes 
Wort und biblifher Schrift fei und fonft nichts anders, es fei 
gelefen ober gefungen. Die Litanei fann man halten unter ber 
Besper am Sonntage oder am Sonnabende zur Vesper oder bie 
Woche einen Tag, wenn dad Volt am meiften babei fein kann. 
Wenn man fonft an Werktagen predigt, fo mag man vor ber 
Predigt ein chriſtliches Lieb oder zweie fingen, darnach prebigen, 
nad der Predigt für ale Stände und Noth treuli aufs kurze 
bitten und beten, darnach wieder ein chriftlich Lieb fingen und 
darnach ben Segen Iefen. In Stiften aber macht man zur 
Uebung, damit die Domberren, Vicarien, Gaplane nicht gar 
müffig gehen, zur Metten drei Pfalmen, eine Antiphone, eine 
kurze Lection, ein Refpond von Zeften ober ber Zeit, dann 
te deum laudamus und benedictus mit einer Antiphon und 
einem Gollectenfchließen. Aber alles aus der biblifchen göttlichen 
heiligen Schrift und feine Legenden, auch fein Zeit de sanclis. 
Dedgleihen mag man Prim, Terts, Sext, Non und Complett 
auch halten, auch in der Woche einfady oder zwier die chriftliche 
Litanei lateiniſch, in Pfarrfirchen aber deutſch halten. 

Herzog Georg hatte aber noch drei Tage zuvor nämlich 
den 17. an Herzog Heinrigen geſchrieben und ihn erinnert, daß 
er fowol in eigenem als in beflen Namen dem Kaifer zugefagt 
babe, daß fie bei der alten Lehre bi auf das Concilium bleiben 
wollten. Jetzo aber ſtehe er in Sorgen, Herzog Heinrich möchte 
auf bes Ghurfürften Anrathen Dinge vornehmen, welde biefem 
Verſprechen zuwider und ihm unanfländig feien und nicht ge: 
bührten. Er erſuche ihn demnach, weil das Concilium vor ber 
Türe, Feine Neuerung anzufangen. Denn wo foldes gefchehe, 
möüffe er es Baiferl. Majeftät berichten. Herzog Heinrich antwors 
tete den 18ten Mai. Er habe feine Erkenntniß aus ber heiligen 
Schrift und wolle einige Gebräude, bie berfelben entgegen, 





— 615 — 


abihaffen unb nach Gottes Wort eine Orbnung machen. Gol: 
ches thue er aus Trieb feines Gewiſſens und hoffe deswegen bei 
taiferl. Majeftät und männiglicy entfchulbiget zu fein. Bid auf 
das Goncilium koͤnne er die Sache nicht auffchieben, weil See- 
iengefahr darauf ſtehe. Er bitte demnach, Herzog Georg wolle 
es nicht in Argem vermerken, doch gebe er ihm feine Maße, was 
er an kaiſerl. Majeflät berichten wolle. Herzog Georg wurde 
bierauf higiger und fchrieb den 23. Mai einen langen Brief: 
Es nehme ihn Wunder, daß er denen zu Folge, welche allein 
den Unglauben für Sünde hielten, die heilige Meſſe verwerfe 
und verdbamme und über geiftliche Perfonen und Güter fich et- 
was anzumaßen unterfiche, über welche er doch feine Macht 
habe. Wenn ihn fein Gewifien treibe, fo fei genug, daß er für 
ieine Perfon befümmert fei, andern aber nichts gebiet. Denn 
wenn wir, fährt er fort, aus Gottes Wort oder ypäpftiicher 
Heitigteit und kaiſerl. Majeftät Zulaffung Gewalt hätten über 
geintlide Sachen, wir hätten längft abgefhafft, was wir für 
Mißbräuche balten können. Weil wir aber nicht finden, daß 
uns Solches in Gottes Wort aufgelegt und päpftliche Heilig: 
keit, auch kaiſerliche Majeftäit uns befohlen der Kirchen zu ges 
berchen; fo unterfangen wir uns feiner Neuerung vor bem Con: 
cilio. Denn wir find ein Glied der Kirchen und Faiferl. Maje: 
Kit untertban, gebieten aber Niemand, was er in feinem Her: 
sen glauben wolle. Dem fügte er bei: Er betaure, daß fein 
Derr Bruder in feinem hohen Alter von dieſem Gehorfam ohne 
ibn um Rath zu fragen abweiche, doch thue er ed auf feine Ge: 
fabr und Schaden, weil er gutem Mathe nicht folge Er ers 
mahnte ihn nochmald abzufichen und ber Elerifei nichtS von dem 
zu entziehen, was fie aus Mildrhätigfeit ihrer Worfahren und 
Beiibuß des gemeinen Mannes erbalten, Damit er nicht, wenn 
er das Evangelium in Zellen und Scheuren ſuche, Dagjenige 
finde, wad er mit größerem Nuten hätte ungelucht gelaflen. 
Endlich fchließt er mit dem Wunfche: Gott wolle ihn erleuchten, 
tamit er dem folge, was gut und felig ſei. Herzog Heinrich 
antwortete hierauf auch weitläufig. Gr bezeugte zuvorderft, Daß 
er bisher allen Gehorſam und Pflicht kariert. Majeftät und Der: 
zeg Georgen geleiſtet, auch ind Künftige leiften werte in allen 





Gtüden ‚ fo das Gewiffen nicht verlegten. Dieſes aber verbinde 
ihn nebſt der klaren Vorſchrift des Wortes Gottes, daß er das⸗ 
jenige, was er vorhabe, nicht vermöge aufzuſchieben oder gar zu 
unterlaſſen. So ſei er auch weder der erſte noch einige Fürſt 
des Reichs, welcher die Herzog Georgen ſo verhaßte evangeliſche 
Lehre angenommen und den Gott ſchuldigen Gehorſam aller an⸗ 
dern Verbindung vorgezogen, doch im Uebrigen ungekraͤnkt der 
Treue, womit er kaiſerl. Majeſtät verpflichtet. Er bekenne eben 
diejenige Lehre, welche einige Fürften auf dem Reichstag zu 
Augsburg bekannt und aus Gottes Wort heil und Har erwielen, 
weiche audy mit nichten aus bemfelben widerleget werden. In 
biefer wolle er durch Gottes Gnade flandhaft beharren. Weil 
nun berfelben der vermeinte geiftliche Stand in der Lehre und 
Gebraͤuchen zuwider und zwei widerwärtige Lehren an einem 
Orte ohne Nachtheil bed Friedens nicht könnten im Schwange 
geben, fo wolle er auf fchleunigftem und ftilftem Wege und 
‚Mittel eine Reformation anftellen, Niemand aber dad Seine 
nehmen, noch Jemand zwingen, daß er wiber fein Gewiſſen et- 
was glaube, fondern allein anordnen, daß ein chriftlicher Got: 
tesdienſt, der Bott gefallen werde, angerichtet, und was dem 
zuwiber, abgefchafft werde. Welche Geiftliche aber fich denfelben 
nicht gefallen ließen, fondern verachteten, die würben freiheit 
heben ſich anders wohin zu begeben, wo fie foldyes ungehindert 
thun koͤnnten, bie von den Vorfahren geftifteten Kirchengüter 
wolle er zu chriftlihem und gottfeligem Gebraude verwenden. 
Er habe auch nah Herzog Georgens eigenem Erempel befohlen, 
ein genaues Verzeichniß der in ben Klöftern vorhandenen ver: 
ebrten Stüde und fahrenden Güter aufzufegen und felbe wohl 
zu verwahren, weil bekannt, daß ſchon Einiges davon zerfireut 
und entwendet werden. Wann er länger mit Abfchaffung ber 
Mißbräuche der Cleriſei verzöge, fo wäre zu forgen, dad Wolf 
möchte einen Aufflanb wider ibn erregen zu feinem und Herzog 
Beorgend Schaben., Er hätte aber fobann die Kräfte nicht, 
wenn bie Sache zum Bruch käme, genugfame Mittel vorzufeh- 
sen. Er fei bereit vor einem freien dhriftlichen Concilio, der: 
gleihen auf viel Reichſtagen verfprochen worden, von feinem 
Thun Red und Antwort zu geben, bedanke fich dabei, daß 


— 617 — 


Herzog Georg die Sache in feinen Willen ftele, und bitte, er 
wolle derjelben wegen keinen Unwillen auf ihn werfen, oder wann 
er Gewalt zu befahren hätte, feine Hülfe verfagen, wiewol er 
boffe, daß er folche im Zall der Noth auch von andern Freuns 
ten und Verwandten erhalten werde. Weil er endlich nichts 
mebrered wünſche, al& daß er fein Leben in feinem hohen Alter 
in brüderlicher Eintracht ſchließen möge, und genug bekannt fei, 
was fie beiderfeitd des Glaubens halber hielten, fo bitte er, 
Herzog Georg wolle von biejer Sache nichts weiter fchreiben, 
fondern ihn darinnen walten laffen, wie er ihm auch Feine 
Maße in feinen Landen gäbe. Endlich ſchloß er mit dem Wun: 
fe, womit Herzog Georg feinen Brief gefchlofien hatte. Und 
alfo börte der durch Handbriefe geführte Streit zwifchen biefen 
beiden Deren auf und Herzog Heinrich vollzog fein Vorhaben, 
obwol foldyed Herzog Georg Sehr ungern fah, dem ed aber an 
Gelegenheit und Recht fehlte ihn mit Gewalt deshalb anzus 
greifen. 

Derzog Heinrich fehritt alfo jeßt ungefäumt zur Reforma: 
tion ſelbt und ftellte zunächit eine Kirchenvifitation an, wozu 
er außer Georg Spalatin, welchen ihm der Churfürft auf fein 
Begebren geſchickt hatte, vor allen die drei Männer, nämlich 
Dr. Jacob Schenden, feinen Rath Anton von Schönberg und 
Antread von Allnped ten Bürgermeiiter zu Freiberg brauchte. 
De& gab es hierbei Schwierigkeiten, welche nicht nur das Ga: 
gitel und die Cleriſei, fondern der Herzog felbft machte, wel: 
der über den Bogen zu fchreiten und mit den Domherrn, Mön: 
den und Nonnen zu hart zu verfahren fchien. Schon die In: 
fruction, welde er in dieſer Hinſicht den 3 zulegt genannten 
Biıitaroren zu Pfingften 1537 gab, lautete ziemlich hart und zwar 
fe: Darnach follet ihr euch erfunden, wie tie Pfarrer, Prediger 
Gapelane und Schulmeifter des Trts der Predigt, Lehre und 
Seeliorge halben gefchidt, auch wir ihr Wandel und Weſen jte: 
bet, wie ihr denn ſolches wol füglich zu thun werdet wiſſen. 
Unt nachdem unferd Achtens an etlichen Orten noch Pfarrer 
ine, bie im der Papiſterei alfo herkommen und vertieft jind, 
daß ne Gottes Wort dem Volke vorzutragen, auc Die göttlichen 
Sacramente demfelben nach zu reihen oder Die Communion zu 





— 68 — 


halten ganz ungefdidt find, welches, fo fie bei ihren Pfarren 
länger gelaffen werben follen, zur Beſchwerung ber Gewiſſen ge: 
reicht, und doch auch unbillig wäre, daß die armen Leute un: 
verfehen verftoßen und hülflos gelaffen folten werben, zumehr 
fo fie nun des Alters, daß fie fi) mit andrer Arbeit oder ge: 
bührlicher Handtierung nicht ernähren Fönnen ; fo wollet auf die 
Wege handeln, daß ihnen von den Pfarren nach berielbigen 
Vermögen entweber auf einmal etwas zur Abfertigung gereicht 
ober eine jährliche Penfion zu berfelbigen Pfarrer Eebetagen ver: 
macht und ausgeſetzt, auch fehriftliche Bekenntniß darüber voll- 
zogen werde. Vermöchten ed aber die Pfarren oder die Leute, 
die barein gehörig, ja nicht, fo fol mit ſolchen ungeſchickten 
Pfarrern auf ein Ziemliches für eine Abfertigung zu nehmen ge- 
handelt und uns von euch zu erkennen gegeben werben. Als 
wollen wir un unferd Gemüthed gegen euch folder ungefchid: 
ten Pfarrer halber ferner vernehmen laffen ober unfern Amt: 
leuten deſſelben Orts befehlen. Und wenn ihr euch mit benfel- 
bigen auf ſolche oder andre Mittel vereiniget, fo wollet euch für- 
derlih um geſchickte und gelehrte Perfonen erkundigen und dies 
felbigen an der vorigen Statt, doch mit unferm Zuthun und 
Borwiffen, verorbnen. Wären ed aber Pfarrer, die Gottes Wort 
predigten und würbe auf fleißige Erforfhung, welche ihr in 
allewege thun follt, befunden, daß fie etwa in einem Irrthum 
im Glauben, er wäre bed hochwürdigen Sacramentd bed Leibes 
und Blutes Chrifti, der Taufe halben oder fonft für etwas, 
predigten ober hielten, denen fol gefagt werden ſich förderlich 
aus unfrer Obrigkeit oder Gebiet zu wenden mit der Verwar⸗ 
nung, wo fie darüber betreten würben, daß fie mit Ernft ge: 
ſtraft follen werden. Würde aber ihre Unfchilichkeit fo befchwers 
lid) und groß befunden, daß berührte Pfarrer oder Prediger zu 
einer Scheu billig zu mehr zu flrafen, fo iſt's uns nicht entge- 
gen, fondern wollen euch hiermit Gewalt gegeben haben ſolche 
Strafe nach eurem Gutdünten zu verfügen. Würde auch ihre 
Lehre rechtfchaffen, aber doc ihres Wandels halber Unſchiclich⸗ 
teit befunden, fo ſollt ihr fie nach Geftalt des Gebrechens auch 
zu entfegen und an ihre Statt andre zu verorbnen haben. Hat 
es aber die Geftalt, daß etwa ein geringer Mangel wäre, barum 





einer des Orts, da er it, nicht länger fein wollte, ober obnes 
dieß aus dem, daß das Wolf eine gemeine Abgunft zu den Pfar- 
rern oder SPrebigern hätte, es befler fein follte, denfelben an 
einen andern Ort zu transponiren, das follt ihr nach Gelegen: 
beit und eurem Gelbfibedenten auch alfo zu verfchaffen haben. 
Aber allenthalben foll den Pfarrern, Predigern und Gapellanen 
gefagt und ernſtlich angezeigt werden, daß fich feiner unterftehe 
anderd zu lehren und predigen ober des Sacramentd und Geres 
monien halber zu handeln, denn nad) Vermögen göttlichen Worts, 
auch der chriſtlichen Gonfeflion und Apologie zu Augsburg auf 
dem Tailerlichen BReichötage im dreißigften Jahre geftellt, auch 
des chriſtlichen Unterrichts durch etliche der hochgebornen Fürften, 
weiland Derm Johannſen, Herzogen zu Sachſen, Churfürften 
und unfers freundlichen, lieben Vettern, Schwager und Gevat- 
tern gelehrt und unter dielem Titel zu Drud ausgegangen, ale 
namlıh: Unterricht der Viſitatoren an die Pfarrer im Churfürs 
Kentbum zu Sachſen. Und fo etwa einer wäre, ber barinnen 
Beibwerung bätte oder vermeinte, ed follte in einem oder mehr 
Stücken anders, denn wie berührt, angenommen und berühbrte 
Getteswort und getrudte Bücher vermögen, zu lehren und zu 
balten fein, der foll fid) Derielbigen feiner widrigen Meinung in 
unfern Gebieten nicht vernehmen laſſen, fondern fi) daraus 
wenten und ihr Pfarr, oder Predigtamt auflaflen. Denn wies 
wol unire Meinung nicht iſt Jemanden zu verbinden, was er 
balten oder glauben foll, jo wollen wir doch zu Verhütung 
ſchadlichen Aufruhrs und andrer Unrichtigfeit Feine Secten noch 
Zrennungen in unfern Gebieten und Aemtern wiſſen und ge: 
tulten Wo auch darüber gefpürt würde, daß fih Jemand 
dem entgegen zu predigen, lehren ober mit den Sacramenten es 
anterd zu halten unterftehben würde, fo follen unire Amtlcute, 
Schöffen, Richter und die vom Adel, denen die Gerichte zuftän: 
dig, Befehl haben zur Stund nad ihnen folder Uebertretung 
baiben zu trachten. Nachdem auch zu beforgen, daß fih allerhand 
Secten und fonderlid der Sacramente halben einwurzeln möch— 
sen, fo follt ihr auch Terlei halben Inquifition und Forſchung 
baben unb biefelben, fo der Sacramente halben oder fonft im 
Glauben Irrthums verdächtig, vorforbern und befragen, auch fo 





es die Noth erbeifcht, Kundfchaft wider fie hören, und fo fie 
fi dazu bekennen ober ſonſt überwunden (find), follen fie be: 
gichtet und unterweifet werben des Irrthums abzuftehen. Welche 
aber folche chriftliche Unterweifung nicht wollen annehmen, denen 
ſollt ihr durch unfere Amtleute und fonft eine jede Obrigkeit ge- 
bieten inwendig einer namhaftigen Zeit zu verfaufen und fich aus 
unfern Gebieten zu wenden mit gleihmäßiger Verwarnung ber 
ernften Strafe, wie zu Ende bed näcdften Artikel berührt ift. 

Als man aber bereits anheben wollte die geiftlihen Güter 
als die Domberrnhäufer und andre audzubieten, wehreten Spa⸗ 
latinud und andre dieß fo weit, daß Niemandem etwas gegeben 
ward. Bloß Anton von Schönberg befam oder nahm ein Pfaf: 
fenhaus zunähft an der Ede am Domkirchhofe, welches er her: 
nach an den Bürgermeifter Wolf ofen verfauft hat. Auch war 
es wol Spalatind Verdienſt, daß in berfelben Inftruction aus: 
drüdlich wegen ber DOrbensleute folgende Beſtimmung aufgenom: 
men warb: Da auch alte verlebte Klofterperfonen wären in un: 
fern Gebieten, deren foll man alfo gewahr nehmen, daß fie er: 
halten werben mit gebührlicher Unterhaltung. Die auch noch zur 
VBertündigung Gottes Wortes oder in andrer Wege in der Kir: 
de zur DHandreihung der Sacramente, zur Beſuchung der Kran: 
ten mit Haltung der chriftlihen Mefle zu gebrauchen, die fol 
man auch treulich fördern und alfo mit den Ordensleuten han: 
dein, daß fie fich Feiner unbilligen Beſchwerung zu beklagen, 
fondern deſto eher zum Evangelio und dhriftlihen Geremonien 
begeben. 

Und fo bat man denn in den Pfingfifeiertagen 1537 die 
alten päpftiihen Meflen und andre abgöttifche Geremonien in 
Kirhen und Klöftern abgefhafft und hingegen den Gottestienft 
göttlihem Worte und Ordnung gemäß angefiellt, deshalb auch 
mehrere evangelifche Prediger in bie Stadt erfordert, und alle 
Domberren, Mönche und Pfaffen, fo fih nicht zur Augsburgi« 
(hen Confeſſion bekennen wollten, ihrer Aemter und Beftallung 
entiegt. Es findet fi daher noch ein lateinifcher Brief vor, 
weichen der Abt Paulus zu Altenzele an den Abt zu Pforta 
ben 23. Sun. 1537 fchrieb, worinn er ſich beklagt und meldet, 
baß Herzog Heinrich ſich mit feinen Zreibergern zu ben Luthe— 





ranern gefchlagen habe und alfo haushalte, daß die GBeiftlichen, 
fo alta wohnten, nicht wüßten, was fie thun follten. Es wa⸗ 
ven vor wenig Tagen die Kiöfter vermüflet und beraubt, der 
Gottesdienſt gänzlich verboten und alles fo verwirrt worden, daß 
er ſelches nicht genugfam erzählen und beklagen könne. So find 
auch, erzählt Moller weiter, noch drei abfonderliche Schreiben 
von Dr. Jacob Schencken vorhanden, welche im bemeldeten 
1337ten Jahre dad eine am Abend Margarethäi, das andere 
Sonnabends hernach und das dritte Dienflage nach Laurentii 
en Zbomad Echellenbergern, bamald neubeftallten Pfarrern des 
Aungfrauenfloiterd gegeben wurden, in weldyen begehrt wirb, 
das er feine Klofterjungfrauen ermahnen und weil fie allerhand 
Entihultigungen vorwenbeten, mit Ernft anhalten follte, damit 
fie Gottes und Ihrer fürftl. Gnaden Befehle gehorſamlich nach⸗ 
fämen und richtige fchriftlihe Antwort von ſich gäben, ob fie 
tie überreihten Blaubendartifel billigen und fich zur Reformation 
beguemen wollten. Es hatten fidy nämlich die Nonnen bei dem 
erfien Schreiben Schendend entichuldigt, ed wären etlidye abs 
weiend. Als er fie dann von neuem dazu anhielt mit dem Bes 
merken, fo möchten die Gegenmwärtigen einftweilen unterfchreiben, 
ließen fie wider jagen: ed wäre eben Markt, da hätten fie viel 
zu tbun mit Ginfäufen, er folle fi) deshalb gedulden. Dr. 
E&md blieb auch Liefer Audrede die fpöttifche Antwort nicht 
fhultig, und rückte ihnen vor, daß fie das Zeitlidhe, das Eins 
faufen sum Markte, lieber hätten denn das Ewige, und bes 
gebrte beitimmt zu fchreiben, ob fie wollten paͤpſtiſche oder evans 
geliſche Pretiger hören und diejenigen für ihre Seelforger ach⸗ 
ten, bie ihnen der Eandesfürft fege. Er wolle fie nicht zwingen 
bie Kappen al&bald abzulegen, oder aus dem Klofter zu ziehen 
oder in einem oder zwei Monaten dad hochwürdige Abendmahl 
zu brauden, fondern fie vielmehr zuvor unterrichten. Jetzt 
lauteten tie Antworten wie folget: Die Domina Priorin Bar⸗ 
kura von Schönberg könne in etliche Artikel diefer Schrift (des 
Gtaubensbelenntniffes) nicht willigen aus etlicher Urfache. Sie 
erfenne die für Seelſorger, die ihr Chriſtum predigten. Marge: 
setba von Schönberg will die für Seelſorger balten, weldye 
Chritum predigen, doch daß die Echrift Richter fei. Anna von 





Kannenberg zeigt an, baß fie das Sacrament mit ber Zeit neb: 
men möchte. Aber um bie Artikel, fo wider bie päpftifche 
Kirche find, bittet fie um Chriſti willen Gebuld mit ihr zu tra⸗ 
gen, weil fie alt. Sie will die, welche Chriftum predigen, bo: 
ren, Pann aber dem Papftthum nicht ganz und gar abfagen, 
denn fie der Neuen Echrift nicht gelefen. Apollonia Rüldin will 
die Kappe nicht ausziehen, aber fo etliche Artikel dem Worte 
Gottes gemäß, wie man anzeiget, möchte fie die mit der Zeit, 
fo Gott Gnade gebe, annehmen. Sie. bleibet auf Chrifto und 
feinem Worte. Wer fie dahin weifet, den will fie zum Seel: 
forger annehmen. Anna von Schönberg gedenkt mit der Zeit 
das Sacrament zu nehmen, aber die andern Artikel will fie 
nicht, bis fo lange Gott Gnade gebe, annehmen. Wer Ehriftus 
predigt, fol ihr Seelforger fein. Gäcilia Auerbadyin ift noch 
ſchwach in ihrem Gewilfen, und bittet noch eine Zeit Gebuld mit 
ihr zu tragen. Sie hält fih and Wort. Barbara Pflugin 
nimmt die Artikel an, will jedoch dad Kleid nicht ablegen, auch 
nit aus dem Klofter und hält fih an Chriſtum. Veronica 
von Bofen billigt die Artilel, will -jeboch die Kappe nicht ab: 
legen. Wer Chriftum predigt, fol ihr Seelforger fein. Regina 
Kreuſchin ift gleicher Anfiht.e Wo die Religion dem Worte 
Gottes nicht entgegen, will fie fie annehmen. Dorothea Berbis: 
dorfin willigt nicht in die Artikel, fo wider die päpftifche Kirche 
find. Sie will dem Papfte gehorfam fein, fofern er nicht wider 
Gottes Wort handelt. Regina Uzin willigt ebenfalld nicht da⸗ 
rein und will päpftifch bleiben und bie für Seelforger halten, 
die ihr Chriftum predigen und die Sacramente reichen nad) 
Ghrifti Ordnung. Anna Sacoben willigt nicht in fie und will 
päpftifch bleiben. Chriftina Quinque willigt nicht ein, fie kann 
ihr Gewiffen nicht überwinden und will in dem Gehorfam des 
Papfted und der chriftlihen Kirche, die Gottes Wort bat, blei- 
ben. Eliſabeth von Miltig willigt gleichfalls nicht ein und will 
päpftifch bleiben. Margaretha von Miltig kann noch zur Zeit 
nicht verwilligen, und bittet um Chriſti willen, man wolle ihre 
Schwachheit dulden, wie Chriftus und St. Paulus gethban. Wer 
fie auf Chriftum leitet und fein Wort predigt, foll ihr Seelſor⸗ 
ger fein. Sic Christus alt, qui vos audit, me audit (d. h. 





So ſpricht Chrifius: wer euch hört, hört mid). Dorothea 
Spenglerin will auch nicht verwilligen, fondern päpftifch bleiben 
und bittet, man wolle ber Sachen aufhören, ehe man die Leute 
gar von Sinnen bringe. Anna von Miltis willigt nicht ein, 
will päpſtiſch bleiben. Margaretha von Schönfeld gedenkt ſich 
in keine Neuerung zu geben und will päpflifch bleiben. Bris 
gitta von Schönberg bittet um Chrifti willen ihre Schwachheit 
zu dulden eine Zeitlang, fie kann fich zur Zeit noch nicht übers 
mwinten. Wer Chriftum predigt, fol ihr Seelforger fein. Mag» 
dalena Ruprechtin ift no zu ſchwach, kann nody zur Zeit nicht 
verwilligen. Doch gefallen ihr viele Stüde in der neuen Reli 
gion. Sie will diejenigen hören, die Ehriftum predigen. Catha⸗ 
rina Heinrichin will nicht, bis es von einem Goncilio erkannt 
wird, will alfo päpftiid bleiben. Urfula von Schönberg fann 
fi noch zur Zeit nicht überwinden, bis aufs Concilii Erfennts 
nis und Gottes Gnade, fo will fie es gerne thun. Die Chri: 
Aum predigen, follen ihr Seelforger fein. Anna Weigelin will 
nicht, will päpftifch bleiben, hat aber gleihwol hernach commus 
nicirt, jedoh auf dem Ghore oben. Gatharina Königsdorfin 
kann ibr Gewiflen nicht überwinden und will päpftifch bleiben, 
erkennt jedoch die für Seelforger, die Ehriftum predigen. Otti⸗ 
lia Schuldheißin will auch nicht und fie will die für Scelforger 
achten, die ihr dad Sacrament reichen nad) chriftlicher Ordnung. 
Desgleichen will Gatharina Löferin von Dresden nicht, fondern 
sipitifch bleiben. Daffelbe gilt von Euphemia von Schleinig, 
weiche audy bei der apoflolifchen Kirche zu bleiben gedachte, fich 
ſedoch fpäter befehrte. Bei der Elifabeth von Schleinitz hinges 
gen beißt es: will gar nicht, will päpftifh bleiben und bei 
Anna Schenckin von Zautenburg: Will nicht, hats ihrer Muh⸗ 
men befoblen, daß fie auch nicht will, will päpftifch bleiben. 
Bei Catharina von Leimbah: Non vult, will päpftiich bleiben. 
34 nah Brir gezogen. Juliana Bräunin: non vult, will 
päpftifch bleiben. Anna Gonradin non vult, will päpftilch 
bleiben. Gebt nah Brir. Margaretha von Bünau getenkt 
weder das KKleinite noch das Größte zu halten, will päps 
wild bleiben. Deögleihen auch Catharina Weimannin. Diele 
bat jedoch hernach auf dem Chore communicirt. Gatharina 





— m — 
Wildeckin endlich verwilligt die Artikel anzunehmen, ſofern fie 
dem Worte Gottes gemaͤß. 

Doch beruhigte man ſich Seitens des Herzogs nicht hierbei, 
ſondern ordnete ſtrengere Maßregeln an und zwang bie Hald- 
flarrigen, das Klofter zu verlaſſen. Hierüber fam es dann zwi: 
ſchen dem Herzog und einigen der Vornehmften vom Adel, näm⸗ 
li) denen von Schönberg, Miltiz und Pflug zu einem harten 
Streite, weil der Herzog mehrere mit ihnen verwandten Klofter- 
jungfrauen wider ihren Willen aus dem Kofler ziehen hieß und 
ihnen zwar erlaubte, das, was fie hinein gebracht, mitzunehmen, 
dagegen zu ihrer fernern Verpflegung nichts reichen wollte. 
Diefem Verfahren wiberfegten fih nun bie obencrwähnten ad⸗ 
lien Herren und warfen fogar mit Drohungen um fih. Doch 
auch der Herzog ließ es an letzteren nicht fehlen, wie dieß aus 
den von beiden Seiten im Juli und Auguft gewecfelten Schrif- 
ten erhellt. Endlich wurde der Streit alfo beigelegt, daß ber 
Herzog den Ebdelleuten, von ihm Bundesgenoſſen genannt, auf 
den Rath des Churfürften anzeigte, wie er bie Kloftergelübbe, 
auf welche fie ſich beriefen, gar nichts achte und alfo verfahren 
wolle, wie er es ſich gegen Gott und kaiſerl. Majeftät zu ver: 
antworten getraue. Indeſſen wurbe doch ber Unterhalt der ges 
dachten Klofterfrauen auf gleiche Weife, wie im Churfürftenthum 
beforgt, an dem £andtage in Chemnig 1539 aber von den Landftän- 
den wahrfceinli davon mit Beranlaffung genommen, an Herzog 
Heinrihen unter andern folgenden Antrag zu fielen: Für das 
Achte. Beil allen Ständen und fonderlid denen von der Ritter: 
ſchaft an den Bisthümern, Stiften, Klöftern und Compturhäufern 
nicht wenig gelegen, in Anfehung, daß fie und ihre Vorfahren, 
wie folhed €. 5. ©. felbft bekannt, diefelbigen erſtlich fliften 
und in Aufnehmen bringen helfen, aud die Ihren bi daher 
nothbürftiglih und ehrlich darinn haben können unterbringen, 
und über ſolches Alles die Bisthümer und Stifter eined Theils 
kaiſerliches Lehn und Geftifte find, derhalben, wo man fi da: 
ran vergriffe, tem Lande Krieg und fonft allerlei Beſchwerung 
daraus entftehen möchte, fo bitten wir unterthäniglih, €. F. S 
wollen mit benfelbigen Bisthumen, Stiften, Klöftern, Comthur⸗ 
bäufern und ihren allerfeitd zugehörigen Gütern ohne Wiſſen und 





— 623 — 


Rath gemeiner Lanbdftände keine Aenberung vornehmen, fondern 
Selbe noch eine Zeitlang gnädiglid in Ruhe ftehen laffen, ob 
vieleicht Gott Gnabe geben wollte, daß diesfalls durch kaiſer⸗ 
te Majeltät und andere chriftlihe Däupter ein einträchtiger 
Beitluß, was barinne zu thun, gemacht werden möchte Ob 
aber bereit3 etliche Klöfter geledigt, fo wolle €. F. G. mit Rath 
der Lantitände Ordnung machen laffen, wie man mit Beftellung 
derfelbigen und ihrer Zugebörungen Güter noch zur Zeit ges 

babren folle, damit fie in Riemands eigenen Nuß gewendet wür« 

den. Da aud) einige Manns⸗ oder Weibsperfonen ſich gutwils 

lig aus tem Kloſter begeben würden, daß denielbigen dasjenige, 

fo Ne mit bineingebradht hätten, für voll wieder binausfolge, 

eder ihnen fonft ihr jährlicher Enthalt nad) Maaß ihres Mitbrins 

gens vericafft werden möge, und ob Etliche gleich nichtd hineins 

gebracht und doch fonft lange barinnen gewefen, daß dennoch 

diefelbigen, wann fie jetzo heraudgingen, auch nicht fogar mit 

Iedigen Händen abgemwiefen, fondern mit ziemlicher Ausſteuer 

verlieben würden. ©. %. ©. wolle auch weiter Denen vom Adel, 

welche Klöfler oder Stifter unter ihrer Obrigkeit oter Schuß 

bitten, tie Verwaltung und Beſtellung derielben bleiben und 

Barınn feinen Einhalt thun laſſen. Gleicher Geftalt wolle e3 

©. 5. ©. diejenigen auf dem Lande und in Städten, fo P ars 

sen. oder Altarlehen zu verleiben hätten, halten und ihnen da: 

rein aub feinen Eingriff thun laſſen. 

Deinrih antwortete hierauf nicht ohne Empiintlichkeit : 

2. F. G. buben, fo viel die Stifte, Klöſter und geijtlichen 

Güter belanget, fonberlih denen von ber NRitterfchaft (ob: 

wei fie kaiſerliche Stifte find, fo find fie doch zu mehrern 
Zbeil von ihnen zu Aufnahmen geitiegen) zu berathen unters 

erben, und da ber übergebene Artikel recht erwogen und an: 
gefeben, fo wäre ed ohne Noth geweſen Vorforge der Eigen: ° 
zügigfeit barinne zu haben. Es find auch X. F. G. nicht 
eageneigt dem Einbringen nad die Klofterperionen, und, ob fie 
ni&ts eingebracht haben, fie, jenachdem die Gelegenheit der Stifte 
fein will, begaben zu laffen. Und wirb dem Adel ter Schub 
ibrer Klöſter, auch die Belehnung der Pfarren durch den erften 
Artikel gnädiglider Maße zugelaflen und gegeben. Gine er: 

40 





— 66 — 


fiherımg, welche der Herzog auf dem Landtage zu Leipzig am 
7. Aug. 1340 nochmals zu wiederholen veranlaßt wurde. Denn 
hier verfprach er die Klöfter und andre geiftlihe Güter zu Feiner 
andern Abficht ald zur Beförderung der Ehre Gottes und Unter: 
ftüsung der Armen anzuwenden, zu weldem Ende foldhe bins 
führo lediglich durch zweie aus der Nitterfchaft und einen aus 
bem Mittel der Städte fequeftirt werden und dieſen unter Zus 
ziehung einiger fürftlihen Räthe von den Unterverwaltern bie 
Rechnungen abgelegt werden follten. 

Auf der andern Seite verfuhren denn doc, die Bifitatoren, 
welche am Sonntag Lätare 1540 wieder in Freiberg waren, 
nicht fo milde gegen bie Nonnen. Sie erftärten ihnen vielmehr 
ausbrüdtih, daB man ihnen nur noch bi8 zum naͤchſten Ofter: 
fefte die Wahl laffe fich zu fügen ober auszuwandern. Cinige 
diefer Nonnen hatten aber hohe Verwandte in Böhmen und 
baten daher dort um Rath und Hülfe Sofort fchrieb nun 
zuerft Ernft von Schleinig, Adminiftrator des Erzbisthums zu 
Prag, Domprobſt zu Prag und Meißen und Herr auf Talen⸗ 
ftein zugleich mit Rudolph von Bünau auf Tetfchen unterm 
Sonntag Judica auß Prag an Herzog Heinrichen alfo: Es bes 
richten und die Klofterjungfrauen zu Freiberg, unfere Blutöver 
wandte, daß E. F. G. Vifitatored am Sonntage Lätare ihnen 
im Klofter angezeigt, daß €. F. G. Eine Religion und Einen 
Glauben haben wollten und begehrten, fie follten dad Evange⸗ 
lium annehmen, die Kappen audziehen und ihre alten Geremos 
nien zu unterlaffen zwifchen der Zeit und Oftern anfatn. Se 
fie aber Solches nicht thun wollten, fo follten fie fich aus 
E. F. ©. Landen begeben. Darauf fie Frift gebeten zu bedenken. 
Man bat ihnen aber Feine förder geben wollen, denn bis auf 
Dftern. Dieweil E. F. G. aud hohem Verſtande zu ermeffen 
(it), nachdem die tugendlichen, frommen Kinder und ihre Wors 
fahren viel hundert Jahre ihred Ordens und Religion gehalten, 
daß ihnen ald Weibsbildern hoch bekümmerlich und fchwer fällt, 
fo fchnell und eilends fih in Aenderung zu bewilligen, ift unfer 
dienftlih und unterthäniges Bitten, &. F. ©. wollten ihnen zwi⸗ 
fhen jetzt und Michaelis gnädiglich Bedenkzeit zulaffen, mit . 
und und andern ihrer Herrn und Freunde zu beratbfchlagen 





m 


Gleihe Berwenbungen für eine längere Bedenkzeit erging von 
Jeheun Burggrafen zu Dohna, vom Herrn auf Berizko und 
Zebrech aus Prag, von Jahn von Waldftein auf Scharfenftein, 
won Jehann von Hoftenberg, Erbtruchſeß in Böhmen. Hein: 
rich antwortete jedoch: da bereitd über zwei Jahre dad Evan: 
iem in Sreiberg geprebigt worben, fo hätten fi) die Jung⸗ 
kaum in diefer Zeit wol entfchließen mögen, fernerer Auffchub 
fei nicht zu geben, ed müfle bei dem Georbneten bleiben. 
Dennoch fcheinen dieſe Schreiben auch jetzt wieder eine 
GSqhenung ter wiberfeglichen Nonnen bewirft zu haben. We: 
nigtens ſah fi) Herzog Morig nod, im Jahr 1543 veranlaßt, 
Wei Befehle an den Rath zu Freiberg in dieſer Angelegenheit 
zu erlafien. Der erfte lautete: Lieben Getreuen: Wir werben 
berichtet, dab fi die Nonnen zu Zreiberg unterſtehen follen, 
@lihe fahrende Habe aus dem Klofter zu verkaufen, wie fie 
den neulich eine Glocke haben anwenden wollen, welches ung 
mehzugeben nicht gelegen will fein, und ift demnach unfer Be: 
uhren: ihr wollet gute Achtung darauf geben lafien, damit fie 
uihts verändern noch verrüden, ſondern bis auf unfere weitere 
Bererdaung gänzlich fill fliehen. Davon geichiebt unfere Mei: 
nung. Dresden Freitags nah Zubilate 1543. Der zweite be 
triſſt die Kleidung der Nonnen. Hierüber fchrieb Moris Sonn: 
web nach Biti 1543: Lieben Getreuen: Ald ihr und habt an- 
rigen leflen, weflen fi) die Nonnen auf unfern Befehl der 
Zuifleidung halben vernehmen laſſen, begehren wir über ben: 
feiben unfern Befehl firads zu halten, ihnen auch, ten Non 
men, von tem Gelde, fo da jest einkommt, andere und welt 
Be Kleider machen (zu) laſſen und den angegebnen Kaften in 
au Berwahrung (zu) nehmen und auf (zu) fehen, daß fie 
sit mehr verthun, denn fie Einkommens haben. Sträflicher 
Bing der dritte Befehl, welchen Moritz Freitags nad) Bonifazii 
BB68 erließ. Dier heißt ed: Lieben Getreuen: An Uns gelan: 
WR, daß etliche Perfonen im Zungfrauenflofter zu Zreiberg ihren 
Yabit aoch bisher nicht abgethan, fondern auf ihrer Hartnädig- 
fit snbarıen. Darum begehren wir, ihr wollet mit der Prio: 
iin erulich verfchaffen, daß fie benfelbigen Jungfrauen gar 
Kine Handreichung thuen laſſe, ihnen auch nicht Eflen noch 
40° 





Zrinfen gebe, fondern ‚ihnen anzeige, daß fie fich förberfich 
von dannen machen. Es wäre denn, daß fie nachmals ohne 
längeren Verzug ſolchen Habit ablegen und unfrer chriftlichen 
Religion und Ordnung fich vergleichen. Ihr auch drauf (zu) fehen 
babet, daß es dermaßen alfo gehalten. Denn wo daſſelbe nicht 
gefchieht, werden wir verurfacht felbft barein Einfehen zu thun 
und und alfo zu erzeigen, daß unfer Mipfallen gefpürt und 
vermerkt. Dad wollten wir euch darnach zu richten nicht vers 
halten. 

Inwiefern fi die Nonnen hierauf wirflih gefügt ha» 
ben, oder nicht, wiffen wir nicht genau, wol aber verkaufte 
der Herzog Moris den 24. Jul. 1545 an ben Rath zu Freis 
berg zwei dem Klofter biöher zugehörigen Dörfer, nämlid Fal⸗ 
Fenberg und Randeck, denen er 1550 noch etliche Aeder des 
Jungfrauenkloſters binzufügte, und flellte in Bezug auf bie ges 
nannten Dörfer folgende Urkunde aus: Bon Gotted Gnaden 
Wir Morig, Herzog zu Sadfen, Landgraf in Thüringen und 
Markgraf zu Meißen, bekennen und thuen kund hiemit an dies 
fem unfern offnen Briefe für uns, unfre Erben und Nachkom⸗ 
men, daß wir unferm lieben Getreuen, dem Rathe und gemeis 
ner Stabt zu Freiberg, nahhbenannte Dörfer, die hiervor zu dem 
Aungfrauenflofter zu St. Jacob dafelbft gehörig, nämlich das 
Dorf Falkenberg mit Obers und Niedergerichten und Zinſen 
u. f. w., tbut in Summa biefes Dorfes Einfommen 14 Schod 
33 Srofhen 3 Pfennige; zu Randed bie Ober: und Nieder: 
gerihte und Binfen u. f. w., trägt alled an Gelbe in einer 
Summe in biefem Dorfe 4 Schod 15 Grofhen — (zufammen) 
18 gute Schod 48 Grofhen 3 Pfennige, verkaufen ihnen die 
hiemit und in Kraft dieſes Briefes, und haben ihnen die gege- 
ben je ein Schod fammt den Ober: und Erbgerihten für 24 
gute Schocke — thut 451 gute Schode 12 Grofchen. Welche 
Summa wir von ihnen darüber in einer Summa bezahlt em—⸗ 
pfangen haben. Sagen bermegen gedachten Rath folder empfange 
nen 451 guter Schod 1% Srofhen Hauptfumme hiemit unb 
in Kraft diefes Briefes quitt, ledig und lod. Wollen auch foldh 
Geld wiederum an gemeinen Nutz und Frommen wenden. Ge 
gen folde Kauffumme follen fie und ihre Nachkommen obbes 


ſtriebene Dörfer mit allen Zugehörungen, Nutungen, Ehren, 
Märden, allen Gerichten, Hutungen, Trifften und Gerechtig- 
teten und fonft allen Maflen erblich inne haben und gebrauchen, 
wie vor ihnen das Klofier allda zu Freiberg gethan hat. 
Zugleich hatten aber die Stände bereitd im Jahre 154% 
sn Dreiden auf Errichtung von Jungfrauenfchulen angetragen, 
wege befonderd auch die Gelder zu verwenden wären, welche 
men für jetzt den verabſchiedeten Nonnen als Jahrgelder bewil: 
ligt habe. Dieweil es an dem ift, hatten fie gefagt, daß die Stif: 
tung für die Jungfrauenzucht ein göttlich, rühmlich und gut 
Bert iß, fo Fönnte unferd Bedenkens von den abgeftorbenen 
Yerienen und bie in ber Zeit abfterben werden, Vorſehung ge: 
ſchehen, und im Lande eine Zuchtfchule oder zwei verordnet wer: 
den für die Jungfrauen, alfo daß fie darin durch ehrlihe Witt⸗ 
wen und Weibsperſonen zu Gotteöfurcht und guten Sitten auf: 
enegen und eine Zeitlang unterhalten würden. In Xreiberg 
zun wurde bald darauf eine ſolche Schule errichtet, wie dieß 
ad folgendem Schreiben erhellt, welches zugleich auch auf die 
übrigen Berhältniffe des noch beftehenten Klofterd manches Licht 
wuft. Bon Gotted Gnaden Wir Morik, Herzog zu Sachſen, 
Beadgraf in Thüringen und Markgraf zu Meißen, befennen für 
ws und wnire Erben und Nachkommen mit diefem Briefe. 
Neben wir kurz verfchiener Tage und aus guten hrift: 
lichen Urſachen und Bewegniſſen mit der ehrbaren und geiftti: 
Gen, unferer lieben und andädjtigen Priorin und ganzen Samm⸗ 
sung des Jungfrauenkloſters zu Zreiberg ihrer Fünftigen Unter: 
baltımg halber auf ein Geld, was jeglicher Perfon jührlich ihres 
&bens aus unfren Rentlammern folgen foll, durch unfre dazu 
sererbueten Räthe und Gommifjarien verglichen und darüber ſon⸗ 
derhere (d. h. befondre) Werfchreibungen zuftellen haben laſſen; 
bemit ed aber dafür nicht geachtet, als wäre unfer Gemüth und 
Benung dabin gerichtet, fie daneben des Kloſters zu entfegen, 
fe weriprechen und bewilligen wir bier aus Kraft dieſes Briefes, 
deß eb zu derfelben jeder Perſon Willen und Wohlgefallen ftehe, 
innen eder außer Dem Klofter ihre Löblichen Tage zuzubringen, 
weicher auch, ob fie gleich abweslich ift, ihre verichriebne Pro: 
won gereicht, und foll derer keine aus Dem Kofler, foferne fie 





fi) dem feligmachenden Worte Gottes nicht wiberwärtig noch 
unbefcheidentlich erzeige, genothdraͤngt und fie fonft mit anbern 
Derfonen, audgenommen was der Mägbdlein Schul: 
sucht betrifft, nicht beladen oder überführet werben. Kerner 
wollen wir das Klofter auf unfre Unkoſten in baulichem Weſen 
erhalten, auch fie mit nothbürftigem Feuerholze, body daß man 
foviel moͤglich die überflüffige Feuerung abfchneide, mit unfrer 
ſelbſt verfchafften Fuhre jährlich verfehen, deögleichen des Kiofters 
Krautgärten und Wieſen hinter Andres am Ende Mühle geruh⸗ 
lich genießen und gebrauchen und dem Doctor oder Leibarzt bie 
bisher gegebenen 1% Gulden jährlich auch entrichten laſſen und 
überbieß zu noch mehrerer gnädiger Beweifung hiermit zugefagt 
haben, welche Perfon unter ihnen, ausgefchloffen die Frau Prio⸗ 
rin, nah Willen Gottes am allererfien verftürbe, daß alddann 
derfelben einigen Perfon jährlihe Penfion an bie andern lebend⸗ 
bleibenden zugleih Fommen und gefallen fol, doch nicht ferner 
noch mehr denn von einer Perfon. Alles treulich und ungefährlich 
zu Urkund mit unferm Secret befiegelt und gegeben zu Dresden 
Donnerftag nach Purificationis Mariae Anno Domini 1546. 
Völlig zu Stande fam jedoch dieſe neue Einrichtung mit 
den Jungfrauenſchulen erft unter Churfürft Auguft Denn auf 
dem Landtage im Jahre 1555 verwilligte derfelbe auf das An: 
fuchen der Ritterichaft und der Städte drei Zungfraufchulen, eine 
zu Zreiberg, die andre zu Mühlberg und die dritte zu Salza in 
Thüringen zu ftiften und anrichten zu laffen. In jeder der beis 
ben erften follten mit Einfhluß der darinnen noch befindlichen 
alten Ordensperfonen 40 Perfonen, in ber britten aber nur 30, 
und zwar jede drei Jahr lang mit Koft, Lehre und Wartung 
nothbürftig unterhalten werden. Er erwählte daher auch im fols 
genden Jahr, nämlich den 3. Dechr. 1556, Gatharina von 
Schönberg zu einer neuen Priorin in der Jungfrauenſchule an 
die Stelle ber verflorbenen Priorin Urfula von Schönberg und 
fegte zugleich feft, daß ihr, Damit gemeldete Priorin einen Vor⸗ 
theil vor einer andern haben möge, bid auf anderweite Beſtim⸗ 
mung jährlid von dem, was Barbara von Schönberg, die alte 
verftorbene Priorin, gehabt habe, 10 Gulden gereicht und geges 
ben würden. Zährt aber dann fort: Nachdem auch an und ges 





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langet, daß die ältefien Jungfrauen nad ihrem Gefallen Mägp- 
lein in erwähnte unfre Jungfrauenfchule einnehmen follen , weil 
wir ihnen aber ſolches keineswegs zu geftatten gemeinet find; fo 
wollieh ihnen, daß fie. fich deflen binfüro enthalten, unterfagen 
und da künftig: Stellen in folcher unfrer Zungfrauenfchule ſich 
verledigen werden, wolleft du uns folched berichten. So wollen 
wir alsdann, wer in derfelben Etellen eingenommen werben fol, 
ideimal Ichriftlich unter unſerm Handzeichen befehlen und außer⸗ 
beib des ſollſt du Niemand einnehmen. 

Bei dem 1576 zu Torgau gehaltenen Landtage verlangte 
die Kitterſchaft in den übergebnen Kandeögebrechen unter andern 
ah, daß die Tungfrauenfchule zu Freiberg wieder mit taug⸗ 
lichen Perſonen, weldye ihres Alterd und ihrer Gefchidlichkeit 
halber der Jugend vorſtehen koͤnnten, veriehen und benfelben ein 
Berändiger vom Adel aus ber Mitte der Landfchaft zum In: 
(peter vorgefegt werde. Auf biefe Anträge der Ritterfchaft ers 
Märte dann auch der Churfürft, daß die erwähnte Jungfrauen⸗ 
(dule in ihrem bisherigen Stande erhalten, auch, wenn es nö» 
tig, über die in diefelbe zu verfegenten Perfonen Verordnung 
ertheilt und hiernaͤchſt Caspar von Schönberg zu Wildbruff zu 
ihrem Aufſeher beitellt werden folle. Indeſſen ging doch unfre 
Sungfrauenichule bald gänzlid ein. Nun trugen zwar die Rits 
teriheft und Städte 1582 auf dem Landtage von neuem darauf 
an, daß in dieſelbe, da fie nad) dem Abfterben der darin gewes 
ſenen Xdelöperfonen faft ganz zu Grunte gegangen fei und wüſt 
che, wiederum Perfonen tüchtig an Alter und Verſtand aufs 
gaommen, tie Schule ſelbſt in gut Welen gebracht und Darin 
erhalten, auch einer vom Adel zum Inſpector derfelben geord⸗ 
set werden möchte. Allein der Churfürit ließ ſich jegt hierzu 
keineswegs geneigt finden, fontern entgegnete vielmehr, da dies 
ſelbe gar ausgeficrben und deren Einkommen bereit zu andern 
miüden Sachen angewentet werde, fo verfehe er fich zu der 
Lendſchaft, daß ſie ſich ſolches nicht mißfallen laffen werbe. 

Jetzo, fagt bereits Moller, find die Einnahmen dieſes 
Rieherd dem churfürſtlichen Amte einverleibt und der Unterhal« 
tung geifilicher Perſonen gewidmet, wie denn ter Pfarrer, Dias 
cenus, Gantor, Organift und Glödner zu St. Jacob und der 





Diaconus auf dem Brande davon befolbet, gleichfalls etwas nach 
Meißen dem Domprediger, fo wie auch nad) Leipzig und Wits 
tenberg etlichen Profefloren geordnet und fonft andre Wohlthaten 
jährlich an unterfhiebne Orte entrichtet werben. 

Doch konnte es der Freiberger Rath lange nicht verfchmer: 
sen, daß ihm die Verwaltung und Aufficht über dad Klofters 
vermögen und fomit auch die Beſetzung der geiftlihhen Stellen 
an jener Kirche war entzogen worden. Mori zwar hatte ans 
fänglih den Rath dadurch zu beruhigen gefucht, daß er Wolf 
Thielen aus dem Thale, welcher feit 1541 Rathsherr und feit 
1546 audy zugleich Austheiler war, zum Probft ernannte. Als 
diefer aber 1547 fich bei der Verfolgung etliher Aufwiegler ald 
ein fchwerer dider Mann zu Tode fiel, da ward Jemand zum 
Probſte verordnet, welder nicht einmal aus dem Mittel der 
Stadt, geſchweige denn zu den geſchwornen Bürgern gehörte. Der 
Kath erklärte dieß zwar fofort als feiner Befreiung entgegen 
und ftellte ten Antrag und die fleißige Bitte, ihn bei feiner wohl 
bergebrachten fürftlihen Begnadigung und Befreiung inioweit 
zu fhüßen, daß ihm ſolche Probftei und Verwaltung ded Sungs 
frauenkloſters ſammt deflen Einnahme und Ausgabe und davon 
gebührlihe Rechnung zu thun nicht entwendet werde. Gr 
führte an, daß das Klofter namentlich feit der Zeit (dem Jahr 
1481), ald er zu einem oberften Probite und Vorſteher geordnet 
und beflätigt worden fei, in folched Gebeihen und Zunehmen ges 
bracht worden fei, wie es biöher gewelen und gottlob noch be: 
ſtehe. Es fei daher zu wünfchen, daß dad Klofter nit in 
Schmälerung der Güter wie vor Alterd fommen möchte, fon: 
dern bei diefer Stattlichleit erhalten werde. Endlich fei auch 
zu bedenken, daß von den Zinfen und andern liegenden Grün: 
den der meifte und wichtigfte Theil von den Bürgeröfindern 
durch verfallnes Erbe in das Klofter gefommen und da geblie: 
ben fei. Doch hatte diefe Borftelung eben fo wenig Erfolg, als 
ein fpäterer Werfuh der Art, welhen man im Sahr 1578 
machte, ald Churfürft August eines fogenannten Geſellenſchießens 
wegen in Freiberg verweilte. Hier fuchte man den Churfürften 
dur die Pracht und den Koftenaufwand bei feiner Bewirthung 
zu gewinnen. 





Mol aber geſchah der Kirche 1605 durch tie Milde Chri⸗ 

fian des zweiten große Hülfe Denn weil dad Gemäuer fehr 
daufällig gewerden war, wie e3 denn in ten vorbergegangenen 
eriten drei Brandſchäden der Stadt viel ausjtehen mußte, ward 
der Glockenthurm mit angelegten fleinernen Spiranen befeftigt, 
auch auf der hintern Seite ein dergleihen Gemäuer aufgeführt 
und die Kirche inmwendig erneuert und gemalt. Auch wurde 
169 die fleinerne Kanzel, welche 1564 verfertigt worden war, 
und zuvor an einem Pfeiler mitten im Chore geftanten hatte, 

an tie Ekmauer gegen Mittag gelegt und neun Sahre darauf 

der Altar erneuert. Der Zaufftein aber ganz von Etein und 

(&ön ausgearbeitet war bereitö 1555 den 16. Auguſt gefeßt wor: 

den. Er ſell erft zur Schloßfirhe gehört haben und hernach von 

Gkurfürfi Auguft Liefer Kirche verehrt worden fein. Es fteht 

das durfüritlich Tächlifche und das daͤnemarkiſche Wappen Daran, 

Bapren, welche auch font an mehrern Orten bei der Kirche zu 

feben int. Die Trgel hat man 1556 erneuert und fie hat jebo, 

treibt Moller, 410 Pfeifen, 10 Stimmwerke und 4 Bälge. 

Der Trael gegenüber liegt der Singechor, welder 1628 befier 

zugeridtet und mit Gittern verichlagen wurde. Man findet 

aud unterihietne Emportirhen, Stühle, zierlibe Bilder (fo 

über dem Cingange der Zacriftei die von Luther und Melanch⸗ 

Sen und Martin Geier) und Grabfchriften, 3. 3. um und 

neben tem Altare außer nichrern verblihen und ausgetretenen 

die ven 2 Prierinnen, Barbara Schröterin und Urfula von 
Scönberg. Das fleinerne Gewölbe in der Hohe iſt fpüter 
gt iluminirt und geweift worden, daran ftebt unter andern 
des Wappen der Knappſchaft und Darinnen diefe Norte: Das 
it die älteite Kirche in Sreyberge zu S. Iacıb. Auf den Zhürs 
men aber hingen 4 Gloden, Die großte und mittelfte iſt 1506, 
tie Meine 1509 gegoſſen. Auf der großen lieft man folgende 
Berie: Laudo Deum verum, plebem voco, congrego clerum, 
Defunctos ploro, pestem ſuxo, ferta decoro. An den antern 
Daten ſteht neben der Zahrzahl: O Rex gloriae veni vum pace, 
are Maria elc., an der vierten: O Rex gloriae Christe veni, 
Becher tie Jahrzahl nicht wohl zu erkennen iſt. Zugleich befand 
2 ia ter Kloſterkirche ein für Damalige Zeit nicht unbeträcht⸗ 





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liche Borrath von Büchern, von welchen noch jeßt eine Anzahl in ber 
fogenannten Klofterbibliothel bei diefer Kirche aufbewahrt wird. 
Weit weniger Schwierigkeiten ald die Aufhebung diefes Nonnenklo⸗ 
ſters bot die Einziehung ter übrigen Klöfter dar. So heißt es bei 
Moller von den Beguinen. Es iſt auch ein befondres Haus unten 
in der Nonnengafle gewefen am Oberkloſter, darinnen etliche Non⸗ 
nen fich aufgehalten, weldhe man die Polternonnen genannt, da: 
ber auch zugleich die ganze Gaſſe den Namen befommen hat. 
Diefed Haus haben die Nonnen 1537 €. €. Rath gutwillig über: 
geben und abgetreten, wie im Gerichtöbuche 2 Petri vet. fol. 450 
gemeldet wird. In dem Franziskanerkloſter hatte bereitd vor völliger 
Einführung der Reformation der Lefemeifter Laurentius 15826 
fehr heftig wider das Papfttyum und deſſen Mißbräuche gepres 
digt und dadurd die Gegenvorftellungen des Canzlers Georg von 
Rothſchütz veranlaßt, welcher aber troßdem daß er fehr gelinbe 
auftrat und eigentli nur zur Maͤßigung aufforderte, dennoch 
von Laurentius Feiner Antwort gewürdigt ward. Ihm hatte 
fi) ein andrer Bruder, Namens Johannes, angefchloffen. Als 
aber hierauf 1537 die evangeliiche Lehre in Freiberg öffentlich 
angenommen und eingeführt wurde, erhielten die Mönche, wel: 
che die püpftliche Kehre und ihren Orden nicht verlaflen wollten, 
die Freiheit fi) an andre Orte zu wenden. Es begaben fich 
deshalb mehrere derfelben nad) Böhmen und zwar nad Brür. 
Diejenigen hingegen, und ed waren ihrer fehr viele, welche die 
evangeliiche Slaubendverbefferung annahmen und fih für diefelbe 
erflärten, wurden zwar ebenfalld aus dem Klofter entlaffen, 
doch feste man ihnen zu ihrem Unterhalte ein gewifles Geld auf 
Lebenzzeit oder mwenigftend bis zu ihrer anderweiten Verſorgung 
aus. Ein Mind, Namend Mattheus, wurde in das Hospital 
aufgenommen, wo man von 1543 — 46 wöchentlid) 8 Groichen 
Koftgeld für ihn verrechnete. Zwei andre wurden ald Prediger 
angeftellt, nämlih Martin Becher an der Nicolaifirche und ein 
gewiffer Clemend an der Jacobikirche. Der Guardian felbft 
hatte fich gleichfalls zur evangelifhen Religion befannt und 
hielt fih A541 in Dresden bei Heinridd Gemahlin Catharina 
von Medlenburg auf. Denn ed erging feinetwegen in dem ges 
dachten Jahre von Herzog Heinrich an die Syndicos und Vor: 





fieber des geiftlichen Einkommens ein Befehl, worin feiner Be⸗ 
ſchwerde darüber, daß ihm feit feiner Abwefenheit von $reiberg 
fein Geld zum Unterhalt nicht ferner verabreicht werde, Abhülfe 
geſchehen follte und vom Derzog angeordnet wird, daß bemfelben 
hierin kein Abbruch gefchehen dürfe. Dafür waren dem Rath 
wicht nur die vorhandnen Kleinodien und Koftbarfeiten de3 Klo: 
ſters, fondern auch feine liegenden Gründe übergeben worben. 
An Koſtbarkeiten fanden fih in unferm Klofter 1537 folgende 
vor: Ein großes langes filberned Kreuz, %5 Mark wiegend, eine 
vergoltete runde Monftranz mit einer Perlenkrone, zwei Bäns 
der mit Perlen und fünf daran hängenden Ringen, am Ges 
wichte 11 Mark 4 Loth, eine vergoldete kleine Monftranz von 
1 Mark 18 Loth, drei Pacem, wiegend 1 Mark 13 Loth, 11 
Kede mit ihren Patenen, zufammen 29 Mark, und außerdem 
9 Meßgewandte, 4 Chorfappen, eine Perlentrone und verfchiebne 
andre Altarflüde. Unter den Belisungen ſtanden aber die Wals 
dungen oben an, weldye die beiden Sreiberger Mönchöflöfter zwifchen 
Erbisborf und Langenau befaßen. Eie wurden daher auch zunächſt 
unter dem Namen bed Ober- und Nieberfreien dem Freiberger 
Karh mir Ausnahme der Jagdbahn überlaffen. Epiüter jedoch fans 
den fib wegen der Wildbahn zu große Beichränfungen in der Be: 
aurung des Waldes, und der Rath wünſchte daher bereits 1544 
tie Befigung wieder zu verfaufen. Es diente nämlich das dazu ges 
börige Borwert Dönchenfrei vorzugäweile zur Wohnung ded Ober 
formeidters und wurde oft gleich von Fürften an diefelben verpachtet 
und nachträglich die Zuftimmung des Raths eingeholt. So ver: 
pachtete ed ;. B. 1549 Mori an Ambrofius Viſcher, Oberför- 
ker zu Zharand, und Auguſt 1581 an Chriftoph Quaffen, und 
endlich wurde es aud, weil cd nicht fehr einträglih war und 
die Gebäude ſich baufällig zeigten, an den Tberfürfter Martin 
Engel 1594 für 600 Gulden von tem geijtlihen Einkom⸗ 
men erblich verlauft. Die Kioftergebiude felbft aber, welche 
fh vom fogenannten Niederhofe an bis an die Roßmühle 
erfredien, wurden nad ter Reformation wegen ihrer großen 
Gewölbe in den Sahren 1540 und 1550 zu Bierlagern ver: 
mietber, und obmwol man vom Kaffe nidt mehr ald 2 Gr. 
täbrlich gab, lößte man doch 4, 5 und mehrere Gulden daraus, 





ein Beweis dafür, daß fie ziemlich geräumig müflen geweſen 
fein.” Zum Theil benugte da8 Hospital diefe Gebäude auch zu 
Schutzböden für feine Getraidevorräthe. Doc müſſen diefelben 
fon damals fehr baufällig gewefen fein, denn 1548 wurden bie 
Rathöverwandten Mäußgen, Alnped, Stumpel und Kune beauf: 
tragt, bdiefelben zu befichtigen und fie mit etlihen Werkmeiſtern 
abzumefien und zu überfhlagen, damit man Wohnhäufer 
daraus made, dieweil dad Klofter fonft gar zerfiele. Zu Mol: 
lerd Zeiten hat man gleihwol die Kirche des Klofterd in ihren 
Grundmauern noch fehen können. 

Gleiche Schidfale wie das Franzidfanerflofter hatte auch 
das Dominikanerkloſter bei feiner Einziehung. Die Mönche lie: 
ferten bier ebenfalls auf Verlangen alle ihre Briefſchaften und 
Koftbarkeiten aus, und ihr Prior Simon Beyer wandt fi nad) 
Waldheim, dad Gebäude aber wurde ebenfo wie ihr Freigut 
bei Erbisdorf dem Rathe überlaffen. Es wurde aber anfangs 
dad Gymnaſium in dad von den Mönchen verlafine Gebäude 
verlegt. Im Jahr 154% jedoch mußte ein Theil deſſelben der 
hurfürftliden Münze eingeräumt werden, ja man findet auch, 
dag um diefelbe Zeit der churfürſtliche Amtöverwefer bier feine 
Bohnung hatte. Weil aber dem Rath troß vielfältiger Ge 
fuche dad Haus nicht völlig wieder überlaffen wurde und er 
ſich demnach auch der Ausbeflerung deffelben nit annehmen 
Eonnte, fo erlitt dad Mauerwerk ſowol ald die Bedahung im 
Lauf der Zeit bedeutenden Schaden, und man fah fi endlich 
genöthigt dajjelbe zu vertheilen und zu Bürgerhäufern zu über: 
laffen. Es heißt daher bei Moller unter dem Jahr 1544. Den 
4. Sanuar hat man zu Freiberg auf Wergünftigung der hohen 
Luandesobrigkeit angefangen, dad Obers und Niederflofter unter 
die Bürger audzulaffen, und ed hat an diefem Tage Valentin 
Haußmann den erften Plab an der Ede des Oberkloſters ge= 
kauft und zum Hauße zugerichtet, dem hernach Andre gefolgt 
find, wie ſolches ordentlidy in die Gerichtöbüicher eingezeichnet zu 
befinden ift. 

Wichtig für Freiberg hätte aber vor allen auch die Einzie: 
bung ded reichen Klofterd Zelle bei Noſſen werben können, weil 
grade dieſes zumeift die Dörfer befaß, welche Kreibergs nächte 





_—: 9 — 


Umgebung bilden. Der Rath wandt ſich daher aud) 1551 an 
Shurfürft Mori, um über diefelben das Vorkaufsrehht zu ges . 
winnen. Moritz willigte in Bezug auf die vier Dörfer Koßnig, 
Klein= und Großfhirma fo wie Walterödorf darein, nur meinte 
er, würden fie zufrieden fein müflen, wenn er fie feinem Rathe 
dem Doctor Komerftadt kaufsweiſe vererben wolle. Zwei Jahre 
darauf entfchloß ſich auch der Churfürft Auguft wirklich diefe 
Dörfer auf Wiederkauf zu veräußern, wobei zugleich bemerkt 
wird, daB es in Großſchirma 77 angefeßne Wirthe und 38 
Yäufler, in Loßnig 21 befeßne Männer, in Waltersdorf 80 
Anfäfge und 13 Häußler, in Kleinfchirma endlich 27 befeßne 
Männer und 3 Häußler gab. Diefe hatten an Zinfen, Ges 
ſchoffe und Dienften zufammen zu entridhten: 59 Schock 15 Gro: 
hen 10 Pfennige an Gele, ferner 13 Sceffel Korn, 198 
Scheffel Dafer freibergih Map, ein Faß freibergifh Bier, 
viertebaib Pfund Wachs, 36 ganze und 39 halbe Pflüge, jeder 
einem Zag, 399 Holzfuhren aus dem Zellefhen Walde bis zu 
den Holzbaufen, 61 Miitbereiter, jeder einen Zag, und 61 Pers 
fernen mußten jebe einen Zag loben (?). Der Freiberger Rath 
der ſich auch fofort fie zu kaufen und erklärte an Komers 
Rede über fein Vermögen dazu, daß er wol könne an 40,000 
Suiten aufbringen und wenn er auch vom Hundert follte 6 
Prozent geben. Der Kauf ward hierauf am Tage Martini 
1553 gegen eine Eumme von 6293 Bulden 13 Groſchen 8 
Pennige abgelchloffen, und Freiberg kam auf folhe Weife 
in den Beſitz diefer A Dorffchaften mit allem Geſchoſſe, Zinfen, 
Dienfien , Gerichten, Lehnen und Geredhtigfeiten fammt der Das» 
ſenjagd und dem Hühnerwaidwerk, doch mit Ausjchluß der ho: 
ben Wildbahn. Ueber daB ausbedbungne Recht des Wieder: 
aufs beißt es aber ausdruͤcklich in der churfürftliden Ver⸗ 
ſarribung: wir wollen und follen jedoch folhen Wiederkauf 
Niemand anderm zu Gute denn uns felbft oder unferm Stift 
Zelle thun und biefe Güter an feinen Andern kommen lajlen. 
Bean aber obgedadhter Herr Doctor Komerftabt ber Dörfer eins 
mittlerweile baben wollte, fo follen fie ihm baflelbige gegen Zus 
Melung des Geldes, wie es ihnen angefchlagen, abtreten, und da es 
jar Bererbung kommen follte, daſſelbe aud) und zu dem Werthe, 





wie es ihnen angefchlagen worden, gönnen. Allein was ber 
Doctor Komerſtadt nicht that, führte der Doctor Morbeifen 
aus, freilich gegen bie offenbaren Worte der Urkunde. Diefer 
Dr, Ulrich Morbeifen war gleichfalls ein Rath und zwar Kanz: 
ler bei Morig gewefen und fpäter Geheimerrath von Auguft, fo 
wie auch eine Zeitlang Ordinarius ber Quriftenfacultät zu Leips 
zig geworden und erlangte im Jahr 1557 den Beſitz von 15 
Zelifhen Dörfern, nämlihd Groß» und Kleinfhirma, Lang: 
benneröborf, Bräunsdorf, Mohndorf, Pappendorf, Kalkofen, 
Berberöborf, Gottöberg, Oberfeiferöborf, Reichenbach, Groß: 
und Kleinvoigtsberg, Loßnig und Walterödorf, unter ihnen 5 
Kirhen, 5 Vorwerke, 7 Erbgerihte und 12 Mühlen. Er hatte 
aber den Sitz über diefe Dorfichaften nach Waltersdorf verlegt 
und zu dieſem Behufe ftatt der alten Worwerkögebäude ſich einen 
anfehnlihen und koſtbaren Schloßhof, eine Schöflerei unb ans 
dre Herrfchaftögebäude gebaut. Der Rath zu Freiberg hatte 
nun zwar feiner Seit Alles aufgeboten um ſich im Beſitz der 
vier obenerwähnten Dörfer, namentlih aber der Dörfer Loßnitz 
und Kleinfhirma zu erhalten. Er ftellte vor, wie die Luchs 
macher und Beutler oder Sämifchgärber in Loßnitz 3 Wallmüb: 
len befäßen, und wie es ihnen, wenn fie von einen andern Bes 
figer daraus vertrieben würden, nicht nur viel Unkoſten machen 
würde neue zu bauen und die Zuche Fünftig aus und ein zu 
tragen oder zu fahren, fondern wie es auch fchwer fallen würde, 
anderwärtd folh Wafler zu befommen, weiches zum Walken der 
Tuche oder Zurichten ded Sämiſchleders tauglich wäre. Er ers 
innerte ferner daran, wie die Kupferfchmiede ihre Hämmer, 
die Mefferfchmiede ihre Schleifwerke, viele Bürger aber Borwerke, 
Wiefen und Aeder dort hätten, von welden fie ihre Viehzucht 
erhielten, die Aecker um bie Stadt befierten und fo auch bie 
Göpelpferde defto bequemer erhalten konnten. Alles dieß fei aber 
keine geringe Zier für eine ſolche Bergſtadt und es follten es bie 
Göpel, d. b. die Gebäude, unter deren Dache die Pferde (8 
oder 4) Erz, Berg oder auh Wafler aus den Gruben treiben, 
auf dem Bergwerfe wol inne werden, wenn folches würbe ber 
Bürgerfchaft entzogen werden. Denn ed Lönnte unter einer 
fremden Herrſchaft gar leicht gefcheben, daß die beften Wiefen 





entweder verfauft oder von ihr felbft benust und fo gemeiner 
Gert entzogen und ihren Bürgern nicht mehr geliehen würden. 
Ach fei das Dorf fo nahe, daß ed gleichfam als eine Vorftabt 
pa betrachten fei, und wenn künftig, da Bott vor fei, ein Tod⸗ 
ſchlag oder ein Unrath erfolgte, und der Verbrecher nur den 
Kepf zum Thore hinausftede, fo fei er ſchon in fremder Herr- 
(daft und unter andern Gerichten. Dadurch würden aber bie 
Gerichte der Stadt gefchmälert. Wegen Kleinfhirma aber be: 
merken fie, wie foldy gering Dörflein ohne des Hospitals und 
derfelbigen Armen große Beſchwerung nicht füglich auszulafien 
fi. Wein alle diefe Worftelungen fanden kein Gehör, die 
Nordeiſenſche Familie blieb im Beſitz ihrer Herrſchaft bis zum 
Gebr 1387, in welchem Jahre der Churfürft Chriftian I. die 
obengenannten 15 Dörfer für 52500 Gulden erfaufte und fofort 
die fieben mächfigelegenen ald Waltersdorf, Langhennersdorf, 
Draͤunsdorf, Oberfeiferödorf, Groß: und Kleinfhirma nebft der 
koßniz dem damals ohne dieß gar ſchwachen Amte zu Freiberg 
einverleibte, die übrigen 8 Dörfer aber nach Zelle und Noflen 
zurũck gab. Dod warb fchon das nächſte Jahr 1588 das Rit: 
tergut in Waltersdorf an den damaligen Amtsſchöſſer zu Dres: 
den Richael Kronberger wieder verfauft, und fam von diefem 
1396 tur) Kauf an Rubolpf von Morbeifen,, welcher auch 1632 
deſelbi verſtarb. 


—f — 





8) Die Aufhebung des Domcapitels, Stiftung bes ge: 
meinen Kaſtens (geiftlid;en Einkommens), Anftellung und Gehalte 
der Geiftlichen, neue Didnung des Gottesdienſtes nebft befondern 

Beſtiamungen Über Begräbniffe, Hochzeiten und Taufen. 





Onellen. Wrfunden. Außer den ſchon genannten 1) 1538. Des Doms 
supiteis willige Auflaſſung und Uebergabe der geiftlidhen Geſtifte an das geiſt⸗ 
de Ginfommen. Ungedr. Urt. a. Br. Ar. 2) 1538. Des Biſchoffe zu 
Binfes Johann VII. Bitte um Verleihung des erſten crledigten geiſti. Lehns 
a ame beliebige Perſon. ©. z. ©. G. Ih. II, ©. 358— 359. 3) 1538, 
Des Raths g Br. Antwort hierauf. ©. z. S. G. Ih. IV, S. 371— 372. 
4) (1338.) Werorbnung des gemeinen Kaftens. Urt. a. 8. Ar. 5) 1538. 
Gushe Biftationdartilei zu Br. aufgerichtet. Ungedr. Url. a. Fr. Arch. 


— 613 — 


beftätigt iſt und ind Regiment tritt, Öffentlich angezeigt werden 
mit der Vermeldung, daß ein Rath biefelben zu ſolchen Sachen 
am mutbhigften angefehen. Wo aber die Gemeinde an Einem 
Fehler hätte oder wüßte, den möchten fie anzeigen und ihr Gut- 
dünken audb darthun. Wo nun die Gemeinde zu foldien Bor: 
ftehern gewilligt, fo follen fie auf ein Jahrlang beftätigt werden. 
Derfelben Vorſteher Amt ift das: Erfilich daß fie alle Sonntage, 
Sefte und wenn man predigt, mit Sädlein herumgehen follen in 
der Kirche und fammeln, was von männiglich gegeben wird, und 
am Ende der Meile oder Predigt follen fie öffentlich in den ge: 
meinen Kaften, welder mitten in der Kirche ſtehen fol, thun 
alles, was gefallen if. Zum andern, fo follen die Vorſteher alle 
Sonntage oder fonft einen Zag in ber Woche ſamt dem be: 
flellten Schreiber zufammentommen und alsdann den armen 
Keuten, welche fie aufzeichnen follen, nach Gelegenheit der Sa: 
hen und Schwachheit austheilen, und bemeideter Schreiber foll 
alle Einnahme und Ausgate treulich ſamt der Jahresrechnung 
befchreiben und davon jährli 8 bi8 10 Gulden haben. Zum 
dristen, fo follen die Vorſteher des gemeinen Kaſtens, wo es 
mit ibnen geſchehen kann, auch tie Spitale verforgen. Zum 
vierten, die Vorſteher follen audy die armen Leute verzeichnet 
baben, bie in Armuth und Krankheit gefallen find, denſelben 
follen fie wöchentlih geben 1 Groſchen, dem andern 2, dem 
dritten 3 oder mehr nach eined Jeden Nothdurft. Zum fünften, 
wenn fie durch den Pfarrer ober Caplan berichtet werben, daß 
irgend in einem Haus Noth fei (auf) eine Zeit oder ſtetigs als 
von Alten, von Kranken, von fhwangern Weibern, fo follen 
die Norfteher des gemeinen Kaſtens förderlich ihrer Gefellen 
(d. b. Genoſſen) einen zu ihnen ſchicken, die Noth felber zu bes 
fihtigen und zu erfahren. Zum ſechſten, fo follen fie aufs we⸗ 
nigfte zwei Schlüffel zum gemeinen Kaften haben, als nämlicy 
die Vorfteher vom Rathe einen und die von der Gemeinde einen, 
alfo daß kein Theil ohne den andern fchließen oder öffnen könne. 
Zum fiebenten, fo fol man die Fremden eine Nacht oder zweie 
ins Spital. nehmen. Welche Fremde aber bei ihnen frank wer 
den, die foll man heilen laflen oder ihnen fonft helfen, wo fie es 
bedürfen, wie ben andern, in Anfehung daB fie Gott zu ihnen 
gefügt hat ihnen Gutes zu thun. Sonſt aber fol man keine 





- 65 — 


Ende des Jahres 15837 der neuerwählte Meisner Biſchoff Jo⸗ 
bean VIII. feinen Einfluß wieder geltend zu machen und ließ 
ven 21. Dechr. dem Rathe willen, daß er innerhalb vier Wo⸗ 
den eine Biſitation anftellen wolle, ein Anerbieten, welches ter 
Rath kurz, doch mit Glimpf abwies. Daflelbe geſchah aud im 
nichſten Sabre vom Mathe, als derfelbe Bifchoff auf Grund des 
jerls primariarum precum (d. h. des hohen Regals, vermöge def; 
fen er im Namen des römifhen Kaiferd zu den ſich zuerfi erles 
digenden geiftlichen Lehen ber unmittelbaren Reichsſtifter eine 
Yerfon vorzufäplagen hatte) in einem Schreiben an den Rath 
um daS erſte geiftlihe Lehn anhielt, welches eintreten würde. 
Der Rath antwortete ihm damals wie folgt: Hochwürdiger, in 
Sort Water, gnädiger Herr. Unfre willigen und ganz unver⸗ 
Großen Dienfte find E. G. allezeit zuvor bereit, gnätigfier 
dere. Die gnädige Befehlung, die der ehrbare Herr, Georg 
vn Roıbihüg Syndicus flatt E. ©. über die erfte Nomination 
en uns zugetragen, haben wir in günftigem Willen und uns 
wrdroßen eingenommen, und €. G. follen das gnädiglich dafür 
beiten: was wir ©. ©. für willige Willfahrung in dem und 
größern ohnedieß auch erzeigen follten, wären wir zu thun ganz 
ungefpart. Aber, gnüdiger Herr, wir haben das erfte Lehen, fo 
uuter und vorfällt, zuvor und vor E. G. Schrift Begehrungs⸗ 
astemmen einem Andern, unſrer Etabdtfinder einem, deſſen 
Bater Hd bei 30 Jahren im Rath und in andern Dienften und 
Gefchäften gemeiner Stadt mehr hart gemühet und Beiſtand ge 
han bat, eher no, wie wir E. G. Syndico auch dafelbft er: 
Öfneten,, zugefagt. Derohalb wir beforgen E. G. auf diesmal 
in dem micht zu willfahren zu vermögen, demüthiglich bittend, 
€. G. wolle tiefes unfer Ausfchlagen nicht in Ungnaden nehmen, 
(enden wenn ein ander Lehen darnach erledigt ift und wir als⸗ 
denn darum erfucht werden, wollen wir uns unferd WBermögend 
gen; willig finden laſſen. Gegeben Montags nach Gantate 1538. 
Diefen Brief fidte der Rath dem Biſchoffe zu. Diefer jedoch 
geb ibn dem Herrn Hofmeiſter zurid mit dem Auftrag, mit 
€. €. Rath weiter darauf Antwort zu nehmen. Der Rath wollte 
ſih daun weiter bedenken und Antwort auf Die Hauptſache geben. 
Die hauptfähhlichfte Urſache von der noch herrſchenden Un: 
omung war aber Schend. Moller fchreibt bierüber folgendes: Aus 





— 6448 — 


man auf ſolche Maße die romiſchen abgottiſchen Gebräuche und 
Uebungen in Kirchen verboten unb niebergelegt Latte, wurben 
zugleich im Jahr 1537 etliche evangelifche Priefter mehr berufen 
und angenommen, daß alio dad Wort Gottes kräftig zunahm 
und man endlich anfing in ber Domlirche, weldhe von D. Jacob 
Schenden verforgt ward, da3 heilige Abendmahl nad) des Herrn 
Chriſti Einfeßung und Ordnung audzutheilen. Da denn der 
Gedrang vom Volke aljo groß wurde, daß man auch aus dem 
Donnerftag in der Woche einen-Amtdtag machen und dem Volke 
das heilige Abendmahl reichen mußte, welches nicht zu vermuns 
bern ifl. Denn wie Georg Kabricius, damaliger Conrector ber 
Freibergifhen Schule, in feinen Annalen fchreibt, find ums Jahr 
1540 in der Stadt 32763 Perlonen gefunden worden, fo über 
zwölf Jahre waren und meiftentheil8 nach der heillamen Speile 
und dem Zranfe des wahren Leibes und Blutes Chrifti eifriged 
und fehnliched Verlangen trugen, fo daß 3. 3. im Jahr 1591 
an einem einzigen Eonntage 1731 SPerfonen und zwar 277 in 
Dom, 650 in Et. Petri, 390 zu St. Nicolai, 270 zu St. 
Jacobi und 144 zu St. Zohannid das heilige Abendmal genofs 
fen. Damald bat man aber nur in einer Kirhe, nämlich in 
Dom allein, dad heilige Abendmal gereicht. Denn obſchon obens 
genannte Amföprebiger in den andern Kirchen, fo wie E. €. Rath 
famt der Gemeinde anhielten, damit in allen Kirchen dad heilige 
Abendmal dem Wolfe audgetheilt würde, wollte doch D. Jacob 
Schende folches nicht zugeben, fondern, wie ſichs anfehn ließ, 
den Genuß allein fir ſich behalten, er ordnete auch Alled nach 
feinem Gurbünden an, ſetzte ſich felbft zum oberften Biſchoff 
und wollte, daß ſich Zedermann nach ihm richten follte.e Zumal 
ließ er viele feine geſchickte Männer, welche ſich zu Kirchendies 
nern angaben, davon ziehen, weil fie nicht feines Sinned waren, 
und ftellte hingegen feinen Famulus auf, Namens Johannes Fünfs 
gülden, einen Süngling von 18 Jahren, berief auch feinen Bru⸗ 
der aus dem Jeachimsthale, wo er ein Schichtmeifter gewefen 
war, und machte diefe beiten zu Predigern im Dom. An wels 
hem unbedacht ſamen Vornehmen Jedermann ein Mißfallen trug, 
ed gab auch foldhes der angefangenen Reformation einen großen 
Stoß, ſonderlich ald er aud hochmüthigem Chrgeize und aus 
Vermeſſenheit, damit ex ſich einen Namen machen möchte und 





— 617 — 


ſeinen Lehrern, vornehmlich Herrn Doct. Martin Luthern, einen 
Bertruß bewieß, fih mit M. Joh. Agricola von Eisleben ver: 
anigte und antinomiſchen und gefegftürmenten Irrthümern bei: 
pflichtete, auch vielfältig anfing Dad Volk in öffentlichen Pre, 
digten zu bereden, Mojed famt tem Gefege müßten aus ber 
Lirche geſchafft werden, babei nichts als Tüßmündige, glatte, 
twößlihe Worte führte, die Zuhörer roh und wild madıte und 
zu allem Böfen verleitete. Er fuchte nämlich feine Zuhörer zu 
bereden, daß altteſtamentliche Geſetzesbeobachtung feine NRechtfer- 
ügung vor Gott erwerben fönne, fondern nur dad Evangelium 
von der Gnade Gottes in Chriſto. Die Behauptung, weldye Luther 
degegen aufſtellte, daß das Evangelium allerdings allein tie 
Gerehtiglät, die vor Gott gilt, erwerbe, daß aber vorher der 
Beni ſich erft feiner Schuld bewußt werden müffe und tiefes 
Bewußtfein der Schuld erft gewedt werbe durch dad Geſetz, ver- 
wert Schenck. Seine Anficht über den Antinomismus (Verwer⸗ 
fung bes (Gefeges) ift uns aufbehalten in einen Schreiben, wel: 
des er an die Pfarrherren ergehen ließ, worin er unter andern 
lest: daß die Pretigt des Geſetzes verwerflich fei, als die nicht 
aöhig ware, denn fie wären menfchlicher Vernunft bekannt; 
tat Evangelium aber, als welches über allen Verſtand menich- 
tiber Wernunft fei, fulle man allezeit aufs ſüßeſte predigen. 
Diefed neben andern unverantwertlidyen Unbeſcheidenheiten 
veruriachte, daß die Reformation fait ganz fiten blieb und der 
Teufel zu mehrerer Verhinderung andres Unkraut nebeneiniäte, 
und deswegen ten Witerfachern großen Anlaß gegeben warb, 
bes göttliche angehende Kicht des heiligen Evangelii zu läſtern 
und zu fchänden. Darüber Hagte nun zumal der Herr Doctor 
kather, wie in feinen Tiſchreden zu ſehen iſt, da er ſich beion: 
ders über M. Gtideln und D. Jeckeln, welches gedachter M. 
Agricola und D. Jacob Scend war, beſchwert und fie wegen 
idrer Unverihämtheit, Stolz, Doffart und gegebnen hodıfchübd- 
lichen Agrgerniffen mit fonderlichem Eifer ſtraft. Eo richtet ung, 
fogt es unter andern, D. Jeckel aud ein Spiel zu Freiberg an, 
ber will nach meinen Briefen, die ich an D. Hieronymus Mel: 
ker ſonderlich und heimlich geſchrieben babe, grübeln und aus 
Iunbfgaiten; aber ed follen ihm tie Horner geſchabt werten, 
ba es nicht wird aufhören. Gin andermal äußerte er: Dbmwei 





— 618 — 


mancherlei Klagen hin und wieber von den Nachbarn über und 
von Schenden gefommen und audgefprengt werben wären, 10 
hätte er ihm doch mehr denn allen Antern geglaubt, nun aber 
fange fein Glaube an zu wanken; denn ihm dürftete nad) dem 
Regiment, er wolle gern der oberfte Biichoff fein, nach welchem 
fih die Andern alle richten und halten müßten. Wenn er wollte 
ber Lehre des Evangelit Sefelle fein, fo follte er aufrichtig han: 
bein und recht damit umgehen oder ein öffentlicher Feind fein. 
Würde er aber dieſe letzte Wermahnung verachten und ſich auf 
etwas verlaflen, fo follte er wiflen, baß ſich D. Zuther wiede: 
rum auf Jeſum Chriftum verlaſſe. Derohalben fiehe dich vor 
und gebenfe, Daß du mir nicht mit Briefen, fondern mit ber 
That und dem Worte Antwort gebefl. Schenk blieb jedody bei 
feiner Meinung. Ja e3 gab folgende Sage über ihn in Freiberg: 
Auf dem Außerlihen Schulgebäude in Freiberg auf ber Seite, 
der Sacriftei der Domkirche gegenüber, befinden ſich wahrfchein- 
ih von der alten Srauenfirche her zwei fteinerne Bilder, von 
welchen eind Mofes, das andre Chriftus fein fol. Dem erftern 
nun ift der Kopf binweggenommen und da fagt man, dieß habe 
Schenck getban. Bei der Uneinigfeit, in welcher er in Folge 
beifen fortwährend mit feinen Amtöbrüdern lebte, darf ed uns 
auch nicht befremben, wenn er unter andern an Luther gefchries 
ben haben fol: er möchte ihm einen Diaconum erwählen, der 
ibm das acrament reihen möchte, benn bie hiefigen gefielen 
ihm nicht. Endlich befchwerte fi der Rath ſelbſt, welchen er 
früher durch fein feines Benehmen gewennen hatte, über ihn bei 
Luther, weil er Öffentlich predige: thue, was du willft, glaube 
nur, fo wirft bu felig werden! eine Meinung, welche er aller: 
dings auch in einer deutfchen zu Wittenberg gedrudten Abhand⸗ 
fung von ber wahren hriftlihen Buße vertheidigte. Er berief 
fi hierbei vor allen auf Joh. 1.: Aus feiner Zülle haben wir 
alle genommen Gnade um Gnade, und verwarf alle Berdienfle 
ber Zerfnirfchung und guten Werke, meinte aber, er zweifle das 
bei nicht, daß derjenige, welcher ſich auf die Gnade Chrifti vers 
laffe und die Laft der Sünden, von welcher er durch Chriſtum 
befreit zu fein erkenne, fühle, dasjenige thun werde, daß er 
Gott fürdhte und ins Pünftige keineswegs beleidige, Chriſtum 
fiebe und um deswillen Gottes Geſetze und den 10 Geboten, 





— 69 — 


auh über feine Kräfte durch Hülfe des Gebet's verftärft ge: 
borhe. Luther empfahl feine Entlaflung, obwohl er meinte, 
„bad arme Freiberg verwinde es nimmermehr.“ Es ift mir leid, 
dußerte er ein andermal, für den guten $reund, daß er fo blind 
in. Ich habe genug bei ven Menfchen gethan, ich habe ihn biß- 
ber beim Churfürſten befördert, entfchuldigt und vorgebeten, aber 
feine geſchminkte und gefürbte Rede will ich nicht; ich habe ihn 
dermabnt im geheimen und öffentfihen. Das fagt mir nad 
meinem Tode frei nach. Derzog Heinrich hat ihn hierauf den 
3. Juni 1538 enturlaubt und nad) Torgau führen laffen, wo 
er anfänglih unter dem Titel eined Hofpredigerd des Churfür: 
fen Iobann Friedrichs mit großem Beifall predigte, aber auch 
bier, wie zu Freiberg, feinem Bruder der Kirchenverfaſſung ent- 
gegen bie Erlaubniß auswirkte in der Etadt zu predigen und 
bald ebenfalls mit Den dafigen Geiſtlichen, dem &uperintendenten 
Didymus und Diaconus Scultetus, heftig zerfiel, als melde 
beide in dieſem und folgenden Jahre ſich zu Wittenberg fowol 
örifitich als perſönlich gewaltig über ihn befchwerten. Nach ber 
Zeit kam er von Zorgau nad) Leipzig ald Profeffor der Theo⸗ 
legie, almo er nody 1554 gelebt und um dieſe Zeit mit Mes 
Isnttben einen Briefwechfel gehabt hat. Allein auch hier fol 
er feine Anficht vom Geſetze Gottes im (alten) Teſtamente, wels 
&e3 er aus der Kirche verwarf, in feinen Vorlefungen und ge: 
Mudten Schriften auszubreiten, auch in einer Disputation, wels 
de er am Sranzisfustage 1542 bielt, zu behaupten ſich nicht 
eatlödet haben. Deswegen hat man ihn wicder entfeßt und wie 
Weller berichtet, zulebt gar aus dem Lande verwieſen. Nad) 
entern Nachrichten ift er aber eine Meile von Keipig in En 
gelsdorf aus Verzweiflung Dungers verftorben. Daſſelbe bebaup: 
it auch Erasmus Alberus in feinem niederſächſiſchen deutfchen 
Berichte gegen die Feinde Luthers, denn bier heißt es unter ans 
tern, ind Hochdeutſche überfekt: 
Der Jeckel war gar umgeſchlacht, 

Er bat fih feleit ums Leben gebracht, 

Er wollt' ſich ſelbſt Bein’ Speis' nicht geben, 

Und bracht ſich böslich um ſein Leben, 

Bertäge Chriſtum den Mitteler, 

Und ſtirbt alt ein Verzweifelter. 





—- 0 — 


Zwei Zage nah Schendd Entiebung, alfo den 30. Juni 
1538, trafen auch bereitö die neuverordneten Viſitatoren, näms 
ih D. Juſtus Jonas, Pfarrer und Profeſſor zu Wittenberg, 
M. Georg Spalatin, Hofpretiger des Ehurfürften Johann Fried⸗ 
ri) und M. Leonhard Weyer, beitellter Superintendent zu Zwidau, 
auf Begehren Ihrer Fürftl. Gn. Herzog Heinrichs bier ein, um, 
wie Moller fagt, die angefangene Reformation in rechten Etand 
zu bringen und alle Aergerniffe wieder abzuwerfen. Sie brachten 
zu bdiefem Behufe etliche feine gelehrte Perfonen zum Kirchens 
amte mit fi und verorbneten fie, beftätigten auch unter den 
Canonicis und Mönchen diejenigen, welche die Augdburgifche 
Confeſſion unterfchrieben und fich brauchen lafien wollten, dazu. 
Damals ward nun alles im Religionswerke chriſtlich angeordnet, 
ber chriftliche Kaften eingefegt, und zu Kaftenberrn ernannt von 
Seiten des Raths Hand Mäußchen und Hieronymus Münger, 
von Seiten der Gemeinde M. Benedictus Pachul, der alte Schul: 
rector (diefer vielleicht als Schreiber), Valentin Bede oder Bud: 
führer und Gregor Hanemann. Dabei predigten D. Juſtus 
Sonad und M. Georg Epalatin vor ihren Abzuge etlihe Male 
und ermahnten Tad Wolf mit großem Eifer, ſich fowol vor des 
Papites Greueln ald D. Jakob Schendend irrigem Vorgeben 
vom Gelee zu hüten, wie auch Spalatin den 7. Zuli, als den 
dritten Sonntag nah Trinitatis, nachdem er gepredigt hatte, 
bie neufürftlibe Ordnung und wie e8 fowol in der Lehre als in 
den Geremonien gehalten werben folle, zu Jedermanns Willen- 
fhaft von der Kanzel im Dom ablad. In der Verordnung, 
welche den neuen Bifitatoren gegeben wurde, hieß ed in biefer 
Hinſicht zunächſi: 

„Nachdem der durchlauchtige hochgeborne Fürſt und Herr, 
Herr Heinrich, Herzog zu Sachſen, Landgraf in Thüringen 
und Markgraf zu Meißen aus vorfallenden Händeln, auch um 
künftig Irrung, Unrichtigkeit und Beſchwerung mit Gottes Hülfe 
zu verhüten verurſacht worden iſt, gebührliche Einſehung in Sa⸗ 
chen die Religion und Gottes Wort belangend zu haben, als 
iſt bis quf fernere Beſtellung eines weſentlichen Superattenden: 
ten der wohlwürdige und wohlgelahrte Herr Leonhard Beyer, 
Magiſter, Pfarrer zu Zwickau, eine Zeitlang zu einem Super⸗ 





attendenten gen Freiberg verorbnet, fonberlich mit diefem aus⸗ 
gedrũckten Befehl, die Sachen mit Gottes Hülfe dahin zu rich: 
tm, daB die Predigten und Lehre des heiligen Evangelii ein» 
tätig geführt, auch Daß die Prediger ohne Zwietracht der Lehre 
uud mit dem äußerlichen Wandel ohne Jemands Aergerniß bei 
einander fliehen und leben möchten. und, da der gemeine Mann 
and woriger Zwietracht der Prediger Aergerniß genommen kat, 
daß biefeibe durch Gottes Gnade wieder daraus geführt und fie 
in Ewigkeit wieder zufammengebalten werben, “ 

Es war biefe Beſtimmung infofern feine neue, als fchon 
1537 in der Inſtruction zur Viſitation feftgefeßt war: Damit 
Vie Plarrer, Prediger und andre Perfonen Scheu haben fi un» 
gegründeter Echre oder andrer Ungleichheit dem, wie zuvor an: 
gezeigt iR, entgegen zu unterftehen oder vorzunehmen, fo achten 
wir von Nöthen, daß die Pfarrer hie zu Freiberg zu einem 
Dberattendenten und der Pfarrer zum Wolfenflein zu einem 
Euperaitendenten und Auffeher verordnet und benfelben befohlen 
werde, in unfern Gebiethen Aufieben und Aufmerfen zu haben, 
wie von den andern Pfarrern, Prebigern und andern im Pres 
digen, Geremonien, Sacramentreihung und ihres Wandels hal: 
ber gehandelt werde. Und fo die Superattendenten, jeder in 
feinem befotinen Kreis, befänden oder an fie glaublich gelangen 
würde, daß einer oder mehr Pfarrer, Prediger oder Gapellane 
ihres Kreiſes anders denn chrifilicy predigten, lehrten oder mit 
ANeichnag der Sacramente und Geremonien handelten oder einen 
bien Wandel und Weſen geführet, denfelbigen ungeſchickten 
Parrer, Prediger oter Gapellan ſoll der Superattendent, in 
beiten befohlnem Kreife er gefeflen, zu fid) erfordern und ihm 
bie Unfchidlichleit, wie fie an ihn gelanget, vorbalten, folgends 
anch deilelbigen Beriht und Antwort darauf hören, und wo er 
der Sachen nicht geftehen ſondern läugnen würde, fol der Su: 
yerattendent ſich ferner darum erfunten und die Sachen mit 
astbdürftigem Bericht, wie er biefelben befunden und allenthals 
ben darum gelegen, und unterthiniglich zu erkennen geben, ald 
welen wir und ferner gegen ihn zu erzeigen willen. 

Alein trog diefer Anordnung war durch den Umftand, 
te Schenck nicht ordinirt war, die Anftellung eines Superat: 





tendenten in $reiberg bisher verhindert worden und Schend fo: 
gar foweit gegangen, auch feiner Seits wieder nicht ordinirte 
und ungeprüfte Geiftlihe anzuftellen. Dieß follte ferner nicht 
mehr geſchehen. Es heißt daher in der Verordnung vom Jahre 
1538: Daß auch neben der Obrigkeit die verordnneten Viſitatoren 
und ber Superattendent mit allem Fleiß darauf Achtung haben fols 
len, daß fein unberufener oder der nicht zuvor eraminirt, verbört 
und ordentlich durch der Kirche Gebot und vom Predigtftupl 
verfündigt, auch chriftlich ordinirt fei, zur Pfarre, Predigt oder 
andrer Seeljorge und Dienft angenommen, zugelaffen und ge 
halten werten folle, angefehn allerlei Sachen und Beſchwerung 
Leibe und Seelen, fo darauf ſtaͤnden. 

Zugleih wurde beflimmt: So oft ein Pfarrer und Supers 
attendent hinfür zu verordnen, fo fol ein Rath bier zu Freiberg 
einen geſchickten, ehrlihen Mann unferm ganädigen Herrn Her: 
zog Heinrih zu Sachſen u. f. w. unterthäniglih als die Pa⸗ 
tronen nominiren und anzeigen, benfelben gnüdiglid aus fürfts 
liher Gewalt zu confirmiren und zu beftätigen. Deögleichen fo 
Pretiger, Caplane oder Kirchner anzunehmen find, fo fol ein 
Rath diefelben mit Wiflen des Superattendenten und Pfarrers 
annehmen und diefelben dem Superattendenten und Pfarrer vors 
fielen und präfentiren und da ber Superattendent und Pfarrer 
fie tüchtig und gefchidt befindet, Diefelben aufnehmen und zu 
Sotteswort und der Kirche Dienft brauchen. Alfo bleibt dem 
Rath fein Jus patronat und find zuförderft dem Landesfürften 
feine Hände audy unveriperrt. 

Weil aber Schend fi ald den einzigen Pfarrer ber Stabt 
betrachtet hatte, dem die Spendung bed heiligen Abendmals 
und zwar in Dom zukomme, fo wurde jest feftgefest: Dieweil 
auch foviel befunden worden ift, daß unmöglih das große Volk 
und die Commun zu Freiberg in einer einigen Kirche mit Rei⸗ 
hung des hochwürdigen Sacramentd des wahren Leibes unb 
Blutes Chrifti nach Nothdurft genugfam zu verforgen, dero⸗ 
halben fol man binfür ale Sonntage und hohe Zefte Chriſti, 
unfers lieben Herrn und Deilands, auch Mariä, der reinen 
Jungfrau, die ſich auf die Feſte Chrifti beziehen, in drei Kir- 
hen, ald nämlidy im Stifte, zu St. Peter und zu Niclas 





— 693 — 


tochbemeidetes göttliched Sacrament des wahren Leibes und Blu: 
tes Ghrifti reihen, boch bieler Geſtalt, daß hinfort nicht mehr 
denn ein einiger Pfarrer und Superattendent zu Freiberg fein 
fol, in welches billigem Gehorfame tie andern Prediger und 
Diaconen in chriftlichen und Kirchenfachen fein follen. Daß auch 
der Prediger zu St. Nicolad (welcher vermuthlihd durch Schend 
mit Abſetzung bedroht war) in feinem Amte und Dienfte bleiben 
fol. Desgleichen follen auch die andern Kirchen zu Freiberg 
(die Schleß⸗ und Hospitalfirhen) Predigten und Reihung der 
heiligen Zaufe (alfo nicht bes heiligen Abendmals) wie bisher 
behalten. Deögleichen auch dad Jungfrauenkloſter feinen Predi« 
ger und Taufe behalten joll. So auch zumeilen etliche Jung: 
frauen (des Klofterd) communiciren wollten, fo fell ihr Pre 
Niger bie chriſtiiche Mefie halten und ihnen das göttliche Sacra— 
ment nad Einſetzung Chriſti unſers Herrn reichen. Hierbei ift 
bedacht worten, doch auf unferd gnädigen Herrn Herzog Hein: 
nd zu Sachſen u. ſ. w. VBerbeflerung, daß man vor allen 
Dingen zu Freiberg folgente Perſonen zu Verſorgung der Kirs 
ben haben müßte. Erſtlich einen Pfarrer, der auch Zuperats 
tendent fei, der auf alle Pfarren und Kirchen gerichtet foll fein 
Achtung zu haben und Pfarrer über alle Pfarrer fein. Darnach 
vier Prediger, als nämlid Herr Paulus Lindner, Hofprediger 
ua: im Stifte, Herr Bernhard von Dölen zu St. Peter, Herr 
Zbewas Pleuel zu St. Nicla3 und Herr Thomas Echellenberger 
im Jungfrauenktofter. Ferner follen im Stift, zu St. Peter und 
zu Er. Niclas an einem jeden Ort zwei Caplane fein, welche als 
die gefdridteften zum NKirchendienfte vor andern Bazu verordnet 
werden, fonderlih aliv, daß die zwei Caplane ein jeder eine 
Bode um die andre Mefle halten und Wochner fein foll, und 
jwar im Stiite Herr Wolf Palmer der lange und Georg Hiob, 
10 St. Peter Ichann Zeig und Thomas Heidenreih, zu St. 
Riss Herr Benebir Jünger und der Guardian. Beide Spitale 
(61 verforgen Herr Valten (Walentin Beiking). Da aud im 
Jangfrauenkloſter ein Gaplan Johann Becherer verordnet, fo foll 
rie!bige neben Herrn Walten auch beide Epitale zu verforgen 
verpflihter fein. Da nun zu flerbenden Liuften und zu andrer 
rerfaßenten Nethdurft mehrere Perſonen ven Nöthen, fo bat 





65 — 


ein Superattendent allmeg die andern Prieſter, fo dazu zu ges 
brauchen, zu zuziehen. Und bemeldete Pfarrer, Prediger unb Gas 
plane follen die hernach verzeichnete Beloldung haben, in Anfes 
bung daß fie nad) Gelegenheit biefer und fonft aus viel Urs 
fahen geringer nicht mögen befoldet werten, ber Herr Pfarrer 
und Superattendent jährlih 200 fl., der Hofprediger und im 
Stifte jährlih 120 fl., der Prediger zu St. Peter jaͤhrlich 100 fl., 
ber Prediger zu St. Niclas jährlih 100 fl., der Prediger im 
Aungfrauenflofter hat feine Befoldung von den QJungfrauen. 
Die fech3 Caplane, wie oben vermeldet, ſoll ein jeder 60 Gul⸗ 
ten haben, bis mit der Zeit mit Gottes Hülfe feine Befolbung 
zu beſſern ill. 

Man fieht, die Befoldung war auch für jene Zeit nicht 
zu reichlich angefeßt, daher ed zu erklären ift, das wenige von 
den angeftellten Geiftlihen lange in ihrem Amte bier zu Frei 
berg aushielten. So folgte Paulus Lindner feinem Zürften 
fon im nächſten Jahre nach Dresden, wo er den 23. April 
1539 in der Schloßcapelle die erfte odentliche evangelifche Pre: 
digt hielt. Eben daffelbe that er am Sonntage Trinitatis in 
der Kreuzfirche dafelbft, und es find, erzählt Wilifch, zweifels:- 
ohne die pipftifhen Ceremonien auch dort durch feinen Rath 
und Beitrag abgefchafft worden, wie er fchon früher im zweiten 
Jahr 15828, nachdem er jein Benediftinerflofter in Chemniß verlaffen 
hatte, in Zwickau auf Verlangen ber Bürgerichaft, jedoch gegen ben 
Willen des Raths, dad Evangelium zuerſt gepredigt hatte und 
deshalb durch die Ordensleute nach Elfterberg vertrieben worden war. 
Er war feit 1537 Hofprediger in Freiberg und fam auch 1538 
ald Superattentent in Vorſchlag, wurde aber von Luther als 
nicht geeignet für eine fo wichtige Stelle erflärt. Er ftarb 1544 
zu Dresden im 56ten Jahre feines Alters. 

Deögleihen wurde auch Bernhard ven Dölen (nadı feinem 
G:burtöorte, einem Dorfe bei Dresten, fo genannt) 1541 als 
Pfarrer nad) Dippoldiswalde berufen, nachdem er 1537 von 
Sitten bei Zeißnig weg bierber gefommen war. Thomas Pleuel 
bingegen und Echellenberg ftarben bier. Der lestere war Gans 
tor und Oculus im Don geweſen, hierauf Pfarrer im Hoßpital 
und endlich 1537 der erfte evangelifche Pfarrer zu St. Jacobi, 





geworten, doch mußte er ein Jahr vor feinem Tode, nämlich 
1542 feines Alterd und Unvermögend halber in Ruheſtand vers 
fent werden. Pleuel aber ftarb 18 Jahre nach feiner Anftellung 
im Jahr 1355. Unter den Gapellanen war Antonius Röſeler 
nur etliche Wochen Diaconus und Frühprebiger zu St. Petri und 
tem bald darauf nach Dederan, dann nach Chemnitz ald Diacos 
mus, bis er 1554 als Pfarrer zu Mitweide flarb. Dedgleichen 
diieb auch Pancratiuß Zieher nur ein halbes Jahr in dieſer 
Stelle und kam dann nad Lichtenberg als Pfarrer. Daffelbe 
wer der Fall mit Martin Queck, welder vor der Reformation 
Bicariud am Dom geweſen war und hierauf ber erfle Freitages 
Pretiger zu St. Nicalai wurde, ſich jedoch ſchon ein Jahr dar⸗ 
nach 1539 als Pfarrer nady Colmnitz verieten ließ, wo er 1557 
Rarb. Auf gleiche Weile zog Aegibius Charsdorf 6 Jahre nad 
feiner Ernennung zum Gapellan in ben beiden Hospitalkirchen 
(&t. Ichanned und St. Bartholomäi) ald Pfarrer nad) Niemegk 
bei Wittenberg. 

Andre mußten ald alt oder unfähig bald nad ihrer An: 
kelung in Ruheftand verfegt werden. So 5. B. Georg Friſch⸗ 
eifen, welder von Eger gebürtig, früher Vicariu8 am Dom und 
Befiner des Lehnd vom Altar des Hiobs (Jobi) geweſen war. 
Er berät deswegen auch in unirer Urkunde nicht George Friſch⸗ 
aien, fendern George Job. Er wurde zunächſt Diaconus und 
Brontagspretiger am Dom, kam aber fen im naͤchſten Jahr 
1539 an tie Et. Petrikirche ald Arühpretiger, wo er 1543 we⸗ 
gen ſeiner Unvermögenbeit einen Gnadengehalt erlangte und 1555 
Kar. Auch Valentin Belsing, in unfrer Urkunde blos Valten 
genannt, welder Ganonicus am Dom geweſen war und bereits 
1533 das Evangelium aus Luthers Kirchenpoftille predigte, be: 
tm ſchon das folgende Jahr nach feiner ordentlichen Anftellung 
as Dixconus im Hospital wegen Alters und Unvermögend Un: 
terbalt anf Lebenszeit und ftarb 1551. Gr fliftete von feinem 
Bernögen ein Stipendium für arme Studirende. Eben fo er 
ng es Benedictud Jüngern, welder zuvor Altarift des Lehns 
der Bergknappſchaft Eulogü im Dom gewifen war. Auch er 
warte Diaconus und Frubprediger und zwar zu Zt. Nicolai, 
Inlam aber 1542 in Folge der damaligen Wiſitation Provijien 





und flarb 1554. Noch eher traf daſſelbe Schidfal einen gewils 
fen Glemend, welder zuvor Mönd im Niederflofter gewefen 
war, aber in bemfelben Jahre noch, wo er angeftellt wurbe, 
wegen feiner Unvermögenheit mit einem Gnadengehalt entlaffen 
ward und 1541 gefterben fein fol. In unfrer Urkunde wenige 
fiend ift er unter den Gapellanen zu St. Petri angeführt, doch 
auch wieder auögeftrichen, grade wie auch unter den Diaconen 
zu St. Nicolai erft ein gewijfer Martin Schmidiger fland und 
wieter ausgeſtrichen if. Nah Wiliſch war Clemens Diaconus 
zu St. Jacobi. Won andern Gapellanen wird noch ein gewiffer 
M. Bentelin Gyrrichius als erjter ordentlich berufner Mittags: 
prediger am Dom erwähnt und gefagt, berfelbe fei 1538 mit 
Jonas und Epalatin nad) Freiberg gefommen, 3 Sabre fpäter 
aber Amtöprediger zu St. Petri geworden und 1556 geftorben. 
Ferner Thomas Heyderich oder Heidenreih, welcher Möndy ges 
wefen war und bereitö 1543 flarb, fo wie Martin oder Johann 
Becher oter Becherer, auch früher Mönch im Niederflofter und 
nach unfrer Urkunde Gapellan im Jungfrauenklofter, nah Wilifch 
Diaconud an ber Nicolaifirce. 

Nachdem auf diefe Weile die Anftelung und nothhürftige 
Befoldung der Geiftlihen geordnet war, galt ed au im Gots 
tesdienfte jelbit mehrfache Veränderungen vorzunehmen und den⸗ 
felben in größere Uebereinſtimmung mit den Einrichtungen im Chur⸗ 
fürftenthunte zu bringen. Nachdem an den Orten, heißt es in ber 
Verordnung, dadas Evangelium gepredigt wird nicht üblich ift, daß 
man in ter Woche außerhalb ter hohen Zefte Mefle halte, demnach 
fol hHinfüro in der Woche feine Mefle gehalten werten. So 
es aber zu fterbenden Läuften oder fonft zu gefährlichen Krankheiten 
time, mag ein Superattendent und Pfarrer auf vorhergehende 
Anzeigung entweter eine kurze Meffe mit einer kurzen chriftlichen 
Pretige oder nach der Predigt mit des ehrmwürdigen, hochgelahr⸗ 
ten Herrn Doctor Martin Luthers chriftliihen Ermalnung das 
Sarrament reihen lafien. Dieweil aud die Leute Nachmittags 
mannigfaltiger Weife mit Arbeit und anderwegs verhindert find, 
fo ſoll hinfort die Nachmittagspredigt an Werktagen megbleiben, 
auch fonft an Werktagen die Predigten alfo früh in ten geord: 
neten Kirchen abgetheilt werden, daß beides zur Eommer- und 


— 657 — 


Binterzeit dad Lauten, Singen, Predigt und Beſchluß aufs 
tängfte in einer Stunde aus fei und über bie Stunde Feines: 
wegd verzogen werde; daß auch die Predigten alfo verorbnet 
werden, daß das Volk wife, wer in welcher Kirche zu welcher 
Stunde prebigen werde, damit ſich männiglich defto gewiffer dars 
nach zu richten habe. Daß man auch zu allen Predigten aufs 
wenige einmal mit der großen Glocke in der Kirche, darin man 
pretigt, läuten fol, damit ſich die Leute defto füglicher darnach 
zu richten. Man kann auch das Pacemläuten mit Glimpf wie: 
ber anrichten, auf guten Bericht, wozu e8 dient, fo mag man’d 
euch thun und zuvor, daß fich die Leute erinnern Gott um alle 
feine herrlichen Wohlthaten an und arme Sünder gewandt und 
fonderiih für den lieben Landfrieden treulicy zu danken und zu 
bitten. Daß auch die verordneten Bifitatoren famt dem Supers 
attendenten darob freien, daß chriftliche Gleichheit der Lehre und 
Geremenien, auh Maß an Fluchen und unfcdidlichen Geberden 
mit Strafen in Predigten überall in allen Kirchen in Stäbten, 
Sieden und Dörfern gehalten werde. Daß auch je die verord- 
sea Biſitatoren und Superattendenten ber Klofterjungfrauen 
elle mit Predigten und fonft gewahr nehmen, tamit fie an 
Gettes Gnaden aud) mögen je länger je näher Gotted Wort und 
den göttlichen Sacramenten kommen. Daß aud in allenwegen 
ve Bererbnung der Viſitation allen Pfarrern zugeflellt werde, 
ſich darnach zu richten. Daß endlidy hier audy der Catechismus 
und bie Litanei treulich gehalten werten. 

Im Belondern ward dann noch beftimmt, daß man aud) 
binförzer tie Todten ordentlich und chrijtlid zu Grabe bringe 
und io Jemand Wermögended wollte zum Begräbniß läuten lafs 
fen, tem ſolle es unverboten fein, doch daß man zugleich laute, 
sicht in einer Kirche mit einer, in ber andern mit zwei ober 
mehr Gleden, und zwar aufs wenigfte einen Pulfus, wenn 
mens zum Grabe trägt, ausgeſchloſſen die Kinder. Es follten 
die Tedten Morgens früh im Sommer um 7 Uhr, im Winter 
ua 8, Nachmittags aber allemege um 1 Uhr begraben werben. 
Ce aber früh gepredigt würde, fell es vor ber Predigt geſche— 
ben, damit Dad Wolf die Predigt nicht verfäume. Docd wurde 


ti 1634 mit Einwilligung des Superintendenten bahin abs 
4% 





— 658 — 


geändert, daß ind künftige die Leichen, wobei eine Leichenpre⸗ 
bigt getan würde, wie früher, um 1 Uhr, tie andern aber 
Mittag um 12 Uhr abzuführen und wegen der neu eingeführs 
ten langen Abdankungen bei den Begräbnifien eine gewifle Maße 
zu halten fei. Welches alles, meint Moller , zwar wohl gemeint 
war, aber bei damals geftalten Zeiten nicht zu einer ftanphaften 
 Mebung gebracht werben konnte. 

Es war nämlich der Aufwand an Zeit und Selb bei den Lei⸗ 
chenbegaͤngniſſen dadurch gefteigert worden, daß die Goldſchmiede den 
8. Zuli 1610 eine befonbre Begraͤbnißordnung und Gefellihaft unter 
fi) aufrichteten, dergleichen hernady mehrere Zünfte thaten, alfo 
daß von diefer Zeit an unterfchiedne Löblihe Gefellfchaften in 
der Stadt aufkamen und bei Begräbniſſen ftärkere und ordent⸗ 
lihere Prozeffionen ald zuvor gehalten wurden. Errichtete ſich 
doch felbft der Rath im Jahr 1616 eine befondre Begräbniford: 
nung, worin er beflimmte, daß, wenn einer feines Mitteld oder 
feine ehrlihe Hausfrau wie auch einer von feinen unaudgeftatteten 
Söhnen oder Töchtern in Freiberg verfterben follte, fie alle — 
Herren und Frauen famt den erwachfenen Söhnen und Töchtern — 
um die dazu beftimmte Zeitftunde und an dem beflimmten Orte 
unbefchwert und bei ernfler Verwarnung erfcheinen follten, um 
dem Verftorbenen dad Geleite zu feinem Ruhebettlein zu geben, 
die Leichenpredigt mit abzuwarten, der Beftattung beizumohnen 
und feine Angehörigen auch wiederum nad) Haufe zu begleiten 
und die Abdankung zu erwarten. Es follten aber denfelben we: 
der Trauerbinden noch Xrauerfchleier, wie dieß bisher mir Uns 
often gefcheben fei, gegeben werten, fondern vielmehr ein Jedes 
feinen eignen feinen ehrlihen langen ſchwarzen Trauermantel 
und Zraueranzug ald Binden und Schleier vorher und ohnedieß 
haben und halten und zwar fo, daß die Männer mit ſchwarz 
überzognen Hüten und fliegenden XZrauerbinden , die Frauen 
aber mit feinen faubern ſchwäbiſchen Schleiern in guter Ord⸗ 
nung einhergingen, und auf Verlangen die jüngfien Rathöheren 
aud die Leiche mit trügen. erlangten andere, ald 3.3. Adels⸗ 
perfonen bie Begleitung bed Raths, fo waren 10 Thaler zu 
entrichten. Bei dem Begängniß von ihren Dienftboten follte 
ein Jedes eine Perfon aus feinem Haufe dazu verorbnen. 





Es war, wie man fieht, dieß infofern eine Heine Ab⸗ 
veihung von der Begräbnißorbnung, wie fie 1596 vom Rathe 
feügefent und vom Landesherrn beftätigt war, ald ed hier noch 
hast: Wir ordnen und befehlen, daß hinfürder bie Rath: und 
andren vernehmen Perfonen und Bürger mehr nicht ald den nächs 
ken Freunten und den Trägern vier oder fünf Kartefenbinden 
drei Een lang geben follen. Gleichergeftalt follen auch die 
Trauerſchleier audgetheilt werden. Für die andern Bürger und 
Handwerksleute heißt es aber auch hier fhon: Sie follen fich 
fine Zrauermäntel mehr ſelbſt erzeugen, viel weniger fie den 
Kindern und Freunden geben, damit Armuth und Verderben 
von ihnen abgewendet werte. Sie follen auch Feine andern denn 
jindeinte Binden drei Ellen lang vier Paar den nächften Freun⸗ 
ben ſo wie den Leichenträgern geben. Die Zrauerfchleier aber 
felen antertbalb ſchwaͤbiſch breit gegeben werben, damit alfo bie 
übrige Zrauerpradht abgefchafft und die Bürgerfchaft nicht neben 
dem Berluſte der Ihrigen auch noch um ihre Nahrung möge 
gebracht werden. Wer diefe wohlgemeinte Ordnung verächtlich 
heise und übertrete, folle ein gut Schock unnadhläßlih zur 
Errafe geben. 

Die Dauer ter Leichenprocefiionen ſelbſt beitinmt eine 
Bererpnung des Raihs vom Sahre 1646, alfo Demnach bis 
anhero bei den Begräbniffen, wenn Leichenpredtigten gehalten 
eder font eine Perſon mir der ganzen Schule begleitet worden, 
grefe Unordnung eingeriſſen ijt, indem e3 gar zu langfam an: 
gegangen, alio daß man faft den ganzen Nachmittag ınit großer 
Beſcowerung und Verfäumniß damit zubringen müſſen, als hat 
€. &. Rath mit Vorbewuſt der Herrn Geiftlihen, infonderheit 
eber des Herrn Superintendentens vorige WBegräbnißorbnung re: 
wirt und ſonderlich hierbei nachgeſetzte Punkte in Obfervanz 
pm ziehen und darüber zu halten für nöthig befunden, als: 
Benn eine Leichenpredigt gehalten und fonft eine Perſon mit 
der ganzen Schule begleitet wird, fo ſoll ber Grabebitter und 
Die Grabebitterin um die Gebühren, welche ihnen Ddiesfalls ver: 
erdaet find, Mann und Weiböperfonen um halbweg 1% Uhr 
m Trauerhauße zu erfcheinen bitilih erfuchen. Atfobald um 
I8 Ubr ſoll geläutet, der erfie Puls aber hinfort eingeftellt 

42° 





werben. Hierauf follen die Herren Geiftlihen mit ber Schule 

zugleich ausgehen und der Gantor vor der Thüre nicht mehr 
denn ® Lieder fingen und alädann fortgehen, es mögen bie 
Irauerleute beifammen fein oder nicht, es auch in der Kirche 
vor und nach der Predigt alfo halten und nicht mehr denn ® 
Lieder fingen. Wie groß oft bergleihen Proceſſionen waren, 
werden wir fpäter an Beifpielen von fürftlihen Perſonen, welche 
in Zreiberg beigefegt wurden, fehen, hier genüge die Erwäh⸗ 
nung eined Falls, wo man fogar für anderwärts Verſtorbene 
und Begrabene ein großes Leichenbegängniß veranitaltete. Es 
galt daffelbe dem Kaiſer Marimilian IE, welcher den 11. Octbr. 
1576 auf dem Reichötag zu Regensburg geftoiben war. Den 
8. Octbr. als den neunzehnten Sonntag nad) Trinitatis, 
fhreibt Moller, bielt man auf churfürftlihen Befehl und An: 
ordnung bochgetachtem verftorbenem Kaifer Marimilianus - ein 
Begängniß zu Freiberg, da fih die von Adel und andre vors 
nehme Perſonen, fo bei der Stadt wohnten, wie auch die Berg: 
amtleute, Knappichaften und Wormeifter der Handwerfe famt 
ihren Zunftgenoffen und Weibern, alle im Trauerhabit, auf dem 
Rathhauſe fammelten und in einer langen Proceſſion mit den 
VBürgermeiftern und Ratböperfonen von ta aus in die Dom: 
firche gingen. Hierbei wurten alle Glocken in der Etadt an: 
gezogen und darauf nah Muficirung etliher Klagelieder von 
Superintendenten M. Samuel Saucen des Königs Nebucads 
nezard Zraum von großen Bilde und ben vier Monarchien 
Daniel II. erflärt. In den andern Kirchen ift damals Feine 
Predigt geichehen, obfchon es Sonntag war, und deswegen fic) 
auch eine folhe Menge Volt im Dom befand, daß fie nicht 
alle in der Kirche Raum hatten und ihrer viele auswendig vor 
den Thuͤren ftehen bleiben mußten. Nach verrichtetem Gottes⸗ 
bienfte bat ſich ein Jeder in der vorigen Proceffion wieder ins 
Rathhaus begeben, allıvo der Bürgermeiſter Wolf Prager ſich 
im Namen bes Rathed gegen die von Adel und andre Anwe: 
fende mit einer zierlihen Rede bedanfte Hierauf hat M. Ga» 
briel Schüge, ein freibergifcher Patrizier, welcher hernach chur⸗ 
fürftliher Rath und Kanzler zu Merfeburg wurde, bie Antwort 
abgelegt und fo den Act befchloffen. 





Auch benuste man den Umftand, daß nah Einführung 
ter Reformation bie St. Donatäfirche einging, dazu, um ben 
elgemeinen Begräbnißplag zu verfchönern. Es wurden nämlich 
mgleih mit der gedachten Kirche die Häufer und Scheunen, 
weihe berumftanden, eingeriffen und hernach 1567 eine hohe 
Blauer mit hundert Echwibbögen berumgeführt, in ber Folge 
im Jahr 1588 noch mehr Raum dazu genommen und der Platz 
in die gehörige Runde gebracht. Wenige Jahre zuvor wurde 
bed Beinhauß darauf gebaut und and Thor zur rechten Hand, 
wenn man hineingehbet, eine Kanzel angebradht, worauf im 
Unfange etliche Predigten und zwar bie erfte den 2. Mai 1583 
von M. Balthafar Pfund, dem Amtöprediger zu St. Petri, ge 
heiten wurde. Der ganze Plab vieles Gottedaderd, giebt Mol: 
fer weiter an, hält jeko im Umkreiße 666 Ellen und war vor 
vieferm mit vielen fchönen Gemälten und Epitaphiid geziert, wie 
man auch fdyon an die 900 Leichenfteine barauf befunden hat. 
Racvem aber im Jahr 1632 nach Befeßung der Stadt die fai- 
ferlihen Bölker die Thore in beſſern Vertheidigungszuſtand zu 
bringen vermeinten und etliche Schanzen aufwarfen, ward biefer 
ſchene Gottesacker neben andern vielen Gebäuden ganz vermwüftet, 
Vie Mauern und Echmibbögen niedergeriſſen, viele Gräber durch 
wüblt und ein Ravelin darauf gelegt. Diefid hat man zwar 
hernas wieder demolirt und den Ort ferner zum Gottedader 
gebraudt, die Mauern aber und Echwibbögen haben wegen ber 
ferttauernden langen Kriegszeiten noch nicht wieber ergänzt 
werten können. 

Der andre gemeine Gottedader vor der Statt, welder 
der neue genannt wird, fährt Moller fort, liegt zwiichen bem 
Erbiſchen⸗ und Peterſsthore. Dazu find im Jahre 1538, ehe 
man ben alten erweiterte, von E. E. Rathe etliche Gärten aus⸗ 
gelauft werten. Diefer Gottedader ift nicht fo groß als der 
de, auch nicht rund, fontern läuglich und hält in die Länge 
188, in der Breite 8O Ellen. Man findet jego über 600 Leis 
Geeine barauf. Die Mauer, fo herumging, hatte 97 Schwib; 
digen und war alles fein jugerichtet, wie denn viele vornehme 
Serfenen, welche in hohen Aemtern bei der Stadt gedienet, auf 
Birfem GSottesacker begraben wurben und deswegen ſchoͤne künſt⸗ 





lihe Monumente in den Schwibbögen zu fehen waren. 68 ift 
aber nunmehr das Meijte bei oftgedachten leidigen Kriegszeiten 
ruinirt worden und beruht darauf, daß alles künftig durch gött: 
lihe Verleihung wieder angerichtet werden fol. Am großen 
Thore fintet man jebo noch die Kreuzigung Chriſti, ingleichen 
die Hiſtorie vom Abfchiede des reihen Manned und tarunter 
8 lateinifche Diftihen in Stein gehauen. 

Als aber jene Perrüden- und Zopfzeit auch für Freiberg 
gefommen war, in welcher die Stände ſich immer ſchroffer fons 
berten und felbft im Tode noch fireng gefchieden fein wollten, 
ta faßte man auf Anftiften von Eeiten des Raths und mit Ges 
nehmigung des damaligen Superintendenten M. Abrah. Genßs 
reffs 1623 den Entichluß, die St. Annenfapelle auszuräumen, 
fie 1627 mit Senftern und andern Zubehör beffer vorzurichten 
und für die angefehenften Familen der Stadt zum Begräb⸗ 
niß abzulaflen. Und fo wurde bereits den 24. Auguft 1623 eine 
Tochter des Bürgermeilierd Friedrich Rölingd hinein begraben, 
welches fonft feit der Reformation alfo faft feit 100 Jahren kei: 
nem widerfahren war. Ihr folgte nicht nur ihre eigne Familie, 
fondern auch die der Hilliger, Eindener, Ulmanns, Horns, 
Buchführers auf Halsbach und Nauendorf, Schönlebens auf 
Freibergsdorf, Tannebergs, Richzenhaind, Grauend und naments 
lih der Echinberge nach, welchen legteren ein ganzer Theil ter 
Annenfapelle gegen Erlegung einer gewiflen Geldfumme zum Fa⸗ 
milien: Begräbniße eingeräumt wurde. Verſchiedene Wappen, 
Zafeln und Bi'der fchmüdten von nun an die Gapelle, 

Für Zrauungen galten zunähft folgende kirchliche Vor⸗ 
ſchriften: Es fol Niemand copulirt werten, er fei denn zuvor 
drei Sonntage nady einander auf dem Pretigtituhl und nicht in 
der Woche aufgeboten und proclamirt. Es follen auch die fich 
copu'lren und zur Ehe wollen geben laflen, e3 zeitlich dem Gas 
pellan anzeigen und von ihm die Gopulation begehren und bit: 
ten. Ep auch Etliche um fremder Gifte willen eine Predigt 
begehrten, follen fie die Hochzeit auf den Tag, daran man 
ohnedieß predigt, legen, alddann fol auf des Bräutigams Bitte 
eine halbe Stunde mit der Predigt verzogen werden und bie 
Hochzeitleute follen förderlich in die Kirche kommen, damit fie 





— 663 — 
der Predigt Fein Hinderniß thun mit Yaufen und anderm. Auch 
bi ihnen hatte ſich aber nach und nach die verderbliche Sucht, 
es Andern an Aufwand zuvorzuthun, eingeſchlichen. So hatt 
früher jeder Hochzeitgaſt nad den Malzeiten, die Abends ge⸗ 
haben, zwei Groſchen in eine Schüffel gelegt und weiter nichts 
ſchenlen dürfen, allein feit dem Jahre 1578 wurden die Früh—⸗ 
hechzeiten Mode, weldhe man Schenkhochzeiten nannte, und bei 
weiden ein erbetner Saft zum wenigfien 18 Grofchen ſchenken 
mußte. Der Rath fand ſich Daher veranlaßt 1596 folgende Ve: 
kimmungen bierüber zu erlaſſen: Bei Werlöbniffen, welche chrift: 
licher Weiſe mit Vorwiſſen der Eltern follen angefangen und 
ehrlich gehalten werden, dürfen Rathöperfonen und Leute, di 
in geikliden und weltlihen Acmtern find, fo wie vornehme 
Burger und Einwohner höchſtens drei oder vier Tiſche bitten, 
berunter einen Tiſch voll Zungfrauen und mehr nicht denn 5 
Gerichte Speifen auftragen. Die Handwerksleute aber und ge: 
meinen Bürger jollen ihre Werlöbniß höher nicht als auf 2 
Ziide mit den Jungfrauen anitellen und vier Gerichte fpeilen. 
Berghäuer, Tagelöhner und andre gemeine Leute endlich follen 
eb bi einem Tiſche bleiben laffen und nur drei Gerichte fpeifen. 
Ber tie Gebote übertritt, der fol von jedem übrigen Tiſche 
anen Thaler und von jeder Epeile einen Gulden Strafe unnad): 
läsiıh erlegen. Weil dann die Eheftiftung felbft in der Furcht 
Gottes ehrlih, züchtig und öflentlih zu halten, auch mit Vor: 
wifien der Eltern ind Werk zu richten, in der Bewirthung der 
Gaſte aber viel Mißbrauch eingeriffen fei, daturch die Bürger: 
ſchaft verarme, derohalben fühle man ſich verurfadht, eine ge: 
wie Erdnung wie in andern Städten des Landes vor die Hand 
zu nehmen, deren fidy ein jeder Bürger zu bedienen babe, ald 
felgt: die Rathöperfonen, vornehmen Bürger und die mit Berg 
und andern Aemtern beladen find, fo wie auch geiftliche Per- 
fonen follen auf mehr nicht denn auf 10 Tiſche Hochzeit machen, 
barrin auch die Jungfrauen gerechnet find. Es follen aber fremde 
Leute und Hochzeitgaͤſte hierin nicht begriffen fein, derfelben mag 
aner haben über die zehn Tiſche, fo viel er will. Gemeine 
Bürger und Handwerksleute follen auf mehr nicht, denn auf 
8 Tiſche dergeſtalt wie jekt vermeidet, Wirthſchaft maden- 





Berghäuer, Tagelöhner und andre gemeine Leute follen auf 
mehr nicht denn auf 5 Tiſche Hochzeit machen. Und es follen 
mehr nicht in allen Ständen denn zwölf SPerfonen über einen 
Tiſch gelegt werden. Die Brautkränze fol ein Jedes feinem 
Etande gemäß geben und dem Bräutigam und Brautdienern vers 
ehren, doc) daß es nicht über Macht werde. Demnach aud auf 
Hemden und Schnupftücder in Hochzeiten zu verehren und aus: 
zutheilen viel Unkoften aufgewendet werden, der Leute Zöchter 
in allen Ständen bielelben nähen zu laſſen mit dem Macher: 
lohne befchweret und alfo eine Neuerung eingeführt wird, als 
ſoll ſolches hinfürder abgefchafft fein und fol die Braut Niemans 
tem Hemden audtheilen, denn dem Bräutigam und den nädıften 
drei Kreunden, will aber Jemand auch andern Leuten Schnupf: 
tücher auötheilen laſſen und mit folhen Sachen prangen, der 
fol auch diefelben felber zu nähen verlohnen und andre Keute da: 
mit unbefchwert laffen. Demnach der Kirchgang Bott den Als 
mächtigen und dem Eheſtand zu Ehren zierlih und ehrlid zu 
balten ift, als fol fi binfürder Braut und Bräutigam hier⸗ 
nach adıten, daß fie zum längften um 3 Uhr in die Kirche ge 
ben, damit defto zeitlicher gefpeifet, der Tanz und andre Ges 
bräuche auch befto beſſer können verrichtet werden. Wer dieß 
überfchreitet, der fol unnachläßlich geftraft werden. Demnach 
auch die geladenen Hochzeitgäjte mit Wielheit der Epielleute und 
öfterm Einlegen befchwert werden, als follen hinfürder die im 
obern Etande mehr nicht denn den Hausmann mit feinen Pfeis 
fen und der Trommel fo wie auch tie Geiger gebrauchen. Die 
Dandwerköleute und gemeinen Bürger follen nur einerlei Spielleute 
baben und ennveder Zrommel und Pfeifen oder die Geigen, das 
mit auch diejenigen, fo die Hochzeiten ausrichten, mit Effen und 
Trinken nicht befäftiget werten und andre Unordnung daraus 
erfolge. Rathöperfonen, Geiftliche, vornehme Bürger und die mit 
Berg: und andern Aemtern beladen find, follen zu ihrer und ihrer 
Kinder Wirthichaften mehr nicht denn ſechs Gerichte fpeifen, 
außer Käfe und Kuchen, die find in bie ſechs Gerichte nicht ge: 
rechnet. Gemeine Bürger und Handwerksleute follen außer Käfe 
und Kuden nur fünf Gerichte fpeifen. Der dritte Stand von 
Berghäuern, Tagelöhnern und andern gemeinen Leuten follen 





mehr nicht denn vier Gerichte fpeifen; barein Kuchen und Käfe 
nicht gerechnet fein fol, welches auch alfo unnadjläffig fol ge’ 
halten werden. Da aber Jemand gefunden wird, fo biefe Orb: 
nung, fo allein zur Beſſerung der WBürgerfchaft gemeint ift, aus 
Nuthwillen, Hartnddigkeit oder gefaftem Ungehorfam und Wi: 
derwillen gegen feine Obrigkeit übertreten wird, der fol von jes 
dem Zifche zwei Thaler Strafe geben und von jedem Gerichte, 
bad mehr denn geordnet gefpeilt wird, einen Gulden Strafe ers 
gen. Es follen aud zu jedem Zfche mehr nicht denn zwei 
funge Geſellen zum Aufwarten gebeten werben, welche Gefellen 
ſich aber ungebeten eindringen, die fullen abgefchafft werden, 
und da einem ein Schimpf begegnet, fo mag er ed fidh felbft 
zurechnen. Köche oder Köchinnen, fo zu Hochzeiten gebraucht 
werben, follen fidy an dem alten Zohne, vom Tiſche zwei Gros 
fen, genügen laſſen, dergleichen auch die Schüffelmägde und 
Diejenigen, fo zum Zinnborgen und andern gebraucht werden. 
ie follen ſich aber des Eſſenswegſchickens gänzlich enthalten, es 
wäre denn fo, daß der Brautvater oder derjenige, fo die Hoch⸗ 
zeit ausrichtet, ſolches dem Kuchenmeifter befohlen hätte. Gie 
ſelen auch füc ſich felbft fich des Abtragens und Begfchidens 
esienigen, wa3 für die Gelatenen angefhafft, enthalten und 
Achtung darauf geben, damit den Leuten da3 Ihre zu Rathe 
gehalten und weder öffentlich noch heimlich abgetragen werte, 
Dem oben WBürgerftande, dem zehn Zifche erlaubt find, ſoll 
euch nachgelaſſen fein, feined Gefallen Wein zu fpeifen und fol 
eine Voerwiſſen des Raths Fein fremdes Bier eingelegt. werben. 
Die andern zwei Stände follen ed bei dem einheimiichen Biere 
bewenden laſſen. Demnach auch zu ſolchen hochzeitlichen Ehren 
von Freunden und andern viele aufwartende Perlonen mülfen 
braucht werben, welche billig zur Nachhochzeit zu bitten find, 
«ds follen die im erftien Stande mehr nicht denn vier Tiſche an 
Beab3: und Mannsperfonen zum Welktage bitten, die im mitts 
lern Stande mehr nicht denn drei Ziiche und die vom ger.nge: 
sem Stande nur zwei Tiſche Weltztag machen. Hierein follen 
aber tie fremden Leute, fo zur Hochzeit geladen find, nicht ges 
rechnet fein, weil dieſelben ohnedieg auch, wie oben gemeldet, 
vr Anzahl Zifche entnonmen find. 





666“ 
rm» — 


Wie hoch es bei dergleichen Schmauſereien herging, wird 
man am deutlichſten aus der Schilderung des großen Gaſtmals er; 
ſehen, welches der Rath 1572 ſeinem Landesherrn dem Churfürſt 
Auguſt zu Ehren bei Gelegenheit des großen Armbruſtſchießens 
veranſtaltete. Es war zunächſt in der Rathsſtube ſelbſt gegen 
die Silberkammer zu eine lange Tafel geſetzt; dieſelbe war mit 
grünem Tuche bekleidet, dann von denen, welche zum Silber 
verordnet waren, ein ſchwarzer Sammt darauf gelegt, ſowie 
die Tiſchtücher und Salvetlein und ſilbernen Zeller und Salz: 
mäften, ingleihen die Gredenz: und andern Mefler und was 
mehr dazu gehörte. An diefer Tafel fagen nun 1) Frau Sibonia 
Herzogs Erichs von Braunfhweig Gemahlin, des Churfürften 
Schweſter, 2) ihr zur rechten Hand Auguft, Herzog zu Sachſen, 
Churfürft, 3) Frau Anna, ChHhurfürft Auguft Gemahlin, ihrem 
Aurf. Gemahl zur linken Dand, 4) Herzog Franz der jüngere 
von ber Lauenburg, 5) Berlebfh, des Landgrafen Gefundter, 
6) Sraf Hans Georg von Manndfeld, 7) Graf von Solms, 8) 
Graf Hans Hoier von Mannsfeld, 9) Georg Herr von Schön: 
burg, 10) Chriſtoph von Garlowig, 14) Hans von Ponilau, 
Kämmerer, 12) Caspar von Schönberg auf Purfchenftein, 13) 
der Herzogin Eric) Hofmeifter, 14) Dans von Bernſtein, 18) 
Doct. Georg Cracau und 16) Wolf von Schönberg, Oberhaupt: 
mann. Dan gab vier Gänge, jeden Gang zu 27 bid 29 Eſſen, 
ed waren alfo mit Käfe, Obſt und allem an 120 Eifen und 
zwar 1) Salat, Bratforen,, gebratne Aale und Schinken, %) 
Trockne Fiſche, Zoren und Schmerlen, eine gebratne Gans und 
Rehkeule, junge Hühner in Lemonien, 3) geräucherte Zoren, 
ein Kapphahn und Schöpskeule gebraten und grüner LadyE, 
4) Hechtgallert, Wildpret und junge Hühner, Hirſchzimmel und 
Rehwildpret, 5) kaltes Eſſen, Hirſch- und Schweinebraten, 
Krebje, 6) grüner Aal in einer gelben Brühe, Eleine Fiſche in 
einem Butterfüpplein, Wildpret mit Rofinen und Mandeln, 7) 
gelbe Foren, Rehköpfe, Echöpfenfleifh mir Rosmarin, 8) Käfe, 
Mandeln, Kuchen, Marcipan, Fladen, Flecke, Granatäpfel und 
andre Gebadned, Confect und Nürnberger Kuchen. Eine andre 
Zafel in der Rathftube ward für Herzog Chriſtian, Churfürft 
Auguft Sohn, zugerichtet, weil aber derſelbe nicht Tafel hielt, 





— 6697 — 


fegte man ber Herzogin Erich Frauenzimmer daran. Man trac: 
tirte fie herrlich mit gutem Eſſen uud Trinken und gab ihnen 
allewege drei Efien auf einen Gang. Die Truchſeß und andre 
Hofdiener hielten eine dritte Tafel vor der Ratbftube, wo aud 
der hurfürftlihe Marfhall mit af. Man gab ihnen genug, fie 
mochten von felbft nehmen, was fie. wollten. Die von der Rit: 
terfhaft aber, an 19 Perſonen, fpeifte man in der Commiffion: 
ſtube. Da fland eine vierte Tafel für 3 Tiſche und eine fünfte 
Zafel nebfi 5 Tiſchen, an welcher die Rathöberrn faßen. Spei> 
fen waren bier 1) Salat, Bratforen, Del und Scinfen, 2) 
trockne Fiſche, Schmerlen, Dirihwildpret, 3) ein großes ge: 
bratnes Hechtgallert, 4) Gansgekröße, grüner Lachs, 5) Reh⸗ 
köpſe, gelbe Foren, 6) Paſteten, kleine Fiſche in Butter, 7) 
bürre Foren, Schoͤpſenfleiſch, 8) Kaͤſe und Kuchen. Die Kanz 
lei. Hofprediger, Herr Johann Jenitzſch, Kammerfecretair, und 
endre gute retliche Leute, fo auch Echönleben, der Bergverwal: 
ter, faßen in ber Kaftenftube bis um 12 Uhr in die Nacht wie- 
der an einer andern Tafel. Man that ihnen allen gar gütlich, 
auch ging alles fein ftille zu. Da war kein Zank noch Schnar- 
den, daber verlor man auch nichts. Allein ed waren die Quars 
tiermeifter an die Stiegen und andre Bürger an bie Thüren zu 
Auffehern geortnet. Weil doc die Zrabanten gewöhnlich bie 
weren, fo da pflegten bei Saftereien zu rumoren, bat man fie 
mer allen Höfiſchen, Einſpännigen und Fuhrknechten, wer da 
gefemmen it und des Churfürſten Diener war, aub an 10 
Tiſchen außen auf dem Boden gelpeilt. Obwol nun viel Volke 
bei einanter war, fo ift doc fein Widerwille mit dem gering: 
ken Worte von keinem Menſchen gefpürt worden, wofür Gott 
m danken if. Man hat ihnen aber auch gütlich getfan, Wein 
und Bier mit Haufen zugetragen und alfo nicht allein bei dem 
guätighen Ghurfürften und Herrn, deſſen geliebter Gemahlin 
und dem jungen Landesfürften den Dank, ſondern auch bei de: 
men ron der NRitterfhaft ten Ruhm und von ten Trabanten 
mad antern Dienern Preis und das Lob erlangt und davon ge: 
acht, in Summa, ein E. Rath ließ ed an nichts mangeln, 
de war alled vollauf. Den Junkern oder der Ritterfchaft, von 
denen einige bid 1 Uhr in tie Nacht blieben, hielt man auch 





eine Mufit und Stadtpfeifer. Drei Eänger verfhrieb man 
von Altenburg und zwei vom Brande und fie fangen wohl. 
Da fie aber dem Churfürften vor der Tafel fingen follten, konnte 
fie Niemand finden. Der Rath fchenfte ihnen 7 fl. und jedem 
ein Bergkleid. Der Pritfcher hieß Michael Holzſchuch, ein Golds 
fhmied von Dresden. Er wollte kein Narr fein, doch pak⸗ 
fhirte er umd Geld. Der Rath ließ ihm ein Schild maden für 
7 fl. und Eleidete ihn von Fuß an aufd neu, ſchwarz und gelb. 
Doch ließ er fich daran nicht genügen, fontern hatte auch noch 
für etlihe Gulden Federn dazu aufgenommen, als für 3 fl.. 
6 gr., weldye ber Rath bezahlte. Und man hat ihm 5 fl. dazu 
geſchenkt zur Verehrung, er hat auch 4 fl. 1 gr. verzehrt, weis 
ches der Rath gleichfalls bezahlen mußte, gleich wie er auch noch 
7 gr für ein Paar carduanifhe Schuhe zu geben hatte. 

Als man aber zu Ziiche faß, ließ ter Churfürft den Fleis 
nen Ritter beten vor und nach dem Eſſen und ed flanden Ihre 
hurf. Sn. ftetd vor dem Tiſche, bis dad Gebet aus war, gleis 
chergeſtalt auch ihrer Churf. Gn. Gemahlin und alle Hofleute, 
Und ed war der Churfürft fröhlid und guter Dinge. Die drei 
Bürgermeifter fanden vor der Zafel und nahmen die großen 
Schauern und tranfen auf bie Reihe herum. Es bradte auch 
ber Churfürft, Derzog Franz und der Graf von Mannöfeld ben 
drei Bürgermeiftern wieder einen großen Schauer mit Weine, 
der ging darnach Reib um. Da nun abgeipeift war etwa halb- 
weg oder um 9 Uhr auf den Abend, fand ter Churfürft auf und 
gab den drei Bürgermeiftern die Hand, wie er dieß auch im 
Hereingehen gethan und dankte, ingleihen auch die andern Zür: 
fien, Grafen und Herrn. Der Derr Zehndner hielt zwar an, 
ob nicht der Ehurfürft noch eine Stunde warten wolle, er fagte 
aber, es iſt auf diesmal genug, morgen will ich allhier bleiben, 
ihr habt ihm genug gethan. Im Haufe warteten die drei Bürs 
germeilter Hr. Wolf Hilliger, Hr. Wolf Prager und Hr. Lau⸗ 
rentius Zleifher und nahmen den Churfürften an. Die Zeit 
aber, während bed Eſſens, hat ein E. Rath die Mufilanten 
vor die Rathsſtube geftelt, ald mit lebendiger Stimme ein 
Regal und dann bie Etattpfeifer; alles wohl zufammengerichtet, 
war gar fehr gut. 





Den andern Zag darauf, Mittwochs den 4. Juni, hat 
en E. Rath die fremden Schügen an dem Abend zu Gafte ge 
beten, desgleichen auch noch etliihe Höfiihe, wer außerhalb der 
Aitterſchaft anzutreffen geweſen und alle tie, fo zuvor aufge: 
wartet, und an jeden Zifch ein paar vom Mathe zugeordnet, die 
fe haben helfen fröhli machen. Es waren eine Tafel und ſechs 
Tiſche in der Commiſfionsſtube. Die einheimiihen Schügen wurs 
deu draußen auf dem Zanzboden geſpeiſt. Man that ihnen güt: 
lich allen zugleich. Die fremden Schüben zechten bid um 1%. 
Uhr in die Nacht. Auf ben Donnerftag endlich Iud man, weil 
man viele aus der Bürgerſchaft hatte bemühen müflen, alle bie, 
fo aufgewartet, zu Gaſte und fpeüte fie auf dem Rathhausfaale. 
Dan that ihnen ebenfalls gütlich und gab ihnen genug. 

Ich glaube, man kann fi aus diefer alten Echilderung 
eines Gaſtmals ein hinlänglihes Bild von ter Art und Weiſe 
machen, wie man ehedem audy die Hochzeitfhmäuße zu halten 
wegte, gegen deren allzugroßen Aufwand der Nath 1596 fo 
ernfilich, wiewol vergeblih ankaͤnpfte. Denn ſchon 1634 wurs 
ven neue Mafregeln wegen der SHodhzeitbitter, bed tritten 
Hedygeittags u. f. w. nothwendig. Doch blieb der Rath nicht 
bei den Hochzeiten ſtehen. Auch bie Kindtaufen wurden Gegen: 
Band feiner wachſamen Fürſorge. In kirchlicher Hinſicht war 
1334 felgendes über fie feftgeiekt worden: Die Kindertaufe 
außerhalb ter Neth fol früh um 8 und Nachmittag im Stifte 
nad der Vesper, in den Pfarren aber, ta nicht Vesper ges 
ungen wirt, um 2 Uhr gehalten werten. Dazu foll aud) 
läutet werden mit der Heinen Glocke. Es follen aud die, fo 
Kinder mollen taufen laffen, tie Gaplane um die Taufe bitten 
und es zeitlich anzeigen. Wegen des großen Aufwands dabei 
ser machte ter Rath im Jahr 1596 bekannt: Demnach auch 
bei ten Kindtaufen gioße Pracht und viele Mifbräuce einge: 
sitien find, fo daß Lie Vermogenden große Bajtereien gebalten 
baden und die Unvermögenden ibnen mit ihrem großen Schaden 
und Berderben nachfolgen ſollen, als foll hinfuro ſolch Gepränge 
bei den Kindtaufen abgeſchafft fein und hingegen grordnet, daß 
men zum Kindtaufen mehr nicht denn zwei Tiſche Weiber mit 
kenn, fo bei ber Kreiſerin in ihren Kindesnöthen aufgewariet 





— 70 — 


haben, bitten fol bei den Raths⸗ und Amtöperfonen. Gemeine 
Bürger und Handwerker aber follen nur einen Tiſch vol bitten. 
Und die erften mögen vier Gerichte, Handwerker und gemeine 
Bürgerfchaft nur drei Gerichte und der arme gemeine Mann 
zwei Gerichte fpeilen bei Strafe und zwar für jeden Tiſch mehr 
einen Thaler und für jedes Gericht mehr einen Gulden. Weil auch 
in wenig 3eit eine übermäßige Pracht aufgefommen, daß dies 
jenigen, fo ed vermöchten, drei Wochen gehalten und fich dem 
Adel gleichgeitellt fehen, wodurch nicht allein die gemeine Bürs 
gerichaft geärgert worden ift und den Andern bat nachfolgen 
wollen, fondern hierdurch auch um ihre Nahrung gefommen ift, 
als fol hinfürder diefe unnüße und verderbliche Pracht gänzlich 
abgefihafft fein und fich ein Jeder drei Wochen zu halten äußern 
und e3 bei dem uralten Gebraude, da man von foldher Reue: 
rung nichts wußte, verbleiben laſſen. 

Diejelbe Furcht vor Neuerungen regte aber zu berfelben 
Zeit die geſammte Einwohnerfhaft Freibergd auf, ald man nad 
ealvinifcher Art bei der Taufe dem Kinde nicht mehr wollte den 
Teufel austreiben oder doch ihm entfagen laffen. In der An: 
ordnung vom Sahre 1537 war die Zaufe nad) dem Meinen 
Katechismus zu halten anbefohlen worden. Jetzt aber trat am 
Hofe des Churfürften Chriftian I. der Kanzler und Miniſter 
Dr. Nicolaus Krell auf und fuchte unter andern den Erorcide 
mus d. h. die Zeufelaußtreibung abzufchaffen. Der gemeine 
Mann mochte ſich jedoch den Zeufel nicht nehmen laflen und vers 
folgte alle die, weldye er als Abtrünnige von der reinen Lehre 
betrachtete, durch Pasquille und Spottlieder. Es heißt 3.8. in 
denfelben Hans Zeuner, ein Rathsmitglied, nur der Pfaffhans 
und calvinifhe Pfaffenwirth, der alles Gefchmeiße herberge und 
bei dem fie fräßen und föffen, fein Leithund fei der Bürgermeifter 
Ludwig Budewitz. Ja man ſprach ſogar den Verdacht aus, 
einige Rathsherrn hätten die Stadt verrathen wollen; der Rath 
wäre von ihnen hintergangen worden; Alles, was auf der Kan⸗ 
zel, in Schulen und in der Stadt gefprochen worden fei, bätte 
man heimlich unter Entftellungen nach Dresten berichtet. Auch 
follte der Rathsherr Dr. Pleißner geäußert haben, „wenn ihm 
die Sachen übertragen würden, fo wolle er alle Prediger über 





— HG — 


die Klinge ſpringen laſſen.“ Leider traf dieß wenigſtens inſo⸗ 
ſem ein, als man nun anfing wohlverdiente Leute, wenn ſie 
fh der calviniſtiſchen Lehre abgeneigt zeigten, abzuſetzen. We⸗ 
nigſtens wurde 1501 der Superintendent Krautvogel aus dieſem 
Grunde am 26. Mai durch ein ſcharfes Mandat unverſehens 
esturlaubt und ganz aus churfürſtlichem Gebiete verwiejen, mußte 
ſich auch den Tag harnach alöbald aufmachen, warb jedoch von 
feinen Collegen alleſammt, wie auch von E. E. Rathe und fonft 
allen Bürgern mit Zrauern und vielen Zühren begleitet. reis 
lich war baffelbe nicht lange zuvor auch dem Amtöprediger zu 
St. Rielsi M. Jacob Bättlern begegnet, welder nicht ohne 
Leib⸗ und Lebensgefahr wegen des Eryptocalvinismus in Meißen 
auf dem Dom drei Wochen lang gefangen faß, doch auf Chris 
fiand L Urtheil vom Conſiſtorio freigeiprodhen und mit Ehren 
zu großer Freude feiner Pfarrkinder wieder eingefegt wurde. 
Richt fo leiht wurde die Zurüdberufung Krautvogeld. Moller 
ergäbli: Es bemühte fih zwar E. E. Rath mit höchſtem Fleiße 
ige bei der hoben Obrigkeit wieder auszuföhnen und fam des⸗ 
wegen zu unterfhiebnen Malen bittend ein, befam aber von 
den damaligen Kammerräthen und Confiftorialen fchlechten Be⸗ 
ſcheid, ja ed wurde am Ende fo gedeutet, als wenn man wider 
pre churfürſti. Gnaden Meuterei vorhätte. Es wurde deshalb 
auch der ganze Rath und die gefammte Freiberger Geiftlichkeit 
auf den =. Juni nad) Dresden vorgeladen. Zuvor ließen fie je: 
doch erſt das aufgeregte Wolf zu beihwidhtigen, von ten Kan: 
zeln verfünten: Was eurer Liebe am vergangenen Donnerftag 
von den churfürſtlichen Gommiffarien, den E. G. und Ehrw. 
Herren Kammer,, Land: und Bergräthen fo wie aud einem 
Eyhebaren Wehlm. Rathe dieier Stadt für ein Befehl wegen 
unierd &. Herrn bes Churfürften zu Sachſen ift vorgehalten und 
abgeleien worden die Geremonicen bei ter beil. Zaufe den Eror: 
asus belangend, um welcher willen wir Prädicanten morgen: 
ten Zages nach Dreöden erfordert find, Unterredung und Hand— 
iung mis und davon zu pflegen, ift euch nicht unbewußt, frid 
36 taneben zum unterthänigftien Gehorſam und Fricde mit 
Erf ermabnt, ſowie auch tancben mit Leibesſtrafe bedroht 
verden. Weil denn Ihre durfürftlide Gn. ſich chriſtlich und 





— on — 


fürftlih erbieten, wie eure Xiebe felbft gehört, bei reiner heil: 
famen Lehre göttlichen Wortes, wie die in der augsburgifchen 
Gonfeffion anno 30 von den Unfern übergeben verfaflet iſt, 
und bei unierm lieben Katechismo Lutheri, darinn wir und die 
Unfern in der Furcht Gottes dhriftlih auferzogen worden find 
und dazu Shre churfürfti. Gn. fowol aud wir und mit Mund 
und Derzen bekennen, uns gnüdigft zu fchügen und eben E. &. 
von diefer Ceremonie kurzen Bericht haben möchte, was an ihr 
felbft davon zu halten, als follet Ihr hiermit berichtet fein, daß 
ed fei eine freie Ceremonie, die dem Sacrament der heil. Taufe 
an fich felbft nichts weder giebt noch nimmt, es fei auch kein 
nothwendig Stüd zur heiligen Taufe gehörig, wie fie denn im 
Nothfall auch von uns oftmald ausgelaflen worden ift, und daß 
weder wir noch die Unfern, fo mit biefer Geremonie biöher ges 
tauft worden find, noch auch diefe, fo Fünftig ohne diefelbe ges 
tauft werden möchten, unrecht, fondern allerieitö recht und chrifts 
lih getauft werden. Darum Eure Liebe fich felbfi über ihre 
eigne noch der Ihrigen chriftlihen Taufe durchaus Fein Gewiſſen 
maden dürfen. Wollet demnach treulich erinnert und ermahnet 
fein, eudy in unferm Abwefen, auch fonft allenthalben, ſtill und 
friedlich zu verhalten und hiervon unter einander nicht ftreiten 
noch diöputiren, fondern vielmehr audy uns in eurem Gebet euch 
laffen befohlen fein. Solches gereiht Gott zu Ehren, unfrer 
hoben Obrigkeit zu Gehorſam und und und euch allen zu mebs 
rerer Wohlfahrt. 

Diefelben Anfichten widerholten fie auch in Dresden, als 
hier die Zreiberger Geiſtlichen einzeln in Gegenwart von 6 churs 
fürftlihen Räathen und 3 Drestner hohen Geiitlichen unter dem 
Vorſitze von Dr. Nicolaus Crell verhört wurden. Sie übergas 
ben nämlidy bier zugleih mit dem Nathe eine SProteftatien, 
worin fie erftlih ihre Meinung dahin ausjprechen, daß die Be: 
fhwörungsformel: ich befchwöre dich, du unreiner Geift u. f. w. 
etwas unmefentliches fei. Dieweil aber, heißt es dann weiter, 
dieſe Geremonie von unferm &egentheile in einen därgerlichen 
Etreit gezogen worden ift und von ihnen dahin veritanden wird, 
ald wäre fie noch ald ein Stüd der papftifhen Abgötterei bei 
der Zaufe behalten worden, welche doch der Herr Lutherus feliger 





— 603 — 


ſſo derch Gottes Beift und Gnade als Gottes Werkzeug von Gott 
gu erwecket die Kirche von Papſts Greueln gereinigt und wirs 
ih Gert ihem zu danken haben, daß wir Gottes heilwärtiges 
Bert in allen Artifeln rein und den rechten Brauch der heiligen 
Gacramente haben): bei der heiligen Taufe hat bleiben laſſen, 
auch umfrer chriſtlichen Kirchenagende von gelchrten und 
gittetfänchtigen Mannern aus Befehl der chriftlichen hoben Obrig⸗ 
Ni dieſes :podzläblichen Haußes Sachſen einverleibt worden if, 
di wären zeir- ber trößfichen Zuverficht und Hoffnung, bäten 
groß Aergerniß bei ben Schwachen zu verhüten unterthaͤ⸗ 
Nezum, daß unire liebe hohe Obrigkeit, der Churfürft zu 
; wn6 bei berfelben gnäbigft wolle bleiben laſſen. es 

in Erwagung, daß das churfürſtliche Fräulein ohne 


— 


4 














die heilige Taufe empfangen und mit ihrer 
herzliebſtem Tochterlein alſo der Anfang gemacht 
ſie nunmehr fallen ſoll, wir Unterthanen auch 
ng derſelben bewilligen und unterſchreiben ſollen; 
erkennen wir uns ſchuldig, ihrer hurfürfti. On. als einer Or- 
ü&nstisni Pelilicse unterthänigft zu geborfamen. — So wollen 
wie denn, fegen fie dann, zur Abfchaffung bieler bloßen Geres 
menie gern nterfchreiben, doch mit ber Proteflation und bem 
‚ wo überdieß unfrer Zuverficht zuwider etwas anders 
uud mebrered zulünftiger Beit follte vorgenommen werben, ba» 
durch Gottes reinem heiligwärtigen Worte und unſern beiden 
heil Secrementen einiger Abbruch gefchehen und die gefätfcht 
werden follten, daß biefe unfre Subfcription unkräftig und ganz 
nichtig fein foll, 

Uchzigend mögen, während man zwei Tage nad) einander 
iſtlichen ſtark zuſetzte, bis fie endlich durch gute Worte 
durch Drohungen zur Unterſchrift gebracht wurden, 
ie Meblichen im Rathe nicht verſchont, ſondern zum Theil 
angerebet worden fein. Gin Zeugniß hiervon findet 

dien Lebenslaufe des damaligen Stadtiſchrei⸗ 
Bellmanns, welcher audy mit in Dresden war. Es 
: ber liebe felige Here mußte von dem &Räbelsführer 
Grell), der nun auch dahin if und feinem Verdienſte 
billigen Lohn empfangen hat (er wurde den 9. Detbe. 

43 


il; 


| 


EELTE 
5: 


ilar 








— 1 — 


1601 hingerichtet), als ein Aufwiegler der Bürgerfchaft in das 
Maul gefcholten werben, man bedrohte ihn und bie andern lie- 
ben grauen Köpfe nicht bloß mit dem Gefängniß, fondern fie 
auch alle aufzuopfern. 

Ob nun gleih die Geiftlihen den Exorcismus bei der 
Taufe auszulaffen angelobten, fo hatten fie doch dabei ald Be: 
dingu ıg aufgeitellt, e8 möge ihnen die Behauptung zugeftanden 
werden, der Exorcismus fei Beine päpftifche Abgötterei, und fich 
zugieich dabei ausbedungen, daß fie vor der Hand erft, um 
allen Aergerniſſen vorzubeugen, die Zuhörer ordentlich davon 
unterrichten wollten. Doch ward nun ben Freibergern auch wider 
ihren Willen ein gewiffer M. Caspar Rüdel, welcher wegen bed 
Galvinismus in großem Verdacht war, zum Superintendenten 
aufgedrungen. Er mag, erzählt Wiliſch, anfänglich ein Cantor 
gewefen fein, weil man ihn in Spottliedern mit feinem Compo⸗ 
niren und Muficiren durchzog, war aber dann Diaconus an der 
Stadtkirche zu Chemnig und fpäter an der Kreuzlirche in Dres⸗ 
den geworden und hatte fich hier beim Drude der cryptocalvinis 
ftifhen Bibel zum Gorrector gebrauchen laflen. Er hielt den 
17. Auguft feine Probepredigt, welche in den damaligen Spotte 
fiedern gewaltig mitgenommen wird, und wurde endlich bem 
3. Octbr. 1591 nad Freiberg abgeholt, wobei er nad) eben jes 
nen Liedern einen Korb mit Weingläfern als feinen erften Haus: 
rath in die Euperintendenturwohnung gefchafft haben fol. 

Allein weil eben den 25. Septbr. vorher der Churjürft Chris 
flian I. geftorben war und dem zu Folge bei Hofe eine gewaltige 
Aenderung eintrat, auch der neue Zuperintendent fih in feinen 
Predigten ziemlich deutlich merken ließ, was er im Schilde führe, 
alfo daß täglih ein Pasquill über das andre auf ihn gemacht 
und angeſchlagen ward, ſo berichtete E. E. Rath, weil zu be⸗ 
fürchten ſtand, es möchte dieſer Handel gar zu einem Aufruhr 
unter der Bürger- und Knappſchaft führen, ſolches am 9. Novbr. 
an Ihre fürſtl. Sn. den Herrn Adminiſtrator dieſer Lande und 
bat zugleich um Wiedereinſetzung des vorigen vertriebenen Supe⸗ 
rintendenten; die Geiſtlichkeit gab auch benebens eine Schrift ein 
und beſchuldigte beniemten M. Caspar Ruüͤdel des Calvinismus. 
Darauf kam ſchon den 12. Rovbr. ein gnädigfter Befehl, nach 





— 1 — 


weldhen ter Stadt vergännt ward, ihren alten Superintenden, 
tm David Krautvogeln wieder zu fordern und den neuen mit 
einer WBierteljahröbefoldung zu entlaflen, welches auch alsbald 
geſchah. Denn €. €. Rath ließ den Befehl durch den Stadts 
ſchreiber mehrbeniemtem M. Ruͤdel einhänbigen, zahlte, was 
von der Obrigkeit befohlen worden, und ließ ihn noch aus Gut⸗ 
wißigfeit, nachdem er bloß ſechs Wochen in Freiberg geweſen 
wer, mit feinem Dausrath nach Chemnitz führen, wo feine Muts 
ter wohnte. Zugleich warb aber von Seiten tes Rath ber 
Bürgermeifter Friedrich Löfer und Valentin Alnped nad Joa⸗ 
bimsthel abgefertigt, welche den 21. Novbr. den alten Supe⸗ 
rintendenten mit Jedermanns Frohlocken wieder nad Freiberg 
bradyten, fo daß terfelbe den erſten Adventſonntag aufs neue die 
Amtöprebigt that. Zum Andenken daran wurden folgende beutfche 
Berfe in ein Schild an ter Büchfenfchügenkette eingeftochen: 
1591. 
Im Büchfenfhießen in dem abe 
Groß Aenderung unter den Pfarren war, 
Denn da ih Dollbopp König hieß, 
Man Krautvogeln vom Pfarramt ftieß, 
Befeget ward an feine Statt 
Rüdel, recht Calviniſcher Art. 
Aber die Göttlich Mujeftät 
Solch Weſen gar bald ändern thät, 
Daß Rüdel wieder ward entſetzt, 
Und Krautvogel blieb Pfarrt zuletzt. 


Er lebte nachmals noch 10 Jahre und wohnte anno 1598 
ber Generalvifitation bei, weldıe von Hans Georg von Schöns 
berg auf Schönau und M. Johann Muller, damals Pfarrer zu 
Deteran , zu Chemnitz gehalten wurde, und farb endlidy den 
& Lcaibr. 101 fanft und felig, ald er 78 Jahr alt und 45 
Jahe Prediger im Minifterio ſowie 23 Jahr Superintendent ge: 
weien war. Im Dom bei dem Altar liegt er begraben. Er 
haste ſich jederzeit in feinem Amte treu, fleißig und eifrig bes 
wiefen, und es find nicht allein unter ihm faft jährliche Local⸗ 
vhtetionen , anfänglich durch den Meißner Superintenbenten M. 

43° 





— 676 — 


Nicol. Jagenteufel und hernach durch M. Georg Rutam, Super 
intendenten zu Chemnitz gefchehen, fondern auch etlihe Synoden 
gehalten und unter andern anno 1589 den 14. Ditbr. die Gon: 
tributiond: Artikel über das Wittwen : und Waiſengeld geftellt 
und unterfchrieben worden. Nach ihnen follte nämlich jeder une 
ter den Geiftlichen der Sreiberger Diöces, wann einer aus ihrer 
Mitte fterben würde, den hinterlaffnen Wittwen und Maifen 
einen halben Thaler reihen und fich Feiner Davon audfondern, 
doc dag die Wittwen, wenn fie ſich verehligten, ehe denn bie 
Ordnung mit ber Steuer an fie fomme, nichts Davon zu ge: 
warten, fondern alles den Kindern heimfalle; daB auch ein Kir: 
chen⸗ oder &Schuldiener (in Kreiberg auch ber Gloͤckner), wenn er 
fo alt und unvermögend wäre, daß er fein Amt nicht mehr ver: 
richten fönnte, dieſe Wohlthat ber angedeuteten Contribution zu 
genießen habe und gleichwol der Witwe und den Kindern nad 
feinem Sterben nichts entzogen werde. Ferner daß ten Schuld: 
nern durchaus nicht geftattet fei, folch Geld zu kümmern und 
daß die Quittangen nach der Zahlung jeder Zeit herumgefchidt 
werden follten, damit jeder fühe, daß ed ehrlich zugegangen fei. 
Diefe und andre Artikel mehr berührte Contribution anlangend, 
find drauf nad beichehener Bewilligung und einmüthiger Unters 
fchrift der dazu gehörigen Perfonen von E. Ehrw. Eonfiftorio 
zu Meißen confirmirt worden. E3 war dieß die glückliche Aus: 
führung eines Gedanken, der ſchon 1558 gefa”t worden war, 
wo man bereits die erften Artifel eines Wittwenfaftens entwarf, 
die jedoch nicht lange beftand. 

E3 hatte aber diefe harte Maßregel der Entfekung nicht 
blos unfern Krautvogel betroffen, fondern noch mehrere antre 
Geiftlihe der Umgegend. So mußten, erzählt Wiliſch, der 
Pfarrer und Diaconus zu Saida, Wolf Wagner und Stephen 
Heinrich, beögleichen der Pfarrer zu Claußnig, Nicol Heinrich 
wegen ihrer Zreue in Beibehaltung der bisherigen Kirchenge: 
bräuche von ihren Dienften weichen, wurden aber während biefer 
Zeit von dem damaligen Oberhauptmann ber Erigebirge, Hein: 
rih von Schönberg auf Purfchen- und Krauenftein, auf feine 
Güter genommen und indeffen unterhalten, bis fie bzrnach mit 
Ehren wieder in ihre Aemter gefest wurden. 


— 67 — 


Freilich war diefe Berfahrungsweile für Freiberg und feine 
Amgegend nichts neued, e3 war grade hier wol auch Schlimme: 
sd (om vorgelommen. Gleich einer der erfien Superintendenten 
simiih, Caspar Zeuner mit Namen, weldyer 1539 auf den von 
Sutber fo hochgeachteten und gepriefenen, ben $reibergern aber 
durch einen plötzlichen Tod bei feiner. erften Predigt fofort wie: 
der eutriienen Nicol Haußmann folgte, war ein fehr glaubens⸗ 
ahiger Mann, der fih durch feine firengen Anfichten bald viele 
Sıinte machte. Weil nämlid Melanchthon in der Abentmals: 
ubee ſich mehr an die Galviniften angefchloffen hatte, und ver 
Churfürft Auguft von den Wittenbergern dazu veranlafßt Ddiefe 
Ribrung begünftigte, fo gab ed für Zeunern gar mandye Ver: 
anlaſſung zur Werfekerung und Verfolgung Andersdenkender, die 
ed dann ihrer Seit aud nicht an Echmähungen fehlen ließen. 
Zeat doch z. B. Chriftoph Luja oder Eulogius, ber zweite Bac⸗ 
calaur an der Schule, mit einem förmlidhen Pasquill gegen ihn 
auf und zeg fich dadurch den 30. Sptbr. 1554 feine Dienftents 
ksflung zu. Daſſelbe Schickſal traf 1563 den Freitagsprediger 
za St Nicolai, M. Bartholemius Schade, fowie ben Amts⸗ 
prediger zu Et. Petri Johann Echübe, welcher fogar gefänglich 
angezogen und am 13. uni 1566 nah Hohnftein abgeführt 
wurde, nachdem er 1561 auf Zeuners Weranlaflung mit dem 
Gentecter M. Friedrih Zörler und dem Montagsprebiger am 
Dem Bafıliud Kammerhöfer über die Sache heftig Pisputirt 
hatte. Richt minder wurde den 7. Zuni 1566 der Frühprediger 
u Zt. Petri Johann Heine wegen feiner Anſichten über Me: 
Lndtkons Lehre entfernt und ter Ardidiaconus David Paftos 
ru oder Schäfer und der Amtöprediger zu St. Nicolai N. Io: 
kann Niederfletter wenigitend zur Werantwortung gezogen. Zeus 
ur ſelbſt ſtammte aus Freiberg, war aber bereitd an drei Orten 
es zu Eberötorf bei Chemnitz, zu Commoda in Böhmen und 
m Zrebfen bei Srimma in tie 22 Jahre Pfarrer gewelen, als 
er na Freiberg berufen wurde. Montags nah Milericordias 
anne 1339 zog er an und e3 warb ihm bernady um Jacobi, da 
D. Juſtus Jonas und Georg Spalatin zum andern Mal zu 
feriberg vifitirten, die Inſpection befohlen, nicht allein iiber die 
Prediger und geifllihen Perionen in ber Statt, fondern auch 


auf dem Lande über acht Städtlein, ald: Deberan, Frauenſtein, 
Roßwein, Noſſen, Saida, Hainihen, Brand, Siebenlehn und 
über die umliegenden Dorfſchaften, fo Hauptkirchen und ihre 
befonderen Pfarrer haben (die Filiale alfo nicht gerechnet), als: 
Zuttendorf, Conradsdorf, Krummenhennersdorf, Birberftein, 
Reinsberg, Dittmannsborf, Mohorn, Hertzogswalde, Nieder: 
fhöna, Nauntorf, Niederbobrisfh, Oberbobritzſch, Colmnitz, 
Dorfhain, Pretzſchendorf, Burdhardöborf, Dittersbah, Klein⸗ 
hartmannsdorf, Kleinhennerdborf, Hermöborf, Naflau, Claußs 
nie, Neuhaufen, Pfaffroda, Dörrenthal, Voigtsdorf, Zetau, 
Dorfhemnig, Mulda, Lichtenberg, Weißenborn, Berihelötorf, 
Erbisdorf, Langenau, Gränitz, Großhartmannsdorf, Mittelfaide, 
Forchheim, Lippersborf, Großwaltersborf, Eppendorf, Galenz, 
Frankenſtein, Bodentorf, Pappendorf, Ringethal, Greifendorf, 
Endorf, Gleisberg, Marbah, Obergruna, Großfhirma, Langs 
bennersdorf, Kleinwalterddorf und Oberſchöna. Denn damals 
ward die Sreibergifhe Diöces nad) Herzog Georgd Tode, als 
dad ganze Land Herzog Heinrihen anheim fiel, erft recht bes 
zirkelt und es wurden alle Pfarrer an befagten Orten in bie 
Stadt zufammenberufen und ihnen die neue Kirchenagende vors 
gelefen und geboten, baß fie dem Superintendenten zu $reiberg 
geborfamen folten. Es wurden auch zugleich unter den Geiſt⸗ 
lichen bei der Etadt Anftalten getroffen, daß täglich in der Woche 
eine Predigt, ja auch wol zwei an gewiflen Zagen in unters 
ſchiednen Kirchen und des Eonntagd derfelben zehn in und vor 
der Stadt gehalten würden und ed nahm ter Superintendent 
nicht allein die Sonntags⸗ und Feſtpredigten, fondern auch bie 
Dienfttagspredigten auf fih, doch alfo, daß er nah Willführ 
und Erforderung der Umftände die Geiftlichen auf dem Lante 
unter feiner Diöces des Dienftags verfchreiben und für ſich or: 
dentlich möchte predigen laſſen. So wurden auch damals die 
Horaͤ in der Domkirche beffer angeordnet und ed mußte fich alles 
nad der neuen Kirchenordnung ergeben. Indeſſen fing man 
doch fon den 30. Mai 1580 auf Anordnung Srautvogeld an, 
die Tatelnifchen Metten und die Vesper deutſch zu fingen, wobel 
zugleich, beflimmt wurde, daß die Diaconen ein Kapitel aus ber 
Bibel in einem Abfchnitt aus den Summarien Veit Dietrichs 


— 69 — 


täglich der Meihe nah fingen follten. Zugleich erhielten aber 
durch die angegebnen Wochenpredigten die angeftellten Diaconen 
neue Ramen. So wurde in Dom ber eine Mittagöprediger, 
ein andıer Vesperprediger und ein britter Montagäprediger, 
wel auch Frühprediger genannt. Als aber 1566 M. Andrea 
Balduin aus Wittenberg diefe Stelle befam, wurde er zum 
Arhidiaconus berufen und auch unter den andern beiden der 
Stelle, Predigten und andrer Verrichtungen wegen eine neue 
Anordnung getroffen. Es waren 5. B. die jebeömaligen Ves—⸗ 
perprediger im Dom, feit Dieronymus Graupitz dieſe Stelle bei 
dem großen Eterben 1553 bekommen hatte, zugleich zu foge: 
nannten Peflilentialibuß, welche die Kranken zur Zeit der Peft 
gu befuchen hatten, ernannt. Run trug es fich aber zu, daß 
1366 nis nur biefe Stelle, fondern nah dem Abzuge Kam: 
merböfere auch die andre Diaconatitelle im Dem, fowie durch 
die Verebihiedung bed Frühpredigerd zu Et. Petri, Johann 
Heine, an deſſen Stelle der Katechifte und Mädchenlehrer daſelbſt 
Hieronymus Fetzer einrüdte, auch die Stelle des legtern frei 
war. Da ward auf Anratben de3 Guperintendenten M. Eas 
muel Jauchens und mit Einwilligung des churfürſtl. Conſiſto⸗ 
riumd Abraham Wehner von Drehbach in die Peteräfirche zum 
Katehismusprediger gelebt. Dieler mußte zugleich des Peſti⸗ 
lentialis Werwaltung auf fi nehmen, wogegen die Stelle ded 
dritten Disconud zum Dom eingezogen und mit geringerm Solde 
ein befendrer Mägbdleinfchuliehrer angeftellt warb, welcher allein 
der Schule pflegen und nicht zugleich in der Kirche mit Pre: 
digten aufwarten durfte. In Dom aber wurden tie Vesper⸗ 
predigten bed Eonnabends (daher der Name Veöperprediger) dem 
neuen Archidiaconus allein aufgetragen, bie Montagspredigten 
hingegen und antere Aufwartungen mußte der damalige Mits 
tagsprediger (fo genannt, weil er anı Sonntag Nachmittags zu 
pretigen hatte) Petrus Vervacinus (zu deutſch: Schöps) nad) 
gefächener neuen Anftellung wechſelsweiſe verrichten helfen, wie 
no jezo, fugt Moller hinzu, in dieſer Kirche bräudlic iſt. 
Der Schalt der Vesperprediger war früher für Palmer 80 fl. 
gewefen, betrug aber fpäter, als fie Peftilentialed waren, alfo 
unter Graupis, nur 37 fl. In Petri hingegen war die Ginrid: 





tung von nun an die, daß ber fogenannte Amtöprediger bes 
Sonntags, wenn das Amt gehalten wurde, ber Frühprediger hinge- 
gen felben Tages früh vor der Amtöpredigt zu predigen und der 
Peftilentialis Nachmittag um 1 Uhr den Katechismus zu erflären, 
fonft aber keine ordentliche Predigt zu halten hatte. Denn ob» 
ſchon, fagt Moller, des Donnerftags in diefer Kirche auch ges 
predigt wird, müffen doch der Amts⸗ und Srühprediger ſolche 
Predigt wechfelweife einer um den andern verforgen. Zu Nicos 
lai find zwar neben dem Amtöprediger anfänglicdy auch zwei Dia: 
conen gewefen, nämlid ein Zrühprediger und Freitagöprebdiger. 
Als aber der Freitagsprediger Ambroſius Roth 1567 vom Chur⸗ 
fürft Auguft dem zu Gotha gefangenen Johann Sriedrih, Der: 
3098 zu Sachſen, ald Prediger in deffen Gewahrfam auf eine Zeit 
jugeorbnet wurde, mußte unterbeflen der Amts» und Frühpre⸗ 
Diges die Freitagäpredigten mit verrichten und dieſe Einrichtung 
blieb auh, da Roth nad) Germeröhain ald Hofprediger der 
Pfalzgräfin verfest ward; zumal da man ohnehin den einen 
Diaconus bier abfchaffen wollte. In St. Sacob hingegen gab 
es gleich Anfangs außer dem Pfarrer nur einen Diaconud. Die 
Sonntagspredigten hatte daher bier der Pfarrer allein zu ver: 
richten, des Mittwochs aber, wo in diefer Kirche geprebigt warb, 
war ihm der Diaconus zugeordnet, welcher feiner Seits alle 
Aufwartungen, fo vorfielen, zu verforgen hatte. Es ift aber, 
führt Moller fort, dieſe Kirche hurfürftliches Zehn und es wer 
den die Paftoren und Gapline vom hochlöblichen Oberconfiftorie 
zu Dresden berufen und aus tem churf. freibergifchen Amte bes 
foldet. Im Hospital zu St. Johannis endlich gab es nur einen 
Pfarrer, welcher zugleich die Kirche zu St. Bartholomäi (Kerner 
ſiechen) verforgen und des Sonntags in beiden Kirchen, Witt 
wochs aber zu St. Johann predigen mußte. 

Es geht aus Liefer Darftelung zugleich hervor, daß 
ſchon 1538, alfo vom Anfang der neuen Kirchenorbnung an, 
an ber Peterskirche ein Katechifta angeftelle war, alfo zu einer 
Zeit, wo man im übrigen Lande wel noch wenig Spuren von 
biefer Einrichtung treffen wird, Ein Jahr darauf, nämlich dem 
25. Mai 1539 am Pfingfituge, fing man dann an in der Ves—⸗ 
per zu St. Petri den Katechismus mit der damals ſchon fo: 


ad 





— 68 — 


genannten Mägdleinfchule 'abzuhandeln. Denn bie Vesperpre⸗ 
digten in diefer Kirche find viel fpäter erft eingeführt worben. 
Beniger Beifall fand es jedoch, als man 1578 bei der dama⸗ 
ligen Kirdhenvifitation auch mit den alten Leuten zu gemwillen 
Zeiten ein Katechiömuderamen zu halten begann; denn Moeller be: 
richtet Darüber, es fei bald wieder gefallen. Wahrfcheinlich war um 
biefeibe Zeit auch das fogenannte Zafteneramen in Stüdten und 
Dörfern aufgefommen, weldyes jedoch 1626 durch eine neue Ans 
erenung bed Churfüriten Johann Georg für alle Kirchen wieder 
anbefohlen werben mußte. . 


3) Befchichte der Schulen. 


Quellen. 1) 1536. 2 Briefe Luthers an Weller üb. f. Hochzeit. Well. 
Opp. T. Ill. p. 205 —206. 2) 1533. Ordnung d. Maͤgdleinſchule. Unucdr. 
uk. a. Fr. Rathéearch. 3) 1546. Luthers Bricf an Weller üb. deff. Anfech⸗ 
tungen. Well. Opp. Ill, 208. 4) 1553. Weller Schrcib. an d. Ruth 
weg. Unteriäs. d. Schule. Dell. Ehren. I, &.299— 301. 5) 1566. Wels 
lers Brief an Gray üb. f. Lage. Well.Opp.Ill, 201. 6)1581. Krautvogels 
keichcartde auf M. Valcntin Apclles. 7) 1603. Matrikul d. Rec:o:6. A. Er. Supe⸗ 
riat. Arch. 8) 1604. Matrikul des Cantors. Ebendah. 9) 110%. Schulgra⸗ 
vomina. Ebendaſ. 10) 1605. Deeret bierüber nebft alt. Schulgeſ. Aus 
Verib. Schalbibſl. 11) 1609, 16 — 17. Watritula d. Johannis s, Nicolalz, 
Zarsbis und Petri Sıödner. U. Er. Suzerintend. Ach. 12) 1622. Fundat. 
d. Giutosmunität. X. Er. Schulbibl. 13) 1623. Martrikul d. beiden Bac⸗ 
eelsurm. U GBup. Arch. 148) 1625. Matril..d. Domglödnere. Gbendaf. 
5) 1635. Warrıt. d. Maͤgdleinſchullchrers. Ebend. 16) 1647 —48. Beſol⸗ 
Lanzefshen. A. Br. Echulbibl. — Außerdem handſchrifti.“ 1) Consign. 
acdif. publ. U. v. Ponikauifh. Bibl. 2) Andr. Molleri Dramata. 9. Br. 
Eqh Aibi. 8) X. Woller Nachrichten. Ueb. Freib. Schulbibt. A. Er. Echulbibl, 
0) Gensetier Blades Nachr. v. Gymn. z. Freib. N. Fr. Schuldibl. 

Underweite Quellen. 1) 1533. Rivii Rhetoric. Lips. 8. 2) 1660. 
Geardes Reidyenrede auf Andr. Möller. 4. 3) Hieron. Welleri Opp. ed. 
Laemmel. Lips. 1702. fol. c. Carpzuv. Vit. Welleri. 4) 1792. €. %. 
Sa. Berl. ein. Schensbefhre. v. I. Kirius. Bair. 8. 5) 1796. Weißes 
Mukum f. d. ſachſ. Beh. S. 235-276. ucb. d. Stadtſch. z. Ghemnig. 
6) 1801 u. 1819. Irryb. gemeian. Nachr. N. 25 — 265. Ucb. Moͤllers Lıben 
u. &. d. Urfpr. d. Gymn. 5. Gr. 145 — 143. 7) 1801. Hecht hiſtor. Radır. 
. Iccidb. Schulbibl. 3. 8) 1823. Rüdiger üb. d. Etadtich. z. Br. unt. 
Riss. 4. 9) 1892. J. Prebold, d. Biblioth. d. Kleſt. u. d. Gellegiatftift. 
fe. — Außerdem: Hoceri Friberg. in Misn. d. 1837 — 2008. Blei. 
qers Hanalın. Mollers Ghron. 





a 





Daß nun in Freiberg diefe Katechismusübungen nament: 
li mit den Mädchen in der Peteröfirche gehalten wurden, 
rührte von bem Umſtande her, baß die 1538 gegründete neue 
Mädchenichule urfprünglihd unter der Leitung bed zweiten Ga: 
plans itand, deren Reihe Thomas Heyderih, ein gewelner 
Mönch), eröffnet, weicher deshalb auch Catechiſta hieß. Eine Eins 
richtung, welche bis 1566 dauerte. Denn in diefem Jahre wurde 
zuerft Melchior Haſe ald befondrer Mägdleinfhullehrer angeſtellt, 
welchem 1574 Bonifazius Oneder, 1619 Caspar Böhme und 
1635 Johann Friedemann folgten. Die Schule felbit wurde 
1538 von Epalatin ganz nah der Wittenberger und zwar fol: 
gender Maßen eingerichtet: Der erſte Anfang mit den Kindern, 
fo noch nicht leſen können, iſt gering, mit denen foll es alfo 
gehalten werten: Morgens, fo fie erft in die Schule kommen, 
fouU man fie hören beten, eins nad) dem andern, daß auch die, 
fo noch nicht beten fünnen, mit folcher Uebung des Gebetd ges 
winnen und damit lernen. Und fo die Kinder dad Vaterunſer, 
den Glauben, die zehn Gebote gelernt haben, fol man fie et: 
liche Palmen lehren, als dad Gebet für tie Obrigkeit, den 
Witen Pfalm: der Derr erhöre dich, darnach den 67ften Pſalm: 
Gott fei uns gnätig und fegne und, den 3dften: ich will ben 
Herrn loben, den 2öften: zu dir Herr erhebt ſich meine Seele, 
den Siften: Gott fei mir gnädig nach deiner Güte, den 118ten 
(112): Wohl dem, der den Herrn fürchtet, den 127ten: Wo ber 
Herr nicht das Haus bauet. Eo fie gebetet haben, fol man 
ihnen aufgeben zu lernen und vorlefen, jebem nad) feiner Ges 
fhid.ichkeit. Man fol auch diefe Kinder zu der Kirche halten, 
und darum follen fie vor diefer Lection oder darnach, wo es 
ſich nach Gelegenheit des Orts ſchicken will, in die Kirche geben. 
Und fo fie von der Kirche in die Schule fommen, if es gut, 
daß man eine Umfrage halte, was jedes Kind von ber Prebigt 
behalten habe. Nachmittags fol man die Kinder eine Stunde 
die geiftlihen Lieder lehren, fo igund in der Kirche viel gefuns 
gen werden. Darnach foll man hören, was ihnen Morgend aufs 
gegeben ift, ob fie daffelbige Finnen und ihnen anderes aufgeben 
und abermald vorlefen nad Jedes Geſchicklichkeit. Und dieſes 
Leſen mag man üben in dem deutſchen Kinderbüclein, Vater⸗ 





— 63 — 


unfer und item in dem Neuen Zeftament. Diefe Kinder follen 
auch zum Schreiben gehalten werden, fobald fie die Buchſtaben 
fennen. Dod fol man fie nicht überladen, darum auch nicht 
mehr denn zwei Lectionen, eine Vormittags, die andre Nach: 
mittagd geordnet werden follen. “» Man foll fie au nicht beichwe: 
ren mit Frühaufſtehen. Welche nun Iefen können, jollen aus: 
gelontert werden und man fol’ mit ihnen aljo halten. Mor 
gend follen fie auch mit dem ganzen Haufen beten und allewege, 
fo fie einen ter obengefchriebenen Pfalmen gelernt haben, einen 
andern vornehmen. Und denſelben fol man aufgeben des Herrn 
Dec. Martini Luthers Pleinen Katechismus oder Kinderlehre 
und follen täglich ein Stüd derielbigen audwendiglernen , welche 
fe Morgens nad) dem Gebet auffagen. Und ed wäre gut, daß 
bie Schulmeiſterin audy ihnen könnte dabei einen klaren Unter; 
richt thun, dadurch fie ſolche Frage deſto baß verftehen leruten. 
Nachmittags Toll auch dieler Haufe mit dem antern der ur: 
fürflihen Lieder etliche fingen. Darnach, Tamit fie das Lefen 
in gute Uebung bringen, lajje man fie einen Evangrliften leſen, 
eis den Matthäus oder eine leichte Epiftel, als die erfte Epiitel 
Johannis, dabei auch eine Ichlichte einfältige Auslegung gut 
wire. Mit folder geringen Uebung würde ihnen Tenncd Die 
Schrift zum Theil befannt, welches fehr nüslih it. Was nun 
m der Schule übrige Zeit über das Leſen iſt, foll alles mit 
Graben zugebracht werden, dazu das junge Volk mit jonder: 
lichem Fleiß gebulten werten fol. Denu fo fie nicht Ichreiben, 
8 nicht möglich, daß fie fertig lefen lernen. Diele mögen auch 
zu der Kirche nach Gelegenheit jedes Drid gehalten werben. Es 
MR audy gut, daß neben diefem Lernen dennoch die Kinder bei 
ifera Eltern audy fpinnen und bergleihen lernen, foviel es die 
Zeit leiden will. Dieie Weile zu leinen iſt eben genug zum 
Umfang. Gott gebe Gnad und Glüd dazu. Amen. G. Epa: 
letinus. 

Es war biefem Behufe ein eigned Haus unter dem Namen 
der Sungfrauenfchule an der Stadtmauer eingeräumt worden. 
Jadeſſen blieb es nicht blos Mädchenſchule, ſondern ed beſuchten 
dieſelbe auch, wiewol mißbrauchsweiſe, Knaben, wie denn der 
erwähnte Mädcheniehrer Caspar Böhme, welcher 1618 angeſtellt 





— 64 — 


ward, ausbrüdlich verfichert, es feien fchon bei feinen Vorgaͤn⸗ 
gern Peine Knaben von 4, 5, 6 Iahren und darüber mit unters 
gelaufen. Die Bürgerfchaft habe dieß, fo erzählt Böhme, unter 
tem Vorwande gethan, daß ihren Kindern die lateiniidye Schule 
etwas entlegen und fie zumal zu Winterzeiten oder wenn es fonft 
unwegſam fei, nicht gehen könnten; baß fie bei ihm (Böhmen) 
beffer in Acht genommen und im Gebet, Katedyiömus und ans 
dern fehönen Sprüchen heiliger göttlicher Schrift fleißiger unter: 
richtet würben, bid man fpüren möge, was fie für Ingenia hätten 
und fie hernach entweder in die Tateinifche oder deutfche Rechen⸗ 
fchule gethan würden. Und wiewol den Herrn Gollegen an ber 
lateinifchen Schule ſolches vermuthlich fehr zuwider fei, fo wäre 
dennody zu beforgen, baß fie wenig Schüler hinunter befommen 
würden. Denn fie würden vielmehr in bie deutſchen Schulen 
kommen, weil fie mehrentheils beutfch lernten. Er fei jedoch ers 
bötig, willig und gern zu gehorchen und tie Knaben auszuwei⸗ 
fen, wofern auf Anordnung der churf. fächf. wohlverordneten 
Herrn Bifitateren (1617 wurde nämlid von Jonas von Quin⸗ 
genberg, ald Präfidenten des Dberconfiftoriums, Dr. Matthias 
Höe, Oberhofpredigern und Casparn von Schönberg, Oberhauptr 
mann bed Erzgebirge wieder eine Generalvifitation bier gehalten) 
ten deutfchen und andern Winkelihulmeiitern, fo ihm unb ſei⸗ 
nem lieben Weibe und Heinen Kinderlein in diefer fchweren Zeit 
das liebe Brod vorm Maule wegnehmen, auch ernftlich einges 
fhärft und auferlegt würde, daß fie die Mägdlein fahren ließen 
und herauf in feine Schule wiefen, weil man hierin beibed des 
Sonntags und an Fefttagen fowol wie an Freitagen die Mägb- 
lein zur Betſtunde und Vesper führen müſſe. Dabei hätten fie 
beun ihre Uebungen mit den Sonntagdevangelien Geſangsweiſe 
und mit andern chriftlichen Liedern, wie die mit ben andern 
Neben: und Beiſchulen, welche von einem Ehrbaren Rathe nicht 
beitelt wären, nicht gefchäbe, denn tiefe würden weder zur 
Kirche noch zum Eramen über das, was fie wöchentlich von Ges 
bet und Sprüchen gelernt hätten, angehalten. Seine Beſol⸗ 
dung fei, giebt Böhme in eben dieſem Schreiben weiter an, 
wöchentlih ein halber Thaler, ald 8 gr. von den Herrn Vor: 
ſtehern des geiitlihen Einfommens neben 2 Schragen hartem 





— 695 — 


Holze und freier Wohnung, fowie 4 gr. aus dem Armenkaſten. 
Hierzu feien dann auch ihm 1683 aus chriftlicher Zuneigung ge> 
gen arme Kirchen » und Schuldiener auf Auftrag des Herrn, 
Herm Churfürft zu Sachſen 2 Scheffel Korn von E. E. W. Rath, 
fo wie vom lieben Bergwerk, damit die liebe Tugend auch für 
daſſelbe beten möge, 5 Gulden jährlih zur Beiſteuer in dieſer 
ſweren Zeit gnäpigft ertheilt und zugelegt worden. Desgleichen 
überfomme er jährlich 4 Thal. 4 gr. Trankſteuer. Am Inventar 
bingegen babe er, als er anfänglich in die Schule gekommen fei, 
Nichts vorgefunden. Die Accidentien belangend fei e8 vom Ans 
fang ber bräuchlich geweien, daß von den Kleinen, welche daB 
AB CS und die Buchflaben lernten, 3 Pf., von denen, die da 
buchſtabiren lernten, 4 Pf., die da lefen, 6 Pf. und die de 
fhrieben, 9 Pf. Schulgeld gegeben würde. Und wenn ein vor 
nehmes Leichenbegängnig (generale funus) vorfiele, wie dieß 
in 4 eder 5 Wochen Faum einmal gefchehe, fo daß er auch uns 
würdig dazu erfordert werde, fo febe es gemeiniglich 2 oder 8 
Groſchen. 

Was nun die in dieſem Schreiben angedeutete deutſche 
Nechenſchule betrifft, fo zeigt ſchon ber Umſtand, daß in dem 
Schreiben gefagt if, man folle die Mägpdlein zu ihm herauf 
weiten, daß hiermit wol vorzüglidy die Glödnerfhule am Dom 
gemeint fe. Hier war nämlih dem Domglöckner Johannes 
Kroner aus Vergünſtigung cined Ehrbaren Raths, ſowie bes 
Euperintendenten David Krautvogeld vergönnt und zugelaffen 
werden, etliche Mägdiein zu Ichren, weil er kein Handwerk habe, 
damit er, wenn der Superintendent Amtshalber feiner, um ihn 
mir Schreiben zu verihiden, bebürfte, bald zur Stelle wäre 
und nicht anderm Gewerbe nachzugehen braude. Allein weil in 
jetiger Zeit (1685) die Winkelfchulen fogar überhand genommen 
Kitten, müfle er, fagt er felbit, obwol ihm ein Kind nur 3 
oter 4 Pf. gegeben babe, da fie doch an andern Orten 3 ober 
4 Gr. zahlen müßten, die Schule faſt ganz einftellen und dem 
lieben Gotte befeblen. Gine ähnliche Ermächtigung batte ber 
Zuperintentent M. Michael Nieteriteter dem Glöckner zu Et, 
Achanniß ertheilt, namlih ver dem Thore Schule zu halten, 
Veweii er im Hospital und auf Breibergedorf die Leichen ſelbſt 





verrichten mußte. Es waren diefe Nebenfchulen alfo zum Theil das 
raus entftanden, daß die Superintendente mit der gedrüdten Lage 
der Glöckner Mitleid hatten und ihr dadurch aufzuhelfen fuchten. 
Stand ſich doch der Domglödner nicht über einen Thaler in 
der Woche an feiter Einnahme. Davon blieben ihm aber, fchreibt 
er, nur etwa 16 Gr., weil das Uebrige wieber beim Lauten drauf 
gebe, denn da im Dom außer Sonn = und Feſttags auch in ber 
Woche viermal und in ber Zaftenprebigt fünfmal geprebigt werde, 
ohne die neuen Vesperpredigten, bie feit 1614 eingefebt wären, 
Metten (wozu feit 1626 aud jeden Freitag die Bußprebigten 
kamen, wofür aber freilih die früher gewöhnlichen Dienſtags⸗ 
prebiyten dann nach Nicolai gelegt wurden), Vesper und MBets 
ftunden zu rechnen, und da ferner zu ber großen Glode 6 Jers 
fonen, an der Mittelglode zwei und zu den vier Heinen Gloden 
4 Knaben nöthig wären, fo fei leicht einzufehen, wie viel Un: 
koften ihm dieß made. 6 Thaler aber befomme er jährlid den 
Eeiger zu ftellen. Da ed aber ein altes abgenustes und aus- 
gelaufenes Werk fei, welches fehr falich gehe, fo habe er gar 
oft hinzulaufen , indem Niemand daſſelbe beſſern ließe. Beim 
Aufbieten, Krankenbeſuchen, Communiciren, Copuliren und 
Kindtaufen, fährt er fort, ftellen wird den Leuten frei, unb 
nehmen, was fie und geben. Es feien aber die Bergleute unb 
ein großer Theil ber Bürger fehr arm, fo daß fie manchmal in 
Häußer kämen, darin fo große Noth und Armuth vorhanden fei, 
daß fie den Patienten eher Pfennige heraudgäben, um ſich ein 
wenig zu laben und eine Kanne Bier holen zu laflen. Bon 
den Bittpfennigen in der Kirche nach den Predigten fäme eben 
falls wenig, oft blod 4 Gr., ein und biefer müfje in 4 Theile 
getheilt werben, body fei ihm dieſer unlängft ganz zugefproden 
worden. (Mit dem Cymbelfädlein in den Kirchen unter der 
Predigt von den Zuhörern Almofen einzufordern, begann man 
in Sreiberg erft 1648, da man zuvor, aber mit viel weniger Er⸗ 
folg, an den Kirchthüren das Geld einnahm) Kon dem dhurs 
fürftlihen Monumente, fo ed Jemand zu fehen begehre, was 
aber felten gefchehe, hätte vor Alters der Slödner ben Schlüffel 
allein gehabt, hernachmals feien des regierenden Bürgermeifters 
Kinder und Geſinde binzugelommen und enbli habe ſich der 





Amtsihhöffer audy mit eingeflohten, daß bad Wenige, was eins 
fomme, denn ed gebe ein Jeder, was er wolle, in brei Theile 
getbeilt werde. Dagegen müfle er alle cdhurfürftlichen Befehle, 
wenn fie aus dem Oberconfiftorie antämen, auf die Dörfer fchaffen, 
ohne etwas bavon zu haben, nur daß er bißweilen dad Trink: 
geid aus feinem Beutel zulege. Am heiligen Pfingfitage müfle 
er dem alten Gebrauche nach auf feine Unkoſten Maien in bie 
Kirche ſchaffen und biefelbe fünfmal kehren laflen, was ihm 
icbeömal über 5 Gr. koſte. Als jährliche Einnahmen gibt er das 
gegen noch an 6 Ahle. 6 Gr. Trankſteuer, 2 Scheffel Korn, 
8 Ahir. 10 Gr. für die Kirchenoblaten zu baden, zu welchem 
Zwecke er in feiner Freiwohnung einen alten Badofen hatte, 
4 Ahle. guted Geld, wegen ber Ausbeutekuxe auf dem Rath: 
baufe feit 1628, doch habe er das noch nicht, und 12 Gr. vom 
Bergamtie zum neuen Jahr und endlih 8 Gr. zu Baumöl, um 
die 6 Boden zu fchmieren. Der Glödner zur Hospitalkirche 
zu Er Johannis aber befam außer dem Eflen und Trinken, 
wie ed ein Hospitalpfründner hatte, nur noch jährlih 4 Thlr. 
von den Einwohnern zu Freibergsdorf, 4 Thlr. Bierfteuer, 4 
Zur. wegen bed SBergwerlö und 6 Gr. von einem ehrbaren 
Bergamte zum neuen Jahre und giebt ald anderweite Einnahme 
en 4 Gr. von einer Leiche, weil er hierbei läuten und fingen 
müfle, 4 Sr. und zuweilen 3 Sr. von Zäuflingen, von Krans 
kenbeſuchen den dritten Theil, von einer Eopulation ® Gr. und 
eine Euppe (Brautfuppe) fowie 1 Gr. von jedem Hospital⸗ 
vfründner zum neuen Jahr. 

Db und inwiefern auch die andern Glödner, wie z. B. 
ber zu Jacobi und Nicolai, welche ſich nicht befler fanden als 
Die zwei genannten, in unferm Zeitraume an der Xergünflis 
gung Beilhulen zu halten Theil hatten, läßt fich nicht bes 
ammen, wenigſtens geben fie unter ihren Einnahmen feine ders 
erden an. Wol aber kommt ſchon ziemlich früh unter den Ges 
binden bes geifllihen Ginfommens im Petrikirchſpiele das eines 
Kuberichrerö vor, und es liegt daher die Vermuthung ziemlich 
nahe, daß wie vor dem Petersthore, fo aud vor dem Erbifchen 
die Borfladt einen eignen SKinderlehrer hatte. Daneben waren 
ed aber vorzüglich die Schüler auf dem Gymnaſium, und unter 


— (08 — 


ihnen wieder vor allen bie Präfekten des Singechors, welche in 
den Bürgerhäußern Unterricht ertheilten und Moller berichtet 
ausdrücklich, daß Damald jeder Bürger für feine Kinder einen 
Schüler und Schreiber folle gehalten haben. Hieraus entflan: 
den dann nicht felten völlige fogenannte Winkelſchulen, gegen 
weiche bereit im Jahr 1555 die drei verordneten Viſitatoren 
Nicol von Schönberg auf Schönau, M. Daniel Grafer und Et. 
M. Anton Lauterbach, Euperintendenten zu Dresden und Pirna 
Maßregeln ergriffen. Doc fah ſich der Rath 1595 ſchon wieber 
veranlaßt, durch etliche Rathöperfonen und Gerichtöfchöppen biefe 
Winkelfhulen, deren damals in und vor der Stadt fieben was 
ren, vifitiren unb ernftlich verbieten zu laffen. 

Laut M. Michael Hempeld Zeugniß in feiner gebrudten 
Rede de scholis ift nämlich die Zahl der Schüler auf dem Gyms 
nafium oft über 1000 geweien, darunter zwar viel vornehmer Leute 
Kinder, Herrenftanded,, Adel und Unabdel, weldye auf ihre eigne 
Unkoſten ftudirten und Zifh und Wohnung bezahlten. Die ans 
dern jedoch, fo nidy:8 aufwenden konnten, hat ber Rektor unters 
gebracht und ihnen dazu verholfen, daß fie bei ber gutherzigen 
Bürgerfhaft Informationen und Koft und Wohnung erlangten. 
Zwei Männer waren ed aber vor allen, welche der Eule zu 
einer folhen Blüthe verhalfen, Männer, weldye im ganzen Bas 
teriande durch ihre große Selehriamfeit ebenfo wie durch ihre 
fegendreiche Wirkſamkeit einen guten Klang hatten, Rivius und 
Weller. Johann Rivius (deutih Bachmann oder Bach) war 
1500 zu Attendorn in Weftphalen geboren, hatte zu Cöln unter 
Arnold von Weſel, Matthäus Phriffemius und Johann Cäſarius 
ſtudirt, auch hier bereitd ein Schulamt bekleidet, als er ſich nach 
Leipzig wandte und von da aus nach Zwidau berufen warb. 
Bald fahen ihn dann Annaberg und Schneeberg ald Rector an 
ihren Schulen, wo er namentlih für die Schule von Annaberg 
einen höchſt wohlthätigen Einfluß übte, doch eben deshalb mit 
den Pfaffen zerfiel und daher eine Zeitlang in Marienberg 
lebte. Hier hatte Herzog Deinrih unfern Rivius rühmen 
hören. Unwillig darüber, daß ihn die Marienberger nicht durch 
ein öffentliched Amt in ihrer Stadt und fomit in feinem Fürſten⸗ 
thume feft gehalten hatten, beeilte er fich ihn von der Schnee 





“ 
h 
— 689 — 


berger Schule weg nad) Freiberg zu ziehen, wo er zugleich feinen 
jüngern Prinzen Auguft unterrichten ſollte. Rivius ließ ſich auch 
herauf willig finden in Heinrichs Dienfte zu treten und über: 
neben im Jahr 1537 bad Mectorat der Schule zu Xreiberg. 
Keine Stadt konnte ſich aber jest rühmen ſolche Schullehrer zu 
heben, ald es die damaligen Lehrer der Freiberger Schule waren 
Einen neuen Gonrector, weldyer in jener Zeit den Titel Supre- 
mus Cellega , wol aud den eines Prorectrd führte, brachte fich 
Airins in der Perfon feines biöherigen geliebten Eollegen Matthias 
Narcus Dabercufius felbft mit, doch nur um ihn im nächften 
Sabre ſchon wieder einzubüßen und ihn ben Schneebergern zu übers 
\efien. Indefien trat ein noch berühmterer Gelehrter und Lehrer, 
Sesrg Fabrizius aus Chemnitz, 1538 an deſſen Stelle, welcher 
freilich dieß Amt ebenfalls nur ein Jahr lang verwaltete, weil er 
1589 mit einem Herrn von Werthern nach Italien reiſte. Beide: 
ſterben als Rectoren, Dabercuſius 1572 in Schwerin, Fabrizius 
1571 an der Fürſtenſchule in Meißen, wo ihn feine Schüler fo liebten, 
voß fie nach feinem Tode fagten: fie wollten ihn, wenn es Gott 
gehele, mit ihren Rägeln aus ber Erde fragen. Gleichwol konnte 
er Sreiberg nicht vergeflen, und in der Vorrede zu feinem Virgil, 
weichen er einem freibergifchen Eenator widmete, rühmt er es 
laut, wie Freiberg immer eine Wohnftätte und Hafen für ges 
lehrte Bäumer gewefen fei. Hat ed doch, fchrieb er, den Rhagius 
in feine Mauern aufgenommen, den Petrus Mofellanus in feis 
ner Mitte gepflegt, den Jacob Sobius herbeigezogen, den So: 
kaun Riviud geiiebt und einen Adam Sieber gehabt. So lang 
es diefen Sinn behält, und es wird ihn behalten, wenn es fei: 
men wahren Vortheil veriteht, wird es ihm weder an einer weifen 
Dörigkeit noch an guten Bürgern fehlen. Auch fhrieb er nicht nur 
son Meißen ber oft Briefe an angelehene Freiberger, wie z. B. 
1568 an den Bürgermeifter Laurentius Sleifcher, fondern verfaßte 
unter feinen gefchichtlihen Werken auch eine kurze Belchreibung 
md Geſchichte von Freiberg. Hier fügt er unter andern: Unter 
ven Meißniſchen Städten ift Kreiberg ebenfowol an Umfang eine 
der bedentendſten ald es berühmt ift durch Milde des Klimas, 
Gülle der Metalle, Menge der Gebäude, Breite ber Straßen, 
Buße der Bevölkerung, Schäge der Einzelnen, den Geſchmad 
44 


und Glanz ber Lebensweiſe, die Schönheit des Körperbaues 
und bie Zeinheit der Sitten. 

Rivius zur Seite flanb ferner Hiob Magdeburger aus An: 
naberg, welcher als Hypodidadculus oder Tertius angeftellt warb, 
1543 aber nad) Meißen an die Zürftenichule kam, 1569 endlich 
Hofmeifter der Medtenburgiihen Prinzen wurde, doch zuleßt 
1595 zu Freiberg ftarb und im Kreuzgange im Dom fein Grab 
fand. Ebenfo war auch Adam Sieber von Schöna bei Zwickau, 
welcher nad) Sabrizius Abgange Conrector wurde, ein wohl: 
erfahrner und geübter Lehrer und berufner Dichter, Gott und 
den Mufen innigft befreundet, wie Melanchthon fchreibt. Mit 
ihnen, fo wie dem neuen Gantor und audgezeichneten Muſiker 
Johannes Hermann aud Zittau (welcher jedoch 1540 dad Amt 
wieder aufgab, 1541 Amtöfchöffer, fpäter aber Gerichtöfchreiber 
wurde) und dem erften Baccalaureud oder Quintus, Walentin 
Kupferfhmied aus Chemnitz, in Verbindung gelang es unferm 
Rivius leicht die Entlaffung der alten papiftifchen Lehrer und 
Baccalaureen, welde zugleih Bicare im Dom waren und bier 
mit Singen an der Stelle der Domherrn aufwarten mußten, 
herbeizuführen. Als folcher wird außer Philipp Hirfchbechern im 
Jahr 1528 auch eines gewiffen M. Ottenbachs, Lintachers und Bes 
nedict Pachuld gedacht. Es ward ihm die neue Einrichtung der Schule 
aber um fo leichter, als ihm bereits Männer wie Zohann Rha⸗ 
gius, Richard Shrulius, Jacob Sobius und Peter Mofellan 
trefflih vorgearbeitet hatten. Die Schule felbit warb in das 
verlaffene Kloftergebäude der Dominikaner gelegt. In ihm Ichrte 
nun Rivius drei Jahre lang und befam wegen feiner befondern 
Gelehrſamkeit und Berufstüchtigkeit einen großen Zulauf von 
Schülern, alfo daB auch der durchlauchtige hochgeborne Kürft 
Heinrich feinen Prinzen Herzog Auguft (nicht aber Mori) zu 
ihm in die Öffentliche Schule gehen ließ. Hier lad ihm unter 
andern Rivius die Decaden oder römifchen Geſchichten bes Livius, 
wie er ihm auch von hier aus feine 18 Bücher über Grammatif, 
Rhetorik und Grammatif widmete. So angenehm nun alle 
dieſe Verbältniffe für ihn fein mußten, fo foltten doch auch 
bier die Dornen nicht fehlen, da Schenck in feinem Stolze fo 
weit ging, daß er feinen oben befprochnen Anfichten auch in ber 


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Schule Eingang zu verſchaffen ſuchte und hier Neuerungen vor: 
nahen , weichen fich der Rector mit eben fo viel Muth ald Stand: 
haftigkeit entgegenfielte Der Sieg indeg, welchen Rivius in 
dieſer Streitigleit über feinen mächtigen Gegner davon trug, be 
feligte nur fein Anfehn noch mehr und ficherte ihm und feinen 
Einrichtungen auch nach feinem Abgange von der Schule, welcher 
im Jahr 1540 erfolgte, noch lange einen. wohlthätigen Einfluß 
auf die Schule. In dem gedachten Sahre wurde er nämlidy von 
Henri dem jungen Herzog Auguft und Grafen Johann von 
Banntfeld unter Audfegung einer beträchtlichen Beſoldung als 
Privatiehrer und Hofmeifter zugeordnet und mußte mit demfelben 
nach Leipzig auf die Univerfität ziehen, bis er 1541 nad Meis 
Ben kam. Bon hier aus nahm er neben Ernft von Miltis und 
Georg Eommerfiadt Antheil an ber Gründung der 3 Fürften: 
ſchulen, weiche 1543 erfolgte. Beſonders mag, fagt Zahn, die erſte 
Bahl der Lehrbüder, die Ordnung und Einrichtung der Lehr: 
kunden, fo wie die firengen Vorfchriften der Schulzucht dafelbft 
fein Werk geweien fein. Denn feine Worte waren Worte des 
Geſezes, wie Hempel in der Freiberger Matrikel bemerkt bat. 
Audh ward auf feine Borfchläge bei Belegung der Lehrftellen 
befondre Rüdficht genommen, denn alle feine Freiberger Freunde 
Dabercufins, Hiob Magdeburger und in der Folge Kabrizius 
wurten in Meißen angeftellt. Sieber follte auf feinen Vorſchlag 
Rector zu Merfeburg werden und ward es hernach vermuthlich 
dur feine Vermittlung zu Grimma. Eben bdiefer Adam Gie: 
ber war es auch, welcher unfrer Schule ein halbes Jahr nad 
Rivius Abgange zum Mector gelegt wurde und biefelbe in völlige 
Maſſen und Auditorien vertheilte. Unter ihm wurde nämlich, 
wei das bisherige Kloftergebäude theils baufällig war, theils 
eber auch zu andern Zweden beflimmt wurde, 1541 bie 
Säule in die Thümerei (die Domherrngebäude) verlegt. Diele 
Sebäute hatte früher fammt dem ganzen Theile, welcder fpä: 
ter zur uperintendur gehörte, der Dombdecant inne ge— 
bat. In den anliegenden Häufern hingegen hatten die Dom: 
berrn fi aufgehalten und ed befanden fih, wie man zum 
Theil noch an den Gebäuden fieht, in der Höhe verbedte 
Binge von einem Drte zum andern, fo wie auch in bie Kirche 
44 ° 


hinüber, damit fie im Geheim und mit teodnen Füßen zu- 
fammen in die Kirche kommen konnten. An ſich felbft, erzählt, 
Moller weiter, ift dieſes Gebäude, welches zugleich mit der Dom: 
kirche aufgebaut worden ift, ſtark und hoch aufgeführt, mit einem 
angelegten runden Thurme zum Wendelfteine, welcher etliche 60 
Stufen hoch iſt. Unten find drei gewölbte fleinerne Auditoria, 
darunter dad eine ziemlich große vor biefem die Ganonici zum 
Refectorio (Speifezimmer) gebraucht haben und das jego den Als 
phabetarien in der unterften Klaffe eingeräumt worden ift (ber: 
malen Quarta). Oben find anfänglich nur zwei Auditorien 
neben einander gewefen. Das größte und vorderfte (jet Prima) 
bat man Doct. Wellerd Auditorium genannt, weil biefer heilige 
und vortrefflihe Mann an die 20 Jahre darin -gelefen hat. 
Nachdem aber im Jahr 1565 bie alte Bibliothek aus ber Dom: 
kirche auf die Schule gefhafft und in das andre Auditorium, 
welches das hinterfte (jetzt Secunda) ift, verfeßt worden war, bat 
man darauf im Jahr 1576 die Schreiberfiube (das jegige große 
Auditorium) gebaut und den Lehrern zum Auditorio eingeräumt. 


Nun war zwar Sieber nur 4 Jahre lang hier Nector, 
indem im April 1545 M. Valentin Apelles auf Begehren 
€. Ehrwürd. Raths durch Philipp Melanchthon als Nector nach 
Sreiberg berufen ward. Doc hat er, wie Moller berichtet, ber 
Schule ziemlih auf die Beine geholfen und die Jugend durch 
ftete Uebung wohl aufgemuntert und erzogen. Sein Berdienft 
war es ohne Zweifel, daß die Schule in 5 Klaffen geteilt wurde. 
Eine Einrichtung, welche er auch fpäter als Nector in Chemnit 
beibehielt und 1579 auf dem Gonvente zu Torgau mit mehren 
andern nüglichen Anordnungen von dem Lehrgang u. |. w. dem 
Churfürft Auguft fo empfahl, daB feine Anſichten namentlich es 
find, welde der alten allgemeinen Sculordnung vom Jahr 1588 
zu Grunde liegen. Daß er aber nur kurze Zeit hier blieb, davon 
giebt er die Urſachen felbft an, indem er an Rothen fchreibt: 
Er trage ein gar heftiges Verlangen verfegt zu werben, und bad 
aus Feiner andern Urfache, als weil hier Niemand fei, dem bie 
Wiſſenſchaften fo recht am Herzen lägen und ber beöhalb bie 
Sorge und den Schuß für die ſchönen Künfte und ber rechten 


Unterweifung darin übernehmen wolle. Ein Theil diefer Stabt, 
bemerft er bald Darauf, lebt gleih den Epicurdern wie die 
Schweine, und bie Jugend ift durch das Beifpiel ihrer Ei: 
tern ebenfall3 angefledt und verborben. Er ging daher ab, weil 
er fih mit einigen ber angefehenften Männer in der Stadt durch: 
aus nicht über gewifle Dinge einigen konnte, welche doch nach fei- 
ner Ueberzeugung das Beſte der Schule erheildhten, und weil man 
feiner fatt war, um fpäter nacdhgiebigere Schulmeilter (denn fo 
bieß damals der Rector, und die andern Lehrer führten den Titel 
Baccalaureen) zu befommen, an welchen man feine Herrfchaft 
wie an unvernünftigen Thieren auslaffen könnte. So wie nam: 
id fo ein Rathsherr and Ruder der Stadt gekommen fei, da 
dünke er ſich auch fofort allein weile zu fein, andre wären in 
feinen Augen bloße Pilze und Klöber. Bezeichnend für ihn iſt 
es daher auch, daß er in einem Iateinifchen Gedichte auf Frei: 
berg nicht wie fein Vorgänger Shrulius im Jahr 1522 Freiberg 
als Eis der Venus und ded Merkur, nicht als die fchönfte und 
größte, welche feine Augen je gefehn, nicht ald die ſchöne Tochter 
Neißens, die ihre Mutter durch ihre Schäge neu geboren habe, 
noch als deſſen glänzenden weißen Ebdelftein, auch nicht feine 
prächtigen Paläfte, Zempel, hohen Thürme und Mauern, nicht 
fein koͤſtliches Getraͤnk, das Bier, und nicht feine Kunftichäge an 
Gemälden und Statüen, wie 3. B. dad Gottesbild, ebenfo aud 
nid feinen ebenfo gerechten als gelehrten Senat rühmte, fondern 
nur drei feiner ausgezeichneten Männer lobend erhob. Sein Ge: 


dicht beißt namlich zu deutſch: 


Rp mögen Andre dir, o Freiberg, immer bringen 
Dp jener Schaͤtze, die dein Boden freudig ſchenkt, 
Der Zugend Feuer mag von deinen Nymphen fingen , 
Ein Anderer au wol der flolgen Däufer dent, - 
Ihe Lob den Bechern auch des edlen Tranks ertöne, 

(Du Bachus, lebe wohl, wird jener mir kredenzt,) 
Der Bänner Preis ſei Stoff für unfere Camöne, 
In deren Ruhmeskranz fo manche Tugend glänzt. 
Des Meered Bellen find nicht ſchwerer aufzuzaͤhlen, 





As daß in Brävens* Lob ic würdig mid, ergeh. 
Wie mag Ih Wellern wol zum Liede mir zu wählen? 
Iſt feine heilge Bruſt nicht reiner felbft als Schnee? 
Und du, o Zäger**, einit als Freund mir eng verbunden, 
As wir mit Luft befucht der Mufen Heiligthum, 
Du wardſt als Conſul traun der Männer werth befunden, 
Durch deren Rath fi mehrt der Bürger alter Ruhm. 
Die, Zreiberg, möcht ich mehr als die Metalle ehren, 
Als deine Nymphen und Gebäude und bein Bier, 
D mögen fih die Reihn der Wadern dir vermehren, 
Ste find der fchönen Stadt doch ihre ſchönſte Zier. 


Mie anders Mingt da, was Bocer in diefer Dinficht von 
Sreiberg fagt: 


Traun fingen wi ich jegt, wie rühmlich du geſtrebet 
Den unerfahnen Sinn der jugendlihen Schaar 

Fürs Alter aufzuziehn, (mas dich fo hoch erhebet) 
Und weihen Männern hier die Sorge theuer war. 

Fa Freiberg, dich erhebt das Lob gelehrter Muſen, 
Die du mit milden Sinn fo berrlicdy haft geehrt. 


* M. Balmtin Gravius warb Rathsherr anno 1540, KBorfteher des At: 
mofenlaftene und Schulinfpector 1541, Kämmerer 1545, Ghurfürftt. 
Behnbner 1551. Er ift ein fehr gelehrtee und berühmter Mann, aud 
ein großer Liebhaber und Beförberer gelehrter Leute gewefen, wie benn 
fonderli in des Fabrizius und Siebers Schriften, ingleihen in Historia 
Gesneri de Animalibus, Tom. 2, viel zu befinden, was ihm zu ho⸗ 
hem Lobe gereihet, geftallt ihm auch gedachter Kabrizius und Gieberus 
nad) feinem Tode parentiret haben. Cr ift geftorben 1555 Dienflags 
nad) Palmarum und liegt im Dome begraben, wo feine Grabſchrift un: 
ter dem Singechor noch zu fehen ift. 

** Michael Jäger von Annaberg, J. U. Doctor, warb zum Syndicus 
beftele 1540 am Michaeliötage, kam in Rath 1552, ward darauf zum 
regierenden Bürgermeifter erwählt und beftätigt auno 1554, 55, 58, 
61, 64. Starb anno 1556 ben 36. Mai im 53ten Jahre feines Alters, 
Was er für ein hochverſtaͤndiger Mann und befondrer Kiebhaber gelehrter 
Leute gewefen fei, meldet Dr. Dieronymus Weller in feinen fo oft be: 
rühmten Analecten part. 2, p. 7A u. 73. Kabrizius bat ihm eine 
Br förift gemacht, worin er auch feiner Sorgfalt um bie Schule ge: 
denkt. 


Hier konnten fie gar oft in neuer Heimath fußen, 
Da du den flücht'gen dich als ſichrer Dort bewährt. 
Befänge hört'ſt du drob bir oft vol Anmuth bringen, 


Fromm fang dir manches Lied der Bergesnymphen Chor, 
Bald hört'ſt du's heilen Klangs tief in die Gruben dringen, 


Bald zu dem Aether flieg Apolls Geſang empor. 
Hier lehrte Ragius einft Roms und Hellas Spraden, 


Die Eifter ftaunt’ und hemmt’ ob Ihn der Wellen Drang, 


Bis dem Vertriebenen ertönten ihre Klagen, 


Und fi fein hoher Geiſt auf zu dem Himmel ſchwang. 


Bas fol von Mofellan, dem trefflihen, ich fagen? 
Er weiht, mie keiner, in der Künfte Heiligthum 

Der Jugend Seelen ein, ihn zierten drei der Sprachen, 
Er bracht die Muſen felbft ums ber aus Latium. 

Aud) dir, o Sobius, vom großen Cöln gezeuget, 


In Freibergs Mauern ſich der Wirkungskreis erfchließt, 


Der deinem Streben die verdiente Krone reichet, 
Nachdem des ſtolzen Rheins Geſtade du verließt. 
Schr’ von der Redekunſt des Rivius ich ſchweigen? 
Der bier die Luft zu drei der Sprachen eingeflößt, 
Und defien Sranımatit die Wörter lehret beugen, 
Und deſſen Denkkunſt dir die ſchwerſten Rächfel löſt. 
Und duch Fabrizius, den Orpheus nicht befiegen 


Roh Ihampras vermöcht, wenn er die Saiten rührt, 


Hat Freibergs Jugend einft den Muſenberg erfliegen, 

Er hat fie bier zuerſt Thalien zugeführt. 
Er lehtt den Nymphen hier an filberreicher Stelle 

Die Berfe, duch die felbft fein Dichterruhm erglängt, 
Und wie er ſchöpfet aus der Pieriden ** Quelle, 

So Phoͤbus Lorbeer ihn und Pallas Oelzweig kraͤnzt. 
Dein Ruhm, wie iſt er weit durch Latium erſchollen, 

Beil dich die Muſen felbft aus ihrem Quell getränkt, 
Und mo die Elbe und die Donau iſt entquollen, 

Ja auf den Alpen ſelbſt man deines Namens denkt. 


° ’ Gin alter vorhomeriſcher Saͤnger aus Thrazien. 


Pieriden, Name der Muſen von Pieria, am Fuße bed Oiymp. 


war unter andern Vorſteherin bee Comoͤdie. 


Thalia 





Und was das Alterthum an Schägen uns bewahret, 
Du haft «6 aufgefpürt mit regem Forſchergeiſt, 
Bis nun in Meißen fih um dic die Jugend ſchaaret, 
Und dich als Lehrer jegt die Elb' und Misna preift. 
Und Stebern follt’ ich nicht ob gleichen Vorzugs loben? 
Auch feiner rühmer fi) der Muſen theure Stadt, 
Auch ihn bat ja Apoll zum Sänger hoch erhoben, 
Er, der mit leichtem Scherz fein Lied durchwürzet hat. 
Der du vom Gotteswort das Dunkle Elar gelehret, 
Sour, Weller, deinen Ruhm mein Loblied übergehn? 
Biſt du feit Jahren doch als Lehrer hoch verehret, 
O magft du lange noch als Dort der Kirche ſtehn! 
Sieh, zu Apelles ſtrömt jetzt weit und breit die Jugend, 
Zwei Sprahen ſchmücken ihn, wie ſchöpft von feinem Mund 
Sie froh die Wiffenfchaft, wie macht die keufhe Tugend 
Sein Eifer ihr ſchon lang durch eignes Beiſpiel Eund. 
Sefänge tönen duch der Straßen lange Zeilen, 
Und eine Gabe heifht von Thür zu Thür bee Chor. 
Den Bürger fiehft du gern des Lebens Nothdurft theilen 
Mit armer Schüler Schaar. roh fteigt Ihe Dank empor. 
So fei gegrüßt o Stadt, dich ehrt mit ſchönem Kranze 
Auch jene Liebe, die den Mufen du gezollt, 
Und wenn die arge Zeit jegt feind ift ihrem Glanze, 
Bliebſt dur vor allen doc den hehren Schweitern hold. 
Sollt' aud die Schätze einft, die deine Tiefen bieten, 
In Eurzer Zeit verzehren der Flammen grimmer Zorn, 
Nie ſchwindet, was auch ſei dein Schickſal je bienieden, 
Dein Ruhm gefhöpfet aus der Muſen ew’gem Born. 
Sie ſchmückten deine Stadt mit Sitten und Geſetzen, 
Sie lehrten Bürgertrog fid) beugen dem Gebot , 
O magſt du fort und fort der Mufen Gaben fhägen , 
Und Ihre Zuflucht fein in böſer Zeiten Noth. 


Der Unmuth Siebers läßt fich freilich erflären, wenn man 
bedenkt, daß er arm war und oftmald über Schulden klagt. 
Gleihwol war feine Einnahme hier bedeutender, als fie es fpä- 
ter in Chemnitz war, denn bort war derfelbe Gehalt des Schul: 


- 


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meiſters d. h. Rectors zu 80 fl. feſtgeſetzt, während er hier 120 
fl. betrug. Später d. b. in der Zeit, wo Schellenberg Rec; 
tor war (alfo von 1603 an), waren hierzu noch 8 fl. 8 Gr. 
Trankſteuer, 5 Scragen hartes Holz, 2 fl. zum Ofler: und 
2 zum Midhaeliseramen und 3 Scheffel Korn gefommen, fer: 
ner 33 fl. 8 Gr. 9 Pf. von Geftiften und unter den ungewif- 
fen Einnahmen 3 oder wol auh 4 Gr. von einer vornehmen 
Lee. Darum ließ e3 fi) auch Sieber Nachfolger Apelled län- 
ger bier gefallen. Denn er hat, wie Moller fchreibt, ganzer 36 
Jahre der ftudirenden Jugend mit großem Nusgen wohl und 
rühmlich vorgeflanden und ift anno 1581 den 1. Aug. im 68ten 
Sabre feines Alters verftorben und in der Domkirche beim Altar 
begraben worden, wo man ihm auch ein Monument aufgerichtet 
bat. Da er ein gelehrter, fehr fleißiger und tapferer Mann 
war, welder eine befondre rühmliche Gefchidlichfeit und Art 
zum Lehren hatte, und die angeordneten poetifchen, rhetorifchen, 
logifhen und phyſikaliſchen Uebungen gewaltig trieb, ift durch 
ibn die Schule gefchwinde in hohes Aufnehmen gefommen und 
der Euperintendent Dr. Krautvogel verfichert daher auch in fei- 
ner Leichenrede von ihm: ed habe ihm der allmüchtige Gott Glüd 
und Segen beſcheret, daß er oft acht bis neunhundert,, oft tau⸗ 
fend Schüler auf einmal beifammen gehabt, und da feine Schü- 
ler, tag er nur von denen rede, die ihm etlicher Maßen gerathen, 
bei einander fein follten, follte ihnen wol diefe Kirche (die Dom: 
firde), fo groß und weit fie auch fei, zu enge fein. Er war 
zugleich ein guter dateinifcher Dichter, Philofoph und Chronolog, 
und bat die wichtigften Begebenheiten der Stadt in chronologi: 
iden Diftihen und fonft bemerft und am gehörigen Orte und 
Zage in Ebertö Calendarium eingetragen. Es wurde fpäter daf: 
felbe auf Mollers Bitten von dem geheimen Rentjecretair Wild: 
vogel in Dresden der hiefigen Schulbibliothef gefchentt. 

Waren nun fon die genannten Männer im Stande der 
greiberger Schule in jener Zeit cin ungewöhnliches Anjehn zu 
verſchaffen, fo trug doch auf der andern Eeite auch Hieronymus 
Beller mit feinen theologifhen Vorleſungen nicht wenig dazu 
bei. Dan machte nämlid zu jener Zeit in Freiberg den Wer: 
fh, die jungen Geifttichen felbit auf einer Art von höherer 





theologifchen Schule hier zu bilden und Ponnte um fo leichter 
auf diefen Gedanken fommen , ba es zu der Zeit, als die Pathos 
lifche Kirche mit ihren Dienern in Heinrichs Lande einen Um: 
flurz erfuhr, zum Theil an gelehrten Leuten fehlfe, welche die er: 
ledigten Stellen hätten einnehmen können. Luther empfahl felbft 
1539 unfern Weller dazu. Es wurde berfelbe nämlid zu Frei: 
berg 1499 geboren. Bon Jugend auf nachdentend und ernfi hatte 
er den erfien Unterricht zu reiberg unter Rhagius genoffen. 
Später, nad feines Waterd Zode, befuchte er drei Jahre lang 
noch die Schule zu Naumburg. Bon bier ging er nad Wit: 
tenberg, wo er fich vorzüglich große Kenntniffe im Griechifchen 
erwarb. Im 19ten Jahre feined Alters wurde er Baccalaureus, 
mußte aber bald darauf aus Armuth, weil die Vormünder mit ' 
feinem Vermögen nicht gewiffenhaft umgegangen waren, bie 
Univerfität verlaffen und fih in Zwidau und Schneeberg von 
Unterricht Pleiner Kinder erhalten. Denn feine Familie, welche 
aus Böhmen hier eingewandert war und Zuttendorf und Hals 
befeffen hatte, war bereitö früher unter Paulus von Molsborf, 
welcher 1456 Bürgermeifter war, durch Betrug der Alchimiften 
und Goldmader um einen großen Theil ihres Vermögens gefom: 
mer. Doch war fein Bater Sohanned gleichfaUs Bürgermeiſter 
und zeichnete fi), obwol ernidht ſtudirt hatte, ebenfo durch feine 
Einfiht und fcharfen Verſtand wie durch feine Mäßigkeit und 
Nüdhternheit au. Denn als ihn einft Herzog Georg zu Sachſen 
zum Trinken nöthigen wollte, fagte er: Und wenn drei Herzöge 
über einander ftänden, fo wollte ich doch nicht über mein Ver: 
mögen trinken. Iſt ed denn dem Menfchen oder dem Viehe von 
Gott gefagt: Saufet euch nicht vol Weined, daraus ein unor: 
dentlih Wefen entftehbet? Unfer Weller nun, der ältefte Sohn 
aus feines Vaters dritter Ehe mit Barbara Bodin kehrte auf 
Anrathen und mit Beihülfe feiner Anverwandten (unter weldye 
außer den Böden auch die Berbisporfe und nad) anderen Nadı: 
richten auch die Hartigfche gehörten) von Schneeberg nah Wit: 
tenberg zurüd und wollte jest die Rechte ftudiren. Doch gerieth 
er bier nach feinem eignen Seftändniffe in böfe Gefelfchaft, und 
diefe ſowol als das beftändige Kefen des Lucians, welchen ber 
fromme Weller fpäter deshalb nur den gottlofen Mann nannte, 


veranlaßten ihn zu mancherlei Laftern und Jugendfünden. Als er 
jedoch einft hörte, wie Luther in der Kirche den Katechismus 
erklärte und welche fchredliche Beiſpiele des göttlichen Zorns er 
da über die Sünde anführte, auch felbft abfchredende Drohungen 
Gotted für die Sünder hinzufügte, wurde er fo erfchüttert, daß 
er fofort den Entſchluß faßte nicht nur fich zu ändern, fondern 
auch ſelbſt Theolog zu werden. Er begab fi) hierauf alfobald 
an Dr. Luthers Tiſch, wo er acht Jahre lang Luthers Zifch: 
genofje war, und wie er felbit fagt, fo freundlich von ihm bes 
bandelt wurde, daß er gar Manche von ihm hörte und lernte 
und ihn ald feinen zweiten Water ehrte. Doch neigte er ſich in 
feiner melandyolifhen Stimmung audy gern zu Luthers Anfichten 
von den Berfolgungen ded Teufels hin und glaubte feiner Seits 
ebenfald immer mit dem Teufel fämpfen zu müffen, wogegen 
ihn Luther mehrfach zu tröften fuchte. Er ging beshalb die letz⸗ 
ten Jahre feines Lebens ſpaͤteſtens alle vier Wochen einmal zum 
beiligen Abendmal, um fidy gegen diefe Anfechtungen zu fchüßen. 
Aub mit Melanchthon fam er in Bekanntſchaft, und als er 
1535 Doctor der Theologie wurde, waren, außer Luther, welcher 
den Vorſitz führte, und dem Decan Juſtus Zonas, auch Melandys 
tbon forwie Pomeranus, Gruciger, Amsdorf und andre zugegen. 
Das folgende Jahr heirathete er Anna am Steig aus einem 
alten Geſchlechte und wünfchte feine Hochzeit in Luthers Haufe 
zu feiern. &uther aber rieth ihn ab; denn unfer Marft if, 
(hreibt er, ein Dred, und wenn der Haufe foll geladen wer: 
den, die Univerfität mit Kind und Kegel und Dazu andre, die 
man meinetbalben nicht wohl kann außen laffen, fo bleibts wes 
der bei 9 noch bei 12 Zifchen. Er macht ihn aufmerfiam, wie 
fbon bei feinem Doctorſchmauße, wo doch die Kinder und Wei- 
ber nicht dabei geweſen feien, ed ein Haufe von 7 bis 8 Tiſchen 
geworden ſei. Wasfolle nun erft werden, wenn die Weiber, Kins 
der und ganze Familien zu beföjtigen feien. Da fönne weder er noch 
feine Käthe abfehen, wie fie die alle fpeifen künnten. Zür 2 
bis 3 Tiſche hingegen könne geforgt werden. Er folle daher bie 
Hochzeit lieber in Freiberg feiern. Mit 100 fl., Ichreibt er in 
anem andern Briefe, richtet Ihrd faum aus. Denn e8 wolle fich 
ra Weller Doctor, er aber fein Wirth fei) nicht fo laſſen an: 





— mM — 


fahen, daß ſie Unehre einlegen möchten. Auch blieb Weller ſtets 
Luthers Freund, und bewies ſich nach deſſen Tode noch gegen ſeine 
Familie freundſchaftlich, indem er z. B. einſt, damit fie ihre Kure 
bier nicht verlören, 9 fl. Zubuße auslegte, freilich aber auch aͤngſt⸗ 
lih an feinen Freund Dr. Zörfter fchrieb, ihm wieder dazu zu ver- 
beifen. Er hielt fih dazumal meiftentheild zu Wittenberg, doch 
auch eine Zeitlang am Hofe des Fürften von Anhalt auf. 

Als aber, meldet Wilifch weiter, in feiner Vaterſtadt Krei: 
berg die gefegnete Religionsveränderung vorging, wurde er auf 
Anordnung Derzog Heinrichs und den guten Rarh Luthers vom 
Freibergiſchen Stadtrathe ald der erfte Profeffor der Xheologie 
bei der Schule mit 200 fl. Gehalt dafelbft angeftelt und ihm 
nebft dem neuen Superintendenten Caspar Zeunern bie Auflicht 
über das gefammte Kirchen- und Sculwefen anvertraut. Da 
fand er nun ſchöne Gelegenheit Guted zu ftiften, die Kirchen- 
zucht wohl einzurichten und die.Schule mit in Flor bringen zu 
helfen. Er hat hier täglich eine Stunde gelefen und nicht allein 
die meiften Bücher ded alten und neuen Taſtaments erklärt und 
in Drucd gegeben, fondern auch dabei öftrer Disputationen über 
allerlei ftreitige Slaubensartifel gehalten. Es lag ihm das Letztere 
um fo näher, als man bei den damaligen Religionöftreitigfeiten 
mit den Philippiften, d. h. den Anhängern Philipp Melanchthons, 
mehrfah auf ihn Rüdfiht nahm. Seine öffentliche Erflärung 
bierüber war folgende: Sch befenne frei vor Gott und allen 
Menſchen, daß ich mid) an die prophetifchen und apoftolifchen 
Schriften, wie fie von den größten Kirchenlidhtern, einem Dr. 
Luther und Dr. Philipp, erklärt worden find, fowie an das 
Augöburger Befenntniß halte und das Corpus doctrinae ans 
erkenne, weil darin Dr. Philipp mit bewundernswürdiger und 
göttliher Kunft dad, was Luther in feinen Schriften, Predigten 
und Borlefungen weitläufig und ausführlich behandelt hat, ins 
Kurze zufammengefaßt hat. Beide haben ſich ausgezeichnete Ver: 
dienfte um die Kirche erworben, beide mit gleihem Eifer und 
berfelben Liebe die Lehre des Evangelium verbreitet, doch mit 
verfchiedenem Geifte. Luther pflegte nah Art des Eliad und 
Sejaiad feine Gegner niederzudonnern, und Philipp fuchte ihre 
Herzen nad dem Beiſpiele des Joel zur Reue zu bewegen. 





— MM — 


Ich erinnere mich, daß Luther ſagte: Magiſter Philippus iſt ein 
fromm Herz, er wollte gern die Widerſacher mit guten Worten 
fromm machen. Ich waldrechte, aber er höfelt. Er konnte es 
daher auch nicht leiden, wenn Jemand den Herrn Philipp ta⸗ 
delte und ſagte dann: „Ach, ſie verſtehen Dominum Philip⸗ 
pum nicht, ich aber verſtehe ihn wohl.“ Deshalb hab’ ich auch 
den Studioſen der Theologie immer gerathen die göttlichen 
Schriften von beiden großen Männern eifrig zu leſen, die des 
Philipp wegen der Methode, die Luthers wegen der Sprache 
und darin meinem Beiſpiele zu folgen. Denn ich habe ſie ſtets 
zuſammengeleſen, wie meine Schriften bezeugen, und wenn Je⸗ 
mand eine hohe Meinung von Philipp Melanchthon hat, ſo bin 
ich es, der nie in ſeinen Schriften ein Aergerniß gefunden hat. 
Dieſes mein Bekenntniß hab ich nicht etwa leichtſinnig und un⸗ 
bedacht abgelegt, ſondern wohl erwogen und nach reiflicher Ueber⸗ 
legung, wie es mich mein Alter, meine Erfahrung in geiſtlichen 
Dingen und meine Anfechtungen gelehrt haben. Man fieht, uns» 
fer Weller urtheilte bei jenem Streite der Parteien ruhig und 
leidenſchaftslos, und nur als fih in Sachſen die Wagfchale auf 
die Eeite bed Philipp zu fenfen ſchien, drüdt er in einem Briefe 
an Selneccer 1561 fein Mißtallen über dieſe unbegründete Vor: 
liebe für Melanchthon aus. 

Dadurdy nun, daß Prediger, Schullehrer und Schüler von 
allen Eeiten ber zu feinen VBorlefungen firömten, ebenfo wie durch 
feine Schriften wurde er fur feine Zeit ein bedeutender Mann, 
der bald nady Koppenhagen, bald in das damalige Confiftorium 
zu Meißen, bald auf die Univerfität Leipzig, bald nah Wien, 
bald nad Nürnberg die ehrenvollften Rufe erhielt. Aber feine 
Demutb und Schücdhternheit hielten ihn in Freiberg feſt. Gleich: 
wol waren feine Umftände in Freiberg nichts weniger ald gläns 
zend zu nennen. Er hatte ſich ein Haus gekauft und mußte für 
daſſelbe jährlich 50 fl. abzahlen. Es blieben ihm daher von feis 
nem Gehalte nur 150 fl. übrig, welde in feinem böbern Alter, 
wo er bequemer zu leben wünfcte, kaum ausreichen wollten. 
Gr braute daher auch felbft Bier, zunächft für feine Samilie, und 
vertbeidigt ſich dabei mit Luthers Beifpiele, deſſen Käthe auch das 
Bier für die Familie und die Tiſchgenoſſen ſelbſt zu brauen 





pflegte, klagt aber bitter, daß es durch die Bosheit der Welt 
bald bahin fommen werde, daß die Diener der Kirche Hanbarbeit 
würden verrichten müffen. Denn er hatte bisweilen, wenn die 
Zeit heran kam, wo feine $rau Bier brauen wollte, nicht ein: 
mal fo viel Geld im Hauße, um Hopfen Faufen zu können und 
mußte Andere um ein Darlehn von 20 oder wenigftens 10 bis 
15 Thaler angehn. Doc erhielt er, zwar nicht vom Rathe, 
welchen der Fürft Georg zu Anhalt vergebli darum erfuchte, 
wol aber von Churfürft Augufl 1556 eine Zulage von 50 Gul⸗ 
den jaͤhrlich. Seine Schüchternheit war auch mit Urfache, daß 
er fi nicht getraute die Canzel zu befteigen. Wenn er dann 
klagte, daß er bie dazu gehörigen Gaben von Gott nicht ers 
langt hätte, da firafte ihn wol Luther nicht felten, wiewol 
vergeblich wegen feiner Kleinmüthigfeit und Werzagtbeit. 
Nachdem er fo ganzer 22 Sahre fein Amt mit großem 
Lobe und Ruhm treulicdh abgewartet hatte, mußte dr die lebten 
10 Sahre feined Lebens wegen Leibeöbefchwerung davon ablaflen. 
Gleichwol ift er auch da nicht müffig gewefen, fondern bat zu 
Haufe noch vielerlei Schriften entweder neu aufgelegt oder doch 
beſſer auögearbeitet, welche hernach theild bei feinem Leben 
theild nach feinem Tode an den Zag gelommen und faft alle, 
wie feine frühern Erklärungen der heiligen Schrift, verbeutfcht 
worden find, als: Gegenmittel gegen mancherlei Anfechtungen, 
fein Bericht von den drei chriftlichen Ständen, dem geifllichen, 
weltlihen Regimente und dem Hausſtande, feine Schrift über 
die befte Art zu prebigen und wie ein Stubiofus der Theologie 
fein Studiren anftellen fol, feine Auslegung etliher Kirchen⸗ 
gelänge und die 35 Hiftorien der heiligen Märtyrer. M. Michael 
Hempel nämlid, welcher von 1587 bis 1603 dad Rectorat ver: 
waltete, befam von Churfürft Auguft felbft den Befehl, Wel: 
lers lateiniſche Schriften zu überfegen, und fo wurden fie denn 
auch unter dem Zitel: Mellerd Analecten in einzelne Xheile 
georbnet herausgegeben. Ja noch im Anfang bes 18ten Sahr: 
bundertö fteuerten mehrere Zürften, als Herzog Moris Wilhelm 
zu Zeig, Herzog Georg Wilhelm und Rudolph Auguft zu Braun⸗ 
fchweig und Lüneburg Summen dazu, auf daß M. Lämmel bie: 
felben von neuem in 2 Folianten fammeln und mit einer Vor⸗ 





— 8 — 


rede bed Dberhofpredigerd zu Dresden, M.Bened. Carpzovs, her- 
ausgeben konnte. Selneccer fagt aber in der Vorrede zu Wel: 
lers Analecten von diefen Schriften: Was Dr. Hieronymus Wel: 
ter für ein Xheolog gewefen fei, beweifen feine chriftlichen, troft- 
reihen Schriften, die nicht fchlecht nur mit Dinte aufs Papier 
gebracht, fondern ind Herz, vornehmlid, den angefochtnen betrübs 
ten Gewiſſen, gefchrieben worden find. Denn diefer Mann bat 
eine fonberliche Gabe des heiligen Geiftes gehabt, daß er ald ein 
ſelbſt angefochtner und oft mit Zraurigkeit angegriffner Theolog 
ans feinem Derzen auch Andern zum Herzen ſchreiben Eonnte 
und die Herzen recht tröftete und wußte, wie einem befümmerten 
Herzen zu Muthe und Sinne wäre, davon fonft die Flugen 
Disputatsren, Schreier und Schreiber nichts verftehen nod) wiſ— 
fen. Ich habe den guten alten frommen Herrn herzlich lieb ge: 
babt, wie er mid) auch allezeit nannte feinen rechtichaffnen lieben 
Sohn im Glauben, wie feine lieblihen Briefe zeigen. Er war 
ja recht fromm, gotteöfürchtig, ftetd im Gebet, in großer Geduld, 
ohne Kali, eifrig in der wahren Lehre des Glaubens, nicht 
alt fondern ernitlich in feinem Beruf, tröjtlich den armen Ges 
willen, und war ten ſtolzen aufgeblafenen Geiftern, Schwärs 
mern, Galvinijten und dergleihen Abenteurern von Derzen feind, 
und in Summa ein rechter Zheoleg an Lehre und Leben, dem 
Gottes Name und Ehre und feine und Andrer Geligkeit ein 
Ernſt war, der auch erkannte, was für große Wohlthaten Gott 
dem armen Deutichland durch Doctor Zuthern erzeigt und bes 
wiejen bat. Und er dankte und lobte Gott ftetd deswegen und 
hatte gleihwol immer die Beiſorge, Gott würde wiederum die 
Gnade von und abziehen um unferd Undanks und fleiichlichen 
weltlichen Eicherheit willen, wie wir denn feben, daß je länger 
je mehr täglıch in allen Stunden gefhehen will und die Fenſter 
des Ungluds, Zornd und der Strafen auf allen Eeiten aufgemacht 
werten. Doch wird der fromme getreue Gott helfen, der gebe und 
nur treue Lehrer und viele Weller, fo wird es bei dem noch kleinen 
Häuflein nicht Noth haben, obgleich ſonſt das Toben und Wüthen 
und alles Unglüd in der Welt immerdar zunimmt und wacht. 
Es ift aber dieſer vortreffliche, geiftreihe und um bie 
Stadt Freiberg hochverdiente Mann im Jahr 1578 den 20. März, 





— mM — 


im 73ten Jahre feines Alters an einem Schlagfluffe geftorben, 
nahdem er 8% Jahre Profeffor der Theologie und indgefammt 
32 Jahre Infpector des Gymnaſiums geweſen if. An feinem 
Sterbetage follen zwei Sonnen gefehen worben fein und furz 
vorher, ehe er fchlafen ging, fol noch ein großes Licht rings um 
fein Bette bergefchimmert haben, als ob die ganze Kammer vol 
Geuer wäre. Er hatte aber denfelben Abend von einem feligen 
Ende, ewigen Leben und der künftigen Herrlichkeit der Kinder 
Gotted geredet. In der Domlirche fteht fein Bildniß. Er ift 
in feinem grauen Barte, fhwarzen Müschen auf dem Haupte 
und damaliger geiftlihen Tracht auf Leinwand gemalet, wie er 
mit beiden Händen ein aufgefchlagnes Bud hält. 

