/
^
ber
üon 1494 bis 1514.
©efd)i(l)tm
ber
Miraililitn iiiili pniifliii|il)£ii plte
t)on 1494 16i§ 1514.
^xxitc ^ufta^e.
35 erlag üon S)un(ier & .^umBlot.
1885.
Sog ^tä)i ber Uefierfeftunö hJ^c öKc anbeten Diente borte^alten.
Sie SSerlagg'^onblunä,.
DO
R3
(?. 7.5-7
3?orrebe pr erften ^u^pBe. DctoBer 1824.
^egentt)ärtige§ S3ud§ tarn mir freiließ, toie itf) nur Befennen
tüill, e^e e§ gebrückt toarb, öoEfommener t)or, qI§ nun, nac^bem e§
gebrutft ift. ^nbeffen retfjne i(^ auf geneigte Sefer, bie toeniger auf
feine 5JlängeI, at§ auf feine ettoaigen S^ugenben aufmer!fam ftnb.
Um e§ ni($t gana feiner eigenen äöirfung anjuöertrauen, tüiE i^ nic^t
üerfäumen, eine furje Erläuterung über feine 5(Bfid§t, feinen Stoff
unb feine f^orm t)orau§3ufd)i(!en.
S)ie 5lBfi(^t eine§ .&iftori!er§ ^ängt t)on feiner 5lnfic§t aB; tJon
biefer ift ^ier gtoeierlei p fagen. Sitöörberft, ba^ i'^r bie romanifd^en
unb germanifd^en 5^ationen al§ eine @in§eit erfd^einen. (Sie entfd^Iägt
\xä) brei analoger begriffe: be§ S3egriffe§ einer aEgemeinen ßl§riften=
:^eit (biefer toürbe felBft bie 5lrmenier umfaffen); be§ S5egriffe§ öon
b er Einheit @uro|)a^§ : ^enn ba bie 2;ür!en ?Iftaten ftnb, unb ha baö
ruffifi^e 9teic§ ben gangen 5^orben tion 5lfien Begreift, !önnte i^re
!Gage nid)t o^ne ein S)urc§bringen unb ^ereinjiel^en ber gefammten
aftatif(i)en S5erl)ä(tniffe grünbli($ öerftanben toerben; enblic^ au($ be§
analogften, be§ S5egriffe§ einer lateinifc^en ß'^riften^eit : flaöifc^e,
(ettif(^e, magi)arifd§e Stämme, meiere gu berfelBen ge'^ören, ^aBen
eine eigentpmlicöe unb Befonbere 5^atur, toeld^e ^ier nid^t iuBegriffen
toirb.^er 5lutor BleiBt, inbem er baö f^rembe, nur too e§ fein mu^,
a{§ ein llntergeorbneteg unb im S5orüBerget)en Berü!)rt, in ber ^^ä'^e
Bei ben ftammöertoanbten ^Jlationen enttoeber rein germanifd^er ober
germanif(^=romanif(^er 5(Bfunft, bereu ^efd§id§te ber ^^ern aEer neueren.
@ef(^itf)te ift, fte§en.^3n ber folgenben Einleitung foE üerfud^t
X
VI UJorrebc.
tüerben, T^auptfäd^tid^ an bem gaben ber äußeren Untetne'^mungen m^
ßid^t äu fe^en , intüiefem biefe S5ö(!er fid§ in (Stn^ett unb g(ei{^=
artiger Seh)egnng enttüidelt T^aÖen. S)a§ ift hit eine 8eite ber 3ln=
fid^t, auf toeld^er gegennjärtigeS S8ud§ Berul^t; nun bie anbere, bie
fid§ burd^ ben Sn^alt beffelBen unmittelBar au§f^ric^t. @§ umfaßt
nur einen üeinen 2;i^ei( ber @ef(f)i(^te biefer Nationen, ben man
tüo^l au(^ ben Einfang ber neueren nennen !önnte; nur @e=
jc^id^ten, nid§t bie @efd§i(i)te; e§ Begreift einerfeitS bie ©rünbung
ber fpanifd^en ^onari^ie, ben Untergang ber italienifd^en fyrei^eit,
anbererfeitö bie S5i(bung einer ^tüiefad^en O^^ofition, einer ))oIitifd§en
burd§ bie fyrauäofen, einer ürd^tid^en burd^ bie üteformation , genug
jene ©^jaltung unferer ^flationen in ^toei feinbfelige 2:T^eile, auf tt)e(=
d^er alle neue ^iftorie Beruht. X^^ ge^t öon bem S^^t^^i^^t aus,
n)o Italien in fid^ geeinigt toenigfteng äußerer fyreil^eit geno§ unb
öieEeid^t felBft l^errfd^enb genannt werben barf, ba e§ ben ^apft gieBt ;
bie Spaltung beffelBen, baö ©inbringen ber ^^^'an^ofen unb ber
©panier, ben Untergang in einigen (Staaten atter grei^eit, in anberen
ber SelBftBeftimmung , enblid§ ben ©ieg ber Spanier unb ben 5ln=
fang i^rer §errf(^aft fud^t e§ baräufteEen.y^erner fängt e^ öon ber
politifd^en 5^id^tig!eit ber fpanifc^en ^önigreid^e an, unb get)t ju iT^rer
SJereinung, ju ber ütid^tung ber S5ereinten toiber bie UngläuBigen
unb nad§ bem Snnern ber ßT^riften^eit fort; e§ |ud§t beutlid^ ju
mad^en, toit auS jener bie ©ntberfung t)on 3lmeri!a unb bie feBe=
rung großer ^önigreid^e bafelBft, bod§ öor aEem, toie au§ biefer bie
fpanifd^e §eri-|d^aft üBer Stauen, 2)eutfc^lanb unb bie ^^ieberlanbe
l§ert)orgegangen. ^S)ritten5 gel^t e§ öon ber 3^itf tüo Äarl VIII.
al§ ein Sl^orläntpfer ber ©l§riften^eitjmber_bie^.^ür!en aug^ie^t, burd^
atteg n)ed^felnbe ®(ücf unb UnglücC ber gran^ofen Bi§ ju ber fort,
n)o grana I. 41 Sa^re fpäter eBen biefe 3:ür!en toiber ben ^aifer 3U
§ülfe ruft. 3^nbem e§ enblid^ ben @egenfa| einer politifd^en ^Partei
in 5Deutfd^lanb toiber ben ^aifer unb einer ürd^lid^en in Europa
toiber ben ^apft in il^ren ?lnfängen Uei-folgt, fud^t e§ ben äöeg jü
einer tJoEftänbigeren ©infid^t in bie @efd§id§te ber großen Spaltung
burd^ bie üleformation ju Bal^nen. 2)iefe Spaltung felBft foltt in ii^rem
Söorrcbe. VII
lerften ^ang betrad^tet tt)erben. OTe biefe unb bte übrigen l^iemit
äufammen^ängenben @efd§id§ten ber tomantyc^en unb germanifd^en
^iationen fud^t nun bte§ S5ud§ in il^rer @in^eit 3U ergreifen. Man
l^at ber ^iftorie ba§ 5lmt, bie S5ergangen^eit 3U richten, bie TOtUJelt
3um ^u|en juütnftiger Sa^re ju 16ele:§ren, Beigemeffen : fo ^o^ex
Remter untertoinbet fid§ gegenwärtiger S3erfu(^ nid§t: er toiH BId§ z-
geigen, U^ie e§ etynfitcf) getppfptL
SBoltier aber !onnte bie§ neu erforfd^t n)erben? ®ie @runblage
öorliegenber ©d^rift, ber Urf|)rung il^rel ©toffeg finb Memoiren,
2ageBüd§er, SSriefe, ^efanbtfd^aftSberic^te unb urf:|3Ünglid§e (^x^at)=
lungen ber SCugenaeugen ; anbere (5d§riften nur al^bann, too fie ent=
toeber au§ jenen unmittelbar abgeleitet, ober burd§ irgenb eine origi=
nale ^^enntniß il^nen gleid§ geworben fd^ienen. Sebe Seite geigt an,
tt)eld§e§ biefe Söerfe gehjefeu; bie 5lrt ber ^^orfd^ung unb bie !riti=
fd^en 9tefultate toirb ein gtoeite^ SSud^ öorlegen, ba§ mit gegen=
tüärtigem 5ugleid§ ausgegeben toirb.
^u§ 5lbfid§t unb ©toff entfielet bie gorm. Man ton t)on
einer ^iftorie nid§t bie freie Entfaltung forbem, toeld§e toenigftenö
bie X^eoxk in einem :|joetifd§en Söer!e fud§t, unb i^ toeig nid^t, ob
man eine fold^e mit 9fted§t in ben Söerfen gried^ifd^er unb römifc^er
Meifter gefunben gu ^aben glaubt. f©trenge 2)arftellung ber St^at^ f
fad§e, toie bebingt unb unfd^ön fie aud§ fei, ift o^ne S^^^i^t '^^^^
oberfte @efe^. (Sin gmeiteS toar mir bie ©nttoitfelung ber (Sinl^eit
unb be§ Fortgangs ber SSegeben'^eiten. ©tatt ba^er, tt)ie ertnartet
toerben !ann, eine aEgemeine ^arfteEung ber öffentlid^en S5er^alt=
niffe ^nxopa'^ t)orau§aufd§icten , ttiaS ben @efid^t§^un!t toenn uid[)t
tjertoirrt, bod§ gerftreut l^aben toürbe, ^abe i^ öorgegogen, üon jebem ^ , i
S^olf, jeber Mad^t, jebem Einzelnen, toie fie getoefen, erft bann au§= '
füT^rlid^er gu geigen, toenn fie öorgüglic^ tl^ätig ober leitenb eintreten :<5^
imbefümmert barüber — benn toie l^ätte i^re ^i-ifteng immer un=
beiü^^rt bleiben !önnen? — ba§ fd§on iJorT^er l^ie unb ba il^rer
gebadet merben mugte. §ieburc^ fonnte toenigfteng bie ßinie, hie
fie im aEgemeinen ]^alten, bie ©trage, bie fie nel^men, ber gebaute,
ber fie betoegt, befto beffer gefaxt toerbenT] «^
VIII Söotrebe.
©nblid^, tt)a§ lüirb man tion ber SSe^anblung im ©inaelnen
jagen, einem ]o n)efentli(^en ©tüd l^iftorifc^et 5lr6eiten? SÖirb fte
nid^t oft f)axi, aBgebroij^en, fatbloS, ermübenb erf(^einen? @§ giebt
für biefelbe eble 5Rnfter, oltc unb — man tjerfenne e§ nidöt —
anä) mm; bod^ ^aBe iä) fie nid§t nad^jual^men gesagt: i^re Söelt
/ njar eine anbere. (5§ gieBt für fie ein erl§al6ene§ 3bea(: ha^ ift bie
^öegeBen'^eit felBft in xf)xex menfd^lid^en f^a^Iic§!eit , i^rer @in^eit,
t§rer SüHe; \f)x todre beiäufommen : id§ ftjeig, toie toeit id§ baöon
entfernt geBIieBen. ?[Jlan Bemü'^t fid^, man ftreBt, am @nbe ^at
vv man'S nid§t erreicht. S)a^ nnr niemanb barüBer nngebnibig merbe!
v/ 5)ie ^anpt]aä)t ift immer, moöon toir l^anbeln, tüie 3a!oBi fagt,
^enfd^fieit toie fie ift, ntVdxii^ ober uner!tärlid§ : ba§ ßeBen be^
(Sinjelnen, ber @efd§le(^ter , ber Sßölfer, ^umeilen bie .gSanb (Sjotteß
X üBer il^nen.
S?orrebe jur pciten ^luögak. Dctokr 1874
Söenn ba§ unternommene äÖerf nii^t in bem but(^ SJorrebe unb
2^{tel bei* etften 5lu§gaT6e angegeBenen Umfang (e§ foHte Bis 1535
ge^en) auggefü^rt Sorben tft, fo tü^rt ba§ auä) ha^n, ba§ für bie
f^ortfe^ung eine gana^nbere ^et^obe ber (Stubien nöt^ig gen)orben
tüäre, aU bie Big ba'^in Befolgte. S)enn für bie Be^anbelte @^od§e
reid^te ber in gebrutften 2öer!en öorliegenbe ©toff fottjeit "^in, nm
eine fefte 5lnfid§t ^n Begrünben. ^ic^t fo für bie fotgenbe ^^^t. ^ie
Betont getüorbenen 5^a(^ri(^ten erliefen ftc^ fel^r unjureid^enb ; bie
5lr(^it)e ber öerf(^iebenen Nationen unb i^rer Regierungen ober au(^ ber
eBen emporfommenben ürd^lii^en unb )3olitif(^en S5i(bungen mußten
neu bur(^forfc§t n)erben, n)a§ benn nur na($ unb naä), ben iebe§maligen
©tanbpunften ber ©tubien unb be§ SeBen§ gemä^ , gefdie^en !onnte.
©oBalb nun aBer biefe 5lrBeit Begonnen unb ber reiche ©d§a^
unBefannt geBUeBener S)en!ma(e Berüfirt mürbe, ermeiterte fid^ aud^
ber @efi($t§!rei§ : bie mannic^faltigften neuen i^nformationen üBer
bie @rfd§einungen unb ©reigniffe Boten ft(^ bar. 3öie märe e§ mög=
Ii(^ gemefen, ^umal ba fi(^ biefe in ben öerfd^iebenften 9li(^tungen
Bemegten, fie aEe in eine einzige ^arftettung ju öermeBen. S)ie aU=
gemeine 5lnfd^auung märe in S5ermirrung gerat'^en, ben S5efonber=
Reiten ^ätte man nid§t geredjt merben fönnen. S)er ©runbBegriff
felBft zeigte fic^ nid§t me'^r umfaffeub genug, um ber ferneren gef(^id§t=
liefen (^ntmirfelung äu genügen. ^u§ biefen @rünben mürbe bie
^ortfe^ung be§ 2öerfe§ in ber BeaBfic^tigten ^uSbe^^nung aufgegeBen.
2)er erfte Streit, mie er nunmehr öortag, in feinem Befc^ränften
Umfang , erfc^ten aU ein Befonbere§ ©an^e , mie er aud^ urf|)rüng(idö
aBgefa^t unb aufgenommen Sorben mar. 3n ber Sammlung ber äöerfe
durfte er nic^t festen. 5S){e ätüanatg ;Sa§re, bie barin Be^anbelt tüxrben,
Bitben gletc^fam ben S^orbergrunb ber neueren @e(c^id)te; ba§ ^ud)
enthält eine ^rt öon SJorbereitung ^u ben meiften f^äteren Söerfen
beö 5lutor§. @§ erfd^eint wie ber ältefte (Stamm in einer bo^ äiemlid^
umfanörei($ getoorbenen ^flan3ung : aKem anberen üertoanbt unb boc§
toieber babon öerfc^ieben. ^tmmerme'^r tt)äre ju ratzen gewefen, e»
feinem Sn^alt nad^ njefentlid^ nmauöeftaüen unb ettoa Sorfc^ung
unb ^et^obe ber f:päteren SlrBeiten auf biefe an^utüenben. S)a5
tt)üTbe äu einem neuen SSuc^e gefül^rt T^aBen, nid§t jur äöieber^olung
eine^ alten. Unb bie feit ber erften 5lu§gabe be§ 3öer!e§ erfd§iene=
neu $uT6licationen üBer bie ß^jod^e n)aren nid^t fo gar er^eBüc^, um
eine neue S)ur(^arT6eitung tjon @runb au§ erforberlid^ ober aud^ nur
möglid^ 5u madöen. @d^on genug, menn ^ie unb ha, tüo e§ 6efon=
ber§ nötljig erfdC)ien, ütüdtfid^t auf fie genommen n)urbe.
5lod§ eine anbere (SrU)ägung toar nid§t aBäun)eifen. ^ä) mu§te
Beforgen, ba§ bie urf|)rünglid§e f^orm ber S)arfteEung unb be§ 5lu§=
bruc^§, bie an mand^erlei S)un!ell^eiten, au§ bem ^lltert^^um ^erüBer^
genommenen ß^onftructionStoeifen unb anberen ^Jlängetn leibet, ba§
fSnä) öerT^inbern Würbe, Eingang 3U finben. 5(Ber nid^t aU eine
Blo^e 5lntiquität backte iä) e§ Ooraulegen: iä) Wünfd^te bie barin
enthaltenen S)arfteEungen 5U einem ßJemeingut , id§ toiE ni(^t fagen
ber Station, aber be§ t^eilnel^menben ^uBIüumS 5u ma(^en. S5ei
einem Sanbaufenf^alt , fern t)on anberen SSüc^ern, mit biefem aEein
16efc^äftigt, glaubte iä) 3U finben, ha^ man bie ^Jlängel Wegräumen
fönne, o^ne bem urf^rünglid^en ^e^räge be§ Sud^eg ^u na^e ju treten.
3)er ßefer Wirb barüBer nic§t öergeffen, ba§ i:^m eine SCrbeit be§ 3a^re§
1824 öorliegt. ^^lur in ber fritifd^en ^Bt^eilung Würbe e§ burd^ neue
Bebeutenbe ^ublicationen not^Wenbig, ba§ Ergebnis Weiterer ©tubien
^in^uaufügen. ©o nun Wirb ba§ alte 3öerC auf§ neue bem ^ublüum
bargeboten: in attem äöefentUd^en ift eg baffelBe geblieben. @§ ift
ba§ 3öer!, mit Weld^em ber 5lutor nunmehr t)or fünfzig :^a^ren
feine literarifd§e 2;^ätigfeit begonnen ^at; burc§ bie äöieber^erau^=
gäbe beffetben feiert er gleid^fam ein fd^riftftetterifd^e§ S^ubildum.
3nl)alt
(Seite
^x\x Umleitung. Xlmtiß einet Slb^anblung öon ber ©in^eit ber tomas
nifdjen unb germanijc^en 3Jöl!er unb t)on i{)rer gemeinjd^aftlidien
(Jnttotrfelung XV
erW ^«(^: 1494-1501.
etfteg ßapitel. Sage bon Sranfrctc^ unb ^taliett. äqi;1§ VIII.
3ug noci) ^^eopel , 3
1) gtanlreid^ mh Äarl Vlll 3
2) Sage Stalien§ 11
3) ÄQtl VIII. in Sftalien 26
3 iü e i t e § 6 Q p i t e (. Spanien «nb ßiga im Kampfe gegen Äorl VIII.
1495. 1496 . 40
1) 2Sereinigte§ ©ponien 40
2) S3etbinbung äU)ijt^en ©panien unb Italien 48
3) gtüdfaug ^ar(§ VIII 51
4) ^rieg in Tteopel 1495-96 63
2)tittc§ Kapitel. 2Jiaj;imiUan auf bem 9iei(^§tagc 3U 2öorm§
unb in Italien 69
1) SOlojimilian bon Defterteid) unb ba§ 9teic^ 69
2) «ma$imilian§ erfter ^ug nad^ Sftalien 80
3) ©rtoeitcrung unb (Srtjebung ber Siga :....... 98
Sßicrtc^ ßapitcl. Untergang be§ jfor^ifd^'oragonefijdien f)auje§ 103
1) Subn?ig XII. unb ^ßenebig gegen 5Jiailanb 103
2) ©c^toeiäer uub @d|U3aben in ben .^rieg berniidfelt ... 109
o) ^apft 5llej:anber VI. unb fein ©o^n gegen bie SSafaEen ber
Äird)e 133
XII 3n^alt.
©eite
Smxm ^n^: 1502-1514.
Einleitung , ^'^^
etfteS Gapitcl. (Sreignific im füblid^cn ^ialkn 154
1) 2)er f^rieg in Stapel unb 9{ontagna 154
2) 2)ic ©ntfrfjeibung in Stapel 163
3) SBcd^jel im ^Popftt^um 168
3n)citc§(5apttcl. entätDciung bc§ f panifdti-öftetrctc^iidjen ^auje§. 177
1) 3Jiaj;imiUQn burc^ bie (Sintuitfung bc§ franaöfijd^en S3un«
bc§ ©iegcr unb ^err in 2)cutfd^tanb 178
2) Umfaffenbe ^läne «majimiliong. W^iPP öon 6aftilicn . 184
3) fj^crbinanb .^err in ^eapd unb ©afliUen 198
4) ^leu^ete Unternehmungen gferbinonbB 204
2)ritte§ ßapitcl. SSon SSenebig unb i^utiu^ II 207
1) ^anbel, erobetungen, SSerfaffung ber SSeneaianer. Eingriff
auf bie ütomagna 207
2) 3^uliu§' IL erfte 2:f)aten unb boppeltc 5lbfi(^ten .... 213
3) entbecEungen ber ^^ortugicfen. Umfd^lag be§ t)cneatQnijd§en
^QnbeU 219
4) Eingriff 3Jioi'imiUani. SBilbung ber Siga bon ßornbra^ toibcr
bie Eroberungen ber SSeneaianer 229
5) i^aU ber Sanbmoj^t unb be§ ^anbeU ber SSeneaianer im
3Qt)rc 1509 236
5) ^rieg ber SSene^ianer jur Errettung i^rer ©tabt unb eine§
2:t)eiie§ ber Sanbjd^aft 244
7) S)te Unternct)mungen be§ 5^apfte§ aur SSefrciung ^tolienS 249
SJioralijetie 33etrad^tung 263
33iertc§ Eapitel. Erhebung beö fpani|(i)«Dfterreid)ij(f)en |)aufe§
big nat)e aur t)5d^ften ©etoalt in Europa 266
1) 3^uliu§ II. im S3unbe mit ©panicn. ©ditad^t öon ^ftaPenna 266
2) SBilbung einer neuen Siga. Sage unb Eintritt (Snglanb§ . 280
3) Eroberung bon ^Raitaub 285
4) Eroberung Don ^obarra ............ 290
5) Otebolution in gflorena- 5lnbere Erfolge in ^tolien ... 293
G) ßampf ber Qrranaofen unb (&cf)toeiaer um 3Jiailanb . . . 301
7) Zusammentreffen ber bciben europäifd^cn ^Bereinigungen . 305
8) ^Ittgemeine ßricgSbetoegung 307
9) Söeiterc 5lbfic^ten ^nx Ert)ebung be§ .^aufc§ Deftcrreidt)-
©panien 317
(£ct)lufetDort ber neuen (2.) 3lu§gabc 322
lux Jinfcifittig.
Umrif einet 916^anb(ttng Don ber @in^eit ber rontanif^en
mi getmanifc^en ^Uttv nnb bon %er gemeinfc^aft(i(^en
gntmiifeJttng.
;^m 5lmang feinet @lü(ie§ , nic^t lange naci^ betn Anfang ber
S5ö(!ettt)auberuTig, backte ber tDeJtgotjifc^e ^önig Htaulj, au§ 9floma=
nien ein @ot^ten unb fic^ äum Säfar" äunmd^en ; bte römifc^en @e=
fe^e tooEte er erhalten ^). S5erfte^en lotr if)n xeä)i, ]o ^atte er ben
(S5eban!en, ^unäc^ft bte abenblänbifc^en 9tömer, bte, oBgleid§ au§ t)te=
(en unb ntanc^ertet Stämmen entfproffen, bennoc§ buri^ ja^r5unbert=
lange S)ereintgung in ©in üteid^ ^u @inem S5oI!e getoorben toaren,
mit germanif(^en ^efd^tec^tern ju einer neuen ©in^eit ^u öerfnüpfen.
@r fetbft öerätoeifelte fpäter, bie§ aug^ufüfiren ; aBer bie @efammt^eit
ber germanifd^en ^lationen ^at e§ äule^t unb in einem größeren Sinne
in§ äöerf gerichtet. 5Hc^t lange, fo marb au§ bem lugbunenfifc^en
©aEien ^tuar nid£)t ein @ot§ien, aber ein lugbunenfifi^eg Germanien ^).
ßänger bauerte e§, bi§ bie äöürbe eine§ ßdfar auf bie germanifc§en
©efd^lei^ter , auf Äaii ben (S)ro§en überging, ßnblic^ fiaben bie=
jelben auä) ba§ römifc^e SHec^t angenommen, ^n biefer ^Bereinigung
l§aben ]id) |ec^§ gro§c 9lationen, brei, in benen ba§ rontanifd§e
Clement bor^errfc^t: bie fi'anjöfift^e , f^anifd^e, italienifd^e ; brei, in
benen bag germanische: bie beutftfie, cnglifdje , jcanbinabifd^e , au§=
gebilbet.
Söorin fann fii^ bie ©in^eit biefer fec^e ^}lationalitäten, bie jebe
tüieber in Befonbere 5l^eile ^erfaEen, bie nie ©inen Staat ausgemacht,
bie beinahe immer ^rieg miber einanber geführt, offenbaren unb !unb=
t^un? Sie finb t)on bemfetben ober bon na^ öertoanbtem Stamme,
in Sitten ä^nlic^, in bieten i^nftituten gleicE); i^re inneren ^efrfjid^ten
fangen auf^§ genauefte ^ufammen einige gro^e Unternehmungen finb
1) Orosius VII, 34. Sei 3Jla§cow, ©efc^ic^te ber 3)eutf(i^en btS aur
frönfijt^en 2Jlottat(i)te. @. 369.
2) Sidonius Apollinaris bei ^Jiaicoto 480.
II >
XVI (Einleitung.
i^nen inggefammt gemein. S)a§ rolgenbe (SJefd§i($t56ud§ , ba§ am
bicyem @eban!en Benil^t, tüürbe unöetflänbltd^ Bleiben, tüenn berjelBe
nid^t biivd^ eine turje Betrachtung ber äußeren Unterne:§mungen, bie
au§ bemjelben geiftigen @runbe ftammenb eine öon Einfang bt§ je^t
fortlaujenbe gnttüicEelung be§ romanififien unb germanifd^en ßeben^
Bllben, erläutert tüürbe.
2)tefe finb bie SDölteüanbenm bie_^reuä3üge, bie_^anjimgen
in fremben aQSeItt§ejIen.
1.
5Die S5öl!ertt)anberung ^at bie ßin'^eit, bon ber tüir reben, ge=
grünbet. ^ie S3egebenl^ett, bie SSetüegung ging öon ben Germanen
auS; aber bie rontanifd^en Sanbfd^aften toaren nid^t ettoa (ebiglid^
leibenb; für bie SBaffen unb ba§ neue öffentti(f)e SeBen, tüeld^e fie
em^)fingen , t^eilten fie ben (Siegern i^re ^leligion unb il^re ©^rad^e
mit. f^reilid^ mufete 9teccareb erft !at^oIifd^ tüerben, e^e in Spanien
toed^felfeitige |)eirat]§en 3roi|d§en ben tceftgof^ifd^en unb romanifd^en
@efd^(cd^tem gefe^Iid^ erlaubt tuerben fonnten^). hierauf aber Traben
fid^ bie ©tämme unb bie ©prad^en öoEfommen öermifd^t. ^n S^talien
üertüud^jen bie ©emeinben tombarbijd^er unb römifi^er ^erfunft auö
anfdnglid^er 5trennung fo eng, ha^ i^^re (Elemente !aum metjr unter=
jd^ieben tuerben !önnen. @§ ift unbertennBar , toeldC) einen großen
(Sinftu§ bie 33ifd^öfe auf bie ©rünbung ^^ranfreid^g gehabt ; aber biefe
Ujaren anfangs burdf)au§ tion romanifd^er 5lB!unft ; Aft im ^atjxc
566 finbet fid^ ein fränüfd^er SBifd^of in ^ari§^)./ ©inb nun in
biefen Stationen Beiberlei Elemente in furaem in eii(anber berfd)mol=
Jen, fo tjerl^ielt e§ fid^ aEerbingg mit ben 5lngelfad^fen , auf SeBen
unb 2ob gpinben ber S5riten , tjon benen fie toeber üteligion nod^
Sprad^e annahmen, unb mit ben übrigen Germanen in il^rer
beutfd£)en unb fcanbinabifd^en §eimat]^ anber§; aber aud^ biefe !onn=
ten fid^ jute^t bem (ateinifd^en 6f)riftent^um unb einem großen %^di
ber romanifc^en Bilbung nid^t entjietien. 3^ifd§en beiben S5eftanb=
t^eilen biefc§ S3ölfercomptereg bilbete fid^ eine enge ^emeinfd^aft t)er=
n^anbten Bhiteö, öermanbter ^^teligion, ^nftitute, ©itten, ^en!unge=
art. 2)en 6influ§ frember S3ö(!erftämme tüe'^rten fie glücfüd§ ab. S5on
1) Lex Flavii Reccaredi Regis, ut tarn Romano etc. in : Leges Visi-
gothorum III, 1,1. Hispan. Illustr. III, 88. Sind) bei 3JiQ§cotD unb Mon-
tesquieu, de l'Esprit des Lois XXVIII, 27.
2) ^Innf, ®efenfd)aftiberfaffung ber c^riftlic^cn Äird^e II, 96.
©inlcttung. XYII
t)en Stationen, bie aufeer t^nen an bei* 3}ölfertt)anberung %^iii ge=
nommen, brofiten Befonbeig 5lraber, Ungarn unb Stauen, ftövenb,
ja öernid^tenb ein^nmirfen. 5lBer bie ^Iraber njurben burd^ ben t)oE=
fommenen (Segenfa^ ber üteligton abgetoenbet, bie Ungarn in i'^re
^ren^en getoiefen, bie Benachbarten ©taöen 3ute|t bernid^tet ober
nnterUJorfen.
äöa§ !ann ^in^etne unb tva^ ^^ationen ju engerer S5erh)anbtfd§aft
tjerlnüpfen, at§ %f)^xlndi)m^ an ben nämlichen ©d^idfalen, atö eine ge=
Tneinjd^aftlid^e @ef(^i(^te? ^n ben S3egegniffen biefer erften S^it, inneren
unb äußeren, lägt fid^ Beinah bie ©inl^eit einer einzigen abgefc^ (offenen
SSegebenl^eit erlennen. S)ie germanifc^en 5^attonen, üon Einfang ^n^aber
€ine§ großen ganbe§, ^ie^en ou^, erobern ba§ römifcfie Sfleirf) im ^benb=
lanb unb bel^aupten überbie§, tüa^ fie f(^on inne l)aben. Um ba^ ^a1)x
530 fe^en toir fie im S5efi^ aller Sänber öon jenfeit ber SCßafferfäEe
1)er S;onau bi§ an ben 5lu§flu§ be§ 9lt)eine§ unb l^inüber bi§ an bie
5tn)eeb, nid^t minber aEer ^od) bon §aEin .^atogalanb U^ ^u jenem
SBätica, ba§ t)on ben SJanbalen feinen 9Mmen em^fangerf, unb l§in=
über, big tt)o fic^ bie Gebirge be§ ?lt(a§ gegen bie Söüfte fenfen.
äöenn fie einig n^aren, !onnte il^nen niemanb biefe Sauber entreißen ;
aber il^ie SOereinjelung unb ber @egenfa| arianifd^er unb fatl^olifd^er
Se^re gereicf)te ^uerft ben S5anbalen jum SJerberben. S)en S3er(uft, ber
Ijierauf burd^ ben Untergang be§ oftgot^ifd^en 9teid§e§ erlitten marb, er=
festen jttjar einigermaßen bie Sombarben, al§ fie ^^talien einnal^men,
— nid^t gana, benn niemals :^aben fie Italien tJöEig, gefd^n)eige ©icilien
ober i^E^ricum ^), mie bie @otl§en, inne gcl^abt; — aber burdC) eben biefe
Sombarben, h)eld§e juerft <g)eruler unb ©e^iben öernid^teten, barauf aber
i^re ererbten unb i^re eroberten ©i^e einem farmatifd^en S5olf über=
ließen ^) , ging bie 2)onau bi§ na^e an il)re OueEen öerloren. @in
neuer SJerluft n?ar bie ä^^ftörung be§ t^üringifd^en 9teid^e§ ; ha^ S5or=
bringen ber ©laöen big toeit^ieffeit ber (5lbe ^üngt ma^rfd^einlid^
mit berfelben ^ufammenA^ber bie größte ^efa^^r broljte öon ben
^Jtrobern. (5|)anien nahmen fie im f^^ug, brangen in f^ranh'eic^ unb
"Stalten ein, unb ptten fie nod^ eine (S^lad^t gemonnen, fo n)äre eg mo^l
toenigfteng mit bem romanifc^en ^^^eil unferer ^^ationen aug gen)efen.
Söa§ n)ar ju ermarten, ba ^-raufen unb Sombarben, g^^anfen unb
<5adf)fen , ringeln unb S)änen in töbtlid^er geinbf(^aft gegen einanber
lagen? ^an tjerfenne nic^t, baß in biefer . ®efal)r bie @rünbung beg
1) «monfo, ®cjd^id)te ber Oftgotl)en in 3^talien Seil. V, 321.
2) Paulus Diaconus, de rebus gestis Longobardorum II, c. 7.J
II*
XVIII einteitung.
^apftt:^um§ unb beg ^ai(ert:§unig gerettet f)at S)arf ic^ fagen, tüte e^
mir fd)eint , fo tft bic eigentliche ^ac^t be§ $a))ftt]§um§ , biejenige,
toeld^e SSeftanb gehabt, nirf)t öor bem fiebenten ^a^r^unbert gegrün=
bet n?orben. S)ama(§ jiierft erfannten bie ^ngelfad)fen in bem ^a^ft,
bon bem i^re SSele^rung unmittelbar ausgegangen, i^ren lüa^ren
Patriarchen, nahmen einen $rima§ bon feiner 5öeftaEung unb jaulten
i^m ben Dtomfc^og^). S5on (gnglanb ging ber St^oftel ber S)eutf(^en
^onijaciuS a\i^. 51id)t nur jc^ttmr biefer felbft, al§ er ju bem ©tul^l
öon 5D^ain5 erl^oben ttjarb, bem ^eiligen ^eter unb beffen ^lad^jolgem
2;reue, unberfälfc^teS 5ln]^angen unb §ül|e; aut^ bie übrigen Sifc^öfe
f(^tt)uren, ber römi|cC)en ,^irii)e bi§ ^um Xoh untertoorfen p bleiben
unb bie S3erorbnungen ber ^lac^folger ©t. 5^eter§ äu galten. 5lber er
tT^at nod§ me^r. §unbert ;3a^re lang bor il^m finbet man fein ein^
3ige§ ©(^reiben eine§ römifd^en ^a^fte§ an bie fränüfd^e @eiftü(f)!eit,
fo unabhängig erl^ielt fid^ biefelbe; S3onifaciu§ brac£)te auf 5)3i^in§ 5ln=
trieb auc§ fie jur Untertüerfung, unb bie ^[Jletropolttane, bie er je^te,
nalimen baS ^aEium bon 9flom^). S)a§ maren bie brei 9iationen,
au§ tüelc^en, mit ben Sombarben, nac^ bem fpanifd^en Unglüd W
ß]§riften^eit im 5lbenblanbe beftanb. 5lud§ bon ber ^einbiäiaft ber
Öombarben befreite ^arl ber @ro^e ben ^ap]t] er mad^te benfelben
äum frän!if(f)en ^atriciuS, fo ba^ er aufprte, feine S3ullen nad§ ben
9flegierung§ial)ren grieifiifd^er ^aifer gu batiren, unb 50g i^n böEig
in ben ^reig ber neugebilbeten Söelt. |)ieburc^ nun toarb ber ^^a^ft
ha^ fird)lid)e Oberliaubt ber romanifc^=germanifc§en ^flationeu; er
marb e§ in eben ben Qeiten, in toelc^en bie 5lraber mäd^tig mürben
unb tiorbrangen; fein neueS ^Infe^en befänftigte ben §a§ ber ent=
ätüeiten ©tämme unb ftiftete ^mifd^en i^nen eine mefentlid^e S5er=
einigung. äöiber ben f^einb^ aber tourben biefelben aEein burd^ bie
@emalt ber ^i^iuiben unb/bog^ g^nifertj^umgarl bej (S5rofeen ftar!,
y^^ßüxi_he^_^^xj^^ baf er aEe 7omanifd§=germanifd§ en
5^ationen beS Kontinents, fofern fie ß^l^riften toaren ober tourben,
Vereinte — auc^ Egbert übrigens, ber bie §cptard)ie ber Slngeln jur
^IRonarc^ie gemad^t, toar fein äögliug — , boJjrjJnerLeinc jum ilrieg
unb ^rieben gleich tüo^l geeignete |2^tia{{imö-4ab , ha^ er fie gegen
i^re ^einbe bie S)onau entlang, im Often ber ©aale unb @lbe unb
jenfeit ber ^^renäen toieber borrüc^en leierte. ^o(^ ^iemit toar nod^
ni^t aEeS gefd^elien. 3" glßid^er ä^tt erfd^ienen auf ber einen ©eite an
1) ®(^tßcff), ^lird^engcjd^id^te XIX, 1 35.
2) ^ott^en bei 5]ßlanf, «8b. II, 680 f.
GinCcitung. XIX
cHen ©renken untüiberfte^tic^, 3U ^ferb, mit tf)ren Gleiten bie Ungarn,
unb auf ber anbern an aEen lüften; Qletd§ in1)n m @ee unb ßanb,
3ugleic§ Söiünger unb ^§!emänner, (ke^ ^Jtorntannen. [ (Sben aber toar
^arl beö (SJro^en ütegiment an ben ife'^Iern fetner ^lac^folger, bie mft
nur Don i^ren ©(^n^ac^en ^Beinamen empfingen, p ^runbe gegangen,
|o ba§ fic§ bie ©efa^r erneute. 50^an !ann fagen, bag bie S5öl!er=
tüanberung nic^t e^er geenbet, äU U§> biefe ^etoegungen 16eru!)igt
iüaren. ^e Ungarn Ujurben prücf getrieben unb tourben ßl^riften;
au berfetben Q^xt tourben e§ auä) bie Benachbarten fIaüifc|en_Jlatio=
neu; bie einen unb bie anberen ^aben eine ^exi lang atoifd^en ber
römifc^en unb ber griec^ifd^en Äird^enform gefd^ujanft, e^^e fie fid^,
oinb o^ne ä^üeifel burd^ ben @inf(u§ ber beutfd^en ^aifer, für bie
Tömifdfie entfd^ieben. ^Jlan Ujirb nid^t fagen, ha^ aud^ biefe fSölUx
äur ©in^eit unferer Aktionen ge"^ören; i:§re ©itte unb S5erfaffung
l^at fie öon berfelben immerfort entfernt; felbftdnbige @inn?ir!ungen
:^aben fie bamalS eigentlid^ nidf)t ausgeübt, nur bienenb ober miber=
ftrebenb erfd^einen fie: bie SöeEen ber aEgemeinen SSetoegungen
laufen, fo ju fagen, 3un)eilen in i:^nen ab./ ^ji^ormannen aber.
germanifd^eg Geblüt, tourben in ben ^rei§ ber übrigen S5öl!er ge=
3ogen unb tiatoen in ?Vran!reid) nnh (^jiglniib (^i|^e^ (Sie Vergalten
bieg gtei(^fam, inbem fie im eitften 3^aT)r:^anbert germanifd^eS Seben
nad§ 5^ea|)el unb ©icilien :^inüb ertrugen. 5lud§ i^re 2anb§leute 5U
^au§ Ujaren inbeffen S^riften gehjorben unb in biefen ^rei§, bem
fie öon ^'latur ange^^örten, big auf unbebeutenbe tiefte tJoEfommen
eingetreten.
|)iemit , in ber 5}litte be§ eilften ^a^x^nxxhexi^, enbeten bie ^e«
lüegungen ber S^ölfertoanberung. 2)ie ßnttoid^elung ber ©^jrad^en,
eine geiftige grud^t biefer ftürmifd^en i^a^r^unberte , War in i^rer
©inl^eit unb ^Jlannid^faltigfeit gegrünbet. Söirft man einen Mxd
auf bie fran^öfifd^e ßibegformel M bem @d§tt)ur bon ©trapurg, fo
glaubt man barin bie ©puren ä^gleid^ ber italienifd^en , ber frati=
abfifd^en unb ber fpanifd^en 5Jlunbart ju entbec^en. 2öie bieg öon
ber ©in^eit ber romanifd^en, eben fo unb nodf) beffer jeugt bon ber
^in^eit ber germanif(^en ^Jlunbarten , ba§ eg oor htr^em gelungen
ift, fie fämmtlid§ in eine eiuäige ©rammati! 3u bereinigen, ^ie
©runblage aEer neueren SHeic^e unb i^re S5erfaffungen ttjaren gelegt.
^aifert:^um unb ^apftt^um ftanben in aEgemeinem 5lnfe§en; jeneg
fteEte gleid^fam bag germanifd^e, biefeg bag romanifd^e $rincip beg
großen 35öl!erbereineg bar: eineg unterftü^te bag anbere.
XX Einleitung.
.gieraui ndf^m ber uiflJrünajUcfie %x\tb ^ux SBanberunö baburc^^
ba^ er mit ber böHigen .Im^föebung gegen ba§ ßl^riftent^um ein^
toarb, eine nene 9iid6tuna :/fe tou^^üge laffen ficf) betna'^e aU eine
f5rortfe^ung ber S5öI!ertt)aTiberung betraifiten. S)a§ nämli(^e fSolt,
roelc^eg bieje gefd^loffen, ba§ normanmfc^e, na'^m in bemfelBen ^a1)x=
^unbert nit^t aEein burd§ brei t)oraüglic^e f^ürften, üloBert öon ber
^ormanbie, tDeId)en alte ßl^ronifen in 3Ibet unb 9ftei(^tl§um, ja felbft
in geiftigen S^or^ügen über ben oberften ^nfül^rer fe^en^), SBoemunb
öon 2arent, beffen 2;^citnat)me ^leid^aeitige mit 9fled)t an feine frü^e=
ren Unternehmungen miber bie ^riec^en fnüpfen, nnb 2ancreb, fon=
bem überbieS bur(^ fo öiel ©inaelne^), bafe ein Ä\ieg, in bem man
lag, au§ ^Ulangel an ftrettluftigen Männern aufhören mugte, an bem
erften ^reua^ug bon aEen 3]öt!erf(f)a|ten ben leb^afteften ^Int'^eiL
33ieEei($t ift ein ^^ortneger, ber ^eilige Dluf, ber @rfte getoefen, ber
äu einem ^iW^fid^ nnb 'fein «&eer mit bem ^reu^ meid^net ^at^).
^ie yo^tij^affneten SSaEfa^rten nad) ^ernfalem/im eilften P^aBr^
^unbert fd^nen perft t)on ben Normannen au^^eggna£ii_4JL4lin ;
biefen öor aEen f(^reibt Ü^oger §obeben ben glücfü^en gortgang
berfclben ju*). ^nbiefer_ neuen %egeifterung nun nahmen _aEi.j:o=
nianifd^j_^ermanil^ @Ieid§ Bei bem erften 3ug
m'aren ©panier, bie trafen bon ßerban unb ßanet ^) ; Sope be S5ega
^at ein gro§e§ ßJebic^t gefc^rieben, ba§ S^erbienft ber ßaftilianer um
ba^ ^eilige Sanb 3U ber^errlid^en ; in bem ^a^fe 1121 bereite ber^
bleute Sigurb bon Norwegen ben ^Jlamen i^örfalafar, SetufalemfaT^rer ;
Don ben anbcren ift e§ o^ne^^in befannt. 9liemal§ f)at eine frembe
Nation, nur einmal etn^a ein frember f^ürft, n)ie 5lnbrea§ bon tln=
garn, boc^ biefer al§ ba§ ,!paupt eine§ oberbeutfd^en SH^^ ^^^ ii^^^=
jc§ ber 6o^n einer franaöfifdien 5}lutter, baran 5t]§eil genommen,
m ganzen finb_bii_gxeuMügp pittp 11t}ternel)mung_ber_romanif(f)en
unb germantfd^en__gnl^er inggpfnmmf iinh nEgiit
^un betraute man, tt)ie fie ju einer ^uSbel^nung berfelben nad^
1) Stelle QUi Radulfus Cadomensis bei 2ßilfen, ^leu^aügc I, 80.
2) Gaufredus Monachus de acqiiisitione Siciliae IV, 24.
3) ©eb^Qtbi, @ejd)id^te bon ^iorluegen unb ©änematf I, 380.
4) 23ei ^ugo ©rotiu2, Prolegomena ad Histor. Golhorum, p. 60.
5) Mariana, Hist. Hisp. X. c. 3. Capmany, antigua marina de Cata-
luna I, 124.
ginleitung. XXI
aden Seiten, naä) aEen 9fli($tunöen fül^tten. SBomefimlic^ ätoar öingen
fte naä) bem^Migen ganb. boc^ ay& an .bie ffüfte be§ gjlittelmeerg^j.
feine^wegl ba^in aEetn. ^$a§ (ateinifc^e ^aifei-tl^um 5u gonitaiiii=^
no|)el ]§ätte Bei längerem Seftanb ba§ ganäe^grted^ifcfte 9tei(^ in ein
römanif(^=germanif(^eg umtoanbeln muffen. D^ne ba§ unertnattete
TOBgefd^id ßubtoig be§ ^eiligen mürbe 3leg^))ten eine Kolonie öon
f^ranfreid^ gemorben fein; unb e§ ift ein öerftänbigeö, über bie S5er=
^ältniffe be§ Oriente jnm Occibent in biefer 3^^* ot)ne 3^^^?^^ i)ö§
bele^renbfte fSuä) an§brü(flii^ in ber 3lBfi(^t gefcCirieBen morben, npi^^
,^u einer Unternehmung miber 3legt)pten nod)mal§ anäuieuertT)^
.^önig Otnggieri uon ©iciüen — e§ ift ^flogier ;3örl ber üteid^e 6n
feinen alten ßanb§leuten — ^atte im i^a^re 1150 bie afrüanifc^en
ften öon 5tuni§ big Xripoli§ unb l^atte 50^al§abia inne^). 2)o(^
ag §^i(^ticyte unb ^leibenbfte^jn__be^ füblidten fBeli gefr&afe o^ne
gtoeifel burd|_bie©^anier. ^^x ßam^eabor, ber 6ib, 1)at no(^ bie
Seiten ber Sreuj^üge erlebt. ;^n benfelben Seiten behaupteten fie 5U=
erft 2olebo unb ba§ 2^agotl|al, ba§ 3llbefong ^m|)erator eben er=
obert, miber ben l^eftigen 5lnfaE ber 3tlmorat)iben , gingen t)ormärt§
unb nal^men unter Sllonf o üiamon ba§ %^al be§ ^uabiana ; (an ber
magren ^renje feiner Eroberungen, benn bie übrigen gingen mieber
öerloren, auf bem Gebirge ^Jluratal, unter einer bii^tbelaubten (Sic^e,
ftarb 5llonfo); in benfelben gemannen fie unter 5llonfo bem @blen
bie grofee @(^la(^t tjon 5^aba§ be 2;olofa, unb faxten f^u^ am
(Buabalquitjir ^) ; eben bamal§ enbli(^, !ur3 t)or Submig beg ^eiligen
erfteni Ärenajug, übermanb ^^^^'^inanb ber <&eilige Sf^en, ß^orboöa unb
6et)iEa unb, ba Öranaba il^m ^inSbar mar, ganj 5lnbalufien, !ur3
t)or bem ^meiten 5llonfo ber äöeife ^Üflurcia. ;^n eben biefen Seiten
ift Portugal gegrünbet unb aufgeri(i)tet morben ; bie ^Bereinigung öon
^^ragon unb Katalonien, bie ^@roberung__öon_^a^^ bie S^T^aten be§
Sonquiftabor 3at)me faEen in biefelben. Unb nun §ängt bie§ aEeÖ
mit ben 3^9^^ ^^c§ bem ^eiligen Sanb genau pfammen. S)en @r3=
bifc^of 9lid§arb bon Stolebo , ber mit einer ©c^aar Äreuäfal^rer nad^
^om !am, fd^irfte ber ^ap}i äurürf, meil er unb fie in i^rer .^eimatl^
nöt^iger feien, unb ftatt toiber i^erufalem führte er biefelbe nun
miber 5llcala*). äBir miffen, ba§ e§ öorne§mli(^ auf einem .^reu3=
äug begriffene 5^ieberbeutfc§e , (Snglänber unb f^lanbrer maren, bie
1) Marini Sanuti liber Secretorum fidelium Crucis bei S5ongar§.
2) 9ioumer, @ej(i)itl)te ber ^ol)enftaufen I, 557.
3) 5inei au§ Rodericus Toletanus, de rebus Hispaniae.
4) Rodericus VI, 26.
XXII Einleitung.
bem f^ürften , ber ft(^ juerft einen ^önig öon ^^ortugal nannte, feine
$au|jtftabt eroberten 1), bag aiiä) 70 i^a^re fpäter monjo bes Snjetten
öornel^rnfte Eroberung nur burc^ biefelbe «g)ülie gefd^a:^^). Ueber=
l^aupt ift bie S5e|i^na:§me ber pljrenäifrfien ^albinfel nur burd^ 531tt=
n)ir!ung ber bertoanbten ©täntme gelungen; au§ ber S3eute bon ?l(=
meria gab 3llonfo 9tamon ben ^enuefen gum 2)an! für i^re 2)ienfte
ein f(^öne§ Metnob; auf ben ^aba§ bon 2:oIofa ftritten btele 2:au=
fenbejjatt jenfeit ber ^t)renäen im §eer ^lonfo be§ ©blen^).
5£)iefen Unternel^mungen unb_ f^oj:t|d^4;it4m-axn|£reM?ktion£^ an
^ üften hg^ ^Jlittelmeereg, imgüben übertäubt, gingen, anberemr
Sdtejnt Sorben, bie au§ bemflrbeiT^eiftentf^angen. i^ener @igurb
:^örfalafar lie^ e§ bei feiner Ütürffunft fein erfte§ @ef(^äft fein, bei
Palmar au lanben unb bie fmalänbifd^en Reiben, 5Jlann bei 9)lann,
3um etiriftent^um au nöttjigen. ;Sn^.bmlßI6en_.^inn^^ ber
i^e4%e mit__ben @(j§meben Uji^er bi^ ginneg. @r meinte, al§ er''5tr
@d§lad§t faf|, aber er lie§ nid^t ab, bi§ bie ginnen in ber £}uelle
!^ubtfala getauft morben. S^x S^it be§ atoeiten Äreuaauge§ auf eine
f&uUi ^a^ft @ugen§ a^erft öerbanben fic^ S)änen, ©ad^fen unb
äöeftfalen au einem gemeinfd^aftlid^en S^^ mtber hk benod^barten
©laben, fntf d^loff en , fie entmeber auntA^rtftent^um au brii^en ober
au^aurotten*). ^id()t biel fbäter fany^ifd^of ^leinbarb n^V§anbeI|=
Wpn^t^h .<g\nnhvnprfn'n V"n gSi^btL n^aj__g[t^Ianb; mn ^ :brebtg£iL
S)iefe brei Unterne'^mungen fül)rten, mmn nid^t fogletd^, aber nai)
unb nad^ ju einem glänaenben ßrfolg. C^ieffeit ber Ober mürben bie
glaüeix nod^ in ben ^Seiten _bir touaaMe fogut mie böEig au§ge=
fo'ttei^ "beuifcSr JIM, beüH^e^ür^^ maren ber etggRt=
tt^£%tanun ber neuen ^emo^ner bon gedttenburg unb Sommern,
bon ^ranbenmirg unö i&d)lefien; birbörberen ^ommern liieren hti
ben l^interen feitbem nidf)t anber§ aU ©ad^fen^). ginnlanb marb
nad§ langen ^ämbfen, im ^a^re 1248, enblid§ gana d§riftlid§ unb
fd^mebifd^ ^) : feitbem mo^nen ©c^meben längs ber ganaen Äüfte unb
in ben feften $lä|en bafelbft. ?Xu§ ber unf(^einbaren Kolonie bon
"9;L'futt ging bie .f)errfrf)aft ber S)eutfd§en über alle§ ßft^lanb , ß{ef=
1) Dodechini Appendix ad Marianum Scotum. Pistor. I, 676.
2) Gotefridi Monachi Annales 284.
3) Epistola Alfonsi VIII. ad Pontificem de bello etc. in: Continuat.
belli sancti, Basel 1549, p. 246.
4) Anselmi Gemblacensis Abbatis Chronicon. Pistor. I, 965.
5) ßanaotü, Poinerania I, 216.
0) ©djöning in Sdjtb^er'« 5lltgem. 9forb. ©cfd). 474.
Einleitung. XXIII
lanh unb ßurlanb ^eröor; ia.iittbem bte ütitter t)om (Stfitpai. bic
man bafelbft geftiftet, eine getotffe g-efte n)iber bie ^i-eugen ju öer=
t^eibigen üer^toeifelten ^) nnb bo($ trefftid^e groben ber Zap]txUxt
%dbm, trngen fie ni(i)t tDenig baju bei, bafe bie beutfcfien bitter ^nr
.^ütfe gerufen tomben. bie benn ba^ lettifd^e Sanb gan^ j\u einem
beutjc^en mad^ten. ^n fnr^em reid^Ten bie S3eft|ungen Beibex 9flittet=
fd^ayten bereinigt öon S)an3ig bis 9larma; bort ftie§en fie an bie
^Pommern, meldte enttoeber gan^ ober buri^ hu Unterm erfung unter
^aifer unb üteid§ bod§ 3um X1)dl germaniftrt maren; l^ier mürben
fie am finnijd^en ^Jleerbufen bie ^J^ai^barn ber ©d^meben: ber germa=
nifd^e ^ame umfaßte ben ganzen ^elt.
:^n ben ^rei§ biefer @reigniffe ge!)ören bie Unternef)mungen
^peinrid^ ^lantagenet§ in Urlaub. @r bemirfte, ba§ in ;^rlanb fortan
gleid^fam ^toei 5^ationen gemolfjut l^aben, bie eingeborene irifc^e unter=
morfen, bie englifd§e germanifdfie , bie bur(^ i^n, menn nid^t äuer)\
üBergefüT^rt , bod§ feft gegrünbet morben, ]^errfd§enb ^) ; eben bamalS
]§at S5enebig bie S)almatiner italienifd^ reben gelehrt. 3lud§ ba§ ift
l^iemit ^ujammenäufaffen , e§ ift eine neue Ausbreitung unferer 5la=
tionen ; unb ^xlanh anzugreifen, reifte ebenfaES ber $apft, htm baS=
felbe nie ge^ord^en moEen. S)od§ um nid£)t bon bem ^rincip ab5U=
iommen, mu§ man ^auptfäd§Iid§ jene beiben Unternehmungen im Singe
behalten, bie nörblii^e unb bie füblid^e, bie auS berfelben 9ti(^tung beS
@emüt^e§ ftammen, burd^ biefelben äöaffen, imter benfelben !S^id)tn
unb oft mit bem SSeiftanb ber nämlid^en 5Jlenfd)en gefd^el^en finb.
©ie zeigen bie (Sint)eit unferer 5^ationen in Sbee, 3:i§at, (SntmicEelung.
5lm t)oE!ommenften aber f^rid^t fid§ baS ^rincip in ben l^reuä=
fa^rtSäügen im ©üben unb 9lorben au§. S)ie§ t)on einem geiftigen
eintrieb auSge^enbe, burd^ unb burd§ regfame, nad^ allen ©eiten
^inauöftrebenbe ßeben fanb in eblen ^nftituten unb ©rzeugniffen, hu
eben benfelben unb ä^ar auSf(^lie^enb angehören, einen angemeffenen
SluSbrud. '^Inx je ^meier moEen mir geben!en. 3&enn ber .^rieg au
jebem 5lu§bru(^ ber ßeibenfd^aft , ber üto^^eit unb ber t^ierifd^en
^flatur reist, fo ^at ba§ 9littertt)um bie S3eftimmung, ben magren
9Jlenf(^en zu retten, bie gemalt burd^ Sitte unb (Sinflu§ ber f^rauen
ZU mäßigen, bie ^raft burd^ bie Ütid^tung auf baS ©öttlid^e zu t)er=
flären. ©ein Urfprung in biefem ©inne trifft mit ber iBilbung
ber beiben erften geiftüc^en 9litterorben , feine SSlütl^e o^ne 3^^if^^
mit ber ©rünbung be§ britten z^fammen. 5^a(f) ben ^reuzzügen ift e§
1) 5Du§burg in Script, rer. Pruss. I, 35 (51. b. n. 31.).
2) .g)ume, ®ei(i)id)te öon (Snglanb I, c. IX, p. 281.
XXIV (Sinteituucj.
ätt)ar mä)t untergegangen, aber e§ ^at eine anbere, in ben üerfd^ie=
benen ßänbern eine üerjd^iebene @nttt)i(ielung genommen. 9Hemal^
§at e§ fid§ über anbere Aktionen erftretft; jelBft ^o^anniter unb
iempet^exTen ^^aben in einer anbern niemals eine ^roöinj unb nie
me!)r aU einige SSeft^ungen ge:§al6t; bie beutfd^en bitter ftanben
gegen ßetten unb ©laöen in einem fteten ®egenja|. (Sine eble
mu^t be§ ritterlichen ßeBenS ift bie ^oefte biefer Reiten, ^ft in
ber Z^ai, toie e§ benn getoi^ fd)eint, bie eraä:§Iung S5e(^aba§ öon
@ottfrieb üon SSouitton ber erfte 9loman getnefen^), unb tnüpfen ft^
bie ^abeÜreife t)on ^art bem ©ro^en unb 5lrtl§ur, wie aEerbing^
fel^r toa^rjd^einlij^ ift, unmittelbar an biefen, jo Ijaben bie ^reu3=
jüge an ber SSegrünbung ber neueren ^oefie, man fie^t lüelc^en
5lntl)eil. Uebrigens fnü^ft biefelbe atte unfere Nationen au§fc§lie§enb
aufammen. S)ie S5orreben ber äßilüna unb ^fliflungafaga gefte^en,
ba6 bieje in ^§lanb beutfc^en S[^orbilbern na(^gebi(^tet morben ^). ^ein
anbereg 33olf ^at X^eii an i^r.
^i(^t aEein SHitter fü'^rten ben ^rieg, auc^ bie ^^reitjeit ber
©tdbte ift !riegerif(^: i^r Urfprung fäEt bei aEen unferen S5öl!em
in bie nämlidje, in biefe g^it- 2)ie erften ßonfuln ber italienifdien
(SJemeinben, bie fie felbft gemä^lt, auf mel(ä)er 3Ba^l il^re gan^e j^xd=
^eit berul^t, erfc^einen mit bem ^a^r 1100, gerabe mit bem erften
^reu35ug ; unätoeifel^aft finben mir fie juerft in @enua h^i einer Unter=
ne^mung im Ijeiligen Sanbe. Sie ^aben fid^ im ßaufe unfereS Qtii=
raume§ bie ganje bemalt ber alten !öniglid^en trafen öerfd^afft ^).
35ereit§ in bem ^af)x^ 1112 finben mir biefelben ^nftitute, freie 6om=
munen unter 8d)ö)5^en unb 5Jlajoren il^rer eigenen SBa^l, in gran!=
rei(^; fomie ber ^önig unter ber Oriflamme, ber f^a^ne öon (5t.
S)em§ — ein SSejug, meldjer ber toa^re Urf^jrung biefe§ 9lei(i)§=
bannerS 3u fein fd^eint, — fo ^ie^en aEe Kommunen, jebe unter ber
Saline i^re^ Drt^l^eiligen, mit il^m in§ f^elb*). ^n ßaftilien Ratten
bie ©tobte f(^on im ^a^r 1169 um ilirer @treitbar!eit miEen ©i^
in ben 6orte§, unb bei ber Sd^lad^t öon ^aüaS erfd^eint i^re §ülfe
ni^t ol§ bie geringfte. S)ie beutfd^en ©täbte enttoidelten fid§ burd^
1) «Stette au§ ©ottfticb t)on SÖigcoig b. 6id^I)otn, ®ejc^. ber Kultur unb
Sitetatut b. neuern Europa L, ©. 82.
2) ^Prooemium abgebrurft in @id^l)orn, @ejd^. ber ßultur, ©rlöuterun^
gen, ©. 125.
3) ©abignt), ©ejc^ic^tc be§ gjömijd^en 9f{cci)t§ im ^Mittelalter III, 100.
121. Sismondi, Histoire des röpubl. ital. I, 373 au§ Caffaro.
4) Ordericus Vitalis bei Du Gange s. v. Commune. Velli, Hist. de
France III, 93.
Einleitung. XXV
bie ^Befreiung öom S5ogt im !Oaui berfetben S^it bt§ ju felbftänbiöen
^ünbniffen^). Unter $eini-ic^ III. tüurben bie ettglifd^en ins ^arla=
ment berufen^), gu @ot§(anb auf fd^toebiftfiem @runb uitb 35oben
btü^ete 3Bi§bt). @enug, äugleiif) mit 9littettl§um unb Äreua^ügen ent=
toirfette ]\ä) öom ^totben U^ 5um ©üben ber romamf(^=germanif(^en
^Jlationen gtei^eit unb SSebeutung ber ©täbte. Sßie bem 9littert:^um
unfere eigentT^ümlidie ^oefie, fo fd^eint ben ©täbten unfere eigent!|üm=
(id§e S3au!unft anjugel^ijren. ^n ber nämlichen S^^t ^<it fie fic§ öon
bem flatteren ^ad^ unb bem ^aXbtxex^ ju jenem fd^önen ßbenma^
im (5|)ipogenftt)l burd^gebilbet , ber in bem ^Portal be§ 3)lünfter§
3U Strapurg, in bem ^1)ox be§ S)ome§ p (ibln, in bem X^nxm
5u ^reiburg, in ber gan3en Äird§e ^u Harburg — tjon 1235 —
unb in ben ßat^ebralen au 6iena, üiouen, ^urgo§ fid^tbar ift.
SGßeber an bem 9ftittertf)um , nod§ on ber ©nttoicfelung ber
Stäbte ^aben anbere Nationen X^tÜ genommen. 5^od^ im Sfa'^re
1501 baten bie ütuffen ^u 5}lo§!au, i^nen einen ütitter, einen eifernen
^Tfiann, toie fie jagten, 3U fenben , unb ftaunten i^^n aU ein SBunber
an. 2)ie 2;]§üren an ber ^^omgorober ßat^ebrale finb bon 5}kgbe=
burger 50^eiftern.
^ebenfen tüir nod^ einer anbern @rfd§einung. äÖie bie S5öl!er=
tüanberung bon ber SSilbung be§ ^aifert^^umS unb be§ $apftt^um§
begleitet toarb, fo ^at fid§ mit ben ^reu^aügen ber ^am^jf biefer beiben
(Seujalten enttüicfelt. @§ ift nid^t aEein ein ©treit be§ ^aifer§ unb
be§ ^apfte§; er ^at augenf(^einlid^c ^ejietiungen auf alle S5e!enner
be§ römifd^en ^lauben§. S)ie ©ntatoeiung <g)einrid§§ II. bon @nglanb
mit 2;^oma§ SBecfet ift ilim in bem ^fntereffe ber ^äm^fenben unb
in ber 5lrt ber SSaffen au^erbem böEig analog; bie Beiben f^ürften,
bie beiben @eiftlid§en toaren berbünbet. 2lud§ übrigen^ ge^^t er aEe
unfere 51ationen an. ^riebri(^ I. '^atte Sd^toeben in bem §eere, mit
bem er 1158 nad^ S^talien äog^); ^aubtfäd^lii^ burd§ englifd§e§ Öelb
tüurben bie ^ö^fte ^u i^ren ^äm^jfen in 5^ea^el in ben ©taub gefe|t ;
mit ben (i5efd^id§ten ^onrabing greifen aud^ bie ein^eimifd^en S3er5ält=
niffe bon ß^aftilien genau aufammeu^); ^arl bon ^njou, ber biefe
Kriege enbete, tt)ar ber trüber be§ fran^öfifd^en ^önig§. @§ fonnte
nid^t anber§ fein, al§ bafe ber innere ^am^jf ben äußeren ftörte. ^it
^ed^t fefjute fid^ f^^'i^^i^i«^ !• ntitten in feinen italienifd^en Kriegen
1) Utfunbc öon 1255 in Sßogt'§ «R^cinifd^cr ©efd^id^tc I, 426.
2) QBoltmann, ©nglild^e ©ejd)id)te II, 121.
3) Stalin, @(^hjebijd)e ©ejd^id^tc II, 88.
4) 3'tQumer, ^ol)enftQufen IV, 586.
XXVI Einleitung.
mä) %]kn, tüo il^m bie Äraft, bie er in jenen üerfc^ttienbete , einen
nja^r^arteren dlu1)m unb ein t)oEftänbigere§ (^iM genjä^rt :^ätte^).
'ahn anä) bie inneren @en)alten ^erftörten ftd^ felbft. S)a^ ^apftt^um
glaubte fälfc§lid§ burc^ ben gatt ber ,g)o:§enftaufen an ^Jlad^t öen)on=
nen ju §aben ; (sonrabin n^ar nod§ nid^t öier^ig ^ai)xt tobt, all e§ in
bie ©efangenji^ait ber jranaöfifc^en Könige fiel; feitbem ift el nie
njieber ba§ alte ^^^apftt^um getüorben. äÖeld^e üon nnfern 9lationen
toäre §iet)ön unberüi^rt öeBlieben ?
^lan !ann 6ei ben äußeren Unternehmungen atoei 3^iträume
unterfd^eiben : ben einen, too fte in erfter i^rifi^e beginnen unb i^r
®eban!e aEe ^emüt^er bel^errfc^t, ben anbern ber fyortfe^ung, ber
91ac§n)ir!ung, ber Erfolge. SBirb bte§ bem ^unbigen bei ber ^öitn--
toanberung auj ben elften ^licf einleuchten, fo ift e§ hd ben ,^reuä=
^ügen beinah nod) beutlic^er.
""Mä} bem S5erfaE ber beiben großen (Sett)alten, nac^ bem all=
mäl)lic^en ©rialten be§ ^ntereffeg -Mer nacl) au^en in bem 14ten imb
löten i^f'i'^^^unbert, entftanb in bem i^nnern unferer ^lationen, fo ju
fagen, ein aUgemeiner ^rieg ^Eer gegen Wie. @ben bie 3ufammen=
geljörenben ent3tt)eiten fic^ am ^eftigften. ^roben^alen unb Katalanen
finb bon ßinem ©tamm; burc^ bie ^nf|)rü(^e t^rer dürften, ber
Käufer ^njou unb SSarceEona auf 51ea^el verfielen fie bamall au?
J3^a]§r^unberte in geinbfd^aft; in eben biefem ^am^fe trennten fic^
9lea^el unb ©icilien. Portugal mar anfangt ein ßelien ber cafti=
lifc^en ,^rone; feit ber 5luflöfung biefeg Sel^nüerbanbel fa^te burd^
ben ©tol^ beiber Sööl!er ein unbertilgbarer gegenfeitiger §a^ in il)nen
SBur^el. Ueberbie§ ging bie ^artei ber ^^lunea unb Öamboa burc^
ganj (5|)anien : bie bürgeiiid^en Kriege mürben nur bann unb mann
— fonft mar e§ umgefe^rt — burd§ einen maurifdfjen unterbrodfien.
^n ;^talien bilbeten fid^ (S^uelfen unb ^ibeEinen^ bereu Flamen fd^mer=
lic^ tjor bem Einfang bei brei^eT^nten ^af)x^nn't>ext^ entftanben finb^),
ju jener (Sntsmeiung au§, bie ba§ gan^e ßanb, @tabt für ©tabt, beinal^
^au§ hei §au§, trennte. S)urc§ ben S^^ft ber föniglid^en 6Je=
fd^lec^ter, nid§t mie frülier über einige Selben, fonbern über bie .^rone
felbft, mürben f^ranfreid^ unb @nglanb ju ben l)eftigften Kriegen
ent^ünbet; ba tüarb anfangt f^ranfreid^ bur(^ bie englifd^en Söaffen
unb eine grofee englifd^e Partei, barauf @nglanb unter ben geid^en
1) ^aumn an^ Ricobald. II, 411.
2) Muratori de Guelfis et Gibellinis, Antiquität. Ital. IV, 607, 608.
Einleitung. XXVII
ber rotten unb tcei^en 9tofe zerrüttet, ^n 3^eutf(^lanb ftritteii
Stämme unb @ef(^Ie(^ter nid^t minber. ©rfjtüaben unb ©c^toeiaer
finb Beibe 5l(emannen; nun verfielen fie in eine töbtlii^e ^^einbfc^aft.
Ceftreic^er unb S3aiern finb beffelben ©tamme§: bie (5(^lad)t öon
^}Jlüf)lbor| geigt, tüie tnenig fie beffen eingeben! tnaten. f^ranfen ^tx=
fiel in ben @egenfa| ritteflii^en unb geiftlic^en S5eft^t^ume§. Kriege
um bie ©rBfolge, Mege ber Minber gegen ifiren Sßater, ^rubet!riege
öertüüfteten 2;§ütingen unb 5[Rei§en. SSranbenButg unb ^ommem
waten Beibe t)on fäc^ftfc^en ß^oloniften Betno^nt; aBer bie Sln^Drüc^e
ber BranbenBurgifd^en f^ürften an ha^ ßanb ber ^ommern n)urben
än)if(^cn i:§nen sunt großen 5lnfto§, unb in ipommerfdjen ß^ronüen
mirb ber 9Jlär!er ftet§ mit 5lBneigung gebac^t. ^iegu !am bie @r=
^eBung ber f^ürften toiber bie !öniglic^e ^etoalt, ber ßanbfaffen toiber
bie fürftlic^e; tüo man reic^gunmittelBar toax, ber ütitter wiber bie
Btähk, in ben ©tobten ber Sünfte toiber bie (S^efiiilei^ter. €ft toar
bie ^rone ftreitig. S)a finb e§ nid^t aEein S5öl!er unb ©tämme/
Staaten ober ÄaBinette, toeld^e öffentlid^ l^anbeln, fonbem @e|(^led)ter,
6or|)orationen, bie ^ingetnen, an feinem ^^'^eil auf jebent $un!t ein
jeber, fo gut er !ann.
^n biefem 3uftanb , follte man glauBen, toerbe fid» bie ©in^eit
faum eine§ Üteic£)e§, biet Weniger ber ^efammt^eit unferer ^Zationen,
erhalten ^aBen. 2)ie Partei trennt, aBer fie öerBinbet aud^. S5or=
3ügli(^ greifen bie englifd§=fran5öfifd)en Kriege in bie üBrigen S5er=
^ältniffe ein unb !nü|)Ten fie 5ufammen. 3öa§ fd^eint Weiter t)on
einanber, al§ ber 5Iufru^r unterbrüctter ©(Rotten miber bie @ng=
länber unb ber .^ampf 5UBred^t§ unb Slbolfg um bie beutfd^e Ärone?
2)ie ©d^lad^ten öon ^amBug ,^ennet§, in ber bie ßnglänber unter=
lagen, unb üom ^afeuBül^el , in ber 5lboIf fiel, Beibe 1298, l)ängen
bennot^ genau gufammen : 3IlBred§t War mit ben f^ran^ofen unb bur(^
fie mit ben ©(Rotten, Slbol} mit ben ©nglänbern üerBünbet. S)ie
englifc^e ^artei in ßuro^a unterlag in Beiben ©d^lad^ten. 3)er ©treit
awifc^en ßubwig bem ^aiern unb l^arl t»on ßu^emBurg um biefelBe
beutfcfie Ärone Warb nid§t foWo'^l in S)eutfd^Ianb , al§ burd^ bie
Sc^lad^t t)on trefft) entfc^ieben. >^ura öor berfelBen ift ^arl t)on
iJier 6f;urfürften in aEer ^racf)t auf ben ,^önigftu]§l er^oBen Worben;
gleid^ na dl) berfelBen — feine Partei, bie fran^öfifd^e, :§atte Verloren —
fe^en Wir i^n of)ne 5lnfe^en unb Gewalt nad^ 35öf)men aurürfeilen;
ÖubWig aBer ftfiiÄt unb empfängt feierlid^ englifd^e (Sefanbtfd^aften^).
1) Albertus Argentinensis ap. Urstisium II, 139.
XXVIII einlcitung.
^n bem i^ntereffe biefer Beiben ^arteten unb l§au|)tfä(^(t(^ mit i^rer
.^ülfe fül^rten ^^eter bei* ©taufame unb §e{nrtd§ tjon Sra^tamar il^ren
Ärieg über bie ^öniggtoürbe t)on (^aftilien. ^a $eter§ ^eij ben
jc^njaraen ^rin^en, ber il^m ge'^olfen, ju bem ^^oagtum nötl^igte, bas
f^oagium abtx beffen S^afatten 3ur Unäufrieben^ett antrieb^), tüorans
ber SBerfatt ber englifd^en 5Jlac^t in ^ronfreic^ !am, |)einri(^ bagegen
mit ben gran^ofen in @t)anien fiegte, fo tann man fagen, ba^ ber Um=
fd^Iag be§ englifd§en ^Iürfe§ in ©Manien erfolgte. S)ui:(f) anbere
fyäben fangen biefe ©efd^id^ten mit T§oEänbifd)en unb gelbrifc^en, mit
aragonifc^en unb farbinifc^en, mit tienetianifd^en unb genuefifdien 5U=
fammen ; an eine S^folirung ber S^ölfer im 55littelalter, t)on ber man
jo öiel rebet, ift l^ienad^ nic^t ju glauben.
©elbft gro§e geiftige ^emegungen ge^en mitten burd^ fie ^inburi^
unb sengen bon i'^rer inneren ©inl^eit; um ba§ Sa'^r 1350 finbet man,
faft ti»ie in unfern Sagen, ein aEgemeine§ (Streben nad^ erneuten S5er=
faffungen. 3Jlan Bemerfe, ba^ e§ bamal§ mar (1347), ba^ 6ola
ütienji, ber Eiferer S^talienö, ben guten alten Quftanb, toie er e«
nannte, ba§ ift eine 5lrt repubütanifc^en ütegimente^ 5u 9tom, in ber
%f)ai T^erftettte; bamal§ (1356), t>a% fid^ Pebejer unb 5Doge bon
35enebig ^u einer S5erfd^toörung miber ben 5lbe( bereinigten, um in
einer ^orbnad^t i^re alten 9ted§te l^er^uftetten, unb 3U berfelben S^it
(1355) , ba§ in f^ftanfreidC) eine erfte ©tänbeberfammlung ^mar mit
bem ^önig ju leben unb äu fterben berf^rad^, aber feine Üted^te nid^t
menig befd^ränfte, eine ^meite üteformen »erlangte unb eine ßifte bon
22 ab3ufe|enben ^oT^en ^erfonen eingab , eine britte enblid^ eine
böEige üiebolution einleitete unb ben S)au)j]§in t:^re rotl) unb grüne
^ü^e aufäufe^en amang^). S)iefe SBemegungen maren gefe^mibrig
unb borübergel^enb. 5lnbere, ^u ber nämlid^en Seit, l^ielten fid^ in
engeren ©d^ranfen unb l^atten bleibenbere folgen. ;^n 3lragon er=
l^ob fid^ (1348) ftatt ber gemaltfamen ^ad§t ber Union 'i>a^ gefe^=
mäßige 5lnfe^en eineg S^ufticia^). S)amal§ auerft (unter ©buarb III.)
brangen bie Gemeinen t)on ©nglanb auf eine S5erantmortlid^!eit ber
föniglic^en Sflät^e, unb bieEeid^t maren eg ä^nlid^e geiftige SSemegungen
in S)cutfd^lanb, meldte (1356) .^arl ben IV. ba§ ©runbgefe^ be§ beut=
fd^en 9lieid^e§ auf ^a^rl^unberte ]^inau§, bie golbene ^utte, ju geben
beranla^ten: menigftenS fallen bie erften S^ereine ber ßanbfd)aften
3U ßanbftänben, in S3raunfd^meig , in <Baä)]tn (1350), in anberen
1) Le Premier volume de Messire Jehan Froissart f. 186.
2) Villaret, Histoire de France. Tom. IX. bon ©. 147 an.
3) Hieronymi Blancae Rerum Aragon. Commentarii, p. 810.
Einleitung. XXIX
Sierritorien in biejelbe S^tt^). 6oEte bieg 3ufammentreffen 3u=
fäEig fein? 3)ie gemeinfc^afttic^e ©nttrirfelung unferer ^lationen
tüirb biefelben ^been mit 5^ot^tt)enbig!eit in i^nen ^erborgernfen
l^aben.
bitten in biefen S5elt)egungen gebadete man inbeg immerfort fo=
tüie nod^ äutüeiten ber alte 3ioift ätüifd^en Ifaifer unb $a|)ft nad§=
toirfenb ]§ ert) ortrat , be§ ^orgenlanbeg unb einer aEgemeinen Unter=
ne:^mung gegen bie Ungläubigen. Oft ermunterte ber $apft baju;
burd^ 9ftomane, ^Jlä^rd^en unb S5olf§Büc§er tüarb bie aEgemeine 5^ei=
gimg äugleic^ auägef^roc^en unb genährt; im 14ten;^a5r5unbert glaub=
ten bie ^aftoureauj: in f^ranfreid^ unb (Snglanb , bie Eroberung bee
]^eiligen ßanbe§ fei an bie §irten unb S5auem gefommen, unb Brachen
baäu auf^); nod^ äu @nbe be§ fünf3e:^nten, im ^a1)xt 1480 ^^efteten
ftd§ biele 39ürger öon ^arma ein rotl^eg Äreuj auf bie Sd^ulter, mit
ber S3er^flidf)tung gegen bie Reiben ju fäm^jfen^). Sßorne^mlid^ in
©|)anien unb Portugal, n)o ber ^aurenlrieg in getüiffen 3^if(^en=
räumen fortgefe^t tuarb unb enblid§ p einem Eingriff auf 5lfri!a
fül^rte, blieb ber @eban!e ber ^reu^^üge lebenbig.
3.
Slu§ eben biefem @eban!en entf^rangen bie ^flanaungen. S)a^
nad^folgenbe ißuc^ tüirb jeigen, mie bie erften (Sntbedungen unb
Kolonien mit bem ^aureuMege auf atoeierlei 2ßeife ^ufammen^angen,
@ten§ burd) bie Unternei^mungen auf Wixita. tion foeldj)en Jter ^lan
aufj^nbien au^ng^^^meiteng burd^ ben ^ban|en^ hn^ (^'^riftej^t^^uffl
^u__bertl)etbTgm imh ang^ufireifm ^TjpJjT^lijStfH bpv ^prtltQJpfpn U-
gießen fid^ unmittelbar auf ben TOttelbunIt beg arabtfdlien.@lauben§ :
fie tüoEen ^erufalem an ^O'leüa rädfien; i^re ©iege finb nod^mal§ in
bem (Snt^ufta§mu§ ber S^erufalemfal^rer erf ödsten morben*). S)ie
fpanifd^en Unternel^mungen bagegen, ba fie miber .Reiben unb nidf)t
toiber ^O'lu'^amebaner gingen, l)aben me^r bie S^bee ber norbifd^en
^eu33üge erneuert; eine ©d^enfung be§ $a))fte§, eine @r!läxung, „ber
f^feinb muffe jum ß^riftentl^um Belehrt ober ausgerottet merben",
entl^ält ba§ ganje 9ted^t ba^u'*^). 5lud^ bie dauern, tüeld§e SSartolomeo
1) ei(^l)otn, 2)eutfd^e Btaai^-. unb 9lec[)t§9ejd)ic^tc III, §. 424 not. d. f.
2) 5Liefe§ 35ud^ ©. 43.
3) Diarium Parraense b. Muratori, Scr. Rer. Ital. XXII, 349.
4) Chronicon Monspeliense bei Du Gange s. v. Pastorelli.
5) (Itflärung ^oieba'i bei 9lobettfon, @efd)id^te t)on ^atmerifo 1, ©. 516.
XXX (Sinlcitung.
be Ia§ (^afag-au einer irieblic^eren Unternehmung md) 6:nmana
führen n^oHte, trugen ein jeber ein rot^eS Äreua^).
^^ ^n ber Zt)at Bilben in ©Manien unb Portugal S5ölfertt)anbe=
rung, ^reujsüge unb ^flanjungen nur ein einziges in feinem ^ange
aufammen^ängenbeS ©reignig.'^ 5£)ie ^oBIacionen, tüie fie öon ben
afturifd^en SSergen bis an bie anbatuftfc^en unb afrifanifd^en ,^üften
gebogen, n)ie fie noc^ 1507 in 5llmeria, 1512 in Dran t)orgenommen
toorben , beginnen nun jenfeit be§ atlantif(^en 5[Jleere§ ^) ;'^ie ©panier
rü:§men nid§t§ fo feT^r, aU bag fie bafelbft ftatt barbarifd^er fSölUx,
tüie fie fagen, bie @öl^ne unb ^b!ömmlinge erlauchter caftilifd^er
Käufer angepflanat Traben ^)/ ^ie fünf TOttionen meiner ^enfc^en. bie
man bafelbft gä^lt, finb n)al§re' ©^}anier. ^ine ^iEion ^ortuctiefen
tPol)nt in ^raftlien ; eine nid^t biel minbere ^Inja^l, obtt)o]§l entartet,
fonn man n^d^ an ben afri!anifd§en unb oftinbifd§en lüften unter=
fdl)eiben. (@o ftarle j^an5un£en_ lönnen mol^l al§ äöanbeningen
angefelien toerbHT^gtl^ianjere ^vbee ,"'m^ Solbmfationen be=^
(eStmibbie fie muSen^reu^^ügen gemein hoMi, ift ^biejli^^^xe^
tung beg 6^riftentl)umg.X@in^britte ift jl^nen eigen unb unter= '
f'i^eibenb für fie: bie ;g^bee ber gBeltentbecfung .^ — an unb für fid^
einer ber größten , %a^ menfd^lid^e (^ef(^led§t unb bie 6rbe umfaffen=
ben @eban!en; gefDrb£ci^^unbgenä^ murhe er bon ber ^egier^.
Tw^^J^PTr__g^t^ljtr3pn ."^tiWtPns nocf) bem ^olbe ^merifa*g. na(^ ben
$erlen ber unbefannten ^eere. bon bem fmtereffe be§ ^anbelg^).
" @§ märe unnötT^ig, bie allgemeitie 2:!§eilna§me unferer S5ölfer an
biefen S)ingen (ber Italiener menigftenS an ber ßntbecfung) ju ent=
micfeln ; unnötl)ig, meitläufig ju bemeifen, ba^ fie i^nen auSfd^lie^enb
eigen finb. ?lnbere 5^ationen ^aben biefe ^eftrebungen bann unb
mann berührt, in ber 2:§at aber anbere TOffionen berfolgt. — S)ie
©in^eit eineS 35ol!e§ !ann fic§ nid^t beffer äeigen, al§ burd^ eine gemein=
fc^aftlid^e Unterne^^mung ; moburd§ !onnte hk (Jin^eit unb 3ufammen=
geljörigfeit mehrerer SBölfer, mie ber unfrigen, fi(^ beffer betl^ätigen?
^ie Unternehmungen, bon benen l^ier gerebet morben, burd^ mie
lange ;3[al)rl^unbcrte fie fid^ aud^ äie^en, finb iljuen aEen gemein: fie
üerfnü^jfen beibeS, bie 3ßüen unb bie S^ölfer; fie finb, ba§ iä) fo
fage, mie brci groge ^It^em^üge biefeS unbcrgleicl)(id§en 3^ereine§.
1) Oviedo, dell' historie dell' Indie Hb. XIX.
2) Oviedo, Historia de la conquista y poblacion de Venezuela.
SBgl. ©d^äffer, 23rafilien, ©. 32.
3) Sandoval, Historia del Emperador Carlos I, 189.
oSi|ic5 '^udß.
ö. 3lonfe'§ aöerle XXXIII. XXXIV. «Rom. u. gei-m. SSoIter. 3. Slufl. 1
Säße tson ^xmlvtxäi itnb bon Stttlien. Äotfö VIII.
1. f^ranlreic^ unb Äarl VIII.
SBä^renb be§ TOttelalterS falben bie ßa^ettngen gran!reid§
Stüetmal erobext. S5on intern .^er^ogt^unt grance Gingen fte au§;
fie blatten mit ben (Subonen bon SBloi§, mit ben $Iantagenet§ t)on
^Injou gn !äm^fen unb toaten einmal auf aEen ©eiten öon ber
@ee!üfte aBgefd^nitten ; aBer ^^ili|))) Stuguft nal^m bie norbfran3öfi=
|(^en, Subtoig ber |)ei(ige hk :^)roben5aIifd^en Sefi^ungen ein, unb
$:^i(i^|) ber @d§öne untertoarf feiner tone ben ^apft. S)a§ tft bie
erfte (SroBerung: burd^ ben geraben ©tamm §ugo (^aptt^. 51I§
berfelBe auggeftorBen Ujar, tüurbe ba§ üteid^ 5mif(^en feinen männ=
lidfien 5lB!ömmIingen , ben S^aloig, unb ben toeiBIid^en, ben Königen
tion ^nglanb, ftreitig. Äönig ©buarb III. öon ©nglanb Befa§ einmal
l^alB gran!rei(^; ein anber 5D^al ^atte einer feiner ^lad^folger, §ein=
ri^ V., ^arig unb bie ^rone felBft inne. @§ !ann aU eine ^toeite
^oBerung Be^eic^net n:)erben, ba§ ^arl VII. bon 5ßaloi§ ber @ng=
Idnber toieber ^eifter tüurbe. S)ie Jungfrau öon Orleans ift e§
getüefen, toelc^e bemfelBen ben 2öeg jum Sieg eröffnete; fie ^at xf)m
ßt)am|)agne mieber öerfd^afft; aBer bie §au^tftabt, bie 5^ormanbie,
^uljenne unb bie boEfommene OBerl^anb öerban!te er ben ^erjogen
t)on ^urgunb unb ^Bretagne.
^erabe bie ,g)ülfeleiftung ber großen S5afaEen l^atte bie Sotge,
ba§ ber ^önig bod^ nic^t ööEig ^önig tüarb. Subtoig XI. , ber
ba§ ju füllen Befam — er mu^te einft !ommen unb bie Betüaffneten
1*
4 ©tfteS S5uc^. erfte§ Kapitel.
SBarone um ^rieben Bitten — , 16efd§lo§, ftc§ in öoEen S5efi| ber fönig-
Itd^en 6ett)alt ju fe^en. ©r toar fe^r argtüöl^nifd^ , fe^r !Iug unb
fd^arf genug baju; bieg i^ätte i:§n abex nid^t 3um ^^ide geführt, toenn
nid^t toie burd§ ein göttlid§e§ @efdf)i(f bie §eraoge t)on Sperrt), bon
S3urgunb, öon ^Injou unb bon S3tetagne fämmt(i(^ o:§ne ©ö^ne geftotben
toären. 2)en erften, feinen SStuber, Beerbte er ol^ne 2öiberfprud§.
gür bie @rBin be§ ^tüeiten !onnte iT^r @ema^l ÜJlayimilian bon
Defterreid^ S5urgunb unb bie ©ommeftäbte nidi)t Be'^aulJten; um
f^rieben ju ^aBen, mu^te er üBerbie§ bie SSermä^lung feiner 2^od§ter
^argaret^e mit bem S)au|)!)in Betoittigen unb 3uglei(^ aU <g)eiratl§§=
gut berfelBen 5lrtoi§ unb bie freie @raff(f)aft ben granaofen üBer=
liefern. S)er britte nun, |Ren6 öon ^Injou, ber fid^ ^önig bon brei
^önigreid^en , -^erjog bon brei .g)er(^ogt^ümern , (55raf bon brei @raf=
fd^aften nannte^), ^ätte too^I bie Sauber, bie er in ber 2;^at Befa^,
unb feine 'iRzä)k auf bie übrigen an feinen @n!el Sftene ton 2oVt}=
ringen Bringen !önnen; aBer er felBft toar nid^t bafür. (Sinft ^atte
er ßot^ringen an 5lnjou 5u Bringen ge'^offt unb nur, toeit er ge=
fangen toorben , jene t&eirat^ feiner Sod^ter jugegeBen , bereu grud^t
fein @n!el toar. ©oEte er nun fogar feine angeftammten ßdnber an
ßot^ringen fommen laffen? 5£)iefer junge gürft tooUte ja nid§t ein=
mal fein lot^ringifd^eg 3Ba|)|)en mit bem bon ^Injou b ertauf (^en^).
^DH^t) ergnügt hierüber, fe|te 9tene feinen 5^effen Äarl, toeli^er 5flamen
unb äöapben öon ^Injou trage, p feinem (SrBen ein^); biefer
aber, ber aud^ !eine SeiBe§erBen ^atte, 1)ai fieBen ^df)Xi barauf,
toie bie Ur!unbe fagt, um Öotte§ unb ber ßiebe miHen, bie er 3U
^önig Subtoig, bem ©ol)ne feiner S5aterfdf)iDefter , ^abe, eBenbem=
felBen bie ©rbfd^aft aEer feiner ^önigreid^e, ißeft^tpmer unb 9ftedf)te
übertragen*), fo ba§ bie Gebiete bon ^robence unb ^Injou unmittel=
Bar an bie ^rone !amen.
3ll§ ba§ ^iftorifd^e ßreigni^ !ann man Betrad^ten, ba^ bie
großen ße:§englanbe im ©üben unb Often im ®egenfa| mit ben Be=
nad^barten t^ürften, bie bem beutfd^en 9fteid^e angel)örten, mit ber
franjöfifd^en Ärone bereinigt tourben. 5^ur nod§ SSretagne toar
übrig; unb Bereite ^atte Subtoig bie 9fted§te ber ^ent^^ieore an ba§
1) Pasquier, Recherclies de la France VI, p. 557.
2) Garnier, Histoire de France T. 18, p. 462, qu§ le Grand MS.
3) Jeflament in ben Preuves ju Comines II, 118.
4) Extraits du Testament ebenba 182.
gfranftetd^ unb Äarl VIII. 5
Sant) , biefelBen , toeld^e fd^on einmal einen großen englifd^en ^rieg
3um 2;i§eit öeranta^t, feinem ^efd^lec^t burd^ ^au] ertoorben^).
5(ber biefe le^te ^urg ber S5a|attenma(%t 5U bett^eibigen , t)er=
einigte fid^ Submig bon Orleans, be§ minberjä^rigen ÄönigS ^ar(
näd^fter 5lgnat, mit ben S3retagnetn unb aEen inneren unb au§mäx=
tigen f^-einben beffelBen. S3ei @t. 3lubin ^atte er jebod^ Bereits ba§
f^elb Verloren unb fa§ in S5ourge§ gefangen; fo toeit toar e§: ber
5lufru^r 3tt)ar 16efd§tt)ic§tigt, hoä) nxä)t erfti(it, SSretagne jtoar befiegt,
aber auf§ neue au ben Söaffen fertig unb mit ben brei mäc^tigften
IRad^bam ber ^ran^ofen in ©ngtanb, 5lieberlanb unb Spanien im
«Bunbe, at§ Äart 19 ^a^xe alt marb (1491) unb ein ^ex^ äu faffen
unb fein eigner .^err fein 3U tüoEen anfing. @r Bezeichnete feinen
9ftegierung§antritt mit einer unertü arteten großartigen ^anblung.
@ine§ 5lBenb§ ritt er bon ^(effi§ gegen ben 3:i^urm bon S5ourge§:
er ging, ben gefangenen ^er^og p Befreien, unBelümmert barüBer,
baß berfelBe bie Söaffen gegen i^n getragen; er na^m i'^n mitfic^^).
©ie frf)tt)a^ten unb lachten Bei 2;if(^e ^ufammen unb fd^liefen bie
5lad§t auf ßinem S5ett^). @r ^atte ha^ too^l ertüogen: „fo toerbe
er ein guter S^ürft ^u nennen fein, fo toerbe er treue 2)iener l^aBen/'
Unb bamit machte er bem alten Mege ber SBarone mit ber ^xone
ein @nbe. @ogleid§ l^ierauf t)erBanben fic^ Orleans, ber ßonnetaBIe
unb t)iele @roße, nid^t me^r, toie einft, 5U bem öffentlid^en, ba§ ift
bem Söo^le ber S5afaEen, fonbern bem Könige ^u @ute unb 5U
5Dienften. S)a§ aber Bahnte ^arl ben äöeg jur ßroBerung bon S5re=
tagne. £)unoi§ unb anbere f^reunbe be§ Söefreiten ^ogen t)or Orleans
unb tüanbten fid§ an 5lnna, bie (SrBin Don Bretagne, bie mit ^aji=
mitian öerloBt mar unb fi(^ fd^on .Königin ber Sftömer nannte*),
„©ie fteEten xf)X üor, baß feit Maximilians erfter S5ermäl)lung mit
Maria öon 23urgunb im Sanbe berfelBen feinen 3:ag f^riebe getoefen
unb fein 3fleid§t^um ben S)eutf(^en äum SflauBe getoorben fei; nod§
größeres Unglüdf Bei fo meiter Entfernung fte:§e ben S3retagnern Be=
tjor.'^ ©ie Betüirtten, baß ^nna an ^arlS §of 5U ßangeaiS !am, bie
Urfunbe unter^eid^nete , burd^ meiere au etoigem SSunbe unb ^rieben
atoifdfien ^rone unb ^er^ogt^um fie i^m aEe i^re üled^te an le^tereS
übertrug unb er il^r bie feinen. S)urd^ S5ermäT^lung mit bem Könige
1) Garnier au§ le Grand Ms. XVIII, 452.
2) Extrait d'une histoire de France bi§ 1510 bei Th. Godefroy,
Charles VIII, p. 165.
3) Extrait d'une histoire de Louys b. Godefroy, p. 375.
4) Ms. t). Brienne bei Daniel H. d. F. IV, 478.
6 @rftc§ 33ud^. erfteg (Kapitel.
tourbe fte Königin öon gxanfreid^ ^). 2)en Xag, a(§ bieg q,t]ä)a1), unb
e^e man eg erfa^^ren, fa:^ man, toie erää^lt toirb, ^Jlargaret^e, U^^tx
Äatl§ iBraut, traurig im Slmboifer ©arten ein^ergel^en. Sie fagte
il^ren 3ungfrauen , fie ^abe im SIraume einen fe^r glän^enben unb
fe^r großen ©betftein ju Verlieren geglaubt^). 5^un toar e§ fretlid^
für fie ein großes ^ifegefd^itf, aU fi(^ geigte, ba| ber @belftein bie
Ärone öon f^ran!rei(^ bebeutete; aber toa^ !onnte bieg ben 9ftat^
t)on f5ran!rei(j§ fümmern , toelc^er fanb , bafe auf ber S^ermäl^lung
^arlg, nid^t mit il^r, fonbern mit ?lnna ber innere i^iuht beg ^önig=
reid^eg beruhe? S)ie ^erfönlid^en SJer^flic^tungen traten t)or bem ©e=
banfen ber S5oIIenbung be§ fran^öfifcfien üteid^eg unb feiner ©in^eit
5urü(f. S)ie terle|ten 5flad§barn traten gleid^tool^t ni(^t§ bagegen^):
ber erneuerte ©ebanfe ber ©in^^eit Don ^xantxtiä) tarn i^mn in ge=
ttjiffer äöeife felbft ju gute. 5Jla jimitian f(^Io§ feinen Srieben ^u
©enlig, aU er 5(rtoig unb bie freie ©raffd^aft mit feiner Soc^ter
mieber be!am. .^einricC) YII. ging, huxd) eine ©elb^a^lung befrie=
bigt, nac^ ßnglanb prütf. 5l(§ au($ ^önig gerbinanb bon (Bpa=
nien — benn Äarl, öieEeid^t ben l^eiligen Subtoig öor klugen, tooHte
ni(^t mit frembem @ut belaben fein — Ütouffillon aug ber S5er)3fänbung
toieber empfangen unb ]§ierauf berfproc^en ^tte, er tooEe fein <&aug
toeber mit .&einrid§, noc^ mit 5!}lajimilian, nod) mit bem nea^)olitani=
fd§en öerbinben *) , aud) biefeg, vorbehalten ber Mxäjt Ütec^t, !eine§=
toegeg unterftü^en; a(g ber alte ^unb ßaftilieng mit i^ran!reid^ er=
ncut toar, Äönigg mit ^önig, ßanbeg mit ßanb, 5)lanneg mit ^Ilann^),
blatten bie gran^ofen ^um erften ^al mieber tJoIIen ^rieben. 9}lan
!ann fagen, ba§ nun erft \)k gtoeite Eroberung beg gefammten Sanbeg
burd§ bie S5aIoig üoEbrac^t toar.
S)a äog .^arl in f^reuben burc^ bie Ortfd^aften , bie fid§ aug
tt)üften ^(ä|en öerjüngten, nad^ ben ©täbten, bie aud& toieber au^er=
l^alb ber ^Jlauern anzubauen toagten. ^n ben erften 30 3a^ren
nad^ ßubtoig XI. ift faft ber britte %1)dl ber Käufer im ^önigreid§e
neu gebaut morben, äugteid^ mit S5orrid§tungen für beninnern SJerfel^r^).
1) Contrat du mariage in ben Preuves 5U Comines II, 278.
2) Pasquier, Recherches, p. 586.
3) ^tc politijdjen 93erl)ältniffe, toie fie im ©ommer 1492 eintraten,
tjai biß ältefte benetionifc^c 'ütdaiion üon S^^^^^^(^ ßontarini gcfd^ilbert.
SicTgt <B. m. S3b. XII, ©. 34. (5lnmerfung ber neuen 3Iu§gabe.)
4) Zurita, Historia del Rey Don Hernando f. 6, 13, 18.
5) Comines, M^moires ann. 1682. I, p. 581. Corio, Milanes. Ge-
schichte, p. 899.
6) Claude Seyssel: Louanges du bon Roy Louys XII, p. 128.
I
^xantxiiä) unb Äarl VIII. 7
3toar ber arme SSauer, ber Bei großer f^mditBarfett nid^t treuer t)er=
faufen fonnte, l^atte 5!Jtül§e, toenn ber ^inne^mer !am, ben ^fenniö
aufäuBringen , auf ben er gef($ä|t toar^); inbe| brauchte er bod§
tüeber t)or ©nglänbem nod^ öor Betüaffneten ^^i^anjofen, tote früher,
feine <g)abe in bie ^ird§e ju ftüi^ten unb fein S)orf au öerlaffen.
2)iefen getoä^rte ber ^önig (Siefe| unb 9te(^t; mit bem 5lbel in
feinem 2)ienfte lebte er. 6§ toaren bie ^äupter ber großen Käufer,
bie am §ofe erlogen n)orben^), neben i^^nen pufig bie än)eiten
@ö^ne au§ bem nieberen 5lbet, fo t)iete toeber erbten noc^ @eiftli(^e
merben moEten^), bie in einem Vornehmeren §aufe, bei einem guten
bitter, ben fie fi(^ gemä^It, Bei einem ^au^tmanne, bem fie ber
^önig übergeben, nid§t eben 2Cßiffenfd§aften , bie fie nid^t acfiteten,
aber laufen, ringen, werfen, reiten, SBogen fc^ie^en, über^au:bt hit
Sßaffen fül^ren gelernt*), ^n i^nen entmidelte fii^ ba§ freie 9flitter=
mefen p regelmäßigem, fc§on jum 2;^eil folbatifd^em 2)ienfte. äßir
finben fie t)orne:^mlic§ in ben @ren3plä|en, in ©efeEfc^aften bon 30,
50, 100 5Jlann, unter einem ^rin^en ober §errn, ber bem 5lufmanbe
gen)ac^fen mar unb, toenngleic^ er einen ©olb empfing, bo(^ ge=
möl§nli(f) fein S5ermögen im Siienfte öermanbte; ein jeber ^atte ätoei
(5d§ü|en, einen jüngeren SBurfd^en, ber bei i^m ertt)uc§§, unb einen
Wiener. 2)iefe gingen aEe mit 5U j^dht^). ©ie gießen §omme§
b'5lrme§. ^m fV^'i^^ß^ f^^te einer ^äufig, feiner S)ame ju @^ren,
einen $rei§ au§ unb lub aEe ^lai^barn ju einem furnier ^ufammen.
Man ftritt babei lieber in ganzen Raufen, al§ einzeln; e§ faßen
ütic^ter: nac^ 2;ana am Stbenb unb ^Jleffe am Morgen marb ber
^rei§ ert^eilt. Rubere burd^^ogen mo^l 6|3anien unb Portugal,
^nglanb unb ©d^ottlanb , um bie %ap]txtdi i^rer 5^ad§barn 3U
erproben. 6ie !amen fid^ eben t)or mie ein San^elot ober Sriftan
— melt^e fie mo^l !annten — , il^r Äönig mie ein Slrtug, ober mie
ber große ^arl ber ©age^); biefe geiftige unb frifd^e QSemegung
gab bem fran^öfifd^en ^bel einen neuen ©d^mung. Unter i^nen
1) gottfelung be§ «Uionflxelet, 2:1). III, p. 249. MacchiaveU, Ritratti
della Francia, p. 161.
2) XtentouiUe'S Seifpiel in ben 3Kemoiten, p. 121.
3) S3Q^atb8 SBeifptel beim loyal serviteur, eh. 2.
4) Chartier l'Esperance, p. 316. ^Inmetfungen gu Strem. 5Jienioiren,
p. 265, unb Castiglione Cortegiano, ed. Venet. 1587. I, 81.
5) .^auptfteHen Ui Marineus Siculus Hb. 13, p. 428, unb bei ^Jion*
ftrelet, III, 32.
6) SBeifpielc in SBa^orb unb 6rpitt^'§ Supplement ä l'histoire du Che-
valier, p. 443.
I
8 erfte§ S5ud^. ©rfteS (§.apM.
50g ber .^önig öon 5lumter ju jlufmer: in tl^tem ©inne nannte er
feinen ©o^n .^art ütolanb; unb tou fte benn 5lEe Suft p neuen
Unternehmungen Tratten unb @r aud§, fing man i)on einem 3uge
nacf) 51ea))el 3U ftjred^en an^).
§atte nämli($ ^arl öon S^ugenb an gel^ört unb geglaubt,
9leapel, burd^ bie ^b Option Beiber ^ol^annen ein ©rbt^eil be§ ^aufe§
^Injou, fei ifim öon 9tec§t§toegen mit ber ^rotience 3ugefaEen, fo
!am bamal§ ein @enue(e an feinen .!pof, 5lamen§ ß^alöo, ein Wiener
ber Königin, mit bem Steftament ber jüngeren ^o^anna, ba§ er in
ber 35erlaffenf{^aft feineg S5ater§ gefunben, n)e(^e§ jeben Stt'eifel
t}oh^). 35or boEer S5erfammlung ber ^rin^en öon Geblüt, ber
@ro§en be§ üleid^eg erfc^ienen einige Ferren öom Parlament, einige
S)octoren ber ütet^te unb Beftätigten feine @ültig!eit^). S)er SSaftarb
be^ aragonefif(^en Eroberers, ber ben nea^3oIitanif(^en Stl^ron inne=
^atte, mürbe al§ llfur|)ator angefel^en. (5c§on lange mar f^ürft
5(ntoneEo öon ©alerno , t)on ^Zeapel flüchtig , im Flamen öieler an=
bereu ©eflüd^teten am fi-'a^äöfifd^en §ofe; fagte er nur bie 3ßa^r=
]§eit baöon, mie graufam unb tnie t)er^a§t ber 5lragonefe fei, fo
mu^te ba§ ben jungen ^önig 3U ^3}^it(eiben unb Hoffnung Bemegen.
Seit einiger 3^^t mar auc§ ber ßarbinal Sfulian Stöbere zugegen,
ber bor bem ^ap^t unb ben 3lragonefen geftol^en, aber no(^ f^eften
unb ^luT^änger im ^irc^enftaate ^atte; aud^ er trieb ben jungen
Äönig 3U ber Unternehmung gegen 5'leapel an. ®en 5lu§ftf)lag
gaben be§ S3ermefer§ bon 5Jlailanb, ßobobico^g be§ 5Jlol§ren, SSoten
unb S3riefe. „SBie lange miEft bu" , fd^reibt er*), „ba§ (^xU^dl
beiner ^rone al§ eine Seute in frember §anb unb ben fran5öfi=
fc^en 9tamen in S5erad)tung laffen? 3)ein fSolt ^u ^leaptl ift unter=
brüctt unb ruft bid§ ; i(^ fte^e bir mit ^elb unb SBaffen, mit Wann
unb 9to§ bei; §alb Italien ]§ilft bir, (Bott felbft. (Bürte bid^,
SSer^ug ^at immer gefd^abet. Unb gebenfft bu nid^t, ,^arl, beineö
großen 3}orfa^ren, ber bon biefem .^önigreid§ au§ ben ^rieg miber
bie dürfen p beginnen riet^? 2)u fe^eft bon S3rinbifi na(^ 5lmlon;
bu erbrüdfft bie .dürfen, bie eben miber bie Ungarn 3U gelbe liegen,
el^e fie nur toiffen, ba^ bu !ommft; bu eroberft hu l^eiligen ßänber,
mo beine 3ll)nT§erren einft gefiegt, 2txu]aUm felbft, gu ber 6;i§riften=
1) Histoire de Charles VIII bei Godefroy 172.
2) Senarega, Annales Genuenses Ui Muratori XXIV, p. 537.
3) Carl Balbiano an Lodovico bei Rosmini: Vita di Gian Giacomo
Trivulzio 1815, Bd. II, Monumenti inediti, p. 194.
4) Literae Ludovici bei Corio 891.
gfranttcid) unb Raxl VIII. 9
]§eit unb betttem üleid^e; bu erfüHeft bie @rbe, ba§ 5}leer, ja bie
^immlifd^en mit beinern Flamen."
2öa§ Äarl bon ^Injou im brei^e^nten ^df)xf)unhtxi unternom=
men, mit ni(f)t geringer 5lu§fi(^t auf (Srfolg, fdjien bur{^ einen 91a(^=
fotger beffelBen, ber über bie ©treit!räfte bon ^ran!reid§ gebot unb
bon bem gleichen ritterlid^en Reifte Befeett tüar , ausgeführt toerben
3U !önnen. Söenn bie ^rone öon Neapel, ju tneldiec 5titel unb
^fled^t t)on ^erufalem gehörten, einmal getüonnen mar, |o mar .^arl VIII.
bur(f) ben ^ang biefer SSegeben^eiten , bie SSemegung ber @emütT§er,
fein ^Jted^t unb feine Tlaäji aum S5or!äm^fer ber ß]§riftenf)eit miber
ben attgemeinen f^einb berufen. 3lnbr^ be la S5igne bid^tete, bie
^^tiften^eit !omme pc^tig über ben ^ont ßeniS in ben harten
ber @§re, mo fie ben ,^önig unb feinen 3lbel ftnbe, i'^r ßetb
!iage unb bie Söeiffagung bon einem jungen ^arl erneuere, ber im
breiäe^nten ;Sa^re gefrönt morben unb fie mieber mit etoigem Sobe
frönen merbe^). ©affelbe maren bie ^efid^te be§ 5D^önc§§ ©pagnuoü,
be§ 5lr3te§ i^oan Tliä)^l^), 5)leifter ^uiÜod^e t)on S5orbeauj ging
meiter: im tjierunb^toanaigften i^a^^re merbe Äart 9lea^?el, im brei=
unbbrei^igften ganj Sftalien untcrtoorfen '^aben; bann merbe er über
5!yieer ge^en, ^önig t)on ^ried^entanb ^ei§en unb enblid^ in ;^ein=
fatem ein^ie^^en unb ben Oelberg befteigen^). 9lo(^ toaren bie alten
2:räume ber ßT§riften!)eit tjon einem öfttid^en unb einem meftlid^en
.Könige, bie aHe äßelt gläubig matten mürben, nid^t bergeffen, jene
Xräume, meiere bie 2)eutfd)en auf ben legten römifi^en Äönig beu=
teten: berfelbe merbe nadf) feinem ©iege über hu fyeinbe be§ @Iau=
ben§ auf @oIgat^a bor bem erfd^einenben ßrucifij feine ^rone nieber=
legen unb fterben, morauf mit ber 5Cnfunft be§ 5lntid§rift§ unb 6nod^§
unb @IiaS' gegen i^n bie S^oHenbung aEer £)inge erfolge*).' 2)ie
1) Andre de la Vigne im Vergier d'honneur; r\a6) t^^onccmagnc's
5lu§3uge.
2) Foncemagne in Histoire de rAcademie des inscriptions XVI,
p. 246, unb 9«emoiren XVII, 548. (21. b. n. 31.) (Sinen toietoot)! unboü^
flänbigen Slbbrucf biefet $top'^e3etunQ btingt Pilorgerie, Campagne et bul-
letins de la grande armee d'Italie commandee par Charles huit , ©. 431 :
la Vision divine revelee ä Jehan Michiel trös-humble prophete de la
prosperite du tres-crestien roy de France, Charles VIII, de la nouvelle
r^formation du siecle et la recuperation de Hierusaleme ä lui destinee,
et qu'il sera de tous les roys de terre le souverain et dominateur sur
tous les dominants et uuique monarchie du monde.
3) g^oncemagne in ben ^ülemoiten ber 5lcabemie XVII, 845.
4) Sebastianus Brandt: Revelatio Methodii. SSafel 1516. 33ortebe
bon 1497.
10 @tfte^ SBud^. erfte§ ßapitcl.
Italiener Belogen ba§ auf ben ^önig t)on granfretc^: in S^erufalem
toerbe er bie Ärone tiieberlegen unb mit bem 2obe gen Fimmel
fahren ^).
^aii VIII. toar für biefe ^been iüie öon 5^atur em|)fänglid§.
©c^on in |rül)en ^a^ren, al§ er einmal in 2:rot)e§ mit bem ^t)fte=
rium tjon ^oliatl^ imb S)aöib em:pfangen tüarb, ja^ er barin feinen
Äampf miber bie Surfen üerfinnBilbet; er na^m beibe *2;itel tJon
^ea^ei unb ^erufalem an: „Befonber^ ber le^te fei i^m bie fd^önfte
SSorbebeutung" 2) ; unb gleid§ al§ gelte e§ bie §erfteEung be§ latei=
nifd^en ^nä)e§, im Orient, liefe er fic^ aEe ütec^te ber ^aläologen
auf ßonftantino^el unb 2:ra^)eaunt abtreten^). S)en italienifd)en
.^öfen unb ©täbten mürbe ^acfirid^t t)on bem 3ugß gegeben, 3U bem
man fid^ in fyran!reic§ anfd^idCte. S)a§ §eer, ba§ ^arl VIII. rüftete,
beftanb nid^t aEein au§ feinen f^ran^ofen unb ben italienifcfien
giüd^tlingen , fonbern aud§ öiele ©enoffen au§ anbern ßänbern nal^=
men am 3uge Sl^eil. ülobert b^Slubignl^ , ^[Jlatt^äuS ©tuart§ i8ru=
ber, ber öor furjem gegen ^acob IV. t)on ©(^ottlanb im .Kriege geftan=
ben*), unb fc^ottifd^e ©d^ü^en maren ^erbeigefommen. S)ie §öf§
ton ben ^^lieberlanben, $^ili^^ öon 9ftabenftein, ber eben 8lui§, @ngel=
bert bon 6let)e , ber Utred^t an 5Jlaiimilian ijerloren ^) , brachten
flamlänbifc^e (Sefd^ü^meifter «) unb beutfd§e§ gufeüol!^). S)er SSaillif
öon 2)iion führte 9ftubol|)^ ©d^menb öon QüiiiS)^) unb einige
taufenb Sc^tüei^er ^erbei. 5lm gufee ber ^t)renäen fammelten fic§
\>k @a§cogner; üon ben lüften SBretagne'g unb öon Portugal lamen
bie ^ferbe^). ^n 5D^arfeiEe unb @enua mürben bie ©c^iffe ge3im=
mert unb mit jenem (SJefd^ü^ geruftet, ba§, mie man bon ber S^ar=
lotte fagte, ^Iccorbe au§ ber |)öEe finge ^^). 2)er ,^önig inbefe t)er=
gnügte fid^ in ß^on. ^er^lid^ gut gegen ^ebermann, gotte^fürd^tig,
fo bafe er nur in !teinen S)ingen einen ©d^mur auf fid§ na^m ^^),
1) Alexandro Benedetto: Diarium Expeditionis bei Eckardus. Sb.
Script. Medii Aevi II, p. 1579.
2) Söatbian an Soboöico bei Sfto^mini II, 194.
3) 2:TactQt bei g^oncemagne ^Dflemoiten ber Slcabemie XVII, 572—578.
4) Buchananus Rerum Scoticarum bist. lib. 13, p. 457, ed. ö. 1624.
5) äßagenaar, aflgem. ©efd^ic^te ber ^flteberlonbe II, 265.
6) Sitteneuföe, 2Jiemoiren, S3b. XVI.
7) Ferronus, Rerum Gallicarum lib. I, p. 20.
8) ©tumpf, (5rf)rt)eiäer 6l)ronif III, p. 256.
9) Corio, p. 899.
10) Vergier d'bonneur in Foncemagne, p. 588, Georgias Florus.
11) Bayard, p. 14. Symphorian Cbampier b. Godefroy, p. 314.
Sage ^talienS. 11
lebte et gan^ in jugenblid^en 2;räutnen üon großen 5i:^aten unb einem
eloigen ütu^me burd^ offene SCßaffen; toenn er \\ä) in feiner ©eele
mit biefem S5or^aBen befc^äftigte , erfd^ien feine ©tirn ^oä) , fein
Singe grog unb feurig, feine SSrauen ergaben ^). i^nbem er fi(^
aber ber S^ertüidelungen ber äöett untunbig geigte, fd§rieben Stiele
ba§, n)a§ er befc§(o§ unb t^at, feinen S)ienern p^). 6r ujar t)on
^erfon mager unb übel geftaltet ^) , aber ^u attem Sftitterfpiel unb
SBaffenbienft gleid§ fe^r aufgelegt. S^toeilen jagte er mit feinem
©))erber*); bann fa'^ er etma auf ber äÖiefe einen Jüngling fid^ t)er=
fuc^en, ben man in feinen S)ienft brachte. @r befi^enlte bie 9ftitter,
bie bann au(^ mieber felbft freigebig maren, unb naT^m an ben 3öaffen=
f|)ie{en 2;^eil, melcC)e burd^ bie ©trafen gehalten mürben, mä^renb an
ben Men bie grauen auf 9lu^eplä|en unb SSü^nen fa^en, gan^, toie
bie 9littergefdf)id§ten t)on Äönig 5lrtu§ ^u Sarlion erää^len^).
Sn Italien traten inbe§ Stiele @elübbe unb lebete für feine
5lnfunft®); fie nannten i^n gern ben aEerd§riftlid)ften ^önig; fie
fagten: „©efegnet fei, ber ba !ommt im 5^amen beg §errn!"
2. Sage ^talien§.
@tma feit fünfzig Sauren ^errfc^ten ^mei .^öufer, in f^olge tDed§fel=
feitiger S5ermäl)lungen faft ein ein^igeg, über einen guten 2;^eil öon
Italien : hu ©forja au ^üflaiknb , bie 5lragonefen ju 9lea|)el. 3^
gleidfier Seit maren Sllfonfo t)on Slragon unb g-ran^ ©for^a in S^talien
emporgelommen. 5^i(f)t lange ^atte jener ^ea|)el inne, al§ biefer
^aitanb einnal)m. ©eitbem l)atten fie il)re @efd£)led§ter öerbunben
unb in vielfältigen S5ermanbtfc§aften burc^ Italien ausgebreitet. 3«
i^rer S5ermanbtfd^aft gehörten bie @fte 3U f^errara, bie ©on^aga ju
^IJtantua^), ferner bie SSrüber SBentiöogli , bie dürften ju Urbino,
^efaro, lyorli, faft aEe §äu|)ter be§ ^irdfienftaate§, felbft einige nea=
politanif(^e SSarone^).
2)ie ^a(^t ber ^ragonefen, mel(^e 5llfonfo I. gegrünbet, be^au:p=
tete !(ug unb gemaltfam fein natürlirfier ©o^n ^^errante. ßinft, aU
1) Prophetie du Roi Charles bei Foncemagne, Hist. XVI, 245.
Brantome nad) bem 3^ii9"ife fi"^^ 2 ante Eloge, p. 22.
2) Comines, Guicciardini, Andre.
3) Passero, Giornale, p. 72.
4) Zurita, Historia del Rey Hernando f. 90.
5) St. Gelais, Louis XII, p. 79. Histoire de Charles bei Godefroy, p. 172.
6) Benedictus bei Eckardus II, p. 1579.
7) Diario Ferrarese bei Muratori XXIV, p. 253. 279.
8) Porzio, Congiura dei Baroni di Napoli, p. 29.
12 etfte§ aSud^. (StftcS ßa^itel.
bie großen S3arone 3ot)ann t)on ^Injou Beriefen unb il§m bo§ ganje
Sanb bi§ auf bie ,g>au|jtftabt überlieferten, fd^ien ba§ aragonlfi^e
^au§ berloren ju fein. 2)a mu^te einmal bie Königin mit i^ren üeinen
^inbem am ^lofter ©t. ^piero in g^leapel bor einer Süc^fe fi^en unb
bie ^anbmerter um freimiUige 5lrbeit, anbere SBürger um ein S)ar=
le'^n anreben \). S)a§ ^au§ unb ber 2:^ron n)urben nur baburcf) ge=
rettet, bafe bie großen SSarone mieber ju i^m übertraten, ^er t)or=
ne^mfte tnar x^txxanit'^ ©d§njager @raf 5[)larfico bon ©anfeberin, ben
er gleii^ in feinem S5ertrage ben @rlaud§ten, ben ^äd^tigften nannte,
njeld^er i^n au§ bem tiefften ßlenb errettet ^abe; er überließ il§m
(Salem mit aEem ^e(^t be§ f^i§cu§ unb ber ^Jlünae^). 5Dem folgten
nun aurf) bie übrigen nac§, bie aber !eine§n)egg feine (^nabe n\üax=
ben. Einiger feiner S5ertrauten, bie eben ben 5lufrul)r begonnen Ijatten,
n)ie feines ©d^toagerS Sal^o bon Slarent, entlebigte er fi(^ getoaltfam^).
^ai^bem Äönig gerrante n)ieber feft auf feinem S^^rone tvax,
meinte er fid^ beffelben borjüglid^ burd^ auswärtige S5erbinbungen
5u berfid^ern. ©einen @ol§n 3llfonfo bermäT^lte er mit ber S^od^ter
granj ©for^a^S; bie ^päbfte ^iu§ unb Sii'tuS geUjann er, inbem er
ben 9leffen beS einen mit ^malft, ben beS anbern mit ©ora bele^nte^).
^n bem Snnern beforgten gmei if)m unfd^äpare 5!)länner bie (Se=
f dfiäftSleitung , 5lntoneEo ^etrucci unb grana ßo:)3pola. Steuer toar
fein ge^eimfter ütat^, an ben er ;Sebermann ju toeifen pflegte; ber=
felbe mußte oft ju il§m auf bie ;^agb ^inauSlommen unb in ©taub
unb ©d^mu| ju ben übrigen 9tät^en n)ieber in bie ©tabt jurürf;
er l)atte ^umeilen !aum ben guß in fein §au§ gefegt, als i^n fd£)on
neue SSoten äurücEriefen , obmo^l eS 5^ad^t mar; bafür mürben benn
auä) bon feinen ©öl§nen ^mei gu trafen unb einer jum @räbifdf)of er=
l^oben ; ^etrucci felbft, ber anfangs ganj arm mar, fonnte anlegt Äirdjen
unb ©d§löffer bauen. Wit bem anbern, gran^ ^obbo'ta, einem ^auf=
manne, ^atte ber J!önig Gom^agnie gemad^t. Snbem er 5^iemanben ein=
laufen ließ, biefer ^ätte eS benn jubor getlian, unb !einem §anbelS=
fdl)iffe einaulaufen geftattete, biefeS l^ätte benn juüor berfauft, inbem
er ben Waxti mit £)el unb Söein faft als ein 5}lono|3ol belianbelte,
fteigerte er ben @eminn inS Ungemeine; gran^ ^atte in fur^em eine
(S5raffd^aft unb für feine ©d^iffe ein eigenes 5lrfenaP). S)urd§
1) Pontanus, de bello Neapolitano, Haganoae 1530. 33ogen N, 4. S, 2.
2) Pontanus ibid. Dd, 4, Gg, 2.
3) Urfunblid^ in Angelo di Costanzo, Istoria dl Napoli XIX, 440, 467.
4) Costanzo 466.
5) Caracciolus, de varietate fortunae bei Muratori, Scriptores R. I.
XXIV, p. 69.
Sage StoUen§. 13
beten 9flati^fd§Iäge nun unb feine eigene SSe^arrtit^lett warb ber Äönig
öötCig pm 5)leifter be§ ßanbe§. S)ie SSarone mußten feine (5tute=
men unterhalten; feinem ^alfner gab er eine 5lbtei unb bem ©o^ne
eine§ Stuben um @elb ein 33i§t^um^); man mar i^m gan^ unter=
tl^an. (Sr führte hu Kriege ^tatienS. ©eine Waä)t mar in fteter
^lufna^me begriffen.
2)er öerftetften Ätug^eit f^errante'S 3ur (Seite, entmidelte fid§
fein ^o1)n 5llfonfo 3u einem Söefen gauä anberer 3lrt, mie e§ ben
italienif(i)en ^yürften biefer S^^t über^au^t eigen mar. (Sie hielten
@raufam!eit unb SöoKuft für erlaubte S)inge; immer in (SJlanj er=
fd^einen — auf ber ;3agb mit <Bptxbexn unb f^alfen, bie in (Sammet
unb @olb i^r 2Gßa^|)en in hu ßuft trugen, p §aufe in |)räc§tigen
3immern, bon ^ele^rten, 3Jlufi!ern unb allerlei .^ünftlern umgeben,
öor bem S5ül!e mit befe'^lS^aberifc^er 5}liene, Bebedt öon ßbelfteinen — ,
äöo'^Irebenl^eit unb 3[ßi| ^aben, über eine ftarfe 5lru))|)enma(f)t ge=
bieten, ^efa'^r t)orau§fe^en unb abmenben: bie§ ]ä}un if)nm rü^m=
lid§ unb münfc^ensmert^. S5on ben guten ©igenfc^aften ber menf(^=
liefen 5^atur ift ni(^t§ in i'^nen; fie finb unrechtmäßig, unb Don
bem maliren f^üxftentlium miffen fie nid§t§; @eredl)tig!eit galten fie
für ^nei^tfc^aft^). S)iefem 3beal, ha^ ftatt ber .^raft unb ber
9Jla(^t, bie e§ miE, nur il^ren (Schatten unb i^ren @($ein ergreift,
lebte aud§ Sllfonfo nac^, unb tcenn bie anbern freigebig feigen moEten,
fo galt er überbie§ für geizig ^). 6r ließ mo^l bemer!en, baß er
bie 9leid)tpmer ^etrucci'g unb go:bl'ola'§ für bag !öniglid§e .gau§
in 5lnf|)rudj ne^me. ^etrucci gmar piite nur bie 5l(^feln, menn er
batJon l^erna^m, unb fuc^te ben ^önig burc§ 5^euia^r§gefc§en!e gu
begütigen^), ^nber§ toar ®o^]3ola gefinnt^); er tjerbanb fic^ mit
bem mäi^tigften ber SSarone, ©anfetjerino t)on (Salerno, ber fic§ eben=
falls fel)r bebrol)t fü§lte. ^an ^atte ^Ifonfo fagen :^ören, (Sanfeöerino
felje beinahe jenem SSalp öon Sarent gleid§. ©ie famen bei ^Zac^t
an einfamen Oertern pfammen, entmarfen ^läne 5U i^rer ©ic^erung
unb gemannen Rubere ^). S)enn atte 35arone fingen an, ^Ifonfo p
fürd^ten, ha er aEe bie bebrol^te, meldte i^m etma in einem .^rieg§=
3uge nid§t eifrig genug beigeftanben.
1) Comines VI, eh. XI. Porzio, Congiura 116.
2) Corio, p. 839. Castiglione Cortegiano p. 388 unb fonft.
3) Laurentii Medice! Epistola apud Fabronium II, 269.
4) Caracciolus, p. 28.
5) Porzio, Congiura, p. 28.
6) Porzio, Congiura 39—49.
14 erfte§ 33ud). etftc§ ßapttel.
©0 öerBanben fte ft(^ mit bem $at)ft ^nnocens VIII., ber HeBet
(Stgentt)ümer al§ ße^ng'^err öon Stapel getoefen toäte, unb festen
fid) auf§ neue bem aragonifc^en §aufe in offenem Kriege entgegen.
eg toaren brei ©anfeöerine, ^mei f^ürften unb ein @raf, brei S^aljen,
ätoei trafen unb ein gürft; biefe§ bie §äu^tex^); biete 3lnbere,
unb aud^ ßaraccioto bon ^etfi, traten na^ ber .ganb i^nen bei.
(Sie öerfprad^en einanber mit ^eiligen @ibf d^müren , ba§ ©acrament
in ber <g)anb, 3u|ammen ault)alten 3U motten. 5lber fie toaren o^n=
miicfitig unb unentfcf)toffen ; bei einem erften ungünftigen Erfolge geigten
fie fid§ 3um S5ertrage geneigt -) ; Bei einem günftigen ergriffen fie in§=
gefammt bie SBaffen mieber^). ^^xt %\)aim maren gering. 5ll§
nun 5ll|onfo ben ^a|)ft gefdjtagen unb hk ©tabt 5lquila, bie ju
ber Partei ber 33arone l^ielt unb i^re befonbere 3itberfid)t au^mad^te,
umlagert ^idt, inbem er jugleid^ im ^önigreii^e öorrütfte, tJerga^en
fie ben ©c^mur, öerfprac^en ©iner nad§ bem 5lnbem, mag man
forberte, unb ergaben fic^^).
^o(^ entf(^iebener l^atten je|t bie 5lragonefen bie OBer^anb ]6e=
l^auptet, al§ frül^er, unb ^mar mit eigenen .Gräften: fie Befi^loffen
nunmetir, S5ater unb ©o^n, an i^ren geinben 9lad§e px nehmen.
ßo^^üla unb ^etrucci Ratten nur einen ^meifel^aften unb auf
jeben gatt fe^r geringen Slntl^eil an bem Kriege genommen; aber fie
mürben bie erften 0:pfer be§ fyrieben^. f^errante berf^rad^, eine feiner
^i(^ten mit einem ©ol^ne ßoppoIa^§ 3U bermä^ten unb bie ^od^jeit
auf bem neuen ©d§loffe au§3urid^ten. 6o|):|)ola unb ^etrucci ritten
baju l^inan, jener auf einem :parfümirten 5Jlault^iere unb in atter
feiner ^rad^t; aber fomie fie famen, mürben fie, mürben il^re ©öl^ne
gefangen; fie mußten atte fterben^). ^'lod^ Ratten bie anbem SSarone
auf amei 35ar!en entfliegen tonnen^), unb bie gürftin bon SSifignan
riet^ baju; aber ben @inen ^iett bieg, ben Slnbern jeneg jurütf, unb
inbem fie blieben, mürben aud§ fie auf @inen 2;ag atte gefangen^).
@g maren brei ©anfeüerine , brei SSal^en unb ein äaracciolo. 5Jlan
]df) it)nen täglid§ bag @ffen in§ @efängni§ tragen; aber a(g fid§
1) Lodovico de Raimi, Annales Neapolitani, hti Muratori 23, 231.
2) Macchiavelli , Istorie Fiorentine VIII, 343. Pontanus, bellum
Neapol. H. h.
3) Porzio 80. 90.
4) Porzio 186.
6) Caracciolus 1. 1. Raimi 239.
6) Literae Lutotii de Nasis in Fabronii Vita Laur. Med. II, 352.
1) Passero, Giornale Napolitano, p. 50.
Sage a^toaenS. 15
bei* §en!er mit ber ^ette be§ f^ürften öon SBtftgnan fe^en lte§,
gtauBte man , e§ fei aEe§ <Bä)em : in ber ^irc^e <Bt ßeonarb , eben
be§ ^atrong ber befangenen, ^aBe ber -^er^og feinen S5ater jum
^Jlorbe üBerrebet, biefer genfer ober ein Sflabe, ein ^o^r, i'^n t)oE=
bracht ^). ,^aum !)örte ^errante no(^ bie Mage be§ :|3ä^ftlid§en (S$e=
fanbten l^ierüBer an. ,,§at ni(^t anc^ $apft ©ijtnS mit feinen
SfteBeEen get^an, tnie i^m gefiel? S)a§ toerbe iä) avai) mit ben meinen."
3)ie§ fagte er, ni(^t§ toeiter, tie§ bie §örner Blafen unb ritt jur
;2^agb^). S^ebod^ gerabe toag er für feine Sid^er^eit l^ielt, bro^^te
i:§m ^ux ^efaT^r p toerben. Stiele toaren nad^ ^om geflol§en nnb
f(^i(ften naä) ^pankn, na^ f^rantreidi nm ^iilfe. ^n granfreid^
erregte i^m f^nrft Stntonelto öon ©alern, ber i'^m noc§ enÜommen,
feinen toa^ren ^einb. S)ie im Sanbe Siii-'ücEöeBIieBenen inarteten
nur be§ S^ageS, too fie nod§mal§ bie Söaffen toiber liju erl^eBen
fönnten. ©eine gan^e ©orge mn^te fein, ba§ fie nie @elegenl§eit
ba^u Be!ämen. ©o n)ar bie ©teEung ber 5lragonefen in '^eaptl
in ^Infe^en. %uä) ßobobico ber ^JJto'^r ju 5[Railanb berbanfte tl§nen
fein mU.
^ad^bem ber ältefte öon ben ©ö'^nen granj ©foraa^g, ^alea^^o
^Jlaria, ^er^og ^u ^ailanb nnb §err öon @enna, ermorbet mar,
^atte beffen äöitttoe, .^er^ogin SSnona, in i^re§ minberjä^rigen ©ol^=
ne§, ;^ol§ann (5)atea3äo, Flamen feine Sänber nnb ©tobte in Sflu^e
üBernommen. Sobobico, bem SSruber (Salea^^o'g, ber in ber ß^orte
bett' 3lrengV Beim Bürgerlid^en ütat^e SSefe^le au§ bem ©d^loffe nnb
au§ bem ©taatSrat^e annehmen mn^te, nnb bem britten SSruber 3l§=
canio mißfiel ba§^). 5lBer fomie fie fic§ bagegen regten, mnrben fie
berjagt. ^ur inbem f^errante einen ^rieg gegen f^Ioren^ anfing, mit
toelc^em ^nona im S3unbe mar, nnb mit f^errante'g ^ülfe !onnten
bie @eflü(^teten an \)m ^renjen erfd^einen, 2:§al miber jl'^al em=
ipören, Big nad§ ^ertona Vorbringen ^), tooranf an ßinem 2;age fieBen=
unbbier^ig ©d^löffer ber Un^nfriebenen 3u il^nen üBergingen. S5orro=
meen, ^nfterten, 5!Jlarlianen , aEe ^iBeltinen erl§oBen fi($ an ifiren
fünften. S)er §of SSnona'g felBft ent^tneite fid§. ^n biefer Sßer*
tütrrnng fe^rte SobotJico ^nrüdE^) nnb üBerna^m bie ßeitnng ber
1) Angelo di Costanzo 479.
2) Infessura, Diarium Romanum, p. 1980.
3) Corio, Istoria di Milano, p. 840.
4) Diarium Parmense hti Muratori 22, p. 319.
5) Diarium Parmense, p. 351. Corio, p. 850. Macchiavelli , Istor.
Fiorent. VIII.
16 etfte§ aSud^. erfteg ßapitel.
©efc^äfte. ©el^t unertüartet aBer tüar bte Gattung, bte ei* einnahm.