Während Weller nun während der lebten 10 Jahre feines 
Lebens nicht mehr Iefen konnte, haben ſich auf feine Anordnung 
die jungen Amtöprediger und Diaconi bei der Stadt im Gym: 
nafium brauchen laffen und zu ihrer beffern Uebung etlihe Buͤ⸗ 
cher aus der Bibel öffentlich ausgelegt. Es that bieß unter an: 
dern M. Zohann Schütz, Amtöprediger zu St. Petri, welcher 
eine gute Zeit den Hiob vom 23. Kapitel an und den Evan» 
geliften Matthäus erklärte, desgleichen M. Johann Avenarius, 
Mittagsprediger im Dom, weicher die hebräifhe Sprache las, 
auch eine hebräifhe Grammatik zu Freiberg in Drud geben ließ. 
Ihm folgte hernady der Superintendent M. Samuel Sauce, wel: 
cher 1568 durch dad ganze Sahr die hebrätfchen Pfalmen anas 
Infirte und erklärte. Später fing der Superintendent Doctor 
Helvicus Garthius an diele theologiihen Uebungen wieder zu 
erneuern und in vorigen Schwung zu bringen. Er ließ daher 
1610 das große Auditorium aufd neue anrichten und bielt ben 
26. Novbr. eine Rede über die hebräifhe Sprade. Hierauf lad 
er Ddiefelbe jede Woche eine Stunde des Dienftagd Nachmittags 
im Beifein vieler Priefter und andrer gelehrten Leute der Stadt, 
diöputirte auch monatlich und brachte unter andern bie ftreitigen 
Artikel der Formula Concordiac ganz hinaus, wie denn etliche 
Disputationen noch davon im Drud zu befinden find. 

Nachdem er aber abgezogen war und ſich von bier nad 
Prag ins Paftorat der evangelifhen Kirche begeben hatte, ward 
16%4 M. Andreas Moller aus Pegau durch eine befondere Beru⸗ 


fung zum bebräiichen Lector und dritten Gollegen, feit 1687 zum 
Gonrector der Schule beftellt und mußte die hebräifche und andre 
orientaliſche Sprachen öffentlich) wöcentlid in 4 Stunden leſen. 
Bann dann zugleich etliche alte löbliche Uebungen und infonder: 
delt die logiſchen und rhetorifhen ſtark wieder angingen und alle 
14 Tage bed Freitags im Beiſein des damaligen Superintenden: 
ten M. Abraham Genfereffs öffentlich disputirt ward, nahm bie 
Zehl der Schüler gefhwinde zu, und es fand fich dabei eine ſolche 
rabeliche Frequenz fowol in⸗ ald auslaͤndiſcher erwachfener Schü: 
ker, daß man 1631 nicht allein Urſache befam, dad theologifche 
Unditerium, welches zuvor zur Bibliothek eingenommen worden 
war, der Schule wieber einzuräumen, fondern dieß auch zugleich 
Anlaß gab, daß jetzt, da man bei der ftubirenden Jugend gute 
Seetigritte in Sprachen und Künften neben befondrer Luſt zu 
böhern Biffenfcaften fpürte, der benannte Superintendent und 
die andern Infpectoren der Schule anorbneten, ben Größeren 
in ber erfien Klaffe die Anfangdgründe der Phyſik und Aftrono» 
momie in gewilen Stunden zu erklären. Dieß ift denn auch im 
Jahr 1631 gefchehen und ein guter Anfang dazu fowol öffents 
ih als privatim gemacht worden. In demfelben Jahre erhielt 
ber unfer Moller (ober richtiger Möller) aud von dem Rath: 
llegium eine Anzahl Urkunden, welche er, weil fie unleſerlich 
geworben waren, entziffern und abſchreiben follte. Weil er nun 
zu diefem Gefchäfte bald eine befondere Neigung fpürte, fuchte 
& darum an, ihm zur Abfaflung einer Stadichronik noch andre 
Urkunden und Nachrichten zulommen zu laflen. Und er fand 
zu diefem Behufe nicht nur bei dem Mathe und deſſen Vorſtand 
Anton Richzenhayn, fondern auch bei dem Bergamte und andern 
Die bereitwilligftie Unterflügung und brachte auf diefe Weife in 
feinem Theatrum Freibergense Chronicon, 2 Tom. Freiberg 1652 
und 53. 4. ein Werk zu Stande, weldes unter ähnlichen Wer: 
ten feiner Zeit fletö einen hohen Rang behauptet hat. Mit wel 
ger Begierde aber dazumal Einige ihre Namen und vermeints 
lichen Berdienfte in diefem Werk aufgenommen zu fehn wünfd: 
ten, zeigt ein Scherz unſers Sreiberger Gefchichtfdreiberd. Es 
hette ihn nämlich auch ein gewiffer M. David Wagner, Pfarrer 
im BBeißenborn, fpäter in Ruppendorf, gebeten, ihm cin Denk: 
[ 





mal darin zu feken. Moller führt nun feinen Namen aud) 
richtig im Regiſter auf und verweißt dabei auf Seite 508. 
Wagner erhielt von Moller felbft die Chronik zugefchidt, Tchlägt 
in großer Erwartung die angegebne Seite auf und findet. fie — 
leer. Seine Antwort auf diefen Scherz war: si vis me oelebrem 
facere, fac per literas, alias merdarem tibi in tuss nadas 
chartas. Zugleich hatte unfer Moller aud Nachrichten von ben 
berühmteften Geſchlechtern in Freiberg gefammelt, fo von ben 
Anpeden, Günteroden, Auerbachen, Buchführern, Bubewigen, 
Böden, Berbiöborfen, Binholzen, Börnern, Edeln, Am Enbe, 
Eberhardten, Emerichen, Fleiſchern, Slaßbergen, Serharben, Goß⸗ 
winen, Grieben, Großen und Zeunern, fo wie mancherlei Schrif- 
ten über die Arzneifunft verfaßt, welche Handſchriften nebft ſei⸗ 
nem erften Entwurfe des Ehronicon und den von ihm abgefchrie- 
benen Urkunden in die von Ponidauifche Bibliothek gekommen, 
dort aber zum größten Theil nicht mehr vorhanden find. Wol 
aber giebt es noch Abfchriften von ben brei Komödien, welche 
Molter ald Konrector den 11. und 18. Aug. 1628 E. €. 
Rathe und der Bürgerfchaft zu Ehren öffentlich auf bem Rath⸗ 
baufe im Beifein vieler von Adel und andrer vornehmen Per 
fonen von Schülern aufführen ließ. Er fchreibt barüber an ben 
Rath: Nachdem unter andern nüslichen Uebungen bie Dramata 
und Comödien nicht die geringften find, dadurch bie ſtudirende 
Jugend ingemein zu löblihen Tugenden und Meidung ber La: 
ſter, befonderd aber zu zierlichen Actionen, frifcher Ausſprache, 
Ausbildung ded Gedächtniffed und Unerfchrodenheit bei öffentli- 
chen Zufammenfünften zu reden aufgemuntert wird, fo babe er 
in Bedenkung feines ihm anbefohlnen Amtes nicht unterlafien 
wollen, neben andern Uebungen, weldye er bisher bei ber Schule 
ohne Ruhm wieder in guten Gang gebracht, auch ermeldete Go: 
mödien bervorzufuchen, wie er denn berfelben drei unter bie 
Schüler ausgetheilt habe, eine lateiniihe, Namens Querolo- 
Euclionem, zufammengezogen aus dem Plautus unb Gilda Sa- 
piente Britanno und zwei deutſche, eine von Gleäretus, zum 
größten Theil von ihm neu audgefertigt, und eine andere von 
Areteugenia, zwar ſchon ald eine Comödie von Daniel Cramer Dr. 
Theol, gedrudt, aber von ihm mit etlichen luſtigen Scenen und 


Erfindungen vermehrt. Cine vierte Anabafis polica Jebuſitarum 
betitelt war von Moller ebenfalls mit zur Aufführung beflimmt, 
durfte aber aus gewiffen Urſachen nicht gegeben werden. 
Sie handelt von den Jeſuiten und dem Religionäftreite in Boͤh⸗ 
men aus dem Jahre 1625 und enthält, wie er verſichert, That⸗ 
fadyen, melde ihm von glaubwürdigen Verbannten hinterbracht 
mworben feien. Moller bittet dann weiter, der Rath wolle ſich 
biefes fein Vorhaben großgünftig gefallen laffen und ihm Ers 
laubniß geben, an genannten Tagen bie angeftellten Comödien 
auf dem Nathaufe, wie zuvor bräucplich geweſen, öffentlich agiren 
zu dürfen, daneben aber auch Befehl ertheilen, daß auf be: 
Wimmie Zeit ein Theater und was dazu gehörig zur beffern Voll» 
führung der Actionen aufgerichtet werde. Die Einrihtung war 
bie, bafı bei dem Iateinifhen Stüde vor jedem Acte der Inhalt 
deutfä) angegeben umd dazwifchen ein Act aus dem beutichen eins 
sefügt wurde. Der deutſche Schluß lautet: Hoch⸗ und Wohl: 
edie, Geſtrenge, Wohlehrwürdige, Ehrenfeſte, Großadıtbare, 
Achtbare, Hoch⸗ und Wohlgelahrte, Hoc: und Wohlweiſe, 
Ehrenwohlgeachtete, Ehrbare, Kunſtreiche, Mannhafte, Ehrſame, 
Borſichtige, Großgünſtige, Wohlgeneigte, Vornehme Patronen 
ww Herren, Hoch⸗ und Wohledle, Viel Ehrentugendreiche, auch 
Eyrrbare, Vieltugendſame Frauen und Jungſrauen. Nachdem 
man faſt der Abend ſich herzunahet und unfer Spiel feine End» 
ſaft durch Hülfe Gottes erreihet, ald fol Em. Hochedeln, Ge: 
Arengen, Bohlehrwürden, Ehrenfeften, Hoch- und Mohlweis: 
beiten und Ehrbarkeiten, auch Euren Wohladlihen und Biel: 
ehrenreichen Tugenden ic im Namen bes Auctoris zum Beſchluß 
widy demüthig, dienft» und freundlichft bedanten, daß dies 
feiben allerfeitö und fo viel Ehren erzeigen und dieſen Comödien 
wit ihrer hochanſehnlichen Pracsens beimohnen wollen u. f. w. 
Als Probe des Witzes im Mollerfchen Stüde hingegen ftehe bier 
folgende Rebe des Morlo oder Narren: Ih bin ein Doctor der 
Afronomei, Verſteh auch bie Chiromantei. Hört, ich will meine 
Kunft probirn und euch etwas prognoflicirn. Hört wohl brauf, 
Bert, im künftgen Jahr Wird fein der höchſte Regent fürwapr 
Der Herr des Himmeld und Erd allein, Doch werben auch andre 
Begenten fein, Die fid dafür werden autgeba, Cinz wird ſich 
4 





— MM — 


üb’r den anb’ın erheb'n. Bei ben Armen bie güfb’ne Zahl Wird 
fi erzeigen eben fchmal. Es wird werben groß Finfterniß Zu 
Mitternacht, wenn’d dunkel ift. Der Donner wirb gewaltig krachn 
Und mehr Getümmel als der Blis mahn, Unb wenn drauf 
folgt ein flarker Regn Wird es Bein’ beftäubte Schuhe geb’n. 
Die alten Weiber werben fiehn Und in der Dinterftub übel 
riehn, Die Fieber werben fein gemein, Darfür ift gut ein 
Karpfenftein, Von einer Sand ein Käferei, Wie auch der ſchwar⸗ 
zen Schwan'n Geſchrei, Gemiſchet und wohl bigerirt Mit Artis 
gelem Saft befchmirt. Iß nur, ed ift probatum fehr. Doch muß 
ich euch noch fagen mehr. Die Kinder fo geboren werb’n, Werd'n 
unberupft fommen auf Erd'n, Auch von allen Vieren fein Krüp- 
pel und lahm, Daß man fie wird müff'n alle trahn. Die Fiſche 
werb’n zu Lande fierb’n‘, Der Wein wirb im Tannwald ver: 
derb’n. Hüt't euch dieß Jahr vor bleiern Bill'n, Sie möchten den 
Bauch zu ſtark fül’n. Ein groß Sterb’n, wenn ber Wind nicht 
brummt, Im Spittel unt’r die Flöhe kummt. Die Armen 
werb’n Oftern näher han, Denn die Zaften kömmt bald zu ihn’n 
nan. Welcher non valet in nummis, Dem wird’ nicht helfen, 
dag er frumm ift, Qui dat pecuniam summis, der wird bald 
ſchlecht (recht) mach'n was krumm ifl. Die Morgenröthe wird 
nicht trüg’n, Ein’ bauchete Magd wird nicht lüg'n. Die Röth’ 
bedeut’t ein Reg'n od'r Wind, Die Magd ift feiſt od'r trägt ein 
Kind. Auch Geſänge kommen vor, nit nur im Stüde felbft, 
3. B. im dritten, wo dad Spiel mit dem Echo nicht ungefällig 
ift, fondern e8 treten auch zwiſchen den einzelnen Acten des 
Stücks Chöre auf, bald ald Mufen, Mägde und andre Mädchen 
verkleidet, bald als Aethioper, Perſer, Amafier, bald ald Bergleute, 
bald ald Bauern, welche alle die Zufchauer durch ihre Vocal⸗ 
und Inftrumentalmufit ergößten. Aus dem Gefange der Bauern 
theilen wir Vers 7, 8, 9, 14, 15 u. 16 mit: Des Abendd wenn wir 
audgefpannt, So eflen wir Grügenbrei, Kiöß, Kaß und Knad: 
wurft frei, Und faufen was wir han zur Hand. Wenn wir und 
nun gefreflen fott, So b’ihiden wir die Pferd’ wieder, Dar: 
nach leg'n wir und nieder Und laffeh walten den lieben Gott. 
Stiefel und Kleider zieh’n wir nicht aus, Sondern thun flille 
ſchweigen Und hintern Ofen fleigen Und fireden alle viere heraus. — 


Drauf wenn kommt unfer Kirmeß heran Thun wir die Nach 
bar laden Und efien Kuch'n und laden, da madıt ſich luſtig 
Frau und Mann. Wenn Töffl mit ſein'n Gefellen gut Mit Pfeis 
fen und Schalmeien Uns machen thut ein'n Reihen Hab'n wir 
jung Buürſchchen ein'n guten Muth, Des Schulzen Barbe bie 
Weber dort Mit ihrem fchönen Kranz und wart't auf einen Tanz 
Die gufchen wir und fpringen fort. 

Es dürften fi) aber bei ber Aufführung diefer Stüde, unter 
denen das erfie 17, bas zweite 3 und das dritte 29 Perfonen 
ehme die Singböre erforderte, ziemlich die meiften obern Schüler 
beiheiligt und jedenfalls fehr gern betheiligt haben. Denn bie 
Borliebe zu Berkleidungen und luftigen Aufführungen hatte man 
and früherer Zeit her fich noch erhalten. Bocer berichtetet z. B., 
mie [bo ©. Fabrizius die Schüler hier zuerft im Schaufpiel habe 
auftreten laffen. Einen andern Fall erzählt Moller. E. E. Rath 
und die Stadt hatte den 17. Dechr. 1557 ihrem gnädigften Lan⸗ 
desfürfien zu unterthänigften Ehren die ganze anweſende Herr: 
Ibaft auf dem Rathhaufe zu Gafte gehabt, da an einer langen 
Zafel ihre Pöniglihe Würde aus Dänemark Friedrih II. und 
dero Hersen Brüder Herzog Hand und Magnus, wie au Her» 
vs Adolph aus Holftein und Churfürft Auguft fammt etlichen 
dern Fürften und Herrn, gegenüber das cur: und fürſtliche 
Srauenzimmer als Frau Gatharina, Herzog Heinrichs zu Sad: 
fen binterbliebne Wittwe, Frau Anna, Churfürft Augufts Ger 
melin, zwei Fräulein, geborne Herzoginnen zu Sachſen und 
mehrere fürftlihe und hohe Standesperfonen faßen, und jede 
Zradıt zwölf Silber nach Gewohnheit felbiger Zeit aufgetragen 
wurde. Damit nun aber die Herrfhaft ſich defto fröpliger ers 
xige, haben mit Vorwiflen ihrer churfürſilichen Gnaden die Weie 
ber und Zöchter der vornehmften Rathöherren ſich aufs zierlichfte 
wermaßleradet, und find die Weiber in hohen Judenhüten mit 
Hammen, wie fie auf dem hurfüchfifhen Wappen zu fehen find, 
uud die Iungfrauen mit Rautenkränzlein auf ben Häuptern in 
vie Zafelfiube Hineingetreten und haben der Herrſchaft eine 
Hummenfdanze gebracht, welches in allen Gnaden aufgenommen 
wurde. Die Mummenfhanze hat die Wolf Hapfartin die Toch⸗ 
wer des alten Rathökämmerer Paul Treiner geiragen, 


D 





Auch hatte man feit dem 19. Mai 1588 auf: bes Reltor 
Zörlers (1581 — 87) Veranlaſſung an dem Gregoriusumgang 
jährlidy eine folche wandernde Comödie auf den Straßen, bei 
weicher die Schüler alle Stände darftellten und dabei wirklich) 
agirten und fangen. Ein Feſt, welche zwar durch bie Drang» 
fale des Kriegd 30 Jahre lang unterbrochen, aber im April 
1648 wieder erneuert wurde. Die Lehrer empfahlen ſich bierzu 
durch befondre Schriften, welche gewöhnlich Gefpräche enthielten. 
Blade führt als Probe ben Titel einer folhen Schrift, jedoch 
aus dem Sahre 1674 an, er ift: Stüd auf, Glück auf! rufen 
bem Freien, Redlichen, Erzgegründeten, Immergrünenden Berg 
und Bergwerke, ald fie am Gregorius⸗Feſte den 27., 28. u. 9. 
April anno 1674 neue Gänge ausgehen wollten, Aus Berg⸗ 
männifhem Reblihem Gemüthe zu die ſaͤmmtlichen Steier und 
Häuer u. f. w. Dan war an folde Singumzüge ſchon gewöhnt 
durch die Erlaubniß, welche die Schüler zu Wellerd Zeit erhal: 
ten hatten, zu befferm Auskommen wöchentlich einmal vor ben 
Thüren in ber Stadt herumzufingen. 

Ueberhaupt hatte fi Weller viel Mühe gegeben, ber 
armen fludirenden Jugend Unterflügung mander Art auszuwir⸗ 
fen. So bemühte er ſich auch ernſtlich, ob er gewifle Alumnen 
auf die Schule bringen oder doch etlichen armen Knaben eine 
Zubuße und Verlag zum Studiren audrichten moͤchte. Moller 
führt zum Beweiſe dafür folgendes Schreiben beffelben an: An 
€. Ehrbaren, Achtbaren und Wohlweiſen Rath zu Freiberg: 

Ehrbare, Achtbare, Wohlweife, Großgünftige, Liebe Herren. 
Wir fehen, wie unfer Herregott diefe Stabt mit der Gabe fon« 
derlich begnabet hat, daß fie viel feiner Ingenla giebt und auf: 
zeucht, das ift, viel feiner geſchickter Knaben, die wohl tüchtig 
find zum Studio. Weil aber der mehrere Theil armer Leute 
Kinder find (wie e8 denn unſers Herrngottes Weife iſt, daß er 
armen Leuten feine gefchidte Kinder befhert) haben fie nicht 
Behrung, daß fie Fönnten im Studio fortfahren, müffen berhals 
ben entweder davon laflen oder in der Irre umbergeben. Wenn 
ich nun ſolches ſehe, thut mir's im Herzen wehe, daß foldye 
ſchoͤne Ingenia ſollen verderben und daß ſich ihrer Niemand will 
annehmen und ich wollte der Sachen ja gerne rathen. Und 


— Ak — 


nachdem mich denn Gott hieher berufen und geſetzt hat, daß ich 
in meinem Naterlande bed Herrn Ehrifti Diener und unmwürs 
diger Lector in beiliger Schrift fein fol, habe ich mit gutem Ge: 
wiffen nicht länger können fchweigen, fondern habe ed endlich 
gewagt und an E. E. Rath diefe Feine Vermahnung geftellt, 
demũthiglich und herzlich bittend, er wolle doch auf Mittel und 
Wege bedacht fein, wie man der Sachen möchte rathen, auf 
daß feine gefchidte Knaben könnten gefördert werden. Denn 
ich täglich in der heiligen Schrift lefe und befinde, wie gar ernft- 
lich Gott von allen Menfchen, fonderlid) von der Obrigkeit for: 
dert, daß fie Gottes Wort groß, lieb und werth halten, Kirchen 
und Schulen wohl beftellen, die frommen und treuen Lehrer 
verforgen und daneben junge Leute aufziehen, die mit ber Zeit 
in der Alten Statt treten follen. Ich finde auch viel fchredliche. 
Erempel, wie greulich Gott geftraft habe diejenigen, fo in die— 
fem hoben Gotteödienfte träge, laß und faul find gewefen und 
ſich weder der Lehrer nody Schüler je haben angenommen und 
fo viel an ihnen gelegen, dad Predigtamt gar laffen zu Boden 
gehn. Dagegen auch finde ich viel tröftlihe Erempel, wie reich: 
lich Bott gefegnet alle die, fo fein Wort mit Ernft gemeinet 
und zur Erhaltung deſſelben etwas gegeben und geftiftet haben. 
Beil ich denn ſolches weiß und mich mein Beruf dazu zwinget 
und dringet, kann und fol ich's nicht unterlaffen, meine lieben 
Herren, von denen id befoldet bin, ſolches zu erinnern: 
fie wollten doch der Sache mit Fleiß und Ernft nachdenken, 
wie man frommen gefchidten Knaben Unterhaltung möchte ver; 
ſchaffen, auf daß nicht, wo fie hierinnen ſaͤumig und lälfig feien, 
Gottes Zorn möchte gereizt werden. Chriſtus, welchem folcher 
Dienft geſchieht, wird ſolche Wohlthat E. Ehrbaren Rathe reich 
lich erflatten. Denn fo fpridt er Matth. am 10. Gapit.: Wer 
einen Propheten aufnimmt in eined Propheten Namen, der wirb 
eines Propheten Lohn empfangen, das ift, er wird es fo gut 
haben als der Prophet felber. Propheten aber nennet die Schrift 
nicht allein die Lehrer, fondern auch die Schüler in heiliger Schrift. 
Ein Ehrb. Rath wolle ſolch mein Schreiben mir zu gute halten, dem 
ich zu dienen nach allen meinem Vermögen mich ſchuldig erkenne. 


E. Ehrbarleit Diener Hieronymus Weller. 





- m — 


Indeſſen kam es erft unter Scellenberg& Rectorat, wel⸗ 
ches 1603 auf das von Hempel folgte, dahin, daß 1617 von 
den Schülern, welche bei der Figural⸗ und Choralmufil in 
den Kirchen und bei der WBürgerfchaft aufwarteten,. monatlidy 
1 Xhaler zurüdgelegt und fo 162% eine Summe von 140 
Gulden gefammelt wurde. Diefe wuchd dann durch freiwillige 
Beiträge einzelner Freunde der Schule bid zu 300 Gulden an 
und wurde den 4. Dechr. 1688 auf dem Rathhauſe zu 5 Pros 
cent angelegt. 1630 konnten davon fchon für ſolche Schlis 
ler, welche nicht fogleich bei den Bürgern ein Untertommen fin« 
den könnten, Betten angefchafft werben, und es erbot- fi) ber 
Kath für die ankommenden Scholaren auf dem obern Schul 
boden eine Stube und Kammer. zu bauen. Doch kam man 
während ber böfen Kriegözeit nicht dazu und erſt im Septembr. 
1650 ließ man zu diefem Behufe eine befondre Kammer neben 
des einen Gollegen Lofament verfchlagen und den Schülern ein: 
räumen. Es gab nämlich bei der Schule drei befondre Lofas 
mente für die Lehrer, das eine neben ber Schreiberflube und bie 
andern beiden höher oben über der Schreiberftube und dem bas 
maligen Zocale der Bibliothel. Won den Zinfen wurden hierauf 
6 Schüler und 1 Frau oder Magd als Speifemutter wöchentlich - 
gefpeift und dem Baccalaur die nächfte Aufficht darüber anver- 
traut. Es hatte fi nämlich die Zahl der Lehrer fehr bald vers 
mehrt und zwar zunächſt um einen zweiten Baccalaureus, wel: 
her nun ber unterfte College war. Denn Valentinus Hidimann, 
welcher 1566 als Pfarrer zu Wilsdruf flarb, hat diefe Stelle 
fhon bekleidet. Dann war ferner 1560 ein Succentor (Sub- 
eantor) in der Perfon eines gewiflen Joh. Löffler aud Camenz, 
doch nicht ald ordentlicher Lehrer angeftelt worben, aus bem 
Grunde, weil Michael Hempeln nad feiner Ernennung zum 
Tertiud auf Weller Rath auch einige Stunden bed Rectord und 
Gonrectors fibertragen wurden. Er follte die Schäler der untern 
Glaffen unterrichten, dabei zugleich die Ungeübten in der Mufik 
unterweifen und im Dom bei Abhaltungen des Gantord mit 
den Alumnen (Schülern der Communität) Mufiten aufführen. 
Unter ihnen bat fi) namentlih Matth. Klöppel, welcher im 
Jahr 1594 diefe Stelle erhielt, 1596 aber Gloͤckner zu St. Petri 





— 1 — 


wurde, in der Muſik hervorgethan, und da er ſo glücklich war, 
ſeine Bergbauluſt durch reiche Ausbeute von der hohen Birke 
9, 10, 11 u. 12 Maaß belohnt zu ſehen, die Freiberger Geiſt⸗ 
lichkeit audy mit einem Legate bedacht. Endlich wurde 1643 der 
Praefectus chori music Samuel Siegfried vom Rector zu 
einem Gollaborator eingefeht und die Schule in 8 Claſſen ein: 
geheilt. Man war bierzu durdy ben Umftand veranlafßt, daß 
man 1605 dem erſten Baccalaureus Peter Hempeln die Schreib: 
fanden auftrug und ihm deshalb einen Primaner an die Seite 
feßte, welcher bei Abhörung der Knaben feine Stelle vertreten 
wnb vom Rathe dafür jedes Eramen einen Thaler befommen 
ſelte Denn diefe Collaboratoren waren urfprünglihd Schüler, 
welche noch fludirten, wie dieß unter andern auch Giegfrieb 
that. Es geht aber zugleich daraus hervor, daß auf Schreib: 
unterricht fehr geſehen wurde, wahrfceinlih zum Beſten der 
Bürgerföhne , welche nicht ftudiren wollten. Daher ein Theil ver 
Schüler Schreiber, ein Theil Scholaren genannt wurde. 

Zu gleicher Zeit erfieht man aber auch hieraus, daß Ge: 
daͤchtnißübungen einen Haupttheil des damaligen Unterrichts 
bitbeten. Es heißt daher in dem Schuldecret, welches 1605 bie 
verorbnieten Gommiflarien des Confiftorii in Meißen und Dans 
Heinrih von Kraftowis auf Wegefarth im Namen des Chur, 
fürften erliegen, um dad zerrüttete Schulmefen neben andern 
Unordnungen und Widermärtigkfeiten zu heben: Neben fleißiger 
Bifitation und Infpection der Schule follen, wie zuvor, jährlich 
zwei Eramina gehalten werden, zu weldhen neben dem Rathe 
andre vornebme und gelehrte Leute eingeladen, der Anfang von 
der Mufit gemacht, folgends die Kectionen nicht mehr vertheilt, 
fondern die Lehren der Frömmigkeit (gewille Gebetformeln und 
Lieder), der Grammatik, Rhetorit und Dialectit nad der Reihe 
ohne alle Beihilfe aus dem Gebächtniß hergefagt und der Kna⸗ 
ben Fortfchritte aus andern Lectionen und Stielübungen erforfcht, 
und diejenigen, fo tücdhtig befunden, in obre Klaffen verfegt werben. 
Diefe Verfegung fol feierlih fein, und es follen bei derſelbed 
nicht allein etliche Knaben declamiren, und die Mufici dazwiſchen 
ſich hören laſſen, fondern auch der Rector und Eonrector wechſels⸗ 
weife Reben halten und zum Schluß das Lob ber Werfehenden vers 





— MM — 


fünden, fo wie bie Belohnungen austheilen. Der Rath hatte 
bierzu für jedes Eramen 5 Thaler und Walentin Buchführer 
dad erſtemal 15 Thaler verwilligt. Es follten die Lehrer des⸗ 
halb die Stielübungen poetifher und profsifcher Art wohl in 
Augen haben, ferner anftatt des Eramend von Philipp Melanch⸗ 
thon Tünftig die Margarita Theologica M. Adami Francisel 
gebrauchen, ſtets zwei lateinifche (Birgit und Plautus oder Te⸗ 
renz) und einen griechifchen Dichter leſen, in ihren Lectionen 
alle und jede Regel fleißig erklären unb mit ben Beifpielen 
der bewährteften Schriftfteller belegen und wenn fie einen Schrifte 
fieller zu Ende hätten, ohne ber Lehrer und Inſpectoren Bes 
rathſchlagung Feinen neuen vornehmen und mit den Schülern 
ber obern Klafien fo wenig ald dieſe mit ihnen im beutfcher 
Sprache reden. Hierauf werben Verzeichnifie der fehlenden Schü: 
ler, vierteljährlihe Cenſuren eingeführt, ein Gintrittögeld von 
wenigftend 3 Gr. feftgefeßt und eine Abgangsrede verlangt. 
Ueber die Schulzuht warb beftimmt, daß Fein Schüler 
ohne einen Zettel des Rectors und bie Einwilligung ber Lehrer 
ein Logis beziehen ober verändern, noch weniger fremde Schüler 
bei fid) aufnehmen, ober fich felbft anderswo aufhalten oder ohne 
Anzeige abgehen dürfe. Daß jeder Schüler bie öffentliche Lec⸗ 
tion früh und Mittags ordentlich befuhen und fi überhaupt 
der Gottesfurcht (zu deren Beförderung die Schüler feit 1577 
nad jedem Eramen zum heil. Abenbmal gehen mußten), Chr 
barkeit, Nüchternheit, Sittfamleit und eines friedfamen Wan⸗ 
dels befleißigen ſollte. Auch folle Feiner ein Bette allein einneb: 
men, fonbern ſtets zweie zufammenliegen. Die Strafen ſollten 
feine Geldftrafen mehr fein, wofür man jebesmal nach gehalte: 
nem Eramen dem Rector, Gonrector und Cantor einen Thaler 
verehren wolle. Auch folle man die Infpectoren dabei zu Rathe 
zieben, wogegen biefelben in oder bei der Schule auf ein fonder- 
lich leidlich Gefaͤngniß für die muthwilligen Scholaren bedacht 
fein würden. Denn fo oft nichts Peinliches verwirkt oder mit 
Zumultuiren bei Nacht fchlafender Zeit kein öffentliched Skandal 
begangen worden fei, folle der Rath mit Gefängniß und andern 
Strafen den Lehrern fo wenig ald andrer guten Drbnung vor: 
greifen, fonbern vielmehr biefelben babei mit gebührendem Ernſt 





— 7158 — 


und Eifer erhalten und ſchützen helfen. Es war dieß letztere 
aber in jener Zeit um fo nöthiger, als Schellenberg, welcher 
1608 auf Hempel folgte und das Rectorat bid zu feinem Tode 
1642 verwaltete, keineswegs fich felbft das gehörige Anfehn bei 
den Schülern zu verihaffen wußte. Wenigftend klagte ein Schüs 
ler 1604 feinem Vater, wie der Rector wenig Bebeutended 
lehre und erfläre und nur die Stüde aus den Schriftftellern 
auöwendig lernen laſſe, welche dann unter dem Hute abgelefen 
würden, wie er nicht firafen fondern nur bitten könne, in ber 
Kaffe daher Feine Ordnung fei, auch nicht darnach gefragt wer: 
ve, wer da fei oder nicht, ja wie er felbft zu Haufe nicht, ohne 
von feinen Mitfchülern geflört zu werden, zu arbeiten vermöge. 
Sefördert wurde diefer troftlofe Zuftand der Schule durch innere 
Screitigkeiten zwifchen dem Rector und einzelnen Lehrern, vor: 
zslid) dem Gantor Chriftoph Demantius aus Reichenberg, einem 
für feine Zeit berühmten Gomponiften, welcher bereit8 vor feiner 
Anftelung im Jahr 1604 zu Zittau 7 Zahre den Chor birigirt 
hatte und ſich nun vom Rector nicht in die Chorangelegenheiten 
reden laflen wollte. Es heißt daher auch in dem erwähnten 
Schuldecret: Dieweil im Choro Mufico bishero nicht die ge: 
ringſte Unrichtigfeit befunden worden ift, fo follen hinfüro der 
Sector und Cantor bdenfelben zugleich beftellen, der Rector und 
Gonrector aber die Infpection darüber haben. Dabei wir uns 
gefallen laſſen, daß fie Donnerſtags um 1% Uhr ausgehen, das 
gegen Sonnabends früh von 7—9 Uhr die Lectionen befuchen 
und Dienflagd vor der Predigt eine Motette fingen, und wenn 
das deutfche Lied angefangen wird, von dem Chor weg vor dem 
Kauffteine ihre Stelle haben. 

Moller hielt ed unter diefen Umftänden nun auch nicht 
lange an der Schule aus und benutzte, während er noch Con: 
rector war, fein Studium der Arzneitunde dazu, um ald Arzt 
thaͤtig zu fein, was er um fo leichter konnte, weil dem Conrec- 
tor damald nur 2 Stunden bed Tags zu halten oblagen. Er 
wurde daher auch, weil er bei feinen Curen Gottes fonderliche 
Guade merklich verfpürte, 1637 Doctor der Mebicin zu Jena 
und legte hierauf im Januar 1638 feine Schulftelle nieder. Im 
Jahr 1658 aber wurde er zum Phyſikus ernaunt unb hat, wie 





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fein Leichenrebner fagt, diefer Stelle bei Tag und Nacht mit 
gutem Ruhme vorgeflanden, bis .er den 2. Febr. 1660 farb. 
Um die Schule hingegen erwarb er fich noch fortwährend Ber: 
bienfte, indem er nicht nur armen Schülern, wenn fie krank 
waren, ohne Entgeldung diente und ihnen viel Gutes that, fon- 
bern auch dad Amt eines Bibliothefard fortuerwaltete. 


Es waren nämlich bei der Aufhebung der Kiöfter und bed 
Domftiftd die Bücher berfelben zum größten Theil in ein Ge 
wölbe der Domlicche geichafft worden und hatten hier bis zum 
Jahr 1565: ruhig gelegen. Da wurden fie feierlich und in Ges 
genwart bed Superintendenten Caspar Beuner, des Profeſſors 
Dr. Beller, des Syndicus Michael Jäger, des Rathskaͤmmerer 
M. SHeiling, fo wie bed Rector Apelles und des Conrector Zoͤr⸗ 
ler dem Gymnaſium übergeben, und 13 Jahr darauf aufgezeichs 
net, wo ſich die Zahl auf 736 Stüd belief, Dieß war der Ans 
fang zu einer Bibliothek, welche theild durch Beiträge der Ausb: 
beutezechen theils durch anderweitige Gefchenfe bis zum Jahr 
161% an 1200 Bulden einnahm und 160 an 967 Stüd 
zählte, worauf fie 1631 unten in den alten hinteren Conclaven 
aufgeftellt wurde. Denn nachdem fie 1565 das obere hintere 
Auditorium (jegige Secunda) eingenommen hatte, war fie 1604 
auch in Dr. MWellerd Auditorium mit verlegt, dadurch aber bie 
erſte und zweite Clafje in der fogenannten Schreiberftube zufam: 
mengedrängt worden, eine Einrihtung, welde nicht geringe 
Verwirrung verurfachte, jedoch erft 1631 auf Anhalten ber Leh⸗ 
rer aufgehoben wurde. Sie führte zu biefer Zeit ſowol den Na: 
men Stadt: ald Schulbibliothef, und ber Stabtrichter Plattner 
war zugleih mit unferm Moller Bibliothekar. Man zählte bes 
reit8 an 1079 Bücher. Weil jedoch während der Kriegsunruhen 
und durch Einrichtung bed Berggeſtifts die oben genannten Bei: 
träge und Verwilligungen aufhörten, fo beihloß man 1643 nad) 
dem Abfterben des Cantors Demantius ben britten Xheil von 
den SHochzeiteinlagen (bisweilen an 18 Gr. von einer) für bie 
Gantorei zur Bibliothek zu fchlagen. Diefe Einnahmen und 
mehrere Geftifte, wie das Pragerfche, nad welchem die Bib⸗ 
liothek die Krafauifchen Bücher (94 an der Zahl) erhielt, ver: 





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mehrten biefelbe fo, daß fie 1646 bereits 1583, 1650 aber 
1763 Stüd befaß. 

Unter biefen Büchern nun befanden fi) von ben aufges 
hebenen Kiöftern, dem Dominikaner = und Franziskanerkloſter 
Wer, denn bie Bücher des Nonnenklofterd verblieben demfelben, 
da es noch längere Zeit fortbeftand, mehrere Handfchriften und 
te Drude. Ich erwähne von den erfteren und noch vorhans 
denen ein beutfched neued Teſtament vom Jahr 1414. Ciceron. 
ad. Arati und Hygin de sideribus in 4. mit Malereien, bie 
Iafitutionen des Juſtinian, des Baldus Commentar zum Co⸗ 
wer aud dem 1aten Jahrhundert, jus civile Bohenicum, eine 
wit in böhmiſcher Sprache vom Jahr 1433, einen oriens 
talifiyen Soder aus dem 16ten Jahrh. fo wie eine werthuolle 
Handferift über dad Lehnreht und Weichbild. Verhältniß— 
mäßig reicher war hingegen bie Bibliothek an alten Druden. 
Dean da man bier burdy den Bergbau reich geworden war, fo 
wurden viele erſte Drude gekauft, welche dann alle in bie Schul» 
und Stadtbibliothek zufammengefommen find. Den erften Rang 
unter ihnen behauptete bad Psalterium von Zauft, zu Mainz im 
Jahr 1457 gebrudt. Es lag lange in der Domfirche unter 
einem Haufen alter Choralbücher, bi es beim Aufräumen zwi⸗ 
fen 1644 bi 47 aufgefunden, für 12 Gr. neu eingebunden 
(din Folioband in Schweinsleder mit Glaufuren koſtete damals 
1 und !/, fl. einzubinden) und fpäter (1776) nach Dresden ges 
gen Dubletten zum Werthe von 300 Thlr. verkauft wurde. Ihm 
ſchloß fih an Liber sextus Decretalium Bonifacii VIII. Mainz, 
bei Schöffer und Fuſt 1465, im Jahr 1800 für 120 Thlr. 
nach Regendburg verkauft, von wo es nad England gekommen 
iM. Nach Regensburg wurde zu bderfelben Zeit de Janua Ca- 
tbolicon vom Jahr 1460 für 80 XThir. verkauft. Auch ein 
Decretum Gratlani p. Petr. Schocer von 1472, Decretal. 
Hbri V. p. Schoeffer von 1473 und Decretal. L. VI. p. 
Schoeffer von 1476 waren da, und wurden 1801 ebenfalls für 
1350 Thle. nad) Regensburg verkauft. Außer ihnen gab und 
gibt es aber noch an 22 alte Drude aus dem 18ten Jahrhuns 
dert, 3. B. Ciceron. oratt. aligu. von 1471 bei Adam in Ams 
berg; Augustin. in Psalm. Baſel 1489 und de cdiritale dei 


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Hieronymi Bibl. gioss. 8 Bde. ohne Drudert und Jahrzahl; 
Bibl. vulg. ed. integr. von 1477 mit röm. Xypen, Pesalterium 
Lombardi von 1478, Nürnberg; Lexicon latin. von 1471, dem 
Drude’nad) in Ital. herausgelommen; Senecae opp. omn., eine 
Prachtausgabe alter Zeit, dem Drude nach aus Stalien, vielleicht 
Neapel 1475. Unter die Merkwürdigkeiten gehört endlich auch 
noch dad von Conrad Kachelofen 1495 zu Freiberg vollendete 
Opus Missaliam. Diefer Conrad Kachelofen hatte nämlich feit 
ungefähr 1489 eine Buchbruderei in Leipzig, zog aber um das 
Jahr 1494, ald die Peft in Leipzig zu wüthen anfing, hierber, 
um das Missale, welches er für den Bifchoff zu Meißen brudte, 
zu vollenden. Lange mag er fich jedoch nicht hier aufgehalten 
haben, da er 1509 in Leipzig geftorben zu fein fcheint. Doc) 
bat er vielleicht (wenigſtens fleht Friburga 1494 am Ende) auch 
eine Ausgabe des Auguftin hier gebrudt. | 

Man hatte aber feit dem Jahre 1644, wo ber Rector 
Quelmalg von den beiden Birliothelaren ben Schlüffel befom: 
men hatte, auch die Einrichtung getroffen, daß der Rector die 
Bibliothef jeden Donnerftag Nachmittag einige Stunden öffnete 
und alles aufzeichnete. Moller Eonnte ſich übrigens eben in je⸗ 
ner Zeit Süd wünſchen, von feinen Schulämtern nichts als das 
Ehrenamt eines Bibliothekar behalten zu haben, da die Lehrer 
grade damals ihre fchlimmfte Zeit erlebten. Denn wenn bie 
Schule fchon einmal 1585 der Peft wegen eine Zeit lang gefchloffen 
gewefen war, wenn ferner 1632 eine noch traurigere Zeit für 
diefelbe begonnen hatte, daß 3. 3. den 18. Novbr. die Aubis 
toria vol Volk und Pferde waren, unb bie Schule wegen vor 
gehender großen Drangfale und einfallender Anftedung beim 
Cantor, weldem eine Tochter an der Peft verftarb, ganzer zehn 
Wochen verfchloffen blieb, und bei der Wiedereröffnung am 10. 
Dechr. ein großer Abgang der Schüler verfpürt wurde, fo hats 
ten doch die Lehrer damals wenigftend ihre Gehalte ausgezahlt 
erhalten. Ganz anders geftalteten ſich jeboch die Sachen, als ber 
Rath fich 1638 weigerte diefelben zw entrichten. Zwar waren 
diefe Öffentlichen Befoldungen nicht bedeutend, fo daß 3. B. ber 
Cantor wöchentlich 17 gute Grofchen, der erfte Baccalaureus 
ober Quintus 182 Gr. 6 Pf., der zweite 11 Groſchen bezog, und 


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die Eehrer namentlich von ben Nebeneinktünften leben mußten. 
So kommen beim Gantor außer der freien Wohnung 2 Schragen 
bartes Holz nebft dem gewöhnlichen Fuhrlohn, 4 Thlr. 12 Or. 
jährlich vom Figuralfingen in den Kirchen zu St. Petri, Nico 
kai und Jacobi, 2 Zhlr. von den Eraminibus, 8 Thlr. 8 Gr. 
Bierfteuer, 10 Thlr. neue Jahröverehrung von den Berggewers 
ken, 2 Scheffel Korn und 10 Thlr. 11 Gr. 9 Pf. Legatengelder, 
ferner von ben Leichen 3 Gr. aus bem Armenlaften, von andern 
4,5, 6 und 8, ja bei einer Hauptleihe 16, 18 Groſchen bis 
1 Zhlr. und 1 Thlr. 12 Gr., und von Figuralhochzeiten 12 Gr., 
jo wie von ber Brautfuppe, welche die Schreiber (Singſchüler) 
—wen, eine 4 Pfennigiemmel, 1 Stüdden Fleiſch und 1 
Krügd Bier nebft 6 bis 9 Pf. wöchentlich von einem Knaben 
für Mufitunterricht hinzu. Eben fo bezog ber erfte Baccalaureus 
gleihfalls noch 8 Zhlr. 8 Gr, Trankſteuer, 8 Thlr. vom Berg 
wert, 2 Thlr. von den Eraminibus, 8 Thlr. 9 Pf. Legaten- 
xider nebft freier Wohnung und 1 Schragen harten Holje, 4, 
5,6, 8 bis 12 Gr. von einer Leiche und 6, 9 bis 12 Pf. von 
einem Knaben für Privatunterricht, während der zweite Baccas 
kaurens ohne freie Wohnung zwar gleiche Trankſteuer und gleis 
Web Berge, Leihen: und Eramengeld nebft 1 Schragen Holz 
bette, am Privatfchulgelde aber nur 6 bis 9 Pf. wöchentlich von 
diem Knaben einnahm , jedoch noch 2 Thlr. 6 Gr. Schreibe⸗ 
geid für die Schreibeftunde erhielt. Der Rath glaubte aber feit 
1638, weil für dad geiftlihe Einfommen wenig oder gar feine 
Jutreſſen eintamen, auch biefer geringen Befoldungen der Geiſt⸗ 
Gichen, Schuldiener, Organiften und Glödner überhoben zu fein, 
and veranlaßte fo von Seiten derfelben, nachdem er ihnen bis 1648 
über 5600 Thlr. nebft 100 Thalern Legatengeldern ſchuldig ges 
Wieben war und den Superintendenten wödentlih mit 2, bie 
andern Geiftlichen und beiden obern Lehrer je mit einem Thlr., die 
übrigen Schulcollegen, Drganiften und Glödner aber gar nur 
wit 1%, 10, 8 und 6 Gr. wöchentlid abgefunden hatte, eine 
laute Beſchwerde, welche ber Leipziger Schoͤppenſtuhl abrieß, 
weit fid) die Betheiligten felbt an die Schuldner des geiftlichen 
Einkommens (welches jebod ber Rath ohne Betheiligung und 
Einficht der Geifllihen bisher verwaltete) zu wenden hätte. Das 





. Gonfiftorium hingegen entfchieb zu Gunſten der Kläger, indem 
e8 bereitd 1638 der Rath für ſchuldig erklaͤrt hatte, bie gebachte 
Befoldung berbeizufchaffen, geftattete jeboch dafür 1648 dem 
Rathe zum Beten des geiftlichen Einfommens anftatt der Samm⸗ 
lung bei den Kirchenthüren die Klingelfädlein zu gebrauchen, 
woburd innerhalb eined Jahres faft 850 Bulben einlamen, fer: 
ner alle Quartale die Beden vor die Kirchthüren zu ſetzen und 
endlich den Ueberfhuß von ben Hoßpitaleinlünften, beflen man 
bei dem jekigen Zuſtande für das Armuth nicht bebürftig fei, 
gleichfalls zur Zubuße zu nehmen. 

Bei diefer Gelegenheit thuen wir aber auch zugleich einen 
Bid in die Einnahmen des geiftlichen Einfommend und erfah⸗ 
ren, daß ed unter andern 624 Thlr.“ 18 Br. 6 Pf. (früher 
612) jährlih) vom Rathe zu beziehen Hatte für 12452 Thlr. Ca⸗ 
pital, ferner 264 Thlr. aus der hurfürftl. Steuer von 4400 Thlr. 
Capit., fo wie 22 Thlr. 18 Gr. vom churfürftl. Amte zu Chem: 
nis, 5 Thlr. von Graupa, 2 Thlr. 10 Sr. 6 Pf. von Voigts⸗ 
borf, 7 Thlr. 10 Br. 6 Pf. von Schmerkersborf, 5 Thlr. von 
Tzſchirla, 30 Thlr. von Wulzka, 186 Thlr. von Döben, 15 
Thlr. von Lindau, 20 Thlr. von Bieberſtein, 15 Thlr. von 
Ragewitz, 5 Thlr. von Sornewig, 50 Thlr. von Kotte, 6 
Thlr. 18 Sr. von Bräunddorf, 5 Thlr. 15 Sr. von Arndborf, 
1% Thlr. von Chriftgrün, 37 Thlr. von Oberfhöne, 100 Thlr. 
von Hain, 170 Thlr. von Chemnig, 13 Thlr. von Lauenftein, 
50 Thlr. von Mitweide, 115 Thlr. von Pirna, 5 Thlr. 11 Sr. 
3 Pf. von Wilddruff, 4 Thlr. 4 Gr. 3 Pf. von Chriſtopf Frieds 
rih zu Naundorf, 12 Thlr. von Paul Graun zu Lichtenberg, 
1 Thlr. 5 Gr. 4 Pf. am Richtergute zu Müdisdorf, 3 Thlr. 
18 Sr. vom Richter zu Sohra, 1 Thlr. 16 Gr. 9 Pf. von Dans 
Hofmann zu Niederbobrigfh und 6 Thlr. von Meuzner zu Con: 
radsdorf. Von diefen und andern Einnahmen hatte aber auch der 
geiftliche Kaften nicht nur die Gehalte ber Beiftlihen, Schuldies 
ner, Glödner und Organiften (81 Perfonen) zu beftreiten, fon: 
dern auch -die geiftlihen Gebäude und Kirchen in Stand zu 
halten. 


Thaler find hier == Gulben gebraucht. 


— RB — “ 


4) Die geifttichen Gebäude, Kirchen und Kapellen, Armenhäufer, 
Hospitäler und Stiftungen, 


Quellen. Urkunden. 1) 1543. Ch. Morig üb. d. Freib. 7 Kreis 
Bellen auf d. Fuͤrſtenſchule zu Meißen. ©. z. S. G. Zr. II, S. 236 — 
237. 2) 1546. Erb. Buhlmanns Vermädtnig. A. Fr. Rathsaich. 3) 1577. 
Estract aus Wolfg. Hilligerd Teftament. A. Br. Sculbibl. 4) 1585. 
Unpels Geſtift. S. z. S. G. Ih. U, ©. 254—258. 5) 1604. Extr. 
e. 2. Packiſch Teſtam. A. Fr. Schulbl. 6) 1607. Extr. a. Holeweins Te⸗ 
Bemunt. Ebend. 7) 1611. Extr. aus Geb. Hofmeyerd, Thom. Mehners, 
Ri. Doms Zeftam. Ebend. 8) 1612. Daß d. Super. b. Beſetz. d. erled. 
Hocpitalſtellen nicht zuguziehen. A. Er. Rathsarch. 9) 1616. Extr. a. Buchs 
eyes u. Caspar Horns Teſtam. %. Ar. Schulbl. 10) 1618. Decret uͤb. 
d. Bercheilung d. Stipend. A. Fr. Rathsarch. 11) 1621. Das Berggeftift. 
1 &. Echulbibl. 1?) 1621. Extr. aus Abr. Martinis Teſtament. A. 
Br. Sqalbibl. 13) 1621. Daß die geiftt. Reden. auf d. Rathhaufe einzu⸗ 
ſeden feien. X. Fr. Rathsarch. 18) 1623. Abrechn. zw. Kaͤmmerei u. geiftl. 
Gualsmam. Gbend. 15) 1623. Exir. a. Landsberger Teftam. A. Fr. Schul: 
vi. 16) 1626. Gcorgs Befehl weg. Vergeb. d. Stipend. u. Hospitalſtell. 
I. Br. Ratbsarch. 17) 1638. Exir. a. Vitzthum v. Apelda Teſtam. A. 
Fr. Schulbibl. 18) 1638. Extr. a. Uslobens Teſtam. Ebend. 14) 1646. 
Extr. a. War. Gensreffs Teſtam. Ebend. 20) 1648. Trankſteuerbewill. 
Edend. 

Anuſterdem: Boceri Friberg. 2260— 2371. J. Dan. Schulze, Sti⸗ 
yenienlericon. Erz. 1805. ©. A. Ackermann, die frommen und milden Stif⸗ 
tungen in Sachſen. 2pz. 1845. u. a. ſchon genannte. 


Es waren nämlid vom geiftlihen Eintemmen nicht nur 3 
Kirhen, fontern auch zwei Edulgebiude (Gymnaſium und 
Mädchenſchule) nebit der Wohnung eined Kinderlehrers zu St. 
Petri, ferner 7 Häuſer für die Geiſtlichen, drei für die Glöckner, 
und die Häuſer des Rektors und feiner Collegen zu unterhalten. 
Unter ihnen fteht oben an die Domlirche ſamt den Kreuzgangen 
und der St. Annencapelle daran. Doch ift an den Kirchen in 
dDiefer Zeit das Meiite durch fromme Bläubige vder durch die Zürften 
geſchehen. So iſt z. B. das hur: und fürjtlich: fächfiiche Begrab: 
niß an der Domkirche aus dem Dom der Stadt Meißen, wo es 
lange Zeit wie zuvor im Klofter Alten: Zelle und an andern 
Erten geweſen war, auf Befehl und Anordnung des Herzog 
Heinrichö hierher verlegt worden. Denn weil diefer fromme ruhm⸗ 
wärdigfie Fürſt viele Jahre zu Freiberg Hof gehalten hat und 

46 





ben Einwohnern der Stabt wegen ihresfölßbertichen Treue und 
unterthänigen Willfährigfeit mit höchften Gnaden gewogen ge: 
weſen ift, hat er feine Ruheſtatt auch allda zu haben begehrt 
und in feinem legten Willen unter andern diefe Worte gebraucht: 
Er hätte die Freiberger in aller Treue und Gehorfam gegen 
Gott und ihn befunden, darum wollte er auch bei benfelben ru: 
ben und fchlafen. Deswegen, ald ihn Gott der Herr im Jahr 
1541 den 18. Auguft zu Dreöden burd einen fanften feligen 
Tod aus diefer Welt abgefordert hat, ift er als ber erſte aus 
dem uralten höchſtlöblichen fächfifhen Stamme nad Freiberg ge 
bracht und alda im hohen Chore der Domkirche beim Altare 
nach Gebühr beigefegt worden. Hierauf wurbe der gedachte Chor, 
weil bald bernady mehrere: fürftliche Perfonen und fonderlicy der 
bochtheure und weitberuͤhmte Held Churfürft Moris in Gott ver: 
ſchieden, ganz eingezogen, von ber Kirche durch zwei flarke eiferne 
Gitter abgefondert und alles nach jebiger Form aufs kuͤnſtlichſte 
zugerichtet und erhoben, daß nunmehr, fährt Moller fort, diefes 
Kur: und fürftlihe Begrabniß andern koöſtlichen Kunftgebäuden, 
die jemald im Ruf waren, wol zu vergleihen, wo nicht vorzu: 
ziehen ifl. Bei diefer Gelegenheit wurde dann auch zugleich ber 
bisherige Domkirchhof, welcher zum Xheil mit Stadeten umzo⸗ 
gen war, gepflaftert und es hielten nun auf ihm ald dem Nie: 
ders oder Nafchmarkte feit dem 4. Septbr. 1553 Marftleute 
feil. Die Capelle felbft aber hält an ber Länge jego 43 Ellen. 
Die Breite ift unterfchiebentlih, denn der hinterſte Theil, welcher 
in Geftalt eined halben Cirkels unter ein fonderlid Dad wie 
eine Capelle gebaut ift, ift nur funfzehntehalbe Elle breit, der 
vordere Theil aber hält 44 Ellen und ift noch breiter als die 
Kirche. Die Höhe ift der. Kirche ungleich und hält bis and Ge: 
wölbe 3% Ellen. Born an feht aber dad vortreffliche prächtige 
Denkmal des durchlaudhtigften und hochgebornen Fürften und 
Heren, Herrn Morigens, Herzogs und Churfürſtens zu Sach⸗ 
fen, welched von Dinantifhem Marmorflein oder Zuffitein, den 
man in ben Niederlanden bereitet und mit großen Koften nad) 
Freiberg geführt hat, auf Angeber und Verordnung des auch 
durdlauchtigften und hochgebornen Fürften und Herrn, Herzog 
Auguft, Ehurfürftend im Jahr 1553 aufgerichtet und hernach 


J ⸗ 


mit einem beſondern künſtlichen übergoldeten Gegitter umzogen 
worden iſt. Die Geſtalt iſt auf beiden Seiten laͤnglich, faſt acht 
gemeine Schritte, aber vorwärts und hinterwärts kürzer, etwa 
ſechs Schritte. Unten find drei marmorfleinerne Stufen über: 
einander. Darauf figen an den vier Eden herum bie neun Mu: 
fen und drei Grazien in trauriger Geftalt, von welchen jede ein 
Zäflein und eine Schreibfeber in Händen hat. Ueber biefen 
Stufen zwifchen den Feldern ftehen allerlei Arten künftlich aus: 
gehauener Bilder in ungleihem Schmud und Rüftung, welche 
in befondern Schildlein die Wappen vor fi halten, fo zur gan: 
yu Dauptfahne der Churfürften und Fürften zn Sachſen gehd: 
ven. Bei diefen Bildern find zwanzig marmorfteinerne Tafeln 
in unterſchiedne Marmorfäulen eingefchloffen, um und um in 
zwei Seldern übereinander, in welchen die Ankunft, dad ganze 
£eben, die vornehmiten Xhaten, dad Ende und der Abſchied 
dechgedachtem Churfürft Morigens mit großer goldner lateinifcher 
Schrift (von G. Fabrizius, wie man meinet) eingezeichnet und 
befchrieben iſt. Doc ftehen diefe alabafternen Statuetten, wel- 
de an den verfchiedenen mit Säulen verzierten Abftufungen bed 
Sarkophags vertheilt find, in feinem guten Größenverhältniß zur 
Statue von Moris felbft, indem fie, wie Waagen fehr richtig 
bemerkt, ein zu puppenartiges Anfehn haben, übrigens aber von 
vielem Verdienſte in der Arbeit find. In den zwölf weiblichen 
Figuren, welde die Mufen und Grazien vorſtellen, tritt die 
Nachahmung ded Michelangelo befonderd deutlich hervor, und 
ebwol nicht ohne Manier, haben fie doch durch ihre nicht felten 
anmutbigen Stellungen und den Ausdrud der Zrauer etwas An: 
ziehendes. Beſonders zierlih, fährt Waagen fort, ift eine Reihe 
von weiblihen Masken und eine andre von arabeöfenartig ges 
haltenen Tritonen in Welief. Ueber bdiefen zwanzig Tafeln ſte⸗ 
ben nämlich 10 meffingene Greife, welche eine große, breite Platte 
tragen. Auf ihr niet hoch und viel genannten Churfürft Mo: 
ridens Bildniß in weißem Alabafter ganz leibhaftig audgearbeitet 
md bebt fein ausdrudsvolles Angefiht famt der linfen Hand 
empor, in der Rechten aber hält er ein blofe® Ehurfchwert, wels 
Ges auf der Achfel aufliegt. Nicht weit davon ift in ber Höhe 
zur linken Dand zu, wenn man in die WBegräbnißcapelle hinein: 
46 “ 





geht, ein Kragftein in der Mauer, auf welchem fein Bildniß 
aufrecht ſtehet, in rechter Eänge und Größe mit eben dem Har⸗ 
nifh, Panzer, Sturmhut, den ſchwarzen Federn, rothen und 
weißen Binden, bem Rennfpieß, Dolch und Rappier, fo er in 
der Iehten Schlacht witer Herzog Albrechten, Markgrafen zu 
andenburg, führte. Hierbei kann man noch eigentlich den Ort 
Yes Schuffes am Rüden gegen die linke Seite unter dem Gür- 
tel verfpüren, woburd) diefer theure Kriegsheld in ber gedachten 
Schlacht bei Sieveröhaufen den 8. Juli 1553 tödtlich verwundet 
und ben dritten Tag hernach als den 11. Juli ſeliglich verfchie: 
den ift. Hinter ihm hängen 8 Reiterfahnen und 14 andre Zah: 
nen, welche er damald famt dem Siege eroberte. Es ift aber 
dieſes alled im vorderften Theile der Gapelle zu jehen. 

Was jedoch den hinterften Theil betrifft, fo ift derfelbe nad) 
den feligen Abfterben des Churfürft Auguft chriftmilden Ges 
dächtnißes von deſſen hinterbliebenem einigen Prinzen, Ehurfürft 
Shriftien dem erften, ums Jahr Chrifti 1588 zu bauen ange: 
ordnet worden, wozu der hohe Chor der Domlirche erweitert und 
beffer binausgerüdt wurde. Es umgeben denfelben von außen 
fieben flarke fteinerne wohl verwahrte Pfeiler, 4% Ellen hoch, 
auf welchen in ber Höhe eben fo viele run Spigen, wie 
Pyramiden, oder vieredige Thürmlein acht Ellen hoch gelebt find, 
mit kupfernen übergoldeten Wetterfahnen, an welchen der durdjl. 
Landesherrn Wappen Fünftli und zierlich auögearbeitet zu fehen 
find. Dabei fließt dad Regen: und Schneewafler durd) drei 
lange kupferne übergoldete und mit mancdherlei Farben gezierte 
Rinnen und Drachenföpfe herunter auf die Erde, ringsumber 
aber ſteht unter dem Dache mit großen lateinifhen Buchſtaben 
folgende Schrift: In Honorem Illustriss. Electorum Et Princi- 
pum Sax. Pie Defunctorum Sacellum Hoc, In Quo Carnis Re- 
surrectionem Gloriosam Exspectant, Ab MHinstri Posteritate, 
Epitaphlis Splendidis Ornatur Anno Chr. MDXCIIII (zu deutſch: 
Zu Ehren der durchlauchtigſten feligveritorbnen Churfürften und 
Fürften Sachſens wird diefe Grabftele, worin fie ihre ruhmvolle 
Auferfiehung erwarten, von der erlauchten Nachkommenſchaft mit 
berrlihen Grabmälern gefhmüdt im Jahte Chriſti 1594). Wei: 
ter herunter ſtehet: Deo Opt. Max. Aigle. Jugleichen fieht 


man auch fünf große lateinische Buchftaben allda, nämlich J. M. 
N. L. I., welche die Anfangsbuchſtaben von des Künftlers Na; 
men und Waterlande find und Johannes Mariac Nossenius Lu- 
gancnsis Italus bedeuten. Endlich fteht gegenüber am 7ten Pfei: 
ler an der Ede unter dem Dache angefchrieben: „Wer Gott vers 
traut Hat wohl gebaut,” nebft den Anfangsbuchitaben von 
dem Ramen des Baumeifters H. J. B. d. i. Hans Irbiſch Baus 
meifter. 

Der Boden ift mit einem wohl außdpolirten meißnijchen 
Marmorftein ausgeſetzt, dazwiſchen jetzo (ſchreibt Moller) 23 
meſſingene Leichentafeln liegen mit Grabſchriften und Contra: 
kauen folgender beigefesten chur- und fürftlihen Perfonen, als 
Herzog Heinrichs, ftarb den 18. Aug. 1541, Frau Gatharinen, 
feiner Gemalin, ftarb den 6. Jun. 1561, Churfürft Augufts, 
Rarb den 11. Febr. 1586, Frau Annen, feiner Gemalin, ftarb 
den 1. Octobr. 1585, Churfürft Chriftiand I., ftarb den 2. 
Septbr. 1591, Frau Sophien, feiner Gemalin,, flarb den 7. 
Dechr. 1622, Herzog Albrechts, Chr. Moritz Herrleins, ftarb 1546, 
Mont. n. Judica, H. Johann Heinrichs, Aleranderd, Magnus, 
Joachims, Hectord, Augufts, Adolphs, Friedrichs, Leonorens, 
Marieng, Amaliens, Churf. Auguft Herrleind und Fräuleins, ferner 
der Fräulein Anna Sabine und Elifabeth, von Chrifttan J., und 
Chriftian Albrechts, Heinrich, ſo wie Sibylle Mariend und eines 
todgebornen Herrlein von Chr. Johann Georg. 

Anfänglid wurden nimlih alle Leihen in dem hintern 
Theile eingefenft, bid nah dem Tode CKhriftian I. 1591 kein 
Raum mehr allda vorhanden war. Daher bat man einen Platz 
im vordern Xheile zur rechten Dand des Eingangs dazu genom- 
men und dahin auf cdurfürftl. Befehl ein Gewölbe gebaut. In 
diefed gebt man von oben auf einer Treppe hinunter, die 16 
Reinerne Stufen bat. Es ift unten am Boben mit purem Mar: 
morftein gepflaitert und mit einem andern harten Stein, ben 
man Gehirn nennt und von der Grüllenburg anhero geholt bat, 
aufgeführet und zugewölbet. Es hat in die Tiefe 7 Ellen, in 
die Länge 10%/,, in die Breite 81), Elle. In diefem Gewölbe 
Reben jego in zinnernen Särgen auf ſchwarzen marmorfteinernen 


Zrägern fieben ur: und fürſtliche Perfonen beigefeht, als Churf. 





x 


| I., Frau Eophia, feine Bemalin, Churf. Chriſtian IL, 
erb den 23. Sun. 1611, Frau Hebwig, feine Gemalin, flarb 
den 20. Noobr. 1641, Frau Sibylle Elifabeth, Chr. Johann 
Georgs erſte Semalin, ftarb den 20. Ian. 1606, Herzog. Au: 
ft, flarb den 26. Dechr. 1615, Frau Dorothea, Aebtiffin zu 
dlinburg, geb. Herzogin zu Sachſen, Ch. Chriftian I. Toch⸗ 
ter, ftarb den 17. Novbr. 1617. Links aber, feithalben von 
Morigend Monument, liegt Frau Sidonia, H. Heinrich Tochter 
und Erichs zu Braunfhweig Gemalin. Sie flarb den 4. San. 1575. 
.. - Die Mauern find auh um und um mit dem fchönften, 
auserlefenfien Marmor bekleidet und mit vielen koͤſtlichen Bildern 
und Gemälden an allen Seiten aufs Fünftlichfte geziert. 

Gegen Morgen fteht ein fchöner, marmorfteinerner Altar, 
allenthalben wie ein Spiegel hell und wieberfcheinendb, barauf 
der Herr Chriſtus am Kreuze in Bronze gebildet, zu deflen 
Rechten Johannes ber Zäufer und zur Linken der Apoftel Pau- 
lus, auch in Bronze, mit Fingern auf ihn zeigen, dad ganze 
in ber Art, wie bei Micelangelod Grabmal der Mebdicäer. 
Unter des Zäuferd Bildniß lieft man den Sprud Joh. 1, v. 29. 
Siehe, das ift Gottes Lamm u. f. w., unter dem von St. 
Yaulus die Worte 1. Tim. 2, 5. Es ift ein Gott und ein Mitt⸗ 
ler u. f. w. Hinter dem Kreuze find 7 lateiniſche Diflichen in 
weißem Marmor eingehauen. 

Bei diefen Verſen zunahft am Altare ſtehen 4 lange zier- 
liche meflingerne Statüen der Tugenden über und nebeneinander 
in zwei Reiben erhoben. Unten läßt ſich erfllich zur Rechten bie 
Gerechtigkeit und zur Linken die Liebe ſehen, jene mit blofem 
Schwerte und der Wage, diefe mit 3 Knäblein. Ueber der Ge: 
rechtigkeit fteht die Hoffnung mit einem Sperber in ber Hand, 
und über der Liebe zeiget fich der Glaube mit einem langen 
Kreuze und aufgefchlagenen Buche. Zwiſchen ihnen, doch ein 
gut Theil höher oben, erfcheinet der Herr Ehriftus, wie er auf: 
geftanden if, in Geftalt und Größe eines hoben Mannes, 
dabei man ben Spruch Matth. 12, v. 40 findet: Gleich wie 
Jonas u. f. w. Es find auch oben bei ben Bildern der Hoff⸗ 
nung und bed Glaubens vier befonbre Engel geflellt. Einer 
haͤlt die Marterfäule, ber andre bad Rohr und bie ſtum⸗ 


— mM — 


pfen Naͤgel, der dritte das Kreuz und der vierte die Dornen⸗ 
krone und den Speer, welches alles in Meſſing künſtlich abges 
goſſen ift. 

Seitwärtd fieht man zur rechten Hand ded Herzog Hein- 
richs, Churfürft Auguft und Churfürft Chriftian I., wie auch 
gegenüber und zur Linken der Frau Catharinen, Annen und So: 
phien Bildniffe, alle in vergoldeter Bronze formiret und von 
dem Bildhauer Pietro Bofelli fehr ſchön aufgearbeitet, in rech⸗ 
ter Lebensgröße auf melfingenen Politern, drei Ellen hoch von 
der Erde, knieend, mit befondern beigefügten lateiniichen Ruhm: 
ſchriften, darinnen jeder chur= und fürftlihen Perfon Geburt 
und Ankunft, Eeben, Wandel, Zugenden, berühmte Zhaten und 
feliger Abſchied begriffen find. 


Ueber dielen Ruhmfchriften und gedachten hur: und fürft« 
lihen Bildern findet man erftlidh die vornehmften Snfignien der 
Chur: und Füriten zu Sachſen, die zur ganzen Dauptfahne ge: 
bören, als da find die Regalien, das Wappen von Churſachſen, 
des Herzogthums Sachſen, der Landgrafichaft Thüringen, des 
Markgrafthums Meißen, der Pfalz zu Sachſen und Thüringen, 
der Mark oder edeln Herrſchaft Landsberg, der fürftlichen Graf: 
ſchaft Denneberg, des Burggrafthums zu Magdeburg, der Graf- 
(daft Orlamünde und Weimar, der Grafihaft Pleißen, der 
Grafihaft Altenburg, der Grafihaft Brene, der Grafſchaft Eijen: 
berg u. f. w. Ueber dielen flehen noch andre Wappen etlicher 
alsen Graf: und Herrfchaften, fo dem dur: und fürftlichen Lande 
zu Sachſen einverleibt worden find, ald das Burggrafthum Mei: 
ben, die Herrſchaft Rößlau, Herrſchaft Appolde, Herrſchaft Ber; 
gau, Srafihaft Arnshag, Grafihaft Gleißberg, Grafichaft Werts 
tin, Graffhaft Groigih, Herrſchaft Ylauen und Weida, Der: 
(daft Zorgau, Burg: und Grafſchaft Dona, Graffhaft Weis 
Benfels, Grafſchaft Eilenberg, Grafſchaft Rodlig, Graf: und 
Derrihaft Eckartsberge, Herrſchaft Goldig, Grafſchaft Zörmig, 
Grafſchaft Leißnig, Herrihait Wolkenjtein u. f. w. Es ift aud 
abfonderlich das fürſtlich Medtenburgifhe Wappen zu Frau Ga 
tharinen, H. Heinrichs Gemalin und das königl. Dinemarlifche zu 
Frau Annen, Churf. Auguft Gemalin gefegt worden, und es halten 





— — 


dieſe Wappen alleſamt beſondre dazu formirte Engel, deren man 
eime gute Anzahl dabei fieht. 

Weiter hinauf und über den Wappen ftehen acht Prophe⸗ 
ten in männlicher Größe, aus Gyps gebildet, auf jeglicher Eeite 
wier. Bei einem jedweden fleht ein herrliher Spruch aus feiner 
Weißagung. Zur Rechten Zacharias (Cap. 9, V. 9: Dein 
König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer). Mala: 
bias (Cap. 4, V. 2%: Euch, die ihr meinen Namen fürchtet, 
ſell aufgehn die Sonne der Gerechtigkeit)... Hofeas (Cap. 13, 
B. 14: Ich will fie erlöfen aus der Hölle und vom Tode er: 
wetten). Eſaias (Cap. 53, V. 5: Die Strafe liegt auf ihm, 
auf dag wir Frieden hätten, und durch feine Wunden find wir 
gebeilet). Zur Linfen Mihäas (Cap. 7, 8.19: Er wird alle 
unfre Sünden in die Ziefe ded Meeres werfen). Joel (Cap. 
3, 8. 5: Wer den Namen ded Herrn anrufen wird, ber foll 
errettet werden). Jeremias (Cap. 23, V. 6: Dieß wird fein 
Name fein, daß man ihn nennen wird, Herr, der unfere Ge: 
rechtigkeit if). Daniel (Cap. 1%, V. 1: Der große Kürft 
Michael, der für dein Volk ftehet, wird ſich aufmadhen). 

Ferner zeigen fi noch höher oben 34 artige Bildniſſe, 
welche unterfchiedne mufifalifhe Inftrumente führen und theils 
ſtehen, theils fiten. Zum höchften am Gewölbe fchwebt der Herr 
Chriftus in folder Größe und Geftalt, als wenn er auf den 
Wolfen des Himmel! zum jüngften Gerichte fomme. Um ihn 
ber fieht man eine große Menge der himmlifchen Heerfchaaren, 
unter welchen zehn etwas größere neben ihm auf beiden Seiten 
zu erbliden find. Der erfte trägt dad Kreuz, daran ber Hei: 
land gehangen hat, der andre die Leiter, ber dritte die Nägel 
und die Krone, der vierte die Marterfäule, der fünfte den Speer 
und Schwamm, der fechfte, welcher unter allen ber größte ift, 
ein blofes Schwert in der rechten und eine Wage in der linfen 
Hand. Die übrigen Vier floßen von allen vier Enden der Erde 
in die Pofaunen. Diefes alles ift aus Gyps gebildet, dicht über: 
goldet und lieblidy anzufehen. 

Der kunſtreiche Erbauer diefes vortrefflichen bintern Theils 
bed churfuͤrſtl. Begräbnißgebäudes iſt ein Italiener geweſen, Io: 
hannes Mariä Roffenius genannt, welcher es innerhalb 5 Jahren, 





— m — 


nämlich von 1583 bi6 1593 zu Stande gebracht unb den dazu 
benöthigten Marmor in unferm gefegneten Meißnifchen Lande 
geſucht, ſelbſt gefunden, gebrochen und ausgearbeitet hat, wie 
folgende Schrift bezeuget, welche der gedachte Baumeifter felbft 
zu unterft hinter dem Altar angebracht und damit feine Arbeit 
rühmlichft befchloffen hat. Sie heißet zu deutfch: Fremder, jtehe 
und leſe. Was ich fage, ift nur wenig. Dieß fürftiiche Begräbniß 
if in 5 Jahren mit befondrer Kunft, vieler Arbeit und großem 
Aufwande erbaut. Bei feiner Erbauung war ich nicht allein zu⸗ 
gegen , fondern habe fie auch geleitet: Johannes Mariä Nofleniuß 
von Lucca in Wälfchland. Doc rührt nicht blos die Form des 
treflihen Gebäudes von mir al3 dem Baumeiſter ber, fondern 
ich babe auch den Stoff dazu ſelbſt zuerft in diefem Lande auß- 
geſchürft, aufgefunden und auspolirt. Solche habe ih, damit 
du Leſer es wifleft, nicht fowol zu meinem als biefed Landes 
Ruhme, weil man darin alle Arten Marmor gewinnet, befonders 
aber zu tem der tapfern Fürften Sachſen, welche dieſes reich: 
gefegnete Land fo glüdlich und rühmlich regieren, anzeigen zu 
müflen geglaubt. Ich babe ed gelagt, geh, gehab dich wohl 
und gedenfe, wofern du ein Freund der edeln Kunſt bift, bes 
Baumeifterö dabei zum beften. Im Sahr 1593. 

Wie nun dieier Anbau der Domfirdhe natürlicher Weife 
auf fürftliche Koften beftritten ward, fo fanden fich auch für die 
innere Ausſchmuͤckung derfelben in diefer Zeit chriftlich gefinnte 
wohlhabente Freunde ter Kirche. So hat Matthes Rothe, 
Münzmeifter zu Annaberg, der Kirche 1560 das Altargemälde 
verehrt, woron feine Enkel Auguft Rothe, Suigerhüttenfactor 
zu Grünthal und Gonftantin Rothe, Münzmeifter zu Dresden, 
1650 Anlaß nahmen nicht allein die Erneuerung des ziemlidy 
verblihenen Gemältes, welches im Hintergrunde die Einſetzung, 
im Borgrunde die Austheilung de3 Abendmals zur Zeit des 
Stifters vorftellt und wahrfcheinlich Portraite auß Ddiefer Kamilie 
enthält, zu befergen, fondern auch dad Sprengwerf und andre 
Zugehörungen zum Altar aus mildem freien Willen verfertigen 
zu laffen. Goftüm und Malerei zeigen, daß das Bild bei der 
Renevation wenig verändert wurde, doch laſſen Schmuz und 
ein Anfang von Abblättern eine Reinigung und KReſtauration 





ſehr wünfchen, indem Anorbnung, Charaktere und Ausdruck fe 
wie die Eräftge Färbung darin zu loben find, Alles aber nicht 
auf die fonft in Sachſen jo verbreitete Schule des Kranach, fon» 
dern auf Einflüffe von Kranken her deutet. Der Altar felbft ift 
nämlich erft nach dem Jahr 1553 wegen Morigend Denkmal an 
die jetzige Stelle verlegt und zugleich bie Sacriſtei heraudges 
rũckt worben. 

Wie durch die Ausfhmüdung des Altard, fo fuchte ſich auch 
durch Erbauung einer neuen Kanzel ein andrer Kirchenfreund um, 
Bgi.Kirche verdient zu machen. Auf dem hoben und Fünftlichen, 
oben näher befchriebenen Predigtftul ward nämlich nur Sonntags 
und an Heften gepredigt, während die Wochen: und Leichenpre 
bigten auf einem hölzernen Predigtfluhl, welcher 1537 zugleich 
mit der fürftliden Emporkirche gebaut wurde und auch anfäng: 
lich an dem Pfeiler neben der gedachten Emporlirche angebracht 
war, gehalten wurden. Später wurde er jedoch neben bie hohe 
Kanzel an ben jebigen Ort gefebt. Weil ed aber ein alted und 
unfcheinbared Wert war, alfo hat Jonas Schönleben, churf. 
ſächſ. Zehndner und Bürgermeifter der Stadt, aus befondrer An- 
dacht und zur Beförderung des Gottesdienfte® und Zierde der 
Kirche im Jahr 1638 einen neuen aus ganzen Werkftüden auf 
feine Koften verfertigen und an bed alten Statt aufrichten laffen. 
Diefer neue Predigtſtuhl ift nun auch ganz fteinern, wie der 
hohe, und ift die Palfion des Herrn Chrifli daran audgehauen 
und abgebildet. Obgleich aber die Ausführung bier fih nicht 
über eine tüchtige derbe Steinmeßenarbeit erhebt, fo verdient 
doch auch dieſe Kanzel wegen des Reichthums und der Art der 
Erfindung nah Waagend Urtheil einige Beachtung. Waagen 
ſchreibt: An einem alten Bergmann, welder die Kanzel, und 
an einem jungen von didem, ſchalkiſchem, eulenfpiegelartigem 
Geſicht, welcher die Treppe trägt, erkennt man hier bie berg» 
bautreibende Stadt und den Stifter. An dem Zreppengeländer 
und ber Kanzel befinden fich in malerifch angeordneten Compo⸗ 
fitionen Chriftus am Delberge, vor Caiphad und Pilatus, bie 
Kreuztragung, Kreuzigung und Grablegung. Der Sturz der 
reich verzierten Xreppenthür ift im Rundwerk mit den Evange⸗ 
liften Matthäus und Marcus, und in deren Mitte mit dem 


_ 1 — 


Propheten Jonas, welcher von dem Wallfiſch auögefpieen wird, 
diefem älteften Symbol ber Auferftehung , finnreich gefchmüdt. 
Ein Crucifix und die Statuetten bed Stifterd und feiner Frau 
auf drei Kragfteinen an ber Vorderſeite der Kanzel find von 
andrer Hand und wahrfcheinlich erft nach ihrem Tode hinzugefügt 
worden. Beide Kanzeln, diefe wie die ältere, waren früher bes 
malt und haben durdy den weißen Anftrih, welchen fie in neus 
erer Zeit zugleich mit der Kirche erhielten, einen großen Theil 
ihres urfprünglichen Charafterd und Reizes verloren. 

Die Fürftenemporkirche aber wurde, wie erwähnt ift, 1537 
zwifchen den vier Pfeilern der hohen Kanzel gegenüber unter die 
große durchfichtige Emporkirche mit einem fteinernen flarfen Bo⸗ 
gen aufgeführt und damals ein Meiner Altar darauf geftellt, weil 
der hochgeborne Fürſt und Herr, Herr Deinrib, Derzog zu 
Sachſen mit feiner Gemalin allda im Anfange der Reformation 
die Predigt angehört und das hochwürdige Abendmal gebraucht 
bat, woher auch der Name gefommen ift, daß fie noch jebo bie 
Sürftemporkirhe genannt wird. Sonſt hat man, fährt Moller 
fort, bisher noch zwei Emporlirchen angebracht, die eine gegen 
Abend unter die große Orgel, auch zwifchen vier Pfeiler, welche 
€. €. Rath im Jahr 1628 aufrihten ließ und einnahm, weil 
die Rathöperfonen in den vorigen Rathöftühlen nicht olle Raum 
batten. Die andre, fo etwas Peiner iſt, hat Friedrich Linde, 
churf. ſaͤchſ. Oberhüttenverwalter nicht weit von der Sacriftei für 
Kb und die Seinigen im Jahr 1621 erbaut. 

Sonft ift in diefer Zeit auch der Singechor neben die große 
Drgel, welder man aber 1622 einiged nahm, um die Fleine 
Drgel über der Sacriftei gegen Morgen zu verbeflern, dem Als 
tar gegenüber geordnet und 161% mit einem auögelchnittenen grüs 
nen Gegitter geziert worden. 

Auf gleihe Weiſe wurde auch zu St. Petri 1374 über der 
Rathsemporkirche ein neuer Eingehor angebradht, worauf der 
Ganter mit den Schülern bisweilen figuralirter muficirte. Die 
Xathsemporkirche felbft aber war 1573 an ben alten Singechor 
gebaut und hernach 1636 mit einer untern Emporkirche ermweis 
tert, audy eine neue Thüre von außen durch die Kirhmauer uns 
ter dem runden Glodenthurm dazu gebrochen worben. An fie 





un —— 
TR 


ſchloß ſich dann bie neue Emporkirche der hohen Kanzel "gegen: 
über an. Außerdem, erzählt Moller weiter, find noch) mehr 
dergleichen Emporkirchen, Stände und Stühle, und infonderheit 
auch viele fchöne Grabmäler, Bildniffe und Zierden in der Kirche 
zu befinden. Denn unter ben verftorbenen SPerfonen befinden 
ſich Wallwitze, Berbisdorfe, Haubige, Kölbel, Allnbede, Drot: 
ten, Weller, Lipfirhe, Hilger, Buchführer, Prager, Dorne, 
Sporer, Meußgen, Stöde, Köhler, Kradaue, Mainer, Thiele, 
Roſen, Hedriche und viele andre mehr, welche hier begraben 
Hegen und meiftentheild Epithaphia in der Kirche haben. Eben 
‚fo wurde 1580 auf dem hohen Kirchthurme über dem Knopfe 
ber Engel mit der Armbruft, weil er zu viel Wind fing, ber: 
untergenommen und bafür eine Sahne mit dem Stadtwappen 
binaufgeftedt und 1589 der Altar, weil er etwas Hein und un- 
fyeinbar war, nach jesiger hohen Form aufgerichtet und mit 
vielen fehönen Bildern, künſtlichen Gemälden und Schriften ge: 
ziert. Die hohe Kanzel aber wurde 1588 neu gefest, in dem; 
felben Jahre, ald überhaupt die Kirche ausgebeflert und geweißt 
wurde. Es ift aber auch nod ein niedrigerer Predigtſtuhl in 
der Kirche, auf welchem vor diefem Salomon Rothe, von 1584 
bis 1627 Amtsprediger der Kirche, die Sonntagöpredigten ver: 
richtete, weil er wegen Befchwerung an Zügen ſich in die Kirche 
mußte tragen laffen und die hohe Kanzel demnach nicht betreten 
Tonnte, viele Jahre nad) einander die Sonntagspredigten ver: 
richtete. Jetzo, erzählt Moller weiter, werden in ber Vesper die 
Catechismuspredigten vom verorbneten Catechiſta darauf gehalten. 
Der Taufftein aber it im Jahr 1590 neu zugerichtet, mit Fi: 
guren, Bildern und Sprüchen von der Zaufe befchrieben und 
mit einem befondern Gitter umfchloffen worden. Die Orgel 
endlich hat den 14. Zun. 1569 durd) einen Donnerfchlag großen 
Schaden genommen und es find etliche Pfeifen und bie Slaviere 
alfo zerfchmettert worden, daß man fie nicht brauchen konnte, 
fondern wieder erneuern mußte. Es ift aber damals ein kleines 
fehlechted Werktein gewefen. Im Jahr 1614 hat nun der Dr: 
ganift Heinrich Pellmann durch milde Beiſteuer der Bürgerichaft 
dad NRüdpofitiv dazu feßen und alles erneuern laflen. Im Jahr 
1689 find darauf auf Angeben Chriſtoph Schreiberd, des dama⸗ 


— 13 — 


kigen DOrganiften, etlihe Stimmwerke zum bequemen Gebrauch 
der Muſik theild verändert, theils gebefiert worden. Damals 
find auch die Engel mit den fchallenden Fünfllihen Trompeten 
und andern Stüden mehr dazu gefommen. Im Sahr 1644 
aber, nachdem bie Kirche namentlich bei der legten Belage: 
rung der Stadt, wo ihr höchiter Thurm der Artillerie von Tor⸗ 
ftenjohn als Viſirpunkt diente, am 29. Dechr. 1642 hart be: 
ichoffen worden war, hat der Drganift Chriftoph Antonius fer: 
nererhalten, daß durch willige Darlagen gutherziger Perfonen ber 
Drgel noch mehr Hülfe gefhehen und zugleich auch eine neue 
Emportirhe zum Stande der Mufilanten auf beiden Seiten ers 
bauet, fo wie das Jahr hernach alled fanıt dem obern Kirchen: 
gewölbe zierlich iluminirt und gemalt worden ift. Die Orgel 
batte jest im Dberwerle und dem Bruſtpoſitiv, in jedem 4 
Stimmen, im Pedal 6 Stimmen, im Rüdpofitiv 10 Stimmen, 
zulammen 1176 Pfeifen und 24 unterfchiedne Stimmwerfe ohne 
die Zremulanten, Trommel, Wogelgefchrei, Cymbeln und der: 
gleichen. 

zu Er. Nicolai wurde gleihfalls 1578 gegen Morgen über 
dem Singedyore von Herrmann Raphael Rodenſtein eine Orgel 
gelegt, welche aber nicht mehr als 324 Pfeifen und 2 Bälge 
hatte. Deswegen ward fie 1630 auf Angeben des Organiſten 
Heinrich Pellmanns ganz erneuert, mit etlichen Stimmwerken und 
antern bequemen Stüden vermehrt und an cinem andern Orte 
gegen Abend aufgeftelt. Sie hatte nun 11 Summen, acht im 
Oberwerke, fünf im Pedal und indgeiamt 503 Pfeifen. Zu ders 
feiben Zeit aber, wo man der Kirche eine Orgel, ein Schülers 
her und mehreres andre verfihaffte, nämlih 1573, war aud 
turb Die Bemühungen M. Jacob Eättlerd, Amtöpredigers von 
1574 bis 1617, die Kirche mit einer obern Dede gefchloffen und 
alles innwendig und auswendig ausgebejlert worden. Es hatten 
bierzu etliche Amtsperfonen, Bürger und Handwerker bei der 
Statt insgelamt 446 fl. und die Gewerifchaften der Ausbeut: 
schen 273 fl. gutwillig zuſammengelegt. Im Jabr 1627 wurde 
dann Die neue Rathsemporkirche gebaut und das Kirchendach ers 
neuert. Daſſelbe geſchah 1630 mit dem Thurm und ed bat die 
Burgerſchaft gutwillig ein Ehrliches dazu gefleuert. 





os 


Im Ganzen ftand jedoch die Nicolaffirche in ihrer Außern 
Ausftattung gegen bie beiden erftgenannten zurüid und Bocer ers 
wähnt daher auch nur jene beiden und fingt von ihnen: 
| 


Sat ich bie Kirchen nun bie gottgewelhten preifen, 
Und ihrer Gipfel Hoͤh und ber Altäte Bier, 
Wie fie aus grauer Zeit manch hehres Bild aufweiſen 
Und zeigen reihbegabt manch alte Sitte dir? 
Vor allem fteh und flaun , mo man nad) altem Brauche 
Der Mutter Gottes bat ein Heiligthum erbaut, 
Und in der Kirche ringe erfüllt von heil'gem Rauche 
Dein Blick den reichten Schag von Kunftdentmälern ſchaut. 
Hoc) ftrebt Ihr Bau empor bis zu der Sterne Bahnen, 
Getragen innerhalb von Säulen wunderbar, 
Wol magft du Lyſipps Hand in ihren Werten ahnen, 
Wol ſtellt Apelles Kunft dir manch Gemälde dar. 
Du fiehft von Himmliſchen hier mannigfaltge Züge, 
Bon hellem Purpur und vom Golde reich beftrapit, 
Du fiehft Tropäen bier aus manchem wilden Kriege, 
Und wie der Säulen Reih mit manchem Kunſtwerk prahlt. 
Du ſiehſt im Marmorftein erhabene Geftalten 
Der Helden und gemalt wie lebend manch Geſicht. 
Und all die Fürften aus dem Königsſtamm dem alten, 
Die Meißens Glanz erhöht durdy ihres Ruhms Gewicht, 
Sie ruhn vom Kampf bier aus, des rauhen Todes Beute. 
So ruht auch Mori bier, der hehre Kriegesheld. 
Der Türke, Deutfhlande Schmerz, ihm war er nur zur Freude, 
Sein Ruhm vergehet nicht, eh nicht vergeht die Weit. 
As milde Kriegeswuth geraft auf Deutſchlands Küften, 
As geimme Habſucht hat Gefeg und Treu zerflört, 
As Schwert und Feuer rings wie Stadt fo Dorf vermüften, 
Und Niemand diefem Greul mit kräftgen Händen wehrt, 
Da fühlt er tief verlegt de6 Vaterlandes Schmerzen, 
Da treibt zum Kampfplag ihn der Seinen bittre Noch, 
Da dringt ihr herbes Loos zu feinem ebels Derzen, 
Und Eühn dem folgen Feind die tapfre Stimm er bot. 
Und hohen Muthes voll durchbricht er feine Keihen, 





BE 


Bis nad erfochtnem Sieg fein Ziel ihm ward geſteckt. 
Nicht ſollt' er länger fi) der Jugendblüthe freuen, 
. Er fänt, der Sachſenheld, vom Tod dahin geftredt. 
Wie da fo mande Thrän’ von rauher Krieger Wangen , 
Wie da fo manche noch auf Meißens Fluren floß, 
Wie Könige um ihn, wie Fürſten um ihn bangen! 
Doch ihn, ihn birgt die Gruft in Freiberge theurem Schooß. 
Sieh, wie der Zempel, wo fein Der; vom Kampfe rubte, 
Mit mandhem Zeichen prahlt des neu errungnen Siege, 
Wie mande Bahn’ hier weht befledt von Feindesblute, 
Wie hängt Hier Helm und Speer und Schwert des blut'gen 
Kriege. 
Bir fahn im Frauerzug der Edeln Thränen fließen, 
Sahn vor der Bahre ſchwarz der Fahnen lange Reih. 
Schwer wirft du den Verluſt, o armes Deutfchland , büßen. 
Wo ſteht ein Retter auf für dich fo ſtark und treu? 


Dem beil'gen Petrus iſt ein Tempel auch geweihet, 

Ihm, , der dem Gottesfohn fo treu zur Seite fland, 
Nah ihm, der jenfeitd nody am Blick des Herrn fich freuer, 
Iſt bier aus frommen Dank das Gotteehaus benannt. 
Auf raubem Berge ftand dicht an des Waldes Schludyten 

Ein Kreuz, doch ſollt' es nicht zum Dienft der- Scommen fein, 
Den Dieben ftand es da zum Schrecken den verrudhten, 
Bis rings die Stadt erblüht in fröhlihem Gedeihn. 
Und fo erbiidit du nun, wo fonft die wilden Bäre 
In Scluchten einit gehauft und öde Wuldung fland, 
Die ſchmucken Thüren und erhabenen Altäre, 
Und wo der Dieb einft die verdiente Strafe fand, 
Da ftrebt jest Petrus Daus empor zum hoben Dimmel 
Und glänzt in ſchönem Schmud von reinlihem Geſtein, 
Dos fromme Seelen nun, mo fonft des Wildes Gerümmel, 
In fliler Andacht ſich des hehren Tempels freun. 


Dagegen hatte das geiltlihe Eintommen mit vier andern 
Kirchen Kreibergs, nämlich der Jacobikirche, Schloßkirche, St. Jo⸗ 
bannis » und St. Bartholomäilirde nichts zu fchaffen. Die 





Schloßkirche mit ihren: Hofprebigern mußte :watärlich der Bandes- 
fürft erhalten und Churfürfi Auguft ließ fie nebft dem Schloſſe 
felbft abtragen und beides von 1572 bis 77 auf die Angabe 
eined Ylorentinifchen Grafen, Namend Roc von Linar, neu 
aufführen. Sie wurde faft ganz nach der Dresdner mit gewolb- 
ten ſteinernen Emporkirchen und unterfchiednen Ehwibbögen er: 
baut. Moller bejchreibt fie folgender Maßen: Vor der Kirche 
über der großen Thüre, wenn man vom Schloßhofe hineingehet, 
ift in Stein zierlih eingehauen die Taufe und Verklärung des 
Herrn Chrifti famt der Jahrzahl MDLXXV (1575), dabei et: 
Siche Sprüche und Derzog Deinrihs zu Sachſen Spmbolum mit 
vergoldeten Buchftaben : Gottes Wort bieibet ewig. In der 
Kirche läßt fih der Altar vor allen wohl fehen. Oben feet 
ein Grucifir und darunter Gott der Water abgebildet, der hoch: 
gedachtem Churfürft Auguft die rechte und feiner hurf. Gn. Ge: 
malin Frau Annen, welde beide in Gyps leibhaftig formirt 
knieen, die linke Hand aufd Haupt legt. Seitwärtd fleht Mo— 
ſes und Sohanned der Zäufer und in der Mitte das dhurfürft: 
liche fächliihe Wappen ganz übergoldet. An der Zafel des Al: 
tard, darauf dad Abendmal bed Herrn Chrijti mit feinen Zün- 
gern abgemalet, find etliche nachdenkliche Gontrafaite. Der Pre: 
digtſtuhl ſteht mitten in der Kirche, ift ganz fteinern und an 
dem einen Pfeiler, welcher deöwegen durchbrodyen worden ift, 
angeheftet. Die churfürftlihe Emporfirhe, darinnen drei Glas⸗ 
fenfter und ein eiferner Ofen, liegt dem Altar gegenüber und 
wird in Gegenwart der Derrichaft mit fchönen Zapezereien be— 
bänget. Die Orgel ift zwar nicht groß, doch chormäßig. Es it 
diefed ganze Kirchengebäude den 18. Zul. 1576 eingeweiht und 
vom DOberhofprediger Dr. Martin Mirus der Sdte Pſalm aus: 
gelegt worden, weldye Predigt hernach in Drud ergangen iſt. 
Zu diefem Zwede kam der Churfürft Auguft felbft und feine 
Gemalin mit Herzog Albreht von Baiern und deflen Gemalin, 
einer Zochter Kaifer Fertinands, ingleihen einem baierſchen 
Prinzen und Fräulein, unter Begleitung vieler Hofleute und 
einer ſtarken Reiterei am 16. Jul. des gedachten Jahres von 
Chemnitz aus nach Freiberg. E. €. Rath bot hierbei zum würs 
digen Empfange der hoben Gäfte die ganze Bürgerſchaft auf 





— 17 — 


unb bat, ba fi nad gehaltner Dufterung 1300 gemeine Bür: 
ger, ohne die Wittwen, und unter ihnen 500 Hackenſchuͤtzen und 
800 Doppelföldner vorfanden, diefelben alfo geordnet, daß die 
Shäügen vom Peteröthore an, durd welches der Einzug gefchah, 
bis am Markt, die Zähndrihe mit 5 Kriegsfähnlein auf dem 
Markte, die Doppelfüldner und Hellebardirer ferner von da an 
bis and Schloß fiehen und aufwarten mußten, alle in guter 
Drdnung und feiner wohlausmontirter Rüſtung und Kleidung, 
wie denn wohlgedachter Kath diejenigen auöftaffirte, fo Mangel 
an Rüftung hatten, und deswegen 50 neue Harniſche, das Stüd 
zu ſechs und fieben Gulden, ingleihen 60 halbe Haden, zu 
zwei und drei Gulden, fo viel fie damals galten, aud eine 
gute Quantität Pulver von Dresden heraufholen ließ. Gie 
Randen unter zwei Mufterberren, 3 SHauptleuten und 5 
Zahndrihen. Won den lebtern hat der eine ein ſchwarz und gels 
bed Fähnlein mit den Churichwertern, der andre ein roth und 
grünes, aud mit den Churfchwertern, der dritte ein weiß und 
blaued mit dem NRautenfranze, der vierte ein weiß und grünes 
mit dem Rautenkranze und der fünfte ein ſchwarz und gelbes 
mit dem Löwen als dem Stadtwappen geführt. Außerdem gab 
es noch 18 Befehligsleute. Diefen allen hat der Rath fchwarz 
und gelbe, theils cartefene theild zindelne Binden gegeben, wie 
auch den Trommelſchlägern und Pfeifern, und hat ed fonft an 
nichts fehlen laſſen, was der Herrichaft zu unterthänigften Ehren 
und der Stadt zum MWohlftand gereihen mochte. Die Bergbedien- 
ten aber find abjonderlidy in die adhtzig ſtark aufgezogen, alle in 
weißen vwollenen Hemten, Bergkappen und Neltenkränze auf 
den Häuptern, in der Iinfen Hand filberne Grubenlidter, und 
haben , jeder auf ten Achſeln einen Trog Erz baltend, fo bie 
Herricaft vor dem Thore erwartet. Der Einzug ift um 3 Uhr 
in ſchöner Ordnung und herrlicher Pracht gefhehen. Der Ehur: 
fürſt und Herzog aus Baiern haben zufammen in einem Wagen 
gefefien , neben welchem zwei wohlbefleidere Bergiungen mit fils 
bernen Fäuſteln und Bergeijen in Händen unter den Trabanten 
bergelaufen find. Bor dem Wagen ift der Baierſche Prinz ges 
ritten und drauf die churfurfilihe und fürftlide Gemahlin mit 
ihrem Fräulein in einer Sänfte getragen worden, denen bad 
47 


. 


— 9 — 


vollends abtragen mußte, und daß alſo diefes alte herrliche Hospital, 
m welchem man ftetd eine gute Anzahl und oft an die 50 Per: 
fonen alter unvermögender Leute (gewöhnlich 48) ernährt und 
wohl gehalten bat, ſamt der fchönen wohl ausgebauten Kirche 
ganz in Abgang gefommen if. Es haben fich daher auch bie 
Hospitalleute etlihe Jahre lang in der Stadt auf der Meis: 
nifhen Gaſſe im Edhaufe vom Thore her zur rechten Hand auf: 
halten müſſen, und es iſt dieß zugleich vermuthlich die Urfache 
geweſen, daß der Hospitalpfarrer Sirael Maudifh, welcher 
1654 farb, nicht auf dem Hoßpitalfirchhofe, fonderr auf dem 
fogenannten grünen bei der Domfirche begraben wurde. Für 
Feibergsdorf, welches nebit einigen Vorſtädtern in die Hoßpital: 
firdye eingepfarrt ift, wurde der Gottesdienft 1648 auf dem Rit: 
tergute gehalten und der Glödner aus diefem Grunde vom Rathe 
entiafien und von der Gemeinde zu Freibergsdorf befoldet. 

Doc blieben die Einnahmen und Wermögensumftände bes 
Hospital3 trotz dieſer Unfälle immer noch fo bedeutend, daß 
1648 die Forderungen an rüdftändigem Gehalte von Seiten ber 
Geiſtlichen, Schullehrer und Kirchentiener auf Anordnung bed 
Dberconfiftorii aus den Ueberfchüffen von den Hospitaleinfünften, 
deren man bei dem Zuftande für das Armuth nicht bedürftig fei, 
mit befriedigt, zugleich aber, Damit man von des Hospitals Ein- 
fünften etwa Nachrichtung haben möge, deflen jegige Rechnung 
förderiihfit an das Sberconfiftorium überſchickt werden follte. 
Das letztere Verlangen fchrieb fich wol theilweife noch von der 
Seſchwerde her, welche der Superintendent Dr. Garthius 161%, 
und zwar, wie ed fcheint, im Uebereinftimmung mit dem Do& 
pitalmeifter,, über das willführliche Gebahren des Raths bei der 
Seſetzung von 18 Hoßpitaljtellen zur Zeit der Peſt eingereicht 
batte. Denn hatte auch damals der Rath fein Recht diefe Stel: 
fen mit nothleitenden armen alten verlebten Mannd » und Weibs⸗ 
perfonen ald Oberhospitalmeifter allein zu befegen behauptet und fo 
weit Durchgefest, daß es dem Superintendenten nur frei ftehen follte, 
des Jahres zweimal zur ordentlihen Rifitation zu fommen und 
die Rechnung mit anzuhören, fo war doch 1626 verordnet wors 
den, dafı Fünftiahin bei Annehmung der Kaftenvorfteher, Kirch» 
väter, Hoßpitalverwalter und bei Ginnehmung ber Leute ins 

47° 





u 


Hospital jedesmal dem &uperintendenten, bie Meinung des 
Raths zu wiffen gethan und nur mit feinem Vorbewußt darin 
nen verfahren werde. Schlimmer erging «8.1588 einem ehemas 
tigen Hospitalpfarrer, Namens Juſtus Graͤff, mit feinen Be: 
ſchwerden. Denn diefer wurde nicht nur 1573 abgeſetzt, ſondern 
fogar 1588, nachdem er 1535 Peflilentialis zu Dresden gewor- 
den war, wegen fehriftlicher Beleidigung. bes Mathe gefänglich 
eingezogen, eine Zeitlang im Landgerichte behalten und. endlich, 
weil er fein Werbrechen nicht erkennen, viel weniger feine Belei: 
digung zurücknehmen wollte, gar im Hospital in ein Bollwerk 
geſetzt. Hierin farb er aud 1591 im 60. Jahre feines Alters. 
Seit der Reformation war aber. der Hospitalpfarrer zu 
St: Johannis zugleich Prediger am Bartholomäuspospitale zu 
Ferneſiechen, wo gleichfalls alte und gebrechliche arme Leute ber 
herbergt und erhalten wurden, und hatte. bier wöchentlich eine 
mal zu predigen. Die Verwaltung dieſes Hospitals ſtand ans 
fangs gleichfalls unter einem befondern vom Rathe verorbneten 
Vorſteher, wurde jeboch 1544 mit ber Hospitalverwaltung ver⸗ 
eitigt, und es hatte ſich daffelbe in unfrer Zeit zugleich mit dem 
gemeinen Almofen und geiftlichen Einfommen- mancher frommen 
Stiftung zu erfreuen. So bezahlte ber, Rath. feibfbrjährlich 118 
Thaler Ferneſiechenzins an das geiftliche Einkommen, Erhard 
Buhlmann aber vermachte 1546 200. Gulden, um die. Zinfen 
davon (IO fl.) jährlich an Ferneſiechen und die Franzoſen zu 
vertheilen. Ihm folgte 1577 der Bürgermeifter Wolfgang Hilli- 
ger mit einem Gapitale von 400 fl., deſſen Binfen theild den 8 
Predigern zu Dom ‚"Perrilund Nicolai, theils dem Rector und 
Supremus der Schule, theils dem Almofen und Ferneſiechen 
(jedem won dieſen beiden 5 fl. jährlich) zu Gute ‚geben fellten, 
Stärken war die Summe, welche Hans Packiſch, geweiner Hos: 
pitalmeifter, 1604 theils zu Stipendien (64 fl, jährlich) theils 
für die Geiftlihen, mit Ausnahme derer zu St. Jacobi, (9 fl.), 
thells für die zwei obern Lehrer (2-fl.), theils fuür Ferneſiechen 
(5 SL) und den Armenfaften (5 fl), theils für ſeine Nachkom ⸗ 
men (65 fl.) beftimmte: Cie betrug 1500. Ungarifche Dufaten, 
den Dufaten zu zwei Meißniſchen Gulden gerechnet. Auf ihn 
folgte als Hospitalmeiſter Valentin Buchführer und auch er bes 





fimmte 1616 nicht weniger als 1250 fl; zu ‚gleichen Zwecken, ſo 
dafı jährlich 40 fl. unter die-Prediger und Lehrer, 10 fl. in den 
Almoſenkaſten und das übrige an Ferneſiechen wertheilt werden 
ſollte, weil der Ferneſiechen Einkommen etwas. geringe, die An: 
sabf ber Bedürftigen aber. ziemlich groß-fei. ‚Noch bedeutender 
war dad Vermaͤchtnig des Kämmererd Hans Holeweins, welcher 
1607 farb, Weil er nämlic) ohne Leibeserben ‚war, bat er und 
fein Weib aus gutthaͤtigem milden. Gemüthe gegen Kirchen, 
Säulen und das Armuth 10000 fl. Hauptſtamm Teſtaments⸗ 
weile zu frommem Gebrauche gewibmet und bei E. E. Mathe zu 
Freiberg unmahnbaftig hinterlegen laffen, daß davon jährlich 
BON. Binfen zu ewigen Zeiten. theil® am Tage Iohannis theils 
am Mage Barbarä follten ausgetbeilt werben, ald 200 fl. acht 
Predigern bei ber Stadt, dreien am Dom, breien an ber. Kicche 
zu St Petri: und zweien zu. St. ‚Nicolai, jedem 25 fl., den 
Lehrern in der Schule 5Hfl:,ald dem Rector und Gonvector je: 
dem 12, dem Tertius 10, dem Gantor 6 undbeiden Baccalau⸗ 
reen 10 fl., ben armen Schulfnaben zu Tuche 50 fl., vier Stis 
yendiaten auf Univerfitäten, welche entweder feine oder feines 
Mies Anverwandte oder body freibergiihe Bürgersſoͤhne feien 
u von feinen Freunden dazu präfentirt würden, 100 fl., jedem 
WEN 20 fl., den armen Leuten zum Fernefiechen 25 fl., denen 
im Sranzofenhaufe 5 fl., den armen Wailen im gindelhaufe 
3 4. und Hausarmen, ingleichen von der Peft angeftedten Pers 
fonen 60 fl.; welches ein herrlich Geftift und billig zu rühmen ift. 
Andre Stiftungen galten befondern Zweden, wie die Hey 
deareichſche vom Jahr 1549 mit 100 fl. jährlich für arme Studis 
sende und bie hurfürftl. Morigifche vom Jahr 1553 für die Armen 
überhaupt. Den 7. Jan. des gedachten Jahres hat nämlidy Ihre 
Garfürft. Gn. 1038 Thlr. aus ihrem Silberzehnten zu St. 
Annaberg und ben dazu gehörigen Bergwerken jährlich der Ar» 
wuth zu ewigen Zeiten zugeeignet und verordnet, baß davon 
ewögetbeilt würden, wie folget: 312 Thaler zu Freiberg und St. 
Amnaberg, wöchentlich an jedem Drte 3 Thaler, 580 Thaler zu 
Dresden, Wittenberg, Marienberg, Schneeberg und auf dem 
Altenberge, wöcyentli an jebem Drte 2 Thaler, 52 Thaler auf 
denn Brande, wöchentlich 1 Thaler, 104 Thaler in Buchole 


— m — 


auf dem Geyer, zu Ehrenfriebersdorf und im ber Glashütte, 
wöchentlich an jedem Orte 12 Grofchen, 50 Thaler im Hospitale 
zu Dohna. Diefe Austheilung, erzählt Moller, gefchieht zu Frei— 
berg alle Sonntage nach der Predigt im Dome im Beifein des 
Superintendenten, einer Rathsperſon und des Vergmeifters und 
wird das Geld dazu wöchentlich von €. €. Rath auf Abrechnung 
ausgezahlt. Demſelben Churfürften hatte die Stadt ſchon frits 
her auch noch eine andre Begünftigung zu danken, Derſelbe 
fand ſich naͤmlich dur den Umſtand, daß mehrere Altarlehen 
von Freiberger Familien eingezogen und das Geld, wie z: B: bie 
500 fl. vom Großifchen Altarlehen, mit zur Geiindung und Aus: 
ſtattung der Fürftenfhulen verwendet worden waren, 1543 vers 
anlaßt, der Stadt Freiberg ſieben Freiftellen auf der Fürftens 
ſchule zu Meißen zu verwilligen. Daher ift «8 auch zu erklären, 
warum den Allnpeden, deren Altarlehn zu St Metri wahrfchein- 
lich zu gleichem Zwecke wie das Großiſche aufgehoben warb, fpä= 
ter das Recht zuftand, die fechite Stelle zw befegen und bei der 
ſiebenten darauf zu fehen, daß es ebenfalls ein Allnpeck ſei. 
Grade wie es auch den Alnpeden verftattet war, bei ber Kaftenz 
rechnung über dad Armenwefen in Freiberg gegenwärtig zu fein, 
weil Stephan Allnped auf Großhartmannsborf bie Binfen von 
500 fl. zu Austheilung von Tuch und die von 600 fl- zu Aus- 
theilung von Korn an‘ bie Armen beftimmt hatte, Sebaſtian 
Hoffmeyer hingegen beflimmte 1611 100 fl. für die Domgeife 
lichen und Lehrer, Thomas Diehner, Rathéglied zur felben Zeit, 
200 fl. für die Petrigeiftlihen, Glödner, Drganiſten, "Kinder: 
lehrer und die Kirche, Matth. Hachenberger 1557 100 fl.. für 
die Nicolaigeiftlihen und den Glödner.: Eine ähnliche Stiftung 
war bie der Dorothea Richter von 3. 1628, der Scheermefler von 
3. 1576, forwie der Münzerin von 1623 und ber Anna Schmidt 
von 1624, des Nicol Hom, Vorſteher des geiſtlichen Einfommens 
1611 von 1000 fl. für Prediger," Stipendiaten und den Armenkas 
Ren, des Caspar Horn 1616 von 500 fl. für die Geiſtlichen, Leh⸗ 
rer und ben Armenlaften, nachdem ein anbrer Caspar Horn, 
gewefner Gerichtöfhöppe, 160% 200 fl. theits zu Schuhen für 
arme Schüler theild für den Almofenkaften ausgelegt hatte. 
Abraham Martini ſcheukte 1681 400 fl. für die Faſtenpiediger, 


Domgeiftlichen und Lehrer, Abraham Landsberger, Schulinfpec: 
ter, Werfieher des Almoienkaften und Stadtrichter, 1623 800 fl. 
ben Geiftlichen und 200 den Armen, Rudolph Bisthum von 
Apolda, churf. Rath und Hauptmann der Aemter Chemnip, 
Auguftusburg und Lichtewalde 1636 4000 fl. für die Geiftlichen, 
Kirfpendiener, Lehrer und Currentſchuͤler, weil er nicht allein zu 
Sreiberg geboren, fondern aud bis in fein 12te8 Jahr dafelbfl 
erzogen und zur Kirhe, Schule und allem Guten angehalten 
worden fei, zu welder Summe der Sohn 1649 noch 200 fl. 
für den Amtöprediger zu St. Petri hinzufügte. Chriftian Ußlobe 
aber ſetzte 1638 den Geiftlihen 400, den Schuldienern, Glöde 
nern, Mägdleinlehrer 200 und dem Armenfaften 50 fl., Mas 
ria Genßreff 1646 den Geiftlihen und Schuldienern 500 fl. und 
den Kirchendienern und der Armuth im Hospital, Ferneſiechen 
und Franzoſenhauſe 300 fl. und Jonas Schönleben auf Lange 
rinne 1642 dem Almofenfaiten 200 fl., bausarmen Leuten in 
GSterbensgefahr gleichfalls 200 fl. und armen fremden Schülern 
100 fl. aus. Ihnen ſchloſſen fi endlich feit 1621 auch Die 
Berggewerlen an. Nachdem nämlich diefelben auf Verwendung 
des damaligen Berghauptmanns Chrijtopy von Schönberg feit 
1604 bereitö der Sreiberger öffentlihen Bibliothek auf der Schule 
viele milde Schenfungen gethan und angefangen hatten von jeder 
Mark Eilberd etwas Gewiſſes einzulegen, und fo von 1604 bis 
1612 541 Thlr. 12 Gr. an Spezies und 190 Thlr. an Münze 
von den Gewerken zur Hohen Birke famt Hermes, Zungen St. 
Andres, Kröner, St. Seliger famt Elenden Seelen vor der 
Stadt, Gelobt Land, Glüdsrade famt Reußen, Einhorn, Sei 
denfhwanz, St. Matthäi famt Friede und Einigkeit auf dem 
Brande, St. Lorenz auf der Halöbrude und Güte Gotted am 
Scyarfenberge eingelommen war, iſt 1620 auf Anhalten der 
Beiftliben und Kehrer das fogenannte Berggeld geftiftet wors 
den, weil, fo lauten die Worte, beide, die Kirchen: wie die 
Schuldiener nicht allein in ihren Aemtern und Beſtallungen fon: 
derbare Mühe mit VBorbitten für das liebe Bergwerk, Aufwars 
tn bei den armen Bergleuten und Echmelzern und deren Wei, 
bern und Kindern auf ſich hätten, ſondern auch bei den jetzigen 
Läuften und Zeiten alled aufs höchſte und theuerfte gelommen 


ſei und dergleichen Kirchen: und Schuldiener, fo von Ihren al 
ten Befoldungen ſich zu unterhalten hätten, ihr genau Austom: 
men haben wollten und daher gnädigft und treuherzig angefehen 
fet, daß ihnen die Hand geboten und denfelben bei ihren Mühen 
auch eine gutwillige Ergöglichfeit und Beifteuer dargereicht werde, 
Es warb demnady in dem gedachten Jahre das Berggeftift oder 
Berggeld für die Kirchen⸗ und Schuldiener und zwar ſowol in 
ber Stadt ald am etlichen angränzenden unter das freibergifche 
Bergamt gehörigen Orten aufgerichtet und von Ihrer churf. 
Durchl. Johann Georg den 6. Jul. 1621 beftätigt, fo daß ſeit⸗ 
dem von jeder Mark Silber, welche auf Ausbentezechen geho: 
ben ward, 1 Groſchen, von denen aber, fo noch feine Auss 
beute gaben, 6 Pfennige durd) den Zehndner abgezogen wurden. 
Es wurden demnach jährlihb in der Neujahrswoche auf dem 
NRathhaufe 25 Gulden an den Superintenbent, 15 Gulden an 
die Diaconen, den Rector, Conrector und Tertius, 10 Gulden 
an ben Gantor, 8 fl. an jeden Baccalaureus, 4 fl. an den Sucs 
eentor, 5 fl. an ben Mägbleinfchulmeifter, fo wie 4 Gulden an 
jeden von den 5 Glödnern, ferner 15 fl. an ben Pfarrer und 
Diaconus zum Brande, fo wie an die Pfarrer zu Scharfenberg 
und Zuttendorf, 10 fl. an den Pfarrer zu Berthelsdotf und 
Gonradsdorf, 4 fl. an die Glödner zum Brande, Erbisborf, St. 
Michael, Zuttendorf und Scharfenberg und 2 Gulden an den 
Gloͤckner zu Berthelsdorf und Conradsdorf und alfo jedes Jahr 
378 Gulden ausgetheilt. Eine ähnliche Einnahme wurde fpäter 
im Jahr 1648 den Kirchen» und Schuldienern dadurh, daß 
Johann Georg bie ihnen von Churf. Auguft verlichene Trank⸗ 
fleuerbefreiung,, welche gemißbraucht worden war, dahin erflärte, 
daß den Superintenbenten 8, ben Paftoren und Archidiaconen 
in großen Städten 6, ben andern Pfarren und Diaconen in 
Städten und auf dem Rande 5, dem Rector und Conrector in 
Städten 4 und ben andern Schufcollegen und Organiften in 
Städten 3 und den Schulmeiflern und Glödnern auf dem 
Lande 2 Faß Bier fteuerfrei paffiren und ihnen dann in Freiberg 
für jedes bewilligte Faß 40 Gr., alfo insgefammt 176 Thlr. 
16 Sr. jährlich gereicht werben follten.» Auch hat die gutherzige 
Burgerſchaft, wie Moller ſchreibt, 1088 für ihre Geiftlichen, 





— 18 — 


Kirchen⸗ und Schuldiener, welche zu ihrer Beſoldung geringe 
Münze bekamen, 1420 Gulden geſammelt und fie denſelben zu 
ihrem beffern Unterhalte verehrt, und E. E. Rath hat gleichfalls 
eine löbliche Zulage gethban. Denn ed find dem Superintendenten 
18 Schefiel, jedem Diaconus 6 Scheffel, den Lehrern in ber 
Säule insgefammt 20 Scheffel und jedem Glödner 2 Scheffel 
gegeben worden. 

Wenn aber bei mehrern diefer Stiftungen eines Franzoſen⸗ 
hauſes Erwähnung gefchieht, fo fei- hier bemerft, daß daffelbe 
beim Meipnifchen Thore lag und namentlich dazu diente, kranke 
gebrechliche Zeute, befonderd folche, welche unheilfame Schäden 
batten, darin zu ernähren. Im Jahr 1632 jedoch, al3 der 
Baiferlihe Oberſt Mor vom Walde muthwilliger Weife bie 
Meißniſche Borftadt abbrennen ließ, ging auch diefed ‚Haus 
gleich dem fogenannten Findelhaufe im Rauche auf. Das leptere 
batte früher vor dem Erbifhen Thore auf der Bädergaffe ges 
fanden, an der Stelle der alten St. Barbaracapelle, welche 
dur die Reformation einging, und war erft 1615 vor dad 
Meißniſche Thor nad der Loßnitz zu verlegt worden, Deöglei: 
hen war 1579 im Felde vor der Stadt, wenn man vom Pes 
tersthore hinausmwärtd nad) dem Brande gehen will, aud ein 
Bettelhaus für fremde Bettler erbaut worden, damit fie nicht 
den Bürgern vor den Thüren liegen blieben und be&halb aud) 
ein beiondrer Bettelvoigt angeftellt. Eben dort wurde auch in 
derfelben Zeit ein beionderes Siechhaus mit unterfchiednen Ges 
machen gebaut und zugleih ein gewiffer Plab zum Begräbniß 
abgemeilen und umſchloſſen. In daffelbe wurden, erzählt Mol- 
ler, in Sterbensläuften die befledten Perfonen geſchafft und es 
ward ein befondrer Siehmann darauf gehalten. Früher lag es 
vor dem Kreuzthore, nicht weit von der Ziegelfheune. Weil 
aber die hohe Obrigkeit befahl, die Wege zwifchen Freiberg und 
Auguftusburg zu räumen und das ohnedieß fehr baufällige alte 
Siechhaus dem in Wege ftand, fo wurde ed den 15. Jun. 1573 
mit allen vorhandenen Betten und altem Plunder angeftedt und 
weggebrannt. Alle diefe Däufer mußten aber vom gemeinen 
Almofen erhalten werden, gleichwie denfelben auch noch bie Er: 
haltung des Kornhaufed hinter dem: alten Rarkte, der Häufer für 


vw 





die Wärteriomen und Xodtenträger, der Stube für den Phy⸗ 
lud (die leßtere zur Hälfte), und zur Zeit der Peſt der Woh- 
nung für den Pastor pestilentialis, des Loſaments für ben Peſt⸗ 
Girurgen und der Häufer bed Worträgerd und der Wehfrauen, 
welche in angeftedte Häufer zu den kreifenden Weibern gingen, 
oblag. 


9 Der Einfluß und die Anfprliche der Geiſtlichen. Der religiöfe und 
A etliche Zuftand, fo wieder Glaube und Aberglaube jener Bei 


| Quellen. Urkunden. Außer ben genannten 1) 1563. , Breibenger 
" Xeinkorbnung des Raths. Ungebr. Urt. aus d. Stadtvoigt. 2) 1612. Bass 
ciculus d. Belegung d. Hospitalſtell. betreffend. Ungedr. Ur. a. Er. Rathsarch. 
3) 1615. Bericht d. Raths u. Guperintend. üb. Anna Fteiſcher. S. Mol: 
lers Shron. II, ©. 424—434. 4) 1617. Genfreffs Gutachten üb. Anna 
Fleiſcher. ©. Wiliſch Cod. dipl. &. 231 — 251: 5) 1617. Abkändigung d. 
hunbertjäbr. eformationsjubelfeir. S. Moller Ghron. II, & 412—414, 
6) 1618. Irrungen, die Annahme v. Kirchen⸗ und Schuldienern betreffend. 
Ungedr. Url. a. Zr. Super. Arch. 7) 1625. Churf. Ausfchr. üb, d. Gebr. 
d. heil. Abendmals. S. Wilifh Pr. Kirchenhiſt. S. 313. 8) 1625. eb. 
d. BReligionseid, d. Raths. Ungedr. Urt. a. Fr. Rathsarch. 9) 1626. eb. 
Bertheil. d. Stipend. Ebendaſ. 40) 1630. Abkündig. d. hundertjaͤhr. Beier 
d. Augsb. Confeſſ. betreff. S. Mollers Chron. Il, S. 459 — 462. 10) 
1639. Abkündig. d. Geiſtl. geg. d. Wucher. ©. Wiliſch Cod. diplom, 
©. 2351 — 252. 


Andre Quellen. Boceri Friberg. 1781 — 1819 und 2035 — 2082. 
und außer den früher genannten: Warners Beſchreibg. ſ. Vifionen. A. d. 
Jahren 1637 — 38 b. Knauth Altzell. Shron. TH. VII. S. 532— 560. 


Der Almofenkaften felbft hatte daber feine befondern Vor: 
fieher, eben fo wie der des geiftlichen Einkommens, und beide 
waren verpflichtet, ihre Rechnung jährlih auf dem Rathhauſe 
öffentlich abzulegen. Ein Verſuch ded Superindenten Genfereffs, 
die geiftlihen Rechnungen fowol ald bie des Dospitalmeifters in 
feiner Behaufung 14 Zage oder 4 Wochen lang durchzufehen, 
mißlang, obwol er den Befehl der Wifitatoren vom Jahre 1617 
anführte und bemerkte, daß die Hoßpitalrehnung nad deren 
Willen glei 1618 hätte zur Hand genommen werden follen und 
dieß dennoch bis dato den 9. April. 1681. noch nicht gefcheben 





ſei. Etwas befier fiel der Kampf aus, welchen der Superin- 
tendent mit dem Rathe über die Beſetzung der Kirchen: unb 
Schulftellen führte. Denn Sohann Georg entichied ihn 1618 fo, 
daß dem Rathe zwar unverwehrt fein folle, über eine oder meh⸗ 
rere Perfonen, welche fie in einer Probe zu hören vermeinten, 
Rath zu halten und Beſchluß zu fallen, daß er jedoch den Sus 
perintendenten dabei um Eröffnung der Kanzel oder des Kathe⸗ 
ders zu erfuchen habe und daß er nady der Probe zwar frei wäh: 
len könne, jedoch mit Vorbehalt der Einftimmung ded Superins 
tendenten. Diefer fei deshalb bittlih zu erfuchen aufs Rath⸗ 
haus zu fommen, und bei abweichender Anficht werde dad Ober: 
confiftorium entfcheiden. Auch bei der Vertheilung der Stipen⸗ 
dien wurde zwar dem Rathe freie Hand gelaffen, jedoch 1626 
befimmt, daß der Rath den zum Genufje Auserfehenen zuvör⸗ 
derfi einer Prüfung beim Superintendenten und Rector unters 
werfe, und Bericht von dielen einhole, ob fie ihn zum Studiren 
tuͤchtig und des Stipendii würdig zu fein eracdıteten und ers 
kennten. 

Endlich hatte es auch der Superintendent durch jene mehr⸗ 
gedachte Viſitatoren erlangt, daß die Rathsverwandten küñftig 
den Religionseid in ſeiner Gegenwart ablegen und unterſchreiben 
ſollten, und Gensreff machte dieſes den 25. April 1625 dem 
Bürgermeifter befannt. Der Rath fand fid) aber hierdurch von 
neuem bern und flagte, wie dieß nur Mißtrauen bei ber 

- Bürgerfchaft Efreaen könne. Denn ſchon der Umftand, daß der 
Rath jüngft bei einer gehaltenen Commifjion, welche der Obers 
bauptmann und Superintendent zwifhen ihm und dem NM. Ne 
ander zu St. Nicolai auf dem Schloſſe angeftellt habe, perſön⸗ 
lich erfchienen fei, babe bei der Bürgerſchaft dad Gerede verans 
laßt, der Rath werde auf dem Schloſſe eraminirt, wer cals 
vinifch wire oder nicht. Er habe bisher jeden Neuangefteliten 
diefen Eid vor dem verfammelten Rathe leiften und die formula 
concordiae unterichreiben laſſen und bitte ihm dieſen altherges 
brachten Gebrauh auch ferner zu vergönnen. Was denn aud 
wirklich geſchah. 

Man ſieht hieraus, wie die Superintendente namentlich 
die Viſitationen, deren Mitglieder gewöhnlich etliche weltliche 





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und geiſtliche Raͤthe und ein Superintendent waren, wie fie - 
unter andern 1555, 1574, 1575, 1802, 3598 -fo. wie :1608 
wu 1617 (über bie Kirchenftühle) hier Statt fanden, ‚Dazu bes 
wusten, um ihre Macht der weltlichen gegenüber aufrecht zu 
erhalten ‚oder auch nach Befinden zu erweitern. Welche Macht 
aber in bie Haͤnde berfelben gelegt und wie burdh fie die Geiſt⸗ 
„lichen und vor allen die Superintendente eine Art Oberaufficht 
: über das ganze fttliche Leben ver Gemeinde erhielten, geht. fdyon 
r amd der Inſtruction hervor, welche bie erften Bifitatoren allhier 
im Jahr 1537 erhielten. Zwar hieß ed in derſelben: Es follen 
die Pfarrer und Prediger mit Fleiß vermahnt werben, ihres 
Amtes zu gewarthen und ſich weltliher Händel und Haderſachen 
zu entfchlagen. Denn ob ed wol ungejweifelt von ihnen chrift- 
lich gemeinet ift, fo fie füch ‚bisweilen ber Leute Sachen anneh⸗ 
men, dieweil fich aber Ungehorfam und andre Unrichtigkeit da: 
raus zuträgt, wollen wir, daß ſolches unterlaffen:werbe. Denn 
gelanget an fie, daß etwa einem Armen ober Anderen zu feinen 
Rechten nicht geholfen oder derfelbe zur Billigkeit nicht geſchützt, 
auch Lafter und Uebelthat nicht geftraft wirb, fo werben fie, fo 
viel ſich geziemt, wol gebührlide Wermahnung derowegen zu 
thun wiffen. Und es follen. fich auch die Pfarrer, Prediger: und 
anbere Kirchendiener, wie ihnen wol geziemt,. durch Gottes 
Gnade in ber Lehre und allem andern chriſtlichen Weſen und 
Borgange des Nächſten erzeigen, halten und fleißigin, aller Leicht⸗ 
fertigfeit und Mißbrauchs, fonderlich der WBehennung der Perfo: 
nen, auch bed unfruchtbaren Scheltend und Schmähens in Pre- 
digten äußern und enthalten. Dagegen follen auch die Pfarrer 
und Prediger, auch bie andern Kirchendiener in allen billigen 
Sachen, wenn ihnen Verdruß, Mißbietung, unehrliche Erzeigung 
und Beſchwerung unverurfacht begegnen und bevorftehen würbe, 
durch unfre Amts und Befehlsleute, auch desgleichen der Super- 
attendenten und Erecutoren fleißiges Aufſehen, Erkundigung und 
Nachfragen, durch fie alle ſaͤmmtlich und jebe infonderheit ge: 
treulich gefchirmt, vertheidigt unb gehandhabt werden bid an 
und. Und ob auch ſolches durch fie die Pfarrer und Prediger 
aus chriſtlichem Bedacht nicht geklaget würbe, und boch durch 
die georbneten Befehlshaber, wie berührt, folched vermerkt und 








_ 18 — 


an fie gelangen würde, daß nicht deſtoweniger gebührlidhe® Ein, 
feben und nad) Gelegenheit die Strafe vorgewandt werde. 

Dann heißt e8 aber im Folgenden weiter: Es follen das 
neben unſre Amtleute, Schoͤſſer, NRäthe der Städte, aud bie 
von Adel, fo Gerichte haben, durch euch mit Fleiß vermahnet 
werden, daß fie männiglich zuvor der Armuth guten Schutz hals 
ten und über die Mißhandlung und Uebelthaten, welche bis an⸗, 
ber mit Ernit find geftraft worden, als Mord, Todſchlag u. ſ. w., 
auh die Sachen firafen, die an den Chriften nicht zu dulden 
find und Afterrede, Aergerniß und Auflegung bei den Wider: 
fahern ‚gebähren, wie bis anher felten und doch nicht anders 
denn eigennüslich geitraft find worden, als da find: leichtfertige® 
Schwoͤren und Gottes Namen unnüglid) annehmen. Item Völ⸗ 
lerei, Sauferei, Spielen und Müffigang. Item fo in Wein: 
oder Bier: und Zrinkhäufern von den Sachen den Glauben bes 
rührend fchimpflich oder fonft leichtfertig gehandelt und gezankt 
wird. Stem fo Schandlieder auf den Gaflen oder in Häufern zu 
Aergernig der Tugend gelungen werden und waß berfelbigen un: 
gebährlichen und unfittlihden Sachen mehr find. Item rüchige 
und zumehren öffentlihe Chebrecherei, Hurerei, Sungfrauens 
ſchwaͤchen. Item Ungehorfam der Kinder gegen die Eltern, und 
ſonderlich fo ſich diefelbigen unterfländen ihre Eltern mit Wors 
ten oder Handanlegung zu beichweren. Item da fich die Kinder 
binter der Eltern Wiffen oder Willen verloben oder verehlichen, 
Und was bdergleihen Sachen mehr find, die ihr ihnen wol wer: 
det zu erzählen willen. Und infonderbeit follet ihr, als unfre 
Bifitatoren befehlen den vorberührten Müfligang in Amtern, 
Eträdten, Zleden und Dörfern nicht zu gedulden, fondern daß 
diefelbigen und fonderlid die nicht Darnach beerbet, vermahnet 
werden zu arbeiten oder fih aus dem Amt, Stadt, Fleden oder 
Dorf zu thun. Und hierüber fol von unfern Amtleuten und 
Befehlshabern und andrer Obrigkeit jedes Orts feſtiglich gehalten 
werden. Es foll auch die Strafe nach Gelegenheit mit Einlegen 
zum Gehorfam, Gefängniß oder fonft zur Beſſerung nicht eigens 
mädtig vorgenommen werden. 

Die erite Zolge diefer neuen geiftlihen Sittenpolizel war 
die ſchon früher erwähnte, aber bald, wiewol vergeblich, beveuete 





Sufhebung der öffentlichen Zrauenhäafer: Indeſſen fehlte es 
doch auch fpäter nicht an Öffentlichen “Dirmell- der Aet, und der 
Hector Apelles erzählt und, daß am 6. Kebr. 1577 acht öffent: 
lihe Freudenmädchen auf einmal ausgewieſen wurden. Bier 
von ihnen trugen Pleine Kinder in Winden auf den Armen. 
Sie waren erſt mitten auf dem Markte zum Schaufpiele offen 
sin ein Behältniß, wie in einen Vogelbauer, eingefchloffen und 
wurden dann durch bie Öffentlichen Gerichtöbiener, welche gemalte 
Kränze an den Hüten nah Art der Brautführer hatten und 
denen ein Paufenfchläger voranging, unter einem großen Zu: 
fanf von Menfchen zu den Thoren hinausgeführt. Auch der Ehe⸗ 
Bud ward jest auf das ftrengfte beſtraft. So wurden ben 7. 
as. 1570 Dans Seyfart ber Siechmann und eine Dirne im 
Sichhaufe deswegen enthauptet, und den 28. Febr. 1556 ebenfo 
ein junger Kerl von 18 Sahren hingerichtet, weil er zwei Weis 
ber zugleich zur Ehe hatte. Daſſelbe Schidfal traf: einen Schot- 
ten, Namend Wilhelm Schmiebefelder. Auch diefer hatte fich 
nämlich für einen ledigen Gefellen ausgegeben und hielt den 11. 
Nov. 1599 zu Freiberg Hochzeit mit einer Jungfrau. Er Batte 
viel Leute dazu gebeten. Als ee aber eben mit feinen Gäften 
am luftigften war, kam fein erfted Eheweib, mit welcher er zu 
Göthen ſchon Kinter gezeugt hatte, und ließ ihn aus dem Hochs 
zeithaufe im Bräutigamöfranze und Hochzeitkleidern hinwegneh⸗ 
men und gefangen feben, worauf er gleichfalls nach eingeholtem 
Urtheil mit dem Schwerte hingerichtet wurde. Wie hart jest 
auch andre Vergehungen ber Art beftraft wurben, beweift die 
am 31. Ian. 1578 erfolgte Beftrafung eines adhtzehnjährigen 
Bauerjungen aus Oberfhöna, welden man mit ſammt einer 
Kuh Öffentlich verbrannte. 

Nicht minder wurden nun aud bie Geſete beim Trinken 
darnach umgeſtaltet. Es hatte ſich nämlich noch unter Heinrichs 
Regierung hier eine beſondre Trinkgeſellſchaft gebildet, welche 
ihre Geſetze zuerſt 1549 veröffentlichte, hernach den 29. Octobr. 
1863 erneuerte und fie den folgenden 7. Decbr. von Churfürſt 
Auguft beftätigen ließ. Ihre Trinkſtube befand fich in der mitt: 
lern großen Stube, ber fpäter fogenannten Gommilfiondftube, 
welche. zu Mollerd Zeiten die Vorſteher des Almofenkaftens inne 


— ni — 


batten und wo fie an dad Armuth ihre wöchentlichen Almofen 
vertbeilten, auf bem Kaufbaufe am DObermarfte Man 
faufte nämlich 1545 mehrere Peine Häufer auf, trug fie ab 
und baute an ihrer Stelle das fogenannte Kaufhaus. In 
der untern gewölbten Stube hielt man einige Jahre lang des 
Rache Weinſchank und brachte deshalb mehrere fchöne Keller an, 
die andre obere Stube aber räumte man den Bergbeamten ein, 
welche bier wöchentlich zufammen famen. Sie hieß die Anfchnitts 
tube, weil die Schichtmeifter hier die Berg⸗ und Hüttenkoften 
wöchentlich verrechnen oder nad) der Eprace der Bergleute ans 
ſchneiden mußten. Der übrige untere Platz hingegen wurde den 
Zleiidern eingeräumt, welche Sonnabend nad) Martini 1545 
zum erflenmal darin feil hielten. Sm Jahr 1549 hat man 
ihnen dann die neuen Bänke, an der Zahl 67, erblidy überlafs 
fen, baher auch früher diefe Jahreszahl neben einem Büffeldfopf 
bier eingehbauen war. Den obern Eaal endlich hat man den 
Tuchmachern, Kürſchnern und Schuſtern eingegeben, und es find 
die Zucdhmadyer und Schufter zum erjtenmal 1546 am Xage 
Martini auf dad Kaufhaus gewiefen worden. In unfrer Trink 
tube nun galten folgende Gelege: Erſtlich wollen wir alle Gots 
testäfterung, Schwören und Fluchen bei ausdrüdlicher fchwerer 
Pön nad hochgedachtes Churfürften zu Sachſen und unſers gnäs» 
digften Herrn Landesorbnung ernftlich verboten haben. Zum ans 
dern, weil wir auch unnöthig achten, daß ftreitige Religions 
fachen an diefer Städte auf die Bank gebracht, viel unnöthiger 
aber, daß foldhe dafelbft verfochten und erörtert werden follen, 
io wollen und ordner wir, daß fi männiglich bei Vermeidung 
ſchwerer Strafe von diefen hohen Sachen ded Orts zu disputiren 
gänzlih enthalten wolle. So fol fi auch ein Jeder grober 
unzüchtiger und leichtfertiger Reden zu gebrauhen äußern und 
enthalten. Und ordnen demnad ferner, daß fich keine zänkifchen, 
teihtfertigen Burſchen in folhe ehrbare Geſellſchaft mit einmens 
gen und derer mit Verſäumniß und Hinläffigkeit ihrer Nahrung 
gebrauchen follen, fondern daß die davon durch unfre verordnete 
Vorfteher mit Erlajjung der Zeche gänzlidy abgewielen und fonf 
auch ohne derfelbigen Vorwiſſen und Erlaubniß Niemand barein 
angenommen werde. Ein Jeder auch, fo auf fein Ginmwerben 


— WM — 


gebuͤhrlicher Weiſe aufgenommen iſt, ſoll zum Anfang einen halben 
Güldengrofhen und dann, weil er ſolcher Geſellſchaft gebraucht, 
ein jedes Quarfal einen Grofhen, welchen bie verorbneten Vor: 
fieher durch den Stubendiener zu der Stuben Notbburft follen 
einbringen laffen, ohne alle Weigerung erlegen. Und ſollen jeden 
Tags 2 Zechen, bie erſte von 1 Uhr. bis auf 5, die, andre fol⸗ 
gende von Sechſen bis auf 9 Uhr gehalten, und auf eine jede, 
wofern man nicht Doppelzeche oder. Orthe (Derte) hält, ein 
Groſchen von jeder Perfon gegeben werben (gewöhnlich wurden 
2 Grofhen, auf einen Abend zur Derte für Speife und Trank 
gegeben, und feit 1578 dies aufı3 Groſchen 6 Pfennige erhöht), 
ein Jeder auch, ehe. denn. er von ber Stuben geht, diefelbige bei 
Strafe von 5 Grofchen zu erlegen ſchuldig fein. Und folder 
Diener: ber Zrinfftube, fobald es neun geſchlagen, Fein Bier fer 
ner auftragen, auch Fein Spiel weder auf Karten noh Würs 
feln verflatten, bei unfrer unerläßlichen Strafe, deren auch bie, 
fo ſolches übertreten, von und nicht verſchont fein. follen. Oh 
ſichs zutrüge, daß Iemand folder Gefelfchaft einverleibet und 
derer zu gebrauchen befugt, auch aus Ergötzlichkeit einen guten 
Freund als einen Gaft mit ſich bringen würde, ber fo denfelbi: 
gen im dieſer unfrer Ordnung berichten und dawider nicht zu 
handeln treulich verwarnen , bei Strafe auf jeden Artikel benannt, 
welche derjenige, der ſolchen Gaft herauf gebracht, auf den Kal 
feiner Verbleibung felbft erlegen fol. Hierauf fol auch ein Je⸗ 
der, alöbald er auf die Trinkftube kommt, feine Wehre bei Strafe 
von 6 Groſchen ablegen, und in Verbleibung deffen darum von 
unferm Stubenknechte erinnert, auch auf ben Zal feiner Weiges 
tung ihm biefelbe durch denfelben abgeforbert werben: Würde 
ſich nun hierin Jemand widerfeglih erzeigen, wollen wir und 
nah Gelegenheit hierauf mit gebührlihem Einfehen zu erzeigen 
wiſſen. Es fol aud ein Jeder, der einen Gaft mit fich bringet, 
für ſich und denfelbigen die Zeche bei Strafe eines filbernen Gro: 
fen guͤtlich entrichten. Da nun folches gefhehen und darnach 
auf eine neue Zeche Bier aufzutragen erfordert wird, fol der⸗ 
jenige, fo folhe Zeche erharret, mit helfen zahlen und Keiner 
feiner Derte unverrichtet ohne Wiffen des Stubenknechts weg⸗ 
sehn. Und außer diefem, wie jegt erzäplt, fonft Riemandem 





— 1:3 — 


keine Nachzeche verftattet fein fol. Es foll auch der Obertifch in der 
Zrintftube zu Ehrerbietung fremden Leuten und fonft unbefegt 
bleiben. Ob es fich zutrüge, daß einer oder mehre miteinander 
um einen Werth fpielten, fol der Verlierer für fih und ven 
Gewinner in Abgeltung der Zeche, mwofern er die hiervor nicht ent: 
richtet, folche bar und unweigerlich abtragen und zahlen, da aber 
bierinne Säumniß befunden würde, berhalben folgenden Tags er: 
innert werden und bei Entfernung der Stuben und unferer Strafe 
diefelbe zu erlegen fchuldig fein. SKeinerfol auch dem andern auf 
dem Spiel etwas aufrüden noch fchuldig bleiben, fondern dad 
legte dem erften gleich und alfo Alles bezahlen. Da aber foldyes von 
Jemand überfcehritten und derhalben unferer Vorſteher einem oder 
dem Schenten geklagt würde, fo fol der Schuldmann den folgenden 
Tag gebührlicher Weile zur Zahlung durch den Schenken ans 
gehalten werden und auf den Fall der Nichtzahlung ſich derfelbige 
der Stube ferner gänzlich enthalten. Dieweil die Steine zur 
Yeldentafel, alfo auch die Würfel in dem Bretfpiel zur Ergöp- 
lichkeit verorbnet find, fol diefelbigen Niemand verwerfen noch ver: 
tragen. Da aber Zemand foldyed überfchreiten würde, fol er 
foldye wieder fchaffen und da es aus Muthwillen verbleibet, durch 
andre genugfam erjegen, oder drei Groſchen zur Strafe geben. 
Da auch Temandem gefällig wäre ded Orts allein Wein zu trinfen, 
fol er nichts deſtoweniger auch die geordnete Bierzeche geben. 
Der Schenke fol die Collationenzedhye, wo deren gehalten wird, Nie: 
mandem borgen, fondern Jeder nach gehaltner Malzeit diefelbige 
zu entrichten ſchuldig fein. Bei Werluft des Dienftes und Er: 
flattung der Darlage fol der Schenfe Niemandem aufs Spiel 
Geld leihen. Es fol auch Fein frifh Bier aufgetragen werden, 
es fei die Kanne hievor erledigt und audgetrunfen, und wenn 
ſolches gefchehn ift, fol die Kanne auf die Tiſchecke andres zu brin- 
gen gefept und der Schenke hierüber und ehe es auß ift, Bier 
zu bolen nicht genöthigt werden, bei Strafe, als oft folched von 
Jemand überfchritten wird, zweier Groſchen. Derwegen wir dann, 
daß Icmand felbft nah frifhem Bier in ben hierzu verordneten 
Keller gehen wollte, nicht geftatten mögen bei vorgeſetzter Strafe. 
Nachdem wir aud) in dem große Unordnung und ber Stuben Scha⸗ 
den gefunden haben, daß die Knechte, fo nach ihren Herren kamen, 
48 





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— u — 


diefelbigen anheim zu holen, oft mehr Bier. laflen auftragen 
denn bie Herren felbft, fo ordnen und wollen wir, daß foldyes 
ſich zu enthalten unterfagt, ihnen auch fein Bier ‚gegeben werben 
«fol, fondern daß diefelbigen bei Wermeitung unfers-fernern Ein: 
ſehens bei der Stubenthüre fißen bleiben, nicht alle Zifche über: 
-Jaufen und fih, wie e8 ihnen wohl anfteht, rüdgezogen verbal: 
ten und bis ihre Herren heim gehen, biefelbigen unbefchwert ber 
Stuben dafelbft erwarten. Es fol auch der verorbnete Schenke, 
wenn der Zeiger vier und hernach zur andern Zeche, wenn die 
Bode acht geichlagen, die Zeche abnehmen und alsdann das 
‚gelöfte Karten» und Orthengeld alsbald nach Entpfahung deſſel⸗ 
vigen bei unferer hiermit vorbehaltnen Strafe in die geordnete 
Bäche einlegen und die Zinne treulicy und fleißig in Verwah⸗ 
rung haben. Auf welchem Tiſche Doppelzeche gehaltenwirb, da foll 
von demfelbigen auf andre, da allein einfache Orten genommen 
werben, nicht zugefrunten werden bei Strafe ven 3 Grofchen. 
Als wir auch hieneben vermerkt haben, daß oftmals hämifcher und 
fpöttifher Worte halber in dieſer ehrlichen Geſellſchaft viel Un: 
richrigkeit entftanden ift, ſich auch viel guter Leute, da fie derer 
gern übrig, derhalben der Stube enthalten, dadurch dann bie Ge: 
felichaft in Abnehmen geratben ift, auch es zu dem veranlaßlich, 
daß Jemand wol aud) unverfchuldet im Rüden, wie man pflegt, zur 
Bank gehauen und mit fchimpflichen Reden verkleinert wirb, fo 
wollen und ordnen wir bei Vermeidung ernfter Strafe, dadurch 
denn auch der Lebertreter feiner Berbrechung halben gegen den einen, 
den er- beleidigt, der Zuſprache wegen nicht gefreit fein fol, daß 
fi) des leichtfertigen Aufrüdens als eines fchändlichen Laſters 
ein Jeder gänzlich enthalte, Dabei aud ſich unfre hierzu jeßt 
und längft verorbneten Vorſteher billiger Weifung verhalten und 
dieweil diefelbigen um Friede und Einigkeit willen auch zur Ers 
haltung der Richtigkeit und diefer unfrer wohlmeintlichen Ordnung 
von und hierzu vermocht find, fo wollen wir bie von einem Je⸗ 
den, der folcher bürgerlichen Gemeinfhaft zu gebrauchen Willens, 
unveränderlih in Acht haben und uns auf den Kal der Ueber, 
tretung Andern zum Abfcheu zu erzeigen wiflen. Wie wir benn 
auch nicht gedulden können, daß ſich Jemand mit dem Trink⸗ 
ſtubenknechte in Gezank oder. Käufen einlalle, fondern wollen, 





u * 


wer etwas wider denſelbigen der Trinkſtube halber befugt iſt, daß 
ſolches vor unſern verordneten Vorſtehern, die hierauf gebühr⸗ 
liches Einſehen haben oder uns darin zu erkennen und die 
Billigkeit zu ſchaffen eigentliche Anzeige thun ſollen, gefordert 
werde. Dieweil es aber unmöglich iſt auf alle Falle, wie ſich die 
zutragen möchten, jetzt beſondere Verordnung von und zu mas 
den, fo wollen wir und nach geftalteten Sachen und Gelegen- 
heit der Zeit diefe gänzlich wiederum aufzuheben oder zu veräfi- 
dern in alle Wege vorbehalten haben. Gebieten hierauf allen 
und jeden, fo ſich folder unfrer bürgerlichen Trinkſtube gebrams 
hen und in biefe ehrliche Gemeinſchaft des Ortes einlaffen weh 
len, «lie und jede obgefchriebenen Puncte ftetd, feit und ungen 
brüchlich zu balten und fich bei darin aufgefesten Strafen berer 
nicht wiberfeglid, zu erzeigen, damit wir zu fernerm vorbehaltlichen 
Einfehen nicht verurfacht werden. Urkundlich mit gemeiner Stadt 
Heinerem Infiegel wiſſentlich befiegelt und gegeben. Sreiberg, 
Freitags an Simonid und Juda Apostolor. und in Chrifti unfers 
lieben Herrn heilfamer Geburt fünfzehnhundert und drei und 
fechzigften Zahre. Die Weranlaffung dazu giebt der Rath felbit 
an, indem er im Eingang fagt: Nachdem und ald wir Bürger: 
meifter und Rath der Stadt Freiberg verrüdter Jahre ald Anno 
neun und vierzig mit gnädigfter Bewilligung und Gonfirmation 
unfrec damals hohen und ordentlichen Obrigkeit feligen und hoch⸗ 
loͤblichen Gedächtniß um einträchtig freundlicher Gefellfchaft wit: 
In und zu Erhaltung ehrbarer bürgerlichen Gemeinſchaft eine 
Zrintordnung in Punkte und Artikel und wie ſich ein Jeder, 
fo ſolcher Gefellichaft beneben andern zu gebraudyen bedacht, verbal: 
ten folle, verfaffen laflen, in Hoffnung, daß nach berfelbigen zu 
Beftätigung ſolcher bürgerlichen Gemeinfchaft alfo gelebet fein folle, 
daß es wiederum einiger Abfchaffung oder auch andrer Verord⸗ 
nung und Einfehens nicht bedürfen würde; fo haben wir doc in 
Wort und in der That befunden, daß durch etzliche, fo folcher Ges 
feüfchaft gepflegt, und witer Verſehen Urfache gegeben wurde nidye 
allein bierin eglicher Artikel halber, fo mißbraucht worden, Aen⸗ 
derung zu machen, fondern aud die Trinkſtube eine Zeit über 
ganz zu fperren und ausdrüdlide Ordnung zuzuftellen, wie wir 
es binfürder von einem Jeden, bes folcher bürgerlichen Gemein: 
48° 


MW 


ſchaft ein Mitgeſelle ſein wolle, ſoll gehalten werben, derwegen 
wmitgnaͤdigſter Verguͤnſtigung bed durchlauchtigſten hochgebornen 
Fürſten und Herrn Herr Auguſten Herzogen zu Sachſen bes 
heiligen Römiſchen Reichs Erzmarſchaln und Churfülllen, Land⸗ 
en in Thuͤringen, Markgrafen zu Meißen und Burggrafen 
Magdeburg, unſers gnädigſten Herrn wir vorgemelbeter Rath 
hiemit verordnen und wollen, daß folgenden und hernach verzeich⸗ 
weten Artikeln von einem jeden dieſer Geſellſchaft Einverleibten un: 
verbrüchlich folle nachgelebt werben. Ehurfürft Auguft beftätigte nun 
auch biefelbe, wie folgt: Won Gottes Gnaden wir Auguft Her⸗ 

g zu Sachſen, bed heiligen römiichen Reich Erzmarfchall und 

hurfuͤrſt, Landgraf zu Thüringen, Markgraf zu Meißen und 
Burggraf zu Magdeburg bekennen und thun Fund hiemit gegen 
männiglich, daß uns unfre lieben Getreuen der Rath zu Freiberg 
zu erkennen gegeben, wie fie vor der Zeit und bei Leben bes hoch⸗ 
gebornen Zürften Herrn Heinrichs Herzog zu Sachen, Land: 
grafen in Xhüringen und Markgrafen zu Meißen, Unfers lieben 
Herrn Vaters hriftlihen und loͤblichen Gebädhtnig zu Anftellung 
bürgerlicher und gefelliger Gemeinſchaft, vornehmlich aber fremder 
ehrlicher Leute willen eine Trinkſtube angerichtet, auch biefelbige 
Ordnung in etliche Artikel verfaffen und die feine Gnade haben 
beftätigen laffen, die fie nunmehr aus etzlichen bewegten -Urfachen er: 
Häret und zum Theil in den aufgeſetzten Pönen und fonft verän: 
dert hätten mit angehefteter unterthäniger Bitte, daß wir uns 
folche ihre des Raths erneuerte Trinkſtubenordnung gnädigk wol⸗ 
len gefallen laſſen und aufs neue beflätigen, wie biefelbe von 
Wort zu Wort hernach folge. — Wenn wir benn erachten, 
daß die vorgefchriebenen Artitel zu Mehrung und Erhaltung 
einträchtigen Willens und ber Gefellichaft, auch für Fremde und ans 
bre, fo des Orts ehrlih zufammentommen, bienen werde, und 
gerne wollten, baß bdiefelben nicht gemißbraudht, fondern von 
benen, fo der Trinkſtube gebrauchen wollen, gebührlich nachges 
gangen werde, als haben wir diefer und andrer Urfache willen 
bie gemeldete Ordnung uns gnädigft gefallen laſſen zu beflätigen, 
confirmiren, und beftätigen diefelbige auch hiermit und in Kraft 
biefed Briefes und befehlen darnach oberwähntem Bath, daß fie 
ob biefer .aufgerichteten Orbnung bis auf unfre weitere Berän: 







_ 17 — 


derung gebührlih halten, fleißig Aufrichtung haben und daran 
fein, daß derfelben gemäß nachgegangen und gefebet, auch die: 
jenigen, fo bawider handeln, darum gebührlic) geftraft werben. 
Hieran geſchieht unfte gefällige Meinung. Zur Urkunde mit 
unferm hierauf gedrudten Secret befiegelt. Dresden den fieben- 
ten December nad) Chrifti unferd lieben Herrn Geburt Taufend 
fünfhundert im drei und ſechzigſten Jahre. 
Diefe Trinkſtube mit ihren Geſetzen der Maͤßigkeit und Ach⸗ 
“tung vor den Fremden war e8 nun wol auch, welche Bocern 
bei feinem Aufenthalte in Sreiberg fo für die Lebensweiſe ihrer 
Bewohner einnahm, daß er ſich zu dem feurigfien Lobe einer 
fo gefitteten Stadt aufgefordert fühlte und folgendes zu ihrem 
Preiſe fang: 


Bier hecrſcht nicht zůͤgellos des Menſchen ſtarret Wille, 
Hier trübt die Bospeit nicht der ſanften Tugend Loos. 
Hier wahrt ein Jeder treu In feines Lebens Stille 
Bor Sucht nad) Fremdem fi), lebt für die Seinen blos. 
Und wer mit kund'ger Hand bie Silbergaͤng' auffpüret, 
Den fließt die Erde zur gewohnten Stunde ein, 
Ben Arbeit drängt, wird nicht zur trägen Ruh verführet; 
Sie duldet Leine Bruft befhwert von vielem Wein. 
So mag ben Sophokles mit feinen Helden allen 
Zraun Freiberge Mäßigkeit noch Äberragen weit, 
Und follt dem Müden ſich zu laben einft gefallen, 
Sein Tiſch ihm nit den Trank in Üppger Fülle beut. 
Die Tafel druͤcken nicht dann taufende von Gpeifen, 
Und nüchtern mwürzet er mit frohem Scherz fein Mahl. 
Geſptaͤche kürzen ihm bie Zeit in heitern Weiſen, 
Nicht leert in vollem Zug er glerig den Pokal. 
Drum die verruchte Kunft hier feine Ehren ſchmücken, 
Der Kunft zu trinken ſteht hier Schande noch zur Seit. 
Ha, welch ein Gott mocht' uns mit folder Kunft beglücken, 
Wie Deutſchlands Bauen fie jegt kennen weit und breit? 
Bas Schmach einſt war, das gilt als Ehre unfern Zeiten, 
&o wenig [heuer man ber Wäter biedre Weit, 
Der Sreundfchaft Frodgenuß, des Umgangs füße Freuden, 





Sie alle gab man ady! der Kunft der Hölle Preis. 
Verachtet wird, wer nicht in diefer Kunſt erfahren, 
Ber hat da6 Scheuſal nur zuerſt uns zugebracht? 
Es flürzten Peſt und Krieg und taufend der Gefahren“ 
Nice fo viel Brave in des blafien- Todes Nacht, 
Als jene Peft, die ſtill am Leben pflegt zu nagen 
Und Tod bereitet in dem Taumel wilder Luft, 
Die Uebel ohne Zahl dem Menſchen zugetzagen, . 
Und ihn zu pflanzen zwingt den Schmerz in eigne Bruſt. 
Doch Freiderg hat fie nicht fo ganz zum Sitz erkohren, 
Daß leben trinken fei, bier laͤugnet's noch Apoll. 
Drum weh dem Ungtüdsfohn, bei dem für taube Ohren 
Sein Ruf ertönt, daß er die Peſt nicht hegen ſoll. 
Kaum wendet eine Stadt in Deutſchlande weiten Bauen 
Dem Fremden ſich fo gern in milder Rede zu. 
Sollt' ich mein Lebensſchiff dem Hafen einft vertrauen, 
Hier in der Mufen Gig fänd «8 die llebſte Ru. 
Der Bürger Biederfinn, Genuß von fanften Freuden, 
Die holde Sitttlichkeit, der Mufen theurer Gang, 
Sie würden treu mid bis zum fanften Tod geleiten, 
Dein Alter firmen vor der Stürme wildem Drang. 


Daß es freilich außerhalb biefer ehrbaren Trinkgeſellſchaft, 
an welche ſich auch die der Schmelzer mit ihren Gefegen anſchloß, 
nicht allemal fo ganz ohne Trunkenheit und damit verbundene 
Ausbrüche von rohers Zank und Kaufluft abging, dafür fpres 
hen eine Menge trauriger Säle, welche und Moller aufbewahrt 
bat. So erzähle er, daß fih den 6. Jun, 1576 ein Mefler- 
ſchmidtgeſelle auf einer Hochzeit durd den Trunk fo überfüllt 
habe, daß er im Hochyeithaufe auf dem Gange empfindungslos 
liegen blieb und unter dem Umtauben (?) erftidt fei; ferner daß 
den 26. Jul. 1598 Lorenz Hofmann aus Waltersborf hingerich⸗ 
tet worden fei, weil er feinen Bruder beim Trunke erflochen hatte. 
Ein ander Mal, daß am 16. März 1611 Friedrich Venus von 
Graupen damaliger churfürſtl. Poftreiter Hans Heinrichen von 
Kroftewig auf Wegefarth, einen Beifiger des hurf. fächf. Ober: 
bofgerichtö, in Georg Buchführers Gaſthofe auf der Petersgaſſe 





- WE — 


beim Trunke entleibt und fich alsbald durch die Flucht in Sicher: 
beit gebracht habe, bis er fich fpäter ausgeföhnt und Schloßs 
bauptmann zu Wittenberg geworben fei. Ferner haben den 28. 
Mai 1619 etliche junge Bürfchlein den Berggeſellen Mathes Ad⸗ 
ler beim Trunke tödblih am Kopfe beichädigt. Zwei Bürger- 
föhne traten deswegen aus. Deögleihen warb den 20. Dechr. 
1626 der Eidam der Gaftwirthin zum goldnen Stern, Wolf 
Fiſcher mit Namen, von einem Zranzofen beim Trunke getödtet, 
Der Thäter faß nun zwar lange gefangen, warb aber doch endlich 
(oögelafien. Nicht minder warb den 19. Febr. 1641 der Schicht» 
meifter Dans Greuß von einem Adlihen beim Trunke in Kopf 
gehauen, daß er den Sten Tag darnach flarb. Ebenfo warb den 
23. April 1639 Gregor Richter, ein feiner ehrenhafter Bürger 
und Kramer zu Freiberg von Jacob Auguftin, einem Eonftabler, 
im Zrunfe unichuldiger Weife erfiochen, der Thäter aber nad 
Dresden abgeführt und dort dem Artillerierechte übergeben. Ders 
gleihen war überhaupt damals bei den Soldaten nichts feltneß. 
So bat au den 19. Septbr. 1644 ein Gefreiter von der Gar: 
nifon den andern beim Trunke erflohen und ift Nachts über 
die Mauer davon gefommen, oder wie etliche vermeinet, von 
feinen Cameraden heimlich aus der Stadt gelaffen worden. Den 
11. Zul. 1646 wehrte fi ein andrer Gefreite im Trunke gegen 
die Wache und beſchaͤdigte unter andern auch den Öfficier. Er 
hieß Bartbol Windel, war aus Yommern und fonft ein alter 
verfuchter Soldat, weil er aber dem Trunke und Zorn zu viel 
nachgehängt und fich wider die ganze Wache aufgelehnt und zur 
Wehre gelegt hatte, wollte feine FZürbitte, fo für ihn gelchab, 
beifen und er ward am folgenden 18. Jun. in gefchloffenem 
Kreife auf dem Markte mit dem Schwerte hingerichtet. Durch 
ſeine Wache wurde zugleih ein Kind von drei Jahren, welches 
von außen zum Kellerloche hinein in den Keller gefallen und 
bereitd vier ganze Zage und Nächte darin geblieben und lange 
von den Eltern vergeblich geſucht worden war, gerettet, indem 
man ed zwar nicht fchreien oder winfeln, wol aber den Water 
rufen börte, von dem es zu trinken begehrte. Der vermauerte 
Keller wurde nun geöfinet und das Kind gefunden, welches 
vorgab, daß ihm ein fremder Mann zu eflen gebracht und daß 





es wohl darauf. gefchlafen Habe, wie man benn auch kein @ebrechen 
noch einen Schaden an ibm fpürte. Namentlich ging ed bei 
öffentlichen Luſtbarkeiten gewöhnlich nicht ohne Trunkenheit und 
ewige Mordthaten ab. So wurden zu Ende Se& Juli 1587, 
als der Ehurfürft Auguft mit dem Churprinzen Chriftian und 
deſſen fürftlihem Geſpons Fraͤulein Sophie, einer brandenburgi: 
fhen Prinzeffin 9 Zage bier verweilte und fi) mit Jagen er- 
Iufligte, nicht weniger als 4 Menſchen getöbtet. Denn ed haben 
ih fchon den Tag vor dem feierlichen Einzuge des Churfürſten 
zwei churfürftliche Wogelfteller Caspar und Oswald, die Mäuler 
zugenannt, auf dem Schießplane mit den Bürgern gemengt und 
nicht allein Jacob Mittladyen einen Schligen, fondern auch den 
Schügenmeifler Martin Kuntzen muthwillig erſtochen und find 
beöwegen auch eingezogen, inbeflen wieber Ioßgebeten und bes 
gnadigt worden. Doch mußten beide fich verpflichten, der eine 
dem Churfürften zu Sachſen, ber andre dem zu Brandenburg zeit: 
lebens als Leibeigne zu dienen. Hierauf wurbe den 5. Auguſt 
ein Bauer und den 8. ein Kutfchlnecht entleibt, und ed hat ſich 
überdieß beim Trunke unter dem Hofgefinde allerhand Zanf und 
Unluft erhoben. Daſſelbe gefchah aud nicht felten beim Spielen, 
wie denn 3. B. den 18. Zul. 1558 ein Bauer aud Großfchirma, 
Veit Koller, feinen Nachbar und beften Freund in einem Bier: 
hauſe zu Freiberg unter dem Spiele um eined geringen Geldes 
willen erflah, worauf er den Montag darauf enthauptet und 
mit dem Entleibten in ein Grab gelegt wurde. Kurz zubor aber 
ſoll ſichs in der Stabt gleichfalld zugetragen haben, daß Kater 
und Sohn wegen eined einzigen Hellers uneind wurden und 
einander nieberftachen. 

Daß bei dem Geifte der damaligen Sittenpolizei nicht blos 
das Trinken, fondern aud die Tracht und Kleidung der Einzel 
nen einer foharfen Auffiht unterworfen wurde, kann um fo 
weniger befremden, als und ſchon die frühern Zeiten Beiſpiele 
derartiger Kleiderordnungen geliefert haben. Es geſchah dieß 
zum Theil auf Veranlaſſung der Kandedobrigfeit und wenig- 
ftend nie ohne deren befondre Genehmigung So hat im Jahr 
1550 ter Churfürft Moris und fein Bruder der Herzog Auguft 
zu Sachſen nach gehaltenem Landtage zu Torgau ein Ausfchreis 





> 761: — 


ben die Polizei, Juſtiz und andre Artikel befangend ergehen und 
zugleich abfonberlich. den Räthen in Städten anbefehlen laffen, 
gewiſſe Kleiberorbnungen auffegen zu laflen und den gemeinen 
Bürgern und Handwerksleuten ausländifche Zeuge und feibne zb. 
cher zu verbieten. Deshalb hat denn auch E. E. Rath zu Frei⸗ 
berg etliche Puncte aufgeſetzt, wie ſich jeder Stand in der Klei⸗ 
dung gebührlich verhalten folle, wobei den Verbrechern eine ges 
wife Strafe. und infonderheit den Schneidern, welche verbotiie 
Stüde machen würden, zwanzig Gulden Buße und der Verlufl 
des Handwerks angekündigt wurde. Im Jahr 1596 aber hat 
der Adminiftrator der Chur Sadıfen eine dergleihen Kleider: 
ordnung de Raths vom Jahr 1595, nachdem fie gebrudt wor» 
den war, gnädigft beftätigt. Sie lautete, wie folgt: Die Raths⸗ 
perfonen, vornehmen Bürger und die, fo in vornehmen Aem⸗ 
tern bem Rathe und gemeiner Stadt mit Pflichten vermanbt 
find und Bürgerrecht gewonnen, denen ift zu tragen nachgelaf: 
ien fanmtene Müben und Barette, marberne, wolfene, füchfene 
und bergleihen Schauben mit Tuche oder anderm Zeuge über- 
zogen. Doch daß der Ueberzug vom Tuche die Elle über 3 Gul⸗ 
dengrofchen nicht geftehe. Die andern Kleider mögen fie von 
ſeidnem Zeuge außer Sammt auch tragen. Die Rathöperfos 
nen und vornehmen Bürger und Beamtenföhne mögen tragen 
Mäntel vom Tuche, da die Elle 2% Guldengrofchen geftehet, 
mit guten Sammtauffhlägen, Hofe und Wamms von Zindel: 
bort und andern dergleichen Zeuge und von Bubenfammt. Es 
follen ihnen aber die Hutfchnüre von Perlen, geſchlagenen gül: 
denen Rofen und Medeyen (Medaillen), barinnen fie fich denen 
von Adel gleichen wollen, gänzlich verboten fein, fie follen fidy ber: 
ielben forwie aud) ter großen Kraufen und Stutzen daran und 
ſeidene Strümpfe und mit Sammt verbrämte Echuhe zu tragen 
enthalten. Gemeine Bürger, Dandwerköleute und Steiger mögen 
tragen Tuch zu Mänteln oder Röcken, es fei fremdes oder inns 
landiſches Tuch, doch daß die Elle über 1 Guldengroſchen nicht 
werth und nicht höher gefauft wird, fie mögen auch zindeldortene 
oder karteckene Ueberfchläge machen laſſen. Es foll ihnen. aber 
Sammt und andre theured Zeug zu tragen hiermit gänzlich vers 
boten fein. Ihre Söhne follen ihre Kleivung und Maatel von 





— m — 
keinem andern Atche denn Landtuche machen laſſen mit Zinbel- 
deertenem · oder Srobgrünem aufgefchlagen., Dofen und Wam⸗ 
gb von Grobgrün zu tragen, begleichen. Strümpfe von ſeide⸗ 
Garn follen ihnen erlaubt fein, die andre Tracht, fo im 
vorhergehenden Stände verboten, fol ihnen auch gänzlich zu tra⸗ 
gen verboten fein. Berghäuer, Tagelöhner und Hausgenoſſen, 
ie, follen feine theuern Kleider tragen, aber Landtuch die Elle 
18 Srofchen, deögleihen Barchent, Grobgrün und was das 
runter ift, fol ihnen zu tragen nachgelafien fein. Der Raths⸗ 
perfonen und derer, fo in Acmtern find, auch der vornehmen 
Bürger Weibern und Xöchtern, denen ift an Dauptihmud, 
Ketten, Ringen, Armbändern und Gürteln nachgelaſſen als fol 
get: Eine Perlenborte, zehn Gulden werth, güldene Haube, ohne 
Perlen. Schleier ohne Gold und Perlen, güldene Ketten, 50 
oder 60 Rheinifche Gulden werth, zwei güldene Ringe, filberne 
oder vergüldete Gürtel und Meflerfcheiden, jo über dreißig Gul⸗ 
den nicht werth find. Und wird fich ein Jeder feinem Stande 
gemäß zu erzeigen wiflen. SDiergegen follen gänzlich, abgefchafft 
fein: Perlene Ketten, Kleinodien, gefchlagene und gefchmelzte 
güldene Rojen und was dem angehörig, fo höheren Ständen ges 
bühret zu tragen. Jetzt gedachte Weiber und ihre Zöchter mögen 
fih ihrem Stande nad Heiden ald: in damafchlene, taffente, 
tobine und karteckene Röde, von ſolchem Zeuge auch Schürzen, 
Botenläufer und Hüllmäntel machen laflen, follen aber kein an⸗ 
der noch höher Zutier, denn Fehwammen mit marbernen Uebers 
fhlägen und keine Zobel gebrauchen und führen und ſich in dem 
Falle denen von Adel nicht gleich kleiden. Die Mäntel mögen 
fie von gutem Tuche mit Sammt verbrimet machen laflen, dod) 
daß die Elle über 3 Thaler nicht werth fei. Die Jungfrauen 
mögen ben obgedadhten Zeug, damaſchkene und feidene, tobine 
und Partedene Röde zu ihren hochzeitlihen Ehren aud tra: 
gen, auch Schäublein und Botenläufer davon maden laſſen, 
doch anders nicht, denn zu ihren hochzeitlihen Ehren gebrauden. 
Da es ihnen denn nach gefchehener Heirath gebühren wird, mö⸗ 
gen fie fie alfo dann, wie oben gemeldet, auch tragen. Kurze 
fpanifhe Schäublein, fo die Ausländifchen und die von Adel zu 
tragen pflegen, follen ihnen gänzlich verboten fein. Die Leib⸗ 









en 
— — 


chen und Mieder von Sammt und drunter ſollen mit gemeinen 
ſeidnen und güldnen Börtlein und Knöpfen ziemlicher Maſſen 
verbraͤmt und gemacht fein. Sammtne Muͤtzen und Gewandt⸗ 
bäubel von gutem Tuche ſollen ihnen erlaubt fein, doch daß die 
nit mit Perlen geftidt oder mit goldnen Borten verbrämt 
feien. Es follen aud) die greulichen, abfcheulichen Schleppen an 
den Böden, fo ihrem Stande ganz ungemeflen und nicht ges 
bühren, gänzlich hiermit abgefchafft und verboten fein. Wird 
Iemand diefe Satzung übertreten und ihm Schimpf begegnen, 
der mags ſich felbft zurechnen. Gemeiner Bürger, Handwerks⸗ 
leute und Steiger Weibern und Töchtern, denen follen perlene 
Borten, güldene Hauben, güldene Ringe, Armbänder, güldene 
Ketten und ganze filberne Gürtel zu tragen gänzlich verboten 
fein und gar nicht zugelaffen werben, ed wäre denn die Sache, 
daß fie fih in einen höhern Stand befreundeten, alddann könn 
ten fie fih auch obiger Ordnung im Oberftande gebrauhen. Wo 
aber vermöglicdhe Bürger, Fundgrübner und Handwerker find, bie 
mögen ihren Weibern und Töchtern Ketten von zwölf oder ſechs⸗ 
zehn Loth Silber machen laflen und höher nicht und die Gürtel von 
Meflerfcheiden oben und unten mit Silber beſchlagen laflen, doch 
daß es nicht vergüldet fei. Sie follen fi) aber in keinen andern 
Zeug ald in Vorftadt, Darrad und Grobgrün mit bubenfammts 
nen Schweifen leiden und ihnen die Tſchamlat und alle feidene 
Waare verboten fein. Die Mieder mögen fie von Vorftadt, Bus 
benfammt, Zichamlat und Karteden und was drunter iſt, 
madyen laſſen. Zu den Schäubihen und Hüllmänteln mögen 
fie Vorſtadt, Harras und Grobgrün gebrauhen, mit Nürben 
oder Romaneifhen Mofchen verbrämen und Ueberfchläge maden 
und fi der mardernen Ueberſchläge gänzlich enthalten. Ihre 
Mäntel follen von fremden und innlandigen Zuden, da die Elle 
über Einen Guldengrofchen nicht würdig, gemadt werden und 
böber nicht. Sollen auch über zwei Finger breit mit Sammt 
vorne runter nicht verbrämet fein. Sollen auch keine andren Ba: 
rett tragen, denn die vom Tuche gemacht find, da eine Elle über 
einen Guldengroſchen nicht geftehet. Und follen ihnen famms 
neten und von gutem Tuche Mützen und Barette gänzlich vers 
boten fein. Es follen auch hiermit Nie vergüldeten Kreupe , da: 





. 


° 
— 8 — 


mit die ſchoͤnen von Gott erſchaffenen Blumen deformiret, des⸗ 
gleichen große, abſcheuliche Krauſen mit den unterſetzten Stützen, 
ſowie die über Macht weiten, abſcheulichen und ganz großen 
Springer gänzlich abgeſchafft fein und ſich hinfürder derſelben 
Niemand gebrauchen bei Strafe des Raths. Dienſtboten und 
Bortenmaͤgde, die ſollen keine andern Borten, denn von gezo⸗ 
genem Drotte und Sammt tragen und follen ihnen die gülbenen 
und perlenen Worten gänzlich verboten fein. Ihre Mäntel follen 
von Landtuche unverbrämet gemacht fein. Die Röde mögen von 
Tuche, Barchent und Harrad gemacht werden und Schweife von 
Harras, Settin und Macheyer, follen aber über ein Viertel 
einer Eile nicht hoch fein. | | 
Natüurlich machten ſich bei biefen Beflimmungen öfters Ers 
neuerungen nothwendig. Den 8. Septbr. 1618 wurde baber 
ſchon wieder eine neu Polizei» und Kleiderordnung befannt ge: 
macht, und zwar biefelbe, welche zuvor auf dem Landtage zu 
Torgau am 8. März 161% von den Landfländen einhellig be 
liebt und darauf in Drud audgegangen war. Weil jedoch in 
den Kriegszeiten die Ueppigleit, Hoffart und andre unnöthigen 
Speſen fehr eingeriffen waren, fo bat €. €. Rath den 28. Mai 
1634 die Kleiderordnung erneuern, ingleichen wie ed auf Verlöb⸗ 
niffen, Hochzeiten, Kindtaufen, Leichenbegängniffen und andern 
Zufammentünften zu halten, öffentlich in Drud geben und ans 
fhlagen laſſen, da denn abfonderlich bie übrigen Unkoſten, fo 
man auf bie Dochzeitbitter, dritten Hochzeittag, Gantorei, Or⸗ 
ganiften, Stabtdiener und andre Perfonen aufgewendet, ferner 
das Umfchiden der Kinder zum Pathen am Neuen Zahrd: und 
Grünen Donnerftag fammt andern eingewurzelten Mißbraͤuchen 
adzuichaffen ernfilih und „hei Strafe anbefohlen worden if. 
Eine andre traurige Erfcheinung, welche die Kriegsiahre in 
ihrem Gefolge gehabt hatten, nahmen fi die Geiſtlichen zu 
Herzen, ed war dieß ber übergroße Wucher. Der Superinten: 
dent Genfreff ließ daher im Jahr 1639 am andern Chrifltage 
von allen Kanzeln folgende Ermahnung ablefen: E. 2. erinnert 
ſich auch mit traurigem und beweglihem Gemüthe, was für gro: 
fen Hunger, Durft, Noth und Mangel andrer nochdürftigen 
Dinge wir in bdiefer Steig haben wmüflen ausſtehen vor, in 


* — we — 


amd nach der Belagerung. Nun hätten wir verhoffet, weil wir 
die Feinde aus ber Stadt los worden durch Gottes Gnade und 
Barmperzigkeit, ed würde nun in allen Dingen Beflrung und 
Eindrung erfolgen, weil ber liebe Gott hin und wieder noch 
Mittel zeiget und weiſet. So befinden wir body leider, daß un- 
fere arme und ohnedieß aufs äußerfle verderbte Stadt wiederum 
wene und ſchaͤdliche Feinde bekommen hat. Das find die Geizi⸗ 
gen und Wucherer, welche im Handel und Wandel, in Wein» 
und Bierſchenken, fo wie etliche Handwerksleute, welche mit 
unbilligem großen Auffegen, wie auch etzliche mit unerhörter 
Steigerung der Zuhrlöhne vom Holze und fonften, ingleichen 
auch die Handarbeiter und andre Löhner undriftlihen und uner 
ſaͤttlichen Bucher auf ſolche unfre Stadt treiben und fie vollends 
auf ben legten Blutstropfen ausfaugen. Darüber man billig 
feufzet und Maget ; fintemal dieſes Beine gute Frucht ift der Buße 
und zu befahren, weil dad Armuth und andre chriſtliche Her: 
zen barüber feufzen, Gott möchte über die Stadt deswegen wies 
der verhängen und fie mit neuer Strafe heimfuchen. Es werden 
demnach foldye Zöllner und Wucherer und unbarmherzigen Leute 
biemit von und Geiftlihen an Gotted Statt und Amts 
halber ernftlid gewarnet, von folhem verbammlichen Wucher 
und Auficgen abzulaffen und mit einem billigen und in Rechten 
zugelaſſenen Gewinn ihrer Mühe halben begnüget zu fein. Denn. 
die Wucherer haben Gottes und ber Leute Fluch auf fi, wie 
beim Propheten Jeremia am 15. Gapitel zu lefen und die Geis 
sigen haben fein Theil am Reiche Gottes, wie Paulus bezeuget 
1. Cor. 6. So ift auch dieß nicht dad rechte Mittel, dadurch 
man ſich feines erlittenen Schadens wiederum erholen und etwas 
für fi bringen fol. Sollte aber dieſe hochnothwendige Ver⸗ 
warnung bei Mandyen nicht verfangen, fo würde man vers 
urſacht werben, biefelben vorzuforbern und ihnen 
tragenden Amts wegen ind Gewiffen zu reden, wie 
denn die Obrigkeit diefer Stadt auch gefinnet iſt und dahin ges 
ſchloſſen hat, diefen unchriſtlichen Wucher und das Auffegen nice 
zu dulden, fondern durch ernſtliche Beſtrafungen abzufchaffen, 
welches hiermit Öffentlih von allen Kanzeln abzulefen und 
männiglid) 34 warnen, v0 y bernady Niemand der Ma⸗ 


® 





. - ww — * 
7 guiffenpeit zu entſchaldigen, für tathſam und nothwendig er: 
achtet worben. M. X. Gensreff, Superint. 


Daß die Geiſtlichen auch Macht hatten über den Kirchen: 
beſuch und namentlich den gebührenden Genuß des heitigen Abend» 
meld zu wachen, verſteht ſich eigentlich von feldft, doch erhielt 
der Freiberger Superintenbent glei ben andern am 10. März 
1685 noch ein befonderes hurfürftliches Ausfchreiben darüber des 
Inhalts: Wir Haben und berichten laflen, daß in unfern Sanden 
etliche Leute in der Wifitation befunden worden, die in 3, 6, 
40, 20 und 26 Jahren zum heiligen Abendmahl nicht gegangen 
Mmd. Bann denn bergleihen Ruchlofigkeit bei Zeiten fol ge: 
"Meuert und die Sache celeriter, weil summum perleulum In mora 
it, verrichtet werden; fo wollet ihr bei euern untergebnen Pa: 
ſtoribus die Verfhaffung tbun, wann über dergleichen Werwar: 
nung ein erwachſener Zuhörer Jahr und Tag ſich des heiligen 
Radıtmald enthalte, daß die Pfarrer unfäumlich ſolches euch bes 
sichten, und ta auch ihr feine Folge hättet, es fobald an unfer 
Dberconfiftorium bringen, keineswegs aber bis auf eine Viſita⸗ 
tion oder Synodum in folden hohen Sachen verziehen follt. 
Sleichwol war oft die Zahl derer, welche zum Tiſche des Heren 
gingen, an mandem Sonntage, namentlich wenn befondre Vers 
anlaffungen da waren, wie 3. B. 1591 bei den Religionsftreitig: 
keiten und 1564 fo wie 1607 zur Zeit der Peft, fehr bedeutend, 
fo daß fie 1564 den zwölften Sonntag nad) Trinitatis nicht wer 
niger ald 2600 und ben 16. Aug. und folgenden Sonntag des 
Jahres 1607 3905 Perfonen betrug. Auch fehlte es durchaus 
nicht an Gelegenheiten zu häufigem Kirchenbeſuche. Denn es 
wurben nicht nur jeden Tag Predigten und Gettesdienft gehals 
ten, fondern aud nicht felten befondre Betſtunden angeordnet. 
So ift 5. 8. den 21. Jul. 1566 die churfuͤrſtliche Anordnung 
zur Buße und dem taͤglichem Gebete wider den Türken hier er- 
Öffnet, auch diefen Tag um 12 Uhr die große Glocke deswegen 
gelauten und der Anfang hierzu gemacht worben. Diefelben Bet: 
Kunden wurden bann den 26. Novbr. 1592 nochmals angefangen, 
als der Türke einen ſtarken Einfall in Ungarn gethan hatte, da 
dann erftlich zwifchen 11 und 12 Upr nach Mittag ein Puls mit 
derrgroßen Gloce täglich an. — in den Kirchen ge: 


wifle Bußlieber gelungen, etliche Gapitel aus der Bibel und be 
fondre Gebete abgelefen und dad Volk ernftlid zur Beflerung 
des Lebens und zu fleißiger Anrufung Gottes wider den Erbfeind 
des chriſtlichen Namens ermahnt wurde. Diefe Betftunden hat 
man von da an 12 Jahre nad) einander zu Freiberg gehalten. 
An etlichen andern Orten follen fie jedoch gefchwind wieder gefal- 
len fein. Die befondern Türkengebete nach der Predigt wurden 
den 1. Dechr. 1606 eingeftellt. Dagegen wurden ben 15. Juni 
1617 zwei wöchentliche Betftunden, eine Sonntags, die andre 
Mittwochs um 12 Uhr angeftellt und befohlen, daß die Eitanei 
dabei gefungen und bed Sonntags dad 26. Kapitel aus dem 
dritten Buch Moſis bis auf den 45. Vers und Mittwochs das 
18. Kapitel Ieremiä bis auf den 17. Vers (fpäter der 74. Pfalm) 
neben etlichen Bußgebeten abgelefen werden follten. Und weil 
ſich die Zeiten täglich forgliher und gefährlicher anliegen, hat 
auf churfürſtlichen Befehl ten 27. Jun. 1619 dad hochloöͤbliche 
Dberconfiftorium zu Dresden noch eine öffentlihe Betſtunde des 
Freitags zu halten angeordnet, um Gott den Herrn innändlg 
anzurufen, daß er des Feindes ſchadliche Anfchläge zu nichte 
machen und alle bei der reinen gefunden Lehre und dem gewünſch⸗ 
ten Landfrieden fchüßen und erhalten wolle, bis endlid den 
13. Juni 1631 alle Tage öffentlihe Betſtunden zu halten ans 
geordnet wurde. Auch fielen in unire Zeit zwei befondre Jubel- 
fefte, welche vor allen geeignet waren, ben Proteftanten in feiner 
Anhänglicfeit an die Kirche zu befeftigen. Das eine am 31. 
Detbr. 1617 galt dem Andenken der vor 100 Jahren begonne: 
nen Reformation. Es dauerte 3 Tage und die Abfündigung 
lautete unter andern: Auf fünftigen Freitag werden es vollſtaͤn ⸗ 
dig 100 Jahre, daß der allmäctige Gott durch fein auserwähls 
tes Rüftzeug Herrn Doctor Martin Luther feligen den Anfang 
gemacht, die hochbedrängte Kirche aus dem ſchweren Gefängniß 
des römifhen Antichriſts zu erlöjen. Dieſes Werk hat der Herr 
unfer Gott folgender Zeit auch herrlich hinausgeführt und diefe 
100 Jahre über bei der reinen Lehre des gnabenreihen Evangelü 
fo wie dem rechten Gebrauche der hochwürdigen Sacramente 
wider alled Wüthen und Toben des Xeufeld und feiner Schupen 
und mädtig und gnädig erhalten. — Demnach ſo wird Eure 


— ww — ” 
briftliche Liebe hiermit anftatt und von wegen Ihrer churfürftt. 
Durchlauchtigkeit ermftlich vermahnet und erinnert, wenn fie auf 
den Domnerftag werden das Feft mit allen Gloden hören ein: 
lauten, daß fie zur Vesper, und welche geiftlihen Hunger und 
Durft fühlen, zur Beiht und Abfolution, die folgenden drei 
Feiertage aber zur Anhörung göttlichen Worts und Gebraud des 
hochwürdigen Abendmals ſich einftellen, dem allmächtigen Gott 
von Grund ihrer Herzen für die Offenbarung feines Worts dan: 
fen, um Erhaltung biefes hochwerthen Schatzes eifrig ihn an« 
rufen und von feierlicher Begehung des angeordneten Zubelfeftes 
ſich nichts abhalten. laffen. "Wie denn höchftermeldeter Ihrer 
Churf. Durchlaucht ernfilicher Wille und Befehlig if; daß auf 
künftigen Freitag, Sonnabend und Sonntag alle Krämerei, 
Kaufen und Verkaufen und andres, fo fonften an Werkeltagen 
zu gefchehen pflegt, gänzlich eingeftellet und deswegen von ber 
weltlichen Obrigfeit jedes Orts gebührlice Anordnung gethan 
werbe. Auf gleiche Weife wurde auch im Jahr 1630 den 25. 
Juli und die folgenden zwei Tage nach churf. fäch]. Anordnung 
das evangelifche große Subelfeft wegen ber vor 100 Jahren über: 
gebnen Augsburgifchen Gonfeffion in allen Kirchen zu Freiberg 
hochfeierlich begangen und darauf ben 29 im Gymnaſio durch 
Reden gefeiert. 

Darum preift Bocer Freiberg auch hauptfählid ob des 
frommen Sinnes feiner Bewohner. 





Seit deine Seelen nun o Freiberg find entriſſen 
Der alten Finfterniß, wie eheft du nach Gebühr 
Die Männer, die dem Bol zu bringen find befliffen 
Der Offenbarung Licht in deiner Tempel Pier, 
Hier fällt ihr Saamen nicht auf fteinigte Gefilbe, 
Durch Reu und Buße fprießt dem Herzen veues Heil, 
Hat es durch Sundenſchuld gefrevelt an dem Bilde 
Der veinen Unfhulb, und Vergebung wird fein Theil. 
Sieh! wie voll frommen Sinns dem Gotteswort ergeben 
Die Stade zuſammenſtrömt, ruft fie der Bloden Ton, 
Die hier zu ernftem Dienft auf hohen Thürmen ſchweben. 
Sie welht ber Arbeit Zeit dann ganz bem Gottesfohn. 


— WW — 


Da, wie an Feſten faum die Tempel können faflen 
Die dichte Schaar, die fromm von heilgem Eifer glüht. 
Hier lärmen Schenken nicht, bier hörft bu Keinen praffen 
Bei trunkenem Gelag, der frech die Kirche flieht. 
Mur forget ein Jeder, daß nicht blinder Wahn befange 
Die Seelen, daß man rein das Gotteswort bier lehrt. 
So ſtrahlt in Ewigkeit dein hoher Ruhm, fo lange 
Dein Bürger Chrifii Ruhm und feine Kirche ehrt. 


Aus dieſer frommen ſtrengkirchlichen Richtung erflärt ſich 
vun au, warum in jener Zeit die göttlihe Strafe in allem, 
was dem Menfchen begegnete, eine fo große Rolle fpielt. Da 
bat fih, erzählt Moller unter dem Jahr 1545, mittler Weile 
zu Freiberg eine neue denkwürdige Gefchichte mit einem ungehor- 
famen Sohne und jähzornigen Water zugetragen, welche von vies 
len Geſchichtſchreibern ſowol den Kindern ald Eltern zur War⸗ 
nung ift befchrieben worden. Denn ald ein Bürger, Namens 
Lorenz Richter, feined Handwerks ein Leinweber, welder auf 
der Weingaſſe wohnte, feinem Sohne von 14 Jahren etwad zu 
tbun befahl, und berjelbe nicht alfobald dad Geheiß verrichtete 
fonden in der Stube eine Weile ſtehen blieb, hat er ihn aus 
zomigem ergrimmten Gemüthe verwünſcht und gefagt: Ei ſtehe, 
dab du nimmermehr könneſt fortgehn und dein Lebelang fteben 
müffef. Auf diefen Fluch und Ddiefe Verwünſchung des Vaters 
ift der Knabe ſtracks ftehen geblieben, daß er nit von ber 
Stelle kommen fonnte, und hat drei ganze Jahre an dem- 
felben Orte geftanden, alfo daß er tiefe Gruben in die Dielen 
getreten bat und man ihm des Nadıts, wenn er fdlafen wollte, 
ein Pult unterfegen mußte, damit er den Kopf und die Arme 
darauf legen und fo ein wenig ruhen könne Weil aber bie 
Stelle, wo er ftand, nicht weit von der Etubenthüre beim Ofen 
und den Leuten, fo in die Stube gingen, gleich im Anlauf war, 
haben die GBeiftlihen bei der Stadt auf vorgebendeß flei: 
Biged Gebet ihn von felbigem Orte aufgehoben und gegenüber in 
den andern Winkel der Stube glüdlid und ohne Schaden, wie 
wol mit großer Mühe gebraht. Denn wenn man ihn fonft hat 
forttragen wollen, ift er alfobald mit unausfprechliden Gchmer: 

49 





zen befallen und ganz wie rafend ‘geworden. An dieſem Brte 
bat er nun, fobald man ihn niebergefest "hatte, ferner Bid ins 
vierte Jahr geſtanden und die. Dielen noch tiefer durdhgetreten 
als zuvor. Man bat dann einen Umbang um ihn gefchlagen, 
daß ihn die Aus⸗ und Eingehenden nicht fo fehen konnten; wels 
ches auf feine Bitte geſchah, weil er am liebfien allein war und 
wegen fteter Traurigkeit nicht gern viel redete. Endlich hat der 
gütige Gott ihm bie Strafe in etwas gemildert, daß er das lebte 
halbe Jahr fiten, fi auch ind Bette, welches zunaͤchſt neben 
ihm geftellt worden war, niederlegen konnte. Wenn ihn Jemand 
fragte, was er made, bat er gemeiniglich geantwortet :: er würde 
von Sott dem Herrn feiner Sünden wegen gezüchtigt, ſetze alles 
in deſſen Willen und halte ſich an das Werdienft feines Herrn 
Jeſu Chrifti, auf welches er hoffe felig zu werden. Er hat fonfl 
ganz elend ausgeſehen, ift blaß und bleid” vom Angefihte und 
eines hagern und fchmächtigen Leibes, auch fehr mäßig im Eſſen 
und Trinken geweien, bag man ihm oft die Speife hat einnötbhi: 
gen müflen. Nach Verlauf von 7 Jahren iſt er dieſes feines be: 
trübten Zuftanded im Jahr 155% den 11. Septbr. entbimden 
worben und in wahrer Bekenntniß und im. Glauben an den 
Herrn Chriflum eined natürlichen vernünftigen Todes, nicht an 
ber Deftfeuche, wie etliche fchreiben, verftorben. Die Kußftanfen 
fiebt man noch heutigen Tages an beiden Drten in gedachten 
Haufe in der obern Stube, wo ſich diefe Geſchichte begeben hat, 
die erften beim Ofen, die andern in ber dabei liegenden Kam⸗ 
mer. Denn die Stube ift hernach kleiner gemacht und unters 
feieden worden. Der Water, welcher audy der himmlifche Water 
genannt wurde, doch nicht, wie Camerarius fchreibt, wegen des 
Erfolgs feiner Verwünſchung, fondern weil er bei den früher 
befchriebenen fiebenjährigen Spielen die Perfon Gottes des Va⸗ 
ters vorgeftellt hatte, wollte alfobald nach dem Tode des Sohnes 
die befagten Kußftapfen in den Dielen auslegen laſſen, weil er 
fi derfelben wegen feines unbefonnenen Eiferd und Fluchs, wo» 
dur der Sohn in fo großes Elend gerathen war, fchämte. 
Aber ed bat ihm E. E. Rath Einfpradye gethan und geboten, 
daß er diefelben zum Gedächtniß müfle ftehen laflen, wie denn 
auch ein noch auf dem Rathhauſe befindlicher ausführlicher Be: 





— MM — 


richt diefer ganzen wunderlichen und unerhörten Geſchichte auf 
gnädiges Begehren der hoben Landesobrigkeit nach Dredden ge: 
(dit wurde. Wilifh meint nun, an der Wahrheit der' Ges: 
ſchichte fei nicht zu zweifeln, weil dieſelbe fich zu einer Zeit bes 
geben babe, wo man nicht mehr fo einfältig gewefen fei alles 
ohne Prüfung zu glauben, weil es zweitens von folden Mäns 
nern, welche damald, ald ed gefchehen fein fol, und zwar an 
demfelben Orte lebten, für eine wahrhaftige Begebeuheit anges 
nommen worden fei: al& von Hieronymus Weller in einem Briefe 
an George Mahlhorn, von Michael Hempel in einem Gedichte, 
von Balentin Apelles in feinen Zufägen zu Eberd Salendarium, 
um andrer ale 5. B. Nicol. Selneccerd, Syriac Spangenberg, 
Friedr. Wiedebranns und Phil. Camerarius nicht zu gedenken, 
weil drittens Moller von Acten redet und in einer Handſchrift 
meldet, Churfürft Morig babe in einem WBefchle de dato ben 
16. Decbr. 1544 (?) darüber von dem Rathe allhier diefe Be 
richtserſtattung gefordert und weil endlich Laurentius Fleiſcher, 
welcher zu jener Zeit Syndicus und Stabdtfchreiber allhier war, 
in feinen Annalen die Gefchichte erzähle. Der Letztere läßt näms 
lih die Sache im Jahr 155% gefchehen und giebt nicht des Was 
ters, fondern der Mutter Yluch ald die Urſache an. Aehnlich if 
die Nachricht von dem Bäder, welchen man zur Zeit der Xheues 
sung im Jahr 1571 Worwürfe made, daß er dad Brod fo 
ein bade, da er doch fein Korn bei guter wohlfeiler Zeit auf. 
gefhüttet babe. Als derfelbe nämlich hierauf fi) vermag, daß 
er des Todes fein wolle, wo er das Korn wohlfeiler als im 
gegenwärtigen Kauf hätte, hat Gott der Herr ein augenfceins 
lih Exempel feined Zorns über den Geiz und Wucher an ihm 
erwielen. Denn er ift alfobatd folgenten Tags, naͤmlich Dien: 
ſtags nad Mariä Heimfuhung, vor feinem Ofen umgefallen und 
jäbling geftorben. Gleichergeftalt wird unter dem 18. Novbr. 
1581 erzählt, daß Matthes Kämpf, geweſner Blödner zu St. 
Petri, im Franzoienhaufe elendiglich geftorben fei, eben des Ta⸗ 
ges, da man ihm beide Füße wegen des falten Brandes ablöfen 
follte. Bor feinem Ende aber befannte er, daß er feine Muts 
ter vielmal geichlagen und mit Büßen getreten habe und daß ihn 
Gott der Herr deswegen billig firafe. Gin andermal bat ein 
4° 





= mM —_ 


Bergmann, welcher fonft: feines ſtillen und eingezogenen Wandels 
halber gutes Lob hatte, in der Faſtnachtszeche, den 26. Febr. 
1609, von andern angehest allerhand" Ueppigfeit getrieben und 
etliche leichte Reden von Gott und göttlichen Sachen geführet 
Und unter andern vorgegeben, daß doch, ob er ſchon in die 
Hölle täme, gute Gefellen genug darinnen anzutreffen feien. 
Diefem ift, ald er Abends heimgehen wollte, der Satan fihtig: 
lich in ſchrecklicher Geftalt erfehienen und hat ihm heftig zugefegt 
und gedräuet mit dem Vermelden, fo er rechte Macht über ihn 
hätte, wollte er ihn bald an den Ort führen, dahin er zu guten 
Gefellen begehrte, ift auch hernach eine Zeitlang neben ihm in 
und aus der Grube gefahren, daß er nirgends hat Ruhe haben 
können, fondern überall hart angefochten und geplagt wurde, 
bis er endlich Troſt bei feinem Beichtvater fuchte, das heilige 
Abendmal neben Anftellung eines gottesfürchtigen Lebens brauchte 
und böfe Gefellfchaft mied, worauf der Satan außen blieb und 
‚ich nicht ferner fehen ließ. 

Dergleihen angebliche Teufelserſcheinungen waren aber in 
jener Zeit nichts ſeltnes. So erzählt Moller unter dem Jahr 
1537: Sonft ift diefe Zeit, ald die Reformation anging, ein 
alter ehrlicher Bergmann zu Freiberg, Namens Benebir Reifiger, 
im der Viehgaſſe vor dem Petertöthere wohnhaftig, fehr krank 
gewefen. Zu dieſem ift der Satan fichtiglich mit einem langen 
BYapier, faft einer Kuhhaut gleich, gekommen, fagend, er wäre 
als sin Notar abgefertigt, alle feine Sünden, die er begangen 
babe, aufzuzeichnen, hat fidy auch beim Wette niedergefeht, Feder 
und Dinte zur Hand genommen und den Bergmann folde zu 
erzählen ernſtlich vermahnet. Wiewol nun der Bergmann etwas 
darüber erſchrocken ift, hat er doch bald wieder einen Muth ge: 
faßt, ſich des Herrn Chriſti getröftet und geantwortet: Ich bin 
ein armer Sünder,’ daß befenne ih, wit du meine Sünde ja 
aufſchreiben und bift deswegen hergefommen, fo ſchreibe oben 
an: Des Weibes Samen Chriftus Jeſus hat der Schlange ben 
Kopf zertieten. Wie ſolches ber Satan hörte, ift er alfobald 
mit Papier und Dinte verſchwunden, daß nichts von -ihm als 
ein übler. und abfcheuliger Geſtank hinterblieb. Der Bergmann 
aber ift in feſtem Glauben an das Werdienft Chrifti kurz her 


— m — 


nach fanft und felig verftorben. Einige melden, ald wenn ber 
Zeufel benannten kranken Mann in Geftalt und Kleidung eines 
Dfaffen erfhienen wäre, davon bie Freibergifchen Urkunden nichts 
befagen. . Später, im Jahr 1575, warb ben 18. März ein Dieb 
mit dem Strange hingerichtet, welcher des Nachts einen Bäder 
bei ber Stadt ebenfalls in Geftalt des böfen Feindes erfchredt 
und ertrogt hatte, daß er ihm von feinem Gelde nehmen ließ, 
wie viel er wollte. 

Merkwürdiger und für den Geift jener Zeit noch bezeichs 
nender war die Krankheit von Anna Fleiſcher, der Ehefrau eines 
Bänderd zu Freiberg, über welche der Superintendent und Rath 
zu Freiberg den 13. März 1615 einen befondern Bericht an den 
Churfürft Johann Georg erflatteten. Sie trat, nachdem fie von 
Jugend auf kränklich gewefen war, im 15. Jahre ihres Alters 
in den Eheſtand, und als fie Gott im Jahr 1600 mit einer 
dritten Xochter gefegnet hatte und ihr Mann eben bei ihr am 
Bette faß und fi der Gevatterfchaft halber mit ihr unterrebete, 
entfeste fie fi, weil ihr Mann plöglich Trank wurde und einen 
Schaum vor dem Munde befam, dermaßen darüber, daß fie 
ſelbſt krank wurde, ihre natürliche Reinigung ausblieb und das 
Geblüte über fidy flieg, auch ſich eine Beichwerung in der lin» 
ten Seite feftfegte. Nach 5 Jahren voller Leiden ſuchte fie Arzt: 
lihe Hülfe bei einer Frau von Reichftadt, welche fie jeden Tag 
acht Stunden lang baden und fhwigen ließ und ihr auch Pul: 
ver und einen Trank verordnete. Aber ihre Krankheit verfchlims 
merte ſich bald fo, daß fie vier Wochen lang mit der Epilepfie 
und den abf&heulichften Convulfionen befallen wurde, indem fie 
mit dem Haupt und Leibe vor fih auf die Kniee und dann wie: 
der zurüd auf Kiffen ſchlug. Zu dieſer Zeit bildete fie ſich ein, 
fie müſſe in einen fchönen Garten gehn, in welchem Bäume und 
auf diefen Kinder mit weißen Hemdlein, von ihr Engel genannt, 
zu feben wären. Auch fei darin ein hoher mit Gras bewachſener 
Berg, den müfle fie mit vieler Mühe erfteigen. Deshalb ftram: 
pelte fie auch während des Paroxismus mit den Füßen, uud 
griff mit den Händen über fi, gleich als halte fie fih an und 
fieige immer fort. Dabei fang fie dann mit halb gebrochener 
Stimme fhöne geiſtliche Lieder und fing, wenn fie von ber Krank⸗ 





-Mm — 


beit war unterbrochen PAR: ‚ nad) erfolgter Linderung an dem 
Borte, ja an der Silbe wieder an, wo fie aufgehört hatte. 
Idrem Worgeben nach erfuhr fie von ben Engeln, went fie ftei- 
gen ſollte und verwahrte beöhalb ihren Leib allemal zuvor. Es 
iſt ihr dieß im Jahre 1605 zehnmal wieberfahren. Jetzt nahm 
man ohne ihr Wiffen ihren Urin und gab ihn einem alten Weibe. 
Diefe aber trug ihn wieder zu einer Frau von Adel, welche un: 
ter andern darauf fagte: folle fie von diefer Krankheit genefen, 
fo müffe eine verbächtige Perfon, welche bei. ihr aus⸗ und ein- 
ginge, entfernt und berfelben das Haus verboten werben, Das 
durch iſt fie bei männiglich in großen Argwohn gekommen und 
auch ihr Ehemann zürnte ihr und brachte feine Klage bei dem 
damaligen Superintendenten M, Miederftetten an. Ob fie fich 
nun gleich mit Worten, Thraͤnen und aufgehobenen Händen hef⸗ 
tig und unnachläffig entſchuldigte, fo ift doch die Sadye fo weit 
gefommen, daß man den Mann, mit welchem fie im Verdacht 
fland zu buhlen, auf Veranlaffung ihres Ehemanns dad Haus 
verbot. Als fie fi nun einftmals des Morgend mit Gott ver 
föhnen wollte, des Abends zuvor aber der Beichtvater ihr wegen 
des böfen Gerüchts in der Stadt eine ftarfe Bußvermahnung 
hielt, hat fie zu ihm gefagt, fie wolle das Abendmal nicht eher 
gebrauchen, fie hätte fih denn zuvor vor der Beiftlichfeit ver: 
antwortet und ihre Unſchuld dargethan. Ihr Serlforger ift das 
rauf von ihr gegangen mit der Ermahnung, ſolches zu bedenken, 
bat aber ihrer Ausfage nach des damals nothwendigen Troftes 
gar vergefien, ihr auch die Abfolution verfagt. Darauf follen 
ſtarke Anfechtungen erfolgt und ihr ber böfe Geift fihtiglich bald 
wie ein Rauch, bald wie ein Blis oder fonft in gräuliher Ge: 
ſtalt erfhienen, auch wol in der Kirche wie eine Kate oder ein 
Hund ihr um die Beine herumgefrochen fein und ihr vorgerüdt 
haben: fie müffe doc vor Jedermann eine folche, wie fie beſchul⸗ 
digt, fein und bleiben , fie hätte auch nirgends Zroft zu gewar- 
tem und fähe ja, wie fie von den Geiftlichen getröftet werde. 
Er wolle ihr davon helfen, fie fole ihm nur nachſprechen, es 
ſolle ihr an der Seele nicht ſchaden, und weil ihre Kinder nach 
ihrem Tode doch einen Makel haben würden, folle fie ihnen die: 
fen Baden, welchen er ihr zeigte, um ben Hals, aber halb ent» 


— I — 

zwei reißen und auf die Achſel von jedem Kinde nur einen Theil 
legen, ſo würden ſie davon kommen. Da hat ſie zu Gott ge⸗ 
ſeufzet und nicht einwilligen wollen, iſt auch in ſolcher Angſt 
geweſen, daß ihr kein Troſtſpruch einfallen wollte. Zuletzt iſt fie 
in ihre Kammer gegangen und hat dort geknieet, geweinet und 
gewehklaget. Als ſie nun ſo in hoͤchſten Aengſten geweſen ſei, 
waͤre, ſo berichtet ſie, etwas in der bekannten Geſtalt der Findel⸗ 
mutter zu ihr gekommen, habe ihr zugeredet, fie getröftet und 
gefragt: warum fie da Fnice und weine; unb als fie es verfchwei- 
gen wollte unter dem Vorwand: fie fuche die verlornen Pfennige 
der Kinder, oder: habe den Echnupfen; da habe jene Geſtalt 
fie vermahnet mit dem Bemerken, fie wiffe gar wohl, was ihr 
fehle, und gelagt: Ei! ftehet auf, kommt herein, betet und 
ſchreibet bad ſchöne Lied nah: D Herr, deine Ohren neige 
zu mir. Zugleich babe fie ihr in der Poftille das Evangelium 
in der Kreuzmoche zu lefen gewiefen. Daneben hat diefe Geflalt 
der Zindelmufter begehret, ihr Mann Stephan Fleifcher ſolle 
binausfommen und binden. Als derfelbe fi) aber auf diefe Nach⸗ 
richt binausbegab, hat die rechte Findelmutter gefagt: fie wäre 
nit zu feinem Weibe gefommen, und hätte ihr auch feinetwes 
gen nichts befchlen. 

Des Morgens hat fie fih zur Kirche fertig gemacht, ifl 
jedoch zuvor das Bier zu wilden in den Keller gegangen , da, 
fagt fie, fei der Zeufel zu ihr gefommen und habe ihr die Lei: 
ter unter den Füßen meggerifien. Als fie aber jetzt geichwinde 
zu ihrem Liede griff und leien wollte, hat er ihr das Licht aus⸗ 
geblafen. Darauf hat fie bei einer halben Stunde im Keller ge: 
legen, ehe fie wieder zu fi kam. Wie fie dann in die Kirche 
gehen wollte, ift ihr gewefen, als hielt fie Jemand mit Gewalt 
zurüd. Auf der Zreppe wurde fie gezupft, ging aber body fort. 
Eobald fie jedoch bis in die Hausthüre kam, verfiel fie wieder 
in ihre Krankheit. Damals nun bat fie ihrem Worgeben nad 
zum erftenmal auf des Mannes Hentzebank einen ſchönen Glanz 
geſehen, welcher ihr feit der Zeit oftmals erfchienen fein fol, 
Derfeibe ift ihr auch, als man fie hinauf in die Stube getragen 
hatte , wieder erfchienen und bat ihr berichtet: er woÄre zuvor 
auf Befehl Gottes in ber Beftalt der Zindelmutter bei ihr ges 


wefen und habe fie getröftet, ſonſt Hätte fie, eis von allen Dem 
fchen verfaffen, müffen untergehen. Sie ſollte ſolches dem Super ⸗ 
intendenten und ihrem Beichtvater melden. Gie würde zwar 
von dem böfen Geifte noch ſchwere Noth und Anfehtung aus 
äufiehen haben, doch werde derfelbe von ihr weichen, fe:balb. fi 
ihre Widerfacher, als ihr Wormund, die Freunde ihres Mannes 
und andre mit ihr verfühnt hätten. Und dieſes fei auch gefches 
ben. Diefen Glanz beſchrieb fie gegen den Guperintendenten 
und Andre auf folgende Art: Er kame zu ihr wie ein fhöner Glanz 
und fege ſich zu ihr nieder, werbe Heiner und fähe faft aus wie 
ein Bein Kindlein, doch könne man es vor großer Klarheit nicht 
recht erfennen. ‘Er rede mit ihr und lege feine Hände in ihre 
Hände. Etwas böfes wäre. es nit. Denn: feine Erfpeinung 
wäre ihr gar tröftlich und freudig. Er hätte ihr niemals wider 
Gottes Wort Etwas gefagt und offenbart, fie vielmehr allezeit 
zum Gebet und zur Beftändigkeit vermahnt, fie wider den böfen 
Geiſt getröftet und ihr befohlen die Menſchen vor Sünden zu 
warnen. Dieß hat fie denn auch gethan und in ihrer heftigften 
Angft während des ſchrecklichen Werfen und Polternd in gro 
Ber Geduld und Beftänbigfeit ftetö gebetet und gefungen. Und 
weil ihre Audfage von der Erfcheinung jenes Glanzes mehrften- 
theils für eine leere Einbildung von ihr gehalten wurde, fo hat 
es ihr ihre Wärterin und Muhme, ein betagte® Weib, Sybille 
Neftlerin mit Namen, oft verwielen, bis endlich auch diefer ſelbſt 
einmal des Nachts um 10 Uhr ein halber Glanz wie beim Auf⸗ 
gang der Sonne erſchien und ſich almälig beim Bette nieders 
ließ, ohne daß es jedod damals die. Kranke. bemerkte Die 
Wärterin lief fofort zur Magd fie aufzuwecken, doch fiehe, da 
verſchwand er wieder. Sie aber fei, erzählt fie, fo erfchroden 
geweſen, daß fie es lange nicht verwinden konnte. Außer ber: 
felben wollen ihn noch etliche 20 Perfonen, darunter ein Geift: 
fier und mehrere vornehme Adliche [päter gefehen haben. Gleich⸗ 
wol hielt der Superintendent Genfereff diefen Geift nicht für 
einen guten, fondern für einen böfen Geift, und zwar weil er 
oftmals von der Wahrheit abgeirrt fe. So z. B. ald fie zwar 
vermittelft deffelben Beit und Ort, fo wie and: den ungefähren 
Inhalt eines Geſpraͤchs gewußt habe, welches er indgeheim mit 





_ m — 


feinem Amtögenoffen Balthafar Wagnern gehalten hätte, dabei 
aber manches hinzugetban und auch einen andern Sinn unters’ 
gelegt habe ; ald ferner der Geift in der Weiffagung gefehlt habe, 
wie viel Paffionspredigten fie anhören und befuchen würde, und 
al8 fie nady Dresden und durch des Höes Haus ind Schloß zum: 
Ghurfürften hätte follen geführt werden, und doch nidht dahin, 
fondern nah Wilsbruff zu demfelben berufen worden fei. Zweir 
tens, weil er fi in einer Eheſache felbft wiederfproden habe. 
Denn erft habe er gerathen und gefagt, es fei Gotted Wille, daß 
die Wittwe den neuen Freier nehmen follte, nachmals aber feine‘ 
Meinung geändert und gefagt, der göttlihe Wille wäre: man 
fole den neuen Freier abfchaffen und den alten wieder annebs 
men. Diefer Widerfpruch fei aber noch fchlimmer bervorgetres 
ten, ald er dad Freibergifche Predigtamt vor den burfürftl. Comes 
mijfarien, dem Dr. Höe und Dr. Leuſchnern eines unmenſchli⸗ 
hen und gleihfam jüdiichen Wuchers beichuldigt, und ald die Ges 
richten dad Weib in Gegenwart berjelben Commiflarien darum 
angeredet, ed wieterum geläugnet habe. Auch fei diefer Geift 
ein Störenfried, der Groll nähre, es fei ein verfchlagner und. 
unbeftändiger Geift, der fich in feinem oben und Schelten nad) 
Schmeidyeleien und andern Dingen richte, dabei aber dad Pres 
digtamt anfeinde und bier auch das allergeringfie aufs genauefte 
nehme, auch biöweilen hinzudichte, was nie geicheben fei. Webers 
dieß ericheine der Geilt zu oft und zwar nicht allein ihr, dem 
Weibe, fondern auch andern Zeuten, ja felbft foldhen, welche 
bloß darauf ausgingen etwas Neues zu fehen, und es habe faft 
den Anſchein, ald ob er fi auf ihren Wink einfinde. Da uns 
terftehe er fich denn von dem Lebensziele diefes oder jenes Mens 
fhen zu weiffagen und fpredhe auch von ganz geringfügigen 
Dingen, al& z. B. was hier oder dort gemacht, wer zu ihr Toms 
men, wenn fie wieder eflen werde oder daß fie nad) erlangter 
Gefundheit werde fchwanger werden. Solche Weiffagungen nun, 
ob einer feine Gefundheit wieder erlange, wie ed mit der Haus⸗ 
haltung werde befchaffen fein, feien nicht Gott, fondern dem 
Teufel zuzufchreiben. Denn auch diefer liege ſich wol in ber 
Geſtalt eines Glanzed oder Engels ded Lichtes ſehen. Endlich 
fei es ein wideripenfliger und balsflarriger Geil. Denn obwol 





das Dbereonſiſtorium befchlofien habe, daß bie Geiſtlichen nicht 
hingehen ſollten, um feine Offenbarung anzuhoͤren, fondern bios, 
wenn dad Weib die Lehre und des Troſtes bebürftig wäre, ſo 
babe fich doch der Geift unterfianden zu vielen Malen dad Pre⸗ 
digtamt und den Rath vor ſich zu befcheiden und ihnen zu leh⸗ 
. ron, was der Wille und Befehl Gottes fei, was fie beiderſeits 
ansrbnen, abfchaffen follten u. f. w. Er hat uns, fährt er fort, 
geehrt von der Hölle und ihrem Zuftande unb wer darin ſitze, 
und ebenſo vom Himmel und beflen Gelegenheit. Als fie naͤm⸗ 
lich gleichſam verzüdt dagelegen habe, da, behauptete fie, babe 
Be. einen Blid in den Himmel und einen in bie Hölle gerhan. 
Im Himmel nun fei eine Freude und ein Zubiliren gewefen, 
daß es nicht audzufprechen fei, auch habe ihr Glanz neben ihr 
geftanden; in der Hölle hingegen fei ed gar Ichredlich gewefen, 
fo daß fie wünſche, Gott wolle alle ihre Freunde und Feinde 
guddiglidy davor behüten, daß Iemand in dad finftre Loch kom⸗ 
men follte. So hat es denn, fchließt Genfereff fein Gutachten, 
diefer Geift dahin gebracht, daß gleihfam eine Wallfahrt zu ihr 
angeftellt worden und dad Volk baufenweife audy von andern 
Städten und Döfern ihr zugelaufen ift und fi alfo nicht an 
dem von feinen Seelforgern gepredigten Worte genügen läßt. Ob 
fh nun irgend ein guter Engel in der Schrift dergleichen un: 
terftanden habe dad Predigtamt wie den. Rath vor ſich in ein 
Hand zu beſcheiden u. f. w., dad werbe allen Verſtaͤndigen an: 
beim geftellt. 

Unter die Wunderdinge, welche ſich nach dem Berichte bes 
Superintendenten und Raths mit ihr zugetragen haben, ges 
hören aber nody folgende: Vormittags um 9 Uhr, ald der Mann 
den Lehrjungen bei ihr in der Stube allein gelaffen hatte und 
derfelbe entfchlafen war, tft fie aud der zugeſchloſſenen Stube 
verloren und darauf mit großen Schmerzen geſucht, und als ſich 
fon der Mann vor Angft ein Leid anthun wollte, endlich oben 
auf der Rinne zwilchen ihrem Daufe und dem des Nachbars ges 
funden worden, fo daß fie die Beine hinab in den Garten hing 
und dabei das befannte Gefeglein fang: Tod, Sünde, Zeufel, 
Leben und Gnad u. f. w. Sie ift auch fonft ded Morgens um 
3 Uhr vor dem Fenſter auf einem Steine, auch zu Mittage auf 





_ m — 


dem Ofen gefunden worden. Desgleichen ift fie im Beiſein der 
beiden Diaconen, Caspar Dachfelts und Tobias Walburgers, die 
ed auch jebo, meldet ber Bericht, vor uns ausgeſagt haben, ur: 
plöglih im Bette mit dem ganzen Leibe, Haupt und Füßen 
bei drittehalb Elle hoch aufgehoben worden, fo daß fie nirgends 
anftieß und fo frei fchwebte, als wollte fie zum Zenfter hinaus 
fahren, bis fie Tobiad Walburger umfaßte, mit den Anwelens 
fenden zu Gott fchrie und betete und fie fo wieder niederbrachte. 
Auch fol fih im Anfang ihrer großen Anfechtungen ein Buch 
auf der Bank bei ihr von felbft emporgehoben und an die Stus 
benthür geflogen, deögleihen der Stuhl am Bette zweimal von 
felbft mit Krachen umgefallen fein, wie dieß des Diaconus Wal⸗ 
burgerd Sohn felbft gefehn habe. Ein andermal fol ihr Glan 
ihr verfündigt haben, es würde der Teufel in der Seftalt des 
Famulus von Dr. Pleißner zu ihr kommen und ihr Pillen brins 
gen. Die jolle fie aber nicht nehmen und bieß fei auch alfo er⸗ 
folgt. Nachdem fi fpäter ihre Widerfacher mit thr verföhnt 
und fie nach gefchehener Beichte das heilige Abendmal empfam 
gen hatte, ift aber der Teufel von ihr geſchieden, bat ihr jedoch 
julegt ein große Stüd aus ihrer Schaube mitgenommen. Auch 
ihr Mann, ein einfältiger, frommer Mann, wie der Bericht be: 
fagt, war anfänglicdy beredet worden, fie ftelle fih nur fo am, 
er folle einen Knüttel nehmen und die Boßheit herausprügelm, 
fo würde fie e3 wol einftellen. Er ging demnady einftinald mit 
einem Stock zu ihr hinein, wurde jedoch al8bald von ihr vers 
warnt: werte er fie fchlagen, fo würde e8 ihm nicht wohl er: 
gehn. Gleichwol hob er den Arm auf, ald wolle er fie fchlagen. 
Dod) fiche, da kam es ihm in den Arm, baß er den Stod fals 
len ließ und drei Tage ten Arm nicht brauchen konnte, auch 
nody lange ein Stechen darin fühlte. 

Gie hat ferner Tag und Stunde gewiß anzeigen Pönnen, 
wann der Paroridmus und das Steigen am heftigften fommen 
werde, ingleihen warn fie werde zur Kirche gehen. So hat fie 
eimal die Cffenbarung gehabt, daß fie acht Tage lang zur Kirdye 
gehen folle, außer diefer Zeit aber ihre Krankheit haben werde. 
Und dieß hat ſich alfo begeben. Wenn man des Morgens früh 
vermeint bat, fie wäre von ten Gonvulfionen fafl todt, hat fie 





ſich zur Prebigtzeit gefhwind aufgerichtet, angekleidet und ift in 
die Kirche gegangen. Ob. fie ſchon zu Zeiten weder. hören noch 
ſehen konnte, hat fie boch gewußt, wenn eine Perfon, nach wels 
her fie ein Verlangen trug, zu. ihr komme und dieß durch Ause 
fireden ‚der Hand wie zum Empfang angedeutet, und nachmals 
vorgegeben, es fei ihr. dieſes alfobald vom Glanze offenbart wors 
den, wie fie auch genau wußte, fährt der Bericht fort, wenn 
ich, der. Superintendent, wegen. vieler andern. Amtägefchäfte - bie 
halbe Stunde nicht inne halten: fonnte, wo ich ihr verſprochen 
hatte fie wieder zu befuchen, Ebenfo ift auch demnächſt an die 
‚Herrn ‚geheimen Räthe berichtet worden, daß fie bis auf den 
fieben und zwanzigften ag, nach andern Nachrichten aber fogar 
9 Wochen lang, weder gegeffen noch getrunken oder gefchlafen, 
fondern nur, biöweilen in einen Koventkrug gerochen und doc 
ihr Kindlein zu flillen Mich in Ueberfluß gehabt, habe. Ja als 
man ihr baffelbe zu entwöhnen abnahm, hat fie fo lange ſprach⸗ 
108 gelegen, bis man es ihr auf ihr ſchriftliches Verlangen wies 
der anlegte, worauf fie auch ihre Sprache wieder fand. 

Bon zukünftigen Dingen verfündigte fie, weil die Hoffart 
in Kleidung, wunderfamen Trachten und abſcheulichen Barben 
und Kraufen, der Mißbrauch des Getraides zu Branntwein, 
Stärke u. ſ. w., ber große Wucher über die Armuth, die Hure⸗ 
zei, Trunkenheit und andere Sünden alfo überhand genommen 
hätten, jo wäre viel Unglüd vorhanden, Aufruhr, großes Blut⸗ 
vergießen, Theuerung und an vielen Orten Aenderung der Melis 
gion. So bat fie auf Eingebung jenes Glanzes einigen Perſo— 
nen inäbefondre Gottes Strafe, Krankheiten, Melancholie, plöts 
liches Ende und dergleichen angekündigt, wie fich alles, fagt 
Moller, auc in der That, wiewol bei Etlichen erſt viele Jahre 
nad ihrem Tode alfo begeben bat... Deshalb. hat fie die Leute 
inftändig zur. Buße umd Beflerung des Lebens ermahnt und fie 
vor Heffart, Durerei, Geiz, Wucher, Heuchelei, Spielen, Sau 
fen, Ungerechtigkeit, Verfäumung des Amtes, Ueppigleit und 
andern Sünden trefflich gewarnt, dadurch ſich aber viele Ungunft 
und Feindfhaft zugezogen. Deshalb kamen auch allerhand üble 
Nachreden von ihr in Umlauf, welche fie jedoch, che fie etwas 
davon fah ober hörte, durch ihre Dffenbarungen wußte oder ab: 





— 281 — 


lehnte. Insbeſondre verkündete ſie noch: Es würde ein vorneh⸗ 
mer Herr mit andern hohen Perſonen in große Ungelegenheit 
kommen, geſchlagen, auch wol gar gefangen und hingerichtet wer⸗ 
den, wofern dieß alles nicht durchs Gebet abgewendet werde. 
Desgleichen ſoll ſie unter andern die jählinge große Theuerung 
im Jahr 1617 und die darauf folgende Noth, ferner den böh: 
mifchen Krieg und deſſen unglüdfeligen Ausgang für die Böh⸗ 
men, die untreuen und blutigen Anfchläge der Papiften wegen 
Fortpflanzung ihres Aberglaubend und Untertrüdung der wahr 
ren Religion, da3 große Elend, jämmerliche Verderben und bie 
Bermüftung, fo über ganz Deutfchland der überhäuften Sim; 
den wegen fommen werde, endlich auch ben Schaden, die Kriegtke 
gefahr, Peſt und Feuersbrunſt, fo ihre Vaterſtadt Freiberg aus 
fiehen werde, vorherverfündet und vielmals geäußert haben, fit 
wollte wünfchen, daß alle ihre Kinder und Freunde tobt waͤren 
wegen des künftigen fchredlihen Kriegs und Elends, fo kom⸗ 
men würde. 
. Weil fi aber die Gerüchte von ihrer Krankheit immer 
weiter verbreiteten, fo mußten den 31. März 1615 der Supes 
rintendent und Rath auf churfürftlichen Befehl einen umftänds 
lihen Beriht nad) Dresden erflatten. In Kolge deffelben wur: 
den dann der Öberhofprediger Hide von Hoenegg und der Leib« 
arzt Dr. Leufchner nach Freiberg gefendet, um alle Umftände in 
Augenſchein zu nehmen und fih zu erkundigen, ob etwa ein 
Betrug dahinter fei. Einige Zeit darnach ließ auch der Chur: 
fürfkgpieie Frau nah Wilsdruff abholen und redete dort eine 
lange Zeit perſönlich mit ihr, wobei fie ihm mandherlei Heims 
lichkeit in Betreff der Papiften foll offenbart haben. Ihre chur⸗ 
fürftt. Durchlaucht bat ihr darauf wöchentlich einen Thaler aus 
dem Zehnden und geiftlihen Kajten allbier zu geben anbefohlen. 
Denn ber böfe Geift hatte fie früher gar fehr mit Nahrungsfor: 
gen angegriffen, namentlidy wegen der Apotheterunfoften u. f. w., 
ihr auch einft einen Beutel mit Geld auf den Kirchweg gewor⸗ 
fen. Doc ihr Glanz warnte fie ihn nicht aufzuheben. 

Zulegt ijt fie nady manchen harten Anfällen und Convul 
fionen, nad welden der Glanz ihre Gliedmaßen immer wieder 
einrichtete, gleich: ald ob ed ein Barbier thäte, und nachdem ein 


Stück wie eine Leber von ihr gegangen war, ben 19. Septbr, 
1620. von einem heftigen Neißen befallen. worden, Hierauf iſt 
etliche Tage hintereinander ein ungewöhnlicher Bauchfluß erfolgt, 
welcher ihr alle Kräfte benahm. Deswegen hat fie ſich bereiten 
laſſen und das heilige Abendmal mit berzlicher Andacht gebraucht, 
dabei aber alsbald gemeldet, daß fie Gott der Herr. diesmal in 
Gnaben ‚abfordern werde. Den 30. Septbr. iſt fie am. Tage 
Über. fehr ſchwach geweſen und hat nichts gethan als gebetet und 
ihre Seele Gott befohlen. Abends aber hat fie ihre Tochter, fo 
hohen Leibes war und etliche Nächte fchon bei ihr gewacht hatte, 
ernſtlich angetrieben, beim zu gehen und zu ruhen. Denn fie 
werde nicht eher ald des folgenden Tags früh um 5 Uhr fterben. 
Und ald am gedachten Tage, den 1. Detbr., ber Geiger fünf 
ſchlug, hat fie fich gefhwinde geftredt und zu röcheln angefan» 
gen, und hat zwar, ald die Anmwefenden ihr das Glaubensbe— 
kenntniß zufchrieen, daffelbe nody mit Winken und Regungen des 
Mundes bekräftigt, ift aber alfobald fanft ohne alle Ungeberbe 
verſchieden. Freilich hatte fie vor etlichen Jahren berichtet, daß 
fie dermaleinft an einer ganz andern unverhofften Krankpeit ſter⸗ 
ben werde. Ich laſſe, fchließt Moller feine aus den ſchrift⸗ 
lichen Zeugniffen der Aerzte und den Berichten des Raths gezo⸗ 
gene Erzählung, einen Jeden davon urtheilen, was ihm beliebt. 
Wer gebächte aber wol bei biefem ganzen Vorfalle nicht jener 
neuern Erſcheinung ber vielbefprochenen Seherin von Prevorft? 
Doch überlaffen wir ed ebenfalls billig ben Männern der Wiſſen⸗ 
Schaft dad Wahre in biefen fonnambulen Zufländen vag den 
lügenhaften Buthaten zu fondern. Hier galt es uns blos na- 
mentlih dad hervorzuheben, was und zugleich ald für die reli⸗ 
giöfen Anfihten und die Bildungsſtufe jener ‚Zeit bezeichnend 
erſchien. 

Mehr vorübergehender Art war die Eutzüdung oder ber 
fonnambule Zuftand einer geriffen Wendelina, der Tochter eines 
Bauern aud Mohndorf, Namens Jacob Borgdörfer. Diefelbe 
wurde nämlih im Jahr 1560 um die Dflerzeit frank, fo daß 
fie weder fehen oder hören noch ſich befinnen Eonnte. Dabei 
brachte fie aber mandyerlei Dinge aus Gottes Worte wider bie 
Sünde und das unbußfertige Leben vor und verfündete allerlei 


göttliche Strafen und den jüngften Tag. Den 17. Mai machte 
fie fi dann auf mit ihrer Schwefter nach Freiberg zu gehen. 
Man wibderriethb ed ihr zwar ihrer Schwachheit halber, fie aber 
Heß e8 ſich nicht ausreden, fondern antwortete: Ich muß in bie 
Stadt geben, denn ed werben viele Leute in das Haus, da ich 
bingebe, zuſammenkommen, benen foll ich etwas fagen. At8 fie 
nun in bie Stadt gelommen war, bat fie fi in Clemenz Kuhns 
Behaufung am Markte begeben, und erfi eine Weile unten im 
Haufe gewartet, iſt aber dann auf den Söller vor die Stube gegan⸗ 
gen, dort wie obnmädtig niedergefunten und hat fidy hier nicht 
geregt, auch weber gehört noch gefehen. Dierauf hat fie mit hei: 
ler Stimme gar deutlich) und vernehmlich zu reden angefangen, 
zur Buße vermahnet und wehe über mancherlei Sünden gefchrieen 
und dieß fo an brittehalb Stunden lang fortgetrieben. Es hat: 
ten fi während diefer Zeit an 200 Menfchen verfammelt, unter 
ihnen auch Hieronymus Weller und einige Geijtliche, welche fie 
fragten: wie ihr gewelen fei. Da gab fie zur Antwort: fie wäre 
beim lieben Deren Gott geweſen. Als man fie jedoch des an» 
dern Tags nochmals mit Fleiß befragte: ob fie auch wifle, was 
fie geftern geredet habe, hat fie al& eine einfältige Perfon, welche 
bei dem Vieh erzogen war, wenig Beicheid davon geben können, 
ja ſich gleihfam verwundert und in fi gefeufzet, als man ihr 
vorlas, was fie gefagt hatte. Sie foll kurz darauf geftorben und 
in der Kirche zu Pappendorf begraben worden fein. 

Endlich trat 1629 auch ein reicher Bauer aus Bockendorf, 
Johann Warner (eigentlid Werner) mit Namen, als ein von 
Gott berufner Warner auf, ald der da von Gott befehligt wäre, 
die Leute vor dem bevorftehenden allgemeinen Unglüd und den 
Landfirafen zu warnen. Er begnügte fi aber nicht damit 
in der biefigen Gegend durch feine Weiflagungen und Eiſchei⸗ 
nungen, welche er ſogar druden ließ, Aufſehen zu erregen, fon» 
dern ift in Ober: und Niederfachfen, ja felbft in Schweden und 
Danemark berumgereifi, wo er in feinen Schriften ſich ſowol 
gegen die Hohen in der Welt ald aucd gegen dad Predigtamt 
fo mandyer barten Ausdrüde bediente, dabei jedoch in feinem 
Vortrage keine Ordnung hielt, ſich oft wiederholte und fo die 
Gelehrten an feiner göttlichen Eingebung zweifeln ließ, Gleich: 





— m — 

wol fand er acht nur bei mehrern Geifltichen;, fordert felbf bei 
‚Sürftinnen geneigtes Gehör und Glauben ;; wie denn Dr. Johann 
"Bülfemam in einem Briefe ihn einen efhfachen ; frommen; "in 
Glaubensſachen wohlerfahrnen, unbefcholteen Mann neunt, wel- 
per dem Churfürſten den Sieg bei‘ Leipzig, die Tönigliche Hülfe, 
‚Slefivie die Schlacht bei Lügen und baneben noch manched;trau: 
ge Ereigniß vorhergeſagt babe und weder in der Lehre noch in 
ſeinem Benehmen einen. Schwärmer verrathe. Als jeboch. meh⸗ 
keres als z. B. die Behauptung, daß Magdeburg wieder in 
‚die Gewalt von Sachfen kommen : werde, nicht zutrafi; als ber 
Verdacht entſtand, daß er fich der Zauberei bingegeben habe, 
vu verwätf Hülfemann' ihn, und auch die Fürftin enttieß ihn von 
ihrem Hofe. Er flarb 1646 im Holftein :und hat noch im Jahr 
172% an Knauth in feiner: Altzelifchen Chronik, wo zugleih 
feine Prophezeihungen zum Theil abgedrudt find, einen Verthei⸗ 
diger gefunden. Hier war er nur infofern zu erwähnen, als er 
‚mehrfach felbft der Berichte gedenkt, welche er anfaͤnglich in die 
Superintendentur zu Freiberg eingeſchickt habe. 

Es war nun einmal jene Zeit geneigt überall Anzeichen 
des göttlichen Zorns und Vorbedeutungen zu erblicken, und es 


‚trat nicht leicht ein ſeltnes Naturereigniß ein, ohne daß derglei⸗ 


chen Schlüſſe auf Gottes beſondre Ungnade oder Gnade wären 
gemacht worden. So erzählt Moller unter dem Jahr 1549: wie 
man Nachts im Hodpitalwalde zu Freiberg bei klarem Wetter 
ein graufames Getön und Donnern, ald wenn viele Garthaunen 
loßgefchoffen würden, und darauf gegen Morgen zwiſchen drei 
und vier Uhr ein folches Getümmel, Krachen und Praffeln ge: 
hört babe, ald wenn eine Feldſchlacht vorginge und viel Volks 
an einander wäre, worauf bald die Belagerung von Magdeburg 
erfolgt fei. Dedgleihen hat man den 13. Auguft 1559 zu Nic: 
derbobrigfch: nicht weit von Freiberg neben dem Monde Abends 
eine Menfhenhand in den Wolken gefeben. Darüber babe ein 
Stern in der Größe der Eonne, doch ohne befondern Schein ge⸗ 
ftanden. Die Hand aber fei faft eine halbe Stunde lang immer 
größer geworden, bis fie eines Tiſches Breite erreichte, worauf 
fie fi umgewandt, zugethan und jähling zerfahren fei, ald wenn 
fie ſtückweiſe herunterfiele. Den Tag darauf, ald den 14. Auguft, 





bat fih alsdann zu Freiberg Nachmittags: um. 2 Uhr der Hin 
mel plögli mit einem Ungewitter überzogen, baß es fo dunkel 
und finfter wurde, ald wenn es Abend wäre und. ift erſtlich ein 
heftiger Sturmwind mit gewaltigem Praſſeln entitanden, welcher 
unter andern einen Mühlwagen mit vier Pferden auf ben Markte 
dreimal umring geführt und fo graufam auf die Häufer geftürmt 
hat, als wenn Alles zu Grunde gehen wollte. Darauf ift geſchwind 
ein harter. Donnerſchlag nad) dem andern mit fletem Wetterleuchten 
und Bligen erfolgt, und es find, fo ungeheuer große Schloßen und 
Hagelfteine gefallen, bergleihen man Baum noch im biefer Gegend 
erfahren hatte. Denn etliche find wie ziemliche Boßfugeln fo 
groß und am Gewichte drei und breiviertel Pfund ſchwer gewe— 
fen, andere wie Gänfe: und Hühnereier, größgr und Eleiner, im 
mancherlei Geftalt und Formen, theils rund, theils vieredig, 
theils mit Zaden wie Kreuze, Spangen und Rofen an Gürteln, 
woburd die meiften Fenſter und viele taufend Ziegel auf dem 
Daͤchern zerſchlagen, die Stüde davon mit großem Ungeflüm 
von einem Haufe zum andern, auch zu den Benftern hinein 
geworfen, viele Arbeiter im Felde verwundet, Pferde, Kühe 
und fonderli dad Geflügel, zahmes und wildes, niebergefchmet- 
tert, bie Bäume zu Grunde gerichtet und die Gebäude alfo bes 
(hädigt wurden, daß man nur an Dachziegeln in einem ganzen 
Jahre nicht fo viel brennen konnte, alö man zur Miederbelegung 
der abgededten Häufer bedurfte und unterdeffen Schindeln ges 
brauden mußte. Zu Bobritzſch aber, wo am vorigen Tage bie 
obengedachte Hand gefehen wurbe, ift «3 noch viel ärger zuges 
gangen. Denn dort if in berfelben Zeit der ganze Himmel voll 
Teuer geweſen, es find auch etliche Klumpen berabgefallen, welche 
viele Bäume und Gebüſche verfengten und großes Schreden ver 
urſachten. Darauf hat ſich ein gewaltiger Wirbelwind erhoben, 
welcher etliche Bauerhöfe mit Scheunen, Ställen, Badhäufern 
und andern Gebäuden in einem Hui mit großem Krachen über 
den Haufen warf, bie Dächer flüdweife in bie Luft bis über 
den Zharantifhen Bald wegführte, Hola, Bettgewandt, Leis 
lach und Kleider in eine ſaſt unglaubliche Weite verwehte und 
alfo mwürhete, daß es nicht wohl mit Worten zu befchreiben if, 
die Meißen aber meinten, ber lehte Tag bes. Deren wäre vor» 
50 


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handen und Himmel und Erde wuͤrde über einen Hauſen gehen 
In tem Garten des einen Bauers hat er vierzig ſtarke frucht⸗ 
bare und tragende Obſtbaͤume mit den Wurzeln aus ber Erbe 
geriſſen und den einen, welcher Mlaftrig war, über eine Scheune 
hinweg ind Waffer geftürzt, auch einen großen Baden und 
Stein, welcher halb in der Erde an ber Wurzel eines andern 
Baumes lag und ſechs Ellen im Umfange hatte, mit folder Ge: 
walt famt dem Baume herauögehoben, daß der Stein neun 
Schritte zurüdgeprallt, der Baum felbft aber vierzehn Schritte 
weit von feiner Stätte weg gefunden wurde. Bor dem Haufe 
einer Wittfrau hat er einen Rüſtwagen hinweggenommen unb 
über fünf und achtzig Schritte weit in die Höhe bis and Waſ⸗ 
fer geführt, wo gr ihn wider eine alte zerflümmelte Linde warf, 
fo daß die Räder davon gefprungen und die Aren zerbrochen 
find. Im Garten neben diefem Haufe hat er alle Obftbäume 
entzwei geichlagen, etliche umgedreht, auch den einen, welcher 
unten am Berge fand, hoch auf den Berg hinauf gefegt und 
fonft Alles vounderlih um und umgekehrt und treffliden Scha⸗ 
den gethan. Doch hat bei fo graufamem gefährlichem Wetter 
der gütige Gott gleich wie in der Stadt, alfo aud an biefem 
Drte die Menſchen gnädigft behütet, fo daß keiner umgelommen 
ift. Erliche find zwar in ihren Däufern verfallen und man bat 
zu ihnen hinräumen müflen, fie haben aber dennoch feinen cha: 
den genommen. Peter Grimmer, ein Bauerdmann , welcher nur 
erft zwei Jahre zuvor fih ein ganz neues Haus aufgebaut hatte, 
ift, ald das ungeflüme Wetter anging, mit feiner Frau und 
fünf Meinen Kindern in die Stube gelaufen und in einen Win: 
tel gefrochen. Unterdefien bat dad Wetter dad Dach mit dem 
Dbertheile der Stube hinweggeriffen und davon geführt, auch 
alsbald darauf den Leim fammt den Trümen und Ballen, tie 
Stubenwände, Fenſter, Defen, Thüren und dad ganze Haus 
über den Haufen gefchleudert, fo daß nichts flehen blieb, was 
nicht zerbrechen oder zerfallen war, außer dem kleinen Winkel 
oder Raume, welcher etwa fünf Schuh lang unb breit war und 
wo die armen betrübten Eltern mit den Kindern, welche fie mit 
ihren Armen und Leibern bededten, faßen. Eine Wittfrau, 
Martine Echmannin, hatte ihre Kinder und Magd zum Gebete 





- m — 


vermahnt und war auf bie Kniee niebergefallen. De ift das 
Haus über und neben ihr eingegangen, aber an dem Orte, wo 
fe mit den Kindern auf den Knieen lag, find bie Bretter der 
Stubendecke durch Gottes wunderbare Schidung an einem Bal⸗ 
tem hängen geblieben, und als der Sturmwind einen großen 
fangen Sparren von ded Nachbar Haufe über 32 Schritte weit 
wie einen Pfeil zum Stubenfenfter hinein gleich nad) dieſer Bram 
und ben Ihrigen ſchoß, hat auf biefe Gefahr Bott der Herr 
abgewenbet,, fo baß ber gebachte Sparten: ihnen nichts ſchadete 
ſondern nabe bei ihnen vorbei in ben Dfen hineinfuhe. Des 
gleichen Wunder haben ſich nody mehre bei diefem ſchrecklichen 
Ungewitter ereignet, wobei noch zu bemerken ift, daß die Bäume, 
welche in biefem ungeflümen Wetter vom Sturmwind nieder: 

geſchlagen wurden und mit den Wurzeln noch etwas in der Erde 
ſtehen blieben, um Michaelis fo fhän geblüht haben, daß man 
ſich darüber verwundern mußte, weil dieß an den andern Bäus 
men, welde feinen Schaden vom Wetter genommen hatten, 
nicht geſchehen ift. 


Ein andermal, und zwar den 22. Aug. 1637, haben ih 
Blutzeihen ereignet und iſt unter andern etwas vom leifde 
in der Jahrküche von felbft blutig geworden, welches man auf 
dad Rathhaus getragen und lange allda behalten hat. Weil denn 
kurz vor dem Einfall der Schweden in Meißen fi) auch ders 
gleihen begeben hatte, fo wurde dad Voik fleißig zur Buße ver: 
mahnt, die Wade unter den Thoren verftärft und Alles file 
in Acht gehalten. 


Gometen als Vorläufer oder Begleiter wichtiger Ereigniffe 
find erſchienen den 18. Jan. und den 6. Mai 1538 bald nad 
Herzog Georgs zu Sachſen Tode, ferner den 1, März Bis Ende 
April 1556 mit vielem Unglüd und grofien Kriegen in Frankreich, 
Walſchland, Ungarn, Liefland und andern Orten und bem Eos 
desfalle von 3 Ehurfürften, dann den 6. Aug, 1559 als Worbebeits 
tung für den Tod Kaifer Karls, den 27— 29. Novbr. 1577, 
den 14. Mai 1582, den 22. Jun. 1393, dem 4, Sul, 1596, ben 
16. Sepibr. 1607 und endlih den 21. Novbr. 1618, gleich» 
ſam mis Zingern zeigend, wie denn von ba,am ‚ber Krieg im 

su” 





Römifchen Reich fi mit Macht erhoben und ebeh fo viele Fahre 
gewähret hat, als ber Comet in Deutichlanb gefehen wurde. 
Große Heuſchrecken endlich flogen im Septbr. 1542, etliche 
mit vier, etliche mit ſechs Flügeln in unzäblicen Haufen und 
fo dicke durchs Meißner Sand, daß fie bisweilen den Sonnenfchein 
wie eine Wolfe aufhielten und verbunfelten. Des Tages find 
fie ungefähr eine Meile Wegs fortgezogen, haben fich darauf 
im Selbe niebergelaflen, das Laub, Kraut und Gras abgefrefs 
fen und alles rörhlich: mit Blut beſchmeiſt. Fabrizius bemerkt, 
daß eben an ben Drten, wo fie hingelommen find, die Spanier 
dem folgenden beuffchen Kriege fi) befunden und übel ges 
baußt haben. | 


Bweiter Abſchnitt. 
Anbalt. 


greiberg in feinem Verhältniß zu ben Landes: 
fürften, und zwar: 


1) z. Helinrich in feiner leten Regierungszeit und zu Moritz. 


Quellen. Urkunden. » 158. 9. Gatharine quittirt d. Math Ab. 
300 fl. Gerichtsgelder. U. Er. Rathsarh. 2) 1565. H. Morig Befehl an 
d. Rath die Stadt zu bewachen. ©. v. Langenns Worig I., ©. 188. 3) 
4545 u. 67. Altes WBerzeichn. des nad) Dresd. gelief. Geſchuͤt. A. Br. 
Nathsarch. 4) 1567 d. 5. San. 9. Auguft verfpr. d. Stadt mit fremdem 
Kriegsvolk zu verſch. A. Wr. Rathéarch. 5) 1567 Breit. nad Palm. u. 
den 13. Apr. Ghurf. Joh. Friedr. poeite Aufford. an d. Stadt z. Uebergabe. 
Gbend. 6) 1547 d. 28. Apr. Morig u. feiner Kaͤthe Aufford. an d. Stadt 
. Ueberg. Ebend. 7) 4547 Mont. nad Miſeric. H. Gatharinens Schr. an 
d. Rath gu gl. Zwecke. Ebend. 7) 1567. Schreiben ber Wergverwmandten, 
Ausihäffe u. eines Br. Abgefandten üb. d. Ueberg. Gbend. 8) 1549. Eh. 
“ Morig ford. d. Rath fein Geſchaͤt ab, nebſt altem Verzeichn. Bell Ebend. 


48) 1558 d. =. Sul. 6. morit Befehl a H. v. Geister. In diei. 
ſchers Annalen. 


Aunßerdem Concignat. aedificior. publ. X. vd. Ponick. Bibl. 





Gedruckte Werke: Freydinger b. Blafey, Weib Sidi. Geſch 
Th. III., v. Langenn MWorik u. 9. _ | 

Wenn fo die ganze Art Naturerfcheinungen zu beurtheilen 
eine religiöfe Farbe angenommen hatte, fo zeigte ſich auch bie 
Religionsänderung Heinrichs und der dadurch hervorgerufene kirch⸗ 
lihe Geiſt von nicht geringem Cinfluffe in den Schickſalen, 
welche $reiberg während unferd Zeitraums erfuhr. Schon Heim 
rich ſelbſt follte ed empfinden, welche unbeilvollen Früchte Res 
ligionsfpaltungen und Religionshaß zu tragen pflegen. Denn 
als den 21. März 1538 der Burggraf Hugo zu Leisnig ald der 
legte feines Stammes im achtzigſten Jahre feines Alterd ohne 
männliche Erben verftorben und zu Penig begraben worden war, 
fiel die Herrihaft Penig an Herzog Georgen. Weil aber ber 
felbe nicht mehr denn einen einigen Sohn hatte (benn Derzog 
Johannes, ber andre erwachfene Sohn war ein Jahr zuvor am 
11. Ian. verſchieden), fo verwandten ſich etliche fürftliche Pers 
fonen , wie auch die Landräthe felbft für Herzog Heinrichen und 
fonderlich deſſen aͤlteſten Prinzen Mori, und baten, diefen mit 
der verfallnen Herrfcaft zu belehnen. Weil fi) jeboch Herzog 
Deinrich wider feines Bruders Georgs Willen zur evangelifchen 
Religion gewandt hatte, ift, fo erzählt Moller, nichts zu erhal 
ten geweien. Deshalb zog aud Mori vom Leipziger Hofe, wo 
er fih zur Zeit befand, nad Caſſel zu dem Landgrafen von 
Heflen und erfreite hernach allda deſſen Fraͤulein Tochter. Die 
Herrſchaft Penig hingegen haben folgends bie Herren von Schön» 
burg, welde des Grafen Hugo von Leißnig Tochterkinder waren, 
durch einen Zaufh um das Schloß und bie Herrſchaft Hohn⸗ 
flein an ſich gebracht. 