2)ur^ bie ^ibeEinen geförbert, mit ben @uelfen in gutem (£int)er=
nel^men, tooEte er hoä) toeber t)on ben einen nod§ öon ben anbern
dbi)änQtn, ober i:§re OBerT^äu^ter mäd^tig neben fic^ fe^en. 2)ie
^ibeEinen, burd^ toelc^e bie ^ad^t ber S5i§conti in aEen ©täbten
gegrünbet toorben, tüelc^e ßorio gerabeju bie ^eraoglic^en nennt,
beraubte er ber SBaffen unb i^reS ^aupU^ , feineS Sruber§ ^§=
canio ^) ; er fd^onte \)k nid^t einmal, bie il^n auf feiner f^lud^t unter=
ftü^t; bagegen umgab er fid§ mit S5iragen, Ser^agen, 2:ritjuläen,
h)elrf)e il^re guelfifc^e 5^eigung burd§ ;Sal)r§unberte betoa^rt :^atten,
unb gab i:§rer Partei feine (SJunft, feine @d§löffer^). S)oc^ %^]^o.1)
bie§ nid^t auSfd^lie^lid^ genug, um bie ganje ^artei p gewinnen;
aud§ if)x borne^mfteg OberT^au^t, ^o^ann i^acob Möula, mu^te
fliel^en. 5Jlit bem aragonefifd^en §aufe trat er in bie engfte bt)=
naftifd^e S5erbinbung; bem entftammte bie ^ema^tin feinet 9leffen,
in beffen ^amen er regierte; ben $a^3ft @ii'tu§ fnü^fte er baburd§
an fein ^an^, ba§ er bem Steffen beffelben, ©irolamo, ßatl^arina
©forja 3ur (SJemal^Iin gab; ber ^te^ubli! S5enebig öerfdfiaffte er, al§
gauä Italien tt)iber fie ftanb , ben ^rieben öon S3agnolo , tooburd^
er fie größer unb firf) geneigt machte. 5luf biefe S5erbinbung traute
er: benn üon au^en mar feine ^ad§t entf^^rungen. Unter biefem
©d§u|e ergriff er ©d^ritt für ©d^ritt bie ^^ödfifte ©etoalt im
;3[nnem. ^m Einfang !am mo^I ber ©ünftling ^uona^S, um etn)a^
burd^äufe^en, nur in ben ©taat^rat^ unb fagte: „2)ie bur(i)Iaud)tige
grau |)er3ogin toiE fo"^). 5luf 2obot)ico'§ S^eranlaffung begab ftc^
eines 2;age§ ber ätnölfjä^rige ^er^og in ba§ (Bä)lo^ , lie§ bie 3w9=
brücfe auf^ie^^en unb ben ^ünftling gefangen fefeen. „^c§ tüiE felbft
regieren" , fagte er bann , „unb meine Butter mag i^rer 2öittnien=
fd^aft |)f(egen"*). hierauf tl^eilte ßobotiico bie ©etoalt noc^ eine
Seitlang mit ©uftac^io, bem S5efe:§l§l§aber be§ ©d^loffeS; nad§ bem
öene^ianifcfien .Kriege ^alf ber junge ^erjog, ber fid^ bem £)l)eim
o^ne S3orbebadf)t t)oE!ommen Eingab, ba§ er aud^ beffen lo§ toarb^).
2)ergeftatt in ben aEeinigen SBefi^ ber ^lutorität gelangt, geigte fid^
ßobobico milb unb leutfelig gegen i^^bermann, unb t)ieEeid§t mad^te
ber @ebraud§ feiner (Setoalt ben Urf^rung berfelben gunäd^ft t)er=
1) Corio, p. 848. Diarium Parmense, p. 354.
2) Corio 869.
3) Diarium Parmense bei Muratori, p. 351.
4) Ibid.
5) Senarega, Annales Genuenses, p. 523, Comines, Corio.
Soge Stalten?. 17
geffcn. @r trug 6orge, Sa^aret^e ^u Bauen, ßanäfe p graben,
•»ölünfter unb Älöftcr ju grünben, ba§ Sanb t)or ütäuBereien unb öor
^^J^angel ^u ftd^ern. S)em ©inne ber Q^^t gemä^ ))flegte er ^unft
unb ßiele^rfamteit. @r Berief ßeonarbo ba S5tnci pm Unterrid)t ber
abeügen Jünglinge nad^ ^atlanb ^) unb gaB i^^m (^e'^alt. @r ^uerft (iefe
öffentlich) ^Dlufi! lehren ^). ^afon be 53laino, nat^ 5llciat§ Urt!)ei{ einer
öon ben fünf größten ^uriften ber mittlem S^it, tag in ^at)ia bie ^tec^te
üor 3000 (Schülern. Sobot)ico etjrte felBft bie @rammati!er : S)emetriug
^^alfonbljtaS , ber in $ifa öor ^oli^ianS tüo^ltönenberem 2[^ortrage
feinen -£)örerfaal teer tüerben fa§, tarn mit feiner florentinifd§en f^rau
unb feinem getreueften ©d^üler ;^ot)ann Sfteuc^lin, bem ße^rerbeS ße^rerg
öon S)eutf(^tanb, 5u i§m^). 9}lan tann nid^t fagen, ha% ber ^ür|t bie
fieBent^alB^unberttaufenb 2)ucaten, bie i^m ba§ ßanb gaB, fc^lerfit an=
gcraanbt ^aBe. ^ ©einen .ipof Vergnügten S3eEin^ona^§ ^efte unb
Sc^tDänfe, in benen man be§ f^m'ften ^anb felBft 5U erfennen
glauBte, unb @afpar S5i§conti, ben man bem ^etrarca gleic^^ielt*).
^in tanbtt)irt^f(^aft(ic§e§ 5}|eifterftü(f mar feine Meierei 5U 33iget)ene.
§ier mu(^§ einft nic§t einmal fyutter für ba§ S5ie^, unb Uim ^flan^e
trieB äum Stengel; nur ba§ äÖilb fc^lug fein Sager in niebrigem
©efträud) auf. Soboöico , ber ^^uerft burii) bie ^agb ba'^in gefü!§rt
tourbe , Brad)te bafelBft burc^ ©raBen Söiefen für bas S5ie^ , barauf
burrf) ben S)ünger ein Stderlanb ^erüor, ba§ mit jebem anbern mett=
eiferte^); ^ernacl) pflanzte er ^aulBeerBäume in langen 3llleen;
enbli(^ Baute er um einen meiten reinlichen <^of ^a^lrei(^e 6täEe mit
©äulen für 1800 ©tuet <g)ornt)ie:§ , für 14,000 (Bind ©c^afe, unb
Befonbere für bie <g)engfte unb für bie ©tuten ^). <!pier im ©d)loffe
toarb il)m ein ©ol)n geBoren; §ier ^atte er ju ^agb unb SSei^e ein=
ge"^egte (^e^öl^e^). UeBer bem Sanbe lag bie Uep^igfeit be§ f^'rie=
ben§; tägliif) tarnen neue 931oben unb ^Vergnügungen , ©ioftren unb
^^ixät auf^). ^l)m mu^te 5ltte§ baran liegen, folange man i^n
Beftel)en lie^, ben ^rieben öon Stalten unb bie S}er^ältniffe 3U er=
galten, beren ßrfc^ütterung il§n leidet öerberBen tonnte.
1) Vasari, Vita di Leonardo da Vinci, III, 21.
2) :3agemann, ®efd)i(^te ber ilünfte unb 2ötffenfd)aftenin ^ftalien III, 650.
3) Jovius, Vitae Virorum DD. p. 37. Reuchlini Praefat. ad Gr. Hebr.
4) 23outerlüef, Italien, ßitetatur I, 339. Oiofcoe, Seben Seo'^ X., I, 113.
5) Carpesanus: Commentarii suorum temporum IX, 1363.
6) Desrey am Monstrelet 239.
7) Comines, Memoires, p. 507.
8) dorio, le^te§ S3uc^. Einfang.
D. gtanle'ö Sßerfe XXXIII. XXXIV. 3iom. unb germ. S5ölfer. 3. 3lufl. 2
18 @rftc§ SSud^. erfte§ (§,apm.
35or attem beru^^teit biefe barauf, ba^ Soren^o bei ^J}lebict, ba§
,"paupt ber ^Florentiner, mit bem Könige üon ^ea^el unb bem 5fJla(^t=
^aber in ^J^ailanb im beften ginberftänbnife lebte.
grona ©for^a mar burd) bie «^ülfe be(onber§ (Sofimo'g bei 5Ke=
bici §err au 5Jlai(anb gemorben, unb aum S5erbru§ bon SJenebig
maren ^Jlebici unb ©foraa feitbem ^^reunbe geblieben. ?ll§ bie ertoä^nte
@ntatt)eiung ber <B\ox^a nad^ ©aleaaao'g Zoh eintrat, l)ielt e§ So=
renao mit 35uona; aber bie mailänbifdlien ^ßrüber unb ^errante
griffen i'^n an; fie Brad^ten xf)n fo ^ßni, ba§ er fid) entfd^lo^, au§=
fu^r, nac^ ^ea^el fam unb mit i^nen in ^reunbfd^aft trat^).
©eitbem mar ber Äönig fein näd^fter, Subobico fein atüeiter
S3unbe§geno§ ; mit Reiben ^ielt er eine fe^r gefäl^rlid^e Se^be
gegen ^errara au§ unb unterftü^te bann ben ^önig in bem
ameiten nea^olitanifd^en Kriege , beffen mir gebadeten, '^ati) bem=
felben fagte fyei-rante: „^db^ iä) i^n gerettet, fo 1)at er mir'g tüieber
getl)an"2).
TOt biefem 3luggange toar jebodf) ^a|)ft Snnocena VIII., ber
fi(^ ber ©at^e ber SSarone angenommen ^atte unb felber gefcl)lagen
toorben mar, ^ilnfangö felir unaufriebem (Sr ^roteftirte fogar in
feinem ge^^eimen ©arten am ^alaft, „er erfenne gerrante nid^t al§
Äönig, menn er il^n aud^ fo nenne ^); er fagte: „^d) merbe il^n in
SSann t^un. Reifen mir bann bie i^taliener nid^t, fo miE id§ über
bie SSerge geljen, toie bie alten ^ä|)fte getrau, unb bie ^enfeitmol^nen=
ben aufrufen, unb iä) toei§, id^ tüerbe il§re g^iftiö^ßiten ftitten,
unb fie tüerben mir l^elfen" *). Sorenao übernahm, liju au begütigen,
tt)a§ i^m baburc^ gelang, ba^ er feine 2^0(^ter bem ©o'^ne be§
^apfte§, ^ranceSd^etto ßibo, aur ©emal)lin gegeben^). @§ trat ^ier=
auf ein burdligreifenber Söedlifel ein. ^Ite ^reunbe, ;^ulian bella
stöbere unb hit ßolonna, fielen hei ^nnocena in Ungnabe, unb bagegen
toanbte er ben Crfinen, ßorenao^§ S5ertoanbten, feinen alten ^einben,
feine ©nabe au. ßnblic^ mürben audt) bie nea|)olitanifd^en Errungen
gefd^lid^tet, unb ber ^önig befannte, in Mem er!enne er ßorenao^§
Irene unb @üte^). 5}tan fielet, inmiefern ßorenao burd§ feine @tel=
lung ber S5ermittler ;3lalien§ rourbe: eben barauf 'i)at \xä) hit ]pättxt
1) Macchiavelli VIII. — Diarium Parmense, p. 335.
2) Fabronii Vita Laurentii Medicis II, p. 369.
3) Literae Petri Victorii ap. Fabronium, II, p. 344.
4) Literae Philippi Pandolphini, ibid. p. 353.
5) Ibid. p. 313. «riefe unb Urfunben.
6) Ibid. p. 351.
Sage 3?talten§. 19
(Hiröge fetneä §aufe§ gegrünbet; benn huxä) ba§ 3ufammentt)ir!en ber
:Dret tDurbe 3^ot)ann, fein ©ol^n, 3um ^bt au TOramonbo im 5Jlai=
ldnbif(^en, äu Saffinoim Äönigreid^e, ^um ßarbinal berÄirc^e er§oBen^).
Unb fo ttjo^nen fie in fyrieben neben einanber, jömmtüc^,
aufeer bem ^a^^ft, in angemaßten ^errfd^aften, ein ^teber öon eigenen
Unterbrütften Bebrol^t nnb nur Beforgt, ba§ biefe Bei feinem ^ac^bar
.öülfe finben, aber ßiner auf ben 5lnbern geftü^t. @§ finb n)eber
3}öl!er, nod§ ©tämme, U)eber ©täbie, noc§ üteid^e, e§ finb bie
erften (Staaten ber äöelt, unb it)r llrf|)rung ift fotgenber. (Staat
nannten fie anfangt bie einer Familie am nüc^ften jugetl^anen
(^reunbe; unb toir finben, baß goligno bei ^ebici !(agt, i^r (Staat
ijaht abgenommen: er 5a§(e ftatt 100 nur 50 Männer unb biefc
fc^Ied^t mit ^inbern t)erforgt^). S)ie S5ornef)mften be§ <Biaak^, meldt)e
mit ben 5lbgeorbneten ber (Stabt 5U ßorenao famen, tüie er fagt, um
it)m bie allgemeine Sorge ^u übertragen, toaren nii^t ettoa au§ ber ßanb=
jcfjaft — benn biefe ^eißt S)ominio unb t)atnid)t ben minbeften Einfluß — ,
fonbern e§ maren bie greunbe, ber alte Staat, o:§ne ben ßorenao
für fc^mer p(t in gloreuä p leben ^). i^nbem fid^ nun an biefe
Mtäd^ften bie ^^partei fc^loß unb bie ^artei über bie Stabt .g)err
luarb , bie Stabt über ba§ ßanb , marb ber ^^lame be§ urf|)rüng=
liefen S5erl)ältniffe§ auf ba§ ©an^e übertragen. 5flirgenb§ mar tDir!=
lidje f^reil^eit. Söo^er entf|)ringt nun bie lebenbige Erregung gu
attem Sd§önen, burc§ toeli^e bie§ S5ol! au biefer S^it ein ^Inftoß unb
DOftufter für aEe f^äteren gemorben ift, mo^er ber Schein, ja bie 2Bir=
fung ber f^rei!§eit? Sie !ommt befonberg au§ bem @egenftreben
ber bunfel ober offen immerfort üor^anbenen Parteien, au§ bem
5Cßaci)fein atter menf^lid^en Gräfte im ^ampf, au§ ber aKgemeinen
(Siferfu^t, bie fid§ auf ^unft, lebenbige 2:ptig!eit, SSiffenfc^aft unb
^Itert^um getüorfen, au§ ber SSerel^rung, in ber barum bie ^unbi=
gen fte^en.
@§ mar feit ben Reiten ber Söölfertuanberung aum erften ^al,
'i^cii Italien für fid§ felbft beftanb unb eine ibeale @in^eit "bn ber
größten 5[Rannigfaltig!eit bilbete. ®iefe auf^etoaltfamfeit unb^^artei ge--
grünbeten Staaten Ratten bod^ bie allgemeinften SSe^iel^ungen. S^enebig
1) Ibid., p. 374, unb bei Roscoe, Leo X., btc Briefe im ^^Ippenbij öon
pag. 486 an.
2) Foligno dei Medici, Notizia bei Fabroni II, p. 7.
3) Lorenzo dei Medici, Ricordi ibid., p. 42. (51. b. 2. 21.) ©inen
ferneren S3etüei§ giebt: Varchi, storia Fiorentina II, p. 8: andavano cer-
cando che lo stato si ristringesse e a minore numero si riducesse.
2*
20 etfte? SucE). (5rfte§ gapitel.
Beruhte auf bem 3iöc(t^anbc( , ^ylorenj auf ^unftflet§ unb 5)lanu=
factuv, bae «^önigrcid^ ^^lea^el auf ben großen euro|)äifrf)en @egcn=
fd^en, bie je^t einen 50^oment ber S3eru!)töung gefunben l^atten,
ba§ t^er^ogtl^um 5JlaiIanb auf bem Ärieg^getnerBe au fi(^, trie
e§ öon ben Gonbottieven au§geüBt lüurbe, ber .^irt^euftaat auf ber
^bee ber oBerfteu ^rieftei-fc^aft. S)ie ^^lation tüar in ber ^{üt^e i§rer
(Kultur, äöäre e§ ni(^t möglich geirefen, ba§ fie fic^ fo weiter au§=
gebilbet unb fortenttoidelt, auC§ in ben fpäteren ;^a'^r^unberten me^r
^influ§ auggeübt al§ erfahren I)ätte?
5Iber in biefe aögefcfjloffene unb eigentümliche SBelt fam eine
grofee unb getoaltfame iöetnegung. S)a§ ^eer ift ru'^ig unb f^iegelt
ben .'pimmel; ha ftürmt e§ einmal: tüenn e§ abgeftürmt ^at, ift
baS 53leer baffelbe. Jlommt eine ^etnegung unb ein (Sturm in bie
©emüt^er ber 9}lenftf)en, fo toirb c§ au($ einmal toieber ru^ig; aber
inbe§ ift bie äöelt öeränbert.
3m ^at)X 1480 :^attc gerrante 3n)ei ßnfeünnen an feinem
.pofe, bie fic§ oft au feinen f^ü^en fl^ielenb entatoeien mocfjten, ^]a=
BeEa, 10 ^af)x alt, mfonfo^§, feine§ (5o^ne§, unb SSeatrice, 7 3a^r,
Seonora'g feiner Soi^ter, ,^inb, au§ i^rer @^e mit @rcole öon ß^ftc^).
3n feinen 5lnfängen Verlobte Soboöico hu ältere mit feinem 9leffen
Sodann ^aUau, ber ^er^og fein foUte, fid) felbft mit ber Jüngern.
^Ulad) einiger 3^^^ toarb SfaößÄa na(^ 531ailanb gefüljrt; aber fie
mugte fe^^en, ha% ber O^eim i^ren 6)ema^l n)ie einen Knaben lentte
unb meber i^m noc§ \^x bie geringfte bemalt lie^; fie ertrug ha^
inbe^. S)a !am bie Qdi, ba^ au(^ ^eatrice nad§ 9Jlailanb gefül^rt
roarb^), unb mie benn in ber X^at Sobobico ber fyürft mar, mürbe
biefe al§ bie gürftin bere^^rt unb nic^t SfabeEa. äöenn nun hu
jüngere, in ber greube ber Sugenb jebeö äöunfd^eg tfjeilljaft, boEer
.ipoffnungen , balb in ben (Bpukn unb 3:urnieren p 9JiaiIanb a(g
<t)errin fa§ , balb äu ^enua — mo^in fie ingge^^eim gelommen , um
ftc§ p üergnügen — , fomie fie entbecft marb , in ber ^rac§t biefer
Äaufleute fürftlid^e @:^re geno^^), balb mit i^^ren ^amen, bieten
äöagen unb 50^au(tl}ieren ju il^rem S5ater nac§ ^errara ful^r, inbem
bie Strafen mit Sa^eten unb grünen S^^iö^^t gefrfimüiit maren
unb ba§ 23oI! i§re§ manm^ 9kmen rief^), Ijatte bie ältere, bie
boc^ bie red^tmä^ige C^ei'äogin mar, ben ©d^merj, an einen 9Jlann
1) Diarium Parmense, p. 311. Diarium Ferrarense, p. 254.
2) Diarium Ferrarense, p, 279.
8) Folieta, Historia Genuensis, lib. XI.
4) Diarium Ferrarense, p. 283.
Sage 3^talien§. 21
i^cTcffelt p fein, ber fo öiel tüie nic^t§ Bebeutete, bem O^eitn jogar
luieber fagte, tt)a§ fte il)m anvertraute, unb Wenige Hoffnung für
il}re eigene ^ufunft ober bie i^rer ^inber: benn |(^on lie§ ßoboöico
Hernehmen , it)m , ber geboren n)orben , alg fein Spater ^er^og ge=
luefen, gebühre bie -iJeiTfd^aft e^^er a(§ bem @o^ne eine^ ^rül^er=
geborenen^), unb unter^^anbette um bie 35ele:^nung. @§ toäre ein
gottli^eg .^er^, ba§ in ber SSetrad^tung ber @efa^r für fein gefammteS
Ajauö bennoc§ fttll gebutbet ^atte. ^faBeEa :^anbelte menf(^ü($, "l^ci
fie e§ nid^t ertrug, fonbern perft in ^31aitanb batb ftagte, batb bro^te ^)
unb 5u(e^t i^ren S3ater 5l(fonfo in ^leapet um 5lbp(fe angingt).
„Söä^renb fein neugeborene^ Üinb 5um (trafen t)on ^^aüia beftimmt
„tüirb, finb xoxx unb bie Unfern ftet§ in S5erai^tung, ja in Seben§=
„gefa!)r, unb \6) bin einer Söittrtie, einer §ü(flofen gteic^. ^n un§ ift
„5!}lut^ unb 3}erftanb, in bem 35olfe ift @unft unb Erbarmen. §aft
„%Vi nun ein S^ater^er^ unb ßiebe unb @ro§mut^ unb merfft auf
„2;!§ränen, fo rette unö."
2öir müßten i§nen Reifen, fagte 5l(fonfo, felbft toenn fie ^rembc
für un§ n)ären. (Sr rebete mit 'feinem alten Spater, feinem ^eran=
toadjfenben ©o^ne. £>ann forberte er ßobotJico auf, nac^ fo treff=
li(^en Staaten bie trefflic^fte ,5U öoEbiingen unb öor feinem ^leffen au§ ber
9*tegierung ^u tt)ei(f)en. @r er'^ielt feine 5lnttDort. 5lber barin tag ber Srud^
ber 5reunbf(^aft unb be§ fyrieben§ jtoifc^en i^m, ja be§ ^-riebenS öon
S^talien felbft*). 5llfonfo'§ f^-reunbe fagten: für ßoboöico muffe e§
genügen, ^obefta in ^ai(anb 3U fein; fie toetteten, er werbe feinen
^])lonat me^r befielen ^); ber aber meinte, bie TOttel p l^aben, fi(^
felbft 5U fid^ern unb Vielmehr ben (Gegner p gefa^rben.
;Snbem nun bamal§ ßoren5o 53tebici unb i^nnocenj VIII. batb
\\Qi6) einanber ftarben, mußten 3llfonfo foUJo^l tt)ie Soboöico bereu
9k(^folger ,^u geniinnen fuc^en. S)er ©o^^n ßoren5o'§, pero, toar
ben ^Iragonefen, üon benen er im großen ©aale ^n fd^iDuem fyeft
5llfonfine Drfina, feine (Bemal)lin, embfangen ^atte*^), gänjtid^ 5ugett)an.
ßinen entgegengefe^ten ©inn ^egte ber ^lad^folger be§ $apfte§ :3nno=
cenj. ^n bem aEgemeinen 3}erberben ift e§ mol^t ein aEgemeine§ Un=
glüif getoefen unb nit^t e^renüoll für 'tid^ gan^e menfd^lii^e ^efc^lcc^t,
1) Comines unb Georgius Florus, p. 3.
2) Marcus de la Cruce an Trivulzio bei Rosmini II, 192.
8) Literae Isabellae toörtüc^ bei Coric, p. 884.
4) ^ne5 bei Coric.
5) Cruce an Trivulzio 191.
6) Oricellarius bei Fabroni II, 316.
22 @rfte§ 33uc^. etfte§ ßQ^itel.
t>a% in biefen, t)on ber äöelt jurücfgesogenen 3eEen be§ ^ur ^apft=
toa^l öetfammelten ßottclaüe bei fo tt)oi)l erbac^ten unb :^eiligen ^e=
16räuci)en, unter 5!)lännern , bie fein SSebür|mB toeitet nnb ^liemanben
3U öerjotöen Ratten, ni(i)t ba§ Söo^t ber (^-^riften^eit , ber fa
auöenf(^einlid§ baran lag , noä) einer ^flation , nid^t einmal Voafjxt
ßeibcnf(i)ajten bie 2öal)l Beftimntten. 5!)lan fa^ bie l)öd)fte S5Jürbe
dl§ ein (Srbe atter ßarbinäle an, 'i>a^ man, tüeil e§ leiber
unt^eilbar, bem gab, ber ben 5lnbern ba§ 50^eifte tjerfprac^. 2)er
SBruber ^llbug ton S5enebig, 95 ^(i1)x alt, ber !aum niel)r reben
tonnte unb immer mit bem ^op]e nidCte, nal)m boc^ 5000 2)ucaten^).
S3on 9Hoberi(^ 35orgia (SSorja) öon jltatioa in S^alencia empfing er fie, em=
^fingen bie 5lnbern äi§nlic§e ^efd^ente. S)a§ ©infommen beffelben t)on
breien 6atl)ebralen, bielen Möftem, benen er öorftanb, ber ©rtrag be§
S5icecanceEariat§, ^a^ er betleibete, fomie mancherlei S5erbinbungen mit
fremben ^^ürften getoöljrten i:§m bie 5Jlittel baau^). 5lo(^ l^ielten
i:^m ^gcanio ©foraa unb :^ulian beEa 9ftot)ere bie Söiber^jart. ^ener,
ber felbft 5lnfprüd§e machte, gab fie auf, al§ i^m SSorgia öier
mit ©ilber belabene ^Jlanlt^iere in baö .^au§ fanbte unb ba^
SBicecanceEariat äufagte; biefer na^m nid§t§ an, flagte immer,
ba^ bie Italiener au§gef(^loffen mürben, gab ^ule^t bodö au(^ nac^^).
^an a^nte Ungtüd t)on ber Söa^l. ©inibalb be Sinibalbig ftarl^
au§ ©rf)mer5 barüber. 5ln bem alten gerrante, ben nad§ fo fielen
Uebelt^aten biefe 2öal)l mit bottem Unglütf bebro^te, mU man eine
Xf)xäm bemertt ^aben*). 3)ie früheren großen ^ä:pfte forgten in
il^rem ©inn für bie .^irdfie; fpätere Ratten 5^effen p öerforgen, ba=
1) Infessura, Diarium, p. 2007.
2) Jacob Volaterranus, Rom. Diarium, p. 130.
3) Infessura, p. 3008, unb Corio.
4) Infessura 3009. Zurita I, 15. (51. b. 2. 91.) ^m Codice Arago-
nese öon Xtinc^eta tnirb bieje Uebetlieferung auf ©uicciarbini 3urücfgefül)tt
unb in Slbrebc gefteEt, o'^ne örtüQt)nung ber aubertäjfigen Slutoren. 5lu^
ben 2Jiitt^eilungen, bie bann folgen, ctgiebt fic^ aber bod^ hu feinbjelige
©tettung äroifdt)en bem neuen ^apii unb bem .Rönige öon 5Reapel, bie fogleid)
t)ert)ortrat. Sappiate, 'Reifet e§ in einem SSriefe be§ ilöntg§ bom 7. ^uni 1493
an 5lntonio b'^lleffanbro (Cod. II, 2, 43), che'l pontifice succedendo in
pontificato, con la maiore pace in tutta Italia: et con lo maiore reposo
che mai altro pontifice: stando tutti li potentati in summa amicitia:
ipso pontifice non guardando al ben publico, ma sequendo el suo na-
turale. (Söergl. ©regoroöiuS, ®ejd)id)tc ber Stabt 9iom, 23b. VII, <B. 329.)
2)ie 3Jiittt)eilungcn be^ Codice finb für bie ©pod^e üon 1493 unb 1494 Don
tiielem Söelang; bod) gel)en fie fo tief in ba§ ©ingelne ber mannigfaltig
jd^tonnfcnbcn ^-Politi! jener Sage, ha^ it)r S^n^alt l)ter auf feine 2öeife eingejc^altet
rocrben tonnte; bie "^ier oufgcfteüte allgemeine 2lnfic^t »irbbaburt^nid^talterirt.
malige fogar ©ö^ne, SSorgia, ber fid) 5llejanber IV. nannte, t^^rer
brei, ^uan nnb S^offreb n)ett(id^en, ßefar geiftlic^en Stanbe§, unb
eine öerl^eirat^ete ^oc^ter ßucrcäia^). 5Jlan fagte : 5£)er al§ ©axbinal
feinen ©o^n jum <g)er5og öon (Sanbia gemocht, toag tüirb er al§
^|>apft t^un? £){e ©foraa gewannen \1)n, inbem fie ^o^ann ©fotaa,
•Oerrn 5u ^efaro, fetner Slod^ter gum Ö5ema^( pgeftanben; er löfte
bie Q:^t mit il^rem früheren @emaf|(, ben er mit ®elb Befriebigte,
auf. ;^m Seifein öon 150 römifd^en ©amen, benen biefe @eiftlid^en
in (eid^tfertigem <&^iel öon bem ßonfect jutoarfen, ben man in
mel^r aU ^nbert filbemen ©dualen auftrug, gefd^a^ bie neue
Verlobung ^). .^ieranf ernannte ber ^a^^ft brei ßarbinäle jum 25or=
ttjeitber ©foraa^) ; er fud^te bann ^önig 2Blabi§latt) öon Ungarn t)on ber
Jod^ter §errante'§ ju fd^eiben, bamit er fid^ mit einer ©forja t)ermä!)(e ;
iinb mie benn Soboöico mit aEen feinen 3}ermanbten 3U ^^errara unb 5Jtan=
tua, 3U t^orli, ^efaro unb SBologna öerBünbet mar, mie er fe(bft S5enebig
getoonnen*) unb feine ^efanbten unb fein ©(^reiben an ^arl YIII.
gefd^i(ft, fo trat nun aud^ Sllejanber mit i^m in S5unb; bie ^IBfid^t
marb gefaxt, ein .g)eer unter einem gemeinfd§aftli(^en §au^3tmann in§
gelb 3U fteEen; ber ^ap]t prte auf ßoboöico'§ S5orfd§läge, ba^ er .^arl
Belehnen möge^), nnb forberte biefen auf, ^u fommen^).
äBenn bie 5ln^änger ber aragoneftfd^en S)t)naftie in fold^er Öefa^r
nid^t üerätüeifelten , fo red^neten fie nod§ auf bie oft i6emä!)rte .^lug=
^eit be§ alten ^önig§ gerrante. ^ber fd^on fd^ien biefer alle ßeBen§=
freubigteit üerloren ^u ^aben. @r mochte meber jagen, nod) f|)ie(en,
!aum ^a^rung ju fic§ ne^^men. ^iemanb !onnte e§ i^m in ben
!teinen S)ienften be§ ßeben§ red^t mad^en ^). (Sr mar öon ben ;^al^ren
gebeugt unb öon ber gnri^t üor biefem britten Kriege, bei meitem bem
gefä^rüc^ften, ba ber ^önig t)on gran!rei(^ an bemfelben t^eilna^m,
unb Oon feinen Sharonen beängftigt. Man fagte, in S^arent ^abe fi(^ ein
uralte^ S3uc^ gefunben, aEein an ben ^önig unb feine öertrauteften @e=
treuen gerid^tet ; ba§ fSolt glaubte, barin fei bem @ef(^led^te gerrante^g ber
1) iSannoa^gJijLJu^aneL^Qr bie Butter Sefarg, 3^uan§, 3foffreb§ unb
Sucrejta'g. ©ie|at ein Ssenfmot tn f&anta ^J)iarta bei popolo. ^-Petro 8uig,
^etjog öon ©onbia, ftammt oui einer anbetn 23etBinbung. SSergl. ^ieumont,
©efd^.'üon diom III, 2. ©. 838. (51. b. 2. 91.)
2) Infessura 2010, 2011.
3) Senarega, Annales Genuens., bei Muratori 24, p. 534.
4) Alegretto Alegretti, Diarj sanesi, p. 827.
5) Zurita I, 26.
6) Infessura, Diarium, p. 1016.
7) Caracciolus, de varietate fortunae, p. 72.
24 6tfie8 «ud). t£tfte§ ßapitel.
Untergang getüeiffagt^). ^loä) gab er feine ©a(f)e ntd^t auf. @r badete
baran, Äar(§ ße]^n§mann, i^m jingBar ju tüerben; aBer feine @e=
fanbten Brad^ten jelBft bie il^nen ntitgegeBenen @efd§en!e ^urüd ; er backte
Sllfonfo burc§ eine f^janifd^e S5ermä!)(ung ju ftd^ern ; ,^önig gerbinanb
aBer tüiä} au§ ; feine einzige Otettung fa^ er barin, fi(^ nai^ 5[}lailanb
3U BegeBen unb SffaBeEa mit jurütf^unefimen. ?lBer ©Camera unb
gurd^t Bradt)en x1)m ba§ ^er^, n)o"^[ auä) bie Erinnerung an alle§,
tt)a§ er getrau, ^n großen (iiefettfd^aften ^örte man i^n tief unb tt)ieber=
^oÜ feuf^en, mitten in§ @efprädf) mifdf)te er finnlofe äßorte, boc^ bie
fid^ auf feine ^efa^r Belogen ^). ^n biefem guftanbe ift er jn^ei S^age,
nad^bem er in ))u ©tabt jurürfgetommen toar, am 25. Januar 1494,
geftorBen.
äöie nun 5llfonfo fogIeid§ auf einem 9la|)pen buri^ bie ©trafen
ritt unb mut^ig au§fa^ unb ein SeBel^odf) be§ ^olU empfing, hofften
bod^ (Sinige. 5tBer bie UeBerlieferung ift, Stiele I)aBe man mit Bloßem
©d^ttiert mit^urufen jtoingen muffen; unb inbe§ fa^ bie alte Königin mit
iljrer 16 jdl^rigen 5lodf)ter ^o^anna in einer bun!(en Kammer; fie !{ag=
ten: ^ie Söeig:§eit ift tobt, bag ßic^t t)erlofd§en. 2öie :§at er une
5urü(igelaffen? unb toem? Sitte ^ad^t ]§in, ba§ l?önigreid§ T^ütfloe,
tjerloren! 5lIfonfo trat au i^nen: 3((^ tnerbe ba§ ^önigreid^ erl^alten,
fo gut mie mein S5ater. «Sie fürchteten feine @raufam!eit unb Baten
i^n nur, be§ 3}oI!e§ ^u fd^onen^).
Sllfonfo Bemül^te fid§ t)or attem, ben ^a|)ft 5(tei-anber ^u ge=
minnen, ttJoBei i^^n ber ^önig öon Spanien tnfofern unterftü^tc,
ba§ er^ßnrique ©nricjue^, feine§ O^eimS 2;od§ter, mit 3uan SSorgia
öermä^tte*). Sllfonfo fagte biefem einen ^efi| bon 12,000, bem
jüngeren, Soffreb, Don 10,000 S)ucaten unb baju feine Xoc^ter
©ancia ju , fo ba§ bie 23orgia§ in hk 35ertoanbtfd^aft be§ ed^ten
fo gut h)ie be§ unechten «&aufe§ t)on 5lragon aufgenommen toaren.
UeBer fo großen 33ort^eiIen üerga^ Sdejanber bie früljeren S5er=
pftid^tungen , ad^tete bie ^roteftationen in bem ßonftftorium nii^tö
unb öerBanb fid^ mit 5llfonfo^). Eine S5ereinigung , bie auerft ben
ßarbinat ;3^ulian fd^recfte. Einmal frü^^er ^atte er ben ^apft nad^
^lagliano eingelaben. S)erfelBe !am; aBer al§ er einen jufättigen ©d^ug
1) Giacomo, Cronica di Napoli, (S. 173.
2) Senarega, Annales Genuenses, p. 538, unb Caracciolus, de varie-
tate fortunae.
3) Zurita unb Passero, Giornale, p. 57.
4) Zurita I, 29. 34.
5) Diarium Burcardi bei Eccardus 2036. 2040.
l'age i^talien^. 25
Ijörte, fürcfjtete er, e§ fei ein ä^^*-"^^^^ toiber i{)n, unb !e§rte nüt^tern
um \). ©eitbcm f)ielt fic^ ;^uüan mit ben 5!}li§öergnügten in Oftia.
^Jtun, a(§ au(^ bie Orfini mit bem ^apii berfö^nt tcaren, f(^iffte
er mit 3tt)ei ßaratjeüen mitten burc^ bie ütaubja^r^euge S}iKamarino^§
fjintneg unb nad^ f^ran!reid§ , !am in feine Öegation ^Äöipon unb
nerbanb fic^ mit ^arl^). Sogteii^ Befe|ten bie ßolonna unter rot)e=
reiferen, fran^öfifc^en unb i^ren fya^nen Cftia, fcfjloffen bie 5til6er,
achteten nictjt, ba§ il)re ^päufer ^erftört tnurben, unb karteten be§
.ßönig§^).
^tfonfo (ie§ ]iä) am 8. 9}lai frönen, ©ein ^rönungSfc^mud reidjte
an Sßert^ bi§ über anbert^alb TOttionen S)ucaten; botf» mitten in ber
']3rad)t fal) er traurig unb in firf) ge!ef)rt au§*); an biefem 2;age
nerna^m er bie getniffe 9ta(^ric§t bom ^u%z ber fyran^ofen. ©ein
ilBerner ©(^itb tonnte if)n nid^t erfreuen, ba er einen ehernen
drautfjte. S)enno(^ badfite er niäit, ben Angriff abt^utnarten, tüie fein
'^ater i^m gerat^^en ^atte. ©oE it^ mid) berftecten, fagte er, tüie
ein 2Bi(b im ^ot^e ? ^lai^bem er bie (Befi^ente ^u feiner Krönung,
gan^e ;3a^re§ein!ünfte S3egüterter unb bie Sehnten eingetrieben, nac^bem
bie güEen feiner ©tutereien ^um S)ienft im Mege taugtid^ gemad^t
tnorben unb feine ©d^iffe mit neuerfunbenen S3ombarben gerüftet toaren,
Bef^ra(^ er fii^ mit ^llejanber ^u S3icot)aro; im ßinberftänbni^ mit
bemfelben befd^to^ er, ßobobico bon ^toei ©eiten anzugreifen^):
mit ber ©eemai^t in (Benua, ^u Sanb im eigentlii^en Gebiete bon
TOtano. @egen (Benua 'Ratten fid^ i^m ^tbei S5erBannte, ber ßarbinal
gregofo unb Dbietto f^ieSco, angeboten, ©ie toaren berjagt toorben,
bamit bie ©tabt ßobobico ge^^ord^en möd^te, unb festen nun xf)xe
Hoffnung auf ben J!önig bon i5^-ran!reid^ ^). ^n ^Jlilano badjte er
burd^ bie |)ä|)ft(id^en SJafaEen, bie i^rem Se'^ngfjerrn ju folgen ber=
))flic£)tet toaren, Eingang, burd^ bie kneifen, bereu <&au|)t, Sribul^io,
er bei ft(^ l^atte, bie Öbertianb, burc^ hie 9leigung be§ S5oI!e§ ju
feinem angeborenen fyürften , i^o^^nn ^aleaj^o , ben boEfommenen
©ieg p erlangen, ^m 5luguft 1494 brachen 38 Üteitergefd^maber
au§ ben ^bru^aen auf; fie tt?ottten il^ren Söeg burd^ bie Ütomagna
1) Infessura 2010.
2) Senarega, Annales, p. 539. Zurita 34. Infessura 2016.
3) Burcardus, p. 2048.
4) Passero 61. Caracciolus, de varietate fortunae 43. (ä. b. 2. 21.)
Diurnale di Giacomo Gallo 7.
5) Benedict! Diarium. Corio 919. Oricellarius, de hello Italico, p. 10.
6) Senarega, Annales 520. Folieta 263.
26 @rftes 35uct). fötftei (Sapitel.
ne]§men, um ben jungen ^er^og üon ^Ulatlanb gu Befreien ^). f^u^öölfer
Ratten fie ntd§t, aber ßonftabel, i^rer 3U toerben. ®a§ Sanbl^eer
führte f^errantino , ber ©o^n , bie glotte , toeld^e ju berfelben 3^tt
in ©ee ging, f^^berigo, ber S5ruber 3llfonfo^§. <Bo brad^ ber ^rieg
in 3talien au§.
ßoboüico wartete feiner f^einbe bereite nid^t o^ne fran^öftfi^e
.^ülfe; toiber bie Sanbung§tru^)^3en , toeld^e bie nea^3otitanif(^e f^^otte
an SSorb genommen, foEte i^m ^er^og Subtoig tjon Orleans, ber
mit einigen fd^toei^erifc^en i^ä'^nlein nod^ @enua ge!ommen toar,
^ülfe leiften. (Jnblic^ leuchteten bie geuer bon (^ap ju ^ap , ber
geinb fomme; bie ^Iragonefen lanbeten bann an ber 9flit)iera unb
befe^ten mit i^rem ^u^üol! '^apaU^). ^ber ma§ mar biefe§ guSboI!,
o^ne 2öal§l unb Uebung, ba§, ^eute geUJorben, morgen au§einanber=
ging unb feine @]§re barin fanb, toenn e§ im Srott ein^erlief unb
immer ben tarnen be§ §errn fd^rie^), üon bem e§ gebungen mar,
gegen bie ©t^Iad^torbnung ber ©(^mei^er? (S§ fonnte fi(| in ber
genommenen ©teEung nid^t "be^aupkn. Den Sru^pen, bie p
Sanbe heranrückten, fteEten fid§ 5lubignt) unb ein ©anfeöerin bon
ben ferrarifd^en Mengen in ben 3Beg: f^errantino toarb menigften^
abgeme^rt.
3. Äarl VIII. in :StaIien.
3u berfelben S^tt, al§ ber italienifd^e S3unb , mie er nunmel§r
mar, 5!Jtai(anb unb @enua ju ßanb unb gur ©ee angriff, befahl
Äönig ^arl, für feinen ©ieg über bie ©aragenen in aEen .^ird^en
Umäüge 3u galten unb au beten*). (Sr lie§ bie Seid§en ©t. 2)eni§'
unb feiner ©efäl^rten nad^ ber alten ©itte franjöfifd^er Könige au§
i:§ren ^emölben in hie Äird^e l^eraufbringen 5) ; am 29. 5luguft 1494
§örte er in ^renoble bie ^effe, na:§m 5lbfd§ieb bon ber Königin
unb brac§ nad§ Stalien auf. @r l^atte berorbnet, mer in feiner 2lb=
mefenl^eit ha§> Äönigreid^, mer jebeg .g)er3ogt:§um bermalten foEte;
öon bem §aufe ©auli in (SJenua :§atte er 100,000 S)ucaten aufge=
nommen^); öon ben .&au§meiftern mar ber 2Beg bereitet, unb fo
äog er in großen Hoffnungen bon SSriangon 5[Jlont ©eneöre :^inan,
1) emilia pa on ©ibctt ^io, bei Rosmini 202.
2) Georgias Florus, de hello Italico 7. St. Gelais, Louis XII, p. 82.
S) Nardi, Vita di Tebalducci.
4) Baudequin Ms. bei Foncemagne, 2Jiemoiren ber Slcab. 17, p. 572.
5) Desrey am Monstrelet, p. 228.
6) Desrey 214. 215.
^orl VlII. in ^ialkn. 27
ha^ 2:]§al tjon ßefanne ^inaB, bie X^äUx ber äöalbenfer Vorüber, bi^
iiac^ Surin; Wanli^kxe trugen bem .J)eere ba§ (S5e|)ä(f nai^. 3ln ben
Sporen öon 5lurin empfing fte bie S)ame öon ©at)ot)en, Bianca, auf
i^rem 3elter unb ber junge ^er^og, nod^ ein ^inb, ben man aber
gele:^rt, artige Sßorte au fagen^). ^enn na^^e S^ertoanbtfd^aft unb
häufige @ntf (Reibungen in t)ormunbfd§aJtIi(i)en (Streitigfeiten ]§atten ben
franaöfifd^en .Königen in ^iemont ba§ ^Infe^^en tva^xn ße:^n§^erren t)er=
jc^afft. Unter Slarinen unb 2rom|)eten jog man bie Waffen entlang,
n)0 ^arl§ be§ (SJrofeen fabelhafte Saaten in ^^fterien bargeftettt
würben 2). 2)ie gürftin gab al§ $fanb einer !(einen ^Inleil^e i'§r ^e=
ft^meibe. ^f)xl\pp be SSreffe, be§ <&eräog§ O^eim, fc^lo^ fic^ bem
3uge an. ^n f^reuben 50g man auf 5lfti an bie ^renjen 5}lailanb§^).
^uxtam Sobobico ju bem Könige, „^n ;Stalien, fagte er, „3ä"§len
tt)ir brei gro^e 5[flä(j§te. @ine ]§abt ;S^r für ßud^, 5!)lailanb; eine fi^t
ftiE, SSenebig. Söie n)oHte '^taptl £)em aEein tüiberfte^en , beffen
S^orfa^^ren un§ aUe aufammen befiegt? äöenn ;^:^r mir folgt, toiU
id§ ^nä) größer machen, aU ^arl ber ^ro^e gewefen. Söir tnoEen
biefe 3:ür!en fd^on au§ (Sonftantino^el jagen*)."
^oä) e^e man aber an ben §einb !am, na^m Sobobico
■»ntailanb t)ollenb§ in S3efi|. @Ben lag ^o^ann ^aUa^o tobtlranf;
bagegen ^atte ßobobico bon bem römifc^en Könige, ber fid§ bor einigen
Monaten mit feiner 5^ic§te bermäl^lt, bie S3ele^nung mit bem
'&^i^8t)öt^um erhalten ^). äöenn nun jener ftarb , toä^renb ba§
franaöfifd^e .g)eer gerabe im ßanbe tvax , toer foEte bann i^m tt)iber=
ftreben? ^n ^abia fa^ Äarl ben ^ran!en, beffen ^Jlutter bie
(5(^n)efter ber feinen getoefen, ber firf) nod§ entfc^ulbigte, ba^ er i'^m
ni(^t entgegengefommen , benn er fei aEaufran!; aber er Biete
i^m fidf) unb feine Äinber bar^). @in |}at)efifd)er 5lrat, ber ben
^önig begleitete, :^at SfluceÜai öerfid^ert, e§ fei offenbar gertjefen, ba^
er ^ift befommen :§atte ^). ^nbe^ Ijieg \fy\ ^arl gute§ 9}lut^e§ fein,
1) Georgius Florus 6.
2) Philiberti Pignoni Chronicon Augustae Taurinorum, p. 41.
3) Comines unb Desrey 216. 3lin 1. «September !ant i?atl nad^ S3ri:
an^on, am 5. nac^ Surin, am 9. noc^ 3lfli.
4) Comines, p. 444.
5) Urfunbcn hn ßorio 900. 912. 935.
6) Georgius Florus, de expeditione Caroli, p. 9. (Slnmextung ber
btitten Qlu^gabe.) Marino Sanuto, La spedizione di Carolo ottavo in
Italia, pubblicata per cura di Rinaldo Fulin, ©. 671. — ^otl hjar am
7. Oftober üon ^2lfti aufgebrod)cn unb traf om 14. in ^^abia ein.
7) Oricellarius, de bello Italico, p. 33.
28 @tfteö Sud). (Srflei Kapitel.
ttatim feine ^ette t)om ^alje unb ^ing fie if)m um. ^aum njar er
in ^iacen^a, fo öema^m man ben %oh be§ ^^üngUngg^). 5(Ege=
mein war ba§ ^^litöejü^l mit bem unfd^ulbig geo^^ferten ßamm, tt)ie
ba§ Kranen öor bem, ben fie für ben 5Jlörber hielten. SBätirenb
nun ber ^önig bie S3ürger 5ur 2^obtenfeier lub unb bie 5(rmen 6e=
fc§en!te , flog ßoboöico na($ ^aitanb , öerfammeÜe ben (5taat§=
rat^ unb fc§(ug be§ S}erftorBenen So^n ^u feinem ^ad^fotger
öor^). „6in ^Jlann ift un§ nöt§ig, fein Äinb", entgegnete ber
8($a^meifter 531arliano. %IU ^itgüeber ftimmten barin ^ufammen, ba§
ßoboüico if)r .f)er3og fein muffe; fie gaben i^m ba^ ©cepter, man
Brachte ein ^leib öon @olbftoff l^erbei, ba§ er anlegte; bann ritt
er im @eleit ber S5ornel)men nad) @t. ^mbrofio unb toarb bort
öom fSolU 3um ^er^og aufgerufen ^). äöenn ^fabella fd^on burc^
i^ren Srief ben gefd^rlid^ften ^rieg für i^ren Spater, il^reg ^anne§
jlob öeranla^t ju ^aben glaubte , toie ttjarb i^r je^t ju "iDlutlie , al§
man i^r fagte, ßobobico fei <&er^og, aud) i^re ^inber feien T^off=
nung»lo§ unb beraubt! 2)a§ 5lnbere Ijatte fie ertragen: bie§ brüdte
fie 3U SSoben*).
S)er Äönig ftanb an ben ^ren^en pnöd^ft be§ florentinifc^en
unb be§ römifd^en @ebiete§. ©d^on in ^siacen^a famen jmei ^iebici,
5?iiero^§ S^ettern bon bem Jüngern <&aufe, freigebiger, leutfeliger, bem
S^olfe lieber unb nid§t minber reidC) al§ er, aber öerbannt, tneil fie
fid§ bei einem ^puU mit ^iero ent^tneit unb fran^öfifd^e ^efinnung
gezeigt Tratten ^). ©ie fagten bem Könige: er möge nur nad^ %o^=
cana üorrüifen, in giorena ^aht er ^reunbe. Unter ben alten 5ln=
Rangern b"er 5^ebici toaren bod^ biete un^ufrieben mit $iero. (Sein
^akx T^at i^m einmal gefdtirieben : „Ob bu too^^l mein ©o^^n bift,
bift bu bod^ nid^tg anbere§ al§ ein ^Bürger bon gioren^, wie aud^
id^^)." 5lber ber (So^n einer Orfina, beffen S5ruber ßarbinal mar,
beffen S5ater ber 5Dlebiator ^talieng geUjefen, ber fid^ biefem felbft an
Seibeöftörfe, ©d^ön^eit unb anmut^iger Gegenwart, üietCeid^t auc^
an claffifi^er Silbung überlegen füllte — benn er erflörte mo^l feinem
S3ruber ben SSirgil unb Ujufete geft^idft 3U improbifiren ^) — , tonnte
1) Desrey 218. ^Äm 18. Dttober tarn ßart md} ^iacenaa; am 21. ftatb
3^of)ann ©aleaj^o. <
2) Florus Navagero bei Muratori ^3, 201.
3) Corio, p. 936. Lodovico an Aubigny in Rosmini, Trivulzio II, p. 206.
4) Petrus Martyr, Epistol. XI, 193.
5) Corio unb Comines.
6) Literae Laurentii bei Fabroni, Vita, p. 264.
7) Literae Petri bei Fabr., Vita Laur., p. 298.
^Qtl VIII. in Stalten. 29
biefe ©rma^nimg (cic^t öevgeffen; ba§ ina^r^ft SoBenStüürbige t)er=
ga^ er, lt)ie titele 5(nbere, üBer äu^erlicfjettt ©latt^. @rt)attemd^t3ußanb=
bau unb ^anbel Suft, ti^ie feine Später, aber ju äöeibtoerf, S}ogelbet3e,
bem to§catttf(^en 35aEfpiet trtit i^ug unb <&anb, :t3räd£)tiöen 5Xufaügen am
2;age, ^u näc§t(td)en (Belagen ^); er lie§ fid§ im §arnifc§ malen ^). ^n
ben ß^efd^äften ber ©tabt bagegen ^te^ er gut, tcaS fein ülat^ SSiBBiena
i§m tJorfd^lug. @rft aU ^axl über ha^ ^o^e (Gebirge nad§ ^ontre=
moli gefommen, \a'f) ^iero, toie tDeuig bte ^Florentiner i^n gegen ben=
felBen 3U iinterftü|en geneigt feien. „5^Ue ^ötte iä) in biefe dloi^
3u !ommen geglaubt," f(f)rieb er, „nie l^abe i(^ fo großen ^^reituben
biefer ©tabt mißtraut; aber \ä) bin öon aEen öerlaffen unb ^abe
ttieber (i5elb, noc^ ßrebit, uoc§ Slnfe^en, ben ^rieg auSäU^alten" ^).
ßr fc^rieb ba§, al§ er bereite auf ber Steife nact) $ifa ju ^arl tüar,
um \iä) o^ne S3ebingung in beffen ©ettjalt au geben*). 5lur burd^
be§ Königs §ülfe tüar eg möglich, \xä) in ber 8tabt ^u ^alten^.
©0 tpcnig überlegt, toie man behauptet ^at^), iDar e§ ni(^t, toenn er bem
1) Nardi, Istorie Fiorentine, p. 9.
2) Jovii Elogia virorum illustrium, p. 187.
3) ©eiti 33rief an SBibbiena bei O^abroni, ßeo X., p. 262.
4) ^toeiter SBricf ebcnb. 5lin 23. Cftober betliefe ^axl ^Piacenäa unb
[gelangte nm 29. nac^ ^ontxemoU. 3lm 26. hjar ^iero üon ^loxena obgeteift.
5) Georgius Florus, p. 9. Nerli, Commentarj, p. 61.
6) 5lod) in ben neueften ©d)tiften mitb bem 5piero una stoltezza vera-
mente incredibile (Villari, storia di Girolamo Savouarola) äugefdjticben.
äöir burften eine folc^e in einem ^J-torentinet, einem ^Jlebiceer nic^t gerabeju
öorau§je^en. Sllle» U)Qt ©egenfa^ ber Parteien, mel)t ober minber folfdje SBe*
rectjnung, ^Igitotion beS 3!JJomente§. Hnenblid) merltoürbig finb bie in ber ©omm*
Inng bon Desjardins, Negociations diplomatiques de la France avec la
Toscane, mitgetl)eilten Briefe au§ ber ^eit ber Ärifi§. ^Jion \k\)i, bofe $iero
huxd) feinen Söunb mit 5llfonfo unb fein 5ßerl)Qlten übetl)Qupt mit feinem
«Staate in y^lorena verfallen mar. S^enn bie Florentiner tüaren an fid) fran-
jofifc^ gefinnt; fie fal)en bie öon ben f^ranjofen brol)cnbe ©efa'^r mit um fo
größerem Unmutt), bo e§ nid^t bie 5Politif be» ©emeinbetoefen§, fonbern eine
fe^r perjönlid)e beä Dbcrt)auptc§ ii)rer SfJcpublif tnar, toa§ fie in biefelbe
t3ertoi(felte. g^lorenj felbft mar gegen bie öon ber ©ee l)er brot)enbe Uebermai^t
ber t^ranjofen nid^t 3U öerttjeibigen. 23on feinen ©egnern im Innern be*
brängt unb bon oufeen gefäl)rbet, entfc^lofe fid^ 5piero, hk ®nabe be§ Äönigi
t3on 9^ranfrei(^ perjönlicl) 3U iudjen. @r tl)at bie§ nidjt ol)ne SBeforgnife für
fid) felbft unb bat feine Mitbürger im t)otau§ um ^ürforge für feine
Familie, menn il)m ein Unglüd gefc^el)e. ^nbem er fid) aber äugleid) aU
Cibetl)an:j)t ber 9iepublit unb il)r ©efanbter nac^ bem fran3Öfifd)en gelblager
begab, regten fid) feine ©egner in ber ©tabt ; fie ernannten eine ©efanbtfd)aft,
bie mit 5piero ober aud) o'^ne i^n 23erl)anblungcn mit J^arl VIII. anfnüpfen
föune; bie Fotberungen ber g^-anäofcn ju erfütten, tnaren aud) fie bereit.
5^id)t gerabe tiiit üieler (5d)n)ierigfeit ^atte 5piero unterbeffen Unter^anblungen
30 ^ftc§ S3uc^. erftc§ Kapitel.
Röntge atteg getüä^rte, tüa^ er toünfd^te, bie geften bon ©ar^ana,
©ar^aneEa, ^ietrafanta, $ifa unb ßbomo, toeld^e ben ^ebirgStüeg
unbbte Mfte öon ber ^:))lagra Big äum 3lu§ftuffe be§ 5ltno bel^errfc^en^).
^ meinte, baburd^ i^ feinen greunben ju entfremben unb für fid^
3U getüinnen. 5lber e§ fel^Ite biel, bag er beffen fidler getoefen tüäre,
aU er öerna^m, man table ju .gaufe fein S5er:^alten. @r eilte nad^
^lorena ^uxM. Um bie ^etoalt 3u be:^au|)ten, lie§ er feine Srup^en
unter ^agolo Orfino aufammentreten unb begab ftc^ — e§ mar am
9. ^oöember 1494, einen ©onntag 5lbenb — mit bemaffnetem befolge na(^
bem ^alaft. 3)ie üerfammelten ©ignoren toaren nirf)t einig, ©inen gab e§
unter i^nen, 9Zamen§ ßorini, ber ^iero ]§ereinfü^rte unb fid^ meigerte, bie
@df)lüffel 5ur ^(ocfe ^erau§äugeben , mit ber bie 5lnbern ba§ S5ol!
pfammenjurufen badeten. 5lber biefe l^atten bie Dber^anb. ®em
Äommenben traten ein ^erli, ein (S^ualterotti , beibe aus fonft ganj
mebiceifd^ gefinnten ÖJefdCjlec^tern, entgegen : „?lttein unb o^ne Söaffen,
anber§ bürfe er nid^t eintreten." 5lnbere ijffneten bie ^toifenflube^).
3ugleid^ mit ^iero mar f^ran^ S^alori, bisher ^efanbter bei ^önig
,^arl unb baöon überzeugt, ba^ btefer ^iero 5[Jlebici nid§t unter=
ftü^en merbe, gurücfgefommen^). @r l^atte fic^ ^u ^ferbe gefegt, rief
mit ben Q-tan^ofen begonnen; et toot eigentlid^ ber 2Jteinung, feinem bi§t)eris
gen Söerbünbeten 5llfonfo ben beften S)ienft ju teiften, tüenn et fid^ gonj in
bie 2ltmc bon ^^tanfteidf) toetfe. 6t ttug !ein S5eben!en, bie ^eftungen, toeld^e
bic^ton3ofenbeget)tten, hi^ t{)te©QC^e mit 51eapel auggcttagen fei, in bie <^änbe
bctfelbcn ju übctltefetn; et etliefe beteit§ Sefet)le nod) 5|}ifa unb g-loten^, bem
Äönige bon ^ftanheit^ tüegen feinet 2ßütbe unb bet alten 23erbinbung mit it)m
ongemeffene Slufna'^me 3u getDät)ten. S)ie neuen ©efanbten l)atten feinen ge*
tabep mibetfptedtienbcn ^lufttog; nut "^oben fie ba^ 23etl)ältnife bet 9flepublit
alSfolci^et ^etüot. ^eben 3lugenblid U»u(^§ bet SCßibetftanb gegen 5pieto im ^n-
nctn bet ©tobt, liefet ^ielt füt notbtoenbig, fid^ nad) O'lo^f "S autürfjubcgeben,
um bet ©tobt 5D^eiftet ^u bleiben. 5lbet be§ ©d)u^e^ bon g^tanfteic^ toat et
nod^ nid^t öoEfommen gefic^ett; in bem ftan^öfifd^en ^eetloget tnufete man
biclme^t red^t too^l, bofe et bet etgentltdje (Segnet bon gtanfteid^ toax, md)t
bie ©ignotta. (Sinet bet flöbtifd^en ©ejanbten, SSaloti, tarn bon bem Könige
3UtüdE, übetjeugt, ha% biejet bie tnneten 5lngelegen^eiten bet Otepublif
it)t jelbet übetloffen tbctbe. 2)a gejd^a^ e§ nun, ha% ^ieto, inbem et fid) be§
^alaftei ju bemQd)tigen bad)te, äßibetftanb fanb unb bie Kopulation fi(i gegen
it)n ctt)ob. 2)et 3Jioment ift bon gtöfetet Sötd^tigleit; e§ loat eigentlid) bet
entf^eibenbe füt bie fpäteten 3eiten bon jToicana. (?l. b. 2. 51.)
1) Comines 449.
2) Nerli 1, 1. Nardi, p. 13.
3) S)ie angebli^en Bulletins bon bet 2ltmee ^atl§ VIII. (Pilorgerie, Cam-
pagne et buUetins de la grande armee d'ltalie commandee par Charles VIII.)
finb metfmütbig, injofern fie bie potitifd^en 5üctl)anblungen, bk ben 3"« beä
,R5nig§ begleiteten, unb beffen 2lbfid^ten anbeuten; für bie inneten itatient«
fdjen SBehjegungcn ^aben fie menig äßetf^. (ä. b. 2. 21.)
Äarl VIII. in ^iaiun. 31
\nx ^ret^ett auf unb mad^te ba§ S5ol! auöerfid^tlid^ in feinem S5e=
c-^innen. ^tit öier ^a!§i*en Tratte §ieron^mu§ ©aüonaxola bemfelBen
i>ol!e geprebigt: „ein ^önig n)erbe üT6er bie SSerge !ommen, ein großer
^önig, ben (Sott fenbe, bie Ungerechten ju ^üd^tigen unb bie Sirene
3u emeuein^)." 5£)iefer fd^ien nun ba ju fein. SBie pero üBer
ben Pa| aurürfging, fa^ er 6teine um fid) fliegen, ba§ SJoIf
16eim (5c§aE ber ^totfe nad^ bem ^alaft äufammenlaufen unb feine
^äfc^er entn)affnen; er fa^ biefe Söaffen ber ^ned)tfc§aft unb bie
tüenigen, Ujeld^e feiner 3luffi(^t entgangen Ujaren, für bie SSefreiung
t)on feinem ^o^ fdjwingen^). @iot)anni, fein 33ruber, rief
auf ber @tra§e: $aEe! (.^ugeln ndmlid; toaren i^^r ^tiö^tny) fie
fud§ten i^re Sln^änger in ber S5orftabt ©t. @aEo in SSetoegung ju
fe^en; aber 5ltemanb regte fic^, unb ^agoto^g Xxnppm toaxen in
fyurd^t. ©0 öerlie^en bie ^Jlebici, Seltne ßorenao'S, ^toren^, o^ne
irgenb etmaS p retten, i^re S(^ä^c, il^re ©belfteine, jene @efä§e bon
©arbon^j, bie toftbaren 5lltert^ümer, bie 3000 ^ebaiEen, bie .g)anb=
fd^riften unb ©rüde, bie ben i^i-^emben p geigen i^r ß^rgei^ toar^), bie
Härten, in benen bie ^orrigianen unb ^i(^et 2lngelo^§ erlogen maren ;
fie liefen 3ltte§ bem S5oI!e pr ^lünberung ; fie midien bon ber fed§§3ig=
jährigen bemalt i§rer Spater unb entflogen ; benn aud6 ^u ^arl tagten
fie fidf) nidf)t; fie manbten fid§ über hu Slpenninen nad§ ^Bologna.
S)effen ^3[n!unft, in bem bie ^ro|)^eten einen 9fletter gemeiffagt,
ben man gern „-^eilige ^rone'' anrebete, mad^te an biefem ©onntage
aud§ ^^ifa frei. 2öie ba§ gefd^el^en, ift nid^t au^er 3^^M<'t- ^^^
<Sefc^id§tfd^reiber mei§ biet tion 8imon Drtanb ^u fagen, meld^er
auf ^ol! unb gürft eingetoirlt l^abe*). 5luf bem Söege bon ber
^effe ober ba^^in f)abe fid^ ba§ |)ifanifd§e S5ol!, alt unb jung, öor
bem Könige niebergemorfen, über bie gro^e bemalt ge!lagt, hit e§ feit
87 ;^a^ren üon ben Florentinern erbulbe^), unb e§ motte frei fein
unb unter il^m. ,^ierauf i^abe biefer f^ürft, ber ^er^Iid^ gut mar
unb atte Unbittigfeit ]§a§te, gleid^fam einen fragenben ^üd auf einen
ber ülät^e, bie i^n begleiteten, feinen ^O^leifter tjon ben S5ittfd§riften,
^ean Sflabot, gerichtet, unb al§ berfelBe geurt'^eilt, fie ]§ätten S^ted^t,
unb al§ atte feine ütitter Erbarmen gezeigt , ^ahe er geminft unb fie
in guter f^reiT^eit ^u erlialten berf^roc^en, morauf ba§ 35ol!, ^ran^a,
Sibertä unb ^reube rufenb, ben florentiner ßömen in ben 3lrno ge=
1) ?lu§ <Sat)DnaroIa'§ ^rebigten bei Fabroni, Vita Leonis X.
2) Nardi, Nerli, Guicciardini.
3) Comines p. 451. 455. Vasari, Vita di Torrigiano. V. d. P. III, p. 136.
4) Jovius, Historiae sui temporis, fol. 19.
5) Desrey, p. 219. Nardi 12.
32 Srfte§ SSud^. ©rfteg ßopiteL
tüorfcn unb bie florenttner 33efe^I§^a]6er öerjagt ^aBe^). ©te fe^en
:^tnäu , 5tüci grembe Ratten baran 5lntf)ei( gehabt : ein ^IRailänbcr
tregen getüiffcr 5lnfprüc^e ber ©f^i'^a, @a(eaä3o Sanfeöerin, unb ein
©ienefe um bet toöcanifd^en ^reil^eit tüiEen, 35art^oIomäu§ ©o^^ini, ber
bic ^cdfite in $tfa leierte unb einft lange in ^torenj gefangen gefeffen^).
©0 er^a^tcn fytorentiner unb f^-ran^ofen; pifaniftfje ^df)xbü^ex
t)ai e§ feit bcni 2:age i^rer Unterjochung nic§t gegeben^). Äart
meinte biefe Stabt bem ^iero 3U entreißen; no(^ tonnte er nic^t
miffen, toie bei-felbe 3U ben Florentinern ftanb.
S)iefc, gegen bie er nun 30g, Ujaren f)aib feine ^yeinbe, benn i§r
CBer^aupt l^atte boc§ ^rieg toieber i^n geführt, ^aih feine f^reunbe,
benn eBen bie§ i^r Oberhaupt Ratten fie berjagt. 5Xuf ben ^Ipügeln t)or
Signa, bie unbefd§ü|te ©Bene ber ©tabt Oor fic§, tnarb eine Unter^nb=
(ung angetnüBlt. SÖenni^n ßucca, ba§ if)m ni(f)t öer^flic^tet n)ar^),o^ne
33ebingung im beften ^alaft mit @ef(f)en!en em)3fangen, fo berlangte
er baffelbe bon Storenj, ein unbebingteg SDertrauen, ein böEigeg @r=
geben in feinen guten Söitten^). ^an fc^ien barauf einpge^en
unb brad^te i^m (am 17. 9lobember) bie ©c^tüffel ber X^ore.
Süngünge in franaöfifc^en .Kleibern trugen ben 33a(bact)in über feinem
tlpau^t unb fü'^rten i^n, gan^ in äÖaffen, toie er n)ar, ba§ 53tt)fterium
ber S5er!ünbigung borüber nai^ t^rcm S)om unb nac^ ben Käufern
ber ^^Jlebici^). 5^id§t fo Ieicf)t aber ging e§ mit ber ferneren
Unter^anblung. ©oEte e§ mo^t tDai)x fein, ma§ man mittlieilt,
ha^ ^iero ßa)))3oni im ©ruft S)ie in ben ^Jlauern ^u offenem Kampfe
t)erau§geforbert t^abe , bie man brausen nic^t p befte^en ge=
magt §atte^)? ^etoi§ ift, ba^ bie ^Bürger unb bie gran^ofen fiC§
f(^le(f)t bertrugen ^), ba^ ber ^önig S5errat^ füri^tete, bie ©tabt aber
$(ünberung ®). 3ule|t tourbe eine Uebereintunft getroffen. 2)er
1) Comines 452. Ferronus, p. 10.
2) Alegretto Alegretti, p. 836.
3) Sismondi, 5lnmettung 3U 1406.
4j Chronicon Venetum bü Murat. 24, p. 8.
5) Unterl)anblungen bei Oricellarius, de belle Italico.
6) Desrey 219. Nardi 15.
7) Macchiavelli, Decennale. Oricellarius.
8) Macchiavelli, Clizia Commedia. Atto I. Sc. I.
9) @ine fct)v lebenbige ©d)ilberung bes ^tüiic^en ben gtaiijofenutibgioren^
tinern obtootteuben ^ifetrauenB ftnbet fid) in bem Diario Fiorentino dal 1450
al 1516 be» Luca Landucci, ba§ Don ^oboco bei Sobia im Sal)re 1883 ebirt tüorbcn
ift. 2;a bcifet Cö unter bem 24. DU. (©. 85) : che ognuno attese a riempiere le case
di pane e d'arrne e di sassi e aiforzarsi in casa quanto era possibile, con propositi
e auimi ognuno volare morireco l'arme inmano e ammazzare ognuno, se biso-
gnassi, al modo del vespro Siciliano. (5tnmetfung ber 3. %n^%abi.)
Äorl VIII. in Italien. 33
tjorne^mfte ©treit^unÜ Bettaf bag §au§ 5!Jleb{c{§, \>a^ ber ^önig
tüteber^ergefteHt toünft^te. @t Brachte e§ jeboc^ nur fo toeit, ba^
bie fi^ärfften, gegen bie 5!Jlebict, it)r ßeBen unb xf)x <g)au§ erlaffenen
©biete ^nrüdgenommen tüurben. 5ttte§ 5lnbete Behielt man ber Qu=
!unft bor. ^ifa, Siöomo unb bie öon ^iero aBgetretenen geftungen
foHten Big 3ux S5oIlenbung bet nea^oütonifc^en ©jpebition in fxon=
5öftfd§en Rauben BleiBen; auf ^oliti! unb Söaffen Behielten \xä) bie
gtan^ofen einen großen @influ§ tjor^). 5^ad^bem bie§ Befd^tooten
ttjotben, läutete ntan 'i>k @(o(fen unb mad^te f^reubenfeuer auf ©trafen
unb ^la^. S)ex ^önig Iie§ äßorte be§ ^riebeng, günftig für bie @r=
neuerung ber f^i^ei'^eit, an bie 3Jlauern anf(^tagen; bann fd^idte er
fic§ an, feinen 3w9 ^öd§ 9flom unb ^Jlea^jel toeiter fortäufe^en^).
©atjonarola trat ^u t^m : er möge bie Seit nic^t tjerlieren ; @ottfenbexl§n ,
ba§ fei gett)t§; aBer ba§ t^m nur ntd^t ber UeBermut^ feiner ßeute
ha^ S5oEBringen unmöglii^ mad^e^)! 3tt einer 5lrt öon 5!Jlanifeft
öerfünbete bann ^arl VIII., er ^aBe feine ©ema^lin, feinen 2)au^jl)in
unb einzigen So^n, fein üteid^ t)erlaffen; er !omme nii^t, 3emanben
3u tjerle^en, fonbern 5^ea^el einaune^men, beffen feine S5orfa^ren unb
er burd^ öierunbätoauäig SSele^nungen römifc^er ^ä^fte unb ^eiliger
Soncitien öerfi(^ert n}orben, ba§ i'^m, bie UngläuBigen ansugreifen,
huxä) bie Drte am ^Dfleere bie Befte @eIegenT§eit geBe. 6r forberte
freien S)urc§3ug, fonft ttjerbe er il^n erstoingen.
5^a(^bem f^lorenj burd^ feine 5ln!unft umgeftaltet tnorben, äog
er fort toiber feinen ätneiten f^einb*). ^apft ^llej-anber geriet!^ me]^r
in S5er(egen:^eit al§ in f^urd^t. (5r fagte au 9tuboI:|3l§ t)on 5ln:^alt,
ber bamal§ in 3tom toar: „S)iefer Äönig tüirb, toie bie (Behalt, fo
ben 5flamen be§ ^aifert^um^ öertangen. 5lBer, berfic^ert Mai-imi=
lian, id^ UJoEte mir e^^er ba§ ©d^toert an bie ^ti)U fe|en laffen,
alg barein toittigen^)." SBo^l rücfte auf ber einen ^eite f^errantino
gegen 9ftom ^eran; längft Ratten i^n bie ^Florentiner , barauf bie
Surften tjon UrBino unb $efaro ^) unb, foBalb er 5luBign^ nid^t me^r
1) Petrus Parentius, Za^ihnä) Bei Fabroni, Leo 263. (31. b. 2. 21.)
D^sjardins, Negociations I, ©. 601. 5Der Ztjci be§ SSertrageS ift öon ®ino
ßopponi im Archivio Storico Italiano, Ser. I. vol. 1, <B. 362—375 pubti-
citt tootben.
2) Petri Criniti Carmen, cum Carolus ad urbem tenderet, b. Roscoe,
Sebcn Seo'§, I. Appendix 510.
3) Nardi.
4) ßatl üetliefe f^lotetta «wi 28. S^obemBet.
5) Burcardus, Diarium, p. 2050.
6) Baldi Guidobaldo,- p. 135.
t). gianle'ä 2ßerle XXXIII. XXXIV. 0{otn. u. gem. »öWet. 3. Stuft. 3
34 <Stftc§ S3ud^. erftc§ ßa^Jitel.
loiberfte^en !onnte, aud§ ßatl^arina ©foraa öertaffcn. S)a§ Söol! fagte,
e§ tooEe leinen ^rteg mit ben ^^tanäof en ^) ; e§ zeigte fid^ fogar
feinbfelig gegen iT^n unb !t) erlegte il^m bie «Strafe. £)]§ne fid§ ben
^anjer ju löfen^), naT^m et buri^ bie 9flomagna ben ülömettoeg.
3ßir!(i(^ meinte bann ber ^a^ft mit ^ülfe ber 5^ea^olitaner bem
öon 2:o§cana anrncfenben Könige Don gran!tei(j§ tniberfte^en jn !ön=
nen^); et l^ötte anf !eine S5etfi(^etungen bet ©fotja nnb il^tet 5ln=
l^änget. ^atl VIII. toat in Siena bntd§ Beftän^te Xf)oxe einge=
jogen *) ; et \pxaä) bott feinen SSann toibet bie S5etttiebenen an§ nnb
lie^ einiget fSolt ^umä; in 6a§ciano emt)ftng et ^ifanifd^e 3üng=
linge, bie i^m ^le^^e, .^afen unb toag fünft hk 3agb getoö^^tte , ^nm
@efdöen! batBtad^ten^). <Bo langte ^atl VIII. anf bem ^oben bet
^itd^e an^); bet ßatbinal ^ettanlt üBettebete bie ©intoo^net bon
5Jlontefia§cone , ben ^önig ftieblid§ auf^nnel^men : benn ba§ fei
ba§ alte nnb toaste S^etf^ted^en be§ 5pa^fte§. 5lm 10. S)ecem]6et
Betete et Beteit^ t)ot ben üleliqnien ©t. Sftofa^g in S5itetBo ^) ; ba üBet=
liefette felBft ein Otfino, beffen @efd§led§t mit ^ieto unb 5llfonfo
nal^e öetBunben toat, aEe feine ©d^löffet unb S5ottät]§e; öon aEen
©eiten, aud§ auf bet 2:iBet, geigten fid^ bie geinbe; ja, 6omine§ et=
ää^lt, ein 2:T^eil bet ©tabtmauet fei gefaEen, nid§t§ fei ma]^tet^).
S)agegen Tratte gettantino, aU et bie UeBetlegenl^eit be§ Äönig§ inne
toatb , Sftom Beteit§ öetlaffen. S)ann fanbte htx ^ap^i feinen 6e=
temonienmeiftet , um ben ^önig in bie 6tabt ^u fügten ^). 5Xm
31. ^ecemBet 1494, Bei f^a(ielfd§ein butd§ etleud^tete ©tta^en, untet
bem gteubengefd^tei be§ fSolM gefd^a^ e§i<^). ^atl§ 5lBfid§t tonnte
nid§t fein, eine ütefotmation bet ^itd§e mit ©etoalt butd^^ufe^en,
obct H^ ^aifettl)um an fid^ 5u teilen; inbem et bie geinbe ber
ß]§tiftenl§eit angteifen tooEte, butfte et nid^t bie gan^e ßl^tiftenl^eit
1) Passero, Giornale, p. 63.
2) Zurita f. 52.
3) Burcardus 2058 unb Zurita p. 50.
4) Desrey 218. (Slnm. ber 3. 21.). ©anuto, Spedizione dl Carolo
©. 144.
5) Allegretto Allegretti 835—837.
6) Burcardus, Diarium 2051.
7) Desrey fol. 220. 2lm 22. 2)ecember btadt) ßarl t)on SJiterbo auf.
8) Comines 462. (2lnm. ber 3. 51.) eben ba^ berichtet oudb ©anutö?
a. 0. D. <B. 163.
9) Burcardus Dom 31. ^ecember.
10) jTremouiae'g 2J?emoiren 147. 148.
Äarl VIII. in ^ialien. 35
I itJiber ftd§ reisen^). 5l6er toenn er ßefar, 5llejanber§ ©o^n, al§ (iJeifel
1 in feinem befolge ]§atte, toar er be§ ^a^3fte§ fidler; toenn er %txxa=
cina unb 6it)ttaöec(^ia befe^te, ge^orditen i^m bte öomel^mften ^(ä^e
j Don ber fran^öfifd^en bi§ 3ur neo^olitanifd^en ,^üfte. 3n ^llejanberS
I S5ertt)aljrung tDar hainaU Sl^^^ , ^^^ SBruber SSqaaet^g, ber öor
biefem ju ben (il^rtften geflogen tt)ar, aber no(^ einen großen 5ln^ang
unter ben 3:ür!en ^atte, ein 9}lann ungebrochener @e[tnnung, tüelc^er
bem ^apfte nid^t bte f^üfeß Mgte, fonbern nur ben 5lrm; inbem ^ar(
1 biefen mit fid§ fü:§rte, ^ielt er ftd^ eineg glüdüd^en ®rfolge§ tt)iber
! bie 2;ür!en fo gut aU getüi^ ^). 5(I§ er bieje S5ortT§eiIe, toeld^e mägig,
aber mid^tig maren, erlangt, fagte er, auf ben Stufen be§ :pä^ftlic§en
3:()rone§ fte^enb: ,,§eiliger Söater, id^ bin gelommen, @ud^ meine
Dbebiena p bereifen, tt)ie meine S5orfa^ren^)." @r \a^ hu @e=
braud^e be§ aEgemeinen 5lblaffe§, em^^fing ben 8egen unb t)erlie§
^)iom am 28. i^anuar 1495 *).
5^un iDar 5llfonfo aEein übrig. 5flod§ in 9tom l^atte er burd§
ben ^apft mit bem Könige öer^anbeln laffen; er ^atte i§m gro^e
öjelbanerbietungen gemad^t: eine 50^iEion S)ucaten auf einmal unb
aEe Sal^r 100 000 grauet al§ eine 3lrt bon Tribut; bie ^tpnUil
S^enebig unb ber ^önig bon Spanien foEten bafür gutfagen. 5lber
(cine§ @rbred^t§ fidler unb bon bem ^lane gegen bie 2^ür!en erfüEt,
l)atte ^arl YIII. 5lEe§ bon ber §anb gettjiefen^). 5lud§ bann gab
^{fonfo no(^ nid^t aEe Hoffnungen auf. S5or bem grü^ja^r, meinte
er, !önne ,^arl nid^t nac^ 5^ea^el borbringen; inbe§ befeftige man
bie (Srenaen, inbe§ fomme bie <g)ülfe^). ßr ern)artete fold§e augleid^
bon bem Könige bon (Spanien, ber, für gerrantino um feine jüngfte
jlod^ter gebeten, \xä) geneigt zeigte unb burd§ 9tam ©gcriba 500
1) S)urd) ein©d)teiben be§ ©täbifd^of^ tjon ©t.SJJolo an bie Königin 3lnna
crfät)rt man mit SBeflimmttieit, ha^ t)on einer 5lbfe|ung 5pa^ft 9ltejanbcr§ unb
einet butdjgteifenben ^itd^entefotm bie 9tebe getoefen ift. „Si nostre roy eust
voulu obtemperer ä la plupart de Messeigneurs les Cardinaulx ilz eussent
fait ung autre pappe en Intention de reflformer l'eglise ainsi qu'ilz disaient.
Le roy desire bien la reformacion, mais ne veult point entreprandre de
sa depposicion. ©. Pilorgerie 1. 1. @. 135. (21. b. n. 21-)
2) Infessura 2060. ^llcjanbet an 3J?aj;imilian bei ®att, Söotmfer
bieten, p. 852.
3) Desrey 220.
4) Burcardus 2064.
5) 53rief be§ er^bifdiofg öon <Bt Tlalo an Königin 3tnna bei Pilorgerie,
©. 138. (21. b. n. 21.)
6) Zurita f. 49. f. 50.
8*
36 @tfte§ 33u(^. etfie§ ßapitel.
Sanjen, ja ein giogeg §eer mit einem ©rattben unter getoiffei
bingungen antrug. SBon SSaja^et^, gegen ben ber 3ug ber g^an=
3ofen |o offen öerlünbet mar, mu^te man, ba^ er eine gro^e ^In^a^t
@aleeren in ßonftantino^el feefertig mad^te unb anbere auf ben
Söerften ^atte unb ba^ bag natolifc^e <g)eer Befe!)Iigt mar, mit
bem erften Wdx^ üBer bie 9Jleerenge äu !ommen, unb ba§ griediifd^e,
untjerpglid^ 3U ruften^). 8ein ©efanbter Begleitete OTonfo öon bem
^eere nad^ ber ^auptftabt ^).
tiefer Sßinter mar aber mie ein Srü^ling: fein 9tegen, felbft
in ber Sombarbei !ein ©i^nee: ber 3ug ber f^ran^ofen ot)ne bie ge=^
ringfte S3efd§merbe^). Unb nirgenb^ fanben fie äöiberftanb, mie fid^
5(quila ergab, foBalb bie f^ranjofen nur erfd^ienen. 2)ie 5^ea^olitaner
fragten einanber felBft, mo^^er baö aEe§ fomme. 5}land§e fagten: „@^
ift ein ^e^eimni^ @otte§;" 5lnbere: „3^r ßatein unb @ried§ifd^
mad§e fie feig*)."
Ueber biefe allgemeine ©ntmut^igung mar nun aud^ ?llfonfo
felbft betroffen. Unb ba ba§ fSolt fid§ er^ob — man mu^te nid§t^
marum — unb nur gerrantino'S (Begenmart e§ not^ einmal ftiEte^),
erfannte er, bafe er fid§ nid§t bel^au^ten !önne, unb gebadf)te ber
^ro^^e^eiungen , bie iT§m gefd^e^en maren. (Sr ^ielt fid^ brei 2^age
lang verborgen: ha^ SSemu^tfein feiner Uebelt'^aten lähmte i^n.
2öie fid^ aber ba§ S3ol! nod§mal§ er^ob: ber ^önig fei tobt, mer
f)ahe x1)n benn gefe^en? mie 5lIfonfo für fid^ 5lEe§ berloren fa^, ixi
bem ^efül^l, er metbe ge'^a^t unb man muffe i^n Raffen, aber fein
©o^n , unfd^ulbig, unbeflecft, jung, ta|)fer, hu 2iebe be§ S5ol!§/
ber merbe fi(^ galten, entfagte er bem 9^ei($e^). ©ie meinten aEe,
mie 3obian ^ontan bie Urfunbe ausfertigte^); 5llfonfo ^ie§ feinen
©o^n 3U $ferbe fteigen unb im Geleite be§ O^eimS geberigo burd^
bie ©tabt reiten. S)a§ ©ntfe^en berlie^ i^n felbft bann nid§t; er
]af) bie ©chatten ber unfd§u(big ^emorbeten beS ^aä)i^; über
i^m lag ber 5luöf^rud§ feinet S5ater§, bon bem man nad§ beffen
3:obe miffen moEte, 5IEe§ ge:§e au ßnbe: „^a§ S5erbre(^en loctt bid^
mie mit rei^enbem (iJefid^t, t^t bu e§ getrau; ift e§ t)oEbrad§t unb
1) Chronicon Venetum, p. 11.
2) Passero, p. 63.
3) Diarium Ferrarense, p. 290.
4) Romoncine, Tesoro politico, bei Vecchione, p. 107.
5) Passero 64.
6) Passero. (51. b. n. 51.) Gallo 8. Cronica di Napoli di notar Giacomo 185.
7) Bembus 32. 33.
Raxl VIII. in a^talien. 37
Tolgt ein Unglütf, fo Behält e§ feine S^ge; aBer fte toetben jum
Sd^retoBilb : ftatt ber ^aare ]§at e§ bie 8d§Iangen; e§ ift ba§
tua'^re ^ebuf en]§au|)t. " „Sßtr tooEen fort'', f^rat^ 5ltfonfo äu feiner
Stiefmutter nnb, aB fie nod§ ein hJenig Bleiben tooEte: „3^d§
[türje mid§ 3U bem genfter I)inau§. .^örft bu nid§t, tote Sitten ben
^'tarnen ber f^^anjofen ruft?" ör toartete nic^t länger: nad§ ^Jla^^ara
fio^ er in ein Olioetanerflofter^).
SöiEeng, nic^t au toeid^en, !am inbe^ gßi^öntino ^u feinem .^eer
an ben ^a^ tjon ©t. @ermono. DeffelBen 2ötEen§ I)ielt 5llfonfo
iDaOalog t)or xf)m ben unüBerfteiglid^ gead^teten f^elfen 8t. 3ol§ann^).
Söenn fie fid§ nur eine Söeile an ben ^renjen Be^au^jteten , fo Ujar
baö S5ol! nocf) 5U getoinnen, fo toar nod§ .g)ülfe mögltd^. 5116er fie
t)crmo(^ten ftd^ nic§t ^u l^alten. @ine§ Sageg nad^ Sifd^e langte
Xtarl t)on S5auco t)or 8t. i^o^ann an unb befal)l ben ©türm. @r
Xnaud§te e§ nid§t ^toeimal 3U fagen; benn i^eber iooHte t)or feinen
l'iugen ßl^re ertoerBen^). 5ll§ fie ba^ britte 3Jlal anliefen — benn
fie fanben guten Sßtberftanb — , l^atten fie ben Reifen unb f(^onten
iUiemanben, fie geigten ftd^fel^rgrauf am; ^arlaBerftanb am @artgliano*).
Xie 8c§neEig!eit unb 3Butl§ biefer (SroBerung fc^retfte ^enantino^g
?vreunbe unb mad^te feine i^einbe mut^ig. 5flun n)oEten bie SSürger
non 8t. @ermano ni(^t toiberftel§en. S3ei Seano einft in ber 5^ad§t
tarn Keffer S^tenaubo ^u f^^^^^^ntino : „<&err, ^iel^t t)on Irinnen! fonft
liefert @ud^ @uer eigene^ ßager au§^)." ^eine Hoffnung mel§r, al^
bie S3ürger t)on (^apua unb ^ea|)oli§. 5lm 16. geBruar badete
gerrantino ber 6a|)uaner geUji^ ^u fein ; er eilte ju ben ^Jlea^) olitanern,
um aud^ biefe 5U getoinnen; er lie§ fie in 8t. S^iara 3ufammen=
fommen. „^^r Ferren, meine Später unb SSrüber", f^rad^ er, „!ennt
^^x mid^? Unter @ud^ Bin id^ ertoac^fen unb erlogen. 51un mid^
5ltte öerlaffen, nun id§ auf 5^iemanben trauen !ann, tooEt S^r mid^
xiud^ öerlaffen? ^oä) nid^t! ^lux 14 Sage lang nid^t. §aBe iä)
bann !eine ^ülfe, fo tT^ut, toa^ ^^x moEt." @r ftanb tttit Z^xämn;
fie fd^toiegen , benn Stiele l^atten il^n lieB. „Unfer §err" , fagte ein
<5belmann, „toir l^aBen meber SeBenSmittel nod^ @efd^ü|." Serrantino
t)erfe|te: „S)a l^aBt 3^r bie 8d§lüffel bom neuen ßafteE: gel^t unb
m1)mi, toa§ 3'^r Braucht; e§ ift auf ein Qa^r für gan^ 9^ea|)el ha^
1) Comines 462—467. Tranchedin an Lodovico Bei Rosmini II, 207.
2) Passero 65.
3) Villeneufve, Memoires, p. 4.
4) Chronicon Venetum, p. 13. Desrey.
5) Passero. Martinellus an Ascanio hti Rosmini 208.
tt^
38 erfte§ S3u{^. erftc§ ^apM.
rtn." 8^od§ rebete er, ]o tarn ein S5ote, ber geinb greife (^ap
an; in S5erätt)eiflung rife er fic^ Io§ unb nal§m ben 2öeg ba^in
3n 5lt)erfa fd^on erful^r er, ba§ t)on feinen brei oberften §au,
lenten ^^ribnl^io mit ber ganzen @($aar, bie man il§m fo lan
Befolbet l^atte, am erften 2;age, ba er ba§ mit feinem S)ienft ern)ibem
fonnte, jn ^arl übergegangen^), bie beiben anbern gef(o:f)en tcaren,.
ha^ bie Bürger, too nid^t am 16., boc^ fd^on am 17. frn^ ^efanbte
an ^arl gefrfiitft, bie i^n mit gefalteten §änben um @nabe gebeten^).
®enno(^, fagt man, n^agte er fi(^ Bi§ an bie dauern tjon ßa^ua;
^ier aBer Begegneten i^m bie aEein getreuen S)eutf(i)en, ßaf^arg unb«
@ottfiieb§ gäl^nlein; fte toaren nad^ ber anberen ©eite toiber beit
geinb au^gerüdft, aber öon ben Stalienem öerlaffen morben. ^aum
l^atte man i^nen erlaubt, ju je je^n toieber buri^ bie ©tabt 3urürf=
äu^ie^en^). 5!Jlan fa^, \>a% 3lEe§ berloren n)ar. S5ietteid§t ]§offte
fyerrantino nod§, al§ er nad^ '^eapd um!eT§rte; benn l)atte fid^ nid^t:
I)ier fein @ro§t)ater toiber aUt feine f^einbe gehalten? aber er mu^te
fe^en, bafe bie ©beEeute, ftatt fid^ au ruften, bie Suben ^lünberten,.
ba§ ba§ S5o(!, n?ie er in ben 5!JlarftaE ging, feinen 2)ienern ^ferbe
5U geben, i^m nachlief unb bie ^ferbe raubte. 2)a Wax 5lEe§ au§,.
er Ujurbe inne, ha^ ber ^afe toiber feinen SSater unb ^ro^tjater auä)
ttjiber i^n fid§ !e^rte. S5oE S5erämeif(ung griff er an fein ©d^toert unb-
manbte fid§ um: „2Ba§ 1)abe id^ (Sueren Äinbern getT^an?" 2)od§ ein^
getreuer 5)lenfd^ führte il^n au^ bem Getümmel, tüorin fie i^n ge=
morbet Tratten, nad§ bem ©d^(offe^). äßdT^renb nun 5llfonfo ^abalo^
ba§ @d§lo§ mit 400 ^eutfd^en befe|te, UJöl^renb man bie Käufer
ringS^er, ba§ 5lrfenal unb einige ©i^iffe tjerbrannte^), tnä^renb^
bie 3llt!önigin Eagte: „O^efd^idf, feine San^e gebroi^en, unb bu öer«
birbft bieg ^önigreid^!" unb ^Ee au ©d^iffe fa§en, fie unb if)xt
%oä)kx unb ber junge ^önig, um na(f) S^d^ia ju fliei^en, öffnete, 9Iie=
manb gefragt, 3acob ßaracciolo bem franaöfifd^en §erolb ba§ 2:!^or
unb rief : Sranja ! ;Snbe§ traten atüan^ig 5Ibgeorbnete ber ^fleapolitaner
3U ^arl: „^eilige Ärone, 3^r feib ^^unbert 3a^re in biefem Äönigreid^e
^eapd crtoartet. ^'lun feib ^^x angefommen. giel^et ein aU unfer
1) Passero 66. (21. b. n. 51.) Giacomo 185.
2) Florus, hjogcgen Rebucco in Rosmini, Trivulzio I, 227, untoaf)r-
fd^cinltd^.
3) Desrey.
4) Jovius, Historiae sui temporis, fol. 30.
5) Passero. Johann. Juvenis, de fortuna Tarentinorum, p. 127.
6) Chronicon Venetum, p. 13. Navagero, p. 1202.
Siaxl VIII. in stalten. 39
Ä^önig unb §err^) V ^axl aber, bem ba§ @rfte im gluge gelungen, ber
bieg ^önigreid^ töie bie franaöfifc^en §eraogtpmer ju feiner Ärone
öcreinigt fa^, 50g ein aU in fein ßrbe. ^oä) in ßa:|3ua :^atte er
fi(^ an feinen Sürfenpg tounberBar erinnert gegtauBt; noi^ leBte
3jemi. 5[}lan fagte, ber Sftnf ber franäöfif(^en ^Jlad^t ^aBe ben S3affa
t)on 5ltr)lon änrüdge^alten, üBerjufe^en, bie 2^ür!en öon öielen ;^nfein
t)erf(^eu(^t; unb felbft t)on 5^egro:|3ont flü(^tete man fi(^ nac^ ßon=
ftantino|)et. Söie @rimani mit S^enesianern 2e|3anto öorüBerfUi^r,
glaubten fte, e§ feien grauäofen, unb toid^en t)on ßafteE unb Ufer,
^ie §albtnfel, ba§ fefte Sanb faxten Hoffnung ^).
1) Diarium Ferrarense, p. 294.
2) Corio 939. Bembus 34 b. Benedictus, p. 1583. Chronicon Vene-
tum, p. 8.
:^i»eiU$ f apttef.
©Flamen mi fiiga im Äaui^fe geflen Äatl VIII.
1495. 1496.
1. S5eteintgte§ 8))anten.
^u biefcr Seit l§örte unb tebete man guerft öon ©ganten, ba§
au§ ätüei uneinigen unb o^nmä(i)tigen ,gerrfd§aften , ßaftilien unb
5lragon, feit lutjem 3U einem einzigen unb möd^tigen üleii^e gettjorben
Ujar. S5on ßaftitien l^at bie ^anbfd^rift 5llonfo'§ be ^aleuäia auf6e=
Italien, ba^ butc^ ^einvid^ öon jlra§tamat ein Öefe| Beftanb, „o^^ne
bie ©rlauBni^ be§ ^önig§ öon granfreid^ bürfe n^eber ein ©nglänber
nad§ ©aftitien gelten, nod^ ein ßaftilier naä) @ngtanb." ^nen fo
f(^im^)flic§en S5ertrag hielten biefe fc^toad^en Könige ^). Sol^ann ber
ßtfte traute felBft in ber ©d^Iac^t mel^r auf bie gran^ofen, al§ ouf
feine ßaftitier; SoT^ann ber 3^^^*^ fi^^en fielen öon feinem @ünft=
ünge 5l(t)ar be ßuna faft begauBert ^) ; bie ^ortugiefen, $ad§eco unb
@iron, ttjeld^e 5llt)ar geftür^t, bel^errfd^ten §einrid§ ben Stierten,
.^einrid^ nun, ^toar ein Säger unb ein geinb t)on SSäbem unb
äöein, aber burd^ frül^e Süfte um ben eblen S^xn unb W 5!Jlanne§=
!raft gebrad^t^), Ujanbte fid^ !aum einmal öon i]^nen ab, nid^t um
fein eigener §err 3U fein, fonbern ju einem anbem ©ünftlinge;
fo empörten fie fid^, empörte fid^ ber ganae 3lbel; fie erllärten:
„3oana, feine Xod^ter, fei uned^t." Sie festen il^m feinen trüber
entgegen unb, aU biefer ftarb, feine ©d§n)efter 3fabeHa; bod§
1) Ofctreta'S fpanijd^e ©efd^id^tc au§ biefet ^anbfd^rift. VII. B. p. 47.
2) Rodericus Santius, Historia Hispanica IV, c. 31.
3) Hernando Pulgar, Claros Varones, p. 4.
Sercimgtcg ©panten. 41
tnollte fte md)t Königin l^et^en unb toax jufrieben, ba^ man ii)x bie
^3iac^iolge äuftc^erte^).
^n 5lragon regierten bie na!)en S5ettern biefe§ ^efd^Iei^t^, aber
ni(f)t t)iel glücEUd^er, oBtüo^^l i:^nen f^f^^binanb I. eine \^m butd§ bie
brei ©raffd^aiten , an§ benen 5lragon Beftanb , frei ^nerlannte ^rone,
gro§e @üter in ßaftilien unb gute 5lnf|)rüd)e auf 5^ea|)el ^interlaffen.
5i^ie ?lnfprü($e übemal^m 5llfonfo t)on feinem <Bo^n unb führte fie
au§; bo(f) gaB er barauf ^^eapel feinem unechten <Bo^m unb trennte
CS t)on ^iragon. S)ie @üter in ßaftilien !amen an §einri(^; aBer
bei Olmebö , too biefer bie Sßaffen tüiber 3fOi§ann II. trug unb ge=
fc^Iagen tüarb, gingen fie bem .g)aufe Verloren unb famen in bie
glaube jener portugiefifc^en ^ünftlinge. ©etBft bie ^rone marb ge=
fdl^rbet, al§ ber aragonifd^e ;So!§ann, an ben fie gelangt toar, öon
feinem älteften 8o^n unb öon aEen Katalanen betriegt marb.
^lan tjergegenttJärtige fid§ nun, tnie e§ jur SSereinigung , jur
^r^ebung biefer üteid^e gefommen ift. 2)iefel]6en Wdnmx, toeld^e bie
S3erauBer ber aragonifc^en Sefi|ungen tüaren, l^atten S^faBeEen in
(saftiüen bie X^ronfolge öerfcCjafft. 5^un, aU ^o^ann burd^ ben 2^ob
feiner ^einbe, eine§ nad^ bem anbem, ©ieger geblieben unb fie fi(^
fcf)on äu für(i)ten begannen, öerlobte fid§ ^fabeEa mit bemfelben, ben
fie fürchteten, mit ^^erbinanb, bem jüngfien ©o^^n unb @rben 3^ol^ann§.
'}iu] bem 5Jlaultl§iere, öerfleibet, !am gerbinanb nat^ SJaEaboIib, bie
S^ermd^Iung 5U iJoE^ie^en^); ba na^^men fie feinen 5lnftanb, ju
Soanen ^u fd^tüören unb bie §anb berfelben fammt bem W.eif^^ bem
Könige tjon Portugal anzutragend), «hierüber begann ber .^rieg,
ein Ärieg, weld^er auf aEen ^uncten ätt)ifd^en fyuenterrabia unb
(Gibraltar äugteid^ Ö^fii^^*^ toarb, in treldfiem ^o^ann UEoa tüiber
^Roberiif) IXEoa*), feinen SBruber, $eter gunisa tüiber feinen Später ^),
ber @raf üon ©alinaS tüiber feine ©d^tüefter ftritt^), tüo bie ©täbte,
aragonifd§, unb i^re @df)löffer, :|)ortugiefifd^ gefinnt, mit einanber
fd^Iugen. ßnblid^ aber fiegten gerbinanb unb ^fabeEa bei 2:orü
unb brachten tüenigften§ ben fyeinb au§ bem ßanbe; fie ftifteten ba§
Mofter <Bt granj in 2;olebo unb gingen nad§ ^tüei ©eiten, ba§
1) Antonius Nebrissensis, Eerum a Fernando et Elisabe gestarum
Decades, p. 801.
2) gerbinotib felbft bei ^urita.
3) Antonius Nebriss., p. 802. *
4) Antonius Nebriss., p. 821.
5) Idem 835.
6) Idem 895.
42 etfte§ SSuc^. 3toette§ ßapitel.
Sfleid§ 3u beruhigen : bte Königin toiber bie anbaluftfd^en 8täbte, ber .
^önig gegen hk ©c^Iöffer am S)uero. SSibet bie ©(^(öffer Ralfen j
— benn in ber 2;:^at ^atte man t)on i§nen au§ ba§ ßanb ge« |
^(ünbert , nnb atte OtäuBer l^atten fic§ au i^nen ge:öarten — bie '
©tdbte unb i^^re ^ermanbab, toelc^e, '^aub nnb ^otb auf ©trafen,
^lä^en unb in Käufern au rächen, 2000 ^^ii^x unb ein öer^^ältnife»
mö^igeg fyupol! im gelbe :§ielt^). Sie :^al|en, al§ fei eg nur aum
aEgemeinen 3mecE ber ^u1)^; boc^ toar e§ auc^ ein ^olitifd^er aum
S5ortt)eil gerbtnonbg ; er entriß bie (5d)Iöffer feinen geinben. ;3fa« |
BeEa inbefe fa^ in ©eöiEa atoifc^en S3ifd§öfen unb üledjt^gelel^rten, |
öor fid§ bie ©d^reiber, aEe Freitag ^u (Sjerid^t; aber ^ier, tno bie |
^parteiung be§ §eraog§ öon ^ebina ©ibonia unb ;Sol§ann§ be (Jor*
boöa für, be§ 5Jlarque§ Don ßabia unb ^lonfo'S b'^lg'^ilar tt)iber
fie, tt)o bie geinbfdöaft ber alten 6:§riften, ber 5^eube!e:§rten , bet
:3^uben unb ber benachbarten 5!Jlauren ©trafen unbgamiüen gef^alten^),
mar if)re ©trenge unmir!fam; fie entfc^lo^ fi($, aEe S5erbred§en au
Deraei§en , nur ni(f)t bie ^e^erei. S)iefe, bem @eri(^t ber §ermanbab
fo menig untermorfen, al§ einer bominicanif(^en 3nquifition, bie f(^on
lange ^ier nid^t me^r beftanb , ertnartete ein anberer ütic^terftut)!. j
^m ©e|)tember 1478 tierlie^ fie ©eöiEa; am 1. 5^ot)ember gab'
@ijtu§ IV. , ber aur nämlid^en geit bie 2)i§^3enfation be§ :|3ortugie= :
fifc^en ^önig§ aur @^e mit ;^oanen miberrief ^) , ben Königen , unter \
melt^em 2;itel man je^t ^erbinanb unb ;^fabeEen augleic^ begreift, j
ba§ 9ftec§t , miber ^e|er , abtrünnige unb i^re Gönner i^nquifitoren \
ein= unb abaufe^en^). Unl;)ermerf(id§e 5^a(^ri(^ten beaeugen^), ha^ XfjO- ;
ma§ 2^orquemaba^§, $rior§ t)om ^eiligen ,^reua, S5orfteEung: „hu einft ■
SSefe^rten gingen 9la(^t§ in bie 6t)nagoge , hielten ben ©abbat^, i
feierten bie jübifdjen Oftern unb barfüßig ba§ ^ebä(^tni^feft i^rer
Söäter", bie @infüf)rung be§ (Serid§t§^ofe§ befonber§ öeranla^t; ein be=
üagen^mert^eS @efcC)i(f , menn bie SorquemabaS urf^rünglicC) aud§ :
Suben maren , mie ^ulgar fagt ^) , unb alfo be!e§rte ^uben im ,
Streite toiber bie noc^ unbefe^rten 3uben bie ^uquifition über i
ba§ S5ot! öon ßaftilien unb Slragon gebrad^t ^aben. ßrinnem
mir un§ aber, ba§ ber ©infCu^ ber 3uben auf bie @ro§en, burc§ ,
bie $a(^t il^rer 6in!ünfte, eigene ^teid^f^ümer unb Oermanbt« |
1) Antonius 851.
2) Antonius 861.
3) gettera's ©cjd^id^te tjon (Spanien. S3anb XI, § 235.
4) Llorente, Histoire de l'Inquisition. Söanb I, p. 145.
5) Marineus Siculus, p. 481.
6) Claros Varones, p. 24.
S5etcttiigte§ ©fönten. 4B
fcCjaftltc^e SSeätei^ungett gegrünbet, ben Königen insgeheim unb überaE
entgegentrat^), ha% ber etfte SBefe^t ber S^nqutfitoren ben 5Jlarqne§
t)on 6abt5, einen Gegner ber Könige, bebro^te, toenn er bie geflüd§=
teten ;3nben fc§ü|e, bag ein jübifc^eS S3n($ toiber bie ülegierung ben
5(u0fc^lag gab^), |o tritt in allebem ein altgemeiner Sufammen^ang
t)or bie Singen. S)ie ;^nquifition entft)ra(^ ber ^ermanbab, toie in
ber 5orm — benn eine jebe ^atte nrfprüngtid§ ^toei 9tic§ter unb
einen j^i^tal — , fo ^auptfäd^lid^ im S^eif , ber S5oEenbnng biefeg
.iTriegeg nnb ber S5egrünbnng ber föniglidien 9Jla($t, nnter \)^m «Schein
eine§ meit aKgemeineren ; bod§ ift bie geiftlid^e ^Jlai^t ber einen toeit
tüiEfüiiit^er , a(§ bie bürgerlii^e ber anbern. 5lac^ einigem Sögern
lie§ ^fabeEa auf bem getbe tor SebiEa 3tr)if(^en ben öier ^rojj^eten
ben Qnemabero ergeben ^); ba mar Balb ba§ S)ominicaner!(ofter in
ber @tabt ^n !(ein, bie 5lnge!Iagten ^n faffen*), nnb 5000 Käufer
in 5lnbalnfien ftanben leer^); aber man fing an, px ge^ordjen. äöie
ficf) nun ^ai^eco bequemte, einem guten Sl^eite feiner @üter p ent=
fagen, mie ber ^önig bon ^Portugal auf feine 5lnf^rü(^e berjic^tete,
mie fic^ ;^ebermann ergab , toar ber innere ^am|)f beenbet , tüar
bie !önigli(^e ©etoalt 3ugtei(^ auf§ neue gegrtinbet. 2)enn biefe
;ynftitute blieben unter bem @d§ein bei allgemeinen 3^ecfe§ befielen,
unb anbere tamen ba5u. Söie bon jmeien ber f^anif(^en Sftitterorben
bie @ro§meifter geftorben unb ber britte ^ur 5lbban!ung geftimmt
tuar, übernahm gerbinanb aEe brei ju tiermalten, ßine getoi^ be=
beutenbe 5Jtac^t; benn ber Orben ©t. ^ago fteEte aEein 1000 fc^mere
'}veiter in§ i^elb, unb eine XabeUc au§ bem 15. Sa^r^unbert gä^lt
ben @ro§meifter beffelben mitten unter ben Surften unb unabpngigen
.^äu^tern bon @uro:pa auf^). Ueberbiel, feitbem ber ^a^ft in
einigen Streitigfeiten über bie bif(^öfli(^en Stühle bon Saragoffa,
(iuenca, 5tarragona nachgegeben, galt bie S3eftimmung, ba§ 5liemanb
eine bifc§öf[i($e Söürbe belleiben !önne, bem ber ^önig eine foli^e
an^ubertrauen nic^t im borau§ fi(^ bereit erlldrt ^abt'^). S3ead§ten
tüir nun: bie ^ermanbab toar ba§ 5^ad§bilb einer frül^eren, bon hen
1) Caracciolus, Epistola de Inquisitione, bei Muratori Scr. ©t. 22, 97.
C2(. b. n. %.) ^ergl. über hit jübifd^en 3"ftä^be Palacios, Reyes Catolicos,
hd ^Ptegcott, History of the reign of Ferdinand and Isabella the Ca-
tholic. I, ©. 243.
2) Llorente, p. 148, 149.
3) Llorente, p. 152. f.
4) Ferrera XI, § 320.
5) Marineus Siculus, p. 483.
6) ^n ganuto'g beneäianijdier ®ef(^id)te bei aJluratori XXII, 963.
7) Mariana, de rebus Hispaniae XXIV, c. 16.
44 @tfte§ aSud^. 3tüette§ ^Q^ttet.
H
^Bürgern felBftänbig gegen ben 5lbcl gejc^Iojfenen 35et]6tnbung uitb
{egte je^t eine Bürgerlicfie ^etoatt in bte §anb be§ ^ömg§ ; bie @ro§=
metftert^ümer Banben tuxä) bte 6ncomtenba§ fo bie Flitter, bie bereit
empfangen, toie atte abeligen ^efd^ted^ter burc^ S)an!bat!eit ober
Hoffnung an ben ."^önig; burd^ S^nquifition unb S3if(f)0t§n)a^l inurbe
berfelBe beinahe ber S^orfte^er ber @eiftli(^!eit. ^an er!ennt, ba^
f^erbinanb nnb S^fabeEa bie föniglid^e @ett)alt nid^t fotoo^l in bem
äöefen, tt)ie fie biefelbe öon ben 5Iltt)orbern ent^jfangen, erweiterten,
fonbem ba^ fie i^x eine neue ^runblage gaBen, inbem fie fii^ felbft
an bie ©pi^e ber @tänbe fteHten, bie i^nen Ratten n^iberftel^en !önnen,
unb bie i:§ren SSorfa^ren miberftanben , il^re ^raft in fid^ vereinigten
unb bie n)a5ren .^äupter berfelBen Würben, ^n aEebent leiftete
il^nen bie .^irc^e, bie i^nen i^nquifition unb 5?lat)oraägen übertrug,
bie il^nen felbft bon bem geiftlid^en Reimten bie Serdag nac^ unb
nad^ auf immer gewährte, bie größten £)ienfte, unb fie Ratten feine
gefährlicheren f^einbe, al§ bie f^einbe unb ^Ibtrünnigen ber ^ird^e ju
itom. 80 beftanben ^tüar bie ^erlömmlidjen ^^rei^eiten; felbft in
ßaftilien burfte ber 5lbel bem Könige fein Sel^n prütfgeben^) unb ben
^e'^orfam auffünbigen, ber SBürger bmfte fein tg)au§ bem !öniglid§en
Beamten berfd^lie^en ^) ; aber burc§ biefe S)inge fam ber ^e^orfam
3ur^flid§t; bie ftrenge^fabeEa, biebem©o^nebe§5llmiranten, f^abrique,
ber i^r ©eleit gebrocfien unb geflogen, felber nad^ritt, bie ben 5l(cal=
ben, ber einen föniglid^en S)ietter gefd§lagen, eben ba, Wo er e§ getl^an,
auf]§ängen unb bem anbern, ber e§ nur gelitten, bem ©rofealcalben
S5ittena§, bie §anb abbauen lie^^), bewirfte balb, ba§ bie üleifenben,
bie Don (Spanien !amen, al§ ba^ ^Jlerfmürbigfte er^ä^lten, l§ier bürfe
^iemanb UnredCit t^un, felbft feine Dbrigfeit, e§ Werbe benn fogleicf)
geftraft*). Unb fo fa^ ^fabeEa bor il)rem au§ ßaftaE, ©tab, Söwe
unb 5lbler bereinigten 3öa)j|)en, jwifd^en ben §eiligenbilbern il^rer
e^apeEe , ßarbinäle, eräbifc^öfe, S3ifd§öfe, Oratoren auf ber einen, ben
ßonnetable, 5llmirante, .^er^oge, 5Jlarque§ unb trafen auf ber an=
bern «Seite, bie ^priefter in i^rem Ornat bor i^r, alle i'^rem Söinfe
bienenb^). ^^xt ©taat§funft WoEte über ein re(^tgläubige§ ^önig=
reirf) boEfommene 55tac§t.
^fladibem bie Unruhen geftiEt Waren, Wä^renb hk SJerfaffung
1) Mariana XIII, p. 599.
2) Hallam au§ Marino, Ensayo critico in The State of Europe during
the middle-ages I, p. 762.
3) Ferrera VIII, p. 92.
4) Senarega, Annales Genuenses, b. Muratori XXIV, p. 534.
5) Marineus Siculus, p. 506.
auSgebilbet toarb, richteten bie Könige unauggefe^t i^re ^Mt mä)
bem 5lu§en , anä) bent d^tift(i($en , juerft aber bem ungläubigen.
^aä) ber Söeife if)Xtx f8ox]ai)x^n, be§ großen unb be§ ^eiligen x^ix=
binanb, ber öier 5llfonfo§, be§ (Smperabor, D^amon, be§ ©bleu unb
be^ Elften, bie feinen ^aurenfrieg unternehmen burften, o^ne in
einem innern gefiegt ju ^aben, aber jenen fofort unternahmen, fo*
Balb e§ il^nen mit biefem gelungen, — nai^ biefem SSeif^iel gingen fie,
mit ben ^a^nen be§ ^reu^eS, jebe 6d^aar unter einem ßrucifij, toie
ba§ ßieb jagt, in bie 5lue t)on @ranaba^); fte fc^tüuren, biefelbe ni(^t
3U üerlaffen, bi§ fie bie Stabt genommen, richteten bie klugen, ben
©e^orfam ber ganzen 5^ation auf biefen $un!t unb eroberten fie
enblic^. äöie \iä) aber bie öerfd^iebenen ^önigreid^e immer in ba^
get:§ei(t, U)a§ fie no(f) erobern toottten, barauf beinahe nii^t tneniger
ei|erfü{^tig , al§ auf ba§ fd^on Eroberte, fo nahmen fie gegentoärtig
für bie aragonif($e Ärone bie afri!anif(i)en 9ftei(f)e Dran unb Sllemfan,
für ©icilien Znni^ unb ben Oftab^ang be§ 5lt(a§ in 5lnfpru(^.
5lu($ biefe 3lnf^rüc^e :§atte ber $a:bft beftätigt, unb fie ^^offten mit
i^nen immer öftüd^ bi§ 5legt)pten, bi§ ;^erufalem au gelangen. Sm
SÖeften forberte ßaftilien aEe§, toa^ ^auritanien unb 3:ingitana
getüefen toar. (S§ geriet^ hierüber in einen ^rieg mit Portugal, ©nblid^
tarn man überein, au^er 5[Relita unb (Eagaga foEte Portugal ganj
^^ erobern bürfen. 2)0(^ toar bie§ baS 9)linbertDid§tige. Sene
iSd)ifffa^rten , burc^ toelc^e bie ^ortugiefen, i^re 3[Rale unb ^Pfeiler
immer toeiter ^flanjenb, ^^ai^rid^ten öon einem öftlid§en, d§riftlic§en
Könige, bem abeffinifc^en, em)3fangen 2) , burd^ toeli^e fie — benn
f(^on toar einer in @oa getoefen unb ba§ S5orgebirg entbetft, —
biefen unb mit feiner §ülfe, immer bie Äüfte entlang^), ba§ toal^re
Snbien, ba§ Sanb ber ©^jejereien p entbeiien hofften, toaren
bebro^t, al§ $apft 5llejanber bie Eroberung t)on gana 5lfri!a Un
Vereinten fronen suf^jrai^. ^od) am @nbe blieben bie älteren S5er=
träge, bie ©c^ifffal^rt nac^ Guinea unb bie Mfte abtoärtS foEe ben
$ortugiefen ge'^ören*), in i:§rer ^raft, unb biefe brandeten nii^t 3U
leiben, ba§ ein 5lnberer beSfelben SöegeS fu^r. ^ott tooEte aber, bafe
au^btefen @treitig!eiten ettoa^ gan^ Unermartete§ entftjrang: toa^
figTegab, ging toeit über bie S^orfteEungen ber ^enfd^en l^inaug. ^n
Siffabon fa^en oft atoei S3rüber öon (SJenua aufamnten,' S3art:^olomeo
1) Guerras Civiles de Granada t)on Perez de Hita. Tom. III, p. 145.
2) Barros, Asia III, c. 2, 3, 4.
3) Sommario Pietro Martir's bei Ramusio 3, 1.
4) Mariana XXIV, c. 10.
46 ®i^fte§ S3ud^. 3lt)eitc§ dapiid.
3§neteV
6o(on, tüeld^er hatten aum @ebraud§ ber ©d^ifffal^renben ^etd^ttete
unb 6]^nfto|)l§, ber ältere, ber ba§ innere 3Jleer nnb ba§ äußere t)on
ben ßanarten Bi^ nad§ 3§Ianb in ^lü(i unb Unglüdt burd^fd^ifft
toax^), überlegten, tt)a§ ein ;3^eber tonnte, mit einanber unb tüurben
überaeugt, am fit^crften fei ba§ Sanb ber ©belfteine, perlen unb Öe=
toür^e^), jeneg (5t)pango, öon bem 5Jlarco $olo fcl)reibe*), ein ßanb,
tüo man bag ß^^riftent^um einführen fönne, ju entbedten, nid§t an
ber ^fte öon 5lfri!a entlang, fonbern tt)enn man, immer nad^
Söeften fegelnb, bie (Jrbe umfdfjiffe. 5116er !ein Äönig, fein ^er^og,
feine ©ignorie UJoEte ben S5rübern glauben. S)ie Beiben Könige
enblid§, in ber greube be§ granabifd^en ©iege§, brei Wonak barauf,
nod§ in ©antafö, auf be§ nämlid)en 5llonfo GuintaniEa Sftatl), ber
bie neue ^ermanbab ^uerft erbad^t ^) , tagten e§ unb liegen für ben
älteren ßolon brei ßarabeEen meift au§ ben ^kd^barn t)on $alo§ Be=
mannen^). S)ie Ueberlieferung ift, bag biefe .ßüftenfal^rer, al§ fie 2öod§e
auf SBod^e ^tüifd^en §immel unb Söaffer n)aren unb nur 9)leergra§
unb fein ßanb erblicften, ben §au)3tmann fogar ^u ermorben bro^ten,
er aber , Bei Sage mit bem ©enfBlei , Bei 5^ad^t bie fyijfterne im
5luge unb felBft im Sltaume boH @efid^te t)om Gelingen, immer feinet
©inneg BlieB unb bie SßiberftreBenben feft^ul^alten tnugte, Bi§ enblid^
leidste Sßolfen eitüa^ l^offen liegen unb in ber 51ad§t ein 5[Hatrofe „ßid^t
unb ßanb" rief unb mit bem 55]orgen bie ^erge unb bie l^ol^en
iööume unb ba§ grüne ßanb fid§ entpEten ; ba fanf er mit 2;i§ränen
auf \>u Änie unb f^rad§ : „Te deum laudamus" ; ba errid^teten fie
an ber ^üfte ein ungel§eure§ Äreu3 , 1^ orten bie erfte 5^ad§tigaE
f dalagen, fairen bie f dienen guten 5!}lenfd^en ^) unb feierten um, il)rem
1) Antonius Gallus, Commentariolus de navigatione Colombi,
p. 300.
2) S^ogemonn, ©efdjid^te ber itot. ßiteratur III, III.
3) Petrus Martyr, decas Oceanea I, f. 1.
4) Barros, Asia III, c. 9.
5) Oviedo, Sommario, bei Ramusio III, f. 80, berglid^cn mit Antonius
Nebrissensis p. 847.
6) Oviedo, p. 81, unb Dillons jpon. mi]t II, 102.
7) ^lIIeB Qu§ ben ©ommarien bon 5^tettD unb Obiebo, p. 16, p. 810,
unb au§ ber S)eca§ I, 1. (51. b. n. 51.) (S§ üerfteljt fid), ba§ bei biefer
furaen erhJä'^nung be§ großen ©teigniffeS luebet beffen toeUi)iftorifd)e 33ebeutung
3ur 5ln|(^auung gebradjt, nod) oud^ fein Söetlouf im ^inaelnen fritijd) er»
örtert lüerben foEte; e§ erfdjeint nur gleidiforn in feinem lofalen Urfprunfi
in 23e3ug auf bie Unterneljmungcn, bie bomol? bon ber iberijd)en .^albinfcl
ausgingen.
bereinigtet ©panien. 47
Äönigc t)on bem Sanbe ^u fagen, ba§ fie für if)n in S5eft^ genommen^).
3unäc§ft rührte @otteg ^aBe unb hit @ntbe(fung be§ trefflichen ^anneg
5ur ^ortfe|ung caftiIif(^=^3ortngieftf($er 3tütfttg!eiten. S)er SCßinb trieb
bie 3urüdt!el§renben nac^ SiffaBon. 51I§ nun ber |)ortugiefifc^e ^öni^ bte
mitgebrachten Seute ben ^nbtanern, toie man fie i|m befd^rteBen, ä^nlid§
fal§ nnb öon ßolon ^örte, man l^aBe i^m bort t)on einem Sanbe ©t)Bang
gefagt^), fürchtete er, man fei i^m 3ut)orge!ommen. @r Bat bie Könige,
nii^t nac^ ©üben, fonbern nat^ 5^orben fd^iffen ju laffen, tüie i^r
alter S5ertrag fei^). S)tefe glauBten auc^, toie er, fie feien ftfion an
bem fünfte, too if)x Cften unb i^r Söeften fid^ Berül^re; fie tüu^ten
toenig, toie gro§ bie @rbe gef (Raffen tüax; fie bangen lange mit ein=
anber unb Beftimmten enblid§ eine ^ar! für ben, ber 370 2egua§ tjon
ben canarifc^en ^nfeln, öon "i^a nad§ Often Portugal, nad§ äöeften ßaftilien
entbeden foEte*). @§ tüar gan^ ein anberer @egenftanb getoorben, aU
ifjx i^t^ unb i^r 2;ingitana; bod^ BlieBen fie in i!)rer alten äÖeife.
2)a§ toaren hu 9flt($tungen ber tiereinten Äönigreidfie toiber bie
UngläuBigen ; unb toar fi^on bie @roBerung Don ÖJranaba in aEen
rf)riftlid§en Säubern mit f^eften unb ©fielen gefeiert worben, fo er=
füEte ber 9fluf öon einer neuen @rbe unb t)on neuen 50^enfd§en
guro^a nod§ mel^r. @ine ^toeite 9tid^tung nahmen fie nun jurücE
nai^ bem Innern ber ßl^riften^eit. ^ie ^ro^en l)atten bie .^ron«
guter ^erau^gegeBen , ju benen fie feinen gefe^lid^en Sitel BeiBringen
tonnten, nad§ bem milbeften Urtl^eil gegen 30 5)liEionen^arabebiU)ert^.
ßabij unb bie ;^§la toaren au§ ber .g)anb ber $once ^urürfgeBrad^t
toorben unb 9touffiEon in @m|)fang genommen. 6§ toar bie 3^^^,
in toeld^er bie ^bee Oon @|)anien 5um erften 5}lale in ©Oiben^ trat.
S)er ^a|)ft Brad§te ben bittet: „S)urd^Iaud^tige Könige ber ^tfpanien"
auf, inbem ba§ bie§feitige, ha^ Bätifd^e unb ein 2:^eil be§ lufitanifd^en
§if|)anien bereinigt feien, ein ©inn, in toetd^em ^nfangg au(^ ber
•titel „!at^oIifd§er ^önig" gefaxt toorben fein foE^). — äöte nun
bie erneuerte ©in^eit be§ franjöftfd^en 9fieid^e§ ^arl ben YIIL, fo Betoog
bie pm erften ^Jlale ]§ert)ortretenbe ©in^eit bon Spanien fyerbinanb
unb ;^faBeEa, i^re Slidte auf 5^ea|)el ju rid^ten. S)ie 9ted^te be§
einen ftie^en l^ier mit ben 9led§ten ber anberen ^ufammen.
1) Christophori Columbi Epistola in Hisp. Illustr. II, 1282.
2) Barros, Asia III, 9.
3) Zurita, Historia del Key Hernando I, f. 30, 31.
4) Zurita f. 36.
5) Marineus Siculus, p. 164. Franz Tarapha, de Regibus Hispaniae.
Hispan. Illustr. I, p. 567.
48 @tfic» 53ud^. 3tDeite§ ßopitel.
2. SBerBittbung ätoifd^en ©:panten unb Stalieti
Um bte Beiben ©iciüen toar ein uraltet Streit ätnifc^en f^ani»
fd^en unb fransöfifd^en @efd§Ie(^tetn, mit bem 2:obe be§ legten §o§en=
[taufen begonnen unb no($ nid)t au§gefod§ten. @r tt»ar baran, 3u
Beiben Seiten an bie britten Käufer 3U !ommen. guerft fül^rten i^n
bie 3lniou§, bie bet $apft gerufen, mit bem Barcelloner <g)aufe t)on
Aragon, ben ©rBen Sonrabin§: ^roöen^alen alfo mit Katalanen, bie
ja im @runbe ©in Stamm, beffelBen Urf|)rung§, berfelBen S^rad^e
finb; jene nahmen 5^ea^el, biefe Sicilien, unb BlieBen feitbem immer
im Kriege. 3ii^ ShJeiten !am er an ^Ifonfo I. au§ bem caftilifc^en
.gaufe unb bie jüngeren ^InjouS; ba fiegte 5lIfonfo mit ben 6ata*
lauen unb erlangte aud^ 5^eapel. SSerief fii^ berfelBe t)or ben ßeuten
auf ba§ neue 9fled§t einer gett)iffen, oBgleid^ mibenufenen 5lboption,
fo Befannte er bod^ nad§ bem Siege: ba§ er ben S3efi| feiner 5i:§nen
tüieber ^aBe, ba§ fei feine größte greube^). .^ier^u gehört nun ber
Ärieg gerrante'^ mit i^o^ann t)on ^Injou. 3u^ dritten, toie ba§
fRec^t ber ^njoug enblid^ an bie .^rone ^u $ari§ ge!ommen, fc^ienen
bie bereinigten ^önigreid^e , i^r gegenüber, ba^ catalanifd)e 3ntereffe
aufnelimen p muffen. Oft UJar aud§ g^i^^inanb öon ben Sharonen
miber i^exxante aufgeforbert tüorben; bod§ l^atte er immer gefagt:
„6§ ift mein Sd^toager^)." Sßfet aber, menn ^arl fiegte, öerlor er
eine 5lu§fidöt, feine Sfted^te, unb fa^ fogar Sicilien gefäl^rbet; hk
fpanifd^en Könige maren burd^ ben S^ertrag tjon ütouffiEon geBunben,
niemals aber mit ben Unternehmungen ^arl§ YIII. einberftanben.
5ll§ ^arl rüftete, fd^lugen fie i]§m eine afrifanifd^e Unternehmung
mit il^rem Ütec^te bor; al§ er an ben 3ll|)en UJar, rüfteten fie eine
glotte in 33i5cat)a ; al§ er fid^ nad^ 2;o§cana manbte, mad^ten fie ben
SJerfud^, ßobobico'§ ©^rgei^ anzuregen, inbem fie i^m i^re S3ertüanbt=
f^aft unb ben !önigli(^en 2:itel antrugen, ^arl toar in glorena; fo
fi^irften fie, um bieEeid^t aud^ o^ne ßrllärung einen SBunb äu Staube
5U Bringen, ßorena gigueroan nadC) Benebig ^). 5lBer al§ ber fran=
3öfifd^e Äönig in äöaffen in "Siom mar unb bie Stäbte ber ^ird^e
eingenommen §atte, ergriffen fie bie ©laufei i^re§ S5ertrage§: „S}or=
Behalten ber Äird^e ^fted^tl" eine ©laufei, bie ^arl bamal§ cingel^en
fonnte, a(§ 5llejanber fforaif(^ unb bon feiner ^Partei mar; gerbinanb
1) Marineus Siculus, de Vita Alfonsi V.
2) Zurita „casado con su hermana".
3) Zurita f. 38, 41, 46, 47.
SSerbmbungen mit S^tolien. 49
madjk fie erft toic^tig, inbem er benfelBen getoinnen ^al]. .Ratten
bie fat^oltfd^en Könige eine (Sorge iür bie gefammte ßl^riften^eit,
fo fiel biefelBe mit i^rem befonberen SSort^eil äufatnmen. 5lui bie
CUaufet geftü^t, gingen i'^re ^efanbten^), einer für 5lragon, einer
für gaftilien, nacf) bem ^ird^enftaate, ereilten ^arl nnfern 9lom§, unb
tüie fie geforbert, er foEe bie ©täbte äurürffteEen unb SJertrag an=
neljmen, er e§ aber öertoeigerte, ^erriffen fie ben S3rief i^reö S5unbe§.
6§ ift ni($t gerabe^u 5lreulofig!eit ; boc§ S5unbe§trene ift e§ rüa^x=
]§aftig au(^ ni(f)t. 9lun nahmen fi(^ f^^tbinanb unb ;3fa]6eHa
5llejanber§, beffen 6o^n bem fran^öfifd^en .Könige lange entflogen
tüax, unb ^yerrantino^g an, ber ficf) mit i^rer 5^i(^te S^oana, mit
ber er bon ^^eapel geflü(^tet, öerloBt i^atte unb i^nen einige nea=
|)olitanif(^e ©d^löffer al§ ^fanb für i^re ^riegSfoften öerf|)ra(^: ie|t
burjten fie einen neuen Sunb tüiber Äarl fu^en.
@§ toar aber Soboöico ber '^o^x, feit ^arl t)on i^m gebogen,
toegen einiger Öefc^äfte in 2;o§!ana, S^tom unb ^^leapel mit bemfelben
in 3^i^f^öit ge!ommen. (Seresane unb ©ere^aneEa, um toeld^e @e=
nuefen unb glorentiner Big auf Äarl§ 5ln!unft geftritten, Tratte er
üergebli(^ öon ^arl für feine ©tabt ^u erlangen geT^offt. @r tabelte
ben ^rieben mit ^llejanber, tneil er fic^ felbft barin ^u toenig berüii=
fic^tigt fanb^). @§ berbro^ i^n, al§ er feinen mailänbifi^en 9tebeEen
2rit)ul3io , feine genuefifd^en , ben gregofo unb ben gieSco, ^u
9lea^el in ^arl§ ©ienfte aufgenommen fa:§; unb hierauf lie§ er ein=
mal frauäöfifrfie Sd^iffe ni(^t in @enua einlaufen^). ^nbe§ gab e§
für i^n noc^ eine nähere ^efa^r. «^erjog Soui§ b^OrleanS, auf htn
öon einer edf)ten %oii)kx au§ bem §aufe S5i§conti beffere ^nfprüd^e
auf 5[Ftailanb gefommen^), al§ bie toaren, meldte bie ©forjen öon
einer unechten ^herleiteten, fa^ au 5lfti, aB tnarte er nur be§ günftigen
5lugenblict§ , um biefe 5lnfprüd^e burd§3ufe|en. (Seine S)iener fagten
öffentlid§, balb U)erbe er ^erjog au 5Jlailanb fein; unb ba er
2;ru^pen fammelte, ba er öon Äarl n:)enigften§ !einen Sßiberftanb au
beforgen l^atte, fing Sobobico für feine 9)lad§t a^ fürd)ten an^). @r
toanbte fid) auerft an Maximilian, ber i^m öor furaem feierlid§ bie
S^ntJeftitur ertl^eilen laffen^), unter aEen gürften faft feinen näd^ften
1) Argensola, Annales, p. 50. Florus, p. 15.
2) Lodovico an Ascanio bti Rosmini 11, 208.
3) Lodovico an Caii bei Kosm. 213.
4) Extrait d'un discours, touchant le droit sur le Buche de Milan,
öon Tillet. Comines, Preuves II, 321.
5) Instructio Casati hü Rosmini.
6) Sanseverin an Lodovico hü Rosmini.
ö. 3fianfe'§ 2ßetfe XXXIII. XXXIV. 9tom. u. germ. Jöolfer. 3. ?lufl. 4
50 ßKftc§ S3uc§. 3tüeite§ Kapitel.
j
S5ertt)anbten. g^ar l^atte btefer ^(ejanber§ S3otfd§aft unb fonnte
für bte !atferlt(^e Sßürbe Bange fein; feine ^efanbten burd^ Stauen
besagten fid§ and^, too fie hk ßilien ftatt be§ 5lbler§ angefd§lagen
fa^en: benn bem beutfd^en Könige gebühre bie DBer^errfd^aft ^) ; aber
am nteiften ]6en)egte il^n bod§ bieg, unb ben Surften be§ 9liei(^e§
toieberl^olte er immer: ^arl bebro^e @enua, Souig 5)lai(anb, fo ba^
eine eilenbe .^ülfe gegen fie notT^ttjenbig fei. 3n einer bringenberen
©efa'^r aU Maximilian, in einer gleichen mit ßoboöico toaren bie
SBenegianer. (Sie fürchteten für fid§ felbft, feit 5lubignt) nad§ gorli
gebrungcn; fie brachten @elb ^ufammen, al§ .^arl in glorenj tüar;
nac3§bem er o^ne Sßiberftanb 9lom erreicht l^atte, Farben fie einige
taufenb leidste 5llbanefen ju ^ferbe, il^re ©trabioten ^) ; tüie er nun
Neapel l^atte, iüie aui^ bie ©c^Iöffer fielen, tüie man öon Souig'
planen l^örte, tt)urben fie t)on ber äu^erften S3eforgni§ ergriffen.
^ine§ 5!)lorgen§ fa^en fie fo, il^rer fünfaig bi§ fed^gig, in bem S^i^^^i^
be§ S)ogen, aU ber fran3öfif(^e Söotfd^after ^erein!am; fie fa^en, bie
klugen jur ßrbe gefen!t, ben ^op] auf bie §änbe geftü|t; deiner rebete,
deiner fal^ i^n an. S)er S)oge fagte: „^uer §err l^at bie 6d§löffer
bon Neapel; toirb er unfer Sreunb bleiben?" £ier 6efanbte be=
tT^euerte e§^). 3öa§ fie ängftigte, toax nid^t gerabe aEein bie 3^^=
ftörung ber ©in^eit 3talien§, fonbern i^re eigene Öefal^r. Senn
man mu^ toiffen, baß biefelben 5lnfprüc^e, toeld^e ßoui§ b'£)rlean§
auf 5Jlailanb mad^te, aud§ auf einen guten %f)exl ber öenetianifd^en
SSefi^ungen, bie einft in Sfol^ann ^aleajao ^iUoniV^, feinet %^n=
l^errn, ©etnalt gen)efen , hu erft ]päkx t)on ber üle|)ubli! erobert
toorben , auSgebel^nt toerben fonnten : tüenn ha^ @ine genommen
toürbe, fo tt)ar aEerbingg aud§ für ba§ 5lnbere ju fürdCjten.
5Jlan fielet: 5!)lajimilian , Soboöico unb SSenebig toaren natür*
lid§e S^erbünbete. ^erbinaubS S5ort]§eil mar e§, biefer S5erbinbung
unb ätoar 5ugleid§ mit feinen S5unbe§genoffen, ^errantino unb bem
^ßaipfte, beizutreten. 6oEte aber ßobot)ico 5llejanber trauen, ber ben
S5unb mit il^m fo öor furaem gebrod^en? (Suarea brang barauf:
nid^t feiner ^ad^t, aber feine§ 5^amen§ bebürfe man*). SoEte
ferner gerrantino aufgenommen n^erben, ber nichts me^r befa§ noc§ leiften
!onnte ? 5lber U^ nad§ 2öorm§ gingen feine 5Botfd§aften unb erfd^ienen
1) AUegretto Allegretti, Diarj di Siena, p. 838.
2) Chronicon Venetum bei Muratori XXIV, p. 8, 9 f.
3) Comines.
4) Zurita f. 61.
9lücfäU3 Äarl§ VIII. 51
ijor bem beutfd^en ^önig unb Baten i^n um bie ^lufna'^me^). ßnblid^,
i am 29. Wäx^ 1495, nadCjbem man oft l§eimüc§, ja Bei ^^lad^t unter*
! l^anbelt, Ujar man einig ; (Suarej rief au§: „^arl fd^lug bie äöunbe: tüir
I ^aBen i^re «Teilung gefunben" ^). ^un luben hu Ißenetianer ben
I franäöfif(^en ©efanbten toieber ein. „SCÖir l^aBen einen SSunb ge=
[ jd^Ioffen", f^rac^ ber S)oge, »tniber bie 2:ür!en, für bie ülu^e Stauend,
! für bie @i(i)erung unjerer 35efi|ungen". §unbert ^^loBili toaren ba,
: bie ^ö^jfe 1)oä) , mut^ig unb frö^lid^ ; benn fie tou^ten , ba| ein
i §eer bon "me^r al§ 50,000 ^ann n)iber ^arl inl Selb rüden
: tt)erbe^). 2)er 25ot|(^after ging, tnie man erjä^^It, üBerrafd^t unb'
i Betreten. 5luf ber %xz)^)^t fa^ er ©^inetto , ben nea|)oIitanif(^en
I C^efanbten, mit frö^Iid^em ©efid^t in fd^önem, neuem bleibe \x6) Be=
1 gegnen. Sßie er l^inaB!am, Bat er ben ©ecretär, ber i^n Begleitete,
I i^m bod^ 3u n)ieber5olen , iüa§ ber S)oge gejagt*). 6§ ift ßomineg,
I t)on bem man ba§ er^ä^It ; er felBft gefielet batjon ni(^t§ : er Be^au^tet,
^IIe§ geteuft ju ^aBen. 5lm ^^ac^mittag fuhren bie ©efanbten ber
SSerBünbeten auf öier^ig, feftli(^ unb mit ben äöa^j^jen unb f^a^nen
i^rer Ferren gefd^müÄten SSarlen, unter (SJefang unb ©))iel, ben großen
(Sanal ^tüifd^en ben marmornen <&äufem hinunter; fie famen hit genfter
t)on 6omine§ öorüBer, unb menigfteng ber mailänbifi^e ©efanbte
tl^at, al§ !enne er i^n nid§t ; am 5lBenb öerfünbigten ^atfeln, @efd§ü^
unb @rleud§tung ben gefd^loffenen S3unb^). ^t^xi 2^age barauf ^atte
S5enebig 21,000 3!Jlann im ^elbe; am ^almjonntage U^arb ber SSunb
in ben ßänbern ber S^^eilnel^mer aufgerufen. S)a fd^rieB 6omine§
unb, in fed§§ S^agen fed§§mal, Soui§ b' Orleans nad^ gran!reid), man
Bebürfe neuer 2:ru|)t)en; ber ^önig ^arl U^arb öon ber ^efa^r
unterrid^tet.
3. fHüdesug ^arl§ VIII.
\ @§ ift ba§ ßeBen unb ba§ ^IM ber germanifd§ = romanifd^en
SBölfer, ba§ fie nie jur ßin^eit gelangend ®iefe Unterl^anblungen,
biefe ütüftungen, mit U)eld§en ber toa^re'^^Streit ber ©panier unb
gran^ofen feinen Urf^rung na^m, toaren ber Einfang einer burd^=
1) Datt, De pace publica, p. 523.
2) Peter Justinianus, Historica Veneta qu§ Hieron. Donatus, Apo-
logia, p. 148.
3) Comines, Memoires I, p. 490.
4) Bembus, Historiae Venetae, p. 34 — 36.
5) Comines. Carraciolas, Vita Spinelli, Cariati Comitis, p. 43.
/
52 @tfte§ 23ud^. ^toeitcS ßopitel.
[M
ge^enben unb langtoiengen ^arteiung , tüetd^e Sage unb ©eftc
@uro:pa^§ gänältc^ umänberte. guerft tnugten fie freiließ, toenn Äarlg.
3ug eine (SJefa^r für bie 2;üT!en toar, biefen p ftatten fommen.
3lu(^ Si^tt^^ ^öi^ tobt. @§ ijt eine ^fnftruction ^IteyanbetS an feinen
tür!if(^en iBotfd^after , e§ finb ^Briefe SSajaaet^S an ben ^apft üBrig,
aEerbing§ entfe^Iirfien ^nl§alt§ : „ber ^apft möge Sjemi Don ben @ngen
biefer Söelt in eine anbete erT^eBen, tno er beffere 9ftu§e f)aT6en n)erbe,
bafür er, 8nltan SSaja^et^ 6^an, i^m 300,000 3)ucaten au§aa!)(eii
tootte" ^) ; unb e§ ift ein Q^IM , ba§ man an i:^rer @d§t^eit au
^toeifeln @runb ^at ; aber toie in ber Z^ai Sjemi ^lö^lid^ ftarb, unb
toie aEe d§riftlid§en ©d^riftfteEer öon @ift toiffen, fo ent^^alten fel6ft
bie türüfd^en 5lnnalen ^) : „^uftap^a S5et) ^Cibt mit ^ülfe be§ Sranf-
unb ütumbeg (b. i. be§ ^a^fte§) S]m\ getöbtet". äßenn nun ,^ai(
ben 3ug nid^t unternal^m, ber feine ^bfic^t gen)efen, ^u bem er
fc^on ben S3ifd)of öon S)ura350 unb bie 2)e§poten t)on ^orea t)orauö=
gefd^itft^), fo ift er tooljl barum am tüenigften ^u tabeln. @r i^ätte
gern mit gerrantino S]ertrag ge^bt. ^lurf) fam f^ebertgo , e^e bie
Slga gefd^loffen mar, einmal mieber, fanb ben ,^önig unter einem
Olibenbaum ^zi bem neuen ßaftett unb bat für gerrantino um eine S3e=
fi^ung unb ben föniglid^en Flamen; bod^ ^arl fagte mit gutem S3e=
bad^t: „^n granfreic^, aber ni(j^t ^ier" , unb barüber trennten fie
fi(^*). @r begnügte fid§, 5lbel, SSürger unb S5ol! t»on 9lea|)e( in
grieben gu fe^en. 5lEe Marone !amen, i^m ^u ^ulbigen, unb em=-
^jfingen bie @üter ivaM , meldte fie burd§ bie Slragonen t)er=^
loren. S3i§ auf menige, bie fid^ no(^ hielten, fanbten aEe ©täbte
i§re ©tmbifen mit ben ©d^tüffeln unb em|3fingen S5egünfti=
1) Burcardi Diarium, p. 2056.
2) Leonclavii Annales Turcici, p. 154. Daru, Histoire de Venise
III, 164 tkVil Saadud-Din-Mehemed-Hassan.
3) Oricellarius, p. 66.
4) Desrey 223. Passero 70. (31. b. n. 51.) Giacomo 188. «Ulan lernt h\i
Unter'^Qnblungen au§ einem ©(^reiben be§ J?öntg§ t)om 28. Wäx^ 1495 an
Sourbon fcnncn, in hjelc^em e§ 'Reifet: Frederic (Federego) me supplia
et requist, que je voulusse bien laisser ä son nepveu (Ferrantin) le tiltre
du royaume et quelque pension pour vivre teile qu'il me plairoit ad-
viser. 2)er ^önig antttjottete: Dor feiner 5lbreije fei fein ^z6^i auf ba§ ^önig=
teic^ in granfteic^ unterfuc^t unb feietlid) anerfonnt tnotben, unb bann ferner:
je n'estois point delibere de riens laisser ni quitter de mon heritage
et dudit tiltre — que s'il s'en vouloit venir en France, je luy donne-
roye pour son etat XXX mille livres de rente et XXX mille livres
de pension chacun an, et des gensd'armes, avecques ce que je le marye-
rois en quelque lieu de mon royaume de maniere qu'il auroit cause de se
contenter. (Pilorgeric, Campagne et bulletins, ©. 212.)
I
md^nq ^axU VIII. 53
gungen^), bie ^^arentinet 3. 35., ba^ fie it)ren ©t)nbi!u§ au§ ben tntttteren
bürgern, ben Onoraten ^), bie '^tapoliiamx, ba§ fie einen ßletto an§ i^rer
lUitte mit 12 ^lät'^en tüä^len burften^). S)em befi^enben Steile be§S5ol!e§
irlieB er 200,000 Ducaten iä!)rti($ an ^IBgaben, bent nid§t§ be=
[i^enben t)erf|)rad§ er 12,000 S)ncaten iäi^rlid^ gum ^efd^en!; er f^eifte
bie 3lerniften am grünen S)onner§tage*). SBenn er nnn bie äönnber
bcg ßanbe§- Befal^, bie trotte be§ ^ofilip|30, bon ber man iT^m fagte,
S]irgit ^abe fie !ünftli($ gegraben, hu tounberbaren OueEen, bie @rb=
Öffnungen üoE ^ei^en Sßinbeg^) unb Dor aEem bie güEe biefeg
reichen Sanbe§ im ^rü^ial^r; toenn er in ben 2:urnieren fa§ unb
fa:^, mie fid§ Italiener unb granaofen im Bpui öerfuc^ten, ober bie
?;ürftin bon 5D^elfi, bie fo gerabe, toie ein IRitter, 5U ^ferbe fa§ unb
ein^ertrabte — bie rotten unb meinen ^ebern toe^ten l3on il^rem
-öut, bie §aare flogen in ^ierlic^en Söffen um i^re Traufe unb ba§
ritterlicfie Meib t)on grünem ©otbftoff^); in biefen ^Vergnügungen
unb SSefd^äjtigungen fü!)Ite er fi(^ o^ne Steifet aufrieben unb glü(I=
Ulf). 9Jlit Öenugt^uung bemer!t er in feinen ^Briefen hu «g)erfteEung
ber guten Orbnung unb @ered)tig!eit in bem bi^^er unterbrütften
Sanbe unb bie |)ulbigungen , bie er t)on aEen ©eiten bafür em=
prangen. Sie atfimen ba§ @efü^I, ba§ er eine gro^e tlnterne!)mung
glüiilicC) 5U ©übe geführt ^abe. ^n bem trafen itju bie ^ladjric^ten t)on
ber ßiga unb i^rer 9ilüftung. S)ie Sftüdgabe Don 9touffiEon unb 5lrtoi§
toar boc^ tergeblid^ getüefen: toie :§ätten bie ftarlen geinbe in feinem
ütüta, 5U ^aitanb, S5enebig unb JRom, einen 2:ür!en5ug öerftattet?
Um nid^t t)on f^rantreii^ abgefd^nitten ju toerben, mu^te er ba^er 3urü(f=
teuren. ^0^ einmal 30g er mit ^rone unb 9fteic§Sa^fet in bie ©tabt
ein, ben @d§tt)ur gu leiften unb 3U empfangen ^) ; ba l^oben bie S3ürger
i()re @ö:^ne t)on 5 , 10, 12 3a:^ren empor, bafe er fie mit Ieic£)tem
©daläge 3U Sftittem mad^te^): bann fe^te er SSourbon 5Jlontpenfier
t)em ü^eid^e ^um S5ice!önig, .gerrn unb SSefe^lS^aber ; unb hierauf
nalim er bie §älfte feiner 2;ruppen unb ^og bie ©tra^e, bie er ge=
lommen^). @r eilte, um nid^t öon ber |)i|e überrafd^t au tüerben.
1) Passero 71.
2) Job. Juvenis, de fortima Tarentinorum, p. 127.
3) (21. b. Tt. 21.) Giacomo 204. Gallo 67. SSergl. 9{eitmont, bie ßaroffa
Don ^mobbaloni I, <B. 124.
4) Lettre ä la Duchesse de Bourbon bei Godefroy 739.
5) Desrey 224.
6) Lettre ibid.
7) (2L b. n. 21.) Giacomo 190.
8) Andre de la Vigne, Histoire du Voyage de Naples, bei Godefroy, p. 200.
9) ^ixl u. Desrey, p. 224 b.
54 @tfteS SSud^. 3tocitc8 6a^itel.
S5on 9lom totd^ ber ^a))ft tjor tl^m mä) einem feften ^la|e^
Unterrid^tete Beljaupten, fonft toürbe ^atl bte§mal ettüag mel§r tötj
U)n unternommen 1)dben^). ^n ©iena ^örte er bie klagen ber
formatoren üBer bie 5lot)e — ba§ ftnb bie ^Parteien ber ©tabt
unb Öegünftigte bie ^tagenben, bie i§n i^ren ,^önig unb i^ren §t
nannten: er liefe eine SSefa^ung gurüd^). 3n $ifa Begrüßten i^n"
om erften 3:age bie Äinber, in tüeifee 8eibe mit ßilien geÜeibet, qt^
jtoeiten bie Männer — fie Sollten feine UntertT^anen fein — , ^|
britten bie S)amen unb SSürgerinnen , aBer biefe Barfufe unb Ti
Xrauer: „er möge fie in feine §anb unb in ©d§u^ nehmen"*),
^iefe guten 5[Jlenf(^en liefeen faft fein ©tüd feinet Znä) in i^ren
ßdben, ba§ fie nid^t ben S5efeT^I§]§aBern be§ .geereS gefd§en!t l^ätten^);
öomel^mlid^ geUjannen fie bie ©(^n^eijer, bie ben ^önig, bie 5lejte
üBer ben ^aU, Beim @^iel um bie greil^eit ber ©tabt Baten, unb
toenigftenS fagte Äarl 3U i^nen, er toerbe foöiel t§un, bafe ein :Seber
aufrieben fei^). Unb fo ftanb er n)ieber am gufee ber 5lpenninen, |
tüo bie Barbonifd§e 5ll^e, öon ber 5[Jlagra jum 5taro ^inüBer, ein
$a§, f(j§on t)on ben SongoBarben toert^ gel^alten, mit ©d^löffern
unb 5!Jlünftem Befeftigt 3U toerben ^) , 5to§cana unb SomBarbei
fd^eibet. 3n 9lea^el l^atte man in einer ^omöbie bie ßiga berf^ottet^); ;
no(^ ]§atte ^arl feinen Qdnh gefeiten unb fürd^tete feinen. ?lBer \
©abonarola ^atte if)m gefagt: ^toax @ott, ber il^n l^ereingefü^rt, '
toerbe iT^n l^inauöfü^ren ; boc§, n)eil er feine ,^ird§e nic^t öerBeffert,
toerbe er einen 9luti§enfd§lag empfangen.
S)ie ßiga Befe|te toirfüd^ Bereite 51ea|jel, ba§ er öerlaffen, unb
ba§ ^eBiet bon 5[flailanb bor i]^m. ^ort erfd^ienen unter ^on^al
b^3lg^ilar bie Sßijcatier, ^allisier unb Gleiter gerbinanbS. 2)a em* i
^jörte fid§ ^aeta unb rüd^te gerrantino in ßalaBrien bor. ^^ax \
btefen erften Eingriff fd§Iugen hu granjofen aB, nahmen @aeta, ttjo j
fie felBft berer nid^t fd^onten, bie ein Srucifij 3U i:§rem ©d^u^ er^ '
griffen^), unb trieben gerrantino ^uxüä. ^nx @in 5^ea|3oIitaner aeigte
eine gute Haltung: i^ol^ann TOabilla, ber ben^önig mit bem ^ferbe \
1) Navagero, Historia Veneta, p. 1204.
2) Oricellarius, de bello Italico, p. 68.
3) AUegretto AUegretti.
4) Andre de la Vigne 204, 205, 206.
5) Nardi, p. 24.
6) Comines 501.
7) Paulus Diaconus V, 27. VI, 58.
8) Burcardus, Diarium Roman., p. 2067.
9) Passero 74.
IRücfaug Äottg VIII. 55
ftüraen ]af), abfaB, if)m ha^ feine gab unb nun mit bem ^obe ben
eroigen ütul^m ber Sreue ertüarb^); aEe anbeten flo^^en: aBer f($on
cr^oB Ctranto öon freien ©tüden ben aragonifc^en 9tuf „f^ieno''^)^
in 5^ea|jel ^örte man, toenn ^toei einanber Begegneten: „SSrubet,
tt)ann fommt ber ^eöatter?" ein äöort, n)omit fte gerrantino meinten;
man ertrartete in lur^em hk große ßntfd^eibung ; am 4. ^nli
leuchteten bie geuer t)on ßa^ri, er !omme tüixtli^^). 5lud§ bie ßom=
Barbei mar in tjotter SSemegung unb ^mar öon entgegengefe^ten
Seiten; ber .^eraog öon Orleans mar Bei bem ^^nSBmd^ ber Strnng
mit ben Sanken, @a§cognern unb ©d^meiaem, ^k man bem .Könige
p §ülfe fd^itfte, fogteic§ in§ ^^elb gerücft*); er marb nad^ 5Jlailanb
imb ^atjia eingelaben — benn bie neuen Auflagen, bie Soboöico
]um Kriege ber ßiga au§f(^rieB, l^atten bie ßintoo^ner aufgeregt — ;
rotgenb ben Beiben Opi^inen, mar er in 5^ot)ara mirflic^ anfgenom=
men unb aU ^er^og Begrüßt morben. S3ei biefer ^ad^rii^t ging
l^oboöico 3u bem t)enetianif(^en @efanbten, i^n um fein gürmort Bei
ber ^ftepuBli! ^u Bitten; er ftedte i^m einen foftBaren ©maragb
an bie §anb^). gtir fxä) felBft nal^m er aUe Gräfte pfammen,
ben geinb lo§ ju toerben. 5luf ha^ emftUd^fte regte fid^ S5enebig,
ba§ tro| feines ftar!en §eere§ im f^elb üBerbie§ burd§ bie ßanb=
ic^aft Befahl, öon jeber ^^omilie foEe fid^ ©in ^ann ^u ben SÖaffen
Bereiten^). !S)ie S5erBünbeten f(^loffen äugleid^ 5^ot)ara ein unb fteEten
ficB ^arl in ben Sßeg. @g mar unma^rfd^einlid^ , baß er über
Bologna !ommen mürbe; hoä) audö bort [teilten fie fi(^ auf. (Sr
mußte enttoeber ben 3Seg t)on ^arma ober öon @enua nehmen. 3m
3uni Bereits ftanb ein ftarfeS §eer am iparmefanifd^en @eBirge, unb
l^obobico f(^rieB na(^ @enua : „2öir finb öerma'^rt. SSerma^rt
aud^ ^1)1 @uc^" , morauf aud^ ^ier ßonrabin ©tanga 5ltte§ pr
@egenmet)r öorBereitete ^). äöenn .^arl ben äöeg üBer bie ütibiera
nal^m, fo BlieB Soui§ öon Orleans öerlaffen; fd^Iug er aBer ben
erften üBer baS ^eBirge ein, bann gaB er bie Hoffnung auf, @enua,
1) Jovii historia sui temporis 48.
2) Galateus, de situ Japygiae, p. 14.
3) Passero 72, 76.
4) St. Gelais, Extraict d'une histoire, bei Godefroy, p. 180. (51. b. n. 51.)
©eine ©timmung ergtebt fid) aul einem SBriefe üom 23. 2lpri(, ber bei Cherrier,
Histoire de Charles huit, ^b. 2, ©. 491, mitget^eiU ift: je pense faire ung
tel Service au roi, que en long temps en sera parle.
5) Corio 941 und Jovius 38.
6) Chronicon Venetum, p. 23.
7) Chronicon Venetum, p. 23.
56 ®tflc§ «u(^. 3tt)eite§ eopitel.
fein ßefjen, baS Soboüico je^t bertüirÜ !)atte, ju eroBem. ^x tDai)H
ba§ ©(^ttjerfte: felbft über bie ^erge 3u ^ietien^), tüä!§renb gtegof^
S^ulian unb $^ilt^^ be 33reffe einen S5erfud§ auf @enua maä)i
foHten. S3ei feinem 3^0^ ^^i^^ ^^ öuf§ neue inne , bag
©dötüeijer Bei fic^ f)aiU. 2)iefe Ratten i:^m fc§on immer öiel ©orc
gemad^t. ^leid^ im Einfang, Bei bem .^in^uge nad^ ^ea^jel, Brad^l
i^re ^tünberung t)on üta^jaE beina!)e gana ©enua n)iber fte in
Söaffen; in (Siena füt)tte mau i^re §anb ; in ütom fe^^tte U>enig,
ba^ smifd^en i^nen unb ben anmefenben ©paniern ein offener
^ampf au^gebrod^en märe ; in 5^eapet fc§lo§ man einmal bie
Saben öor il^rem Tumult ^). ;^e|t, auf bem Sftürf^uge, fielen fie in
^ontremoti — benn fie glaubten, e§ fei i'^nen ettnag bon il^rem erften
S)urc§äuge ^u räd^en übrig — miber bie B^fagen ber x^tl^exxen mit
^(ünberung unb 5}lorb über SSürger unb @tabt l)er^). S)ie güEe
bon (Sefunb^eit unb ^raft reifte fie aud§ bei einer tieinen i8eleibi=
gung ju unber^ättni^mägiger ^ad)e. S)iefelbe fyülle bon gefunber
j^raft mad^te fie aber auc^ offen für jeben guten ©inbrurf. äöenn
fie fic^ früher erboten Ratten, i^rem ©olb, um ben fie ausgesogen
maren, ^u entfagen, toofern .^arl ^ifa in grei'^eit 5U galten t)er=
f^red^e , fo reute fie gegenmärtig balb , ha^ fie S5orrät^e ^erftört,
bie man nun entbehre, unb fie fteEten fid§ bem .Könige bar: toenn
er i'^nen ber^eil^e, fo trauten fie fid^ too^l, ba§ @efd^ü|, ba§ man
nid^t über bie ^erge ^u bringen toiffe , mit iT^ren Slrmen em:|3or=
3ufdf)affen*). 3t)re gü^rung übernahm ein ta|)ferer Ütitter au§ bem
befolge be§ ^önig§, be la jlremouiEe; ber ]§atte mo^l einft, nod^ ein
^nabe, al§ ^önig Soui§ XI. mit ben Sharonen ftritt, in ünbifd^em
©ruft bie (Seite be§ ^önig§ gehalten unb toar in erfter i^ugenb
feinen Altern einmal babongeritten , um bem .Könige ^arl 5u
bienen ; er marf je^t feine £)ber!(eiber ab ; unb toie nun bie
©d^meijer, au 100 U^ 200 beifammen unb an ba§ @efd^ü| gebun=
ben, auf einmal anaogen, eine ©trede fort im 2;act, fid§ bann db=
löften unb mieber a^gen, griff er felbft mit an, ermunterte fie immer
mit guten Söorten unb lie§ S^rom^eten unb Slarinen blafen, bi§
fie Ijinan unb barauf bie iaf)t %k]e, mo 5!}lenfd§en unb ^^ferbe ben
Sauf anhielten , mieber l^inunter toaren ; bann fteEte er fid^ , öon
ber äu§erften ©onnen^i|e gana fd^toara, tior ben ^önig. S)er f^rad^:
1) Chronicon Venetura, p. 21. Comines.
2) Florus, Allegretti, Burcardus unb Passero.
3) Comines. Spazzarini, Frammenti Storici, bei Rosmini II, 217.
4) Comines 608.
md^nq S^axU VIII. 57
„:;^^r T^aBt get^n, tüte |)anntbat; iä) tt)ill ßuc^ Belol^nen, ba^ aud§
ein ^Inberer mir gern bienen ]otL" ^). Müt)felig !amen fie öon ben
Cuellen ber 5Jlagra, bie nac§ bem einen ^eere, 3U bem 2aro, unfern
jber Cuelten beffelben, ber nad§ bem anbern fliegt. @nbti(^ tüar bie
jte^te ^ö'^e erreicht. S)a fa'^en fie bie ßombarbei, mit bem eBen
reifen betreibe, mit ^rüc^ten unb Söein überbeut, bon ^^ftüffen unb
btü^enben Ottfd^aften lebenbig; aber bor benfelben erbliciten fie nic^t
tneit bom ^^u^e be§ @ebirge§ un3ä:§tige Seite unb bie f^a:§nen bon
,S5enebig unb 5[Flai(anb , ein |)eer bon beinalie 40,000 ^ann. Un=
angegriffen bennod§, ftiegen fie i^ren Söeg l^inab, unb ber ^önig afe
am 5. ^uU p gornobo^).
@r tt)ar entfd^ieben, feinen S5ertrag anpnei^mm, fonbern bie
3cl}fad§t. 3u Beiben ©eiten be§ 2aro ^ie^^t ]id) , bon ^ügeln um=
gekn unb immer breiter, 'ta^ 2:]§al 3}ergerra bem ^0 p. ^m
rechten Ufer ftanben bie Sombarben. Sßag mar tooT^t ber @runb,
ha^ fie nid^t beibe einnal^men unb ficC) bem f^einbe gerabe^u gegenüber=
ftcllten? <Sie moEten l^aubtfäd)ti(f) ba§ mailänber ÖJebiet, ha^ immer
aiifrü^rerifd§e ^arma bor einem (SinfaE fc^ü^en ; ja, ßobobico toar über=
Ijaupt gegen eine Bd}laä)t^). ^n 9 ©dCiaaren unb 140 ßJefd^tüabern
ftanben fie: benn fie |)flegten in i'^ren ©c^lacfjten, toie in ettoaS ernft=
IiaHeren furnieren, toä^renb bie ^enge im Sager Blieb unb äufalj,
eine Sc^aar na<^ ber anbern anzugreifen, ju fämpfen unb fid§ aB5u=
löfen^). OBtoo^I ganj in Söaffen, liefen fie bod§ gefc£)el^en, ba§
J!arl§ §eer ba§ lin!e Ufer be§ feid^ten ^(uffe§ einnal^m. Sd^on fügten
|bie 3000 ©(^tüei^er bie @rbe, fteEten ftc^ mit ben S)eutfc^en @ngi(=
|Bert§ unb mit be§ ÄiDuigS riefen^aften ©c^ü^en in bie S5orl§ut unb
jrüctten bem f^einbe gegenüber bor. ^ie 91ad§!)ut unb bie SSataille mit
jber großen ga^ne Bei bem Könige Beftanb au§ ben .g)omme§ b^5lrme§^).
'2)iefe be^eid^neten i^re ©tirn mit bem ^reu^ unb tuaren freubig 3ur
; Sd^lad^t. S)er ^ijnig fa§ auf feinem einäugigen 9ta|)|)en, ©abot)e, bem
|fd)önften S^ier; ber .^elmbufd^ toe^te in ben f^arben bon granfreid^
unb Bretagne, bie ^reu^e bon ^erufatem fd^mücften feinen 3öaffen=
rorf; ^eute toaren feine @tirn unb fein 5luge unb fein ganzes 3lnge=
1) Jean Bouchet: Histoire de Mons. de la Tremouille, in ben ^h-
moiren XIV, p. 150.
2) Desrey 225.
3) Benedictüs, Diarium, p. 1589. ßalt. Visconti an Lodovico bei
I Rosmini II, 218. Carpesanus, Commentarii 1213.
4) Excurs in Porzio, Congiura dei Baroni di Napoli, p. 138.
5) Comines 521. Desrey 226.
i
1
58 ®tftc§ S3ud§. 3tDcitc§ ßopttel.
fic^t Megerifd^. @r fprac^: ,3a§ fagt S^^r fetten? SßoEt 3^§r
mit mir leben unb fterben? f^ürd^tet nic§t§, weit fte ae^nmat me:§r
ftnb, at§ toir. @ott l§at un§ :§ietlöer öW^^t unb fü^rt un§ hjieber ,;
:^intoe9" ^). 5flo(^ fd^Iug er Flitter, fo fielen einige ©d^üffe, brei feil
lid^e ©(paaren festen in öottem Stegen über ben ^tu§, bie 9Jtaitäi
tüiber bie Söor^ut. 2öie bie 5!Jlailänber bie gefenüen (Speere
2)eutfc§en unb <B^mmx fallen, l^ielten fie ein, anjugreifen; bie ^e=
neaianer unter ©onaaga auf öro^en, gana ge:|3anaerten ^engften, felBft |
nod^ beffer ge^^arnifc^t al§ bie ^ranaofen, in ber fd^önften Orbnun||
bie ©trabioten, toeldje Beftimmt n)aren, bem !öniglid§en ^eerc^Jj
bie (Seite au faEen^), riefen: „^arco S5ictoria!"^) ßin eigentlid§eg '
^ujammentreffen fanb nur a^^ifd^en ber regelmäßigen üteiterei ber
S5eneaianer unb ber ber granaojen ftatt. %U bie erften §eran« j
rütften, fd^rieen bie franaöfijd^en Sßai^en: „Ser geinb ift ha\"
man fagte aum Könige: „SöortoärtS, §err!" @r aog ^itteltreffen
unb ^a(^^ut aufammen, lehrte um, ftanb ^art an bem ^^einbe unb
l^ielt feinen erften Eingriff au§*). ©er Eingriff ging gerabe auf
feinen redeten f^lügel unb tnar gefäi§rlid§, folange man mit ben
ßanaen ftritt; benn bie italienifd^en toaren länger. 51I§ man au
ben ©dCitoertern griff, fiel bie ßin!e be§ Äönig§, bie 20 ©c^ilbe,
unter ben ^a^^nen 5lt)mar§ be $rie, bie ©betleute tjon feinem §aufe,
einige ftar!e ^eutfd§e^), in bie glanfe ^onaaga^g, tüeld^e immer
fc^mäler angeben unb feine genugfame f^ronte bilben mod§te, toie
il^re (Sitte tt)ar. (5o toanbte fid§, ba nun bie 5^1ailänber, bie ben
^ut^ öerloren, gebrochen UJaren unb ba§ Ufer mit blan!em
S)egen ^inabjagten, aud^ @onaaga bem f^Iuffe au^). ^in tt)ir!lid§e§
Getümmel entftanb, toorin felbft bie franaöfifd§en SroPuben mit
i^rem §a!en um bie @e|)anaerten ^erftanben, tiier ober fünf um
6inen, unb i^nen ben §arnifd^ auf^od^ten; aber ein italienifd§er
Zmpp brang nod^ einmal öor unb gelangte bi§ aunt «Könige');
1) Andre de la Vigne, p. 209.
2) Comines, lr)orau§ Guicciardini. Oricellarius, p. 70.
3) Navagero, Storia Venet., p. 1206.
4) Symphorian Champier, Trophaeum Gallicum, bei Godefroy 306.
Graville an Bouchage bei Rosmini 218.
5) Memoires t)on de la Tremouille, p. 153.
6) Benedictus, p. 1597.
7) ^adj ber ©raäljlung t)on ©ilbctt 5Pointet toar hu 2lbfici)t ber SSerbün--
beten, ben Äönig gefongen au neljmen (Pilorgerie, Campagne et buUetins,
©. 356): „nous rompre et prendre ledit seigneur aussi fierement que
vindrent lesdits ennemis, aussi fiörement furent-ils recueilliz, tellement
ütüdfäug SiaxU VIII. 59
bod^ biejer toeT^tte ben 5lnfaE mit feiner Üled^ten unb burd^ bie ,g)ülfe feinet
^ferbeg aB. 2)a§ föniglic^e §eer blieb o^ne Stüeifel im fSoxi^til.
S)o(^ tüar berfelbe fein entfc^iebener. ^itiglian, ber au§ ber fran=
3öfif(^en ©efanöenfd^aft in§ ßager ber S^taliener ritt, rief immer:
„3^r ^abt ia gefiegt!'' bi§ fie ftanben; ba bie granjofen biete
ßanjen em)3orgere(it fa^en, magten fie nid^t, i^ren Sieg fort^ufelen^).
S)er 2aro flo^ üon S5Iut. 2;ribul3io lie^ feinem Knaben, meldten
burftete, eine f^lafdie SGßaffer barau§ bringen, al§ tüäre e§ rotier
SGÖein^). S)er Änabe fprad^: ,,3Bie fataig ift biefer Söein!'' „^ein
Botjü" , berfe^te ber Später , „er ift in biefem Sanbe nid§t anber§."
^ie f^ranaofen :§atten einen nid^t einmal fe^r ernftlid^ gemeinten
5lnfaE abgeme'^rt; einen eigentlichen Sieg Ratten fie nii^t erfochten,
aber fie fonnten iT§ren Qn^ fortfe^en. 2)ie Sd§Iad§t ^at am 6. ^uli
ftattgefunben ; am 7., nod^ bor 5tage§anbrud^, al§ bie 5[Jleffe get)ört
mar, mä^renb bie äÖad§tfener brennen blieben, er^ob fi(^ ber ^önig,
o^ne einen 2;rombetenfto§ , o^ne einen ^rieg§ruf, nnb na'^m einen
2öeg, mo aEe feften pä|e befe^t maren nnb i^n au§fd§loffen , too
bie ütitter oft felbft mit einer §anbbott §en famen, — benn me^r
]§atten fie nid§t, nm i^^re ^ferbe ju füttern, — tüo biefel S5ol! bon frü^
biö in bie 5^ad)t 30g, oft fo burftig, ba^ man fid§, too fid^ ein 2eid^,
eine ^fü|e fanb, bi§ an ben @urt l^ineintoarf^). Ueber hen ganzen
äÖeg T^in liefen fie frifd£)e Gräber ^urürf. 3n benfelben Sagen er-
folgten nod^ amei anbere @ntfd§eibungen.
^m 6. ;3uli rndtte Julian gegen bie f^ranjofen auf bie (Sbene
St. S^irito, @enna anzugreifen. S)ie Spinola unb 5lborni mad^ten
einen 5lu§faE^), ber jeboi^ abgefc^lagen tourbe; aber am 7. griffen
bie ^enuefen ütapaEo, ba§ bie gran^ofen innel^atten, an unb 3u=
gleid^ ilire Sd^iffe in ber S3ai, ba§ eine unb ba§ anbere mit gutem
Erfolge, fo 'tiai Julian ben ^ui^ berlor, bon @enua ablief unb
ben SGßeg einfd^lug^), ben ber Äönig gebogen toar. ^a§ Sßid^tigfte
gefd^al^ in 5^ea^el. ?lm 6. 3uli mar aud^ f^errantino mit 69 Segeln
que quasi tous furent tuez." 2öol)l unter jc^eib et er l)iett)on ben 6t)oc auf
ben 5lönig, bex nur bret 5?ampfgenoffen um ftd) l^attc: „11 avait son espee
tralcte combattant contre les ennemys." (31. b. n. 21.)
1) Bembus, p. 44. Jovlus 43. Coric 949. Nicole Gilles, Chronlques
de France f. 117.
2) Rebucco bei Rosmini I, 268.
3) Comlnes 537. Vlmercatus an Lodovlco bei Rosmini II, 221.
Gilles.
4) Senarega 553.
5) Folieta, p. 270. Senarega 554.
60 6tfte§ Sudt). 3tt)eite§ Kapitel.
in bem @oIf ton 51ea)3el erfi^tenen; hoä) aeigte et ft(^ raeber en|
fc^lofjen nod§ rofcf). 51I§ et abet am 5}lotgen be§ 7ten öon 2:oi
:^et, gleid^ aU tooHe et nad§ ^uäpolo, ^^eapel öotübetfn^t, l§ötte
))lö^lt(^ t)on innen auftül§tetifd§e§ (Sefd^tei, l^telt an nnb tarn nöT^t
S)a fa^ et bie atagonifd^e ^^a^ne anf bem ßJlotfent^ntm öon ßai
melo , bann ptte et fie getoattfam läuten ; l^tetauf !am eine S3at!c
tjon bet man tief: „<&ett ^önig, bie 6tabt ift @uet" ^). @in getoifft
^JletcuUan, et^ä^lt ^ot)iu§^), i)abe fidj ben Stag ptiot t)on be
trotte ^eteingef(^(id§en nnb bie ^teunbe berfammelt; aU man biefe
feftneT§men moHen, fei bet 5luftuT^t auSgebtoi^en , inbem ©inet eil
atagonifd^e ^^a^ne untet bem ^od ^etöotgejogen , tootauf aEgt
meinet ©efd^tei, fyat)nefd)men!en nnb ßöuten. (Sinige liefen nac^ ^abba*"
lenna, mo bet Äönig au^ftieg, fielen i^m ^u f^üBen imb hxaä)kn il)m
ein $fetb; et titt gmifd^en 5llonfo ^e§cata nnb feinem @e:§eim=
fc^teibet ß^atiteo^), bet no(^ iptoöenjalifd^ bid^tete, nad§ ben 2^1^oten;
aEe§ fSolt tarn l§etau§; fie faxten an fein 8rf)mett nnb öettnun^
beten fid^ getn, menn fie i^m nut bie <&anb obet ben 'üoä füffen
fonnten, nnb immet fd£)tieen fie „^^ietto", fo ba§ et fid^ 3U ßl^atitec
manbte nnb au§ bem ^utienal fagte: „S)a§ @ifen ift, mag fie lieben."*)
©0 !amen fie in bie Stabt, roo nun bie ^^^-an^ofen flüd^teten, betäubt
unb etfc^lagen mutben^): man fa^ @aetanen baö ^et^ eineg gtan=
3ofen 3mifrf)en bie gä^^ß Tuffen ; ^ean ütabot, bet in ^^ülte be§ 9teid§=
t^umg lebte, behielt !aum füt ha^ .^au§ unentbe^tlid^fte Meibungg=
ftüde übrig ^); bem Könige abex tü^te ba§ S5ol! bie gü^e, mifc^ten
bie 2)amen ben ©dlimei^ ab unb toatfen bie :^ungftauen ^tän^e au ;
fie fd^tieen aEe: „@§ lebe unfet malztet ^önig." Um biefelbe ä^it
fielen bie S^enetianet auf ^onopoli unb nahmen eg, etobette gßbe=
tigo ©tabt, |)of unb @d^lo§ bon 2:tani unb matf ben Hauptmann,
bet fid§ mit ac^t 5lnbern aEein öettlieibigte, auf ben S5oben feinet
@aleete; in bem ganzen .^önigteid^e matb bie atagonifd§e ^attet
lebenbig^). 5Zad^ biefen 33egegniffen , mie enblid§ ,^atl übet ben
2)amm bon Sottona nad^ 5lfti gefommen, !onnte et nic^t me^t
batan beuten, etmag 3U etobetn, menn et mit ben §et5og bon
1) Passero 75.
2) Historia sui lemporis, f. 49, 50.
3) Edictum Friderici b. Vecchioni jum Passero, p. 106.
4) Passero 77. Juvenalis VI, 112.
5) Villeneufve, Memoires, p. 13.
6) Lettre in Godefroy, p. 717.
7) Villeneufve, p. 873.
9lürf5U9 Statu VIII. 61
Orleang errettete, ber inbeffen in 5^oi)ara eingef(i)Iof|en unb in grogc
'43ebrängni§ gerat^en toar.
2luf ^ai'imitian§ ©rtaubni^ :§atten griebrid^ ea|)|)eter öon $firt
unb (Seorg t)on äöolfenftein 10,000 Deiitfc^e, t)ermut:^lic5^ Siroter
unb (5d)tt)aben, bie 5lt^en {)eraT6gefü^rt ^) ; unb biefe lagen, feit ßobo=
Dico mit feiner @emapn fte gemuftert, in i^ren Selten öoE llel6er=
fing, t)or beren jebem Beina^^e ein Brunnen mar, too^lBefolbet unb
aufrieben ^), mit ben S5enetianern in ßinem Säger. äÖiber foldie eine
angemeffene §ülfe für bie f^ranaofen 3U n)erBen, BegaB fic^ ber 3BaiUif
bon ^ijon in bie <Bä)m\^. km 24ften 5(uguft faf) man i:^n mit
großen ©d^iffen, unter pfeifen, S^rommeln unb frö^Iid^em @efi^rei,
öon ben Säubern, mo er eine gute Antwort em|)fangen, ben ©ee
entlang nac^ Supern fa:§ren^). <g)ier l^ielt er täglid^ 2;afet mit feinen
greunben, fparte ba§ (^elb nid^t unb tt)ar tnie ein ^^ürft angefe^en.
2)a t)erga§ man ber jüngfien 5lbfcf)iebe, toelcfie frembe güge Verboten.
Söo bie OBrigfett an benfelben feftl^ielt, ftieg bie ^ugenb über bie
dauern; mo man e§ gefd§el§en lie^ — benn e§ fei mie im 2öalb=
n)affer — , flogen bie ^ä^ntein in ben 2^t)oren unb toaren an ben
33runnen auggeftetft. ©elbft 5llte, bie ben <g)eräog .^'arl bei 5^anc^
gefe^en, brachen auf; unb fo ^ogen fie, Zxvip\) für Xxupp, t)on 5Rar=
tina^ auf unb ^inab naä) ;3brea; am 7. (5e:t)tember erfd^ien ber erfte,
bie f(^önften !rieg§Iuftigften Wänmx, t)or ^önig S^axl YIII. in 5Jlon=
cagliere*). ^n ber ^^'^at mar e§ nöt^ig. S)enn <g)eraog ßoui§ in 9lot)ara,
ber am viertägigen {yieber litt unb bocf) aEe 2age bie äöad^ten be=
fe^en mu^te, unb feine tapfern Seute, meldie an bem SSrob erfranft,
ba§ man au§ bem groben ^e^l ber ^anbmü^len öon au frü^ ge=
mattem J?orn gebaden ^), liegen aum S^t^^^n, ha^ fie in groger ©efa^r
fid§ noc§ :§ielten, aEe 'üad)t breimal auf ben ^öc^ften X^rmen i^re
Sacfeln ^eben unb fenten. ^uc^ jene^ 5)le§l fepe i:§nen bereite, unb
auf ben ©tragen fa^ man ©terbeube^). Einige ©(^meiaer nun
fc§i(fte ^arl nad§ ber ^robence, um öon ha au ©rfjiff nad^ 5^ea|)el
überaufe|en; hk meiften behielt er in feinem ßager au S5erceEi; biefe
1) Acta öon Worms bei ^ait 873.
2) Benedictus, Diarium.
3) ßubtoig öon 3)ie§ba(i)§ SBxief an Sujetn bei ®lu|blo|'^eim, ©c^tDeiaer=
gejd)ic^te, p. 51G.
4) Tschudi, Supplementum ms. bei Fuchs, mayländische Feldzüge I,
p. 212. Stettier, Schweizer Chronik 325.
5) Benedicti Diarium 1603. Notizie di Novara hii Rosmini 222.
6) Benedictus 1619.
9
62 ßtftei Su(^. 3tt)eite§ ßapitet.
tüud^fen aEe 2:aöe an 3^^^^ i^^^ mad^ten ben ^einb bange tjor
©d§tad§t unb fo geneigter junt SSertrage^). ©d§on toax öon ei
5lb!unft ätüifd^en ^arl VIII. unb Soboöico bie 3ftebe; ben erften 51:
la^ 3U einer S5er^anblnng gab ber %o\> ber 5)larqui|e t)on 5)lon
fenat, aU ^arl bie (SrBfd^aft äu orbnen an ©onjaga fd^idte, um fein
58eileib 3U Bejeigen; fo begannen bie 5lbgeorbneten SSeiber ^ufättig
t)om f^rieben ju reben. 3"ß^ft ^^ii" gingen <g)eroIbe l^inüber, b
einen ©tiEftanb fd^toffen, Ujorauf ber «^erjog t)on £)rl6an§ ^'loöa'
berlaffen burfte unb für fein S5ol! ©)3eife be!am. hierauf began
bie Unterl^anblung über ben ^rieben felbft. ^uf ber einen ©eitc
fa|en in ßobot)ico'§ 3^1««^^^ ^^ wnb feine 6emal§Iin unb bie @e=
fanbten beg S3unbe§, auf ber anberen ©eite bie grauäofen, unten
an 5tr)ei ©d^reiber für beibe %^dU unb beibe «Sprachen, unb biefe
unterl^anbelten. Oft, tnenn ätüei, brei gran^ofen auf einmal rebeten,
fagte ßoboöico: „^o^o! @iner nad§ bem 5lnbern/' nal^m ba§ 3Bort
unb fül^rte ba§ @efpräd§ toeiter. @r bemirfte, ba§ man nad^ 14
Etagen, am 9. Dftober, einig n)ar^). @r t)erf|)rac§, bie gran^ofen
aus @enua, aU einem ße^en ^arl§, aud§ tüiber Neapel au unter=
ftü^en, Ujenn fein Sanb ujieber gan^ i^m gelpre. 5luf biefe 58e=
bingungen tourbe bann ber griebe gefd^loffen. 5lm lOten frü^
brannte ha^ ßager ber S^ene^ianer, unb il^r §eer 50g ab^). Söie
foHte e§ biefen fo unangenehm gemefen fein, Ujie SSembo fagt, ba^
bie (Sefa^r, bie fte fürd^teten, gel^oben unb ber ^lufmanb geenbigt
toarb, ben fie ungern ertrugen? S)er S5ertrag Ujar ja unter i^ren
^ugen gef(^Ioffen. S)er ^er^og öon Orleans, ein 2^^eil beS fran^öfifc^en
^belS — man jä^lte 800 Sanken, toeli^e er gewonnen "^abe — fort)ie
bie ©d^toei^er, hk, um reid§ 5U toerben, ausgesogen Ujaren, fügten fid§
ber 5lb!unft nur ungern; ^arl VIII. jebod^ fagte immer: „@S ift
befd§tt)oren, unb id^ toerb' eS Tratten." ©ein ©inn toar. Ob er=3f tauen
3u beruhigen, um ^fleaipel für fid^ 5U retten*). — @r nun !am nad§
ßt^on unb löfte fein (SJelübbe in ©t. S)eniS unb fanb f^ran!reid§,
toie er eS öerlaffen; aber ber 5lnfto§, ben er in S^talien gegeben,
beujegte eS fort^). Äaum jemals l^at eine friegerifd^e Hnternel^«
mung ftattgefunben, bie nad§ rafc^em Gelingen fo loenig unmittelbare
f^olgen ^^erbeigefü^rt l^at, bagegen mittelbare öon ber größten S3e*
1) Andre de la Vigne 226.
2) Comines 553—557.
3) Andre de la Vigne 227. Benedictus 1622—1624.
4) Comines 553—557.
5) Desrey 227—223.
Ärtcg in ^eaptl 1495-1496. 63
beutung rür bte Söeft. S)er 3ug ^axU VIII. !ann al§ ba§ le^tc
j Unternehmen in bem ritterlichen Reifte ber ^reuj^üge , toetd§e§ ixbtx=
■f^aupi t)orge!ommen ift, Betrachtet tüerben. tiefer ©eift terfd^tüanb
öon ber SÖelt. 5l6er au§ biefem 3^9^ entf|)rang ber groge ^egenja^
;5tüif(^en ber f^anifd^en unb fi^anaöfifd^en ^onard^ie, toeld^er fortan
i bie 2öelt erfüEte, unb äugleid§ toar Stauen au§ feinen gugen geriffen.
i 3ene ibeate @inT§eit ber <g)albinfel, bie it)ir oBen fd^ilberten, ift nie=
' mat§ tüieber^ergefteEt tüorben. i^talien tüurbe ber .^ampf^Ia^ ber
Benad^Barten ^^ationen, hk ^errfd^aft bafelBft ein Äam^f^reiö, um
I ben fte forttoä^renb rangen. 3lud^ in ben ^eutfd^en leBten tüieber
' bie ^tömerjüge auf, bie faft öergeffen 3U fein fd§ienen.
4. ^rieg in Stapel 1495—1496.
^n ^eaptl toai)xU ber ^rieg. ©eine @runb(age tüar bie @ro=
Berung ber ©tabt. S)tefe gelang burd^ bie @unft ber ^enge, toeld^e
ben geinb in bie 8d§Iöffer jagte, tüetd^e, inbem ein S^eber, foöiel er
woUU, in ein S5edten tüarf, i^rem Könige 500 5!Jlann Befolbete, tüeld^e
fogar ben ©d^toeiäem Bei Samo entgegenging unb fie 3urüc£fd)lug.
6ie gelang ferner, toeil ber geinb in feinen Sd^löffern an aEer
,§ülfe ber^tneifelte. '^af^ bem f^i^ieben öon 91oöara !amen einmal
3tr»ei genueftfc^e ©d^iffe, unb bie f^ranjofen l^offten, fie feien il^nen
i)on ßoboöico gu §ülfe gefanbt^). ßoboöico l^atte bie§ jebod^ niemals
t^un tüoEen. %l^ bie SSene^ianer ben genuefifd^en Seemännern 5u=
riefen: „3Ber leBt?" fc^rieen biefe : „8t. (i^eorg unb gierro! gierrol"
«hierauf unten 2rom|)eten , fliegenbe Sahnen unb SSegrü^ungen
ber (5o:pracomiti , oBen lauter @ntmut^igung^). S)ie ©c^löffer
ergaBen fid^. ©o t^at aud^ (^apm, ^ola nnb ber größte %1)txl
ber 3Beft!üfte; burd^ bie Kolonnen aBer, tceld^e üB ergetreten , t^at
e§ ^quila unb ein X^eil ber ^IBru^^en. i^nbe^ tüar aud^ @on5al
I tüieber t)on üteggio ausgegangen. S)ie gan^e füblid^e SßergeBene
(SalaBrienS , ©ila , bie , ben ^^IpujarraS ä'^nlic^ , burd§ biefelBen
Hinterhalte, ^riegSliften unb UeBerrafd^ungen Befiegt tüarb (bort
i l^atte fie fein fBolt gelernt), immer nad§ ^florben Bi§ au bem SlBfa^
be§ @eBirge§, too' eine üBerauS fteile, im SBinter ganj untoegfame
I f^elfentre^|)e ijon 9totigliano ju ben cofentiner S)örfern emporfül^rt,
! unb bie Orte aBtoärtS ju Beiben ©eiten l^atte er burdfi ©etoalt ober
1) Passero 78—90.
2) Villeneufve 43—45.
64 6tfte§ Sudt). ^toeiteg Caputh
Partei toeggenommen. §ter l^ielt er inne^). @§ toat ^eäeml
2x0^ biefer :|)Iö|li(^en SJeränberung ]§at man bod) nid)t ganj 9te(
toenn man über ben Unbeftanb bteje§ SBol!e§ üagt. SGßenn eine $ai
bie i^re ^^eignng burd^ bte ©ebnrt empfangen, bie ftd§ |)lö^li(^ uni
brüdt gefe^en, tebenbig tüirb, fotoie \xä) bie erfte Gelegenheit 3«
tt)irb bie§ me^r §artnäffig!eit ^u nennen fein. @§ finb ^toei
na^e gleiche Parteien tjor^anben, nit^t burd^ bie Meinung aEein,
burd^ ben S5efi| öerbunben: benn bie eine !)at i^re (Süter oft an
anbere Verloren ober i!^r entriffen. 5Da Oermag ein gtüdlic^er ^elbpg,
eine gen)onnene ©c^Iad^t, eine günftige ^^lad^ridit bie eine em^or^us
Bringen , ein S^f^^^' ^^^^ S^erbrec^en eine§ ©innigen bie anbere nieber=
jubrütfen unb ^n entmut^igen, fo ba^ fie, ni(^t, nm fid^ jn unter=
n)erfen, fonbern um anbere 3^^^ 3^ ertoarten, burdf) einen S5ertrag,
foüiel fie !ann, fid) für biegmal 3U fidlem eilt, ^^liemanb n)irb bie
(Snglänber natürlicher geig^eit anflagen; aber bamalg ^anbelten fie
au§ benfelBen (SJrünben, auf biefelbe Söeife. @e^t nun bie (5|)altung
felbft mitten burd^ bie SSermanbtfd^aften, eine f^einbfd^aft, tDeldf)e nur
einen anerfannten SSor^ug, ein Uebergemid^t be§ ©inen, nid)t ba§
ööttige S5erbirben be§ Zubern toiE, fo toirb mit bem §a^ aud§ bet
.^rieg^mutl) gefd^toäd^t. Oft, toenn man 3U gelbe lag, um gu fd^lagen,
ba(i)ten bie ^Iragonefen an hu 25erlufte il^rer angioinifd)en S5ettern,
tooEten nid^t baran unb galten für feig^). 3n fold^er Sage fonnte
biefer ^rieg nid^t ben 5lugenblic£ geenbet toerben.
S5on bem SCßeften manbte er fid^ nad§ bem Often über hu Serge.
§ier erftredft fid^ steiferen einigen flaren ©etoäffern bie bennod§
überaus bürre ©bene oon 5l|)ulien, too menigftenS bamal§ fein SSaum
toud§§, fonbern f^end^elftangen äum SSrennen bienen, too felbft fein
S)orf "wax, fonbern gur S^^t ber @rnte bie SSefi^er mit äßagen unb
Od^fen au§ i^ren Stäbten unb ©afteEen famen, aud^ bie ^aä)i auf
bem treibe blieben unb erft, toenn fie 5lEe§ öoEbrad£)t, 3urücffe:§rten.
^a toeibete auf ber, 60 ^iglien langen, föniglid^en SBiefe 2:at)oliera
nur eine 3^itlang ein nid^t einl)eimifd§e§ S5ie:^^). Gegen ben äöinter
trieben nämlid§ au§ ben ftbru^aifdCien Gebirgen ijiele :^unberttaufenb
Schafe, Siegen unb Slinber, ©erra 6a:|3reola Vorüber, 3U ii§r ^erab,
blieben ba, unb mit bem grü^ja^r gingen fie nad^ ben jungen kxäu=
1) Zurita, f. 72, betglic^en mit Sejours d'un officier en Calabre 1821,
geogxaptiifc^ befjer aU Sortel^.
2) Zurita, f. 86. 95.
3) Leander Alberti, Descriptio Italiae.
Äricg in ^tapil 1495—1496. 65
tern i^rer S5erge äurüct. Siann äal§(ten fte ber ^Jlaut^ in goösia einen
guten S^U, be§ ^önigg, faft toie einft ber römifc^en üle^jublid, Befte
@innaf)me, bantatS an 100,000 2)ncaten. 2)te|e ©inna^me ^u ge=
toinnen, eilten Beibe j^on im ^^ebruar 1496 ^inüBer, ^ertantino nad^
^oßgia, 5?lont))enfter naä) ©t. Seöero. S5on bem ftreifenben, fteinen
.Kriege, ben fie ba begonnen, ift eine mer!tt)ürbige 3::§at aufgezeichnet:
|ettna 700 S)eutfc^e ^enanttno^g Serben auf bem SBege öon S^roja
\mä) i^oggia tjon me^^reren taufenb f^ran^ofen umgangen unb ptö^=
lixä) angef^rengt. ©ie, foglei(^ in einen üting gefteEt, tne^ren juerft
ben ^einb mit i^ren S5ü(i)fen ab; batauf — benn fie tt)oHen au(^
n^eiter — öffnen fie, unb 200 f^ringen öor, ben 2Beg p bal^nen.
5lber i1)x «Hauptmann, ^eberlin, ift gefaEen: feine ßeid^e binben fie
auf ein ^}erb, ne^^men fie in bie 5}litte unb xüden tjortoättg. 2)a
tücren fie tt)ot)l unöerle^t geblieben, Ratten fie nid§t über einen t5lu§
ziehen muffen. S)abei trennten fie fic^, toag bem f^einbe ben Eingriff
Iei(i)t mad^te. Ueber ba§ ganje ^^elb 5[Raffaria f)m, auf bem äöege,
lagen bie Seiber, tt)ie S3lut unb ßeben fie öerlaffen. ©ie ftarben
aEe. Italiener unb ©jjanier ^aben i^rer feitbem ein ober ^tnei 5RalC
gebadet, fein 2)eutf(i)er ^). ^erlmürbig nun ift biefe S|at il^rer
iugenb, nid^t i^re§ @rfolge§ njegen. (Bleid^ barauf toar ^errantino
bennoc^ im S5ort§eil. @r Tratte ber ©ignorie öon S^enebig fünf ^lä^e
in ^buüen für il)re ^rieg§!often öer^fänbet, W too^lgelegenften ^^lä|e,
unb SSer^fänben toar beinahe S^eräu^ern. S)ie ©trabioten, toeld^e i^m
bafür zuzogen, führten ben gran^ofen unter anbern fogar ba§ S5iel^
^intneg, ba§ p i^nen nac§ ©t. ©eöero getrieben tourbe^). ©ie
Imad^ten ben Äönig burc^ üjx UeberaE unb 5^irgenb§, überaE burd^
ben eigenen, nirgenbS ^ti bem fremben Eingriff, jum Reiftet ber
ßbene, fo ha%, toie Sobobico im Söeften, fo S5enebig im Often jum
©iege fyerrantino'§ beitrug , boc^ ha^ le^te hä toeitem am fräftigften.
\^m ©üben ^atte ^on^al f(^on im f^ebruar hu §ö^en ber cofentiner
|2)örfer erftiegen, ßofen^a bi§ auf ba§ ©(i)lo§, aEe geften be§ ßrato=
;t^ale§, gern ober ungern, unb ba§ gan^e (Sebirge bi§ an bie ^toeiten
^^äffe, n)o e§ fid§ öon ßaftroüiEare na(^ €am^o ^emeffe toieber l§in=
iabfenft, eingenommen unb überaE aragonifc^e Sflid^ter eingefe^t^).
j S)en 5^orben , bie ^Ibrua^en , Ratten bie ßolonna inne , SGßeft=
lunb Oftabl^ang be§ @ebirge§ toar aragonif d^ *) ; ba mußten bie ^xan=
I
I 1) Joviiis 71. Passero, p. 97. Zurita 73.
I 2) Bembus 57. 5lu(^ ©uicciarbini II, 149.
3) Zurita 84. 96.
4) Tarfia : Historiae Cupersanenses, bei Graevius. Ital. Thes. IX, p. 48.
b. 9lanle'§ Söerfe. XXXIII. XXXIV. 9tont. u. gem. SJölfer. 3. Sufl. 5
66 etfte§ a3u(^. 3njeitc§ ßa^itet.
gofen fid§ in bte TOtte beffelBen sielten, in bie @raff(^aft ^ol^
obtoo^I nnein§, ol^ne @elb, be§ @e]6irg§!riegeg nnfunbig. Sofort fut
fyetrantino fie bafelBft anf. S3ei ^orcone ftanben Beibe tüt^ber einanbi
Bei f^tangete trennte fie nur ein @raBen. ©in 2:reffen jd^ien nnöj
meiblid); in ^Jleajjet l)ielt man ^toei Xage ^roceffionen : benn
^önig njerbe Bei Seneöent fd^tagen muffen. 3lu(^ in ßalaBrien
er notf) nidfjt fidler, ^n Saino ftanben bie t)or Ö^on^al flü(^ti(
S3arone unb gebadeten mit 5lnBignt), ber fid^ nod§ in 2^ro^ea ^i(
bereinigt ßofen^a jn entfe^en. @l§e fie fid^ entfd^loffen^), ^og
5^arf)t5eit ^onaal au§, üBertoanb bie ^äffe, Befe^te bie SriicEe ^njifc
©tabt unb ©d^lofe ßaino, Bemäd§tigte fid§ be§ einen unb be§ anbei
unb na^m 14 S3arone unb biete Splitter gefangen^). Sßäl^renb
er nun öom ©üben ^eranrürfte, trieB f^eiTantino ben ^eini) bon ^ox=
ben l§er üBer 3lriano unb ^efualbo bon Ort p Ort, Big er il^n in
5IteEa ^atte^) unb bie Serge einnahm, bie bon brei (Seiten, reBeu=
unb toalbBetteibet, bag %'^ai umgeBen. (Sr Iie§ aEein ben 2öeg bon S5enofa
offen. S)iefen 3öeg na!)m ^on^at ein*), ©ud^ten nun bie gran^ofen
burdt)äuBred)en, fo tnar ^^errantino ber erfte, ber feine ßan^e gegen fieBrac^,
unb menn man i^^m fagte: „§err, n)ie tnagt ^^x ^nä) fo fe^r", berfe^te
er: „@§ ift aud^ meine <Bad)e". ^aburd^ ent^ünbete er ben 2öett=
eifer ber ©einen unb trieB bie f^einbe Balb jurüc^^). S)iefe !)offten
nod§ immer auf i^ren ^önig unb feine .^ülfe; bodf) aEaufern toar er
unb fie bom junger Be^mungen. ©o Baten fie um breigig Sage grift:
fönnten fie bann nid§t im f^elb erfd^einen, fo bJoEten fie bag 9tei(^
berlaffen unb i^re geften üBergeBen. Die S^age bergingen ; bie §ülfe
BlieB au§ : enblid^ mürben fie aEe — benn aud§ ^uBign^ :§atte fid§
ergeBen — 5ur ^üfte geleitet. .&ier liefen §i^e, junger unb uner=
l§örte Äran!:§eiten bon 6000 ^ann nur nod^ 1500üBrig; unb biefe
gingen fo entfröftet an Sorb, ba§ man fie faft :^erau§^eBen
mu^te, menn fie fid§ mieber an ber Suft be§ ßanbeg erfrifd^en foE=
ten^). „5lnbere toaren in ^efangenfc^aft geraf^en, fa^en ^inter '^ölaernen
unb eifernen Gittern, in bunflen ^emäd^ern, mo fie ^^liemanben fa^^en,
aU dtoa ben Mooren, meld^er i:§nen ba§ ßffen Bradjte^). @nblid§
1) Passero 100.
2) Jovius, Vita Consalvi Magni, p. 220.
3) Baldi Gundubaldo, p. 156.
4) Zurita 91—95.
5) Passero 101. Unreft, £)efterteid)ifdöe 6f)roni!, p. 798.
6) Schodeler bei Fuchs 111, Anshelm.
7) Villeneufve, Mem., p. 74.
Ärteg in S^eopel 1495—1496. 67
!amen fie (o§. S)a fa§ man biefe Entronnenen, tüol^I noc^ ba§
©ijen i^rer @efangenf($aft um ben ^aU, nac^ ^^eiltgen Orten unb
Big an ben .&of be§ ^ön{g§ gleiten. (5§ mar il^nen genug, ba§ fie
beffen 3lntli| mieber erBlictten; fie nahmen feine @efd§en!e imb
münfd^ten i^m langet ßeBen^).
'üad) biefem großen ©iege über bie f^ran^ofen am 5. OctoBer 1496
!am i^errantino mit feiner jungen ^ema^Iin nad^ ^ca|)el ^uxM ^). S)a§
fSolt, bem er einen äöalfer al§ Eletto öerftattet l^atte, toeld^er bann beim
gro^nteic^nam^fefte, ba§ fonft ein S3onec§t ber ©bedeute mar, bie ^a)3pa
tragen burfte^), — metc§e§, menn er lebte, fid^ noc§ t)iele§ anbere öon il§m
t»erfpre(f)en !onnte, liebte x^n t)on .g)er5en. 5Jland)e al)mten i^^m nac^,
mie er ben ^op] erl^ob unb fin!en Iie§ *) , unb man glaubte einen
«gelben an i^m p ^^aben. 5^un !am er; boc^ er mar tobtiran!. S)a§
S5ol! lag bie 5^a(^t bor feinen ^eiligen auf ben Änieen, füljrte mit
bem '»ülorgen ein munbertl)ätige§ 3}larienbilb burd^ bie Straßen unb
brad^te e§ il)m, folgte am ^Ibenb in großem Umzüge, ©eiftüd^e unb
äöeltlid^e, Söeiber unb Männer, bie ©belleute felbft, bem ^op'^ unb
bem S3(ute be§ l)eiligen ;^anuariu§ nadf), ba§ i^r ©rjbifd^of burd§ bie
©tabt trug, bi§ fie an ba§ ©d^lofet^or famen, mo bie alte Königin
nieberlniete unb aEe§ S5ol! 9Jlifericorbia fd^rie. @r ]pxaä) : „35oEbiingt
euere (lebete: @ott mirb t^un, toie er toiE", unb ftarb i^nen. „D
unfer .g)err", f^jrai^en fie, „toarum l^aft bu un§ fo balb öerlaffen?
S)ein ^lut^, bcin 5!}lut^ im ^am|)fe, bem lein alter §elb gleid^ mar,
mo ift er nun? 2)urd^ beinen 2;ob ift er ba^in." Ein 5lnberer fagte :
äÖie foE ict) nun leben, mein .^err, ber ic^ um Euere ßJunft fo öiel
^ü:^e erbulbet." Einige erinnerten: man ^abe i^n oft bergiften motten;
bem fei er entfommen; nun fei er füß entfd^lafen am 3^^^^ l^^^er
©iege^), geberigo, fein O^eim, folgte iljm nad^.
Unb je^t fottte eg faft fd^einen, al§ l^abe ^arl§ 3ug, ber
freilidf) bie iürfen nid^t bejmungen unb ^f^i-'ufölem nii^t erobert,
aud§ auf i^talien feine bleibenbe äÖir!ung l^erüorgebrad^t ; Sobo=
bico unb geberigo toaren fogar tJerfö^nt. 2)0(^ mar bem nii^t fo.
5^od^ bilbeten bie florenttner $o|)olaren, bie Drfinen, bie je^t ftatt
ber Eolonna \xä) bem ^apfte mibeife|ten, unb bie uneroberten ©täbte
im Äönigreid^e, Sarent, SSitonto, ©ora, 9iiocca ©uilielma, eine ftarfe
1) Villeneufve, Memoires, p. 87.
2) Passero 105. 107. (31. b. n. 51.) Giacomo 205.
3) Passero 101, 102. Giacomo 209.
4) Cortegiano öon Castiglione, 33u(^ I.
5) Passero 107—110.
es ®rfic§ aSud^. 3hjeitc§ 6Q|)itcI.
spartet, unb aEe Sage badete Äarl, i^r £)16erl§au))t, ä« i^tten 3U1
^uUf)xtn. S)tefen gegenüBer Beftanb bte ßiga. S)ie italientfd^en ©lieber
berfelben ^^ätten ftc^ too^^t mit einem ©iege über it)Xt ^eittbe in Italien
aEein begnügt; bie auStoärtigen tooEten me:^r. ^erbinanb badete
fd^on an feine ülec^te anf ^ea^jel nnb Iie§ beim ^a^fte barum an=
fragen 1). ^Oflajimilian ^offte mit §ülfe biefer ßiga toiber Stanheid^
felbft einen 6df)Iag au§3uiü:^ren.
1) Zurita I, 101—103, tüOtouS Mariana 26, 14.
1. ^ai-tmiltan Don Oefterretd^ unb ha^ ffteid^.
om ß^runbe tooEte 9Jtaj-tmilian erft in ;3ftalten ber ßiga ftegen
]§elfen unb hierauf an t^^ret 8^i^e f^ranfretc^ angreifen.
@r toar §ert übet Oefterreid^ unb bie ^^lieberlanbe. @§ mochte
cttoa 600 Sa'^re fein, ba^ in bem S)onaut^ale, ^tüifd^en ben 5tl^3en
unb bem bö^mifd^en Gebirge um bie SSutgen ^rem§ unb 5Jlel! ]§er ^)
W ^ar! Defterreic^ auerft gegrünbet UDOtben. ©eitbem ^atte fie fic^,
anfangs im S^ale gegen S3aiern unb Ungarn, barnac^ burd^ ba§
^auS ^abSburg, über ben ganzen ^florbab^ang ber 5ll^en bon bem
Äarft bi§ l^inanf, n)o fid§ ftatoifd^e, italienifd^e unb beutfd§e jungen
fcfieiben, unb l^inab nad^ bem @Ifa§ au§ einer ^ar! 5um ^x^^tx^o^=
t^um ertüeitert. 5^ad^ aEen ©eiten Ratten bie ©ra^^eraoge 3lnf:|3rüd§e :
nac§ ber beutfd^en auf bie ©d^toeia, nad^ ber italienifd^en auf bene=
3ianifd§e S5efi^ungen, nadi) ber flatoifd^en auf SSö^men unb Ungarn.
^ier^u brad^te 5Jlajimilian burd§ feine S^ermä^Iung mit 5Jlaria
tjon SBurgunb 'Oa^ @rbe ^arl§ be§ ^üt)nen. 2öie i^n bie 5^ieber=
Idnber mit ber Snfd^rift über i^^ren St^oren begrüßten: „S)u Bift
unfer ©er^og, fc^Iage unfere ©d^Iad^t", fo toar bom erften 5lugenblid£
^ieg fein @efd§äft. @r trat ganj in ba§ feinbfelige S5er]§ättni|
Äarl§ be§ ^ü^nen gu ^5ran!reid§: er errettete ben größten X^til
feines (SrbeS bor ben ßnttoürfen SouiS' XL 2:ag unb 9^ad§t toar
fein @eban!e, eS ganj p erobern.
5lber inbem fid^ i^m, nad§ bem aE^ufrül^en 2;obe ^aria^S, 6m=
))örung auf Empörung entf^ann, inbem fein Später ^^riebrid^ ju alt
tüarb, fid^ felbft ju befd^ü^en, begab fid^, ba§ im ^a^x 1488 ber
1) Äutj, SBeittage aut @efd)td^tc öon Deftcrreid^ III, 226. (31. b. n. 21.
SSetgl. S3übingcr, Defterxctc§. ®efd)id^te I, ©. 167.
70 erfte§ S3u(^. ®rtttc§ ßapttel.
S5ater t)on ben Ungarn au§ Oeftetreic^ f erjagt, ber ©oT^n in SSrügge
t)on ben bürgern gefangen gehalten tt)ar unb fte felbft bie @nt=
frembung öon 2iro( |ürd§ten mußten. 6te Verloren ben ^nt:§ nid^t.
eben in biefen Seiten be^eit^nete ber Später ntit ben S5ocaIen %(B^OU,
ba§ ift, aEe§ ©rbreic^ ift Oefterreid^ untert^an, ben Umfang beffen, tt)a§
er ^offte ; in bemfelben ^df)xz unter^anbelte ber ©o^n nm eine f|)anif(^e
S5emiä:^tung. ^^x toal^rer Befonberer ^lüd^alt lag in ber faiferlid^en
äöürbe f^riebrid^S, in ber föniglic^en 5(Jlajimilian§, bie fie tiom ^eidfie
ber S)eutfd^en ^^atten. 5ll§ beffen ^raft \\ä) Beftjegte, tnarb 5Jlajimi=
Itan frei; al§ fie i^m in ber @egenn)art auc§ nur njeniger 9teid§§=
fürften jur §anb Blieb , hjarb er .&err in feinen 5flieb erlauben ; bie
f^a^ne ber .^ennemer ntit .^äfe nnb SSrot flog t)or Set)ben jum legten
^al, ber le|te §ö!, ^1)ilipp t)on ülaöenftein, üBergaB i^m (5lut)§ ^).
@§ n)ar !eine anbere .&ülfe, burc§ hu er fid§ 2:irol fixierte unb
Defterreic^ toieber eroBerte^).
©eitbem gingen feine ^läne auf Ungarn unb Säurgunb. ^n
Ungarn fouute er nid§t§ erlangen, al§ ba^ feinem §aufe bie 5^a(f)=
folge 5ugefi(^ert toarb^). ^fliemalS aBer, fo oft er auc^ grieben
f(^lo§, lie§ er öon feiner 5lBfid§t auf SBurgunb. @r ^ätte i^offen
bilrfen, fie ju erreit^en, märe 5lnna t)on SSretagne feine Öema'^lin ge=
toorben. 2)en 2;ag, al§ er erfuhr, ba^ fie e§ nid§t mürbe, marf er
fid^ in bem Unmut^ einer fc^merälid^en @nttäufd§ung auf ba§ ^ferb
unb erfc^ien immer auf§ neue in ber ÜtennBa^n*). 5lBer bamal§
!am ba§ Sfleid^ feinem 3om nid§t 3u .^ülfe. ^lunme^r, al§ er fid^
mit einer ©forja tjermä'^lt unb in bie ßiga getreten, ha fein ^akx
tobt unb ba§ 'Ütii^ öer^flid^tet mar, i^n üBer bie iöerge ju Begleiten,
ba bie italienifd^en S5ermidfelungen .^arl BebroT^ten, ^offte er e§ auf§
neue, unb in biefer Hoffnung Berief er einen 9fteid§§tag nad§
2öorm§.
^ajimilian mar ein Surft, öon bem mir ^mar t)iele SSilbniffc
^aBen, bod^ fo, ba§ feiten eine§ bem anbern gleid^t; fo unBefangen
unb gauä ergaB er fid^ ben 3)ingen; fo meuig ^errfd^te in il^m eine
35efd^äftigung , eine 5fleigung bor; ein f^ürft, tion bem feine ^dt-
genoffen ^mar auSfii^rlid^e «Sittenfd^ilberungen , bod§ 5^iemanb eine
1) Pontus Heuterus, Rerum Austriac. Hermanni bellum Gelri-
cum 530.
2) IRcbe »crt^olbg t)on «Ulaina t). ^. 1492 in «müacr§ Oteic^gtagSs
tlieatrum.
8) Urfunbc bei Sarabucus, Appendix ad Bonfinium.
4) e^renfpiegel, p. 1368.
3Wajtmilian unb ba? Oleid^. 71
genügenbe @e|{i^t(^te ^intertaffen ^at. ©eine ©eele tft lauter i8e=
tüegung, ^reube an ben S)ingen unb (Snttoutf. @§ gteBt faum
etmag, ba§ er n{d)t !ann. ^n feinen S3ergtt)er!en ift er ein guter
©deiner, in feiner 9ftüft!ammer ber Befte ^latner, ber 5lnbere in neuen
^rfinbungen äu unterrichten n)ei§; bie S5üc§fe im %xm, übertoinbet
er feinen beften 8c^ü^en Öeorg ^ur!f)arb; mit bem groben @ef(^ü^,
ba§ er bofiren gele!)rt, ba§ er auf üläber gef(^afft, trifft er meift am
näd^ften ^um 3^^^^)^ ^^ befe'^Iigt 7 |)auptleute in i^ren 7 ©prad^en;
er Watjit unb mift^t feine ©^jeife, feine ^r^nei felbft^). ^n gelb
unb i^lur erft befinbet er fid§ toa^r^aft tt)ot)l. ßaufc^enb reitet er
ba§ ^ebüfc^ üorbei, tüo er eine 5^a^tigatt fciilagen ^ört, ettüa nat^
ben brabanter f^orften, ben @ber gu jagen, ober na(^ bem tiroler
Gebirge, Ujo er bie ©teinböÄe, al§ i^rer buri^ ha^ ©(^ie§gen)e^r nur
nocf) menige übrig geblieben, äu fd^ie^en Verboten ^at^). .&ier Id^t
er ba§ $ferb :§inter fic^ unb fteigt i^nen bie ^o^en gel§toänbe em|)or
nai^, too er 400 bi§ 500 Mafter faEen !ann, Ujenn er einmal
fel^ltritt, U)o i^n ^uUJeilen, menn bie f^ugeifen lo§gelaffen, nur noc^
eine ©taube, ein f^^i^er ©tein errettet ^at, mo er einft im ©aEt^ale
f(i)on bie Salinen hinter fic§ braufen gel)ört^). S)a§ S5ol! mei§ biel
äu er^ä^^len, toie man i^n an großen ©eilen au§ ber <g)ö^e in ba§
2:l)al gelaffen, ja toie il|n, ba aud§ bie§ unmöglid) getoefen, ba man
iljm au§ ber 2:iefe fc^on ba§ ßrucifij al§ jum legten @ebet ent*
gegenge'^alten, noc^ ein ©ngel t)on ber ^JJlartinSUJanb errettet Ijabe^).
Äommt er nun aurüd , fo bringt i'^m fein SBogler aEe Wirten bon
©ingöögeln in feine ©tube, fo ba^ man !aum fein eigen äöort ^ört;
ober er befurf)t einen S)iener auf feiner §od§3eit, ober er l)ört 3U=
traulid^ bie Sitten feiner Untertl^anen, ober er eraä'^lt feinen ütdtT^en,
feinen ©c^reibern eine ©efd^id^te, bictirt i^nen ein ©tüd feiner
rät^fei:§aften unb faft unergrünblid^en Sucher ^), eine ^flotia in fein
^emorienbud^, etma, toie ^riefter ßa§la"bie gl^ronüen aufammen«
ftimmen foEe ^) , eine feiner ganj genauen i^nftructionen, jum S3ei=
f^iel, tüie man bei SBeutelftein mit einer ^ot^büc^fe übered fd^iefeenb,
1) 2ßct§!unig 83, 90, 99.
2) ©tünbedE: ^iftoxta gftiebrid^B unb ^aicmiUan%, p. 84. Cuspinianus,
Vita Maximiliani in Vitae Imperatorum, p. 613.
3) 2Bei§funtg 91, ferner.
4) ©rünbecf, (5l)renfpiegel 1381.
5) Pontus Heuterus 343 unb bie ©agen.
6) ©rünbec! 90. Henric. Pantaleon, de viris illustribus, p. 1. Roo,
Annales rerum ab Austriacis principibus gestarura, 316.
7) ein ©tüdE barau§ in .^ormo^rS öftert. Putaxc^ V, 159.
72 6tfte§ S5ud^. 2)tttte§ Kapitel.
in bie ^ä(^e treffen !önn e ^) , einen S3rief. ©o ift fein 2Befen.
ben 3ufammen^ang ber @ef(^i(^te geT^t bieg minber an. 2öa§ fein
öffentüd^eg ßeben eigentlich au§5eid§net, ift ba§ S5orgefül^l öon ber
lünftigen ©röge feinet -ÖaufeS, ba§ er öon feinem Später geerbt ]§at,
unb ba§ raftlofe ©treben barnad§, bQ§ bom §aufe SBurgunb auf t:§n
übergegangen ift. '^iä)t auf ba§ üteid^, für beffen n)a:§re SBebürfniffe
er ttjenig h)efentlid§e Sorgfalt aeigt, auc^ nid^t auf ba§ äöol^l feiner ©rblanbe
unmittelbar, fonbern auf bie S5ertt)ir!lii^ung jener ;3bee ge^t feine ganje
^politü, gelten aEe feine $läne. <g)ierbon finb alle feine (Schriften unb
Üteben tJoU. S)o(^ jeben einaelnen ©nttnurf l)ält er anwerft geheim. @§ giebt
SJorl^aben, t>k er feinem feiner ^'dt^e mitt^eilt^); bann toeift er ben
fremben ©efanbtfc^aften einen $la^ an, tt)o fie nichts erfaliren, unb
öon bem fie hoä} nic^t n}eid§en foÜen; bann fd^itft er feinen 50^unb=
toä) nur eine ©tunbe, e^t er felbft aufbricht, borau§^). Söenn er
glaubt, man burciifd^aue i'^n boci), laufen xi)m bie 5lbern am |)alfe
auf, unb er fteHt fic^ felbft jornig an*); ba gefi^iel^t e§ nun frei=
lid^, ba^ 'tu öorliegenbe (5ad§e xf)m unertoartete unb nic^t in @r=
toägung gezogene ^inberniffe ^eigt, menn er fie unternimmt^). ^n=
be§, ha er immer anbere ^nttnürfe l§at, bie atte 3U bemfelben QieU
fül^ren, bergi^t er leirfit, tDa§ i^m mißlingt. @r ift aud^ l^ier mie
ein i^äger, ber etma einen fe^r fteilen ^erg ^inan miE, balb ba,
balb bort, unb, toenn e§ nid^t ge^en toitt, ol^ne gro§e S5e!ümmerniB
einen anbem unb mieber einen anbern Söeg t)erfud§t; nod^ ift e§
frül^ am ^tage; attmä^lid^ tommt er i)'ö^ex empor; unb er ift nur be=
forgt, bem Xl)iere feine (Bpux ju Verbergen.
^m Wdx^ 1495 !am ^ajimilian auf ben üteid§§tag 5U 2öorm§.
Qx erfd^ien in feiner ganzen ^itterlid§!eit, al§ er felber einem ^ran=
jofen, ber aEe S)eutfd§en l^erauS^uforbem gefommen, an ben ©c^ilb
fd^lug unb il^n befiegte. (gr geigte fid^ in bem Collen ^lan^e feiner
Ärone, toenn er auf offenem ^la|e, jmifd^en ben ^r^bifd^öfen , " feinen
banalem fa§. S)ann fa§ il^m ber ^faljgraf red)t§ unb Ijielt il§m
ben 5lpfel; lin!§ ftanb ber ^er^og öon ©ad^fen unb ^ielt fein
©d^mert; Oor feinem 5lngefid^t ftanb ber @efanbte Oon SSranbenburg
mit bem ©cepter, ]§inter if)m ftatt iööl^meng ber ©rbfd^en! Oon Sim=
1) 3fnftxuction in ©öblcr§ 6t)ronifa ber Ätieg§l)Qnbel, f. 1.
2) Macchiavelli, Principe c. 23, p. 60, au§ bem 3Jiunbc Pre Luca's.
3) Macchiavelli, Legazione alla corte di Massimiliano, p. 193.
4) Hubertus Thomas Leodius, Vita Friderici Palatini, IIb. III.
Nr. 7.
5) Histoire de Bayard 179.
^Jlajintinan unb bo§ ^tiä^. 73
Burg mit ber .^rone, unb nun bie übrigen 40 f^ürften, 67 trafen
unb .^enen, fo öiete gefommen, bie SSotfc^qter ber ©täbte unb an=
bere ^otjc^after, alle in i^rer Orbnung^). S)ann tarn toolit ein
gürft, Berannte ben !öniglid§en ©tu^t mit feinen f^aTjnen unb em=
fing feine Se^en. S)a em|>fanb man nic^t, ba§ biefe ^rt ber ^e=
lel^nung gleid^fam einen S^^o^Ö Bebeutete, ba§ bie ^^nfignien ber
föniglid^en 5Jlac§t in ben Rauben ber f^ürften lagen.
.^ier ertnarB ber ^önig jttjei toic^tige ^uSfii^ten. 3n bem ßanbe
SöürttemBerg toaren t)on 3m ei Sinien gm ei trafen gan^ entgegen=
gefegter 5^atur : ber ältere gütig , milb , immer entfc^ieben , unb ber
ficf) getraute, in jebeg Untert^anen ©c^oofee ju fd^lafen^), ber jüngere
unftät, ^in unb l^er, gemaltfam, ber immer Bereute, ma§ er getl^an^),
Beibe mit Flamen ©Ber^arb ; aBer ber ältere öertoaltete Befonberg burd^
be§ faiferlidien §ofe§ SBegünftigung auc^ be§ jüngeren 5lnt^eil. £)afür
gaB er 400 Üteiter ^um ungarif(i)en Mege unb fanbte §ülfe miber
bie f^tanbrer. ^Dlit biefem älteren macf)te ^JJlajimilian ben SJertrag :
äÖürttemBerg foEe ein ^er^ogtl^um fein — eine (Sr^eBung, meldte
bie meiBlic^e Sinie öon ber @rBfolge au^fc^lo^ — unb, fterBe ber
(Stamm au§, 5um 5flu^en ber !aiferlid§en Kammer ein äßittl§um§gut
be§ üteid^eS merben*). ®a hu ganje Hoffnung biefe§ @ef(^led)te§
auf einem einzigen fcfjmac^en ,^naBen Beruhte, fo !onnte bie§ i^m
ober feinen ^lac^folgem ein fd§öne§ ßanb öerfi^affen. S)od) mar e§
nur ba§ geringere, ma§ xi)m gelang. 2)a§ (Srö^ere mar bie S5er=
mä^lung feiner Äinber , $l^ili|3p unb ^Jlargaretl^e , mit ben Äinbem
f^erbinanbS be§ ,^at:^oliftf)en , ^uana unb ;^uan, bie l^ier Befd^loffen
tüar^). ©ie öerfrfjaffte feinem §aufe noc^ gan^ anbere ^lugfid^ten;
fie Brachte il§n fogleid^ in ben engften ^unb mit ben Königen öon
©panien.
Snbe§ mären biefe 2)inge öieEeid^t aud§ mo anberg 3U erreichen
gemefen. äöa§ Maximilian auf bem ütei(f)§tage ju 2öorm§ eigent=
lic^ fud)te, mar bie §ülfe be§ üleic^eS miber bie f^ran^ofen mit feinen
in aEer SBelt Bereite namhaft gemorbenen unb gefüllten Ärieg^leuten.
1) S3ernl). «^er^og, ©Ifaffcr 6{)tonif II, f. 150, bei 3)att, de pace publica
613. Linturius, Appendix ad Rotewinkii Fascicul. Tempor. bei Pistorius,
Scriptt. Germ. II, 594.
2) ^^fiftet: (Sber^arb im U3art, @. 60.
3) klagen Ulric^^ bei ©attler IV unb in ©;)ittler§ ®ejc^. boir SBürttems
Berg 46.
4) ^fifter 271, 297.
5) Zurita, f. 79. Petrus Martyr, Epp. 96.
74 @rfte§ 'Snä^. 2)nttc§ (Sapttel. ^^^^M
2)enn in aEen .Kriegen in ©uro^a fa!) matt bamalg htui]qt
§üli§t)öl!er entfc^etbenb t'§eilne:^men ; bte Sru^^ett, auf toeld^e 2Ba*
plietüitfdE) traute, tuenn er feine 5Jlo§con)iten tüiber bie $oIen führte ^),
bie, tnelc^e ©d^toeben ber Union unterwarfen ^) , toaren S)eutfc^e,
foiüie bie, toelc^e in ©nglanb für bie ©adie ber ?)or!§ auf berfelöeti
©teEe ftarben ^) , too fie bie ©cfdac^t erwartet ; fotDo:§t bie , toeld^c
^Bretagne für bie Ärone f^ran!reic^§ 5tüeifei:§aft mad^ten, al§ bie
eg eroberten^), fotuol^t bie S5ert^eibiger aU hk S5efieger tjon ^tapd,
bie UeBertoinber t)on Ungarn, folange fie tooEten, unb bie e§ ret*
teten, ba fie mit ber SSeute nad^ §aufe gingen^), — fie tnaren fämmt*
lid^ 3)eutfd§e. S)oc^ maren ha'a nur bie 9flauf^, bie üleifeluftigen
ber 91ation, jene einfpdnnigen ^ned)te, miber meiere bie ßanbfrieben
eifern. 3^ «&aufe gab e§ no(^ dauern, tnie bie S)itmarfen, bie tin
fiegreii^eg .^eer, einen ^önig breier Sfteid^e hinter i^ren (SrbtDäEen
extoarteten unb f(i)lugen, bie ben S)anebrog in einer S)orf!ir(^e auf=
gongten, ^n ben Stäbten inotinten hinter i^^ren 5!Jlauern unb i^rem
@ef(^ü^ unangreiflid^e, in ben Söaffen geübte Bürger, bie'i^re guten fünfte
unb @|)iele trieben, bi§ ein f^einb fie reifte, bem fie begegneten, toic
bie ©trapurger ,^arl bem ^ü^nen bor Planet) ^). ^inber gefid^ert
toaren öieEeic^t f^ürften unb |)erren ; bo(^ Ratten fie SSurgen tüiber
ben erften Eingriff, Ie^n§^flic§tige ^interfaffen unb aEe^eit getreue
Untertl^anen. |)ätte 5Jtaj*imilian biefe gefammte ^ad§t in feiner
§anb bereinigt, fo ^ätte i^m toeber @uro|)a nocf) 5lfien ju tt)iber=,
ftel^en bermod^t. ©ott gab aber, ba| fie me^^r ^ur grei^^eit alg gut
Unterjochung gereid^te". äöaö rolrtö§ ^eid^ , ba§ bei fol(|er ^raft
feinen ^tutjer aus feinem @rbtanbe jagen lieg unb fid§ lange nid^t in
SSemegung fe^te, il^n aurürfaufü^ren ?
S3etrad§ten mir bie S5erfaffung be§ 9ftei(^e§, nid^t mie fie un§ ettoa
in Erinnerung an <&einrid^§ III. Seiten erfd^einen !önnte, fonbern tote
fie nunmel^r getoorben mar, bie gefe^lid^e Unab^ängig!eit ber einzelnen
Stäube, bie 33efi^lofig!eit ber faiferlid^en Söürbe, biefe 2öäT§(bar!eit
eineö .&au^te§, ba§ f^äter immer einige 9te(^te über bie äöä^ler geltenb
macCite , fo fragt fid^ nid^t fomo'^l, toobiird) e§ ^erfaEen — bie§ liegt
fern ab — , aU moburd^ e§ in ^Bereinigung gei^alten marb.
1) SBrief bei Raynaldus, Annal. Eccles. XX, 141.
2) Sixan^, Vandalia XIV, 27.
8) Polydorus Virgilius, Historia Anglica 26, 729.
4) mnUn, ©c^toeiactgefd^idtite V, 318.
5) 3Jia5tmilian§ 5lulf(^reiben hn S)att 496.
6) fiöniö§I)ofcr, ©trofeburger 6l)tonif 379.
SDlajimiltan unb boS ülcid^. 75
S)a§ SJexeiniöenbe unb @rT§aItenbe aber f(^etnen, §er!ommen
unb $a|)ft Bei ©eite gelaffen, t)or allem bie ütedfite ber (Sinselnen,
bte ©inungen ber '^aä)haxn unb bie 9tangorbnung be§ (i^an^en getDefen
}\i fein. ;Sene Siedete unb ^riöitegien, toeld^e ben Bürger, jeine S^nft,
fein Sßiettel, feine ©tabt nic§t aEein t)or 5^ad)barn unb Mächtigeren
|cf)ü|ten, jonbern mit einer inneren ©etbftftänbigfeit Begabten , meldte
bcm ^rö^ten tt)ie bem ^eringften feinen SSefi^, fein 23efte^en fi(^er=
ten, ein S5ermäct)tni^ ber Generationen an einanber, unerft^ütterlid^ bei
Äaifer unb 9tei(^, bie fie beftätigt, o^^ne biefe ein ^i^t§. S)arnac§
Die Einigungen ber 5ftad)16arn, nic^t aEein bie SSünbe ber ©täbte
unb SBauerfdiajten, welche i]§re au§ unt)orben!lic§er S5oräeit ftammen=
ben S^erbrüberungen — benn toer fennt ben erften Urfprung ber
,g)anfe, ober ben anfänglichen S^ertrag 3n)if(f)en Uri unb (5(^tt)t)ä? - ,
il§re befonbern ßanbfrieben 3U großen ^ünbniffen ern)eiterten, ober
ber Sftitter, bie eine an \iä) geringfügige 5)lad)t burd^ nad§barli(f)e
GefeEungen ftärften, fonbern auä) ber f^ürften, bie burd^ @rbeini=
gungen, gegenfeitige ^Intoartfd^aften unb bie SSanbe be§ S3lute§, einige
befonberS eng, öerbunben finb. S)iefe SSerätoeigung , auf einer f)öc^=
ften Getoatt ru^enb unb Don i^^r beftätigt, binbet ^aä^'bax an 5^ad§=
bar unb, inbem fie einem ^eben fein ^riöitegium , feine grei^eit
ftd^ert, aEe ßanbe beutfc^er Nation in Gefe^lid^feit aufammen. 2)urd^
bie Sflangorbnung aber aEein wirb bie Einheit toal^rl^aft anfd)aulitf).
^ur folange ba§ 9teid^ in Söefen ftanb, !onnte bie :§öd)fte ^[Jlad^t
ber ^urfürften, eine§ jeben mit befonberen Slted^ten, aufrerf)t bleiben,
fonnten ^er^oge unb ^^ürften, ißifd^öfe unb Siebte i^r ^nfel)en
über ben ^^lad^bar behaupten unb burd^ ^ofämter ober erblid^e
S)ienfte, burd§ ße^en unb Sanbftanbfd^aft aud^ il)ren Unterfaffen
eine eigent^ümlid^e ©teEung 3um Ganzen mittljeilen, fonnten bie
unmittelbaren ©täbte, forgfam in ^^rei= unb üteid^§=@täbte gefd^ieben,
nid^t aEein befd^ü^t ju toerben, fonbern felbft einer Sl^eilnaT^me an
ber ßeitung be§ SlEgemeinen fidfier fein. Sfu biefer ge^^eiligten i^er=
fömmlid^en Unter= unb Ueberorbnung befanben fidl) 5lEe n)ol)l unb
:^atten eine Siebe ba^u, tok man p feiner SSaterftabt, ju feinem öäter=
lid^en .g)aufe l^at.
Unter il^nen ftanb feit einiger Seit al§ ba§ ^5au|)t baS §auä
•Defterreid^. @§ ^atte auä) eine (äinung unb überbieg eine gro§e ^ar=
tei auf feiner (Seite. 3)ie ßinung ttjar ber fc^mäbifdlje S3unb. 2)a§
alte ©d^maben verfiel in brei Sünbniffe, ba§ ber ßanbe, meld^eg bie
©runblage ber ©d^toei^ toar, ben SSunb berülitter im ©d^UJarämalb, am
Äod^er, am 5^edtar, an ber 2)onau unb ben S5unb ber ©täbte. S)ie Sanbe
76 <Srftc§ 33u(^. 5Drttte§ (Sapitel.
toaren tjon Einfang an gegen Cefterretd^. ^atfer f^frtebrtd^ Betoirfte,
ba§ bie alleaeit gegen einanber feinblid^en Stäbte unb Flitter fic^
mit einigen gürften Uerbanben unb in jeinem ^e^orfam ben S5unb
im ßanbe ju (5i$tt)aben bilbeten. S)ie ^artei aber ging burc§ ba§
ganje ülei($. ^^a^t in aEen beutf(^en Käufern gab e§ nämlid^ eine
(5))altung stoifi^en einer älteren unb einer jüngeren ßinie; toie burd§
ein @efc^i(i, gef($ie:§t, ba§ bie eine, meift bie jüngere, fid§ an 'tm
Äaifer fd^lie^t. S5on bem baierif($en ^aufe ift e§ anlegt bie münd^ener,
t)on bem pfäl^ifd^en bie öelben^er, bon bem toürttemberger bie urad^er,
tjon bem jäd^fifd^en bie bre^bener, bon bem ^effifc^en bie marburger,
bon bem toelfifc^en bie braunjc^tceiger. S5on aEen am befreunbetften
finb bie Käufer Sranbenburg unb SSaben, unb biefe§ lange ungett)eilt,
bem !aiferlic^en ; am feinblic^ften ift if)m feit bem fiegreid^en f5i-'i^brid§
bie ^^falä. 2öer fic^ in biefe trotfenen ©tubien gan^ bertiefte, mem
aEe f(^riftlid)en ^tnlmaU, ^umal bie Söa^tacten ber geiftli(^en 5ür=
ften 3ur §anb mären , ber fönnte bon griebrid^S III. 3^^^ ^^^^ ^^'^^r
bem §äberlin ganj unäi§nli(^e, auf ^erfonen unb lebenbige S5erl^ält=
niffe gegrünbete @efd§id§te entbecten,
;3fnbe§ ift e§ nid^t ba§, morauf fic§ be§ ^aifer§ ]§eilige§ 5ln=
fe!)en in ber 5^ation grünbet. S)ie§ berul^t bor aEem auf feiner
äöürbe, ber pdCjften in ber S^^riften'^eit , bem ©d^Iußftein jener
ütangorbnung, ferner auf S5emal§rung ber l§er!ömmüd§en 9te(^te, einer
^Beuja^^rung , fo ^u fagen, ber bergangenen 3eit für bie !ünftige, bie
in feiner §anb liegt unb mit ber @rtl§eilung neuer ülerf)te burd§
^ribilegien unb Se^en berbunben ift, auf bem aEgemeinen 9lid^ter=
amt, ba§ er ausübt, unb auf bem großen @inf(u§, ben er bei öffent=
lid^en 5lngetegen^eiten burd^ Eintrag, SJorfd^lag unb ^^artei an bem
9leid§§tage ausübt. „Sein ^ame ift gro§", fagt ein ^ä^ftlid^er
5lbgeorbneter ; „in einem ßanbe boE ^arteiung bermag er biet. ^eber=
mann blicft auf it)n; o^ne i^n mirb nidfjt^ gefd^e^en" ^). §ier maren
inbe§ gro^e 5Jlängel. Oft tburben f^rei^^eiten bto§ au§ :perfönlid§et
9lüdEfid)t 3um 9lad^t^ei( 5lnberer ertl^eilt; oft blieben bie Üied^tSjad^en
bal^inten, menn man nid§t mit genugfamem ^elbe bei ^o] erfd^ien;
oft mürben .g)au§fad§en 3u aEgemeinen Angelegenheiten gemad^t unb
bie magren SSebürfniffe berna^Iäffigt; bie gürften !tagen, ba§ ber
^aifer nid^t feine dürften, fonbem feine §ofrät:^e frage. .g)ier be«
mer!t man biel äöiEfür, ^e:§men, fo biet man bermag, auf ber einen,
UnmiEfäI)rigfeit unb SBibertbiEen , ßeiften, fo toenig man 3u leiften
brandet, auf ber anbern Seite.
1) Campanus ad Cardinalem Papiensem bei Freherus II, 148.
50JajimiliQn unb i)a% D^ieid). 77
^[Rajimilian ^atte anfangt tier^e^ 5tage 5u Söormö 3U BletBett
unb algbann, noc§ e^e Äarl au§ ^ea))et aurüii fei, mit ber ße^en=
l^ütfe be§ 9tei(^e§ eine Unternel^munci ju tüagen gebacfjt. hierauf
lautete inbe§ fein Eintrag niäjt (Sr trug bor: ä^eimal be§ ^a^re§
giel^e ber Züxte wiber bie 6§riften§eit ; ber .^önig öon granfreid^
brofie bie ^ered^tigfeit be§ Üteii^eS unb ber Äird^e an fic^ ^u bringen ;
man fiebürfe einer eilenben unb überbieS — benn aud^ jene feien
auf bie Sänge gerüftet — einer n)äl)renben §ülfe auf 10 Bi§
12 Sa^re^).
@ben hierin, eine 16lo§ 3um grieben gemad^te, l^öc^ften§ ju einer
ge^be auf fur^e Qzii geeignete S5erfaffung ju einem entfernten unb
langen Kriege an^uftrengen, lag bie größte ©c^toierigfeit. ©nttoeber
lonnte bie rutienbe, lel^en§^fli^tige ^riegSmad^t, dürften, ütitter,
^Bürger unb SSauern, ober bie in fteter ^etoegung begriffene, bie ju
jebem ©olbe bereiten ßanbe§!ned^te , aufgeBradf)t n)erben. 5116er bie
ßel^nSberfaffung tt)ar ni(^t minber burd§ ben ^aifer, toeld^er bie @in=
feinen o^ne §ülfe lie^, al§ burc^ bie ©in^elnen, toelc^e il^n l^inn)ie=
berum mä)t unterftü^ten, 5u ^runbe gegangen. @ie beftanb nur nod§
in «g)inftc^t auf 9Jtein unb 2)ein, nic^t in ©inftd^t auf ben ^rieg,
mel^r in ^Inf^rüd^en unb auf bem ^Pergament, al§ in ber 2§at.
Unmijglic^ toar, bie erften auf lange unb in @el)orfam 3u einem
tt)a^ren «Kriege ^u bereinigen, ^ajimiliang ^Bfid§t ging bal^in , mit
feinen ^^nfprüd^en an fte @elb unb mit bem (Selbe bie ßanb§!nerf)te
aufzubringen. S)arauf hielte fein Eintrag.
liefen Eintrag em|)fingen bie ©täube auf bem 9ftatl§l)aufe äu
äöormg, in boller SSerfammlung. hierauf Begaben fie fic^, bie ^ur=
fürften in eine, bie f^ürften in eine anbere, bie ©täbteboten in eine
britte @tube unb fingen 5lrti!el für 3lrti!el p ^jrüfen an. S)ie
gebrudten ^cten eröffnen ni(^t gan^ ba§ S5erl^ältnife ber f^ürften ju
ben Äurfürften; aber bon ben ©täbten n)iffen toir, ha^ xf)x Sluftrag
toar, im Uebrigen bem auäu^angen, tva^ bie gnäbigften unb gnä=
bigen «Ferren befd§lie§en toürben, unb fonft nur jeber ©tabt S5e=
bürfni^ toa^r^unel^men. ©ie tooEen, felbft gefragt, i§re ^Reinung
ni(i)t eröffnen, el^e bie f^ürften bie il^re gefagt. S)ann erfal^ren fie
oft bon bem ^urfürften ju ^Jlain^ , maä bei biefen borgetragen unb
befrf)loffen toorben. |)aben fie ein S3eben!en, fo fc^irfen fie, etina
nad^ bem 3»ntbi§, 3U eben bemfelben. @egen bie boEe S3erfammlung
erfi^eint ber ^önig in großem 5^ad^t§eil. Söitt er eine fd^neEe @nt=
1) 9ieic^§tag§acta bon 2ßorm§ 13.
j
78 (5rftc§ S3ua^. ®titte§ ßapitcl.
fd^eibunn, fo muB er, tnäl^Tenb fie \iä) Betat^et, fogar ]f){nau§gel^,
unb brausen toarten, tüa§ fie Befc^üe^m tütrb^).
S)iefe ©tänbe nun, bie in i^rer eiBüd^en ©elBftänbtg!eit
rc)jrä(entattt)en ©tänbcn einer militürifc^en ^Ulonarc^ie fo tcenig
mein l^aben, al§ ba§ bamaüge 9teid§ mit einem (Staat, entgegnen
bem Äönig: auerft fei eine fefte Drbnung im ^ei(i)e nöt!)ig. %i%
f^riebrii^ 1486 auf eine .g)ülfe miber bie Ungarn brang, festen fie
t]§m Sefd^n) erben üBer fein @erid)t entgegen; aU er 1492 auf einen
franaöfifd^en ^rieg antrug, entgegneten fie i:^m auf S3ert^olb§ t)^
^JJlain3 S5organg: „e§ fei eine Böfe ^^leuerung, bie <g)ülfe in @elb fl
fc|en: 5}land^em mcrbe e§ erlaffen, 5Jlanc§er leifte e§ '^alB, ein 5lnP
bcrer ju fpät; toer e§ geBe, merbe öerborBen; unb äule^t toenbe man
e§ anberS an, al§ Befd^loffen morben." S5ei aEebem erüären fie
fid^ nid)t gegen bie ßJelb^ülfe; aBer fie tüoEen burcf) ©erid^t unb
Sl^eilnal^me an ber S5ertr)altung be§ SSemittigten jenen Beiben Mängeln
aB^elfen.
^ugenBIidtic^ gingen 33eibe, fie unb ber ^önig, il^rem S^tl ent=
gegen. dreimal mirb ^Hajimilian Befonber§ bringenb. ^mx^i
im 5l|)ril, a(§ bie 9tüftungen be§ ^er^ogS öon Orleans 5JlaiIanb,
ber ^tütfaug .^arl§ ben ^a^ft unb ^enua Bebro^te, al§ er noc^
^offen !onnte, biefen im f^elbe unb fem öon feinem Sanbe gu finben.
^Ber bie dürften tüagten, i^m ein ütegiment toor^uf dalagen, ha§, ^mar
öon il^m ein ^au^t, aBer öon ben Jlurfürften, ben tpier ^r^BiSt^jümern,
ben öier Sanben unb ben ©tdbten fedi^^e^^n S3eifi^er erl^alten, ba§
im @runbe aEe innere (Semalt ^aBen foEte. 5öei biefem erften ©treite
Betitelt 5Jlajimilian ben $la|. SSertliolb öon ^ainj fagte: „man
tooEe ben ,^önig mit ber .f^ütfe nid^t gleid^fant |)fänben, man moEe
t^m sufagen unb il)m trauen." ^n biefem ©efü^le, oB er gleid^ ba§
Regiment aBgefd^lagen , terfprad^en fie i^m bod§, 100,000 Bulben
Binnen fed^§ äöot^en bon ben ©täuben aufsuBringen; 50,000 möge
er felBft aufBringen; burdf) eine aEgemeine Sluflage im Sfteic^e
foEe Beibe§ gebecEt tnerben: nur ba^ er nid)t aBfd^eibe, el§e er
i^rieben, ütec^t unb eine leiblid^e Drbnung aufgeridfjtet. S)ie§ toar
ba§ erfte ^Jlal^).
S)er i^riebe marb nid^t aufgerid^tet, ba§ ^elb nid^t ge^a^lt, bie
fed^ö 2öod)en maren lange öorüBer. 3um atoeiten, a(§ ^arl im
1) 9teid^§tag§acta § 15. § 65. § 19.
2) 9lcta § 25. 2«üEer§ Oleid^StagSftaat, p. 11. ^xief 23efferer§ an ©6^
lingen bei 2)att, de pace publica 521.
^Jlci-imtlion unb ba§ ^dä). 79
fylorentinifc^en ftanb unb Eilboten bie ^e]a^x ^dlatibS melbeten,
eröffnete er, „5tt)ei Sage t)on frü^ ad)t bi§ ^benb a(i)t tjabe
er über bem ßnttourfe be§ grteben§ Q^^^lf^^; ^^'^ ä^^^ ^^Ö^^ f'^ ^offe
er tf)n p (Snbe ju Bringen : man möge tl)m bertüeit bte Auflage ge=
toixi^xtn." Stiele tütberfe^ten fid^, 5umat bie Stäbte. 5lBer er ben)og
einige f^^ürften, ba^ ®elb 5U geben, 33ert!)oIb bie ©tcibteboten, hDenig=
fteng barum nac^ |)aufe ^u ((^reiben. @r fiegte auä) bie^mal.
ߧ mx im Sulii).
hierauf, im Einfang be§ 5luguft, aU man öor ^loöara ftanb
unb ein ©ieg ber Sdiroei^er 3U beforgen mar, mojern bie ba'^in ge=
f(^idten Sanb^fned^te nic^t regelmäßig befolbet mürben, macf)te er
neue gorberungen. S)ie§mal aber mar ^Uemanb um^uftimmen.
^m 4. 5luguft, eine§ 9lac^mittag§, na'^m er bie ©ntmürfe öorläufig,
am 7. befinitiö an unb em|)fing bann am 9. eine neue S^fage öon
150,000 (Sulben').
2Ba§ !ann e§ nun fein, tnoran ber ^önig fo ungern gel^t? S)er
Sanbfriebe nid}t, ber fo oft f(^on geboten morben, tDo'§l aber ba§
^ammergeric^t , ba§ mit ^aÜ) unb äöillen ber 35erfammtung unb,
tüie au§ festeren S5erufungen auf ben S5organg biefe§ 2age§ beutlid^
ift, ungefähr eben fo befe^ mürbe, tuie man mit bem SHegiment t)or=
gehabt, fo baß i^^m aEerbing^ ein guter 2:^eit feiner unb ef darauf ten
ric§terlid)en ©emalt entriffen mürbe. S)0(^ in ber (5adf)e, bie i^m
am meiften am ©er^en lag, geigten fic§ anbere große ©d^mierigfeiten.
^an befd^loß, einen gemeinen ^^fennig ju ergeben, !eine geringe 5luf=
läge , ba er ben taufenbften 2;^eil beg S5ermögen§ betragen follte
unb man ^u biefer Qdi in bieten Sanbfd^aften meber ©(f)oß noc§
IXn^flidCit fannte^) — ba§ ©nbjiel tüäre getoefen, burc^ gan^ S)eutfd^=
lanb ^ann bei ^ann unmittelbar an ba§ ^^i^ 5U !nü|)fen unb
ftetS eine ftar!e ©umme ju ben öffentlichen @efc^äften bereit ju galten.
S)iefer mar für ben Äönig. 5(ber man moEte i^n ui^t feiner 3Bitt=
!ür überlaffen. 6ieben ^fteidiöfd^a^meifter foEten i^n ergeben , eine
jä^rlic^e SHeid^Söerfammlung über feine S5ermenbung madjen. ^eben
Slbenb öor ^ariä 9fteinigung fottten .^önig, f^ürften unb alle ©täube
gufammenfommen unb 5u <g)anb^abung üon ^rieben unb ^ftec^t einen
^onat bei einanber bleiben. S)iefe 35erfammlung mußte bem Könige
feine ©elbftänbig!eit, fein ganzes 5lnfel§en fi^mälern. 2öa§ 'ijoi] i^m
1) 5lcta § 47. § 55. § 56.
2) 5lcta §§ 69—74, bei 2)att, de pace publica, ©. 873—883. Sctgl.
Hamann, ^aifet 3JlQ?;imilian I. <B. 374.
3) ßanaoto, Pomerania II, XIV, 414.
80 6rftc§ S3ud^. S)rittc3 ßa^ttcl.
ba§ @elb, tüenn ein 5lnberer öerotbnen tüoEte, tcie e§ ^u üertüenb
fei? S)ie§mat tüar e§ md)t p änbern. TOt tcenig Sfteitexn, un=
eingeliolt, !am ^ajimilian naä) granffurt; auf bent ^ropraunfelB
bafelbft überöab er ben fd^lt(f)ten rotten Sfttc^terftaB mit fd^tüar^em
@riff bem erften ^ammerrii^ter , (Sitel fyriebrid^ t)on 3ottern; bann,
in feinem 5Jli§mutt), ba§ \1)m bie .^au^tfad^e mißlungen, ging et
nad) %\xoi. ^axi toar jurücf, in 9Jlailanb toar gtiebe, aEen fein
©ntmürfen ein Sügel angelegt^).
2. ^(JlajimilianS etfter 3^9 ^^^ ;^talien.
1
^n 3:irol tüurbe ^Rajimilian t)on ben S3otfd^aften ;3^talien§
aufgefud§t, bie i^m tiorftettten : „ber Äönig öon f^ranfreid^ brol^e aEc
Sage toieber ju lommen. i)ie ^o|)oIaten ju f^Iorenj, beffen ent=
fd^iebenfte ^In^^änger, feien fü^n genug, ^ifa ansugreifen. Söiber
jenen unb mibet biefe möge er il^ren ^rieg ^u führen !ommen unb
nur Ja nid^t, toätirenb fie feiner Bebürfen, aufg neue auf einem
9leid^§tage feft toerben." ^ajimilian toanbte feine ^ebanfen ganj
auf bie italienifd^en S)inge unb fa^te bie Hoffnung, aud§ ol§ne
toefentlid^e beutfd^e §ülfe einen feiner ^läne burd^pfe^en.
Mit ^ifa unb ben Florentinern ftanb e§ nun fo. 5ll§ Äönig
^arl ^ifa in ©d§u^ na^m, erinnerte er fid^ nid§t, ba§ e§ immer
gibettinifd^, n^iber bie Slnjoug unb miber feine Steinte, ba§ ^ifa^§
le^te .^anblung gewefen, bie ga'^nen t)on S5urgunb fliegen ju laffen^).
Bp'dtex Vereinte er fid§ mit gloreuä unb bebingte für ^ifa nur eine
5lmneftie. .^ierauf trauenb, begannen bie Florentiner ben ^rieg.
2)ie urfprünglid^ :|3ifanifdöen 6d§löffer auf ben §ügeln um @ba unb
@(fa, unfern ber ^eere§!üfte, toaren balb gewonnen. Siöomo toarb
il^nen überliefert, unb ^arl befaßt feinem <g)au|)tmann im ©d^lofe ju
^^ifa, aud^ bieg il^nen ^u übergeben^). 5ln biefem §au^3tmann aber
fd^lug i^re ßrtoartung fe^l. SSetoog i^n TOtleiben, @elb ober, toic
man fagt, eine ^ifanerin, bie i^m allsumo^l gefiel , er öerga^ feinet
^önigg iBefe^l, unb al§ bie ^lotentiner auf feine ©inlabung über
S5orftabt, 33aftei unb 5lrno einbrangen, um 5ugleid§ bie @tabt
1) § 57, 7. Datt, de pace publica 606, 717. Sßogt, Ot()ctntfd^c @c*
fd^it^ten, III, XIV, 365. Ms. Sotomä in Ser^nerS ß^rontf tion gfxan!-
futt a. m. 128.
2) Sismondi, Histoire des Rep. Ital. VIII, 152.
3) Nardi, Istorie della cittä 26. Guicciardini II, 121. Jovius, Historiae
8ui temporis 56.
3D]QjtmtIian§ crfier 3"9 ^^^ Stalten. 81
311 nehmen unb ba§ <Bä)io% öon i]§m ju empfangen, ]ä)o% er gcmbeju
unter fie unb jagte fie jurüd. @r machte bte ^ifaner ^uerft tjöttig
frei, inbem er i^nen nun aucf) ba§ ©d^tofe übergab^).
2ßa§ ift tnbe§ eine f5reilf)eit, bie üon Einfang fid^ felbft ^u
fc^ü^en ätoeifelt? @g tuar ben ^ifanern genug, nur il^ren alten
geinben nid§t untertooi-fen ju fein. äÖer fie gegen biefe fd^ü^te, toar
i^nen au'^ aU .^err tüiEfommen.
511^ ftdl nun, bei ben erneuten Eingriffen t)on glorenj, Sobobico
unb bie SJene^ianer $ifa^§ annahmen, mögen biefelben bietteid^t ^ierburd^
ber fran^öfifc^cn Partei ju fd^aben gebadljt Ijaben ; getoig inbefe ertoog
jener, ba§ bte ©tabt einft ben S5i§conti geT^ord)t T^abe, unb bafe fie
für @enua unb ^Jlailanb njo^lliege; gewi^ überlegten biefe, toie ju
ben apulifd^en ©täbten, bie ilinen ft^on ge^ord^ten, p Sarent, n)eld§e§
eben ba§ @efd§rei „<B. 50^arco" erl^oben, pfa ein trefflidfier @rtt)erb
fei unb i^re f^a^nen an ba§ ttjrr^enifd^e Meer öeripflan^en n)erbe.
t^nfangg, al§ toiffe in ber 5t^t .deiner be§ Elnbern @eban!en, hielten
fie äufammen; täglidf) aber n)arb ßobobico eiferfü(^tiger. @r 30g fid^
5urüc!; fein ^elb^err entgegnete einmal auf bie ©inlabung, in§ ^elb
5U rütfen, erft muffe er früliflüdfen. ^od^ bamit toar menig geholfen ^),
S)a toax e§ gemi§ ein !luger @eban!e üon i^m, biefen ,^-ieg bem
beutfd^en ^önig übertragen 3U l^elfen, ber fein nätfifter S5ertt)anbter,
ein i^feinb ber ^o^olaren unb !ein greunb öon S[^enebtg toar. S)a6
im Mai 1496 ^^riüul^io über bie S3erge !am, 5lfti befeftigte unb bie
Meinung üerbreitete, in fur^em !omme \1)m ber ^erjog bon £)rl^an§,
hierauf ber ^önig mit 2000 |)omme§ b'3lrme§ unb 10,000 (iJa§=
cognern unb ©dlitoei^ern na(^, bemegte bie SSene^ianer — benn
^arlbro^te, i!§ren Eingriff bon ^^o^noüo ju räd^en — , bag fie Sobobico'§
5lnf(^lag zugaben ^).
Ellfo im iSiiH 1496 er^ob fidl) ßobobico mit feinem <g)of unb
reifte SSalteEin l^inan, S3ormio T^inau§ unb über ben Umbratl nadl)
Münfter, Mai'imilian§ 3U ^arren. 2)e§ nädfiften Morgens bor 5tage
mar biefer ba , im fd^marjen ^agblleib , an ber ©eite baS golbene
.^ift^orn, 200 ;3äger mit ben langen ©piegen, mit benen man fid§
bon gel§ 3u gelS ^u toägen pflegte, öiele @ble mit bem burgunbifd^en
Elnbreaöfreu^e "bei i^m. |)ierauf fa^ man i^n mo^l, moliin Elnberen
auc^ nur cmporpfe^en fd^toinbelte , über ba§ 3od^ be§ Umbrail auf
1) Comines VIII, 567.
2) Chronicon Venetum 36. Bembus, Historia Veneta 66. Bursellis,
Chronicon Bononiense 914.
3) ^xanj SSieconti an Sobobico hei Sfiosmini 238.
b. 9ianfe'§ 2Betfc XXXIII. XXXIV. Slom. u. gern. SSolfer. 3. 3Iufi. 6
82 erftel 3?ud^. ©ritte« (Sapitel.
ben l^ö(f)ften @i|)reln, unb tüo bte gebotftenen f^elfen in bie ©nj
bc§ Sl^alg Rängen ^), bie ^üfee mit @teige^a!en betüaffnet, ber 3aj
pftegen. ^nbeg fa^ bie ^erjogin in einem !(einen <&aufe ; bie <5tet
börfe tt)urben au^ ben ©^lud)ten unb um bie gelfeneden ^n l^etal
getrieben, unb iT^r bor klugen gelang e§ bem Säger, ©o bergnügtc
fie fid§. ^a§ Söi(^tigere war, ba§ ^lai'imilian auf bie SSorfc^tcij
ber italienifd^en (Befanbten einging : „fie foHten i:^m je auf 3 ^om
40,000 S)ucaten jaulen, fo tooEe er tommen unb i^ren ^xii
fül^ren"^). S^erft mu^te er nac^ 5£)eutf(^lanb jurüd.
§ier l^atte er in feinem Mißmut^ alle 33efd)lüffe be§ 9teid§§tag(
fallen laffen. 3öenigften§ auf ber erften Üteic^^öei-fammlung :^ätte
er burd^ feine ^egenUjart einen Einfang ntad^en muffen, bie S5ex=
faffung in§ Söer! ju fe^en; aber hjie ^tariä Reinigung fam, fagte
er, man fei i^m in äöormg begegnet, Ujie feine ©tabt i^rem S3ürger=
meifter begegne, unb blieb au§. (S§ !amen einige 53otfc^after ; in turpem
ging Sebermann nadf) .g)aufe. 9lun marb jföar ber gemeine Pfennig
eingetrieben ; ^tbk unb ^eiftlid^e jal^lten i'^n, e§ ^a^tten i^n bie ©täbte
in bie |)anb i'^rer Pfarrer ; ba aber bie S5ei-fammlung fic^ jerfc^lagen,
auf tüeld^er man ben ©ebraud^ ber ^luflage beftimmen motten, n)ic
fottte man fid§ fe^r eifrig bemeifen, ber (5ac§e o^nebieg ungemo^nt
unb über eine Unterfud^ung be§ S5ermögen§ mi^mutl^ig? 9lun fdjrieb
93la5imi(ian ju ^fingften 1496: „Sebermann möge, jugleid^ mit ge*
rüftetem S5ol! unb mit bem ^^fennig ^u bem ©olbe beffelben, in ßinbau
erfd^einen"; nun forberte er, al§ fei nid^t^ beftimmt unb nid^tl be=
fd^loffen, unbermeilt barauf: „ad^t 2;age mä) (5t. So'^ann ©onnen=
toenbe fotte ü^n bie Äraft be§ 9teid^e§ über bie iBerge begleiten;
benn au(^ Äönig ^arl fei im ^^lufbrud^" ^), unb im ^uguft : „er fei öott
Hoffnungen auf feinen Ütomjug ; man möge i^n f ogleidf) mit 5lnlei]^en
unb bem gemeinen Pfennig unterftü^en" *). ^tt)od) , mie foEte
ber 9teid^§!rieg begonnen merben , o^ne ben Sefd^lu^ be§ Ütei»
rf)e§? S)a§ e§ ju einem foldien nid^t !am , fd^lug i^n nid§t
nicber: einige ^ülfe gehJül^rten i^m W %vix]k\\ feiner Partei,
bie gürften, bie bamal^ an feinem <g)OTe ju Snn^brud^ lebten ; e§ be*
gleiteten \\)n bie ^bgeorbneten einiger fd^mei^erifc^en ©täbte; baä
eigentli^e §eer mu^te ilim Stalien geben. Sn ßin^ pflegte er
1) @bel, Einleitung, bie ©c^toei^ 3U bereifen, IV, 510.
2) Ghilinus, de adventu Maximiliani in Italiam, ap. Freherum HI,
82. Navagero, Stör. Venet. 1207.
3) SBrief ber (Solinger bei S)Qtt, de pace publica p./)50. 2)iaj:imilian§ ^u8*
fc^reibcn bofelbft 544, 546. Trithemius : Chronicon Hirsaugiense ad annum 1496.
4) ©einreiben ^Jlajimilian^ Dorn 29. 'iluguft au^ (Sarimatc (fo ift ftatt
Salmia 3U Icfen) bei ^att, ©. 552 ff.
2Jlai-tmUtan§ crftcr 3"9 "^d^ ^^tolien. . 83
Maif) mit feinem 8o^n $l^ilip^. ^'^ili^^, bei* bie 5ltebet(anbe Bereite
öermaltete, toar in f^-reuben heraufgezogen unb tiatte Balb an einem
SJogelfd^iegen e^rfamer S3ürger, balb an ben ^^änjen ber ©efc^led^ter
5:f)eil genommen, ^m 5lug§burget ^ro^nl^ofe, tt)o man jum 3^o^anni§=
Teuer 9)laien unb bürre ÜteBen 45 <B^\if) l^odC) aufgebaut, ^ünbete
e§ bie fd^önfte i^ungfrau, eine äöad^^farfel in ber §anb, mit i^m im
%an^ an, unb aEe Srom^eten unb 3^"^^^ u^b hu lupferne §eer=
trommel erf(^oEen ju ber flamme unb bem aEgemeinen 2:an5^).
3n Sinj nun eröffnete i^m ber S5ater feine !üt|nen $läne. 6r ^offte,
bie f^ranjofen öon i^talien unb öon ßitjorno ab^uT^alten: at^bann
tücrbe fid^ fylorenj mit i^m berbinben ; ja, e§ tcerbe i^m T^elfen, ha^
er t)on So^cana ^u Ütene'g fünften naä) ber ^robenge überfe^e;
al^bann muffe ^^itt^|) bon ben ^Heberlanben, f^erbinanb bon 9touffiEon
^er in gran!reid§ einbred^en ; in ßt)on !önnten fie aEe brei fid^ treffen,
unb bann merbe SSurgunb gett)onnen fein^). ^n biefen Hoffnungen
na:§m er noc^ im 5(uguft bie 200 Üleiter, bie er gerüftet, unb lieg
ftdfi burdö 5l(bred^t bon (5ad§fen einiget f^ugbol! nad^fül^ren; in bem
gtedfen ^teba, jenfeit 3}eltin§ unb 5Jlorbegno'§ traf er ^mifd^en Käufern
unb Härten ben ßegaten be§ ^a^fte§ unb ßobobico. ^n SJigebene
beriet^en fie fid^ ^). Einige Xage fpäter trafen bort bie benejianifd^en
1) Pontus Heuterus, Rerurn Austriacarum 1. XV, p. 230. @affer§
SluQtfbutger ß^ronif 257. Cursius, Annales Suevici ad h. a.
2) Zurita I, 98.
3) ^^ajimilian begab ft(J^ bon Stug§burg, too er ftd^ a^ei 3J?ottatc auf=
gcf)altcn l)atte, um 2Ritte i^unt 1496 über Sanb§berg nad) ^nnSbrude; I)ier
blieb er Dom 27. 5uni bi§ ^um 5. ^uli (Scrtti^te bc§ bencaianifc^en ©ejanbten
grance^co g?o§carin im Archivio storico Italiano T. VII. ©. 734, 749).
5Dann ging er über 3fmft (10. ^nü), ^funb§ (13.) unb 9^auber8 md) maU,
too er am 17. ^uti anlangte. 3lm 20. fanb ju 3Jlünfter hie Begegnung mit
Sobotjico ftatt ; 2Rajimilian geleitete biefen an bemfclben SEagc nad^ 3Jia(a. 3}on
^aU, hai er am 26. S^uli öerlicfe, ging er nac^ ^mft äurütf, too er am
2. Sluguft eintraf (nici^t am 28. a^uli, h3ie Uttmann, .Kaifer 3J?a$imtlian I,
B. 447, angiebt; bcnn in bem SSerid^te 5o§cari'§ im Arch. stör. ital. VII,
<B. 790: jeri giunsi in questo loco dove si trova l'Arciduca Filippo e nel
quäle S. M. arrivö il di precedente, toirb burd) jeri mit 9lüdffi(^t auf bie
2^attrung be§ ©c^reibeni öom 4. Sluguft ber 3., bemnac^ burdö 11 di precedente
ber 2. Sluguft bejeid^net, — in bem ä^tinerarium ^Jtajimiltani bon ©tätin,
gforfdiungen I, ©. 355, fe'^lt 3fmft.) unb eine 3ufammen!unft mit feinem ©o^ne,
bem @r5t)eräog 5pt)ilipp, '^atte. ?lm 4. ^ug. berliefe ^Jlayimilian toiebcr 3^mft unb
ging über Sanbedf,^ru^,5Pfunb§,9^auber§nad)^ali,bager am 13. erreid^te. Söon
ha hxaä) er am 15. auf unb begab fidf) über 33ormio, jtirano, ©onbrio, 6ari-
mate nad) aJleba, mo er am 31. 5luguft mit bem Segaten unb Soboöico ^n--
fammentraf. 9lm 1. September ging 5Jlajimilian nad^ 23igebano (Sigeüene)
6*
84 ötfieä 33uc^. 2:ritte§ ßopüel.
@ejanbteu ein. ^it ber erften @eja§r, bei' ^Infunft ber g^'^naofenj
toar eg öorbei. grüben in granfreid) l^atte fid^ |)err 8oui§ b'Crl^angj
ha fein ©e^jäct fc^on auf bem SBege roar unb er öon 5lbenb ji
^yiorgen abreifen fottte, norf) einmal unb anberg befonnen, unb ^arl
iDoUte il^n nid^t ^toingen. f^reilic^ f)ätte man um fo leidster 5lftij
angreifen fönnen; aber hie SJene^ianer UJoEten eö bem nid^t (affen^
ber i^nen $ifa ni^t gönnte, ^an toarb eineg unüeraüglid^en 5ln«
griffS auf giorenj einig. 3n furjem lag ^Jlajimilian bor be
S^prmen bon ßiborno, bie§ auerft U)m au entreißen, öoE feiner ^läne^)^
S)en fjiorentinem ge^^ord^ten bamal§ 800 ummauerte $tä^e,
^a(b fotc^e, bie man 5lbenb§ fc^lo§ unb be§ 5[Jlorgen§ öffnete, bie
.pälfte tt)enigften§ mit einem ^Ularfttage, unb 12,000 offene Ortfd^aften.
130 ^(ä^e brad£)ten i^nen aEe ^of)anni§tage eine Äer^e ober einen
Stoff unb erfannten bie Stabt a(§ Sefc^ü^erin^). @ine fo gro^e
■Mad)t Ratten fie über ^iftoja unb S5olterra burcf) ^arteiung, über
Slreaao aber, ba§ fie §errn 6ouc^ b'ßngueiTanb abgefauft^), über
ö^ortona , ba§ fid) bem ^önig ßabiSlam ergeben unb bon biefem an
fie öer^anbett marb, über ^ifa, ha^ i^nen ß^abriet S5i^conti aum
erften, aum anbern ^ale aber — benn eg mehrte fid^ unb rief feine
SSerbannten — bag ^aupi- biefer 35erbannten felbft, ba§ §au|)t ber
8tabt, tjerriet^ unb berfaufte, über Siüorno enblid^, ha^ i^nen 2:^oma^
f^regofo um 100,000 S)ucaten überlief, al§ Äaufteute unb um @elb
ertoorben*). 5tun mufe man miffen, bafe ju biefen .^errfd^enben nid)t
ettoa aUe bie 10,000 gamilienüätcr gehörten, bie e§ bamalg in
giorenj gab, bon benen bie ^Uteiften Bürger o^ne S3ürgen:ed)t waren.
^ie äßo^ttl^at ber ©tabt, voit man fagte, genoffen nur 576 «Käufer
bon ben größeren, 220 bon ben fleineren Mnften unb mo^l nie
über 2000 SSürger. 8ie ftnb aud^ ju §aufe begütert, unb hk 800
prücf, too er am 2., iJoboöico unb hex päpftUc^e ßegat am 3. ©eptembet anlangten
(Sanuto im Arch. stör. VII, ©. 946). (^Inmetfung ber 3. 2lu§gabe). 5lm
15. ©eptember (!!Öeri(i)t g^oBcari'g im Arch. stör. ital. VII, ©. 865, Sanuto,
Diarii I, ©.304; öergl. Oiambon, ^roron, Ragguagli sullavitae sulle opere
di Marin Sanuto, ©. 35, 40).
1) Senarega, Annales Genuenses 560. Burcardus, Diarium 2075.
Ghilinus 88. Comines 576. %m 23. September brac^ 3JiajimtUan bon
2}tgcöano auf unb begab fid^ über itortaea (g?o§cari a. a. O., ©. 886) nac^
(^cnua, ha^ er am 27. erreid^te. .^ier ging er am 8. Oftober ju Schiff
unb fam am 21. mö) ^ifa. ^m 27. Oftober langte er mit ben öeneaianijc^en
Schiffen in Siborno an Cr5fo«cari a. a. 0., 5. 914, 922;
2) Benedetto Dei bei Varchi, Istorie Fiorentine 262.
3) Sismondi, Histoire des Republ. Ital. VI, 407. VII, 287.
4) Belius, Historia Patriae bei Graevius V. 27, 42, 90.
^astmiliani crfter 3u9 «ad) Italien. 2)ic f^flore'nttncr. ©atjonatola. 85
ipalöfte, 32,000 (anblicken SSefi^ungen, bie man um bte ©tabt l§er
unterfd^ieb, finb meift in iijrer §anb. S)iefe 3ft)ettanfenb tüaren e§,
niiber toelc^e 53Zaytmtltan ^rieg yü'^tte^).
@te n)aren burt^ i^ren ^letd^t^um unb i^re Waä)i nod^ nidCjt
t)on i^rer nrf^rüngUd^en S3ef($ä|tigung , bem §anbel, unb xtjxn an=
geborenen (Strenge aBgefommen. @te l^atten 270 SSotoebereten,
tüeld^e t^re SöoEe au§ ^^ranfretc^, Katalonien, bie Befte au§ ©nglanb
befamen unb iT^re %vi^ex nat^ bem jüblid^en Italien, nad§ (£on=
ftantino^et unb über 33ruffa nad^ bem ganzen Orient fanbten. ©ie
i^atten 83 2öer!ftätten für ©eibenjeug, S3rocat unb S)amaft, benen
i:^re eigenen (Schiffe t)on bem £)ften bie (Seibe 3UTül)rten, unb bie i§re
§au^tmär!te in Si^on, S3arceEona, ©eüiEa, ßonbon unb ^nttoer^en
fanben^). ®a§ ^Dlorgentanb fanbte i^nen bie ©eibe, ba§ ^tbenbknb
bie äöoHe; fie Verarbeiteten beibe^, führten bie feibenen 3^wge nad^
^benb, bie tnoEenen nad^ borgen aug unb Vermittelten fo bie ^e=
bürfniffe ber Sßelt. Sarum beftanben aucf) i^re erften ©ignoren au§
2;u(^= unb ©eiben^änblern, ber britte mar ein 3öed§§ler^). i^'^re 33
S5an!en nämlii^, bie i'^re S^ifdie in aller 3Belt ^^tten, mad^ten
öieEeid^t ba§ Vort^eill^aftefte @ef(^äft; fie grünbeten ba§ @lü(i ber
gjlebici*).
@ine§ fold^en f^lorentinerS erfte§ @efd^ä|t mar, frül^ feine 5}Zeffe
5u ^ören. S)ann ging er bei @ommer§ im fd^mar^en Succo, ber
am §alfe gefältelt, unb in bem fd^marjfeibenen Säarett mit langem
Si^Jf^^f ^^^ Söinterg in bem fd^marjen Hantel unb ber ernftl^aften
(^apn^e^) über bie Strafen feinem ©efc^äft auf bem ^ar!t ober
in bem $alaft nad^. 'Mittags naä) %x]ä)t ]a^ er feine ^inber unb
erjä'^lte i^nen eine neue ober eine alte ^efd^id^te ^). S)ann brad^te
er feine ^a^jiere in Orbnung, ober er ging ju jenen ßoggien, meldte
bie @e|d^led^ter an i^ren .^äufern Tratten, ©ie nannten fi(^ nod^
alle S)u, unb nur einen Splitter, S)octor ober Olieim nannte
man „^^x" unb ^effere". gaft ein ;^eber tiitg bietteid^t öon
bem ©d^erje ber ^ugenb ^er einen aufgelegten Flamen, ^n ilirem
SSerle'^r ift bie f(^öne (5|)rad§e aulgebilbet morben, bie ganj Stalten
an il^nen nai^a^mte. S)a§ 5lt)emaria fanb fie ^u .&aufe. @ie ftanben
1) Varchi, Digressione intorno il governo di Firenze in bcn Istorie
II, 65. Istorie 208.
2) Benedetto Dei bei Fabroni, Vita Laurentii Medici II, 337.
3) ^Jleumann, (Einleitung ju ?lretinu§, ©taat?öerf. üon ^torenj 39.
4) 9tofcoe, Seben Sorenjo'« au§ beffen Ricordi 120. Benedetto Dei.
5) Varchi, Storie, p. 265.
6) ^eacd)tat)eat'§ gontöbie ßütin. Att. II. Sc. IV , p. 141.
86 ^^fie» S5uc^. 2)rttte§ ßapitel.
im Sßinter no^ mit Sßeib irnb .^inb ein tüenig um ha^ freuet;
toä^renb bie ©eringeren, unb bie üon ifirem 5lrm lebten, fic
@aft^äufem gütlid^ tl^aten, a^en fie um 3 U^r 9la(f)t§ f^arfam ba=
"^eim. ^and^e blieben bie l^albe ^aä)t bei i^rer 8eibe, t)or xf)xev
ßaüigüa ^).