Hierauf trug es fi zu, erzählt Freydinger, daß Herzog 
Georg Alles zur Erhaltung ber paͤpſtlichen Religion anmwendete 
und Sorge trug, daß nur feine Land und Leute nicht an Der 
zog Heinrich fämen. Dannenhero er feinem legten noch leben«- 
den Sohne (er hatte 9 Kinder, 4 Söhne und 5 Töchter gehabt, 
wovon nur biefer gine blöbfinnige Sohn und eine an Philipp 
von Heſſen verheirathete Tochter noch lebten) eine Tochter bed 
Srafen Ernfts von Mannsfeld zum Weibe gab und ihm vier 
und zwanzig Räthe zuorbnete, als zwei Grafen, zwei Prälaten, 


binderte alle feine Anfchläge Obwol nämlich Georgs Räte 
das Ihrige treulich thaten und allerhand Beweggründe, unter 
andern die Vortrefflichkeit des Landes und den großen vorhandz 
nen Borrath an Silberkuchen, baarem Gelde, Golde, Kleines 
dien und vielen köſtlichen Zierrathen anzogen, woburd fie Deigz 
zichen zu bewegen vermeinten, daß er dem Bruder Folge leiflen 
und ſich entweder wieder zur alten päpftifhen Religion wenden 
oder doch die Landichaft dabei ungehindert zu laſſen und zu Ihhr, 
gen zufagen follte ; fo hat doch diefen hochlöblichen Zürften Nichte 
von der einmal erkannten göttlihen Wahrheit abziehen können, 
fo daß er fi auf die gefchehene Anwerbung der Sefandten. (wahr; 
figeinlich gegen feine Räthe) alſo ſchimpflich geäußert bat: KA 
gemahne ihn ihr Vorbringen nicht anders, ald ba der Satan 
dem Herrn Chriſto alle Reihthümer und Herrlichkeiten der Me⸗ 
zeigte und zu ihm fagte: „dieſes alles will ich dir geben, ſo ham 
niederfälft und mich anbeteſt.“ Er würde bieß nimmermehs 
thun, noch feinen Herra Chriftum um des Zeitlichen willen Jıbera 
geben, wenn er auch gleich mit feiner Gemalin an einem Stah⸗ 
lin bettelnd aus dem Eande gehen follte Doch nahm fich Hein⸗ 
rich Bebentzeit. Während dem fam Georg auf den Gedanken, 
die Erbfolge in feinen Landen den Deftreichiihen Daufe ie 
zuwenden, fand jedoch bei feinen Räthen wie bei ben Lanbflkw 
den lebhaften Widerſpruch. vB 

Da bat aber Gott der Herr, welcher feine Bekenner nidet 
verläßt, ind Mittel gegriffen und dad Beſte beim Handel ges 
than. Denn Herzog Georg ift den 17. April 1599 Todes von 
ſchieden. Es waren damals grade etliche vom Hofgefinde zu 
Greiberg Frank, und Anton von Schönberg lag auch am Zipper⸗ 
lein und andre mehr, welche zum Wandern ungeſchickt ware 
Aber dieſe Zeitung machte fie alle in einer Stunde geſund. Es 
waren alle Pferde zu wenig, es lief auch viel Volks, das nicht 
zum Hofe gehörte, mit mad Dresven, Purz, wer ba laufen 
konnte, ber lief. Denn wir fledten zuvor, erzählt Freydinger, 
in großen Nöthen, da Derzog Georg nichts mehr thun wollte, 
und hatten zu Niemandem Zuflucht naͤchſt Bott, denn zu bem 
CHurfürften und der Derzogin von Rochliz, Herzog Johannſens 
Bittwe, bie bisweilen mit Bed und Getraide aushalf, dach 





aber'nicht länder denn von Quartal zu Quartel, dank mußte es 
wieber gegeben werben. Mit der nun folgenden Reiſe durch Mei: 
Ben und Xhüringen, wo Heinrich die Erbhuldigung einnahm, 
war berfelbe zwar wohlzufrieden, da er feine Tage allegeit gern 
gewanbert hatte, aber mit vielen Sachen und Briefen überlau: 
fen -zu werden, wie damals übermäßig geſchah, bad war er 
nicht gewohnt und oft ungeduldig, indem er fagte: wann «8 
alfo zugeben ſollte, wollte er lieber bei feinem Theile zu Frei⸗ 
berg geblieben fein. Denn obwol er jetzt ein reicher Fuͤrſt ges 
worden war (er fand 124217 fl. gemünztes Silber, wiewel audy 
18500000 fl. Schulden), fo wäre er doch lieber zu Freiberg bei feis 
nem Geſchütze oder auf Marienberg gewelen, darum er auch, fo 
oft es fidy leiden wollte, diefe Städte beſuchte. Ich denke auch, 
fährt Freydinger fort, wenn er im vorigen Weſen hätte bleiben 
Fönnen, wie er gewohnt war, er hätte länger leben mögen, 
denn es war feined Thuns gar nicht it des Landes Sachen 
ſich täglicy viel zu befümmern, fo daß man ihm auch zu Frei⸗ 
berg in dem vorigen Regiment nicht viel von ſolchen Dingen 
fagen durfte. Er ift daher bereitd ben 18. Aug. 1541 im 
@®. Sabre feines Alter eines fellgen Todes verfahren, ein recht 
freommer, Gott liebenber und tugenbhaftiger Fürft, welcher Dr. 
Luther viel gute Lob nachgefchrieben und unter andern in ben 
Zifchreden berichtet hat, daß er auf feinem Todesbette, als man 
ibn fragte, ob er auf den Herrn Chriftum flerben wollte, ge: 
fagt bat: Ich halt wol, ich werde Beinen beffern Procuratorem 
befommen mögen ald eben biefen. Er bat aber vor feinem chrift: 
lichen Ende befohlen und angeordnet, daß man ihm nad dem 
Tode nicht zu Meißen, fondern zu Freiberg im Chore der Dom: 
kirche fein Ruhebettlein anrichten, doch bier Bein erhaben Grab, 
fondern allein einen Leichenſtein mit einem melfingenen Bleche, 
worauf fein Bildniß mit der Umfchrift ſeines Titels flände, 
machen folte. Denn biefer Töbliche Fürſt bat die Stabt Frei: 
berg, in weldyer er von 1506 an meiftentheild Hof hielt, fehr 
geliebt und allen andern Städten des Landes vorgezogen, wie 
ee denn auch gegen ben Rath und die Bürger allda wegen ihrer 
oftbewährten unterthänigfien Treue mehr eine väterliche als 
fürflliche Freundlichkeit gebraucht hat und vielmals mit drei ober 





N 


vier Pagen begleitet aufs Nathhaus, auch bisweilen zu den 
Künftlern und Handwerkern in ihre Läden gegangen ift und ſich 
ganz leutfelig und gnädig gegen Jedermann erzeigt hat. Seine 
Leiche aber ward den Tag nach feinem Tode in die Pfarrlirche 
zu Dresden getragen und von der Fürftin zu Fuße hinein bes 
gleitet. Da that der Pfarrer Gellarius eine Predigt, worauf 
man bie Leiche auf einen Wagen gelegt und nad Freiberg ge: 
führt hat: Die Herzogin ging dann wieder zu Fuße aufs Schloß 
zurũck. Die Beftattung zu Freiberg war aber nicht wohl ber 
Melt, vielleicht aus der Urſache, daß Die Räthe, ſonderlich Ans 
ten von Schönberg, faft erfchroden und furchtfam waren ober 
nicht gern wollten, baf große Unkoften darauf gewendet würden, 


Darum, erzählt Freydinger, ald wir mit der Reiche gegen 
Sreiberg famen, waren wol alle Dinge durch den Pfarrer und 
Rath daſelbſt wohl verordnet, wir brachen aber bie Ordnung 
ſelbſt. Denn es war alfo bedacht, daß man die Leiche mitten 
in der Kirche vor dem Predigtftuhl niederfeen und der Pfat⸗ 
rer Gaspar Zeuner nach etlihen Gefängen eine Predigt thun 
folte. Wenn die aus wäre, follte man die Yeiche in den Chor 
tragen und es wollte ihn die Knappſchaft, der Bergmeifter felbfk 
und bie Gefhwornen begraben, wie denn auch die Berghäuer 
und nicht der gemeine Kodtengräber das Grab gemacht hatten, 
Aber man eilte flugd mit dem Sarge in den Chor zum Grabe 
zu, als bie von der Knappſchaft noch im der Kirche zertheilt 
waren, ein jeglicher im feinem Geftühle, um die Predigt zuvor 
zu bören, und es war das Gedränge in bem Ghore um bas 
Grab fo groß, daß fie nicht dazu fommen fonnten. So übel 
Rand es und fo groß war die Unordnung. Zu dem war eb 
auch fonft no fo übel beftellt, dafi weber den Schülern noch 
fonf den armen Leuten ein Pfennig oder Heller gegeben ward. 


In dem darauffolgenden Monat, nämlich den 5. Eeptbr., 
nahmen dann die Abgefandten und Räthe von Herzog Mori, 
Bolf von Schönberg, Hauptmann zu Glaucha und Dr. Res 
chior ODſſa, Kanzler, vom Rath und der Bürgerfchaft zu Frel⸗ 
berg die Erbhuldigung an, Catharina hingegen, Heinrichs Witt⸗ 
we, begab fi) mit Anfang des folgenden Jahres aufs Saleß 





-.m — 


hierher als ihe Leibgedinge, wo fie. jährlich vom Bathe 300: R. 
Gerichtögeld bezog und auch eine Zeitlang Hof hielt. 

Kaum hatte aber Moritz diefe Huldigung eingenommen, 
ale ſich auch ſchon bie Abneigung zeigte, fich glei Deinrichen 
is allen Religionsfachen nach dem Ghurfürften zu richten. Oie 
ſprach ſich zunähk in der Wurzner Fehde, dem fogenannten 
Bladenkriege im. Jahr 1542. aus. Auch Freiberg wurde davon 
betroffen. Denn der Math mußte am Palmfonntag den 2, Ayril 
erſt dreihundert wehrhafte Männer bei der Stabt und die Müts 
woche darauf noch zweihundert zur Bränsfolge. ausleſen. Auch 
fammelte fid) damals ber Ausſchuß bes ganzen fogenannten Ober⸗ 
Treifes von den umliegenden Städten, Flecken und Dörferu zum 
Sreiberg, um von bier nah Dſchatz zu ziehen. Zwar wurbe 
diefe Irrung, wie befannt if, durch) den Landgrafen Philipp 
von Heſſen audgeglihen und die Freibergifhen Bürger und 
Knechte kehrten bereitd acht Tage nach Dftern wieder heim, hat: 
ten aber gleihwol viel gute Rüftung aus des Raths Rüſtkam⸗ 
mer dahinten gelaffen und verloren. 

Wie hier der Landgraf von .Heflen, fo übernahm 3 Zahre 
fpäter Morig zwiſchen biefem und bem Herzog Heinrich von 
Braunfchweig in ihrer aus Heinrichs Religionsbebrüdungen ent: 
Randenen Irrung die Rolle des Vermittlers, ließ aber auch zu 
demjelben Zwecke eine neue Werbung anftellen, fo baß ber Rath 
und die Bürger zu Freiberg, nachdem fie ſchon vom 19. März 
an bis Sonnabends nad) Oſtern in Folge eined heimlichen Aufs 
gebot8 von Morig 100 Knechte hatten befolden müflen, jekt am 
29. Septbr. 1545 mit 300 tauglihen Mannen gefaft fein und 
biefelbe innerhalb 3 Tagen nah Oſchatz abfenden follten. Es 
bet hierauf E. E. Rath umſchlagen laffen und für fib 100 
Knechte angenommen , bad andre Hundert haben bie Rottmeifter 
in der Stadt, als im Quartier Petri, Nicolai und Virginis 
aus zwei Rotten drei Knechte und im Quartier Jacobi aus 
drei Rotten zwei Knechte ausgeleſen. Das britte Hundert if 
auf die Rotten in der Borflabt gelegt worben, beren damals 
200 und unter jeder Rotte 10 Mann waren. Diele haben aus 
zwei Rotten einen Knecht erliefet, daß alfo 200 Mann auf: 
gebracht wurden, unter welchen etliche 12 und etlide 18 Gro: 


— mn — 


(gen, vie meiften aber einen Gulden auf die Hand bekamen: . 
Das Gewehr hat theild der Rath bergegeben, theild haben es bie 
KRotten felbft fchaffen, auch die Zünfte und Handwerker abfons 
derlich etwad dabei thun müflen. Zum Fähndrich iſt Valentin 
Graul angenommen worden, zu Befebligsleuten Balthafar Eber> 
lein und Hans Behem, zum Zurirer Matthes Zahn. Muſter⸗ 
herren waren damald Peter Alnped und Melchior Bachmann, 
weiche die Volker bis auf den Mufterplag nad Oſchatz führten. 
Um Martini famen dann bie Freibergifhen Bürger zwar gluͤck⸗ 
lich aus dem Braunfchweigifhen heim, body war von dem Ge⸗ 
wehr wiederum ein guter Theil und fonderlich etliche halbe 
Hacken und viele lange Spieße zurüdgeblieben. ” 
Doc erhielt der Rath während diefer Zeit auch noch bes 
fondre Befehle von Morig, weil diefer wegen Böhmen in Sor⸗ 
gen war. Gr befahl nämlich demfelben am 3. Dctbr. 1545, ba 
ihm allerlei Kundſchaft des Landes zu Böhmen halben zufomme, 
gut Achtung zu geben, ob fich Jemand unterftände, Volt das 
felbR oder auf der Bränze zu veriammeln oder zu werben, und 
empfahl ihm deshalb die nöthige Vorſicht wegen des Thorſchluf⸗ 
fe8 und ber fremden Wanderdleute an, damit fi während feis 
ner Abweſenheit keines Weberfalls zu beforgen ſei. Aus demſel⸗ 
ben Srunde befahl auch der Herzog feinen ftatthaltenden Rätken 
zu Dresden flete Kundichaft zu Prag, fo wie an den Gränzen 
und mit den Städten Pirna, Annaberg, Chemnitz und Freiberg 
zu baben. Noch mehr ſuchte Morig im nädyften Jahre, als ber 
Kaifer Karl feine feindfeligen Abfichten gegen die proteſtantiſchen 
Keihsfände und vorzüglih gegen die Sieber des Schmalkal⸗ 
difhen Bundes nicht länger zu verheimlichen für gut befand, 
feine Lande vor möglichen Einfällen der ftreitenden Parteien 
fiber zu ftellen. Er felb hatte nämlich den 19. Jun. 1546 zu 
Regensburg in einem befondern fehr geheim gehaltenen Vertrage 
Karin und Ferdinanden verfprocen, fid) gegen den Kaifer zu 
beweifen, wie ed einem getreuen und gehorfamen Yürften des 
Reichs zieme, Schaden abzuwehren und nad) allen Kräften das 
binzuwirten, daß dieß auch von andern geſchehe und in Rel⸗ 
gionsfachen nichts weiter in feinem Lande zu erneuern. Dage⸗ 
gen bekam Moritz vom Kaifer die Vogtei über das Erzbiothum 


’ 


— 16 — 


Isgbeburg und bad Bisthum von Halberfiabt und in einer 
sünblichen Unterredung bad Berfprechen: follte etwas von den 
handen der fchulbigen Perfonen, weiche ex firafen wolle (ed ging 
dieß namentlich auf ben Ghurfürfen von Sachſen und Bandgrafen 
von Heflen, die Däupter des fchmallaldifhen Bundes), an ben 
Kaiſer kommen, fo wolle fi derſelbe dem Herzoge gnddig ers 
weilen, und follte die Acht ober dergleichen ergeben, fo möge 
ieber zu bem Seinen fehen, wer etwas befomme, ber babe eb. 
Eben fo hatte aber auch Morig fich gegen den Churfürſten von 


Sachſen bereit erklärt, alles Möglidye zu thun, wenn etwa ber 


König von Böhmen oder ein andrer in deſſen &änder einfallen 
wolle, und bei ben alten Lehnsverhältniſſen zwiſchen Sachfen 
und Böhmen mochte audy diefe Erklärung Ernft fein, da er zu 
Serbinand von Böhmen wenig Vertrauen hatte und ber Elifas 
betb von Rodlig nicht ganz Unrecht geben mochte, als fie an 


ihn ſchrieb: Das Haus Deftreih bat große Augen und Maul, 


was ed nur fiehet, das will ed haben und freffen. 

Darum beihloß Morig zunähft die Gränzen zu befegen 
und ließ zu diefem Behuf den 2. Jul. 1546 ein Aufgebot durchs 
ganze Land ergehen. Der Rath zu Freiberg mußte damals 350 
Knechte annehmen und ihnen bis in die dritte Woche Wartegeld 
geben, worauf fie von Bernhard von Schönberg, Hanſen von 
Schleinig und Georgen von Witzleben gemuftert und zur Be 
ſchützung des Landes an bie Gränze einquartirt wurden. Die 
Bürger feld aber durften nicht mitziehen, fondern befamen Bes 
fehl die Wade bei der Stadt fleißig zu verforgen. Deshalb 
ließ fie der Rath in gewiffe Rotten theilen und etliche unter die 
Thore neben einer ‚befondern Rathöperfon um beſſerer Aufſicht 
willen, die andern aber auf die Poften und Thürme um bie 
Stadt herum anweilen. Die Muſterherren waren zur felbigen 
Zeit der Bürgermeifter Hieronymus Münger und der Stadtrichter 
Franz Dader, welche nun die Thürme folgender Geftalt belegten. 
Erftlih wurden in die fünf Thorthürme, ingleichen in die Li⸗ 
berei im Schloffe oder den Schloßthurm, in jeden zwei Falckenet⸗ 
kein, in dad Kornhaud aber und ben Obermönchsthurm in jeden 
ein Faldenetlein, zufammen 14 Stüd Falckenetlein mit tuͤchtiger 
Conſtabeln gelegt. Die andern Poften aber haben fie etliche 





— mM — 


gewiffen Handwerkern und der Bergknappfcaft eingegeben, um 
fie mit Doppelhaden zu befegen. So gab es zwilchen dem Er⸗ 
biſchen und Donatsthor fieben Xhürme, nämlidy Tie zwei Piquet: 
thürme, den Rechenthurm, fonft auch Stollen » oder oberen Wafs 
ſerthurm genannt, den Wachtthurm, Cavillerthurm, Mühlgras 
benthurm und Korallenthburm. Won diefen befekten drei Thürme 
die Fleiſcher, zwei die Leineweber, einen die Tifchler und Stell 
macher und einen die Kürfchner. Zwiihen dem Donats⸗ und 
Meißnerthore gab es ebenfalls 7 Thürme, nämlich den ſogenann⸗ 
ten Erbiſchen Thurm, Röbers zerriſſenen Thurm, fonft auch wer 
Kohlmeſſerthurm genannt, den Lazaretthurm, den Nonnenfloflets 
gartenthurm, untern Waflerrechenthurm, den Rechenthurm, wi: 
runter der Rechen hinaufgezogen und beruntergelaflen wart, und 
den grünen Thurm. Won diefen wurden zweie von den Ban⸗ 
dern- und fünfe von der Bergknappſchaft beſetzt. Zwiſchen dem 
Meißner und Kreuzthore aber begegnen wir neun Türmen. 
Sie hießen fpäter Pfeits zerriffener Thurm, der Roßmühle untes 
rer Thurm, der Roßmühle oberer Thurm, der Peftilenzpfarrees 
thurm, der Peftilenzthburm, Mannewitzthurm, welcher jedoch fyäl 
ter nicht mehr zu fehen war, der Landgerichtsthurm für die Ges 
fangenen, der andre Landgerichtsthurm und ber alte Schloßthurm. 
Bon ihnen hatten zwei Thürme die Schneider, einen bie Barbirer, 
einen die Zimmerleute, einen die Maurer, einen die Riemer, einen 
die Töpfer und Beutler und einen die Sattler und Eeiler inne 
Eben fo viel Thürme zählte man audy vom Kreuzthor bis zum 
Deterstbor, nämlih Naumannd Thurm, fonft auch der dicke 
Thurm genannt, Winklers Xhurm, Hermanns Thurm, den 
Zürkenthurm, $rauenthurm, Bertrams Thurm, Mehnerd Murm, 
den Rotbgießertburm und Gieß oder Praßthurm, fonft auch 
Seuerthburm genannt. Von ihnen wurden breie den Schuſtern, 
dreie den Bädern und zweie den Schmieden übergeben, denn 
einer und zwar ber dide oder Obermöndäthurm hatte feine eigne 
Beſatzung. Zwifchen dem Petersthore und Erbiſchen endlich gab 
es wieder fieben zu befegen, und zwar viere von ben Tuch⸗ 
madern, einen von den Tuchſcheerern und zweie von deu A 
ferfgmieden. Ihre Namen waren: der Rothe Löwen» oder 
Weiterthurm, der Waſſerthurm, Schieferthrm, Gelbe einen 


J | 
u 








ober Dirthurm, Kalkthurm, Rothe Hirfhthurm und Bind- 
neröthurm. 

Es wurden hierzu 180 Doppelhaden gebraudt und fonit 
Alles, was zur Gegenwehr dienen Fonnte, beften Fleißes an- 
geordnet. 

Ald aber am 20, Jul. von Karin die Reichsacht gegen ben 
Ehurfürften von Sachen und den Eandgrafen von Helfen und 
ihre Helfer als gegen Verletzer der kaiſerlichen Majeftät, Aufrüb: 
rer und Landfriedensbrecher audgefprohen und Morig am 1. 
Aug. vom Kaifer mit der Vollftredung derfelben beauftragt wor: 
den war, da verfammelte derfelbe gegen Ende dieſes Monat 
mehrere feiner Räthe und einen Audfchuß der Stände zu reis 
berg, um mit ihnen über die age der Dinge zu berathen. Die 
Stände aber meinten, man werde fich der VBollitredung der Acht 
nicht wohl entziehen können, damit größere Beſchwerung. von 
den Landen gewendet werde, zumal wenn fich kaiſerliches oder 
Fönigliched Kriegsvolk den ſächſiſchen Ländern nähern follte, denn 
öhne ein ſolches Einfchreiten würde nicht allein der Churfürft, 
fondern aud Mori vergewaltigt werden. Karl felbft ermahnte 
denn die Stände von Meißen und Thüringen zur VBollfiredung 
der Acht behätflich zu fein, wenn Morig ſich mit ihnen berathe. 

Dieß geſchah denn auch am 7. Octbr., auf welden Tag 
Moris einen Landtag nad Freiberg audgeichrieben hatte. Es 
waren aber damald nicht weniger ald 880 Pferde in die Stadt 
bereingeflommen. Denn e8 hatte fih nicht nur Mori felbft und 
fein Bruder der Herzog Auguft, fondern audy Brandenburgifche, 
burfürftlide und Anhaltifche Gefandte, fo wie ferner die Gra⸗ 
fen von Hohenſtein, Schwarzenburg, Manndfeld, Beichlingen, 
die Herren von Glaucha und der ganze Landadel eingefunden. 
Aud den Städten aber waren Abgeordnete von Leipzig, Dreöden, 
Meipen, Annaberg, Salza, Weißenfeld, Pirna, Pegau, Gro: 
Benhain, Delig, Oſchatz, Döbeln, Marienberg, Tennſtedt, 
Thomadbrüd, Senftenberg, Geyer, Ehrenfriederödorf, Edarts: 
berge u. f. w. zugegen. Der Rath zu Freiberg entwidelte hier: 
bei eine große Fürforge, daß Fein Mangel an Lebensmitteln 
eintrete, und ließ deshalb täglich vom gemeinen Worrathe 48 
Scheffel Mehl verbaden und eine gute Anzahl Brode auötheilen, 





- .— 
auch in die Herbergen, wo fremde Gefandte lagen, etliche Eimer 
Bein präfentiren. Zugleich wurben die Wachen verftärtt und 
jeden Tag zwei Bahnen Bürger aufgeführt. Der Herzog zeigte 
nun bier den Ständen, wie Ferdinands Völker im Begriff wären 
in des Ghurfürften Lande zu ziehen, und wie ihm an benfelben WE 
die gefammte Lehn, an den Bergwerken aber ber ungetheilte 
Mitgenuß zuflehe. Sollten nun jene Lande in fremde Hände 
kommen, fo werde dad Fürſtenhaus Sachſen zum Höcften ges 
ſchwaächt, die Linder lägen vermifcht, fremdes Kriegsvolk werbe 
fie ſaͤmmilich verderben, höchſt beſchwerlich werde es fein, daß 
fremde Leute in den vermengten Landen einfegen und Nachbarn 
werben folten. Die Stände ihrer Seits zeigten ſich bereitwillig 
zu Bewilligungen, fie genehmigten, daß zur Unterhaltung bes 
gewerbenen Soldaten außer ber vorigen Landſteuer, welche vom 
Schode zwei Pfennige betrug, nocd auf ein Zahr eine befondro 
Anlage aufs Getränke, auf Wein und Bier gelegt, und von je⸗ 
dem Eimer Sandwein fünf Grofchen, von fremdem Beine zehn 
Groſchen, vom Fafle Bier, wenn ed fech Eimer halte, ein Thas 
ier, wenn ed Meiner fei, von jedem Eimer vier Grofcen eins Ai 
gebracht und an das Kriegszahlamt entrichtet würden. Uebri. "7 
gend riethen fie, in der Religion gute Achtung zu haben, damit 
weder er noch die Bande von ihrem Glauben gedrängt würden, 
mit den Sandgrafen und CEhurfürften aber zu unterhandeln, das 
mit fi) die Sande bei einer Einnahme durdy Fremde dem Yen 
zoge zur Verhütung des Verderbens ergeben möchten. In gleis 
chem inne fchrieben fie felbft an ben Ghurfürften Johann Friebe 
rich von Sachſen und theilten diefes Schreiben auch dem Lands 
grafen Philipp von Heffen mit. 

Den 12. Sctobr. 1546 verlieh hierauf Morik mit dem 
Hofftaat die Stadt und den andern Tag zogen auch bie ger 
fammten Yandjtände wieder ab. Am zwanzigften aber erging 
von Morig ein Aufgebot, und es mußte ſich die Mannſchaft im 
ganzen Umfreife zu Freiberg fielen, wo ſich denm die fürſtlichen 
meuverordnneten Mufterherren Georg von Hartihſch, Wolf vom 
Berbisporf und Chriftoph von Hartigfh 1200 Mann auslafen, 
als 600 mit Piquen oder langer Wehre, 200 mit Hellebarben 
oder kurzen, Wehre sind 400 Schüßen, welche dem Hauptmann 





+ 


Mediden untergeben wurden. Den erfien.Monatsfold aber, wel⸗ 
cher 484 fl. betrug, mußte der Rath verlegen. Es wurden dann 
den 29. Octobr. dur den Oberhauptmann Heinrich von Gerd: 
dorf aus dem übrigen Volke auf fürftlihen Befehl noch 170 ge: 
rüftete Mannen gemuftert und mit 50 Stück Büchſen nad St. 
Annaberg und Zwidau geihidt. Sie flanden unter vier Be: 
fehligäleuten, von welchen ein Jeder vier Gulden, die gemeinen 
Knechte aber 10 Grofhen 6 Pfennige zum Laufgelde auf bie 
Hand befamen. 

Es hatte nämlihd Morig am 14. Octobr. bereitd mit Fer⸗ 
dinand von Böhmen einen Vertrag akgefchlofien, nach welchem 
Ferdinand die Lande einnehmen follte, fo weit fie der Churfürft 
von der Krone Böhmen zu Lehn trug, alled übrige aber Morig 
befegen wollte. Der Angriff follte von Moritzens Seite binnen 
6 Tagen, von ter Zeit an, wo Ferdinand ded Geächteten Land 
berühre, geſhehen. Keiner der abichließenden Theile follte ſich 
ohne Bewilligung ded andern mit Johann Friedrich vergleichen. 
Als Belohnung wurde dem Herzog Morig von Karln am 27. 
Octobr. 1546 die Chur mit den dazu angehörigen Landen und 
Würden zugefihert. Sobald daher die Böhmen über die Graͤnze 
gegangen und mit ihren Ungarfchen Huffaren ind Voigtland ein: 
gefallen waren, zauderte auch Morig nicht länger, ſchickte dem 
Churfürften einen Abfagebrief zu und nahm ebenfalls mehrere 
Drte im Voigtlande und im Gebirge ein. Da zog ſich der Chur⸗ 
fürft vom Kriege gegen den Kaijer nach feinen Landen zurüd, 
eroberte diefelben fchnell wieder und bedrohte nun Morig in fei: 
nem eignen Lande. Sein erfter Angriff galt Leipzig, welches 
zu vertheidigen Morig die ernfthafteften Anftalten traf, fo daß 
z. B. der Rath zu Freiberg am 28. Dechr. zweihundert Bauern 
dahin abfertigen mußte, um bie Stabtgraben vom Eid zu be: 
freien. Nächſt Leipzig galt e8 auch Dresden und die Bergſtädte 
zu deden, wohin vielleicht der Zeind den Kopf kehren möchte. 
Es jollte daher, fo befahl Morig , dad fämmtliche Landvolf (und 
zwar der Ste Mann) zu den Waffen eilen. Eben fo wurden bie 
Städte aufgefordert, daß von ihnen der Ste Mann mit befter Wehr 
und Darnifh in der Gegend von Dresden erſcheinen und ſich 
ſelbſt befolden follte. Won Freibergs Bürgern waren ſchon 170 


— 81 — ‚ 


Bann zur Belebung von Dresden abgeorbnet worben. Auch 
dad Bergvolf aus den Gruben ward zur Kriegswehr geſtellt. Sie 
follten fi um Yreiberg, Annaberg und Marienberg fammeln, 
damit Moris dann aus ihnen die am beften Gerüfteten auslefen 
tönne. Doch hat man in 2 Zagen nit mehr ald 100 Knechte 
befommen. Auch ftellten die Freiberger dabei ausdrücklich die 
Bitte an Mori, daß fie bei ihrer Religion bleiben bürfs 
ten, eine Bitte, welche die beiden Fürften Moritz und Auguſt 
nit wenig befremdete. Desgleichen fprach man fich gegen das 
Hereinziehen von fremdem Kriegsvolke aus. Gleichwol kam 
Boris am 11. Zan. 1547 mit feiner Armee bei Freiberg an und 
diefe zählte in ihren Reiben 1400 ungarfhe Huſaren, 2600 
beutfche Reiter, acht Kähnlein böhmiſche und Öftreichifche Knechte, 
fo wie fünf Zähnlein geworbnes deutfche® Boll. Die ungarſchen 
Huſaren wurden auf gefchehene Mufterung nad Berthelsdorf, 
die andern Reiter in die nächftliegenden Dörfer, die Knechte aber 
in die Stadt einquartirt. Nachdem von diefen Truppen ein 
Theil nad) Dresden, ein andrer mit Morig nad) Chemnitz ge 
zogen war, verblieb Morigend Bruder, der Herzcg Auguft mit 
zwei Schwabronen Reiter und fieben Fähnlein Knechten, theils 
böhmischen theild deutfchen Völkern zu Freiberg, um diefe Stadt 
gegen einen möglichen Angriff des Churfürften ficher zu ftellen. 
Allein ſchon den 4. Febr. brady bier unter den bdeutfchen und 
boͤhmiſchen Knechten eine große Zwietracht aus, fo daß fie bei- _ 
derfeitö zu den Waffen griffen, und nicht blos etliche unter ih» 
nen erftochen oder hart befchädigt wurden, fondern audy die Bür« 
gerſchaft unterd Gewehr trat, weil tie Böhmen fich unterftehen 
wollten etlihe Häufer zu plündern. Nur mit großer Mühe ges 
lang es dieſen Lärmen zu ftilen. Herzog Auguft ließ hierauf 
ausrufen und bei Keibeöftrafe gebieten, daß ſich hinfüro ein Jeder 
ſtille halten und wenn ein Lärm anginge, weder Bürger noch 
Knechte, wofern fie nicht auf die Wache befchieden feien, ohne 
befondre Aufforderung auf die Gaſſe laufen, fondern in ihren 
Häufern und Quartieren bleiben, ingleichen daB während eines 
Lärmensd ohne Vorwiſſen des Oberften Feine Trommel mehr ges 
rührt werden ſollte. Doch trugen auch die Befehlshaber bes 
Herzegs zugleich bei Morig auf Abhälfe an, weil fie befürd« 
51 


A 





teten, die Uneinigfeit zroifchen den Böhmen, Deutfchen und dem 
Bergvolke möchte zu noch größerem Verderben führen. 

Eine Beforgniß, welche ſich bald rechtfertigen follte. Denn 
nachdem am 8. Febr. noch fieben Fähnlein böhmiſcher Völker 
in $reiberg eingetroffen und gemuftert worden waren, bradıten 
diefelben nit nur Krankheiten mit und ftedten die Bür⸗ 
ger an, fo daß ihrer viele davon farben, fondern es entſtand 
auch am 21. Zebr. abermald ein großer Auflauf, weldyer von 
diefen böhmifchen Fußknechten berrührte. Denn diefelben waren, 
wie ein Zeitgenoffe fchreibt, ein gar elendes verhungertes Wolf, 
welches das Fleifch zum Theil aß,"wenn es noch biutete, dabei 
aber, wenn man ihnen Bier und Brod anbot, meinte, fie feien 
keine Bettler fondern Kriegdleute. Diefelben verlangten nam: 
lid) von ihren Dauptleuten Geld, weil fie font nicht länger die 
nen möchten, und zogen hierauf mit gelammelten Daufen und 
fliegenten Bahnen aus der Stadt. Der Oberft aber fette ihnen 
mit feinen deutſchen Reifigen nach und ereilte fie bei Hilbers⸗ 
dorf, von wo er die, welche fich noch nicht ins Gehölze verlau: 
fen hatten, wieder in die Stadt zurüdtrieb. Freilich war hier: 
mit nichts für die Ruhe in der Stadt felbit gewonnen. Ein 
Theil der Dauptleute hatte nämlich die monatliche Löhnung der 
Soldaten verfpielt , hatte ihnen blod 3 bis 10 böhmiſche Pfen: 
nige gegeben und fie, wenn fie ihr Geld forderten, geſchlagen 
und geftochen. Sie mußten alfo ihren Unterhalt und ihre Ver—⸗ 
pflegung von den Bürgern zu erpreflen fuden, und ed gingen 
dabei Etlihe mit ihren Wirthen gar übel um. Auf erhobne 
große Klagen wurden nun zwar die beiculdigten Hauptleute 
und Offiziere eingezogen und auf der Sommijjionsftube beftridt 
und fpäter nad Zwidau vor die Oberften beſchieden, indeflen 
haben Tod die Bürger den erwielenen Hohn und die Gewalt: 
thätigfeiten , deren fie zur felbigen Zeit fehr ungewohnt waren, 
übel vermerft, und der bald darauf erfolgte Aufruhr in der 
fonft fo treuen Stadt zog aus dem Grolle von damals feine 
bauptfächlichfte Nahrung. 

Hierzu kam, nachdem Herzog Auguft am 25. Febr. mit 
dem ganzen Daufen aufgebroden und nad) Mitweide gezogen 
war, um fid) mit Morigen zu vereinigen, ein Auszug, welcher 


des großen Troſſes und der vielen Wagen wegen von früh Mor⸗ 
gend bis Nachmittags 2 Uhr dauerte, noch ein andrer Umftand, 
welcher bie Freiberger nicht wenig ärgert. Moritz ließ nämlich 
auf Anrathen etlicher parteiifher untreuer Hauptleute, wie fie 
Moller nennt, am 7. März die Faldenetflüdtein der Stadt Frei- 
berg fammt aller dazu gehörigen Munition und dem Pulver von 
den Thürmen berabnehmen und mit einer flarken Bedeckung nad 
Dresden abführen. Der Rath und die Bürgerſchaft bat nun 
zwar unterthänigft und wandte die gegenwärtigen gefährlichen 
Kriegsläufte vor, woman diefer Stüde zur Abhaltung der Feinde 
am tmeiften benöthigt wäre, allein ed erfolgte Feine andre Ant 
wort, als daß die Gefchüge zu Dredden fichrer fländen und daß 
man die Stadt auf den Nothfall wieder mit denfelben verfehen 
und nicht laffen würde. Sie wurden daher den 8. März wird 
lich nach Dresden abgeführt, unterwegs aber zu Zuttendorf von 
ten Soldaten aus Muthmwillen ein Hoden in ein Strohdach los⸗ 
geſchoſſen, wovon fünf Höfe abbrannten und unter andern acht 
Pferde mit verdarben. . 

Es waren im Ganzen 8 Stück Yaldenettel, jedes 3 Gentner 
ſchwer, nebit Zubebör und 19 Fäflel Pulver, an Gewicht 11 Gentn. 
12 Pfd., nebft Kugeln und Schwefel. Denn mehrered andre 
Sefhün, als 3. B. 14 Faldenettel, 1 Bodbühfe, 180 Doppels 
mauerhoden, 200 halbe Hoden und Handrohre mit aller Rüs 
flung, 1800 Knechtſpieße, 16 Hellebarten, 25 Gentn. Pulver, 
16 Gentn. Schwefel und 150 Kugeln zu den Faldenetlein hatte 
er bereit im Jahr 1545 nach Dresden abfütren laffen. Dan 
ſchärte aber das, was 1546 abgeholt wurde, auf 587 fl. am 
Bertb. 

Wie groß unter allen diefen Umfländen der Unwille ded 
gemeinen Mannes war, zeigte fich fchon den 29. März, ald von 
der fürftlihen Regierung zu Dresden ein Schreiben nach Preis 
berg gefchidt und tem Rathe befohlen wurde Knechte anzunehs 
men und die Stabt damit zu befeken. Denn man ließ zwar 
umfchlagen, fpürte aber fo ſchlechten Zulauf, baß fidy die Bür⸗ 
ger endlich erflärten die Wachen wie zuvor felbft gebührlich zu 
verforgen, fo daß nun täglich ſtarke Rotten in und vor der 
Stadt aufgeführt wurden." Wald darauf mahte die Zeit der 

51° 
» 





— u — 


Gefahr auch wirklich heran. Der Churfürſt ſandte am 8. April 
einen Trompeter ab und ließ eine ſchriftliche Aufforderung an 
die Stadt ergehen. Er erklaͤrte unter andern, wie er wol Ur⸗ 
ſache gehabt ſich vorlängft "um die Stadt Freiberg anzunehmen 
und bdiefelbe durch göttliche Hülfe in feine Gewalt zu bringen, es 
aber bisher darum vornehmlich unterlaffen habe, auf daß fie mit 
dem Plündern verfchont blieben, auch weil er je und allewege 
ihnen in Gnabe und Güte geneigt gewelen fei, und in Betrach⸗ 
tung, wie unterthäniglich und treulich fie bei weiland ihrem felis 
gen Herrn, feinem lieben Vetter, Herzog Heinrich zu Sachſen 
gehalten, aud mit feiner Liebden das göttliche Evangelium an- 
genommen habe, unangefehen defien, was feiner Liebden und ihnen 
von Herzog Görgen für Widerwärtigkeit begegnet fei, und fie 
und ihr Herr gleihwol flandhaft dabei geblieben und alle Sache 
bintangefeßt hätten. Er fordere fie demnady auf und fielle daß 
ernftliche Begehren an fie, fi fammt der Stadt Freiberg und 
derfelben Zu» und Eingehörung, audy dem Bergwerke alöbald 
- und unverzüglih, auch ohne einige Hinderung an ihn in Gna— 
den zu ergeben, ihm darauf gebührlide und nothdürfiige Hul: 
digung ohne Weigerung zu thun und zu leiften, und da ed auch 
daran fei, daß fich etliche auß dem Berggeſinde, wie er berichtet 
wäre, follten unterftehen wollen, dem Bergwerke unvermeid- 
lihen Schaden, Nachtheil und Verderben an deſſen Wailerfüns 
ſten zuzufügen, daß folched. unterbleibe. Dagegen veriprac er, 
fie bei der wahren chriſtlichen Religion, desgleichen bei ihrem 
| Haus und Hof, dazu bei allen etwaigen Freiheiten und Privis 
tegien zu laffen und zu handhaben. Nur erwarte er, daß fie 
feine Vertheidigungzuged halben daſſelbe thun würden, was Ans 
dere ihrem Vermoͤgen nach gethan hätten. Würden fie aber fol- 
ches abichlagen und ſich hierin widerwärtig erzeigen, dann werde 
er fie nach Kriegsgebraudy behandeln, alles Preis geben und ih⸗ 
nen feine Gnade mehr erzeigen. 

In Freiberg war nun ein Theil der Bürgerſchaft Morigen 
keineswegs fehr zugethban. Beſorgniſſe wegen der Religion, Wis 
derwille gegen die rohen fremden Kriegsvölker und der Aerger 
über das weggenommene Geſchütz wirkten hierbei auf gleiche 
Weiſe. Dazu kam noch der befondre Umſtand, daß ein einfluße 


— WE — 


reicher und gelehrter Bann, der Herausgeber bed Sachſenſpiegetü 
und Lehn⸗ und Weichbilbrechtes, Wolf Loſe, welcher 1536 das 
Bürgerredht erlegt hatte, 1537 in den Rath gekommen und 
hierauf 1538 und 41 Bürgermeifter fo wie 1539 Zehndner ge: 
worden war, von Morig wegen übler Nachrede des Rathöftuhles 
entfest und nun perföhlich gegen ihn aufgebradht war. Man 
erbat fi daher zunähft vom Ghurfürften 4 Tage Bedenk⸗ 
zeit und ſchickte während ber Zeit nach Dresden, um hier dem 
fürſtlichen Statthalter die Aufforderung zu wiffen zu thun und 
auf allen Rothiall um Hälfe an Voll, Stüden und andern Bei 
dürfniffen zur Wertheidigung anzubalten, befragte aber auch bie 
4 Ausfchüffe (Kirchfpiele) der Gemeinde um ihre Anficht. Diefe 
ging nun ziemlich einſtimmig dahin: daß fie die Stadt ohne eini⸗ 
gerlei Drangfeligfeit übergeben follten wäre zu viel und ihren Ehren 
verletzlich Doch da ſeine churf. Gnaden wüßten, daß Frei 
eine Bergſtadt waͤre und die Nutzung der Bergwerke bei 

den Chur⸗ und Fürſten zu Sachſen zuſtändig, fo wollten fie; 
wenn feine churf. Gn. die Stadt Freiberg ungeplündert und am 
ihren Gütern, Häufern und Höfen unbeſchädigt laffen und audy 
denjenigen ihrer Freunde, welche im Vertrauen zu ihr herein⸗ 
gefommen , dad Ihrige laflen wollte, fidy feiner churf. On. in 
feiner durf. Gn. Schutz und Schirm ergeben, mit der Bitte; 
daß er fie nicht zwinge perfönlich gegen Herzog Moritz ihren 
gnädigen Herrn aus der Stadt audzuziehen. Dabei hoffte man 
- auch no einige andre Wortheile zu erreichen, denn man wollte 
den GChurfürften, wenn er fi) der Stadt bemädhtige, noch um 
Folgendes unterthänig bitten: 1) fie bei der Religion, darin fie 
jeßo wären, nicht nur bleiben zu laflen, fondern fie auch dabek 
zu fhügen; 2) fie bei allen ihren Privilegien und Rechten zw 
ſchützen, aud bei dem, daß fie hinfürder, wie vor Alters die 
Bergämter zu beftellen hätten, und überhaupt die Bergregierung 
bei dem Rathe zu laſſen, dieweil baflelbige Bergwerk durch fie 
zumeift gebaut werden müſſe; 3) zu bitten, bie Geleitöbefreiung 
ihren Privilegien gemäß auch durch bie churfürftlichen Lande zu 
genießen; 4) zu bitten, bieweil jehlich auf gemeine Stadt viel 
Untoften gingen, daß dem Rath und gemeiner Stadt zum Mes 
fin von ben Zehen, fo aufs newe aufgenommen würden, ein 








— 0 — 


Kur möchte frei verbaut werben; 5) demnach alle geiftliche Güter 
in den gemeinen Kaften gefchlagen und gleichwol davon etwas 
entzogen worden fei, zu bitten, baß die zwei freien Klöfter, 
Aeder und andred möchte wieder barein gewandt werden, fon: 
derlich das Nonnenktofter, fo wie auc ihre Zinsgelder; 6) end» 
lich, daß. die Freigüter möchten die Beſchwerden gemeiner Stabt 
mit tragen. 

Es hatte Loſe zu dieſem Behufe einen großen Xheil der 
Bürger, namentlih die Vorſtädter und Bergleute aufgewiegelt 
und fie überredet, ald wenn Morig die päpftifche Religion wies 
der einführen wollte, und ihnen zugleich alle die Drangfale zu 
Gemüthe geführt, welche fie von den Hufaren und Böhmen er: 
duldet hätten und noch weiter würben erbulden müflen. Sie 
batten ſich deshaib auch mit einander verbunden bei der eins 
mal erfannten göttlichen Wahrheit ftandhaft zu verbleiben und 
fremde auslaͤndiſche Völker nicht mehr in die Etadt einzunehs 
men. Als nun die Freiberger Abgefandten in Dreöden auf 
ihr häufiges inſtändiges Anfuchen feine antre Antwort erhalten 
konnten, al& daß jego Hülfe zu thun nicht möglic) fei, daß ſich 
daher der Rath und die Bürgerfchaft bei diefer Bebrängniß felbft 
in Acht haben und die Stadt, weil es eine Bergſtadt wäre, im 
Nothfalle nicht verderben laſſen follten, und ald von churfürft: 
liher Seite den 13. April eine neue Aufforderung an die Stadt 
zur Uebergabe erging, dba hat man von hieraus entlid Abgeorb« 
nete nach Meißen zum Churfürften gefhidt und ihm die Stadt 
Zreiberg zu übergeben verfprodhen und feinen Schuß begehrt. 
Dierauf hat auch Johann Friedrich fofort an feiner Statt den 
Dauptmann Philipp von Vigthbum und Hannfen von Ponidau 
mit zwei Reitergefchwadern, fünf Zähnlein deuticher Landsknechte 
und etlihen Stüden Gefhüg bierher gefendet, welche den 16. 
April ankamen und in die Stadt eingelaffen wurden. Doc 
batte man zuvor verfprechen müffen die Stadt bei ihren Privis 
legien und Freiheiten zu laſſen, Niemanden zu plündern, viels 
weniger den Rath oder die Bürger zu zwingen wider Herzog 
Morig fih in Zeindfdaft aufzulegen, und fo einer oder ber 
andre Beliebung hätte dad Seinige zu verlaufen oder aus ber 
Stadt zu ziehen, ihm bdiefes zu gewähren. Der Churfürft hat 


® 


dans den erwähnten Hauptmann von Witzthum zum Comm . 
danten der Stadt ernannt und für die Brandfhakung und Wer« 
pflegung ter Völker 6000 Gulden in zwei Terminen zahlbar. 
fordern laflen, fo daß auf jedes. Sched 6 Pfennige angelegt: 
werden mußten. Weil jedoch bad Geld etwas langfam einging,- 
bat er nicht "mehr ald 1500 Gulden: Hiervon befommeh. Hans 
von Ponickau z0g nämlich bereits ben. 22. April mit den WEM: 
ern und Stüden wieder ab und ließ Niemanden als Vitthum 
mit einigen wenigen Leibihügen bier zurück, weil der Churfäiik 
gleichfalls zu biefer Zeit von Meißen aufgebrochen war um 
Karl V. fo wie Ferdinand und Morig aus ihrem Lager bei HP 
ſich mit einem gewaltigen Heere gegen bie Elbe hin gezogen hate 
tem Mori erließ jetzt am 24. April aus bem Beldlager: zu- 
Lommatzſch eine Aufforderung an bie Freiberger fih ohne allen 
Berzug oder Ausflucht an ihm zu ergeben, ben Seinen alsbaln 
die Gtadt zu öffnen und des Kaiferd und Königs Majeſtat 6 
wie ihm ind Lager Proviant zuzuführen, oder im Kal der Wei⸗ 
gerung bad zu gewarten, was ihnen darüber begegnen würde; 
Eine gleihe Aufforderung erging von dem Statthalter und 
Räthen zu Dresden. Gie lautete: Nachdem und als fi :de+ 
Zeind mit allen feinem Kriegsvolke aus feinem Lager vor Me; 
Gen begeben und Euch unverborgen, daß die römifche und kalſerk. 
Majeft. in der Nähe ift und unferm gnädigen Herrn, Herzeg 
Morigen zu Sachſen, jeden Beiftand thun wird, fo daB Ihe 
vermittelt gö:tlicher Werleihung vor dem Feinde wol follet bins‘ 
förder gefhügt werden ; jo erfordern von wegen feiner fürſtl. 
Snaden wir Eudy wiederum, daß Ihr Euch an feine fürſtl. Gn. 
ergeben und uns bei diefem Boten euer Gemüth hierüber, auch 
ob Eud vom Thumshirn oder anderem Zuzuge etwas wißlid; 
anyeigen wollt. Und ob noch bei Eudy eglihe dem Feinde zuſtaͤn⸗ 
dige Krane oder Andere wären, beren Ihr mächtig fein könn⸗ 
tet, fo wollet Ihr fie nicht von bannen laffen, und zuvor, wer 
fie feien, vermeiden. Auch da Ihr noch der aufgelegten Braud⸗ 
(dagung bei Eudy etwas hättet, Die wollet Ihr keineswegs übe 
(diden, fondern bis auf weiteres bei Euch vorenthalten. ie: 
Ihr aber Eudy nad diefem wohlmeinenden Schreiben und Eye: 
invern nicht werdet verhalten, fo habt Ihr den Schaben und: 





Verderb, der Euch daraus wird entfliehen, Niemandem denn 
Euch felbft zuzumeſſen. 
Trotz dem aber, daß ſich auch die Bergamtsverwandten, 
um allen nur zu leicht möglichen Schaden vom Bergwerke, na⸗ 
mentlich dem vom Brande abzuwenden, für die Uebergabe der 
Stadt al Moritz verwendeten, und daß der Freiberger Abge⸗ 
ſandte, welchen man um Erkundigung einzuziehen nach Meißen 
geſchickt hatte, berichtete: der Rath zu Meißen habe ſich auf 
Moritzens Aufforderung nach dem Abzuge des Churfürſten an 
den Herzog ergeben, nachdem der Churfürſt aus ſeinem Lager 
an der Elbe ihnen auf Befragen erklaͤrt babe, er gedäaͤchte fie 
nicht weiter in Beſchützung zu haben, fie follten daher, fo Je⸗ 
mand die Stadt auffordern ließe, Ddiefelbe nicht verderben laflen, 
fondern fich ergeben; hatten fie dennoch Morigen und feinem 
Gtatthalter eine abfchläglihe Antwort ertheilt und ſich babel 
auf ihre Pflichten und ihren dem Churfürften neuerdings ges 
leifteten Eid bezogen. Nachdem jedoch ſchon am 24. April der 
Churfürſt bei Mühlberg gefchlagen und gefangen genommen wor⸗ 
den war, erging den 26. April von Morigend Räthen eine neue 
Aufforderung an fie. Sie lautete: Eurer Antwort auf des Durch⸗ 
laudtigen, Hochgebornen Fürften und Herrn, Herrn Morigens 
zu Sachſen u. f. w. unferd gnädigen Herrn und unirer von 
wegen feiner Fürſtl. Gnaden Aufforderung hätten wir uns 
keineswegs verfehben. Denn daß Ihr den vermeinten Eib und 
Dfliht, dazu Ihr von feiner Zürftl. Gn. Feinde gedrungen, 
thut anziehen, fann Euch nichts entheben, dieweil Ihr zuvor 
Hochgedachtem Unferm gnädigen Herrn mit Eiden und Pflichten 
verwandt, deren Shr weder von ©. F. Sn. noch derielbigen Obrig: 
keit nie losgezählt ſeid. Auch hatten fih ©. F. Gn. mit dem 
Zuzuge alfo gefaßt gemacht, daß Ihr, wo Ihr eine Feine Zeit 
Eudy gehalten, wol geihüst und entiagt worden wäre. Nady 
dem ed denn nun Gott der Allmächtige alfo gefügt, daß kaiſerl. 
Majeft. und ©. F. Sn. den Feind bis aufs Haupt erlegt und 
dazu gefangen, was Ihr jedoch bei Euch wollet behalten; fo 
wollen wir nochmals aufs ernfiefte und zu Eurer felbit Beten 
Cuch erinnert und ermahnt haben, daß Ihr Euch ohne allen 
weitern uszug in Hochgedachtes Unfers gnädigen Herrn Gnade 





ma - A —XXA 


und Ungnade ergebet und ſolches feiner J. Sn. und uns wis 
ſaͤumlich zufchreibet, auch alle diejenigen, fo dem Feinde zufläns 
dig noch bei Euch vorhanden ſamt der aufgelegten Schatung 
und Wolfen Lofe nicht von Danden fommen laſſet, ſondern 
in guter Berwahrung behaltet; denn wir fie bei Cuch von we 
gen unferd gnädigen Herrn wiflen wollen. Und fo Ihr. dieſem 
unferm wohlmeinenden Schreiben in irgend.-einem Artikel nicht 
ſtracks werdet nadfolgen, fo habt Ihr Teichtiglich zu ermefiäi, 
Daß des Unfchuldige wird ded Schuldigen entgelten und Euch ein 
umnüberwindlicher Schabe und Berderb, dem wir doch lieber ga⸗ 
vorkommen ſehen, überlommen muß. Darnach Ihr Euch bb 


endlich zu richten. Auch Katharina, Heinrichs Wittwe, ſanduß 


ein wohlmeinendes Schreiben in biefem Sinne an ihr iebas! 
Freiberg. Es lautete: Katharina, von Gottes Gnaden gebome 
Herzogin zu Medienburg, Herzogin zu Sachſen, Wittwe. Elide 
Setreuen. Wir wollen Euch in onddiger Wohlmeinung nicht 
bergen, daß heute dato mündliche, fchriftliche und glaubhafke: 
Kundfchaft allhier angelommen, daß römiidye kaiſerliche Miſch 
ſtät und unfer allergnädigfter Herr famt feinem Bruder wi) 
meinem ohne den Ehurfürften zu Sachfen felber erobert Alb 
befommen haben. Nun find wir berichtet, daß Ihr Euch gegea' 
dad Anfuchen und Begehren unfers freundlien lieben Gone 
und Gefatterd, Herrn Morigen, Herzogs zu Sachſen und feiner 
Dberfien und Befehlshaber nicht gehorfamlich fondern widerfägtg' 
gemacht haben follt, welches wir denn mit Beſchwerung als Eure: 
Landesfürftin nicht gerne gehört. Nachdem Ihr Euch zu entfinnem;: 
daß Ihr feiner Liebden dermaßen verwandt und zugethan ſeid 
ſolltet Ihr billig bedenken und wir wollen uns verfehen, Ihr werdet 
Euch, da Ihrer Eiebden Befehlshaber nochmals fernere Anſuchuug 
thun würden, untertbäniglib und gehorfamlidy erzeigen. Und 
wo Ihr über foldye unfre gnädige Wohlmeinung Euch wider⸗ 
feßig erzeigen und Ihre Liebden oder berfelben Befeblöbaber ges 
gen Euch um ſolchen Ungeborfam ernftlih gebaren würden | W 
wüßten wir Euch und die Euren in ſolchem ernflliden Vornch⸗ 
men mit gnädigen Rath und PBörderniß nicht zu beifen, we 
Ihr felbft ald die Werftändigen zu beachten, daß wir es doch 
als die gnaͤdige Landetfürſtin gerne thun wollten. Kind: wellet 





— 810 — 


Ihr, daß unfer freundlicher lieber Herr und Gemahl fellgen unb 
Löblichen Gedächtniſſes und wir mit famt unferm freundlichen 
lieben Sohne ald die Landesfürften und Fürftin Euch mit allen 
Gnaden gemeint, bedenten. Welches wir Euch und ben Euren 
su Snaden und Beſten, damah Ihr Euch zu richten, in Ge 
beim und Eil nicht haben verhalten wollen. Denn wir für und 
find Euch und den Euern mit allen Gnaden geneigt und begeb: 
ren deſſen Eure richtige fchriftliche Antwort. 

Als dieſe Schreiben vom Rathe der Gemeinde eröffnet 
wurden, erhob fi in diefer ein gewaltiger Eturm, benn der 
Anhang von Wolf Lofe griff in höchſten Grimm verlegt zu den 
Waffen, bitdete auf öffentlichem Markte einen Ring und nahm 
fih vor, den regierenden Bürgermeifter Andrea3 Allnpeden fo 
wie andre Rathöperfonen, welche fie im Verdacht hatten die ge⸗ 
dachten Schreiben heimlich ausgewirft zu haben, vom Rathhauſe 
berabzuftürzen. Doc gelang es den Bemühungen und Zureden 
von Hieronymus Weller, Caspar Zeuner und andren Geiftlichen, 
welche ſich zu ihnen in den Ring verfügten, fie von diefem Vor⸗ 
haben abzubringen. In den Waffen blieben fie aber gleichwol 
und jtellten au vor Wolf Loſens Haus eine Wade, um den: 
felben vor Gewalt zu ſichern. Indeſſen mochte dieſer kluge 
Mann dody dem glüdlihen Ausgange diefed aufrühreriichen Bes 
ginnens nicht recht trauen nnd entfernte ſich deshalb des Nachts 
famt etlihen andern Freunden aus der Stadt, unter dem Vor: 
wande, daß er den hurfürfilichen Oberſten Thumshirn herzuho⸗ 
fen und mit deffen Wolfe die Stadt wider den Kaifer und Her⸗ 
zog Morigen befhügen wolle. Mittlerweile hatten fih Die Aus⸗ 
fhüffe auf Veranlaſſung des Raths und der Pfarrer in ihren 
Pfarren fo wie in der Vorſtadt verfammelt und er.lärt, würde 
fie der Churfürft ordentlih und nitt blos mit 2 oder 3 Zahn: 
fein entfegen und ſchützen, fo wollten fie bei demielben bleiben, 
wo nicht, und käme Moris vor die Stadt, fo wollten fie fi 
an denfelben ergeben, nur möge er fie mit feinem fremden Volle 
ald Spaniern und Stalienern verfhonen und bei ihren Freiheiten 
laſſen. Uebrigens dankten fie dem Rath, daß er um Friſt gebe 
ten babe und es thue ihnen der heutige Aufruhr leid. 

Den folgenden 26. April, ald Wolf Loſe die Stadt ver: 





laflen hatte, ließ ber Bürgermeifter dann auch durch etliche treue 
Bürger die Thore fhließen und defegen und forderte mit angeben⸗ 
dem Tage den ganzen Rath wie auch Dr. Hieronymus Weller 
und den eben genannten Superintendenten Caspar Zeuner, in⸗ 
gleichen die Bergbeamten und den Ausfhuß der Bürger zuſam⸗ 
men. Hier wurde einftimmig bereBefhluß gefaßt Morigen die 
gebührlihe Huldigung zu leiften, und in Folge deſſen nie 
nur der hurfürftiide Commandant Philipp von Vitzthum in ſtin 
nem Quartier im Gaſthofe auf der Petersgaſſe in Arreft genom⸗ 
men, fondern au eine Geſandtſchaft nach Dresden abgeſchickt, 
um ſolches der fürfll. rau Wittwe fo wie dem Statthalter und 
Mäthen anzuzeigen, der Stadt Noth und Gefahr, darein fie wer 
gen Rottirung widerfinniicher Perfonen gerathen fei, ihnen ges 
bührend vorzutragen und um eilige Hülfe und Rettung zu bis; 
ten. Sie beftand aus zwei Rathögliedern, dem Syndicus Das , 
Michael Jäger und Clemens Kühne, welchen ſpäter die Bürger⸗ 
meifter folgten, ferner aus zwei Mitgliedern der Berg >. umb' 
Schmelzertnappfchaft, nämlidy dem Hüttenraiter Michael Simon. 
und dem Geichworenen Peter Rademann, und zwei Abgeordneten 
ber Gemeinde, dem Gerichtsſchöppen Melchior Heyderich und 
Hans Leonhardt. Kaum waren jedoch die Geſandten abgefertigt 
und zum Meißniſchen Thore hinaus, als ſich auch ein Gefchrei 
erhob, als wenn Wilhelm Thumshirn und Wolf Loſe mit einem 
großen Volke vom Brande her auf das Erbiſche Thor zuzögen, 
um daſſelbe in der Eile einzunehmen. Hierauf bekamen die An⸗ 
bänger von Loſe, welche ſich noch in der Stadt befanden, wies. 
der neuen Muth, rotteten fi auſs neue zufammen, befreite; 
zunächſt den churf. Commandanten Philipp von Vitzthum wit! 
Gewalt von feinem Arreft und wollten Dann dem ankommenden 
Volke die Stadttbore öffnen. Hierin widerfegten fi) ihnen jedody 
die Bürger, welde ed mit Herzog Morig und dem Rathe hieks 
ten, und fchon wollte eine Partei auf die andre Feuer gebem, 
fo daß leicht ein großed Blutbad hätte entſtehen können, als ſich ® 
Vitzthum ſelbſt ind Mittel ſchlug und die erhipten Gemüther bh 
fänftigte. Während dieß in der Stadt vorging, vergrößerte A 
der Lärm vor den Thoren immer mehr, weil bier eine Menge⸗ 


Bell mit großem Ungefüm und Geſchrei zufammenlief, Big⸗ 








— 898 — 


thum begab fich deshalb mit ten Vornehmſten feines Anhang 
gleichfalls hinaus, angeblih, um diefes wilde Wefen zu ftillen 
und zu verhüten, daß der Stadt Fein Schade gefchehe. Nichts: 
defloweniger warb der Lärmen immer größer. Der Rath erhielt 
endlich Kunde, daß ed nicht fowol fremdes Volk, als vielmehr 
die Vorſtaͤdter wären, welche” von Loſen dazu aufgereizt ihre 
Wache um die ganze Stadt geftellt, dad Mundloch am- Fürften- 
ftollen bei der Mulde verrammelt hatten und nun feinen Mens 
ſchen ununterfucht aus der Stadt heraus oder in diefelbe hinein 
ließen, fo daß fie 3. B. auch den Boten des Raths, welcher 
nad) Dresten den Gefandten nachgefchidt worden war, aus⸗ 
zogen. Es wurden deshalb mit Hilfe der Bürger, auf deren 
Treue und Standhaftigkeit man fich verlaffen konnte, vom Rathe 
die Thore ftärker beſetzt und etliche Bergleute, welche fich 
der andern Partei entfchlagen hatten, in die Stadt genommen, 
welche hierauf der Bürgerſchaft treulich beiftanden. Uebrigens 
blieb diefe Nacht Jedermann zur Beſchuͤtzung der Stadt wach⸗ 
-fam und in guter Bereitfchaft. 

Den 37. April frühmorgend brachte Philipp von Bitzthum 
einen Trupp churfürfti. Wölker von Chemnitz vor die Xhore ; 
unter ihnen befanden fi) auch Wolf Lofe und die Seinen, gleich⸗ 
wie die Vorſtädter. Sie begehrten Einlaß in die Stadt. Aber 
ed hatte der Rath jetzt aufd meue die ganze Gemeinde zufam: 
menberufen und diefe in ihren vier Ausſchüſſen nebft den Berg: 
verwandten ſich dahin erflärt, wie fie, da dad Haupt erlegt fei, 
dafür ftimme ſich zu ergeben, doch nicht auf Ungnade und fo, 
daß fie zwar vor Thumshirns Gewalt gefhüst, aber nidyt mit 
freinden Völkern behelligt würden. Man war daher überein ge 
fommen den nächſten Zag früb um 7 Uhr dem edlen geftrengen 
ebrenfeiten Herrn Dtto von Disfau anflatt des Füriten die Hul⸗ 
digungspflicht zu thun. Deshalb wieß man jebt auch bie Aufs 
rübrer ab und vertrieb fie, al3 fie Gewalt brauchen wollten, mit 
Rohren und Steinen von den Thürmen, und tödtete bei einem 
Ausfall nicht nur viele von ihnen, fundern zwang auch die An: 
dern fich etwas zurückzuziehen. Indeſſen blieb der ganze Schwarm 
gleihwol nicht weit von der Stadt bis folgenden Tags liegen, 
fo daß Niemand weder heraus noch herein kommen konnte. Als 





jedoch den 28. April bie Abgelandten von Dresden zurüdle 
men und 8 Fähnlein Knechte nebft 400 Reitern unter der Ans 
führung ded Grafen von Latron und Dtto von Diskau der Stan 
zu Hülfe mitbrachten, da zog Loſe und fein Anhang , fobald fie 
dieß vernahmen, mit Vitzthum ab, ließen alle das Ihrige in der 
Stabt zurüd und führten zugleich 400 Worftädter mit hinweg 
Sie follen in ber Folge zum. churfürftl. Volke unter Wilhelm 
von Thumshirn geftoßen fein und der Schlacht bei Bremen beis 
gewohnt haben. Wolf Eofe hingegen kam nach dem Kriege zum 
Srafen von Schwarzburg, und ift aud zuvor eine Zeitlang 
Kanzler in Liefland gewelen. Der Graf von Eatron aber yag 
bereitö den 30. April mit den meiften Völkern wieder von Frei⸗ 
berg weg, dem kurze Zeit darauf aud Otto von Diskau folgte 
Doch hatte diefer erft noch den Ueberreft von der Brantidhakungs 
beftebend in 1519 - Yulden 8 Groſchen in Beſchlag gemomms ui: 
men. Den Knechten reichte man vor ihrem Abzuge 10 Faß 
Bier, dad Faß um 4 Gulden, benn fo viel galt ed damalk, i 
Unter den Bürgern aber fehlte ed jet nicht an Verhaftungen 
und Berfolgungen. Die Vorftädter zwar, welche hart verſchmach⸗ 
tet waren und in 3 Xagen nicht viel gegefien und getrunfem 
batten, wurden glei) den übrigen Bürgern zu Gnaden anger 
nommen, da fie alle Schuld auf Loſen fhoben, doch von den 
Bürgern in der Stadt wurden etliche wegen ihrer Anhänglichfeis 
an den Churfürften Johann Friedrich den 24. Auguft gefängfidg 
nad) Dresden abgeführt, wo fie über 16 Wochen faßen, endtich 
aber, weil man nichts Gruüͤndliches auf fie bringen konnte, ihret 
Haft entlaffen wurden. Und fomit waren diefe böfe® Haͤndel 
für Freiberg beenbigt. an 
Morig jedoch, weldyer mittlerweile am 24. Febr. 1548 mit 
der Chur Sachen und ihren Landen und Würden feierlich vom 
Kaifer belohnt worden war, benutzte zwei Jahr fipäter bieß® 
Empörung ald Vorwand, um den Freibergern bad Geſchü 
was fie bis jetzt noch hatten, vollends abzunehmen. Er erließ 
deshalb den 29. Maͤrz 1549 folgendes Schreiben an den Rathis 
Liebe Getreue. Nachdem wir in Diefen gefchwinden und ſorge 
lichen Läuften unfre Befeflungen zu Troſt und Schub unfese 
Lande mit nothbürfiigem Befhäg und Munition, days wir ned 





8 
* 





— 814 — 


etliche derſelben beduͤrfen, zu verſehen bedacht find, damit in 
Zeit der Noth daran kein Mangel fei, und fo es auch, da der 
allmächtige Gott gnaͤdiglich vor fein wolle, Dazu fäme, daß 
fih wiederum Empdrungen zutrügen, daß unfre 
Feinde niht abermald damit geſtärkt würden; fo 
begehren wir, Ihr wollet unferm Oberzeugmeifter und liebem ges 
treuen Caspar Voigten oder feinen Befehlöhabern, gegenwärtis 
gen Briefs Zeigern, all euer Geſchütz, großes und kleines famt 
der Munition, aud allen alten Stüden, zerbrochnen und andern 
Stoden, fo Ihr übrig habt aus den Kirdyen, zuftellen und fols 
gen laflen. Wogegen er fie fpäter, fei es mit benfelben ober 
andern Stüden, wieder verforgen oder auf anderm Wege zus 
frieden ftellen wolle. Es beftanden aber diefelben aus 55 eifers 
nen Doppelhoden, 6 mefjingenen Doppelhoden in Laden, 41 
alten meifingenen Hoden, 94 eifernen Kugeln zu 3 Pfd., 29 
bleiernen Kugeln zu 4 Pfd., 80 eifernen und bleiernen Kugeln, 184 
Kugeln zu Doppelhoden, 19 Fäſſeln Pulver, an Gewicht 11 
Gentn. 7 Pfd., 9 Fälleln Schwefel, 10 Eentn. 94 Pfd. fhwer, 
einer halben Yeldfchlangenlate mit 2 Rädern, 2% Faldnettels 
geftelllaten, 8 befchlagenen Beinen Räderlein, einem eifernen 
Mortirer mit einem Gefäße, 21 Böden zu Doppelhoden und 
4 Comlatten (?) mit Hantgefchirren. Dieß befagen die Verzeich⸗ 
niffe, welde Freiberg ſowol im Jahr 1588 al3 1631 bei ten 
Ehurfürften einreichte. 

Gnädiger ſchon lautete ein andrer Befehl Morigend vom 
18. Dat 1550, nah welchen derfelbe vom Freiberger Rathe 
verlangte, Laß er 1% Monate lang 400 reijige Anechte in den 
gedachten Feſtungen befolde. Hier fchreibt er: Lieben Getreuen. 
Wir wiffen und gnädiglich zu erinnern, welcher Geftalt unfre 
getreuen Unterthanen, ge:neine Randftände, die Trankſteuer auf 
etlihe Jahre gewilligt, darob wir auch ein befondres gnädiges 
Befallen haben; und wiewol wir ungeachtet der trefflichen Ge⸗ 
bäude, die wir an den Feftungen täglih thun laflen, wie die 
augenfcheinliche Anzeigung bezeuget, darüber Jemanden unfrer 
Unterthanen zu belegen nicht bedacht find; weil aber unverſeh⸗ 
liche Zufaͤlle Urfache geben, unfre Zeitung, die Gottlob mit Ge: 
bauden, Geihüb und Proviant alfo verfehen ift, wo barein 





- 36 — 


Kriegsvolk verordnet wurte, daß ſolches uns, unfern Landen 

und Leuten zu Gute, Troft und Wobifarth gereihen würde; 

die Trankfteuer aber mit Heinen Summen eintommt und zu. Dem 
Gebäuden ter: mehre Theil gebraucht wird; und wir und zu 
Euch nichts andres denn untertbäniger Treue, wie 
Eure Vorfahren unfern Vorfahren geleiitet, gudr 
diglich verfehen; begehren wir aus folder gnätigen Zuven⸗ 
ſicht gnätiglih, Ihr wollet und zwölf Monate lang vierhunkegt 
Knete in unfrer Feftungen eine befolden, alfo daß auf chez 
necht monatlih fünf Gulden gerechret werden, und das Geld 

auf ſolche zwölf Monate zwiſchen bier und Galli fdierk Wie " 
Hälfte und die andre Hälfte auf nächſtfolgende Lichtmeß ei . 
unferm lieben Getreuen dem Rathe zu Dresden hinterlegen. Die 
gegen wollen wir Euch mit genugfamer Verſchreibung verſehan 

ob es Gott alfo gnädig würde ſchicken, daß ed der Beſatzuns 4 
nicht würde bedürfen, daß Ihr Euer Geld, fo viel Ihr deſſey 
von ber Zrankfleuer, wie hernach gemeldet, nicht bezahlt ſeid, 
wieder zu Euren Handen follet empfahen, und ob die Beſetzung 
geſchehen müßte und vor ten zwölf Monaten ihre Endſchaft ige 
befime, daß Ihr den Reit dergeftalt, wie obgemeldet, wiedar 
follet empfahen. Eo wollen wir Euch auch dieſe zwölf Mongsg 
die Trankſteuer und alle andere Steuer, ob deren eine erfolgen 
würde, von ber Zeit an, warn Ihr bad Geld werder erlegen, 
gnadig erlaffen; Euch des Nonnenklofters Acder und 
Biefen erblid laffen zukommen. Item das Oberlios 
fer wollen wir Euch bid auf den Garten gnädig zuſellen, eine 
Gaſſe dadurch zu machen und fonft die Gebäude Eures Geſal⸗ 
tend zu verkaufen. Als auch Eure Bürger jährlih neunzig Gul⸗ 
den ungefährlih dem Nonnenkloſter zinfen, wollen wir und mit 
Euch um ſolche Binfen alfo vergleichen, daß Ihr unfern gabs 
digen Willen foet vermerken. Ihr ſollet auch zu folder St 
Eure Bürger und Inwohner der Stadt Freiberg, fie en 
freien Häufern oder fonft, item ob etliche nicht Häufer haͤtten 
und fi weſentlich bei Euch aufhielten, item ale Berg: und 
andren Amtleute ohne Unterfchied nad Euerer Erkenniniß und 
ihrem Vermögen zu belegen haben, und welcher ſich weigern 
würde, den wollet und anzeigen. Gegen den wollen wir.:ung 





= 66 — 

alſo verhalten, daß männiglic; unſer Mißfallen ſel zu vermerken 
haben. Und wollen über dieß alles Eure unterthänige Treue 
nicht allein zu gnädigem Gefallen vermerken, ſondern bie in fein 
Bergeflen ftellen. Hierauf verfeben wir uns, Ihr werdet Euch 
dermaßen erzeigen, daß wir ed vor nichts anders denn davor zu 
halten, daß Ihr und mit echten Xreuen zugethan und bei uns 
dasjenige zu thun gemeigt, das Eure Unterthänigleit Pflicht und 
Treue erfordert. Daran thut Ihr unfre gefällige und gämlidhe 
Meinung | 
Der Etadt ik es nun zwar, wie Beller föhreibt, ſchwer 
angekommen, doc bat man ſich bemũht, das Geid aufzubrin⸗ 
gen und deswegen noch dieſes Jahr Dienſtags nad Franziäc 
4000 Gulden und Sonntags nad Urfuld 8000 Gulden, das 
übrige aber bis an 24000 Gulden folgenden Jahres autgezahlt, 
wozu €. €. Rath das Meifte vom: gemeinen Gute zahlen mußte, 
Dabei fehlte ed auch nicht an andern Ausgaben und Opfern. 
So mußten noch in bemfelben Jahre am 6. Noobr. etliche Schanze 
gräber von hier ind Lager vor Magdeburg, welche Stadt Morig 
eben belagerte, gefchidt werden. Auch machten die Einquar⸗ 
tirungen, wie z. B. 1552, wo Moritz zwanzig Fähnlein Suechte 
auf ein Nachtlager einbrachte, nicht geringe Unkoſten, us - die 
fürfllihen Beſuche hier nicht zu erwähnen, welde den Bürgern, 
wicht felten zugleich eine erwünſchte Zerfireuung darboten. Ge 

erzählt Kleifher, wie 1548 Donnerflagd nach Barthelomdi der 
Herzog: Auguft mit dem Markgrafen Albrecht nad Freiberg mis 
250 Pferden gelommen und wie fonderli der Markgraf gar 
Iuftig gewefen fei und viel Affenfpiel auf dem Schloſſe getrieben 
babe. Deögleihen war den 30. Zul. 1549 der Churürſt Morig 
mit dem König Yerbinand und deſſen ® Prinzen, fo wie dem 
Ghurfürften Joachim von Brandenburg, dem Biſchof von Gran 
und etlichen andern Yürften und Herren, kurz mit 500 Pferden 
Im: der Stadt angelommen und hatte mit biefen Herren 8 ganze 
Kage bier verweilt. Sie waren, wie Fleiſcher erzählt, gar gu⸗ 
ter Dinge mit Jagen, Raufen, Stechen und Panketiren. Auf 
dem alten Markte wurde unter andern eine Stechbahn mit 
Schranken errichtet und ein Zurnier gehalten. Den Biſchof, 
weicher für Ferdinand in einem Kaufe am Markte papiftifche 





— 0 — 


Mefie lad, hatte man vielleicht nicht ohne Abjicht bei Dr. Wels 
fern einlogirt, den Wolf beim Schafe, fügt Fleifcher hinzu. 
Niemand aber Hatte damals wol geahnt, daß die Stadt 
denfelben Fürften, welcher jebt fo heiter acht Tage in ihren 
Mauern verlebt hatte, ſchon nach 4 Jahren ald Leiche in ihrem 
Schooße aufnehmen ſollte. Und doch geihah «8 alſo. Kaum 
war nämlich) der Jubel verfhollen und kaum die Zreudenfeuer 
erlofhen, mit welchen man auch zu Zreiberg am 11. Aug. 1568 
die Beſiegung Karls, die Befreiung feiner Gefangenen, die Auf 
bebung des verhaßten Iuterimd, kurz den Abichluß des Paffauer 
Vertrags und ſomit die flaatörechtlihe Anerfennung der evans 
geliichen Kirche gefeiert hatte, als mit ihm Morigen in feinem 
bisherigen Bundesgenoffen Albreht ein neuer Feind entſtand. 
Denn der Paflauer Vertrag, fo behauptete derfeibe, gereiche Der 
ganzen deutichen Nation zu unwiderbringlichem Nachtheil um 
Berkleinerung. Die ganze Sache fet mehr für eine Verrätherel 
deutfcher Nation zu halten als für einen Vertrag. Die darauf 
erfolgte Berwüftung von Franken und die Bedrohung ded eignen 
Landes vermochten hierauf Morigen zu ernfter Gegenwehr. Wit 
fehr er wegen des lesteren in Beforgniß war, erhellt aus dem 
Schreiben , welches er 6 Tage vor feinen Tode, am 5. Jul. 1358; 
an den Obgrhauptmann des erzgebirgifchen Kreiſes Heinrich von 
Gersdorf gerichtet hatte, und welches nun in Abfchriften in die 
nächftgelegnen Aemter und Etäbte gefandt wurde. Es lautete: 
Bon Gottes Gnaden Moris, Herzog zu Sachſen und Churfürft. 
Rath und lieber Getreuer. Wir konnten Dir gnädiger Mes 
nung nicht verhalten, wie daß Markgraf Albrecht und fein Ans 
bang nad empfangener Berwarnungdfchrift, die ich ihm den 
zweiten Tag dieſes Monats Juli von wegen der römiſch, unges 
riſch und böhmiſch kaiſerl. Majeftät, audy von unfrer und ans 
deren unfrer Mitverwandten zu feinem damals gewefenen Bas 
ger vor Petershagen ankündigen habe laflen, ungeachtet feines 
geſchehenen Erbietens, daß er uns ded Orts ſprechen wollen, 
da wir ihn zu ſuchen Willen und bereits anbaß auf 5 Meilen 
zu ihm getommen gemweien, vor zwei Tagen von da aufgebrai 
hen und die vergangene Nacht (zu Aten) bei Hannover gelegen 
fein fol; daraus zu vermuthen, da er fonfl eine Gelegenheit 
* 





— 08 — 


nicht würbe finden können, daß er fi wiederum nad "bem 
Stifte Halbertadt oder Magdeburg und folgends durch unfre 
Lante zu Thüringen oter Meißen nah bem Lande zu Franken 
senden möchte. Wiewol wir nun biefer ungezweifelten Hoffnung 
"Mind, daß wir ihm diesfalls zuvorkommen und ſolchem Zuge auf 
"gemeldete unire Lande wehren, oter daß wir zum wenigften ihm 
auf den Fußtapfen nachhängen und diefelbigen unfre Lande wers 
mittelft göttlicher Gnade vor ihm befchügen wollen; fo haben 
wir- aus gnadigem Willen, damit wir dich und andre umfere 
Untertbanen meinen, deſſen auf eine Fürſorge unverwarnet nicht 
gelafien, hiermit gnädiglich begehrend, du wolleſt famt anders 
unfern Unterthanen beines berührten Amtes, denen bu foldyed 
gleicher Geftalt anzeigen magit, Eure fahrende Habe und Güter 
und was Ihr nicht gerne verlieren wollet, auf ben Sal, ben 
ihre gewißlich vernehmen werdet, daß der Feind feinen Zug ned) 
berührtem unfern Lande nehmen würde, zu unfrer nächitgelegnen 
Feſtung fhiden, auch dad Vieh, Pferde und andres auf folden 
obbeftiimmten Yall in Zeiten aus dem Wege und auf jenfeiss 
den naͤchſt anrinnenden Waflern , wie die Gelegenheit geben wird, 
fortſchaffen, damit ſolches alles des Feinde halber um fo viel 
ficherer fein und ihm nicht zu gute fommen möchte. Solches wird 
Dir und ihnen ſolches obgeſetzten Falles halber felbft zu ‚gute ges 
reichen und geſchieht daran unfer wehlmeinender Wi Datum 
in Eile in unferm $eldlager bei Eliten. 

Daran nun, baß Albrecht ind Halberſtädtiſche fo wie im 
Thüringen und Meißen einfiel,, hinderte ihn Morig, boch wurde 
es bierbei den 9. Zul. in der Schlacht bei Sievershauſen feibft 
von einer Kugel neben der Hüfte hart unter dem Gürtel ver: 
wundet. Sie hatte feine Eingeweibe zerriffen, und fein Tod am 
11. Sul. war die Folge davon. Den 19. Zul. warb dann fein 
entfeelter Körper von den Vaſallen und Rärhen unter Bebedung 
einiger Reitergefchwaber nach Leipzig, den 20. Zul. nah Grim⸗ 
me, ben 21. nach Döbeln und den 22. nach Freiberg abgeführt. 
Denn bier hatte fi Morig felbft feine Ruheſtaͤtte zwifchen feis 
nem Vater und feinem 1546 verfiorbenen Sohne Albrecht ge: 
oshnet. Die churfürftlice Leiche kam am genannten Tage Nach: 
mittags im Hospital zu St. Johannis vor dem Peteröthore an, 





— 8 — 


uud da empfing fie auch mit großem Wehklagen uud Traum 
die churfürſtliche Wittwe, welde ſich durd Leine Bitte und: Teig 
Ermahnen hatte davon abhalten Laffen zu ihrem Gemahl zu gien 
ben, mit $räulein Anne, ihrer nun verwaiften Tochter, nebfi es 
lichen chur⸗ und fürftlihen Gefandten und dem ganzen Hofſtaat 
von Dresden, welche alle ſchon den. Tag vorher hier eingekom⸗ 
men waren. Zugleich ward fie hier au von bem verfammelten 
Gomitate, dem Rathe, der Knappſchaft, den Berg: und Hüte 
tenbeamten, den Biermeiftern und Xeltefien von allen Hanke 
werten der ganzen Gemeinde, ferner von ben ehrbaren Weibern 
und $räuleins in Empfang genommen und in die Domkirche 
begleitet. Vor dem Sarge ber gingen bie Schüler. und Geif« 
lien in ihrer gewöhnlichen Orbnung, bann führte man die Leiche 
zu Wagen bid and Gießhaud vor dem Peteröthore, allda griffen 
etliche Grafen und Herren, unter ihnen Graf Hans Hoym une 
Hans Ernft von Mannsfeld, ein Graf von Solms, ein Graf 
von Barby, ein Herr von Schönburg, ein Herr von Heyded 
und andre den Sarg an und trugen ihn unter dem Geläute 
aller Glocken durd die Stadt bis in Dom. Zundgft dem Garge 
und um ihn wurden die Wappen der Provinzen und ihm vorca 
54 eroberte Fahnen ber Landsknechte und 14 der Reiter getzes 
gen. Ebenfo wurden hier auch drei Roſſe, mit ſchwarzem Tuche 
umpüßt, im Zuge geleitet, unter welden in der Mitte der chur⸗ 
fürſtliche Leibknabe, dad hurfürftlie ‚Schwert haltend, in der 
nãmlichen Rüftung und dem Harniſche ritt, welden der Churfürſt 
in der Schlacht trug, und an weldem man noch deutlich die 
Stelle des Schuſſes am Rüden beim. Gürtel gegen die Iheis 
Seite zu wahrnahm. Dem Sarge folgte, bie Wittwe und ihre 
Tochter, und dann die Abgefandten, die vornehmften Hoffrauen, 
die hurfürftlihen Räthe fammt dem Gomitate und die Hofbebier 
nung. An fie ſchloſſen ſich endlich ber Math, die Bergbeamten, 
die Vornehmften und Aeitejien der Bürgerſchaft nebſt einer ges 
waltigen Menge Volks an, alles in Trauerkleidung. Die ger 
meinen Bürger und Soldaten aber fanden unter dem Gewehre 
und f&loffen die Strafen. Co wurbe gegen Abend die Leiche 
in den Dom gebracht und mitten in der Kirche dem Pretigtftuble 
gegenüber niedergeſeht und von bem Hofprebigen bes. Ghurfür« * 
d2* 





- 


— wm — 


fen M. Johann Albinus oder Weiß, demfelben, welcher bem 
Keldzuge und lebten Ende des Verſtorbenen beigewohnt hatte, 
eine Predigt gehalten. In ihr führte der Prediger aus, wie ber 
felige Churfürft fich nicht allein oft zur Beſchützung der Religion, 
deutfchen Freiheit und feiner eignen ande und Leute in Dar: 
niſch habe begeben müfjen und mit wa8 für männlichem Helden⸗ 
muthe und glüdlichem Erfolge er ſolches gethan habe, fondern 
auch wie er nach empfangenem tödtlihen Schuſſe viele ſchöne 
chriſtliche Reden geführt, ſich felbft getröftet und feinen Willen 
ganz in Gottes Willen ergeben, deswegen das hochwürdige 
Abendmal mit großer Andacht gebraudt und darauf, nachdem 
er angeordnet, wie Alles nach feinem Tode folle angeftellt wer: 
den, in hoher chriftlicher Geduld feinem Erlöfer und Seligmadyer 
file gehalten habe, bis ihn derfelbe durch einen feligen Tod 
feiner Schmerzen entband und aus diefer Welt abforderte. Nach 
vollendeter Predigt ift für diefen Abend die Wittwe mit der 
ganzen Begleitung abgetreten, die Leiche aber des Nachts in der 
Kirche von Etlihen des Raths und vielen Bürgern, aud ver: 
ſchiednen Geiftlichen ftarf bewacht worden. Des folgenden Tags, 
Sonntags den 23. Juli, haben ſich Morgend früh alle anweſen⸗ 
den fürjtlihe und andre Perfonen in anfehnlicher langen Pro: 
zelfion unter dem Geläute aller Gloden wieder zur Kirche bege: 
ben, worauf nad) etlihen Zrauergefängen von Daniel Grefern, 
Pfarrer und Superintendenten zu Dresden, die Leichenpredigt ges 
halten wurde. Zu Grunde lagen ihr die Worte aud der Offen: 
barung Johannis am 14.: Selig find die Todten, die im Herrn 
fterben u. f. w. Hierauf haben nach vollbrachtem Trauergottes⸗ 
dienfte mehrere Grafen und Herrn, als Graf Hand Hoyım, 
Hans Ernft von Manndfeld, ein Graf von Solms, ein Graf 
von Barby, ein Herr von Schönburg und von Heyded die dur: 
fürftliche Leiche gefaßt und bis zum Ruheftättlein im Chor der 
Domfirde getragen. Dort ftanden etliche dazu verordnete Berg: 
bedienten, welche bie Leiche mit dem hölzernen Sarge hinunter 
ins Grab ließen und bier in einen zinnernen Sarg ſetzten, wo⸗ 
rauf die angefehenften Kriegsleute viele der erbeuteten ahnen 
(ed waren 54 Fahnen der Randslnechte und 14 der Reiter erbeu: 
“tet worden) am Grabe des Churfürften aufhingen. Sein Dar: 


nifd aber ward auf einen der vorftchenden Pfeiler geftellt und 
der Ort, ſelbſt vom Churfürft Auguft mit einem fchönen koftbaren 
Grabbentmal geziert. Doc wurde kurz nach der Errichtung 
deffelben am 24. Septbr. 1556 auch ſchon ein Diebftahl an dem⸗ 
felben verfuht. Ein Bergmann, Jacob Befeler, nahm nämlich, 

an dem gedachten Zage auf Begehren und Anteizung eines frems 
den Reiters, welcher die Domlirche zu Freiberg bejichtigte, von 
Morigend Bildniß in der Begräbnißcapelle das Schwert und ben 
Dolch herunter und flelte beided jenem Neiter zu. Weit ſich je 
doch inzwiichen unverfehens etliche Perfonen an ber Kirchthüre 
bemerkbar machten und eben hineingehen wollten, hat der Mei- 
ter dad bloße Schwert in einen Stuhl gelegt, ben Dold und 
die Scheide mit dem filbernen Ortbande hingegen dem Berge 
mann zugeworfen und ſich eilends bavon gemacht, fo daß ſpä—⸗ 
ter, trogdem, daß fcharfe Nachfuchung feinetwegen erging, Nie: 
mand erfahren fonnge, wer ber Reiter gewefen fei, Der Berg 
mann hatte fi zwar auch fortgef&lichen, ift aber, als man das 
Schwert fand und die andern entwendeten Stüde vermifte, aus 
allerhand Bermuthungen eingezogen, und nachdem er die That 
bekannt, auch den Doldy und die Scheide aus dem alten Schachte, 
vorin er fie vergraben hatte, wieber eingeliefert hatte , aufs Rab 
9 geftoßen worden. Den Domglödner endlich hat man wegen feiner 
3 Unachtfanskeit und weil er die Kirche nicht beſſer verfchloffen ge⸗ 





halten hatte, feines Dienſtes entfegt, doch zuletzt auf geſchehene 
Fürbitte und als ber Peterdglöcdner war nach den Dom beför— 
dert worden, zum @lödner in die Petrikirche verordnet. 


%) Ch. Auguft und feiner naͤchſten Nachfolger Beftimmungen, " 
@) über des Raths Berggerechtſame, die Münze, Holflöße umd Lie 
Jagdgerechtigkeit. 


Quellen. Urkunden. 1) 1564. 14. Aug. Eh. Auguft werorbnen, 
des jede Zeche der Etadt Br. 2 Fort frech verbaun. ©. ©. 8. 26 Kr 
S. 357— 360. 2) 1554. &. Deibr. Gb. Kug. Üderfch. d. Mach bie neue 
Bergordnung, um fie durhzufchen. ©. 5. ©. ©. Zu. IX, ©. 225 —24r. 
I 1536. Ch. Aug. Schreiben an den Math wagen der Münze. ©, Verf 
ein, ſaqſ. Münzgefe. 24 I, © 33u— 310, 4) 1580. Bechel. Oinfeheieumg 








- m — 


wog d. Mohflöße.. &. 4: S. &; Th. VI,.@: 359- 268.. 5215 R.N8, 
Apr, Gh. Ch ifians I. Schreib. weg. eingez. hohen Wild», che y. Echweine⸗ 
iagd. ‚Ungedr. Urt, (Gopie) a. Er. Rathsarch. 6) 1695. Pleiicherorbnung 5 


- Freiberg. Ungebr. Urt, Ebendaher. 7) 1609. Des Dberfächf. Kreifis Gine⸗ 


ralmängwarbeins Ehr. Biners Muͤnzbedenken. S. 8. ein. ſaͤchſ. Wuͤnzaeſch. 
SEN, ©. 416— iss. 8) 1610 u. 1612. Rechtaſpruͤche wegen d. Fe. Borg: 
fe: ©. z. ©. &. Th. Xi, ©. 363— 266. 9) 1622. 48. Apr. BWictsas 
lientaxordnung. Ungebr. Url. a. Er. Rathsarch. 10) Iti2d. Der Bath tritt 
unter gewiſſen Bedingungen das Recht der Dolzflüße auf, Zeit ab. Or 8. 
Seid, Ip. VI, ©. 266 — 272. 


. @pätere Schriften... (Klok'd) Berfud) sin. churſaͤchl. Maanolchicht- 
2 &h. Ehemnitz 1779 u. 80. 


Hatte aber ein Theil von Freiberg: Bewohnern Moritzen 
früher gezürnt ob ſeiner Verbindung mit dem katholiſchen Fer⸗ 
dinand, hatte er jene rohen Völker deſſelben nur mit dem 
größten Unwillen in feinen Mauern beherbergt, hatte er endlich 
die Entblößung von Geihüg ald einen Verraih an feiner eignen 
Sicherheit und als eine Beraubung feined wohlerworbenen Eigen⸗ 
thums betrachtet, fo ſollte doch Freiberg unter Auguſt's Regie⸗ 
rung noch herbere Erfahrungen machen und ſeine theuern Rechte 
noch weniger beachten, feinen alten Glanz als mannichfach ber 
vorzugte Bergſtadt noch mehr erlöfchen fehen. Seine Bünſche 
baben wir oben gelefen, ald ed galt, die Bedingungen feſtzu⸗ 
fegen, unter welchen man geneigt fei, die Stadt. dem Ghurfürs 
ſten zu übergeben. Die meiften berielben mochten wieder auf 
wachen, ald man am 18. Auguft 1553 von Eeiten der Rath« 
perſonen, Gerichtöfchöppen fo wie der gefammten auf dem Markte 
verfammelten Bürgerihaft dem neuen Landesfürften den Eid. der 
Treue leiftete. Denn was zunächſt das Verlangen betrifft, ber 
gleih andern Bergflädten von jedem Grubengebäude zwei Mure 
frei zu bauen, und die Bergregierung bei dem Rathe zu laffen, 
fo mochte die Beſorgniß, daß der Rath feinen alten ——— 
den Bergbau verlieren werde, dadurch entſtanden fein, daß f h 
Heinrih von Gersdorf zum Oberhauptmann des Erzgebirgifchen 
Kreiſes, Hand Röling zum Amtverwefer und feit 1545 jum 
Bergamtöverwalter über die Meißnijchen Erzgebirge und 1548 
Simon Bogner zum Bergvogt ernannt worden war. Eine dim 
richtung, welde allerdings die Macht des 3 nich dieſer 








—2 


* 


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4 








j . {N 


Seite hin in manchen Stüden ſchmaͤlern mußte. Gleichwol 
erließ Auguſt feine neue Bergordnung im Jahr 1554 nicht 
eher, als bid er das Bedenken des Raths darüber vernoms 
men hatte. Es erging deshalb den 4. Octbr 1354 folgender 
Befehl an die lieben getreuen,, den alten unt nenen Rath, Berg: 
meifter, die Geichwornen, den Zehndner und Hüttenraiter zu 
Freiberg: Lieben Getreue. Nachdem unfrer Bergwerke Nothdurfe 
erfordert, diefelbe in eine richtige Ordnung zu verfajien, tamit 
fi) Jeder männiglih darnach zu richten habe, als haben wir _ 
durch egliche unfrer bergverftändigen Amtleute und Diener Die 
alten Ordnungen  überfehen und ordentlicher Meıfe in Nichtigkeit 
bringen laflen,, auch wir für uns felbft mir ihrem Rathe tiefelbe 
in etlihen Artikeln gebeflert. Dieweil wir denn dazu ordnen 
und ſchaffen, Daß ſolche Bergorbnung durchaus auf unfern Bergs 
werfen foll gehalten werden und aber bei euch etzliche Gebräuche 
eingeführt find, die ſich allerdings damit nicht vergleichen möchten; 
fo thun wir euch unfre geftellte Ordnung eher, denn fie in Drud 
gegeben wird, hierbei überfhiden, gnädiglich begehrend, ihr wel⸗ 
tet fie zum allerförderlichften beneben etlichen vornehniten Ges 
werfen und Bergleuten bei euch überfehben, und in welchen Ars 
titein ihr Bedenken habt, daß diefelben zu autern oder zu bef- 
fern fein möchten, das wollet befonders und ordentlich Ariikels⸗ 
n weile aufs Papier bringen und ftellen und uns alfebalv anhero 
| überihiden. Wenn dann unfre geitellte Ordnung wieter verſe⸗ 
cretiret ift, um fie gegen St. Annaberg bei Briefs Zeigern an 
Rath und Bergleute dafelbft neben dem hierbeiliegenten und an 
„fie haltenden Befehlig zu fertigen, die ſich gleicdhergeitult, als 
ihr, bierinnen follen verhalten, wollen wir alsdann auf aller: 
feitiged Bedenken der Bergwerke nach Gelegenheit mit fernerm 
Befcheide und Schluß uns zu erzeigen. wiffen, und ihr thut bier 
an unfre gänzlihe Meinung. a | 
Im Auguft deffelben Jahres hatte Auguit der Stadt aud 
ihren Wunſch, daß fie binfichtlih der zwei Stadtfuse andern 
- Beraftädten gleihgeftellt werte, gewährt. Die Urfunte lautes: 
Bon Gottes Gnaden, Wir Auguflus, Herzog zu Sachen, des 
heiligen Römiiten Reihe Erzmarſchall' und Churfurſt, Landgraf 
in Thüringen, Markgraf zu Meißen und Buragrei zu Magtes 


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burg belennen und thun kund: Nachdem umfee WMergfätte zu 
Erhaltung der anliegenden und zugehörigen Bergwerke nicht wer 
nig Förderung thun, auch allerlei Bürben und Laſt tragen müfs 
fen, derowegen denn die andern unferer Bergftäbte außerhalb 
Breiberg unter andern Privilegien und Freiheiten durch unfre 
Vorfahren löblichen Gebächtniffes und die Gewerken dermaßen 
verfeben find, daß von jeber bahingehörigen Zeche etliche Kir⸗ 
hen: und Etadtkure ihnen - gegeben und verabfolgt werben, und 
aber unfre lieben Getreuen, der Rath zu Freiberg, igt unterthä> 
nigft bei und nachgefucht und gebeten hat, daß wir fie als Die 
fonderlih der Gerichte halben jegiger Zeit, weil ſich 
dad Bergwerk bei ihnen Gottlob erweitert, allerlei Ugkoſten mehr 
denn zuvor ertragen müßten, mit Stabtluren gleich andern Berg» 
flädten auch gnätiglich bedenken wollten; als haben wir zu Bes 
müthe geführt die unterthänigen getreuen Dienfte, ſo bemelbeter 
Rath der Stadt Freiberg uniern Vorfahren bochlöblidhen Ge⸗ 
daͤchtniſſes in vielen Wegen unterthäniyli gethan hat und uns 
noch thun fann, fol und will, auch daß berührte Stadt Frei« 
berg die ältefte Bergftadt in unfern Landen ift, und dem allen 
nad) die Verordnung, wie hernachfolget, nach fonderliher Vor⸗ 
‚ betradhtung und gehabtem Rathe der Unferen gemacht, machen 
und thuen diefelbe hiermit in Kraft dieſes unfers öffentlichem 
Briefes alſo: daß hinfürder von dato an in jeder Zeche, 
fo von neuem auf dem Zreibergifhen Bergwerke 
aufgenommen und beftätigt wird, von dem Aufneh: 
mer ober Lehnträger zwei Kure ber Stadt reis 
berg frei gewähret und verbaut werden follen, ins 
maſſen ed denn auf andern unfern Bergftädten auch gehalten wird. 
Und befehlen und gebieten hierauf unferm jegigen und fünftigen 
Bergmeifter zu Freiberg, daß einem jeden Muther oder Lehn⸗ 
träger, fo von neuem von dato an eine Zeche, Stolln oder Ges 
bäude aufnimmt und beftätigt erhält, er ſolches unterfage, auch 
andrergeftalt ihm nicht verleihe, denn baß er zween Kuxe in 
berfelben Zeche, Stolln oder Gebäude der Stadt Yreiberg zus 
ſchreiben laſſe und frei verbaue, auch daneben im Gegenbuche 
die Vorfehung thue, daß in Einantwortung der Gewerken fol 
bed von jedem Kehnträger' geſchehe und nicht anders gehalten 


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werde. Hieran geſchieht unſte gaͤnzliche Meinung. Des zu Urs 
kunde haben wir und mit eigner Hand unterſchrieben und unfer 
großes Infiegel heranhängen laſſen. Geſchehen und. gegeben, zu 
Dresden, Dienftagd nach Laurenti, den 14. Auguſt, nad Ehrifi, 
unferd lieben Herrn Geburt, im Eintauſend fünfhundert und 
vier und funfzigften Jahre. 

Inm engen Zufammenbange mit bem Bergweien und ben 
Rechten der Bergftädte ftand aber aud die Münze mit ihren 
Münzmeiftern und es wurden jeht bie Freiberger nicht wenig be> 
troffen, ald Auguft es eine feiner erfien Negentenhandlungen fein 
ließ, die einzelnen Münzftätten im Lande, alfo auch die zu reis 
berg zu ſchließen und fie insgefamt nad Dresden zu verlegen, 
Es vereinigien fi, fobald man zu Freiberg von dieſem Borbas 
ben des Ghurfürften Kunde bekam, fofort der Rath und Berge 
meifter, glei) wie bie Aelteften, Zechmeiſter und gemeine inapps 
ſchaft, um Vorftellungen dagegen zu thun und darzulegen, wie 
es grade die Münze geweſen fei, welche das biefige Bergwerk in 
gutem Rufe erhalten und manchen auswärtigen Gewerken dahin 
gezogen habe. Augujt erwiederte hierauf nicht ohne Empfindlichs 
keit: Von Gottes Gnaden, Auguſtüs, Herzog zu Sachſen und 
Shurfürft. Liebe Getreue: Wir haben Euer Schreiben, barins 
nen Ihr ſchließlich bittet, daß wir unfere Münze zu Freiberg 
unverändert daſelbſt bieiben laffen wollten, alles fernern Inhalts 
hören leien und willen uns wohl zu erinnern, daß die Münze 
eine gute Zeit bei ben Bergwerke zu Freiberg gewefen, Mir 
lafien uns aber daneben auch beridyren, daß unfre löblichen. El 
tern und Vorfahren je und alle Wege Fug und Macht gehabt, 
die Münze ald ein Srüd zu ihren hoben Negalien gehörig nad 
ihrem Wohlgefallen und Gelegenheit zu verlegen und zu vers 
ändern, wie denn diefelbige eine gute Zeit aufm Dorfe zur Mei: 
nen Ecirma, da noch der Stod von der Münze auf dieſen Tag 
ſtehet, Euern Vorfahren als denen, fo fih Ihrer Obrig» 
keit Verordnung geborfamlic gefallen liefen, nict 
zuwider noch entgegen geweien it, Wiewol wir aber aus fonder« 
licher Zuneigung, fo wir zu gemeinem Bergwerke und mas dem⸗ 
ſelben anhängig if, tragen, ein neues Haus zu einer Minze 
in unfer Schloß zu Äreiberg haben bauen Laflen, it uns bad) 





daffelbige von unferm wefentlihen Hoflager dermaßen entlegen, 
daß wir fo oft dabei nicht fein, auch unfere Luft und Ergoͤtzlich⸗ 
feit an dem Münzwerk nicht fo wohl als allhier haben mögen. 
Dieweil wir denn unfern Zehnden zu Freiberg je fo ordentlich, 
nothdürftig und ſtattlich als bis dahero beftellen, die Verläge des 
Bergwerfs, wie zuvor gefcehen, daraus thun und aud die Aus⸗ 
beute jedes Quartal bei euch austheilen laflen wollen, fo kön: 
nen wir nicht erachten, wa3 gemeinem Bergwerle oder der Etadt 
am wenigften an Veränderung der Münze gelegen oder für Nady: 
theil, Unglauben, Schimpf oder Mißtrauen bei fremden Leuten, 
daraus erfolgen möchte. Wollen uns derhalben zu Eud ver: 
fehen, Ihr werdet Euch nicht unterfleben und einige Maaß ˖ zu 
geben, wie wir e3 mit unfrer Münze machen, mohin wir die 
verlegen, verrücen oder beftellen follen, inmagen Eud denn fol: 
che auch keineswegs gebührt und vielmehr bei andern Leuten 
verweis'ich fein wollte Wir find aber nicht weniger al3 unfre 
löblichen Vorfahren geneigt, alles gnädigft zu befördern und er 
halten zu helfen, was zu des Bergwerks und gemeiner Stadt 
Ehre, Wohlfarth und Aufnehmen von uns dienftlih und ers 
träglich vermerkt und befunden wird. Haben wir Eud zu gnds 
diger Antwort nicht bergen mögen. Datum Dresden, den 24. 
Septbr. Anno 56. Auguftus, Churfürft. 

Und fo verihwand von diefer Zeit an der Name Freiberg, 
welcher feit einer Verordnung Morigend vom Jahr 154% auf 
den größeren Münzen (ten Guldengrofchen) ftand (von welchen 8 
Stüde auf die Erfurtiihe Mark zu 14 Loth 8 Gran feines Sil⸗ 
ber gingen), und auch das Zeichen des legten Münzmeifterd Ans 
dreas Alnped, welder 1516 auf Hand Weller von Molsdorf 
gefolgt war, nämlich der Adlerhald oder Kopf über dem Helme, 
wie er theild auf mehrern Zindgrofhen, Morigend und Augufts 
(von denen 83 auf die Erfurtifhe Mark zu 7 Loth 5 Gran 
gingen), theild auf den fogenannten kupfernen ober meffingenen 
Rechenpfennigen oder Rechengroſchen zum Gebrauch der Rechen: 
tifhe vorfommt , wird feit 1556 nicht mehr gefehben. An feine 
Stelle trat nun dad Zeichen bed neuen Münzmeifterd Dans 
Biener HB. Die Veranlaflung zu diefer Maßregel war zum Theil 
wol der Umſtand mit gewefen, Laß die Münzmeifter um ihres 








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Eigennubed und Genufles willen die Münze oftmals fehr verriits 
gert hatten und Auguft deshalb dieſelbe näher haben wollte, rk 
forgfältiger über Schrot und Korn ber Münze wachen zu fönnen- 
Leider begann aber grade von da an für Deutichland und 
fomit auch für Sachfen eine Zeit, wo die Verwirrung und Ber 
ſchlechterung im Münzwefen den bödften Grab crreihte. Das 
gute Geld, fo fchreibt der Generalmünzwarbdein des oberſächſiſchen 
Kreifes, Chriftoph Biner am 5. Zul. 1609 von Freiberg auß, 
wird von denen Orten und aus diefem Kreis, da beffen am met 
ſten gemünzt wirb und herkommt, als von den Ständen, die 
Gott der Allntächtige mit den vielen Bergwerken begnadet und 
geiegnet hat, aus und abgeführt, hernach in Tiegel gelebt, um 
geſchmelzet und in andre geringe Sorten vermünzet und gebracht. 
Dagegen aber werben andere böfe geringe Sorten ins Land ge: 
führer, fo jet gar gemein find und in vollem Schwange gehen, 
dergeſtalt, daß auch faſt feine andre in Einnahme und Ausgabe 
gangbar it. Und dieweil an den Orten, die meined Willens 
fein Bergwerk haben, ſolche Kreife diefe Steigerung wol machen 
fönnen, dahero denn an den Orten die geringen neugefertigtek 
Dreitreuger, halbe Batzen und dergleihen auögefertigt werden, 
daß man nicht weiß, wohin vie zu führen und loszuwerden. 
Sollte nun die Obrigkeit foldem großen Unheil nicht mit Ernft 
x feuern und abfchaffen, fo würde endlich die filberne Münze gäng 
lid in kupferne verwandelt werden, wie denn fundbar iſt, daß 
die Muͤnzmeiſter al den Orten einander zum Verdruß oder Scha⸗ 
den die Silber dermaßen und fo hoch gefleigert haben, daß ih: 
nen von Andern nachzufolgen unmöglich if. Derowegen die lob⸗ 
lihen Stände dieſes oberfächfifchen Kreifes wohl in Acht zu neh⸗ 
men haben, vb foldyer Walvation und Steigerung der Müngen 
nachzufegen und dieſelbe diefem Kreife fürtriglih, tauglich und 
zu rathen fei, bei welchem infonders in ‚gute Acht zu nehmen 
das liche Bergwerk, welches mit armer te Leibes: und Le⸗ 
benögefahr erbauet und erhalten wird. "Wenn bieweil bie Ge⸗ 
bäude vieler geringhaltender Zechen von * zu Tage tiefer und 
die Erze mit großen und ſchweren Koſten müſſen gewonnen wer⸗ 
den, iſt wohl zu bedenken, daß durch hohe Steigerung die bauen⸗ 
den ‚Bewerten nicht aufläſſig ‚gemacht werden, die Zehen Darüber 








— ses — 


ins Freie gerathen und ungebaut liegen verbleiben, ſondern das 
Bergwerk vielmehr als zu Sumpf möchte getrieben werden. 
Derowegen und zu Verhütung ſolches beſorglichen Unfalls man 
den bauenden Gewerken hinwiederum gleichermaßen einige Ergötz⸗ 
lichkeit würde thun müſſen und die erbaueten Silber und Kupfer 
etwas theurer und höher bezahlen; darüber dech Bergverſtändige 
und welche tüglidy mit ſolchen Sachen umgehen und zu beſtellen 
und zu verrichten haben, auch darinnen wohl erfahren und der 
Sachen kundig find, als Oberbergs und Hüttenverwalter, Berg: 
meiſter und der Saigerhüttenfaktor und Schichtmeiſter zu verneh⸗ 
men und ihr rathſames Bedenken zu erforſchen iſt, damit ſolchen 
hohen wichtigen Sachen, daran dem ganzen Reiche gelegen iſt, 
ſeine rechte Maaß möchte gegeben werden. 

Wenn dann Biner ferner den Rath. gibt, man ſolle vor 
allen die Dede: und Winfelmünzen, welche zu biefer unbilligen 
Steigerung und dem Unheil die meifte Urfache wären, ganz und 
gar nicht dulden und fie abichaffen, und diejenigen, fo dawider 
bandelten, am Leibe oder fonft jtrafen, die Münzung aber allein 
den deputirten Münzitätten und den Etänden, fo von Gott bem 
allmächtigen mit Bergwerk begnadet feien, allein erlauben und 
nadjlaffen und den andern gemeinen Ständen, wie denn auch 
Juden, verborbenen Goldſchmieden, Kaufleuten und dergleichen 
den Münzich‘ag gänzlich verbieten und ihnen weder Pacht noch 
Miethung erlauben und nachgeben, vielweniger den Kauf: und 
Handeldleuten damit Kaufmannſchaft, Handtirung und ärgers 
liben Wucher zu treiben; fo ift grade hierauf in Freiberg ſtets 
eine rübmliche Sorgfalt gewendet worden, und dieß nicht bios 
während der Zeit, als die Münzftätte noch in feinen Mauern 
war, fondern aub nachher. So waren im Jahr 1536 durch 
einen fürftlichen Befehl die böhmifchen Pfennige, gleichwie fünf 
Fahre vorher die Görliger und Barber Pfennige verboten wor: 
den und ter Müngmeifter zu Freiberg wechlelte in Folge deſſen 
nur allein von einer einzigen Bettelfrau ein ganzes halbes Vier⸗ 
tel folher alten Pfennige ein, und ſchlug nicht ohne einen ziem: 
lihen Gewinn Dreier daraus. Doch mußten den 2. Octbr. 1592 
die böhmiichen Dreierfreuzer, ihreö geringen Gehaltes wegen von 
neuem verboten werden. Daffelbe Schidfal erfuhren den 7. Mai 








= 829 


1642 die Schleſiſchen leichten Dreier und auch die Spaniſchen 
diden Thaler, welche von 27 Groſchen auf 2 Gr. herabgeſetzt 
wurden. Deögleichen hat man am 18. April 1572 Chriſtoph 
Reifeln von Riet aus Baiern und Nicol Henpfcheln von Annas 
berg nad) ergangenem Urtheil Öffentlich hier verbrannt, weit fie 
aus Zinn und Pferdefchellen falfhe Münzen gegoffen und viele 
Leute, fonterlich die Bauern damit betrogen hatten. Sie wurs 
den unverfebens von Wolf Nürnbdergern, einem Bürger md 
Schufter zu Freiberg in einem Wirthöhaufe entdedt. Denn als 
fie dafelbit beiſammen faßen und Reiſel einen Ortsthaler ber 
auszog, um die Zeche zu bezahlen, benannter Nürnberger aber. 
denfelben aus Kurzweil in die Höhe warf, ift er beim Nieder; 
fallen in zwei Stüde zerfprungen. Hieraus hat man dann den 
Betrug befunden und fie eingezogen. Aus gleihen Grünten hat 
man auch am 10. Febr. 1635 einen gewiffen Chriſtian Seyfert 
von Hof gefangen in die Stadt gebracht. Denn auch er hatte 
falſche Münzen unterfchiedlicher Art gegoffen und weil jein Weib 
deshalb allhier verhaftet war, fogar einen Fehdebrief an den 
Rath geihidt, worin er, falls man die Frau nicht lodlaffe, bie 
Stadt gar hoch bedrohte. Mit ihm wurde zugleih Georg Mor⸗ 
genftern, ein zuvor audgeftrihner und des Landes verwielner 
Dieb, weldier den Zehdebrief geſchrieben und die gegeſſene falfche 
Münze audgegeben hatte, eingebraht. Dieier wurde daher audy 
nad) ergangenem Urtheil den 11. März gehängt, der Münzer 
aber folgenden 9. Mai aud Begnadung enthauptet. 

Zreilih waren grade damals viele öffentlihe Münzitätten 
faft audy nichts andres als Flaſchmuͤnzerwerkſtaͤtten, fo geringhals 
tig waren ihre Münzen. Es wurde daher im Jahr 1604 zur 
Leipziger Oſtermeſſe der Reichöthaler nicht mehr wie früher mit 
24 Groſchen fondern mit einem Gulden 14 Kreuzer und zur 
folgenten Michaelismefle mit 1 Gulden 15 Kreuzer berechnet, 
und galt 1615 bereitö 1 Gulden 10 Grofchen 6 Pfennige, fo 
daß man die alte gute Münze, wenn ſchon heimlich, aufzuwech⸗ 
feln begann und den 1. März 1618 auf dad Quartal Remis 
nijcere die Silberzahlung auf hurfürftliden Befehl erhöht wurde. 
Denn wenn bier bisher der Xhaler zu 24 Groſchen berechnet 
worden war, da er Doc im gewöhnlichen Verkehr BGroſchen 





— 830 — 


galt, jo wurde er von nun zu 30 Groſchen angeſetzt und bezahlt. 
Und fo blieb ed au, tre& dem, daß 1620 die Sreisjtände des 
oberſächſiſchen Kreifes beſtimmten, ben Reichsthaler einftweilig 
um 2 Gulden 5 Groihen 3 Pfennige, den Philippstbhaier um 
2'/, Sulten, ten Neichgulcenthaler um 2 Gulden, die Rheinis 
fhen Gulden um 2'/, Gulden und tie Ungariihen um 3 Gul⸗ 
den zu nehmen und auszugeben. Erſt im Quartal Luciä fah 
man fich doch gemüßigt Ten Keichöthaler auf 2 Gulden zu er: 
böhen. Als aber ter große und ſchändliche Mißbrauch, das Aufs 
wechſeln, Kippen, Wippen, d. h. das Ausflauben und Abmwägen 
der Münzen ungeachtet aller Verbote und ſcharfen angejegten 
Strafen mit Gewalt überhand nahm, da fliegen die alten guten 
gittigen Sorten gelhwind fo hoch, daß ter Reichögulden von 5 
Gulden bid auf 8 und 10 Gulten fan, und dieß verurfachte 
wieder einen ſolchen Aufichlag und cine folhe Theurung der Le: 
ben3mittel, Daß man einen Scheffel Korn um 12 Gulden und 
höher bezahlen mußte. Es hat daher auch Sohann Georg im 
Sunuar des Jahres 1621 das vo.ige Münzedict erneuert und ber 
Dörigfeit ernftlih anbefohlen, witer Diejenigen, fo das gute 
Geld auswechſelten und es in die Münzen oder aus dem Lande 
führten, Dagegen allerhand geringe, leichte, ausgewippte- Corten 
einihöben, jleisig Unterfuhung anzuftellen und fie zur Daft zu 
bringen. In Felge diefer Verordnung wurten Tenn auch am 
24. Zun. etlihe Juden mit ihren Gutern zu Freiberg angehal: 
ten und durchſucht. Und fiehe da, fie hatten nicht allein viel Geld 
unter die Waaren in den Fäſſern verpadt oder zwifchen bie 
doppelten Boden und heimlichen Fächer der Laden und Käften 
verjest, ingleichen in ihre Kleiter und Matrazen vernäht, fons 
bern eö ftafen auch die Butterfäde, Sattel, Kummte und Gurte 
der Pierde voll von aufgewedjielter Münze, welche man ihnen, 
weil fie folche verläugnet und hinterhalten hatten, ebeufo wie daß 
aufgefaufte alte Kupfer, faſt an 200 Centner, welches fie bei 
ji führten, abnahm und auf durfürftliten Befehl nah Dres: 
den überfendete. 

Indeſſen flieg die Erbitterung über die geringe Münze und 
die daraus entjtantue große Theurung endlich im Sahr 1622 
io hoch, daß jih am 2. Febr. etliche gemeine Berghäuer zufam: 


8 — 


men rottirten, aus Daß gegen die Kipper drei Häufer ftürmten 
und alles darin zerſchlugen und zu Grunte richteten. Nur mit 
Mühe gelang es ter Bürgerſchait ihre Zerſtörungswuth von anı 
dern Däufern, deren Befiger in gleichem Vertachte fanden, ab: 
zubalten. Der Rath ſah fich hierauf genöthigt, "um fernern 


Unheil vorzubeugen, eine ftarfe Wache anzuordnen. Etliche von . 


ten Rädelsführern wurden hernach eingezigen und geftraft. 
Doch famen auch am 26. Jun. Rudolph von Bünau auf Lauen⸗ 
ſtein, Heinrich Hildebrand von Einſiedel auf Scharfenſtein, Haus 
von Berbisdorf auf Forchheim und Johann Arnold, der Amt⸗ 
ſchöſſer zu Chemnitz als verordnete churfürſtl. Commiſſarien hie: 
her, welche nach denjenigen Perſonen forſchen ſollten, die durch 
dad Auswechſeln, Kippen und Wiopen der Münze berüchtigt 
wären, und fie haben etliche Bürger in ſcharfe Unterſuchung 
genommen, ja theils ſogar zur gefaͤnglichen Haft gebracht und 
mit Geldbußen beftraft. Endlih hat jedody ter Rat) am 28. 
Auguft mit Jedermanns Zrobloden das churfüritliche längſt er: 
wünfdhte Münzmandat, welches den 31. Zul. zuvor herausgekom⸗ 
men war, öffentlich alhier ableien und anſchlagen laffen. In 
demſelben wurden nun tie leichten Münzforten, weldye den hiefigen 
Lanten und dem ganzen römiihen Reiche fo große unfägliche 
Neth und Verderbniß bereitet hatten, außer Umlauf gelebt, was 
nicht churfürftlichen Gepräge® war, als ungiltig verboten und 
bei hoher Strafe befohlen, den Reichsihaler nicht höher als um 
24 Groſchen, den Engelthaler, weicher fonft 3 und 4 Gulden 
galt, um 8 Srofchen, das halbe Guldenftüd um 15 Pfennige, 
ein Achtgrofchenflüd um 1 Groſchen, einen leichten Groſchen 
aber um 1 Pfennig zu nehmen und ſonſt mit der geldenen und 
fibernen Münze ſich in allem nad der von den Reihöftänden 
im Jahr 1559 zu Augdburg aufgerichteten Münzordnung zu riche 
ten. Zugleich wurde für die Kebensmittel und allerhand Waaren 
eine beiuntre Zare zu jedermannd Kenntnig bekannt gemacht. 
Gleichwol wollten fi die Leute anfänglid nicht an die Taxord⸗ 


nung kehren, fondern verlangten für die Waaren und Lebens. 


mittel fait eben fo viel an ſchwerem Gelbe, ald fie zuvor an 
leichtem Gelte genommen hatten. So mußte 5. B. im Juni 
1624 ein Scheffel Kom, mit 6 bid 8 Reihethalern (zu Zwickau 


⁊ 





— 838 — 


und im Obergebirge gar mit 11 MReichöthalern), ein Scheffel 
Hafer aber mit 3 Reichöthaler und fo im Verhältnig Alles fehr 
boch bezahlt werden. Es hat deshalb €. E. Rath, um folder 
muthwilligen Steigerung abzupelfen, 5Perfonen aus feinem Mittel 
und 12 aus der gemeinen Bürgerfchaft abgeordnet und ihnen 
befohlen, dem Armuth zum Beiten auf den Kauf und Verkauf 
Acht zu haben und Alles nach der vorgefchriebenen Taxe zu 
ſchätzen. Durch dieſe Löblihe Einrihtung iſt dann auch dem 
fchändlichen Eigennute in vielem gefteuert worden und das Meifte 
wieder in billigen Kauf gekommen. 

Indeſſen blieb die Höhe der Preiſe gegen früher immer 
noch eine fehr bedeutende. So galt von 1541 — 46 der Scheffel 
Korn nur 13, ja auch 11 und 12 Grofhen, und es wurde ald große 
Theuerung angefehen, als er 1538 3 Gulden und ald 1540 we- 
gen der großen Dürre, da die Gewäſſer ausgetrodnet waren und man 
nicht mahlen Eonnte, ter Echeffel Mehl mit 2 Gulden 18 Grofchen 
(der Scheffel Korn galt kaum halb fo viel) bezahlt werden mußte, 
fo daß damald der Rath die Bäder al ihr Brod auf die Zrint: 
ftuben bringen und bier nad) den Wierteln und Rotten unter 
die Bürger und Bergleute verabfolgen ließ. Nun wurde zwar 
dad Setraide von jest an nie wieder jo wohlfeil, ald in den ges 
nannten Sahren, indem der Scheffel Korn 1567 56— 58, 1569 
30 Groſchen, 1571 vor der Ernte 3 Gulden, gleich nad der 
Ernte 1'/, Gulden, und zu Michaelis 52 Grofchen, 1573 2 Quls 
den 3 Groſchen, 1574 1 Thaler, ja bald darauf auch 1 Gulden 
und nach Befinden 19 Groſchen, 1580 aber 60 Grofchen, 1381 
wieder 25 und auch 20 und 19 Groſchen, 1583 50 Grofchen, 
1585 26 Grofchen, 1587 vor der Ernte 3 Thaler, nach der 
Ernte 36 audy 30 und im folgenden Sahre fogar 20 Grofchen, 
1590 aber wegen der großen Dürre 50 Gr. bi 3 Thaler, 1598 
27 Sr., 1617 aber um SPfingiten 4 Gulden 5 Grofchen, um 
Maris Heimfuhung gar 7 Gulden 10 Groihen 6 Pfennige, ja 
zuletzt 9 Gulden Poflete: ein unerhörter Preis, welcher unter dem 
armen Bergvolke die größte Noth verurfachte, fo daß einige da⸗ 
davon liefen und Weib und Kinder figen und verhungern lies 
Ben. Gleichwol follte das Getraide wegen der Münzverfchlechte- 
rung noch höher fleigen und es hatte 1624, wie erwähnt wurde, 





— I — | 
den Preis von 13 Gulden und 1622 den von 20 Gulden eben 
in diefem Jahr erreicht, ald der Rath mit Hülfe des Churfürften 
eingriff und beflimmte, daß das befte Korn um neuntehalb und 
das geringe nicht höher al3 um actehalb Gulden verfauft 
werden folle. - Später 5. B. 16%4 fam der Sceffel 6 bis 8, 
1630 nur 4 Thaler, 1639 aber 6—7 Thaler, indeffen fant 
der Preis Loch 164% und 43 auf 2 Gulden, 1647 auf 1 Tha⸗ 
fer und 1648 gar wieder auf 18 Groſchen herab. 
Ein gleiche Verhältniß fand bei den übrigen Getraibes 
arten und Lebendmitteln flatt. So Loftete der Echeffel Weizen 
«1569 46 Groſchen, 1571 3 Gulden 6 Srofhen, 1573 2 ul: 
den 8 Groſchen bis 3 Zbaler, 1574 35 Srofchen., 1580 3 Gul: 
den, 1581 31 Grofchen, 1583 58 auch 60 Gr., 1585 35 Gr, 
1590 31), Thaler. Doc war er in unferer Zeit fo geftiegen 
und dad Geld im Werthe fo geſunken, daß der Rath ten Preis 
für den beften zu 9 und für den geringeren zu neuntehalb Guls 
den feltiegte, bis er 1643 wieder 3 Gulden galt. Der Scheffel 
Gerſte hingegen wurte 1538 mit 35 Gr., 1567 und 1571 mit ® 
Thaler, 1569 mit 29 Gr., 1573 mit 34 Gr., 1574 mit 20, 1580 
mit 38, 1581 mit 20, 1583 mit 46 und 48, 1585 mit 35, 1590 
mit 60 und in unirer Zeit die befte mit 6%/, und die geringere mit 
6 Bulden bezatit, 1643 aber mit 2 Gulden 3 und 4 Groſchen. 
Der Dafer endlich galt 1541 5 Grofchen, 1567 20 Gr., 1569 
1%, 1571 25, 1573 18 bis 20, 1574 12%, 1580 23, 1581 9, 
1583 30, 1585 11 Groſchen, 1590 1 Thaler, im Anfang des 
Jahres 1622 aber 12 Gulden. Er ward jest ald Weishafer zu 
2'/, Gulden, ald Sraus oder Mittelhafer zu 1 Gulden 19 Gro⸗ 
fhen und als geringer zu 1 Gulden 3 Groſchen feſtgeſetzt. Doc) 
kam er bereitd 1624 wieder auf 3 Thaler, 1642 aber blos auf 
17 bis 20, 1643 bis 1647 gar nur auf 12 bis 15 oder 18 und 
1648 auf 8 bis 7 Groſchen zu fliehen. Damit hingen auch bie 
reife der Erbfen und andern Lebensmittel zufammen, fo daß 
1622 der Echeffel Erbfen zu 8'/, Gulden, dad Vierling zu 1 
Groſchen 6 Pfennigen, dad Vierling Gried und Weizengrau⸗ 
pen auch zu 1 Gr. 6 Pf., Gerſtengraupen und Dafergrüge zu 
1 Gr. 3 Pf., Heidegrüge zu 1 Gr. 6 Pf., welke Ruben zu 1 
Gr. (1569 koſtete der Echeffel 8 wg dad Pfund oder 
53 





13 
— M4 — 
8 


Maͤßchen Hirſe (8 machten 1 Bierling) zu 1 Br. und qhas 
Maͤßchen Sauerkraut zu 1 Heller beſtimmt ward. 1838 galt aber 
der Scheffel Erbfen 4 Gulden und 1580,58 Gr., und ber Hopfen, 
welchen man 1567 mit 2), Thlr. und 1569 mit 3 Gulden be: 
‚zahlte, 5 Gulden, das Schod Stroh galt 1583 einmal 2 Xhlr. 
und 1590 60 Sr. und ein Fuder Heu mit 3 Pferden 30 Qulden. 
Auf ähnlihe Weiſe wurde auch der Kaufpreis ber Ge: 
tränte feſtgeſetzt. So galt 155% die Kanne vom beften Wein 
1 Grofhen und vom geringern nur 8 auch 6 Jfennige, 1573 
die Kanne Rheinwein 3 Gr. 6 Pf., Landwein 2 Gr., 1585 ber 
Eimer in Meißen. 30 Grofchen, in Ungarn und Oeſtreich 1 Gul⸗ 
den bis 18 Grofchen. Jetzt aber follte die Kanne von rheiniſchem 
ober beftem Landweine mit 14, die von mittlerm Frankenweine 
"mit 1%, die von gutem Landwein oder geringerem Frankenwein 
"mit 10, geringerm Land: oter Eifigwein.und Weineffig mit.6 
Grofchen bezahlt werden. Im Jahr 1632 ab.r koftete die Kanne 
des geringiten Weines 10 bis 20, ja bis 30 Grefchen, fiel aber 
1643 wiedır fo, daß eine Kanne ſpaniſcher Bein 10 Sr. 6 Pf., 
eine Kanne Frankenwein 7 Gr. und eine Kanne Landwein 4— 
5 Groſchen galt. Vom Bier koflete 1533 das Faß 5 Gulden ' 
und tie Kanne 3Pf., 1547 das Faß 4 Gulden, 1567 6 Thaler, 
1573 aber die Kanne 4 Pfennige und 1 Heller. Jetzt wurde fie, 
"während noch im Anfang des Jahres das Haß 40 — 50 Suiten 
galt, auf 1 Sr. und der Biereſſi ig auf 9 Pf. feſtgeſetzt, ſtieg 
aber zur Zeit der großen Zheurung im Jahr 1632 auf 3, 5—8 
Groſchen, bis fie 1643 wieder auf 6 Pf. herablam. a 
Das Fleifh wurte 1398, ald der Raıh eine befontre 
Fleiſcherordnung erließ, fo beflimmt, taß ein Pfund des beften 
polnifhen Rindfleiſches 9, geringeres 8, das befte Kuhfleiſch 8, 
das geringere 7 Pf., das beite Schöpfenfleifh von Weihnaditen 
bis Pfingften 1 Gr., dad Echweinefleifh mit dem Sped 14 Pf., 
Dad abgezogne und geringere 10 Pf. gelten ſollte. Im Jahr 
1605 ward der Preis vom beiten polnifchen, ungarfchen und ge: 
mäfteten Ochſenfleiſch auf 1 Gr., andres auf 11 Pf., Kubfleifch 
vom beften auf 9 und 9'/,, geringeres auf 7 und 8 und cbenfo 
die Rintszungen, tüchtiged Kalbfleifh auf 7 Pf., ein Kalbskopf 
auf 2’), Gr., ein Geſchlinke auf 2 Gr. auh 20 Pf. und ein 
Fi 





Getröfe auf 4 Gr. bis Gr. 3 Pf. Schweinefleiſch vom beiten 
mit 3 Querfinger breitem Spede auf 16 bis 17 Pf., abgefchäls 
tes auf 1 Gr., ein Pfund Sped auf 2%, Grund 1 Paar 
Bürfte auf 15— 18 Pf., das Schöpfenfleifh und eben fo das 
Lammfleiih, wenn es nicht wie von Dftern bis Faurentius nach 
der Hand verkauft wurbe, auf 9 P., ein Echöpienfopf mit 
der Zunge oder ein Schöpfengefchlinfe auf 15 Pf., die Kuttel 
auf AGr., Stier: Bodz, Ziegen» und Scaffleifc das befte auf 
8 Pf. und ein Kopf, Geſchlinke oder Kuftel auf I Gr. feſt \ 
gefegt. Im Jahr 1619 galt ein Pfund Rind: und Echöpfen: 
fleiih 10, Kalbfleiih 8 Pf., ein Gekröfe 2 Gr. 6 Pf., eine 
alte Henne 2 Gr., ein Echod Eier 5, eine Kanne Butter 2 
Sr. 6 Pf., ein Schod Käfe 5 Gr. Im Anfang des Jahres 
162% hingegen galt 1 Pfund Schweinefleiib 7, ja 10 Gr, 1 
Pfund Schöpfen » und Rindfliih 7° Gr., ein Stein Unſchlltt 
24 Gulten. Dieß wurde noch in demfelben Jahre herabgefegt 
beim Rindfleiih bid auf 2Gr.6 Pf. oder 2 Gr., beim Schweine: 
fleiih auf 3 bis 3", Gr., beim Sped auf 8Gr,, Schmeer und 
Lingen auf 10 Gr., Echöpienfleifh 2 Gr., Ziegen: und Bods 
fleiih 1 Br. 6 Pf., Kalbfleiſch 18—% Pf., beim Kalbstopfe 
auf $—5 ®r., Gekröſe 3'/,. Die Mandel geräucherter Schöps: 
zungen koſtete 10 Gr., 1 Stein rohes Unſchlitt 8, gefchmelztes 
Gulden, das Pfund 8—9 Gr. und I Pfund Lichte oder Seife 
9 Groſchen. Eine gemäftete Gans kam jest 16, eine umgemds 
flete 8, ein gemäfteter Kapaun 10, «in ungemäfleter 7, eine 
alte Henne 6, ein junges Huhn 2'/,, ein Paar Tauben 2, eine 
Ente 5, ein Schod Gier 7'/,,, eine Kanne Butter 7, eine Kanne 
Honig 18 Gr., ein Ffund Wachs I Gulden, ein Schock Kuh— 
täle 7"/,, waren fie alt und groß 10 Gr. Bon Fiſchen galt 
die Kanne Schmerlen, die fhönften 12, die andern 10, Schmerlen 
und Girigen unter einander 8, Elritzen allein 7 —6, Raulbäupte 
und Kreifen 5, ein Pfund von einem gri fen grünen Hechte 5, von 
Karpfen 4, gefalznem Aal 3, Planhechte 5, Tonnenhechte 4, Küle 
per 2, ein Schoc große Krebſe 4, Meine 2 Groſchen, eine grüne 
Neunauge 10 Pf., ein Hering, Hoblgut‘I Gr, Bollgut 189f. 
Ein Pfund eingewäjlerten Stodfilh 4 Gr, Halbfiſch, Mitreigur, 
das Süd 1 Gr. Im Jahr 1643: endlich mar ber Preis mach 
zů · 





- u —- 
wehr wiedet geſunken, da Foftete 1" Pfand Kalbſleiſch1 S 
ein Pfand gutes! Kindfleiih 16 Pf., ein Pfund Soronnittte 
rs HPf., 2 Pfund Butter 3 Gr: * 
Die andern Waaren und Löhne richteten ſich natürlich auch 

jernach. So ward 1622 beſtimmi, daß das Stüd Garn, wer 
’& Hleinflähfen und zu 24 war, 1 Zhaler, zu 20 1 Gulden, 
Mittelgarn 18, Grobgarn 17 Or., die Elle flählene Seinwahb 
& 7, die mittlere 4, die grobe 3 Gr. gelten, und din 
{öhner 46r., ein Bote für die Meile 3 Gr. und wenn er ‚trug, 
4, ein. Holzmacher für den Schragen weiches, Holz, 8 und hartes 
au bauen 10, für Reifig 10— 12 Gr. bekommen „font, 


® Bas aber den Bergbau betrifft, fo hat & dieſe Zeit, ” 
demſelben gleihfaN8 große Wewirrung und Hinderung gegeins. 
Denn als der Reichöthaler 1618 im Quartal Riminifcere auf 39, 
1620 im Quartal Lucia auf 42, 1621 auf 63 Grofhen und 
endlich 1623 im Quartal Reminifc. und Trinit. auf 5 Gulden 
erhöht und in der churfürfilihen Sitberzahlung angefeht worben 
war (höher hat der Reichöthaler in den Bergrechnungen nie ge: 
gelten); fo hat dieß den Gewerken zu befonderein Ruten und 
Bellen gereichet, weil die Unkoſten dadurch erleichtert und die 
Auöbeuten vermehrt wurden. Deshalb. find auch viele Zechen 
damals in Aufnahme gefommen und haben laut. ber Ausbeute 
zettel Ueberfchuß gegeben, deren Namen zuvor ihrer wenigen bes 
kannt war. Sobald aber der Reichöthaler toieder auf D4 Gre 
fen herunterfam und die Koften mit guter. alter Münze ab: 
geftattet werben mußten, wad im Quartal Crucis 1083 ge: 
ſchah, da iſt dieſer Wortheil den Gewerken wieder entgangen 
und es find viele Gebäude, weil fie die ſchweren Berg- und 
Hüttenkoſten nicht ertragen umd fich felbf verbauen konnten, 
liegen geblieben. Daher erfolgte große Werwirrung und bad 
liebe Bergwerk gerieth in fol Abnehmen, daß auf dad Quar: 
tal Euciä nicht mehr als 640 Reichsthaler Ausbeute fielen, welche 
fi doch fonft auf viele taufende belief. In dem Quartal Remis 
nifcere 1624 ift Alles in Stoden gelommen und gar nichts aus · 
gezahlt worden. Dieſes war zuvor, fo lange es Quartalred« 
nungen gab, noch nie geſchehen. 


Fe 





. 


‚Und fo gingen bie Befürchtungen, welche man bei dem 
engen Zufammenhange, in welchem Bergbau und Münze fteben, 
ven Freiberg aus gegen die Verlegung ter Münze nach einem 
antern Orte gelegt hatte, nur zu ſehr in Erfüllung, obwol zum 
Theil aus antern Urfachen, als denen, welche man damals angab. 
Es hatte aber Freiberg feinem Bergbaue und dem damit verbums 
denen Hüttenwefen auch nocd eine andere wohlthätige Einrich⸗ 
tung zu danfen, teren ed in diefer Zeit fält eben fo wie der Münze 
beraubt worden wäre, wenn nicht Auguft in dieſem Kalle die 
Freiberger beichügt hätte, ich meine die Holzflöße. Nachdem 
nämlich ‚der Herzog Georg eine Holzflöße auf der Mulde errich: 
tet und biefelbe der Stadt Freiberg um: 3000: Gulden überlaffen 
batte, war bdiefelbe eine ziemliche Reihe von Jahren hindurd um 
unterbrochen im Befitze des Freiberger Raths gewefen. Derfeibe 
hatte deshalb unter andern 1550 ein Stud Holz für 2300 Typ; 
fer von Wenzel Popeln von Lobkowitz auf Bilin gekauft, weh. 
ches er nah und nad in Scheiten bis nad Weißenborn,, mp 
damals der Rechen war, flößen ließ. Weil aber die Entfernung 
bis nach diefem Dorfe etwas zu weit war, fo hatte man. im 
uni 1569 angefangen einen neuen Floßgraben bis an bie uns 
tern Schmelzhütten (Dber: und Unterthurmböfer und Hals, 
brüde) zu führen, bort die Flöße errichtet ‚und deswegen auch 
eine neue fleinerne Brüde über die Mulde gebaut. Um die nicht 
unbedeutenden Unkoſten, welche biefer Bau verurfachte, in etwaß 
wieder zu gewinnen, wurde dann ein Aufſſchlag auf dead Helz 
gemacht, fo daß nun dieſes Jahr ein Schragen hartes Holz, 
welcher zuvor 30 Groſchen galt, auf zwei Gulden, ein Schragen 
weiches Holz, welcher bisher 26 Grofcyen galt, auf 38 Grofdgen 
fam, tafür aber auch an Fuhrlohn eripart wurde. Da fiel es 
aber auf einmal dem Herrn von Lobkowitz auf Bilin ein bie. 
Hotzfäller des Raths, welche mit ihren Hütten das Dorf Holy 
bau gegründet hatten , fortzutreiben unter dem Vorgeben, ba 
noch ungefällte Holz fei ebenfo wie der Grund und Boten fein. 
Er behielt deshalb auch 1200 Schragen, welche ſchon gebe 
waren, zurüd und wollte fie nicht verabfolgen laflen. Es 7 
ſpann ſich hierauf ein weitläufiger Rechtshandel, während 
die Floͤße ruhen mußte, und es erbieli.1570 der D:bergufleker 


® 


% 





— U — 

wer: Eifferflößr, 'Ehrlitoph Kohlveuter, bereits Befehtrdie Ge⸗ 
gend’ am Mulbenſtrome zu beſichtigen und zu ſehen, ob: nicht 
eek in Tee Umgegend eine andre Holzflöße anzulegen. fei, 
5 endlich am 18. Zul. 1371 ein Tag anberaumt md. von kai⸗ 
ſenlicher und fürftlicher. Seite Bevollmächtigte zugleich mit den 
Parteien nach Fraueriftein beſchioden warden. Dem Rath ver 
urſachte diefe Streitigkeit, welche noch ‚mehrere: Gommiſſionen 
Köthig machte, nicht 'geringe Unkoiten und Nachtheilb;, bis durch 
Anguſt ein. Vergleich geitoffen wurde: und die Floͤße :wieber in 
Gang kam. 

2: Kaum war aber dieſer Streit beigelegt, fo begaun im 
Mdnuar 1580 anth (Mon ein neuer mit den Befigern: von Pur 
ſchenſtein, den drei. Gebrübern won Schönberg... Dice : wollten 
äntlich die Freiberger Flotzhölzer nicht mehr Auf:ihsen @ärumbe 
und: Boten flößen laſſen. Die Freiberger hatten. iänen nämlich 
ſeit 1545 drirtehalbhundert Gulden jährlide- für "die Benubung 
des Waſſers von Malbaum an: der Mulde an gezahlt. Damit 
Wollten jedoch die jehigen Befiker der Purfchenfteilter. Herrſchaft 
nicht mehr zufrieden’ fein. Indeſſen ordnete Ver Churfürſt Auguf 
Hanſen von Berbisdorf zu Wildderg, Dr. Jotzunn vw: Embden 
zu Rieſa und den ſchon erwähnten Chriſtoph Kohlreuter eb; weiche 
dm 5. Novbr. 1880 entſchieden, ba andy: Seiner Churfürſtl. Gn. 
zur Erhaltung gemeinen Nutzens und. des Bergwerks wegen nicht 
wenig an dieſer Flöße gelegen ſei und ſowol der Großvater: derer 
vor Schönberg als auch die von Hartitzſch auf Weißenborn das 
Floͤßen über ihren Grund und ihr Waſſer bisher fiber 20 Jahre 
Yang wiſſentlich geduldet ‚hätten, daß bie zu Freiberg in ıgerub: 
licher Gewähre des: Flößens, wie fe fülches über rechrvernsähete 
Zeit hergebracht Hätten, geſchützt und unter dem Maibaum an 
dem Gebrauche den freien hergebrachten Dobzflöße richtig und uns 
behindert von denm von Schönberg und männiglich gelaflen mer 
ben ſollten, dis die von Schönberg eim anderes zw Rechte auf 
führten. Letztere klagten hierauf foͤrmlich wider: den Rath, wun 
Yan aber in zwei Urthein vom 8, Mär; 1610 und. 10. Kubi: 16182 
Wbgeroiefen. = 
“ Doc hatte ſchon von 1580 an das Floͤßen ‚feinen ungebin. 
berten Bortgang gehabt, indem z. B. dee Bath: am 18, Decbr. 








— 8 — 


1584 von den Herren Georg und Leopold Popeln zu Dur win 
Stück Holz und fünfundzwanzig Jahre Stodraum um 1600 Tha- 
ler erfaufte, weil auf tem großen Stüde, welches die Stadt 
1550 von Wengel Popel gekauft hatte, noch über 15000 Schras 
gen Holz ftanden und dod nur 3 Jahre Stodraum übrig war. 
Deswegen hat man au dad alte alles famt dem Lohnhauſe mit 
in die gedachten 25 Jahre Stodraum eingedingt. 

Im Jahre 1624 bat jedoch der Rath diefe Flöße dem 
Churfürften Johann Georg dem erften auf zwanzig Jahre, abs 
getreten. Die Bedingungen waren, daß der Churfürft erſtlich 
alle vom Herrn ven Dur fo wie in Geierd: und Burgberge durch 
den Rath .erhandelten gefhlagenen und. ungefchlagenen Hölzer feis 
ned Gefallend ab. und wegfdlagen, verfohlen, abflößen und 
wegführen könne, daß er aber die Hälfte von allem erhandelten 
Holze, aud von dem von ihm unlängft erhandelten 2435'/, Seil 
böhmifher Ausmeffung und zwar zwei Theile an hartem und 
ein Theil an weichem Sceitholze (jedes Scheit zu 2"/, Elle) für 
den Rath und die Gemeinde fhlagen, anfahren und nad reis 
berg abflößen laffen wolle; daß er daffelbe dann zu Freiberg auf 
dem gewöhnlichen Floßplatze zu richtigen tüchtigen Schragen 
(jeden Schragen wie bisher 9 Ellen lang und 3 Ellen hoc) aufs 
fegen und durch des Raths eigne Einfchläger einſchlagen laffen ; 
daß er ferner jeden Schragen hartes oder weiches Holz ohne Uns 
teridied ihnen für 3 fl. ablaſſen und fie fo die 20 Jahre hin. 
dur auf jedes Jahr im Durdifhnitt 2000 Schragen und zwar 
1333 Schragen und 1 Klafter hartes und 666 Schragen 2 Klafs 
ter weiches befommen; daß ihnen außerdem von dem verfohl.en 
Holze auf dem Geierdberge der vierte Schragen und den Bütt: 
nern zu Freiberg ebendafelbft Floßholz um einen leid!ihen Wald» 
zins, nämlih 5 Gr. von jedem Schode, doch jährlich nicht mehr 
ald von 400 oder 500 Schock zu gute gehn; und daß endlid 
Jemand aus dem Mittel des Raths die Aufficht mit haben, und 
fie die Floßrechen, Gistäften u. f. w. zur Hälite in baulibem 
Weſen erhalten, das Eigenthumerecht bieran aber wie an bem 
Oberlebuhauſe dem Mathe verbleiben, der Gburfürft dingegen die 
Zinsfuhren am den Beſitzer der bhmiſchen Hertſchaft Bilin, 
nleichwie die 12 Gulden Waſſerzins, welche Ahrlich am bie von 


.-_ 2 





— 840 — 
Hartitzſch zu Dorfchemnitz und Weißenborn zu zahlen ſeien, 
allein übernehmen ſolle. Won dieſer Zeit an bat der Rath zu 
Sreiberg die Zlöße nicht mehr gehabt, fondern immer von Zeit 
zu Zeit, wie 5. B. am ®2. Ian. 1647, dieſe Ueberlaffung auf 
15 Sabre wieder erneuert. 

Um biefelbe Zeit, ald die Flöhe an den Churfürften übers 
ging, wurbe auch der neue Floßgraben auf die Angabe des Ober 
büttenverwalters Friedrich Linke auf dem böhmifhen Stodraume 
unter der Herrfhaft von Dur gefaft und zu Stande ‚gebracht, 
fo daß nunmehr, fagt Moller, die böhmiſchen und deutſchen Höl- 
zer mit Erfparung der Fuhre aus dem Wafler ber Floͤhe in die 
Freiberger Mulde und auf derſelben bis an die verorbnneten Aus⸗ 
fegpläge beiter Schmelzhütten und falls man die Unkoſten vols 
lends drauf wenden wollte, ferner bis ganz an und in bie Stadt 
Freiberg geflößt werden können. 

Es begnügte ſich aber der Rath nicht mit ber $ürforge für 
bie Flöße, um die Stadt mit dem nöthigen Dolze zu verforgen; 
fondern er erwarb auch noch im Jahr 1582 von Heinrich. Frey 
bergern 150 Ader Hol; am Hospitalwalde für 3600 fl. und 
wurde damit am 2. Jun. deſſelben Jahres von Auguft belebnt. 
Das Recht der Jagd war ihn freilich 1543 von Morig wegen 
ber neuen Wildbahn im Ober: und Niederfreien, ingleichen im 
Hospitalwalde fowie auf dem Hohenfhofle genommen worden, 
doc wurde ihm dafür auf fein Anſuchen am 14. Apr. 1589 ver: 
willigt, daß ihm jährlih 4 Stud Wild, nämlih 2 Rebe und 
8 Backen von dem churfürftlichen Iägermeifter unentgelblich ab⸗ 
geliefert würden. 


— — — — —— — 


b) Ueber des Raths Gerichtsbarkeit, Sicherheits⸗ und Wohlfartspollzel. 





Quellen. Urknuden. 1) 1327. Ch. Friedr. d. Streitb. beftät- d. 
Mathe das Recht, daß ein Geſchwiſter bas andre und nur wenn dieſe geſtor⸗ 
ben, die Mutter das Kind beerbe. ©. Klotzſch Geſch. d. Freib. Stadtr. 
®. 91 — 9. 2) 4338. Melanchthon bedankt fih beim Rath für überfendetes 
Bier. Ungebr. Url. a. Br. Rathéſarch. 3) 1530 —41. Die Anlegung der 
Mopmähle. Rotiz in Freiberg Stadtgebr. MS. ful. 13. 4) 1561. 9. Keine 
riche urt. bad d. Freihaus b. Schloſſe ins Stadtrecht gegebın werde. 
ungedt. Ust, a. Br. Kathearch. 5) 1041 — 43. Drei rechti. Ausſpr. Hein⸗ 


ss 
e: 
N 
* 








riche u. Moritens üb. Kuͤttners Erbſchaftsſache. S. Klotſch Freib. Stader. 
SG. 9 —98. 6) 1545. Reglement üb. d. Wahl ein. neuen Buͤrgermeiſters. 
Ungedr. Urk. a. Fr. Rathsarch. 7) 1546. Eh. Morit verlangt Rechnungs⸗ 
abloge v. Rath. Ebend. 8) 1549. Die Anzuchtgewerken. U. Fr. Stadtgebr. 
fol. 8.. 9) 1549. Die Beſtallung des Hausmanns auf d. Petersthurine 
Ebend fol. 35—37 u. 216— 218. 10) 1554. Gh. Auguft beflätigt die 
Privilegien d. Stadt Freiberg. Ungedr. Url. a. Br. Raibsarh. 11) 1555 
— 1616. Verzeichn. d. in Freib. gebrauten Biere. Klogih v. Schrotamle. 
©. 97-93. 12) 1559 u. t0. Gh. Auguft I. Abſchiede in Wendekampfe 
Erbſchaftsangelegenheit. Klodſch dv. Fr. Stadır. S. 98— 101. 13) 1360, 
92, 93. Bierwegnahme innerhalb d. Meile. Br. Stadtzibr. fol. 3 — 8% 
14) 1561. Freibier f. Michael Jaͤger u. a. Gbend. ful. 189—193.. 18)- 
1569. Uch. d. Rathswahl. Gbend. fol. 1— 2. 16) 1569. W.inordnung d. - 
Rabe. Ebend. ful. 15—46 u. 120— 127. 17) 1570. Birrbraucnsorbe 
nung. Ebend. ful. 18 — 20. 18) 1571. Baumeiftersbeftallung. Event, 
fol. 143 — 147. 19) 1573. Eh. Augufts neue Gonftitutionen, feine u. Gras 
caus Befthle darüder und des Raths Berhalten dabei. Klopich v. Stadtrs 
©. 102—120. 20) 1576. Gupplit an Gh. Auguſt u. deſſen Autworeus:fet 
wie das Rathsprotokol darüber in derf. Sache. Ebend⸗S. 120— 130. 21) 
15:6 u. 77. Ch. Auguſt u. d. Schoͤppen z. Wittenberg Entfdeidungen üb» 
Sıbidyaften. Ebend. &. 131 — 131. 22) 1577. Bierablicferung nah Dres 
den. Urt. a. Er. Ra:hearh. 23) 1582. Ch. Augufts Befehl an die Schoͤp⸗ 
pen z. Leipg:g und Wittenberg über Ir. Stadtr. Klotſſch v. Stadtr. G. 138 
—135. 23) 1583. Wacdmeifterspeflallung. Er. Gtabtgebr. fol. 148 — 250; 
25) 1583. Phufitusbeftallung. Ebend. fol. 32— 35. 26) 1601. Markmei⸗ 
ſterdeſtallung. Ebend. ful. 157— 161 u. 219 — 225. 27) 1604. Stadtvoigt⸗ 
beftallung. Gbind. fol. 151 — 156. 28) 1604. Ghriftian II. zwei Befcheide 
üb. d. Gerade in Fr. Ktopfch v. Etadtr. ©. 136 — 140... 29) 1603. Ehri⸗ 
ſtian 11. Befehl an den Rath, dem Amt bei Grecutionen mit bewaffneten 
Bürgern beizuftchen. Ungedr. Url. a. Rathsarch. 30) 1605. Rathsverends 
nung b. d. jaͤhrl. Rathewahl vorzulefen. Gtadtgebr. Sul. 111 — 119. 31) 
1606. Vertrag wegen Schafhirtens Papiermühle. Gtadtgebr. ful. 130 — 133, 
32) 1607. HRathemühlenordnung. Ebend. fol. 39—42 u. 98— 100. 33) 
1607. Ghriftian 11. verlangt Rechnungsablegung dv. Rath. 2 Unger. Urt, a. 
Br. Rathsard. 34) 1611 u. 37. Zwei Verträge gw. Stadt⸗ und Dorfbaͤckern 
Edend. 35) 1619. Der Buchdruder Hofmann bekommt zwei Breibiere. Ebend. 
36) 1620. Bierfchröterortuung. Kiogih v. Schrotamt. ©. 135 — 147. 
37) 1623. Brannıweinbrenner s u Hoͤckcrordnung. Url. a. Zr. Raihacrch. 
38) 1623. Shurf. Befcht 3 Gebraͤude Zr. Bier in die Hofkellerei zu liefern, 
Ebend. 39) 1635. Ueber Commiſſions ſachen zw. Amt u. Raih. Ebend. X 
dem: Altes Berzeichn. d. Landgerichteſchͤppen. Br. Etadtgebr. S. 30. - : 

Spätere Schriften. Klodſch v. Stadtrechte z. Freyderg. Gelpg 
1775. 4. ©. 54 — 72. Dr. Cracaus Lebenggtzeſchichte in Sammi. verniſc 
Rachtr. Eddi. Geſch. Th. Vll, &. 1— 131. 

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— 818 — 4 


Wenn dann die Freiberger ferner bei der Uebergabe ber 
Stadt an den unglüdlihen Ghurfürften Johann Friedrich ſich 
nicht blos eine Erweiterung ihrer Gerechtſame in Hinfiht auf 
den Bergbau auszuwirken fucbten, fondern auch eine Ausdeh⸗ 
nung ihres Stadtrechtd, namentlich auf die fogenannten Freihäus 
fer wünfchten, wie bieß Heinrich 1541 in Bezug auf dad Preis 
baus bei dem Schloffe bereitö gethan hatte, fo ſollten fie unter 
Augufi troß dem, daß er ihnen ausdrüdlich ihr Stadtrecht 1554 
mit beflätigt hatte, doch fait ganz um die befondern Bellimmuns. 
gen und Vorrechte deffelben gebracht werten. Die Beranlaffung 
bierzu war biefelbe, wie bei der Aufhebung der Münze zu Frei⸗ 
berg. Auguft wollte die Ruhe, welche fein Land während Web 
erfolgten Fricdens genoß, dazu benugen, um mehr Einheit in 
dad Ganze feiner Staareverwaltung zu bringen. Diefe Einheit 
fonnte aber nur auf Koften ber befontern Vorrechte Einzelnen 
erlangt werben. Daher die Erfcheinung, daß grade unter ihm 
unfrer Stadt fo manded theure Recht gefchmälert oder entze⸗ 
gen wurde. Eine ter größten Echwierigfeiten lag aber damals 
für einen Regenten, welcher Recht und Gerechtigkeit im Lande 
handhaben wollte, in den verfchiedenen Rechtsbeſtimmungen, wie 
fie die Stabtgefege der einzelnen Städte enthielten. Auguft ke 
ſchloß dieſem Uebeljtande abzuhelfen und ließ zunächſt durch Wie 
Univerfitätöprofefforen von Wittenberg und Leipzig in Verbin 
dung mit feinen Hof: und Kammerräthen eine Prüfung der wow 
Dr. Michael Zeubern zu Wittenberg gelammelten zweifelhefteg 
Rechtsfälle vornehmen und daraus binnen 4 Wochen in Meißen 
im Zahr 1572 den Entwurf zu einem neuen Geſetzbuch bearbels 
ten, und legte tenfelben audy einem Audfchuffe der Ritterfcheft 
zur Biligung und Genehmigung vor. Die Städte wurden 
wohlweislich hierbei nicht befragt, weil man von ihrer Seite 
nur Widerſpruch und Erfchwerung der Sache erwartete. De 
Ritterſchaft hingegen billigte den Entwurf, nur Auguft und ſein 
Gebeimer Rath Dr. Georg Cracau waren nicht ganz zufrieden. 
Der Lebtere arbeitete daher das Ganze noch einmal um, eit⸗ 
fernte jedoch nur das Ehwerfällige und Unpaffende in der Form, 
namentlich in der Menge der lateinifchen Ausdrüde, behielt aber 
die dabei angenommenen Grundfäge bei. So kamen die bekann—⸗ 








5 ” ' - 


* — 5 — 


ten Gonftiturionen des Churfürſt Auguft zu Stande und wurden 
den 21. April 1572 als allgemeingiltiged Geſetz befannt gemacht; 
auch gegen Ende des Monatd Auguft nach «Freiberg mit dem 
befondern Aurfürftlien Befehle gefandt, daß der Rath biefelben 
fofort der Bürgerfchaft mitzutheilen und ſich felbft bei künftigen - 
Rechtsfällen ſtracklich und genau darnach zu richten habe. Die 
Beürzung im Mathe war nicht gering, fand doch fein bisheri⸗ 
ges Recht, wie ed vierhundert Jahre, wenn auch nicht ohme 
mande Veränderung gegolten .hatte, auf dem Spiele. Man 
vereinigte fih daher am 20. Aug. dahin mit der Yublifatiom 
zur Zeit noch Anftand zu uchmen, um fi inmittelft über ge⸗ 
wife Maßregeln zu vereinen, durch weldhe man den fonft uns 
vermeidlichen Verluſte ihres beſondern Stadtredhtd zuvortommen 
fönnte.. Intejien waren natürlih diefe neuen gefchlichen Bes 
ſtimmungen gleihmwol befannt geworden, und da die. 29. berief) 
ben unter andern auch die Abfchaffung des in Kreiberg üblichen 
geheimen Arrefte® und Kummer der Schuldner enthielt, die 
Gläubiger aber die Wohlihat ded neuen Geleßed für fih in Ang 
fprud nahmen, fo fragte der Stadirichter bei dem Rathe am; 
wie er ſich hierbei zu verhalten habe? Der alte und neue Rath 
vereinigte fi hierauf am 14. Febr. 1573 zu dem Beſchluſſet 
man folle über die Stadtgebräuche nad wie vor unveränderli 
balten, beſchloß aber auch zugleih, die Källe, in welchen die 
Gonflitutionen mit den Stadtgefegen in Widerſpruch ſtänden, 
zufammenzutragen und ben Dr. Gracau darüber um feinen Beh 
rath anzugehen. Man wählte zu dieſem Behufe Drei der auds 
gezeichnetiten Mitglieder des Rath, welche alle bereits Bürgers 
meifter geweſen waren, aus, nämlich den mehrmals erwähnten 
Laurentius Sleifher, ferner Wolf Pragern, ben churfürſtlichen 
Zehndner, weicher bei dem Churfürft in großen Gnaden ſtand, 
und Wolf Hilligern nebft dem Stadtfchreiber Ataın Bellmann. 
Am 8. März 1573 unterhandelten dann diefe Männer mit De 
Gracau, richteten aber durchaus nichts aus. Denn Gracau ſchickte 
glei anfangs die Bemerkung voraus, die wenen Beſtimmungen 
feien dahin gerichtet, daß Ihre Ehurf. En. hinfürder in ihren 
Banden ein gleichförmiges Recht haben wollten, benn bisanhewe 
hätten die Schöppenftühle einander wiberfproden. Auch haͤtten 


F 2 





— Su — R 


etliche Staͤdte ein grobes unvernünftiges Kecht, welches wi⸗ 
der die Natur ſei, und dieſes werde hierdurch aufgehoben, 
was bingegegen den gemeinen und natürlihen Rechten gemäß 
fei, dabei würden bie Städte gelaflen. Sie brachten z. B. ihre‘ 
Entgegnungen wegen bed heimlichen Kummers vor und erwähns 
ten unter andern, baß fich bei ihnen bisher mander Bürger 
durch den heimlichen Kummer, welchen feine Gläubiger auf feine 
Güter gelegt hätten, gefriftet und fih fo in Geheim mit bes 
Gretitoren gutem Willen erhalten babe und bei feinen Gütern 
geblieben fei, bis ihm der allmaͤchtige Gott ein Glück auf dem 
Bergwerke beicheret oder er mit guter Gelegenheit Vorſchub, 
Hülfe und Berfegung von denjenigen, weldye Gott mit reidjen 
Ausbeuten gelegnet, erlangt hätte, welche er fonft durch Öffentl 
chen Arreft und darauf erfolgte Klagen hätte müjlen fahren lafſen, 
fo Daß er dann von feinen liegenden Grimden verbrängt Durch ſolche 
Berarmung bahin gebracht worden wäre, feine Bergtheile, wodurch 
er Glück und Rettung zu hoffen hatte, mit großem Schaden liegen 
zu laſſen. Durch folden Verderb fei aber weder dem Gläubiger 
noch dem Schultner gedient, denn der eine werbe zum Bettlen, 
und der andre, nämlich der Creditor, müffe fein Geld auf langwie⸗ 
rige Tagzeiten nehmen und bekomme auch wenig Nutzen Davon. 
So habe es alſo mit den Bergſtädten eine andre Bewandaiß aid 
mit anderen. Denn da ſtecke mander arme Mann all fein Ber 
mögen ind Bergwerk. Wann nun ben neuen Gonfitutienen 
ſtrads nachgelebt werden folle, fo würden viele Leute von Haus 
und Hof gedrängt werden und dadurch dad Bergwerk ins 
Stocken gerathen. Cracau aber entgegnete: der heimliche. Kun 
mer folle nun einmal durch das ganze Land aufgehoben werden, 
wer hinförder verfümmre, folle auch feine Kiage mit einwenden, 
und wer eher fomme vor Gericht, folle den Vorzug haben. Im 
ber Kanzlei und zu Hofe habe man fi aud hierin reformirt. 
Sei doch dur Finanzen und andre Praftifen, wol auch durch 
Berfehen der Secretaire oft Einer dem Andern zuvorgefommer. 
Es werde daher jeht auch Mancher . bei feinen Gütern erhalten 
werben, welche er fonft, wo ibm fo- fchleunig nicht ‚geholfen 
wurde, hätte verlaffen müflen. Was aber den Punkt mit ber 
Cessioe benorum betreffe, fo fei der Schuldtburm viel beſſer, 





denn das an die Hanb geben ober die cesalo benorum. Wer 
hinein geftedt werte und nichts habe ſich zu unterhalten, möge 
nun den Unterhalt bettein. Man möge nur bei etlicher Leutt 
Kindern in ben Städten anfangen, welche die Beute betrögem; 
wie fie nur könnten, au an Bürgemn und ben Junkern. Denn 
wenn fie von den Bürgern gemahnt würden, fo gäben fie ihnen 
Maultafchen dran. Bei Hofe habe man daher die cessio bono- 
rum auch abgefchafft. Uebrigens bleibe der Kummer, welcher noch 
von ber Zeit vor den neuen Gonftitionen herrühre, 

Eine andre fehr wichtige Abweihung beftand in ber Ber 
flimmung, daß die Mutter den Theil des verftorbenen Kindes 
erde, während in Freiberg noch Friedrich im Jahr 1427 der Ger 
meinde ausdrüdtih das Recht beftätigt hatte, was verfierben 
würde, dad folle von einem Kinde auf dad andre und nicht am 
die Mutter fallen. Wäre es aber, daß die Kinter alle verfier- 
ben würten, alfo daß keines leben bliebe, fo folle das Erbe wies 
der an die Mutter fallen. Ebenio beerbte bisher ein Weib ihren 
Mann, wenn feine Kinder da waren, allein, jetzt aber hie es 
unter andern: Wenn ein Mann ftirbt und verläft ein Weib und 
feine Kinder, aber Water und Mutter, fo follen des Verfen 
benen Vater und Mutter an feinen Gütern den britten Theii 
haben. Es waren über beide Fälle gar oft Streitigkeiten aus⸗ 
gebroden, namentlich über Güter, welche nit im Weichbilde 
tagen, doch bisher ſtets, wie z. B. noch im Jahr 1541 und 
1543 gegen. Benedict Paul und 1559 und 80 gegen Jacab 
Wendefampf, zu Gunften bes alten Freiberger Stadtrechts emt» 
ſchieden worden. Der Rath meinte daher, fole man nun bie 
Güter nad den neuen Beftimmungen vertheilen, fo werbe daraus 
große Zerrüttung erfolgen und viel Zank, Zwietraht und Ums 
einigfeit unter ten Blutsfreunden entflehen, und es in ben @es 
richtsbüchern und der Gemeinde große Zerrüttung verurfachen. 
Denn es würte nun ein Jeder, fo zuvor nach Stadtgewohnheit 
abgefondert hätte, hinfürder, wenn es anders gehalten würde, 
laut ber neuen Beftimmungen eine neue Teilung anfahen und 
vor die Hand nehmen wollen, oder, wenn bie Erben verflorben 
feien, mit der Anforderung an den Rath oder das gemeine Gut 
wachen. Gracau entgegnete: Daß ein Water oder eine Mutter 





— 468 — +. 

ihre Kinder sicht. :beerben-follten,, das fel--witer Bolt und: Necht 
dieß hätte man mit Kleiß alfo geändert, und ed folle und müſſe 
binfürder alled nad der neuen Beflimmung .vertheilt: werkem, 
dafür beife nichts. Denn folle ein Water ober eine Mutter. ie 
Kind, welches fie unter ihrem -Derzen getragen, vor fich ſterben 
fehen und nichtd erben, dad wäre wider der wilden Thiere Recht, 
das thäten aud die Katzen nicht. Wer wollte binfürder noch 
Aufl haben Kinder zu ziehen? Aber folche grobe, viehifche, un⸗ 
menſchliche, unbillige Rechte, . fo auch wider die Natur, ferien 
ſeines Erachtens durch alte Gebräuche, weil es dem Walde nahe, 
aus Böhmen- in dieſe berrlihen Lande ‘geflohen. Derowegen 
mälle. man fie audrotten. Denn bie Böhmen häften auch ab 
gröbfte, unbilligfte, unnatürlicye Recht, dad da fein möge. ieh 
aber zuvor nad, dieſen groben, unbilligen Rechten vertheilt wor⸗ 
den-fei, dabei folle es bleiben,. man dürfe fich derenthalben kai 
ner Unrichtigfeit verfehen, was jedoch binfürder zu vertheilen fe, 
das müſſe nad) den neuen Conititutionen vertheilt werden. Den 
Viefelben feien mit befonterm Rathe und Bedenfen der Rechts⸗ 
verltändigen gemacht worden, nicht jeßt zu Meißen,. da ein om 
vent der Kitterfiinde und etliher Doctoren und Ukiverfitäten 
geweien fei, fondern man habe wol 1% Jahre daran geſchmiedet 
und er fei der Kabricator geweſen. Er fagte ferner, ber Pur⸗ 
fchenfteiner habe es auch wegen feiner Leute auf Saita gefudt, 
fei aber aub von denfelben unbilligen Rechten abgewiefen wor 
den und müſſe ſich nun nach den Gonflitutionen richten. Daß 
man auch die bejonderd darüber gegebenen Privilegien vorıwende, 
helfe alled nicht, und wenn man's gleich beim Churfürften fuche, 
er ließe fih davon nicht weifen und ftehe nicht Davon ab, er 
welle ed alio gehalten haben. Er rathe daher nidht, daß man's 
weiter ſuche. Nur wenn's angefochten würde und die Bauͤrger⸗ 
Schaft fi Darauf berufe, möge man ed bei dem Churfürſten 
fuhen und den Verlauf berichten. Es würte aber doch bei den 
Sonftitutionen bleiben. Denn daß die alten Fürſten und Herrn 
der Stadt Freiberg und andrer Stidte Statuten alfe confirmirt 
und einfältig privilegirt hätten, das fei aus Albernheit gefcheben 
und nicht wie jegt erwogen worden. Denn die Höfe feien ein: 
gezogen geweien, man babe damald noch nicht foviel gelehrter 





N 


- 84 — 


Leute al3 jetzo gehalten. Uebrigens wolle er ungemeldet fein, 
denn er habe feinen Befehl vom Churfürften, daß er Jemam- 
dem folche Erklärung thun folle, er thue es auch fonft nicht. 
Weil er aber der Stadt Freiberg ganz wehlgewogen fei und man 
ſich Gutes zu ihm verfehen habe, wolle er e3 auch mit der That 
beweiſen, man folle ed aber in Geheim bleiben laflen. . 

Am 10. März 1573 berichteten hierauf die oben genannten 
Heren dem verlammelten alten und neuen Rath diefen Verlauf, 
und ter Stattichreiber Adam Bellmann fchiltert den Eindrud 
dieſes Berichts fulgender Maßen: Obs denn allen Herren gang 
ſchmerzlich und von Herzen unmuthig war, baß alfo das alte, 
lang erhaltene Stadtrecht fallen und aud Fein Vorwenden 
noch irgend etwas Anderes gelten follte, fo hat man fid) damit 
befümmert und berathichlagt. Doch weil dem Mathe nicht ges 
bühren will wiber den Stachel zu leden, muß mans gefchehen 

laſſen und ſolches dem lieben Gott hefehlen. Lege man fich wis 
der den GShurfürften, fo hätte man den Streich am Halle; laffe 
man's geben, fo würde eine große Zerrüttung in der Gemeinde. 
Und es it, fährt er fort, der Rath mit großer Kuͤmmerniß, 
Zrübial und Traurigkeit derenthalben beladen und alfo von 
einander gefchieden, ten Dingen weiter nachzudenken Man bes 
rietb fi deshalb am folgenden Tage von neuem und gelangte 
hierbei zu dem Beichluffe, ehe man Tiefe neuen Beilimmungen 
der Bürgerfchaft vortrage, erft noch einen Verſuch zur Aufrechts 
haltung des Etattrechid zu machen. Wolf Prager, Wolf Hilli⸗ 
ger und Adam Bellmann befamen den Auftrag fi) nad Tore 
gau zum Ghurfürften und Dr. Cracau zu begeben, unter dem 
Vorwande, der Rath fürdte, daß ed ihm von ter Gemeinde 
nicht allein verweislih fei, fondern auch allerlei Beſchwerung 
machen werde, als ob er nicht gewacht und muthwilliger Weife 
das Stadtrecht, worauf er doc eben fo wie die Bürgerfchaft 
geihworen, verlaſſen babe, wenn er ed nicht unterthänigit an 
feinen gnätigiten Churfürften und Herm bringe und ferner gnd- 
digſten Beſcheides gewärtig fri. Damit fönnten fie ſich dann 
wenigitens bei der Gemeinde entihuitigen und vermöchten ein 
defto ruhigeres Gewiflen zu haben. Gracau erllärte nun zwar, 
dag ter Churfürſt zu Sachſen feine neuen Gonititutionen eben 





um Leipzig, Dresden ober $reiberg willen und weil er: ih: 
nen mit Gnaden gewogen fei, binterziehen oder um zweier 
‚oder dreier Städte willen irgend etwas ändern oder aufhe⸗ 
ben wollte, tarauf fei feine Rechnung zu machen. Weil je 
doch der Rath dabei das Bedenken habe, fi und feinen Kins 
dern bei der Gemeinde keine üble Nachrede zu machen, fo wolle 
er ihr Gefuch heute oder morgen mit allem Fleiße und alfo vors 
bringen, daß e3 fein gnädigfter Herr felbft folle zu lefen befoms 
men. Das eigentliche Geſuch lautete: E. Churf. Gn. wollen ob 
diefem unfern unterthänigfien Suden, fo wir in Betrachtung 
unfrer Pflicht nicht unterlaffen mögen, Fein ungnäbige Miß⸗ 
fallen tragen, fondern gnädigſt geruhen bie inliegenven Artikel 
mit Gnaden zu erwägen und uns bei uniern alten Statuten und 
Gewohnheiten, auch von Chur: und Fürften zu Sachſen, us 
fern gnädigften und gnädigen Herren, gnäbdigften und gnäbigen 
darüber gegebenen Privilegien und Gonfirmationen, welde ohne 
allen Zweifel aus fonderliher Betrachtung der Gelegenheit ‚biefer 
Bergftadt und zur Beförderung bed lieben Bergwerks länger 
denn vor 200 Jahren geordnet und mohl hergebraht, auch bis 
‚anhero in fletem Brauch alfo gehalten worden ſind, - gnädigf 
fhügen und handhaben. Die Antwort bed Ehurfürften erfelgte 
noch denſelben Tag. Er ſprach darin die zuverſichtliche Erwar⸗ 
tung aus, bie Freiberger würden ſich gleich andern Landſtänden 
und Unterthanen in neuen und künftigen Faͤllen den neuen Be 
flimmungen gemäß verhalten und der Rach werde biefelben ge 
bührlih zu publiciren wiffen. Wenn benn, fo fließt er, fünf 
tig unfre Landſchaft von dieien Sachen weiter rathſchlagen wür⸗ 
de, fo wollen wir und gegen fie mit Gnaden ferner. zu. erfid 
ren wiflen und find fonft nicht gemeint eure Statuten, fo den 
natürlihen Rechten und unfern Gonftitutionen gemäß, zu abres 
giren oder aufzuheben. 

Nun endlih wurden den 24. März diefe neuen Beim: 
mungen der Bürgerfchaft mit dem Bemerken belannt gemacht, 
baß allerdings einige Artikel derfelben dem Stabtrechte zuwider⸗ 
liefen, daß man auch das letztere aufrecht zu erhalten gefucht, 
jedoch nichts vermocht babe. j 

Indeffen begannen fich jekt ganz eigne Schwierigkeiten für 





= 


“ 





— 4 — 


den Rath zu zeigen, da zwar biefe neuen Beſtimmungen am 
Si. April 1578 erlaffen und im Auguft deſſelben Jahres auch 
bei dem Rathe allhier angelangt, aber erft den 24. März 1573 
von bemjelben befannt gemacht worden waren. Es enıfland da: 
ber die gar nicht unmichtige Frage, von welchem Zeitpuncte an 
ihre Giltigkeit für Freiberg zu beflimmen ſei. So war unter 
andern ein gewiffer Philipp Jäger vor etlichen Jahren verftor: 
ben und hatte Weib und Kinder binterlafien, welche ſich nad 
dem Stadtgebrauche um feine Güter fonderten. Als aber die Witts 
we einen andern Ehemann nahm und zwei ihrer Söhne ftarben, 
der eine 14 Tage vor Michaelis im Jahr 157% und der andre 
den 1. Ian. 1573, da erhob fi ein Streit, infofern die Ges 
ſchwiſter der letzteren die Erbfchaft vermöge des alten Stadtrechts 
allein erben und bie rechte natürliche Mutter dapon ausſchließen, 
die Mutter binwiederum nad den neuen Gonflitutionen die Kin⸗ 
der davon ausfondern oder aufs wenigfte den dritten Theil von 
der Erbfchaft haben wollte. Andre und ähnliche Falle trugen 
fid »mehrere, unter andern mit einem gewiſſen Würſchberger, 
Potzauer, Knirping und Andern zu, weldhe der Rath nad) tem 
alten Stadtrechte zu enticheiden geneigt war. Derfelbe fuchte des⸗ 
batb unter dem 24. März 1573 fowol bei Dr. Cracau als unter 
dem 30. März bei der cdhurfürftlichen Landesregierung um eine 
Erklärung nah, erlangte aber von feiner Seite eine Antwort. 
Denn Gracaud Stern fing eben damals an zu erbleihen. Der 
Rath foßte hierauf am 3. April 1573 ben Beſchluß, daß man 
die gefeglihe GBiltigkeit der Konftitutionen vom 14. Mär ale 
dem Tage, wo der Churfürft ihnen den Befehl fie zu publiciren 
ertbeilt babe, anerkennen wolle, wünidhte aber doch unterm 83, 
April vom Ghurfürften eine eigne Erklärung hierüber und wandt 
fih deshalb am 1. Mai von neuem an Dr. Gracau und bat um 
feine Zürfpradhe. Aber Cracau, diefer eifrige Wertheibiger des 
KRömifhen Rechts, faß bereitd im Gefängniß und wurde bald 
darauf am 16. Zuli nach Keipzig abgeführt, wo er, wie unfer 
Bellmann nicht ohne einige Bitterfeit in feinem obigen Protofolle 
bemerft bat, im Thurme (der Pleißenburg) faß und wöchentlid) 
mit einem Buldengrofchen (Speciesthaler) geſpeiſet ud ungerebig 
gehalten wurde. | 
» 





Der Ghurfürft ertheilte jetzt ben verlangten Beſcheid duhian, daß 
es bei den während der Friſtung bereits vertheilten Etbſchaften ſeln 
Beenden haben, die inmittelſt noch ungetheilt gebliebenen. Güter 
hingegen ſchlechterdings nach den neuen Conſtitutionen vertheilt 
werden ſollten. Weil aber die Erbſchaftsſtreitigkeiten tregdem kein 
Ende nahmen, indem ſich die Betheiligten, je nachdem es zu ihrem 
Bortheile war, bald auf das Stadtrecht, bald auf die neuen Conſti⸗ 
tutionen beriefen, fo fragte ber Rath unter dem 11. Auguſt 1398 
bei den Schöppenftühlen zu Leipzig und Wittenberg mit Bezug⸗ 
nahme auf gewifle vorliegende Fälle darüber an, ob ein Water 
ſchuidig ſei ſich mit den Kindern nad Abfterben des Weibes 
wegen des Gutes, ſo fie ihm zugebracht habe, zu theilen, ferner 
was ihnen. gebühre, und ob er ſich auch. theilen müſſe, wan ihn 
dad Weib nichts zugebracht, ſondern fie in beſtehender Ehe Ge 
ter mit einander bekommen hätten. Die Antworten fielen jedoch 
auch hier nicht nah Wunfch aut. Gleichwol hielt der Rath 
immer noch fo weit ald möglih an feinem Etabtrechte fe und 
that ein Jahr nad Cracaus Tote, weldher am 16. März) 1595 
auf tem Strohe unter den elendeflen Umftänden und vielleicht 
in Folge der zweimaligen Zortur erfolgte, neue Schritte . bei 
tem Churfürften, wodurd er am 6. Zul. 1576 wenigftend. fo viel 
erhielt, Daß bloß 2 Beſtimmungen, freilih die, für welche: ſie 
ſich am meiften verwendet hatten, in ihrem Stadtrechte. geͤm 
‚dert wurden. Es follte nämlich erfiend von nun an. den Bel 
bern die Wahl frei ſtehen, ob fie von ben nachgelaffenen (Güter 
ihrer Ehemänner ihr Einbringen zurüdiordern oder Überhaupt 
ten dritten Zheil von der ganzen Erbſchaft nehmen wollten, und. 
zweitens follten die Eltern bie Kinder beerben. 

Diefe Abänderungen kamen am 13. Auguft 1576 in ber 
vereinigten Verſammlung bed alten und neuen Rahs zum Bere 
trage, und weil man ed denn nunmehr, fo lautet dad Proto⸗ 
koll, vielmal gefuht und bei den Etattrechten zu laflen gebe 
ten bat und man es nun nicht anders maden kann, benn dem 
Churfürſten, weil er es aus churfürſtlicher Macht für gut exrach⸗ 
tet, unterthänigft zu geborfamen; als fol man ſich hiernach ach⸗ 
ten und richten und die Erhfaͤlle nach den churfürſilichen Con- 
fitutionen und gemeinen fächfifhen Rechten entfcheiden, auch 


was alio allenthalben vorgelaufen iſt um wie mans geſucht hat,/ 
ins Stadtrecht ſchreiben zum ewigen Gedachtniſſe, damit ':die 
Nachkommen ſehen können, daß ed der Rath nicht vernachlaͤſſigh 
verfäumet oder mit: Stillfnveigen: übergangen hat. Denn des 
Kath Hat: e& feit dem Jahre 1578 faft für und für zu Hofe: Yed 
ſucht, wie denn au, mie man es gefucht habe, alles in den 
Stadtrechten nothdürftig eingefchrieben worden iR. Trotzdem blieb 
ben Borwürfe von Seiten der Gemeinde nidt aus, wie Demi 
feibft ‚einige Mitglieder des Rathes (3. B. Trainer und Std) 
äußerten, man habe zur Aufrechthaltung ihrer Gerechtfame nicht 
die wirkſamſten Mitte gewählt, namentlich bie. alten Privikegis 
nicht vorgelegt, fonft hätte es wol durchgeſetzt werden koͤnnen 
Der Rath, welchen dieß Gerede verdroß, verſammelte ſich hieramf 
am 6. Novbr. 1376. Es wurden bier zunädft ale Schriftel 
und Verhandlungen wörtlich vorgeielen und alsdann gerathfcjlags; 
wie diefe Dinge ferner zu fuchen feien ober ob man «8 anbers 
fuhen oder etwas anderd vornehmen folle, damit man aus der 
Mißgedringen Munde komme und dem Rathe nicht viel nad“ 
geredet werben könne. Wolf Hilliger: gab alddann feine Miele 
nung dahin: Weil es zuvor norhdürftig gefucht worben ſei, 
könne er nicht rathen, ‚wie man die Dinge anders ſuchen folle, 
denn der Churfürft laffe fi nicht meiftern. So Pönne er aud 
nicht rathen, daß man mit dem Ghurfürften rechten ſolle. Er 
achte dafür, daß vielleicht Keute feien, die da gerne Geld daraus 
faufen wollten. So Fönnte wol aus anderweifer Suchung Uns 
gnade erwachſen. Denn man ſehe wol, wer heute wohl ftebe, 
fomme morgen in Ungnade. Der Churfürft laſſe ſich nicht Ziel 
und Maaß ftellen. George Köler trat dem bei. George Traie 
ner aber fagte: er wifle anders nicht, ‚denn daß es alleß,. wie 
es verlefen, mit Rath und Vorwiſſen beider Räthe (des alten 
und neuen) nothdürftig gefucht worden fet, was aber nun vor 
den Juriften anderd wolle gedeutet werden. Dad habe er nee 
lich zu Nidern von M. Schüzen und Herrman Piſtoris in Ges 
genwart des Bürgermeifler Prager gehört, daß fie gelagt hätten, 
man babe es nicht genugfam gefucht, man möge fich felber die 
Schuld geben, es follten die Privilegia mit eingelegt werde 
fein. Da man e8 nun könnte aufb neue bei den Rathen ſuchen, 
B4*® 


— . — 


Men biefer Anſicht des Raths vom: Churfürſten gegeben ‚. und 
eablich auch am 1. Febr. 1582 der Schöppenfluhl zu Leipzig 
und Wittenberg darnach zu enticyeiden angewiefen. Deödgleichen 
erhielt bei einer andern Erbicaftöftreitigkeit im Jahr 1604 bie 
Borftellung des Rath, daß in Freiberg feit Menichengedenken 
fein Gerade eingeführt fei, durch einen ‚Befcheid des Churfür⸗ 
fen Chriſtian Il. vom 25. Jul. 1604 eine neue Beſtäͤtigung. 

Endlih ging man im Januar des Jahres 1623 noch weid 
ter und behauptete. grade zu,. der Rath befige die Obergerichte 
gar nicht erblich, ſondern diefe feien ihm blos pachtweiſe übers 
laflen werten. Und in der That hatten auch früher: die Fürften 
Serichtögelder vom Rathe bezogen, doch ſuchte der Rath gleiche 
wel die Zweifler durch die ausdrücklichen fürſtlichen Privilegien, 
wie er fie von Heinrich dem Erlauchten, Friedrich dem Freil« 
digen, Friedrich dem Ernſten, Friedrich dem Geſtrengen, Balz 
thaſarn, Wilhelm Cocles, Herzog Georg und andern Landesfür⸗ 
fen in Händen hatte, zu widerlegen, und ed wurden die ged 
dachten Perjonen abgewieien und nichts weiter gerügt. Wol 
aber fand ver Rath in allen dieſen Angriffen Veranlaſſung ‚ges: 
nug feiner Seitz mit um fo größerer Sorgfalt. über feinen 
alten Rechten zu wachen. Er hatte daher noh am 18. Wal. 
1574 ausdrücklich beichloffen den alten Gerichtögebraud auch fers 
nerbin infoweit beizubehalten, daß ber Stabirichter dad bishen 
übliche vierwoͤchentliche Gericht nach wie vor Öffentlih in. dew 
Gerichtsſtube unverrüdt halten follte. Nur darin hatte er bereite. 
am 11. April 1548 dem Landeögebraude nachgegeben, daß kr, 
nicht mehr Nachmittags fontern Vormittags zu Gericht laß. Er 
faın aber, feit Auguft einen förmlichen Amtskreis gebildet und 
auch den umliegenten Lantadel dem Amte zum heil unters! 
geordnet hatte, mit dieſem churfürſtlichen Amte über die Gerichts⸗ 
barkeit nicht felten in Streit, und zwar nicht ſowol über vie 
auswärtigen Amtsortidhaften ald Erbisdorf, St. Michälis, Nies: 
-derbobrigih und Brand, zu welchem feit 1573 auch die Dörfer: 
Kleinwaltersdorf, Loßnitz, Groß: und: Kleinfhirma, Langhens: 
nereborf, Seilersdorf und Bräumgdorf gelommen waren, aldı 
über die Häufer in und vor die Stadt, Über welde die Gerichtben 
barkeit zweifelhaft war. So wurte 5. B. über die der Papier: 









— Mi — u 2 
mühle au der Moe, weiche auf dem ehemaliger‘ Gubiite UuB 
Domcapiteld . ,‚.ein langwieriger Streit igefütrt und 1000 


fo geſchlichtet, anf. dieſelbe nidjt dem ‚Ober: und Erbgerichte ded 
Naths, welches demſelben über das Stadtweichbiid pachtweife 
zuſtändig ſei, ſondern der Botmaäßigkeit des Amtes unterwörſchi 
fein, und nur gewifle tem Rathe ſeit 1540 bewilligte Geſchefſe 
und Erbzinfen an Geld und Papier dem. Rathe . künftig. verbieß 
Der Rath zeigte fi daher auch bem -Amte gegenüũber: fein 
eiferfüchtig auf feine Rechte. Denn ald 1605 der Amtöfchöfferi 
wie feit :1501 die Amtleute flatt der frühern. Amstöweigte Ye 
fen, mit Namen Hand Beſeler, berfelbe, weicher ſein Haud 
Schulden halber zum nunmehrigen Amthaus abtrat, : 40-8 
Mann beweitter Bürger zur Sicherheit dei ver Hinrichtung wi 
® Uebelthätern begehrte, ſchlug ihm dieß der Rath aus Dad 
Grunde ab, :er brauche diefelbe zur Bewachung der Gtabtı un: 
fei fchöffenfrei, habe es alfo nicht nöthig, befam aber baräber vun! 
Ehurfürften eine Zurechtweifung. Eben fo entflandb 1635 :vam 
über Streit, wo bei Commiſſionsſachen die Sommilfionen, ob I: 
Amte oder Rathhaufe gehalten werden follten. Doch gab. es auf 
Zälle, wo fi) der Rath, freilich erſt auf befontern durfüctiuhei: 
Befehl, mit feinen Bürgern hülfreich erwies. Als ſich 5 BC 
11.. Sul. 1577 in der Loßnitz ein großer Tumult erhob,: weil 
der. Befiger des Knorriſchen Vorwerks es nicht leiden welite, ‚Wu; 
man die Hülfe über fein erklagtes Gut vollſtrecke, und beahatß: 
etliches berrenlofe G@efinde angenommen hatte, mit welchen a. 
fih gegen die Amtögerichte und aufgebotnen Bauern: zur. Wk: 
ſetzte, da bat der Rath auf ausdrücklichen Wefchl des Ghurfässi 
fien 100 Bürger hinausgeſchickt, welche aud tie Widerſpenſtigen 
zum Gehorſam braten und den Lärmen ftillten. ‚Senverbuues 
Beiſe fah ſich der Rath ſchon im nädften Monate defftiden Ye: 
red mit feinen eignen Bauern zu Oberbobrigih und. Gohreige 
einem gleihen Verfahren genöthigt. Diefe wollten naͤmlich Bew’ 
neuen von Rathe ernannten Pfarrer M. Eliad Richter :nicht: 'ame- 
nehmen, fondern einen antern, den fie berufen hatten, ' höben 
und richteten deshalb viel Unfug, Zank und Meuterei an. en 
. " J ot er eh 


N 


9. 











9 — 


wurden dem zu Folge durch etliche hundert Bürger in die Stadt 
geholt und fo. lange mit..Gefängniß beftraft, bis fie fich eine 
Befiern befannen und ins künftige der Obrigkeit gebübrlichen 
Gehorſam zu leiften angelobten. Eine Amderung des Stadt⸗ 
gerichts jedoch hatte fi als nothwendige Folge der neuen von 
Georg eingeführten Rathswahl ergeben, ich meine die, daß nicht 
mebe ein befondrer Bürger zum Stadtvoigt oder Richter verords 
net wurde, welcher zugleih mit den Schöppen die Gerichte der 
Stadt beforgte, Häufer, Ader, Gärten u. f. w. verlieh, Käufe 
und Berfäufe, audy andre Verträge verfchrieb, Arreit und Ges 
lübde annahm, Plagende Parteien verglidy und dergleihen mehr, 
fondern daß jeht aus dem Rath ein Mitglied außerwählt und 
mm Stadtrichter eingefegt wurde. ‚Sein Bezirk ald Richter ers 
fredte fi aber nicht allein über die Stadt und alle Vorftädte 
und Vorwerke, welche bei der Stadt lagen, etliche wenige Häu⸗ 
fer und Drte ausgenommen, welche ald ehemald dem Dommapitel 
oder. Nonnenkloſter oder auch dem Fürſten angehörig dem Amte 
jugetheilt waren, fondern auch über folgende Dorffchaften, als Lich⸗ 
tenberg, Berihelstorf, Müdisdorf, Hitbersdorf, Falkenberg, Obers 
bobrigich, Zuttendorf, Sohra und etliche befondre Höfe und Zölle _ 
in andern Dörfern. Die legteren, nämlich Oberbobrigfh, Tutten⸗ 
borf und Sohra gehörten dazu ald Hospitaldörfer. Beſondre Ges 
richtöfchreiber gab es ſchon früher nicht, wol aber ließen fi von 
1501 an die neuen Stadtvoigte in den @erichten ald Gerichtsſchrei⸗ 
ber brauchen, und haben, wie Moller bemerkt, viel eingefchrieben, 
zumal die Gelübde und Kummer, doc felten untes ihrem ſon⸗ 
dern meiftentheild unter des Stadtrichters Namen. Weil jedoch 
Gregor Gerold eine fehr unleferliche verzogne Hand fchrieb, wurde. 
man 1537 hierdurch veranlaßt einen befondern Gerichtöfchreiber 
in der Perfon des Aurelius Rühlein anzunehmen, fo daß Ber. 
old der legte Stadtvoigt war, welcher den Gerichten als Ber: 
rihtöfchreiber ſtets beimohnen mußte. Nichts deftoweniger blieb: 
er Stadtvoigt und hat als Wiceftadtrichter noch bisweilen ein 
oder das andre Haus unter feinem Ramen verliehen: Wie ed 
aber neben dem Amtfchöfler und Amtfchreiber von Alteröder 8: 
Bandgerichtefhöppen Bad, und dieſet ——— hier die rermaug 
er ir Nor: 





Siichker zu Gotinit Pretſchendorf Bertpeisborf Großtur mm 
VDharautiſchen Walde, Mulda;, Weigmannsdorf, Oberſchaat une 
ver; Beſtellte von dei Allnpeckiſchen Lehnhufen: bekleideten: aut 
bafür in Freiberg Zoll und Geleitsfreiheit genoſſen, ſo gab 4B 
auch neben dem Stadtrichter Gerichtsſchöppen, wilche aus bey 
Buͤrgerſchaft dazu gewählt wurden und mächſt den Arlteſten uud 
VBiermeiſtetn zu den Vertretern der: Gemeinde in ihren. wichtiga 
ſten Angelegenheiten gehörten. Daher ſchlugen auch einige: Slire 
der des Raths bei der Berathung über die Abaͤnkerumg ty 
alten Stadtrechts vor das Verfahren des Raths den Wefäpyem 
zut Rechtfertigung vorzuleſen, fandeir aber keine Zaſimmuug 
Deun .feit: Heinrich 1538 den Rath von jeder Verammwortlichtet 
der Semeinte::und: ihren Vertretern, ten KWierteldmeiflers we 
Xrlteften, gegenüber befreit hatte, war dleſer IhwerBazuigusbblei 
gen fie bei feinen Maßnahmen binzuziehen, -und: nur ganz due 
ordentliche Zälle, wie 3. B. die Unruhen: während deß Ariegt 
zwiihen Morig und dem Churfürften, .donnten ihn. bewegen: hiec« 
von eine Andnafime "zu machen. Daß ed: ſelten geicha ).besaeifk 
der Dank, welchen die vier Ausfchäffe der Bürgerſchaft dacicken 
Dafür ausſprachen, daß fie:gefragt worden feten.. '.T ‚tusirdad 
Auch die Art der. Wahl gab Zeugniß davon. Demchai 
ſeit Georg3 Berordnung vom Jahr 1300 der Rath: aus BR: Pens 
ſonen beftand, ven denen dlle Jahre zwölfe regieren und zehne⸗ 
ruhen, und demnach allemal: ziweie von denen, welche dus dl 
gangne Zahr. gefeflen, dem’ zehnen, welche geruht hatten, Tagen) 
geden, auch alljährlich aus ihnen der Bürgermeiſter neu. gewählt: 
werden ſollte, ſo kam man 156% von Seiten des alten un 
neuen Raths darin Ahberem;:daf: der. figende Rath erſt den tee) 
Rath, weldyer bisher geruht: hatte ,;:imäble, biefem abet mit gem 
meinfamer Wahl: beider Räthe den - neuen regierenden. Bürgemi 
meiſter und dazu einen Kämmerer aus dem .biöher vregierenden; 
Mathe zugebe. "Dabei. galt ed jedoch. als. Regel die Perfoneny 
andzulaſſen, weiche. bereits 2 Jahre geſeſſen ‚hatten ..: fo daß Jess 
mend 5 DB. nie länger als höchſtens 8 Yahre hinter. einander: 
togierender. Bürgermeifter fein fonnte.- Wenn: jedech nene junge⸗ 
Dassen: zu wählen vonnöthen war, die hatte der fibenbe Muth‘. 
allein zu wäpien, aber mir WWerbeflerung ber alten Herren. 


4 





o 2 


Nämlich. wenn man neue junge Herren gewählt hatte, fo’ follte 
der figende: Rath den alten Rath zu .fidy erbieten und anzeigen} 
demnach ihnen ein neuer junger Herr zum Stadtregiment vond 
nöthen und fie fi des N. N. entſchloſſen, alſo feien tes Rathet 
Bitten, fie wollten ihnen hierin ihren Nath auch mitthetlen und 
ob fie einiges Nachdenken hieran hätten, daſſelbige anzeigen und 
bei. ihnen in Verſchweigen bleiben: laſſen. Nach. volibradzten 
Wabl fchrieb man an fürſtliche Durchlauchtigkeit und -bat Wie 
erwählten. Perfonen zur Stadtverwaltung zu heitätfgen und Hall 
dem Churknechte 3 alte Schock für die Kanzler und 12: wi 
Trinkgeld für ihn ſelbſt. Ein gemeiniamed Efien in der Rathä 
ſtube beſchloß die Wahl, die bis zur churfürſtlichen Beftitigung 
ganz geheim gehalten ward. ! : er? || 

Wenn aber einem Befehle Heinrichs zufolge. der alte Rath 
dem neuen zugleich gute klare Rechnung über das, was ſie das utua 
gangne Fahr von wegen gemeiner Stadt eingenommen und aufges 
geben hätten, zu erftatten oblag und er diefem zugleich den Vorrath 
anzeigen lollte, fo verlangte Morig 1545, daß ihm diefe Rechnungs 
ablage gleichfalls bei der Bitte um. die Rathöbeftätigung mit anges 
zeigt werde. Der Rath fchien hierzu nicht. viel Luft zu haben, denml 
er wurde 1546 von Morie nochmals ausdrücklich darauf aufmerkfaw;: 
auch die Befätigung davon abhängig gemacht. Gleichwol bewies 
fih der Rath auch ſpäter hierin fehr faumfelig, fo das Chriſtiam 
der zweite am 2. Januar 1607 wiederum ichrieb: Liebe Getreues 
Wir befinden in unfrer Renterei, daß ihr. eure Rathsrechnungen, 
wie euch wohl gebührt hätte. und Unfre löblihen Borfahren zu, 
mehrenmalen angeordnet, auf. die Jahre ald von 4544 bis 1008 
nicht eingeantwortet habt. Wenn wir denn daran feinen (Ge« 
fallen tragen und ſolche binterfiellige Aechnung zurückzulaſſen 
nicht gemeint find, al& bexehren Mir für Uns und den. Pochge⸗ 
bornen Fürſien Herrn Iohann Georgen und dann in Bormmdbe 
(daft des auch Hochgebornen Furften Deren Auguften, beidel 
Herzöge zu Satfen, Unferer freundlichen lieben Brüder, ihr wiler 
let es dahin richten, damit die reflirenden Stadtrechnungen guid 
(hen Dato und künftigen Leipzigiſchen Ditermeflen im MRER 
Renterei wie auch alle die künftigen Jahre bei Erwählungsbes: 
Ratho und Erlangung Unferer Beflätigung ımertuncst vin ander 





_ ww _ 
wortet: werden mögen: und es anders nicht halten. Daccun gi 
ſaieht Unfre gnädigfie Meinung. Indeß wartete. der Thurfüch 
bis zum ®. Dechr. vergeblich auf die Erfüllung feined Werten” 
gens und fanbte jetzt einen zweiten Befehl nach Freiberg des ie 
halts: Liche Getreuen. Was Wir euch am 2. Januar inſteheid⸗ 
den Yahres wegen Einfchidung der hinterfielligen. Gtabtredyniuns 
gen und fonften befohlen, das if euch umwerborgen. Wenm ˖ Leid 
demielben bei euch. biß auf tiefen Xag- nicht Yolge geſchehen⸗ 
fü. begehren Wir hiermit, ihr wollet bie. in obangezoguen Mies 
fehlig fyecificirte Stadtrehnungen ohne längern Verzugumd guad 
kängften in -Monartfrit nad) Empfahung dieſes Unfers Belek 
ligs in Unfere Renterei fenden und euch hieran nicht writer erd 
innern laſſen. An dem geſchieht Unfre Meinung. ': "-:: mul 
Waren dann alle die Erforderniffe ver neuen Wabl erfüullt 
und war die churfürſtliche Beſtätigung eingegangen, ſo wurde 
biefelbe erft beiden Mätben vorgelefen und hierauf ter Geninek 
befannt gemacht, diefe Gelegenheit aber auch zugleich: beuuig® 
der getreuen Bürgerſchaft ihre Pflichten einzufchärfen. ::7:-Ann 
. Da hieß es unter andern im Gingang: Demnach dinge 
barer, wohlweiſer Rath tiefer Etadt leider befindet, wie Dei Wi 
fen legten Zeiten, gefährlichen Läuften und argen boͤſes Meln 
beibed die Gottedfurcht bei Maͤnniglich je länger je uchr WW 
nehme, fo wie aud der Sehorfam gegen die Obrigkeit, heilſa⸗ 
men Gefege und guten nüglichen Satzungen faſt geringe werde⸗ 
fi) meiſtentheils verliere und fa Männiglich derſelben fich: j 
entbrechen und zu entziehen gemeinet fei; als if wohlgeneldeter 
Rath Amtöwegen unumgänglich verurfacht und bewogen worden’ 
auf Mittel und Wege zu denken, wie ben noch fäglic) einrtie 
Senden Mißbräuchen, Unheil und Uebelſtänden fo viel möglich 
zu geiheben, gefteuert, gewehret und alles Unhell ‚ahgewenbef 
werben möge. Und anfänglich zivar, beißt es dann weiter, ſeUm 
billig ein Jedes ohnedieß beiter Maßen wiſſend fein, demnach 
wahre Gottesfurcht ein Urſprung alles Guten iſt, dagegen aber 
durch unordentliches gottloſes Leben allerhand Unrath, Fehls ul! 
Doͤſes geſtiftet und angerichtet wird, daß Keinem nicht gebüpreh! 
wolle, fo lieb ihm feine zeitliche und ewige Wohlfarth ſei, weder 
wis: Derten noch Werken wider Gott ober fein-:heiliges BER 





5 “ » 
. 


— u — s 


im geringflen zu handeln. Dieweil aber, wie bie Erfahrung 
bezeuget, ſolches alles oftmald von Vielen vergeßlih hintangeſetzet 
und vielfältig überfchriiten wird, als will Ein Ehrbarer Rat 
alled Bottesläftern, Fluchen und Schmwören, ingleihen Verach⸗ 
tung des feligmadyenden Wortes Gotted und des Brauches der 
heiligen hochwürdigen Sacramente, wie denn auch alles üppige, 
unkeuſche, unzüchtige, fihandbare, unverfchämte, ruchlofe Leben 
fowol als den Müpiggang, Scinden, Schaben, wucherliche Con⸗ 
tracte und dergleichen bei ernftlicher willführlicher Strafe verbos 
ten baben. Die nächte Ermahnung galt dann dem Gehorfam, 
und daß fich ein Jeder bereit halte mit feiner Zurüftung auf 
Erfordern, zu welder Zeit und wohin es begehrt werde, fich zu 
Rellen, vor dem Rath und Gericht auf ergangne Vorladung zu 
rechter Zeit zu ericeinen und feine Abgaben ordentiich zu ents 
richten. Der dritte Artifel betraf tie Feuerrüflung, der vierte 
aber befahl, daß fein Bürger einige fremde, unbetannte oder 
verbacdhtige Leute aufnehme, hauße oder berberge, fondern fo Je⸗ 
mand einen Hausgenoſſen aufnehmen wolle, dieß nur mit Vor⸗ 
wiſſen und Einwilligung des Raths thue, damit derſelbe das 
Buͤrgerrecht erlange, auch ſonſt ſo viel Nachrichtung eingenom⸗ 
men werden möge, wie auf ſeinen Todesfall ſein Weib und 
Kind verſorgt werden möchten, daß fie nicht dem Armenkaſten, 
welcher obnedieß genugiam beſchwert fei, zu ernähren heimſter⸗ 
ben dürften. Wie denn aud, fo lautet die Belanntmachung 
weiter, ein Jeder, fo ſich bisher bei gemeiner Stadt aufgehalten 
und dad Bürgerrecht nicht erlangt hat, daſſelbe innerhalb Mor 
natöfrift gewinnen oder hernady nicht aufgenommen werden ned 
ferner bei gemeiner Stadt geduldet werden und zu dem Ende . 
förderlichft eine Wifitation vorgenommen werden fol. Wie denn 
fünftens ingleihen auch fein Bürger oder Einwohner einem aus 
dern, der nicht Bürger ift, fein Haus und Hof alihier oder 
irgend etwas davon als die Biere, Röhrwafler, Räume, Ställe 
und andre Gebäude verfaufen, vermietben oder verpfänden fol, 
der nicht felber auch Bürger ift und ſolches nicht felber beſitzen, 
auch die gemeine bürgerlihe Beſchwerung glei einem andery 
Bürger mittragen will. Und weiche die Berlaufung der Hänfer 
wegen folder Leute, die dem Rathe und gemeiner Stader za 





Bürgern nicht: leidlich, fördern, dazu Rath und That geben, bie 
follen unnachläßlich nah €. E. Ratte Erkenntniß geftraft:- wer 
ven. Der fechfle und eilfte Artikel handelte dann über die reits 
mäßige: Form der Haudfäufe und der Art Baulichfeiten worzus 
nehmen, der fiebente, achte und zehnte über die Art Feuerſchaden 
zu verhüten fo wie über die Bereitfchaft der Feuergeräthe und: bie 
Baulichkeiten .zu diefem Zwecke, der Ute über die Reinlichleis bes 
Straßen. Er beſtimmte unter andern: wie feinem, wer 8 .aud 
fein möge ‚:&erftattet werden folle, inmaßen ſich Eiliche bisanhere 
unterfianden hätten, WMiftitadeln vor ihre Häuſer zu machen, 
fondern es follten bicfelben folche unverzüglich bei Wermeibung 
€. &. Raths .Etrafe wieder abichaffen und dann falle fidy auch 
des Waſchens aud den Möhrkaften und Brunnen Männiglich 
gänzlich enthalten. Die legten drei Artikel endlich lautetenn 
Demnach auch Einem Erbaren Rathe in Erfahrung gelonsmen; 
daß beides in und auch vor der Stabt unter den Prebigten 
Zehen und Gefellichaften bei dem Brantweine, Werniuthblere 
und fonften allerlei ungebührlicye Gelage und Anfenthaltung ded 
Sefindeld, auch bisweilen wol fremder und verbädtiger Kenia, 
verftattet werten follen; fo will E. E. Rath nicht allein :bih 
Rottmeifter und Saflenfchöppen ihres Amtes mit Fleiß erinnert 
fondern aud alle und jede Bürger und Einwohner in und u 
der Stadt ihrer Pflicht hiermit vermahnet und ernſtlich audy bei 
unnachläßlicher Strafe geboten haben, daß fie ſolche Zechen unser 
den Predigten wie auch fonft alle andern ungebührlichen Geiaie; 
Schwelgerei, Aufbalten tes Gefindels, unſchambares Weſen uw 
Unzudt in ihren Häuſern keineswegs verftatten, ſendern alles 
ungebührliche Weſen bei Tage und Nacht gänzlich abfchaffen und 
meiden, daß auch die Rottmeiſter und Gaſſenſchöppen, wenn ſie 
ſolches in ihren anbefehlnen YWachbarfchaften erfahren, E. €: 
Rathe alſobald anzeigen und dann die andern Nachbarn und 
Bürger, ſo um und dabei wehnen, ſolches keineswegs verſchwei⸗ 
gen bei ernſter unnachläßlicher Strafe. Nachdem auch (13tenb) 
egliche .eigennügiche Leute befunden werden, welche zu ihrem 
unchriſtlichen Vortheil, ſchaͤndlichen und ſchnoͤden Gewinft aller 
lei von Getraide, Hopfen, Malzen, Butter, Käfe, Scheit⸗ und 
Heispolge fo wie anderen Victualien, fo man zur Leibe Rahrung 


und Nothdurft bedürftig ift und zu Markte und feilem Kaufe 
bringet, in und vor der Stadt auflaufen und dadurch vops 
fäplibe Steigerung und ungöthige Theuerung . zu merlklichen 
Abbruch, Beſchwerung, Schaden und Nachtheil gemeiner Stabt 
Einwohner veruriaden und zuziehen, auch dahero dad liebe Ag 
muth deſto fehrer gedrüdet und beichweret wird u. f. w.; als fol 
ein jeder Bürger, Einwohner und Untertban mehr ‚nicht, deux 
was er zu feiner felbiteignen Nothdurft und Haushaltung bee 
darf, einfaufen und aufſchütten, fonft aber durchaus feinen. Wun 
cher treiben noch Steigerung verurjachen bei Vermeidung E. & 
Rathes ernfiliher unvermeitlicher Strafe. Man fol (14tend) 
auch Fein fremd Bier nicht geftatten in die Etadt zu führen, . 
fo wenig ald die Wirthe, fo Biers oder Weingafte ſetzen, dema 
felben nad gehaltner Malzeit Karten oder Würiel geben nadk 
denfelben zu fpielen oder über gewöhnliche Zeit zu ſitzen verſtat⸗ 
ten jollen, alles bei E. E. Raths Strafe Inmaßen denn. auch 
denjenigen, fo bei nächtlicher Weile in ben Gallen umher fire 
den, ein wiltes und wüſtes Gefchrei treiben und verführen, mit 
Fleiß nachgetradhtet, fie zur gefänglihen Daft gebracht und ders 
maßen geitraft werden fullen, daB Andere einen billigen Ab⸗ 
ſcheu darob tragen. . 

In diefen und andern Beziehungen tie Bürger zu beauf« 
fihtigen, dazu war von nun an der Stadtvoigt beitimmt. Er— 
hatte zwar feinen Aufenthalt zumeift noch in der Gerichtsſtube, 
doch nur, wenn der Stadtridter oder Gerichtsſchreiber zugegen 
waren, um ihre und ihrer Beiliger Aufträge auszurichten, aber 
er hatte nicht tie Macht unangemeldet in die Rathsſtube zu ges 
ben , auch follte er jib der Gerichtsbücher und Gerichtsacten ent⸗ 
halten, ‚Diefelben nicht öffnen , noch vielmeniger etwas darin oder 
daraus fchreiben, und wenn der Gerichtöfihreiber in Abweſenheit 
ded Etudtridterd aus der Gerichtöflube abgefordert wurde, zus 
gleih mit ihm heraus entweichen. Dagegen batte.er Eorge zu 
tragen, daß zu jrder Zeit am Tage die Gerichtsknechte, wo nichß 
alle, doch zum wenigften ihrer zwei unten im Raıhhaufe vor des 
Gerichtsſtube aufwarteten und gefunden würden, damit fie der 
Rath, die Gerichte oder wer fonft unter der Bürgerſchaft zum 
Schutz oder bei andern Gelegenheiten ihrer bebürfse, isder Zeit 





dort anträfen. ';Deögleichen fland aud ber Wachtmeifter mit dem 
zur Wache verorbneten 10 Bürgern unter ibm, unb ed bag ihm 
0 Berſchaffung zu thun, daß aus den Wächtren zwei neben 
einem Serichtödiener fletd am Rathhausthurm verblieben und ſich 
bei felbem finden ließen, zwei andre aber, von welden jeber eins 
Laterne mit einem brennenden Lichte tragen follte, auf zwei 
Yarten die Stunden vermeldeten und ausſchrieen, und daß ber 
Wachtmeifter oder ein andrer Bürger, welchen ber Stadtvoigt 
bierzu- tüchtig erachten würte, mit zwei Wächtern und einem 
Stadtknechte diefe ftilihweigend beobachte und ſich bei ihnen 
darnach erfundige, ob etwas vorgefommen fei. Desgleichen war 
ed.ter Stadtvoigt, welchem ber Wachtmeilter im Sommer Abends 
um 10, im inter um 9 Uhr die Schlüſſel zu den Pförtlein ber 
Thore überantworten follte, und bderfelbe durfte ohne Vorbewuſf 
und beiondern Befehl des regierenden Bürgermeifterd das Pförts 
den wieter zu öffnen fich nicht unterfiehen, wie er benn auch am 
Tage, fobald ein Todtſchlag vorgefallen war, die Pförtiein fofort 
zufchließen zu laflen verpflichtet war. Auch darauf hatte er zu 
feben, daß die Viertelſtunden am Rathhausthyurm durch Hörn⸗ 
lein gemeldet und vom Wächter auf dem Petersthurm darauf 
geantwortet würde. Dieſer Zhürmer nämlich war 1519 zugleich 
ald Hausmann auf dem Petersthurm und ald Stabtmufilus am: 
geftellt worden. Seine Obliegenheit war es alle Stunden den 
Zugleiger zu ziehen, alle Zage früh um 3, Mittags um 11 und 
Abents um 8 oder 7 Uhr, je nach der Jahreszeit, zu blafen (fp&- 
ter daB Häuerglöcdchen anzuziehen), damit ſich Die Bergleute beim 
Ein: und Ausfahren darnach richten fönnten, bei der Annäherung 
von Reitertrurpd aber in die Trompete zu floßen und eine weiße, 
bei einem Feuer eine rothe Fahne auszufteden. Da er nun zus 
gleid 1549 dad Recht befam, falls ein Bürger auf einer Hoch⸗ 
zeit eined Srielmanns bedurfte, dieſes zu verrichten und bafür 
bei einer Schenkhochzeit 18 und bei einer Abendhochzeit 12 Er. 
Pfeiferlohn, fo wie von den jungen Gefellen ein Trinkgeld zu neh⸗ 
men, wogegen er fie nebft feinen Gefellen den erften Tag und Abend 
nun aud nicht mit Aufiverfen der Zeller und Zahlbreter be 
ſchweren follte, fo war hiermit zugleich feine Stellung ald Stadt⸗ 
pieifer beſtimmt. Als folcher hatte er feit dem 17. Mai 1866 





— sa8 — 


vom Petersthurme taäglich Mittags um 10 Uhr 5 bis 6 gute 
chriſtliche Lieder abzublafen, und Sonn: und Feſttags ber Kirche, wo 
die Gantorei war, beizuwohnen. Sein Lohn beftand im Jahre 1540 
aus 18 Gr. die Woche, und außerdem jährlich aus einem halben 
Schragen Holz, 1 Thlr. 9 Gr. Geld zum Pelze, 12: Gr. zu den 
drei heiligen Abenden und 39 Gr. aus dem Zehnden, wozu ſpa⸗ 
ter noch das Neujahrögeld von den Bürgern fam. Dad Gelb 
für Die Bürger hingegen, welche zum fteten Wachtdienſt verorda 
net waren, ben fpäter fogenannten Stabtfoldaten, welches auf 
die Woche 10, dann 12 Gr. betrug, wurde durch eine Auflage 
auf jede Zeuerftädte aufgebracht, und dem Wachtmeifter, welden 
feis dem 30. Septbr. 1568 flatt des Nachrichters die Nachtwache 
bielt, noch außerdem 7 Gr. für die Einnahme der Hirtenpfrüudg 
in ber Vorſtadt und 4 Gr. von jedem Jahrmarktstage vorn 
abreicht. 2 

Wenn nun aber der Wachtmeifter fowol als der Stadtvoig 
es vor allen mit der Sicherheit und Ruhe der Stadt zu thun 
hatten, wenn fie bemnady alem Zufammenrotten, unartigem Ge⸗ 
(rei, Geblöde und Geplärre feuern, den Rachtrafplern zu 
Haufe zu geben freundlid befehlen, in Bier: und Beinhäufern, 
wo Abends über bie Zeit gefeflen, geioffen, gefpielt oder andre 
Unart getrieben würde, Schicht maden, des Sonntags und in der 
Woche unter der Predigt die Brauntwein und verdäctigen Biers 
bäufer beauflihtigen und jeden, wen fie außer Wandersleuten 
da fänden, mitnehmen, ja felbft im Noihfall ihre Wirkſamkeit 
bis auf die Rathsdoͤrſer erjtreden follten;, fo waren hinwiederum 
für Handhabung der Marktpolizei zwei befondre Diener unter 
dem Namen ber Marktmeiſter angeftellt. Sie befamen den U 
Zetbr. 1601 folgente Beſtallung, welche für die damalige Markt⸗ 
polizei fehr bezeichnend iſt. Außer der Auflicht über richtiges 
Maas und Gewicht wurde ihnen nämlid aufgetragen: alle Waa⸗ 
ten, wie die jeien und Ramen haben möchten, welde zu Marlte 
geführt oder fonft gebracht würden, mit Fleiß zu beſichtigen, ob 
ſoiche ungefälit, gut und tüchtig feien, und was nicht ber Art, 
befunden würde, alfobald anzubalten und anzumelden. Um. beis 
willen folten fie z. B. alle Deringe und -gefalzenen Fiſche, Te 
allhier tonnenweife oder fonft nicht allein auf dem Martte;, fon« 

> 





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dern auch in Haͤuſern niedergelegt und verkauft wuͤrden, auf 
ſchlagen und in Augenfchein nehmen, und wer die Beſichtigung 
verweigerte, anzeigen und zur gebührenden Strafe bringen. Es 
war dieß ganz im Geifte einer Zeit, wo fogar am 5. April 1595 
eine churfürſtliche Fifchorbnung zu Freiberg befannt gemacht und 
auf dem Fiſchmarkte am Nöhrlaften ein Fiſchmodel sSffenflid) 
angehängt wurde, woraus zu erfehen war, wie groß man bie 
Fohren, Hechte, Weißfiihe, Schmerlen, Eiteriffen unb bergieis 
hen fangen ſollte. Aus demfelben Grunde wurde auch alle Mor: 
gen früh um 8 Uhr das Zleifd von dem Abends zuvor gefchladh- 
teten Wieh in den Bänken geſchätzt und durfte zu Haufe ohne 
Erlaubniß ded regierenden Bürgermeifters nichts verkauft werden. 
Die Schätzung beforgten einige Rathömitglieder zugleich riit dem 
Stadtvoigt und fie hatten nicht nur den Preis zu beſtimmen, 
fontern auch zugleih mit den verorbneten Handwerkomei⸗ 
flern darauf zu fehen, daß ed von feinem anbrüdigen , wir: 
beifüchtigen oder fonft fchadhaften Wieh fei. Daß dieſes Geſchaft 
nicht fo leiht war, geht aus ber Menge Vieh hervor, welcheb 
in der fo volfreihen Stabt damals von den 16 Meiftern ge 
fhladhtet zu werden pflegte. Wurden doch im Jahr 1571 am 
34. Decbr., ald an dem heiligen Chriftabende, befage der Raths⸗ 
verzeichniffe nicht weniger ald 58 Rinder, 140 Schweine umb 
450 kleine Stößer gefchlachtet und öffentlich in den Banken ver 
Fauft. Mit nicht minderer Sorgfalt wurde auch an den Marft» 
und andern Tagen auf richtiges Gewicht bei den Bädern, ein⸗ 
heimifchen und fremden, gefehen. Auch hierzu waren aud bem 
Rathe befondre Perfonen verordnet, welche mit den Marftmeis 
fern zu gehen und namentlid Sonnabends das Brod aufzuziehn 
hatten. Es hatten nämlich nicht nur die zwei Krumbenneröborfer 
Mühlen, ferner die Klippels und Stodmühle vor dem Erbiſchen 
Thore, die Freibergsdorfer⸗, Falkenberger⸗, die zwei Halsbrüd: 
ner:, die Rothfurther, die Sand: und Waltersborfermühle, fons 
dern auch die Plabbäder in Krumbennersdorf, Conradsbdorf, 
Rotbenfurtb und dad Vorwerk A. B. ©. (jet Sachfenhof) ba 
Recht, Brod für die Stadt zu baden und Sonnabends zu 
Markte zu bringen, nur mußte ed 8 Loth fchwerer wiegen als 
Das Stadtbrod. 





Sonderlih, heißt e8 dann unter andern in der Marktmeis 
ſterbeſtallung, fol es ihnen eingebunden fein, daß fie keinen 
Auswärtigen oder Fremden, fo nicht Einwohner find und Bürs 
gerecht haben, nachgeben oder verftatten, etwas an Waizen, 
Kom, Gerſte, Hafer, Erbfen, ein, item Flachs, Garn, Lein- 
wand noch irgend einer andern Waare, was bad aud fein 
möchte und zu Markte zu kommen pflegt, ehe und zuvor ber 
Marttfteden gefället und der Seiger zehn gefchlagen hat, zu eig» 
nem Gebrauch anzufaufen, von einem Wagen zum andern zu 
laden oder in Säden und fonft in bie Herbergen und Häufer 
zu tragen. Diefer Marktſtecken wurde nämlich alle und jede Markt: 
tage (ald Mittwochs, Freitags und Sonnabends) und außerdem 
an den Sahrmärften und brei heiligen Abenden aufgerichtet. Des⸗ 
gleichen war auch Keinem verftattet Bretter, Pfoſten, Schwarten, 
Latten, Schindel, Bauholz und dergleichen bei Jemandem abs 
oder einzulegen, fondern es follte ſolches Alles auf freiem Markte 
fiehen bleiben, bis es verkauft war. So war auch Niemandem 
denn nur allein angefeßenen Bürgern nachgelaffen, Getraide und 
andre Waaren, als Brod, Semmeln, grüne, geſalzne oder dürre 
Fiſche, Krebie, geräucherte Zifche, Sped, gefchmelzte und ge 
falzne Butter, Böhmifhe und andre Käfe, Gänfe, Hühner, 
Zauben, Vögel, Eier, grünes und dürres oder gebadned Oba 
Pflaumen, Zwetzſchen, Kaſtanien, Nüſſe, friſche und welke Rü⸗ 
ben, Zwiebeln u. ſ. w. auf Wiederverhandeln einzukaufen. Denn 
das Getraide ſollte ſo lange auf freiem Markte gelaſſen werden, 
bis es gar verkauft war. Die andern Eßwaaren aber war ein 
Jeder, wer ſie Fuder⸗ oder Karrenweiſe zu Markte brachte, 
ſchuldig drei Tage lang öffentlich feil zu halten. Dann erſt 
konnten fie dieſelben an die Krämer, Fiſchhändler und Höder 
verkaufen. Dieſes ſogenannte Marktrecht beſtand für Freiberg 
ſeit dem 22. Juli 1545, wo zugleich beſtimmt ward, daß Nies 
mand in der Stadt von Jacobi bis Bartholomäi Schwämme, 
Pilze, Reiten und Beere feil habe, damit man das junge Weil 
jur Ernte brauden könne. 

Enndlich erlangte man auch den I. Novbr. 1619 das Acht 
eines freien Kornmarkts. Der Churfürſt Johann Georg ver 
ordnete naͤmlich, daß wöchentlich 2 Tage, Ir Mittwochs 

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- 8 — 
und Sonnabenbs, die Bufuhr von allerhand Getraide nach der 
Stadt frei fein follte, doch fo, daß die Fuhrleute auch andre 
Tage fell haben könnten, wenn fie wegen böfen Wetters ober 
Weges die Stadt an ben gefesten zwei Tagen nicht zu erreichen 
vermöchten. Ingleichen wurde dem Rathe dad Recht ertheilt, 
daß er überall im Chur: und Fürftenthume Sachſen Getralde 
einkaufen, zu Waſſer oder zu Lande, wie ed grade fein Fonnte, 
in die Stabt bringen und auf den Nothfall auffchütten durfit. 
Dabei wurde alles Mädeln und Auflaufen bei Berluſt des: Ge⸗ 
traides gänzlich verboten und es gefchah nicht minder Berorduuug 
wegen des Auffchüttend in Müblen, daß ſolches bier nicht eher 
"zu geftatten fei, als wenn’ die Yuhrleute dad Getraide auf dem 
Markte nicht hatten verkaufen können. Wie dent Überhaupt, 
feit der Rath von Auguft 1569 den Mühlenzwang für ſeine 
Mühlen erhalten hatte, auch dieſe unter die firengfte Auffſicht 
geftellt waren. Diefe Aufficht erſtreckte fich nicht nur über 80 
Mahigeld und die verordnete Metze, fondern auch über die My: 
fuhren, welche nöthigen Falls der Rath mit feinen Pferden über 
nehmen werde, und die Maft der Schweine für die Gtabt. 
Eigne 3. B. durfte der Müer nicht halten, eben fo wenig Tati⸗ 
ben, wol aber eine mäßige Anzahl Hühner und Gänfe And zwei 
Kühe. Um jedoch auch auf den Fall gefichert zu fern, daB etwa 
Waſſermangel eintrete, legte der Rath 1540 bei dem Niederklo⸗ 
fter eine Rogmühle an mit 4 Gängen, nämlich zweite zum Malz 
und zweie zum Korn, und man fing auch bereitö 1841, «ts 
ein großer Froft einfiel, an, darin zu mahlen. Und fo hat fie 
fpäter gar manchmal nody der Stabt die trefflichſten Dienſte ge: 
Veiftet, fo daß man 1580 Willens war, eine zweite auf der Fifcher- 
gaffe anzulegen, da wo ehemals bie Badſtube ſtand und -jegt die 
Jahrküche ift. Denn die Badſtube hatte man feit 1490 an bie 
Münzbach verlegt. Doc) unterblieb diefer Bau der Koften wegen. 
An der Nähe der NRoßmühle zwifchen dem Kreuz⸗ und Meißs 
nifhen Thore lag auch das alte Kornhaus, welches dem Armen: 
kaſten gehörte und wo dad Korn aufgefhüttet warb, welches 
"man dem lieben Armuth zum Bellen wöchentlich verbaden und 
aufigütten ließ. Weil jedoch 1632 bad alte Findelhaus vor 
dem Meißnifchen Thore von dem Paiferlichen Oberften Mor vom 


— u — 


Babbe eingeäichert worden war, ſo diente haffelbe von nun ap, 
auch zugleich mit dazu, die armen Findelkinder aufzuziehen und 
ya ernähren. . Fuͤr bie Bürger hingegen hatte der Rath 1479 
den Zürfienhof an der Stadtmauer zwiſchen dem Erbifgen und 
Peterothor zum Kornhaus angefauft, nachdem ihn zulegt bie 
Heiſchneider zu Lehn gehabt und im gedachten Zahre um 600, 
Gulden verkauft hatten. Aus den hier aufgehäuften Worräthen. 
wurde dann in Zeiten der Noch und Theuerung Getraide unter. 
die Bürger vertheilt, wie denn auch die Bürger in wohl, 
feiler Zeit wiederum Getraide dahin abliefern mußten. Als man, 
5 B. 1846 den Scheffel Korn um 12 Gr. kaufte, mußte jeder 
Bürger von einem Gebräupe Bier zwei Scheffel auf das Korn⸗ 
haus einliefern, um es fpäter im theurer Zeit ben ärmeren ab« 
laffen zu fönnen. . 

Eine gleihe Sorgfalt, wie dem Eins und Verkauf von 
Lebensmitteln, widmete der Rath auch dem Getränfe. Daß 
mertwürdigite Beijpiel davon liefert die Weinordnung, welche 
der Rath 1569 erließ und in den Jahren 1608 und 14 erney: 
erte. Hier wurden zwei aus dem Mittel des Raths, zwei aud 
der Bürgerfhaft nebit den Viſirern zu förmlichen Weinkoſtern 
verorbnet. Dieſe folten auf dem Rathhaufe in einer beſondern 
Stube alle Wochen Sonnabend Nachmittag um 12 Uhr figem 
und fi allda finden laffen. Ihnen mußten nun alle Wein 
händler ihre Weine, fo fie die nächſtfolgende Woche zu verkau · 
fen Willens waren, durd die fonderlidy dazu verorbneten Wein» 
zufer zum Koſten überfhiden. Die Weinrufer waren babe) 
verpflichtet allzeit mit in den Keller zu geben, um zu fer 
ben, aus welhem Faſſe die zu koſtenden Weine abgelaflen 
würden. War darnach die Taxe beſtimmt und auf eine Tafel 
verzeichnet, fo wurde der Wein aus dem Faſſe im Keller noch ⸗ 
mals gekoftet und wurde er von gleihem Geſchmace befunden, 
zugefiegelt. Naͤchſtdem follten die Weinkofter und Viſirer alle 
Jahre viermal, mämlicy jedes Quartal einmal, unverwarnter 
ade herum in die Keller gehen, die Maße unterfuchen und 
die Weine mit Fleiß ofen, und danu darnach bie Tare beflim 
wen und an die Faͤſſer ſchreiben. Daher folten auch die Wein: 
händler einen Jeden, welder Wein haben wollte, felbil Laflen 





— 8A — 


Stadtgraben iſt ein hoͤlzernes Gerinne gelegt, welches zwar. 
Jahr 1641 auch. von Stein verfertigt und mit einem ſtarken Mies 
gen verwahrt worten war, aber zwei Jahre hernach bei ‚ber 
Korftenfohnfchen Blocquade durch Spielung einer gefehten Mine 
ganz wieder in Haufen ging. Im befagten Jahre 1641 bay 
man über dieſes Serinne auch am neuen Zeiche beim Peteröthore 
Anftalt gemacht, wie dab Wafler zu gemeinem Gebrauch in bie 
Stadt geführt und derfelben nicht leicht benommen werben. könnfe. 
Sonft haben die Bürger in den meilten Däufern ihre bejonberg.. 
Röhrwafler, welche fie an erhöheten Orten bei friſchen und zeis 
nen Quellen faffen und durch Röhren in die Stabt fließen. Info 
* Alſo iſt im Jahr 1574 das Waſſer zum Fernenſiechen, 
fo für ein heilſam und geſund Waſſer hin und ber beſchricen if, 
erftlich zwar auf den Peteröfirchhof, hernach in befondre Käufer 
geführt worden. Am meiften hatte ſich aber 1549 der Bürgers 
meifter Hieronymus Münzer um die Waflerverforgung ber Stadt 
wie auch) um die Wiederherftelung der alten Kelleranzüchte vers 
dient gemacht Er ftelte namlih am 11. Mai des gebachten 
Jahres mit Erlichen des Raths und andern verftändigen Leuten 
eine genaue Beſichtigung der Quellwafler an und ließ Mes ors 
dentlich aufzeichnen, wo und an welchen Orten die Quellen ent 
fpringen, wie weit und wo bie Röſchen und drauf die Röhren 
geben, ingleichen wie viel Lichtlöcher die Gelege haben, und zwar 
das Obergelege im Walde beim Hospital und das Untergelege 
bei dem Halögerichte der Stadt und wo biefe Gewäller zufame. 
mentommen. Es fanden fid dann babei allerlei Gebrechen und 
Betrügereien, indem fowol die Röhrmeifter ald andre Perfonen 
eigenthätiger Weiſe Spunde und Zapfen in bie Röhren gemacht 
und der Stadt dad gute Waſſer entzogen und dagegen fremde 
unreine Waſſer hatten in die Röhren laufen lafien. Es wurde 
deshalb auch ein Verzeichniß und befondrer Abriß diefer ganzen 
Duelle und Stollenwaffers verfertigt und auf dem Rathhaus 
niedergelegt. Etliche Quellen und Brunnen, fährt Moller fort, 
findet man auch für fi in Häufern und es fließt überdieß durch 
das Untertheil der Stadt dad Wäflerlein Luſitz, welches man 
indgemein die Münzbach neunt. Derfelbe muß damals mehr 
Wafler gehabt haben, als jegt, da uns niehrfah, z. B. unter 





dem Jahre 1558, 1546 und 1569 von Ueberſchwemmung bes 
Gebäude und des Zwingers durch denfelben gemeldet wird. 

Was aber die anderweiten Obliegenheiten bed Baumeiſters 
enbetrifit, fo Rand zunaͤchſt der Marftal unter feiner Aufſicht, 
Hier hatte er die Wagen und Schlitten und Geſchirre in Acht 
ya nehmen, jedoch die behangenen Wagen nicht ohne Erlaubniß 
deb regierenden Bürgermeiſters zu verleihen, auch darauf zu ſe— 
den, daß die. Fuhrknechte und Außreiter oder Khürknechte, welche 
darin wohnten, nichts zu ihrem Vortheile benugten. Desgleis 
den fland des Raths Kücyengeräthe, als Bratfpieße, Fiſchtiegel, 
Beine und große Schüffeln, Kannen, Keffel, Dreifüße und ans 
dere, was die Bürger bei Hochzeiten vom Rathe zu leihen x 
pflegten, unter ihm, eben fo war dad Bau:, Jahrmarkts⸗ 
und Beuergeräthe, fowie die Stragenbefferung und Pflafterung 
feiner Fürſorge anvertraut. “ 

Dieweil aber zu einer wohlgefaßten und ordentlichen Pole 
zei unter andern Perfonen aud) ein gelehrter, erfahrner und ges 
treuer Arzt gehört, fo lautet der Anfang der Beftallung des 
Doctor Paul Pleißner zum Stadtphufitus vom Jahr 1588, alfo . 
hatte man zweie derfelben auf jährliche Auftündigung gegen eine ® 
Beſoldung von 90 Gulden angefiellt und fie verpflichtet, Ries 
manben, namentlich aber die Armen, nicht durch zu große Forhes 
rungen und dadurch, daß fie die Gebrechen ſchwerer machten 
als fie fein, oder fremde theure Arzneien verfchrieben, zu bes 
ſchweren, die Hebammen in der Stadt zu beaufiihtigen und bei 
den Apotheken auf jeder Leipziger Meffe auf friſche Arzneien zu 
dringen. Es gab aber damald bereits zwei Apotheken, eine und 
war die ältere am Markte 1559 von Johann Wendheim für 
1100 Gulden erfauft und 1566 von Andreas Hildebrand auf 
die Erbifhe Gaffe verlegt. Später, und zwar 1623 kam fie 
ins Kaufhaus und von da unter Walrid von Döbeln 1634 
in das Haus naͤchſt dem Rathhaufe, wo fie nod if. Er war 
zugleich der erſte, welder ihr das Zeichen eined ſchwarzen Eis 
phanten zueignete. Die zweite neue Apotheke legte 1582 
Iöftel von Dresden auch am Markte an, mußte fie aber, 
er ſchlechtes Glüd hatte, 1587 an den andern Apotheker Aus 
dieas Hildebrand um BUO fl. verlaufen, worauf es eine Zeitlang 


** . * 





über 18 Faß/ fpäter Mi neue und M alte Fäß fein Fond: Mike 
Kırdgaben Hierbei waren: für das Malz zu muchen 40 Ge., Und 
zJwar 30 Br. dem Malzherrn und 10 Gr. dem Mälzer, das a; 
zu mahlen 15 ®r. und 3 Gr. den Knechten Trinkgeld, "dem 
Brauermeifter 12 Gr. umd den zwei Helfersknechten IT; 
dem Viertmanne 3"/,, doch Fein Efien, Brauhauszins, Inn 
fehung daß das Hol und bie Meifen theuer feien, 15 Gr ud 
feit 1582 16: Gr. Bierpfannenzins 6 Gr., dem Rührer 1 Ge. 
für das Mahlzeichen an den Rath 4 fl. Und fo bauerte "U 
Brauen von Michaelis ungefähr bis Dftern als dem geſetzllihen 
Setmin. Doc bat man 1574, weil im Jahre 1578 nüt 808 
Gebräude abgeſetzt worden waren, erft den 4. Ian. attgefangen 
ums Bier zu lofen und 1602 erft am 8. Januar, troh Wei 
daß 1601 552 Gebräude gebraut worben waren, beit ' 

fand zu Weihnachten noch 170 Faß bei der Stadt. Die Schuld 
fiel auf etliche Bürger und Brauer, welche wider die Brauord⸗ 
nung allzu große Güffe gethan hatten. Andre Male al 5. B. 
1637 mußte man den 4. Auguft und 1643 den 15. anfangen. 
Im letztern Sahre\war foldye Noth ums Bier, daß man bie cr⸗ 
ſten Gebräude von Böttigen wegtrinfen mußte. Denn es gab 
Jahre, wie 1559, wo man 943, und 1556 und 58, wo 'ksan 
807 und‘ 835 Biere braute. Ueber 700 Biere zu brauen wer 
gar nicht zu ungewoͤhnlich. Es gefchah dieß z. B. 15655, 5P, 
60, 62, 77, 89, 9%, 1604, 5, 6 und 10. Unter 500 wurben 
hoͤchſt felten gebraut und zwar blos in den Jahren 1561 (40H 
1579 (374) 1580 (483) 1582 (444) 1583 (392) 1564 (496) 
1585 (49%). Die Menge Biere, welche bdiefem nad gebräut 
wurden, dürfen und nicht befremden, wenn wir bebenten‘, daß 
nicht nur fireng auf den Bierzwang gehalten und bald, wie 
1568 und 159% nad) Erbistorf, St. Michälis und Brand, batd 
nad) Kleinfdhirma, wie 1583, bald nad) Weißenborn, wie 1868, 
förmliche Ausfälle nach Xhorfchluß unternommen wurden, um ven 
dortigen Wirthen die fremden Biere wegzunehmen, fondern daß man 
fogar nach Ungarn an Mori, nad) Dresden an Auguft und nach WER: 
tenbergan Melanchthon Bier lieferte. Es war daher dad Bieraudſchen⸗ 
Pen den Bürgern nur infoweit nachgelaflen, als fie ed nicht auß der 
Stadt verkauften, boch durfte ed blos in dem Haufe audgefägenkt 





= 88 — n 

Biele in der Nachbarſchaft anfledte. Hierdurch pPflanzte ſich die 
Seuche von einem zum andern fort und nahm dermaßen über 
band, daß von da an bis Weihnachten 5727 Perfonen farben, 
und zwar in der Stadt nur 373, bie andern alle auf ber Nerien⸗ 
Horge und in ben andern Vorſtädten. Das Gift nahm aber 
diesmal fonderlich bie Köpfe ein, fo daß ihrer Wiele irre: unb 
hirnwüthend wurden und Niemand ficher um fie bleiben umb- fie 
warten konnte. Schlug doch ein Häudler auf der MNewenfi 
Namens Chriftoph Rote in diefer tollen Weife fein eignes | 
mit einer Banderfeule tod. Der Rath wurde durch ſolche Ee⸗ 
fahrungen noch vorfichtiger als bisher und ald im Sommer des 
Sahres 1577 die. Peft zu Roßwein, Meifien, EChemnik, :Rochiig, 
Frankenberg, Auguftusburg und Hainichen wüthete, und im Herbſt 
auch zu Freiberg etliche Einwohner durch fremde Perſoncn ange 
#tedt wurden, da hat man biefelben geſchwind hinausgefchafft 
und alle möglichen Mittel gebraucht dem einreiffenden Uebel ven. 
zubeugen, weil. zumal Churfürft Auguft Willend war eine Zelt 
Iang auf dem neuen Schloffe zu refidiren. Man hat deshalb: ſo 
ſcharfe Wache und Aufficht halten laſſen, daß auch etliche. Big: 
ger, welche fidh die Seuche muthwillig geholt hatten, ob ſie ſchon 
eigene Häufer in der Stadt beſaßen, vord Thor ziehen mußten. 
Daber find nicht mehr ald 126 Perfonen in und vor der Etiht 
gezählt worben, welche an der Peft geftorben waren. Weniger 
vorfichtig verfuhr man 1582, wo viele vornehme Perfonen: ie 
Deft halber aus Böhmen entwichen und unter andern auch ih 
nach Freiberg wandten. Denn diefelben brachten die Anfterfung 
in die Stadt, fo daß 44 Häufer, jedoch meiftens in den Ber 

Fädten davon angefledt wurden und die Siechhäufer alle .ugfl 

Kranker lagen. Indeſſen fol der größte Theil wieber aufgekom— 
men unb dieſes Jahr nicht mehr ald 103 Perfonen an ber Seuche 

verftorben fein. Mehr raffte fie im Jahre 1585 hinweg,.wo fe 

durch Flachs aus einem fremden Sterbehaufe ind Hospital und 

von da in die Stadt eingefchleppt wurde. Denn diesmal ſtar 

ben vom 14. Mai bis zum Advent über 800 Perfonen daran, 

und das Gift bat fich fo geichwind ausgebreitet, Daß innerhalb 

wenig Wochen an 250 Häufer angeftedt waren. Als man bed> 

halb die Schule eine Zeitlang ſchließen mußte, auch der Peſtilen⸗ 























% 


— m — 


tialpfarrer Barthol Köhler, welder zuvor zwei Sterben über: 
fanden hafte, daran verfchied, befiel die Bürgerſchaft eine ſolche 
Furcht, daß ihrer viele aus der Stadt zogen und ſich theils auf 
den Dörfern theils in Hütten auf dem Felde aufpielten. Und 
fo iſt die Peſt noch oft wiedergefehrt, als. 5. B. im Jahr 
1506, wo vom Auguft bis in December 648 Perfonen 
1599, wo 158 Perfonen daran flarben, 1607, wo 762 und 
‚in dem einzigen Kirdfpiele von Petri 408, 1611, wo 847, 
4613, wo von Juli bis Weihnachten 1399 und im Kirchſpiele 
44 St. Petri allein 644 Perfonen ihr zum Opfer fielen, fo daß 
man oft in diefem einzigen Kirchfpiele 11 auch 12 Leichen in 
einem Tage zu begraben hatte, ohne was in den andern brei 
Kirchſpielen und vor der Stabt im Hoßpital geſchah. Das Jahr 
1626 zählte unter den 752 verftorbenen Perfonen wieder 508 
angefedte. Im Jahr 1630 ftarben 1147, doch nicht alle an der 
Det, 1631 blos 124, fo des Nachts begraben wurden, 1698 
aber trat eine Peft ein, welche in Kurzem etliche taufend Men⸗ 
fen in und vor ber Stadt hinriß und faft ben dritten Theil 
der Bürger mit wegraffte. Die meilten wurden heimlidy begras 
ben , öffentlich hat man 3000 Perfonen gezählt, die mit gewoͤhn⸗ 
lichen Eeremonien zur Erde beftattet wurden. Diefelben böfen 
Seuchen ließen fi aud 1633 noch unter den Leuten fpüren und 
es find 1632 Perſonen öffentlich zur Erde beftattet worben, ohne 
was heimlich begraben wurde. Cine andre epidemifche Kranke 
heit betraf Freiberg nebft vielen andern Orten im Jahr 1580, 
wo Etliche in ein heftige Erbreden gerietben, andre über eine 
große Beengung ter Bruſt und bed Herzens klagten, bei allen 
aber ſich Fieberhige mit Kopfweh, Schnupfen und einem ſchwe⸗ 
ren Huſten einfand, was gewöhnlich 4 bis 5 Tage anbielt, 
Ban nannte ed den fpanifchen Pfips. Gelinde Purgationen hal 
fen, Aderlaß führte meift den Tod herbei. 


e. Handel und Gewerbe. 


Onellen. Urkunden und alte ſchriſtliche Rachrichten: 1) 1530. Wille 
Racht. üb. d. Bau d. Pulvermühle. A. Zr. Maibsard. 2) 1536. Zunftbrief 
d. Tuchmachet u. Eid der Zechmeiſter b. d. Zudmadern. Altes Zunſtdech 
Fol.1 — 12. 3) 1540, Alie Rode. ab. d. Ban d. Papiermühle v. Ka 








A 





— 0 — 

de. Stadtgcebraͤuche d. Stadt Freib. Altes MSS. Fol. 17. b. 4) 1542. Gh. 
Morig Befehl weg. d. Pulvermühle. Urkund, a. Fr. Arch. 5) 1549. Ch. Mo: 
ri6 Befehl weg. d. Mißbrauchs d. Gelcitsbriefe. Die Stadtprivilegien d. St. 
Freiberg. Altes MS. Fol. 134. 35. 6) 1549. Gopie ein. fürftl. Rezefſ. im 
Betreff der Tuchmacherzunft. Zunftbud Fol. 12. 13. 7) 1541 — 53. Schwarj⸗ 
farben und Mandelordnung. Ebend. Fol. 162. 63. 8) 1541 — 53. Hand⸗ 
werksordnung d. Tuchſcheererzunft. Ebend. Fol. 49 — 66. 9) 1550. Abgaben 
bei der Niederlage zu Kr. Etadtgebräude. Fol. 5. 10) 1550. Der Verkauf 
der Policrmuͤhle. Ebendaſ. Fol. 43. 11) 1556. Ch. Auguft’s Befehl d. Ges 
Leite betreffend. Sr. Stadtprivileg. Fol. 132— 34. 12) 1562. Abſchled. zw. 
Tuchmachern u. Kramern. Zunftb. Fol. 15. 13) 1562. Handwerksordnung 
d. Meſſerſchmiede langer Arbeit. Ebend. Fol. 151 —55. 14) 1569. Eh. Aus 
guft’s Befehl wegen Aufhebung der Buchdruckerei in Fr. Freib. gemeinnägig. 
Rachr. v. 3. 1811. S. 187. 15) 1571. CH. Augufts Verbot aller Buchdruk⸗ 
Tereien außer in Wittenberg, Leipzig u. Dresden. Ebend. ©. 153 —54. 16) 
1572. Meverpeds u. Wellers Bittſchreiben an Ch. Auguft u. deſſen Beſcheid 
in Betreff d. Fr. Buchdruckerei. Ebendaf. S. 154 — 57. 17) 1576. Markt⸗ 
ordnung an heiligen Abenden. Stadtgebr, Fol. 4. 18) 1577. Der Buchbins 
der Zunft. Zunttb. Fol. 185— 89. 19, 1578. Alte Notiz üb. d. Haͤuſerzahl. 
Aus v. Ponid. Biblioth. Halle. 20) 1580. Handwerksartikel d. Meſſerſchmiede 
kurzer Arbeit. Zunftb. Fol. 155— 57. 21) 1582. Ch. Auguft Befehl d. Salz⸗ 
Lauf betreffend. Stadtgebraͤuch. Fol. 38b. 22) Ch. Auguft Befehl Aber ben 
Mißbrauch d. Geleitsbriefe. Stadtprivileg. Fol. 136. 37. 23) 1588. Yofas 
mentmacher Ordnung. Zunftb. Fol. 254 —59. 24) 1566. Vergi. zw. Stein⸗ 
megen u. Mahlern. Urt, a. Fr. Arch. u. Ordn. d. Steinmegen u. Maurer. 
3unftb, Fol. 113 — 16. 25) 1600. Innungsbricf d. Tuchknappen. Ebend. 
Fol. 2832 — 90. 26) 1605. Vertrag zw. Tuchbercitern u. Tuchſcheerern. 
Ebind. Fol. 66-68. 27) 1611. Verzuichn., wic cin jedes Handwerk jährf. 
fißen fol. Stadtgebr. Fol. 158. 28) 1611. Der Verkauf ver Schmarge 
farbe. Ebd. Fol. 162. 63. 29) 1613. Assınd. d. Zahrmartis d. Peſt wegen. 
Ebend. Fol. 107. 30) 1613. Innan aea: rilel der Leineweder. Zunftb. Fol 
340 — 351. 31) 1614. 4 Dejelle S Saum Georgond. Abgaben u. dın Vers 
kauf d. Leinwand u. d. Tuchs Gr T. Colrud. Fol 232 — 57. u. 361 — 62. 
32) 1616. Innungsart. d. Meffeaitmare kurzer Arbei:?. Etend. Fol. 386 — 
9.4 33) 1616. Verz. d. Perfonin, weile Pelanuntirftühle haben ohne das 
Miifterrcht. Event. Ful, 377. 78, 34) 1616 u. 17. Vertrag gw. Tuchma⸗ 
dern u. Kramern. Ebend. Fol. 444 — 49. 35) 1619. Johann George I. Bes 
fehl, daß dir Bucher. Miſchior Heſmann ;öhrl. 2 ſteuerfreie Biere brauen 
dürfe. Urk. a. ar. Arch. 56) 1655. Alte Notiz Gb. d. Wufbören d. Baret⸗ 
macher. Bunftb. Fol. 100. 37), 18:46. W:ivileaiun Uber den Aegidiimarkt. 
Privilegienbuch d. Et. Ar. Fol. 173. 74. 38) 1652. Verordn. d. Stadt⸗ 
raths z. Breslau d. Meſſerſchmirde betr. Zunfte. Fol. 394. 

Neuere Schriften. Einige Nachrichten üb. d. Freiberger Vuchdrucker. 
Zreib. gemeinnüg. RNachr. v. I. 1831. Ztüd 17. 18. u. 19. 


. — 81 — 


Natürlichge Weiſe mußten diefe Peftfäle oft auch fehr ftös 
rend auf den fonft fo lebhaften Verkehr ber volfreihen Stadt 
einwirken. BäÄhlte doch biefelbe 1578 an 3740 Häufer, nämlich 
32 zu Dom, 839 zu Petri, 219 zu St. Nikolai, 420 zu St. 
Jacobi und 1920 in den Vorftäbten. Daher fonnten auch 1639 an 
70,000 Perfonen in der Stadt ihre Wohnung haben, und 1576 nicht 
weniger ald 1300, 1588 an 1400 und 1611 über 1700 bewaffnete 
Bürger gefellt werben. Beſonders die Jahrmärkte mußten hier: 
derch nicht felten eine Störung erleiden. So fah ſich der Kath unter 
endern im Jahre 1613 genöthigt den Martinimarkt einzuftelen 
und dieß dur ein befondres Schreiben den 24 Städten bes 
Dber: und Unterfreifed bekannt zu machen. Es dauerten aber 
diefe Märkte, zu welchen im Jahr 1646 noch ein britter am 
Tage Egidii beginnender Jahr: und Viehmarkt fam, alle acht 
Zage lang. Außerdem war an ben heiligen Abenden, befonders 
an dem Neujahrsabend ein bedeutender Brod- uud Fleiſchmarkt 
bier, wo aud die Kramer und zwar am Neujahrdtage feibft for 
fort nach Beendigung der Predigten ihre Waaren öffentlich auf 
dem Markte feil haben durften. Nächfiden gab es drei Wochens 
märfte, wo ebenfalld Vieh, wie 5. B. Schweine, Ochfen und 
Schafe, ferner Pech, Hopfen, Kaftanien, das verfchiedenartigfte 
Obſt, frii und getrodnet, und zwar oft in fo großer Menge zu 
Markte gebracht ward, daß z. B. im Jahr 1562 oftmals über 
70 Fuder auf dem Naſchmarkte ftanden und man einen Scheffel 
der ſchoͤnſten Borſtorfer Aepfel um & Grofchen haben Fonnte, 
während er 1569 wieder um anbderthalben Thaler verkauft wur: 
de, 1571 aber 7 Groſchen, der Echeffel Birnen 5, Rüben 2 Gr. 
6 Pf. und Möhren 3 Gr. galt. Außerdem bielt man Heringe, 
Stodfiihe, Halbfiſche, Bödlinge und andre gefalzne, dürre und 
grüne Fiſche, fo wie Krebfe auf Wagen, Karren und in Ton 
nen feil, ferner in ganzen Wagen böhmifchen, holländifchen und 
andern fremden Käfe, ebenfo böhmifchen und antern Kuchen. Hierzu 
tamen fremde Sleifherwaaren, als Sped, Bratwürſte, geräus 
chertes Fleiſch und dergl., und endlih Wagen fremder Nöpfe, 
namentlich Waldenburgifches Gefäße, Tragen von Glas und 
Zedern, um der Gries-, Gchloffer», Biemer » und Schleifer 

56 





882 — Don 


buden am Ratbhaufe, fo wie des Garnes, Flachſes und ber Bein: 
wand, welche bie Landleute hereinbrachten,, nicht zu gedenken. 
Der Churfürſt Auguft hielt auch diejenigen Borrechte reis 
bergs, welche ſich auf feinen Handel bezogen, wohlweislich auf: 
seht. Er beftätigte unter andern die fchon früher befprochene 
Beleitöfreiheit, daß nämlich alles, wa8 die Bürger unb Einwoh⸗ 
ner der Stadt Freiberg von andern Enden dahin gegen Freiberg 
führten und brächten, was es auch fei, mas fie zur Nothdurft 
der Stadt und Erhaltung der Einwohner und ihrer Häufer ge 
brauchen follten ober wollten, ſollte zoll- und geleitsfrei 
und aller Dinge unverhindert gen Freiberg gebracht und geführt 
werden bürfen. Doch wurde nicht blo8 von Morig, fondern auch 
von Auguft zu mehrern Malen dem Mißbrauche dieſer Freiheit 
gefteuert und im Jahr 1556 nochmals ausdrüdtich beſtimmt, nur 
was im Orte felbft gebraucht, nicht aber was von ihnen bed 
Handels wegen anderd wohin 3. B. nach Leipzig verführt werbe, 
ald Tuch und Seidenwaaren, Zinn, Wismuth, Eifen u. f. w. 
folle hierunter begriffen fein. Deögleichen beftätigte er das Recht 
der Straßenfahrt nah Böhmen und das Niederlagsreht. Das 
erftere brachte dem Rathe Zoll und Geleite, das leßtere von je: 
- der Tonne, wenn fie einem Ginheimifchen gehörte, 3, gehörte fie 
aber einem Fremden 6 Pf. Die Auffiht darüber führte der Wa⸗ 
gemeifter. Nicht minder beftimmte Auguft, daß auch die Theilung 
und Meflung des Salze nach) wie vor zu Freiberg geſchehe und 
ald man in den Amtöortfchaften zu Brand, Erbisdorf, St. Michael 
und Niederbobrigfch gleichfalls Salzfchant zu halten anfing, wer 
bot er dieß im Jahr 1582 durch einen ausdrüdliden Befehl. 
Weniger fchonend verfuhr er jedoch, wo ed gewifle ihm ge 
faͤhrlich fcheinende Gewerbe. wie z. B. das der Buchdruckerkunſt 
galt. Nachdem nämlich Wolfgang Meyerbed aus Zwidau 1550 
unter mannigfacher Begänftigung des Raths in Freiberg wieder 
eine Buchdruderei errichtet und unter andern 1551 zum erſten⸗ 
mal die fogenannten Ausbeutebogen fo wie Hier. Wellerd Aub: 
legung fchöner Sprüche der Propheten gedrudt hatte, da erließ 
Auguft den 28. Novb. 1569 folgenden befondern Befehl an den 
Rath zu Freiberg. Von Gotted Gnaden Auguftus, Herzog zu 
Sachſen, Churfürft u.f.w. Lieben Getreuen. Obwol ber alle 


| > 


— 893 — 


mächtige Gott aus fonderlihen Gnaden und ungezweifelt 
nehmlich zur Ausbreitung, Fortpflanzung und Vermehrung fl 

nes heiligen und allein feligmadenden Wortes, Namens und 
Ehre, audy Beförderung und Erhaltung freier und Iöblicher Küns 
fte und Tugenden die vortrefflihe Kunft des Drudend verliehen 
und gegeben hat, fo werben wir doch glaubwürdig berichtet, daß 
diefelbe vielfältig gemißbraudt und hin und wieder Schand: und 
Schmaͤhgedichte, darinnen auch Unfrer felbft und Unfrer Lande, 
Schulen und Kirhen, auch fonft vortreffliher und anfehnlicher 
Derfonen nicht geichont iſt, gedrudt werden. Wenn wir aber 
dergleichen leichtfertiges, muthwilliges und böfes Beginnen in Uns 
fern Landen zu dulden nicht gemeint find und ohnedieß vornehme 
Drudereien zu Leipzig und Wittenberg, dazu wir fonderliche 
Perſonen zu Auffehern verordnet haben, gehalten werben; als ift 
biermit Unfer ernfter Befehl, da einer oder mehrere Buchdrucker, 
Meifter oder Gefellen, bei euch wären und fich des Buchdrudens 
gebrauchten, ihr wollet ten oder biefelben aldbald gänzlich ab» 
ſchaffen und binfürder Peiner dergleichen Perfon fich bei euch nie 
dersulaifen, zu wohnen noch heimlich oder öffentlich etwas, es 
fei audy was es wolle, außerhalb der Ausbeutezettel zu druden 
verftatten oder nachlaffen. Daran geſchieht Unfre ernfte Mei: 
nung. 