Unter biefen reidfjen, mächtigen, gebilbeten unb ftrengen ßeuten ^atte
]xä) ein Dominicaner, §ieront)mu§ Sabonarola ijon ^^errara, ba§ !)ö(^fte
5lnfe]^en ber^c^afft. ©§ ift mal^r, er mar gegen fi(^ unb Stnbere ftreng,
einfamer ©pa^iergänger, ein ^Jlönd^ au§ äöa^l, ein ^lenfd^, ber auc^
fein ungefd§i(Ite§ Organ ju beamingen mu^te; er ermahnte feine
^tofterbrüber, aEem ©igent^um in äöal^rl^eit 5u entfagen; er fdionte
5^iemanbeö, toeber feiner 9Jlitbürger, ber ^reScianer, ber Florentiner,
nod^ feiner Ober^erren, be§ ^a^fte§ unb ßoren^o^g bei 9Jtebici; unb
bieg aUeg !onnte i^m einen gemiffen (Sinflu^ berfcCjaffen. 3öa§ xtjxi
aber mir!(id§ mäd^tig mad^te , maren bor aEem feine Se^re unb feine
^rop:^etifd)e ^dbe.
9lun ift feine Se^^re in ber Xf)ai ber SSetrad^tung nid§t unmert^.
„äöie ein @tüc£ ßifen ^mifd^en ^mei Magneten, fei t)k menfd§=
„lic^e ©eele ätoifi^en göttlid^en unb irbifd^en S)ingen, jmifd^en ©tauben
„unb @inn fd^toanfenb. 3^re Sflein^eit befte^^e aEein in ber @nt=
„fernung bon ber ^uhe 3U bem ^rbifd^en, in ber freimiEigen ^id)=
„tung 5U ©ott. Sacrament unb @ebet fü^re ju i^m; feine 5^atur
„jiel^e al^bann jur 2:i^eitna^me an i^^rer (Büte empor ^). ^lun ■^abe
„aber bie ©eele einen ^augfeinb, einen 2öiber*fad§er in ©eftalt eineg
„greunbe§, ba§ i^Ieifd^, ba§ miber fie begehre, ha^ fie ju ber ©ünbe
„bebrürfe. TOt beffen ^ülfe fteEe i^r ber Teufel nad^, toie ber
„@eier nad^ bem ^erjen feinet ?ftaubeg. äöeil bie äöelt fte^e,
„^abt er i^rer taufenbmal taufenb unb abermal taufenb , ja eine
„©umme o^ne Snbe unb ^u§f)jrec^en berfü]§rt unb berfd^Iungen unb
„fei bo(^ ni(^t gefättigt, fonbem lauere unb laufd^e mie ein hungriger
„Söolf. 5llfo t^eile fid^ aEe äßelt in gtoei gelbaeid^en, ^xx]ü unb
„be§ 5leufet§, ein tr)ei|e§ unb ein fd^toargeS."
„^un fei ber ©ünber, toie ein tobter 5[}lenfd§ , bon bem
„ßeben abgefonbert. 6ein ©efid^t fei bunfel, er bürfe bie klugen nic^t
„ouff dalagen. @ott l§affe il^n. (Sin 5Jlenfc^ gie^e tool^l ben böfen
„äßein au§ feinem golbenen ©efd^irr unb bel^alte ba§ dJefd^irr; @ott
„aber jerfd^mettere S5eibe§, bie ©ünbe unb bag @efä§ ber ©ünbe.
1) Varchi 261, 267.
2) Savonarola, de simplicitate christiana 80, 18, 78. 3lu§gabe tioti
1615. Triumphus crucis I, c. 12.
«majimilianS erfter Sn «Qt^ Sftalien. 2)ie Florentiner, ©aöonarok. 87
„%nä) bitte 8^iemanb bei i^m für, fo toenig a(g man ju gtorenj für
„einen S5crbannten 3U bitten toage" i).
„S)er ©etreue bagegen, toenn er fein Änie beuge, toenn er bie
„Gebote ber 2uU öoEbringe, wenn er atte§ ^rbifd^e tüte ni($t§ ad}te
„unb nur ba^in ätelc, in @ott überzugeben, em^jfinbe @ott unb toeibe
„üon ^ott erleud^tet. .^ieburd^ gelange ein einfältiger 9}lann, ein
„geringe^ ^Jlägblein treiter, al§ $(ato unb ^t)t^agora§ gefommen.
„Steffen 5latur aber ba^u geeignet, tüer öon irbifc^en ©orgen gan^
„befreit fei, ber errei^e burcf) an^attenbe ^eroöl^nung, tüac^famc
„Sorgfalt, in ^o^^^ ^^ter bie ^ö(^fte ©eügfeit, ber fc^aue ^ott.
„@in fold^er l^abe mit Engeln unb ^eiligen @emeinfc^aft ; ^ nic§t ber
„2;eufel über i^n, fonbern er ^be über ben 2;eufel ^ai^t" ^).
„Äomme e§ nun mit bem iöijfen ju @nbe, ttjo fei bann fein
„@e|)ränge? fein 9leifen unb ableiten? fein ^lümmeln, Sprengen? fein
„gülbener Si^murf? .<pinunter, hinunter, ttJO fein ßeib eine ©peife
„ber Sßürmer fei. 3lber bie Seele toerbe frei, il^rer felbft eingeben!
„unb beginne ju flagen : O me^, toer ^at mir mein Meib, ba§ burc^
„bie 2;aufe toeifeer mar al§ Schnee, befubelt, bag e§ unfauberer ift,
„al§ ^ec^? ^ann trete ber Satan ^u i^r unb fprec^e: ^ein ^e=
„fpiel, fte§e auf, iä) ^abt eg getrau. S)enn bu ^aft aEen meinen
„^at^ öoEbraciit unb treulid) mit mir gearbeitet. 9lun !ommt mit mir
„in mein ^ei^. ^a ift junger o^ne Speife, ^urft ol^ne Sran!, ba
„ift ein unau§löfc^li(^e§, trübet, ^eftige§, qualmenbeS geuer, unb ba=
„neben .^älte o^ne Tla^ unb ^Jlittel. Äomm mit. 2)ic 2:eufe(
„ge^^en bir mit bem ^efang ber 3:rübfal entgegen" ^).
„S)rüben aber, bie SBonne be§ Slu^ermä^lten !önne ^iemanb
„mit äßorten fc^ilbern. @r merbe f(^ön unb tlar fein, mie ber
„S^ein ber Sonne, geft^minb, toie ber Strahl be§ ßi(^te§, ber in
„einem 5lugenbli(f t)on Stufgang na^ ^^liebergang fa^re. 5ll§ bet
„@ott fjabe, merbe er aEe £)inge, gegentoärtige, öergangene unb 5u=
„fünftige, miffen; er merbe nic§t§ toünfd^en, ba§ er ni(^t lönne; ba
„merbe ein ßeben unb Sd^toeben in fteter SSetüunberung, fü^em 6nt*
1) ©ieben fd^öner tröfili(f)er 5Prcbigten, öon ^ierontim. ©ationarota in
Sotein, burdö ^Jlic^ael Stnbenern ijerbeutfdt)t. 2Gßittenberg 1668. 5lud^ f)anb«
fd^riftlic^ auf ber SCÖcftermannifd^en Säibliot^ef au JJronffurt a. b. D. Söicrte,
fünfte unb erfte 5ßrebigt.
2) De simplicitate, 13, 41, de divisione omnium scientiarum, 3lu§gabe
ton 1594, p. 793. Dialogus: solatium itineris mei, 5lu§g. ö. 16.33, p. 165,
228. Expositio orationis dominicae, 3tu§g. ü. 1615, p. 190.
3) ©ectjfte 5ßrebigt. Solatium itineris mei, lib. VI; de vita futura,
p. 250.
88 WßS ^nä). 2)rtttel ßapitel.
„äürfen, l^ejtiger ßtebe, unaBläfftgem ßoBfingen, in Söomie un\
„2:ttump'§ fein, o^ne 3luff)öten, in alle @tt)ig!eit" ^).
Söenn ©abonarola biefe Se^re mit einer 35erebtfam!eit Vortrug/
bie oft Blo§ ©ntpcfen., S^uBel nnb greuberuf ift^), äumal, ttjenn er
fie mit ber ^eiligen ©c^iift BeMftigte , ftanben i^m bie Florentiner
toie marmorne S3ilbfäulen, fagte er felBft, gegenüber, \f)x Slngefid^t
feinem 3lngefi(^t^). ©ie toax ii)mn um fo einbringlidöer, njeil fie
^ute unb S5öfe unterfd^ieb, mie fid^ in i'^rer 8tabt oft ^ibeEinen
unb ©nelfen, 33iand§en unb 5^ercn unterfc^ieben l^atten. UeBerbie^
l^ielten fie il^n für einen ^ro$)^eten. (£r ^atte bie 5ln!unft unb
ben ©ieg ^art§, er ^atte mit ftaren Söorten bie SSertreibung ber
5Jlebici üor^ergefagt*). S)ie ^Jte^räa'^l glaubte iT^m boElommen. @r
toor ^err i^rer (SJemüt^er, unb hei ber neuen ©inrid^tung öou f^oren^
gelangte er jum größten ©influB.
@§ toaxm 5ßiero'§ näd^fte S5ettem unb greunbe getoefen, bie
i:^m ben f^einb nad^ 5lo§cana gerufen, bie if)n öon ber Signorie
äurüdgettjiefen, bie iT^n geftür^t. 5^ic^t aU l^ätten fie nun iT^ren 5ln=
t'^eil an ber ülegierung mit ber ^enge p t^eiten gebadet — toann
toäre bie§ ber ^errfd^enben ^artei einer ©tabt in ben 6inn ge=
fommen? — , fonbern toeit^iero ein ^ürft fein tooEte, l^a^ten fie il^n;
fie ^^offten unter Sorenjino unb ber atoeiten Sinie biefe§ §aufe§ ein
größeres 9Xnfe^en ju behaupten, ^n biefen ^eban!en beriefen fie
gleich nad^ ^iero'^ i^lud^t ein Parlament, ©ie nannten e§ ein $ar=
lament, toenn fie ba§ fSolt mit ber ^lode gum ^(a|e luben, hierauf
an ben Zugängen beffelben bewaffnete i^ünglinge auffteEten, bie
^ebermann äurücftoiefen, ber iT^nen mißfiel, unb tt)enn fie enbtid^ bie
3ufammenge!ommenen burd^ Qvlxu] ftimmen liefen. @in foId§e§
übertrug bamals mit lauten ^amorten 3tt>an3ig Männern au§ i^nen
bie ^efdiäfte einer S5alia, ba§ ift bie oberfte 9ftegierung^).
©atjonarola, beffen 2l)eorie ba§ 9te(^t einer ^legierung lebiglid^
ouf SBerirag grünbet^), trat i^nen entgegen unb :prebigte barüber,
ba^ atten Ujal^ren ^Bürgern ein ^Inti^eil an ber öffentlichen @en)alt
gebül^re. @r überzeugte felbft einige tjon ben S5ornei^men. 5Xntonio
1) (Siebente ^^rebigt. Solatium 254—263.
2) S. 35. Sermo in vigilia nativitatis Christi.
3) Triumphus crucis, p.. 100.
4) Fabronius, vita Laurentii Medici II, 291.
5) Nerli, Istorie Fiorentine 58, 63. ^u üergleid^cn Sismondi, Hi&toire
des Republiques Ital. XII, 233.
6) Savonarola, del governo. 3)eutfd^: UJon ©etoalt unb 5lnfel)n ber
Dbrigfcit, burd^ ^tnbener. sJ?og. F, 6, 7 unb anbertoärt^.
3JiQjimition§ erfter 3ug m^ Italien. ®ie Oflorenttner. ©abonarola. 89
Soberint 6e!annte fic§ öffentüd^ 3u tl^m; 5lnbere Befud^ten xi)n bei
l^aäjt §terau^ n^ab fid^ aUmäl^lii^ 3tDief|)alt unb burd^gel^enbe
©ntatüeiung, enblidö eine jrieblid^e unb boEfommene 5luf(öfung ber
Saliai).
S)ie neue ©inri($tung gefd^a^ hierauf im Sinne (Satjonarola'g.
5llle, njeld^e bie 2öo:§It:^at ber Stabt genoffen, ha^ ^ei^t, 3lEe, beten
I Später unb ^rogDäter feit ber ©taat§t)ern)altung ber ^Dtebici ju ben
brei SBürben, ©ignoten, ^onfalonieren unb guten "iölännern, gebogen,
Ib. i. getoä^tt, ober bod^ imborfirt, für UJÖ^lbar er!(ärt n)orben, traten
unter bem Flamen be§ großen ßonfiglio in bie S5ern)a(tung ein.
S)ie§ ift toeit entfernt t)on einer (SrKärung ber 53lenfd§enred^te : benn
©aöonarola fa^te ben IXnterfd^ieb ber ©tänbe aU urfpiitnglid^ unb
tjon C^ott gegeben^); e§ toirb Stielen nur al§ eine erweiterte §lrifto=
fratie erfd§einen. ^nmxf^alb be§ Sonfiglio nur foEte fein S5orred^t
ftatt finben. 931an gab i^m eine burd§au§ bemofratifd^e S5erfaffung:
fotüie e§ in S5enebig S)oge, ßonfiglieren, ^regaben über bem großen
l^af^c gab, l^atten aud^ ^ier ber (Sonfaloniere hk @ered)tig!eit , bie
aä)i (Signoren unb ber ^aif) ber Sld^tjig bie n)efentlid§en ^Ittribute
ber S5ertDaltung ; aber bort befam man hk meiften Söürben auf
Seben^^eit, ^ier auf ^toei 3Jlonate unb ni($t burd§ eigentliche Söa^t.
^rft toenn ber Siif^^. ^<^^ ßoo§, S5iertel für Stiertet, getoiffe Flamen
gleidfifam öorgefdfjtagen, toarb über biefe geftimmt. S)ie Söa'^len finb
me'^r 5lu§fd§üffe unb ßommiffionen , al§ SCmt^toa^Ien in unferem
6inne. „S)ann fei eine ©tabt n^o^Igeorbnet", fagt ©aöonarota,
„tpenn ber DBrigleit in fur^em eine 3^^^ ange!ünbigt fei, too man
„über i'^r %1)un unb ßaffen richten UJoHe. 2öa§ bebeute fonft bie
freie Söal^l? benn nur bem iöefferen tooEte ein 3eber ge"§orfam fein" ^).
fyür biefe 3}erfammlung rtiarb nun unöerloeilt ein ©aal gebaut. @§
ttjar ber größte in Italien ; bo(^ in unglaubUd^ fur^er 3^^^ toar er
fertig. 5luf breiten 8tufen ftieg man ^inan. ;^n ber ''}}Htte ftanben
in bie Sänge unb in bie Quere bie ^än!e für 't>k Bürger, 3U ben
|8eiten auf einer brei (Sitten l^ol^en unb breiten ©rl^ötjung hu ©i^e
ifür bie ^d^tjig; gegen ^31orgen fa§en ^onfaloniere unb ©ignoren,
unb l^ier fül^rten jtoei X^iixtn in bie gimmer 3U gel^eimer 33erat§ung
unb 5u ben ©teueiTegiftern ; gegen Slbenb ftanb ein 9ftebnerftu]^l unb
ein 5lltar mit einem 33i(be öon grä SSartolomeo, an ttjeld^em man
1) Nardi, Le storie della cittä 23. Corio, istor. dl Mil. 966.
2) SavoDarola, de simplicitate vitae christianae 65, 70, 85, 90.
3) Nerli 44, 66. Varclii, Digressione intorno 11 governo 67, Savona-
rola, bon ?lnfet)n unb ©etoatt. S3og. G, a.
90 @^ftc^ ^uc^. 2)titte^ (jQpitel.
^SJleffe Ia§. 5lu(^ ber Saal ^aitt ein geiftCic^e^ 3lnfel^en, unb
öoTiaroIa ]pxaä): „2)ie ßngel :§aben baran mitgel^olfen ^). !
2)iefe S5erfafjung lüar in Befter Hebung , aU ^ajimilian bor \
fiiüomo lag. 3^^^ ]xa%U 9liemanb na^ S5rocat ober Xu^ ; bic
©trabioten tjernjüfteten bie ßanbgüter; ^u ßanb unb See gab e§ leine
3ufu^r, benn au(^ ©iena mar feinblid^ ; auf bie SSürger aber mad^tc
ba§ wenig ©inbrutf ; fie fanben fii^ fo ga^treid^ au (5at)onarota'§ ,
^rebigten ein, ba§ man in ber Äird^e ^aria bei giore, fo gro^ fie ;
aud^ ift, boc^ nod^ ber ^an^el gegenüber am Eingang Sogen bauen
mu^te, wie im %^eakx] fie l^ietten bie haften auf§ ftrengfte; fie
öerga^en bie Stiele, bie ber ^önd^ öerbammte; in §infic^t auf ben
^rieg hofften fie auf bie glotte, bie Äarl au ^arfeiEe rüftete. 35alb i
jeborf) mußten fie öerne^^men, biefe g^otte fei Dom Sturm aerftreutJ
^er Söeiöfunig erad^lt, ^ajimilian t)abt bie franaöfifc^e gtotte an=
fommen feigen ; hierauf, wie er hk %nttx geüi^tet unb 6ege( au§= |
gefpannt, fei erft eine 2öol!e unb barau§ SBinb, bann noc^ me^rj:
@en)ö(f unb baraug ein folc^er ©türm entftanben, ba^ bie feinblid^en
Sd^iffe mit i^m im §afen auf ammengetrieben unb ^alb Oom Äam^jfe,
^alb t)om Sturm au ©runbe gegangen. Söo War mm i^re ^off»,
nung unb bie 3uft(^erung öon @otte§ unmittelbarer «g)ülfe, bie i^nen
i^r 2)ominicaner = S3ruber gemad^t l^atte? Sie behielten bennod^
^lut^ genug, eine B^aax geftüd^teter , Don bem .Kriege au 35ettlem;
gemachter Seute gerabe bamal§ bei fid^ aufaune^men. 2)ann mußten
fie nid^tö al§ ba§ S3ilb ber Jungfrau in ^Begleitung aEer ^Dtdnner
unb Söeiber, aEer @eiftli(^en unb ^inber, unter befangen unb @e=
beten unb Söel)!(agen burd§ bie Strafen führen. Sie waren mit
i^rem ^^abemafel eben am ^O^arient^or, a(§ fie einen S5oten auf feiner
Stute über bie 2)reieinigfeit§brüde traben unb bon fern einen £)el=
aweig fd^wingen fallen. Sie hielten an; fie liörten, einaelne bon
^aufleuten befrad^tete Sd^iffe , bie aud^ lange mit jenen SGßinben ge=
rungen, feien aulß^t burd^ eine unöermut^ete Söenbung berfelben,
5(Jlayimilian gerabe borüber, in ben .^afen unb nad§ Siborno getrie=
ben worben. @§ war eine fidlere 5Botfd§aft. Sie fielen bem ^ferbe
in bie 3ügel: ein S^eber WoEte e§ felber unb nod^ einmal au§ be§
Sßoten 5Jlunbe öernel^men. 2)ie @ef^i^tfd§reiber fagen nid^t, bod^
lä^t fid^ beuten, Wie inbrünftig fie @ott, bem erprenben @ott ge=
banft ^aben werben^).
1) Vasari, Vita di Simone Cronaca III, 253.
2) Nardi 29—32. 23jeigfunig 201 unO anbettoätt?. Ghilinus 90.
aj^ajimiliantf etfter ^ug nad^ 3^talien. Die [Florentiner, ©abonorola. 91
2öa§ fie rettete, Vereitelte bie $läne ^ajimiltan§. 9^un tüaxen
)te Florentiner ton ^arl VIII., auf beffen SSieberfunft Satjonarola
[ie immer öertoiefen , öoEenbg nid^t me^r ju trennen, ßiüorno Be»
löal^rten i^nen jc^weiäerifd^e Raufen. UeberbieS ri§ ber ©übtoeft bic
gelte il^rer f^einbe p ßanbe um unb jerftreute bie 6d^iffe berfelBcn
auf ber <See. (Si^on ^di) 5[Flajimilian bie Monate, in tnetd^en i^m
@elb augefagt toar, 3u @nbe gelten, toaren Maxä)t^Un unb ©forgeSfen
bereits uneinig, toer ben §afen Bellten foEe, toenn man ii§n ja er»
obere ; er tjöxU öon SSriefen au§ S5enebig felBft , mel(f|e ba§ §eer
jum Unge^orfam toiber i:^n reiben foEten. S5on bem @efül§le ber llnmög=
lidf|!eit ergriffen, unter iold)enUmftänben etma§au§äuricf)ten, ^at er ge^»
fagt: „5^ein, toiber @otte§ unb ber ^enfrfien äöitten tt)oEe er biefen
Meg nic^t führen." @r fefirte nad^ ^ifa um, mar ju S5ico, al§
tüclle er noc^ etma§ unternehmen, unternahm nid^tS unb eilte fort,
aiic^ menn man i^n 3U einer 3agb einlub, naä) $abia, na(^
Xeutfd^lanb ^).
^en f^torentinern mar ©aöonarola'S ^ro|)^etifc§e ©enbung f eit-
lem au^er aEem ä^^eif^l. 3" 3öeil^narf)ten 1496 feierten 1300
Hinber unter 18 ^a^ren — benn erft mit bem 18. pflegten fie ben
%iao 3u ueT^men unb fic^ äu ben Jünglingen 3U galten — mit
ben ^rieftern ^ufammen ha^ Slbenbma^L gaftnac^ten barauf gingen
bie ^inber jebeS S5iertel§ an bie §äufer unb Baten um 'ba^ 3lna=
tf)cm, b. i. bag glut^mürbige. 5Jlan mar il)rer @int^eilung in @e=
icilfc^aften, i^rer Slufjüge unb @efänge unter ßorrettoren jur S5e§^er
Igemo^nt^). S)ie ^}Jlänner gaBen i^nen harten, Söürfel, SSrctfptelc,
ibie grauen falfc^e §aare, ©d^minfe, mo^lried^enbe SGßaffer. ^and^c
')olten ben ^organte, ^Bocccj unb unjüd^tige S5ilber i^eröor; Einige
(jc^onten i^re .^arfen nid^t, mal^rfd^einlid§ in (Erinnerung, mo^u fie
IbicfelBen geBraudfjt*, SSartolomeo Saccio na^m bie nadften f^iguren,
j — benn fie foEten nii^t fein, mo fidE) junge 8[Jiöb(i)en Befänben — au§
I feiner SGßerfftatt unb Brachte fie ^ier bar. 5^un mar auf bem ^arft ein
j ^t^ramibenförmigeS @erüft mit öielen Stufen erBaut, auf meld^em
1) Jovius, Historiae sui temporis 83. Navagero, Storia Venez. 1207.
iZurita 108. Coccinius, de bellis Italicis 277. Macchiavelli, Legazione a
I Pisa. S)ie fran^bfifctien ©d^iffe liefen am 29. Oltober in ben ^afcn bon IM*
I öotno ein. (gioicari im Arch. stör. ital. VII, ©. 938. ©anuto, Diarii I,
i©. 373); um 2J?ttte 5^oöember l)ob 5Rajtmiltan bie Belagerung auf; am
' 16. 5^oöember trar er in Sicopifano, am 2. 2)ecember in ^at)ia, am 26. in
maU; 5U Einfang be§ 3o^re§ 1497 ging er ton ba nad^ ännSbrucf aurücf.
2) Varchi 259, 265.
92 6rfte§ S3ud). 2:ttttc§ gapitcl.
man h'u^ aEe§ niebertegte. 5lm Sage be§ ßarneöal !am ba^
fatnmte fSolt, unb bie Signoren fa§en nieber. ^ann !ameu
Äinbet au§ ber ^effe, tt)ei§ge!(eibet , Oltöen^tneige um bie ^i
Tot^e Äreuje in ben §änben, unb fangen italienifd^e ßoBUeber.
traten 3U ben Signoren, empfingen Brennenbe gadtetn unb jünbei
bie ^t)ramibe an, bie unter STrompetenftögcn aufBranntc. 3^nbi
l^atte man ^(mojen für bie öerfc^ämten ^rmen gebammelt ^).
S)ie ftreng d§rift(i(^e Stid^tung biefer Stabt ift in bem ^aml
5toif(i)en ber ßiga unb ber fran^öfifd^en Partei ein toefentUd^eS (3ih
^nbem fie toihtx ben $a^ft gel^t, ber ^^ßa^ft aber fid^ aU .^aujjt
Siga anfielet, giebt fie jenem eine neue Sßenbung.
Söir nel^men in fyerrara, öon mo «Saöonarola ftammte, ein ä^:
Iid§e§ S5er^alten n^a^r : man faftete oft, beftrafte @otte§Iäfterungen unb
öer^önte glüd^e unb fc^itfte ^affari burd§ bie ©trafen, 5ltte§
toa'^raune^men. @§ ift nid^t jtoeifell^aft, too'^in bie§ jielt. 3lud§
bie gerrarefen, ber ßiga toenig jugetl^an, n)eil fie il^rc beiben natür=
lid^en geinbe, S5enebig unb ben ^a^ft, öerbanb — tnie fie benn
gern fransöfifd^e .Kleiber unb ©d^ul^e trugen — , fud^ten ben @influ§
be§ $a|)fte§ burd^ eine tiefere grömmigfeit abäumenben^). 3n
größeren ^efa^ren l^ielten fie alle brei 2:age il^re Um3üge. Sei bem
Röntge öon gran!reid^, Äarl VIII., bemerfen tüix eine t)ern:)anbte
9lid§tung. (5r fragte feine ^octoren, ob nidC)t ber $a^ft t)er-
:^fli(^tet fei, aUe ae^n Sa^re ein ßoncilium 5u -galten, ob, n)enn
jener fäume, nid^t bie Surften unb, Uienn aud^ bon biefen bie
übrigen, nid§t ber ^önig öon ^ranfreic^ allein ein fotd^eg be=
rufen bürfe; er gab hie 5lbfid§t !unb, ben Orben iBenebict§ p
feiner ur-f^rünglid^en @eftalt prürfäufü^^ren unb feinem S3ifd§of
hk Entfernung öon feiner ^ird§e 5U geftatten^). ©atjonarola
toar ba§ ^au^jt aHer ^einbe ber ßiga unb be§ ^a^fte§. @r tjer=
bammt ben ^eid^t^um unb bie $rad§t ber @eiftlid§teit : benn baburd^
fei bie ©d^eibetoanb gebrod^en, meldte ^ird^e unb Söelt trennen muffe ;
bie Äinber ber Sßelt feien ]§ierburd§ in ^otte§ SGßeinberg gebrungen.
%Ux man T§abe nod^ (SJotteg Söort. ^eine§njeg§ fei man einem
^Prälaten fo njeit au glauben fd^ulbig, aU biefem. 3a, e§ fi|e einer
nid§t länger auf bem ©tuT^Ie ber ßeT^re, al§ folange feine SBerfe
ber 2öir!ung ber ßel^re nid^t ^inbertid^ feien. 3n biefer @efinnung
^atte er ^arl münblid^, ben beutfd^en unb ben f^anifd^en ,^önig
1) Nardi. Vasari Vita del Frä Bartolommeo. T. III.
2) Diarium Ferrarense 320, 323, 386.
3) Questions bd Garnier XX, 519. Brantome 39. Comines 592.
2}kinmilian9 erfler 3"9 «a^ Italien. 3)ie O^torenttner. ©aüoitatola. 93
ic^riftlic^ 3U einer ^Jtetormation ber J?trd)e auigeforbert. Stber e§
tonnte nid^t anberg fein , aU 'bai er biefe t)ierar(f)if(^e 3lnti|jatl)ie
]egen fic^ aufrief, ^a toax ^fJlariano be (Sl^ina^^ano , ber einft in
5(oren5 neben il^m 3ur ^erounberung ber 6(afftf(f)gebilbeten geprebigt ;
:x eilte nacf) 9tom öor ben ^a^jft unb fing ^ier feine ^rebigten an:
„8c^neibe bie§ Ungeheuer üon ber ^ird^e ab, Zeitiger 35ater"^)!
^nbem $a|)ft 5lleranber eben bamal§ ©d^toüre auftöfte, bamit
'"eine f^einbe im ©efängnife fterben müßten ^), befc^lo§ er jugteid^,
roiber ©atjonarola unb feine ^^nl^änger , al§ toddjt fe^erifi^ , bie
geiftlic^en Sßaffen p gebraud^en. gubor ^atte er no^ mit ben
vUnpngern ber ßiga in feinem eigenen ßanbe, ben Orftnen, einen
inbern ^ampf au§3ufed)ten.
S)ie Orfini toaren feine tjeräd^tli{^en ^einbe unb f(i)lugen feinen
2ö^n , §er5og öon @c\nbia , bem er ben @tab ber Äird§e toiber fie
ibergeben. @r mufete ©onjal ju ^ülfe rufen, ^onjal ^atte eben
larent, tt)elc^e§ bie marc^eSÜfd^en f^^'^nen t)ergeben§ erl^oben — benn
Die ßiga liefe nid^t ju, bafe ]iä) S5enebig feiner annal^m^) — , er
^atte 8ora bem ^^eberigo untertoorfen ; nun be^ttjang er einen ©eeräuber,
Der £)ftia eingenommen unb 9lom au^^u^ungem bro^te, unb nöt^igte
Die Crfini ^um f^rieben. 6§ welkten bamalS auf ben ©d^iffen
^iEamarin§ nea^olitanifi^e , päpftlic^e unb fpanifi^e Sahnen ju»
lammen. S)iefelben Ratten nun überatt geftegt. ©ogar ber darbinal
Julian bequemte fidf) ^u einer ^tbfunft*).
«hierauf, mie ber $apft feine klugen frei auf ©abonarola rid^tcn
tonnte, mufete e§ gefd^et)en, bafe i^m eine innere ^arteienttoidelung
unb er biefer- ju §ülfe !am. S)ie öorne^men Florentiner fonnten il^re
ij^eroalt unter ben frü^^eren 5!Jlebici nid^t bergeffen, unb i^re ©öl^ne
ijrooUten ben ftrengen Crbnungen be§ 5Rönd^e§ nid^t folgen. 2öa^r=
j^c^einlidö in ber Meinung, $iero tüerbe fie nun beffer frf)ä|en gelernt
>?il)aben, berbanben fie fidl) mit feinen erflärten 5lnt)ängem, ben SSigi
l(fie felbft nannte man 5lx*rabiaten) , x^n jurücfaurufen. @§ gelang
iji^nen nic^t. SSenibieni, ben bie ©ignoren in i^rer ^uxäji an <Ba=
jbonarola fanbten, er^äfilte oft, er Ijabe ben SSruber in einem S5ud§e
i
1) Meditationes in Psalmos, Lugduni 1633, p. 128. S3on ©etoalt
lunb Slnfe^n. Sog. B, 7. Söricfe bei 2«anfi. Nardi.
2) Zurita I, 97.
3) Johannes Juvenis, de fortuna Tarentinorum VII, 3. Navagero,
Stör. Ven. 1209.
4) Jovius, VitaGonsalvi 220. 3ltnoIb tjon ^atöc, 9leifc, im gonüetfationS'»
blatt öon 1823, ^x. 2. Burcardus 2080.
94 ötfte§ 23ud^. 2)rtttel ßapitct.
lefenb gefunbett, öon bem er aufgefel^en utib gefagt: „ÄleingläubiMlf
mit ^nä) ift @ott! 9Jlet!et, $iero tolrb bt§ an bte Sttjore !ommÄ(*
oBer bann tuieber umleT^ren." ^arbi fe^t ^insu: „fo gerabe ]d S|^'
gcfc§e]§en; irgenb ein üon ben ^^Jlebici fd^on (Srgriffener fei i^ncn
entf^rungen unb öor 2;age an ba§ Xf)ox ge!ommen, um e§ frfiüegen
3u laffen, tüorauf ^iero bieg üerfdjloffen , ^Ee§ ftiE gefunben ^abe
unb mieber ^urürfgegangen fei." äöie mu§ aber biefe ftäbtifdie ^ar--
teiung l^eftig unb gemaltfam gemefen fein, ba fie auc^ einen fo treff=
lid^en unb frommen 5!Jlann, toie ber Wönd) toar, t)on feiner (Strafe
albfü'^rte ^) ! SSefonberS banüe man iT^m ba§ @efe^: „mer eine^
t)o(itifc§en SBerBred^enS berEagt fei, foHe nic^t bon ©ignoren unb
etma einer ßommiffion in le^ter ;^nftan3 gerichtet merben, fonbertt
er foEe an ba§ ßonfiglio a^3|)ettiren !önnen''. ^ie§ @efe^ milbertc
ben ^ebraud^ ber Italiener, ba^ jeber ©ieger mie öon üted^t^megcn
unb unter gemiffen rechtlichen formen über ßeBen unb Sob feiner
Gegner entfd^eiben fonnte. ^m 3luguft 1497 aber, aU man entbedt
3U ^ölben glaubte, mer mit ^ero einberftanben gemefen, geftattetc
©abonarola , ba§ fein gute§ @efe| berieft unb ben eingejagten bie
eippellation berfagt marb. ©eine Gegner mürben barum nur fieftiger
unb ge^eimnigboller^).
.3u \^mn trat ber $a|)ft. ^ie togcanifd^en 2)ominicaner , bie
©abonarola tjon ben lombarbifd^en abgefonbert, orbnete er biefen auf§
neue bei, unterfagte il)m, ju ^rebigen, forberte il)n nad^ ütom unb
fe^te ben lombarbifc^en DrbenSbicar ^u feinem Ütid^ter. Sfener ba*
gegen fuT^r fort, ju |)rebigen, na]§m täglid§ mel^r iBrüber in feine 6on=
beute unb bertoeigerte ben ütid^ter: „nac^ 9ftom !önne er bor feinen
f^einben uid^t gelangen." S)a l^alf eg \f)m nid§t§, ba§ man in f^lorena ;
Unterfd^riften fammelte, feine Seigre fei gut unb trage gute grüd^te;
er marb bod^ in SSann getT^an^). ©eitbem l)ing fein Seben nur baran,
ba6 feine Partei hu @egner niemals auftommen lie§; nad^ ben
befte^enben Üted^ten fonnte er fogleid^ getöbtet merben. 5Der ^apfl
bebui-fte nur be§ meltlid^en 5lrm§.
^n glorenä !am e§ aber gegen @nbe beg 3a^re§ 1497 ju offenem
Smieft)alt. S5on ben @eiftlid^en berbammten bie @inen bie ^roceffionen
1) Nerli 71. Nardi 36. Jovius, Vita Leonis 19. ©tetdjäcitige ^o\)a ,
in Matthiae Döringii Continuatio Chronici Engethustani bei Mencken, !
Scriptores Rerum Saxonicarum II, 53.
2) Macchiavelli, Discorsi sopra la prima deca di Livio I, c. 44.
3) Alexander Papa priori etc.; Responsio fratris Hieronymi bei ,
liurcardus unb bei Gordon, Vie d'Alexandre, Appendix II, 488. Epistolae
Petri Martyris XI, 191.
3JZai-tmiUan§ erfter 3"9 na«^ 3ftatien. 2)ie gflorentincr. ©abonarola. 95
ber 5lnbem , bte ©inen bie ßommunion Bei ben 5lnbenx, unb toottten
Einige, at§ in einer fe|erifc§en ©tabt, ben ÖJotteSbienft nid§t me^r
f^un. S)ie gran^iöcaner, ber Dominicaner alte Söiberfad^er, traten jur
tpartei ber 5lrraT6iaten unb be§ 5pa^3fte§. S^tüeilen fanb ber trüber
feine Äan,^el befledt; einmal erhoben einige junge Seute tt)äl)renb
feiner ^rebigt eine fdjttjere ßaffe, liefen fie fallen unb flogen. (Sr lieg
fid) bon Setoaffneten in bie .^irc§e begleiten, unb Ujenn er ^jrebigte,
ftanb i!^m @iner mit ber ,g)eKebarbe 3ur ©eite. ?lber äuujeilen, toenn
einige ^rrabiaten unter bie ©ignoren ge!ommen unb bie übrigen
^ag^ft toaren, mugte er gan^ in bem Älofter Bleiben^).
S)en ^lut^ inbeffen berlor er nicl)t. @r lehrte, ein frommer
fd^riftgele^rter SSiebermann muffe einem böfen unb unujiffenben ^a^fte
nid§t meid^en^). @r tröftete fic^ ber guten Erfolge in feinem ßonbent.
„2äglid§ eine größere ^Jlenge berlaffe, au§ Siebe ju boEfommnerem
„ßeben, Altern, ^reunbe, (SJüter unb tomme bal)in, tt)o jeber tooEen
,,unb uid^t n)oEen muffe, toag fein Oberer, tt)o deiner ettoaö ^abe,
„a(§ ttJODon er not^bürftig leben !önne, wo er felbft beffen burd§
:„fetnen Obern eine Seitlang beraubt Ujerben bürfe. 5lber ^ier n)erbe
„ein ^eber täglid) ruhiger unb befenne, ba§ ß]^riftu§ feine einzige
„tVreube fei; mer nur o^ne Unterlag bete, ber gelange ju einer
„.^eiligfeit , bon bereu ©traT^l in ber (Sntaüdung fein ^ngefic^t
„Icud^te"^). (5r fa:^ fid^ in ber TOtte be§ ^ambfe§ ahjifd^en
^o|)olaren unb ^Irrabiaten, ber ßiga unb il^ren ^einben, ber toal^ren
unb ber römifc^en Mrd§e, 3tt)if(^en .g)immel unb ^öEe. Unber^o^len
beutete er nun jene Beiben gaT^nen, bie fd^toarje unb bie toeige,
l^ierauf au§. (Sr Voax feine§ Siegel gen)i§. 3^ 2öeil§nad§ten lieg er
fein ^nä) oom 3:rium^^ be§ .^reujeg erfc^einen. Darin fteEt er
^.^riftum auf einem 2;rium|)5tt)agen bor , über i^m bie leud^tenbe
Äugel' ber ^Dreifaltig!eit, in feiner ßin!en ba§ ^reuj, in feiner 9ted§ten
bie Beiben 3:eftamente; tiefer IjinaB bie Sungfrau 9Jlaria; bor bem
SBagen ^atriard^en, ^rop^eten, ^Ipoftel unb ^rebiger; ju beiben ©eiten
bie 5)lärtt)rer unb bte Doctoren mit ben aufgefc^lagenen SBüd^em; hinter
il^m alle§ S5olt ber SSefe^rten; in «weiterer (Entfernung bie unsä^ligen
Raufen ber f^einbe, ^aifer, ^dd^tige, ^^ilofob^en, ^e^er, atte befiegt,
i:§re @i3^enBilber jerftört, il^re S3üd§er berbrannt*).
1) Nardi unb Nerli.
2) Sßon ©etüalt unb Dbrigfeit. G, 3.
3) Triumphus crucis 121, 195, 114.
4) Triumphus crucis, p. 11. Macchiavelli, Lettere. Tom. VI. ed.
1783, p. 6.
96 Weö *uc6. ^Xrittel Sapitcl.
3e länger nun, befto ]§e|tiger bie ^ntätüeiung. f^raftnad^ten 141
toollten feine ÄHnber tüie üor bem ^a^r feiern; aber man rife i^i
bie gadetn au§ ben ,g)änben. 3lnfang§ griffen fic§ bie ^inber, ^i<
auf felbft bie 5DMnner mit (Steinen an. ©in red^teg ^ßeifpiel
burc^ge^^enben ßntätüeiung gaben bie ^aler f&acdo unb 5llbertinel
Sie t)atkn immer jufammen gearbeitet, unb bie ©ai^en bc§ @ii
galten für bie be§ ^Inbern. 9lun öerliefeen fie i^re 2öer!ftatt. ^tt
ging in ben ßonöent, biefer marb ein ©aftmirt^)- 2ßie foltte bie
Streit anberg entfc^ieben Werben, al§ burc^ ©etoatt? 5ll§ enblid^
^ran^iScaner fi(^ öerma§, er moEe im ^euer bemeifen, ba^ geto^
Sä|e ber S)ominicaner falfd§ feien, f(^ien auä) biefen eine anb(
unb bie malere @ntf(^eibung gefunben, ein @otte§gerid§t. Sie f5ran=
jiöconer f(^Ioffen: tüenn Saöonarola il^ren Wönä) im f^euer um»
fommen laffen tooHe, fo fei er fein «Zeitiger; unb hierauf trauten fie.
2)ie 5lnbern , bie in falber ^aferei maren , bie jumeiten auf bem
5!Jlar!te p einer geiftli^en SSattabe §anb in §anb runbtauäten , bie
5U i^rem 5elbgef($rei gemäl^lt: „S5itja Grifto" , hofften burc^ bie
äöal^r^eit i§re§ @(auben§ p fiegen. ^n ber ^rebigt riefen ^unberte:
„Sie^e, ic^, fie^e, id^ miE für beine ße^re, ^eiT, in§ geuer!" hierauf
baute man ^tüei Raufen öon @ic§f(oben unb 9flei§^ol5, beibe mit ^ed^
unb Oel beftric^en, 40 gu^ lang mit einem anwerft fc^malen ^hJ^ft^^Jt»
toeg neben einanber auf, unb am 7. ^^ril fa§en bie ©ignören,
biegmal lauter 5lrrabiaten, be§ ll'ampfeg ju toarten^).
2)ie gran^iScaner famen ftitt, bie S)ominicaner mit brennenben
gacfeln, rotlien ^reu^en unb lautem (Befang unter bem S5ortritt
©atjonarola^g. S!ie 5Jlönd§e traten ju bem Sd^eiter^aufen ; ber Siomi=
nicaner ergriff bie ^oftie. ;^n biefem Slugenblii! liegt bie äÖenbung
ber S)inge. 2)ie 5lnbern moEten i^m bie ^oftie, gleiiijfam eine Prüfung
be§ ganaen c^riftli(^en @lauben§, nid^t geftatten; er moHte fie nidfit
miffen. hierauf Streit, SBermiiTung, ein ülegen, OTe au§einanber:
bie ©inen in ba§ ,^lofter, bie Slnbern 3u ben SSaffen. ©^ !am nun
hoä) äu @emaltt^ätig!eiten, unb bie 5lrrabiaten tooEten bie @imft ber
Signorie, be§ 3lugenblitf§ nii^t unbenu^t borüberlaffen. Sie griffen
bie ^opotaren auf ben Strafen, an bem Softer an; obmo^l fie ba&
.^lofter nic^t erftürmten, bel^ielten fie bod§ übrigen^ ben ^la|. Saöo*
narola nal)m nic^t 5i:§eil. 5lnfang§ ermunterte er bie Seinen auf ber
1) Vasari, Vita di Mariotto Albertinelli in ben Vite III.
2) Nardi unb Nerli, Declaratio fratris Hieronymi, bn Burcardus
Eccardus 2090.
©rtociterung unb ©ttiebung bei ßiga. 97
jjanaet; ^ertiad^ lag et in bem &)0X bet ^ttrf)e unb betete. 3l(§ el
ftiE getoorben, ging er, ficf) felbft feinen ^^einben p ülbeTliefern^).
,g)iermit ^atte o^ne 3^^^?^^ ^^e Siga in ;^talien geftegt; bie
fcabiaten tnaren i^r |o gut ergeben, toie bie ^opolaren ben ^^ran=
^ofen. 3ln bem fieBenten ^pni !amen bie 5lrraBiaten in ^^lorenj
em^jor. 5ln bem ai^ten ftarB Äarl, unb fie fiegte, aud§ in f^ranfreid^.
^arl toar aule|t mit ben innern @inrid§tungen feines 9ftei(^e§ ]6e=
fd^äftigt. @r machte au§ feinem großen 9tat§ einen orbentlid^en
Sfted^tS^of öon 17 5!Jlitgliebern , ungefähr, mie fpäter ber 9tei(^5:§of=
xati) ber ^eutfc^en gemefen ift; er lu% in aEen SBaEeien an einem
ottgemeinen @emo^nl)eit§Bu(^ arbeiten ; er backte t)on feinen 3)omänen
p leben unb fa^ bereits alle 2öod§en ^meimal auf feinem ©tul^Ie,
aud§ ben 5lermften ju fjbren. S)iefe Orbnungen in @ang gebrad^t,
mit befferen SSünben öerfeT^en, mollte er noc^ einmal fein ^ed^t auf
^eaipel au§3ufü^ren t)erfud§en. 5lud^ ^atte ©aöonarola immer auf
feine äöieberfunft tiermiefen. 3ln jenem achten aber, als er einem
35attf|)ielc p^ufe^en in eine (S5allerie ging, gef d§a^ i^m, ba^ er ^lö|=
Iid§ nieberftür^te unb eben nod§ gefunb in menigen TOnuten tobt
toar^).
Stielen fd^eint , bieS erft ^abt an^ ©aöonarola^S 5luSgang
entfd^ieben. Man ^atit öiele 5ln!lagen gegen il)n aufgebrad^t; unb
fo oft er bie Sorba be!am, geftanb er, maS man moEte. 5lber menn
er tüieber hei fid^ mar, leugnete er 3lEe§: „auf ber Wolter freiließ
njerbe er eS mieber befennen". ^»nbeffen feierte feine Seele bei i^r
fdber ein. ©ein ©tol^ toar ba^in ; ^atte er fid^ jemals ^eilig gebünft,
fo toar eS auS bamit. Oft fd^ien eS i§m, bie SJersmeiflung, mit einem
ftatfen .g)eer unter ßan^en unb Sd^toertern, bie ^^a^ne ber ^ered^tig=
feit t)or fic§ , 5}lartern)er!aeuge um fid^ , erfd^eine an ber Stabt,
rufe i^m öon fern 3u, trete lieran, raune i^m inS O^r atte feine
©ünben. äöieberum tröfte i^n , leui^tenb in l§immlifd^em ßi(^te' bie
Hoffnung. @r f)}rid§t au fid^: „2)u ^aft me:§rere i^a^^re ben §erm
geliebt unb auS Siebe au i^m gearbeitet; bann ^aft bu bein §era
er'^ö^et , bann bift bu beinen ^ebanfen nadCigegangen unb in ber
@itel!eit beineS ©inneS getoanbelt; ba ^at ber §err feine .ganb t»on
bir genommen, unb bu bift, afS ein ©ünber, in bie 2^iefe beö ^DfleereS
i 1) Nardi unb Nerli. Burcardi Diarium 2087. 2094. Excerpta ex
MMonacho Piraensi, toatjtfd^einltd^ bo§ Flugblatt, ba§ Trithemius ettoä^nt
Mbci ajJenrfen II, 1518.
2) Garnier au§ ben Lettres patentes 515 unb ein <Bä)xnbtn S^axU
, bei t'^m. Comines 591. St. Gelais 120. Bayard 56. Brantome 44.
b. gtonle'g 2ßerfe XXXIII. XXXIV. gf^om. u. gertn. aSölfer. 3. Stuft. 7
98 (5rfte§ f8uä). S)titte§ ßapitel.
gefallen." ^n biefer nun erft l^etligen ©rfenntnife n)ar er, a(§
fterBen ntu^te; fein ßeib tnarb bent f^euer übergeben ^).
^tt feinem Stöbe ging \)a^ 2öefentlic§e feiner ßel§re unb fein^
2öir!ung !eine§n)eg§ unter, ©imon ßronaca, ein guter ^})leifter, t)j
e^^rte il^n, ba er lebte, unb f:prad§ öon if)m, ba er tobt Ujar. 9loi
naä) brei^ig ^aT^ren erwartete man bie ßrfüEung feiner öorne^mfte
^ro^j^e^eiungen. 2)amal§ aber, toie gefagt, !amen bie 5lrrabiaten
bie t)orne]§mften 5lemter. 3^^ ^^^^^ @id§erl§eit l^ielten fie nun
3urü(fberufung ^iero'§ ni($t für nöt^ig. ^er ßiga waren fie fo
geben, ba§ atte TOtgüeber bcrfetben, bie SJenetianer au§genomme
für gut l^ielten, i^nen ^ifa aurüdaugeben^).
8. Erweiterung unb Erhebung ber Siga.
hiermit War ber Swerf ber ßiga erreid^t unb Sftalien i^x
5)leinung unterworfen. Ueberbieg T^at bie Erweiterung unb Ertiebui
ber ßiga nod^ eine anbere äöir!ung auf gan^ Europa, auf ]pCLU
Reiten gehabt. S)ie S5erbinbung ber Käufer §ab§burg unb 5lrac
beru'^t auf ben S^er^ältniffen biefer S^a^ire. gerbinanb Wu^te
f^ürften be§ äußeren ^Jleereg in ben Ärei§ feiner S5erbinbungen
sieben , juerft 2)on Manuel üon Portugal. Er Ifiatte i§n befd^ü^t, ba
er noc§ <&er3og War, unb iiiftete für il^n, ba er nad§ 3^o^nn§ 2^obe
bie ^rone erbte^); aber S)on Jörgen, ;3o^ann§ natürlichen ©o^n,
ijon bem man fürd^tete, führte Sacob 3llmeiba jum §anb!uffe Dor
ben ^önig *) , unb e§ War fein ^rieg nöt^ig. S)iefem 5JlanueI fagte
f^erbinanb feine %o^kx SfabeEa 3U. ;^fabella, bie eine zweite S5er=
mäl)lung für feine gute §anblung ^ielt, forberte, Wenigften§ bie Suben
unb aEe S^erbammten ber ;^nquifttion muffe 5[Ranuel au§ Portugal
entlaffen. ©ie na'^m i^n nid^t e^er pxm (Btmaf)!, aU bi§ er e§ t)er=
1) Meditatio in Psalmum: „In te, domine, speravi", 1. quam morte
praeceptus absolvere non potuit, 84, 97. ('Ä. b. 2. ^.) ®ie ©efd^ic^te
<5at)onatoIa'^ I)at feitbem in allen gebilbeten Sänbern bie gtöfete ^lufmcrffam*
feit erregt unb mannigfoUige Bearbeitungen gefunben. 3)ie 2)arfteEung, bie
l^ier gegeben toorben, ben bamaligen ©tubien gemäfe, fonnte ic^ nid^t barnod)
abönbern, obgleich ic^ barüber- nad^guforfd^en bei einem längeren 5lufent:^Qtt
in f^torcnj nidjt üerfäumt t)abe. ^i) ^offe nod^ immer, bie Oiefultate meiner
bamaligen 3lrbeit, bie fid£) auf bie florentinifd^e ®efd)id^te in ber erften Epod^c
ber 3Jiebici überl)aupt bejog, in einem fpäteren SBanbc mitt'^eilen ju fönnen.
2) Vasari, Vita di Simone, detto il Cronaca. Zurita I, 143.
3) Zurita 78.
4) Hieronymi Osorii de rebus Manuelis libri XII. Lib. I, 3. a.
@rh)ettcrung unb (Srfjebuttg ber Stgo. 99
Iproc^ett^). (Seit bem 2age tft an anbertl^alb i^a^r'^unbert f^riebe
unb Sl^eteinigutiö atoifd^en Portugal unb @)3amen getüefen.
3u berfelben Qtit , im Sluguft 1497, imb fd^on jeit bem 35re=
tagner SBunbe, nnter]§anbelte gerbinanb mit .^einrid§ VII. öon (Snglanb.
Söenn Spanien unb granfreid^ ftreiten, mu§ ©nglanb vooijl X^eil
nehmen, ^m S^uni 1496 trat §einri(f) in bie Siga^); er empfing <g)ut
unb (S(^tt)ert t)on bem ^a^ft unb ]at) bie (SJefanbten aEer 2}er=
bünbeten^). 3^<i^* f^^ri^ 9tätf)e fagten, bieg ^eige ben .^rieg nac^ @ng=
(anb gießen; bod^ er, ber nie ^u i^elbe ge^en mod§te, e§ mü§te benn
tpiber einen SteBeEen geujefen fein, tunkte mo^I, toaS er t^at, unb
ba§ er an ber e'^ernen 5!Jlauer arbeitete, mit ber er, tt)ie er fagte, fein
i!önigrei(^ um5ie'§en UJoEte*). ^ocf) aber brol^ten i^m fc^tnere ^efa^ren
t)on äugen: in f^Ianbern öon ber t)orffcf)en SJJargaret^, Äarl§ be§
Alü'^nen SBitttne, bie il§m feinen erften üleBeEen, Sambert ©immel, ber
(Sbuarb SBartnirf 5U fein bet)au|)tete, mo nic^t ertoetft, boc^ burd§ 2000
2)eutfd§e, bie fte i^m p §ülfe 3U fd^irfen bie TOttel fanb, ^u einer ge=
Unffen 23ebeutung er^ob^), t)on ber man nid^t 5n)eifelte, aud^ ber ^meite,
'^krün £)§Be!, ber fi(^ 9tid§arb ^(antagenet nannte, fei im ^runbe
ii)x ^efdt)i3^f gemefen*^). Seinen öorne^mften 9tü(I§att fanb berfelbc
bei ben ©d^otten, tüo ^önig unb Station fid§ in ber 5^eigung, über bie
Xweeb 5U get)en, bereinigten, ^acob lY. berbanb ^erÜn mit feinem
Oaufe, brad^te i^n l^erüber, tJerroüftete ba§ ßanb unb befanb ftd^
abn)e(^felnb in feinem ^ataft unb an biefen ^renjen^); bie 6in=
^)C(nen aber, n)enn etma einStittftanb mar, brad^en i^n auf eigene .^anb.
Had) Beiben Seiten ^in, auf ^(anbern unb Sd^ottlanb, mir!te e§
nun ein, ba§ bie S^ermä'^lung ber fjjanifc^en ßat'^arina mit 5lrtl^ur,
'|>rin3en bon SBaleö , befdCiloffen marb ; gerbinanb mar in ber
^3age, babei ben .^önig üon ©nglanb nad§ beiben Seiten ^in ftd§er=
]ufteEen. S^erft, üermittelft ber öfterreid^ifd^en S5ermanbtfd§aft, marb
ber S5ertrag be§ großen S5er!e^r§ smifd^en ©nglanb unb f^lanbern,
„aud§ SftebeEen moEe man fid^ ausliefern, ha^ bebtet ^argaretl^S
einbegriffen", mieber erneuert®). S)ie englifd)en ^aufleute famen im
1) Zurita, f. 124. Osorius I, p. 14.
2) Barcardus 2067. {%. b. 2. 21.) SSergl. Brown, Calendar of State
papers I, 247.
3) Chronicon Yenetum, p. 41.
4) Baco, Historia Henrici septimi, p. 300.
5) Polydorus Virgilius, Historia Anglica, IIb. 26, p. 730.
6) Baco, p. 194.
7) Buchananus, Herum Scoticarum Hb. XIII, 460, 465.
8) Baco, p. 268. SSertrag bei Rymer. Söagenaar, klugem. @efc^. II, 269.
100 ®icfte§ fSnä). 2)rtttc§ 6apite(. j
Jxiump^ md) Slntroer^en, unb ^ajimilian, oBtüof)! nicf)t 90113 gern,
tJerf^ra^, üon bcm fogenannten '3)ot! m (äffen ^). Sn ©d^ottlanb
unter^anbeüe ^eter 5l^ala mit fd^Iauer Umfid^t, um ben Äönig in
bie gro§e ^olitifi^e S5erBinbung gu ^iel^en. (Sr tonnte — toag
ben engUfd^en @ef(^id§tf(^reibern entgangen 3U fein fc^eint^) —
^^etÜn 3u übeneben , bie Könige üon gngtanb unb ©c^ottlanb
feien Bereite einöerftanben , fo ha^ il^m nichts übrig Bleibe, al§ gu
fliegen; unb mie berfelbe auf bem 6(^iff eine§ (SintDo^nerö öon <Bt
Sebaftian in (Spanien 3U ben 5lufrü^rern bon ß^ornmattiS ge!ommen,
überrebete er ben .^önig ^acob, nur je^t nic^t in ©nglanb cixi'
äufatlen^), n:)orauf $er!in in ^einric§§ ©etoalt fiel, ^önig ^acoh
t)ermät)Ite fi(^ bann mit ^^Jlargaretl^en, ber Slodöter §einric§§ VH.^), ein
greignig, auö bem ein langer fyriebe 5n)if(^en Schotten unb @ng=
länbern, au§ bem anlegt bie ^Bereinigung beiber Oleid^e :§ert)orge=
gangen. 2)ie na'^e SSerroanbtfcftaft, in meld^er Sacob mit i^o^ann bon
2)änemarf ftanb , ber ^^ormegen befa§ unb ©cl)meben forberte, be=
feftigte ben grieben, n^eld^en ®änen unb (Sngtänber naä) langem
Kriege unlängft gef(^loffen Ratten.
2)ie mefentlid^en ©lieber biefe§ S5unbe§ finb f^erbinanb, ^dnxi^
unb ^aytmilian, bie alten S5erbünbeten bon ^Bretagne, bod^ nun nid^t
allein burc^ i^ren S5T)rt^eil, fonbern burd§ bag S5lut i^rer ^inber
öerbunben.
S)a fd^ien nur noc^ übrig, ba§, menn auc^ nic§t -Ipeinrid), boc^
gerbinanb unb ^Jlajimilian, mie fie 3lbrebe genommen, in granfreic^
einbrdd^en. S)em aber ftaiib entgegen, ba§ gerbinanb Ijiebei etmaS
äu öeiiieren, ^Jlajimilian 5U gewinnen ^atte. ä^^fc^^^ 5lragon unb
granfreicft gab e§ gemiffe ©renken, tno bie 33ermüftung fo regelmäßig
mar, ba§, mer auf eine SSaEfa^rt gegangen, ober mer bor turpem
ein äöeib genommen, bon beiben ^^eilen eine orbentlid^e ©jecution
genoß. |)ier 30g auc^ in biefem Kriege Enrique Snrique^ einmal
hinüber unb ^Dlünberte brüben brei 2age unb brei ^läd^k; bann er»
1) Zurita, p. 88. 99.
2) Hume unbRapin, aufeerbem Baco unbPolyd. Virgilius, bie Quelle aller.
3) Zurita, p. 134.
4) Buchanan 468. (51. b. n. ^.) 3lu§ ben 30flittl)cilun9en bei SSergen»
tot^, Calendar of State papers I, iS. 97, ergiebt fid^, ha^ ber ^ouptanftoß
3u biejer Sßerbinbung öon ben fatf)olifd^en Jlönigen gegeben ift, bie e§ nut
bebauetten, bofe it)nen nic^t alret jTöd^ter ^u @ebote ftanben. um hie eine mit
bem Könige Don (Sngtanb unb bie anbete mit bem Könige t)on Sc^ottlanb
3U tiermäl)ten, unb be§l)atb bie 5öermäf)lung ätoifdjen bem leiteten unb bet
2;od^ter be§ erfteren ju ©taube ju bringen tieften.
©rtoeitctung unb ©r^ebung bet ßtga. 101
fc^ienen brüben @a§cogner, ©d^toeiäer unb gratt^ofen in guter Lüftung ;
ba gelang e§ ben f^ran^ofen , bte SSurg ©aulfeg 5U überrafc^en ;
unb hierauf , für OtouffiEon fürd^tenb , fc^log f^erbinanb einen (5till=
ftanb^). ^Dflarimilian toar ^iemit un^ufrieben. 5Zic§t aEein burc^
^axU Xoh , yonbern burd) eine getoiffe ^Äenberung ber beutfd^en
^inge roarb er in neuen Hoffnungen erl^oBen.
3^ör nad^ feiner Wiidlz^x au§ Italien tt)ar e§ anfangt um fein
^nfel^en im üleid^e fd^Iec^t BefteEt. 3)er ^urfürft öon ber ^fats ftanb
in guter SSerBinbung mit .^arl , fanbte ütitter in feinen ©olb , Bat
für ^aufleute bei i^m öor, unb bie 5lbgeorbneten S5eiber l^ielten 3^=
fammen!ünfte ^). S)ie töEige 35erni(^tung ber Söormfer SSefd^Iüffe
mai^te ben ^urfürften üon ^ain^ anwerft mi^öergnügt. Untjer^o^ten
beftagte er fi(^ über ^^lajimilian : „üon oben bi§ unten fei ttJenig
gtei§; n)iber i^re ^efd^lüffe fei ^aitanb unb @at)ot)en auf§ neue
tjerlieT^en; il^m gefaEe ni(f)t, ha^ man Orbnungen mai^e, öerfiegele
unb bod§ nid§t !§aÜe; fo !önne \>Ci^ üteid^ nid^t in Sßefen bleiben"^).
IJJlayimitian fa'^ aud^ ein, ba^ er nid^t§ toagen !önne, mofem er
nic^t bie beiben ^urfürften unb ben ^Jlain^er ^anjler , S)octor
©tür^ler , gewonnen 'i:jCibt. @r erfdiien auf Mnem Sage, ^n gotge
be^ 2;obe§ be§ älteren @berl)arb bon Söürttemberg brad^te er aber
nm S^eränberung 5u ©taube. 2)enn inbem berfelbe feinem S5etter
unb @rben jn^ölf 5!)länner, je Dier au§ einem ©taube, jur ©eite fe^te,
o]^ne toeld^e er nid§t§ t^un bürfte, bie aber ol§ne il§n bie täglichen
t&änbel, ja bie n)id§tigften aui^ bann ausrichten fönnten, Votxm er
auf il^re ßinlabung nic£)t erfdCjiene*) , (ie§ er biefem ülegiment feine
6runbfä|e unb bie ^leigung jum ^aifer. 2öie ^ätte aber ber jüngere
ßberl^arb bem SBetter folgen foEen nad§ beffen 5lobe, ba er i^m bei
feinem Seben nid^t folgen mögen? ©omie er an!am, berjagte er
bie alten ütätT^e , na^m einen befangenen au§ bem @ett)a!^rfam , ben
2)octor ^ol^inger, unb mad^te ilin jum Äan^ler. S)a tt)oEte §ug
bon Söerbenberg nid^t länger Sanbl^ofmeifter fein; ba !lagten W
3toölf, ©ber^rb tüoEe ba§ Sanb bem ^fal^grafen übergeben; bie
Sanbfd^aft mar nid^t gemeint, fid^ bem ju fügen, ©ie nal^m feine
1) Hubert Thomas Leodius, Vita Friderici Palatini II, Nr. 45. Co-
mines 581. Zurita 79, 114.
2) Epistolae Galliae Regis Caroli et Philippi Archipalatini in XJube:
toig: Reliquiae Manuscriptorum VI, 96.
3) mmtx, 3fietct)§tQg§tI)eattum II, 144. 3lu(^ hn ,g)egelDtf(i) : Ceben
5JiQj;imiltan§ I, 144, unb bei ^enjcl.
4) e§Unger, Söertrag bei ©ifenbad): ®e^d)ic^te Ulrid^§ öon Söürttembetg.
102 Wei 23u(^. 2)ritte§ ßapitet.
2)ietter gefangen unb bie ©täbte in S3efi|. @r enttt)i(^ mit SitB
unb ^leinoben nad^ Ulm. ©ie, ber neue ßanbl^ofmeifter, bie Wäi^c,
bie ^anglei, bie ^Imtleute nnb ba§ ^ofgefinbe, faxten fid§ Balb unb
fagten i^m \i)xt ^flid^t ouf^). ^Oflayimilian, am meiften bor ber @nt=
frembung be§ Sanbe§ bange, eilte l^erbei unb ^örte SSeibe. 2)0(^
tt)03u? @§ ft^eint, fein Urtl^eil toar auc§ üorl^er gefaxt, ba§ Urt^eil,
„^flöt^^e unb Sanbfdiaft l^ätten tno^Iget^an ; ber junge UIrid§ fo
„unter 35ormunbf(i)aft ber Sioölf ^erjog fein unb einmal ©abin
„be§ ^önigg ©d^tüeftertoi^ter, empfangen, ba§ ßanb aber beim 5lu
„fterben biefe§ ©tammeg nid§t, mie üor^er beftimmt tpar, an§ Sfteic^,
fonbern an Oefterreid^ fallen"^). @berl)arb ber5id§tete, bereute e^,
flo]^ äum ^falagrafen, übergab il^m fein ©ilbergefd^irr, ja aEe§ ütec^t
auf fein ßanb, bereute aud§ ba§ unb toarb in ßinbenfel§ einge=
fi^loffen big 3u feinem 2^obe. Söürttemberg aber n)ar bem Könige
gang ergeben^).
3n bem neuen 5lnfel§en, ba§ ber 25ertrag mit äöürttemberg
x^m gab , erfd§ien ^ajimilian auf bem 3fleid)§tage ju greiburg , ber
a(^t Monate jubor angegangen, im ^uni 1498^). ^un em:pfing er
öon ben ©tänben 70,000 Bulben, ungeredinet , mag bon bem ge=
meinen Pfennig in feinen ©rblanben eingefommen^). ^^m fc^ien eg
möglich/ nun anä) Surgunb, mo nid^t Bretagne, an fic^ ^u bringen»
^n biefer Hoffnung lie§ er fein S^tex an bie ^ren^en öon SSurgunb
rürfen. S)ie tro^igen ßanbg!ne(^te rüi^mten, toenn fie bieSmal ben
©ieg bel^ielten , fo fei Si^anfreic^ , fo fei aud^ bie ©(^meig in i^rer
(Semalt ^).
1) Uffünbigunfl ber ?^flit^t, bei Sottler I, S5etl. 5lr. 12. Urf. 31., p. 157.
Naucleri Chronographia. 5lm (Snbe.
2) (sattlet^ @ef(^id)ten, p. 32. manhat bei ßünig II, 722.
3) ©Qttler 83. gifenbac^.
4) S5ttef 9'ieibl)art§ an ben 9fleict)§tQg, hti 2)att, p. 594.
5) 5lbfc^teb, bei %ati, p. 904.
6) ^ugi. SSogt ju ^oirnd, bei ©lu^lo^^eim, p. 518.
Untergang be@ ffor}if(4::aragonefif4en ^anfe^.
1. ßubtöig XII. unb S^enebig gegen ^3}latlanb.
3)ie ßage tüar nun fo(genbe. 2)ie Eingriffe ber f^ran^ofen auf
5^ea^el unb ^lailanb Tratten ben ^öntg öon ©|janien unb ben ^apft
mit f^errantino , Ratten S5enebtg unb ^Jlajimilian mit Soboöico in
S5erT6inbung gebracht, ^errantino tüar borne!)mtt(^ öon ^erbinanb,
ßobotjico 3uerft öome'^mlic^ öon S5enebig gerettet toorben. ^n bem
3tt)ief|)alt, ber fid^ burd^ .^ar(§ 3ln!unft in bem mittleren Italien er*
]^oT6 , toar t)on ber einen ©eite ein f:|3anifd§er f^elb^err , öon ber^ an=
bem ^Jlayimilian felBft itiber bic fran^öfifc^e Partei in§ ^elb gerüdtt.
S)iefe gartet mar üöEig erlegen. Um, ^ran!reicf) jelbft ring§l§er ^aitt
fid§, im i^ntereffe ber ßiga, ein SSünbni^ aller Könige gebilbet.
hierauf öertrauenb, unterna^^m ^DUi'imilian im ©ommer 1498
einen breifad^en Eingriff auf gran!rei^. @r fanbte einen Raufen
toiber Sangreg ^), einen anbern miber 6^lon§^), einen britten unter
feinem 50^arfd§att tjon ber freien ^raffifiaft, @uittaume be S5ergt),
auf S)iion unb SSurgunb^). ^reitaufenb Sd^n^ei^er toaren in feinem
©olbe: er erwartete bie §ülfe ber Siga unb ^ielt fid^ eine§ guten
Erfolges fidler. S)er erfte ^au]t aber tnarb im ;Suli burc§ eine
^i^e, toeld^e bie üteiter im ^an^er erftidfte, unb burd) Mangel
an ßeBen§mitteln , ber baburd§ nod^ antt)utf)§, ba^ bie ^xud^k,
ungebulbig, ^^euer ju fe^en, bie reid^en 3)örfer el^er anftecften
als :plünberten , in feinen Semegungen gef(^mäcl)t unb gelälimt ;
1) Scben be§ @ö^ öon SBerlid^inqen, p. 7.
2) Zurita, f. 152.
3) 5uggerifd)ei Ms. in ben ^nmet!ungen Äut^bcdl jum SGBeiSfunig.
tetm
104 ©rfteS SSud). 5ötette§ ßopitel.
her jtueite tourbe burd) Ütegen ^urürfgetrieben; ber brttte \di}
gcinb eifd^einen unb tüetcCjen, abn fc£)lo§ einen S5ettrag^). 5Dt(
f^elbpg Tratte einen fo geringen Erfolg , ba§ er t)on atten y^ätetc
©efd^id^tfd^reiBern überfeinen tüorben ift.
(5o fant e^, tt)eil in bemfelben ^lugenBlitfe bie !i^iga p Beftel^en
aufprte. f^ß^^i^^nttno toar tobt unb ber ^flat^folger beffetben bem
Äönig f^ei^binanb Don ©|)anien berl^a^t; S5enebig tt)ar n^egen ^ifa'S
in gertoürfni^ unb beinal^e in offenen Ärieg mit Soboöico geratl^en.
2)em neuen Könige t)on ^ranlreidf) aber gelang e§, bie, toeld^e ^ai=
lanb, unb ben, ber Neapel öertl^eibigt ]§atte, für fit^ ju gewinnen:
er 50g ben $apft in feinen S5ortl§eil unb fd^Iug bie Eingriffe Maji*
milian^ ^urürf; er gab ben ©ad^en augenblitftid§ eine SBenbung, aU
l^ötte e§ nie eine ßiga gegeben. @§ toar ber .^er^og öon Orleans,
ben tütr !ennen, ^önig ßubmig ber 3^ölfte.
@r ftanb, er^äl^lt man, an feinem ^enfter, ol§ne 3U miffen, ba§
Äarl tobt ober nur !ran! fei, al§ bie !öniglid§e ßeibtoad^e öor il^m
oufäog unb il^rem nunmelirigen §errn unb Könige ein Sebel^od^ brad^te ^).
hierauf f^jrac^ er, fo gut er mu^te, öon ^arl VIII., bef|)rengte feine
2eiä)t mit gemeintem SBaffer^) unb em|)fing bie |)ulbigung ber
@ro§en.
ßubmig mar ein öottfommen enttoidelter ^ann, mel^r in a'b-
fteigenbem al§ in auffteigenbem Filter unb bereite mit bem ^obogra
ein' menig bel^aftet*). TOt jener Söilbl^eit ber erften Sugenb , mo
feine ^ofmeifter i^n mä)i anberg al§ Vermummt 5U ^üd^tigen magten —
benn fie fürchteten, er möchte fid^ räd§en — , mit jenem Sraufen ber f|)ä=
teren hti Belagen, äöaffenfpielen unb inneren Kriegen mar e§ öorbei^).
5^10 d^ mar er aber me§r al§ ein anberer Surft unb mal)ri§aft ritter=
lid^. S)a§ @rfte, ma§ er bemaliren p muffen glaubt, ift feine Q:^xt:
mer il^m bie angreift, mer il^m aud^ eine Heine Untreue ©d^ulb giebt,
ben miE er mit feinem ©c^mert miberlegen. 3)ann lagen il)m feine
ßdnber unb feine 9led§te am §eraen. „^d) miE 5lEe§ ertragen,"
fagt er, „aber an meiner (B)xc unb meinen ßänbern miE iii) nid^t
leiben'' ^). @r ^at ni(^t fo fül^ne ^läne, mie Äarl, er l^at nid§t bie
^oberung§fud§t ^IRajimilianS ; nur feine ^^d)i^ miE er öerferf)ten;
1) 2ößi§!unig 260.
2) Corio, Storia di Milano 967.
3) Extrait d'une histoire hii Godefroy 198.
4) ^JJiajritnilian an e§linQcn, bei 2)att 564.
5) Extrait de l'histoire de Louis 337.
6) Zurita. Macchiavelli, LegazioDO V, 355.
Subtütg XIL unb S3enebig gegen SJiailonb. 105
nnb barum ^at er fid§ ntc^t ein $lu§ Ultra, fonbern ein (5ta(^el=
fd^toetn 5um ©t)mboI genommeTi. 2)on il^m ift ba§ fd^öne Söort:
„S)er ^önig räd^t ntd^t, tna^ bem ©eraog ge|(ä)e:^eti." @r toiE ju
feinen Kriegen lieber feine 2)omänen öeräu^ern, al§ fein arme§ S5ot!
mit 5lBgaben erf(^ö|3fen^). S)iefelbe @efinnung mad)t ii)n f(j§onungg=
tJoH unb milb gegen 5lnbere. UebrigenS t)at i^n ha^ 5l(ter täglid^
f^arfamer gemacht. @Ieic^ im Anfang lie§ er feinen S5orgänger au§
ben ßx-f)3arniffen feiner Kammer au S3loi§ beftatten^).
S)ie innere SJertoaltung legt er bon 5lnfang an in bic .^änbe
be§ @r3bif(^of§ 3U ütouen, ©eorg b'^lmboife. ©d^on am §ofe Sub=
toigg be§ giften l)'itte @eorg, felbft im 2öiberf|)rud^ mit feinem eigenen
SBruber, bie ^artei be§ nunme'^rigen Äönig§ gehalten; er toar für
benfelben in§ @efängni§ getommen, al§ er 5U feinem S5ort^eil ettoa§
toiber ^arl VIII. toagen tüoEen; fie tüaren nur brei ;^al§re au§ein=
anber unb einer bem anbern mit toal^rem SJertrauen ergeben; be=
fonber§ nat^bem S)unoi§ geftorben, ^atte @eorg böEig unb unget^eilt
ia^ €^x feinet §errn^).
2)a§ erfte (Sefd^äft be§ Äönig§ unb feine§ @r3bifd)of§ mu^te
bie böEige @i(f)erung ber inneren to^e fein. ^arl§ ©c^mefter,
^nna bon S5ourbon, forberte tüenigften§ in bemjenigen eine @nt=
ft^öbigung, toaS il§r ©ropater, i^r Später unb x^x trüber ^ur ^rone
ertüorben; fie mar aufrieben, al§ man i^rer Soc^ter ©ufanna eine
faft fd)on aufgegebene ^flac^folge in aEen S3efi|ungen i^xt^ .^aufeg
gemä:^rte*). S)er ^rina bon Dranien empfing feine ©ouberänität
inxM. ©0 Stiele i:^rer fid§ bor Submig fürcfjteten, toeil fie i^n aU
^er^og, etma in feiner x^t^ht mit ber ütegentiu, beleibigt, gaben fid^
aufrieben, aU er bem ta|)fern S^remouiUe, ber i^n bamal§ gefangen,
eine @unft ertt)ie§ unb ju ben ^flamen ber Uebrigen bie rotten
^reuje ber SSegnabigung jeid^nete^). ^Jlur t)on feiner .^rone mottte
er nichts miffen. Söiber ütene'g 5lnfprüd§e auf bie ^robence ent=
fd^ieb ein neue§ @eric§t. S)ie größte ^rage, bie i^m borgelegt mürbe,
Betraf ^Bretagne, ba§ burd^ ben 2:ob ^arl§, ber e§ burc^ feine S5er=
mäT^lung mit 3lnna an bie ^rone gebunben l§atte, mieber bon ber=
felben getrennt mürbe. Submig XII. trug !ein S3eben!en, ftd§ bon
1) Monstrelet 249.
2) Histoire de Charles bei Godefroy 169.
3) Le Gendre: Vie d'Amboise 12, 27, 39.
4) Zurita. Garnier, Hist. de France, tom. XXI.
5) Vie et gestes öon la Tremouille 158.
en
106 Wc§ Söud^. 33iettc§ dapitd.
feiner @emaf)ltn 3o]§anna ^) p fd^eiben, um fid^ mit ber ^rBin feil
S5orgänger§, 3lnna, toieber äu öermäl^len. ^^ol^anna toar freilidi nid^t
fd^öti, unb Äinbet §at fie il^m nid^t geBtadit. 5^un ging fie nad^
SSourgeg, mo fie au|§ too^ü^ätigfte 3llmofen ertt)eitte, mit einigen I
©d^toeftern in ben Orben ber S5ex!ünbigung öerbunben, Bei bem
^olt , ba§ i^r immer gebogen blieb , ben ^flu^m einer ^eiligen t)er=
biente^). 3lnna bebang fid^ an§, ba§ o^^ne i^ren SBiEen ^Bretagne
toeber (Steuern geben, no(^ Beamte Befommen, nod^ in ^rieg geforbert
werben follte. ßubtoig bereinigte auf feinen ^IJlün^en bie 2öa|)^)ei
tjon ^Bretagne unb ^ran!reid^^).
3luf anberen, fomie er in ^ari§ eingebogen, nannte er fid§ Äön^
t)on 5^ea)3e( unb 50^ai(anb^). @r Ujar feiner Sfted^te an biefe Sanbe
gett)i^ ; er ^atte fd^on für Beibe gefod^ten ; nun tooEte er fie gettenb
matten. 2)a§ voax fein großer S5ort^eiI, ba^ bie Siga äerfiel, ja
3ur .^dlfte auf feine ©eite trat. 5ll§ Enrique (Surique^ in einem
^iuflauf 3U ^erpignan getöbtet toorben, ^oufftEon öon ben granaofen
BebroT^t unb nid^t gemeint n)ar, fid§ felBft ju bertl§eibigen , fd^lo^
gerbinanb einen S5ertrag mit ßubtoig, bur(^ ben er fid§ unb bie S3e=
fi^ungen be§ ^aufe§ SSurgunb, bod§ nid^t ettoa geberigo fieberte ^).
S)er $apft ^offte bon Subn)ig fo öiel S}ort§ei(e für fein §au§, ba^
er bie ©d^eibung bon ;^o^annen auf§ leid^tefte au§f)jrad^. 2)ie S5e=
nejianer fanbten i]§m 60 Ralfen bon ßanbia unb 200 foftBare ^elje
Bei feiner Krönung gum ^efd^en!^).
S)ie Unternehmungen nun, bie Subtüig mit ben S^ene^ianern, mit
bem $a:pft unb mit f^erbinanb na6) einanber au§fül§rte, ^aben me^r
bie @in^eit ber Gegebenheit, al§ bie ßin^eit ber ^anbtung. ^mmer
nur ßiner öon feinen SßerBünbeten ift babei im @|)iel; fie treten al§
eben fo biet uerfc^iebene Unternehmungen au^einanber.
%\t erfte ging gegen 5Jlailanb. (Sie mürbe t)on bem Steift
^toifd^en S5enebig unb Sobobico unterftü^t.
^cl6c^ ©abonarola'^ 2obe nämlid^, aB hxt gtorentiner $ifa mieber
angriffen, entfd^ieb fid§ ßobobico für bie 5lngreifenben : „benn e§ ge=
pre il^nen bod^" , Söenebig für bie eingegriffenen: „benn fein 3Bort
muffe man tialten." <&ierauf marben bie S^enejianer ^itigliano, er ben
1) ^ectct bei Nicole Gilles, Chronigues de France 118.
2) Hottingeri Historia Ecclesiastica.
3) OJiünae bei 3)aniel, Hist. de France IV, 596.
4) aJlünjc bei 3)aniel 597.
5) Zurita 140.
6) Petrus Justinianus, Historiae Venetae 359.
Subtoig XII. unb SSenebig gegen ^pfiaitanb. 107
■■'^ 3!}lard^efe öon 5Rantua ; jene bro^teu mit einem fmnäöftfi^en 33unbe :
er öerfe^te, ein fold^er merbe i^t eigener (Schabe fein; in bem ülat^e
ber ^regabi traten t)erf(f)iebene 5!}leinungen ^ertjor; einige alte Später
liefen SSeforgniffe bnrd^blitfen, 3lnbere riet^en, ßoboüico mit eigener ^raft
ju Bekriegen, 2)ritte aber, nnb bie i^n am grünblic§ften jagten —
benn gebe e§ n)o^I eine geheime 3lBfi(^t Bei i§nen, gegen bie er
nii^t fogleicC) öffentlich eine 5Jla§regeI ergreife? ein 5^ad§bar, hjeldfiem
i^xe S5errätl§er bienftBar, fei öon atten ber nnerträglic^fte" — , 2)ritte
alfo f(^tugen einen SSunb mit granfreid^ tjor^). 2öie fottte ßoboDico
glauben, ba§ fie benfelBen, gegen ben fie einen großen ^rieg Be=
gönnen, nm i^n nii^t jum ^^ac^Bar ^u ^aben, aU er no($ .^eraog
toar, nun berufen tüürben, nac^bem er ^önig geujorben? S)ie§
fürchtete jener nid^t. @r fe|te feine f^einbfeligfeiten gegen ^ifa fort,
o^ne TOdEficfjt auf bie SSene^ianer, toelc^e @elb unb ^annfi^aften
f(^i(ften. ^n biefem .gaber beT^ielt er eigentlii^ bie Ober^anb. 2)ur(^
ii§n empfing ^aolo ^iteEi ben .geerfü^rerftab ber glorentiner; unb
er l^alf, ba§ berfelbe öom ^uni bi§ 5um Dctober 1498 Sd^lo^
auf 6c^lo§ um ^^ifa, anä) S5ico unb ßibrafatta, niegna^m unb bie
©tabt felbft auf§ äu^erfte bebrängte. §iertt)iber öerfuc^ten bie
SSenejianer ^uerft nodf) einmal i^re eigenen Gräfte. Sie UDU^ten,
ba§ fie t)on ben Ferren in ber ütomagna betrogen Würben, unb
ttjarben fie bo(^; fo brad^ten fie eine ^a^lreic^e üleiterei in§ j^eVt,
ntd^t-o^ne bie fc^toerften Soften, 16,600 ^ferbe; balb über ^Bologna,
balb über Perugia, balb über ©iena f netten fie ^loren^ felbft jenfeit
ber ?lpenninen ju bebrol^en. Einmal !am auä) ^llöian hinüber unb
ftanb tüiber ^aolo S3itetti^). 3lber mie nun i^re S5öl!er 2;ag unb
^'lai^t jenem ju <g)ülfe burd§ ba§ f^errarifc^e eilten , fo ritten nic^t
minber bei 2;ag unb bei ^aä^t bie ©anfeOerine§c§en, bie Leiter ßo=
bot)ico'§, i'^re $ferbe fpornenb, biefem 5U §ülfe auf go^'li, 3^mola
unb i^aen^a. @nblic§ 9ffd§a§, ba§ au§ bem bene^iaiiifd^en ßager,
ba§ auf biefe Söeife in bem Gebirge ein gefc^ (offen toorben, gro§e
,!paufen mo^l t)on brei^unbert ^ann batjongingen : „fie Ratten meber
Strol), no(^ ^elb, nod^ SSrob" , anbere aber biefen nad^fe^ten, i^nen
ba§ .g)anbgelb ab^une^men, bi§ ft(^ TOe§ auflöfte, fo bafe bal Unter=
uel^men ein für SSenebig üerloreneg mar^). ^n bem Unmut^ über
bog ^Jli^gefd^icf , an meldfiem ßoboüico allein ©c^ulb fei, entfd^loffen
1) Chronicon Venetum 53 — 57.
2) Nardi^ Istorie Fiorent. Nardi, Vita di Tebalducci 57, 63. Bem-
bus, Histor. Venet. 87.
3) Diarium Ferrarense 355, 357.
M
108 @rfte§ SSud). SStcrteS Kapitel.
fte ftd§ 3um .Kriege gegen biefen felBft. ©ie überliefen ©rcole
gerrara, nid^t ettua il^rem Befonberen f^tennbe, ben 5Xu§trag ber
:pifantf($en ©adfie; inbe^ trugen fte bem Könige Subtoig an, i^m mit
6000 ^ferben toiber 9}tailanb bei^ufte^en unter ber ^ebingung,
ba^ er i^nen einen Sl^eit be§ ©ebieteS ßremona nnb ^'^iara b'^lbba
äugefte^e. S)erfelbe ]a1) bie Sebingungen taum, ]o jagte er ja. 5lm
10. gebruar toar bie Uebereinlunft getoi^; ber SobotJico angegriffen
unb bie i^n :^au|)tfä(f)Iid) öert^^eibigt , toaren nun SSeibe tt)iber ben=
felben toerbunben ^).
ßoboöico fürd^tete fid) nid^t. @r l^ielt fid) für ben f(üg
^op'] in Italien. 5ll§ \^m einmal ber ^jöpftlid^e ßeremonienmeifter
fagen WoUk, tnie er einem ßarbinal begegnen muffe, anttoortete er:
„^abt 35r einen «öer^og öon 5}lailanb gefeiten, toeld^er getl^an, toa^
iä) get]^an ? ©o n)erbe iä) and) rtiffen , n)a§ l^ier äu t^un ift" ^).
3n ^ailanb fa^ man ^äufig einen ^^ofenjmeig angemalt, umfc^ricben:
„3}lit S^it" f 0^^^* ^iii^i^ ^aler|)infel , umfd^rieben: „TOt S5erbienft
unb 3eit"^). S)en ^Maulbeerbaum , „al§ ber erft Blätter bringe,
toenn er be§ grü^lingg fidler fei , unb bann auf§ fcl)neEfte" , mag er
ttjol^l einmal aU ©innbilb feiner Älugl^eit angefelien ^aben*). @r
fagte: „in einer -^anb ^abt er ben grieben, in ber anbern ben ^rieg;
felbft im Mege Vermöge ber geberüel mel^r , al§ ba§ ©d^toert" ^).
5flur bie S^it ift e§, n)orauf biefe ^lug^eit ütütffic^t nimmt; fonft
bebient fie fid§ ber !ü^nften @ntfd^lüffe, ber gefäl^iiid^ften 5}littel.
Söiber S5enebig mu^te il^m ^llfonfo öon ßalabrien, tpiber Sllfonfo
S5enebig bienen. ©ein ßanb mu^te i^m einmal ber ^er^og üon
Orläan^, ber e§ bod^ felbft l^aben moKte, unb ein anber ^JJlal 5Jlari*
milian öert^eibigen , bem bie |)errf(^aft eigentlidf) geprt ^atte. S)a
fü'^rten feine Gleiter einen 5!}lol)ren in iliren gähnen, ber mit ber
9ted§ten bie S^ügel eine§ 3lbler§ jurüd^l^ielt unb mit ber ßinfen
einen S)rad^en ertoürgte. ßobobico ift ein ©vieler, ber feine gän^e
(5jiften5 auf einen SBurf tüagt; benn er toei^, bie Sßürfel ge^^ord^en
il^m. ^lur öon ben @eftirnen nimmt er 9latl§. ßr fd^lie^t feinen
©tiEftanb auf brei Sage, o^ne feinen 5lftrologen ju fragen^).
1) Chronicon Venetum 67-72. Bembus 93.
2) Butcardi Diarium VIII, 63.
3) Leunclavius, Pandectae Historiae Turcicae 193.
4) Jovius, Elogia Virorum bellica virtute illustrium 196.
5) Chronicon Venetum 53.
6) Benedicti Diarium 1611, 1623.
Subtoig XU. unb 23enebig gegen ^Jiatlonb. 109
3(^ toeife nid^t, toa§ i^m je^t jein 3lftrolog jagen mod^te; bte
IXmftänbe aber iao^tn fo, ba^ er fi(^ toenig p |ürd§ten braud^te.
ein 53ruber ^X^canio, — ein "iölann, ftet§ üoE ^Idne unb (S5e=
^eimniffe, niemals ju ermüben^), — icar bei itjxn unb l§ielt bie
ÖJibeEinen , tüie er felBft bie .@uelfen , auf feiner Seite ; ba !onnte
er fid^ feineS ßanbe§ gan^ fidler glauben. ©oEte er nun ben %n=
griff bon S^enebig füri^ten? ^n ben 2;ür!en ertoerfte er ber ©tabt
einen f^einb, ber fie genugfam befd)äftigen !onnte. Ober bie Sanken
ber f^ran^ofen? @r l^atte il)nen anbere unb überbieg ftar!e f^eften
entgegen^ufe^en. @efä^rlid§er tvax e§, toenn fiubtoig (Sd^toeijer toarb ;
benn fein italienifd§e§ gu^bolf toax baju anget^an, biefen ju tt)iber=
fte]§en. 5lber aud^ ßobobico toax mit ©d^tot)^ unb Untertoalben, mit
35ern unb Supern in engem SSunbe^); unb !onnten biefe ja eine fran=
5öfifc§e Sßerbung nid^t üer^inbern, fo fonnten fie if)m leidet eine gleid^e
^n^aiji ber ^^x^n, um fie bem Äönig entgegen^ufüljren , getoä^ren.
^ierburd^ marb er feinen geinben gleid^. ^urd^ feinen SSunb mit
5JlayimiIian, burd§ bie Sanb§!nec^te, toeld^e i^m eben barum ju @e=
böte ftanben, mar er i^nen fogar überlegen. S)enn au^erbem !am
e§ nid^t auf bie gange ^raft ber (Staaten, fonbern barauf an, toie
biel @elb ein ^eber angumcnben ^atte. 5l(fo blieb ßobobico mut^ig.
35or brei Sauren Ijatte er eine ^ünge fd^lagen laffen, mo man bie
Si^lange , fein Sinnbilb , einmal eine Silie befd^ü^en , ein anber
'Mal einer ßilie ben ^el(^ fin!en machen fa^, gum 3^^<^^tt, ma§ er
über ^yranfreii^ bermöge ^) ; je^t liatte er in feinem Saal ein 3talien
boll §ä§ne, .^ü^ner unb ^üd^eld^en malen laffen — er meinte, boE
(SJaEier, ^rangofen — unb mitten barunter einen 5!JlOi§ren, ber fie
mit einem S3efen l^inauStrieb*).
2. ©c^meiser unb ©(^maben in ben ^rieg bertoidelt.
5ln biefem ^ambfe n)ar 5[Rajimilian fo gut toie ßobobico be=
t^eiligt.
SBalentina, bie @ro§mutter ÖubtoigS, ^atte bor l^unbert S^al^ren
bie ti3btlid§e ^einbfd^aft a^ifc^^n SSurgunb unb Orleans entjünben
1) Arluni, de hello Veneto I, 22.
2) 2:f(^ubi Ms. bei p:u^§: gWatlänbifdtie gelbäüge T, 234.
3) 3n Rosmini, Trivulzio I, 255, abgebtlbet.
4) Nardi, Istorie VIII, 63.
tbm.
110 ©tftc^ S3u(^. Viertel ßapitel.
Reifen. 5^un regierte ein Orleans in f^ranfreid^ unb l^atte jogar
Söurgunb inne; nun toar ba§ .&au^)t be§ burgunbifd^en |)aufe§
,^önig ber 2)eutf(^en unb forberte Surgunb äurüd. %u ©foraen,
ttjetc^e jener um feiner ©rogmutter mitten angriff , mu^te biefer um
feiner ©ema^Iin mitten öerf^eibigen. .2)en tg)er5og öon Selbem, mit
metd^em jener öermanbt ift, mitt biefer al§ feinen S^tebeEen öerberben^
fo ba§ fie unter brei 5^amen f^einbe finb.
Db nun mo^n^lajimitianö (5oI)n, ^:^ili|)ti, ^atte öerfprec^en mü]
Surgunb nie mit ben Söaffen ju fud^en, ja bem\^''önige Submig miber
Sebermann, ber (eben unb fterben !önne, 5^iemanben aufgenommen,
3U bienen^), marb jener felbft boc§ niemals jum ^^rieben bemegt:
„ber gi^iebe fei ein unreif eingebrachte^ betreibe; im ^rieben er=
obere er fein ßanb nic^t." S5ergeben§ erboten fid^ ütene unb f^^riebrid^
ber SBeife ^ur 25ermittelung^). «Sogleid^ in bem Sanbe be§ .^er^og^
t)on ©elbeiTt, ber fransöfifd^e ^ülfe em))fangen, marb ber Ärieg fort=
gefegt, ber fd^on bei ßiöorno, an ber ©aone geführt toorben.
^an fielet, tüie eng ßoboöico unb ^Jlayimitian öerbunben maren.
ßobot)ico moEte feinen S5ertrag mit f^rantreidf) , menn ber beutfd^e
Äönig feinen i^abe, t)on beffen @Iücf er fid^ ntd§t trennen möge^).
^Jlayimilian mieberl^olte , „ber ^er^og merbe fi(^ ol^ne frembe |)ülfe
öert^eibigen tonnen; aber mo nid^t, fo merbe er in eigener $erfon
mit ber SRad^t be§ l^eiligen Üteid^eS i^m ju §ülfe tommen unb 5Jlai=
lanb fo gut befd^ü^en mie S^trol*).
Söenn nun ßoboüico^S Uebermad^t auf biefem Sunbe beruhte,
fo mufete ber fran^öfifd^e Äönig ben beutfd^en auf eine anbere Söeife
ju befd^äftigen fudjen. @r fonnte x^m §änbel in S)eutfd^(anb er=
regen; unb menigften§ l^aben mir hk SSriefe, morin er ben ^]aU=
grafen an bic ^unbertjä^rige S5ereinung i^rer Käufer erinnert, morin
er einem ber ©öT^ne beffelben einen ^enfion an feinem §ofe, einem
anbern l^ö^ere geifttid^e Söürben öerf^jrid^t^). 2öie aber, menn er
^Rittet unb Söege fanb, bie Sd^mei^er an fic^ ju tnü|)fen, fo ba§ er
fid^ i!^re§ gu^üolfS bebienen fonnte, fie gan^ ju Vereinen, fo ba§
ßoboöico feine .^lilfe öon il^nen befam, unb fie äugleid^ mit bem
beutfd^en Könige in Ärieg au fe^en, fo ba§ biefer für fid^ felbft ju
1) Jean Amis, Proces verbal, bei Garnier XXI, 108.
2) Zurita, f. 121. ©polotin, Sebcn g^rtebrid^S be§ Söeifen 78.
3) Lodovico an Brascha bei Rosmini II, 256.
4) Somentius an liOdovico bei Rosmini, 258.
5) 3^nftruction bon 5Jiatt)ieu ^iUtVii in Subetotg, Reliquiae VI, IT
©c^toeljer unb 6d)TOaben in ben Ärieg Jjertüidett. 111
fürd^ten ^tte unb nic^t tüagen burfte, einem ^^nbern 5U §ülfe 3U
f ommen ?
O^ne fein guttun bot fid§ i^m bie getoünft^te Gelegenheit bat.
Xa§ im ^a^t 1498 Georg Goffenbrob t)on ^lugSBurg, tötlglic^er
^liat^ 5u Xitol, mit feiner §auöfran in§ S3ab ju ^fdfferg reifte^)
ba^ er bort einen ^einb fiatte, Graf i^örg Don «Sargan^^), unb
ba^ biefer i^n gefangen 3U nel^men fud^te, mu^te bie fiage ber att=
gemeinen Gef(f)äfte Beftimmen unb einen 3(u§f(^tag in einem fo großen
i?ampfe geben.
Graf ^örg ^atte einft ^irol an SSaiern Bringen toollen unb
toar barum in beg Äönig§ ^c^t^). Unbeforgt jebod^ lebte er mit
feinem Ä=oc§ auf feinem ©d^loffe Crtenftein t)on ben Gütern, bie er
Deräu^erte, unb fc^lief in bem 2^^urme, mo man nod) fein S3ett ^eigt :
unbeforgt; benn er mar in (Sinung mit ben ©tiftSleuten in 6l)ur,
unb feine @ac§e mar il^re ©ac^e. ^er 5lbt in ^^^fäffer§, bem
(N)Dffenbrob in feiner Gefal^r feine Sftettung berbanfte, ein f^^eunb
^Fcarimilian§ , bem biefer feine ^nfd^läge unb Erfolge berichtete,
uiu§te fogar fein ^lofter bor i^m räumen, ^un maren ätoifc^en
(^"fjur unb 5^iroI, über Sngabin bi§ ^ontatt ^in, mo il^re Grenzen
in einanber liefen, über bie Äafttjogtei be§ ^ünfterg im ^ünftert^al,
aur meldte ^eibe 5lnf^ru(i) erl)oben, über ba§ @rbf($en!enamt, ba§ ^aji=
uiitian nid^t, mie frühere Grafen, al§ ein ^ti)n bon ^^nx empfangen
luoEte*), uralte unb feit fur^em befonber^ lebhafte Streitigfeiten.
SEiefer bebiente fid§ Goffenbrob , um fid§ 3U räd§en. @r fpottete
ber ©tiftgleute unb reifte bie S^iroler, big biefe, bie er in ftarfcn
Irub)3§ an bie Grenzen bert^eilte ^) , ^ünftert^al überfielen unb
ua'^men, jene aber fogleid§ aufbracfien unb e§ mieberna^men. hierauf
riefen SSeibe il§re S5unbe§genoffen , bie ©tift^leute guerft ben oberen
il^unb unb bie je^n Gerid§te, mit benen fie ben grauen SSunb bilbeten,
barauf bie Urner, nad§ biefen fed^§ anbere Sd^mei^erorte , mit benen
fie fid^ 1497, auf fo lange Grate unb Grunb befte]§e, öerbünbet^);
unb biefe malinten auf, toer uod^ fonft in ber ßibgenoffenfd^aft mar.
lirol rief gürften, Ferren unb ©täbte be§ fd^mäbifd^en SSunbe^"^).
1) ©tcttlcr, 6l)toni! beB Ued^tlanbcS, p. 329.
2) müUn, ©d^toeiäergefdjid^te, S3b. V, p. 322.
3) mmn, p. 190.
4) aJiünftet, 6o§mo9rQpl)ie, p. 763.
5) ^irf^eimer, de bello Helvetico, p. 13.
6) Simleri Respublica Helvetiorum, p. 36.
7) ©affer, ^lug^burget 6l)tonif, p. 2.58.
112 erfle§ fSnä). 9]iexte§ ßopitel.
m
^n einem Slugenbtid ftanb bie gange Stenge in ben äöaffen,
'Bä)tütx^ex, brüBen ßanbSfnec^te ; ;^eber tüartete, toag ber 3lnb
t^un tu erbe.
S)ie§ ift nidit ein 5lnf(f)tag be§ Äönig§ t)on ^ranfreid^ ; aBet b
Segebenl^eit ift i^^m ftatt ütat^e§. 5^od§ toar atoeifer^aft, oB eg aud^
5um Kriege fomme ; benn 5!Jla2:imi(ian !onnte i^n nid§t tüünfd^en, unb
am 5. f^eBruar 1499 erüärte ber 3lBfc§ieb öon ßu^ern^), c§ fei t)er=
tragen unb än^eifel^aft, oB ftc§ bie maitänbifd) gefinnten Orte mit ben
übrigen Vereinen n)ürben. (g§ geft^a^ unb toie t)on felBft. 3n
beutfc^en Sanben pflegt fi(^ ätoifd^en ben ^tad^Barn fd^on ber §ufen
unb ber gelbmarfen, aber Befonber§ ber ÖieBietSgrengen, burd^ ^ra^lerei,,
©pott unb 5lnfprü(^e ein ^a^ einjufinben, tüie gUDifdien entgtoeiten
^efd^toiftern, um fo heftiger, je unt)orben!lid§er fein llrf|}rung ift; jeber
3lnla§ ertoedt i^n. §ier, tt)ie bie (Sd^toeiaer, aU fei ^^riebe, öon
ben ^renjen äurütf unb Bei ^utenBerg öorBeigogen, !ro(^en bie
Sanb§!ned§te auf allen SSieren über bie dauern unb mußten \id)
an toie ^n\)^; too ber Sft^^in ^eibe fd^ieb, :pu^ten biefelBen eine ^uT^
an, taugten mit i^r unb fd§rieen, fie Ratten bie ^raut, man möge i^nen
ben SSräutigam fenben; fie tauften in SSenbre ein ^alB „Slmman
Sflebing" ^) ; unb mit ben ^Variationen beffelBen 2öi|e§ öergnügten fie
fid^ Bei ßonftang, Bei S)ieffen5ofen , üBeraK. ^ierüBer ergrimmt,
gingen einige ^üi^id^er unb Sh^^ (^^ 6. geBruar üBer ben W^ein,
marfen ben ^yeinb unb rannten über ©toc£ unb ©tauben an ben
SSobenfee fort, too fie bie Sanb§!ned§te, beren 3lnfü:^rer eben mut^tog
gemorben unb um!eT§ren tooEten, auf§ neue Brad^en, einige in bie
@räBen jagten, ba§ fie ertranfen, anbere in bie 5}toräfte, ba^ fie
erfroren, britte auf bie f^tud^t Bi§ Ulm, Bi§ SlugSBurg, mo^in fie
i^ren ©(^redten berBreiteten^).
2)ie§ nun machte ben .^rieg gemi§ unb bereinigte bie ©(^toeiger.
Subor toaren ©d)U)l)a unb Untertoalben oB bem SÖalb, ßuäem unb
33em in bie ßiga getreten; (S)laru§ toollte ber fünfte Ort fein*),
©ie l^atten e§ gu ^J^ajimilianS fünften getrau, ber eBen barum
fc^toeigerifd^e @efanbte Bei feinem ßibomer 3uge, fdfitoeigerifd^e ©ölbner
Bei feinem ^urgunber Kriege ^atte. S)iefelBen Orte maren bie S5er=
bünbeten ßobot)ico^§. ^}lun aber galt e§ ben entgegengefe^ten SSunb
groar nid^t au^brücElid^ toiber ßobotico, bod^ gemi§ toiber ^ajimilia:
1) 5lbfd^ieb Bei ®luplo^f)eim, p. 77.
2) ©tettler 331. eblibad^ unb 3:fd^ubi M @(u^btD^{)etm.
3) 5ßirf^eimer, de hello Helvetico, p. 14. jl^c^ubi.
4) ©tettler 325—328.
©c^toeiacr unb ©c^toaben in bcn fitieg öertoirfcU. 113
t)on beffen ^äi^tn bie Se^be öetanla^t, öon beffen Sanb§!nec^ten fie
]um 5lu§Bru($ geBrad§t toar. S)ie ^tbgenoffenfd^aft ^iett befjer 5u=
jammen al§ bie Siga; e§ Vereinten fi(^ fämmtlid^e Orte ju bem
,*(?nege. ßubtoig fal^ e§, unb eBen ba er fii^ mit S^enebig unb bem ^ap]i
D ertrug, ba ftd^ im ^nmm 2)eutfc§lanb§ hu Käufer ^falg unb
^aiern=2anb§^ut , Beibe bem öfterreid)ifc§en abgeneigt, auf§ engfte
üereinten, trug er ben ©(^tüei^ern feinen ^unb an^). DBtüo^I ßobo=
öico miffen lie^, „er ^^abe bie ©d^toaBen nod§ nie unterftü^t, er tüoUt
ätoifi^en i^nen unb ben ©(^toei^ern S5ermitt(er fein" ^) — benn er
fa^^ auc^, tva§, e§ galt — , oBmo^l e§ unter biefen manrfie gab, bie
fic^ gegen ben ^rieg mit £)efterreid§ fträubten, fo toar hoä) bie anbere
5!}leinung bie übertoiegenbe : „benn toaS l^abe t!)nen je ba§ §au§ Oefter=
xiiä) p äöege gebracht, al§ in Söorten (5(^im|)f unb in ber 2^at
ben Ärieg; ba§ aber fei ber 3öeg, fein SJorne^men ^u ©d^anben ^u
ma(^en." ©ie fc§Ioffen inggefammt am 21. Wdx^ 1499 ben S5er=
trag^): „S)er ^önig t)erf^)ri(^t i'^nen ^ülfe in t^^ren Kriegen an
„50^annf($a|t unb an (S^elb, ^überbie§, unb au(^ im f^rieben, jebem
„Drte 2000 r^einifc^e Bulben be§ ^a^re§, toogegen fie i^m freie
„äöerbung geftatten, ^fliemanbem aber toiber i^^n" *) , unb fingen
i^re äel^n ©ieget an bie Ur!unbe. ^ann nahmen fie bie tou^igung
in i:§re ga:§nen unb befe^ten i^re ^rensen^).
^od) öon ben GueHen be§ 3nn unb berj^@tf(5 l^er, ba§ 9t:^ein=
tT^al 3tt)ifc§en bem (Sennitoalb öon ^l^^engeE unb ber rotten Sßanb
S5orarlberg§ entlang, an beiben Ufern be§ S3obenfee§, bi§ ^inab, too
ber üt^ein feinen Sauf ijoEbrac^t ^at unb ju Tf)aU ftürät, ftanben fie,
Öraubünbner miber 2:iroIer, 9(|)penäeEer unb 6t. @aüer, toiber be§
Königs ßanb§!ne{^te unb ßanböol!, bie neun Orte im 2;^urgau toiber
ßonftanj unb hie ©täbte t)om fd^toäbifc^en SSunb, Qüiiä) unb <Solo=
tT^urn tüiber ben 5lbel im ©unbgau unb «Jpegau. TOtten ^tüifd^en
il^nen fIo§ ber 9t:§ein unb fd^mürfte beibe Ufer mit ber ^ra(^t feinet
5rü^ling§. Unter i^nen aber ^örte man marn^en ©(^tnaben ^ra^Ien,
er tooEe brüben fengen unb brennen , ba§ <Bt ^eter öor ütaud^ bie
§tmmel§t^ür nic^t finben foEe ; fterbe er, fo möge man feine Gebeine
äu ^ulöer toiber hk geinbe ^erfto^en^); bie ©d^toeiäer bagegen
1) Sfd^ubi bei f^ud)§, p. 239.
2) 5lu§ Sobot)ico'§ SBtiefc, p. 240.
3) ©tettler 337. (Ulbl., p. 93.
4) Sinsheim 33ernet 6f)roni! II, ©. 360. (51. b. n. 5t.)
5) Unreft, Deftcrteid^ifdie 6()ronif in ^Qi)n, coUectio monumentorum.
Tom. I, p. 803.
6) ©tcttler, p. 331. {%. b. it. 31.) 2ln§!)elm II., ©. 302.
b. 5Ranfe'§ aSctfe XXXIII. XXXIV. - 9lom. «. gerat. SSöHer. 3. ?luH. 8
114
etfte§ SSud^. 95tette§ (Sapttcl.
fd^tooren au ben fettigen, fte tooEten feinen f^einb gefangen nehmen,
Jonbern fte aHe an Sobe f dalagen, tüit %e 5lttt)otbem get^an^).
3ene njollten nut i^ren ^a^ öergnügen, btefe xijxe gret^eit bef(^ix=
men, weld^e Bebrol^t fei: unb i^r Ärieg tcar fo.
3u gleicher S^^t gingen einmal bie (Sibgenoffen h)iber bie 3öaE=
gauer über ben '^^nn unb bie SSünbifd^en über bie SSrüde tjon
Sonftanj gegen \)a^ Sanb am ©d^maberlotf). hierauf marb ber
Sanbfturm aufgeboten, auf ber fd§toäbifd§en ©eite burd^ ©d^üffe, auf ber
fd^m ei^erif d^en burd^ '^anä) , unb ba§ SSol! lief an feine (5ammel=
:p(ä|e. ZffUXQaun, Söifd^ofjeEer, ©t. Gatter !amen am ©d^maberlod^
3U ber §ütfe ber gefammten (5ibgenoffenfd§aft unb gingen, hu ßanb§=
fned^te p fud^en. ©d^on toaren biefe auf bem ^eimpge, i!)re
Söagen mit betreibe, il^re S5ü(^fen unb gelbftüde mit $fan=
neu, ^effeln unb mand^erlei ütaub bebest ^). 5luf Mr^eren 2öe=
gen im Söalbe, im blutigen 3ufammengeT§en tourben fie eingeholt;
unb mie erft ber ^^ül^rer be§ f^u^bol!^, S5ur!arb öon Üianbed, ber
al§ ber toilbefte ©d^mei^erfeinb galt, gefatten mar, ber gü^rer ber
9teifigen aber, 3öolf bon f^ürftenberg, nad^ ritterlid[)em ^am|)fe fid^ in
bie fylud^t gemorfen ]§atte, öerlie^en bie Sanb§!ned^te beibe§, S3üd^fen
unb SSeute, unb flogen naä) ber SSrüde ber ©tabt, nad^ ben ©d^iffen
im ©ee^). S)a§ mar bie ©d^Iad^t bon ©d§maberIod§. 3nbeffen
öei-fammelten fid§ 5lEgauer, ^tfd^länber unb ©d^maben brüben M
grafteuä. ^u§ if)xen gruben ftiegen bie ^erg!na^|)en , map^jneten
ftdC) mit ©ta^l, rühmten fid§ oiel unb tamen. ©ie magten nid§t,
il^ren geinb p fud^en; fie öerfd^anaten , ob er felbft fäme, il^re Se^e
tDol)I. ^uf ber ©bi|e be§ Sanjengaft über il^r ftanben 300 ©d§ü^en,
an feinem Su^e bie ^napptn^). ^n ber 2::§at famen bie ©d^mei^er
in ätoei Raufen, bem gemaltigen im S^^ale gegen bie ße^e, bem
Verlorenen Don 2000 ^ann ben ßangengaft l^inan. S)en 3^^^=
taufenb ritt §eini äöolleb ben erften Slbfa^ boran; bann flieg er
ab, liefe fie Inieen unb x^x S5aterunfer beten ; er f^rad^ : „3n (Boik^
Flamen mir nad^!" unb fü'^rte fie bie ©d^lud^ten ]§inburd§, mo
^iner ben 3lnbern an feinem ©^jiefee T^inauf^iel^en mufete ^) , ^uerft
unter bie kugeln ber ©d§ü|en unb an biefe felbft, bi§ er fie marf,
barnad^ auf bie knappen unb marf i^^r erfte§ , i^r ^meiteg (SJlieb,
1) 3lbfd^icb t)om 11. ^Jlörä unb ^ricg§orbnung bei ©luplo^^eim, p. 86.
2) Z\dfnbi bei ®l^bl., p. 103.
3) «Ptrf^eimer, p. 15.
4) ©tettler, p. 341.
5) Stfc^ubi bei ©I^bl., p. 99.
©d^toetact unb ©d^tüaben in bcti Ätieg bethjtrfclt. 115
•alle ber 6(^anae 3u; unb l^ter, ^c^on Steger, traf er ben großen
-Raufen ^). ^ufammen üBerftiegen fte ben großen SSer^^au; fie fa^en
t)en ^einb in bret @d§aaren, toie er fein ^ef(^ü| bereitete, ©inen
^ngenblicf tcarfen fie fid^ nieber, Bis bie kugeln über fie ba!)in=
.gefahren; bann tooEten fie ent^jor. „5^od§ nid^t, ©ibgenoffen!" rief
^eini, „nod^ einen ©(^u^ borüBer, bann nnter fie!" ©ie fnieeten
aEe; er, um bie Orbnung ^u ermatten, ftanb aufred)t mitten unter
il^nen, ein ftar!er, langer, Breiter 5[Rann, für TOe Beforgt, für fi(^
fur(f)tlo§. S)ie kugeln gingen , fie trafen nid^t , Bio auf eine , unb
biefe traf i^n. (5r fprac^: „ßegt mi($ toeg unb greifet an"^)! ^n
jtoei ©tunben tüaren bie ©t^maBen au§ bem ßager berjagt; bie
^eid^en mit rotten ^reujen fd^Ujammen nad§ ^^elbüri^ ^inaB. 5^od§
^uf ba§ (5d§la(^tfelb tamen bie Söattgauer mit ©acrament, ^riefter=
f(^aft, SöeiBern unb ^inbern unb Baten um ^nabe^). S)ie ©d^maBen
tröfteten fidf) unb f|)rad^en: „2öo ift nun (5uer äöoEeB?" S)ie <Bä)'mti=
ger antworteten: „@r fpiett mit bem 9ftanbe(f Söürfel."
S)ie ©d^toei^er maren üBeraE im Sl^ort^eil. S5on 5li^iengen jogen
t)ie ßanb§!ned^te, im ^embe, einen meinen @taB unb ein ©tüii Srob
in ben §änben, bor i'^nen ab*); bon ^lumenec^ trug bie §au§frau
il^ren ^ema^l al§ ben lieBften @d§a|, ben fie mitnehmen burfte, au§
bem 6df)toffe; auf ber ^alfer §eibe midien bie brei Raufen ber
Stiroler bor ben ^rauBünbnern , mie ba§ §orn bon Uri bon- fern
erfc^ott^) S)agegen erreid^ten ^mar aud§ be§ ^önigg gä^^nlein bie
]§öd§ften Söerge bor bem ©ngabin unb berfolgten ben i^einb l§in=
unter; aber unten fanben fie hk 35rütfen ange^ünbet, über bie fie
Qe^en, bie S)örfer Brennen, in benen fie üBernad^ten , bie SSonät^e
tiemi(^tet, bereu fie genießen moEten; unb fie felBft, bie ^^lünberer,
mußten @ra§ ru|)fen, um fid^ p fättigen, ober tourben l^alB rafenb;
bie fü^en GueEen biefer Gebirge maren i1)x einziger 2^roft^). @o
toar biefer ^rieg: auf teiner ©eite galt e§ (groBerung ober Eingriff,
fonbern auf Beiben 5lBmel)r ober ütad^e; fie öerfd^ian^en fid§, jielien
ou§, ^lünbern, Brennen, feieren um. ^^i(i)t Ratten fid§ bamal§ bie
Benad^Barten ©tobte in ben 33unb ber ©ibgenoffen BegeBen; aBer
biefe maren fo graufam, mie i^re geinbe, unb burd^ gang ©d^maben
1) Hauptmann unb ^5räl)nbrid^ an Sujcrn, M @lupIo^t)eim, p. 522.
2) ©tßttler 342.
3) 5Jlünflet, 6oimogtap^ie, p. 631.
4) ©tettlet 343. 2;fd)ubt unb 5ln§l)elm hzi ©l^bl.
5) ©tettler, 345.
6) 5Ptt!l)etnier 19—21.
8*
116
(gt[le§ aSuc^. 93tcrtc§ ^apikl
toarb aEe TOtttt)0(^ 5lBenb, aEe Samstag nad^ ber ^tebigt jür ben
^unb, |ür SSertoitttüete unb S5ertt)aifte unb ben Sanbfrieben q^tbeiti ^),
5lu(j^ toax nid)t (Eroberung bie Stbfic^t ber «Sd^toeiäer; i^^x Ärieg
biente ^iemanbem alg bem Röntge t)ou f^ranfteti^.
2)enn auf biefe äöeife gefd^a^^, ba§ 5Jlajimiltan in einen f(f)toeren
.^rieg öemicfelt ttjurbe; ßoboöico mu^te beffen §ülfe entBel^ren unb
]af) ]iä) aU fein SSnnbeggeno^ auc^ ber fc§n)ei3erif(^en §ülfe Beraubt.
S)ie ^efa^r bro^ete i^m, toenn ben ^ran^ofen äugtei(^ Ö^^cing, (5d§n)eiäer
h)iber ^ailanb 5u fül^ren. Um einen ^u§trag mit ben ©d^toeijern
5u fu(^en, fd^irfte Sobobico ben ©alea^äo S3i§conti mit 30 ^ferben üBer
3öaEi§ nad^ S3ern — unb @d§tDt)3 njenigften^ toar für benfelben — , aber
öergebeng: einen 5lu§trag erlangte er nid^t^). @§ »ar nur ©ine
9ftettung, tüenn ^Ulajimilian ben ©d^wei^ern in einem fold^en Kriege
begegnete, ba§ fie 5lnberen äu Reifen b ergaben.
3m 3uni 1499 fam 5Jlai-imiIian. (Snblid^ Ratten i^n bie täg=
liefen ©inlabungen ber ©einen Belogen, jene f^einbe in Methan,
bie er immer berfolgte unb niemals einl^olte, ju bertaffen; er adelte
in offenem SSriefe ben 9leid^§ftänben bie UnBilben ber G^ibgenoffen
miber 9fteid§ unb Oefterreid^ auf; er Brad^te in ber S^at nid^t n)enige
auf , i^m äu ^^Ifen ; in furjem tüar ein ftarf e§ .g)eer bon 3fteid§ unb
Sunb 3U Sonftanj tjerfammelt; ba§ ^ot! bon Leibern unb ^urgunb
lag unter bem trafen gürfteuBerg ju 2)orne{i; er toar eine§ guten @r- ^
folget tniber feine geinbe fidler ^). §aBen bie ©c^toei^er i^m tüixt-
(id^ einmal angeboten , toie man erjäT^lt , bem 9teid§e ju bienen unb
feine Kriege toiber dürfen unb äöalen ju filieren, fo mu§ e§ ^ieri
gef(^e^en fein*). I
@r fe|te fie in gro^e ^efa^r unb S5eforgni§; ben gi^anjofenj
äuäu^ie^en, ^ielt er fie nid§t aB. Stt'^^^ ^^^ Submig XII. Vortragen
lieg: „er jie^e, fein ßrBlanb 9)lilano einzunehmen; tt)ie, toenn fid^
feine SJerBünbeten nur mit 3000 3!Jlann auf ben bergen geigten?"
fd^lugen i^m bieg bie Orte aB; aBer etlid^e S^aufenb ©in^elne Be=
ttjegte fein ©olb — benn i^r S5aterlanb ^atte feinen ju geben — ,
bag fie beg S5aterlanbe§ bergagen unb feinen §omme§ b^5lrme§, hit
fid§ 3u ^fti berfammelten, bennod§ äuäogen^)-.'
2)ie @ntf(^eibung lag l^ierauf 3U Beiben Seiten aEein in ben
1) Crusii Annales Suevorum I, p. 513.
2) gu(^§ 242. äBeiSfuntg 271.
8) SDßeiÜunig 261. (Schreiben im ©ditoeiäer aJlufcum unb Bei ®luplo|*
^eim 118.
4) Unreft: Oefterretc^. g^roni! in ^di)n, Collect. Monum. I, 808.
5) 3:fc^ubi Ms. bei f5uct)§. 5lbfd^ieb t)om 22. ^ml
©d^toeiaer unb ©djtoabcn in bcn Ätieg bertoicfelt. 117
Sßaffen unb offenem Kriege. Söenn nnr ^ajimilian nbtx bte ©d^tüet^er
fiegte, fo !onnte ßoboöico in ben f(^tx)äbifd§en S5unb treten unb btefer
fommen, 5Jlailanb ju Befd§ü^en^).
5lm 13. Sult 1499 50g ^ayimitian mit feinem @ef(f)ü^ unb
fetner Sftitterfd^aft in ©ta'^l unb §elmBufd§ über hit SSrüiie bon
Sonftanj gegen ba§ ©c^tüaberlod^. Äaum erfannt in feinem fd^lec^ten
grünen ^iod, unter feinem großen §ut, ritt er um^er unb machte
Orbnung. 2)er 5lbler be§ Utiä)^ flog in be§ ©d^enlen t)on Sim|)urg
^anb; bie ©ternbeuter toeiffagten ÖtücE; er hoffte, bte geinbe !ömen
au§ ben S3ergen ^ernieber. ©te famen nic^t. 5Itfo tooEte er fie
felbft barin fud§en; unb S5iele hofften, fo gut toie er, einen großen
©d§Iag. ^ber fein 3lbel geba(i)te an <Btmpaä) unb ,^arl ben ^ü^nen:
foEte er fein eble§ SSIut n)iber bie l^arten SSauern toagen^)? S)ie
^au^)tleute feiner Söürttemb erger gaben an, „fie feien noc§ t)om Söege
milbe, man muffe hk §ülfe be§ ganzen Sunbe§ erwarten". 8ie
tooEten i§m ni^i folgen. S)er Äönig toarf feinen .^anbfc^u'^ öon
fid§ unb ritt batjon; fie fe^rten eilenb nad§ ber ©tabt um^).
hierauf badete toenigfteng @raf ^^ürftenberg t)on S)orne(I l^er ein=
3ubred)en. @ine§ 2^age§ rüftete ein S)om^ro|)ft 3U 55afel ein @aft=
ma^t auf bem 9Jlünftert^urm bafelbft, um mit feinen ^reunben äu
feigen, toie berfelbe S)orne(l aufbrennen toürbe. S)e§ nämlid^en 5tage§
fa^ 5^icoIau§ ßonrab, ©d§ultl§ei§ t)on ©olot^urn, 3U ßied^ftaE M
Sifd^e, a(§ er erfu'^r, toie e§ mit biefem ©(^loffe fte^e. @r toartete
md)t auf bie 5ln!unft anberer (Sibgenoffen ; mit ben ©einen aEein ftieg
er auf bie <g)ö^en über bem feinblic^en Sager. S)te üteiter maren in
ben S)örfern ^erftreut; bie Sanb§!ne($te tran!en unb tankten, ober
fd^rieen unb sanften fic§; bie ^au|)tleute ^jflegten fid§ in langen
l^leiber-n. ^n bie§ ßager fiel er; S3emer unb gürti^er brangen il§m
nacf). 5lnfang§ mu^te e§ t'^nen gelingen*). 5lber al§ bie geübten
l'anbgfned^te fid^ bod^ in Orbnung gefteEt, al§ bie Gleiter tl^nen ^ur
(Säte tamen, toarb e§ ^meifel^aft, unb einige ©d^mei^er flogen in
\)a^ §olä "bd ber ©d§arfenftue. ^ö^lid^ jur ©eite §i)rner unb @e=
Idjtei unb im ßauf 5ln!ommenbe. SSeibe fa^en auf, toer e§ fei,
luclc^em Steile ber ©ieg unb ha^ ßeben, toeld^em 5Heberlage unb
%oh gebrai^t toerbe. 6§ toar ein gä^nlein, toie ein Sanner ge=
1) Sobobico Ott ©tanga hei Rosmini ü, 261.
2) @ö^ t)on Jöerltc^ingen Sebcn 19. 50^ünftcr, 6o§mDgrQp^ic 632.
3) Coccinius, de bellis Italicis, ap. Freherum II, 278. 2:f(i)ubi.
4) S)ornecfer, Sieb unb SBtief ber SSerncr .^auptleute im 5ln^ang tjon
o^lieim 524, 526. ©tettler 352.
118 etfteg Suci). a3tctte§ 6opttel.
I
ftaltet: e§ toax ba§ f^d^^nletn öon ßu3em. 2)te tapferen Wdunn^
Suaemer unb Suger, öon ber <Bä)taä)i unterrid^tet, l^atten im ^ol^e
bie glüiiittöen gefe^en, i^re Stangen an einen großen SSimBaum ge=
fjängt^), toaren ta nnb fielen in ben f^einb. hierüber faxten bie
dibgenoffen |)er3, unb bie ßanb§!ned§te öertoren ben 3Rni1). @raf
|)einri(i) fiel unb mit i^m 4000 Männer. Maximilians Hoffnungen
tt)axen äu ©nbe ; 5lnfang§ öerfd^lo^ er fic^ in feinem ^ofe 3u ßinbau
unb ließ bie f^ürften an ben Pforten harten ; aber Balb ]§atte er fic^
gefaxt. 5lm 5lbenb lie^ er öffnen unb f^eifte öffentlich; bann fal^
er bon bem i^enfter nat^ ben^Sternen unb rebete bon il^rer ^atur 2).
@r toarb äum ^rieben geneigt; er na^m ^aleaä^o^S S5ermittelung
unb einen Sag ju ©d^apai^fen an.
S)o(^ el)e no(% ettüaS ausgemacht tüarb , ja e^e man nod^ red§t
3ufammen!am, wätirenb nodf) im <g)egau gefd^lagen unb SaufenBerg
Bebrollt mürbe, toarfen fid§ bie granjofen auf ßobobico.
ßobobico fall fein @efd§i(f !ommen. Söiber \i}n lag auf ber
einen Seite berfelBe Mbul^io, bem er t)or brei :^a^ren öffentlii^
entbieten liefe, „ber Stritf toarte fein, tüenn man i^^n ergreife", bem
er ^äm^fer auf ^äm^fer ertoerft, i:§m feine S5errät^erei unb f^eig:§eit
5U Betoeifen, bon bem er anlegt ein S3ilb, ba§ i^n als an ben 33einen
aufgedrängt barfteEte, in aEen feinen «Stäbten auffteEen laff en ^) ; nun
aBer.^atte berfelBe 1500 Sanjen unb 15,000 ^u Sufe unter feinem
^efe^le. 5luf ber anberen ©eite rüfteten fid^ bie S^ene^ianer toiber
i^n. 6r ^atte nun auf bie ©c^toeiäer gehofft, aber fie toaren mit
feinen f^^tnben, auf bie ^eutfc^en, aber fie toaren mit ben ©t^toei«
aem in ^rieg, ein toenig auf bie florentinifc^en 5lrraBiaten, eBen
lagen fie gegen $ifa ju gelbe, enblic§ auf SSajaset^^; bod^ maS :§alf
il^m SBajasetli, ba SJenebig stoei §eere rüftete, eineS U)iber bie 5lür!en
unb eines toiber i^n*)? S)a berfagten i^^m bie auStoärtigen
SöerBinbungen , bie i^n gegrünbet; mit bem geberüel mar eS auS,
unb eS mufete äum ©(fitoerte !ommen. @r traute nod^ auf feine
©d^löffer unb jene @ünftlinge barin, hu er bon aEem anfange mtf)X
als feine Partei geehrt, auf feine Beiben §eere an Beiben ^ren^en,
bie jmar !eine ©d^lad^t toagen, aber ben Bebro^ten ©d^löffern immer
3U Hülfe lommen foEten, auf bie streue ber Mailänber, benen er
immer ber gütigfte ^txx getoefen.
1) a^nfd^rift ©crberg bei ©lu^blo^^cim, p. 134.
2) ptf^eimet, p. 24.
3) Utfunben bei Rosmini 11, 224. 244. I, 276, 299.
4) Chronicon Venetum 96.
Si^tneiser unb ©d^tuaben in ben 5!rieg tuxtoiädi, 119
mitteilt au^ bie§ ertoieS ftc^ a(§ falfc^. 2)enn gleich ergab ftd^
Schloß auf ©(^lo^, fotoie nur Sttöulato erfc^ien. :^ene ©ünftlmge
toaren kneifen, benen xt)X £)Ux1)aupi, Sriüuläto, me^^r ^aii, al§
ßoboötco. 2)ie 58efa^ung t)on SSalen^a ^atte ftd^ eben gerüftet, bem
geinbe öor ben dauern ^u iDtberfte^^en, unb erwartete feinen Angriff,
fo ^tte i^n fd^on ber ^efe!)t§:^aber im ©d^Ioffe, S)onato, huxä) baffelBe
gelaffen, unb fie fa^^ ftd) im Mifen angegriffen. Stugenblitfüc^ tvax
aud§ S)ertona, S^og^era unb ba§ gan^e ßanb jenfeit be§ $o t)er=
lorcn. ^an fagte, Xriöuläio :§abe 300,000 (g§cu§ für bie S5efe^l§^aBer
tnitgeBrad^t ; S)onato ^aBe 5000 Befommen, unb e§ fei !ein ßaftettan,
fein Offiäial in einem milaneftfcfien Schlöffe, ber nirf)t beftoc^en toorben^).
5ltte§ !am auf bie S^ettung öon ?l(effanbria an, unb ba^^in
toarf fid^ mit bem einen jener Beiben §eere ßJalea^^o ©anfeöerin.
Soboöico tüoEte feine ganje ^raft anftrengen, um e§ p Be^au^ten.
@r rief ^ran^ ©anfeöerin mit bem anberen ^eere feinem SSruber au
^ülfe^). Einige marnten i!)n too!)! unb nannten i:§m unter 15
S5erbä(^tigen aud§ beffen ^amen. „2öem foE id) trauen", f^rac^ er,
„toenn nid^t grauäen?" @r !)atte i^n mit ^nabe üBerpuft, er :^atte
i^n tüie fein eigenes ,^inb gefialten. S)enno(^ mie f^ran,^ an ben S^effin
!am , tt)eigerte er ftd^ , ^inüBeraufe|en unb feinem trüber ^u ^ütfe
3U ge^en. Soboöico ^toar üBerrebete fic^, er tonne e§ o^ne ©d^lai^t
nid^t, unb biefe muffe man öor attem öermeiben; aBer jeber anbere
9!Jlenfd^ fagte, granjenS S5errat§ fei offeuBar^). 5^un barf)tt aud^
@alea35o fid^ ^u erretten. (Sr fa^ feine dauern jerfd^offen unb bie
geinbe jum ©türm Bereit; er tnoHte fid^ nid^t ergeBen unb bod^ aud^
nid^t Bi§ ^um I^obe öert^eibigen ; ba toarb er mit ßonftantin üon
5!Jlontferrat , einem feinblic^en 5lnfü^rer, ein§, ba^ er insgeheim aB=
aie^^en bürfe; unb alfo am 28. Stuguft 1499, ^tüifd^en ber britten
unb vierten ©tunbe ber 5^ad^t, er^oB er ftd§ mit feinen §omme^
b^5lrme§ 5ur f^tud^t. ©te nahmen öerfc^tebene äöege: einige nad§ bem
^0, um auf ber geraben ©tra§e, bie meiften nad§ 5)lontferrat, um
öBer ©enua nad§ 5!}lailanb 5u tommen. ©ie toaren öier ©tunben
tocg, e^e bie 2:rom|)ete bie gran^ofen toed^te unb man ben gtüd^»
tigen nac^aufe^en anfing, ©ateaä^o , ä^Jei ©forden , ber @raf öon
^e(3o, Su^io 5[Jlalt)e3ao enttamen üBer ben ^o*). ^n 5!Jlonferrat
1) Corio 969. Jusmondus an Sobobico Bei Rosmini II, 271. Antonius
ex Marchionibus bei Rosm.
2) Nardi III, 62. Senarega 568. St. Gelais 147.
3) ßobobico an Somentius. Corio 971.
4) Lodovico, Commissione ad Ambrogio e Martino, che narrassero
etc. Bei Corio 979. So^o an l^obobico bei Rosm. 27. Corio.
120 ®tfte§ 93u(i). 33tcrtc§ ßa^ttet.
aBer fonnte ßonftanttn bie Streue nid^t galten, bie er öetfprodit
bte §omme§ b^5lrme§ tüurben xi)xtx ^ferbe unb SBaffen Beraubt.
S)te (Stabt toar gefaEen ; ba§ Sanb ftanb offen ; ^alea^jo'^ §eer
tüar öernid^tet. „@ilet", fd§retBt Soboötco an SBi^conti, „eilet jur
!atferli($en 5Jlajeftät. S5er!ünbet i^m btefe§ S5erberBen. Änieet nieber
unb Bittet i^n, ba§ er un§ ni($t um!ommen laffe, ba^ er im giuge
mit einem fo großen ,&eere, al§ i^m möglid^ ift, l^erBeieile. ^n biefem
ßafteE UJoHen n)ir un§ einfd§lie^en unb toarten, Bi§ feine ^ajeftät
fommt, un§ ju Befreien" ^). ^a§ n)ar ßoboöico'§ erfter (Sntfd^lu^, unb
er traute noc^ auf bie TOtanefen, bie er für getreu l^iett, bie ex
Bereits fal^nenU^eife einget^eitt. S)eren ©efinnung aBer ermieS fi(j§
nid^t 3Ut)erläffig ; fie hJoEten il^rem §errn 3n)ar treu fein, aBer, tt)o
möglid§, mit i]§rem S5ort^eil, getoi^ oT^ne il^ren ©i^aben; ba§ SeBen,
ba§ fi€ für ba§ Ijöd^fte aEer @üter l^ielten, für iT§n tüagen ju toolten,
Ujaren fie toeit entfernt^). 5l(§ bie SJene^ianer üBer ben Dglio famen
unb auf !eine neuen S5orf($läge l^örten, geigten fid^ aud§ in ber §au^t=
ftabt kneifen unb granaöfifd§gefinnte. 5lm 30. 5luguft tüurbe ber
©d^a^meifter Sanbriano öon einem !e(fen 5Jlenfd§en, ber 12 üteiter
mit feinem @elbe gebungen, auf bem Söege nad§ bem ^alafte angefaEen
unb berttjunbet unter ba§ ^ferb getüorfen. S)urd^ bie§ ßreignife lüurbc
ßoboöico inne, ba§ er auf bie ^Mlanefen nid§t ^äl^Ien, fid§ unb
feine Familie xf)mn nid^t anvertrauen bürfe^). 2ag§ barauf l^oB er
feine ^uaBen gum .^uffe, einen neunjäl^rigen, 5!)lai*imitian, unb einen
fieBeniä]^rigen , gran^, üBergaB fie feinem trüber, unb mit feinem
^^a^e lk% er fie ben Söeg nad§ S)eutfd^lanb nel^men. hierauf, am
1. ©e^jtemBer, n)äl§Ite er t)ier Männer; biefe aBer coo^tirten ad^t
anbere au§ ben Ö5efd§led§tern , aEe§ ^iBeEinen; er fd^enÜe einem
Sieben ein ^ut unb üBergaB i^nen hu ülegiemng*). 5lud^ er tooEte
üBer bie S3erge. 3l(§ er SSernarbino ba ^orte, ben er erlogen unb
bom (Staube txi)ö^i, ba§ Sd^lo^ unb feine .^leinobe^) üBergeBen
unb ben ^u§ ber Sreue öon i^m empfangen, toar 5lEe§ BefteEt, unb
er fprad^ gu feinen ^Begleitern: „©eib mit @ott!" 5^un mit fid§
aEein, ging er nad^ ber ^ird§e ^abonna beEe (Bxa^k. SSeatrice, bie
©efä'^rtin feinet SöoT^lerge^enS, mit ber fein (^IM geftorBen, lag l^ier
BegraBen. .^ier l^atte ßeonarbo ba S5inci fie Beibe gemalt, if)n mit
1) £oboöico'§ ©(^reiben bei Rosmini I, 322.
2) Chronicon Venetum, p.93.
3) Corio 972.
4) Corio 973.
5) Burcardus, Diarium Rom. 2103. Commissione 980.
©d^toetact unb ©d^toabctt in bcn Stxk^ bcrtoirfelt. 121
bem älteren, fie mit bem jüngeren i^rer ^naBen auf bem ©d^oo^e^).
S)ie ©trauten ber unterge^enben ©onne fc^ienen burd^ bte genfter;
]o ftanb er an i^rem @rabe. ^ie SBrüber be§ ßonüentS Begleiteten
tl^n ]§erau§; er fa^ nod^ einmal um. 3öeld§ ein (SJeUjeBe, bid^t öon
Bunten f^äben, unaBänberlid^ , eng öertooBen, öon ^IM unb ßuft,
SBerfd^ulbung unb 9JliBgefd§t(i biefeg ^enf(^enleBen§ ! ^^m Bradfien bie
tjoEen Xi)xämn au§. dreimal iüanbte er \iä) um; bann ftanb
er lange, ben Äo^f 3ur @rbe, in tiefen @eban!en, ol^ne Semegung^).
3m ©d^lo^garten lärmten tnbe§ fc^on ^ferbe unb ^Jlenfd^en, bte iT^n
]§intoegBegleiten fottten. S)e§ anbern 5Jtorgen§ mit bem f^rü^eften
naT^men fie aEe ben ß^omer Söeg. S5or aEen anberen ©täbten toaren
bie Soma§d§en giBeEinifc^ unb i^eräoglic^; nod^ einmal l^olten fie
i^ren f^ürften ein unb gaBen i^m eine SßoT^nung im Bifcfiöftid^en
ipalafte; fie !amen ben 50^orgen barnad^ auf fein @e^ei§ naä) bem
harten am ©ee jufammen. 3luf einem <&ügel ftanb er unter i:§nen unb
]pxaä) ^) : „Sf^r Bürger, meine Öetreueften ! 55lein (BIM ftanb gut, nun
l^at e§ fi(^ getoenbet. ^^ ^aBe meber i^lei^, nod^ f^reunbe, nod§ Gräfte
^ef|)art ; boc^ ^liemanb ift, ber bem S^errat'^e au§n)ei(^en !önnte, unb
«g toar 5llle§ öergeBenß. i^e^t tt)itt id^ t)or bem (Sefdl)id^e ein tüenig
Bei ©ette treten, nid^t tt)iber ^ott ftreiten, nii^t fo öiel 35öl!er t)er=
berBen unb bie 5)leinigen nod§ erretten. 3u meinem Neffen, bem
burd^laud^tigen Könige ber ülömer, ge'^e ifS) unb ^offe, mit feiner §ülfe
in fur^em fiegreic§ toieberaulommen. S)a folget meinem ütatT^e.
SBenn bie Sranaofen !ommen , toiberfe^t @ud^ nid^t, fonbern geljord^t
i^nen. 5lBer mir Bema^ret (Sure 2;reue, bamit id§ atöbann nid^t tt)ie
ein i5reinb empfangen merbe, fonbern al§ @uer malirer unb erfter
.»iperr. ^ann iä) @ud^ nod§ eine @unft ertoeifen, fo fagt e§ mir, toeil
id) Bei (Buä) Bin." ß^obito, ein SSürger, entgegnete i^m: „55lit ^ei=
nem 5lfd§iebe, f^ürft, ge:^en toir öon Siijt au 5flad^t. SBiEft ®u un§
eine @unft erzeigen, fo fei e§ ber ^ad^la^ be§ Sollet auf 10 :Sal^re,
auf ha^ n)ir aEe 2:age S)eine f^reigeBigleit :preifen, unb bie UeBergaBe
be§ ©d^loffeg in unfere §anb." SSeim ©rften nid^t, aBer Beim Smeiten
jeigte er einiget Seben!en. @ie fd^rieen laut: „@eT§e nid^t ineg, f^ürft,
toir tooHen feinen anberen .g)errn al§ '^iä). 5lBer ge^^eft 2)u, fo üBer=
ÖtB un§ ba§ ©d§lo§, tt)orin unfer §eil unb unfer S5erberBen." ^[nbem
er il^nen gemä:^rte, erfd^oE ba§ @ef(^rei, ber geinb fei fd^on im SSorgo.
1) Vasari, Vita di Leonardo da Vinci in S3b. III.
2) Histoire Ms. de la conquete de Milan Bei Daru, Histoire de
Venise III, 221.
3) Coric 976. Paulus Jovius, Elogia.
122 ®tfte§ 23u(^. S3tette§ ßapitcl.
6r fag ougenBlitftid^ gu ©c^iffe, }u^x ben ©ee ^tnan, ging ba§ S5oT?
teEin l^tnauf ; toie er bei ben SSäbern öon S5otmio tüax, am f^u^e be^
UmbraK, an ber ©ren^e feine§ ßanbe§, ruT^te er nod^ einmal; bann
ftieg er nat^ 2)euty(f)(anb hinüber ^).
©0 ^atte fid§ S5enebig für Pfa 3ngleid§ gerodet nnb entfd^äbigt;
benn ß^remona ergab ]xä) , unb in ber ßat^ebrale bafelbft mürbe ein
mtar für ©t. 5Jlarco errii^tet^). Unb alfo ^atte ßubmig XII. bie 6rb=
fi^aft S5alentinen§ ermorben. SSernarbino ba ©orte auf bem ©c^Iofje
warb betäubt, al§ i^m ber ^önig reid^e ^efd^enfe, einen ^al^rgel^alt,
bie ©d§ä^e unb ba§ @efd)ü| be§ geflüchteten überlief); er jünbete
feine f^adfel an unb fc^mang feine f^al^ne, mie er feinem <^erm jum
guten ober böfen geid^en öerfprod^en ; bie unüberminblid^e i^efte, feiner
Sßol^ltT^äter einzige 3uflu(i)t, übergab er unangegriffen bem f^einbe.
@r 30g fic^ bamit bie S5era(^tung ber @inen unb. 'üxt S5ermünfd§ung
ber 5lnberen 3U. Sänge aber fonnte er ba§ nid^t ertragen, ging f)in
unb erging fid§*). S)er ^önig aber fam in fein neueg ßanb. ;^n
meinem SO^antel unb Barett 50g er burd§ W toei^tape^irten ©trafen
ber ©tabt, unb 6tlid§e nannten x^n ben großen ^önig, il^ren Se=
freier^). @r, um bie mirffamften klaffen für fic^ ^u ftimmen, gab
bem 3lbet aud§ bie ^^ol^e i^cigb, ben pofefforen größeren @ei§alt unb
beftätigte W ^Beamten auf immer; bann lie§ er auf ^lä^en unb
©trafen t)on 5!JlaiIanb öerfünbigen , ba§ bie ^luflagen auf äöein,
Sßeiäen, ^ont, §irfe, Mffe innerl^alb ber ©tabt, ber S5orftäbte, ber
geiftüd^en SSegirfe ju ^[Jlailanb aufhören foEten, anbere Saften in
bem ganzen .^erjogtl^ume ; er ermäßigte bie ©teuem über^au:pt auj^
622,000 ßiöreS^); er meinte bamit ;3ßbermann äufriebenpfteEen.
5lud^ ©enua erfannte feine £)bert)crrfd^aft an. 3l(§ Sorrabin ©tanga
abberufen roorben unb bie 5lbornen fid§ gemaltfamer geigten, tourben
Söiele ßöboöico abgeneigt ; al§ biefer geflol^en , mußten bie Slbomen x^xt
©d^löffer öertaffen unb and) fliegen ; mie ber Äönig gefommen, fd^icfte bie
©tabt 24 ^Oflänner l^inüber , bie eine ß^a^^itutation mit il^m fd^loffen
unb ben ©d^mur be§ neuen @out)erneur§, ^]§ili|)|) t)on Sflaöenftein, auf
biefelbe empfingen. S5i§ Se§bo§, mo^^in W Hennef en geboten, ^errf d§te
1) Corio 977. Senarega 567.
2) Chronicon Venetum 102, 108, 122. Bembus 98.
3) Burcardus 2103. Ferronus, p. 48.
4) Tschudi bei ©lu^blo^^cim 188.
5) Chronicon Venetum 119. 120. Burcardus 2107.
6) Ferronus III, 49. Forma Cridae bei Rosmini II, 278. Gilles, Ci
niques de France f. 180.
©(^tociaer unb ©c^tnoben in ben ßtieg öertoirfelt. 123
nun auä} er ^). S)te minbetmä(i)tigen fyürften fd)Ioffen jt(^ an il^n an ; ber
Waxd)^]^ t)on 50^antua trat in feinen S)ienft ^), grcole Don f^errara, beffen
Ralfen unb ßeo|)arben er ftc^ nac^ 5[Jlattanb bringen lie§, in feinen (5c§u^
unb feine greunbfd^aft^). 2)ie ^opolaren gu ^^loreng nälierten ftd§ i:^m
burc^ eine ^efanbtfd^aft. ^X(i e§ ^um Kriege fant, toä^tte ftrf) bie^^ugenb
ber 5liTabiaten ein §aupt, ba§ fie ^er^og, unb bie ^o^olaren ein
anbereg, ba§ fie Äönig nannten, unb SSeibe fü^^rten auf bem 5Jlar!te
i^ren Hinneigungen entf^red^enbe Sc^auf^iele auf*). 2)ie ^artei ber
^o^olaren befam je^t burd^ Sobot)ico^§ ^aä bie Dber^nb ; fie !amen,
i^r alte§ S5er§ältni§ 3U gran!retc§ 5u erneuern. S5enebig ift ßeonar=
bo'§ Sön)e, beffen SSruft fic^ öffnet, unb fie ift ganj öoE ßilien^).
2)a auc^ ber ^^apft t)on ber |)ü{fe abging, bie i:f)m bie granjofen
gegen bie romagna'fc^en ©forsen leifteten, ba bie SCngioöinen in ^flea^el
bie 5ln!unft be§ ^önigg toünfc^ten, toar er, bisher nur <g)err öon 5lfti,
auf einmal ber bei n)eitem mä(^tigfte gürft in i^talien getoorben.
^Raä) fo glüdlid^ öoEbrac^ten S)ingen ging er narf) ^^ranfreic^ prürf.
5luf immer n)ar boc^ ber mailänbifd^e (Streit nod^ nic§t entft^ieben.
Soboüico, tüeit entfernt babon, feine ©ai^e aufsugeben, bad)te
baran, n)ie einft f^errantino geflogen unb jurüdgefommen, ]§au^tfäd§licö
burd^ ba§ 23ol! öon Neapel fomie bie @unft ber 5}lilanefen. 3u
TOIano ^örte nodt) ber ^önig im 5^obember „^ergog unb 5P^o§r"
f{^reien; im 2)ecember fa^ man eine ^ün^e, bie einen ^JJlo^ren unb
einen 2^ür!en unb bie Umfd^rift jeigte: „^m Söinter tüotten mir
geigen, im Sommer moEen mir tanken" ^). ^m <BpuU gab fic§ aud^
^ier bie öffentlii^e Meinung !unb. äöenn bie Knaben ^mei ^arteten
bilbeten, für ben ^önig unb für ben Herzog, fo fiegten bie §eräog=
li(^en unb brachten ben f^-ü^rer ber Gegner, ber ben ,^önig fpielte,
an ben ©(^man^ eineö @fel§ gebunben, mit ©rfiim^f nad^ ber ©tabt^).
5!Jlailanb§ ^ielt ßobobico fid^ öerfid^ert. ^xi ber ©d^mei^ unter^anbelte
föaleasäo S5i§conti ju feinem SBort^eile ben grieben *) mit ben benac^=
Barten 2)eutfc§en. ßobobico felbft mu^te 'iiie S5ranbfd§a|ung für äöaE=
gau unb 33regen5ermalb , er mu^te bie 20,000 S)ucaten p ^aT^len
übernehmen, o^ne meldte ßonftan^ ba§ ßanbgerid^t im 2;^urgau ben
1) Senarega 563-570. Folieta 272.
2) Chronicon Venetura 122.
3) Diarium Ferrarense 370.
4) Filippo Nerli, Commentarj, p. 80.
5) Vasari, Vita di Leonardo da Vinci. Tom. III, p. 25.
6) Diarium Ferrarense, p. 375, 377.
7) Chronicon Venetum, p. 137.
8) Pirkheimer, p. 27.
124 ®«f^ߧ 35ud^. 2}iette§ Samuel
I
I
3
fieBen Orten, bte e§ forberten, ntt^t üBerlaffen raoEte. hierauf e
Befa^^l man am 22. September ^n Safel bte anbeten Stoiftigtetten
©d§ieb§rid§tem , ban!te ©ott im S)ome unb befd^tüor ben grteben^ "
^it bem ^rieben geigten ftcC) in ben ©(^njei^erorten tüieber b
alten 9^eigungen unb 3tt)iefpälttg!eiten. Soboöico l^atte aud^ l^ier
eine ^artei, unb ba er fid^ ber ßanb§!ne(^te tüieber bebienen fonnt '
Befd^lo^ er, fid^ in einen atüeiten Äam:|3f gu toagen.
5ln ben ^l^jentriften ju beiben Seiten be§ ^ott^arb tDol§n
in ben grünen Sl^älern Urferen unb ßet)antinen, ^ier ac^t tnälfd^c
^emeinben, urfprünglid^ bem 2)omc unb ber §errfd§aft ^u ^ilano
üertüanbt, bort eine beutfdie, bie bom S5ol!e bon Uri geri(i)tet tüurbe.
Oft ]§atten bie %1)äUx einen Qtüi^t, ettoa um bie Mften, unb jebe§
rief feinen ©d§u^]§errn. Sutüeilen aber, toenn bie Urner i^re Dd^fen
burd^ ßeöantina auf ben S^a^rmarft 5U S5arefe trieben, tüurben fie
felbft beleibigt unb maren bann um fo eifriger auf. ^n einem fold^en
©treite l^atte 1402 ßeöantina in ben ©d^irm bon Uri fdfitoören muffen.
6§ mar für bie Urner nod§ !ein au§reid§enber S5ortT§eiL S)er ipa§
bei S3eEen3 ift fo eng, ba^ il^n biefe ©tabt mit ifiren brei 2;^oren
gän^lid^ fd^lie^en !ann. @ie ertoarben auä) SSelten^ ^alb burd§
©etoalt, ^alb burd§ ^auf. hierüber nun Tratten fie feitbem mandCien
^am^f mit SJlaitanb , unb e§ toar eine !^ni , too fie S3eibe§ auf=
gegeben. Sebantina ^mar gab i^nen gran^ ©for^a ^urüd, „aEe
5luguft möd^ten fie üier Ralfen unb eine neue 5lrmbruft bafür na
5!Jlilano bringen", aber nid^t S^eHen^^). (Sie glaubten, aud§ bara
ein gegrünbete§ ^tä)i 5U ]§aben, unb fie folgten bem ^er^og Sout
b'Drl6an§ nad^ ^lobara: fie toaren immer auf feiner ©eite, to
er e§ il^nen jugefagt. 5flun aber, toie berfelbe fid§ burd§ ein S5er=
fpred^en nidf)t gebunben glaubte, ba§ für einen gan^ anberen Sd
gegeben toorben, toar Sobobico, ber mit i^nen bie ütoEe getoed^fe
je|t ettoa§ päufagen geneigt^). 3ßie bie Unter Dd^fen Tratten b
äöaEifer ^ferbe i^ren 5Jlar!t in ^ailanb ; bon ba befamen bie @ra
bünbner beftimmte f^uber ^om unb Sßein; fie fonnten o^ne baj
^er^ogt^um nid^t leben unb l^atten alte ^ribilegien bon ben ©for^i
5lller biefer SJer^ältniffe tonnte fid§ ßobobico 3U bebienen.
3uerft, tüte e§ fd^eint, be§ urnerifd§en. S)enn ju einer unb b
nämlid^en Seit, im October 1499, berf^rad^ er ben Urnern S3elle;
1) Urfunbc hzi ^ud^S, p. 269.
2) Simler, Respublica Helvetica, p. 43. 2)a5 Uebrige 3JlüIIer m
ebel.
3) ßapitulation Sobobico'^ bei «müüet V.
Ee
td^
I
©cf)ttjetäer unb ©ditüabcn in ben ßttcg bcttoitfclt. 125
unb 35a( SSregna^) unb Brarf)te ^alea^so einige .Raufen ju einem
(^infaE in S5alteIIin äufammen^). ^iegmal aber — benn and^
ber 58aiEii toarb augenbütilic^ , unb bie Orte riefen bie 5lu§geäoge=
iien ^uxM, nnb ber ^önig getoä^rte ben Urnern einige S3eft|ungen,
— toaren jene Raufen fo jd^neE augeinanber, al§ fte 5nfammen=
gcraefen ^) @inen S5ort^eiI ^atte ßobobico inbe^ babon. 2)er SSaiEtf
entließ Stiele unbefolbet in ber 5Jlitte be§ äÖinterö, unb Einige er=
rroren auf ber §ö^e ber Gebirge. §ierburd§ machte er fic^ unb bem
-5?önige ^^einbe genug.
2)iefer geinbe, be§ aEgemeinen 5[Ri§t)ergnügen§ unb be§ S5er=
[jä(tniffe§ bon ^rauBünben unb äöaEi§ bebiente fii^ ©aleaäjo äu
einem gtoeiten S5erfu(^e. S)ie SöaEifer erflärten, ber ^i)nig fei il§nen
ein unleiblicCier 5^ad§bar*); 2000 ^raubünbner fteEten ftd^ ^u 6^ur
unter feine f^a^nen; aEe, bie ber S^aiEif beleibigt ober berfdfimä^t
()atte, na^m er auf. ^m Januar 1500 burfte er fi(^ über ba§ @e=
birge 3toifct)en ©ngabin unb S5e(tlin toagen^). (Seine 5ln!unft toar
ber ©ieg. 3luf ha^ erfte @efc^rei öffnete ftc^ g^iabenna; bie @ibel=
(inen bon Sugano unb ßocarno erhoben fid§; bie SSeEin^oner na!)=
men i^r ©(^lo§ für ben «g)er3og ein; au§ ßomo flogen bie gran=
')D]en bor 5l§canio^§ 5ln!unft; in ^abia 50g Sfo^ann OreEi ein, unb
ba e§ an betreibe mangelte, berfa^ er e§ mit ^aftanien^). S)ie
üau^jtfac^e mar, ob bie ^artei be§ §eräog§ in ^atlanb ben ^la^
behaupten mürbe.
^n ^ailanb Ratten bie gibeEtnifc^en Käufer, ßanbrianen, ^ar=
üanen, S5i§conti, SribeEen unb befonber§ einige @eiftlic§e au§ il^nen,
Iribul^io nie gef)or(^en moEen ; fie Ratten fid^ felbft einmal mit bem
tranäi3ftfd§en ^räfecten miber i^n berbünbet^). S^W^^ @ibeEinen
unb @uelfen mar ein erflärter ^rieg; ^utoeilen magte 5^iemanb, bon
SJertrag ju reben, ^umeilen bef^rai^en fi(^ bie §äu^ter unb fd)loffen
einen förmlichen grieben; ^^rtbul^io, ber ftd§ betrug, mie biefe ^4^artei=
ni^rer pflegten, menn fte gefiegt, erhielt ben Uebermutl^ ber anbern
1) 5uc^§ 274.
2) ©tettler 361.
3) Sfdjubi bei ©lu^blopeim unb Suäerner 2lbfd)ieb üon 7ten ^an.
1501 bei @lbl., p. 532.
4) ^anB üxth% Ui g?ud)§ 171.
5) Benedictus Jovius, Historia Novocomensis 58.
6) Bened. Jovius, Historia Novcom. 60. Zurita I, 176. Scben be§
3llo^fiu§ OteEi 40.
7) Arluni, de hello Veneto I, 7. Andrea da Prato, Cronaca, bei Ros-
mini I, 337.
126 ®tf^ߧ ^"t^- SStette§ (Sapitel.
immer leBenbtg. äöie nun am 1. SeBruar 1500 bte 9^ad^rt(^t !ai
bte ©fotjen feien ba, eilten augenblidttd^ Seibe ^u ben Söaffe
2:rit)ul3io mit ben ©uelfen na^m äuetft ben $la| ätoifd^en S)om ui
$alaft ein; bie ©ibeEinen :§atten ^ut:§, fie fteEten fid§ um i^n ui
bie ©einen l§er. ^an ftritt nod§ mit Söorten. ©o lange 2:rtt)ulj^
gute SQÖorte gab : „er toolle fein anbereg ©c^idfal, al§ melc^eS ^c
lanb ^aben tt)erbe, er n)oEe für fein S^aterlanb fterben; aber
möchten getreu fein, bann toürben fie gro^e grei^^eiten erlangen^
Begegneten xf^m feine Gegner nur mit ©:pott: „f^^ ^^ ^^t berfelK
„ber mit bem ^erberben feinet S5aterlanbe§ immer feinen f8oxtf)i
^gefud^t? ber alte Sud)§, ber fie immer Betrogen? @r toerbe il^i
„je^t öerf^red^en tooEen, toa§ er hoä) nid^t galten fönne." 3öie
aber anfing ju Befehlen, man möge bie äöaffen nieberlegen, ^u
brol^en, ber ^önig toerbe bie Stabt ^erftören, tüurben aud^ fie ]^ef=
tiger: ,,!önnten @uelfen, fo !önnten auc^ @iBeEinen bie Söaffen
„fül^ren; au§ ^^efe^len toerbe nun ba§ @e:^ord§en an iT^n fommen:
„aber toarum man i^n bod§ leben laffe? ©ei fein ßeBen ba§ S5er=
„berben, fo toerbe fein Xoh bie Sftettung be§ 3^aterlanbe§ fein."
3mmer ein 5lnberer au§ bem gibeEinifd^en §aufen rief biefe Söorte;
mit jeber ©tunbe äöege§, bie fie hu ©forden nä^er tonnten, toud^S
il^nen ber ^ut^. 2)en anberen borgen toar Sribulsio Bereite nad^
^ar! unb ©d§lo^ gemieden; in ber ©tabt ^örte man ntd§t§, al§
n^^^oQ unb ^]lo:^r unb %oh ben ©uelfen"; aEe Säben maren ge=
fd^loffen unb bie ©trafen öerrammelt. Müulato faT^, ha% bie ©tabt
berloren toar, Oerforgte ba§ ©df)lo§ unb tüiä) nad§ bem Seffin^).
^iefe 5^ad§rid§ten , bie (Sinlabungen feiner Partei trafen Sobo=
bico in 3nn§bru(f. ^oä) mar er nid^t borBereitet; er ]§atte Befon=
ber§ nid^t Sanb§!ned§te genug; nod^ tooEte ^ajimilian nid^t biEi=
gen, ba^ er aufbrodle ^); aber ßobooico toar nid^t jurücfäul^alten : er
naT^m bie Burgunbifd^en ületter 6laube'§ be S5aubrei, Sanb§!ned§te,
fo Oiele er l^atte, unb 30g über bie S3erge^). ^an fam il^m au§
ben Drtfd^aften entgegen: „©ei gefegnet, ßobooico, unfer Surft!"
3n lyreuben filierten il^n hu Soma^d^en in i^^ren ^Jlünfter*); ber
gauäe 5lbel Begegnete iT^m öor ^Ulailanb; jum 3^^^" fetner @nabe
filierte er einfe grüne %a^m, toorin ein ^o^r, in @olb gefletbet,
1) Epistola Hieronymi Moroni ad Varadeum hn Rosmini II, 280.
Chronicon Venetum 137.
2) Älagfd^tift aJlasimiüanS öott 1507 bei g^ud^g II, 91.
3) Benedictus Jövius 61.
4) Chronicon Venetum 137.
©d^toeiacr unb ©d^toaben in bcn Ätteg tcrtoirfclt. 1 27
t)ier t)or i^m tnienbe SSarone an ber ©d^ulter Berührte; ]o 30g er
etn^). <^iemad§ karteten bie ßremonefen nur auf einen 5lnla^ 3um
%1)\atL öon S^enebig, unb in @enua toagten bie (SetoaltT^aBer nid^t, einem
Italiener eine Söad^e an^ut) ertrauen; benn bie ©tabt toar öoE be§
@erürf)t§, „;^o^ann 5lbomo l^aBe gefc^rieben unb fei fd^on mit nea=
politamfd^er §ülfe untertoegS"^); in f^errara felbft folgten 300 ^na=
ben ber Strommel eine§ (Seröitenmöni^^ ; fie fd)lugen an W Spr
be§ öenetianifc^en S5i§bomino unb fd^rieen „^oi}x"^). S)a§ ßanb
tüäre in einem 3lugenbli(fe gänjltd^ in ßobot)ico'§ §anb getoefen, l^ätten
bie Ungetreuen nid^t i!)re @d§löffer überliefert gehabt. 2)iefe mu^te
er geminnen, um ftd^ toieber ju be^au|)ten. @r bradCjte fein .^eer
au(^ bei geringem Solbe auf 12,000 ^Jlann unb 2500 ^ferbe; fein
^IH-uber 2:§oma§ fül)rte t^m ha^ (^efd^ü| nad§, ba§ er eben in S)eutfc^=
lanb gießen laffen. @r fagte au feinem S5ol!e: „^1^ tüiü @uer f^ürft,
ic£) tüiE (Suer S3ruber fein; bod^ mit (SJelb mü^t ^^^r mir Reifen."
Obmol^l nun Stiele fd§on genug für il^n gettian gu ^ben, 5lnbere
feinem (^IMe nodf) nic^t trauen 3U !önnen glaubten, fa^en bod^ \)k
^}leiften ein, ba§ fein S5ebürfnt| i^r SSebürfni^ tüar, unb unterftü^=
ten i^n. hierauf belagerte 2l§canto ba§ mailänbifd^e, er ba§ (5d§lo§
J1J ^loöara.
S5or biefer SSetoegung mar ^triünl^io surütfgetDid^en auf Söegen,
bie i^m bie dauern mit SSäumen unb (Steinen ^u Verlegen fud£)ten,
tüogegen er i^re 2)örfer öertoüftet hinter fid§ lie^, mi^mutl^ig —
benn feine eigene Partei !lagte xf)n an — ^at)ia borbei, nad§ ^or=
tara, nad^ SSerceEt. S)al^tn fanbte ber ^ijnig la 2:remouiEe 5um Ober=
befe^l. ©benba^in !amen einige ©d^toei^er, bie inbe^ in bem ©olbe
Don ßefar S5orgia getoefen*). ®od^ 3um Söiberftanbe gegen ein fo
gro^e§ §eer, al§ Sobobico ]§atte, mar eine neue äöerbung nötl^ig.
^ierju gaben bie f^'toi^ßi^t^tt^^ ^^'^ S^ene^ianer @elb unb mad^ten
ftc§ ber ©rabifd^of t)on Sen§ unb ber S5aiEtf auf ben SGßeg in bie
^ie ©d^meiaer bamaltger geit ftnb tafifer gegen ba^^^tfen^ aber
fd^mad^' gegetT bä§ ^olbTStTluirTimg , fobalb fiT einen f^einb
lateT^'oFer'uÜetnl'lütJor unb in ben Unterl^anblungen. S)a fid§
!ein aEgemeine§ Sntereffe gebilbet l§at, folgen fie blinbling§ bem be=
fonberen. SBenn bie für ßoboöico 5lu§geaogenen treu maren unb
1) Ibid. unb Ferronus III, 51.
2) Senarega 571.
2) Diarium Ferrarense.
4) Moronus ad Varadeum 285. Chronic. Venet. 143. Ferren.
128 6tftߧ SBuc^. 53tertc§ Kapitel.
man nun boC§ bem SSaiEif 5(nbere 5U bem entgegenge|e|ten ©c^h^ur
üBetüe^, fo fonnte ber ^[Jtorb bei* SSertoanbten burd^ SSettoanbte unb
^ierbur($ ein innerer .^rieg, eine 5luf(öfung i^rer @ibgenoffen((^aft
erfolgen. S5ie(leic§t barum fagten fie auf ben erften S5ortrag be&
ißaittifg am 21. ^^eBruar nid^t^ 3u: „erft möge ber .^önig Sflüd»
ftdnbe Be^^a^ten unb bie ßa^jitulate Beftätigen". 2)iefer aBer fagtc
„@§ n)irb bir «fronen gelten, unb ben S3eutel mu§ iä) eröffnen,
öerüe^ ben Sag unb 30g Dxi für £)rt^). %m 11. 5[Jlära famen fie
Ujieber äufammen. ^ajimilian lie§ i^nen tJorfteHen, „in il^rent SSunbe
mit bem fran^öfifd^en Könige fei ba§ ^zi<^ aufgenommen, gegen totU
(^e§ fie §ülfe leiften foEten; nun fei 5!Jtai(anb eine Kammer unb
ßoboüico ein 5lngel^öriger, ein .Jämmerling be§ üleid§e§." S)a§ "war
Befonberg bamal^ nid§t unBegrünbet, ba fid^ Sobobico öoEfommen
an ben römifc§=beutfc§en l^önig anfd^lofe; aBer nac^bem fie ba§ @elb
empfangen, ^örten fie auf feine ^egengrünbe^). S)ie S^xif£)ex tt)äl)(=
ten Hauptmann unb S5enner 3U iT^ren gähnen; bie gteiBurger gaBen
i^re ütät^e mit; öerBot man e§ gleid^ in S3em)^, fo folgte bod^
ba§ S5ol! ber irommel aud^ toiber ba§ S5erBot. <Bk 3ogen, einige
bie ©oane auftoärtS üBer ben SSern^arbin , bie brei ßänber üBer hen
^ottl^arb , unb famen nad§ S5ercelli. ©ie mußten nid^t , toaS fie !
t^^aten. 5[Rand^er l^atte feinen SSruber, feinen Sd^toager, feinen Spater |
in 5flobara fid^ gegenüBer. f
@ntn?eber mu^te ^ier ein ©d^tour geBroi^en merben , ober bie
@ibgenoffenfd§aft mar aufgelöft.
5loc^ nannte ßobobico fein ßager ba§ glüc^f eligfte *) ; nod^ ^offte
er aEe UeBergefommenen an fid^ ju ^ie^en. @r backte fid§ be§ S5or=
t^eilS ber Urner gu Bebienen unb fanbte an bie ©(^mei^er: „S5el=
leuä, 5}lenbri§, Sugano, ßocarno unb S5al ^O^laggia moEe er i^nen
aBtreten, er moEe i^nen fogleidf) 40,000 unb jäl^rlic^ 24,000 S)u=
caten ^a^^len , mofern fie i^n be§ Königs entlebigten" ^). S)a ]§atten
fd^on bie gemeinen SSerner in ©tabt unb Sanb, bereu SJertoanbte ^u
Beiben Seiten fteT§en mochten, i^ren 9ltat^, il§ren (S(^ult^ei§ geBeten,.
für htn grieben p forgen, unb ^atte biefer ^atf) ben ©ibgenoffen
tjorgef (plagen ^), Beibe Surften unb Beibe «Ferren öom 6d^toert aB^u»
1) 3ln§^clm unb Xfd^ubt Bei ©luplo|^eim, p. 171.
2) 5lu§ Xfd^ubi bei gfu(i)§ 287.
3) S3ern an aKajtmiltan, p. 299.
4) Sobot)ico'§ Entetfc^ttft Bei gfud^S, p. 304.
5) ©tcttler 364.
6) g3cxn§ SSrief 298 unb 302.
©d^mciaer unb ©d^toaben in bcn Äticg tjcrtoirfclt. 129
i^nen, fonft fei ©d^aben unb groge ©ntatoeiung unöermeiblid^ ; unb
iUcit ba^in rid^teten bte beutfd^en (SJefanbten tl^ren Hinflug, ^n ber
I^at fam e§ am 31. ^ärä 5U einem SSefd^luffe, mit \f)n Soboöico
:inmf{i)te: „am ad^ten ^l^rit foEten öon jebem Ort ^ttjet 35oten in
,ber Verberge ju Uri fein unb öon ba im 5flamen @otte§ bie beiben
^surften p vertragen eilen" ^).
5^o(^ e^e ber ^bfrfjieb fam, ^ogen bie f^ranjofen an§. ßobo=
öico mar !ü^n genug, einem breimal ftär!eren §eere au^er ben
"iölauern ^u begegnen unb ©d^meiaer miber ©dimei^er in (Bä)[aä)i=
orbnung au führen; aber Beibe hielten inne, fie moEten nid^t fid§
mit einanber fd^tagen^). @r ging nad^ 5^ot)ara aurüdf, bie f^einbe
i]^m na(^. @r ermartete ben 5lbfd§ieb, bün!t mi(^, bon bem er 3lEe§
^offte, unb jene §ülfe , bie aud^ am 9. 5l^rit in 6omo mar^).
@nblic§ ging ber 5lbfd§ieb ein; aber er mar nid§t fo un^meibeutig,
ba§ i^n nii^t bie gran^ofen Ratten benu^en fönnen. 3Jlan mar in
ßuäem bod§ ni(^t ööEig einig getoorben; bie ^er5oglid)e ^artei ^atte
@inige§ erlangt, jebod^ nic^t 3lEe§, unb ber ^bfd)ieb lautete auf ^mei
ganj miberfprec^enbe Dinge: „man foEte bie ^ned^te beiberfeit§ l)eim=
ober auf (Sine ©eite maljuen" *). @§ ift offenbar , ba^ bieg ben
Slu^fdllag gab. 3)ie ^^^'^njofen Ratten nämlid^ getreue ^D^enfd^en ge=
funben, ßobobico tg)au|)tleute , bie i^n in einer einzigen 5[Jlufterung
um 500 Bulben betrogen^). Diefe nun gingen in ba§ feinblid^e
ßager unb liefen ben f^einb in ba§ i^^re; e§ marb au§ ameien faft
ein einaigeg; balb mar man ein§, ben 3lbfd^ieb für bie f^ranaofen au
beuten, unb man rief: „TOt bem .g)eraog ift e§ au§!"^) S)ann
famen i^m bie ^ranaofen fo nal)e, ba§ fie i^n beinahe in einem
©aale gefangen ptten^). äöenn er fi(^ über ba§ S[)er^alten feiner
|)au|)tleute beflagte, rief man i^m entgegen: mo fie benn miber @ib=
genoffen ^u ftreiten auö^f^Ö^; tt)enn er nur einen 9ftat:^fd§lag ber=
langte, fo antworteten fie: er möge feine meifen 9ftätl§e fragen; aber
tooEe er einen bon ilinen, nun fo möge er fidf) auf fein guteg ^ferb
^'Ife^en unb nadf) 33eEena ober @f^ent:§al reiten^), ^n biefer ^e=
1) 3lbf(^ieb bei g^ud^S, p. 292, bei ®luplo^t)eiin, p. 174.
2) SScrgidjt «meljerl bei ®l. 175.
3) Benedictus Jovius, Hist. Novocom., p. 61.
4) 3lbfd)ieb bti ©lu^bl.
5) Slbfdiieb bei ®I., p. 532.
6) ?lnfelm bei ^nd,^ 309.
7) 2:apferOogt§ Jßcrgid^t bei %üdß 321.
8) ^fifteri unb 3eEtoeger§ 23ergict)t hd ^U(^§, ©lu^b. unb in 3lto^fiu§
Dtctti'§ Seben, p. 54.
t). atanle'S SBerfc XXXIII. XXXIV. tftont. u. germ. ößtlet. 3. %\xft. 9
130 ®*f*f^ ^"^- 53iertc§ ßapttcl.
bräitötüB trat er in eine Unter^^anblung mit ben gü^rern ber gn
aofen, unb ßignl^ mottte i^m an ftietjen geftatten; aber bie anbe-
toibei-fe^ten ficC), nnb Sriöulaio f^rad^: „(Sr ift fo gut n^ie unfer" i).
S)ran^en ber f^einb, innen S5erratl^; benn and^ feine Italiener
tourben lafe nnb traten tjinter fid). §ier gab e§ nnr @in ©ntfornmen,
jenes, njeld^eS ^emilin§ ^anln§ bem ^er|eu§ riet:^ , in raeld^em
6ato ben großen ütömern Vorangegangen, — bie le^te 5(u§!nnft int
Äampte mit bem @efd§icE, e'^e man unterliegt. ßoboDico toar jeb^
nid^t ber ^ann, eS au erfennen ober a^ ergreifen. fl
5lm 10. 3l^ril 1500, eine§ greitagS Borgens, fafe Sobobtce
^laria ©foraa, genannt ber ^o'^r, in feinem Simmer au 8^ot)ara,
la§ unb fd^ien a« ^^t^"- ®^ ^<^^ ^aleaaao ©anfeöerin ]^erein unb
fagtc au ii)in, „er l^abe nur 200 ©d^toeiaer gefud^t, it)m ein ]6emaff=
nete§ Geleit au toerfdjaffen, aber ^'liemanben gefunben." @§ tamen bie
fd£)tt)eiaerifd^en §au|)tteute unb fagten: „fie müßten abaie^en; moHe er
fii) unter il^nen babonmagen, fo möge er fic^ bertleiben unb tommen."
6r ^örte fie faum, er ta§ toeiter^). ©ie famen roieber: „5ltte§ fei
Bereit" ; fie fanben i^n nodf) aögern ; fo festen fie i:^n, ^alB mit @e=
toalt, ^alb mit feinem Söitten, einen ©d^meiaerrocf über bie fd^ar=
lad§nen Unterleiber gemorfen ^) , auf ein $ferb , gaben il^m eine
|)eEebarbe in bie -ganb , öerbargen i"^n in bem bid^teften Raufen
unb rücften au§ bem 2;^ore. S)a ftanben bie f^ranaofen au beiben
©eiten mit gefenften (5|)eeren, mit gerid^tctem @efdf)ü|, i^n au fud^en
unb nid^t entnommen au laffen^). Einige fielen auf bie ßanb§!ned§te, auf
bie S3nrgunber, unb ^ier nal)men fie §erm i^acob bon @m§ gefangen^);
anbere ritten an bie ©climeiaer ^eran: „fie Ratten i^n; bei Seibeö
Seben, fie möd^ten i^n ausliefern, fie möd^ten i^n anaeigen, ober e§
fei il)r SSerberben" ®) S)er 3ug "^ielt. S)er ^eraog, je^t al§ ÜJlinorit,
bann mit ber .g)eEebarbe, frfion einmal ergriffen, aber, als fei er eS
jxic^t, mieber loSgelaffen, mar balb l^ie, balb ba, unb äöenige tannten
i^n. @nbli(^ ritt ber 33aillif ^eran unb bot 500 S)ucaten bem, ber iT^n
anaeige^). 2)a mu^te ein ^nfag au Uri, beS ^flamenS ^turmann,
l^inter i^m ftel^en unb mufete biefen, bon bem man nie etmaS UebleS
gehört, ber @eminn "^inrei^en, fo ba§ er bie |)anb aufhob unb l^alblaut
1) moxom an 25arabeu§ 290.
. 2) 5)etfelbe, Sergid)! bei g^udjS 331.
3) Auton, p. 110.
4) 3i"^niermann§ Sergic^t 323.
5) ßebelii Epitome laudum Suevoram, p. 141.
6) 5irüdt)li Sd^ereri, ITapfetüogtS SSergid^t.
7) Paulus Jovius, Epitome Historiarum, p. 87.
(öd^toei^er unb ©c^toaben in bcn Äricg bertoitfclt. 131
fagte: „^a" ^). ^fliemanb n)iberfe|te ftc^. S)er IBaillii ergriff, erfannte
ben ^erjog unb l§ieb if)m mit ber flachen Minge üBer bie (5(f)utter;
2rtt?uläio trat ^u i^m unb fprac^: ^Sfor^a, 2)ir ift Vergolten" 2).
SSeim erften ©erüd^t (tefen bie ^IRaitänber ängftlid^ au^ i^ren
-ödufern naä) bem ^alaft. 5l§canio trat unter fte unb f|)rad^: „S)er
^JJlo^r ift gefangen." äöeiter fagte er nichts ; er ]£)atte feine S3erebtfam=
feit öergeffen; er bacf)te nur auf feine eigene ^^luc^t^). i^ranj Sforza
t)at fünf ©ötine gel^abt , atte öon 5^atur trefftief) begabt unb öon i^rer
toeifen ^Jlutter too^t erlogen; oBer ber erfte tüarb öon ben S^erfdiworenen
ermorbet, ber jmeite flol) öor feiner ©cfitDägerin unb ertran!; ber britte
ftarb in 35erbannung, ber vierte toar ßoboöico, unb aud§ 5l§canio, ber
fünfte, entging bem @efd)i(f nic^t: er fiel in bie ©efangenfc^aft t)on
SSenebig. .^eine ©tabt tüar fä^ig, fic^ äu öertl^eibigen. ©ie !amen
ben (Siegern mit bem Oetätüeige entgegen*). S)tefe aber begegneten
il^nen al§ großen äJerbrec^em. S)ie SJog^erefen n)arteten aud^ ßignt)'§,
i]^re§ §errn; er ritt an i^nen öorüber, a(§ fel^e er fie nid§t; fie fingen
an 5U bitten, er prte fie nic^t, bi§ ßoui§ b^Slrg ba§ Sßort für fie na^m ;
fie brachten i^m ©ilBergefd^irr, er gaB e§ augenb(ictüd§ bem S3at)arb'^).
„@ott gcfaEe nidjt" , fagte biefer, „ba§ bie @efcf)en!e fo böfer ßeute
in meine §anb !ommen", unb t^eilte e§ toeiter au§. „^^ fage, er
wirb ber öoEtommenfte 5Jlann" , f^rad^ ßignt). ^n biefem ©inne
nahmen fie ba§ ßanb ein. ^n TOlano mürben bie Äö^fe ber t)or=
ne^mften ©IbeEinen am ^alaft aufgeftectt; ber übrigen fd^onte man^).
2)ie beiben ©forden aber mußten nac§ granfreid^. 33ourge§ unb
1) ©ctiererS ^öergidjt 322.
2) Auton, p. 110. Ferro nus 52. Monstrelet 230. ^n bem Slnaeigcr
für ©c^toei^erifi^e (iiejdii^tc ^otitgang 1884 5^. 80 ©. 279 ift ein ©^reiben tion
(Seoffret) ßatleg (öom 15. ?lpril 1500), ber p ben f^ranäofen gehörte, bie fi^ bei
ber fört)ebung 9Jiailanb» im i^onuar 1500 in ha^ ßoftett äUtüdEgejogen i)atten,
^ublicirt »otben, in toeld^em ebenfoE? angegeben tüitb, ha% ^obobico unter ben
©d^toeiäern, benen er grofee S^etfprec^ungen mad)te, ^u entfommen gefud^t
l)abe. 5Die fjfranäojen liefen bie ©(^toeijer ^Jiann für 3Jlann borüberjie^en; fie
etfonnten l^obotico aud^ baran, bafe er nid^t beutfdC) jpredtjen fonntc (cognitus
pour ce qu'il ne sceut respondre Alemand); bie S3errätt)erei 2;urmann§
faßt t)ier weg; 3lEeö toirb ber JlJeranftaltung be§ franäöfijd^en iöefe^Is^aberi
pgefd^rieben. ©0 aud^ in bem ©d}reiben Slribulaio'^ an bie ©ignorie (bei
©annto, Diarii III, <B. 226). 3Jlan mu§ ober boc^ too^l bei bem bleiben, tt)a8
bie a3erid)te ber ©^toeiaer felbft enthalten. (51. b. 3 %.)
3) Arluni, de beüo Veneto I, 2.
4) Chronicon Venetum 151.
5) Bayard, p. 84.
6) Chron. Venetum 162. Seyssel, Louanges du bon roi, p. 48. 5ln«
^ang jum Monstrelet.
i
132 etfieg SSud^. 53iettc§ 6QpitcI.
ßoc^e^ liegen niiiit unfern öon einanber om (tnfen Ufer ber ßoi
SSourgeS mit einem runben, l^o^en 5ll^urm, öon h)e(cf)em man meiere
3!}leiten toeit fie]^t^), unb ba^in tarn 5l§canio, Sod§e§ auf fteilem
Seifen, mit Sprmen unb Söel^ren, fo gut über tiefen (SJräben, ha^
e§ bie Snglänber für unüberminblidf) erflärten^), unb l)ier fag Soboöi^i
gefangen. Oft l)at er ^ier mit feinem S)iener au§ ^ontremoli t?^B|
feinen ©ünben unb bem ©efd^ict gefproc^en^). „S)a§ ift boS ^eftirn
grang ©forja'S", fagten bie ^Äftrologen in Station: „e§ Bebeutet einen||
^anne MM, aber feiner ^ad^fommenfd^aft S5erberben" *).
,g)atte nun ^Rajimilian an biefem Kriege t^eilgenommen ,
marb er aud^ Don biefem ^Riggefc^itf betroffen. 5ln bemfelben 10.
5l^ril, an Ujeldiem Sobobico gefangen marb, eröffnete er einen üteid^S»
tag äu ?Iug§burg. ©ein ^Infe^en im ületc^e :§ängt nid^t ettoa allein
an einer inneren ^ntmidelung , e§ !§ängt faft nod^ me^r öon feinem
Kriege unb feinem ^^rieben , t)on feinem auSmärtigen ^lüd aT6.
^^ad^bem i^m feit bem ^reiburger Sage öier Ärieg§unterne]§mungen
mißlungen maren, in Surgunb, in ©eibern, in ber ©d^ttJeia unb in
^lailanb , rourbe er genötl^igt , fid§ in ein 9teic^§regiment, ba§ fd^on
in 3öorm§ im SQßer! gemefen mar, au fügen. (5§ beftanb au§
20 TOtgliebern , einem ^urfürften , einem geiftlid^en unb einem
meltlid^en ^^ürften, einem trafen unb einem Prälaten unb 15 3lb=
georbneten. S)iefe S^^njig Ratten ba§ ülec^t, bie dürften in ge=
ringer ^n^a^l unb in§gefammt 3u Berufen, Ärieg 3u Befd^lie^en,
für ben gemeinen Pfennig, ben fie inneBe^alten foEten, Gleiter unb
gngbol! an toerBen, felBft üBer bie ©roBerung ju berfügen, bie etma
gelinge, unb enblid^ mieber ^rieben 5u mad^en^). 2öa§ BlieB nun
norf) bon ber föniglid£)en äöürbe ^urücf? „9Jlan l^ätte un§ gern
entfe^t" , fagte ^tflajimilian , „aber eine getoiffe ^erfon mu^te 3^it
unb Söeile §aBen." 5lm 2. 3uli 1500 marb biefe§ ütegiment Bc=
fd^loffen; am 21. fd^on ging Subtt)ig XII. einer @efanbtfd§aft
beffelBen entgegen. 3n feinen planen ^aik er öon i^m mel§r .&ülfc*
leiftung al§ SGßiberftanb ju ertoarten. @r ^atte über 5)lajimilian
einen öoEfommenen Sieg^).
1) Andre du Chesne, Antiquites, p. 482.
2) Ibid., p. 520.
3) Paul Jovius, Elogia, p. 200.
4) Arluni, de hello Veneto I, 24.
5) ©affer, Slugsbutger 6l)rontf 258. 9Jcgtment§orbitung in ^üUerS
atcid^^taggftaat 25—48.
6) 3Jla jimilianS f urjer SBegtiff feinet 9ieid^§oettoaltutig, p. 120. Monstrelet.
5llcjonber VI. unb ^ein ©ot)n gegen bie SöokÜen bet S^ixä)^. 133
3. ^^}a^ft ^llejanber VI. unb fein ©oT§n gegen bie
SJafallen ber ^irc^e.
2ßäre bent ]o, tva^ man öon bem @eftirn ^rana (Sforaa'g fagte,
]o ^ätU e§ feine tJerbexBlid^e 3öir!ung auf ha^ ganje ffor5if(^=ara=
gonifc^e @ef(^Ie(^t au^gebe^nt. 3^ feinem S3erberBen ent^ttte fid^,
tüe^ljalB ber $a^ft in SSunb mit ßubtnig XII. getreten toar. Um
aber au fflffen , in njelc^er ßage ber ^ap^i mar, ift e§ nöt^ig, t)on
einer aEgemeinen 33etra(^tung au§auge^en.
@efe^e unb ©itten, meldte bie ^inl^eit ber @efeEf($aft in jebem
cinaetncn TOtglieb barftetten, finb nid^t aEein, 5Inbere gegen bid§,
birf) gegen ^Inbere, fonbern auä), bic^ öor bir felBft 5u fd^ü^en, üor=
tjanben. ^ägigung, 23efd^rän!ung feiner felbft, meldte öerfäumen fid§
felöft äerftören t)ei^t, unb metifie bod§ 5^eigung unb UebermutT^ nie
leiben mitt, merben burd§ fie jur ^etoo^n-^eit unb leiten ben '>ilaä)=^
gebenben ofine §arm in fyrieben bie 2;age entlang, bie er leben fott.
^nbe§ , ba ba§ lebenbe @efc^led^t immer neue @efe^e bebarf , mu§
irgenb ^emanb über fie ju i^rem Uii^rung unb 3ßä(^ter erljoben
tuerben, unb an biefem mirb i^re befd)rän!enbe SBirfung unmijglid^
fein. @ine gro^e ^efa^r, met($e inbe§ .g)o^e unb gemeine um hie
äöette an fic§ ^u reiben trad^ten, meldte bie germanifd^=d^riftlid§en
lUationen, ba fie nod^ in (Sin]§eit traren , auf ein (Sinige§ §aupt ge=
legt, einen t)on Greifen gemä'^lten ®rei§, ber bi§ auf ben 5^amen
feinen ^ufammen^ang mit ber Söelt aufgegeben, tion bem fie glaubten,
63otte§ @eift laffe i^n nid)t ir^cn. ^^Iber ^^leigungen finb ungemein
tief unb feft , aud) in ©reifen , unb mer mollte ber äÖelt ab=
fterben unb fie bod^ regieren? @§ mar ein ^IM, ba§ bie ^äpfte
nidjt (eirf)t o^ne aUt ^yuri^t maren, meber al§ fie mit ben Äaifem
ftritten , nodC) ba bie gibettinifd^e ^artei btülite , nodt) ba fie 5u
^(t)ignon in ber @ett)att ber fran^öfifd^en .Könige ftanben. hierauf
befd)rän!te fie ha^ <Bd)x^ma ober bie ißeforgni§ eine§ neuen, ober
bie ^ä^e ber 2:ür!en. @rft, al§ man aud) biefer f^urdfjt gemol^nt
morben, al§ im gangen 5lbenblanbe ^iemanb mar, ber miber bie S5er«
einigung nur Weniger 5Inberer, bie ber $a|)ft immer Traben !onnte, i!^m
Ijdtte miberftel^en tonnen , toar berfelbe gang furd^tlo^. 3^^^^!-*^^^
mad^te bie§ befonberS jum Unglück, bie öerborbene Söal^l unb ber
öffentliche Unglaube, ©in ftarfer ^JlenfcC), beffen ©eele in einem
langen Seben burcli äöoHuft, ^abfud^t unb aEe ^Jla!el ber Söelt un=
rein geworben, menn er e§ erreid}t l^atte unb fid^ plö^lid^ i^alb gött=
lid^ üerel)rt fa^ , f oEte er e§ gum ©uten ober jum ^öf en menben ?
134 6rftc§ fBüöi. aSictteS ßopitel.
@ine i^üxii)t öor 2)cm, Don tDeld^em er nic^t rec§t tüu§te, ob er aud^ f^
fonnte t^n nic^t Bef(^rän!en. ^(ej;anber a§mte aEe grünen S)onnei
tage ben Urheber beg @Iauben§ nad) nnb tnufc^ ^voöii Firmen
i^ü^e; aber bie f^ü^e mußten erft in einem golbenen SSerfen tjol
Wo^Iriedienber Kräuter [teilen, ein ©arbinal erft an§ einem golbene
§anbia§ Söaffer baranf gießen, bann berührte ex fie^). Unbertot
(ic^e 2agebü(^er !lagen it)n einer SÖottuft an, ber and^ bie ^efriebigm
, frember ^u einer eigenen marb, einer @raufam!eit, bie bei 2^age u^
■ bei ^aäjt ^Jlörber befd^äftigte 2) , einer fo burd^bad§ten ^o^e'ü, ht
er einen fonft guten ^ann burd^ SJerf^red^ungen ettoaS ^u betenm
antrieb, toa^ berfelbe nid)t begangen, unb bann bafür beftrafte, aU
"f^abe er e§ get^an^). @inem, ber bon feinem <Bo^n übel gerebet, ließ
f er 3ug{eid§ §anb unb ^ungenf^ji^e abfd^neiben unb bann bie 3ungen=
[, f))i|e, an ben fteinen fyinger gefterft, au^fteEen*).
( S)iefer ^lejanber n)ar nodf) 1497 burd^ S)on i^uan, feinen Sol^n,
bem geberigo für feine S5elel)nung einen ©taat ^ugefagt, mit biefem
unb aEen Sforaen unb 5lragonen eng berbunben. 5lber burd^ ^uanö
))tö^Iid§en %oh — man fanb feinen ßei(^nam in ber 5liber^) — fing
biefe S^erbinbung ju zerreißen an. ^uan tnar, toie eine beutfd^c
g:§roni! fagt, 5Ilejanber§ f^reube, unb feine ©eele gefiel fid^ in il^m.
^Jlun faß er bon S)onnerftag U^ ©onntag eingefd£|loffen, ol^ne 5U effen,
o^ne äu fd^lafen, immer in 2^^ränen, unb backte ab^ubanfen; benn
feine Uebelt^aten feien ©d§ulb^). 3lm ©onntage !am er l^erbor,
ging ju guß nad^ St. ^eter, befallt 5 ßarbinälen, eine neue £)rb=
jUung für feinen §o| 3U mad^en, unb feinen Äinbern, benfelben p
beiiaffen ^) 5lber feine ^inber bel^eriid^ten it)n. 5lEe feine Seiben^
fd^aften maren in ^ö^erem @rabe feinem ©o^ne (S;efar 3U 2^1§eil getnor^
ben: äöoEuft, ^errfd^begier, blutige Ütad^fuc^t, aud§ bie raftlofe S3e=
megung aEer (Seelenfrdfte ju @inem S^ed, feine freigebige unb fd^ein=
_^r großmütl)ige f^ürftlid^feit^). 6efar War ein be:§enber, tno^^lgc«
toad^fener ^ann, ju merfen, ^u reiten, ben ©tier mit einem (Stoß im
1) Anton Harve, Reise 3.
2) Raphael Volaterranus, Vitae Paparum, p. 167. Burcardus. Vale-
rianus, de infelicitate literatorum, p. 272.
3) Burcardus 2085.
4) Burcardus 2137.
5) Burcardus, Diarium 2082. Zurita, f. 125. Mariana XXXI, p. 169.
Guicciardini III, 182.
6) Matthias Döring, Continuatio Chron. Engelhusi. ap. Menken III-
7) Nardi II, 42. Burcardus.
8) Petrus Martyr, Epistolae XV, 143.
h
3l(ej;Qnber VI. unb jein ©o^ti gegen hk Sojaüen ber Jltrc^e. 135
\.'aui 3U treffen geübt ; fein bunfelxot^eS @efic^t tuar üoK leicht eiternber
^-ölüt^c^en , bie feinem 5luge ©c^äife unb ßJIan^ unb eine fd^Iangen=
artige SSetuegung gaben, bie er nur gegen f^rauen etroa^ mäßigte ^).
fiad) feineg 23ruber§ 2:obe, ben man il§m felbft ^ufd^rieB, ftanb fein 'Bmxy^
iiQcft SBaffen unb fürfttid^en (Sl^ren. ©tatt tiom |)ofe p meid^en, brad^te
er bei feinem 33ater öor , er möge i^n ber ßarbinal^toürbe entlaffen
unb mtt einem ^ürftentl^um öerfel^en 2). ^uf bem unt)erlöf(^(id)en
(s§ara!ter ber ^riefterlid^en Sßürbe ru^t bie Äird)e, unb gan^ o^ne
^eif^iel tüar, ben t)ödt)ften 9lang berfelben fal^ren ju (äffen; bod^
fümmerte bieg ben ^^a^jft tnenig, unb in ber %i)Cii fd)(ug er f^^bertgo
üor, berfetbe möge feine ättefte Sod^ter unb 2)on ;3uan§ 33efi|ungen
Öcfarn geben ^). ©d^on tnar ^offreb SSorgia, eg toar aud§ ßucrejia
^orgia, bie man |)en:n ;2^o^ann ©for^a t)on ^efaro mieber entriffen
unb mit 5llonfo Don S3i§ceglia öer^eirat^et, in einer aragonifd^en
^crmäfilung. ^ber (Jefarn fannte i^eberigo. @in fo ftiller, gefegter,
ibter unb feiner %o6)itx öon .^er^en ^uget^aner ^Jlann tonnte bie§
uic^t zugeben. 5Jlit 35itten auf SSitten beftürmten itju bie ©forden:
ber $apft ne^me fonft anbere äöege jum S^erberben ^taüeng; er
aber f^rad§ , „um !ein @ut ber Söett moEe er e§ t^un , lieber ein
armer ©betmann werben, lieber aEe ßeiben ber äöelt ertragen; baöon
möchten fie nic^t mel^r reben". S[^on bem an begann ^le^-anber mit
[yrantreid^ ernftlidt) ^u unter^anbeln. 3llö Subtnig XII. gefam S5alen=
tinoig tjerfprod^en , erfdt)ien biefer im ©onfiftorium ber G'.arbinäle:
,, immer ber Söelt ^ugetl^an, fei er bo(^ immer ju geiftlic^en äöürben
unb ^frünben er^öl)et morben. ©eine ^;)leigung tnoEe nod^ nid^t
ircid^en. @r gebe bal^er feine ^frünben prüd unb bitte , feiner
'^ürbe entlaffen ju Werben" *). 2Bie Ijättte i^m abgefd^lagen werben
iolten, wag lange ^uöor auggemad^t War? ;Sn turpem, im Dttober
1498, 30g er alg ein f^ürft 3U (S^inon ein, wo ßubwig |)of l)ielt.
66 belabene ^Jlaultl^iere gingen öor i^m ^er; er felbft ritt, üon bem
Aput an, ber mit 10 ütubinen leud^tcte, big auf bie ©tiefet mit
Sbelfteinen beberft; fein $ferb War mit filbernen ^ufeifen befd^lagen,
unb 24 5Jlaultl)iere in rot^em ©ammet folgten i^m nad^^). 33alb
jagte ber $apft: „er gebe ein SJiertel feinet ^apfttl^umg barum,
ba§ (Sefar x\\6)i wieberlomme", balb — bcnn er glaubte beleibigt ju
1) Jovius, Elogia virorum bellica virtute clarorum, 201—203.
2) Burcardus, auc^ im Appendix ©orbonS d. 57.
3) Burcardus 2098.
4) Burcardus 2096.
5) Brantome, Capitains etrangers, au§ einem Original.
136 Wte§ 53u^. 2}ierteB ßapitel.
fein — : „tüenn nur 6e(at ba toäre, fo tüoEe er anberg tl^un" ^);
]§terau§ fielet man erft, tote i^n biefer eigentlid§ in ber ©etnalt 1)cl\
^n f^ranfreid^ nun empfing ßefar S5alenttnoi§, t)on bem ber 33ifd^o|
@raf nannte, al§ ein ^er^ogti^um, unb im ^ai 1499 6i§arloti
5ltain§ b'TObret 2;o(^ter, bnrd^ bie er in bie S5ertDanbtfcf)aft
Könige äu ^^aöarra unb i^ran!reid§ !am, al§ ©emOi^lin^). §ief(
fa^te er ^(äne auf eine größere <g)errfc§aft. @rtff ßubtoig bie @foi
in ÜJlaiknb an, fo lüoEte er bie romagna'fd^en unb atte ßel^n^t«
ber toc§e ijerberBen.
^m ©eptemBer 1490 floT^ ßoboöico jum erften ^al; im
öember erüärte ber $a^)ft bie ^Zeffen beffelBen ^moIa^§ unb fyorj
öerluftig^). ^efar erinnerte fi(^ nid^t, ha^ if)x S5ater, @irolai
Otiario, toie er mäd^tig getoorben, gelebt tüie er, unb tüeld^en ?lu§gang
er genommen, ^it fran^öftfd^er unb fd^toeijerifdCier §ütfe ging ßefar
loiber ßat^arina, ßobot)ico^§ ©d^toefter, ^irolamo'S SBitttoe. §ü(fe
l^atte bie S)ame nidC)t. ^^re S^erbünbeten toaren fonft Storenj unb
^aitanb; jeneS, benn ii^r §of toar t)oE fylorentiner*), Don bort Xüax
xf)x britter Öema^l, @iot)anni hi ^$ier f^ranceSco bei ^Jlebici, getoefen,
unb i^r (5oI)n ftanb ^utoeilen bafelbft in @olb ^) ; biefeg fo fel^r, ha'^
eine 3^itfang ^Jleffer @iot)anni ba ßafale, 5lgent Sobot)ico^§, bie gan^e
S5ertüa(tung in §änben ^atte unb bei i^ren gel^eimften 5lubien3en
jugegen toar^); mit beiben ^atte fte fid) im ;^a^re juöor ben S5ene=
^ianern toiberfe^t, in biefem beibc, ^umal ßoboOico, mit 2:ru;p|)en
unterftü^t^). 9lun aber toar Soboöico geflol^en unb 3U 5Rai(anb
aud^ it)r Seinb §ex*r; nun toaren in gloren^ ftatt ber S5orne]§men,
i^^rer f^reunbe, ber greunbe ii^re§ legten ^ema^lS, ^ioöanni 53lebict,
unb i^re§ Äinbeg bie ^opolaren em|)orge!ommen , unb ob fie
too^I hinüberging : „il^r g^ft fei ber i)eilige 5lbenb ber 5(0=
rentiner" , hielten bie bod^ für bebenflic^ , ben granjofen unb
ßefarn 5U n)iberfteT^en. 58ei biefer Sage toar in fur^em ;^mo(a,
©tabt unb <S(^Io§ tjerloren, unb in ber ©tabt ^^orli nal^men bie
6belleute ben geinb auf^). ^oä) T^iett fid§ ba§ ©d^Iog f^orli, baS
.&err $ino Crbetaffi fo befeftigt l^atte, ta^ e§ unüberminb(id§ festen, unb
1) Zurita 159. 160.
2) Fleuranges, p. 12. Ferronus, p. 48.
3) Burcardus 2107.
4) Macchiavelli, Legazione alla Contessa Caterina Sforza, lett. IV, p. 16.
5) Commissione a Macchiavelli, p. 1.
6) Macchiavelli, Legatione, lett. II, 7.
7) Ibid., p. 17.
8) Nardi II, 61.
5lIejQnber VI. unb fein ©o^^n gegen bie SSofaHen ber Äitd^e. 137
Cnit^arina, ttjelt^e fic^ nac^ iT§re§ @ema!)t^ 2:obe tütber alle geinbe ge=
I)n(ten, führte felBer bartn an, ging auf ben 5Jlauern in ben Söaffen
um^er unb iürcfitete ftd) ni(i)t^). 3u i^rer ütettung trug ein 5)luficu§
einen öergifteten ^rie| nacf) 9ftom unb moEte bor ben $apft. S)effen
.Kämmerer roar t)on ^orlt gebürtig, unb mit biefe§ ^ämmererg |)ülfe,
backte er, foEe e§ i^m gelingen. 5tber berfelBe öerriett) il|n. „2)a(^teft
Su äu entbnimen, |aE§ e§ S)ir gelungen?" „ilJleine ^^ürftin tnenigften^
^ätte iä) errettet; fie l)at mi(^ erlogen; id§ tüoEte taufenb 2;obe
für fie leiben" ^). Sefar ^atte S)em 10,000 2)ucaten öerjproc^en, ber
fie i§m lebenbig bringe; unter fol(j^er Umgebung burfte er auf feinen
S^erratl) Ijoffen. «Sie ad)tete e§ nid^t, ba^ ber $a:pft il^r einen ;3a:^r=
ge£)alt öerj^^rad^, unb 6efar§ Eingriffen begegnete fie gut. ©nblic^
tüar bie ^auer bon 400 Äugeln burd^löd)ert unb tt)orb erftiegen.
Sie bert^eibigte fid^ bi§ anlegt; bod) am @nbe marb au(^ fie er=
griffen unb bor (S:efar geführt. 2)er fran^öfifdje §au^tmann forberte
bie 10,000 SDucaten; ßefar rebete bon 2000. „äöoEteft S)u S)ein
SBort brechen?" berfe^te jener unb mar im S5egriffe, fie p tobten^).
Sie ^at barnad) in ^loren^ @!^re unb langet Seben genoffen.
ßobobico'g 3öieber!unft l)emmte biefe Unternehmung ; benn i!^ret=
tuillen mußten fyran^ofen unb ©c^meiäer nacC) ^ilano.
Ueber eine äÖeile !am ber 33ote bon ßobobico'^ ©efangenfd^aft.
2cr ^$apft gab i^m 100 S)ucaten; bie ütömer fd^rieen „Crfo unb
<sran,5ia" in ben ©trafen*), ßefar, ber inbeg ^IJtantel, Barett unb
Stab be§ @onfalonierat§ ber i^ird^e befommen , ging miber ^o§ann
Sjoraa 5U ^efaro^). ^o^ann l}offte auf fein S5ol!, auf 35enebig,
auf Urbino. ^n feinem ©aale Ijatten i^m Slbel unb SBürgerfd^aft auf
feinen SSortrag Sreue unb ^ülfeleiftung berfprod^en; unmittelbar
barauf entberfte er eine S5erfd§mörung. @r mar nad^ S5enebig geeilt,
bas i^n immer gefd^ü^t; bo^ biegmal erinnerte e§ il}n, mie er tür=
fifdie (Sefanbten bei fi^ aufgenommen; ber ^er^og ju Urbino fprad^
i^m ben fd)led^ten 2:roft au, er möge fid^ für eine beffere 3eit auf=
l^aren®). 2Bie (£efar fid^ nöi^erte, fto^ er unb l^interlieg i^m Stabt
unb Sanb. Sa moEte il)n aud^ ^anbolf ^alatefta ju Ütimini
ni(^t erroarten. S3or bem ;^a^re l)atte i^m SJenebig einen ^robe=
1) Chrouicon Venetum, p. 128.
2) Burcardus II, 61.
3) Chronicon Yenetum 135.
4) Burcardus 2116.
5) Burcardus 2114.
6) Baldi Guidubaldo 215.
138 öi:fte§ 35u(^. 23ierte§ Kapitel.
I
bitor 5um ©d^u^e ö'^f^^^^t fo bag ßefar abgezogen unb er 3u f^üj
ber ©ignorie geeilt tüar ^) , if)x p banfen ; nun aber lüar biefelbe
tür ben $a:pft, ber i^x geiftUd^e @in!ünfte mtber bie Slürfen ^utoieS;
i^n ^a^k fein S3o(!, aud^ er ftol^. hierauf, ba Htte§ ju gelingen
fd^ien, rücfte ß^efar im ^Jlobember 1500 tüiber f^^en^a.
S5or allen Sfiomagnern toaren bie f^aentiner einmüt^ig, öon
-Öänben funftreid^, aU beren Seintuanb bie toeifeefte \vax, hexen 2;ö^fer=
njaaren einen eigenen Flamen ertüarben, unb, feit fie bie 33oIg-§ereHen
gegen f^riebrid^S II. Uebermad^t unb alle ^oi^ bert^eibigt, um itirer
Xreue tüillen Berül^mt^). S)amal§ lebten bon i^ren alten f^ürften,
ben ^anfrebbi, nod^ amei ^^ünglinge, ber ältere öon i^^nen, ?lftorre,
ber ettüa 15 S^al^re ^äl^lte, mie ein @ngel an S5erftanb unb (5d^ön=
T^eit. ^^r einjiger 33unbe§geno§ toar ber äöinter; aber fo mo:^l
Bebtenten fie fi(^ feiner, ba^ (£efar am 10. 5tage abjog. ^m Slpril
1501 !am er tüieber. ©ie töbteten i:§m für 60 SSürger 1000 Mann,
1400 f:prengten fie i!§m mit einer 33aftei in bie ßuft^) , unb
autoeilen !am ber ^a^ft au§ TOßmut^ nid^t in bie ßapeEe; aber
ßefar toar öon feinem S5erluft nid§t gefd^tüäd^t, ba i:§m bie milben
@aben ber ^römmigfeit ju Gebote ftanben, unb fie tourben bon ii^ren
35ortI)eilen berborben. S5on breimaligem Eingriff auf§ äugerfte er=
mattet, al§ ßefar i^nen ©id^er^^eit unb il^ren f^ürften ^^rei^eit 3uge=
fagt, ergaben fie fid^ enblidl)*). ©eitbem 1)u% öefar ^er^og bon
Olomagna, unb bi§ ^ie^er gab ßubtüig XII. feine Unternel^mungen
au. 3lber fd^on al§ er SSologna bebro^ete, toiberftanb i^m ^ol^ann
SBentiboglio in franaöfifd^em ©d^u^e unb !am mit einigen ^a^lungen
baüon^). 5ll§ er barauf in§ f^lorentinifd^e einbrad^. al§ tooEe er
bie Mebici aurütffül^ren , erinnerte i^n ber Äönig unb fein 35ater,
abauaie^en, unb er mu^te fid^ mit @elb unb einer ßonbotta be=
gnügen®). ©elbft al§ er fid^ auf ^bpiano bon ^iombino ftürate,
§ätte e§ ber ^önig nid^t ungern gefe^en, trenn @enua ben fd^önen
§afen boE filmen 3öaffer§ ettüa aubor burd§ ^auf an fid^ gebraut
l^ättc; aber aEaufd^nett toar ßefar ba, unb toie er nur @lba unb
^ianofa l^atte, mußte i:^m ber prft beffelben aud§ ^iombino über=
laffen unb in§ ©criüiat^al , auf ba§ (S5ut eine§ ©pinola pikten ^).
1) Chronicon Venetum 241.
2) Leander Alberti, Descriptio Italiae.
3) Zurita I, 209.
4) Diarium Ferrarense 393, 395.
5) Nardi 70.
6) Nardi. Nerli V, 86. Macchiavelli, Discorsi I, 38.
7) Senarega, Annales.
Sllejanber VI. unb fein ©o^n gegen bic SBafoÜen bcr Äitd^e. 139
iclbft 5lIton§ tjon ^errara trat nxd)t ftat! genug, t^m ju toiber=
[te^en, unb mu^te fic^ burc^ feine §eirat§ mit btefem (Befd)le(^te
, jDeijtänbtgen.
11 Sefar ift tüie ein Üiaubt^ier in ber <g)ürbe, ba§ mit bem .Ritten
VeinDerftanben toäre. (Seine ©ölbnet trugen t)on ber redeten Si^ulter
mä) ber ltn!en ^üfte ein SQÖe'^rgel^en!, ba§ eine fc^ut)pige, in @oIb
unb f^arben f^tetenbe ©d^lange öorfteEte, bte mit fteben köpfen ^in=
lunterf(^na|)^)te^). ^Ber toeli^eS ©t)mbol !önnte beffen Sßerrud^t^eit
augbrürfen, ber toä'^renb biefer kämpfe einmal nac^ ütom tarn, bic
Ji ©trage @t. $eter§ fd^Uegen, fed^g ^enfd^en tjineinbringen unb biefe
|mit Pfeilen jagen lieg, felBer ftanb unb f($o§, bt§ fie ftarben, tüie
jein SGßilb ftirBt^), — ber ^ftorren bie ^rei^eit 5ufagte unb barauf
■f biefen unfd^ulbigen Knaben, bie|e§ eble S3lut toiber bie D'^atur jd§än=
{'bete, il§n bod^ nod§ fürdjtete unb am @nbe, einen (Stein an feinem
§a(fe, mit feinem SSruber in bie Xtber werfen lieg^).
^ie ^erid^te @otteg toaren über :^ytalien. S)a§ 35erberben ^atte
ftcft aufgemad^t unb ging t)on einem ^alafte ^um anbern. 9lod^
waren attein bie eigentlid^en 5lragonen, geberigo unb fein §au§, übrig;
eö !am aud^ il)nen na'^e. Seim erften Zugriff auf bie ©forden toar
5l(fonfo ba S3i§ceglia, 5llejanber§ aragonifd^er @ibam, bon ütom ge=
flogen. Söäre er bod^ nie 5urüdtge!ommen ! ^unme'^r, am "^eEen
Jage*), al§ er über ben $eter§^3la| ging, toarb er meud^üng§ ange=
faEen unb breifad^ bertüunbet naä) §aufe getragen; bod§ ba er feinen
Söunben nirfjt fogleid^ unterlag, bebiente fi(^ ßefar feinet §en!er§
^i(f)eIotto, um i^n in feinem SSette umbringen ju (äffen ^). f^em
in Ungarn mar 35eatrij, bie Sod^ter ^^errante^g be§ bitten, .^önig
3[ö(abi§(am§ ^ema^lin; nad^bem fie einen befferen @ema^t Verloren,
§atte fie biefem bie ^rone öerfi^afft. Sölabi^lato aber mar il^rer lange
mübe. ^llejanber, ben immer einige 9ftütffidf)ten ge'^inbert, f^rad; il)n
nun berfelben lebig; 3lnna bon ßanbale, au§ bem töniglid^en §aufc
1) Baldi Guidubaldo, p. 216.
2) Burcardus 2121.
3) Nardi IV, 71. Burcardus 2138.
4) Burcardus 2123.
5) Passero 123. («. b. 2. 31.) Sergl. Sfiömifd^e 5)ßäpfte ©. 2Ö. »b. 37, <B. 38,
unb 9lelation ^aolo ßapeßo'ä im 3ln()ange jutn 3. SBbe. ^r. 3. eigentpmlid^
bic @raQl)lunQen ber ^eapolttanet, bic au§ ben S3etid^ten ftammen, toelc^c an
bem |)ofe be§ ^önig§ ^ebetigo batüber einliefen, 3. f&. Ui ©iacomo, ber fc^r
genau über bie SSertounbung fpric^t, ©. 235: una alabardata alla spalla,
una ferita dereto la testa et una stocchata in 11 fianchi.
140 ©rftel iSud^. 5ßiettc§ ßapitel.
öon f5mn!retd§, trat an i^re Statt ^). ^n f^eberigo fetbft tourbe
ßeben biefe^ @ef(i)Ied^tg bebro^t. ?ll^ ^ailanb auerft erobert to<
rühmten \iä) bie franäöfifd^en greitotEigen , ,,nun fei l^unbert ^a\
,^rieg unb feinen Sag f^nebe^); e§ gei)e tüiber bie 2:ür!en, eg g^
über bie 5ll^en, bod§ am erften gegen ^ea^jel". «hierauf ^atte gebet
ptoeilen au unter^anbeln berfuc^t; boc^ fa^ er fic^ nur :§inge^alt^
^m 3l|)ril 1501 tnurben bie ^^tüftungen offenbar, unb im ^ai
ftärte ßubttjig bem 9tei(^§rat^e ber 2)eutfd§en, ber bi§ 3um 1.
mit i^m 6tittftanb gefc^Ioffen unb ^ajimitianS §änbe banb, fei
^bfic^t^). Snt ^uni !am ba§ §eer in§ gtorentinifd^e, unb in 9lt
ma(i)te man Sauben für bie 50^enfd§en unb Grippen für bie ^ferbf
unb rid^tete für ben Äönig eine SSol^nung ein*).
Stiele backten bann, toie nal^e ^erbinanb ^eberigo bertüanbt fei,
toie berfelbe aud^ tuiber feinen S^ertrag f^errantino ju §ü(fe gelommen
unb i^n gerettet; nun ftetje ^onjat gerüftet in ^effina; eS fei ein
langer l^rieg, tjieEeid^t ein Umfc^Iag be§ ganzen fran^öfifd^en @(üc!e^
^u erwarten, geberigo I)atte ^onjal gefragt, ob er auf i^n jä^len
bürfe, unb biefer geanttoortet : „^ein §err ift @uer greunb."
2)0(^ bem toar ni(^t fo. 5lud§ ^errantino märe fc^toerlid^ leb--
]^aft unterftü^t morben, märe er nid)t mit Sfoanen, ^erbinaubS ^id^te,
Dermä^tt gemefen. S)enn hk alte Sermanbtfd^aft, öom erften 3Ilfonfo
^er, mar biefem ber^^t, inbem fie feine Sinie 'Stapel beraubt l§atte,
unb galt i^m niif)t§. Sind) fyeberigo ^atte eine neue gefud^t unb
für feinen (Bof)n um Serbinanbg iüngfte S^od^ter ober um jene 9Hd^te
gebeten^); bod^ bie eine fd^lug berfelbe ab, für bie anbere forbertc
er einen unerfc^toinglid^en SSrautfd^a^. (Sd)on fa|te er feine eigenen
^nfprüd^e in§ 5luge. S5ereit§ mit .^arl VIII. ]§at er über eine @nt*
fcl)äbigung für feine 5lnfprüd^e an 5^ea^jel, menn Äarl e§ nodf) ein*^
mal über^ieT^e , entmeber ßalabrien bon bem ^önigreid^e, ober
eine 2^1^eilung gan^ Italiens in brei 5lnt^eile für ben fran^öfi*
fd^en, ben beutfd^en unb il^n, ben fpanifd^en ^önig, unter^anbelt^).
Äarl mar geftorben. hierauf, in ben ^Infängen bon ßubmig XII.,
f(^lo§ er mit bemfelben einen S5ertrag, bod) o^ne 9tüdffid)t auf
1) Burcardus 2116. Zurita 180. Petrus M., Epist. XI, 190. 1
2) Burcardus.
3) SJorttog 5lltobofto'g in 3«üaer§ ^cid^^tagSftaot. p. 107.
4) Burcardus.
5) Passero, p. 120. Zurita. ^
6) Zurita 132-138. Comines am ©nbe. J
Sllepnbet VI. unb fein ©o^n gegen bic SJajoIIen ber Äird^e. 141
(A-eberigo ^). 5n§ m biefer Äönig ^u feinem Qn^e in ^ereitfc^aft
e^te, Bejuc^te ^üRo^en @raEa, gerbtnanbS ^Botfd^ayter, ben (Satbmal
öon ^Slmboife unb fagte il^m unter bem ©d^ein, aU äußere er feine
.tgenen ©ebanfen: „2öie, tüenn ^^x @uc§ mit un§ üBer ^flea^el t)er=
trüget, toie mit S5enebig über ^ailanb?" ^Imboife l^atte immer bie
'Xnf^rüc^e ber ©panier gefürchtet; er entgegnete: „<Bo tuerben toir
beibe bie .Königreiche in greunbfc^aft ^tten muffen" ^). S)od^
(^xaäa mar (ängft öon feinem ^erm beauftragt, ^m 22. (Se|)tember
1500 !am e§ ^um mir!lic§en S5ertrage : „ba§ Gebiet öon 5^ea^et foUc
in ätnei Hälften get!)eilt merben, bie eine, ^IBru^jen unb ßaboro, mit
bem 2;itel be§ ^önigreidf)e§ für Subtoig, bie anbere, 5l|)ulien unb ßa=
(abrien, a(§ ein |)er3ogtt)um für gerbinanb. (Sine toeitere 3lu§=
(^(ei(f)ung , befonber§ tüegen ber ^ogana , moÜe man nac^ ber ($r=
oberung treffen"^). 2)iefer S5ertrag mar no(^ unbetont, aU bie
JXran^ofen im ^lorentinif(^en angelangt toaren. S)amal§ aber, am
3t. $eter§=2;age 1501, trugen i^n beibe ^efanbte bem $a|)fte bor,
unb berfelbe belel)nte beibe dürften 3uglei(^^). (Srft ^^ierburd^ erfuT^r
Jyebertgo, tcag gegen i^n im Söerfe mar. S)a fc^icfte ^on^al ani^n:
,cr entfage feinem ße^n in ^^eapel; benn er muffe bem @ib ent=
tagen ^) , ben er bafür geleiftet" ; unb mit greubcn faT§ ber ^a^jft
ba§ fran^öfifc^e ^eer, 2000 ^ferbe, 12,000 mann ju f^ufe unb
42 BiM @efd§ü|, im (Sparten ber ®nget§burg nad^ ben nea:poIitanif(^en
<>>renäen öorüber^ie^en^).
Söenn f^eberigo um fi(J fa^, fo fanb er nid^tg, toorauf er fi(^
ijatte berlaffen fonnen. ^ie öftlid^e ^üfte tüar in 3}enebig§, ftar!e
(Veftungen burd^ alte S5erträge in ber ©panier §anb. @oEte er auf
icine S3arone bertrauen, bie nid^t einmal alle an feiner Krönung
2:^eil nelimen tooEten^), hk in i^rem Gebiete rei^tlo^ liefen, toer i^m
günftig mar, bie er nur mit ^on^alS .^ülfe ^ätte befiegen fönnen?^)
%\t ßolonna aEein toaren i§m treu ; bo{^ biefe felbft bebeuteten nid^tS
unb trugen i^re @üter im ^ird^enftaat ben ßarbinälen auf. ^^re 5Jleier
tüurben ge^mungen, bem ^apft ^u ^ulbigen, unb eine S5erfammlung
1) Zurita, f. 140.
2) Zurita, f. 168.
3) Zurita, f. 192.
4) GuicciardiDi IV, 266.
5) Zurita, f. 212.
6) Burcardus 2131.
7) Zurita, f. 126.
8) Zurita, 180, 132.
142 <*»:ftce iöuä). Stcrteg gapitel.
römif^ev SBürger befd^log, i^nen Marino ju aerftöten^). Seberi
einätger 2:roft mod^ten bie ©täbte fein, unb t)ier fatj man bie 5JIq
au§Beffern, für ^anbmül^Ien forgen, Sauern l^ereintreiben unb i
Sd)eunen antoeifen ^).
Äein %nUxd ift nieberfd^Iagenber al§ ein Sanb, ba§ fid^
©d^Ujertfd^lag untertüirft. (S$on3al ^^atte 15 $(ä^e, e^^e er no(^
$ferb üBergefe^t. ^ad^bem ^a^jua burd) beutfd^e ^iet^§tru
einen ^lugenBlici fid§ ge'^alten, ritt ber @raf öon ^otenta ^in ^
gleid§ al§ ob er fe^^en tüoUk , toie e§ mit bem f^einbe fte^e, unb ttt !
bem übergab er i^m ein Z^ox^). hierauf fiel bie ©tabt. 5^un bertor ]
geberigo alle .^offnung, fid^ 3U bel^au^ten. S)ie beiben großen .^ö=
nigc feine f^einbe unb bereite im 5lnauge gegen il^n, ber ^a|)ft mit
i^nen bereinigt, feine S5afatten in bollem SlbfaE. @r bact)te nur
baran, fid) felbft unb feine gamitie ju retten unb fein Sanb nict)t ben
35ermüftungen eineö Krieges ))rei§5ugeben. fSox bem X^ore be§
^rfenatö in ^^lea^jel berfammelte ber Äönig feine ^Bürger unb @bel=
leute: „ba i^n ba§ ©efi^icE berjage, entlaffe er fie i^re§ @ibe§"*).
@r felbft fam mit ben fyranaofen überein: „!önne er fic§ nidf)t in
„ferf)§ Monaten mit einem .^eere geigen, fo foEe er nad§ ^^rantreid^
„in bie S5efi|ungen gelten, bie er ba be!ommen toerbe, unb ebenba^in
„feine Sc^ä^e, feine SSe!annten, feine i^reunbe" ^). hierauf begab
er fid^ nad§ 3f§<j§ici- S)a'^in !amen bie ungarifd^e SSeatrij, bie mai=
länbifd^e ;^fabella, fein ganzes §au§ unb hk Söenigen, bie il^m ge=
treu maren. Niemals ^at er fid^ toieber mit einem .&eere feigen
fönnen unb ift in gran!reid§ geblieben, äöie ganj anbere @rtt)ar=
tungen :^atte unb getüäljrte er bor brei^ig ^aijxm, aU er in erfter
S^ugenbblüt^e, in .g)offnung auf bie Zoä)kx ^axU be§ Äü^nen, burd§
^om 50g ^) ! @r mar meber ,^önig nod§ an^ ^ronerbe ; aber bie ßar=
binäle ftrttten fid§, mer bor ben anbern xijn ein'^olen bürfe. 5[Rit i!^m
ging ba§ aragonifdlie .&au§ äu @runbe, mie ba§ ffor^ifd^e, bie beibe
bor furaem in ^^talien melir al§ aEe anberen geblüht Ratten. S^-'^gen
mir nad^, mag fie leifteten, fo ift ben ^ftalienern burd^ fie geglückt,
mag i^nen nur feiten gefd^e^en, ba^ fie eine 3^itlang bon bem 6in=
fluffe frember ^^lationen frei blieben, äöurbe f^ran^ ©forja nid§t
1) Burcardus 2129.
2) Caracciolus, "Vita Spinelli, p. 47.
3) Arluni I, 17. Zurita 215.
4) Passero, p. 125.
5) Zurita 218.
6) Jacob Volaterranus, Diarium Romanum XXII, 95.
^llcjanbcr VI. unh fein ©ot)n gegen bie SBafoüen bei ßird^e. 143
öert bet SomBatbei, fo tourben e§ bie f^ron^ofen; gab 5llfotiyo ntdit
feinem unechten ©o]§ne Stapel, fo 30g fd^on bamalS ein fpanifd^er
Untetfönig ein. 2)urd^ i^re felbftänbige ^InffteEung tuurbe e§ möglich,
ha^ bie ;2ftaliener, frei t)on frenibem ©influg, inner(id) Beftänbig
in SSetoegung unb Söettcifer, in einigermaßen Bef(i)rän!tem @efiii)tg=
f reife i^re geiftigc .^raft ju einer S5ollenbung enttoirfelten, tüetd^e ben
germanif(^=romanifd§en ^flationen immer al§ eine ^öc^ftc (Stufe ber
S3ilbung crfd^ienen ift, bie fie bi§ je^t erreicht ^aBen. ©ie er!ennen
an, baß aEe neue 2öiffenf($aft unb Äunft in biefer Qeit tüur^ett.
^tun mußten fi(^ biefe Beiben ^efd^tec^ter ^au^tfäd^üc^ um smeicr
ivrauen miEen trennen; ba§ eine mußte bie f^ran^ofen, ba§ anbere
bie 6|)anier rufen; nad^bem fie einanber gefd^mät^t, ^alf feine S3er=
cinigung; bie berufenen traten jufammen unb Dernid^teten Seibe.
^iufammen ftnb fie em^orgelommen , ^aBen ^ufammen geBlü^t unb
finb äufammen untergegangen.
^Jlad) biefem ©reigniffe fonnte man in frangöfifdfiem @eleit üon
ben ^t)renäen Bi§ nad) 9leapel reifen; an bem f^uße :3talien§ !amen
bie ©|)anicr toeiter em:por. ^Jlajimitian , um burdt) biefen ftarten
[vcinb nirf)t gana ^u üerberBen, mußte p 3^rient bem Könige öon
[sranfreic^ bie Sele^nung mit Maitanb ^ufagen ^) ; brei unaBpngige
unb t)or5ügIi(^ t^ätige (iJüeber ber ß^iriften^eit maren öernid^tet, unb
mir brei größere (Staaten Beftanben noc^ in ;^talien. S)ag tüar ber
(molg ber SSetoegungen Äart§ VIII. tln§ aBer tüirb nid^t U)ol§( ju
iUut^e. äöir Beilagen e§, toenn ba§ eigentpmlii^e ßeBen, menn bie
(n-eatur (Sottet ^u Ö5runbe ge^t. @ine 33etrad^tung gieBt e§, bie
\nx Seru^^igung bienen !ann.
Raffen toir ^ufammen, baß Otranto fd^on einmal in ber §anb
ber 3:ür!en toar, unb baß ein getüiffer ^occalin i^nen ein anber ^al
Ofimo öerfd^rieBen , baß in ^Jlea^el Balb bie Könige, Balb bie 33a=
vone fie riefen, baß p ^efaro im Äird^enftaat i^re ^oten fid)ere
'Xufna^me fanben, baß fie auf S5eranlaffung Öoboüico (Sfor^a'g in
Jvviaul einBratfien, Bebenlen toir, toie einmüt'^ig unb getnaltig fie ent=
tueber tüaren, ober in furjem mürben, mie uneinig unb fdfjtoad^ fid^
bie Italiener geigten, fo fönnen mir nid^t leugnen, baß ütom fo gut
in il)re .^änbe faEen fonnte, tüie (Sonftantino^el , baß bon bem @e=
\d)xd, toeldfieg bie Ungarn Betraf, gan^ Italien unb ^unäd^ft ^leapd,
an meldf)e§ bie jlürfen f(^on ^nf|)rüd§e mad§ten, leicht auä) Betroffen
tuerben fonnte. 5^un aBer nahmen mäd^tigere ^ad£)Barn bie ©renken
ein, meldte ilinen Sßiberftanb leifteten.
1) Dumont IV, 1, 16.
144 @tftß« '^nä). aSictteS Kapitel.
/X 2)ie Surfen felbft unb faft ber gan^e mu:^amebantf(^e 5lc
tüaren in biefen .^rieg tiertüicEelt.
^biiatia^ib nämlic^, ben tt)ir ^aiasetfi nennen, burd) Soboüic
be§ ^o^ren ^otfc^aften Betüegt, bebad^te, n)enn Subtüig XII. in i^tal
gefiegt ^abe, nefime er and) too^l bie übrigen $läne fetneä S^orfa'^i
anf; S5enebig ^njinge bie tür!ifcf)en ©d^iffe, bor ben feinen bie 6f
ju ftreii^en, i^m ^nr ©c^anbe; übrigen^ ^abe er fünf ^a^xt
Stambul geruht, unb je^t fei ber Za^, too er i^nebed^t, b. t. ße^jai
erobern !önne^). 2)e§toegen gab er 5lnbrea 3ancani, ber il^n
f^rieben hat, nur einen italienifc^en S5ertrag§brtef 3U, aU bon bi
er nid^t gebunben ^u »erben glaubte, unb feineötoegS einen türü«
fdf)en^). 3öäl)renb nun 5lnbrea frö^li(^ ^urücfging: „ber Ottiman
ber Ot^manig, ber ©rogtür!, ^abe i^n aEe§ ^uten berfic^ert," rüftetc
biefer 270 Schiffe im ^eEe^bont unb 250,000 ^ferbe in mriano|)et
unb fanbte im i^uni 1499 au§, 3fi^^ 3^ iplünbern^). i^m 5luguft
aber gingen beibe, er ju ßanb unb feine flotte 5ur ©ee, gegen Se-
panto. £)iefe ern^artete bei ©apienja ^Intonio ©rirnani. ?Intonio
toar au§ bem gtücttid^ften Kaufmann, in beffen .g)anb @rbe p @otb
5U toerben fdt)ien, f^elbi^err ber S5eneäianer getoorben, unb fie glaubten,
einen ^llejanber, einen ßäfar an i^m 5U ^aben^). 5^un ^atte er
f(^on ba§ ©d^iff ber ^ifger nadf) ^erufalem a(§ ^u bem T^eiligften
äöer!, einer ©d^tac^t miber bie Ungläubigen, ^urüdge^alten ; er l^atte
fcl)on ben Sage^befel^l unter^eid^net, „mit (Botte§ Knaben tooEe er an=
greifen" ; aber mie bie 2;ür!en öon ^ortolungo , bie ß^riften bon
©apien^a l)erau§fdf)ifften, jeigten ftd^ meber bie einen nod^ bie anberen
geroiEt, ftd^ ^u fd^lagen, madl)ten beibe i^^re äÖenbungen unb fe^rten
um. ©nblid^ toarb man entfd^loffener. 2)a§ größte türüfd^e ©d§tff
fu^^r äum ©dalagen l)erau§. @ben toaren aud§ ^mei d§riftli(%e toiber
baffelbe in S3ereitf d^aft ; fo !am öon ßorfu, mo er be§ geinbeg t)er=
gebend geU^artet, 5lnbrea ßorebano, ba§ tapferfte .g)erä, 3ur f^^^otte,
unb wie i^m bie 3Jlannfd§aft freubig äurief, mie er ben General ge=
fragt, tooij'm bemfelben gefaEe, ba§ er gei^e, beftieg er eineg bon ben
beiben. ©ie fuhren unb enterten ben'2ür!en. 5lEe brei gerietljen
in SSranb. Söäl^renb bie dürfen bie ^^ren in Salinen ^u empfangen
eilten, ftanben bie ßl^riften toie betäubt, ßorebano mad^te leinen
1) Leunclavii Annales Turcorum, p. 35. Ejusdem Pandectae
storiae Turcicae, p. 192.
2) Bembus, Histor, Venetura 91 a. 92 a.
3) Chronicon Venetum 74.
4) Chronicon Venetum 125, 126. Jovius, Elogia, p. 800.
Sllejanbet VI. utib fein ©o!^n gegen bie SBofattcn bct Ättd|e. 145
SBcrfud^, ft($ 3U retten, er ]\)taä) : „Unter btefer f^a^ne Bin xd) geboren,
unter btefer ^a^e toiE td^ fterBen" , nnb ging in bie Stammen.
S)ie Uebrigen toarfen \iä) in 6ee unb tourben gefangen; fo toax
btefer ©treit öerloren^). @rintani toxä); bie 2^ür!en famen ^n ßanb
unb äu ©ee bor ße^anto unb nahmen e§ ein ^). 3^^it<iufenb anbere
jjlünberten in f^nuli, fo ha^ man in Slreöifo, ja in 2Jleftre bie
3:i§ore nid§t p öffnen njagte; S^i^cani, ber gegen fie gefanbt toar,
traute ftd^ nic^t auö @rabi§ca^).
3ancani toarb berbannt ; ^rintani toarb auc§ berbannt. ^m
näc^ften 3^a^re ging ^IJtetd^ior ^^riöifan, ÖJrimani'g ^eftigfter geinb,
toiber bie 2:ür!en; aber aud§ biefer fonnte njeber Se^^alogna er=
obem, no(^ 5[Jlobon entfe^en, fonbern ^Ibua^a^ib ual^nt Soron, 5Jlo=
bon*) unb 5tat)arin.
^un ift m bemerfen, ba^ in berfelben Qni fid§ aud^ bie
']Jtauren öon (S^ranaba toiber bie Könige ton ©ib^^i^^ erhoben,
limene^, ^r^bifd^of 3U I^olebo, §atte einige 5llfaquin§ burd^ feibene
f (eiber unb rot^e ^üte, einen gegri burd^ ^efängni^.unb (iJefd^enfe
erweid^t nat> barauf biefe unb eine gro^e S^^ 5lnberer öom 3llbat)jin
getauft. /5ll§ er aber an 5000 iftrer JBud^er ^ fd§ön bon (BoVb unb
Silber/unb fünfttic^er 5lrbeit, auf einem ©d^eiter^aufen Verbrannt ^atte,
ftanb baö S5ol! auf, töbtete feine 2)iener unb fd§onte faum i^n.
3)er ^önig !am traurig gur Königin: „if)x Wöxi^ ^abe \f)mn i^xt
Eroberung wieber entriffen" ^). 5^un befannen fid^ jtoar brei 2age
barauf bie 3)lauren in ber ©tabt^): um ber ©träfe 3U entgegen,
üegen fie fid^ taufen unb SSilber in i^re ^ülegquiten bringen; aber
bie 5!Jlauren t)on ben Gebirgen, auf ben uuäugänglid^en ©bi^en ber
l^KbujarraS, ber rotten, ber Weisen, ber befd^neiten Sierra, tüaren
uii^t pr '^uf)e px bringen.
3tt)ei SSrüber, b'Stg^ilar, jogen n)iber 5?lauren unb 2;ür!en
tn§ gelb, ber ältere, 5llfonfo, toiber bie 5!Jlauren, unb biefer ttJarb
erf(^lagen. S)a Stiele burd§au§ nid^t ©Triften ttjerben tooEten, mufete
man fie nad^ 5lfri!a entlaffen , unb täglich gingen bie guften , fie
überäufe|en, l^in unb ^er"^). S)ie Uebrigen im S^itnt ju l^alten,
1) Chronicon Venetum 86, 96, 109. Petrus Justinianus, p. 354.
2) Annales Turcici.
3) Bembus 105, 106.
4) Petrus Martyr XIII, 217.
5) Gomez, Vita Ximenis 958—961.
6) Zurita 172.
7) Zurita 202, 203.
b. gtonle'g SQßetle XXXIII. XXXIV. üiotn. u. flerm. »öller. 3. Slufl. 10
146 @rfte§ 93u(ä^. S5iette§ ^apiUl.
II
BlieB ^rtegööolf aurüd. ^er 5lnbete aBer, ©onjal, ber groge 6a^)i=
tön, ging ben SBenejtanem ju §illfe, itnb feine 5ln!nnft Brad^te i^net
ba§ (^IM. 5lbuat)aäib, ben ba§ ^obagra läl^mte, tüar nad) feinen-
$a(aft gegangen, bem ©tubiunt be§ 5lt)ein:oe§ oBpliegen, unb eBet
fam Sriöifan öon feiner S5erfoIgung tüieber , öoE ©tol^ , ba§ er in
5lngefi(f)t öon @uro^a unb 5lfien einige ^einbe an ben Balgen ge=
T^ängt^). ^it il§m bereinigte fid§ ^ongal tüiber ba§ (5(^Io§ t)oi
ßepl^alogna unb fanbte ^inan; er Iie§ ben türüfc^en S5efe^t§5
@i§bar tüiffen: „e§ feien bie ßroBerer t)on ^ranaba, burd§ bie
angegriffen toerbe." S)er entgegnete: „.^at nid§t ein ;3^eber öon
7 Söogen unb 7000 Pfeile ? UeBrigen§ fte^t un§ ber Xag be§ Stöbe?
t)on 5lnfang mitten auf ber ©tirn gef($rieBen" ^) ; unb in htx
^efinnung, in ber er Ipxaä), bert^eibigte er fid^ mit ben altgetoo^nten
Söaffen. S)ie S5i5cat)er l^ielten aEe feine Pfeile au§, erftiegen fein
©(f)Io§ unb töbteten il^n felBft. hierauf toanbte fid§ (iJonaal nad§
©icilien unb 5flea|)eL S^ '^^^ türüfd^en Kriege aBer famen f^citer
)3ortugiefifd§e .©d^iffe unb felBft |)ä^ftlid§e 2:rui)|)en, unb bie ^ran=
jofen ftürmten 5!Jlt)titene 18 50^al; ben ßl^riften gelang tüeiter nichts,
at§ \iai fie ©anta 5Jlaura üBerrafdöten , unb auc§ bieg mußten fie
aurücfgeBen al§ ^rei§ be§ gtiebenS. SöaS S5enebig Verloren, BlicB
tjerloren; ba l^atte e§ t)on ßremona toenig S^ortl^eit; unb ßobobico
tröftete fic§ in feinem Öefängnife, ba^ i§m bo(^ ©in S5erBünbetei
Sßort gehalten.
1) Zurita 195.
2) Jovius, Vita Gonsalvi.
1502-1514.
10
© i tt l e i t u n g.
on einen flüchtigen UeBerBlitf gefaxt, toat nunntCi^r bie ßage
ber romanifd^en nnb germanischen ^^lationen folgenbe :
Italien toax üon einem großen TOfeefi^id Bettoffen; ni(^t
eigentlid^ t)on ber Ijoütifd^en (Sinl^eit be§ ßanbe§ ttar bie ütebe ge=
tt)e(en, too^I ab^x öon innerem Sßerftänbni^ nnb Unal6^ängig!eit naä)
au^en, toelc^e biefelBe erfe^en !onnten. 2)amit toar e§ ie|t öorBei;
nid§t fotool^l burdö ben 3«g -^cirlg VIII. unb beffen unmittelbare folgen
ift e§ bal^in ge!ommen, al§ burd^ bie ©ntätoeinng S)enebig§ mit
^ailant) nnb be§ ^a^jfteg mit 5^ea^el. S)ie ^ä^ftlic^e 5lntorität,
toelc^e üBer 5lea^el öerfügte, toar öorne^mlii^ baBei mirtfam. 5llejan=
ber VI. lä^t fid^ nid^t ettoa mit ben ^ä^jften be§ 13. S^al^rl^unbert^
Dergleid^en, toeld^e, öon ber geinbfelig!eit ber .^o^enftanfen Bebrängt,
bie granjofen gegen biefelBe aufriefen, um fid^ berfelBen ju ent=
lebigen; für il§n toar eine, öon ber einen (Seite öerfagte, öon ber
anbem getoä^rte g^milientjerBinbung feinet md^lofen ©ol^neS ha^
^otiiJ, um 9lea^el ben granaofen unb <Bpankm augleid^ 3U üBer*
laffen. S)ie 5^ad§toir!ungen biefeg ©d^ritteg ^aBen bie @efd§icEe S^ta*
Uen§ in ben folgenben ;Sa]^rT§unberten Be^errfd^t.
S5on aEen dürften bamaliger geit toar Subtoig XII. ber mäd^=
tigfte. Unter ben Crbonnanaen, burd^ toeld^e er ben Sranäofen eine
i^nen gemäße S^erfaffung getoäl^rte unb in il^rem 3lnben!en einen
$la^ Stoifd^en Subtoig bem ^eiligen unb §einxid§ IV. ertoorBen l^at,
ift öieEeid^t bie Be^eid^nenbfte: „niemals foEe eine ^erid^t^fteEe !äuf=
lic^ fein: Befel^le er e§ bennod^, fo foEe e§ ber banaler nid^t fiegeln;
l^aBe e§ biefer fogar gefiegelt, fo foEe fein S5aiEif ober ©enefd^aE ge=
^ord^en'' ; eine ^Inorbnnng, burd§ toeld^e nad^ be§ ^önigg freiem fc
150 ' 3toeitc§ S3ud^.
meffett ha^ @e|e§ üBer bie SßtEfüt geft^t toirb^). 5luf btefem 2öe
exf)xeU er ftd§ fein S5ol! geneigt. %u^ S^talien etfüEten nid§t nnr
feine Untettl^anen , fonbern faft nod^ me^r bie ^IBgeorbneten bet nn=
abhängigen Staaten feinen <gof. 3n biefem !amen aUe 2;age S5oten
3U ^ferb unb jn gn^ mit ^tiefen, ^nftructionen unb ^elb; jeber
toar bemül^t, fid^ einen .^errn au§ be§ ^önig§ ülatT^ ju t)er^3f(i(^ten.
@rft bann ^ielt fid§ ein f^üxft, eine ©tabt in Stalten für geftd^ert,
tt)enn fie be§ fran^öfifi^en 6d§n|e§ getoi^ toaren. ^loren^ njar an
fid^ mät^tig, jebod^ in !einer Befferen ßage^). UeBrigenS toar ßnb=
n)ig§ täglid^e S5efd§äftignng i^agb unb ^ei^e. 9}lit bent ^ai er=
fd^ienen bie ;Säger, gan^ in @rün, ein i^eber mit feinem Sßalbl^orn
unb feinem ©^jürl^unbe, am §ofe; im ©e:|3temBer, wenn bie <&irfd§e
nid§t mel§r galten, erfd^ienen bie galfner, mit geberBüfd^en gefd^mücEt^
unb öerjagten bie 5lnbern^). @r folgte SSeiben in Selb unb Söalb.
SubtoigS öome^mfte S5erBünbete tnaren 5llejanber VI. , bie
Könige öon 2)änemar! unb ©d^ottlanb unb einige beutfd^e gürften.
5llejanber ^(itte bem ßarbinal (Beorg b^3lmBoife bie ßegation
öon gran!reid§ , ba§ ift ba§ äöefentlid^e ber :pä^ftlid^en ^^lei^te , auf
ßeBeng^eit üBertragen, eine fo ungetüö^nlid^e S5egünftigung, ba§ fid§ bie
Unitjerfität t)on ^ari§ batoiberfe^te. ®ie 5^ad§Barn unb SJafallen,
toeld^e in ßubmigS 6d§u|e toaren, l^atte ber $a:|3ft üBerbie^ in ben
feinen genommen. IXnBeforgt getoäT^rte ber ^er^og t)on UrBino S5er=
Bannten unb g^üd^tlingen an feinem §ofe ^reiftatt unb @efeEf(^aft;
^llejanber l^atte if)m bie 5^ad§folge feinet 5^effen äugeftanben. Sodann
iöentitjoglio traute auf feinen neuen Sßertrag mit ßefar unb lie^ Bei
SSologna in ben S5ergen (Sif enl^ämmer , in ber @Bene ^räBen an*
legen ; er glauBte e§ für feine Äinber p t^un. SSaglionen, 3}iteEen,
Orfinen toaren in ßefar§ @olbe. ^anbolfo ^etrucci, ba§ ^aupt ber
5flot)e unb burd§ bie brei (SJe^eimen ba§ <g)au^t ber ganzen S3ürger«
fd^aft 3U ©iena, tourbe burd^ eBen biefe, feine f^reunbe, mit bem ^a:|3fte
öerBunben. §ercole öon ^^errara Baute an feinen ^aläften, ritt l^inter
^ro^effionen l^er unb leBte t^eatralifd^en ^Vergnügungen o^ne SSeforg«
ni|; fein ©oi^n toarb in ben f^aften 1502 mit ßucre^ia iöorgia öer*
mä^lt. ^lejanber ^ielt fid^ gan^ al§ f^reunb be§ ^önigS^).
1) Ordonnance öon 1499. Article 40 hd 9löberer, Memoire pour
servir ä l'histoire de Louis XII. Paris 1822, p. 255.
2) Macchiavelli, Legazione alla corte di Francia-III, 64, 66, 80.
3) Fleuranges, Memoires 19.
4) Castiglione, Cortegiano. Baldi, Vita di Guidubaldo VI, 223.
Bursellis, Chronicon Bononiense 912. Allegretti, Ephemerides Senenses,
M Muratori 23, p. 763. Diarium Ferrarense 325, 358, 276.
Einleitung. 151
2^acoB lY. t)on ©c^ottlanb, etne§ englifd^en Äriegeg öergefjen,
feit er mit ^einrtc^g VII. %od)kx t)ermä!)tt toar, Baute in x^aliixt,
^ielt 3U ©ttrling 5lumtere unb ^atte immer ^efuc^ t)on franäöfifc^en
Ü^ittern^). Sem bänifc^en Könige toaren feine Betben Unternel^mnngen,
toiber bie 2)itmarfen, toeld^e er im franjöfifc^en S5unbe gegen ^axi=
mtlian§ äöitten^) 3ur S^^t beg mailänbxfdCien Krieges angegriffen,
burd^ beren 2^a:|)fer!eit , hierauf tütber bie ©(^tüeben burd^ ©ten
8ture ööEig mißlungen; unb er ru^te 1502 not^gebrungen. ^e^=
xere beutft^e dürften tnaren offenBar im S^erftänbniB mit ^ran!reic^ ;
feit bem Srienter S^ertrage l^ielten fie in itirem Söiberftanbe gegen
^D^ajimilian ein.
tiefer ^Bereinigung gegenüBer Bilbete fic^ burd^ ba§ §au§ ber
fat^olifi^en Könige eine anbere , nic^t aEein burc§ 35unb , fonbern
no($ me^r burd^ SBlutSbertoanbtfc^aft, eine toa^re gamilienein^eit.
^m ^a^re 1497 tcaren Bi§ auf ;^uana alte ^inber f^erbinanbS be§
^at^olifc^en Beifammen. ;^uan mit feiner ©ema^lin ^argaret^a
toar 5U bem f|)anifc^en, :SfaBeEa ^u bem ^jortugiefifd^en, ßat^arina p
bem englifd^en unb ^][Jtaria 5U irgenb einem anbern 2;^rone, um ben
man unter^anbelte, Beftimmt. ^n bem .gofe mar e§ ftiH, unb mer fid^
em|)fel)Ien toottte, ging mit niebergefd^tagenem ^lid unb Befdfieibenen
(Schritten einher; ba§ .^önig§|)aar l^atte ba§ ftrengfte öeremonieE,
felBft üBer ben gegenfeitigen ^u^ ber Samen auf §anb unb 3Jlunb,
t)orgefdf)rieBen^). §ier nun gefdjal^en SBeränberungen, für ba§ ba=
malige ©emeintoefen üon großer, für ba§ f|)ätere öon größter S5e=
beutung.
©Ben al§ man hmä) einen ©o'^n t)on ^uan bie 6inl)eit <Bpa=
nieng unter einem ein^eimifd^en Äiinige auf immer feftgefteEt ju
feigen f)offte, ftarB ^uan felBft. @r mar bie Hoffnung be§ üteid^e^
gemefen. @in angeBorner unb gütiger ^ürft ift ein gro^e§ @ut.
ilun meßten fd^mar^e f^a^nen auf ben ^Hauern ber ©täbte, unb
40 Sage lang trieB ^iemanb ein ^efd^äft; i^ebermann mar fd^mar^
geÜeibet; ritt ein Traube au§, fo mar nur ba§ ^uge feinet
2:^iere§ unBeflort. ^ud^ ba§ Äinb; beffen ^argaret^^e nad§ ;3uanö
Sobe genag, ftarB augeuBlic^lii^ *).
1) Buchananus, Rerum Scoticarum IIb. XIII, p, 468, ed. Francf.
1624.
2) @ebt)a'cbi, ©e^(^ict)te öon ©änemar! unb ^oxWiQzn, Don ben 9lu§^
fd)tetben 3Jia£imiltan§ II, 41. 'Jlnmer!. 2.
.3) Zurita I, 118. Petrus Martyr, p. 99. Marineus Siculus 567.
4) Comines. Petrus Martyr, p. 100, 106.
152 3tocttc§ aSuc^.
hierauf tarn SffaBeEa, tnbe§ bereite Königin bon Portugal,
%em @ema'^l ^uxnd, empfing 3u ZoUho hit «^ulbigung bet ßaj
lianer al§ ^flad^folgenn unb toar 3U ©aragoffa, um fie auc^ öon b^
toiberfpenftigen 5lragonefen ju erlangen. §teburd§ mürbe bie gai
^alBinfel einmal ^Ben bereinigt merben muffen; aber in ©aragoj
ftarb aud§ SfaBetta unb i^x ^naBe Miguel in to^em nad^ i^r^
5llfo gelangte bie 5^ad§|olge an 3^uana, bie ^ema^lin ^rj^erä^
^T^ili))^)§, unb um fo fidlerer an ba§ <!&au§ §ab§16urg, ha fie
5matt]^ia§tage 1500 ju ©ent einen ©o^n, ^arl, geBar. ,,^a§ ßo^
fiel auf Waiif)ia^" , fagte bie alte Königin bon ßaftilien, unb
hk^ SeBen !nüpfte fid^ aEerbing§ hk größte ^Bereinigung, meldte feil
3a]§rl§unberten in unferen ^^lationen gefi^e^en. ^m. Qa^re 1502 toaren
^]§ili|):|) unb Suana in (S|)anien. S5alb mürben fie ton ben Drben§=
comt^r§ in einem ©c^murf, moran felBft bie ©teigBügel (SJolb toaren,
Balb öon jenem Bi^caifd^en 5lbel em:p|angen, ber fie um eine @aBe
Bat, bamit er fid§ einen guten ^lag machen !önne. ^ann tourbe
il^nen in S^olebo bon Prälaten, Trauben unb ^rocuratoren ber
©täbte SaftilienS, in ©aragoffa bon ben S5if($öfen, öon ben 32 9ti=
co§]^omBro§, bon ben ?lBgeorbneten ber ©atiaüero^ unb i^nfansonen
unb öon ben S^uraben ber ©tabt in 5lragon bie ^^lad^folge äuge=
fiebert 2).
3nbe^ mar ß^atl^arina, fid^ mit 3lrtl§ur, ^prin^en bon Söaleä,
^aria, fid§ mit 5!Jlanuel bon ^Portugal, unb 3Jlargaret]§a, hu Söitttoe
3uan§, fid^ mit bem ©eräog bon ©abot)en ju bermäl^len, gegangen^).
%Ut biefe .^äufer Bilbeten eine natürlid^e ^Bereinigung.
5S)er franjöfifd^e SBunb, hk Familie ber fpanifd^en Könige ftanben
einanber gegenüBer. ^:§ilip|), ^ugleid^ SBafaE bon gran!reid§ unb
@rBe bon <Bpankn, bertrug mit ßubtoig, i^re i^inber, ^arl unb ßlaubia,
bamaB nod§ Beibe in ber Söiege, fottten üinftig Oermäl^lt toerben,
unb marb äum SBermittler atoifd^en S5eiben. §ieburd§ eben toarb
3Jlajimilian Ben)ogen, hk <Ba^t ber ©forjen ooEenb^ aufjugeBen unb
im €!toBer 1501 bem Könige öon gran!reid§ bie S5ele^nung mit 5Jlai=
lanb 3U öerf^)red§en. $l§ilip^3 felBft uaT^m feinen äöeg burd§ gran!«
reid§ nad§ ©:panien; er fa^ unter ben ^air§ ju @erid§t, !am bor ben
^önig unb Betrug fid^ gern al§ SBafaE; Sfuana fd§en!te menigftenS,
gleic§fam jum S^ugni^ ber neuen SBerBinbung, ßlaubien einen großen
1) Osorius, de rebus gestis Emanuelis I, 19. Zurita 139.
2) Hubert Thomas Leodius, Vita Friderici Palatini, IIb. II. Zu-
rita 227.
3) 55ctttag \)kxühtx Bei 2)umont IV, 1, 15.
ßittleituncj. 153
S)iamant. ^^ilt^^ toar Bereit, tütebet burd^ 5ran!retd§ äurürfau=
reifen^).
3u biefer 3^^^ l^errfd^ten unfere Dilationen faft über feinen
gfrcmben unb toaren feinem nntertoorfen. äöenigften§ öerfagte eben
bamalg anc^ ber §o(^meifter bon ^reu^en bem Könige bon $oten hit
^ulbignng unb ^atte bag SBort bieler beutfd^er dürften, er fotte
l^teBei gefd^ü^t toerben. S)en Eingriff 3ftt)an§ Söafiljetoityd^ auf ßief=
lanb tnieg ber ^eemteifter, Söalter bon ^lettenberg, im i^^a^r 1501
in ätoei großen 8d§la(^ten ^urürf unb ertoarB fid§ einen fünfäigjä^rigen
grieben.
5lEerbing§ toäre nun eine attgemcine Unteme'^mung gegen bie
>tür!en, welche eBen mit S^enebig in Meg ftanben, mögli($ getoefen.
@lei(^ nad^ bem S5ertrage mit ^ajimilian lieg ßubtoig mit bem all=
gemeinen ^rieben ber ß^^riften^eit eine jolc^e ber!ünbigen^). ^ieju
tüaren 5tan!rei($ unb S^talien, ba§ ^o'^e unb niebere ^eutf(j^lanb, boc§
Befonber§ biefeg, burd^ bie tounberBare @rfd§einung gemiffer farBiger
^reuje, bie man ^Iö|lid§ aEer Orten, auf ßeinmanb unb SöoEe, auf
ÄleibexTx unb aEerlei 2:üd§ern ma^rpnel^men glaubte, borBereitet.
§ie5U ftiftete 53lajimilian einen eigenen ütitterorben^). ^oä) aBer
waren bie S5erl§ältniffe ber italienifd^en 5lngelegenl§eiten unb ber ein=
gebrungenen Wd^it nid^t fo feft georbnet, um niäjt p neuem 3^^^=
fpalt, ber nod^ umfaffenber Werben foEte, al§ ber frühere, Slnlag ju
1) Pontus Heuterus, Rerum Austriac. libri. 2lu§ htm Ms. ßalatng§,
etneg 9leifegefä^rten öon ^liili^p, p. 259.
2) 5ln'^ang jum Monstrelet 247,
3) Joh. Francisci Pici Mirandulani Staurostichon. Carmen ad Maxi-
milianum. Apud Freherum Rer. Germ. Tom. II.
1. S)er ^rteg in 9lea^el unb ütomaötta.
on Neapel etitftanb ein neuer ^rieg gtüifd^en ©^jantetn unb
f^rauäofen. S)ie näc^fte S5eranlaffung lag in bem ^^^eilungSbettrage
lelBft, ben fie mit einanber geftfiloffen Ratten, ^an ^atte Bei ber %^eU
tung gtoar ßaöoro unb ^Bru^^en ben f^tan^ofen, 5l^ulien unb 6a{a=
btien ben ©|)aniem ^ugefprod^en , aber bier üeinere ^robtuäen, bie
beiben ^rincipati, ißafilicata unb 6a))itanata, nic^t au§bxüc£li(^ get^eilt.
S)a naä) ben ^runbeinrid^tungen biefer Öanbe, ben Einrichtungen
^aifer ^riebri(^§ II., \>u ^rinci^ati i^ren ^eric^tS'^of mit Saüoro,
bie beiben übrigen ben i^ren mit 5l|}ulien gemeinfc^aftlic^ l^atten^),
fo toärc e§ bei einigem guten SöiEen, nadfibem man über bie 2)ogana
f(^on einig getüorben, nid§t aEjnfd^mer gemefen, biefen ©treit 3u
fc^üc^ten, tüdren nid§t anbere ^Rotiöe be§ §aber§ ^inpgefommen, öor
aEem bie innere ^arteiung be§ ßanbeg. S)ie (£o(onna, bereu S5e=
ft^ungen im fran^öfifd^en ^Int^eil lagen, traten in ben f^anifd^en (5(^u^,
unb mehrere a^ulifclie Orte bagegen erhoben fran^öfifc^e gähnen.
3lngiot)inen riefen bie gi^anjofen nad^ (Ealabrien, 5lragonefen (S^onjarn
nad^ ben ^Ibru^jen. 2)iefelben Parteien ftritten bereits um 5Jlanire=
bonia, um 3llramura mit ben Sßaffen^). @§ ergab fi(^, ba§ , in
toeffen 5lntl^eil fie aud^ mo^nen mod^ten, bie eine nur ben Sranjofen,
bie anbere nur ben Spaniern ge^ord^en tnoEte unb biefe felbft t^nen
3um Uebergetoidfit 3u tierlielfen Bereit toaren. S)a§ ßntfd^eibenbe "war
bie Stimmung Beiber ^rieg§t)öl!er. 3ll§ einmal bie ©^^anier Bi§ an bie
jtränfe t)on Sroja geftreift unb e§ babei ju einem @eplän!el gelommen,
liefe 3öe b'^Xttegre bem^enbo^a fagen: „ob bie§ benSSrud) an!ünbige unb
fie au§ ber 9flul)e aufmecfen fotte; er fei Bereit, ^u genügen." ^enbo^a
entgegnete: „3Bir finb nad§ i^talien gefommen, id^ unb mein S5ol!, äum
1) Lebret, @efc^id)te Don 3talien III, 166. 3lu§ Matthaeus Afflictus.
2) Zurita 231, 219. Jovius, Vita Gonsalvi 230.
2)er Ärieg in ^fleapet unb 9fiomagna. 155
Äriege xinb nic^t äutit ^rieben. SGßtr Brächen gern au^ ot)ne i8e|e^l."
^n biefer ^eftnnung toaren bie ^Jleiften. 5lun famen ^tüar bie f5elb=
Ferren, tt)elcf)e na^e an etnanber gerütft, ©onäal nacf) 5lte(Ia, ^Jlemourg
na($ 5[Re(fi, auf bem .^amme ber 5l^enmnen ^tüifi^en i^nen, am ^o^en
5lltar einer ^a^eEe @t. '^nton§ toieber^olt pjammen; aber \o üiel
fie aud§ Drbnungen mai^ten, gan^ üon felbft !am e§ jum Kampfe ^).
%m 12. ^uni 1502, aU bie ©panier mit (SJemalt in Srtpalba
einbrangen — benn e§ fei ein äßitf^umggut ber ©(^roefter t^reS
Äönig§, ^uana — , aU StuBign^ au§ 5^ea^el aufbrach, e§ toieber p
nehmen — benn e§ gel^öre ^um fran^öfifd^en 5lnt^etl — , toar ber
offene Ärieg nic^t länger 5U öermeiben ^).
^on^al, öon beffen fünftaufenb 5[Jlann — benn fo t)tel ^^tte er
mitgebrat^t — nur no(^ äöenige p feinem SBefe^Ie toaren, mu^te fi(^
augenbliii{i(^ prürfsie^en. ^n feinem 5I|)uIien lag etne§ bon ben 4
©(^löffern, bie man für bie fefteften oon gan^ i^talien l)ielt^), SSar=
letta, unb ba^in ging er. 2)ie ^rauäofen folgten i^m nad). S5on
ßanoffa ätoangen fie ^ebro ^^aOaiTa, jn^ar mit @§ren*), aber bod^
ab^uäie^en; fie nahmen im 5luguft Ouabrata unb S3i§ceglia; fie
l^atten im ©e|)tember aEe ©anfeOerinen tion SSifignan, SSitonto, 50fte=
lito, (S;a|)0(^o unb 5lcquabiba bon Sonberfano auf i^rer ©eite; bon
gauä 5l|)ulien liefen fie h^n ©^aniern toeiter ni(^t§ al§ 33ari, S5ar=
letta unb einige Orte um^er. 3luc§ biefe SSe^irfe griffen bie ^ran=
äofen an, unb än)ar ^unäd^ft SSarletta, um i^rer Stitterel^re UjiEen^),
ba SSari bon einer ^^rau, ^j^beEa, ;So:^ann ^aleaj^^o'g äöittttJe, ber=
t^eibigt toarb. „2öir finb nod§ fecC)§ 5!Jleilen babon'', fc^rieb 9^emour§
am 19. ^ooember, „unb galten ben geinb eingef c^loff en ^ ber ^önig
foE feilen, ba§ n)ir fein üied^t too^l bert^eibigen, unb ba§ bie ©ad^en
bon gut immer beffer ge:§en" ^). ^m S)eäember rüctte 3lubignt) nadC) ßa=
labrien. ^n bem 5lugenblict, al§ bie (5|)anier — benn aud^ ^ier n)aren
fie biel p fd^toad^ — über ben ^§|)romonte burd§ bie $äffe nad^ ber
ütetromarina n)id§en, griff er fie an. ©ie felbft entlamen nod^ ; aber
ganä ^alabrien U^ ouf einige ©(^löffer an ben lüften ging
il^nen oerloren. ©ie hielten fi(^ befonber^ in @erace unb ben 2Rot=
ta^§ um^er.
1) Zurita 238, 240.
2) Passero, Giornale Napolitano 129.
3) Leander Alberti, Descriptio Italiae, p. 369.
4) Petrus Martyr 15, 140.
5) Jovius, Vita Gonsalvi 235. Zurita.
6) Lettera del duca di Nemorsa a Ciamonte in Macchiavelli, Lega-
zione al duca Valentine 222.
156 ^toeitcg 33ud^. erftc§ ßapttel.
Um ben 9left her fpantfd^en Seftltpmer (gleic^fam ben SBott
eines ©d§iffe§, öon bem man fonft öertrieBen ift) tcarb ein ritterlich«
^rieg mit guten Söaffen gefü^^rt. «^ier toaren bie «Ipelben, bie 3lrio|
gefeiten, aU er t)on feinen ütübigem unb Sfiinatben ju biegten anfing*
3n ßalaBxien toar S^mBercourt, bem bie <g)i|e be§ italienifd^en TOt=
tag§ 55lorgen!ü^le fd^ien, toann e§ jur ©i^Iad^t ging, unb 5luBign^,
ber, um biefen Io§äu!aufen, oBtoo^I i^m berfelBe tjorgejogen toorben,
fein ©ilBergerätl^ nid^t fd^onte^). S5or S3arletta toaren ber Bebäd^tige
la ^atice, bem W geinbe ^uerft ben ^flamen „50^arfd^aE" gaben;'
^Dlontoifon, fonft öor Filter geBred§tid§ , aber, ttjenn er 3U ^ferbe fa^,
nod^ immer ber (S^erBer ber ©d^Iad^t, gontraiEeS, ben man „Dl^ne
f^urd^t" nannte, öiele 5lnbere öon jenen, bie, h)o e§ eine ©d§tad§t
gab , tpenn fie ettoa unter ungünftigem SCßinbe 3U ©d^iff toaren, an§
ßanb ftiegen unb in 3 5tagen 100 2ieue§ mad^ten^). Unter il^nen
toar aud§ ber S5at)arb, ber Oon ber ©tunbe an, ba feine Butter t)om
jlT^urm ftieg, i^m jum ^Ibfd^ieb i'^re Keine Sßörfe ju geben unb Oier
^inge ju emipfe'^Ien, (S^otteSfurc^t, 2öat|r§aftig!eit , bienftfertige unb
freigebige ©itten, feinen %a% bem nad§3u!ommen gefehlt l^atte.
^ Mtte, fo oft er au§ feinem @emad§ ging, unb ^fliemanb l^at il^n
jemals fid^ felBft loBen gehört. SllS er einmal 15,000 2)ucaten er=
Beutet unb ein Slnberer, bod^ mit Unred^t, fie forberte, lie§ er ^uerft
fein Sftec^t gerid^tlid^ bartl^un ; aBer alSbann, toie ha^ @elb aufgejäl^lt
toar unb biefer fagte : „3d§ märe mein ßeBtag glüdlicC), ptte id§ nur
bie «^älfte'', tjerfe^te er: „©0 toitt iä) 6itd§ bie gerabe §älfte geben" ,
gab i§m bie eine unb feinen SSegleitern bie anbere. „O mein §err,
mein Sreunb", rief jener auf feinen Änieen, „!ein 5llejanber ift fo
freigebig getoefen" ^). S5at)arb§ ßeBen ift f:|jiegei:^eE, fein ^erj jur ©teile
in jeber @efa^r unb feine ©eele milb. S)en granjofen nun finb hk
©^janier ä^nlid§ ; aber fie finb eS, toie ettoa bie maurifd^en ülitter im
5lrioft ben d^riftlid^en. S)a mar ber fleine magere $ebro 5^aOarra,
ber fid^ t)om ©olb eineS ßiliengrofc^enS ^um trafen gebient, bem fein
geig äu feft toar, er grub eine 5!Jline ba; fein ^unb ift feft gefd§lof=
fen, feine 9lafe f:|3i^ unb ftreng; bid^t unb ft^mal ^ängt il§m ber lange
SBart Oon bem Äinn abtoärtS^). S)a toar ^ebro be ^a^, ben man
1) Brantome unb Garnier au§ 2lnton§ 2Jlfcr. 362.
2) Brantome 115, 116; Anton, Histoire de Louys XII, p. 159.
3) Histoire du hon Chevalier Bayard. 5lnfang, 407, 113. Brantome.
Slud^ Pasquier, Recherches de la France au§ ber Histoire.
4) Jovii Elogium Navarrae. Vita Alfonsi Estensis 171. Fleuranges,
Memoires 84.
®ct Ärieg in 9lcapcl unb fRomagna. 157
tarn über ben ^o^)f fetne§ ^ferbe^ l^tntoeg fa^ , toenn er barauf ja^,
fd^ietenb, bürr unb üertoad^fen, aber ba§ !ül§nfte ^erj ber äöelt, ber ftc^
mit feinem Wotjxm, toeldjer il^m bie ^adel Vortrug, er felbft mit
einer anbern unb mit bem bloßen ©(^toert, in bie üerrufenften @rot=
ten be§ @auru§ magte, um beSfelben ©(^ä^e ju ^eben; benn er
fürchtete ©eifter fo toenig, at§ ben ^einb in ber ©d^tad^t^). ^:^r
.!pau|)t toar ^on^al t^emanbe^ ^g'^ilar be ßorbotia, beffen ©elmbufd^
man gleid^ in feiner erften ©(^lacfjt mitten im Getümmel erblirft
l^atte, nun ein toaT^rer gelb^err. @r mat^te nic^t^ barau§, ha%
©panier, toeld^e fc^im^jftid^e Sebingungeu eingegangen, ton ben 5ln=
bem aU 5lu§geartete erfd^lagen tourben; aber ba^ ein unter Söertrag
abäie^enber f^einb feiner golbenen ^ette beraubt tüürbe, litt er nid^t,
fonbem ritt bem ütäuber felbft bi§ in ba§ 5)leer nad§. ^ f^rai^:
,^^ä) tooEte lieber Sötoen jäT^men, al§ biefe 5lfturier" ; ab^r er ^äl^mte
fte. ©ein ^u^öol! beftanb au§ ßeuten, meldte bie f^o^ifd^e @rbe
i'^rer S5erbre(^en toegen nid^t mei^r litt; aber er mad^te fie feinem
Könige getreu, unter einanber e^rbegierig, unermüblid^ in SSelagerung
unb S^ert^eibigung , furd§tlo§ ^ur ©dt)Iad§t^). @r ^at auerft bie
S5erbinbung f^anifd§er, italienifd^er unb beutfd^er ^u^tjölfer ju @inem
2;reffen auSgebilbet, bie fid§ bann anbert^alb ^aT^rl^unberte ]§inburd§
unübertoinblid^ ertoieS; an ber <Bpx^t ber ßet)t)a, $e§cara, Sllöa,
gamefen unb fo t)ie(er berühmter i5elb5au|)tleute, bie mit bem «^eere,
beffen ^em er ^uerft gebilbet, an anbertT^alb ^a^rl^unberte beinal^e
nid^t au§ bem gelbe ge!ommen, fielet er biEig al§ ber gro^e Hauptmann.
2)iefe nun unb i^re ®efä^rten ftritten nid^t aEein um ben Sieg,
fonbem aud^ um ben $rei§ ber ©tär!e, ^etoanbtT^eit unb ritterlid^er
©itten. 3utDeilen ©inäelne im S^^^^^^l^t; ^^^ tnkk erft nieber,
@ott äu bitten, fiel lang l^in jur ßrbe unb fü^te fie; hierauf griff
man jum ©(^toert^). ^ann liefen bie granjofen ettua einmal anfagen,
morgen mürben fie betoeifen, ba^ il^re §omme§ b^3lrme§ beffer feien
ol§ bie f:|)anifd^en; bie ©panier lamen in ber beftimmten Sal^l unb an
ben beftimmten Ort, um, toie fie fagten, für bie (B1)xe i^rer «Könige,
i^re§ 35aterlanbe§ unb i^re eigene ju ftreiten*). Ober e§ ritten beibe
X^zxU, bie (Sinen t)on 9llubo, bie 5lnbem öon S5arletta, auf il^ren
^Pferben mit eifernen Saröen am Äopfe, mit bem ^anjer um ^ruft
unb S5ug, toiber einanber auf ba§ gelb unb öerfui^ten fid^, bi§ bie
1) Histoire de Bayard 114. Passero, Giornale 151.
2) Jovii Vita Gonsalvi 206; ferner Castiglione, Cortegiano III, 287.
3) Histoire de Bayard 103.
4) Zurita 249.
/
158 3toctte§ SBu^. erftc§ ßapitet.
@tnen ermattet tüaren unb tütd^en. Ober man fu(^te bnrd§ ßift ben
SJort'^eit, unb e§ flo'^en too^l einmal bte f^ran^ofen, bo($ ju bem
.gtnter^alt, ben fte gelegt, toorauf toteber bte ©^janier totd^en, bod^
ntc§t minber au einem §inter^alt, fo ba^ bie granaofen nod^ einmal
flieT^en mußten, inbe§ nid^t ungern; benn auf atte ^äEe l)atten fie
noc^ einen britten ^inter'^alt, unb biefer toar bann ber le|te ; fie
Behielten ben ©ieg^). ^n biefen Sßettftreit ber ütitterfdiatten traten
einmal aud§ bie S^taliener ein. ^n bem eingefi^loffenen ^arletta,
tt)el($e§ ^onaal mit (Spaniern unb ^tft^i^ii^'cn öert^eibigte, lie^ \xä) einft
ein gefangener granjofe gegen einen ©:panier berne^men, bie Italiener
feien feig öon ^atur unb i^re Streue 3Binb. „Söäret ;3^5rnid§t ha, fie
foEten berlöfd^en bor un§ tüie x^tmx burc^ Söaffer" ^). S)ie§ ertoedte
bie Italiener, einen S^^i^öm^f öon breijel^n gegen brei^el^n auf bem
(SJefilbe atoifdfien 5lnbria unb S3arletta t)on ben ^ranaofen au forbern.
?lm 18. f5feBruur marb er gehalten, ^ie italienifd^en @ef(^id§tfd^reiBer
unb ^oeten ^aben i^n au§fü^rli(^ gefd^ilbert: mie Beibe Parteien erft
einanber gegenüBergeftanben , gleid^ a^Jei l^o^en Söälbern, a^^ifc^en
benen ein fi^maler ^aä) fliegt, tüie bann bie ^ranaofen öergeBenö
angegriffen — benn gerramoSca liaBe bie ;3^taliener geT^alten — , tüie enb=
lic§ aud§ biefe lo§geBro(^en, einer ^Jline gleid^, ber e§ lange innerlid^
ge!od§t, Bi§ fte enblid^ i^re .^ö'^le Brid^t unb iyel§ unb S5urg mit fid§
in bie ßuft fülirt^), tüie fie gefiegt unb a^^e^t a^ölf gefangen Dor
fid§ ^er getrieBen (ber breiael^nte fei getöbtet tüorben); ba l§aBe man
fie mit bem Geläute ber ©lodfen unb attem @efd§ü^, mit bem @e=
fdirei „3talia unb <öi§pania" empfangen*).