Anderthalb Jahr darauf erging, weil der vorige Befehl 
blo8 an einzelne Mäthe gerichtet und nicht genug beachtet wors 
den war, den 26. Mai 1571 eine allgemeine Verordnung de 
Inhalts, daß hinfort an keinem Orte denn zu Wittenberg, Leip⸗ 
zig und Dresden Buchdruckereien zu halten verflattet werden und 
fonften alle Winkeldruckereien ftrads abgefchafft fein follten. Jetzt 
fam aber auch Meverped mit einer demüthigen, nothwendigen 
und kläglichen Eupplifation ein. Sie lautete: Durdhlauchtigfter 
Hochgeborner Churfürft und Herr! Meine ganz willigen, unter» 
tbänigen , gehorfamen und verpflichteten Dienfte find Euren Chur⸗ 
fürftlichen Gnaden allegeit zuvor. Nachdem Ein Ehrdarer Rath 
allbier zu Freiberg neulicher Zeit hat befommen ein Mandat und 
Ausfchreiben die YBuchdruderei belangend, weldes aus Verorb⸗ 
nung E. Ch. G. iſt publizirt und verlefen werden einer. ganzen 
gemeinen Stadt, auch angefchlagen, daß man forthin keine Deucke⸗ 
56 * “ 









in Landen und Städten mehr foll leiden und iR 5 
en, denn allein zu Leipzig, Wittenberg und Dresden, bin 
‘ich alter Mann von Herzen ganz fehr erfchroden worden unb 
Hätte nicht gemeint, baß mir folches in meinen alten Xagen ſall⸗ 
te: gefcheben. Denn id) länger denn 40 Jahre gedrudt habe. und 
nichtd andres kann und gelernt habe, bamit ich mich Tönnte er 
halten und ernähren, und fol nun in meinen alten Tagen erft 
Noth leiden und nicht mehr druden. Das erbarme Gott: im 
Himmel! Denn ich die Zeit und Jahre meines Lebens. wielän 
Kaifern, Königen, Chur: und Fürften, auch vielen Herren won 
Adel, Seiftlihen und Weltlihen gedrudt habe ald: Bergord⸗ 
nung, Bergfreiheit, Ausbeuten und Zubußzettel, auch Feuerord⸗ 
nung und viele andre Bücher mehr, baß audy Fein Druder im 
Römiſchen Reid, dergleihen fo viel nicht gebrudt hat, weldyes 
ich auch beweifen kann mit den Originalen und Exemplaren, auch 
bei zwanzig Bergmeiſtern, denen ich allen Zubußbriefe gebrudt 
babe, die man pfleget anzufchlagen. Iſt derhalben mein ganz 
demüthig und höchlich Bitten: Eute Churfürftlihe Gnaden wol: 
ien mich armen Dann famt meinem. Eohne bei der Druderei 
beifen erhalten. Denn es hat mich meine Druderei viel geftan: 
den und ich fie aud dreien zufammen gebradht habe. Zudem auch fo 
babe ich viele Formen, Stöde, Wappen. vieler Fürſten und Her 
ren und Städte, die ich habe reiffen und ſchneiden laffen, die mir 
wenig nüge wären, wenn ich nicht mehr druden follte, auch noch 
drei Preffen famt 15 Zentner Schrift und Zeug und andre Zus 
gehörung mehr, welches man alled auf der Druderei haben muß, 
Sollte nun ſolche Unkoſt alles vergebens gekauft und gemacht 
fein, dad wäre immerdar ſchade, und bin aud der aͤlteſte Buch: 
druder in Sachen, Meiffen und Thüringen neben Dans Luften 
zu Wittenberg. Auch fo hab ich einen Sohn, ber da fo Fünf: 
lich arbeiten kann mit Reiffen, Aetzen, Stechen in Kupfer, und 
anderer Arbeit mehr, ald ein Buchdrucker in Landen kann, wel 
che er auch bewielen bat und zum Xheil noch zu * iſt. 
Solches alles wollen €. C. F. ©, beherzigen und bede und 
uns die Zeit unſers Lebens bei der Druckerei helfen erhalten und 
bleiben laſſen und daneben einen Ehrbaren Rathe zu wiſſen thun, 
daß ich ſolches bei E. C. F. ©. unterthaniglich geſucht habe, 


; 


l 





— 85 — 


Denn ſie haben mir den Beſcheid gegeben ferner nichts drucken 
zu laſſen, ich bringe denn eine Kundſchaft, Schrift oder einen 
Befehl von Dresden. Solches alles hab ih €. C. F. G. unan⸗ 
gezeigt nicht wollen laſſen und bitte ded auch um eine foldhe 
Schrift an meine Herren, einen Ehrbaren Rath zu Freiberge 
Das will ich gegen Gott den Allmächtigen mit meinem innigew_ 
Gebet alle Zeit thun gefliffen fein und thu hiermit €. ©. d- | 
famt der jungen Herrfchaft in den ewigen Schuß und i 
der hechſten Diajeftät befehlen. Gegeben in €. C. F. ©. Statt. 
Freiberg die Mittewoche nad Juliani des 1572ften Jahre. €, 
C. F. ©. unterthäniger, gehorfamer Wolfgang Dleyerped der 
älttefte Buchdruder in Sachen, Meiffen und Zhüringen. = 
Meyerbeck reifte um die Schrift zu überreichen felbft nach 
Dresden. Weil aber Hieronymus Weller zur felben Zeit bei 
der Verehelihung feiner jüngften Tochter mit Hieronymus Schwas 
ben von dem Ghurfürften ein Hochzeitgefchen? erhalten Hatte, fo 
benugte biefer die Gelegenheit feinen Danf durch eben jenen 
Meyerbed überbringen zu laffen und verband damit zugleich 
eine Empfehlung ſeines WBuchdruderds. Sein Schreiben la 
teinifh abgefaßt lautet zu bdeutfch ungefähr fo: Gnade und 
Friede in Chrijto Jefu, unferm Herrn. Durchlauchtigſter, Hoch: 
berühmter Herr Churfürjt! Gnädigfter Herr! Für dad Ge 
(hen, womit Ew. Hohheit dad Hochzeitmahl meiner Tochter bes 
ehrt haben, fage id Ew. H. großen Dank. Ich erkenne bie 
außerortentlihe Gnade und Güte Ew. 9. gegen mid) und preife 
es mit Wahrheit, daß jener folgende herrliche Lobſpruch, womit 
der heilige Geift fromme Könige und Fürften ziert, Ew. 9. bei⸗ 
gelegt werden fann: Und die Könige follen beine Pfleger und 
ihre Fürſtinnen deine Säugerinnen fein. Sefaiad 49. Ein glän« 
zenderer und höherer Lobſpruch als diefer Fann Königen und Für: 
ften nidht zu Theil werden. Ew. H. haben mir aber große Be⸗ 
forgniß erregt, wie ich meine Dankbarkeit und Ergebenheit au⸗ 
ders hinlänglicdy an den Tag legen foll, als durch mein Flehen 
und Eeufjen zu Gott, daß derfelbe alle von Ew. 9. mir ers 
seugten Wohlthaten mit feinem göttlichen Segen vergelten wolle. 
Derienige,, welcher Ew. H. dieſes mein Schreiben überbringt, iſt 
ter Freiberger Buchdrucker, ein rechtlicher frommer Mann. Er 
“ 


Sn 









* rn 


bat mich erſucht, daß ich mich bei Ew. H. ſchriftlich färdgn 
verwenden follte, daß er die Erlaubniß erhielte, ein beutfcyes 
Werk von mir, welches die Erfiärung einiger Pfalmen und gewis 
Ger Bibelfprüche enthält und außerdem noch einige ähnliche reli⸗ 
giöfe Bücher zu druden. Er kennt auch nicht eine einzige andre 
—— womit er ſich fein Brod verdienen könnte, «ats 
feine Buchdruckerkunſt und er treibt nun fon länger as 47 
Sabre dad Buchdrudergewerbe. Darf er alfo künftig 

BE Nicht mehr treiben, fo muß der Mann, welcyer beit 
hohen Alter fat ſchon hinfällig iſt, nothwendig im: große Numurh 
verfallen. Ich bitte daher Eure Hoheit inbrünftig , dieſes mein 
Schiiben gut aufzunehmen. Möge Ew. H. mit famt der Dusche 
laucdhtigten Frau Gemahlin und ihren lieben Kindern in Chriſto 
wohl und glüdlih leben. Freiberg den 21. Febr. 157%. - Emer 
Churf. Durchl. Diener Hieronymus Weller der alte. ’ 


Auguft, welcher fonft felten durch Vorſtellungen von dem 
einmal Beftimmten abzubringen war, machte diesmal doch eine 
Ausnahme und erließ am 18. Mär; 1572 folgendes Schreib 
an den Nach: Liebe Getreuen. Was an Uns Wolf Meyerpeck, 
ein alter Buchdruder bei euch, auch feinethalben Doctor Hiero⸗ 
nymus Weller, haben vorbittlic gelangen laſſen, befindet ihr 
aus Innliegendem. Wiewol Wir Uns nun Unfrer auf Be 
Reichsabfchiede ausgegangen gemeinen Ausfchreiben die Buchdens 
der belangend zu erinnern willen, weil aber Supplifant nuns 
mehr ein alter Mann ift und nichts anderd gelernt hat, davon 
er fih erhalte, und da ihm dad Druden nicht mehr verftattet 
werben follte, Noth leiden müßte; fo laffen Wir gefhehen , daß 
er ſich des Buchdruckens die Zeit ſeines Lebens gebrauchen 
doch mit dieſem Beſcheide, daß er außerhalb der Ausbeuten nd 
andern Zettel, fo zum Bergwerk gehören, fonft nichts drude ober 
in feiner Druderei verfertigen laffe, weder von Büchern, Ge: 
mälden oder andern, es fei auch was ed wolle, ehe und zuvor 
baffelbe Unfern verordnneten Räthen dur euch zugefhidt und 
von ihnen oder denen, welden S. Churfl. G. die Weberfehung 
befehlen werden, zu druden nadgelaflen ift, mit Be ung, 
da Meyerpeck hierwider handeln würde, daß er der Büchtr und 











. 





4 





— 887 — 


ganzen Druderei verluftig fein folle. Welches ihr ihm fich dam 
nach zu richten aljo vermelden und anzeigen wollet. 

Hiermit war denn unfer Meyerped ermächtigt fortzudrus 
den und er bat dieß auch bis zu feinem den 8. Apr. 1578 er⸗ 
folgten Zod gethan. Sein Buchbruderzeichen war ein rundes 
Schild, weldyes rings Laubwerk umgibt. In dieſem befinden fich 
die Buchſtaben V. D. M. J. EE Sn der Mitte des Scildes 
ſelbſt hingegen ift ein Kreuz, an welchem zur Eeite in ben beis 
den obern Eden C//C und in den beiden untern S//N ſtehen. 
Nach feinem Tode aber erfaufte George Hofmann die Buchdruckerei 
und führte Diefelbe zu einer Zeit, wo mehrere Orte fie hatten aufs 
geben müſſen, länger als 50 Sahre bis an feinen den 26. Sptbr. 
1630 erfolgten Zod fort. Sein Sohn Melhivr Hofmann madys 
te zugleih im Jahr 1600 den Berfuh eine Buchhandlung bier 
anzulegen und genoß 1619 die Auszeichnung, daß er vom Chur: 
fürft Johann Georg wegen feines in Kupfer geſtochenen Begräb: 
niſſes zu Freiberg und deſſen Befchreibung als Entſchädigung 
für feine Mühen und Auslagen das Recht erhielt, jährlich 2 
ſteuerfreie Biere mit dem eriten und andern Loos zu brauen und 
auszuſchenken. Doch flarb er bereits in der Neujahrömefle 1620, 
worauf feine Wittwe das Geſchäft fortführte, bis ihr Schwies 
geriohn Paul Krebs 1627 die Buchhandlung erfaufte, jedoch 
ihon ten 29. Oktbr. 1630 ſtarb. Durch feine Wittwe Fam fie 
nebit ter Buchdruderei, welde feit Georges Dofmanns Tode 
mittlerweile Daniel Fiſcher bis 1630 betrieben hatte, un George 
Beuter, denſelben, in deffen Verlag und Druderei 1643 Mol; 
lers Geichichtswerf in zwei Quartbänden erſchien. Außerdem 
war der Buchhandel au den Buchbindern, welde 1577 allhier 
eine Innung errichtet hatten, geftattet, den fogenannten fremden 
Buchführern und Daufirern aber außerhalb der Jahrmarktszeit 
alles Verfaufen von Büchern, infofern fie nicht Kunſtwerke wus 
ten, verboten. 

Gteichergeitalt batte Freiberg in diefer Zeit auch zwei Pa- 
piermüblen in feine Nähe befommen. Die erfte wurde 1540 
vom Rathe für 750 fl. auf dem ehemaligen Gebiete des Doms 
capitels an Der Mulde erbaut und für cbenforiel an den Pas 
piermacher Michael Schafbirt verkauft. Ihr YPapier war ſehr 





4 
” 
— — % 
& 
* 


ſtark und daher beſonders zu Zeugniſſen brauchbar, weshalb Mb 
die Wittenberger Reformatoren nicht felten durch Wellern bers 
gleichen kommen ließen. Die andre in der Loßnig ließ der chur⸗ 
fürftliche Generalwardein Georg Stümpfelt 1578 aus einer Mahl: 
mühle dazu einrichten. Von ihm hat fie Auguft Starke und 
bernady Dr. Andr. Schübe, Bürgermeifter der Stadt, bekom⸗ 
men. Der lestere brachte auch die Mahlmühle wieder in Bang, 
indefien beftand beides, wie Moller bemerkt, nur kurze Bella 
kam bald wieder in Abnahme. Aus 
Ein ähnlihes Schickſal hatte in unfrer Zeit auch de Yalı 
vermühle vor dem SKreusthore. - Ihr Bau hatte dem Rathe, weis 
her die Koften zur Hälfte beftiitt, im Jahr 1530 91 Thaler 
gekoſtet, gleichwol wollte er fie 154% eingehen laſſen. Inbeſſen 
gelangte fofort ein Befehl von Morigen an den Rath, worin 
diefer erflärte, wie er daran gar feinen Gefallen trage, vielmehr 
begehre ‚ie Pulvermühle ohne fein Schaffen und befondern Be 
fehl nihf*in einige Veränderung fommen zu laffen, fondern fie 
in ihrem Wefen zu erhalten. - Als fie jedoch den 9. März 1598 
aus Unvorfichtigkeit in die Kuft gefprengt wurde, hat man fie, 
um Feuerögefahr und fernern Schaden zu verhüten, abgehen 
laffen, bi8 der Kath 1689 eine neue an der Mulde anlegte. 
Die Poliermühle jedoh, welche der Rath zu Xuttendorf 
angelegt hatte, wurde von demfelben 1550 gegen einen jährlichen 
Erbzins von 12 Gulden verfauft, und ebenfo die Schwarzfarbe 
und Mandel vor der Stadt, weldhe an der Münzbady zwifchen 
bem Erbifchen und Donatshore lag, 1611 an Lorenz Höppnern erblich 
für 1450 fl. veräußert, nachdem der Rath noch zuvor durch Morigen 
ein Privilegium erlangt hatte, daß innerhalb der Meile Wegs feine 
Färbeftatt weiter errichtet werde. Dafür war audy feiner Stits 
der Rath verpflichtet gewefen, in diefe Färberei und Mandel kei: 
nen Meifter anzunehmen, welcher nicht fein Handwerk nad dem 
Gebrauche in Nürnberg und Augsburg bei einem reblihen Mei: 
fer drei Jahre audgelernt und fich eines ehrlichen Wefend, gu- 
ten Wandels und züchtigliher Geberde gehalten und dieß famt 
feiner ehelichen Geburt mit dem Kehrbriefe und einer gebührlichen 
Urkunde nachgewiefen hätte. Derfelbe follte auch Peine anderen 
Perfonen, denn die er ald im Färben erfahren zu feiner Werks 





— s889 — 


ſtatt bedurfte, bei ſich haben. Zugleich mußte er die Bürger und 
Einwohner allhier vor den auswärtigen nicht nur ſchneller fürs 
dern, fondern aud in feinem Mandellohne geringer anfeßen. 
Dagegen mußte damals alle in Freiberg von den Leinewes 
bern verfertigte Leinwand und Barchent hier gefärbt, gemandelt 
und geflempelt werden. Zu diefem Behufe wurden alle Zahre 
jweie aus dem Handwerke der Leineweber und einer von den 
Kramgewerfen zu Stempelmeiftern verordnet, um alle Waare - 
zu befihtigen, und, wenn fie von rechter Länge und Breite und 
fonft tüchtig befunden ward, mit dem Stadtwappen zu bes 
zeichnen und fo von der Bauernleinwand zu unterfcheiden. Denn 
es gehörte das Gewerbe der Zeineweber zu Freiberg zu den widhs 
tigern, wenn aud glei dad zu Chemnig wegen feiner fürftlis 
hen Bleihen an der Spibe fland. Es hatten fich deshalb auch 
im Zahr 1614 fünf Kaufleute, ald Magnud Lotterer und Mats 
thes Müller zu Leipzig, Bernhard Schmieber zu Dresden und 
Hans Gipfelt und Peter Voigt zu Freiberg für fi) und ihre 
Erben am 25. Auguft von dem Churfürften das Recht zu verfchafs 
fen gewußt, daß Pünftighin jeder Leineweber in Freiberg und 
deſſen Weichbilde feine Waaren feinem einzigen Menſchen mehr 
denn den berührten Händlern, deren Erben und ihren Verord⸗ 
neten gegen einen billigen, gleihmäßigen und ded Orts üblichen 
Kauf überlaffen und verfaufen ſollte. Als Grund hierzu giebt 
der Ehurfürft an, daß die Keinemeber zu Zreiberg bisher ihre 
Keinewand, Zwillih ıc. an in- und ausländiihe Händler verkauft 
hätten, ohne das geringfte an die Rentkammer abzuftatten, wäße 
rend jene Händler jährlich ein gewiſſes Geld dahin zu erlegen 
verſprochen hätten. Es ſchien alfo die churfürſtliche Regierung, 
welche den 15. Juni deffelben Jahres verordnet hatte, von jes- 
dem Stüd Leinwand und Barchent, welches in biefiger Gegend 
verfertigt und dann verfauft würde, 2 Grofchen abzugeben, felbft 
der Ausführung dieſes Befchld zu mistrauen. Und in der That 
fand die Verordnung auch namentlich infofern Widerſpruch, weil 
doch die einzelnen Stüde von ungleihem Werthe waren und es 
daber nicht billig ſchien alle mit einer gleihen Abgabe zu bele⸗ 
gen. Es wurde deshalb audh die Beſtimmung am 24. Oftobr. 
deſſelben Jahres dahin abgeändert, day künftig von allen Wan; 





ven der Leineweber ald Leinwand, Zwillid, Damaft, Handque⸗ 
len, Servietten, wie auch von allem Barchent, deögleichen den 
fehmalen, halb und ganz wollenen Waaren, welde auf Nieder 
ländifche Art von ihnen gemacht wurden, als Zichamlott, Har⸗ 
rad, Bierdrotten, Grobgrün u. a. .von jedem Thaler 4 Pf. 
abgegeben würden. 

Ebendaffelbe wurde jetzt auch in Betreff der Tuchmacher, 
welche in Freiberg gleichfalls ein blühendes Gewerbe hatten. fefl- 
geftellt. Denn aud fie follten nicht mehr, wie früher, ® Gros 
fen Zuchgeld von jedem Stüd verkauften Tuches abgeben, fon: 
dern je nach feinem Werthe an 5 bis 10 oder 10 bis 20 und 
W bis 30 Gulden bald 1 bald 2 bald 3 Groſchen erlegen. 
Es hatten aber namentlicd gewiße Zreiberger Tücher, als herrn⸗ 
graue, kemmler, afcherfarbne und ſchimmler einen großen Ruf 
erlangt. Es follte daher auch Fein Meifter oder Gewandſchnei⸗ 
der, mochte er ded Handwerks fein oder nicht, ſich unterftehen 
diefelben Karben an fremden Suchen daheim oder auf den Märb 
ten zu führen. Um nun biefen Ruf zu bewahren wurde feſtge⸗ 
fest, daß alle Zage ein Herr des Raths mit den Vormeiſtern 
und einem Meifter aus dem Handwerke Mittags um 1% Uhr 
auf dem Rathhauße Tuchſchau halte und jeder fein Tuch hierher 
trage und es nach feinem Werthe bejiegeln laſſe. Gute Tücher 
befamen 2 und 3 Siegel, andre mangelhafte einen Beiſchlag 
oder ein gegitterted Siegel und andre Zeichen daran. Darum 
durfte auch blos Freibergifched Tuch, namentlich was die vier 
Dauptfarben betraf, in den alten Baͤnken unter dem Rathhau⸗ 
fe feilgehalten werden, fremde Tücher und Gemächte waren auf 
das Kaufhauß verwiefen. Die Kramer und Gewandfchneiber 
ſollten aber Eeflelfarbne fremde Tücher mit 2 und 3 Eiegeln, alfe 
befierer Art, gar nicht führen. Doch erhielten im Jahr 1616 1% 
Kramer Dad Recht, auch andre innländifhe Tücher neben den 
Sreibergiihen flüdweije und unangefchnitten zu verfaufen, waͤh⸗ 
rend die Zuchmacher auch jegt noch blos Freiberger Tücher oder Boie 
feil bieten durften. Wie zahlreich die Innung gewefen fein müße, 
geht theild Daraus hervor, Daß bei ihr die Einrichtung befand, 
jährlich aus den älteften Meiftern einen Ausſchuß zu wählen, um 
nicht allemal dab ganze Handwerk zufammenrufen zu müſſen, 





. | u | . — 


— 891 — 4 


theils daraus, daß e3 auch eine eigne Innung der nicht felten 
verheiratbten Tuchknappen gab, trog dem das ein Meiiter felten 
mehr als cinen Knappen hielt, und endlich daraus, daß es hier 
nicht blos ein Handwerk der Tuchſcherer mit etwa 12 Meis 
tern, fondern feit 1605 auch befondre Zuchbereiter gab, 

Ein drittes Gewerbe, weldes damals in Freiberg fehr 
ſchwunghaft betrieben ward, war dad der Meflerihmiede. Sie 
zerfielen zu jener Zeit in zwei Innungen, nämlidy in die langer 
und furzer Arbeit. Die lebtere zählte 1616 45 Meifter und 
bielt mit den Mefferern und Scleifern zu Bredlau, Schweidniß, 
Dllmüg, Steyer, Zroppau, Brieg und Budilfin zufammen. 

Endlih war aud die Beihäftigung mit Pofamentirarbeit 
fehr allgemein, da ſich 1616 nur allein 51 Frauenzimmer vors 
fanden, welche dergleichen Arbeiten auf eignen Stühlen verfers 
tigten, troßdem, daß ed bier feit 1588 eine eigne Pofamentmas 
der »Innung gab. 

Auch gab ed in unfrer Zeit Innungen der Steinmegen und 
Maler, und ed darf und dieg um fo weniger Wunder nehmen, 
ald jene Zeit es vor allen liebte, dergleichen Verzierungen an 
ihren Gebäuden anzubringen. Spuren davon zeigen fi noch 
beute an manchen Häufern, obwol von den weniger funftlieben: 
den Enkeln leider jo manches ehrwürdige Kunitwerf der Art 
bereitd vernichtet tft und noch vernichtet wird. Die Steinmeßen 
hatten ſich mit den Maurern zu einer Innung vereinigt und was 
ren etliche 6U Perionen ſtark. Die Maler hingegen lernen wir 
nur aus einem Vergleiche fennen, welden fie 1586 mit den 
Steinmetzen ſchloſſen. Doc erwähnt Moller in dein Jahr 1617 
einen künſtlichen Maler und Bildichniger, Franz Dietrih, wels 
der den Altar, Zaufitein und Predigrftuhl zu St. Petri, wie 
auch etlihe ſchöne Grabmäler in diefer und andern Kirchen vers 
fertigt und gemalt habe. Er flarb den 15. May des gedachten 
Jahres im 51. Jahre feines Alters. 

Einiges Anhalten über die Stärke der. Innungen giebt aud) 
das Verzeihnig, wie ein jedes Handwerk jährlich ſchießen fol. 
Da fichen denn die Tuchmacher oben an, welde jaͤhrlich 2 Schüs 
gen zu fielen hatten. Daſſelbe war audy der Fall mit den Ba: 
dern, Sleiibern, Böttigern, Schneidern, Schmieten, Leinuge 





» 





bern und Schuſtern. Einen Schügen jaährlich follten wiederum 
flellen die Goldſchmiede, Kurzenmefferfchmiebe, Kürfchner, Weiß 
gerber, Seifenfieder und Pofamentmaher. Andre fchoflen abs 
Wechfelnd, fo 1) die Langenmeflerfchmiede, Saͤgenſchmiede und 
Kupferfhmiede, 2) die Senfen = und Zwedenfchmiebe, 3) die 
Drechsler und Hutmacher, 4) die Seidenftüder und Baretma⸗ 
der, deren Lade jedoch 1685, weil die Innung erlofchen war, 
nah Zwidau gefchafft wurde, 5) Die Riemer, Sattler, Wa 
ner, 6) die Beutler, Xäfchner und Gürtler, 7) bie. Svdeer⸗ 
Kartenmacher und Buchbinder, 8) die Schloſſer, Uhr⸗, | 
macer und Büchfenfchmiebe, welche in eine Innung 
waren, und endlich 9) die Glafer, Zuchicherer, —— 

und Senkler. Auffallend iſt es, daß fich dieſe Berpflichtung 
nicht auch auf einige andre Handwerke, welche hinſichtlich ihrer 

Zahl ebenfaUs nicht unbebeutend waren, wie z. 3. das der Tiſch⸗ 

ler und Stellmader, der Barbirer und Bader, ber Zimmerleute 
und Maurer, Töpfer und Seiler erftredte, zumal da die Theil⸗ 

nahme an biefen Schiegübungen für fo wichtig gehalten wurbe, 

daß die Zeh = oder Obermeifter ausbrüdlich mit darauf vers 

eidet wurden die auferlegten Büchfenfhügen zum Schießen an- 

zubalten. Dafür hatte man auch 1565 hier die Senugthuung, 

daß ein hiefiger Büchfenfchäfter, Martin Kunze mit Namen, von 

dem Büchfenfchießen zu Prag, zu welchem auch bie Stadt Frei⸗ 

berg eingeladen und vom Rath deshalb etliche Büchfenmeifter abge 

ordnet worden waren, einen Gewinn von 50 Thaler (der höchfte 

betrug 100 Thaler) mit daheim brachte, gleichwie denn audy bie 

vier Schügen, welche der Rath den 28. Aug. 1569 zu dem’ ge 

meinen Schießen in Dresden aborbnete, im Ramen der Stade 
3 Dauptfahnen gewannen. Eine ähnliche Einladung erging auch 

den 9. Juni 1599 an den Rath zu Freiberg, ald man zu Culm⸗ 

bach unter der Feſtung Blaffenburg Churfürft Auguft zu Ehren 

ein allgemeines Fürſtenſchießen hielt. Auch hier fandte ber at 

4 Schüren ab. 1 | 


d. Ausgaben und Einnahmen des Rathe. 


Quellen. 1) 1563. Eh. Auguf die Trankſteuer f. Freib. of 
ae fi. feht. Priviiegb. Fol. 90. 2) 150666. Eh. Aug. Sanbfügpere 









8 





m 0.8 


Gbend. Fol.90 u. 91. 3) 1569. Ch. Auguſt Erlaß weg. gem. Stabihülfe 
z. Bezahl. d. Schulden und deſſen Begnadung weg. der Trankſteuer, des Uns 
gelde, Muͤhlenzwangs, Erhoͤh. der Weinſteuer und des Holzpreiſes. Ebend. Fol. 
82. 83. u. 94 — 95. 4) 1572. Alte Beſchreibung des großen Armbruftfchies 


Bens. Gtadtgebr. Fol. 23—30. 5) 1586. Alte Abbild, des Leicdhenbegängs . 


niffes v. Ch. Auguft. A. Br. Edyulbibl. 6) 1588. Ch. Chriſtians Befehl üb. 
d. Zoll z. Reulicchen u. die Vertragsurkunde darüber. Privilegienb. ‚Fol. 62 
—64. 7) 1606. Die Stabtordnung üb. Einnahmen u. Ausgaben des Raths. 
Gtadtgebr. Fol. 52— 110. 8) 1606. Schreiben ein fürftl. Darlehn v. 1000 
fl. betr. A. Er. Ar. 9) 1607. Ch, Shriftian 2. bedankt ſich f. ein übers 
ſendetes Meßgewand. Ebend. 10) 1614. Befehl weg. bes Eifenhandels mit 
Beſtimm. des Sifenfages f. fremde Eifen. Zunftb. Fol. 358— 360, 11) 1621. 
Johann Georg erborgt 12000 fl. v. Rathe. A. Er. Arch. 12, 1622. Joh. 
George Befehl in Betreff d. Prager Juden u. ihrer Abgabe an den Tohren g2 
Fr. Ebend. 13) 1624. 2 Grlaffe Johann George weg. d. Trankſteuer. Pri: 
vilegienb. Fol. 93 — 95. 14) 1627. Johann George Erl. weg. d. Teiche 
vorm Greugtbore. Privilegiend. Fol. 89. 15) 1629. Johann George Anfras 


ge weg. d. Ungeids u. des Raths Antwort. Ebend. Fol. 113— 114. 16). 


1632. Verzcich. des nad) Dresden geſchickten Silberwerks 5. Darlehn v. 6000 
fl. A. Gr. Arch. 17) 1649. Verzcich. deffen, was der Rath d. Fuͤrſten ges 
lieben babe. Ebend. — Außerdem Consignatio aedificiorum publicorum, 
Stadtgebr. Fol. 169. 


Freiberg hatte aber eine Zeitlang felbft zwei Schügenhäußer, 


und zwar eins im Zwinger zwifchen den Erbiſchen und Donatöthore. 
Diefed hatten aus lange hergebrachter Gewohnheit die Armbruft: 
(hüten inne. Es wurde dafjelbe jedoh im Frühjahr 1632 we; 
gen Kriegsgefahr abgetragen, weil es der Stadtmauer zu nahe 
lag. Dagegen war 1572 fur, vor dem großen Fürftenfchießen 
dad Schießhaus auf dem Schießplan aufgeführt und 1580 befs 
fer audgebaut und mit einer Oberftube verfehen worden. Hier 
hielten nun die Büchlenfhüsen den ganzen Sommer hindurdy 
zufolge churfürftliher Anordnung alle Sonntage ihre Uebungen. 
Dod wurde der Plag fpäter auch von den Armbruftihüzen, zu: 
mal bei größeren Zeften und namentlich wenn bie Fürſten zugegen 
waren, benußt. Dad Letztere war aber nicht felten der Fall. 
Eo wohnte bereitd den 16. Sptbr. im Jahr 155% der Herzog 
Auguft einem folhen Schießen bei und gewann dad Belle. 6 
war die das Vorſpiel zu jenem größeren Schützenfeſte, welches 
der Rath den 2. Juni 157% veranflaltete. Die Veranlaffung 
hierzu erzählt ein alter Auffab folgender Nabeie Demmach €. 


» 


. 


6 


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⸗ | oo 


E. Rath der Stadt. Dresden den Montag Lätare ein Geſellen⸗ 
fhießen aus den Armbrüften und fälernen Bogen audgefchrieben 
und hierzu auch etliche Städte befchieben hatte, fo war unter 
andern auch Freiberg dazu erfordert worden. Weil jedoch den 
18ten März ald die Mittwoche zuvor Derzog Adolph, des Chur⸗ 
fürft Auguft Sohn, in Gott feliglich entfchlafen und aud den 
andern Tag hernach allhier begraben worden war, hat man Be: 
benfen getragen dad Gefellenihießen zu befucyen, da man bie 
Leiche alihier hatte und männiglich wegen bes jungen Herrleins 
Abgange voller Zraurigfeit war. Deromwegen hat E. E. NRath 
Niemanden zu diefem Schießen abgefertigt, es haben ſich aber 
der ehrenfefte Chriftoph Meußgen neben dem Schützenmeiſter all- 
bier für ihre Perfonen dahin begeben. Nach vollendetem Schie: 
fen ift nun auf des Churfürften befondern Befehl die Kranz 
. fahne dem Rathe ber Etabt Freiberg zugefhidt und durch Chris 
ftoph Meußgen auch am ?liten März überantwortet worden mit 
dem Beicheide: weil fich die Sreiberger Schügen nicht eingeftellt 
hätten, folle dieß die Strafe fein, die Herrn Bürgermeifter ſoll⸗ 
ten auch mitfchießen und es folle alfobald nad) Ausgang der 
Dftermeffe angeftellt werden. Weil fih denn €. €. Rath ſchul⸗ 
dig erkannte nicht allein in diefen fondern auch in andern Ga- 
chen Ihrer Churf. Gn. unterthänigen Gehorfam zu leiſten, bat 
er dieß Schießen in Bezug auf die Zeit ſowohl als die einzulas 
denden Perfonen mit Vorwiſſen des Churfürften den ®. Juni ans 
geftellt und nachfolgende Städte hierzu eingeladen: Dreöben, 
Chemnitz, Pirna, Meißen, Zwickau, Großenhain, Roßwein, 
Dederan, Dippoldiswalde, Annaberg, Schneeberg, Marienberg, 
Wolkenftein, Mittweide, Zfchopau und Döbeln. Doc find au 
zweie von Wittenberg und einer von Leipzig unaufgefordert ers 
fhienen. Won der Ritterfchaft wurden außer den fürftlichen Perſo⸗ 
nen: Auguft, Herzog zu Sachſen, Churfürft u.f.w., Chriftian 
Herzog zu Sachſen, Churf. Auguftus Sohn, und Franz zu Sach⸗ 
fen, Eugern und Weftphalen, Herzog folgende befchrieben. 1) Wolf 
von Echönberg, Oberhauptmann, 2) Heinrich und Abraham von 
Schönberg, ded Herrn v. Purfchenftein Söhne, 3) Cornelius Rirs 
leben, Zägermeifter zu Zſchopau, 4) Dietrich Rülcke zur Linde, 
5) CEhriſtoph Kitfeher, Hauptmann zu Pirna, 6) Barthel. Lau⸗ 





terbach, Rentmeifter, 7) Hand Biener, churf. Münzmeifter, 8) 
Caspar von Echönberg auf Purfchenftein, 9) Heinrid von Mil: 
tig zu Rabenau, 10) Dam von Sebotendorf, de Röm. Reiche 
Pfennigmeifter, 11) Sohann Jeniſch, Churf. Kammerfecretär und 
12) Hans Harrer, Churf. Kammermeifter. Außer ihnen haben 
jedoch noch Zheil genommen: der landgr. heſſ. Gefandte Erich 
Volkmar von Berlebſch und die Grafen Hand Georg und 
Hoier von Mansfeld, Dans Georg von Solms, Rod von Li: 
nar, churf. oberfter Artillerie Zeugs und Baumeifter, die hurf. 
Kammerräthe, Herr Georg von Schönburg, Chriftiph von Gar- 
lowitz, Erbritter auf Rotenhauß, Hand von Ponidau, Hans von 
Bernitein und Dr. Georg Krafau, der Hofmarihall Abraham 
Bold, der Stallmeifter Balthafar Wurm, der Hofrath Dr. Ioa: 
him von Beuft, der Hofmeifter Hans Georg von Kroffig, der 
Hauptmann über die Einfpänniger Chriftoph Landskron und end» . 
lih noch die Herren Chriftoph von Ragewis, Chriftoph von der 
Planig, Hieronymus Pflug, Hildebrand von Creutz, Hans Phi« 
lipp von Berlebih, Wilhelm von Berbisdorf, Heinrich und Al: 
brecht von Günterrode, Hans von Zaubenheim, Georg von Kit« 
terig, Volrad Rauchhaupt, Friedemann von Selbitz und Ghri- 
ſtoph Etammer. 

Der Rath hatte nun hierzu, wie ſchon oben erwähnt wur: 
de, ein fchön gemaltes Echießhaud auf dem Schießplane bauen 
laften. Die große Ziehvand war gegen Mitternacht an einem 
erbabenen Thurm geftelt und daran das dhurfürfti. fächfiiche 
fo wie das Stadtwappen gemalt. Oben fland dad Schützenuhr⸗ 
wert und Glödlein famt dem ftählernen Spiegel, über benfels 
ben ein artig ausgehauener und mit gelben und fchwarzen Klei⸗ 
dern wohl ausgeputzter Bergmann mit einer Stufe filberhaltigen 
Erzes. Wenn nun ein Scüße einen guten Schuß ind Blatt 
that, wieß er ihm die Erzftufe, dem weiten Schuffe hingegen 
Pehrte er das HDinterleder zu. Der Zielwand gegenüber und zwar 
jiemlih in der Mitte hatte der Churfürft feine Sitzſtatt ohne als 
len Bortbeil vor den andern Schügen. Sie war mit grünem 
Tuche bekleidet und oben brauf ein Saal, wo die Churfürftin 
auf der einen und ihr Frauenzimmer und bie Junker auf Zei 
andern Seite abgefondert von einander verweilen fonnten, alles 


a 


» 








mit Tuch und Bildern bekleidet. Hinter der Zielmand ſtanden 
die Echreibebuben und feitwärtd vier Werfuchwände, zweie zur 
Rechten und zweie zur Linken, eine für die fürftlichen Perfonen, 
die andre für die Nitterfchaft, die dritte und vierte (zur Linken) 
für die Schützen aus den Städten. Dem jungen zwölfjährigen 
Churprinzen endlich hat man, da er den großen ganzen Stahl 
noch nicht wohl führen fonnte, abgefondert und zwar fo, daß 
er dem Churfürften den Rüden zuwandte, eine Ziel- und Ber 
fuhwand zu halbem Stande aufgerichtet und ihm feine Schieß⸗ 
wand mit Pomeranzenbäumen und Zannenzapfen ſchön gemalt. 
Ja man hat ihm auch eine fonderliche Uhr gemacht und ed an nichts 
fehlen laffen, wie denn bie fürftlihen Schießftände mit einer gro⸗ 
Gen Menge fchwarzer und gelber Fartelner Bahnen umgeben was 
ren. Um 12 Uhr langte ter Churfürft mit feinem Gefolge auf 
dem Schießplane an, flieg hier alsbald nebft Herzog Chriftian 
und Herzog Franzen vom Pferde und wurde vom Rathe durch 
den Bürgermeifter und Zehndner Wolf Prager in einer wohlge 
faßten langen Rede bewillflommt. Hierauf reichte Ihre chur⸗ 
fürftl. Gnaden ven Rathöperfonen die Fauft, defgleihen aud 
Herzog Ehriflian und Herzog Franz von der Lauenburg. Die 
Segenrede hielt auf hurfürftl. Befehl der Hofmarfhall Abraham 
von Bod. Sest bliefen die Stadtpfeifer, welche fich auf dem 
alten Schießhauße im Gäßchen befanden, und der Churfürft be 
Hab fih ind Schießhaus zu feinem Stande. 

Nun wurde zunähft die Einrichtung der Siebener, die Lo: 
fung und Eintheilung der Viertel vorgenommen und die Einlage 
beftimmt. Der Rath erklärte fich bereit 30 fl. al& dad Beſte zu 
geben, ter Churfürft aber erbot fih noch 20 fl. dazu zu legen. 
Als jedoh das Schießen vorbei war, bat der Rath die 50 fl. 
für voll gegeben und der Ehurfürft nichts. Jeder Zweckſchuß 
befam überdieß eine ſchwarze und gelbe Partefne Fahne, auf 
weiche ein zinnerner Zeller mit einer Bratfore gemalt voor, 
dazu eine Bratfore, einen zinnernen Zeller, ein Glad mit ro⸗ 
them Weine und eine mit weißer Seide und Zwirn ſchön außs 
genähte Bergkappe. Die Berglappen aber, welche der Churfürft 
und Herzog GChriftian bei einem Zweckſchuſſe befamen, waren 
ſchoͤn und herrlich in gutem Golde und rother Seide ausgenaͤht. 


— 897 — 


Wenn nun einer, Herr oder Knecht, einen Zweckſchuß hatte, da 
gingen die Siebener nebft zwei Rathöperfonen aus der Schreibe: 
bude und trugen den Zweckgewinnſt. Vor ihnen ber bliefen 
die Stabtpfeiffer, und fangen drei Bergfänger unb fo ging es 
bis in den Stand wo der Gewinner fein Schießlager hatte. 
Dem aber, welcher den Girkel verfehlte, alfo einen weiten Schuß 
hatte, wurde durch den beftellten Pritfchenmeifter auf einem böls 
zernen Zeller ein Quark, ein Glad Bier und anftatt der Berg⸗ 
fappe ein grauer Schadhthut mit einem brennenden Grubenlichte 
fowie eine Leinwandfahne, worauf wiederum diefe Gegenflände 
gemalt waren, überreicht und viel Schimpf und Spötterei dabei 
getrieben. Dieß ift nach jedem Umfchießen gefchehen, deren man 
des erften Tages zwölfe und des andern eben fo viel hielt, fo 
daß ein jeder Schübe 24 Echüffe that. | 


Ald man demnad am andern Tage den 3. Juni die noch 
übrigen 1% Schüffe gethan hatte, ergab ſichs, daß der Churfürft und 
ein gewiffer Sranz Lindner von St. Annaberg jeder 14 Schüffe unter 
den 24 Echüffen hatten. Es mußten alfo VBergleichfchüffe gethan 
werten. Weil Lindner jedoch ein armer Mann war, welchem nicht 
allein die Zehrung fondern auch das Kinlagegeld gemangelt hatte, 
fo daß er ſichs allenthalben einzeln zufammenborgen mußte, ließ 
ihn der Churfürft, welcher davon Kunte befam, zuerft fchießen 
und fehlte fpäter vorfäglih ta3 Blatt um ein gutes Theil, ins 
dem er fich alſo äußerte: Ob er wol dad Beſte in feinen Hän⸗ 
den babe, fo wolle er doch dem armen Manne fein Etüdlein 
Brod, da3 ihm der allmädhtine Gott hierher gelegt, nicht nchs 
men fondern lieber noch mehr dazu geben. 


Mittlerweile hatte auch Herzog Chriftiand Schießen feine 
Endſchaft erreicht und hier hatte Herzog Chriftian dad Beſte ges 
wonnen, nämlich einen vergoldeten Becher von 24 fl. mit einer 
Dede, worauf ein Bergmann mit einem Xrögel Erz auf den 
Achſeln ſtand. Auch diefen Becher hatte der Rath bezahlt. Weil 
aber dad Wandſchießen zeitlich endigte, wurde für den jungen 
Herrn nob cin Vogelſchießen veranftaltet. Hierzu wurde von 
den Junkern viel Zinn genommen, welches alles der Rath bes 


zahlen mußte. Man ſchoß an 3 Wogel ab. 
57 





Beil aber Alles fo glücklich hinausgegangen war, beſchloß 
der Churfürſt für ben nächſten Tag noch ein Nachſchießen auf 6 
Schüſſe zu veranftalten. Dazu ſchenkte der Churfürſt & Ellen 
fhwarzen Sammt und ber Rath 10 fl. 

Zugleich ift während dieſer drei Tage ber anwefenden Herr 
ſchaſt und dem Frauenzimmer zur Luſt und Ergöglickeit noch 
allerlei Kurzweil angeftellt worden. Da wurden 5.3. zwei glatt: 
gefchälte Kietterftangen aufgerichtet und mit allerlei Kleinodien 
von Zinn, Bergledern, Berglappen, Hüten, Barretö u. f. w. 
geſchmückt, und es find auch Etliche hinaufgeftiegen und haben fich 
ein Kleinod geholt während andre hingegen berunterfielen. Eben 
fo hatte man einen Narren von Holz gemacht, welcher dad Maul 
mit beiden Händen aufiperrte, und bazu wieber etliche Kleinobe 
beftimmt. Wer nun dem Narren mit hölzernen Kugeln, deren 
man 6 um 3 Pfennige gab, die meiften Würfe ins Maut that, 
fo daß die Kugeln drinnen blieben, gewann bie Kieinobien. 
Auch einen Glückstopf gab ed. Hierzu legte nämlich Jeder auf 
einen Zettel 6 Pfennige ein und fo kamen an 30 Gewinne zus 
fammen, unter ihnen ein Becher von 14 fl., Taſchen, Hüte, 
Barrets, Dolche und Edywerter. Damit man endlich ben jun: 
gen Herrn defto fröhlicher machte, wurden zwanzig Bergjungen die 
eine Hälfte vom Brande die andere aus ter Etadt beftellt, welche 
fid) mit gepappten Orubenbeilen auf dem Schießplane mit einanber 
ſchlagen follten. Diefe find denn auch in zwei Rotten mit Trom⸗ 
meln und Pfeifen aufgezogen und nicht weit von dem Schieß⸗ 
ftande des jungen Herrn frifh aufeinander losgegangen. Rad: 
dem fie fich aber die Grubenbeile zerfchlagen hatten, nahmen fie 
die Fäuſte und verbitterten fich bei ihrer Rauferei fo, daß man 
fie faum wieder foheiden und von einander bringen fonnte. Des: 
wegen wurden fie hernach gepritfcht, etliche auch auf einer Kuh⸗ 
baut geprelit, wobei namentlid Einer zu allgemeiner Heiterkeit 
viele Gaufelei mit den Händen trieb und ob er fhon hoch em» 
por geworfen wurde, dennoch meiftentheild wieder auf die Fü⸗ 
Be fam. 

Den zweiten Tag, als dad Hauptfchießen zu Ende war, 
sogen Abends Ehurfürft Auguft nebſt feiner Gemahlin Angh,und 
rau Echwefter Sidonia, Herzog Erichs von Braunſcha | 


— 800 — 


mablin in Begleitung der oben ‚genannten Fürften, Grafen 
und Hofleute und der ganzen löblichen Schützengeſellſchaft auf 
geſchehene Ginladung E. E. Raths zu einem Abendeflen auf das 
Rathhaus in die Stadt, wo fie auf die fchon früher befchriebene 
Weife bewirthet wurden. 

Die Mittwoch früh aber brachte der Zehndner ed beim Chur: 
fürften vor, wie der Rath zum liebiten gewollt hätte, daß Ihre 
Churf. Gn. das Beſte gewinnen möchten und daß Ihnen gute 
Ausrichtung geihehben wäre. Der Churfürft erklärte hierauf: 
Das Befte jtand in meiner Dand, ich habe es aber dem armen 
Manne gar gerne gegönnt. Die Ausrichtung ift gar gut gewer 
fen, Ihr habt ihm mehr denn zuviel gethan. Wenn das Herz 
gut ift, fo ift alles gut. Und als der Zehndner nun entgegnete: 
Ihre Churf. Gn. folltend, ob Gott will, nimmermehr anders 
erfinden, aucd ganz und gar feine andern Gedanken faflen, da 
fagte der Churfürft: das wille er, habe ed auch geiehen, wolle 
e3 mit Gnaden vermerken und tiefer Stadt und Bürgerfchaft 
gnätigfter Churfürft und Herr fein und bleiben. Damit man 
aber ſehen folle, daß er Luſt allyier habe, jo wolle er noch des 
Tages verwarten. Er wolle fih aud ein ſchön Haus allhier 
bauen und fi eine folche Luft allhier zurichten, desgleichen im 
ganzen Lande nicht fein folle. Was aber dad Nonnenkloſter ans 
lange ed dem geijtlihen Einfommen zu fchenfen, fo habe er die 
übergebne Supplitation eined Theils gelefen und beiohlen fie 
Ehren Johann Jeniſch zuzuftellen, damit er fie ihm zu Dresden 
vortrage. Darauf wolle er ſich gnädigſt zu erzeigen willen. Es 
it namlich zu bemerken, daß der Rath dad Schießen Tarum mit 
allem Fleiße beitellt und ausgerichtet und es an nichts mangeln 
laffen fondern fo viel Unkoſten aufgewendet hat, weil man in 
Hoffnung ſtand, man würde dad Qungfrauenklofter ſich erbitten 
und erhalten. Wie denn vor dem Schießen Ihre Churfürfli. 
Gnaden ſich derentwegen gnädigft erboten, nachher aber ſich fo, 
wie gemeldet wurde, erklärt haben. 

Näcften Zaged darauf ald den 5. Juni, als die Abdan» 
fung gebührlich geichehen war, ift dann die Derrfchaft mit ihrem 
Hoiftaat aufgebrochen, und ed jind aud die Abgeordneten von 
den Städten und die andern Schügen ein Jeder wieder feines Weg& 

57° 





— 900 — 






verreift. Zuvor aber hat E. E. Rath zu fernerer Fo 
diefer rühmlichen Uebung die SKranzfahne hochgedachtem —— 
prinzen zu Sachſen angetragen, welcher ſie auch mit Freuden 
annahm, die Hauptfchießfahne aber iſt zu weiterer und mehrerer 
Aufrichtung guter nachbarliher Freundſchaft den Derren zu Mei⸗ 
fen mit den gebräuchlichen Zeremonien übergeben worden, und 
die Stadt Meißen mußte fich dieß auch alfo unterthänigft gefal: 
len Iaffen. Dem Freiberger Rath war dad Schießen nicht we: 
niger als 1395 fl. zu ftehen gekommen. 

Weniger Aufwand machte der Rath, ald bier den 3. Augufl 
1589 ein allgemeined Landſchießen gehalten wurde, wobei ein 
Bürger von Leipzig dad Befte gewann. Den 24. Auguft 1395 
wurde von ihm wieder ein ähnliches Feſt veranflaltet. Es Famen 
nämlih am 23. Auguft de3 gedachten Jahres der damalige Ad: 
miniftrator der Chur Sachſen, der Herzog Friedrich Wilhelm 
nebft feiner Gemablin und zwei Derzögen von Sadfen von Aus 
guftusburg hier an. Nachdem nun der Rath und die ganze Bür: 
gerfchaft ihm aufgewartet und ſich unter andern von den Berg⸗ 
und Hüttenbeamten, Schichtmeiſtern, Echmelzern, Steigern und 
Berghäuern allein über 660 Perfonen gefammelt hatten, welche 
Ihre Fürftl. Gnaden in 170 Zrögen unterfchiebliches Erz, in: 
gleihen etlihe Blicke Silber und viele Echuben gargemadhtes 
Kupfer vortrugen, oronete der Rath faft auf diefelbe Art, wie im 
Fahre 1572, ein gemeined Schießen auf dem Schießplane an, 
doch mit dem Unterfchiede, daß nur ein Zag dazu genommen 
und aljo auch nur 12 Schüſſe geihan wurden. Zu jedem Zweck⸗ 
fhuffe wurde diesmal ein breiföpfigter Thaler mit einem Ge 
henke, ein Glas Wein, zwei Pomeranzen auf einem zinnernen 
Teller und eine feine Fahne, zum weiten Schuſſe hingegen ein 
Zannenreifig mit dem Zapfen, ein Glas Bier, ein Quarf und 
eine Leinewandfahne ausgetheilt. Der Hauptgewinn, welchen ber 
Rath zum Beften gab, war ein Gredenzer von 50fl. Auf dem 
Scießhaufe hat man fodann die Herrſchaft über einer Tafel und 
die Hofjunfer an 3 Ziichen gefpeift, worauf der Kürft mit feis 
nem Gomitat Abends nad neun Uhr bei brennenden Windlich⸗ 
tern und wadeln in die Stadt aufs Echloß und des andern Tags 
von hier nad) Torgau zog. 


— 9X — 


Da nun dergleichen fürſtliche Beſuche gar nichts ſeltnes 
waren, fo darf es und auch nicht befremden, wenn wir unter 
ten Stadtauögaben eine eigne Rubrik für die Ausgaben auf 
fiemde Herrfchaften finden. So traf den 16. December 
1557 der neuerwählte König von Dänemark Friedrich II. mit 
fiinem Herrn Bruder und Vetter Herzog Hand Magnus und 
Ldoloh von Holftein in Begleitung des Churfürften Auguft, defs 
fen Gemahlin und Mutter hier ein, wo die ganze Bürgerfchaft 
aufgeführt wurde und die Rathöperjonen und Bergbediente in 
großer Anzahl ſich nach Art der Bergleute mit weißen Bergkap⸗ 
yen, weißen wollenen Bergrödlein und Bergledern bekleidet Kasten 
und mit Grubenbeilen in den Händen der Herrſchaft entgegen 
eingen. Es ereignete ſich dabei der merktwürbdige Umftand, daß 
ter alte und neue Rath, weil ſich der Einzug von 2 Uhr Nadys 
mittags bid auf 5 Uhr Abends verzog, in biefer feiner Bergklei⸗ 
dung vor dem Petersthore zufammentrat und ein Bergurtheil 
fprad. Den andern Zag aber hatte der Rath die ganze anwes 
fende Herrichaft auf dem Rathhauſe zu Gaſte. Zur befondern 
Ehre für Auguft? Gemahlin Anna, welche aus Dänemark ſtamm⸗ 
te, hing man damals an bie fteinerne auf franfiihe Manier ges 
arbeitete Rolandsitatue bei der Brüde vor dem Petersthore außer 
dem Sächſiſchen und Stadtwappen auch das Dänifihe. Eie ift leider 
nebft einer andern defecten alten fleinernen Marterfäule, auf wel: 
er die Leiden Chriſti mit der Jahrzahl 1489 ftanden, 1635 von 
etlihen Eoltaten aus Muthwillen zerilört worden. Ueberhaupt bes 
ehrte Auguft unfre Stadt öfters mit feinem Beſuche. Eo nahm er 
noch al3 Herzog 1548 mit dem Markgraf Albrecht und 150 Pferden 
bier fein Nachtlager, wiederholte dafjelbe 1570, lag 1554 vier 
Mochen lang an einem Fieber hier Frank, und befichtigte den 19, 
Sptbr. 1573 zugleih mit Markgraf Georg Friedrih von Brandens 
burg, Landgraf Wilhelm von Heilen und einem jungen Pfalzgrafen 
am Rhein den neuen Schloßbau. eine Wohnung war bei dem 
Dberhüttenverwalter Michael Schoͤnleben, die der andern Herr⸗ 
haften hingegen in Mannewitzens Haufe (dem Unterhofe) bei 
dem MNiederklofter. Desgleihen kam den 27. Ian. 1574 der 
Pfalzgraf Johann Caſimir nebft feiner Gemahlin Eliſabeth, 
einer Xochter des Churfürſten, bier an und wurde mit dem ge: 





" er 


wöhnlihen Geſchenke an Wein und Bier, feine Gemahlin aber 
mit einem golden Pokal von 50 Thalern beehrt. Daſſelbe 
war am 8: Jul. 1629 der Fall, wo der Ehurfürft Johann Georg 
mit der jungen Herrfchaft in Sreiberg anlam und 1% Tage lang 
ein Dirfchfeft hielt, wo er fomol als die ganze junge Derrfchaft 
vom Rathe untertHänigft befchenft ward. Ferner im Jahre 1680, 
wo berfelbe Churfürft mit dem Fürften Herrn Friedrich, Erben 
in Norwegen und Herzog zu Schleswig, Holftein und Dittmar⸗ 
fhen, drei Zage in Freiberg verweilte. Auch hielt berfelbe gar 
nicht felten fein Sagdlager hier. So brachte er 1688 nebſt ſei⸗ 
ner. Gemahlin und vier Prinzen einen vollen Monat in Freiberg 
zu. Daflelbe hatte er bei feiner Ankunft 1642 vor, wo «8 je 
doch wegen ber Nähe des Feindes unterbleiben mußte, bis er 
vom 8. Septbr. 1646 an wieder 4 Wochen lang ein Jagdlager 
bier hielt. Deögleichen verweilte er im Jahre 1648 wieder 1% 
Sage und vom 17. Aug. 1649 an gar 6 Wochen nebft feiner 
Gemahlin, den Prinzen und Prinzeffinnen in der Stabt. Freilich 
batte die Bürgerfchaft von diefen hohen Beſuchen wol auch mans 
herlei Gewinn, zumal wenn fürftlihe Wittwen auf dem bie 
figen Schloffe ihren Wirtwenfis auffchlugen, wie bieß 1637 
Chriftians II. Wittwe ein Jahr lang that, oder Fürflinnen voͤl⸗ 
lige Fürftenfige in der Nähe anlegten, wie 1636, wo die Chur⸗ 
fürftin Sibille fih auf dem Vorwerk Klippel in der Loßnit 
den Fürftenhof einrichten ließ. 

Doch blieb es nicht bei dieſen Ausgaben, für Zefte, web 
he bei fürftlihen Beſuchen in Freiberg zu geben waren, fon 
bern ed wurden die Bürger auch nicht felten bei befondern Hof 
feftlichleiten nad) Dresden beordert. Die war 3. B. den 13. 
April 1575 der Fall, als der römifhe Kaifer Marimilian IE 
mit vier Prinzen und zwei Prinzeffinnen, ingleihen dem ſpani⸗ 
fhen Sefandten und andern hohen Standeöperfonen nach Dres⸗ 
den gefommen war, um ben Churfürft Auguft zu begrüßen. 
Denn bei biefer Gelegenheit mußte der Zreiberger Rath hundert 
wohlgerüftete und auöftaffirte Bürger zur Aufwartung wie zur 
Verſtaͤrkung der Wache nad) Dresden fchiden, welde bis zum 
18., wo Marimilian wieder aufbrach, bafelbft verblieben. Sie 
befamen bei ihrer Entlaffung jeder 30 Groſchen, doch hat ber 


_ 8 — 


Rath feiner Seits bei ihrer Wiederfunft gleichfalls jedem einen Tha⸗ 
ler und zuvor fchon, ehe fie fortzogen, jedem drei Ellen ſchwarzen 
und drei Ellen gelben Zinbel, ihrem Hauptmann aber 5 Thaler 
und den zwei Befehlshabern jedem 3 Thaler forwie kartekne Bin: 
den reichen laſſen. Daffelbe geſchah wiederum den 25. Apr. 158%, 
ald Herzog Ehurprinz Chriftian zu Dresden Hochzeit hielt. Im. 
Jahr 1602 wurden gar zweihundert Bürger zur Aufmwartung 
nad Dresden abgefordert, al3 der EChurfürft Chriftian II. mit 
Hebwig aud Dänemark? ſich vermählte. Das nächte Jahr vers. 
mäblte ſich Johann Georg und fo 309 wieder eine Fahne Kreis 
berger Bürger dahin ab. Im Jahr 1609 hatten ſich etliche vor⸗ 
nehme Fürften und Deren in Dresden eingefunden, um bork. 
dad Faflnachtäfeit zu begehen, und fo mußten von neuem 210 
Bürger von hier mit ihren Schügenröden, Gewehren, Bandelieren 
und anderem Zubehör- dabei aufwarten. Daffelbe wiederholte ſich 
im Zuli 1617, als der Kaifer Matthiad in Begleitung ded neus 
gewählten Königs von Böhmen Ferdinand II., wie auch bes 
Erzherzog Marimiltan von Deftreih, des Cardinald Kleſels und 
anderer vornehmen Perfonen 3 Wochen in Dresden verweilte. Bei 
diefer Gelegenheit befam der Fähndrich täglih 3, der Zeutenant 
2, der Feldwebel und Furirer 1 Gulden, der Führer und jeder 
Rundarsfchierer 10 Grofhen 6 Pf., von den Doppelfüldnern, 
Musquetiren und Trommelfchlägern jeder 8 Groſchen, fo daß 
diefe Dresdner Hoffeltlichleiten der Freiberger Bürgerſchaft allein 
an 1459 Gulden 18 Grofchen 6 Pfennige Pofteten. Zur Hoch⸗ 
zeit zwiſchen der Brandenburgifchen Prinzefiin Magdalene und 
dem Ghurprinzen Johann Georg haben dann 1638 wieder 100 
Freiberger Defenjioner in Dresden die ganze Zeit über aufge 
wartet. 

Es füllten daher die Ausgaben an Hochzeiten ebenfo wie 
die bei den fürftlihen WBegräbniffen in dem Ausgabebuche bes 
Raths ihr eigned Blatt. Aus dem Umftande nämlich, daß in 
Freiberg das churfürftliche Begräabniß gegründet worden war, ers 
wuchſen der Gemeinde ebenfalld neue Ausgaben für Kramwaa⸗ 
ren und Dienfimwartung. Dad Begräbniß von Ghurfürft 
Auguft kann als Beilpiel dienen. Den 27. Zebruar 1586, alle 
vierzehn Tage nach dem Abfterben defleiben, fingen zunächſt Die 





— u — 


churfuͤrſtlichen Kurirer an die Quartiere zu bezeichnen, ba fie 
denn für 3000 Pferde Stallung in und vor ber Stabt ans 
ſchrieben und alles der Gebühr nach beftellten. Andere Bediente 
befleideten inbeflen die fürftlichen .Gemächer im Schlofie und ben 
größten Theil der Domkirche mit ſchwarzem Tuche und behäng- 
ten fie mit den churfürftlihen Wappen und verfahen zweihunbert 
Schultnaben, dreißig Prediger und die Schullehrer mit langen 
Zrauermänteln und Binden. In ber Domkirche wurben zugleich 
die Zürftenftände verfchlagen, der Altar vor Churfürſt Morigens 
Monumente fo wie nocd etliche Stühle weggenommen und alles 
fo eingerichtet, daß die Leichenpferde durch die Kirche durch und 
zur großen goldnen Pforte wieder hinausgehen Tonnten. 

Den 14ten März ald an dem Rage, wo Abends die chur⸗ 
fürftliche Leiche anfommen folte, hat fodann €. E. Rath bie 
gemeinen Bürger theild in Zrauerfleidung und mit Binden theils 
mit ſchwarzer Rüftung vom Erbifhen Thore an bis and Schloß 
zu beiden Seiten aufgeftelt. Nachmittags find die Geiftlichen 
mit den zweihundert Schülern und nach ihnen die Bürgermeiſter 
und mehrere Herrn bed Raths fammt den Bergbedienten und 
was fonft von vornehmen Perfonen bei ber Stadt wohnte, wie 
auch eine große Menge Landvolk, Männer und Weiber, ber keis 
he bis am Muldenberg entgegen gegangen. Hier übernahm man 
diefelbe, die Schüler und Geiftlihen zogen voran, die Herrfchaft 
und alle Anwefende in langem traurigen Zuge hintennach zum 
Erbifchen Thore berein bis in die Schloßfirhe, wo fie die churs 
fürftliche Leiche einfegten und dem Gebrauche gemäß über Nacht 
bewachten. Den 15ten März find die Bürger frühmorgend wies 
der wie am geftrigen Zage in bie Saflen vom Schloffe aus bis 
zur Domkirche geordnet und die Stadtthore zugehalten und bes 
fegt worden. Um zehn Uhr wurden dann die Sloden in allen 
Kirchen ber Stadt angezogen und fo ber Anfang mit dem Be 
grabniß gemacht. Koran gingen jebt zunaͤchſt neun Dauptleute 
von Adel in drei Sliedern, dann ein Mitglied aus der hurfürft- 
lichen Hoflapelle mit einem langen ſchwarzen Kreuze und darauf 
bie zweihundert Schüler mit ihren Lehrern. Ihnen folgten 30 
Geiftlihe, nämlidy die der Stadt und etlihe andre, weldye dazu 
verfchrieben waren, als die Superintendenten von Chemnig, Ans 





— 0% — 


naberg, Leißnig und Coldis fammt ihren Adjuncten, alle mit 
neuen Maänteln und Zrauerbinden, welche fie befommen hatten. 
Nach den Geiftlihen Fam die hurfürftliche Hoffapelle, ingleichen 
ein Heerpaufer mit der Heerpauke und zwölf Zrompeter mit 
umgefehrten Mundflüden. Alle Zrompeten fo wie die Pauke 
waren mit Lindiſchem Zuce überzogen und jede Trompete über: 
dieß mit einer ſchwarzen damaſtnen Sahne und dem dhurfürftlis 
hen Wappen geziert. Hierauf find die churfürftlichen und fürft: 
lihen Parfchille in Begleitung der NRitterfchaft und vornehms 
ſten Hofleute je drei und drei in einem Gliede in einer langen 
Reihe hinter einander hergegangen, nach welchen die hurfürft« 
lihen fächliihen Fahnen getragen wurden. Der Fahnen waren 
16, nämlidy erftend die NRegalien ober die rothe damaftne Blut: 
fahne, dann die der Graffchaften Eifenberg , Brehna, Altenburg, 
Pleiſſen, Orlamünde, des Burggrafthums zu Magdeburg, des 
fürftliden Graffchaft Henneberg, der Marl oder edlen Herrichaft 
Landsberg, der Pfalz zu Thüringen und zu Sachſen, tes Mark 
grafthums Meißen, ter Kandgrafihaft Thüringen, des Derzogs 
thums Sachſen, der Chur Sadhfen und endlich die ganze Haupt⸗ 
fabne. Die erfte Fahne trug der Reihsmarfhall Graf Conrad 
von Pappenheim, die andre Derr Haug von Echönburg, Die 
dritte Herr Heinrich von Tfchernegky, die vierte Herr Georg von 
Schönburg, die fünite Herr Georg Schenke ven Zautenberg, 
tie fechite Graf Baſtian Schlick, die fiebente Graf Hans Georg 
von Manöfeld, die achte Graf Sigmund von Gleidhen, die neunte 
Graf Hand Ernft von Hobnftein, die zehnte Graf Albredt von 
Schwarzburg, die eilfte Graf Heinrid von Stollberg, die zwölfte 
Graf Otto von Solms, die dreizehnte Herr Gebhard Marſchall 
zu Gofierftett, als Erbmarfhall der Landgrafſchaft Thüringen, 
die vierzebnte Graf Otto von Rheinſtein, die funfzehnte Grafz: 
Albreht ven Barby, und die fechzehnte Graf Wilhelm von 
Schwarzburg. Hinter jeder Fahne folgte ein Xrauerpferb von 
zwei Junfern geführt, jedes mit gutem ſchwarzem Tuche bid auf 
die Erte bededt und mit dem zugehörigen Provinzwappen auf 
der Etirne, Brut und an beiden Hüften bezeichnet. 
Hinter den Fahnen ritt der churfürſtliche Leibpage 
nus von Dolzendorf auf einem weißen Hengſte, in ber 


3 








* 





Hand das Regiment oder den Stab haltend, welchen der Char⸗ 
fürſt bei Lebzeiten in ſeinem Amte gebraucht hatte. Mach ihm 
ſchritt der Erbmarſchall von Churſachſen, Hans Loͤſer auf Pretzſch 
einher mit dem umgekehrten Churſchwert in der Hand, inglei⸗ 
chen der Canzler Haubold von Einſiedel mit dem großen Eher: 
fiegel auf einem fammtnen Kiffen und der Stallmeifter Baltha⸗ 
far Wurm mit dem Churhute, gleichfalls auf einem ſammtnen 
Kiffen. Jetzt erft folgte die churfürftliche Leiche auf einem niedri⸗ 
gen Wagen, mit weißem Atlad und einem großen ſchwarzſammt⸗ 
nen Tuche, worauf ein fchöngeftüdtes goldnes Kreuz Rand, ders 
maßen bedeckt, daß die Räder nicht zu fehen waren. Den Wa: 
gen zogen acht bekleidete und mit dem dhurfürftlichen Wappen 
behängte Roſſe, von acht Adligen an den Zügeln geführt. Nes 
ben dem Wagen aber gingen vier und zwanzig Herren und Edel⸗ 
leute, auf jeder Seite zwölfe, einher, alle fo wie bie vorherge⸗ 
benden, mit verhülltem Angefiht und in langen Zrauermänteln 
und Binden. 

Dem Sarge zunähft folgten dann im erſten liebe ber 
neue Churfürft zu Sachſen, Herzog Ghriftian I. und an feiner 
Seite der Churfürft zu Brandenburg Johann Georg und ber 
Geſandte des Pfalzgrafen Johann Gafimir, im zweiten Gliede 
der Herzog Iohann Gafimir zu Sachſen und ber Gefandte bed 
Herzogd Heinrich Julius, Biſchoffs zu Halberſtadt, im britten 
Herzog Friebrid zu Sachſen und der Gefandte vom Herzog Ju⸗ 
lius zu Braunfchmweig, im vierten, fünften und fechflen die Ges 
fandten des Markgrafen zu Brandenburg und ber drei Landgra⸗ 
fen von Heſſen fo wie der zwei Pfalzgrafen von Neuburg bs 
nen, wie den folgenden Fürftinnen und der Leiche- felbft gingen 
Zrabanten und Hellebardirer mit umgekehrten Gewehren zu beis 
den Seiten, nad) ihnen aber kamen die churfüritlichen Räthe, 
die Stiftöheren zu Meißen, Merfeburg und Naumburg und eb 
ne bedeutende Anzahl vornehmer Hofbedienten, alle mit verhülls 
tem Geſicht. 

Hierauf folgten in einem Heinen Zwifchenraume erft bie 


deſtallten Hofmeifter in drei Reihen, zugleich mit der kleinen 


Drinzeſſin Sophia, voran Kleinpeterlein, hinter ihnen das fuͤrſt⸗ 
liche Frauenzimmer und zwar 1) die churfürftliche Wittwe Frau 


— 0 — 


Agnes, geführt von ihrem Vater dem Fürſten Joachim Ernſt 
von Anhalt und dem Markgrafen Joachim Friedrich, Adminis 
ſtrator des Erzftifts Magdeburg, 2) die Gemahlin des Churfür— 
ſten Chriſtian Frau Sophia, an ihrer Seite Herzog Welf vom 
Braunſchweig und Herzog Hans zu Sahfen, Johann Caſimirs 
Bruder, 3) Pfalsgraf Johann Cafimird am Rhein Gemahlin, 
Frau Elifabeth, Augufts ältefte Tochter, mit dem Fürften Jos 
hann Georg Chriftian von Anhalt. 4) Herzog Heinrih Zulius 
von Braunſchweig Gemahlin, Frau Dorothea, Auguft'3 andre 
Tochter, mit den Grafen Günther zu Schwarzburg und Hans 
Albrecht zu Mandfeld. 5) Herzog Johann Cafimird zu Sachſen 
Gemahlin, Frau Anna, Auguſt's jüngfte Todıter, mit ben Gra- 
fen Friedrich von Hohenlohe und Wolf Ernften von Stolberg. 
6) Die Churfürftin zu Brandenburg Frau Elifabety mit dem 
Grafen Wolf von Barby und Gebhard zu Mansfeld. 7) Yoas 
him Ernſt's, Fürften von Anhalt, Gemahlin, Frau Eleonora 
wit ben Grafen Braun zu Mandfeld und Hans von Stollberg. 
8) Des Markgrafen Joachim Friedrichs, Adminiftrators zu Mags 
deburg, Gemahlin, Frau Catharina, mit den Grafen Otto zu 
Mansfeld und Jobft von Barby. 9) Herzog Wolfs zu Brauns 
ſchweig Gemahlin mit den Grafen Caspar und Gotthelf Wil 
beim zu Mansfeld. 


Hinter diefen Fürflinnen gingen dann die andern hohen 
Frauenzimmer und die von Adel, wie auch die Weiber der chur⸗ 
fürftlichen Räthe und ecretarien, worauf die Ganzleis und 
Renterei: Beamte nebft dem Hofvolle und zulegt der Rath mit 
den vornehmften Einwohnern, den beiden Rnappidaften und den 
Stadtweibern famen. 


Nachdem nun der Zug zu Ende und alle in ber Kirche 
waren, wurben die Thüren gefchloffen und etliche fürftliche Trauer⸗ 
lieder gefungen, worauf der Hofprediger Dr. Mirus die Leichen: 
predigt hielt und des hochfeligen Churfüriten Lob und Werdienfte 
alfo prices, daß Jedermann feinen Verluſt herzlich beweinte umd 
befeufzte. Nach Beendigung der Predigt und andern gewöhnlichen 
Geremonien ift zulegt die Leiche von ben dazu verorbneten Menge 
geſchwornen in ihre Gruft im Domchor eingefenkt, und bas Brab 





vermauert worden. Die Provinzfahnen wurden rings um das 
Grab aufgepflanzt. 

Es begab ſich aledann der ganze Zug in berfelben Ord⸗ 
nung wieder aufs Schloß, doch wurde jetzt dad Churfchwert und 
zwar mit aufgerichteter Spige dem neuen Churfürften vorgetra- 
gen, eben fo hielten die Trabanten und Bürger ihre Gewehre 
jet wieder in die Höhe. Ein allgemeines Effen auf dem Schloſſe 
befchloß die Feier. Es wurden aber am heutigen Tage ebenfo 
wie am geftrigen vier Zürftentafeln, zwölf Tafeln $rauenzim: 
mer, zwölf Zafeln der vornehmften Herren und ber Ritterfchaft, 
57 Tiſche Edelleute und 275 Tiſche Hofvolk und andre fremde 
Derfonen gefpeift. Der Ratb hatte hierzu hundert junge Bür: 
ger beftellt, welche vor den Tafeln aufwarten und alled beauf- 
fihtigen mußten. Den 16. März gefchah der Aufbrud. 

Nicht lange darauf, nämlich den 7. April, kehrte aber ber 
neue Chu:fürft Chriftian I. nach Freiberg zurüd, um bier bie 
Erbhuldigung in eigner Perfon anzunehmen. Es wurde zu bie: 
fem Zwede der große Erker in der Rathsſtube audgerdumt und 
mit ſchwarzem Zuche befleidet, und auswendig ein großes ſchwar⸗ 
zes Sammttuch herausgehängt, auch der hohe Tritt auf dem 
Saale mit [hwarzem Tuche überzogen. Yrüh gegen 10 Uhr fam 
fodann der Churfürft in Begleitung eines anfehnlihen Comitats 
auf dad Rathhaus, begab fich zu dem hohen Zritt und empfing 
bier die Aufwartung der Herren von Adel, des Rath3 mit den 
Gerihtöfhöppen und der vornehmften Bergamtleute. Als fodann 
Dr. Pfeifer die Hultigungsrede gehalten und ber geheime Kam⸗ 
merfecretär den Eid abgelejen hatte, nahm der Churfürft neben 
einem ſchwarzſammtnen Stuhle den Anweſenden den Handſchlag 
ab und begab fich in die Rathsjtube, wo er in dem großen Er: 
fer ans Zeniter trat und fich hier von der ganzen Bürgerfchaft, 
welche mit entblößtem Haupte auf offnem Markte ftand, den 
Eid leiften ließ. Der Handlung felbft folgte ein ſtattliches Pan⸗ 
quet auf dem Schloſſe. Doc follte er fhon September des 
Jahres 1591 feinem verewigten Water nachfolgen. ein Be 
gräbniß war nicht minder glänzend als das feines Vaters. Folg⸗ 
ten doch feinem Sarge mehr als 17 fürftliche Perfonen, als feine 
zwei ältefien Söhne, Chriftian IL und Johann Georg, und bie 


— 9. — 


Wittwe, ferner Sriedrih Wilhelm, ald Wormund des beiden 
Prinzen und Abminiftrator des Landes, mit feiner Gemahlin, 
Herzog Johann Caſimir zu Sachſen und feine Gemahlin, bie 
Herzöge Heinrid Julius und Wolf zu Braunfhweig, Markgraf 
Georg Friedrid und Sigmund von Brandenburg, Herzog Ale 
ander zu Holftein, Friedrich zu Lüneburg, die Landgrafen Mo: 
ig, Ludwig und Georg zu Heffen, und die Herzöge Johann 
Friedrih und Barnim zu Pommern mit ihren Gemablinnen und 
andre. Der Rector Michael Hempel hat aufgezeichnet, wie er ba: 
mals für fi, feine ſechs Amtsgenoſſen und den Mägdleinfchul: 
meifter 64 Ellen Lindiſch Zuch, für jeden 8 Ellen, zu Mänteln 
und 20 Ellen Kartefen, für jeden 3 Ellen, zu Zrauerbinden, 
ferner 1400 Ellen an 46 ganzen Landtüchern für 200 Schüler, 
für jeden 17 Ellen, zu Mänteln und 600 Ellen Zintel, für je 
den 3 Ellen, zu Binden vom churfürftiihen Gewandaustheiler 
befommen habe, und wie auch diesmal 30 Geiſtliche in Lindiſch 
Zuch gelleitet worden feien. 

Trotz dem hatte auch der Rath für feine Bürger wie für 
die Ausſchmuͤckung manchen Aufwand zu beftreiten, welcher um fo 
bedeutender war, je öfter fih die Sterbefälle in der hurfürftlis 
ben Familie wiederholten. Es wird eine kurze Aufzählung 
derfelben genügen. So ift im April 1546 Albrecht, ein Sohn 
von Morigeen, im November 1550 Hand Heinrich, ein Sohn 
von Auguſt, 1553 Moris felbft, in November 1557 Joachim, 
im November 1558 Magnus, im April 1560 Hector, alles 
Söhne von Auguft, im Juni 1561, Heinrichs Wittwe, Cathas 
rina, im Quli 1565 Amalia, im Januar 1566 Maria, und im 
Oktober defielben Jahres Alerander, im Februar 1570 Auguft, 
im März 1572 Adolph, alles Kinder von Auguft, im Januar 
1575 Herzog Erihd zu Braunfhweig Gemahlin, Sidonia, eine 
Schweſter Augufts, im Sanuar 1576 Herzog Friedrih, ein 
Eohn von Auguft, im November 1585 Churfürftin Anna, und 
inn März 1586 ihr Gatte der Churfürft Auguft ſelbſt, in demfels 
ben Monat auch Anna Sabina, im Mai 1589 Elifabeth, beis 
des Töchter Chriftiand, im September 1591 Chrijtian felbit, in 
Februar 1606 Eibylla Elifabeth, Johann Georgd Gemahlin, img 
Juli 1608 ein todtgeborned Kind Johann Georgs von feiner zwei» 





— 90 — 


ten Gemahlin, im Auguft 1611 der Ghurfürft Chriſtian II., ein 
Jahr darauf Chriftian Albreht, ein Sohn Johann Georgs, im 
Februar 1616 ter Herzog Auguft, im December 1617 die Aeb⸗ 
tiffin zu Quedlinburg Dorothea, Chriftiand I. Tochter, im Ja⸗ 
nuar 1683, Sophia, Chriftans I. Wittme, im Mai 1642, Hebs 
wig Churfürft Chriftians II. Wittwe, im April 1643 Sibille 
Maria, eine Tochter Johann Georgd, hier mit mehr ober wes 
niger Zeremonien beigefeßt worben. 

Kür je reicher aber die Zreiberger Gemeinde galt, beflo 
öitrer wurden ihre Dienfte auch in andrer Hinſicht in Anfpruch 
genommen. So mußten fie im Sahre 1606 Eintaufend Gulden, 
1621 12000 Gulden, 1632 wieder 6000 Gulden, 1634 15000 
Thaler, 1637 3500 Thaler ihrem Landesherrn leihen, und ſchickten 
im Sabre 1632, da man nicht fo vieled baared Geld auftreiben 
tonnte, fogar goldne Bedyer, Ketten und Armbänder nad) Dres 
den. Dabei machte man auch noch befondre Gefchenfe und ſchenkte 
z. B. dem Churfürften Chriftian II. im Jahr 1607 ein fammt: 
ned Meßgewand, auf weldhem die Geburt Chriſti mit Perlen 
und Edelſteinen geftidt war. 

Dagegen haben die Landesfürften ber Stadt auch wiederum 
manche bejondre Wohlthat erzeigt. Da nämlich der Rath unter 
Morigen an 24000 Gulden zur Erhaltung von 400 Soldaten in 
einem Jahre ausgegeben, da er ferner wegen der Holzflöfle durch die 
Erbauung und Erhaltung vieler Brüden nicht unbedeutende Aus⸗ 
gaben gemacht hatte, fo ftand der gänzliche Verfall des Stadt⸗ 
vermögend zu befürchten. Als daher den 28. März 1554 ein.- 
Landtag zu Zorgau gehalten wurde und man von jedem neue Ä 
Schode 2 Pfennige auf fieben Jahre nach einander anfegte, ba 
bat der Churfürft Auguft die Etadt Freiberg von bdiefer Lands 
fteuer gnädigft befreit unter der Bedingung, daß die Bürger da⸗ 
für dad Bergwerk fürdern und Seter etwas aufnehmen und bauen 
ſolle. Deshalb folte die Steuer auch allen denen, welche nicht 
bauten oder welche mehr ihres Bortheild und Glücks wegen als 
um das Bergwerk zu fördern bauten, nicht erlafien fein und 
diefe Beftimmung nicht blos die Bürger ſondern auch die Berge 
amtleute mit in ſich begreifen. Daffelbe geihah 1561. Als je 
doch 1565 diefe Steuer dermaßen erhöht wurde, daß von jedem 





* 


— ↄu — MW 


neuen Schocke jährlid 8 Pfennige ſtatt © Pfennige entrichtet 
werben follten, hat der Churfürft, damit man feine treue Guts 
willigfeit verfpüren möge, zur Beförderung bed Bergwerk fie 
für Freiberg auf die Hälfte herabgeſetzt. ‚Eine Herabfegung, 
welche der Stadt auch 1570 zu heil ward, ald man auf jedes 
Schod 6 Pfennige zu erheben befchloß, und als fie 1576 fürs 
ganze Land auf 4 Pfennige ermäßigt ward, durften die Freiber⸗ 
ger wiederum nur 2 Pfennige zahlen. Nur ald im Jahre 1579 
nach Ausgang biefer Schodfleuer eine andre, das fogenannte Schefe 
felgeld, beliebt wurde, nach welcher der Käufer von jedem Schefs 
fel Korn, Waizen, Hafer, Erbfen und andern 6 Pfennige ent» 
richten mußte, blieb aud Freiberg nicht verfhont. Im Jahre 
1582 wurde jedoch diefed Scheffel: und Ungeld wieder in eine 
Scodfteuer auf 4 Pfennige vom Scho@ verwandelt und Freis 
berg wurde jet fowol ald im Jahre 1595 mit der Hälfte vers 4 
fhont, fo daß es flatt von 108000 Schoden nur von 54000 
die volle Steuer zu entrichten hatte, welche im Jahre 1624 16 
Dfennige vom Schode betrug. Auch blieben Liejenigen Summen, 
weldye die Gläubiger mahnhaftig bei dem Freiberger Rathe fies 
ben hatten, fortwährend von der Steuer befreit, damit man 
ihm diefelben nicht auffündigen möge. 


In Betreff der Trankſteuer, welche auf jedes Faß Bier 22 
Groſchen betrug, bis im Jahre 1578 noch 27 Gr. 6 Pf. dazufar 
men, genehmigte es der Churfürft Auguft 1556, daß der Math 
jährlich die befiimmte Summe von 8500 Thaler zahle, und fehte 
diefe Summe 1569 auf 7000 Thaler herab, bis fie 1624 von 
Johann Georg auf IM, und 1639— 40 gar auf 3000 ermä 
bigt ward, wogegen in dem Iehten Jahre eine neue Garnifon: 
feuer ausgefhrieben und auf alle Wahren, welche im Lande vers 
Bauft oder verhandelt würden, eine Accife gelegt, dafür aber 
die Malz und Mühlmete, fo wie der Hufenfcheffel abgeſchafft 
wurden. Weil jedoch im Jahre 1563 ein Misverfländniß ein: { 
trat und Zweifel erregt wurden, ob auch die Meinftener unter 
den 8500 Thalern mit zu verfieben fei, fo erflärte der Churfürft 
in dem genannten Jahre auch fie darunter begriffen, Sie betrug 
1845 vom Cimer Landwein 5, vom fremden 10 Grofcen, If 


a V . 





@-.- 


aber 1878 in fo weit erhöht worben, baß auf jede Kanne nach 
außerdem 2 Pfennige gelegt wurben. 

Als jedoch der Ehurfürft Auguft 1569 die Stadtrechnuns 
‚gen durchſah, bemerkte er, wie er fchreibt, allerlei Unrath des 
rinnen, namentlich daß die Stadt in große befchwerlihe Schul⸗ 
den gerathen ſei. Derohalben ift es, fährt er fort, nicht zu 
umgehen, fol anderd gemeine Stabt nicht weiter ind Verderben 
kommen, bierinnen gebührliches Cinfehen zu gebrauden. Und 
weil unter antern vornehmlich die Flöße über 30000 Thaler 
mehr gefoftet als eingebracht hätte, fo hätte e& ihren Vorfahren 
und ihnen wohl gebührt folhen Schaden und Nachtheil, welcher 
aufs gemeine Gut fiele, in Zeiten abzuwenden. Er befehle alfe 
fofort jeden Echragen hartes und weiches Hol; um 8 Gr. zu ers 
böhen und bei hartem Holze den Schragen mit 38, bei weichem 
mit 34 Gr. bezahlt zu nehmen. 

Ferner orbne er an, daß künftig für alle Weine, welche 
bei ihnen eingelegt würden, ftatt der biöher gebräuchlichen 4 viel 
mehr 12 Gr.. Kellergeld erlegt würden. 

Und nachdem Eure, des Raths und der Stabt Mühlen, 
beißt es weiter, biöher geringen Nutzen getragen, welches ſich 
vielleicht Daher geurfacht haben mag, daß die Mahlgäfte von den 
andern angelegnen Mühlen abgezogen worden find und der -Rath 
boch nicht deſtoweniger Pferde und Geſchirr darauf und ſolche 
Mühlen ganghaftig erhalten mußte, fo wollet allen Euern 
Bädern, Bürgern und Einwohnern der Dorffcaften, welde 
ſolche Mühlen erreihen können, auflegen, daß fie fich des Mühl 
werks nirgends denn in des Raths Mühlen erholen, bis fo lange * 
des gemeinen Guts Zuſtand in beſſere Aufnahme gekommen 
iſt, jedoch die Abtheilung und Anordnung alſo machen, daß 
die Leute mit dem Mahlen nicht geſäumt und was in 
Rathömühlen nicht gemahlen werben könne, anderwärtd gemah⸗ 
len werbe. 

Als auch unter gemeiner Bürgerfchaft ein trefflicher Reſt 
haftet, welcher ſich von wegen der hinterftelligen Gefhofle und 
Steurung gehäufet hat, da doch den Leuten mehr mit dem 
bolfen wäre, daß anfänglich der wenige Betrag von ihnen AM: 
gebracht würde, denn daß fie die Schulden fo gar hoch über 





— 918 — 
einen Haufen wachſen laſſen und da foldher Urfachen halben ber 
Kath nicht geringe Hauptfummen hat aufnehmen und bisher 
verzinfen müſſen; fo wollet alle diejenigen, bei denen Schulden 
haften, zu fchleuniger Bezahlung anhalten, bie aber, von wel⸗ 
chen biefelben nicht eingebracht werben können, nothdürftige Ver⸗ 
fiherung auf ihren Gütern machen laſſen, und die Abtheilung 
alfo madhen, daß fie von Sahr zu Zahr etwas davon ablegen 
und mit der Zeit dad HDinterftellige gebührlicy das hundert mit 
5 verzinfen, und fo durch die und andre gebührliche Mittel dar: 
auf bedadıt fein, wie gemeine Stadt aus der Schuldenlaft und 
Beihwerung kommen möge, gemeine Stadtgüter zum beften 
Nutzen beftellen, unnöthige Ausgaben fo viel möglich einziehen 
und abfchaffen und hinfüro richtige Rechnung über gemeiner Stadt 
Gut und Einfommen halten und Uns die alle Jahre überſchicken 

In demfelben Zahre verorbnete er auch, daß der Rath auf 
cin jedes Gebräude Bier, welches zu Freiberg auf die Häufer 
und auf dem Lande in ihre Dorfichaften gethan würde, noch 
ein Ungeld von 24 Gr. fesen und fo von jedem Bier 4 Gulden 
nehmen folle. Bis foweit war diefe Abgabe an den Rath, wel- 
he 1487 — 83 11 Gr. 3Pf., fpäter 45 Gr. betrug und von 
1550 —69 auf 60 und jebt auf 80 Sr. erhöht worden war, 
geftiegen. Johann Georgen fiel fie deshalb auf und er verlangte 
den 13. Febr. 1629 eine genauere Nachweifung darüber, welche 
er auch erhielt. Sm Jahr 1641 wurde fie auf 3 Thaler feſt⸗ 
geſetzt. 

Und ſo bildete die Braunahrung damals eine Hauptquelle 
für die Einnahmen des Raths, da er außer der Trankſteuer und 
dem Ungelde von dem gebrauten Biere, auch noch Bierſchenke⸗, 
Hopfenmefler» und Pfannenzind bezog, vom Wein hingegen nur 
die Trankſteuer, das Einlagegeld und Zins an den Zedjftellen 
für fremte Weine und Biere erhielt. Eine andre nicht unbedeus 
tende Einnahme bildete auch das Geleite und der Zoll unter den 
Thoren und in Neufirhen. Der letztere wurde zwar von etlis 
hen Fuhrleuten in den umliegenden Dörfern, namentlich denen 
von Zittmansdorf, Neukirchen, Heinrichsdorf und Oberſchaar 
1588 infomweit angegriffen, als viefelben behaupteten, daß er 
fi nicht auf die Getraidewagen erfirede, auf welde nach ber 

58 


un} 


u; ‚7 9 — 

Behauptung bed Rathsés ein Srofchen zu erlegen war, indeſſen 
wurde der Streit doch in demfelben Jahre fo gefchlichtet, daß 
die Zuhrleute, welche Getraide fuhren, von nun an in Neukirchen 
einen halben Groſchen entrichteten und dafuͤr ven dem Zolle un: 
ter den Thoren frei waren. Diefer Zoll unter den Thoren aber 
blieb in feinem frühern Beſtande, nur wurde er in ber lebten 
Beit einigemal gemißbraudt. So glaubte man z B. am Mar-- 
tinimarkte 1622 berechtigt zu fein die Güter der Prager Juden, 
welche den Markt befuchten, anzubalten, erhielt aber die Wei: 
fung vom Churfürften, fie gegen Erlegung des gebührenben Zolles 
und Geleited und gegen Entriditung eines befondern Judenzolls, 
wovon ein halber Reichöthaler dem Ehurfürften und 4 Gr. dem 
Rathe zufielen, ungehindert pafliren zu laffen. Dedgleichen hatte 
man 1634, ald dad Landvolf viel Pferde und Vieh vor ben 
Feinden in die Stadt gerettet hatte, auf jedes Stück, fobald es 
nicht einem Bürger oder Vorſtädter gehörte, einen Zoll gelegt, 
und von jedem Reitpferde 6 Grofchen, von einem Wagenpferde 
4, von Ochſen 2, und von jedem andern Vieh 1 Gr. verlangt. 
Ein Verfahren, welches 1639 mit cdhurfürftlicher Zulaffung wie⸗ 
berholt wurde, nur daß Diesmal von einem Pferde blos 1 Bro: 
fhen, von einem Ochſen 6 Pf. und vom Eceffel Korn 4 Er. 
entrichtet werden mußten. Doc wurde 1640 der Getraidezoll 
unter den Thoren abgefchafft und dafür die fogenannte Malz: 
metze verdoppelt, und als die Garniſon 1643 vielen Perfonen, 
welche der Stadt etwad zu oder abführten, eigenmächtiger Weile 
befondre Abgaben abverlangte, wurbe dieß am 13. Juni gleich⸗ 
falls auf das ſchaͤrfſte unterſagt. 

Die übrigen Einnahmen vom Handel und Gewerbe der 
Stadt bezog der Rath von ausgeführten Bieren, vom Salzkaufe, 
vom Eifenfage (der Zentner fremdes Eifen zahlte einen Ortgul⸗ 
den), aus der Büd)ie auf dem Saumarkte, dem Wagegelde, Bu: 
ben: und Gtättegelde in und außerhalb ter Zahrmärfte, von 
verliebenen Bretern, Gewölbzinfe unterm Rathhaufe und Kauf: 
baufe, Kälebuden, Buchbinderladen, und Hödenzinfe, von 
fremden Bädern und Brodwagen, Bäders, Fleiſcher⸗ und 
Tuchmacherbaͤnken, dem fremden Kuttelhofe, aus der Jahrküche, 
dem Gafthofe vor dem Xhore, der Badftube (weiche aber 1636 





. 


— v5 — 


dem Bader Andreas Mattheien erblich überlaffen wurde), der 
Schwarzfarbe, Poliermühle, der Schleif oder Walkmühle, ber 
Mahls und Bretmühle, dein Zeichen: und Stempelgelde von 
Tuchmachern und Leinewebern, dem Looszinfe der Schuhmacher, 
von Geburts: und Lehnbriefen, Kundfcaften und Abzugöbriefen, 
und von gewonnenen, verlornen und erhaltnen Bürgerrechten. 


Eine andre bedeutente Quelle feiner Einnahmen floß dem 
Rathe aus feinen liegenden Gründen, von den Vorwerken auf 
dem Waflerberge und zu Lichtenberg, dem Zinsforn und andern 
Getraide, den Strafgeldern, der Land: und Xranffteuer von 
den Vorwerken und Dörfern zu Lichtenberg, Berthelsdorf, Mür 
disdorf, Hilbersborf, Balfenberg, dem Aderbaue, Fuhrweſen, 
der Torf: und Kalfnusung, dem Waldwiefenzinfe, Garten» und 
Wiefenzinfe bei der Stadt, Stamm⸗, Schragen- und Scheit: 
bölzern aus ten Rathöwäldern, dem Fiſchwaſſer und der Teich⸗ 
nugung. Es war nimlich der Etadt im Jahre 1580 unter an» 
dern auch die Nutzung von den beiden Zeichen vor dent Greuz- 
thore von dem Lantöfürften und zwar ohne Zins eingeräumt 
worden und fie bat fich derfelben unentgeldlich biß zum Jahre 
1627, wo ihr ein Zind von 5 fl. jährlich dafür abverlangt wurde, 
erfreut. 


Schwanfender waren die Einnahmen von den Bergtheilen 
oder Stadtluren, den Erbfuren, den Bergtheilen auß dem Al: 
tenbergifhen Stollen und dem Zinnzehnten, und gering, wie es 
ſcheint, der Gewinn von der Flöße, der obern wie ber niebdern. 
Der Gapitalien mit ihren Zinien waren im Laufe der Zeiten eher 
weniger ald mehr geworten und fo dürften wol nur noch bie 
Einnahmen von dem Geſchoſſe, den Erbzinfen, der Lehnwaare, 
dem Theilſchilling und den Etrafgeldern, welche von ter Stabt 
und der nächſten Umgegend eingetrieben wurden, in Anfchlag 
fommen, da andres, wie dad MWacgeld, der Röhrwafferzins, 
die Einnahme vom Etollnhauje auf dem Graben, und aus dem 
Landgerihte, vom verkauften Trinken (?), vom Tanzboden, 
Zinn : und Küchengeräthe u. ſ. w. jedenfalls faum zu erwähnen 
ift gegen die Ausgaben, welche zum Theil damit verbunden 
waren. 

38 * 





— di — 


Denn da gab ed nun Ausgaben für Zinn⸗ und Küchen 
gerätbe, Baukoſten für den Waſſerſtolln, die Röhrwafler und 
namentlich die Stabtgebäude. Vom gemeinen Gute waren nänt 
lich zu erhalten: das Rathhaus, Kaufhaus, Kornhaus, Kalle 
haus, Zimmerhaus, ber Peterötburm, Glodentburm, Hahn⸗ 
thburm, Rathhausſsthurm, Donatöthburm, dad Erbifhe Thor, Pe⸗ 
teröthor, Greuztbor, Meignifhe Thor und Donatöthor, der 
Marftal, die Zrohnfefle, die (2) Schlachthöfe des Haths, 
die Babeftube, die Jahrküche, drei Mahlmühlen, die Roßs 
mühle, Wallmühle, Schleifmühle, 'Poliermühle, dad Schieß: 
haus, Armbruſtſchützenhaus, Hirtenhaus, Flößhaus, Holzhaus, 
bie Lohnhäuſer, ein Flurſchützenhaus, die Vorwerksgebäude, zwei 
Bchweiberhäufer, zweie für die Wärterinnen, Jacob Keferts 
Haus, zweie für die Gerichtödiener, die Häufer des Tobtengräs 
bers, des Peftilenzpfarrerd, bed Peftilenzbarbierd, zwei Todten⸗ 
träger und vier neue Däufer am Hoſpital; zwei Gottesäder; 
39 Thürme um die Stadt herum, 5 Xhorbrüden, 5 Münzbach » 
und 5 Muldenbrüden, eine Brüde über die Bobriefh, der Krum⸗ 
bennersdorfer Steg und bie Haldbrüde, die Stadimauern, Zwin⸗ 
germauern unb Zuttermauern, das Pflafter in und vor der Stabt, 
die Röhrkaſten, Abzüchte und bie Wege und Straßen. Unter 
diefen Gebäuden erforderte vorzüglich das Rathhaus in bdiefer 
Zeit einige Poftfpielige Ausbefferungn. So wurde 1575 das 
ganze Rathhaus fammt dem Thurme, weil die alten Gemälde 
alle durch ben Regen erblihen waren, in: und auswendig ers 
neuert und geweift, auch auf das im Zahr 1541 neu angefchaffte ° 
Thurmuhrwerk mit Viertelftunden dreierlei Zeiger angebracht, ber 
Thurm felbft aber 1618 erneuert und um 13 Ellen erhöhet. 
Eben fo mußte 162% eine neue Gerichtöftube gebaut werben, 
welche dann ebenfo wie früher bie Rathöftube mit fchönen Ges 
mälden, wie z. B. dem vom jüngften Gerichte, geziert wurbe. 
Dieß beweift auch der lateinifche Sprucd über der Thüre, wel 
hen Moller alfo überfegt: 

Wer will in die Gerichtsſtub gehn, 
Wird allda fehn für ſich flehn 

Das jüngft Gericht, darum er betradyt 
Was er thut und darinnen macht. 


— 917 — 


Außer dieſen Baulichkeiten famen auch ferner unter den 
Ausgaben Zubußen vor, welde man zu Freiberg wie auf dem 
Altenberge zu zahlen hatte, ferner der Aufwand für Gerichts: 
foften und die Gerichtödiener, die Braupfannen, bie Flöße, Wal⸗ 
dungen und Holzhauer, die Steinbreher, den Aderbau und 
das Dienftgefchirre, den Kalffauf, die Ziegelfcheune, die Teich⸗ 
befaßung, die Zinfen, bie Land, und Trankſteuer, Erbgelder, 
Fahrmärkte, Befoldungen für die Stadtärzte, MWehmeiber, den 
alten und neuen Rath, den Stadtfchreiber, die Rathsdiener, 
den Seigerfteller, Hausmann, XZhorfchließer, Zrohnboten, die 
Schreiber» und Botenlöhne, und enblid für Hochzeitgeſchenke, 
goldne Ketten und Becher, da8 Wahleflen ded Raths, für Pros 
zeßſachen und Geſchenke an Tuch, zu den heiligen Abenden und 
zu Seelbädern. 


3) Johann Georgd Regierung und zwar 


a) fein Krieg mit dem Kaifer in feinem verderblichen 
Ginfluffe auf Freibergs Wohlſtand. 





Quellen. Urkunden. 1) 1613. 13. u. 16. Iun. des Ratte Mus 
flerung d. Difenfioner. Im Defenſionswerk. a. Fr. Rathsarch. 2) 1614. 
23. u. 25. Jun. Johann Georgs und Genturius Pflugs Schreib. weg. b. 
Defenfioner Befoldung u. Mufterung. Ebeno. 3) 1032. 3. u. 4, Oktb. 
Gallas Accord meg. d. Ucbergabe d. Stadt. A. Br. Ar. 4, 1632. 7. Dh. 
Des Raths Bitte um Erlaß v. 10000 Thlr. u. Bercchnung was d. Raih 2. 
Banzion v. 30000 Thlr. an Schulden aufgenommen. Gbend. 5) 1632. 17. 
Oktbr. Adelshofens Ucbereinkunft mit d. Stadt. Ebend. 6) 1632. 19. Dktb. 
Gallas nimmt die Gtadt in feinen Shut. Ebend. 7) 1632. 22. Nov. 
Der Rath ſtellt d. Shurfürft d. Zuftand d. Stadt dar. Gbrnd. 8) 1632. 
239. Rovb. Des Rath meldet d. Abzug d. Feindes. Ebend. 9) 1632. 1. 
Debr. Der Kath bittet um Munition u. Verſchonung mit Ginquartierung. 
Ebend. 10) 1632. 2. u. 3. Debr. Der Rath will VBigthum nicht einnch- 
men, nebft des GShurf,. Antwort. Ebend. 11) 1633. 14. Mai. Ber. d. 
f. dv. Soldatesca gelief. Hafers. Ebend. 12) 1633. 30. Rovbr. Ver. d. 
vorgefhofl. Duartiergeld. u. d gelief. Bictual. Ebend. 13) 1633. 22. Deb. 
Edleinig bedantı fih f. ein Faß Bir. Ebd. 13) 1634. 23. Ian. u. 
3. Apr. Des Ratte Beſchw. weg. f. geraubten Pferde. Ebd. 15) 163. 
11. u. 29. Febr. Des Rathé Beſchw. üb. verübt. Muthwill. d. Soldaten. Eb. 
16) 1634. 23. Febr., 4., 11.0.29, März. Dis Haths Bitte um 50 Doppel. 
hacken u. Wunition nebſt Beſchw. weg. d. fr. Poſtreiter mit d. Churf. Ant- 





— 918 — 


wort. Ebd. 17) 1634. 18. Apr. u. 2. Mai. Des Raths Beſchw. weg. eines 
g Goldaten weggenommenen Unterthans nebß Antwort darauf. (hend. 
18) 1634. 3. Jun. Beſchw. d. Defenfioner weg. Verpfleg. fremder Soldaten 
u. Defenfioner. Im Defenfionswerte a. Er. Ar. 19) 1634. 8. Yun. Erlaß 
d. Landſteuer f. d. Difenfioner. Ebd. 20) 1634. 15. Zul. Becicht üb. d. 
Pluͤnderung v. Broßfchirma v. d. Kroaten. In Kriegéacten a, Ye. Arch. 
a1) 1634. 23. Zul, Bericht d. Raths üb. d. elenden Zuftand d. Dorfichaften. 
Ebd. 22) 1634. 7 — 10. Oktor. Berichte d. Raths üb. Schaͤt v. Schäglis 
Angeiff aıf d. Start. Ebd. 23) 1634. 14, u. 19. Oktbr. Beſchw. d. Kathe, 
daß die Adligen 3. Er. nichts contribuiren. Ebd. 24) 1634. 18. Ottb. Dis 
Nathsé Wer. üb. Echönidele Angriff. Ebd. 25) 1634. 21. Oktd. Gewährung 
b. Bitte d. Raths d. Defenfioner nicht einzuberufen. Gbb. 26) 1634. 22.u. 
26 Septb. Antrag d. Raths nebft Beſcheid d. Churf. uͤb. d. Wegreißen etl. 
Haͤuſer. Ebd. 27) 1634. 27. Oktb. Witte d. Rathe um Commis von Role 
fen u. Rochliz. Ebd. 28) 1634. 29. Oktb. N. v. Debne fordert 4000 Pfo. 
Brod u. 30 Hab Bier. Ebd. 29, 1634. 31. Oktb. Des Raths Beſchw. üb. 
d. Garnifon. Ebd. 30) 1634. 1.Novb. Des Churf. Erlaß weg. d. An⸗ 
aufs von geraubtem Vieh, Ebd. 31) 1634. 2. u. 28. Novb. v. Schleinig bes 
dankt ſich weg. überf. Biers. Ebd. 32) 1634. 3. 17. 18. 22. 25, 27. 28. Rob. 
Veſchwerden d. Raths u. Einzelner üb. d. Garniſon u. namentlich d. Edwis 
fhen Reiter. Ebd. 33) 1634. 6.Noob. Gpeife u. Geldordnung f. d. eins 
quartirten Zruppen. Ebd. 34) 1634. 23. Nvb. Des Churf. Mißfallen üb. 
d. Klagen d. Raıhe. Ebd. 35) 1634. 29. u. 30. Rovb. 1., 2. u. 9. Debr. 
Des Raths Bereiche. weg. d. Zreihäufer nebft d. Amtſchoͤſſers Klage und b. 
Ehurf. Mifbilligung, fo wie d. Rathe Verantwortung. Ebd. 86) 1684. 
9. Debr. Verordn. weg. Aufnahme d, Ungerfchen Dragoner. Ebd. 37) 168%. 
10., 11.u. 14, Det. Ueb. Lieferungen an d. Armee nebft Verz. d. noch vors 
bandnen u. contributionspflichtigen Häufer. Ebd. 38) 1635. 9. April, Wer» 
zeichn. d. Raths üb. die von ihm an d. verfdiedenen Truppen gelieferten 
Virtualien. 9. Fr. Arch. 

Gedruchte Werke: 1) Theatrum Europaeum, T. 11. 1646, p- 
74. 2) K. A. Müller, Forſchungen auf d. Geb. d. neueren Geſch. Lief. 
2.u.3. Dresd. u. 8pz. 1838, u. 41. 


Die bedeutendfte Ausgabe für den Rath war und biieb 
aber immer die, wenn Kriege ausbrachen und die Bewaffnung 
und Beloldung feiner Bürger auf der cinen Seite wie bie Ein» 
quartierung fremder oder churfürftiiher Söldner auf der andern 
den Gemeindefädel vorzugsweife in Anipruch nahmen. Als 
53. den 9. Juni 1609 der churfürſtliche Befehl erging, daß 
man bie alten Gewehre, mit weldyen man in gegenwärtigen Zei⸗ 
ten nicht mehr fortfomme, abthun und ſich flatt der langen Röhre 
mit Musqueten und Bandalieren bewaffnen, auch von Seiten 


- 919 — 





der Langenſpieſer jih mit Spieöhofen, ein Jeder insgefammt 
aber innerhalb vier oder ſechs Monaten mit einem Schützen- 
rödlein gefaßt machen und in feiner neuen Rüſtung eingeübt 
werden folle; da hat ſich der Rat) genöthigt gefehn eine gute 
Anzahl folder Rüftungen zu kaufen und unter die Bürger zu 
vertheilen. Nicht minder mußte ein gewiffer Caspar Starke und 
Hand Müller angenommen werden, um die junge Mannſchaft 
wöcentlih 2 Tage, naͤmlich Sonntags und Mittwochs, einzuüben. 
Die Eiberei hingegen mußte ſich Jeder felbft ſchaffen. Sie bes 
fand aus einem Rödlein von gelbem Tuche, um und um raus 
tenweife mit ſchwarzen Strichen verbrämt und vorn auf der 
Bruft und hinten auf dem Rüden mit dem Stadtwappen, eis 
nem ſchwarzen aufrecht ftehenden Löwen, belegt. 

Weil jedoch die Ausrüftung des Raths immer noch nicht 
binreihend war, obwohl fie ihm von 1610 bis 1619 nicht wes 
niger ald 5407 fl. 8 Gr. 8 Pf. zu fteben fam, fo wurden 1616 
noch mehrere Stüde aus dem hurfürftlichen Zeughaufe zu Dreds 
den dazu geliefert, ald 60 eifenfarbne Landöfnechtrüftungen, 50 
lange Spiefe mit Hofen, 10 Gänge Hellebarden, 58 Mudquer 
ten mit Lundenſchlöſſern famt den Flaſchen und Bandalieren, und 
unter die Defenfioner ausgetheilt. Diefe Stüde haben indge- 
fammt 797 fl. gefoftet. 

Auch fehlte ed nicht an Mufterungen, als z. B. im Jahre 
1608 und namentlich 1611. Im dem legtern Zahre wurde näms 
lich wegen des Einfalld der Paflauifhen Völker in Böhmen von 
Chriſtian II. anbefohlen, daß ſich die Bürgerſchaft mit dem fünfs 
ten und zehnten Manne gerüftet und gefaft mache, damit diefelbe 
auf alle Fälle überall, wohin nur die Erforderung geſchehe, uns 
verzüglich erfceinen und dem Zeinde Widerftand thun möchte, 
Hierauf ift eine gewifle Eintheilung der Bürger durch dad Loos 
erfolgt. Es fanden ſich aber in der Stadt felbft 98 Rotten ans 
fäffiger Bürger, jede zu 10 Mann. Denn die Hausgenoffen 
wurden nicht mit aufgezeichnet. Won biefen Rotten famen 85 
auf das Viertel St. Virginis, 28 auf das zu St. Petri, 24 
auf das zu St. Nicolai und 21 auf dad zu Et. Jacobi. In dem 
Vorſtaͤdten vor dem Meißniſchen Thore und auf der Reuenforge 
fanden ſich 67 Notten, alfo zufammen 1740 Mann, wobei bie, 





— 920 — 


welche vor dem Petersthore, Creuzthore, Donatsthore und auf 
den dazu gehörigen vielen Gaſſen und Plaͤtzen wohnten, nicht 
mit angegeben ſind, entweder weil ſie gar nicht aufgezeichnet 
wurden oder weil ihr Verzeichniß verloren gegangen iſt. Im 
Jahre 1613 gelangte ſodann in Folge der mit den Ständen be 
rathenen Defenfiondordnung ein Befehl in Freiberg an, mit was 
für Mannfchaft die Stadt im Nothfalle folle bewehrt und gefaft 
fein, und es ward dem Mathe anbefohlen die Beſten und Ver⸗ 
fuchteften aus den Bürgern auszulefen und fie mit Gewehren zu 
verfehen, damit fie innerhalb zwei Monaten zur Mufterung ers 
fcheinen und gewiffen Befehligshabern zugewiefen werden Pönns 
ten. Anfaͤnglich follte die Stadt 552 Mann flelen, auf ihre 
Gegenvorftellungen wurde jedoch biefe Zahl bid auf 140 Perfo: 
nen ermäßigt. Unter ihnen follten ſich ein Faͤhndrich, ein Leus 
tenant, ein Feldwebel, ein Feldfcherer, zwei Büchſenmeiſter, 
zwei Zrommelfchläger, zwei Pfeifer, zehn Runbarzfdirer, zehn 
Hellebardirer, funfzig Doppelföldner mit ganzer Rüftung und 
ſechzig Muöfetirer befinden. Ihre Muflerung wurde jedoch wes 
gen der grade damald in Freiberg haufenden Peſt erit am 10. 
uni des folgenden Jahres auf dem Schießplane abgehalten. Sie 
betraf die gan:e fogenannte Freibergiiche Sahne, zu welcher außer 
den 140 Mann von der Stadt Freiberg nod 75 Mann aus dem 
Amte Freiberg, 25 von Altenberg, 3 von Geifingen, 13 von 
Buchholz, 18 von Geyer, 12 von Glashütte, 5 von Thum, 
5 von Schlettau, 12% von Ehrenfriederödorf, 15 von Lengefeld, 
16 von Elterlein, 13 von Zwönig, 10 von Granaten, 16 von 
Wolkenflein, 41 aus dem Amte Wolkenftein, 5 von Grünbain, 
61 aus dem Amte Grünhain, 3 von Tharand und 3% aus dem 
Amte Tharand, alfo zufammen 520 Dann gehörten. Der Ober- 
fie Centurius Pflug auf Gersdorf wies ihnen nun nad) Kriegs» 
gebrauch Andread von Ebeleben zum Hauptmann, Caspar Star: 
fen zum Fähndrich, Caspar Klein zum Leutenant und Paul 
Günther zum Feldwebel an, hielt ihnen die ausgeftellten Kriegs⸗ 
artifel vor und ließ fodann einen Seden darauf ſchwören. Wahr: 
ſcheinlich kam erft durch diefe Anorbnungen einiger Eriegerifcher 
Halt in diefe Bürgerbewaffnung. Denn noch dad Yahr vorher wa» 
ven bei einer Mufterung, welche der Rath am 1. Zuni 1613 hielt, 


— 921 — 


mebrere gas nicht erfchienen, einige hatten Andre, 3. B. einer 
einen Bädergefellen für ſich gefhidt, noch andre endlich hatten 
bald feine Handſchuhe, bald keine Muskete oder Fein Bandalier 
gehabt, und gar Viele mußten ganz auögemuftert werden. Jetzt 
wurden nun die Befehligtleute auch in Zriedendzeiten ordentlich 
befoidet, der Fahndrid, Leutenant und Feldwebel jeder mit &fl. 
7 Sr., der Fourier mit 6 fl. monatlih, und die vier Spielleute 
mit 18 fl. jährlibem Wartegeld. Auch folte der Betrag davon 
auf die fämmtlichen Städte und Aemter, welche zu den 3 Faͤhn⸗ 
lein gehörten, vertheilt und das nöthige Pulver und Blei zu den 
Uebungen aus dem Zeughaufe unentgeldlich geliefert werden. In 
wirflihem Dienfte hingegen follten alle befoldet werden, fie fcheis 
nen aber fpäter nicht gar zu viel befommen zu haben, und ers 
hielten auf ihre Bitten nur foviel, daß ihnen gegen ihre Reſte 
und Eoldzettel die Kanditeuern erlaflen wurden. 

Davon unterfhieden blieb die eigentliche Bürgerſchaft mit 
ihrer Bewaffnung, welche gleihfalls bisweilen, fo z. B. 1618, 
gemuftert wurde und zwar damals in Gegenwart des Churfürften 
ſelbſt. Da ed aber am 1. Oktober geichah, fo war ed namentlid) 
für die Kramer, welche dadurd abgehalten wurden die Leipziger 
Michaelismeſſe zu beziehen, fehr nachtheilig. Im Jahr 162 
wurde die Mufterung deshalb fhon am 14. Eeptember gehalten 
und bei dieſer Gelegenheit eine Vertheilung von 4 neuen Fahn⸗ 
lein vorgenommen. Sie beftanden aus einem rothen mit den 
fähfifhen ECburichwertern und dem Churhute, einem weißen mit 
dem grünen Rautenfranze, einem gelben mit dem Stadtwappen 
und einem ſchwarzen Löwen, und einem blauen mit der Fortuna, 
ie nad den vier Stadtvierteln. Denn die Vorſtädter befaßen 
wieder ihre eigne Fahne. Diefe bewaffneten Bürger nun hatten, 
wenn Lie Defenfioner ind Feld gerüdt waren und grade feine 
anderweite Beſatzung von Truppen in Freiberg lag, die Thore 
zu beiegen. Gab ed doch audy unter ihnen manchen verfuchten 
Soldaten, wie ſich denn 3. B. im Jahre 1610, wo man forms 
lie Erfundigung darüber einzog, an 50 Bürger vorfanden, wel⸗ 
he alle im Kriege gedient hatten. Man erfparte fih hierdurch 
die Unannehmlichkeit fortwährend fremde Söldner verpflegen und 
unterhalten zu müffen. 





— 9 — 

Als jedoch im Jahre 1618 in Prag die Religionsbebräduns 
gen zum Aufftande geführt Hatten und ein Krieg unvermeidlich 
dien, da hat den 24. Zuli 1619 der Churfürft den Rittmeifter 
Ludwig Zrotta mit einer Kompagnie Arkebufirreiter. nach Frei⸗ 
berg beorbert und begehrt, der Rath folle Anftalten treffen, daß 
die Bürgerfchaft fie gutwillig in die Quartiere aufnehme, fü 
mit ihnen freundlich vertrage und ihnen ihre Bedürfniſſe gegen 
gebührliche Bezahlung verabfolgen laſſe. Dabei ift zugleich wer 
gen der Lebensmittel feftgefegt worden, daß ein Pfund Rinds 
und Scöpfenfleifch 10 Pfennige, ein Pfund Kalbfleifh 8 Pfen- 
nige, ein Gekröfe 2 Groſchen 6 Pfennige, eine alte Senne 8, 
ein Schod Eier 5 Groſchen, eine Kanne Butter ® Er. 6 Pfen. 
und ein Scheck Käfe 5 Grofchen Eoften fole. Das Rauchfutter 
und den Hafer mußte dad Freiberger und Dippoldiswalder Amt 
gegen Bezahlung herzuſchaffen, wiewol auch der Rath die Zeit 
über, wo dieſe Kompagnie in der Stadt lag, 790 Scheffel Has 
fer von dem gemeinen Vorrathe und aus dem Hospital bergab, 
den Scheffel, der fonft zur Zeit einen Thaler galt, um 16 
Groſchen. 

Der Aufbruch dieſer Truppe erfolgte den 17. Aug. 1080, 
als der Ehurfürft zum Beſten des Kaiferd gegen ben zum Sb: 
nige Böhmens erwählten Pfalzgraf Friedrich die Laufig befegen 
ließ. Ihnen folgten bald auch die Freiberger Defenfioner nach 
Bauten. Als aber der Kaifer feinen Sieg über die Böhmen 
zur Unterbrüdung der proteftantifchen Kirche benuste, und eime 
Menge Proteftanten fi) von dort flüchten mußten, von welden 
fih fo Manche auch in Freiberg nieberließen, ja als die ganze 
proteftantifche Kirche in Deutfchland durd den Kaifer bebrobt 
ſchien und bereitö der wadere Schwedenkönig Guſtav Adolph zu 
ihrer Rettung an der Küfte- Pommernd gelandet war; da hatte 
auch der Ehurfürit am 6. Zebruar 1631 eine Zufammenkunft 
der proteitantiichen Reichsſtaͤnde nach Leipzig audgefchrieben umd 
mit ihnen zur Vertheidigung ihred gemeinfamen Gebiets ein Bänd- 
nig geichlofien. Neue Zruppenwerbungen waren die nädfte Folge 
hiervon. Nach Freiberg wurden indeflen am 1ö. Februar die De 
fenfioner aus den Aemtern Freiberg, Wolfenftein, Tharand und 
Grünhain einberufen und dafelbft in die Quartiere gelegt, wo 





— 93 — 


fie von den Bürgern verpflegt werden mußten. Es war dieß vor 
allen der Punct, über welchen die Freiberger Defenfioner Bes 
fhwerde führten. Denn fie Elagten- nun, wiewol vergeblih, daß 
fie außer den Laften ded eignen Kriegsdienſtes, auch noch bie 
fremden Defenfioner verpflegen müßten, und fo gegen biefe in 
Nachtheil ftänden. Drei Rotten wurden aber jede Nacht beordert, 
um vor ben Thoren zu wadhen. Ein Theil derfelben folgte fo: 
dann ben 25. Oktober 1631 der churfürftlichen Armee nach Boͤh⸗ 
men und ein andrer veriorgte die Wache bis zum 21. Febr. 1638, 
wo fie ebenfald nah Böhmen abmarfdirten, die Picquetirer 
nah Hauſe entlaffen und die Thorwache wieder eine Zeitlang 
von der Bürgerfchaft verfehen wurde. 

An ihre Etelle traten aber am 13. April 163% zwei Sons 
pagnien Reiter vom Holjteinifhen NRegimente, welde in Sat 
von den Kaiferlien geichlagen worden waren. Sie blieben hier 
bi8 zum 17. Juni, alfo neun ganzer Wochen liegen. Jeder 
gemeine Soldat erhielt während diefer Zeit von den Bürgern 
wöchentlid) 28, jeder Korporal 38 Grofchen, jeder von den bei: 
den Kornetd 4 fl. und der Leutenant Georg Plebe, welcher fie 
befehligte, 4 Zhlr. Zugleich wurde am 29. Mai die Stadt vom 
Churfürften mit etlichen Feldftüden, Mörfern, Doppelhaden und 
Musketen nebft dazu gehöriger Munition verforgt, auh am 11, 
Auguft befichtigt und dabei Anordnung getroffen die Mauern und 
Thürme in VBertheitigungsftand zu feßen. 

Mittlerweile lite die Stadt und Umgegend eben fo vom 
Zreunde ald Feinde. So zogen am 8. Juni etliche churlächfilche 
Regimenter unter dem Generalwachmeifter Lorenz von Hofkir⸗ 
hen bei der Stadt Freiberg vorbei und rafteten etlihe Stun⸗ 
den auf dem Scießplane. Sofort mußte man ihnen hierher 
nicht weniger ald 40 Faß Bier, etlihe Eimer Wein und eine 
Menge Lebensmittel an Brod, Rindern, Kälbern, Schöpfen, 
Hühnern, Fiſchen, Butter, Confect und andere Sachen liefern. 
Vierzehn Tage darauf ald am 28. Juni blieben dann wieder 7 
Kompagnien Reiter unter dem DOberften Wolf Adam von Stek 
nau zur großen Befchwerde für die Bürger 5 Tage in der Stadt, 
obwol ihre Ordre nur auf ein Nachtquartier lautete. Endlich 
fab man fi am 0. Auguft, als der Feind mit feinen Kroaten 





bereitd die Umgegend verheerte, veranlaßt. die Stadt mit einer 
Beſatzung von zwei Regimentern, einem Fuß: unb einem Rei⸗ 
terregimente zu verfehen. Das Lebtere fland unter dem Herzoge 
Friedrih Wilhelm zu Altenburg, das erftere unter bem Oberften 
Euſtachius Löfer von Alsdorf. Diefe nahmen demnad) ihr Haupt: 
quartier zu Freiberg, gaben aber auch einige von ihren Manns 
fchaften zur Beſatzung nad) Chemnig ab. Commandant war ber 
Oberſte Loͤſer. Während fih nun ber Feind immer mehr näherte 
und fchon in Erbisdorf und Berthelöborf plünderte, trafen dem 
29. und 30. Auguft noch mehr Truppen, unter andern eine Hol⸗ 
ſteiniſche Reiterfompagnie 130 Pferde ſtark, ingleichen eine große 
Anzahl Ritterpferde, welche die Rittergutsbefiger nebſt einem 
Knecht zu flellen pflegten, und das Landvolf des fünften und zehn⸗ 
ten Manned in der Stadt ein. Es wurden hierauf die Stadt» 
thore bis auf das Erbifche verfchüttet, die Zwingerthüren in ben 
Rondeln zugemauert und die Vorftädte Durch Gräben und Schlag» 
baͤume verfchloffen, wofelbft das Landvolk nebft etlichen Solda⸗ 
ten Tag und Naht Wache hielt. Auch wurde, um bie Einig« 
keit zwifchen der Bürgerſchaft und der Beſatzung zu erhalten 
und dem Muthwillen und Frevel der rohen Soldaten zu fleuern, 
ein Efel auf den Markt gefebt und eine Zuftiz errichtet. Hatte 
doch ein Soldat beim Kuttelhofe den Richter von Lichtenberg 
ohne alle Beranlaflung niedergeftochen. 

Nachdem aber am 28. September das altenburgifche Re⸗ 
giment zu Roß wieder abgezogen und dafür diejenigen Manns 
fhaften von der Löferihen Kompagnie, welche in Chemnitz la 
gen und diefe Stadt hatten an den Feind überlaffen müffen, mit 
Zurüdlaffung der Obergewehre am 29. Septbr. zurüdgelommen 
waren, näherte fi am 30. Sptbr. die öftreichifche Armee unter 
bem Generalfeldmarfhal Heinrich von Holden der Stadt felbfl. 
Zunaͤchſt erfchien außer einigen andern Truppen die feindliche 
KReiterei an 6000 Mann ftart und beſetzte alle Straßen und 
Hohlwege , fonderlih gegen Dresden, Meißen und das Gebirge 
zu. Die Freiberger Befagung konnte hiergegen nicht viel thun, 
da fie an Reiterei Mangel litt und nur bie Holfteinifche Kom⸗ 
Pagnie und etwas von Ritterpferden fidy noch hier aufhielt. Ins 
defien fanden fich einige Bürgersſöhne und Freiwillige, welche 





mit außzogen und fieben Stunben lang ben Feinden Pleine Ge⸗ 
fechte lieferten. Auch ftellte man benfelben zwei Pleine Stüde 
mit Hagel gefüllt entgegen, welche ziemlichen Schaden unter ihs 
nen anrichteten. Bewirkt wurbe hierdurch wenigftens foviel, daß 
fi die Seinde der Stadt nicht noch mehr näherten, fondern die 
ganze Nacht ruhig auf den Anhöhen blieben, wo zahlreiche Mach: 
feuer ihre Gegenwart bezeichneten. Auch der Morgen des felgen» 
den Tages verftrih unter ähnlichen Beinen Gefechten, wo bie 
Mustetiere, welche in den Gärten hinter Gemäuern und Gräben 
verftedt lagen, fo manchen feindlichen Reiter vom Pferde fchof: 
fen. Nachmittags aber begann der Feind hier und da Keuer ans 
zulegen und fo brannte zunädft dad Hospital zu den Fernefie 
hen bei Zreibergsdorf ab. Ihm folgten bald mehrere Häufer, 
Scheunen und Vorwerke außerhalb der Vorſtäͤdte. Won dem 
Hospitale zu St. Johannis hingegen wurde der Zeind, als er 
Feuer einwerfen wollte, noch glüdlich abgewehrt. Wol aber 
wurden gegen Abend dad ABCVorwerk, etlihe Huthäufer und 
Bergſchmieden und endlich auc das Flößhaus an der Mulde mit 
3000 Schragen Holz in die Aſche gelegt. Dieß verurlachte ein 
folche8 Feuer, das die umliegenden DOrtfchaften nicht anders 
glaubten als ganz Freiberg ftehe in Slammen, Nun wurde zwar 
um 2% Uhr nah Mitternacht von 600 Mann aus der Stadt ein 
Ausfall unternommen, um diefem verderblihen Beginnen des 
Feindes Einhalt zu thun, aber fobald diefelben fich wieder zus 
rüdgezogen hatten, loderten auch allenthalben neue Feuer auf. 
Dienftagd den 2. Oftober fam hierauf von Chemnig der 
faiferlihe Generalfeldmarfhall Graf Gallas mit 8000 Mann 
Fußſoldaten noch hinzu. Er führte an 28 große Stüde, etliche 
Feuermörfel und eine gewaltige Menge Munition und Bagage: 
wagen mit fih. Set mußten fidy diejenigen, weldye bisher die 
Vorftädte vertheidigt hatten, vor der feindlichen Uebermacht zu- 
rüdziehen. Doch wurde Gallad mit feinem Heere, trotz dem daß 
er bereits etliched von feinem Geſchütze hinter einer Mauer beim 
Hoßdpitalgarten und anderes vor dem Meißnifchen Thore aufge 
pflanzt hatte, welche in der Nacht zu fpielen anfingen, durch 
die Poften noch fo ziemlich abgehalten, obwol man nicht verhin⸗ 
dern konnte, daß er fi in ten Vorftädten und den der Stadt 





zunächft gelegnen Häufern feflfeßte und an den beiden genannten 
Thoren Eaufgräben gegen die Stadt zu trieb. 
Mittwochs den 3. Oktober aber eröffneten die neun Stüd 
am Hospitalgarten und die zwei Batterien am Meißner Thore 
früh Morgend zum Theil mit dreivierteld Kartaunen ein fo ge: 
waltiges Feuer, baß man biefen Zag über 500 Stückſchüſſe an 
beiden Orten zählte und im Stadtgraben Kugeln von 1%, 19, 
24 bis 36 Pfund Gewicht fand, zu gefchweigen, daß ber Feind 
auch Feuerballen und an 75 Granaten von 70, 80 bi3 90 
Pfund nach der Peters: und Fiichergafie zu werfen. ließ. Und 
fo war denn auch dad Stüd Mauer zwifchen dem Feuer⸗ und 
Rothgießerthurm bald fo niedergefchoflen, daß man ſich an bie, 
fer Stelle, von welcher aus man grabe dem Feinde am meiften 
Schaden zugefügt hatte, nicht füglich mehr halten fonnte. Des 
Keuerd in der Stadt jedoch wurden die Bürger und Bergleute 
durch fleißige Auffiht Herr, nur fonnten fie natürlicher Weiſe 
nicht verhüten, daß nicht mannigfacher Schaden an den Gebäus 
den angerichtet, auch wol hie und da einer, wie 5. B. das 
Rathsmitglied Wolf Prager, getödtet wurde. Zählten doch auch 
Die Feinde in Folge der tapfern Gegenwehr an 300 Todte, ums 
ter welchen fi einige Offiziere und Conſtabels befanden. Da 
nun ter Feind bereitd Sturmleitern berbeibrahi®, ed auch in 
der Stadt an Lebensmitteln zu mangeln anfing, bat ber 
Sommandant noch bdenfelben Abend um Waffenftillefland und 
zeigte fich zur Uebergabe geneigt. Gallad nahm dies Anerbieten 
fehr gern an, denn er hatte durch feine Wachen auf der Dresbs 
ner Straße Kenntnig davon, daß Hülfe für die Stadt in An: 
zuge fei. Gr erbot ſich daher mit dem groben Geſchütze und dem 
Feuereinwerfen bid den andern Zag früh um 6 einzuhalten, und 
da zwei mit gehörigen Vollmachten verfehene Cavalliere vor dem 
Erbifhen Thore zu erwarten. Nur follten fie nicht mehr for- 
dern, ald was den Soldaten beider Seitd gebühre, da fie 300 
Kanonen audgeflanden hätten und an 4 Orten Breſche geſchoſſen 
wäre. Widrigen Falls würde man nicht tractiren, ſondern ben 
Soldaten ihr Epiel lafien. Während dem fuhr der Zeind die 
Nacht über mit feinen Arbeiten im Stabtgraben fort und hatte 
auch wirklich ſchon den Zwinger an einem Orte, welcer nicht 





% 





befegt, fondern mo blos die Thliren vermauert waren, Durch 
brochen. 

Den andern Zag ald Donnerftags den Aten Dftober fam 
dann wirklich die gewünfchte Uebereinfunft zu Stande, doch lei⸗ 
der auf eine für die Stadt fehr ungünftige Art. Man hatte 
bier nämlid) gehofft ähnliche Bedingungen wie die Zwickauer zu 
erhalten, und der Rath hatte felbft zu diefen noch cinige Erinne: 
rungen und Bedenken hinzugefügt, allein e8 wurden bei den 
Verhandlungen Mitglieder des Raths gar nicht zugezogen, fon: 
bern bielelben erſt dann davon in Kenntniß geſetzt, als der 
Abſchluß erfolgt war. Daher erhielt zwar die Beſatzung freien 
Abzug, der Oberft und feine Offiziere mit ihrer Bagage und 
ihren Pferden und die Soldaten mit ihren Seitengewehren, aber 
in Bezug auf die Stadt wurde blos ausbedungen,, daß dad Re 
ligionswefen in feinem alten Stande bleiben, alle hurfürftlichen 
Beamte, der Rath und die VBergleute, fo wie alle in tie Stadt 
Geflüdhteten in Schug genommen, nichts in der Regierung ge: 
ändert und das dhurfürftlihe Schloß unverleut erhalten werden 
folle. Dagegen wurde weder des churfürjtlihen Monuments oder 
der Berg: und Hüttengebäude,, noch der Amtsgefälle, Zehnden⸗ 
gelder, gemeinen Audbeuten und des vorhandenen Vorraths an 
Eilber und Erz, ingleihen ter Einnahmen, Vorrechte und Dorf: 
fhaften des Rath Erwähnung gethan. Noch weniger war wes 
gen etwaiger zu ſtarker Einquartirung, Wegnahme des Gefchüges 
und der Gewehre, feindliher Erpreflungen, Ranzionen und Bes 
raubungen an Geld, Getraide, Pferden, Vieh und dergleichen 
Vorſorge getroffen. Es hat daher auch der Failerliche Kriegscom⸗ 
miffar Doctor Heinrih Niemann fpäter felbit geäußert, wenn 
der Rath etliche Perfonen aus feiner Mitte mit abgeorbnet umb 
neben dem Gommandanten unterhandelt hätte, fo würden fie 
einen viel beflern Accord erlangt haben. 

Den 5ten Oktober ald Freitags früh wurde fodann zu Folge 
des gefchloffenen Wergleihs das Erbiſche Thor geöffnet und ſo⸗ 
fort vom Baiferlihen Volke ſtark beießt. Zuvor hatte jedoch der 
Rath erft noch einige Ratböperionen an den Generalfeldmarſchall 
Heinrih Holden, weldyer bereitd mit vielen vornehmen Offizieren 
vor dem Thore hielt, abgefentet und wehmüthig bitten laſſen, 


weil bei der Uebergabe bie Nothdurft ber Stadt und Bürgerfchaft 
micht genugfam im Acht genommen, aud ber Nath nicht dazu 
gezogen worden fei, baß Ihre Ercellenz ber Stadt und armen 
Gemeinde in Gnaden fhonen und fie vor aller Gefahr und Ges 
malt fhüben wolle. Sie erhielten auch hierauf die beften-Ver- 
fiherungen, indem Holden unter andern äußerte: er wäre nicht 
zu dem Ende mit den Faiferlihen Waffen angelangt, daß er bie 
Stadt verderben wolle, fondern vielmehr derfelben zum Beten. 
Denn der römifche Kaifer und der Churfürft wären früher gute 
Freunde giwefen, und ob fie wol anjeo einander zuwider, wür⸗ 
den fie doc wol wiederum gute Freunde werden, Er begab ſich 
fodann in die Stadt, deren Garnifon ihre Bahnen und Ober 
gewehre auf dem Markte ablieferte und ber Uebereinfunft gemäß 
gegen 9 Uhr nach Dresden abzog. Die Holfteinifche Kompagnie 
behielt hierbei aus befonderer Vergünſtigung ihre Pferde, bie 
Mitterpferde hingegen fo wie alle die, welche man font noch in 
der Stadt vorfand, als z. B. 22 Naths> und Hospitalpferbe wurs 
den weggenommen, und dem Rathe nicht mehr als viere zu dem 
allernothwenbdigften Gebrauche gelaffen. Ebenſo wurbe alles das 
Vieh in der Stadt in Anſpruch genommen, von welden ein 
Verzeichniß 110 Stück außer den Schafen angiebt, Die feindliche 
Armee wurde fodann in die Vorſtädte und umliegenden Dörfer 
umd nur zwei Kompagnien in das Schloß gelegt. Gallas blieb 
ebenfalls des Nachts nicht in der Stadt, nur Holden verweilte 
mit einigen andern hohen Offizieren einige Tage darin und bes 
ſah ſich unter andern auch das churfürſtliche Begräbniß. Bei 
diefer Gelegenheit wurde ihm die Geiftlichkeit vorgeftellt und er 
wire, daß weder im Kirchen + noch Schuldienft irgenb eine Bes 
ſchwerung vorfam, außer was etwa privatim von einigen Mön« 
den und Sefuiten geſchah. 
In die größte Beſtürzung gerieth man jedoch, als ber 
Baiferlie Generaltrieggcommiffar Dr. Heinrid Niemann am 6. 
Oktober im Namen des Generalfelbmarfhalld vom Rathe Inner: 
halb 3 Tagen 50000 Thaler als Ranzion und Entfhädigung 
für die Plünderung forderte. Nun erlangte man zwar auf vier 
les Bitten und durch Holckens Vermittlung eine Minderung bies 
fer Summe, fo daß es bei 30000 Thalern verblieb, aber auch 





diefed Geld bat man nur mit großer Noth und Mühe und nicht 
ohne daß man am 7. Dftober nochmals wiewol vergeblich um 
einen Erlaß von 10000 Thalern bat, zufammenbringen können. 
Bar doc die Bürgerichaft durch die bisherigen vielfältigen An- 
lagen und die Unterhaltung ber Soldatesca fo erfchöpft, daß bei 
Mehrern nichts mehr ald dad liebe Leben vorhanden war. Denn 
es hatte diefelbe nach einer Berechnung vom Jahre 1638 
blos auf die durfächfifhen XZruppen bisher an 45000 Thlr. 
für Quartierfhulden, Lebensmittel und Hafer aufgewendet, 
14027 Thlr. 8 Gr. 7 Pf. für Löfers Regiment, 698% Thlr. 
22 Sr. 5 Pf. für Herzog Friedrih Wilhelms Regiment, 1118 
Thlr. 14 Cr. 6 Pf. für Steinaus Regiment, 1541 Thlr. 16 Gr. 
6 Pf. für das Holfteinifhe und 2686 Thlr. 3 Gr. für Dlaff 
Daas Kompagnie, 1764 Thlr. 9 Pf. für die Defenfioner, 258 
Thlr. BI Gr. SP. für die Ritterpferde, 121 Thlr. 12 Gr. auf 
die Einfpänner (d. h. die welche ohne Knecht waren), 465 Thlr. 
11 Sr. für die Büchfenmeifter. Unter der Dauptfumme find 
dann ferner begriffen 6644 Thlr. für Lebensmittel, 3514 Thlr. 
für 4016 Scheffel Hafer, den Echeffel zu 1 fl., 350 Thlr. dem 
Generaltriegstommiflar ald Gefchen? für feine Verwendung, 30 
Thlr. dem Kriegd;ahlmeifter. Darum waren jebt, wo e8 galt 
piöglich eine fo große Summe zufammenzubringen, die Schwies 
rigfeiten fehr groß und ed mußte alles, was etwa noch an golbs 
nen Ketten, filbernen Bechern, Gürteln, Meflerfcheiden und ders 
gleichen Gefchmeide vorhanden war, herausgegeben werden. Des: 
gleichen wurden auch die Gelder in den Zünften und Gelellfchafs 
ten und überdieß ein Ehrliches aus den Vorräthen in der Raths⸗ 
fammer dazu genommen und von verſchiednen Perfonen an 16347 
Thlr. 16 Gr. gegen jährlibe Zinfen von 900 Thlr. 20 Gr. ers 
borgt, alles, um nur die angedrohte allgemeine Plünderung von 
der Stadt abzuwenden. Denn erft nachdem am 19. Oftober das 
Geld zum größten Theile erlegt war, hat Gallas die Statt hin: 


N 


fihtlih der Plünderung ſchriftlich ſicher geitellt und die Berge, 


Hütten: und Floßbeamten mit einigen andern angelehnen Pers 
fonen in feinen Edup genommen. 
Unterdefien batte der einflweilige Commandant Adelshofen 
am 8. Dftober den Rath unter andern angegangen, Anssiuum 
59 





90 " - 


gen zu treffen, baß bie geſchoßne Breſche und. das Loch in: ber 
Mauer ergänzt, die Laufgräben und Hölzer von ten Einwoh⸗ 
nern entfernt, wa3 etwa von Lunten und Munition noch auf 
dem Rathhauſe befindlich fei, ausgeliefert und ein Vergleich we: 
gen Verpflegung der Offiziere und Soldaten abgefchloffen werde. 
Er verlangte 2 Pfund Brod für jeden Knecht täglih und 1. 
wöchentlih, für einen Hauptmann mit feinen Offizieren auf 1% 
Pferde Zutter, für die Donauiſchen Offiziere 100 und die Ba- 
radieſiſchen gleichfalld 100 Thl‘. und für ten Adjutanten 12 Ihr. 
wöchentlich. Der Rath war hierzu erbötig, nur bat er für Pferde 
und fihre Zufuhr zu forgen, das Futter vom Amte zu beziehen, 
wogegen nun Atelöhofen bei Zodedftrafe den Soldaten verbot 
kein Bier ohne Geld zu trinken. Er ließ hierauf feine Städe 
auf den Markt fahren, und auf dem Gottedader vor dem Des 
natsthore, vor dem Kreuzthore und drittens auf dem Teichdamm 
bei dem Schloffe Schanzen anlegen, wobei nicht nur die Geldes 
ten und ihre Weiber fondern auch die Bürger mit arbeiten 
mußten. Nachdem aber am 10. Dftober Holde mit der Reiterei 
und den eroberten Bahnen abgezogen war, wurde am 28. Dktb. 
auch die Beiagung auf dem Schloffe ausgewechielt, Gallas brach 
am 29. Dftober nach Böhmen auf und an Adelshofens Stelle 
trat der Oberfte Franz Wilhelm Mohr vom Walde, gewöhnlich 
Morwald genannt. Er befehligte ein Sußregiment von 800 
Mann, welche bei den Bürgern einquartiert wurden. Auch ftieß 
am 1. November nody ein andres Fußregiment unter dem Ober: 
fien Grafen ven Dohna (Zonna) Dazu. Sein erſtes Gefchift war, 
daß er die Bürgerichaft zu entwaffnen und alle ihre Harniſche 
und Gewehre auf das Schloß abzuliefern gebot. Mit ihm und 
feiner Derrfchaft begann nun für Freiberg eine wahre Schreckens⸗ 
zeit. Hören wir zunächſt, was der Rath hierüber aın BL. Nov. 
an den Churfürften berichtet. Er fchreibt: 

Durdlauchtigfter, hochgeborner Churfürſt. Eure Shurfürkt, 
Durdlaucht find unfere unterthänigften, pflichtfchuldigften Diens 
fte jeder Zeit zuvor. Guäbdigfter Herr! In was für einen Zus 
land, Werderben und vor Augen fhwebenden endlihen Ruin 
wir und Die ganze gemeine Bürgerſchaft durch die kaiſerliche 
Macht und Gewalt gerathen find, folched ift leider vor Augen, 


aus der Langmwierigkeit und Beharrlichkeit deffelben auch genug 
fam zu vermuthen, und find E. Churfl. Durchl. ſolches auch fon: 
der Zweifel von andern, durch welche ed mit weniger Gefahr 
als von und hat gefchehen Fönnen, unterthänigft berichtet worden. 
Dieweil aber diefe verhoffentlidh fihere Gelegenheit uns bevorge& 
ftanden, daran ed uns fonften bisher gänzlidy gemangelt hat, fo 
haben wir E. Ehurfl. Durchl. fehuldigen Pflichten nad unfern 
elenten Zuftand und fichtbarlihed Werderben und den Untergang 
dieſer uralten Bergitadt gehorfamft zu vernehmen geben wollen 
und es können E. Ehurfl. Durchl. deffelben hierbei auch münd. 
lich mit mehrern berichtet werden. 


In unterm Gotteßdienfte, was das Pretigen und Abmi: 
niftriren des heiligen Abendmals anlangt, find wir noch zur Zeit, 
Gott Xob, unperturbirt, wiewol die Herren Geiftlihen von den 
Iefuiten und Mönchen nicht unangelaufen verbleiben. In ten 
Kirchen aber mangelt es gar fehr gegen voriger Anzahl an den 
Zuhörern und zwar bahero, daß fie eined guten Theils unfers 
Mitteld und der Bürgerfchaft franf und lagerhaftig, eines Theile . 
an Manns: und Weibsperfonen unbelfeider find, fo das fie ſol⸗ 
her Armuth halben und ſonderlich bei jetziger Kälte nicht auß: 
geben und ſolches tentiren fünnen, meijtentheil3 aber mit Ein; 
quartierung und Soldatesca alfo belegt find, daß fie Diefelben 
aus den Häuſern faft nicht gehen laffen wollen und alſo die Kir, 
chenſtaͤnde ziemlich ledig befunden werden. 


Das Shulwefen iſt ganz zerflöret und aufgehoben, daß 
alfo die liebe Jugend bei dieſem Zujtante leider, Gott erbarme 
es, gänzlich hintaugelekt werden muß, und es ift auch eine ge 
raume Zeit her nicht fo viel Einnahme in oder außerhalb ber 
Statt geweſen, daß einem einzigen Kirchen» oder Edyuldiener 
wöhentlih ein Grofhen zu fiiner Beſoldung gegeben werben 
fönnte. Ja fie werden noch felbit in ihren bürgerliben Häuſern 
niit Schwerer Einquartierung belegt. 


Im potitiihen Gubernio fol und zwar fein Eintrag ges 
ſchehen, aber es iſt Doch gleichwol des Tages feine einige Stun 
de, daß wir in der Rathsſtube allein beifammen fin könnten, 
fondern es ift diefelbe von frübem Morgen an mit Kriegäöffigie: 

9 





sen und Soldaten angefült, da einer dieſes, ber andre: jewes 
imperiofe von und fordern thut. 

An gemeinen Einnahmen haben wir in allen nichts unter 
ben Händen noch zu erlangen. Dad Zlößholz, welches uns fon 
ſten diefe Jahreszeit über zu Statten gelommen, ift durch Feuers⸗ 
brunft im Rauche aufgegangen, dad Brauwelen Tann nicht ge 
trieben werben und find und fonften alle andern Mittel entſtan⸗ 
den. In Summa, nicht ein einzged irgend etwaß an gemeine 
Sute einzubringen mehr vorhanden if und fallen gleichwol tägs 
ih, ja faft ftündlich folche unerträgliche Ausgaben vor, deren 
wir fonften auch nicht beburft haben und fie in der Länge gm er 
fhwingen unvermögend find. 

In unferer und gemeiner Bürgerfchaft häuslichen Nahrung 
find wir gänzlid ruinirt, aller Bergbau bleibt gänzlich liegen, 
kann auch anjego nicht getrieben werden, bie Berg: und Hut⸗ 
tenarbeiter find zum Theil geftorben, zum heil weggelommen, 
zum Xheil auch alfo verarmet und erfranket, daß man fidh ber 
felben bei ſolcher Hungerszeit nicht groß zu getröften hat, und 
ed wird dennoch durch die Kaiferlihen darauf gebrungen, daß 
auch der Borrath auf den Zechen und Hütten, fo vorlängft zu⸗ 
fammengebradht ift, vollends zu gute gemacht und ihnen verab⸗ 
folgt werden fol. Man bat und auch die Kupfer, fo €. Ch. 
Durchl. zuftändig und auf dem Schloſſe allhier befindlich find, 
fo von den Kaiferlichen felbft auf 12000 Thlr. find angefchlagen 
worden, umd halbe Geld Fäuflich zukommen zu laffen angeboten, 
und weiter auch begehrt, als wenn gleid etwa von Brauweſen 
getrieben werden könnte, daß dennoch dem hiefigen Oberften bie 
Trankſteuer, fo E. Churfl. Durchl. fonften zuftändig , verabfolgt 
und eingeantwortet werten folle. Zur Ranzion, wiewol fie ed 
nicht gerne alfo genannt haben wollen, find 50000 Thaler ges 
fordert worden. Wie fchwer ed aber gemorden 3U000 Thlr. an 
Selde, Golde, Silber und Gefchmeide aufzubringen, bat mäns 
niglicy erfahren. Wir, die wir dem Rathe zugethan find, has 
ben nicht allein dazumal das Beſte dabei thun müllen, fondern 
müffen auch noch auf gegenwärtige Stunde ex proprlis und auf 
unfre eigne Darlage die Obriften wöchentlich mit etlichen hundert 
Reichsihalern unterhalten, zu gefchweigen des andern täglichen 





— ma3 — 


Aufwandes, ſo wir fuͤr uns und unſere Weiber und Kinder ha⸗ 
ben muͤſſen. Denn Alles aufs höchfte gekommen iſt und allein 
eine Kanne Bier um 4, auch wol 5 Grofchen bezahlt werden 
muß, fo fonft faum 6 Pfennige gegolten, und in allen noch 
weit hoͤhere Theurung zu beforgen if. Und will der Soldat 
defien allen die Nothdurft, aud wol zum Weberfluffe haben unb 
ſollte es gleih einem armen Bürger in der äußerſten Fußſohle 
weh thun. Wie fchwer die Bürgerichaft auch mit denfelben bes 
legt fei, daß Mancher 10, 12%, 15, auch wol mehr Perfonen 
täglih zu unterhalten im Haufe habe, können E. Churfürſtl. 
Durch. mit mehrern bei diefer DOccafion mündlich berichtet werben. 

Eines großen: Theils der Bürgerſchaft find fie durch In» 
fection und andre Krankheiten, Hunger, Kummer und BBebs 
muth binweggeftorben, wie denn auch etlidhe unter ben Raths⸗ 
perfonen, eine ziemliche Anzahl find noch frank und lagerbaftig, 
eined Theils können fie Außerften Unvermögend und Armuths 
halben . bei Unterhaltung ber einquartirten Soldaten nichts thun. 
Dahero geſchieht ed, daß täglich ihrer viele mit Weib und Kind 
ven ihren Däufern entweichen und diefelben leer und wüfte fe 
ben lafien. Die Soldaten werden dann in andre Häufer fort: 
quartirt und alfo den Andern die Beſchwerungen gehäuft, fo 
Daß ed weder menfhlid noch möglich ift es in die Ränge alfo 
zu ertragen. Ja man höret täglich fo viel Lamentiren, Winfeln 
und Wehllagen, daß es einen Stein in der Erde erbarmen 
möchte, und iſt audy uns ferner fortzukommen und ed alfo aus⸗ 
zuführen unmöglid). 

Hierneben ift und noch zugemuthet worden, wenn fich die 
konigl. fhwedifhe oder E. Churf. Durchl. Armee herzunahen 
würde, Daß wir neben den Kaiferlien, ungeachtet wir fchon 
längft disarmirt worden, unberathen zugleich mit fechten und 
die Stadt bis auf den äußerftien Blutstropfen befendiren helfen 
ſollen, uns auch hierneben angedeutet, da die Stadt nicht zu 
erhalten fein wolle, daß fie von ihnen felbft an vielen unterfchied: 
lihen Orten angeftedt und in die Afche gelegt werben folle. 

Bei ſolchem Zumuthen, weldyes wir doch noch bis dato 
mit Anzichung der E. Churfürftt. Durchl. geleifleten und noch 
sur Zeit nicht erlaflenen Pflicht, auch zuvor in dergleichen Zallen 





nieht erfahrenen Exempel abgewenbet haben, ift faft männiglich 
alfo perturbirt und alterirt worden, daß fie fich lieber mit Hin⸗ 
anſetzung alled ihres zeitlichen Zuſtandes, da fie auch gleich bets 
teln gehen follten, gänzlich von binnen wenden, als wider ihre 
Pflicht und Gewiffen, audy wider die Löblichen Erempel ihrer 
Borfahren handeln wollen. 

Diewcil und aber, wohin auch das (geiftliche) Minifterium 
inMinirt gewefen, bedenklich gefallen iſt dieſer uralten Berg: 
ſtadt faft an die 500 Jahre gerühmten Wohlſtand, ben chrift- 
lichen Gottesdienft an Kirchen, Schulen, churfürſtliches Monu⸗ 
ment, Raths⸗ und andre gemeine Gebäude in allen Smmunis 
tirdten, Rechten, Gerechtigfeiten und Privilegien mit allen 
publicis documentis, dieweil wir biefelben wegzubringen keine 
Mittel haben, gleihfam auf einmal zu einem unerbörten Erems 
pel aufzugeben und zu verlaflen; fo haben wir und noch diefe 
wenige Zeit gefriftet , wiſſen aber nachmals eigentlich nicht, was 
auf dieje oder andre Weife mit und und der ganzen gemeinen 
Stadt vorgenommen werden möchte. Unterbeflen aber ift es und 
fämmtlich und fonderlid ganz unmöglich diefe fchwere Laſt, Ein- 
quartierung und Unterhaltung fo vieler Offiziere und Soldatesca 
länger zu ertragen, wöürben auch ohne einige Schuld und Urfas 
he dabei elendiglich verderben und umfommen müflen. Dem 
auch ded täglihen Brennen und Sengens außer der Stadt und 
andern höchſten Ungemachs kein Ende erfcheint. Wir haben des 
rowegen E. Churfſtl. Durchl. auch defto ausführlicher hiermit im 
fhultiger Pfliht und Gehorfam unterthänigft berichten und das 
neben um Gottes Willen bitten wollen, Diefelbe geruhe in Gna⸗ 
den und in Erwägung fo vieler taufend unfchuldigen Seelen auf 
ſolche Remedirung und Vermittlung gnädigit bedacht zu fein, 
daß wir von diefem befchwerlichen und ganz verderblihen Weſen 
liberirt und in einen ſolchen Zuftand wieter gefegt werben möch⸗ 
ten, daß wir ter aöıtliken Allmacht und E. Churfſtl. Durchl. 
dafür zu danken Urfahe haben und unfer übriged Leben gleich 
unfern Eltern und Vorfahren in tem chrifllichen evangelifchen 
Wandel in Ruhe und Frieden zubringen Eünnten. €. Churfürfl. 
Durchl. treueften Gehorſams und Fleißes in Unterthänigkeit zu 
dienen find und verbleiben wir jeder Zeit fchuldigft und wiligk 


— WB — 


E. Churfürſtl. Durchl. Unterrhänigiie, Gehorfamite, der Rath zu 
$reibern. 

Moller, galeichfall3 ein Augenzeuge, erzählt auf ähnliche 
Meife: es laſſe fich dad Elend, wie es damals geherricht babe, 
gar nicht befchreiben. Der Worrath an Lebensmitteln fei aufge: 
zelrt und nicht ein Biffen Brod bei den Bädern oder ein 
Trunk Bier, viel weniger etwad vom Ealze, Gewürze ober 
andrer Nothdurft mehr zu haben gewefen. Einige Perfonen feien 
daher fo verfhmadtet, daß fie auf offner Straße niederfielen 
und dort Hungers flarben. Denn was die Marketender zuführ- 
ten, ſei fehr wenig und fo hoben Kaufes geweien, daB ed der 
Zelte nicht bezahlen Ernnte. Nach dem Abzuge Ted Feindes hät: 
ten allein an 500 Häufer wüfte und leer geftanden. Mancher 
Bürger hätte den Soldaten nah willtührlider Schägung von 
0 bis an die 100 Thaler wöchentlich geben und dabei auch nod) 
andre Dinge gewärtig fein müffen, die Herrn des Raths ſelbſt 
härten ten beiden Oberften von ihrem eignen Ginfomnen ihre 
Zafen balten und überdieß an Gelde 400 Thlr. entrichten müſ— 
ien Zugleich habe alles Gewerbe darnieder gelegen. Denn da 
man ſowol ten Einwohnern der Stadt ald auf allen umliegen: 
den Dörfern die Pferde weggetrieben hatte, fo feien die Zufub: 
ren audgeblieben und dad Getraide auf den Feldern verdorben, 
und Dann aus Mangel an Gerfte tie Brauerei, fonit eine der 
beiten Nahrungen der Bürger, nicht getrieben werden. Die 
Gruken aber bätte man verjtürzt und beichädigt und die Hütten 
verwültet. Dadurd Laß Die Soldaten das Vieh auf Dem Lande 
wegnahmen und der Stadt haufenweife zutrieben, fo daß man 
leichter eine Kuh als eine Kanne Bier kaufen fonnte, ſei ein 
noch arößerer Schaden für die Stadt entflanden, weil dad Vieh 
aus Mangel au Futter niederfiel, oftmals auch gleich Frank ein: 
gebracht wurde und fo das wenige, was die Bürger noch bat: 
ten, mit anftedte. Aus alle dem hätten fi dann anftedende 
Krankheiten entwidelt und diefe faſt den dritten Theil der Bür: 
ger hinweggerafft. Rechne man hierzu endiih noch die Unficher- 
beit im eignen Hauſe, namentlich des Nachts, indem die Eol; 
Daten da oftmals mit Gewalt in die Häufer, Gewölbe und Kel: 
ler einbrachen und bier alles auffchlugen, durchſuchten und wol 





auch todtftachen, fo habe man bamit ein Bild von dem Elend 
und Jammer, in weldem damals die gute Stadt Freiberg ges 
ſchwebt habe, 

Als aber die Lügner Schlacht den Kaiferlichen eine bebeits 
tende Niederlage gebracht hatte und Mohr vom Walde am 12. 
Novbr. Nachricht erhielt, die ſchwediſchen und churfächfiichen 
Völker hätten ſich bei Grimma vereinigt, da begann der Com ⸗ 
mandant zuerft die ſchöne große Vorftadt vor dem Meißniſchen 
Thore mit fammt den Vorwerken fo wie auch bie eine Seite 
vor dem Peteröthore und die Viehgaſſe anzubrennen und in Aſche 
zu legen. Was nicht brennen wollte, wurbe niebergeriffen ober 
fonft durchlöchert und es gefchah den 12. Nov. und bie nachſtfol ⸗ 
genden Tage durch das Abbrennen und Niederreißen ber alten, 
mwohlgebauten und weitläuftigen Worftädte und vielen ſchönen 
Vorwerke, Scheunen, Mühlen und andern fowol öffentlichen als 
Privatgebäude ein Schaden, der nicht hoch genug angefchlagen 
werben kann. Denn am 15. November wurden des Abends auch | 
die Gartenhäufer, Vorwerke und Scheunen, welche beim Do: 
natsthurme, fo wie bie, welche zwifchen dem Donats- und Er— 
bifhen Thore lagen, angeſteckt und niebergebrannt, ingleichen 
auch die ſchönen Bogen und Mauern an den Kirchhöfen und 
Gottesädern eingeriffen und alles auf das ſchändlichſte verwüſtet. 
Daffelbe geihah am 25. Nov. mit den noch übrigen Häufern vor 
dem Meißniſchen Tihore und wurde am 26. November auch auf 
die Gebäude am Zöpferplage vor den Erbifchen Thore ausger 
dehnt, fo wie denn endlich noch am 28. Novemb- etliche Häufer 
vor dem Peteröthore in Brand geftedt wurden. 

Zu allen biefen rohen Zeritörungen in den Vorſtädten far 
men in ber Stadt felbft von Zeit zu Beit theild neue Einquartis 
rungen wilder Soldatenhaufen, ſo daß z.B. am 18. Nov. felbit 
die Schulzimmer mit Soldaten und ihren Pferden angefüllt was | 
ven und namentlich in biefer Nacht von neuem viel Unfug vers 
übt wurde, theils z.B. am 21 Nov. Hausfuchungen nach Lebens» 
mitteln und etwa verftedten Gewehren. 4 

Zur ſelben Zeit, nämlich am 21. Novbr., hatten bie ſchwe⸗ N 
difchen und churfächfiihen Wölker unter Herzog Bernhard zu 
Sachſen troi der ftarfen Faiferlichen Befatung Chemnitz wieber 





. — — — — — — — — — 


eingenommen und es ſtreiften nun rings in der Naͤhe der Stadt 
bereits ſaͤchſiſche Truppen herum, fo daß es faſt jede Nacht Laͤr⸗ 
men gab. Auch glaubten die Wachen, vorzüglich die in ber 
Schanze auf dem Donatölichhofe, in ihrer Angſt vor Geiftern 
und Gefpenftern nicht felten brennende Eunten zu fehen und Ges 
frei von Volt und Reiterei zu ‚vernehmen und wedten dann 
ohne Urſache die Uebrigen. Da kam endlich Abends am 28. Row. 
aus Böhmen der Befehl zum Aufbruch an. Jetzt aber galt es 
erft noch recht zu plündern und zu brandfchagen und was man 
nicht mitnehmen konnte, zu verderben. Da verlangten zunächft 
die beiden Oberflen vom Rathe 2000 Thaler zum Abfchiede, 
dann 6000 Thlr. für dad hurfürftliche Kupfer, welches auf dem 
Schloße lag und fich nicht gut fortfchaffen ließ, und endlich noch 
0 Thir. als die Gontribution auf eine Woche und drobten, 
wo nicht fofort Alles entrichtet werde, ohne Verzug die Stabt 
Preis zu geben und in Brand zu fteden. Doc, ließen fie bie 
Zorderung wegen bed Kupfers fpäter fallen und begnügten fidy 
im Ganzen mit 900 Zahlern zum Abzuge, fchleppten aber font 
mit fort, was nur irgend fortzubringen war, fo daß fie hernach 
einen großen Theil von dem Zinn und andern geftohinen Gute 
auf öffentlicher Straße von den Wagen werfen und liegen laffen 
mußten, weil ed für die Pferde zu fchwer war. Nachdem man 
fo bei den Wirthen und auf den Straßen noch mandyen Muths 
willen und Frevel verübt hatte, gefchah den 29. Nov. früb um 
9 Uhr der Aufbruh, da denn eine an 1800 ftarfe wohlbewehrte 
Mannſchaft auszog ohne den Zroß, die Huren und Buben, beren 
gleihfalld eine große Menge war. Bor dem Aufbruche wurde 
erft noch an die Soldaten Pulver audgetheilt, welches aber durch 
Berwahrlofung losging und einige Knechte übel beſchädigte. Weil 
jedoch aus Mangel an Pferden viele kranke Soldaten und 24 
Gentner 88 Pfd. Pulver, ein Falkenetlein und einige wenige, 
noch dazu meiftentheild geringe und zerfchlagene Gewehre, und ein 
guter Vorrath an &unten zurüdbleiben mußten, wurden der 
Euperintendent Genfereff, der Zehndner und Bürgermeiſter Jo⸗ 
nad Scönleben und der Rathölämmerer Johann Lindner als 
Geißeln bis nad Brür in Böhmen mitgenommen und der ps 
perintendent durch Holde fofort wieder entlaflen, die beiden aus 





— us — 
bern Herren aber erſt durch befondere Werwendung beim Herzog 
von Friedland am 27. Decemb. von Laune aus auf freien Fuß 


gefekt und am 3. Ian. 1633 Tagegen die kaiſerlichen Soldaten, 
fo weit fie geneſen waren, zurückgeſchickt. 


Hiermit endete für Zreiberg eine Zeit, welche leicht, was 
es aud früher oder fpäter noch gelitten hat, die traurigfte und 
f&hredtichite feit feinem Beſtehen gewefen fein dürfte Denn ein 
großer Theil fiiner Vorſtädte war durch Mehr vom Walde für 
imn er vernichtet und auch feinem innern Wohlſtande waren Wun: 
den gefchlagen worden, welche bis heute noch nicht ganz geheilt 
find. Aufer der drüdenden Laſt ter feindlichen Einquartierung, 
welche die einzelnen Bürger traf und in Armutb flürzte, hatte 
die gemeine Bürgerfchaft ihre öffentliche Schuld binnen der zwei 
Monate um 34446 Thlr. 9 Gr. vermehrt. Sie hatte nämlich 
außer den 30000 Thlrn. Ranzionsgeldern an 170 Thalern für 
Mein, 38 Thlr. für böhmijche Bier und 15 Thlr. für Brod und 
Eemmel an Gallad, 200 Thlr. zum Geſchenk an Adelähofen 
und außerdem 14 Thlr. für filberne Löffel, welche derfelbe im 
Gaſihoſe mitgenommen hatte, 100 Thlr. als Gefchent dem wacht: 
habenden Offizier am Tage ber Uebergabe, über 200 Thlr. bem 
Oberwachtmeister Franz von Sallenfon, als Commandanten auf 
dem Schloffe, darunter ein Pferd von 130 Thlr. an Werthe als 
Gefchent, 100 Thlr. al3 Gefchen? dem Furir, 560 dem Dr. Nie 
mann für feine Vermittlung bei Helden, über 1000 Thlr. an 
Mohr vom Walde, und zwar 480 ald er abzog und 2500 for: 
terte, ferner 208 Thlr., al3 er fam, nämlih 108 für einen 
Becher und darin eine Gelbfumme von 100 Thalern und 120 
Thlr. für ein vergoldeted Grucifir, welches 10 Mark wog, dafür 
daß er tie Vorſtädte verfchonen fellte, das übrige zur Tafel, 
283 Thir. den Grafen Dohna zur Tafel, 200 Thlr. dem Kriegs: 
kommiſſar als Geſchenk wegen ter Verpflegung und fo manche 
andre an Bediente, Adjutanten, Quartiermeifter u. f. w. noch 
gegeben und dazu 15012 Thlr. 18 Gr. 6 Pf. aus den vier Kirch⸗ 
fpielen, 250 Zylr. 16 Sr. aus den Handwerksladen, 482 Thlr. 
33 Gr. von ten Hausgenoſſen, 304 Thlr. 22 Gr. von den Eru: 
lanten, 4051 Zhlr. von den Ratbhiperfenen insbefondre, 3667 





Thlr. 2 Gr. aud Depofitageldern und außerdem 8108 Thlr. 11 
Gr. aufgenommen. 

Der Rath meldete freudig dem Churfürften den Abzug des 
Feindes, bat aber auch fie für jebt mit Durchzügen der chues 
fürftl. Armee oder gar mit einer Garnifon zu verfhonen. Als 
daher am 1. December der churfürftliche Oberſt Friedrich Wil 
beim von Vitzthum mit 6 Sompagnien zu Roß und 200 aus 
commandirten Fußgaͤngern aud dem Leibregimente oter ten fos 
genannten Blauröden vor ber Etatt erihien und Quartier 
forderte und berichtete, daß die 200 zu Fuß die neue Beſatzung 
der Stadt bilden follten, wehrte fi der Rath, weil Vitzthum 
feine fchriftliche Drdre beizubringen habe. Vitzthum nahm dieß 
aber übel und drohte e8 dem Ehurfüriten zu melden, worauf der 
Rath feibft bittend einfam, auf feine Eingabe aber blos die Ver, 
fiherung erhielt, fobald es die Nähe des Feindes erlaube, mit 
Einquartierung verfhont zu werten und für die etliche 20 Pfer: 
de, melde bei der neuen Garnifon feien, Proviant zu befom: 
men. Die Kreiberger Bürger erhielten jest ihre Rüjtungen zus 
rüd. Die von den Kaiferlichen errichteten drei Schanzen wurden 
niedergeriflen und die lateiniihe Schule wieder eröffnet, die Um⸗ 
gegend aber leider noch manchmal von feindlihen Truppen, Nas 
mentlih den Groaten, beunruhigt. Ein folder Streiizug bat 
unter andern am 28. December Zudewig und Hilligers Vorwerke 
in Brand geftedt und was er unterweg3 antraf, geplündert und 
beihädigt. Freilich trieben es die Blauröcke ihrer Seitd auch 
nicht befler, welche 3. B. am 8. April 1633 Katharinenberg in 
Böhmen ausplünderten. Gab es aber in Feinde Kan:e nichts 
zu rauben, dann famen die eignen Landsleute daran. Vorzüg⸗ 
li wenn die Einzelnen abzogen und andre an ihre Stelle tras 
ten, dann braden fie gewöhnt: h des Nachts erit noch ein und 
raubten, und Niemand war taun auf der Straße feined Lebens 
fiher. So wurde am 11. März 1633, als drei Blaurode Abends 
um 5 Uhr bei einem Weißgerber einſtiegen, ein boͤhmiſcher Flei⸗ 
fer, welder fie abwehren wollte, erftohen. Kin andermeai 
nahm ein folcher Blaurod der Srau, welche vor der Domkirche 
nad) der Predigt das gemeine Almofen für arıne Leute faınnıedt, 
die Büchſe weg und entfich. Doc wurde auf Beſehl des Ga⸗ 





pitänleutenant Lotter biefer Verluſt imfoweit erſetzt, alb jchein 
Soldaten dafür 1 Groſchen an der Loͤhnung abgezogen und am 
die Armuth abgeliefert wurde. Selbſt die Geiſtlichen waren vor 
ihrer Rohheit nicht ſicher, wie denn am 18. April ein Geiſtlicher 
in feinem eignen Amtshaufe von einem ſolchen Blaurode geſchla⸗ 
gen wurde. Auch trieben fie ed gegen einander felbfk nicht wiel 
befier, fo daß am 88. März auf der Keffelgafle einer den aus 
dern entleibte. Außerhalb ber Stadt aber waren bie Straßen 
von den umbherftreifenden Rotten noch unfichrer und man konnte 
weder mit den Pferden noch für fich felbft ficher-zur Stadt kom⸗ 
men. Daher auch der Churfürft am 28. Jan. einen befonbern 
Befehl diefer wilden Rotten wegen erließ. Am 24. April 1688 
zogen fie endlih ab und ber Rath flellte ihnen auf ihe Begeh⸗ 
ven noch ein beſondres Zeugniß ihres Wohlverhaltens aus und 
befchenfte fie mit einer fogenannten Kitterzehrung. Sie koſteten 
der Stadtkaſſe allein an 6143 Thlr. 3 Sr. 

An ihrer Stelle nahm ber Rath alfobald 100 Bürger in 
Sold, weldye in drei Korporalfchaften abgetheilt die Wachen an 
den ofinen Xhoren zu befeßen hatten. Jeder von den andern 
Bürgern trug hierzu 3 Gr. wöchentlich bei. Sie hatten am 5. 
Auguft einen Angriff der Faiferlihen Keiterei von etwa SE0O 
Pferden auszuhalten. Diefelbe kam nämlich unter der Anfüh⸗ 
rung des Oberften Ulefeld von Frauenftein ber, nahm den ers 
chenhuͤgel ein und fchidte gegen 10 Uhr, nachdem fie fünf von 
den dreißig Bürgern, welde ausgefandt wurden um die Stärke 
des Yeindes zu erforfchen, gefangen genommen hatten, einen 
Zrommelihläger vor das Thor, um die Stadt ‚zur Uebergabe 
aufzufordern mit dem Vorgeben, Holcke liege fhon mit feinem 
ganzen Deere zu Weigenborn. Weil man jedoch den Trommel⸗ 
ſchläger etwas aufhielt, um indeflen die Poſten in der Stadt 
befier zu befegen, kam auch noch ein Trompeter mit der Dro⸗ 
bung, wo man fich nicht fogleich entichließe, werde alles durchs 
Feuer verwüſtet und Feines Menfchen geichont werten. Ihm 
folgte in Furzem ein Dritter mit ähnlihen Drohungen. Aber 
der Rath und die Bürgerfchaft erklärten gleichwol fich zu ſtand⸗ 
hafier Gegenwehr bereit und gaben jet dem Zrommelfchläger 
zur Antwort, daß fie in churfürfttich fächfiihen Pflichten Ränden 


— 4 — 


und ohne Shrer Churfärftl. Durchl. Vorbewußt in fo wichtigen 
Sachen Niemandem willfahren dürften. Sie bäten beöwegen um 
drei Tage Auffhub ſich gnäbdigften Beſcheids zu erholen, ſonſt 
würden fie den Herrn Generalfeldmarfchall, fo er die Stabt an⸗ 
greifen wollte, mit nichts ald Kraut und Eoth begegnen, wo er 
nicht churfürſtlichen Befehl brächte die Stadt zu öffnen. Die 
fpäter geſchickten Trompeter befamen hierauf alle die nämliche 
Antwort und wurden gewarnt, fih vom Thore weg zu machen, 
weil die Bürger auf allen Thürmen und Poften im Feuer lagen 
und ſtark binausfchoffen, wo fih nur Einer in ber Nähe blicken 
ließ. Dabei blieb e8 denn auch; denn der Feind erfah hieraus, 
daß er ohne Geihüsg nichtd ausrichten könne und zog des andern 
Tages über Deberan nach Chemnig. Den Freibergern aber wurs 
den von Dresden am 9. Auguft außer Munition noch zwei Com⸗ 
pagnien Dragoner zugefandt unb mit ihnen die Ermahnung, auch 
fernerhin auf alle Fälle diefelbe ritterlihe Gegenwehr zu zeigen. 
Zugleih wurde ihnen ein Befehl eröffnet, daß Jedermann wohl 
und treulich bei der Stadt halten und Niemand bei Verluſt all 
feine® Habe und Gutes hinwegziehen fole. Und fo mußten 
viele, welde fhon aufgeladen hatten und mit den Ihrigen aus⸗ 
reißen wollten, wieder abladen und da bleiben. Den nächſten 
Tag ald den 10. Auguft famen endli auch die fünf Bürger, 
weldhe die Kroaten am 5. gefangen nahmen, wieder bier an, 
nachdem jeder 30 Thlr. Löſegeld bezahlt hatte. 

Der kaiſerliche Dberft Ulefeld aber hatte den Kroateneberſt 
Beygott in Chemnitz zurüdgelaifen und dieſer richtete am 14. 
Auguft ein Schreiben an den Rath zu Freiberg, worin er ber 
Stadt Eicherheit anbot, jedoch Contribution begehrte und fie 
widrigen Falls mit Feuer und Schwert zu verfolgen drohte, wie 
denn auch bereit8 am 12. deflelben Monats ein Streifzug ber 
Kailerliben Großfhirma audgeplündert und viele Pferde mit fort 
genommen hatte. Gin Gleiches gefhab am 18. Auguft mit et: 
liben &reiberger Bürgern und Fuhrleuten auf dem Dresdner 
Wege zwiihen Derzegswalde und Molorn. Denn audy diefen 
wurden von den Kroaten über 30 Yferde und alle ihre Habſe⸗ 
ligleiten weagenommen und acht Perfonen nad Chemnitz abge: 
fübrt, von welchen fi dann Jeder mit 100 Thalern loskaufen 





mußte. Gleichwohl beantwortete der Rath tad Schreiben -Mey- 
gotts nicht, fondern fandte ed nad) Dresden an den Ghurfürften. 
Als jedoch die Kaiferlichen 200 Pferde ftard von Böhmen her 
bis in Freibergs Vorftädte einbrangen und bier die Marktleunte 
plünderten, auch die Pfarrer zu Hirfchfelb und Kleinwoltersdorf 
gefangen nach Böhmen abführten, zogen einzelne Abtheilungen 
Led. Zaubifchen Regimentd, welches bereit von 30. Auguf bis 
9. September in der Stadt und Umgegend einquartirt gewefen 
war, fomwol bier al& in Chemnig ein, um ben Feind beiler abs 
wehren zu können. Freilich waren grade dieſe Taubiſchen Krups 
pen, von welden auch im nächften Jahre einzelne Abtheilungen 
durchzogen, übel berüchtigt, ta fie gewöhnlich felbft die Straßen 
unficher machten und die Gegenten ausfogen. Bald ſpachnten 
fie ohne weiteres den Zuhrleuten die Prerde aus, was feib den 
Beuten des Rath3 mit ihren Müll» und Aderpferben begegnete, 
bald trieben fie fidy betrunten in den Straßen ber Stadt herum, 
fhoffen mir Piftolen den Bürgern nad) den Häufern und fielen, 
wenn dieſe fchimpften, dann mit bloßen-Degen in die Däufer 
ein und verübten die abfcheulichften Frevel oder fhlugen Reifenbe 
auf den Straßen, wie dieß am 11. Febr. 1634 einem von Darts 
tigfch begegnete, bald lodten fie einzelne Bauerburfche. aus ihren 
Gehöften, baten ihnen den Weg zu weifen und gaben dann 
vor, fie feien. mitgegangen um zur Fahne zu fhwören, worauf 
diefe tretz aller Furbitten Des Raths nicht wieder freigegeben wur⸗ 
ben. Daher ging teun auch Ler Rath den Churfürften und feis 
nen Kriegscommiffar von Garlowis inftändig an, fie von dieſen 
Truppen zu befreien und wagte am %3. Jul. 1634 ſelbſt feine 
Stimme für die umliegenden Dorfſchaften zu erheben. Wie trau- 
rig es bier ausſah, befchreibt er folgender Maßen: Was 
die um die Stadt liegenden Amts: und unfre Dörfer anlangt, 
fo find dieſelben meiftentheild faft ganz ausgeftorben und von 
Freunden und Zeinden dermaßen verwüftet und die wenigen noch 
übrigen Leute fo zu Grunde gerichtet, daß faft in allen Dör- 
fern die meiften und vornehmften Güter ganz wüfte und öde ſte⸗ 
ben, die elder unbeſamet und ungebaut allda liegen und feinen 
Reiter und Eoldaten unterhalten und verpflegen können, fon: 
bern baß was noch vorbanten ift, davon läuft, da weber Vieh 





— 993 — 


noch andere, davon fie zu leben haben, zu befinden ift. In⸗ 
maffen denn in dem Amtsdorf Großfhirma, allda die Reitern 
compagnie jego logirt, über zwei ober drei Bauern nicht mehr 
vorhanden find, fondern alles davon gelaufen if. Da es denn 
wegen der herumreitenden Weiter ganz unficher auf dem Felde 
und Straßen ift, wird Niemand berauszureifen oder auf dem 
Felte ſich feben.zu laffen und mit den Pferden, deren es body 
fehr wenige noch giebt, etwas zu verrichten wagen dürfen, ges 
fchweige daß Weibsperfonen ficherlich Lie Heu: und bevorftehende 
Kornernte, fo ſchlecht und gering fie auch ift, vollbringen zu 
heifen zu erlangen fein möchten. 

In der Stadt war aber damald am 19. Mai 1634 die Des 
fenfionfahne, welche 1632 die Kailerlihen mitgenommen hatten, 
wieder errichtet und Daniel Süſſemilch an Caspar Starkens 
Stelle zum Zähndrih eingefegt worden. Die Defenfioner bafı 
ten fodann die Thorwachen zu verforgen und mußten dagegen 
von der Bürgerichaft verpflegt werden. Weil jedoch dieſelbe ſich 
nicht wenig darüber beklagte, fo wurden am 1. Aug. 1634 bie 
fremden Defenfioner entlaflen und dafür etlihe Corporalſchaften 
einer Buͤrgerwache in Pfliht genommen. Man fuchte auch wähs 
rend diefer Zeit die Stadt beffer zu befefligen. Zu diefem Zwede 
befahl am 18. Juni der Generalzeugmeijter und Oberſte Mels 
hier von Schwalbach entweter umlaufente Gänge und Weh—⸗ 
ren in Holz oder fleinerne Bogen hinter tie Stadtmauern zwis 
fben Die 40 Thürme zu ſetzen und an jedes ter 5 Thore eine 
Edlag- oter Zugbrüde anzubringen. Es hatte auch der churs 
fürftlihe Baumeiſter Ezechiel Edarb bereitd alles befichtigt und 
abgemejien. Indeflen war der Aufwand doch zu bedeutend, ald 
daß ihn die Stadt damals hätte tragen fönnen. Denn die Ko: 
fien der Zugbrüden 3. B. wurden auf 2150 fl., die ber hölzer⸗ 
nen Wehren auf 29177, die der fleinernen Bogen auf 187719 fl. 
angeſchlagen. Es it daber auch bei dem Anſchlage geblieben. 
Weil jedoch der Feind noch immer mit neuen Angriffen von Böh⸗ 
ınen aus drohte, fo batte der Rath fhon am 23. Kebr. 1634 
um 2 oder 3 Stud Geſchütz mehr auf die Thürme und um 50 
Doppelbaden gebeten. Die lestere Zahl kam tem Churfürften 
eiwas hoch vor, er meinte baber, fie möchten fi) wol verfchries 





ben haben. Dennoch bewilligte ex fie ſpaͤter, wamad da (ich ie 
Berbättnifle immer trüber geftalteten. 

Denn am 28. Auguft waren bie Schweden bei Rirdtingen 
von ben Kaiferlichen aufs Haupt gefchlagen worben und baber 
von Seiten der Lebteren neue Unbillen gegen bie Meißniſchen 
Sande und unfere Gegenden zu befürditen. Es zog ich dethalb 
auch der ſchwediſche General Banner aus Böhmen nach 
zurüd und lagerte fo unter andern am 19. und 20. Sptbr. 
feinem 10000 Dann ſtarken Heere theild auf dem Hoepitalfelde, 
theil8 in den Vorſtaͤdten und umliegenden Dörfern von Sreiberg. 
Ob nun wol, erzählt Moller, die Stabt es bei einem fo un» 
verfehenen gefhwinden Durchzuge an nichts fehlen ließ, ſondern 
mit einem bedeutenden Aufwande von Beiten ber Bürgew:au 
21028 Pfd. Brod, 2172 Faß Bier, 7 Eimer Bein für 95 She: 
14 Gr., Gewürze für 35 Thlr. 1 Gr., 84 Scheffel Hafer und 008 
Pfd. Fleiſch berzufchaffte, fo ift nichts deſto weniger gewaltiger 
Frevel, Muthwillen und Plünderung datei verübt worben, ja 
durch Verwahrloſung Nachts ein ſolches Zeuer in der Vorſtadt 
zwifchen dem Erbifhen und Peteröthore ausgekommen, baß an 
50 Häufer wegbrannten und fo die Vorfläbte Freibergs immer 
mehr eingeälchert wurden. Hatte doch erft daB Jahr zuvor am 
13. Oktober eine Feuerdbrunft hinter der Viehgafle vor dem Pe⸗ 
teröthore an 30 Häufer nebft den Rathöfcheunen in Afche gelegt. 
Banner brad daher auch, als fich der Rath befhwerte, gleich 
wieder von bier auf und zog über Chemnig durch dad Altenburs 
gifhe nah Thüringen. 

Die befürchteten Angriffe der Kaiferlichen ließen nun auch 
nicht lange mehr auf fi warten. Zunaͤchſt fiel am 6. Dftober 
der kaiſerliche Marziniſche Oberflleutenant Hans Heinrich Schäg 
von Schügfi mit feiner Reiterei Abends nah 7 Uhr, als eb 
ſchon etwas finfler und die Thore eben gefchloffen waren, unter 
großem Gefchrei und dem Kärmen der Trommeln und Trompeten 
in die Vorſtadt vor dem Erbifhen Thore ein und ließ die Haus 
fer auffchlagen und alles, was man antraf, ausplündern. Der 
Schreden hierüber war fo groß, daß Viele, weil man fich nicht: 
getraute fie troß ihres Hülfegefchreied durch das Erbiſche Pfört: 
hen einzulaffen, mit Weib und Kind in die Stabtgräben ſpran⸗ 















gen und. da ihre Rettung fuchten. Der Keind hingegen brang 
fhnell von einem Thore zum andern, ftedte die Palifaden vor 
dem Erbifchen Thore in Brand und gab Feuer auf die Thürme. 
Indeſſen haben ihn die Bürger, obwol grade damals feine Gar⸗ 
nifon in der Stadt ‚ burd ihre tapfre Gegenwehr dennoch 
überall fortgetrieben u ‚gegen 2 Uhr zum: Aufbrud genöthigt. 
Aber er fchleppte nicht nur vieles Vieh aus den Dörfern und 
Boritädten mit fort, fondern ed mußten ihm auch etlihe Per; 
fonen männlichen und weiblihen Gefchlechtd folgen, und. er ſchied 
mit der Drohung, er werde bald wieder kaͤmmen und zwar 
mit Zußvolfe und dann mehr Ernft gebrauchen. Auch war die 
Umgegend noch in ben nädften Tagen der Plünderungswuth 
diefer Soldaten ausgeſetzt, und am 15. Oktober ergriff man 
einen jungen Menſchen, welcher von ben ‚Kroaten im Hospi⸗ 
talwalde auögefhidt worden war, um fich nad der Lage und 
den Wachen der Stadt zu erlundigen. Der Churfürft erließ 
daher am 16. Oktober einen Befehl an den Defenfionerhaupts 
mann der Stadt feine Fahne wieder zufammenzuführen. Doc 
unterblieb es auf Bitten des Raths und man begnügte ſich vor 
der Hand mit der bisherigen Bürgerwache, welche unter der Ne⸗ 
benauflicht des gedachten Keutenantd Klein fland und vom Chur⸗ 
fürften reihlih mit Munition, aud) bisweilen mit neuen Geweb: 
ren verforgt ward. Wol aber wurde an demfelben Tage dem 
Adel, welcher fih bei der Stadt aufhielt, ein Befehl eröffnet, 
wornach er das hurfürftlihe Schloß in Acht nehmen und bewa⸗ 
chen helfen follte. Denn der Rath hatte fihb am 14. Oftober 
bitter beim Ghurfürften darüber befchwert, daß die von Adel nebfl 
dem Bergamtöverwalter, welche Bürgerhäufer in der Stadt bes 
fäßen, gar nichtö zu deren Wertheidigung beitragen wollten und 
fi einbildeten ganz frei davon zu fein. Die Freihäufer waren 
fo meift von den Kriegslaſten frei und aud der Amtsſchöſſer 
fuchte mandye Raften, wie 3. B. die Unterhaltung ter Poſtboten 
von fich und feinen Unterthanen auf die Ratbhd - Untergebnen zu 
wälzen, worüber mancherlei Berichte an den Churfürften nebfl 
deſſen Entfheidung vorliegen. 

Weil jedoch eine Nachricht über die andre einlief, daß ber 
Feind im Anzuge fei, flüchteten jegt viele ihre befien Sachen 

60 





7 
zu . . 
_ u — 


nach Dresden. Gbenborthin begab ſich auch ein Theil berfrauem- 

zimmer. Und am 18, Oftober erichien nun auch. wirklich deg 
Zaiferliche Oberſt Abraham Scönnidel, ein geborner Chemnigee: 
früh um 8 Uhr mit einem Musquetirer und Picquenirer und 
drei Reitersegimentern vor der Stadt, fiellte die Dragoner und 
Musquetirer vor dem Meißnifchen &hore auf und ließ Fener geben. 
Bon der Stadt aud wurde bieß hierauf gebührend ermwiebert. 
Da fandte er gegen 10 Uhr Vormittags einen Trompeter, durch 
welchen er dem Kommandanten der Stabt fagen ließ, es nehme 
ihn Wunder, daB man aud berfelben fo ſtark Feuer auf fein 
Volt gäbe, da er doch Feine Gewalt nicht gebrauchet. Er käme 
nicht als ein Keind, fondern ald ein Landsmann diefer Stabt 
and dem ganzen Lande zum Beſten und zur Defenfion. Eb ge⸗ 
fehehe dieß darum, damit nicht bie ganze Armee, fo im Anzuge 
wäre, vor die Stadt rüden dürfte. Er begehre zugleiih, daß 
zwei Nathöperfonen zu ihm hinaustommen follten. Die Ant 
wort lautete: die Stabt flände in churfürftlichen Pflichten und 
Schutz, bebürfe daher Feiner andern Defenfion. Habe er bier 
etroad zu fuchen, fo möge er ed fchriftlich thun. Bei einem An: 
griff werde man ſich aufs äußerſte wehren. Hierauf erfolgte von 
Schönnidel5 Seite zunächſt weiter fein Antrag, wol aber ließ er 
das Hodpital zu St. Johannis, dad babei gelegene Pfarrhaus 
fo wie den freibergöborfer Hof amyünden, obwol das Sengen und 
Brennen nad der Ausſage eined Gefangenen gegen feinen Wil 
len geſchah, und er bloß etwas plündern wollte. Um 5 Uhr 
Abents kam wieder ein Zrommelfchläger vor die Stadt, berich⸗ 
tend, daß der Oberſt Schönnidel dem Commanbdanten in ter 
Statt einen guten Abend und feine Dienfte vermeiden und bas 
neben fagen ließe, ob man denn fo ftolz fei, daß man ihn nicht 
bören wolle, ob er der Stabt und dem Lande als ein Landis 
mann nicht viel mehr dienen könne. Darauf befchloß der Bürs 
germeifter mit einigen Rathöperfonen und dem zufällig anmefen» 
den Rittmeifter von Löwen fich binzubegeben und Schönnidel ers 
ſchien felbft um 6 Uhr mit 3 Meitern vor dem Thore. Er brachte 
por, er wäre vom röm. kaiſerl. General Colloredo nicht als ein 
Zeind diefer Stadt fondern bem Lande zum Beſten abgeorbnet, 
und begehrte, DaB man etwas gegen ihn ald einen Soldaten thun 





$, ° 


und fi) zu einer Gontribution verftehen ſolle. Der Beſcheid, 
‚ welchen er erbicht, lautete: Gleich wie er von demjenigen, was 
kaiſerl. M. oder fein General ihm aufgetragen und 'anbefoplen, 
nicht weichen würde, alfo könne er fich auch leicht einbilden, 
daß dem Rathe ein anderes zu thun nicht gebühren wolle. Man 
verhoffe hurfürfil. Succurs. Alsdann könnte wol im Felde ein; 
ander zugefproden werden und nicht in der Stadt. Er fragte 
fie dann nochmals: ob fie denn Feine andıe Erklärung than 
wollten. Denn er für feine Perfon begehre wol ber Stadt nichts 
zu thun, aber morgen ober binnen 2 eber 3 Xagen werde 
ein ftärkeres und mehreres Volk vor die Stadt fommen. So 
ritt er hinweg. Doch kaum hatte er ſich von ben Thoren weg 
wieder ind Feld begeben, da brannten auch bie Scheunen mit 
allen durch Gottes Segen gewachſenen und eingefammelten 
Früchten. Zugleich wurde die Vorſtadt vor dem Petersthore in 
Brand geſteckt. Von hier aus ergriff die Flamme das nahe an 
der Stadt gelegne große Glockengießhaus und es entſtand eine 
ſolche Brunſt und Hitze, daß die Funken haufenweiſe in und 
über die Stadt flogen und bereits ein am Thor gelegnes Haus 
zu brennen anfing. Doch wurde hier dad Feuer durch göttlicye 
Verleihung und fleißige Abwehrung der Bürgerfchaft bald ge: 
dämpft, in der VBorftadt hingegen brannten an 44 Häuſer ab. 
Als aber das Feuer am heftigiten und größeften war, brady der 
Keind auf, nicht ohne noch mehrere Zodte und Verwundete zus 
rüdzulaffen, obwol er [don an 10 Wagen voll tobter und ver: 
lester Soldaten nah Böhmen gefchidt hatte. 

Eobald der Feind entfernt war, ließ man ſich's angelegen 
fein die Stadt für wieder vorfommende derartige Fälle in beffern 
Vertheidigungsſtand zu fegen. Die Waflerröhren, welche vorber 
glei über den Stadtgraben gingen, hatte man ſchon vorher am 
13. Oktober auf der einen Seite niedergefenft und auf der an- 
dern wieder heraufgeführt, damit man nicht fo leicht über fie 
binweg in den Zwinger gelangen könnte. Sekt, ald am 20. 
Dftcber, fing man au an theils vier bis fünf Käufer der Vor 
jtadt, welche zu nahe am Erbiihen Xhore lagen und dem Feinde 
bei jeinen Ueberfillen von großem Nugen gewelen waren, theils 


acht bis zehn an der Stadtmauer innerhalb ber Stadt Kehende 
& * 


6 * 
— a — 


abzubrechen, um Raum m Bertbeibigung —A— 
zu gewinnen. Dedgleiı n der Bath am 88. Dfitk:iuuch 
einige Handwerköburfcen zur bung von zwei neuen Feed 
valfchaften an. Doch verlegte auch ber Churfürſt vier Kompag 
nien Dragoner unter bem Oberfileutenant Andreas Maßlehner, 
fonft Unger genannt, und eine Kı pagnie zu Roſſe unter dem 
Stittmeifter Hand Georg Löwen nebft 70 Musquetirern vom Bis 
ferfhen Regimente unter dem Leutenant Schmid in bie Stadt 
und befahl zugleich, daß von nun an bie fogenannten reihäus 
fer die Einquartirungslaften mit follten tragen helfen. Dieß ges 
ſchah auch, fo lange die Dragoner in der Stabi waren... Nach 
deren Abzuge vwoeigerte fich jedoch ber Amtsſchoͤſſer dieſe Häufer 
belegen zu lafien, und als ihm der Churfürft auf erhaltene Nach: 
richt davon fein Mißfallen zu erkennen gab, berichtete er boshaft 
- genug, wie wol an die 23 Rathöperfonen zu Freiberg, von wels 
den mancher zwei bis drei Häufer beſitze, aber auch fonften bie 
anverwandten Vettern und Schwager mit burdliefen und feine 
Laften trügen, fondern die ganze Laft allein auf ben armen Mann 
oder die unter dad Amt Gehörigen gewälzt werde. Diefed ver 
urfache,, daB die Reiter, wenn fie bei folchen Leuten feine ZFüt⸗ 
terung fänden, täglich hinaus in die Amtsdörfer eilten unb bert 
die Unterthanen vollends gar verjagten. Der Churfürft hierüber 
erzürnt fhrieb nun am 2. Dechr. 1634 an ben Rath: Wir 
hätten Eurer unnöthigen Klage wol erübrigt fein können, Eud 
biermit befehlend, daß Ihr und Fünftig Damit gänzlich verfchont, 
die Einquartirung und dergleihen gemeine Laſten nicht nach Afs 
feftion, fondern wie ſich gebühret, anordnet, Damit Gleichheit ges 
halten und feiner vor dem andern befchwert werde. Er wer 
überhaupt der Klagen des Raths herzlich müde und hatte deshalb 
fhon am 23. Nov. dem Rath fein Befremden zu erfennen geges 
ben: daß er, ungeachtet ihm der jebige Zuſtand bewußt fei, 
gleihwol um Abführung ber Garnifon angefucht habe. Wir hiels 
ten, fchreibt er, dafür, Ihr folltet daran nicht einmal gebens 
ten, noch weniger ed Uns zumuthen, und wir willen gewiß befs 
fer, was wir biesfalld thun ober wie weit wir die Reiter zu 
gebrauchen baben, ald Ihr Uns lehren oder vorfichreiben mö⸗ 
get. Ihe habt Euch deſſen künftig zu enthalten und zu verord⸗ 













— u. — 


nen, daß die Garniſon anbefohlner Maßen unterhalten werde. 
Diefe Speifeordnung lautete aber bei den Bußfoldaten: dem 
Hauptmann 6 Effen nebft einem Tiſchtrunk Bier, dem Leu 
nant und Fähndrih 4 Effen nebft dem Tiſchtrunk Bier, den 
Unteroffizieren und Befehlöhabern drei Eſſen als eine Suppe, 
Gleifh und Zugemüfe und jedem des Tags 3 Kannen Bier, den 
gemeinen Knechten jedem bed Tags 2 Pfv. Brod, 2 Pfd. u 
und 2 Kannen Bier. Hierzu auf jede Compagnie für 10 
Butter, und zwar jedem Pferde wöchentlich 3 Viertel Hafeg, = 
SO Pfd. Heu und 4 Gebund Stroh. An Belde war ihnen wi; 
chentlich zu zahlen: dem Hauptmann 25, dem Leutenant 8, dem ‚ge 
Bäpndrih 6, dem Feldwebel 3, dem Mufterfchreiber 2, dem ' 
Zührer oder Sergeant 2, dem Zurier ®, zwei Gemeinwebeln 4, 
dem Feldfcherer 2, jedem von ben 3 Corporalen 1 Thlr. 12 Ge, 4 
jedem von den 3 Trommelfchlägern und bem Pfeiffer 1Thlr. 6@r., 
dem Regimentödiener 1, jedem von den 66 Gefreiten 1 Thlr. 
6 Gr. und jebem gemeinen Eoldaten 1 Thlr. Bei den Beitern 
betrug dad Geld nody mehr, weil der Rittmeifter hier 30, der 
£eutenant 12, der Gornet 10, der Wacmeifter 4, der Furier ®, 
jeder von den 3 Korporalen 3, der Mufterfchreiber 2, der Feld⸗ 
ſcherer 2, der Fahnenſchmied 2, der Plattner (Harniſchſchmied) 
2, ber Sattler 2, jeder von den 3 Zrompetern 2 und jeder 
gemeine Reiter 1'/, Thlr. befam. 

Mit diefer neuen Garnifon und ihren Weibern, Kindern 
und Gefinde zog aber auch zugleich die ganze Rohheit der dama⸗ 
ligen Soldatedca wieder ein und es mußte außer dem ſchon vor 
handenen hölzernen Eſel auf dem Marfte noch eine Säule neben 
der Juſtiz errichtet werden, um bie Reiter, welche etwad vers 
brechen hatten, daran zu fielen. Auch hat Unger, welder zwar -« 
die Stadt am 30. Oktober mit feinen Dragonern verlaffen hatte, 
jedoh am 30. December wieder einzog und die feit bem 13. Dee. 
bier garnifonirenten Seidligiichen Reiter abläfe, am 19. Januar 
1635 öffenlih ausrufen laffen, daß fich rin Soldat nadı 8 Ubr 
mehr follte auf den Straßen bliden laſſen, auch finer beides 
besftrafe den Bürgern ein Leid zufügen follte, und es wurben 
von ihm zu diefem Zwecke ausdrüdlid; etliche Dffixiere beorkunt 
de. Nachts herumzugehen und Acht barauf zu haben Die Bor 


« 





fo hieß ed, der wolle e3 eben haben, daß man mit den Wie: 
then fo verfahre, drohte man mit der Obrigkeit, dann fchimpfte 
man und fchrie man frage nach Feiner Obrigkeit und wolle fe: 
ben, was für eine Obrigkeit ihnen commanbdiren könne. Selbſt 
den Umftand, daß der Churfürft am 1. Nov. 1634 einen Ve: 
fehl erließ, wornady die Regimenter, Compagnien und Trup⸗ 
pen, welche nicht vom GChurfürften oder Generalleutenant Ars 
nim einen Paß vorzeigen Fonnten, weder in und durch das Band 
gelajien, noch beherbergt und verpflegt werden, und eben fo 
aud die Einzelnen ohne richtigen Paß feine Unterftügung irgend 
einer Art erhalten fondern bei Gewaltthätigkeiten vielmehr zur 
Haft gebracht werden follten, und wornach e8 vorzüglich bei einer 
Strafe von 100 Thalern verboten war, baß ein Bürger oder 
Einwohner den Eoldaten und Marfetendern etwas an Pferden, 
Rind: und anderm Vieh, ingleihen an Wolle, Leinwand, Ho: 
pfen, Getraide und allen andern Etüden, wie fie Namen ha: 
ben möchten, abhandle oder abfaufe, weil ſolches jebo nicht aus 
Zeindeslanden fondern den churfürftlihen Unterthanen abgenom: 
men und dadurch das Land verwüſtet würde, felbft diefen Bes 
fehl, To wohlgemeint er war, benusten diefe Truppen zu neuen 
Erprefiungen. Denn nun nahmen fie fremden Fleiichern und 
VBiehhändlern, wenn fie Vieh hindurch oder hereinbrachten, daſ⸗ 
felbe unter dem Vorwande weg, es ſei von Eoldaten erfauft, 
und afen es ſelbſt. Hatte der betreffende Viehtreiber gleich eis 
nen rechtlichen Nachweis, woher fie gekauft feien, es half ihm 
doch nichts, denn der Rittmeiſter ließ ſich denfelben geben und 
behielt ihn und Das Vieh auh, wie ed 3. DB. Nidel Rohten 
mit 22 Ecafen, 2 Ochſen und 4 Kühen, welche er von Meis 
Gen nah Marienberg vor Kreiberg vorbei zu führen hatte, be: 
gegnete. So wurde auch eines Abends der zur Auflicht beors 
derte DÖffizier von einem Reiter fo gefchoflen, daß er aldbald 
verfhhied. Deut endlih, ald am 28. Jan. 1635, wurde es denn 
auf vielfältiges Anhalten des Raths und der Bürgerfcaft dahin 
gebraht, daß die Löwiſche Reitercompagnie abziehen mußte, 
nachdem fie 14 ganzer Wochen der Stadt zur Laſt gefallen war 
und ſowol Öffentlih ald in den Häuſern, in der Etadt wie auf 
dem Lande und auf den Straßen den größten Muthwillen ud 





— u — 

Zrevel verübt hatte. Sie foftete ohne die Quartirungsbeſchwer⸗ 
den und befondern Erpreffungen von ben Hauswirthen ber Steht 
7956 Thlr. und 29 Thlr. 5 Gr. für die Gefangenen. Hierzu 
kamen Leutenant Schmieb’8 70 Musquetiere, auf welde in 10 
Wochen 1723 Thir. nebft 52 Thlr. für Römern aufgingen, bie 
Seidlitziſchen Reiter, welche in 18 Wochen einen Aufwand von 
8914 Thalern verurfachten, und Babehorn mit feinen Defenfio- 
nern, teren Verpflegung 1620 Thlr. 9 Gr. betrug. 

Dabei blieb es aber noch gar nit. Denn aud bie vor 
überziebenden Truppen erheifchten oft fehr bedeutende Lieferums 
gen. So mußten, um Heinere Lieferungen nicht zu ermähnen, 
die Bürger am 30. Oktober 1534, ald vier Regimenter unter 
“ dem Öberften. Adolph von Dahme hier vorbeizogen, denſelben 
nicht weniger ald 4000 Pfd. Brod und etlihe 30 Faͤßer Bier 
liefern fo wie mehrere Wagen zur Nahfchaffung des Proviants 
fielen, obwol fie dem Kriegskommiſſar von Schleinig mandyes 
Faß Bier zum Geſchenk nach Dresden fchidten, um fie fo weit 
möglich mit foldhen Forderungen zu verfchonen. Daſſelbe wie 
berbolte fih am 8. December, wo vier Zaubifhe Compagnien 
vorüberzogen, welhen man Bier, Brod und Fleiſch, fo viel fie 
bedurften, hinauslieferte. Gleichwol wurden die Leute vor den 
Thoren auch noch ziemlich übel behandelt, alles Korn und Mehl 
aud den Mühlen weggenommen und etliche Perfonen zunächſt 
bei den Thoren ohne Scheu geplündert. Noch mehr gerieth aber 
die Stadt in Schreden, ald am 10. December vom Generals 
proviantmeifter die Anordnung hier ankam, die Stadt folle für 
bie churfürftlid, fächfiihe Armee, welde von Dresden aud gegen 
die Kailerlihen in Chemnig in Anzuge fei, 60000 Pfd. Brod, 
40 Faß Bier, 20 Rinder und 20 Schoͤpſe ſchaffen. Der Rath 
ftellte nun zwar die Unmöglichkeit vor, in einer Zeit, wo es im 
ganzen gebirgifhen Kreile an Getraide mangele, die Zufuhren 
wegen Unficherheit der Straßen und weil man den Fuhrleuten 
die Pferde genommen habe, audblieben, bei den Bädern oftmals 
weder für fie noch für die Garnifon Brod zu feilem Kaufe zu 
befommen fei, eine folhe Menge Lebensmittel berzuzufchaffen, 
erboten fi aber zu 4000 Pfd. Brod, 5 Stück Rindvieh, 7 
Schöpfen und 6 oder 7 Haß Bier. Die Antwort lautete: man 





® 


müſſe es fcaffen, denn die Soldatedca laſſe fi mit ſolchech 
Schreiben nicht abipeifen. Glüdlicherweife unterblieb jedoch ber 
ganze Zug, weil der Feind Chemnitz freiwillig verließ. 





b) Johann Georgd Krieg mit den Schweden und die da« 
durch herbeigeführte Bannerfche Belagerung Breis; 
berg. | 


— 


Quellen: Urkunden. 1) 1638. 21. Maͤrz. Johann Georgs Wir 
feht die Feſtungswerke z. Zr. betreffend. A. Br. Arch. 2) 1639. 7. Febr. 
Beſchwerde d. Br. Bürgerfchaft üb. d. Rath. In Kriegsacten v. 3. 1639, 
3) 8. Febr. Ulemanns Bericht üb. des KRathe Anklagen in Dresd, Chen. 
4) 21. Febr. Johann Georgs Befehl weg. d. herannahenden Schweden. Ebd. 
5) 22. Febr. Ueb. die Beraubung Burckhards v. d. Kaiſerl. Ebd. 6) 28. 
u. 25. Febr. Johann Georg will die Stadt kefeden u. der Rath wendet es 
durch Witten ab. Ebd. 7) 27. Febr. Der Ausſchuß der Würgerfchaft ver⸗ 
tangt einen Sommandanten. 8) 28. Gebr. Die Gingeflehten werden 3. Hälfe 
aufgefordert u. erfcheinen nicht. Gbend. 9) 28. Febr. Johann Georg fen 
det Haubitzen mit feinen Zruppen 3. Beſazung. Ebd. 10) 1639. 4. Märg 
Bericht d. Raths üb. d. Belagerung. Ebd. 11) 5. März. Ichann Georg 
veripr. Succurs. Ebd. 12) 6. März. Hatheprot. üb. d. Erkl. des einges 
flebten Adels. Ebd. 13) 10. März. Des Ratte Bitte um Euccurs. Ebbd. 
13) 11. März. Johann Georg verfpr. denfelben. Ebd. 15) 12. Mär. 
Raths Protok. üb. Melch. Burkhards Ausfage. Ebd. 16) 13. März. Der 
Kath leur dem Churf. |. Noth ver. Ebd. 17) 1%. März. Johann Georg 
veripr. Succurs u. befiehlt den eingeflchten Adel u. die Breihäufer z. Gontris 
bution beizugiehen, Ebd. 18) 15. März. Der Adel proteflirt dagegen. Ebd. 
19) 16. März. Der Ratb bittet abermals um Succurs. Ebd. 20) 17. 
Mir;. Johann Georg kündigt baldigen Buccurs an. Ebd. 21) 18. Maͤrz. 
Des Ratte und Sommandunten Bericht üb. d. Belagerung. God. 272) 18. 
Marz. Preiotitt üb. eine Erſcheinung am Himmel. Ebd. 23) 20. Mär. 
Des Raths Bericht ud. d. Belagerung. Ep). 24) 20. März. Schreiben d. 
Ginzeflegten. Erd. 25) 2%. März. Bitten des Raths an d. Ehurfürften. Edd. 
26) 25. Maͤrz. Der keipziger Rath wuͤnſcht d. Stadt z. ihrer Befreiung 
Süd, nebſt d. Antwort d. Freiberger Rarhs. Ebd. 27) 26. u. 27. März. 
Bericht u. Protokoll üb. d. Eingeflehten. Ebd. 28) 1639. 2. Apr. - Die 
Korn: u. Duferlicferung d. Cingeflehten. Ebd. 29) 5, 9. u. 10. April. Des 
Raths Bitten um Geld u. Munition u. Quittung daräber. Gbd. 30) 12, 
13., 15. April. Dis Ratbs und Sommandanten Berichte &b. d. neue Belagerung. 
Gtr. 31) 1039. 19. April. Des Raths Bericht üb. d. Belagcrung an den 
Katy zu Leipzig. Edd. 

Außerdem. 1) Freidergiſche Jubelacte, meh den anno 1296 unb 


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— 


EB vorgefallenen Welagerungsgefchichten. 1743. 4. 2) Theatrum Müro- 
preum. 4. Thl. 1643. Fol. 103. 3) Die ©. 974 erwähnte Edel. - 
Ä Auch war die Lage der Dinge jebt infoweit eine andre ges 
worden, daß der Churfürft fih an den Kaiſer anzufchließen be: 
reit zeigte, ein Anfchluß, welcher am 24. Juni glücklich zu Stande 
kam und ein allgemeined Lob und Dankfeſt im Rande veranlaßte. 
Kür Freiberg hatte dieß zunächſt die glüdliche Folge, daß bie 
fünf Compagnien Dragoner Ordre befamen den 2, Zuli von ber 
Stadt aufzubrehen. Ihre Unterhaltung hatte der Stadt bie 
Woche 239 Thlr. 15 Gr. und zufammen 6468 Thlr. gekoſtet. 
Dennodh war die Bürgerichaft noch am meiften mit biefer Be⸗ 
fagung und deren Commanbdanten Unger, welcher daher auch eis 
nen gar freundlichen Abfchied nahm, zufrieden. Er ließ nämlich 
am 29. Januar 1635 eine Rathöperfon, einen Gerichtsſchöppen 
und einen Offizier in alle Däufer, wo Dragoner lagen, herumges 
ben und bier fich befragen, ob die Bürger auch Beſchwerung 
von denfelben hätten. Wurden dann Klagen vernommen, fo 
half er ihnen augenblidiih ab. Auch machte er dem Mißbrauche 
mit den blinden Billet3 ein Ende, indem er dem Rathe bie 
ganze Rolle der Garnifon übergab, damit die Bürgerſchaft nicht 
mehr, als unumgänglich nöthig fei, beläftigt werde. Nur ald 
der Stadtwachmeifter einen Dragoner, welcher ihn des Nachts 
mit noch zwei andern überfiel, niederſtach, eiferte er gewaltig 
gegen benfelben, ließ es aber doch beim bloßen Eifern bewen⸗ 
den. Einige Monate fpäter, ald am 7. September, wurde auch 
die ftarfe Bürgerwache unter den Thoren abgedanft und das 
Donatöthor, welche vom Sahr 1631 an verfchüttet gewefen war, 
wieder eröffnet. Eine Zeitlang zogen naͤmlich von nun an bloß 
3 Perfonen unter jedes Thor zur Mache, und die erfchöpfte Stadt 
genoß zum erftenmal wieder einige Ruhe, obwol auch jetzt nod) 
Lieferungen an die Armee zu machen waren, wie denn z. B. 
am 18. Novbr. die Schuhmacher 300 Paar Schuhe und jeder 
Tuchmacher ein halbes Tuch an die churfürftliche Soldatesca eins 
ſchicken mußten. 
Wenn man aber glauben wollte, als fei durch biefen 
Schritt Georgs feinen Ländern eine bedeutende Erleihterung zu 
heil geworden, fo würde man ſich in einem nicht geringen Irr⸗ 








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thume befinden. Denn die rohen Paiferlihen Kriegsvölker hatte 
man jest zwar nidyt mehr in dem Maaße zu befürdhten, fie plüns 
derten und raubten nur noch als Freunde, fo wie e3 die chur: 
ſaͤchſiſchen Soldaten mit ihren Landsleuten eben auch machten, 
nur dag dort religiöfe Unduldfamteit zugleich mit ins Spiel kam, 
aber der verlaffene und gefränfte fchwedifhe Bundesgenoſſe trieb 
es als ehemaliger jebt zum Feind gewordne Freund befto ärger, 
und das bereitd erfchöpfte Land mußte feine lebten Kräfte aufs 
wenden, um ſich gegen ben neuen Feind zu wehren. Die Stim⸗ 
mung, welche bei diefer neuen Wendung der Dinge in Freiberg 
berichte, beweißt am beften der Kal, daß fih am 20. Sanuar 
1636 ein alter Bürger, welcher zuvor ſchon von ben Soldaten 
fo mandyed Drangfal erfahren hatte, aus Betrübniß und Furcht 
vor den neuen Kriegsunruhen mit einem Rappier eine töbts 
lihe Wunde beibradhte. Die erfte bittre Frucht, welche Freiberg 
von dem veränderten Stande der Dinge zu koſten befam, was 
ren Lieferungen an vorüberziehende kaiſerliche Truppen. Sie be: 
trugen am 10. März 1636 nicht weniger als 2000 Pid. Brod, 
und acht Faß Bier ohne die andern Kebendmittel und zu Ende 
Aprils 1637 für das Bambergifche Regiment 400 Pfund Brod, 
238 Did. Fleiſch, 2 Faß Bier und 30 Gebund Heu. Außer 
dem nahmen die Faijerlihen Soldaten auch noch unterwegd mit, 
was ihnen aufitieß. So geihah es wenigftens am 19. Mai 
und die folgenden Zage im Sahre 1637, daß kaiſerliche Reiter 
die Mühlpferde des Raths audfpannten, die Gonvoi erichoffen 
und fogar die Leidtragenden bei einem Begräbniß auf den Gots 
tesader vor der Stadt ausplünderten. Ein andermal, namlich 
am 20. Februar 1639, lagen etliche vierzig Kaiferliche im Hoſpi⸗ 
talwalde und lauerten den Worübergehenden auf, und ed wurde 
unter andern ein Bürger von Dalle, welcher ſich berüberflädhten 
wollte, ſo wie der Gaftwirthb auf der Petersſtraße von ihnen 
angefallen und bis auf® Hemd ausgezogen. Und body gewährte 
die Stadt immer noch eher einige Sicherheit als das flache 
Land. Daher nahmen auch eine Menge Menfchen aus dem Nie: 
dermeisniihen Kreife und aus andern Orten ihre Zuflucht in bie 
Stadt, welche zuletzt gar nicht im Stande war allen ein Unterfoms 


men zu gewähren, fo daß fich diefelben zum 53* bie Baufik 


er 


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er 
zum Theil nach Dresden wenden mußten. Den Beamten Yeh 
Chemnitz, Auguftusburg, Lichtenwalde, Frankenberg unb Meuens 
forge aber, welche fich alle hierher geflüchtet hatten, kam am 
32. Febr. 1637 ein befonderer Churfürfllicher Befehl zu Lieber 
ihre Aemter zu beziehen, um für Unterhaltung der Kriegsvölker 
die nöthigen Anordnungen treffen zu können. 

Neue Rüftungen und Verftärtung der Wachen an den Xhoren 
waren eine weitere Folge ded Krieg. Es wurben deshalb bie 
Thore bid aufs Hauptthor wieder verlegt, die Wachen verdop⸗ 
pelt und alles zur Gegenwehr in Bereitfchaft gefehlt. Der neue 
Defenfionerhbauptmann Badehorn z0g am 7. Januar 1637 fein 
Fähnlein wieder zufammen und ließ bie fremden Defenfiones: bei 
den Bürgern einquartiren. Doc mußten biefe auch zugleich 9 
Monate lang vom 15. Januar an eine neue Defenfionfteuer zur 
Unterhaltung der zu Dresden liegenden Artillerieverwandten ent 
richten und 65 Faß Bier nebft 50000 Pfd. Brod an die Haupt 
armee einliefern und fpäter am 9. Septb. 1637 für Die zwei Leib» 
compagnien in Dredden von jedem Steuerfchode 6 Pfennige Aufı 
flag zahlen. Deflo weniger war man daher geneigt vor⸗ 
überziehenden Truppen ohne beſondern churfuͤrſtlichen Befehl 
Quartier zu geben, und als der Oberſte Karl von Boſen am 
9. Sanuar 1637 mit feinem Regimente vor der Stadt anlam 
und Quartier begehrte ohne einen churfürftlichen Befehl zu has 
ben, ließ man ihn nicht ein. Leider blieben aber feine Wölker 
troßdem drei Tage vor der Stadt liegen und verübten bier man 
cherlei Muthwillen. 

Nachdem jedoch zwei Compagnien Schweden im Chemnitzer 
Amte Winterquartiere bezogen und auch der Stadt freiberg, wie⸗ 
wol vergeblich, ein fogenantes Difcretiongeld abzutrogen verfucht 
hatten, da wurden am 10. Februar 1637 die Truppen von 
Unger, welder am 14. März ſelbſt aus der fchwedifchen Ges 
fangenichaft anhero fam, und eine Vitzthumſche Compagnie 
Dragoner nad) Freiberg verlegt und die eine Hälfte der Geldver⸗ 
pflegung der Stadt, die andre dem Amte mit dem zugehörigen 
Adel und den Dorfichaften anbefohlen. Es koſtete dieß der Stadt 
wöchentlih über 500 Thaler, wobei der übrige Aufwand unb 
namentlich auch dad nicht gerechnet iſt, was noch außerdem von 








— u — u \ 












— an — 


Freiberg an die Hauptarmee nach Meißen an Korn und andern 
Lebensmitteln abzuliefern war. Es hatte der Bath zu dieſem 
Behufe bereits am 7. März ein Mitglied von fi), Namens ans 
neberg, zugleich mit dem Stadtwachmeifter und in Begleitung 
eines Hauptmannd, zwei reifigen Knechten und eines Bedienten 

nad) Meißen abgefandt. Doc) geriethen fie eine Meile von Mets 

gen an eine freifende Partei und wurden von derfelben beraubt 

und niedergehauen. Um baher ber Stadt etwas Erleichterung zu 
verfhaffen, wurden einige fremde Defenfioner wieder entlaffen 
und aud bie Vitzthumſche Compagnie abgeforbert. Dagegen 
hatte fi Unger wegen der Wache freundlich mit dem Rathe das 

bin vereinigt, daß täglih nebft feinen Soldaten aud etliche 
Bürger mit aufzögen. Am 12. Juli 1637 zog aber auch er mit * 
ſeinen Dragonern ab, nachdem er noch manchem Unrechte der 
Soldaten nach Kräften geſteuert hatte. Als z. B. am 14. Juni 
Gallas nebſt dem Grafen von Schwarzenburg und Dietrich von 
Taube mit 6 Regimentern hier vorbeizogen, hat Unger den Sol⸗ 
daten beim Thore ſo manches Schaaf und andres Vieh, welches 

fie unterwegs geraubt hatten, abnehmen und ben armen ges 
plünderten Leuten wieder zuftellen laſſen. 

Freiberg war alfo jet ohne Befagung und feine Sicherheit 
der Tapferkeit feiner Bürger anvertraut. Georg ſchickte ihnen 
deshalb am 25. Juli 1637, um die Thorthürme beffer belegen zu 
fönnen, nod drei Heine Feldfhlangen, von welchen eins zwei, 
dad andre drei und das größte 6 Pfund fhoß, nebft dazu ges 
böriger Munition zu, nahm am 14. März 1638 die Werke 
an ben Thoren und ale die Anitalten zur Gegenwehr felbft in 
Augenfchein und mufterte am I6ten März die Bürgerfchaft nebſt 
den darunter befindlichen Defenfioniften und Gonftabeln. Er bes 
fahl unter dem 21. März in Folge deffen: man wolle ferner in 
der guten Anordnung verharren, die Mannfcaft weiter zu vers 
Härten fi bemühen und daran fein, daß an Armaturen und 
bedürftiger Munition nicht etwa Mangel bei dem gemeinen Stabes 
welen vorfallen möchte. Was bie Defenfioner anbetrefie, fo folk 
ten fie zu Verhütung allerband Mißverftands, wenn das Fah 
fein nicht aufgefordert roäre, ebenfo wie alle die andern Bürger 
auf des Raths Geheiß und Befehl im ihren Bewafinung erfcheir 


— 7 





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nen und bei allen vorkommenden Fallen ihre Aufwertung," 
Wachen zu verrichten fchuldig fein, damit man bet einem Auf⸗ 
lauf und Durchzuge die Völker wicht exfl zufammenzichen bäzfe. 
Bann aber bad Fähnlein aufgefordert werbe, folle ed bei bem 
im Defenfionwert biöher gehaltenem Brauche bieiben umd ber 
Hauptmann das Kommando allein über fie haben. Ferner hat 
er angeorbnet, daß der halbe Mond vor dem Kreuzthor wieber 
bergeftellt und an den Einfarthen mit Schlagbäumen und Sturm: 
haspeln verfehen, ingleichen baß bie. Teiche vor dem Gchäeffe 
und weiter herum zur Speifung der Stadtgraben ſtets in vollem 
offer gehalten und ber Wiederaufbau der Häufer in den Bor: 
ſtaͤdten anders nicht ald taufend Schritte weit von dem äußeren 
Stadtgraben, die Häufer auch nicht fteinern, fonbern von De 
und Leimen aufzuführen verftattet werben folle. 
Nachdem aber, fo lautet ein churfürftlicher Belehl vom ei. 
Febr. 1639, der ſchwediſche Feldmarſchall Banner in vieſe Lande 
abermals einen feindlichen Einbruch gethan, auch unfre Wälder 
anjego in und um Noſſen befindlich, fo beforgen wir, es moöch⸗ 
ten wol etlihe von den Regimentern abreiten und Parthienweiße 
in einem oder dem andern nahgelegnen Orte ſich einzuflechten 
und auzufhalten fuchen, begehren daher hiermit befehlend, Ahr 
wollet euch und eure Bürgerfchaft auf alle ſich zutragenden Käße 
in guter Bereitichaft halten, die Thore fleißig in Acht nehmen 
und weber Feind noch Freund einlaflen, e8 hätten denn die Unfris 
gen von und erprefien Paß und Order vorzuzeigen. Solches we: 
reichet euch und gemeiner Stadt felbft zum Beften und gefchiehe ; 
daran unfre Meinung. Diefem Befehl fügte der Churfürſt dann 
noch eigenhändig folgende Worte bei: fie nehmen fi) wohl in 
Acht, es iſt ein groß Schelmenflüd vorhanden, habet gut Acht 
auf eure Bahne. Der 23. Februar brachte dann den Entſchluß 
des Churfürften, welcher den Freibergern ziemlich unangenehm 
war, bie Stadt mit etwas Dragonern und Fußvolk zu verfichern. 
Der Rath ftelte dem fofort entgegen, wie bie Bürgerſchaft, 
weiche jest vom beften Geifte befeelt fei, dadurch nur ftugig wer 
‚Iden und bei der Zheurung und dem Mangel an Lebensmitteln 
in neue Noth gerathen dürfte. Er ftellte vor, wie die ziemlich 
Karte Befagung im Jahr 163% bei dem Einjalle der Kaiferlicyen 





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mehr gefchabet al3 genüst und bie geworbnen Soldaten die Bür: 


gerichaft felbft von der Vertheidigung abgehalten habe, unter X} 


dem Vorgeben, fie möchten bernachmals fein Quartier dekom⸗ 
men. Sie braudten blos ein 100 Stüd Musteten, 3 bis 4 
Gentner Pulver und 5 bis 6 Gentner unten und wollten dann 
gegen den Feind, wenn er nicht mit feiner ganzen Madıt an- 
rüde, unter dem Beiltande der göttlichen Allmacht und nach dem 
rühmlichen Beifpiel ihrer Vorfahren ihr Aeußerſtes daran feben, 
um ſich ald treue gehorfame Unterthanen und rebliche Leute zu 
zeigen. Und der Churfürft ließ ſich noch einmal bewegen feine 
Eoldaten zurüdzubehalten. Als aber der Feind am 24. Zebr. 
Zwidau und zwei Zage darauf auch Chemnitz durch Accord in 
feine Hände befommen hatte und Kreiberg ein ähnliches Schidful 
bevorftand, da fandte der Churfürſt am 1. März den Dberſtlen⸗ 
tenant Andrea von Haubitz mit vier Compagnien Dragonerm 
und etlihen Munitiondwagen unter der Bedeckung mehrer Be 
gimenter nach Sreiberg. 

Kaum waren aber die Völker, welche den Dragonern zur 
Bedeckung dienten, am 2. März früh wieder abgezogen, als fidh 
um 12 Uhr zwei Schwedifche Reiter am Peteröthore fehen ließen 
und nah dem Bürgermeifter fragten. Weil fie jedoch Die Kriegs⸗ 
manier nicht innehielten, wurde vom Thore aus Feuer auf fie 
gegeben und dem einen dad Pferd unter dem Leibe getödtet. 
Darauf ob es fchon von früh morgen bis gegen Mittag ganz heil 
und Mar geweſen war, hat fi Doch gefhwinde ein folder dicker 
finjtrer Nebel erhoben, welder ın und über die Stadt fiel und 
gleibjam gewälzt fam, das aud in der Nähe auf Ten Baflen, 
geihweige denn im Felde oder von ferne, fein Menſch den ans 
tern erfennen konnte. Und dieß hat an drei Stunten gewährt, 
jo daß Jedermann dafur hielt, der Nebel fei von Finnen oder 
Zuppländern gemacht worden. Wahrend dieſer Finſterniß num 
batten fib die Schwediihen Völker in größter Eile der Stade 
genähert, fo daß man dieſelben, ald gegen drei Uhr der Nebel 
verging, ſchon auf den Etatrfeldein und zum Theil aub in den 
Vorſtadten ſah, wie fie in Haufen in die nabgelegnen ledigen 
Häuſer eindrangen. Spielten jetzt auch die Stude, Doppeb: 
baden und Musketen mit aller Stärke auf fie, fo konnte man 


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ihnen boch ber erwähnten Häufer wegen nicht wohl beifemmien, 
« Und fo gelang ed ihnen fich die Nacht über durch Wergrabung 
vollends feſtzuſetzen, auch zugleich vor dem Erbiſchen Thore brei 
Gefchüßftüde und vor dem Peteröthore zwei Stüde, welche eilf bis 
vierzehnpfündige Kugeln warfen, aufzupflanzen. 2 
In der Stadt hatte unterbeß der neue Commandant nit 
Bauten, Befeſtigungen und der Abwehr an allen ben Orten, 
wo man bed Keindes Einbruch muthmaßte, das Seine treullch 
und unverbdroffen Tag und Naht gethan und dabei um. be 
rer Aufficht willen die Poften ordentlich unter feine Offiziere yang 
theilt, alfo daB dem Oberſtwachtmeiſter Zlorian Stritzki weiß 
feiner Compagnie dad Peteröthor, dem Hauptmann Daniel Miß⸗ 
ling dad Donatöthor, dem Hauptmann Niclad Thürmer bad 
Meißnifhe zu verwahren anvertraut wurde. Er felbft beiegte mit- 
feinen Völkern dad Erbiſche Thor, und die Bürger befegten. bad 
churfürftliche Schloß und das Kreuzthor fammt den Thürmen an 
der Stadtmauer. Vom Rathe hatten zuvörderft die Muſterher—⸗ 
ren ald der churfürftlide Zehndner und Bürgermeifter Zonab 
Scönlebe und Wolfgang Graun die Aufjicht -mit und befanden 
fi) dem zu Folge Tag und Nacht bei der aufgeführten Bürgern 
(haft. Aus den andern Rathöherrn aber ordnete der regierende 
Bürgermeifter Johann Lindner zu jedem Thore und deſſen ndde 
ſten Thürmen ‚zwei Perfonen die Bürger zu ermuthigen und.me 
Mangel eintreten follte, demfelben abzubelfen und Rath zu fhafe 
fen. Die Eoldaten und Bürger ferner, fo nicht auf der Wade 
waren, hielten fidy theil& in der Cordegarde theild im Rathhaufe 
beilammen, um im Nothfalle gleich bei der Hand zu fein. Die 
Bergleute endlich wurden von den Bergbeamten im Kaufbaufe 
verfammelt. Sie fowol ald das eingeflehte Land» und Bauers 
volk, welches fich aber freilich großentheild verkrochen hatte, was 
ten in gewifle Rotten abgetheilt und mit Piquen, kurzen 
Wehren und Morgenfternen bewaffnet und wurden bald hierhin 
bald dorthin, wie es die Noth erforderte, abgeführt. Auf dem 
Poften waren vorhanden und wurden aud tüchtig zum Schaden 
des Feindes benugt neun Etüd Geſchütze, 150 Doppelhaden und 
fehr viel Musketen und Röhre. Während dem hat dann der Sus 
perintendent und die übrige Geiftlichkeit dad Wolf eifrig zur Buße 
ermabnt. Denn zehn Betſtunden wurben täglich in den Kirchen 




















— 961 — 


und der Cordegarde gehalten und Männer und Weiber fanden 
fi) dazu in großer Anzahl ein, welche Gott inbrünftig um Hülfe, 
Schutz und Rettung anriefen und anflehten. 

Haubigen famen bei diefen Anordnungen wol namentlich 
die traurigen Erfahrungen zu Statten, welche Freiberg bei ber 
Befignahme der Kailerlichen gemacht hatte. Denn es fchien kein 
Grund vorhanden zu fein, warum fi die Bürger von ben 
Schweden einer beflern Behandlung als von den Kaiferlichen 
hätten verfehen follen. Die allgemeine Gefahr ließ daher bie 
Unzufriedenen, deren es grade damals in allen Ständen gab, 
vor der Hand fchmweigen, gerade wie auch der Rath fich die Be⸗ 
firafung der lauteften Echreier bis auf eine gelegnere'Zeit vors 
behielt. Die Hauptbeſchwerde der Bürgerfchaft war nämlich bie, 
daß ihnen der Rath von allen den eingezahlten Gontributionen 
noch niemals Rechnung abgelegt hatte. Sie hielten deswegen 
beimlihe Zufammentünfte und fammtelten Geld ein unter dem 
Vorwande, daß fie um die 1200 Thaler Speifungsgelder auf das 
Jagdlager und un: das, was fie für die hurfürftliche Frau Wittwe 
bei ihrem Aufenthalt allhier hätten zahlen müffen, bittend eins 
fommen wollten. Auch hielten fie deshalb mit ihren Römer: 
oder Schodpfennigen zurüd und wollten dieſe gleih von jener 
Eumme abgezogen wiffen. Der Rath verwieß ihnen nun zwar 
Dich und meinte, Daß ihnen eine Rechnungsablage nicht gebühre 
und wider ihre bürgerliche Pflicht laufe, verbat ſich diefe heim⸗ 
tihen Zufammenkünfte und Geldeinfammlungen, befahl auch die 
Römerpfennige ſofort abzutragen, Ponnte aber natürlid mit alles 
dem der Bürgerfchaft nicht die Ueberzeugung rauben, daß ihnen 
unbilliger Weife die Einfiht in die Rechnungen verfagt werde 
Diefe verlangten daber, um tem Unweſen, wie fie fagten, ein 
Ende zu maden, felbft einen Commandanten, und wählten eis 
nen Ausſchuß, erboten ſich jedoch auch bei der Stadt zu halten und 
treu dem Beifpiel ihrer Vorfahren tem Feinde gegenüber bad 
Aeußerſte zu thun. Nicht minder waren bie Amtsunterthanen, 
den Amtöfhöffer an der Spise, dem Rathe abgeneigt. Der 
Schöſſer fuhr Daher fort den Rath, foviel an ihm lag, bisweilen 
wol aud durch falfhe Anfchuldigungen, zu verunglimpfen, und 
als Die eingeflehten Adligen und Landleute mit Gewehr er 

6 





— 982 — 


ſcheinen und zur Vertheidigung der Stadt beitragen ſollien, 3. 
ſchienen fie anfänglich nicht, bis ſich endlich, als der Feind ſchon 
da war, die Adligen bereit erflärten, 60 Pferde zu halten und 
täglich mit 20 derfelben die Stadt zu umreiten. Ein Anerbie: 
ten, welches anfangs auögefchlagen wurde, weil Reiter bei ber 
Stadt nichtd müge feien, auch es das Anfehn gewinnen könne, 
ald thäten die Mufterherren ihre Schuldigfeit nicht oder als weilte 
der Adel die Bürger commanbdiren. 

So fanden die Sachen, ald Banner mit feinem Deere, weis 
ches aud 30 Negimentern Reiterei, alfo 800 Reitern, unb 1890 
Mann Fußvolk fowie 800 untergeftedten kaiſerlichen Volkern bes 
ftand, vor der Stadt erfhhienen war. Er führte 16 Stück Geſchüt 
bei: fi, unter diefen vier größere und zwölf Regimentöfüde. 
Am vierten März begann er ſodann damit, feine Stüde vorzüglich 
auf dad Erbiiche und Petersthor fpirlen zu lajlen, und durchlöcherte 
durch mehr als 100 Schüſſe, weldye er an beiden Orten anbrachte, 
auch wirklich die Bruſtwehren etwas. Doch wurden ſie die Nacht 
über alſebald wieder verbolwwerkt. Am Meißner Thore ſuchten 
ſich die Schweden in einer Scheune zu verſchanzen, wurden aber 
dadurch, daß ein Bergman die Scheune mit einem Pechkranze 
anſteckte, haufenweiſe in ihren rothen Pelzen daraus vertrieben. 
Daffelbe widerfuhr ihnen in der Echwarsfarbe zwifchen tem Er⸗ 
biihen und Donatöthore, wo fie ſich gleichfalls feſtzuſetzen ſuch⸗ 
ten, aber durch zwei Bergburfche, welche das ganze Gebäute 
in Brand bradyten, vertrieben wurden. Das Nämlihe war auch 
ven Tag vorher am Donatäthore ſelbſt geichehen, wo 100 Schwe⸗ 
den hinter dem Gottedader von 15 Mann überfallen und, weil fie 
einen ftarten Hinterhalt vermutheten, zum Theil mit Zurüdlaffung 
ihrer Gewehre verjagt wurten. Nur aus dem Gießhaus am Ber 
teräthore, welches feit 1634 wieder neu erbaut war, ließ .ſich 
der Feind nicht vertreiben und es halfen bier weder Pechkränze 
noch Schwefelbolgen, Handgranaten oder Spedihüfle, weil 
der darin liegende Feind alles von innen abwendete und dad ans 
gehende Zeuer aljobald wieder Löjchte. 

Den fünften März wurde fodann von Bannern ein Xroms 
melfchläger vor dad Erbiihe Thor geihidt mit dem Begehren, 
man folle die Stadt in Güte aufgeben, dann wolle er die Bürger 





und Einwohner als ein Freund behandeln und der Soldatesca einen 
Accord nad) ihrem eignen Belieben ertheilen, widrigen Falls werde 

er aber feines Menſchen ſchonen fondern allen tie Hilfe brechen. 

Es hat ihm jeboc der Gommandant.eine männliche Antwort entges 
gengefegt und fi unerſchrocken erklärt, daß er den anvertrautn , + 
Plag vermöge feiner Pflicht und des geleifteten Cides behaupten 
müffe, und ſolches auch bis auf den legten Blutötropfen treulich 

thun wolle. Er folle nur in einem halten Jahre wieder nachfragen. 

Banner verfuchte jegt die Stadt von neuem mit Gewalt 
einzunehmen. Seine Angriffe galten vorzüglid dem Ebifike, g 
und Petersihore. Am erfteren brachte er es auch durch eine hef⸗ \ 
tige Kanonade dahin, daß die Oberwehre nicht mehr zu brau- 
en war fondern ander& wohin geftellt werden mußte. 
wol mußte er an diefem Tage endlich daven ablaffen,, dl’ ihm 
fein größtes Stück Geſchütz zerfprang und die Stadt ihm 
minder heftig von ihren Thürmen aus mit Sthießen zufeßte, 
namentlih al3 er Abends bie befchädigten Stüde am Erbiſchen 
Thore abführen wollte. Und ald er am fiebenten März durch 
feine Laufgräben bis an die Zollhäuſer an den gedachten Thoren 
gefommen war, haben des Nachts zwei Bergleute dad am Er 
biſchen Xhore zerflört. Er fah ſich daher genöihigt feine Laufe 
gräben weiter gegen dad Erbiſche Thor zu zu führen und feine 5 
Stud Geihüge theild in dem Gafthofe zum wilden Manne theild . 
in der Bädergaffe auf eine Batterie zu pflanzen. Am 11. März 
mußten dieſe jodann eine Stunde lang Feuer gegen bad Thor 
geben, am Ende aber doch noch durch die flarfe Gegenwehr dazu 
gezwungen es einftellen. 

Am Petersthore hatte ſich nun der Feind gleichfalls im 
Zollhauſe feſtgeſetzt, konnte aber weder durch Feuereinwerfen noch 
durch Schießen daraus vertrieben werden. Doch gelang es 
einem nachtlichen Ausfalle ſechs Häuſer in der Vorſtadt 
Petersthore in Brand zu ſtecken und fo die Echmeden wenig! 
daraus zu vertreiben. Als aber die Schweden am 9. März Aben 
von dem Zollhauſe aus dad Rondel heftig anfielen und es zu ers 
fteigen wagten, während andre bereitd mit Sturmzeug und Leitern 
in Bereitſchafi fanden und ned andre fieben Stunden lang bas 
Thor felbft Heftig beſcheſſen, da gelang €8 noch auch bas Zoll: 

6” 








Haus durch außgeworfened Geſtröde und durch Pech» und Feuerka⸗ 
gen in Brand zu fleden und fo bie Schweden ſowol von hier als 
. von den andern Puncten mit merklichem Verluſte zurüdzubrängen. 
Was die andern Thore betrifft, fo wurde bei der Walg 
mühle neben dem Meißniihen Thore eine Batterie zu befferer 
Beftreihung des Thores errichtet und am 9. März, während Ne 
Schweden ihr Hauptaugenmerk auf das Petersthor gerwendet hats 
ten, vom Hauptmann Thörmer ein Ausfall unternonnmen, Sei 
welchem es nicht nur gelang die angefangenen Batterien "bes 
Feindes niederzureißen, fondern auch viel Heu und Stroh fo 
“ wie Pferde und andred Vieh, deffen man in der Stabt gar ſehr 
bedurfte, einzubringen. Gin ähnlicher Ausfall geſchah durch eis 
liche Sagoner vor dem Kreuzthore, von wo man am 9. Mär 
ein angenen einbrachte und am 12. einen Offizier ‚ber 
Schweden niederftah. Die Umgegend freilich mußte diefe tapfere 
Gegenwehr hart empfinden, indem nicht nur das neuerbaute 
Vorwerk des Berghauptmannd Georg Friebrih von Echönberg, 
ABC genannt, ded Bürgermeifter Ridyzenhaind Mühle, fo wie 
ein Gut in der Loßnitz nebfl antern nusbaren Gebäuden in 
Feuer aufgingen, fontern man auch oftmals in der Lußnig, in 
Hilberddorf, Niederbobrigfhy und an andern Orten des Nad 
Keuerflammen auffteigen ſah. 7 
. Den Schweden fing nachgerade an bie Zeit. dabei lang ja ° 
werden. Man fing daher an beim Freibergsdorfer Hofe, we 
Banner mit feiner Gattin fidy aufhielt, und die meiften Zr 
tilleries und Zeugwagen flanten, ® große Gezelte aufzuſch 
und ein gewiſſer Oberflleutenant von Edlieben, welcher wi _ 
Haubigen befreundet war, fam auf Parole vor das Erbifhe Zug | 
und bot Haubisen die Freilaffung feines gefangnen Hofmeifteiß 
gegen ein gebührendes Xöfegeld au, meinte aber auch zugleich, 
daß ihnen die Weile gar lang vor der Etadt wire. Der Com⸗ 
mandant erwieberte: er folle ten Hofmeifter nur bei ſich behal⸗ 
“ten, er hoffe ihm noch ohne Ranzion wieter zu befommen. Um‘ 
aber die Langeweile zu vertreiben, wolle er ihm ‘ein Paar piels ' | 
karten liefern; die er tenn auch wirklich herausgeben ließ. & 
Den 13. März fam dann abermals ein Schwediſcher Xromes 
melidhläger an die Hauptwache vor das Erbifche Thor und brachte . 













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vor: ber General begehre 4) das arme Volk unb bie Weiber und 
Kinder aus der Stadt zu ſchaffen, damit nicht unſchuldig Blut vers 
goſſen würde; 2) das Schmälen und Schänden auf die Generale 
und Offiziere einzuftellen und 3) die Stadt in Güte aufzugeben, 
fonft wolle er die Bergwerke einfülen und alles verwüften und 
verderben. Der Commandant gab hierauf kurz zur Antwort: 
1) Er wuͤſſe von feinem arınen Volle und man hätte in ber. 
Stadt genug zu leben. Er werde auch nicht einen Hund bins 
auögeben. Die ganze Stadt wäre unfhuldig und hätte wider 
die Krone Schweden nichts verbrocen. Wolle der General ſich 
nicht mit unſchuldigem Blute befleden, fo müffe er für fich felbft J 
ſchon der Stadt und der unſchuldigen Einwohner ſchonen 2) Das 
Schmälen gefhähe wider feinen Willen, er wolle. 8 aud) ver» 
bieten und abichaffen. Man folle aber braufien baffelbe thun 
und feinen Völkern nicht dazu Anlaß geben. 3) Mit dem Bag — 
werte müfle er gefchehen laffen, was der General nicht unter q 
laffen könne. Die Stadt zu liefern flände nicht in feiner Ge- 
walt, fondern es müſſe ſolches bei Ihrer hurfürftl. Durchlaucht 
zu Sachſen gefucht werden. Der Ehurfürft hatte aber wiederholt 
ſowol am 5. ald am 14. März baldigen Entfag verfprocden und 
den Gommandanten fo wie die Bürgerfchaft zu fernerm tapfern 
BWiderftand ermuntert. Die letztere war demungeachtet ziemlich 
ſchwierig, da ihr die Unterhaltung der Beſatzung und Sie Un- 
terlägung der unvermögenden Einwohner, welde ih an 
1400 Thaler betrug, ohne alle Beihülfe von außen, verbunden - 
mit den eignen Wachdienften, fehr ſchwer fiel. Der Bath hatte . 
daher an den eingeflehten Adel das Gefuch gerichtet Stadt 
mit Geld, Korn und Hafer zu Hülfe zu fommen, bamit die 
Bürgerſchaft nicht noch flubiger werde, und ben Fall zuch an 
den Churfürften berichtet und gefagt, wie es ber Stadt an Brob, 
Salz, Holz, Hafer, Heu und Stroh und andern notbbärftigen * 
Sachen mangele, Ging dod am 12. März eine Anzeige vom 
Oberſtwachtmeiſter Stritzey ein, daß ihm ber Baftwirth Melchior 
Burkhardt zu erkennen gegeben babe, wie bie Bürgerfchaft auf 
ten Norhfal nicht feit balten werde und er deshalb ben Dermm 
Oberſtleutenant warnen möge, 

. Die Schweden fubren nun for einzelne Gebäube und Bon 


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werte wie ie. Schoönlebens Halsvorwerk einzuäfhern und 
begannen am 14. März det Stadt die Röhr: und antere Waſſer 
abzufchneiden. Doch hatte man in ber Stadt felbft etlihe Quel⸗ 
fen, und e8 war im Voraus in die Bottige und andre Gefäße 
viel Waſſer gefammelt worden. Auch wußten die Bergleute 
des Nachts vom 15— 16. dad Wafler wieder frei zu machen. 
Sonſt verhielt fi der Feind einige Tage dem Anſcheine nady 
ruhig, nur daß man ihn am 17. viel Reißig herbeiführen 
und Schanzkörbe hin und ber tragen ſah, auch vor dem Kreug 
thore in und außerhalb des Gartens vom Oberhüttenverwalter 
Linke des Nachts großes Pochen, Graben und Schlagen hörte. 
Man fhoß nun zwar heftig nad) jenen Stellen hinaus, konnte 
aber nicht verhindern, daß der Feind zwei neue Batterie, 
eine hinter der Mauer und die andere an die Ede ded genannten 
GSartend anlegte und e:lihe Kartaunen fo wie andre große Stüde, 
welche ihm am vorigen Abend nebft vier Regimentern Fußgän⸗ 
gern zugelommen waren, dort aufpflanzte Aus diefen Batte⸗ 
rien fing Banner dann am 18. März zwiſchen 6 und 7 Uhr an 
die hohe Mauer zwiſchen dem Schloffe und tem Meißniichen 
Thore gleich hinter der Ropmühle etlihe Stunden lang zu bes 
ſchießen, und zwar fo, daß allemal acht bis neun Schiffe zu⸗ 
gleih erfolgten. Die Stüde beftanden aus zwei halben Kartau— 
nen bis zu 23 Pfunden, aus Wiertelfartaunen und aus Regb: 
mentöftüden zu 11 bis 14 Pfunden. Um neun Uhr wurden die 
Fußvölker ungefähr 1500 Mann ftarf mit fliegenden Fahnen aufs 
geführt und theild beim Pragerfchen Vorwerke dem Orte, wo 
Breſche gefchoffen war, gegenüber aufgeftellt, theild beim Yes 
teröthore eingelegt, während dem das Schießen immer fortgimg®- 
und endlich aud von mehr als 500 Scüffen ein ziemliche® Stk 
von der Stadtmauer niedergeworfen ward. Indeſſen bewährte 
die Beſatzung auch hierbei ihren Muth und febte alle dem einen 
tapfern Widerfland entgegen. Die Brefche aber verſetzte fie mit 
Käften und verbollwerkte fie, fo weit es in der Geſchwindigkeit ꝙ 
moͤglich war. Oben warf man viel Geſtraͤuch und Fußeiſen bas 
rauf, zog dahinter ringäherum einen Graben, verfertigte beſen⸗ 
drre Abſchnitte mit Pallifaden und füllte zugleich ein nahgelegne® 





Haus unten ganz aus, um bei tem zu erwartenden Sturme dem 
Feinde deito fichrer entgegentreten zu können. 

Deifelbigen Tages Nachmittags um 2 Uhr wurde nechmals 
ein Trommelichläger vom Generalfeldmarſchall abgeiendet mit 
dem Vermelden, daß der Gommandant, wo er feine Perfon 
nicht in Acht nehmen, doch die unſchuldigen Kinder betenfen 
und nicht Urfache zu Blutvergießen geben folle. Er jähe nun: 
mehr ten Ernit, fo er fid) accomedirte, ſollte alles, was vor 
gegangen, vergeffen fein. Widrigen Falles würde er bald was 
anders erfahren. Des Commandanten Antwort war wie zuvor 
abfchläglih. Er berief fih auf feine Pflicht, und ſchloß damit: 
fo der General ihm bie Ehre eines Sturmes anthun wolle, werte 
er bei der Stadt auch gute Beute finten. In der Stadt fah 
man jedoch mit höchſtem Verlangen und Seufzen der erfl am- 
14. wieder veriprochnen Enifigung entgegen und hatte am 16. 
auf das dringendfte um die Befchleunieung Derfelben gebeten. 
Der Churfürſt batte hierauf am 17. geantwortet: Liebe Getreue, 
Uns it euer anderweites geftern abgelaſſnes Briefel (fie waren 
wie tie Antwort des Churfürften im Meinften Format, um fie defte 
unvermeriter durch dn Stollen fortbringen zu können) heutigen 
Moraen abgeliefer: worden und daraus Leid zu vernehmen, daß 
euch der Feind tie Röhr und durd die Eradt laufenden Gerinns 
waſſer abgeitreder, auch was ihr ſenſt für Beiſorge tragen und 
darneben bitten thut. Wir flelen aber außer Zweifel eudy werde 
Unfer geftriges Schreiben nunmehro zugetommen fein. Was nın 
darin für Vertröſtung geſchieht, das fellet ihr verhoffentlic in 
kurzer Zeit wirklich verfpüren und eud alle defien zu erfreuen 
haben. Mit eurem tapfern Widerftand, vornehmlich aber eurem 
guten Vertrauen und Anrufung zu dem getreuen Gott wollet 
ihr aleichalls das Eurige zu ihun nicht ablaffen und benebk 
ganzer VBürgerichaft Unſerer landeöväterlichen treuen Fürforge 
verfidert bleiben. 

Jert am 18. ſchien es num der Zeind auf einen Haupt⸗ 
ſturm abgefehn zu baben. Der Gommandant fieß Daher durch 
den Gerichesdiener denfelben Nachmittag um 2 Uhr öffentlich aus. 
tufen: Es läſſet der Herr Gommandant und Dberftleutenant fo 
wie €. E. Rath bei ernfler Keibed: und Keben-flrafe ausıufen und 








gebieten erfilih, daß alle Bürger beneben ihren Haubgenefen 
und andern eingeflehbten Mannsperfonen, welche auf andre ges 
wiſſe Poften nicht geortnet noch dabei verbleiben follen, auf bem 
Markte ericheinen und davon ohne andre Ordre und Erlaubniß 
nicht weichen, vorher ſich aud ihre Düufer verwahren und zus 
fließen laſſen, mit dem Befehl, daß fie Niemanden wieder 
bineinlaffen ſellen. Fürs andre, daß auf allen Kreuzen entwes 
der Pechkränze in den Lampen oder andre ſtarke Wachfeuer ge⸗ 
macht und die ganze Nacht über erhalten werden ſollen. Zu⸗ 
gleich hat Haubitz noch einmal bie Poſten beſichtigt, den Be 
fern und Bürgern Muth zugeſprochen und alles in Bereitſchaft 
gelegt. Auch wurde ſowol in der.Corbegarde als in.der Sreſche 
Betftunde gehalten. Daſſelbe that der Keind auf freiem ‚Gelbe 
Nach drei Uhr aber kamen an taufend commanbdirte ſchwediſche 
Truppen mit Leitern und anderem Sturmzeuge aus den Lauf 
gräben in höchfter Eile und mit unfägliher Wuth und Gefchrei 
angeftürmt, gelangten über den Damm und Stadtgraben in ben 
Swinger und verfuchten al3bald die Stadtmauer, deren Höhe 
durch die gelegte Breſche etwas vermindert war, zu erfleigem 
Man ließ fie auch anfänglidy ruhig in den Grabenzwinger unb 
auf die Leitern fleigen. Als aber gegen 400 dort waren, gaben 
die Dragoner und Bürger, welche im Zwinger binter den Abs 
fhnitten im Feuer lagen, eine grimmige Salve unter fie, baß 
fie baufenweife herabftürzten und felbft ihr Anführer, der Oben 
fe Magnus Shanfon, ein tüchtiger, aber dabei fehr graufes 
mer, wilder Soldat, welcher ſich hoch vermefien hatte, er wolle 
und müfle in 2 Stunden in der Stadt fein, wurde, als er 
eben aus ber Leiter zur Breſche hineingegudt, herabgeſchoſſen 
Ald dieg nun die Andern, welche nachdrangen und ſich gleihfall®. 
zum Sturme anſchickten, faben, wollten fie nicht weiter, ob fie 
fhon von ihren Offizieren mit bloßen Degen heftig angetrieben 
und einige fogar erflohen wurden, fondern warfen die Muske⸗ 
ten und andern Gewehre weg und flohen, wobei bie in ber n 
Stadt gar manchen noch erreichten und mit ihren kurzen Wehren, 
Schlachtſchwertern und Morgenfternen tödteten. Ebenfo unglüds 
ih für die Schweden lief der Angriff am Petersthore ab, wo 
fie die Bruſtwehr vergebens zu erfleigen fuchten und meiftend 





ihren Zod fanden. Wie groß ihr Werluft an dieſem Tage ges 
weſen fei, läßt ſich nicht genau angeben, ba die meiften wegges 
ſchleppt und unter andern auch ein Oberftleutenant auf dem Rüden 
fortgebracht wurde, doc fand man in dem Zwinger und Graben * 
an 100 Liegengebliebene, unter ihnen den Oberſten Ihanſon, 
einen Hauptmann und einige andre Dffiziere, alle von ben 
Mustetieren bis aufs Hemd ausgezogen. Zmeie davon waren 
angeblich fo fet und fleif gefroren, daß man ihnen auch mit 
Beilen die Köpfe nicht abzuhauen vermochte. Fünfe wurden les - 
bendig in die Stadt gebracht, der Oberft und Hauptmann beie 
gefest und bie andern begraben. Um den Leidinam bes Ober 
fen ließ Banner m andern Tage bitten, erhielt aber vom 
Gommandanten zur Antwort: er hätte geftrigen Tages, weil 
benannter Oberfte fo gern in der Stadt zu fein wünſchte, ben: 
felben aus dem Zwinger hereinbringen, abwafden und mit eis 
nem Grabekleide in einen Sarg legen laflen. Er wolle ſolches 
Shurfürfti. Durchlaucht zu Sachen berichten und deren guädige 
fer Anordnung gebuͤhrlich nachleben. In der Stadt, wo wäh« 
rend beider Etürme auch nit ein Menſch ums Leben gekom— 
men war, fang man in den Kirchen dad Te Deum laudamus 
und brachte der göttlihen Allmacht für bewiefene Gnabe, Schul 
und Rettung Lob und Dant. 

Der Schwede rüflete fih jedoch, fobald er feine Todten 
im Hospital zu St. Johannis begraben hatte, am nachſten Tage 
zu einem neuen Sturme. Schon ſah man ihn wieder von cie 
nem Orte zum andern grüned Reißholz und Scanztörbe tragen 
oder emfig im Felde hin» und herreiten. Noch andre endlich was 
ren damit befcäftigt Handgranaten und andres Feuerwerk zuzu⸗ 
richten. Es geſchah dieß in der Koßnig nicht weit von bem Orte, 
aus welchem man zuvor Breſche geſchoſſen hatte, in zwei beis 
fammen gelegnen Bauergütern, vwoährend der größte Theil ver 
Artilleriften, Offiziere wie Gemeine, von ber geitrigen Anflrens 
gung ermübet in den Scheunen lagen und ſchliefen. Siebe, ba 
kam aber dur Verwahrloſung ein großes Feuer aus, weldes 
zugleich mit den zwei Bauergütern und den Scheunen auch die 
dort befindlihen Munitionswagen und dad Pulver ergriff und 
eine folhe Werheerung anrichtete, daß an 2VO Menfchen ihren 


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Tod dabei fanden. Denn man fand nur allein in dem einen 
Gute beim Nachſuchen unter dem Schutte außer Menſchen⸗ und 
Thiergebeinen iiber 100 Klingen und Degengefäße. Auf der am 
dern Seite ließen fie aber aucd ihren Ingrimm über ben fehlge 
fhlagenen Sturm aus, wie fie fonnten. Da wurden über 809 
Schragen Flußholz "bei der Mulde in Brand geftedt, eine: von 
den Schmelzhütten eingeifchert, und auch in den’ andern Hütten, 
fo wie auf den Gruben, Zehen, Pochwerken, Wäfchen und fon 
fligen Berggebäuten alled zu Grunte gerichtet und im Hosph 
talmalde an 2000 Stämme Holz niedergehauen. Schon war da⸗ 
ber eine erneuerte dringende Bitte um Entfat entworfen "uud 
darin angegeben, wie der Feind in allen 40 NRegimentftäde, Bas 
von jedes mit 2 Pferten befpannt fei und vier halbe Kartaunen 
(von welchen ihm jedoch 2 zerfprungen) ingleichen drei Fenermör⸗ 


ſel und zwölf 12pfündige Stüde mit 1000 Mann commandir . 


tem ſchwediſchem Fußvolke, ferner 1000 Mann Eatifche Truppen 
mit anhero gebracht, wie am vergangenen Sonntag zur Nad 
noch zwei halbe Kartaunen und vier Regimenter zu Zuß in # 
Brigaden, fo wie 6 Compagnien zu Roſſe Dazu gekommen umb 
noch 13 Regimenter Infanterie mit der Artillerie bereits vor 8 
Tagen von Gröningen im Stifft Halberftabt her beorbert und ab 
fo unterwegs feien, wie ferner es zwar nicht an Korn, wol aber 
an Mehl und Brod und an andern nothwendigen Bebürfniffen 
fehle, und alles von der langen Anftrengung ermattet ſei. De 
verbreitete fich auf einmal am 0. Mürz Abends um 5 Uhr, Nies 
mand wußte von wen, bie fröhliche Botſchaft durch die ganze 
Stadt, daß der Pailerliche und churfädhfifche Succurs in vollem 
Anzuge und nahe bei der Etadt ſei. Man eilte jetzt ſofort auf 
die Thürme und böchften Häufer, um fi von dem, was faum 
mehr glaublich ſchien, zu überzeugen und bemerite, wie gegen 
Weißenborn die Parteien im Dandgemenge waren und ſich um 
die Brüde und den Paß herumjagten, bis endlich die Banner: 


ſchen je länger deſto weiter nad der Debderfchen und Ghemniker- 
Straße zu wihen, und dieß merkwürdiger Weile in derfeiben 
Gegend, wo am 18. März ein zwei und zwanzigjähriger tue 


Menſch Namens Börner aus Reichenbach nebit noch einem Snes 


ben von Martin Ohms Boden aus einen hellen weißen lag - 
» 





in Geftalt eined flammenden Schwertes, fo ſich unterfdieblich 
wendete und gegen das feinblihe Lager zu ſtark flinkerte und 
f&himmerte, bemerft haben wollte. Die Freude der bedraͤngten 
Stadt war jet unbeſchreiblich. Denn obwol fid) anfänglich die 
Bannerfchen tapfer wehrten, mußten fie doch der Uebermadht der 
Marzinfhen Truppen, welche an 8000 Mann ftarf herangezogen 
kamen, weichen. Auc war Banner, welcher zeitlich ihre Ankunft 
erfahren hatte, ſchon um 3 Uhr aus feinem Quartier aufgebros 
chen und nad Chemnitz geeilt. Pferde, Wagen, Vieh und mod 
mandyed andre wurde den Schweden abgenommen, ja wäre das 
Wetter nicht gar fo böfe und die Nacht fo finfter gewefen, ſo 
hätte die ganze Bannerfche Armee Fönnen aufgerieben werben, 
So aber fahen fi die vereinigten faiferlichen und churſächſiſchen 
Völker genöthigt Halt zu machen, während ſich die Schwe⸗ 
den am Hospitalwalde zu fesen ſchienen und bort zahlreiche 
Wachtfeuer unterhielten. Als es aber Tag wurde, fah man, 
daß ber Feind geflüchtet und bei dem vielen Wachtfeuern Nits 

. mand mehr gegenwärtig fei, als etliche Kaiferliche, welche um 
ter bem General Salis bei Plauen gefangen worben waren 
und fich bei diefer Gelegenheit wieder zu ihren Negimentern wens 
deren. Marzin fandte jetzt gefchwinde den flüchtigen Schwe— 
den einige Truppen nad, welche auch wirklich noch einige Ge⸗ 
fangene und etwas Beute machten. Namentlich nahm ihnen 
Unger in der Gegend zwifchen Mitweida und Chemnit noch viel C 
an Geld und andern Koftbarfeiten ab. In ihrem Lager aber 
fand man einen ziemlich großen Vorrath an Vieh, Getraibe, 
Meht, Brod und anderen Febensmitteln, fo wie auch am Mir 
nition, Rüftung, Eifenwerke, Schanztörben und dergleichen, welz 
ches fie in der Gefchwindigfeit nicht hatten mit fortnehmen kön⸗ 
nen. Banner foll daher auch geklagt haben, wie ihm doch das 
Glück in allem zuwider »fei und er vor biefem Rattenneſte (fo 
nannte er Freiberg) etliche bobe ihm there Offiziere und 1000 
Mann habe einbüßen mäffen. 

Marzin mit feinen Bölfern brach bieranf, nachdem er 
die Stadt mit etlichen Gentner Pulver, Bunten, Musterkugel 
und Granaten verforgt hätte, fofort wieder auf. In ber Stab 
ſelbſt aber hat man dm allen Kirden ſowol noch am 21, Mai 


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als den darauf folgenden Genntag bei einem beſonders bay. ans 
gefellte inefefte dem treuen allgütigen Bott für diefe gnäbige 
Befreiuu und Erhaltung der Stadt herzlich gepriefen umd ger 
dankt. Mar doch während der ganzen Belagerung dieſe dwi 
Wochen über fein einziger von den Bürgern, trogben daß fie 
Xag und Nacht auf den Poften Tagen und ſich ſtets auch bei ber 
größten Gefahr mitten unter den Soldaten finden liegen, vom 
Feinde beihädigt worden oder umgefommen. Hatte ſich doch fer⸗ 
ner trog der großen Menge Volks (man zählte an 7UOOU-, weis 
che ſich in der Stadt aufbielten) Feine befondre Roth greigueh, 
indem Brod und antre Lebensmittel zus Genüge und wohlfeiler 
zu belommen waren ald auf dem Lande, wo der Scheffel Km 
an 8 Thaler, alfo noch einmal fo viel als in der Stadt: gelb 
Deögleihen ift aud fein Mangel an Hafer, Wein, Bier, Feiſch 
&emüfe und dergleichen gefpürt worden und ein Aufſchiag in 
Preife während diefer Zeit nicht erfolgt. Die ärmern BVerg · uub, 
Sandleute wurden vom Rathe mit Commisbrod erhalten.  Rug 
dab Vieh, welches in großer Menge vom Lande herein in die 
Stadt getrieben worden, litt Mangel an Futter und dam zum 
Xpeil vor Hunger um. 
he Mit welcher Theilnahme man die Kunde von diefer weirn 
®® ung ber Stadt auch in den übrigen Städten des Landes vernafug, 
‚Sehr am beften ein am 25. März 1639 erlaffened Schreiben Dep 
u Leipziger Raths. Es lautete: Unfere freundlichen und ganz wiße 
ligen Dienfte zuvor. Ehrenfefte, Achtbare, Wohlgelahrte und 
Wohlweiſe, infonderägünftige Herren, lieben Freunde. Wir be ' 
ben mit fonderbarem Betrübnig vernommen, welcergeftalt bie 
Herren und Ihre Bürgerſchaft zufamt der guten Stadt Freibeng 
durch die ſchwediſche Bannerſche Armee feindlich attaquiret, in 
die drei Wochen lang belagert und mit Feuer und Schwert hart 
beängftigt worden. Wie wir nun deöhalb mit ihnen nicht ums 
villig eine chriſtliche Gondolenz getragen, als find wir dabeb diefe 
. Beit über mit dankbarem Gemuuh wohl eingeben? geweien, dab, 
als vor zwei Jahren und und allgemeine Stadt allhier bergleis 
‚Ken Noth betroffen, die Herren und ihre loͤbliche Buͤrgerſe 
für uns ihr innigliches Gebet ſowol oͤffentlich in den Kirchen ais 
privatim in ihren Häufern zu dem grunbgätigen tt geſe 


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Dannenhero auch wir, nachdem und ihre angehenbe Drangfal 
dur einfommende Poften fund gefhan worden, aus Schuldig⸗ 
Reit chriftlicher Liebe und. nahbarlicher Freundſchaft hinwiederum 
nicht unterlaffen, Sie und bie lieben Ihrigen wie auch die ganze 
Stadt Freiberg in unfer allgemeines öffentliches Gebet in beiden 
Stadtkirchen allhier täglich einzuſchließen und bei dem allerhoͤch ⸗ 
ften Gott um Eiberation und Abwendung ihrer Bedrängniß fleis 
Big zu bitten. Demnach wir aber nunmehr glaubwürdig bes 
richter werden, daß der Feind nach verlornen verfchiedenen Stür · 
men von ber beſchehenen Belagerung abftehen und ihre gute Stadt 
wiederum quittiren müffen, fo haben wir uns hierüber ganz 
herzlich zu erfreuen und daraus zu vermerken, baß gleichwie der 
allmaͤchtige Gott vor zwei Jahren ihre für und eingelegte Präftige 
Fürbitte gnaͤdiglich erhört, alfo er auch hingegen unfere und vies 
ter taufend Chriſten für ihre und der ihren Wohl farth gehanes 
innigliches Gebet und Seufzen annuiret umd ftatt gegeben, dan⸗ 
ten demielben von Grund unfrer Herzen für feine dem Herren 
zugeichidte gnädige Hülfe und Beiſtand und bitten feine All 
macht ferner, daß diefelbe dem blutigen Kriege dermaleinft fteuerm 
und den Herren fo wie ihrer Bürgerſchaft ihren hierbet erlitte⸗ 
nen Schaden reichlich erfegen, von ihnen wie auch von und und 
dem ganzen hochloͤblichen Churfürſtenthume alle Kriegsgefabr und 
Unglüd väterlih abwenden und uns den langgewünfchten edlen 
Frieden hinwiederum ichenfen und verleihen wolle, Jumittelſt 
aber fol von uns in Feine Bergeſſenheit geftellt werden bes 
Herrn Gommandanten fowie ihre und ihrer Würgerfchaft bei dies 
fem wichtigen Werke gebrauchte Sorgfalt, fonderbare gepflogene 
Standhaftigkeit, männliche Gegenwehr und gegen die hobe Ehurs 
fürftlihe Kandesobrigkeit im Werk erwiefene Liebe und Treuc, 
wozu wir Ihnen herzlich gratuliren, zu ihrem allerfeits unfterbs 
lien Lobe bei Männiglicy gu rübmen. Und weil wir uns fei- 
nen Zweifel maden, es erben die Herren beides des Feindes 
gegen Sie verübte Actionen fo wie aud ihre Gegenverfaljung 
und wa3 fonften zur Zeit diefer ihrer harten Belagerung in eir 
nem und dem andern bei ihnen vorgegangen umb für Anftellung 
gemacht worden, fleifig configniren und aufzeichnen, auch ger 
meinet jein daſſelbe der Pofteritär zum Gebächtnig ind Publikum 


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bringen zu laflen, als bitten wir freundlich, ba ed allbereitd ge 
fchehen oder noch erfolgen möchte, Sie wollen uns ſelches aus 
wachbarlicher Kreundfchaft communiciren. Das find wir weit 
Dank. zu erkennen erbötig, den Herren auch fonften angenehme 
Dienfle und Behaglichkeit zu leiften willig. Gegeben Leipzig d. 
25. März 1639. Der Rath zu Leipzig. 

Der Freiberger Rath bedankte fih am 29. März für die⸗ 
feö freundliche Schreiben und verficherte in Bezug auf dab letz⸗ 
tere Verlangen: Und weil wir gleich. im Werke mehrerwähute 
Belagerung und was dabei vorgelaufen zu eonfigniren und meit 
Fleiß aufiegen und ind PYublitum kommen zu laflen begriffen, 
fo wollen die Herren fich unbefchweret ein weniges gebufben, c8 
foü Ihnen alſodann auch willig communizirt und zugefendet wer⸗ 
den. Doch kam von dem Rathe felbft und in feinem Namen 
keine befondre Echrift heraus, wol aber erfchien noch in bemfel 
ben Jahre vier Bogen ſtark ohne Namen des Berfaflerd eine: 
Ausführliche Relation und Bericht von der unverfehenen gefähe 
lihen und harten ploquada und Belagerung der Ehurfürfilicgen 
Sächſiſchen elteften Berg Stadt Freybergk in Meillen, Wie bie 
fetbe am 2. Martii dieſes 1639. Jahres durch die Schwedifche 
Panirifhe Wälder umb den Mittag in einem groffen Nebel if 
angefangen, und biß uff den 20. Tag mit grofien Eifer comtl- 

nulıt werten. Freybergk, bei Georg Beuthern. 4to. Sieder 
abgedruckt in Dresden bei Wolf Seyfferten. 

Der Commandant aber wurde am 2%. März ne: Drei» 
den beortert und vom Rathe der Bürgermeifter Jonas Schi 
lebe und der Hospitalverwalter Chriftoph Ludwig mit abgeorbwet, 
um dem @hurfürften Bericht über den Zuftand der Stadt abzu⸗ 
ftatten. Der Commanbant trug, wie es fcheint, auf eine Ber 
mehrung feiner Streitfräfte an, da feine vier Sompagnien Dre 
goner ziemlidy ſchwach waren und ſich nicht über 230 Mann bes 
tiefen. Er brachte daher am 24. Maͤrz noch 160 Mann zu Buß 
vom churfuͤrſtlichen Leibregimente unter dem Hauptmann Kraufe 
mit zurüd, zu welchen dann am 9ten April noch zwei Schleie 
nigifche Compagnien Dragoner unter dem Hauptmanne Schirmer 
und Rückardt fließen. Der Rath hingegen bat grade, wiewes 
vergebli, um das Gegentheil, nämlich die ohnebieß verammiß. 





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Bürgerfchaft nad) der harten und ſchweren Belagerung mit der 
Einlegung von mehrerem Volke gnädigft zu verfchonen, da der 
Quartiere immer weniger würden und bei der: jegigen Belage⸗ 
rung wieder über vierzig Däufer weggerifien worden feien, und 
ba auch der wöchentlihe Geldaufwand auf die dermalige Be⸗ 
fagung und auf die Berg-, Zimmers und Handwerköleute, wel: 
he an den Thoren gearbeitet und an 1000 Thaler gekoftet hät: 
ten, ganz unerfchwinglich werde Er bat daher um den Vor⸗ 
rath an Brod, Mehl, Korn und Dafer, welder von deu Schwe> 
ten in Noſſen zufammengebradht worden fei und um Bkiträge 
von den Aemtern Wolken: und Lauterfiein und endlich nochmals 
um Zuziehung ded Adeld und anderer aus den benachbarten Staͤd⸗ 
ten und Dörfern, welche fih nach Freiberg geflüdytet hatten, fo 
wie daß das in die Statt g.rettete Getraide derjelben ohne Bor; 
bewußt des Rathes nicht aud der Stadt gelallen, fondern bem 
Rathe, fo viel er deſſen benöchigt fei, gegen eine billige fpäter 
zu leiftende Zahlung verabfolgt werde. Der Churfürft hatte zwar 
bereitd unter dem 14. Maͤrz entjchieden, Daß die nach Freiberg 
geflüchteten Perfonen vom Adel und aus andern Beinen umlies 
genden Städten, 3. B. aus Döbeln, Mitweida, Dederan, Hai⸗ 
nidyen und Srantenberg, eben fo wie die in den Sreibäufern und 
unter dem Amte wohnenden Unterthanen zur Werforgung der 
Garnifon das Ihrige thun und herfchießen follten, weil fie gleich 
der Bürgerfchaft des Schuged genöffen, und der Rath hatte ih— 
nen im Folge diefes churfürftlihen Befehls einen wöchentlichen 
Beitrag von 25V Thalern angejonnen, aber ed hatten nicht nur 
die Amtdvögte, Schöjler, Schreiber und Verwalter von Weiſſen⸗ 
feld, Auguftusburg, Noffen, Gacfenburg, Zelle und Rochlitz 
wegen ihreö an und für fi geringen Einkommens, fondern auch 
fämmtlidhe Adlige fi deſſen flanchaft geweigert, ihre Priviles 
gien vorgeihügt und auf die Vortheile hingewiefen, welche die 
Stadt an Haus:, Stalls und Bodenzins fo wie durch dad, was 
fie darin verzehrten, genieße. Unter diefen Adligen befanden fich 
vier Herren von Hariitzſch, drei Herren von Marfchaldh, zweie 
von Ecyönberg, zweie von Berlepſch, zweie von Heidenreich, zweig 
von Heldorf, einer von Weißbach, von Ponidau, von Polenh, 
von Ente, von Hain, von Berbitborf, .von Moßdorf, von 


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Pezſchwiz, von Kain, Nicolaus von Beck, von Heirib, 
von Neunfirhen, von Dirfchfeld, Kölbel, Roͤlingk, Panſch⸗ 
mann und Rülde und eine Frau Morbeifin, Mergenthalin und 
von Klingenberg. Einige von ihnen 5. B. Wolf Dietrich von 
Weisbach, Seyfert von Ponidau, Caspar von Berlepih, Dans 
David Rölinge, Hand Heinrih und Heinrich‘ Wilhelm von Heb 
dorf, Philipp von Kain und von Hirfchfeld verließen fofort bie 
Stadt und zogen nad) Dreöben, fielen aber zum Theil den firel- 
fenden Rotten in die Hände und litten ziemlichen Schaden. Der 
Rath hatte, um von diefen Eingeflehten body etwas zu bekemmen, 
den 26. März mit churfürftlicher Genehmigung angeordnet, daß 
ein jeder Eingeflehter, welcher ſich aus ber Stadt begeben- wollte, 
von einem Pferde einen Grofchen, vom Ochſen ſechs Pfennige 
und vom Scheffel Korn vier Srofchen entrichte Man batte aber 
auch am 29. März die Böden in der Stabt befichtigt und alles 
Getraide umgefchlagen und jeten zehnten Scheffel Hafer umb 
zwanzigften Scheffel Korn zur Unterhaltung der Gamifon is 
Beichlag genommen. Wenn fih nun in allem an 2664 Schfit 
Korn und 575% Scheffel Hafer in der Stadt vorfanden, ohne 
was bei Hand Burkhard von Schönberg und in den geiſtlichen 
und Schulgebäuden lag, fo betrug das für die Stadt nicht mehr 
ald 133 Echeffel Korn und 571 Echeffel Hafer, was der Stadt, 
welche wöchentlih 1670 Thaler zur Verpflegung der Garnifen 
brauchte und durch die Contribution etwa 423 Thaler einnahm, 
immer noch wenig half. Dabei lag die ganze Laſt ber foges 
nannten Gontribution auf 140 Häufern, da 417 derfelben mit 
Soldaten belegt waren, und ed mußten von mandem Haufe wei 
4,5, 6, 8, 10 bis 18 Thaler wöchentlich beigefteuert werben. 
Die Noth war daher jest größer ald je, und der Rath bes 
richtete am 5. April an den Churfürften, wie er fein Mit 
tıl mehr wiffe der Armuth in etwas beizufpringen. Erſt biefen 
Morgen feien drei Perfonen auf den Gaflen tobt gefunden wors 
den, weldhe aus Armuth und Hungersnoth verftorben wären, 
und ein Bürger habe fi aus Verzweiflung felbft fein Leben mit 
dem Etrange verfürzen wollen. 

Banner hatte von dieſem traurigen Zuftande der Stabt 
ebenfalls Kunde bekommen und fo nahte er ſich am 10. Ayrä 


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berfelben von neuem, Es kam alfo an biefem Tage Nachmittag 
um 2Uhr die ganze Schwedifche Armee zu Roß und Fuß, an 20000 
Mann ftarf, mit etlichen 70 großen und kleinen Geſchützſtücken ver 
ſehen, mit fliegenden Sahnen, Blingendem Spiel und unter Trom⸗ 
petenfchalle hier an, in der Abficht fich wieder in die vorigen Quar⸗ 
tiere vor der Stadt einzulegen. Weil aber der Commandant das 
Meifte hatte niederreißen oder abbrennen laffen, inmaſſen fie noch 
felbft einige Feuer um die Stadt herum mit anfehen mußten, if 
das Fußvolk beim Hospitalwalde flehen geblieben, die Reiterei 
bingegen bat ſich auf die Dörfer begeben. In der Stadt, welcher 
den Tag zuvor erft drei Gentner Hadenpulver, acht und zwanzig 
leere Handgranaten und 7400 Fußangeln nebft 3000 Thalern 
Löhnung zugeſchickt worden waren, befeste man wieder alle Pos 
ſten, fchoß jeden, welcher fich zu nahe heranmadıte, nieder, und 
ordnete in allen Kirchen zweimal ded Tags befondre Betflunden 
an, ftattete aber auch zugleih dem Churfürften Bericht von der 
neuen drohenden Gefahr ab und fragte an, ob ed die Durdylaucht 
nicht gnädigft gefchehen laſſen wolle, daß fi die Stadt im 
Nothfalle zu ihrer Rettung mit einem leidlihen Accord übergebe, 
damit fo viele taufend unfchuldige Seelen errettet, auch dad chur⸗ 
fürftliide Monument fowie daB liebe Bergwerk erhalten werben 
möchten. 

Der Feind bat hierauf am 11. April auf den Hoßpitalfels 
dern binter der Vogelſtange einen Laufgraben aufgeworfen und 
der Stadt vermittelft der Verrätherei einiger Ueberläufer mei: 
fientheild das Röhrwafler entzogen, ferner dad gemeine Rinnens 
wafler genommen und aud die Münzbach, welche in der Stadt 
etliche Mahlginge trieb, abgegraben und in einen alten Schacht 
auf tem Thurmhofe geführt, fo daß man nur noch auf der Roß⸗ 
müble mablen konnte. Deögleihen hat er dad Mundloch de 
Stollen, durch weldyen man biöher aus- und einlommen fonnte, 
mit flarfen Pfälen, Pfoflen und großen Eteinen verfeßt. und vers 
rammelt, wodurd die Gewäfler anfchwollen und nicht allein den 
Bergleuten die Eins und Ausfahrt benommen, fondern aud) dem 
Bergbau felbit großer Schaden zugefügt und viele Zehen erfäufl 
wurden. Als jedoch an temfelben Tage noch etliche commandirte 
Fußgänger ihr Gefhüs vor dem Erbiſchen⸗ und Petersthore auf: 

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pflanzen wollten, iſt von der Stadt aus fo ſtark auf fie: giſchaf⸗ 
fen worben, daß fie unverrichteter Sache wieber abziehen muß 
ten. Dagegen hatten die Schweden am 12. April etliche Kap 
taunen und andre Stüde bei dem obenerwähnten Laufgraben zu⸗ 
fammengebradht und daraus um 2 Uhr Nadmittag viele glühenbe 
Feuerkugeln in der Gegend zwifchen dem Peters: und Kreuzthere 
in die Stadt geworfen. Es waren binnen zwei Stunden über 
60 ſolcher Kugeln von einer Schwere von 6, 8, 12 bis an 58 
Pfund in die Stadt gefallen, hatten auch in etwas gezündet, 
ohne jedoch einen Brand herbeizuführen. Glüdlicher Weiſe Kallte 
fih auch, jedoch nur während der Zeit, dag man biefe glühenhen 
Kugeln einwarf, das gemeine Rinnwafler wieder ein und nüfe 
wenigftens fo viel, daß man für Menfchen und Vieh viele: u. 
fend Eimer Waſſer daraus fchöpfen konnte. 

Sobald dad Feuer ſchwieg und Banner die Stadt binläng: 
lih gefchredt zu haben glaubte, fandte er den Generalabjuten 
ten Flott nebft einem Zrommelfchläger vor die Stadt, mit Kar 
Vermeldung, daß der Commandant die Stadt, weil ex ihm Ce 
genug angethban, aufgeben, ober auf den widrigen Fall gewig 
tig fein folle, daß er diefelbe mit Keuer und Schwert Den 
maßen angreifen und ihr zufegen würde, daß auch nicht: Daß 
Kind im Mutterleibe verfchont bleiben folle, er wiffe wohl, daß 
in der Stadt nicht viel zu leben, auch kein Wafler zu haben fei. 
Er erinnerte ihn zugleih an feine Drdre, die das gefletie, uud 
fchidte ihm die vom Generalwachtmeifter Trautzſchen mitgethellte zu 
Der Sommandant blieb aber fett und ließ ihm entgegnen: wie a 
jederzeit des Churfürften getreuer Diener verbleiben und Die Stadt 
nicht aufgeben werde, Banner möge thun, was er nicht laſſen 
tönne, und folle felbit dad unfchuldige Blut bedenken. Härten 
fie fein Wafler, fo hätten fie do Wein 'und Vier. In ber 
Stadt wären rebliche Leute, bie wollten fi wehren bis auf ben 
legten Mann. 

Der ſchwediſche Feldherr war aber, wie es fcheint, mehr 
in der Hoffnung auf eine gütliche Uebergabe ald in der Abfüct 
die Stadt mit Gewalt zu nehmen erfhienen und brady baher Na 
15. April früh um 4 Uhr mit feinen Truppen nad Pirna mb 
Böhmen zu auf. Doc brannten die Schweden zuvor wit 
































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nur ihr eignes Lager, fondern auch bed Raths Viehhöfe und Scheu: 
nen, ingleichen die Waſſerkunſt an der Haldbrüde und etliche Hüt- 
ten und Hüttenhäufer ab, obgleich Banner erft den Tag vorher 
feinen Voͤlkern alles Brennen, Sengen, Ecyänden, Rauben, Plün: 
bern und Erpreflen bei Leibes-, Ehren:, Guts: und Lebens- 
firafe verboten hatte. Um den Nachtrapp und die Zuragirer zu 
ſchützen blieb jedoch der Oberſt Wittenberg mit etlichen ftarten 
Truppen von Reiterei zurüd, Unter diefen Truppen befand 
ſich auch ein alter Befannter von Haubigen, welder Rittmei: 
ſter war. Zu ihm ritt nun der Gommandant auf Begehren und 
gegebene Parole heraus, um mit demfelben und noch einigen 
Dffizieren Iuftig zu fchmaufen und zu trinken. Leider wurde 
aber des lebtern etwas zu viel gethan und fchon hatte man in 
befter Freundſchaft Abfchied genommen, ald ſich der Hauptmann 
Rüdard, welcher Daubigen begleitet hatte, zu keck von der Stadt 
weg nad den Schwedifhen Zruppen bin entfernte und von ben: 
felben gefangen genommen wurde. Kaum hatte dieß Haubitz 
erfahren, als er etlihe Dragoner zu ſich nahm, mit ihnen 
auf die Schweden eindrang und den gefangenen Hauptmann zu 
befreien ſuchte. Allein alsbald brachte ihm ein feindlicher Schuß 
eine tödliche Wunde bei, an welcher er am andern Tage nach 
12 Uhr Mittags zu Dippoldiswalde, wohin man ihn ſchwedi⸗ 
ſcher Seit gefahren hatte, verfhied. Am 24. April wurde er fos 
dann von hier aus gegen den Oberften Ihanfon ausgewechfelt und 
am 9. Mai mit allen Ehren und Würden im Chor der Peterskirche, 
wo man auch fein Wappen und feine Fahne zum Andenken aufhing, 
begraben. Er war nicht älter ald 35 Jahr und hatte, obwol 
Preuße von Geburt, erft in polnifhen, dann in churſächfiſchen 
fowie in däniihen und ſchwediſchen Kriegsdienften geflanben. 
Bei den Schweden hatte er ald Oberſtwachtmeiſter der blutigen 
Schlacht bei Nördlingen beigewohnt und tapfer bis auf den letz⸗ 
ten Mann ausgehalten. Doch wurde er zuletzt gefangen genoms 
men und nach Wien abgeführt, von wo er nad erlangter Ran⸗ 
zion fih wiederum in churfurſtlich fähfifhe Dienfte begab, wo 
er zum Oberftleutenant über eine Schwadron Dragoner, hernach 
1637 zum Gommantanten von Großenhain ernannt und zulegt 
nad, Freiberg verfegt wurde. 
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Die Schweden aber glaubten diefen Todesfall benugen zu 
müffen und ſchickten jofort am 16. April einen Trompeter vor 
dad Erbifhe Thor mit der Drohung, mit der ganzen Armee 
wieder vor die Stadt zu rüden, falls man fie nicht in Güte 
übergebe. Doc erhielt derfelbe einen gar ſchlechten Beſcheid und 
ald er zum andernmale wiederfam und viel große Worte ges 
brauchte, wurde er nicht weiter angehört, fondern ihm erflärt, 
wo er fih noch einmal ſehen laſſe, werbe er nichts als eine 
feindliche Salve zu erwarten haben. Inmittelſt übernahm, well 
die zurüdgebliebenen fchwedifchen Truppen nod immer fliehen 
blieben und man fid) von ihnen nichtd Gutes verfah, auf ers 
haltene churfürftliche Ordre der Oberfimachtmeifter Florian Stritzky, 
derſelbe welcher am 9. März bei der Vertheidigung des Peters⸗ 
thores, indem er vom Rondel aus Granaten unter die Feinde 
warf, durch eine zerſprungene Granate um die rechte Hand ge 
fommen war, das Commando über die Etadt und ließ zunächſt 
noch etliche Ichädlidhe Gebäude in den Vorftädten in Brand ſtecken 
und vernichten; wogegen auch der Feind, welder es mit anfah, 
nicht3 unternahm. Als aber der Letztere am 17. April früh feine 
Truppen zufammenzog und um und um Schildwachen außftellte, 
wurden etliche Dragoner und Musketiere aus der Stadt gefandt 
und ihm gegenüber aüfgejtellt, worauf er gegen 11 Uhr Mittags 
fortzog und ten ganzen Plab um Freiberg aufgab. Seht er 
firömte mehr Volt aus der Stadt und durchfuchte das feinds 
liche Lager und den Hospitalwald und fand hier noch eine Ka: 
rethe und etliche zwanzig Icdige Magen fo wie eine große Ans 
zahl Musketen, Muöfetenläufte und Picquen ſammt etlichen 
Säden voll Stüdfugeln vor, welches alles in die Stadt gefchafft 
wurde. Den folgenden Tag waıd das bisher verichloßne Erbis 
fhe Thor wieder geöffnet und in allen Kirden Gott dem all: 
mächtigen für die abermalige gnädigſte Rettung von einem fo er 
bitterten Feinde gebanft. Stritzky befam ſedann am 14. Mai 
als Oberftleutenant die Haubigifhe Echwatron Dragoner und 
wurde zum Commandanten der Stadt Freiberg eingefeßt. 

Er blieb bis zum 7. Mai 1640, alſo mit ten 6 Wochen 
unter Haubigend Kompagnie, an 63 Wochen lang in Freiberg. 
Er commandirte anfünglid drei und zwanzig Wochen lang bie 


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ganze aus 4 Rompagnien beſtehende Schwadron, jedoch ohne 
die Schirnierſchen und Rückardiſchen Dragoner ſo wie ohne das 
Freifändel des Hauptmanns Adam Krauſe, welche bereits am 
18. Mai 1639 abgefordert wurden. Als aber am 31. Mai ers 
liche neue Dragoner aus den Gefangenen in Dredden zur Ver: 
ſtärkung der ſchwachen Kompagnie hierher beorvert wurden und 
glei den andern hier verpflegt werben follten, da erhoben, zus 
mal ald die Chemniger Beſatzung zur Wiedervergeltung für ei- 
nen ähnlidhen Streih von Seiten der Strigfifchen Dragoner den 
Zreiberger Bürgern ihr weniges Vieh vor der Stadt noch abs 
nahm, der Rath und die gefammte Bürgerfchaft die lauteften, 
dringendften Beſchwerden über die faft unerträglihe Einquartis 
rungslaſt. Denn nachdem die Bürger fhon 13 ganzer Wochen 
die erwähnte Garnifon hatten vollftändig mit Quartier, Servis, 
Geld und Zutter unterhalten und wöchentlid über 1700 Thaler 
aufwenden müſſen, ohne dazu vom Lande irgend eine Beihülfe 
zu erhalten, während die bürgerliche Nahrung gehemmt und die 
Zheuerung der Lebensmittel immer höher geftiegen war, fo daß 
der Scheffel Korn mit 6—7 Thaler bezahlt werden mußte; da 
kam am 11. Juni 1639 die ganze nunmehro aufd äußerſte ver: 
derbte Bürgerſchaft Flagend darüber ein, daß die Verpflegung 
der Garniſon ſich höher belaufe als die Ordnung befage, daß 
die Dragoner außerdem mit ihren Pferden die Gärten und Wie 
fen der Bürger abhüteten und die legtern fomit ihr Vieh nicht 
erhalten konnten. Der Churfürſt drüdte hierauf am 16. Jus 
ni fein Befremden gegen den Rath Darüber aus, daß er foldyen 
ungebührlichen Bedrüdungen der Bürger Lisher ruhig zugefehn 
babe, verwieß die Garnifon auf dad, was ihr zufomme, und 
erließ endlih am 28. Juni einen Befehl an die Städte Oſchatz, 
Döbeln und dad Amt Noffen der Stadt wöchentlidy einen Zu: 
ſchuß von 300 Zhalern zu gewähren. 

Weil jedoch dieſe Beihuͤlſen, vorzüglih die vom Amte 
Noſſen und der Stadt Oſchatz, nicht ordentlich eingingen, auch 
bereitd am 21. Auguſt 1639 die von Dſchatz auf die Hälfte ber» 
abgefegt wurde, wogegen die Garnifon fi dur bie zu Mas 
rienberg bei einem Ueberfall gemachten Gefangenen verflärkte, fo 
verfuchte der Rath in äßheit des hurfürftlichen Beſehls bie 


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eingeflehten Abelöperfonen und Amtsunterthanen zu wöchentlichen 
Beiträgen von 15, 12 auch 3 Br. zu zwingen, und bebielt ih⸗ 
nen beöhalb ihr bier in Sicherheit gebrachtes Getreide zurädk 
Aa er verfchonte bei der Werlegenheit, alle Wochen ba wös 
thige Futter für die Dragoner herbeizufdaffen, Telbft die Worms 
the in den geiftlichen Gebäuden nicht, hatte dafür aber auch vo 
allen Seiten die größten Vorwürfe zu hören. Der arg geplagee 
Bürger ſah mit Unmwillen, wie fi die Abligen, bie Amtöums 
tertbanen und Beſitzer der Freihäufer ſtandhaft meigerten zu zus 
(en, und fo die ganze Laſt auf die übriggebliebnen Häufer Well: 
In den Borftädten fanden aber nur noch 146 und deraler: 
blo8 20 bemohnbare, denn hier waren 678 und in ber GAB 
39 zerftört. Ihm blieb es ferner nicht verborgen, wie auch De 
Rathöglieder fi) bisher von jedem Beitrag frei gemadyt hatten 
Sah er fih nun hierbei noch von den Soldaten vielfach gemiß 
handelt, fo war es erflärbar, wie es an Unzufrtebnen nicht fee 
len konnte. Ihr Haupt war der Defenfionerleutnant Casper 
Burdhardbt, Bruder des fchon erwähnten Gaſtwirths Melchiet 
Burckhardt. Man hatte ihn daher auch wegen Injurien gefängs 
lih eingezogen. Durch feine Verbindungen mit den Schweden 
brachte er es jeboch dahin, daß ihn diefelben am 5. Mai ICP 
gegen den gefangenen Hauptmann Rüdardt auszuwechſeln I 
gehrten, und ald man bieß nicht gewährte, entwich er heinll 
und floh zu den Schweden, worauf Peter Schmohl an feine 
Stelle ald Keutnant trat. Die Amtöunterthbanen, den Anette: 
Ihöffer an der Spitze, bereiteten eben fo wie die Adligen dem 
Mathe nicht minder manchen Verdruß bei dem Chürfürſten, weis 
cher diefelben nicht felten ſchützte. Endlich trat auch noch DW 
Superintendent in feiner Wahlpredigt feindlich gegen den Kath 
auf und dad Gonfiftorium bezeigte troß aller Beichwerden bei 
Raths nicht viel Luft ihn darüber zur Rechenfchaft zu ziehen. 
Während diefer innern Zerwürfniffe fehlte es natürlich auch 
nicht an mannichfahen Bedrängniffen von außen. Bald gaben‘ 
fih ſächſiſche Truppen (Taubiſche Reiter) für Feinde aus um 
plünderten die Leute vor den Thoren, bald famen Kroaten um 
raubten auf den Feldern, was etwa die eigne Befakung nodp 
hatte ftehen laffen. Nun wurde zwar nom Churfürften angeord⸗ 


1 











* 
a 


A 


net, da ed namentlich unter biefen Umftänden an hartem Fut⸗ 
ter mangelte, daß dad Amt Leißnig wöchentlih 100 Thaler und 
neben dem Amte Tharand das harte Butter für die Offiziere, 
und die Aemter Wolfenflein und Auguftusburg das für die Ges 
meinen liefern follten, indefien blieben dieje Beihülfen gewöhn⸗ 
lid aus, fobald der Feind Streifzüge im. Lande madte. Es if 
daher nicht zu verwundern, daß die Stadt in den 63 Wochen, ” 
wo Strigfy das Commando führte, nicht weniger als 44176 
Zhaler 8 Gr. 9 Pfennige aus ihren Mitteln hatte aufwenden 
müflen, wätrend der ganze Aufwand 60394 Thlr. 13 Gr; 3Pf. 
betrug. Außerdem hatte fie feit dem 25. Juni 1639 die zer» 
fhoflenen Bruftwehren an Zhoren und Mauern wieder müffen 
ausmauern, Zugbrüden über die Gräben legen und die Poften 
in beflern Stand fegen, auch am 4. Novbr. ein beiondres Wache 
haus nebft einer Stube auf dem Markte bauen lajlen. 


c) Torftenfond Belagerung. 





Quellen: Urkunden. 1) 1632. d. 11. Oktober. Der Raih bes 
vicht. üb. d. berannahenten Schweden u. d. flücdhtige Landvolk. U. Kriegsat. 
2) 13. Dktbr. Der Defenfionerhauptm. Badehorn w. n. Er. beordert. Edd. 
3) 13., 20. u. 31. Oktbr. Des Raths Beſchw. weg. Verpfleg. d. Defens 
ſioneroffiz. u. d. Churf. Entſcheidung. Ebd. 4) 23. und 31. Oktbr. Brod⸗ 
u. andr. Lieferg. a. d. kaiſerl. Armee. Ebd. 5) 30. Oktbe. Wer. d. Raths 
üb, d. Pluͤnderg. d. Kaiſerlichn. Ebd. 6) 1. Norbr. Wittenbergs Boll 
macht z. Unterdandl. m. d. Rath. Ebd. 7) 1. Revbr. Badehorns u. d. 
Raths Ber. üb. d. Ankunft v. 300 Schweden u. deren Aufford. z. Uebergabe. 
hd. 8) 2.Rovbr. Anordnungen z. Vertheid. d. Stadt. Ebd. 9) 6. Rov. 
Bır. d. Raͤths weg. Schweinigens Ankunft. Ebd. 10) 9. Roobr. Bitte d. 
Rathsé wer, Luiftungen d. Adele. Erd. 11) 4. Debr. Ghurf. Befchl an 
Badehorn u. d. Rath weg. d. neuen Gommandantn. Ebd. 12) 8. Debr. 
Shurf. Befehl weg. d. Einquartirasl. Ebd. 13) 13. Debr. Der Kriegs⸗ 
Tcmmiffer Hefmann wird n. Fr. gefandt. Ebd. 14) 20. Debr. Berechn. 
d. Cinquartirungeloften. Ebd. 35) 30. Dechr. Wer. d. Raths üb. d. Ans 
Bunft td. ſchwed. Armce. Ebd. 16) 31. Debr. Wortgefept. Ber. d. R. üb. 
d. Schweden u. d. Churf. Antw. u. Befehl weg. d. Defenfioner. Ebd. 17) 
31. Debr. Ichann Georg an Br. v. Schönberg weg. Bezahlung d. Bergs 
teute. Zr. Zutilacca. €. 35. 18) 1683. 2., 3., 5., 7., 9. u. 11. Janus, 
Berichte d. Raths üb. d. Belagerung u. d. bug; Antwortſchr. U. d. Kriegs⸗ 
alten. 19) 12. Ian. Ausſage v. Gefangenen, "X, Br. Arch. 20) 1B., 17., 








— 8 — 


ı8., 19. San. Wer. d. Raths üb. d. Belazerg. u. Antw. d. Churf. U. d. 

Kriegsalt. 21) 20. Ian. Maßregeln d. Rabe geg. Vertheuerg. d+ Lebens⸗ 
mittel. Ebd. 22) 20., 21., 2%., 25. u. 30. Ian. Ber. d. N. üb. d. 
Belager. u. churf. Antwertigr. Ebd. 23) 1., 2., 3. u. 4. Febr. Desgl. 
Ebend. 2%) 5., 6., 10, u. 15. Schreiben v. Piccolomini u. Antw. d. Hate. 
Ebd. 25) 6. Febr. Bruchſtuͤck a. e. Briefe Schweinigens. Theatr. Europ. 
T. IV. p. 97. 26) 6., 7., 8. u. 11. Gebr. Ber. d. Raths üb. d. Belag. 
u. Antw. d. Churf. A. Er. Kricgsact. 277) 8. Febr, Ber. üb. d. Ausfage 
0. 2 Sefangenen. Ebd. 28) 15. Febr. 2 Bittſchr. d. Geiſtlichen an Tor⸗ 
ftenfon u. deff. Antw. Ebend. 29) 17. Febr. Die Ausfage v. Gefangenen. 
A. Ir. Arch. 30) 19. u. 21. Febr. Anfrage d. Rath a. d. Ehurf. u. befs 
fen Antwort. N. Zr. Kriegsatt. 31) 21. u. 27. F. bc. Gratulationsfchr. 
d. Dresdner u. Zwidauer Rathe. Ebd. 32) 25. u. 28. Kebr. Anberweite 
Geſuche d. Raths a. d. Churf. u. def. Antw. Ebd. 33) 26. Febr. 3 Gchreis 
ben Kaif. Zerdinande an Schweinigen, den Rath u. d. Buͤrgermeiſtetr. Mol⸗ 
lers Chron. II. ©. 665 —68. 34) 26. Febr. K. Ferdinands Schr. a. & 
Adel z. Fr. Fr. Subelacta. E.31—32. 35) 1. März. K. Ferdinands Chr. 
an Piccolomini. Mollers Chron. I. &.663— 65. 36) 1. März. Piecolo⸗ 
minis Schr. an Schweinigen. Zubelact. S. 34. 37) 4., 6., 9., 12., 13. 
17., 21., 22. u. 28. März. Bittſchr. d. Raths a. d. Churf. n. deff. GEnts 
ſcheid. A. Er. Kriegsalt. 38) 7. u. 14. März. Piccolominis Schr. a. b. 
Bürgerm. 3. Fr. Mollers Chron, 11. S. 669 — 70. 39) 21. März. Witte 
ſcht. d. Raths a. d. Kaiſer u. d. böhmifchen Kanzler. A. Er. Ach. 40) 28. 
April. Bittſchr. d. Raths a. d. Churf. um Erleicht. ihrer Kaften. X. Fr. 
Kriegsact. AL) 1., 3., 13., 15. u. 27. Mai. Aehnliche Antr. d. Rathé u. 
d. Buͤrgerſchaft n. d. Antw. d. Ehurf. Ebd. 42) 26. Mai. Schr. d. Kathe 
an Muffel weg. Abſchaff. d. Thorzolls. Ebd. 43) 3, 13., 18. u. 19, Jumi, 
Beſchw. d. Raths üb, d. v. d. Soldaten angelegten Zoll u. d. Entſch. d. Churf. 
Ebd. 44) 7. u. 10. Jun. Churf. Befehle weg. d. Arbeiten a. d. Stadt⸗ 
mauer. Ebd. 45) 19., 23. u. 24. Jun. Schr. u. Beſchw. d. Raths db. 
d. Command. u. f. Soldaten. Ebd. 46) 28. Zul. K. Kerdinande Refolus 
tionen auf d. Anträge d. Hr. U. Fr. Arch. 47) 31. Zul. Der Rath bitt. 
u, Arbeiter z. d. Stadtbau. U. Er. Kriegsact. 43) 2. Auguſt. Ber. d. 
Raths üb. d. Zoll. Ebd. 49) 12. Ber. d. Rathz üd. ein. ſchwediſchen 
Streifzug. Ebd. 50) 15., 19. u. 26. Des Charf. d. Rath u. Roͤmers 
Schr. üb. d. Stadibau v. deſſ. Koften u. Beihülfen. Ebd. 51) 9 Septbr. 
Memorial d. Raths a. d. Ghurf. w. Beſchw. üb. Schweinigen. Edd. 62) 
12. Okrober. Entſch. d. Churf. üb. d. Miipclligkeit zw. d. Rath u. Com⸗ 
mandanten. Ebd. 53, 21. Nevemb. Der Churf. fordert d. Commandanten 
zur Schonung der Buͤrgerſchaft auf. Ebd. 54) 28. Nov. Schweinitens 
Memorial m, Beſchw. üb. d. Rath. God. 55) 1644. 13. März. Nachr. 
v. ein. ſchwediſchen Streifparthie. Ebd. 56) 23. u. 27. April. Der Ehurf. 
ruft Schweinigen ab u. befichit die Verpflegung f. Biau u. Kinder, Ebd. 
57) 7. Mai. Der Rath beſchwert f. db. d. Verpfleg. d. Truppen v. d. 





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— wo — 


Thoren. Ebd. 58) 26. u. 31. Mai. Des Churf. Befehl weg. d. Stadt⸗ 
baues nebſt Antw. d. Rathe. Ebd. 39) 13. Juni. Ber. d. Raıhe üb, Uns 
gebährniffe d. Soldaten. Ebd. 60) 23. u. 28. Juni. Befehle z. Lieferg. 
an d. churf. Hofſtaat. Ebd, 61) 3., 4., 5., 6. u. 9. Juli. Befehl/ weg. 
Berpfleg. d. kranken Soldaten. Ebd. 62) 23. Juli. Befehl weg. Verrfleg. 
dv. Kinder Edyweinigens. Ebd. 63) 26. u. 27. Zul, Klagen üb. ausgebl. 
Lieferungen a. d. Hofftaat u. des Raths Bitten um Grleichter. in d. Hinf. 
Chr. 64) 1., 6. u. 22. Auguſt. Mahnungen u. Erleichterungen in Betr. 
d. Eicfer. z. Hofitaat. Ebd. 65) 17. Aug. Bittſchr. d. Bürgerfh. u. Er⸗ 
leichterung ihr. Laften. God. 66) I1. Sept. Schweinig u. f. Kompagnie 
wird wieder n. Br. verlegt. Ebb. 67) 18 Sept. Wefchle an Tha ant u. 
Dippoldiewalde Beihülfe 3 teiften. God. 68) 1645. 8. Januar. Klagen b. 
R. üb. Ungebührniffe d. Soldaten. Ebd. 69) 16. Ian. Der Rath bittet 
Edleinigen um Abichaffung d. Thorzolls n. defl, Antwort. Ebd. 70) 26. 
Februar. Churf. Befehl, daß Grimma VBeihülfe leiſte. Ebd. 71) 19. Aug- 
Befehl a. d. Rath d. Soldatenweiber ordentlich zu verpflegen. Ebd. 72) 1. 
w.6. Sept. Reue Verpflegungsordre n. Schr. an Böhmen. Ebd. 73) 1636. 
5. Ianuar. Schr. d. Ra:hs an Schweinigen weg. Adſchaff. d. Zolls. God, | 
7%) 1647. 7. Dicemb. Bericht d. R. üb. d. Beſchwerde Schweinigene. Gb». - 
75) 4651. 9. April. Verzeichn. d. Munition 3. Fr. X. Zr. Arc. - 

Gedruckte Nachrichten. 1) Eine gleichzeitige Relation v. d. 
Zorftenfonfhen Belagerung im Theatr. Europ. T. IV. p. 956— 57. 
2) ine dergleidhen in Wintermonats hifter. Relationen. Contin. XII. &pg. 
1663. 6. S. 117 — 124. 3) Gin Burger u. gründl. Bericht v. d. denkw. 
Belaa. d. churſ. freien Beraftadt Fr. u. ſ. w. d. Zorftenfon. Dabri was fi 
täglich Denkwuͤrdiges zuactragen u. begeben richtig verzeichnet u. in oͤffentl. 
Drud publicirt dv. cin. Mitbelagerten. Anno 1663. 4. 2, B. Wicberabges 
drudt in Ar. Stadtjubelackn S. 97— 108. 4) Belag. d. St. Fr. wie dies 
ſcibe v. ſchw. Feldm. Linnard Zerftenfohn belag. u. d. 17. Gebr. Anno 1612, 
wieder virlaffen werden. Item beiläufiges Verz., wie viel Schuͤſſe gethan 
worden. Wieder abgedrudt in Stadtjubelart. &. 109— 112. 5) Auf Bers 
anlaffung des Raths lieferte auch Moller eine: Gründlihe u. ausführlidge 
Relation der Toerſtenſohnſchen Belagerung d. Stadt Freibergk. Mit ein. 
Kupferſtich v. Weißhun. Zunächſt verlegte v. Georg Beuibern u. mit einem 
churf. Privileg. g. d. Nachdruck verfehn. 4. Aufs neue gedrudt u. verlegt v. 
Zaͤchatias Beer. 167%. 4. Ihrem weſentlichen Inhalte nad iſt fie auch ent⸗ 
balten in Mellers Ghron. 1. S. 5094 — 672. und im Theatr. Europ. T V. 
S. 39 — 49. ie if die Grundlage aller fpätern Grzähluugen. Benugt © 
wurden auß rdem: M. Just. Godotr. Rabeneri Oratio Obsidionalis Frib. 
1633. Arcvberauhe Stadt s Jubel: Acta u. ſ. w. Mit allem Fleiß u. Trtue 
zuſammengetragen u. an das Licht geftellet von einem treuen Frevbergar (Wis 
ih). Er. 1733. 3. Die Feier des 17. Febr. 1943 v. d. Feſt⸗Gomite. 
Freiberg 1843. 4. u. in Wetreff der Gontributienen: Robert Beyers Weite. 
4. Friberge Localgeſchichte d. 19. Jahrh. Br. 1046. ©, 1648. 





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— u — 


Wie mochte ſich taher bie fat ganz erfhöpfte Bürgerfekaft 
freuen, als am 13. Mai 1640 der churfürftlihe Befehl anlangte, 
daß biefelbe die Wachen wieder ſelbſt beftellen follte. Bald darauf, 
ald man die Zugbrüden fertig hatte, wurden denn auch zuerf 
(nämlih am 15. Juni) dad Meifnifhe Thor, dann am 23. 
Juli das Peteröthor und Purz hierauf dad Kreuzthor wieber er⸗ 
öffnet, und die Berechnung des bisherigen Aufmands eingegeben. 
Leider ſollte jedech diefe Freude nicht lange dauern. Denn ſchon 
am 15. Noobr. wurden wieder 10 Kompagnien, an 878 Pferbe, 
ſtark, unter dem Oberft Unger und Oberleutnant Stritzky bier 
ber verlegt und mußten.mit einem Aufmand von 2000 Thalern 
6 Zage lang von der Stadt verpflegt werden. Und als biefe 
am 22. November wieder abgefordert wurden, traten fofort zwel 
Sahnen Fußgänger 328 Mann ſtark unter dem Oberflleutenaut 
Daniel von Schlieben und dem Hauptmann Adam Kraufe an 
ihre Stelle, welche 9 Wochen bier lagen und zur Hälfte von 
ben Bürgern, zur andern Hälfte aber von ben Amtfaflen vers 
pflegt werden mußten. Da nun der Aufwand 519% Thaler bes 
trug, fo fiel außer den Quartierbefhwerungen wieder die Summe 
von 2591 Thaler auf die Bürger. Ueberhaupt näherte fich die 
Kriegögefahre von neuem den Mieißnifchen Grenzen. Es wurben 
daher feit dem 29. März 1641 die Thore wieder verfegt und 
weil die Befatung am 26. Januar 1641 nad) Chemnit beordert 
worden war, ein hurfürftliher Befehl dem Rathe zugeſchickt, 
Niemanden einzulafien, wenn er nicht vom Ghurfürften oder dem 
Generalfeldmarſchall Piccolomint einen Paß vorzuzeigen babe und 
alle die, welche dergleichen nicht hätten, abzumeifen oder fie in 
ein Haus in der Vorftadt abtreten zu laffen. Auch wurde zu 
befierer Befejtigung der Stadt am 9. Zuni der Anfang zu einem 
neuen großen Teiche vor dem Peteräthore gemacht. Neue Mu: 
nition mit verfhiedenen Stüden Geſchütz ald 5. B. einer Nürns 
berger Feldſchlange, welche 11 Pfd. Eifen warf, zwei Kammer⸗ 
flüden und einem Feldkornet waren fchon früher den 22. Juni 
1639 von Dresden angefommen. 

Am 11. Oktober 1642 fing denn auch die Stadt wieder 
an fich mit flüchtigem Landvolke zu füllen, weil ſchwediſche Trur⸗ 
pen bei Merfhig auf einer Fähre über die, Elbe geſetzt waren 


und nun raubend und plündernd im Lande umberftreiften. Nas 
mentlich flüchtete fich viel Landvolk aus der Gegend von Lomatzſch 
mit ihren Pferden, Wagen und anderm Zugvieh hierher. In 
der Stadt wurden baher jegt die Thore bis auf eind wieder zus 
gemacht, bie Wachen verftärkt, die Poften befegt und die Bürs 
ger angewiefen, fobald die Trommel gerührt werde, ſich ſchleu⸗ 
nigft auf ihre Poften zu begeben. Es wurde deshalb auch am 
13. Dftbr. der Defenfioneryauptmann Badehorn vom Churfürs 
ften nach Freiberg geiandt, auf daß er mit feinen Defenfionern 
und bem Beiftand der Bürgerfchaft die Stadt in Acht nehme, 
Doch fanden ſich bald diefelben Schwierigkeiten wie früher. Die 
Bürger wehrten ſich die Offiziere, ba feine fremden Defenfioner 
eingefordert und dieſelben felbft Bürger von hier wären, zu vers 
pflegen. Der Churfürft befahl daher anfänglich den Offizieren ſich 
mit dem Wartegelde zu begnügem, bis er fpäter am 31. Oftbr. 
auch fie zu verpflegen anorbnete. Dagegen mußte die Stadt den 
kaiſerlichen Regimentern, welde zu Kleinwoltersborf lagen, ſo⸗ 
fort am 23. Dftober 1000 Pfd. Brod und 2 Faß Bier liefern 
und als ber öftreihiiche General Tilly bei Breitenfeld gefchlagen 
war, burdftreifte nod dazu eine Menge kaiſerlicher Reiter in 
ziemlicher Unordnung auch dieſe Gegenden und haußten und 
plünderten glei den Schweden auf den Dörfern, ftedten ein 
Haus in der Loßnitz in Brand und vermwüfteten böslicher Weiſe 
vorzüglich den unausgedroicenen Hafer in den Scheunen. 
Hierzu kam am 1. Nov. noch eine einzelne ſchwediſche 
Zruppe mit etwa 300 Pferden, welche ihre Schildwachen auf 
den Anböhen um die Stadt herum aufflellte und unter anders 
früh gegen 8 Uhr einen Trompeter an das Erbifhe Thor abs 
fhidte mit dem Begehren, es jolle Jemand zu ihnen herauskom⸗ 
men. Als dieſer aber erfuhr, daß die Stadt in der Derfon Bas 
dehorns einen Kommandanten habe, forderte er bios Bier umd 
Brod fur die Weiter, kehrte, als ihm dieß abgefchlagen warb, 
zuruck, kam aber bald mit einer Vollmacht des ſhwediſchen Ge 
neralmajors Wittenberg zurüd, mornad bie Meiter nach Ares 
berg beordert waren, um mit dem Bürgermeifter, Math und den 
Beamten daſelbſt zu unterhandeln. Man gab ibm beruf die 
Bollmacht zurud, ließ ihm auf feine Wirte mod eine Hlafche 








988 


Wein verabfolgen und fah fie fchon nah 1 Uhr Nachmittags 

nah Wilsdruf zu abziehen. Indeſſen warb viele ſchwediſche 
Gtreifparthie doch Weranlaffung, daß man die Bergleute. und 
Bauern in Rotten theilte und denfelben ebenfo wie den Maurer. 
ihre Poften anwied. Deögleihen wurden die Thor⸗ und Zwin⸗ 
gerthüren , fo wie die Kreuzthorbogen zugemauert, die Palliſaden 
am Petersthore neugefebt, auch dad Getreide und Futter aus ben 
Scheunen in die Stadt geſchafft. 

Unm jedoch auch die Streitkräfte der Stadt ju vermehren 
ba ein Angriff von ſchwediſcher Seite immer wahrfcheinlicher 
wurde, ſchickte der Churfürft am 4. December 164% den Dberſt⸗ 
leutenant des Arnimfchen Regimentd Georg Derrmann wow 
Schweinig mit 3 Kompagnien zu Fuß (unter denen fidy ber 
Oberſtwachtmeiſter Muffel mit feinem Yähndel vom Leibregiment 
befand) und eine Kompagnie Dragoner mit etwad Munirtem 
nach Freiberg ab. Sie famen am 5. Decemb. hier an und we 
ren bei ihrem Einzuge 290 Mann ſtark außer den Offizieren deö 
erfien Peloton, verlangten aber für 340 Mann und außerdem 
für mehrere Grubbahfche Völker Quartier. Der Rath wehrte 
fi) nun zwar gegen diefe Mehrausgabe, wurde aber abfällig bes 
ſchieden und ed ihm vielmehr zur Pflicht gemacht fich mit. dem 
abgeſchickten Kriegstommiffar Hofmann und einem Ausſchuſſe Dex 
Bürgerfchaft über die Verpflegung in Vernehmen zu ſetzen. Es 
wurden demgemäß ald Ausgaben für die 4 Kompagnien, den 
Hauptmann Badehorn und die Grubbahfchen Völker außer ben 
Beihülfen die Gemeinausgaben auf 470 Thaler wöchentlich fefle 
gelegt und dagegen 275 Xhaler wöchentliche Eontribution als 
fortlaufende Einnahme beflimmt, der Adel aber veranlaßt zu bem 
Sefammtaufwande einmal für immer 50 Scheffel Korn und 100 
Scheffel Hafer zu liefern. 

Wenn aber die Stadt biöher immer noch gehofft hatte we 
gen der großen eingetretnen Winterfälte von einem ernſtlichen 
Angriffe der Schweden verfchont zu bleiben, fo follte fie ſich gar 
bald in diefer Hoffnung getäufcht feyen. Denn fchon am 87. 
December ald am dritten Weihnachtöfeiertage erfchien eine Schwa⸗ 
dron feindlicher Reiter 7— 800 Pferde ſtark vor der Stadt und 
flellie auf den Anhöhen um diefelbe ihre Schildwachen aus. Es 





„A 4 


— 989 — 


wurde jett fufort einmüthlg die muthigſte Gegenwehr befdloffen 
und eine Bertheilung der Poften vorgenommen. Den zwei Koms 
pagnien des Kommandanten wurde unter dem Befehle bed Ka: 
pitänleutenant von Arniın das Peteröthor, dem Therftwachtmeis 
ſter Muffel und feiner Kompagnie nebft den Grubbachſchen Völ⸗ 
fern das Erbifhe und Donatsthor, tem Hauptmann Klugen 
und feinen Dragonern das Meißniihe und dem Hauptmann Bas 
dehorn mit feinen Defenfionern das Kreuzthor und churfürftlicde 
Schloß und zwar allemal mit den zunädit Dabei gelegenen Pos 
flen und dem Zwinger zur Bertheidigung übergeben. Die übris 
gen Bürger follten die Thürme der Stadt befhüigen. Daneben 
ftanden noch 250 Bergleute unter dem Berg: und Amtshaupt⸗ 
mann Georg Friedrid von Schönberg und andern Beamten im 
Kaufhauſe bereit, um theild .dad etwa audbredhende Feuer zu 
loͤſchen, theild die eingeworfenen Granaten zu dämpfen, ıheil3 Ge: 
genminen anzulegen. Sie befamen zu ihrer Verpflegung «in je 
der ded Tags einen Groſchen aus ter Kaffe bed Zehndner, au: 
Berdem aber auch nod einige Unterfiüßung vom Rathe. Zu 
gleichen Dienften wie die Bergleute wurde ferner die eingeflehte 
Mannſchaft aud den umliegenden Dörfern und Ortiihaften auf 
dad Rathhaus beichieden. Die in der Stadt anweſenden Hanks 
wertöburfchen endlih wurden zur Unterftüßung ter Bürger auf 
die Doften derjelben mit commandirt und befamen wöchentlich 
einen Gulden der Mann. 

So gerüftet erwartete man den Feind, ven welchen am 
28. Decemb. noch 3 Regimenter Reiterei und am 2Y. endlich Die 
ganze Infanterie in 8 Brigaden und mit 104 großen und Bleis 
nen Geihüsftüden fo wie 5 Feuermörjein vom Hosſpitalwalde 
ber erſchienen und fi der Stadt näherten. Als man aber von 
der Etadt aus die Gefhüse auf fie abfeuerte, zog ſich daB Fuß⸗ 
volk wieder bis an den Hoßpitalwald zurüd, während die Rei 
terei auf die nächften Dorficaften verlegt wurde. Cine Brigade 
jedoch drang mit zwei Biertelfartaunen bid zum Hoßpitalgarten 
vor und pflanzte hier diefelben in den äußerſten zwei Thüren 
auf. Aus ihnen wurden fodann diefen Zag noch gegen 13 
Schuͤſſe theild auf den obern Kranz des Petersthores theils in 
bie Stadt gethan und mit ihren 12pfündigen Kugeln fo Be 


Fun) 





wirkt, daß man das Geſchütz vom Petersthortburm herab in bie 
untern Gewölbe fchaffen mußte. Zuvor hatte der fchwebifche Ge⸗ 
neralfelbmarfchall Zorftenfon zwar den Commandanten durch d- 
nen Trompeter zur Uebergabe auffordern und anfragen laffen, 
ob der Commandant fi wehren wolle, barauf aber zur Aut⸗ 
wort erhalten: er werde an ihm einen Soldaten finden. Usb 
fo begann XZorftenfon eine gewaltfame Erftürmung der Stadt 
vorzubereiten. Er ließ Wachen um die Stadt herum aufſtellen, 
einen Theil der Röhrmafler wegnehmen, Laufgräben gegen bad 
Petersſsther anlegen und von ber Lößnitz aus nach dem Meißni⸗ 
fhen Zhore zu Blenden maden. Die Beſatzung ber Stadt 
fuchte vergebens dieſes Beginnen des Feindes zu hindern, obwol 
fie ihn den ganzen Tag aus ihren Gefchügen, Doppelhacken md 
Musketen befhoß und ihm dadurch auch hie und da einigen Wer⸗ 
Iuft beibrachte. Es ftellte fich hier aber fehr bald der Uebelfteub 
heraus, daß Badehorn mit feinen Defenfionern ald dem Kerme 
der Fampffähigen Bürgerfchaft feine angegebnen Poften allein und 
abgefondert von den übrigen Bürgern befest hielt. Denn ba 
durch fehlte ed nun den Lesteren an geübten 2euten, welche 
fie in der Stunde der Gefahr hätten anleiten und ermmthigen 
Tönnen. Der Rath ftellte dieß dem Churfürften vor, ald e 
ihm durch Bergleute, welche durch dad Mundlod de Stabdt⸗ 
ftollen die Botfchaften hin: und bertrugen, einen Bericht und eine 
Bitte um Succurd fandte, benußte aber auch zugleich die Se⸗ 
legenheit den Landesfürſten zu erfuhen, ben eingeflebten Abel 
zu einem größern Beitrag ald dem ausbedungenen von 50 Schef⸗ 
fel Hafer und 100 Scheffel Korn zu vermögen, indem bie Gtabt 
nicht nur wöchentlih an 700 Zhaler für die Beſatzung aufzu⸗ 
wenden, fondern auch die geworbenen Handwerköburfhen zu uns 
terhalten und die Bergleute zu unterftügen habe. Die hurfürks 
lihe Antwort vom 31. December übertrug ed beshalb dem Com⸗ 
mandanten den Defenfionern ihre Poften nach feinem Gutdän 
ten anzuweifen und in Verein mit dem Rathe den Adel zu vers 
mögen fi etwas ftärfer anzugreifen und einen folhen Zufchuß 
zu leiften, welcher der Proportion und chriftlihen Mitleidung 
gemäß ſei. Denn wie gern wir Und au, fährt der Churfürf 
fort, von hier aus hilfreich erzeigten, fo will es doch ebenfowel 





an Mitteln ald an ficherer Unterbringung ermangeln. Doc uns 
terlaflen wir nicht um Befchleunigung bed zu verhoffenden Sul: 
kurſes (bei dem Kaifer) zu follicitiren und leben des gnädigften 
Vertrauens, Ihr werdet nächſt innbrünftigem Gebete zu Gott 
Eure vormals gezeigte Mannheit nicht finten laſſen, fondern dem 
Gommandanten zu allen Gelegenheiten tapfer und alfo affiftiren, 
wie ed ehrliebenden Patristen und Unterthanen eignet und ges 
bühret. Ganz ahnlich lautete auch dad Briefchen in Sedezform, 
welches der GChurfürft zur felben Zeit an den Berghauptmann 
George Friedrid von Schönberg richtete. Es fchließt mit den 
Worten: Geftalt ihr denn die Geiftlichkeit und infonderheit den 
Superintendenten L. Eperlingen nebft Vermeldung unfres gnädig⸗ 
ſten Grußes zu emfigen Gebet und Anrufung erbortiren und an 
das Erempel feines zu Stolpen (1634 bei der Bertheidigung des 
Schloſſes gegen die Kroaten) gehabten unverzagten Gemüths un: 
fertwegen erinnern werdet. 

Noch denjelben Tag, als den lebten des Jahres, an wels 
dem der Ehurlürft dieſe Schreiben erließ, machte nun aud 
der Feind zum erjtenmale Ernſt. Er hatte während der Zeit 
noch zwei Stüde im Hospital und zweie in dem dazu gehörigen 
Garten, jo wie drei Zeuermörfel in der Viehgaſſe aufgepfl 
und den Kaufgraben vor dem Petersthore verlängert. Ex (IB 
alfo jest nicht nur noch mehr Zußvölfer vor das Petersthor anz 
rücken und Sturmleitern berbeibringen, fondern auch durch einen 
achtzigpfündigen Mörjel erit große Steine und dann zwölf Feuer⸗ 
ballen von 150 Pid. Gewicht, fo wie ungefähr vier Granaten 
von 64 Did. nad) verfhiedenen Richtungen in die Stadt werfen, 
welche zwei Häuſer in der Peteröftraße faft ganz zerichmetterten 
und zerichlugen und noch mehrere andre ziemlich befchädigten. 
Zu gleidyer Zeit fpielten zwei VBiertelöfartaunen auf das Peters⸗ 
tbor und Die beiliegenden Poſten. Alles dieß geſchah ununter 
broden von Nachmittags 2 bis 4 Uhr in der Abficht, fobald 
irgendiwo Feuer aufginge, fofort den Sturm zu beginnen. Aber, 
fo ſchließt der Bericht des Raths, durch göttlihe Gnade wur 
den die Feuer alle gelöfht und gedämpft. So wie daher der 
Zeind jab, Daß feine Zeuerballen und Granaten, weldye zum 
Stud für die Stadt meiſt auf den Markt und and 


® . 
9 





Plaͤtze gefallen waren, nicht ben gehofften Erfolg hatten, King 
er die Voͤlker wieter abführen und verhielt fi) von nun an ws 
big. Deng die Belagerten waren während dem auch nicht mwüßlg 
geweien und hatten manchen Schweden, unter andern auch einen 
Hoͤhergeſtellten unter ihnen, in dem Laufgraben erfchoffen. -. — 
Der erfte Tag des neuen Jahres fchien anfangs wieder ein 
heißer werden zu follen. Denn der Schwede hatte jebt an W 
Geſchütze theild beim Hospital theild in einer Batterie bieffeieb 
der Viehgaſſe aufgepflanzt und auch "aus ihnen früh unter ber 
Amtspredigt an die 18 Schüffe gegen dad Petersrondel richten 
laffen. Doch war es diesmal nicht fo ernftlic damit germelstt. 
Denn alsbald kam ein Trommelſchläger an dad Thor mit ˖ dem 
Anfuchen, daß ein Offizier vom Feldmarſchall mit dem Comman⸗ 
danten fprechen wolle. In Folge dieſes Geſuchs begab ſich auch, 
zwar nicht der Commandant, denn das fand ınan nicht paſſent, 
wol aber ein Offizier heraus. Diefem eröffnete ſodann ein ſchue⸗ 
bifcher Kapitän folgendes: Der Feldmarſchall lafle ten Com⸗ 
mandanten grüßen. Er habe ihm die Ehre angethan und bab 
neue Sahr fehießen laſſen, verfehe fich alfo, er werte mit biefer 
Ehre zufrieden nicht dad Aeußerfte abwarten und die Stadt ſo 
wie dad hurfürftliche Begräbnig ind Werderben bringen. erde 
nämlich die Stabt folgenden Tages nicht aufgegeben, : fo weik 
er folche mit dem größten Ernfte angreifen und alles verderhen 
Die Antwort hierauf lautete: Wie es nicht in der Macht: ab 
Commandanten ftehe die Stabt zu übergeben, fondern der Feld⸗ 
marſchall folches bei churfürftl. Durchlaucht zu Sachſen u. ſ. m 
ſuchen müſſe. Inmittelſt habe er Ordre die Stadt bis auf den 
legten Mann zu vertheidigen. Er hoffe jedoch, der Feldmarſche 
werbe es nicht fo weit fommen laſſen, fondern als ein Cheik 
dad auf beiden Seiten zu beforgende Vergießen unfchuldigen 
Chriftenblutes, ingleihen das churfürftliche Begraͤbniß ſelbſt bes 
benten und das der Stabt angebrohte gänzliche Verderben fo 
ernftlih nicht meinen. Dennoch wurde nad) Mollerd Angabe 
(denn unfre Kriegsaften wifjen nichts davon) zwei Tage fpäten, 
alfo am 3. Januar dafjelbe Anfuchen von dem nämlichen Offizier 
wiederholt. Jetzt brachte er folgendes vor: Der Belbmarfcheil 
laſſe dem Gommandanten nochmals fagen: Er hätte ihm wicht 


€ 


2. 
3 









v 


allein die Ehre angethan, das neue Fahr ſchießen zu laflen, er habe 
nunmehr auch reiche legen und das Rondel durdy ein Paar hun: 
dert recognoiciren laflen. Er habe daraus fo viel befunden, daß 
diefer ſchlechte Ort nicht baftant fei ihm Widerftand zu tun. Man 
ſolle bedenken, Breiſach, Regensburg, Großglogau, Leipzig und 
andre vornehme Feftungen wären durd ihre Gewaltsmittel bes 
zungen, was denn bdiefer in Wergleich mit jenen geringe Drt 
opiniatriren wolle? Der Commandant habe feiner Ehren genug 
gethan und einen Sturm audgeftanden, er könne daher die Stadt 
füglih mit Reputation aufgeben, ie bliebe jedenfall dem 
Ehurfürften von Sachſen, der Zeldmarfhall müfle fie aber für 
diesmal aus Raiſon des Krieges haben und werbe nicht eher das 
von gehen, folte er auch nicht einen Mann übrig bebalten. Auf 
den Euccurd dürfe man jich nicht verlaffen. Denn die faiferliche 
Infanterie ſei totaliter ruinirt, die Kavallerie aber fchweife in 
Böhmen herum. Sobald fie (nämlih die Echiwveben) fi regien, 
wien fie auf Prag und wüßten nicht, wo fie bleiben follten. 
Nunmehro könne man noch einen guten Accord erlangen, bei 
Verweigerung deſſen aber und der Nichtachtung dieſes gütlichen 
UAnerbietend wäre zum Generalfturm alles fertig und würde kei⸗ 
ned Meniben, auch des Kindes im Mutterleibe nicht verfchen 

und der Commandant, wenn man ihn lebendig befäme, n 

als ein Gavalier tractirt werden. Diefem Antrage wurde nach 
gebaltener Beratbichlagung entgegnet: Der Commandant habe 
nichts andres gethban, ald wozu er von churfürftl. Durchlaucht 
Herzog Johann Georgen zu Sachſen gnädigft beordert fei, und 
wolle auch ſolches noch ferner thbun. Denu ed wären alle diefe 
feine angezognen Motiven nicht fuffizient ihn auf ben Weg der 
Untreue zu verleiten. Wolle der Feldmarſchall durch einen Ges 
neraliturm die Stadt weiter attaquiren, fo müſſe er, wie ihm 
dad zur Ehre gereiche, alfo auch es gefchehen lafien. Er folle aber 
erfahren, daß er viele redlide ehrliche Leute in der Stadt fine 
den werde, weldye ihren Eid und ihre Pflicht im Acht haben und 
bis auf den legten Blutstropfen ritterlich fechten, ja lieber 
fterben al3 zugeben würden, daß biele freie Bergſtadt und bie 
Ihrigen unter dad ſchwediſche Joch gelangen follten. Und fe 
mußte ſich nad) einigen höhnifhen Reden über den Aukippnt: 


u 





pP 








4 — ‚904 — 
f Hwedifches Joch der ſchwediſche Capilaͤn anderrichteier Cache 


entfernen. 
Es iſt aber dieſe Standhaftigkeit Schweinitens wenn fe 
in ber von Möller angegebnen Art Statt gefunden bat, ums.fe 
mehr anzuerkennen, als ihr am 2. Januar und am Morgen⸗ bed 
3. ein fehr hitziger Angriff der Schweden vorhergegangen : war. 
Hier hatıe nämlich der Feind aus feinen halben und. Wiezteh 
fartaunen das Peteröthor und die daran floßenten beides Geiten 
der Stadtmauer von früh 7 Uhr an bis Nachmittag um 2-.Ußr 
ununterbrochen befchoilen. Denn man zählte während dieſer Zeit 
an 1233 Echüffe, wobei mehrentheild 15 bis 16 Schäfle. mit 
einander zugleich fielen. Auch hatte er wieder etliche große Feuer 
ballen und Granaten in die Stadt werfen laſſen, von weichen eins, 
die ganz aufgehoben wurde, nicht weniger ald 91 Piumb. weg 
Dazu kamen dann noch große und Feine Steine, bereingt- 
fehleudert wurden und unter andern zwei Perfonen, den öchter 
aus Bodenderf und einen Bergmann, tödteten, übrigemb aber 
meiftens auf ledige Pläge fielen. Die Folge davon war, daß duä 
Mondel am Wetersthore ziemlid befchädigt und auf ber : Haie 
Seite des Petersthors an der Stadtmauer eine Breſche von u: 
geführt 2U Ellen gefchoflen und die Mauer zur rechten Seito gläch 
falls etliche zwanzig Ellen weit fo durchlöchert war, daß ſie hm 
fonderlihe Mühe vollends zum Einſturz gebracht werben: konnu 
Weil jedoch die gefertigte Mine, durch welche er die FJutter⸗ 
mauer in den Graben zu flürzen beabfichtigte, um damit den 
Anlauf und Sturm beito befler zu befördern, als er fie fpei: 
gen ließ, mißlang und zurüdging, fo baß fie blos tie alte über 
160 Jahre ftehende Marterfäule über den Haufen warf, hate 
fich nicht getraut zu ſtürmen, troß dem daß feine Fußvolker be 
reitd in einzelnen Brigaden mit wehenden Fahnen und Scurm 
leitern angerüdt waren, fondern hat diefelben meiſtentheüs im 
die Quartiere zurüdgeführt. Denn in der Stadt entwidchte mähs 
rend dem ber Commandant fowol al3 der Oberſtwachtmeiſtet 
eine ungemeine Thätigfeit, um alle, die Soldaten wie bie Bͤr 
ger und Bergleute, bei gutem Muthe zu erhalten. Sie ließen 
bie Brefche, fo weit ed vor der Hand möglich war, wieder & 
was verwahren und verbauen, die Poflen, Stre wehren ab 










6 Men! 





— 995 — 


ringer an ben beſchadigten Stellen ſtärker beſetzen, auch viele 
ındgranaten und andere Feuerwerk herbeilhaffen, zwei Ge: 
ütze in der Peteröftraße aufitelen, und endlich einen Ausfall 
ın, bei weldem die Bergleute den Schutt im Stabtgraben 
eder ausräumten und viele Stüdtugeln auflafen und in die 
tabt brachten, wo der Commandant für jebe aufgelefne Kugel 
Groſchen bezahlte. Der Churfürft verficherte ihnen bierauf 
ih des andern Tages, wie er dad rigordfe Schießen zum 
beit in Dresden habe hören können. Er danfe Gott, welcher 
r diesmal den Feind weit zurüdgehalten und lebe der fleifen Zus 
rficht, feine Allmacht werde der Stadt audy ferner in Gnaden 
iſtehen und nicht zugeben, daß dem Feinde fein böfer Vorſatz 
Inge, zumal wenn Ihr, führt er fort, im Gebet fleißig ans 
tet und in feinem Namen für Eure Pfliht und Wohlfahrt 
bten helfet. Unterdeilen thun wir auch dad Unfrige und ſpa⸗ 
a weder Mühe noch Kleiß ten defiderirten Succurd in mög: 
bier Eile an tie Hand zu bringen, find deſſen auch von der 
ferlihen Maleſtät durch geftern eingelaufene Schreiben aber: 
118 allergnädigft und dergeftalt vertröftet, daß wir an förber: 
mfter Ankunft deſſelben keineswegs zweifeln und wollten Euch 
nadrichtliher Anımort hinwiederum angefügt nicht laflen. _ 
Mittlerweile fuhr der Feind fort während der Nacht vom 
zum 3. Januar an fechzigmal ziemlid große Steine in bie 
tade und fonderlib an die MWrefche fchleudern zu laflen, um 
8 Werbauen derfelben zu vermehren und bie Arbeiter abzutrei- 
n. Doch gelang ihm dich keineswegs fo, wie er wünfchte. 
enn man bat gleidy.vol in derielben Nacht beide Bieſchen mit 
edartierfäiten verfeget, zwei Häufer zur Vertheidigung durch⸗ 
brochen und die Gaflen durch Abfchnirte beffer gefihert. Mit 
brechendem Tage aber fing Torftenfon an die Stadt aus feis 
n balben und dreivierteld Kartaunen wiederum auf das beftig- 
zu beichießen und fuhr damit bis gegen Abend fort, fo daß 
ın an diefem und dem vorigen Tage zufammen an 2500 
hüffe zählte und die Brefhe bis auf 70 Schub erweitert und 
edergefällt wurde. Auch ließ er ununterbroden große und Heine 
teine, ein eiſernes Zentnergewicht, einen Ambos und. viele 
zerkſtücke in die Stadt fhleudern, fo daß während biefar Zeit 
63 * 





Niemand auf den Straßen fiher war. - Inzwiſchen hatte, auch 
die andre Bine vor dem Petersthore, weldye ber Futtermauer 
näher war als die erfte, gefpielt, ein Stüd von terfelben wege 
genommen unb den Graben in etwas gefüllt. Mittags um IR 
Uhr begann daher von 200 dazu commandirten Selbaten bey 
Eturm, hielt aber ‚nicht über eine Viertelſtunde an. Denn fig 
wurden von den Soldaten im Zwinger, Rondelabſchnitte un) 
auf den Thürmen und übrigen Poften fo tapfer empfangen, daß 
fie nicht einmal die Zwinger, geſchweige denn die Stadtmmancj 
erreichen fonnten. Sie zogen ſich alfo eiligft zurüd und Hinten 
ließen im Graben mehrere Zodte, unter ihnen ihren Hauptmann 
Schlammersdorf. Noch andre waren fo verlegt, daß fie eben⸗ 
falls zurücbleiben mußten, wie z. 38. der Gapitänleutnait. Berge 
hard. Sie wurden beide, der todte Hauptmann unb der were 
wundete Gapitän in die Stadt geſchafft. Torſtenſon war. Kiew 
über nicht wenig erbittert und ließ nad 3 Uhr, nachdem eine 
beftige Kanonabe und nad Moller die oben erwähnte neue Auf 
forderung zur Uebergabe vorhergegangen war, feine ganze Is 
fanterie von 7 Brigaden mit fliegenden Fahnen 2000 Bann 
ſtark zu einem Generalfturm anrüden. Sechs Fähnlein byangen 
jest, trogdem daß bie dritte gefprengte Mine vor dem Petert⸗ 
thore von feiner bedeutenden Wirkung gewelen war, zunädft 
bei der Breſche am Peteräthore durch ihren Raufgraben in den 
Stabtgraben und aufs Rondel am Petersthore ein, wurben aber 
bier von den Belagerten fo übel enıpfangen, daß fie nach Wer 
lauf von drei Wiertelftunden den Graben wieder laflen und fü 
davon machen mußten, obgleich ihre Dffiziere fie mit bloßen 
Degen in den Kampf trieben und ihre Feuerwerker unterbeflen 
theild aus Mörfeln große Haufen Steine, Ballen und Gras 
naten in bie Stadt warfen, theild aus ihren groben Geſchaͤten 
kreuzweis die Brefhe und Häufer der Stadt beicoflen. Der 
Lärm hierbei war fo groß, daß Alles in der Stadt baven em 
bebte und man nicht anders glaubte, ald ob Himmel und Erde 
untergingen. Richt befler erging es denen, welche in bie 
Laufgräben und hinter die Brandftätten vor dem Meißnifchen 
und Erbifhen Thor commanbirt waren und von hier aus Feusz. 
auf die Stadt gaben, um vielleicht irgend einen unbefehten Po⸗ 


Pr 


— WW. — 


ten befteigen zu können. Denn auch fie mufiten unverridhteter 
Sache wieder abziehen und ließen ebenfo wie Jene vorm Peters⸗ 
thore fo mancden Zoden und Verwundeten zurüd. Gin gefan- 
gener ſchwediſcher Offizier fagte nachher aus, es fei ein richtiger 
Generalfturm geweien. Denn fein General babe fein ganzes 
Fußvolk allhier bei fich und dazu commanbdirt gehabt. Auch häts 
ten fidy zwei Generalwachtmeiſter, näͤmlich Mordan (Mortainne) 
und Wrangel dabei befunden und feien beim Sturme mit im 
Graben gewefen, während Xorftenfon am Podagra krank im 
Hospital gewefen und von bier aus feine Befehle ertheilt habe. 
Dagegen hatte der Commandant der Stadt Georg Herman von 
Schweinitz fid überall felbft an den gefährlichftien Stellen weit 
befunden und nicht nur alles gut angeordnet, fondern auch a 
rend ded Sturmes aus einem Schießloche am Thurme felbft mit 
Feuer gegeben und Granaten audgeworfen, fo daß er dadurd 
vom Pulver etwas im Gefichte verletzt und an einem Schenkel 
verwundet war. leihen rühmliden Muth hatten auch der 
Oberſtwachtmeiſter Muffel und die andern Offiziere an den Tag 
gelegt. Nicht minder trugen die Beamten, Wufterberren und 
Rathsverwandten dad Ihrige redlich bei, indem fie die Bürger- 
fhaft, Bergleute und alles, was von bewehrter Mannfchaft noch 
in der Parade fland, herzhaft anführten und auf allen Nothfall 
nicht weit von der Breiche beifammen bielten. Doc kamen diefe 
Bürger bei dem Sturme nicht ſelbſt zum Fechten, fondern bes 
gnigten ſich aus einen mit Kartetfhen geladenen Gefüge und 
mit den Doppelhaden das Ihrige zu thun. Einzelne Musketiere 
zeigten bingegen einen fo freudigen und unerfchrodenen Much, 
daß fie des grimmigen Schießend ungeachtet auf die Breſchen 
fprangen, bier ihre Morgenfterne und Schlachtſchwerter bands 
hatten und Feuer auf den Keind im Graben gaben. Und aud 
auf den übrigen Thürmen, Poſten und Streiwehren riefen fi 
Soldaten und Bürger fortwährend gegenfeitig Muth zu und be 
währten denielben auf das glänzende, wie denn z. B. die De 
fenfioner die Seite des Zwingerd nad) Dem Kreuzibore zu, wo 
die Breſche am niedrigiten und gefährlihfien war, an der Geite 
des Stadtleutenants Peter Schmohl mannbaft befhüst haben. 
Fr Wie viele von den Feinden geblieben fein, hat man zwar, wicht 





— u — 


recht erfahren können, weil ber Feind die Meiften beim Abzuge 
und in der darauf folgenden Nacht mit fortgefchleppt hatte, doch 
follen nad) Ausfage der Gefangenen ein Oberſtleutnant, „ein 
Major, und fonft viele vornehme Offiziere fo wie an bie 408 
Gemeine dabei umgelommen fein. In die Stadt wurden am- 
26 eingebracht, unter ihnen ein Capitänleutenant, zwei Leute⸗ 
nantd und einige andre Offiziere. Andre wie ein Herr som. 
Eternberg wurden gar nicht aufgefunden, obwol die Schweden. 
den Waffenftilifiand deshalb bis auf ten Abend verlängern Lie 
Ben und während dem fo mande fpige Reben von dem Belagen 
ten mit anhören mußten, wie z. B. Sie hätten ald reiche Leute 
den Schweren flattlich gebutzt, würden dieſelben aber hineinkom⸗ 
men, fo wollten fie ihnen die Köpfe ſchon wieder waldhen. - Die 
gefangenen Offiziere waren aber meift jo fchwer verwundert , daß 
fie bald hernady verfiarben. Sonft bat man im Graben nad 
Rondel neben den Todten viele Musleten, an 400 Picquen und 
andre Gewehre, zufammen an 1200, fo wie viele Sturmleitern 
gefunden und in die Stadt gebradht. Etliche Bürger und Gel 
daten follen hierbei gar Feine üble Beute gemacht. haben... Im 
der Stadt zählte man 6 Todte und etlibe Berwundete und ein 
feierlihed Te Deum laudamus befchloß die legte der vier Met 
ftunden an bdiefem heißen Tage. Der eigentliche Schaden, weis 
hen die Stadt hierbei erlitten hatte, zeigte ſich freilich erfi des 
andern Tages, ald der Feind fich ftille verhielt und theils feine 
Todten begrub theild die Auslieferung der in der Stadt verfiors 
benen Offiziere begehrte. Denn bei dieſer Gelegenheit bemerfte 
man leider, daß das Thor fehr üvel verflümmelt, das Randel 
mebrentheild gefüllet, die auswendige Futtermauer in den (res 
ben geworfen, die Zugbrüde niedergefchoflen und der Thurm am 
Shore wie auch die beiten Nebenthürme rechter und linker Hand 
ganz durdbohrt feien. Der Bericht des Raths vom 5. Januar 
fhließt daher mit den Worten: Wenn nun der Feind denfelben 
vollends durch dad heftige und graufame Kanonieren, wie ver 
muthlich, niederlegen wird, fann er, weil tie andern Streich⸗ 
wehren auch fehr verlest und zerflümmelt find, ohne fonderbes 
ren Widerfland feine Stüde darauf bringen, die Wehre in ben 
Zwingern uns benehmen, in die Stadt fpielen und fih, wo es 





— 909 r — w 


Gott nicht in Gnaden verhütet, derſelben bemächtigen, wiewol 
der Herr Commandant, Oberſtwachtmeiſter und die andern Offi⸗ 
ziere mit ihren Soldaten und der ſämmtlichen Bürgerſchaft es 
an ſich mit fleißigem Verbauen und unverdroſſenem aber doch nun⸗ 
mehr in den zehnten Tag ſehr beſchwerlichem zu Tag und Nacht 
fortgeſetztem Wachen und tapferer Gegenwehr in nichts fehlen laſ⸗ 
fen. Der almühtige Gott wolle des Feindes Herz, welcher fi 
der. Audjage der Geiangenen noch gänzlicdy vorgenommen hat bie 
Stadt nicht eher wieder zu verlaflen, bis er fich derfelben bes 
mädtigt, bevoraus weil ihrem Vorgeben nad; kein Succurs 
vorbanten, lenken, uns vor demfelben in Gnaden behüten und 
die Stadt nicht in feine Hände fommen laffen. 

Zum Glück für tie Stadt fah fi aber vor der Hand aud) 
der Feind an weiteren ernjtlichen Angriffen behindert. Denn erſt⸗ 
li fehlte es ibm an Munition und die Orte, von wo er fie 
allein beziehen konnte, nämlich Leipzig und Erfurt, lagen ziems 
lih fern, zumal in einer Jahreszeit, wo bald Schneewetter, 
wie am 3. December und 9. Sanuar, bald wieder große Res 
gengüfle, wie am 4. und 5. Sanuar, welche felbft die Kreuz: 
teihye uber ihre Dümme trieben, Ne Wege ziemlich) ungangbar 
madhıen. War doch uberhaupt jener Winter des Jahres 1648 
durch feine ftürmifche Witterung den Schweden in ihrem Vor—⸗ 
haben ſehr hinderlich. So erzählt Moller, wie es die ganze 
Radıt vom 21. zum 22. Junuar an großem Winde und Regen 
ſehr ungeitiim geweien fei und fih frub um 2 Uhr ein Biauſen 
in den Wolken, ein Donnern und Erichüttern, wie bei einem 
Erdbeben, ereignet habe. Es bitte fih fodann gegen 5 Uhr 
abermals cin großer ungewöhnlicher Donnerfchlag hören laflen, 
mit jo heftigem Weiterleudten, als wenn der ganze Himmel 
flanınıte, wie denn auch ein großer Klumpen Feuer in tie Loß⸗ 
nis bei Jacob Fiſchers Muhle, ebenſo einer bei den leindlichen 
Feuermörſeln vor dem Petersthore beruntergefallen fei. Dabei 
jeien durch den ſtarken Wind dem Keinde viele Blenden verdor⸗ 
ben und etlihe Däufer und Scheunen vor der Stadt, in denen 
ee wohnte, eingeworfen worden. Ein gleiches Unwetter wieder» 
holte fidy in der folgenden Naht am 23. Januar, wo es abeı, 
mals unter einem ubernatärlihem Brauien und zu vielen, Malen 





— 1000 — 


wetterleuchtete, zweimal ſtark bonnerte und wirklich außerhalb 
der Stadt einfchlug. Hier wollte man auch zu nicht geringem. 
Schreden Feuer vom Himmel haben fallen fehen. Der barauf 
folgende Tag verging fobann unter heftigem Wehen und Schneien. 
Diefes anhaltende Schnee: und Regenwetter dauerte auch bem 
25. und 26. Sanuar fort, fo daß die Schweden in ihren Saufs 
gräben bis an bie Kniee im Wafler und Koth gingen, und 
oft in 3 Tagen, als wie lange fie auf den Wachen fein muß 
ten, nicht troden wurben. Häufige Todesfälle waren eine Fotge 
davon und ein Gefangener legte am 26. Januar das BDekenut⸗ 
niß ab, daß fie bereits über 1000 Mann vor ber Gtabt wew 
foren hätten. Indeſſen kam body am 10. Sanuar etwas Muni⸗ 
tion an, ihr folgten dann am 14. wieder 4 Wagen mit Pal⸗ 
ver und 8 mit Kugeln und audh am 20. Januar ſah man 19 
mit 5 bis 6 Pferden beipannte Wagen vom Hobpitalwalde ber 
gefahren kommen, welde man ebenfalls für Munitiontwagen 
halten mußte. 

Ein andres Hinderniß, warum Torftenſon die Stadt jet 
eine Zeitlang nicht härter bedrängte, lag in der Furcht vor Dem 
‚ Baiferlihen Succurs. So zogen bie Schweden plöglih am 3. 
Sanucr ihre Reiterei zufammen, und nahmen mit 5 Regimens 

tern zu Roß und zu Fuß und 9 Regimentsftäden ihren Ming . 
nad den drei Kreuzen zu. Man batte nämlich erfahren, beß 
die Kaiferliben um Sag und Commotau ein Corps von 8000 
Neiter gefammelt hätten und rüdte ihnen entgegen, kam aber 
nur bis Sayda. Denn ald ZTorftenfon hier den Wald verbauen 
fand und fich die Bauern mit bewaffneter Hand ihm entgegen, 
ſtellten und er überdieß noch einen neuen heftigen Anfall von 
Podagra bekam, fo Fehrte er wieder um. Vielleicht bewog Ihe 
aud der Umftand dazu, daß ſich dad Hatzfeldiſche Gorps mit 
den Kaiferlichen bei Pilfen vereinigt hatte und dieſe nunmehr in 
vollem Anzuge waren, wenigftens fpricht der Churfürft in feinem 
Briefhen vom 11. Zanuar diefe Vermuthung aus. Nach andern 
Nachrichten hatten ſich aber freilich die Kailerlichen fchon wieder 
etwas zurüdgezogen und an der Eger gefeht, Nachrichten welche 
der Churfürft unter dem 20. Januar ausbrüdlich zu widerlegen 
ſucht. Und allerdings fagten am 19. Januar ſchwediſche Ger | 





— 10 — 


fangene aus, wie fie vorigen Tages an der böhmifchen Greuze 

geweien, aber von ten Kaiferlidden zurüdgetrieben worden feien, 
Sie hatten daher blos einige in Kaden gelegne Kroaten verjagt 
und an 60 derfelben niebergehauen. Auch von diefem Zuge kehrte 
Torſtenſon nicht ohne neue Anfälle von Podagra zurüd. Als 
jedoch von neuem Nachrichten bei ihm einliefen, daß die Kaifers 
liyen herannahten, und ald am 22. feine Reiterwace in Frauen⸗ 
ftcin von ten Kailerlicden angegriffen worden war, bat er feine 
Leute 2 Zuge lang fich gegen Brand, Mihäl® und den Hospitals 
wald zu zuſammenziehen laflen, ja am 23. Januar ſchon Ordre 
gegeben, nad) Leipzig abzuziehen, als aber bie Faiferlichen nicht. 
näher kamen, dieſelbe wieder zurüdgenommen. Die Urfaden, 
warum ed mit dieſem Succurd nicht fo rafh, ald man envars 
tete, vorwärts ging, giebt der faiferliche Feldmarſchall Octavian 
Piccolomini in 3 Schreiben an den Bürgermeifter und Gommans 
danten vom 18. Januar ſelbſt an: Er fhreibt: Edler, Veſter, 
Wohlweiſer, ſonders geliebter Herr Bürgermeifter. Als ich glei 
in dem Marfch begriffen die Stadt Freiberg mit Beiltand Got: 
tes zu entfegen und heut zu dem Ende mit der Kavallerie alls 
bier angelangt bin, hat fich der herausgefhidte Bergmann bei 
mir angemeldet und alle Beichaffenheit ausführlich berichtet, def: 
fen ih mid zum höchſten erireuet und den Herrn famt ber 
Stadt im Namen Ihr. Kaiferl. Maj. und ded Herz. Erzherzo⸗ 
gen Hochfürſil. Durchl. des gewillen Entfaged hiermit verfichere. 
Ic erwarte nur die Artillerie und Infanterie, fo in wenig Ta⸗ 
gen allhier auch arriviren, wo dann die Armee an 12000 Pferde 
und an fieben bis achttauſend Mann zu Fuß ſich erfireden wird, 
damit folder Entfag mit gutem Fundament und Dperation volls 
zogen werden möge. Ich erfuhe den Herrn diefes fowel ber 
ganzen Garnifon ald auch gemeiner Stadt zu communiziren und 
einen andern vertrauten Mann heraus und mir entgegen zu 
fhiden, bei dem der eg meiner Ankunft wie auch andre hierzu 
dienliche Zeichen advertirt werden können ; verfebe mid, dagegen, 
daß Sie unterdeffen, wie biebero zu Ihrem unfterbliden RAuhme 
geſchehen, den Feinde noch mehrere gute Reſiſtenz erweifen und 
zu feinem Accord ſich einlaflen werden. Gott befohlen. Datum 
in Sais den 28. Januar 1643 (d. h. am 18 nach altem.dBtil, 





wie er damals in Sachſen noch galt). Röm Kaif. Mai. geheia 
mer Rath, aub Kriegerath, Kämmerer, Hatzſchierhauptmauu, 
Feldmarſchall und teftallter Obrifte, des Herrn Bürgermeißter 
dienftwilliger Octavius Piccolomini. Haft wäre jedoch dieſes Schrei⸗ 
ben den Feinden in die Hände gefallen, da der Bergmann auf. 
dem Rückwege von den Schweden aufgefangen wurde. Als jede: 
am 22. Januar die Schweden in Frauenftein angegriffen wurden, 
hatte fich derſelbe mit ihnen nach Freiberg begeben, war ihnen: 
bier bei Aufladung ber Bagage behüilflich erſah fib abe 
bierbei, als er dem Generalmajor Wittenberg ein Faß Bein 
überladen half, feinen Vortheil und entfloh in den Stadtgraben, 
nachdem er fich zuvor durch Winken zu erkennen gegeben hatte. 
Der Shurfürft hatie gleichfalls Nachrichten von Piccolomini erhal⸗ 
ten und biefelbe den Sreibergern mittheilen wollen. Doch hatten. 
die Bergleute fie nicht durch die Seinde durchbringen fönnen und 
umkehren müllen. Er war der Anficht, daß nur allein das üble .. 
Wetter den Succurs biöher aufgehalten habe, und verfichert er 
babe von neuem durd einen Erpreflen um Belchleunigung ges 
beten. g 
Mochte aber Zorftenfon gleich durch alle diefe Hinderniſſe, 
zu denen ſich auch noch Mangel an Futter und Lebensmitteln ‚ge 
fette, fo daß der Soldat nur felten ein paar Pfund Brod ber 
bekam und ſichs meilenweit felbft holen mußte, in feinem Manege 
aufgehalten werden, fo war er doch keineswegs gefonnen ihn 
ganz aufzugeben. Er hatte vielmehr auf dad beitimmtefte. erflärt, 
er werde nicht eher abziehen, bis er die Stadt und folle er glei 
bis Pfingften vor ihr liegen bleiben, inne habe, und verfpredge 
danıı feinen Truppen alles außer dem Scyloffe und den Kirchen 
Preis zu geben. Sie follten ſich alzdann ein wenig in der Stadt 
erhoien, bierauf aber tie Mauern, Thürme und Thore der 
Stadt abtragen. Er ließ Daher während diefer ganzen Zeit, wo 
er an ernfthafteren Angriffen durch fäußere Verhältnifle gehindert 
war, fortfahren, neue Batterien und Blenden zu errichten, bie 
Kaufgräben weiter zu führen, Schanztörbe herbeizufchaffen und 
Minen anzulegen. Namentlich hatte er von der Neuenforge an 
biß gegen das Veteröthor hin eine Blende von Bretern und 
Schanztörben machen laffen, feine Zaufgräben faſt bis an bie 





— 1000 — 


Futtermauer verlängert und zwei Minen angelegt. Es galt nun 
von der Stadt aus Gegenminen zu graben und durch Ausfälle 
die Blenden und Schanzförbe und andre Werke des Feindes zu 
jerfiören. Solcher Ausiälle wurden denn auch mehrere auf das 
glücklichſte ausgeführt. So war in der Nacht des 14. Januar 
vom Feinde auh vom Meißniſchen nad dem Donatöthore zu 
ein Laufgraben und eine Blende gemacht worden, welche noch 
denfeiben Tag ſechzehn Musketiere aus der Stabt zerftörten, wor 
bei fie drei Rotten Knechte aus dem Laufgraben trieben und 7 
oder 8 unter ihnen tödteten, zweie aber gefangen nahmen. Daf⸗ 
felbe geſhah am 18. und 24. Ianuar vor dem Donatöthore fo 
wie am 19. beim Schlofle und am 23., 26. und 28. vom Pe⸗ 
teröthore aus. Hier gelang ed auch den Bergleuten am 18. 
Zanuar eine von den feindlihen Minen zu erreichen und Waſſer 
bineinzulafien, welches fie erſt mühfam aus der Münzbach hers 
zugeführt hatten. Denn feit dem 14. Ianuar war der Gtadt 
das gemeine Rinnen und KRöhrwafler ganz benommen und da 
die Röhrkäſten auf den Märkten und Strafen zum Theil aus⸗ 
gelhyöpft, zum Theil wegen ter großen Kälte ſtark geiroren was 
ren, jo mußte man dad Waſſer der Münzbah an den obern 
Theil der Stadt leiten, wo man ed dann in große Braupfannen 
fhlug und tur künſtliches Feuer vor dem Gefrieren ſchützte. Als 
man aber der andern Mine vor dem Petersthore nach der ſtei⸗ 
nern Rinne zu entgegenarbeitete, ließ fie der Feind, der das 
Arbeiten vernommen haben mochte, um fie nicht audy mit Waſ⸗ 
fer anfüllen zu laffen, am 19. Januar plöglich ſelbſt fpielen. Es 
wurde bierdburh ein Stüd der Zuttermauer 10 Ellen lang zus 
fammt dem einen Bogen der fteinernen Rinne in den Graben ges 
worfen, übrigens aber trob dem, daß fih an 30 -Perfonen im 
Stadtigraben befanden, nur zweie, ein Soldat und ein Berg: 
junge, getöbtet. Daſſelbe wieterholte fidh in der Nacht zum W. 
Januar, wo wieder ein 10 bis 12 Ellen langes Stüd ter Mauer 
in den Graben geworfen und eine Schildwache beſchaͤdigt wurde, 
worauf die Mauer in den nächſten Tagen fo viel wie möglich 
wieder ausgebeilert, der Graben mit fpanifchen Reitern verfet 
und die nädften Orte in der Stadt mit Abfchnitten und ver 
bedten Gallerien verbaut wurden. Und auch am 89, Januar 





ließ Torſtenſon zwifchen dem Meißniſchen und Donatöthore eine 
Mine fpielen, welde 20 Ellen weit ein Stüd Futtermaner:iw 
den Graben warf. Nicht minder beummubigte jedoch bie Stadt 
eine Batterie, welche Zorftenfon ſchon am 8. Yanuar ſeithalb 
des Veteräthored nicht weit vom Wetterthurm hatte errichten laflen:: 
Weil ihm nämlih das Geſchütz, welches auf biefem Thurme 
fland, bei dem legten Sturme fo vielen Schaden getban hatte, 
ging jest feine Abficht vor allen dahin, baflelbe zu verberben: 
Er ließ daher am 21. Sanuar hier 2 Kartaunen aufpflanzen unh 
diefen Thurm nebft bem Waſſerthurm viertehalb Stunden lang um 
unterbrochen befhießen und an 69 Schüffe darauf richten. Hier⸗ 
durch wurden denn aud) der Thurm und deſſen Wehren gemiidy 
mitgenommen und die Abficht des Feindes injofern. erreicht, «iä 
man bad Geſchütz auf den nächfigelegnen Thurm Ichaffen mußte, 
Als denkwürdig wird hierbei noch erwähnt, daß eine halbe Kar⸗ 
taunenkugel durch das Waflerthürmlein hindurch bis hinunter: in 
ein Haus der Sächsſtadt ging, bier eine Wiege mit ſammt dem 
Kinde umflürzte, ferner zwifchen zwei Beinen Kindern hindurch⸗ 
fuhr und doc feines verlegte. Der beichädigte Thurm wurde 
fodann wieder verbaut und nochmals, wiewol vergeblih, am 
26. Januar vom Feinde beſchoſſen. Noch fchlimmere Feinde. Tin. 
die Stadt waren die ſchwediſchen Granaten und Feuerballen, 
welche von Zeit zu Zeit aus großen Mörſeln hereingefchleubert 
wurden und an den Häulern auf der Peterögafle gar großen 
wichtigen Schaden anrichteten, ja am 29. Januar auch wirklich 
ben Giebel eined Haufe auf dem Peterskirchhofe in Brand fledien. 
Doch war dad Freudengeichrei der Zeinte vor den Thoren hiess 
über zu früh, indem man den Brand noch glüdlicy löſchte, wäh 
rend die Granate, welche der Commantdant in die vorm Seterb: 
thore angebrachte feindliche Mine zurüdwerfen ließ, ihre Wir 
fung nicht verfehlte und diefelbe wirklich einwarf. Indeſſen wear 
es namentlich mit der Munition der Stadt fehr übel beftellt, 
da fie in die vierte Woche täglich über 1 Centner Pulver ges 
braucht hatten, um bed Zeindes Approcdiren und Miniren zu 
wehren, und fo nur noch wenige Gentner vorhanden waren, auch 
ed noch fonft an allerhand und fonderlid an Waller mangeln 
wollte. 





Man fah daher mit Bangen einem neuen Eturme entge: 
gen und war am 30. Januar nicht wenig in Sorgen, als Tor⸗ 
ftenfon an diefem Tage früh an 17 Sefbüge nebft vielen Mimi: 
tionswagen gegen die Loßnitz zu anfahren und 8 Munitionswa⸗ 
gen vor dem Meisniihen Thore hinter einer dort angebrachten 
Batterie aufitellen ließ. Und nachdem alddann in ber nädften 
Nacht etlihe Schüffe aus halben Kartaunen gefallen waren, be: 
gann denn aud) am 31. Januar früh eine Kanonade, doch nicht, 
wie man erwartet hatte, vor dem Meißniſchen Thore, weil man 
wegen de3 tiefen Weges dort mit dem Gefchüge nicht fortgeloms 
men war, fordern vor dem Peterdtbore, wo der Feind wieder, 
wie fon am 2., 26. und 27. Ianuar den Wettertburm aus 
halben und Kiertelötartaunen fo heftig beihoß, daB man im 
wenig Etunden an 158 Schüſſe zählte In die Stadt ſelbſt 
wurde abermald ein Feuerballen gefdyleudert. Unterdefien fab 
man von allen Orten bie Fußvölker mit fliegenden Fahnen und 
abgefeflene Reiter und Dragoner (aus jeder Kompagnie 6 Mann) 
bei der Hoßpitalfirde zufammenführen und Sturmleitern, Bret⸗ 
ter und Holz herbeifchaffen. Nachdem aber die Völker bis im 
die andre Etunde bei der Hospitalkirche geftanden und das Schie⸗ 
Ben mit angefehen hatten, ohne ben gewünidhten Erfolg zu bes 
merken, find fie einzeln wieder abgeführt worden. Die Beſatzung 
bingegen fuchte durch einen Ausfall die von den Feinden bei der 
Aufzugbrüde angebrachte Blendung zu zeritören und bat fie auch 
wirklich durch ausgeworfenes Reisholz, Stroh und etliche Pech⸗ 
kränze in Brand geſteckt und ſo den Feind daraus vertrieben. 
Zugleich hat man die nächſten Häuſer an der Sreſche eingeriſſen 
und ſich zum Gegenbau mehr Raum verſchafft und einer neuen 
Mine des Feindes ununterbrochen entgegengearbeitet. 

Den nächſten Tag, als am 1. Bebruar kamen nun zwar 
wieder erfreuliche Nachrichten über den zu erwartenden Euccusd 
von Piccelomini an, welcher von Brir aus ſchrieb, wie Infan> 
terie und Kavallerie zum Anzug bereit feien und er nur nocd bie 
Artillerie erwarte, um die Entfegung mit guten Erfolg daten, 
nehmen zu fönnen, wihrend er unterbeflen ben Feind durd 
Streifparthien beunrubige. Desgleichen wurde von Dreöden aus 
berichtet, dab aus Mangel au Proviant ſiebenbdundert Ban 





von den Schweden zu der verbündeten ;öftreihifchs füchfäflken "Ar: 
mee übergegangen feien. Gleichwol wurbe den Freibergern, ja 
auch felbft dem Churfürften, ber zwar fortwährend troͤſtliche 
Schreiben fandte, die Zeit etwas lang. Die Freiberger ſchrie⸗ 
ben beehalb am 3. Februar: . Gnädigfter Ehurfürf und Herr. 
Bad nunmehr in die fechfte Woche bei jebiger unferer Kasten 
Belagerung allenthalben vorgegangen und was wir für Drangfel 
und Angſt ausftehen müflen, ift E. Churf. Durchl. hierbevor zur 
Rothdurft unterthänigft berichtet, deſſen Sie ſich auch. gudvigft 
erinnern. Nun fehen wir auf des Feindes Seiten kein Nadtaf- 
fen, der unaufhörlic bei Tag und Nacht mit Laufgräben‘ zum 
der Stadt fi) nähert, alfo daß er nunmehr ficher unter der 
Erde durch die Futtermauer mit Musleten und. einem dahinge⸗ 
gebrachten breipfündigen Stüdlein in bie. Zwinger ſpielen thut, 
auch des Rondeld am Petersthore ſich zu bemächtigen eifrig und 
emfig bemühet. Waflen er denn uns mit Beuerballen und @eas 
natenwerfen Tags und Nachts, auch dato mit ſtarkem Kanenis 
ren aud halben Karthaunen hart zufeget. Dadurch ums bie 
Etreihwehren bei den äußern Zwingern fo wie ben andern Pe 
ften leicht benemmen werden und alödann zu beforgen, daß ber 
Seind die Stadt wol gänzlich mit ftürmender Hand, Gewalt 
und mit Verluſt unfres Leibed und Lebens, Weiber und Kleben, 
Habes und Gutes occupiren möge, welches Bott in Gnaden ven 
hüten wolle. Und weil allerhand Mangel, wie bierbever abe 
reitd erwähnt, fonderlih an Munition, Bäumen und Bauhll- 
zern, indem ſchon über 30 Häuſer abgetragen find, und am 
dern nothdürftigen Stüden fi) bei und ereignet, bie Bürger 
ſchaft und Eoldaten audy durch dad langwierige Wachen auf ben 
Poften bei Tag und Nacht, in ungeſtümem Wetter und der que 
Gen Kälte abgemattet und theild krank und befchddigt, theils 
derftorben find, und der fo lange erwartete Succurd zur: Zeit 
auch im geringften nicht zu vermerken iſt, ja von Einigen überhaupt 
daran "gezweifelt werden will, weil nach der Außfage der einges 
brachten Gefangenen die kaiſerlichen Wölfer in Böhmen auf:2O 
Meiten Wegs zerftreut liegen, und es alfo mit und ad exirema 
gefommen; ald haben wir E. Eh. Durchl. unfern in die Länge 
nicht beftehenden Zuſtand unterthänigft zu erfennen geben und 


— 1000 — 


höchſten Fleißes bitten wollen, uns mit Churfürſtlich treuem lan: 
deöväterlihem Rathe und gnädigfter fchleunigfter Reſolution, 
wie wir und in folhen Ertremid verhalten und be: 
zeigen follen gnäbdigft verfehen zu laſſen. Ein gleiches Schreis 
ben um die fchleunigfte Hülfe, denn nur dieſe könne die Statt 
retten, erging Ddenfelben Tag auch an Piccolomini. Während 
dem war man in der Stadt unabläjlig bemüht, auf jeden Feint, 
welcher fi etiva auf der alten Breſche in der Höhe merken ließ, 
fofort Feuer zu geben und ihn fo wieder abzutreiben. Auch aus 
den Thürmen erfolgte durdy Handgranaten, welde man in der 
Statt aus Zinn und Meifing gegoffen hatte, die trefflichfte Ge: 
genwehr und die drei feindlichen Minen, von welchen die eine 
gegen die alte Breſche, eine andre berfelben zur rechten Hand 
und eine dritte links am Peter&thor gegraben worden war, gingen 
meift, wenn man fie fpielen ließ, zurüd und erfchiugen die eige 
nen Soldaten. Obwol daher an diefem Tage bereit 100 Manu 
Stweden zum Sturme bei den Laufgräben bereit fanden, zogen 
fie ſich doch durch die erwähnten Sranaten und die dadurch ber: 
beigeführten Verluſte abgefchredt wieder zurüd. 

Den nühften Tag ald am 4. Februar fuhr Torſtenſon fort 
das Petersthor zu befchießen, um den dortigen Thurm zu fällen 
und dad Nondel zu befteigen. Es fielen bier von früh 9 Uhr 
bis Abends um 5 nicht weniger als 365 Schüſſe. Auch hatte er 
unter dem Feldgefchrei: Gott wird helfen, dad Rondel an dieſem 
Tage zweimal erftiegen und an 200 Dandgranaten in daflelbe 
geworfen. Dennoch wurde er aus der Gallerie, welche im Hiu⸗ 
tertheil des Rondels fland und gut verwahrt war, immer wie 
der männlih und mit ziemlihen Xerluft an Gemeinen und 
Difizieren zuridgetrieben. Nie noch batte er aber während ber 
aanzen Belaaerung die Bürger mit fo vielen und großen Feuer 
ballen und Granaten geängitist ald diedmal, indem er binnen 
2 Stunden an 530 in die und jene Gegend der Stadt und fo 
weit ſchleudern ließ, daß einige derfelben felbft an der Domkir⸗ 
de niederfielen. Indeſſen wurden tod alle ohne zu zünden ge: 
löſcht und feinem Menſchen weiter Schaden gethan, außer daß 
bei dem heftigen Schießen zwei Perfonen getödtet und zweie ‚new 
wuntet wurden. Unter ben erfteren befand id Giegmumb Bir 





. 


— 1008 — 


liger von Dresden, welcher wegen feiner: Xetilleriefenntuig. fahg 
gefchägt war. Diefes Schießen dauerte benn auch die ganz 
Nacht, jedoch nicht mit ſolcher Heftigkeit fort. Die Folge won 
alle dem aber war, daß der Feind fo ziemlich in den Beſitz be} 
Rondeld kam. Die Belagerten fuchten fih nun durch die Gier 
weiterung bed Grabend hinter dem Thore und durch Anlegung 
eines neuen Abſchnitts ‚hinter dem vorigen ficher zu ſtellen. Grab⸗ 
das wollte aber ber Feind durch fein Schießen die Nacht hindurqh 
verhindern. Hatte er num auch dieß nicht vermocht, ſo beguttte 
er doch den barauf folgenden Senntag (ten 5. Febr.). Aut, um 

feine Laufgräben zu verlängern, die $uttermauern nach ben 

chen zu zu burchlöchern und Musketiere hineinzulegen, im Bxge 
ben aber durch Fachinen und Breter fich fo zu verbauen, 

man ihm bier nicht weiter beifommen und durch Ausfälle Gcae 
den thun konnte. Abends ließ er dann noch. Handgranaten, n 
die Brefhe und ben Petersthurm fchleudern und viel Biöfhefz. 
und Stroh berbeifchaffen und über die im Rondel gefeiten. Me: 
dartierfäften werfen. Die Bergleute zogen nun zwar an 4 Schal 
davon in die Stabt, gleihwol war noch fo viel geblieben, daß 
von den Feuer, welches der Feind mit ihnen früb um 6 Uhr 
anzündete, ber eine Kaften auf dem Rondel fo wie dab hal 
were im Peteröthorthburm in Brand gerietb und mei 
wegbrannte. Am Ende wurde man aber doch bed Feuerß 
fleißiged Löoſchen nohb Herr. Die Lage der Stabt war ieh 
dadurch, daß ein Thurm nad) dem antern aufgegeben wecken 
mußte, immer fchwieriger geworden. Schweinik ſchrieb besbafh 
am 6. Zebr.: Hiermit wird Eure Ercellenz berichtet, daß ib 
bis dato noch hart belagert bin und der Feind mit feinem Ag 
procdhiren und Miniren je länger je näher kommt, auch die feſten 
Zhürme, Streidywehren und Flanquen an ter Peters Port, miz 
benommen, viele Minen fpringen laſſen und Granaten eingewes 
fen. Fänget auf das neue an mit halben Kartaunen zu ſchie⸗ 
Ben, um noch etliche Thürme zu flürzen, alſo daß ich ihm num 
nicht viel mehr thun kann und beruhet Alles auf dem Succurß 
Defto mehr Ehre macht es ihm und feiner Pflichttreue, daß er 
trog dem den Aufforberungen zur Uebergabe, welche nody au 
dem nämlidhen Tage an ihn ergingen, fein Gehör gab... GB 





















— 1000 — 


batte nämlich Zorftenfon, welcher theild Mangel an Kugeln litt, 
theild von den hurfächjifhen Truppen aus Dresden, Großenhain, 
Zwidau und andern Orten, theils burch die Nachrichten von den 
bei Saaz zufammengezognen Faiferlihen Xruppen beunruhigt 
wurde, am 6. Februar früh um 9 Uhr feinen Generalabjutanten 
Rebenſtock nebft einem Trommelſchläger abgefandt mit dem Er 
bieten, dem Commandanten und feinen andern Offizieren wie den 
Soldaten einen guten Accord zu geben, auch die Bürgerfchaft 
mit einer leiblichen Garnifon zu belegen. Weil er jedoch hierauf 
Peine befriedigende Antwort erhielt, hatte er gegen 3 Uhr Nach: 
mittags denfelben Offizier nochmals abgefandt und ihm folgendes 
Schreiben an den Commandanten mitgegeben mit dem Begehren 
daffelbe der ganzen Stadt mitzutbeilen,; was aber nicht geſchah, 
fondern nur Einzelnen in Geheimen zu wiflen getban ward. 
Das Schreiben felbft lautete: A Monsieur, Monsieur le Lieu- 
tenant Coloncl Schweinita Commandeur ä Freibergk. 
Wohledler, Zefter und mannhafter Herr Obriſter Leutenant 
und Commandeur. 
Dhne weitläuftig Anführen ift demfelben guter Maßen wiffend, 
weögeftalt ih nunmehro zu zwei unterfchiedlihen Malen, nad 
dem man Ihm mit gehörigen Kriegöceremonien fo nahe gekom⸗ 
men, daß Er mit Räſon bie Stabt länger nicht zu halten vers 
mag, und damit nicht unfchuldiges Blut vergoffen werden möge, 
einen reputirliden und foldhen Accord anbieten laffen, daß Er 
davon Ehre haben und bie Stadt fammt der Bürgerfchaft das 
neben confervirt bleiben fönnten. Nachdem ich aber von meinem 
zu Ihm Abgefertigten berichtet werde, daß Er noch einen als 
ben andern Weg, da Er fich doch Feines Entfages zu getröften, 
auf Seiner DOpiniaftrate beharren und ohne einige Gonfideration 
die Stadt und ganze VBürgerfhaft in die Ertremitäten, wodurch 
derofelben Außerftier Ruin unumgänglich erfolgen muß, zu fegen 
gemeinet; als habe ih Ihm ſolches hiermit zum dritten und 
legten Mal fchriftlih zu Gemüthe führen und ferner zu bedenken 
vor Augen ftellen wollen, ob Er in Anfehung, weil es num 
mebro auf das höchſte mit der Stadt gefommen und nebft gött⸗ 
licher Hülfe mir diefelbe nicht entgehen kann, einen ehrlichen 
Accord zu acceptiren gemeinet fei oder nit? Da Er denn uud 
64 


— 1010 — 


die Seinigen nicht anderd als Cavaliers, und die Soldaten, auch 
die Bürger gleichergeftalt alfo gehalten werden follen, daß fie es 
gleich andern bishero eroberten Städten zu rühmen Urfache has 
ben mögen. Würde aber der Herr Obriflfeutenant noch ferner 
auf feiner vorgefegten irräfonabeln Intention beharren, die Bür⸗ 
gerfchaft auch zu weiterer Gegenwehr beftärken und etwa vermel« 
nen, auf allen ſich zufragenden Fall auf das Schloß, die Thar⸗ 
me ober fonft wohin fi zu reteriren und alfo dann einen Ac— 
cord zu erlangen; hat ber Herr Obriftleutenant ſich dieſes gänzs 
lich zu verfehen, daß nicht allein die Stadt und Bürgerfchaft 
mit Feuer und Schwert wird zu Grunde gerichtet, fontern auch 
Weib und Kind nicht verfchonet und alſo verfahren werben, daß 
andere obflinate Derter ein Erempel daran haben follen, auch 
der Herr Obriftleutenant felbft, weil er einzig umd allein Urſache 
an dem unfehuldigen Blute, fo vergoffen werden möchte, und 
er feine gütlihen Offerten annehmen will, nicht als ein Gavalier 
wird tractirt werden. Und hoffe ich auf alfo erfolgende Erfremis 
täten vor Gott und aller Welt entfchuldiget zu fein, erwarte 
bierauf Seine fehriftliche Fategorifhe Refolution, Datum vor 
Sreiberg, ben 6. Februar 1643, Linnard Zorftenfon. Auf dies 
ſes Schreiben ift kurz darauf vom Commandanten folgende Ants 
wort ergangen: Hochwohlgeborner Herr, Hochgeehrter Herr Feld ⸗ 
marſchall. Eurer Excell. an mich Abgelaffenes ift mir wohl wor 
den. Daß Diefelbe mir die Gnade gethan zur Quittirung 
meiner von dem Durchlauchtigſten Churfürften zu Sachfen u. f. w, 
meinem gnädigften Herrn, mir anvertrauten Pofto einen repu⸗ 
J tirlichen Accord anerbieten zu laſſen, habe ich mich zu bedanten. 
Daß nun E. Ercell. in den Gedanken ftehen, als wenn es ſo 
weit gefommen, daß die Stadt der Eriremität nicht vorzubehal ⸗ 
ten, und dann fernerweit die Bedrohung, Weib und Kind nit 
zu verfchonen fondern alles mit Feuer und Schwert zu ruiniren 
gemeinet, kann Derofelben ich aus billigem Reſpeet unbeants 
wortet nicht laſſen, daß hiefige Stadt Freiberg von höchſtgedach ⸗ 
ter Churfürftl. Durchl. zu Sachſen u. f. w. mir dergeftalt anbes 
fohlen, ſolche wider alle Gewalt zu manuteniren und fo Lieb 
mir mein Ehr und Hals fei, ohne Dero Vorwiſſen mid Feines 
andern bewegen zu laffen. Was num E, Ereell, von Ihren 


— 111 — 


Unterbabenben wollen obferviret haben, werden Sie mir in die 
fem Paflu mehr zum Ruhm ald Spott zu Statten kommen lafs 
fen. Die Stadt an fich felbft ift in dem Gedanfen, daß fie wis 
der das Reich Schweden oder €. Excell. dad Geringfte nicht ges 
fündiget, dannenhero weil fie nicht mehr thun ald der Pflicht 
ihrer von Gott vorgefesten Obrigkeit nachleben, tröften fie fich, 
dag E. Ercell. ein Chrift und eine Seele haben, die vor Gottes 
Richterſtuhl der bös angedrohten Erecution und des unfdhuldigen 
Blutes würden Rechenfhaft geben müfjen, wo wider zu Gott 
fefted Hoffen und Ihrer Churfürftl. Durchl. flarf vertröfleten 
Succurfes e3 zu einer Force fommen folte. Meine wenige Per- 
fon betreffend, daß E. Ercell. diefelbe nicht al8 einen Gavalier 
tractiren wollen, obwol es mir ſchmerzlich faͤllet, indem ich mich 
ungerühmet von Jugend auf Ehr und Redlichkeit befliſſen, daß 
meine gute, Eoltaten übliche Intention mit Edimpf follte be; 
lohnt werden, will ich doch feſten Vertrauens leben, E. Ercell. 
werden Dero weitberühmte Difceretion an mir nicht laffen finken, 
fondern vielmehr dad, wa3 zu loben, dem, wa3 zu fdhänden, 
vorzuzichen wiflen, und habe alfo ohne erpreflen Ihrer Churf. 
Durchl. gnadigiten Befehl ich das wenigfte hier zu vergeben, 
muß e3 dahin laffen, was Gottes Allmacht fhiden und E. Excell. 
zu fernerweit Ihrer Verantwortung vornehmen wollen. E. Er- 
cell. außer Herren Dienfte u. f.w. Freiberg ten 6. Febr. 1643. 

Der Feind fuhr von nun an unverdroflen fort fein Augen; 
merf auf das Peterdrondel und deſſen Einnahme zu richten. Gr 
ließ deshalb fort und fort Zlößs und Reißholz und Stroh ber: 
beifchaffen und vor die Gallerie werfen, um es hernach anzubren: 
nen, wahrend die Bergleute eben fo emfig bemüht waren «8 
durch Durchſchläge aus ihren Gegenminen in die Stadt zu zie: 
ben. Am 7. Februar hatten fie aub wirklich an 18 Schock 
in die Stadt hereingezogen und für jete3 Echod beim Verlauf 
1 Thaler befommen. Leider blieben aber immer noch 22 Zu 
der zurüd, welde dann ſchwediſcher Seit angezündet, doch 
von den Bergleuten glüdlic gelöicht wurden. Bei Tiefer Gele: 
genheit jolien zugleich durch die geworſenen SHandgranaten nicht 
wenig Feinde geblichen fein, trogdem daß zur Unterftügung der 
Angreiienden von Xorftenion noch eine neue Batterie bieffeiss 

64? 


— 1012 — n 


der Viehgaſſe gegen das Petersthor zu angelegt tworben war. 
Als aber der Feind am 9. Februar zwei Minen unter dem ge» 
dachten Rondel fpringen ließ, die eine das Nondel öffnete, bie 
andere die Käften über den Haufen warf und bie Gallerie im 
Rondel fo verdedte, daß 5 Perfonen bavon verfielen, wurde 
nun das Rondel von ihm fchnell genommen, und eben fo eilig 
der von außen niebergefchoffene und offene Thorthurm exfliegen 
und mit Musketieren beſetzt, welche darauf die Peteräftraße be: 
ſchoſſen und die nächften Poften und Abfchnitte am Thore im 
Bwinger mit Hanbgranaten und Steinen vielfeitig beunrubigten. 
Zugleich wurde von den Schweden oben auf dem Thurme eine 
Bruſtwehr angelegt. In ber Stadt hingegen fuchte man fofort 
aus einer auf ber Peteröftraße bei dem Röhrkaften errichteten 
Batterie, in welcher man erft ein fechöpfündiges und bie Darauf 
folgende Nacht noch ein zwölfpfündiges Geſchütz aufftellte, die 
Bruſtwehr zu jerftören und zwang auch ben Feind wirklich fich 
in dad Gewölbe darunter zu begeben. Nicht minder wurden 
ſchnell alle Häufer auf der Peteröftraße durchbrochen und mit 
Musfetieren beſetzt. 

Se näher jetzt die fo lange durch bie rühmlichfte Tapferkeit 
abgewendete Gefahr einer gewaltfamen Einnahme der Stadt rüdte, 
dag wol Mancher bereits verzagte und fich fchon das Gerücht 
verbreitete, Freiberg fei erobert, deſto erwünfchter mußten zwei 
Schreiben von Piccolomini fein, welche von diefem am 5. oder 
nach neuem Stil am 15. Februar abgefaft waren und am 10. 
(20.) über Dresden hier anlangten. Im benfelben ivar nämlich 
die gewiffe Verfiherung enthalten, daß berfelbe mit ber Baifers 
lichen Armee innerhalb ſechs oder zum längften in 8 Tagen auf 
dem Gebirge fein werde, um die Stadt mit dem Beiltande Got 
te8 vom Feinde zu befreien. Er werde bei feiner Ankunft Abenbs 
oder Mitternachts in Lichtenberg durch eine Streifparthie zum 
Zeichen feiner Nähe ein oder brei Häufer in Brand fteden und 
fobald er auf der Höhe der Berge fei, Morgens mit 6 Stüden, 
komme er näher, mit '3 Stüden die Loſung ſchießen Taffen. 
Schließlich, heißt e5 dann weiter in dem Schreiben an den Com⸗ 
mandanten, verfihere ih Ihm im Namen Ihrer Faiferl, Maf. 
und Sr. Erzhzgl. Durchl., daß der gute Dienft, fo nicht allein 


— 1013 — 


‚Derofelben fondern auch der Churfürfti. Durchl. zu Sachſen und 
dem ganzen Röm. Reiche von dem Herrn in diefer Belagerung 
erwiefen wird, Ihm zu Seinem beften Aufnehmen gereihen 
fol, damit Andere in dergleichen löblichen Actionen dem Herrn 
nachzufolgen Urfache haben mögen. Das Schreiben an den Bürs 
germeifter aber ſchloß mit den Worten: Und weil ich mit einer 
folden Armee, deſſen der Feind nicht vermeint noch glauben 
wird, in wenig Tagen bei Freiberg arriviren und felbiged mit 
dem Beiltande Gotted zu entfegen verhoffe, als erfuche ich den 
Herrn abermals die kurze Zeit ein Uebriges zu thun und neben 
Seinen fo braven ehrliebenden Mirbürgern ſolchen Pofto bis zu 
meiner Ankunft zu manuteniren und dazu alle zu beberzigen, 
was Sie die Zeit hero fo rühmlich erhalten, um fo wenig age 
nicht zu verlieren, fondern den völligen Ruhm zu erlangen Ihr 
Gewoͤhnliches zu thun und anzuwenden. Gott befohlen. 

Al jedoh ein Tag nad dem andern verging, ohne daß 
der erwartete Succurd erfhien, ald ein Bauer, welcher vier 
Wochen unter den Feinden gewefen war, ausfagte, daß fechzehn 
Regimenter der Kaiferlihen ſchon außen auf dem Gebirge gewes 
fen wären, aber wieder zurüd bis im Wald gegangen feien, da 
fing man allgemein an in Freiberg zu verzagen. Zwar wehrte 
man ſich noch in den nächſten Zagen unverbdroffen gegen den anı 
dringenden Feind, welder jetzt, obwol felbft nicht ohne Furcht 
vor der etwa anrüdenden Pailerlihen Armee, doch befonders bie 
beiden dem Petersthor zunächft gelegnen Poften des Defenfioner- 
leutenant3 Peter Schmohl3 und des bei der Stadt angefeflenen 
und grade anwefenden Hauptmann Caspar Löwens ind Auge ge: 
faßt hatte, und ſuchte durch Gegenminiren vor allen die jeind» 
lihen Minen unwirkſam zu machen. Dieb gelang auch den Berg: 
leuten bei Peter Schmohld Boften infoiern, als fie z. B. am 
10. Februar bier dDurdfchlägig wurden und ber um Mitternadt 
geiprengten Mine des Feindes dadurch ihre Wirkung benahmen, 
und als fie dajlelbe am 11. und 13. Kebruar eben fo glüdlic 
mit andern Minen wiederholten. Als aber der Feind, welden 
man am 10. noch glüdlih dur Dandgranaten von Schmohls 
Poiten zurüdtrieb, nahdem man zugleich feine Werte und Blen⸗ 
den durch angezündete Pechkränze und Stroh zerlöst hatte, bies 


— 1185 — 


den 27. Februar ließ Zorftenfon zumächft noch ehe es recht Tag 
war, bie Artillerie und Bagage und hernach bie ganze Infantes 
vie vom Hospitahwalde weg nad) Kleinwaltensdorf zu ziehen. 
Die Kavallerie ftand zwar noch am Lercenberge, brady aber 
auch bald auf und ging auf der andern Seite der Stabt vorbei 
durch die Loßnig, verfolgt von etlichen ftarfen Truppen: Baier 
lichen Kroaten unter dem Oberften Ritkowitz. Und dieß alles 
geſchah mit folcher Schnelligkeit, daß der ganze Abzug, durch 
welchen Zorftenfon fein gefammtes Geihüt und feine Bagage 
ohne irgend einen Verluſt hinwegbrachte, nicht. Über vier oder 
fünf Stunden dauerte und nad) dieſer Zeit vom Feinde nichts: 
mehr zu fehen wor, ald etwa vier bis fünfhundert Dragoner, 
welche in der Hospitalfire fianden und von hier aus auf bie 
Stadt und die Hinaustommenden fchoffen. Das binderte indefe " 
fen die Belagerten nicht fich ohne Verzug wieder des Thores zu 
bemäctigen und Durch einen Ausfall die feindlichen Batterien 
und Außenwerke anzuzünden und zu vernichten, das Rondel mit‘ 
Schanzkörben zu verfegen, vor die eingefallene Mauer Webartier: 
kaͤſten zu ziehen und die Breſche, fo weit es in der Eile möglich, 
war, zur Gegenwehr wieder zuzurichten, bis gegen. 7 Uhr die 
letzten Schweden das Hospital: verließen und der Armee nadeils 
ten. Die faiferlihen Truppen aber, welche jest mit- 9000 Reiz 
tern, 5000 Fußtruppen und 26 Geſchützſtücken nach und nad) ans 
famen, wunderten ſich nicht wenig, als fie auf der einen Seite 
vor dem Petersihore die niebergeworfene Stadtmauer und bie 
durchlöcherten Thürme und Häufer und auf der andern bie ent⸗ 
gegengefegten Werke und Wehren der Stadt erblidten.. Ihr Füh⸗ 
ver bat ſichs deshalb als eine Vergünftigung aus, mit feinem 
Pferde über die Breſche in die Stadt reiten zu können. Man 
fing nun an demfelben Tage nod an, das Hospital abzufragen, 
fah aber hierbei nicpt ohne fchmerzhaftes Berwundern den Gräueh 
der Verwüftung, welce die ſchöne wohlgebaute und gezierte 
Hospitalkiche, im welcher fi doch Torſtenſon felbft mehrmals 
aufhielt, betroffen hatte. Da ſah man das Grucifir auf bem 
Altare durch Feuer unchriſtlich gefhmäht, die Dede, Emporlix 
he, Kanzel, Bilder, Grabmal und Stühle herausgenommen 
und verbrannt, und die Kirche felbit zum Pferdeftall herabger 





— 1019 — 


würdigt. Die Hospitalhöfe hatten die Belagerten am 29. Dech. 
felbft angezündet. Ebenſo waren auf ben Vormerken und Häu⸗ 
fern vor ber Stadt die Böden abgetragen, die Balfen audges 
fhnitten, Zhüren und Thore ausgeriffen, die Dielen aufgehos 
ben und alles zerichlagen und durchwühlt, dad Meifte auch ganz 
eingeäfhert und in den Gärten die fruchtbaren Obſtbäume weit 
und breit niedergehauen, kurz Alles graufam verwüſtet. Auf 
dem Bergwerke waren die Fahrten vernichtet, der Vorrath am 
Erzen verihüttet, die Werke, Glätte, Heerd und andres in den 
Hütten weggenommen, die Räder und Wellen zerhauen, die 
Deien eingeworfen und die Künfte und Zeuge verbrannt, an 8 
Huthäuier und 16 Kähen niedergeriffen und überall unbefchreibs 
lihen Schaden angerichtet. Waren doch in der Stadt felbft, wie 
der Rath in feinem Schreiben an die böhmischen geheimen Räthe 
berichtet, viele Däufer über den Haufen gefhoflen und ganze 
Gaflen fo durchlöchert, daß ihre Häuſer nit mehr bewohnt 
werten fonnten, und die Etadt die nothdürftigfte Wiederberftels 
lung des ganzen angeridhteten Schadens auf 40000 Thaler abs 
ſchaͤtzte. 

Freilich hatten auch die Schweden viele Verluſte zu bekla⸗ 
gen. Es hatten ſich bei ihnen über 3000 Mann vor der Stadt 
verloren, unter ihnen 1300 Gebliebene und 60 bei den verfchies 
denen Ausfällen Gefangene. Sie nannten daher die Stadt nur 
die Derenjtadt und glaubten, es gehe mit Zauberei zu, daß 
man jie gar nicht einnehmen fönne. An Zorftenion ſelbſt war 
vielfach müntlih und ſchriftlich dad Anſuchen geftellt worden, bei 
ſolchen Umſtänden und der harten grimmigen Kälte fo wie dem 
unſteten Wetter lieber von der Belagerung abzuftehen und bie 
Truppen in die verfprodenen Winterquartiere zu führen. Aber 
da fein Zorn einmal gereizt war, galt ed ihm auch audzudauern, 
und wie Die Gefangenen ausjagten, hatte ihn nicht fowol die 
Furcht vor tem anfommenten Succurs als der dadurch berbeis 
geführte Mangel an Zufuhr bewogen, endlich doch nody abzuzie⸗ 
ben. Mortaine aber, welder den legten Sturm veranlaßt hatte, 
buste den unglücklichen Ausgang bdeffelben im Arrefte. Aug 
Piccolomini, welder am 18, Februar mit mehrern andern vor 
nehmen Zffizieren unter feierlichen Kanonen» und Musketenſalven 





— 116 — 


Nun zweifle ich nicht, den Herren allerfeitö werde mein biefer 
Zage an den Herren Commanbdanten ber Stadt abgegangenes 
Schreiben vorgefommen fein und Sie, welchergeſtalt ich befagtem 
Gommandanten einen güflichen Accord einzugehen offeriret, daraus 
erfehen haben. Derohalben weil mehrvermeldeter Commanbant 
heute die Trommel rühren laſſen, hätte ich zwar vermeint ges 
habt, derfelbe würde nunmehro zu Verhütung ferneren Blutver: 
gießens ein Beſſeres, der Stadt Erträglicheres bedacht und res 
folvirt haben, vernehme aber nun foviel, daß mein gebachtes 
Schreiben bei ihm, wiewol er feine Raͤſon hat den Ort länger 
zu manuteniven, dennoch in gar Feine Gonfiberation genommen 
werben wolle. Und ftelle ich der Herren allerfeits vernünftiger 
Dijudication anheim felbft zu bedenken, ob es einige Kriegärä« 
fon fei, daß bei fothaner Beſchaffenheit ich die begehrte Abs 
ſchickung, viel weniger einen Stillſtand werde bewilligen Eönnen. 
Was die Herren fonften anführen wegen Berwandnif der 
Religion, fo ift zu beflagen, daß Ihrer Geits felbige fo 
wenig beobachtet wird, und wird der Allerhöchfte zu feiner Zeit 
denjenigen, ber hieran Urfahe, wol zu finden willen. Weil 
nun aus biefem allen genugfam zu erfehen, daß bei Ihnen eis 
nige Beliebung nicht ift, dem biervor angebotnen Accorbe ſich 
zu bequemen, alfo werde ich nächſt göttlicher Hülfe mein Bes 
ſtes thun und das unfhuldige Blut auf den Commanbanten 
und beffen Abhärenten anfommen laffen, und hoffe ich für meine 
Derfon vor Gott und aller Welt entfehuldigt zu fein. Habe 
Ihnen dieſes antwortlicy vermelden wollen. Datum vor Freiberg 
den 15. Februar 1643. Der Herren Fr. williger Linnar Tor⸗ 
ftenfon. Eine nohmaliges Anfuchen um Gewährung dieſer Bitte 
mit dem Anführen, daß Torſtenſon ja den Zeipzigern baffelbe 
früher bewilliget habe, blieb unbeantwortet. 

Da fah man noch in derfelben Nacht zu Lichtenberg zwei 
Feuer aufgehen und hörte von derfelben Gegend her einige Schüffe 
aus großen Stüden. Cie wurden fofort als die Raiferlichen 
Lofungsfeuer von den Belagerten freudig begrüßt. Mit fröhli- 
cherm Muthe wurbe jest an weitern Verſchanzungen in ber Stadt 
gearbeitet, die Wehren befeftigt, und ein tiefer Graben hinter 
der Brefche bid an dem durchlöcherten Thurm geführt. Sobald 





— 1017 — 


aber der nächte Zag, nämlich der 16. Februar, angebrochen war, 
bemerfte man, wie der Zeind feine Reiterei zufammenzog und 
in Begleitung von etlichen zwanzig bis dreißig Geſchützſtücken auf 
dem Lerchenberge aufitellte, während daB ganze Fußvolk fih vom 
Hoßpitalwalde her gegen die Stadt zu in Bewegung ſetzte. Bald 
darauf ließ Zorftenfon am Petersthore bei Hauptmann Löwens 
Poſt in der Nähe der geichoffenen Breſche eine Dauptmine von 
2 Kammern fpringen, weldye zwar durch eine Gegenmine etwas 
Luft hatte, aber doch noch fo wirkte, daß die Hauptmauer das 
von in einer Länge von etlichen zwanzig Ellen einflürzte und der 
dabei ſtehende Feuerthurm fo zerfchöllert wurde, daß man jeden 
Augenblid feinem Einfturze entgegenfah, zumal ale ihn ber 
Feind auch noch aus feinen halben Kartaunen befhoß und dabei, 
um bie Gegenbauten zu hindern, viele große centnerfchwere Steis - 
ne, Schlacken, $euerballen und Granaten in die Stadt und bie 
Nähe der Stelle werfen ließ. Trotzdem gelang es aber in der 
Stadt den hinter der geiprungenen Mine gefertigten Graben mit 
Sturmpfählen zu verwahren und auf die niedergeftürzte Stadt⸗ 
mauer grünes Reifig und Bäume zu werfen, bis man fich end» 
lih genöthigt fah, Kömend Gallerie felbft in Brand zu fteden, 
um nur den Zeind, welder fon in die nächfigelegnen Häufer 
brennende Pechfränze warf, abzuwehren. Mit gleihem männs 
lihen Sinne wurden alle Aufforderungen zur Uebergabe, deren 
an diefen Tage dreie erfolgten, abgelehnt und ſtündlich der Ges 
neralfturm erwartet, welcher von Zorftenfon auf die Mitternacht 
feftgefeßt war. Hatte doch der ſchwediſche Feldmarſchall Abends 
feibft die Stadt umritten und zum erften Anlauf ſchon acht Ka⸗ 
pitaind, jeden mit 120 Mann, dann 70 bi 80 Mann, jeden 
mit drei Handgranaten, ferner 70 bi6 80 Mann, jeden mit 
einer Art, und darauf noch an 4000 Marodebrüder commans 
dirt. Die ganze Nacht erwartete man baher in der Stadt mit 
Sreudigkfeit den Feind, die Parole war: Jeſus, Jeſus, Jeſus, 
bis zwiſchen 2 und 3 Uhr ein vor Leipzig gefangener Kaiferlicher 
fih aus dem Stadtgraben in die Etadt ziehen ließ und bier bes 
richtete, der Feind fei zum Aufbruche fertig und bereit in eini⸗ 
gen Etunten abzuziehen. 

Und fo gefhab ed auch. Den 17. oder nach jehigem Stile 


— 108 — 


den 27. Februar ließ Zorftenfon zumächft noch che es recht Tag 
war, bie Artillerie und Bagage und hernach bie ganze Infantes 
‚rie vom Hospitalwalde weg nach Kleinwalterödorf zu ziehen, 
Die Kavallerie ftand zwar noch am Lerchenberge, brach aber 
auch bald auf und ging auf der andern Seite der Stadt vorbei 
durd die Coßnig, verfolgt von etlichen ftarfen Truppen Faifers 
lichen Kroaten unter dem Oberften Ritfowig. Und dieß alles 
geichah mit: folher Schnelligkeit, daß der ganze Abzug, durch 
welchen Zorftenfon fein gefammtes Geihüs und feine Bagage 
ohne irgend. einen Verluſt hinwegbrachte, nicht über vier oder 
fünf Stunden dauerte und nach diefer- Zeit von Feinde nichts 
mehr zu fehen war, als. etwa vier bis fünſhundert Dragener, 
welche in der Hospitalfiche flanden und von hier aus. auf bie 
Stadt und die Hinausfommenden hoffen. Das binderte indefe " 
fen die Belagerten nicht fich ohne Verzug wieder des Thores zu 
bemächtigen und durch. einen Ausfall die feindlichen Batterien 
und Außenwerfe anzuzünden und zu vernichten, das Rondel mit 
Schanzförben zu verfeßen, vor die eingefallene Mauer Bedartier⸗ 
kaͤſten zu ziehen und die Breſche, fo weit es in der Eile möglich 
war, zur Gegenwehr wieder zuzurichten, bis gegen. 7 Uhr die 
legten Schweden das Hospital: verließen und der Armee nacheil⸗ 
ten. Die faiferliben Truppen aber, welche jest mit H000 Reiz 
tern, 5000 Fußtruppen und 26 Geſchützſtücken nad) und nad) ans 
kamen, wunderten ſich nicht. wenig, als fie auf, ber einen Seite 
vor dem Peteröchore die niebergeworfene Stadtmauer. und bie 
durchlöcherten Ihürme und Häufer und auf der andern die ent⸗ 
gegengeſetzten Werke und Wehren der Stadt erblickten. Ihr Füh⸗ 
rer bat ſichs deshalb als eine Vergünftigung aus, mit feinem: 
Pferde über die Breſche in die Stadt reiten zu Binnen. Man 
fing nun an demfelben Tage noch an, das Hospital abzutragen, 
ſah aber hierbei nicht ohne ſchmerzhaftes Berwundern den Gräueh 
der Verwüflung, welde die ſchoͤne wohlgebaute und gezierte 
Hospitalkirche, in welcher ſich doch Torſtenſon felbft mehrmals 
aufhielt, betroffen hatte. Da ſah man das Cruciſix auf dem 
Altare durch Feuer unchriſtlich gefhmäht, die Dede, Emyorlir 
de, Kanzel, Bilder, Grabmal und Stühle herausgenommen 
und verbrannt, und die Kirche felbjt zum Pferdeſtall herabge: 








— 119 — 


würdigt. Die Hospitalhöfe hatten die Belagerten am 29. Dech. 
felbft angezündet. Ebenſo waren auf den Vorwerken und Häu⸗ 
fern vor der Stadt die Böden abgetragen, die Balfen audges 
fchnitten, Thüren und Xhore audgeriffen, die Dielen aufgehos 
ben und alles zerichlagen und durchwühlt, dad Meifte auch ganz 
eingeäfhert und in den Gärten die fruchtbaren Obflbäume weit 
und breit niedergehauen, furz Alles graulam verwüſtet. Auf 
dem Bergwerke waren die Sahrten vernichtet, der Vorrath an 
Erzen verjchüttet, die Werke, Glätte, Heerd und andres in den 
Hütten weggenommen, die Räder und Wellen zerhauen, bie 
Defen eingeworfen und die Künfte und Zeuge verbrannt, an 8 
Huthäufer und 16 Kähen niedergeriffen und überall unbefchreibs 
lihen Schaden angerichtet. Waren doc in der Stadt felbft, wie 
der Rath in feinem Schreiben an die böhmischen geheimen Räthe 
berichtet, viele Däufer über den Haufen gefhoflen und ganze 
Gaflen fo durdlödert, daß ihre Häuſer nicht mehr bewohnt 
werten konnten, und die Stadt die nothdürftigfte Wiederberftels 
lung des ganzen angerichteten Schadens auf 40000 Thaler abs 
ſchätzte. 

Freilich hatten auch die Schweden viele Verluſte zu bekla⸗ 
gen. Es hatten ſich bei ihnen über 3000 Mann vor der Stadt 
verloren, unter ihnen 1300 Gebliebene und 60 bei den verjchies 
denen Ausfällen Gefangene. Sie nannten daher die Stadt nur 
die Derenitadt und glaubten, ed gebe mit Zauberei zu, Daß 
man fie gar nicht einnehmen fönne An Zorftenfon felbf war 
vielfach mündlid) und ſchriftlich das Anſuchen geftellt worden, bei 
foihen Umjtänden und der harten grimmigen Kälte fo wie dem 
uniicten Wetter lieber von der Belagerung abzuftehen und bie 
Truppen in die verfprodenen Winterquartiere zu führen. Aber 
da jein Zorn einmal gereizt war, galt ed ibm auch audzudauern, 
und wie Die Gefangenen ausfaaten, hatte ihn nicht fowol die 
Furcht vor tem anfommenten Succurs als der dadurch herbei⸗ 
geführte Mangel an Zufuhr bewogen, endlich doch noch abzuzies 
ben. Mortaine aber, welcher den legten Sturm veranlaßt hatte, 
büßte den unglücklichen Ausgang deffelben im Arreſte. Auch 
Piccolomini, welder am 18. $ebruar mit mehrern andern vor 
nehmen Tffizieren unter feierlichen Kanonen» und Musketenſalven 


— 1090 — 


ſeinen Einzug in die Stadt hielt, wunderte ſich nicht wenig, wie 
man einen ſolchen Ort fo lange gegen einen, dermaßen mächtigen 
und grimmigen Feind habe halten können. Er erbot ſich daher 
aud die Standhaftigkeit, den Fleiß und bie tapfere Gegenwehr 
der redlichen Garnifon und getreuen Bürgerfchaft bei der kaiſer— 
lihen Majeftät ebenfowol wie bei der churfürſtlichen Durchlaucht 
zu Sahfen zu rühmen und verließ noch benfelben Tag, nad. 
dem er zuvor bad hurfürftliche Begräbniß befichtigt hatte, bie 
Stadt. 

Sonft hat man, fährt Moller fort, in der Stadt nicht 
allein alsbald nach Aufbruch des Feindes Gott den Herm in ges 
haltenen Betftunden für die erzeigte Hülfe und Rettung gelobet 
und da3 gewöhnlihe Te Deum laudamus mit herzliher Freube 
und Andacht gefungen, fondern es ift auch hernach den 20, Febr. 
ein befondres Dankfeft deswegen angeftellet und in allen. Kirchen 
hochfeierlich begangen worden, da denn neun Prebigten gefchas 
ben und früh bei der Amtöpredigt der 126: Pfalm: Wenn der 
Here die Gefangene Zion erlöfen wird, fo werden wir fein wie 
die Träumenden u. ſ. w., Nachmittags aber die Worte aus dem 
Propheten Jeſaias c. 41. 0.8. „Du aber Israel mein Knecht‘ 
bis auf die Worte v. 13. Fürchte dich nicht, ich helfe dir u. |. w. 
erflärt und vor und nad den Predigten mit allerlei Inſtrumen⸗ 
ten lieblich mufiziret und der göttlihen Majeftät für allergnäs 
digft erwiefene Hülfe, Schu& und Erlöfung von Herzen gedankt 
wurde. Dabei ift zugleich angeordnet worden, daß dieſes Dans 
feft, fo lange die Stadt nad Gottes Willen ftehen möchte, den 
17. Februar oder nächft darauf folgenden Sonntag jebes Jahr 
feierlich begangen werde Gott zu ſtetem Preife und Lobe, den 
Nachkommenden aber zur Erinnerung und zum Gebächtnig an 
eine fo harte und hoͤchſt gefährliche ausgeftandene Belagerung. 

So wurde diefe Belagerung mit demfelben religiöfen Sinne 
befchloffen, mit welchem fie beftanden worben war. Denn wenn 
die Feinde am Heftigften anftürmten, wenn ringsum ber Dons 
ner der Kanonen widerhallte, da tönten auch die Gloden ber 
Kirchen und Elangen oft in den Ohren der Schweben wie bie 
Beichengloden für ihre gefallenen Brüder. Da eilten dann alle 
die, welche der Kampf nicht auf feine Wahlſtatt rief,  abgelebte 





— 11 — 


Greife, beforgte Mütter und unmündige Kinder in die Gottes: 
bäufer und flehten unter Thränen und Wehllagen um den gött: 
Iihen Schub für ihre Wertheidiger. Konnten fie aber in ihrer 
ängftlihen Eile oder vor Ermattung die geheiligten Etätten nicht” 
erreihen, da lagen fie wol auch auf öffentlihem Markte und 
den Straßen auf ihren Knieen und baten in lauten Klagen den 
Himmel um baldige Errettung. Der Churfürft felbft unterließ 
nie in feinen Schreiben die Beängftigten fort und fort zu fleißi⸗ 
gem Gebet zu ermahnen und fie aus den bisherigen Erfolgen in 
ihrem Gottvertrauen zu beftärfen. Es wurden daher auch von 
dem Superintendenten Sperling brei bis vier Betſtunden täglih 
angeordnet und außer ihnen vom VBeöperprediger Glafer für bie 
Krieger täglich zweimal und zwar oft mitten auf dem Kampf⸗ 
plape und fo daß es die Zeinde hören fonnten, Stunden froms 
mer Andacht gehalten. Kein Wunder war ed demnach, daß man 
in jeter auffallenden Naturericheinung ein Zeichen der göttlichen 
Gnade zu erbliden glaubte Denn faum war der Feind mit 
feinem erften Deerhaufen vor der Stadt erfchienen und hatte feine 
Machen aufgeitellt, als man in der Zeit de härteften und uns 
geitümiten Winters einen fhönen Regenbogen ſich über die Stadt 
binziehen ſah und ihn bier freudig als eine günftige Vorbedeu⸗ 
tung begrüßte. Als aber die Stürme ded Winters immer hefti⸗ 
ger wuͤtheten, als gewaltige Gewitter ihre Blitze in die Werte 
der Feinde fchleuderten, ald ed Blut und Feuer in dem Lager 
der Schweden regnete, und diefes jelbft die Mähnen ihrer Pferde 
verfengte; da wollte man bald zu beiden Eeiten des Monds feus 
rige Kugeln mit rothen brennenden Strahlen bemerft, bald ein 
großes ſchwarzes Kreuz in der Richtung nach dem genannten La⸗ 
ger zu geliehen und daraus erfannt haben, durch weflen Hülfe 
allein der Sieg zu erreihen fei. Und als die Schweden am Tage 
vor ihrem Abzuge während des beftigften Feuers ihrer Geſchütze 
eine weiße Zaube über dem Veteröthore und deſſen Rondel ſchwe⸗ 
ben fahben, glaubten aud fie an Zauberei und übernatürlide 
Hülfsmittel Der Belagerten. 

Durch dieſes alles wurde der Muth ber Echweben nieder 
gedrüct und der der Belagerten fo gehoben, daß fie eine faR 
achtwöchentliche Belagerung gegen einen Feind auöhielten, weis 


— 1 — 


cher bei Breiſach, Regensburg, Glogau, Leipzig und andern 
Orten hinlänglich bewieſen hatte, wie er wol auch feſtere Pläbe 
als diefe blofe Landftadt ohne Wälle und Auffenwerfe einzunch« 
men verfiche. Und ſiehe da, der mächtige Torftenfon hatte mit 
allen feinen Laufgräben, Schiefen, Feuern und Steimverfen, 
feinen 112 Feuerballen, 200 Handgranaten und feinem vierzehn 
fpielenden Minen und heftigen Kanonaden (einige hatten 4500, 
andre 5399 Schüffe aus Kanonen gezählt), in 7 vollen Wochen 
nicht mehr bewirkt, als daß er ein Stüd der Ringmauer nie: 
derlegte und das Petersthor nebft dem nahgelegnen Thurm und 
Swinger in feine Hände befam. Wie unverdroffen thaten aber 
auch die Belagerten ihre Schuldigfeit, wie behaupteten fie oft 
fünf und mehrere Tage und Nächte hinter einander ununterbros 
| den ihren Poften, mochte gleich fo Mancher an ihrer Seite nicht 
wieder nach Haufe kehren. Bählte man doch allein an 75 Des 
fenfioner, weldye in dem Kampfe geblieben waren, um nicht 
von den Verwundeten zu fprechen, deren Zahl an 125 betrug. 
Ja, als es endlich aufs Aeußerſte gekommen war, als Torſſen⸗ 
fon der Stadt die beſten Wehren und Flanken genommen, „und 
die Hauptmauer zum Einfturz gebracht hatte, und als num zwi⸗ 
fen ihm umd der Stadt fich blos noch etliche hölzerne Abfchuitte 
amd zum Theil zerfiörte Gallerien befanden, als da von dem ers 
bitterten und gewaltſam hereinbrechenden Feinde nichts als ber 
Tod und die gänzliche Verwüſtung und Zerftörung der Stadt 
zu erwarten fand; da hat dennoch Keiner den Kampfplatz vers 
laffen oder fich muthlos gezeigt, fondern es hat ſich vielmehr Jeder 
herzhaft zu der beharrlichften Gegenwehr geftellt und eher alles 
leiden und dulden wollen, als daß er treuloſer Weiſe die Gtabt 
wider den Willen feines Landesfürften dem Feinde hätte übers 
+ geben mögen. Sonderlich haben fi der Rath und bie Bürgers 
ſchaft mehrmals, auch nod während ber letzten Tage bei ber 
größten Gefahr gegen den Gommandanten erboten Gut und Blut 
dran zu fegen und nimmermehr ihrem Eide oder dem herrlichen 
Beifpiele ihrer berühmten Vorfahren untrew zu werden. 
Trefflich unterftüst wurde diefer gute Geift der Einwoh⸗ 
nerfhaft durch die Mafregeln des Raths, mit welchen er jer 
der etwa beabfichtigten Vertheuerung der Lebensmittel für Mens 





— 108 — 


fhen und Vieh Präftig entgegentrat. Gin gewifler Lange 3. B. 
welcher etwas der Art verfuchte, wurde nicht blos vom Rathe 
um 20 Thaler beftraft, fondern auch auf der Kanzel in einer 
Strafpredigt heftig mitgenommen. Daher fam e3 aber aud, 
daß der Preid des Getraides, ber Getränfe und des Fleifches 
ganz derfelbe blieb wie vor der Belagerung, was beim Fleiſche 
um fo bemerfendwerther war, als man den Verluft an Vieh 
während berfelben auf 800 Stüd anſchlug. Selbſt Wildpret, 
wenigftend Rebhühner und Hafen mangelten nicht gänzlib, da 
man fich diefelben vor und in dem Stadtgraben ſchoß. Ja Mol: 
ler erzählt, zur Noth habe man wol audy ein Eilen von frifchen 
Forellen befonımen können. Für das nöthige Mehl wurde durch 
die zwei Waflermühlen an der Münzbach in der Stadt und durch 
die Roßmühle gelorgt. Die Kestere hatte allein über 700 Scheffel 
Korn für den Rath gemahlen, welches fodann zu Commisbrod 
verbaden an die armen Bürger, Bergleute, Maurer, Zimmer: 
leute, Bauern und Gefangenen in den Stodhäufern audgetheilt 
wurde. Außerdem waren auch noch Zag und Nacht ununters 
brohen 26 Handmühlen in Bürgerhäufern in Bewegung. Für 
Waller endlich war gleihfalls geforgt. Nicht nur hatte man fich 
beim Antange der Belagerung einen bedeutenden Worrath von 
demfelben in einer Menge von Gefäßen eingelegt, ſondern «8 
blieb ter Stadt, als ihr der Feind die meiften Röhr: und Rin- 
nenwaller benommen hatte, außer ter Münzbadh und einigen 
Quellen in der Stadt, aud noch hier und da ein Roͤhrwafſer, 
welches der Feind nicht hatte auffinden können. 

Mo aber, mie hier, im einer belagerten Stadt der Mans 
gel nicht einzieht, da läßt fih auch am erften ber Muth und bie 
Bereitwilligfeit der Einzelnen fihb und ihre Neigung dem all 
gemeinen Beten unterzuordnien erhalten. Daher denn wähs 
rend der ganzen Belagerung ter Zmwielpalt zwiſchen den einzel. 
nen Ständen ſchwieg und das herzliche Einvernehmen, wie es 
zwifhen dem Gemmandanten Schmweinig, dem Berghauptmanz 
Schönberg und denn Bürgermeifter Echönleben ſtattfand, aud 
auf die ihnen Untergeordneten überging. Die Noth felbit zwang 
fie zu eintrichtigem Handeln. Kaum ſchwiegen jedody die Ges 
ſchüßze des Feindes, kaum waren bie erflen age ber Freude 


— 1M — 


über die endliche Befreiung vorüber, da brachen auch im Ins 
nern der Stadt die Streitigkeiten wieder aus. Die Bürger vers 
langten Einficht in die Nechnungen über ben Kriegsaufwand (bie 
fogenannten Gontributiondgelder) und Einfprade in die Art und 
Weiſe ihrer Vertheilung. Der Rath wehrte ſich dagegen, Fonnte 
es aber doch am Ende nicht verhindern, daß die, georbnere Koms 
miffion am 29. Jan. 1644 beftimmte, es follten künftig bei diefen 
Eontributionen und deren Verwendung drei von ber Commiſſion zu 
wählende Bürger zugezogen werden, Einige Jahre darauf (1646) 
brachte es fodann die Bürgerfchaft im Verein mit der Knapps 
ſchaft dahin, daß fie felbft zu diefem Behufe 12 Bürger (3wöl- 
fer) wählen durfte, von welchen je ſechs und ſechs von Quartal 
zu Quartal abwechfelten. Weil diefe jedoch zu Zeiten. es nicht 
) an heftiger Einfprache fehlen ließen und ſich namentlich gegen 
die unbilligen Forderungen de$ Commandanten nicht eben nach⸗ 
giebig zeigten, befam fchon am 25. Juni 1647 bie Commiſſion 
die Weifung, daß fie jene Bürger wählen folle, bis es endlich 
durch den Widerfpruch der Gemeinde dahin gebracht wurbe, daf 
vom 13. Decbr. 1647 an die Bürgerfchaft felbft zwarıben Aus: 
ſchuß ergänzen, ihre Wahlen aber von der Zuflimmung ber 
Commiffion und des Stadtraths abhängig fein. follten, Die 
Bergleute befchwerten ſich, daß fie mit zur Gontribution und 
den Einquartirungslaften gezogen würden, ‚während der Rath 
dagegen unter dem 15. Mai 1643 verficherte, daß fie biefe Bu 
ſchwerde nicht als Bergleute, fondern als angekaufte und. jeß: 
bafte Bürger zu tragen hätten. Doc; wurde auch noch fpäter 
die Verfhonung der Bergleute mit Einquartirung vom Ehurfürs 
ften ausdrücklich anbefohlen. Am feindfeligften aber geitaltete ſich 
in ber Folge das Verhältniß zwifchen dem Rathe und der Garnifon 
unter Schweinigend Befehl. Der Rath Hagte beim Churfürften 
am 27. Mai 1648, daß bie Dragoner die nahgelegnen Gärten 
und Wiefen aushüteten und ausgrafeten, dieß dann verkauften 
und bei dem Schaden, den fie dadurch verurfachten, dennoch 
den georbneten vollftändigen Hafer haben wollten, er Blagte fer: 
ner, daß die Soldaten nicht felten auf die Dörfer gingen, und 
bier fi unbefugter Weiſe unterfingen zu fiſchen und zu krebſen, 
daß fie fi des Nachts von der Stadt ausſchließen liefen umd 


dann den Leuten auf den Dörfern das Ihrige wegnähmen, daß 
fie auch fonft die Menfhen auf der Straße anfielen und ihnen 
ihr Geld und waß fie an Lebensmitteln bei fi hätten, raubten, 
wol auch erft gegen 12 oder 1 Uhr des Nachts beraufcht nach 
Haufe kämen und fodann mit den auf fie wartenden Wirthen 
Zank anfingen, oder unterwegs die Vorübergehenden anfdhrieen, 
mit allerhand Fluchen und Gottedlälterung auf fie zugingen, fie 
mit Titeln wie Scindhunde und dergleichen belegten unb fie 
niederzuftoßen und todt zu flechen drohten. Wir wollten, fchreibt 
der Rath am 13. Juni 1644 an den Ehurfürften, für diesmal 
Eur. Ch. Durchl. herzlich gern mit diefem unterthänigfien Su⸗ 
hen verfchonen, allein ed treibt uns hierzu die höchſte und uns 
umgänglie Noth und das täglihe, ia faft ſtuͤndliche wehmü- 
thige Lamentiren und Winfeln der zum guten Theil blutarmen 
und ohne einige Nahrung elendiglich lebenden Bürgerſchaft. Es 
ft auch notoriih und gewiß, daß ed mit diefer armen Stabt 
noch niemals fo hart und fchledht als anjeko beitellt geweien, in 
gnätigfter Erwägung, daß jetigem Zuflande nad) die zeitberige 
wenige noch übrig gefpürte Nahrung fowie Handel und Wans 
dei vollends ind Stoden gerathen, indem ins und auswendig 
der Zuftand allbier bei der Stadt von Zuge zur Tage kümmer— 
liher und jorglidher geworden, weil wegen der vorm Thore lo: 
girenden Eoltaten faſt nichts mehr ab> nody zugeführt wird, 
auch Niemand großer Unficherheit halber fortlommen fann. In: 
majjen denn vergangnen Pfingfiheiligenabend, als ſich etliche 
Dorfichaften mit ihren bei fihb habenden Wagen und Pferden 
zufammengebalten, fie dennoch nicht unangetaftet forttommen 
fönnen, und gemwaltiamer und böchft feindfeliger Weile von 30 
Schweinik:ifhen Soldaten mit Ober: und Untergewehr in einem 
Holze bei der Langen Rinne etwa !/, Meile Wegs von hier ans 
gefallen und geplündert, unter fie geſchoſſen unb gehauen, da⸗ 
von auch die Salvegarde, fo bei ben Bauern gewefen, in bad 
rechte Bein geichoffen, ingleihen Nicol Zümmeln, einem armen 
Manne von Lidıtenberg, in die Hand geftochen worden. Und if 
ſich höchlich zu beiorgen, Daß dergleichen, weil weder diesfalls 
noch wegen anderer bisher verübten Infolentien ſchlecht Cinfeben 


und Beitrafen zu fpüren gewefen, ferner wol gas aubre lage: 
68 . 





— iO — 
4 


fegenheiten vorgeben dürften. Ja es darf fa Niemand fider 
hinaus vord Thor zu den Seinigen gehen, zu geichweigen, wie 
auf den Feldern, Gärten und Wiefen, fo wie in Fiſchwaſſern 
als auch unfern nabeliegenden, ohnedieß ziemlich ruinirten Dis 
fern von den unbändigen Soldaten haufirt wird, daß ed Get 
zu erbarmen. ine antre Beſchwerde des Raths, welche ex gu 
wiederholten Malen bei bem Churfürften vorbradhte, betzaf den 
von Schweinigen angeordneten Zoll unter ben Thoren, welchem 
alle Waaren aus der Stabt ald Bier, Getraide u. a. m. unten 
worfen waren. Die erfle Klage bierüber war gegen deu Dberfis 
wachtmeifter Muffel, denſelben, welchem ber. Rath, no kurz 
zuvor wegen feiner währenb ber Belagerung bewiefenen Kriegt 
erfahrung einen künſtlichen Becher fchenten wollte, - genichtet und 
wurde von dem Ghurfürften zu Gunflen ber Bürger entſchieden. 
Trotzdem blieb der Zoll, weil Muffel die Wiederkunſt Schweis 
nigend abzuwarten beſchleß und dieſer ſich durch feine Verbis 
dungen bei Hofe fo wie durch Beſtechungen der Secretäre, welche 
der Rath erft fpäter gebührend zu bezahlen verſtand, biefe umet= 
laubte Einnahme fort und fort troß aller churfürftt. Begenhefehle 
zu erhalten wußte. Auf ein Gefuch des Raths vom 10. Sanuar 
1645 um Wegfall dieſes Zolls, erfiärte er daber kurz: vr achte 
es für unnöthig darauf zu antworten, denn er wifle wohl, weh 
einem Öberften bei dergleichen Poften zuftände, und er thäte doch 
noch weniger ald was in feiner Macht wäre. Wolle E. Rath 
aber damit nicht zufrieden fein, fo möchten fie ed ſuchen, we 
fie wollten, er wolle fchon darauf antworten. Es halfen daher 
weder befondre Eriaffe noch allgemeine Verbote, wie teua ein 
ſolches am 1. Eeptb. 1645 ergangen war. Der Ehurfürk drũckte 
nun zwar fein Miöfallen über dergleichen Zermürfnifle aus um tar 
delte es z. B., daß Schweinig die Schlöffer zu ben Pulvervorra⸗ 
then, zu welchen die Muſterherrn nach alter Gewohnheit die Schlüſ⸗ 
fel hatten, gewaltiam erbrechen ließ, gab aber doch meiſtentheils 
dem Kommandanten in feinen Forderungen Recht und ermahate 
ihn bloß biöweilen, wenn er in feiner rohen Weiſe in die Häus 
fer des arg geplagten Raths Offiziere rüden laflen wollte, zur 
Seduld. In fo bittre Keindfchaft hatte fich alfo das frühere eins 
snächtige MWernehmen zwiichen Sommandanten und Rath aufge 


- 9 — 


löſt, durch welches es ihnen doch vorzäglich mit gelungen wer 
den mächtigen Feind von dem Innern ihrer Stadt entfernt zu 
balten. 

Unbefchreiblid groß Hingegen war in und außerhalb der 
Gränzen des ſächſiſchen Landes der Eindrud und die Freude bei 
den Gegnern der ſchwediſchen Macht ob diefer vereitelten Unter: 
nehmung Torſtenſons. In Wien wurde noch denfelben Tag, 
nämlich den 23. Febr. oder nach neuem Stil den 5. Maͤrz, we: 
die Nachricht davon eintraf, Abends in der DHofcapelle auf Ber 
fehl des Kaifer Yerdinands ein feierliche Te Deum laudamen- 
angeftimmt. Daflelbe gefhah Sonntags darauf in Zwickau in den: 
beiden Kirchen fofort nad der Frübpredigt. Dresden brachte 
gleihfalld feine Glückwünſche dar. Der Ghurfürft ließ den Com: 
mandanten Schweinig und Bürgermeifter Schönleben nad) Dres⸗ 
den kommen, um fie bier zu befchenten und mit Abgabenbes: 
freiung zu begnadigen. Namentlich war aber der Kaifer hoch ers 
freut und fchidte nit nur an den Gommanbanten und Rath 
zwei gnädige Schreiben ab, fondern ließ auch Schweinitzen 
eine Kette von 1000 Thaler Gewicht und dem Bürgermeifter 
eine dergleihen von 500 Thaler verfertigen und dem Com⸗ 
ınandanten überdieß irgend ein Gut von 10000 fl. am Werth 
und nah Belieben Erhebung in den Kıeiberrnftand anbieten, ins 
dem er zugleih dem Rathe, der Bürgerfhbaft und dem einge- 
flebten Adel feine befondere Gnade und Gewogenheit verficherte, 
auch den Bürgermeifter Schönteben in den Adelftand erheben zu 
wollen erflärte. Der Rath nun beſchloß forort dieß zu benugen 
und der kaiſerlichen Majeftät mit Beziehung darauf, daß dieſe 
löbliche alte Bergſtadt nah dem eignen Geſtändniß der kaiſer⸗ 
lichen Generale diesmal für dad angrenzende Königreih Böhmen 
und die Erbländer eine rechte fefte Wehre und fiarfe Vormauer 
geweſen fei, weldye ben Feind von feinem vorgebabten Einfalle 
in bdiefe Länder mit ihrem eignen unwiderbringliden Schaden 
abgehalten und der zerfireuten kaiſerlichen Armee Zeit verſchafft 
fi wieder zu fammeln, die unterthänigſte Bitte vorzulegen, daß 
die Krone Böhmen erfllih einen Geldbeitrag zu den Baukoſten 
Der zertrümmerten Feſtungswerke gäbe, daß die Bürger und 


Einwohner der Etadt Freiderg ferner für ſich amd ihre Nadkkems- 
68 |} 





men einen kaiſerlichen Freibrief des Inhalts erhielten, Getraibe, 
Vieh, Lebensmittel, Güter und Waaren aller Art gegen Bor⸗ 
jeigung eines ftädtifchen Geleitöbrief6 ohne einiges Hinderniß und 
Anhalten allezeit zolls, geleitds, ungeld - und mauthirei aud Böoh⸗ 
men heraus und wieder hinein führen zu dürfen und daß bie 
Statt endlich drittend mit einer jährlichen Meſſe und demſelben 
Stapels und Niederlagsrechte wie Leipzig oder Naumburg bes 
bedacht werte. Das letztere Verlangen fcheint jeboch ſchon beim - 
Ehurfürften, dem man dieſe Anträge erſt vorzulegen hatte ,: Au⸗ 
floß erregt zu haben und gelangte darum gar nicht an ben Kai⸗ 
fer. Auf bie andern Geſuche erklärte fi nun zwar der Kaifer 
am 18. (28.) Zuli 1648 fehr gnädig und verſprach fe zu feiner 
Zeit zu beachten, meinte aber vorzüglich in Bezug auf das zweite, 
nämlich die Zoll» und Mauthbefreiung, es hätten fi) trotz ſei⸗ 
ner Geneigtheit dazu bei der deshalb mit den Ständen gepfloge⸗ 
nen Berathung bie erheblichften Schwierigkeiten herausgeſtellt. 
Nicht viel befier erging ed dem Rathe mit feinen Anliegen 
und Vorftelungen bei: dem Churfürften. Diefelben betrafen zu⸗ 
nächſt den Aufwand für die Garnifon, welcher feit ben 12: Mies 
hen, wo fie daftand, ſich auf 10000 Thaler belaufe,. ferner 
bie fchon erwähnten Baukoſten für die Wiederherſtellung bed Pe⸗ 
teröthored und der daran anftoßenden Poften und Stabtmaues, 
und brittend daS Geld, welches theild zu dem Gommidgetraide 
aufgewendet worden fei für die Bergleute, Bauern, Dandwerfs 
burfhe und die zur Vertheidigung und Arbeit nöthigen Lewts, 
ferner zu dem Blei, Zinn und Mefling der Kugeln und Hand⸗ 
granaten, fo wie zu Pulver, Lunten, den Bau» und Sqchwiede⸗ 
toften, endlich zu Holz für die Abfchnitte und Vorſetzkaſten und 
Wachtfeuer der eignen Leute wie der Feinde; wozu an 600 Staͤm⸗ 
me und das Holz von 36 bewohnten und nun eingeriflenen Haͤn⸗ 
fern fowie verfchiebnes Flößholz gebraucht worden fei. Dieſes 
alles zufammengerechnet mit den 200 Schragen Flößholz, weide 
ber Zeind in Brand geftedt habe, betrage allein viele tauſend 
Qulden. Viertens baten fie um die Abberufung Badehorns und: 
endlich fünftens darum, die Stadt mit Munition und etwa 50 
Gentner Pulver zu verforgen. Kon diefen Anträgen wurde ber 
legtere am bereitwilligiten gewährt, ‚indem ber General Piccalſ 





min 15 Centner Pulver und der Churfürft 25 nebft einem flatts 
lihen Vorrath an Zunten bergab. Doch follte fih die Stadt 
auch nicht einmal dieſes Erfages für ihren eignen verbrauchten 
Yulvervorrath lange erfreuen, weil Schweinig bald darauf be: 
bauptete, dad Pulver gehöre ben Soldaten und nicht den Bür⸗ 
gern, und der Shurfürit ihm bierin ‚unter dem 1%. Oktober deſſel⸗ 
ben Jahres Recht gab. Ein anderweit Geſuch des Raths nuns 
mehr den Bürgern ihr frühere Pulver durch neue zu erſetzen 
wurde nicht weiter berüdfidhtigt, ihnen vielmehr auch noch bie 
Unterhaltung des Zeugdiener Bellmanns und mehrerer Büchfens 
meiſter zur Pflicht gemacht. Als man daher im Jahre 1651 das 
vorhandne Pulver der Stadt befidhtigte, um es auf das Erbifche 
Thor zu fcaffen, waren davon nicht mehr als 4 Gentner vors 
handen, dagegen befaß die Stadt noch an 3 Gentner Kugeln, - 
15 Gebund Lunten, 70 zinnerne Dandgranaten, über 700 Pech 
Fränze, ferner eine Menge Zußeilen und Musteten. 

Bat nun die Sadt ferner, um mögliches Unheil zwifchen 
den Soldaten und Bürgern zu verhüten, eilend® um 2000 Dus 
caten, weil die Verpflegung der Garnifon wöchentlih 554 Thlr. 
13 Gr. an baarem Gelde und außerdem eine Menge Hafer, Gew 
und Stroh erfordere, die Bürgerſchaft aber hierzu ganz unvers 
mogend ſei; fo en:fhuldigte fih der Churfürſt mit dem eignen 
Geldmangel und wiederholte diefe Entfchuldigung auch, als der 
Rath fein Verlangen bis auf 1000 Thaler ermäßigt hatte. Und 
in der That lefen wir im Jahre 1644, wo die Stadt Freiberg 
trog ihrer eignen harten Bedrängniß und ohne die Lieferungen 
an die Armee, die das eine Mal 10000 Pfund Brod und 900 
Sceffel Dafer, ein andermal 120828 Pfd. Brod betrugen, auch 
noch die Lebensmittel für den Hofſtaat, welder fein Quartier 
vor Chemnitz hatte, liefern follte, mannigfadye Klagen über 
Mangel bei Hofe. So Hagt der Hofmarfhall Heinrid von 
Zaube unter dem 11. Septb. 1644 gegen den Kriegdobriften Ni⸗ 
col von Schönberg aus Dberfhöna: wie fit dad Landgericht 
und der Rath zu Freiberg, welde zufammen 350 Thaler Taſfel⸗ 
geider wöchentlich liefern follten, trog bem daß ihnen bereits 108 
Thaler erlafien waren und auf den Bath nur 148 Thaler 
famen und bie Säumigen nicht ſelden mit Crecution m: des 





fondrer hurfürftliher Ungnade bedroht wurden, doch fo gat fäus 
mig erzeige und mit 500 Thaler in Rüdftand fei, wie in Folge 
deilen die churfürſtliche Durchlaucht bei ihren Kriegsſorgen unb 
großen Strapatzen auch noch fchimpflich genug leben müſſe, zu⸗ 
mal da jest in dem kaiſerl. Generalfeldmarſchall Enckefurth ein 
vornehmer Saft mit einer großen Menge Leute befonders geſpeiſt 
fein wolle. Der Ghurfürft habe daher ausdrüdlich gedroht naäch⸗ 
end davon zu gehn, weil er ohne bejondern. Schimpf nicht 
länger bleiben koͤnne. Die Stadt hatte aber unter andern 
nad) Chemnitz wöchentlih 9 Faß Bier, 8 Scheffel Weizenmehl, 
15 Scfl. Korn, 2 Stein Lichte, 54 Schfl. Hafer, ferner 1 
Schwein, 3 Rinder, 15 Schöpfe, 8 Kälber, 9 Lämmer, 3 
Hofen Butter, 1./, Viertel Erbfen, 4 Eimer Biereffig, */, Ctur. 
Sped fo wie MW Thlr. zur Gewürze und andern gemeinen Küe 
henausgaben liefern und aud beim Aufbruh mit 11 Wagen _ 
und 118 Pfirden gefaßt fein müffen und fie war daher mit fol- 
chen Zufendungen nicht fo eilig. 

Ein dritte Verlangen des Raths betraf die Baulichkeiten 
an ben Stadtmauern und Thürmen. Der Ehurfürft befahl Die 
f&hleunigfte Wiederherftelung, wieß auch in Zolge eine Antrags 
den Schöfler zu Wolkenſtein an Kalk dazu zu liefen. Beil: u& 
aber troß dem der Stabt fchwer genug fiel, daß fie die Arbeits 
ter bier,u allein ftellen folte, fo befahl der Churfürft unter 
dem 3. Mai 1643, daß aus den Dörfern des Freiberger Bezirke 
täglich zwei oder drei Handlanger zu diefer Arbeit geſchickt wer⸗ 
den möchten. Als ſich jedoch ungeachtet dieſes Befehis wenige: 
von dort einftellten, ließ der Commandant in Folge eines churf. 
Befehls das aus und eingehende Landvolk ohne Unterfchieb aus 
halten und mit Zwang zur Arbeit treiben. Der Churfürſt aber 
erließ fodann, um biefer Unordnung zu fteuern, unter dem 9. 
Juni einen anderweiten Befehl, daß von nun die Aemter Rofs 
fen, Auguflusburg und Wolkenſtein wöchentlich hundert Beute 
zur Arbeit herfchiden follten. Der Bürgerfchaft blieben hierbei 
immer noch fo mandye Koflen für Zufuhren, Baugeräthe, Holz 
u. f.w. Und fo hatten fie vom 7. Febr. bis in Auguft nicht 
weniger ald 1652 fl. 2 Sr. 4 Pf. darauf verwendet. Dafür 
hatte man die Gebäude vorm Peteröthore, welche der Stadt zu 


* 





— 18 — 


nahe flanden, unter andern aud die Hospitalgebäude, vollends 
abgetragen, den Stadtgraben tiefer ausgeführt, Die geſchoſſenen 
Breſchen verfeßt, fpüter audgemauert und eine Contracarpe vorm 
Petersthore angelegt. Kor den Erbiſchen, Meißniſchen und 
Kreuzthore wurden die fleinernen Brüden abgetragen und dafür 
hölzerne hergeftelt, bei dem Kreuzthore auch eine Schanze ges 
macht und ein Wahhäuschen dazu aufgebaut, nach dem Pe: 
terötbore zu der Damm erhöht, zwiſchen dem Meißnifchen und 
Kreuzthore aber ein neues Ravelin angelegt und nad) dem Schloffe 
zu endlich ebenfalld der Wal erhöht, weswegen auch die zwei das 
bei liegenden Wiefen tiefer zu liegen famen und mit Waſſer ans 
gelaffen wurden. Weil jedoch diefer ganze Bau ziemlich lang⸗ 
fam von Statten ging, da ed eben fo-an Handwerkern als an 
Gelde fehlte und die tägliche Köhnung von 15 Arbeitern den ers 
ihöpften Dörfern ſchwer genug fiel, fo erfolgten auf Schwei⸗ 
nigend Antrieb mehrere drohende Schreiben des Ghurfürften, ja 
Schweinitz wünfdte fogar die fäumigen Dorfidaften mit militäs 
riiher Erecution belegt zu fehn, wogegen ihm jedoch bemerflich 
gemacht wurde, daß die Dörfer, welde am meiften mit dem 
Gelde rüdftändig waren, ſich in den Aemtern Auguftusburg, 
Wolken s und Lauterftein befänden und dieſe außerdem an bie 
Schweden in Chemnig und Erfurt Contribution zu zahlen und 
Beihülfen für die Garniſon nah Zwickau zu leiften hätten. Es 
mußte ſich daher zulebt, fo fchwer es ihr au ankam, die Bür⸗ 
gerichaft wieder dazu verftehen täglich 10 Mann zum Bau zu 
fchiden, und fie bat nur um fernere Lieferung von Schanzzeuge, 
wie fie denn der Churfürft bereits mit Eifenarbeiten und anderm 
unterflügt batte. 

Am wenigften Glück machte der Rath endlich mit feinen 
Anträgen um Wegnahme der Garnifon. Die Abberufung Bes 
dehorns zwar jo wie die Entfernung der Munitionspferde wurde 
fofort bewilligt, aber der Werminderung der Barnifon ſelbſt ſtan⸗ 
den in der Nahe des Feindes, welder gar leicht einen Hand⸗ 
ſtreich ausführen Eonnte, erhebliche Schwierigkeiten entgegen. 
Streiiten doch auch jebt, wo man die Stadt flarf beieht wußee, 
baufig Schweden in der Nähe. So überraihten die Kroaten 
ſchon am 20. Febr. 1668 eine ſchwediſche Mannſchaft von 08 





Mann beim Hospitalmalde, welche auf Recognition audgefanbt 
waren und nun zum Theil gefangen genommen wurden. Das 
Rämtiche hatten die Schweden am 20. Mai wiederholt, wo fie auß 
Freibergsdorf das Vieh zufammentrieben und damit forteilten, 
von den Dragonern aber eingeholt und ihres Viehs wieder bes 
raubt wurden. Und als am 12%. Auguft Schweinig grabe ab: 
wefend in Dresden war, kamen 150 fchwedifche Dragoner von 
den Befasungen zu Ehemnis, Grimma und Leißnig und führten 
an 300 Stück Vieh nebft etlihen 20 Pferden von der Weide 
vor der Stadt hinweg nach Chemnitz, um von den Beſitzern für 
jede Stüd eine Contribution von 12 und mehr Thalern zu er 
prefien. Dieß . gelang ihnen auch zum großen: Theil. Denn 
Schweinitz benuste in feinem Schreiben vom 28. Novb. 1648 
dieſen Umftand, um bdarzuthun, daß ed für die Bürgerſchaft 
keineswegs unmöglich fei die Garnifon gebührend zu verpflegen, 
indem er fchreibt: Nun ift ed zwar nicht obne, daß es etlichen 
armen Leuten fchwer fällt, alldieweil felbige mich am meiſten 
unterhalten müffen, dagegen aber die Reichen gar ein weniges 
dazu geben, etliche audy wol gar frei fein mögen und himgegen 
dem Feinde nach Ehemnig die Gontribution in Allem, weiche doch 
ziemlih hoch, fo richtig abführen, daß man nicht eine einzige 
Beſchwerung von benfelben anjego höret, ja ihrer viele noch won 
fagen, man könnte fich nicht fo gar groß über felbige befdhundk 
ven. Ueberdieß daß ed nur den Armen allbier betreffen thwt; 
wird man aus ben mir zugeftellten Contributionsgeldern erſehen, 
indem ich felbige an nichts andern ald an kaiſerlichen Dreiern 
und Pfennigen überfommen habe und mit Wahrheit fagen Tann, 
dag ich feinen einzigen hurf. Thaler oder Groichen (da doch der 
felben öfters etliche taufend anhero kommen) nicht gefehn, fo daß 
alfo zu muthmaßen, daß felbige entweder der Feind zu feiner 
Gontribution überfommen oder fie gar von den Reichen einge: 
wechielt und beigelegt werden müflen. Weniger Erfolg hatten 
andre Streifzüge der Schweden, wie 3. B. tie am 8. Gptbr. 
und 24. Decbr., wo fie beidemal glüdlich abgetrieben wurden. 
Indeſſen hatten fie doch, in Verbindung mit den Einfällen Kö 
nigsmarks im Lande, für die Stadt den Nachtheil, daß diefelbe 
um fo .weniger von der Sarnifon befreit ward. Denn gewöhn⸗ 





Vierter Zeitraum, 
Bon 1650— 1830. 


Erfier Abſchnitt. 
Bon 1650 — 1697. 





Quellen: Continuatio Annalium Fribergensium ab Anno 1650 ad 
Annum 1700. Ms. fol. Aus ber Fr. Kathebibliothek. Daſſelbe hat abgeſchrieben 
u. hie u. ba erweitert: Bam. Bernhard Kühn in feiner fortgefegten Frey⸗ 
bergifhen Shronika Mollers, T. 11. fol. 4700. Ebenfalls aus hieſ. 
Natheb. Rathaprotokolle von 1662 — 69. Aus dem Haths : Ark. Die 
Er. Stadtrechnungen v. I. 1650 — 1700. , ferner GStadtzebräude, fol. 
und Acta das in den Jahren 1667 u. 1678 allhier gehaltene Stangenvogels 
ſchießen detr. Gobannı ber Stadt Br. Feuerordaung v. I. 1672. Der Stadt 
Fr. Apotheken Orbaung u. Zara v. 3. 1673. Der Stadt Br. Kleider: m. 
Yolizeiorbnung v. I. 1673. Gtatuta d. St. Fr. v.3.1676. Gebe. Fr. 1888, 
Kurz verfaßte Abbildung des Gcul: ober Bregoriusfeftes, wie es zu Frey⸗ 
berg gehalten worden im Jahr Ghrifli 1658 den 19. — 20. Aprilis. Autge⸗ 
bändigt von M. Nicolav. Grefio, anjego Rectore 4. Außerdem doͤchſt 
werthoolle handſchr. Mittheilungen des H. Buͤrgermeiſter Weyer. | 


Groß waren bie Verheerungen geweſen, welche der dreißigjaͤh⸗ 
rige Krieg über Freiberg und deſſen Umgegend gebracht hatte, 
groß hätten alſo auch die Anſtrengungen fein follen, um das 
namenlofe Elend, in weldhem ein heil der Ginwohnerfchaft 
ſchmachtete, einigermaßen zu lindern. Gleichwol bietet uns bie 
nächte Zeit des Friedens und ter Ruhe in den oben angegebnen 
fieben und vierzig Jahren fa nichts dar als eine forılaufende 
Reihe von Feſtlichkeiten und Schmaufereien, zu welchen jede Ges 
(egenheit willlommen war, mochten auch bie ann nech .fo ex» 


. N 





— 1030 — 


daft um Abfchreibung der halben Steuerfchode von ihren Haͤu⸗ 
fern, Aedern und Gärten (die Landfteuer ift für dieſes Jahr zu 
2652 Thlr. 15 Gr. 4 Pf. angegeben) angefuht. Der Churfürft 
erfannte e8 auch unter dem 9. Dctob. deffelben Jahres an, wie 
die Stadt während der Belagerung durch das Abbrechen und 
Niederreißen etliher hundert Häuſer in höchſten Werderb gefeht 
worden fei und eradhtete es in alle Wege billig, fich gegen den Rath 
und die Bürgerfchaft mit einer wohlverdienten Ergöglichkeit und 
gnaͤdigſten Erfenntniß ihrer erwielenen unterthänigften Treue und 
darob erlittnen großen Schadens zu erzeigen. Da er aber bie 
Sache erft an die Öberfleuereinnehmer zur Begutachtung abgab, 
fo erfolgte der endlihe Entfheib nit eher als am 25. Octob. 
1653, an welchem Tage der Bürgerfchaft eine vierjührige Befrei⸗ 
ung von der Landfteuer befannt gemacht wurde. Wie banf- 
bar der Rath für diefen Erlaß war, beweilen die 100 Thaler, 
welche er Berlichen in Dresden für Beförderung der Sache zum 
Geſchenk verehrte. — Mittlerweile Dauerten aber die fürftlichen Be⸗ 
ſuche und mit ihnen die Wein, und Bierlieferungen aucd in den 
folgenten Jahren fort, nur daß 1651 zu den BI Thlr. 15 Gr, 
welhe am 23. Sptbr. dafür in Ausgabe gefchrieben find, noch 
146 Thlr. 6 Sr. oder 64 Dufaten Pathengefhent famen, weil 
der Herzog Auguf zu Dalle, Sohn des regierenden Churfürften 
Johann Georg I. und Adminiftrator des Erzſtifts Magdeburg das 
Churfürſtenthum zu Gevatter gebeten hatte. Leider traf Die 
Stadt zur felben Zeit auch noch Brandunglüd, indem unter an: 
dern am 20. Juli auf der Keffelgaffe 8 Wohnhäufer abbrannten, 
deren unglüdlie Bewohner aus einer veranftalteten Sammlung 
nicht mehr als 200 Thaler erhielten. Nicht minder flug durch 
die diesjährige ſchlechte Ernte das Getreide fo bedeutend auf, daß 
der Preis tes Sceffel Korn von 24 Gr. auf 52%, des Hafers 
auf 18, der Gerfte auf 36 Gr. flieg. Dennoch konnten die Ver 
bote des Raths, welde tahin abzieften, dem unnügen Aufwande 
zu fleuern, wie 5. B. wenn er am 24. Debr. 1651 öffentlich 
außrufen ließ, daß fernerhin Niemand feine Kinder zum neuen 
Jahr herum ſchicken oder daß den Branntweinbrennern das Gäfter 
fegen im Haufe nicht geflattet fein, fondern der Schank nur vor 
dem Daufe betrieben werden folle, bei dem MWBelfpiele, was er 
66" 





ſelbſt durch feine koſtſpieligen Wahleffen, und ber Ehurfürft durch 
feine Jagdlager, wie fie auch das neue Yahr 1652 aufzumweifen 
bat, jened mit 91 Thlr. 5 Gr. 7 Pf., dieſes, welches vom 1. Aug. 
bis 17. Eeptbr. dauerte, mit 55 Thlr. 3 Gr. 3 Pf. für 3 Eimer umd 
1 Kanne. Frankenwein und 10 Thlr. 6 ®r. für Vier in den Stadt⸗ 
ausgaben berechnet, nicht viel wirken. Wurden doch felbft Die Abgeord⸗ 
neten, weldye aus andern Städten hierdurch zum Landtag nach Drebe 
den gingen, auf gemeine Unkoſten vom Rath mit 85"), Kanne Wein 
bewirthet und an Hochzeitgefchenten wie 3. B. vergolbeten Bechern 
u. f. w. nichts gefpart, fo daß im Jahre 1653 223 hir. 4 GEr. 
für die gnädigfte Herrfchaft (darunter die oben gedachten 146 Thir. 
6 Gr. Pathengeld) und 379 Thlr. 5 Ggr. 4 Pf. zu Hochzeits⸗ 
und andern Sefchenten berechnet find. Allerdings befinden ſich 
unter den letztern aud) die 114 Thlr. 6 Sr., welche Mollern für 
feine Freiberger Chronif vom Rathe verehrt wurden. Kein Bun 
der daher, daß die Klagen über die Vergnügungsſucht und bie 
Arbeitöfcheu ded gemeinen Volle, des Gefindes und der Tage⸗ 
löhner, welche in der wohlfeilen Zeit des Jahres 1654 nicht are 
beiten wollten, immer lauter wurden. Dem Bürger und Grund⸗ 
befiger brachte freilich der Ausfhußtag des Zahres 1658 ber Ab⸗ 
gaben fo viele, daß ihm die Luft zu großem Aufmande vergeben 
mußte. Denn ed wurden auf demfelben außer der Trank: umb 
Landſteuer der geboppelte Kleifhpfennig für die Univerfitäten, fo 
wie zwei Pfennige jährliche Kammerhülfe nebft Uebernahme ber 
Sefandtichaftöfpefen, zwei Quatember für die Miliz und außer 
dem Zeftungsbau = und Auslöfungsgelder auf 4 Jahre verwilligt, 
wozu im Jahre 1655 noch zwei Pfennige vom Schod zum Ber 
ſtungsdau famen. Und doch hatte die Stabt an ihren eignen 
zerfchoffenen Feſtungswerken binlänglicy zu bauen, da der Aufbau 
der Stadtmauern am Meisner-Thore nebft den Zwingermauern 
587 Thlr. 16 Gr., der Bau der Schanze am Kreuzthore 
im Jahr 1663 gegen 710 Thlr., wozu 1667 nod andre 
153 Thlr. 17 Sr. kamen, der Peteröthorbau in dem Jahre 166% 
400 Thlr, der Bau der Schanze dafelbft im Fahre 1666 142 Thlr. 
1 ©r. im Jahr 1667 116 Thlr. 1 Gr., 1668 250 Thlr. 6 Gr., 
1669 141 Thlr. 8 Gr. 6 Pf., und der des Wachhauſes auf dem 
Schloßplatze 248 Thlr. 14 Sr. 4 Pf. Eoflete. — Trotzdem wurbe 


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im Jahre 1655 die Einweiſung des Superintendent Dr. Starke, 
welche der alte Churſürſt nebſt der Churfürſtin, dem Churprinzen 
und ganzem Hofſtaate durch ihre Gegenwart zu verherrlichen bes 
fchloffen hatten, aufs feftlichfte begangen. 

Nachdem naͤmlich die fürſtlichen Säfte bereitd am 3. Sptbr. 
hierzu eingetroffen waren, erließ der Rath am 4. ein Einladungs» 
ſchreiben an den Churfürften, worin es unter anderm heißt: „Nähft 
diefem, Onädigfter Churfürft und Herr, if Ew. Churf. Durch⸗ 
laut unverborgen, wie auf Ew. Churf. Durchl. gnädigfle An» 
ordnung mit der Inveftitur hiefigen unfers geliebten und geehrten 
Superintendentens Herrn Sebaftian Gottfried Starken, der heil. 
Schrift Doctoris in Ew. Ehurf. Domkirche morgen Mittwochs, ges 
liebtö Gott, fol verfahren werden, wozu ber getreue Gott und 
Seelen : Bifhoff Chriftus Jeſus von oben herab Gnade geben 
wolle. Wenn dann, gnädigfter Churfürft und Herr, nad Beſche⸗ 
bung dieſes wir unterthänigft vorhaben eine wiewol wegen Enge 
der Zeit und annoh ſchlecht bewandten Zuftandes geringe 
Inveftiturmalzeit oder Prandium auf dem Rathhaufe allhier zu - 
geben, und aber von Ew. Churf. Durchlaucht und auch hierin 
große Churf. Gnade wiederfahren würde, wenn Diefelbe gnaͤdigſt 
geruben und und mit landeöväterlien gnädigen Augen anfehen 
und in Ehurf. Perfon gnädigft hierzu erfcheinen wollten, alfo ge- 
langet an Ew. Churf. Durchl. unfer in tieffter Demuth gehorſam⸗ 
ſtes, unterthänigftes Bitten: Sie geruhen Solchem gnädigft flatt: 
zugeben, und mit dem Wenigen, was ber treue Gott an Speis 
und Trank befcheeren und auffegen laſſen wird, gnaͤdigſt vorlieb 
zu nehmen, es in Gefundheit zu genießen und unfer und bero 
ganzen alten freien und treuen Bergftadt und Bürgerfchaft gnäs 
digfier Churfürft und Herr und liebſter Landeövater in fernerer 
Churf. Gnade beharrlich zu verbleiben.” Die Feierlichkeit ſelbſt 
nun war die, daß erſt ſämmtliche Stadt» und Landgeiſtliche bed 
Freiberger Sprengeld (80 an der Zahl) den neuen Superintenden» 
ten in feiner Wohnung abholten, hierauf auf bie Burgfiraße, 
wo der Oberhofprediger Dr. Weller abgefliegen war, ſich begaben 
und fo mit diefem paar und paar in die Schloßfirdhe zogen. 
Hier ſchloſſen fich die beiden Bürgermeiſter und die Syndici des 
geift. Einfommens an fie an, fo daß nun der Superintendent 


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den Begräbnißfeierlichkeiten der Kaͤmmereikaſſe ein Aufisaub von 
135 Thlr. 18 Sr. 1 Pf. zugezogen wurde. Denn am 15. De 
" cember fam der Oberhofmarfchall von Taube mit den Hoffourie⸗ 
ren bier an und berichtete, daß den ®. Febr. 1657 das churf. Lei⸗ 
dhenbegängniß in Dresben gehalten und am 3. die Leiche 
in dad churf. Begräbniß zur Ruheſtätte gebracht werben 
Es wurde deshalb eine Einquartierung von 2457 Pferden 
die Speifung von 3000 Perfonen der Bürgerfchaft angefagt, 
bat diefelbe, als die Feierlichleit am 3. und 4. Febr. 
wirklich flatt fand, nur etwa 1300 Perfonen an 1 
ſchen bewirthet, indem auch auf dem Schloſſe an 28 
55 Tiſchen gefpeift ward. Die Menge der Perfonen und Pier 
wird nicht befremden, wenn man bedenkt, daß fa Allets, waß 
von Adel und den böhern Beamten im Lande war, bazu aufge 
boten wurde. Die Fürften und Fürftinnen, fo wie deren Abge⸗ 
fandte oder Führer bildeten allein gegen 64 Perfonen. Ueber bie 
Prozeſſion felbft verweifen wir auf unfre frühere Belhreitung 
von Ehurfürft 'Auguft Leichenbegängniß. 

Daffelbe Jahr (1657) kam aber am 23. Mai bie verwilts 
wete Churfürftin mit dem jungen Shurprinzen und der Prinzefin 
wieder bier an und blieb etliche Monate da. Der Rath ſchichte 
ihr nicht blos, wie gewöhnlich, zwei Eimer Sranfenwein und aa 
Faß Bier aufs Schloß, fondern ald der Namenstag des hap 
prinzen am 24. Juni einfiel, überreichte er demfelben auch. dis 
filberne Gießkanne und ein dergleihen Gießbeden zum Gelenk. 
Am 7. Zuli erſchien fodann der neue Churfürft nebft der Chu 
fürftin und dem Hofftaate, um am 8. die Erbhuldigung entge⸗ 
genzunehmen. Diefelbe erfolgte für die hiefige und Noſſner ame 
gehörige hereinbefchriebene Ritterfchaft fo wie für die Geiftlichen, 
welche in der Stabt Häufer hatten, auf dem Schloſſe, für bie 
Bürgermeifter, Rathöverwandten, grabuirten Perfonen, Berg⸗ 
und Hüttenbeamten, fo wie die übrigen Berg:, Hütten“ und 
Rathöbedienten in der zu diefem Zwede mit ſchwarzem Tuch, auße 
gefchlagnen Rathftube auf dem Rathhauſe und für die ſammtli⸗ 
he Bürgerfchaft, die Bergleute und Untertbanen von ben einbe⸗ 
zirkten Amtöftädtchen und Dörfern auf dem Markte, wobei fi 
der Churfürft in den großen Erler der Rathflube, welcher gleich⸗ 









































vorige Mal Wohnungen und Stallungen bei den Bürgern aub⸗ 
zumaden. Dem Rathe verurfachte aber diesmal diefe Feierlich⸗ 
keit, welde am 12. April ftatt fand, nur einen Aufwand vom 
59 Thlr. 1 Sr. 4 Pf. Wohl aber fanden fih andere bebeutenbe. 
Auögaben, indem der Landtag der Kämmerei 1109 Thlr. 1% Ber; 
101/, Df. koftete und die Ehre, daß der Berghauptmann von Schoͤsa 
berg den Rath zu Gevatter bat, mit 40 Thlr. W Br. 6 Pf. nick 
zu theuer bezahlt ſchien. Der Landtag brachte wie gewöhnlich 
neue Abgaben, nämlidy außer der auf 6 Jahre verwilligten Samba 
fleuer von 16 Pfennigen auf das Schod, dem Fleiſchpfennig, ber 
doppelten Zrankfteuer, 4 Pfennige zum Bergbau, und 8), iues 
tember zur Miliz und zum Feftungsbau. Außerdem foßten wen 
nun an 13 Tonnen Goldes als befländiged Kapital in die Stewes 
jährlid mit 650000 Bulden verzinft, 100000 Thaler Kammer⸗ 
fchulden übernommen und dagegen nur die Landweinfleuer,. und 
die 6 Thaler von werbenter Barfchaft, welde feit 1688 gange 
bar gewefen, fo wie die Steuerrefte bid 1653 erlaffen werben: 
Daß unter folden Umftänden die Bürgerfchaft immer ſchwieriger 
wurde und die Syndicen, welde zur Ausgleichung eines Zwuie⸗ 
fpaltö mit dem Rathe wegen des Ungelded eingefebt worden = 
ren, jet fibh auch überhaupt in die Verwaltung des Stabtreiib 
mengten, kann und unter biefen Umftänden nicht befremden 
Nun wurde zwar am 5. Juni diefen Spndicen ihre Vollmacht 
abgenommen, indeffen doch auch anerfannt, daß eine Vertretung 
der Bürgerfchaft fehle. Man fehrte daher zur alten, ſchon freie 
ber befchriebenen Einrihtung der Viertelsmeiſter zurüd, indem 
man zugleich den Bürgern anbefahl, diefelben ja nicht zum Um 
gehorfam gegen den Rath zu mißbraucen, hatte aber Mühe Pete 
fonen für dieſes Amt, welches unentgeldlich verwaltet werben: 
folte, und als ebenfo mißlicy wie undanfbar galt, aufzufinden, 
Shre Beitallung erfolgte daher erft am 20. Septbr. Indeſſen 
wurde die Verlegenheit des Stadtraths, den Bläubigern der Stadt 
gerecht zu werden, immer größer, zumal ba er bis jegt ſtets were 
geblih um Auszahlung der Zinfen auf die beträchtlichen Darlechs 
ne an 16000 Thaler, weldye er früher zur Beftreitung des Kriegäs 
aufwandes u. f. w. der Landesherrſchaft verfchafft, gebeten hatte: 
Selbfi die bedeutenden Summen, die er wegen Erlaß des mes 


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dengenannten an den Herrn Buchhalter in Dreöten, dad eine mal 
zu 188 Thlr. 2 Gr., dad andere mal zu 64 Thlr., um kleinere 
Geſchenke nicht zu erwähnen, abgehen ließ, wollten nichts helfen, 
vermehrten vielmehr eben fo wie die churf. Wegräbnißgelder, zu 
welchen Freiberg im Jahre 1660 150 Thlr. und 166% noch 50° 
Thlr. beifteuerte, die Schulden der Stadt, welche im Jahr 166% 
die Summe von 144422 Zhlr. 19 Gr. 10 Pf. an Capitalien, 
alfo 7771 Thlr. 7 Gr. jährlichen Zinfen, und 24168 Thlr. 9 Pf. 
an rüdftändigen Binfen.erreihte. Da fi) nun nad der Behaupr 
tung des Stadtrathd die Einnahmen der Stadt feit den Bela- 
gerungen wegen ter Verringerung des Brauurbars, des Entfte: 
hend vieler Wüflungen, der Abminderung der Einwohnerzahl, 
des Anfchwellens der Reſte, Erhöhung des Trankſteuerfixi u. f. w. 
um ungefähr 10000 Thlr. vermindert hatten, fo ergab fich bei 
genauerer Unterfuchung ein jährlicher Fehlbetrag von 7082 Thlr. 
14 Gr. 3 Pf. Der Churfürft erfannte hierauf an, wie die Stadt 
allerdings durch die Belagerungen, Plünderungen, Brandſchatzun⸗ 
gen, Cinquartierungen, Ranzionen, Gontributionen, Brandichä: 
den u. f. w. in Died Unglüd geratben fei, wußte aber feinen 
Kommiffionen, welche er zur Unterfuhung der Sache am 10 
Juni 1661 ernannt hatte, feinen andern Ausweg anzugeben, als 
daß fie mit den Släubigern der Stadtgemeinde wegen etwaiger 
Erlaſſe unterhandeln (zur Geduld waren fie bereits 1640 von 
der Regierung verwielen worden), und der Bürgerfchaft zureden 
mödten, zur Schuldentilgung eine neue Anlage zu vermwilligen. 
Auch fonnte ihn dies nicht hindern vom 19. Juni bis 16. Aug. 
mit feiner neuerrichteten Kroatenfompagnie bier zu weilen, wo 
wieder 3 Eimer und 12°/, Kanne Rheinwein fowie 2 Faß Bier, 
jene 43 Zhlr. 18 Gr., diefe 18 Zhlr. 6 Gr. am Werthe aufs 
Schloß gelendet wurden. Und ald im folgenden Jahre 166% der 
Markgraf von Brandenburg : Baireuth fi mit der Prinzeffin 
Erdmuthe Sophie in Dresden verehlidte, da galt es nicht nur 
glänzende Paraten zu maden, fondern auch dem jungen (bes 
paare ein Hochzeitgeſchenk, beftchend in einem filbernen vergoldes 
ten Becher und einer ſchön ausgearbeiteten Schleife zu überrei- 
hen, fo daß in diefem Jahre wieder 138 Thlr. 4 Gr. für bie 
Herrſchaft, wie es in den Rechnungen beißt, auögegeben werben 





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find. Dabei war aber auch deſſelben Hochzeitfeſtes wein: m 
18. Juni eine Mufterung der Bürgerfchaft im Schloßhofe gehel⸗ 
ten und bier nicht nur dad Gewehr befidhtigt (jeder Hausbefiker 
mußte nach einer Anordnung vom Sabre 1657 im Beſitz einch 
Beuergewehrs, feit 166% auch eines Untergewehrs fein), ſondem 
den Bürgern auch angebeutet worben, daß fich ein jeber mit ei⸗ 
nem gelben und ſchwarzen ausgenähten Schützen⸗ oder Licverei⸗ 
rode zur Aufwartung bei bem bevorfiehenden marfgräf. Bellager 
verfehen folle. Die bewaffnete Bürgerfchaft fland aber Damals 
unter zwei Mufterherren und zählte vier Quartiermeifler, vier 
Faͤhndriche, vier Feldwebel, vier Führer, 16 Eorporals, IB Kroms 
melfchläger, 64 Sefreite und 704 Gemeine. Auch kamen I8Ge 
fhüße von Dresden an, welche auf den Zhorthürmen aufgefiellt 
und fpäter zu Ehren bes fürftl. Bräutigamd gelöft wurden 
Auch dies follte nicht ohne Unkoften für die Stadt vorüber ge 
ben. Unb doch herrfchte vom Juli 166% an bis zum Auguf 
ded- nächften Jahres wegen bed Tuͤrkenkrieges eine ſolche Thene⸗ 
rung, daß der Scheffel Korn, welcher biöher 42 und hödkens 
48 Groſchen gegolten hatte, auf 3 Thaler oder auch bis auf 4 
Sülden flieg, und ber Scheffel Gerſte 45, der Hafer 84 Er. 
koſtete. 

Als aber nun im Jahre 1663 der Landtag deſſelben Kür 
Penfrieged wegen nicht ‚nur einen Nachſchuß an 1 Quatember 
und 2 Pfennigen vom Schode und 1664 noch 1 Quatember 
und 4 Pfennige, fondern audy unter andern die Wiederaufrich 
tung der Defenfioner bewilligte, da brach der Unwille der Bin⸗ 
ger endlich in helle Flammen aus. Zwar hatte die Stadt Frei⸗ 
berg nur 40 Mann zum fogenannten Freiberger Kähnlein, wel⸗ 
ches 500 Mann zählte, zu fielen. Denn ed mußten noch eine 
Menge andrer Städte und auch einige Aemter dazu beitragen, 
wonach fich das Verhaͤltniß, welches und zugleich einen vergleb 
chenden Blid auf die verfchiedne Bevölkerung der einzelnen 
DOrtfchaften thun läßt, folgendermaßen heraußftellte: Die Stat 
Freiberg 40 Mann, Chemnitz 17, Annaberg 16, Schneeberg 14, 
Zſchopau 12, Roßwein 11, Reichenbach 10, Marienberg, Deber 
tan, Stollberg je 8, Wolkenſtein 7, Eibenftod und Werdau je & 
Schwarzenberg, Lengefeld und Geier je 5, Noffen, Hainichen, 








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Ehrenfriedersdorf, Neuftädtel bei Schneeberg, Sranaten (Tha⸗ 
rand), Kirchberg je 4, Brand, Frauenftein mit Saida, Zwoͤnitz, 
Aue, Buchholz, Scheibenberg, Eiterlein, Wiefenthal, Rahnis je 
3, Schlettau, Zöblig, Auerbah, Thum, Srünhain, Falkenſtein 
und Zöhftädtel je 2 und Berga 1. Hierzu gaben dann die Aem⸗ 
ter noh 257 Mann und zwar Noflen 58, Ehemnig 30, Augu: 
ftusburg 27, Schwarzenberg %5, Grünbain 22, Freiberg ®0, 
Wolkenftein 18, Lauterftein 13, Stolberg 1%, Tharand oder 
Grülenburg fowie Werdau 10, Frankenberg 5, Lichtewalbe 4, 
Sachſenburg 2 und Neuforge 1. Als aber nun ber Rath am 
25. Juni 166% aus 230 der jüngften Bürger 40 loofen laffen 
wollte, meigerten fidy biefelben dies zu thun, weil fie befürchte: 
ten ind Ausland mit ziehn zu müffen. Der Rath ließ darauf im 
Beifein der Bierteldmeifter das Looſen durch den Thuͤrknecht vers 
richten. Als died gefchehen war, erhob fi jedoch unter den Bürs 
gern ein gewaltiger Lärm. Man riß dem Viertelsmeiſter das Ver⸗ 
zeihniß aus den Händen, den Mantel vom Halfe und war nabe 
daran ihn die Zreppe herabzuwerfen. Man 308 jetzt zwar einige 
der fchlimmften cin, ließ es aber auf churfürſtlichen Befehl von 
nun an geſchehen, daß die 40 Bürger Erfaßmänner ftellen durfs 
ten. Man ſicherte zu diefem Behufe jeden von ihnen 10 Xhaler 
zu, während man erft blos 4 geben wollte, verfprady auch den 
Handwerksburſchen, die fich vielleidyt dazu hergeben wollten, das 
Bürgerrecht umfonft zu ertheilen. Den Tumultuanten wurde 
von Gerichtöwegen Kantesvermweifung zuerkannt, biefelbe aber in 
vierwöchentliche Gefängnißftrafe verwandelt. Webrigens hatte jetzt 
die Gemeinde nicht nur Leute in dem Artilleriedienfte einüben zu 
laſſen ($reiberg ließ die Seinigen durch 4 in Dresden eingeübte 
Konftabler darin unterrichten), fondern mußte auch die Unterhaltung 
ihrer Mannfchaft beftreiten und für die Unteroffiziere die Unter: 
und Obergewehre, fowie für die Epielleute, Trommler ımd Pfeifer 
Die Inftrumente beforgen. Zalaud die Anfchaffung der befonderen 
Kleidung, welche aber erft 1684 anbefohlen wurde und in einem 
ſchwarzen Hute, einem kurzen Rode von grauem Tuche mit ro: 
then Aufichlägen und zinnernen Knöpfen, ferner in Echuben und 
Strümpfen und einem Degengehänge von Büffelleder befand, war 
Sache der Gemeinde, ebenfo wie Die Anftellung eines Bieuteuunes. 





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Weil jedoch die Aufwartungen (Paraden) der Bürgerſchaft 
bei der oöftern Anweſenheit der Herrſchaft zu mancherlei Ungehs⸗ 
rigkeiten Veranlaſſung gaben, indem viele Bürger ſowol Offi⸗ 
ziere als Gemeine ſich erlaubten bei den Aufwartungen ſelbſt 
wie bei den Wachen vom Gewehre wegzugehen, ſich in den Bier⸗ 
hauſern zuſammenzuſetzen und ſich das Vollſaufen belieben zu 
laſſen, oder auch nach verrichteter Aufwartung, wie dies noch im 
Jahre 1663 der Fall geweſen war, durch Ziſchen, Juchzen, über: 
natürliches Blöcken oder Schießen ſich ungeberdig zu erzeigen und 
damit das hoͤchſte Mißfallen ſowie den Unwillen der hohen und 
niedern Hofbeamten zu erregen, fo beſchloß der Rath, der ſichs 
durch immer erneuerte Geſchenke feiner Seitd wie z. B. 1068 
durch Ueberreihung einer Gonfectbühfe mit 2 Rubinen und 18 
Diamanten 108 Thlr. 1 Gr. am Wertbe, gar fehr angelegen fen 
ließ, ſich das gnädige Wohlwollen feiner allergnädigften Herr: 
(haft nicht zu verfchlagen, die 4 Bürgerfähnlein (welche jedoch 
‚nicht mit den Defenfionern zu verwechſeln find), bei Vermeidung 
nachdruͤcklicher Strafe auf ein fein nüchternes, ſtilles und beſcheid⸗ 
ned Betragen hinzumweifen. 

Freilich gingen die gemworbenen regulären Soldaten, wie 
z. B. die 1663 angeworbenen 85 Mann Schweizer, welche im 
Freiberg bei den Bürgern einquartiert waren, ebenfo wie die Des 
fenfioner mit ihrem böfen Beifpiel voran. Eine Schlägerei, wei 
he am 8. Juni 1664 beim Trunfe zwifchen ihnen entfland, umb 
bei welcher nicht nur viele Schweizer und Defenfioner, ſondern 
auh der Wirth, Nachtwaäͤchter und Wachmeifter bedeutend ver 
legt, ja einem Xagelöhner die Nafe und Kinnbaden ab und 
entzwei gehauen wurden, führte dahin, daß die Schweizer vom 
einer durch den Schweizeroffizier felbft herbeigerufenen Bürger 
wache eingefhloffen gehalten und die Stadtihore unter ftarfer 
Mache befegt wurden. Der GChurfürft, dem man fogleidy nad 
Langenlungwitz bei Chemniß, wo er fid) gerade aufhielt, darüber 
berichtet hatte, Fam hierauf am 11. Juni felbft nach Freiberg 
und ordnete eine firenge Unterfuchung an. Dem Rathe wurde 
dabei, wie ed im Protofoll heißt, die verwahrliche Entbaltung 
der Schweizer fall ungünftig auögedeutet. Und in der That 
mochten aud die Defenfioner nicht ohne Schulv fein, da fi 


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noch im folgenden Jahre 1665 der Bath genöthigt ſah, ih- 
nen die Thorwachen wegen der übeln Verſorgung abzuneh: 
men, und fie den 10 Lohnwächtern, welde jedoch auch Bürger 
felbft ablöfen Fonnten, wieder zu übergeben, wie dies feit 166% 
der Fall gewefen war. Shre Löhnung ward von den Bürgern 
der Reihe nah bezahlt. Es follten aber diefe Wachen die an: 
fommenden Fremden außfragen und darüber dem regierenden 
Bürgermeifter Bericht erftatten. Dad Kreuztbor wurde jedoch, 
wenn Soldaten bier lagen, wie died 1667 mit einer 250 Mann 
ftarfen Kompagnie Fußgänger der Zal war, von dieſen befept. 
Der Ehurfürft hatte nämlich in dem zuleßtgenannten Jahre 
vor, mit feiner Familie und dem Dofflaate ein großes dreifaches 
Luftfchießen bier zu halten, eins mit Pürſchbüchſen nad dem 
Stangenvogel, eind nad der Scheibe auf dem halben Stande 
und cind aus Mudqueten nach der weiten Scheibe. Deshalb 
wurten jene Eoldaten von Meißen weg nach Freiberg in bie 
Quartiere verlegt. Der Churfürft felbft langte fodann mit dem 
Churprinzen und der Churprinzeffin in einer flarfen Begleitung 
am 2. Aug. und die Ehurfürfiin, weldhe von Karlöbad fam, am 
3. Aug bier an. Zwar hatte Freiberg felbft nicht lange erfl 
feine Schießübungen feit dem Kriege wieder begonnen und feine 
Schießhäuſer bierzu nothdürftig in Stand geſetzt, namlid 1653 
Seit 1663 waren fotann tie Musketen flatt der Schwammröhre 
durch allgemeines Gebot eingeführt und in Kolge dejien die neue 
Buͤchſenſchützenordnung vom 25. Juli 1637 abgeändert, und den 
18. Dctob. 1664 zum erften Male wieder feit mehr ald 30 Jahren 
(dem Sabre 1630) ein folennes Wogelichießen gehalten worden. 
In demfelben Jahre hatte auch die Vogel» und Büchſenſchützenge⸗ 
felihaft am 5. Aug. von neuem die Erlaubniß zum Abbrauen 
von zwei fteuerfreien Bieren erhalten, wie dies bereits 1652 ge: 
(heben war, wo man denn auch der hurfürfli. Vortheilgelder für 
die Schützen (jäbrlih 26 Thlr.) wieder gedachte. Jetzt galt es 
jedoch die hohe Herrſchaft zugleih nad) Standesgebühr zu em⸗ 
pfangen und zu unterhalten. Daber wurde dad Schießbaus 
mit Maien geziert und Laubbütten auf dem Schießplane er⸗ 
richtet. Hier erwartete denn der Rath mit ten 80 Schützen 
das Erſcheinen feiner Landesherrſchaſt in tiefſter Ergebenheit 





mb fühlte fi), als zwiſchen 8 und 9 uhr der Churfürſt neh 
ber berzgeliebteften Gemahlin forwie Ihrer churprinzlichen und du 
prinzeslihen Durchlaucht in Begleitung vieler anderer fürfl. und 
gräfl. Perfonen, ben Taiferlichen, franzöfifcken, daͤniſchen und 
ſchwediſchen Sefandten und andern hoben Beamten und Dffige 
ren erfchien und jedem Rathsmitgliede vom in bis zum fee 
ten die Hand drüdte, gar hoͤchlich beglüdt. Es hat * 
während des ganzen Feſtes am 12. und 18. Aug., wie ı 
Quelle fagt, der Ehurfürft gegen Rath, Bürgerfchaft und 
männlid ganz gnädig und fröhlich erzeigt, maflen bie raue 
ter und Bergfänger fich tapfer hörem ließen, auch den 80 Gill; - 
zen zur Ergökung ein Faͤßchen Wein und ein Faß MWier ner 
laſſen. 

Weil aber bei dieſem Vogelſchießen ben —— 
nämlich einen Knopfbecher, ein Rathsmitglied bekommen Hatte, 
bat auch der Rath feiner Seits, um feine Ergebenheit zu begab 
gen, den 15. deffelben Monats ein Vogels und Luftfchießen aus 
geftellt und hierzu die churf. Herrfchaft, die fremben Fuͤrſten, deu 
Landgrafen von Helen, Herzog von Holftein, den Geſandten umb 
die übrigen Standesperfonen einladen und ihnen zugleich auf dem 
Scießhaufe ein Gaflmal bereiten laflen. Während der Wahl 
noch nahm das Luft: und Glücksſchießen feinen Anfang. 18 
war nämlid eine Mafchine 10 Ellen lang und 8 Ellen hoch iii 
halben Stand gebaut. Zur Rechten fand Pradentia mit ber 
Ueberfchrift improvisa, zur Linken Fortitudo mit den Worten 
incunda, oben dad Wort saepe und unten Über dem Stadtwappen 
submisse, devote. In dem offnen Portale präfentirte fi, wen 
der Schübe im Feuer lag, Venus auf einem Triumpfwagen von 
zwei Tauben gezogen in lauter Bolten figend. Hatte der Schäe 
getroffen, fam Cupido mit einem Kranze ins Portal und ſchwebte 
da fo lange, bis wieder abgeläutet wurde. Fehlte der Schäße, fo 
erfhien Eupido mit einem fchwarzen und gelben Faͤhnlein. ECinen 
der drei Hauptgewinne dabei, nämlich eine filberne Wachéſtock⸗ 
fheere, gewann die Churprinzeffin. Es hatte aber dem Rath umb 
der Kämmerei diefe Heftlichfeit nicht weniger ald 494 Thlr. 18 
Sr. 4 Pf. Koften verurfaht, wozu außerdem noch. 320 hir. 
20 Sr. für die Offiziere, welche beim Schießen zur Hand 



















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gegangen waren, fommen. Doc, follte ed nicht ganz ohne Ber: 
drießlichkeiten für den Rath dabei abgehen, indem es bei der ge 
baltenen Abendmalzeit zu einer Schlägerei zwiſchen zwei Bür: 
gern fam. Friedliches Zureden von Seiten bed Rathsabgeordne⸗ 
ten half nichts, und als diefer die Wache holen ließ, fagte eis 
ner der Bürger: er folle ihn mit Frieden lafien, er frage viel 
nach einem ſolchen Rathöherrn, fie wären Bürger fo wohl als er. 
Er befam zur Strafe 14 Tage Sefängniß. Dagegen hatte auch 
ber Rath die Freude, daß ſich der Ehurfürft endlich bewegen ließ, 
die früher angegebene Forderung der Stadt an die Landesherr⸗ 
ſchaft, zufammen an 22600 hir. durch Anweifung mehrerer 
Steuercapitalien zu tilgen. Die meiften Ungelegenheiten und auch 
Untoften verurfacdten jedoch den Bürgern und fonderlic den 
Nachtwachen die einquartierten Soldaten, welche audy nach der 
am 22. Aug. erfolgten Abreife des Churfürften noch in der Stadt 
verblieben und diefelbe erſt am 10. Dechr. wieder verließen. 
Dod dauerte ed nur bis zum Jahre 1669, fo fam am 9. 
Detbr. die Leiblompagnie 200 Mann ftarf wieder hier ins Quars 
tier, nachdem Tags vorher der Churfürft felbft eingetroffen und 
mit dem gewöbnlihen Haß Wein und 2 Faß Bier bewirtbet 
worden war. Da fidh aber der Churfürft blos bis zum 10. ver⸗ 
weilte, verließen auch die Eoldaten die Stadt bald wieder, näms 
ih am 11., doch wurde der Oberft mit feinen Offizieren erſt 
noch mit einem Gaftmahl und die Soldaten mit 2 Faß Bier 
von der Stadt beehrt. Daffelbe geſchah am 2. Novbr. 1671 
mit den Reitern vom Leibregimente, welde feit dem 21. Mai 
dieſes Jahres in der Umgegend (der Stab in Freiberg) einquars 
tiert gewefen waren. Auch ihnen ließ der Rath wegen des gu: 
ten Commando und Wohlverhaltens etwas Geld fowie Wein 
und Bier zum Abfchied verehren. Und fo hielt er es auch für 
feine Pflicht, den churf. Kommiflaren, welche am 5. Ian. 1678 
der Bürgerfchaft vier neue Fahnen überbradten, 6 filberne Be 
der zu ſchenken und fie durch eine Feflmalzeit zu bewirthen. 
Diele vier ahnen aber beftanden in einer ſchwarz und gelben 
mit dem Ghurwappen für dad Kirchfpiel zu St. Petri, einer 
blauen mit dem roth und weißen Köwen als dem landgräfl. thüs 
ringiihen Wappen für dad Kirchſpiel Gt. Virginis, einer gelben 
7 





un 1674 192 Zhlı. Am 15. Jan 1672 erichienen die Bün 
gr, 66 der Ehurfürf mebft Gemahlin und Drinzeifin zur Nagt 
Wierburte nach Eqhneeberg fuhr, zum cıjienmal in bieiem Möden 
netpem am 19. April im Schlofhofe eine grofie Mufierumg der 
keben Bett gefunden hatte. Ueberhaupt weruriachte ber Etakt 
wie tem einzeinen Bürger bad Kriegämelen fortwährend: din 
wit unbeveutenden Aufwand, da felbi die Gefcüte auf den 
Ayarmen, weiche doch jetzt blos dazu bienten, bobe Wäßk aber 
auch hohe Feſttage zu begrüßen, meift von der Stade gelufi 
wer doch gegen andere ber Stadt gehörige und von ihr gelanilt 
cingetauſcht wurden. So wurden bios für den wer, amie 
drei hohen Feſttagen drei Gefüge zu Löfen, wie Dies feit hm 
U. Behr. 1675 vorgefchrieben war, am 31. Aug. deffelben II 
res der Stadt 3 Stüd eiferne Quartierfhlangen zugeeignet we 
gwar gegen Zurüdbehaltung zwei erfaufter kurzer Stüde. Zus 
davon wurden auf dad Erbifche Thor, für welches die Mepansie 
des TZhorthurmes 1671 fo angeorbnet worden war, bafı basis 
del vor dem Xhore von dem näditen Tihurme aus befiride 
werben könne, und eine auf dad Donatsthor geichafit, Die De 
fer hinwiederum fitten namentlich viel durd die Soldaten, mel 

dort einquartiert zu werden pflegten. So berichtet ums Kühe E 
feiner gef&riebenen Freib. Chronik, wie 1675 fünf Kompagee 
Dragoner unter Schweinigen auf den näcfien Dörfern zum gr 
berg herum gelegen und dem Sandmann viel Drangfal und 
gemach zufügt hätten. Sie wurden am 21. Zuni dieſes — 

- vom Ehurfürft und Churprinzen auf bem Schiefiplane gemuftert 
dann den Kaiferlihen in Pommern als Hülfstruppen zugeih 
























— 105 — 


Und doch hatten dem Landmann zu gleicher Zeit bedeutende Le: 
berſchwemmungen fowol ald bie Feldmäuſe und eine ungünftige 
naffe Erntewitterung großen Schaten zugefügt. Daher denn 
auch das Getreide auffhlug und ber Scheffel Korn, welder bis⸗ 
ber 27 Gr. galt, den Preis von &4, die Gerfte von 37 und ber 
Dafer von 18 bi6 20 Br. erreichte und fid auf diefer Höhe bis 
zum Jahre 1677 erhielt. 

Obwol fi mit der Wersbeuerung der Lebensmittel in bem 
Jahre 1678 aud die große eingebrodhene Dürre wiederholte, 
glaubte man dod 1678 feiner anädigen Landesherrſchaft wieder 
durch ein großes Vogelſchießen auf Koften der Gemeinde eine 
Ergöglichkeit bereiten zu müflen. Datte doch ber Rath erſt im 
vorigen Jahre vom Churfürſten das Recht betätigt erhalten, ohne 
Zuftimmung der Viertelsmeiſter und Zwölfer, ja felbft auch ohne die 
ber Oberbehörde Geld aufuehmen zu dürfen und nur bei Veräus 
Berungen von Grundſtücken und Gerechtfamen an bie Entſcheidung 
bed Landesfürften gebunden zu fein. Gleichwie es auch das Jahr 
1677 war, wo ihm geflattet ward, jährlih 100 Thlr. aus der 
Kämmerei zu feiner freien Dispofition (freien Dispofisionskaffe) 
zu entnehmen. Die nähfte Veranlaffung zu diefem Schübenfefte 
aber bot Dresden, welches am Johannidtage eın dergleichen Schie⸗ 
Ben veranitaltet, hierzu Freiberg auf Veranlaſſung des Churfür. 
fien eingeladen und dann den erſchienenen Abgeordneten des 
Raths und der Schügengefelihaft deu Kranz d. h. die Auffor- 
derung ein gleiches Schießen in Freiberg zu halten, überreicht 
batte. Groß waren die Zurüſtungen dazu und feierlich der Em» 
pfang des Ehurfürften am 19. Juli 1678, wo ihm die Oberberg: 
und Hüttenbeamten an die 60 Pferde flark in ihrem Berghabit 
bis Naundorf entgegenritten und die aufgeflellte Bürgerſchafi auf 
den Gaflen und der figende Rath im ‚Schloßhofe unterthänigft 
aufwarteten. Ihm folgten am 21. der Churprinz und der Derzog 
Chrifkian von Eadıfen- Halle. Einladungen bierzu waren aber 
nit blo8 an den Churfürften, Ehurpringen, die Churfürſtin und 
Churprinzeffin, fondern aub an den Stadtrath zu Dredben und 
Schneeberg ergangen: Auf dem Scießplane war deshalb eine drei 
fache mannigfach verzierte Laubhütte errigptet und der Rathéſaal zu 
einem Gaſtmal für den Ghurfürften in ae A merden. 





Da wurden außer Rindfleifh und Rinderlendenbraten Schöpfe, 
Kälber, Laͤmmer, Spannferkel, Schweine, fowie auch Rebe, Ha: 
fen, Auerhähne, Birkhähne, Faſanhühner, Hafelhühner, Rebhähs 
ner, wilde Enten, Wachteln, Indianiſche Hühner, gemäftete Gänfe, 
Kapaunen, alte und junge Hühner, Tauben, Hechte, Karpfen, 
Aale, Sorellen, Afche, Lachſe, Karauſchen, Schmerlen, Eiterfe, 
Krebfe, Auftern und Sardellen, ferner wetphälifher Schinken, 
Servelatwürfte, geräucherte und grüne Rindszungen, grüne und 
geräucherte Schöpdzungen, geräucherted Hamburger Fleiſch, Rinds⸗ 
mäuler, Speck, Nierenfett, Kälbermild und Rindsmark ange⸗ 
ſchafft. Da mußten Safran, Ingwer, Pfeffer, Nägeln, Zimmt, - 
Muskatenblüthen, Nüffe, Ganari:Xeven: und bunter Zucker, 
Mandeln, große, Fleine Rofinen, Prünellen, Pinien, Eitronen, 
Domeranzen, Aepfel de Sina, Aepfel und Birnen, Limonien, Ka⸗ 
pern, Dliven, Baumöl, Graupen, Reid, Mandel» und Zimmt⸗ 
confeft, Zitronat, candirter Peiner Zimmt, eingemachte und frie 
ſche Kirfchen, fowie Tohannisbeeren, Kirfhmus, eingemachte Po- 
meranzen mit Citronenblüthen, Senf, Zimmt: und Rofenwaffer, 
Darmefankäfe, endlih Karviol, Artifchoden, Weißkohl, Peterfi⸗ 
lienwurzel und grüne Peterfilie, Salat, dürre Spigmorgeln, 
Weißkraut, weiße Rüben, fowie Blumen, um fie auf die Mau 
deltorten zu fteden, angekauft werden. Daß ed auch an Eonfeet 
und Marcipan nicht fehlte, verfteht fih von felbf. Auf ben 
Marcipan in der unterfien Orbnung waren zu fehen ber Rus 
thengänger nebft dem Bergmeifter, der Markicheider mit der 
Meßſchnur, zwei Bergleute, welche einfchlagen und ausfüllen, 
zwei Bergleute, wie fie vor Ort in der Grube arbeiten, zwei 
Haspelzieher unter einer Kaue, zwei Scheidejungen in der Schei⸗ 
debant, ein Pochwerk, die Waͤſche. In der mittleren Ordnung 
der Erzkauf und die Wage, dad Erzprobieren vor dem Probier: 
ofen, dad Erzröften, der Stichofen, der KKohlenmeffer, der krumme 
Dfen, ber hohe Ofen, der Zreibheerd. In der obern Ordnung 
der Silberbrenner und der Zehndner. Die Beluftigungen beim 
Schießen waren im Ganzen denen vom Jahre 1572 ziemlich) 
gleih. Der Auszug aber geſchah in folgender Weile: 1) Woran 
ber Defenfionerlieutenant und verordnete -Quartiermeifter der 
Stadt, 3) zwei Tamboure und ein Zeldpfeifer, 3) zwei Züge 





— 1097 — 


von dem dritten Hähnel der Bürgerfhaft in gelb und ſchwarzen 
Schügenröden mit fliegender Fahne, 4) der Pritfchmeifter in gelb 
und fchwarztaffenter Kleidung, hinten mit dem Freiberger Stabts 
wappen, in der Hand die Pritfche (zwei andre Perfonen mit 
Pritſchen, in Narrenkleidung, waren nicht mit im Zuge, fondern 
dienten blos dazu während des Feſtes dad Wolf abzuhalten), 
5) der Zieler mit dem Vogel, 6) fieben Bürger in fehwarzer 
Kleidung und Mänteln, wovon fünf die Hauptgewinne, beſte⸗ 
bend in fünf filbernen Gefchirren, einer dad Königsfähnel von 
fhwarz und gelbem Xaffent und einer ein zierliches Käftchen trug, 
worin Die Einlage erfolgen follte, 7) die Stadtpfeifer mit Zins 
fen und Pofaunen, 8) der vorige König mit der Königskette 
von zwei Rathöperfonen geführt, welhem die Schützengeſellſchaft 
50 Mann flark in fhwarzer Kleidung mit Mänteln und Degen 
folgte, 9) die Jungen mit den Rüftungen, angeführt von einem 
ehrbaren Bürger, 10) zwei Züge Bergjungen, ber erfte beftehend 
aus Brändern und folhen Burſchen, die fih im Reviere der 
Stadt befanden, an Zahl 50, alle in ihren Bergkleidern mit 
Schadthüten auf den Köpfen, geführt von 3 Steigern mit Bor 
gelbolzen (Karbatſchen). Bor ihnen her gingen ein Bockpfeifer, 
Leiermann und Zitterfpieler. Nach diefen wurden allerhand Ges 
winne zum Wettlaufen ald Bergleder, Kappen, Kniebügel, Ho⸗ 
fen, Schuhe u. f. w. getragen. Sie felbft führten pappne Par» 
then in den Händen zum Wettlampfe. In dem andern Zuge 
waren 50 Halsbrüdner Bergiungen, weldye drei Wälder zu Züh- 
tern und anftatt des Hähnel ein an einer Stange gebundnes 
Bergleder und zwei Schalmeipfeifen nebſt ähnliden Geminnen 
hatten. Den ganzen Zug befchloffen die übrigen 2 Korporals 
fyaften vom dritten Fäaͤhnel. — Das Feſt koflete der Kaͤmme⸗ 
reitaffe nicht weniger ald 1192 Thlr. 3 Sr. 11 Pf. Auch hatte 
der Rath bereitd im vorigen Jahre ald am 17. Septbr. 1677 
befcloffen, daß die Ambruft : und Musketenfhüßenfönige auf 1 
Jahr ſchoß- und wachtgeldfrei fein, keine Gontribution und fein 
Thorwachtgeld bezahlen und von dem feit 165% geftatteten fleuers 
freien Biere fein Ungeld (5 Thlr. 5 Gr. von einem Biere) zu 
entrichten haben fellten. 

Der Gburfürft verließ hierauf am 87. Zuli die Stadt, um 


einem ahnlichen Feſte in Schtiecberg, wohin auch der Hiergp 
zwel feines Mittels abordnete, belzuwohnen. Wen va Tan: | 
gleitet, tie gewoͤhnlich, von den Lelblompagnieh und außerben 
von einer Kömpagnie Dragoner, am 11. Septbr. nach Fteiber 
zurück, reifte jedoch am 14. bereits weiter nach Noſſen. Indeſſen 
brach das nachſte Jahr die Peſt in Ungarn und Deſtreich aut 
und griff trog aller Vorſichtsmaßregeln und Befhräntungen DE 
Verkehrs dur Quarantainen und fcharfe Auffit auf bie Grau 
ben doch Immer weiter bis Steiermark, Schlefien und Be 
um ſich, biß fie fi im Juni des Jahres 1680 auch in Deep 
zeigte und hier über 6000 Perſonen hinraffte. Jetzt vellegge 
der Ehurfürft feine Reſidenz nad) Freiberg, wo man nun wie 
nur Niemander aus den angeſteckten Orten herein ließ und WE: 
ber zur Erleichterung der Aufficht dad Donatsthor, Tpäter auch DEF 
Detersthor ganz fchloß, und fogar die Gründer mit ihren grünen 
Waaren vor das Erbifche Thor verwies, fondern auch einen De 
fondern Peftbarbier, Krankenwärter und Wärterinnen anuflcite, 
und zwifchen dem Erbifchen und Petersthor wie zwiſchen Freiberger 
borf und der Straße nach den brei Kreuzen befondere Häufie 
für die Kranken errichtete. Als jedoch trogdent Mehrere in dem 
Siechhauſe, dem Herrenhaufe und in ber Sähsfladt an ber DR 
verftarben, wurben am 28. Juni ber Bürgerſchaft noch folgrude 
Puncte nachdrücklich vorgehalten: 14) fih mit Kom, Hl wwb 
andern nöthigen Bedürfniffen zu verfehen. ®) Schweine, SElk; 
Enten und dergleichen Vieh in und vor der Stadt abzuichaffen. 
3) die Wohnungen und die damald offenen Flöſſer vor den Hu» 
fern rein zu halten und täglih in den Häufern zu vändern. 
4) gute Präfervative, wie fie in den Apothefen geordnet, zu ger 
branden. 5) fi) von allen verbächtigen Perfonen, ihren See 
dern und Möbeln fern zu halten. Einige Bürger, welche bager 
gen gefehlt hatten, mußten fofort die Stadt verlaffen und durfı 
ten nicht eher wieder herein, als bis fit die völlige Contumaz ge⸗ 
halten hatten und dies befchwören konnten. 6) Sollten fie EG 
folder Perfonen, welche gemeiner Stadt nichts beis 
tragen oder im Notbfall anzumenden hätten, völ: 
3 entfhlagen Zu diefem Ende wurde Con Haus zu Haus 

eine Wifitation angeordnet. 7) Ohne des Raths Einwilligung 
















— 159 — 


durchaus Niemanden, der fremb oder verdaͤchtig ſei, beherbergen. 
8) So Jemand in einem Haufe mit der Peſt heimgeſucht wür⸗ 
de, die bei Leibesſtrafe micht verhehlen, fondern es fofort den 
Aerzten und ben vom Rathe beftellten Gaffenfhöppen anmelden, 
die es dem Bürgermeijter anzuzeigen verbunden waren, 9) Wenn 
aber der Allet höchſte einige Häufer mit der Anſteckung beimfuchte, 
folten diefe mit einem gewiflen Zeichen bezeichnet und hielten 
fi die darin befindlichen Perfonen nicht inne, biefelben gar ges 
f&loffen werden. 10) Die Margarethen», Egidi- und Martinis 
Saprmärkte follten abgefbrieben und nicht gehalten werden, Doch 
ftarben immer noch unter 333 Perfonen 103 an der Pet, überr 
haupt 94 mehr ald im vorigen Jahre, und es hatte ſich, ald die 
Gefahr Überband nahm, der Peftilenzpfarrer wie ber Chirurg 
von der Gemeinfchaft mit der Stadt abgefchloffen und auf den 
Zhurm beim Findelhaufe begeben. 

Mitten in biefen Nöthen hatte gleichwol der Rath es für 
angemeffen erachtet, ben Churfürft zu feinem Namenstage am 24. 
Juni mit einem filbernen vergoldeten Pokal in Form eines Berg« 
manns und 2 Faß Nheinwein und 4 Faß Bier anzubinden und 
ebenfo der Churfücftin am 22, Juli als ihrem Namenstag einen 
ähnlichen Pokal in Form eines Schmelzers zu überreichen, Beibe 
Geſchenke zuſammen koſteten der Stadt 424 Thlr. 2 Gr. Hierzu 
famen in diefem Jahre noch die Koften wegen der Peſt, welche 
mit 607 Thlr. 15 Gr., und endlich die für den Bau bes neuen 
Teichs vor dem Erbiſchen Thore, welche mit 925 Thlr. 4 Gr. 
in den Stadtrehnungen angefeßt find, Der Tod aber, welchem 
der Churfürft in Dresden entfliehen wollte, ereilte ihn bier, wo 
der GSjäprige Kürft, der bisher ſchon am Kolik gelitten hatte, 
am 22. Aug. feinen Geift aufgab. Am 28. Aug. ward bie kei⸗ 
&e in einem mit fehwarzen Sammt befchlagnen Sarge von 10 
Kammerberren unter bem Geläute aller Glocken und in Begleir 
tung vieler Hof⸗ und Kriegsoffiziere, Berg: und Hüttenamts« 
bebienten aus dem Taſelgemache in die Schioffirche gebracht, dar 
ſelbſt auf einer erhöhten mit ſchwarzem Tuche betleideten Stel 
lage unter einem fchwarzlamımtnem Himmel zwiſchen 10 weißen 
Wachskerzen auf filbernen Keuchtern miedergeleht, und fo lange 
fie dort land, des Nachts von 2 Kammerjuntern, 2 Geheimtäm» 


— 10 — 


merern, © Kammerpagen, etlichen Srabanten. und 20-Mlngue 
in Trauerfieidern mit unter fi gelehrtem Gewehre bewadkt. 
Am 29. Aug. hielt fodann Furze Zeit vor feinem eignen am 18 
Sptbr. erfolgten Tod der Oberhofprediger Dr. Beyer bie erſſe 
Leichenpredigt, am 18. Sptbr. aber wurden in ber Demlin 
de Predigtftühle, Altar, Orgel und Emporlirchen mit ſchwar⸗ 
sem Tuche befchlagen, die Provinz» Wappen angeheftet und bes 
Anfang mit dem prachtvollen Castrum doloris gemadyt. Es kam 
im mittlern Gange mitten in der Kirche vor dem Predigtſtuhle 
zu ftehen, und mußten deshalb die meiften Stühle aus ber Sir 
de genommen werden. Es ruhte auf 4 ganz verfilberten ab 
fhön gezierten Säulen. Oben auf jeder diefer Säulen wear eis 
Zugend, welche die Anfangsbuchſtaben des churf. Namens I. 6: 
E. S. in fi hielt. Das Gewölbe des Castram aber war wit 
Embiemen und vielen hundert Lichtern geziert. In ber Mitte 
fchwebte ein Engel mit dem Rautenkranze, und oben darauf bes 
fand fi eine Kugel mit goldnen Sternen. An dem verfüberten 
Zhürkreife waren die Worte zu lefen non inferiora soquer. Am 
Gewölbe ſah man auch dad ganze churf. völlige Wappen, wie .ed 
unter dem Churhute zwiſchen Palmenzweigen mit dem engl. 
blauen Hofenbandorden ummwunden ſchwebte, und gegenüber deu 
churf. in einander gefhlungenen Namen mit dem Churhute, gleich⸗ 
falls zwifchen Palmenzweigen und mit dem Wahlfpruche be& 
Berewigten: sursum deorsum. Ebendaſelbſt vorn dem Alter: ges 
genüber zeigte fich auf einem fliegenden Zettel eine Schrift, hin⸗ 
ter welcher das Churfchwert mit unterwaͤrtsgekehrter Spige und 
darüber der Churhut zu feben war, daneben befanden ſich zwei 
Slügel und kreuzweis zwei Pofaunen, an die Flucht ber Zeitliche 
beit erinnernd. Der Embleme an dem Katafall oben und unter 
dem Kapitel waren 12, an jeder Säule drei. Unten au ben 
vier Piedeftalen wieder waren 16 Embleme, an jeber Säule vier. 