©0 tüä'^rte biefer ^rieg üom i^uni 1502 Bi§ au^^ f^eBruar 1503.
3)ie ©panier tüaren im ^'lai^t'^eir, aBer fie hielten fid^, Qu eBen
benfelBen Monaten führte ^lejanber aud^ in ber Sftomagna .^rieg in
bem nämlidCien ^ntereffe, — bod^ in tüeld§ gana anberer 5lrt unb (Sinne§=
toeife! @r tüu^te tüo^l, ta% ber ^önig, tüenn nic^t feiner §ülfe, bod^
feiner 3tiftimmung Beburfte, unb er tüu^te i^m Beibeg, 3«ftin^tnung
unb §ülfe, aBaunöt^igen.
Gefar erneuerte feinen ^rieg in ber Ülomagna mit unerfättlic§e^
^Begier, ßift unb @etüalt. 3m Suni 1502 rüftete er tüiber bie S^aranen
1) Ferronus, Rerum Gallicarum IIb. III, p. 59.
2) Passero 133. Jovius, Vita Gonsalvi.
3) Marci Hieronymi Vitae 13. Pugilum Certamen. Milano 1818.
Vs. 316 unb 390.
4) Jovius. Guicciardini. Sabellicus. Carpesanus 1250. Brantome
106, faljd^.
2)er Ärtcg in 9Jca^ct unb fRomogna. 159
öon C^amerino, too^u er ha^ (Sefd^ü^ öon ©utbuBalbo t)on UrBino gelte^^en
l^atte. ©uibuBalbo l^atte i^^m üBerbte^ no(^ anbere taufenb ^ann unb
ein ^errltc^ mit Srocat gef (^mücf te§ ^yerb 3ugef(f)i(It ; bafür Tratte i^n
biefer al§ feinen Beften SSrubet in ^^talien Beötü^t; abtx nid^t lange
]§at er fid^ biefe§ SöorteS gu erfreuen gehabt, ^erabe toiber t^n juerft
tüanbte fi(^ bie Unternehmung, ^n bem fc^attigen Xf)aU bon 3occo=
lanti fa§ er am 20. ^uni unb a% ba§ 5lbenbBrob, al§ beim tlnter=
gang ber ©onne ein SSote !am, ,,man fe^e 6efar§ ^fteiter toiber feine
Stabt f^offombrone xlicfen" ^). @r fc^Iug auf ben 2if(^ unb f|)rang
auf: er a^nte, ha^ er betrogen fei. 5tugenb(i(fli(^ anbere S5oten,
„auc^ bei Marino unb ©an ßeo fel§e man ben f^einb; nad§ ßagli
rüde ßefar felbft." ^uibubalbo fa:§ fid§ tot^xlo^, toie in einem 91e|e
gefangen. @r öerfammelte bie SSürger bon UrBino unb f))rad§: „6in
SaT^r :§at 365 5tage unb ein 2:ag 24 ©tunben: t)on fo biel Xagen
bod§ einer, bon fo biel ©tunben bod^ eine toirb mir einmal 5ur ^M=
ttf)x günftig fein", darauf flo^ er. S5alb riefen auf ben SSergmegen,
bie er nal^m, gebungene S5auern l^inter i^m ba§ f^^^^Ö^fdfirei ber
^örber: „ßarne ^Imma^^a" ; Balb ^örte er ring§ um fid§ ^er (äu=
ten, fc^ie^en unb f^^uer an^ünben, um ba§ ganje ßanb aufzubringen,
xf)n 3U fuc^en ; einmal rettete il§n nur ein Wd\)ä)tn, ba§ bom 5Jlar!t=
tage !am unb i'^m einige ^ad^rid^ten gab; aber er entrann bem
geinbe^). ©ein Sanb, feine ©tabt, feine SSiBliot^e!, in ber er oft
mit feinem ßel^rer Obafio ftubirt, fielen in ßefar§ §änbe.
^m i^uli nal^m berfelbe aud^ ß^amerino. S)en alten 3^uliu§ S5a=
tani, ben man mit $riamu§ berglid^en l§at, njeil er nur @inen ©o§n
in ber f^rembe rettete, lotfte er mit feinen übrigen ©ö^nen burd§
SBerft)red§ungen 5U fid§ unb lie§ fie bann aEe ertoürgen^). 3tm
?luguft berbanb er fi(^ auf§ neue mit ßubtoig XII., unb nun, um
^Bologna 5ur §au|)tftabt feinet §eräogtl^um§ 5U mad^en, um feinem
SBater ben 9tul^m ^u berfd^affen, ba§ unter i^m eine ©tabt erobert
toorben, bie fein anberer $a|)ft p befiegen bermod^t*), toanbte er
ftd^ toiber bie Ißentibogli.
3« bem allen ^atte er ftd§ ber SSaglionen bon Perugia, ber
1) Baldi, Vita dl Guidubaldo, duca d'Urbino VI, 234. Nardi,
Istorie Fiorentine IV, 78. Burcardus 2138. Raphael Volaterranus,
Vita Alexandri 166.
2) Lettera del duca Guidubaldo in Leoni, Vita di Francesco Ma-
ria, p. 15—21, urlunblid^, im 9lu§3uge bei 33albi.
3) Baldi, Vita 258.
4) Macchiavelli, Legazione al duca Valentine 200.
160 3toeiteg SSud^. erfte§ Kapitel.
S5tteEten in (Sittä bt ßafteEo, Düöetotto'g ba f^ermo unb attet
finen Bebient. S)te§ toaren aleg ÄriegSleute üon ^etguttg unb
toerBe; man fagte öon ben erften, fie toürben mit bem ©d^toerte
©eite geboren ; bie atoeiten "Ratten bie yd§tt)ei3erif(^en Söaffen in 3^taH
jnerft eingefül^tt. ©ie Verfolgten baT6ei il^re eigenen 5tBfi(^ten,
Oliöerotto, toeld^er fid§ bnrd§ ben 5!Jlorb üon fieben §äut)tem
germo, bie mit i^m Oertoanbt maren unb il§n erlogen, jum .g)ei
ber ©tabt mad^te; fo aud^ bie anbem, meldte bie 5D^ebici nad§ f5lo=
renä aurücEfül^ren tooEten ; ßefar ]di) i^nen barin nad§ ^). 5l(§ er fid^
aber mit bem i^önige tJerbünbet ^atte unb nunmehr neu il^ren Unter=
nel^mungen toiberftanb unb hk SSentiöogli angriff, in bereu gaHe
fie felbft beinahe n)aren, ergriff fie bie S5eforgni§: „ber Untergang
aller .^erren im ^ird^enftaat fei befd^loffen." ©ie fd^idften ©efanbte
unb !amen äufammen; fie Vereinten fid§ genauer mit ^etrucci
unb iBentiöoglio ; enblid^ 3U ^Jtagione befd^loffen fie ^rieg miber
(Sefar^).
©ie befc^loffen il^n ; bie Urbinaten fingen i^n an. S)a§ Signal
gab am 5. £)!tober ein 3^^^^^^"^^"«/ toeld^er einen S5al!en, ben er
nad^ bem ©d^loffe ©an ßeo führen foEte, auf ber 3«Ö^i^t^ß begfelben
faEen lie§^). hierauf augenblicflid^ brangen SSetoaffnete über hk
SSrücte unb nahmen e§; Von ba au§ flog ber Sftuf „Sfeltre unb §er=
30g" burd^ ba§ gan^e ^erjogt^um unb em^jörte e§; in ber ©tabt be=
mäd^tigten fid§ bie SSauern, bie auf ben 5!Jlar!ttag gefommen, erft
be§ @efc§ü^e§ unb bamad^ be§ ©d^loffe§; Öuibubalbo !am jurüij,
unb mer if)n ami) nur auf bem ^3ttk gefeiten — benn er litt gerabc
an feinem Uebel, bem ^obagra — , ging aufrieben toeg. ßamerino
rief ben legten S5arano*).
3öa§ mar e§ aber, toeSl^alb bie S5erbünbeten Von ^agione felbft,
obgleid^ bebro^t unb Von 5latur !riegerifd§, ßefar, ber ol^ne Söaffc
unb äöel)r p S^mola faß, unangegriffen ließen? S^erberben moEten
fie il^n nid^t; fie moEten i^m nur äeigen, baß fie il^m unentbe^rlidö
mären; ßefar mußte ba§ mol§l. „©ie moEten fid§ fiebern, nid^tS
meiter", fagte er. ©rließ hei xf)mn anfragen, marum fie Von il^m ab=
gefaEen feien; i]§m geT^öre nur ber 2itel, il^nen aber ber SSefi^ feiner
1) Leander Alberti, Descriptio 125. Macchiavelli, Principe c. 8.
Nardi 81.
2) Macchiavelli, descrizione del modo tenuto dal duca Valentijio
nell' ammazzare Vitellozzo Vitelli etc. 92. Nardi 83.
3) ßcfarl eigene @r3ät)lung in Macchiavelli, Legazione, p. 130.
4) Baidi, Vita di Guidubaldo VIT, 7 f.
2)et iJrieg in 9fiea^3cl unb OioniQQtta. 161
moderigen, feiner fünftigen (Eroberungen; „§ter fei ein tüeigeS Statt
mit feiner Unterf^rift, unb er ertoarte nur ifjre SSebingungen". 5l(i
nun 5llei*anber gegen ben ßarbinat Drftni äußerte, er gebe too^t noc^
fein ^a:pfttl^um für i^n auf, glaubten fie erreicht ^u ^aben, n)a§ fte
tt)ünf(^ten. S)er (£arbinat (d(^ette unb ]pxaä): „S)er $a^ft bebarf
mein, tüir finb immer f^reunbe" ^). ^aolo Drfino !am am 25. £)!=
tüber megen S5ertrage§ ju ßefar. S)iefer fagte je^t: „<Ste liebäugeln
mir: iä) ern^arte meine Stit"^).
@r em:|)fing in ;3mola ntc^t aEein bie 3ufi(^erungen be§ Königs
Subtoig, bie Einträge ber ftorentinifi^en ^o^olaren unb @elb öon
feinem S5ater; e§ t)erfammelten ftd§ au(^ um i§n im ;Suni bafelbft
230 fran^öfifi^e Sanken, 2500 l^alb franaöftfc^e , :^alb beutfi^e unb
2500 italtenifc^e ^ned^te, ein auggetoanberter S3olognefer, mit !5(^ü|en
3U ^ferbe, unb einige 5llbanefen, aEe in feinem ©olbe. ^nbeffen
reifte ^aolo mit bem ©nttourf beS f^i^iebenS t)on ^mola na($ Perugia,
na(^ ^IFlagione . unb ben Sägern feiner ^^reunbe, lie^ fi(^ feine 3Jlü^e
bauern unb überrebete einen nad§ htm anbern unb, obtoo^l SSiteKo^^o
SSiteEi fic^ lange toeigerte, äule^t au(^ btefen, i^n ju unter-fd^reiben^).
5lm 2. 2)e5ember toar man folgenben S5ertrage§ einig: „(5efar foEe
^toax ßamerino unb Urbino mieber em|)fangen, aber bie SSentiöogli
burd^ eine |)eirat^ au§ t^rem <g)aufe in ba§ borgianift^e ftd§em unb
fi(^ ber alten Söaffen mieber bebienen" *). hierauf befahl ß^efar ben
SBaronen, toiber bie abgefaEenen ßanbfc^aften unb ©inigaglia 3u
5xe§en; er felbft blieb mit feinem <g)eere bei ^mola. 5^ur äöenigen,
unb öon benen er ein mi($tige§ einbringen öermut^ete, gab er 5lu=
bien^, nur brei bt§ bier S)iener lie§ er ju ]iä) , unb au§ einem ge=
toiffen 3^wtmer !am er niemals t)or ^aä)i^). S5on i^m erful)r man
nid^t, UKig er bor^abe; aber feine S5ertrauten fagten: „5!Jlan ^at un§
mit bem S)old§ öertounbet unb tüiE un§ mit SGßorten :§eilen : ^inber
muffen über folc£)e ßa|)itulationen lat^en"^),
^er Drftnifc§e SSertrag öerfc^affte ßefar auf ber .@teEe ßamerino
unb, lebigltc^ unter ber SSebingung ber ©i(^er^eit für ba^ S5ol! unb
für bie ^rtbatbefi^ungen (Suibubalbo'S , ank) Urbino mieber. ©ini=
gaglia marb l)ierauf öon üier .g)äu))tern ber Orftnen, $aolo, S5itel=
1) Burcardi Diarium 2142.
2) Macchiavelli, Legazione 161.
3) Macchiavelli, Legazione 145, 156, 174, 183. Del modo tenuto 94.
4) Zurita 261.
5) Macchiavelli, Legazione 250 f.
6) Macchiavelli, Legazione, lett. 23, p. 215.
i). 3lanfc'§ Söerfc XXXIII. XXXIV. JRom. u. gem. SSöIlCet. 3. 3luft. 11
162 3toßttc§ SSud^. (Srfte§ ßapitcl.
loaäo, Oliöerotto unb bem .^eräog t)on @rat)tna, baT^in geBrad^t, ba^
auk) ba§ ©d^lofe ft($ ju ergeBen t)erf:prai^, jebod^ nur an ßefar felBft.
S)te S^it ^öi-* gefommen, bie er getoünfd^t ^tte. %m 31. S>e=
jemBer 1502 rürfte er mit feinem §eere auf ©inigaglia. SöiteEoaäo moEte
\^n nid^t ermarten; aber ha bie 3(nbem auf ßefar trauten unb ^aolo
gute Söorte gab , mod^te aud^ er ben 33unb nidf)t brechen ; in feiner
grün gefütterten frieblid^en ^appt n^arf er fid§ ol^ne aEe Söaffen auf
fein ^autt^ier unb ritt i^m entgegen, ^^xt Xmppen lagen bis auf
bie gäl^nlein OUberotto'S in ben 2)örfern um bie 8tabt; aud^ biefe
jerftreuten fid^ auf ßefarS Söort : benn fie möd^ten fonft mit ben feinen
über bie Quartiere in ©treit geratlien. £>ie üier §äu)3ter gaben il^m
ba§ @eteit in hk für i^n beftimmte Söol^nung. ßr tuoEte fie nid^t
bon fid^ laffen: „benn er ^abe nod§ mit il)nen ju reben". ^id^t ol)ne
SBeforgni^ — aber fie fonnten e§ nid^t me^r ablel^nen — traten fie
ein. 3e|t l§atte er fie in feiner bemalt ^). ©ein @runbfa^ toar: „mer
fid^ nid^t räd^t, fei tüert^, ba^ er immer beleibigt tnerbe". @rfagte:
'@§ ift gut, bie 3U betrügen, tceld^e bie ^Dleifter aEer S5errätT§ereien
finb^). UebrigenS ^atte er immer nad§ Säubern, bod^ niemals nad§
bem Sanbe aEein, fonbern äugleid^ nad^ bem ^op] be§ §erm beffelben
getrad^tet. 2Bie bie 3^1§üre fid^ fd^Io^, trat 50^id§elott, ber bertraute
S5oEftrecfer ber ^RorbtT^aten 6^efar§, mit einigen SSetoaffneten ^eröor.
@tn jeber tion i^nen mu^te ba§ äßort öernefimen: „«^err, ^'f)x feib
gefangen" ; unb augenblidflid^ brad^te man fie in ben Werfer. S§re
imb^en mürben überfaEen unb öemid^tet. ?luf einmal gefbräd^ig
unb öergnügt, ritt ßefar burd^ bie ©trafen.
2öaö ber ©o^n angefangen, fe^te ber Spater fort. %l^ tnoEe er
bem ßarbinal Orfino bon ber (Eroberung ©inigaglia^S er^d^len,
lieg er i^n 5U fi(^ einlaben; aber mie berfelbe au§ ber Kammer, in
bie er abgetreten, in ben §of blirfte, fa^ er fein ^aultl^ier abbacEen
unb in bie bäbftlit^e^ ©täEe fül^ren. (Sr unb aEe feine greunbe
toaren au(^ gefangen^).
Unb nun ging e§ jum ^Jlorbe, jur (Eroberung, 3ur S^oEenbung
biefer Unternel^mungen. Cliberotto unb SSiteEo^o, mit bem ütücten
aufammengebunben , inbem jener biefen an!lagte — e§ toar eben ber
2;obe§tag ber ©ieben bon g^tmo — , biefer bagegen um ben geiftlid^en
©egen be§ nämlid^en $a^fte§ bat, burd§ beffen 3lnfd^läge er eben
1) Macchiavelli, del modo tenuto nelF ammazzar 95, 36. Nardi 85.
Guicciardini, S5u(^ V, 290.
2) Macchiavelli, Legazione 266, 268.
3) Burcardus 2148.
^er Ärieg in ^iapel unb 0lotnagna. 163
}e^t ftevBen mu^te, tüurben mit Einern ©tridC in ber erften '^laäjt
xi)xcx @cfattgenf(^aft ertüürgt, bte Beiben 5lnbern ettoag f^jäter. ^ie
f&ui)U be§ 6arbinal§ Brachte in männÜd^et ^leibung bem ^a^fte eine
foftBate 5^erle, feine 9Jlntter fanbte eine ©umme ^elbe§, unb ber 6ar=
binal felBft 'ü^x]pxa^ eine nod^ Bebeutenbere. ^it aEebent aBer fonnten
fte nur eine momentane Erleichterung erreichen; fein SeBen toar nic^t ^u
retten. ?l(§ er ftarB, n)ar S^ebermann üBerseugt, er fei huxä) be§ ^a^fte^
^ift getöbtet. ^^re <&äufer in Sftom tourben ^erftört, unb eine aä)t^ic^=
jälirige Orfina mu^te unter einem öffentlidien ^Bogengang Traufen, gaft
aUe i^re ©d^löffer, bie ©täbte Perugia, (5;ittä bi ß^afteEo unb öiele
Crtfc^aften !amen in be§ 5pa^fte§ §anb. ßefar ^toang bie Sienefen,
^etvucci 3u Verjagen ^). ^oä) niemals mar ein ^a|)ft im ^irc^enftaate fo
mäd^tig gemefen mie 5llei*anber. S)ie Beiben f^actionen ber ^Barone maren^
tjerjagt, in miefem nid§t gan^ öernid§tet; ntrgenb ein §en auger feinem
©o'^ne unb feiner gamilie — benn S3entit)ogIi unb @ften maren in feine f^a*
milie aufgenommen — , ©iena Befiegt, i^IorenjBefreunbet, 3ltte§ gelungen.
S5efonber§ im 5^amen unb bur($ bie §ülfe f^ran!rei(^§ mar e§
gelungen. ;^n ber ^e]af)x (^efar§ fagte Submig, „mer biefem ^elfe,
fei i^m um fo lieBer, je f(i)neEer er e§ t^ue; er moEe bem ^apft
unb feinem ©o^ne ben ganzen toc^enftaat geBen"^). S)a hit Drfinen
mit ben Spaniern in Unter^anblung ftanben^), fo mar i^re S5erni(^=
tung aud§ ein S5ortl§eil ßubmig§. 5Jlan ermartete, bag bie Xruppen
6efar§ ben gran^ofen in 5^ea|)el 3U §ülfe !ommen mürben.
®ie ßntfd^eibung in 5lea|)el.
^m f^eBruar 1503 fd^ien e§ mit ÖJonjal, ber in Sarletta ein=
gefd^loffen mar, fd§led§t genug ju fte:^en. 3öeber hk beutfd^en, nod^
t)ie f|)anif(^en 2:r'up|)en, um bie er gefc^rieBen, moEten erfd^einen;
3uful§r mar nid^t möglid^, folange \>k fransöftfii^en Galeeren ^re=
iean§ bie ©ee l^ielten ; unb bod§ mar §ülfe mie gufu^t ein äugerfteg
Bebürfnig*).
S)er Einfang einer Söenbung 5um SSefferen liegt barin, bag
§ einigen fpanifd^en ^iBBen unb ©aleeren öor ben klugen ber
Öene^ianer gelang, an ber ^üfte fo ööEig .&err ju merben, ba§
1) Macchiavelli an bciben Orten. Burcardus 2150. Carpesanus,
Historiae, p. 1248.
2) 2luy Siibtüigy SSriefen in Macchiavelli, Legaz. 156.
3) Zurita 261."
4) Caracciolus, Vita Spinelli, bei Muratori XXII, p. 50.
11*
164
3tocttc§ SBu(S^. erftc§ (^apitd.
^tejean eilenb fein @ef(^ü^ in§ 50^eer toarf, feine ©claben löfte,
feine «Schiffe öeiiie^ unb fi(^ p ßanb baöonmad^te. ©e(^§ 2;oge
barna($ toagte ©onjal Bereite n)ieber au^päiel^en. @§ glücfte iT§m,
roä^tenb 5^emout§ einen aBgefaHenen Ort ^n nntertoetfen gegangen
toax, in fieBenftünbigem ©tnrm 9tul6o au erobern unb öiele tapfere
Wdnmx, auä) ^alice, gefangen ^u nefimen. (Sein 9Jlut5 toui$§ ; noc^
toar er jeboc§ gu einem untfaffenben Eingriff t)iel ju fd^toac^. Slber
bur(^ ben Ü^Zangel an ^^eBengmitteln toar er angetrieben, einen fotd^en
3U untemel^men, unb fd)i(fte fid^ an, ben anberen Xa^ au^auaiefien
unb fein &IM 3U öerfui^en, al§ ein öenegianifd^eg ©c^iff mit Söeijen
unb barauf fogleii^ ein ficilianif(^e§ @etreibef(^iff bei i'^m eintrafen.
S)rei anbere brachten nod§ 7000 2;umbano§ betreibe ^^inju ^). 9lun lonnte
er feine S5erftär!ungen ertcarten. %m. 8. Wdx^ famen bie ^panux,
3000 (Katalanen, (^ali^kx unb 3lfturier 3U f^u§, 300 fd^toere, 400
leidste Gleiter nacf) Üteggio^). 5lm 10. 5l^ril famen enblic§ aud^ bie
2500 S)eutfd§en, toeld^e ^ajimilian geUJä'^rt"'^) unb ^oan ^Jlanuel
befolbet ^atte, unter .gan§ t)on S^aDenftein in 5!Jlanfrebonia an.
-hierauf Ujurben bie ©panier an ©treitfröften ben gran^ofen gleii^,
toenn mä)t überlegen, ©ie toaren im ©tanbe, ben .Meg ernfttid^
toieber aufzunehmen, ©i^on mar e§ in 6a(abrien 5U ernftliaften
äöaffent^aten gefommen. 33ei 2^erranuot)a fanben fit^ bie 8|)anier
t)on ^erace unb t)on üteggio ^er unter 5lnbraba Sarabajal, S5ena=
t)tbe§ unb Slntonio Set)t)a ^ufammen. 5luf ber 5lue barunter, nod^
jenfeit be§ gluffeg, ber fie mitten burd^fd^neibet , erfc^ien 5lubignt)
unb fi^ictte feinen §erolb gexracut ^inan. „<&ie^er möd^ten fie
§erab!ommen, mo er ben ta^ferften .^önig befiegt." 3ene gaben bem
^erolb ein filberne§ SSecfen unb einen golbenen SSei^er: „fie mürben
fommen;" bann rüdtten fie ^inab unb festen — bie f^u^gänger hinter
ben Sfteitern ju $ferb — über ben glu^ ber 5lue. 3n biefem 5lugen=
blid fiel 5lubignl^ auf S5enat)ibe§*). Oft maren in Hbeba unb
^aeja ber Sötoe ber S5enat)iben unb ba§ fd^inar^e Scanner ber 6'ara=
Uajalg miber einanber geflogen^). 3^e^t öerga§ ßaraöajal ber alten
^atteiung- unb fiel mit ben ^ineten 5Iubignt) in ben S^tüc^en. 2)a
mürben bie gran^ofen gefd§lagen; 5lubignt), im (5d§ute feiner ©d^otten,
entflog naä) @ioia.
1) Zurita 266, 267. Jovius 245.
2) Zurita 256.
8) 5lud^ Viti Prioris Eberspergensis Chronica Bavarorum bei Oefele
II, 739.
4) Jovius, Vita Gonsalvi 251. Zurita 278.
5) Molina, Nobleza del Andaluzia, Sevilla 1518, fol. 217 mib 222.
S)er Ärieg in ^iapd unb Dtomagna. 165
2)ie§ toar am 20. ^pril. 2lm 27. öerüe§ ©on^at mit gefammter
1Dlad§t S5aiietta, um aud§ ju fd^lagen^); bie f^ran^ofen |at)en il§n t)on
^anoffa au§ ^ie'^en unb Brachen aud§ i'^rerfeitg auf, Beibe ui(f)t gauj
jteitDiEig. ßJon^al ^tte tüo^I SeBenSmitteC, aber feiu @elb emljfangen;
!aum ^atte er mit guten S5ertröftungen auf reid^e 33eute unb butd^
«ine üeine So^^wi^S i^^t 6 garün^) für neun ^onatfolbe feine
Spanier ein menig ^ufriebengefteEt ; an bte granjofen toar ein au§=
brüdlic^er SBejel^l i^reS ^önig§ ergangen, ein ßnbe äu matten, ober
er rufe fie 3U i'^ren SöeiBern nac^ §aufe unb fd^irfe anbere §omme§
b'5lrme§. §ter ift bte Baumlofe ^Bene öon ^Ipulten, fie ^at einen
feT^r ^ei^en 3lpril. S5on (iJon^al toiffen tüir, toie feine ^eutfd^en am
9)lorgen ben St^u Don ben ^ol^en f^end^elftangen legten, aBer ju
HJlittag , t)or S)urft öerf (^mad^tet , nieberfielen , toie er fie ^l§bann
mit bem legten 2;run! 3öaffer§ erquidte, ber in ben ©(filäui^en mit
Cfanto=2ßaffer üBrig toar, unb tnie er enbÜc^ bie @rmübetften ben
IRettern :^inten auf bie ipferbe fteigen liefe. 5Jlit nid§t öiet weniger
6d§tüierig!ett mag ^emourg ben äöeg gemacht ^aBen. ^nbefe um
einanber na^ ^e^n ^Ronaten tiergeBlic^er <g)offnung enblit^ im f^etbe
3U finben, ertrugen fie e§ unb !amen in äufeafter Ermattung am
28. '^pxxi gegen 5lBenb Beibe t)or ßerignola an. @§ öerfd^angten ]xä)
bie Spanier, bte juerft !amen, ein menig in einem SöeinBerge^). So=
toie aBer aud§ bie f^ran^ofen tamen, fotoie fie Beibe einanber anfid^tig
iDurben, üergafeen fie Ermattung unb S)urft — bie Seele öerBirgt in
i'^rer 2iefe geheime OueHen 3u immer neuer @rfrifc§ung — ; bie §eere
fteEten fic^ 3ur Sd^lac^t : Bei Beiben bie gufebölfer in ber TOtte, bie
Dfleiter ^ur Seite. 5^emour§ l§atte lange nii^t ^um Eingriff eintoiEigen
tooEen ; er tnar burc^ ba§ £irängen ^t)e'§ b'^Eegre unb ber anberen
^auptleute gleid^fam bap geätoungen morben. Um ^u geigen, n)ie er
■fagte , tner er fei , fprengte er na(^ bem (BraBen , too bie S)eutfd§en
ftanben. @r fanb biefen ^raBen, f(^tr)en!te fic^, fanb i1)n toieber unb
tief: „SBir muffen üBer ben ftumpfen 3öaE." ^nbem er anfprengte,
ftredfte i^n ein beutfd^eg üto^r nieber*), unb feine 33egleiter, bie nid^t
minber tüoT§l empfangen ttiaren, fingen an ju meid^en. Söeiter nad^/'
linU, ettüag fpäter al§ er, griffen bie Sd^toeiaer an ; bod§ aU fie il^ren
OBerften, !enntlid§ an bem tüeifeen f^eberBufd^, unb in bemfelBen %n=
$enBlid£e biele Rubere bon galigifd^en .kugeln unb Söurffpiefeen erlegt
1) Petrus Martyr 16, 147.
2) Zurita, f. 330.
3) Jovius, Vita Gonsalvi 254.
4) Ferronus, Rerum Gallic. IIb. III, p. 66.
166 3toeite§ JBudj. (Srfteg (Kapitel.
fa^en, fehlten aud^ fte um. OTegxe, ber ben lin!en glüöel fül^rte
am toeiteften aurücC mar, wa^it bann ntd^t, etma§ äu unteme:^men.
2)ie ©Ijanier Bel^aupteten ba§ f^elb unb Brad^ten bie Ülad^t im ßager
ber gran^ofen ju. '>fftef)x aber bebnrfte e§ ntd^t, in bem bnrd^ ^ar=
teiungen gana jerriffenen ^önigretd§e ben Spaniern üBer^anpt bie Dber=
^anb äu öerfc^affen. S)ie S5erftänbniffe ermad^ten, meiere @onäal öon
ben 5lbruä3en big ßaftel a 5)lar nnter^ielt. @r feinerfeit^ natjm an
ßinem Sage 30 ßafteEe, unb am 13. 5Jlai öffnete il^m ber ^raf öon
Sramontano unter bem Ütufe: „©pagna, ©pagna" , bie Ti)oxt
5^eapelg. Sfuigo 2)atialo§ brad^te bie ©c^lüffel pm ©d^Io§ t)on 3§(i)ia.
9*occa ÖJuitielma, ba§ fid§ feit ^arl§ YIII. 5ln!unft für bie granjofen
gehalten, fiel im 3uni. S^nbeffen na^m ^nbraba in ßalabrien (5d§lo^
auf ©d§lo§, unb äule^t ergab fid^ i^m felbft 5lubignt). S5i§ auf (^aeta,
mol^in fid^ ba§ franjöfifd^e .&eer gepd^tet, mar beinahe ba§ gan^e
^^Duigreid^ fpanifd^. 5lm @nbe be§ 3uli ging 5^abarra, aud^ miber
biefen ^(a^ bie TOnen ju öerfud^en, burd§ meldte er ba§ ßafteE öon
^^leapel erobert ^atte^).
Söir merben fogleid^ ber großen S5eränbernng gebenfen, hu im
Sluguft burd§ ben Zoh 5llejanber§ VI. eintrat; Ui ben folgenben
SBal^Iagitationen be!ämpften Sran^ofen unb ©panier einanber; fogar
bie 2^ruppen ftanben fid§ einmal in 9ftom gegenüber; auf ben .^rie^
in Neapel l^atte ba§ jebod^ 3unä($ft feinen @influ§. £)ie @ntf(^eibung
^ing t)on ber Ueberlegen'^eit ber äöaffen ab.
5^od§ im Oftober 1503 erfd^ien ein neueg fran3öfifd)eg §eer
unter bem 5!Jlard§efe (SJonjaga an bem Öariglian, um in bie t)er=
lomen Gebiete einzubringen. S)ie ©panier toaren entf d^loff en , il^nen
ben Uebergang über ben glu§ ju öertoel^ren ; fo jogen beibe eine
SÖßeile einanber gegenüber auf unb ab, bi§ ^on^al bei ©effa eine
SSrücfe fd^Iug unb unter ber SSeberfung feine§ @efd§ü|e§, ba§ auf
SSarfen ben giu^ einnal^m, in ber %f)ai auf ba§ jenfeitige Ufer ge*
(qngte. ^n bem 5lugenblidfe feiner 5lnfunft begann ein ^ampf, in
melc^em ©onjal au gu^ fod§t unb ein fpanifd^er gäl^nbrid^, ber feinen .
rechten 5lrm öerlor, aufrief: „§abe id§ nid^t nod§ bie ßinfe?" unb
bie ga§ne toieber fa^te. 3n bemfelben bel^aupteten ätoar hu gran«
äofen SBrüdfe unb SSrüdenfopf; aber toeiter ^inau§ famen fie feinen
©c^ritt^).
"©eitbem toaren bie $eere nid^t fo fe^^r burd§ ben giu§, obtool^t
1) Passero, Giornale 138. Jovius 258. Zurita 291.
2) Jovii Gonsalvus 263. Petrus Martyr, ep. 261. Zurita 313 f.
Passero 141.
2)er Ätieg in 9Zeapet unb atomagna. 167
er bie Säger fi^ieb, aU bur(^ Sum^f unb Söaffer am Ufer — bcnn
bte S^a^re^äett toar fe!)r regnerifc^ unb ba§ Sanb Big ^D^onbragon
beina^^e ein etn^igeS ^oor — öon einanber getrennt. (Einige <Bpa=
uier pteten ber äußeren SGße^ren an bem Kraben, ben fie gebogen;
bie übrigen lagen unter Bütten öon @ic^en ^). S)te f^ranjofen jud^ten
toenigfteng für i^re ^ferbe S)a(^ unb StaEung in na'^en 2)örfern;
bie f(^tDet3ertfd§en f^äl^nlein tüaren Ujed^felSlneife im Sager unb in ben
nämlichen S)orff(^aften. iöeiben beeren fehlte S^ifii^^f ^'^^^ "^^
^leibung ^). ^n bem llnmuf^ hierüber enttnitfelte }x6) ha^ rechte @egen=
tl^eil t)on bem ]§eitem ^rteg öor SSarletta. ^an ^örte me^r ©(^impf=
toörter, aU äöaffenfd^alt. S)en 6:pantern marb iT^re ^^letgung p
S)ie]6fta^l unb bälgen, ben ^ranjofen S5etrun!enl§eit öorgetoorfen.
S)ie ©(^mei^er ^ie^en ^u^geier, bie S)eutf(^en ©d§mo(^er. 2)ie 3^ta=
liener nannte man Änabenfd^dnber, S5ougre§^).
@§ !am barauf an, mer an feiner ©teile am längften au§3u=
l^alten tjerfte^en mürbe. %U ^on^aga firf) felber tjon ben ^^ran^ofen
SSougre nennen unb aEe§ TO^Iingen ftd§ ^ufcfiretben ^örte, moEte
er biefen 5JlangeI an Unterorbnung ntd^t mel^r ertragen, fe^te eine
Schrift öon feinen Unternehmungen auf, meiere feine .^auptleute
untergeidinen mußten, unb öerlie^ ba§ «^eer. ^ongal bagegen, meieren
felBft bie ta))ferften ^au^jtleute angingen, biefen S^^fif^i^^ ^önne man
unb foEe man nidfit länger leiben , antmortete il^nen : „SieBer einen
©(^ritt öormärt§ ^um S^obe , al§ einen rüdmärt^ ^um ©iege" , unb
]§ielt au§^). @nblic§ !am Ueberfe|en unb angreifen Dom geinbe
an i^n. %m 29. 2)eceml6er 1503 mai^te ^on^al einen Eingriff auf
bie Srücte ber granjofen, äugleid§ aber mit feiner §au:|jtmarf)t —
befonberS mit §ülfe 5llt)ian§ mar e§ i^m gelungen, biefelBe über
ben f^lu^ äu bringen — auf il)r Sager. S)iefe Si^lac^t entfd^ieb über
ben S5efi^ be§ .^önigreid^eg. S5ergeben§ !äm|)fte ber 58at)arb mie
ein §elb; aE^ugro^ mar bie Unorbnung ber f^ran^ofen, ber %n=
brang ber ©panier ; (BoUi^al fiegte auf bem einen unb bem an=
bereu Ufer. 5luc& in @aeta, mo^in bie ^ranaofen fic§ juerft war=
fen, meßten bereite am 3. Sfönuar 1504 bie f^janifd^en gähnen. 2)ie
grangofen mußten ftc§ aur ^^xmttf)x entfc^lie^en , tiiele jur ©ee; —
bie ©(^iffe fu^rert ab, toie fie bemannt toaren, unb feine§ toartete
1) Macchiavelli, Legaz. a. c. d. K. 316, 342, 382.
2) Caracciolus, Vita Spinelli, 52.
3) Zurita.
4) Ferronus, Rerum Gallic. Hb. III, p. 70, 71.
168 3toeite§ ^ud^. (Srfte§ ßapitcl.
auf ha^ anbete — , bte üBriöen ju ßanbe ; bteje fagten ju (iJonjal
,,@ebt un§ ftat!e ^fetbe, auf benen Wix tütebeilommen fönnen" ^).
S)od^ bte§ toax tl^nen foBalb nid^t bef(i)teben. 2)ag UeBergetüic
ber ©panier Beruhte auf il^rer größeren ^ixf)t burc§ ben Seft^ t)i
©tctlien, mit bem ^Itapd in altem natütlid§em 3ufammeni§ange ftanl
unb auf ber umfid^tigen unb too^Iertüogenen S3e^anb(ung bet ii
füblid^en ;^talien einanber gegenüBerfte^enben Parteien: benn bt
tüax ba^ eigentl^ümlid^e SBerbienft Ö^on^alS, öerfd^iebene Parteien ui
9lationen burc^ ein l§ö!)ere§ 5lnfel§en 3U Be^erxfd^en , tüie et e§ bei
tüit!li(^ ba^in Btad^te, Kolonnen unb Otfinen in @inem Saget 3!
öeteinigen. S)et Segnet fd^onte et nid^t. S)ie tiefte bet Slngit)ionen
in ben 3ll6tu,^5en unb Ottanto tüutben butd§ ^lotgan unb ^ebto
be ^aj Befiegt, bie 5Jlatquifate S3itonto unb ©aletn etoBett unb
biete ^atone tjetjagt^). ^on^at botitte feine ^au^tleute, aud§ bie
otfinifi^en , mit ben Öütetn bet S3etjagten unb t)ettt)altete ba^
Äönigteid^ gan^ im ©inne bet atagonifd^en ^attei.
3u betfelben 3^it ftanben bie gtan^ofen unb (5|)aniet nid§t
aEein an ben nea))olitanifd§en , fonbetn aud§ an ben ^ten^en t)on
ÜtouffiEon mibet einanbet in ben Söaffen^). |)iet nal^m getbinanb
jenet S3efa|ungen, hu xf)m ettüa fd^tieben, „ftetben moEten fie mo^l,
bo(^ et möge feigen, ba§ et nid^t um t)iele tap]txt Plannet atmet
iüetbe", unb feinet eigentlid^en Üteidfi^gten^en felbet mal^t. 5l(§ et mit
20,000 ^lann ju gu§ unb 8000 Sausen auf ftanjöfif d^em SSoben etfd^ien,
ettüatb et nod^ im ^lobembet einen ©tiEftanb füt ütouffiHon*). 5luf
5^ea^e(, too bamal§ bie gtan^ofen nod^ hu gtö^ten Hoffnungen näl^tten,
toatb betfelbe nad§ etfolgtem Umfd^lag im ^ebtuat au^gebel^nt.
Söed^fel im ^a^jftt^um.
3tt)ifd§en ben gtan^ofen unb bem ^a|)fte haltete ba§ ftül^ete
gute @inbetnel^men fd^on lange nid^t mel^t ob. S)ie gtan^ofen flagten:
et ^abt bie 5luf!äufe ftan^öfifd^et ßommiffate im Äitd^enftaate an
fid^ genommen^), fo ba^ bie Sitten ju ungünftiget S^it ju f dalagen
1) Sabellicus, Enneades 12, 2. Bayard. Guicciardini 330. Jovii Gon-
salvus 267. Zurita 315—317.
2) 33erttag bei Dumont IV, 1, 52. Zurita 321.
3) Sln^ang jum Monstrelet 236.
4) Petrus MartjT, Epistolae 151, 2.
5) Garnier 399. ?lu§ Zintona 5Jifcr., üerglid^en mit Monstrelet u. Gilles,
Chroniques de France 121.
Söed^fel im 5papfttt)um. 169
ge^tüungen tüorben; er T^aBe 2;ru^:|3en nad^ 5lquita gefanbt, bod^ um
e§ für fid§ ^u netimen; mit gutem Sebad^t ^aBe er bte f^ran^ojen
mit 6efar§ ^eere gu unterftü^en unter(affeu^). f^ragt man, tüa§
e§ tüar, ba§ i]§n t)on bem franäöftfc^en SSuube, bem er aEe feine fc
folge tierban!te, l^atte aBtoenbig mad§en !önnen, fo liegt ber @runb
in ben S5erl§ältniffen a^ 3:o§cana. 3h)ßtntal :§atte ßefar f^toren^
onäugreifen gebrotit, Beibe WaU ^atte xf)n Subtotg XII. baöon aBge=
]§alten; tt)a§ Subtoig getüäl^ren !onnte, ^atte er gemährt; feine treueften
SJerBünbeten , bie $o:poIaren p giorenj, fonnte er unmöglich ben
SSorgia aufo|)fern. ©Ben bieg glorenj tooEte bagegen gerbinanb ber,
Äat^oüft^e bem ^apfte gan^ üBerlaffen; er liatte fc^on lange betn
beutfd^en .Könige öorgefd^lagen , ß^efar ^um Äöntg tion ^oScana 3U
mad^en^). 5Jlan ermißt l^ier hk gro^e ©teEung biefe§ 5j}a|)fte§. S)er
^önig t»on granfreid^ moEte ben ©o^n beffelBen gum §errn ber
Wart unb ber Ütomagna madften, ber ^önig t)on ©|)anien fogar 3um
^önig ton 2^o§cana. f^ür ben ^am^f ber Beiben f^^ürften toax e§
t»on größtem ^etoid^t, auf Ujeld^e ©ette ber ^apft ftd^ fd^lagen toürbe.
©r ^atte Bi§l§er al§ ein 5ln]§änger ber gran^ofen gegolten, äöenn
nun ber fran^öfifd^e ^efanbte mitten in Sflom üBerfaEen unb Beinal^e
getöbtet Serben bux*fte, toenn ipifanifd^e (Sefanbte, bie il^re Stabt
längft Sefar angeBoten, bie f^einbe ber Florentiner, am <&ofe 5lu§=
unb Eingang Ratten, Ujenn ftdf) ber ^apft einer S5ereinigung öon
gloreuä unb ©tena, bie ßubtoig XII. burc^ bie ^urüd^fü^rung $e*
trucci'g gu Betoirlen fud§te^), au§ aEen .Gräften toiberfe^te, fo entnahm
man au§ aEebem, ba^ ber ^a^ft fid^ üon ber <Baii)t ber gran^ofen
aBtoenbe, bor aEem in ber 5lBftd§t, $ifa, ©tena, f^loren^ ju üBer=
toöltigen. m§ 9}leffer granj SrocceS, be§ $a^fte§ ©ünftling unb ge=
]§eimer Kämmerer, ^3löpd§ an entfliegen fud^te, aBer ergriffen unb in
berfelBen 5^a(^t getöbtet toarb, fd^rieB man bie§ bem S5erbad^t ^n,
^rocceg tlieile ben granaofen bie 3lnfd§läge toiber fte mit*). 3lu§
ftd^erfter DueEe erfahren mir, ba§ 5llejanber bem fatl^olifd^cn Könige
ettua im Wdx^ 1503 auBot, in einem gemeinfd^aftlid^en S3unbe mit
SJenebig bie granaofen au§ Stalien au öerjagen^).
^ierburd) tnäre ber ganae Erfolg aud^ be§ romagna^fd^en Äriege§
1) Carpesanus 1254.
2) Zurita.
3) Cardinal Soderini in Macchiavelli, Legazione alla corte di Roma
IV. Titzio bei Lebret a, h. a. 544.
4) Carpesanus 1255. Biagio Buonaccorsi, Diar. Fiorent. 78.
5) Zurita, f. 270.
170 Breites iBuc^. ©rfteg ßapttcl. jh
toiber Subtoig getoenbet tüorben imb tüibet tl§n leidet eine Siga ent=
ftanben, lüie gegen Bari VIII. ; ^llejanber ^ätte, tt)ie im SSnnbe mit
ben gtanäofen ben Äird§enftaat, ]o, öon biefen abfaEenb, int SSnnbe
mit ben <Bpanmn ZoUana eroBert. ßr todre 5Jleifter t)on TOttel«
itatien unb mad^töoEer ©d§ieb§ric§ter gtüifd^en ben großen Wd^U
geworben.
Qu biefen Unternehmungen ttjar 3lEe§ Bebai^t, nur @ine§ nti
^ber ha^ @ine gefd^a^. 5llejanber ftarB, unb ju gleicher Qdi tüi
(Sefor tobtfran!!).
5lu(^ ^llejanber toax einige jtage !ran! getoefen, unb fo lam
tt)uBte man au($ im $alaft toenig me^r, al§ ba^ er ein gieber l^abe.
2Bie er aber am 17. Sluguft geftorBen, mie man an feiner ßeic^e
ha^ @efidöt fol^tenfd^ttJara , bie Sn^Ö^ fo ftar! gefc^tüoEen fanb, ba^
ber ^IRunb nic^t p fd^lie^en tcar, fd^eu^lid^er, al§ man je an einem
lobten 16emer!t ^atte, fo ermad^ten hk ^erüc^te ^), ber ^a^ft fei eine§
5lBenb§ 5u einem Belage, Bei bem er einige reiche ß^arbinäle p t)er=
giften gebadet, in bie S5igna be§ 6arbinal§ 5lbrian öon ßometo ge=
fommen, ^abe burftig ju trinfen Verlangt unb burd§ einen Srrt^um
öon fo((^em äöein erhalten, ben, ba er ^um SIRoxbt ber @äfte t)er=
giftet getoefen, ß^efar feinem S)iener al§ ben Beften anem^jfo^Ien ^atte.
ßefar pgleid^ mit il^m, unb l^alBtobt l^aBe man fie Beibe 5intr)eg=
getragen; ßefar, in ba§ nod§ raud§enbe geE eine§ ^taultl§iere§ ein=
genäht, fei bem ^tobe entgangen, Sllejanber geftorBen^). SöenigftenS
f)at ber ßarbinal öon ßorneto bem @efd^id§tfd§reiBer ©iobio er^ä^lt,
burc^ ba§ @ift, bem ber $a^3ft erlegen, §aBe aud^ er umgeBrad^t
ttjerben foEen unb fei !aum errettet toorben*). 5lnbere fügten i^in^u,
5llejanber ^aBe bie getoei^^te ^oftie öergeffen, bie er fonft ju feinem
©d^u|e getragen, nod^ 5lnbere, ber ^a!t, ben er mit bem Teufel
gel^aBt, fei au§ ge^efen unb biefer in (SilBotengeftalt gefommen,
il^n aBäu^o(en^).
1) Macchiavelli, Principe c. 7.
2) Burcardus bei Brequigny, Extraits et Notices 66, 67.
3) Guicciardini IV, 314. Petrus Martyr 269. Mariana 222.
4) Jovii Vita Gonsalvi 260. (21. b. 2. 21.) Einige fpätete ermittelungen
I)Qbc \ä) in ber ©efd^id^te ber 9lömijc^en 5Päpftc mttgetf)eilt ; fie fe^en nat^
ntciitem 2)afürl)alten bie %1)ai]aä)t aufeer ^toeifel. ^qI ©. 233. 23b. XXXVII,
e. 35, unb ben 2ln{)ang in 23b. XXXIX.
5) Tommaso Tommasi in Gordon, Vie d' Alexandre II, 298.
äöcc^fel im ^a))fttl)um. 171
@enug, mitten in ben größten Hoffnungen war fein Sauf ge=
cubet.
5!Jlan ^at gefagt, ber ^apft fei äutoeilen Bei feinen ^anblnngen,
tuie huxä) ein göttUd^eS ©efcfiid, gen)atnt toorben: burd^ einen S3li^=
ftra^I, ber t)or il^m nieberfut)r, fogleic^ a(§ er ben ßrabifdioi Don
(^ofenja ftc§ felBft o^ne ©d^ulb anauflagen Berebet ^atte^) — , fobalb er
VUIonfo ba SSi^ceglta Tratte tobten (äffen, burc§ einen öffentlichen 5luflauf,
Dor toelc^em er mir in ber ^irc^e fein SeBen rettete^) — , burd^ hk au§=
brüdlid^e 50^al)nung ber Slftrologen, er toerbe um feine§ (5ol§ne§ toiEen
fterBen^). @§ ^at mo!)I nie einen $a|)ft gegeBen, Bei bem bie firc^lid^en
fü gan^ öor ben tt)eltlt(^en ^efic^t^punften öerfd^manben, noc^ meniger
einen fotd^en, ber biefe mit fo entfe^(id§en 5Ritteln p erreichen ge=
fliegt ^ätte. ^eine ßanbegertoerBung ift mit fo tiel ^tut unb @räueln
beflerft, al§ biefe S5egrünbung be§ unmittelBaren S5eft|eg ber :pä^ft=
liefen @eBtete huxä) bie S3ernic^tung ber Üeinen ©etoalf^aBer in
benfelBen. ^i(j§t eBen für ba§ ^a^ftt^um felBft toaren biefe @r=
iDerBungen Beftimmt, ein einziger ^emoIt^aBer foKte fie in feiner
Apanb bereinigen, unb biefer foEte ber ©o^n eine§ ^a^fteg fein. 2öie
tDürbe ein folc^eS gürftent^um üinftige ^äpfte eingeengt l^aBen!
5^a(^ 5lle?:anber§ S^obe geriet^en Sftom unb ütomagna in bie
größte S5ern)irrung. ^n 9ftom :§atte ßefar bie @ngeBBurg inne; er
gcBot üBer eine ftarfe 5!}lannfd§aft unb Tratte in jtoeien .koffern au§
bcm ^ataft felBft ben <B^ai^ feinet S^aterS in ^änben*); aBer ba er
fran! lag, mürben bie ßarbinäle nid^t öer^inbert, Sru^ipen p merBen;
Die Crfinen tonnten magen, mieber ju erfc^einen. gaBio Orfino,
ir]a§lt man, töbtete einen S)iener ßefar§ unb toufd§ firfi mit bem
i^lute 5!)lunb unb |)änbe; oft fi^lo^ ba§ f8olt t)or bem iumult ber
tinanber Befe^benben Parteien ©trafen unb S5uben^).
^n ütomagna floi^en bie SSe^örben, bie 3ln:§änger 6efar§, unb
fe§rten bie Ferren jurütf. 2öie @uibuBalbo nad§ UrBino !am, ^ogen
am SlBenb au(^ bie eblen grauen ber Xrommel nai^ unter ^aupU
leuten einiger, um an^ubeuten, ba§ felBft fie für t^n ju fc^lagen
bereit mären ^). ^n (Sittä bi (SafteEo fül^rte man al§ ein 3^^^n ber
l>Burcardus Bei Eccard II, 2085.
2) Zurita I, f. 186.
3) ebenbafelbft.
4) Burcard hn Brequigny 67, 68. Victorellus ad Ciacconium 1356.
5) Sismondi XII, 289, au§ IJlloa. Raphael Volaterranus , Vitae Pa-
panim 167.
6) Baldi, Vita di Guidubaldo IX, 115.
ttemi
1
üetf
172 3tDeite§ 23u(i). (5rftc§ 6a^)ttct.
S5tteEt ein golbenc§ ^atT6 burd^ bie ©trafen; ©tnigagtia griff
ben eintrieb be§ 6arbinat§ Julian burd^ bie 9lot)ere ju ben äöaffen;
unter franäöfif(f)em 6(ftu|e !ant (SJiant^aoIo 5SagIione tüieber nad^ ^eru=
gia. ^id^t ntinber lehrten bie übrigen au§ i^ren fyreiftätten aurüdf^)
Söie biefe (Sad^en fidö enttoicfeln würben, ^ing nun bor aEe
bon ber ^af)l be§ neuen ^a^)fte§ ab.
S)ie Garbinäle eilten, aufantnteujufommen. 5l§canio <B]i
tüurbe au§ feinem 2;5urm 3u S3ourge§ nod^ einmal befreit, um
fran3öfifd)em Sinne ju ftimmen; S^o^ann ßolonna !am au§ ©icilie'
too er öom !at^oIif(^en ^önig einen i^a^rge^alt emj^fangen; er n)ar
burd§au§ fpanifd^ gefinnt^). Söie bie fransöfifd^en S5öl!er nad^ 5Ie^i,
rütften bie f|)anifd^en unter ^Jlenbo^a nad§ ?Ölarino, beibe in bie ^Ml/e
ber ©tabt. Oeffentlid^ tuarb unter bem <Bä)u^t ber franjöfifd^en
Partei im ßonclabe unb im f^elb (S^eotg b'5lmboife um bie l^öd^ftc
Söürbe ber (Jiiriftfen^eit. ^idf)t biet toeniger offen erüärte fid^ ^on^al:
„forbere ber ^eilige @eift einen 5lnbern, aU ßarabajal, fo möge
bie fpanifd^e ^artei nid§t miberftreben'' ^). ßarabajat n)arb nid^t
gen)ä^lt, auä) 5lmboife nid^t; in ^iccoll^omini bon ©iena aber,
über ben man fid§ bereinigte, ^iu§ III., glaubten bie (5|)anier einen
grennb auf bem bä^ftlidfien ©tul^le getnonnen 3U tiaben, UJä^renb hit
f^ran^ofen einen i^einb in i^m fa^en, tük e§ au(^ JJiu^ II. ^iccol=
l^omini getnefen fei*); bie ©panier erfd^ienen aU ©ieger. i^nbeffen
l^atte ^iu§ !aum ben 35ati!an unb nid^t einmal 6. Sodann ßateran
in S3efi| genommen, al§ er bereite ftarb, unb fofort ging ber ^ampf
ber Parteien auf§ neue an. äßieberum maren SSaglione unb 5llbian
mit 3^ru|)pen in 9lom eingebrungen , jener mit fran^öfifd^en an bem
redeten, biefer mit fpanifd^en an bem lin!en 3:iberufer. 3ll§ bie
ßarbinäle fid^ in ha^ ßonclabe Begaben, jogen fi(^ beibe jurüdf^).
^flun befaB bamal§ Julian beEa 9ftobere, ber fid^ brei^äpften immer
am !ül§nften miberfe^t l§atte^), ben 5llej:anber felbft einen 5D^ann bon
Söort ^atte nennen muffen, ber eben bie Eroberung be§ (Sd§loffe§ bon
©inigaglia geleitet, unter aHen ßarbinälen ba§ größte 5lnfe^en. @r
tnar au§ ©abona unb fonnte für einen franjöfifd^en UntBrt^anen
1) Baldi VIII, 108. IX, 116—122.
2) Zurita 299. Arluni, de hello Veneto I, 21.
3) Zurita 329.
4) Epistola Francisci Cardinalis Senensis bei Ciacconius 1356. Gilles,
Chroniques de France 121.
5) Machiavelli, Legazione alla corte di Roma 285.
6) Infessura 1977. Jacobi Volat. Diarium.
SBed^jel im 5ßapftt:^um. 173
gelten ; er ^atte immer bie colonna'fc^e Partei get)alten unb fonnte hen
Spaniern günftig fc^einen. 5ll§ nun 5(mBoife felBft ^ap}i p werben,
al§ gerbinanb einen ©panier auf ben <Btu1)l äu Bringen öeranjeifelte,
entfd^ieben ]id) S3eibe für biefen i^ulian. 2)erfe(be roar ftetg ein
Jreunb ber SSene^ianer geroefen; für ßefar öerfprad^ er ©ic^er^eit.
So gefc^a^, ba^ er bereite in ber erften ©tunbe, nat^bem ba8
(ionctaöe gefc^toffen toar, a(g ^apft an einem Befonberen 2;ifc^e ]a%,
bie Kapitulation ber ßarbinäte unterfc^rieB unb ben päpfttic^en 9fting,
ber f(^on ^ubor mit feinem ^^lamenS^uge berfe^en UJorben, an ben t^inger
ftecfte^). ßr nannte fic^ , feinen Xaufnamen nur ein toenig t)er=
(cugnenb, ;SuIiu^ II. 5!Jtit i^m glaubten bie gran^ofen, tote bie
Spanier mit $tu§ geftegt p ^aBen. 5tmBoife menigftenS, ber p ber
nanäöfifc^en Ut ßegation öon ^Ibignon empfing , beffen 5fteffe ber
crfte ß^arbinal toar, roo^nte einmüt^ig mit i^m im ^alaft unb toar
in feinem ge^eimften 3^at^ zugegen ^). S)ie näc^fte ©d^toierigfeit
boten bie 3lngelegen-§eiten in ber 9tomagna bar, bie ]xä) me^r unb
111 e^r tjermirfelten. ^^ür 3^o§cana Boten 5Iretiner unb ^ifaner, ^an=
biitf ^etrucci unb Julian ^JJlebici, für @pua ^ran^ofen unb ^Ibornen
i^teic^, für bie SomBarbei 600 KbeEeute unb 5l§canio (Sforza bem
Mon^al i^re Gräfte an.
S)enn gerabe jur nämlichen ä^it, al§ ^ultu§ $apft tuarb, brangen
SJenejianer in bie ütomagna ein. @ie nahmen ba§ Sanb um :^molp^
empfingen Sftimini bon ben ^alateften buri^ Äauf; fie Bebro§ten
aensa^). S)a hk^ Sanb no(^ ßefar aU feinen §errn ertannte, \)a
^^uüu§ benfelBen Beftet)en gu (äffen, aBer nid^t if)n p bert^eibigen
•i'^^efagt, fonnte hu§> fügli(^ al§ ein ^rieg ättjifd^en SSeneäianem unb
jar angefe^en Ujerben.
S)arum, tote ber ^apft i^nen üor^iett, „oB er i^nen fo menig
^lenfte ertüiefen, ba§ fie mä^^renb feinet ^ontificatS bie ^ird§e ju
iicrauBen Befd^löffen ,'' entgegneten fie, „gegen einen ütäuBer, nid^t
gegen bie ^ixä)t ge^e i^re ^^Bfic^t; 5um 3in§ feien aud§ fie erBötig." @r
uerfe^te, „er tooEe tool^l .öerren in feinen ©täbten, bod) fold^e, über
bie er bigponiren !önne," unb ^tett l^äufig ütatl^*). OBtoo^t il^m ßefar
1) Macchiavelli, Legazione alla corte di Roma 287—293. Zurita 330.
Burcardus bei Eccard 2159, bei Brequigny unb bei Rainaldus, Annales
Ecclesiastici 33b. XX, p. 2.
2) Macchiavelli, Legazione 361 unb an üielen Dxten.
3) Bembus, Historiae Venetae 145—147. SansoTino Orig. 79.
4) Macchiavelli, Legazione a. c. d. R. 300, 305, 320.
174 Stoettcg SBud^. 6rfte§ gapitcl.
nid^t gembe lieb fein fonnte — benn tüie ^ätle er i^m trauen foEen?
tonnten i^m bie SJene^ianer bo(f) noc§ mi toeniger angenehm ]e\n?
^n ßefar fd^ienen fett |eine§ S5ater§ 2:obe S^ertrauen, ^ül^n^eil
unb ©ntfd^lu^ öerloren gegangen, ©d^on Bei ber ^a:pftn)a]§I f^atU
er gefd^toanft, l^ente mit 5lmBoife, morgen mit ben golonna Söer=
trag gefd^loffen, l^eute ju bem einen .geere ju fommen öerf^jrod^en unb
ftd^ ben 5lag barauf p bem anberen begeben. 5lber "bti ber erften
51ad§ri(^t öon ben Untern e'^mungen S5enebig§ öerlor er aEe ^efinnung.
3Ran fagte: „S)ie ©daläge be^ (5d§irf|a(§ ^aben i^n betäubt, er mei^
nid^t me^r, ma§ er mitt" ^). Söenn e§ ^)Jlen|(f)en gibt, bereu Äraft fid§
erft im TO^gefd^idf enttoitfelt, fo merben bie§ immer in ber %u]t
gute unb eble ^Muren fein; bie ha^ nid^t finb, fi^ einen ftarf, foCange
fie ^IM 1)dben, nid^t länger.
Um bie (gntfdöulbigung ber S^ene^ianer ju enüräften, geigte fid^
ßefar bereit, feine (5df)löffer unb Drte auf eine 3eit lang bem $a^ft
Suliug 3U überliefern; biefer aber, in ^eforgni^, e§ möd§te i1)m fd^toer
merben, fie einmal mieber ]^erau§3ugeben, na^m fie nid^t an^). (5r
^ielt für ba§ S5efte, toenn ßefar bi§ ©:)3e33ia 5ur ©ee, t)on ha
über Srßi^'öi^ci unb ^ugleid^ ba§ §eer burd^ bie to§canifd§en unb ^3eru=
ginifd^en ^renjen gegen S^mola ginge, ^tioax ^tte ßefar Ujeber
öon gloreuä nod§ öon SSaglione (Seleit; aber er magte e§: am 19.
5loüember 1503 ließ er fein ^eer ben to§canifd^en 2öeg nel^men, unb
er felbft ging nad§ Dftia, um fid^ ein^ufd^iffen. @r ^offte nod§ auf
eine 2Bieber:§erfteEung feine§ @lücfe§ ; aber jeber ?lnbere öerlad^te
il^n: „tool^in merbe il)n ber Söinb fül^ren, mo merbe er biefe t;i*u:|3|)en
toieber finben?''^). 5lEe§ !^ing öon feiner ©teEung 5U bem neuen
^a))fte unb beffen gutem SöiEen ab^).
1) Soderini, bei Macchiavelli, Legazione 319.
2) Macchiavelli, Legazione 337.
3) Macchiavelli, Legazione 332. Burcardus 2139.
4) 2)te abtoet(i)enben 3Iuffaffungen, tüeld^e über bte§ ©reigtiife aufgeftellt
toorben finb, teronlaffen mtd^, bie ©r^ä'^lung ^utita'i, ber bie an S^'öniq
^erbinanb gefomtnenen ^aä)xiä)hn benu^te, nad^tröglid^ nod^ ettoa§ ou§fül)r«
lieber, aU eS im jtejte gefctie'^en ift, p re))robuciren. 3)ano(^ ging ha^ Erbieten,
bie Sd^Iöffer QU§3uliefern, Don ßefor felbft au§; er toünfd^te fie geoen SSenebtg
au fiebern, ba§ bor bem 9kmen ber ßirc^e jurürffc^reden tnürbe. Salb barauf
bereute er bo§ tnieber unb toirb auf fo lange feiner grei^eit beraubt, bi§ er
fein 5öerfpreii)en gelöft l)abe. ^aä) Oflta toirb er gebrad^t, mit ber beftimmten
SSerfid^erung, bafe, fobalb e§ gejd^el^en fei, er boüe §reit)ett ^aben toerbe. @r
ftanb unter ber £)b^ut be§ 6arbinal§ be ©anta ßruä- S)em traren ^mi
©aleeren aur SSerfügung gefteUt, um ßefar au entlaffen, fobolb fein SBort ge*
löft fei. 2)er ßarbinal toar nid^t aßein bom 5papfte, fonbern bom Kollegium
Söed^fel im ^apftt^um. 175
@r toar ^tüei Sage tüeg, a(§ 3^ultu§ bie 5la(^rt(f)t erl^ielt, gaen^a
fei in bringenbfter (Bt]a^x , öon ben SBene^ianern eingenommen ju
tüerben , unb ätoeifet^aft n)arb , oB ßefar fc^neE unb mäd)ttg genug
!ommen !önne, um gegen fie ettoaS au§äuri(^ten. S)tefe Sorge nal^m
bem ^a^jfte ben ©d§la|, unb in ber 9lac§t ^um 22. ^obember bef(f)(o§ er,
eS äu magen unb bie Sd^Iöffer ßefar§ auf einfttoeiten an^une^men.
^m 5D^orgen üe^ er ben ßarbinal ©oberini rufen ; bod§ l^ielt er nod^
ön fi(^ , benn er mochte nid^t Unrecht f^un , unb fagte e§ i^m nod^
nid^t; gegen 5lBenb tie§ er if)n nod^ einmal rufen, fagte e§ xf}m unb
fanbte il^n ßefar na($. 9lunme:§r aber meigerte fid§ biefer. @r toarb
am 29. bon ber :päpftli(^en @arbe nad^ ^Jtom gebracht: balb mar et
in ^agliana, balb in ber SBo^nung be§ ©(^a^meifter§, Balb in ben
Simmern bon 5lmT6oife; er mu^te berne^men, mie fein §eer bon
S5aglione überfaEen unb bemic^tet morben; enblid^ bequemte er fid^,
hu ^eid^en :§erau§5ugeben, auf meldCie feine S5efe^I§l|aber i^m in feinen
ber ßarbinäle tjie^u ermächtigt, unb fotoeit !am e§ bann h)ir!ltd^, ba^ bon ben
brei ßaftellen, auf bie e§ anfam, ätoci überliefext unb für ba§ brüte eine ©i(i)er=
"^cit in ®elb gegeben tourbc, fo bafe ber ßarbinal il)m feine gfreil)eit anfünbtgte.
@o eben bro^te nun ber burd^ einen ©tillftanb unterbrod^ene ßrieg jtDift^en
gfranaofen unb ©paniern toieber aui3ubred)en. ßefar, ber noc^ immer in SBefi^
reid^cr ©elbmittel mar, feine Seute gut au be^a^^lcn pflegte unb t»on ben 35er=
toegcnften, benen toilbe unb grdpd^c .^anblungen eben red^t tüaren, at§ it)r
^err gejud^t tourbe, ber inneren SSegie^^ungen ber italienifd^en ^^arteien öon
@runb au§ funbig unb getüol)nt, fid^ il)rer ju bebienen, märe ben f^ranjofen
toie ben (Spaniern ein mittfommener 33unbe§geno§ gemefeit. ©onfalöo liefe
ben ßarbinal bon (Santa 6ruä miffen, er toerbe ben i?önig öon (Spanien t)er=
pflid^ten, tuenn er bemirfc, ba| fidt) berfelbe an il)n anfdt)liefee (seria gran bene-
ficio de toda la Christiandad divitirle de otras empressas: y que no se
diesse lugar que veniesse a Francia); ba§ gejc^tel)t nun aud^. &cfar begiebt
fid^ unter fidlerem ®eleit nad) Neapel; bod^ ift e§ feine Slbfic^t nic^t, fid^ t)ier
tul)ig 3U t»erl)alten. (Sr beult äunädtjft, bie 5lu§lieferung t)on gforli, tneld^e nod^
nid|t öottgogen mar, ju öerljinbern, ben ßrieg in ber 9lomagna toieber ju er»
neuern, Urbino unb bie anberen berlorenen (Stäbte toieber äu erobern, ©r
toünf(i)t fid^ babei ber fpanifdtjen unb itaüenifd^en gufeböller äu bebienen, burc^
toeld^e ©onjal feine Siege erfochten l)atte. tiefer bemerft fd^on eine ßintoirfung
€efar§ auf feine ^Truppen; e§ lommen i^m 9^adt)ri(^ten ju, bafe (Sefar aud^
fd^on toieber mit ^^orli in 33erbinbung fte'^e; er fafet bie SBeforgnife, e§ jei
barauf abgefet)en, nid^t aKein in S^tolten ben Ärieg ä" erneuern, fonbern it)n
felbft fo fel)r ju fd^toäc^en , ha^ 9^eapel in franjöfifdie ^änbe faUen muffe,
hierauf befd^liefet er, fid^ biefer gefäl)rltd)en 5Per|önlidt)feit ^u berfidtiern; ber
Äönig biEigt fein S3erfal)ren. (3urita 324.) ^Jlariana '^at feine 5^otiaen au§
3urita genommen unb fie nid^t beutlidtier gemad)t, aber i^nen eine claffifd^e
gfärbung öerlieljen. (51. b. 2. 51.)
176 3toeitc§ aSud^. ©xftcg Kapitel.
6(^lö|fern öerpflid^tet tüaten^). SCBet biefe machten tüeiteren Söeral
unb neue (5(^tt)ierig!eiten. @§ tüar im 5l^3n{ 1504, al§ bie ©c^Iöffe-;
^etauSgegeBen tüurben unb ßefar toiebexum in fc)ftta öoEe ^^tei^ei:
^atte.
©0 Qt]ä)a^, ba^ :Suliu§ II. |ür ßefena, Smola, Sotlt a(§ un^
mittelbarer §err Ujiber S5enebig eintrat unb biefe Orte bor bemfelBet
Befd^ü^te. SlBer inbe§ mar f^aensa tjerloren gegangen. Söir merbet
fe^en, meldte unb mie mii^tige S^egeBen^eiten I)ierau§ entfprungen finb. --
ßefar mürbe in Oftia auf§ neue bon feinem @cC)man!en üBer=
nommen. ©ein Später mar perft franjöfifd^, bann f|)anif(^, ^ierau
mieber fran^öfifi^ unb mieber f^anifi^ gefinnt gemefen. 3^ ^^^ to'ii
bama(§ äugleid^ ßejcan unb ber 5!}larqui§ öon ^^inal auf bem SÖßege, biefer
um i^m franjöfifd^e ^ülfe, jener, um il^m fpanif(^e§ Geleit an^uBieten.
2öa§ foEte er tt)un? ßubmig mar fein S5ermanbter unb :l3flegte fein Söort
äu t)alten; gerbinanb !)atte ben 9tuf eine§ S^reulofen, unb man !annte;
bie aragonifdien (iieleite, mie erft tjor fur^em ber ©o^n ^^eberigo'^
gelodt, Eingehalten, nai^ ©panien geführt morben. 5lBer mar er üBer=
^aupt bamafö noc^ fäfjig , eine äöa]§I ju treffen ? 5Jlan möd)te
fagen: fein ^efi^icf mar üBer i^m. Sejcan !am äuerft, unb biefem
folgte er. SGßie ^u jenem barauf 5[)flid)eIott, trat äule^t 9tunno be
€campo ju i^m: „^txx, 3T)r feib gefangen." ßefar feufate tief, er=
gaB fi(^ xmb marb in ein f|)anif(^e§ ©(^Io§ gebracht. 2)iefer 5euer=
Branb foEte, mie bie ©^janier fagten, in feinen anberen §änben fein,
al§ in ben i^ren^).
S5on bem ©d^lo^ ift ßefar ^mar no(^ einmal nac§ ^laöarra
entfommen, aBer lurg nai^ feiner gl^ud^t in einem @efe(^t getöbtet
morben.
1) Macchiavelli, Legaz. 347—339, 355, 366, 373. ßaldi, Guidubaldö
147. Burcardus unb Nardi.
2) Zurita 328. Jovii Gonsalvus 274. Mariana 233. Guicciardini VI, 339.
vSben an bie nea^olitantfc^en S5er]§ältniffe fnü^3fte ftd^ eine ©nt=
jtoeiung gttiifc^en (Bpanun nnb Defterreid^, et)e fte no(^ i^re Untet=
^anblungen gefd^Ioffen Ratten, an.
%U nämlik ^]^ili|)^ im Einfang be§ ^df)xt% 1503 feine 9fiü(f=
xcife nad^ ben 5fliebetlanben bntd^ f^ran!rei($ antrat, ftanb e§ mit
bcn ©^janiern in 5^ea|)el f(^le(^t, nnb er l^atte, tüu er menigftenS
glaubte, ben 3luftrag, mit ,^önig ßubtoig einen S5ertrag ^u fd^Iießen.
2tt§ er aber in ßt)on bei bemfelben angefommen^) nnb am 5. 3l^ril
mit i!^m f^riebenS einig gettjorben, eine§ SiiebenS, ber aEerbingg i^m
[elbft am öortl^eil^afteften toar : „^^lea^el foEe im 5^amen ^axU nnb
6Iaubia^§ nid§t o^ne i^n öertoaltet merben nnb einmal an biefe
faEen", ha ftanb e§ bereite mit ben ©^janiem jn 9tea^el beffer; fie
fonnten ben ©ieg ^offen, fo ba§ gerbinanb feinem g^^tb^auljtmanne
befallt, auf ^norbnungen, toeld^e öon $§ili:p:p an i^n gelangen n)ürben,
ixid^t 3U ad^ten^). SßergebenS famen bie §erolbe beffelben; ftatt be§
3ftieben§ erfolgte hie ©d^lad^t bei (Serignola. 5flun tt)ar ^^^ilipp fd^on
lange in einigem 5)li^t)erftänbni§ mit feinem 6(^toiegert)ater, ber il^m
bie ©inÜlnfte eine§ ^rinci|)e öerfagte, in ütonffiEon feinen SBegleitem
^ferbe 3U geben terbot nnb in ©alfa§ aEe Kanonen bereit ju galten
befahl, tüenn er bie geftung ettoa befel^e^). Sie fallen ben j^aU,
ba§ S^fabeEa fterben nnb fie alSbann um bie ^lac^folge t)on 6afti==
(icn ftreiten tüürben, beibe öorauö. S)ie neaipolitanifd^e 8ad§e blie§
bie ;3rrung an. ^en jungen unb eblen f^ürften überna]^m ber ©treit
mit i5erbinanb§ @efanbten, n)eld§e leugneten, ba§ er beauftragt ge-
1) Hubert Thomas Leodius, de vita Friderici Palatini, p, 41.
2) Zurita 259, 260.
3) Zurita 258.
to. 9ianlc'§ SBetle XXXIII. XXXIV. 5Rom. u. getm. fßilUt. 3. %}xfi. 12
178 3tocttc§ fßüä). 3tüettc§ ßa^itcl.
lüefen, anfangt — er wax haut — bt§ gut S5etou6ttoftg!eit
SSalb aber fa^te er ftc^; er fa§Io§ in feinem eigenen tarnen ein|
SSnnb mit Subttiig, ber im ^lugnft jn S^on an§gernfen ttJarb. ^J
felBe njar gerabejn gegen f^erbinanb gerid^tet; SubUjig ijerf^jrad^ b«
^rä^eraog 1000 Sanken jur (SroBemng ©aftilien§, ba er toiffe, b^
er beren Bebürfen n^ürbe^). Qu biefem S5unbe, ju einer nei
Sufage ber maitänbifd^en Se^en , ba fie nod§ nic§t gegeben tüorbeftj
Brad^te $i)iIit))J feinen ^ater, ber immer mit i'^m einmüt^ig tt)ar|
unb ben ^ierjn, n)ie e§ |d§eint, and^ bie beutfd§en ^inge ijerc
Iahten.
1. ^Jlajimilian, bnrc§ bie ©innjirfung be§ franäöfifd^j
S3unbe§ Sieger unb .^err in S)entf ($Ianb.
(5§ ift mer!n)ürbig genug, tou |o gan^ unb gar bie inneren
SSer^ättniffe S)eutfd§lanb§ mit franaöjtfd^em ^rieg unb ^rieben au*
fammenl^angen.
S)a§ SHeid^gregiment , ba§ nad§ bem ©iege Subn»ig§ über bie
©forden unb 5Cflajimilian geftiftet morben, fa^te no(^ im ©e^tember
1501 felbftänbige S5ef(i)Iüffe. ^IBer ba ^ajimilian am 3. OctoBer
barauf in ben 2:rienter SSunb mit Submig getreten Ujar, !am !ein
einziger öon feinen SSefd^lüffen 3ur ^uSfü'^iiing ; ja, Don ©tunb' an
öerfiel e§ gänälid^^). ©in ^alBeS ^a^x mar im ^fteid^e meber Hammer-
gerieft no(^ ^ofgerid^t, ber ©täube kufe^en tjerfaEen, feine 3lu§fi(^t
auf einen üteid^Stag unb an Sanbfrieben nic^t gu benfen. S)ennod^
mu^te erft im 3uni 1502 ber nea^olitanifd^e Hrieg gerbinanbS unb,
toie mir fa^en, aud§ ^ajimilianS gegen Submig au^Bred^en, e^e man
ein^ufd^reiten Betoegt marb. 3m 3uli t)ereinten fid§ hie Hurfürften
in ©elnl^aufen p jäl^rlic^en 3ufcintmen!ünften, 3u benen fie, faE§ ber
Honig feinen 2;ag Befd^reiBe, in benfelBen ?lBfi(^ten, in meli^en man
in 2öorm§ gemiffer 2;age, in 3lug§Burg eine§ 9legiment§ einig ge»
toorben mar, ba§ l^ei^t, um üBer S^ürfenfriege, Sanbfrieben, Hammer»
gerid^t unb innere Orbnungen ^u Berat^f dalagen, aEe ©täube, ein jebcr
bie i^m junäd^ft mol^nenben, einlaben unb mitBringen mottten. ©old^e
3ufammenfünfte finb in ber 5l]§at gehalten morben*). 5ln biefe
toeifen bie Hurfürften, mag ^ajimitian einaeln t)on il^nen Verlangt;
1) Pontus Heuterus, au§ bem Ms. Solaing», tote e§ fd^eint.
2) Zurita I, 289. II, 9.
3) «mütter, ^ci(^§tag8ftaat I, c. 21, § 3; c. 23.
4) mmn, 9ieic^§tag§ftaat, 'Mäj II, p. 248, 260, unb cap. III, § 8.
entahjeiung be§ fponifd^-öfterreid^ifd^en Kaufes. 179
inib tüenn er einen au§ i^rer 3^^^ t)or fein ^ertd^t forbert, tt)iber=
fprec^en fte i^m gerabe^u^). @ine SSefteinng Don bet 5lp|)eEation,
eine ^Intoartfc^art ift aEe§, tüa§ er feitbem au Befd^liefeen bermag^).
Sn ben Monaten, in toelc^en bie f^ranaofen in S^talien ftegten, toar
ber 3tt)iefpalt am ^eftigften. Saut Beüagte fid^ 5!Jlainmilian üBer
^ert^olb bon ^laina, „biefem berarge er am meiften, ba§ er auf ben
^}iei(^§tagen feinen ^Inaeigen nic^t ^^o^Ö^ geteiftet ; er ^abe i^n U^^n
an ber Söol^lfa^rt be§ 9ftei(^e§ unb ber ß^riften^eit ber^inbert"^).
(Bern tt)äre er im Q^eBruar 1503 aur @ntf (Reibung ber nea:poIitani=
fc^en ©ad^e, mit ben ©(^toeiaern, toeld^e SSeEinaon au Behaupten über
ben ^ott^arb ftiegen, im S5unbe, nac§ ^D^lailanb eingebrochen; aBer
biefe Sage ber 2)inge Banb if)m bk §änbe. Um aud^ nur etloa§
(Beringet unternehmen au können, Beburfte er einer getüiffen Sftu^e ber
beutfd^en gürften unb hieran eine§ franaöfifd^en ^rieben^*).
S)al§er ftimmte feine§ ©o^ne§ S5ort§eil mit bem feinen tool^l
5ujammen, al§ er jenen einging.
(S§ ift fd^toerlid^ gerabeau SSefted^ung getoefen, tüoburd^ Subtoig
bie fyürften in feinem ^ntereffe l^ielt; e§ n)ar aud§ aum 5^u^en ber
Ö-ürftenmat^t , Ujenn bie granaofen bem beutfd^en Könige au fd^affen
inad^ten; a(§bann Ratten fie i^n nid^t felBft au fürd^ten. SSie bem
fei, nad§ ber neuen S5ereinigung a^^f^^^u Subtüig unb bem <&aufe
Oefterreid§ im 5^obemBer 1503 entft^ulbigten fid§ bie ^urfürften
bringenb tüegen il^rer Big^erigen Unternehmungen unb Befd^Ioffen,
tiinftig nur aUe a^^i 3a]§re aufammenau!ommen ^). @§ ift niemaB
luieber gefd§e^en. 5)lit biefer Dp^ofition ^atte e§ toefentlid^ ein @nbe.
(Sbm bamal§ aBer fanb ^P^ajimilian (SJelegenl^eit , nod^ eine ältere,
grünblid^ere , bereu felBft 5lu§länber unter ben großen ^farteiungen
Gnro|)a'§ ertoä^nen, bie £)|)pofition ber $fala, au bernid^ten.
S5or bieraig Sauren §atte griebrid^, 5lrrogator ber $|ala, mit
5Baiern=Sanb§l^ut berBünbet, einen großen ^rieg be§ ^aifer§ unb feiner
ganaen ^artei fiegreic^ Beftanben. 2öir fallen, in toeld^em ^rief=
lücd^fel ber bamalige ^urfürft bon ber ^Pfala mit Äarl VIII. unb
Subtüig XII. ftanb. ^n ben Ziagen , al§ Sublüig ben fd§tneiaerifd§en
3]ertrag toiber ^Jlajimitian fd^lo^, berl^eiratl^ete ber Äurfürft feinen
1) ©abreiben bei Tim^x II, ßop. V.
2) |)äberlin, mi^^i^ioxk IX, 229, au^ ben Urfunben.
3) ©d^rifttoed^jcl bei @ubenu§, Codex diplomaticus Moguntinus IV,
547, 551.
4) 2öeig!unig 278.
5) Htfunben bei mUn, 0lci(i§§tag§ftaat II, VIII, p. 276, 281.
12*
180 3tocttei fSu^. 3toetteg ßapitcl.
6of)n Olu^Jtei^t mit bet einätgen %oä)Ux (Seorgg öon ßanb^^ut. 2)te
50^enfc§en, bie öor öierätg 3a:§ren geftritten, toaren tobt; in i^x^
Äinbem lebte ber alte ^a^ unb bie alte ^leipng. ^
^un begab fi(f), bag ^eraog 6eorg öon Sanb§l§ut, al§ er au
^pflicfiael 1505 mit bier ^ler^ten auf feinem 9loEtt)agen in ba§ Söilbbab
tooUk, fo !ran! toutbe, ha^ er nur bi§ in fein ©rfjlofe ju S^ngolftabt
fommen fonnte: fo !ran! toar er^). ©oEte er fein Sanb an «^er^og
^Ibred^t bon ^Jlünc^en, feinen alten f^einb, ^Jlajimilian^ ©c^toager
unb bod^ nad^ ße:§n§red§t feinen (SrBen, !ommen laffen? Um e§ an
Sfhj^jred^t äu bringen, feinen ©d^Ujefterfo^n unb ßibam, übergab er
bemfelben feine geften unb feinen <B<^a^ unb berief er auf ben 3e§n=
ten 2)eäember feine ©tänbe. 5ll§ biefe gufammenfamen , mar er be=
reitg tobt; ben legten ©^roß au§ ber ßinie S3aiern=Sanb§l)ut l^atten,
bis auf ßinen, lauter frembe Splitter, bie er feinem @ibam ju ©d^u^e
berufen, gu @rabe getragen^).
S5or ben ©täuben erfc^ien perft ber junge 9flu^re(^t in ber
TOtte feiner Flitter unb ^ned§te: „mie !önne man «^erjog Georgs
6n!el, bie bod§ männlid^ unb au§ feinem S5lute, berauben moEen?
bie ganje burgunbif(^e @rbf(^aft fei burd§ eine ^^xau übertragen tDox=
ben; aud§ er fei au§ ben ^lute ber S5aiem." <g)ierauf erfd^ienen nid§t
minber bie ^efanbten 3llbrecf)t§ : „ba§ ßanb fei ein 5Dlannle:§n , übri=
gen§ 5llbred§t in ber öierten, to^red^t in ber ad^ten ©i^j^e mit @eorg
öermanbt" ^). S)ie ©täube fd^ienen fid§ nid^t äu entf(^eiben , al§ fie
ftd§ bem 5lu§f|}rud§e ^ajimilianS untermerfen ju tooEen er!lärten;
bodf) au(^ bie§ mar eine 6ntf(^eibung : längft l§atte ber ^önig Partei
genommen*).
^erfelbe gebadete l^ierbei feineg eigenen ^^lu^enS unb §atte bret
5lbfid§ten : eine für ?llbred§t, ben ^ema:§l feiner ©d^toefter, mit mel=
d§en beiben pfammen er am 30. Sanuar 1504 ^u bem angefe^ten
9ieid§§tage in SlugSburg eintraf , eine atoeite für fid^ auf gemiffe SSejirf e
bon ßanb§]§ut , eine britte auf bie @rniebrigung ber $fala, bon toeld^er
er überbieS bie Sanbgraffi^aft .^agenau erobent tooEte^). ©eine
Sßermittlung§borfd^läge, „SSaiern jenfeit ber 2)onau foEe für Uupxtä)t
1) Zayneri de hello Bavarico Über memorialis bei Defclc , Kerum
Boicarum Tom. II, p. 350.
2) 3a^ner 363.
3) „^anblung a^ifc^en ^crjog 0lu|)red^t unb gemeine l^anbfd)aft" bei
3o^nei 370.
4) SD^tojimilianS ©d^teiben in JJiüIIerS 9leicf)§tag§ftQat.
5) 2)er cc^te ^ugger, au§ ber |)nnbfd^rtft hn Oefele II, 471.
ajlajimtltan ©tcger unb §ctr in 2)cutjd^tanb. 181
aböefonbert, ba§ UeBrige an 3llBrec§t üBergeBen toerben" , unb d'^nttd^e
tourben Balb öon bent ßinen, Balb bon bem 5lnbeten üertoorfen.
^nbltd§, am Oftertage, aU bte ^Jlünd^ener ^erjoge ätoet ©tunben
aHein mit i^m gexebet, eröffnete er am 5tBenbe in einem harten ju
5lug§Burg ben 8tänben üon ßanb§l§ut: „ber ^ieg tütxhe leiber an=
ge^en" ^). Seine red^tlic^e ©ntfd^eibung |^rad§ ba§ ganje Sanb ben
^ünd^enem an ; bie ßJema^lin 9flu^re($t§ Bemäd^tigte fit^ am 24. ?l^ril
ber ©tabt unb baranf eine§ guten Xf)dle^ öon bem ßanbe ßanb§=
]§ut^); augenBIirflid^ erl^oBen fid§ atCe g^i"^^ öon 1461, 2ßürttem=
Berg , SJelbenj, Reffen, miber bie $fal3, bie ^ilnd^ener mit Branben*
Burgifd^er, fä(^fifd)er, fd^n)äBifd§er ©ülfe, unb bie ©tabt MmBerg
toiber Sanb^l^ut. ^er Ärieg fing an.
2Ö0 ttjar nun ber franjöfifd^e SSunb be§ alten ^falägrafen? Die
©einen trugen toei^e «^reuje, mie bie f^^anjofen; er fanbte feinen
@o]§n n)ieber]^olt an Subtoig^); boc^ mar e§ öergeBlid^: benfelBen
tjer^^inberte fein neuer SSunb. 2) er ^falagraf Bef(^to§, nur bie geften
Befe|t unb, um bie ^lünbemng enttoeber aBptoe^ren ober 3u t)er=
gelten, ein §eer in .^eibelBerg, ein anbere^ in ßanb^l^ut ju l^alten.
^er f^einb fei nic^t fo reid^ mie er unb muffe juerft ermüben*).
Die $falä felBft tüarb öon brei ©eiten angegriffen. Dieffeit be§
tR^eineg griff Ulrid§ bon SöürttemBerg an. ^ na^m 5!JlaulBronn
unb stoang mit 2000 kugeln t)om 9lieberBerg im 8ti(^ bie @emein=
ben 3u SSefig^eim, SöalT^eim unb 3öein§Berg, i^n in il^rer Äird^e 3U
tl^rem gnöbigen .germ anaunel^men; nur ^Bretten bertl^eibigten hie
guten Stürfe, bie @eorg ©d^njarjerb gegoffen, unb ein göT^nlein
©d^toeiaer tjon St^urgau^).
i^enfeit be§ ül'^eineg trieB 5llejanber ber ©d^ttjarae öon SJelbena
Ml^e unb ©d^meine meg, Branbfd^a^te unb lie^ gefd^el^en, ba§ fid^
feine ßeute bie feibenen 3lltarBe!leibungen ^u Söämmfem fd^nitten
ober il^ren grauen nad§ .^aufe fd^idften; er lauerte ettoa im (5on=
toalb, Bi§ man ha^ f8ief) au§ einem ©c^loffe trieB unb er ba§ offene
Z^ox üBerrafd^en fonnte. Dod§ a^thjeilen rüdte Sol^ann ßanbfd^ab
1) „^anblung a" 5lug§Burg t)on gemeine Sanbfd^aft tocgcn" bei 3^^«^^
892, bejonbet§ p. 401.
2) Sctfünbung, al§ öanbS'^ut eingenommen ift, M 3^^«^^ 438.
3) S^\)mx, SJorrebc, unb Zurita.
4) Vendii Epbemerides belli Palatino-Boici, ex Kölneri libris tribus
concinnatae, hii Cef de II, 480.
5) ©attlcr, @ifcnbod^, ©tettler. Cnisii Annales Suevici 525.
182 3toctte§ S5u(^. 3toeite§ ßa^itet.
mit beffetem 5ßol!e t)on ^teuanad^ toibet il^n au§ unb t^at i^m bol
^ämlic^ei).
äöil^elm tjon Reffen mit feinen SStanbmeiftem öertoüftete Balt^
bieffeitS bie SBergftra^e, öalb jenfeitg ben 5lla^eimer @au. 5^ur bie
SSauerfd^aft öon 3^ngei:§eim in iT^rem .^lofter unb hu S5efa|un9 tjon
ÄauB empfingen il^n mit tapferer @egentt)el§r ^).
SBä^renb biefeS nid§t Äriegfül§ren§, fonbern 9tauben§, 3!Jlorben§^
$lünbern§ tt)aren bie 5lrd§iöe nac^ 5lnfprü(j§en be§ ^önig§ auf bie
Sanböogtei burd^fud^t unb biefe felbft, ^agenau unb Ortenau, in
feine ^etoalt gefommen^). S5ergnügt, ba§ e§ it)m gelungen, o^ne
auf bie f^ürBitte einiger ^urfürften äu ad§ten*), inbem er ben gfein=
ben ber ^falj unöertoeilt Beftätigte, toaS fie erobert, ging er nac^
SSaiem, too öon feinen ^ät^en einige ^ufftein, anbere SGßei^enl^om,
bie er Beanfprud§te, nid^t au^ ben 5lugen gelaffen.
ßr !am gerabe jur redeten S^it %u^ ^ier führte man htn
^eg me'^r mit fjeuer, al^ mit bem 8d^toert; balb toar bie ^Iün=
berung öor ^ünd^en, Balb tjor ßanb§]§ut ; ©tabttoad^en unb @d§ar=
toad^en rannten in einanber; bie einen ober bie anberen flol^en;
feine Xt}ai unb !ein @r*foIg^). @erabe aU einige fd^toäbifd^e unb
BranbenBurgifd^e S5öl!er t)on ben 5Jlünd§enern abgezogen unb bie
Dberl^anb burd§ bie 2500 S5öl§men Bei ben ßanbeS^utifi^en ju fein
f(^ten, !am ber ^önig. @ine ^eile bon 9flegen§Burg , öon ttjo iT§n
baö (Geläute aEer @£odfen, ba^ 3U ^roaeffionen unb @eBeten rief, in^
gelb Begleitete, griff er felBft bie SSöl^men l^inter il§rer breifad^en
SßageuBurg, hinter xf)xtn länglid^en Startfd^en, bie fie mit fpi|igen
@ifen in bie @rbe geheftet unb mit Letten aneinanbergepngt , im
©eteite feiner Sftitter an, fämpfte fort, oBtool^l i^n einmal felBft ein
5l^tfpie§ au§ bem ©attel gel§oBen — nur bie Sirene ©rid^S-
t)on S5raunfd§toeig rettete xf)n — unb toarb i^rer §err^). <gierauf
äog er mit ©pielleuten, ^pex-febanten, ßautenfd^Iägem unb Trompetern,
bie eroberten gähnen unb hk befangenen öor fid^ l§er, in ülegen§Burg
1) Trithemius, Chronicon Hirsaugiense 608—613.
2) Trithemius 613—623. ÜJlünflcr, Äo§ntDgtap^ic.
3) ^äbctltn§ Slnmetfuttg au§ einer Xlt!unbe bei Sünig, IX, 278.
4) «mülletg «Ret(^§tag§ftaat 406.
5) ÜJeben ®ö^' t)on SBetlid^ingen. 3lu§g. d. ^a^m, p. 41 f.
6) Sf^timx 448. Vendius 484. Wimpheling, Epitome Rerum Germani-,
carum, p. 196. SBüntingS 33taunfd^tt)eiger 6f)rontf, II, 63.
2Jiajintiltan ©ieger unb ^txxin S)eutj(^lQnb. 183
ein^); nun ]§atte et bie DBer^anb getoonnen; er na^m 3Cßet§en§oxn,
^^Jkuerftätten unb .^ufftein an fic^.
SCßie nun ber alte ^falägraf um \iä) ]df), Beibe ßänbet ge^(ün=
bert unb äunt %^txl in getnbe§ «^anb, fid§ um feinen ©o§n ülu^rec^t
unb feine ©(^ttjiegertoc^tei*, bie Beibe in biefem Kriege geftotBen, ärmer,
ben ^urberein aufgelöft, f^ran!rei(^ mit 3Jlajimilian öerBünbet, bie
Gegner |rifc§ unb nirgenb^ Hoffnung, entfan! i^m ber ^ut^ unb
toanbte er fii^ au SSitten. ^Jlajimilian, n)eld§er i^atte, maS er bege^^rte,
unb fi(^ rühmen burfte, in feiner §anb fte^^e, hit ^falj ganj ju tjer*
nid^ten, in ©xinnerung, ba§ auc^ ^Ollünd^en nid§t immer für £)efter=
reic^ getoefen, tüar !lug unb gut genug, bie§ nid§t ju tüoÜen, unb
Befahl nod^ im (September einen ©tittftanb^). @r ^cit barnad^, toie
fein erfter S5orf(^Iag getoefen toar, für bie Äinber 9tu))red§t§, bie
ßnfel @eorg§, jenfeit ber 2)onau bie junge ^falj geftiftet.
^a(^ biefem großen (Siege — toen §atte er in S)eutfd§lanb nod§ ju
fürchten? %uiS) 58ert^o(b öon 50lain5, bie (Seele aEer Bisherigen
Unternehmungen toiber i^n, ftarB im S)ecemBer 1504, unb ben ^anjler
beffelBen, ©tür^ler, Tratte er längft in feine 2)ienfte genommen^), ^m
^ai 1505 ^ielt er in döln, too er immer, bie dürften e§ nie ge=
tooEt, toieber einen 9fleid)§tag. @§ ift bor aEem ju Belagen, bafe eg
bamal§ nicfet einen ^ann gegeben, ber bie tl^dtige ^l^eitna^me ber
gürften unb i^rer ütätl^e an ben öffentlichen @efd§äften ju BeoBad^ten
Gelegenheit unb aufäuaeid^nen 5^eigung unb Gefc^id gehabt ^ätte. 6r
toürbe un§ fagen, toie bie großen Gebauten bon einer aEgemeinen
S^'^eilna^me ber (Stäube an ber inneren S5ertoaltung, bon ber 5ln-
ftrengung aEer S)eutf(j^en p ben aEgemeinften Saften, mithin tjon
einer toa^^ren ©in^eit be§ S5aterlanbe§ im ®egenfa| ju ber faiferlid^en
Getoalt, burd§ bie brei ftänbifc^en S5erfaffung§t)erfu(^e ber jä^rüc^en
SSerfammlung, be§ 9ftegiment§ unb be§ ^urberein§ 3U 3:age gelommen
unb fi(^ einigermaßen enttoirfelt ]§aBen, aBer 3U 6öln untergegangen
finb. 2)ie Hälfte be§ ßeBen§ ift, ba§ e§ in ber 5flad§!ommen Ge=
bä(^tniffe fortbauere ; biefe S5eftreBungen finb fo gut toie öergeffeu
toorben*). 3n ßöln berließ man jene Geban!en unb fing an, bie
SJetfaffung auf bie früheren Getoo^^n^^eiten äurüdäufül^ren. 2)em Äaifer
1) %ix 9fiegcn§burQtf(^en ß'^toni! tiicrten SanbeS etfte§ ^eft, 9icgenlbutg
1822, p. 84.
2) Hubertus Thomas Leodius, Vita Friderici Palatini II, no. 42,
no. 47, unb Zurita.
3) ^äBerlin II, 283. Sltit'^einiuS. 2)et ed^te iJugger 1. 1.
4) (31. b. n. 51.) 2lu§ bicfet SBemerfung crtouc|fen meine fpätcten ©tu*
bicn, bie id^ in bcm etficn SSanbe ber beutfc^en ©efd^ic^te mitget^eilt ^abi.
I
184 3toette§ f8nä). 3tocitc§ ßapttcl.
tDurbe eine ^ülje getüdl^rt, ben 3^ttetn gemö^, bie einem jeb
8tanbe eingel§änbigt njnrben, nid^t mel§r nad^ ber 3^^^ ^^^^ ®i
too^mx unb Pfarren, fonbem mä) einer 3flei(^§ntatri!el, auf ein 3a
unb ]o gtog tüie nie, 1000 5!Jlann p ^ferbe unb 3000
gufee, beren ©olb, beg 3fleiterg monatüd^ auf 10, be§ Äned§te§
auf 4 Bulben angcfd^lagen , 264,000 Bulben betrug, bie überbieg
öon ben ©täuben au§3urüften toaren^). ^ein ütegiment betümmerte
fid^, tt)a§ er bamit t^ue. S)a§ ßammeröerid^t, ba§ man il^m ju
befolben überliefe, !am eben baburd§ in feine §änbe. @r toarb fta
3u feinen (Snttoürfen.
2. Umfaffenbe $Une Maximiliane. $l^tli|)^) bon
ßaftilien.
3öa§ gelungen, war burd^ ben S3unb mit granfreid^ gelungen.
S)ie ©mnblage aEer neuen ©nttoürfe mar berfelBe S5unb.
^Jlad^bem man toäT^renb be§ ganjen Baierifd^en ^riegeg in 5ran!=
reid§ unterl^anbelt, nad^bem gerbinanb bie Ueberlieferung ^^lea^jelS ]nx
ben ^amen ^axU unb ßlaubieng äUäugeben gefd^ienen, enblid^ aber,
im 5luguft, bie§ böllig abgef dalagen ^), Vereinten fid§ Maximilian,
5pi)ili|)^ unb ßubtoig 10 jtage nad§ ber ülegen^burger ©d^lad^t, am
22. ©e|)tember, ju bem engften SSunbe : „8ie tooEen, toie @ine <&eele
in brei ßeibem, greunbe il^rer greunbe, g^tnbe il^rer geinbe fein
unb il§re ^inber bermä^len. Submig tooEe feine S5efel^l§T^aber in
Mailanb, @enua, 5lfti, SSretagne, S5loi§ unb SSurgunb, n)eld§e ßanb=
fd^aften fämmtlid§ bon ber ^rone getrennt Ujorben tt)ären, ber^flid^=
ten, fobalb er o^m <Bö^m fterbe, hk^ aEe§ in bie ,^anb ^arl§ unb
ßlaubieng 3U überliefern"^), ©inen 5lrtifel über ^ea^el ftnbet man
nid^t; bod§ gerbinanb !lagt, man ^abe in S3loi§ baiHber berfügt,
aU fei e§ S^irol^). «hierauf, im 5lpril 1505, in bem eben eroberten
^agenau em^jfing 5lmboife nid^t attein für ßubtoig, fonbem äugleid^
für Äarl unb ßlaubia bie Selben bon Mailanb, $abia unb 3lngl^iera,
unb empfing $l§ili^^ für ftd§ unb feinen So^n bie ßel^en bon Öel=
bern^). 3m 3uli 1505 toarf fid^ in ber 3:i§at ber ^erjog bon ®el«
\itxn, tjon atter franjöfifd^en «^ülfe entblößt, Oon feinen SBaronen, ben
Söifdf), Srond^orft, SSatenBurg, Oerlaffen, in ütofenbaal ju ^]^ili|)^§
1) mmn, «Rcid^gtog^ftaat II, 441. ^üä^Uh^kh bei «ülüHer 509.
2) Lettres du Roi Louis XII, S3anb I, 1—7.
3) Set Dumont IV, 1, 55.
4) Zurita 843.
5) Acte de foi bei Dumont 60. Pontus Heuterus 266.
Umfaffcnbe «piänc Maximiliane. 185
len, gab ben größten 2:i§eU feinet ßanbe§ auf unb trat in fein
befolge 0.
hierauf !am e§ 3U größeren Unternel^mungen. 3m ^loöember
1504 ftarB SfabeEa, Königin öon (SafttUen, ^^tli^pS (5(^toteget=
mutter^). Unöertoeilt l^ierauf nal^m $^ili^^ ftatt be§ l^erjogtic^en
^ute§ ba§ fönigüd^e Sd^toert, ben !öniglid§en 5^amen unb hjottte
i^t @tl6e fein^). 9li($t minber aber tt)oIIte g^tbinanb ber 5llte unter
bcm 2:itel eine^ @obemabor§ toaT^rer ^önig ber caftitift^en ,^önigrei(^e
bleiben, .gierin lag hie (S^jaltung be§ öfterret(^tfd§=f^antfd§en ©aufeS,
unb ^^ilt|)^ rüftete fid^, feinen ©d^tDtegerbater au§ ß^aftilien ju Verjagen.
^ajimiltan richtete feine 5lugen nad§ Ungarn, fid^ bte Abfolge
ju fidlem, toeld^e i^m angefod^ten warb ; unb l^ier^u Tratte baS siteid^
il^nt §ülfe ben)ittigt.
äöenn bieg Mhe^ gelungen, fonnte man fid^ nad§ 3^talien n)en=
ben. 2)ei 25ertrag Don S5loi§ lautete fd§on auf einen gemeinfd^aft=
lid^en Ärieg njiber S5enebig; 5^ea^el tüarb geforbert, töeil e§ ju 6a=
ftilien ge'^öre. g^ff^tt toir bieg aEe§ ^ufammen unb n)ie nad§ bem
2:obe gerbinanb§ aEe aragonifd^en Sefi^ungen, nad^ bem 2:obe ßub=
toigS ber üieft öon S^talien unb ein S)rittel ton gran!reid§ ju bem=
felben großen ^be !ommen mußten, fo erfd^einen biefe ^läne für bie
('yrei'^eit ßuro^a^g aHerbingg gefä'^rlid^. 5lber ^ajimilian ]§atte
getabeju eine Unitjerfalmonard^ie über aEe germanifd§=romanifd§en
icationen im ©inn. ^m ^df)xt 1505 fd^lug er bem Könige öon 5tanf=
reic^ öor, bag falifd^e ^efe| auf^ul^eben, bamit ^arl unb Slaubia
i^m aud§ in ber ^rone tjon gi^anfreid^ nad^folgen fönnten*). 3m
3a^re 1506 erflcirte er §erm ©d^toente ^ielfen, .g)erm @ri! 3ol&ann=
Jen unb anbere Söorfte^er tJon ©d^toeben, bie fid§ ber Union unb bem
|J!önige öon ©önemar! nid§t fügen Ujottten, in bie üteid^Sad^t: „il^re
iöüter feien Sebermann erlaubt" ^). 6r ]§at be]§au|)tet, auf ha^ S^leid^
^^portugal "i^aht er burd§ feine Butter einen fo na^en 3lnf^3rud§, alg
^önig ^JJlanuel; er ^ai fid§ bie 9ted^te eineg flüd§tigen ?)orf auf
Gnglanb übertragen laffen^).
1) Barlandus, Duces Brabantiae 137. Teschenmacherus , Annales
Geldriae in Annal. Cliviae etc. p. 527. Heuterus 274.
2) Luc. Marineus Siculus 512. Petrus Matyr, Epist. 270.
3) Reuter 270. 2Qßagenaar, «Riebcrl. ©efd^id^tc II, 281.
4) Zurita II, f. 152.
Ij 5) 3lu§äug au§ bem ©c^reiben Ui ©altn, ed^toebifd^e ©efd^td^te II, 665.
I 6) S^tiia unb SBagcnaat qu§ b. Chartr. van Brabant Layc. Engleterre
. n, 269. 3u tjctgl. ^ormatjt, Dcfterretd^. Putatd^ V, 178, au§ SDÖappcn unb
. Sd^ttftcn.
186 3toeite§ SSuc^. ^toeitcg ßapitcl.
@ott tooEte m(f)t, ba§ bieg gefd^ä^e. £)te begonnene (Snttoidi
(ung ber xomanif(^=öetmamfc^en ^^lation tüütbe baburc^ unterBrod^i
unb gehemmt Sorben fein, ^n granfreii^ et^oB ftc§, at§ ßubtoig X:
im grü^ial^re 1505 in leBen^gefä^tUd^e ^ran!^eit fiel, bie SSeforgni
in aEen Patrioten, tüelc^e ba§ 9teid^ in (SinT^eit an fe^en toünfc^ten^
in oEen ^rennben ber !önig(i(^en ^etoalt, bie mit fo tiielem SSlni
befeftigt tt)orben, in Inr^em npetbe ba§ ^tiä) get^eilt nnb ber ali
innere ^rieg erneuert toerben^). fSox aEem toaren bie ^nl^ängi
SouifenS t)on 8at)ot|en, ber 5P^utter be§ :präfum^jtiben S^ronfolgei
gran3 öon ^Ingoulöme, bagegen. S)er Äönig felbft Bereute feini
SSunb t)on S3Ioi§; ^atte er bod^ Bei feiner Krönung p 9teim§ ge'
fc^woren , nie ^n geftatten , ba§ bieg üleid§ Ijerringert toürbe. Söop
ne^mlid^ ^attc bie Königin 5lnna bie SöerloBung (Slaubieng mit ^axl,
ben fie jur ^öc^ften äöürbe in unferen 5^ationen Beftimmt fa:^, ge=
förbert; fie l)atte einft eine anfel^nlid^e ^elbfumme nid^t gefd^ont, um
ben ^arfd^aE ^ie, ber fid^ Bei einer früheren ©d^toädCie beg ÄönigS
il^ren 5lBfi^ten entgegenf e^te 2) , öon .^of unb äßürben p Bringen;
fie toar öon ganzem ^er^en für ben SSunb. 3n biefer Äranüjeit
ßubtoigg iebo(^ — toag bie Königin bem Könige öerfagte, mu^te bie
grau bem (^emat)l gett)ä^ren — gaB 5lnna enblii^ nai^, öerga§ i^re
©ntätoeiung mit ßouife^) unb geftattete, ba^, ftatt mit ^arl, ßtaubia
mit grauä üon 5lngouleme öerloBt tpürbe. 2)affeIBe Befd^tooren 5lm=
Boife unb bie S5orne§mften am §ofe förbern äu Reifen, 'üoä) l^ielt
man bag geheim; boi^ ber SSunb öon SSloig unb ber 5pian beg
,&aufeg Oefterreid^ ttjaren in bem öorne^mften fünfte, auf ben fie fid^
grünbeten, geBro(^en. ßubtoig marb aEmälid^ toieber gefunb.
5flic^t lange barauf !am ber Snquifitor öon Katalonien, trüber
3ol)ann ßnguerra, an ben fran^öfifd^en <g)of, ben SBoben bafelBft äu
unterfudCjen*). gerbinanb ber ^atl^olifd^e, ber tjon ben pänen ^Jtayi»
miliang junädfift Bebro^t toarb, fanbte i^n unb toünfd^te einen S3unb
mit gran!rei(^.
8ottte er aufhören , ^önig öon ßaftilien, \)a^ ^anpt ber euro|)äi*
fd^en ^oliti! ju fein, unb 5u bem mäßigen @lüc£e feiner Später ^urüct*
fe^ren? 3foBeEa^g le|ter SSiEe lie§ i^m einige menige @üter unb Sfled^te
au§ ßaftilien; bie g^ad^folge im 9ftei(^e Beftimmte fie für il^re ^tod^ter
1) Garnier, Histoire de France XXII, 3—9, qu§ Originalen. Saint
Gelais 225 f.
2) ©axnier ou§ bem ^rogefe ®te'i, XXI, 463, 476.
3) Fleuranges, Memoires 154.
4) 3lu(^ Nardi, Istorie Fiorent, p. 110.
Utnfafjenbc ^iant aJlQXtmiltanS. 187
)\iana, inbem fte äugleirf) erflärte : „tor S(n!unftberfeIBen ^eien aEe 6oi'=
eg tjerBoten, unb nur nai^l^er, toenn e§ fid^ finbe, ba§ fte bie ütegtetung
nttoeber n\ä)t führen !önne ober nid^t führen tooEe, möge man eine
rieblit^e S[JerniaItung anorbnen'' ^). hiermit Begnügte ftd^ gerbinanb
iic§t, fonbern na^m ben %ikl eine§ @oBernabor§ an unb Berief nn=
jeräüglid^ bie ßorteg. S)ie ÖJranben, beren UnaB^ängigMt er geBrod^en,
)ox aEen ^ad^eco t)on SSiEena, ber in ben ^Infdngen f^erbinanbS
eine ©üter au§ bem aragonifd^en ütauBe Verloren, unb 5Jlanriqne
jon ^flajara, ber eBen bamal§ feinen 51effen öon 5lguitar Beeinträd§=
:igt fa^, ftjaren n}iber i§n; fie !(agten: „er gel^e bie öorne^mften
Bürger in ben Stäbten, in ben ©i^Iöffern bie 5llcalben mit @e=
c^en!en an ; er ^aBe felBft bie lange t)erfc§oEene @ad§e ^uana^g, hn
loäjkx .£)einri(^^ lY., auf3nn)erfen nnb fie gn ^eirat^en gebat^t; nur
lüoUe fie i^m 5[Jlanuel bon Portugal nid§t ^erauSgeBen; n)iberred^t=
üc^ UJoEe er §err in ßaftilien fein"; ju ben 6orte§ erfd^ienen fie
lüd^t^). ^ie ^rocnratoren ber 17 Stäbte bagegen — benn mit
Der ^ermanbab ber 8täbte ^atte g^i^^wanb einft ben 5lbe( Befiegt,
unb biefe toaren für i^n — erfi^ienen, erüärten fid^ für bie üte=
prdfentanten ber gefammten ^önigreid§e t)on ßaftilien, erfannten i^n
a(y 3lbminiftrator an feiner 2od§ter ©tatt an unb empfingen feinen
(vibfc^tour^).
Sro^ aEebem fonnte fid^ gerbinanb nid§t Be^au^jten, toenn
■:p^ili^|), burd^ ben SBunb t)on ®loi§ öerftärft, in ßaftilien anfam
unb bie ©rauben fid§ für benfelBen er^oBen. 5^i(^t^ al§ eine S5er=
iö^nung mit ßubtoig berf|)rai^ il^m (Sid^er^eit.
S)em @runbgeban!en ßubtoigg, „fein gute§ üled^t an grembe ju
üBerlaffen, fei toiber feine ß^re unb toiber ©etoiffen", toeld^en er
iebem 3}orfdf)iag, eine 5lB!unft toegen ^eapeU ju treffen, entgegenfe^te,
unb au§ tt)eld§em bie 3lBfidC)t, ^arl unb ßlaubia au tJermöT^Ien, f)tx=
tJorgegangen toar, !onnte nun aud^ gerbinanb ft^ fügen, nai^bem
^faBeEa geftorBen toar. ^mO!toBerl505 üBertrug ßubn)ig feine nea^)o=
ütanifd^en üted^te feiner 5^i(^te ©ermana be ^^oiy ; mit ber t)erf^3rad§ f5fßtbi=
iianb fid^ 3u öermd^Ien, üBerbieg eine 5!JliEion guten ©olbeS Binnen 10
^a^ren 3U jaulen unb aEe 5lngioöinen in i:§re @üter einaufe^en*). UeBer=
1) Zurita I, 349. Gomez, Vita Ximenis 981. Petrus Martyr 279.
Mariana 278.
2) Zurita II, 12. Carta Bei Zurita II, f. 22, 23.
3) Zurita II, f. 6.
4) Ut!unben Bei Dumont IV, 1, 72. ^u^uq Bei Guicciardini IV, 357.
188 3tocitcS SSud^. 3tocttc§ (Sapitct.
bte§fagten M ^i^ Beiben Könige gegenseitige ^ülfe njiber atte il^rege
5U. ^llma^an, ^erbinanbg anbereg 3^d§, Vertraute ©inigen an,
ber S^etmöl^Iung ^tüifd^en ^arl unb ßtanbia njetbe nic^t§ toerbe
^en planen ^ayimilianl nnb ^l^in^)|j§, bie im 5£)eceml6er l1
in SraBant Bei einanber hjaren unb Uon ba, ber 35ater ^ur um
fd^en, ber 8ol§n pr caftilianifd^en UnterneT^mung aufbrachen, ft^
fi(^ bergeftalt ein S5unb Subtüig^ ftatt mit il^nen, bielme]§r mit i\
f^einbe gerabeju in ben 3öeg. ©ie erlangten bafür einen anb(
Oft, tüenn ßaftilien unb 5lragon in Streit gemefen, ^atte fid§
lanb mit bem einen, granfreit^ mit bem anberen berBünbet.
natürliche S5er^ältni§ unb ber gufatt öerfd^afften bem §aufe Oeftcr-
xeiä) einen englifd^en SBunb.
3m 3anuar 1506 ]§atte pili^^ bie Soften feiner UeBerfa^ti
au§ bem Sßerfauf feiner ^ammergüter unb ber geatüungenen 5lnlei]^e
be§ 16. Pfennigs äufammengeBrad^t ; 400 ©belleute mit einigen 2:au--
fenb ßanbSfned^ten, giämingen unb Sc^lüeiaern ^) Tratten feine giotte,
gegen 50 ©egel, er felBft ba§ ©d^iff jtDeier SSrüber §ut)Bert Beftiegeti
unb fd^iffte Bereite unfexTt bon ßorboba bem bijcati'fi^en 5)leer, einem
f^janifd^en ^afen ju, aU ber Söinb fid) ^3lö^lid§ umtoarf unb in Sturm
fe^te, Ujorauf bie §ut)Bert, benen ^l^ili^)^ bergeBlid^ 3urief : „Söad^t!"^)
feine anbere Ülettung tonnten, aU bie engtifd^en lüften p geminnen.
S)urd§ bie entgegengefe^ten Strömungen unter ben ^reibefelfen ^ort«
Ianb§ gelangten fie enblid^ an bie SH^ebe bon Söe^moutl^ *). ^id§l
toie ein @eftranbeter , fonbern toie ber toiEfommenfte @aft tnarb l^ici
5pi§ili|)p empfangen unb unter aEen (Sl^renBeäeigungen nad^ Söinbfot,
einem Sd^loffe §einrid^§ VII., geBrad^t. S)0(^ nid§t umfonft. §ier in
feinem gelieimften 3iwimer legte .g)einrid§ bie .ganb auf bie Sd§ultei
feinet @afte§: „5ln meinen lüften Bift ^u gerettet; foH ici) an ben
S)einen fd^iffBrüd^ig toerben? 3d^ rebe bon Suffol!, gieB il^n mir.
^p^ili^^j ^atte no(^ einen ^or! ©bmunb be la ^ole bon Suffolf in feinem
©d^u^e, unb toie fel§r er fic§ aud§ f^jerrte — benn „er toerbe geätnunge«
fd^einen" — , nun mu|te er biefen ausliefern®), «gierauf fd^tüur <&einrid6f
1) Baco, Historia Henrici VII, p. 369.
2) SBogcnaar II, 281. g^tenfpicgel 1165. Nardi, Istorie Fiorent
IV, 111.
3) Bayle, Dictionnaire s. v. Huybert, au^ einem memoire communiqu^
au libraire.
4) Petrus Martyr, epist. 296. Polydorus Virgilius, Historia Ang-
lica 777.
5) Baco, Vita Henrici septimi, p. 336, 370.
Umfafjenbc «ptänc 2Ilo?imilian§. 189
luj ein Stüd t)on bem toasten Äreuse, feinem ©aftfrennbe roiber
jebermann, ber i^n in ben Oteid^en angreife, bie er ^abe ober ^ben
olle, 5U .g)ulfe gu fommen ^). Unb alfo faft toiber feinen SßßiEen mit
inem nenen Sunbeggenoffen öerftärft, fc^iffte ^^ili)?:^ im 3l^jrtl 1506
IUI Sorunna.
@r tarn. „5^un fei er ha, nun möge i]§m ber gali^ifd^e unb aEer
aftiüfi^e 5lbel bie t)erf^)ro(^ene Streue betoeifen." Sd^on toar ber
per^og öon 5tajara gerüftet; fottte er ben neuen Surften nic^t em=
)fangen, mie einft ben alten? ^ii^t aEein S5iEena, aud^ S5enat)ente,
)eT feine 9!)leffe t)on ^D^ebina bei ßampo burd^ hk 5lragonen öerloren,
Biron au§ bem unterbrücCten :|3ortugiefifd§en §aufe, (Sarcitaffo be la
Öega, ber ben @influ§, tütl^en er bei ;SfabeKa gehabt, "bti $^ili|)^J
,u erneuen ^offte, ber <&er5og öon SSejar, bie 50^arqui§ öon ^ftorga
mb 5lguilar unb t)iele 3lnbere famen mit i^m^). @ie flagten:
,ber 3l(te tüoUe ßaftilien ^u ßiner Sai^e in Slragon aufgellen laffen;
c^on fei ber Sfurabo üon ©aragoffa in feinem carmofinen bleibe mit
einer ^Jla^äa gu S5aEabo(ib eingebogen, je^t bereite er fid§ pr @e=
Dalt; 5p^tli^)^3 möge feinen S^erfid^erungen nic^t trauen^); mer tjom
'(bei e§ mit il^m ^alte, fei benaturalifirt; er öertoirfe bamit ben
ic^u| feinet eingeborenen Ober^errn."
S)agegen forberte ^^erbinanb in ber %f)ai feine gartet auf, fid^
iiit i^m äu öerbinben; fein @mnb toar, il§re §errin unb toaT^re
liönigin merbe öon i^rem (SJema^l eingefd^Ioffen gehalten, fo ba§
)Uemanb i^r bienen, 5^temanb mit i^r reben bürfe; er be^anbele fie,
üie feinet ©i^i(b!na:ppen grau bel^anbelt toerbe: bie Königin möchten fie
)cfreien l^eljen. S)aäu moEe er feine ^erfon unb feine ganje 5Jlad§t
üagen*). S)ie 6täbte, immer nod^ einige @ro^e unb Prälaten,
)te (^aftellane, bie il^m öerbanften, toa^ fie toaren, meldte, mie er
agte, $^ili^:p abfegen tt)oEe, :^ielt er für feine ^Partei. 5lber in turpem
jatten il^n aEe (iJranben unb Prälaten, felbft feine SJertoanbten, ber
>onbeflable unb ber 3llmirante, üerlaffen^), unb nur ein ©inaiger,
)tr ©eräog tjon 5lltja, ber niemals fd^toanfte, blieb il^m getreu, ^n
)cn ©tobten richteten bie Sßermanbten ber 3fnauifition§gefangenen,
i()rer um fo mehrere, ba ebtn Sujero auf einige falfd^e Seugniffc
mUx unb 2)amen, Älofter= unb äöeltgeiftlid^e eingebogen, i^re ^ugen
1) aSei Dumont IV, 1, 77.
2) Zurita II, 47-55.
3) Petrus Martyr 305.
4) Carta, con que el Catholico se justifica, bei Zurita, II, 57, 58.
5) SerbinanbS 2ßoxte bei Zurita, f. 71.
190 3tDcttc§ 95ud^. ^toettc§ ßQ^ttcl.
auf ben jungen ^önig^). @ett)att toar l^ierauf unmöglich; nu
einer 3ufömmen!unft !onnte t^etbinanb nod§ fein :|jerfönli(^e§ U
getoid^t über feinen ©ibant geltenb machen; ^^rat) ^^tanj Im
t)on 6i§nero§ öerfd^affte fie i^m.
5luf bem ©eBirge ^amoneba finb atotfc^en ^ueBla be ©ana!
unb Sftionegro, Bei ber Meierei S^lemeffal, unfern eine§ ^ii^bufi
^ügel unb ßa^jeEe. ^ierl^er !am am 20. 3uni 1506 Don ber einet
©eite f^erbinanb mit 200 Ungeipanäerten , aEe in (Sa^^ut unb ro
^ü|e, ha^ ©d^mert leicht umgürtet, auf Mautt]^ieren , t)on ber
bereu taufenb S)eutf($e mit SSüdjfen unb ©|)ie§en, hk l§od§geU)a(^fe
unb fd^önften Männer, hk \iä) l^atten finben laffen, ]§inter i^nen, in be'
^Dlitte ber Trauben, hu unter i^ren Kleibern ganger trugen, ^^■
lxp\)^)^ S)er ?Xlte, burd§ feine @ia|e unb ftrenge 9lafe au§geäeid§net,
reid^ an X^akn, ber Sunge, toei^ unb rot^ t)on ©eftd^t unb üoH
Hoffnungen; biefer bie§mal ernfter, jener munterer aU getoöl^nliÄ),
3n ber ßa^eEe, toä^renb i^imene^ auf ber 9tafenl6an! t)or ber Tf)m
fa^, fprad^en fie mit einanber. ©d^on früher l§atte Ximeneg mii
^pi^ili))^ unter^anbelt , ob er il§n 3U einer gemeinf(^aftlid§en ^erh3al=
tung Bettlegen !önne — bie ^(ug'^eit be§ TOer§ unb bie ^raft ber 3u=
genb U)ürben fid^ alSbann tjereineu — , oB er toenigftenS (Sranaba, bae
eine§ geübten 5luge§ Bebürfe, bem ©rfa^reneu laffen tüoEe^). @Bei
bieö mag ^erbinanb l^ier berfud^t ^aBen. 3öemgften§ l^at er t]§i
auf bie 5lBfid§ten unb bie ^^latur feiner Trauben aufmer!fam gemad^t
5lBer e§ n)ar bergeBenS. Sie fd^ieben, tt)te fie gefommen; inbem fii
Beibe, einige ^Jleilen bon einanber, ben 2)uero aufmärtS reiften
unterl^anbelten fie immerfort. @nblid§ mu^te fid^ gerbinanb mit be
Hälfte ber bleute t)on Snbieu unb einer eingefd§rän!ten SJertüaltunc
ber ©rogmeiftert^ümer Begnügen; aEem fonftigen 5lnt^eil an be:
SHegierung entfagte er*). Hier aBer geigte fid) feine bo|)^elfinnigi
8eele. S^nbem er bie§ enblic^, nafS) fo öielen S5erfud§en bagegen
gugaB, erflärte er bem fSolk: „nid§t§ anbere§ fei öon Einfang feim
5lBfid§t getoefen; l^aBe er früher bie ©uBernation an fid§ genommen
fo fei e§ nur gefd§e]§en, bamit feine @nabe gegen feine ^inber um ft
offenbarer mürbe ^)". ßr ging nod^ toeiter. 5ln bem 28. 3uni, in=
1) Llorente , Histoire de rinquisition de l'Espagne 1 , 346. Zurita
f. 99, 116. Gonzalo Ayora'ö 33tief bei Llorente.
2) Jovii Gonsalvus 278. Gomez, Vita Ximenis 990. Mariana 28, 252
3) Literae Ximenis Bei Gomez 987.
4) Zurita II, 63.
5) Relacion del Catholico bei Zurita 70.
Umfof^enbe 5piäne ^JlajimiltQnS. 191
bem er mit $^iü)J^ Sugleic^ erftätte: „e§ fei ju tüiffen, ba§ fid§ bie
er(aud§tefte Königin auf !eine Sßeife in einen 2:§eit ber Ütegierung
ntifi^en bürfe ; tl;ue fie e§ boi^, fo muffe batau§ bie t)oE!ommene 3^1^=
ftörung biefer ^önigreid^e erfolgen" , ^jroteftirte er insgeheim öor
^(ma^an: „er geftel^e bie§ aICe§ nur au§ ^^urc^t p; in ber 2:]^at
Befc^Ite^e er, feine 3:o(^ter gu Befreien"^). 5luf bem Söege fanb er
bie Z^oxe einiger (Stäbte t)on ben ©rauben gefd^Ioffen; hoä) tröftete
er fid^ , no(j^ ohnmächtiger fei er einft ge!ommen uub 'f)aht fie bod^
fo lange Be^errfd^t; t)oE neuer unb anberer ©orgen eilte er nad^
5Iragon.
|)ierauf öffneten fi(^ aEe ©table bem jungen Könige unb fd§n)u=
reu il)m; toenn irgeubtoo ein ßoftellan toar, ber nid^t ßuft l^atte,
ificfe i'^m 5U fügen, fo t^at er e§ bodf), foBalb einige ßom^jagnieu äu=
jammentrateu. S)ie ©rauben unb ^rälateu toareu o]§uebie§ in $^i=
lip^^ ©efolge^). 2)ie ^efi^nal^me öou ßaftilien mar bem §aufe
£)efterreid^ gelungen.
Sn benfelbeu S^agen ftanb ^J^ajimilian in Ungarn, fßox 15
3al)ren liatten i^m bie ^rälaten, SSarone unb ©tdbte biefeg 9leid^e§
fc^mören muffen, „faE§ SölabiSlam oline männlid^e ©rben fterBe, foEe
^^iajimilian, ober, lebe er nid^t, einer t)on feineu 8ö^uen, ober, fei
bereu deiner, t)on i^ren mdunlid^en @rT6en ßiner, fo geraber Sinie au§
iliren Senben, al§ unatoeifel^after ^öuig ju bem '^ei<S)t gelangen"^).
MabiSlato, ein Äönig, ber nur 3U ben SSb^men „^ober" uub m ben
Ungarn „SSene" fagte, mar alt unb fd§mad§ uub ^atte nur eine %oä)=
ter. Einige fagten, er toerbe biefelbe mit einem @u!el Maximilians
termä^len, 3lnbere, au biefen felbft moEe er fein ^tiä) aufgeben*).
S)ie Ungarn, aud§ bie ©adjifen, bie unter i^nen toolinten, moEten
leinen 2)eutf(^eu; bie 5}laguateu famen §ufammen: be§ 2:obe§ fei,
Wqx pr Söa^l eine§ auSlänbifd^en Königs rat]^e ; unb ©raf S^o^ann,
au§ bem §aufe Sa^ol, ^offte bie ^rone. 5Jlajimilian erinnerte fie
an i:^ren ©ib: „i:§re äöo^^lfal^rt , auntal if)x 2öiberfte]§eu gegen bie
S:ür!eu beru'^e auf einer ^Bereinigung mit Oefterreit^;" fie aber ant=
ioorteten i:§m tro^ig; fie riefen, mie er felbft fagte, i^re ^aä)i beim
1) Concordia entre el Catholico etc. unb Protestacion del Catliolico
M Zurita 67, 68.
2) 3lEe§ bei Zurita.
3) Bonfinius, Rerum Ungaricarum Decas V, 2, 509, unb bie Utfunbc
bei Sambucus, Rerum Ungaricarum Appendix 546.
4) Linturius, Appendix ad Rolewinkium in Scriptt. Struvii 600.
192 3»eite§ S3ud^. ^WcitcS ßapitcl.
blutigen ©c^toerte ^ufammen ^). @t Bejd^lofe, fte p fu(i)en unb, o:^:
t>a% er ba§ ßanb öertoüfte — e§ möd^te i^^tn fonft Seinb toerben — , n
ben ^rofeen nac^äuge^en. 5lm redeten 2)onauuier äuetft ^toang
£)ebenburg unb ben tefen öon ^oain, bet an biefen ^renjen eii
Sagereife toeit f|enf(^te, feinen SSetttag anjunel^men. hierauf,
einem acfjttägigen ©tittftanbe, ging ex auf ba§ linfe Ufer unb 16
ättjang ^reSbutg. TOt bex ^nfel ©(^ütt glaubte er ben Sieg
l^aben: „eS fei ba§ ^erj Ungarns." ^ber ouf bie SSotfd^aft fBl
biSlatoS: „er ntiiffe ju feiner ^emapn, bie il^rer 5^ieber!unft nd
fei," folgte balb eine anbere: fie fei am 1. 3uli eine§ Knaben en:
bunben morben, ber überaus fd§tt)ä(^(i(^ unb faum lebe, aber eine§
Knaben'' ^). hierauf gaben bie 50^agnaten feinem S5o(!e 3000 ©tütf
%uä) unb 2000 ©tü(f £){^fen unb erfannten fein ^Red^t^). mt
foEte ein Änabe leben, ben man in bie no(^ toarmen .g)äute eben
getöbteter 2t|iere legte, um i^n beS SebenS erft fällig p mad^en*)?
5!Jlajimilian öerlie^ baS ßanb; aber feine 5lu§ft(^t toar gerettet.
• ^ac^bem nun Saftiüen eingenommen, bie 5^ad§folge in Ungarn
gefiebert mar, xid^tete er feine 5lugen nad) Italien, um bie faiferlid^e
^rone in 9tom ju em^jfangen.
Ungefdl^r erft bamalS em^jfing er bie gemiffe SSotfd^aft, ba^ bie
SJerlobung ^mifd^en ^arl unb ßlaubia öon ßubmig XII. ^uxM=
genommen fei. S)enn erft im ^ai 1506 mürbe bieg öffentlid§ er=
!lärt. ^ie 5lbgeorbneten ber ©täbte, bie in ber amtlichen ©r^ä^lung
l^ieröon, beinal^e mie bie ßorteS öon 5toro, gerabeju 8tänbe genannt
merben, erfc^ienen in XourS öor bem Könige, bem feine Prälaten ^ur
9fted^ten unb feine ^ro^en jur ßin!en fa^en, unb baten i]^n um bie
S5erlobung ßlaubienS mit granj bon 5lngouleme. ^n il^rer @egen=
mart mürbe fie boEäogen; in öerfiegelten «^anbfd^riften berft}rad§en
SlEe unb auc^ bie S^ät^e oon ^Bretagne, barüber ju machen, bafe barau§
eine S5ermä]§lung merbe^).
.^ierauf bernal^m ^ajimilian, ba§ il^m hie (Strafe burd§ fein
Selben 5Jlai(anb gefd^loffen fei, unb $§ili:p)), ba^ ^arl bon Selbem,
ber feiner Begleitung entflol^en, burd^ franjöfifd^eS unb aragonifc^eS
@elb ben Ärieg in ben ^ieberlanben erneut l^abe. S5eibe maren
1) 2Rajimtlian§ 5lu§fc^tetbßn bei 2)att 563 unb bei 3«üIIcr 528.
2) S)a§felbe ^lusfd^reiben bei «ötütter 531.
3) Anton, Chronicques Annales II, p. 11.
4) S^iignife 5üii(^ael StutuI' bei ©ttuöe, Corpus Historiae Germanicae.
5) Recit de ce qui s'est passe in 9iöberet§ Memoire pour servir etc.
im Appendice, p. 425, unb bic§ Memoire übetl^au^t. St. Gelais 181. Me-
moires de Fleuranges.
i
Umfaffenbe ^lam 2Jiai'tm{![tan§. 193
anwerft entrüftet. 9Jlai-tmtlian flagte, ,,Subtütg fei e§ niemals um
hüx SBertrag au tl^un getoefen; er §aBe nur bie ßel^en gefüllt. %\t
^>e(e^nungen, bie er ju (IJunften |eine§ @nfel§ ^arl öerlie^en
()abc, neunte er jurüti" ^). ^^iü^|) tuar ju einem aEgemeinen Kriege
ontfc^ieben. „^d) f)abe nic^t ba§ §era fo feig," fd^rieb er „noc§
jßeitoanbte unb (SJüter biefer 2Be(t fo gering, ba§ ic^ mid^ in meinem
cjuten Sflei^te beeinträchtigen laffen mü^te. @:^er tooEte x^ meine
ßan^e ^artei in ber ß^^riften^eit aufrufen, bon ber idi) glaube, fie
ift bie ftärfere'' ^).
Unb äuerft tooEte ^ai-imiüan auf aEe Söeife in Stauen ein=
brechen. Seine @efanbten, fie unb i^re S)ienerfc§aft gan^ in Söaffen,
famen perft , um einen frieblic^en ^urt^^ug nad^aufuc^en , nac^
35cnebig^). S)o(^ bie S^ene^ianer fonnten S)em ben S)urd§äug nidit
r^iflatten, ber fo oft öffentlich 5lnfprüd§e an i:^re Sanbfcfiaft erhoben;
lubem feine ßanb§!ned§te Sr*rungen machten, Ratten fie 3^itf ci^e
iljre $äffe ju ^yufe unb au ^ferb au befe^en*). (Sr eilte 'nad^ ben
tiainerif(i)en §äfen, mo^in @onaal i^m @c§iffe a« fenben augefagt.
Xen aber hielten bie großen S^tf^Q^i^ f^erbinanb§ ab. 5lu(^ ein Sleufeerfteg
ui öerfuc^en entf(^loff en , ging er nad) bem ^arft in ber minbifdf)en
Maxi, bon mo man in üier 2;agen nac^ ber ,^üfte bon Sftomagna
mi]x: ber ^a))ft toerbe i^n mit greuben aufnehmen unb !rönen^).
^ber ein gana anbere§ unb ba§ größte §inberni§ traf il^n §ier.
%m 16. @e|)tember ftarb fein @o^n ^^ilipp in ^urgo§ am ^a=
,^ucco , einem anftecfenben !atarr§alifd§en f^ieber^). 5^iemal§ n)ar
berfelbe au ^^efer Sfteife, ^n feiner ^rone freubig getoefen. @r mar
gefommen, al§ ^önig nid^t a« leben, fonbern au fterben.