Diefed Castram doloris blieb auch nady ber feierlichen Bei⸗ 
feßung der Leiche, welche am 10. Octbr. Rattfand, ſtehen bid 
zum 8. März 1681, alfo 2O Wochen, und wurde während bies 
fer ganzen Zeit fortwährend von 6 Eoldaten Zag und Nacht 
bewadyt. Der neue Churfürſt Johann Georg ber III., welcher 
diesmal wegen ber Peſt eben fo wenig als andre fürflliche Per⸗ 





- 
— 16 — - 


fonen dem Leichenbegängniß beigemobnt hatte, Fam erft am 24. 
&an. 1681 bier an, um der churf. Frau Mutter einen Beludy ab: 
zuftatten. Daſſelbe that am 26. Febr. die regierende Churfürftin 
mit den beiden Churprinzen Sohann Georg IV. und dem Herzog 
Friedrih Auguft, welche legtern am 1. März kurz zuvor, ehe es 
abgetragen wurde, dad oben befchriebene Castrum doloris noch 
befahen. Am 17. April aber traf Johann Georg II. zur Erb⸗ 
buldigung ein. Sie ging am 19. auf die gewöhnliche Weife 
vor fih. Die Geſchenke des Raths beflanden diesmal für den 
Churfürſten aus zwei großen weißgetriebenen Leuchtern, für bie 
Churfürftin ebenfalls aus zwei filbernen Leuchtern, in Geftalt von - 
Blumentöpfen und für den Ehurpringen fowie für den Herzog 
Friedrich Auguft aus zwei zierlichen vergoldeten Bechern. Rech⸗ 
net man bierzu noch die ® Eimer Rheinwein und das Faß Bier, 
welches der Rath fpendete, als die verwittwete, feit dem 4. Juni 
bier refidierende Churfürſtin den eigenthämlichen Einfall hatte, 
ihren Namenstag (den 22. Juli) in dem Rathöholze beim foges 
nannten Hungerbrunnen unter einem Belte, wobei ein Springs 
brunnen kuͤnſtlich verfertigt war, öffentlich zu begehen, fo dürfen 
wir und nicht wundern, wenn der Betrag für derartige Ausga⸗ 
ben an die Herridaft in den Rechnungen mit 1165 Thlr. 20 
Sr. 6 Pf. angeſetzt if. Gleichwol blieben dies nicht die einzigen 
außerordentlihen Ausgaben in diefem Jahre, indem unter ans 
dern der Aufwand für Sterbendgefahr, obwol die Peftfälle vers 
ſchwunden waren, noch mit 88 Thlr. 12 Gr. fortbeftand und auch 
eine Gevatterfhaft des Raths beim Herrn von Schönburg auf 
Waldenburg ein Pathengefhent und andere Unkoſten im Betrag 
von 45 Thlr. 15 Gr. verurfachte. 

Die fortwährenden Aufzüge, Schaugepränge und Feſtlich⸗ 
keiten der Fürften und bohen Herren mußten aber bei aller ſchwe⸗ 
ren Noth der Zeit höchſt verlodend wirken und fo lefen wir denn 
auch in des Raths zu Freiberg wiederholten und verneuerten Klei⸗ 
der- und Polizei: Ordnung, welche am 17. $ebr. 1673 befannt 
gemadt und vom Churfürſten beftätigt wurbe, wie zwar die heu⸗ 
tigen kümmerlichen und nahrlofen Zeiten zu einem chriftlichem, 
bußfertigen, ebrbaren Leben und Wandel hätten reizen und ats 
halten follen, wie aber gleichwol etliche unbefonnene Leute, uner: 





s * 
— 1 — 
⸗ 4 


wogen ihres Standes und Vermoͤgens ſich unterſtaͤnden wit al⸗ 
lerlei ihnen nicht zukommenden Kleidungen, Schmuck, Trachten 
Manieren und andern ungeſcheut an Tag zu kommen und fo, 
derlih Handwerksleute und Dienftimägde ſich auch wol weh 
Sammt, Seide und andern unanfländigen Sachen zu behängen 
und wie auch öfterd auf Zufag: und KWerlöbniffen fowie Kuh. 
Hochzeiten, Kindtaufen und Begräbniffen neben dergleichen, Kfefe 
derhoffart noch andere übermäßige Unfoflen und Ausgaben auf 
Efien, Trinken und dergleihen Zractation, ferner auf Spiellegte 
und andere Mittel fpendirt und aufgewendet zu werben „legten, 
Es verbot daher der Rath allen und jeden, wed Anıtk, Berwi« 
gend ober Handtierung fie aud feien, gänzlih und cruſtlich 
1) alle Foftbaren Zahlen: und Kartenperien, Ketten von De: 
len, wie auch falfhe gemachte Perlen, vwelder Art fie feigg,. 
2) Hald- und Armbänder von Edelgefteinen, allzufofibare Ma 
ftedrofen, Gontrafeitbüchfen, Schleifen, Dhrengehenke und Saagı 
nadeln mit Steinen, fie feien gut oder falfch, zufammt eiler fefe 
ſcher Schmudarbeit, womit jedermänniglich leicht betragen weg 
den mag. 3) alle goldne oder filberne Spigen, Poſament, WDom 
den, Hauben, Umgebinde, Zlittern, Schärpen, Wehrgehenke, Op 
fhnuren und wie es Namen haben kann, es fei von gutem obgg 
leonifhem tollen Golde oder Silber. 4) goldene und filbemmg. 
Stüde, Moohr oder andere ausländifhe Zeuge, wie auch He 
hänge, Hauben, Handſchuh, Bänder, Schub, Pantoffel und am 
bere6, worunter Gold oder Silber gewirlet oder darauf geßigk. 
if. 5) allen guten glatten Sammt und Atlad nebft deu ae 
ländifhen geblühmten liederlihen Modezeugen zu Many» ya) 
Weibskleidern, wie nicht minder glatten Zrippfammt, als weldges 
von ferne für guten angefehen und Mancher damit geärgert wirb. 
6) Sanze und halbe Gaftorhüte, Müten mit guten Zobefauffchlä- 
gen, ingleichen alle zobelne und marterne Umbänge oder Half 
Fragen, zuſammt den Müffen_ und Zobeln und anderm koſtbaren 
Rauchwerke. 7) alle in» und ausländifche geflöppelte, genäbets, 
gebrudte Zuren, Ueberfhläge und Handfraufen, welche koſthar 
und im Waſchen balb durdygebracht werden. 8) Betlöppelte fahr 
bene und zwirnene Spigen zu Ueberfhlägen, Halstüchern, Hau⸗ 
ben und dergleichen, fie feien aus⸗ ober inlaͤndiſch, wenn bie Gi 











und alfo zum wenigften 14 Tage vor bem Dochzeittage zu mel: 
den ift, zu beftimmen, wie viel Tiſche einheimifcher Hochzeitgäfte 
und wad an Epeifen er zulaffen wolle. Hiernähft follen alle 
Geſchenke an Ringen, Kleidung, Demden, Hauben und Schür- 
zen, weldye die Braut den Freunden des Bräutigams und diefer 
den ihrigen zu verehren gewohnt war, bei 10 Thlr. verboten 
fein. Nur einen Ueberfhlag oder ein Hemde darf die Braut 
dem Herkommen und Gebrauhe nad dem Bräutigam und ih- 
rem mie ded Bräutigamsd Water verehren, gleichwie ed auch in 
des Bräutigams freiem Willen fliehen fol, ob er feinem Stande 
und Vermögen nad) die Braut mit einem Kleide verfehen wolle 
oder nit. Wenn ed zum Kirchgange fommt und ber Bräuti« 
gam auf einer Abendhochzeit, es fei zur Winter» oder Sommer; 
zeit, zum längften um 4 Uhr mit feinen Hochzeitgaͤſten nicht in 
der Kirche oder doch auf dem Wege fein würde, vor dem fol 
die Kirchthür zugeſchloſſen und er hernach um 5 Thlr. geftraft 
werten. Wenn binmwiederum die Braut fammt den Qungfern 
und Frauen nicht allobald, nachdem die Stadtpfeifer zurückkom⸗ 
men und ſich vorm Haufe hören laſſen (was fie fofort nad ih⸗ 
rer Aufunft thun follen bei 2 Thlr. Strafe), dem Bräutigam 
folgen möchte, follen die Stadtpfeifer wieder fort und die Braut 
obne bdiefelben in Die Kirhe geben. Denn unfehlbar Punct 6 
Ubr fol man zu Tiſche figen, um zur rechten Zeit wieder nad) 
Haufe gelangen zu können. Bürgerſtandsperſonen dürfen hier⸗ 
bei weder Gonfect, Marcipan, Gitronen, Pomeranzen nody andre 
dergleihen Dinge auftragen, fondern müſſen ſich nach aufgehobe: 
nen Speifen (die nicht ohne Noth zerfchnitten vorzulegen find) 
mit Käfe und Butter, auch Kuden und Obſt, oder bei vorneh⸗ 
men Hochzeiten doch mit Mandeln, Rofinen, Johannisbrod, Feis 
gen, Pinien, Datteln, Kaftanien, Lampertönüffen, wie auch Pfef- 
fertuben, Holippen, Oblaten und Hirſchhörnern begnügen laf« 
fen. Hochzeiten länger wie 2 Tage zu balten, wird unterlagt, 
alfo der dritte Tag abgeſtellt. Schließlich wird aud Dad Abho⸗ 
len und Deimfahren der Hoczeitgäſte auf Karethen, weil ed hie 
figen Orts nicht hergebracht, noch ohne merklidye Ungelegenpeit 
einzuführen fei, außer mit boben Raths befonderer Erlaubniß bei 
WU Zhlr. Strafe verboten. 


- 1 


fallen. Dennoch werben nun im folgenden 6 Klaffen feitgefeht. 
Bu: der erften gehören alle die, welche bei dem gemeinen Stabts, 
Berg: und Hüttenwefen fonderbare Ehrenftellen und Aemter bes 
Heiden. Sie werben, heißt e3, glei) denen im geiftlihen Stande 
Andern mit gutem Beifpiel vorgehen und fich hoffentlich mit der 
Kleidung, Tracht und dem Schmude begnügen, ber einem Je— 
den nach der churf Polizeiorbnung vom Jahre 1661 zukommen 
mag, wohin benn auch geübte Practiei (Advocaten) gleichfalls 
gewiefen fein follen. Die zweite Klaffe bilden bie Literaten, 
Untere Berg« und Hüttenbeamte, Gerichtsſchöppen, Beifiger des 
Almofenkaftens, Vierteld- und Quartiermeifter, Stadtfähndriche, 
Handelöleute, auch anfehnlihe vermögende Bürger. Sie mögen 
fi) und-die Ihrigen zu höchſten Ehren in Zaffent, Terzenel und 
andere Zeuge, wo die Elle nicht Über 27 Gr., ingleichen in auſ— 
ländifh Zub zu 2 Gülden Beiden. Ihre Weiber und. 

bürfen gute, goldne Ketten und Armbänder, dem Werthe nad 
bis auf 40 Thlr. hoch oder 3 Loth Perlen, jedes Loth zu 5 bis 
6 Thlr., ebenfo eine Vorftedrofe oder Schleife, 8 bis 10 Thle 
würdig, dann ſeidne Schauben, plüfchne Müten mit gefärbfem 
Marder, garnene Schürzen, geflöppelte Spiten, die Ele an Hau« 
ben und Halöfragen von 6 bis 8, zum Aufbrähmen ber Kleis 
der aber. und zwar nur einfach von 2 bis 3 Gr. fragen. Den 
Töchtern find Brautkränze von gefponnener Drahtarbeit mit eis 
was Perlen, in allen zum höchften auf 6 Thlr. werth, ferner den 
Mannsperfonen zur Zrauer 6 Ellen Flor um den Hut zu bins 
den und den Weibern 6 Ellen Schwäbifh zum Maulfchleier er 
laubt. Ein mehreres und höheres aber, es fei an Zeugen, Shmud 
und andern, foll ihnen bei einer Strafe von 15 Thlr. verboten 
fein. Der dritten Klaffe ald dem Stadtvoigt, Baur, Wahr 
und Wagemeifter, den Scichtmeiftern auf vornehmen Zechen 
falls fie feine höhere Bedienung haben, ferner den Apotheferm, 
Buchdruckern, Barbierern, Kunftmalern, Goldfchmieden, Bilde 
hauern, Stadtpfeifern, Uhrmachern und andern von einer folden 
Profeffion, welche näcft der Handarbeit auch befondere Runft 
und Nachdenken erfordert, wird zu Ehren verftattet: Tuch zur 
1%, Gülden, Perkan und andere Zeuge, von denen die Elle nicht 
über 4 Gülden foftet, fowie 5 Ellen Flor zur Trauer, ihren Wer 








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bern und Töchtern aber zu Ehrenfleidern gemeiner Xaffent und 
was dem gleich zu achten, Schiff» und Pufelmügen von Plüfch, 
feitne Schauben, ein goldnes Kettchen, jedoch nicht über 30 Thlr. 
werth, Spiten zu Hauben und Haldkragen, die Elle 5 bis 6 
Gr., den Töchtern ein Umgebinde von gehefteten ſchmalen Bäns 
dern um 18 bi 21 Gr., und Brautkränze von geiponnener Ar⸗ 
beit an 2 bid 3 Xhlr. werth. Die feibnen Blumenkraͤnze aber 
werden denfelben gänzlih, wie auch ein Mehrered und Höheres 
von feidnen Zeugen, ingleihen feidne Strümpfe und die Kränze 
zu oberft auf den Köpfen zu tragen oder auch zur Trauer über 
5 Ellen Schwäbifh und andere ald ſchwarze zeugne Schlirzen 
zu gebrauden, bei 10 Thlr. Strafe unterfagt. Unter der viers 
ten Klaſſe heißt ed: gemeine Scyichtmeifter, wie auch gemeine 
Bürgers und Handwerker, worunter Steiger, Hüttenmeifter und 
Vorläufer mit begriffen, mögen ſich zu Ehren in Landtuch, bie 
Ele bis 1 Gülden, oder in Kandzeuge, ihre Weiber und Töch⸗ 
ter aber in Seideneſchk, Zſchammelt, Vorſtadt und dergleichen 
wollene Zeuge kleiden, die legtern auch ein goldnes Kettchen 
von 10 bi3 12 Zhlr., einen filbernen Gürtel von 1% bid 16 Loth, 
taffente Schürzen, garnene Hauben und Halstücher mit weißen, 
gellöppelten Spisen, die Elle für 4 Gr., ein Umgebinde von 18 
bis 15 Gr. von gewirkten feidnen Spigen, Scauben mit fa» 
melhaarnen, plüfchnen, fchmofenen oder doch nad) Gelegenheit 
geringen feidnen Aufichlägen, ferner zeugne Pufelmügen mit ei⸗ 
ner feidnen gewirften Spige tragen. Zur Trauer dürfen bie 

anndperfonen 4*/, Elle geringen Flor & Gr. und dad Weibs⸗ 
of 4°), Elle fchlefifhe Leinwand zu 4 bis 5 Gr. gebrauchen. 
Aller andern feidner Zeuge, als Plüſchſammts, weißer Florhau⸗ 
ben, großer weiter Müffe von gefärbten Oeltniſſen (Iltiſſen ?), 
Leibrödden mit langen Schößen oder fogenannter Schäferröds 
chen, weißer Schuhe und dergleihen follen fie fich bei Strafe 
von 8 Thlr. enthalten, auch die Brautfränge von bloßer geſpon⸗ 
nener Arbeit und am Werthe nicht über 1 Gülden body verfer- 
tigen laflen. Unter der fünften Klaſſe aber heißt e8: die gemeis 
nen Bergs, Hütten: und &ohnarbeiter wie auch Zagelöhner bei 
der Stadt werden zu Ehren mit gemeinem Landtuch oder Lands 
zeugen von 16 Gr., ihre Weiber und Zöchter aber mit geringem 


— 1066 — 


Seideneſcht; Polemitt, Perpetuan oder andern dergleichen ſchlech 
ten Zeugen, ferner mit folben zeugnen Pufelmüisen und Schau, 
ben mit famelhaarnen oder ſchmoſenen Auffchlägen, ebenfo mit 
geringen garnenen Hauben mit gewirften Spigen, wovon bie 
Elle nicht über 3 Gr, Fommt, ingleichen bei der Trauer mit 4 
Elen Flor und 4 Ellen fchlefiiher Leinwand nicht unbillig ver 
gnügt fein und hingegen andre unanfländige Kleidung wie auch 
über 8 Ellen ſchwarzes Band auf Kleid und Hut zu fragen um 
der Ihrigen felbft eignen Beſtes willen ſich gäͤnzlich enthalten bei 
5 Thlr. Strafe: Anlangend endlich die fechite Klaſſe, die Klop⸗ 
pel⸗ und Dienfimägde, ald welche bishero meiftens ſich über ihr 
ren Stand herausgebrochen, es andern vorhergehenden öfters in 
Tracht und Kleidung wo nicht zuvor doch gleich thum wollen 
und ihr Lohn dadurch muthwillig verſchwendet, foldhe follen bins 
füro wollnen Viertrat, Perpetuan und dergleichen Beuge zu Möden, 
Wammschen und Pufelmügen, wie auch Schauben gleich näcfl 
vorhergehenden zu gebrauchen befugt, hingegen ihnen taffente und 
weiße garnene Schürzen, geflöppelte und genäbete Spigen, Taf: 
fente, florne und garnene Halskragen, Drathbögen mit Bändern, 
filberne Senfelnadeln, ſchwarze Steine um die Hälfe wie aud 
prädtige Schuhe mit hohen Abfägen und was fonft den worher- 
gehenden Ständen infonderheit georbnet ift, bei 3 The. Strafe 
gänzlich verboten fein, 

Sonderlich follen aber fowol Manns: ald Weiböperfonen 
fi dann, wenn fie zum Haufe des Herrn und zum heiligen 
Nachtmal gehen, einer ehrbaren, bemürhigen und ſchwarzen 
dung bedienen, damit auch aus der Außerlichen Kleidung bie 
muth des Herzens erfannt und andere fromme Chriften nicht ge 
ärgert werden. 

Bei Verlöbniffen follen die Befchentungen zwifcben Braut 
und Bräutigam gleichfalls ihrem Stande gemäß, auch zur Mal 
zeit nicht über einen Tiſch zu 10 oder 12 Perfonen und mict 
mehr als 4 oder bei Standeöperfonen 6 Eſſen angerichtet wer: 
den. Mehr ald einen Tag dazu zu beflimmen, wird gänzlich 
unterfagt. 

Bei Hochzeiten behält ſich der Rath vor für jeden einzel 
nen Fall, der ihm Tängftens Montags nad) dem erſten Aufgebot 





und alfo zum wenigftien 14 Xage vor bem Dochzeittage zu mel: 
den ift, zu beflimmen, wie viel Tiſche einheimifcher Hochzeitgäfte 
und was an Epeifen er zulaffen wolle. Hiernaͤchſt follen alle 
Gefchente an Ringen, Kleidung, Hemden, Hauben und Schür- 
zen, welche die Braut den Freunden des Bräutigamd und biefer 
den ihrigen zu verehren gewohnt war, bei 10 Thlr. verboten 
fein. Nur einen Ueberfhlag oder ein Hemde darf die Braut 
dem Herkommen und Gebrauche nad dem Bräutigam und ih- 
rem mie des Bräutigamd Vater verehrten, gleichwie es auch in 
des Bräutigams freiem Willen fliehen fol, ob er feinem Stande 
und Vermögen nad die Braut mit einem Kleide verfehen wolle: 
oder nicht. Wenn ed zum Kirchgange kommt und der Bräuti« 
gam auf einer Abendhochzeit, ed fei zur Winter» oder Sommers 
zeit, zum längften um 4 Uhr mit feinen Hocyzeitgäften nicht in 
der Kirche oder doch auf dem Wege fein würde, vor dem fol 
‚bie Kirchthür zugefhloflen und er hernach um 5 Thlr. geftraft 
werten. Wenn hinwiederum die Braut fammt den Jungfern 
und Frauen nicht alfobald, nachdem die Stadtpfeifer zurückkom⸗ 
men und fib vorm Haufe hören laffen (was fie fofort nad) ih- 
rer Aufunft thun follen bei 2 Zhlr. Strafe), dem Bräutigam 
folgen möchte, follen die Stadtpfeifer wieder fort und die Braut 
obne diefelben in die Kirche geben. Denn unfehlbar Punct 6 
Ubr fol man zu Tiſche figen, um zur rechten Zeit wieder nad) 
Haufe gelangen zu können. Bürgerftandsperfonen dürfen hier⸗ 
bei weter Confect, Marcipan, Citronen, Pomeranzen nody andre 
dergleihen Dinge auftragen, fondern müſſen fidy nach aufgehobe: 
nen Speifen (die nicht ohne Noth zerfchnitten vorzulegen find) 
mit Kaͤſe und Butter, auch Kuden und Obſt, oder bei vorneb- 
men Hochzeiten doch mit Mandeln, Rofinen, Johannisbrod, Fei- 
gen, Pinien, Datteln, Kaftanien, Lampertsnüſſen, wie auch Pfef- 
ferfuden, Holippen, Oblaten und Hirſchhörnern begnügen laf- 
fen. Hochzeiten länger wie 2 Tage zu halten, wird unterlagt, 
alfo der dritte Tag abgeſtellt. Schließlich wird aud dad Abbe: 
len und Deimfahren der Doczeitgäftle auf Karetben, weil es bie 
figen Orts nicht bergebradyt, noch ohne merkliche Ungelegenpeit 
einzuführen fei, außer mit boben Raths befonderer Erlaubnif bei 
SU Zhir. Strafe verboten. 





— 1068 — 


Bei Kindtaufen follen die zeither gebräuchlichen Zuckerbu⸗ 
ber, Marcipan, Eonfect und candirte Sachen gänzlich abgeſchafft, 
und mehr nicht denn Kuchen und ein Zrunf Wein ober bei 
vornehmen Leuten etliche Schalen mit Fruͤchten und nach Belieben 
auch eine Malzeit von 4, und hoͤchſtens 6 Efien angerichtet, übrb> 
gend zum Pathengelde bei vornehmen Leuten, wenn es Beine 
Bilutöfreunde betrifft, nicht über 2 Thlr., bei gemeinen Haub⸗ 
werföleuten nicht über 1 Thlr. oder zum höchſten 30 Br. ein 
gebunden und hierüber aufs Bette ber Wöchnerin nichts geges 
ben, noch weniger in bie Wochen geſchickt werden, ohne was durch 
die Gevattern aus Butwilligkeit der Wehfrau etwa an 8, 8 ober 
4 Sr. Trinkgeld zugeftellt wird. 


Schließlich follen Eltern nochmald erinnert unb vermahnet 
fein, daß fie ſich des Umſchickens der Kinder zu den Pathen nad 
dem heiligen Chrift, Neujahr, grünen Donnerftag und dergleichen 
gänzlich enthalten ober widrigenfald zu gewarten haben, daß 
beide, der ſowol, welcher etwas giebt, als der, welcher es nehmen 
läßt, jeder um 5 Thlr. nächſt Verluſt der geſchenkten Sachen in 
Strafe genommen wird. 


Bei Begräbniffen wollen wir, heißt es unter anberm, bad 
allzufoftbare Auskleiden der Leichen in gute, neue, ſeidne Beuge 
und die Auszierung bderfelben mit Gold, Silber, Ringen ub, 
dergleichen, wie nicht minder die theuern Beftede von Roßmarke, 
Gitronen und andern, fammt allem vergoldeten und verfilberten 
Kränzelwert, Kreuzen und gefponnener Arbeit in unb außer 
dem Sarge, ingleihen dad Vergolden, Verfilbern und Yusmalen 
der Särge, bei 10 Thlr. Strafe gänzlich verboten, hingegen eb 
nen ebrbaren, chriftlichen Leichenhabit, fowie Beſtecke, Kreuzchen 
und Kränze von Blumen, Grad und Kräutern, ingleichen einen 
Sarg mit weißer Schrift Niemand gewehrt haben. Auch kün⸗ 
nen wir nicht minder gefchehen laflen, daß den Verſtorbenen zu 
Ehren Leichenfteine und Epitaphien gelegt und aufgerichtet wer: 
den, nur daß zmwifchen vornehmen, wohlverdienten Leuten unb 
andern geringen Standesperfonen ein geziemender Unterfchieb vers 
bleibe und in Kirchen und was dem mehr anhängig, fein Eyb 
tavhium, Schrift oder Bilderwerk aufgerichtet werde, es geſchehe 





denn mit ded Herm Superintendenten und unferm, bed Raths, 
Vorwiflen und Vergünftigung. 

Abdankungen thun zu laflen fol Niemand verbunden ober 
gezwungen fein, und wünfcdt ed Jemand, fo kann er dazu ges 
braudyen, wen er will. Schließlich fol alles Speifen und Trauer: 
malzeiten, wodurch ben Leidtragenden nur mehr Kummer und 
Unfoften zugezogen werden, gänzlich und bei einer Strafe von 
6 Thlrn. abgeftelt fein. 

Und weil überdies beim Bierfchanke viel und mancherlei 
Ueppigfeit, Ungelegenbeit, Gefahr und Unheil daher erwähhft, daß 
den Biergäften nebft dem Tabak und dem Kartenfpiel auch all 
zulanges Nachtfigen verftattet wird, als wollen wir bei foldyem 
Öffentlichen Schanfe das Tabaktrinken hiermit gaͤnzlich abgeichafft, 
das Kartenipiel aber führohin nur des Tags und keineswegs bei 
angezüntetem Lichte, auch andrergeflalt nicht, ald wenn ed auf 
eine bloße Ergöglichkeit und nicht höhern Verluſt am Gelbe ald 
etwa 2%, 3 bi8 4 Gr. angefehen ift, nachgelaflen, hingegen ernfts 
lich geboten haben, daß zum längften Abends Punct 10 Uhr bie 
Biergäfte abzahlen und ſich flille und friedlich nach Haufe beges 
ben, audy die Wirthe nach folcher Zeit weiter nichts an Bier lie: 
fern noch längeres Nachtſitzen geflatten follen mit der ausdrück⸗ 
lihen Verwarnung, daß wer dawider handeln oder ſolches in fei« 
ner Behaufung nachgeben wird, ber fol jedesmal, was den Zar 
bat und das Kartenfpiel betrifft, © Thlr., wegen des Nachtſitzens 
aber 5 Zhlr. zur Strafe erlegen. 

Schließlich ift auch bei den Handwerkern ein großer Miß⸗ 
brauch und fehr böfe Gewohnheit, daß bei Fertigung der Mei- 
Kerftüde und Ausrichtung der Meiftereffen iunge Leute mit all» 
zu hoben, unnöthigen und vergeblihen Koſten beichwert und ba» 
durch firadd beim Anfang zur Nahrung untüchtig gemacht wers 
den. Es fol demnach auch dieſer böfe Gebrauch hiermit gänzs 
lich abgethban und hingegen bei einer Strafe von 20 Thlrn. dem 
Handwerkern geboten fein, niemand bei Fertigung des Meiſter⸗ 
ſtücks mit unnöthigen und ungewöhnlichen hoben Koften binführe 
zu beladen, auch demjenigen, der ein Meifterefien zu geben ſchul⸗ 
dig, jedesmal frei zu fielen, ob er dergleichen, jedoch in allen 
und jedem zum hoͤchſten nicht über 10 hir. hoch ausrichten oder 

68 


aber einem jeben Meifter nach Amzahl-derfelben 6, 8 bis 12:Gr. 
am Gelde dafür geben und entrichten wolle, Es wäre denn eim 
Anderes in den Innungsartifeln mit ausdrüdlichen Worten klar 
enthalten oder auch bei einem und dem andern Handwerke biedr 
falls etwas wenigeres hergebracht, auf welchen Fall «8 babei nicht 
unbillig fein Verbleiben hat 

Wie fehr es aber dem Rathe Ernft war auch dem Hurem 
wefen, welches, wie es im Protof. v. J. 1662 heißt, gar zu ſehr 
leider einreißen wollte, zu fleuern, zeigt der Rathsſchluß vom 
10. März 1662, wonach alle und jede Hure ohne Unterſchied öfr 
fentlich in einen Vogelbauer gefett, die Mannsperfonen aber font 
geftraft werden fullen. Auch wurden wirklich im Jahre 1668 
zwei folder „‚Wetteln“‘, welde unächte Kinder zur Welt gebracht, 
mit dem Hurengitter beftraft. Doch follte laut eines Dbercom: 
fitorialbefehlö vom 10. Sptbr. 1662 diefe Strafe bei denen, wel 
che noch heiratheten, in Wegfall kommen und durch Gefängniße 
firafe erfegt werden. Dagegen wurden bisweilen auch härtere 
Strafen beliebt, So ward am 22. Mai 1657 Michael Göppen, 
genannt Zimmermann, wegen Ehebruchs und Hurerei enthaup⸗ 
tet. Daffelbe 2003 traf am 15. Novbr. 1661 Chriftian Schneis 
dern, genannt. Zaubentanz, und Roſine verehl. Körmfer, weil 
fie. Ehebruch und Hurerei mit einander getrieben hatten. Im 
Hinausführen wie auch vorher im Gefängniß und vor öffentlich, 
gehaltnem Gericht ließ jedoch deshalb Schneider allerhand gott: 
loſe, rachgierige und anzügliche Reben hören. Am 20, Dctbr 
1682 endlih wurde ein. Bauerjunge von 18 Jahren, Namens 
Iſrael Hederich, der zu Kleinwaltersdorf gedient und mit einem 
Kalbe Sobomiterei „getriebem hatte, auf dem Schlofiplaße mit 
dem Schwerte gerichtet und hernach der Körper fammt ben Kalbe 
durh den Scyarfrichter nady Waltersdorf geführt und dafelbft 
auf den bereiteten Scheiterhaufen gelegt und verbrannt. 

Indeffen gab es ein Mittel, wirkfamer als alle diefe Maß- 
regeln des Raths, um der Verſchwendung und dem Luxus Einhalt 
zu tbun, und diefes fand ſich von felbft in der von Jahr zu Jahr 
immer böher fteigenden Abgabenlaft. Bon 1681 —87 betrugen 
die verwilligten Abgaben des Landes gegen 8,518,517 $1.13 Gr 
Befonderd gab die Kriegsluft des. neuen Churfürften Johanu 





George III., welcher Deſtreich und dem deutſchen Reiche bald 
gegen Frankreich und bald gegen die Türken Hülfe Ieifte: 
te, ia fogar Venedig in feinem Kampfe mit ben Halbmonde 

durh Truppen unterflägte, Weranlaffung zur Vermehrung der 
alten Abgaben an Quatember« Pfennigen wie zur Erhebung ganz 
neuer ald 3. B. der Mahlgroſchen, der Stempeltare u. f. w. 
Hierzu famen dann noch fortwährende Ginquartierungen und 
Werbungen. Traten nun befondere Unglüdsfälle ein, wie 
3. DB. im Jahre 1684, wo durch die große Trockenheit des Früh: 
lings und Sommers im October ber Scheffel Korn auf 3 Xhle,, 
Serfte auf 2 Thlr. 18 bi8 20 Gr., Welzen auf 3 Thlr. 6 &®e. 
fiieg. der Dafer aber 80 Gr. blieb, ein vierfpänmig Fuder Heu 
40 Thlr., ein zweifpännig von 16 bis YO XThlr. und ein Schock 
Stroh zulegt gegen 4 Ihlr. koſtete, da konnte es wol geſche⸗ 
ben, daß der Landmann im Gebirge, wie Kühn erzählt, feih 
Vieh wegen Mangels an Fütterung fchlachten und endlih Haus 
und Hof der großen Abgaben und @inguartierung wegen mit 
dem Rüden anfehen mußte. Für unfere Gegend fam noch hin⸗ 
zu, daß wegen Mangel an Auffchlagewafler die Kunftgezeuge 
auf dem Bergwerke und in den Schmelzhütten fi fanden und 
viele hundert Bergleute abgelegt wurden, d. h. Arbeit und Brod 
verloren. Es fiel aus demfelben Grunde aud daB Quartal Tri- 
nitalis Peine Ausbeute, was feit 1643 nicht der Ball geweſen 
war. Der Herbſt brachte fodann zwar einigen Regen, fo baß 
die Kunftgezeuge und Hütten wieder in Gang famen, aber ſchon 
im Dctober, wo eine plötzliche Kälte mit trodnen Binden einflel, 
Randen die Werke von neuem fiil. Gegen Weihnachten erloffen 
daher wieder viele Zehen, deſenders die Hohebirke auf dem 
Zuge, und ed wurde das Wehklagen und Rotbgefchrei der ar: 
men Arbeiter und Bergleute, welche abgelegt worden waren und 
nun in der theuern nahrungslofen Zeit ſich nidt zu erhalten 
wußten, endlich fo groß, daß fi der Churfürft auf geſchehenes 
Anfuchen bewogen fand, denfelben etlihe hundert Scheffel Korn 
um einen billigen Preis vorzuftreden, wofür ihnen dad Geld, 
wenn ihnen Gott wieder Arbeit befcdheerte, nach und nad abgeı 
gen werden follte. Es waren aber jet nicht blos die Getrek 
depreiſe fo hoch gefliegen, ſondern auch die andern Bebenmmiteet 

68° 





fo heuer, wie man ſich beffen in möBgeiten aedip:aulipt «ui 
werte. Es galt nämlih ein Pfund ! indfleifch 15 iss 


ein Pfd. Kalbfleifh 12 bis 13 Pf., 1 Pfd. Schöpfenfleifp fi 
bis 16 Pf., ein Pfd. Schweinefleifh 20 bis 21 Pf. Eine Kamm 
Butter flieg auf 5 Gr., eine Kanne Bier von 5 Pf. auf.7 MX 
Und wie man nun im nädften Frühjahr (1685) auf dem Lamb 
ein Vieh und keinen Samen zum Säen hatte, und gieiduwel 
die großen Milizabgaben und Einquartierungen fortbawerten; am 
der Zuzug fremder Kriegsvölker aus Churköin, Lüneburg, Weraun 
fhweig und Hannover nad Deftreicy gegen den Turken dvie Bu 
fuhr aus Böhmen fehwächte, abgefehen davon, daß Viefilhueise 
ſelbſt auch die hurfächfifchen Lande berührten, da wurbe bie Sem 
gerönoth befonders im Obergebirge fo groß, baß bie armen Geh 
ſich genöthigt fahen, fi) ihr Brod aus Kleie, Sägefpänen, Zeib 
firünfen, Wurzeln und Baumrinden zu baden. Mile Wuiih 
Noch in Freiberg wirkte, beweifen diejenigen. Fälle, wo iyGä 
aud Verzweiflung und Mangel an Nahrung daB Leben mamn 
So fand man am 26. Juli 1685 im Dorfe Eule bei ee 
einen alten Bürger und Klempner von bier, Namens Da 
Fuchs, an einem Baum erhenkt, weil er fein Leben wie c 
zu friften wußte. Gin andrer, Samuel Körbner, ein 4 
hatte aus demfelben Grunde zu Annaberg Kri | 
men, fpäter aber, ald der hochbejahrte Mann berin: nik 
kommen konnte, fich wieder losmachen wollen. reits 
dad Geld nicht gleich erlegen fonnte, und zwei Gelb: „ 
men, um entweder dad ausbebungene Geld ober ſeiun 
in Empfang zu nehmen, verfegte er fich fieben — 
Bruſt und verſchied 27 Tage darauf. Im ſelben Say 
ein andrer Bürger und zwar ein Kürfchner zu bi . 
tel der Selbftentleibung, weil er feine Schulben - _ 
len Eonnte. Und fo fand man am 26. Febr. 1687. or J 
nes Tagelohners in der Loßnitz aus Mangel notbbärfuiil 
tel in ihrer Stube am Dfengeländer mit ihrem (6 
beren Beilpiele den 24. Mai eine Bergmant 
felben Haufe nachfolgte Beide wurden vom Hewi 
men und auf dem Siechgarten begraben. Solche 
ven aber, fagt Kühn, in diefer Zeit we,en ber gre 


























— 13 — 


und Xheuerung im Sande gemein. Doc, hatte die eigentliche 
Xheuerung, wenn auch nicht Die Nahrungslofigkeit bereits im 
Jahre 1686 aufgehört; denn im Februar diefed Jahres galt der 
Sceffel Korn wieder 27 bid 28 Gr., Gerſte 21 bis 24, Hafer 
10 bis 14 und nur der böhmiſche Hopfen war fehr theuer und 
faum zu erlangen, naͤmlich der Scheffel für 12 bis 15 Thlr. Et: 
liche Bürger führten daher der Stabt Braunfchweigifchen Hopfen 
zu, ber audy im Brauen gut befunden warb. 

Mitten in diefer allgemeinen Bedrängniß wurde aber gleich» 
wol dad Leichenbegängnig der verwittweten Ehurfürflin, welche 
am 20. März 1687 verſchieden war, eher mit größerm ald ge 
tingerm Pompe begangen und am 5. April unter anderen zu 
diefem Zwecke für 1200 Pferde Quartiere in Zreiberg angeſagt. 
Ihr folgte am 1%. Septbr. 1691 der Churfürft Johann Georg III. 
nad, zu defien feierlichen Beiſetzung nicht nur dad churf. Begraͤb⸗ 
niß erweitert fondern auch ein noch prachtvollereö Castrum dolo- 
ris als das vorige errichtet wurbe. Wie bedeutend der Zug bei 
dem am 11. Dechr. gedachten Jahres flattgefundnen Begaͤngniß 
war, mag man daraus abnehmen, daß er fihb um I Uhr aus 
dem Schloſſe nah der Domkirche zu in Bewegung ſetzte und 
erfi gegen 4 Uhr endete. Auch die am 13. Decbr. bier erfolgte 
Erbhuldigung des neuen Churfürfien Johann Georg IV. war 
durch das bisher nicht in der Art gewöhnliche militärifche Ges 
pränge prachtvoller, wie die früher befchriebene. Und fo darf es 
uns nicht befremden, wenn ſich auch der Rath troß feiner ges 
fhwädten Kaſſen mit feinem Geſchenke ftärfer ald gewoͤhnlich 
angriff und diesmal dem neuen Ehurfürften einen vergolbdeten fils 
bernen Tiſch mit vortrefflich getriebener und durchbrochner Augsbur⸗ 
ger Arbeit überreichen ließ. Es betrugen daher in dieſem Jahre 
feine Ausgaben für die Herrſchaft nicht weniger als 1956 Thlr. 
18 Sr. 2 Pf. und zwar 225 Thlr. 1 Gr. © Pf. Unkoften feiner 
Seits für dad Leichenbegängniß, 1401 Thlr. 3 Gr. für den ver- 
golteren Ziih und 330 Thlr. 14 Gr. für andre hierher gehörige 
Ausgaben. Auch konnte er fih nicht entbrechen ein reichliches 
Jahr darnach, nämlid am 17. Febr. 1693 bei dem feierlichen 
Empfange des (am 10. dieſes) vermählten fürfllidden Ehepaars, 
nämlich ded Herzogs Friedrich Auguſt zu Sachſen mit der marl« 





— IM — 


-  geäfl. Brandenburg : Baireutbichen Prinzeifin Chriſtiane Cherhar⸗ 
dine, wieder feine Ergebenheit burch ein reiches Hochzeitgeſchenk 
zu bezeigen, indem er benfelden vier große filberne: ſchoͤn getries 
bene Wandleuchter Augsburger Arbeit überreihen ließ, welche gar 
gnädig angenommen wurben und ber Kämmereitafle von neuem 
einen Aufwand von 601 Thlr. 11 Br. 9 Pf, verurfachten. 
Gleichwol war es mit bderfelben bereitd dahin gefommen, daß 
in diefem Jahre die Einnahme von der Ausgabe um 8861 Ahlr. 
17 Gr. 41/, Pf. überfliegen wurde. Statt aber fogleich Präftige 
Mafregeln bagegen zu ergreifen, wurde das Mißverhältuiß zui⸗ 
fen Ausgabe und Einnahme im nächflen Jahre noch ſtarker, 
wo wir gar 6606 Thlr. 12 Gr. 2 Pf. mehr audgegeben als sims: 
genommen finden, Freilich Eoftele ber Todesfall Johann Beorgb.. 
IV., welder am 27. April 1694 erfolgte, durch bad am 5. Jul 
gehaltene Leichenbegängniß bem Gemeindefädel wieder 861 Ahlr. 
5 Gr. 3 Pf. Hierzu kam dann die Erbhulbigung bed neuen. 
Ghurfürften Friedrich Auguft, wo man auf die gewöhnliche Weiſe 
demfelben einen filbernen Kronleuchter verehrte, ber 843 Thlr. 
9 Sr. koſtete. Und fo betrug, dba noch 357 Thlr. 15 Gr. anbee: 
bierher gehörige Ausgaben dazu kamen, der Aufwand für bie 
Herrſchaft in diefem Jahre wieder 1764 Thlr. 20 Gr. 8 PM. 
Es hat fich daher audy das Beſitzthum der Gemeinde durch An 
fauf neuer Grundftüde in biefer Zeit wenig vermehrt. Die bee. 
beutendfie Erwerbung war bie bed Erblehnguts Gonrapdshorf im: 
Sahre 1886, dann die der obern Malzmühle 1667 und ber Malye 
und Würzmühle in der Sächsſtadt 1673. Lestere bat man 1888 
gegen Bahlung eined Erbftandgelded von 1800 Thlr. und Zus 
fiherung eines jährlihen Erbpachtzinſes yon 50 Thlr. vererb« 
pachtet. 

Sm Lande wurde während dem der Nothſtand immer grös 
Ber und machte fidy bei jeder Steigerung ber Betreidepreife ‚fer 
fort bemerflih. Als daher 1692 ber Scheffel Korn wieber 8 
Thlr., ber Weizen eben fo body, die Gerſte aber 46 Gr. und ber 
Hafer 1 Thlr. koſtete, die Laft der Abgaben und Cinquarties- 
rung aber diefelbe blieb, da wurde, fagt Kühn, die Moth ſehr 
groß. Der Sold der Soldaten wollte nicht zureichen, alfo preß⸗ 
ten fie den Untertanen und es vergingen wenig Nächte, ws 


— 105 — 


nicht Dieberei getrieben worden waͤre. Bald wurden (1686) von 
dem auf dem Altar der Domkirche ſtehenden Kruzifix das daran 
geheftete ſilberne Schild mit dem Namen und Wappen Breitings 
als des Wohlthäters, der es der Kirche geſchenkt hatte, und die 
vier eingefegten großen Böhmiſchen Diamanten und Zürtiffe 
geftoblen , bald und zwar 1693 von den bier liegenden Sol⸗ 
daten ebendafelbft die hinter dem Altar eingemauerte Almofene 
büchſe, fowie aus bed Oberhauptmanns verfchloflenem Kirs 
chenſtuhle eine mit Silber befdlagne Bibel nebfl dem Seiger 
entwendet, bald und zwar im Jahre 1695 aus der Jacobikirche 
die Kirchengelder und filbernen Beidhläge an der Kirchenagende 
des Nachts von Dieben, welche eingebrochen waren, mit fortge: 
nommen» Mocten daher auch einzelne, wenn fie der Dieberei 
überführt wurden, bart beftraft werden, wie 3. B. 1687 ein 
Soldat auf öffentlibem Markte vor der Kompagnie zum Schelme 
gemadt, ihm der Degen vom Scharfrichter zerbroden und vor 
Die Füße geworfen, er felbft aber mit Staupenicdlägen ded Lane 
des verwiefen wurde, oder ein andermal und zwar am 15. Juli 
1692 vier Reiter aus dem Leibregimente, deſſen Stab in reis 
berg lag, wegen Straßenraubd nach gebaltenem Kriegögerichte 
zum Erſchießen vor dem Donatöthore verurtheilt, einer auch wirk: 
lich erfhoflen wurde, während die andern ſich durch Würfel 
loöfpielten, dafür aber 14 Tage lang bei einer aufgerichteten 
Schandfäule auf dem Markte fieben mußten; im Ganzen beſtä⸗ 
tigte fi auch bier die Erfahrung, wo die Werbältniffe überhaupt 
troſtlos find, helfen einzelne Maßregeln unt Strafen, und feien 
die leptern noch fo fireng, nichts. Der Churfürft Friedrich Au: 
guft entſchloß fih daher nicht etwa feiner Kriegsluſt zu entfas 
gen, es wurden vielmehr im Jahre 1695 die Werbungen für ein 
Hülfsforps, welches er dem KRömifchen Kailer zu flellen veripros 
den batte, ſtärker als je betrieben und die ledigen Burſchen von 
den Straßen mit Gewalt weggenommen , den 6. Juli 1696 bie 
alten Defenfioner entlaffen und neue dafür verpflichtet, er mochte 
auch nicht etwa fich felbft in feinen Wergnügungen irgend einen 
Abbruch thun, die Parforcejagden, wie am 20. Septbr. 1694 zu 
Galenz, wurden vielmehr eher mit größerem Aufwand als frühen 
angeflellt, auch an anderm fürftlichen Pomp, wie z B.am IU, Noubr, 





[4 


— 176 — . 

1696 bei bem Leichenbegängniß der churf. Wittwe wurde wich 
gefpart, wol aber. wurde am 3. März 1695 ein churf. Befehl 
von den Kanzeln verlefen, wodurd man für bad Gebirge, weil eb 
fi) in ſolchem Elend befinde und in einen erbärmlichen Zuſtand 
gerathen fei, im ganzen @hurfürftenthbum nicht allein vor den 
Kirchen fondern au von Haus zu Haus eine Almoſenſamm⸗ 
lung anorbnete. Die ganze Sammlung ergab aber in Freiberg 
nicht mehr als 136 Thlr. Selbft die Stände Eonnten auf bem 
Landtage von 1694 bis 1695 tro& ihrer wehmüthigen Werfiel- 
lungen über die gefundene Nahrung des Landes unb ben jam⸗ 
mervollen Zuftand der Steuerpflichtigen nidht etwa eine Minde⸗ 
zung ber bisherigen Laſten erlangen, neih nur mit Mühe und 
nad) den eindringlichfien Vorſtellungen eine weitere Erhöhung 
derfelben abwenden. Eine wirkliche Erleichterung erfuhr die Gtabt 
erft den 31. März 1696, wo anerkannt wurde, daß von ben auf 
den Grundfiüden der Stadt haftenden 121707!/, Steuerihoden 
nur dad von Churf. Morig am 25. Juni 1566 begehrte Buas 
dengenannte an 300 Schod Groſchen (216000 Pf. ober 100008 
Schoden à 2 Pf) der Steuer verrechnet werben follten. Die 
übrigen 13707°/, Schode follte der Rath zwar erheben, aberben 
Ertrag zu Dedung der Reſte, Uebertragung der Einnahmen, 
Befoldung und endlid dem Gemeinwefen zum Beſten verwen 
den. Die Stadt hatte bis zum Jahre 1695 dem Aerar uw 
63862 Schock ald gangbare verrechnet. In Anerfennung ber 
mißlihen Lage der Stadt wurden fie von 1696 an bis nf 
60000 ermäßigt. 

Mir wenden gern unfere Blide von einem Gemälbe weg, 
wo beflen, was Auge und Herz irgend erfreuen könnte, fo 
wenig ift, und richten fie zunächft auf eine wohlthuenders Er⸗ 
fheinung diefer Zeit. Frommer Sinn, Mitleid mit der Lage 
feiner armen Mitmenfchen, bisweilen wol auch Eitelleit ober 
die Hoffnung, ſich dadurd ein befferes Leben in jener Welt zu 
bereiten, wirkten zufammen, um für $reiberg eine Menge Ge 
flifte ind Leben zu rufen, deren Zinfen zum größten Theil ne 
beute der Stadt und ihren Kirchen, Schulen oder Armen zu gute 
fommen. Einzelne diefer Stiftungen freilich find fpurlos ver 
fhwunden. So gleich die erfte, welcher wir in unferm Beitraume 





— 11 — 


begegnen. Es übergab nämlich ber WBürgermeifter Lindner am 
15. Ian. 1655 eine unter dem 1. März 1653 volljogene Stif- 
tungsurfunde in Betreff eined Geſtifts, deſſen Zinfen von jährs 
ih 71 Zhlr. 9 Sr. an den Zagen Johannes und Barbara zu: 
nähft unter Studirende und Hausarme aus feiner oder feiner 
verftorbnen Frau Familie, in Ermanglung biefer aber unter Bür: 
geröfinder vertheilt werden follten. Aber mag ed nun gar nidht 
zur Ausführung gefommen oder auch wieder eingegangen fein, 
es findet ſich längft nichtd mehr vor von ihm. — Die Schw 
rigfeiten wegen des pactifchen Geſtifts hingegen, deſſen wir früs 
ber gebacdhten, fanden in unfrer Zeit am 10. Mai 1658 in ei: 
nem Bergleih mit dem Görliger Rathe ihre Erledigung. Den 
24. Zuni 1659 gründete fodann Anna Catharina Schönleben ald 
Erbin und Schwefter der Gebrüder Gabriel und Friedrich Horn, 
welchen der Tod übereilte, 400 Zhlr. zu milden Zweden, vorzügs 
(ih zum Beſten des Armuths, unter andern aber auch 100 Thlr. 
für die Zwede der Schulcommunität, für welde der Rektor Ben: 
newitz bereitö unter dem 13. Juli 165% freiwillige Beiträge eins 
jufammeln Erlaubniß erhielt. Auf gleihe Weife hatte Barbara 
von Schönberg 1662 ein Teſtament hinterlaflen, worin der Schuls 
communität 100 Thlr. vermacht waren. Wichtiger wurde jebody 
für diefe wie für andre milde Anftalten dad Teſtament des Bürs: 
germeifter Siegmund Horn, welded er am 9. Mai 1666 als 
dem Tage vor feinem ode dem Rathe übergab. Er farb un: 
verebeliht und hatte ſich fhon bei Lebzeiten durch Unterhaltung 
junger Leute, welche ſich wiflenfchaftlich bildeten, um Viele große 
Verdienſte erwerben, wie er denn zur Zeit feines Todes 6 junge 
Leute bei fi in Logis und Koft hatte, auch als großer Freund 
der Mufif ein eigned Collegium musicum unterhielt. Der Rath 
verficbert in einem Schreiben an den geheimen Rath von Einfiedel, 
ald einem Mitgliede der zum Freiberger Greditwefen niedergefehten 
Sommilfion, wie er an diefem wohlfeligen Manne einen rechte 
ſchaffnen, aufrictigen, getreuen, arbeitfamen, klugen und forgs 
fättigen Gollegen, welder fein von Gott anvertrautes herrliches 
Zalent bei diejer Stadt und Kanden als ein rechter, frommer 
und getreuer Knecht ordentlid angewendet, ja bei biefigem Rath: 
ſtuhle jederzeit eine ſonderbare Grundfäule und vivum arcase- 





rum Invenlarium repräfentirt, leider verloren babe, und erfudhet: 
ihn. dabei. bemeglih zu flandhafter Beharrung bei der guten 
Theils dieſem feligen Manne mit zu Liebe übernommenen bei. 
ſchwerlichen Commiffion in gemeiner Stabt Credit und Gommuns 
weien. Und weil, heißt es an einer andern Stelle des Ratte 
protokolls, der Allerhöchfte durch feinen fanften und feligen Lob. 
nicht einen Heinen Riß im Rathſtuhle geihan, ald empfinden eb: 
nicht allein fämmtlihe Herren mit fonderbarer Betrübniß, ſon⸗ 
don haben aud auf Begehren bewilligt, daß zu beflen Beſet⸗ 
tung nicht nur ter Leichenornat und Wagen, fondern auch. beB- 
Raths Baupferde hierzu bergegeben und von nun an wit am«. 
dern Rathöperfonen, wenn ed begehrt wird, der Pferde halber: 
gleichfalls es alfo gehalten werde. In diefem Xeflamente num. 
waren 100 hlr. der Armuth ausgeſetzt, wovon die Zinfen alljährlich 
am Tage Siegismund vor feinem Haufe zu vertheilen, 100 Zr.‘ 
der Schulcommunstät zu Schuhen und Hemden, 100 Thlr. bear: 
großen Gurrentanern zu Schuhen, Zub und Leinwand, 100 
Thlr. den Heinen Gurrentanern, welche dafür an dem bezeichwes 
ten Zage vor feinem Haufe vier deutfche Lieder fingen und bean 
zu. derfelben Zeit ihr Geld empfangen follten, 50 Xhlr. dem 
Schulbibliothekfiscus, und 2000 Thlr. zu Stipendien für vier arme. 
junge &eute auf der Univerfität auf 2 und nad Befinden auf: 
3 oder 4 Jahre, um ihnen fo jährlih 25 Thle. für gute Bücher: 
und andere Lebensbedürfniffe zufommen zu laffen. Die Gollatwe- 
hatten urfprüngli die Hornfhen Erben, jegt aber übt fie ber: 
Stabtrath aus. Endli hatte er auch 200 Thlr. zur Anſchaffung 
zweier Feuerlöfchiprigen der Stadt Freiberg vermacht. Der in dem 
Teſtamente auögefprochene Wunſch, daß fein Erbe der Stadtrichter 
Martin Albert einige Tiſche für junge Leute begründen möge; 
führte zu Verhandlungen mit diefem. Die Kolge bavon war, 
daß Albert 3000 Thlr. auszahlte und damit die fogenannten 4 
Hornſchen Tiſche in der Schulcommunität begründete. Als ein 
zige Bedingung gilt dabei, daß die Inhaber in der Muſik wide 
ganz unerfahren und zur Dienftleiftung in der Domkirche vers 
pflichtet fein follen. Ein andrer Bürgermeifter Caspar Ludwig 
Schönleben vermadte in feinem am 26. Zuni 1678 bei dem 
Stadtrathe publizirten Xeflamente der Armuth 300 Thlr., wee 


— IB — 


von die Zinfen an Hausarme zu vertheilen fein. Man hat jes 
doch dieſes Capital nicht als befondered Gefift, fondern die zur 
Berichtigung des Vermächtniſſes cedirten Außenftände ald Activa. 
der Armenkaſſe behandelt. Außerdem beflimmte er auch nody für bie 
Geiftlihen und Schullehrer 1000 Thlr. Dieſes Geftift wird bei ber 
Superindentendur verwaltet. In demielben Jahre ward am 11. 
März der leute Wille von Frau Juſtinen Langen eröffnet, wonach 
der Schule allhier 300 Thlr. vermacht waren. 21, der Zinfen follten 
zu Kleidungsftüden für die Communitäter und °/, zu Hemden 
und Strümpfen für die großen Eurrentfchüler verwendet werden, 
Wahrfceinlid hat man aber den größern der Gommunität ges 
bübhrenden Zheil gleih in den Communitätöfiscus fließen laſſen. 
Daflelbe hat man 1843 mit dem feinen Langeſchen Geſtifte von 
100 Thlr., weiches neben dem Gommunitätöfißcud verwaltet wurde, 
getban, wenn gleich wie e8 fcheint, mit Unrecht, da es eher dem 
Singechor hätte zufließen follen. Zwei Jahre fpäter ald am 19. 
Dctbr. 1674 warb wieder nad) dem lebten Willen der Frau Pas 
for Spbille Wagner, geb. Böttcher in Großſchirma ein Fond zur 
Verabreihbung von 2 Stipendien an fludirende Jünglinge bes 
gründet. Die Zinfen follten vorzugäweife an Mitglieder aus ihrer 
und ihre Manns Familie ausgezahlt, die Aelteften beiter Familien 
aber die Gollatur auszuüben und dabei der Theologie Beflifine 
vor andern Studirenden den Vorzug haben. Im Jahre 1764 
übernahm der Stabtrath die Verwaltung ded Fonds, der fpäter 
unter beide Familien, die Wagnerſche und Bötticherſche getbeilt 
ward. 1681 vermadte ferner der Berggeſchworne Adaın Ungar 
den zwei Geiftlihen an der Jacobikirche 40 Thlr. Die Erben 
zahlten 40 Specieöthlr. Diefe vermechfelte man und für den Er⸗ 
166 ward ein breiprocentiged Bteuercapital von 100 Thlr. ere 
worben. Seit Micdhaelid 1824 befteht der Kond in 75 Thlr., des 
ren 3infen die beiden Jacobigeiſtlichen jaͤhrlich unter ſich tbeilen. 
Nah einem ähnlihen Vermächtniſſe beflimmte 1638 Barbara 
Börner der Beiftlichfeit an der Nicolaifirde 80 Thlr., deren 
Zinfen am Tage Barbara (4 Dechr.) zu 3 heilen der Pres 
diger und zu einem Theile der Glödner erhalten fol. Und das 
nädhfte Jahr ald am 10. Mai 1659 warb wieder von dem Loh⸗ 
gerber Samuel Deinrih ein Teſtament publicirt, worin berfelben 


— 1080 — 
Geiftlichkeit zu Nicolai 100 Thlr. vermacht waren. Von ihren 
Binfen ſollte der Gloͤckner 1 Thlr., dad Uebrige aber die. gebadhte 
GBeiftlichkeit und zwar am Rage Samuel (26. Aug.) erhalten. 
Bebdeutender waren bie Stiftungen bed Gerichtöfchöppen und Wer 
fteber des Almofenkaften Balthafar Mende. Zunächft trat er ben 
6. April 1688 laut bed fabtgerichtlichen Teſtamentenbuchs 288 
Thlr. an den Almofenkaften ab, damit die Austheilungen im 
Gelde und Tuch befto reichlicher werden Fönnten. Dann fanben 
fi) ferner in dem am 18. Novbr. 1689 bei gedachtem Stadege 
richte niedergelegten Teſtamente nod 1000 Thlr. für armer ſiu 
dirende Knaben mit guten Anlagen auf der Univerfität, vermadht. 
Es follten diefe 1000 Thlr. zur fernerweiten fichern Ausleihung 
in den geiftlichen Kaften gelegt, die jährlichen Intrefien von 38 
Thlr. aber zu einem Stipendio 2% Jahre lang für jeben Yen 
cipienten ausgezahlt werden. Die Empfänger follen mit. feinen 
andern Stipendien ober andern Geldmitteln verfehen, fewben 
recht arme, tüchtige Knaben fein, bei denen gute Hoffnung, ſo 
wie auch einige Wiſſenſchaft der Mufit vorhanden iſt. Borzuge⸗ 
weife follen des Stifter und feines Eheweibes Freunde, wenn 
fie auch nur per affinitatem mit diefem oder jenem verwandt, 
und ganz befonderd M. Hofmanns, Pfarrerd in Glöfe, öl, 
Anfprud darauf haben. Die Verwaltung ift fchon feis ger 
mer Zeit von der des geiftlichen Einkommens getrennt. Die Geh 
latur beforgte früher der Rath in Vereinigung mit bem: Guy 
intendenten, jetzt der erftere allein. In demfelben Teſtameme 
waren auch noch 200 Thlr. ausgefeht, wovon bie Binfen am 
Tage Balthafar (4. Ian.) durch ein Rathömitglied an diejenigew 
6 Chorſchüler, welche die Kirhenmufit an Sonn: und Feſttagen 
zu St. Petri beforgen, audzuzahlen feien. Diefe Choriften unb 
in Ermanglung derfelben andre befähigte Perfonen follten bei.je 
dem Gotteötienjie vocaliter und instrumentaliter zwifchen ben 
abzufingenden geiftlihen Liedern muficiren. Schon im Jahre 
1787 bat man die Zinfen dem Petriorganiften und feinen @p 
bilfen ausgezahlt, in neuefter Zeit jedoch mit Zuftimmung be6 
Kultminifterii */, der Zinfen dem Petriorganiften und ®/, den 8 
Choriſten, welche in diefer Kirche dad Vorſingen beforgen, zuge 
ſprochen. Endlich ward auch in demfelben Jahre und zwar Ken 















M 





Rn 


— 1 — — 


8. April 1689 dad Zeftament der Jungfrau Marie Pragerin er: 
öffnet, worin 600 Thlr. ausgefeht waren und zwar fo, daß 10 
Thlr. Zinfen jährlid) einem jungen Theologen, der auf Beför⸗ 
derung wartet und fich im Predigen fleißig übt, zum Anlauf eis 
ned Buchs, in welches der Name der Pragerin zu fihreiben ift, 
verabreiht, SO Thlr. aber am Zage Mariä Heimſuchung unter 
20 Erulanten, Kranfe oder preßhafte Perfonen gleihmäßig vers 
theilt werden follen. 

Es bedarf nad Liefer Aufzählung ber verfchietenen Vers 
mächtniffe und fogenannten milden Stiftungen, welche jener Zeit 
angehören, nicht erft einer befondern Außeinanderfegung, um dar: 
zuthun, welch ein reger kirchlicher Sinn das damalige Geflecht 
beiebte und durddrang. Die Früchte, weldhe Kirche und Schule 
noch heute davon genießen, zeugen deutlich dafür. Daß in einer 
ſolchen Zeit die Beiftlichleit fi des höchſten Anfehnd erfreute, 
verftebt ſich hiernach gleichfalls von ſelbſt. Wir haben gefehen, 
wie 1653 der neue Superintendent Dr. Sebaftian Gottfried 
Starcke unter den größten Yeierlichfeiten und in Gegenwart ber 
ganzen churf. Familie vom Oberhofprediger Dr. Weller einge. 
führt wurde. Auch hat ihn fpäter der Churfürft durch feinen 
Leibarzt auf feinem Krankenbette befuchen, ihm feinen gnädigften 
Gruß vermelden und fi nach feinem Zuftande erfundigen laf- 
fen. Und ald nun am 87. Juli 1670 der Zod deflelben erfolgte, 
da beauftragten der Ghurfürft, die Churfürftin und der Ehurpring 
verfhiedene hobe Perfonen, an ihrer Statt bei feinem Leichenbe: 
gängnig zu erfcheinen. Freilich war auch die Freiberger Diöced 
eine der größten des Landes, indem zu ihr nit nur 10 Stadt⸗ 
geiftlihe außer dem Paftor Primarius felbit, fondern auch gegen 
70 Land : und Stadtgeiftlihe gehörten. Die Legtern waren von 
den Dörfern und Städten Zuttendorf, Conradsdorf, Krumhen⸗ 
nerstorf, Bieberſtein, Reinsberg, Dittmannsdorf, Mohorn, Herr 
zogswalde, Niederfchöne, Naundorf, Niederbobrigfch, Oberbobrigfch, 
Loßnitz, Dorfhain, Prezſchendorf, Burkhardsdorf, Dietersbach, 
Frauenſtein (2), Kleinhartmannsdorf, Kleinhenneredorf, Herms⸗ 
dorf, Naſſau, Claußnitz, Kaͤmmerswalde, Neuhaußen, Saida 
(2), Pfaffrode, Oberneuſchoͤnberg, Doͤrreuthal, Voigtsdorf, Zetha, 
Dorihemnig, Helbigsdorf, Lichtenberg, Weißenbdorn, MBertheiöderf, 





. 
— 
— — 18 — 


Brand und Erbisdorf (8), Langenau, Grönik, GroBiartwniknb: 
dorf, Mittelfaida, Forchheim, Lippersborf, Großmwalteräborf, Ep 
pendorf, Galentz, Dederan (2), Brantenftein, Bodendorf, Hal: 
nichen (2), Pappendorf, Ringenthal, Breifenborf, Etzdorf, Roß: 
wein (2), Gleisberg, Marbah, Noffen, Eiebenichn, Oben 
gruna, Sroßfhirma, Sangenhennersborf, Kleinwaltersborf, Ober 
ſchöna. €& fanden dem Superintendenten auch 5 fogenmmik 
Adjuncte zur Seite, nämlich die Paftoren zu Frauenflein, Gala 
Brand, Erbisdorf, Deberan und Noſſen. Bon Zeit zu Zeit: we 
den aber diefe fämmtlichen Geiftlichen zu Synoden zufaummlee 
rufen, um fich über tirchliche Gegenftände zu befprechen, "Dis 
gleihen Synoden hielt Starke nad) einer Unterbrechung vw Mi 
Jahren zuerft wieder am 9. Dctbr. 1660, wozu auch ber ER 
zwei Abgeordnete fchidte. Hauptgegenffand ber Befpredung wer 
die allgemeine Predigerwittwencafle der Freiberger Diöced, bie je 
doch erft 1706 die Beftätigung des Oberconfiftorii erhielt, ade 
dem bie Kriegözeiten das 1558 aufgerichtete Statut in Gtoden 
gebracht hatten. Diefer Synode folgte den 22. Septbr. 1088 
eine andre zur Beſprechung deſſelben Gegenftanded. Des iR 
wurde diesmal zum Male geladen und fand fi) mit 40. Au 
nen Wein ab. Iſt übrigens alles in Fröhlichkeit abgelaufen,’bwr 
merft dad Rathöprotofol dazu. Nach diefen Synoden fand eh 
1672, in welhem Jahre Dr. Paul Philipp Röber Superinten 
dent wurde, eine Generalvifitation bier flat. Die Commiſſſe— 
derfelben bildeten Caspar Heinrich von Schönberg auf Purſches 
fein, churf. Rath und Kammerherr, Kirchenrath Dr. Deifui 
und Gommiffionsrath Dr. Lindner. Es wurden von deufetbiw 
1) der Superintendent, 2) der Amtmann, 3) der Rath, 4y 
Freiberger Geiftlichkeit, 5) die Wierteldmeifter und der Ausſchuſ 
der Bürgerfchaft vorgefordert und jebermänniglich Ger feimmf 
chriſtlichen Gewiſſen und ſchweren Pflichten aufgefordert, auf ge 
wiffe Artikel und Fragen zu antworten. Man bradte nur ir 
fein in der Stadt vom 17. Octbr. bis 2. Novbr. damit zu u 
nahm dann die Dörfer vor. Ihre Beſcheide erſchienen daher aß 
im Sabre 1673. “ 
Namentlidy war e8 aber die Katechismuslehre, deren Wi 
dereinführung bei Kindern und dem Gefinde fomol als den erw 


















fenen Leuten, fonderlich dem gemeinen Manne zwar bad Ober⸗ 
confiftorium bereits 1668 und 70 angeordnet und empfohlen 
batte, die aber für biefige Gegend erft 1675 durch jene Be: . 
fcheide für die Faftenzeit veranlaßt wurde, nachdem es feit 
50 Jahren nicht geſchehen war. Es wurde daher Sonntags in 
der Hospitalfirhe, Montags im Dom, Dienflag zu St. Niko⸗ 
lai, Mittwochs zu St. Jacobi, und Donnerflags zu St. Petri 
allemal Nachmittags mit der Jugend und den unverehlichten Per: 
fonen ein dergleichen Examen gehalten. Doch kam diefe Kate 
chismuslehre nicht eher recht in Gang, als bis 1687 ber Land: 
tag ihre allgemeine Einführung mit Zugrundelegung des Dresd⸗ 
ner erläuterten Katechismus befhloß. Jetzt erſt wurde auch bier 
1638 dad neue Katechismus⸗Examen angefangen. Beſonders 
war es aber ein Piarrer in GClaußnig, Namend Chriſtoph Fürs 
gang, der zum Predigen ziemlich ungefchidt, doc in der Kate: 
hismusübung in furzer Zeit eine foldye Fertigkeit erlangte, daß 
weit und breit von dem Pfarrer in Claußnig geredet ward, wie 
er fo ſchoͤne Eramina halte und die Jugend fo wohl im Chriſten⸗ 
thum unterrihte. Daher aud Sonntags von den andern Dör: 
fern viele Leute zu feinem Eramen kamen und feine Nachbarn 
hierdurch gereizt nun endlich ſelbſt anfingen, die Gramina fleißis 
ger und beifer zu treiben. 

Nicht minder war man in diefer Zeit mit Anordnung von 
Buß:, Bet: und Kafttagen fehr freigebig. Bald war es bie 
Zürfengefahr, welche fie veranlaßte, wie 1663, wo deren fieben 
gehalten, dabei befondere Türkengebete abgelefen, auch das eine 
mal Löfegeld für arme von den Türken gefangnen Chriſten ein» 
gefammelt wurde, bald der franzöfifche Krieg, wie 1672, der in 
diefem Jahre ſechs dergleichen veranlaßte. Ihnen folgten 1678 
zwei, 1674 fünf, 1675 vier, 1676 ſechs, 1677 drei, 1678 vier. 
Im Jahre 1679 wurde einer wegen der in Deflreid und andern 
benachbarten Orten verbreiteten Peft angeordnet und im nächften - 
Sabre 16850 hielt man wegen der im Lande felbft verbreiteten Seu⸗ 
be teren ſechs. Im Jahre 1681 begnügte man ſich mit zweien, 
und im Jahre 1682 und 1683 wegen der beforglichen Zeiten nur 
mit dreien, 1684, 85,._86, 88, 91, 93, 6, 95, 96 und U7 Die 
man zmei, 1689 vier, und 1698 einen. 





— 108 — 


Auch an Dank» und Qubelfeften fehlte es nit. Gehe 
ging 1655 der Churfürft mit feiner Gemahlin und dem Ghur⸗ 
prinzen bier dad Jubelfeft wegen des 1555 zu Augsburg auf 
gerichteten Religiondfriedend, wobei bie ganze WBürgerfchaft unter 
dem Gewehre fland und ein großer feierlicher Zeflzug im bie 
Domkirche flattfand. Deögleihen wurde am 81. Dctbr. 1088 


zum erftenmal dad Reformationdfeft ald halber Feiertag Hier ump 


anderwärtd begangen, was bisher nur in Dresben der⸗Fall ge 
wefen war und biefe Seier von nun an für bad ganze Banb: air 
geführt. Dankfefte aber wurden gehalten 1664 am A Dein 
wegen des geendigten Tuͤrkenkriegs, 1681 am 10. Jafi wen 
Verſchonung bes Landes von ber Peſt, 1683 am 11. Gepiäe, 
weil der Churfürft glüdlihd und gefund aus dem Zürkenfriage 
zurüdgelehrt war, und 1686 am 17. Suni, weil man “une 
über die Türken erfochten hatte. 

Für Freiberg indbefondre gab ed noch Kirchenfefte und. Bei 
erlichfeiten in dieſer Zeit bald bei Einführung eined neuen Gi 
perintendenten, wie 1653 die von Starke, weldye wir oben I 
fchrieben haben, oder 1672 die von Röbern, welche bem Mate 
252 Thlr. 18 Gr. und 1674 noch 57 Thlr. 3 Sr. zu feine 
Doctorpromotion -Foftete. Bald bei Einweihungen neu erkgg 
ter Kanzeln wie 1660 am 16. Decbr. in der Nikolaikirche ig 
Folge einer Stiftung der Gebrüder Gabriel und Friedrich Hop, 
ober neuer Kirchen, wie denn 1661 die neue Hospitalkirche zu 
St. Johannis eingeweiht wurde, ber 1675 bie ded neu aufge 
bauten Hospitald felbft folgte. Die Freibergsborfer, welche lau 
eined Rezefjes vom Jahre 1643 dad Abendmal in der Hospital 
kirche zu genießen berechtigt find, ald wofür die Gerichtäherrfchaft 
jährlih 10 Zhlr., jede Feuerflätte aber jährlih 2 und jeder Haub 
genofie 1 Gr. zahlen folte, waren feit 1654 einftweilen in Ne 
Ferneſiechen⸗ oder Bartholomäilirche gewielen worden. J. 

Ueber die gewöhnlihe Sonntagsfeier wurde natürlich ie 
diefer Zeit fireng gewaht. So wurde am 5. Juli 1653 öffent 
lich befannt gemacht, daß diejenigen, welche an Sonn» und Selen 
tagen arbeiten würden, in eine Geldbuße von 2 guten Schocken 
(5 Thlr.) verfallen, Rathömitglieder aber bei vortommenden Sl 
len in die doppelte Strafe verurtheilt werben ſollten. Noch be 


























di 


— 1085 — 


flimmter, wenn audy mit theilmeife milderen Strafen fpricht ſich 
die Polizeiordnung vom Jahre 1673 über die Sonntagdfeier aus. 
Nahdem überdied auch, heißt es hier, oftgedachte churfürſtliche 
Polizeiordnung de Anno 1661 Mare Maaße giebt, wie ſich ein 
Jeder reiner Lehre und wahrer Gotteöfurdt zu befleißigen, vor 
Entheiligung bes Sabbats, Gottesläftern, Fluchen, Segenfpre: 
hen, Schmören und Meineid, fo wie Injuriren, Schänden und 
Schmähen fammt andern Laftern, Duelliren, Doppeln, Spielen, 
Faulenzen, Rauben und bergleihen zu hüten, auch fonften in vie⸗ 
len andern Puncten guter Polizei zu halten babe, als wollen 
folhe heilſame, hoͤchſtloͤbliche Landesordnungen wir zugleich an⸗ 
hero wiederholet, auch alle unſre Bürger, Inwohner und Schuß 
verwandte darauf verwieſen und hiermit treulich, ſo lieb ihnen 
ihre zeitliche und ewige, auch dieſer Stadt und Lande Wohlfart 
iſt, ermahnet haben, ſich neben ihren Kindern und Geſinde der 
wahren Gottesfurcht zu befleißigen, die Sonn: und Feiertags⸗ 
und Wochenpredigten und Betſtunden fleißig zu beſuchen, zum 
heiligen Beichtſtuhl und Abendmal ſich zu rechter Zeit einzufin⸗ 
den (daſſelbe nach des ſel. Herrn Dr. Lutheri Meinung des Jah⸗ 
res zum wenigſten drei oder viermal mit Andacht zu gebrauchen, 
fügen die Statuten vom Jahre 1676 hinzu), Glauben und Liebe 
gegen Gott und den Nächſten zu üben, und fidy allenthalben 
als fromme, bußfertige, rechtfchaffene, gläubige Chriften in Ge⸗ 
duld, Hoffnung und Demuth zu erweifen. 

Infonderheit aber fol des Sonntags alle Handarbeit, aus 
Ger was die chriftliche Liebe und unvermeidliche Noth erfordern 
mag, bei Strafe von 12 Gr., die Roßarbeit aber bei 1 Thlr. 
zu milden Sachen, fowie unter währenden Predigten der Wein⸗, 
Biere und Branntweinfhan? und dad Gäftefeben, bA Strafe des 
Wirths und Gaſts nach Gelegenheit der Perfon entweder mit 8 
Tage Gefängniß oder jeder mit 5 Thlr. halb demjenigen, fo «8 
ausfundfchafter, und die andre Hälfte ad plas causas zu ver⸗ 
wenden, wie ingleihen das Würfel:, Karten», Kegel» und an 
dere Epiele, zufammt dem Feilhalten des Genaſches auf öffent» 
lichen Baffen, fo wie die Zufammenfünfte der Handwerke benebſt 
dem Bühfens und Armbruftfchießen, Bel ebenmäßiger Pön der 
5 Thlr., und dann indgemein zu allen und jeden Zeiten das 

6» 


— 1086 — ” 


ſchandliche freventliche Fluchen und Schwören bei unfers Ham 
und Heilands Jeſu Chrifti Worten, Wunden, Leiden, Sacramem 
ten: und dergleichen, oder auch bei Zeufelholen u. f- w. hiermit 
bei öffentlihem Pranger, auch nach Gelegenheit Geld» und Ge 
fängnißftrafe ernftlich verboten fein. 

Die Geiftlihen waren jedoch mit alledem noch nice ah 
den, fondern eiferten feit 1678 fort und fort z.B. bafür, baf 
das Sonntagsſchießen ganz eingeftellt und auf einen Wochentag 
verlegt werden folle. Endlich ließ denn audy am 26. Apr, 163 
ber Rath bie Zechmeifter d. h. Vorſteher der Büchfenfchüengefellfehaft | 
deffen alfo befheiden. Die Handwerksfchüten Famen jebed) bager 
gen ein, weil fie dadurch in ihren Gewerbe, beeinträchtigt moin 
den. Sie wurden mehrmals von der Regierung abgewiefen, ene | 
lich erklärte aber das Dberconfittorium doch noch am 25. Mai | 
1688, daß diefe Schiefübungen recht fügli an Sonntagen ſen 
finden fönnten, wenn man fie nur erft nad beendigtem Nachmit 
tagsgottesdienſte und Katechismusexamen beginnen’ Hefe: 

Leider waren es nur auch bie Geiftlichen, weldhe Telbfi din 
Aberglauben benugten, um ihren Zuhörern vor den | 
Gottes bange zu machen. Wir haben’ die Chronik des Archibie 
konus Kühn (aus den Fahren 1721 u.f. fi) vor uns undfinbe 
in ihr eine folhe Menge Wunbderzeichen u. ſ. m. verze i 
wir daraus Märlich fehen, wie tief er felbft noch in’ dem = | 
glauben an dergleichen verfiridt war. Bald fah man ben 
nah 10 Uhr noch unheimliche Lichter auf dem Ratbbaufe, bat 
hörte man ein Pochen in der Superintendur oder eit Gepoltr 
in der Domfirche, bald erſchien am Bußtage ein Regenbogen und 
deutete auf glüdlihe Siege über die Türken (1664), bald Fin 
beten Gometön große Kriege oder auch Unruhen an, wie 1661, 
64, 72, 77 und 83 umd nur 1680 mußte er, weil hier Zribe 
geſchloſſen ward, auf die Dürre gedeutet haben, welche eintrat 
Daneben erfhienen noch fo mande andere MWunderzeichen am 
Himmel und auf Erden, oben fämpfende Heere, Kreuze mh 
auf der Erde Kinder, welche Blut weinten oder "ungewähnlih 
rebeten, und bie Geiſtlichen fanden fo unausgefeht Gelegenheit, 
Bußpredigten über die Zeichen der Zeit erfcheinen zu laſſen — 
weilen wurben fie von Ginzelnen felbft dazu aufgefordert. Se 





fagte den 1. Jul. 1659 Georg Haupt, ein Gärtner aus Ober 
bobritfh, vor Gericht aus, daß ihm am Himmel Wunderzeichen 
gleich zrwei Kriegsheeren mit türkiſchen Säbeln erſchienen feien, 
fo wie ein Engel, welcher ihm befohlen habe, ſolches feinem Beicht- 
vater anzumelden und bie Leute zur Buße zu ermahnen. Gin 
andermal, und zwar 1688, trat eine gewiffe Anna Marie Koͤh⸗ 
lerin, aus Randed gebfrtig, in ichtenberg auf, welde zumeilen 
gleihfam in eine Entzädung verfiel, darnach die Leute zur Buße 
ermahnte, fie vor Pracht und Stolz warnte und mit ungewoͤhn⸗ 
licher Stimme unbekannte geiftlihe Lieder, freilich oft ziemlich 
ungereimt fang. So fang fie 3. B. das Lied: Höret an ihr 
Ehriften alle, merfet auf mit großem Schalle, oder aud: den 
Reihen aber thuts nicht fagen, weil fie es pflegen in Wind zu 
ſchlagen. Der Zreiberger Stadtphyſikus Dr. Kühn, der die Sache 
auf Weranlaffung des Raths zu unterfuchen hatte, bezeugte jeboch, 
daß dieſe Entzüdungen theils von natürlihen Zufällen, theild 
von andern Urfachen herrührten. Sie wollte demnach auch in 
Gegenwart der Obrigkeit, der Medici, Geiſtlichen und andrer ver 
fländigen Leute niemals vief reden. 

Dod darf man deshalb nicht glauben, daß bie Naturs 
und Arzneiwiflenfhaft damals ganz über jenen Aberglauben der 
Leute hinaus geweſen fei. Wenigſtens zeigt die Apothekerord⸗ 
nung, welde ber Rath 1673 mit Hülfe feiner Phyfici erließ, 
des Eeltfamen noch viel. So giebt es in ihr, um nur Giniges 
zu erwähnen, getrodnete Bienen, präparirte Kellerefeihen, ge- 
dörrte Kröten, gebrannte Krebfe, gebrannte Igel, gebrannte Ha: 
fen, getrodnete Regenwärmer, Erdkrokodile (stiad marini), ge: 
brannte Maulwürfe, ohne Feuer zugerichtete® Elendehorn, prä» 
parirte Elendsklaue, präparirte wilde Schweinszaͤhne, präparirte 
Krebsfleine, präp. Karpfenfteine von Augen oder aus dem Kopfe, 
Hirfhthränen, Riemen von Menſchenhaut, präp. Menſchenhirn⸗ 
ſchale, Pferbewarzen, präp. Meerpferdszahn, präp. Bodablut, 
gebrannt Hafenhaar, Hafenfprung, pröp. Hechtzaͤhne, Hecht⸗ 
kreuze, Wolfszähne, gedörrte Wolfsdärme, Mumien, präp. Mens 
ſchenbeine, präp. Kaulbarsfleine, Rebhühnerfebern, Schlangen» 
bäute, Natter Rüdgräten, recht präp: Einhorn, weißen Hunde 
koth, Schlangenfett u.a. Daß Gold und Ebeifteine hierbei tu 

wu‘ 





ſchandliche freventlihe Fluchen und Schwören bei unferd Herm 
und Heilands Jeſu Chrifti Worten, Wunden, Leiden, Sarramenı 
ten: und bergleihen, oder auch bei Teufelholen u. ſ. w. hiermit 
bei öffentlichem Pranger, auch nad) Gelegenheit Geld und Ger 
fängnißftrafe ernftlich verboten fein. 

Die Geiftlihen waren jedod mit allebem noch micht zufrie« 
den, fondern eiferten feit 1678 fort und fort 3. B. dafür, daß 
das Sonntagsfchießen ganz eingeftelt und auf einen Wochentag 
verlegt werben folle. Endlid-ließ denn aud) am 26. Apr 1686 
der Rath die Zechmeifter d.h. Vorftcher der Bücyfenfchükengefelfchaft 
deſſen alfo befcheiden. Die Handwerksſchützen kamen jedoch dagt · 
gen ein, weil fie dadurch in ihrem Gewerbe beeinträchtigt wür⸗ 
den. Sie wurden mehrmald von der Regierung abgewieſen, ende 
lich erflärte aber das Oberconfiftorium doch noch am 25, Mai 
1688, daß diefe Schiefübungen recht füglich an Sonntagen ftatt; 
finden fönnten, wenn man fie nur erft nad beendigtem Nachmil- 
tagsgottesdienfte und Katechismusexamen beginnen) Hefe, 

Leider waren es nur auch die Geiftlichen, welche felbit den 
Aberglauben benusten, um ihren Zuhörern vor den Gerichten 
Gottes bange zu machen, Wir haben die Chronik des Archdi- 
konus Kühn (aus den Jahren 1721 u. f. fi) vor uns undbfinden 
in ihr eine folche Menge Wunderzeichen u: ſ. w. verzeichnet, ba 
wit daraus Märlich fehen, wie tief er ſelbſt noch in’ dem Wahn 
glauben am dergleichen verfttidt war. Bald’ ſah man Abends 
nah 10 Uhr noch unheimliche Lichter auf dem Rathhaufe, bald 
hörte man ein Pocen in der Superintenbur oder ein Gepolter 
in der Domkirche, bald erſchien am Bußtage ein Regenbogen und 
deutete auf glücliche Siege Über die Türken (1664), bald füns 
deten Gometön große Kriege oder auch Unruhen an, wie 1668, 
64, 7%, 77 und 83 und nur 1680 mußte er, weil ‚hier Friebe 
geſchloſſen ward, auf die Dürre gedeutet haben, welche eintrat. 
Daneben erfhienen noch fo manche andere Wunderzeihen am 
Himmel und auf Erden, oben fämpfende Deere, Kreuze uf hr 
auf der Erde Kinder, welde Blut weinten oder ungewöhnich 
redeten, und die Geiftlichen fanden fo unausgefegt Gelegenheit, 
Bußpredigten über die Zeichen der Zeit erfcheinen zu Taffen. Bit 
weilen wurden fie von Ginzelnen felbft dazu aufgefordert. Se 





1089 ‘ 
— — — 


Gefchirre, theils als Citronen⸗ und Pomeranzenkraͤmer, theils auch 
in Bettlershabit herumſtrichen, eine giftige Salbe und andres 
dergleichen bei fich trügen, welche fie an die Hausthuͤten in Staͤd⸗ 
ten und Zleden fchmierten, die Brunnen damit vergifteten und 
fonft mit Anfchreibung von allerhand unbefannten Charakteren 
der Gefundheit und dem Keben des Menſchen ſchädlich würden; 
fo ſollten fi Obrigfeit und Unterthanen beftend davor vorfeben. 
Es wurde auch zugleich landesväterliche Inftruction gegeben, wie 
jedermann ſich zu verhalten, wenn folche böfe Leute ertappt würs 
den. Deögleihen wurde 1682 eine Viehfeuche, welche der flie- 
gende Krebs hieß und wornad ſich befonders an Pferden und 
am Rindvich auf den Zungen gelbe Blattern und Blaſen bilbes 
ten, zwei Franzoſen zugefchrieben, welche in der Schweiz, als 
woher die Seuche bis in hiefige Gegenden vorgebrungen war, in 
Mönchskleidern zu einer Kindbetterin in Abwefenbeit ihre Man: 
nes gekommen feien und drei Zropfen Milch aus ihren Brüften, 
lo wie drei Haare aus ihrem Haupte verlangt hätten. Da fie 
nun dieſelben auf eine gewifle Zeit wieder beftellt und inzwiſchen 
nach ihres Mannes Anheimkunft auf den Rath deffelben ihnen 
drei Zropfen Kuhmilch und drei Haare aus einem Füllenſchweif 
gegeben babe, fo fei die den Menſchen zugedachte Seuche über 
dad Vieh gefommen. Auch habe man die Thäter endlich ausge» 
kundſchaftet und von ihnen die Eur erfahren. Man folle näm: 
(ih dem Viehe die aufichießenden Pleinen Blattern auf der Zunge 
mit feinem Silber aufrigen, und mit Schießpulver oder Honig 
einfhmieren, fo werde ed dem Viehe nichts ſchaden. Dabei bes 
fahlen fie nodh die Milch von dem Viehe tief in die Erde zu 
vergraben und das umgefallne Vieh ebenfalls tief in die Erde 
zu verfharren. In Zreiberg wurden deöhalb zu jener Zeit Schauer 
verordnet, weldye von dem Schladhtvieh die Zungen zu befichtigen 
batten. Damit Fremde Peine anftedenden Krankheiten hier ver- 
breiteten, war aber fchon feit dem 15. Sept. 1656 unter andern bie 
Einrichtung getroffen, daß die Gaftwirthe bei dem amtführenden 
Bürgermeifter täglich Fremdenzettel einreichen mußten. 

Wie bierin und in den ſchon früher erwähnten Anfalten 
gegen Cinfchleppung der Peft fich die Gorgfalt des Raths zeigte, 
fo war er ed au, welcher 1678 eine neue Jeuerordnung erließ, 





— 100 — 


in welcher nicht nur fleinerne Feuerftätten, Kamine und Feuer 
effen vorgefchrieben (die hölgernen wurden laut eines am 8. Jun: 
1653 befannt gemachten Befehld ben Hausbefigern zerfchlagen), 
fondern auch befohlen wurde, daß insfünftige nur fleinerne Scheir 
dewände und Branbgiebel aufgeführt, dad Deden mıt Schindeln 
aber vermieden würde. Die Strohdachung innerhalb der Ringe 
mauern hatte er gleichfalls am 5. Febr. 1651 von neuem verbos 
ten. Als bemerfenswerthe Spuren von einer Art Straßenbes 
leuchtung heben wir hierbei hervor, daß es d. 30 biefer Feuers 
ordnung alfo heißt: Diejenigen, fo in Eckhaͤuſern wohnen oder an 
welcher Behaufung fonften Feuerlampen oder Nachtlichte 
verordnet find ober nachmals verorbnet werden 
möchten, follen diefelben zu Nachts bei vorfallender Feuers 
und andrer Noth alsbald nad) dem Glockenſchlag ober andern 
Andeutung anpünden und fo lange die Gefahr währet, burc ihr 
Gefinde brennend erhalten, zu welchem Ende fie jederzeit etwas 
von kiefern Holz und Pechkränzen in Vorrath haben und das 
fernere Bedürfniß von unferm Baumeifter gewärtigen follen. Den 
Rath hatten aber zu biefer Feuerordnung, wie er felbft ſagt, ale 
lerhand unglüdliche Ereigniffe der Art veranlaft. So brannten, 
wie wir bereitö erwähnten, 1651 8 Häufer auf der Keffelgafie 
ab. 1676 geſchah daffelbe auf der Bettelgafe vor dem Erbiſchen 
Thore mit 3 Häufern, 1681 an ber Domkirche mit 4, 1682 
auf der Meißnergaffe mit 2, 1696 auf der Weingaffe hinter dem 
Schatzbaͤnken mit 3 Hinterhäufern, um ber kleinern Feuerfchäden 
nicht zu erwähnen. 

Andre zu einer guten Polizei gehörige Verfügungen‘ des 
Stadtraths find aus den im Jahr 1676 neu entworfnen Statu⸗ 
ten ber Stadt Freiberg, welche aber nie die landesherrliche Be— 
ftätigung erhalten haben, erſichtlich. Da heißt e8 unter andermt 
Ein jeder Bürger und Inwohner ift ſchuldig, den Platz vor feis 
nem Haufe, fo weit ſich daffelbe erfiredet und bis an den Floß 
binan mit gutem tüchtigem Pflafter verfehen zu laffen, dazu ber 
Rath den Sand und die Steine verfchaffet und führen läßt, em, 
ber Hauswirth aber das Steinfegerlohn zu entrichten hat, Fer⸗ 
ner: Keinem, wer ber auch fein mag, fol ohne des Raths fon 
derliche Gonceffion geflattet werben, inmaßen ſich etliche bishe 





unterwunden haben, Miftftadeln vor ihre Häufer zu machen, fon« 
dern ed follen bdiefelben auf erfolgendes Andeuten ſolche unver 
züglich bei Vermeidung von 10 Thlr. Strafe wieder abzuſchaffen 
fhuldig fein. Würde Jemand Mift oder Dünger austragen und 
folhen zwifchen Walpurgd und Michälid über 3 Tage, zwifchen 
Mihälis und Weihnachten aber über 8 Tage lang auf üfe 
fentliher Gaſſe liegen laſſen, derfelbe Dünger fol dem Rathe 
verfallen fein. Deögleihen denn auch den Bädern, Branntwein- 
brennern und andern Einwohnern Maſtſchweine in der Stadt zu 
halten um des großen Geſtanks willen nicht zu geflatten if. 
Eine befondere Sorgfalt widmete ter Rath auch der haupt» 
fählichften Nahrungsquelle der Stadt, nämlich dem Brauweſen. 
In den Statuten beißt ed dem zu Folge: Nachdem bei diefer 
Stadt von undenklichen Jahren ber diefe Töblihe und nützliche 
Gewohnheit eingeführt if, daß, wenn man ben Anfang zum 
Brauen machen will, vorbero jedesmal diejenigen, welche ihre 
verfejlenen Steuern, Gefälle und andre Abgaben dem Rathe, Hos⸗ 
pital, Geiftlichen » und Almofenkaften vergnüget und abgetragen 
baben, ins Loos gefdrieben und unter ſolchen nochmald zu dreien 
unterfdiebnen malen auf jeded der 1% Brauhäufer eine und alfo 
zufammen 36 Perfonen, wie ed dad Glücke giebt, dur bie 
Brauer berausgehoben werden, weldye dann nächſt dem regieren» 
den Bürgermeifter vor allen andern, ja aud vor den Beſitzern 
der Sreihäufer, fo von Alters ber mit gewiflen $reibieren, wie 
wol nur zu ihrem Tiſchtrunk oder diefelbe Faß⸗ und Viertel⸗ 
weile aufs Rand zu verladen, darauf belehnet, aber nicht eher 
ald nach dem dritten Zofen zu brauen berechtigt find, des Brauens 
und Schenkens fich gebrauchen oder das erlangte Loos einem 
andern Mitbürger um ein Stüd Geldes verkaufen mögen: als 
fol es bei folder mwohlhergebradhten Gewohnheit, wie ingleichen, 
daß nad verbrauten Looſen bi8 an Weihnachten in jeglichen 
Brauhaufe die Woche über nur Eines, nad Weihnachten aber 
außer erheblichen Urfaden und des Raths fonderbarer Bergüns 
fligung wöchentlid mehr nicht als drei Biere zu brauen noch⸗ 
mals allerdings verbleiben, jaͤhrlich auch jedesmal um Michaelis 
ind 2008 gefchrieben und darauf fobald möglid und zum läng- 
ſten auf Galli ohne Abfehn auf dad aunsch vorbendme alte Bier 





— 108 — 


ober Jemands Perfon zum wirklihen Eoofen und Brauen : ges 
fchritten werben. Wie groß aber auch noch in diefer Zeit ker: 
Umfang des Freiberger Braumelens war, geht. unter anders 
daraus hervor, daß 1666 zur Kenntniß des Rathd gebracht wurde, 
es feien nur 1760 Faß Bier in der Stadt noch vorhanden, unb 
daß man deshalb fofort befchloß, diefe Worräthe zu vermehren. - 
Ald daher 1661 die Bürgerſchaft eine Anlage zur Schuldentiß 
gung verwilligen follte, fo erbot ſich die Bürgerfchaft 1664 u 
diefem Behufe von jedem Gebräude Bier 1 Fab an deu Kath 
abzugeben, ging aber erft im Jahr 1668 darauf ein, dieß in eine 
Geldleiftung von 5 Thlr. vom Gebräude zu verwanbein. (EB. 
war daher auch die Einnahme von der Zrankfteuer und vom Us: 
gelde unter allen die bedeutendfte, indem die erfiere 5 B. dee 
Jahr 1650, alfo gleich nah dem Kriege 6721 Thlr. 11 Br... im 
Sahr 1652 aber 7593 Thlr., die legtere. 3855 Thlr. 10 Gr. be 
trug. Das Looſen gab deshalb allemal zu einem Kleinen Bee 
effen für den Rath Veranlaſſung. Andre Einnahmen, wie bie 
vom Aderbau, blieben bisweilen ganz aus und waren fletE me 
fiher und wedfelnd. Denn wie tief der Werth ded Brunkke. 
fißed zu jener Zeit gefunten war, geht unter andern daraus dan 
vor, daß man 166% die Fluren ded Hospitalvorwerks umb Ag. 
Sernenfiechenhofs für 40 Thlr., 24 Scheffel Korn und 24 Seh 
fel Hafer verpachtete. Mehr brachte im Verhältniß das Reihe 
gehölz ein. Die Rathödörfer aber find 1651 mit 804 pie 
15 Sr. 6!/, Pf. angegeben. Die Rathömühlen, wohin nicht bie: 
die Bäder fondern auch die andern Einwohner der Stadt gewig- 
fen waren, fuchte zwar der Rath dadurch nußbarer zu machen, 
daß er der bürgerlihen Thorwacht 1652 und 1653 eine gename. 
Auffihtführung hierüber zur Pflicht machte, indeffen finden wir‘ 
in den Stadtrechnungen keine erheblichen Ergebniffe. Beſſer glüdte 
ed dem Rathe mit der Kalknutzung, wo aber gleichfalls 1663 durch 
Rathsbeſchluß eine Strafe eingeführt wurde, wenn hiefige Eins 
wohner ihr Kalfbebürfniß von einem andern Orte als aus bes. 
Kalkniederlage der Stadt befriebigten. . 
Das Geleite und der Zoll bringt unter andern auch eime 
Einnahme von 50 Thlr. 10 Gr. ald Zudenzoll. Sonf betrug 
der Zoll unter den Thoren nur gegen 70 Thlr. jährlich. @& 
















— 108 — 


batte daher auch der Rath 1646 zur Werbeflerung des Commun⸗ 
haushalts noch um einen Jahrmarkt, den Egidimarkt, angehalten. 
Beil jedoch die Bürgerfchaft fi darüber beklagt und vorgeftellt 
hatte, daß er den einheimifhen Handwerkern mehr fhädlich als 
nüglich fei, wurde 1665 von ber Zandedregierung verfügt, daß 
angeregter Jahrmarkt fo lange, bis gemeiner Stadt mehr Nuten 
davon zu hoffen, nunmehr eingeftlelt und inmitteld der Vieh⸗ 
marft allein fortgefeßt werde. Nicht minder wurde in demfelben 
Jahre vom Rathe die Einrichtung getroffen, daß die Höfer aus 
Grund bei Mohorn (Gründer) bei Verluft ihrer Waare Salat 
und andre Gartengewädfe, die man hier erbaute, blos Mittwochs 
und Sonnabends, und zwar feit 1668 wechleldweile auf dem 
Ober: und Untermarfte, verfaufen follten, wozu jedoch in den 
Statuten noch der Freitag ald ordentlider Markttag gefügt ifl. 
Dem Land und Bauerömann hingegen war ed unvermehrt, aud) 
außer den drei ordentlihen Markttagen und alfo die ganze Woche 
über, zu welder Zeit er wollte, Gänfe, Hühner, Zauben, Vögel, 
Eier, Fiſche, Krebfe, Butter, Käfe, Obft und andre Nothdurft 
zum Verkaufen in die Stadt zu bringen, doch foll er ſich damit 
auf gewöhnlichen Markt fielen und bei Wermeidung willführ: 
liher Strafe des Haufirens enthalten, aud altem Gebraudy nad 
alle Vögel, wie ingleihen lebende und frifhe Fifhe ſtehend 
feil haben. Das grüne Obſt aus den Niederlanden war dabei 
feit 1668 auf dem Untermarfte, das aus Böhmen auf dem Ober« 
marfte feil zu halten. Ebenſo wurde es 1666 den Bädern von 
Siebenlehn wieder geftattet, ihre Waaren hier feil zuhalten, nachs 
dem es ihnen wegen der ungenießbaren fchlechten Beſchaffenheit 
berielben auf Antrag bed biefigen Stadtraths vom Amtsſchößer 
zu Nofien verboten gewelen war. 

Während fo ber Rath nad verfchiedenen Seiten bin für 
dad Befte der Stadt zu forgen bemüht war, und auch dem Ar: 
menmefen wenigftens infoweit einige Berüdfichtigung ſchenkte, als 
er 1675 eine neue Hospitalordnung erließ, welde noch jegt für 
die beiden Hospitäler von St. Johannis und St. Bartholomäi 
gültig ift, und 169% die Oberloßnig oder das Hillgeriſche Vor⸗ 
wert um 5500 Thlr. für daffelbe erfaufte, fo erfuhren aud bie 
in Verfall geraihnen Schulen ejnige, wenn auch nicht geabe be» 





deutende Beweile feiner Aufmerkſamkeit. Die lateiniſche Stadtr 
ſchule, welche ſich während diefes ganzen  Beitraumes micht aus 
dem Verfall erheben Fonnte, in den fie durd den Dreißigjährigen 
Krieg gerarhen war, hatte es zwar endlich babin gebracht, bafı 
ihr die Gehalte und zutommenden Zinfen von Stiftungen wie 
der ausgezahlt wurden, allein die Stellung ber Lehrer blieb eine 
fo gedrüctte, daß feit Quellmalz Tode alle Rectoren ſich bemühs 
ten, fo bald ald möglich in ein Pfarramt oder auf andre Schw 
len überzugehen. So Bennewis, Grefe, Schirmer, Beyer Liebe, 
welche Stadtgeiftlihe wurden und Rabner, der nach Meißen am 
die Fürftenfhule fam. Die Zahl der Schüler war zwar immer 
noch nicht gering, fie betrug bei den fürſtlichen Leichenbegäng⸗ 
niffen gewöhnlich 200, aber der frühere Geift fehlte. Darum fhlieht 
auch Grefe feine kurz verfafite Abbildung des Schulz ober Gr 
goriuäfeftes im Jahr 1658 mit dem Wunfche: der Höchfie wen 
leihe, daß die in diefer Stadt ſchönblühende Jugend zu allen'gur 
tem Tugenden möge auferzogen und zur Schule je mehr und 
mehr gehalten werden, damit unfre vorbeffen wohlberühmte Schule 
ihren vorigen Ruhm dadurch aufs neue wieder überfommen und 
erlangen Fönne. Allein vor jest blieb dieß ein frommer Wunfa- 
Vielmehr waren es eben biefe Gregoriusfefte, melde Bund wie 
Aufführung der Schüler dabei das Misfallen des Raths erregte 
Das festum Gregorii, heißt es im Rathsprotokoll vom Kabe 
1667, wird auf Bitte der Schulcolegen aud auf diedmal wer 
ſtattet, jedoch mit ausdrüdlicher Unterfagung, daß alle Ercejfe 
Ueppigfeiten und Unordnungen, mie ingleichen abſcheuliche Barı 
ven und Kleidungen, fo der Ehrbarfeit entgegen oder auch wol 
bei Kindern und fehwangern Weibern Furcht und Schreden vers 
urfahen fönnen, beffer als zeithero abgefiellet, auch infonderheit 
der actus depositionis zufammt ben Bergfängern hierbei gänz 
lich unterlaffen werden möge. Es waren biefe Umgänge zum 
Theil eine Art theatralifcher Vorſtellungen. Daher heißt es in 
dem gedachten Programm: Wenn denn im hiefiger Stabt mit 
Vergünftigung der Obern dieſes uralte Schulfeft anjego von 
den Schülern ber lateinifchen Schule wieder fol gefeiert werben, 
als haben wir aus Veranlaffung jetziger Jahreszeit nebſt dem bei 
diefem Feſte fonft gewöhnlichen Aufzügen folgenden Actum dan 





— 105 — 


fielen wollen. Erſtlich wird aufgeführt die Stadt Freiberg in 
GSeftalt einer wohlgezierten Jungfrau von dem Frieden und der 
Kortunen begleitet. Denen folgen nad) die vier Jahreszeiten, der 
Lenz oder Frühling, der Sommer, Herbſt und Winter, hernach 
die vier Fakultäten, ein Zheologus, Juriſte, Medicus und Phi⸗ 
loſophus nebft einem Bauerdmann und Bauerfrau. Eigentliche 
theatralifche Worftelungen gaben jedoch im Jahre 1661 mehrere 
Studenten auf dem Rathhaufe. 

Mit den fogenannten deutſchen Schulen befhäftigte man 
fib in jener Zeit noch weniger. In der Vorſtadt Neuenforge 
wurde 1654 einem feines Glaubens wegen vertriebenen böhmi⸗ 
ſchen Schulmeifter, Namens George Roft vom Rathe dad Schuls 
halten geflattet. Ihm fcheint ein andrer, Namend Veit Walther 
gefolgt zu fein, welcher gleihfalls aus Böhmen gebürtig, in feie 
ner Jugend Freiberg frequentirt und hernach vielmal auf ben 
Dörfern gepredigt hatte. Diefer wurde aber wegen allerhand 
Drohmorte und andrer wider fein Eheweib und feine Nachbarn 
audgeftoßnen böfen Reden in Verhaft genommen und bat fid 
in Folge deffen am 30. Detbr. 1665 in der Frohnveſte entleibt, 
Ein gleihe® Ende nahm den 24. Septbr. 1673 der Hospital» 
fhulmeifter Chriſtoph Fiſcher, als ihm auf Anhalten der Stadt⸗ 
fhullehrer das Schulehalten verboten wurde. Er verfegte fid 
aus Verzweiflung darüber etliche Stiche in die Bruft und Schnitte 
in den Hals, worauf er am 6. Detbr. verſchied. Dem Glödner 
an der Dospitalfirche hingegen hatte man am 12. März 1668 
das Schulhalten förmlich geflattet, nachdem er es früher wohl 
ebenfalls ohne Erlaubniß getrieben hatte. 


— — — — — 


Zweiter Abſchnitt. 


Bon 1697 — 1763. 





Quclien: 1) Die Ratbsprotololle aus den Jahren 1706 — 1768, 
Aus dem Rathéarchiv. 2) Freydergiſche Mertwärbigkeiten, aufgezeichnet vom 
Adam Gottfried Wahl, Wärger und Yofamenticer in Freyderg. Pr. Nadel: 
ten Jahrg. 1803. Wr. 13 u. 16. 8) Annsien Jeryderge während bed fibin: 





jährigen Krieges, geführt vom Buͤrgermeiſter After. Br. Bergkelender ah 
ben Jahren 1829 bis 1843. 4) Curiosa Saxonica aus ben Jahren 2* 
1739. 1761 und 1762. 5) Altes und Neues aus dem Erzgebirge aus * 
Jahren 1747 bis 1749. Freyb. b. Reinhold, 6) Polianbers | 
Portmanns) Königliches Freyberg in Meißen. Lpz. 1702. 7) Iccanb 
Beſchreib. der Stadt Brepberg in Meißen. Chemn. 1725. 8) Iccanbers 
Saͤchſ. Kernchronik 1725. 9) Freyberger Nadrichten, Jahrg. 1800 Nie... 
9, 11. 13. 48. 4802 Nr. 19. 20. 1803 Nr. 37. 38. 42, 43. ASQR | 
414. %. 39. 1806 Nr, 2. 4, 5, 1808 Nr. 13. 1809. re ai 
Nr. 38, 39. 45. 1814, Re. 33. 10) Prin nei von 
1805. 11) Geſchichte der Stiftung * —* der Erſciten Se 
in der Stadt Freyberg aufgezeihnet von M. Samuel Sottlod Friſch. BUyK 
1818. 4. 12) Mittheilungen über Chriſtian Giegiemund Horn. . Miles: 
germflr. Beyer.) Freyb. 1836. 4 Außerdem Ghriftian Gottheld TU " 
Kirchen : Hiftorie der Stadt Frepberg. Epz. 1737. Hiſtor. R J 
Hospital St. Johannis zu Freyb. v. M. Chr. Fr. Seyfert. ME. % 
friftl, Rotizen vom Conrektor Flade, Berghauptmann Breiehleden u 
germeifter Beyer. zu 
Sreibergd Zuftand war jest, ich meine im Jahre 1607, fi 
gender, daß es neben 827 bewohnten Häufern 649 unbewohiie 
Stellen und diefe felbft auf dem Markte gab, die bewmohnbarik 
Häufer aber wegen ihrer fchlechten Befchaffenheit nicht felten wiki 
5, 10, 20, 40, 60 oder 100 Thlr. veräußert werben Weiß 
ten, die Zahl der feßhaften Bürger 520 und die ganze KIEW: 
menge mit Ausfchluß der Heinen Kinder 7000 betrug, bie-üN 
gegen Ende unferd Abſchnitts bis auf 9000 Perfonen flieg. A 
vornehmfte Nahrung der Stadt beftand außer dem Wergbau, 
über welchen wir im nädften Abfchnitt unfers Geſchichtswerkes 
das Nöthige beibringen werden, in Bierbrauerei und Tuchma⸗ 
hherei. Es gab daher damald gegen 75 Tuchmacher, Zeuchma⸗ 
cher und Bortenwirker in Freiberg. Das hier gebraute Bier 
aber gewährte allein jährlih 4375 Thlr. Trankſteuer. Men 
zählte außerdem 29 Handeldleute, Krämer und Apotheier, 28 
Bäder, 30 Zleifcher (im Jahre 1725 werden und 67 genannt), 
27 Zeinweber und 333 andere Handwerker und Künftler, unter 
ihnen wenigftend 20 Advocaten. Der Biehftand begriff 229 
Dferde, 9 Ochfen, 88 Kühe, 14 Ziegen und 600 Schafe und 
der Getreidebau ertrug 1401 Scheffel Sommer: und Winter 
faat. Auf dad Pfennig: und Ouatemberfteuerquantum an 7EBM 
Thlr. 23 Gr. 6 Pf. war das Eintommen 6294 Thlr. BI @e. 


4 


















— 107 — 


6 Pf. und die 64010%), Schode zu 3"), Pf., welde auf den 
Häufern lagen, betrugen an Gelde 6334 Thlr. 7 Gr. I Pf. und 
8079 Schode auf den liegenden Gründen gleichfalls zu 31, Pf. 
79 Thle. 11 Gr. 7%, Dr. 

Wohl wäre daher der fo weit beruntergefommenen Stadt 
wie dem ganzen Lande noch eine längere Zeit der Ruhe zu göns 
nen gewefen, um fi unter den Segnungen ded Friedens zu er- 
bolen, allein dem damaligen Landesfürften gefiel der Glanz einer 
fremden Königäfrone mit allen den böfen Werwidlungen, in 
welche ihn ihre Annahme nothwendig führen mußte, mehr als 
die Hille forgiam gehegte Blüthe feiner Stammländer. Gab er 
doch ſelbſt 1697 den Glauben feiner Väter auf, um König von 
Polen werden zu koͤnnen. Mannigfache Kriege und neue Opfer 
und Drangfale ded armen, zerrütteten Erblandes waren die nädy- 
ften Kolgen diefed unglüdfeligen Schritted. Schwedens thatkraͤf⸗ 
tiger König, Karl XII. ſchlug überall die Sachſen, Friedrih Aus 
guft wurde ald König von Polen entthront, und plöglidy fahen 
bie Churftaaten 1706 die längft gefürchteten Schweden felbft in 
ihrer Mitte. Durch ungeheure Erpreffungen bradte Karl 28 
Millionen Zhaler und 24000 Mann Reftuten aus dem Lande 
jufammen. Freiberg beficdhtigte zwar feine Thürme, Thore und 
Gewehre, ließ Pallifaden berbeifchaffen, fchaffte Pulver an, und 
erhielt den Oberftlieutenant Burd zum Commandanten. Allein 
der Kebtere wurde bald wieder abberufen, und obne daß die 
Schweden noch fi der Stadt „oder ihrer Umgegend genähert 
hatten, begannen doch fchon ihre Korderungen von Bier, Hafer 
und Deu fo drüdend zu werden, daß man durd Abgeordnete 
im Echmetifhen Lager beim Generalmajor Meyerfeld Vorſtel⸗ 
lungen dagegen zu maden beſchloß. Meyerfeld ſchickte hierauf 
einen Commiſſar Namens Houmburg in die Stadt und diefer 
verlangte am 10. Novbr. für die vergangnen zwei Monate nicht 
weniger als 11437 Thlr. für Fleifh, Butter und Zugemüßpor: 
tionen mit der Drohung, wo da3 Geld nicht alfobald am felbis 
gen Tage geliefert werde, morgenden Tags dem Herrn Bürgere 
meifter 100 und jedem Rathsherrn 10 Pferde ind Haus zu les 
gen. 3000 Zhaler wurden nad) mehrfadhem Hin. und Herhan⸗ 
deln wirklich aud alsbald abgeliefert. Den andern eg. am 





11. Noobr. kam denn auch ein fchwebifcher Rittmeiſter mit erik 
hen 20 Mann vor den Thoren an, drang mit Gewalt ein m 
verfügte fih ohne Weiteres zu bem regierenden Bürgermellkeh, 
um ihm zu erflären, er fei da Einquartierung zu machen. x 
follten wenigſtens 6 Compagnien untergebracht werben, doch ei 
langte man durch vieles Bitten, daß es bei zwei 
verblieb und fo auf 100 Schode ein Heiler kam. Es blieben 
auch diefelben unter dem DOberften Dahldorf bis in den AN 
des folgenden Jahres bier und machten den Bürgern nähe mir 
fondern auch dem regierenden Bürgermeifter Albert manche Me 
Stunde, indem Dahldorf das einemal (am 28. Fan. 1907) Ws 
gen rüdftändiger Eontribution das Rathhaus mit Soldaten e 
fegen und die verfammelten Rathöherrn in Arreft nehmen Mi, 
ein andermal aber (am 11. April), als die Bergleute ya 
ihm befchwert hatten, daß fie zu hart mit der Gontributien Ie 
legt feien und man biefelbe nicht nach den Schoden fondern wi 
. den Quatembern einbringe, durchaus den Kern Bürgermelit 
zu fi) holen und ihm feinen Unwillen darüber fühlen Saffk 
wollte. Es waren aber laut eined von den Biertelsmeiftern wi 
Zmwölfern: ausgeftellten Zeugniffes in den Monaten Geptbr.- I9OS 
bis mit Mat 1707 13 Kaifergrofhen von jedem Gtewerfigiilk 
fo wie 73 Quatember, und überdies vom 1. Ian. bis 1. & 
des Jahres 1707 68 Pf. auf 1 Steuerfhod fo wie 35 Quaiikh 
ber zum Fouragegelde erhoben worden, wie denn überhaupt Wie 
Stadt Freiberg damals 57475 Thlr. 18 Sr. 2!/, Pf. Eontilbe- 
tion wegen der Stadt, 15760 Thle. 14 ®r. 7 Pf. wegen Wr 
Dörfer, 1883 Thlr. 8 Sr. zu Mundportionen, 3000 Ihle. We 
gen geforderten Proviantd für den General-Major Meyeriell, 
333 Thlr. wegen 4000 Stüd gefertigter Hufeifen für denfelbek, 
2375 Thlr. 14 Gr. 71), Pf. zu Fourage und 1830 Thlr. 9. 
6 Pf. zu Dedung der Aufbringungsfoften herbeizufchaffen Gate. 
Vollſtaͤndig hatten blos die Dörfer das Shrige geleifter, im Wer 
Stadt hatte die Kämmerei 4123 Thlr. 9 Gr. 9 Pf. zugeſcheſ⸗ 
fen und 21541 Thlr. 9 Gr. 9 Pf. waren zinsbar und zwar vum 
Theil mit 6 Procent aufgenommen worben. 

Um nun die BZinfen hiervon aufzubringen, fannte man ib 
ber feinen befiern Weg, ald den Hauptnahrungszweig der Wie 



















ger, die Bierbrauerei, mit immer neuen Abgaben zu belaflen. 
So legte man denn aud jest wieder 6 Thlr. Contributionsab⸗ 
gabe auf jedes Gebräude Bier!, ohne doch für gewöhnlich den 
Preis der Kanne über 6 Pf. zu erhöhen. Natürlicher Weiſe wurde 
die Güte defielben immer geringer und die Klage über ſchlechtes 
Bier von Seifen der Wirthe immer größer. Dieß Tonnte bins 
wiederum nicht anderd ald nadtheilig auf den Wertrieb des Bie: 
red einwirken, wenn glei der Bierzwang innerhalb der foges 
nannten Biermeile aufs firengfte gehandhabt wurde. Man ergriff 
nun verfchiebne Mittel, dem verfallenden Brauweſen aufzubelfen. 
Wald Ichlugen die Viertelsmeiſter eine andre Art bes Loofens 
vor, fo daB dem zu Folge unter andern im Jahre 1710 nur 18 
Loofe, ald 4 erfte, zweite und dritte gemacht wurden, bald fing 
man aud an, dazwiſchen Lagerbier zu brauen, wozu unter 5 
Scheffel Hopfen nicht genommen werden follten, bald ſchlug man 
wegen der bittern und ungefunden Biere 1716 dad Brauen von 
Weißbier vor. Und obmwol der Rath anfänglich Dagegen war, ente 
ſchloß er ſich doch endlih 1717 felbft zu diefem Behufe das 
Weißbierhaus neben dem Kaufhaufe zu bauen. Gleihwol wear 
von nun der alte Ruhm und Abfag des Freiberger Biers dahin 
und es verfiegte ſomit auch diefe Nahrungsquelle der Stadt mehr 
und mehr, befonders feit das. Recyenberger Bier allhier fehr be 
liebt war und feine Einfuhr fi nicht mehr ganz verhindern ober 
verbieten ließ. Doc wurden im Sahr 1735 immer noch 306, 
1736 316 Biere abgebraut. Daß aber der von Jahr zu Jahr 
immer größer werdende Xerfall der Braunabrung nicht ſowol 
von dem fremden Biere, ald welches nur den Dffizieren, Geiſt⸗ 
liben, Bergbeamten u. f. w. geftattet fei, als davon herrühre, 
daß die Bürger nicht über den Guß hielten, das Lagerbier zu 
bitter brauten und dem 2008: und Zagebieren zu wenig Dopfen 
gaben, madte der Rath der Plagenden MBürgerfchaft vergebens 
bemerfiib. Wahrſcheinlich war jedoch das überhand genommene 
Brantmweintrinten, welches den Rath zu mandyer Rüge und Strafe 
Veranlaffung gab, gleichfalls nicht ohne Einfluß auf den vermins 
derten Abſatz des Bieres. Auc der Kaffefbant, den zuerſt bier 
der Italiener Maliıtverno trieb, wurde deöbalb nicht gern gefe 
ben, fand jedoch in den öſterreichiſchen Offizieren eifsige Beſchüer 


11. Novbr. Fam denn auch ein ſchwediſcher Mittmeifter mir em 
den 20 Mann vor den Thoren an, drang mit Gewalt ein und 
verfügte fih ohne Weiteres zu dem regierenden Bür; ) 
um ihm zu erflären, er fei da Einquartierung zu machen. 
follten wenigftend 6 Compagnien untergebracht werden, doch tr- 
langte [man durch vieles Bitten, daß es bei zwei Compagnien 
verblieb und fo auf 100 Schode ein Reiter kam. Es blieben 
auch diefelben unter dem Oberſten Dahldorf bis in ben April 
des folgenden Jahres hier und machten den Bürgern nicht zu 
fondern auch dem regierenden Bürgermeifter Albert manche böfe 
Stunde, indem Dahldorf das einemal (am 28. Tan. 1907) wor 
gen rückſtaͤndiger Gontribution das Rathhaus mit Soldaten 
fegen und die verfammelten Rathöherrn in Arreft nehmen fie 
» ein andermal aber (am 11. Aprit), als die Bergleute fich bei 
ihm beichwert hatten, daß fie zu hart mit der Gontribution ber 
legt feien und man dieſelbe nicht nach den Schoden ſondern nah 
. den Quatembern einbringe, durchaus den Heren Bürgermeiller 
zu fi holen und ihm feinen Unmillen darüber fühlen Kaffen 
- wollte. Es waren aber laut eines von den BViertelömeiftern und 
Zwölfern ausgeftellten Zeugniffes in den Monaten Septbr, 1706 
bi8 mit Mai 1707 13 Kaifergrofhen von jedem Steuerfhede 
fo wie 73 Quatember, und überdies vom 1. Ian. bis 1. Spitr 
des Jahres 1707 68 Pf. auf 1 Steuerfchod fo wie 35 Qualen 
ber zum Fouragegelde erhoben worden, wie denn überhaupt bie 
Stadt Freiberg damals 57475 Khlr. 18 Gr. 2, Pf. Contriiw 
tion wegen ber Stadt, 15760 Thlr. 14 Gr. 7 Pf. wegen ber 
Dörfer, 1883 Thlr. 8 Gr. zu Mundportionen, 3000 hle. we 
gen geforderten Proviants für den General- Major Meyerfeld, 
333 Thlr. wegen 4000 Stüd gefertigter Hufeifen für denfelben, 
2375 Thlr. 14 Gr. 7°%; Pf. zu Fourage und 1830 Thle. 9@r. 
6 Pf. zu Dedung der Aufbringungskoſten herbeizufchaffen hatte 
Volftändig hatten blos die Dörfer das Ihtige geleifter, im der 
Stadt hatte die Kämmerei 4123 Thlr. 9 Gr. 9 Pf. zugeſcheſ 
fen und 21541 Thlr. 9 Gr. 9 Pf. waren zinsbar und zwar zum 
Theil mit 6 Procent aufgenommen worden. 
Um num die Binfen hiervon aufzubringen, kannte man Tee 
der feinen beffern Weg, ald den Hauptnahrungszweig der Bir 


m. 1101 — 


bei ihm anfamen, fo wie ein Ftreund, der feinen Drabt und 
Lahn, wie viele andere, aus Nürnberg beziehen mußte, ermun⸗ 
terten ihn jest, eine Lahn, und Drahtfabrit in Freiberg anzules 
gen. Er that dies, indem er in den Jahren 1692 und 93 bei 
der Muldenbrüde an der Dreöbner Straße einen Hammer und 
groben Drabtzug, in feinem eigenen am Obermarkte neben dem 
Kaufhauſe gelegenen Haufe aber einen Brennofen, wie er bei den 
Meſſingwerken gebraͤuchlich ift, baute. So konnte er num die neue 
gelbe Arbeit vom Grunde aus fabriziren. In den Jahren 1694 
und 95 verfucdhte er fi fodann aud an dem weißen Zahn, naͤm 
lid) dad Kupfer zu überfilbern, erbaute fich hierzu den Schmelz: 
ofen, die FKeilenfammer, die Werkftatt zu verfilbern, Schmiede, 
Schiebeboden und legte audy nach feinen eignen Erfindungen eine 
Maſchine an, wo durd einen Pferdezug viele Menfchenhänbe ers 
fpart wurden. Alles dies wurde fpäter in den Hammer an ber 
Mulde verlegt. Doch war er durd die mannigfachen Unko⸗ 
fien Ddiefer Bauten und Mafchinen jebt auch genöthigt, noch 
drei andre hiefige Bürger, Medling, Richter und Holzſchuh, wel- 
he mit lionifhen Waaren bantelten, ald Conſorten, die nad 
Verhältniß ihre Beiträge fteuern mußten, anzunehmen. Diefe 
trennten ſich aber nad einigen Jahren wieder von ihm und 
gedachten felbft eine ſolche Fabrik zu errichten. Da griff die Re 
gierung ein, unterfagte ed unb verbot, als fie dennoch fidy in 
Delönis ein Haus dazu erbauen wollten, dies bei 4000 hir. 
Strafe, während Weber im Jahre 1700 ein Privilegium auf 
20 Jahre erhielt. Jetzt legte er 1701 und 2 aud eine Woll⸗ 
fämmerei und Garnfpinnerei, wie nicht minder eine Härberei und 
große Mandel an und konnte died um fo eher, als bald zwei 
königl. Minifter mit ihm in Kompagnie traten. Sobald er 
aber das oben ermähnte Privilegium vom Jahre 1709 erhalten 
batte, wurde er auch in einen ebenfo langwierigen als koſtſpie⸗ 
ligen Prozeß mit den Niederauerbacher Meſſingwerken verwidelt, 
befien Erfolg, da auch ber hiefige Rath 1728 gegen ein ſolches 
Meſſingwerk allhier wegen Benachtheiligung der Handwerker Vor⸗ 
flellungen machte, der war, daß bie letztern ein Monopol auf den 
alleinigen Verlauf ded Meffings erhielten. Deflenungeadtet ges 
wann dad Unternehmen Webers jegt einen folden Kufkmung 


10 


daß er und fein Sohn Thomas Weber es nicht mehr allein übers 
fehen fonnten. Er mußte noch einen treuen Buchhalter haben, 
und dies wurde unter andern 1716 Chriftoph Thiele aus Halle, 
Aber gerade in diefem Zahre war Weber felbit Kohlenfaktor und 
"  Hperhüttenamtsaffeffor geworden und zog ſich deshalb won ber 
Fabrik zurüd, die anfangs fein erwähnter Sohn und ein Schwi⸗ 
gerſohn Süßebah mit genanntem Thiele fortführen, bis auch 
die beiden erften 1724 zurüdtraten und Thiele, ber inmittelft Mer 
bers jüngfte Tochter geheirathet hatte, alleiniger Eigenthumsherr 
der Fabrik wurde, doch bald darauf Steinert zum Theilnehmer 
annahm. Diefer Thiele war ed fodann, ber 1726 unb 1727 
die franzöfifhen Spinn- und Plättmühlen einführte und 1743 
die Verfertigung von Treffen, Spigen, Bänder uf. w. aus 
Tomback erfand. Seine Fabrif beftand 1749 aus 8 Drabtzier 
ber Werkftätten mit 40 Scheiben, 8 Plättmühlen, 6 Spinnmäh: 
ten, 20 gemeinen Spinnmafchinen und gab 24 Pofamentirmei 
fern mit 60 Stühlen und 300 Klöpplern Nahrung. ” 
Weber felbft erwarb ſich noch als Kohlenfactor auch um 
das fähfifhe Bergweſen die größten und mannigfachflen Ber- 
dienfte. So erfand er die Bergkörbe aus Wurzeln ftart daß man 
früher an 50 der fchönften Eichbäume dazu verbrauchte, führte 
das Aucmauern der Stollen und Schächte allgemeiner ein, gab 
in Schmiebeberg eine Blechbeitze und in den Muͤnzbacher Schmelp 
hütten einen Ofen an, in welchen 10: Wochen lang umunterbros 
Sen geichmelzt werben Fonnte. Da ſelbſt Neuſtadt an der Dre, 
wohin er 1721 auf königlichen Befehl reifte und das Werkohlen 
der Hölzer nach Freiberger Art angab, follte ſich feiner Wirkfam: 
feit erfreuen, wie er denn auch 1718 auf Fönigl. Befehl ein Pros 
befchmelzen auf Gold verrichtete und 155 Ducaten in Gold um 
entgeldlich an die königl. Majeftät einfandte, welche 1749 ger 
münzt wurden. Ebenſo ließ er 1727 bis 32 feinen Sohn im 
Tharander Walde das windbrüdige Stod- und Lagerholz auf | 
machen, mwoburd 17307 Schragen 1Y/; Kiafter Holy gemanmnen 
und den königl. Schmelzhütten wie den Gemeinden 19219 u 
gen 6 Körbe Kohlen zugeführt wurden. Nicht minder follte aud 
das Armuch das raftlofe Wirken biefes talentvollen Mannes foge 
men. Denn als 1719 eine Theurung einfiel und der Preis bet 
Scheffeld Korn über 5°, Thlr. flieg, ließ er viele Fuder Brob, 


— 1108 — 


welches in ſeiner Muͤhle gemahlen und gebacken worden war, 
um 2!/, Xhlr. wohlfeiler verkaufen, und gewährte fo feinen Fa⸗ 
brifarbeitern und den Bergleuten und Armen überhaupt eine 
große Unterflügung. Nach fol einem Leben konnte er hei⸗ 
ter und gefaßt in einem Alter von 86 Jahren feine müden 
Glieder zur ewigen Ruhe niederlegen. Er flarb am 1. Juni 
1749 umgeben von feinen Kindern, Eidam und Enteln und 
wurde am 10. Juni unter einer volfreihen Begleitung auf dem 
neuen Kirchhof, wo er ſich feine Begraͤbnißſtaͤtte ſchon feit Jah⸗ 
ren bereitet hatte, begraben. Seine Fabrik aber blüht nady eis 
nem Zeitraum von anderthalb hundert Jahren moch heute unter 
der Leitung von Chriſtoph Thieles Nachkommen, wie denn auch 
ſein eigner Stamm in Freiberg nicht erloſchen iſt. 

Von ihm weg führe ich did, lieber Leſer, auf den Schloß 
plag in dad Militärhaus, damals die Reitermache genannt. Hier 
fiebE du einen mürrifchen finftern Mann figen, das Pfeifchen im 
Munde. Doch zeigt dir gar bald der Geruch des Tabaks, def 
es fein ſchlechter Knafter ift, den der alte Murrkopf raudt, «eb 
bat ibm das Pfund nicht weniger ald 5 Thlr. gekoſtet. Und 
fragft du mid), wer biefer von Podagra heimgefuhte Mann, ben 
10 fleisige Sefellen umgeben, fei, fo böre, es ift der berühmte 
Orgelbauer Sottfried Silbermann. Er war nicht immer fo mürs 
rifh, in feiner früheften Jugend vielmehr, die er zu Brauenflein 
verlebte, wo er am 14. San. 1683 ald Sohn eine Zimmermanns 
geboren wurde, galt er ald ein Ausbund von Ausgelaſſenheit. 
Bald legte er auf dem alten Schloſſe Selbſtſchüſſe an, zog dann 
einen Bindfaden in eine gangbare Straße und -berührten nun 
Abende die Vorübergehenden diefen Bindfaden, ging der Schuß 
los, oder er erfchredte die Mägde, wenn fie mit Milch über dem 
Hoi gingen, fo daß fie nicht felten das Gefäß mit fammt ber 
Milch fallen ließen, half Leute durch angebliche Schabgräbereien 
neden und ſtach auch einftmald bei feinem Meifer, einen Bud» 
binter, deſſen Schweine er zu füttern hatte, um fidy nad) feinem 
Arpetit am Schweinecfleiſch fatt effen zu können, ein Schwein 
mit einer Buchbinderpfrieme fo tief auf dem Kamm, bis er 
glaubte, tan ſich Blutstropfen in das Fett hineingezogen hätten. 
Was er voraudgefehn hatte, geſchah. Sein me lardte, bad 


— 1104 E; jr 
“Schwein fei finnig und daher nicht tauglich zu effen. Silber: 
mann wußte es freilich beſſer und ließ ſich's trefflich fchmeddem, 
Mein er kam endlich feiner Streiche wegen in Arreſt, und wurde 
auf dem Frauenfteiner Schloffe des Nachts von zwei Mächten 
bewacht. Gleichwol entfprang er, wurde aber auf feiner Flucht 
bis Böhmif-Einfiedel verfolgt. Endlich, als jeine Verfolger im 
mer näher famen, Hetterte er auf einen Baum, und bie mac ibn 
audgefandten Männer gingen ruhig unter dem Baume mir ihr 
ter Laterne weg der Mühle zu, wo ein Vetter von ibm wohnte, 
und wohin wirklich Silbermann gewollt hatte. Erfkald er fie 
hatte zurüdtongpen fehen, flieg er von feinem Baume herunter 
und blieb bei demfelben Müller, bis feine Mutter ihn mit beim 
Nöthigften zu einer weitern Reife verfehen hatte, Er gebachie näms 
lich feines Vaters Bruder, den Orgelbauer Silbermann im Strafe 
burg aufzufuden. Diefer nahm ihn denn aud) auf und verfprad 
ihm die Orgelbaukunft, zu welcher er große Luft zu baben am 
. Härte, zu lehren, nur müffe er erft 3 Jahre ala Zifchler geiler 
und fi hier ein gutes Lob erworben haben. Unfer Silbermann 
bielt dieſe drei Jahre glüdlih aus und erreichte jeßt, waser ' 
wünſchte. Sein Oheim, deffen Sohn von unferm Siübermanı 
fpäter zum Univerfalerben eingelegt wurde, war aber felbft einge 
ſchikter Mann und hat in Straßburg mehrere ſchöne Orgeln ger 
baut. Ein unglüdliches Liebesabenteuer mit einer Nonne, Die tr 
bei dem Orgelbaue in einem Klofter kennen lernte und zu entfübe 
ren verfuchte, trieb unfern Silbermann jedod von da wieder weg, 
Denn fon war er in der verabredeten Nacht an der Kloftermandr 
mit einem Wagen und einer Stridleiter angelommen, fchom hatte 
die Nonne ein Käftchen mit Koftbarkeiten und Geld ihm berabger 
laſſen, ſchon follte die Stridieiter gebraucht werben, da wurbe 
Lärm und Silbermann mußte eilen, daß er mit feinem Käftchen 
davon fam. Es war Died dad einzige Andenken, was ihm won 
der Geliebten blieb. Doch hat er nie geheirathet, fo oft ihm audı 
Vorſchlaͤge deshalb fpäter gemadıt wurden, und hatte man ihn 
zu ſolchem Zwecke irgendwohin eingeladen, ſchickte er nicht felten 
einen Gefellen ftatt feiner, um ſich mit der Perfon, die man mit 
ihm verbeirathen wollte, zu unterhalten. * 
In das Vaterland zurücgekehrt, baute er in Srauenfgif 
ohne Accord und von feinem eignen mitgebrachten Vermögen 





Zr 


feine erfte Orgel mit einem Klavier. Als fie fertig und nad 
Wunſch gerathen war, erhielt er 700 Thlr. dafür und legte damit 
zugleih den Grund zu feinem nadhherigen großen Rufe. Die 
Orgel felbft verbrannte zwar fpäter, doch hat er alsdann an bie 
Stelle derfelben die noch vorhandene mit zwei Klavieren gebaut. Der 
andere Bau war bie Orgel in der Zacobilirde zu Freiberg, die 
ihn noch befannter machte. Als aber um eben die Zeit im Sptbr. 
1710 der Sreiberger Domorganift Menger anzeigte, daß er bie 
alte Domorgel durchaus nicht mehr zum Gottesdienfte gebraus 
hen lönne (Klagen über diefelbe und Vorſchläge zu einer neuem 
mit Koftenanfchlägen von 1500 bis 2500 Thlr. waren ſchon feit 
1704 eingereicht worden), machte man enblidy ernftlihe Anftalten 
zu einer neuen. Donati in Altenburg fchidte einen Anſchlag auf 
2000 Thlr. gegen 36 Stimmen mit Einfhluß aller Materialien 
ein, Silbermann zu gleidher Zeit einen zu 1500 Zhlr. gegen 40 
klingende Stimmen (woraus zulegt 45 wurden), jedoch ohne 
die Materialien, welche der Rath berbeifhaffen ſollte. Der letz⸗ 
tere Vorfchlag wurde angenommen. Der Bau nahm zu Weihe 
nadhten 1710 feinen Anfang und follte in zwei Jahren beendigt 
fein, fam aber, weil mehr geleiftet wurde, ald ausgemacht war, 
ern im Aug. 1714 zu Stande, worauf Silbermann 1700 Thlr. 
baar erhielt. Für alle Materialien, Bildhauers, Malerr, Tiſchler⸗ 
und Schlofferarbeit ftand der Rath. Man fieht daraus leicht, 
das Sitbermann bier nicht eigennüßig baute, fondern, weil er 
befonterd während ded Baues im Jahre 171% feinen völligen 
Wohnſitz nach Freiberg verlegt hatte, ſich bei der Stadt Freiberg 
in diefem feinem fchönften Werke ein bleibendes Denkmal fliften 
wollte. Und fo ftand ein Werk da, welches alles in allen gerechnet 
bei ten beften Materialien an Zinn, eichenem und anderem Hol» 
ie, Elfenbein, Ebenholz u. f. w. gegen 4000 Thlr. Eoflete, und 
das jetzt gewiß 24000 Thlr. koſten würde. Zur Prüfung und 
Uebernahme dieſer Orgel wurbe der Gantor Kühnau aus Leip⸗ 
zig und der Hoforganift Beſtell (nady den Ratböprotofollen Pe⸗ 
nifb) aus Altenburg erbeten, die über die Güte und Vollkom⸗ 
menbeit derſelben, ohne eine einzige Ausflelung zu machen, dab 
ruͤhmlichſte Zeugniß ausſtellten. Ja der Gantor Bilder erzählt, 
daß ter Dr. Gautieri aud Italien, ald ex 1799 den Bon dieſer 
Orgel hörte und ihr Wrbeit ſah, audrief: dad IR die erfie in 


— 1106 — 


der Welt! Ihre Einweihung erfolgte am 19. Aug. 1714. Bu 
reih waren von nun an die Beſtellungen neuer Orgeln’ bei uw 
ferm Silbermann, man kann über 30 nachweiſen, bie er erbaut 
bat. Ich ermähne hier blo8 außer denen in Freiberg, wo au 
St. Petri und Johannis dergleichen von ihm befiken, und St 
Nikolai früher ein Poſitiv mit 5 Regiftern von ihm hatte, die in 
Reichenbach im Woigtlande, die zu Dederan, Chemnig und zwas 
zu St. Johannis und in der neuen Kirche, Zittau (dieſe IR im * 
fiebenjährigen Kriege verbrannt) und zu Dresden in ber Ge 
phienkirche, Frauenkirche und Patholifhen Kirche. Während des 
Baues der legtern ftarb er 1753 im 70, Jahre feines Sebenb ya 
Dresden, nachdem fein Ruhm ſich bis in die Außerfien Grängen 
Europas verbreitet und er Aufforderungen nad Kopenhagen uud 
nah Peteröburg zu kommen erhalten hatte. Sein Wahlſpruch 
aber, den er mit Kreide über feinen Großvaterftuhl an bie Wend 
geichrieben hatte, war: Der lebt am glüdiihfen, ber 
weder felbfl gerne groß fein nod mit großen dem 
ten viel zu tbun haben will. Und fo blieb er, wo er wen, 
nicht ohne auch den hödhften Perfonen bisweilen Proben feiner 
Seradheit, um nicht zu fagen, Grobheit zu geben. Welcher Au 
biefelbe bisweilen war, kann am beften fein Benehmen gegen’ ben 
Hoforgelbauer Hähnel in Meißen zeigen. Silbermann hatte ui 
Privilegium auf ein Klavier D’amour befommen, welches eine 
Art von Klavier mit zwei Refonanzboden war, und Hähnel ihm 
dafjelbe mit einigen Weränderungen nachgemacht. Darüber wer 
er mit ihm in Streit gerathen. Silbermann war gerade mt 
dem Bauen einer Orgel in Dresden befhäftigt, als ihm gefagt 
wird, Hähnel komme, ob er ſich nicht entfernen wolle. Hm, wer 
bie Antwort, befucht doch ein Sch — den andern! warum denn 
nicht die DOrgelbauer. Er blieb ftehen, fchnitt fi die Nägel mit 
der Blechfcheere ab und fo empfing er Hähnel. Endlich fagte er 
zu ihm: Herr Hof: und Kandorgelbauer! Ich follte Sie heute 
zu Tiſche bitten, effe aber felbft nicht zu Haufe u. f. w. 

Auch feine Pianoforte zeichnen fi durd ihren Ton bei eis 
was ſchwerem Zractement auf das vortheilhaftefte aus und Fried» 
ri der Große, der bereits 6 Stüd jedes zu 700 Thlr. ſich 
hatte nach Berlin kommen laſſen, kaufte, als er im fiebenjährigem 





— 19 — ® 


Kriege in Freiberg war, aud das lettverfertigte von Silbermann 
noch auf. 

Fragt man nun aber, was e6 war, daß Silbermanuıs Ar» 
beiten einen fo hohen Grad von Vollkommenheit verichaffte, fo 
war es erftlich der Umitand, daß feine Sefellen immer die näme 
lihe Arbeit maden mußten und baher ganz vollfommen darin 
wurden. So hatte er einen Gefellen, Namens Kayfer, welder 
dreißig Jahre lang nichts als Stöckchen und Aermdyen zu ben 
Wellen machte, und fidh dabei doch ein Gapital in feine Hobel: 
bank hatte einfpinden Fönnen, dad man nady feinen Tode fand, 
Andre arbeiteten wieder blos in Zinn und zwar einige aus 
dem Groben, andre ind Beine. Er aber lötete, flimmte und 
intonirte und Died alled mit der größten Sorgfalt und Unver⸗ 
droffenheit. Dabei war er fo eigenfinnig, daß wenn ein Stüd 
Arbeit nicht fo verfertigt war, wie er wollte, er es fofort zer⸗ 
fhlug. Er bat auf diefe Weife mehrere fertige Inftrumente mit 
der Holzart wieder vernichtet. 

Nicht minder forgfam wählte er zweitens feine Materialien, die 
alle in großer Menge angefhafft wurden, daher er denn auch flet# 
ganz trodnes Holz verwenden konnte. Er verarbeitete blos enge 
liſches oder oftindifches Zinn, denn unfer Bergzinn war ihm nicht 
rein genug. Um demfelben eine größere Härte zu geben, ließ 
er, wenn die Platten auögehobelt waren, diefelben noch mit böl: 
jernen Haͤmmern ſchlagen. Wenigſtens ift dies bei der Domor: 
gel der Fall gewefen. Die gededten Regifter waren fafl ganz 
Blei, und in der Ziefe, wie 3. B. in Bordun, die unterfle Oc⸗ 
tave von Holz, weil ihm bier dad Zinn zu hart war. Seine 
Menfuren gelten bei den Orgelbauern noch jegt ald Regel. Die 
gute Anlage, die Dauer, der vortrefflihe Ton und ein leichtes 
Zractement, dad find daber die Vorzüge, durd welche ſich noch 
beute feine Drgeln auszeichnen. Schöne, Dehme und Kuöbel 
arbeiteten fpäter in feinem Geiſte und nad feinem Muſter fort. 

Diefem fügen wir endlih noch eine dritte neue Erfcbeinung 
für Freiberg bei, die Anlegung von Gärten. Vor dem Jahre 
1700 gab es in Freiberg durdaus nichtd von der Art und mau 
vermißte cd auch weniger, weil die fogenannten Gründer aus 
dem Zilbergrunde bei Mohorn wöchentlich zweimal, nämlich Sonn⸗ 
abents und Dienſtags, die nöthigen Bartenfachen von Dreöden 


be — 18 — 


zum Verkauf nad) Breiberg brachten. Nun. waren zugwreiuiie 
Särtner aud Dresden und Böhmen da, geweien, um. Erluubb 
gungen einzuziehen, hatten aber ſtets dafür gehalten, ber Det 
eigne ſich nicht zur Anlegung von Küchengärten. Da kam ui 
ih 1704 ein gewifler Johann Frey, ehemaliger böhmifcher : Sum 
Iant, jet Gärtner in Dreöden mit feiner Familie und: ganzem 
Wirthſchaft hier an, miethete fi) in Freibergsdorf vom Dama« 
ligen Holzvoigt im Hospital, Caspar Kirchbach, ‚einen Garten 
und fing an ihn nad) Särtnerart zu bearbeiten. Von allen eis 
ten liefen Zuſchauer herbei und belachten bie vergebliche Arbeit: 
Frey ließ ſich aber dadurch nicht ftören und fiche be, bald ae 
den die Gewächſe in ihren Beeten fo trefflich, jedes a: felmes- 
Drdnung, daß ed eine wahre Luft war fie zu fehen. Sehtrging: 
die Vermunderung von neuem an und allgemein hieß es, da 
Mann kann heren. " tr 

Hatte er doch den Beweis geliefert, daß auch in Freiben 
wo bisher nichts ald Zehen, Halden, Gruben, Steine, Hätte. 
und Huͤttenrauch zu gebeihen fchienen, Garten» und Küchenge⸗ 
wächfe forttommen Ponnten. Daß dielem Frey, welcher alligge- 
mein der böhmifche Gärtner hieß, bald auch andre von Dretten 
nachfolgten, laͤßt fich leicht denken. Nun findet man, fagt unſin 
Freiberger Zeitung vom Jahre 1749, zwar in bhiefigen Gärten: 
feine ausgehauenen Statuen, ſtarke DOrangerien, rare Bäume walk; 
weitläufige Einfaffungen,, denn es fehlen in Freiberg die reidgemi 
Zeipziger Kaufleute und die Dreödenfchen vornehmen Herret, 
aber man findet doch fogenannte Küchengärten. Auch wurde di 
jegt mehr und mehr Sitte, fibh zu eignem Vergnügen Gärten: 
anzulegen. So kaufte ſich der Amtöprediger Johann Chriſtien 
Friſch 1757 einen beinahe wüfte liegenden Garten zwifchen de 
Peterd, und Kreuzthore und brachte ihn durch eigne Bearbeis 
tung in wenig Jahren in einen ganz guten Zuftand, machte ſuh 
aber auch zugleih dadurch um Freiberg verdient, daß er mit 
dem Herrn von Poigk, der einen benadhbarten Garten befaß, 
an den vor ihren Grundflüden gelegenen Zeichen Bäume am 
pflanzte, wodurd bie beiden Herren den Grund zu dem fchattis. 
gen Spaziergange legten, welcher einen der fchönften Pläge vor 
unfern Stadtmauern ausmacht. Die Anlegung einer Allee um: 
die Stabt hatte der Rath bereits 1726 befchloffen. 




























4 


— 119 — 


Was aber jeder Krieg in feinem Gefolge hat, daß durd 
ihn Diebe und Mörder gebildet werden, die felbft dann, wenn 
die Feinde ſchon längft das Land wieder verlaffen haben, doch 
fortfahren die Öffentliche Sicherheit zu gefährden, dies zeigte fich 
auch damald. De freher namentlih im Sabre 1710 die ges 
waltfamen Einbrüde wurden, wo vorzüglid einer zu Freiberg 
dorf die Aufmerkfamfeit der Landesregierung erregte, und je all 
gemeiner dad Gerücht fich verbreitete, daß fi im Hospital: und 
Rathswalde räuberifh Gefindel aufhalte, eine deſto fchärfere 
Wachſamkeit wurde nun audy allen, die es anging, zur Pflicht 
gemacht. Die mit dem Amtmann von Seiten ded Raths ger 
meinfam angeftellte Durchſuchung der beiden Wälder, die fpäter 
mehrmals wiederholt wurde, half jedoch weniger, als der zufäl- 
lige Umftand, daß die Peſt von Polen und Böhmen her immer 
näher rüdte. Denn nun war am 30. Juli 1710 der Stabdtcor- 
poral angewiefen worden, daß er, weil fid bei jegigen gefährlis 
hen Laufen unterſchiedliches Bettelvolk einfchleihe und aud ans 
dere Perſonen ohne Pafle hereinfämen, woraus doch gemeiner 
Stadt groß Unglüd entftehe, bei der Thorwache die nöthige Ans" 
ſtalt made, daß niemand Fremdes hereingelaffen fondern Jeder 
juvor am erbiihen Thore eraminirt werde. Died gefchah denn 
auch am 19. Spibr. defjelben Jahres mit einem fremden, wel« 
cher feinen Paß hatte und in Folge deflen zum Hauptmann 
Geißler geführt zu werden verlangte. Allein auf der Treppe des 
großen Edhaufes am erbifhen Thore erfticht derfeibe den ihn bes 
gleitenden Stadtcorporal Wilden, wird jebod von herbeieilenben 
Leuten übermannt und gefangen eingeführt, wo es ſich denn bald 
ergab, daß ed Niemand anderd ald der berüchtigte Dieb und 
Räuber, Lips Zullian, oder wie fein eigentlidher Name lautete, 
Elias Erasmus Schönfnedht, Sohn des Stadthauptmann von 
Straßburg und Hauptmann einer Bande von mehr ald 60 Per- 
fonen war. Er läugnete, obwohl er des Mordes fattfam übers 
führt war, alle3 und blieb auch, al8 man ihm die Marters 
werfzeuge anfegte, bei feinem Leugnen. Dennoch befam er am 
13. Novbr. den Staupbefen und wurde auf Zeitlebend in ben 
Dreööner Zeitungsbau eingefchmiedet. Erſt nachdem er dort drei 
vergebliche Verſuche zu entlommen gemacht hatte, beſchloß ex uni _ 
alles zu bekennen und aud feine Kameraden anzugeben. Ya, als 





® 
® 


— 110 — 


diefe nicht bekennen wollten, ließ er fi in Ihe Belle 
ren, redete ihnen beweglich zu, drohte mit Gottes Strafen ai 
fang ihnen wohl audy das Lied vor: o Ewigldt,. de Denuet 
wort. Er felbft ging feinem Tode ruhig und gelaflen zugegen 
Er wurbe naͤmlich nebft feinen Kameraden den 5. Mai: suih . 
zu Dresden enthauptet und aufs Rad gelegt. In Demufsiku 
Sahre aber, wo Schoͤnknecht eingezogen wurde, erlebe ee 
berg auch das Schaufpiel, daß eine gewifle verwittweteH6pkäuie 
aus Oberbobrigfch, welche ihren Sohn erwürgt hatte, iin Te 
benfteiner Teiche, dem jebigen Sauteihe, gefädt wien inf 
felbe Schidfal traf fpäter im Jahre 1734 noch Meierıgekeilie 
Schwalbin, welche ihr uneheliches Kind gemordet haben 
aber bis zulegt ihre Unfchuld behauptete, jedoch weit: Hecht 
zu fterben fei, jede weitere Vertheidigung ablehnte. Am caſk 
ligften möchte aber nach unfern Begriffen das Urthel feinyzuuie 
ches Hans Scheffeln nach ausgeftandener Zortur im Kuga, iE 
traf, weil er einen gewiflen Schumann im Duell ermorbeticheiäh 
Es ſollte, fo lautete baffelbe, ihm vorher die rechte Dentkakge 
"bauen und er fodann am Galgen vom Leben zum Tode geil 
werden. Es wurde auf fein Bitten in die Enthaupaspsäuh 
wandelt. Mau 
Trotz aller diefer Strenge aber war feine Zeit betrcht 
ſchen Schwindeleien günftiger ald die, welche wir eben ſchidumn 
Die Unwiffenheit des großen Haufens, ja felbft der höhern Mich 
fen gewährte diefer Art von Induftrie die bereitwilligfte. Hıykm 
ftügung. Da gab ed in unferm $reiberg Schaggräber, Weheſn 
gerinnen, Goldmader, Leute welde einen Spiritum fan - 
zu befigen vorgaben, und fomnambulifche Mädchen, weiche Beifes 
faben. Der Scyarfrichter mit feinen Kuren führte völlige Wie 
zeile mit den Wundärzten und wurde zum Theil von Obrigkeit 
wegen fogar dabei geſchützt. Auf der andern Seite fah ſich abe 
1741 der Rath auch wieder genöthigt, einen Siechmann abzufegen 
weil er eben diefem Scharfrichter bei einer Erecution feinen Dege 
und Rod gehalten hatte. Und ald 1757 der Rabenftein nebew buw 
Gerichtsteiche vor dem Petersthore auszubeflern war, verflandes 
fih die Gewerken nicht eher dazu, als bis der Bürgermeiſter ia 
Prozelfion mit Meifter und Gefellen an Ort und Stelle. geguge 























































. 


war und im Namen des Churfürften und des Stadtraths mit 
dem Maurer-, Schloffer: und Tiſchlerhammer die drei erften 
Schläge getban hatte. Aerzte mit Seiltänzern im Bunde vers 
tauften Jahrmarkts ungehindert ihre Arzneien, höchſtens daß ih: 
nen die Seiltänzerei und die Pidelhäringe mit ihren Späfen das 
bei unterfagt wurden. Waren dody die Naturwiſſenſchaften noch 
ein Keld, zu welchem fi nur Wenige verftiegen und welches 
in den Schulen fo gut wie völlig brady lag. In den unteren 
oder fogenannten deutfhen Schulen war der Katechismusunter⸗ 
richt die Hauptfache, dabei wurde das Schlagen des Kreuzes und 
Herfagen eined Gebeted eingeübt und außer etwas Schreiben das 
Rechnen, diefes jedodh nur bis zum Dividiren getrieben. Von 
Dftern bis Martini gingen die Kinder der erften Klaſſe gewöhn⸗ 
ih gar nicht in die Schule. Und doc gab ed aud von biefer 
Art Schulen in Freiberg außer der Mädchenfchule Feine öffent: 
lihen, fondern die Glödner hielten dergleichen als Privatanftal- 
ten und in der Vorſtadt Neuenforge waren ed einzelne oft 
ziemlich untaugliche Leute, weldye fidy damit einen kümmerlichen 
Unterhalt zu verdienen fuchten. Nun batte aber Freiberg Damals 
in dem Superintendenten Dr. Chriftian Lehmann einen Mann, der 
nach einer kümmerlich verlebten Jugend ſich des Jugendunter⸗ 
richts ſchon als Annaberger Superintendent aufs eifrigfte anges 
nommen hatte und dies in feinem feit 1697 in Freiberg anges 
tretenen Amte treulich fortſetzte. Als daher die Prediger klag⸗ 
ten, daß tie Jugend vor den Thoren, fonderlidy die Kinder der 
Bergleute in den nahe bei der Stadt herumgelegnen Zechen- und 
Hurbpäufern in ihrem Chriſtenthum fehr ſchlecht befchaffen waͤ⸗ 
ren und folhem Uebel auch durd die angeltellten Katechismus⸗ 
Examina nicht abgeholfen würde, da trug er 1711 auf Errich⸗ 
tung einer befondern Schule in der Vorſtadt an. Der Rath 
ging bereitwillig auf diefen Vorſchlag ein und begann 1718 den 
Bau eines Schulhauſes, welder 1713 vollendet wurde. Man 
unterrichtete demnadh vom Jahre 1714 an bier eine zahlreiche 
Schuljugend (162 Kinder fanden fid bei der Eiweihung vor), 
anfinglıh in 2, fpiüter, wo man ben frühern Lehrer Krumm 
biegel al3 Kollaborator mit annahm, in 3 Klaflen und lehrte 
ihnen außer dem, was zur Beförderung ber Kenntniß und We 


folgung des Chriftenthums gehört, Leſen, Schteiben, Rechnen 
und etwas Singen. Den zwei angeftellten Hauptlehrerm, melde 
Katecheten hießen, wurden zu ihrer Unterhaltung bie Zinfen von 
4000 Thir., welche das Hospital an das geiſtliche Einfonmen 
abtrat, überwiefen, wovon ein jeder der zwei Katecheten möcent: 
lich 2 fl. zu befommen hatte. Doc erhielt auch Krumbiegel 
jährlich 25 Thlr. davon. Außerdem Überwies der Rath ihnen no 
4 Schragen Holz und es flifteten Schulfreunde, wie} 3. der 
Amtsprebiger MWäger, welcher die Auffiht über die Schule führ 
te, zur Verbefferung der Lehrergehalte 125 Thlr., der Bürgers 
meitter und Kreisquatemberkaſſirer Michael Fifcher im Bahre 
1733 300 Thir. zu Schulbüchern, und die Canzlerin Anna Aue 
gufte von Echönleben zu Zerbft 750 Thlr., woraus ihre Erben 
1743 gegen Erlaß des üblichen Abzuggeldes 800 machten, jur 
Verbefferung der Behrergehalte, wie zur Austheilung von Bibeln, 
" Hemden, Schuhen und Stolln unter die ärmern Kinder. Muh 
war der Schulunterricht diefer Schule felbft unentgeldiich 
nur für befondere Privatftunden durften bie Lehrer einiges Schul: 
geld fordern. So konnte die Schule mit Net den Namen der 
Eufebia oder Gottesfurcht erhalten, und auch am Tage bed Eufebiub, 
den 14. Aug. 1714 eingeweiht werden. Denn eine ©: 
die folche Früchte zeitigt, fteht Hoch über allen Außern 
dienft, und höher als wern man 1734 einem Fatholifchen Kaps 
lan den Zutritt zu dem verhafteten Heren von Trachenberg 
weigerte, während man doch 1725 dem apoftolifchen Gefanbten 
Santini bei feiner Anweſenheit durch einen Bergaufzug 
oder wenn man 1738 einem Bergwerköbefliffenen, Namens Köhler, 
weil er fich des Beichtftuhls enthalte, den Aufenthalt allhier vers 
bot, oder gar 1733 den Zimmermeifter Müller wegen gottestäfler, 
lichen Reden enthauptete, oder endlich es wie 1743 den Behrem 
verwies, daß fie. Lobreden auf das Theater halten ließen, währ 
rend man ihnen doch geftattete in demfelben Jahre am 25. Febr 
ein Drama zu Ehren des Zubelfeftes aufzuführen, womit rei: 
berg das Andenfen an feine Befreiung von der Torftenfonfcen 
Belagerung feierte. 
Derfelbe fromme Wohtthätigkeitsfinn wendete fich aber aud 
mehrfach den armen Jünglingen zu, welche ſich auf dem Gymnas 





fium zu einer höhern Bildung vorbereiteten, oder audy bereitd auf 
der Univerfität felbft verweilten. So hatte 1697 die verwittwete 
Commiffionsrätpin Lindner, geb. Sevfert ein Legat von 400 Mil. 
zu einem Stipendium für einen armen Studenten bhinterlaffen, 
1702 der Kreißamtmann und Klofterverwalter Senfried den 
Gurrentanern, welche in der Jacobikirche Dienft haben, 100 Thlr. 
zu Schuhen beflimmt und 1705 der Floßcommiffar Johann Chris 
ftoph Richter 3200 Thlr. vermadht, damit von deren Zinfen 40 
Thlr. zwei arme freibergifhe Stadt» oder in die Freiberger Dis⸗ 
ces gehörige Priefterfinder bei ihrem Abgange auf die Hochſchu⸗ 
le, 60 Zhlr. die Armen, wenn fie zuvor vor dem Kaufhaufe 
auf-den Knieen um Erhaltung der reinen Lehre, des lieben Frie: 
dend und des Wohlftandes der Stadt Freiberg ſowie deren Obrig⸗ 
keit gebetet und zwei geiftlicye Lieder gefungen hätten, erhalten 
und 30 Xhlr. für deutfche geiftlihde Bücher an arme Kinder 
audgezahlt werden follten. Außerdem waren 10 Thlr. dem Rek⸗ 
tor und Gonrektor für Leitung des Schulactus und Werabfaflung 
des Programme, 10 Thlr. für die Verwaltung, 6 Thlr. für 
eine am Montage nad) Palmarum von dem Domgeiftlihen zu 
baltende Geftiftpredigt und 4 Thlr. für den Stadtcantor, das Sins 
gedor, und den Domglödner zu gleihem Zwede beflimmt. Das 
Beten und Knieen der Armen vor dem Kaufhaufe wurde aber fpäs 
ter abgeſchafft. Ihm folgte am 17. Novbr. deſſelben Jahres der 
Rathsherr Johann Gottfried HDilliger, welcher 200 Thlr. den 
Geiſtlichen und Schuldienern, WO der Armen⸗, 250 Thlr. der 
Lazarethkaſſe, 500 Thlr. zu einem Stipendium für arme Stu⸗ 
denten und 100 Thlr. für den Petriorganiften vermachte. Das 
Jahr 1705 übergab fodann wieder die Erbin des am 17. Juni 
verftorbenen Eenator und Stadtichreiber Heinrich Eckard, naͤm⸗ 
ih die Frau Dberförfterin Anna Magdalene Richter in Saida 
dem Willen des VBerftorbenen gemäß 7000 Thlr., um einen 
Freitifih für 6 arme Schüler und ein Stipendium von jähr- 
ih 25 Thlr. zu begründen. Das nädhfle Jahr 1706 brachte 
wieder ein Legat von 1000 Thlr., welches der geheime Kath, 
Oberberg: und Kreishauptmann Abraham von Schönberg theils 
und zwar zu ?/, für arme Schüler und Gurrentaner, theils und 
zwar zu ?/, für arme Leute Überhaupt beftimms hatte Die 





gegebenes Programm, worin er die Behauptung 
sice vivere fei fo viel als Tiederlich (eben und die Mufiler fe 
tiederliche Leute: Hiergegen erhoben ſich num in den Berliner 


Beitungsnachrichten fowol wie in mehreren zu Hamburg, erſchie⸗ 
nenen Schriften gewaltige Stimmen. Doc erſchien auch zu &h 
Gallen und im Hamburger Eorreöpondenten eine Rechtfertigung 
Biedermanns. Die nächfle Veranlafjung dazu gab das 

bältnig, in welchem der damalige berühmte Cantor Johann 

rich Doles, der feit 1744 dieſes Amt hier beffeidete, mit dem 
Mektor lebte. Forkel in feiner allgemeinen Literatur ber Muft 
erzählt darüber das Nähere. Biedermann veranftaltere nämlich zum 
Andenfen des dreißigjährigen Krieges 1748 ein mufitalifches Sing⸗ 
fpiel auf dem großen Saale des Freiberger Kaufhaufes. Die 
Poeſie dazu verfertigte der Freiberger Dichter Enderlein, ber am 
5. Juli 1710 allhier geboren und von Jugend auf'blind war, 
es aber dod auf dem Gymnafio durd Luft und Liebe zum Ber 
nen wie durch feine Fähigkeiten troß allen Hinderniffen, unter 
welchen außer der Blindheit feine Armuth keines der geringften 
war, bahin brachte, daß er 1734 die Univerfität Beipzig beziehen 
und Jura und Ppilofophie ftudiren konnte. In feine Baker 
ffabt zurüdgefehrt, Tebte er von Almofen und Gelegenheitägte 
dichten. Bon feinen Gedichten erhielten aber einige Hageboms 
Beifall, der fie 1748 im Hamburger Eorreöpondenten abbruden 
und ihrem Verfaſſer 16 Dufaten und zwei Louisdor dafür ein 
händigen ließ, ja felbft eine Sammlung Enderleinfder Gebirhte 
zu veranftalten ſich bereit erflärte. Enderlein wurde zugleich ber 
Stifter einer Heinen Geſellſchaft, welche bis gegen das Ende unfers 
Beitraums in unfrer Stadt befland (er ſelbſt ftarb erſt am 14.Mai 
1786) und ſich unter feiner Anleitung in ber deutſche Poefieüb« 
te. Zu dem genannten Singfpiele hatte nun Doled die Come 
pofition verfertigt. Diefelbe erhielt fo viel Beifall, daß bas 
Stüd bei mehrmaliger Aufführung von den vielen Zuhörern aus 
Breiberg und der Umgegend über 1500 Thlr. eingebracht haben 
Toll, Biedermann gab jedoch dem Gantor nur 30 Üble. davon, 
welche diefer ausſchlug. In der Stadt wurde Biedermanns Be 
nehmen getadelt und fo der Grund zu feinen Ausfällen ger 
gen den Cantor gelegt, der dabei zugleich auch an dem Gi: 





fiht auf Zucht und Lehre in gleich traurigem Verſalle. So be: 
ſchwert ſich Fritſche, welder feit 1699 Rektor war, aber bereits 
1705 des Schhulftaubes müde diefe Stelle mit der eined Paflors 
an der St. Johanniskirche vertaufchte, 1700 in einem Program: 
me fehr über die Schüler, daß fie nichts lernen wollten, fic, 
wenn fie feine Xheologen zu werden gedädhten, vom Debräifchen 
und Griechifchen frei machten, die Stunden verfäumten, Unfug 
auf den Straßen trieben und zu zeitig auf die Univerfität ab⸗ 
gingen. Diefen Zuftand haben auch feine Nachſolger Ritter feit 
1706 und Müller ſeit 1711 nicht verbeifert. Unter den letztern 
wurde am 22. Juli 1715 das zweite Jubelfeſt der Schule ge⸗ 
feiert. _E8 dauerte drei Tage lang, wobei vom Rektor und ®0 
Echiilern Reden gehalten wurden, unter denen die ded Rektors 
8 Bogen lang war. Verdient machte fid) Müller jedoch um tie 
Schule namentlih durch die Stiftung der Schulwittwenkaſſe, 
deren Plan er audarbeitete, und für die er perfönlidh beim Ober: 
confiitorium 300 Zhlr. aus dem Hoßpital auswirkte. Sie wurde 
1718 nad einigen Gegenerinnerungen des Rathes beflätigt. Auch 
wirkte er in demfelben Jahre für die Bibliothek Zufhüfle von 
den Gewerfen aus. Am meiften leitete noch Johann Gottlieb 
Biedermann, welcher 1747 von Naumburg hierher berufen wurde 
und dur dad Angenehme feined Umgangs und Vortrags wie 
durch die liebevolle Behandlung der Echüler ſich bald große Ach⸗ 
tung verfcaffte. Seine Anfangsgründe der hebraͤiſchen Sprache, 
welche in vielen Schulen als Lehrbuch eingeführt wurden, ebenfo 
wie feine vielen Programme zu Schulfeierlichkeiten, unter welchen 
wir bier dad 1755 hoch gefeierte Religionsfriedensjubiläum und 
den 1758 zu Ebren des Superintendent Dr. Wilifh auf dem Kauf: 
hauſe gehaltenen Actus erwähnen, wo #1 Schüler dem Jubelgreiſe 
ihre Glückwünſche in verfchiedenen Spraden darbradten, machten 
ihn aud in weitern Kreifen bekannt. Er erhielt deshalb 1754 einen 
Ruf nach Halle, nahm ihn jedoch nit an. Weniger Beifall erntete 
er bei Kunftfennern mit feinem 1763 nach alter Schulfitte auf dem 
Theater des Kaufbaufed gegebnen Singfpiele, wobei über 100 
Schüler als Alteurd auftraten und welches in Leſſings Beitrds 
gen zur Hiflerie und Aufnahme des Theaters harten Zabel fand. 
Noch bekannter aber wurbe er durch ein im Jahre 1948. heran» 


% 





— 1106 — 


der Welt! Ihre Einweihung erfolgte am 19. Aug. 1714. Zahl⸗ 

reich ware von nun an die Beftellungen neuer Orgeln bei uns 

ferm Silbermann, man fan über 30 nachweiſen, die er erbaut 
hat. Ich erwähne hier blos außer denen im Freiberg, wo auch 
St. Petri und Johannis dergleichen von ihm befigen, und ©, 

Nikolai früher ein Poſitiv mit 5 Regiftern von ihm hatte, bien 

Reichenbach im Woigtlande, die zu Dederan, Chemnik und zwar 

zu St. Johannis und in der neuen Kirche, Zittau (biefe it im * 
fiebenjährigen Kriege verbrannt) und zu Dresden in der Cor 
phienkirche, Frauenkirche und Fatholifchen Kirche, Während des 

Baues der Iegtern farb er 1753 im 70, Jahre feines Bebens zu. 

Dresden, nachdem fein Ruhm fi bis im die Anferfien Gtängen 

Europas verbreitet und er Aufforderungen nad) Kopenhagen und 

nad Petersburg zu kommen erhalten hatte, Sein Wahlſpruch 

aber, den er mit Kreide über feinen Großvaterſtuhl an bie Wand 

gefchrieben hatte, war: Der lebt am glüdlihften, ber 

weder felbft gerne groß fein nod mit großen Bent 

ten viel zuthun haben will. Und fo blieb’er, woer war, 

nicht ohne auc den höchften Perfonen bisweilen Proben feiner 

Gerabheit, um nicht zu fagen, Grobheit zu geben. Welcher Art 

diefelbe bisweilen war, kann am beften fein Benehmen gegen den 

Hoforgelbauer Hähnel in Meißen zeigen. Silbermann hatte ein 

Privilegium auf ein Klavier D'amour befommen, weldes eine 

Art von Klavier mit zwei Refonanzboden war, und Hähnel ihm 

dafjelbe mit einigen Veränderungen nachgemacht. Darüber war 

er mit ihm in Streit gerathen. Silbermann war gerade mit 

dem Bauen einer Orgel in Dresden befcäftigt, als ihm gelangt 

wird, Hähnel komme, ob er fidy nicht entfernen wolle. “Hm, war 

die Antwort, befucht doch ein Sh— den andern! warum denn 

nicht die Drgelbauer. Er blieb ftehen, ſchnitt fich die Nagel mit 

der Blechſcheere ab und fo empfing er Hähnel, Endlich fagte er 

zu ihm: Here Hof: und Landorgelbauer! Ich follte Sie heute 

zu Tiſche bitten, eſſe aber felbft nicht zu Haufe u. f w. 

Auch feine Pianoforte zeichnen ſich durch ihren Eon bei tie 
was ſchwerem Tractement auf das vortheilhaftefte aus und Friebe 
rich der Große, der bereits 6 Stück jedes zu 700 Ltr fih 
hatte nach Berlin kommen laſſen, kaufte, als er im fiebenjährigen 


— 197 — ® 


Kriege in Freiberg war, auch das lettverfertigte von Silbermann 
noch auf. 

Fragt man nun aber, was es war, daß Silbermanns Ar» 
beiten einen ſo hohen Grab von Vollkommenheit verfchaffte, fo 
war es erftlich der Umftand, daß feine Gefellen immer die näme 
liche Arbeit maden mußten und daher ganz vollfonımen darin 
wurden. Go hatte er einen Gefellen, Namens Kayfer, welder 
dreißig Jahre lang nichts als Stöckchen und Aermden zu ben 
Wellen machte, und fich dabei doch ein Capital in feine Hobel: 
bank hatte einipinden Fönnen, das man nad) feinem Tode fand, 
Andre arbeiteten wieder blo8 in Zinn und zwar einige aus 
dem Groben, andre ind Feine. Er aber lötete, flimmte und 
intonirte und Died alled mit der größten Sorgfalt und Unver⸗ 
drofienheit. Dabei war er fo eigenfinnig, daß wenn ein Stück 
Arbeit nicht fo verfertigt war, wie er wollte, er es fofort zer⸗ 
ſchlug. Er hat auf diefe Weife mehrere fertige Inftrumente mit 
der Holzart wieder vernichtet. 

Nicht minder forgfam wählte er zweitens feine Materialien, die 
alle in großer Menge angefhafft wurden, daher er denn auch flet# 
ganz trodnes Holz verwenden konnte. Er verarbeitete blos eng 
liſches oder oftindifches Zinn, denn unfer Bergzinn war ihm nicht 
rein genug. Um demfelben eine größere Härte zu geben, ließ 
er, wenn die Platten ausgehobelt waren, diefeiben noch mit hoöl⸗ 
zernen Haͤmmern ſchlagen. Wenigſtens iſt dies bei der Domor: 
gel der Fall geweſen. Die gedeckten Regiſter waren faſt ganz 
Blei, und in der Tiefe, wie z. B. in Bordun, die unterſte De⸗ 
tave von Holz, weil ihm bier dad Zinn zu hart war. Seine 
Menfuren gelten bei den Orgelbauern noch jest ald Regel. Die 
gute Anlage, die Dauer, der vortrefflide Ton und ein leichted 
Zractement, das find daher die Vorzüge, durch welche ſich noch 
beute feine Drgeln auszeichnen. Schöne, Dehme und Kuöbel 
arbeiteten fpäter in feinem Geifle und nad feinem Muſter fort. 

Diefem fügen wir endli noch eine dritte neue Erſcheinung 
für Zreiberg bei, die Anlegung von Gärten. Vor dem Jahre 
1700 gab es in Freiberg durchaus nichtd von der Art und man 
vermißte es auch weniger, weil die fogenannten Gründer aus 
dem Silbergrunde bei Mohorn woͤchentlich zweimal, nämlich Soun⸗ 
abents und Dienflagd, die nöthigen Bartenfachen von Oeetden 





unterricht8 werden Feldmeß⸗, Markſcheide⸗ und Yrobirfunf „ie 
gleichen die Büchlenmeifterei, Architektur, Arithmetif, Wappen⸗ 
kunſt, Malerei und Mufit angegeben. Damit aber, heißt: «6 
weiter, den Untergebnen alle Gelegenheit und Zeit zum Mäßigs 
gange abgefchnitten werde, follen fie, anftatt baß man fonf ber 
Jugend dad Kartens und Würfelſpiel zuläßt und ihnen wei 
gar in bie Zechhäufer zu laufen vergönnt (auf dem Gymnafium, 
wo freilich unter den 90 Zöglingen der erften und zweiten Kaffe 
mancher lodere Mutterfohn war, wurte hierüber wie über bem 
. nächtlihen Zumult, den fie dabei verurfachten und ihre Reibungen 
und Schlägereien mit der Wache, viel geklagt), beſonders in Bedh- 
ten und Zanzen und überdies in Musquet⸗, Riquet⸗, Fahnen⸗ 
fhwingen und Partifanenfpielen unterwielen werden. Während 
des Tiſches von 12 bis 2 mußte ein Jeder, damit andere u: 
nüge Reden vermieden und fie geübt ‘würden, etwas in dent⸗ 
fcher Sprade zu proponiren, eine Hiftorie deutfch erzählen und 
fodann darüber räjonniren. igentlihe Religionsftunden geb eb 
nicht, wol aber wurde alle Sonntage der Gottesdienſt abgewar⸗ 
tet und nachher dad Evangelium nebft einer Erflärung ber: Pre 
digt wiederholt, audy der Lutheriſche Katechismus erläutert und 
allezeit beim Morgen: und Abendgebet ein Gapitel aus ber Bi⸗ 
bei gelefen. Weil aber Lehmann noch im Jahre 1708 nah 
Eullm als Paflor berufen wurde, ſcheint diefe ganze Kitterſchule 
nach furzem Beſtande wieder eingegangen zu fein. 

Doch erſchien Freiberg mit feinem Bergbau und Hütten“ 
wefen ſchon damals auch dem fernen Ausland als ber paſſendſe 
Drt, um fich in den dahin gehörigen Zweigen der Naturwiſſen⸗ 
haft und Mathematik weiter auszubilden. Wir begegnen baber 
bereitö im Jahre 1706 Moscovitern, welche fich hier aufbielten, 
um bie Bergwifienfchaften zu erlernen, fo wie auch baib darauf 
eined Eaboratoriums Erwähnung gefchieht, welches ber Dr. Joh. 
Sriedrih Henkel, Verfaffer der Schrift: „Bethaesta porisese 
oder hülfreiches Waſſer zum Leben, infonderbeit in dem. Lauch 
fHädter Brunnen bey Merfeburg und in dem Schladenbabe 
bey Freyberg, Freyberg 1726” errichtet hatte. Er ſtarb 1744 
und liegt auf tem Jacobikirchhofe begraben. Aus dem fernen 
Schweden, Norwegen und ber Schweiz famen Schüler, um von 


ihm metallurgifhe Chemie und Mineralogie zu lernen. Und 
fo darf e8 und nicht Wunder nehmen, wenn am 11. Zuli 
1710 der ruffifhe Prinz Czaarowiz felbft von Carlsbad hier ein« 
traf und des andern Tags die Haldbrüdner Bergwerke in Aur 
genfhein nahm. Ihm folgte am 22. Sptbr. 1711 fein großer 
Vater, der Allerdurchlauchtigſte, Großmaͤchtigſte Czoar, Großfürk 
und Herr, Herr Peter Alereowig, ded ganzen Großen, Kleinen 
und Weißen Rußlands Selbfi-Erhalter u. f. w., der bei feiner 
Reife ins Carlsbad die uralte Bergſtadt Freiberg mit der Maje- 
ſtaͤtiſchen Gegenwart allergnädigft beglüdte, wie die Auffchrift 
von dem ihm überreidhten und prachtvoll außgeflatteten (Gedichte 
heißt. Er flieg im Schloffe ab und eine große Nachtmuſik, wo⸗ 
bei die fogenannten Wergfänger diesmal wol mehr Inftrumente 
als die ihnen im Vergleich mit den Stabtmufitern 1719 bei 
Hochzeiten und Berlöbniffen allein verftatteten Bithern, Trian ⸗ 
gel und Bergleder gebrauchten, unb ein Bergaufzug, von 
mehr als 2000 Grubenlichtern erleuchtet, wurden wohlgefäls 
tigft aufgenommen, Zum Zeidyen feiner Zufriedenheit ließ Per 
ter den Bergleuten und der Schmelzerknappſchaft IU Faß Wein, 
dad Faß zu 50 Thir., verabreihen, weldye auf feine Befunbheit 
auögeleert werten follten. Nach beendigter Badecur, welche ge: 
gen 4 Wochen dauerte, nahm der ruffifhe Czaar am 17. Dctbr. 
die Rückreiſe wieder über Freiberg, befah ſich diesmal die im 
vollen Umtriebe flehenden Halsbrüdner Berg» und Hüttenwerke 
und fuhr Nachmittags felbft auf dem landetherrlichen Bergge- 
bäube König Auguftus Erbſtollen zu Niederfhöna an, arbeitete 
Ane gute Weile vor Ort und gemann mit Schlägel und Ciſen 
(mwelhes man noch aufbewahrt) eigenhändig unterſchiedne Erzſtu⸗ 
fen weg. 

Wie hier bei der Aufnahme Meter des Großen, fo zeichnete 
fi Freiberg durch feine Bergaufzüge und feine Aufnahme für 
fiber Perfonen auch bei andern Belegenbeiten aus, &o 1789, 
wo der König nebf dem Kronprinen am 17. Dctbr, zur Mus 
flerung hierher fam, ohne jevod die Paraden in ber Stadt in 
Augenfdein zu nehmen, und wo lehterer einen filbernen ron 
leuchter erbielt, oder 1730 als der Herzog von Weimar in reis 
berg war und 1200 Mann aufzogen. Und noch mehr, als am 

71* 


9. Juni 1933 dem neuen Ehurfürften, Friedrich Auguſt N. yepaile' 
digt wurde. Hier gab es nicht nur wieder einen großen Nacht 
aufzug der Bergleute, welche von Abends 10 bis früh 8 Ur . 
dauerte, und wo 2300 Bergleute aufzogen, fondern man hatte 
auch auf den Markt heraus einen großen 10 Ellen hohen Bal⸗ 
con mit einer Grotte von den ſckhoͤnſten Erzflufen und ‚vom 
Schloſſe bid zum Rathhaufe eine 5 Ellen breite Brüde gebaut. 
Ein ähnliher Bergaufzug von 3535 Mann fand am 19. Aug. 
1739 bei nochmaliger Anweſenheit der Lanbedherrfchaft, welche 
zum Behufe einer großen Jagd in den Rathöhölzern hier anfaus, 
ftatt. Zwei Medaillen haben biefe Feſte verherrlicht. Die kine 
it vom Stempelfchneider Hödene auf die Huldigung bes Rs 
nigs Friedrich Auguft 1733 geprägt. Sie zeigt auf der Hauptſeite 
dad Bruftbild des Königs mit umgelegtem Hermellnmantel und 
dem weifen Adlerordenöfterne, auf der Rüdfeite die Stadt Sreb 
berg, vor welcher ein Ruthengänger mit der Wuͤnſchelruthe die 
unterirbifchen Gänge audgeht, zwei Haspelknechte an einem Heß 
pel mit Kübel und Seilen das in der Grube gewonnene-Erz u 
Tage audfördern, ein Bergmann fehürpet und in einem Bye 
vermittelft eined Pferdes Berge und Erz; heraudgetrieben wer» 
den, vier Häuer unten’ in der Grube vor Ort liegen unb bie 
Stroßen nachreißen, ein Karrenläufer Berge und Erz auf Feb 
Füllort mit einem Laufkarrn fördert, und endlicd ein Bergmann 
ſich auf der Fahrt befindet. Im Abfchnitt ſteht das Freiberger 
Stadtwappen zwifchen den beiden Worten Glüd auf und bie 
Umſchrift lautet: Freyberg die alte und getreue Berfpridt 
die alte Treue aufd neue. Die andre vom Stempelfchneiber 
Deinig auf die Anweſenheit ded Königs Friedrich Auguft 1799 be⸗ 
zieht fih auf die demſelben zu Ehren angeftellten Jagd⸗ uud 
Bergwerkölufibarkeiten. Hier enthält die Hauptfeite bed Königs 
belorbeertes Bruftbild in roͤmiſchem Harniſch mit übergeworfnem 
Gewand und einem Medufenhaupte auf der Bruft, die Rüdkfeite 
hingegen einen Saturnud mit der Senfe und eine Diana unter 
einem Baume Diefe hält in der linken Hand einen Bogen 
mit aufgelegtem Pfeil in die Höhe und reicht mit der Rechten 
der Zeit ihre Yand. Im Dintergrunde befinden fich auf der dis 
nen Seite ein ausgeſpanntes Jagdnetz und vor demfelben Hir⸗ 


— 11 — 


ide, auf der andern ein Schacht, in welchem ein Häuer arbei« 
tet und über bemfelben ein Bergmann bei einem Haspel. Der 
Rath hatte die Münzen auf feine Koften prägen laffen und gab 
für die erftere gegen 2000 Thlr. aus. Es wurden nämlich von der- 
felben 110 Stüd von Dufatengolde, das Stück zu 19 Thlr. 16, 
Sr. und 430 Stüd in Silber, jede zu 2% Loth geprägt. Eben 
fo wurde im Auguft bed Jahres 1747 die Ankunft des Chur⸗ 
prinzen mit feiner Gemahlin und die der neuen -Churfürftin von 
Baiern im October deffelben Jahres gebührend gefeiert, ja felbf 
der 3. Aug. ald der Namenstag bed Churfürften fand 1752 
und 1755 feine Verehrung, welche im lebtern Jahre auch von 
der von jest an bier ſtehenden Artillerie noch durch ein großeß 
Feuerwerk bezeigt wurde. Große Jagden, wozu die betreffenden 
Rathsdörfer Berthelsdorf, Lichtenberg und Oberbobrigfch die Trei⸗ 
ber, auch ohne daß fie zu ſolchen Dienflen verpflichtet waren, 
ftelen mußten, führten die Landesberrfchaft im Auguft der Jahre 
1752 und 53 wiederholt hierher. Das letztere Mal wurden in 
ter Gegend bei Kichtenberg 100 Stüd Wild erlegt. Der legte 
Bergaufzug in unferm Zeitabſchnitte, jedoch nur von 300 Mann, 
fand zu Ehren des Prinzen XZaverii am 14. April 1763 flatt. 
Ber hätte bei allen diefen oft wiederkehrenden Feſtlichkei⸗ 
ten die Noth und Armuth ahnen follen, in der gleihwol Freis 
bergs Bewohner ſich befanden? Fragten doch ſelbſt die preußifchen 
Offiziere 1758 voll Verwunderung den Rath, wie es nur kom⸗ 
me, daß in Freiberg als einem ſonſt ſo großen Orte ſo ſehr viel 
arme Leute und gar keine Commerzien waͤren. Die Anſprüche 
an das öffentliche Almoſen ſo wie die Bettelei wurden daher im⸗ 
mer größer, indem 1716 nur allein 60 Perſonen woͤchentlich das 
Almofen vor den Thuͤren fuchten, auch bei Hochzeiten und Kinds 
taufen das Anfprechen um Unterflügung allgemein war. Im Jahre 
1759 wurden unter 47% Perfonen nur allein 113 ald arme unb 
13 im Siechgarten begraben. Und die Bürger mußten, fo uns 
gern fie es auch thaten, fich endlih 9720 dazu bequemen, be 
ſtimmte Beiträge in die Almoſenkaſſe zu geben. Doc flofien 
diefelben fo fpärlih, daß fie 17826 nur etwa 70 Thlr. jährlich 
betrugen, und man das Vermögen der Armenkaſſe ſelbſt angriff, 
um bie Anforderungen zu befriedigen. Diefe Atmofen wurden 





. 
— 18 — 


fodann aut dem Rathhauſe ausgezahlt, und obwohl der Hatlı 
um den Andrang der Armen zu verhindern, 1718 wollte, dieſch⸗ 
ben follten allemal zuvor erft ein Vaterunſer und das Lieb: 
Erhalt und Herr bei deinem Wort laut beten, wurbe bie body 
vom Superintendenten nicht zugegeben. Wol aber hatte er 
felbft für diefelben 1740 befondere Katechidmuseramina veran⸗ 
flaltet und ed mußten die Armen bei Empfang der Almoſen ge: 


wifle Zeichen, welche fie nur in der Kirche erhalten konnten, abe, 


geben, zum Beweiſe, daß fie diefelbe befucht hätten. Wenn nur 
die Geiftlihen ſich hierbei nicht zu fehr in tiefſinnige phyſtkalie 
ſche oder andere philofophiihe Sachen eingelaflen hätten, ald wer: 
rüber im Rathsſtuhle laut geklagt wurde. — Da nahm fh ein 
ehemaliger Bürgermeifter, der hochherzige Ehriftian Siegiämumie 
Horn, der von feiner Schwefter, der verwittweten Appellatione 
räthin Eliſabeth Gonradi eine Erbfchaft von 220000 Thlr. ükem 
tommen hatte, von welcder wenigſtens die Hälfte gamp ſeiner 
Benugung anheim geflellt war, der erfhöpften Armen- und ‚Bar 
zarerhlaffe wie der ohnedies durch Abgaben ſtark heimgeſuchten 
Bürgerfchaft an und ſetzte am 3. März 1726 aus wahrer: fe 
richtiger Liebe gegen feine Vaterſtadt und zur wohlgemeinten 
Beförderung ihres Aufnehmend und ihres Beſten ein Gapital 
von 70000 Zhlrn. aus, um fie an die Freibergifhen Burger ine 
nerhalb der NRingmauern der Stadt gegen hinlänglicye Sicherheit 
zu 4 Prozent auszuleihen. Won diefen Zinfen folten die Hautar⸗ 


men durch gleihmäßige wöchentliche Ausfpendung Almofen. erhel⸗ 


ten und dagegen die wöchentliche Einfanmlung der Beiträge aufe 
gehoben werden. Sind die Hausarmen verforgt, und noch Bitte 
fen übrig, nachdem dad Kapital bis auf 80000 gewachfen. fein 


wird, dann fönnen auch, heißt e8 weiter, arme Bürger mit ih⸗ 


ven außerorbentlichen Quatemberfteuern davon übertragen wer 
den. Und fo find ’in einem Zeitraume von hundert Jahren, won 
1736, in weldem Jahre Horn ftarb, bid 1836 aus biefer Hera 
(hen Kafle 308,220 Thlr. 14 Gr. 6 Pf. zu Unterflügungen ver⸗ 


wendet und außerdem 6589 Thlr. 13 Gr. 3 Pf. auf Quateme 


“ berrefle armer Bürger bezahlt worden. Zur Zeit des fiebenjähe 
rigen Krieged wurden allein nad) und nach 47,130 Thlr. biefer 
Kafle entnommen, um gewaltfame Erpreffungen abzuwenden und 


+ 


— 11893 — 


die ärmern Bürger bei den Gontributionen zu übertragen. Doch 
war Dorn nicht der einzige, wenn aud der bedeutendfte, welcher 
fih auf diefe Weife feiner armen Mitmenfden ‘annahm, So 
batte ſchon das Jahr vorher feine oben erwähnte Schwefler Anna 
Eliſabeth Conradi der Stadt Freiberg 2000 Thlr. mit der Be⸗ 
fimmung vermadt, daß der Rath davon ohne allen Eigennug 
den anfäfligen Bürgern innerhalb der Ringmauern, welchen es 
an einem Betriebdcapitale fehle, Vorſchüſſe bid zu 200 Thir. ges 
gen 3 Prozent Binfen auf Pfänder u. f. w. made. Und eben 
diefelbe hatte auh noch 500 Thlr. der Armenunterflügung bes 
flimmt. 300 Thlr. mit derfelben Beflimmung hatte 1719 Ju⸗ 
liane Regina Gerber legirt, gleichviel 1728 die Apothekerswittwe 
Anna Sidonie Körner für YO Hausarme. Was ed hingegen 
mit Zacob Meyers Geftift für arme Leute, über welches bereits 
1723 eine Oberconfiftorialverordnung erfchien, für eine Bewand⸗ 
niß gehabt habe, ift dunkel. Der Rath verfihert blos 1731 nach 
mehrfah ergangenen DÖberconfiftorialbefehlen, daß von ihm und 
andern Almofen wöchentlich 28 Gr dur die Außreiter und 
Marftmeifter an 4 Dautarme vertbeilt worden fein. Was Bis 
fiter 1735 für 4 arme Wittwen ausgeleht, wurbe bereits oben 
erwähnt. Ihnen folgte am 23. Febr. 1735 der Bädermeifter 
Johann Andrea3 Drecdhöler mit 1500 Xhlen., damit von den Zins 
fen ?/, an 100 Hausarme vertheilt, 2/,, an bie Stadtgeiftlichen 
verabfolgt und 2/,, dem Rathe für die Verwaltung ausgehäne 
digt würden. Im Sahre 1737 hatte wieder ein Gewehrhaͤndler 
aus Suhla, Andreas Hegner, dem hiefigen Armuth 100 hir. 
vermadt. Daſſelbe that Maria Suſanna Schubart im Jahre 
1739 und eine gemwifle Hoffmann in Suhla im Jahre 174. 
200 Thlr. vermachte ſodann die Wirtwe unferd Horms Maria 
Sophie Horn geb. Fidert 1742 den Hausarmen. Andere Ge⸗ 
ftiite wurden fcbon oben erwähnt. Und wie das Hospital zu 
St. Iohannis in feinem Vermögen immer mehr zunabm, da be⸗ 
ſchloß man den 1. März 1717 ſechs neue Pfründnerflellen zu 
gründen und da fomit die Zahl der Stellen jetzt auf 42 geſtie⸗ 
gen, die Zahl der Armen aber von Jahr zu Jahr größer, das 
Vermögen des Hospitals hingegen durch Gottes Gegen 1719 wieder 
gewachſen war, beihlo$ man am 18. Juni dieſes Jahres bad 





— nu — 


halbe Hundert vol zu machen und fomit 8 neue Stellen zu 
gründen, obwol vor der Hand nur 45 Perfonenzellen vorhanden 
waren. Im Jahre 1728 fügte man dem noch 10 neue Ertra« 
pfründen von wöchentlich 8 Gr. hinzu und 1738 wegen des ſich 
immer mehr häufenden Armuths wieder 6 zu 8 und 6 Gr. 
und 1741 noch 18, bis man 1753 befchloß aufer 12 Ertrar 
pfründen für Honoratioren, jede zu 12 Gr. wöchentlich, 36 Er: 
"trapfründen zu 8 Gr. und 26 dergleichen zu 6 Gr. zu gründen, 
den 50 eigentlichen Pfründern aber ftatt 12 fünftig 15 und 14 
Gr. zw reihen. Auch erfaufte man im Jahre 1736. das Maus 
kifhe Vorwerk um 1800 Thlr. für das Hospital, erbaute 1721 
das neue Wirthſchaftsgebäͤude, 1724 eine neue Pfarrmohnung, 
fhmüdte die Kirche 1718 mit einer neuen Silbermannſchen 
Orgel, 1755 mit einem Ornat, 1757 mit einem andern Als 
tar aus, und begründete in dem legten Jahre in Verbindung 
mit der Freibergsdorfer Gemeinde einen neuen Kirchhof. Dies 
alles konnte trog der mannigfahen Anfprücde, bie bald zum- 
Bau der Kirchen, wie 5. B. dem der Petrifirche 1730 mit 5500. 
Thlr., bald von den Schulen und. namentlich von den drei niit 
tern Lehrern des Gymnafiums wegen ihrer fchlechten Belol- 
dung an benfelben gemacht und zum Theil, wie 1715 unter alle 
dern mit 1940 fl., welche zu diefem Zwecke ind geiftliche Eins 
fommen aus dem Hospital übergetragen wurden, auch befriedigt 
wurden, aus biefem reichen herrlichen Geftifte beſtritten werben. 
Eben fo erhielt 1719 der Mädchenlehrer ein Hospitalpfrände vom 
6 bis 8 Gr. wöchentlich als Zulage. Wenn freilich wie im Jahre 
1719 wegen großer Dürre Theurung eintrat und ber Getreide⸗ 
preis bis auf 5 Thlr. und darüber ftieg, fo daf die armen Beute 
aus Mangel des Geldes, Getreldes und Obftes an etlichen Die 
ten Eicheln buden oder ſich des Nachts vom Schindanger heime 
lich Stüde vom verredten Vieh holten, fo wollten diefe Anftal- 
ten ſaͤmmtlich dem Mangel noch nicht genug abhelfen, und ce 
mußten befondere Mittel ergriffen werden. So wurde im ger 
dachten Jahre den Hödern eine Taxe gegeben, auch ihre Anzahl 
in der Stabt auf 12 und in der Vorftadt auf 3 Perfonen fefte 
geſetzt, und ihnen auferlegt, nicht innerhalb der Meile einzukaufen 
Und da diefe theure Zeit auch 1720 noch fortdauerte, wurde bad 





Rindfleifh und Schöpfenfleifh auf 18 Pf. gefhäßt, wiewol ſich 
Niemand im Rathe dieſes hohen Preifes erindern konnte und man 
folhed ald etwas ganz Außerordentlihes anfah. Zu gleichem 
Zwede und um dad Gefhäft der Armenverforgung ſich etwas 
zu erleihtern, wurden 1721 alle diejenigen Armen und Unver« 
mögenden, welde fidy nicht wenigftend 3 Jahr bei der Stadt 
aufhielten, ausgewieſen, auch den Hausgenoſſen darüber, daß 
man ihnen den Aufenthalt geftatte, befontere Zettel ertheilt. 
Das Luzareth hingegen, worin 10 arme Weiber verpflegt wur« 
den, fiir welche die fogenannte Klippelfrau Almofen einfammelte, 
zablte feit 1756, wo man diefes Einfammeln abflelte und nur 
die Auflage bei Hochzeiten und Kindtaufen beibehielt, an jebe 
derſelben wöchentlich 9 Gr. 

Während fo auf mannigfadhe Art durch frühere und neuere 
Ctiftungen und Anftalten für den ärmften, bebürftigften Theil 
der Bevölkerung geforgt war, konnte dod die Bürgerſchaft felbft 
bei dem troftiofen Buftande der Kämmerei und der Unordnung, 
die zum Theil in ihrem Rechnungsweſen berrichte, nur mit Mißs 
trauen die gefleigerten Korderungen an ihren Geldbeutel aufneh« 
men. Ein Mißtrauen, welded durch das Dunkel, in welchem 
den überfommenen Privilegien gemäß dieſes ganze Rechnungswe⸗ 
fen wie überhaupt alles, was im Schooße des Raths vorging, 
und felbft feine Statuten und die Einridtung feiner freien Dise 
pofitionsfaffe gehalten wurden, nothwendig fi aufs Hoͤchſte fleis 
gern mußte. Auch fehlte ed nit an einzelnen Rathsmitgliedern, 
welche diefe Uebelftände anertannten. So bat der oben erwähnte 
Dorn, als er Kimmerer war, am 29. Novbr. 1706 um feine 
Entlaffung, weil die Herren, welde ihre Rechnungen und Kafs 
fenbeftände in die Kammer einzureichen hätten, dies fo gar uns 
richtig thäten und führte feinen Entfhluß trotz alled Zureben® 
auh 1719 wirklib aus. Und den 1. Mai 1708 erklärte ber 
neu ermwählte Bürgermeifter Albert gerade zu, wie er zwar nad 
alter Gewohnheit die Oberleitung über die Kammer mit zu übers 
nebmen hätte, doch, da die Kammer in fehr großen Verfall ges 
rathen wäre, müfle er gerechte Bedenken tragen, fidy eher ein: 
zumifchen, bis und bevor den alten Unorbnungen abgeholfen fein 
mürde. Seine Vorgänger im Amte wiürben wol dergleichen 


— 1 — 


über ſich zu nehmen ſich nicht entbrechen. Von einigen AUpuup 
wie 3. B. der bed Heiftlihen Einfommens und ben- milben Etif 
tungen konnte felbft dad Oberconfiftorium nur mit großer Müge 
und nach vielfachen fcharfen Erinnerungen die Rechnungen er⸗ 
halten, und von andern wie 3. B. von der Armen: und Bezes 
rethkaſſe konnte troß alles Mahnens und Klagend dem Dame 
ligen Stadtrichter Schellenberger weber die Abgabe der Rechnung 
noch des Baarbeftands entrungen werden, obwol man 1717 ſchen 
diefelbe Noth wegen diefer Kaffe mit dem Bürgermeifter Shiws 
‚leben, ber ihr ein Kapital von 400 fl. entnommen, gehabt Hatte: 
Daß unter diefen Umftänden die Bürgerfchaft nicht ſehr wicht 
auf die Werwaltung des Rath zu ſprechen war, darf. und a6 
Wunder nehmen. Sie fhritt daher mehrmals zu völligen’ Ber 
fhwerden bei der Regierung, wie im Jahre 1715, wo es freilich 
nur Einige waren, die diefen Schritt thaten, die daher auch nnd 
ber von den Andern verlaffen. wurden, oder 1722, wo fie unter 
andern durch ihre Vertreter, die Viertelsmeiſter und Zuccſc 
gegen die Verpachtung des Salzſchanks eingefommen waren, ig 
nen aber darauf kurz angedeutet wurde, fich folder Dinge, bdie 
fie nicht8 angingen, zu enthalten. Als jedoch in mehrern Acchie 
beamten, namentlid aber in dem Accidinfpector Pefchel dem Na⸗ 
the, der bald wegen des Ranges, bald wegen Uebergriffe aus 
cher Art ihnen entgegentrat, neue und zwar einflußreichere Feinde 
aufftanden, ald endlich die Megierung felbft damit umging, Wir 
Macht der Stadträthe zu ſchwächen und zu diefem Behufe ihncn 
ihre Beamten ald Bürgermeifter aufzudringen, wie dieß 1718 in 
Chemnitz gefchehen war und 1723 nun aud in Freiberg mit Bew 
Kammercommifjar Typke geſchah, der nicht nur zum Kämmerer 
ernannt werden mußte, fondern auch feine Erwählung zum: Wir 
cebürgermeifter mit höherer Hülfe erzwingen wollte, ba gewann 
die Sache auf einmal ein andres Anſehen. Denn eb wurbe 
1720 von der Regierung derfelbe Accisinfpector Peſchel mit dem 
Kreisamtmann Weiblich, dem Landkammerrathe von Wichmanmbs. 
haufen und dem Berghauptmann von Tettau zu einer Commiſ⸗ 
fion ernannt, um dad Rechnungsweſen wie die Verwaltung ber 


- Stadt zu unterfuhen. Da ergab fidhd denn freilih, daß die 


Stadt durchſchnittlich von 1704 — 14 960 Thlr. mehr ausgege⸗ 





‘ 


— 17 — 


ben als eingenommen hatte. Wurden doch im Sabre 1739 3. B. 
blos beim Aderbau trog der 223 Thlr. Pachtgelder von den 
Bürgern 30 Thlr. mehr auögegeben ald eingenommen. Die 
Kommiffion brachte nun beinahe 5 Jahre mit ‚der Unterfuchung 
zu und beflimmte endli nad) manchen Gegenerinnerungen des 
Raths, daß die Einrihtung, nad welcher es feit 1500 einen 
figenden und einen rubenden Rath gab, jener 12, diefer 10 Per 
fonen ftark, wegfallen, Dagegen aber unaudgest 2 Bürgermeifter, 
die jährlih in der Regierung wechſeln follten, ferner 1 Stadts 
richter, 1 WBiceftadtrichter, 1 Kämmerer und noch 11 Rathsmit⸗ 
glieder angeitelt werten follten. Der amtführende Bürgermei- 
iter foltte 350 fl., der rubende 250 fl., der Kämmerer außer feis 
ner Senatorenbefoldung 300 fl., der Stadtrihter außer feiner 
Senatorenbeioldung 100 fl., der Viceftadtrichter 60 fl., der Ac⸗ 
ciscoinfpector 59 fl. 9 Gr., % Dorfinfpectoren 20 fl., 2 Bauins 
fpectoren 40 fl., die Muſterherren 40 fl., fodann die 11 älteften 
Rarhömitglieder, jedes 100 fl. und die vier jüngften jedes 50 fl. 
über ihre beiondern Beſoldungen erhalten. Auch war dem Ras 
the bereit8 früher im Sabre 1716 von der Landedregierung ans 
befohlen worden, die erledigten Rathsſtellen nicht blos mit ihren 
Befreundeten oder fludirten Leuten zu befegen, fondern auch auf 
andere angeleßne oder ehrbare Bürger, Kauf: und Handelsleute, 
die bei Beobachtung des Polizeimefens und gemeiner Stadt Bes 
tens gleihfal3 nüglih zu gebraudhen wären, ihr Abſehen zu 
richten. Wegen der Wahl der Niertelömeifter und Zwölfer blieb 
ed jedoch beim Alten und gleihwol wäre aud bier eine Aende⸗ 
rung gar wünfchenswerth geweſen, indem bei denfelben fo man« 
her Misbrauch eingeriffen war. So beſchwerten fib z. B. im 
Zabre 1722 die Zwölfer, daß der Viertelsmeiſter Geißler die 
Bürgerfbaftsiade nebft den Schlüſſeln da;u allein bei fidh habe 
und alfo nad feinem Gefallen hineingehen und was an Schreis 
bereien darin befindlich fei, herausnehmen könne Ja ein nes 
gewählter Zmölfer, Namens Liebe, batte geradezu gefagt, er ſei 
blos deshalb Zmwölier geworden, um zu erfahren, was in ber 
Wiertelemeifierlate verborgen wäre. Doch war 1720 unter ber 
Leitung des Kreisamtmanns ein befonderes Syndicat aus der 
Bürgerfchaft errichtet worden. JIndeſſen durften alle diefe Bier⸗ 





— 18 — 


telsmeiſter, Zwoͤlfer und Syndicen fich ohne Beifein eines Bu 
mitglieded nicht verfammeln. 

Bei alle dem läßt fich nicht verfennen, baß die Lage bed 
Raths den Anforderungen der Regierung gegenüber oft eine gar 
fhwierige war. Hatte die Kämmerei einen Ueberfhuß, fo mußte 
er fofort der Regierung als eine Art Zwangsanleihe abgelaffen 
werden, errichtete die Regierung eine Lotterie und Anleihe, fe 
befam der Rath nicht felten 100 Looſe zugefhidt, bie er, er 
mochte wollen oder nicht, übernehmen und feuern mußte. Gum . 
men zu 6000 Thlr., ja wie 1756 zu 15000 wurden nicht ſelten 
verlangt. Hierzu kommen dann noch die Pladereien mit-ber At⸗ 
cife und ihren Pachtern, weldhe dad Mandat vom Jahre 1688 
nach ihrem Gefallen erklärten und hierbei vom Kammertollegis 
unterftügt wurden, jede Appelation abfchnitten und ihre Mecht⸗ 
volltommenheit fo weit ausdehnten, daß fie felbft rein polizeiliche 
Anorbnungen, wie über bad abendlihe Schließen ber here 
u. f. w. trafen. Die drei Herren, weldye die Freiberger Aceife 
um 5250 Thlr. gepachtet hatten, wollten freilich nicht nur zu- ih⸗ 
rem Gelde kommen, fondern auch noch einen Ueberfhuß haben. 
Hätte daher der Rath, welcher entichloffen war, diefelbe ſelbſ 
zu pachten und 5000 Thlr. bieten ließ, fich diefelbe nicht emtger . 
ben laſſen, fo konnte er diefen fteten Qudlereien und vergebe 
lihen Beichwerben überhoben fein. Auf der andern Seite it aber 
auch nicht zu verfennen, wie der Rath allerdings dem Geiſte ber 
Zeit gemäß nur zu oft ſich durch kleinlichen Rangftolz ſelbſt Feinde 
ſchuf. Denn bald war ed dad filberbordirte Kleid einer Bär 
gerätochter, welches feinen Unwillen erregte, bald dad Schellenge: 
läute an den Schlitten der Bürger und Schichtmeiſter, dad Ihe 
empörte, da dieſes blos höheren Perfonen gezieme, bald quälte 
er fi mit der Frage ab, wen dad Recht, eine Emporlirdhe zu 
befigen, zufomme. Am meiften zuwider war ihm dad Comodien⸗ 
fpielen, wozu er daher auch in der Regel die Erlaubniß nur 
dann ertheilte, wenn der Minifter Brühl ed ausdruͤcklich befaßt, 
obwol 3. B. der Schaufpieldirector Kurtz 1746 für den bloßen 
Platz auf dem Kaufhaufe täglich 1 Thlr. bezahlen mußte. Die 
wenigften Schwierigkeiten fand nod der beliebte Hoffchaufpieler 
Kirſch bei feinen Vorftellungen. Gleich fehr wehrte er fi, als 








— 1898 — 


der Buchhändler Reinhold 1747 anfing, Freibergiihe Merkwuͤr⸗ 
digfeiten in einzelnen Blättern heraudzugeben. Daher aud von 
diefer erften Freiberger Zeitung nur 3 Jahrgänge erfchienen. 
Auch die Einfuhr neuer bisher unbefannter Waaren, wie 1747 
die des Safflors, fuchte er, fo viel an ihm war, zu verhine 
bern, weil man bergleihen Dinge bier nicht braude. Das 
Befte, was er that, war noch, daß er die Sträßen beflern 
und in einem Xheile der Stadt 1745 bie offnen Floͤſſe mit 
Dediteinen belegen ließ, daß er 1746 tie Wiederherftellung des 
fteinernen Brunnen? auf dem Markte befhloß, 172% vor die 
Thore 5 fleinerne Hauptſäulen feste, 1727 für kranke Leute 
2 Portchaiſen einfübrte, 1718 den vom Hauptmann Gros 
lig auf landesherrlichen Befehl entworfnen Grundriß der Stadt 
und ihrer Umgegend auf feine Unfoften copiren ließ und baffelbe 
auh mit einem andern vom Conducteur Richter gearbeiteten 
Stadtriffe that, zu dem fodann 1755 die hier ftehende Artillerie eis 
nen neuen fügte, und daß er endlich für fih und feine Hinter⸗ 
lafinen 1718 eine Wittwentaffe errichtete. Er entlehnte freilich 
bierzu einen unzinsbaren Vorſchuß von 5000 Thlr. aus der Käms 
merei, und erfaufte dafür einen 6 Prozent tragenden Steuerr 
Ihein von 5000 Thlr., hat aber auch diefed Kapital richtig ges 
tilgt, indem die Mitglieder des Stadtraths Beſoldungszuſchüſſe 
lieferten. Es waren derartige Unternehmungen überhaupt da: 
mals fehr beliebt. So hatte 17085 bereits die hiefige Geiftlichkeit 
eine dergleihen Kaffe für ihre Wittwen und Waifen begründet, 
der 1753 namentlich dadurch unter die Arme gegriffen wurde, daß 
ihr am 22. Juni vom Kirchenrathe die Heraudgabe einer Bi⸗ 
bei und eines Geſangbuchs verftattet ward. Die Lehrer des 
Gymnaſiums waren, wie wir oben fahen, nachgefolgt, die Lehrer 
der Freiberger Epborie hatten gleichfalls eine Kaffe, woraus ihre 
Wittwen 50 Thlr. Wittwengelder erhalten follten, und eine 
Menge andere dergleichen Gefelfchaften erhielten faſt zu gleicher 
Zeit die Beſtätigung des Stadtraths, fo 1715 und 1716 die 
von tem VBergmeiiter Goldberg für 100 Perfonen begründete 
und die vom Archidiaconus Kühn für 150 Perfonen berechnete 
Begrabnißgefellichaft, ferner die 1716 von Steiger unternommene 
Hochzeit und Begräbnißfocietät, bie aus 150 SIungfern und 





— 1120 — 


Witten befland und den Zweck hatte, bie Mitglieder Hk" Wut 

der Verehlichung mit einem Ausftattungsbeitrage von BE’ 

50 Thlrn. je nad ihren Beiträgen zu verfehben ober ihren 

Erben einen Begräbnißbeitrag gleichen Betrages zu ſichern. E 

nen ähnlichen Zweck verfolgte auch die vom Grabebitter Het 

mann 1716 zu Stande gebrachte Jungferngefellfchaft, deren M 

glieder ſich im Falle der Verheirathung eine Ausſtattung bei 

eingefammelte Beiträge zuficherten. Alle dieſe beflätigte der Rat, - 
die Steigerfhe unter andern aus dem Grunde, well gar feiie 

ebrbare Perfonen ſich darin befänden. Als aber berfelben I 

mer mehr wurden, und auch ein gewiller Berger eine felche 

Geſellſchaft gründen wollte, fing er an bie Beftätigung u 
weigern. 

’ Merkwürdig bleibt nur, daß man zwar für bie Ausflattuig 
bei einer Verehlihung und für die Koften bei einem Begrätntß 
fi) zu ſichern fuchte, obwol bi8 zum Jahre 1749 bei einer BR _ 
len Beiſetzung nur 7 Gr. Gebühren an bie Geiftlichleit verlangt 
und erft in dem gedachten Sahre, als fie trog der von den Geil 
lichen beantragten Erfchwerungen immer häufiger vorfielen;;' auf 
© Thlr. 17 Gr. erhöht wurden, daß man aber gegen den SEHR 
aller feiner Habe durch Brandunglüd fid) nicht durch Fenernis⸗ 
fiberungsanftalten zu fehügen verftand. Und dennoch wat- Wii 
Fall, wo Jemand durch ein Schadenfeuer um das Seinige kaut 
gar nicht fo felten. So brannten den 19. Dechr. 1719 uni 
Häufer ab, 1718 kam wieder auf der Burggaſſe Feuer aus mb 
- äfcherte einige Gebäude den 22. Dechr. ein, 1720 gingen vor 
dem Kreuzthore fogar 11 Häufer in Zlammen auf unb 2704 
fam in dem Hintergebäude des Gafthofs zum Stern ein Feuer 
aus, welches einen Theil der Erbifhen und Keffelgaffe in Afihe 
legte. Der Schaden, welchen dieſes lebte Feuer anrichtete, werde 
auf 43709 Thlr. geichägt. Der Raıh gab zum Wiederaufbau 
der Häufer gewöhnlich Holz und Ziegel, oft aber aud wie 174 
baares Geld her und ließ zu Unterftügung der Abgebrannten Web 
träge einfammeln. Doc war der Ertrag der letztern gewöhnlich 
nicht fehr bedeutend, und betrug für die Abgebrannten des Jah⸗ 
res 1724 nicht mehr als 1204 XThlr. 19 Sr. 3 Pf., wovon 
die betheiligten Hausbeſitzer nach 4 Prozent ihre® Weriufiet 













70 Zhlr. 16 Gr. 9 Pf. und die, melde an ihrem beweglichen 
Vermögen Schaden erlitten batten, 424 Thlr. 2 Gr. 6 Pf. er⸗ 
hielten. Leider brannte aber der Gafthof zum Stern mit feinem 
Nachbarhauſe bereits 1733 wieder ab. Wurde nun gleih 1725 
eine neue Zeuerordnung erlaflen, fo follte die Stadt doch ſchon 
einige Jahre darauf ein neues großes Unglüd der Art erfahren, 
ih meine das Feuer, weldhes am 1. Mai 1728 früb um 8 Uhr 
auf der linken Eeite der Petersgaſſe im fechften Haufe vom Thore 
ber ausbrah, 15 Häufer einäfcherte und endlich au die Pe: 
teröfirhe ergriff. Ob nun gleih das Feuer von außen ber 
ein paarmal auf den Zhürmen gelöfht ward, fo war doc in: 
wendig in ber Kirche fein Rath und feine Hülfe. Vergebens 
lag bier der Superintendent Wilifch, welcher feit 1725 das erfte 
geiltlihe Amt in Sreiberg mit befleidete, vor dem Altar auf 
den Knieen, auch er mußte fi endlich ſammt den übrigen An⸗ 
wefenten vor ber immer näher rüdenden Gefahr zurüdziehen 
und e3 ward das ganze fchöne Kirchengebäude inmwendig ein Mor 
genopfer der wüthenden Feueröflamme. Um Mittag brach bie 
Flamme bei dem Thurme heraus und endlich zerſchmolz nad) 
Mittag die Saigerfchelle, und der Kopf fammt feiner Spindel 
fill in die Krühpredigerwohnung, jedech ohne zu ſchaden. Ob 
man nun glei im Anfang meinte, daß die Dede und die Pfei⸗ 
ler der Kirche wieder ausgebeflert werden Bönnten, mußte man 
doch fpäter auch fie völlig abtragen und neue an ihrer Stelle 
aufführen, fo daß nur die Grundmauern und der Blodenthurm 
von der alten Kirche übrig blieben. Dadurch geſchah «8, daß der 
Hauptbau an die 6 Jahre währte. Dafür bat die Kirche aber 
auch nun eine würdige Geflaltung, einen ſchmucken Altar, eine 
fteinerne Kanzel und eine vortrefflide Silbermannſche Orgel und 
zwar legtere für 3500 Thlr. befommen. Der Erbauer der Kirche 
war der damalige Rarhöbaumeifter Ohndorf, der namentlidy ein 
anerfannter Thurmbaukundiger war und deshalb verfchiebne Rufe 
wie 3. B. nad Hamburg erhalten hat. Er war ed daher audy, 
der in dem neuen 273 Zuß hoben Petersthurme mit einem Aufs 
wande von 6591 Thlr., exch. des erhaltenen Kupfers, der Stabt 
eine anerkannte Zierde fhuf. Die Bauart diefed Thurmes if 
aber darum fo merkwürdig, weil er obmgendbtet feines geuingen 


Umfangs und bei feiner vieredigen, Außer: 

gleihwol fo body und dauerhaft daſteht. Es wohnt bier. um 
Thürmer, der alle Stunden auf der großen Gaigerfchelle ſcha⸗ 
gen läßt und bei Feuersgefahr das Zeichen giebt. Die Saiger⸗ 
ſchelle ſelbſt hängt im Durdfichtigen. Weber berfelben aber Hänge 
noch das fogenannte Haͤuer⸗ ober Bergglödlein. Nach alter Bew 
ordnung fol der Thürmer um 3, 11 und 7 Uhr allemal beei 
Schock Schläge damit‘ thun, um 4,18% und 8 Uhr aber nur Be 
Hälfte derfelben zur Nachricht für die Bergleute, wem fie am 
fahren follen. Das jebige Bergglödlein hängt feit dem 19. Jul 
1756 oben, und wiegt 2 Etr. 60 Pfd. Die baramf fichenbe 
Schrift lautet: Auf!.auf! zur Grube ruf ich euch, ich, die ich 
in ber Höhe ſteh, So oft ihre in die Tiefe fahıt, fo denket ie 
die Höh. — Der Thurm wurde am 14. Septbr. 1780 gebes- 
ben und die Kirche 1734, die Orgel aber: 1735 eingeweiht. Mer 
Wiederaufbau des Hahnsthurms hingegen begann er 17 :--: 

Wie die Petritirhe, fo wurde aud in ben Jahren 1788 
bid 58% die baufällige Nikolaikirche wegen ihrer ſchadhaften Dede 
wieder in Stand gefeßt und faft ganz neu erbaut, wog DB 
Commiffionsrath Quelmalz das Gut Neubau vermacht Yatle 
Ahr Altargemälde lieferte der Hofmaler Dietrich für 130 ie, 
Man fand bei diefer Gelegenheit mehrere mertwürbige alte MB 
der, über welche Biedermann in einigen Schulfchriften Nadel 
giebt, fo unter andern das des Dionyfiud Areopagita. Ihre Gim 
weihung erfolgte den 2. Juni 1753 und die bed Tauffeins am 
25. Ian. 1754. Sie erbielt zu dieſer Zeit ein Silbermannfded 
Pofitio, welches man vom Domorganiften Erfelius gegen sin 
jährlihe Entfhädigung von 8 Thlrn. übernahm. 

Die Domkirche hingegen hatte nicht nur 1714, wie * 
bereits oben erwähnten, eine neue Orgel bekommen, ſondern fie 
war 1713 im Innern gefäubert und 1727 die churfürſtliche Gmpeor 
kirche von ihrem alten Plage, den fie zwifchen zwei Pfeilern bi8 
mitten in die Kirche hatte, abgetragen und zuräd in zwei bes 
fondere Erfer der großen allgemeinen Emporkirche verlegt were 
den. Darauf fing man an die Rathsemporkirche unter die große 
Orgel und das dabei befindliche Singechor zu bringen. Endlich 
wurden in allen Krümmen und Erfern der großen Emporkirchen 





— 138 — 


Beine Betftuben, größtentheild zweifach über einander angelegt, 
alle Weiber- und Männerflühle in eine gute Ordnung gebracht 
und die vorhandenen alten Statuen und Bilder in eine Kams 
mer geſchafft. Daß auch die Hospitalfirhe während Liefer Zeit 
manche Veränderungen erfuhr und die Jacobikirche eine neue Sil⸗ 
bermannfche Orgel erhielt, haben wir bereitd oben erzählt. 
Wenn nun aber glei in diefen Kirchen nit nur Sonn⸗ 
tags viermal je nad den verfchiedenen Tageszeiten Predigten ges 
halten, fondern aud alle Wochentage bald in der bald in jener 
Kirche früb förmliher Gottesdienft und Nachmittags Betſtunde 
war, wozu Sonnabends noch befondre Bußermahnungen und 
Sonntags fo wie fünfmal in der Woche die Katehismus - Eras 
mina kamen, fo war doch felbft diefe fo oft dargebotne Belegen: 
beit die Kirchen zu beſuchen manden frommen Gläubigen noch 
nicht genug und ed wurden nicht nur zur Wergerniß der Ge 
meinde Privatconventifel, unter andern 1753 im Schiefer von 
den Herrnhutern, abgehalten, fondern auch nicht felten noch Le⸗ 
gate ausgefest, damit von ihren Zinſen befondre Seftiftprebigten 
Ratt finden könnten. So wurde 1781 die erfte Charfreitags« 
predigt Nachmittagd 2 Uhr in der St. Jacobikirche gehalten, zu 
weldyer Predigt ein Dresdner Bürger und Perüdenmader, der 
aber in Freiberg geboren und getauft war, mit Namen Johann 
Adam Heinrich 1720 200 Thlr. vermadt hatte. Auch hatte der⸗ 
feiben Kirche zur Unterhaltung ihres Kirchenornatd der Malz: 
müller Hans Mofenz im Jahr 1705 25 Thlr. verehrt. Bon 
den Zinfen dieſes Kapitald wird, nachdem es bis zu 30 Thlr. 
angewachſen ift, die Beſorgung ber Liedertafel vergütet. Nicht 
minder hat 175% die verwittwete Archidiakonus Kühn 270 Thir. 
dazu audgefegt, daß in der Domkirche am grünen Donnerflag 
ein Gottesdienft gehalten werde. Damit in berfelben Kirche 
die von uralten Zeiten ber gewöhnlichen Metten beffer eingeriche 
tet würden, hinterließ 1757 ber Bürger David Keller ein Ka 
pital von 110 Thlrn., wovon bie jährlichen Zinfen unter bie 
beiden Diafoni am Dom, den Succentor und Blödner vertheilt 
werden follten, und in demfelben Jahre übergaben die Schwefter 
und Erben des Bergcommiſſars, Markſcheiders und Genators 
Auguf Beyer feinem Willen gemäß 300 Zhir., * am reis. 





— im — 


einigkeitsfeſttage -in der Jacobikirche Machmittagd 1-Ciheriniit 
Stiftspredigt gehalten werde. Daflelbe that damals andy Lie 
verwittwete Frau Archidiakonus Fiſcher mit 300 Zhirn., deren 
Binfen zu einer Geftiftöprebigt am zweiten Feiertag der 8 hohen 
Sefte beflimmt waren. nd 

Es hatte aber der Webertritt des Landeöherrn zur Stk: 
lifchen Kirche die proteftantifche Einwohnerſchaft und Geiſtlichleit 
des Landes aus ihrer Sicherheit aufgeichredt und fie zu befe 
eifrigern Anhängern ihrer Kirche gemadt. Der Bekehrungkeiler 
war daher bei ber Freiberger Geiſtlichkeit größer als je, unde p 
gelang es ihr, bald wie 1743 und 1749 Mönde zu belskum, 
bold wie 1718, 1745 und 1756 Juden zu taufen, bald wie SUB 
einen Mennoniften, Namend Abraham Kiippenftein, balb wie 
1733 einen Quäler, der ald Soldat hierher gekommen wemz, 
weder Taufe noch Zunamen zu haben vorgab und nun Km 
Namen Zreyberg erhielt, bald wie 1746 einen Türken, Wamemb 
Wolko, feierlich in den Bund der Ehriften aufzunehmen. De 
Letztere war 1745 nach der Schlacht bei Keſſelsdorf als ein up 
wundeter oͤſtreichiſcher Soldat hier zuruͤckgeblieben und Säftensg 
beiter geworden. Er bekam in der Taufe, bei welcher der. Math 
als Taufzeuge eingeladen war, ben Namen Gottlieb Ehelkkag 
Friedrich Wohlfahrt. Bisweilen mochte freilih daB Werfen 
nach dem Patbengelde liederliche Perfonen zu dergleichen M 
fpiegelungen reizen, wie dieß wenigftend offenbar 1728 mit insg 
gewiffen Ehriftine Frankin ter Zal war, die fib für eine Dub 
kerin aus Tübingen ausgab. Weil aber, fagt Willi, Ike un 
beiliger Geift nach dem Zleifhe Anderer gelüftete, hat fie ſich ah 
vor der Taufe wieder von bier weggemadht. Ein eigenthäui 
licher Fall kam endlich noch 1725 mit einer gewiffen Lamm auß 
Lauenftein vor, die ald Mannsperfon verkleidet früber sb 
dat gewelen war, fpäter Zagelöhnerdienfte gethan, endlich abet 
fih mit einem andern Weibe hatte trauen laſſen. Die Letter 
hatte auch ein Kind mit einem ledigen Bergburſchen "gegengt, 
weiche® der vermeinte Mann als dad feinige anerkannte. un 
wurde zur Strafe 10 Jahr bed Landes verwiefen. t 

Allgemeiner und waͤrmer als bei dieſen einzelnen —* 
die meiſt blos die Neugierde rege machten, war jedoch die heil 


















































— 1185 — 


nahme, welche das Schickſal der Salzburger fand, als fie von 
ihrem geiftlichen Oberherrn gezwungen wurben entweder ihren 
proteftantifben Glauben oder die Heimath mit allem was ihnen 
lieb und theuer war, zu verlaffen, zumal da 1730 ſchon 800 
unglüdlihe Böhmen daſſelbe Schidfal getroffen Hatte, und dieß 
in demfelben Jahre, wo man bier dad Jubelfeft der Augsburs 
giſchen Gonfeffion unter allgemeiner Theilnahme in Kirchen und 
Schulen 3 Tage lang auf das feierlichfte beging. Als daher am 
5. Aug. 1732 die Nachricht einging, daß in einigen Zagen 950 
ſolcher Unglüdlihen anfommen würden, da war die Freude all» 
gemein und die Bereitwilligkeit zu tröflliher und erquidenter 
Bewirthung diefer abgematteten Wanderdleute und armen Kreuz⸗ 
träger groß. 

Als nun der 8. Auguft berbei fam und durch vorausges 
ſchickte reitende Boten die ſichre Nachricht einlief, daß die armen 
Reifenden fih um 4 Uhr Nachmittags der Stadt nähern wür⸗ 
den, da z0g die Bürgerſchaft, die Geiftlichfeit und die Schule den 
Antömmlingen bis über das Hospital entgegen. Die Rathödes 
putationen, Wierteldmeifter und Zmölfer waren bereitd etwas vor⸗ 
aus und bewillkommten fie auf einem ebenen Plate bed Hos⸗ 
pitalfeldes. Unter dem Gefang der Lieder: „Sei Lob und Ehr 
dem bödften But,‘ „Herr Jeſu Chrift, meines Lebens Licht,” 
„Bon Bott will ich nicht laffen,” zog man jest auf den Markt, 
wo die Schulen und hinter ihnen die Bürgerſchaft einen Kreis 
um die Emigranten bildeten und ber alte Guperintendent Dr. 
Lehmann eine Rede an fie hielt, welche mit den Worten ſchloß: 
Demnad), fo treset näher, ihr getreuen Glaubens: Brüder und 
Schweſtern. Denn auch hier findet ihr getreue Chriſten, getreue 
Unterthanen. Sehet, wie die edlen Väter biefer Stadt in allen 
Ständen nebft ihren gefammten Einwohnern ihre Arme aus⸗ 
fireden und euch als getreue Glaubens : Brüder und Schweſtern 
in ihre Häufer aufzunehmen begierig find. Die Thore dieſer 
Stadt und unfrer Häufer find ſchon aufgethan, daß hereingehe 
das gerechte Volk, das bisher den Glauben bewahret. Ja nicht 
allein die Thore unferer Häufer fondern' auch unfere Herzen 
fteben euch ald getreuen Chriſten offen, euc wilig aufs und au⸗ 
zunehmen. ee) 60T 

7° 





— ins — 


Und da wir wohl wiflen, daß unter euch nach Dem: geusiin 
ten Willen eures Gottes ein Hunger geldidt worben micht fen 
wol nad Brod ald nach dem Wort Gottes, welches euch, ihr ber 
gierigen Schriftforfcher, Füßer denn Honig und Honigſeim iſt, ſe 
fol zwar euch nichtd mangeln, was zur Erquidung eurer durch 
Harm und Rummer, ja durd fo weite beichwerliche Reifen ab⸗ 
gematteten Zeiber gereihen kann. Befonderd aber follet ihre mi 
dem anna des göttlichen Wortes, dafür euern. Seelen micht 
ekelt, gefpeifet, und mit dem Brode, das vom Himmel lm 
men, erquidet werben. Ä 

Zu dem Ende follet ihr morgen, Sonnabends ichet 4 
Gott, früh um 1 Uhr durch den Glockenklang nicht alleinn 
die Dom s, fondern auch Nikolaikirche zufammengerufen und up 
in außerordentlichen Predigten die füße Quelle bed görtiidken 
Troſtes eröffnet werden. Und aud Mittags halb 1 Uge ſellen 
euch alle Thüren unfrer fünf Gotteshäufer offen ſtehen, um Nie 
gewöhnliche Veöperpredigt im Dom, aud in diefer: fowel ai 
in andern Kirchen bie erwedlichen Bußreden andädhtig * * 
zuhören. Anjetzo aber, da der Abend einbricht, fo 


Geht hin, ihr matten Glieder, 
Geht hin und legt euch nieder, 
Der Betten ihr begehrt. 
Es kommen Stund und Zeiten, 
Da man euch wird bereiten 
Zur Ruh ein Bettlein in der Erd. 


Die ganze Handlung ſchloß ſodann unter vielen Thränen. der 
Umpftehenden mit dem Gefang des Liedes: „Nun ruhen alle M- 
der.” Die armen Leute aber wurden in ihre Nachtlager umh 
Quartiere eingetheilt, auch von ihren Wirthen vornehmen, amb 
geringen Standes mit aller Freude angenommen und in ihre Hänfer 
geführt. Alldieweil aber die Anzahl derjenigen, die da bewirthet 
werden follten, nicht fo groß war, daß alle Einwohner nad ih⸗ 
rem ſehnlichen Verlangen damit konnten verforgt werben, fo hörte 
man auf den meiften Gaſſen der Etadt ein großes Klagen bey 
jenigen, welche entweder gar Feine ober wenigftens nicht fo viel 
Gaſte, als fie gewünſcht, hatten erlangen können. Diefe Ueſen 














dl". 





— 11397 — 


dann wol mit großer Wehmuth zu den andern in ihre Däufer 
und trugen die für die Emigranten zubereiteten Speifen fowie 
viele Kleider und Bücher dahin zufammen. In ben meiften Häus 
fern hörte man diefen Abend mit ihnen andädtig fingen und be- 
ten. Der Sonnabend wurde in den Kirchen zugebradht, wo Lies 
der, wie: „Eine fefte Burg ift unfer Gott“, „Erhalt und Derr 
bei deinem Wort” oder „Es danke Gott und lobe dich“ geſun⸗ 
gen und in der Nikolaikirche vom Frühprediger ein Katechismuse 
eramen mit ihnen angeftellt wurde, um ſich von ihrer Rechtgläue 
bigfeit zu Überzeugen. 

Als man nun bei Endigung des WBaterunfers, welches ein 
Knabe laut beten mußte, die armen Leute in ihrem Elende trö⸗ 
ftete, fagten fie: ei, wir trauen auf den lieben Gott, der wird 
uns nicht verlaffen. Jetzo habe ed mit ihnen Feine Noth, wel 
aber, da fie noch im Salzburgifchen gewelen und Gottes Wert 
nicht frei hätten lefen dürfen. Indeſſen hätten fie ſich ſelbſt er⸗ 
baut und wären oft bei hundert zuſammengekommen, da einer, 
der lefen können, den andern vorgelefen. Die biblifdyen Sprüde 
hätten fie nicht von ihren Pfarrern fondern von Bauern gelernt. 
Sie bezeugten dabei hoch und theuer, daß fie nur allein um 
Gottes Wort frei zu lefen und zu hören ihr Land und Alles 
verlajjen hätten. Einige traten auf und erzählten, wie fie um 
beöwillen etliche dreißig Wochen gefangen gefeflen und viele Schmach 
erdulden müſſen. 

Zum Beſchluß deffen wurde über fie gebetet und fie zur 
Beſtaͤndigkeit, ſo wie dazu ein Lied nach ihrer Art anzuflimmen 
ermahnet, worauf fie ihr Erulantenlied: „Ich bin ein armer 
Erulant” fangen. Eilfe von ihnen nahmen in der Domkirche 
da8 heilige Abendmal ein, nachdem fie unter vielen Thränen 
mit großer Bewegung ihres Herzens ihr Glaubensbelenntniß abe 
gelegt hatten. Sie fnieten zu diefem Behufe im mittelften Gange 
der Kirche nieder und die Beiftlihen gingen ausfpendend burdy 
ihre Reihen, weil e8 bei der ungebeuern Menfchenmafle an Plat 
bei dem Altar gebrah. Des Nachmittags theilte man unter fie 
die gefammelten Liebeögaben, welche 950 Thlr. betrugen, auf 
dem Rathhauſe aus, und am 10. Aug, ald einem Gonntage, 
wurden fie früh unter großen Zufammenlaufe des Wells au 


unter Anſtimmung ber Lieder: „Warum ſollt ich wicdh-Seudib 
men’ und „Ich heb’ mein’ Augen ſehnlich auf”, von bem Mut 
diafonud und Vesperprediger, ben Rathsdeputirten, WBirrtelöntu 
flern und Zwölfern, fo wie den Schülern und ihren Lehzrern zum 
Meisniſchen Thore hinaus geführt. Auf der Meisniſchen Höge 
bielt der Archidiakonus Janicke noch eine Abfchlebörete an Fe 
und ald das Lieb: „Gott fei und gnädig und barmbersig” gi 
fungen war, drangen die armen Pilgrimme haufenmweife auf big 
Rathödeputirten, die Geiftlichkeit, die Schulcollegen, Wiesteläunähe 
ſter, Zwölfer und anmwefenden Bürger ein, bedeckten fie weit 
Häaändeküſſen und andern bemüthigen Eiebeöbezeugungen. fikz- Sie 
genoffenen Wohlthaten und zogen unter vielen taufenb Rue 
nen mit Sreuden ihre Straße, wo fie dann zu Bieberſtein uud 
Hirſchfeld nicht minder liebevoll aufgenommen wurben. Sum 
folgten 1748 noch dreißig andre, unter ihnen ein Berghawptaiunei 
und Bergmeifter, nah. Auch fie wurden willig mit. Gyelfe 
Trank, Kleidern und Geld unterflügt. 1749 zogen ſodann win: 
der 14 aus Kärnthen vertriebene Proteftanten und 1750 89 Ye ' 
durh. Die erftern befamen 6, die letztern 40 Thlr. Reifegeib 
vom Rathe. Sieben andre, weldhe am 7. Aug. 1750 datum. 
fen, wurden jedoch ald verdächtig angehalten, zuleht ber ait 
6 Zhlr. Reifegeld entlafien. al 

Preußend Regierung, welche biefe Unglüdlichen —— 
und fie durch einen Commiſſar durch Sachſen an ihren Bell 
mungsort geleiten ließ, zeigte. fich hierbei in Deutfchland als dab; 
was Sachſen bis zu Anfang diefes Abſchnitts geweſen war, aiß 
den mächtigen Schirmvoigt der proteflantifhen Kirche, Deſtreichs 
Batholifhen Beftrebungen gegenüber. Es follte bald auch in 
politifher Hinfiht Sachſens Rolle ald zweiter deutfchen Haupt 
macht durch feine Siege über die Habsburger übernehmen“ Dem 
die Kriege, die Sachfen feit 1733 unter Friedrich Auguſt IL weite 
führte, der Polnifcye, wie der Deftreichifche Erbfolgekrieg. hatten 
(don die innere Kraft der fächfiihen Lande theilmeife aufgeries 
ben. Die gewaltigen Söldnerheere, die Sachſens Churfürſten alb 
Polnifhe Könige meift auf Koften ihrer Stammländer und is 
ihren Grängen unterhielten, faugten fort und fort an dem Marke 
bed Landes. Schon die fleten Werbungen, welche jetzt Pleh 























































griffen und felbit noch während der Briedensjahre, 3. B. im Jahr 
1783 fogar auch von Preußen aus, welded überall nah lan» 
gen Leuten fahntete, hier getrieben wurden, brachten manchen 
iungen fräftigen Mann in Gefahr mit Gewalt ergriffen und von 
feiner $amilie, deren Stüge er war, weggefhleppt zu werden. 
Seit 1729 aber wurde den Obrigkeiten gradezu die Stellung: ei- 
ner gewiflen Anzahl Leute zur Pfliht gemadt. So ging am 
15. Zul. 1789 aus der Kriegsfanzlei der Befehl ein, aud dem 
Rathsgebiet 34 tüchtige nicht über 30 Jahr alte Leute von 78 
Zol Länge zur Armee zu fielen. Vergebens machte der Rath 
geltend, foviel junge Leute von der angegebnen Länge feien all 
- hier gar nicht aufzutreiben, vergebens ließ der Dauptmann von 
Bünau während der Zofung unter jedes Thor zwei Soldaten 
legen, welde Niemanden zum Thore binauslaffen follten, verge- 
bens wurden bie Eltern der ausgetretenen jungen Männer vor: 
gefordert, um eidlich zu verfihern, daß fie den Aufenthalt ihrer 
Söhne nit wüßten, vergebens bot man den Handwerkögefellen, 
die fich freiwillig ftellen würden, 20 Thlr. Handgeld und nad 
ihrer neunjährigen Dienfizeit, welche aber fpäter leider will: 
kürlich verlängert wurde, unentgeldlihes Bürgerrecht, fowie 8 
Sahre lang Quatember⸗ und Wachzettelfreiheit an, ed fanden 
fih für die 22 Mann, welche die Stadt felbfi zu flellen hats 
te, nur dreie, die fi anmeldeten und angenommen wurden. 
Auch als man einen Jo von der Linge abließ und in den Jade 
ren von 20 bis zu 18 herabging, hatten von allen jungen Leu⸗ 
ten nur 9 das Maaß. Die Androhung von einzulegender Exe⸗ 
cution half endlich wenigftens fo viel, daß zuletzt durch Aufgreis 
fung verſchiedner junger Leute, wobei freilich fpäter Beſchwerden 
und felbft Wermweife nicht ausblieben, nur noch 3 fehlten, bis 
auch Diele aud bier angelommenen Fremden geſtellt wur 
den. Schlimmer als diefe Werbungen wirkte aber noch die forte 
wäbhrende Einquartierungdlaft auf die Stadt. So wurden 
1729 zu der Infanterie, die mit ihrem Stabe bereits bier lag, 
noch 4 Kompagnien Dragoner, 300 Mann ſtark, gefügt, welde 
mit Quartieren und Stallungen für die Pferde zu verforgen wa⸗ 
ren, e8 konnten daber jetzt felbft die Berg» und Hüttenbedienten 
fowie andre Honoratioren, mit Ausſchluß der Sathöglicher,, mid 


mußten wieder 3 Kompagnien Infanterie mit dem Stade; unse 
ihnen dad Regiment bed Prinzen, feit 1738 Herzogs zu Ge 
tha, troß aller Gegenvorftellungen untergebracht werben. Jedes 
Haus, welches Feine Einquartierung bekam, follte nun monatlich 
1 Tholr. oder doch 18 Gr. und nur die ganz Heinen 8 Gr. 
Quartiergeld für die Offiziere zahlen und auch bie Berflabt 
Mitleidenheit gezogen werden. Die lebtere fand jedoch im. 
Oberberghauptmann von Zettau einen WBertreter wegen. ber: 
wohnenden Bergleute und blieb diesmal noch verfehent: , 

aber 1732 der Stab und 6 Kompagnien von ben Gotheifhen 
Dragonern, beftehend in 468 Mann und 566 Pferden wit orde⸗ 
nanzmäßigen Quartieren und Stallungen verfehen werben ſollten 
und diejelben dann 1733 von dem Stabe und 5 Kompagaien 
des Dierbachſchen Regiments abgelöft wurden, fo mußte nun eh - 
bie Vorſtadt einen Theil der Laſt durch Geldbeiträge mit bin 
nehmen, denn dad Quartiergeld wurbe den Oberoffizieren: bel der 
Infanterie erſt feit 1740 aus der Kriegskaſſe felbft gewährt 
Gleichwol waren dieſe Bebrüdungen, welche die Offiziere, -fo-wicl 
an ihnen lag, durch unredhtmäßige ober übertriebne Ferberungen 
noch vermehrten, ober welche die Rohheit und Raubſucht beriger 
meinen Soldaten und ihrer Weiber herbeiführte, bie felbft ber auf 
bem Obermarfte errichtete Galgen, bisweilen mit dem hölzernen Bie 
eines Gehenkten geſchmückt, und ber aufgeftellte Efel, oder ein ar 
maliges Spißruthenlaufen, wie es nicht felten vorkam, wicht abe 
zufchreden vermochte, nur dad Vorſpiel zu weit härteren, weiche 
die nun folgenden Krieg3jahre mit fi) braten. Da wırrden num 
die Werbungen und die Klagen Einzelner wie auch ganyer Mes: 
börden über dabei begangne Ungeredhtigkeiten etwas Sewöhn⸗ 
liches. Hatte doch die Stadt jebt bisweilen für fid 20 Daun 
und gleichviel von den dazu gehörigen Dorfichaften zu ftellen, 
was um fo fehwerer wurde, ald die Bergleute nicht weggenemn⸗ 
men werden durften und Chemniß 3. B. damald nur 12 Main 
ſtellte. Und weil nicht nur die Handgelder fondern auch die 
einftweilige Beköſtigung der Rekruten Sache der Gemeinde war, 
wurde von jedem Bürger und Cinwohner unter 40 Jahren 
4 Thlr., von den älteren 8 Gr., von den Bergleuten aber bi 














































— 14 — 


Hälfte Rekrutengeld erhoben. Gleichwie die Werbungen hörten 
jest auch die Einquartierungen, und zwar oft fehr ſtarke, nicht 
auf. Da kam ed denn wol vor, daß die trunknen Soldaten 
mit den Trommeln berumzogen, die Leute in den Häufern bes 
unrubigten, die Thüren aufihlugen und fonft herumfhwärmten, 
ohne daß der Rath mehr ald glimpflihe Vorftelungen dagegen 
zu thun wagte, weil ja die Dffiziere es felbft nicht beffer tries 
ben, die Bürger prügelten, ded Nachts mit Fackeln herumzogen, 
fie herumdrehten und in die Höhe warfen, daß die Funken bers 
umflogen, und dieß alled unter verfchiednen audgeftoßnen Dros 
bungen. 
Nachdem es aber endlich nad) vielen Bitten dem Rathe ges 
lungen war, hierin einige Erleichterung zu erhalten, erregten bie 
Bergleute, die ſchon oft ſchwierig geweſen waren, und bald die Ac⸗ 
cisbedienten durdhgeprügelt, bald das Marktrecht eigenmädhtig aus⸗ 
geübt und die Einfuhr der Weberfhen Brodwagen geſchützt, auch 
wol den Preis des Getreides felbft feſtgeſetzt und die Bürger 
ein Korn auf dem Markte hatten kaufen laffen, oder die Ges 
treidetafel mit Gewalt weggenommen und aufs Bergamthauß ges 
tragen hatten, endlihd am 11. Novbr. 1737 megen ber auf 
2 Thlr. 12 Gr. geſetzten Brodeinlage einen fo ernfthaften Aufs 
ftand, daß die Thore und das Wachhaus mit ftarfer Wade bes 
fegt werten mußten, um bie Bränder, Erbisdorfer und Obers 
ſchöner Bergleute abzuhalten, und daß am 20. Novbr. zu der 
bereitö bier befindlihen Kompagnie noh 3 Kompagnien, jede 
von 120 Mann, bierber verlegt wurden. Als aber der Krieg 
näher rüdte, da war es vergeblih, daß der Rath 1741 die Thore 
und Brüden wieder audbeflern, die theilweife eingefallnen Stadt» 
mauern neu aufführen, dad Zeughaus mit Pulver und altem 
Elinten verfehben und 1744 endlid die Bürgerrollen durchgehen, 
die Unteroffizierftellen erfegen ließ und alle zum Dienfte des Bas 
terlandes ermunterte; die Zeiten, wo eine nicht befier befefligte 
Stadt wie Freiberg gegen ein feindliche Kriegöbeer fi mit Er⸗ 
folg vertheidigen konnte, waren vorbei. Die Preußen kamen und 
es zogen 1745 drei Bataillone Preußifhe Grenadiere und Tags 
darauf noch 2 Bataillone Musquetiere mit 12 Kanonen ohne 
fonderlibe Schwierigleit den 7. Decbr. im Breiberg einz betzwe 


⸗ 





gen ſich jedoch fo friedlich, daß fie weder der Stadt noch den 
Einwohnern etwas zu Leide thaten, vielmehr ald die Botfchaft 
über den am 25. Decbr. deffelben Jahres abgeichloffenen Frieden 
eintraf, ihre Quartiere verliefen und den Vorübergehenden auf 
Öffentlicher Gaſſe ihre Freude bezeigten. Auch zogen fie bereits 
am 27. Decbr. wieder ab. Doc; mußte die Stadt zu derjenigen 
preußifchen Gontribution, welche der erzgebitgiſche Kreis bis zu 
einer Million zu zahlen hatte, 1746 für die Stadt 8097 Thin. 
17 Gr. 3 Pf., für die Dorffcaften 2728 Thlr. 19 Gr 10, DE 
und für Conradsdorf 160 Thlr. 21. Gr. 6 Pf. zahlen, indem im 
ganzen Kreife auf jedes gangbare Shod 2 Gr. I Pf, und ® 
Quatember gerechnet wurden. Nicht minder hatte fie außer ber 
Garnifon, die nicht felten aus 5 Kompagnien beſtand, gegen 
550 bei Keſſelsdorf bieffirte Soldaten unterzubringen, fo dag 
ſchon damals mehrere Hausbefiger fi) von ihren Häuferm le— 
fagten, um die neuen vermehrten Abgaben zu vermeiden, melde - 
bei den theuern Getreidepreifen, zu 3 Thlr. 6 Gr. der —— 
doppelt drückend waren. 

Schlimmer freilich geſtalteten ſich die Sachen, als die Preus 

‘fen in dem fiebenjährigen Kriege die Stadt zu wiederholten 
Malen in Beſitz nahmen. und ihr jedesmal die härteften Contri« 
butionen auflegten. Denn die Stadt galt für reicher als fiewar 
Dieß machten ihre milden Stiftungen und bie bedeutenden Ras 
pitale, welche diefelben im ganzen Sande außen ſtehen hatten. 
Ihre Behörden galten aber auch zugleih für preußenfeindlich 
und waren unvorfihtig genug, dieß durch ‚öffentliche Anfchläge 
zu einer Zeit Fund zu thun, wo bie Preußen im Lande fanden 
und in Freiberg der preußifche Obriftlieutenant von Mayer vers 
weilte, um fünf $reicompagnien anzuwerben. Der Amtmann 
Schüler wurde nebft feinen zwei Actuarien am 16, und 17, Dxtbr, 
1756 wegen eines derartigen Anſchlags unter einem großen Zufams 
menlauf des Volks auf die Hauptwache gefangen gefeßt und ber 
Rath erhielt, obwol er an der Sache feinen Theil genommen 
hatte, einen von Friedrich eigenhändig. unterfchriebenen ſcharfen 
Verweis. Die Stadt wurde hierauf am 16. Novbr, deſſelben 
Jahres noch mit ohngefähr viertehalbtaufend Mann Einquarties 
rung belegt. Hundert Mann beſetzten bie Hauptwache, vor mels 


— 113 — 


her 8 Kanonen aufgeführt wurden, und 50 Mann das Peterd 
thor, ebenfoviel das Erbifhe, 20 das Meisniihe und je U dab 
Kreuz: und Donatöthor. Auch wurde der Stadt die Stellung 
von 48 Refruten auferlegt, welche der Rath feiner Seit von 
nun an durd die Innungen felbft zu bewerfftelligen fudhte. Kaum 
waren aber den 14. Juli 1757 die legten Preußen abgezogen, 
als ſich auch fhon am 6. Aug. ein oͤſtreichiſches Commando 
zeigte, dem am 27. Aug. der kaiſ. Oberſt von Laudon mit einem 
Commando Hufaren und 1200 Kroaten folgte, welcde insgeſammt 
auf das Schloß Freudenflein verlegt wurden. Won nun an mußs 
ten die Freiberger Brandſilber nach Prag geſchafft und die Berg⸗ 
foften, welche aller 14 Tage gegen 15000 Thlr. betrugen, aus 
andern eingehenden Landeseinkünften oder audy vorfhußweile vom 
Rathe beitritten werden. Diefe öftreichifdhe Beſatzung blieb da 
bid zum 20. Novbr., worauf am 28. an 100 Mann Preußen 
einrüdten, um die Brandfilber für fih abzuholen. Am 7. Decbr. 
aber bezogen 3 Bataillond Preußen bier ihre Winterquartiere, 
Die Forderungen der preußiicen Regierung an das Rand wurs 
den von jegt immer böber, im Jahr 1758 fogar auf 4 Millios 
nen geitellt, und zu dieſem Behufe von den Ständen bald in 
Leipzig bald anderwärtd Gonvente gehalten, ohne daß man zu 
einem Abfchlufle gelangen konnte. Da ließ am 14. Febr. 1788 
der General-Major von Grabow den gefammten Rath zu fidy 
entbieten und erflärte ihnen: Ihro Majeftät der König von Preu⸗ 
Ben hätten fi mit dem Könige von Polen, wie bereits bes 
fannt fein müßte, in $riedenstractaten eingelaffen und demſel⸗ 
ben die Ecdyadloshaltung wegen der bei zeitherigen Umfländen 
erlittenen Schäden, welde liquidirt würden, verfprodyen; allein 
fo. weit es auch ſchon mit diefen Zractaten gelommen: fo hät» 
ten doch die mit dem Polniſchen Hofe in Alliance ſtehenden 
Mächte ſolches verhindert, und die Kaiferin von Rußland, deren 
Zruppen in dad Königrei Preußen eingedrungen, ließe fi in 
den Preußiſchen Landen den Eid der Treue ablegen. Weswegen 
der König von Preußen ſich gendthigt fähe Repreffalien zu gebraus 
hen und den Feldmarſchall von Keith befehlige hätte, alle Mes 
giftrate in den Städten, wo Preuß. Garniſon befindli, zur 


Ablegung eben diefes Eides anzuhalten. Mir, erzählt An ie 


— 11a — 


durch Diefen ganz unerwarteten Antrag in bie: url 
und Berlegenheit geriethen, baten um Nadficht, da dieſes vie 
Sache wäre, welde nicht in unfern Kräften ſtuͤnde, weil wie 
unfers Eides, fo wir unferm angebornen Eandesfürften gekeiſtet 
nicht entlaſſen wären. Allein der Generalmajor von GSrabew 
wurde gleich zornig und fagte: nicht eine Stunde Zeit koͤnne er 
und laffen. Auf nodhmaliges Bitten den betrübten Vorfall wii 
telft Eſtaffette zuvörderſt anzuzeigen, wurde gefagt: ob. wir nicht 
glaubten, daß die Preußen ebenfalld gute Ehriften wären mb 
gleihwol hätte man fie zum Eibe forcirt: wäre eb-won dieſen 
geſchehen, fo müßte es fchlechterbings ohne Widerrebe won unB 
ebenfalls präftirer werben. Eine Biertelftunde Bedenkzeit was 
dad Ganze, was verftattet wurde und zwar mit ber Warnung! 
uns nicht widerfpenftig zu ermeifen, wir fennten ja bew Allg 
von Preußen, daß er fich Feine WVorfchrift machen ließ und’ wuß 
er einmal refolvirt habe, das müſſe pünctlich befolgt werden 
Nachdem wir und bei der uns gegönnten ganz furzen Frift ein⸗ 
müthig berebet hatten, daß wir uns hierzu weber entſchließen 
würden noch könnten, fondern alles, was Gott über uns beſchloſ⸗ 
fen, mit Standhaftigkeit und unter dem hoffnungsvollen es 
trauen, daß Gott und ſtark machen und die Gefahr, womlt uud 
gedroht werden wollte, überftehen helfen werbe, abwarten mW 
diefen Entfchluß dem Herrn General-Major von Grabe it 
Antwort ertheilen wollten, und wir auch trog ber gemadhten @b 
genvorftellungen ded Major von Eubath dabei verharrten, trut 
ein Offizier in die Stube, welder in felbige bei jeder Stuben 
thür 2 Mann mit geladenem Gewehr und aufgefioßenem Mad 
nett ftellte und und die Degen abforderte. In dem Rebenfläßr 
hen fland ein Unteroffizier, welcher nebft dem Oberoffizier und 
in befländiger Obacht haben mußte, und bei der Treppe Waren 
ebenfald 2 Mann mit geladenem Gewehr und aufgeftoßenem 
Bajonett geftelt. Der Arreft dauerte den ganzen Tag und wir 
inftruirten ben Außreiter Clemens heimlich), in der Stille obme 
ben geringften Aufenthalt nad) Dresden zu eilen und daſelbſt 
bei daſigem Magiftrat ald auch fonft möglichfte Erfundigung eins 
äuzieben, wie es ber Refidenz ergebe und was man bei dieſer 
außerorbentlihen WBegebenheit und Verwirrung zu thun Yehe 



















— 115 — 


Die Nacht hindurch mußten wir nun in Ermangelung der Bet⸗ 
ten und des Strohes auf den bloßen Dielen die meiſten liegen, 
die übrigen aber ſetzten ſich auf die Stühle, welches beſonders 
dem Kämmerer Krauſe, einem alten kränklichen (kurz darauf ver⸗ 
ftorbenen) Manne, fehr nadıtheilig war und viele Erftidungen 
erwedte. Gleihwol blieb auch den nädften Tag der Rath bei 
feinem Befchluffe und bradte den Tag wie die Nacht in eben, 
foviel Sorgen und Belümmerniffen größtentheild ſchlaflos zu. 
Gegen Abend war aber der Außreiter Clemens von Dresden mit 
der Nachricht zurüdgelehrt, daB der Rath in Dredden bereitd am 
14. den vorgelegten Eidſchwur abgelegt habe. Jetzt entichloffen 
fi alfo auch die Freiberger Derren des Rattd dazu und ſchwo⸗ 
ren unter Beobachtung der gewöhnlichen Formeln am 16. Febr. 
folgenden Eid: Sch N. N. gelobe bei dem allmädhtigen Gott und 
feinem heiligen Evangelio dem Allerdurchlauchtigſten Großmäch⸗ 
tigften Könige von Preußen, Friedrich dem II. treu und gehor⸗ 
fam zu fein und alles, was Ihro Königl. Majfl. Hohes Intes 
reife beirifft, mit Außerfiem Vermögen zu befördern, die Bevor 
theilung aber oder einige Untreu gegen Diefelben, fobald ed mir 
befannt, nicht allein zeitig anzugeben, fondern auch auf ale Weiſe 
zu tradhten, ſolches abzuwenden, und mid, in allen fo aufzufühe 
ven, wie id obenermaßen angelobet habe und es vor Gott und 
feinem geftrengen Gerichte verantworten fann. So wahr mir Bett 
an Leib und Seele helfe. Amen. Erft jegt ward ihnen der Des 
gen und mit ihm ihre Freiheit wieder gegeben. 

Sofort wurde aber aud den Bürgern alle Beurtbeilung 
und alles Räfonniren über die jegigen Kriegsläufte und dad, was 
in den biöberigen Zagen vorgegangen, unterfagt, wobei der Rath 
Gelegenheit nahm, zugleich Jedermann zu rechtſchaffner Buße, 
Gottesfurcht und tugendbaftem Wandel famt andädtigem Gebet 
zu Gott wie nidht weniger zum Gehorſam gegen die Obrigkeit 
ju ermabnen und fie vor allen ungleihen und ungebührliden 
Reden über die zeithero gemachten Anlagen zu warnen, da biefe 
einen vorfäglichen Ungehorfam zu Grunde hätten. Das Echtes 
war freilich nicht zu verwundern, wenn ſolche Steuerausfchreiben 
kamen, wie das aufs Jahr 1758, nach welchem auf den 15. Maj 
des gedachten Jahres von jedem gangbasen Gchede IB. Ge mh 





- Ne — 


den 20. April der ganze Betrag ber 54), Einatemnbersuufiiiib 
mal ohne alle Einwendung abgeführt und allenfalls durch bie 
alterfchärffte militärifche Erecution und Auspfändung, auch alt 
Zeuer und Schwert beigetrieben werben follte. Doch Iangte im 
April aus dem preußifchen Kriegödirectorio eine Drdre ei, ver 
möge welcher die mit der Bergfreiheit begnadigten Orte u 
halben Steuern geben follten. 

Freiberg ſah hierauf im Mai dieſes Jahres —— 
Gerichte ein großes preußiſches Kriegslager, welches ber. Pric 
Heinrich von Preußen bier hielt. Den am 5. Juni algiehensnt 
Truppen folgten gegen 900 mit Proviant belabne Ziegen mach 
Nach einzelnen Durhmärfchen bald Öftreichifcher bald preußiſchet 
Truppen fegten ſich aber endlich die erfteren fell. Died füßete 
am 15. DOctbr. bei dem Dimmelfarther Huthaufe zu einem We- 
fechte mit den Preußen, welches felbft der Stadt gefährlich: wen 
den Tonnte, indem fehr viele 4 und 6, aud 10 und IWyfäns 
dige Kanonenfugeln in die Stadt fielen und an verihiebne His 
fer und Gebäude an: und durchſchlugen. Cine Zeitlang fürchtete 
man, die Preußen möchten die Stadt befchießen und es "eins 
auch wirklich ſchon einige Kanonen aufs Schloß gerichtet: yeı- 
fen fein. Allein die Oeftreicher, deren Hauptcorp® unres beim 
Gommanto bes Felbmarfhall von Hadid vor bem Seterötise 
ftand, machten, nachtem der erſte Kampf von früh bis 1 Ur 
gedauert und für fie unglüdlicy ausgefallen war, die Einnefme 
der Stadt den Preußen nicht weiter ftreitig, fondern zogen ſig 
zurüd. Doc hatte die Sarnifon zuvor die Shore zugemacht und 
die Schlüffel mitgenommen. Es mußten daher die preußiſchen 
Vortruppen, als fie herein wollten, auf den Schloſſer warten, web 
fie gewaltig in Wuth verfegte. Jedermann war nunmehr wegen 
der Plünderung beforgt, allein die einreitenbe Beneralität: ver 
fiherte, daß der Stadt fein Leid gefcheben ſollte. Auch kamen 
nur 2% Bataillond herein, die übrigen lagerten fid) vor der Stab. 
Als der Rath die Zodten begraben ließ, fanden fidy deren nicht 
mehr als 10, nämlich 4 Preußen und 6 Kroaten, neben unge⸗ 
faͤhr 70 Bleſſirten. Kurz darauf und in demfelben Dlonat, hat⸗ 
ten auch die Deftreicher und Reichötruppen die Stadt wieder Inme, 
verließen fie aber auch eben fo bald wieder, um ben Preußen 























— 119 — 


unter bem Generallieutenant von Hülfen für ihre Winterquars 
tiere Plag zu maden. Das Land follte jetzt, um die Lüden des 
preußifchen Heeres auszufüllen, 12000 Mann Rekruten und Freie 
berg dem zu Folge 86 Mann ftellen, wozu nun auch Bergleute 
genommen werden fonnten. Viele diefer gewaltfam unter die 
Preußen geftedten Soldaten gingen freilich bei erfler Gelegenheit 
zu ihren Kandsleuten wieder über und fo rüdten am 10. Septbr. 
1759, als die befreundete Öflerreihifhe und Reichsarmee in der 
Nähe war, nicht weniger als 736 folder aus preußifchen Diens 
ften übergegangner Sadfen bier ein, ohne doch verhindern zu 
fönnen, daß die Preußen auch diedmal wieter unter dem Gene 
rallieutenant von Hülfen ihre biefigen Winterquartiere bezogen. 
Der Preußifhe König verweilte in Folge deflen felbft einige Lage 
(vom 30. Novbr. bi 2. Decbr.) in der Stadt, wobei er den eis 
nen Abend beinahe im Bette verbrannt wäre. Er hatte Abends 
im Bette gelefen, da war dad Licht umgefallen, hatte die tort 
liegenden Noten ergriffen und ſchon die Vorhänge erreicht, als 
er noch rechtzeitig dad Kniftern hörte und mit dem Nachtgeſchirr 
das Feuer audgoß, bid dann auch Hülfe aus dem Vorſaal kam. 
Mit dem Jahre 1760 begannen aber die preußifchen Forderun⸗ 
gen an die Stadt immer höher zu fleigen. So verlangten fie 
am 12. Yan. eine Ertracontribution von 40000 Thlrn., weldye 
binnen 8 Zagen erlegt fein folle, wobei die allgemeinen Anfprüs 
he an dad Rand und den Kreiß ganz diefelben wie früher blies 
ben und der erzgebirgifche Kreis 3. B. bid zum Mär) 8381826 
Thlr. 20 Gr. 10, Pf. zu zablen hatte. Kine befondre Vermö⸗ 
genefteuer brachte in Freiberg blos 33823 Thlr. 18 Gr. ein, und 
doch wurde felbit das Gefinde zur Mitleidenheit gezogen. Nachdem 
aber die Preußen noch mande andre Abgaben, wie z. B. bis 
(Seneralacciie mit HVOVO Zhlr. im voraus erhoben hatten, zogen 
fie, wie gewöhnlid, am 25. April wieder ab und überließen ed 
den Paiferliden Qufaren und Kroaten in dem Felde, wo fis 
Ernie gehalten hatten, die Stoppeln zu leſenz denn bie preußi⸗ 
[hen Zruppen batten bei der Stadt und ihren Dörfern und Bor 
werfen vom Ende des Monats Auguft 1759 bis Ende des Apri 
1760 für 431298 Thlr. 17 Er. 3 Pf. Schäden angerichtet, wähe 
rend auf die verbündeten baunöperfchen und befiigen Krupp, 





— 18 — 


nur 7876 Thlr. 5 Br. 3 Pf. kamen. Yür den nchte 
ter 176061 machte zwar der kaiſerliche Ingenieur Obriflfieutes 
nant von Kochlöffel Anflalten fi) zu verfhanzen, allein fen 
am 25. Novbr. famen die Preußen wieder, verbrängten ‚Lie 
Reichsarmee bei Chemnig und rüdten unter bem Generalliente⸗ 
nant von Hülfen mit 3 Infanterieregimentern bier ein.. Zugleich 
traf aber auch aus dem Preußiſchen Kriegäbirectorio eine mene 
Brandſchatzung ein und eine Summe von 150000 Ahlrn. falle 
in 3 Zerminen von 14 zu 14 Tagen jetzt von der Stadt ud 
berg gefchafft werden. Daneben hatte der erzgebitgiſche Kreis 
für das Jahr 1761 1,515,959 Thlr. an Steuern unb: für. &ke 
Eruten zu entrichten und ed beflimmten daher bie im: Freiberg 
verfammelten Kreisftände, daß für die Steuern auf jebed Scheck 
6 Sr. 6 Pf. und 35 Quatember und für die Refruten fie je 
des Schod 8 Gr. 6 Pf. und öl Quatember bezahlt werden fell: 
ten. Dieß machte für die Stadt eine neue Summe von- SEA 
Thlrn. und es mußten diedmal außer ben Berg» und Hüttenbe⸗ 
amten auch die Geiftlihen einen Beitrag von 200 Chir liefen. 
Am 8. Januar 1761 war endlih durch Zwangsmaßregeln bes 
Preugen, welche die Rathömitglieder in der Rathöflube. Dub 
aufgeftellte Wachen felthielten, und durch Vorſchüſſe von Mit 
zeinen die erſte Abzahlung ber Brandſchatzung mit 50000 Mile 
ermöglicht. Um den andern großen Reft berbeizufchaffen, wu» 
den der Accis: Infpector Becker und die Kaufleute Reichelt, Bufch, 
Holftein, Beyer und Steinert mit Arreft und Execution beisgh 
Aber die Unmöglichkeit, diefe Summe in der verlangten Zeit: eu 
beizufchaffen, ließ den Rath am 19. März 1761, wo der Preu 
Bifhe König eingetroffen war und in Bürgermeifter Tzſchcels 
Haus übernadhtete, um die hier garnifonirenden Regimenter zu 
muftern, nad) mehrern midlungenen Verſuchen noch einen wagen, 
um eine Derabfegung der verlangten Summen zu bitten. 67008 
bieß ed hierauf, ſollten ihnen erlaſſen, 23990 Thlr. aber ned 
aufgebracht werben und zwar 13890 Thlr. den 1. April umb 
10000 den 24. Zuni. Dieß wurde denn auch wirklich burg Auf 
nahme von Kapitalien und durch einen auf 15000 Thlr. law 
senden Wechfel bezahlt, worauf die Preußen, nachdem fie ſich 
noch die Generalaccifegelder auf das laufende Jahr zu ſichern 


































gefucht hatten, am 3. Mai bie Stadt verließen und nad Mei» 
Gen zu auf dem Katenberge ein ſtark verſchanztes Lager bezogen. 
Sofort feßten fih nun aud am 4. die Kaiferlihen unter dem 
Generalfeldwacdhtmeifter von Gzetteriz bier feftl, wurden aber am 
9. Mai dur den preußifhen Oberfien von Kieift mit feiner 
leichten Kavallerie bis Hilbersdorf verdrängt, worauf fie fich bei 
Süffenbady verfchanzten und am 26. Aug. vergeblich von 8000 
Mann Preußen unter dem Generallieutenant von Seydlitz anges 
griffen wurden. Der Stadt foftete diefer flüchtige Ein» und Durch⸗ 
marfch der Preußen 271 Thlr.17 Sr. 11Pf., eine Summe, die bei 
der Schwierigkeit die Intereffen für die feit 1760 gemachten und 
132206 Thlr. 14 Gr. 5 Pf. betragenden Schulden aufzubringen, 
ſchwer genug fiel. Es zogen fih aber jeht immer größere Hee⸗ 
reömaflen in der Gegend zufammen und am 17. Dctbr. bezog 
die ganze Öftreidhifche Armee unter Daun auf den Zuttenborfer 
und Waltersdorfer Fluren ein Lager, während am 18. der Ges 
neral von Hadid fein Hauptquartier in ber Stadt felbf nahm. 
Sept ſah Kreiberg auch am 31. Ian. 1768 feine Landesherrfchaft 
und zwar den Churprinz nebft feiner Gemahlin und 3 Prinzefs 
finnen wieder einmal in feinen Mauern, indem biefelben von 
Münden, wo fie feit dem Auguft 1759 verweilt hatten, zurück⸗ 
kehrten. Eine Illumination, bie erſte, welche in Freiberg ſtatt⸗ 
fand, weil fie der Rath bisher zweimal der bie und ba ſtehenden 
ſchlechten Häufer wegen für unthunlich erflärt hatte, follte dieſe 
Ankunft verberrlihen. Aber die hoben Bäfte Famen erft früh um 
6 Uhr an und fuhren bereitö gegen 11 Uhr Mittags unter einem 
fröblihen Nachrufe der aufgeftellten Bürger: und Knappſchaft und 
unter Trompeten » und Paulenflange, welcher fidy vom Petersihurme 
berab vernehmen ließ, wieder ab. Doch follte Freiberg bald im 
diefem unglüdfeligen Kriege durd) traurigere Scenen aufgeregt wer⸗ 
den. Es trieben nämlid am 12. Mai die Preußen in der Gegend 
von Hainichen die fähfifhe Kavallerie zurüd, und rüdten am 
13. Mai über Wegefarth nad) Freiberg vor, welches bei ber erſten 
Nachricht hiervon fofort von den Deſtreichern verlaflen ward. 
Den 14. Mai früb um 9 Uhr fprengten nun bie erflen pres 
ßiſchen Huſaren wieder dur die Gtabt, ihnen folgte gegen 
Mittag das ganze Kleiſtiſche Cocys und —— und . 








— 1148 — 


nur 7396 Thlr. 5 Br. 3 Pf. kamen. Yür den nählien:Mnke 
ter 176061 machte zwar der kaiſerliche Ingenieur Obriftlieute 
nant von Kochlöffel Anflalten fi zu verfhanzen, allein: fhen 
am 25. Novbr. famen die Preußen wieder, verbrängten Ne 
Reichsarmee bei Chemnig und rüdten unter dem @eneraltiewie 
nant von Hülfen mit 3 Infanterieregimentern bier ein. Zugleich 
traf aber aud aus dem Preußiſchen Kriegsdirectoris eine nene 
Brandſchatzung ein und eine Summe von 150000 Thlrn. falle 
in 3 Xerminen von 14 zu 14 Tagen jest von der Stadt Sue 
berg gefchafft werden. Daneben hatte der erzgebitgiſche Ercid 
für das Jahr 1761 1,515,959 Thlr. an Steuern. unh-Fie ie 
Eruten zu entrichten und ed beflimmten baber bie: in ueibeng 
verfammelten Kreisftände, daß für die Steuern auf jedes Scheck 
6 Sr. 6 Pf. und 35 Quatember und für die Rekruten füs-dee 
des Schod 8 Gr. 6 Pf. und 51 Quatember bezablt werden fell 
ten. Dieß machte für die Stadt eine neue Summe ven 
Thlrn. und es mußten diedmal außer den Berg-⸗ und Hüttenbe⸗ 
amten auch die Geiftlihen einen Beitrag von 200 hir Kefe- 
Am 8. Januar 1761 war endlih durch Zwangsmaßregein bes 
Preußen, welche bie Rathömitglieder in der Rathöfiube-kuuh 
aufgeftellte Wachen fefthielten, und durch Vorſchüſſe ven Mit 
zeinen die erfte Abzahlung der Brandfchabung mit 80000 She 
ermöglicht. Um den andern großen Reſt berbeizufchaffen, wu 
den der Accid: Infpector Becker und die Kaufleute Reichelt, Duſch, 
Holftein, Beyer und Steinert mit Arrefi und Erecution beleß. 
Aber die Unmöglichkeit, diefe Summe in der verlangten Zeit Je» 
beizufchaffen, ließ den Rath am 19. März 1761, wo der Peen⸗ 
Bifhe König eingetroffen war und in Bürgermeifter Taſchcels 
Haus übernachtete, um die hier garnifonirenden Regimenter: zu 
muftern, nach mehrern midlungenen Werfuchen noch einen wagen, 
um eine Herabfegung der verlangten Summen zu bitten. 62008 
bieß ed hierauf, folten ihnen erlaſſen, 23990 Thlr. aber ned 
aufgebracht werben und zwar 13990 Thlr. den 1. April und 
10000 den 24. Juni. Dieß wurde denn auch wirklich dur Auf 
nahme von Kapitalien und durch einen auf 15000 hir. law 
senden Wechfel bezahlt, worauf die Preußen, nachdem fie ſich 
noch die Generalaccifegelder auf das laufende Jahr zu ſichen 




















































— 11858 — 


jebody feines. Mittlerweile wurben die Preußen am 30. Septbr. 
1762 von den Kaiferlihen aus ihrer Stellung bei $rauenftein, 
Pretfchendorf und Klingenberg nad zweitägigem Kampfe ver 
trieben und zogen fidy über die Mulde nad Freiberg zu zurüd, 
wo fie von XZuttendorf bis zu dem Hiligerfchen Vorwerk bin 
ein Lager auffchlugen. Aber auch aus biefer Stellung wurden 
fie durch einen bartnädigen Kampf am 14. und 15. Oftbr. 1708 
vertrieben, wobei die Wirthſchaftsgebaͤude des Weißenborner Ho⸗ 
fed und einige Häufer bei Conradsborf in Brand geriethen,. und 
am 16. DOftbr. verließ früb um 2 Uhr die preußifche Garniſon 
die Stadt, welde nun von den kaiſerlichen und Reichſtruppen 
wieder befett wurde. Am 17. ſchoß bierauf bie kaiſerliche und 
Reihdarmee aus 50 bei Berthelsdorf aufgepflanzten Kanonen 
dreimal hinter einander mit untermengtem Lauffeuer. der in Pas 
rade ftehenden Infanterie Victoria. Allein am 29. Oktbr. ſah 
man früh bei Tagesanbruch, fowie das heitere Wetter eine freie 
Ausficht geftattete, über die Gegend von Großfehirma und Wal: 
tersdorf einen Theil der preußifchen Armee aufmarfchirt und ges 
gen tie Etadt Front maden, und hörte eine ununterbrochene 
Kanonade, die fidy fpäter namentlich nad) Waltersdorf und dem 
Hospitalmald zog und dann aud in St. Michaelis, wo die Preu: 
Ben den kaiſerlichen linken Flügel zu umgeben ſuchten, vernom⸗ 
men wurde. Auf der Kleinfhirmer Straße und in dem Hospi⸗ 
talwalde fam es zum higigen Kampfe. Da fing gegen 11 Uhr 
die faiferlide Armee an fi zurüdzuziehen und die Stadt füllte 
fib mit Flüchtlingen. Die Preußen folgten ihnen bis zum rech⸗ 
ten Flügel der Kaiferliden, der bei Zuttendorf fand und jetzt 
zum Theil bei Hilbersdorf über die Mulde ging Um 12 Uhr 
Mittags kamen die erflen preußifden Detadyements mit einem 
wüften Gefchrei in bie Stadt, und drangen bier unter dem Bor: 
wande Deferteurd und Werftedte aufzuſuchen, in die Häufer, we: 
bei fie plünderten und ſonſt manche Unbill verübten. Nur mit 
Mühe und zum Theil unter Anwendung von Gewalt konnten 
die nach und nah ankommenden Dffiziere bdiefeiben von weitern 
Gemaltthätigfeiten abhalten, wobei es felbft nicht an Beiſpielen 
fehlte, daß fie Einzelne niederſtießen. SOON Gefangene und au 
27 feindliche Kanonen wurden eingebracht uud * —. 





maligen Kanonade in ber Gegend von eißenbori 
und Conradsdorf von der zweimal flärfern oͤſtreichiſchen Sudise 
unter Hadick der Rüdzug angetreten, fo daß am 30. Dkibr. be 
vor der Stadt aufgepflanzten preußifchen Kanonen nun: yreußb 
fer Seitd Victoria ſchoſſen. Denn ed war. eine Schlecht ge 
wonnen worden, welde dem Feind 79 Offiziere, 4400 Maui, 
88 Kanonen und 9 Fahnen Foflete, während der. Berluß ber 
Preußen nur 1300 Mann betrug. Es wurde jeht, we New 
Gifche Armee unter dem Prinzen Heinrich, dem Giger bei Yeıb 
berg, ihre alte hiefige Stellung wieder eingenommen’ Yatte; auch 
die .alte Korderung wegen der Brandfchagung erneuert ib wahr. 
che neue Forderung, wie fie die Umftände geboten, hingugeflägt. 
Man erbot fi) Seiten des Raths zu den bereitö abgeträgmik 
gr2ı1 Thlm. 6 Gr. andre 30000 Thlr. hinzuzuflgen, tue te 
Ausfiht für die Verpflegung der preußifchen Truppen auf vb 
leicht Monate an 100000 XZhlr. zu gebrauchen. Auch ef aim 
6. Decbr. eine Ordre aus dem preußifchen Feldkriegtdirectech 
ein, wornac die Stadt auf dad Jahr 1763 200000 Tfir. Brand» 
ſchatzung zahlen follte, während fie hinfichtlich ber früikern Ber 
derungen noch mit 128000 Thlr. Brandſchatzung, 17008 Cie 
und 9000 Thlr. Quatembergeld in Reft ftand. Danebru- wink 
den vom erzgebirgiſchen Kreife 1237841 Thlr. für dad Yale 
1763 an Steuern und 91659 Thlr. an ritterfchaftiicher Genteb 
bution gefordert, welches die Stadtgemeinde ebenfalls weit Betrif, 
und Strafen von 2000 und 5000 Stüd Ducaten angebroht. 
Der Rath gab jegt jeden Verſuch dad Geld herbeizufchaffen: auf, 
weil e8 doch nicht möglich fei und wollte, wie ed im Protekel 
vom 11. Dechr. heißt, dem Werhängniffe, was Gott über denſichen 
und gemeine Stadt beſchloſſen habe überlaffen, im 
Vertrauen auf bes Allmächtigen oft wunderbare Hülfe und Beiend 
in der größten Noth. Habe er boch in ſechs trübfalsvollen Jahren 
die Stadt vor dem gänzlichen Untergange gnädiglich befchirmt und 
werde er daher aud in dieſem fiebenten Jahre mit re uub 
Errettung erfcheinen. Inzwiſchen wolle man bem Serra (Gene 
ralmajor von Meyer durch Deputirte das große Elend biefes 
Stadt und die wahre Unmöglichkeit der befchehenen Forderungen 
nochmals wehmüthig vorftellen und denfelben um guäbige Ufb. 








































ſtenz beim Könige für die Bürgerſchaft erfuchen Iaffen. Doch 
wurden bei einigen vermögenden Kaufleuten und Bärgern 20000 
Thlr. aufzubringen befchloffen, und 13000 Thlr. auch wirklich 
aufgebracht, ohne daß man dadurd, wie man gebofft hatte, vor 
neuen Forderungen fiher geweſen wäre. Da wurde inbeß bie 
Hoffnung zum Frieden flärker wie je, und der angelegte Perſo⸗ 
nalarrefi als der Umſtand, daß 6 Raihäglieder, unter ihnen der 
Bürgermeifter Tzſchöckel und Kämmerer Richter, als Geißeln 
nach Leipzig abgeführt wurden, in diefer Hoffnung geduldig er 
tragen. Endlich langte denn auch am 5. Febr. 1763 die freits 
dige Nachricht von dem Hubertusburger Friedensſchluſſe, zu def 
fen Beichleunigung die Schlacht bei Freiberg dad Ihrige beige» 
tragen hatte, an und alle Forderungen ber Preußen waren mi 
einmal niedergejchlagen, da die Preußen ſelbſt am 17. Febr. die 
Stadt verließen. Dad auf den Bi. März angeſetzte folenne 
Danffeft wurde jegt aufs feierlichfle begangen. Fruͤh um 3 Uhr 
fhon verfündeten Trompeten und Paulen vom Peteröthurm herab 
die Feier, um 4 Uhr wurde eine halbe Stunde lang mit allen 
Glocken gelauten. Um halb fünf begann der Frühgottesdienſt in 
der Nikolai: und Petrifiche. Hierher zog dann auch ein klei⸗ 
ner Aufzug von Bergleuten mit brennenden Grubenlihtern. Um 
7 Uhr fing in allen vier Stadtkirchen der gewöhnliche Amtsgot⸗ 
teödienft an. Der Text zu den Predigten war aus Pfalm 88 
V. 6—9Y genommen. Das Schulerchor beſchloß durch einen 
feierlihen Umzug und unter Lob⸗ und Dankliedern die kirchliche 
Geier und Abendd waren einige Fenſter erleuchtet mit zum 
Theil gar artigen Inventionen. Der andre Xag wurde von ber 
Schule durd einen Schulactus auf dem Kaufhaufe und Abends 
dur einen Fadelzug gefeiert, dem der Rektor Biedermann fpäter 
noch ein mit vielem Beifall aufgenommened und vom Kantor 
Keſſel componirtes Schulfingfpiel nachfolgen ließ. 

Freilich fanden fich jet noch mande Schwierigfeiten, um 
die unnatürlichen Werbältniffe, welche der außerordentliche Zu⸗ 
fland eines verheerenden Kriegs herbeigeführt hatte, wieder ind 
alte Gleis zu bringen. &o war im Laufe ded Kriegs eine 
Menge geringhaltiger ſchlechter Muͤnzen in Umlauf geſetzt wer 
den. Es mußten alfo viele derſelben, unter welchen ich Kiek. Wie. 


mit .churfädhfifchen Stempel und ber Jahrzahl Js 
4), und bie fogenannten Leipziger */,, nennen wid, voii 
big außer Cours gefeht, wie die zu Leipzig mit den Jahtt 
zahlen. 1753, 1761 und 1762 ausgeprägten ?/, Gtüde ver.den 
Sand bi auf 3-Gr. herabgefeht werden. Die madıte wisbes 
manche Auswechölung in den Kaffen und auch eine neue Tarerduu 
der Victualien nothwendig und fo follte vom 1. April 1968 ab 
ein Pfund Rindfleifh 2 Gr. 3 Pf., Schweineflifh © Gr Or 
Kalbfleiſch 1 Gr. 6 Pf. Lichte und Seife 8 &. „HR, dns 
Meike Salz 6 Gr., eine Kanne Bier während der Loecktlere 8 Pfr 
eine Kanne Butter 6 Gr., vier bis fünf Stud Ei 1 We, ein 
Mäschen Erbfen und Linfen 6 Gr., ein Mäsden Braupmn 7 Gb 
6 Pf., ein Vierling Hirfe © Gr., ein Bierling Heide⸗ und: Hub 
fergrüke 1 Gr. 6 Pf., ein Pfund gebadner Pflaumen 8: Be 
6 Pf., ein Pfund gebadner Aepfel 1 Gr. 3 Pf. Teen: Ui 
mußten ferner die im Kriege eingefahrnen Straßen ange 
beſſert, die aufgeworfenen Schanzen und Linien abgetragen ul 
ſo manche nachträgliche Forderungen berichtigt werden. -! 
















Dritter Abſchnitt. 
Bon 1764— 1830. .. 


7 91 


Quellen: Außer einigen allgemeinen Werten und ha⸗dſqrifruhen WÄR 
theilungen von Beyer, Rocdliger u. a. 1) Das gefegneie 
Dielen von Auguft Beyer. Dresden 1732. fol. 2) ustbeilungäbagen amB. 
den Jahren 1731— 1820. 3) Heinrich Kellers Tableau von Breiberg. Bram: 
u. £pj. 1786. &) Schlichtegrolls Rekrolog. 2. Jahrg. Gotha 1792, hd 
teligenzblatt ber allg. Eitteratur : Zeitung. 3 1799. n. 30, 6) Ereibergee 
semeinnügige Nachrichten aus den Jahren 18N0 — 1830. 7) Aug. Giumannd 
volflänbiges Staats :Pofls und Zeitungs: Lerıcon von Sachſen mit den Guys 
menten von Albert Schiffner. Zwickau 1815. 1816. u. 1828. 8, @. B. Diss 
trichs Immortellen um Freibergs Buͤrgerkrone. Frbg. 41827. 9) u, Meile: 
bad Sachſens Bergbau. Freiberg 1833. 10) Gaͤtſſchmann, bie Eehre u, & 
bergmännifdien Bewinnungsarbeiten. Frbg. 1846. 11) Robert Weyer: Bei⸗ 
troͤge zu Freibergs Eocalgefchichte des neunzehnten Jahrhunderts. 3 Oi 














Freiberg 1846 — 1847, 12) v. Herder: der tiefe Meißner Gröfclin. Irbeg. 
1847. 4. 13) Die Bergſtadt Freiberg von Dr. Aug. Breithaupt. 2. Aufl. 
v. Herrmann Breithaupt. Irbrg. 1847. 14) Die Bergalademie 5. Kreiberg. 
Srorg. 1850. 15) v. Deuft: Ueber den gegenwärtigen Zuſtand und die Aus: 
ſichten beim fädfifhen GSilberbergbau. Frorg 1850. 16) Gaͤtſchmang: Wer: 
gleichende Ueberſicht der Rusbeute und bes wieder erftatteten Berlags , weiche 
vom Jahre 1530 an bis mit dem Jahre 1850 im Freiberger Revier vertheilt 
wurden. Frorg. 1852. 17) Friedrich Freiesleben: Handbuch ber Draggefet: 
gebung bed Koͤnigreichs Sachſen. Epz. 1852. 


Mitten unter den Stürmen biefer Kriege, welche Dreußent 
großer König fo fiegreid, freilich zum Verderben unfrer Lande 
und unfrer Stadt binausführte, waren bie Geiler aus ihrem 
Schlafe gerüttelt worden, und eine neue Zeit, eine Zeit geiftigee 
Groͤße und Erhebung war für dad gefammte Deutfchland ange 
brochen. Freiberg bat nun zwar keine befonber& hervorragenden 
Geifter zu jener großen Ruhmeshalle der deutichen Dichtkunſt, 
welche von jest an ihre Pforten öffnete, geflellt, aber an dem 
Tempel der Wiſſenſchaft, welcher ebenfalls jetzt in Deutſchland 
zu feiner unvergänglichen Glorie aufgebaut wurde, hat ed manı 
chen wohlbefannten Namen, vor allen aber den eined Werner ge 
ſchrieben, und fich Damit den Anfprud auf ten Dank des gefammten 
Vaterlandes, ja jeden Landes und Erdtheiles, wo die Wiſſenſchaft 
gepflegt wird, erworben. Doch darf man nicht glauben, als 
babe die Stadt für jene Periode, wo fich die deutſche Dichtkunſt 
aus ihrem biöherigen Winterfchlafe erhob, gar keine Perfönlichleit 
geflelt. Aus Freiberg ging der haupftfaͤchlichſte Begründer ber 
bremiſchen Beiträge, der geſchmackvolle, feinfühlende Beurtheiler 
feiner Dichtenden Freunde, Garl Chriſtian Gärtner hervor, weils 
her am 24.Novbr. 171% in unfrer Stadt, wo fein Vater Poſtmeiſter 
und Kaufmann war, geboren ward. Diejenigen aber, welde 
im Jahre 1742 diefen neuen Beiträgen zum Vergnügen beö Ver⸗ 
Handes und Witzes, oder den fogenannten Bremer Beiträgen 
ihren Ruhm verfchafften und zum größten Theil auch den Breundeds 
kreis von Gärtnern bildeten, waren Cramer, Adolph Schlegel, 
Arnold Echmidt, Ebert, Zachariä, fpäter Gellert und Gifele, 
und zulegt außer Hagedorn und Gleim Kloppfiod. Diefer ſagt 
Daber aud von Gärtnern ald dem der „, „‚ unverbüllten Wahrheit 
Vertrauteſten“ rue 

u ® 22 L. 





Der du dort wandefft, ernfvott und heller — 
Das Auge voll von weiſer Zuftiedenheit, 
Die Lippen voll von Scherz; es horchen 
Ihm die Bemerkungen deiner Breunde, 
Ihm horcht entzädt die feinre Schäferlun. 


Särtner ließ nämlid außer mehrern kleinen Gebichten mo 
in Leipzig in den bremifchen Beiträgen ein Schäferfpiel, bie ger 
prüfte Treue, erfceinen, dem er in Braunfchweig, wohin 
er feit 1745 ſich gewendet hatte, 1782 die Bearbeitung ded frame 
zoͤſiſchen Lufifpield „die fhöne Rofette‘ hinzufügte. Er farb 
am 14. Gebr. 1791 zu Braunfchweig als herzogl. Hofratb, Prof, 
der Sittenlehre und der Rebefunft « dem Garolinum in Braun 
ſchweig, und Ganonicus des Stifts 5t. Blafii bafelbft, 

Bar aber bei Gärtnern Freiberg nur bie zufällige Stätte 
feiner Geburt, da er feine Bildung in Meißen und Leipzig er 
hielt, gleichwie dieß auch bei Chr. Heint. Spiefen, bem ber 
kannten Romanfcpreiber, der 1735 bei Freiberg und zwar zu 
Helbigsdorf geboren warb, aber gleichfalls nicht hier Iebte, der 
Gall war, fo wurde es doch auf der andern Seite recht eigenklih 
bie Geburtöftätte, Wiege und Pflegerin für diejenige Wiffenihait, 
deren Water zu fein Werners ewiger Rubm ift, ich meine bie 
Seognofie und Mineralogie. Und dieß verdankte man — 
der neu gegründeten Freiberger Bergacademie Dieſe — 
aber hatte ſich wieder durch die Fortſchritte des Berg» und Hük 
tenwefens, wie fie ein Betrieb von 6 Zahrhunderten mit fi 
brachte, nothwendig gemadt. Schon die Zeufe, bis zu welcher 
man nach und nach in einzelnen Gruben vorgebrungen war, beim 
Thurmhofer Zug bis 299, Hohenbirfner bis 281, bei Alte Hoffnung 
Gottes bis TIL und Kubfchacht bis 208 Lachter, machte 
dre Künfte nothwendig. Und fo fing man benn fchom in ber erfien 
Hälfte bed 18. Jahrhunderts an, auf allen den bebeutendilen 
Gruben Kunfigezeuge und Stangenkünfte herzuftellen. Es gab 
3: B. feit 1747 auf Elias Erbſtolln zu Krummhennersborf eine 
dergleihen mit frummem Zapfen, die 6 Lachter mit Menke 
bode und 408 Lachter im Felde zog. Daher dad Berge Mm 
ſchinenwefen zunaͤchſt bedeutende Fortſchritte machte. 





in dieſer Hinſicht wurde vor allen der am 1. Juli 


ſtorbne churf. fähfifche Mafchinendirector Johann Friedrich ende, 
mit deſſen Anftellung als Kunftmeifter (1770) und ald Maſchinen - 
director (1788) Ane neue Epoche für das fächfifche Bergmaſchinen ⸗ 
wefen beginnt. Erſt widmete er. feine Aufmerffamkeit den Treib ⸗ 
werten und Wafferfäulenmafdinen, fpäter aber befonders den 
Kunftfägen und Pumpwerken. Seine Hebemaſchine auf dem 
Bergcanal nach dem Ghurprinz ift ein hochſt fehenswerthes Werk, 
welches blos durch 4 Menfchen über 60 Gentner ſchwere Kähne 24 
Fuß hoch aus der Mulde auf den oben höher liegenden Ganal 
hebt. Diefer Kanal dient nämlih dem 1707 vom König 
angefauften Erbftoln Churprinz Auguf zum Erztransporte. 
Ihm gleih wirkte hierauf auch Chriſtian Friedrich Brendel, 
welcher unter andern 1822 die Wafferfäulen « Mafchine der Alten 
Mordgrube für 1800 Thlr. erbaute. Großartig waren ebenfe 
die Anftalten, um biefe verfhiedenen Kunſtgezeuge mit Waſſer 
zu verforgen. Man zählte dem zu Folge im Jahr 1807 nice 
weniger ald 18 Teiche im Freiberger Bergamtörevier, welche bie 
ſes nöthigenfald mit Waffer zu verforgen hatten. Die erwähe 
nenswertheften darunter find 1) der Huͤttenteich bei Berthelsdorf, 
welder ſchon 1560 angelegt warb und zum Theil der Gtabtges 
meinde mitgehörte. Er ward am 18. Debr. 1824 der koͤnigl. 
Röſchenadminiſtration gegen einen jährlichen Beitrag von 2OU Thir. 
aus den Mitteln der Stadtgemeinde unter der Bedingung ganz 
überlaffen, daß die Stadt mit Hintanfegung der Gruben auch 
bei trodner Jahreszeit 1 Mad Waſſer oder 100 Gubiffuß in der 
Minute erhalte, 2) Der große Großhartmannsdorfer Teich 
1°), Hufe Landes groß. Er ward 1726 zu bauen angefangen. 
Es giebt außer ihm noch einen mittlern und obern. 3) Dee 
Saidaer feit 1788. 4) Der Dörrnthaler (Glaferteih) feit 1787, 
wo der Churfürk 10000 Thlr. aus der Rentkammer für folde 
Bauten anwies und man eine Wertiefung des oberfaidaer Kunfs 
graben ſowie eine Wafferlejtung bis Dörrnthal (den vom Berg, 
hauptınann Benno von Heynig fo benännten Benno » Stollen) 
anlegte. Zulegt fam noch der Dittmannsdorfer, für welchen im 
den Jahren 1827 und 1828 YEV0U Thlr. aus den Zinanzkaſſen 
angewendet wurden, hinzu. Die Aufficht über dieſe Maſchinen 
und Teiche bildet daber von num einen eignen Bweig in ben Mlerg« 
werlöhaushalte. Wie groß die Moflen für die Unterhaltung ber 





— 11538 — 


ganzen Freiberger Graben⸗, Roͤſchen⸗ und 

waren, geht daraus hervor, daß am 7. Aug. 1787 wie oben:m 
wähnt aud der Rentfammer 10000, in den Iähren 1796, 1798 
und 1800 wiederum 32600 Zhlr. 17 Gr. 9°/,, Df. aus lanhes⸗ 
berrlichen Kaflen ald Zuſchuß zur Erleichterung für bie banenden 
Gewerken bewilligt wurden. Daß auch die Stollen eine imma 
höhere Bedeutung gewannen, bezeugen die Anorbnungem, weile 
dieferhalb getroffen wurden. So verftattet ben 19, Dei 1ER 
der König und Churfürft vermittelt Refcripts, daß zun Rärkıg 
Fortbetrieb der in dem Freiberger Revier zu findenben böflicdken 
Stollenörter über dasjenige, was bis dahin angewenbet werden 
müffen, bei feiner Rentkammer, fo lange als bie Staͤnde wit 
zu Gewährung der nöthigen Subfidien vermocht würden, 1600 ME: 
jährlid) erhoben und zu Förderung des Schurfs, fowie ber-Eub. 
blößung neuer Gänge und Züge von den Zehubennukungen 
300 Rıhir. jährlich verwendet würden. Giner der älteften Stollen 
diefer Art it aber der Brandftollen, welder 1580 von..ueusge 
verliehen wurde und befien Werth ber Churfürſt Auguſt 2504 
durch ein eigned Refcript anerfannte. War doc) der Brand 1540 
dreimal ertrunfen und viel Schaden dadurch geſchehen. Saahe 
1629 war ein Längenmaaf von 8960 Lachtern aufgefalren, 
1800 aber faßte er mit Inbegriff des tiefer eingebrachten Whelaplg 
berger Stollen 294041], Lachter. Er bat von 1529 bis AUFEB. 
98433 Thlr. Ausbeute gegeben. Wichtig wurde ferner auch us 
Sohanngeorgenftollen, als Fortfegung des tiefen Furſtenſtellen. 
Der Grund zu ihm wurde 161% gelegt, als man das tiefe Bee. 
ſten⸗ und Hermfer Spathftollenort aus Hohebirke nach dem ſo 
benannten todt geſchriebenen Felde bei den 3 Kreuzen zu toeſben 
anfing. Im Jahre 1822 hat man ſodann dem tiefen Süen⸗ 
ſtollen ein neues Mundloch gehauen, um einen neuen Stollen 
einzubringen. Als noch tiefer endlich iſt außer dem Neuen Gadhe 
fenftollen der Annenftollen zu erwähnen. Es warb 1781 vesgaib 
eine Confolidation des Halsbrüdner vereinigten Feldes mit einem 
Stüd von St. Anna und Altväter anbefohlen. Der großartigfe 
Plan wurde aber 1825 von dem Freiherrn von Herder, ſeit 1000 
Berghauptmann und geheimer Finanzrath in Freiberg, entworfen 
und 1829 dem geheimen Finanzcolegium vorgelegt, ed galt bie 
Heranholung eined tiefen Stollens von der Elbe. Doc gehͤrt 




















































— 119 — 


die Erzählung deſſen, was hierauf befchloffen worden ift, nicht 
mehr unfrer Periode an. Wenn alfo der Worgänger Herders 
Friedrih Wilhelm von Trebra, der von 1783 bis 1819 Ober 
berghauptmann war, die Wichtigfeit der Kreiberger Stollen durch 
feine 1804 erſchienene Schrift „‚Merkwürdigkeiten der tiefen Haupt» 
ftollen des Bergwerksreviers Freiberg‘ und eine eigne vom Con⸗ 
dufteur Garbe geftochene Karte anerfannte, fo war es Her⸗ 
dern vorbehalten durd feinen Plan des Meißner Stoln alle 
jene frühern Unternehmungen an Großartigfeit zu überbieten. 
Er wird, fagt Alerander von Humboldt von biefem meißner 
Stoln, Segen über die Nachkommen, feinen Urheber und über 
das Land verbreiten, welches ihn ind Dafein rief und feit Jahr⸗ 
hunderten durch wiſſenſchaftliches Fortſchreiten und freie Belebung 
intellectueller Kräfte einen fo ausgezeichneten Plab in der Ges 
fdichte deutfher Bildung eingenommen hat. 

Im Eingange von Friedrih Auguſts Stollenerdnung vom 
12. Juni 1749 heißt es ſchon: Wie nun bekanntermaßen die 
Stollen die Sclüffel der Erzgebirge find, wodurch den Berg⸗ 
werten die ftärffte Werhinderung, nämlich die erfchrotenen Waffer 
benommen und bie fo hoͤchſtnöthigen Wetter zugeführt, folglich 
die Anbrüde in der gebörigen Xeufe außgerichtet werben, zu 
Zreibung und Aufnehmung der Stollen aber, weil fie viele und 
große Koften erfordern und felten einen Ueberfchuß bringen, ſich 
bishero wenig bauliebende Gewerke gefunden und Wir zur Gonfers 
vation und Erweiterung des edlen Bergbaues in unferen Landen 
die in den Freibergs, Schneeberg: , Marienbergifdhen und andern 
Bergwerkörevieren befindliben Hauptſtollngebaͤude auf unire 
eigne Koften unterhalten und dazu den meiften Theil Unſerer 
Zehndengebürnifle wiederum verwendet, damit auch fernerhin 
fortzufahren in Gnaden geneigt find, alfo haben Wir — folgende 
ausführlide und umfländlide Stollnordnung — erridten und 
durch den Drud publiziren laflen. In derfelben heißt ed dan 
unter Art. XVI, 5.: Es fol zu Erfparung der vielen Ges 
dinge und des dazu erforderlihen großen Aufwands bie koſtbare 
Gewinnung des feften Geſteins mit Schlägel und Eifen, foviel 
fih nah Beſchaffenheit jeden Orts raliene der Wetter than laf 
fen will und aͤußerſt nüglich iR, abgewerfen und das nupbartitie 
Schicken ans dem Banyen eingeführt werben: Wan ficht 


bierauß, wie ſich auch bie Schieharbeit jeht allgunsdiase Stmagiäie 
den und fo für den.ganzen Betrieb eine gewaltige Umgeflaltung 
herbeigeführt bat. Denn diefer Betrieb ii dadurch —— mehr aid 
einer Hinſicht wohlfeiler und leichter, die Arbeit felwit. geflinber 
geworben. Ja mancher Bergbau, ber wegen zunehmender Mens 
nicht mehr hätte beftehen können, wurde jebt mit Gewinn: fart: 
geführt, und mancher ſchon zum Erliegen gekommene wiebeuumm 
neu aufgenommen. Ihre erſte Einführung verbanft man eins 
Dberbergmeifter in Freiberg, Namens Martin Weigel, im Zah 
1613. Doch braudte man damals noch Pflöde dagu und aß 
fpäter und zwar ungefähr feit 1680 verrichtete man-eh alt. Bar 
ten, wozu Erfahrungen am Harz und in Ungam Bereniaflung 
gegeben baben mögen. Indeſſen betrug ber ganze Behaf.: m 
Pulver in dem Freiberger Revier noch im Jahr 1675 au BB; 
während er dermalen 2000 überfteigt. 

Bon geringerer Wichtigkeit, aber gleichfalls für Die Gefhicke 
des Bergbaues bemerfenswerth, war ferner bie allgemeiner ge 
worbne Grubenmauerung. In dem Ausbeutebogen von ale 
1708 heißt es in diefer Beziehung: Anno 1708 iſt auf Gew 
prinz Auguſtus zu Großſchirma eine Druckwerkkunſt gebengen mb 
in den Gruben allenthalben zu wölben angefangen werben, mul 
auch der Verfaſſer des Berichts vom Bergbau ſetzt dieſelbe in 
das Sahr 1707. Doch hatte bereitö 1567 ber um den Sreibengmg - 
Bergbau vielfach verdiente und durch eine befonbre Medaille wer 
berrlichte Bergmeifter Martin Planer diefelbe auf dem berifusten 
Thurmhof eingeführt. 

Nicht minder widmete man ben Bergfeilen feine Zufmat- 
famteit. Die große Bergkommiſſion im Jahre. 1708, . Wiefelbe, 
welche auch die Hauptbefahrungen 1709 anorbnen ließ, veramlaßte 
eine Berbefferung derfelben, fo daß fie nun nicht mehr wie fräßer 
nur 4, 6 bis 8 fondern an die 40 Schichten aushielten. Rec 
mehr gewonnen wurde dadurch, daß man zu Ende bed 18. Jahr⸗ 
hundert von Seiten des Bergamtd an der bränder Straße 
ein eigned Seilerhaus nebft einer Seilerbahn von 243 Lachtern 
(a 3"), Elle) Länge erbaute. Die Einführung ber getheerten 
Bergfeile aber erfolgte feit 1754, wo man auf Lorenz Gegentum 
an die Stelle dedeifernen Treibfeild ein haͤnfenes getheerted felbe. 

Die Waſchen ferner hattın durch ben Schichtmeifler Thab⸗ 

















































däus Helbig im Jahr 1755 dadurch eine weſentliche Verbefferung 
erfahren, daß derfelbe in dem gedachten Jahre auf dem Hals⸗ 
brüdner Zuge die Stoßheerde einführte. Dieß find hölzerne, 
länglicht vierfeitige, mehre Ellen lange und breite Tafeln, welche 
an 3 Seiten einen erhöhten Rand haben und zwifchen einem 
vierfäuligen Gerüfte an 4 Ketten hängen. Werden fie an ihren 
bintern, mit einem erhöhten Rand verfehenen Theil (den Kopf) 
geftoßen, auf welden der erweihte Schlamm träufelt, fo bes 
wegen fie ſich nad vorn, wo fie offen find, unb das Schwere 
der jebt geloderten Maſſe ſinkt zu Boden, während die leichten 
unhaltigen Theile oder Berge von dem Waſſer hinabgeſchwemmt 
werden. Sie können, da hier nicht bloß dad Waſſer fondern 
aud der Stoß wirffam ift, eine größere Menge verarbeiten ald 
die liegenden oder unbeweglichen Heerde, auf welchen nur noch 
die feinförnigen Schlämme verwaſchen werden. Das Ganze iſt, 
wenn auch vielleicht nicht hier erfunden, doch wenigſtens weſent⸗ 
lid in Zreiberg verbeflert worden. 

Desgleihen hatte die Markſcheidekunſt durch ben Freiberger 
Markſcheider Balthafar Rößler, welder 1673 als Bergmeiſter 
zu Altenberg farb, in dem von Rößlern erfundenen Hängekom⸗ 
paß eine bedeutende Erleichterung und Verbeſſerung in ihren Ars 
beiten erfahren. Sie wurde bierauf zunaͤchſt durch Auguf 
Beyer, welder am 4. $ebr. 1677 allhier geboren ward und 
den 4. Ian. 1733 ald Bergcommilfar, Mitglied des Bergſchoͤppen⸗ 
ſtuhls, Markfcheider, Schichtmeifter und Rathsherr auch bier 
ftarb, noch weiter außgebildet. Derfelbe gab nämlich 1749 einen 
gründlichen Unterricht vom Bergbau nad Anleitung der Mark⸗ 
fheidefunit heraus. Ihm ſchloß fib fodann Friedrich Wilhelm 
von Dppel auf Krebs, welder 1769 als Oberberghauptmann 
bier flarb und auch durd fein Regifterformular und die Regifter- 
anweifung befannt ift, mit feiner Marſcheidekunſt, worin er ſchon 
von einer Art von Eifenfcheiben ſprach, an. Nicht minder machte 
fi ber 1784 verftorbne Bergmeiſter Scyeidbauer um biefelbe 
verdient, dem Lempe in feiner gründlichen Anleitung zur Marke 
ſcheidekunſt (1782) das Meifte verbanfte. Aud drang die Regie⸗ 
rung dur ihr Refcript vom 80. Ian. 1968 auf die Herbei⸗ 
ſchaffung und Herfiellung guter Infrumente zu biefem Bewedit 


— HE — 


und vrbnete am 26. Novbr. deſſelben | 
Berzeichniß der verfciedenen Markſcheiderriſſe an. Die 
ſchen Eiſenſcheiben endlich verbeſſerte von 1798 an bet: mi 
geſchworne Krumpel im Verein mit dem Bergmechanfus Bub; 
fo daß 1800 ihr Gebrauch und ihre Rüplichkeit durch mcheei⸗ 
Werſuche geſichert war. 7 
Die größte Aenderung ſeit 1555, wo daB Gchmelgen übern 
men Defen eingeführt worden war, trat aber 1710 darch Dinzam 
4 Mai dieſes Jahres erlafine Declaration, wie ed mit Crrichsici 
einer Generale Schmelz «Adminiftration bei dem Berge in 
ten: Amte zu Zreiberg in Zukunft zu halten, im Hüttenmefen Six 
Schon die große Bergcommiffi on im Sahr 1708 hatte Sudan 
aufmerffam gemacht, wie gut ed fei, wenn fi eingeine: Dede 
vereinigten um ihre Erze zufammenzufdlagen und fie wicht ie 
Noth in den Erzfauf, wo blos das Silber bezahlt würde, abguilufenk 
Auch war von ihr die Anftelung eines Nachthättenmeiflerd vew 
anlaßt worden. Allein durchgreiſend wirkte erit die. gedachte Ans 
ordnung, wornach von ben Silber, Kupfer» mh Michergen 
eine General» Schmelz, Adminiftration bei jedem Berg mb: 
tenamte ins künftige angeftellet und alle dergleichen: gewenmENEeR 
Erze dahin geliefert werden folten. Mit ihr trat zugleich die 
Anftelung von drei Probirern ind Leben, von welchen iu Dem 
Vortheil der Gewerken, ein zweiter den der Schmelzabmintfiuutkelt 
in Obacht zu nehmen und ein dritter ald ein Ober» ober Siichlk 
warbein die Differenzen zwifchen den zwei vorhergemelbeten aufs 
gleihen folte. Indeſſen wurde jest nody NRientanb weiber: feinen 
Willen zu diefer Erzlieferung gezwungen; Gewerfen und Aicht⸗ 
meiftern vielmehr frei geftellt, in ihrer bisherigen Art: fasizite 
fahren. Man bielt ed daher auch zwei Jahre darccf aim 
17. Debr. 1712 für nothwendig die Gewerken nochmals auf De 
großen Vortheile diefer neuen Einrichtung aufmerfiam zu machen. 
Dan zeigte, wie nun mit 14 bis 15 hohen Defen grade fe viel 
wie früher faum mit 19 und 20 beftritten werben könne: und 
dieß bei faft halben Koften, wie früher einlöthige, zueitächäge 
Erze beim Erzlaufe nach dem Patente vom Jahr 1608 wit 
angenommen worden, jebt aber dieſe 9 Quartale über, el 
bie General Schmelz» Apminiftration beftanden, 194,9890%|, Gmb 




































































ner geringe zu 8. 2. 3. Qu. und 1 Loth haltende Erze den Be: 
werten zu Nutz mit 75640 Thlr. 2 Sr. 1 Pf. bezahlt worden feien 
und in Folge deſſen manche Grube wie 3. B. bei den Tzſcherper 
Maßen, St. Anna und XAltväter Ausbeute babe geben Fönnen, 
die fonft mit Zubuße hätte belegt werden müflen. Wan zeigte 
ferner, daß, wie man hierbevor nach der Probirung auf 100 Pfund 
bei dem Gehalt von 7°), Quint nur !/, Loth abgeſetzet, ſolches 
vorjego nah 110 Pfunden für 2 Loth bezahlt werde, wie viel 
Gaarkupfer und Glätte mehr gewonnen und mandyer fonftige 
Uebelftand vermieden worben fei, kurz man lehrte die alte Wahr⸗ 
heit, wie mit vereinten Kräften mehr auszurichten fei, ald wenn - 
fie vereinzelt wirten. Auch hat man die Erztare, tiber welche 
die Gewerken Flagten, von Zeit zu Zeit 3. E. 1765 erhöht und 
1800 das im Gentner Erz enthaltne Kupfer bei zweipfündigem 
Kupfergehalte jedes Pfund mit 2 Groſchen befonderd bezahlt, 
Der bier oft erwähnte Erzkauf fam nad einem-im Jahre 1560 
gemachten Verſuche zuerft 1582 zu Stande und wurde dann durch 
befondere Patente aus den Jahren 1597, 1620, 1628 und 1668 
weiter vervollfommt. Es war an der Mulde unterhalb Hilbers⸗ 
dorf ein großed Gebäude dazu bergeftellt worden. 

Bon gleiher Wichtigfeit war aber für dad Hüttenweſen und 
den Bergbau überhaupt die Einführung der Amalgamation von 
7 bis Stöthigen Silbererzen mit einem befimmten Schwefelgehalte. 
Sie erfolgte 17% durdy Charpentier, nachdem bereitd Gellert 
gluͤckliche Amalgamationsverſuche gemacht und der Oberwerkmei⸗ 
ſter Johann Gottlob Frenzel ein kleines Amalgamirwerk nach 
der Bornſchen Methode zu dieſem Behufe erbaut hatte. Der 
letztere führte jetzt auch das große Werk, wozu den 10. Aug. 
1787 der Grund gelegt wurde, mit einem Aufwande von 62882 Thlr. 
11 &r. 5 Pf. aus, und als am 11. Juli 1791 der bamalige 
Churfürft das großartige Werk beſah, legte er feine Rechte auf 
die Schulter diefed Mannes und rief aus: Mann, du haft viel 
getban. Und bdiefe Anerkennung war es aud, die ihn immer 
mehr und mehr mit Muth und Kraft befeelte, daſſelbe 1794 
nad einem unglüdliden Brande am 17. Aug. 1798 zum zweis 
tenmal und zwar volllommner und fdhöner wieder zu erbauen 
und ibm ein finnvoll angelegteö Druckwerk beisugeben,, welches 





alle heile des weitläufigen Gebäudes bei; einem" —— 
ſchnell unter Waſſer ſetzen kann und 12000 Thir. zu L 
koſtete. Sein Waſſerſtrahl erreicht eine horizontale Gyptuingwulte 
von 188 bis 200 Fuß. Diefe Amalgamation if nun zwar Bike 
Freiberger Erfindung, Amerika und Ungarn kannten fie ſchen 
aber fie erhielt hier in der Falten Amalgamation durch den Ben 
rath Gellert eine weſentliche Verbeſſerung. Man erfparte dach 
bie Amalgamation nur allein jährlich über 9000 Kiaftern. Gel, 
und grabe die Holzerfparniß war ſchon lange ein Gegenflaubrüit 
Aufmerkiamkeit für die Regierung geweſen. Man hatte -baßke' 
bereits feit 1560 Xorf mit benust, und es waren feit GBR 
eigne Verſuche deshalb angeftellt, diefelben auch 1670 mit Bee» 
bartmansdorfer Torfe erneuert und 1687 von Kammer mb 
Bergrätben eine eigne Commiſſion wegen der Hölzer «ipler ab⸗ 
gehalten worden. Indeſſen erft der neuern Zeit und Herbert Beuel 
bungen war es vorbehalten, hierzu feit 1820 auch die Gteinfoiten 
des Plauenfhen rundes. zu benugen, und am Schluſſe unferd 
Seitabfchnittes. betrug bereitd der Verbrauch derfeiben für bie 
Hütten ungefähr 42000 Scheffel Steinkohle und 170000 Sqheſſel 
Kokes. Seit der Einführung der Amalgamation fit: ihrigenb 
bie Münzbahhütten im obern Muͤnzbachthal eingegangen mb 
nur noch die Obermuldaer und Untermuldner Hättenwenik ber 
handen. 

Es waren aber viele diefer Verbeſſerungen bereitö * 
des wiſſenſchaftlichen Lebens, welches durch die oben erisähute 
Gründung der Bergacademie in dem Freiberger Bergbau und 
feinen Beamten erwacht war. Zwar hatte man few feier 
(nämlich feit 170%) das Bedürfniß gefühlt, den künftigen Berge 
beamten einige zu ihrem künftigen Berufe nöthige Kenntniffe der 
fonderd in der Markfcheidefunft und Probirkunft beizubringen und 
zu diefem Behufe jährlid 300 fl. beffimmt. Es war dann Dun 
Hentel auch die Unterweifung in der Mineralogie und metalluss 
gifchen Chemie hinzugefommen und Ghriftlieb Ehregott Gellert, 
ein Bruber des befannten Dichterd, wurde nad) ihm ber erfle 
Öffentliche Lehrer der metallurgiſchen Chemie. Allein es Tomwte 
auch diefe Erweiterung dem immer fühlbareren Bebürfniffe nad 
befier untersichteten Beamten bei dem künſtlicher gewordenen 































































Bergbau nicht genügen. Nun hatte aber bereitd 1746 ein Freund 
ber Bergmwiffenichaften Karl Zriedrih Zimmermann in Dresden. 
eine Abhandlung über die WBefchaffenheit, die Einrichtungen und 
den Nugen einer Akademie der Bergwerköwiflenfchaften heraus: 
gegeben und fomit eine Idee angeregt, welde 1765 der bamalige 
fächfifhe General,Berglommilffar, fpäserer Königl. Preuß. Staat, 
minifter Zreiherr von Dennis und ber SOberberghauptmann 
von Oppel mit Eifer ergriffen, auch gemeinfchaftlid einen Plan 
dazu entwarfen. Als daher unter dem damald noch unmündigen 
Churfürft Friedrich Auguſt der Prinz Zaver, Abminiftrator in 
Sachſen, mit den übrigen hoben Herrfchaften von Dresden amt 
13. Nov. in $reiberg verweilte und eine Menge Beftlichkeiten 
ihnen zu Ehren flattfanden, da wurde bei einem fröhlichen Mahle 
die Gründung biefer Afabemie befchloffen und am 22. May 1766 
durch höchſten Befehl beftätigt. Ein Jahr ſpäter am. 22. Febr. 
wurde die Afademie wirklich eröffnet und am 27. Apr. 1767 
die Einrichtung derfelben öffentlich bekannt gemadt. Ein Prä- 
mienthaler, welcher diefer Stiftung zu Ehren audgeprägt wurde, 
zeigt auf der einen Seite den Kopf ded jungen Ehurfürften, auf 
der antern die drei Hauptbefhäftigungen bei dem Bergbau. Im 
Hintergrunte bat nämlich ein Genius auf dem rechten Knie lies 
gend den Sradbogen an eine auf einem Rundbaum angelcdhraubte 
Schnur angehangen, um baturd die Verrichtungen des Mark⸗ 
fbeiterd anzuzeigen. Im Vordergrunde rechter Hand verrichtet 
ein Genius die Separbeit, um damit die Aufbereitung und das 
Waſchen der Erze bemerliihb zu maden. Der Genius linker 
Hand endlich deutet auf die legten Arbeiten mit ten Erzen, dad 
Probiren und Echmelzen. Die Umfchrift enthält außer der Werth⸗ 
angabe (10 eine feine Mark) die Worte: zur Ermunterung bed 
Fleißes, und im Abfchnitt flieht: Bergakademie zu Freyberg ward 
geliitet den 13, Nobr. 1765. 

Man beftimmte zuerft 1200 Zhir. zu ihrer Unterhaltung, 
und ed follten davon nicht nur einige Docenten in der Geometrie, 
Metallurgie und Chemie befoldet, fondern auch an junge Berg⸗ 
werksbefliſſene Stipendien gereicht und endlich die zum Unterricht 
unentbehrlihen Hülfsmittel an Modellen, Mineralien u. ſ. w. 
nad) und nach angelchafft werben. Der Vorſchio fe in doe 

4 


— 116 — 


| Sreiberger Schloß zu verlegen, wurbe wegen ber Baufätigfelt \ 
des lebtern nicht angenommen, fontern man ſuchte und fanb 
ein Unterfommen für diefelbe in dem Haufe des Oberberghaupt: : 
manns von Oppel, welcdes aud 1792 eigenthümlidy für fie er⸗ 
worben und 1818 Durch einen von bem Condukteur Sarbe erbauten 
Bibliothekfaal erweitert wurde. — Die urfprünglich angefeßte 
Summe von 1200 wurde aber fhon 1766 auf 156822/, Thlr. erhöht, ; 
auch 1400 Thlr. zur Vervollftändigung der Sammlungen von Bis 
bern, Zeichnungen, Modellen und Inftrumenten, weldye von Dey 
nig und von Oppel zum Geſchenk gemacht hatten, nöch beſonders 
verwilligt. Außerdem wurden 400 Thlr. jährlich zu Stipendien 
und 40 Thlr. zu Prämien ausgeſetzt. Gegen bad Ente unfereb 
Beitabfchnitted feigerte fich jedoch ihr Aufwand bis gegen 7000 
Zhlr., wozu fie von jeder Marf Silberd 6 Pf. und außerdem 
Beiträge von den Blaufarbewerken und aus verfhiedenen Kaffen 
bezog. ” on 
Die Vorlefungen nahmen alfo zu Oftern 1766 wirklich 
ihren Anfang und der damalige Commiffionsrath und Oberhät⸗ 
tenverwalter, nachherige Bergrath Gellert befam ben Auftrag, 
wöchentlih an zwei Vormittagen ein Collegium metallurgice « 
chimicum zu leſen, Charpentier, der Verfaffer der 1778 zu Leip⸗ 
zig erfchienenen mineralogifhen Geographie von Ghurfachfen, ber 
1805 als geadelter Berghauptmann farb, wurde zum Profeffer 
ernannt und hatte den Unterricht in den mathematiſchen Wiſſen⸗ 
fhaften und im Zeichnen zu ertheilen, der Infpector Sommer 
endlich, der fpäter Bergmeifter ward, follte die Stufen In ein 
gehöriged Verzeichniß bringen, ſolche nad der Naturgeſchichte 
ordnen und zu deren Borzeigung und Erklärung zwei Tage in 
der Woche, Nachmittags von ®— 5 Uhr im Stufenfaale ſich ger 
genmwärtig finden laffen. Außerdem hatte der Markſcheider Richter 
in ber Markfcheidetunft und der Guardein Klobfch in ber Pros 
birfunft Unterricht zu ertheilen. Die Mineralogie wurde alfo 
nah alle dem nur fo im Vorbeigehen erklärt, und doch war ed 
grade diefe Wiffenfchaft, welche ihre Ausbildung diefem Infitute 
verbanfen follte. Denn im Jahr 1775 trat hier Abraham Gott⸗ 
lob Werner, 1769 felbf ein Zögling der Anftalt, gebürtig aus 
Wehrau bei Görlig, auf, berufen dazu vom Berghauptmann 


— 19 — 


Pabſt von Obain und las ein mineralogifches Collegium. Ihm 
folgte 1786 eines über Geognofie und 1788 eines über Minera- 
logie, unter dem Namen der Oryftognofie. 1791 warb berfelbe 
Mitglied des Oberbergamtd und damit thatfächlidher wenn auch 
nicht förmlicher Director der Bergakademie. Mit tem großen 
Rufe Wernerd aber, welcher jegt bis in die entfernteflen Gegen⸗ 
den der civilifirten Welt gedrungen war, und von den ver 
fbiedenften Drten ber, von Merico, Moskau, Wilna, Berlin, 
Stockholm, Kondon und Paris ihm Auszeichnungen erwarb, obs 
wol feiner Schriften eigentlih nur wenige waren, unter ihnen 
feine Klaſſiſikation und Beſchreibung der verfhiedenen Gebirgds 
arten und feine Neue Zheorie über die Entſtehung der Gänge, 
war aud der Ruf der Freiberger Bergakademie immer höher ges 
fliegen. Werners begeifternden Vorträgen flrömten jetzt Kuſſen, 
Schweden, Polen, Ungarn, Engländer, Italiener, Branzofen, 
Epanier und Portugiefen zu und die berühmteften Männer dee 
Willenfhaft, ein Leopold von Buch aus Mark Brandenburg 
(1790), ein Alerander von Humbold (1791), der auch 1793 ein 
Specimen Florae Fribergensis sublerraneae herausgab, neben 
einem Mobs aus Anhalt Bernburg (1798), weldyer von 1818 bi8 
1826 felbft als Profeffor hier weilte und unter andern über 
Krofallographie lad, ferner der K. Pr. Oberbergrath Karften 
(1782), die Gebrüter Delhurar aus Epanien (1778), welde fpäter 
in Spanien und Merico den Bergbau leiteten, ber berühmte 
John Hawkins aus England (1756) fo wie ein Franz Bader 
aus Münden (1788), Steffenfen aus Dänemark (1799) und 
viele andere, haben ſich bier ihre Kenntniffe und Liebe zu ben 
Naturwiſſenſchaften geholt. Werner brachte ed nun auch dahin, 
daß die Geldmittel beträchtlich vermehrt und Lampadius bierber 
berufen wurde, welcher 1794 die neue von Lavoifier begründete 
Chemie In Freiberg einführte und 1795 die Errichtung eine® ges 
nügendern Kaboratorium& auf dem Hofe des Bergafademiegebäudes 
veranlaßte. Das letztere wurde 1797 bezogen. Mit ihm traten - 
eigentlich erſt die hemifchen Doctrinen in den Bereich ber bergd 
akademiſchen Worlefungen ein, auch war er ed, der 1795 juerfl 
neben der allgemeinen Ghemie ein Gollegium über allgem 
Hüttentunde und analytiſche Chemie lad wo an 

— 4° 








der neuern Chemie in dad Gebiet des Hüttenwelend einfährte, 
« und der von 1796 über technifche Chemie Vorlefungen hielt. 
: Die legtern wurden aud von Gameralilten und Delonomen bes 
ſucht. Sein Name ift außerdem durch das Schwefelallohol, durch 
“ eine neue Düngfalzbereitung und durch feine Bemühungen um 
die Gaöbeleuchhtung, zu deren Entdedung er mit beitrug, unb 
welche er zuerft in Deutfchland im Jahr 1816 auf dem Freiber 
ger Amalgamirwerfe in Ausübung brachte, rühmlichſt bekannt. 
Gegen folhe Namen (um Lebender nicht zu gedenken) verfchwins 
den allertingd die eines Lempe (1783— 1801) und ZBuffe 
(1801 — 1823), obwol der erftere durch feine Thätigkeit der juns 
gen Akademie fehr nuͤtzlich wurte. 

Werner erwarb fich aber 1814 noch dadurch ein befonbres 
Verdienſt um die Akademie, daß er in diefem Jahre feine mine 
ralogifhen Sammlungen derfelben zum Verkauf anbot. Diefe 
Schaͤtze, beftehend in einer reihen 1368 Nummern ſtarken Edel: 
gefteinfammlung mit höchſt ausgezeichneten Stüden, einer großen 
über 8000 Nummern ftarfen oryftognofiifhen Sammlung, einer 
geographifhen Mineralienfammiung und andern, wurben ohne 
Berüdfihtigung ihres wijlenfchaftlichen Werths auf 56000 Thaler 
gewürdet und diefe Summe follte auch der Kaufpreis fen. Als 
lein Werner erklärte, daß er es jebt, wo dad Vaterland fo ſehr 
gelitten habe, demfelben nicht zumuthen Pönne, eine fo bedeutende 
Summe für die Wiffenfchaften aufzumenden. Er feßte alfo frei: 
willig den Kaufpreis auf 40000 Thlr. herab und nahm auch 
diefen nur unter der Bedingung an, daß ihm 7000 Thlr. baar 
audgezahlt, "die übrigen 33000 Thlr. aber lebenslaänglich zu 
5 p. C. verzinft und nach feinem Tode den akademiſchen Fonds 
zugeftellt würden. 

Er war es auch, ber in dem Befehl der höchften Behörde, 
in Sachſen brennbare und andere Foffilien aufzuſuchen, eine ers 
wuͤnſchte Weranlaffung fand die geognofliihe Beſchaffenheit bes 
Landes unterfuhen zu laflen und fomit die trefflichen petrographis 
ſchen Karten von Eadıfen, die erfi im Jahr 1846 durch die Profef« 
foren Naumann und Cotta vollendet wurden, ins Leben rief. @r 
bat ferner durch die genaue Berechnung, daß ein zwedindßig eins 
gerichtetes Waſſerrad in jeder Minute 100 Cubikfuß Auſſchlage⸗ 





— 1160 — 


waſſer brauche, einen gemeinſchaftlichen Haushalt für den Waſ⸗ 

ſerbedarf einzelner Gruben (Sonnenwirbel, Alte Mordgrube, Drei 

Eichen, Matthias, Neuglück, Sonne und Gottesgabe) möglich 
und damit die koſtſpielige Unterhaltung von mehrern Kandlen 

unnöthig gemacht. 

Leider fing jedoch Werner fchon feit einiger Zeit zu tränfeln 
an. Als ihn das Uebel ftärker ergriff, fuchte er Hülfe dagegen 
in Dresden, fand aber dort am 30. Suni 1817 im 67. Lebens⸗ 
jahre feinen Tod. Die Mitglieder der Dresdner mineralogifchens 
Geſellſchaft und viete Freunde und Verehrer des Verſtorbnen 
übergaben nun in der Nähe von Corbis, wo noch jekt zum An» 
tenten daran ein einfaches Denkmal von Granit und Bafalt 
ſteht, die Leiche den Abgeordneten des Dberbergamts und einer 
feinen Schaar Knappen. Unter dem Geläute der Gloden langte 
fie in Freiberg an. Hier trugen den Sarg Studirende, unter» 
fügt von Bergälteſten und begleitet von einem Bergaufzuge bis 
zu feiner Rubeftätte, in dem Kreuzgange bed Doms unweit ber 
geidnen Pforte. Schwefterliche Kiebe errichtete ihm daſelbſt ein 
Denkmal, und fegte zu deffen Erhaltung 25 Thlr. aus; ein blei⸗ 
bendres hat er fich ſelbſt errichtet. 


In dem Werke, das du einſt gegründet, 
In ter Junger namenloſen Zapf, 

Steht bein Rame fräter Zeit verfündet, 
Ind du ſelbſt dem Forſcher Ideal. 


Denn wer ordnete der Erde Schatze, 
Stieg in ihre Tiefen fühn hinab 
Und erlaufdte der Natur Geſetze 
Ohne Führer, ohne Wanderflab? 
Zeuchtete zu unbelannten Wegen 
Ein Brometheus mit der Fackel vor 
Und begründete durch weiſes Bflegen 
Freibergs ſchoͤn gereiften Muſenflor? 


Seine Bibliothek, 16 bis 18000 Bände ſtark, feine Riß⸗ 
und Kartenfammlung erhielt die Akademie für S000 Thaler. 
Mernerd Schweſter und Erbin, die verwittwete Archidiakonud 
Glaubig in Hirſchberg widmete jedoch dieſe ganze Gumme Deus 





— 19 — 


Bergarmutbe, fo daß von Zeit ihres Ablebens am: (dieß 'erfülgte 
den 9. Novbr. 1840) die Zinfen davon alljährlich am 30. Juni 
an arme, kranke, bergfertige Bergleute und arme Wittwen mb 
Maiſen verunglüdter Bergleute im Erzgebirge. verabreicht wege 
ben. Für die Freiberger Revier fielen 24/50 von dem jährlichen 
Bindertrage aud. Auch fliftete fie überdies ein Bermaͤchtniß von 
000 Thalern zu Stipendien für unbemittelte Akademiſten umb 
Bergfchüler in Freiberg. War Werner nun auch fein Iuhänger 
des Kirchentbumsd geweien, wie dieß in mehrern Abbanfungen 
von ben Geiftlichen tadelnd bemerkt und von den Studirenden 
an ben $enftern eben dieſer Beiftlihen geahndet wurde, ſo war 
diefe Werner» Stiftung doch ganz in feinem menfchenfreundiiden 
Geiſte gemacht. Sie fchließt fi an mehrere ähnliche, welche im 
vergangnen Zeiten von wohlthätigen Freunden der armen Berge 
arbeiterbevölferung beflimmt worden waren, würdig an. 

Wir nennen ald folche zunaͤchſt das Milichſche Geſtift. Lud⸗ 
wig Milih aus Liegnig in Schlefien war feit 1002 Kauf- und 
Handelsmann in Leipzig und ein großer Freund bed eblen Derg⸗ 
baus, fo daß er bei feinem am 9. Apr. 1715 erfolgten Nobe 
914 Kure hinterließ. Diefe Kure nun, die ihm 1598@ Thlr. 
gekoſtet hatten, fchenkte er in feinem Zeftamente nebſt einem Ka; 
pital von 12000 Thaler und einem fleinen Büchervorrathe von 
geiftlichen Schriften den armen, alten, ſchwachen und unvermd- 
genden Bergleuten, ohne Unterfchied der Religion, jedoch weit 
Ausfhluß der Bierfiebler und Luftmufifanten. Er wollte, daß 
biervon auf der böhmifchen Grenze ein fleinernes Bergſtifthaus 
für hundert fäcfiihe und böhmifche arme Bergleute errichtet 
werde. Dieß ließ fich aber fhon wegen Verſchiedenheit ber Bes 
ligion nicht ausführen und fo befam nach einem Rezeſſe vom 
Sahr 1717 das Bergarmenhaus in Böhmen 2000 Zhlr. und 
35% Kure, das fähliiche 10000 Thlr., 562 Kure und bie Bär 
her. Diefer Fond ift dann bis auf 18000 Thlr. geftiegen und 
ed kann jährlich unter 1100 Bergarme eine Summe von 500 Thlr. 
an Almofen verfafiungsmäßig vertheilt werden. Suglei mit 
biefen Zinfen wird auch noch feit 1766 aus der Bergquatember« 
gelder: Kaffe ein jährlicyer Beitrag von 49 Thlr. 10 Rgr. vers 
theilt. Milichs Beiſpiel fand Nachfolge bei einem andern Leip⸗ 













ziger Banquier, bem Senator und Baumeifter Eberhard Hein- 
rich Köhr. deffen Erben feiner erflärten Willensmeinung zu Folge 
im Jahr 1800 für die Freiberger Bergknappſchaftskaffe 1500 
Gulden Wiener Währung in drei Banco - Lotterie »Dbligationens 
beftimmten. Bon den Zinfen dieſes Kapitald fol jeder verun« 
glüdte Bergmann, fo weit die Zinſen zureichen, zu feiner Ver⸗ 
pflegung während der Kur wöchentlich 4 Groſchen und bleibt er 
Erüppelhaft, auch nad der Kur 4 Grofchen wöchentlich fort ers 
halten. Einen ähnlihen Zweck bat auch das Geflift des Berg- 
amtöfopiften Hempel, welches feit 1797 als ein 1100 Thlr, flar- 
ter Fond in ver Rnappfchaftsrechnung befonders verrechnet wird. 

Blos für arme verlebte oder ſchadhaft gewordene Berg« und 
Hüttenleute und deren hinterbliebne Wittwen, aud) unerzogne 
Waiſen zu Freiberg hat ferner 1716 der geheime Rath und Berg: 
werfsdirector Johann Egidius Freiherr von Alemann auf Schmieder 
berg 2000 Thaler niedergelegt, deren Zinfen alljährlich zu Jo⸗ 
hannis an 120 Bergarme vertheilt werben follen. Er febte 
außerdem auch nod ein Heines Kapital zu 9 Thlr. jährlichen 
Zinfen mit 6 pro Cent aus, wovon 1 Thlr. bem Guperintens 
denten zu Freiberg für die Ablündigung zum Aufruf der wahrem 
Bergarmen, 2 Thlr. dem Arcbidiaconus, weil er der Auszahlung 
des Legats beimohnen fol, 3 Thir. dem Oberbergamtöverwalter für 
Unterfuhung der Umftände bei den Einzelnen, für Auszahlung der 
Gelder u. f. w. und 3 Thlr. dem Sekretär bei dem Oberconfiftorio 
für die Abnahme der Rechnung ausgezahlt werben ſollen. Diefe 
Stiftung trat 1720 ins Beben. Hieran fließt ſich ber Berg⸗ 
geihwerne Opig, welder am 30. März 1827 der Anappicaft 
1000 Thlr. vermachte und der am 6. März 1528 verfiorbene Berg · 
rath Lebrecht Ehregott Taube, welcher 15000 Thaler für die reis 
berger Bergknappfchaft ausiehhie mit der Beilimmung, daß diefelben 
zuvörderſt biß zu 20000 Thalern werbend gemacht und fobarnı zu 
einer Erziehungsanftalt für arme Kinder und Waifen+aus bem 
Bergflande fowol in ald außerhalb der Freiberger Revier vers 
wendet werden follen. 100 Thaler von ben jährlichen Nugune 
gen des Hauptionds find dabei zur Bildung guter Ninderwär 
taummen und Heranziebung guter weiblicher Dienflboten zu ber 
wenden. 


_ 11 — 


Je häufiger aber uns in jener Zeit von Unglädlsfätten :Deiug 
Bergbau berichtet wird, wo namentlich Werfchüttungen und Er⸗ 
fäufungen nichts feltenes waren, (man rechnete auch noch gegen 
Enbe unſeres Zeitabfchnittes jährlich 300 bid 400 Berwundungen 
und 2 bis 4 Todesfaͤlle) defto nothwendiger machten ſich eigne 
Bergſtifte für Berunglüdte. So wurden 1573 auf dem Wilben⸗ 
mann in Brand acht Berghäuer von hereinbredhenden Waſſern 
erfäuft. 1581 verfielen 4 Häuer auf St. Stephan am Golbberge; 
davon nad) 5 Tagen 8 tobt, de» vierte aber George Gtrebel, fe 
einer Wittwe Sohn, die er aus Eindlicher Treue nebſt 8. unez- 
zogenen Sefchwiftern ernährte, wunderbarlich in einem 1 halb Lach⸗ 
ter hoben Querfchläglein erhalten und lebendig an Zag- gebracht 
worden if. Er bat nachgehends nody viele Fahre gelebt und vor⸗ 
gegeben, er habe diefe 5 Tage über, ehe man zu ihm räumen 
fönnen, zu meiften einen Schein oder Flamme auf und nieber 
fahren gefehen, davon er erquidt worden. Im Jahr 1720 -find.auf 
dem Erzengel Gabriel bei Auffüuberung einer Strede, worin da " 
alter Tageſchacht mit rege gemadt wurde, wieder 8 Arbeiter 
verfchüttet, einer davon gerettet, der zweite Chriftian Lenerth fee 
gleich todt heraus, der dritte Hand Chriftian Weinold ader: erfk 
3 Wochen hernach todt gefunden worden. Dafjelbe gefah: 1289 
auf Zorenz» Gegentrum, wo wieder 3 Bergleute verfchättet, dvech 
zweie gerettet wurden und nur einer, Hans Michael Köhler tobt 
blieb. 1735 ging auf dem jungen Thurmhof ein Schacht ſammt 
dem Zechenhaus zu Bruch und wurde dabei Samuel Echneiders 
. Ehefrau nebft ihrer 11 jährigen Zochter im Schutt begraben, ein 
Kind von 22 Wochen hingegen, weldes mit fammt ber Wiege 
6 Ellen tief untergefunten war, noch lebendig gerettet. Auf der 
Halöbrüde famen am meiften derartige Brüche vor. Berühmt 
ift der 1662 durch ausgehauene Grubenräume erfolgte wud 
noch ſichtbare Johannisbruch. So hatte es aud 1709 auf St. 
Georgen 10 Lachter unter Tage 60 Lachter nieder bis auf die Ge⸗ 
wölbe einen Bruch gemadt. 1733 entitanden auf Lorenz 9. 10 
Maas einige zu Zage aus, doch hatte man es hier vorher erwars 
tet und in allen nahen Kirchen Gebete für Abwendung alles Scha⸗ 
dens angeordnet. 1744 endlich bildete fi auf Lorenz Gegentrum 
obere 5— 8. Maas eine 18 Ellen im Umfang haltende Binge 





— 11 — 


von einem ſolchen Bruche, Loch kamen Feine Menfchen dabei um. 
As aber 1769 auf Güte Gotted und König David zu Schar⸗ 
fenberg eine durch einen Wolfenbrudy entitandene Waſſerfluth das 
Gebäude erfäufte, verloren 8 Bergleute dabei ihr Leben. Ans 
dere einzelne Unglüddfälle, wie fie jedes Jahr aufwies, müſſen 
natürlich bier übergangen werten. Sie veranlaßten aber den 
Wundarzt Knider auf dem Brande ein Bergftifthaus in Worfchlag 
zu bringen. Und bdiefes Fam tenn au 1782 dur fogenannte 
Betſchichten, welche die WBergarbeiter der benachbarten Grud 
ben unentgelblich verfubren, zu Stande Im Jahr 1797 wurde 
alddann vorm Peterdthor allhier ein ähnliches erbaut und der Aufs 
wand hierzu theild durch Beihülfe der Gruben theild dur ein 
von einer Grzpartiererei berrührendes Depofitum von 371 Thle, 
14 Gr. 6 Pf. beftritten. Da es aber an Mitteln fehlte, um den 
armen Kranken die nötbige Pflege angedeihen laflen zu können, 
fhenften 1816 die Gewerkſchaften in Himmelsfürft und Beſcheert 
Glück 2000, die übrigen Gewerksſchaften 250 Thlr. und die de 
niglihen Etollen eine fortlaufende jährliche Unterflügung von 80 
Thlrn. zu dieſem Zwecke. 

Doch darf man nicht glauben, als ſeien dieß die einzigen 
oder auch nur hauptſächlichſten Unterſtützungen für den Bergmann. 
Vier Wochen Lohn haben die Gewerken dem Verunglückten zu 
reichen. Außerdem aber, heißt es in den Bergreſolutionen vom 
Jahr 1709, wenn die Geneſung nicht erfolgen oder auch der Be⸗ 
ſchaͤdigte darüber gar verſterben würde, ſo iſt hernach derſelbe oder 
deſſen hinterlaſſene Wittwe und Waiſen lediglich aus der Knappe 
ſchaftskaſſe zu verſorgen, bei welcher hingegen deflo reichlicher aus 
getheilt werden ſoll. Aus ihr iſt auch andern alten und bergfer⸗ 
tigen Bergleuten, ſowie verarmten und bedürftigen Bergwittwen 
und Waiſen, die fir ſich nichts im Wermögen haben und nichts 
verdienen Bönnen, hülfliche Beifteuer zu leiten und der am 16 
Jar. 1658 deshalb ertheilten Inftruction nachzugehen. Um das. 
mit aber auch bemeldete Kaſſe foviel weniger Mangel haben möge, 
fo wollen wir nicht nur, daß dasjenige, waß auf Uniern Stollen zue 
Knappſchaftskaſſe bisher verfchrieben worden, (81 Thlr 3 Gr. vom 
alten tiefen Zürften-, 34 Thlr. 3 Gr. vom Tiefen Bürfene, 
56 Thlr. 21 Gr. vom Johann Georgen⸗, MAhix. 11 Ge an ie: 





— 1714 — . 


lersberger Stolln) noch ferner dahin zahlen laſſen, gleichwie wicht 
minder der Rath zu Freiberg, wozu er fi) nad dem Bergdecret 
de An. 1659, $. 4) (als in welchem Jahre die Bergleute wegen 
ber Büchlenpfennige am 19. März einen Auffland erregen unb 
zwei Fähndel der Bürgermehr gegen fie aufgeboten wurben) aw 
beifhig gemacht (nämlih aus Hospitalien, Siechhaͤuſern umb 
Almoſenkaſten etwas beizutragen) zu präfliren hat, umb Dasjenige; 
was fie fonft bisher genoffen, nochmal unverrädt dabei verbieis 
bet, fondern es find auch dazu noch, wie obgebacht, diejenigen 
Dicretiondgelder zu bringen, welche fonft von Aubbentzechen den 
Dospitalien gegeben worden (bei Auöbeutzechen %, vom Betrag 
ker Büchlengelder, bei andern ?/,; f. Oberbergamtitanweifung v 
7. San. 1764). Weiter fhlagen wir dazu alle Strafen, -fo is 
diefen Uniern jetzigen Refolutionen von neuem gefeht fin Ben 
nun bierbei gute Haushaltung geführt wird, kann ed gar wohl 
gefchehen, daß auch die Knapp⸗ und Brüderſchaft alle fünf Jahre 
eine folenne öffentliche Zufammentunft in zugelaßner Froͤhlichkeit 
halten möge, jedoch, daß auch bei felbiger alsdann aller unnöthi» 
ge und überflülfige Aufwand unterbleibe. 

Das letztere geſchah denn aud ziemlich regelmäßig alle 3 
Sabre zu Pfingften. Um aber jede Ungebührniß abzuwehren, heiße 
es in den fihon 1590 für die Schmelzer Knappfchaft entworfenen ers 
haltungöregeln, fowollen wir: daß ein jedweder ſich dieſes Orts etzrbar⸗ 
lich und befcheidentlich mit Worten und Geberten erweifen, «lien Un⸗ 
willen und Feindfchaft bei Seite fegen, mit moͤrdlichem ober ger 
fährlihem Gewehre die Gemächer nicht befchreiten, alle Goftebe 
läftereien, Werläumdungen und ungebührende Reden, übermäßte 
ges Bollfaufen, von einem Tiſche zum andern Laufen, Geſcheci, 
Geplärre und Geplage mit den Kannen, Tellern, auch alle aws 
dre Ueppigfeiten, fo oftmald zu großem Widerwillen Urſach ge« 
ben, vermeiden, in Gottesfurcht und Fröhlichkeit der Brüderſchaſt 
mit vernünftig bergmänniichem Gefpräche beimohnen und fe einer 
oder mehrere aus den gemeinen Brüdern etwas vorzubringen 
hätte, der ed mit Erlaubniß der Zechmeiſter in glimpflicher Be⸗ 
fcheidenheit thun, darauf auch mit billigem Beſcheide verfehen 
werden folle. Hiermit, beißt es dann weiter, follen auch elle 
die, welche unehrlicher Thaten überwiefen oder nicht ehrlich gor 


— 13 — 


boren find, fich diefer ehrbaren Brüderfchaft enthalten, damit fie 
mit Echimpf nicht abgewiefen werden dürfen und es foll Keiner 
folder Brüderſchaft einverleibt werden, er habe benn feiner ehr: 
liben Geburt genugſam Zeugniß und Kundſchaft vorgelegt oder 
durch gewifle Zeugen, deren zum wenigften zwei fein follen, beis 
gebracht. Endlih und bieweil diefe Zufammenkunft eine ehrbare 
VBerneuerung der uralten Schinelzer » Zeh s Brüderfchaft und bei 
Tage zu halten Herkommens ijt, jo wird ein Jedweder ſich Mit⸗ 
tags 12 Uhr zurecht einfinden und wenn er jih an Efien und 
Trinken ergöget, die Zeit nah Haufe zu geben in Acht nehmen. 
Denn nach eingezogner Fahne wird Kühe und Keller zugefchlofs 
fen und Keinem weiter Speid und Zranf gegeben. Darnach ſich 
ein Seder zu achten und vor Schaden und Strafe zu hüten. — 
Ein großer Knappihaftsihmaus dieſer Art fand unter anders 
am 2. und 3. Pfingftfeiertage des Jahres 1714 flatt, wo täglich 
1400 Derfonen an 97 Zifchen gefpeift wurden, und ein andrer 
am 23. Mai 1825, wo an 4 Zafcln 301 Gedede bereitet, waren. 

Am woblthätigften wirkten diefe Knappſchaften da⸗ 
durh, daß fie zuerft auf dem Brand, dann aber auch im 
Freiberg dad Schulgeld für die armen Bergwerkskinder bes 
fritten.. Es mußten zu diefem Behufe feit 1779 von den Ges 
werten 4 Pf. wöchentlich für jeden in Pochwerten und Scheide» 
bünfen anfahrenden Bergknaben entrichtet, aucd zu diefem Be⸗ 
hufe beflimmte Acciöbeträge von den nicht zur Stadt kommenden 
Materialien an Pulver und Eifen zur Knappſchaftskaſſe abgeges 
ben werden. Damit aber auch diejenige bergmaͤnniſche Jugend, 
welche fih zu Pünftigen braudbaren Steigern und Geſchwornen 
bilden wollte, die nöthigen Vorkenntniſſe erhalte, trat 1770 bie 
Freiberger Bergſchule durch die Berghauptleute von Deynik und 
Charpentier ins Leben. Sie fand in Verbindung mit der Ale» 
demie, und der Schichtmeiſter Hecht, feit 1816 auch an der 
Akademie angeflellt, war ed vor allen, welder diefer Schule einen 
größeren Wirkungskreis erwarb. Er lehrte unter andern 1814, 
wo fie 53 Zöglinge zählte, Arichmetil, Geometrie, Trigonometrie, 
die Anfangögründe der Markſcheidekunſt und gemeine Bergbaulunfk, 
der Edelgeſteininſpector Breithaupt, jet ältefler Profellor an bes 
Akademie, Mineralogie, des Coudukteut Varve eräheilte äinteuirht 





im Mafchinen: und Planzeichnen und ber Oberbergamtöfeßretär 
Köhler in der deutſchen Sprache und ten Anfangsgründen bes 
gemeinen Stils. Dieß alles gefhah mit einem jährlichen Auf⸗ 
wante von 230 Thalern. j 
Bei allen den Wohlthaten aber, welche die Knappſchaft 
dem Bergftande verfchaffte und bei allen den Freiheiten, welche 
derfelbe noch außerdem genoß, als z. B. der ihm 1816 vom. 
neuem zugeftandenen Freiheit von aller militärifchen Anmwerb « 
und Refrutirung fowol für ihre eigne Perfonen ald zu einem 
Seldbeitrage (nur zu Minirern durften fie genommen werben, 
wie dieß auch 1812 mit 200 Bergleuten wirklich der Jall wer), 
der 1822 neu beftätigten und erläuterten Zreibeit von Quatems 
ber: und andern Abgaben, welde nit auf den Srundſtücken 
lagen, der Magazingetreidelieferung, den Zuhre und den meiſten 
Fagddienften, wie dieß die Refolutionen vom Jahr 1909 noch⸗ 
mals ausdrücklich verordnen, wozu feit 1664 noch das Schutzgeld 
für die unangeſeßnen bemeibten Bergarbeiter, und 1807 bie Bel: 
träge von den Auflagen zur Aufbringung der franzoͤſiſchen Con⸗ 
tribution fowie 1816 die zur Ausgleichungskaſſe famen, konnte 
doc in Zeiten der Theuerung der Bergmann bei feinem wöcents 
lichen Lohne von 22 Gr. nicht füglicy beftehen. Belam doch ſelbß 
der Oberſteiger bei einer Ausbeutezehe nur 2 Gülben und 
war fie weitläufig 2 fl. 6 gr.; bei einer, die fich felbft” verbaute, 
1 fl. 12 bis 15 gr. und bei einer Zubußzeche 1 fl. 9 gr. Das 
leßtere war auch ein für allemal das Lohn des Unterfteiger. 
Daneben erhielt der Steiger quartaliter 16 Gr. Unfchlittgeld und 
8 Gr. Beilgeld, der Schichtmeifter, der freili mehr als eine, 
doch nicht mehr al& acht Zechen unter fich haben durfte, follte fe 
nach Befchaffenheit derfelben 1 fl. 9 bis 15 oder 1 fl. ja ſelbſ 
bloß 1% oder gar 6 bis 8 Gr. wöchentlich befommen. Wir fin 
den daher ftetS in Zeiten, wo die Nahrungsmittel im Preife ges 
fliegen waren, das Bergvolk fhwierig und zu Unruhen geneigt. 
Ihre Klagen ftellen die mehrgedachten Refolutionen folgender 
Maßen dar: Ald auch die Berg: Knapp» und Brüderſchaft fi 
beflaget , daß bei den Wochenmaͤrkten zu Freiberg das wenigfle 
Korn auf Öffentlihen Markt gebracht, fondern die Kornfuhrleute 
außer folcher Zeit auf andre felbft beliebige Tage zu den Bädern 





— 117 — 


vor die Häufer beflelt würden und biefe ihnen öfter vor Die 
Thore entgegen gingen, gewiſſe Abrede mit einander zu nehmen. 
Inmajfen die Bäder gleihergeftalt an Markttagen viel Korn vor 
dein Thore und ehe der Wilch fiele, kauften, nicht weniger bie 
Marktmeiſter bei den Kleifh» und Brodwagen ten Knappſchafts⸗ 
Aelteften, fo dem alten Herfommen gemäß mit dazu gehörten, 
allerhand Hindernig, Aufınthalt und Verdruß machten, alfo au 
die Etabtbäder den vor der Stadt und in umliegenden Dörfern 
fih aufhaltenden fogenannten Plagbidern und Müllern (von des 
nen feit 1784 nur wenige und feit 1808 gar Beine mehr famen) 
die Zufuhre vermehren wollten, ta tod dem armen Bergmann 
zu gute diefe Begnadigung und Freiheit von uralten Zeiten Der 
kommens und obbemeldete Platzbaͤcker und Müller ein jetes Gros 
fhenbrod zum wenigftens acht Loth wichtiger und über das Stadt 
büdergemwicht baden müſſen; (die Semmeln der Siebenichner Bider 
folen laut Refcript vom Jahr 1771 um 6 Loth fchwerer fein). 
Ferner die Seifenfieter über die Grubenlichte, wozu fie Doc, öfters 
alt und riehend Inſelt nähmen, ſich eined Zwangs anzumaßen 
ſuchten, desgleichen Fleiſch und Fiſche ziemlih übertheuert wür⸗ 
den. Nicht minder die Höcken Butter, Käfe, Obſt und alle andre 
Zugemüſſe nit allein vor und in der Stadt auf öffentlichem 
Markte, fobald es herein zum feilen Kauf fäme, auf und wegs 
Fauften, fondern aud auf die Dörfer liefen und es Zudermeife 
vor ihre Däufer führen ließen, ſolches auffhütteten und damit 
ftrafbare Zheuerung madıten. Geftalt audy die Thorſchreiber durch 
ihre Weiber glei unter den Thoren ein und andres kauſen und 
hernach theurer geben ließen. So wollen Wir durchehends alle - 
Ungebürniß abgeftellt haben und har der Rath zu Freiberg in⸗ 
fonderheit diefermegen zulänglide und nachdrückliche Verfügung 
zu thun, damit Wir bierunter ferner nicht bebelligt werten mö⸗ 
gen. Kerner find aucd tie Bergleute früh und Abends bei dem 
Gins und Audfahren ohne Entgeld zu den Thoren ein» und 
auszulallen. Inmaffen wegen des Stadtwachtmeiſters geforderter 
Discretiondgelder ſchon oben Abftelung geſchehen, auch iſt inſon⸗ 
derheit wegen ber an der Halsbrücke und in dieſer Gegend Arbei⸗ 
tenden die WBeranftaltung zu machen, daß fie Abends nad) ber 
Schicht am Meißniſchen Thore zum Pförtel, wie vormeid,: up 





— I — 


Ehlr. 6 Gr. 8 Pf. eingekauft und baren BONIE —— —— 
8%], und 5324 Scheffel zu 4 Thlr. abgelaflen hatte und ben landes 
herrlichen Kaffen 198600 Thlr. fchuldete. Zur Aufbewahrung 
des Getraides für das Bergmagazin fo wie für bad Militairma⸗ 
gazin wurde die ehemalige alte herzogliche Refldenz, dad Schloß 
Sreubenftein, eingerichtet, einem churfürftlihen Proviantverwalter 


eine Wohnung darin hergeftellt und 1801 aud bie ehemalige ' 


Schloßkirche, welde noch 1728 und die folgenden Jahre einem 


Theil der Petrigemeinde zum Interimdgotteöbienfe gedient hatte, 


in ein Magazin umgewandelt. 

Es bedarf nach alle dem, was biöher mitgetbeift wurde, 
feines befondern Beweifed mehr, wie der Bergbau ſtets ein Schooß⸗ 
Eind des Wettinifhen Zürftenhaufes war. Der Grund hierzu ing 
theild in der Menge der Perfonen welche fich lediglich davon er» 


nährten und die im Jahr 1791 5187 Perfonen ausmachten, fo 


dag in 10 Jahren 5. B. von 1792 — 1808 eine Summe von 
5,351,414 Thlrn. 7 Gr. 1 Pf. für Arbeitsläöhne, Bergs. und Bau⸗ 
materialien, $uhrlöhne u.f.w. in Umlauf fam, und von Weißen⸗ 
bach die Bevölkerungszahl in Sachſen, für weiche bad Bergwerkb⸗ 
gewerbe theils Bedingung theild weſentliches Mittel ber Eriftenz 
it, auf 60000 Menſchen und das, was die zum Bergweſen g6 
börigen Perfonen in Freiberg allein verzehren, jährlich auf 130000 
Thlr. anichlügt, ohne den Gewinn von den 40 bis 50000 Thirm. 
für bezogne WBergmaterialien mit zu rechnen; theils in ber oft 
mald und 1660 noch befonderd von Johann Georg Hi. ausgeſproch⸗ 
nen Üeberzeugung, wie die Bergmwerfe in dem Churfürſtenthum zu 
allen Zeiten für ein herrlich und großes Kleinod schalten worben, 
aus welchen ein vortreffliber Reihthum, fo fa nicht außpurech⸗ 
nen fein will, durch Gotted Segen genommen, Land unb. Leute 
zu großem Vermoͤgen und Aufnahme gebracht, fdhöne Städte, 
Kirhen, Schulen, Häufer, Schlöffer und Dörfer erbaut, auch 
Geld und Geldes genug eingeführt worden fei. Betrug body bie 
Summe ber Ausbeuten im Freiberger Revier von 1531 bis mit 1630 


48690, von 1631 bis mit 1730 19646, von 1781 aber bie 1880- 


4879815 Thlr. 4 Gr. Damit ift nun das Ausbringen noch gar 
nicht gerechnet, weldes natürlich viel höher ift und wefentlid 
dem Staate zu gute gebt. So betrug daflelbe in der Zeit von 


A 


unter der obrigfeitlihen Taxe zu verlaufen. Auch er ward arretirt 
und beitraft. Verſchiedne Drohreden kamen jet zur Kenntniß 
ber Behörden. Ald daher am 2, Oktb. die gewöhnlidye Berg 
quartalpredigt ftattfand, wie fie noch außer der täglichen Andacht - 
vor tem Einfahren, weiche 1595 bereits angeorbnet worden ift, 
feit dem Jahr 1649 ale Quartale im Dom gehalten wurben, 
traf man im Voraus ſolche Anjtalten, daß die Ruhe ungeachtet 
des großen Zufammenfluffes von Bergleuten nicht weiter geſtört 
wurde und das Gavalleries Commando die Stadt wieder verlafs 
fen konnte. | 
Frühere Unruhen wegen des Brodpreiſes wurden bereits 
oben erwähnt. Wenn gerade darüber Fein Unwillen mehr ent» 
ftand, fo ıft der Hauptgrund davon in der am 10. Febr. 1783 
beſchloßnen Errichtung eined Bergmagazins zu fuhen. Zwar hatte 
man auc fchon früher und namentlid in der Theuerung der Sabre 
1771 und 1772, wo zulekt der Scheffel Roggen 1% Thlr. koſtete, 
aus der Oberzehntenfafle Getraide eingefauft, um ed den Berg⸗ 
leuten wohlfeiler ablaffen zu können, und die Koften dadurch aufs 
gebracht, daß von jedem Thaler der Erzbezahlung den Gewerke 
fhaften 8 Pf. abgezogen wurden, welches eine Summe von 19698 
Zhir. madte, allein eine Ordnung in die Sache fam doch erfl 
1785. Hier ward am 10. Febr. vom Oberbergamte unter Zuzie⸗ 
bung einer Deputation des Stadtraths, welder nah Maßgabe 
der mehr gedachten Refolutionen die auswärtigen Gewerken ver: 
treten follte und den am flärfiten d. b. mit mehr ald 10 Kuren bes 
theiligten Gewerfen, fo weit fie bier oder in der Umgegend wohne 
ten, fo wie der Schichtmeifter und Zubußboten auf höchſte Anord⸗ 
nung bie Erridtung eines fländigen Bergmagazind berathen. 
Man wurde bierbei unter Vorſitz des Berghauptmanns von Hey⸗ 
nig in der Hauptſache über feine Einrihtung und WBerfaflung 
einig und erlangte fo die Grundzüge zum Bergmagazinregulae 
tiv. Man bewilligte einen Abzug von 3 Pf. von jedem Xhaler 
der Erzbezahlung, nämlih 1 Pfennig zur Dedung des Regie⸗ 
aufwandes und ® Pfennige zur Wiedererflattung der churfürfitie 
den Vorſchüſſe. Freilich reichten diefe Abzüge in theuren Zeiten 
nicht aus. Sie mußten 5. ®. 1805 auf daB Doppelte erhöht wer⸗ 
den, wei dad Bergmagazin bamald 33058 Sqeffel für 205008 





_ 18 — 


gehfndert einfommen Fönnen und nicht etſt ink die "Statt Yonuk 
bis zum Hauptthor (dem erbiſchen Thor) laufen müffen. (Ein 
ordentliche Thorgeld wurde nämlich erfi am 8. Mai 1780 am 
erbifhen und feit 1787 am Peteröthore, feit 1808 andy am Kreuf- 
thore und feit 1825 am Meißner Thore eingeführt. Es Betrug 
für den Wagen 1 Gr. und für den Fußgänger 3 Pf. Das 
Donatöthor blieb bis 183% des Nachts verfchloffen: Das Geld 
floß in die Kranken» und Begräbnißfaffe der Etabtfoldaten.) ° 
Es fanden daher fortwährente Reibungen zwiſchen ber 
Bergbevölferung und übrigen Einwohnerfdyaft flat. So rottk 
ten fih den 28. Febr. 1728 die wegen des Lohntags zur Stadt 
gefommenen Bergleute zufammen, weil die biefigen Gewerfeh 
die bergfertigen Bergleute nicht aus den Grubenfaffen fenberk 
aus ber Knappſchaſtskaſſe unterflüst wiffen wollten. Sie hielten 
fi dabei gegenfeitig davon ab einem hiefigen Einwohner etwab 
abzufaufen und verübten einige nicht eben bedeutende Gewalt; 
thätigkeiten, welche zu einer Unterfuchung Anlaß gaben. De⸗ 
deutender war der Vorfall am 21. Aug. 1790, Hier jeigten bie 
Bergleute ihren Unwillen über die Höder, warfen’ die Wagen 
und Obftförbe derfelben um, raubten die Waaren umb: zegen 
fih dann zurüd, Da diefer Streich gelungen war, fe drachtü 
bald auch zu Brand Unruhen aus. Das Kreitamt lieh den 
nigen Bergmann, weldyer fie erregt haben follte, verhaften. Ju 
Folge deffen rottirten fi einige hundert Bergleute von bier umd 
aus Brand vor dem erbiſchen Shore zufammen. Da warb ihnen 
der freie Einzug in die Stadt verfagt. Sie verlangten num we 
ter mancherlei Drohungen vom Barnifoncommandanten bie Aub⸗ 
* lieferung des Arreftaten. Der Commandant fonnte natürlidy dieſemn 
Anverlangen nicht entfprechen, ließ Allarm ſchlagen und Kanouen 
vor der Hauptwache, wo der Arreftat verwahrt war, auffähren: 
Bei folhen Beranftaltungen, welche noch durch das Einrücken 
eined Savalleriedetachements unterftüßt wurden, unterblieben num 
zwar die Gewaltthätigfeiten, zumal da bald darauf jener Ge⸗ 
fangne in dad Zuchthaus abgeliefert worden war, allen «6 kam 
doch bereitd? am 11. Sptbr. wieder zu einem bebenfliden Auf» 
tritte, indem an biefem Tage ein Bergmann, Ramend Gcheun- 
pflug, die hier feil haltenden fiebenlehner Bäder nöthigen wollte, 





abgelegt ober feirig gemacht werben. Cablich jedoch leß man 
(ums Jahr 1618) der großen Waſſersnoth halber und weil die 
Kupferkieſe gering waren, auch bie Gewerken aus dem Beide 
gingen, nad) gehaltener Befahrung von obergebirgifchen Menu: 
ten die Waſſer in der Fundgrube Obere 1 und Untere 1 Dash 
aufgehen. 

Ein zweites für dad Freiberger Bergrevier wichtiges: Bery: 
gebäude ift die Hohebitke nebft Hermes. Sie tritt mit unserer 
3. 4. Maaß im Jahre 1538 zuerſt als Ausbeirtegrube anf. uch 
ſchließt 1794 mit einer fpärlichen Ausbeute, nachdem ihre Haupt⸗ 
betrieb bereits 1690 beendet war. An Ausbeute uhb-weicherer: 
flattetem Verlage (diefer wird feit 1685 befonders In bes Ausb 
tebogen aufgeführt) hatte dieſer Gang in ber angegebwer Belt 
2674339 Thlr. Cour. gegeben und fein Gefammtandhringew. be 
trug bis 1803 in Brandfilber 478939 M. 10 2. 3 Du. nr 
an $einfilber 158510 M. 3 Qu. 

Als drittes Hauptgrubengebäude, welches dur Fr. PR 
eine eigne 462 Seiten ftarke Beſchreibung erhalten has, ſchließt 
fi den obigen der Himmeldfürft hinter Erbisdorf au, beſſen 
Feldbereich fich aber im Lauf der Zeit allmählich vergrößert dat 
und jetzt manche Grubenfelder in ſich fchließt, welche früger une 
anderem Namen felbfiftändig lieferten, wie 3. B. feine Beilcha 
weißer Schwan und volle Rofe ihrer Seite 20787 Ausbente ga⸗ 
ben. Er tritt vor 1684 nur in den Sahren 1573 bis 1580 mit 
149 Thlr. Cour. Ausbeute auf. Seine Blüthe begann ef 
1684. Im Jahre 1747 aber traf man hier ein fo reichhaltiges 
Glas⸗ und rothgildig Erz, daß der Gentner 811 Loth Silber ente - 
hielt und bie erfte Lieferung 666 M. 6 2. 1 Qu. Silber, 6008 
Zhlr. am Werthe, betrug. Im Jahre 1749 den 12. Aug. fand 
man aber hier unter andern ein Prachtſtück von 2'/, Geutuer 
gewachſenen Silber- und Glaserze, welches 2500 Thlr. am Werth 
war und vom Gchichtmeifter Zeiß dem Churfürften in Preisen 
zur Anſicht überreicht wurde. Seine Anrebe lautete: 

Großmädhtigfter Auguſt! 
Hier koͤmmt vor Deine Augen 
Gewachſen Sitbererz, fünfviertel Gentner ſchwer, 
Die Grube Himmelsfürk hat ſolche Schäpe mehr. 





Hier verflummte er, und die noch rüdfändigen 7 Werfe 
blieben weg, doch die prachtvolle Stufe redete eine bevebtere 
Sprache ald jene lahmen Berfe und hohe Freude und Bewun⸗ 
derung endigte die Scene. Dieſes Grubengebaͤude gab vom Quar⸗ 
tal Rem. 1769 bis mit Quartal Luciä 1831, alfo 63 Jahre 
lang, vierteljährlich 32 Speciedthaler Ausbeute, ungerechnet einer 
im Jahre 1770 erfolgten Ertravertheilung von 50 Species, alfe 
nur allein während diefer Zeit 1434028!/, hir. Ausbeute und 
beachte in demfelben Zeitraume 688685 M. 1% &. 1 Qu. Fein⸗ 
fiber aus. Um dad Verhaͤltniß der obigen Einzelvertheilung zur 
Sefammtfumme deutlich zu machen, erwähne-ih no, daß in 
Freiberg eine Zeche oder Stolln in 128 ‘Kure eingetheilt iſt, bie 
Ausbeutevertheilung aber nad 124 Kuren gefdyieht, indem 1 
Kur an den Grundherrn zum Erbtheilkux, 1 Kur an die Berg: 
Inappfchaft zur Almofenbühfe und 2 Kure für die Stadt am 
die Rämmerei fommen. Die Grube felbft liefert heute noch Ihre 
Ausbeute, und hat deren feit 1624 über © Millionen geliefert 
und dies alle bei einer vorbergegangenen Zubuße von 8881 
Thlrn. Als fie daher im Jahre 1818 ununterbrochen 50 Jahre 
lang jedes Quartal die oben angegebene Ausbeute gegeben hatte, 
befhloß man vom Münzgraveur Stadelmann eine Denkmünze von 
5 Zhlrn. am Gehalte prägen zu laflen und fie dem Könige zu 
überreihen, der gerade fein funfzigjähriges Regierungsiubiläum in 
demielben Jahre mit derfelben allgemeinen Theilnahme durch Berg 
paraden u. f. w. feierte, die ſchon feine Ruͤckkehr am 18. uni 
1815 hier gefunden hatte. Sie enthielt auf der einen Hauptfeite 
ded Königs Bildniß mit der Umſchrift: Friedrich Auguf, Kb 
nig von Sadfen, feit 50 Jahren Water feines Volks und Bes 
fcbüger des Bergbaued, unter dem Bruſitbild in einer von einer 
Schlange (dem Symbole der Ewigkeit) gebildeten @infaflung: 
Am 15. Septbr. 1818, auf dem Rande ganz unten: Gott fegue 
Sadfen. Die Rüdfeite vom Münzgraveur Krüger ſtellt die Geo 
gend des Dimmelsfürften dar mit der Umfarift: Himmeldfärfl, 
Fundgrube hinter @rbisdorf, gab felt 50 Jahren 1100458 Zhle. 
16 Gr. Ausbeute. Unter der Landſchaft als Zeichen des Berge 
baues Schlägel und Eiſen. Auf dem untern Theile des Bam 
des: Gott erhalte den Bergbau. Go zogen 7* Dreöden 





— 14 — 


am gedachten Tage Mittags 18 Uhr von der Wilsdruffer Straße 
aus ſechs Knappfchaftsälteftien in Bergparadeuniform mit ihren 
Schadthüten, Paar an Paar, dann ber Profeflor Sampadius 
mit zwei Alademiften, zwei Bergmeifter (einer vom Obergebirge 
und einer“ von Freiberg), ber Oberhüttenverwalter von Weiß, 
ber Bergfactor mit den beiden Oberfleigern vom Himmelsfürſt, 
welche legteren in Bergtrögen die Berggaben trugen, bie beiden 
Berghauptieute von Gutſchmid und von Trebra und wieder 6 
Knappſchaftsaͤlteſten aufs Schloß und überreichten hier feierlich 
1) eine Denkſchrift, welche Stüdwünfhe und Danffagungen und 
eines Weberblid über die feit 50 Sahren getroffenen Veranſtal⸗ 
tungen und Verbeſſerungen bei dem Bergbau enthielt. 8) %& 
Stüd der gedachten Jubelmünzen, nebft einer tabellarifchen Ueber: 
fiht der Ausbeute von 1573 bis 1818, woraus fi) ergab, daß 
mit 6912 Thlr. Zubuße hier von den Gewerken eine Summe 
von 1365632 Thlrn. gewonnen worden war. 3) eine vierpfünbige 
Stufe des reinften Silber, wie es die Natur nur geben kann, 
mit der vom Bergmechanitus Lingfe eingegrabnen Schrift: Him⸗ 
meldfürft Fundgrube lieferte 2176 Centner Silber von Remi⸗ 
niftere 1769 — Luciä 1818 in ben erften funfzig Regierung» . 
jahren des beften ihrer königlichen Bergherren Friedrich Auguſt. 
4) eine ?/, Zoll dicke Tafel bleiaͤhnlichen Glaserzes, auf deren 
Oberflaͤche vom vorgenannten Künſtler eine landſchaftliche Au—⸗ 
ſicht des auf dem Himmelsfürſten im Reicheltsſchachte erbauten 
Waſſergöpels (deren Einführung in Freiberg zum ſchnelleren 
Ausfördern der Erze von Trebra veranlaßt hatte), und 5) im 
zweiten MBergtroge Erze mittlern Gehalts aus den Bauen um 
den Reicheltfchacht. 

Aehnliche Dentmünzen hatten auch früher einzelne Gru⸗ 
ben jchlagen laſſen. Die ältefle d.rfelben ift die auf die Grube 
St. Anna und Altoäter zu Rothenfurt, geprägt von dem Münze 
eifenfchneider Martin Heinrich Ohmeifen im Jahre 16. Sie 
faßt einen Zirkel von 2?/,, Zoll im Durchſchnitt und wiegt ge- 
rade 1 Mark. Ihre Hauptfeite ſtellt die hohe fleinerne Waſſer⸗ 
leitung über dad Muldenthal in einer Bogenftelung von 10 
Pfeilern dar, zwifchen deren dritten und vierten Pfeiler der Mul- 
benftrom hindurchfließt. Auf diefer Bogenftelung gehen bie Auf: 





fhlagewafler in Spundflüden berüber, fallen in einen offenen 
Graben ein und fegen ein im Vorgrunde angelegtes und mit einer 
hölzernen Radſtube überbautes Kunftgezeug mit Zeldgeflänge, 
das nad) einer Kunſtkaue fortgezogen ift, in Bewegung. Zur 
Seite jind zwei andre Schädhte fihtbar. An vorgedadhte Mo: 
genftelung lebnt ſich unten die Meißner Brüde, auf welche die 
Hauptfiraße bei dem erften Pfeiler eintritt, mit ihren vier fleis 
nernen Wölbungen an. Unter der Abfchnittölinie an einer Leifle 
„M. H. 0.” ftehet in einer Verzierung der Name der Grube St. 
Anna. Im Hintergrunde aber ift eine Tagefituation mit Wal⸗ 
dungen und Kauen und zur Linken ein Göpelgebäude mit einer 
Ausſchlagkaue angelegt. Die Umfchrift des obern halben Zir⸗ 
feld von zwei Zeilen heißt: 
Was Menfhenkand mit Gott thun kann, 
Das fiebt man hier mit Wunder an. 
Auf der Kebrfeite erfcheinet dad Innere ded Grubenbaues 

im Profil. Man fieht einen Kunftfhadht mit einem unter 
Tage eingebauten Kunftrade, woran doppelte Geftänge fpielen, 
neben welchen zwei Arbeiter ausfahren. Aus dem Tiefſten fleigt 
tinfer Sets ein mit 6 Bohrknechten und Gänghäuern angelegter 
Stroßenbau auf, wo verfdiedene Käften über einander gefchlas 
gen ſind. Faſt im Mittel des Kunſtſchachts iſt ein verlaflener 
Presbau mit Ueberhauen verführt. Auf die erfle Gezeugfirede, 
Die in ganzen Xhürflöden ſtehet, und wofelbf ein Karrenläufer 
binläuft, kommt ein Ziehſchacht vom Tage herein. Der weite 
Stoß des Kunſtſchachtes ift nicht ganz aufgehauen. Ihm zur 
Seite it noch ein Treibeſchacht abgefunfen, über welchem ein 
Pferdegöpel auf einer großen Halde nebf einem Treibehauſe 
ftebt. Der Hintergrund ſtellt gleichfalls eine Situation von abs 
wechfelnden Gebirgen mit Wald: und Aderbau dar. Eine Hand 
aus den Wolfen reiht von oben eine Münze mit den Chur⸗ 
fdmertern herab. Die Randſchrift ift in ihren chronographiſchen 
Berien: 

gJb zVbVs. arbeR, 

wart Der zeJt 

es foLgt aVsbeVt 

DJe DJICh erfreVir, 





Zu ihrer Maffe wurden 8D M. 132. 8 Du. Sitte is* 
den Medailleur engewielen, alfo nur 89 Stück geſchlagen. Die 
Ausbeutevertheilung an die Gewerken in Anna und Altwäter er⸗ 
folgte aber auf dad Quartal Erucis 1690 mit 24 Florengrofchen 
(Species) auf ein Zweiunddreißigtheil oder 4 Kure nady Alterems 
bis 1698 gültigem Rechnungsſtil. Denn wenn auch 1607 bez 
Zinnaſche Münzfug eingeführt und die feine Mark u 10 The 
12 ©r., der Thaler aber zu 24 Gr., vom März 1690 nad Dem 
Leipziger Münzfuß bie feine Mark zu 12 Thlr. audgeprägt we’ 
den follte, fo blieben bie eigentlihen Thaler body immer ur 
eingebildete Zaͤhlthaler und die Gewerken erhielten bis ITEB, vom 
wo an befanntiih die feine Mark zu 13 Thlr. 8 Br. ober 1® 
Specieöthaler ausgeprägt wurde, die Nusbeute fortwährend zu 
9 Stück auf die feine Mark (alſo Gulden oder Florengroſchen) 
Die Grube fand in den Jahren Luciä 1687 bis Erucid 1741 
unter mandyen Schwanfungen in Außbeutevertheilung unb Freie 
verbau, verfiel aber während ber Dauer bes fiebenjährigen Sriegb 
Reminifcere 1757 in Friſt und in Meminifcere 1759 ganz ins 
Freie. Zu den vorzüglichſten Gruben der Freiberger Revier 
fie nie gehört. us 

Wohl aber gehörte Hierzu Beſcheert Süd, Ausbeubegedhe 
hinter den drei Kreuzen, welche ebenfalld eine ſolche Deukmünze 
vom Sabre 1786 aufzuweiſen bat. Die Dauptfeite derſelben 
enthält dad Bruſtbild des Churfürften in Hermelinmantel ed 
fehbend mit rückwaͤrts zufammen gebundenem Haar, bem Ordens⸗ 
bande und dem nach der rechten Seite daran hangenden Stern. 
inter demfelben fteht der Name des Stempelfchneiberd: Stieler 
F., die Umfchrift heißt: Friedrich Auguft Churfürft zu Sachſen. 
Auf der Kehrfäite fieht man die Gegend der Brube mit ben Ta 
gegebäuben zur rechten und einen Böpel zur linfen Hand, wer 
welchem ein Steinbrudy fidy befindet, und bie Umſchrift: We 
ſcheert Stüd Fogr. ohnweit Freyberg. Der Abſchnitt enthält bie 
Worte: Kam in Audbeute im Quartal Erucis 1786, darunter: 
2, Mark fein Silber. Es bat diefe Grube, zu welder fpäter 
audy Gnade Gottes und Palmbaum gefchlagen wurde und deren 
Beilehn Habacht vor der Vereinigung gleichfalls 19891 Thlr. 
Ausbeute gab, in ber Zeit ihrer Bläthe von 1786 bis mit 1988, 









— 1897 — 


453376 Thlr. Cour. und in ber ganzen Zeit von 1697 bis 1880 
5324118 Thlr. Ausbeute (im Iabre 1804 17 Specieöthaler 
auf den Kur) gegeben bei einem Gefammseusbringen von 53896 
M. 3 8. 3 Qu. Brand: und 513198 M. 14 &. 1 Qu. Fein: 
filber, und dieß alled gegen eine vorhergegangene Zubuße vom 
11304 Thlrn. Sie beichäftigte im Jahre 1801 800 Arbeiter 
und fand in demfelben Jahre maflivderbes Silber, wovon der 
Gentner 215 Ward fein Silber enthielt und Dornftein mit ber: 
bem Silber» und Glaserz, wovon der Gentner 54 M. 4 2. Sil⸗ 
bergebalt hatte. Der Bergfaltor Moßdorf überreichte 2 Schau 
Rufen von diefen Anbruche dem Finanzkollegio und flattete hier⸗ 
auf dem König felbft Bericht darüber ab. 

Im Sabre 1750 trat endlih aud Alte Hoffnung Gottes 
Erbftolen zu Kleinvoigtöberg in Lieferung und gab vom Reninife 
cere 1784 bis mit Reminifcere 1801, alfo 69 Quortale lang, 
vierteljährlih 24 Speciedthaler Ausbeute. Sie gehört wie ber 
Himmeldfürft noch heute zu den Ausbeutezechen, daher erwähne 
ih blos, daß die Summe der Ausbeute von 1772 bis 18189 
537600 Thlr. Courant ausmacht, bei einem Audbringen von 
1855891 M. 58. 2 Qu. Die frühere Zubuße hatte 17173 Zhlr. 
betragen. 

Yindere ehemals bedeutende Ausbeutsgruben find noch: bie 
früher erwähnte alte Mordgrube, welche feit 1556 bis zum 
Jahre 1649 in mandem Quartal bis zu 18 Klosengr. auf ben 
Kur Ausbeute gab, Kröner über dem Scafbofe bis zum Jahre 
1739, wo er nur noch 12 Zigr. gab, Kuhſchacht ſammt Methus 
falem in ber Vorſtadt mit 169813), Thlr. bis zum Jahre 
1710, Scgen Gottes und Herzog Auguflus bei den drei Kreus 
gen mit 71145'/, Bl. auf die Jahre 1618 bis 1764 und in dem 
nädften 37 Jahren noch 67413'/, Thlr. Hoffnung Gottes zu 
Zangenau mit 512 Xhirn. im Jahre 1763. Außerdem: Donat 
hinter Erbisdorf obere 3. 4. 5. Maaßen von 1759 an. Gelobt 
Land gleihfal8 hinter Erbisdorf von 1754 an. Sonne un» 
Gottesgabe ebendafelbd von 1700 an. Der Morgenflern am 
Muldenberg feis 1741. Reue Hoffnung Gottes zu Bräundborf 
feit 1730. Der junge Morgenflern ſammt Alesandeı Erbſtollen 
am Muldenberg, von welcher 1001 dan Kur zu 309 Khls. Im 





— 18 — 


riet war, ferner Bott mit und ſammt neuvermuthet WeRiikii 
ber- Halöbrüde von 1757 an, ber oben erwähnte Ghurpeiuy 
Friedrich Auguft, Segen Gotted zu Gersdorf und Hülfe Gottes. zu 
Memmdorf. Endlid Himmelfahrt fammt Abraham vorm Die 
natöthore, die fchon feit 1754 Auöbeute gab, indeſſen ihrer Bih- 
the nach erſt der neuern Zeit angehoͤrt. 

Obwol nun die Ausbeute des Freiberger Bergbaus die 
Zubußen ber Gewerken im Sanzen genommen reichlich genug bes 
lohnt bat, und in den Jahren 1701 —1800 3. B. auf 1000000 
Thlr. 3143)... Pf. Zubußen 3579777 Xhle. 8 Pf. Aubbeuten- 
fielen, alfo die Gewerken ihr Zubußkapital mit einem Ueberſchuß 
von 85 Prozent zurüderhielten, -fo hatte doch bie Mergbame 
luſt mehr und mehr abgenommen, weil die Mehrzahl ber. Ger 
werfen bei biefer Wertheilung leer auöging und nur ‚einzelne 
Glückliche deſto höhern Gewinn davon zogen. Sehr wohlthätig 
wirkte daher feit 1764. die fogenannte Snadengrofchenkafte durch 
ihre Vorfchüffe, welche in manchem Jahre wie z. B. 1791 3908 
Thaler für arme Gruben unter der Bedingung vorfheß, daß 
dad Geld und zwar 12% Gr. von der Mark Silber bei ginſtigem 
Auöbringen wieder zurüderftattet werde. Namentlich konnten 
nun bisweilen auch foftfpieligere Bauten vorgenommen werben. 
Sie entlehnte zu diefem Zwecke 1767 eine Summe von 30000 
Thlr. gegen 4 Prozent Zinfen vom Himmeldfürften, ja 1798 bes 
nugte man fie auch dazu, um die durch Waflermangel einzelner 
Gruben feirig geworbenen Bergleute bei andern Gruben unters 
zubringen. Ihren Urſprung verdanfte diefelbe theild den Be⸗ 
lohnungen, welche ſchon Georg 1583, und nachher Auguſt L ia 
feiner Bergordnung vom Jahre 1554 für die Entdedung newer: 
Sänge auöfegten. Der letztere beflimmte bis ayf 20 @älben 
dafür. Johann Georg I. in feinem Bergdefret vom Jahre 1004 
flieg bei einem neuerfhürften Gange auf Silber bis 38, auf 
Kupfer bis 16, auf Blei bis 5 Gülden mit Ausfchluß der Gil 
berzahlung. Nicht weniger berwilligte er den Eigenlehnern und 
Uufnehmern alter Berggebäude und Züge von der Zeit ber er⸗ 
iten Hauptlieferung an fowol eine Neuntelbefreiung auf 4 Jahre 
als aud einen Zehnten- und BZwanzigften : Erlaß auf 6 Jahre, 
Johann Georg II. ſetzte hierauf in feinem Bergwerksabſchied vom 





— 189 — “. 


Jahre 1659 fe: ‚Nun Wir denn bishero gleich Unfern Hoch⸗ 
geehrten Vorfahren dasjenige, was Uns zu Unferm Antheil an 
den Aufgeldern außer Unferer Zehndengebühr, Schlägeſchatz und 
den Ausbeuten zukommen, nebft 1000 fl. alle Quartale zu hödft 
nothwendiger Erhaltung der Stollen und waflernöthigen Ges 
bäude aus dem Zehnden bezahlen. und dem anbauenden und in 
guter Hoffnung ftehenden Zehen zum Beſten anwenden laſſen.“ 
Die eigentliche Begründung der Snadengrofchenkafle aber fchreibt 
fihb von tem Beſchluſſe her, den die Gewerken im Sabre 1540 
faßten, den Ueberfhuß, der ihnen in Folge einer höhern Ausprä⸗ 
gung der Markt geworden war, zu einer gemeinfanen gegenfeiti- 
gen Unterftügungsfafle zu fammeln. Vom Jahre 1765 an wur- 
de nun ber Beitrag auf 1 Thlr. von der Mark gelieferten Sil⸗ 
bers feſtgeſetzt. Weil aber diefe Kaffe bei den mannigfady ge: 
fteigerten Anforderungen immer noch nicht außreidhend war, wur» 
den 1811 auch Vorſchüſſe aus der Kafle der Generalfchmelzads 
miniftration und des Magazind entnommen und endlich 1816 
die Bergbaufaffe dadurch gegründet, daß dem Freiberger Berg⸗ 
bau 120000 Thlir. als eine freie landesherrliche Unterflügung 
ohne Vorbehalt des fünftigen Wiedererfages gewidmet wurbe. 
Ebenfo fand der Bergbau da, wo man feine Gerichtsbarkeit 
oder andere Vorredhte anzweifelte, immer bei den Churfuͤrſten 
Schutz, mie died unter andern aus den in den Jahren 1609, 
1622, 1724 und 1764 erlaffenen Befehlen erhellt, und es fehlte 
ebenfo nit an Aufforderungen an die Einwohner der mit ber 
halben Steuer begnadeten Bergflädte ihrer Seits fleißig Bergwerk 
zu bauen. Denn die im Jahre 16828 bier auf Anfuchen der Freis 
berger Bürgerfchaft verfammelten Sommiffarien foüten benebft dem 
Rath die Bürgerfhaft zu Zreiberg dahin beſcheiden, — auf fon» 
derbar höflidhe Stollörter und Berggebaͤude, wohin fie ihres Theils 
Beliebung,, ein Nambaftige und Gewiſſes foldyer Befalt anzus 
wenden, damit Wir nicht im widrigen Fall von ihnen die völlige 
Steuer endlidy einbringen zu laffen verurfacht würden. Daſſelbe 
Bergdecret ſpricht fich aber auch zugleich hoöchſt mißbilligend über 
das zwiſchen dem Rath und der Bürgerfhaft mit dem Berg⸗ 
bauptleuten entflandene Unvernehmen aus. Sie follen, beißt es, 


einander führohin allen geneigten Dillen, behörige Focderniß 





und Ganbbintung erweifen oder Bir wollen im Begenfall; — 
da ein ſolches bertreten befunden ober einer ober der anden 
muthwillig vom neuem wieder unnöthig Gezaͤnke, wobei zumal 
in Bergwerken weder Glück, Gedieg noch Segen iſt, erregt, Um 
mit unnachlaͤſſig und ernſter Beſtrafung gegen ſelbige alle I 
zeigen, daß Unſer ungnäbigRes Mipfallen fottfam zu vermenfe: 
und andere fi daran zu ſpiegeln haben mögen, Freilich gah 
es zwifchen Rath und Bergamte gar mencheriei Berührungen 
die bei Wahrung ihrer gegenfeitigen Rechte zu Gtreitigfeitg: 
hrten. Da übte 3. B. ber Rath bad Recht aub Bine: gm: 
verleihen und Muthzettel darüber auszuſtellen, wie biet 
den Jahren 1573, 1614, 162), 1680 und zum letzen Müeie- 
1711 gelhah, am ‚Häufigften 1689, wo man auf dem billige 
ſchen Vorwerke und in Langerinne Zinnbergbau trich um: Die. 
Fundgrube zum rothen Löwen Zinn zur Ausbeute gab. Wa. 
den doch in den Jahren 1698 noch ſechs Gentner unb KPOB wie: 
Gentner Zinn in Freiberg geſchmolzen. Ald der Rath aber in 
Jahre 1714 eine Muthung des Förſters Pappe zu Dänafels auf 
Eifenftein annahm und die Schürfung außerhalb des Ckuptiweidhe. 
bildes erfolgen follte, da widerfprach das Bergamt dieſen Rechu⸗ 
und wies nah, daß feit 1571 Muthungen und Berleitungen. 
auf Eiſenſtein außerheib des Stadtweichbildes im Namen: Daß: 
Landesherrn vom Bergamte geſchehen feien. Dahingegen we 
allerdings in den Bergrefolutionen 1709 ausdrücklich angrfeumi, 
daß dem Stadtrathe zu Freiberg vermöge uralter Berfaffung ch⸗ 
fiege, für die auswärtigen Gewerlen Sorge zu tragen und Pen 
Beſtes zu beobachten. Auch follten zwei Rathöbeputirte bei Geis 
fellung der"Bergmwerlsmaterialientare zugegen fein. (Die Seel 
berger Bergfchmiede befamen aber 1708 ein für allemal ihm 
Taxe). Es war auch) bereitö am 11. April 1660 beſchloſſen wen 
den, ber Rath folle und wolle in Zukunft bei den Aufrechwume 
gen vor dem Oberbergamte (welches bald darauf im Jahre M 
von Anna Marie Schönfeben geb. Stegkin für feine Beretbungen, 
Acten u.f.w. um 2100 M. Fl. fih ein Freihaus in der Kirchgafle 
erwarb), wegen der Stabtlure ſich durch Deputirte vertreten Safe 
fen, um vom Stande der Dinge immer unterrichtet zu fein 
und allerlei abwenden zu koͤnnen. Nach bem Bergwerlächiikieb 









































vom Jahre 1629 follte fogar ein Ausſchuß von 6 oder 8 Berg: 
verftändigen oder redlihen Männern gewählt werden, mit wel: 
chen über wichtige Bergſachen zu berathichlagen frei. Daß bei 
dem Grbbereiten der Rath gleichfalls eine widhtige Rolle mit: 
[pielte, wurde bereits früher bemerft. Obwol aber in ber Berg: 
ordnung ded Churfuͤrſt Moris vom Jahre 1549 die Gollation 
dabei verboten wurde, verurfachte daflelbe doch den Bewerten fo 
viel Koften, daß der Rath in der Regel nur auf vielfältiges 
Drängen von Seiten des Bergamtd darauf einging. Es fand 
daher auch im ganzen achtzehnten Jahrhundert nur zweimal flatt, 
nämlih im Jahre 1712 und am 8. U. und 11. Juni 1750, wo 
es die 5 Ausbeutezechen Himmelsfürſt, Gelobt Band hinter Ers 
bisdorf, Neue Hoffnung Gottes in Bräunsdorf, Unverboffter Se- 
gen Gottes zu Dberfhöna und den Kuhſchacht vor der Stadt 
betraf. Es wurde bieled lebte Dal noch befonders feierlich mit 
bergmännifcher Parade unter dem Zuftrömen vieler taufenb ein» 
heimiſcher und fremder Zufchauer gehalten. Auf dem Himmels⸗ 
fürft war bei diefer Gelegenheit eine drei Gentner [were Stufe 
außgeftellt. 

Ueberhaupt waren Bergaufzäge mit der Zeit ein fehr bes 
liebte® Schauſpiel geworden. Wir haben oben bereit6 mehrere 
derfeiben namhbaft gemadt. Rod im Jahre 1557 wird und bie 
Kleidung der Bergbeamten hierbei als ein weißer bergmännifder 
Habit gef&ildert, 1576 wird hinzugefügt, daß fie auf den Häup⸗ 
tern Kränze von Nelken und in den Händen brennende Brus 
benlichter getragen hätten. Ihre Erfcheinung gefiel fo, daß 1668 
auf churfürſtl. Befehl 120 Berg: und Hüttenbeamte zu Pferde 
nab Dreöden erfordert wurden, den Churprinz bei feinem @in: 
zuge einzuholen, und daß 1719 zu den Feßlichkeiten des chur⸗ 
prinzlihen Beilagers aud ein Bergeufzug gehörte, welden über 
2000 Bergleute und fafl alle Bergbeamten vom bier und andern 
Bergitädten im Plauifhen Grunde bei Dresden bielten. Es 
wurden dabei alle Bergarten, alle Metalle und Mineralien und 
daraus verfertigten Figuren, wie aud die vornehmen Bergma⸗ 
(dinen mit aufgeführt. Bei dem Bergaufzuge zu Ehren des Ders 
098 Friedrid Wilhelm Adminiftratord von Baden im Jahre 
1595 waren zu aͤhnllchenn Zwecle 190 Siröge erforderlich gewe⸗ 





fen.‘ In unferm Zeitraume endlich hielt am 18. Novbr. IYEB 
das Bergwerk einen Aufzug von 1200 Mann, als die verwitt« 
wete Churfürftin, Prinz Zaver, Prinz Karl, Herzog von Churs 
land, Prinz Clemens, Bifchof von Zreifingen und bie Prinzeſſiu⸗ 
nen Elifabeth und Kunigunde hier verweilten, um das Bergbau 
und Hüttenwefen in Augenfhein zu nehmen. Diefem folgte 
1769, wo Friedrih Auguft am 12. Mai die Erbhuldigung unter 
mannigfachen Feierlichkeiten, Sinnbildern, Medaillen und Deks⸗ 
rationen hier entgegennahm, ein noch größerer von 2000 Beami: 
Es war dies dafjelbe Jahr, wo über die Berguniformen unb beved 
Gebrauch neue Beftimmungen gegeben wurden, zu denen 1798 
noch ein Reglement für dad Tragen der Interimsuniformen Bam; 
Mit diefer neuen Paradetracht begrüßte man unter andern am M 
Dctbr. 1781 den Prinzen Anton, am 11. Zuli 1991 den Churfärk 
und die Churfürftin, am 8. Mai 179% die Prinzeffin von Parme, 
ald Marimiliand Braut, die er hier empfing, am 4. Iuni 1808 
wieder den Prinzen Anton mit feiner Gemahlin Maria Thereſa, 
am 10. Febr. 1806 den Herzog von Weimar Karl Augufl, am 
14. Mai 1810 die Prinzeffin Elifabeth auf ihrer Durkhreife nach 
Karlsbad und am 16. Mai 1812 Napoleon und den König und 
die Rönigin, welche bereit8 am 15. Mai deshalb eintrafen. 
Am 12. Aug. 1812 ſah man wieder einen Bergaufzug zu. Er 
ren des Herzogs von Weimar, am 30, Octbr. 1817 zu: Eheim 
der Erbgroßherzogin Karoline von Toscana. Am 24. Mai 1816 
begrüßte man damit die Prinzen Friedrich Auguft, Clemens und 
Johann, melde die Stadt und ihre Umgebungen kennen lermen 
wollten und deshalb 3 Tage hier verweilten, am 23. Gepfir. 
1819 den Erbherzog Kranz von Toscana und den Prinzen Fried⸗ 
rih Auguf, 1822 die baierfche Prinzeffin Amalie Augufte ai 
Braut des Prinzen Johann, am 6. Novbr, 1825 die Prinzef: 
fin von Lucca‘, Marie Louife Charlotte ald Braut des Pringen 
Marimiliand, und am 10. Octbr. 1827 den König Anton bei 
feiner Huldigung, um der Empfangdfeierlichkeiten und WBergpare 
den bei Anwefenheit des Prinzen Auguft am 29. Juni 1829, uw 
ded Prinzen Marimilian, Auguft und Sohann, fo wie der Prin 
zeffin Amalie und der verwittweten Großherzogin von ok 
fana am 11. Juli 1829, der Prinzeffin Marie Augufte am 


















































29. Aug. 1830 und bed Prinzen und Mitregenten Friedrich Au- 
guft am 8. Novbr. 1830, fo wie anderer fon früher erwähn⸗ 
ten Bergaufzüge nicht weiter zu gedenken. Eigenthümlicher Art 
war den 1. San. 1801 bei der Feier des beginnenden neuen 
Jahrhunderts der Zug der VBergiugend zur Domfirhe. Am 
31. Octbr. 1817 aber, wo bier dad Reformationsjubiläum von 
allen Etänden auf dad feierlihite begangen wurde, zogen auch 
300 Berg» und Düttenleute dem Andenken Luthers zu Ehren, 
der ja ein Bergmanns Eohn war, in feierlidem Zuge nad der 
Domfirdye, und bei der dreihundertjährigen Subelfeier der Uebergabe 
der Augdburgifchen Confeſſion am 25. Juni 1830 wieder 500 Berg- 
leute in den fefllih gefh&müdten Dom. Ein Fremder, Namens Kel- 
ler, weldyer 1786 bier verweilte, fagt von diefen Aufzügen: Die 
ganze Tracht der Berg: und Düttenmänner iſt außerordentlich [yön 
und geibmadvoll, die der vornehmen fehr prächtig und koſtbar. 
Die Uniformen der vornehmen vom Bergwerke befteben in einem 
kurzen ſchwarzen Oberfleide, gleich einem Colet, mit Falten, goldges 
wirkten Epauletten und Turdaus mit Gold befeßt nebft einer vos 
then mit ſtarken goldnen Treſſen benähten Weſte und weißgels 
ben Beinkleidern mit Kahrleder und Stiefeln. Bei feierlichen 
Aufzügen tragen fie eine grüne hohe feidne cylinderförmige Mütze, 
ebenfalls ſtark mit Gold befegt, mit dem goldgeftidten dhurfürft- 
lichen gedoppelten Wappen nebft Schlägel und Eifen und einer 
gelben und ſchwarzen Cocarde und Federbuſch, welche erftere fie 
auh auf den Hüten tragen. Die Uniform der Hüttenbeam⸗ 
ten Dagegen iſt grau, übrigens eben fo gemacht, wie die erftere. 
Gemeine Hüttenleute tragen ſich bei Feierlidhfeiten ganz weiß, 
namlich weiße Kittel, weldhe oben weiße Kapuchen haben mit ros 
then Aufiblägen und aufgefledter ſchwarzer Kappe, ſowie vor 
gebuntne fdwarze Leder, auf den Schultern tragen fie Fur⸗ 
keln, Glöthhaken, Stedeifen u. f. w. Die Bergleute bingegen 
tragen ſchwarze Grubenlittel mit aufgefledter weißen Kappe, 
grüne Schadtbüte mit ſchwarz und gelber Gocarde, hinten 
das ſchwarze Bergleder und vorn ſchwarze Kniebiegel, weiße 
Holen und Strümpfe, auf der linken Schulter einen Kau⸗ 
kamm oder cine Grubenazt, in der Hand die Grubenlampe. 
Morig Schlegel giebt und in feinem Gedicht: „Der Berg: 





19 — 


aufzug am Huldigungstage Seiner Majeftät Anton Clemens Theo⸗ 
dors Königs von Sachen in Freiberg 1827°, die poetifhe Schil⸗ 
derung eines ſolchen Aufzugs, die wir bier im Auszuge mittheilen 
Den König huld'gend zu Begrüßen, 
Bewegt ſich froͤhlich jeder Stand, 
Dort aus dem bunten Schoos der Wieſen 
Entſendet feinen Sohn das Land. 
Der Bürger laͤßt, was ihn ernährt. 
Der Schwarze Silberknappe fährt 
Aus feiner Berge Schacht. 
Da wandelt feuchtend durch die Nacht 
Ein ſtolzer Fackelzug, 
Und jeder eilt im frohen Flug, 
Wen noch die flinken Füße fragen, 
Dem bunten Schimmer nachzuſagen. 
Denn wie ein Heldenſchwarm zum Siegen, 
Geſchmuckt wie zu Gefang und Tanz, 
Sch’ Id, im lichten Fackeltanz, 
Den muntern Marſch der Knappen fliegen. 
Gr unterbricht das ernfte Schweigen, 
Ind, brauſend zu des Himmels Höhn, 
Führt dort den ſchimmervollen Reigen 
Der VPauten wirbendes Getoͤn 
Die Schaar der Bimmerer tritt voran 
Die, von des Lebens Spir ımd Bahn 
Bern, ihre ſproſſenreiche Stiege, 
Don feinem Strahl des Lichts beſchaut, 
Hinab in die metallne Wiege 
Des mächtigen Erdengottes baut. 
Hier Brennen nicht des Himmels Kerzen. 
Hier glänzt des Tages Schimmer nicht. 
Nur eine dumpfe Stille fpricht, 
Wie Getfterflüftern, euch zu Herzen. 
Der Puls der Beit hat ausgefhlagen, 
Des Lebens bunter Kranz verblich. 
Hier ſchweigt der Erde Luft und Magen, 
Und grundlos fenft die Teufe ſich 





— 18 — 


Der Räder mährfge Sptichen waͤlzen 

Sich murmelnd durch Das KReich ver Felſen. 
Gritaunt ſteht Jeder Ri, zu Saufen. — 
Nur die verborgnen Waller rauſchen. — 
GEntweihe Bild des Todes! — fhone! — 
Licht nimm mid auf in deinen Höhn! 
Du, Gott mis goldnes Strablenfrone, 
Dih mag ih gern und freudig fehn! 

Aur Dir ſey bier von Mund zu Mund 
Der Liebe Gruß und, Kuß geboten; 

Denn klanglos IM das Weich der Todten. 
Hier wird fein Laut der Freude kund. 
Den Schläfern ſelbſt in goldnen Särgen 
Sind ihre Pforten zugethan, 

Doch ſchimmert ſie auf eurer Bahn, 
Wandler der Racht! ench ruf ich an! 
Die Aelteften von euren Bergen, 

Der Anappfhaft Väter feb ih nah! 
Drum, wie fih auch die Jahre neigen, 
Th auch des Auges Stern verglüßt; 

vaßt mich, die Ihr Im ernften Schweigen 
Vor meinem Blick voräberzieht, 

Noch euch die greife Stirn bekraͤnzen 
Der Weisheit beide Kronen glänzen, 
Mas auch der Sturm ber Beit geraubt, 
Rur um ein filberlodig Haupt! — 

Dod wie aus ew’ger Quelle fort 

Tranat fh Die Strömung der Behalten. 
Trügt mich mein Blick? ſeh' ig nicht tor 
Die bunten Fabnen ſich entfalten? 
Rauſcht nicht eim Lied au meinem Chr? 
Geſang ertönt! — Befehle fliegen, 

In weiten, lang gebalt'nen Zügen 

Debnt fh der An appen ſchwarzer Gber. 
Regeiſt'rung reat den fluͤht'gen Tritt, 

Sie kommen all’ in Taf und Schrin 
Aus jedem Land, aus ſeder Bow: 


— 16 — 


Sie, die du ſelbſt am freien Heerd, 

Der ſchoͤnen Silberberge Krone; 

Du, unfrer Väter Stadt, genährt! 
Auch die, wo Annas Binnen glänzen, 
In heit rer Berge Hoͤh' geſchürft, 

Und, wo man an des Binnwalds Grenzen 
Den Blick in ferne Länder wirft: 

Das Dolf, ‚das auf verſchlungnem Pfad 
Gefandt, des Tages Feſt zu Frängen, 
Die traufihe Georgenftadt: 

Die an der gſchopau ftillen Fluthen 
Dem Stein entfodt des Himmels Blau: 
Auch die im weiter. fehöner An 

Goch auf des Schnechergs Höhen mutbem, 
Bo man aus reiner Lüfte Wehen 

In blüthenveihe Thäler blidt, 

Und wo Maria ihre Höhen 

Mit ihrem freiem Kreuz gefhmüdt ; 
Selbft wo, vom fernen Sonnenſtrahle 
Beleuchtet, laut im grünen Thale 

Der emfge Kupferhamm er pocht, 
Und dort, wo Greif und Geier niſten, 
Das Gift im ſchwarzer Hütte kocht, 
Sieht man ſich frohe Züge rüften, 
Kommt rings mit Barth’ und Grubenlicht, 
Bern wie die ſtolze Fluth der Wogen 
Sic) an des Meeris Geftaden bricht, 
Laut jubelnd Schaar an Schaar gezogen. 
Und fiehft du dort den Boden nicht, 
Wo hoch in braunen Worten Ich 

Die gold'nen Radeln dampfen, 

Nings ſchwarzbemaͤhnte Moffe, froh 

Der fühnen Reiter, ftampfen? 

Sie fliegen auf, fie fliegen nieder, 

Ihr Herrſcherblick regiert ben Bug: 

Da ſchnell, auf ihres Winkes Flug, 
Bewegen ſich die folgen Glieder, 








— 197 — 


Da ringe vor eines Haufes Glanz 
Sieht man fi alle Häupter neigen, 
Entfaltet fi der fange Reigen 
Zu einem farbenvollen Kranz. 
Hier mag er jubelnd ihn umſchlingen, 
Den hoben königlichen Greis, 
Dem unfre® Mundes Lieder klingen, 
Hier fchließe fih der bunte Kreis! 
Hierher, laut tönendes Gewuͤhl, 
Ruhmwürd'ge Söhne grauer Ahnen, 
Hierher verfammelt eure Bahnen! 
Hierher Geſang und Zitherfpiel! — 
Tu aber, großer König neige, 
Der du hier eine Welt im Licht 
Regierſt, auch gnaͤdig unfrem Weiche 
In tiefem Schacht, Dein Angeſicht! 
Froh, bringen wir, der ſüßen Pflicht, 
Gehbhorſam dem willkomm'nen Rufe, 
Dir bier die ſchoͤne Silberſtufe 
Empor aus ihrer dunklen Schicht. 
Verſchmähe die Geweihte nicht! 
Ind nimm fie bin die holde Blume, 
Die man im ſtillen Heiligthume 
Der wunderreichen Erde bricht! 
Glück auf! — fo tönt in weiter Runde 
Ter Knappengruß von Mund zu Bunde! 
Blud auf! — Dir mag er jubelnd fallen 
Für den jept jeder Haus und Hallen, 
Ind feiner Kante Müh verläßt! 
Gtüd auf! in unfren Herzen allen, 
Tir dem fie froͤhlich überwallen ! 
Blud auf zum froben Völferfef ! 
Hier ſchweigt das Hera, ter Klang der Lieder 
Verftummet, feiernd, und verrinnt. 
Gin fanfter Zrennungsmarfh beginnt, 
Und fhreitet durch die Rolzen Glieder; 
Da, wie der Mofe Binth der Wind, 

76 





Sieht man, bei feinen rafhen Schlägen, 4 
Ringsum ein feuriges Bewegen 
Den ſchoͤnen Voͤlterkranz entblättern. 
Der Bither Schlag, der Pauken Schall, 
Der fuftigen Trompeten Schmettern ‘ 
Entführt die bunten Reihen all. 
Auch euch, die, wo ſich in Die Luft J 
Die ſchwarzen Dampfgewoͤlle waͤlzen 
Gehuͤllt im Gluth und Schwefelduft, 
Die ſchoͤne Silberſtufe ſchmel zen. | 
Ihr ſcheidet auch! — feib mir im Sthweigen 1 
Der Nacht zum zweytenmal gegrüfit, 
Die ihr den flammenvoflen Meigen 
Bedeutungsvoll und würdig ſchließt! 

aßt einmal noch im bunten. Chor 

ie heil gen Fahnen fatternd weh'n! 
Noch einmal, feſtliches Getoͤn, 
Umfchwärme füß mein trunknes Ohr! 

Man wird fib, fagt der oben erwähnte. Keller, faum etwaß 
Prächtigered vorftellen fönnen, als einen ſolchen feierlichen Auf⸗ 
zug der Bergleute, wobei alles mit Fahnen und Berginfignien 
und eigner Bergmuſik ganz militärifch zugeht: 

Anders freilich lautet dad Urtheil deffelben Schriftflellers über 
das innere Ausfehen unferer Stadt zu feiner Zeit. Mag bie 
Schilderung auch etwas übertrieben fein, ganz ohne Wahrheit 
if fie nicht. Er fagt: Die Stadtmauern waren an verſchiede⸗ 
nen Orten eingeflürgt, von den Baftionen fah man nur Ruinen, 
die als Steinhäufgen im Zwinger umberlagen, die Thore drohten 
den Einflurz, (der Thurm des Kreuptbord mußte 1816 deshalb 
abgetragen werben) und die geträumten Palläfte verwandeltem ſich 
größtentheils in armfelige Hütten, denen man es anfieht, daß 
ihre Befiger nicht bie Reparaturfoften aufbringen fönnen, ob⸗ 
gleich ihre Erbauung vom Grunde aus (ich rede von ben: mebr- 
ften) faum einige hundert Thaler Poften würde. Unter 47 Gafı 
fen fand ih nur 2 Straßen, nämlich) die Burg- und Peterftraße 
und in diefen höchftens 15 bis 20 Häufer, die ſich auszeichneten 
und Wohlſtand verriethen, bie mehreften waren in ben: fchönften 





Straßen mittelmäßig, das einzige Xhielifhe Haus würde mit 
Anftand einen Plag in einer großen Stadt einnehmen: fönnen. 
Das Straßenpflafter befand aus unordentlich eingefeßten, binge: 
worfenen, eingebrüdten ober burc hohes Alter in Unordnung 
gebracten Steinen, die mit Gras überwachſen waren. Es if 
zwar der Markt ein großer Plag, ungefähr 210 Ellen lang und 
123 Sen breit, allein ob man glei Freiberg Dresden und 
Leipzig an die Seite ſetzen will, fo darf man fi) doch nichts 
weniger, ald Leipziger ober Dresdner Paläfte darauf denken, 
oder ſich gar einen zweiten St. Markusplatz darunter vorftellen. 
Es it dies ein großer Plag mit größtentheild mittelmäßigen Freie 
bergifhen Häuſern umgeben. Ein fehr unanſehnliches Wacht⸗ 
haus benimmt ihm noch überdies das befte Anfehn. Das Rath 
haus, welches auf diefem Plage fteht, if 105 Ellen lang, 86 
Ellen breit und trägt alle Kennzeihen einer Gothiſchen Antiquis 
tät. Auf diefem befindet fi ein großer Saal, auf welchem des 
Ehurfürften Durchlaucht gehuldigt wurde, aber ich fand feinen 
ſchicklichen Plab darauf, auf welchem das Baldachin hätte eine 
würdige Stelle einnehmen fönnen. Dieſer Saal bat das Vor: 
trefflihe, daß er wenigftend mit einem halben Dutzend Saͤulen 
gerügt ift, von welchem eine einzige mit leichter Mühe bad ganze 
Rathhaus eine halbe Ewigkeit tragen Pönnte. Dod das Zim- 
mer, worinnen die Rathöverfammlung gehalten wird, ift deſto 
f&öner und giebt diefer Verſammlung dad nöthige Aeußerlidye, 
ein feierliche Anfehen. Bei einer Anzabl von 2000 (?) bewohn⸗ 
ten Häufern vermuthete ich doch mwenigfiend 120,000 Menſchen, 
allein gleih bei meinem Eintritte bemerkte id, daß Freiberg mehr 
einem großen Kirchhofe als einer belebten Menfchenrepublif glich. 
(Man zählte nämlih 1775 in der Stadt nur 6881 und in der 
Vorftatt 278 bewohnte Häufer, dagegen 635 Bauſtellen oder 
völlig wüſte Stellen. Die Zahl der Häufer belief fi jedoch 
fon zu Ende unfers Abſchnitts wieder auf 1891.) 

Wie die Stadt durch unglüdliche Kriege von ihrer ehema⸗ 
ligen Größe fo weit berabgefommen war, iſt im Vorhergehenden 
jur Benüge gezeigt, und leider war der jetzt vorliegende Abfchnitt 
an außerordentlihen Kriegslaften nicht minder zei, fo daß ſich 
dieſelbe, zumal da weder ein blähender Handel jan eine auügd 


— 1 — 


breitete Induftrie Wohlſtand verbreitee, nur allmätich erheken 
konnte. Schon ber baierfche Erbfolgefrieg von 1778 bis Yriihs 
jahr 1779 brachte zwar Feine feindliche Befignahme, obwol fie 
gefürchtet wurde und man deshalb das Donatsthor vermanert, 
das Kreuz: und Petersthor gefperrt und die Zugbrüden aufge ⸗ 
zogen hatte, wohl aber vom 15. Juli an viele Durchmärfdge 
fächfifcher oder preußifcher Truppen. Zwei preußifche Regimenter, 
das von Möllendorf und von Daade bezogen hier ihre Winterquat⸗ 
tiere, und machten aud von hier aus am 4. Febr. 1779 edimm 
Einfall nad Böhmen, wo fie bis bei Brir vordrangen und am F. 
Febr. 250 Gefangene und zwei eroberte Kanonen zurüdbrachten. 
In der Stadt waren dad Wailenhaus und mehrere Bürgerkäus 
fer in Razarethe verwandelt, auf dem Rathhauſe wurde kathel 
fher, in der Nikolaikirche reformirter Gottesdienft gehalten, "und 
im Schloßhofe war eine Keltbäderei eingerichtet. Nun flanden 
zwar diedmal die Preußen als befreundete Truppen da, und bel: 
ten ihr eigned Magazin, allein ohne Opfer gingen gleidnsel 
auch diefe Einquartierungen nicht ab. Glüdlicher Weife erfelgte 
nob am 9. März ein Waffenftilifiand, und am 13. Mai ber 
Zeichner Friede, fo daß die Preußen bald wieder abzogen. -. 
Schlimmer allerdings follte der franzöfifche Krieg amf'ike 
arme Stadt wirken. Hier begannen zunähf am 12.—18, Juni 
des Jahres 179% die Durchmärfche mit fünf preußifhen Regl- 
mentern, bie fich zwar ſelbſt verpflegten, indeſſen body für die 
Servis: und Kinquartierungdgelderlaffe durch mandherlei Auf 
wand erhöhte Beiträge nöthig machten. Und als am 26. mi 
1794 dad Reichdcontingent zurüdkehrte, wurde es durch Schmaus 
und Ball bewilllommt. Auf dem Scießplane waren Zelter auf 
geftellt und im Schützengarten eine IUumination veramfaltet. 
Diefelbe Ehre widerfuhr am 87. März und am 15. Reubr. 
1795 demjenigen fächfifdyen Artilleriecontingente, welches zur Ab⸗ 
löſung des im vorigen Jahre zurüdgefehrten, an den Miein 
marfchirt war und nun zurüdfehrte. Stärfer wurben aber die 
Durdmärfhe vom Jahr 1806 an. Der Fürft von Hohenlohe - 
Ingelfingen traf ald commandirender General einer preußifchen 
Heeredabtheilung, die Freiberg berührte, am 24. Septbr. 1806 
felbft ein, um ben Prinzen Louis Ferdinand von Preußen am 














27. Septbr. bier zu erwarten. Er brad) Tags darauf mit dem: 
jelben nach Chemnitz auf. 

Als aber am 14. Octbr. jene unglüdlide Schlacht bei Jena 
und Auerſtädt gefchlagen worden war, verfündeten von Napo—⸗ 
leon entlaffene Kriegsgefangne bei ihrem Durchzuge nur zu deut: 
li das Schickſal des preußifh-fähfifhen Heered. Won nun an 
waren es aber nicht mehr bloße befreundete Truppen, wels 
he Freiberg gegen theilweife Entſchäaͤdigung zu verpflegen hatte, 
fondern es wurden jest Anforderungen ganz andrer Art an bie 
Bewohner geftelt. Da traf 3. B. am 24. Dctbr. der baierfche 
General Mezzaneli mit 380 Baiern ald Vorhut der Rheins 
bundarmee in Freiberg ein. Diefe drangen gleih felbf in 
die Verfaufsläden und nahmen weg, was ihnen beliebte. Es 
mußten außerdem 219 Paar Stiefeln und Schuhe, 500 Ellen 
Zub, 600 Ellen Leinwand, 300 Hufeifen, 3000 Hufnägel, 3 Gtr. 
MWagenihmeer und 1 Ger. Tabak geliefert und für das eine 
Nachtquartier bed Stabed 402 Thlr. 12 Gr. bezahlt werben. 
Am 1. und 2. Novbr. waren fodanıı wieder 300 Baiern mit 
Frühſtück zu verfehen. Ueberhaupt batte Freiberg feit dem 89. 
Detbr. bis mit Schluß ded Jahres 16373 Mann und 2094 
Pferde zu verpflegen. 

Um das Land von Plünderung und feindlicher Behandlung 
frei zu erhalten, batte der Churfürft dem Kaifer Napoleon eine 
Gontribution von 7053531 Ihr. zugeflanden und Freiberg hierzu 
12000 Thlr. beizufteuern. Man bradte 13039 Ahle 1 Gr. 
8 Pf. zufammen. Doch konnte man die dur die Accidbeamten 
laut des franzöjifhen Dekretd vom Li. Novbr. dieſes Yahred er: 
folgte plötzliche Wegnahme aller englifhen Waaren füglich noch 
als eine Art Plünderung betrachten. In Freiberg hatten die in 
Beſchlag genommenen Waaren einen Werth von 51859 Livres. 
Auch blieb es nicht bei jenen obengedachten außerordentlichen Ab⸗ 
gaben. Um nämlich bei den unaufhörlichen Durchmärſchen den 
Quartierträgern eine Vergütung reichen zu konnen, ſollten vom 
1. Juni 1807 an die Kriegslaſten im ganzen Lande ausgeglichen 
werden. Daß freilich eine Vergütung von 8 Er. für einen Ge⸗ 
meinen oder Unteroffizier, wie fie zuletzt flatt ber anfänglichen 
20 und 16 Gr. gewährt ward, nicht hinlänglid war, und fo den 





Orten, welche am meiften von ten burdhziehenden Teruppen Yin 
rührt wurden, eine volle Ausgleihung nicht zu heil werk, 
feuchtet ein, zumal da feindlidhe Einquartierung gar nicht vergis 


- tet warb. Freiberg gehörte zu diefen Orten und man hat bew 


rechnet, daß hier vom 24. Octbr. 1806 bis 31. Aug. 1814 768 
Generale, 4975 Stabsoffiziere, 44483 Oberoffiziere und 6408 
Unteroffiziere und Gemeine mit 197286 Pferden eintrafen umb 
den Quartierträgern bei einer Zubuße von 5 Gr. 4 Pf. auf Bm 
Mann einen Schaden von 142319 Thirn. 13 Gr. 4 Pf. veruir 
ſachten, ungerechnet die Verlufte in ihrem Gewerbe. Die Geumik 
ſtücksbeſitzer von ber Stadt allein berechneten die Werfufle; weis 
he fie durch Plünderung, Erpreſſungen und auf andere "EBdiR 
an ihren Felbfrüchten und Gebäuden erlitten hatten, auf: @E2B4 
Thlr. 18 Gr. 11 Pf. Es waren aber die einquartierten Zrugk 
pen theild Baiern, theils wie 1808 Zranzofen von ben Truypen 
corp8 des Feldmarſchalls Mortiers, oder bed Marſchalls Dui- 
not, oder auch der Stab des Generald Latour Maubourg, geb 
Sachſen des Regiments von Zaftrow, theils feindliche öſtreichiſe 
Uhlanen (am 14. Juni), oder böhmiſche Landwehr unter Yan 
Major von Przihonsty, theild befreundete Weftphalen, range 
fen und Holländer unter dem Könige von Weſtphalen Wie 
traf nämlidr felbft am 4. Juli mit ungefähr 7000 Mann Krupp 
pen und 1100 Pferden bier ein, und hielt mit benfelben in Ah 
Statt Raſttag. Da ſich in feiner Umgebung nidt nur bie Wi 
ihm beglaubigten Gefandten von Frankreich, Holland, Büren 
berg, Baiern, Preußen und Sachſen, fondern aud) ein fehr Si 
deutender Generalftab, ein Oberkriegögericht und ein ungeheurer 
Zroß von Haus» und Wirthſchaftsbeamten, fo wie eine Menge 
von unverfhämten Bedienten niederer Grade befanden, fo machte 
diefer Rafttag der Stadt viel zu ſchaffen. Denn tbeil vera 
fachte er einen großen Aufwand, der König felbft badete in Här 
nerbrühe und Burgunderwein, fondern es wollte fat auch ag 
Unterfommen gebreden. Daher denn diesmal zuerft die Woh⸗ 
nungen der Unangefeflenen, wie ber Geiſtlichen und Schullehrer, 
mit in Aufprucy genommen wurden. 

Nun fanden zwar trug des bald darauf abgefcloffnen Wal 
fenftilftandes unb des om 2. Novbr. 1808 erfolgten Friedens 











































— 120u3 — 


noch mannichfache KEinquartierungen, namentlich fähfifder Trup⸗ 
pen ftatt, es übernadteten außerdem am 21. Dctbr. 1269 Mann 
bergifche, und am 22. Dectbr. 2832 franzöfifhe Truppen in Frei⸗ 
berg, ja es hatten kurz vor dem Waffenſtillſtand am 15. Juli 
auch 265 Dann feindliche Deftreicher beim Thurmhofe verpflegt 
werden müflen, aber es war doch eine verhältnigmäßig ruhige Zeit 
in Vergleich zu der, welde von 1818 an eintrat. In diefem 
Jahre bat tie Stadt nur allein 69 Generale, 325 Stabdoffiziere, 
3271 andre Oberoffiziere und 75811 Unteroffiziere und Gemeine 
mit 18803 Pferden zu verpflegen gehabt. Und trog dem muß 
ten am 15, Mai, wo der König und die Königin bier eintra» 
fen, und am 16., wo endlich der Kaifer Napoleon mit der Kai⸗ 
ferin Abends um 7 Uhr felbit anfam, noch befondere Feierlich 
keiten, Bergaufzüge, Bürgerparaden, ja am 15. ſelbſt eine Illu⸗ 
mination zu Ehren ded Königs veranflaltet werden, weil derfelbe, 
feit er fihd am 20. Octbr. 1806 hatte ald König audrufen lafs 
fen, nod nit wieder in Freiberg gewefen war. Doch hatte 
man am 20. Dechr. 1810 wenigftens feinen Geburtstag ſchon 
dur eine große Illumination gefeiert. So ſchwer aber aud 
die Laſt Liefed Jahres den Einwohnern erfbien, noch ſchwe⸗ 
ver wurde fie im folgenden Jahre. Denn jegt im Jahre 1848 
mußten 55% Generale, 315% Stabsoffiziere, 28329 Oberoffi;iere 
und ungefähr 371000 Unteroifiziere und Gemeine mit beinahe 
148500 Pferden wenigftend mit Lebensmitteln verforgt werben, 
wenn fie auch meiltensd auf den Feldern vor der Etadt lagerten. 
Der von der Stadt beftrittne Aufwand diefes Jahres betrug das 
ber 315791 Thlr. 4 Gr., nämlih an Verpflegung für Mann» 
ſchaft und Pferde 245872 Thlr. 2 Gr. 1 Pf. und für Requi⸗ 
fitionen an Zu, Leinwand, Leder, Stiefeln, Schuhen, Holen, 
Wein, Tabak und andern Naturalien 58678 Thlr. 9 Gr. Jet 
wurten auch am 28. März die erften feindlichen Kofaden hier 
geieben, und am ®%. April wurde die Stadt felbR von 1800 
Mann Kofaden unter dem Oberſt Brendel befegt, worauf fofort 
die Beſchlagnahme der fiscaliſchen Kaſſen von denfelben erfolgte. 
Es reiten feıner kurz hinter einander der Generallieutenant von 
Bluͤcher in Begleitung der pıeußifchen Prinzen und eines Prinzen 
von Medeinburg, der König Friedrich Wilhelm Ill. von Des 





Gen (am 29. April) und Aleraı ', der Kaifer von Rußlaul: 
bier durch. Als aber am 2. Mai on den Franzofen ber. Sieg 
bei Lützen erfochten war, zeigten ſich biefelben auch bereits um " 
7. Mai wieder, und obwol der ruffifhe General Lanskoy, wei 
her die Arrieregarde commandirte, den Franzoſen bis Kleinſchln⸗ 
ma entgegenzog, wurbe er body zurüdgedrängt und mußte au 
einem kurzen Gefechte die Stadt verlaffen. 10000 Franzeſen 
fibernachteten ba, denen während’ ber naͤchſten vier Tage weil 
mehrere bedeutende Abtheilungen der franzoͤſiſchen Armee: felgkilh. 
Die Lebensmittel für dieſe Zruppenmaflen mußten mit grau 
Aufwande aus ziemlich entfernten Orten berbeigefchafft wert 
Am 10. Aug. beging die Stadt auf Anordnung des Merfaii 
Gouvion Saint Eyr den Geburtätag Napoleons aufs FeRtipink 
Eine kirchliche Feier, ein Bad, eine Bergparade mit Fadeln,-chif 
Illumination, alle war zur Zufriedenheit veranftaltet, we 
Rede ded Superintendenten von Braufe erfhien einem ‚ber. 
zöfifchen Dffiziere zu kalt. 
Noch in demfelben Monat am 25. Aug. wurbe bie _ 
von einem Öftreihifchen Armeecorp& unter dem Generaifeltuuf 
fhalle von Klenau befegt. Der Generalftab nebft den Gen 
mehrerer Regimenter und dem Regimente Lichtenſtein w 
ber Stadt untergebracht, die übrigen 1% Regimenter lagcütin 
trotz der Naͤſſe, weldye ein mehrtägiger Regen verurfacht utakg 
im Freien. vor dem Donatöthore ar der Dresdner Strafe... UNE 
28. Aug. mußten aber biefelben, da die Schladht bei Dreiiug 
unglüdlih für Oeſtreich auögefallen war, die Stadt eiligft dach: 
dad erbifhe Thor verlaffen, und zur felben Zeit rüdten auch 
reits franzöfifche Chaffeurd durch das Peteröthor ein. Es Ani 
zwifchen beiden Thoren zum Handgemenge. Glüdlicher BER 
fam ter König von Neapel mit feinen 2700 Mann Infantesie 
etwad zu fpät, obwohl nod am felben Tage. Die Deftreikes 
gewannen jedoh am 18. Septbr., wo fie unter General Schal 
ther plöglih früh da8 erbifhe Thor fprengten, die Stadt wicht 
und hoben die aus 300 Mann weſtphaͤliſcher Hufaren beftcheniih 
Beſatzung auf. Der General derfelben, Brum, unterrichtet we 
ſes cheint vom Vorhaben der Deftreicher, hatte gerade am‘ 
vorher fein Quartier in das Rittergut Freibergsdorf 




















































Die Oeſtreicher fingen an zu plündern, doch gelang es ber ftrens 
gen Manndzudt ihred General der Plünderung Einhalt zu 
thun. Scheither behauptete die Stadt biß zum 21. Septbr., 
dann wurde er wieder von den Franzofen verdrängt, die fie 
bi8 zum 7. Detbr. befeßt hielten, an welchem Tage der General 
Pajol abzog. | 

Kaum waren fie fort, fo famen auch am 8. DOctbr. die Rufs 
fen an und der General Knorring nahm Beſitz von der Stadt, 
deren Commandant nun der Baron Stahl von Hollfiein wurde. 
Bon jett an fah man außer den Ruflen nur noch kranke aus Ruß⸗ 
land zurüdfehrende Franzoſen in der Stadt, deren aber audy eine 
foihe Menge, daß die biöherigeu Lazarethe nicht mehr außreichten, 
Man hatte die Kranken nämlich Anfangs im Scießhbaufe und 
im Labarotorium am Muldenberge untergebradt, dba ließ aber 
ein franzöfifder Kazarethinfpector das Schloß dazu einrichten, 
und in kurzer Zeit zählte man ſchon 1300 Kranke darin. Das 
ftiehlerfbe Gartengruntftüd bei dem Scießhaufe mußte von 
neuem in feinen Räumlidleiten mit ausbelfen. Man bat bes 
rechnet, daß 1250 Militärperfonen beerdigt wurden, und dennoch 
fol «8 am 10. Dechr. immer nod 2660 kranke Soldaten bier 
gegeben haben. Der Todtengräber verlangte auf die Zeit vom 
5. Detbr. 1813 bis 4. Juni 1814 aus der Kreiskaſſe 658 Thlr. 
an Vergütung für die Beerdigung derartiger Todten, und der 
Aufwand für dieſes Lazareth betrug vom 1. Yan. bid Ende Mai 
1813, als fo lange es von der Stadt unterhalten worden if, 
112410 Thlr. 16 Sr. 11 Pf. Die Aufficht über dad Lazareth: 
wefen fubrten die beiden Stadtphyſici Dr. Beier und Dr. Men⸗ 
der, und beide fielen ald Opfer ihres Berufs. 85 andere Aerzte 
hatten 1814 das gleihe Schidfal. Der Typhus breitete fidh jetzt 
auch in der Stadt aus, von 654 Ginwohnern der Stadt, welde 
gefterben waren, erlagen 290 tem bösartigen Nervenfieber und 
noch 1314 gab es unter 589 Verſtorbenen 151, die am Nerven 
fieber ftarben. 

Doc glaube man nidt, daß jeht, wo die Branzofen darnie⸗ 
derlagen, wo am 20. Detbr. der Stadt der Eieg bei Leipzig ver 
Fünder und am 21.Noobr. durd Gottesdienft, Paraden, Ball und 
Jlumination gefeiert wurde, wo man anfing grünfarbige mit [dena 





zen und hochgelben Streifen verfehene Cocarden zu tragen: up 
freiwillige Banner aufgerufen und vom Hauptmann von. Eye 
dow ein Landwehrbataillon erridtet wurde, wo alles beiteug 
durh Gaben an Geld und Kleidungsſtücken bie Baterlaudbängm 
theidiger zu unterflügen, wo am 4. Sonntage nach dem. (im 
fheinungöfefte die völlige Befreiung ded Landes von den Fel— 
den, am 17. April die Einnahme von Paris und den 48: uud 
19. Octbr. der Jahrestag der Leipziger Wölkerfchlacht feierlich 
begangen wurde, daß nun die Kriegslaften viel geringer: gercach 
feien. Es mußten vielmehr im Jahre 1814 immer wiehen if 
Generale, 783 Stabsoffiziere, 6081 andere DOberoffigiere. mal 
78380 Unteroffiziere -und Gemeine und felbfi im Sabre: SEAN 
noch 64 Generale, 305 Stabsoffiziere, 2121 Oberoffiziere, ABn 
Unteroffiziere und Gemeine verpflegt werben, ed mußte eu: 
Dechr. 1813 der Geburtötag des Kaifer Aleranders durch 
Illumination feftlid begangen und am 87. Aug. 1814 bie‘ 
kunft des ruffiichen Generalgouverneurs von Sachſen 
Reppnin, mit der Schwefter Ateranders, der Großfürſtin 
rina, verwittweten Derzogin von Didenburg nebſt ihren | 
durh Berg⸗ und Bürgerparaden, Gedichte und Iluminatich 
gefeiert werden. Gleichwol war dad Ausgleichungswerk, zu weh 
chem Freiberg durch Auflagen nah und nad 32588 Thle. gu 
gebracht, dafür aber 198526 Thlr. 10 Gr. auch wieder eu. Ap 
Landedausgleihungsfaffe bezogen hatte, im Jahre 1813 in. tab 
ten gerathen und nur erft 1815 fuchte man es wieder in. eng 
zu bringen, ald wozu die Stadt in dem gedachten Jahre Dah 
einemal 1628 Thlr. td Gr. und das andremal 2386 Ze 
6 Str. 8 Pf. beifteuerte. — 

Indeſſen blieben dies nicht die einzigen Kriegdabgaben. 8 
mußte nad einem Steuerausfdreiben vom 10. und 12. Deche 
1811 im Jahre 1812 nur allein vom hiefigen Grundbefig nad 
Magazinhufen, Schoden und Quatembern eine außerorbentlidg 
Steuer von 3751 Thlr. 10 Gr. 6 Pf. und im Jahre 1818 vw 
1856 Thlr. 6 Sr. 7 Pf. erlegt, außerdem aber auch vom Eim 
fommen, von Gapitalien, Bergtheilen, Gewerben, Pachtungen, 
auch von Beſoldungen und Penfionen ein namhafter Beitrag ge 
teiftet werben. Und doc hatten die Beiträge, Iche nach An 




































































Eteuerfhoden zu zahlen waren, auf eine Borftelung des Stadt⸗ 
raths eine Ermäßigung von 2 Pf. auf 10°), Pf. pro 1 Schock 
erhalten. Der Rath flug in feiner deshalb gemachten Eingabe 
die Opfer, welde die biefigen Haustefiger vom ®. Yan. 181% 
bis 19. Mai 1813 bei der Unzulänglichkeit der Vergütung aus 
der Landes: Audgleihungstafle und. dem Mangel aller Wergütung 
auf feindlihe Einquartierung gebracht hatten, zu 66129 Thlr. an 
und wollte 1823 die Eumme von 64015 Thlr. 10 Sr. 9 Pf. für 
Kriegsleiftungen vom Lande erfeht haben. Er erhielt aber vers 
gleichöweife blos 12000 Thlr. Dennoch mußte die Stadt 1814 
wieder eine Eumme von 86825 Thlr. zu der Gentralfteuer von 
LIIONWO Thlr., welche dad rufliiche Gentralgouvernement am 
15. Novbr. 1813 für dad Land ausgefchrieben hatte, aufbringen. 
Diesmal follten aber die Steuern nach dem Gapitalvermögen der 
Steuerpflihtigen erhoben und zur Abfhägung ven den Gteuers 
pflihtigen ſelbſt Gommunerepräfentanten erwählt werden. Es 
wurden zwei Bergbeamte, zwei Hüttenbeamte, zwei andre Staats 
diener oder Rathsperſonen oder Geifllihe, zwei Advokaten, zwei 
Kaufleute, vier Handwerker, zwei Delonomen und zwei fonflige 
Gewerbtreibende dazu beflimmt, wovon die eine Hälfte die au⸗ 
dere nötbigen Falls vertreten follte. Es ergab fi bei 1078 
Gebäuden und BOYO Köpfen ein Gefammtvermögensbeftand von 
3566478 Thlrn. mit Einfluß ded Capitals, deſſen Verzinfung 
in Befoitungen und Gewerbserträgniflen befand, und der Er⸗ 
trag bildere eine Summe von 11488 Thlr. 17 Gr. 6 Pf,, we 
von die Regiekoſten mit befiritten und S1U8 Thlr. 1 Br. 1 PR. 
an tie Kriegdfchuldenkafle abgegeben wurden. Doch machte ſich 
für legtere, welche Beine Zuflüffe aus der Landedausgleihungd 
kaſſe mehr erbielt, eine neue Steuer biß zu einer Summe von 
7259 Thlr. nothwendig. Es mußten trog allen Widerſtrebens 
auch Geifllihe und Bergbeamte hierzu beitragen, da man mit 
Genehmigung der Landesregierung den Gentralfieuerfuß wieder 
wählte. Er bewährte fi mebr als die frühere Berfuche die 
Unangefefinen zu den Kriegdlaften der Stadt mit anzuziehen. 
Denn die Anlage nad ter Höbe ded Miethzinſes brachte in den 
Jahren 1806 und 1807, wo man alle, welche weniger ald 9 Thlr. 
Miethzins yablten, frei hieß, für beide Jahre zufemumen-üne 





624 Thlr. 4 Gr. ein und auch 1812, wo man von einer Geuik 
8 Gr., von zwei Stuben 20 Gr., von brei Stuben 2 her. 
12 Gr., von vier Ötuben 8 Thlr. 8 Gr., von fünf Stube 
3 Thlr. 12 Gr., von ſechs Stuben 5 Thlr. von fieben Stubag - 
6 Thlr. 8 Gr. und von acht Stuben 8 Thlr. erheben Keß, Im 
men nur 632% Thlr. dadurch ein. Im Jahre 1815 endlich weg. 
fuchte man e8 zwar noch einmal und ließ 1 Gr. für jeben Min 
ler des Miethzinfes erheben, kehrte aber auch hier bald zum Gen 
tralfteuerfuße zurüd. Nach ihm’ brachte Freiberg in Semigeähg: 
Jahre außer den andern’ oben angegebenen Auflagen GLOR 
8 Gr. zu ber vom Gouvernement am 30. März 1818 augshn- 
neten Zwangsanleihe zufammen. Es war eine folche Aes 
in der Art der Steuerbebung um fo nöthiger, als noch 
Belanntmahung des Raths im Jahre 1814 aus: der 
der bequartierten Häufer nach und nah 54 ausgefallen wei 
weil die Eigenthümer felbft von ſolchen Häufern, die ihnen 
ber nicht für 1000 Thlr. feil waren, fie entweder verlaffes: 
ten ober doch völlig verarmt waren. Im Jahre 1818 mi 
einer öffentlichen Berfteigerung ein 1400 Thlr. gewürbertes- 4 
für 310 Thlr. zugefchlagen werden und die Hornſche fewieräi 
Rathswittwenkaſſe hatten ſechs ihnen verpfändete Bebäuberu 
Zahlungsſtatt angenommen, weil Niemand mehr bot, als . 
Forterungen biefer Kaffen betrugen. Denn es Eonnte vertait 
men, daß ein Peined Dans, welches nad feiner Nugung:: ug 
26 Thlr. etwa 500 Thlr. werth war, in 2 Monaten 96 iuan 
Einquartierung, alfo wenigftens 33 Thlr. Ausgabe . hatte uch 
dazu noch 10 Zhlr. 9 Sr. 5 Pf. gewöhnliche und 3 Thle. BER 
außerordentliche Grunbabgaben trug, alfo flatt 25 Thlre. ip 
licher Nugung dem Beſitzer nod 50 Thlr. Schaden brachte. =. 
Vol wurde dad Maaß des Unglüds in den Jahren, cd 
die heruntergefommene Stadt aud noch durch Theuerung, we 
fiedende Krankheiten ober ausgebrochne Schadenfeuer heimgeſun 
ward. Ein trauriges Andenken hat in dieſer Hinſicht das Jahe, 
1772 hinterlaſſen, wo der Scheffel Roggen 8 ja 12 Thir. du 
Weizen 10 ja 14 Thlr., der Hafer 5 Thlr. koſtete, und amn 
Mangel an ausreichender und geſunder Nahrung eine enge 
Menfchen von Krankheiten bingerafft ward. Es en in u 



































































Jahre 593 Perfonen, 246 mehr al3 im vorigen Jahre, und bie 
Noth war fo groß und allgemein, daß von 335 Reichen keine 
Gebühren entrichtet werden fonnten. Durd große Sterblichkeit 
zeichnete fi aud dad Jahr 1800 aud. Denn da farben 597 
Perjonen, alfo 218 mehr ald im vorhergehenden Jahre und uns 
ter ihnen 77 an Blättern und Mafern, 66 an der Ruhr, 30 
am Scharlachfieber. Der Kornpreid flieg auch in den Jahren 
1805 und 1806 wieder fo, daß der Scheffel Korn bis 10 und 
der Weizen bis 13 Thlr. galt. Da von ber Gerfle der Scheffel 
zu 8 Thlr. verkauft wurde, galt eine Zeit fang die Kanne Bier 
12 Pfennige. Die Butter wurde 1805 die Kanne zu 14 Gr. 
(17 Ngr. 5 Pf) bezahlt , fo daß, als fi am 5. Oktbr. Aufkaͤufer 
auf dem Buttermarkte einfanden, diefelben von dem Pöbel vers 
jagt wurden. Leider war nämlich die Hoffnung auf eine günfligere 
Ernte ded Jahres 1805 eine eitle geweien, da die Witterung 
fortwährend ungünftig war und in der Zeit der Ernte fehr nafe 
ſes Wetter einfiel. ine große Sterblichkeit zeigte ſich auch dies⸗ 
mal. Es farben 546 Perfonen, alfo 17% mehr ald im vorigen 
Jahre, unter ihnen 80 Kinder an Blattern. Von 205 Leichen 
Ponnten aber Armuthöhalber Beine Gebühren entrichtet werden, 
und noch im nädften Jahr 1806 war die Zahl der Geftorbenen 
größer als die der Gebornen. Denn 506 flarben und 343 wur: 
den geboren. Eine Menge Vorkehrungen, 53. B. ein Verbot an 
die Bäder, feine Waare an auswärtige Abnehmer abzulaffen, 
die Erlaubniß für Jedermann Brod in die Stadt einzuführen, 
der Auffauf von 3411 Scheffel Korn und einer Quantität Kar⸗ 
toffeln von Zeiten des Stadtraths, eine eigne Brodverſorgungs⸗ 
anftalt, welche Anweifungen zu billigerm Brode ausſtellte, Er⸗ 
laß der Eingangd- und Backacciſe fowie des Mahlgroſchens ſuch⸗ 
ten tie North nah Kräften zu lindern. Es koſteten diefe Maß 
regeln der Gemeinde 16237 Thlr. 12 Gr. 2 Pf. ohne den Re⸗ 
gieaufmand und 1815 vereinigte man die dafür gemadte Schuld 
von 13986 Thlr. 7 Gr. mit der Kriegsſchuld. 4000 Thlr. hatte 
das Ichannishospital beigefteuert. Im Jahr 1808 koſtete der 
Scheffel Korn 6 Thlr. 14 Gr., der Weizen 9 Thlr. 10 Gr., und 
1309 wurde dad Pfund Rindfleifh mit 8, Kalbflifh 1 Gr. 
6 Pf., Schweinefleiſch 4 Gr., Bodfleifh 8 Br., dad Pfund Blui⸗ 





oder Lebetwurſt 4 Gr. 6 Pf. und ein Stein Infelt mit SLhle 
18 Gr. bezahlt. Won 1812.an flieg fodann der Kornpreis eben» 
falls wieder bis auf 5 Thir. 4 Gr., 1813 bis auf 7, und We 
zen bis auf 9 Ihr. Im legterm Jahre galt die Kanne Bir 
10 Pf, 1 Pfund Schweinefleiid 5, Schöpsfleiſch * Gr. 2 Pf, 
Kalbfleiich 2 Gr. 6 Pf. und Rindfleifh 3 Gr. Diefe Theurung 
und das herrfibende Nervenfieber geben in der That ein trau— 
riges Bild von den Zuftänden in jener Zeit. Das Nervenfieber 
bat 1814 unter 589 Verſtorbnen 151 hingerafft und ber She 
fel Korn ward immer noch zu 6 Thlr. 20 Gr. und der Wehen 
zu 8 Thir. 20 Gr. verbaden. Die Jahre 1815, und mamenttich 
1816, 1817 und 1818 bieten aber fein erfreulicheres Wild, weil 
der Roggen 1815 bis 4 Thir. 20 Gr., 1816 bis 7 Thln 16@n 
und 1817 bis 9 Thlr., der Weigen 1815 bis‘ 6 Thlr. 12 Gr, 
1816 bis 9 Thlr. 6 Gr. und 1817 bis 11 Thlr. 12Gr., und der 
Scheffel Gerfte bis 7 Thir. 12 Gr., die Kanne Bier alfo bis IP 
flieg. Es traten daher Vereine zufammen, es wurden | 
füngen von Damenarbeiten vorgenommen, Armenkonzerte | 
Armenbälle gegeben, und ſelbſt aus England ein Unterfiäi 

geld von 1000 Thlrn. bezogen, Die Zahl der Hülfsbedürftigen 
war 1817 bis auf 1400 geftiegen. Auch im Jahr 1818 war ber 
Preis des Kornd noch 5 Thlr. 12 Gr. und der des — 
7 Thlr. 16 Gr. 

Wie arg durch den Drud fo ſchlimmer Zeiten er 
fein, und wie groß die Zahl derer, welche auf Almofen Anfprüge 
machten, jegt werden mußte,"liegt am Tage. Und boch fonte 
der Bettelei möglichft gefteuert werden. Man hatte zu biefem 
Zwede 1788 unter dem Bürgermeifter Nanfft, demfelben, ber 
auch die Spagiergänge um die Stadt anlegen ließ, der aber - 
ſowol fein VBürgermeifteramt als die Kreisguatemberfteuereine 
nahme niebderlegen mußte und 1797 in Auguftusburg flarb, wie 
der angeorenet, daß zu Einlegung freiwilliger Beiträge eine wer 
ſchloßne Bücyfe von Haus zu Haus getragen werde, und dich 
1801 auch für die Vorſtadt eingeführt, ſetzte aber gleichwol won 
diefer Zeit an jährlich vom werbenden Vermögen der Armen 
kafje zu. Es wurden vom 4. Januar 1788 bis Apr, 18% 
im Durchſchnitt jährlih 3682 Thlr. 16 Gr. 6 Pf mehr au 


4 


gegeben ald eingenommen. Da iedod die SBettelei immer 
noch fortging, erließ ber Rath am 24. Novbr. 1794 eine fpäter 
noch oft wiederholte gebrudte Bekanntmachung, in welcher er 
klagt, daß viele hiefige Einwohner dem Bettelweſen durch Ver⸗ 
bergung der Bettler vor den Armenvögten und durch Beſchim⸗ 
pfung der Letzteren Vorſchub leifteten. Gr foderte vielmehr 
zu Vermehrung der freiwilligen Beiträge auf, und gab, um 
das Fechten und Betteln der Handwerksburſchen zu verbüten, 
1795 den Innungen auf, jedem durdwandernden Gefellen ihres 
Handwerks, wenn er ded Nachts dableibe, 3 Gr. mit Inbegriff 
des Schlaigeldes, oder wandere er fofort weiter, 1 Gr. 6 Pf. zu 
reihen. Nur Wagner und Scmiedegefellen wurden biervon 
ausgenommen. Die Zahl diefer Wanderer betrug in einem Sabre 
(1799 — 1800) 5923, wozu nody 1032 andre kamen, welche gar 
nicht eingelaffen wurden, aber doch Unterflügung erhielten. Es 
durften deshalb ale Fremde zu Fuß zu feinem andern ald tem 
erbifhen Zhore herein. Er gründete für 10700 Thlr. an der 
Stelle des baufälligen Sommunmwaifenbaufes in den Jahren 1798 
bis 95 ein Arbeitshaus, wozu dem Johanneshospital 4000, ber 
Lazarethkaſſe 4700 entnommen und 2000 Thlr. durch Baube⸗ 
gnatigungsgelder gewonnen wurden um für Arbeit zu ſorgen; er 
gründete ferner 1803 eine Reihanfalt, wozu er aus der Lazarethkaſſe 
500 Thir entlehnte, um Darlehne zu 5%, zu verabreidhen. Well 
fie aber wenig benugt wurde, ging fie am 3. Novbr. 1824 mit 
einem Verluſte von 369 Thir. 1% Gr. 10 Pf. wieder ein, um 
in anderer Art von neuem aufzuftchen, während die 1823 errich⸗ 
tete Sparkaſſe ununterbrocden fortdauerte. Er ließ 1806 aus 
der Kaſſe der Bartholomäiftifrung einen Zuſchuß von 150 Thirm. 
zur Verpflegung armer Kranken für die Armenkaſſe ausfegen. 
Er kaufte 1807 der hornſchen Kaffe das größlerſche Haus (jett 
Nr. 846) ab, um «8 zum Armenhaufe einzurichten, und bier die 
fogenannten Herrenhausſchweſtern, Lazarethſchweſtern und Krane 
kenhausſchweſtern, welde früher in 4 verſchiedenen alten Yäus 
fern wohnten, unterzubringen, während es dabei noch zwei bes 
fondre Armenvoigtsmohnungen dad eine mit männliden, dad 
andre mit weiblihen Armen gab. Und es eröffnete in demſelben 
Jahre tab Almofenamt im Arbeitöhaufe eine Kochanftalt, m 





armen Leuten wine wohlfeilere und doch gefunde Nahrung zu 
verfchaffen. Sie beftand bis zu Ende Dftbr. 1817 umb hat in 
diefer Zeit 194680 Portionen unentgeldlic und 21910 gegen 
geringe Bezahlung verabreicht. Er ließ 1808 die Walfenkinder 
nicht mehr im alten, unwohnlichen Findelhaufe, fondbern im Ars 
beitöhaufe unterbringen, weldes von nun wieher das Mailen 
haus heißt, jedod 1821, wo die Kinder in Kamilien umterge 
bracht wurden, feine Meinen unglüdlihen Infajlen wieder ben 
tiert. Das Findelhaus hingegen wurde zu einer Art Krankenhaus 
für anftedende und Ekel erregende Krankheiten eingerichten 
Unterftügt wurden diefe Bemühungen bes Stabtraiis der 
Noth und dem Armuth in der Stadt fo weit möglich abzubelien 
wie durch Beiträge edler Menfchenfreunde überhaupt, fo auch ver 
züglich dur Stiftungen zu diefem Zmede, von benen mehrere in 
unferen Abſchnitt fallen. So erridtete am 3. Fum. 1763 Die 
Hauptmannswittwe Anna Elifabeth Goldfhmidt ein Wefkament, 
in welchem fie außer einem Legate von 200 Thlen. zu einer 
Stiftöpredigt in der Nikolaikirche ihre übrige Verlaffenfchaft ber 
flehend in 390 Thlr. 16 Gr. 5 Pf. den Armenkaffen für ben 
Hall vermachte, daß ihr Sohn nad) 32 Jahren noch nicht beim 
gekehrt wäre. Nachdem alfo der Sohn 1796 für tobt erfläit 
war, floß dieſes Capital 1797 aud richtig in bie Armenkaffe 
Ihr fchloß fi 1774 der Kaufmann Johann George 
mit 1000 Thlrn. an, deren Zinfen zu Schulgeld für arme Kin: 
der in ber Eufebienfhpule verwendet werben follten. Man Bi 
flreitet noch jetzt damit dad Schulgeld für 15 Kinder in dm 
gedachten Schule. Auch warb 1782 zum erfien Male ber Zins 
vom filigfhen Kapitale vertheilt. */, erhielten 12 Hausarme, 
2/15 der Pfarrer der Jacobifirhe und */,, diefe Kirche 
Daſſelbe geſchah 1793 mit dem frobelfchen Eegate von IOORNrn, 
deſſen Binfen der Paftor, Diafonus und Gantor der Iacobiftde 
genießen. 1787 erhielt der Almofenfaften burdy das NeRaumiat 
der Frau Chriftiane Steyer geb. Donat wieder 640 Thlr. 10 
7 Pf. Eonv., 1797 aber nach dem Teftamente des R h 
Bornheinri 1000 Thlr. zur jährlichen Holzvertheilung an arme 
Bürger und Bürgerinnen. In demfelben Jahre wurden Üie 
außerdem vermöge teftamentarifcher Beftimmungenaus dem $ "7 


4 








laffe der Wittwe des 1789 verftorbenen und durch feine Echrifs 
ten um die Geſchichte Sachſens und Freibergs hochverdienten 
Dberftadtfchreiberd Klotzſch 50 Thlr. und aus der Dinterlaflen 
(haft der Jungfrau Sophie Erbmuthe Schäfer 25 Thlr. zu 
Theil. Im Jahr 1809 fegte der Kämmerer und Bergmechanikus 
Gottlob Friedrich Schubert WO Thlr. aus, um von ben Zins 
fen Geburtöbriefe und Aufdingungskoften zu bezahlen. Es trat 
diefes Geſtift jedoch erfi 1814 in Wirkfamleit. Zu gleicher Zeit 
ward durch den Accisinfpector Johann Gottfried Hain in Könige 
ftein für einen oder zwei hiefige Gymnaflaften der erflen oder 
zweiten Klaſſe ein Stipendium begründet. 1814 aber flellte der 
Seiler Chriftian Gotthold Maͤrker 1000 Thlr. zur Verfügung 
des Stadtraths, um im Allgemeinen gemeinnügige Zmede zu 
fördern. 1815 wurde aus den während eines Prozeffes unver: 
theilt gebliebenen Binfen der davidsheybenreichifchen Stipendien, 
welche dermalen 300 Thlr. ausmadıten und von der Stadt⸗ 
gemeinde nachzuzahlen waren, ein Stipendium von jährlih 25 
Thlrn. für Söhne freiberger Bürger fundirt. Hierzu find im 
Jahr 1828 durch die Frau Dr. Margareihe Elifabetb Salzmann 
noh 500 Thlr. für arme Zöglinge des Symnafium und andre 
500 Thlr. für vier arme ehrbare und alte Jungfrauen gekom⸗ 
men, und ebenfo hat endlich der früher erwähnte und 1828 ver- 
ftorbene Bergrath Zaube noch 2000 Thlr. zu Abgangsitipendien 
für zwei hiefige Gymnaſiaſten beflimmt, auch die zu erwartende 
Ausbeute von einem *"/,, betragenden Antheil an den gewerk⸗ 
fhuftlihen Salinen zu Zeudig und Kötihau tem Gymnafio 
vermacht, fo wie 100 Thlr. für die Döhnerfche Penſionskaſſe der 
Echullehrer-Wittwen und Waiſen und 100 Thlr. für die Ars 
beitsanftalt der Stadt ausgeſegt. 

Indeilen waren die Zeiten fo böfe und durch fie der Zus 
ftand ter drei Armenkaſſen, nämlich der des Armenkaſtens, der 
Lazareth> und holeweiniſchen Geftiftöfaffe ein fo trofllofer ges 
worden, daß von Ende, welcher feit 1816 zuerfi die Stelle eines 
Amtshauptmanns der Aemter Freiberg, Auguflusburg, Frauen⸗ 
fein und Altenberg bekleidete und feinen Bit bier hatte, im 
Zahr 1817 die Wereinigung der drei genannten und bis jet 
befonderd verwalteten Bonds in eine Stabtarmenlafle burchfegte, 

7 


— 184 — 


aine befondre Rathäbeputation mit ber A 
Arageı und die Stadt in mehrere Bezirke und Armenpflegen mi 
Vorſtehern und Armenpflegern eintheilen lieh, Wen. nun 
follten die freiwilligen Beiträge nicht mehr durch eine verfchieiin 
Büuchſe, fondern durch Unterzeichnung monatlich aufgebracht: 20 
den. Diefe Unterzeihnung betrug gleih Anfangs BIS . 
1 Gr. 3 Pf. Es follten an die Stelle der Speifeanfalt M 
vertheilungen treten, fünf dem Armenkaſten gehörige Haͤuſer 
äußert, die harnifchen Geſtiftszinſen an die Armenkaſſe 
und um dem Bettelweſen zu fieuern, mehrere uniformirte E 
gensd'armes angejlellt werden. Unter ber Zeitung hie 
ned kam fodann am 20. Sept. 1818, wo bad funfzigi 
gierungsjubiläum von Friedrich Augufl begangen wurde, die 
Hründung einer Arbeitsanſtalt durch freiwillige Beiträge. 8 
Stande. Der Rath gab 500 Thlr. aus der freien Dispoflit 
500 Zhlr. aus der horniſchen Stiftungslaffe dazu und ver 
eine gleihe Summe aus dem Hodpitalvermögen. 300 
unzinsbaren Vorſchuß gewährte bie erzgebirgiſche Kreispiifugeig, 
503 Thlr. auswärtige Menfchenfreunde in Leipzig und. 
und 603 Thlr. 12 Gr. trugen die hiefigen Einwohner hei... 
befchäftigte nody im erften Winter 210 bis 230 und im 
folgenden Sommer 135 bis 195 arbeitölufiige Arme mit 
nen und Krempeln, zahlte aber auch zugleich einen Beitrag yp 
867 Thlr. 20 Gr. an die Zwangdarbeitsanftalt, welche vom F 
mofenamte verwaltet wurde. Das letztere hatte überhaupt. fi 
feit längerer Zeit fein Abfehn auch auf zwedimäßige Bel 
gung für bie Arbeitslofen gehabt und unter andern hierzu dm 
Inteligenzanftalt eingerichtet, fo daß z. 3. im Jahr 1808 99 
Perfonen mit Spinnen, 4 mit Klöppeln, 5 mit Stricken geh 
Nähen und 1% mit allerlei andrer Handarbeit beihäftigt, & Mag 
ben zu Handwerkern in die Eehre und 12 Knaben und DRAN 
chen in die Stadt und aufs Land vermiethet wurden. 
Das milde Hospital zu St. Johannis, beffen Name f 
bei allen großen Audgaben für Schule, Kirde, Armuth umb | 
fentliched Wohl überhaupt vorfommt, hatte in unferm Zeitraur 
gleichfalls mehrere Veränderungen erfahren. Es war 1770 
Vermehrung der Hoöpitalpfränten bis auf 50 beflätige, dig 



















































— 1115 — 


Hospitalarzt mit 80 Thlr. Gehalt und 1 Schragen Holz, fo 
wie ein Lector mit 16 Sr. wöchentlich angeflellt und aud 
die WBartbolomäipfründen von 5 Gr. auf 8 Gr. erhöht wor 
ben. Ebenſo erfolgte am 6. März 1771 vom DOberconfiltorium 
die Beftätigung ber bisherigen Ertrapfründen, deren Zahl das 
mals grade 59 betrug, von melden. 18 Perfonen wöcentiih 18, 
24 Perfonen 8 und 17 Perfonen 6 Gr. erhielten. Die Zahl ber 
lettern wurde 1785 um 40, 1804 um 20 und 1816 um neue 
40 vermehrt. Im Jahr 1807 aber wurde feftgefeht, daß jeder 
ordentliche Pfründner ſtatt 15, 94 und 12 Br. 1 Thaler erbals 
te, auch die Zahl von 50 ordentlichen und 59 außerorbdentlichen 
Pfründnern von nun an als beftimmt angenommen, und außer 
ihnen noch) 60 andern Perfonen ein wöchentliche Almofen von 
6 Sr., fo wie für 300 Kinder das Schulgeld verabreiht. Des⸗ 
gleihen erhielten eine unbeflimmte Anzahl armer Hoßpitalun⸗ 
terthanen auf den Scafhoffluren und zu Tuttendorf anſehn 
lihe Almofen und verfhietne arme Wittwen und Waiſen von 
Kirhen- und Schuldienern wöchentliche Unterftügungen von 16 
und 12 Gr. Im Jahr 1810 wurde fodann der Bau eineb 
neuen Wohngebäudes für die ordentlichen Pfründner angeorb« 
net, wozu man am 29. Juli 1811 den Grund legte. Doc 
erit 1815 fland e3 mit einem Aufmande von 24.084 Tolr. 14 
Gr. 3 Pf. ausgebaut da, und konnte am 19. Eept. die Pfründ⸗ 
ner, welde bisher auf Koſten des Hospitals in verfdiebnen 
Hiufern der Stadt und Vorſtadt eingemiethet waren, wieder 
aufnehmen und am 84. Eept. feierlich durch eine kirchliche Feier 
und ein veranftaltetss Keftefien eingeweiht werden. 

Cine neue, früher wenig oder fafl gar nicht gefannte Roth 
bereitete den Armen jet auch der Holzmangel. Die Forſten des 
Hespitals konnten bier allein nicht aushelfen. Es mußten ;. 8. 
im Jahr 1805 auch im Tharander Wald und auf benachbarten 
Rittergutsmaldungen außerordentliche Holzſchlaͤge geſchebhen, und 
Holz» und Zorfvertheilungen befchäftigten jet alle Winter theils 
Die Armenbehörde, theild die Privatvereine, da der Preis eined 
Schragen des weichen 6 viertel langen Holzes 1806 auf dem Floß⸗ 
plage bis zu 10 hir. 8Gr. und 1809 die Klafter weichen 8 viertel 
langen Waldholzes bi6 5 Thir. 8 Br. gefiegen wer.. Dem ia 

77° . . 





— 1m — 


mermehr uͤberhandnehmenden Holzmangel abzuhelfen hatte ber 
Rath feit 1795 eine Niederlage von Steinkohlenfchiefer und OH 
eingerichtet, ohne daß jedoch der angefchaffte Borra) von Etein« 
kohlen viel Abnehmer gefunden hätte. Auch flieg der Preis ber 
felben feit 1799 in den Potſchappler Werken von 6 Gr. bis 
12 Gr. die Tonne und es mußte daher, als 1820 eine as 
Tohlenverfaufsanftalt auf Landeskoſten hier eingerichtet ward, Die 
Zonne mit 1 Thlr. 9 Gr. 4 Pf. bezaplt werben. Die Flöe, 
welche dem Holzmangel und damit auch den erhöhten 
allein hätte abhelfen können, hatte dieß oft nicht gethan, Biel 
leicht durch ungünftige Witterungsverhältniffe verhindert, wiekeidht 
aber auch, weil fie fid von Jahr zu Jahr weniger berufen jühlte, 
auf die Stadt und ihre Bebürfniffe befondıe Nüdfichten zu neh: 
men. Vergeblich hatte daher der Rath 1791 von neuem woieber 
Anfpruch auf die Floßgerechtigkeit gemacht, weil er 1534 fie dem 
Herzog Georg für 3000 Mfl. abgekauft habe. Er befam 1824 
für die Abtretung des Floßgrabens, der Flofhäufer und Bloß 
werke 4500 Thlr. und dad Verſprechen, baß künftig auf Die 
Verforgung der Stadt mit Floßholz möglihft Beradıt gendms 
men werben folle. Eine gewiffe Quantität Holz für die Stadt 
zu beftimmen weigerte man fi, verfprad) aber, daß ohne Bir 
fondre Veranlaffung im Laufe eines Jahres der Floßholgpreis 
nicht geäntert werden fee. 

War der Rath in diefem Falle faft gezwungen In die I 
tretung der Floßgebäube zu willigen, fo geſchah es mit anbidn 
Befigungen freiwillig und in der Ueberzeugung, daß bie Werdiße 
rung nur zum Vortheil der verarmten Kaͤmmerei fein wire. 
&o veräußerte er 1781 die Mühle an der Mulde bei der alnkb 
tiſchen Brüde, welde feit 1698 zur Pulverbereitung vorgeriääet 
war, für 2710 Thlr. und fügte diefem Verkauf im Jahr 12T 
auch den von feinem Kriegögeräth hinzu, indem er in dem ge 
dadıten Jahre 146 Doppelhaden, 3 Harnifce, 520 alte Flinten. 
216 lange Spieße, 3 Panzerhemden, 5 Stüd Armbrüfte, 318 
lederne Rieme mit Pulverladungen, 50 Patrontafhen u. ſ. W. 
um den Preis von 165 Thir. 19 Gr. abließ. Denn bie Belt, 
wo er mit feiner Stadt felbft fhlagfertig daftehen und die Feinde 
abroehren fonnte, war vorbei, Dagegen kaufte er 1780 für ie 


4 





- 317 — 


bier garnifonirende Artillerie dem Oberhüttenamte das Laborato⸗ 
rium am Muldenberge ab und hatte dafür die Genugthuung, 
von 1755 an bis zum Jahr 1810 unter den, Kriegern des fächs 
fiihen Artilleriecorp& fo manchen hodhgebildeten Mann in feinen 
Mauern zu haben. Der SBerichterflatter über Freibergs Zuftände 
im Sabre 1786 fagt darüber: Es liegt bier ein Bataillon vom 
churfürſtl. fächl. Artileriecorps in Garnifon und Xreiberg hat 
gegenwärtig dad Glück den Herrn General Hiller zu feinem Com⸗ 
mandanten zu haben, den Gelehrten, ben Menfchenfreund, ben 
fo berühmten und um die Aufnahme bed ſächſiſchen Artilleriewe- 
fend, dad gegenwärtig dad volllommenfte in Deutichland ift, fo 
verdienten Patrioten. (Geboren zu Dresden am 10. Rov. 1728 
flarb er zu Zreiberg am 20. Mai 1803 ald wirklicher General 
der Infanterie nad faſt 7Fjähriger Dienftzeit.) Die biefigen 
Herrn Offiziere zeichnen ſich größtentheild durch Sittlichkeit und 
warne Liebe zu den Wiflenfhaften aus, und ihnen fann man 
es danfen, daß bier ein ziemlich artiger Zon in Gefelfchaften 
eingeführt if, der bereit fchon fehr von feiner Steifigkeit nach⸗ 
gelafien bat, welchen man doch noch zu Zeiten bei alten Re 
tiquien erblidt, befonderd wenn fie hochwohlgeborne gnädige Herr⸗ 
lichkeiten ſind. Auch unter den Unteroffizieren und Gemeinen 
trifft man bier fehr feine und wohlgezogne und gefchidte Leute an. 
Ih habe fehr oft bemerkt, dag Schildwachen auf einem entleges 
nen Poften ſich die Zeit mit Xefen vertrieben. Das bei diefem 
Bataillon ſich befindende Hautboiftendor iſt ebenfalls mit fehr 
geſchickten Männern befegt, die man fehr gut zu Concerten ges 
brauchen fann, dergleichen hier Öfterd theild in Familien, theils 
in dem Beyerſchen Gefelfchaftögarten bei Herren Kaufmann Graf 
(junähft dem Scießplane) gehalten werden (wo eine Geſellſchaft 
von ungefähr 120 Perfonen gegen eine jährliche Entrce von 16 
Gr. zufammenzulommen pflegte). 

Der Herr Hauptmann Tielke, diefer berühmte Gelehrte, 
deſſen Schriften in und außer Deutichland glei geſchaͤtzt wer⸗ 
den, befindet fidy hier, nicht nur als ein in Garnifon liegender 
Trier, fondern feibft ald Bürger der Stabi. Er bat bei ſei⸗ 
"nen großen Verdienſten (befonders um bie Kriegs⸗ und Ars 
tilleriewiſſeuſchaft), um bderenwillen ihn bie Welt ſchaͤtzt, auch 


— 





das vatriot reiberg, daß er neuerlich des 
Oberberg pt nm bſt  1 pain hinterlaffnes baufalliges 
Haus an ſich gefayft und em rirtig eins ber [chönflen Hd 
fer daraus hat erbauen laſſen. Wie glüdlich wäre Freiberg zu 
fhäßen, wenn es viel folder mohner hätte: (Auch ber Iais 
nige talentoolle Romanfcriftftel ee Wriebrich Guftav Schilling 
Rand längere Zeit bier bei der Artillerie und lebte von 1802 
nach erhaltnem Abſchied bis 1817 wieber in Freiberg, mo 9 
mehrere feiner beſten Romane herausgab.) 

Ehemals waren zwei Bataillons in Freiberg, eines ante 
dagegen gemachte Vorſtellungen weiter gelegt und 1802 auch bie 
Gompagnien des einen auf Witten ber Wiertelömeifter und des 
Stadtraths noch um 1 Compagnie verringert. Ihr völliger Abzug 
erfolgte am 1. Mai 1810 unter zahlreicher Begleitung ber Ein 
wohner und ed traten zunädft zwei Gompagnien Grenabiere dei 
SIufanterieregiments Prinz Marimilien und zwei Compagnien 
Grenadiere des Infanterieregiments von Rechten an ihre Geile 
welche jedoch bereits das nächſte Jahr nach Torgau famen. Sa 
Jahr 1812, wo gar feine Garnifon in ber Stabt lag, wurd 
einſtweilen bie Artillerieakademie, welche unter ber Leitung Bei 
Hauptmannd Leonhardi fand und 44 Eleven mit 3 
zählte, auf ein Vierteljahr hierher verlegt. Die Gerviäpflichtigen 
hatten Quartier, Betten, Salz und Holz zu gewähren. Sa 
Jahr 1816 aber rüdte der Stab und das 3te Bataillon eine 
Referve » Infanterieregiments, welches aus Frankreich zurüdtehrte 
als Garnifon ein und wurde freundlichft empfangen und fo& 
ter auch bewirthet. Diele Garnifon unter bem Oberfilieute 
nant von Wolan befand nur aus 7 Oberoffizieren, 33 Unten 
offizieren, 2 Aerzten, 5 Gefreiten, 8 Zambourd und 78 Ga 
meinen. Es warb dann im April au ein Brigadeſtab wii 
Stabögeriht und Stabswacht unter dem Generalmajor we 
Nofig herverlegt und fo mit den Beurlaubten des erfigenaunte 
3ten Bataillond der Garnifonbeftand bid auf 644 Mann erhägt 
Doch ward das Bataillon im September aufgeloͤſt. Es trat da 
ber am 8. Novbr. eine Depotcompagnie leichter Infanterie au 
feine Stelle, bis endlih 2 Bataillone vom Regiment Priu 
Maximilian hier ihr Standquartier einnahmen, beren Gommag 


- 1190 — 


dant, Dbert von Seydwitz, als er am 1. Febr. 1830 fein funfe 
zigiäͤhciges Dienfliubildum beging, vom Rathe mit einem Polal 
beſchenkt und zum Ehrenbürger ernannt wurde. 


Im Jahr 178% verdußerte der Rath ferner auch die Jahre 
füche, welche er bisher oft nicht höber als zu 12 Gr, wöcentlid) 
verpachtet hatte, gegen einen Erbzins von 20 Thlen. jährlich, 
mit dem Rechte, einbeimifche und fremde Gälte, welche zu Fuße 
reifen, zu beherbergen und mit allerlei Speife und Getränke zu 
bewirthen. Dagegen follten ihrer Seits bie Befiker der Jahrküche 
verbunden fein Soldatencommandos gegen orbonanzmäßige Wer: 
gütung aufzunehmen. Es war aber diefe Jahrküche das frühere 
Badeſtubenhaus, wad bie Gemeinde 1514 erwarb, Leider war 
nimlih im Kaufe der Zeit das früber fo beliebte Baden ziemlich 
ganz außer Uebung gefommen, und felbft die Baberei an ber 
Muͤnzbach konnte feit 1636, wo fie in Privatbefig überging, 
nicht mehr zu einer Öffentlichen Badeanſtalt dienen. Es war 
daher ein fehr verdienftvolles Unternehmen, ald der Gaffians 
fabrifant und Lohgerbermeifter Meyer im Jahr 1808 in eben 
diefer Baderei ein Öffentliches Stadtbad herftellte, wo man außer 
tem gewöhnlihen Waflerbade. Loh:, Eifens, Kräuter, Schwe⸗ 
fel:, alcalifhe Seifen» und Kleienbäder und feit 1829 auch ruf: 
ſiſche Dampfbäder haben Eonnte. In der Haldbrüde aber, eine 
Stunde von Freiberg, wurden feit 1798 die Scladenbäder wies 
der aufgerihtet und von vielen Leidenden aus ber Nähe und 
Ferne aufgefuht, zumal feit Spies, der Befiter des Schlacken⸗ 
bades, 1819 ein neueß Badehaus mit einem Dampfbad erbaut 
und überhaupt die Räumlichkeiten erweitert hatte. 


Andre Veräußerungen oder vielmehr Vererbpachtungen war 
ren no bie der Waltmühle an der Hilbersdorfer Brüde, welche 
1796 das Etrumpffrider » oder Baretmacherhandwerk gegen einen 
Erbzins von 12 Xhlr. erwarb, und in demfelben Jahre die Ber- 
loofung der Bürgerfelder. Es wurde ich ein Blädenraum 
von ungefähr 850 Scheffel Land nah ſrausſaat den Bür 
gerbiufern innerhalb der Ringmauern als ein unveräußerli 
dazu geböriged Stück Feld gegen einen Erbzins zugefchlegen. 
Man hatte je nach den auf dem Häufern liegenden Bieren bier 


— — Bu 








felben in 9 Glaffen von ver eduer Größe geiheilt. Su] 
Zagen vom 5. bi 10. Novbr. 1796 erfolgte ungeachtet des) 
gegen erregten Widerſpruchs die landesherrlihe Gemehmign 
Daffelbe geihah mit dem zwifhen dem Donatäthore und i 
Maljmühlengraben befindlichen Theile bis Stabtgrabens, we 
1808 zur Anlegung eines Gartens vererbpachtet, 1830 aber 
eine Abfindungsfumme von. 250 Thlrn. wieder erworben 
Gleichergeſtalt erwarb man 1811 den Wall hinter dem Sl 
und Rentamtögebäude nebft einer Schanze bei bem 

vom Staate gegen einen Erbpacht von 4 Thlr. jährlich um 
wann hierdurch die Möglichkeit, fpäterhin auch biefem 

Stadt in Spagiergänge umzuwandeln, wie bieß fchom 
heile vor dem Peteröthore gefchehen war. 4 

Veräußert wurde endlid auch 1818 die Schagbant, 
früher die Fleifher an Wocentagen feil hielten, wie man 
1804 bereitö mit dem oberbobrigfcer Schlachthaufe gethan N 
In dem letztern Jahre wurde auch die Hebammenwohnumg | 
fleigert, da für die legtern im Jahr 1785 enblic mac mi 
fachem Drängen der Stadtphyfici cine Hebammenorbnung ai 
fen worden war, welche die alten darüber beftehenben Ein 
tungen verbefferte. Die Roßmühle wurde ald baufällig 1 
abgetragen, die Fuchsmühle und Tuttendorfer Mühle hing 
A811 erftere für 2028, letztere für 1710 Ihle. gegen einem Ü 
sind von 25 Zhlen. und einen Kornzins von 10 Scheffeln | 
erbpachtet. Daſſelbe geſchah 1821 mit der Mittele oder Hi 
fen Mühle, mit der der Rath 1777 ‚belichen wurbe, gegen 
Erbzins von 250 Thlrn. und mit der Malz: und Mabim 
am Donatöthore gegen einen Erbzins von 50 Thlen, Au 
fogenannte &ehnftüd ober dad dem Stabtgute zugehörige Baht 
zu Lichtenberg erfuhr 1821 ein gleiches Scidfal, machbem 
1818 abgebrannt und 1821 noch nicht wieder aufgebaut A 
Sein Erbzins beträgt 130 Thlr. 

Ueberhaupt galy.ed im Jahr 1824 in ber Stadt 6 
termeifter (die Mül find jedoch ſaͤmmtlich Hein), außen 
30 Bäder, 6 Beutler, 10 Boͤtticher, 10 Buchbinder, 2B 
fenmader, 1 Bürftenbinder, 8 Drechsler, 2 Rärber, 1 Bd 
bauer, 2 Beuereffenkehrer, 3 Flaſchner, 29 Sleifher, EU 
5 Goldſchmiede, 3 Gürtler, 7 Huffhmiede, 11 Hutmac 





Kammmader, 2 Knopfmadher, 1 Corduanmader, 4 Kupfere 
fhmiete, 6 Kürfchner, 30 Keinweber, 1% Loh⸗ und 3 Weiß: 
gerber, 3 Maurer, 3 Mefferichmiede, 6 Nadler, 6 Nagel: 
fhmiede, 3 Perüdenmader, 7 Pofamentmader, 6 Riemer, 
6 Sattler, 3 ſchmiede, 7 Scloffer, 42 Schneider, 12% 
Schuhmader, 9 W&ifenfieder, 11 Seiler, 2 Strumpffirider, 4 
Strumpfmwirker, % Zapezird, 5 Zäafchner, 9 Tiſchler, 3 Töpfer, 
10 Tuchmacher, 4 Tuchſcheerer, 4 Uhrmacher, 3 Wagner, ° 
® Zimmermeifter, 3 Binngießer, 1 Zirkelſchmidt und 2 Zuder- 
bider, fo wie eine Tuchfabrik, welche von Roch begründet an 100 
Leute beidhäftigte aber 1826 fallirte, ‚und die ofterwähnte led» 
nifhe, welde gegen 700 Perfonen unterhielt, nachdem fie im 
Jahr 1804 noch an 1500 zählte, unter ihnen gegen 1000 Kloͤpp⸗ 
ler, 90 Drabtzieher, 60 Spinner und manchmal gegen 400 Po: 
famentirer, doch Liefe nicht blos in Freiberg, fondern auch in an⸗ 
dern Städten. Endlich bat der Bergbau eine Schrotgießerei 
und feit 1774 eine Mineralienniederlage veranlaßt. 

Dagegen hatte der Rath im Jahr 1768 dad wüfte liegende 
Braus und Malzhaus, die Hölle genannt, für 2830 Thlr. 20 
Gr. 6 Pf. wieder berftelen und zum Brauen von oberjährigem 
Biere vorrichten laffen, weil die Bürgerſchaft ſich nicht überzeus 
gen konnte, daß ihre ſchweren Biere von den leicdhtern oberjäb- 
rigen ald den beliebteren verdrängt würden. Man verpachtete 
dann das neue Braus und Malzhaus und ließ das Pachtgeld 
der brauberechtigten Bürgerſchaft zukommen. Man batte ferner 
1773 auf Antrag ber Viertelömeifter das bisherige Loosbrauen 
abgefhafft und dafür die Reihbrauerei und den Reihſchank zus 
nächſt auf 5 Jahre eingeführt und zu diefem Behufe eine Reihe 
ſchankbraukaſſe errichtet und dazu 1788 die landesherrliche Ge⸗ 
nebmigung erhalten. Man batte feit 1814 die Gyndicen als 
Bertreter der brauberechtigten Bürgerfchaft eingeführt, 1816 das 
Doppelbierbrauen geftattet und konnte doch diefer alten Erwerbs⸗ 
quelle der Freiberger Bürgerſchaft nicht wieder aufbelfen. Denn 
vergeben fuchten die fonderbaren alten Bierzeichen, bie ſchwarz 
angeftrihenen großen Korydons, auf den Straßen die Vorüber⸗ 
gehenden zum Genufle des Zreiberger Bieres einzuladen. Gtatt 
daß noch im Jahr 1670 an 423 Gebräude gebsaut wurden, be: 
trug im Jahre 1816 bi 1817 die Zahl der Gebräute nur 





"von 1 Thlr. an die Stadtkaſſe entrichten. Der ai 





77. An der. Wurzel griff erft der Amtshnupimann won En 
1819 die Sache an, indem er auf die Einftellung Der Meibichanl 
brauerei und die Errichtung einiger Brauhöfe und einer ak 
meinen Malz⸗ und Hopfenkaffe drang: Allein vergeblich u 
ficherte er am 5. Juni 1819 in einer gebri Warnung? 
Umtrieben, daß er feine Abſicht mit Kai d Nachdrud 
verfolgen wiffen werde, er drang gleichwol nicht Durch md) 
blieb im Ganzen bei der biöherigen Einrichtung. Doch Batt 
feit 1804 einige Bürger, welche nicht an der Schanfreihe Hai 
wenigftend dad Recht erlangt Freiberger Flaſchenbier 
zu dürfen. Sie mußten, feit 1808 dafür eine jährliche 







Bürgermeifter hingegen erhielt feit‘ 1772 für den Bear 
Vorbrauens jährlih 100 Mfl. Entihädigung: 

Nicht minder erwarb der Rath für feine freie —— 
kaſſe, deren wahrſcheinliche Entſtehung wir früher angegeben # 
ben und welche bereitd im Jahre 1755 einen Fonb bon 298 
Thlr. 20 Cr. 3 Pf. hatte, im Zahr 1795 das neben dem Schu 
plane gelegene Gartengrundftüd um den Preis von 1600 El 
verkaufte e3 jedoch 1797 wieter für 1500 Ehir. Es hatte 
feit 1792 der Schügenkaffe gehört, die es in dem gedachten Sal 
für 2200 Thlr. erfaufte und um das Kaufgeld zufam 
bringen einen Theil ded Schmudd vom Schühenkönige veräuf 
außerdem aber auch ein Kapital von 1800 Thlrn. gegen 3 
Binfen aus der freien Dispofitiondkaffe aufnahm, Denn m 
mußte fon 1769, ald man eine neue VBogelftange mir fheim 
ner 60 bi 70 Ellen hohen Umgebung, an deren zwei Sei 
nod 2 Nebenftangen für kleinere Vögel ftanden, fir 92224 
21 Gr. 10 Pf. errichtete, die filbernen Schilder des Schükt 
königs einfchmelzen und fo blieb für biefen Kauf nicht viel md 
übrig. Das Vogel-, Scheiben» und Reiterſchießen war ad 
jegt immer noch, troß dem daß feit 1765 bie früher amd 
Schügen verabreichten Wortheilgelder in Wegfall gefommen m 
ten, bie größte allgemeine Luftbarkeit für Freiberg. Keller & 
ſchreibt den Auszug folgendermaßen: Zuerſt, fagt er, fommie di 
biefige Stabthautboiftenforps zufammen und wedt ben Moge 
tönig zu dem Tage der Feierlichkeit auf, an mer bie@h 





haben fol, den königlichen Staat unter Begleitung der Abge⸗ 
fantten bed Rathes und einer Compagnie von militärifdy para» 
direnden Bürgern mit klingendem Spiele, wie auch unter Abs 
feuerung der Stadtkanonen, welche etwas größer von Mündung 
als Klintenläufe find, auf feinem Rüden an den nämliden Ort 
jurüd zu tragen, von welchem er ihn ein Jahr zuvor herein zu 
fohleppen die königliche Gnade hatte. 

Auf dem Kaufhaufe gefhieht die Verſammlung. Sobald 
der König erfcheint, tritt die Würgercompagnie ind Gewehr und 
unter Begleitung einiger Herrn des Raths beginnt der feierliche 

38 Jeder König ſchenkt einen filbernen Schild und alle diefe 
hilde trägt der König auf feinem Rüden und der Brufl 
(denn er ift fo behängt, daß man von feiner Majeſtaͤt gar nichts 
gewahr wird,) auf den Scießplat hinaus und fühlt hier unter 
Vergießung vielen Schweißed die Laſt feiner Pöniglihen Regie 
rung auf einmal, 

Erft folgt dad Stadthautboiftencorps, alddann kommt bie 
Hälfte feiner Arınee unter Anführung eined Dauptmannd — 
jegt erfceint der merkwürdige, Königreihe austheilende Vogel 
und nad diefem feine Majeftät — den Beſchluß macht die übrige 
Hälfte der militärifh paradirenden Bürger, und bei der Ans 
Eunft beginnt dann das Schießen, nachdem erft mandes Pfunb 
Pulver durch Freudens und Ehrenſchüſſe diefe Feierlichkeit eröffs 
net bat. 

Die Stadtfoldaten gehen mit ihren Gewehren neben ber 
und entfernen den fi zudrängenden flaunenden Pöbel, welder 
ſich demohngeachtet faft den Herren DOfficierd in den Weg ſetzt, 
daß man fie nicht in ihrem volllommenen Staat genug bewundern 
kann. Auf eben bdiefe Art wird der neue König zurückgebracht, 
fowol bei dem Vogel» und Scheiben s ald Reiterfdießen. 

Freiberg ift beftändig die Refidenz Dreier Könige, wovon 
gegenwärtig einer ein Sattler, der zmeite ein Bäder und ber 
dritte ein Schneider ift, welche zum Erfag ihrer aufgewendeten 
Koiten, die den errungenen Preis weit überfleigen, dad ganze 
Jahr durd von gewiſſen Abgaben frei find. 

Zulegt wiegt den König noch ein Ehrenflänbchen bed Haut 
boiftencorps in fanften Schlummer, bez ‚ohnehin nach abgelegter 


tönigl. Würde früh genug herbeieilt, um et 
gen zuzudrüden. 

Den Beſchluß biefer Feierlichfeit macht n Sqmars 
dem Kaufhauſe. Dieſe Könige find auf die Art die eingigen 
deren letzter Tag ein Freubenfeft ift. Bemerkenswerth if, 
man im Jahr 1801. aud eine Königin, die Gattin bes 
Kanikty, welche für diefen ben beften Schuß gethan | 
lich in die Stadt begleitete. “ 

Daß übrigens bie Freiberger Schůttengeſelſchaft 
Feſten auch auswärts in gutem Andenken ſtand, bewei 
ladung, welche im Jahr 1791 der Magiſtrat zu 
ergehen ließ, dem großen wegen der Krönungsfeierl 
felbft veranftalteten Büchſenſchießen beizumohnen, Es murden 
zwei Mitglieder des Raths, der Gegenſchreiber Schmibt 
Mechanikus Schuberth, in Begleitung ber Forftbedienten 
Raths dahin abgefendet und. die Koften aus der freien Dips 
fitionsfaffe übertragen, Sie brachten 2 Preife mit. e 

Diefelbe freie Dispofitionsfaffe gab auch 1791 
der Kämmerei die Koften zu dem neu hergeftellten Kaufbande 
faale ber. Er wurde in dieſem Jahre durd den Schmaus 
weiht, welchen die Grenadiercompagnie jährlich veranſtalt 
Grenabiercompagnie. entftand im Jahr 1769 auf Bei 
der Bermäblung des Ehurfürften, der hier feine Gema 
pfing, aus Freiwilligen. Sie befam vom Landesherrn 100 Bu 
jonetflinten, 100 Grenabierfäbel und 2 Trommeln gefchenit 
Ihre Kleidung war ein hellgrüner Tuchrock mit weißen 
und weißem, Riemenzeuge, ſchwefelfarbige Beinkleider und ZBefle, 
weißleinwandne Gamafchen mit gelben Knöpfen und eine BE 
renmüge mit einem meffingernen Stabtwappen gejiert: Aufer 
diefen Grenadieren, die 1775 ihre befondern Gonventionafartilel 
befamen, wurden 1773 auch noch zum Behufe der Bürgerparas 
den zwei andre Compagnien gebildet, welde aber nicht unifon 
mirt zu fein brauchten, und zwar die eine für die anfäßigen 
Bürger des Petri- und Jacobi, die andre für die des Don 
und Nifofaiticchfpieles. Ein Rathsmitglied übernahm als Major 
die Leitung des Ganzen. Jeder Compagnie ftand ein Eapitäm 
lieutenant, ein Premierlieutenant und ein Secondlieutenant vor 


Y “ 













Die Offiziere wählte der Rath. Bei Anweſenheit ter Landes 
berrfchaft follten alle diefe Bürger unter dem Gewehre jein. 
Für die Unteroffiziere und 60 der älteſten Grenadiere wurden 
jährlid 6 Quatember aus der bornifhen Stiftungskaſſe über: 
tragen, und den Spielleuten 1804 die Thorwachtgeldbefreiung 
zugeftanden, Im Jahr 1808 hatten fie ein befondres Muſikcorps 
erbalten. Diele Bürger:-Nationalgarbe befand 1824 auß 5 Df- 
fiieren, 209 Unteroffizieren und Gemeinen, 18 WMufitern und 8 
Trommlern. Im Jahr 1828 wurde aber laut Mandat vom 88. 
März an ihrer Statt eine Bürgergarbe errichtet, und vom König 
mit einer eignen Fahne befchenft. Auf diefe Bürgergarbe gingen 
jest auch die bisher von ber Schügengilde genoflenen Trank⸗ 
fteuerbenefize über, wogegen nun die Handwerke nicht mehr zur 
Stellung der Büchſenſchützen verpflichtet waren. 

Die freie Dispofitionskaffe war es endlich auch, welde im 
Jahr 1791 für 1900 Thlr. das Englerfhe Schaufpielhaus nebſt 
Inventar anfaufte. «Der Pulvermühlenbefiger Zohann Gotthelf 
Engler hatte nämlich daffelbe gebaut und ed war am 7. April 
1790 zum erflen Mal darin unter Leitung des Scaufpielerd 
Seconda von Dresden gefpielt worden. Gin NReifender drückt 
fid im Jahr 1801 alfo darüber aus: Sehr überrafchend war 
mir der Anblid eined Theaters, welches ich bier nicht vermuthete 
und ohne zu übertreiben, einem Dresdner Baberheater, einems 
Baireuther, Regensburger, Nürnberger u. a. weit vorziehe. Nicht 
nur die Reinlichkeit, fondern auch die wirklich von einer Meiflers 
band gemalten Dekorationen und das gut befeßte DOrchefler mas 
ren über meine Ermartung. rüber hatte man das Kaufbauß, 
wo nun nad feiner beffern Einrichtung in ben Jahren (798 
und 1794 Maskenbälle mit 200, 300 ja 400 erſchienenen abs 
ken gehalten wurden, dazu benutzt. Das neue Schauſpielhaus 
lodte aber jest eine Zruppe nad der andern ber und Gerlach 
giebt in feinen Nachrichten vom Jahr 1801 unter andern fols 
gende Ueberſicht über die in einem Jahre dafelbft gehaltenen Vor⸗ 
ellungen. Er jagt: „Vom 29. Novbr. 1799 bis zum 87. Decbr. 
kam die 5. W. Luckiſche Echaufpielergefelfhaft von Ehemnig an. 
Aber den einzigen 23. Decbr. ald den Geburtstag unferd Chur⸗ 
fürften ausgenommen, wo D. Sauft von Soden bei ziemiily vos 


lem Haufe gegeben wurde, war das Haus bie mehreffen mafe 
faſt leer — denn die Geſellſchaft hatte von Anfang her wenig 
Butrauen und Glüd, daher fie aud nur 12 Vorftellungen gab 
und zu Anfang des vergangnen Jahres nach Frankenberg yog. 
Bom 17. Jan. bis zum 18. Mai 1800 war die Karl Krüger 
ſche Geſellſchaft alldier und gab 53 Vorftellungen. Am 24. A 
1800 Fam die K. K. priv. Karlöbader deutſche oder eig 

die Ritter Steinsbergifche, fodann Hartifche, und am 

wieder Steinsbergifche Schaufpielergefelfchaft hier an, und gal 
bis zum 25. Novbr. circa 55 Vorftellungen. Diefes 

ſammen in noch feinem vollen Jahre 119, fage hundert und 
neunzehn Schaufpiele, ohne die durchreifenden Birtuofen, 

ker, Equilibriften, Mechaniker und Zafchenfpieler zu 

Und dieß in einer Bergſtadt, welche nicht viel über 10000 Eis 
wohner hat, in einem Jahre, wo auf einen harten Winter eine 
ungewoöhnliche Dürre erfolgte, welche einen nachtheiligen Einfhig 
auf den ganzen Bergbau gehabt, und überbies bei ungewöähnlid 
ſteigendem Preife aller Materialien, wozu noch bie grafjirenden 
Krankheiten, Ruhr, Blattern und Scarlachfieber den ganzen 
Herbft kamen.” In demfelben Jahre wurde hier auch am Lt. 
Novbr. zum erſtenmale Maria von Webers erſte Oper gegeben 
Sie führte den Titel: das Waldmädchen, romantifch“ Familie 
Oper in 2 Aufz. vom Ritter Karl von Steinsberg, in Maik 
gefest und Ihro churf. Durchl. Maria Amalia Augufte, vegier 
render Churfürftin zu Sachen in tieffter Ehrfurcht gewibmer vom. 
Karl Marin B. von Weber, 13 Jahr alt, einem Zögling Haydn 
Sie fand aber nicht den gewünſchten Beifall, es wurde öffenelich, 
bemerkt, es fein Blüthen, die exit im der Folge fehönere und 
veifere Früchte verfprächen. Der junge Weber, der fich bamalk 
mit feinem Vater längere Zeit hier aufbielt, entgegnere im nähe 
ften Blatte, es feien niedrige Kabalen gefpielt worden, Der 
Stadimufifus Siegert lehnte diefen Vorwurf von fi ab und 
berief ſich über den Werth der Muſik auf den damaligen Stable 
cantor Fiſcher. Dieſer verwarf fie num mit feiner eigenthüme 
lichen Derbheit gänzlih. Weber entgegnete, wie er es feinem 
Schöpfer verdanfe, daß er vorzügliche Geiftesgaben befise und in 
feiner kurzen Lebenszeit mehr gefehn und gehört habe ald mandyer 


A 





- m — 


in 50 Jahren, und da audy aus Chemnitz eine Stimme über die 
dortige Aufführung laut geworden war, daß er dad Bellen klei⸗ 
ner Hunde nicht achte. Was wol Weber fpäterhin zu dieſem 
Federkriege über feine erſte längft vergeßne Oper gefagt oder ge⸗ 
dacht haben mag? 

Neben dieſem öffentlichen Theater beſtand von 1795 bis 
1803 auch eine Privaitheatergeſellſchaft, welche durch ihre Vor⸗ 
ſtellungen auf dem Kaufhaufe nah und nad eine Summe von 
1713 Thlr. 8 Gr. 5 Pf. eingenommen hatte. Diele wie 48 Thlr. 
2 Gr. geheime Beitraͤge wollte jene Geſellſchaft anfänglich zur 
Gründung einer Linterrichtdanftalt für Kinder gebilbeier Eins 
wobner verwenden. Weil aber die Lehrer der öffentlichen Gchun. 
len dagegen Einwendungen erhoben, beflimmte man fie zur Uns 
terftugung der Armen mit Holze. Es find auf diefe Weile 2002; 
Schragen Holz in den Jahren 1800 bi 1803 vertheilt wor⸗ 
den. An der Spike des Unternehmens fland der Kammer⸗ 
rath Chriſtoph Deinrih Thiele, Inhaber der leonifhen Waaren⸗ 
fabrif, derfelbe, welcher in dem Unglüdsjahre 1805 fortwährend 
trog des damaligen geringen Abſatzes feiner Waaren 1100 Mens 
fhen befchäftigte. (Die Warnazifche Fabrik, welde eine Zeit lang 
neben der Zhieleihen und zwar fo beftanden hatte, daß bee 
Grundſtoff in einer und bderfelben Hauptfabrik bereitet wurde, 
war wieder eingegangen.) 

Wie ein Theater, fo befaß Freiberg feit dem Jahre 1800 
„au ein eigned Wochenblatt. Es wurde von Johann Chriſtoph 
Friedrich Gerlach begründet. Derfelbe hatte bereits im Jahr 1798 
als Buchdrucker auf 10 Jahre die Erlaubniß erhalten den Prei« 
berger Stadt», Berg« und Landkalender herausgeben zu bärfem; 
und fo lag der Gedanke diefem auch ein Wochenblatt hinzuzu⸗ 
fügen nahe. Gr hat daſſelbe bis zu feinem am 24. Geptbr. 
1820 erfolgten Zode mit vielem Geſchick gethan und nachdem er 
1801 nach tem Tode des ald Kantifhen Philofoph und Schrift 
Reller gleih rühmlihft befannten Ambrofius Bethmann Bern 
bardi von bier die Craziſche Buchhandlung übernommen hatte; 
machte er fih auch durd ein befondres Leſemuſeum um breiberd 
verdient. 


Im Jahr 1808 machte man endlich auch von Kinn 


einer Straßenbeleuchtung. Man hatte zu dieſem 
4 Gr. 6 Pf. durch freiwillige Beiträge zufammengebracht, hatte 
zur erften Einrichtung 110 Thlr. Zufhuß aus Landeskaſſen 
200 Thlr. aus der Johannishospitalkaffe erlangt, 400 
warn man aus dem Berfauf ber Ickten noch vorhandenen alten 
Kanonen und Gewehre und eines mit Perlen gefticten | 
bildes, und fo ſchritt man, freilich mit Schulden, zur 
rung. 335 Laternen erleuchteten von 1806 an die Stabt immer 
halb der Ringmauern und 8 Laternenwärter beforgten 
wartung, ein Rathsmitglied aber den Oeleinkauf. Acc 
vom Fleifhwerf, Wein, Moft, Branntweinfhant, fe 
Bijouteriewaaren, Abgaben und zwar ein halbes 
jeder Hausverfcpreibung, fo wie 12 Gr. von jeder 
ertheilung mußten den Aufwand decken. Einen Stoß 
Sache 1819, wo 850 Thlr. von dieſen Einkünften der 
f&huldentilgung gewitmet wurden, und in Folge deſſen bie Härfte 
der Laternen wieder einging. Erſt 1827 hörte dieſe Befchräne 
tung auf. Ber 
Es war nämlid in ben Jahren 1813 bis 1819 ei 
fogenannter Kriegsfhulden aufgenommen worden. — 
im Jahr 1812 nur erſt 54296 Thlr. 10 Gr. bei einem 
haben von 42666 Thlr. 11 Gr. 2 Pf., alfo eigentlich nur 
Thlr. betrugen, gab es doch 1819 bereitö 36000 Thlr. d 
zu verzinſende Schuldforderungen, wobei außerdem 1821 nach 
19264 Thir. 12 Gr. 6 Pf. unzinsbare Forderungen vorhanden 
waren, und bie ganze Summe ber Kriegsfchuld im Jahr 1820 
noch 166100 Thlr. von den frühern 207926 Thlen, betrug. Auf 
den Vorfchlag des Amtshauptmann von Ende wurden baher am 
26. April 1817 zumächft die Bürger auf das Rathhaus befchle 
den und befragt, ob fie einwilligten, daß künftig alle Rec— 
nungen über die Contributionen, Peräquationen, Central» und 
Proviforienfteuern, gleihwie über die Kriegsſchääden demjenigen 
Commundeputirten zur Defeftur und Zuftififation vorgelegt wwür« 
den, welche früher für ben Zweck der Gentralfteuererhebung eis 
wählt worden waren. Das Stilfchweigen der Bürgerfchaft bei 
diefem Vorſchlage wurde für Bejahung genommen und fo nun 
Hand an eine Regulitung diefer Schulden gelegt und auf Mittel 











4 





— 1m — 


gedacht diefelben allmählig zu tilgen. Es wurden nun unter ans 
dern faft alle täglichen Eebensmittel befteuert unb demgemäß ihre 
Preife erhöht. Und erſt im Jahre 1827 erlitten diefe Anlagen 
einige Aenderungen. 