S)uri^ biefen 5lobe§faE, ber bie caftilifd^en unb nieberlönbifc^en
35erl)ältniffe böEig üermirrte, mürben aEe ferneren $läne 5[flai*imilian§
abgefc^nitten.
8. f^erbinanb <!perr in ^Jlea^el unb Saftilien.
2)amal§, al§ gerbinanb Saftilien berloren fa^, ergriff i§n eine
peinigenbe S5eforgni§ megen 9iea^el§.
1) 3lu§fc^tetbcn 533.
2) ©^reiben in b. Lettres de Louis XU, I, 51.
o) ©ct)tetben ^aUaxV^ in Macchiavelli, Legazioni, Opere V, 127.
4) ^u§ici)teiben unb Bombus, Historia Veneta 157 a.
5) 2)a§felbe 2lu§fc^teiben 540. Zurita T, f. 389.
6) Macchiavelli, Legazioni V, 162, aug bem 33rtefc (5oberini'§, unb
Dr. Tozzetti.
ö. gtanfe'g 2öerlc XXXIII. XXXIV. IRom. u. gerat. Sßölfcr. 3. Slufl. 13
194 3tocite§ ^näj. 3tocitc§ 6a?itcl.
^ier, tüo bie Könige immer nur auf furje S^it huxä) .geer
gartet getoalttg getoejen toaren, too man öon einem ödterlic
:priefterlid^en, erBUd^en Äönigtl^um niemals 9^h}u§t, toar ©on^at,
bie §auptleute au§ feinem §eer in reid^e Sefi^ungen eingefe^t
5luflagen nac^ @utbün!en auSfd^rieB , fo angefe^en tük jemals
^önig^). @r ttjar mit f^erbinanb un^ufrieben, ber jene S^ertei^ut
nic^t Beftätigte, ber mitten in (5|)anien einen neaJjoIitanifd)en
errichtete, ber il^n feine 5S)eutfd§en ju entlaffen 5n)ang^). ^Inn
T^aupteten bie gaftilianer, ^flea^el gehöre i^nen : benn mit il^rem ^t
burd^ il^re Sanb§Ieute fei e§ erobert Sorben; f^erbinanb entgegnl
fein feien bie 5lnf|)rüd^e, fein ba§ ^anb. 3^ äöa!)r^eit !am ^lllee
barauf an, toem ber f^elbl^err ba§ 8anb überliefern toürbe. ^on^al
neigte fict) auf bie (Seite ^t)ilipp§ unb ber ßaftilianer; er Weigerte fid^,
ben ©efanbten ^l§ili|)^3§ an 3iiliu§, bei bem man biefelbe @efinnung
unb S^erftänbnig mit Defterreid^ öorauSfe^te, ^urütfäu-^alten. Maji=
milian lie^ i^m fagen, „er möge fid) tt)ie ein guter ülitter t)on 6afti=
lien galten,, fo UJoHe man \1)m in ^fleapel ©dt)u^ angebei^en laffen;
er !önne bann ^ifa unb ^iombino, bie er bereits unterftü^te, felbfl
empfangen." ^n biefer S^il^ fanbte ^onjal, toie toir toiffen, feine
(5d)iffe nadf) ben !rainerifc§en .^äfen^).
2)iefe Umftänbe mad^ten gerbinanb ben ^at!)otifd^en emftlid^
beforgt. @inma( tooUk er ^onjal gefangen fe|en laffen; bod§, toie
bann, tt)enn e§ mißlang*)? 2)en %a^ barauf, a(§ er mit ^l^ilip^:
gefprod^en, am 21. 3uni 1506, fa^te er e§ anber§ an unb fteEt»
eine ^!te au§: „bei feinem föniglid^en SGßort öerfidCjere , h^i @ott
bem Äreuj unb ben @t)angelien fd^UJöre er, fobalb @on,\al nadt
©panien fomme, tüoUe er i^^m bie @ro6meiftermürbe abtreten"^)
g^lid^t länger al§ je^n Xage beburfte fein S5otfdf)after. 5lm 2. Siü
fd^iieb ©on^al bem Könige ^uriidt: „9Hemanb fei in feinem S)ienft(
5U leben unb ju [terben fo bereit roie er. 3llCe feine 2;age tt}oEe t
feinen anbern Äönig unb <g)errn anerfennen al§ il^n. ^a§ fd^toöri
er bei @ott al§ ein (^x\)i unb leifte @en)ä^r bafür al§ ein ütitter unJ
beftätige e§ mit feinem Ttamen unb fiegele fein SSappen barunter" ®)
5^unmel)r Ujar er gebunben, nun fafetc f^-erbinanb S5ertrauen unt
1) Zurita I, 320, 321, 330.
2) Caracciolus, Vita Spinelli, bzi Muratori XXIV, 52, 53.
3) Zurita II, 30, 33, 46.
4) Argensola, A nnales de Aragon, au§ ben ^ßa^jictcn SllmajanS, p. 75
5) Cedula del Maestrazgo bei Zurita 65.
6) Carta satisfactoria hü Zurita 67..
gfctbinanb ^err in ^iapd unb ßaftiltcn. I95
mad^te fi($ am 4. ©e:ptember ^u ©c^iffe nad^ ^ea^el auf; ^arimilian
aber !am üergeben^ an bie frainerifd^en ^äfen.
UntertüegS öenta^m f^^erbinanb ben 3:ob $§Ui^|j§; bod^ Beloog
\t}n hu^ nid^t, bie angefangene Unternehmung fahren p (äffen. 31 m
1. ^otjember ritt er mit feiner @ema§(in @ermana burd^ bie fünf
6aggi öon ^leapei; bie ©belleute unb (Sbelfrauen famen au§ il^ren
|)äufern, xf)m bie §anb ju !üffen, unb ^onjal nannte il§m itjre
9tamen^). 2)er bie 5^amen nannte, mar berfetbe, ben er l^tnmeg5u=
führen, hk if)m bie ^anb fügten, jum guten %t)nl btefelBen, benen
er alte ^einbe, bie angioöinifd^en SSarone, äurürfäurufen gekommen
tüar. S)tc§ burd^aufe^en, marf er fid§ üon ©tunb' an fo fe^r in bie
(S)efd^äfte, bag er aud^ nur ben ©c^Ioggarten 3U Befud^en fid§ nid^t
ein ein^igeö 5!)lal ^^it na()m.
äöie im öorigen ^df)x^ bie erfte 9la(^rtd^t bon feinem ^rieben
^ic^er geBrad^t tüorben, §atte ftd§ ^febermann Beftagt, ha^ ein fo f(uger
,(tönig bie immer Ungetreuen lierfteHen tooEe. (Sei e§ ettoa, auf ba§
bie ©anfeöerinen t)on ©alern Big üleggio, bie ß^araqolen in 3lpulien,
33itonto in ben SlBruä^en, ^rajetto am ^ariglian faft unaB^ängige
,V)crren mürben? ©eine eigene ^artei merbe ol^nmä(^tig tperben unb
bie !öniglid§e 5Jlad§t nichts ju Bebeuten ^aBen^). @r jebod^ l^ielt an
feiner 5IBfic^t feft. 3öa§ 2)on ßefar t)on Aragon, ma§ bie ^orgia§ üon
ÖKinbia, ©quittace unb S)on 3^uan Befeffen, ba§ äöittl^um ber ^lt=
föniginnen, ua'^m er burd^ j?auf ober aU ße^n^^err unb öert^eilte
eö an bie S3eeinträd§tigten. S)ie ^ftitter, bie ba§ ßanb eroBert, mußten
Qii§ i^rent neuen S5efi^ meid^en unb )td§ mit einigen 3<i^tungen Be=
giüigen^). 55lan fd^onte nid^t einmal aller äöürben unb Renten. ©0
fd)tDer e§ mar, fo führte er e§ burc^, Befriebigte aurf) ben S3et)olCmäd^=
tigten öon f^ranfreid^, ber an biefem (Sefd^äft Xf)eil naf)m, unb fa]^
alle SSerjagten, g-ürften, trafen unb iBarone, ju il^rem S3efi^, mit
iljiien aud^ ©annajar, ben getreuften SSegleiter geberigo^§, ju §üge(
unb 5lBl§ang, 58ad§ unb £^al, bie er fo oft Befungen, feinem ßanbgut
^Jlargolina mieber j§eim!e]^ren.
2)iefe 5lnorbnungen öerfid^erten i^n 5^ea^el§ Beffer al§ öiele ©iege.
%n mal)re ©treit ber Beiben Parteien Betraf ben S3efi| , au§ bem
immer bie eine burd^ bie anbere öertrieBen mar; bem mad^te er ein
C^nbe. @r mugte bie ßolonna in ^flid^t ju galten unb bie Orfinen
miebcrjugetoinnen. S5ieEeid^t aud^ burd^ hu SSermä'^lungen, meldte mir
1) Passero, Giornale, p. 147. Jovii Gonsalvus 279.
2) Zurita II, 34.
3) Zurita, f. 112, 114.
13*
196 3toeitc§ S5ud§. S^^^^^^ Kapitel.
4
'I
nad) unb nai^ 5toif(^en angioöinifd^en unb fpanifcf)en @e(d§lec§tern, Sau=
feöerinoS unb 35iEa:^ermo|a§ , Stftgnang unb 9flt(^ejen3a§, fc^lie^er
fe§en^), gefcfia]^, ha% öon biefem ^a^re an ber 5lbe( öon ^ea^iel
einem entfernten Könige treu !6(iel6. Seitbem erfüllen fic^ bte ;2^a]§rbü(i)ei
^Jleapelg mit ben äöunbern, toelc^e irgenb ein SSitb 3u t^un anfängt
äu bem man Barfuß ge^t, bem man golbene Letten f(^en!t
mit Mox't>= unb |)eirat^§gefd)i(i)ten unb ettoa ^^ufru^r, einem bei
gegen einen föniglid^en Beamten, ein neue§ @efe|, einen (
brürfenben 2^^n^^xxn augbric^t^).
^n ^e^ug auf Öonsat lie§ inbe§ gerbinanb eine ©c^rift
ge^en an atte fyürften unb Marone, an aEe 5[}lenf{j§en je^t unb
barnad^ : „burdf) treffliche 2;^aten ber 2;apfer!eit unb ^rogmutl) ^aU
berfelbe ba§ ^önigreic^ bieffeit be§ Saro feiner Ärone mieberertoot=
ben; mit unöerbrüd^Iid^er I^reue ^abe er e§ bar auf öerttjaltet, unb er,
ber ^önig, fei fein großer Srfiutbner'' ^). S5om $a)3ft Verlangte et
bie SSeftätigung für bie Uebergabe be§ ^rogmeiftert^umeg : „no(ä^
muffe fie inbe§ geheim bleiben, bamit i^r nic^t bie brei^e^n äöä^let
n)iberfpräc§en" *). S)em tiertrauten unb ^uöerlöffigen ©:pineEo , bet
aber ein ^yeinb (S^onjalg mar, uaT^m er, biefem 5u (SefaEen, ba§ 3lmi
ber 9te^nung§fü^rung be§ üteic^eS^); er lie§ ba§ !öniglic§e (befolge
gern bem befolge Öonjalg an ©lanj nad^fte^en./ 5lber toie er nun aum
3tele gefommen mar, mie er i^n am 4. ^uni 1507 öon ben @bel=
leuten unb S)amen, bie i^n an bie ^üfte begleiteten, ^bfcfjieb nel)men
unb eineg feiner (5cf)iffe befteigen gefe^en, mie i^m bieg gelungen,
glaubte er für aE fein S5erfteEen unb @ntbe^ren entfi^äbigt su fein
unb aEmä^liif) legte er bie Wa^U ab. ©|)ineEo empfing einen SSriej
mit ber ^luffc^rift: ^5ln ben trafen öon (^ariati," unb einen größeren
%i)tii tjon ber S5ermaltung, al§ er je ge^^abt. 5ln 'ba^ ^rofemeiftert^uw
marb nic^t mel)r gebadet ^). 2öenn ^on^alg greunbe fagten: „ba§ gro|c
©c^iff fommt auf ha^ ©eid^te," entgegnete er mol|l: „bie glutl^ mirb
eg noc^ einmal ^eben'' ^). ßin einziges ^lal ^at er e§ feitbem §offen
fönnen; gefc^el)en ift e§ nie. ^e§ 5}lenfcl)en ßeben ift ein langet
äßac^fen, ein fur^e^ ^lü^en, ein langet S^ermelfen ; ^a^ erfte ift tiofl;
1) Passero 163, 176.
2) Passero, 150, 155, 167 f.
3) Escritura hei Zurita, f. 139.
4) Zurita 128.
5) Caracciolus, Vita Spinelli 56. .
6) Jovii Gousalvus 282, Passero 149
7) J. Oronius bei Jovius 286.
gfcrbmanb ^err in 91eapel unb (Saftiüen. 197
Hoffnung, ba§ Ic^te öoE üteue. ßJonsal mu§te fti^ Begnügen, in
Soja auf eine S^ermä^luttg feiner %oä}in p ben!en unb burc^ Briefe
5lntt}ett an ber Söelt ju nehmen. S)a badete er oft, tüte er einft
ben 6ot)n ^eberigo'g unb ßefar naä) ©ganten gebracht, unb tüte
er enblic^ auf biefelBe Söeife l^erüBergefontnten; jenes Seibe§ Bereute
er unb nod^ ein 5£)ritte§, ba§ er nidit nannte^).
äöa^rer ^öntg üon ^leapel, mit ©on^al auf feinen Schiffen,
eilte g^^'btnanb na^ ßaftiüen, ba§ na($ $^ilip|)S 2obe in großer
SBetüegung tüar.
©c^on t)or bemfelBen Tratte fid^ bie uralte unb ererBte $ar*
tetung ber ^tuite^ unb @amBoa, bereu <&äu^ter 5^ajara unb ber
ßonbeftaBle toaren, toieber unter ben Trauben gezeigt ^). 3öa§ nad^
bem gef^e^en, !nü|}fte fic^ üor allem an ben Suftanb ber Königin.
®ic ^ranf^eit, an ber fte litt, l^atte fid^ fd^on Bei ber Steife $5^li:p^§
tiadli 2t)on, im ^a1)x 1503, gezeigt. S)amal§, feit fte in 2:i§ränen
öon t^m SCBfi^teb genommen, ft^lug fte bie ^ugen nid^t me'^r em^or
unb fagte fein Söort, aU nur jumeilen, fie tooEe il^m nadl)^). 5ll§
fie ci-fu^r, er ^aBe fid^ereS Geleit aud§ für fie, mod^te fie i^rer ^}tutter
nid^t me^r toarten, fonbern lieg il^re Söagen immer nad^ Sat)onne
MgeBen; al§bann moHte fie — benn man üerfagte xf)x bie $ferbe —
fclBft 3u f^uge fort; aU man i^r ba§ %^ox fd^log, BlteB fie, unBe=
tregt tjon Kammerfrauen unb SSeid^ttjater, in leidstem @etoanbe, Bis
in bie 9lad^t — eS tüar 5^ot)emBer — auf ber SSarriere ft|en, unb
nur t'^re 55lutter Brad^te fie nodf) in iT§r gimmer 5urü(f *). ©nblid^
tiint fie toieber ^p t^rem ©ema^l. S)a mugte fte i^n einem fd^önen
^JJcdbd^en mit Blonbem <&aar ergeBen finben. ;^n eiferfüd^tiger ?luf=
tDattung lie§ fie bem 9Jläbdf)en baS §aar aBfc^neiben. ^^tli|)^ tjer=
Barg ni(f)t, 't)a% er unmut^ig toar^). §ier, — toer fennt bie uner=
giiinbete 5liefe ber Seele, mo fie BemugtloS fd^afft iinb BettJugtloS
leibet, W)0 bie SCÖurael il^rer @efunb:^eit unb t^rer Kranf^eit ift?
— marb e§ in i^rem @emüt^e bunfler; tote in Spanien bie ßieBe
5u $l)ilt|)p, ftteg in ben ^tieberlanben bie @:^rerBietung üor i^rem
Spater empor; btefe Beiben ©efü^le nahmen fte ganj ein. Bewegten
fte med^felStüeife unb üerfd^loffen i^r hu üBrtge 2Belt. «Settbem
fannte fie tüo^l bie S)inge unb [teilte fid^ aud^ ba§ Entfernte
1) Jovii Gonsalvus 290, 291, 274.
2) Petrus Martyr, epp. 317, 331.
3) Petrus Martyr XV, p. 144. Gomez 972.
4) Zurita I, 27i.
5) Petrus Martyr, ep. 272.
198 3toeite§ S3uc^. StueiteB ßapttel.
tDdf)x unb lebenbig öor; aber fie Verlernte, ftc^ in bie ^at
faltigfeit be§ SebenS p fdCjiden^). 9Zod^ in ben ^lieberlai
]pxad) fie ben 2öunfd§ au§, ba§ il^r S3ater bie (S5ubernation htfy
möge ; nac^ ©^janien ^urürf gefommen, ritt fie in fd^toaräem (Bammed
baö @efic^t öer^üEt, in \f)xe .^aitpiftäbte ein; bann fa§ fie oft, bie Äc
^atb über ba§ (Befielt gebogen, in einer bunflen ,^ammer unb toünj
il^ren Später nur einmal ju f|)rec§en^). 5lber mit bem %oht il^re§
maf)(e§ erft fam i^re Äranf^eit ööEig 5um 5lu§brucf) ^). ©ie lieg
1) Gomez 999. Zurita II, 28.
2) Zurita 11, 47, 73.
3) ^m ^Qt)re 1868 machte es eine nirf)t gelinge ©enfation, bofe ©. Sei
totf), ber im 5luftrage ber englijd)en ßalenbaTcomtniffion bie 3lr(i)it)e
Simanca» bur(^fot|d)te , mit einer ben f)ier mitget{}eilten, eigentlict) aUgemem'
I)extfd)enben Slnjd^auungen ganj cntgegengefe|ten 3Be^aui)tung auftrat, ^n
feiner Si^rift: Supplement to Vol. I and Vol. II of lettres, despatches
and State papers relating to the negotiations between England and
Spain (Dergl. j. 2lbt)anblung in BtjbtU §ift. ^eitjc^rift XX, B. 231), fuc^t
er nad)5Utt)eifen, ba^ ber äöa!)nfinn 3>of)anna'§ eine gabel fei, baju erfunbrtt,
um fie öon bem (frbred^t auf ßaftilien enttoeber ^u ©unften it)re§ S5ater§ ober
if)re§ @ema{)l§ auS^ufc^Ite^en. ©c^on Königin ^fabeüa t)obe bte§ beabftd^;
tigt, burc^ OJldngel in bem fat^olift^en ©tauben, tuelc^e S^o^anna funbj
gegeben , baju öeranla^t. 2lIIe§ bi?% fuc^te er aus Srieff(^often ju
betoeifen, bie, bi§t)er forgfdltig Der^eimlic^t, tt)m äule^t in (5imanco§ in bie
.^önbe geratf)en tooren. ^ür ba^ @rfte beäiet)t er fic^ auf bie ßotrefponbcnj
be§ ©ubprior§ öon ©anta ßrug, Zoma'v be SRatienjo, ber im ^at)re 1498
nac^ ben ^ieberlanben gefdtiitft tüurbe, um ftd) über btn ^u^ianb ber ba*
mattgen (Sr5t)eräDgin ju unterrictiten. @ine geiftlic^e O^^^age toaltet babei toixti
li(^ ob. Sie 6rät)er3ogin legte it)re 33eic|te bei einigen .^lofterbrübern ab,
bie nidjt ber ftrengen Obfertianj angel)örten, fonbern, an fein ^lofter gebun«
ben, nacf) ben ^'iieberlanben famen unb bann nad) 5|}ari§, öon mo fie ge«
fommen, ^urücfgingen. 2)te ^ral^er^ogin ^atte i^nen felbft ein für bie Ums
ftönbe nic^t unanfel)nlic^e§ ©efd^enf gemad^t. 5öon ©panien au§ mürbe fie
nun bon itirem alten Se^rer unb Seic^töater, ber bort äurücfgebliebpu toar,
baran erinnert, bafe fie bamit nic^t für ba% 2öol)l it)rer ©eele forge. @ie
muffe 5^iemanben ol§ i^ren 35eict)tt}ater be^anbeln, ber auct) nur @igentt)um \)Ott
einer ^abel^pi^e SBertl) befi^e ober annet)me ; ©ef^ente foHe fie nur an bie f Ibftct»
li^en ßonöente machen, bie bafür um ba§ ^eil il)rer ©eele beforgt fein toürben.!
3^cner ©ubprior nun, ein «Rtofterbruber ftrengfter Dbferbanj, mar baju beftimmt,
i^r 35eic^tigter p merben. S^iac^bem er anfang» fe^r füt)t empfangen toor»
ben, gelang e§ if)m bod), bort ^u% au faffen. 9luf feine erften SSerid^te, in
benen er fic^ mie ein SJlann ausbrütft, ber gehäuft Ujorben ift, liefe er balb
anbere folgen, in benen er fic^ öoHfommen befriebigt au§fpri(^t ; an ber reli*
giöfen Haltung ber g-ürftin toeife er nid^t§ au§aufe^en; if)r ^of felbft gemal^nt
it)n an flöfterüc^e ^uc^t. 2ßa§ man i^r tiormarf, toar befonberl ÜJJangel an
ftrenger 3luffid^t über bie ,g)auibQltung, mooon namentlid^ biz ©panier ju
leiben f)atten. 3«erft mar eg tf)m aufgefallen, ba% bie ©raberjogin i^re 31n-
get)örtgen nic^t ertoä^nte. Später fagte fie, fie ermäbne nid^t gern i^re 3Jluttet
f^erbinanb ^ert in 9Zeapel unb ßaftitien. I99
xrcic^e in i^rem ^alb flanbrifc^en, f)ai^ j^janifd^en ©c^murf in einen
Saal bringen unb bafelBft bie ©yequien Italien; öon i^r ^örte man
^fabeHa; benn fie t)abe eine fold^e Se'^nfuc^t r\ad} xi)x, ha^ fie toeinen muffe,
\o oft fie it)rer gebenfe. äßir finb Sergenrotf) für bie OJ^itf^eitung biefer 6otte=
fponben^, bie Diele njiUfommene unb äuöcrläffige ^^iotiaen enthält, fe^r banfbat.
9Zux f)ätte er in bem (Subprior nirf)t einen ©toubenSinquifitor fet)en foEen ; benn
einaig öon monc^ifd^en ©iferfüd^teleien ift barin bie 9iebe. 3}on 2)ingen, toeld^c
bii Königin öermögen tonnten, über bie 5^ad^fotge it)rer 2;odt)ter in ©ponicn
einen Scrupel ju empfinben, ift barin feine ©pur ju entbedfen. SBenn S^fabeEa
fpäter einige ©crupel empfunben Ijai, fo entfprangen biefe ou§ 3o{)anna'ä
auffallenbem Sßetragen in Sponien, beffen toir gebatfiten unb hü% aflerbingg
an it)rem gefunben Jßerftanbe ameifeln ließ. S)oci) toar biefer ^i^i^finn melan=
c^olifc^er 'iRatur, eine 3lrt SRonomanie in ^ßejug auf itjren ©ernat)!, ein ^u*
ftanb, aud bem fid), n3ie bie neuere pfiji^iatrifc^e gorfd^ung jeigt, S5errüdEtt)eit
ni^t einmal enttoirfelt. 9Jlan tonnte ^tüeifel^aft fein, ob fie irrfinnig fei ober
nic^t. Sie ift balb bafür erflärt toorben; 3lnbere t)aben nid^tg baöon ma{)r=
nei)men ttjoflen. 5ll§ man in ßaftilien bamit umging, fie öon ber 9iegie=
tung au»5ufdt)liefeen unb biefe it)rem ®emal)L ju übertragen, fe^te fid^ einer
ber ©rofeen bed DteidtieS, ber 2llmirante t)on ßaftilien, entgegen. (Sr ^atte
eine ^lubicnj, bü roddjix bk i^önigin furje, aber oerftönblic^e 3lntn)orten gab,
fo baß er bti ben ß^orte» jenen 23orf(i)lag t)intertrieb; fie mar immer ein
©egenftanb be§ .^aber« ber ^Parteien in 6aftilien nad^ bem Jobe il)re§ @emal)ll,
-nodi me^r nac^ bem if)re-3 55ater§. 3lu§ bem ^rieftt)ed)fel be§ 3Jlarqui§ bon
5:enia mit Jf1?aifer i?arl V. über i!)ren ^uflti^^ unb einigen anberen 5lftens
[tücfen fotl nun ermiefen njerben, ta^ man bk äußerften (55etDalttt)ätigteitcn
.]egen bie arme fj^üi^ftiu üoUaogen t)abe; 5^enia fott behauptet l)aben, ha^ fie
^"d)on bon it)rer ^IRutter auf bie geölter gefpannt morben fei. (^benfo l)abe ii)r
äJater, menn fie fir^ etma geweigert, Lebensmittel ju fic^ ^u nehmen, mcit
man i^r nidt)t i^ren SOBiüen getfjan, fie auf hu i^oUzx fpannen laffen: she
was to be put to the rack to preserve her life. ;^n ber 2;t)at aber t)aben
bic fpanifdjen Sßorte be* S^ej-te» p. 143: dar cuerda por conservarle la vida,
einen entgegengefe^ten Sinn. 2^er ^önig t)atte befot)len, i^r in fotc^en g-öEen
na(l)5ugeben, um it)r Seben 5U erhalten. 3^a§ Söort dar cuerda fann hm
i3ctmeinten Sinn umfotoeniger t)aben, ba e§ gar feinen pronominalen iöeifa^
tjat. ©benfotoenig ijat an ber Stelle ba^ 2öort hazer premie ben i^m unter-
legten Sinn (ogl. ^ergenrotl) 405, 5^ote); e§ bebeutet einen 3^fin9» ^^n "i^n
ii)r unter Umftänben aEerbing» angett)an l)aben mog, aber auf bie äöeife, wie
fie bamaly öon iJenia angerat^en mar. Um fie öon SorbefiEaS ju entfernen,
ha^ ben Gommunero» anl)ing, foEte fie über ^laäjt in einen äÖagen gefegt unb
nad) 5lreöalo gebracht toerben, meldte Stabt an ber Sad^e be§ ßönigtl)um§
feftt)ielt. 5:enn fo mar il)r 3"ft'in^r ^cl% bie ^Partei ber 6ommunero8 bife
'HZutter bem Sol)ne, ber nunmel)r Jn^aifer mar, entgegenaufc^en fud^tc, morin
für biefen eine ©efa^r lag. 3Jiit aEer möglichen Sicl)crl)eit fönnen toir bie
Sdt)lüffe 33ergenrot^i, bie auf einer borgefa^ten llieinung unb einem übrigens
nid^t unbereditigten .^affe gegen bie ^^nquifition berul^en, öertöerfen. S5on biefet
ift über'^aupt f)ier nic^t bie Ofebe, fonbern nur öon jenem ^uftanbc ber i^önigin,
ber tro^ ber langen ^uteröaEen, mo fie 2;t)eilna^me unb SSerftanb äeigte, fie
boc^ in ber 3:t)at aur Oiegierung unfäi)ig machte. 2ßic ein 2Jieteor ift biefe
SJleinung oufgeftiegen unb entfc^munben. (31. b. 2. 31.)
200 3toctteö SJuct). 3tDeite§ ßopttel.
baBei feinen ©eufjer ; %'^xämn öergo§ fie ni(i)t ; fte fag nnb legte
,§anb ang Äinn. S)ie ^eft öertrieb fie öon S3urgo§, botf) nid^t a|
ber ^JM^e biefer ßeid§e. @in Wönä) l^atte i^^r gefagt, er njiffe einj
Äönig, ber 14 ;^al^re nad^ feinem Slobe tt)ieber ertüad^t fei; fie nal
bie Seid^e mit fid§; öier friefifd^e §engfte ^ogen ben 8arg; man reif
be§ '^laä)i^, unb Radeln umgaben i^n ; jutoeiten ^ielt man ftiE, ui
bie ©änger ftimmten einen ^tagegefang an. 2Bie fie in biefem 3l
ftanbe nad^ fyumittog, einem !(einen Ort öon 14 bi^ 15 .^äufei
!am unb ein nid§t üT6Ie§ <g)au§ mit einer fd^önen 3lugfid§t fai§, blij
fie bafelbft: „benn eine öolfreid^e ©tabt 3U betüOi^nen, gejieme eii
SBitttoe nid^t," unb behielt bort bie TOtglieber ber ütegierung, bir
man eingerid^tet, bie @ro§en öom <§ofe hd fid§; am ©arge gab fie
5lubiena ^).
2lEerbing§ mar nun nat^ ^^ili^^jg ^tobe fo gut mie feine oberfte
©emalt in ßaftilien. 5lnfangS bereinigten fii^ bie ©rauben beiber
Parteien, toenigfteng auf brei 5!Jlonate, unter Ximenes 5U einem
SJertrage^). 3lber ba ber ßoubeftable unb hu ©einen ben aragoni=
fd§en, ^lajara unb bie Slnbern ben beutfd^en ^önig, bie 9teid§§öer=
toaltung in be§ jungen ^arl Flamen ju übern e^^men, berufen tt)oIlten,
ba man oljne ben föniglid^en 5^amen nic^t einmal gefe^mä^ige ßorteg
3U allgemeiner Serat'^ung au^fd^reiben fonnte, fo bradEien überaE bie
^arteiungen au§. S5ou ben einen toarb nun toirflic^ ^erbinanb,
öon ben anbern ^ayimilian berufen, ^em rü-^mten: ,,ber fatl)o=
lifd^e Äönig merbe fommen unb aEe feine geinbe ftrafen" , biefe:
„man merbe ben Spater tok ben ©o'^n unb mit einer §ülfe tjon
2000 ßanjen em^jfangen." ^imentel fagte: „3d§ ^abe ^mei ^an=.
5er; bod^ id^ toiE fie beibe aufbraudjen, el^e id§ ben 5lragonen in
Gaftilien leibe." S)a brad^en in bem gan,^en Sanbe bie alten gelben
ber 5lt)ala§ unb ©t)lt)a§ ^u 2;olebo , ber 5lria§ unb ßaffo§ ju
931abrib, ber ^enaöiben unb 6araöajal§ in Ubeba au^. Einige
nahmen ©d^löffer unb riefen: „ßaftiEa, ßaftiEa für bie Königin
Suana!" — e^ maren hu 5lnT^änger gerbinanb^. Öali^ien unb
5lfturien nannten fid^ nad§ bem ^rinci|)e unb l^offten auf bie 5ln=
!unft ^^lajimiliang. 5ln bem §ofe n)aren bie ^äupter biefer ^kr=
teien, ber ©onbeftable unb ^Zajara, beibe bewaffnet; oft ftanbeu il^r^e
Stru|)|)en gegen einanber^).
1) Petrus Martyr 316, 8; 320, 4, 8; 332, 5.
2) Escritura bei Zurita II, f. 81.
3) Zurita, f. 88, 99, 107, 184. Llorente, Histoire de l'Inquisition I,
848. Petrus Martyr 343.
^rcrbinanb ^etr in Üieopet unb GaftUien. 201
3n biefer ßage toar e§ ba§ ^IM ber ^lation, ba§ fie bodj
,(jinen mächtigen 5}tann ^atte, ber 3U feiner Partei ge'^örte, ben 61-3=
ibifd^of 3^imene§ tion 2:;olebo. ©eine Sage Bem^t auf feinem ßeBen, unb
bie^ tft einer furzen Betrachtung tt)ertl§.
36imene§, ber (5o^n eine§ 5lböocaten, t^eologifd^er unb iurifti=
fcfjer äÖiffenfc^aften !unbig, unb ber ^om gefe^en, Ujar Bereite ein=
mal t)on gtüei 5ln]§ängern ^]abeUa'^, ^^lenbo^a unb ßifuente^, bon
jenem 3um S5icar feinet 33i§t^um§, öon biefem 5um S5ertüefer feiner
Ü)raff(j§aft gemocht morben, al§ er auf fo glänjenbem 2öege um!el^rte
unb fi($ in ein 5Jlinoriten!lofter, unfei*n tjon S^olebo, Begab. §ier
ifd^ritt er Barfuß einiger, üeibete ftd§ in Sati, ft^lief auf einem tpenig
|©tro^ unb geißelte fid) oft. ^n Befferen ©tunben fanb man il^n
unter einigen .^aftanien, bie Breit unb bid^t gemat^fen, um il^m felBft
tioi ber ^ittaggfonne biefe§ .&immel§ftrid§§ ©c^u^ 3U \)txUif)m. <&ier
lag er oft mit ber SSiBel im l^o^en (Brafe, ober fnieete unb Betete;
Ijtcr erfu'^r er aEe Seiben unb (Sntäücfungen einer einfamen «Seele,
bie @ott fuc§t. @erabe W^ mar ber SGßeg ^u feiner ©rp^ung. Sie
,flönigin na^m i^n gu i^rem Beid^töater, unb feitbem erfd^ien biefer
^Fcenfd§, lang öon ©eftalt, ganj Bla§ unb ^ager, mit tieftiegenben,
fd)ai-fen Singen, einer Slblernafe, einer Bi§ in ba§ pd^fte Filter falten=
ioien ©tirn, öon ä^tt 5U geit in ber ^utte am .^ofe, ^örte i^re Beid^te
unb ging nad§ feinem Mofter jurücE. Einmal, im 3a^r 1495, l§atte
er bie geiftli(^en Hebungen ber .Königin in ber haften geleitet unb
ibereit§ feinem ^efä^rten, Sranj ^ut)^, ein @emüfe fodljen unb hu
6fel 5ur 5lBreife fatteln p laffen, aufgetragen — benn fte tooEten
ben ß^arfreitag im Softer 3U Ocanna l^alten — , al§ er nod§ einmal
3ur Königin gerufen marb unb au§ il^ren Rauben einen Brief mit
ibem pä^ftlic^en ©iegel unb mit ber ^uff(Jrift empfing: „Unferm
tember f^ranj, ermä^ltem ^^^Bifd^of ^u S^olebo." SffaBeEa, bie einen
(fr^^bif(i)of fud^te, ber feine öomeT^me Bermanbtfd^aft t)atte, ber fein
,^}Jlaiorat ftiften, ber feine ^infünfte nid^t anber§ al§ ba5U anmenben
imö(^te, too^u fie urfprünglid^ Beftimmt tnorben, 3ur Bel^auptung @ra=
naba^g, ber lüften unb attem ^aurenfrieg, Tratte i^^n ertoa^lt. ßr
fprad§: „5£)a§ ift nid§t an mid^," unb ritt ungeftört nad^ feinem
i^lofter. @in neuer Befehl be§ ^apfte§ mu^te i:§n, bie Söürbe an=
june^men, unb ein anberer, fid^ t^r gemä§ 3U Betragen, jtüingen.
Seitbem fing er an, ein feibeneg OBerfleib anzulegen, toäl^renb ba§ untere
möud^ifd^ BlieB , foftBare§ ^elätoerf, jebod^ af(^grau, um fid^ an feine
Ütegel ju erinnern, toeid^e unb f(^öne Betten, eine anfel^nlid^c
S)ienerfd§aft, aud§ einen 5laxTen, eine Slrt fingen S^^erge^, ju Italien;
202 3»"te§ SSuc^. 3tDcite§ ßa^Ditel.
hoä) oft fd^lief er auc^ auf bent S5ette rote fonft, unb im 3nnem
^alafteg ^atte ex etliiie 5!}lönd)e, mit benen er öon nicf)t§ at§
@ott unb ftrenger 3ud§t rebete, benen er eine 2:afel aufgehängt,
fte fid^ ganä ber Söclt ent!)a(ten müßten. / ^n biefer S5ereinigi
geiftli^er unb meltitrfier ®inge lebte er fortan ; er f^rac^ fe^r toei
unb (a(f|te faft nie ; fein ßeben roar 2:^at unb SluSfü^rung ; e§ Bi
einen guten @egenfa| roiber ba§ ßeiben ber Königin. (SS roirb
erjä^tt, tt)ie er einmal öon ber ©t)nobe feinet (Sprengel^, mo
täglich ^IReffe gelefen unb geiftli(^e Crbnungen gemacht liatte, au
aragonifc^en 6orte§ !am unb fte 5um ©c^mur Bringen ^al],
er üon ba untjerUieilt ben @runb gur Uniöerfität öon 5l(cala , bfe
gana fein 3öer! marb, ein 2öer!, um ha^ i^n Könige Benei»
beten, ju legen ging, mie er öon ^ier nac§ ^ranaba eilte, bie
Mauren ^u Belehren, toieberfam unb ben neuen ^rinci^e (1502) ju
5lotebo empfing, unb mie er nun, ftatt Bei furnieren gu fi|en , bie
§anbf(f)riften feiner 55iBliot§e! bur(^fu(f)te, bie mo^araBifc^e öiturgie
erneute, mit fieBen ß5elel)rten bie 33eforgung ber com|)lutenfif(^en
^ol^glotte Bef|)rac^ unb sugleidi einen S5erein ftiften ^alf, toeld^er
atte ^a(^t mit Öaternen bie Ratten ber ©tabt burd§fu(^en ließ, oB
too ein öerfi^ämter 3lrmer o^ne £)Bba(^ fd§ma(^te. ^eute entmarf er
ben ^lan ^u einem (^elb^uge nac^ ^frÜa, morgen ju einem Tonnen*
flofter unb führte fie Beibe au§. ©eine 35riefe in ben ^Ingelegen^eiten
be^ ©taateS fiegelte er mit bem 33ilbe be§ ^eiligen gran^^).
tiefer ^ann, toelt^er, toie man glaubt, ;^faBeEa öermod^te,
in i^rem 2;eftament eine 'OJlilberung ber ^llcaöala für hie ©täbte p
öerorbnen, unb bocC) ber ©rfte üon aEen Prälaten unb (Branben
tt)ar, ftanb amifc^en ben Parteien in ber ^Jlitte. $^ili|):p unb ger=
binanb 5U berfö^nen, tooEte i^m, mie toir fallen, ni(^t gelingen ; Beffer
gelang i^m je^t, menigftenS ben offenen 35ürger!rieg ju öer^inbern.
5luc^ er ^atte eine ^arbe, bie fc^toeigerifd^ gerüftet toar^); man fa^
feine 9fteiter täglich pr UeBung in§ gelb reiten; au§ ben afturifd^en
@ifenmerfen famen Ijäufig neue 3Gßaffen, unb am (änbe Betoirfte er,
baß, außer ben feinen, aEe anbern Gruppen öom §ofe meieren mußten.
9lun toar bon großer SSebeutung, baß fic^ 36imene§ für gerbinanb
entfc^ieb. 3Bal)rf(^einlic^ l^at il)n ber fat^olifd^e Äönig mit ber.6ar=
binalmürbe, bie er i^m au^mirfte^), me^r Belohnen a(§ gewinnen
1) 3(ne§ aü% bem Seben 3t{inerc5' t)on 5ltöat ©otnej be gaftro bon 3:olcbo
in Scf)ottl Hispania illustrata.
2) Zurita, f. 119, 120.
3) Breve bei Gomez.
g^etbinanb ^err in 5^eapel unb €aftiltcn. 203
uioHen. €^ne 3^^^!^^ ^ätte bie 3lnfun|t 5}lainmittan§ bie ööEige
;^errüttung ßafttlien§, einen ^rteg öon aEen leiten nnb ben ^ejttgften
üit Sennern ^eröotöerufen. Unb mann foEte ober fonnte ^ajimilian
füinnten, ba xt)n eben ein üteii^Stag feffelte, ber Unge^orfam ber
"iittebeiianbe fi^toäi^te unb eine italienifd^e Unternehmung forberte?
3:imene§ entjc^ieb ft(^ für gerbinanb; bie 5)M(^tigften getoann fein
Sort. 35iEena, ber faft ^uerft für 5ßl^ilip^3 gemefen, tarn p i]^m:
„~^]t aud) xeä)i, toaS ber ^önig forbert? (Bä)tt)öxi mir!" 5£)er ßrj»
bifc^of fc^tüur i^m, e§ fei rec^t, er bagegen in beffelben ,g)anb; er
iDotte bem Könige gerbinanb in feiner @uBernation bienen^). S^ie
übrigen Gegner unter ben Trauben tonnte f^erbinanb faft aEe burc^
C^htaben ju gewinnen, fo öiel @naben, ba§ feine eigenen ^In^dnger
ci^crfüdjtig tourben. 5lu(^ ^imontel fc^tüieg, ha er eine (Sncomienba
uiib 12,000 ^araöebi ^a^rge^alt befam^). 3lIfo, im 5luguft 1507,
nad) einjäfiriger 5lBn)efen:^eit, 30g f^erbinanb o^ne Söiberftanb, einige
Iruppen Vorauf, er felBft mit ^Icalben unb Sllgua^iten, feinen ^IJta^^en
unb Söappenfönigen , inbem bie ^ro^en ^erBeieitten , i'^m bie §anb
't !üffen, in (^aftilien ein. ^urf) im 5^orben ttjaren mehrere, bie
ber er uoä) Bmene§ getnonnen; fie flogen ober öerloren itjre @(i)Iöffer,
ijara aEe ]6i§ auf eine§; „unb nun tooEen toir", fagte ^erbinanb,
u neue§ S3u(f) mit einanber ^Iten." ^n ^nbalufien toaren $riego
b @iron in offenbarer ©m^örung; er na^m au(^ i^nen i^re (Sd^löffcr.
Xie ^nquifition lie^ ettoag öon i^rer ©trenge nad) , unb 3Cimene§,
bcu ber ,^önig ^um @ro§inquifitor machte, f^jrac^ aEe angesagten
Vu^eroS frei^). S5ereit§ in S^ortoleg begegnete bem Könige feine Xoc^ter.
V(l§ fie einanber anfii^tig mürben, na^m ber Spater ben §ut, bie
loditer ben 2:raucrfd)leier t)om Ä'o:pfe: inbem fie fii^ niebermarf, i'^m
■c güfee 5U füffen, unb er auf ein Änie fan!, i^re föniglic^e äßürbe
. .i^uerfennen, umfaßten fie fid^ unb eröffneten fii^ i^^re ^tx^m. @r
uicinte; S^ränen '^atte fie nid^t, aber fie t^t, maS er bege^^rte. 5flur
ben Seidinam moEte fie no(^ nid^t begraben : „toarum fo frü^?" unb
nad) ^urgog tooEte fie nid^t, mo fie ben öema'^l öertoren. (£r brad^te fie
mic^ SorbefiEag. ^ier ^at bie Königin fo großer üteidie no^ 47 ^a^re
lang gelebt; fie er^og i^^re jüngfte 3:od^ter, fa^ au§ bem ^^enfter auf
bas'^rab be§ 35erftorbenen unb betete für feine 8elig!eit. S)er Söelt
öffnete fic^ i^re (5ee(e niema(§ mieber*).
1) Schreiben bc§ ^önig§ an Villena bei Zurita 110. g?erner bei biefcm 142.
2) Zurita II, 133.
3) Zurita 143, 148, 163, ferner Llorente I, 352.
4) Petrus Martyr 359. Zurita 144.
204 3toeite^ SBud). 3tt)eite§ ßapitel.
S)a§ finb bte Ääm^fe, bie \xd) au§ bem nea^olttantf($en Ärtj
huxä) bie Stnfprüd^c be§ §aufe§ Oefterreidf) entmicEelt ^abeti. ^Jlaj
milian, ber onfangg, BefonberS bur($ SubtotgS Söiberftanb — bei
er tüerbe 3^ßben, ber t^n anerfenne, al§ feinen geinb, fei er aber feil
Ärone untert^an, al§ einen S^erle|er ber ^Jlajeftcit anfe^en — , n
einmal hu Söormunbfd^aft über feine @n!el in ben ^lieberlanben
langen fönnen^), erlangte fie im 3>a^re 1507 boi^ enblid), aU m
©efa'^ren Don ©eibern unb ben franjöfifd^en lüften feine ^üt
tDÜnfd^enStoert^ mad^ten. 5lber in (5|)anien nnb i^talien ging g«
binanb al§ ©ieger l^eröor. @r toanbte 3ugleic§ bie neubegrlinbi
^Jlad^t nad^ au^en nnb nad^ fremben ^lationen.
4. 5len§ere Unternel^mnngen gerbinanb^.
^ebor ber neapolitanifd^e .^rieg bon 1501 unternommen marb,
l^atte ber 36eque bon @erbe§ mit ber ganzen ^üfte ^tüifc^en M^oli§
unb 2^uni§ feine Untertnerfung ben (Spaniern angeboten. Oft l^atte
SfabeEa bereut, ba§ man bamal§ 5leapel öorge^ogen. ©omie nur
bie erfte ütuT^e getoä^rt tnar, ^tüifc^en ^^erbinanb^ SßerföT^nung mit
gran!reic§ im 3a:§re 1505 unb ber ^n!unft $l)ilipp§, brang Ximene§
auf bie Erneuerung beg ^aurenfriegeg unb gab felbft ben bierten
2;i§eil ber .Soften ^ur 3lu§rüftung einer glotte, mel(^e ben großen
^afen ^agarquibir, eine trefflid^e Station für ben afrifanifc^en
^anbel, angriff unb na^m. (Sin S^enejianer ^atte il^n juerft auf ben
£)rt aufmerffam gemacht; 2ope^ el S^^gal mar ber Erfte, ber an§
ßanb fprang^). 9lo($ maren bie großen inneren Unruhen, menigftenä
in 5lnbalufien, nid§t boEfommen gebämpft, al§ man bie maurifd^en
©eeräuber bereite bon S^elej unb bem Seifen babor bei-jagte. W
aber bie innere Sflu^e l)ergeftettt unb gerbinanb aud§ burd^ feine
italienifd^e fy^inbfeligfeit befd^äftigt mar, fd£|ritt er mieber ^u größeren
Untemel^mungen im ©inne ber aEgemeinen ßl^riften^eit. S^ t>u]en
geliören aud§ bie amerifanifd^en ^^nfiebelungen. S)ort l^atte man
fid§ bi§ je^t begnügt, bie ^^nfeln unb S3ud^ten 3Beftinbien§ ju er=
foijd^en, ©olb ju fud^en, perlen ju fifc^en, ba§ El^riftent^um in
©utem 3u prebigen, unb bon einer Kolonie auf ©t. 2)omingo au8
leitete ein 5lbmiral aEe biefe UnterneT^mungen. 3m ^till^-'^ 1509, alS
1) ©d^tciben Subtüigs in ben Lettres de Louis XII, I, 106, 107.
2) Zurita I, II, 26.
I Sleu^ctc Unternefimungen fjfetbinattb^. 205
m getbinanb öon ben unmenfc^üc^en ©itten ber fannibaüfc^en äÖilben
^ tjernomnien , ernannte er juerft ^tüei @out)erneur§ , §oieba für bie
•Klüfte (iaxit)a%tna, 5^iqnefa für S^eragua^): „fie foEten bie ^nbianer
, 3U jetnen S^ajaEen unb ^u (£!)rtften, toofern bieg aber unmögli(^ fei, ju
■ Sc(at)en machen ober ausrotten." S)ie @out)ernenr§ jelbft Ratten
fein @(ü(f; einige i^rer ^Begleiter aber grünbeten eine (Kolonie anf
2^arien , bie fie bem SSilbe ber ^aria 5lntigua ju (5et)iEa ^u @f)ren
";>(utigna nannten. |)ier toarb ^ufiej SBalBoa, ein 9!Jlann, bem größere
ßntberfungen aufBe^alten n)aren, ba§ ^aupi^). äöeit toic^tiger er=
jc^ien bamal§ für (Spanien unb @uro|)a bie afrüanifc^e Unternel^=
I mung; biefe aber roar an 5lnftrengung unb Erfolgen größer. 5lm
I §imme(fa^rt§al6enb 1509 fuhren Ximene§ unb ^ebro ^laöarra mit
j i^rer ^^totte au§ unb (anbeten am ^immelfa'firtgtage öor Oran , bei
. i tüelc^er ©tabt fi(^ 12,000 maurifi^e ^ftitter pr S5ert^eibigung üer=
i! fammelt. „Greifen tüir noc^ tjeute an?" fragte 9^at)arra. „Unt)er=
tneitt/' öerfe^te Bmene§. S5or i^m felbft trug man ha^ ^reuj, unb
feine Wönä)^ , ©d^toerter über bie Butten, gingen au(^ in Ütei^en.
guerft toagten fi(^ bie ^ali^ier bie .Ipö^en ^inan unb faxten ^^u^;
mit ben übrigen S5öt!ern bereinigt, brängten fie ben geinb bi§ an bie
äÖafferleitungen öor ber 8tabt; :§ier em|3fingen fie i:^r (Sefc^ü^; mit
biefem t)on ber f^erne, mit i^ren ©d^toertern in ber ^lä^e fämpften fie;
bann tüanbte fic^ ber geinb aur f^lud^t. S^nbem er feine eigene ©tabt
tiorbeigetrieben voaxh, tarn anbereS S5olf öon ben ©(Riffen unb na^m
biefetbe. hierauf flogen bie f^janifrfjen ^a1)mn auf ben 5[Rauern öon
Dran, unb man rief: „5lfri!a, ^früa, für unferen §errn, ben ^önig
üon Spanien!" Ximene§ aber, beffen Gebeten man ben ©ieg aufc^rieb:
„barum 'f)abt ]xä) ber 2;ag t)erlängert unb fei e§ über i^nen Reiter,
über ben ^Jlauren trübe getoefen" , triei:^te bie groge ^ofd^ee jur
.^irc£)e ©t. ^aria be la SSitoria^).
Söieberum, am 1. Januar 1510, pr ^xe, h)ie bie ©bautet
fagten, be§ (Sriöferg unb feiner Butter, be§ 5lboftel§ §errn <Bt ^ago
unb beö feiigen 3flitter§ «g)errn 8t. ^orge, f(^iffte ^ebro ^laüarra
öon ?)t)iga au§. 2)ie§mal toar er fe^r glüdüc^. Sugia, eine reid^e
unb gro^e ©tabt öoll ^ofd^een, ©deuten, ©pitalen, @aft:^äufem unb
atten äßo^UebenS, na^m er im erften 5lnlauf; e§ ergaben 3£eque,
1) Sommario dell' Indie Occidentali di Don Pietro Martire Ui Ra-
musio, Viaggi III, 18. Benzoni, Novae novi orbis historiae, a Calvetone
latinae factae, p. 72.
2) Pietro Martire, f. 21.
3) Zurita II, 180—182, UJOtauS Mariana 275—287. Gomez 1025.
206 3tocttc§ fSudi. 3tocttc§ ßapitcl.
^tmoi-artfe, ^llcabi, 5)Zufti unb aEe ^üfaquig tjon tilgtet tl^te ©t(
unter ber SSebingung, ^a^ getbinanb feinen §eEer me^r ^uf(c
forbere, al§ ber ntaurifd^e Äönig gehabt, unb fte Bei i'^rent @eji
laffe. 2:ebeli| ergab fid^ ; ^Jlulet^ ?)ai^t)a, ^önig öon ^enej, berf^rac
]o Oft er 3u 6orte§ ober Ärieg gerufen werbe, al§ ^^erbinanb^ SBafc
3U erfd^einen; enblid^ gelang e§ ^Jlaöarra eine§ 5lbenb§, mit 39i
gantinen, ©d^alup^en unb S5arfen in ben .gafen tjon Tripolis
bringen unb be§ anbern 5[)lorgen§ öon ber 9. Big ,5ur 13. 8tui
biefe gro^e ©tabt 3U nehmen ^). S5or allem n^ar nun nötl^ig, Z\
mecen, 3:uni§ unb bie ^nfel @erbe§ ju erobern; bann toax bie aj
!anif(^e Mfte ben ©|)aniern fidler, ^er Äönig bon jtremecen, ein
großer Äönig, fc^tour mit feinem ^Jle^bar unb (^ahi , atte i^al^re
einen Wbut bon 13,000 ^obla§ in gutem ^olbe ju ^al^len. äöiber
jtuni§ rüftete man fic^ in ©icitien. @erbe§ griff @arfia, 5llba'S
äÜefter ©o^n, an. @arfia freilid^ mu^te feine .^ü^n^eit in bem
brennenben ©anbe mit bem ßeben be^a^Ien^); aber f^erbinanb felbft
UJottte aufbred^en, bie §eerfü!§rung gu übernehmen, ^ur bann, menn
man im S3efi^ be§ inneren ßanbeg fei, fönne man .^äfen unb Mften
be^au^ten; bie§ getoonnen, UJotCe er feine l^eilige Unternehmung bi§
nad^ ^llejanbrien , ber näd^ften ©tabt bon ZxipoÜQ, unb ferner Biä
3um l^eitigen §aufe öon i^erufalem fortfül^ren. ,g)ie3u bemiEigten bie
6orte§ bon Slragon, S5alencia unb Katatonien eine für ifire grei«
l^eiten ftattlic^e §ülfe bon 500,000 ^runb; ]§iep !amen 1000 eng=
lifd^e (5d^ü|en ]^erüber. S)ie ©|)altung ber ÜJloren unb Sllaraben
auf ber ganzen ^üfte lieg einen großen Erfolg erwarten, unb fte
felber trugen fid^ mit einer äöeisfagung : je^o Werbe ba§ alte Karthago
mit feinem §afen ben g:§riften in bie §änbe faEen^).
3n biefen «Hoffnungen reifte Serbinanb im ^a^xe 1511 nad§
^Jlalaga, hu Unternel^mung ju beginnen. ?luf bem 2Bege aber trafen
il)n bie 33otfd£)after au§ :^talien, bie i^m bon ber ©ntmitfelung ber
romagna'fd^en (Baä)e fold^e 2)inge berid^teten, burd§ Weld^e feine pänc
eine anbere 9ti(^tung em|)fangen mußten.
1) Zurita II, 211, 212 f.
2) Zurita 230. Fazellus, Historiae Siculae 597.
3) Zurita 227. Senarega, Annales Genuenses 608.
Son Senebig unb S^ulittg II.
Sie romagna'fd^e S^ertütrfelung führte 3u einem attgemetnen -Kriege.
9loc^ einmal tritt ^ier S5enebig in ber flutte feiner ^raft l^eröor,
fdbftdnbig, tptig, mit nmfaffenben, großartigen 5lbfi(f)ten nnb
SBeftreBungen ; jn i^^rem SJerftönbniß tft eine aügemeine ^etrad^tung
erforb erlief ^).
1. ^anbel, Eroberung, S^erfafjnng ber SSenejianer;
Eingriff auf bie 9^omagna.
3n ben Sagunen njaren urfprünglii^ (auter gleid) niebrige ßet|m=
l^ütten, !aum mit einer Oeffnung für ba§ ßic^t üerfe^en, tJott armer
giüc^ttinge^). Um ba§ ^a^r 1500 fa^ man eBenbafelBft um 72
fteineme, üon @olb prangenbe ^lünfter ^er, 3 too^Ibeforgte Kanäle
entlang, $alaft an^palaft, atte mit buntem unb hjetfeem ^^larmor
Beüeibet^). ©elBft geringe ßeute fd£)liefen auf Letten öon ^upaum
]()inter grünfeibenen S5or^ängen, aßen üon ©ilber, gingen in .^at§!etten
unb klingen üon (Solb*). ^]6enb= unb ^Jlorgenlanb öeraoEte l^ier
feine Söaaren, e^e c§ fie umtaufd^te; öiele große 3nfeln unb treff=
lid)e 8täbte empfingen öon ^ier i!^re Ütettoren.
2)a:§in !am e§ burtf) Eroberung nnb §anbel; bo($ ttjar ber
^anbel bag Urfprünglic^e. Söie einft jene gifd^er felbft ju bem
griei^ifd)en, bem öftlic^en, hk erften Sänbereien aber, bie fie fid^ ^ur
^fla^rung an!auften, ju bem lombarbifdjen, bem toeftlid^en Üteid^e ge=
1) 3tc^ cntl)altc tnid), ju ber urjpxünglic^en ^atftellung 3"^ä^c 3" madjtn,
bie auf fpäteren ©tubien berutjen. g^ür biefelben toirb fid^, benfe iä), in einem
fpäteren Söanbe ber Söerfc ein 5|3la^ finben. {%. b. 2. %.)
2) Sansovino, Venetia, p. 140.
3) Comines, Memoires 479.
4) Sansovino. ^ierau§ Splendor Venetiarum clarissimus in Graevii
Thesaurus V, 3, p. 282.
208 ^ttJeiteä S3uc^. 2)rittc§ eopitcl.
Rotten unb fie ße^nSleute öon beiben toaten, fo beftanb ba§ \
i^reS nunme!)n9en SJerfe^tS in ber Söetbinbiing be§ entjemtef^
£>|ten mit bem entietnteften SSeften. 6x toatb aber auj iolgei
SBeife geführt.
. SÖenn bie öffentli(^en ßJaleaäaen fertig unb ben ^flobili üBergel
roaren, bie, bur(^ ben Ütuf be§ §erolbe§ eingelaben, ben beften ^r^
geboten Ratten , fuhren nac^ uraltem <&er!ommen bie einen n(
älej:anbria unb bem fd^njar^en ^eere, bie anbern nad^ Slfrifa
bem 5lbenblanbe au§^). ^ene Ratten .Tupfer unb Ouetffilber
Ungarn, beutfc^en ©tal|l, S5ergalaun aug ;Stalien, au§ i!)rer eigei
©tabt lammet, Gamelot, %\x6), (5|)iegel, ^aternofter unb @(a§,
jebeS für etma 100,000 S)ucaten ge(aben^). 3n 5llejanbria tt)art(
il^rer ber SBärter auf bem 2;f|urm, bem göEner i^re 5ln!unft an5U=
feigen: bie großen @ef(f)äfte n)urben in ^airo im ^erfianifd^en ^auf=
l^aufe, ÄT§an el §alili, gemacht ^). S)a^in brachte bie ßaraöane t)on
^JleÜa bie feinen ^emürje bon ben ^oluÜen, bie ©eibe S3enga(en§,
ben 3immt t)on ßetjlon, ben Pfeffer bon 5!)lalabar, bie ©belfteine
unb gärbe^öl^er be§ innern ^e!an, hxt perlen bon S3a:§arein. Ratten
bie ;3nbianer ettoag lieber ben Saraöanen buri^ ^abul unb ^erfien,
5ur Pforte ber Pforten S)erbenb unb 5lfott) antertrauen moEen, als
bem ÜJleere*), brachten bie Äüftenlänber ^leinafienS tixoa^ ^oftbareS
ober ^lü|li(^e§ l^eröor, mie bie giegen^aare bon 5tngora, fo empfingen
fie bieg in ^Ijaffo ober ^IfoU). ©ie führten 5lEe§ nac^ ben fallen
be§ 9lialt.
5^ic^t mit biefen Söaaren, meldte fie betf ^benblänbern ab^u»
^olen überliefen, fonbern mit %Vi6) unb ^etaE, ettoa mit golbenen
Letten für gran!rei{^, mit Söac^Sfer^en für bie fpanifd^en ^irc^en,
mit i^ren Saiten bon ^acafto unb i^rem @lafe öon 5Jluran ful^rcn
bie meftlicfien ^alea^^en au§. 3n (55erbe§ "Ratten fie ein grogeS §au8
am ©cl)lo§, in 2uni§ mit @enuefen unb Satalanen eine ganje S5or=
ftabt inne; in Oran unb 2emflan trieben fie ftarfen ^txlt^x. S5on
l^ier gingen i^re Sßaaren nad^ bem innerften ©uban, nad^ Simbuctu,
mo bie grauen ©d^leier bon S5enebig trugen, nad^ @ago, mo man x^x
1) Petrus Martyr, Legatio Babylonica (nad) .^airo) anno 1502. Basil.
1533, p. 7.
2) Sommario de' Regni, Cittä etc. bei Ramusio, Viaggi I, 324.
3) Petrus Martyr, Legatio Babylonica 80. Leo, Descriptio Africae
bei Ramusio 83.
4) Pegoletti, Avvisamento del viaggio unb Aloigi di Giovanni irt
©ptengeB @ej(f)i^te ber entbecfungen 253, 257. Dffitter, (Srbfunbe II, 859.
.f)anbel, Eroberung, iöcrfaffung bei SSeneaianer. 209
fd^led^tefteö Indt) mit 1 , i^ren Bd)axiaä) mit 40 S)ucaten bic @Ue
^Beja^tte, unb ^ier^er tarn ba§ @olb bafür, ba§ )te nad^ bem Orient
Ijenben mußten ^). ^n ^ataga luben fie barauf ©eibe unb Körner,
lauc^ ^ier, jeboi^ öorne^müi^ in @nglanb, äßoEe; fie famen Bis nad}
'^fcinbern unb Sänemarf. ^]!Jlan recfiuet, ba§ au§er ben öffentüd^en
an 3000 ^riöatft^iffe an benfelBen Mften, bodf) meift in anbeten
Apäfen, öefd^äftigt getüefen. ^^r |)anbel§ca))itat beliej fic^ geraume
,^)eit autjor bereits auf 28,800,000 2) S)ucaten.
S)ie§ alles untertag ben ftrengften (Se|e|en. ^^u^er^atb beS
l^onbaco, mo bie beutfdtien ©täbte eine jebe befonbere ©etoölbe Ratten,
i|tDetct)c fie ein^etnen Käufern öermiett)eten^) , burfte ^Jliemanb mit
^|^eutfd)en ^^anbeln unb au(^ ^ier nur, toer, mie fie fagten, ein
^Bürger üon innerhalb unb au^er^alb mar. ^eine untermorfene ©tabt
burfte etmaS naä) auSmärtS öerfaufen ober bon auSmärtS einfaufen
au§er in SJenebig. ^eine ^alea^^e burfte über eine genau beftimmte
3eit ausbleiben*). @S mar ein ^efe^, ein auSmanbernber 9Jlanu=
focturift fei anfangs mit guten äöorten unb, folge er ni(^t, burd^ baS
geftne^men feiner S5ermanbten ^urücE^unöttiigen, folge er au(^ bann
ni^t, 5U tobten^), ^ierburd^ marb it)re ©tabt als bie ClueEe ber
Söaaren unb beS .fianbelS erl)alten.
3)aS 3Sebiirfni§ leitete ju ben erften Eroberungen. <g)ier finb
fie nic^t immer glütflic^ gemefen, unb ber ^rieg öon 1379 lieg i^nen
roenig me^r übrig, als ^Jlegro^3ont , ßoron, Mobon unb ßanbia.
Seitbem aber geigte. i§nen ^lüct unb S5erftanb einen neuen 2ßeg.
^Jlac§ bem 2;obe ^arlS be la ^ace, als eine gartet auf Äorfu
beffen ©o^n ßabiSlaS nic^t moEte, erinnerte fic^ baS 5ßol!, mie oft
eS bie fylagge ber SJene^ianer in biefen @emäffern fiegreicl) gefe^en,
a^ob bie j^a1)m mit bem ßömen unb grünbete au emigem 5£)en!mal
bem (St. TOi^ael eine ^ird§e. S)erfelbe ^^abiSlaS öerfaufte i^nen in bem
gtoiefpalt ber §orOatl)S unb ber ungarifc^en Königinnen S^'^^f ^Jo
er gefrönt morben*^), ?luS gurd§t öor bem Despoten üon Serbien
[d§t{Ite ßattaro feinen Kanaler unb bat um einen öeneaianifc^en
ülettore, ber nad^ ben alten @efe^en rid^ten foEte. ^n ä:^nlid§en
1) Paruta, Storia Venetiana IV, 117, tuotauS %üz% M Lebret,
©toatigejc^ic^te öon Uienebic^ II, 1046. Uebetbie§ Leo Africanus, Descriptio
Africae, bn Ramusio, f. 70, 66, 58, 78, 79.
2) Daru, Histoire de Venise III, 189, p. 51, au§ Filiasi.
3) Urfunbe in ber Siegensburgcr 6t)xonif IV, II, p. 141.
4) Tentori, Saggio sopra rHistoria Venetiana I, 126. II, 80, 85.
5) ©ec^Sunbätüanjigfter 5ltttfel ber 3^nquifition§gefe^e bei Daru III, 90.
6) Sanuto, Chronica Venetiana 843, 844.
ö. Ütonle'l SBerfe XXXIII. XXXIV. «Rom. u. qetm. Söölfer. 3. «Hufl. 14
210 3toeite§ iöuc^. S)titte§ ßapitet
S3efürd§tungen tüurben i^nen ©|)a(atro unb 2;rau öon ben SSilrc
auf SSebingungen ^rgo^, ^lapoli bi ütomania, ^atra§, ße^(
unb toie öiele anbere Stäbte t)on ben Surften unb um (Betb
liefert. 3lt§en naf)m i^re Sefa^ung; in einem 3tüi[t mit feit
3}ater übergab i^nen ein ccmftanttno|)otitani|(j§er ^rin^ ©alonic
©0 ging e§ fort. S^eglia n)ottte feinem grangipan, to«
5^ico(ö no(^ ;^o^nn, gel^ord^en unb 30g i^re §errfd§aft t)or.
3tüift ber .Königinnen ßarlota unb ßat^rina erlangten fie ßtipert
;3^1^re $o(iti! ift, toenn bie ^ac^barn in 3^ift ober (^e]a^x
3U erfd^einen, bem ©inen ©d^u^, bem Ruberen @elb anzubieten
fo eine Unterwerfung ju beU^irfen.
2luf biefetbe Söeife gingen fie in Italien ^u Söerfe. 3uerft, atg ber
(Streit 5tt3ifc§en ßibibal b^5luftria'unb Ubine ba§ ganje Sriaut berujidt ettc,
in ben aud^ hit ^ad^barn l^ineinge5ogen Würben, fd^rieen eine§ 2:age8
in 5lrebigi bie Bürger, unb fo öiel dauern ^ur ^ert^eibigung in bie
©tabt ge!ommen, ,,6an 5}larco" unb übergaben fid^ bem benejianifd^en
<^au|}tmann; fie berurfad^ten bie @inna]^me t)on gan^ griaul. S)iefe
Unternehmung ^atte einen ^nla§, ber fid) ^ören üe§ ; benn fie beburften
einen na^en 5Rar!t für i:^re ßeben§mittel ; aber fottten fie, al§ ii)nen
bie S5i§conti, im (Streit mit ben ßarrara, ifire ©täbte S5erona, geltte
unb SSeEuno empfahlen, in bie aEgemeinen italienifd^en 33etoegungen
boE Sturm, Unfid^er^eit unb ©efal^r eintreten? (Srft mußten ^Ee,
bie in irgenb einem S^er^ältnig mit ben ßarrara geftanben, bon ben
^regabi au^gefd^loffen Werben, el^e e§ ber 2)oge ^Inb ^ran^ go^cari,
ba§ ^anpt ber S^ier^ig, burd^ ba§ UebergeWid^t einer einzigen SSaEota
burc^fe^ten. SSicen^a er^ob S5enebig§ Sat)nen. 2lm 12. 3^u(i 1405 er=
fd^ienen 22 @efanbte t)on 33erona 3U $ferb , in Weisen @ewanbem,i
mit bem (Siegel be§ Öanbe§, ben brei ©d^lüffeln ber (Stabt für bie
brei (Stäube, bem Weisen ©tabe ber §errf(^aft unb jtoei f^aljnen
auf bem ©t. ^arcug^la^ öor S)oge unb ©ignorie, übergaben bie
3^nftgnien unb leifteten ben ©d^Wur. 2)er ^oge f^rad^ : „©ie !ommen
üon f^infterni^ 3um Öid^t", unb gab i^nen eine bergolbete gai^ne
bon ©. ^arco. ©ie riefen „©an 53larco'' unb ritten ^inWeg. 2)ic
^abuaner, al§ il^nen ^ran^ (Sarrara in äu§erfter @efa^r ju t'^un.
berftattet, maö fie woEten, bebangen il^re ^^rei^cit unb ergaben fid^^).
;^n S5enebig waren nidljt 5lEe ^iemit einöerftanben. %vl\
bem ^ofaifboben ber ©. ^arco!ir(f)e fie^t man ^wei ßöwen, einen
1) Navagero, Chronicon Venet. 1075, 1080. Dam au^ Mss. II, 99.
2) Navagero au§fü^rUc| 1137—1198, 1203.
3) Navagero 1070. Sanuto 794 — 831. Bilius, Historia patriae 32.
t^anbel, Eroberung, Sßetfoffung ber Scnejianet. 211
.11 ber @ee , gvog , ftar! unb mut^ig , einen ^u ßanb , mager unb
ct)ti)ad§, ein SBilb, ba§ einer öielö erbreiteten ©eftnnung entfprad^.
löefonbers toiberfe^te ^iä) ber 5Doge ^ocenigo jeber neuen Unter=
lel^mung. „S)enn föer erobere, fud^e bag liebet unb finbe baö Uebet.
gr tüoEe nii^t Öeute mit großen <g)i^|)en -l^alten, biefen fd^önen harten
3on ^aitanb 3u öertoüften, ber ii)mn jä^rlid^ ^JliEtonen einbringe.
Vergüte benn ha^ bereite Eroberte bie J^often? Erbitte @ott, unsere
I l^rau unb ^effere ©an ^Jlarco um ben f^rieben." %ui fo lange er
);[ebte, n)ar feine @en)äl^rung n)eife, nid^t länger^). @in ^Jtann tjon
j l'ntgegengefe^ter ©innegmeife , f^o^cari, öor bem er gettjarnt, marb ju
kleinem ^ac^iolger ermä^tt. S)erfe(be bebiente fid^ be§ 5)li6üer]^ätt=
|niffe§ ^tüifd^en $5iti|)|) öon Maitanb unb (Sarmagnuota , um burd^
Mcfen S3re§cia unb SSergamo , ber Unrut)en nad^ ^l^ili|)|}g 2:obe, um
(iremo, ber S^umulte ^mifd^en 3lbet unb gemeinen, um Ülaöenna unb
5arnad) 6ert)ia ^u geminnen. .g)ierau} ftiegen bie ©intüntte S5enebig§ öom
roften Sanbe auf 800,000, öon ben i^nfetn auf 400,000 ^ucaten^).
ii|an fagte: „Sie l^aben feinen ^^ebenbn^ler ^ur ©ee gebul^et; fie
amllen aui^ feinen 3U Sanbe butben"^).
äßie e§ nun im Innern biefer munberbaren @ematt ftanb, ift
vaMuüdt) leidtit p fagen, Ujenn man auf bie au§ge|)rägten ]§er!ömm=
iid)en i^ormen i^rer 35erfaffung, aber fe^r fd^mer, menn man auf baä
.ii^nitlid^ betoegenbe unb tebenbige ^^rinci^ ge^t. Qu^ man in 33e=
tiadjt, ba§ ber ®oge, o^ne ^at^ hei ben ß^onfiglieren genommen ju
i)aben, nic§t ^a ober 5lein p ^emanbem fagen bar?*), bafe ba=
c^it^cn bie brei Sfnquifitoren , o^ne @infd^reiten ber 5lt)ogatoren unb
altiö f5örmli(^e bei ©eite gefegt, ba§ ^}tedt)t '^aben , ©eiftlid^e unb
v'aicn, ^obili unb (Gemeine junt 2:obe 5u öerbammen, bie öffentlidtje
(^affe ^u gebraud^en, 3ftettoren unb Generale ju befel^Iigen^), fo toirb
mau inne, ba§ bag ganje @egengemidf)t be§ ^ogen, ber ßonfiglieren, ber
^lUcgabi unb be§ ßonfiglio nid^t t)iel fagen moEte, fonbern bag \>u
:^üd)fte ©etoalt, mie in anbern ©täbten bei einer ^aüa, fo ^ier "bä
<hm Sfnquifitoren toar. 5lu§ meldten ^efd^led^tern man biefe mäl^lte,
nnc bieg bie übrigen ertrugen , toarum ber ^arteigeift ^ier nirgenb§
Ötiplirt mirb, ift aEerbingS bun!el. (Einige (Srflärungen ^ajimiüan^,
1) Arrenghi bei Sanuto 949, 958. Sausovino, Venetia.
2) Epitome proventuum Italiae, gleic^aeittg in ^ubetoig, ßeliquiae
:Mss. X, 445.
3) Ferrante'd Stief bei Fabroni, Vita Laurentii Medici II, 237.
4) S9ei Sanuto 785.
5) Dam, Histoire de Venise au§ ben ed^ten Utfunben II, 423.
14*
212 3tocitc§ S5ud^. 2)rtttc§ ßapitel.
er !omme, um hu unterbrüdten alUn 35äter ton bem getoaltfai
neuen 3lbe( ^u befreien^), tt)ei7en nic^t ein 2i^t, \)oä) einen Sc^im^
öon Sic^t auf biefe ©ad^e. Snner^atb bie]e§ (5aa(e§ tritt feine
jönUc^feit, fein ^^iefpatt fjeröor, nur ptoeilen ber ^a^ gegen
geheim ^^Btrünnige, fonft ftet§ eine gemeinfc^aitlic^e ^nftrengi
ein aKgemeiner SöiEe. „©ie finb fel^r fing", fagt öornine^/' fie fij
tägüc§ unb galten ütat^, i^re ^ad^Barn toerben fie fü:§(en''^).
©ans tt)ie für i^re ^(äne unb für i^re 5lrt unb Söeife gemacht tüi
bie Unruhen, bie ]xä) feit ^ar{§ VIII. ^nfunft in Italien erl^ol
S3ei jebem Moment berfelBen griffen hit S^ene^ianer um fid^. ^m äa\
^m]d)cn ^arl unb gerrantino ermarBen fie fünf gute ©täbte in ^l^jull
bie i^nen treffüi^ gelegen maren, unb bie fie buri^ bie 5lufnaf)me ber ai
©Ijanien gef(ü(f)teten ;^uben Belebten^); überbieS n)ar in bem ^önig«
reid^e ^ItaJfiti eine Partei für fie ; toix fa^en, tok 5larent i^re gähnen
er^ob. 3n ben florentinifc^en Unrul)en fet)Ite wenig, fo :§ätten fie
^ifa bemeiftert; in ben mailänbifd^en erlangten fie ßremona unb
^^axa b'5lbba. 3^re ^ai^t tüax um fo furchtbarer, ba man nic^t
fa^, ha^ fie ettt)a§ bon bem einmal (Semonnenen Uiieber beiioren;
9liemanb 3n)eifelte, i^r Sinn ftel)e auf §errf(f)aft über gan^ Italien.
31^re ©efc^id^tfc^reiber rebeten nid^t anber§, al§ fei S5enebig bereits
\>a^ alte ^om ; barum eljrte man be§ 2;itu§ Sioiu§ Gebeine ^u ^abua
roie eines ^eiligen: „man lerne burd^ i^n bie geiler 9lom§ ber«
meiben"*).
%i^ nun ber 2;ürfenfrieg geenbet, ber fie eine ^^^tlang äurüd*
gehalten, Oerfud^ten fie ^unädCjft in Sfiomagna, öermittelft be§ Swie»
fpalteS ber jurücffelirenben .gerren unb ßefar§ , wenn nid^t bie
alleinigen, jeboi^ bie märfitigften S^afaEen beS päpftlid^en (5tul)le§ p
werben. 3ene Ferren, bie oft fliegen mußten, unb bie 3U i^nen p
fliegen pflegten, maren fämmtlid^, unb ©uibubalbo, ba§ .^aupt öon
3lEen, toar fo ]zf)x in i^rem Sntereffe, ba§ man in feinen Sd^löffem,
unb jmar für ilju felbft, „©an ^arco" gerufen ^at. S)ie SSene^iancr
fc^icften fid^ an, bie ©ad^e ber bon ßefar UeberWältigten ^u führen. 2)ie
©täbte 3ogen in S3etracl)t, in wie tiefem unb gutem grieben ber Söwe
t)on S3enebig aEe feine Ortfd^aften ^alte. 3nbem fie nun (Snbe OctobetS
1503 in biefem Sanb erfc^ienen unb juerft ben "iUlalateften einen
1) ^JJianifefte «ülajimiltanä'öon 1510 unb 1511 im ^ormatjrS 3lrcf)it) füt
|)iftorie ic. ^Ql)tg. 1810.
2) Comines, Memoires 488.
3) Leander Alberti, Descriptio Italiae, p. 369.
4) Comines 483.
Kultur IL erfte 2:t)Qten unb bo^pelte 5lbfi(^ten. 213
üubern S5efi| in il^rem ^anbe t)erf|)ra(^en , nahmen fte >^ug(ei(^ mit
ber f^ü^fi^t^ unb mit ber 33ürger S3etoiItigung ülimini. Untier^üglid^
griffen fie ^^aenja an^). S)ie gaentiner l^atten einen natürüd^en
j6prö§(ing ber ^Jlanfrebbi ^urücigerufen unb it}n ju guter Sßor=
Ibebeutung 5lftoiTe genannt; aber bie gute n>arb jur fd^Ied^ten, al§
ber Sefe^l§:§aber i:^re§ 8d&loffe§ fid^ ergab. S)ann mußten aud^
fie fid^ ergeben^), ^llan fagte: „^^aen^a i[t ben SJene^ianem ba§
.Xt)OX 3U ;^talien ober il^r Ütuin". 6ie fuhren fort unb nahmen in
bcn Gebieten öon i^mola , ßefena, f^orü ^la^ auf pa| ein; fd^on
l^atte il^nen ßefena felbft einmal feine Untern)erfung buri^ @uibu=
batbo antragen (äffen, unb nur bie f^urdCjt öor 6efar§ @d^(öffern über
iljren §äu|)tern ^ielt bie Stäbte nod§ in il^rer ^^flid^t. S;a glaubte
ber erfte ^inifter üon f^ranfreid^: ,,|)ätten fie nur Ütomagna, fo
tuürben fie Ujegen einer «Sd^uCbforberung öon 180,000 Bulben alfobalb
(vlorenj angreifen"^). SBürben fie in 2;o§cana einrüdfen, fo mü^te
ifjnen bei i^rer erften 5tn!unft ^ifa ^ufaEen. ^n§ ^itanefifd^e Tratten
fie bie f^ranjofen aud^ barum gerufen, meil fie biefelben für geeig=
neter l^ielten, eine Eroberung ju mad^en, at§ eine fcl^e p behaupten;
nnb im ^af)x 1504 unter^anbelten fie bereite, toie man jenen 5Jlai=
lanb toieber entreißen tonne. 2)ann ttjerbe i^nen felbft in Italien nid§t§
mef)r n)iberftel|en tonnen. „<Bu tooEen ben $apft 5u il^rem ßa^jtan",
jagte ^acd^iaöeEi*).
2. 3uliug' II. erfte Sliaten unb bo^)pelte ^bfid^ten.
^n bem ^apft 3fuliu§ gerabe, an bem fie feine fd^toad^e 8eite,
um il^n bamit p faffen, entbedten tonnten^), fanben fie ben fefteften
äöiberftanb. ©o ftar! er nur fonnte, erflärte er il^nen fd^on am
9. 5flot)ember 1503, „fonft i^r greunb, hJoKe er nun ba§ ^leufeerfte,
Was> er öermöge, toiber fte t^un unb aEe dürften ber ßl^riften'^eit
tvihn fie aufrufen"^), unb noc^ einmal, am 10. Sanuar: „in bem
S>orfa|, bie §err-fd)aften ber Ä'd^e tnieber 5U gewinnen, fei er unb
tnerbe er immer unerfd^ütterlid^ fein; bamiber Vermöge tein ©d^redfen,
lein SSertrag , feine S3ebingung ; benn ^a^ fei feine ^flid^t" ^). 2)a
1) Bembus , Historia Veneta 145—147. Baldi , Guidubaldo , IX,
127-141.
2) Sansovino, Origine 79.
3) Machiavelli, Legazione alla corte di Roma, p. 331.
4) ©ein 2öort in berfelben Legazione, p. 301.
5) ebenba 48ftcr '^rief 391.
6) ebenba 304.
7) Breve Julii Papae bei Rainaldus, Annales Ecclesiastici XX, p. 9.
214 ^toeiteS 3Buc^. l^titteS ßapttel.
jebo^ feine ©tmafinung §a(f, „benn i^r ^ecijt fei offenbar, unb fei
?lnfprüd^en würben fie mit i^rent neugeprägten @olbe genugt^i
trat er im September 1504 in ben SSunb jtüifi^en l^ubtüig, ^j
milian unb ^^ilipp , ber nid^t aEein toiber f^erbinanb, fonbem
toiber 35enebig gerichtet mar. Sßir fallen, ma§ biefen SSunb 6r(
S)ie Sßeneäianer traten bamalö einen Schritt aurürf; mag fie
bebtet t)on ^mola, ßefena unb gorli befe^t Ratten, gaben fie toie
^erau§: e^er naf)m ^uliu§ feine Obebienj üon i^nen an^). * 2)ai
gab er jeboc^ nii^t auf, auc§ ba§ Uebrige 3u erobern.
^u(iu§ mar bon @emüt^ fe^^r imgebulbig unb fieftig.
^i($e( 5lngeIo bie ©ijtinifc^e ßapeEe gemalt unb enblit^ ent^üH
fonnte er ni(^t märten, bi§ ficf) nur ber Staub üon bem ©eri
gefe^t^). 6in ©ebanfe, ben er einmal gefaxt, befcfiäftigte il^n ganj
unb gar; man fa^^ i^n in feinen 5!)lienen, er murmelte i^n jmifd^en ben
Sännen; „er muffe bergel^en", befannte er, „menn er i^n nic^t fage"^),
S)o(^ mar er barum nic^t ftarr unb rücffiii)tglo§ : er ^atte einmal
^ic^el 5lngelo bebro^t, menn berfelbe nid^t eile, fertig 3U merben; be§
anberen S^ageö fanbte er i^m jur 35egütigung 500 Scubi*).
SGßie er gegen feinen £)l§eim Sijtug , gegen ;3nnocena unb 5lleranbcr
au(^ in glud^t unb @efa^r immer feiner ^Jteinung geblieben, fo l)ielt
er, nac^bem er $apft gemorben, an bem einmal ißefc^loffenen uner«
f(^ütterli(^ feft, eingebenf ber 9licolau§ unb ©regore unter feinen 5Bor=
fahren ^). 5Jlan erfennt feinen Sinn an feinem 35ilbniffe bon 9ftapT§ael,
an ben ftarf au§gebilbeten Sügen, bem gefcl)loffenen ^unbe, bem feft
gerichteten SSlicf, mit benen er, abmärtS gefe^rt ben langen meinen SSart,
im ßel)nftu^l fi^t unb benft^); aEe feine 6anblungen geben bon
feiner Seftigfeit Seugni^. 5Jtit ^(ä)t fü:^rt er bie @ic^e in feinem
2öappen.
9lun mar 3uliu§, toie mir fa^en, entfd^loffen, in bem Sanbe bct
^irc^e amar Ferren ju bulben, bod^ über bie er bigponiren fönnc.
^ic^t aEein bie SSene^ianer aber maren fä^ig, il)m au miberftel^en,
fonbem aud^ 5lnbere ; befonberg mar 3o:§ann SBentibogtio ^u SSologna
faft unabpngig. ^o:^ann be:§errfd§te feine Stabt burd^ bie gtoanäig,
1) Bembus, Historia Veneta VII, 155. Baldi, Guidubaldo XI, 182.
2) Vasari, Vita di Michel Angelo, p. 200.
3) Zurita II, 28, etflärenb für Paris de Grassis, Diarium, apud Hoff-
mannum, Collectio Nova 450.
4) Vasari ibid. 225.
5) Suüe an Subtoig XII. in Hottingeri Historia Ecclesiastica VII, 45.
6) (Sine 6opte in ber ©iuftinianifdien Sammlung m SSerlin. 5lud) ©petb,
Italien I, 225.
Suliue' IL erfte 2t)aten unb bo^pelte ^Ibfidjten. 215
Don benen ^e^n bie e\m , 3et)n bie anbete ^älite be§ ^al^reg, toä)
beibe unter feinem S5orfi^, ^mBorfajionen , ^ai)im unb alle öffent=
liefen (S)efd§äTte leiteten; et ^ie§ ^ting, @ot)etnatot unb beftänbiget
jÖonfaloniete bet @ete(f)tigfeit ; et tonnte felbft eine ^IBgaBe ein=
Ifotbetn^). ©0 U)o!)nte et au(^ in einem fi^önen ^ataft t)on 370
3immetn, 5tt)ifct)en ©ätten, DueEen unb ^ifd^tei^en ^) ; er lie^ feine
8ö^ne, üon benen einet i^m jum ^lad^fotget beftimmt tnat, anbete
^4>atäfte Qtünben; eine ©lorfe tüat nötl^ig, um feine f^teunbe 3u=
fammenautufen ; unb an einen 3:^utm t)atte et eine 3^nf(^tift an=
gcbtac^t: „et ^abe i§n gebaut, et, bem 2;ugenb unb (Blütf alle
Sßünfd^e unb @ütct teirfjlid^ getoä^tt" ^). ^u feinem Söa^pen fü^tte
er Silie unb Slblet; boct) am meiften öetttaute et auf bie Sitie unb
ben ©c^u^ bet f^tan^ofen.
^m ^ai)x 1506, alg ßubtnig XII. unb f^etbinanb bet ^at^o=
lifc^e bet ^3öp|t(ict)en ßintnittigung 5U intern neapolitanifc^en S5etttage
bebutften, ^ielt ^u(iu§ füt t^unli(f), bie SSolognefen jut 3lnetfennung
if)tet 3lb^ängig!eit p nöt^igen. S)iefe betiefen fi(^ auf ha^ §et=
fommen unb bie alten Kapitulationen mit bem päpftli(^en ©tu^l;
or be^uptete ha^ 9flec§t eine» ^ütften, eine ^etfaffung auc§ gegen
))a^ |)et!ommen ju änbetn; felbft tooEe et fommen, i^xt ÖebenStoeife
]n fe§en, unb, toenn fie i§m gefalle, fie beftätigen, tro nid^;t, änbetn;
bie alten 6apitu(ationen feien etatoungen unb getabe je^t eine S5er=
öcfferung mö^lic^*). 2)ie S^eneaianer boten i^m ^ierp i^re ,g)ülfe
an, U)enn er if)nen nur gaenja unb ?ftimini getoä^re; aber er na^m
feine fltücffid^t. 'iJlur mit einer SBebedung bon 25 Sanken, mit ben
ßJreifen, feinen Karbindlen, er felbft ein @rei§, begab er fic^ jur
©robetung bon ^Bologna am 20. Sluguft 1506 in§ g^^^^)- 5luf bem
■'itge badete er ficf) pgleic^ Perugia ju unterm erfen.
9liemal§ nämlii^ ^atte il§m (iJiampaolo SSaglione, ber Perugia
mä) 5llejanber§ 3:obe auf§ neue mie fonft auc^ burd§ eine ^alia, bie
3el)n ber äöiKfür, beE' ^Irbitrio , regierte, ge^ordien moEen^); er
foEte je^t ba^u gesmungen toerben. 2öa§ mar ba§ Siegenbe in feiner
1) Hieronymus de Bursellis, Chronica Bononiensia bei Muratori
XXIII, 881.
2) Sansovino, Origine 280, 289.
3) Snfd)ttft bei Bursellis, 909.
4) Macchiavelli, Legazione al Papa. Tom. V, p. 157.
5) Macchiavelli ibid., lett. III. Hadriani Cardinalis Iter Julii bei
Roscoe I, 5lppenbij, p- 519, in ^ejQinetetn.
6) Macchiavelli, Legaz. V, 160.
216 Breites ^Mä^. S)rittea ßapitcl.
bloßen 3ln!unft? ^erett^ 3u Oröteto erfd^ien ÖJiampaolo , öoi
§eräog ©uibubalbo 5ur Untertnei-fung geftimmt, unb üerfpradf), fcj
fyeften unb 2:5ore in bie ^ehjatt, feine 2:rup)3en in ben ©olb
$at)fte§ 5U geben, ^oä) e^e e§ gefd;e:§en njat, feinem .^rieg^üol
ba§ fid§ 3U fammeln anfing, tJorau§, um 5U geigen, bag et bem ^^it
traue, 30g ber ^apft in ^^erugia ein, führte bie ^lu^getoanberten,
i^re @üter ^uxM , lie§ auc^ ®iam|)oolo feine gefe^ücfien Siechte
ftettte ben grieben l^er^).
58ei 33entit)oglio l^inberte ber ©tolj feinet ©ema^lin Öinei
©fotja unb feine alte S3etttaulid§!eit mit 3uliu§, mit n)e(d§emj
gegeffen unb gettunfen, eine ä^nli(^e Untettoetfung. (SoEten
biet ©öl^ne, benen et bie an fii^ fefte ©tabt nad^ ben öiet 3]ietti
3U fettleibigen üBetttagen, Uiibet einen ^apft 5U fd^tüad) fein? 5(uf
3uliu§' fyqtbetung, „man möge füt i^n , fein <g)eet unb 500 ftan=
äöfifd^e Sanken Söo^nung mad^en", entgegnete et: „nut bie Sd^mei^et»
gatbe !önne man mit it)m einlaffen", unb ftagte, toie lange et bleiben
tooEe?2). ,,mfo", tief 3uliu§ mit ©nttüftung au§, „et miE un§
@efe|e geben unb un§ nidf)t empfangen? (St un§ befehlen?" ^). §iet=
auf et!lätte et ^öentiöoglio unb feine ^Inl^änget füt ÜtebeEen ber
Äitd)e, tief fein §eet unb bie §ülfe, bie if)m Submig ^ugefagt, 3U=
fammen unb ging butd^ bie «Sd^lud^ten unb ^üffe be§ pd^ften
5lppennin, fotfdltig bebad^t, bie tjon ben SSene^ianetn eingenommenen
©tenjen ^u öetmeiben, l)äufig öot !nieenben 25auetn botübet, nad^
Smola*). 3n biefen Sagen tücften bie f^tan^ofen, beten ^nfunft
S5entit)oglio niemals etmattet Tratte, in bet 2:^at mibet il^n an — benn
nod§ maten 3uliu§ unb Submig f^teunbe — ; sugleid^ etl^oben fid§ in
bet ©tabt bie alten Segnet, bie fö lange gefd^miegen, unb mit il^nen
t)iele neue, butd^ bie ©taufamfeiten mibet bie ^}Jlatefcotten , beten auf
eine ^In^eige ßefat S3otgia'§ bot futjem an ^toeiT^unbett ju ©tunbe
getid^tet motben, fotoie gegen i^n butd^ ben Uebetmut^ feinet ©ö^ne
etbittett^). S)ann fa^ aud§ et, ba^ ^iemanb öot feinem 2obe glürf»
lid§ 3u ^Jteifen ift, ba^ et fid^ fälfd§lid^ getürmt, iT^n tnetbe man nie»
mal§ üetjagen; et fid^ette fid§ butd^ einen 3)etttag mit ben gtanjofen
1) Macchiavelli, Legazione v. 136 unb Discorsi sopra la prima Deca
di Tito Livio I, c. 27. Baldi, 192.
2) Macchiavelli, Legazione 121, 165.
3) Paris de Grassis, Itinerarium Julii bei Rainaldus XX, 10.
4) Hadriani Iter, vs. 86. Baldi, Guidubaldo 195.
5) Georg. Florus, de belle Italico, p. 19. Arluni, de hello Veneto 24.
Monstrelet 2lnt)ang 239.
Julius» IL erfte %tjüUn unb boppelte 5lbfic^ten. 217
feine ^^^riöatbefi Jungen unb öerltefe mä) 40 :3a:^ren ununterbrodf)encv
aBo^lfa^rt feinen $a(aft, bie Säule feinet @tü(fe§ unb feine Stabt.
dagegen n)aib ;^uliu^, auf bie ßinlabung be§ nun fteten 3}ol!eö,
auf elfenbeinernem ©tu^l in feinem ©c^mutf am 11. ^oöember 1506
5U ben Sporen S3ologna'§ hineingetragen, ßr fejte t)on ben Stüanjig
nur brei ab unb breiunbäU^anaig tiin^u ; biefen S^ier^ig übergab
er eine toeit unabl^ängigere ©en^alt, aU jene unter ben 33entiüogIi
gehabt, unb erlief bem S}ol!e aEe ßaften. @r wollte eine hjirftid^
freie ©tabt, bie t^m um feineg ©(j^u|e§ unb fetner 6nabe tüitten
ergeben UJäre^).
^nbem er nun noc^ xmtjx in ©inn fa^te unb bieg nid^t t)er=
fd^toieg, inbem er bem 531ard^efe ton ^Jlantna bie ^a^ne ber ^ir(f)e
übertrug, unter ber er Kriege, gereifte, bon ®ott begünftigte, fieg=
xcid^e Kriege fü!)ren foEe^), begab fid^ , ba§ er burd^ bie ßreigniffe
in @enua in einen ^lad)t^eil geriet^ , ber feinen 5lbfi(f)ten nocf) eine
anbere 9tirf)tung gab.
3n ben S^a^ren 1506 unb 1507 mai^te (iJenua atten 2Beif)fet
einer üteöolution burd^. S)en erften ^Inftog gaben bie bornefimen popo=
laren ^efd^Ied^ter, bon langer ^^^t T^er gemo^nt, eine§ au§ fid^, i^x^=
gofen ober 5lbornen, an ber ©pije fielen unb ben alten 5lbel biefem
bienen ju fe^en. ©eit ber ^errfdfiaft ber ^yranjofen aber maren jene
beiben im ©jil unb Ut l)öd^fte ©eraalt bei ben ^Ibeligen, befonber^
ben 5ie§!en^). 3l(§ hk ^obolaren nun lange öergebeng jraei drittel
ber öffentlid^en Remter in i^re ,^anb jurüctgeforbert , !am i^nen ber
Uebermutl§ einiger abeligen ^fünglinge, raeldf)e, ftatt ju beja^len, .g)anb
anlegten unb auf iT^ren S)egengriffen bie ©d)rift geigten : „gü^^t^Ö^
ben SSauer" *) , !am i^nen bie ©ntrüftung be§ gemeinen 35ol!e§ l^ier=
über 5U .&ülfe. 5ln bie ©pije biefee S5ol!e§ festen fid^ eine§ ^lage^
ginige bon il^nen, mad)ten unter bem ©efdfirei „S5olf unb Äönig"
einen 5lujlauf unb erätoangen bie jraei S)rittel ber 5lemter^). ?lber
fie l^atten ben geringeren (Sinraoljnern gezeigt, ba§ bie öffenttid^e £)rb=
nung auf ilirem guten SBillen beru'^e. ^n fd^neHer fyolge festen biefe
ben 5)lagiftraten ber S^orne'^meren ad)t 2:ribunen au§ ilirer ^3Utte
entgegen, gingen raeiter xmb gaben bie pd^fte (Bemalt bier ^Jlännei-n,
1) Sansovino, Origine delle Gase 292. Nardi, gflotentin. ©cfdöid^te
IV, 114. Anton, Chronicques Annales, p. 40. Paris de Grassis, p. 13.
2) Breve bei Dumont IV, 1, 20.
3) Senarega, Rerum Genuensium Annales, an mctjrcren Orten unb 576.
4) Anton, Chronicques Annales, p. 47.
5) Ubertus Folieta, Historia Genuensis 282.
218 3ttJeite§ Su^. ^Tritte? ßapitcl.
tparen nodi) tii(^t äuitieben , unb al§ bie 6ap)3etten — ßeute , b^
^ct(^t:§um in einet alten ^appt unb einem ^aax toollener ©trüi
beftanb — bie OBexl^anb Befamen unb fi^ in i^ren ^efeEfd^c
äum ^rieben, jur (Sintrai^t, ober tuie fie fonft ^ie^en, täglic
größerem (Sifet entflammten , festen fie fic^ einen gäxbet pm £)\
^aupi unb er^^oben i^n aum fo gut toie unumfc^ränften 2)ogen ^).
|)flegen biefe S)inge bom UebergeUjic^t ber mittleren S3ürger fic^
balb 5um @egenfa|, barauf jum Uebergemic^t ber ÖJeringeren, eni
äu einer ^onard^ie au§ ber $leb§ umautoerfen/ S)e§ ^önigg
f^ranheid^ aciiteten biefe ^enuefen nicfit e^^er , ai§> Bi§ er im 31^
1507 mit feinen |)omme§ b^5lrme§ unb feinen ©tfimei^em miber fie
anrücfte. 2)a bereftigten fie jmar einen ^erg t)or i^ren dauern unb
befe^ten lijn in jttjei §oufen auf ber oberften unb auf einer tieferen
8pi^e ; aber e§ fehlte i^nen an ^ut^ unb Hebung : aU auf ber einen
(Seite ^al^arb unb 126 anbere §omme§ b'5(rme§, auf ber anbern
Obmalbner ©döü|en unb S5erner greimiEige i^ren SSerg l^inanbrangen,
flofien fie, otjue fid§ nur p Vereinen, beibe^). hierauf ^aikn fie
feine äöaffen meiter, al§, fo öiele i:^rer haaren, öome^me ^uäianen
unb Geringe, grauen unb 3ung|rauen, 5!Jlifericorbia ^u rufen, ßub»
mig frfienfte aEen , aufgenommen neunnubfieben^ig , ßeben unb
@igent^um; bocf) ba§ ^uä) i^rer S5erträge mit i^m, bie ^Briefe il^rer
faiferlid^en grei:^eiten lie^ er öor il^ren klugen öerbrennen, nal§m
i^nen il^re Söaffen unb baute t)on ii^rem (Belb ein ßafteE, fie in gaum
5U galten. S)a gingen fie , bie ©c^ultern ^o^ , ben ^o^f tief ; auf
ben neuen ^ün^en fa!) man nid)t me^r ben @reif, fonbern nur bie
ßilie^).
SoEte nun aber 3uliu§ ben g^^^t^^f '^^^ V-^ Ö^i-'n auf feinen
3nfc^riften ßigur nannte, bie fetiebrigung feine§ S5aterlanbe§ nid§t
rühren? 33ieEeidf)t fanb er \>k gran^ofen f(^on öor SSoIogna, mo fie
hti ber gluckt S3entit)ogIio*§, mit bem Slbel ber ©tabt einöerftanben,
T§eranrü(ften unb nur burd^ ba§ S5ol! abgehalten n)urben, bicfelbe jn
befe^en, nid^t fo geftimmt, toie er münfd^te*). @enua ging i]§n fafi
noct) näl^er an. @r gel^örte bem .g)aufe ber gregofen burd^ 35ertoanbtfd^afi
1) ^oxm^mliäi Senarega 577-587. (Seorg O^lotuä 24.
2) Bayard 123. St. Gelais 191. ©d^reiben bet gfreiburger in pd^ä'
«mailänbiid^en gelbaügen IT, 44, 45, unb 3lnfelmu§ M @(u^ 202.
3) Anton 185. i^nfltuction SubU)ig§ für 3of)ann de Cabellis bei Datt,
de pace publica 512. Senarega 592 f.
4) Wojimilionä Söerantttjortung (gegen fron^ofitc^e 5ltiflagcn) bei ©olbaft,
JReit^it)anbIung 57.
(Sntbecfungen ber ^Portugiesen. Umjd^Iag be§ öcneatanijc^en ^anbeli. 219
an utib ]at) in ber 3lu§fc§Ite^ung berfelben butd^ bie ^xan^o^tn ein
it]m jelBjt augefügte§ Unred^t. ^an glaubte, er f)abe felber feine
Apnnb bei ber Empörung ber ^opotaren gehabt; nid^t o^ne 5lbftd§t
{)ahc Subtüig 3 Sarbinäle unb 30 ^ol^e ^rälaten mit ftd^ ^erbeige=
iü^rt; er f)aht tool^t f(^on ben ^a:pft 3u entfe^en geba(i)t^). ^n ber
It)at ^at ßubtüig mit ^erbinanb unteri^anbelt , ?tmboife jum ^o^jft
,yi machen ^); unb eben barauj fc^einen gemiffe Eröffnungen an
(Jnglanb 3U beuten^); ^utiu§ aber, ]iait ben ^önig in SSoIogna
511 ern)arten , Wu er anfangt gemoHt , begab fi(f) eilenb na^ ütom
5urü(f.
:^terbur(^ Qffd^öf), ba§ fid^ feitbem in bem $apft 5U bem erften
%4an, ben .^irc^enftaat p bereinigen, ein ^toeiter gefeilte : Italien üon
ben granaofen ^u befreien. 2)urd§ ben erften ent^toeite er ftd^ mit
5;^cnebig; in bem 3tt)eiten märe er mo§l mit i^m aufammengetroffcn ;
unter fiC^ unb mit bem großen J^eit ber 5^ation, ber ba§ (Sefü'^l
ber Unterbrücfung ^tte*), bereinigt, Rotten ^eibe öieEeid^t ettüaS
aufgelichtet. Söie aber o^ne Smeifel in ber gan3en Ovation ba§
(V)cfü^( ber ^arteiung einzelner @enoffenfd§aften miber einanber no(^
lueit ftärfer tcar, al§ ba§ ©efü^ ber Einheit be§ ©efammten —
jeue^ ererbt unb angelebt, biefe§ im SSegriff, in ©(^riften öor^anben
— , fo moEten auä) ^uliu§ unb SBenebig lieber i^ren befonberen Stnlft
nu^fec^ten, a(§ be§ gemeinfamen S5aterlanbe§ gebenfen. 33eibe ttJoHten
^>vimini unb fyaen^a t)aben unb o^ne bie§ feinen SSunb. ©0 fteT^en fie
einanber gegenüber, ben ^iid meiter ^inau§ auf ba§ nämlid^e !^kl
c\mfi)td, pnäc^ft unter einanber feinbfelig.
3. (Sntbedungen ber ^ortugiefen. Umfd^tag be§
t)ene3iantf(^en -öanbeU.
^un i)aik \\d) begeben unb begab ftc^, ba§ S5enebig an ben
bciben ©eiten feine§ Seben§, in feinen Eroberungen unb in feinem
-Öanbel, in grofee @efal^r ging, guerft unb in feiner eigentlichen
äßur^el, bem Orient, toar ber tjene^ianifd^e §anbel öon ©olc^en beein=
1) Folieta unb Guicciardini VII, 372.
2) Memoire, touchant les affaires de France in ben Lettr. de Louis
I, 62.
3) Garnier, histoire de France XXII, 84; sur la copie d'une nego-
ciation secrete.
4) ^eifpicl Galateus, de situ Japygiae, ap. Graevium.
220 3tocite§ 33ud^. ^titte§ ßapitel.
träd^tiöt, bie gan^ ettt)a§ 5lnbere§ Beabfid^tigtett unb eigentltd^
tDeltgef(^t(f)tli(^e ^liffion tJoE^ogen.
'ytod) 1497 toar er an aEen bret Mften, an benen er geiüt)rt
tüurbe, ber araBifd^en, ber oftafi*i!antf(^en unb öorbertnbtfrfien, in ben
^änben ber ^lauren , an ber arabtfd^en p 5lben , n)o man bie
günftigen ^onfoon§ erwartete, unb in Ormu^, bem §aufe ber 8i(^er=
^eit, öon felbft^). 3lber faft nid^t minber toaren bie Beiben anbeut,
fo toeit fie fid§, einanber fd^räg gegenüber, in %u]t unb i^md^tbarfeit
gleidC), beibe an i^re [teilen §od§Ianbe anlehnen, in i^ren §änben.
auf ber afrüanifd^en gingen bie 50^auren big äu ben Ujiquen, tüo
fie ^olb unb 5ImBra fammelten, unb 16i§ sunt (^ap San ©ebaftian;
ber ^önig bon Quiloa, ber, UJie man red^nete, fä:§rtid^ jür 2,666,666
S)ucaten @oIb au§ ©ofala em))fing, bie ©d^ectS ^u ^elinbe unb
5!Jlo5ambique tüaren 5}lauren^). 5luf ber inbifd^en beftanben bie bret
9fleid^e ^u^^erat, S)efan unb 5!}laIaBar. S)ie beiben erften Ratten
bereite maurifc£)e dürften unb in aEen i:§ren @ee|)lä^en mongolijd^e
ober arabijt^e SSefe^lS^aber; moEte l§ier ja ein SSanian -ganbel trei=
ben, fo beftieg er fein Sd^iff nid^t o^ne bie SSebeiinng burd§ arabifd^e
SQßaffeu. S)a§ biitte, 5}talabar, ^atte ^toar nod^ einen ;^nbianer, ben
Samorin bon ^alüut, ^um oberften §au|)t; aber audf) biefen t)ielten
bereits 4000 mul^amebanifd^e ^aufteute, bie in feiner Stabt n)aren
unb i^n oft mit (Selb berfa^en, in nii^t geringer 5lb^ängig!eit ; toer'
il^m nid§t gel^ort^en U?oEte, ging in hk 5!)tofcf)ee: einer feiner 2^afaEen,
ber gürft ju ß^ranganor, trug fd)on einen SSart unb überlief hk
SHegierung einem 5lraber^).
3lu^er ben brei lüften in bem tieferen i^nbien Ujar für ben
ganzen orientalifd^en .^anbel ^alacca, tool^in C^ina feine ©eiben=
geUJinbe, SSengalen bie baumtuoEenen S^M^ r bie taufenb unfein hk
)Xlaf)x^n <Bp^^^x^kn fanbten, ber toid^tigfte ^a^*), ein Ort, ba§ redete
©egenftütf t)on S^enebig, ber biefem bie leidsten, buftenben, glänaenben
SGßaaren be§ Often, bem bie§ bie feften, fd)tt)eren, !riegerifd§en ober*
!ünft(id§eren be§ Sßeften entgegenfanbte. 5lui^ 5[Ratacca gehörte einem
maurifi^en Könige.
^an !ann bemerfen, ta^, fo mie 5lben, auf einer Sanbjunge,
1) Oiittet, (Srbfunbe II, 287. aSefonbeti Barthema, Itinerario, hti Ra-
musio I, 151.
2) Barbosa bei Ramusio 289, ferner. Corsali Fiorent. ebenba 178.
3) Barbosa 296. Sommario de' regni et cittä hü Ramusio, p. 326.
Barros, Asia I, VI, 5, nad) ©oltau.
4) Sommario de' regni et cittä 336.
@ntbecfungen ber ^Portugtejen. Um^c^tag bcö öencäiani^c^cn ^anbel§. 221
burc^ §of)e Gebirge t)on bet übrigen 2öe(t abgefonbert, o^ne Söaffer,
lüie Drmuä, an fic£) eine ;^nfe(, auc^ ^atacca unb bie meiften
übrigen $(ä^e bieje§ .g)anbe(§ bie infelartige ßage mit SSenebig gemein
[)aben. ^^x Üteic^t^um berul^te anf bem öene^ianif^en 3}er!e^r be§
Oriente unb beg £)ccibent§, ben icf) oben befc§rieben, ber 9teid)t^um
35enebig§ au? biefer Sage i^nbienö unb biefer SSerbinbung beffelben
mit ßuro^a.
^un ]ä)un e§ uiiptöglic^ , ba§ eben biefer «^anbel jemals ge=
broi^en mürbe; bie ^nbianer tnaren öiel 3u fc£)tüac^, fic^ ber '»Dlauren
3U entlebigen, unb fein anbereg S5ol! ^atte einen S^ö^ng au biefen
IHiften. 3nbe§ e§ fo fc^ien, mar er bereite tüefentlid^ untergraben.
3!Jlan mu§ bemerken, ba§ fiijon mandfier ©uro^jäer in i^nbieu getoefen
tnar, bafe t)on ber afrifanifc^en Äüfte U^ 8ofala eine Sefd^reibung
ton ßbrift ej-iftirte^), unb ba§, feit Sartt)o(omäu§ S)ia5 ba§ ißorgebirge
umfd^ifft ^atte, im (Srunbe nur ber !(eine (5tri($ ton beffelben le^tem
Pfeiler bei (Santa ßru^ bi§ jum (^ap ©an ©ebaftian unentbedt,
unbefd^ifft unb noc§ nic^t in ben aEgemeinen SBeltöerfe^r gebogen toar.
©obalb biefe üeine Äüfte befd)ifft toar, befanben fidf) bie ^ortugiefen
ben ^Dflauren, i^ren alten geinben, bie fie im nörblidCien Slfrüa t)er=
laffen, tüieber gegenüber; al^bann mu^te i^nbien auf einem anbem
aOßege, al§ burd^ ^lauren unb SSenejianer, unb in ein unmittelbare^
SJerljältniB äu ©uro^a treten ; al^bann mugte jener ^anbel öon felbft
öerfaEen.
5^un faben toir, toie in Portugal S)on 5}lanuel ^önig tüarb,
ein g-ürft, ber fd^on in feiner ^ugenb eine 9ting!ugel pm (5t)mboI
genommen, toeld^em je^t ein !ü:§ner 51 bei , !ü:^n nid^t loiber i^n —
benn ha^u ^atte i^m Manuels S5orfa:§r bie f^lügel befc^nitten, unb
je^t tnar fein ß^rgei^, bem Äönig im ^alaft 3U bienen unb eine
Keine iöefolbung öon i^m 3u empfangen 2) — , aber !ü:^n toiber
5!Jlauren unb 3ur ©ee, au jebem S)ienft bereit toar. i^enen unbefannten
Äüftenftrid§ au befc^iffen, ;^nbien ^u fud^en, bemannte 5!}lanuel im
3uli 1497 3 SSatonieren unb eine ^taöetta mit 180 ^ann; er gab
i^nen ©dulen, mit einem Äreua unb feinem äßa^jpen beaeii^net, a^^«
aum 2:obe ^erurt^eilte, toeldie bie Sänber aud^ barbarifd^er Nationen
erforfc^en foEten, Briefe an ben ^riefter 3^o:§ann unb an ben gamorin
t)on ^alüut mit; bann liefe er feine f^-aline an ben 5Jlaft be^ §aupt=
fc^iffeg befeftigen unb tjertraute 5lEe§ SSagco be @ama^).
1) ©prengel, @efc^ict)te ber geogtapl)ifd)en ©ntbecfungen 155.
2) Osorius, de rebus gestis Emanuelis, p. 364.
3) Navigazione di Gama bei Ramusio I, 116; Osorius I, 26.
222 3tocite§ «uc^. ©rittet Kapitel.
S5a§co, ein ^Jlann t)on ftoläem unb ]^ot)em «^er^eu, tüte fei|
2)i{i)ter fagt, ber ftd§ gern ju großen Unteinel^mungen erbot, unb bei
bag ®(ü(f babei begünftigte, betete hk 5^ac§t mit ben ^Jlönd^en ein(
Äird^e unferer ^rau unb beftieg am ^Jlorgen be§ 9. ;^uli fein Sc^iffJ
2)ie greunbe ber Seefahrer; toie fie i^re ©egel öerfd^minben fa^enj
beÜagten fie: öon bitten toerbe man tüo^l 5^iemanben toicberfeT^en; bief<
felbft öerloren bereits in ben ftarfen (Strömungen am Üap ben 5Jlutl
unb t)ätten ol^ne fSa^co^h S3ruber fid) getui^ em|}ört. %uä) jenfei^
beffelben , toie fie hu Oftfüfte öon 5lfri!a entlang ful)ren, t)ielten ft|
fic^ für öerlorene Seute unb l^atten tüeiter feine Sorge nod§ @in^
trad^t, al§ 3U beten, ßange fa^^en fie an ber Äüfte nid§t§ aß
Gaffern unb !onnten fid^ au§ feiner 5^ad§ri(^t tröften. (Snblid^, jenfeti
be§ 6a|} ©. ©ebaftian, erbtidten fie farbige "»^Jlenfc^en, unb 5 2;age
l^ierauf, ben 1. Wdx^ 1498, tourben fie öon anbern farbigen, bie
iurban, ©d^ilb unb Sc^tnert führten, in benen fie ^Jlauren erfannten,
t)on benen au($ fie für ^Jlauren ge-^atten tourben, mit greubengefc^ret
unb gtöten empfangen. fSon biefen erful^ren fie , bie ;Snfel t)or
i^nen fei ^lo^ambique unb faracenifd^; t)on il)r au§ fal^re mau nad^
Snbien unb 5lrabieu; nidit aE^u entfernt fei Äalifut. 2öie fie bieg
t)örten, T^oben fie i^re <g)änbe gen ^immet unb banften (S^ott; ber
größte 2;^eil il^rer 3lrbeit fc^ien il^nen öoEbrad^t. S)ie eigentlid)e
(gntbedfung be§ toa^r^ft unbefannten mar in ber S^at öoEenbet.
©ie maren mieber bei i^ren mo^lbe!annten geinben; nod§ !am e§
barauf an, ba§ fie, biefe Vorüber, ij^ren äöeg t)oEbrä(^ten^).
^Jlun finb i]§re ferneren 5lbenteuer: toie man fie ju ^Jlo^ambique
unb 5D^omba3a öerberben tüoEte, mie fie ber gute f^ürft ju ^^Jlelinbe
mit ben fü^en f^rüd^ten feiner Orangen erquidte unb i^nen einen
ßootfen gab , tüie fie ben Orion mieber fa^en , ber i^nen lange nid^t
geleud^tet, ;^ebermann t)on erfter 3ugenb auf mof)(be!annt. 2lm 29. ^lai
1498 erhoben fie, il^rer uod^ ettoa l^unbert 5!Jlann, bie erften 6^i§riften
romanifd^^germanifd^en ©tamme§, an ber Äüfte t)on 5JlaIabar i^re
.g)änbe banfeub ^u bem toaiiren @ott, maditen il^re (befangenen lo§,
befdCjentten i^ren ßootfen unb gingen unfern Äali!ut§ t)or ^^n!n-^).
5lugenb(icftid^ er!annten bie Mauren, toaS e§ galt, unb festen fid^
ben ^nfömmlingen au§ aEen Gräften entgegen. TOt großer 5)lül^e unb
mc^x äum SSetueife, ba^ fie bagetoefen, al§ jum .g)anbel§t)er!e^r, brachten
1) Barros, Asia I, IV, 1 unb 2. Navigazione. Osorius 24. l'ic^tenftein,
©ntbecEung be» SSorgebirge^, qu§ 6aftanl)ebQ in «^orinoi^rS Slrc^iti für @eo=
gtopt^ie IC. 1810, p. 636." ,
2) Osorius I, 33.
entbecfungen bet 5|}ortugiefen. Umjc^lag he^ öeneätanijc^en ^anhtU. 223
biefe einige ©etoürje unb ©belfteine l^intüeg; fie felbft fdimol^en 3u=
Ic^t ]6i§ auf atoei (Sd^iffe unb 60 ^Jlann ; S5agco öertor feinen SSruber
'4>aul ^att öor bem Siele; aber ba§ (BIM toirb immer mit S^erluften
erfauft UJerben muffen; bie unbe!annte ^üfte Ujar bod§ befd^ifft,
^nbien mar gefunben; it)X 9tut)m burd^lief, fomie fie miebertamen,
ßiffabon, Portugal, 8:|3anien unb gan^ ©uro^a unb lebt big auf
ben heutigen ^tag^).
^n ßiffabon fprad§ man l^ierauf bon nid^t^, aU bon ben 9tetd§=
tpmern ^ali!ut§: mie bie Saft gimmet, 3ngmer, Pfeffer, @etDÜr5=
neuen, bie in S5enebig über 100 S)ucaten, bort 10 U^ 20 !ofte, ba§
gärb^olj in S3üfc^en mad^fe, ßacf fo biet aU nid§t§ gelte, unb mie
man an einer na'^ert ;3fnfet ^^erlen fifd^e, mie bie ^Iraber im @enu^
aEeg biefe§ ^eid[)t^um§ unb bod§ nur fd)lec§t unb mit leidet befieg=
baren @d§iffen gerüftet feien, ^ieburd^ marb 5lation unb Äönig ent=
jünbet. 2)on 5Jtanuel baute an bem Orte, mo ^ama bor feiner 5lb=
reife gebetet, Unferer grau eine meit fi^önere Äirc^e, genannt ju ^elem,
ein ^lofter ber <g)ieront)miten unb ein @rab ber Könige. ^ nannte
fid) |)errn ber §anbelfd^aft, ©d^ifff alerten unb äuüinftigen Eroberungen
in ^lef^io^ien , 5lrabien , ^erfien unb Snbien. @r bemannte unber=
pglid) neue ©d^iffe^).
^id^t aEein jum §anbel, fonbern aud§ ^um Kriege. S)enn ba
^pebralbarej ßabrat, bem man in ^alüut 4$ Männer getöbtet, unb
S^agco be @ama, auf feiner ^meiten Üieife, burd§ bie Mauren unb
ben 3^i"o^ii^ fomeit gebrad§t morben, ba^ fie beibe bie Stabt be=
fdlie^en mußten ^) , mar e§ beutlid^ , ba^ !^ier o^ne fd^arfen Ärieg
nid^t§ au§gerid^tet merben !onnte. 5luf biefe Kriege fam nunmel^r an,
ob ber alte Söeltberfe^r nod§ länger beftel^en folle ober nid^t. Oft
^meifelten felbft ^anuelg Ütät^e, ba§ Portugal fie aushalten !önne,
unb niemals glaubten e§ bie SSene^ianer; aber bie e§ unternahmen,
maren gan^ bie 5!Jlänner basu, tapfer burd§ ütittei-f d^aft , ^aureuT^a^
unb Sfteligion, unb il^re jl^aten finb mal^r^aft munberbar.
S3ielleidf)t am meiften ift e§ ber erfte ^rieg, ben ^ad^eco ^ereira
im ^a^re 1503 pm ©d^u^e be§ ^önig§ bon ßod^in, melc^er, obmoT^l"
ein S5afaE beg S^ii^o^'^Ji. ^^^ ^ortugiefen ju lanben unb ^u laben
berftattet ^atte, bafür aber fd^on einmal bertrieben unb faum mieber=
1) Barros I, IV, 5, 10. Osorius II, 40.
2) Navigazione di Gama bei Ramusio 120 f.
3) Pilotto Porteghese bei Ramusio 121; Thome Lopez, Navigazione
bei Ramusio 140.
224 3roeiteö 2öuc^. 'Xrittc^ ßapitet.
l^ergefteEt tüotben tnav ^) , gegen bie gan^e ^Jlac^t be§ 3«iwotin b
ftanb. ^it öiex J^önigen nnb feinem ^flai^iolger, mit 75,000 ^ani
5U !^anbe nnb 160 (&(f)iffen, mit gntcm @efcf)ü^, ba§ entftol^ene ß^rifte
gegoffen, fam ber äö^torin; er tarn ttjiber brei ^^a^r^euge, bie, mi
©trirfen an einanber gebunben, bie fyurt einnafimen, über bie
ge^en mugte, nnb ttjiber einnnbfiebjig ^ortugiejen. Salb banb
nun 20 $ranen mit Letten ^ufammen, eineS jener ga^rjeuge ^n entern^
balb griff er äugleic^ an ber ©tabt nnb in ber gurt an; batb öe
fni^te er e§ anr nämlidien ä^^t an ^tüei Orten; er lieg @efi^ü^ a
Ufer auffahren, um feinen geinb öon ber gerne, er lieg ßafteEe a
feinen (Sct)iffen bauen, um i]§n t)on ber ^ö^e gu tjernid^ten; er geigte
fic^ unerfc^rorfen , auä) al§ (Sinige ^u feiner ©eite t»on ben Äugeln
getroffen Ujurben ; er lieg bie ©äumigen mit bem ©(^tnerte tjortuärtä
treiben; er gelobte feinen Göttern nnb toä^lte hu S^age. ^a{^eco aber
aerbra(^ feine Letten mit bem ©efd^ü^, mugte feine Kanonen ^ur
rechten S^it au überfaEen unb au oernageln unb fiielt feine ßafteEe
mit grogen ^ugf^^rieten unb ^uglegern fern. 3^^^^^^^^ ^^^^ ^^ 1^^
ftiE, bi§ ber geinb gana nal^e l)erange!ommen : bann fein ^t\d)tn,
feine Scliüffe unb eine groge ^ieberlage, bie gurt rotli Don SSlut;
balb terftecfte er im ©d^lamme ft)i^ige ^fä'^le, an toeldien bie §erbei=
getriebenen \\d) f:piegten. günf ^ülonate bauerte ber Äam^jf; 19,000
8!Jlann foE ber geinb terloren ^aben, bie (Streiter ^ac^eco^g !aum ßinen.
(5§ war i^nen felbft ein SBunber: „@ott l^abe für fie geftritten; fie feien
t)on Äugeln untjerUDunbet geblieben, \>ie, t)on i^nen abpraEenb, nod^
©teine aerbrodien; ^abe nic^t in bem Stugenblicfe, al§^a(^eco^§ ©c^iff auf
bem ^orafte fag unb bie geinbe f(^on feine ^ftuber ergriffen, fic^ auf
fein ^tbei bie glut erhoben unb ba§ ©d^iff flott gemacht? ja, in ber
(Befa^r Oor ben (^afteEen ^abe i^r @efc^ü^ nid^t e^er getoirft, al§
bis ^ai^eco gebetet, @ott möge nur ^eute i^re ©ünben ni^t beftrafen,
ba e§ bie @l)re be§ ß^l^riftent^umS gelte" ^^).
äßa§ l)ier befiegt toarb, toar, obtoo^l öon ben ^331auren angeregt,
boc^ nur eine inbianifc^e ^ac§t. S5on biefer 3^^^ an begann auf
beiben ©eiten ein größerer Ärieg. ©omie ber ©ultan öon ^^egt)^jten
breite: „Ijalte man nicl)t ein, fo merbe er (^^rifti @rab aerftören",
bereiteten fic^ au(^ feitbem bie inbianifc^en Mauren au t^ätigem
SCßiberftanb. S)on ^IRanuel bagegen , bem eben S)uarte ^D^enefeS
einen be^enben unb ru^müoEen Ärieg roiber bie OJlauren ^u
1) Giovanni da Empoli, Viaggio bd Ramusio.
2) Osorius III, f. 101—116. Barros I, VII, 8.
i
(^tbecfungen ber ^4^ortugicfen. 225
JJtaroffo führte, ber gu bemfelöen felbft fc^on einmal untertoegö toar
(noc§ xoax e§ fein anbetet, al§ ben W Slltöotbetn bet 91ation öot
uielen ^unbett ^a^ten anf ben aftntife^en ^eBitgen Begonnen), lie§
bem (Snltan entgegnen: „^abt et i^m bisset übet getl^an, fo ben!e
ex e§ fünftig nod§ me^t an t:^un". @t l^offte, ba§ §au§ 50^n^ameb§
]u ^JJleffa no(^ einmal an etoBetn^). @ama fagte einmal: „^[Jlauten
imb 6f)tt[ten feien öon ^Inbeginn bet 2öelt tüibet einanbet in ben
iöaffen" ^) ; in biefem ^ejü^l toax ^önig nnb 5^ation ; i:^t ^tieg et=
fc^ien i^nen tnie ein «jagtet ^tena^ug.
5lm 25. ^ai 1505, um ba§ inbifc^e 5Jleet but(^ eine flotte,
Die immetnjä'^tenb bafelBft Bliebe, unb bie Äüfte batan butd^ ßaftette
une man eine§ anetft in 6od§in pm ©c^u^ be§ i^ütften ettid^tet, ftd^
bienpat ju galten, lie§ Manuel 22 ©egel nntet 2)on fytanci^co
b^UWmeiba in ©ee ge^en.
3netft auf bet aftÜanifd^en j^üfte na'^m gtanci§co Quiloa unb
^Dlombaja, Beibe faft auf biefelBe SGßeife, in bop|)eltem 6tutm. 5ll§
batauf ein 5lnbetet ficft bem feinbfeligen ©d^ed, bet ungefunben ßage
5um %xo^, in ©ofala an bet Duette be§ @olbeg feftgefe^t, al§ in
^Iflo^amBique ftieblid^ ein ßaftett gegtünbet tüotben, toat biefe gan^e
^üfte, fo lang fie ift, tu i^ten «gänben. S)et gütft tjon 5ReIinbe toax
i^^nen t)on felbft etgeBen^).
^n Snbien üetBteitete bie 5ln!unft 5llmeiba'§ f^teube unb
8(^tecfen, gteube bei ben geinben bet bauten, nid§t attein bem
gütften t)on ßoc^in, bet eine golbene ^tone au§ 5llmeiba'§ .gänben
na:§m, üotaüglid^ aud^ bei bem gtofeen Könige öon 5^atfinga, beffen
SfJeic^ \\d) auf bem §od§lanbe bet §albinfel ton 5Jtatabat nat^ ßoto-
manbel unb t)on ßomotin toeit gegen ^Jtotben etfttectte, bet einft
10000 bauten auf ßinen 2:ag '^atte etf erlagen laffen unb je^t eine
feinet %'öd)kx bem ©o^ne ^anuel§ jut (S^emal^lin anbot ^), — ©i^teden
abet in .^alüut unb M ben ^IRauteu felbft.
„©(glimme 5tad§tic§t'' , fagten äuetft ^mi petfianifc^e ^aufleute,
„tüit ^aben mit unfetn fingen auiölf ©d^iffe gefeiten, atte öott (5:§tiften
in meinen Söaffen". ^ietauf toutben bie ^lo§lemen t)on ben ^i=
natet§ jum (i5ebet getufen; nad^bem fie gebetet, tüfteten fie 84 gtöfeete
1) Osorius IV, 124. (SmanuetS iörief an ben 5]ßapft bei Dfot.
2) Thome Lopez 138.
3) Barros T, VIII, c. 4, 5, 6.
4) Barbosa unb Osorius.
U. 9ian!e'§ äßerfe. XXXIII. XXXIV. 3iont. u. gem. SSölfer. 3. SlujX. 15
226 3toettc§ S3ud§. drittes ßa^iitcl.
f^a^raeuge mit 104 ^frauen^). Souren^o, 5rand§co'§ ©o^^n, ftai
mit 11 (Segeln unmeit 6mnganor§, aU fie i§n anzugreifen !am(
i^re 5Jlaften mie ein bii^ter Söalb, il^re Kleiber rot:^, iöogen, ©c^tüerti
SSiid^fen, .Kanonen genug, ßourenjo fprat^: <g)eiTen, trüber, ^ei
ift ein %a^, too unfer §err einige öon un§ in feiner l^eiügen @(o1
em^jfangen mirb.'^ ©r lie^ fie effen, Bi^ bie 5)lauren ba maren ; bani
.fprac^ er: „51nn, meine trüber, la^t unö gute ütitter fein"; unb
atfo fud^te er juerft ba§ .^au|)tf(^iff be§ geinbe§, lie§ eö entern unb
f^rang Ijinan. 5lnbere folgten auf anbere. (Simon ^Jlartin fprang allein
^mifc^en 15 5Jlauren unb rief auS: „3e^t, ß^riftug, Betoä^re beinen
glauben" ; er töbtete fieben unb jagte bie anbern über Sorb. 3Bie
erft bie beiben §au|jtf(^iffe genommen n)aren, flogen bie Mauren in§=
gefammt. Souren^o, ber bie Sßeute gro§ unb feine (Schiffe alle un=
befd^äbigt fa^, fprad§: „Gelobt fei 3efu§ 6;5rift'\ unb baute Unferer
Srau bom 6ieg eine .^a^jeEe am ©tranbe.
3n biefem Sinn ftritten bie ^ortugiefen, in bemfelben il^re
geinbe. 5^un gingen bie Mauren, boll ©c^am, §a§ unb (Sntfe^en, in
großen Raufen; fie f(i)oren fic^ ^opi unb ^inn, fie berbanben fi(^
unter einanber mit furchtbaren @ibfc§müren: ,,nun tt)oEten fie fiegen
ober fterben" ; bann karteten fie im .^afen ^anian, unter bem (5dC)U^
t)on 23atterien, il)re§ geinbe§. 6ine§ 5}lorgen§, ^toei (Stunben bor
3^age, ftanben bie ß^riften unter granciSco unb Souren^o bor i^rem
5lngefi(^t, einen 5lugenblitf aEe um ha^ ^au^tfd^iff; ein ^riefter er=
l^ob f)oii} ein gro^eö ^reuj unb ert^eilte i:§nen 5lbfolution unb Segen;
Stiele beteten, l^eute jur ©lorie @otte§ eingel)en ^u bürfen; bieö einen
^lugenblid ; bann gingen fie auSeinanber unb ^ur ^üfte. ^ie ©rften mürben
äurüdge^alten ; hierauf !am Souren^o. ©in Süngling, ber feine Seute
lieber verbrannte, al§ unter feiner gorberung toeggab, unb ber tro^
biefe§ @igenmiEen§ feinem Später ganj ge^^orfam mar ; ungemein gro^
unb ftar! unb ]§errli(^en 5lnfel^en§, mie er mar, fprang er juerft anS
Sanb. ©in S5erfc§morner bermunbete il^n in ben 5lrm; bem f^ialtete
er mit bem (Sc^toert ben ^op] bis auf bie SSruft. 2)ann !am il^m
fein Später, bie !öniglid§e gal^ne in ber §anb , ju §ülfe : fie Ratten
ben ©ieg. hierauf ad^tete granciSco nii^t, ba§ ha^ S^ol! nad§ ber
SSeute ber ©tabt begehrte, er mu^te, bafe ein ftar!er geinb in ber
^äT§e nur bie 3^^ftörung be§ erften 9taube§ ermarte; er felbft mai*f
bie gactel in bie (Stabt^).
1) Lodovico Barthema, Itinerario III, c. 34, 35, 37, fol. 107 f. Oso-
rius V, f. 166.
2) Barthema III, 40. Barros II, I, c. 6.
1
GntbecEungen ber 5Poxtugtefcn. 227
S)urd§ btefen ätüetten ^aTn:|5f ber Portugiesen in S^nbien toaxtn
,aii(^ bie 501auren befiegt. ^ie ßafteEe in ßranganor, Göttin unb
!einftn)ei(en tüenigfteng auf ben ^Ingebiöen, bie fiegreid^e f^Iotte "hielten
i^nen ben gröj^ten %^txi ber üorberinbifd^en ^üfte in ^flid^t. ^lod^
tvax bie araBiji^e ^üfte im 9lorben unb ba§ öftlid^e i^nbien üBrig;
fie ri(^teten i!)re ,^raft auf öeibe. ^ort nahmen fie bereite 1507 bie
■arabifd^e gefte (Socotora am ©ingang be§ ^JleerBufen^ tjon ^ben;
unb ebenbafelBft gelang e§ 5llBuquerque , in Ormu^ ein ßafteH ju
grünben unb ben gürften an 15000 S)ucaten 2:riT6ut 5U tjerpflid^ten.
^ier mu^te i^nen ber ^önig ju ßolombo in (^et}ion 15000 ^^funb
gimmet ;3fa^regtribut geben ^). S)er ©c^reden i:^rer Xapferfeit feffelte
t)ic SJöIfer. S5or gananor fallen bie fairen aEe Stage einen ^ortu=
Riefen 16 T6i§ 18 f^einbe erlegen, ©ie fagten: „3ft e§ ein granfe?
;^[t e§ ein (Sott ber f^ranfen? (S§ ift ber @ott ber Sranfen, unb
er ift ftärfer, alg unfere mtkx'^^).
Dbtüo:^! nun biefe SSegebenT^eiten nod) gans ein anbere§ ^rin^ip
%aUn, al§ ä^ortT^eil ober SJerluft Oon S5enebig, fo ift gen^ig, ba^ il^re
Sßir!ung auf ba§ ^emeinwefen unferer ^lationen tior aEem burd^ ben
Söec^fel ber .^anblung mic§tig Warb.
3uerft 1503 !amen )3ortugiefifd^e Äaufleute nat^ 5lnttt3er|)en unb
boten beutfd^en Käufern i^re Söaaren an. 5flicolau§ ^flec^tergem foE
ber (Srfte geu^efen fein, ber mit il^nen ein 5lb!ommen traf; bie flügger,
Sßelfer, Cfterett traten aunäc^ft ]§in3U^). 2öie tounbcrten fic^ bie
Oberbeutfd^en, ba§ bie Söaaren, bie fie fonft nad^ ben ^ieberlanben
tierfenbet, je^t tion eben ba:§er gebrad^t tourben; benn fie überzeugten
ftd^ balb, ba^ biefelben unöerfälfd^t feien; unb nun !am unter ben
beütfd^en 6täbten öor aEen 5lug§burg*), unter ben beutfd^en §anbel§=
l^äufern t)or aEen bag ^uggerfd^e, ba§ im i^a^r 1506 burd^ ^aji=
milian^ S5erloenbung brei ©d^iffe auf eigene Sfted^nung nad§ i^nbien
%tt)m liefet), in ben 5^ieberlanben aber ftatt S3rügge ^nttoerpen
empor. S)er 33er!el^r ber S)eutfd^en mit SJenebig na^m ab. 3n Italien
jelbft Tratten florentinifd^e ©äufer, toit bie ^ard^ioni, einen unmittel=
1) Barros, Dec. II, I, cap. 3; II, cap. 1—4.
2) Barthema III, c. 39.
3) Ludovicus Guicciardini, D'escriptio Belgii, p. 164.
4) ©affer, 3lu9§burget 6t)rom! 259.
5) (5I)tenf|3iegel 1269. Peutingeri Sermones convivales ap. Schar-
dium I, 202.
15*
228 * ^xotiit^ söuc^. 2)rittc§ ßa^Jitel.
baren 5lnt^ei( an ben neuen Stfjifffa^rten^). '^n S5enebtg warb
9ltüÄtt)trfung l^iertJon fojort em^funben.