Es war aber damit auch zugleich eine neue, obſchon hoͤchſt 
unvolfommne Vertretung der Gemeinde gefhaffen worden, 
nachdem die frübern Wiertelämeifter und Zwölfer dad Zutrauen 
längft verloren hatten. Die Viertelömeifler bezogen nämlidy vom 
Rathe aus feiner freien Dispofitiondkaffe nicht nur einen Gehalt 
von 24 Thlrn., fondern waren auch feit 1740 frei von der Ein- 
quartirungd» und Servislaft, genoffen ferner eine perfönliche Bes 
freiung vom Gefhoß und Xhorwachtgelde, und wurden mit 
ihren Quatembern vom Ercurrenz übertragen. Die Zmölfer hin» 
gegen wurden 1816 wenigfiend von der Raturaleinquartirung 
befreit. Dafür litt es nun aber aud der Rath nidht, wenn bie 
Viertelsmeifter fi irgend eine Einfprade in die Beſchlüſſe des 
Raths erlauben wollten, und nur das Recht der Beichwerdefühs 
rung wurde ihnen 180% ausdrüdlid zugeftanden. Denn der 
Rath wahre fo eiferfüctig über feine Rechte, daß er noch im 
Jahr 1805 den Gebrauch erneuerte, nach welchem er unter Trom⸗ 
peten: und Paufenfhall am Dienftage nad Duafimodageniti feier 
lichſt mit feinen Beamteten fo wie den bürgerlihen Ausſchußperſo⸗ 
nen aus der Domkirche auf dad Rathhaus 309, um hier die foges 
nannte Rathswahl vorzunehmen. Bei ſechs Groſchen Strafe 
mußte jeder Innungdverwandte diefe Rathömwahlpredigt mit ans 
bören oder ſich wenigfiend beim Stadtvoigt genügend entfchuls 
digen. Ebenſo wurde noch im Jahr 1810 bei dem Tode des 
Bürgermeifter Teucher angeorbnet, daß vier Wochen lang auf 
den Raths- und Hospitaldörfern täglid eine Stunde lang bie 
Gloden geläutet und alle Rathömitglieder und flärtifen Unter» 
beamteten an Eonns und Zefttagen fowie bei den Situngen fi 
ſchwarz kleiden, die Frauen der Rathömitglieder aber wenigften® 
ein ſchwarzes Band auf dem Kopfzeuge tragen mußten. Doch 
it Tiefer Gebrauch von bemfelben Jahr‘ an außer Uebung ges 
fommen. — Mit dem ruffiihen Gouvernement ging end» 
ih im Jahre 1814 noch eine andere Beſonderheit, nämlich 
das vom gemeinen echte ſehr abweichende Freiberger Erbrecht 

78 





— 1300 — 


ſammt dem, was über Gerade und Heergeräthe in ben Statuen 


ſtand, ſowie die Abſchoßbefugniß der Kämmerei verloren. x 
Nüglicher für die Gemeinde waren Anordnungen des Rast 
wie die, daß 1826 eine Eintheilung der Stabt und Vorſtadt ie 
19 Diftricte beliebt und dieſen Gaſſenſchöppen vorgejekt weurbem, 
oder daß 1796 eine neue Budenorbnung für die Iahrmarftäbuhen 
entworfen und 3 Hauptbubenbauer angenommen, auch 1008 uff 
dem Chemniber Rathe eine Vereinbarung dahin getroffen wmehg 
daß in Zukunft dann, wenn ber Tag Margarethaͤ (18. Ju 
ein Montag ift, der Margarethämarkt mit diefem Tage, ed 
er aber auf den Dienftag, Mittwoch oder Donnerftag ſlt, ui 
dem vorhergehenden Montage, und füllt er auf einen Kueiiag, 
Sonnabend oder Sonntag mit bem folgenden Montage begiumm 
fol, oder daß 1821 feilgefegt ward, daß der Egidimarkt Fünpig 
fiatt am 1. Septbr. jeden Montag nady dem Liebenwerbaer . Egikie 
markt gehalten werde. Wenn endlich 1783 eine neue Fenerach⸗ 
nung erlaffen und diefer von 1801 an aud eine neue eu 
mauerfehrer : Ordnung beigedrudt wurde, wenn von jebem eu 
Bürger feit 178% eine Abgabe von 1 Thlr. 12 Sr., fpäter es 
3 Thlr., (von Bergleuten früher die Hälfte) in die Seuereimgp 
gelderfaffe gezahlt werden mußte, um einen genügenden Woreih 
an Feuereimern für die Stadt anſchaffen zu können, fo ug 
diefe Vorſorge um fo wichtiger, ald Fälle von Fenersbrünßin 
denn doch nicht zu felten waren und die Immobiliar : Branbuew 


fiherung von Freiberg, wie fie feit 1785 beftand, nur die Seemuuie. 


von 233550 Thlrn. damals erreihte. So wurden am 18, Aug 
1792 durch ein Schatenfeuer bei den $euerleitern in ber. Bew 
ftadt 8 Häufer in Afche gelegt und 21 Familien obbachled. Dis 
milden Beiträge für die Unglüdlichen betrugen nicht mehr «is 
400 Thlr. 1794 brannten wieder am 25. Juni 8 Häufer Kia 
ter der Stodmühle, welche der Bliß angezündet hatte, ab. 1798 
brannte es am 10. Januar auf der Burggaffe, doch wurde 
nur ein Haus dad Opfer der Slamme. 1802 den 8. Xuguf 
traf daſſelbe Schidfal drei Häufer in der obern Langegaffe. 1898 
brannte ein Haus am Ajcheplage ab, wobei die zwölfjährige Toch 
ter des Befigerd mit ums Leben fam. Am 18. Oftbr. 1898 
wurde wieder ein Bäderhaus auf der Burggafie eingeifchert und 


N 





— 181 — 


1808 gingen Furz hinter einander am 26. Juni und: 18. März 
dad einemal die Schwarzfarbe, das anderemal 2 Hüufer in der 
meisnifhen Gafle im Feuer auf. 1809 brannten am 14. Novbr. 
in der Nübe ded Gommunvorwerles 4 Gebäude, nämlih 3 
Scheunen und ein Wohnhaus nieder. Am 17. Zuli 1810 wurs 
den auf der erbifhen Gaſſe 3 Wohnhäufer und 2 Dintergebäude 
ein Opfer der Flamme. Das eine derfelben hat 23 Jahre, näms 
lich bis 1833 als wüſte Bauſtelle auf einer der beiebteflen Stras 
gen der Stadt geftanden, ohne daß fi Semand zum Wiederaufe 
bau gemeldet hätte. Denn die Verfiherungsfumme in der Im⸗ 
mobiliarbrandfafle betrug blos 400 Thaler und tie Miethzinfen 
waren fo gering, die Abgaben hingegen, und namentlidy die Ser⸗ 
vistaft fo groß, daß es Niemand verſuchen mochte fein Geld auf 
höchſtens 2 Prozent anzulegen. Auch am 9. Juni 1819 brannten 
hinter der alten Apotheke wieder drei Häufer ab und am 3, Mai 
1830 das Haus des Gärtner Reh nebft Nebengebäude. 
Glücklicher Weile waren jedoch bei allen diefen Schaden» 
feuern die foftbaren öffentlihen Gebäude, namentlidy die Kirchen 
veridont geblieben. Nur das einemal am 3. Juli 1794 flug 
der Bliß in den Hahnsthurm an der Petrifirde, zündete zwar 
nicht, veranlaßte aber doch, dag der Thurm audgebefiert und ihm 
bei dieſer Gelegenheit ein neuer Hahn aufgefegt wurde, weil ber 
alte im fiebenjährigen Kriege zerichoffen worden war. Auch die 
Kuppel am hoben VPeteröthurme erfuhr im Jahr 1903 eine Res 
yaratur. In der Domkirche machte ſich aber 1824 ein größerer 
Hau nothwendin, weil dad Dedengewölbe an mehrern Stellen 
ftatbaft war. Da man nun einmal ein ftehendes Gerüfte bauen 
munte, befhieh man dad ganze Innere der Kirche einer Ausbefe 
ferung und Reinigung zu unterwerfen, und aud an den übrigen 
zwei Stadtkirchen, namentlid an der Peterskirche, wo deshalb img 
Sabr 1830 ein Vierteljahr lang ter Gortestienft außgefeut und 
unter ann ein neues Altarbil® aufgeftelt wurde, fo wie an Dei 
Dienitwobnungen der Geifllihen und dem Gymnafialgebäude ein: 
eine Meparaturen vorzunehmen. Die Koften wurden glei ame 
finalib auf 7706 Thlr. veranfclagt, wozu die Einwohner Bei⸗ 
tgige zahlen mußten und eine Gollecte, aber feine Lotterie, wie 
man mwünjchte, geflattet ward. Der Plan, ber Rikolaikicche bei 
78° 


— 132 — 


dieſer Gelegenheit eine Orgel zu verſchaffen, warb höhern Orts 
nicht genehmigt, — Einige kleinere Baulichkeiten waren aber 
auch fchon früher zwar nicht in der Kirche felbft, wel aber in 
den Kreuzgängen, die fie umgaben, und in der churfürſtlichen 
Begräbnißfapelle vorgenommen worden. So wurben — 
1818 die drei Thürmchen auf den Kreuzgaͤngen abgetragen un 
die Annenkapelle reparirt. Die churfürſtliche Begräbnißfapelle 
aber erhielt im Jahr 1811 ein neues Foftbares Grabgemwölhe 
Weil nämlih dad Schloß Lichtenburg in dem gi 
zu einem Zuchthaufe umgewandelt wurde, fand es 
Friedrich Auguſt nicht mehr paflend, die Leichen ber fürfilichen 
Frauen, der Churfürfin Anna Sophie, einer Gemahlin on 
Zohann Georg III., und ihrer im Leben wie im Tode eng ber 
bundenen Schwefter, der Churfürflin von der Pfalz Wilhelmine 
Erneftine in dem auf ihre Anordnung gebauten Begräbniß: zu 
Lichtenburg zu laffen. Es follten deshalb die beiden Iutherifdien 
Ehurfürftinnen in dasjenige Begräbniß gebracht werden, wo der 
Gemahl der einen Johann Georg IIL mit allen ben proteflanis 
ſchen Vorfahren des Negentenhaufes bereits lag. Am i18. 
1811 wurde dem zufolge ein Zraincommando und ein Ehren 
commando von Dragonern abgefandt, diefelben aus 
abzuholen. Den 22. brach man von bort auf, und gelangte über 
Torgau, Belgern, Strehla, Meißen und Noffen unter mandem 
lei Feierlicpfeiten und unter dem Glodengeläute der Orte, burb 
welde der Zug ging, am 26. Sptbr. Nachmittags um 2 Uhr 
bier an. Die Saft der Särge und der Epitaphien, welche man 
gleichfalls mit herbrachte, betrug gegen 300 Gentner und e& 
waren außer ben 57 Zrainpferden oft noch gegen 20 Borfpanne 
pferde für die 8 Wagen nöthig, in deren zweien bie Leichen umb 
in den andern bie Werkſtücke und Statüen ihres frühern Begräbe 
niſſes waren. Als der Zug auf dem Weichbilde der Stadt ans 
Fam, wurde mit allen Gloden von den fünf Kirheiirmen ge 
lauten. In einiger Entfernung von dem Kreuzthore kamen ber 
Kreisamtmann Zöpelmann und der Nentbeamte Wiegandt, für 
wie der Bürgermeifter Ehrenhaus und die älteften Ratheheren, 
dem Königl, Kommiffar und Kammerherrn von Keyferlingk, wele 
er dort aus dem Wagen flieg, entgegen und begleiteten benfel« 


“ 


ben hinter bem Leichenwagen zu Fuß burd bie innerhalb des 
Kreuzthores, auf dem Schloßplatze und in der Kirchgafle im 
zwei Reiben und unter Rortritt der Stadtgerichtöfchöppen, 
Vierteldmeifter und Zwölfer aufgeftellten fämmtlihen Innun⸗ 
gen der Buͤrgerſchaft, welchen fih vom Bergamthaufe an bis 
an die große Xhüre der Domfirhe eine Parade von 3 
Bergleuten mit den Knappfcaftsälteften angefchloffen hatte. In 
der Kirche ſelbſt flanden die Bürgergrenadiere in Parade und 
der Stadtmagiftrat nebft den gefammten Geiftlihen der Stadt 
geleiteten den Kommiffar durch den großen Gang bis zum Als 
tare. Hierher wurden jetzt auch bie beiden marmornen Gärge 
gebradyt und dem Stadtrathe int feierlicher Rede übergeben. Der 
amtführende Bürgermeifter Bernhardi empfing fie, der Supers 
intendent Dr. Braufe hielt die Standrede, der eine Trauer⸗ 
muſik voranging. Ein Gefang der Chorſchüler ſchloß die Feite⸗ 
lichfeit, worauf die beiden Särge in der hurfürftlihen Begraͤb⸗ 
nißfapelle vom Eingang rechts an den für fie beflimmten Ort 
gebracht und am andern Tag die Aufftelung der Epitaphien ame 
geordnet ward. Ihr Grabgemwölbe ift aus ſchwarz und weiß ge 
fprengtem Marmor erbaut und mit einer vergoldeten Thüre ver 
fehen. Um das Gewölbe fliehen vier große Statüen von Ala⸗ 
bafter, melde die Buße, den Glauben, die Liebe und bie Hoffe 
nung vorftellen. An dem Zußgeftelle der einen Statüc iſt ber 
Name des Künſtlers Balthafar Permofer aus Salzburg zu lefem, 
welcher das Monument in den Jahren 170% und 1703 verfertigt 
hat. Es zeichnen ſich insbefondere die der Thüre zunächſt ſtehen⸗ 
den zwei Figuren durch Kunfifleiß aus. Möglich, daß der Künſt⸗ 
ler in ihnen die Gefichtözüge der beiden Schweſtern nachgebildet 
und mit der einen, welde ein Kind auf dem Arme ber Liebe 
trägt, das andre an der Hand der Zärtlichkeit führt, an Anna 
Sophia, und mit der andern, welde das an Früchten mancher 

Art reihe Füllhorn hält, an die kinderlofe, aber äußerf | 
thätige Wilhelmine Erneftine, bat erinnern wollen. Ueber bes 
Thire der Gruft ficht man einen ſchwarz und weiß untermengs 
ten marmornen Sarg und an diefem eine Auffchrift mit goldenem 
Bucflaben, über ihm eine Urne. Oben erſcheinen beiderfeit® 
königl. und Yurfürfl. Wappen, welche ein Engelölopf und wie 





- 1 — 


tem ein Todtenkopf gufammenfügt b bie von einer Zönigl. Krone 
bededt werden. Um bie Bappen befinden fich vier Eleinere Ste 
tüen, welche den Himmel, die Hölle, den Xob und das * 
Gericht vorſtellen. 

Die Unkoſten der neuen Aufſtellung dieſes Grabdentate 
wurden natürlih aus landesherrlichen Kaſſen beftritten, bie 
Erbauung einer katholiſchen Kirhe und Schule aber, non 
welden die lestere am 10. Ian. 1830, bie erjiere am 17, 
Aug. beffelben Jahres eingeweiht wurde, aus milden Beiträgen 
be In« und Auslanded, während die Koften bei ben anberm oben 
gedachten Baulichkeiten dad geiftliche Einfommen zu tragen hatte, 
Daffelbe war jedod mit feinem Kaffenbeftande immer mehr berabz 
getommen und alle die angewandten Mittel ibm wieder aufzus 
helfen hatten dieß nur in geringem Maaße vermocht, So ner 
fügte der Stadtrath am 22. Aug. 1764, daß die Löjegeblhren 
für die Kirchenſtaͤnde und Grabftellen fanmt einem Theile ber 
Klingelfädelgelder nicyt mehr der Armenfaffe fondern eben biefem 
geiftlihen Einfommen zufließen folten und erhöhte im Sabr 1816 
die GrabficHengebühren bis auf */, Thlr. von jeder ermachfnan 
und */, Thlr. von jeder unter 1% Jahr alten Perfon. Es wun 
den feit 1801 völlige Kirchenbaucollecten veranilaltet, und vom 
Sohannishospital. ein jährliher Zufhuß von 600 Thalern ale 
gewirkt. Man verkaufte ferner 1803 die noch, vorhandenen zum 
Theil fehr Foftbaren Meßgewänder, Leuchter, Bücher u. f. mw. und 
308 1828 die Amtöpredigerftelle zu St. Nikolai, fowie bie Wei 
perpredigerftelle zu St. Petri für immer ein, nachdem fie jet 
1819 unbefegt geblieben waren und ſich fo ihre Entbehrlichlit 
fattfam gezeigt hatte. Gleichzeitig wurde es vom Kirchenzarhe 
genehmigt, daß auch die im Jahr 1827 erledigte Mittagsprebigen 
fielle am Dom 6 Jahre lang unbefegt bieibe. Im abe 186 
wurde aud bemfelben Grunde die Glödner- und Organtitenftellk 
zu St. Nikolai bis auf Weiteres unbefegt gelafjen und der Dienf 
von einem Geminariften beforgt, aud 1829 zur up 
des Domgiöcdnerhaufes die Genehmigung eriheilt. 

Dagegen hatte wenigftens eine geiſtliche Kaffe im Sauf da 
Beit trefflich zugenommen, ich meine die Wittwen« und Waiſca 
kaſſe der Stadtgeiſtlichen. Sie war es au, die 1719 unter ige 





1780 verftorbnen Superintendent Grundig das neu eingerichtete 
Sreibergifche Geſangbuch nebft einem Anhange einiger alten bes 
kannten Lieder, die im alten Gefangbude ſchon geftanden hattem, 
mehreren Gebeten zur Kirchen: und Hausandacht, einer Leidens⸗ 
gefchichte und einer Sammlung bibliidyer Collectenfprücdhe auf ihre 
Koften druden ließ, und dieß bei mehrern Auflagen, die dieß 
Geſangbuch erlebte, gewiß nicht ohne Gewinn that. Da es aber 
eind von den erften war, welde die neuere Zeit hervorbradhte, 
machte ſich fpäter ein Anhang neuerer Licder nothwendig. Dies 
fer ward unter Dr. Braufe, welcher feit 1800 an Richters Stelle 
Superintendent geworden war, außgearbeitet und zu Pfingſten 
1804 in den Freiberger Kirchen zum erfienmal gebraucht. Die Star 
tuten der Kaffe felbft aber wurden 1825 in mehrern wefentlichen 
Punkten abgeändert. Es geſchah dieß unter dem Superintendent 
Dr. Eenffartb, der feit 1822 die um ein Dritttheil Meiner geworbne 
Euperintendentur bekleidete, denn man hatte feit Braufed Tode imn 
Jahre 1820, wo Seltenreidhh Superintendent wurde, bie Parochien 
offen, Eiebenlehn, Hainichen, Roßwein, Bieberſtein, Bodendorf, 
Dittmannddorf, Endorf, Gleisberg, Greifendorf, Herzogswalde, 
Marbab, Mehorn, Obergruna, Pappendorf, Reindberg und Ringes 
thal abgetrennt und eine neue Gphorie Noſſen daraus gebildet. 
Wenn hiernadh den Hinterlaffnen ber Geiſtlichen eine fors 
genfrcie Zukunft gefihert ward, wenn felbft viele der übrigen 
Bürger durch Theilnahme an den beflebenden Beerdigungs⸗ und 
Begräbnißkaffen den Ihrigen eine Unterftügung bis zu 50 Tha⸗ 
lern nad ihrem Tode verfchaffen Fonnten und wir in diefer Hin⸗ 
fiht 1733 die Scheunertfhe, 1794 bie Rößigerfche und 1796 die 
Geſellſchaftliche Beerdigungskaſſe, zu welchen im Jahr 1823 noch 
die Wahl⸗ und Schulziſche kam, entſtehen ſehen, fo trat die 
Hilfloſigkeit, in welcher der arme Schulmann oftmals die Sei⸗ 
nigen zuentlaſſen mußte, um fo greller and Licht. Es ſaßte ba» 
ber der damalige Freiberger Amtsprediger und jetzige Kirchenrath 
Dr. Gotthilf Ferdinand Döhner im Jahr 1824 den glücklichen 
Gedanken durch Herausgabe einer Zeitſchrift für dad Volkoſchul⸗ 
weſen unter dem Jitel des Sächſiſchen Volksſchulfreundes einen 
Fond zu einer Penſionskaſſe fuͤr die Wittwen und Waiſen der 
Volksſchullehrer im Königreich Sachſen zu bilden. Es hatte ſich 


— 1 — 

nämlich ſeit 1707 ein Vorgänger von ihm, der-felifereuhikiige 
Mittagöprediger, fpätere Amtsprediger Dr. Friſch um die Bildung 
der künftigen Volksſchullehrer durch Privatunterricht Mühe ge» 
geben, und den Freiberger Gymnafiaften, welde Bebrer werben 
wollten, Katechetit gelehrt. Es waren hierauf im Jahre: 1805 
von den Ständen ber Ritterfaft im erzgebirgiſchen Kreiſe 100 
Thaler jührlih zur Unterflügung der Meinen Anftalt bewinigt 
worden und durch den Rath 50 Thaler aus dem Sohanniähespital 
dazu gefommen. Der Kirhenrath ordnete ferner an, bafi aus 
ben Kirhenärarien des erzgebirgiſchen Kreifed jährlich 4—A2 Ehir. 
qus jedem an das Inftitut abgegeben und fo bie Einnahmen bes 
Geminard auf 260 Thlr. gebracht wurden. Er gab ferner 25 
Thlr., der Ephorus Braufe gleichfalls 85 Thlr. und. ber Dom 
herr und geheime Finanzrath von Carlowig 50 Thlr. zu einem 
Grundfond her. Und fo war hiermit dad Freiberger Schullehrer 
feminar gegründet worden. Sein Stundenplan lautete; 2 Stum 
den wöchentlich populäre und praftiihe- Religionslehre, nad 
Niemeyer, 3 Stunden praktiſche Uebungen im Katechifiren nah 
Luthers Fleinem Katechismus, 2 Stunden Unterricht in dem Ar 
fangögründen der Seelenlehre nach Snell, dabei noch die Meyeln 
der Katechetit nach Dinter und die Anfangsgründe ber Natun 
Ihre, Atmosphärologie und mathematifgen Geographie, 2 Er 
orthographifche und fliliffifbe Uebungen nah Dolg, 1 St. Um 
terricht in der Methode des Elementarunterrichts, ferner im Ned: 
nen und Schönfdreiben 1 oder 2 St. Endlich Uebung auf der 
Kleinen Orgel, welche feit 1802 im erften Auditorium bes Gym 
naſiums ftand, gewöhnlich 1'/, bis 2 Stunden, und zwar. biefe 
in Verbindung mit ben Stunden, welde der Kantor den Ging 
ſchũlern über den Generalbaß ertheilte. Die erften Lehrer defid« 
ben waren außer dem Director Friſch der Paftor M. Viebig, der 
Kantor Fiſcher und der Collaborator Rochlitzer, Elementarlehrer 
am Gymnafium. Da diefes Schullehrerfeminarium aut eines 
Refcriptö vom 2. Nov. 1807 mit dem Gymnafium verbunden 
war und die Seminariften in der Regel auch Schüler beim Gyms 
nafium fein mußten, fo genoffen fie aud die Wohlthaten deſſel⸗ 
ben, bie Zifhe, Stipendien und Einnahmen des Singechers 
und waren nur von den Stunden, wo griechifche ol lateiniſche 








— 1837 — 


Dichter getrieben oder Rhetorik gelehrt wurde, frei. Im Jahre 
181% erhielt ed von den 1500 Thalern, welde die Stände zur 
Unterhaltung der Schullehrerfeminarien bewilligt hatten, 500 Thir? 
wogegen die 190 bis 195 Thlr. aus ben Kirchenärarien, dem 
Sobannishospital und den Kaſſen bed Kirchenrath6 wegfielen. 
Aber ftatt 100 Thaler erhielt ed von nun an auch 200 Thaler 
von der erzgebirgifchen Ritterfhaft. Als nun Friſch im Jahr 
1822 Hofprediger in Dredden ward, war eben ber obenerwähnte 
Döhner an feine Stelle getreten. 

Für das Symnafium hatte die Errihtung des Seminars 
noch die Folge, daß es ftatt fieben Klaſſen wieder auf 8 gebracht 
wurde. Um nämlich die Fünftigen Lehrer durch Mufter und eigne 
Uebung auf ihren künftigen Beruf vorzubereiten bedurfte man 
einer eignen Schulklaſſe. In dad Gymnafium wurden. dermalen 
nur Knaben aufgenommen, welche bereitd lefen gelernt hatten. 
Gleichwol gab es der Schulen und Kehrer für diefen eriten Uns 
terricht nicht eben viel, da zwei Kirchner, weldye früher derglei⸗ 
chen Schulen hatten, jest ander& befcyäftigt wurden. Und doch 
fanden fi bei einer Zählung im Jahr 1805 1096 fchulfähige 
Kinder vor, von welchen freilich 130 gar feinen Unterridt ges 
nojjen. So beihloß man denn 1806 am Gymnafium von neuem 
eine achte Klaffe zu errichten, nachdem die feit 1643 von einem 
Ghorpräfeften geleitete eingegangen war, und dem erften Zögling 
des Seminars, der felbR durch feine Witten um vorbereitende Uns 
terrihtöitunden bei Srifhen zur Gründung bed Seminars mit beis 
getragen hatte und wegen der Geſchicklichkeit, mit welder er bie 
neue Lautirmethode zu handhaben verftand, bereitd rübhmlichft bee 
fannt war, kurz, den fpäter auch durch feine Schriften in diefem 
Fache befannt gewordenen Rodliger zum Lehrer derſelben zu 
ernennen. Gr befam indeß keinen felten Gehalt, fondern wurde 
auf das Schulgeld wöchentli 1 Gr. von jedem Kinde angewiefen. 
Auch wurde die Stelle erft im Jahr 1824 zu einer confirmir⸗ 
ten erhoben. 

Wenn fo auf der einen Eeite eine Erweiterung der Schule 
ftatt fand, fo wurde auch auf der andern der Noth, mit welder 
die Gymnaſiallehrer während der Kriegsjahre zu fämpfen hatten, 
1313 dur eine Erhöpung des Schulgeldes in der erſten und 


. 


Pan ’ 


zweiten Klaffe von 1 Thlr. SIGr. auf 2 Thle., in der 3. mb 
4. Klaffe von 19 Gr. 6 Pf. auf 1 Thlr. 2 Gr., in der 5 und 
%. von 13 Gr. auf 19 Gr. 6 Pf und in der 7, von 18° Gr, auf 
16 Gr. 3 Pf. vierteljährlich, in etwas abgeholfen. Es war Bies 
um fo nöthiger, als die früher fo ergiebige Einnahme der 

welche der Gregoriusumgang gewährte, in neuerer Zeit fehr 
fünfen war. Es hatte fit 1804 das Fahnenfchwenken vor den 
Häufern, es hatte auch fpäter dad Muficiren vor denfelben, && 
hatte endlich im Jahr 1812 felbft das Mitziehen der 

ſoweit aufgehört, als fie num nur noch mit den Schütt } 
Umzug durch bie Stadt mit Mufikbegleitung hielten. Seit 1814 
wurden au die Glocken der Kirchen, in deren Nähe 

Fam, nicht mehr geläutet, und feit 1826 blieb endlich 
immer die Begleitung der Lehrer und der Mufit weg, 

man daffelbe ſchon 1819 verfucht hatte. Damit hatte die Sade 
großentheils ihren Neiz verloren und dieß war auf bie verabreihe 
ten Gelder, welche nach einem kleinen Abzuge an bie Schi 

Lehrer unter ſich theilten, natürlich nicht ohne nachtheiligen Eine 
fluß geblieben. Die Gongerte aber, welche das Singechor h 
auf dem Kaufhaufe hielt, deckten keineswegs den Ausfall. Dar 
gegen war allerdings, feit Jünger 1794 gefiorben und Hecht 1811 
in den Ruheſtand verfegt worden war, durch den Präftigen und 
talentvollen Gernharb die Schule wieder bedeutend in Aufnahme 
gekommen. War doch das Freiberger Gymnafium felbft in au 
wärtigen Drudfcpriften für eines der ausgezeichngtſten in Sachſen 
erllaͤrt worden. Es konnte deshalb mit Freuden am 22. Sept 1815 
fein dreihundertjähriges Jubelfeft feiern. Die Schule zahlte ba 
mals in 8 Klaffen 314 Zöglinge und es war fo bes Gonrefte 
Hüblerd Verluft, welchen 1805 feine dantbaren Schüler ſo 
haft bebauerten, num erft wieder volftändig erfeht, DE NEE 
hing aber fein Bild fo wie das der Nefroren Müller, Biedermann 
und Jünger mit Epheuftänzen geſchmückt im großen Auditorium. 
Mancherlei Geſchenke, von welchen ich blos das von Werner m 
„400 römifhen Münzen beftehende hier erwähnen will, bezeigtem 
die allgemeine Theilnahme an diefem Feſte. Der Kirchenraih 
machte der im vorigen Jahre von Gernhard geſtifteten Speiſean⸗ 
ſlalt bei dieſer Gelegenheit ein Geſchenk von 100 She. Diele 


4 





— 139 — 


Speifeanftalt wurde nämlich in dem verhbängnißvollen Jahre 1814 
allerdings zunächſt durch die traurigen Zeitverhältniffe, weldye mans 
hem Schüler feine Eltern und Verforger geraubt hatten, hervor⸗ 
gerufen und beruhte bei ihrer Gründung außer den 100 Thlrn. 
von ten in England gefammelten Unterftügungdögeldern, den 50 
Thalern aus der Central: Hilföfaffe und den 25 Thalern aus ber 
freien Diepofitionsfaffe namentlih auf den freiwilligen Beiträgen 
mildgejinnter Einwohner. Eie war um fo wohlthätiger, als die 
Schulcommunität, deren Stiftung und Bereiherungen durch Ver⸗ 
mächtnijle wir früher erwähnten, im Ganzen doch nur wenige Schüs 
ler mit Koft und Logis verforgen konnte, bis fie das legtere feit 
1818 ganz aufgab. Dach bat Gernhard der unter ibm aufblüs 
henden Anftalt nur bis 1820, wo er einem Rufe nah Weimar 
folgte und Rüdiger, der nach des geacdhteten Conrektor Flades Tode 
1817 zum Gonreftor ernannt worden war, an feine Etelle trat, 
vorgeftanden. Es verlangt aber die Gerechtigkeit zu befennen, daß 
befonters der Unterricht iA den untern Klaſſen, welde damals 
die Bürgerfchule erfegen mußten, bereit vor Gernhard unter Hecht 
weſentliche Werbeflerungen erfahren hatte. Es wurden z. B. 1308 
außer Religion und Latein in der fiebenten Klafle Geographie 
(ven Sachſen), Naturlehre, Tafel: und Kopfredhnen fo wie ors 
thegraphifite Uebungen getrieben, Fauſts Geſundheitskatechismus 
erfiait, über Thiemes erite Nahrung für den gefunden Menſchen⸗ 
verstand Unterricht ertheilt und in Beckers Noth⸗ und Hilfsbüch⸗ 
lein geliehen. In der fechften und fünjten Kaffe trat Unterricht 
in ter allgemeinen Geographie, vaterländifche d. h. ſächſiſche Ges 
ſchichte, eine Erklärung ter ſächſichen Landesgeſetze nad Aörfterd 
Auszug, Naturgefbichte, Zehnologie, Seelenlehre nach Campe, 
Kennen des menfhlichen Körpers, deutihe Spradlehre und Ans 
leitung zum Briefidreiben, hinzu. Zum Lefebudy diente Seiler 
Leſebuch für den Bürger und Kandmann. In der vierten unb 
dritten wurten Sige aud der deutfhen Grammatit und Kogif 
zum Behuf der deutschen Ausarkteitungen, Geſchichte und Geogras 
phie, Naturlehre, und außer Lateiniſch Profodie mit Rüdficht auf 
deutſche reimlofe Verſe, und Grichifh und Franzoͤſiſch getrieben. 
Geleſen wurte bier Eutrop, Cornel, Dvids Triſtien oder Phädri Bar 
bein und im Griechiſchen, ſtatt deflen andere Echüler auch, deutſche 





- 1m — 

Syroche treiben konnten, adide gelcſen. Dur vropin⸗ 
ten und erſten Klaſſe endlich gab es dırh jetzt Univerſalhiſtorie Di⸗ 
graphie, Literaturgeſchichte, Kire igeſchichte, Cacyclopadun ui 
miſche Alterthümer, Logik und etorik (beides nach Cruckcz 
Außerdem wurden unter ben griechiſchen Schriftſtelkern Sech 
kles, Homer, Renophon, dad neue Teſtament und Heinyeimenkd 
griech. Leſebuch, unter den lateiniſchen abwechſelnd Plautus, er 
renz, Virgil, Horaz, Ovid, Juvenal, Perfius, Tacitus, Saluf, 
Cicero's Briefe und Reden getrieben. Der mufikalifche Unterricht 
für die Singfchüler, Choraliften und Kurrentaner wourbe in 7 
Stunden wöchentlich ertheilt. Dan fieht hieraus, eim Bafıkom 
und Campe hatten nicht vergeblich auf Berbeſſerung des 
unterrichtö gebrungen. 

Noch mehr machte ſich diefer Einfluß in einem vom Mochliker 
im Jahr 180% unternommenen und 1806 durch eine Penfionsanftalt 
erweiterten Erzichungdinftitute geltend. Denn hier wurden 
außer Latein, Religion, Gefhichte, Weographie und beutfhem 
Stil Mathematik, Phyſik, Mechanik, Chemie, Feldmefjen, allge 
meines Rechnen, kaufmaͤnniſches Rechnen, Franzöfifch, Stalieniid, 
Engliſch, Mufit (Singen und Pianofortefpiel) fowie Beichnen ge 
lehrt, dad Zurnen und Theaterfpielen getrieben, und es betrug bie 
Zahl der Zöglinge nicht felten 100 bis 130, unter ihmen einmal 
82 Penfionäre, die aus Leipzig, Dresten, Chemnig, ja felbit aus 
dem Auslande biefer Anftalt anvertraut wurden. Sie haite 1810 
19 Eehrer. w 

Was hierdurd für die Bildung ber Söhne aus höhern Gtäw 
den geleiftet ward, das erfirebte für Töchter aus gebildeten Gar 
milien Elifaberh Eleonore Bernhardi durch ihre Sammelfchuie ds 
Jahre 1801. Sie hatte ipre Befähigung dazu bereits burdy Deal 
ſchriften beurfundet, wie fie ed denn aud war, welche von 1064 
bis 1818 ein Wochenblatt für die mitleidige Jugend beramägah; 
und fie erlangte, da 1814 gegen den Fortbeftand Widerfprud.en 
hoben wurde, 1820 von der geiftlichen Oberbehörde die ausdrctich⸗ 
Erlaubniß dazu. Nur follte im legten Schulhalbjahre den el 
gionsunterricht ein Geiftlicher ertheilen. Als diefe Anſtalt wieder 
eingegangen, body dad Bebürfniß dazu geblieben war, unternahenen 
im Jahr 1829 der Eufebienfpulchrer Meyer und der Mäbdiem- 











— 141 — 


ſchullehrer M. Schulze etwas ähnliches durch ihr Privatunterrichtds 
inftitut für junge Mädchen. Denn wenn auch die öffentliche 
Madchenſchule feit 1799 in foweit eine Verbeſſerung erfahren hatte, 
daß fie nun in zwei Klaſſen zerfiel und außer den gemöhnlidyen 
Giementartenntniffen doch wenigfiend die Erbbefchreibung von 
Churſachſen, etwas Naturgefchichte und Naturlehre fowie eine Ge» 
fundheitsiehre unter die Lehrgegenftände aufgenommen waren, fo 
konnte doch, da dad Ganze nur Ein Lehrer leitete, und die 
täglichen Unterrichtöftunden nur 2 oder 3 Stunden flir die Klaſſe 
betrugen, böhern Anfprüchen ‚hierdurch nicht genügt werden. Doch 
wurde ihr im Jahre 1809 ein beilered Schulhaus in der Zutters 
gafle zu tbeil. Dad Geld hierzu (1050 Thlr.) mußten aber der 
damalige Mädchenlehrer Keller und der Superintendent Braufe 
vorfhichen, bis im Jahr 1821 dad Zohannishofpital dad Kaufe 
geld fo wie den Einribtungsaufiwand aus feinen Mitteln beſtritt. 

Wie in der Mädchenſchule, fo wurden im Jahre 1804 auch 
in der Eufebienfhule die Kinder mehr getrennt, um den Unter« 
richt fruchtbarer zu machen, indem man von nun an die Kna⸗ 
ben von den Mädchen abfonderte und jene wie diefe in zwei Klafe 
fen vertheilte. A13 fie aber am 14. Auguft 1814 ihr erſtes hun⸗ 
dertjaͤhriges Jubelfeſt feierte, benußgte der damalige Amtbprediger 
Friſch, welder als folder AInfpector der Schule war, das dadurch 
reger gewordene Intereſſe für die Schule, um eine Arbeitdanflalt 
für die Zöglinge diefer Schule zu gründen, da er fo viele ſchul⸗ 
pflichtige Kinder der Vorſtadt ihre Zeit in wildem Herumtreiben 
auf der Straße hatte hinbringen fehen. &8 gelang ihm 250 Thlr. 
von den englifchen Unterflügungsgeltern, wozu im Jahr 1816 
neue 100 Pfd. Sterling und 1817 von Wernerd Schweiter, der 
Daftor Glaubig, 100 Thlr. kamen, 240 Thlr. durch anderwei⸗ 
tige Beiträge und 50 Thlr. jährliche Unterftügung aus der Hos⸗ 
pitallaffe für diefen Zweck zu erhalten und der Rath räumte bie 
frühere Dienſtwohnung des Gollaboratord an ber Eufebienfdule 
dazu ein. Es konnten in Folge deſſen ein Werkmeiſter und eine 
Etridlehrerin angeftellt werden. Der Amtöprediger Döhner ends 
lıh verband im Jahr 1830 damit cine Kleinkinderbewahranflalt, 
nachdem bie Arbeitöihule in Kolge einer im Jahre 1824 vom 


Boͤtichermeiſter Einert in Beipzig gemachten Schenkung von 1108 


Shen, vor dem Petersthore eine geräumigere 

ven hatte, Es wurde ihm hierzu aus dem Bandes; 

jährlibe Beihülfe von 80 Thlrn. auf 6 Jahre und aus d 

‚gemeinen Hilfsfond ein unzinsbarer Vorfhuß von 600 

auf 10 Jahre verwilligt. Eine Schrift von Döhnern 

wahr und Befhäftigungsanftalten für noch nicht fhulfähige Mi 

der armer Eltern im Allgemeinen und eine in Freib 

richtende folche Anftalt im Befondern wurde vertheilt 
‚* dal Thlr. 1 Gr 3 Pf durdy freiwillige Beiträge 

dem fehenfte Elife von ber Nede in Dresden noch 

Die Frauen und Töchter hiefiger Einwohner arbeiteten 

zierliche Gegenftände und gewannen ber Anftalt durch 

terie, worin dieſe Gegenftände auögelooft wurden, men 

Thlr. 23 Gr. 6 Pf. So wurden 1100 Thlr. werbend a 

legt. Der Rath ſicherte aus einer Geftiftsfaffe LO Tkli. 

Beiträge. Aber trotzdem daf man die anfänglid erlangten 

pflegungsbeiträge fpäter in Wegfall brachte, wurde die 

wenig benußt. Im Jahr 1843 hat man damit audy eit 

berwarteanftalt verbunden. Die Idee zu ber legtern war 

für Freiberg nicht Neues. Der Jacobipaftor M. Viebig 

feit 1805 in der fogenannten Nonnenfchufe alle Donnerftage Nahe 

mittags von 2 Uhr an Unterricht über Gegenftände, 

Kinderbienft betreffen, ertbeilt und hierauf 1807 im Mail 

eine völlige Kinderbienftfhule, wo in der feit 1795 beft: 

BWaifen: und Armenfhule alle Wochen viermal ein zwei 

Unterricht über Wartung und Pflege der Kinder eriheit 

errichret und war von nah und fern durch Geld und Bücher babd 

aunterftügt worden. 25 Thaler gab ber Stabtrath zum Theit — 

einer Geftiftöfaffe, zum Theil aus dem Almofenamte, und 

Thlr. trugen theild die Binfen eines zu Schulgelbe befkiemmmtan | 

Legates, welche ber Archidiakonus Silig in Frankenberg und ber | 

Sekretär Sillig in Dresden dazu hergaben, theils die 

eined Ungenannten ein. Aber die Verſetzung des Paftor Wiebig | 

nad) Oberbobritfch hatte bie ganze Anftalt ins Gtoden gebradt; 

bis fie 1814 ganz aufhörte, 

Eine noch wohlthätigere Bilbungsanftalt wurde endlich J— 
Rochlitzers Anregung 1818 in der Sonntagsſchule als einer orte ] 











— 113 — 


bildungsfchute für Knaben, welche das 14. Jahr erreicht haben, 
von der hiefigen reimaurerloge gegründet. Es war nämlich 1798 
bier die Loge zu den drei Bergen im Driente gefliftet worden. 
Sie batte die Einrihtung und Gebräuche der großen Ratio« 
nal- Mutterloge Royal York zur Zreundfchaft in Berlin ange⸗ 
nommen und bat den fächfifhen Eogenbund, dem fie angehört, mit 
errichtet, auch fich feit 1824 eine Berforgungsanftalt für die Witts 
wen und Waifen ihrer Mitglieder begründet. BRochliger, ein eif; 
riged Mitglied der Loge batte nun 1817 in Leipzia die Sonn⸗ 
tagsichule geliehen und theilte feine Begeiſterung für diefe Idee 
den damaligen Meifter vom Stuble, dem am 4. März) 1828 
allbier von Funkhäneln erfchoffenen Stadtricdhter Klemm mit. Und 
fo trat diefe Sonntagsſchule 1818 mit 60 jungen Leuten ind Eeben, 
deren Anzahl aber bald bis auf 100 und drüber ſich vermehrte. 
Gemeine Rechnen, Geometrie, Schreiben, Zeihnen, Stilübuns 
gen und Geographie waren die Gegenftände, die getrieben und 
deren Lehrer anfangd von der Loge allein, fpäter aber auch 
aus Landeskaſſen mit bezahlt wurden. Sie hatte 1820 5 Lehrer 
und 80 Edhüler. ® 

Durch alle diefe Anflalten mußte nothwendig eine Summe 
vop Bildung verbreitet werden, die auch für die armften Klafe 
fen der Freiberger Bevölkerung nicht ohne wohlthätigen Einfluß 
bleiben konnte. Wahrhaft ſchreckhaft dagegen iſt das Bild, weis 
ches der mehrmals erwähnte Keller in feinem 1786 herausgege⸗ 
benen Tableau von Freiberg von der früheren niedern Bevölkerung 
Freibergs entwirft. Der biefige Pöbel, fagt er, iſt das ungezo⸗ 
genite, dümmfte, frechſte, ausgelajlenfte Volk, dad man nur fin» 
den kann. Eine wilte Nation würde fi ſchaͤmen ihn mit ſich 
vergleichen zu laften. Sie bezeichnen fib mit den ſchimpflichſten 
Spottnamen, die fie nad) ihrem Gehöre fo wollüflig ald möglich 
verdrehen, ja es befindet ſich kaum Jemand bier, dem nicht ein 
Spottname angehängt würde. 

Der Pöbel (ih rede, fagt er, von demjenigen Pöbel, ber 
eine ganze Geſellſchaft in verfdietenen Karikaturen, mit Perüden, 
Haarbeutein, Weiber mit himmelhohen Frifuren, wie Leute 
mit Arſchledern ausmadhen würde, nicht allo blos von ges 
meinen Leuten, unter denen man oft bie ertigfien, gutbersigflen 





Menfchen antrifft,) iſt zugleich ganz außerorbentfich aber 
Man hört beftändig von Heren, Gefpenftern und g 
ſprechen. Wenn man ſich bei ihm nicht niederſetzt, ſo 
ihm in allem Ernſte die Ruhe mit, wenn man ein X 
und nicht Gott behüt's! dazu ſetzt, ſo beſchreit man es, 
Kind muß ſogleich mit gewiſſen gebrühten Kräutern am g 
Leibe gewafchen werden. „Wenn ein Todter aus einem £ 
tragen wird, fo wagt es niemand, ehe die Leichenprozeffio 
iſt, einen Fuß aus dem Haus oder in das Haus zu 
der müßte gewiß ber erſte fein, der fterben würde, U 
thetifche Kuren hält man außerordentlich, viel. Es 
Freiberg ein Mann, der alle, Krankheiten in einen ii 
Haufe ſtehenden Stock hinein bannen kann, diefes find bef 
Zahn, Ohren- und Augenfchmerzen, wie auch Ser 
demohngeachtet fieht man ihrer To viele hier. 
Die gemeine Gebirgöfprache iſt ebenfalls fehr fehle 
noch mit befondern Redensarten verziert. Einen Döbs 
beißt: laͤrmen. Ich kann dieß nicht bräten (bereiten) heil 
ann es nicht vollenden. Ich will mi) nit ärgern. 
ih mag nicht. Defters hört man mitten in ihrer 
Gottherr, welches ich nie entziffern konnte. 
Wie weit aber ber. Glaube an Wahrfagerinnen b, 
beweift der Fall mit der Tochter des Steuerfchreibers Wenzel 
felbe hatte eine fogenannte Huge Frau, Namens Weißbach 
che hinter der Stadtmauer zwiſchen dem Kreuz ⸗ und Pi ft 
viele Zahre lang ihr Wefen trieb, befragt und biefe ihr aus 
tenfal und Kaffeefag einen Fürften als eheligen Gemahl 
zeit, Nun befand fi aber 1778 unter den Preußen bed. 
ſchen Regiments ein Musquetier Namens Johann Fürft, ber in 
eins der Häufer zu liegen gefommen war, welde ber 
terten Mutter jenes Mädchens, ber verwittweten Wenzel 
Der Name Fürft beim Bifitiren des Korporald wedte fofert ale 
thörichten Hoffnungen der Frau auf. Fürft ward gerufen, ald 
wirklicher geheimer Fürft mit Gefchenfen und Ehrenbezeichnungen 
überhäuft, und endlich troß aller Verfiherungen bes Comman 
danten und Oberſten, daß Zürft fein Fürſt, fondern ein gem 
ner Soldat fei, am 28. Debr. 1778 mit der Hand des wohlha · 





























benden Mädchens beglückt. Cr führte von nun an 15 Xage 
lang auch ein fürſtliches, höchſt verſchwenderiſches Leben, ver 
fhwand aber nach diefer Zeit auf immer. 

So fland es mit der Biltung bed. Volks zu Anfang unfers 
Zeitraumd. Wie fah ed hingegen — Dank den Männern, wel- 
che mit fo edler Aufopferung die Anflalten für Volksbildung grün- 
beten und förderten — am Schluſſe deffelben, und wie ficht es jeßt 
aus? Möglich daß der fromme Kirchenglaube, der vor mehr als 
100 Jahren bei geringerer Volkszahl jährlich feine 23000 Commus 
nicanten zählte, jet nicht N000 zählt, möglich, daß die früher 
täglich geöffneten Kirchen damals beim nachmittägigen ober wert; 
täglichen Gottesdienſte voller waren, als jet am fefltägigen, mögs 
ih, daß fi Damals bei 8 oder 9000 Einwohnern die 11 Geiſt⸗ 
lihen des Orts wohler befanten al& dermalen die achte bei 15000, 
aber der Wberglaube fordert Doch jeht Feine Opfer mehr, Scharf⸗ 
richter und wandernde Doktoren mit dem Harlekin im Bunde wers 
den nicht mehr geſucht, die Wundererfheinungen bes Himmels, 
von denen unfre Freiberger Chroniken fo viel zu erzählen wiflen, 
find verfhwunden, die Mugen rauen mit ihren Kaffee- und Kars 
tenfünften find feltner geworden und haben ſich längft ſcheu vor 
dem Tageslichte zurüdgezogen. Die Rohheit ded Volks, die Un⸗ 
bändigfeit ter Bergjugend, die faum der Wogelbolzen bändigen 
konnte, it einer höhern Gefittung gewidyen. Die kleinlichen Range 
ftreitigfeiten und Rangbeflimmungen, der Neid der vornehmen 
Eenatoräfrau beim Anblid eines ſtattlich gepusten Bürgermäds 
hend macht fi wenigfiend nicht mehr durch Verweiſe und Stras 
fen, die der Herr Gemahl auf dem Rathhaufe darüber verhäns 
gen Ponnte, Luft. Der höhere Stand bat im Banzen tod) feine 
Geltung mehr in Biltung al8 in drüdenden Vorrechten zu ſuchen. 
Gleichwol ift auch jetzt noch manche Kluft zwiſchen den einzelnen 
Berufsarten geöffnet, Pie Ueberzeugung, daß nicht die Art der 
Arbeit, nit die Stellung ten Menſchen ehret oder ſchaͤndet, 
fontern fein ſittliches Verhalten dabei, daß jeder Etand Männer 
von Ehre im vollſten Sinne des Wortes und ebenfo feine Mäns 
ner der Schande babe, daß ein edles Herz ebenfo oft unter eie 
nem Leinwandküttel und hinter einem Edurzfelle wie unter 
einer befternten Unifores lagen koͤnne und gar wicht fe felten 

7 














auch fehlage, noch lange mein genug. Wie aber 
die Mauern und Mauerthärr unserer Gtabt immer miebr 
finten und einer freiern Be gung Platz mahen, jo iii es 
auch mit den Worurtheilen, welde ein früberes Gefchleht 
dem jetzigen binterlaffen bat. Wergebens Flammert fi man- 
che alte Epheurante fe und fefler an bie mittelalterlichen 
Mauern, fie kann die Werke der Borzeit gegen ben heranbrine 
genden Geift der Neuzeit nicht mehr fügen, vergebens fchwir- 
ven bie Fledermäufe, Hagen die Kröten um ihre apfiwi 
ihr Ziſchen kann den Lauf der Dinge nicht. aufhalten, 
denn ändern, und ich Icbe ber feften Ueberzeugung, ber‘ 
einft den von mir fallen gelafenen Faden wieder aufm 
eine Geſchichte Freibergs bid 1900 oder mod fpäter 
wird, wird dann über bie heutige Thorſperre, bie 
Bugbrüden, die heutigen Ziondwächter im Neiche ber’ 
&en fo läheln, wie dermalen der Leſer biefer Gefcichte 
dieſe angeblichen Sicherheitsanſtalten gegen misliebige Ein 
linge der vergangenen Zeit gelädelt haben wird, 
aber mag auch ihm die Feder führen und bie Farbe fi 
theils beflimmen, eins ihm warm machen ums Herz, wie & 
mid) erwärmt hat, ich meine die Achtung vor allen dem 
nem, beren Streben und Handeln nicht blos ihrem ge, 
gen Vortheil, fondern dem Wohle der beffern Bufunft ihrer 
menſchen galt, und welche allein diefem Ziele ihre Zeit umd. 
Kräfte opferten. Solden Ahnen gelte fort und fort bie Wer 
ehrung einer dankbaren Nachwelt, die freubenvoll genieht, was 
jene muͤhvoll fäeten. Und in diefem Sinne fehliehe h 
Wert mit denfelben Worten, die ih ihm als Motto am 
©pige ſchrieb: 

Wer nicht der Ahnen Denfmal ehrt, 

Der if des Vaterlands nicht werth, 

Der iR fein deutfher Mann. 









——. 





- IL | 
Chronologiſche Weberficht. 
Jahre, Seiten. 
116% Dem Klofter Altzelle werden 800 mansi Landes abgetre» 
ten, unter ihnen die dde, waldbewachſene Gegen» von reis 


berg 
1168 Ein Theil der Gegend iſt urbar gemacht und fo ver Sil⸗ 


berbergbau von Freiberg entdeckt worben 24 
1171 M. Otito baut zum Schutzee deſſelben eine Burg 18 
1175 Der Bau der Burg if vollendet 118 
1131 Harger Bergleute wenden fidy bierber 28 

Anfang der Breiberger Stadtgemeinde 118 


1185 M. Otto behält fi in der Schenkungemkunde an Alte 
zelle die drei Dörfer Chrifliandvorf, Tuttenvorf und Bere 
thelodorf vor, weil darin Gilbergänge aufgefunden worden 


feien 23. 118 
1186 Die neue Stadtgemeinde erfährt eine große Verbeerung 118 
1187 Die Staptmauern werben angelegt 118 


1195 M. Albrecht I. wird hier vergiftet 256 
Kaiſer Heinrih VI. nimmt Stade und Land in Beſfiz RES 
1198 Dietrich erobert Wreiberg wieder und ſchenkt das Stadt⸗ 


wappen 256. 257 
1210 Der Name Freiberg kommt zum erflenmal vor 113 
1221 Es wird ein Voigt de Wriberch erwähnt 113. 117 
1224 Pabſt Honorius III. nimmt das Freiberger Hospital in 
feinen Schut 207. 210 


1225 Tie Freiberger Kirchen, die Marienkirche, Petrikirche, Nis 
folaitırhe, Donatslirdde, Jacobikirche und Hoepitalkirche 
werden dem Klofter Altzelle untergeoronet 171. 180. 207. 210 
Der Scurfenberger Bergbau wird entdedt 35 

1227 Tas Hoßrital wird befchentt 183. 206 

1230 Pabſt Bregor IX. fordert zu Almofen an das Hospital 
St. Jobannis auf 206 

1232 Nitolaus von Hondberg iſt Voigt von Breiberg 184 
Biſchoff Heinrich von Meiſſen erhält vom Kaiſer das Berg⸗ 
und Münzregal 

0 





— 18 — 


Jahre. Sciten. 
1233 Ein Dominifanerfiofter wird gefliftet 

Ebenfo ein Franzidkanerkloſter 10 

M. Heinrich nimmt dad Hospital in feinen Schuß 207 


12836 Der Bau der Kioftergebäude für die Dominikaner beginnt 152 

1838 Der erfte Prior der Dominikaner, Henrich, gilt alß ein 
ſehr Heiliger Mann, dem ſelbſt die Vögel und — 
Thiere gehorchen 

1243 M. Heinrich erläßt den Freibergern gegen Gulf 
die Weinfteuer 

1253 M. Heinrich thut daffelbe mit der Fleinen Marktgeredhtigkeit [2 

1855 Gin Rat mit 24 geſchwornen Bürgern und einem Bolt 
an der Spige wird eingefept 101. 118. 359 

1259 Der Rath Eauft ein Lehngut zur Viehwelde 05 

1261 Walfahrten nach dem mwunderthätigen Marienbilde in der 
Marienfirche I 
Flagellanten in Breiberg 

1265 M. Heinrich giebt Beftimmungen Über die Juden in Breiberg 8 
Pabſt Clemens IV. ſetzt in einer Bulle vie Vorrediie Der 
Dominikaner feſt 154. 155 

1270 Das erſte Kapitel der Dominikaner allhier 

1272 Hilberövorf wird dem Hodpital gefhenft und eine Kapelle 
an die Iohannidfirdhe gebaut 61 

1273 Die Freiberger Münze wird den Merfeburgern zur Midhtr 
ſchnur anempfohlen 

1878 M. Seinrich erlaubt dem Kloſter Altzelle eine Schuielze 3 
Hütte zu Bor zu bauen a 

1280 Das Hospital erhält ein Lehngut in Vobrigih gefchente 209 

1281 Der Wurfzind wird von den Freibergern abgelöft m 

1286 M. Heinrich ſchenkt dem Breiberger Nonnenklofter und 
‚Hoßpitale die leinenen Side und Planen auf dem Berge 
wert 171. 207 

1288 Albrecht II. und Friedrich Tutte nehmen Breiberg in Beftg ZI 

1289 Albreht ll. muß Breiberg feinem Sohne Brldrid) abtreten 266 

1290 Friedrich ift felbft in Freiberg 115 
Das zweite Kapitel der Dominifaner wirb gehalten 158 

1291 Albrecht II. gewährt ver Stadt die Zolireihelt 265 

1293 Die Herren von Waldenburg ſchenken den KT. Nimtfegen 
den Bergzehnten von ihren Berzwerfen zu Wolkenſtein, 
Ehrenfriederstorf u. ſ. w. 

1294 Friedrich der Gebiſſene erweitert die Rechte des Kathe, 
verleiht ihm Ober- und Niedergerichte und gründet bamit \r 
den Bergſchöppenſtuhl 101. 118. 
Die Stadtrechte und Bergrechte werben zufi 8 

J 
















— 1240 — 
Jahre. Seiten. 
1294 Das Hospital wird mit Halobach u. Oberbobritzich belehn 209. 267 
1295 Gin Freiberger Bürger reitet Friedrich das Leben 266 
Dis Hospital wird mit Sohra belehnt 210. 267 
1296 Kaiſer Adolph in Freiberg 269 
1297 Freiberg wird vom Kaiſer Adolph durch Verrath erobert 276 
1298 Haberberger unterſtützt Friedrichen mit ſeinem Silber vom 
Thurmhofe 31. 
1300 Friedrich der Kleine ſchenkt dem Kloſter Nimtſchen den 
Bergzehnten von Dippoldiswalde 
1304 Die Brandenburger haben die Mark Meiſſen und mit ihr 
Freiberg erobert 286 
1305 Blutige VBarteiunruben in Freiberg 248 
Kaiſer Albrecht in Freiberg 283 
1306 Friedrich erobert die Stadt wieder und ruft die Vertrie⸗ 
benen zurück 286. 291 
1307 Eine neue Wahl ber 12 Ratheglieder wird feſtgeſett 298 
1312 Friedrich muß Freiberg wieder an die Brandenburger abtreten 293 
1315 Theuerung und Hungersénoth | 
Die Schirmer Groſchen werden bier geichlagen 498 
Geierd Zinnbergbau kommt auf (?) 371 
1316 Bergbau im Hohenforſt bei Zwickau 370 
1317 Friedrich erhält Freiberg von den Brandenburgern zurück 294 


1318 
13230 


1324 
1329 


1330 
1331 


1333 
1335 
1336 


1338 
1344 


Friedrich beflätigt den Freibergern das Vorrecht der Salz⸗ 
fuhren nach Böhmen von neuem 
Frievrih beflinnmt, daß Niemand den Breibergern ihr But 
verfünmern dürfe 
Derjelbe betätigt DaB Recht des Erbebereitend von Seiten 
des Rathé 418 
Es wird dem Abt von Altzele eine Erbgrube in dem Sle⸗ 
benlehnſchen Berge überlaſſen 36 
Die breiten Meißniſchen Groſchen werden gemünzt 466 
Friedrich der Ernfle wird vom Kaifer Ludwig mit den Berg. 
werfen in feinen Landen belichen 408 
Theuerung in &reiberg 489 
Die Iheuerung dauert fort 489 
Gin Geſtift für die heilige Kreuzkapelle wird gemacht 566 
Gin päbſtlicher Ablafbrief für Wohlthäter der Nicolaikirche 
erlajien 8 
Den Burggrafen von Hartenflein werben die Bergiverfe 
von Reichenau bei Frauenſtein abgetreten 
Die Hondberge erhalten die Zolle von Freiberg 48 
Die Dominikaner halten ein — 575 
Es wird nur noch einmal in der Woche Gerichtotag — 
—*& 


halten 





L 2 

110 — _ 
Jahre. Seiten, 
1350 Der Bergbau zwiſchen Bertgelsvorf und Grbisborf blüht SEE 
Großer Unglüdsfal auf. ver alten Mordgrube 32. 444 
1351 Bergbau auf dem Ulrichsberge bei Benig 368 
1359 Die Dominikaner halten ein Ordenscapktel 575 

1365 Der Martintjahrmarft wird eingefegt, und bafün ber 

dacobllahrmarkt auf 8 Tage beichränft 52 


1371 Dem, Pfarrer des Sernefiechenhospital® wird elm Adler ge= 
Tehen 540 
1372 Die Landesfürften entlehnen Geld aus der Freiberger Münze 46 
1373 Die Münzmeifter Haben das Recht belommen den Maik 
zu wählen 
Wyrand und Ziegler werben mit einer Schmeljhütte am 
der Mulde belichen 
1375 Broße Beueröbrunft in Freiberg 295. 554 
Bergbau in Kleinalbertöorf bei Ghemnig 
1376 Die Stadt Breiberg und das vrgmwerk find im gentelnfchafte 
lichen Befig von 3 Bürften 
Die fürftlihen Einkünfte vom Bergbau betragen 300000 
= Schod böhmifche Brofchen 
1380 Die Freiberger Münze wird verpachtet 9. 165 
Korn und Schrot der Münze beflimmt 
138% Die Schule wird dem Pfarrer der Brauenfircdhe untergehen 562 
Die Stadt und der Bergbau gehört 5.Herem gemeinfchaftlig SIE 
Eifenbergbau in Löhnig 
1384 Der Bau eined großen Stollen von 3 Kürften befchloffen SIG 
1386 Große Feuersbrunſt in Breiberg 297. 550, 
Das Branziöfanerflofter erhält Mönchenfrel 
1390 Die Wilheimsgroſchen gemünzt 
Die Innungsartifel der Kürfchner entworfen 
1395 Bergbau zu Wolkenſtein, Geier, Ehrenfrieversborf, Tun, 
ſchopau 
1401 Die Peterskirche wieder aufgebaut Pt 
1404 Das Patronatrecht über die Nicolaikirche wird am vn 
Biſchof zu Meißen abgetreten 
1406 Das Hospital erhält ein Stück Wald 
1407 Freiberge Münzregal vom Herrn von Waldenburg anerkaum 
1403 Streit mit vem Herrn von Oberfchdne wegen des Biere 208. 
1410 Das Rarhhaus neu erbaut 
1411 Die Juden aus der Stadt vertrieben 
1412 Beilimmungen über die Münze in Frelberg getroffen 
1413 BVolizeloronung in Freiberg entworfen 330. 
1414 Das Hospital im Verfall 
1420 Das Hospital befommt einen Ader und « in Dee 
Dberloßnig et 


aaE BESSER 5 





—* * SasE 





— 12581 — 
Jahre. Seiten. 
1423 Die Stadt erhält freie Getreidezufuhr 433 
14134 Die Wolfgangso Kapelle zu Gt. Petri erbaut 551 
1425 Die Frauenkirche erhält Oberfchaar geſchenkt 537 


14126 Katharina, Friedricho Gemahlin, entbietet die Lanpfchaft 
nach Bobritzſch und fordert zur Heerebfolge gegen die Hufe 
fiten auf 
200 Bürger bleiben in der Schlacht bei Auſſig 01 

1430 Der Breiberger Bierbann von den Landesfürſten beflätigt 305 

14131 Freiberg erhält einen Schupbrief von den Landgrafen von 
Heſſen 
Der Thurm des Rathhauſes wird gebaut 519 

1433 Theuerung und Unſicherheit wegen der Huſſiten 

1433 Das Lehn über ven Altar der Kalandbrüdericaft komme 
an den Ruth 

1435 Die Dominikaner haben an Johannes Bredlauer einen weit- 

e berühmten Doctor und Brediger 

1437 Der Streit zwifhen der Stadt und dem Abt von Altzelle 
geſchlichtet 304 

1438 Die Holaflöße angelegt > 

1440 Der Bau der Peterskirche vollendet 
Ablaßbriefe zu Gunſten des Baues der Ricolaifirche erlaffen 554 
Der Waſſerberg, ein Stollen, gebaut 49 
Eilberbergbau in Niederſchlema 378 

1141 Die Brüderſchaft der heiligen Maria beftätigt 550 

1443 Die Donarslirche neu gebaut 567 

1114 Der Rath kauft die Dörfer Berthelsdorf und Müpisperf, 
das rohe Vorwerk, mehrere Lchnäder, den Zoll, einen 
Freihof in der Stadt und das Fiſchwaſſer der Mulde von 
Apel von Vitzthum 
Es erfolgt eine Reformation der Münze 469. 470 
Schildigte Grofchen und Iupdenföpfe werden gemünzt 469. 470 

1445 Freiberg im gemeinfchaftlidhen Behg von Ghurf. Friedrich 
und Herzog Wilhelm 
Ghurf. Friedrich begehrt Hülfe von Freiberg 311 
ZUM Bürger ziehen mit vor Kriebſtein und Lichtewalde SAL 
Der Churf. Friedrich rüdt in die Stadt ein, beſetzt die 


Burg und verlangt, vaß man Ihm allein Huldige 318 
Der Rath verweigert «0 313 
Freiberg beiheiligt beim neu entflandenen Zinnbergbau In 
Altenberg 4 
14147 200 Bürger helfen In Thäringen Vitzthumſche ea 
belagern 
1449 Herzog Wilhelm wor Freiberg Ä a 


Die Boigtei von Fteiberg verpachtet -.,u, 8 





—8 Innere Partelzwiſte von den Landetherrn geſchlichter 
Der Rath für einen felbffdı sem Körber erklärt, Me: 

ſchwerden nur beim Landesherrn anzubringen 

145% Der päbſtliche Legat Gapiftranus predigt, Breiipiel, 
Würfel und Karten Öffentlich verbrannt 

1454 Marienbild in der Frauenkirche gefliftet und mit Ablaf 
begabt 
Adel von Schonbergin Beftift für das Iohannis= um 
Bartholomäus» (Zerneflehen)s Hospital 

1455 Kunz von Kaufungen in Freiberg gerichtet umd enthanpiet 
Ablaß zum Wehen der Nicolaikirche 

1457 Neue Kreuz ⸗ und Schwertgreſchen geprägt 

1458 Bergbau zu Bladhütte kommt auf 

1460 DOrdenscapitel der Dominikaner gehalten 
Ablaßbriefe zu Bunften der Nicolaitirche 
Gine Gießhũtte in Freiberg errichtet 

1463 Peſt in der Stadt 

1464 Der Rath beſchwert ſich Über bie Unfitlichkeit der Möndge 

1465 Bert in Breiberg 
Dünzverfblehterung groß. Kleine Pfennige gejshlagen, 
die alten berabgefegt 
Kapitel ver Franziskaner 
Streit zwifchen Sranzidfanern und Gtadigeiftlichen 
Eine Pferdekunſt für Altenberg iſt anzulegen 

1466 Vorrechte des Ratho, aud daB bed Erbebereitens beflätige 4 


1468 Kreuziger in Breiberg 
Ordnung unter den Begräbnifien und Jahredgebädhtnigfen 
in der Frauenkirche getroffen 

1469 Vorrechte ded Rath, aud das des Erbchereitend beflü« 
tigt 411. 
Der Pabſt beſtaͤtigt mehrere Privatkapellen 
Heydenreichs Geſtift an Ferneſlechen 

1470 Die Stadtrechte beſtaͤtigt 
Breie Getreidezufuhr von neuem gewährt 
Kurze Mäntel und Schuhe mit Spigen zu tragen verboten we 
Entdedung des Schneeberger Bergbaus 





HRSSESE 8 —— — 


1471 Doppelter Brand 291. = 
Bei 327. 325 
Das Ratbhaus ausgeſchmücket 519 
Der Schneeberg wird fündig 3 


Bergurthel des Raths über ochneeberg begehrt 
1472 Der Bürflenhof in ein Kornhaus umgewandelt 50 
Der Schneeberger Bergbau blüht immer mehr auf E71 





- 183 — 
Jahre. Seiten. 
1473 Rechte des Mathe beſtätigt 483 
Neformation des Nonnenflofters 591 
Strafen wegen Gottetläſterung und Verführung einer Jungs 
frau 500. 
Bergbau in Hobenflein wieder aufgenommen 369 
Bergbau auf dem Hohenforft bei Zwidau neu zu gewäl⸗ 
tigen verfucht sn 
1474 Beftimmungen über den Aufwand bei Hochzeiten 501 
Ablaß für die Peterdkirche 550 
Silberausbringen in Schneeberg 877 
1476 Die Sranziäfaner erhalten Teiche vorm Kreuzthor 571 


Schneeberger Bergbau liegt darnieder 376 
1477 Herzog Albrecht befigt Freiberg und bie Bergwerke alein 451 
Beſondere Berghaupilente zuerſt in Schneeberg eingefegt 401 
Ausbeuten in Schneeberg 2376. 393 
1478 Algemeine Beflimmungen über die Xöhne der —* 300° 
Freiberge Rath fol dad Bergrechtöbuch erflären p 


Der Name Kufus für Theil fommt auf 455 
Zihopauer Bergbau 405 
1479 Schneeberger Bergordnung 391 
1480 Das Domcapitel gegründet 558 
Das Nonuenkloſter in Verfall 5a 
Das Verdingen beim Bergbau angerathen 417 
Bergbau bei Voigtéberg 393 
1481 Neue Voligeiorpnung 20 
Der Raıb wird oberſter Probſt des Nonnenkloſterd 592. 632 
1485 Großer Brand in Freiberg 329. 574. 575 
Die Frauenkirche erbielt Karlsdorf 575 
Die Edyule ind Oberkloſter verlegt 565 
1485 Dan füngt au Thaler (Güldengrofben) zu prägen 475 


Tie Warientapelle des Hospitald mit ihren Ginkünften 
fommt and Doncapitel 568 
1487 Strafen gegen zu großen Aufwand fefgefegt 508. 540 
Volizeiordnung erlaffen 497. 01 
Scharbock herrſcht 5838 
Vrozeſſionen angeordnet 560 
Regulativ für die Domberren 546. 568 
Gin Kloflervermeier im Nonnenkloſter eingefegt 598 
Die Sı. Burbarufapelle verleiht Geld 567 
Sänecberger Bergordnung erlaflen 488 
1488 9. Albrecht nimmt dad Domcapitel in feinen Schut 559 
Gine Bibliothek im Oberkloſter begründet 568 
Kapelle zu den 1100 Iungjraum bei der venrelirq⸗ best 549 
1459 Die Marterfiule errichtet Ir re | 





# 


Jahre. 

1489 Gin Büchfenmacher und Bulverfabrifant „angenommen 
1490 Die Büldenrehnung kommt auf 474. 
Das golone römifhe Jahr verfündet 

Der Wiederaufbau der Peterdkirche voßenbet 
Johannis Kempnig, der Dominikaner, cin ' berühunter 
Breviger 
1491 Päofliche Vutterbriefe zum Bau der Domfirhe erlaffen 
Kapelle an der Jacoblliccye gefliftet und audgeflatteb 
1498 Die Beh herrſch 
Streit zwifchen Mönchen und Domcapitel 
Die päpfllichen Butterbriefe beſtätigt 
Eine Saigerhütte in Breiberg erbaut 
Beſtimmungen über dad Außlohnen der Bergleute 
Schneeberger Bergorbnung erlaflen 
Annaberger Bergbau entdedt 
1493 Gin Herr von Karlowig in Freiberg enthauptet 
1494 Cine Buchdruckerel errichtet 
Der Peterothurm vom Wind umgeworfen 
Ein Pferdedieb gehängt. Ueble Bolgen ber Tortur 
1496 200 Bürger müffen in Dresven bei Georgs Hochzeit aid 
warten 355 
Veters, Bichoffs zu Enthera, Stiftung für die Brieröfiege 51 
Beflimmungen für die Nonnen 
Annaberger Autbeuten 
1497 Die Zahl der Domherrn vermehrt 
Dem Domeapitel werden mehrere Kirchen und das Non 
nenklofter untergeorbnet 
Annaberg gegründet 
1498 Stätige und bleibende Räthe In Freiberg eingeführt 
Der Rath alt Kloſtervoigt Über das Nonnenflofter beftätigt 
Schneeberger Bergorpnung erneuert 
1499 Wohlfeile Zeit 
1500 Neue Ratbsorbnung von 12 regierenden und 10 ruhenden 
Näthen fehgeiegt 341. 
Eonradsvorfer Brüde gebaut 
Die Donatöfirhe dem Domcapitel untergeorbnet 
Beflimmungen über ven Lohn der Berglute 
Annaberger Aue beuten 
Buchholz gegründet 
1501 Amioſchoͤſſer in Freiberg 
Stadivögte als Gerichtsſchreiber 
1502 H. Georgs Decret über das Erbebereiten 
Erſte Pulvermühle angelegt 
Ablaß zu Gunften der Peterblirche 


2 
238888s3364838 ES 


28863 ses: 


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I 





- 1835 — 
Jahre. Seiten. 
1502 Domorgel von Dinſilinger gefertigt 581 
1303 Der Thurmbof nebft Lobetanzhof vom Math. gekauft 529 
Das Heerfahrtmeien georbnet 534 
Die Knappſchafislade eingerichtet 339 
1504 Freiberger Bürger ziehen mit nach Böhmen 534 


1505 Herzog Heinrich mählt Breiberg zur. Reſidenz. Huldigung 335 
1506 Lichtenberg vom Rath gekauft 
Die Kalandbrüderſchaft flifter ein neue® Lchen in der Ja⸗ 
cobikirche 
1507 Wohlfeile Zeit 
Den Hındwerfern wird dad Bierbrauen und Bierſchenken 


verboten 

Ein Bär bei Freiberg erlegt 489 

Das Hospital brennt ab 738 

Tegel, der Ablaßkrämer, macht gute Geſchäfte 584 

Die naffen Pochwerke erfunden 456 
1508 Baftgericht gehalten 5” 

Vogelſchießen 587 


Die Reineweber erhalten ver Gtadt Gemerke zum Giegel 506 
1509 Die keiligen Pfingflipiele gefeiert 


Der Jabrmarkt auf Margarerhä verlegt 578 
Eine Voliermühle angelegt 504 
Beſtimmungen über Appellationen bei Bergſachen 399 
Tas Gegenbuch und der Gegenſchreiber im Obergebirge 
angeführt 415 
Georgs Annaberger Vergorbnung 400 
1510 Die Geleitöfreibeit der Freiberger angegriffen 488 
Unruhen wegen des Spotiliedes auf die Geiſtlichen: Yes 
bannes im Korbe 585 
1511 Tie Friſt der Butterbrieſe wird verlängert 879 
Die Annaberger Bergorpnung aud für Breiberg gültig 
erflärt 
1512 Hechzeitfeier Heinrichs und Katharina in Breiberg 308 
Der Bau der Domkirche vollendet 579 
Meile in der Lorenzkapelle im Rathhauſe erlaubt 567 
Ntlapbriefe für die Nikolaikirche 535 
Belimmungen über vie Zubußen 431 
Bergbau zu Rochlitz und Glashütte 868. 435 
1513 Herzog Heinrich verfhont die Gtadt mit Auflagen 357 


Der Rath übt durch feine Ausreiter das Jagdrecht aus A. 
Zinnbergbau in Breiberg 458 
1514 Tas Gymnaſlum gegründet 564 
Geſchũtzgießerei in Breiberg . 504 
1515 Moſellan als Lerier der griech. PER engefrlt : ob 


1315 Der Brand erhält die Rechte eines Berpfledens 
Silberbergbau bei Wleſenthal 

1516 Großes Vſingſiſpiel in Freiberg, Georg nebſt feinem Bere 
ſtaate zugegen " 
Beftimmungen über ben Mechtögang in BergfahenyUber 
die Hüttenkoft, die Schichtmeifer u. f. w. 399,408; 


440. 
1517 Des Rath Befchwerde Über G. Heinrichs Einmifchung 
in feine Verwaltung 
S. George Erklärung über die Bolls und Grleitsfreigeit 
der Breiberger — 
Handel blühend 
Brodrechnung beflimmt 
Tedel, der Ablaßkräͤmer, in Freiberg verfolgt 
1518 Theuerung 
Die Thürme der Nikolaikirche reparirt 
Bergbau in Wolkenſtein 
1519 Die andere Hälfte von Lichtenberg erwerben 
George Beflimmungen über Gtollen, Scichtmeifter, Bi 
meifter und Geſchworene 
1580 Die Zunft der Seiler beſtaͤtigt 
Marienderger Ausbeute 
1521 Pet und Veſtordnung in Breiberg 
Donatölichhof angelegt 
Morig in Breiberg geboren 
Henrik) gründet die Stadt Marienberg 
1582 Den guten (blauen) Montag zu halten verboten 
Veftimmungen über Lohn u. a. der Maurer, Zimmerlente 
Handlanger 
Volyrena, eine Romerin, enthauptet 
Sqcheibenberg gegründet 
1523 Die Heiligen vſingſtſpiele zu Freiberg. Der Teufel ſpielt 
ſelbſt mit 
3 Hoffräulein wegen des Leſens lutheriſcher Schriften bes 
ſtraft 
Dad Moͤnchekalb gefunden 
Das Dominifanerklofter beſichtigt 
Georgs Beftimmungen über Stollen 
Belohnung für dad Erſchürfen von Ergängen 409. 1 
1584 Die Errichtung eines Armenkaftens beſchloſſen 
Schwarzfarbe und Mandel errichtet 
Gin Geiftliher helrathet 
Große Vermählungsfeierlichkeit einer Brinzeffin Heinrichs 
1525 Sreiberg fendet 2OO Bürger gegen die zbelifchen Bauern BUR 





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—* 


5 BOKBEGER 


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— 1137 — 
Jahre, Seiten. 
1233 H. Heinrich miebilligt das Verzellen 334. 338 
1525 Das Befchinpfen der Geiſtlichen wir verboten 588 


DergbelehnungsSucdh in Freiberg eingeführt 408 

Bergbau in Glashütte und Dippolvismalvde blüht 436. 457 
1526 Die DVierteldmeifter und eine neue Gtabterbnung in Freie 

berg eingeführt 

H. Heinriche Befehle wegen der Mühlen, des Bierd, und 


des Waffentragene 488. 49. 508 
Laurentius predigt wider den Pabſt 634 
Den Geiſtlichen foden die Opfer fort gegeben werben 888 
Auguſt in Freiberg geboren 355 


1527 Ten renden Zleifhern wird ber Kuttelhof eingeräumt 486 
1528 Urſula, geborne Herzogin zu Münflerberg, eniflieht mit ® 
Nonnen aus dem Nonnenklofter 


1529 Tie engliſche Schweißſucht graffirt 538 
Türfenfteuer erhoben 357 
Fremde Truppen einquartiert 337 
Das Hospital erwirbt das Dinfentbal 540 
Bergrechnungen auf dem Rathhauſe gehalten 421. 435 
Ausbeutebogen beginnen 453 
Sreiberger Ausbeuten 45%. 455 
9. Georgd Beſtimmungen über Leihtage, daB Erbebereiten 
und die Lochſteine 408. 411. 418 

1530 9. Heinrich beichwert fih bei Georg über Beeinträchtigung 
der Freiberger Geleitöfreibeit 483 
Es wird vom Rath eine Pulvermühle erbaut 838 
Ter Guldenwerth beflimmt 476 


Gegenjchreiber und Gegenbuch in Freiberg eingeführt 418 
1331 9. Heinricdy läpt die Bürger aus dem Gefängniß, melde 
die Baflen nicht gehalten 604 


Der Armenfaiten errichtet 51% 
Rergrechnung in Gegenwart George gehalten 485 
Beſtimmung über Verleihen alter Stollen 410 
1532 Türfenfteuer 8337 
Heinrich erläßt Beflimmungen über die Mühlen 488 


Es eniſpringen nod 3 Nonnen aud dem Nonnenkloſter 604 
Ten Bergleuten werden die Wurflugeln und andere mör- 
deriiche Waffen verboten 201 
1533 Vermählung der Bringeffin Emilie, Tochter Heinricht, mit 
tem Markgrafen von Brandenburg. 200 bewaffnete Büre 
ger entboten, Darlebn des Rathsé zur Mitgift 
Veltding predigt das Evangelium. Katharina, Heinrichs 
Grmahlin, genießt das Abendmahl unter beiderlei Geſtalt GO. 
ee 





1584 Ghurfürft Johann von Sachſen zu Beſuch 
Die Winkelſchulen verboten 
Die Holzflöße der Stadt überlaſſen 
Die Auffiht über die Mänge georbnet. Neue Münzorbe 
nung 4ri. 476 
Bergrechnung in Gegenwart Georgs 45 
Gibenftoder Bergorpnung 

1833 Die neue Stabtverfalung wieder aufgehoben 344. 355 
Die Innungdzufammenkünfte befchränft 85 
Weller von Luther an den Rath empfohlen = 


8 Berggeſchworne eingeführt “ 
563 
436 






Die Büchfenpfennige eingeführt 
Dad Feuerſehen verboten ° - 
Gin Austheiler verorbnet 
Ausbeute von Glashütte 

1536 Großes Büchienfcießen 
H. Heinrid tritt dem Schmalfalvifgen Bunde bei und erz 
Tlärt ſich für die Reformation Tr 
Beflimmungen über die Steiger, die Hätten und bie = 4. 


‚Hüttenralter eingeführt 
1537 Schenk predigt im Dom . 
Grfle Kircgenvifltation 617. Pt 
Das Franzisfanerklofter und Volternonnenhaus aufgchoben “ 
Georg beſchwert fich über die angefangene Reformation 
Befondere Gerichtöfcgreiber eingeführt 
Höhre Blüthe ded Annaberger Bergs 
1338 Iheuerung 
Der Rath leiht Heintich Geld 
Kometen 
Beftimmungen über Kinbtaufen 
Neuer Kirchhof 
Aufhebung bed Domcapitels 
Schenf entfernt 
Kircenvifltation 650. 652. 
Mãadchenſchule gegründet g 
Fabrizius Conrector 
Hobebirfe in Ausbeute 
Erzpartiereret 
1539 Kirchenviſitation. Umfang ver Breiberger Cphori 
Zeuner glaubenseifriger Superintendent 
Gin Katechiſta in Betri 
Weller als Profeflor empfohlen und angeſtellt 
1540 Teuerung 








Jahre. Briten. 
1340 Roßmühle angelegt 868 
Gine Papiermühle erbaut 887 
Lutherd Gutachten über Wiedereinführung ber Srauenhäufer 497 
Große Zahl der Gommunicanten 646 


Die widerſpenſtigen Nonnen firenger bebandelt 626 
Der Brand erfoffen 1138 
Gine gemeinfchaftliche Unterftügungsfaffe von den Gewerken 
begründet 1189 
1541 Wohlfeile Kornpreife 838 
Der Rath Fauft den Iudenberg 641 
Mönchenfrei dem Rath überlaſſen 644 
Heinrich in Freiberg begraben 728. 725. 798 
Der Untermarkt enıftebt 78 
Die Schule in die Domherrngebäube verlegt X 
154% Heuſchrecken 788 
300 Bürger zur Wurzener Febde entfenbet 724 
Bine Jungfrauenſchule gegründet 629 
1543 Der Rath wird mit Hilberöborf und Oberſchaar belehnt 44 
Gr verliert dad Jagdrecht 80 
Grhält das Recht 7 Fürſtenſchulſtellen zu beſetzen 748 
1544 Die Verwaltung des Barıholomäushofpitald mit ver des 
Johannis vereinigt 78 
1545 Der Raih erwirbt Rande und Balkenberg 628 
Das Freiberger Marktrecht enıfteht 867 
Das Kauihaus erbaut 751 
Das Geſchütz wird fortgeichafft 803 
Bine Weinfleuer ausgefchrieben 9 
Werbungen gebalten 794 
Beſtimmungen über die Taufe gegeben 670 
Kanzel im Dom gebaut 730 
Nivius und Apelles Rektoren 689. 69% 
Die munderbare Strafe des ungerathnen Sohnes und Teu: 
feleriheinungen 769. 778 
Gin Bergvoigt und Bergamtöverwalter eingefegt 828 
1516 Wohlfeile Zeit 869 
Herzog Albrecht bier begraben 725. 909 


Werbungen in Freiberg. Die Thürme befegt 796. 799 
Mebr Geſchütz abgeführt 
Landtag allbier 

1547 Worig mit feiner Armee in Freiberg. ES entfichen Unru⸗ 
ben 801 
Neue Werbungen 
Der Churfürſt fordert zur Uebergabe auf. Gie erfolgt. Me 
eniſteht großes Aufruhr. Worin wird wieder aussianuli GBR: 


®. 


Jahre. ‚ Set! 
1548 Herzog Auguft und Markgraf breit in Freiberg BAG, 0 
1549 Gfurf. Morig mit König Berdinand uub dejien 2 Mrkn- 
zen fo wie dem Ghurfürften von Brankenburg 8 Tage hier SIG 
Neue Fleiſchbaͤnke errichtet 
Eine Trintgeſellſchaſt gebildet 
Große Befichtigung der Quellwaſſer gehalten 
Veydentelchſche Gtiftung 
Morig Bergorbnung 
1550 Morıg macht ein Anlchn beim Rath zu Freiberg 
B Gr fordert Schanzgräber 
Hand Heinrich, Augufs Sohn, begraben 
Das Ungeld wird erhöht 
Eine Buchoruderei errichtet 
Die Poliermühle verkauft: 
A551 Der Rath entſchließt fih Loßnitz, Klein» um Grohe 
firma, Kleinwalterövorf zu Laufen 
Thurmhof als Außbeutrgehe 
155% Neue Ginquartierung 
Die Beflegung Karld gefeiert 
Die Pe 
Große Schießen. Herzog Yuguft nimmt Theil 
1553. Morig Geſtift 
Morig Tod und Leihenbegängniß 
Sein Monument 
Serious Augufts 


VeRilenzpfarrer eingefegt 
Der Kauf über die 4 Dörfer abgefteffen 
Boceri Fribergum in Misnia erſcheint 
1554 Das Gtadtreht beftätigt 
Die 2 Stadtfure bewilligt 
Steuererlaß zu Bunften des Bergbaus - 
Churf. Auguſt liegt 4 Wochen in Breiberg frank 
Auguftd Bergordnung 
1555 Die Kirchenvifltation ſchafft die Winkelſchulen ab 
Cine Jungfrauenſchule errichtet 
Das Schmelzen über frummen Defen eingeführt 
1556 Die Geleitd« und Zollfreiheit beſtaͤtigt 
: Iranffteuer beſtimmt und ermählgt 


88 
Gegigaiesggunsnuuszugzein nesssedange 


Die Münze von Breiberg nah Dredben verlegt 
Große Ausbeute des Ihurmbold 

1557 Der König von Dänemark mit den Herzögen ven Su 
fein und Churfürſt Auguf in Freil a. 
aufzug und Mummenſchanz ihnen zu Bi ki 





& 





Jahre. 
1557 


1553 


1559 
1560 


156 


1562 
1563 
1564 


1565 


1566 


1567 
1568 


1569 


1570 


Seen 
Der Prinz Joachim bier begraben 
Der Rath muß die vier erfauften Dörfer wieder hergeben * 
Große Ausbeute des Thurmboft 


Prinz Magnus hier begraben Pr 
Gin Komet 787 
Witwen: und Waiſenkaſſe für die Geiſtlichen errichtet 676. 1082 
Sonpderbare Himmelderfcheinungen 784 
Brinz Hector in Freiberg begraben 909 
Altargemälde im Dom 729 
Wendelina als Bußprebigerin 782 
Ein Succentor angeflellt 712 
Der Hüttenteich angelegt 1137 
Ein Verſuch mit dem Erzkauf gemacht 1163 
Steuererlaß y10 
Katharina Hier begraben 723. 909 
Disputarion über Abenpmahlslehre 677 
Bergbun in Rodlig 366 
Die Prediger Schade und Schüge abgefekt 677 
Konten 766 
Peſt 876 
Kanzel in Jacobikirche gebaut 633 
Prinzeſſin Amalie hier begraben 909 
Tie Steuer für Freiberg ermäßigt 910 
Schulbibliothek begründet 692. 716 
Brinzeifin Maria begraben 909 
Türfene und Bußgebete angeorbnet 766 
Kin Katedyiemusprediger angeſtellt 679 
Gin Arcidiakonus eingelegt 679 


Heine, Frühprediger abgeſetzt 677 
Die Brubenmauerung zuerft auf dem Thurmhof eingeführt 1160 
Erdbeben 877 


Der Wachtmeiſter bat die Nachtwachen . 863 
Beſtimmungen über die Rathswahl 858 
Weinerdnung 869 
Müblenzwang v 868 
Bucdprucerei verboten 888 
Tranfiteuer ermäpigt yıi 
Kellergelo und Ungeld erhöht 912 918 
Der Floßgraben gebaut 837 
Prinz Auguft hier begraben 909 
Cburſürſt Auguſt in Breiberg 1) 
Die Schodfleuer ermäßigt gi 
Beflimmungen über Bierbrauen getroffen er 
Seyfart wegen Ghebruch euchaupert nt 





* 
— Mi — 
Jahre · Seiten, 
1571 Aheuerung 832. 
41572 Prinz Adolph in Freiberg begraben < 
Das Schloß gebaut 518. 


Das Schügenhaus auf dem Schießplan gebaut 
Schügenfeft u. großes Gaftmal für Churfürft Auguft 666. 


Ber 
Die Eonflitutionen. Das Stadireht in mehrern Süden 
aufgehoben 843. 
Ein Falſchmünzer verbrannt 
Die Pulvermühle fliegt in die Luft 
Meyerpeden die Buchoruderei geſtatiet 
Weller ftirbt 
Größte Ausbeute in Breiberg 
1573 Iheuerung 
Der Rath macht die Eonftitutionen bekannt 
Churfürft Auguft mit dem Markgrafen v. Brand: 
Landgrafen von Heffen und Pfalzgrafen von Sachſen im 
Freiberg 
4 Berghäuer auf bem Brand verfallen mit Berg 
1574 Pialzgraf Caſimir nebft Gemahlin hier 
Kirchenvifitation 
Das Waſſer zum Berneflechen in die Gtabt geleitet 
1575 Sivonie, Herzog Erichs zu Braunfhweig Gemahlin bier 
begraben 
100 Bürger nad) Dresven zur Aufwartung gefenber 
Fiſchordnung befannt gemacht 
Nathhaus reparirt 
Kirchenviſitation 
1596 Herzog Friedrich in Freiberg begraben 
Kalfer Marimilians Leichenfeier 
Die Schloffirche eingeweiht. Churfürſt Anguft zugenem 
Großer Bergaufzug 736 
1577 an Komet 





mer 
zes 





- 
Bapagsasuagas BESSRRS BSEE 


Bei 
Tumult in Loßnitz vund Oberbobritich 
Acht Freudenmädchen in Vogelbauer geflet 
Eommunität der Schule eingeführt 
Innung der Buchbinder errichtet 

1578 Weinfteuer erhöht 
Bapiermühle in der Loßnitz eingerichtet 
Ein Brauerjunge wegen Sodomiterei verbrannt 
Frũhhochzeiten fommen auf 
Rirchenvifltation 
Rircheneramina eingeführt 


Jabre. 


1579 
1580 


1582 


1583 
1584 
1585 
1586 


1588 


1589 


1590 


1591 


1592 


1593 
1594 


— 13 — 

Seiten. 
Das Scheffelgeld eingeführt 91 
Gin Bettelhaus gebaut 715 
Theuerung 833 
Spaniſcher Pfips 879 
Der Rath erhält pie Nupung von den Kreuzteldhen 915 
Die Meiten deutſch und nicht mehr lateiniſch 078 
Der Branpfloßen 1158 
Gin Komet 787 
Die Peſt 878 
100 Bürger zur Aufmwartung nach Dreven 908 
Der Rath fauft einen Wald 840 
Die Salzgerechtigkeit wird erneuert 882 
Meue Apotheke angelegt 875 
Gregoriusumgang eingeführt 710 
Der Erzkauf kommt völlig zu Stande 1163 
Die Röſche aus dem Berthelsdorfer Teiche 873 
Erſte Keichenpredigt auf dem Donatskirchhof 661 
Fleiſcher, Bürgermeifter und Chroniſt Freibergt 75 
Hchenfteiner Ausbeute 369 
Die Per 718. 878 
Churfürſtin Anna hier begraben 725. 909 
Churfürſt Augufts Leidenbegängniß 725. 903. 909 
PBrinzeffin Anna Sabina bier Begraben 908 
Gröbuldigung Chriſtians 908 
Bau ter churf. Begräbnißkapelle 784. 729 
Donardfirdhof ermeitert 6“ 
Kanzel in Peiri gebaut 738 
Pojamentirinnung 891 
Beleite von Neufirden angegriffen 918 
Prinzeffin Eliſabeth bier begraben 909 
Gin großes allgemeines Landſchießen bier gehalten 900 
Eynove 676 
Altar in Petri gebaut 738 
Ibeuerung . 833. 834 
Tauiftein in Petri 738 
Statuten der Schmelzerknappſchaft 1174 
Eburfürſt Göriflians 1. Leihenbegänguiß 725. 908. 909 
Churf. Pegräbnißfapele erweitert 725 
Eurerintendent Krautvogel abgeſetzt 671 
Große Zahl von Communicanten 646. 766 
Kirchenvifltation 748 
Beiſtunden 768 
Gin Komet 787 
Ghurf. Begräbnißfapelle vollendet 73 


— 16 
Jahrt · ‚Exiten. 
1623 St. Annentapelle als Kirchhof 662 
Vitzthumſches Geſtift 743 
Viele, Orubengebäude bleiben liegen 8 
1624 Theure Getreidepreiſe 831. 
Trankſteuer ermäßigt 9 


Der Rath tritt die Flöße auf 20 Jahre ab 
Ausbeute Quart. Rem. fällt aus 
Blüthe des Himmelfürft beginnt 
Iohann Georgs VBergdeeret und Belohnung für neu &r- 
ſchürfte Gänge 
1625 Pleifiger Genuß des Abendmahls anbefohlen 
Streit über den Neligiongeid des Rathé 
1626 Veſt 
Bußpredigten 
Streit zwiichen Rath und Superintendent wegen ooepuel 
1627 St. Annentapelle reparirt 
Moller, Freibergs Geſchichtſchreiber, wird Eonreftor 
1628 Schüler ſpielen Komddie 
Vatent über den Erzfauf 
Commiffton über Bergfachen 
1629 Johann Georg hält Hier 12 Tage lang ein Hirfehfeft 
Warner als Prophet 
Ein Ausſchuß von 6 oder 8 Bergverftändigen über — 
tige Bergſachen angeordnet 
Johann Georg mit mehrern andern Fürſten 3 Tage dier 
Das Augsburgiche Confeſſtons jubelfeſt gefeiert 
Drgel und Thurm an ver Nikolatfirche gebaut 
Schulcommunität niumt ihren Anfang 
Veſt 
1631 Per 
Defenfioner einberufen 
Tãgliche Betftunden 
2 Gymnafium blüht wieder auf 
oller fängt an die Freiberger Chronik zu eiben. 
1632 Per und großes Sterben * 
Der Ratb leiht dem Fürften Geld 
Starke Einquartierung 
Die Kaiferlichen unter Gallas belagern bie Gtabt um 
kommen in Befig derſelben. Gontribution. VBorfläbre 
abgebrannt 
Die KRaiferligen ziehen wieder ab 
1633 Veſt 
Nebermuth der Garnifon 
Neuer Angriff ver Kaiſerlichen 


FEST) 


sasus ——— PEIEFELFIER 








Jahre. 


1634 


1635 


1637 


1638 


1639 


1640 


— 197 — 

Geiten. 
Umgegend durch die Mobheit der Soldaten unficher 943 
Die Defenflonsfahne wieder errichtet. Die Stadt befler 
befefligt 943 
Angriff des Ffalierl. Oberſten Shüug von Schützki und 
Schoͤnickels auf die Stadt 944. 946 
Durchzug der Schweden unter Banner u. linkoflen deſſelben 944 
Neue LXieferungen an ſächſ. Regimenter 958 


Der Rath leiht dem Zürften Geld 
Kleiverordnung und Bekimmungen über Hochzeiten, Lei⸗ 
dhenbegängniile u. ſ. f. 657. 669 


Neue Sarnifon und ihre Rohheit 949. 


MArmeelieferungen 

Gin Falſchmünzer enthauptet 

Lieferungen an die jegt befreundeten Kaiferlichen 

Die Churfürſtin Sibylla läßt fi in der Lopnig ben 
Fürſtenhof einrichten 

Armeelieferungen 

Defenfioner zuſammengezogen 

Defenfionſteuer 

Die Schweden fordern Diecretionsgeld 

Neue Garniſon 

Das Geſchütz vermehrt 

Der Rath leiht dem Fürſten Geld 
Büchſenſchũtzenordnung 

Blutzeichen 

100 Freiberger Defenfioner warten in Dresden bei der 
Hochzeit auf 

Großes churf. Jagdlager in Freiberg 

Muſterung der Bürgerſchaft und Befichtigung der Bes 
feftigungsmerte 

Der NRaıh zahlt den Weiflliden und Lehrern die Ge⸗ 


s 35 QESERERERg —* 


balte nicht mehr aus 718 
Neue Rleinerne Kanzel im Dom 7% 
Neues Geſchüte von Dredven 986 
Iheuerung und Wucher 764. 838 
Tranffleuer ermäßigt 911 
Neue Garniſon 938 
Schweden unter Banner belagern die Stadt 959 
Die Stadt wehrt ſich m. wird v. den Kaiſerlichen enafent m 
Die Garnifon verftärkt 4. 988 
Banner fommt von neuem mit der Armee vor bie en ,” 
Tie Wachen werden wieder von ven Bürgern befegt 986 
Bine neue Garniſon 988 
Acciſe und Garnijonfleuer eingeführt ai 





* 
3 Der Getreidegoll unter den Thoren abgefe DE rg 
J metze — am 


1641 Die Thore werden verſetzt 666 
Ein neuer Teich vor dem Peterethor gebaut und ein Ger 
zinne zum Waffer für die Stadt angebracht 874. 96 
1642 Heowig, Chrilions U. Gemahlin, bier begraben UM 
Die Stadt fült ſich mit Flüchtigen Br" 
Die Defenfioner werden zufammengejogen ” —— 
Einzelne ſchwediſche Trupps zeigen ſich 
Neue Garniſon 
Die Schweden unter Torſtenſon belagern bie Stadt 
1643 Die Belagerung dauert fort 
Die Kaiferlihen unter Piccolomini entfepen bie Stadt 
Das Hospital iſt ganz zerſtört 
Die Befeſtigungswerke werden wieder hergeftellt 
Es zeigen fi abermald Schweden beim — 
Prinzeffin Sibylla Maria hier begraben 
Woplfeile Zeit 4; 
-) Mollers Geſchichtswerk erfcheint 
1644 Eine Kommifjton nievergefegt wegen ber Gentrisuen 
Beichwerden über die Garnifon 
Armee» und Hoflieferungen 
Ein Theil der Garnifon zieht ab 
1645 Streitigkeiten mit der Oarnifon 
Brodbaͤnke von Soldaten geplündert 
Gelofervicen, Tafelgelver, Ahorauilagen ber Garnifon 
abgeichafft . 
1646 Großes Jagdfeſt des Churfürften hier = 
Zwölfer gewählt - 
Egidimarkt bewilligt 881. 
Beſtimmungen über die Leichenprogeffionen * 


1647 Wohlfeile Zeit 
Die Ildße auf 15 Jahr der Neglerung überlaſſen a 
1085 
02 








Die Wahl der Zwölfer vom Stadtrat abhängig J 
1648 Friedensſchluß 
Johann Georg in Freiberg 
Beſchwerden über die Garniſon 1775 
Tranffteuerbefreiung für die Geiftlichen un — 7“ 
Das Cymbelſäckel wird eingeführt 686. 720 
Die Gehalte der Geifl. u. Lchrer aus d. Hospital Bezahlte 7ER 


1649 Johann Georg 6 Wochen hier ur 
Vergquartalprevigten eingeführt 1179 
1650 Die Soloatenfteuer hört auf 1035 


Die Solvaten entlaffen 








Jabre. 


1651 


1652 
1653 


1654 


1655 


1656 
1657 


1658 
1629 


1660 


1661 


1662 


1663 


Theuerung 

Seuerdbrunft auf der Keſſelgaſſe 1039. 
Beſtimmungen über Branntweinsrennen und Schenken 871. 
Jagdlager des Churfürften bier 

Die Schügenprivilegien erneuert 

Abgaben vermehrt 

Vierjührige Befreiung von der Ranpfleuer 

Die Schießübungen wieder eingeführt 

Beſtimmungen über die Sonntagefeler 

Wohlfeile Zeit 

Inrestitur des Guperintendent Starke in Gegenwart und 
unter Iheilnabme des Hofe 

Jubelfeſt d. Augeburgifchen Gonfefflon 

Unruben wegen des Getreidezolls 

Brempdenzettel eingeführt 

Johann Georg Keihhenbegängniß , 

Huldigung des neuen Ghurfürften 

Jeder Bürger Tol in Befitz cines Feuergewehrd fein 
Hörpert wegen Ehebruch enthauptet 

Inftruction üb. die Knappſchaftöunterftützungen 
vLeichenbegängniß der verwittweten Ghurfürftin 

Neue Abgaben 

Die Vierteldmeifler wieder eingeſeht 

Aufitand der Bergleute wegen der Büchienpfennige 
Johann Georgsé 11. Bergedict über Beiträge zur Knapp⸗ 
ſchaft und Unterflügung der Stollen 1174. 
Beiftlihe Synode 

Kanzel in Nicolai eingemeibt 

Der Rath erhält dad Recht und die Pflit bei den 
Aufrechnungen zugegen zu jein 

Kommiſfion wegen der Stadtſchulden nietergefeht 

Der Churfürſt mit feinen Kroaten bier 

Die ncuen Hoepitalgebaͤude eingeweiht 

Theater auf dem Rathhauſe 

Gromutbe Sophie mit Markgrafen von Brandenburg » 
Quireutb bier 

Militerung der Bürger 

10 Lohnmäcter an ven Thoren 

Ibeuerung 

Strafen gegen die Unzucht 

Ter Ichbannisbruch enıflebt 

Die Wiederaufrichtung der Defenfloner 


Selten. 


1039 
1090 
1039 
1040 
1051 
1040 
1039 
1051 
1084 
1040 


1041 
1084 
1048 
1089 
1044 
1044 
1048 
1070 
1173 
1045 
1046 
1046 
1174 


1189 
1088 
1084 


1190 
1047 
1047 
1084 
1098 


1047 
1048 
1088 
1048 
1070 
178 
1019 


Musteren flatt ver Schwammröhre beiden — cingefuͤhen 001 


JAumult der hier liegenden 


Jahre. 
1663 Geiftlie Synode 
1664 Solennes Vogelſchießen 
Danffeft wegen des geendeten Türkenkrieges 
Sieben Buhtage 
Den unangefeflenen Bergarbeitern wird das Schupgelderlaffen 
1665 Der Egivijahemarkt wieder aufgehoben und bios ale 
Biehmarft beibehalten 
1666 Hornſche Stiftung 
Bergaufzug in Dresden 
1667 Garniſon 
Großes dreifaches Luflichiehen. Der Hof nimmt Pr 
Der Rath fauft die obere Malzmühle 
ginnaſche Münzfuß eingeführt 
1668 Das Neformationdfeft zum erſtenmal in Freiberg gefeiert 
Katechismuslehre angeordnet 
Batent Über den Erzfauf — 
1669 Die Leibcompagnie garniſonirt in Freiberg 
1670 Des Superintendent Starke Begräbniß 
1671 Der erbiſche Thorthurm gebaut 
1672 Die Buͤrgerſchaft erhält 4 nene Fahnen 
Große Parade der Bürger im neuer. Uniform 
Kircyenvifitation 
Sechs Bußtage 
Neue Beuerorbnung 
1673 Neue Kleiver» und Polizeiordnung 
Apotheferorbnung 
Nöfler, der Erfinder des Hängefompap, flirbt 
1675 Theuerung 
Der Ehurfürft Hält Mufterung über bie in ber 
gend liegenden Dragoner 
An hohen Feſttagen follen die Geſchütze gelöft werden 
‚Hospitalgebäube eingeweiht, neue Hospitalorbnung 
laffen 1084. 
Der Rath Fauft die Malz» und Würgmühle 
Bafteneramina 
1676 Zeuersbrunft auf der Bettelgaffe 
Statuten der Stabt * 
1677 Der Rath kann ohne Zuſtimmung der Grmeinbevertreier 
Geld aufnehmen 1055 
Freie Dispofltionsfaffe 1055 
1678 Theuerung und Dürre 1055 
Großes Vogeljchiehen unter Theilnahme des Ehurfürften 1085 
1679 Das Dberbergamt kauſt fich für feine Berathungenu. om, 
ein Haus iu der Kirchgaſſe 110 


3 
SE HERRRIHRRBAGEHAGSBBSEE Supezf 


J 






- m — . 
Jahre, Seiten. 
160 Der Churfürſt reſidirt in Freiberg 1088 
Die Veh. Peſtordnung erlaffen 1058 
6 Buftage B 1083 
Tod und Begräbnif des Ehurfürflen 1050 
1681 Gröhulvigung Johann George MI. 1061 
Dantjel wegen Berfhonung von der Reſt 1084 
Beneröbrunft bei der Domfirdye 1090 
1682 Viehſeuche 1089 
Brand auf der Melßniſchen Baffe 1090 
Ein Pauerjunge wegen Godomiterei hingerichtet 10 
1684 Theuerung 1071 
Deienfloner eingekleidet 1049 
Die Ausbeute gering. Viele Bergleute brodlos 1071. Kia 
. Die Grenzen des Fürflenflolen beflimmt 448 
1636 Woblieile Zeit 1073 
Gonradsvorf vom Math gefauft 1078 
Dankiet wegen eines Gieg® über die Türken 1084 
1687 Begräbnif der Ghurfürftin 1073 
Cine Berg» Gommiifion wrgen der Hölger gehalten 1164 
1688 Das Katebiömuseramen kommt in Aufnahme 1083 
1689 Neue Bulvermühle angelegt 888 
Mendes Eriftungen 1080 
Zinnausbeute von Freiberg 1190 
1690 Denfmünze auf die Grube Et. Anna und Ausbeute der 
felben 1184. 1186 
Leipziger Münzfup 1186 
1691 Degräbniü Johann Georges II. 1073 
Erbhuldigung Jchann Georgs IV, 1098 
1692 Aheuerung 1074 
Das Hilligerſche Vorwerk für das Hospital erkauft 1093 
. Sehr geringe Ausbeute 1181 
1693 Äcierlier Empfang drd Ghurf, Friedrich Angun un 
felner jungen Gemahlin 1098 
1694 Iobann George IV. Begräbniß 1074 
Gröbulvigung von Briedrih Auguft 1074 
1695 Werbungen 1075 
Große Reth. Algemeine Sammlungen angeordnet 1076 
1696 Begräbnih der Churſürſtin 1078 
Sqede eiwas ermäßigt 1076 
Brand auf der Weingafle 10 
1699 Yinterflügung für die Stolen bewilligt 1158 
1700 Wine adliche Mitreralademie hier 17 


1702 Ninterricht ım der Markibeider und Brebirtunn eriheiu SIG4 
1701 Erfler Kunfigäriner in Dreiberg vor 1108 





Jahre: 

1705 Die Kaffe für die Wittwen und Walfen 'ver Pe | 
Geiftlichen begründet 
Nichterfche, Hilligerſche, Eckardſche Oeftifte a 

1706 Schweben halten Freiberg bejegt 





Ihre Eontributionen BT 7 

Schoͤnbergſches Legat * a 
1708 Große Bergeommilften —1 

Grubenmauerung wird allgemeiner Ber ) 

Bergſchmiedetaxe für Freiberg 1072 

Nacprhüttenmeifter angeftellt —* 
1709 Webers Fabrit leoniſcher Waaren privilegirt — 

Die Bergreſolutionen erſcheinen * ⸗ 

Nechte des Naths in Bergſachen feſtgeſetzt 1176. 

‚Hauptbefahrung angeoronet 

Auf St. Georgen entſteht ein großer Bruch - 


1710 Lips Tulian, berüchtigter Näuberhauptmann hier gefangen 






Eine Kindesmörderin gefädt 10 

Der ruffiihe Prinz Ezaarowig hler u 117% 

Der Bau der großen Domorgel beginnt = 
Generalſchmelzadminiſtration eingeführt u i 

1711 Veter der Große in Freiberg tz 

I; 3 


Scheffel wegen eined Duelld enthauptet 
Großer Knappſchaftsſchmaus 15 
1742 Sitbermann, der Orgelbauer, verlegt feinen Wotnftg nach = 
Freiberg 
Gärtner, der Dichter, bier geboren 1155 
Ein Erbebereiten gehalten 
1713 Die Domkircye im Innern gefäubert 
1714 Die Domorgel und Euſebienſchule eingeweiht 1106, in ine 
1715 Qubelfeft des Gymmnaflums 
Die Lehrergehalte verbeilert in 
Milichs Geftift für Bergleute n N 
1716 Piekrere Vegräbniße, Hochzeit“ und Jungfrauengeſeu⸗ 


fhaften gegründet 1129. 1190 
Alemanns Geſtift für Bergleute art 
1717 Feuer äſchert 2 Häufer ein 110 
Das Weihbierhaus vom Nath gebaut 1099 
1718 Feuer in der Burgftraße 1130 
Ein Grundriß der Stabt entworfen 1189 
Wittwenkaſſe des Raths errichtet 1129 
Wittwenkaſſe der Gymnaſiallehrer beflätigt 1115 
Horuſches Legat 1114 
1749 Große Theuerung und Dürre 1102. 1124 
Tare und Zahl der Höfer beftimmt 184 


- 11 — 
Jabte. 
1719 Veraleich über Rechte des Stabtmufus u. der Bergfänger 11 nr 
Großer Vergaufzug Im Plauenſchen Grunde 1101 
1720 iheuere Fleiſchpreiſe 112. 1125 
Beftimmte Almofenbeiträge eingeführt 11 
Gommiffton über nie Stadtverwaltung eingefegt 1126 
Syn dieat errichtet 1187 
Grofed Feuer vor dem Kreugthore 1130 
Drei Bergarbeiter werden auf dem Erzengel Sahriel dere 
früttet 1178 
A7LL Das neue Wiribichaftegebäude des Hoepitals gebaut 1124 
Gewiſſe Armen and ber Stadt aus gewieſen 1185 
Grite Gharfreltageprebigt in Gt. Jacobi 1188 
1722 5 fieinerne Haupifänlen vor die Thore gefeht 1129 
1724 Sroßes Feuer auf der erbiſchen Gaſſe und Keſſelgaſſe 1130 
1725 Neue Narhseinribtung , 1187 
Neue Benerordnung 1131 
Gonraviihe Etiftung 1188 
Bergaufzug zu Ghren des päbſtlichen Legaten 1112 
1726 Hornide Stiftung sı28 
Senkels Schrift über Die Gchladenbäver bei Breiberg 1118 
Groöhartmannenorier Bergteich gebaut 1157 
1787 Wortcbaiien eingeführt 1189 
Die Domkirde im Innern verändert 1138 
1728 Wronce Heuer. Die PVeterslirge breunt ab 1131 
Auilauf der Bergleute 1178 
Saidaer Vergteib gebaut 1157 
1789 Der König Frledrich Anguft zur Mufterung in Freiberg 1119 
Refrurierung 1139 
Siarte Ginguartermng 1139 
3 Bergarbelter auf Form Begentrum verfhüttet 1178 
1730 Das Augeburgiſche Gonfellonsjubelieft gefeiert 1135 
Der Peteretburn gehoben 1138 
Vergaufzug zu Ohren ded Heryogd von Beimar 1119 
1731 Starke Ginawartierung 1190 
Goniolivatien ded vereinigten Halsbrüdner Felde mit 
<t Anna und Altväter 1188 
1732 Ginauartierungslak 1140 
Aufnabme der Salzburger Gmigranten 1135 
1733 Grbbulsigungefeierliägfeisen für ven Churiürſt Friedrich 
Auquſt I. 1180 
Ginauartierung 1140 
Müller wegen Beortedläflerung enthanptet 148 
Der Gaſthof zum Stern braun ab 1881 


Biſqerſchea Grfift nn | 137777 


_ 1m — 

Jahre 

1733 Großer Bruch auf Lorenz — PR. 

1734 Die neue Veierskirche eingeweiht F art 
Schwalbin gefädt Peer 


1935 Die Silbermannfche Orgel zu St. Petri eingeweigt 


Drechslers Geftift — - 

Spied, der Romanſchreiber, bei Freiberg geborem 

Ein Schacht fammt Zechenhaud auf dem — — 

Bruch. 3 Perſonen verſchüttet * | 
1736 Das Mautiſche Vorwerk für das Hospital erkauft 

Horn flirbt + 
1737 Auflauf der Bergleute . 
1739 Großer Bergaufzug zu Ehren der Sametterriaft, ze 
1741 Thore und Mauern —— * 
1743 Jubelfeſt zum Andenken der Torſtenſonſchen 
1744 Henkel, Lehrer ver Chemie, ſtirbt + zum 

Großer Bruch auf Lorenz Oegentrum — 
1745 Die Preußen bejegen die Stadt ö I 

Die offenen Blöße werden zum Theil überbedit I 
1746 Preußiſche Gontribution 

550 bleffirte Solvaten von Keſſelsdorf Hierher —E 

Der ſteinerne Brunnen auf dem Markt wienerberguftele 





















Ten befchloffen u 

Ein Türke getauft rt 

Styauipieldirector Kurtz giebt Vorftellungen - Br 
1747 Der Churprinz nebft Gemahlin und die Churfürftim om 








Balern bier —* 
Neinholvs Freibergiſche Merkwürdigkeiten erſcheinen 
Biedermann wird Rektor 18 
Kunſigezeug auf Elias Erbftoln mit krummem Bapfın 1156 
Reicher Erzanbruch auf Himmelsfürſt ns 
1743 Wuſikaliſches Singipiel zum Andenken des breißigjährle 
gen Kriegs BT} 
Enverlein wird ald Dichter bekannter — 
1749 Hahnothurm gebaut . — 
Begraͤbnißgelder erhöht um 
Srievrih Augufte Stollnordnung 1159 


Das Schiefen aus dem Ganzen empfohlen 1159 
Vrachtſtück von Silber auf dem Himmelsfürft gefunden IR 
1750 Nikolaiticche neu gebaut 4 


Alte Hoffnung Gottes in Ausbeute 1 

Großes Erbebereiten 1191 
1752 Jagd der Landesherrſchaft in den Nathöhdlzern 1121 

Geftiftspredigt am grünen Donnerötag im Dom 1133 


Liebes Geflift Bern 


Jahre. Setlten. 
1753 Jagd des Landesherra in den Kathehdlzera ua 
Nifolaifirche eingeweiht 
Herausgabe eines Geſangbucht und einer Bibel der ei" 
Witwenfafje gefattet HH 
Herrenhuter Gonventifel 
M. Beyer, durch fein Werk über Mertfgeirctunf Fi 


Fannt, Rirkt 1161 
1754 Grrbeerte Bergieile 1160 
Die Himmelfahrt giebt Ausbeute (wiedererſtatteten Berlag) es 
1755 Das Neligionsfriedendjubiläum gefcert 1115 
Großes Feuerwerk zum Namenstag des Churfürſten 1121 
Die Stoßheerde eingeführt 1161 
1756 Die Breußen befegen bie Gtabt 1148 
Dem Landesherrm wird ein Dariche von 5000 Thin. 
aemacht 
Dis Rinfammeln der Almofen darch die Klipvpelfrau 
abgeftellt 1 
1757 Die Preußen ziehen ab. Kroaten rücken ein. Die Vreu⸗ 
hen fommen wieder und beziehen @Binterquartiere 1168 
Spapiergänge um die Stadt angelegt 1108 
Der neue Hoepitaltirchhof 1186 
1758 Der Rath leifter dem König von Preußen den Gchwur 
ver Treue 1148 
Grefies Steuerausfchreiben mit Drohungen 1135 
Rriegslager der Breußen unter Bring Seinrich 1146 
Die Preußen ziehen ab 1146 
Sharmügel zwiihen Preußen und Deſtreichern 1146 
Die Drftreicher weiten. Die Breußen beziehen hier bie 
Binterquartiere 1146 
Starke Refrutierung 1147 
1759 Die Drftreibifde Armee bei der Stadt 147 
Die Preußen beziehen die Winterguartiere 1447 


Friedtich Der Orohe meilt bier und gerärb in Lebenägefahr 1147 
1760 Starke Steuern und Getrafontributiohen 
Die Vreufen ziehen ab. Die Drftreiger un ihre Were 


bündeten rüdın ein 1147 
Die Preußen fommen wieder 1146 
Große Gontribution 1148 
Das Hilligerfhre Vormert breunt ab "1180 
1761 Neue erböbte Steuern 1168 
Friedrich der @roße in Freiberg 1148 


Die Preußen sieben ab. Die Orfireiber und zulegt De 
nanze Öftreichifhe Arwee unter Daum find eingerält - 114B 
Broßed Bruer Im VDerthelederf rt Br 
















Yahre, 
1762 Der Churprinz nebſt Gemahlin und Vnnzeſſinnen wi 
Breiberg 
Die preußifche Armee kommt, bie Deflreicyer weichen 1 
Neue große Brandſchatzung 
Die Preußen werden zurüchgebrängt 4 
Sie kommen wieder und erringen den Sieg im 
Schlacht bei Freiberg 
Neue Gontributionen und Forberungen ber Breupen 
Teuerung 
1763 Hubertusburger Friedenafchluß. Feier deſſelben 105 
Tarordnung der Victwalien erlaſſen 
Bergaufzug zu Ehren Kaverd . 
Die feine Mark wird von nun an zw 13 Ile, 8 2 
ausgeprägt 
1764 Die Einnahmen des geiftlichen Einfommens — 
Die Gnadengroſchenkaſſe fängt au Vorſchüſſe am arme 
Gruben zu geben 
Diseretionsgelder der Ausbentezedyen an bie Hoss 1 
1765 Großer Bergaufzug zu Ehren Tavers 
Die Bergakademie gegründet 
Die Erztare erhöht m: 
Die Beiträge der Gewwerken zur Gnadengrofegentaffe il 
feftgefegt 
1766 Die Vorlefungen an der neu begründeten Akabente wide 
men ihren Anfang 11 
1768 Das Brauhaus, die Höle, vom Rathe gebaut 
Neferipte über Markiceiver-Initrumente und Niffe 1161. 
1769 Friedrich Auguſt's Erbhuldigung . mi 
Die Grenadierfompagnie entfteht 
8 Bergleute auf Güte Gottes und König David erriuten h 
Beflimmungen über die Verguniformen 
Der Oberberghauptmann von Oppel, bekannt durch feine 
Megiſteranweiſung und Markſcheidekunſt, flirbt 
1770 Die Zahl ver Hoßpitalpfrändner wird vermehrt 
Die Bergſchule gegrünvet 
Mende ald Kunftmeifter angeftelt 
1771 Große Iheuerung 
Nefeript wegen der Bäder von Siebenlehn 
1772 Grofie Iheuerung und Sterblichkeit 
1773 68 werden 2 Kompagnien Bürgerwehr gebildet 
Der Reihſchank eingeführt 
1774 Die Mineralienniederlage 
Steinertd Geftift für die Euſebienſchule 
19775 Werner, Lehrer der Bergakademie a 





— 117 — 
Jahre. Selten. 
1775 Conventionalartikel der Bürgergrenadiere 1224 
1778 Durchmärſche ſächſiſcher und preußiſcher Truppen 1200 
Die Preußen beziehen hier die Winterquartiere 1200 
1779 Die Preußen ziehn wieder ab 1800 
Das neue Breiberger Geſangbuch 1234 


1780 
1781 
1782 
1783 
1785 


1786 
1757 


1733 
1790 


1791 


179% 


1793 
1794 


Gewerkenbeiträge zu Schulgeld für arme Bergwerkökinder 1175 


Das Laboratorium für die Artillerie vom Rath erworben 1216 
Bring Anton in Freiberg 1198 
Die Pulvermühle vom Rath veräußert 1216 
Abgaben an die Feuereimerkaſſe 1230 
Jahrküche vom Rathe verkauft 1219 
Berpftift auf dem Brande 1173 
Neue Beuerorbnung 1230 
Sceunertfche Grabegeſellſchaft 1235 
VB. Trebra Oberberghauptmann 1189 
Neue Hebammenorbnung 1280 
Vergmagazin 1179 
Denkmünze auf die Ausbeute von Beſcheert Glück 1186 
Ibormactgeld eingeführt 1178 
Unterſtüzungen aus der Nentlammer für Stolln⸗ und 

Waſſerbauten beim Bergbau 1157 
Dörnthaler Teich 1137. 
Vennoſtolln 1157 
Grund zum Amalgamirwerk gelegt 1168 
Almoſenſammlung angeordnet 1210 
Mende Maſchinendirektor 1157 
Das Scauſpielhaus eröffnet 1225 
Großer Aufitand der Bergleute 1178 
Die Ginfübrung der Amalgamation 1163 
Ter Cburfürſt und die Churfürfin in Freiberg 1198 
Ter Naıb macht wieder Anſpruch auf die Floßgerechtigkeit 1216 
Der neue Kaufhausſaal 1224 
Das Schauſpielhaus vom Rath erfauft 1825 
Werner wird Mitglied des O'berbergamts 1167 
Turdbmäriche der Preußen 1200 
Brinzeifin von Parma, Maximiliaus Braut, bier em» 

pfangen 1198 
Feuer bei den Beuerleitern 1830 
Arbeitsbaus 1211 
Die Ciſenſcheiben verbeſſert 1168 
Beſtimmungen über die Interimduniformen 1198 
Tat Amalgamirwerk brennt ab 118 
Groſſet Maekenball 12825 


Das zurüdfchrende Keichtcontingent feRlid mn 100 









— 1 — 

Yabre, 

1794 Der Blig jchlägt in ven Hahndthutm — 
Brand hinter der Stochmuͤhle 1230 
Großer Maskenball 1285 
Bettelet von neuen verboten BT 
Roßigerſche Begräbnißgeſellſchaft w 
Das Amalgamirwerk neu erbaut 4 
Zampadins Ichrt Chemie 1 

1795 Die Artilerie bei ihrer Rücklehr vom Rhein bewille J 
fommnet 
Arnıen« und Baifenfausfihule ei. # 
Geſchenke der Handwerksburſchen 
Privattheater 
Chemiſches Laboratorium MT 

1796 Bürgerfelver verlooft 54 
Walfmühle verkauft 1219 
Neue Budenordnung BT") 
Geſellſchaftliche Beerdigungskaſſe 1335 

1797 Erſte Anfänge des Schullchrerfeminard 
Bornheinrichs Geflift 
Hempeld Geflift at 
Vergftift vorm Petersthor 1173 

1798 Feuer auf der Burgſtraße ‚10 
Breimaurerloge BT} 
Schlackenbäder auf Hals brück⸗ laeis 

1799 Die Maͤdchenſchule verbeſſert ien 

1800 Anton und Thereſe in Freiberg am 
Grofe Sterblichkeit 12089 
Wochenblatt 12% 
Grjtare erhöht 118 
Lohrs Geftift für die Knappſchaft am 

1801 Der Beginn des neuen Jahrhunderts gefeiert 118 
Die Schloffirche zum Magazin umgenamdelt 110 
Die Nopmühle abgetragen 120 
Kirchen baucollecten 4181 
Neue Beuermauerfehrerorbnung 10 
Infitut für Mädchen 120 

1802 Feuer auf der Burgfirafe 1290 
Straßenbeleuchtung 
Die DViertelömeifter erhalten nur dad Necht ber — 
ſchwerdeführung 


Rochlitzers Privatinſtitut 
1803 Die Leihanftalt 
Die Kuppel des Peterethurms reparirt 
Der Kommandant Hiller flirbt = 
1804 Feuer auf dem Aſcheplatz pi 





108 Oberbobritzſcher Schlachthaus und bie Sehemmrnmehe 
nung verfauft 


Gufebienfyule verbefiert eu 
Der neue Anhang zum Breiberger Geſangbuch 1235 
1805 Theuerung und große Sterblichkeit 1179. 1209 
Holzmangel 1215 
Das Seminar erhält Unterflügung 1296 
Berghauptmann von Eharpentier flirbt 1166 


Gonreftor Hübler flirbt 1 
1806 Fürſt von Hohenlohe und Prinz Louis von Preußen mit 
einem Theile der Armes In Freiberg 1 


Baiern plündern 1201 
Kriegdlieferungen und Gontributionen 1201. 1207 
Herzog von Weimar in Breiberg 1198 
euer auf der Burgflraße 1230 
Große Eterblichkeit 1209 
Am Gumnaflum eine 8. Klaffe errichtet 1237 
1807 Berizuationskafle 1201 
Armenbaus 1211 
Hoepitalpfründen erhöht, Grtrapfründen vermehrt 1215 
Bergleute frei vom Gontributiondgelve 1176 


1808 Baiern, Franzoſen unter Mortierd, Oudinot, Latour 
Maubourg, Sachſen, Deſtreicher, Weſtphalen, Holländer 


in Freiberg 1208 
Der König von Weſtphalen Hält Raſttag 1208 
Ibeuerung 1209 
Arand der Schwarzfarbe auf der meisniſchen Gaſſe 1231 
Waiſenbaus und Krankenhaus 1218 
Stadtbad 1219 
1809 Sachſiſche, bergiſche, franzoͤſiſche Truppen in Freiberg 1203 
Oeſtreicher bei Freiberg 1208 
Beuer beim Raihdhofe 1231 
Neues Schulhaus für die Mädchenſchule 1241 
1810 Juumination am Geburtétage des Königs 1208 
Prinzeſſin Eliſabeth In Freiberg 1198 
Tie Artillerie verläßt die Sıadt 1818 
Feuer auf der erbiſchen Galle 12881. 
1811 Tıe Leichen der zwei Ghurfürftiinnen, Anna Sophia und 
Wilbelmine Erneſtine nah Greiberg gefchafft 1238 
Ter Wall binterm Sclolle erworben 1280 


Fuchemühle und Auttendorfer Mühle vererbpachtet 1280 
1812 Ter Raiier Napoleon, die Kailerin, der König, vie Köni⸗ 
gın ın Kreiberg, Bergaufzüge, Ilumingtion und Par 
raden . BIER 1088 
8, ® 


Jahre; 
1812 


1813 


1814 


1815 


1816 










— 
— 10 — 

Herzog von Weimar in Freiberg ii 
Die Artillerienfademie in Freiberg 4 
Teuerung 1210 
Abgabendruck 1206 
200 Bergleute als Minirer 1176 
Das Seminar erhält Unterflügung vom Staat 1897 
Starke Einquartierung 1208 
Koſaken 1208 


Bücher, König Friedrich Wilhelm Ill, Kaifer —— 
u. a. in Freiberg 

Gefecht zwiſchen Nuffen und Branzofen 

10,000 Franzoſen übernachten 

Geburtstag Napoleond gefeiert - 
Deftreichifches Armeecorps lagert hier 

Gefecht zwifchen Deftreichern und Branzofen 
Mürat erſcheint 

Weftphäler von Deftreichern verlrieben. Die Stabt von 
den legtern befegt, dann von Franzoſen, zulegt von Nein 
Der Typhus unter Branzofen und Einwohnern 
Freiwillige Banner, Landwehr 

Aleranderd Geburtötag 

Schulgeld erhöht 

Starke Einquartierung 

Leipziger Voͤlkerſchlacht gefeiert 

Fürft Reppnin hier 

Gentralfteuer 

Gommunrepräfentanten 

Aheuerung und Krankheiten 

Die Ieten Ueberreſte des beſondern Freiberger Stable 
rechts aufgehoben 

Bierſyndici 

Maͤrkers Geftift 

Gernhards Speiſeanſtalt 
Jubelfeſt der Cuſebienſchule 
Arbeitaoſchule 

Wernerd Muſeum 

Muͤcktehr des Königs gefeiert 
Theuerung 

Neue außerordentliche Abgaben 
‚Hospitalgebäude eingeweiht 
Jubelfeſt des Gymnaſiums 
Theuerung 

2 Bataillone vom Regiment Prinz Marimilian als 
Garnifon u 


J 


ze SEEBEHENEES — 


EHE 





— 1 — 
Jahre. — 
1316 Von Ende erſter Amtshauptmann 1213 
Bergbaufaffe 1176 
Gasbrleuptung auf dem Amalgamirwerke 1168 
Beiträge der Gewerfen zum Bergſtift 1173 
Bergleute frei von Nefrutierung und Beiträgen zus Bers 
äquationdfaffe 1176 
1817 Theuerung und Nothſtand 1210 
Das Armenweſen geordnet 1213 
Neformariondjubehfeft 1198 
Karoline von Xoscana in Freiberg 1198 
Werners Tod und Begräbniß 1169 . 
Werners Geſtift 1168 
4818 beuerung 1210 


Beier ded Negierungsantritts von Sriedrich Auguſt 1183. 1214 
Arbeitsanftalt 1214 


Prinz Brietrih, Clemens and Johann in Breiberg 1: 


Die Shagbänke verfauft 220 
Die Sonntagejäule 1248 
Das Afademiegebäude exweltert 1166 
1819 Feuer hinter der alten Apotheke 1231 
Franz von Toscana und Prinz Friedrich Auguſt in 
Breiberg 1198 
Kriegoſchulden grorbnet 1228 
1820 Die Guborle Meiner 1235 
Das Maͤdcheninſtitut beflätigt 120 
Steinfoblenverfaufsanftalt auf Landesfofen 1216 
Steinfohlen Im Hütten 1164 
dv. Herder Bergbauptmann 1158 


1821 Vererbpachtung zweier Mühlen und eines Lchnguts vom 
Seiten des Mathe 1 
1322 Aualia Auguſte, Braut des Prinzen Johann in Freiberg FH 





Stadrichter Alemm erſchoſſen 

Mulgmüble vererbpadhtet 1074 

Quaremberfreibeit der Bergleute men beſtätigt 1176 

Die alte Morpgrube erhält eine Wafferfäulenmafgine u. 

der tiefe Bürftenflolin ein meued Mundloch 1157. 1158 
1823 Der Narh erhält für die Rriegöfoflen eine Entfhädigung um 

Eparfajle 

Watle und Schatztſche Braräbnißgefelfhaft FH 
1524 Die Aldre volfänvig abgetreten 1216 

Merarasur der Domfirche wie der anderen Kirchen und 

geinlichen und Schalgebdude 1221 


Venfiondfaffe für die Wittwen und Waiſen ber Sarlchue Dear 1835 
Cincrid Sellift für die Arbeinfcpule 










te, 5 
PN Der Hüttenteich unter Bedingungen ber Nöjhenabmini« 
fration überlaffen 
1825 Marie Louife Charlotte ald Braut des Prinzen Mars 


milian in Freiberg 1 
Großer Knappſchaftoſchmauß 175 
Plan zum Elbſtolln 118 
Statuten der Freiberger Stabtpreviger-Wittwenkaffe ze« 
vidirt 1 
1826 Die Stadt in 19 Diftricte getheilt 1230 
Rochſche Fabrik geht ein 1221 
1827 Hulvigung Antons 1192 
Kriegẽſchuldenabgaben verändert 1228, 1239 
Opig Geftift la 
Dittmannsborfer Teich 117 


1828 Bürgergarbe errichtet 1885 
Mehrere Predigerftellen eingezogen 181 
Salzmannjches Geftift FH 
Zaubifche Geftifte 1171. 
Starkes Ausbringen von Silber 181 

1829 Mehrere Prinze und Prinzeffinnen in Breiberg 
Domglödnerhaus verfauft 
Ein neued Mäpceninftitut k 
Starkes Silberausbringen u 


1830 Pringeffin Marie Augufte und Prinz driedrich au 
in Freiberg 
Augsburger Confeffionsjubiläum ; 
Kleinfinverbewahranftalt 2 
Katholifhe Kirche und Schule * 1170 


Großes Silberausbringen 1181 





ui 


Alphabetiſche Ueberſicht. 


— — — 


Oriſchaften, Hänfer, Plätze, 


ABGCVerwerk Sachſenhoſy 31. 
Sb 025. 06%, 

Abendſterner Worgengang 21. 

Abrabham Aundgrube 1188. 

Albrecht Zt. dr 453. 

Alexander Erbſtolln 1187. 

Allee um die Stadt 1108. 1210 12990. 

Alte Heffnung Gotteo Gr. 1156 1187. 

Alte Merdgrube Gr. 32. 446, 1137. 
1169. 1187, 

Altenberg 37. 653. 454. 456. 

Alter Zt. Oswald Gr. 453, 

Alte tiere Aurftenttolln 20. 296. 466. 
iS 659 1173. 

Altnnitweide 42. 

Altvatet GEr. 1158. 1136. Lehnhu— 
fen x38. 

Alt zelle 1X. 23. 102. 210. 282. 303. 493. 

Amalagamirwerk 1163. 1168. 

Anmthaue x56. 

Antreas Zt. Wr. 453. 743. 

Anna Zt. Gr. 653. 1158. 1144. 

Annabeta 393. 496. 395. 390. 397. 402. 

Anzucht 131i. 916. 

Arertelttelln 636. 

Aretheten 537. D38. 8793. 

Narcateanttalt und Arbeitebaus 1211. 
12143 12144 

Arbeitvchule IH. 

Arnbruſtſchubpenhaus 893. 916. 

Anunteanfeund Armenpflegen 1214. 

Urnentauſer 1211. 17214. 

Arnenſchulen 1242 

Arnenreigtewebnung 1211, 

3Gr 66. 447. 

tnchap 30. 1230. 

tt: T Untermarkt. 

Nora Joa 

Natıtubn 122. 142. 196. 335. 46 
Yin. 06. 1219, 

Ayfıraaıle 963 


Gruben, Dentmäler u. f. w. 


Barbara St. Gr. 452. Kapelle 546. 
567. 745. 


Bartbolomäus Gt. Er. 452. H06: 
pital f. Fernefiechen. 

Batlionen 1198. 

Bauſtellen 1199. 

Bennoftelln 1157. 

Vereitituben 66. 

Bergakademie 1165. 1166. 1160. 

Berguntbaue 63. 1190, 

Rergſchmieden 925. 

Vergitift 1173. 

Bernhard Er, Hr. 453. 

Bernbardifches Madcheninſtitut 1240. 

Berthelsdorf 18. 21. 26. 29. 30. 32. 
112. 446. 448. 482. 486. 529. 544. 
574. 678. 801.857. 858. 915. 924. 
1081. 1121. 1150. Teich 873. 1137. 


Rertholdſtadt 32. 

Bertrametburm 797. 

Reſcheert Glück Gr. 1173. 1186. 

Bertcelgaffe 1090. 

Bettelhaue 7453. 

Bevericher Geſellſchaftegarten 1217. 

Rieberſtein 18. 678. 1081. 1235. 

Bienedorf 40. 42. 

Bierzeichen 1221. 

Bobripichtruden 916. 

Bedenderi 18. 27. 678. 1082. 1235. 

Bor 11 22. 37. 

Aräunéedorf 16. 485. 49°. 639. 8553. 

Brand 21. 30. 47. 362. 403. 448.449. 
453. 632. 678. 743 855. 872. 882. 
1001. 1082. 1141. 1178. 


Arandkelin 362. 452 1138. 
Qraubäufer 871 1091. 
Brenabaus (Berncgaden) 83. 
Brodbänte 121. 
313. 213. 
®r. 416, 


wo. 


— 18 — 
Brunnen fteinerner 1129. £ Denatöfirche 10% 179, SI. 
Aare Suse 06, 200: 402, ee N 
Zuden 881. 1230. Donatetirähef 179. 328. 337. Mil. 
Bürgerfelder — Donatsthot 30. 916. 936, 954, 
Burg f. Sl 1035. 1054. 1058. 1075, 11 


Surguafe a 1130. 1198. 1230. 
Burfersdorf 548. 678. 1081. 
Yuttermarft 1209. 

Eavillerthurm 797, 

GChriftiansdorf 24. 29. 31. 32. 112, 

GChurpring Gr. 1157. 1160. 1188, 
Ganal 1157. 

GClauenig 678. 1081. 1083, 

Gonmunvorwerf 1231. 

Gonrabsdorf 16 21. 448. 528, 539. 
678. 866. 1074. 1081. 1151. 1152, 
Brüde 547, 583. 

Gordegarde 960. 961. 968. 1033. 

Daniel St. Gr. 453, 

BDide Ihurm 797. 

Dintenthal 540, 

Dinghaus 194. 212. 215. 

—— 15. 47. 123. 258, 

Dittersbah 678. 1081. 

————— 1081.1235. Teich 


Dirthurm 708. 

Dörnthal 678. 1081. Teich 1157. 

Domberrengebäude 569. 620. 691.692, 

Dominifanerflofter (Oberklofter) 104. 
106. 152. 327.329. 530. 531. 543, 
544. 545, 547, 548. 549. 505. 636. 
690. 815. Bibliethet 503. 717. 
Kapellen 153, 575. 576. 

Kirchhof 153. 

Dont Grand, Marne 
155. 327. 329, 
566. 508, 576. 570. "io. vn. 
679. 721. 734. 819. 820. 904. 1040. 
1060, 1073. 1075. 1090. 1132. 1133. 
1179. 1103. 4220. 1231. Altäre 
545. 546. 547. 548. 549. 550 558. 
561. 583. 729. Bilder 581 Chor 
156. 731. Gmpoten 606. 731. 
Gallerien 157. Goldene Pforte 
156. 158, Kapellen 168. 557. 582, 














620. 662. 721. 1232. Ghurf. Ber 
gräbnifi 686, 721. 729. 792. 821, 
a 1044. 1060. 1232. Kirchhof 


u. Begräbnifje 532, 556. 558. 620. 
1169. Kanzeln 590. 730. Orgeln 
581. 731. 1105. Zhurm BE, Uhr 
686. Wappen 582. 

Donat St. Gr. 362. 452. 1187, 


1200. 1204. 
Donatsthurm 180. 340. vu6. 2 
Dorfhennig 678. 1081, 
Dorjgain 678. 1081. 
Drehbad) 48, 430. 
Drei Birken Gr. 453, - 
Drei Eichen Gr. 1169. 
ae 452... - 
ürre Schönberg Gr, 275 362. | 
Edle — 457. 
Ghrenberg u 
Ehranfel ersdorf 48.49, a0. 


ging 397, 402. _ 
Eichen Gr. 453. 
Ginhorn_Gr, 743. y 
Elende Seelen Gr, 453, 743, 
Eicphantenapotbefe 875, . 
Glias Erbft. 1156. 7 
@löberg Gr. 452. 
Elterlein 397. 
Emanuel Gr. 448, 
Gpvendorf 402. 678. 108%, 
Erasmus St, Gr, 452, 
Grbifhe Gafie 1130. 1231. 
Grötihes Thor 30, 30. 707, 
924. 944. 063. 996, 105% # 
1178. 1206. 1214, © 
Grbistorf 21. 50. 4A. ABS, 
574. 036. 078. 855. 872, 885, 5 
1082. 1141. 
Erzengel Gabriel Gr. 1172, i 
Grjfammern BA, 
Grötaufbaus 1163. 
Grmüblen 1, 
Gövig Gr. 405, 
Gytorf 37. 38. 30. 678, 1082, 189% 
Gufebienfegule 1411. 1242, A e 
Fulfenberg 21, 301. 451. DAR 
591 609. 628. 857, 015. alle 


800. 

Falkenftein 44. 

Zul nn Ga r | 
erneficchen (Bartbofonmtust 
496, * 540. 630, 740. & ar 
zus ‚1215, Sof 1092, ae 


Feuerleitern 1230. 


Feuertburn 797, 1017, 
Bindelhaus 741. 745, 868, 1242, 


4 





- 18 — 


Fiſchergaſſe 182. 190. 496. 

Fiſchmarki 866. 

Fiſchwaſſer 482. 

Fleiſchbänke (Schatzbänke) 122. 180. 
IXI. 182.333. 486. 751. 366. 1220. 

Floſſe 535 1058 1129. 1216. 

Fleßtgraben und Floßrechen 837. 839, 
si. 1216. 

Alerbaus 916. 925. 1216. 

Alervelap 1215. 

Fleſiwerke 1216. 

Alurihüpenhaue 916. 
rerdbeim 678. 108°. 

Arantenberg 40. 42. 

Aranfenitcn 16. 18. 678 1082. 

Franziekanerkloſter Riederkloſter) 170. 
327. 330. 544. 349. 356. 547. 348. 
549. 571. 372. 638. 635. 636. 717. 

Franzeſenbaus 740. 741. 745. 

Arauenbäufer 407. 750. 

Kraucntirde 1. Domkirche. 

Frauenſtein 18. 47. 449, 678. 1001. 
1081. 1082. 1151. 

Frauenthurm 797, 

Freiberge Lage 16. 110. Höbe 17. 
Geiteinart 19. Erze 19. Gang: 
auge 20. Bergbau 23. 

recibergtdorf 739. 946. 964. 1032 
108%. 1100. 120%, Müble 866. 

Fretiauſer 170. 482. 5238. 533 306. 
XIGG RIO, 842.985. 948. 953. 975. 
982. 

Kreimaurerloge 1783. 

Freundſchaft Schuſterzebbe Gr. 453. 

Areblibhe Geſellſhhaft Or. 453. 

rielntete "16, 

r. "lie 1720. 


Kartoniert 221. 800, 002, 

Fuitereenge a0, 

nit... 016, 096. 998 1009, 
looe, Ivons, 

SUITE sun, 

wohn HIN 108? 

urten Ibn. 1220, 1222. 

wortute rt Jabrlüche. 


woher verne Iber OR. 
Wir su. 


eetlite Gebaͤude 3061. 593. 721: 
4756162 1731 

wine “msttuenn 797. 

no. ton ei 7 18T. 1191. 


tr 3u8.851.953.1536.117°%. 
ter Yo. 

varınne Sid. Da. 967, 967. 1008. 
redet 37.38 


wunaz! 
. l. 2 
2 wi Du 5 


Weritenberg Gr. 361. 451. 

Bichbaud 504. 503. 917, 

Sicktburn 797. 

Glachütte 45. 47. 51. 363. 455. 456. 

(sleitberg 678. 1082. 1233. 

Gloͤcknerbaͤuſer u. Glöcknerſchulen 685. 
687. 721. 1118. 1236. 

Glockenthurm 916. 1131. 

(Glückorad Er. 452. 743. 

Gnade Bette Gr. 1186. 

opel 638. 1184. 

Goldner Etern Gaſthof 1130. 1131. 
Gr. 453. 

Gotteségabe Gr. 29. 453. 1109. 1187. 

Sctt mit uns Gr. 1188, 

@rabitellen 1238. 

Graͤnitz 678. 1082. 

Gregorius St. Gr. 29. 

Greifendorf 678. 1082. 1233. 

Grorbana 858. 

Grehbartmannedorf 678. 1082. Teich 

157. . 

Großſchirma 16. 485. 492. 610 637. 
639. 678. 855. 941. 913, 108%. 
1151. 

Grepmaulteräderf 678. 1082. 

Grüne burn 797. 

runbain $02. 

Büte Betted Br. 743. 1173, 

Sumnafiun 564. 565. 631. 688. 690. 
691. 692. 700. 703. 718. 1098. 
1113. 1213. 9231. 1237. 1238. 
BRibliotbeten 716. 743. 1078. 1114, 
1115. Gommunität 712. Orgel 1236. 

Haaſe Br. 453. 

Habacht Br. 11806. 

Säufer, nah Bauart, Pertb m. Jabl 
133. 134%. 1353. 136. 133. 145. 328, 
330. 880. 881. 945.950. 976. 1006. 
1019. 1028. 1033 1039. 1090. 1198, 
1199. 1203. 1230. 

Sabntthurm 916. 1132. 1231. 

Hainau 484. 

Hainichen 67. 1082. 1235. 

Halabach 21. 104. 209. 267. 

Salebrude 21. 433. 837. 916. 979. 
1119. 1158. 9172. 1219. Möüble 
800. Zcladenbäder 1118. 1219. 

HGalegericht 876. 

Haleverwert 960. 1114. 

Sammer 17. 1108. 

Hartmannedorf 492. 

Suurtmwade 1142. 1178. ſ. WBachbaus. 

Schammenwehnung ſ. Wchfrauen: 
häufen, 


962, 


Heilige drei Kane: Gr. 453. 

Helliger Geiſt Gr. 4506, 

Heinrichs Hütte 453. 

‚Helbigedorf 492. 1081. 

‚Hermes Gr, 1182, 

‚Hermäderf 678. 1081. 

Herrenhaus 1058. 1211. 

Herrmannstburm 797. 

aan Auguftus Gr, 1187. 
Sergoatmalbe 678. 1081. 1235. 

‚Hilbersdorf 21, 103, 209. 446. 492. 
546. 547. 644. 802. 857, 916. 
964. 1149. 1151. 

Slllgerjär Vorwert — 
1093. 1150. 1151. 

Sinmelfabrt 1188: 1140. 

‚Simmelsfürit 1173. 1182. 1188.1191. 

Hinter den Mönden 170, 1150. 

Hinter der alten Apotheke 182, 1231. 

Hirfhe Gr. 453. 

Sirtenbaug 916. 

Sirtenplag 205. 

Hörfendorf 436. 556. 

‚Sölle 1221. 

Hoffnung Gottes Gr. 187. 

Hobebirfe Gr. 446. 448. 743, 1150. 
1158. 1182, 

Sobeforit 370. 371. 

Hohenſtein 369. 

Hobe Stolln Gr. 452. 

Solzbaus 916. 

Berufe Müpte f. Mittelmüble, 

Hoswital Sr. Johannis 53. 102, 123. 
124. 133. 205. ı. fi. 485. 496. 
528. 538. 530. 540. 739, 878. 916. 
946. 969. 989. 991. 992. 1018. 
1019. 1031. 1084, 1123. 1124. 
1214. 1215. 1234. 1257, 1241. 

Sotvitaldörfer 1 

Hospitalgebäude 738, 946. 1124.1215. 

Hosvitaltiche 207. 208. 209. 566. 
568. 646. 655. 680. 738. 1018, 
1083. 1084. 1106. 1124. 

Hoepitaltirchbof 207. 546, 560. 1184. 

Sospitalfehule 1095. 

‚Swspitalvorwert 1092. 

‚Sosyitalwald 540. 784. 840, 971. 
977. 980. 989. 1001. 1109. 1151. 

Sülfe Gottes Gr. 1188, 

Sütten f Schmelzbütten, 

Süttenteih 1157. 

Hunde Gr, 446. 447. 

Dungerbrunnen 106 

Sutbbäufer 025. 1 

Iasob ©. Gr. 453. 




















9 













1133. 1212. 
Jabrfüce 182: 496. 914. 916. 


obann Gen In 30. 
obannisbruch 9172. 
348. 


— 640. Bil. 
Junger Mai Gr 1er. 


Kalfer Marimlllan Gr 
Kaltbaus 916. 109%, 
Kaltıpurm 798. 
Kavitelbaus 53% 533. 
KRatbolüiche Kirche 
5 € —— 12 
Kauen 9 
Kaufbaus 20 "un. 750. & 
989. 1113. 1115. 1153. 
1225. 1227. 
Gommiffiene| 
bänfe 751. 
1153. 12%. Theater 
Sriuitube Sm Me 
Keferts Haus AG, Bo 
Reffeigafie 30. 1030. 1090. 41 
Kirperdtenffihufe 1242. 
Kinderwarteanftalt 1242. 
Kirchenitände 748. 1234, 
Kirchböfe 102. 537. O1 
Sirfhenberg Gr, 361. Käb. 


Klee Gr. A46. - 
Meinalbertsdorf 370 * 
Keinbartnmannsderf 78. 
Kleinbennerodotf 1081, - 


a 4 

Kleinfcotrma 21. 206. & 
638, 039. ur — m 

ei . 2 a2. 
5. Dar, 10b2: DEAD, Aal 
855. 987. I 

Kingenberg 1dl. 

Klipvelnüble 866, — 

Kloftergarten 30, Br 

Kölers Hütte 453, 

König Auguftus Erbft. 1119, 

König David-Or, 1473, 

Kobimefjertburm 797, 

Kolmnip 18, 484, AU, 078.58. 

Korallenthurm 797, * = 






Kornbaus 291. 745. 796. 868. 869. 
916. 

Kranfenbäufer 1058. 4211. 

KArcuz bir. 362. 448 452. 

Kreusgänge 537. 1232. 

Kreuzkapelle 543. 546. 566. 

Kreusthber 50. 114. 567. 916. Y58. 
06%. 0986. 988. 1014. 1031. 1040. 
1051. 1130. 1178. 1200. Thurm 
1198. Schanze 1220. 

Kriebitein 42. 

Kröner Sr. 743. 1187. 

Krumbah Al. 44. 

Arumbennerttorf 21. 492. 680. 866. 
916. 1081. 

Küchengärten 1108 

Kubbörner Aubbaud Gr. 433, 

Kubſchacht Gr. 31. 446. 448. 1156. 
1187. 1191. 

Kung ren Kaufungend Haus 321. 

Kurferberg Gr. 451. 

Kurierbinmer 638. 

Kuttelbof A86. 914. 

Laboraterium 1118. 1167. 1205. 1217. 

vandgericht 120. 121. 344. 

Landgerichtetburm 797. 

Langegaſſe 1230. 

Langenau 16. 18. 21. 678. 1082. 

Langerinne 31. 453. 1025. 1190. 

Kanghennersterf 485. 442. 639. 678. 
855. 108%. 

Lauenbain 42, 

Pazarerb 1125. 1911. 

Yazaretktburm 797. 

Lebnhäuſer 145. 146. 147. 

veoniſche Fñabrit 1100. 1101. 1902. 
1221. 1227. 

Yefenuieum 1227. 

Lichtenau 41. 43. 

Yıltenberg 602. 528. 529. 556. 678. 
857.015 1012. 1081. 1121. Xebns 
ftüud 1220. 

Yiebenau 45. 51. 

Yinte 192. 

Lindneretburm 798. 

Yiyperader 678. I082. 

Vebetantheſi 481. 529. 

Leèwengrotbheke 876. 

Yohnbaufer 916. 

Yorenz St. Wr. 743. 1160. 1172. 

Yornip 17.230. IS. 482 5339, 3, 
sl. 647. 038. 835. RG. REN, 
In. 060, 087, 00. TORI, 

Madchenichule 688. 082. 689. 721. 
211. 


Malzmüble 590. 964. 1074. 1220. 

Malzmüblengraben 1220. 

Muannewiptburn 797. 

Marbah 678. 1082. 1233. 

Marienberg 343. 458 459 

Marienbild wuntertbätiges 160. 

Marienkirche |. Domkirche. 

Maritall 329 875. 916. 

Marten Et. Sr. 432. 

Marterjäule 901. 994. 

Matthäi St. Br. 743. 

Matıbiad Er. 1169, 

Maukiſches Borwert 1124. 

Metaillen 1120. 1160. 1183. 1184. 
1186. 1192. 

Mebnerstburm 797. 

Meilenfäulen 1129. 

Meisner Stolln 1159. 

Reienife Gaſſe 327. 329. 109. 
1230 


Meienifches Thor 50. 916. 936. 986. 
996. 1005. 1040. 1177. 1178. 

Meieniidbe Vorftadt 745. 

Memmdeort 16. 

Werzdorf 40. 42. 

Methuſalem Br. 1187. 

Mevers Mädcheninſtitut 1240. 

Michael Er. Or. 452. 

Michaelis 21. 483. 492. 855. 872. 
8832. 1003. 1131. 

Michaelieſchächte 50. 

Mineralienniederlage 1221. 

Mittelmüble 1220. 

Mittelſaide 678. 1082. 

Mitweide 40. 43, 45. 

Mönchenfrei 21. 489. 546. 371. 609. 
610. 635. 644. 

Mebern 678. 1081 4233. 

Morgenitern Br. 1181. 1187. 

Mürdietorf 482. 529. 837. 

Müblarabentburm 797. 

Münzbahbrüden 916. 

Müngbader Ehmelzbätten 1102. 
1164. 

Münze und Mängbef Bi. 86. 94. 
97. 208 460 461. 462. 463. 465, 
471. 476. 877.478. 636. 825. 826. 

Münzerzehe Br. 455. 

Mulda (Dorf) 484. 678. 838. 

Muldenbruden 837. 916. 

Munzig 45. 

Narrenfreſſer Er 4181. 

Naſſau 678. 1081. 

Nuumanasıburm 797. 

Naunderf 28. 492. 678. 2681. 


Neudörfchen 42. 43. 
* Hoffnung Gottes Gr. 1187. 


a9, 
Neue Kirhbof 661: 
Neuer Morgenftern Gr, 21, 
Neuer Sachſenſtolln 1158. 
Neueforge — 876. 878, 920. 
1002. 1095. 1111, 
Neugeboren Kindlein Gr. 21. 
Neuglüd Gr. 1169. 
Neubaufen 678. 1081. 
— Boll u. Geleite) 480. 484. 


eu — Stolln 453. 

Neu Schönberg Er. 452, 

Neuftädtel 377. 381. 

Neuvermutbet Glürt Gr, 1188. 

Niederbobripfh 18. 492. 678. 78, 
785. 855. 882, 964, 1081. 1152, 

Niederfreie 489. 644. 

Niederfchöna 21. 492. 678. 1081. 

Nitofas St. Gr. 453. 

Nikolaifirche 102. 180. 320. 544, 545. 
546. 547. 548, 552, 554. 506. 605. 
646. 652. 653. 680. 733. 1079, 
1080. 1083. 1132. 1200. 1212, 
Altar 553. 1132, Gmporen 733, 
Kanzel 1084. Orgel 733. 1106, 
1231. Ihurm 733. 

Zonnengafie 210. 329. 634. 

Nonnenklotter 53. 170. 171. 172,329. 
544. 545. 540. 547. 548. 549, 561, 
567. 539. 590. 591. 592. 609. 610. 

Bibliothek 639. 681. 

ſterthurm 797. 

Nonnenfcule 1242. 

Nofien 678. 1082. 1235. 

Oberbobritzſch 18. 103. 209. 267. 300. 
678. 856. 857. 1081. 1121, 

Obere Malzmühle 1074, 

Dbergruna 678. 1082. 1235. 

Oberhof 876. 

DObernartt 29. 133. 323. 347. 348. 
349. 352. 521. 816. 924. 949. 068. 
4035. 1044. 1075.4093.1129. 1199, 

Oberkloſter ſ. Dominifanerkfojter. 

Obernidnchethurm. 796. 

Dberneufhönberg 1081. 

—— 484, 492. 545. 557. 560. 
had. 858, 

Dberfchöna "16. 306. 492. 678, 1082, 


anil. 
Dberfeifersderf 639. 
DOperigurmbofer Hütten 837, 
Ober⸗ und Niederfrauenberg 45. 51. 








Betersfcäcte A4S. Uns 
——— 916. 936. 947. 
986. 088. 99, 


Beterstborthurm 990. 91.4 
Se A —* Ar 

eils zerrifiner Zhurm 79 
SBinuetiöuen 797. 
Rochbänte 80, 
Pochwerte 81. 970, 5 
Hollumühle 480: D04. 880, X 


—— 210. 
Srafthurm 797. e 
Preiſchendorf, 484. 678. 8: 
1150. 1151, - 
Brivatfapellen 567; 
Aulernäbfen 08. 890, 
ulvernüblen 888, 
Nabenftein 1110, 
Rabenſtelner Teich (Sau 
Nanded 544. 5300: 609. 
Natbbaus 29. 298. 347. 
519. 520. 567. 606. 709. 
901. 916. 989, 1042, — 
1199. 1209, 1229. Go I 
ftube 669. ° Erter 008, 








349. 548. Gerichtoͤſtube 319. 320. 
855. 863. 916. Saal 669. 1199, 
Tanzboden 015. Ibeater 706. 700. 
Thurm 512. 868. 916. Uhr 916. 
Kuden 81. 

Ratbedörfſer 1229. 

Rathémühlen 868. 912. 015. 016. 
109°, 

MRatbeicheunen 944. 979. 

Rathéwald 340. 9153. 1061. 1109.1120. 

Rechenthurm 797. 

Reichenbach 485 492. 

Reicheliſchaͤchte 118%. 

Reichenau 449, 

Reichentroſter-Schacht und Gang 29. 
30. 138. 453. 

Meibe jede 116. 447. 

Reineberg 18 547. 561. 678. 1082. 
1235, - 

Keiterwache 1103. 

Melteratebaue 721 

Kentanteygcbäude 1220, 

Wingetbal 42. 678 1082. 1235. 

Ninymauern 112 916. 983. 4022. 
1030 1080. 1141. 1108 

Mitterafademie 1117. 

Rochlißz 45. 366. 367. 368. 

Rochlißere Grzichungeinftitut 1240. 

Mobere zerrifiner Ihurm 797. 

Mohr Gr. 453, 

Röbhrkaſten 862 866. 873. 916. 1003. 

Melanditatue VOL. 

Roſimühle 170. 850. 868. 916. 1220. 

Roßmühlen eberer Thurm 797. 

Mopnühlen unterer Zburm 797. 1023. 

Roſiwein 18. 20. 22. 37. 39. 678. 
4082. 1235 

Mepmciner Iber |. Kreuzthor. 

Rothe Hirſchlhurm 7U8, 

Roöthe Lewe ir. 1190, 

Roöethe Yowentburn 797. 

Rothe Nikelaus (Mr. 444. 

Rotbe Schacht Gr. 446. 

Rothfurter Wüble 866, 

RMeibgickeriburm 797, 

kurvendert I86, 492, 

RNunneweg Or. 361. 

Sachſenburg 45. 51, 

Zutienverf f RG. 

zaten:N 26. 27. 327. 329. 1038. 

Zaubtia Sans Mlnwel Wr. 633. 

Zara vin. Jost. Leich 9137, 

aigethàtte 362. 637. 

Zandmühle 866. 

Zaumurft 9b, 


Scharfenberg 34. 51. 405. 743, 

Schaßbänke f. Fleiſchbänke. 

Echuujvielbaus 1225. 

Scheibenberg 396. 

Schieferthurm 797. 

Schießhaus 893. 916. 1051. 12035. 

Schiefplan 893. 1051. 1054, 1055. 
4200. 1223 

Schlachthaͤuſer 122. 486. 916. 1220. 

Schleifmühlen 638. 913. 916. 

Schloß (Burg) 106. 107. 112. 116. 
120. 256. 276. 278. 312. 317, 
334. 335. 349. 517. 518. 793, 
816. 825. 900. 904. Yus. 927. 
945. 1003. 4044, 1058. 1119. 
1166 1179. 1180. 1203 

Schloßbof 1048. 3054. 1055. 1200. 

Schloßtirche 610. 736. 1059. 1180. 

Sslehriap 1060. 1070. 

Schloßthurm 796. 797. 

Echmelzbütten 79. 83. 85. 121. 280. 
420 437. 410. 448. 452 837. 
v70. 979. 41039. 1071. 3162. 1103. 
1164. 

Schmicten 131. 

Schneeberg 372. 373. 374,375. 376. 
378. 385. 402. 

Schönborn 41. 42. 44. 

Schöne Marie Gr. 29, 

Schönfeld Stolln 450. 

—3 1221. 


rien. 4215, 


Schülergaͤßchen 329. 

Edüpengarten 1200. 

Schũßenſchacht Gr. 453. 

Schubbauo 210. 323. 

Schulen und Schulbaͤuſer 535 544. 
562. 681. 687 976. 1005. 

E &äullchrerfeminar 1236. 1237. 

Schwarzenberg 402 

Edhwarziarbe u. Mantel 506 880. 
888. v15. 962 1231. 

Segen Gettes Gr. 1187. 1188. 

Seidenſchwanz Br. 743. 

Seifere bach 42. 

Seiferedorf 855. 

Seilerhaus 1160 

Seliger St. 452. 743. 

Eeminar ſ. Schullebrerſeninar. 
Siebenlebn 17. 22 23. 36. 37. 402. 
678. 10823. 1335. Bäder 1177. 

Sieben Schaͤchte Gr. 451. 


3232 1072. 
ei er 332. 745. 878. 4088. 
Sohra 210. 387. 839. 887. - 


Sonne Gr. 1169, 4187. 

Sonnenftüd 520, 

Sonnenwirbel Gr 41109. 

Sonniagoſchule 1242, 

Spapiergänge F Allee. 

Stadıbad 1219, 

Stadtgraben 958. 4023. 1031, 1220, 

Stadtitelln 977, 

ST 1216, 

Stephan St. Gr. 117: 

— Sarenganspüd 1205. 

Stochecht 

— 246. 

Stodmühle 866. 1230. 

Stollntburm 797. 

Storenberg Gr. 448. 449, 

Straßen⸗ Neinheit, ine 853 
tung 133. 862. 875. 926. 1090. 
115%. 1198, 1199. 1228 

—— Gr. 22. 31. 402. 403. 


Süſſenbach 1149. 

Euler Gr. 453. 

Superintendentur 746. 

Synagoge 190. 

Zunge 350 354. f Ratbhaus, 

Zeide v. d. Ihoren Fr 571. 
893 915. 958. 986 1059. 

Tharander Wald 1215. 

Theater |. Echaufpielhaus 

Iheleräberger Stelln 1158. 1173. 

Ihielefche Fabrik u. Haus 1102. 1199, 

Thore 125. 126 535. 536. 864. 924. 
975. 983. 988. 1141. 1198 

:Ihorbrüden 916. 

Iherthürne 796 

:Ihürme 277. 278. 574. 916. 943. 
1030. ask. 

Thum 4 

Free "Gr 30 31. 448. 481. 
452 a3 7, gt 1156. 1181. 
Dorwert 

ai, Härftenteim 30. 449. 458 


Zertemaräberhaus 746, 916. 

Todtenträgerhaus 916. 

Zöpferplap 936. 

Zroppenbauer Brgb. 40. 44. 

Zuchfabrit 1221. 

Zürfenthurm 797. 

Quttendorf 21.24 29 30. 32. 112. 
446. 481. 590. 678. 803 857. 
1081. 1449. 1151. 1215. Mühle 


1220. 
Uri St, Gr. 452, 





ven (Huren 
zogel 1222 
TE, 


Bon a 

rtr‘ 

yonmee 121. en 
Er 983. 


Sasıhırm 797. 
Bälle 1031. 1220, 
Bärterinuenhaus 746. 


Baifenfhule 1242. 
Baterz Gr, 
Bafdwerfe f. Schmel 
Balfmüblen — 
el f. Klei 
— 


Beichbild 125. en 
Beigmanndderf Ah, 
Beingafje 1090. 


Beipenborn 292, 
1151 1152, 


Welßer Schwan Gr, 
Wenzel Se Mr ap, 
Werner« —J Pe. 
Wetter % 





wildemann Gaſtbef 693. 1135. Grube 
Aö2. ARE. 

Hingenderf 49%, 

Sintlers Ihurm 797. 

Welgang &ı. Or. 45%. 

Welfenitcin 48. 69, 401. 

Jecbenbäufer 387. 

Jetbau 78, AOBL. 

Jimmerhaus 916, 





Binnemannfdhadht Gr. 360 451. 
Yollhäufer 536, 963. 

Ilberau 51. 301, 40%. 405. 

Augbrüden 983. 936. #98. 1031, 
1141. 1200, 

Bwangsarbeitsanftalt 1214. 

Yitau 370. 371. 

Zwinger 9:6 920 968 997. 1006, 
Iıeingertpurm 924. 988, 





Die Einwohner nah Beruf, Alter, Rechten, Ges 
ſchäften u. ſ. w. 


Abtreiber 421. 439, 

Acciecoinfvehteren 1197. 

Accicinſrecteten 1126, 1128. 

Actuare 11 

Adel 324. 323. 326. 658. 670. 761. 
762. 918. 945 953. Mi. 965. 
973. 082. 088, 

Arjuncte des Zunerintendenten 1082. 

Arreraten 309. 1064 1096. 1207. 

Aelteite der Anarrichaft 387. 388, 
380. 825. R58. 1169. 1177. 1184. 
1233. der Siadt 342. 366. 358. 
Ki. 

Aerzte 1OR8. u1. 

Arterveint f. Unterveigt. 

547. 519 551. 553. 
—F 

















mimunitäter. 
1222. 1228. 


Alumnen |. Sei 
Amesileute 247. 
Amtob 





‘ 
vimann 1213. 


töfter) 498. 506. 687. 
Ro. 857. 918. 968. 
1082, 1142, 

Amtireiber 837. 
Amtepretiner 646. 656. 671. 677. 















60. 1236. Döbner 1235. 1261. 
ru 6. 1241. 
Ansertiger 
. 140, 143. 146. 


“183 183. 
202 213. 215. 
236. 238. 245. 





235 


2. 490. 537. 338, 873. 

1064 1087. 1096. 

Artıtinlenus 677 

Ardırrcebuter 153. 350. 563. 568 
566. 







Armbruftfhäßen 893 

Armenbehörde 1215, 

Armenpfleger u. Armienvorftcher 1214. 

Arutenvögte 1211. 

Artileriecorps 
Zelle 1217 ) 

Artillerieeleven 1218. 

Artifleriebautbotften 1217. 

Aufuchmer 408, 413. 614. 824. 1188. 

Ausreiter 489. 875. 917. 2123. 

Yusmnarn |. Ball. 

Ausfhüfie der Bürgerfaft 811.812, 
858, 1082. b, Bergbau 1191. 
Austbeiler & 
Barsalaureen 677, 600, 

710, 746. 114. 
Bater 182. 331. 498. 892. 915 
Bid 122. 213. 214. 215. 485. 

. . 109 





17. 1218, (Killer, 
8 








Tı2, 716. 





Bänder (Böttiher) 331. 508. 509, 
510, Bit. 51% 515. 516. 797. 
891. 1220. 

Barbiere 508. 797. 892. 1064. 

Baretmacher AS0. 892, 1219. 

Bauberrn 563 

Vauınfpettoren a127. 

Vaumeifter 847 873 875. 1064, 
1090. Irbiih 725. NRefienius 728. 
Dpmberf 1131, 

Saumfräger 241 

Beieblihtiente 737, 795 800. 903. 
m. 

Vequinen f. Vellernenner. 

Beiäprwaser 772, IT. 77m 

eifiper de9 Nmsfentatına 1004- 

Bengier [. Blagellanten, 

















Bergafademiften 1167. 41170. 1171. 
11846. Bon Buch, Al. dv. Hume 
boldt 1166. Werner 1167. 

Bergamtsverwalter 822. 945, 

Berganfcläger 65. 

Bergbeamte 44. 737. 751. 811. 812. 
819. 320. 909. 901. 1064. 1193. 


1207. 
— 1160, 1162, 1104. 


— — 1184. 1187. 

an auptleute 58. 69. 401. 402. 
AUS. 414 417. 418. 419. 421. 423. 
424. 426. 430. 435. 743. 1166, 
4184.  Gharpentier 1166. 1236. 
dv. Herder 1158. vw. Dppel 1161. 
1165. vd. Trebra 1159. 

Bergbert (Fürft) 60. 61. 02, 64. 67. 
68. 84. 


Vergjungen 09. 808 1057, 

Bernleute: Lohn, Kleidung, Sitten, 
ibre Nechte, intertügung, Klagen, 
Känpfe, Aufitände 120. 144. 38° 
390. 391. Aid 585.587. 606. 702. 
806. 830. 864. 926. 960. 96%, 963. 
966. 967. 975. 977. 988, 989. 990. 
994. 1003 1008. 1011. 1024. 1065. 
4071. A111. 1120. A121. 1140. 
1141. 1170. 41472. 1173. 1175, 
1177. 4178. 1179. 1193. 1230. 

Bergmechanifus 1162. 1184. 1213, 

tuder 1162. 

BVergmeifter, ihre Dbliegenheiten, 
Einnahmen, Necte, Anftelung, Uns 
gebübrniffe: 54. 60. 61. 62. 03. 
64 65. 66. 68.70, 72. 73. 78. 
79. 94. 96, 97. 98. 99. 100. 247. 
307. 380. 382. 386. 387. 388. 389. 
401. 402. 403. 404. 405. 407. 408. 
409. 410. 411.412. 413. 414.417. 
418. 419. 420. 424. 427.420. 430. 
432. 433. A34. 435. 442. 443. 447. 
448. 793. 828, 1161. (Planer, Weis 
gel 1160.) 

Bergratb 1166. 1213. (Gellert) 

Bergrichter 43. 63. 77. 97. 99, 216. 
402. 403. 405. 418. 

Bergfänger 897. 1052. 1057. 1119. 

Bergichreiber 101. 413, 414. 423. 430, 

Bergihüler 1170. 1175. 

Zergvoigt 28. 43. 382. 401. 822, 

Betielmoͤnche f. Dominikaner u. Frans 
siefaner. 

Beutler 507. 638. 797, 892, 1220, 

Bibllolhelare 716. 718. 


















Brautdiener : 
Brautführer 750. 
—— 
Ex aber 0 


ü 
Bü Kante : 


























. 884,885, 
Yucführer 887. 1 
Yuchhändier 887. 1% 

—— 
Qürgen 147. 186. 
233. 234, , 
















940. 943. 945. 057. 9 

994. 1024. 1030, 4 

— 

55. 1057, 1064. 

4221. 1223. Ba ai 
8 Fa a 

ürgergarde 1224. 4295. 
Sürgergrenabiere 1228. 129} 

1233, 


Vürgermeifter; Dötiegenfeiten 


4 


Babl, Ginfünfte 100..216. 342. 
401. 412. 470. 471. 493. 668. 841. 
858. 864. 866. 1091. 1126. 1127. 
Sorn 1122. Ranfı 1210. 1222. 
1229. Schönichen 1023, Weller 
von Melttorf 313, 

Buͤrſtenbinder 1220. 

Büttel: Cinfünfte, Se ie te 
93. 146. 174. 187. 189. 196, 1' 
199. 214, 213. 217. 218, 2m. 2. 
246. 250, 253. 

Ganenici f. Denberrn. 

Ganteren_ 660. 690. 744. 715. 718. 





719. 731. 744. 1226. Demantus 
715. Doles 1116. Kermann 
6. 


Chirurgen 1088. 

Gber, "Ghertnaben, Shoriääler m. 
562. 1080. 1153. 123, 

Gberyräfett 688. 713, zer. 

Gelakerater 713, Atıt. Rodfiper 


Gemmuntcanten 646. 766. 1245. 
Goinmunitäter 710. 712. 1077. 1078. 

4079. 1114. 1239, 
munrerräfentanten 1207. 1228, 
1. 


Gonrefter 713.714.713.744.Rat 
689. 690. 691. 695, $übler € 
Gurrentaner 763. 1078. 1079. 1113. 
ans. 
Betant 532. 559. 560. 362. 563. 
566. 567. 569. 570, 387. 611, 641. 


Tefe 
925. 943. 945. 952, 956. 957. 958. 
982. 983. 987. 989. 990. 997. 1091. 

1056. 1075 

Diatenen 605. 631. 655. 656. 678. 
679. 680. 744. 785. 

Dichter u. Remanſchrelber: nderfein 
1116. DH — Säiling 
1218, 

Ti 8 w7. Fr 2. 25.246. 

3 

Tienitboten f. @cfnde. 

Tienitmagd 1062 1066. 

Tirawarten |. Ehörven. 

Zemiaritih u. Demberren 496. 543. 

517. 568. Fr 359, a 


























m 











“ 133. sn 543, 5% 
54). 573, 574.575. 576, 558, 636. 


Doppelföldner 903, 920. 
oe 59. 00, 83, 368. 378, 370, 


Dorfinfverteren 1127, 
Dorfriäter 485, 492. 
Drabtzieber 1100. 1221. 
Tiedeler 892, 1220, 
Drelter 65. 
Gpelgeiteininfpettor: Zrittaupiums. 
Gigenlöbner 410. 1188, 
Ginbeimifche f. Bi 
— abl 482. 381. 1096, 1190, 
Gnki, eig derfelben 176, 
Gektaffe T. 
Sala 65 
dbndride 737.795. 903. 920. 921. 
5 48. 1064. 
Balfhmänger do. 91. 92. 215. 25. 
20. 


järher 1220. 
aftenprediger 742. 
elfenbauer 1220. 
jeldfcheerer 920 

Relbmebel 903. 920 921. 1048, 

Beuerefientebrer 1220. 1230. 

Aindelfinder 542. 741. 869. 1117. 
indelmutter 775. 
inter 61. 67. 409. 
if&bändler 867, 

35 od, Blegler 160. 
tafäner 1220, 

Bleifhhauer od. Mleifäer 122. 180, 
181. 333. 485. 486. 553. 751.77 
872. 834. 800. 891. O14. 109 
1220. 

Borterer 186. 187. 19. 193. 196 
195. 196. 197. 202. 203. 204, 218. 
272. 723.225. 227. 234. 235, 236. 
237. 238, 239. 240. 241. 242, 243. 
249. 251. 252, 253, 

—— tes Ratbe um; 
jranglöfange 135. 17 ss. 
566. 547. 548. 570. 57L. Pr. 5. 
588. 634. 656. 

Bramaänige Spradlehrer 1117. 
tauen 88, 139. 140. 176. 177. 178, 
179, 235. 226. Ads, 

Breifreuem (Fufltirmen) 497. 730. 
1070. 


Rreitagturebiger 635, 677. 680. 
Aremde (, @djte 
re 4183. 186. ART. 

riebenbridhter 242. 243. 244. 
Brebnbeten MT. 








a 655. 677. 679. 680, 
ar er —8 184. 188. 491.192. 
3. 195. 203. 216. 217. Er 


225. 229. 230. 231. 232. 234. 236. 
238. 239, 252. 253. 


— te 875. 
E rübner 376. 377. 382. 763. 
blder AT. 217. 


er f. Säuer. 
a "7. 108, ©. Diäte, 
Garmifoncommandant 1178, 
Sf FH 862 1059. 1230. 
427. 428. 129. 149. 150. 
an 498. 199. 211. 215. 245. 505. 
irthe 965. 1089. 


H te 1048. 
& enfireberäßd. dl, 425.470. 474. 


Geiger 664. 

Geikter f. Zlagellanten. 

Geiitlihe 144. 151. 588. 589. 593, 
660. 663. 664. 671. 672. 719 720. 
721. 739. 769. 777. 879. 904. 909. 
sr 90. —æ — 4202. 1207. 
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0. 
—— 750. 863.864, 917. 
Gerihtefhärven ſ. Schöppen. 
Gerihtöfhreiber 119. 420. 221. 22 
eier her Pe 74. 840. 84: 
Gelhwilter t 178. 5. 
er b. Bergbau 69. 70. 97. 
32. 387. 389. 405. 407. 408. 409. 
413. 414. 416. 417. 418. 319. 426. 
428. 429. 432. 434. 442. 443. 448. 


793. 

eine 141. 144: 149. 150. 202. 

506. 508. 658. 753.764. 1040. 

—— 890. ©. Schröter. 

Gewerken De bau 31. 61. 63. 
64. 65. di . 72. 77. 78. 79. 
83. 84. 94. 4 400. 105. 106. 
362. 364. 375. 376. 379. 380. 381. 
383. 386. 389. 391. 397 406. 
409. 410. 411. 412. 414. 416. 417. 
418. 420. 422. 423. 424. 4 
427. 430. 431. 434. 440. 442. 446. 
447. 743. 824. 836. 1179. 1186, 
4188. 1191. b. Handwerfe 210. 
211. 212. 213. Hartigfhe, Sons 
berge 106. Münzer 654. Schoͤn⸗ 
berge 106. 

Glafer 892, 1220. 

sub 0er 200, 201, 246. 465, 843 








Sasyler 65. &10. 
art. 
Hauptbubenbauer 
Haupffeute 737. 
Hausbefiper u. 
1090, 1207. I 
Hausgenoffen 12 
762. 1125. I 
Hausmann 552. 
Si 
eimfucher fe de 
Helferotnechie 872, 
Hell bardirer 920. 
— 
errenbaus 
Herrnhuter is 
SHodzeitbitter 669, 
Hörer 487. 841. 
1177. A178. 
KHoforediger 654, 
KHolybauer 509, 917, 
Kospitalargt 1215, 
Hosyitalfeute ode 
1123. 1124, 1215, 





18 — 


Sohsltatmeifter 208. 529. 540. 738. 


Seesttafuntertfanen 1215. 

Hotvitalverwalter 208, 738. 739, 976. 

Süttenarbeiter 120. 642. 1065. 1193. 

Süttenbeamte 819. 4193. 1207. 

SKüttengewerfen 83. 84. 96, 437. 440. 
41. 453. 


Küttenherrn 636. 437. 

SKüttenmeifter_ 637, ao, "in. 1065. 

Süttenralter 364. 35. 44. 

Sünenfäreiber 421. 435. 437. 638. 
0. 


Küttenvermafter 828. 

Hüttenvorftcher 440, 

Huficniete_ 1220. 

Kutbmann 65. 66. — a7. 

Sutmader 892. 1220, 

Gpoditatralus 690. 

ee von Prinz Mazimilian 
a 


Inmann 196. f. Anfähig. 
Annungsvermandte f. Vendwerter. 
Inspectores morum 1063. 

Juten 189. 190. 198. 199. 201. 
205. 5369. 830. 1136. 

NAänımerer 694. 741. 858. 937. 1127. 

Känırie 240, 

Aulandtrüter 587. 561. 562. 

Kammader 1221. 

Rangengießet 508. 892. 

Karitänlicutenant 1224. 

Karlane 553. 558. 560. 568. 574. 
SB. 618. 683. 651. 652. 633. 
658. 655. 656. 669. 680. 

Karrenläufer 1120. 1185, 

Anıtenmuacer 892, 

Katenherrn 650, 

aicchcien 1112. 

Ratetıtmureretiger 679, 

NKateiita 6r0. 682. 782. 

Aaufleurs 131. 211. 212. 








Kellnet 148. 
Aıntır 139. 440. 149, 175. 176. 
177. 178. 179. 749 A406. 1237. 


— 6*7. ‚738. 742. 





Aıntuncintsteren 617. 619 62, 

68. 644. 650. 652. 635. 657. 681. 
on 736. 747. 748. 1082 
: 560. 643. 652. 789. 1237. 
Zeitetet. 








a! 0, 
Alebet 509. 


Klempner 1072. 
Auraiten - 
ppler umd ID J 
4102. 1221. upefmÄan 1006. 

Kiekimiermeier 58. 

Kloiterworfteber 571. 599, 

Knappe 389. 394. 

Anavpfdaft 43, 342. 344. 362. 387. 
358. 389, 401. 545. 547, 553. 667. 
633. 655. 793. 797, 819, 825. 907, 

— 500, ©. Gef 
necht inde. Sohn. 

Knopfmader 1221. ei 

2 und Aöchinnen 144. 509. 569. 


Kübler 375. 436. 484. 

Koblenfalter: Weber 1102, 

Koblenführer 120, 

Koblenmefier 436. 

Kenftabler 1049. a) 

Fertuanmader 1221. 

Kervorale 1048. 

Krängelwelber 1068. 

Kramer 122. 131. 212, 490. 867. 
"80, 881. #90, 1063. 1096. 

Kramgewerken 889. 

Aranfenbautihweitern 12, 

Kreisbringer 240 

Kreusiger 282. 328. 

Künftler 167. 

Kürfchner 507. as * sm. 7. 

797. 592 1063, 

Kubmagd 509: 

Kunitmaler 1066 

Kunftmeifter 1197. 

Aupferichmiche 329, 508. 638, 892, 
102. 

Surimefierfämiee 892. 1024. 

Lalım 609. ll. 

Baienfhweitern 561. 595. 604, 

Land bergweiſter 368. An2. 

Landarribtefbörren 897. 

Landridter 120 121. 127. 

Langenfpleier 9, 

Largmefierihmicte 92. 

Latrenenwärter 1228, 

Sautenfhläger 182. 

Lazarerhieiechern 1211. 

Lehmgewerten dä, 

Eehmbäuer 84. 94, 876. 

Lehmömann 231. 

Vchnträger 62. 70. 412. 413. RM. 

Vehrziener und Erbrlinge 506, 508, 
509, 510. 


Lehrer 718. TI9. 720. 799 mis. 
wur 


901. 909. 931. 1096. 1117. 1119. 
1124. 1202. 1227. 

Reineweber 182. 506. 509. 511. 573. 
797. 880. 889. 891. 915. 1096. 
1221. 1237. 1238. 

Xeltoren 564. 705. 1215. Mofler 
Mofellanus. 

Zefemeifter 634. 

Zieutenant 903. 920. 921. 1049. 

Zitaufleute 201. 

Ziteraten 1064. 

Xobgerber 1221. 

Lohnarbeiter 1065. 

mäpgenlchre Mia 681. 632. 683. 


mi 2 872. 





Rays 

Magd 509. f Gefind 

Maler 517. 808. —8* Dieirich sol. 

Raljberrn 872 

Marlenbrüder 545. 550. 

Marhſcheider 71. 412. 1056. 1161. 
al Beyer, Roͤßler. 

Marktmeifter 536. 881. 865. 867. 
873. 1123. 1177. 

Marftalllneht 509. 

Rafcinendireier: Brendel, Mende, 


115° 
Maunr 508. 509. 797. 891. 892. 


Meteräfüpne 181. g10. 213. 511. 
Meifterwittwen 516. 
Mennoniften 1134. 
Mefierfämicde 88. 503. 
509. 510. 511. 513. 515. >16. 633. 
797. 880. 891. 892. 1221. 
Meßpfaffen 549. 551. 565. 
ittageprenigen 655. 656. 629. 1234. 
Minde Py Bu Fon 585. 588. 


Marder Sn. —A 

Montageprediger 677. 679. 

Müblherren 438. 

Müller 486. 488. 868. 1220. 

Münzarbeiter 471. 

Münzmeifter 84. 85. 86. 89. 90. 91. 
93. 94. 247. 282. 460. 461. 462. 
463. 464. 465. 466. 467. 472. 676. 
478. 826. 828. Hieronymus Mag ⸗ 
deburger 479. 

Nufitanten 732. 1225, 

Rudquetire 908. 920, 





Eure 
ni * 
J— 


Sean S 
Baviermüller | 
a 0 





652 653. 654. 680. 748. 793. 810. 
File 182. 496. 876. 920. 1089. 


youtns 488. 539. 715. 841. 875. 
#76. 915. 1087.1205. 1220. Ulrich 
Rüblein ven Kalbe 458. 364. 565. 

Plattner 503. 

Plapbäder 841. 866, 914. 1177. 

Plebanus |. Pfarrer. ’ 

Möbel 1243. 

Pelternennen 210. 358. 634. 

Pelamentmadher 880. 891. 892. 1102. 
121. 

Prediger 620. 646. 651. 652. 653. 
654. 740. 


Predigermönde ſ. Deminitaner. 

Premicrlieutnant 1224. 

rier 153. 138. 

Sriorin 561. 592. 593, 594. 610, 
621. 627. 629. 630. 

Aritiher 668. 897. 1057. 

Frobirer 438. 1162. 

Rrotit 568. 591. 592. 396. 695. 632. 

Precuratoren |. Advecaten. 

Profeiieren der Bergafademie 1167. 
1163. 4175. 1184. Lampadiue, 
Yenve, Werner 1166— 1168. der 
Ibeologic 700 704. Weller 497. 
604. 688. 632. 694 696. 698. 639. 
00. 701. 702. 703, 704. 710. 71. 
888. 

Prer.tter 689. |. Gonrektor. 

Previniialie 153. 

Bulvermülter 88. 1325. 

Susdialter 1088. 

Suäter 1134. 

Buartiernietter 667. 1048.1056 1064. 

Zutntus 690 TER. 

Nabiihauticher 43. 

Haitmeiter (auch Rettuelſter genannt) 
43. 419. 422. 424. 426, 431. 632. 
a. 

Raib (aeitıwerne Bürger, —X 4 
venitubl) 44. 53. 62. 68. 
97. 9x. 101. 108. 916. 116 119. 
183. 135 Inn 109. 193. 147. 265. 

210. 211. 212.213. 214. 213. 227, 

22X. 2.0. 230. 239. 2414 246. 247. 

24N 249. 250 234. 259. 267. 281. 

202 283. 291.292. 295. 330. 331. 

333. 338. 337. 330. 341. 386 357. 

358. 360. 61. 362. 363, 365. 35R. 

382. 353. 334. 390. 391.392 397. 

34 399 400. 01.411.412. 613. 

436. 437. 42. 447. 448. 449. 856, 














451. 452. 453. 455. 464. 46%, 470, 
471. 479, 487,489. 493. 494. 498. 
501. 502. 503, 504. 506. 508, 5it. 
513, 594. D15. 5:6, 538, 539, 
545. 546. 547. 548. 564, 
563. 565. 568, 571. 573. 
. 584. 588. 502. 598. 595. 609. 
‚610. 628, 632. 635. 637, 638. 641, 
644. 645.652 658. 659 661. 662, 
663. 664. 665. 667. 669. 670, 671. 
675, 688, 709. 712. 713, 714. 718, 
719, 720. 737. 738. 739, 740. 747, 
764. 798. 814. 813. 819. 823. 832. 
838, 810.841. 543. 851. 855. #50, 
858, 859. 860. A68. R60, 87 
872. 878. 803. 897. 900. 901. 
902. 912. 938. 948, Mit. 
1038, 1039. 














. 1221. 1228, 12% 
. 1230. 1283. 120%, 
Matbleute f. Aricheneridter. 
Rarbovdiener | Ausreiter. 
Ratböberrn 693. 694, 731. 733. 76L. 
762. 937. 1064. 1098. 1229, 
Räuber 198. 198. 19. 196. 215. 
245. 246. 252. 1109, Lips Zullinn 
1109. 1110 
Reltoren 164. 208,549. 562. 563. 368, 
569. 650. 688. 69 692. 695. 696, 

















4153, Gernbard 1338, Mivins6% 
Richter PL. 92, 205. 
Riemer 508. 797. 
Röbrmeiiter 895. #74, 

Bottmeliter 794, M62. Waltmeifter. 
Kübrer 872, 

Mundarzfhirer 908, 920. 
Rutbenaänger 57. 59 1056. 1120, 
Cdgefmirde #92. 1221. 
Simifdgerber 638. 

Sänger 669, 

Sattler 34. 797. aaa. 1721. 
Shäler 182. 504. Dim, 

Starfeidhter 1110. 

Sharmırhite 157. 508, 

4 —— 1110. 
Schapbrera N. 

Sthaufpicler 1225, 1206 





16. 
9. 1221. 















— 19 — 


walde 98. 223. 232. 
S eibejunge en 1056. 
© 501. 502.753. 754. 1069. 


1 222. 

Säiötmeifter 64. 65.' 66. 386. 387. 
402. 412. 413. 415. 416. 418, 
419, 420. 421. 422. 423. 427. 428. 
429. 430. 431. 432. 435. 438. 430. 
440. 751. 828 1064. 1065. 1160. 
1175. 1176. 1179. 

Säirrmeifter 509. 

€ lelfer 881. 

Sqhloſſer 504. 892. 1221. 

Säloßriäter 484. 

Göämeljer 65. 83. 435. 437. 438. 
40. Yan. 547. 553. 1174. 

Sämiede 151. 503. 505. 511. 513. 
797. 891. beim Bergbau 07. 

Sämicdegefelen A211. 

E hmieremeiiter 478. 479. 

Sansiter 507. 761. 797. 891. 1063. 


eammın Gerichtaſchopven) 117.118 
119. 136. 203. 216. 221. 222. 228. 
229, 252. 504. 688. 811. 822. 852. 
857. 858. 908. 1064. 1233, 

Scholares 172. 560. 

Scholastici 172 

Cäreiber 688. 713. 719. 

S&reileute 220. 238. 

EC äriftiteller a Brziergs Geſchichte: 

Apelles 6 

Alter 103 ii 

Fr Beuft 12. 
Auguft Berner Er 1154. 1161. 
Robert Bener 1096, 1154. 

Brelihaunt 1155, 

Bocer 517. 

Dietrich 1154. 

Fabrizius 104. 646. 689. 

Klade 681. 

Fleifger 284. 77L. 

Frisch, 1096. 

Sãbſchmann 366. 1155. 

Gerlad 3 

Grübler 549. 

Hecht 681. 

Sirfhrugel_ 284. 

Jecander 1006. 

Retter 1158, 

Rlobſch 9. 11.23. 54. 104. 255. 
549. 841. 1213, 

Kühn 1037. 1086. 

Moller 681. 705, 706. 985. 

Pebold 681. 














lianber 
— ee) 


Schröter 122. 211. 
© ler 496. 560. 562. 6 
;9. 660. 687, 688. 785.1 
700. 712. 713. 714. 718. ! 
733. 742. 743.793. 819.9 
1115. 1118, das. 1236. 


Schüjelmägde 
Schüpen 6 8 
1032. 1086. 1224. 


jenmeifter 760. 896. IE 
uhmader (Schuh \ 
210. 507.751 797.891. 
a, 713. 
Sihuldner 200. 201. 206. 4 
226. 227. 233. 234. 246. | 
Säulinfpeftoren 694, 705.1 
Schulmeiſter 614. 643. 68 
f. Lehrer. 
Säugbefohlne 233. 
Schwarzfärber 888. 
Schwertmagen 177. 
Sccondlieutenant 1224. 
Scidenftüder 892. 
Scifenfieter 517. 892, 4177 
Seigerfteller 917. 
Sciler 508. 797. 692. 1231 
Seiltänger 1110, 
Seminatiten 1236. 
Senior des Domcapitels 66 
Sentler 892. 
Senfenfhniede 497. 503. 1 
510. 511. 513. 515. 516, 
Servispflihtige 1218. 
Siebner 896. 897. 
Eiedhmann 750. 
Eiegwarten 241. 242. 
Silberbrenner 441. 1056; 
Singechor 715. 719. 1236. 
Einneboten ſ. Geſinde. 
— Rechte und Pflichten 1 


Semmankufen 773. 1086. 10 
Epeifemutter 712, 

Spieler 502. 

Spielleute 921. 1049, 1295 


ehe — 


Erinner und Spinnerinnen 499. 505, 

Spipenhändter 1063. 

Everennacher 892, 

Sradtarst f. Poufitus. 

Siadidiener 764. 864. 

Sitadtgeiſtliche 541. 570. 574. 576. 
1233. 1234. 1235. 

Etadtgensdarmes 1214. 

Eratimufitus f. Gtadtrfeifer. 

Stadtwfeiter 668. 864 865. 806 897. 
1057. 1064. 1067. 1119. 1222. 1223. 

Srattriäter 97. 9.522. 857. 863. 
11327. 

Stadtichreibet 412, 413. 673. 97. 

Stadiſoldaten 865. 1178. 1223. 

Etatiweint 329. 506. 522. 841. 837. 
#03. 864. 865. 866.873. 1064. 1229. 

Steiger 66. 79. 98. 386. 387, 381 
402. 408. 411. 612. 414. 417. 41 
420. 422. 424. 429. 431. 432,43 
434. 761. 763. 1057. 1065. 1176. 

Eteinmepen 509. 517. 880, 891. 

Sicumader 508, 797. 892. 

Etempelmeiiter BRD. 

Struerfbretber 1244, 

Etieftinder 178, 

Stöfiner 384. 383, 

Etridichrerin 1241 

Cirumwiitrider 1219. 9224. 

Errungiwuhr 1221. 

Stubmachet 640 

Etufenihläger 78. 100. 

Stublträger 210, 

uceenter 712. 744. 117. 

dent 650. 651. 652. 653. 

#71. 67a. 675. 677 678. 

739. 740: T82.1744. 

TA8. 764. 776 All. 

. 2. 1061. 1042. J081. 
1111.1235. 8. Oraufe 1233 

11nn677. Arautnogel641.075, 

Yıbınann ITEL. Ritifd 1131, 
640 694. ANl. 1041. 
vun 1127. 5 Bermefen 1221. 

Fıitue san. 192 

dsastebner 510, 663. 664.762. 1040. 
1063. 1117 

Tarsıcc 

Tertua nm, 

Ireinttiie 97. 

Theridrerret Tod, 

Irenwaster 536. 1051. S. ram 
Ifaten 


inürfnete 875. 1049. ©. Musreiter. 























[2 
Eratıı nl, 















Tbũrmer 864. 1132. S. Hautmann 
und Gtadtpfelfer. 

Zifchier 508. 509. 797. 892. 1221. 

:öyfer 507. 797. 877 892. 1221. 

Todiengraͤber 535. 793. 

Zedtenträger 535. 

Zreibefnehte 509, 

Trintſtubentnecht 754. 

Zrommeflger 903. .920. 1048, 1040. 

Tuchbereiter 880. 891. 

Iucdfnapven 880. 891. 1100, 

Zuhmacer 505. 506. 510. 511. 513. 

551 638. 751. 797. 870. 880, 890. 
91 914 1096. 4100. 1721 

Audfheerer 505. 797. 880. 891.802, 
121. 

Uhrmacher 892. 1064, 1221. 

Amfafen 306 

Unteroffigter 1 

Nnterfteiger 1176 

Unterveigt 116 119. 121. 186. 247. 

Hrborarier (Arbirer) 43. 72 100, 

Bater u. f. Mechte 140. 174. 180. 

Verpfleger oder Verleger 78. 106. 
430. 431. 

Verzellte 252. 253. 325. 326. 

Deeverprediger 679. 12H. 

Bicare 482. 500. 568. 614. 655. 690. 

ViceRabtrichter 857. 1127. 

Diebbefiper 142. 

Viertelemeifter 283. 330. 342. 343. 
358. 359. 542.819. 858. 1046. M 
4055. 1064. 1082. 1099.11: 
1135. 1218 1221. 1220. Fe 

Qiertman 872. 

Difirer 849. 

Voigt 53.100 101. 102.104. 117.118. 
121. 122. 124. 137. 148. 149. 130. 
180. 193 201. 211. 212. 213. 214. 
216. 217 218. 219. 220. 221. 222. 
223. 724. 225. 226. 237. 229.230. 
231. 237. 239. 240, 263. 244. 246. 
247. 251 252. 253. 254. 319 321. 
323 331.495.504.515 529. Hond 
berge 124. 

Defläufer 1065. 

Bormeiler 89. ©. Obermeiher. 

Bermund 176. 177. 178. 188. 21 
220. 278. 232. 233. 234. 235.2: 
237. 238249. 

Vorkädter 806. 812.817. 919. 920.931. 

VBorfcher des Amefentafene 561.084. 
7130. des geißt. Ginfonimns 634. 
“0. 612. 643 



















Pinkrinnen "535. 


Budı 65. 435. 1087. 
Bulı ſchworne; ‚Arampel 1162. 
— ger 


Bareneifer 

Bagner 892. — a. 

Bahrfager 1110. 

Baifenfinder 1212. 

een ſ. Rnengewerten. 

Behmutter 533. Pr 91. ſ. Hebammen. 

Bein! 3 

8 ter 869. 

Weinſchenke 870. 

Beißgerber 892. 1221. 

Berkmeifter 1241. 

Birth 126. 128. 129. 133. 134. 139. 
144. 149. 150. 183. 185. 186, 187. 
188. 189, 211. 

Wittwe und Wittwer 177. 178, 179. 

Wochner 653, 

Bollenfhläger 505. 510. 

Bollweber 505. 

Bechenvorfteher ſ. Schichtmelſter. 





Gefifte 


Mans Geſtift f Sranzisfaner 511. 
—2 Herzog 3. Domcapitel 558, 


Atmen f. Bergleute 1171. 

Allnpes f. Arme 742 

Becherers f. d. Goepital St Johan» 
nie 86. 209. 

Zelpinge f. Etudirende 655. 

Berbiedorfe f. d Petersfiche 549 

Berggelt der Gewerten fd. Kits 
mus u Schufdiener 743. 744. 685. 

Ber; KARIN d- Gemerten) f. d. Schul⸗ 
bibliethet 743. 

Bergiſes Familien» Geft. j. Dome 
firge 556. 

Bun Aug. f. d. Jacobitirche 1133. 


Bin, f. Gymnaſium u. Peters⸗ 









Börnerd 


Alfelilehe Yoror — 
Say 3 Solg 
ge 2 


Buchführers f. Predi; 
mofenfaften, Rernei 

Bublmannsan Fern 
zufenbaus 740. 


F fi 
Garlowig it v 
tirche —— Sr, 
Garlowig dv. 4. © 
Gonradi un) 
Ärmere anfäj 


David Heydenreichſches f. Gtudirende 
1213. 


Deonbarbs f. d. Ronnenflofer 592. 
Dredelers f. Sausarme u. d. Stadt⸗ 
eiitlichen 1123 

Gdards_ f. Speiſung armer Schüler 
und f. Studirende 1113, 

Gdels z. Domcapitel 559. 

Ginerts f. die Arbeitöfchule 1241. 
iſcherln 4. einer Beftiftöprebigt 1134. 
ifchers f. die Eurentaner, Qufebiens 
fdüler, ?. untern Gymnaflallehrer, 
Nie Petereirhe, arme Wittwen 
4112. 1014. 1123. 

Beifähauer Der Geſtiſt f. die Ritos 
laitirche Sl 

gun Seit. fe Me Annentapelle 583. 
reiberger der beiden Geſt. z. Doms 
capitel 539. 

Friedrichs Martgraf, Gef. and Hofple 
tal 208. 210. 2 

Arünticent an Be Kranzläfaner 571 

Genhreft Marie Geſi. f. Kirchen⸗ u. 
Ehultiener, Ichannis » Hofpltal, 
Rernefichen u. Arangefenbai 

Gerberin 1. d. Armen 1123. 

Glaubig Wer.’ Arbeitefhule 1241. 
Antre @eit. f. unter Berner. 

Goltihmittin an die Rilolaikirche u. 
Die Armentajie 1212, 

—8 an die Arauenfiche ( Dem) 36. 

i. Arne au Luch 563. 

cs Weit. u. Altarlebn 742. 

Hadenbergert j. die Rıkolaigeiflichen 
u. den Mlödner 742. 

Sans j Gomnañfiaſten 1213. 

Hatrae ven Seit. }. Die Frauenkirche 
(Tem) 556. 

Hattizich Baltbaſar Gef. ans Hoe⸗ 
vital 539 

Sarıih Sana Weit. f. Zranzifaner 372, 

Seflere i_ Brunner. 

Seqners 1. die Armen 1123. 

Saints tee Grlaudten f. d. K08s 
vıtal 123. 133. 207.208 das Rons 
nenttenter IL. 

Heintige an die Jarobifirge 1133, 

sont an die Geinlichen v. Nie 

totzı 1079. A080, 
enterfin Sr. an bie Areuzta 





















Heydenreichs f. Studirende 7. 

Hevdenreihs Nidolanfermeficchenäso, 

Silligers Johann Worfried an bie 
Geitlien, Schuldiener, Armen su, 
Lazareihtaſſe, Studirende, Perrlors 
ganiien 1113, 

Si at —28 Sen. Sein⸗ 

ide an Dom, Petri u, Nitelal, 
v Reftor u. Suprenm 
den u. Almofen 740, 

Hoffmannin f. d. Armen 1123. 

SHoffmeyers f. d. Domgeiſtlichen u; 
Lehrer 742, 

Holeweins f_ Kirchen u Schuldierier, 
Säüler, Stubirende, Aernsfiehen, 
Branzofenbaus, Alndelfinder, Hause 
arme, Peitfranfe Täl, 

Hondberg Gebrüder Gef. an Doml⸗ 
nitaner 574. 578. 

Honsberge Dietrich Geft. and Hodpl 
tal 209. 

Honsberge Heinrich ans Hospital 122, 
123, 124. 206 208. 

Honsbergs Ludwig au⸗ Sodpltal 206, 

Henöbergs Ritolaus and HodpltalzoR, 

Sondberge Rupertws a. Drapital 207. 

Honsbergd Werner ans Hospital 2084 

Horn Gatvar fe Geiftliche, Lehren, 
Arme 7 

Sons Gasyar f. Efüler u Mes 
Tentaften 742. 

Herne Ghrittian Sleglam und j.Auslels 
ben an fir. Bürger, UnterRügungars 
mer Bürger, u.a.d. Hausarmentl?2. 

Korn Gabriel u. Ariedrih Geh. fü 
die Rikolalfirhe 1048. u. Armury 
fe Anna Gatharine Edönlehen. 

Horn Rarla Serbie f die Armen . 

Herne Ricel f. Prediger, Erudirende, 
Arme 742. 

Korne Siegismund für die Armen, 
die Gemmuntsät, Gurrentaner, Bl» 
Kiioihet, Studirende, die Siam 


— (8 

Robl Rarie Geh. yon 60 Thaler an 
Die Beteröficche (aus d. Jahr 1695) 
im Texte übergangen. 

Kellers f. die Reiten am Dem 1133. 

Reina ge Meſſen in der Uunentes 


Ad ba v. (ch von 600 
terefirge (2: d. Jahe 


37 








Bernefies 


























Mopfch verwittwete Geſt. an die Ar 
menkaffe 1213. 

Bam inna Sidonie f. Hausarme 
ii 


Fxenels f. d. Domcapitel 559. 

Kühn bermittmete Ge f. d. Doms 
fire 1133. 

Rafon der Gef. f. d. Brangieta: 


Runter Dieteich Seſtift Gi * Bu 
yelle d. Frauenfirhe (Dor 
das Hodpital 538. 

Kuncke Dietrich Gef. f. d. ent 


. Kandeöerners f. d. Geiſtlichen u, Ars 


Zange Juſtine Geſt. f. Schule (Cur⸗ 
rentaner, Communität) 1079. 
Laußmann Martha f. Eurrentaner u. 
Seittite an der Jacobitirche 1114. 
Riebes f. d. Conmunität 1114. 
Rinne f. Studirende u. Hausare 


1077. 
air vermittwete Gef. f. Studis 


eunn — Geſt (v. 160 FL.) 
a 9 Pelerotirche im Texte übers 


— Zohangf d. Domeapitel 559. 

Lindners Paul f. d. Ritolatfirde 553. 

Lobetanz Gebrüder Geft. f. d. Kranz 
‚alsfaner 571. 

Löhrs f. d. Nnavyſchaft 1171. . 

Mälzers f d. Hospital 540. 

Märkere f. gemeinnüpige Zweite 1213. 

Martinie f. d. Balenvrenigen, Doms 
neiftlichen und Lehrer 742, 

Mebners f.d. Peterefiche, ihre Geiſt⸗ 
lichen, Glockner, Organiſten und 
Kinderfchrer 742. 

Mendes f. d. Almoſen, Fidirende, 
Chorfäüter zu Petri 

Meyers f. Arme 1123. 

Vilichs f. arme Bergleute 1170. 

Monbaupts Nicol f. die Frauenkirche 
Dem) 556. 581. bie Franzistaner 


571 
Mori Churf. Geſt. f. d. Armen 741. 
von 7 Freiſtellen an d. Fürſten⸗ 
ſchule zu Meißen f. d. Stadt 742. 
Mofenz Get. f.d. Jacobifirche 1133. 
Münzerin mildes Get. 742. 
MWüngerin verwittwete Gef. f. d. 
Dowcapitel. 559. 









8—— 
Neineberg Reinhard 
Ein * 
Nichneuers f. d | 
Richter Dorothea milden 
Richters Job. Chri 
Schüler, Arme, * 
Kinder 1113. 
—— — 
Salzınann Mar; 
Semnofafen u. len 
Schäfer Sopble 
die Armenkaffe — 
Scherert fd. Barbarı 
Schermefierin —— 1 
Schmidr Anna milden Ger 
Schönbergs Abrabanı - 
Eurrentaner u. Arme 1 
Schönberg Adelbeit “ Kl 
———— Fa 


Sarnen Barbara v. Geſt 
Sgufeommunftät 1077, 
Schönberg Caspar v. Geh, 





Branziöfaner 574, 


— 108 — 


Schönberg Caspar. auf Sachſenburg, 
Catrar auf Purfhenfteln, Bi 
ti, Seinrih, Johann Geſt. f. d. 
Domcanitel 559. 

Etönberg Dieirich v. Geſt. für die 
Aranzısfaner 571. 

Schonbeig Peter dv. Gef. f. d. Frans 
aisfaner 571. 

Shönleten Anna Auguße von Geft. 
f. Lehrer u. Schüler d. @ufebien- 
faule 1112. 

Schoͤnleben Anna Catharine Gef. f. 
Armurb, Echulcommunität 1077. 

Schonlebene Gaevar Yudwig f KHauss 
a Geiſtliche, Schullebret 1078. 


e end Jonas an_den Wmos 
Venfaiten, Sauvarıne, Gchüler 743. 

Ehubart Maria Sufanne Ge. f. d. 
Armurb 1123. 

esutan Gott. Er. für Lehrlinge 


eduten Auſtine Geſt. f. d. Curren ⸗ 
tanet in d. Rifolaitirhe 1114. 

Sepirieds fd. Gurrentaner in ber 
Jacobilirche 1113. 

eu Sausarme, Schulgeld, Me 
In oritucht u. beifen Pfarser 1212. 













12 
Enivrers 1. d. Aransisfaner 572 
Srangenberas nich ven für dae 











Temarıd 5 

Eteinerts zu zulaelt f- d. Gufes 
bichig ater 

Sie uen vo —X . für bie 
Arauenfirdhe (Dem) ii 

Sierders v. Wellerſiedt ſ. d. Doms 
caꝛrilel 500. 
Geſebe, Ginrihtungen, 


Gebräuche, Handel, 


Stengenberge fe d. Hospital 94. 208. 
2u 


Steyer Chriſtiane Belt. 
mojentarten 1212. 
Strobels fe .Geiitliche m. Gantor der 

Dacobificche 1212, 

Strolles Ridel f. d. Franziskaner 571, 

Taubes für d, Ananpicdait, Alader⸗ 
wärterinnen, abgsbend: Schüler, d. 
Gymnafium, d. Schullehrers 
werfajle, d- Arbeitsanitalt 1 

Zelers f. b. Arauenkirche (Dom) 550. 

Zrömerd Geil, d. 200 Thlr. für Me 
Petersfinche, Am Texte übergangen. 

Ungarsf.d. Iarobi « Welittichen 10:9, 

Unlobes für Gelitlihe, Scäuidiener, 
Glödner, Mäphenichrer, Armen, 
kaften 743. 

Bipibums von Apolda für d. Gein⸗ 
Üben, Kirhendiener, Lebrer, Eurs 
ventaner 743. 

Viptbums v. Apolda fd, Amtepre 
Diger gu Petri 743 

im d. Kehren d Cuſeblenſchule 


12. 
Sun Sybille St. f. Studirende 

w 
Beipbarte f. d. Srauentiche (Dem) 
— 2 — von Gef. f. d. Hodyle 


Phi —X Od Berg · 
arınutb, Vergafadenniiten, Berafale 
ler 1170. fd. Gomnaliun 1238. 

Wilbelma Markgraf Weit, fd. Arauens 
Kirche (Doms 586. f. d. Aransise 
fkaner 371. d> Dominilanee. 573. 

Babns f. d. Domcapiıl 568, 


fe den Me 





Hand. 





gegenſtände u. ſ. w. 





1 613.622. 623. 646. 
716 766. 1066. 1085. 


n 504.769. 773. 778.876. 
970. 971. 1021. 1086. 
ib. ter ungeberfame Sohn 











769 — I71. der tele Side 771. 
Me Aürfienbraut 
Angaben (Gefhen, Anlagen) Art Br 
Ibebung u. Köbe berieben 196 
143. 146. 165. 533. 537.918. 1070, 
m 1097. 1145. 1152. 1206. 1208. 


Aunebenerlafie u. ibefreiune 
en 201. 298. "ar. . 815. 918, 
0 10786. 1146. 1176. 1223. 








Ablaſß 153.171. 612. 350. 551. 552. 
FY 555, 576. 581. 584. 585. 656. 


san icheiter 419. 429.434, 
ee beim Schwelm 421. 


PH eld 334. 915. 1112. 
Sei 11. 4033. 4 1175. 1209. 


1228. 
aatgehnte das b. Brad. ART. 448. 
Aderbau 915. 1092. 1096. 1127. 
Adertbeil 6. Brab. 60. 378. 
Al fen, Almofenbüchfe, Almofens 
taſſe, Almofenkaften 146. 1080. 
a 1122. 1125. 1150. 1183. 
1210. 1242. 
Atfod 475. - 
Amalgamation 1163. 1164. 
Amt (Rreisamt) 631. 639. 855. 856. 
Andacht v. d. Einfahren 1179. 
— ebrief ſ. Jubußbrief. 
Anlaſſen b. Schmelzen 420. 
Anleihen 1148. 1149. 1153. 
Anfimitt der 6. b. Brgb. 43. 64. 387. 


Anſprache die vn Gericht 175. 176. 

Anitellung der Geiftlihen 652. 

Antinomismus 647. 648. 649. 650. 

Apofteltage 559. 

Avoibeterortmung, 1087, 

Appellationen b. Brgb. 399.- 400. — 
u. Beſchwerden — den Rath 118. 
— 243. 259. 344.359, 1126. 


are b. Brgb. 64. 

Armbrufihiehen das 1085. 

Armenbäfle 1210. 

Armenkafien 541. 542. 641. 642. 861. 
1211. 1212. 1213. 1214. 1234. 

Armentaften 1213. 

Armenfongerte 1210. 

Armenpflege 538. 1125. 1214, 

Armenfteuer 542. 

Arfenif u. Arfenifies 20, 1181, 

Arzneien 708. 1087. 

Aſchroten b. Müngen 90. 

Aufbereitung der Erze 1165, 

Aufgebote 662. 

suner —F kei ‚goßaetten u. Kindtaus 
fen 1 

ann * "Brgb. 1100. 

Auffäuberung 1172, 

Autfchlagen des Lohne b. Brgb. 432, 

Aufichlagewaffers Berechnung 1168. 

Auffiht über Berg» Majhinen und 


1207. 
Auslaffen b. © 
Auslohnung ſ. Lo 
Ausmauern d. 
mauerung · 


Bagacciſe 1209. 

Baden das 182. 1202. 

Badeftubenzind 60, 12, 

Bären 489, 735. 

Bann 40. 533. 

PR — 
artbolowäiftiftu 

Baube; ee 12 

Bau; elhirre 126, 127. 

Saubarkatn b Bergbau 


Bauordnung 199.194.193.5 
Baunwirie 6. Brgb, 61. 


— 153.1 
egräßnih 153. 154, 
256 557. 558. 560. = 





Bepräßnißgelder u. Gebühren 1047. 

N) 

Beqräbntitafien 1235. 

Beberbergung Aremder 536. 705, 861. 

Beichte 153. 578, 613. aii⸗. 

Beilgeld 1176. 

Verebrungen, von —— Rulı 
tern. Yürfen 1184 

VBelehnung b. Berab: 61. 64. 403. 
405, b. Rath 130, 145, 


‚ac 900. 001. 1142, 1119, 

1.1149. 1153.1194,1192, 

4. 1206. 1233, 

Bergbaufaffe 1189, 

Berabaufunft 9475. 

Berabauluft A188. 4180. 

Bergbegnatiqungen 40% 

Bergbücer 63. 101. 408. 13, Abd, 

Wergdefrete 1170, 1188, 1480, 

Bergeifen f. Schlägel u. Glfen. 

Bergiörderung 416. 422. 428, 

Berarericht 60, 97. 98: 99. 40. 404; 
1189. 

Beranlode 65. 433. 552. 1132. 

Bergbabit u. Unifermen 39. 1184. 
4191. 1192. 1493. 

Berafarve 391. 

Berglörte 59. 61. 76. 1102 

Beratoit 84. 

Berglüttel 391. 

Beraleder 69. 413. 1119. 1193. 

Beramagasinteaulatto 1479. 

Berqwaldenen 19L, 

Beramafdinenwefen 11586, 1157. 
Durymaterialien A175, 1180, 


Serumunt 1198 
Bergortnungen 30. 76. IM. 40% 
170, 


823. 1188. 1192, 

Wergauartalpredigten 

Werarehnung 422. 424.'425.427. 428, 

Serzete u Berggefepe 95: 96, 207. 

—8 24. 35. 36. 403. 404, 

Merareiben u. Beranefänge 65. 606. 

Derarelelutionen A173, His, 1179. 
1190, 

Braitmichetaze 1190. 

Bxaiıle 59. 1120, 1460. 

Brauer 380. 

Reratbeile f. Auge, 

Beratiöne DIAS. 

Berqunitormen ſ. Dergbabit. 

Wergurtbel 398, 901. 

ergwert 24. 25. 20. 27.34. 317,382. 














—* 441.445. 450. 451. 836. 1019. 


Benwerttabfäteh 1188. um. 
Bergwertömaterialientage 
Berqwifienfdaften 1118, 185 
Serppehnten 1 * 77. 444. 
Bertares Silber 8 
Deren und Sing: * 599 606. 603 
604. 631. 622. 23. 621. 6235.4137. 
b« Brad. 179. 
Bat hihten 1173. 
Beritunden 786. 767. 960. 10851133, 
Bettelei 541.683 745.1121 1210 1211, 








9. 
A, 920, 921. 925, 933,999. 108, 
Bier 123. 482. 392. 340, 491. 492, 
403. 494. 495. 496. 635. 603,893, 
834. 803. 871. 872. 873. 914. 093, 


1072. 1092. 1096. 1099. 1150,1158, 
1209. 1210, 1221. 1222. 
Dierbann 43. 107. 123. 197, 258, 
303. 304. 305. 306, 492, 499, 065. 
863. 872. 1099. 
Bierloofe 1091. 1092. 1099. 1221, 
Biermelle 1099. 





Fakt — 
Blei 19, 3, 4 108129, 131, 
13%. —— 867. 1188, 





* . Aa. — 
Ka tionen, 
—S ha 1a. 1181. AIna. 1387, 





Rrasi 127. 129, 

Brautmeile 350, 331. 332, 
Brautfuppe 887. 719, 

Braumwefen 1091. 1002, 1090. 1098, 


BT 
Brennen der Silber 88. 
m. al. den 





jühne He 
Bürgerfelderverloo| fung 1219. 
Bürgerlehen 62. 64. 145. 146. 370. 
Bärgerregt 801. 915. 1139 1228. 


Eirgerollen 1141. 
wirgem N ftefade 1127. . 
Sum, te 381. 454. 
uflen, — 155. 578. 
612.783. — 1087. 


ebete 767. 
Sure FR Bußermahnungen 


Butge 1083, 1086. 
Yutter 132. 422. 490, 577. 595. 
835. 836. 867. 922. 1093. 1180, 
4154. 1177. 1209. 
Yutterbriefe 576. 577. 578. 579, 
Gentraljteuer 1207. 1208. 1228. 
Gharfrellagepuent it zu Jacobi 1133. 
Chemie 1119. 1164. 1165. 1167. 1168. 
Ehriftmarft u. Märkte zu guben heiligen 
Abenden 481. 213. 881. 
Chryftaflfviegel 58. 
Sommiftienen b. Rath 856. 1126. 
t. ®ergb. 1160 1162. 1164. 1189. 
Gomöbdienjpielen 1112, 1128. 1240. 
Gonfelt 490 
Gontributionen u. Brand|  (Habungen 
928. 929. 1097. 1098, 1099. 
1143.1147. 1148 1150. 1152. 1176, 
1201. 1203. 1206. 1228. 
Conventitel 1133. 
Gonventionalartiet d. Bürgergarden 


Geamen 4193. 106, 
Eroptecalvinimus 6 
Sombeitädtein 542. "in. 686. 726, 


Damsfüäter 1219, - 
Danffefte 1020. 1084. 1153. 1206. 
Darichen und Geſchente an ben Sans 
desheren 31. 280. 335. 345. 357. 
358 814.815.816.910.1038. 1039. 
1040. 1041. 1013. 1044. 1045.1046. 








Drudisef 11 
Due 1110. 8; h 


— —— 140 1150 

201.1 1203.% 
4218, 12297 

— 


Eifenfcheiben 1 
Eiſen ſteln muthu 
Engelthaler ſ Thale 


Englifher Sprashunterr| 

nei ie — 
fe — 
Gnterbung 174. * 


— — 173, 
49. 


— or 





m 


Gntbauptungen 189. 196. 236. 242. 
245. 248. 249 253. 254. 326 340. 
498. 584. 758. 759. 760. 829. 1070. 
um 1112. Kunz v. Raufungens 

8 


Gnibeilinung des Sabbats ſ. Sonn- 
tagsfeier, 

Grbbereiten 68. 411.412 413 1491. 

Grbgrube und Erbſtolln 68. 69. 70. 
72 381. 412. 

Grebultigung f. Sufbigung, 

Grbregt 175 176. 177. 178. 304 
305. 324. 845. 846. 849. 850. 854. 
855. 1229. 

Erbikeil od. Erbtux 378. 379. 382. 
1183. 

Grbzinien 135. 138. 147. 915. 917. 
1219 1220. 

Grfäufungen b. Bergb. 1172, 1473, 

Gratezablung 179. 

Gritauf 1162. 1163. 

Grgvartiereret 1173. 

Grziteuer 426. 

Grutare 1163. 

Goberie 1. Dideefe, 

el hülgerner lin. f. Gtrafen der 
Seltaten, 

Grangel. Lebrer u. Prediger 616. 620. 

Gramengel® 719, 

aninz in der Schule eingeführt 

Grecutten Tao. 1148. 1150. 

Cterciemut 670 - 674. 

Gurraviräntent, Sotvitat 1124. 1215. 

Egtrancıtbeilung dv. Ausbeute b. Hlme 
meltfürit 183. 

Grerciemus 6:0. 671. 672. 673. 674. 

Räbntel d. Bürgerwebr 1174, 

Bahnen 388. 737. 921. 4053. 4475, 
4195 1198. 1225. 

imenten 1118. 
317.378. 579. 595. 609. 





















cos. 606 
Fauencx amen 681. 1083. 
— EUR 
Sklägd. 

Aetten der Santwerköburfen 1211. 
Zeiettageiectet (6 Sonntagsfeler. 


Kiste i. 


ber ABl, 





1182. us. 1187. 





Aeuerinen 1230. 
Beuereimergelterfajfe 1230. 


jeuerlampen 1090. 
euerlöfhivrigen 1078. 
jeuermauerfchrererdnung 1: 
jeuererbnung 330. 331. 38 
862. 4089. 1090. 1131. 1230. 

Feuerfepen b. Bergb, 72. 73. 62. 

Feueriod 90. 93 245, 

Zeuerwerte 1121: 

Beuergeihen A132, 

Be 130. 490. 881. 4093. 1177. 











derbnung 860. 

Lader Bang 408. 

lafpenbier 1222, 

fafbenfünfte b. Brob. 454. 

telfh 127. 130. 132, 180,181 308. 

486. 834. 835. 830, 800, 881. 922 

1072. 1125, 1154. 1177,1209.1210, 

1228. 
Fletihbänfenzins 60. 122. 404. 
—38 1040. 1046, 

leifchfvelfen 588. 589. 505. 604. B0G, 

linten ſ. Gewehre, 
‚Aforenigrofdhen )A75.1181.1186.1187,. 

fofgerechtigteit 1216. f. Alühen, 
Aluden 657. 751.861. 1085, 1086. 
gi 331. 532 

rangöfifher Epradunterriht 41T. 


1240. 
Freiberger Geſanabuch ur Bibel MAD, 
1235. 


Krelberger Halender 1227. 

Arelberger Aeltungen 1129..1297. 

Breit das b.. Brgb. 67. 71.76. 1196, 

Krelitätten gar 537. 533 593. 

Areiftellen Im. der Aürftenfhule br 
Meiben 742, 

Rreitag 580. 

Areitansmarft 1093, 

Areitifhe H113. 

Areierban 1180, 

Örembenselie u. remdenzeitel 536, 
1089. 1109, 

Pricdenetruc ſ. Deimfudhung- 

Ariedendgelb 1095. 

Arichenfgeridhte 242. 243. 330. 1. 

Briten b. Drab. 408. 426. 431. 447, 
1186, 6 ht 202. 200. 229, 
233. 237. 

Rrobmtbeil f. Zehaden. 

Aräbmenle 562 

. 65, AI, 


Rrübfeldten 

Rültert 1420. 

Hündige ehem u. Mühbente 
394, 417. 419 420, 432.453. 

1176, A486, 287. 














— nn 





Gürbitten 613. 61h, 
fürftenlchen 62. ar 
ER 42, M. 61. in. 376. 877. 


Er 1193. 

Sie 19. 59. nen entdedte 1188. 

Galgen 1140. |. Strafen der Soldaten. 

Gangzüge 20. 

Garkupfer 1163. 

Garnifonfteuer 914. 

Gatbckustung 1168. 

Gafgeriäte 416. 119. 127. 128. 129, 
150. 191, 215, 245. 303. 304, 
520. 530. 

Gaſtmaͤler und Sähmäufe 335. 350. 
501. 561. 562. 663. 664. 605. 666. 
669. 670. 709. 900.901. 908. 917. 
4u38. 1040.1041.1042.1043. 1092. 
4474. 1475. 1200. 1224. [. Rnapps 


Shaft. 
P 5f2, 602. 682. 683. 684, 713. 
artt, 1113. 1122. 
gebmmtobriefe 510. 915. 1213. 
dinge 77. 100. 417. 418. 420. 
Gefängnißftrafen 247. 
Gefechte u. Schlachten b. Fr. 1146, 
1149. 1150. 4151. 1152. 1204. 
Gegenbuch 414. 415. 416. 428. 430, 
Gegentrum 40. 
Gel enden Gintommen u ze geintic er 
Kaften 640. 641. 6 43. 644. 
650. 719. 720.721. 70: 1126.1234. 
Geiftlihes Gericht 532. 566. 615. 
Geiitliche Gefänge 349. 352. 502. 557. 
558. 560. 562. 564. 606. 607. 613. 
614. 660. 682. 683. 713. 715. 719. 
775. 778. 1087. 1122. 1135. 1136. 
1137. 1138. 
Geldpfund 88. 475. 
Gelrmeänt u. Geldbanf 84. 86. 462. 


463. 
Geleite vn u Reufirchen 482, 953. 
Gelübde jericht 243. 244. des 
Gehorfams 154. 624. 
Gemeindebiere 501. 
Gemejjene Lehen 71. 
Generalfapitel 569. 570. 
Generalaccifegelder 1148. 
ein part 116%. 


Geriht 93. 97. 9. 107. 119, 258. 
259. 267. 319, 639. 855. 856, 








i 
— au ; 
Bi Anein 


1 21 
Getreidetafet zus 
SEA as KA 

wehre M03. 

239. 960. 1 

1224. 1228. 
Gewer 146. 


Gtaubenebelenntnäß, 1487 
Stodengicherei . 
9a. 0. Ns 
G@lötte 422. 1108, ASL 
Glötihafen — 
HER. er Ri 
üderutbe infchelen 
@nadengelder 409, 
Gnadengenannte A04G. A 
Gnabengrofpenfaife 1188, 
nei 


Goͤpel 638. 1120. 1186. ſ. Pferder 
aövel. Wajlergörel. 

Geld 20. 42. 55. 

Soltmacher 698. 1110. 

Geltnes Jahr 383. 384. 

#eltihmelgen 1102. 

@eltieiienu Goltgruben 42. 369.404. 

Geuecedienſt 613. 678. 679, 1118. 
1133. 1200. 

Gottesfurdt 860. 1145. 

Getteeläitsrung und Gottlofigkelt 502. 

9. 751. 860. 861.866. 1085. 





Benceviennige 562, 
Grabitellengebühren 1231. 
Grauren E Brab._8 





Gelben 38. 465. 466. 467. 468. 
469. s70. 47 


473. 474. 476. 511. 
115 


1193. ſ. Parthen. 
Grubenfelt 70, 1182. 


Grubentafien 117: 

Grubenlitter65 37.1119, 1477. 
1191. 1193. 1196. 

Grubenmauerung 1102. 1160. 

Grüner Donnettay 766. 1068. 1133. 

baaben PUR 

Gruntriß ter Zratt 1129. 

Bulen Wüldengreichen 468. 469. 

73. 474 475. 476. 478. 

"30.831. 1181. 1186. 
























\ 
aialichrerwittwenfaffe A115. 
a 


Sännstemran 1161. 
Sangen die 198. 265. 253. 531. 
Käuctaletten i. 


Beraglode. 
„Wi. 245, 246. 252. 










9 —8 »139. 1140. 1150. 
vstleciien ıMReiftereflen) 1080. 
60, 
Oauribeiabtungen 1160. 

Kaurimeiie 560 

Sauegenefienrcht 139, 86. 
Saufiren 507. 1093. 


Hausverfehrelbung 9228. 
Sebammenordnung 1220. 
Heerfabrien 110. 147. 534. 
Srerfahrtögeld 537. 
Heergeräthe 1230, 

Helllge Abende |. Ehrifmarkt. 

geilige Gbrift 1116. 

Helmſuchuag (örtesenetrug ) 183. 
184. 187. 188. 189, 

Seller 466. 470. 

Her Kmäte 130. 

Seringe 1 132. 201. 489. 490. 
5 835. 865. 881. 887. 

Herrenfehen 62, 6. 

Heufchreden 788, 

Hodwelie 562. 

Hodyiı 346. 347. 349. 351. 500, 
sul. 863. 664. 665. 667. 669. 
758. 764. 861. 875. 1066. 1119. 
1121. 1125. 1129. 

Hochzeiteinlage 716. 719. 

Södenzins Wis, 

Soden 487. 862. 863. 867. 1126. 

177. = 


Hoſleben 335. 

Solj 83. 85. 133. 303. 308. 378, 
436 439. 540. 337. 839. 840. 912. 
1102. 1164 1212. 1215. 1216. 1227. 

Holjderutate 684. 685.697. 719.1112. 

Holgtieberei 540. 

Henig 132. 490. 833. 

Sevien 130.132 494.834. 881. 1073. 

Sevfentafe ſ. Walztaffe, 

Sevienmellergine 913. 

Son das b. Bergb. 68, 

Sornſtein 1187 

Sotritalerdnung 1093. 

Hpepitalitellen oder Inden 740. 
4123. 1124. 9150. 1214. 1218. 

Hübner 130. 131. 132. 489. 89: 
835. 867. 922. 1093, 

Küttentor 84. 440. 

Hürtentunde 1 

Küttenf&igten 438. 440. 

Küttenfilber 442, 

Süttenzine 83. 84. 85. 102 368. 
386 404. 440. 











Sultigungen und befondere fürit. 
Defuche 8:6. 822. DO. 902. vos, 
1044, 1045, Jost 1073. 1076 

Suldigungdeio 1142, 1444 1145 

Ilumtinarronen 1149, 1153. 1200, 
1203. 1204. 1205. J206, 

Immebikiars 130, 

1231. 


I} 


2 


— "500. 6s7. 88. 890. 


1210 fetnfhlitt. 
tion üb. d. — ft 11738, 
Sram, * ——— 1164 


Br; 
Auferkiet Fo 154. 
Arne ann ee 
53* en ee und 


it 1188 
Slide an am. 


Jagddienſte 1121. 1176, 
Saanlehe, BR gel 569. 570. 
902. 1040. 


11a, Lie > 
drecht 489. Anke 840. 
jabrgelder |. Penfionen. 
sabrmärfse i07. 132. 133. 258. 512. 


881. 1093. 1230, 
Sahrnefi 2 — LANE 540. 


rzinfen 338. 
Ba im orte f. Spottlieder, 


jubelfeier 767. 768. 4115, 1103. 
1238. 1241. 
Judenecht f. Juden. 
Judenzoli 569. 914. 1092. 
Kämmerei 3098. 1125. 1126. 1128, 
Käfe 130. 132. 835.867.881.022 1093. 
Kaffee 1099. 
Kalendä 560. 
Kalender f. Srelberger Kalender. 
Satfnupung 915. 1092, 
Kammerhitie 1240. 
Kampfre Wunden ne 183, 184. 186. 
188, 217. 248.326, 
Karrenbandel 389. 
Karten 1169. yetrograpbifche 1168. ſ. 
Spiele. 
Katechismus 657. 670, 672, 680, 
683. 684. 1118. 
Katechismuseramen 681. 1082, 1083. 
1122. 1133. 1137; 
Kate iemubsrdigten 732. 
Katehetif 1236. 
Kautamm 1493. 
Rgelfiet f. Spieke, 
ge 258, 912. 
Kerbhölger 43. 63. 387. 
Kinderglode 552, 
Kinderlehre 562. 563. 564. 687. 
Kindtaufen 501, 669. 670. 1068. 1121, 


4125, 
Rippen u) Wippen 830. 831. 





Rlingelfädel, [€ 
töppeln. 


Kometen 787,.78 
Korndeputate 68 
3 
ui 
Koſten der Ber 


Kreiepilfetaffe 121. 
Kriegsabgaben CH 12 
Kriegögerätbe [. @, 2 
Kriegölager 1146. AR) 
Kriegslajten 098. 12 
Aricgefchäden —J 
Kriegsfchuldenkaffe 1207, 1 





- 1 — 


Rum Teten b. Schmelzen 1162. 


Rıummc Harfen 1156. 

Kübel 44. 83. 1120. 

Kur Hl 

Kummer Schuldnern 149. 465. 





KIER 
80. 458.454. 1156.1157. 





Auninad HIN: 
Runitiäke 1157. 
Kupfer 20. 5 
Mu 
Aupfervaf 

Nur ?. Yıralcuie MT. 1173. 


. 1163. 1188. 












Kuxtui j. egentuch. 
Kurze du »9. 77. 100. 146. 376. 
380% 106, 807. 455. 456. 


1170 1179. 1183. 1186. 





Yaaıtur 10 
eadchungekaſſe ſ Ausglci- 






Aung 1136 
Yantıtauer 915. 1033. 
Yareınan 


Lauftatren 


Tan. 832. 
1 








2105 915. gentliche 561. 643, 
Arab, 60. 42. 00. 





v Hi 506. 507.302 
Bo deu 1203. 
u. Silbetwaaten 





ern 
vuebe 6 
Tine nm 
Yidie 517 885. Mi. 
Yırılöda 70 
riedelebn IAR. 





Lieder fa geil, Gefänge. 

Liedertafel 1133, 

Kiegende Das 60. 

Legende Scerde 1161. 

Yitanci 614. 657. 767. 

Liverei (Alniform, Montur) 919. 1054. 

Localviñtatien 675. 

Yohiteine dit. 413. 

Yorbiged Zulber 94. 

Yobn 6. Brgb. 65. 94. 100. 367 
390. 410. 431. 432, 434. 1176. 
Lebntag 1178, 

Xootbiere 1009, 1154, 

Xorebrauen 1221. 

%orfen 1092. 1699. 

Looszine 915. “ 

Loaſagen von Käufern 1142. 1206. 

Lotterie 1128." 1230. 1242. 

Yuxuögeiepe 501. 503. 

Maahe b. Brgb.31. 44. 381. 382.384. 

Maonmürdig Art. 412. 

Magasingetreitelleferung 1176. 

Manszınfubren 1206. - 

MWabigreihen 1209. 

Mablicerfelgeld 1033, 

Mablzwang 912. 

Malz 49, 

Malztafie 1222. 

Malgmepe 914. 

Margarerbäı 1230. |. Jahrmärfte. 

Wartentage 

Mark 85. 88 Anh. 170. 473. 476, 
1186. 1188. 1189. 

Marticheite_ 69. 70. 72. 

Warkſcheidelunſt 1118. 1161. 1 
1166. 1175. 

— 7. 72. 

Marticeiderrijie 1161. 1162. 

MWartigeld 374. 

Marfigeredtigkeit 124. 

Martirelizei 303. 305. 
487. 488. 























862. 86: 
Rah 181. 214. 303. 305.306. 
507. 867. 


—&& 1095. 1177. 
Wartermode 527. 
Muatenbäfle 177° 





524. 


1108. 1lna 120, 





Kantmistechien 
Reiltereeht I72. 181.910 211.208 
213. 310, 312, iv 
Bahernöt: DI. 
a 














Meiftermerden 1060. 

Menfuren d. Orgel 1187. 

Mefie die 550. 551. 605. 613. 615. 
633. 656. 

Mefigeld 558. 

Mefgewänder 635. 1234. 

Mefielefen 613. 656. 

Mefien das b. Brgb. 61. 62. 63. 67. 


Meffingarbeit 1100, 1101. 

ae 1165. 1166. 

Metb 132. 182, 

Metten 614. 678. 686. 1133, 

Meppfennige. 1033. 

Miethen v. Bergtheilen 79. 

Mietbzinsahgaben 1207. 1208. 

Milde Stiftungen 1142 

Mithiveifen 130. 578. 505, 

Mineralien 1165. 1221. 

Mineralogie 1166. 1167. 1175. 

Mittagspredigten 1114. 

Mittagsihiht 65. 

Mitwochsmartt 1093. 

Modelle 1165. 1166; 

Möbel 139: 140. 189, 

Zusäkrüßte 154. 

Möndetatb 585. 586. 587. 

Monftranz 576. 635. 

Mord und Todtfehlag 198. 216. 217. 
218. 220. 237. 242.243. 244. 248, 
249. 326. 391. 498.530, 531.740. 
758. 759, 760. 

Morgenfvrahe (Bufammenkunft) ber 
Handwerter 180. 181.214. 230. 358. 
3. 515. 535. 1085. der Anappfgaft 

Morgenfdicht ſ. Frůhſchicht. 

Moft 1228. 

Müblenordnung 868. 

Mündigfeit 176. 

Münzen das 85. 86. 471. 472 477. 

Müngen die 826. 1153. 

Münzfreiung 403. 406. 

Münzfuß 1186. 

Münzmandat 831. 

Münzvadıt 465. 

Münzregal 35. 36. 

Münzfanınlung 1238. 

Münzihlag 86. 

Münzitenwel 90. 

MRummenfeanze 709. 

Vundioch 6t. 1158 

MRufit 348. 349. 350. 352. 356. 663. 
664. 668. 708. 868.1116.1118.1149. 

Rufitunterrit 713. 719. 1117.1240. 


| 

Nufterungen und 
737. 749. 760. 1206. % 
Nurben 407. * 


le 65.4 
tlides Larmen u. Ti 
— — ans. 
jamen von 
113. 117, er | 
Naturlebre 705. 1220. 12 
Nervenficher f- 
Neujahr 764. 1039, 
Neuntelbefreiung PISE. 
— 


| 

Dbergäpriges Bier 

Dirrsehntenfaffe a 

Dberwebr 469. * 

Obſt 130. 132. 490. 867, 
1124. 1157, 1478, 

Obulus 89. 130. 

—* ſ. Krumme Defen u 
Öfen, 

Del 577, 

Derte 757. 

Dfenzins 440. 

Dver 1226. 

Opfer 516, 537. 562. 588 

Dyfergang 351. J 

DOpfergeld 3801. u 

Ordination 153. 607. 610 
625. 652. 

Orgelbau 1106. 1107, 

Srientalifhe Spradien 70 

Dit 6, Bergb. 71. eines 


569, 
DOrsftognofie_ 1167, J 
Orpttognottiiche Sammkur 
Pacem u. Parcmlauten 376 
Fapier — 
Daraden f. Muſterungen. 
Parthen 391. 1108, 
Bartifanenfpiel_ 1118. 
Batbengeld 113% 
Paternofter j. Baterunfer, 
Fatronatreht_ 649. 652, 
739. 740. 747, 856, 
Pedtränge 1090. 
Pelswert 132. 
Penfionen (Jabrgelder) 018 
630. 634. 035. 641. 85 
Peſt ſ. Arankheiten. TE 








- 113 — 


Pfandrecht 116. 120, 135 136. 137 
139. 149. 190. 199. 200. 214. 







Miennine 87. 88. 470. 484. 539. 

Pienniaſteuet 1096 

ierde 86. 928, 1096. 1150. 

Picrdegövel u. Fiertetung 454. 1120. 
n 








Finnefonte 1106. 

Planen u. Planheerde 81. 82, 171. 
207, 

Plüntırung 1146. 1151. 1209. 1202. 

Moltsciertnung 1085, 

Peligeritunte (Bıerglode) 332. 802. 
863. 865. 1069. 

Poltzeiverfügungen 1090. 

2errtarien 112 

gradtitüde v. Zilbererg 1182 1184. 
1187 

Pranger 607. 

Brefigenwittmenfaite 1082. 1129, 

Furrınıen 600. 607. 611. 612, 646. 
738. 








563. 688. 1117. 


ge iron 672. 43%. 1102. 1165, 
Prebutunit 1118. 1164. 1166. 
Probieren 83. 

Programme 1113. 9116. 1117. 1132. 
VPrerbeten 783 786 
wiieneniteuer I 


>23. 524. 551. 560. 


Furuunteridt 
236. 











Fulcir 1056. 1161. b. Brgb. 1160. 
1175. 
Funvenlünte u. Pumpenwerke 456. 








Quattale b. Brgb. 69. 426. 826. 
1179. a0at. 1183. 1186, 

tar Ib. 

ist, Duatemberfeuer 1040. 

. 1088. 9122. 1139. 4142. 
1166. 1168. 1132. 1229. 

Sustnberneld 6 Brgb, 423. 428, 


iil » 

titlag TE 384, 
Tuctider 79. 0. 
Matiih (Acıbheig) 387. 
Madeihacht 654. 








Rangfolz 1128. 
En 658. 639. 
—8 en u. ihre Beſehung 1227 ſ. 


— 1220. 
Ratbemablpredigt 1229. 
Rarbewittwenkajje 1129. 1206. 
Raub u. Raubfucht ı91. 192. 199. 
194. 195. 196. 250. 251. 252. 1140. 
Rechenpfennige u. Redengrefchen 826, 
Rechnenunterricht 10i1. 1112. 14 
1239. 1243. 
Rechnungtablage u. — 
tes Ratbe 358. 746. 81 
Pi a 126. geiſtliches 746. 


Aelermartensfet 1084. 

Reformationtjubiläum 767. 768. 

Regiiter b. agb. 424. 477. 428. b. 
raeln 1 

Regiterfermular u. Regikieranwelfung 


Reihetbaler 820. ſ. Lhafer. 
Reibbrauen u. Reibfan? 1221. 127%. 
eiterf chen 1222. 1723. 122, 
ae 4150. 1176, 
—8 1102. 118, 














ed 7 
—A 356, 1118. 1236, 
1200. 
Reicrirte b. Srgb. 1158, 
Retardar 414. 415. 430, 431. 
Netarbarbud 430. 
Henier Areiberger 21. 31. 69. 1158. 
1160. 1170. 1171. 1186. 
Weiei 
Mderorit u „erstuntfäetetungen 708. 
713. 1417. 8 
Wiauerthwingen 108. 









ten 130. 490. 833. 867. 861, 
ubr 1209. 1776. 

Aunttaum 62. 63 1165. 
Grranıente 
Sade b. Br; 82. 171, 207. 
@äden 48. 
Gaflor 1129. 
Salben 1088. 
©al; 133. 688. 











— mi⸗ — 


en 124. 209. 481. Y14. 
Sal ſchank 107 129. 209, 294. 485. 
. 882. 1126. 
Schaarkreuge 21. 29. 49. 403. 
ehahtbüte 1184. 1193. 
achiſteuer 416. 422. 423. 
< aͤdenklagen 142. 
e fe 131. 928. 1096. 
Schaufpiele 522 — 527. 706. 707. 
708. 709. 1095. 1128. 1129. 1225. 
Scheffelſteuer 911. 
Scheibenſchießen 1222. 
< eflengeläute 1128. 
Schenkhoͤchzeiten 663. 865. 
Schichten 64. 65. 67. 68. 69. 79. 
83. 410. 433. 434. 438. 440. 
Schießarbeit b. Brgb. 1160. 
Schießen aus dem Ganzen 1159. 
Arge 1086. 
ilder d. Schüpenfünigs 1222.1223. 
Scdillinge 87. 68. 470. 471. 475, 
481. 511. 539. 
Schlachtvieh 866. 1089. 1150. 
Schladen 439. 442. 
Schlägel u. Eijen 72, 73. 1119, 1159, 
1183. 1193. 
Schlägeihag 393. 394. 1189. 
Schlägereien 532. 700. 
Schlafgeld 1211. 
Sälagen Des Kreuzes 1110 
lagrurbe ſ. Wünſchelruihe. 
S länıme 82. A101. 
Schlich 81. 
Schließen der Ihore 1128. 
Schmelzen 83. 421. 1162. 1165. 
Schmelzajhicten 83. 
Schmelzöfen 32. 83. 1101. 
Schmelztiegel ii. 
Schmiedekoſt 423. 
Schock 465. 466. 
Sqhocte 799. 911. 1076. 1097. 1098. 
1142. 1145. 1150. 1152. 1206. 1207. 
Schockſteuer ſ. Schocke. 
Schöpflannen 454. 
Schöffenfrei 856. 
Schoſſen 97. 114. 328. 
een 719. 
rehuntervicht 364. 683. 713. 719. 
4112. 1117 
Schrotamt 122. 123. 424. 206. 207. 
357. 368. 405. A95. 539. 
ehe u. Schrotgießen A181. 1221. 
u. Korn der Münzen 406. 
6 
Schürien 235 403. 409. 1120. 


Scüpenfeft 337. 689. 760. * 
893—900. 1051, 1052. 1 

Säühmtafe 1222. - 
Schulactus 1113. 1158. * 
Schulconzerte 1233. ie 
Schuldgefehe 416. 136. 168: 

200. 201.202. 203. 20%. 2653. 

223 224. 226. 233. 234. 246.3 

465 843. 844. 

FA 4094. 
Schulgeld 33. mi: 

1215. 1237. 38. 1263, are 
Schulhalten 1005, 
Sähulichtermittwenkafle 1185. ve 


he 


Shulktafen 714. a 
<gulunterziäht 713. 715, 4m." . 
Schulzucht 794. 1115, ”, 
Scur| 1158. 1188. 77: ne 
ut Bgeld 1176. 


waden (böfe Wetter) — 
Schweine 131. 868. 1091. " 
Schwefel 55. 1163. "Se un 


Echwefelalfohel 1168. 
Schwefelfies 20. ° 
Echmören 749, 751. 861. 1085. 


Schwur 192. 203. 223 2. 
245. 6. Ds 61. 63. ST. 
Seelenbäder 182. 896. — SL 


917. 
—2 en 108. 242.530. une 
575. 


Scgenfrreßien 613. 614, 1083. - 
Seifen 413. 
Seile f. Ber gfeife. * 
Senatorenbeieldung 1127. 
Servisgelderkaſſe 1200. 
Scharbeit 80. 1164. ‚up 
Sieben Lehnweiſe 40. 44. 62. 3. 4tx 
Silber 19. 54. 55. 108. 305. 10% 
1163. 1181. 1184. 1187. °*° ° 
Silbergänge 24. 53. 54. 59. = 
Eilberfauf oder Berfauf 84. 90. M 
132. 406. 442. 461. 463, 468. a 
823. 829. 1163. 
Eilberpartiererei 442.  ° 
Silberzablung 828. 829. 1188. 
Siliquae 88. 
Singſpiele 1115. 1116. 4133, 
Soldatenſteuer 1035. 
Sonnabendsgottesdienſt 4133. 433%. 
Sonnabendsmartt 181.213. 480 1008. 
Sonnabentfhicht 43%, 
Sonntagefeier 332. sa un 
865. 1084. 1085. au 








— 1315 — 


genntigerrediaten 101. 678. 
Sonntagsſchießen 1085. 1086. 
Sparkaſſe TOR. 

Spatweiſe SIR, 

Ereiteritbalen 1181.1183.1186.1187. 

Speiſcanſtalt 1738, 1239, 

Svpeiſen 13%. 335. 708. 

Erlen (Narten, Kegel, Würfel) 139. 
110 180502. 792. 753. 760. 863. 
Sta. 1050. 1085. 1118. 

Svpicealanz 20. 

Zyicautbenlaufen 1180. 

Spinnmaſchinen 1102, 

Spiritus familiaris 9110. 

Sriben 110%. 

Spottercien u. Zvottlieder (Jobannes 
im Korbe, u. 1. w.) 332. 385. 588, 
6,0. 673. 677. 749. 965. 

Zrrüche 68%. 

Stadtatmentaſie 1213. |. Armenkaſſe. 

Ztadibackergewicht 1177. 

Stadttfurt Sun. 806. 822. 823. 824. 
15. 1183. 1100, 

Ztatmett 26T. 208. 269, 278. 292. 
204. 206 395.832. 843. 817. 848. 
Niu NS50, 851. 852. 853. 854. 

Ztiatttbuiten 0412. 938. 1036. 1046. 
1057. 11 an. 

Stadtwarven 237. 1120. 1228. 

Eric. ii 101. 958. 512. 580. 918. 

Ztron 1181. 1186. 

Sltangentunrite 1156 

Stare!recht 107 443. 882. 

Ztatuten 1000. 1001j. 1123. 

Ztrnebeſen u. Ztausenihlag 500. 


1108. 

zu 74 BER 

Zt. wer 03 

Zimt Itoı 1216. 

Zur toten 1090. 

zim; d 415 

Zt. Pin 

tu...au ttrsieen 1145. 1206. 

Ztun.tn Ihn. 1148. 1189. 1206. 
1207. 1208 

ze..0.t:.2.%957 096}. 1039. 1040. 
Ivan. 1uın. 1098. 5. Schode. 


zero nn 1098, 
Zt rtvoerstbstlung 747. b. Brgb. 
io. 117 1213 


zul 7:ellatecht 30. 62.70. 75. 
17 284 38h. 385. 410. 450, 
II Ss 113% 1183. 


tv N rl ‘ ] 
! 


eönrcuntel 71. 376. 383. I. 


385. 386. 397. 423, 424. 442. 447. 
448. 451. 

Stollnörter 1158. 1189 

Etellniteuer 422, 423, 

Stollnteufe 385. 

Stoß 1185. 

Sitoßbeerde 1161. 

Etrafen (Bußen 122. 126. 127. 146. 
148. 149. 150. 180. 197. 203. 204. 
211. 212. 213. 214. 220. 221. 226. 
229. 232. 237. 239. 241. 242. 244, 
245. 248. 509. 510. 511. 515. 1152. 

Etrafgelter 915. 

Strecke 1172. 

<trabenteleuhtung 1000. 1228. 

Zrrapßenfabrt n. Böbmen 129. 132. 
294. 483. 4%. 882, 

Strobdachung 1090. 

Stroßen 1120. 1183. 

Etufen 1166. 1184. 1197. 

Erufengeld 418. 

Suchſtolln 60. 

Eurcrintendentur f. Divces. 

Gunoten 376. 1082. 

zatad u. Tabadrauchen 1069. 1103. 
1203. 

Tafelgelder 1029. 

Tagebiere 1099. 

Tagebrüche f. Brüche 

Tagſchichten 65. 

langen 350. 354. 500. 501. 664. 
709. 1118. 

Zaufe 61. 653. 669. 670. 673. 

Taxordnung 8156. 

Teichnuhung 915. 

Teichwirtbſchaft b. Brab. 1158. 

Termine ſ. Friſten. 

Teſtamente 177. 

Teſte 422. 438. 439. 

Zeufe 31. 70 827. 9156. 

Teufelaustreibung f. Crorciemus. 

Zeufel@ericheinungen 327. 527. 699, 
71172. 773. 774. 775. 776. 779%. 

Thaler 475. 476. 829. 830. 831. 436. 

2beil | Kur. 

Ibeilfilling 915. 

Ibeuerung 1086. 1124. 1176. 1179. 
1208. 1209 1210. f. Gctreide. 
Ibergeld und Thorhütergeld 536. 337. 

1177 1178, 

Tbermadt und Therwachtgeld 1092. 

) 


Ziefle das 409. 410. 647. 1188. 


Tiegel b. melgen 82. 83, 
Zläyche 668. ' 


Tiſchtrunt A091. 

Todienmeſſen 560. 

Todtenregifter 558. 

Zoptjehlag f. Mord: 

Zombafarbeit 1102, 

Torf und Torffeuerung 1164. 1215, 

Zertur 531. 532. 1110. 

Tranfftener und Tranfitewererlaffe 685. 
687. 697. 719. 744. 815. 911. 013. 
4038. 1046. 1092, 1225. 

Trauer 1209, 

Arauungen 662. 663. 064, 

Zreibefhacht 1185, 

Zreibheerd 85. 

Zreibbölzer 41. 

Areiblohn 441. 

Treibofen 79. 

Zreibfeil 1160. 

Xreibwerfe 1157. 

Zrinfordnung 751— 756, 862. 863. 

Irinfjucht ıBöllerei) 182. 332. 335. 
355, 501. 502. 503. 693. 749. 757, 
758. 759. 780. 862, 865. 1174. 

Tuch 131. 132. 212. 505. 506. 508, 
513. 882. 800. 1203. 

Tuchmaderei 1100, 

Tuchſchau 890. 

Zürfengebete 

Zürfenjteuer 3 

Qurniere 26 
349, 35 

Aupbus 12 

Neberfahren der Gänge All, 

eberlauft f. Ausbeute: 

Ueberfchaar 68. 411. 

Unfuge (rbap) 147. 23%. 244.248. 


324. 325. 
me) — 291. 593. 911 











7. 1083. 








262. 263. 347. 348. 
153. 354. 816, 





unlformen jr Bergbabit. 

Unruben u. Widerfeplichteit gegen 
die Obrigfeit 108. 247. 248.249, 
250. 317. 318. 333. 339, 536. 740. 
810. 812. 813. 830. 831. 851. 853. 
854. 856. 861. 961. 965. 982. 1024. 
1032. 1045. 1049. 

Unſchlitt 181. 517. 591. 835. 

Unſchliugeld 1176. 

Umwifjenbeit 1110. 

Unzudt 173. 182. 335 
498. 499. 500. 501. 53 I 
594. 596. 749. 750, 780. 861. 362. 
4070. 

Urfrieden 824, 

Varding 216, 231. 














— Pateruu⸗ter 
Verbauen der Theile 386, 
Berbürgen 120. 325. 
VDMJAE (Verbum Dei 
ABternum) 589. 
Dererben d. Zeche 68, 
— Gedinge. 
Verfeſten 186. 249. 250. 
Verfübrungen f 
Verleiben alter G 
Sinn» a rn 2 
Verleibten age 
Verlobung u. —A 
603. 1066. 1119, 
LTermehbud 413. 
Bermehgelß MET * 
eigerungen 
Zerjtürzen der — 
Bermögensconflecat 
Vermögensiteuer 143, ErHe 
DVerfhüttungen 1172, 
Derzellen 173. 174. 218. 
251. 252.253, 325. 326. 
333. 334. 338. 471.472, 
501. a F 536. 
Verziefeln ‚offen. 
Beoper 560. 61h, 678. 
Bichandel u. —— 131. 
485. 576. 
Bleh ſeuche — 
Vilebſtand v. — 124, 
Pr —* 638, * —J 
iebzoll 124. 208. 267, 
Vierter Pfennig 423, ui. 
Biertung = — 
Bigilien 215. 531. 537, 
vn m 2 we 
Vogelſchießen ſ. Ne At | 
Volleitt 147. 218, — J 
Vorbrauen 1222, 
vorgebo 147. | 
— 17T. | 


Wachdienit der Bürger 114.1 
353. 534. 535. 705. 799. J 
923. 040. 943. 954, 956, 


Wactgeld 915. 1229, 
Wachs 130, — stu.auu. 
516. 557. ER 
— 1130, 
Waffen ſ. Bewaffnung. 
— 503, 
Sapeait 540, Ms. 


des Naths, der Viertel 


4 

















— 1317 — 


wölfer 1127. f. Rath, Viers 
weiter, Iwölfer. 
en 850%. 917. 1038. 1040. 
edel 530. 

ieſenzins 915. 

brten 169. 

in der Befehlen 509 

n I. Stadtwappen. 

ntunit 1118. 

aufgeben b. Bryb. 1182. 
zöpel 1184. 

haudhalt 1169. 

leitung b. Brab. 1157. 1186. 
ſaulenmaſchinen 3157. 

feine 60. 

teuer 416. 818. 422. 423 448. 
verforaung 862. 873. 916. 
verfergungean'talten b. Brgb 


id 119. 1190, 

ſ. Tidination. 

achten 325. 917. 

8%. 130. 132. 8390. 491 83%. 
933. 1038, 1203. 

dnung 751. 863. 869. 870. 
tennıy 122, 206. 

hant 757. 

euer 122.357. 
ter Ivan, 

ge 665 

ngen ſ. Rekrutitung. 

190. 191. 220. 381. st, 472. 


799. 911. 


b. Ztmelan 121. 

betr Schwaden. 
ſchlichkeite 5 Unruben 
revtattetet Berlag 1182. 
Paden 133. 983. 

tauarticte 1187. 1118. 

uth 882. 

en u. Waiſenkaſſe der Geiſt— 
en 76 1281. 123. 

nieitt 512. 3»2. X7. SE. 1176, 
enrrediaten 616. 636. 057. 678. 
2.330. 

15 111.133. 
utereltzeu 86%, 


183. 


MWohlthätigfeitäfinn 9112. 4113. 

Wolle 505 110. 

Wünfchelrutbe 27. 56. 57. 58. 

Würfel j. Ericlen. 

Wunden 244. 326. 

Wunderglauben 1086. 1087. 

Wunderzeihen 784— 788. 1086. 1087. 

Wurfzine 122. 258, 

Burflugeln 391. 

Zeche 29. 77. 387.389.411.419.429. 

Zeichnen 1240. 1243 

Zehnden 4$3 461. 462. 

Zehndengebürniſſe 1459. 1189. 

—B—— 1158 
ebnten (Arebntbeil) 50. 60 67.77. 
84. 376. 383. 386. 393. 394. 403. 
406. 443. 444. 

Sebntenerlaß 1188. 

Ken 79. 80. 
eergeiörel Yı. 193. 194. 219. 238. 
239. 323. 301. 533. 

Zink 20. 

Sinn 20. 55. 453. 1190, 

Sinnzebnten 913. 

Zinſen 135. 445. 

Zinsgroſchen fe Quatembergeld. 

Zinokorn 918. 

Zitbern 33. 1119. 

alle 124. 125. 129. 481. 482. 486. 
485. 305. 512. 517.528. 914. 1026. 
1092, 

Zolls u. Geleitefreibeit 107. 125. 126. 
127. 215. 205. 483. 484. 805. 882. 
913. 914. 

See 127. 
ubuſibriefe 414. 430. 431. 
ubuße tauch Avit) 60. 66. 77. IR, 
84. 100. 367. 379. 380. 387. 406 
418. 430. 431. 1188. 

gun neue b. Brab. 1158. 

Zünfte 1. Santwerker. 

Zugemüße 1158. 

Zulagen 419. $38. 

Awanntanleben 1128 

Iwanzigite Tas 412. 

Iwanzigſtenctlaß 1188. 

Iweilund dreiſtigtbeil 66. 67. ſ. Stamm. 


1208 





Trıd ren Od Heonemeann In galt. 





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