@§ famen mehrere S)inge ^nfammen. S)er 5türfen!rteg unb
S^erorbnungen be§ 6ultan§ öon ^atro Ratten t§rem ^anbel
an \\6) gefd^abet. '^m ^a^re 1499 ma(^ten auf einmal öiele <^äi
öom 9ltalt ißanlerott, unb anbere öertoren ben ßrebit. S)te So]
Pfeffer, bie in ^alifut ettüa ^e^n ^ucaten !oftete unb in S5enebig \
immer für 40 öerfauft toorben tüar, ftieg auf 110^). äBie nun, a(§ I
im ;^a^re 1502 bie 5^a(f)ri(f)t anlangte, e§ feien 4 ßaraöeEen t^^l
Spe^ereien unmittelbar öon ^alüut nad§ SiffaBon gelangt?^) ^ug^|
Blirflii^ fiel ju grog^m 6(^aben ber SSene^ianer ber^reig ber ©|)c^
^ereien. S)a tüar lange il^re einzige .^offnung, Äönig ^Jtanuel fönnc
bie Soften ber ^riegSjuge ni(f)t ertragen unb muffe am @nbe fo öieleu
geinben unterliegen; fo oft eine ßaraoelle unterging, toarb eg i^nen
t)on Äairo al§ ein ©ieg gemelbet^).
5ll§. nun im 3a:§r 1507 nac§ 5llmeiba'§ großen ©iegen ber
3amorin, ber ^a^ai t)on ^oa, ber gürft ju 6aml6at)a, aEe an ben
©ultan ^':§an §affan t)o"n ^airo um |)ülfe fanbten, al§ biefer, beffen
ganzer Üteit^t^um in bem S^ifc^^^^anbel atoifc^en Elften unb @uro|)a
beftanb, um benfelBen ju retten, i^nen 3U Reifen befd)lo§ unb fic§
alfo sugleii^ öon i^nbianern, inbifd^en unb ägtiptifc^en 5Jlauren zm
großer Ärieg, ber britte, Ujiber bie ^ortugiefen erl^ob, hofften bie S5ene*
jianer nod^ einmal, e§ n)erbe mit ber 5[Jlad§t berfelBen äu @nbe ge^^en.
;3f§r eignes ÖlüdE ober Unglürf ^ing in ber 2;;^at an bem 2lu§gang biefct
Unternehmung , toeld^e ben ^ortugiefen entWeber il^re (5(j§ifffa]§rten,
ober Beiben, Mauren unb :^nbianem, il^ren ^rieg miber biefelben auf
immer oerleiben mußte. Sie felBft nahmen baran 2;^eil. 6ie fanbten
bem ©ultan gu ^airo, o-§nebie§ i§rem ße^^nS^^errn, 5Jletatt, 6tücf=
gießer unb Sc^ipBaumeifter gu ^) ; auf ber f^lotte, bie berfelBe ju ©uej
rüftete unb unter Wa Coffein in See gelten ließ, Waren SJeneaianer
unb 2)almatiner^). ©ein ©ieg unb fein 3}erluft war il)r ©ieg unb
i]§r S5erluft. '^^x maritime^ Selben unb i^re (5ee:§errfrf)aft !nü|)ften fic^
an bie im 3a^re 1508 in Oftinbien beöorftel^enbe gntfd^eibung ^).
1) Giovanni da Empoli, Viaggio, p. 145.
2) Diarium Ferrarense, p. 365, 380.
3) Macchiavelli, Legazione al duca Valentine, lett. 25. Opp. IV,
202. (51. b. 2. 21.) Sandi, Storia civile VII, 91.
4) Tentori, Saggio II, 135.
5) Zurita I, f. 342.
6) Osorius VI, 196.
5lngnff ^iajimiliani. 229
4. Slnöttff ^^lajimiHanä. SSiUutiQ ber ßiga öon
ßambrat) tüiber bie ©roBexungen bet SSenejianet.
3n einer ^efd^reibung ^talieng au§ btefen S^^ten^) tüerben bie
55efi^ungen S5enebig§ nic^t anberS, alg unter ber StuBrif, loeld^em
gürften fie entriffen feien , aufgefü^^rt : „bie ©tabt erfenne feinen
ÖBem an; toaS fie Befi^e, ^aBe fie i^ren 5^a(^Barn gerauBt".
3n biefer 3)orfteEung Ratten Subtnig XII. unb 53tajimilian
^d§on einmal ju Ment, Bei i^rem erften 33unbe, unb nodfi einmal,
Bei i^rem 3tt)eiten ju S(oi§ ^ugleid^ mit ^uliu§, toaS i!)nen ba=
Don gel^öre, p eroBern Befd)Ioffen. ©Ben aU in S^nbien üBer 5£)afein
unb SJemid^tung be§ |)anbe{§ ber SSenejianer entfd^^eben toerben foEte,
toarb ein britter S5unb in berfelBen S5orfteEung gefd^Ioffen, ein Sunb,
i)er il^re gefammten ©roBerungen in toa^r^afte (Sefa^r fe|te.
^m ©ommer 1507 f)ielt 5Jlai-imilian, um §ülfe toiber ßubtüig
^u erlangen unb in i^talien eiuBrei^en 5u !önnen, einen Dteid^gtag au
^oftni|. „S)a SubUJig aEe 25erträge geBrod^en, fei bie ^ele^nung mit
«][Jlaitanb nid§tig ; üBerbieö, ba er ben $a:pft aBaufe^en, bie faiferüd^e
Söürbe ber beutfd^en 9Zation ju gefä^rben gebenfe, fei ba§ Üteic§ U)n
im^itgreifen l:)er:|3fli(^tet" ^). 5^a(^bem ber ^önig Don i^ran!reid§ feine
^an^e ^artei eBen unBeforgt Verfallen laffen, !onnte er fid§ nid§t fo=
Q(ei($ eine neue Bilben, unb üBerbie§ toarb fein @efanbter p ßoftni^
■gefangen gehalten. Maximilian gaB 5U, bafe ba§ ^ammergeric^t öon
ben ©täuben Befolbet toürbe — ber Ui'f|)rung ber einzigen fort=
töä^renben üteid^Sanlage, toeli^e je Beftanben^) — , unb ba^ eine
9teic§§be|)utation üBet fSolt, @elb unb ©roBerungen be§ 9tei($e§ p
Verfügen l^ätte; bafür erlangte er eine §ülfe öon 12000 Mann unb
120000 (Bulben auf fec§§ Monat*). UeBerbieg l^atte er öon ben
•©d^meiaern bie§mal nic^t nur feinen Söiberftanb, fonbern felBft Unter=
ftü|ung äu ertoarten. ^^x^ ©efanbten gingen ju ßoftni^ in ben 2Bämm=
jern, bie er i^nen gefc§en!t, fafeen ^utoeilen an feiner iafel unb empfin=
^en öon i^m filBeme SSed^er. S)er 2:agfd^ul3 ^u Snxiiii Beftimmte i^m
1) Descriptio Italiae bei ßubetoig, Reliquiae Mss. Tom. X, p. 426,
tiod) ^Dlofegabe t)on p. 437 gefdjtieben jtoifclen J?atl§ VIII. unb lÖub-
tDig§ XII. Unternet)nmngcn auf i^talien, ober 1540 in§ ßatetn übetfetjt.
2) SSeronttDortung 3Jia?;imiHan§ hti ©olbaft, 9icic^§^anblung 53. lEutäer
SBcgtiff, toa§ ©eftalt b. i?aif. bi§l)er im 9Jetc§ gel)anbelt, unb an biefcm ^tiä)h
•tag ausgegeben; in Spalatin, geben g^rtebric^B hi^ Sßcifen, in ben ©amm=
lungen jut fäd)ftfd)cn ©efdjic^te, am @nbe.
3) Mütter, enttotcfelung ber S^cic^söetfaffung I, 313.
4) ^ebenfen in müüns, Sfieic^^tagöftaat 643. S5ert)anblungen bafelbft 662.
230 3»ßite§ fSnd). S)tittc§ Sapitßl.
6000 ^ann unb öertfjetlte unöeraüglic^, tüie öiel jeber Ort i^ieju
fteHen muffe ^). @egen ben Slnfang be§ ^atjxe^ 1508 tuar ^ap=
miÜan in Ment. ^eitn evften ©erüc^t tion fetner ^Infnnft regten
fi(^ bie @:^il6eEinen in ;3^talien fo ftarf, ba§ man für ha^ SSefte :^ic(t,
il^rer Stiele nad§ granfreii^ ^n fc^iiJen. Entfernt, an ficf) nid^t fd^toad^
unb öon ben f^ran^ofen Befc^ü^t, toaren bie f^torentiner; bod^ fanbten
fie, im tioranS eine 5lb!nnft mit i^m ju treffen^).
@§ begegnete 5[Rajimilian , inbem er einen mailänbifd^en Ärieg;
Beabfid^tigte, ba§ er einen öene^ianifctien Begann.
TOt bem öefanbten ber Ißene^ianer tnar umfonft 3u Softni^;
unterl^anbelt morben: mie foEten fie ben, ber fo oft öorge^abt, fie
5U berauben, ber i^nen ^örj erft Oor fur^em entriffen — f ber le^te
@raf, i^r Sei)n§mann, mit beffen 2;obe e§ an fie faEen mugte, l^atte
e^ in feinem bitter an i^n öertaufc^t — , mie foEten fie ben unb feine
ftarfe ^ad^t gutroiEig burdt) i^re ^äffe ^ie^en (äffen ?^). ^a nun
SSenebig fid^ mit x^xantxziä) toiber xi)n berbanb, befd^lo§ er, bon feinen
beiben geinben ben pm äßiberftanb fc^müc^eren unb im gaE eineg
Eingriffes minbergefä^r(i(^en 5u über^ie^en. ^^m 4. g^bruar 1508 '^)
^ielt er p 2;rient, unter bem S5ortritt feiner .^erolbe, er felBft ba§
(5(^n)ert in ber §anb, eine gro^e ^roceffion unb na^m mit be§
^d^ftlid^en Segaten SSetoiEigung ben neuen, bisher niemals erl)örten
S^itel eines ernjö^lten römifc^en ^aiferS an, ol^ne 3^ßif^^, bamit
er, tüie man aud) beffelben SageS t^at, hk S^ene^ianer mit um fo
befferem 9ted§t borlaben unb berbammen !önne^). S)effelben 3:ageS
mürbe SSrob für baS <g)eer gebacken, man fd^icfte Lebensmittel bie
@tfc^ hinunter; am 5lbenb toarb aEeS Söol!, fid§ bereit ^u galten, be=
fel)ligt. 2)en anbern borgen frü^ um brei U^x gingen bie 2rom=
ptkn, unb man brac^ auf. ^er Äaifer rücfte mit 4000 ^u Sug unb'
1500 ^f erben, in ber 9ti(^tung auf Bicenja, baS Gebirge ©iaga ^inan;.
er ^atte einen auSgemanberten S5icentiner, Sionarbo ^riffino, bei fii^:
er nal)m bie SSerfdianjungen ber fieben Kommunen unb lie§ fid^ baS
§albe Gebirge, tt)o eS fid^ öon ben ^alfbergen ^mifd^en 5!Jlataiaur unb
©t. $elegrin nad§ bem abriatifd^en ^eer fenft , menigftenS ßiner
1) SBexid^t tiom 9fletd^§tag äu ßonftana ^^ @t)renjpiegel 1237, bei gfucf)§,
tna^länb. fjelbäüge 71, 79.
2) Florus, de belle Italico 53. 3^cttoti'§ ®efanbfd^aft§betic|t in 3«ac=
d^iaöeEi'B Segasionen.
3) «ülüiler, ateid^gtagSftaat, 649. Chronicon Venetum bei 3Kutatori 24, 155.
4) Setgl. 5Deutjd)e ©efd^id^tc (91. b. 2. 31.) S3b. I, ©. 348. (6. SQ3. 2 51.)
5) .^auptftelle in S3ettori'§ BäixäUn in ben Segasionen ^acd^iaöelli's V,
212. 3lu§f(^reiben in§ ^nö), bei Datt, de pace publica 569.
^Angriff OJiajimiUan^. 231
iififeeftalt unb für ben gug ^ulbtgen; au fetner üiec^ten 50g f^rtebrld^
«^"«jon SSranbenburg mit 2500 ^ann bte ßtfd^ hinunter unb Belagerte
f^:t|9^ot)erebo ; ju feiner Sinfen ftieg ba§ §eer 6ric§§ tjon S3raunfc^tt)eig=
ßatenberg, bie f^ü^e mit @ifen Betüaffnet , l^ernieber, nal^m dabore
unb brang 40 TOglien njeit tior. 5lIIe§ üerfprad^ einen bebeutenben
gr-folg, unb 5Jleffere ßorebano, ^oge ^u SSenebig, f(^Iug ben !aifer=
Ii(^en @efanbten nid^t me§r gerabe^u ben Durd^^ug ab^). S)enno(^
]ai) man ben ^aifer mitten im Gelingen, no(^ el)e er SSicenja er=
rei(i)t §atte, plö^Iii^ einhalten, bie fteben $äffe feine§ eigenen ßanbe§
tjon ber ^Mi^ bi§ jur (Stfd^ forgjältig fi^lie^en^) unb nac^ 3nn§=
bruif, naif) Ulm umfe^ren.
S)er @runb mar: in ber (Sc^meia §atte ]idi) bie franjöfifdie
^Partei burc^ 5tüei Öefanbte ßubmig§ na($ mand)em tt)tberf|)red^enben
iS5ef(f)lu6 3u t)oE!ommener €ber§anb erhoben ^). lieber bie TOttel,
bereu fit^ bie franaöfifd^en @efanbten bebienten, um biefen ^totä 3U
erreid^en, erfährt man, \)ai ber eine, Sftocquebertin , molil einmal
atte @äfte in SSaben frei §ielt unb überbie§ täglid^ offene iafel gab,
ber anbere, ber ^Bifc^of üon ^oeui', einft ju Sujern aEen SSauern, bie
au ^3Jlarft ge!ommen, bie S^c^cbeaa^lte*). 5)litten in feinem SSeginnen
gegen S5enebig empfing ^IRainmilian ben 5lbfd^ieb ber ©clitoeiaer bom
25. Januar, ber ba^in lautete, „tüenn er ben franaöfif(^en ^önig be=
fc^äbigc, fo atoinge er fte, i^rer S5erfd§reibungen gegen benfelben ^u
gebenten", mit biefen SCßorten aber i§n felbft bebro^te*^). S)enn toie
leictjt fonnte Subtüig einen Eingriff auf feine S5erbünbeten a^^ einem
gegen i^n felbft gerichteten umbeuten, hjie leidet bem römifd^en Könige
no(^mal^ einen ^rieg, toie im 3al)re 1500, entaünben! 3m Wdx^ toaren
bie fed§§ 5)lonate öorbei, auf bie i^m bie üteid^g^ülfe betniEigt toar.
3n biefen (S)eban!en feierte er um unb manbte ftd§ a^erft an ben
fc^tüäbifd)en S3unb. „@g fei ein Eingriff auf Sirol, ein ölieb il)re§
SSunbeg, 3lltgau§ unb 2ßallgau§ etoige ßntfrembung öon ber beutfd^en
5^ation unb al§bann ein 5lufru^r ber glamingen unb Gelberer, ßüttid^g
unb Utred§t§, bie an fid^ nid§t gut beutfd^ nod§ römifd^, pi beforgen ;
be§ 35unbe§ §ülfe, tüenn er bie beutfd^ gefinnten (Sibgenoffen tüiber bie
franaöftfd^ gefinnten in Solb unb Söaffen fe^e, fönne 5llle§ erretten" ^).
1) Sßettori bt§ 215. ^toeiter Serid^t in§ Stcid^ bei Satt 571 unb
8(i)reiben t)otn 4. 5ülära 1508. Bembus, p. 160.
2) @öbel, 6t)rontca üon ben Äricgltliaten ilaijcr aJlajimilianS. S3on
9lnfang.
3) ©teilen an% 3lnfelm, OJuEinger, Tschudi Mss. bd gfiic^S, 98 f.
4) Sßerfdjiebene 5lbf(I)iebc hzi fjudt)g 93, 102, 104, 106, 111.
5) 3lbfd)ieb bei gfud^g, 3)att, ®öbet, Dumont IV, 1, 90.
6) Schreiben bei STatt 572 f.
232 ^tociteS SBudt). S)rttte§ ßapitel.
3Bar T^ier eine @efa^r, fo ^at feine 5ln!unft fie abgettjeni
3öentgften§ Belüittigten i^m bie S)e^utitten be§ üteic§e§ i^re §i
auf neue fed^S Monate^); unb obtool^l biefe §ülfe nur unregetmäj
geleiftet UDarb — benn bie 5^atri!el, bie nod^ biet f^äter falfd^
unb ntittelBare al§ unmittelbare aufführte, mu^ e§ aud§ bamals
Ujefen fein — , \üax fie boc^ immer bebeutenb; mit ben (Sd^meiäc
p^o^ er eine neue Unter'^anblung. ^fnbeffen gaB e§ no(^ eine anb«
@efa^r. Sßie er einen franaöfifd^en ^rieg öorge^abt unb eil
öeneäianifd^en unternommen, fo !am feine ©efal^r nit^t bon x^xa]
rei(j§ unb ber ©d^ttjeis, n)ie er gefürchtet, fonbern öon 25enebig, bij
er nic^t fürd^tete.
S)en erften 5lnfd§Iag fa^te SSart^olomeo b^^llbtan, (^a^itön
©ignorie, auf Labore gegen ©ijt ^trautfon, ben bortigen ^yelboBerftci
S)er ^aifer l^atte biefem bie §äufer im Xi)al aB^uBred^en unb fid^ 31
berBauen Befo'^ten ; 2^rautfon glauBte, (SeBirge unb @(^nee ficfjere il^n
]§inlängli(^ ^). 5lBer mitten burd^ ©c^nee unb ©d^Iuc^ten fu(^te 5llt)ian
i'^n auf, umftellte xifu bon oBen mit ben 23auern, bie i^n mit Steinen,
öon unten mit Ärieg§boI!, ba§ i^n mit SÖaffen angriff, üBertoanb bie
tapfere ©d§aar, meldte lieBer unterging, al§ fid§ ergaB, unb na'^m 6a«
bore^). hierauf fa^ 3ltoian Leiter um fid§. OTe ^^äffe toaren UJo^lBe»' i
fe|t, nur nidfit ber ^ör^er. S5on ba fd^rieB §an§ ^lurfperg an bie fyürften |
bon ißranbeuBurg unb S3raunfd§meig, bie im ^uftert^al unb gu S^iient
lagen, „er fei mit feinen Trainern biel 3U ft^madf) für biefe gro^e,
Breite ©tra^e, fie bagegen mit üteifigen unb ^ef(^ü| für i^re @ng=
:päffe faft aH^utool^l berfel^en; fie möd§ten fommen, xi)m ju ]^etfen" ^). ^
2)ie dürften, obtool^l getoarnt, achteten bic§ nid^t; 3llbian fannte
feinen S^ort^eil : er Tratte 10,000 SSene^ianer, ^^ran^ofen unb 'Bpanux, .
na^m @efd§ü| unb ßeitem unb fiel am 9. 5l))ril 1508 auf bie ^örjer
©tra^e, perft auf ,^ramaun unb erftürmte e§. S)a§ ßanb toar unBc=
fd^ü^t, ba§ Söol! fclabifd^, muf^Iog, in ber ©ignorie feine ße'^n^^er-ren
3U feigen gebjol^nt; biefe @efa]§r toar bringenb. 5ln aEe 51ad§Barn
flogen bie S3riefe: „§elft! görbert @uc^ ! gilt nur, eilt! 2öie
foEen bie fd^led^ten ^Jlauern bon @öra i^r ^efd^ü| auSl^alten? al§=
bann n)irb trieft, ber ^arft, gan^ Cefterreid^ berloren fein, ßa^t
un§ nid§t bon biefen SBalen berberBen" ^). 5llfoBalb erging eine
1) Vettori 230.
2) a^nfttuctiott 3Jiajtmtlian§ Bei ©öBel, f. 1, unb 33ticf an Orient, f. 5.
3) Naugerii Oratio de Alviano 3, 4; Vettori 232.
4) 3lurfpcrg an bie g^ürften ^^n ©öbel, f. 28 unb 36.
5) 9ioci) brei «riefe 2lurjperg, f. 38, 43, 45.
J
Eingriff aJia$tmiltan§. 233
^Jla^nung burd^ ^ärntl^en, ©teiermar! unb Ärain: ,,em jeber ^ann
folle mit |)amif(5 unb Söel^r 3ur ©tunbe auffein, tnenn er hu
C)Io(fe fc^Iagen, bie Ä'reibfd^üffe faEen :^öre; fonft feien nid^t allein
bie Käufer, fonbern felbft bie Äirc^en in @efa]§r, — bie einfamen
Äivd^en, tnelc^e bieg S5ol! liebt'' ^). ^ber bie ^ämtl^ner entgegneten;
„bie 700 ^lann an il^ren Raffen mit ben ^ferben be§ Sanbe§ feien
ütl^re Hoffnung unb i^r ©(^u|, unb nid^t einmal biefe !önne man
il^inroegfenben;" bie ©teiern: „ber Ungar bro^e il^nen"; hk Trainer
felBft, bereu ^bel mit 200 ^ferben gerüftet tcar: „ju il^rer ütettung
fei bie ^ülfe geübterer ^rieggleute nötl^ig; U)oEe fie ber Slbel, o^ne
eine foldie auS^u^iel^en, ^n^ingen , et)er f(^Iage man ben W>el tobt."
I 9tur (Bxiä) eilte mit 1400 ^Jtann gerbet , bo(^ aud^ er nic^t in§ "offene
ifyelb: „baau fei er biet 3u f-c^toat^" 2).
^Ifo am Ofterfonnabenb 1508, nad^bem 5lnbrea§ ßid^tenftein
lic^ in ben jerfd^offenen ^Jtaueni Don (B'ox^ einen 2;ag länger ge=
fja(ten, al§ er berfprodfjen , unb einen ©türm aBgetoel^rt , mu^te er
fid) ergeben. <g)ierauf fiel 2Bi|)pid§ unb S)uin. 5ll§ bie Sriefter 3um
brüten Wal bon ber bene^ianifd^en glotte bor i^ren fingen ein ©d^iff
mit meiner ^^a^ne l^eranfommen unb i'^re ^efatjung mieber barauf
fdjie^en fa^en, murmelten fie unter einanber: „ha^ f^i tein guter
:)iat^: unter bem ©d^atten bon OefterTeid^ l^ätten fie 100 ;SaT^re ge=
lebt unb tooEten fie femer leben; bod§ §ülfe müßten fie l^aben."
%i^ fie nun befd^offen tourben bon ber @ee l^er unb ^art^olomeo
ton ber Sanbfeite anrücken fa^en, nirgenb§ aber .&ülfe, ergaben fie
fti^ unb !au|ten bie ^lünber-ung ab. 51od§ ^ielt fid§ ^an§ 2;^ur eine
, Zeitlang auf bem faft unsugänglic^en f^elfen bon 55titterburg , <^ang
I Sftäuber in ©. S3eit am 5ßflaum ; aber aut^ fie riefen t)ergeben§ um
' S5ol! unb S^UQ, unb aud§ fie ergaben fid§. Sauge mar ^ortenau ge=
fallen, unb man ]ai) bie Sefa|ung nad^ ßat)ba(^ fliel^en. ^n biefem
üEgemeinen S5erluft betoä^rte nur SSern^arbt üteiniger auf bem 3lbel§=
berg ben beutfd^en Wuil). (^r ^erftreute bie erften üteiter, bie fid^
|)lünbernb näherten ; er fing ©aborgnano i^art bor ber S5oEenbung
feiner ©iege; al§ fein ©d^lo^ jerfcljoffen mar, naT^m er ^dät unb
,^og l^inmeg^).
1) 3toei Slufbote ßrid^g öon S3raunfd^tt»eig 45, 46.
2) 5lnth)orten ber Äärnt'^ncr, 65, Dteidjenburgl 76, 2lurfperg§ 65 an
iixid) unb bcffen SSrief, f. 79.
3) (Sc£)reiben ber Ärieglrät^e 69, bet Striefter 71, 2:i)uti unb 9iäuber§
72, 75. Sembua 164—166.
234 3tt)eitc§ Suc^. 3)ritte§ gapttel.
2öa§ 5lurf^erg öotfier gefaxt , toar toörtlid) eingetroffen ;
^entfd^en Ratten 47 gute Ortfd^aften öexloxen.
3n biefer 3^it reifte 5Ü^ajimilian ben 9tf)ein mi§mnt§ig hinauf
nnb l^tnab^). 5flid§t genug, ba^ ber Eingriff gegen Sienebig eine fo
t)erberBIid)e Söenbung gegen i^n felBft genommen ^atte, au(^ am
^'lieberr^ein ftanb .<l?arl öon Selbem feit bem S3ru{^ mit ^ranfreid^
in Söaffen unb SSort^eil. 58alb lag berfelbe in bem feften ©c^Ioffc
^ouberot)en an bem 3iif<^^^^^PiiB öon Söaal unb ^aa§, üon too
au§' er fi(^ 72 S)örfer unb aEe ©Griffe au§ ben ©trömen ^in^bar
gemacht; Balb ritt er in regnerifC^en 51ärf)ten auf böfem äßege nac^ einer
entfernten ©tabt, erfaßten mit bem 5Jlorgen unb U^arf geuer l^inein.
So brannte Söefep auf. Sen ^u^benern ^alf bie Sßeiffagung i^rer
^Jleerfet) , „^ut)ben foEe 5!Jlut)ben bleiben" , bie§mal ni(^t§, unb e§
toarb erobert. @enug, ber ^er^og bon @elbern ^ielt gan^ ^ieberlanb
in ©(^rerfen ^). Ueber bieg aUeg er^ob fid) in ^ajimilian bie größte
guri^t, bie gurc^t bor einem 5lufruf)r im 9teic^^).
@r mu^te einen 5lugenb(i(f 5lt^em fc^ö^fen. gnbem e§ nun
zbcn in biefen Xagen bem fyürften üon ^n^lt gelang, fi(^ $oube=
rot)en§ ^u bemächtigen^), manbte er feine friegerifc^e 5lbfid§t aunäd^ft
allein gegen Leibern unb befahl bem S3if(f)of bon 2:rient, mit S5enebig
einen ©tiEftanb gu f(^lie^en.
Oft Ratten einige ältere ^äiex im bene^ianifiiien Senat gewarnt:
„e§ fei genug, fi(^ p bert^eibigen ; ber Eingriff toerbe neue g^i^i)^
tnerfen" , aber bergebenS. 5^id}t barin aEein lag bie S(^mierig!eit
i^rer ^pofition, fonbern in ber S5ertoi(flung i^re§ 25erpltniffe§ p ben
großen ^äd^ten. ßubn)ig XII., ber ben ,^rieg in ben 5ll|)en unb in
ben 5^ieberlanben al§ einen einzigen, bur(^ feine ©intoirfungen in
ber Sd^toei^ berbunbenen betrachtete, verlangte, ba§ 35enebig Selbem
in feinen StiEftanb einbegreifen foEte. Sie im S5ort^eil befinblid§en
greunbe foEten ben befc^ü^en, ber eben im 5^a(^t^eil toar. S)arauf
aber gingen bie SJent^ianer nid^t ein. @§ tft öieEeic^t ber größte
5^oment in i^rer ^olitÜ, ba§ fie, inbem fie ben ^aifer überwältigt
l^atten, fid^ Weigerten, ben ^^orberungen bon granfrei^ @e^ör ju geben.
Sie waren ju Weiter nid^t§ äu bringen, al§ bem ^aifer 5lbel§bcrg
Wieber^ugeben ; für aEe§ Uebrige Warb iljuen ein SlöaffenftiEftanb
1) 9fieifetQgebud^ üon 1508 in ^otmat)t§ Deftetteid^ifdfietn ^^lutord^ V.
2) Hermannus , Bellum Gelricum in Matthaei Analectis Medii Aevi
1, 503—523.
8) Schreiben 3Jiojimilian§ bei Datt 575.
4) ©c^reiben 3Jiar. in Sedtmanni 2lnl)altifd^ei: getont! V, II, 128.
SBtIbung bet Stga t)on eambra^. 235
auf brei Sa^re BetDtEigt^). 5Jlan öerfte^t e§, ba^ fic§ ^ajimüian auf
ha^ tteffte öerte^t ]n1^lk, aber faft ni^t minber Subwig, bem bie
iöeneatauer bie ütüdftd^t öerfagten, tüeld^e bie i:§nen geleifteten S)ienfte
aU geboten erfc^einen üeBen. 80 fonnte e§ gefd^e^eu, ba§ 5Jtajtmi=
(tan unb Subtoig, ^tDifc^en benen ber eben au§geBro^ene ^ampf
^au|3tföd^li(^ fc^toeBte, einanber nä^er traten, ^m i^uli 1508 ging
^IRayimilian nat^ §er3ogenbufc^ unb femer au feiner 2;o(^ter, gu feinen
gnfeln. @§ tarn 3U einer Unter^anblung ^tnifd^en bem ßarbinal
^^(mboife unb ber Xoc^ter ^ajimitianS, 5)largaret^a, toelc^e befonber§
baran eine ©d^toierigfeit fanb, ba§ 5!Jlaximilian fid^ ni($t öon einem
'^ilngriff auf Selbem ab^^atten laffen tooEte, fomenig mie anbererfeit^
^ubtoig öon einem Eingriff auf 5^aöarra; 5D^argaret^a !)at tool^l ge-
jagt, e§ toerbe i:§r babei übel in i^rem Äo^fe^). ^ber enblid^ t)er=
ftdnbigte man fid^. S)em Äaifer tourbe 5Jlut)ben unb Sßefep , bem
•Könige hie Erneuerung feiner mailänbifd^en S^ntjeftitur jugefagt. 5[Jlaji=
Tuilian na^^m ^bftanb üon (S)elbem, Subtoig öon ^laüarra; aber bie
•öauptfad^e toar: fie befd^Ioffen einen gemeinfamen Eingriff auf S5ene=
big, öon bem fie beleibigt Ujaren. So ift bie ßigue ju gambrat) öom
10. 2)ecem]6er 1508 3U ©taube gefommen. @§ mar eine S5erl6in=
bung ber beiben großen ^^ürften gegen bie ©tabt, meldte ätoifd^en
if)nen eine felBftänbige ©teEung ^u ergreifen magte. ^an moEte
^u bem Untemel^men aEe gür-ften aufforbern, meldten ein 5lnf|)ru(^ an
^enebig ober bielme^r bie öene^ianifd^en ßanbft^aften unb S5efi|ungen
pftel^e; bie ©renken öon 5!Jtaiianb unb '^eapd foEten au Submig§ unb
5erbinanb§, bie @renaen öon Sfteid^ unb £)efterreid§ ju ^Jlajimilian^
unb bie ber Äird^e au fünften be§ $apfte§ l^ergefteEt merben^). hierbei
folgte man ber an fi(^ unrid^tigen, aber, mie fid§ au§ ber obengenannten
35efd^reiT6ung i^talienS ergiebt*), bamal§ berBreiteten ^Jleinung, al§
f)abe ^abua, SSicenaa unb S5erona bem ^ti(i)t boraüglid§ ge§orct)t, unb
ipradf) bieg bemfelBen au.
5lEerbing§ !onnte 5Jlajimilian auf feine leichtere Sßeife au§
feinem S5erluft auf ber einen ©eite au SSergütung, auf ber anbern
5um ©iege gelangen; er mar ber ßrfte, ber ben SSertrag bon 6om=
brat) Bef(^tDur. «hierauf im ^alaft au S5ourge§ nad§ ^ßrebigt unb
^D^effe fiegelte i^n ßubtoig; er Beaeigte fid^ fe^r bergnügt; ein alter
1) Bembus, Histor. Ven. 167. Seissel, L'excellence de la victoire
d'Aignadel in ©obefro^'g ©ammlung für l'ubtoig XII., p. 268.
2) 2Rargaret^a nn ^Jtajimilian in ben Lettres de Louis I, 134 f.
3) 3}ertxQg bei Dumont IV, 110—115.
4) Descriptio 435.
236 3toeite§ a3ud§. S)ntte§ 6apttc(. ^^^B
$Ian öebtel) 3ur ^lu^fü^rung. 5öi§ in ben ^Fcär^ 1509 sögeiic
f5^erbinanb; bann legte er feine .^anb anf ben %Uax nnb befd^tt^ur,
xf)n bei ber i^eiligen (Sud^ariftie^). Ungern griff ber ^a|)ft ^u biefem
än^erften ^Jlittel, toie oft er an($ bamit gebro^t, ob er too^t Äönig
nnb ^aifer immer bajn gereift Tratte. @r fn^r no(^ einmal mit bem
bene^ianifd^en SBotfd^after , ^eorg ^ifani, nad§ ßit)itabecd§ia. S)a§
531eer toar ftiE ; nnr eine frifd^e .^ü^lnng BtieS in bie Segel ; er mar
Reiter nnb mi(b geftimmt. @r badete, menn man \i)m in feine ©täbte
nur ße^nSteute fe^e, mie bie 5)lalateften getoefen, !önne er e§ tDof)l
ertragen nnb Italien ben ^rieg erfparen; hu^ fd^Ing er bem ^ot=
fd^after öor. pfani, !alt nnb ftol^, öerfe^te: „SGßir |3ftegen feine
Könige ^u mad^en," nnb t^at ben Eintrag gar nit^t einmal in S^enebig
!nnb. §ieranf beftätigte au(^ 3nlin§ bie Siga, fprai^ baranf über
S)oge, Signorie nnb Untergebene bon S5enebig ben Sann anö, be=
fd)ieb ben inngen §er^og öon Urbino — benn @nibubaIbo mar ge=
ftorben — , feinen 9leffen ^^ranj ^aria, in§ f^elb imb rüftete^).
5. gall ber Sanbmad^t nnb be§ .g)anbel§ ber
S^enejianer im Sa^te 1509.
5llfo toar S3enebig in einer großen @efal§r für fein gefammte^)
Seben. ©ein §anbel bern^^te auf ber SöeltfteEung 5lfien§ ^u Europa,
nnb eben maren in i^nbien ^ortugiefen nnb 5)lauren in öoEem Äam:i)fe,
ob biefe länger befte^en foEe ober nid^t. Seine Eroberungen toaren
burd§ ben Qtüi^i ber ^lad^barn gelungen, nnb eben fiatten fid§ bie
^ad^barn mäd^tiger aU je öereint, i^m feine Eroberungen gu entreißen.'
S)er erfte ^am|)f lag meift in fremben, ber atoeite in i^ren eigenen;
.g)änben; auf biefen toanbten fie aEe Gräfte unb l^atten 6elbftt)er=|
trauen genug, i^ nid§t ^n fürd§ten. I
;^n ber 2::§at toar ber S5unb nid^t fo ftar!, toie er fd^ien.
^ajimilian unb 3uliu§ fürd^teten i;)on Subtoig, jener toegen @elbern§,
biefer toegen ber alten ^piäne 3lmboife'§. 5^i(^t minber fürd^teten
Subtoig unb ^erbinanb öon ^aj-imilian, jener für ^ailanb, biefer
für ^taptl^). Sie nnterl^anbelten bereite, fie fd^Ioffen fd^on Sünb=
niffe toiber einanber, nod^ e^e il§r aEgemeiner SSnnb mit einanber pt !
Slugfü^rnng !am.
1) ©Qttinaro'S Jöetid^te an ben öfterteid^. ^of, Lettres de Louis I, 167
bi§ 159, unb Petri Martyris Epistolae, 410.
2) (Stftärung äum 33unb, p. 116. Bembus 173. Rainaldus, Anuales
Eccl. XX, 65.
3) Lettres de Louis I, 161. Zurita II, 178.
g^aü ber Sanbmad^t unb beä ^anbel§ ber Qieneäiancr. 237
6oEte e§ nun ben SJeneäianem ni(^t mögltd^ getüejen fein, einen
ober ben anbetn üon einem joti^en SSunbe 3u trennen? ^an ntu§
gefielen, bie§ ^ätte i:§nett tüenig ge^^olfen; ^erbinanb rührte o^nebieS
feine §anb, e^e Sltteg entfd^ieben toar. ^ajimitian iüar im Anfang
beg 5l^ril in Xanten, ftatt in Slrient; üor |)ä^ftlic§en ülüftungen er=
fd§ra!en fie ni(^t; Subnjig aEein, berfelBe, ben fie felbft nad^ Italien
qelaben, toar toirüid^ 5U fürd^ten. S)iejen ^u getoinnen, ftfiien i^nen
Dtelleii^t nic^t t^unliif), öieEeic^t nid^t einmal i^r S5ort^eil.
gragt man nad^, njoburd^ ßubtüig benn eigentlid^ miber Söenebig
gereift toorben, fo !ann eö nidfit bie äöa^l ^nliu^^ ftatt ^mBoife'g ^um
pdpftlid^en 6tu^Ie getoefen fein; benn meit gemiffer ift ber 5Int§eit
tofeoife'S felbft an biefer äöa!)!, aU ber 5lnt^eil S5enebig§. @r
mu^te anbere @rünbe !)aben , bie andf) fd^on bann unb mann in (5öi=
ben^ getreten toaren. ^m ^di)Xt 1501 Bemegte i:§n, mie e§ f^eint, nid£)t§
a(§ fein ?lted^t tion ben S5i§conti T§er, im ^a^re 1504 bie unleugbare
Unterftü^ung , meli^e bie SSene^ianer ben ©paniern gemäl)rt, gegen=
Itüärtig ber o^ne 9tü(ifid§t auf feine ^orberungen mit 5!Jlai'imilian
gefrfjtoffene SßaffenftiEftanb. ^aBei mar aEe^eit ber §a§ be§ f^ürfteu
unb be§ 5lbeB miber bie mächtigen Kommunen tjor^üglid^ mirffam.
„^an muffe", fo mürbe gefagt, „biefe ^ifc^er mieber in bie Sagunen
äum fyifd^fang äurücf-jagen" ^). 5llfo erfd^ien ^ontjotie, ber erfte
2ßa:|3|)en!önig öon f^ranCreii^ , in feiner Sötte mit golbenen Silien
an ber ©c&tüeEe beg großen ©aaleS ^u Sßenebig: er fünbigte ber
Sfte^ubli! ^rieg an auf Seben unb auf Zoh , auf f^euer unb auf
@(^mert, ju ßanb unb ju ^eer. Big 3u t)ott!ommener <&erfteEung
ber ßanbe, bie fie 5lnberen entriffen^).
„35ater .g)eroIb", antmortete ßorebano bem ^ontjo^e , „ber
@ott, ben ^fliemanb Betrügt, toirb atoifd^en un§ entfd^eiben." ^1)X
^efanbter in f^ranfreid^ fagte , „man merbe fe^en , oB bie ro^e @e=
tDalt ober ber S5erftanb fiege" ^). S^m Kriege mufete e§ ^mifc^en i^ncn
bo(i) einmal fommen, unb ma^rft^einlic^ fi^on in biefer Erwartung
Ratten fie bie gran^ofen nad§ Stalten gerufen. 35iele faxten bie
Hoffnung, einen glorreid^en Sieg ju er!äm|jfen unb Stalten bie^mal
öon ilinen ^u Befreien.
3n biefem Gebauten rüfteten fie fid^. 5lEe bie öerfud^teften
1) 6f)QUinont§ äÖotte in Macchiavelli, Legazione alla corte di Francia
öom ^al}X 1504.
2) 9f{elation bei ©arnter , Histoire de France XXII, 163, unb Daru ,
Histoire de Venise III.
o) Fleuranges, Memoires 48.
238 3tocitcg Söud^. 2)rittc§ ßapttcl.
9titter Stalteng — benn e§ gelte ben legten 9tul§m be§ SSater»
lanbeg — nal^men i^ren ©otb unb Bitbeten i^re fctiwere ütetterei^).
S5on Slputien unb ütomagna !am ba§ fyufeüot!, bag öoraiigtidtifte üon
S)iönigt bi Ülatbt Ser^igl^eEa, ^4^artett)aupt im S5at bi Samone, au§
ben SSen^o^nern biefeS Sl^ateS geBitbet unb fo n)ot)( eingeübt, ha^
man aud^ anbere Raufen nact) i^rem ^}3lufter einrtd^tete, in Ütot§ unb
@rün fteibete unb S3nfignelg nannte 2). gür S5auern unb Bürger
war fd^on früher eine 5lrt ßanbme^^r angeorbnet. S)ie Mften t)on
;2^Et)rien unb bem ^elo^onneS, öon bem ägäifc^en 9Jleere unb bcm
^eEegpont fd^idtten leidste giied^ifd^e S^teiter. fSon ^reta famen i^al6=
Witbe S3ogenfd^ü^en, bie (Sagbaren^).
2)er oBerfte fyetb]§err biefeg ^eeres war ^itigtiano, ein Mann,
ber fd^on früher o^ne giinftige ^eftirne feinen SSefc^Iu^ gefaxt, ge=
fd^weige eine %i}at auggefüt)rt, unb ben nun bie ^ö^eren S^a^re —
er war Bereite in ben ©ed^^igen — nod§ öiel Bebäd^tiger gemad^t^).
S)em 3ur (Seite führte 3ltt)iano bag gu^tjol! an. ^on ©eftirnen
Wu^te biefer öor attem, ba§ 5)lar§ am oBerften §immel geftanben,
aU er au§ bem SeiBe feiner ''Ulutter gefd^nitten Worben. @r war ftein
unb fdtjWac^ öon 5lu§felt)en, bodt) l^atte er S3ären gefäEt; bie Srup^en
||)otteten pWeilen feiner @eftatt, bod§ l^iett er fie fo in S^ium, ha^
auc^ fein 2;ropuBe bie ^yatjue 5U öertaffen Wagte. Sutoeilen fd^ienen
feine (Sntfd^eibungen ^^äl^aorn, feine ©trafen ©raufamfeit; nad&:^er/
Wenn fein ^nti) ausgetobt, War er milb unb freigebig, feiner felBft
,^err. S5on ^latur War er ber fü^nfte 9Jlenfd§^). S)a Stiele i^m
ben ©ieg ^on^alg am @ariglian ^ufd^rieBen, ba er S^ftrien unb ©örj
erobert, war fein Dtu^m jünger, fein 5Infe:§en größer al§ ^itigtian^.
;^n ©inem 2)inge nur ftimmten SSeibe jufammen, ba§ aud^ ^Mtiglian
für nid^tS (iJeringe§ l)ielt, nie einem auStänbifd^en dürften gebient
3U '^aBen, unb bafe 5llt)ian gegenwärtig Italien öor ben 35arBaren ju
tJert^eibigen glaubte. 5Diefer bor bitten l^atte bie fül^nften Hoffnungen,
„dürfte er bor ben 5]Sroöebitoren bem ^ferbe ben Sügel laffen, fo
WoEe er in brei 2;agen 5Jlailanb l^aBen. <&aBe er nid^t bie gran^ofen
aud^ auö 5^eaBel berjagt? ^e^t fomme ber ^önig; aBer er woEe
ben ^önig geBunben nad§ S^enebig füliren." @r führte eine 5-al)ne,
1) Senarega, de rebus Genuensibus 596.
2) aSatiarb 133. 9lnmetfung ^u Macchiavelli, Opp. III, p. 6, au§ Mss.
3) Bembus, 157. Mocenicus, Historia belli Cameriacensis, hti Graevius
V, 4, 9.
4) Alexander Benedictus, de rebus Caroli, p. 1617.
5) Jovius, Elogium virorum bellica virtute illustrium, p. 219, qu§
3llöian§ (Sommentoren. Navagerus, Oratio de Alviano p. 0, 6 etc.*
I
fyaU ber ßanbmad^t unb be§ ^anbet§ bcr Söenejianet. 239
aur tocld^er ein geftügelter ßötoe einen ^bler äerrig. ©ein f5fe(b=
(^efd^rei toar: ,,3^talien, Steilheit" ^).
^nbeg mn§ man betennen, ha^ nid^t 5lEe feiner Meinung toaren.
ißicle backten, n)enn etnja Sefena unb ^mola über ben ^ap^t erobert,
tiieÖeic^t @enua burd^ bie f^regofen in ^lufru^r gefegt fei, muffe man
fic^ begnügen. 2)ie ©ignorie üerorbnete, ba^ ber Eingriff in feften
Sagern erwartet unb ber ^^elb^ug auf tu §ülfe befd§rän!t mürbe, bie
man angegriffenen Crten leifte. ^m S5olfe felbft gab fic^ ein ^ox=
gerügt öon einem beborfte^enben 'Illi§gefd)i(f !unb. @ö natim eine
gro^e ^^euer^brunft , bie eben bamal§ ba§ 5lrfenal öerjeT^rte, für ein
l)imm(if{^e§ S^ii^^n. ^a, nod^ me!)r fei gefc^efien. 5S)te Jungfrau
Maria fei in ber ©ee auf einem 33aumftamme fi^enb gefeiten morben;
ite :§abe gefagt: „SBeine, ßanb! Söeine, ßanb!"^)
^m 3l^ril 1509 begann ber ^rieg. SSalb gingen bie fyran^ofen
,t)ie ^bba l^erüber unb riefen „grance,'' balb bie S5enetianer hinüber
lunb riefen „ßibertä." hierauf griffen um biefelbe 3eit bie fyran^ofen
Ireüigüo , hu Mantuaner , meldte inbeg aud^ fomie bie f^errarefen
]\i bem ^unbe getreten, ßafalmaggiore, bie ^äpftlidtien SSer^ig^eEa an,
unb attc 5Drei nahmen i'^re Orte. 5lber aU fie meiter öorbrangen,
würben bie beiben erften 3urüctgefd)tagen ; nur bie ^ä^ftlid^en nal^men
au(^ Ütuffi. Um bie ^äpftlic^en fümmerten fid^ inbe§ bie S^ene^ianer
iiii^t; fie gingen mit großer äöut^ miber bie gran^ofen. 3n 1fttp=
iaita Verjagten fie, toer i^nen öerbäd^tig t)or!am, .^naben t)on 15,
i@reife öon 70 ^aijxtn] bann rüdten fie beutegierig, obmol^l in i^rem
eigenen ßanbe, auf jlreöiglio^).
^önig ßubmig mar in Mailanb unb moHte no^ ^mei 2age ba
tUeiben, al§ in ]päkx 5^ad^t Möul^io öon ber 5lbba 5u i^m !am:
,,Iret)iglio merbe befi^offen; man f(^minge f^adteln auf Radeln 3um
;;eic^en, ba§ eö fid§ !aum nod^ !)alte ; er attein fei ju fd^mad§, e§ au
retten." S)er .^önig lie§ mit bem Morgen feine §omme§ b'5lrme§
pfammentreten , ritt in öoEen äöaffen freubigen f&lide^ hmd) il^re
lÜteitien unb brac^ auf*). UntermegS t)örte er, ber mei^e ütitter, fein
i^efe§l§:^aber in Srebiglio , fei gefangen unb bie ©tabt üerloren; bie
'43ürger be§ £)rt§, meli^e, t)on ben SJene^ianern , hu meber ^Jlonnen
iio(^ <g)oftien fd^onten, ge^Uinbert unb berjagt, nun in Maitanb ein
1) Arluni, de Lello Veneto II, 57. Seissel, L'Excellence etc. 308.
Senarega. ©"^rciij^iegel.
2) Joh. P. Vallerianus, Carmen ad Sabellicum, bii Roscoe, App. I, 586.
3) Petrus Martyr, Epp., ep. 413. 23ornel)mlid} Coelius Rhodiginus,
Lectiones antiquae V, 190.
4) Rosmini, Yita di Trivulzio I, 392. Arluni 63. Seissel 299.
240 3toeite§ 'M^. S)titteö Kapitel.
OBbacf) fuc^ten, famen t^m entgegen; er eilte; am 6. Wai je^te
fein 35o(! auf ä^iei ©c^iprüden, auf einet bie Su^gänger, auf
anbetn bie 9fteiter, ubzx bie 5lbba unb ftanb bem g^inbe gegenüber ^):
er im S^ale, biefer auf ben §öT§en. ßnttoeber !onnte er i^n nun in
feinem Sager fud)en unb angreifen, ober betoirfen, ha^ berfelbe öon
ba ^eraBfäme. S)o(^ 5um Angriff ttjar ba§ Sager aEjufeft, unb
^eraBäufommen reifte er i^n t)ergel6en§ 4 2age lang mit Sc^armü^eln;
am 5. ging ber ^önig, bie ©täbte be§ geinbe§ im 9^üiien an^ufaEen.
@r na^m 9fti|)alta unb rüdte am 14. 5Jlai, eine§ ^ontag§, auf
^anbino; \)U ^oUtn feineg .g)eere§ gäpen 28,232 mann; baö erfte
SIreffen führte (S^aumont, ba§ ^meite er felbft, ba§ britte SongueöiEe
an^). §iebur(^ toar ber f^aE eingetreten, ben bie Signorie t)orau§=
beflimmt ^atte, unb 5llt)ian§ Äam:pfBegier nic^t länger p l^alten.
„3Baö fei ber @olbat bem ßanbe nü^e, toenn er e§ |3lünbern laffe?"
S)arum, tnä^renb bie gran^ofen im 5lbbat^al langfam öorrüäten,
eilten bie S^ene^ianer, an 33000 ^ann, auf bem für^eren SÖege übet
bie ^ö^en, ^anbino bor i^nen ^u erreichen. @§ ift nid^t anber§, bie
Söaffen be^errfc^en bo(^ bie äßelt, ber Erfolg ia^r^unbertelanger 3öeig=
^eit pngt an bem ^lüd eine§ einzigen ©c^lac£)ttage§. 2öo fic§ jene
beiben äöege begegnen, befamen 5llt)ian unb ba§ borberfte fran^öfifd^e
Steffen einanbet gu @efi(^t, unb bie grangofen begannen ben ^Angriff.
5llt)ian, f(^lad§tluftig bei ben erften 6(^üffen, in ber Meinung,
ba§ S5orbertreffen fei be§ ,^önig§ gan^e ^ac^t, [teilte, inbem er n)ebet
'^Mm nod^ ^tik bem Seinbe, bet i^n angtiff, blo^fteEen tnollte,
feine 36 <BtM ^efd§ü|e im S)ic£ii^t auf, lie§ ^itigliano auffotbetn,
i^m 5u Reifen, unb matf fit^ bann mit feinem fyu^bol! buti^ bie
Söeingätten übet ben Kraben in ben fyeinb. S)ie granjofen toid^en.
6:^aumont fanbte an ben ^önig: „§err, Sl)r mü^t f(i)lagen." (Silenb
fd^idte ßubtoig i^m SSourbon unb Sremouille ^u <g)ülfe; ^inter biefen,
umgeben t)on Surften unb ^enfionairen , ba§ ©c^toert in ber .^anb,
!am er felbft; bann teerten hu Salinen, bann !am ba§ übrige §eer.
@§ Gitterte gerabe, unb ber Stiegen , ^eftig toie §agel , mag ben
Sl^ene^ianern bie 3lnfunft be§ ^önig§ Verborgen ^aben. Sßie fie i^n
aber fa^en — iä) ben!e mir, bie SSli^e brachen mandfimal ba§ ^unfel
unb erglänzten auf bem Sta^l ber ^arnifi^e unb erleud)teten ba§
gelb — , toie fie inne mürben , i^r geinb befomme §ülfe , fo
fan! i^r 5!}lut^. ^nbe^ miberftanben bie S5rifignel§ ben «Sc^toeiäern
unb @a§cognern be§ ^önigg eine S^^tlang gut. 58ei biefen toar bie
1) Symphorian Champier hn Godefroy 838. Bayard 133.
2) 33cmbu§.184— 186. «muftcrroae 6!)ampier§ 344-354.
i^aU ber ßanbmoc^t uttb be§ ^onbelB bet SSene^iancr. 241
(Jutfc^eibung ; Bei ^Bauern unb «Ritten au§ ben ^o^en 2:^älern ber
Mptn, 3l|)enmnen uttb ^tirettäen ftattb ba§ <B(S)xä]al S5eitebtg§. 2öa§
ging fte e§ att? Sie fucCiteti ttttr bie SSeute. ^flutt ^attett bie ;^talieiter
!o((^e in S^rebiglio getttad^t uttb ttjareu Beforgt, fie, tceun nid§t burd^
Sieg, burd§ eiue f^IuJ^t au rechter Stit ^u xtiUn; bie ^rauäofeu
iinb S)eutfd§eu l^atteu fetue gemacht unb t)erlaugten utu fo T^eftiger
barnac^; ha gefi^a^ , ba§ bie S5rifignet§ juiiidgetDotfen tüurbeu.
IHIöian, tu beut bic^tefteu Getümmel, iubeut er t)ou bem mübeu ^{erbe
auf eiu frif(^e§ f|)riugen tooEte, tcarb ijertouubet uub gleich barauf
t]cfaugeu. Me feiue Sd§aareu toarfeu ftd§ in bie g^ud^t; beu 2ru|j|)eu
iHtiglian^g, beueu fie uid^t bie ^am^jfluft ^atteu mitt^eileu föuueu,
t{)eilten fie uuu beu ©d^redfeu uub bie ^^-tud^t mit. i)er %a^ toar
DoEfoutnteu üerloreu. S)er ^öuig üBerfa^ bie gro^e 3fi5^ ber Sobteu
unb gelobte ber 8iegeriu 5[Jtaria tim 6a:peEe für iT^re ©eeleu^).
S)ie 3Jleifteu er^ä^lteu ^ieBei, 5llöiau l^aBe öou t)ier 3ügeu beu
(e^teu angeführt, uub bie übrigen feieu 5U U)eit tJorau^getoefeu , um
i.^m äu ]§elfeu^), ©iuige, ba§ S5orbertreffeu t)ie(me^r ]§abe unter i^m
geftaubeu, uub ^itigliau, ber fi(^ in Sreöiglio mit i^m eut^toeit, ^abe
{)inter i^m bou ber ^ö^e ^erab ber ©d^lai^t ^ugefe^en uub fid^ bod^ ui(^t
f^crü^rt^). S)a^ ptigliau i^iuteu tuar, fd^eiut burd§ bie f^tud^t, bie
Den SGÖeg naä) ßaraöaggio ual^m, beftätigt ^u toerbeu; tt)äre er naä)
(s'rema tJorauSgetuefeu , fo luürbe er fi(^ ui(^t ba^iu rüdEU)ärt§, ba§
[}ei|t, bem ©ieger in ba§ ©d^tüert geftür^t ^ahen^).
^itigliau uuu aEein berfu($te öergeBeu§ bie ©ölbuer unter feiueu
il^af)uen 3U !)alteu. @ie Tratten \)tn ütu^m berloreu; SeBeu uub SSeute
jlttJoEteu fie uid§t aud^ berliereu. Einige liefen il^reu 5^ameu uid§t
Htuieber in bie üloEeu eintragen, einige liefen e§, uatimeu neuen ©olb
;j!unb flogen bod§. 5Jlit einem fold^en §eere mod^ten bie SSürger bou
(|Sre§cia fid^ uid§t Belaben; fie nahmen nur, UJer bon ben 3^ren
ilbaBei mar, auf. ^n ^e^c^iera ber^meifelte ba§ ,!&eer fid§ 3U l^alteu;
' i 1) St. Gelais, Histoire de Louis XII, 213—215. Champier 340. Le-
ijferron IV, 87. Fleuranges, Memoires 47. Bembus 188.
2) Bembus, Guicciardini, Petrus Martyr 416. SSiele 5lnbere.
3) Nardi IV, 23. 5lnt)Qng jum 9Jlonfttelet 240. Arluni 69. 3Sotnct)mUc^
'jCoelius Rhodiginus, Lectiones antiquae, 190, unb Carpesanus 1264.
I 4) 3fn ben 1857 t)erauigefommenen Briefen beö Luigi da Porto (Lettere
tjstoriche dl Luigi da Porto Vicentino per cura di Bressan), toeld^e ntd^t
fjeigentlid) al§ SSriefc aTt3ufet)en finb, fonbetn al§ eine ©c^d^id^te in Briefform
iber bie ^at}xt 1509—13, luirb 9lEe§ bem <Bä)id\al gugefdirieben : che avea
isposto il cielo, che uno esercito possente a vincere, e combattendo anche
jcon gran valore, dall' inimico cosi tosto e compiutamente battuto (©. 36).
b. 9ionIc'§ aiöetlc XXXIII. XXXIV. 9ioTn. u. gem. »Btlcr. 3. 5lufl. 16
242 3tocttc§ aSud^. ®ttttc§ ßa^iter.
1
lefla .
1
bie X^oxt bon SBerona fanb eg gef (f)Ioff en ; al§ e§ eine gß^tlang airf
ber §eibe gelagert, 30g e§ nad^ Meftte an bie ^ilfte.
ßubtüig folgte ben f^lüd^tigen nad^. S)a§ (5d§lo§ öon Sara«
baggio !)ielt fid§ 3 5tage; aEe anberen Drte ergaBen fi(^ Beim erften
©tofe ber jlrom^)ete; in S3re§cia ritt ber ^önig oi^ne Söiberftanb
\)u %xepptn in ben oberen §of be§ ^alafte§ ein, nnb nur
^e§d)iera ntu§te geftürmt tüerben ^). S)a fd)Iugen bie gerrarefen ön
i^re (Slorfen, tjerjagten ben S5i§bomino unb nalimen ba§ ^olefig
tüieber. 2)er ^apft lie§ ben (Sieg in einer italienifd^en ^rebigt
tünbigen unb nal^m Sftimini unb gaenja ein. S)ie S)eut|(^en
fc^ienen am (Sarbafee, in ^riaul unb über ä^icenga. SSiele riet^en
bem Könige Subtoig, nur an ba§ ^eftabe fortsurüta unb im geuer
be§ ©iegeS S5enebig ganj gu öerberben^).
^n S5enebig felBft, al§ nac^ |o öielen S5rie|en 5ltt)ian§ , toeld^e
ben ©ieg öerf|)ro(^en , bie ^ad^rit^t öon einer ]o großen ^ieberlage '
eintraf, üerfammelte fid^ bie ©ignorie eilenb, fd^loffen bie Äaufleute
i^re ßäben, flogen bie ^önd^e, be§ ))ä^ftlid^en S3anne§ eingeben!, unb
!am ba§ fSolt fdfireienb öor ben ^alaft. S)er üteft be§ |)eereö,
6000 ^ann, ^atte feine ßuft, tüeiter 3U !äm)3fen. S)a lub ber S)oge
au(^ ^eter Sarbo jum 'üatf), einen alten !ran!en 50^ann ; lange voax
er nidt)t me'^r getommen, nun aber na^m er fein feierlid^eg ^leib unb
lie§ fi(^ in ber ©änfte in ben ©aal tragen; inbeg aud^ er U)u^te
auf tt)enig anbere §ülfe 5U öertoeifen , al§ auf @otte§ §ülfe. ^\i=
erft ^STcatteo ^riuli fd)lug öor, man möge fid^ ber unter toorfenen
©täbte entfd^lagen. S)ie§ nahmen fie an: „fo tüerfe ber 6d^iffer,
um fein ©(^iff au retten, bie ßaft über SBorb." äöä^renb nun
12 ^[flänner bie Äüfte unterfud^ten , too einem Eingriff minber t)or=
gebaut fei, inbem ber S5efel§l an ®t)^)ern erging, aEe S5oir5t^e au
öffnen, atte ©alafd^iffe, fortan nur betreibe ^u laben, angetüiefen
tourben, inbem man bie 5M^len öon S^reöigi 2:ag unb 5^ad§t matten
lie^ unb fidf) a^i anberen ber unfein unb be§ 5Reere§ ^n bebienen
ba(f)te, bie gremben, bie o^ne @efd^äft toaren, öertoie^, gingen inbeffen
einige ^efanbte au ^Jlajimilian , „man toerbe öon S5erona, SSicenja
unb $abua toeic^en" , anbere nad^ 5^eapel : „§äf en unb ©tobte üon
^Ipulien feien bem Könige öon ©^)anien offen", britte au bem^a^ft:
„er möge nur aud^ ülimini unb ßeröia einnel^men^). @ntfd£|lüffe,
1) Mocenicus 16. Petrus Justinianus, Rerum Venetarum libri, p. 375.
2) Paris de Grassis ap. Rainaldum 68 unb bie Slngefü^rten.
3) Bembus 196 f. Petrus Justinianus; ©l^renfpiegel 1260; Vettori,
Sandi, au§ tt)cld)em Daru ni, 347.
gall ber Sanbmad^t utib beS |)anbcl§ bct Scncjtancr. 243
t)ie man öteEeid^t ^elbenmütT^ig nennen ton. S)ie 9fte))nBlt! tnoHte
fid^ aller i^rer ßroberungen auf bem feften Sanbe ertebtgen, um ftd^
felBft 5u be^au^jten unb bieEetd^t if)xe f^^tnbe ^um gtieben p t)er=
mögen, ^en freigegebenen ©täbten tnar bamtt nodf) geboten, fidC) ju
untermerfen ; n)ie ^ätte fid^ fonft barauf ber :pabuanif(^e ^^bel rü'^men
f önnen , burd^ i^n fei ber ^aifer §err öon ^ßabua ^) ; tjielme^r , toie
einft it)re Uebergabe ben ©d§ein ber greil^eit gehabt, em^)fingen fie
je^t, in ber Unfä^ig!eit S5enebig§, fie ju fc^ü^en, üon bemfetben, ic^
toeil nidjt, ob ben 'Bä^tüux , aber bo(^ bie Srei^eit jurütf, einen
^erm ^u niäl^len. S)a bie SJene^ianer f^jöter^in öon ftrafbarer Un=
treue reben, fo muffen fie ermartet l^aben, ba§ man bennod^ für fie
6tanb galten merbe^). 5lber aud§ bie ©täbte maren beftür^t unb er=
gaben fid§, eine jebe bem, beffen ^nf^rüd^e ber S3unb anertont ^atte.
§iemit ging bie ßanbmad£)t S5enebig§, bie .^offnung ber italie=
nijc^en Patrioten p @runbe. @inen einzigen SLroft l^atten fie, einen
tteinen iroft: e§ feien bod^ aEe Italiener in ber Sd^Iad)t in ^op]
unb SSruft unb nid^t in ben 9ftüc£en öertounbet getoefen^).
:^n ben 531onaten biefcr Sftüftung unb ^ntfd^eibung nun !am hu
^Jia(^rid§t t)on bem 5lu§gang ber inbianifd^en S)inge nad^ SSenebig.
S)ieEeid)t mar fie nid^t minber unertoartet. S)enn anfangt maren
bie Unternehmungen ^ir §offein§ unb ber ägtiptifd^en glotte glücE=
Ii(^. ^ir «Coffein fanb S)on ßonrengo im §afen t)on ©d^aul, too
ba§ geringe gat)rmaffer bie ^ortugiefen niemals ^um intern fommen
lie^; als Sourenjo bie offene @ee ju geminnen fud^te, gerietl§ er
3tüifd§en gifd^er^fä^Ie , mo i^n ^ir Coffein angriff, al§ fein 6d§iff
feftfa§ ; inbem fidf) ber ^elb me^rfad§ öetmunbet unter ben ^aftbaum
fe^en lie^ unb bie ©einen immerfort ermunterte, marb er mit einer
.5iugel in bie SSruft getöbtet*).
5flid§t lange freuten fidf) l^ierüber ^amluten unb 5[Jlauren. 5ll§
fyranäiSco ben 2:ob feinet einzigen ©o^ne§ öerna^^m, f^rad§ er: „äöer
i^n liebte, betoeine nid^t, fonbem ^elfe mir itjn xääjtn" ; im S)e3ember
1508, öier Sage, nad^bem bie ßigue t)on ^ambrat) gefd^loffen mar,
fu^r er au§, ben |)offein ju fud§en. 5£)em S^t^bai, ber benfelben 3U
§ülfe gerufen, Verbrannte er £)abul, unb ba toarb ^iemanb gefd^ont;
am 3. Februar 1509 ful^r er miber feinen Seinb in ben <^afen öon
1) Macchiavelli, Legazione t)on 1510.
2) Coelius Rhodiginus, Lectiones ant. 191. Arluni I, 86. Paul Jovius,
Epitome libri X. Histor., p. 89.
3) Senarega, Res Genuens. 596.
4) Barros II, 2, 8. Osorius 170.
16*
244 3toette§ f8nä). 2)rittc§ ßa^itcl.
S)iu; iebe§ öon feinen ©(Riffen nal^m ein feinblic^e§ in§ 3luge,
e§ an nnb enterte e§. :^nbe^ man anf ben ©(Riffen fäm^jfte, f(f)lic
fid^ bie ^ßtauen öon ^alüut, bie f^ürften bon ^iu, ben 5lu§ganö b«
mut^enb, babon; ben 5legt)|)tem Ralfen njeber S)almattnet noc^ S5et
jianer; fie gingen unter ober ergaben fid§. 50^ir Coffein f^rang auf
Mfte, fa^ 3u Sterbe unb entftol^. S)a n)ar Sourenso gerädit;
Seeftäbte be§ ©ultan^ tjermod^ten i^nt feitbem nii^t me'^r i^ren %xi\
3U 3a!)len; bie te^te «Hoffnung ber S^ene^ianer tcar gebrod^en, ui
bie ^ortugiefen, o]§ne beren Geleit !ein (5(i)iff me^^r ba§ inbifl
5Jleer p Befahren ttjagte, toaren bie öoEfommenen Ferren beffelbc
S)a§ fei bie 3^it, fd^rieb bie Königin Helena öon ^Ibeffinien, bie
S^riftn§ feiner gebenebeieten 5Jlutter bor^ergefagt : „e§ h^erbe in ben
Sönbern ber graulen ein ^önig auffielen, ber toerbe ba§ ganje (Bt=
f(^led§t ber 5[Jloren unb SSarbaren Vertilgen" ^).
8eitbem prte gtalien auf, ber innere §of im §aufe ber Söelt,
mk 2l§canio ©for^a fagte, unb bie ^Jlitte be§ euro^^äifd^en S5er!e^r8
3U fein. S)er 3. gebruar 1509 Brac^ ben §anbel, ber 14. ^at
1509 bie Sanbmad^t S5enebig§.
2Gßa§ ift e§ nun, ba§ bie 9^ationen erT^ö^et unb emiebrigt ? 3ft
e§ bie ©nttoicfelung il^rer ^atur, äöad^fen unb S5ergel^en, toie eineS
5Jlenf(^enIeben§ ? 5lber oft toirfen äußere Umftänbe tounberbar p*
fammen. Ober todre e§ ein göttli(^e§, t)on boml^erein beftimmteS
SBer^ängnife aum S5erberben tt)ie aum @lü(f? — ^^leben bem ßm^or*
fommenben giebt e§ nod§ anbere lebenbige ^öfte, bie feiner ^u8=
be^nung in ein Unermeßliches begegnen. S5enebig toar em|)orge=
fommen, aU feine 5^a(^b am fd^toac^ maren; je^t !am e§ mit ftär!eren
5Jlä($ten in ^erül§rung; inbem e§, immer meiter um fid^ greifenb,
fic^ felbftänbig amifd^en il^nen ergebt, mirb e§ öon i:§nen angegriffen
unb übertoättigt. Unb 3ugteid§ fd^nitt eine neue maritime (Sntmirftung,
treidle einen anberen TOttet^un!t fud^te unb fanb, bie §üIf§queEen
ab , burd§ toelc^e man fotoeit gefommen toar. 5lu§ S5enebig fonnte
nid^t me^r toerben, al§ e§ bereite geworben; aber ba§ ^etoorbene
fonnte fid^ nod§ bet)au|)ten.
6. ^rieg ber SJene^ianer ^ur Errettung il^rer 8tabt
unb eines Z^tilt^ ber Sanbfd^aft.
5llS bie großen Sd^Iäge gefd§e§en unb Söenebig nur fid§ felbft
unb baS, toa§ e§ einft in ben orientalifd^en Sügen toiber bie 5tür!en er«
1) Barros II, III, 6. Osorius 196. Literae Helenae ap. Ramtf-
sium I, 177-
Ätteg ber SBcncjtancr. 245
Beutet, ntd^tS tüetter Befa^, BefC^toffen ^uliu§ unb f^erbinanb, beg
UeBrigen au fc^ouen: jener, benn bie ©tabt fei ein 3luge ;3^talien§,
biefer, benn er ftanb eBen in feinen ^auren!riegen unb gebadete
feiner catalonifc^en üled^te auf 5^eo^atri unb 5lt^en: „l^aBe er nur ju
20,000 (5|)aniem 3000 ßanbSfned^te, fo rooEe er (Sonftantino^jel felBft
eroBern" ^). ßubtoig unb 5!}lai-imilian bagegen tüoHten e§ öon (Brunb
au§ UerberBen, unb i^ie^u Vereinten fte fic^ burd^ 5lmBoife^). @rft
naä) ber ©c^lac^t na^m Subtoig ben ^er^og öon Saöo^en, n)eld)er
(i\)pexn forberte, in fein Säger; erft am 29. ^ai lie§ 9Jlajimilian
burc^ t)iete dürften, trafen, Flitter unb ^ienftleute be§ 9teid§eg ben
iBene^ianern ^^e^be anülnbigen. S)iefer toar l^ierBei am bringenbften.
%x erÜärte ben i^ürften be§ 9tei(^e§, bag Sanb t)on SJenebig fei ge=
toonnen ; nun gebenfe er fid§ auf bie (See ju BegeBen unb i^re üBrige
Dijlad^t au(^ 3u tiernid^ten. ©ein $lan tüar, mit einer )jä^ftlid§en
unb einer f|)anif(^en f^lotte öon ber ©eefeite, mit einem beutfd^en
unb einem fran^öfifd^en ^eere, bie SSrenta ^eraB, öom Sanbe ^er 'i>k
^au^tftabt einsufdjlie^en unb ^u Be^toingen : man !önne fie in 4 S5e=
5ir!e tfjeilen, unb jeber gürft !önne ein ©d^Io^ bafelBft ^aBen^).
^n biefem ^eban!en rüftete er. Unlängft toaren hk brei Schiffe
,3urü(ige!ommen , toeldfie bie fyugger nad^ ^alüut gefanbt, unb ber
üugenBlicfli(^e (S^etüinn t)on 175 ^rocent mad^te bie§ .pau§ reic^
^enug, il^m ba§ ^elb au^äuja^len, meld§e§ il§m ;Suliu§, ^^erbinanb
unb Subtoig, jeber au§ anbern ^rünben, äugefagt, 300,000 S)ucaten*),
fo ba§ ber (SJetüinn öom öftüd^en §anbel ben S5ene^.ianem nid^t aEetn
entzogen, fonbern foglei(^ tüiber fte felBft angetoenbet ttjarb. S)od^
-e^e er gerüftet, getüann fein UnterneT^men einen anberen Sl§ara!ter.
51I§ ßubtüig nad§ 5!Jlailanb 3urü(i!am, ^tte man if)m an einem
Mum^j'^Bogen feine ^^^aten, feinen Sflat^, feinen gug, feine ©d^lad^t
üBgeBilbet unb baBei aud§ ber 5^oBili öon SBenebig nid^t öergeffen.
3n i:^ren toeiten Meibern, bie §anb im SSufen, i)on @efid§t ernft
unb nad§ben!enb, fa:^ man fie, aU l^ätten fie nid^t allein tjor, fidC) ju
tjert^eibigen , fonbern aud§ ben ©traben gut^umad^en, ja bie llnge=
treuen au Beftrafen^). S)ie ©ad^e ift biefe. ^n ben öeneaianifd^en 8anb=
fd^aften fd^einen Beibe, .^erren unb llntertl^anen, anfangt geglauBt
1) Paris de Grassis bei Rainaldus unb Zurita 185, 196.
2) Zurita 194, tooäu Dumont JV, I, 117.
3) g;et)beBtief hti ©olbaft, 9fieidt)§t)anblung 92; ^anbcUunge auf bcm
SBotmfer ^Icic^itoge 96; Zurita 182, 195.
4) et)xcnfpicgel 1295.
5) Arluni, de hello Veneto, 81.
246 3tocitc§ Sud^. S)tttte§ ßapttcl.
3U T^afien, fle !önnten einanber entBe^ren. ;Snt)em bie §erren fal^e
\>a% t^re S^inbe mit t^ren S5eft|ungen, auf bie fie SBer^id^t teiftete
Tio($ nid^t aufrieben toareu, fonbern fie felBft p untettoetfen badete
unb inue toutbeu, ba§ fie eine SJormauer ju i^ret Söert^eibigung
burften, inbem bie Untertl^anen buxd^ bie ^äxU ber neuen S5ertt)alti
an bie TOtbe ber alten erinnert tt)urben , Bemerlten fie Beibe , b(
ntenfd§licf)e S^erBinbungen nid^t fo leitet getrennt finb aU gefd^Iofft
fonbern p einem natürlid^en S^tf^i^itten^ange öertoad^fen, toeld^l
aerrei^en, aEemal ba§ ßeBen gefä^rben ^ei^t.
3uerft in 2:ret)igi, ba§ mitten in ben Gütern Deneäianifc
^belleute lag, unb in ^abua, ju beffen SBerfe^r mit S5enebig !ai
80 ^d^ne be§ 2;age§ :^inreid§ten, ba§ ^ier iä:§rli(^ für 40,000 S)ucatef
betreibe unb bie f^rüd^te feiner Obftgärten unb SöeinBerge abfe^te^
tourbe man bie§ getoal^r ^). 5ll§ in 2^ret)igi Seonarbo Wffino erfd^ien,
um tu ©tabt für ben Äaifer einzunehmen, brandete nur ein ©d)u^*
ma(^er bie ^aijm unb ha^ ©efd^rei „©an ^arco'' ^u ergeben, fo fiel
il§m ba§ gan^e fSolt Bei. ^atte e§ fidC) ni(^t öor 175 3a^ren itt
ä^nlii^en SSebrängniffen öon freien ©tüdten bem ©lüde S5enebig§ an*
bertraut? @§ na|m auf§ neue eine tjene^ianifd^e S5efa|ung auf. ^n
$abua toareu bie Ä^aiferlidfien fd^on im SSeft^. 2)odö aU ^nbrea
^ritti in ber grü^e be§ 27. 3uli 1509 ein X^ox überrafd^t l^atte.
— hinter ^eumagen öerfa^^te ©c^ü^en, jeber feinen 5Jlann bon ber
Sßac^e faffenb, bann 2000 au§ na^em ©ebüfd^ — , aU er mit bem
mar(i)e§!ifd§en SHuf burd^ bie ©trafen fprengte, erÜätte fid^ aud^ l^ier
ba§ S5ol! für S5enebig, unb bie ßanb§!ned^te mußten toeid^en. ^ie
§äu))ter be^ 3lbelg mürben für bie Heb erlief erung ber ©tabt geftraft^).
.g)ierburd^ aber getoann ber Ärieg einen beränberten 6!T^ara!ter.
@egen ben §erbft erfd^ien ^ajimilian mit 26 gürften unb 12,000
^ferben — ßa|)alice, S3at)arb, frangöfifd^e unb fi)anif($e §ülfgbölfer
maren bei i:^m — , mit me^r al§ 100 Kanonen unb fo biel ßanb§«
fned^ten, ba§ fein §eer auf 50,000 ^ann ftieg, ftar! al§ ein toa^rer
^aifer, in ber Hoffnung auf eine ©c^lad^t, mie fie ßubtoig geliefert^).
2)ie SSauern im ©ebirge untertoarfen fid^, bie tiefer mo^nenben flogen
mit äöeib unb Äinb, mit S^ie^ unb fa^renber <g)abe nad^ ben ßagunen^
l^inter 2)ämme unb ©räben — fie trieben 10,000 <BiM S5ie^ nad^
1) Savonarola, Commentarius de laudibus Patavii bei Muratori 24,
1176, 1180.
2) Mocenicüs I, 21, 23. Coelius Rhodiginus, Lectiones ant. 191.
Arluni 86. Bembus 203.
3) Bayard 144. Jovius, Vita Alfonsi ducis Ferrar. 156. Weiskunig 290.
Ärteg bcr SSenejianer. 247
gaöar^ere, 20 000 naä) ^Ulontalban , unb ^ter äeigte ftd^, tüte man
einft Söol^n^lä^e in ben Sagunen nel^men !önnen — ; nirgenb^ er=
fd§ien ein |)eer^). ^ux ^abua ftredte if)m im S)reietf feine 60 f^ufe
^ol^en, mit fünffacher SBefeftigung öerfe^enen ^anem äum SBibexftanb
entgegen. 5!Jleffer Sorebano, nnnme^r üBeraengt, ba§ (BIM S5enebig§
fei an bie ©r^altung ber ©täbte anf bem feften ßonbe gefnn^ft, xoax
ben SJenegianern einen neuen 2öeg t)orangegangen , unb ba fonft nie
ein Stbliger p ßanbe gebient, ^atte er juerft feine beiben @ö!)ne jur
SBert^eibigung ^abua'§ angeboten^). TOt benen gingen 174 anbere
junge 5^obili, ein jeber mit 10 5Jlännern, weld§e fic^ auf Seben unb
lob äu i:§m Derbünbet, im ^anjen 10,000 ^ann nad^ ^abua.
@ine§ jlage§ !amen aEe auf bem ^ra htUa S5aEe öor ber Äir(^e
6t. Suftina, ber ©t^u^^eiligen ^abua'g, äufammen. <g)ier toar ein
'Xltar erri(^tet, auf bem ba§ ©bangelium lag; nac^bem bie 5Reffe
gelefen tüar, traten fie aEe, 5D^ann für 5[Jlann, ^in^u, berül^rten ba§
©üangelium unb fd^muren, bie (Stabt mit tod^xtx %xtne, mit i^rem
!^eben äu bertl^eibigen^),
2®iber biefe ©tabt rüdte ^^lajimitian. ©eine SSriefe, bie an
^^feilf^i^en gebunben hineinflogen, blieben unbeachtet, — bie .kugeln
au§ feinen großen 35ombarben, bem Strauß, ber fd^arfen ^e^e unb
anbern, bie auf ein befonbereS @efteE gelegt mürben unb be§ 2age§
nur biermal abgefd^offen toerben tonnten, fd^redEten nid§t; unbeforgt
fd)rieb 6öliu§ 3ftl)obiginu§ an feinem Sßerfe Lectiones antiquae fort;
ber @turm einiger f|)anifcl)en ^äl^nlein au§ ber 'S^d)t be§ großen
(5)on5al, bie fdf)on eine SSaftei erftiegen Ratten, enbete mit bem S5er=
berben berfelben, al§ fid^ ba§ unter troctenem üteifig Verborgene ^ulöer
ent^ünbete. S)ie ßanb§!nei^te maren bereit, nocl) einmal ^u ftürmen,
tüofem i^nen einige ©d^merbetoaffnete jur 'Bdk träten. Unb ^ain=
milian forberte mirllid^ bie fran^öfifd^en §omme§ b'^lrmeg, bie hd
itjin maren, bap auf; benen aber mar ba§ nic^t genehm. S)er 33at)arb
ftoc^erte ficf) in ben Sännen unb fagte: „©oEen mir un§ ^u Seiten
berer in @efal)r magen, bie ©(iineiber unb ©d^ufter finb? @r fd^irfe
feine beutfd^en ©belleute mit un§" ; biefe, benen man e§ nun antrug,
entgegneten: „fie feien ge!ommen, äu ^ferbe ^u ftreiten unb nid^t jum
Sturm" *). ^IJlajimilian in bem Unmuts, meldten bie ^inberniffe be§
1) Petrus Justinianus 372. Mocenicus 30.
2) Naugerii Oratio in funere Leonardi Lauretani 1530, f. 31, 22, 36,
18. Savonarola, de laudibus 1177. Carpesanus 1269.
3) Mocenicus II, 34. Petrus Justinianus 384.
4) Arluni III, 108. (St)renjptegel 1265. Zurita 204. S3ornet)mlic^
Bayard, c. 37, p. 171.
248 3toßtte§ S3ud^. 2)rittc§ ßapttel.
S5orurt!|eil§ in jebem tt)ättgen 5)lenfd^en ertoerfen, Befahl, ba§ ßager
3uBrec§en, toatf S5efa|ungen in bie anbeten $(ä^e unb öerlie^ S^tali^
hierauf tarn ba§ ©lud ber S^^ene^ianer öorsüglid^ burc^ bie ,
neigung aEet SSauem ju il§nen erft red§t em^or. Oft, toenn
S)eutf(^en buxi^ bie 5lpler 3tt)ifd§en ben SöeinBergen sogen, fom^
tüo bie 6d§Ind§t enger tnarb, SSanern l^inter ben äöeinftöto l^eröj
fd^rieen auf, „nun tüoEten fie itjte Später unb .^inbet unb SBetj
täd^en", unb griffen an; oft lagen fie hinter bem @efträu(^, U^
fd§toäc§erer Soften !am; bann riefen fie bie S^ene^ianer, bie fii^ ai
in ber ^flö^e öerftetft Ratten, 5um ^orbe. S)en Solbaten ent!am n(
ber ^Jlard^efe t)on 50^antua Bei einem |)lö^Ii(^en UeBerfaE; aBer öicr
SSauern fanben il^n in türÜfd^em SBei^en, öeracfiteten feine großen
S5erf|)red§ungen unb üBergaBen il^n in ben S^^urnt ©an 3Jlarco. S)ct
S3ifd§of t)on Orient, ben ber ^aifer in S^erona äurü(fgelaff en , ließ
einen 5Jlann ergreifen, toeld^er gefagt, er fei marc^eSüfd^ ; ber S5ifd§of
ließ i^n l^ängen; aBer Bi§ auf bie Se|t BlieB biefer ftanb^^aft ^). Seben
2;ag toarb e§ fd^timmer. S)a gelang e§ hm S^ene^ianern, felBft S^erona
äu gefäl^rben, S^icen^a aBer, ^onfelice, ^ontagnana unb biele anbete
£)rtf(^aften tt)ir!li(^ 5U eroBern. ©oBalb fie einen Ort Tratten, fteEtcn
fie bafelBft einen (5t. ^arcug auf, jebod^ ni($t mel^r, toie fonft, mit
bem ^U(^e, fonbem mit bem ©c^toerte^).
§intt)ieber gaB ^Jlajimilian feinem g^^^^^ulJtmanu, Sftubolf öon
Slnl^alt, einem ^[flanne, ben bie ^ad^Barn au .^aufe be§ ^efd^led§teS
öon %ni)aU l^ol^e ^rone nannten^) — fein Sdu^m toar bie Sreue,
unb fein §eer nannte il^n Slnl^alt ha^ treue SSlut — , am 7. 5l^rtl
1510 ben 5luftrag, ha^ ßanb auf ©treif^ügen mit ©d^toert unb
geuer, mit ütauB unb 3Jlorb 3u öertoüften*). S)a !am e§ 3u ben
gräßlid^ften ©reigniffen. 5ludf) in bie (Srotte bon ^afono !§atten fid^
ätneitaufenb 5!)lenfd§en, Wdnmx unb SCßeiBer unb ^inber bon guter
^eBurt, geflüd^tet; öor biefe trotte tamen einige gran^ofen Oon ben
§ülf§t)öl!ern ; too ber Söinb l^inein^og, machten fie Seuer an, fo baß
bie Unglüiflid^en üom 9ftaud^e aEe erftic^ten^). Sn Ubine l^atte man
jtoei @ngel mit Blutigen ©d^toertem üBer ber .^ird^e gu feigen geglauBt.
1) 3}ornel)mltd| Macchiavelli, Legazione naü) 3Jlaniua bon 1519, V, 319.
Mocenicus 40, 46. Bembus 214.
2) Macchiavelli, ebenba, lOtet «rief, p. 324.
3) SStief <^ieront)mu§' , SÖif(^of§ bon SSrinbenburg , in S3erfmann§ 2lnl^.
e^tonif, V, II, 127.
4) Commissoriale Maximiliani bei SBßctmann 130.
5) 3JiajimiItan§ SBricf an ^Pfolggtaf Siubtotg in ©olbaft, 9(let(^§!^anblung I
SSa^arb 1^9—201.
2)ic Untctnctjniungen bt^ ^ap^k^ ^vilin^ Ib 249
J3n biefem Kriege, in bem man balb belagerte, üBerüftete, ftegte, balb
jübexUftet, gef dalagen loarb unb tt)ic§, fc^iettett biefelBen il^re ^ebeutung
iburd§ ganä fyriaul au erfüEeni). 3^n £)efterreid§ Belannten Einige,
jte feien t)on ben S^ene^ianern gebungen, ^emx auäulegen.
25euebig ]ü1)xk biefen Ärieg ntd^t mtf)x, um Stalten ^u erobern,
Stalten äu befreien • — mit biefen planen ift e§ borüber — , fonbern e§
toxU fi(^ ber faft unern)arteten 5^etgung feinet ^ol!e§, ber Sage ber
allgemeinen ^efd^äfte bebienen, um fein ßanb, menigfteng jum 2§eil,
itoieberaugetüinnen. ©o befd^äftigte e§ fid^, nad^bem ber inbifd§e .g)anbel
öerloren toar, mit einer neuen @inrid§tung be§ §anbel§ am 5Jlittel=
meere. 3nbe§ brad^en neue SSegeben^eiten an.
7. 3)ie Unt ernetjmungen be§ $a:|3fte§ aur Befreiung
Italiens.
„ßuere «g)eilig!eit toei^", fd^rieben bie SSene^ianer in i^rem erften
Unglüde an ben $apft, „mie e§ mit un§ ftel^t; @uere §eilig!eit fü^le
Erbarmen, ©eligfter S5ater unb §err, unfer gnäbigfter §err! <g)aben
tütr Eueren SSef eitlen ge^orfamt, ti)ie toir getl^an, fo tnürbige bie |)anb,
iüel(^e bie Söunbe gefd^lagen, fic aud§ 5U feilen" ^).
S)er ^a|3ft meinte, ber Siga öon ßambra^ fei genuggetT^an ;
„1:)af)t ber Äaifer feine ©täbte nid^t, fo fei beffen ©aumfelig!eit
baran ©c^ulb"; am 20. f^ebruar 1510, in ber <g)alle ©t. $eter§,
entbanb er S5enebig t)on 5lnat^em unb ©jcommunication unb ftrectte
feine .^anb über ben @efanbten ber fRe^ubli! pm ©egen au§^). ©eine
cb(e ©eele mar boE ^ol^er unb für gan^ i^^talien bringcnber ^^^läne.
S)arum nämlid^ ^atte 5lmboife be§ ^aifer§ 3ug tfiber 35enebig
mit franjöfifd^er ,g)ülfe unterftü|t, bamit berfelbe i^n jum $a|)fte
mad§en möd^te; unb in ben |)anbfd§riften bon SSet^une finbet fid£)
ein ganzes ^eräeic^ni^ öon Knaben, meldte 5lmboife bem ,^aifer äu=
gefielen moEte, fobalb er fein 3^^^ erreid^t l^abe*). ©eine eigene
@efa^r alfo beftärüe i^uliuS in ber alten 5lbfid§t, fein 25aterlanb
^enua, öon too bie gregofen, feine SSermanbten, au^gefd^loffen toaren,
au befreien, um bie ^ranjofen au§ i^talien 3U öerjagen. ©inft mar
bie§ fo gut ber S5eneaianer al§ feine 5lbfic^t; äuöor Ratten fie beibe
inbefe i^^ren eigenen ©treit au§3ufed§ten. ^un toar er au§gefod§ten
iinb bie 9)lad§t üon S^enebig :§iebei gebrod^en. 51un entfd^lo^ fid§
1) Petrus Martyr unb Mocenicus 55, 59.
2) Epistolae Venetorum bei Senarega, Annales Genuenses, Muratori 23.
3) Paris de Grassis ap. Rainaldum, Annales Eccles. XX, 75; Bem-
bus 200; Daru au§ Mss. III, 881.
4) ©atnicr an^ hn ^anbfd^xift XXII, 219, unb Zurita.
250 ' Stoettf^ ^««fl- 2)ritte§ ^apM.
3uliu§, ben 9fleft ber öeneätanifc^en 5^ac^t ju retten unb mit tl
im Sunbe ba§ äöet! 3u beginnen. @in um fo !ü^nerer (Sntfd^li
ba bie§ gerabe ben ^rieg feiner f^einbe gegen i:^n, ben fie fonft Sc
Ratten anzufangen, entaünben mu^te. OBtool^l e^ fo gefal^röoE toi
bie Galeeren in Oftia Bereit au Ratten, um im ^ot^faEe entfiel
3u tonnen, Blieb er boc^ Bei biefer Meinung: „für gut ]§alte Subt
bie anberen ^^ürften au feinen S5afaEen unb i^n au feinem (iap\
au ma($en; aBer er tooEe biefe Stirannei nic^t erleBen, er tooEe
granaofen au§ i^tatien berjagen, unb feien feine ©ünben baran ©d^i
ba^ er ba§ nid§t Vermöge, fo tooEe er nid^t toeiter leBen. gür
^Befreiung 3^talien§ tooEe er fein SBlut tjergie^en" ^).
Ungefäumt — Sögern öerftanb er ni(f)t — f(^ritt er, unb au=
erft in ^errara unb (Senua, ^nx 2^i^at.
^n gerrara erhielt fi(^ 5lljon§ ton @fte, toie feine S^orfa^ren,
eine öon feinen UntergeBenen , feinen Söertoaubten unb feinen Oberen
gleich unaB"^ängige (Semalt. ©eine IXntert^anen Be^errfc^te er buri^
^eri^t unb SBaffen; o^ne Semanben gefragt au -^aBen, lie^ er feine
@efe^e burd§ Sirom^eten öertünbigen unb feine üteBeEen mit ßorba
ober ©(^toert Beftrafen^). ©eine SBrüber, ^uliu§ unb ^erbinanb, bie
i:^m na(^ bem ßeBen geftanben, ^ielt er gefangen. S)en beneaianifd^en
S5i§bomino, ber fonft mit feinen 3lufaügen unter trommeln unb
^Pfeifen felBft feinen §of nidit t)erfc§ont, mar er in ^olge ber ©d^lac^t
t)on @:§iara b'^bba Io§getoorben; ftatt an feinen Sel)n§^errn, ben
$a^)ft, ^ielt er fic§ an ^aifer unb Äönig.
S5on biefem 5llfonfo berlangte ber ^apft, ba^ er mit Sßenebig
grieben machen foEe. @enua au öerfud^en, fd^idte er im 3uli 1510
^P^arc 5lntonio ß^olonna unb bie ^artei ber gregofen au§, bie i^n
in Hoffnung auf feine Staaten ;Suliu§ ßäfar nannten unb mit bem
@efd)rei: „greif)eit unb Italien", auf bie Sfliöiera !amen^).
5ltfonfo aBer, ber bor furaem eine Bebeutenbe öeneaianifd)e
giotte, meldte miber xf)n ben ^o ^erauffam, t)on feinem S^^urm
^^po§> unb ben S)ämmen am giuffe au§ mit bem @efc§ü^, ba§ er
felBer gegoffen, tiemic^tet ^atte^), tooEte nic^t in biefen ^rieben
miEigen. äuliu§, eraürnt, ba^ e§ bod^ notfi S5afaEen geBe, üBer bie
er nic§t bi§:|)oniren tonne, forberte me^r: „Stlfonfo foEe feinen Unter=
tl^anen !eine neuen Saften auflegen, gerbinanb, feinen SSruber, üBer=
1) Zurita II, 227, 235.
2) Diarium Ferrarense 229, 234, 290, üBeraE.
3) ©diretben in ben Lettres de Louis I, 255.
4) Bayard 148. Coelius Rhodiginus, Lectiones ant. V, 194.
2)tc Untcttte'^muttgeit be§ *ßa^ftc§ ^ulini II. 251
bieg be§ ^apfte§ *4^atf)en, Befreien unb nid^t bem SeT^nS^erm äum
Xro^ — benn fd^on BeÜagte ftd§ ^lupfttn @^tft, ber bie (Salätoerfe
in bem neuemoBenen ßeröia ge^padjtet^) — ©alj gu ßomacdCiio
malten, toa§ er nie geburft, jolange Seröia bene^ianiftf) getoeyen".
%n] aEe§ bie§ erfolgte inbe^ nnr ein ^ein ober eine 5ln§flu(^t:
5llfonfo tooEte i^m nic^t gel§ord§en ^).
^xä)t Beffer gelang e§ ben Sregofen in @enua. Sie l^offten auf
eine ©r^ebung il^rer ^In^änger, fobalb fie erfd^einen würben. ^Iber
bie granjofen l^ielten bie^ntal eine gute 5!)lann§5ui^t innerhalb tok
au^erlialb ber ©tabt unb ;Sebermann in ©direrfen. @§ ift aufgeaeid^net
tDorben, ba^ bie S3auern, toenn man bie Äö^fe Eingerichteter üleBeEen
i^nen 3um ©d^reden burd§ il^re Orte frf)i(fte unb auf ^fäljle ftedte,
biefelben t)om Söinbe ^erunterme^en fallen unb nid^t anprül^ren
toagten. hofften nun bie f^regofen eine SSetoegung i^rer Sln^änger,
fo erUjarteten biefe auerft einen glüdElid^en Erfolg bon il^nen^).
S)ie§ erfte ^i^lingen ertoerfte ben ^a:|3ft 3u neuen ^nftrengung^n.
6r f:prad§ über 3llfonfo ben S3ann au§ unb rüftete eine glotte toiber
(Senua. 5lBer er fa^te nod§ größere ^läne: er tooEte mit einem
©d§lage gexTara üBertoinben, @enua empören, bie granjofen au§
5Jlailanb berjagen unb ben S5ene3ianern über ben ^aifer fiegen ]^elfen.
Unb l)ieau foEten i^m bie ©d^mei^er Reifen. 2)ie @^od§e trat ein,
in toeld^er bie ©d^toei^er bie ^ö^e i^reg 5lnfel|en§ in Ärieg unb $0=
liti! erreidit ^aBen. S^ergegentoärtigen toir un§ in ben ^runbäügen
i'^re bamalige Sage.
^m ^^eBruar 1509 j§atte ßubtoig i^ren 35unb aufgegeben*), unb
e§ ift offenbar, föarum. Srol feiner i^a^rgelber mar er mit iljnen
gtoeimal, 1501 unb 1503, Beinahe in offenen ^rieg gefommen, :^atte
er anlegt ben Urnern ^eEinaona jugefte^^en muffen unb ^atte ge=
iDiffe ©ölbner, meldte ^nf^rüd^e an öerfaEene SSe3a:§lungen mai^ten,
niemals Befriebigen !önnen. Unb fo oft e§ au einem ^riegSguge !ommen
foEte, erhoben fid§ bie ^arteten nad^ feinem SSunbe toie bor feinem
SSunbe; bie Unter^^anblungen üon 1507 miber ^ajimilian !ofteten
il)m bie fel)r Beträc^tlid^e ©elbfummc bon 230,000 Bulben ^). ßr
1) Leonardo da Porto, Stief in ben Lettere dl Principi I, 3.
2) Jovius, Vita Alfonsi 160. Andre del Burgo in ben Lettres de
Louis I, 250.
3) Senarega 600—603. Macchiavelli, Legazione alla corte di Francia
V, 347.
4) SSuttinget bei f5?U(^§, aJlaildnber f^elbäügc II, 133. ©atnier 236.
5) ©tettlcr bei bem 3- 1507.
252 Stoettci S3uc^. 2)ritte§ (^apM.
badete gel^orfame Sölbtter äu i^aben unb ]§atte äufeerft toiberf^enft
S5unbe§genoffen. ^lun toirb ßubtüig, ber übetbieg ba§ ©elb niemc
gering anfrfjlug, aud^ ol^ne ;3f<il§tge(ber, feiner wal^ren ^arteigäm
bnrd^ gelieime ^enfionen nnb eine§ ^eere§ bnrd^ ©olb fidler ju fe
geglauBt ^aben. @Iei(^ nac^bem er ben ^nnb aBgeÜinbigt, Beftätij
fid^ biefe 3Joran§fe|ung. O^ne aEe Sfci^rgelber tarnen 6000 (Sd^toei
5U feinem öene^ianifd^en Kriege, unb hu\t entfd^ieben feinen (Sieg
bemfelBen Sage, al§ ^u «^aufe, mit faft fidlerer ^rtcartung be§
foIge§, ein ^nnb mit S^enebig ijorgetragen toarb. 51ad^ ber ©d^Ic
freilii^ !onnte barau§ nid§t§ tüerben^).
3^nbem nun hk ©d^toeiger l§ierauf feinem Surften t)er^flt(
toaren, l^offten bie Patrioten unter il§nen, man tüerbe !ünftig Sebei
mann öon frembem ©otbe jurücE^alten unb o^m S)ienft unb 2)ienft=
gelb in tüa^rer grei]§eit leBen.
5!}tan mu§ eingeftel^en, \)a^ bieg nid§t teilet möglid^ tüar. S)eg
@elbe§ 3U entbehren, toäre i]§nen t)ielleid^t nid^t aEäufd^tner getoefen,
biefen Sftid^tern, bie nod§ unter ber Slanne ju SaStorf fa^en, üted£)t
5U fpred^en, ben S5orne§meren , benen e§ ein aE^ugro^er ^luftoanb
fd^ien, eine befonbere ^efinbeftube ^u ^eijen, ben angefe^enen §au§=
toirt^en, toeld^e fid§ mit genftern Don %u^, ober, toenn ja tion (Bla^,
mit toalbgläfernen S'tutten, ha^ (BtM um 4 Pfennige, begnügten,
ben übrigen einfad^en Wirten unb SSauern^). 5lber be§ Krieges
lonnten fie nid^t entbel^ren. @o frü^ bie Knaben fonnten, l^ingen fie
ein Sd^toert über ha^ linfe .^nie, ftectten eine ©trau^feber auf ben §ut,
folgten ber 3:rommeI unb übten fid§ in Mdifenfd^ie^en ^). ®§ toar
!ein ^f^^^^ttiarlt, feine ^ird^toei^, fein ©d^n)ur 3U einem neuen 2anb=
t)ogt o^^ne eine ^[Jlufterung , eine ©d^ie^übung. 5lud^ ber ßa]^mc
mu^te einen ^arnifd^ :§aben, aud^ ber ^riefter Tratte ein ©d^mert auf
ber ^anjel um *). S)ie gl^re eine§ S5rautauge§ toar, Ujenn S5iele un«
gelaben, aber mit .geEebarben unb (5d§tt)ertem, brei unb brei in einem
stiebe, fid^ anfd^loff en ^). Söenn alSbann biefe friegerifd^en 5Jlenfd§en
beifammen toaren, @efd^Ied§ter unb fünfte in befonberen ©tuben —
nod^ nannten fid§ aEe ^u — , erfd^ien tüol§l einer, ber jüngft au3
bem ^^elbe naä) .^aufe gefommen toar, lie^ bie Bulben füngen, bie er
1) Slnf^elm hzi @lu^ 222 (IV, 122). «BembuS 177. ©eljffel 312.
2) ©lit^ an^ Mss. 456. Slnf^ctm bei g;ud|§ II, 224. 2lud^ ba§ ßeben
2fol)ann Dreüi'g au§ beffen, obtooi)! etU)a§ späteren Stiefen 478.
3) Wimphelingii Soliloquium, cap. XXVIII, bei gud^S 56.
4) SBcifpicl bei ®Iu^ 488.
5) Wimphelingii Soliloquium, c. 31 ibid. @lu^ au§ Mss. 492. ©tmler,
^clöetia II, 50, im Thesaurus Helveticus.
2)te Unternehmungen be§ 5Pa^fle§ Suli«§ II. 253
al§ Solb ober al§ SSeute baöongebxai^t, unb entgünbete bie 5lnberen
,^u bem SQßuttjc^e, ha^ man auc§ i^rer bei fd^önen §elmen unb <&elle=
barben in intern §anfe einmal gebente. Simmann ütebing fagt mit
^Rei^t : „i^re 3ugenb muffe fid^ immer irgenbtüo^in ergießen" ^).
Sn ber Ueberaeugung, ha% biefe§ 35ol! bon allen SJerbünbeten
für Italien am minbeften gefä^rlid^ fein merbe, burc§ bie S5ermitte=
{ung matit)äu§> ©d^inerS, SSifc^ofS sn SßaEi§, fd^loB ^niin^ — ber
]iä) fd^on, 3nerft bon ben ^ä^ften, mit einer ©d^tüei^ergarbe um=
geben ^atte, — am 26. f^ebruar 1510 um 12,000 Bulben ^a^x=
gelber einen S3unb auf fünf ^a^re mit i^m; bafür foEe e§ tüiber
Sebei-mann , ber ber römifd§en .^irt^e Ungemac^ 3ufüge , berfelben
6000 ^ann in ©olb geben 2). TOt biefem S3unbe bai^te :^uliu§ feine
ßnttoürfe unfehlbar gu erreid^en; im ^uli fanbte er 36,000 Bulben
nad§ 8Ü^artinad^ unb forberte hu gugefagte 5Jlannfd§aft^).
5lm (Snbe be§ Sluguft 1510 enttoidelte fid^ fein umfaffenber
ÄriegSplan: ha^ |)ä^ftlid§e ^eer na^m 5!Jlobena tin unb bebrol^te
<yerrara; bie S^enegianer er'^oben fid^, ba hu ^eutfd^en prüd^ge^ogen
waren, gegen SJerona. S>ie glotte, toeld^er ber ^apft hu f^a^ne mit
bem ©(^lüffel unb ber breifad^en .^rone übergeben, mar in @ee, um
(V)enua anzugreifen, unb zugleich erfc^ienen bie ©(^toei^er, 8000 ^ann
ftarf, an ber Streifa, um mitten burd§ ba§ ^ailänbifi^e auf bie an=
bere ©eite bon ^errara — toie ß^aumont auf S5ologna — ^u faEen
unb Ijieburd^ 5lEe§ 3u entfd^eiben. „©d^on fei hu :ba|}aliftifc^e ^artei
nmi^tig berftärft in gerrara, unb ßucretia l^abe entfliel^en moEen. S)ie
Stabt merbe fid§ ergeben muffen, toie ^Bologna. Unb al§bann — l^abe
man ni^t S^erftänbniffe ^u S5re§cia unb ^arma, bie Partei ber @T§ibel=
(inen in gana ^ailanb?" *) ^ie^u erljob ftd§ ber ^ap^i felbft bon S^tom
imb ging auf SSologna. gtoar berlie^en i^n bie franjöfifd^ gefinnten
(sarbinäle; er aber ^atte feinen S^J^^fel am gelingen, ^n ßoretto
Weitete er ber Jungfrau ein großes filberne§ .^reu^ mit ber 3luf=
icf)rift: „^n biefem Qeiä)tn mirft 2)u fiegen" ^).
3n ber ©d^toei^ ift ^äufig gefc^e^en, ba§ bie Unter^anblungen,
ineld^e nid^t gelingen moEten, eT^e man in§ ^elb gerüdtt, algbann ge=
langen, menn man bie§ getrau, toenn bie für ben ^rieg Sifrigften
1) mUex, ©d^ttjeiäexgcfd^td^te, S5b. V, cap. 2, nota 151.
2) 3lrttfel hii 9lnft)elm IV, 100, ©tettler 444 unb gfudtiS 158. ^fultug,
^^(u§fQQC in bet .^anblung ber S5oten; 5lu§äug "bzi f^udfiS 216.
3) 3Jiayimtltan§ ©c^rctbcn an @rnft t)on 3^agbeburg hü Serfmann,
3lnt)aU. ß'^roni! 135.
4) Bembus 256, 257. DreKt, Seben, p. 75. Mocenicus, p. 60.
5) Yictorellus ad CiaccoDÜ vitas paparum. Vita Julii II, Paris de Gr. 78.
254 3ioette§ Sud^. 2)titte§ ßapitel.
mit bem ,&eere auSgejogen tüaten. i^orfd^t man nad^, fo tntrb
finben, ba§ btefer ^Jlt^tcmb pöor an mand^em Un^^eil unb ^ule^ti
bem Untergang ber nnaB^ngigen ©ibgenoffenjd^aft bte eigentl
©(^ulb gel^abt ^at^). 2)amal§ toax ba§ ,&eer !anm über ben
l^arb, aU ftd§ fatfertid^e unb fran3öftfd§e Parteigänger 3U regen
gannen. ^an gab ettoa^ auf 5[JlajimiIian§ Erinnerung, ber
tootte 5!)lailanb unb nidf)t f^errara mit i^rem S5ol!e angreifen;
fem e§ nid§t äurürffe^re, merbe er mit ber f(^on ^ufammengerufe
5[Jlac§t be§ 9leid§eg in i:§r Gebiet einbringen^). Obtool^l fi(^ bie
alten Söalbftätte, bereu i^ntention immer miber 5Jlailanb ging, toxi
festen, befd^lo§ bennod§ bie 5Jle^rl§eit, ber fran^öfifd^en @efanbtfc
fi(^ere§ Geleit 3u gemä^ren; obmo^l 8!Jlatt5äu§ ©deiner erinnei
hu ^bfid^t fei, bem ^ap^k fSoli p fenben : „miberfe^e fid§ ber Äöntg
tJon gran!reid§, fo fei ber ^önig be§ ^a:|3fte§ f^einb unb fie burd^
t^ren S3unb mit bem ^apft toiber itin öer^flid^tet" , befd^Io^ bie
5!}le]§r^eit bennod^, ba§ für ben ^ap^i gemorbene §eer foUe bi§ auf
toeiteren S3efd^eib einl^alten^). @in fold^er SSefe^l ^at nun bie im
gelbe fte^enben Stru^ipen, bie i^n nid^t öon einer Partei, fonbem
öon einmütl^igem S3efd^luffe herleiteten, jebeSmal in S5ertoirrung ge«
bracht, diesmal toaren fie gmar bereits t)on S5arefe U§, ß^iaffo M
6omo gelangt; aber ba fie burd§ ben ^Jlangel an SebenSmitteln litten
benn fie fanben nid§t§ al§ ^aftanien, Trauben unb Mffe, t)on ben
5?lü:^len mar ba§ Eifentoer! abgenommen — , ba il^nen bie 8tra§e
burc^ giüffe ol^ne SSrütfen gef:perrt toar unb fie ring§ öon fran»
äöftf^en Sfteitem umgeben toaren, toeld^e ^toar nid^t gerabeau an=
griffen — benn fie fc^euten fid§, bie SfJad^e 3U reigen — , aber immer
beläftigten unb immer brol^ten, toaren fie anwerft unmut^ig ge=
toorben*). ^flun !am ber 58efe:§l ber ^agfa^ung; unb über=
bieg tourben einige ^auptleute beftod^en; in ber aEgemeinen ^'lot^,
S5ertoirrung, Unlunbe erfolgte ber Mc^sug; am 12. ©e:ptember
lamen hu erften ©d^iffe mit ben gurüdtfel^renben über ben ©ee nad§
ßuäem^), an bemfelben bte fran^öfifd^en ^otfd^after bor bie %a%-
fa^ung. S)ie 5lbgeorbneten öon Uri, (Sd§tot)3 unb Untertoalben öer«
liefen in (Sntrüftung bie ©i^ung; bie Uebrigen fteEten ein ©d^reiben
1) Hallet du Pan, ^erftötung be§ (Sd^toeiäctbunbeg, S3b. II, cap. VIU,
p. 111.
2) 9lu§ bem ©(^reiben M ^ud^S 178 unb Tschudi Continuat. bafelbft;
bgl. Slnfl^elm IV, 125.
3) g:ud§§ au^ bem 5lbfd^cib 184. ^eugnife «Ulftr. äöaltetS 231.
4) Mocenicus 63. SBa^atb 205. SBußinger hn gfudjg 192.
5) Breve Julii bei ^uä)^ 239. 2ln^l)clm bei @lu| 225.
S)tc Untcrnc'^muttgcn bcs 5papfte§ 3^uliu§ II. • 255
an ben $apft au§ : „S)er Sßater be§ gnebeng möge mit ben Sl^rtften
f riebfertig unb o^ne arge ßift öerfal^ren'' ^).
©tatt ber ©ülfe empfing ber ^apft, toie er uaä) ^Bologna ge=
!ommen, biefe§ ©c^reiBen. ^a Ratten ^uöor bie S^enejianer S5erona
Belagert; fie toaren jum ütüifäuge genöt^igt, at§ bie ^^ranjofen, Don
ber f^urc^t üor ben (Sd^meiaem befreit, ber ©tabt p §ülfe eilten 2).
Ueberbie§ ^atte ba§ ipäpftlid^e ^eer nid§t ^eggio nel^men, gefd^tüeige
i^errara angreifen !önnen. S)ie ^(otte toiber @enua i^atte fic^ öor
S5abo in bem .Jpafen gezeigt nnb äu lanben öerfud^t, aber eine gleitf)
ftarfe gegen fid^ unb nirgenb§ f^reunbe gefunben; fie toed^felte mit
bem f^einb einige ©teine au§ ben Sombarben unb feierte um^).
^llleg toar mißlungen. §ier, U)o bie ©ad^en bon augenblitftid^em
Uebergetoid^t abfangen, tno bie 5Jleinung ber UeBermad^t bem ©iege
t)or:^erge!)en mu^, tt3ar ba§ 5Jli§lingen ol^ne g^^tfel bem ütüc^äuge ber
©c^tDeijer ju^ufd^reiBen.
Unb nun, toie im ©tiergefec^t ber ^icabor, menn il^m ber
2;obe§ftid^ mißlungen, toie ber i^öger im (SeBirge, tcenn i^n bie @emfe,
bie er öerfel^It, in ben 5lBgrunb 3U reiben brol^t, fa^ fid^ 3^uliu§
au§ einem Singreifer unb SebroT^er fofort p einem eingegriffenen
imb ^öd^ft ^efä^rbeten getoorben.
Subtoig zögerte lange, i^m p Begegnen. „2)er ^fapft l§aBe
teiifüfd^e S)inge toiber feine @^re unb feine Staaten, an benen er
nichts berüeren tooEe, bor; aber leiber jie^e il^m ein ^rieg mit bem=
jelBen bie gan^e ß^^riftenl^eit auf ben ^aU" *). ^od§ im ;3^a^r 1510
ftarB SlmBoife; unb ba er 5liemanben ^nm (SrBen feine§ ^nfel^en^
^interlie^. Da ber ^önig üBer großen planen 'tik geringeren, oBtool^l
eben bie Mittel ^u ben größeren, 3U überfeinen :pflegte, erfd^ien bie
(2taat§0ertoaltung minber unterne]§menb. „O mein ^atron", fagte
stöbertet, al§ man il^m ein S3ilb SlmBoife^§ Brad^te, „toenn bu leBteft,
fo wären toir mit unjerm §eer in 9tom" ^). ©nblid^, nad^bem ßubtoig
burii) bie Söermittelung ber giorentiner OergeBen§ Unterl^anblungen
berfu(^t, al§ ©d§Iag auf ©d^lag, Eingriff auf Singriff erfolgte, ent=
fc^ieb audf) er fid§ ^um Kriege. Slm 16. (Se:ptemBer fam bie @eiftlidn=
1) ®lu^ au§ bem 3lbfd)eib 545. a3ßaltet§ ^cugnife 231. Simleri
Yallesia.
2) Lettres de Louis II, 22. ^majimilian in ^orma^r§ 3ltc^it) 1812,
p. 588.
3) Mocenicus. Senarega 604, Folieta, Historia Genuens. 262.
4) Lettres I, 270. Macchiavelli, Legazione a. c. dl Francia, lett. 6.
V, 349.
5) Macchiavelli c. 383, 380.
256 3ioeite§ SSuc^. 2)rittei gapitcl.
feit be§ ^önigtetd§e§ nac^ 2out§ ^ujammen, me^r ju 9flat^ al§ jj
Stiat, öornetimlid^ um bie ^Jletnung be§ S5oIfe§ 3u getoinnen, ui
fäEte ta^ Uttl^eil: „ein gürft bürfe aEerbingg ben Eingriff be§ $a^ftf
ertoibern, n)enn au(^ nur, um i^n au fc^toäc^eu uub nic^t ju ööEig^
SJetberBeu" ^). 2)ie§ tube§ gerabe l^atte bet ^öuig öor. ;Sn bemfelBj
^JJlouat !am ber Mferlid^e S5otfd§after, g}lattT§äu§ Saug, S5if(^o| ijot
@ut!, bie Soire ^exab. S)er Sl^roufolget 30g i^n 5ut 3:afel, bi
.^önigiu faubte il^m S3eaulner Sßeiu uub öou i^rem ^uubBrot; hi
Äöuig t)erf|)ra(^ für beu Söiuter geriugere, für beu ©ommex eiue §ülfe öoil
1200 Saugeu, 10,000 Wann uub feiue eigeue ^perfou ^). @x tjermt '
\iä) , „er tooEe iu ;3ftalieu eiueu ueueu ^immel uub txm ueue @ri
mad^eu ; ber $a^ft foEe aBgefe^t, ber ^aifer fo gro^ UJerbeu toie ^axX
ber @ro§e." ©eiue 5!Jlieueu seigteu, toie eruftlid§ er e§ meiute; Xa^
uub ^Ci6)i badete er, ftd§ p räd^eu^). ©c^ou im ^^oöemBer fd^itite
er fein maildubifi^eg §eer uuter ß^aumout iu§ gelb. 2)a§ |}ä|)ftlid§e
ftaub ^toifd^eu 5?lobeua uub SSoIogua, um ^tx^t p fd§ü|eu; ©5au=
mout 50g beu Sft^euo auftt)ärt§ uub fd§ieu 5Jtobeua 5U Bebrol^eu; m^
bem bie ^ä^ftlid^eu fid^ ba^iu aurüdäogeu, toareu fie bou SSologua
abgefc^uitteu, uub eBeu auf biefe ©tabt tt)arf er fid§ uut)er3üglid§ *).
S)ort toar :Suliu§ felBft.
;2fuUu§ toar öou feiuem §eer aBgefd^uitteu , uo(^ immer o^ne
bie §ülfe, toeld^e i^m gerbiuaub toegeu ber uea^olitauifd^eu ßel^en^
uub oi)m ben 3u3ug, ben i^m S^enebig 3ugefagt, uub !rau! am
gieBer. Uub iu S5ologna felBft toar er gefäl^rbet. %a fid§ bie S5en=
tit)ogli Bei bem f^einbe Befaubeu, fo erfüEte fic§ bie ©tabt mit bem
@emurre aEer il§rer ^reunbe, ber 9fliuucceueti, Santujseu, ßa^jrara.
^i(^t§ anberg al§ @efaugenfc§aft fd^ien i^m BetJor^ufteljen. 3n biefer
großen ^otl§ faub er §ülfe Bei fid§ felBft. '^ntx]i t)erf^rad§ er 'iitn öor=
ue^mften SSologuefen, bie er bor fein ^zii Befd^ieben, einen ßarbiual au§-
i^rer 5!Jlitte. Uub W^ marb bem auf bem 5Jlar!te öerfammelteu S5ol!e
tüieber^olt; mancherlei aubere (Suaben öerf^jrad^ mau i^ueu, fo ba§ ftc
gän5li(^ für beu ^a|)ft getoonuen tourbeu. Uub toeld^en (Sinflu^ 'auf
ba§ Sßol! l)at bie geheiligte Autorität eine§ antoefenben ^a^3fte§ immer
ausgeübt! ©ie erfd^ienen, 5000 gu ^ferb, 15000 3U ^u^, uuter
1) Burgo ä Marguerite: Lettres de Louis II, 33. 3ltti!cl in Gilles,
Chroniques, p. 122.
2) Burgo k Marguerite unb Kesponsa Ludovici, Lettres de Louis
II, 58, 78.
3) Macchiavelli, Legaz. 365, 370.
4) Mocenicus 63. ^Jlajimilian, Bei ^ormatit 398.
S)ie Unternef)mungen be§ 5ßapfte§ Suliuä II. 257
]tDeter ^arbinäle ^nfü^rung, aKe tjor feinem $alaft. @r ftanb bon
leinem 35ette auf, erfd^ten auf beut S5al!on unb breitete feine .^dnbe
3um ©egen über fie au§; barnad§, alg @iner, ber fid§ in großer
•Jlot^ i§nen gäuälii^ anvertraue, 30g er bie 5lrme jurütf unb legte
fie freu^tDeife über bie Sruft^). 3}te^r alö burd) jebeS 35erf^re(^en
rourbe \)a^ S5ol!, ha^ feinen dürften unb ben SSater ber 6^r*iften^eit
ieiner Streue anöa'traut faT§, l§ierburd§ bettiegt, unb nun erft iaud)3te
vä ifim öon ganzem §eraen 3U. S)er ^a^jft ging aurütf unb f^ra^:
,,3e|t ^aben tnir ö^l^^fit." ^n ber %^at, inbem nun hk ^arteten
ber ©tabt f(^n)iegen, inbem fogteid) barauf bie f^janifd^en unb t)ene=
lianifc^en Gleiter einritten, bie Öefanbten bon ©nglanb unb ©Ijanien
aber firf) brol^enb für i^n öerttienbeten, Xüxä)en hk gran^ofen. ^it
^yreuben berna^m er au§ immer größerer gerne il^r ßärmen unb
5c^ie§en. 'üo^ im SSette rief i^uliuS, inbem er ben 5lrm er^ob:
,,gort au^ 3^talien, fort, xf)x granjofen!" ^ie greube machte i^n
in turpem gefunb : er fammelte fein §eer unb fd^idte nod§ im S)e3embet
brei gelb^erren toiber ^liranbula unb gerrara au§.
TOt biefen S)reien toax er, toie e§ fd)eint, nid§t öor^üglit^ gut
lat^en. S)er erfte, ber ^ard^efe öon ^antua^), 5^elt an einem
^c^eibeujege ftiE unb f|)rac^: „S)ort ift ^JUranbuCa unb geinbe§lanb;
!]ier "iDtantua unb greunbe§lanb ; bort ^ie^^t it)r, unb ^ier ic^; unb
bebürft i:^r meiner, fo fd^ie^t nur, bag i^ e§ l^öre." S)iefer war
tiorne^mlic^ burdf) 3utiu§ au§ bem @t. ^O^arcuSt^urm befreit^). S)ie
beiben anberen, ber ßarbinal öon ^ama unb ber junge .^erjog öon
Urbino, ^uliu§^ na^e S5ettern, lagen täglich) in gmift ; unb ber ßarbi=
iia( ujenigfteng toar fol^ ein 5Jlenfc§, ba§ @iner, ber einen ^e^ängten
ja^, aufrief: ,3ol)I bir! S)u :§aft mit feinem ßarbinal bon $abia
^an3 ein anberer ^ann toar 5l(fon§ bon gerrara, ben fie an=
i]riffen. ^r öermün^te fein ganjeS Silber unb öer|3fänbete bie Sutüeleu
ieiner grau ben äßud§erern; bie irbenen ©(Rüffeln unb 2:eEer, au§
benen man barauf hei §ofe a§, :§atten immer noc§ ba§ 5lu§ge3eid§nete,
ha^ ber gürft fie mit ben Rauben berfertigt liatte; er !onnte immer
auf ben beftimmten 2:ag Sebermann be^a^len. hierauf beruhe, fagte
er, ber gan^e (Se^orfam. S)ie 300 ©tüde, biele au§ bem ^etaE,
1) Paris de Grassis, Diarium bei 9flatnalb 79. Sansovino, Origine 299.
Jovii Alfonsus 166.
2) Breve bei Dumoni IV, 1, 131. 3luct) Macchiavelli , Legazione 352.
3) Mocenicus 67.
4) 5Patt§. Sembu§. Seoni. Castiglione, Cortegiano 205.
ö. tRanfe'g 5Iöct!e XXXin. XXXIV. gjont. unb gem. SSölfcr. 3. 5tufl. 17
258 3toettc§ SBud^. 2)tittc§ dapikl
ba§ t^m bie 33ürger naä) @affen unb äii^t^^^ geliefert, gaben i^m'
bei g^eunben unb geinben 5lnfeT§en : feine S3efefttgungen um hit ©tabt
tourben bag 5)lufter öieler fpäteren^), 2)ie f^tanjofen, toeli^e ßubtüig
iijm 3u ^ülfe gefd^itft, waren im 55ann mie er, aber öon 5^atur unb
burd^ bie @efe|e ber Ütitterfd^aft in Sreue unb (SJel^orfam gehalten.
S3ei biefer Sage ber 2)inge fonnten bie Unternehmungen be§*
^a))fte§ nid§t feT§r glü(f(ic§ ge^en. 5}liranbu(a Wäre ber 2)ame, bie
e§ tJ ert^ eibig te, ^aleotto ^^ico'g Söittrae, fd§n) erlief abgenommen morben,
l^ätte \xä) 3^u(iu§, obtno^t ein ^apft unb fo alt, obmotil im
!ä(teften Söinter, nid§t in ^erfon jur ^Belagerung aufgemachte). (5§
mad^te auf i^n feinen ©inbrurf, ba^ er bem S3at)arb einft nur burd§
ein (5c§neegeftöber entfam unb ple^t, inbem er jelbft au§ ber ©änfte
fprang, eine Sugbrücfe hinter ftd^ aufauäiel^en , ober ba§ eine ^ugel
in fein S^-tt t)or ber ©tabt fiel ; 'i>k .^ugel, gro^ toie ein ^inber!opf ,
fd^irfte er 3um 3lnben!en unb S)an! nac^ Soretto ; bie ©tabt be^mang
er am ßnbe, 30g über ben gefrorenen (SJraben burc^ bie ^refd^e
l^inein unb führte ben red§tmä§igen §errn jurüd^). 5lber biefe
mut^öolle ©ntfc^loffen^ eit l^atte unter ben ©einen er aEein. SBenn
SSaftia bei @enit)olo genommen tourbe, mar ^errara nad§ 5llfonfo'§
eigenem Urt^^eile Verloren; bennod§ berfäumten feine ?lnfü§rer, einen
^a§ 3u befe^en, ben 20 50^ann tjerf^eibigen fonnten; über biefen !am
^Itfonfo unb rettete fein S(^lo§. ;^uliu§ lieg miffen, „toenn er bie
f^ranjofen entlaffe, foEe er nid^t mei^r angegriffen merbcn" ; aber ber
felbft, ber biefe Reibung brad^te, mar nid)t jutjerläffig. 5llfonfo fagte
i^m: „balb fei ^uliug tobt; ein fürftlid^eg ^efd§led§t belohne gute
S)ienfte auf immer" ; ber ^}lenfc§ — er l^ieg 5luguftin @erlo — ent=
gegnete: „3^n fed^§ Sagen fei er ben ^apft, ber alte ©|jeife au§ feiner
^anb empfange, 3U tobten erbötig." S)er ^er^og ^ai e§ al§ eine
fidlere ©ad^e bem 58at)arb ersöT^lt. „^txx, mü§te iii) e§ gerni^," t)er=
fe|te biefer, „fo moEte iä) e§ bem ^apfte t)or 9lad^t funbt^un laffen."
5llfonfo aud^te bie 5l(^feln unb fpudfte au§: „um S3a^arb§ mitten
merbe er e§ unterlaffen," fo ha^ bem ^apfte feine geinbe unb ^e=
bannten beffere S)ienfte leifteten al§ feine S5ertrauten felbft*). 5ll§
enblid^ 3uliu§ nad§ bem geringfügigen Kriege im Söinter, in meld^em
1) Jovii Alfonsus 170, f. 197. Fleuranges, 78.
2) 5Pari§ be ®r. 100 , SSal^arb 216 , 5U üergl. mit Benedictus Jovius,
Hl St. Novocom., p. 62.
3) Fleuranges 66 , 72. Mariana 301. Triulce au Roy in Rosmini,
Trivulzio II, 300. Alcyonius de Exil. ed. Menken, p. 62.
4) 5}al)arb 223-231. 234—240.
2)ic Untcrnef)mungen be§ ^apfte§ 3uüu§ IL 259
;sran3ofen unb ^ä^ftlid^e fi($ nur bemütiten, jene mit ?^etrara, btefe
mit ben SBene^tanern in SSetbinbung ju Bleiben unb ben ^^xt^f)x
iljver f^feinbe 5U ^inbern, im 5l|)ril toieber 9000 3U ^u^e unb 1500
511 ^ferbe im gelbe l^atte^), fanb er nid^t me^r ß^aumont, fonbern ben
^}lann, beffen ba§ in Unorbnung gelommene §eer ber gi-'^njofen eben
üeburfte, ;3^o§ann 3acob 5lrit)ul3, an ber 8|)i^e beffelben, einen gelb=
f)errn, ber oft bie tDiberf|)enftigen Öeute an 58äume auf!nü|)fen ober
tu ben 5lu6 ftür^en lie^, ber feinen (S|)aniern an i^rem ©olbe ab^og,
n.m§ fte einem 35auer genommen, ber bon feinen ©olbaten üermünfd^t
111 arb — „biefer 5llte mit ber @la|e fei o^ne Äraft, o^ne ßeben unb
bod^ fo ftreng" — , aber fie mieber fefte ^Idi^e nehmen leierte ^). ^ier=
bur(^ ftanben fid^ 3ttjei ©iebäigjäl)rige , beibe in ben SSemegungen
^stalien§ grau gett)orben, beibe !ü^n unb ftreng, gegenüber, unb beibe
tuiinfc^ten eine (5d)lad§t. 3Bie !onnte fie ^uliuS UJÜnfd^en, ber fo
offenbar fd^toäd^er mar? ^ber er fagte: „^l§riftu§ l^elfe feinen (5trei=
tem unb merbe f$on Sßege finben, ha^ <&au§ (Sfte unb ben f(j^i§=
nmtifd£)en Äönig ju ijerberben." ^riöula moEte bem Könige ben
SBeg bahnen; benn fd^on mar Subtoig nad§ ^renoble auf, um über
bie SSerge 3U !ommen unb feine 'Bafi^e felbft auSjufed^ten. ^ie
ßntfd^eibung ftanb beöor, unb ba§ «Sd^mert mar gepdtt.
^n biefem ^lugenblicEe erfd^ien ^OflattT^öug ßang ^mifdien ben
Parteien, unb nod^ einmal öerfud^te man ben f^rieben. @§ mar ^u
gleid^er 3^^^ dn bene^ianifd^er unb ein ferrarifd^er 3U fd^lie^en; alte
33otfd^after eilten 5ufammen; bor^üglid) ber fd^ottifd§e, ^ourrat), fud^te
3U Vermitteln; oft rat^fd^lagten bie ßarbinäle^). 5lber mie märe ein
5lb!ommen mit SJenebig möglid§ gemefen, ba ßang ^abua, Xrebigi
unb überbieS 700 000 S)ucaten öon S^enebig Verlangte? deiner S5or=
fteEung , feinem S5erf))red^en gab er nad^ ; fein ülu^m mar , er ge^e
gerabe, mie eine ^er^e*). ^ür f^errara gab ßubmig nii^t einmal
einen förmlichen ©tillftanb 3u: „ein folc^er breite feinen Söölfern
ba§ .^erä- 3e|t fei er im S5ort^eil unb fönne ©ieg l^offen. @rft
Sieg, bann ^rieben, ©r merbe (Sraubünbtner merben, er merbe au§=
5icl)en unb nid^t e^er mieber!omnien, bi§ er Sieg unb ^rieben l§abe,
ober megbleiben." ßr mürbe geuer unb f^lamme, aU eben bamalS
1) Leonardo da Porto in ben Lettere di Principe 4. Paris de Gras-
sis 101.
2) Rebucco, Andrea da Prato unb Arlimi, Historia Mediolanensis bei
Rosmini, Trivulzio I, 584. Arluni, Historia Veneta IV, 55.
3) Coccinius, de bellis Italicis, ap. Freherura, Rerum Germanicarum
11, 268. Marguerita ä Henry in ben Lettres de Louis H, 96.
4) Articles proposes unb ber 33rief lMng§ in ben Lettres H, 96, 139.
17*
I
^^0 3tt)cite§ iBuc^. 2)tittc§ ßopitct.
ein f^regofe, ben man in ißentimiglia gefangen, öon bent ^a^jfte, unt
einen ^lufrul^r ju erregen, gefanbt äu fein Befannte. Sang »erlief
ben $a^ft^). 2:rit)uläio ging über ben ^anaro unb brängte ha^,
^3äpftli(^e Jpeer, ba§ bie§ma( 5!Jlobena nid)i 3U bert^eibigen Brandete -^
benn 3nliu§ ^atte e§ flnglic^ einem faiferüc^en Seüottmäc^tigtefl
übergeBen — , Bi§ üor SSologna. §ier traf i^n am 5lBenb be§ 22. 5Jtat
1511 @eorg grunbSBerg mit 2500 ^entfc^en^).
^ie <Bad)e be§ $apfte§, ber nad^ S^aüenna gegangen mar, I
in ben §änben beg 6arbina[§ öon $at)ia , ber in S3oIogna, nnb b
§er5og§ t)on UrBino, ber in bem §eere babor Befepgte.
^lun tiatte ber ß^arbinal nnter 20 anberen ßonftaBeln aud^ ben
Parteigängern ber S5entit)ogti ein %1)ox anvertraut, nnb fo oft man
i^n erinnerte, fagte er nur: „@ö ift gut, e§ i]i für Me§ geforgt."
3n ber ^ad^t jene^ ameiunbämanaigften '>iRai BegaB fid^, ba§ äugleid^
brausen bie SSentiüogli an bie 5t^ore ftreiften, unb ba§ brinnen
'gantujäen unb ^Irioften auf ben %f)üxm begti ^fineEi ftiegen unb
il^nen eine fjarfel entgegenfd^mangen , ba§ barauf jene öon au^cn,
biefe öon innen an ba§ %1)ox ©an Selice eilten, biefe, um e§ ^u er=
öffnen, jene, um hineinzubringen, ©d^on fammetten fid^ einige @e=^
treuere , bie ^rioften bon ^^inten an^ufaEen , a(§ ba§ 5i:^or
aufging unb hu SSentiöogli unter bem Ütufe „Sega ^o^olo"
einbrangen. S5on aEen Seiten l^örte man benfelBen 9fluf, unb ber
ßarbinat entflo:^ mit 100 üteitern augenB tief (id§. 2)ie Stabt toar in
ber @ema(t ber SSentiöogli^).
2)a§ Getümmel unb stufen, hie §in unb f)er gefi^mungenen gadeln
Bemer!te aud^ ber «^er^og bor ben 2;^oren. „äöie rufen fie?" fragte er
feinen 33egleiter, unb fie glaubten anfangt, ß^iefa ^u öerne^men; bod^
in furaem unterfd^ieben fie beutlid^ ,,Sega" ; fogleid^ barauf :^örten fie
öon ben äöad^en aEe§, ma§ gefd§e]§en mar*). 2)er ^eraog er!annte,
ba^ er fid^ nun nid^t au :^alten öermöge; alfoBalb, in ber öoEen
^a^i, oBmo^^t gelte unb ^e^ärf aurüclBlieBen, aBer ol^ne meiteren S5er«
luft — er felBft mar im 9tac^traB — , lie§ er fein .^eer jurücfäiel^en ^).
^flur bie SJeneäianer, bie Bei i^m maren, fanb ber Xa% unb
1) Andrea delBurgo'SSriefe ebenba 150, 170, 183, 190. ^Parig bc ®r. 103.
2) Andrea an 5Dtatgrctf). 9fiei§ner§ 2:^aten ber ^runbg^jergc, f. 11.
3) f8txiä)t 2:riöulato'l in ben Lettres II, 233. 5^arbt, 132. SefonberS
^arig bc ®r.
4) Leoni, Vita di Francesco Maria, duca d'Urbino, Hb. I, p. 26.
5) Leoni, Consideraz. sopra l'histor. di Guicciard. an^ bem 3Jlunbc
Ricardo Alidosi'^ III, p. 41.
®ie Unterttet)mungcn be§ ^apfte§ 3ultu§ IL 261
"ber f^einb auf t^rem ^Ib^uge. S5om ütürfen "^er griffen hk 5Tan=
^ofen, t)on ber (Seite bie S3auern aul bem @eBirge an; öorn fteüten
fid) i^nen bie iöentibogü in ben 2öeg. S)ie legten njurben nod^ öon
migen SHittern, benen bie ^lotf) ^3intt) gab, burc^Brod^en ; bie
SBauern ^lünberten ha^ (Bedarf; bie gran^ofen machten befangene
— einer mit einem Steljfu^ il^rer brei — unb gro^e 58ente. %n
t)emfeIBen borgen riffen bie Sentiüogli bie ^ilbfäule be§ $apfte§,
ein 2öer! TOc^el 5lnge(o'§, au§ il^rer 5Hf(^e, fdfileiften fie burc^ bie
©tabt, f(^Iugen i^r ben ^ojjf ab unb befi^loffen , ba§ UeBrige ju
einer Kanone einaufc^metjen ^).
;^uliu§ tnar nod^ in 9tat)enna. ©tünblic^ l^atte er anbere ^laä)=
Tilgten. S^bem er balb l^offte, balb flagte, „er fei öon benen öer^
tat^en, bie er am meiftcn lieBe", traf i'^n bie ^lad^ric^t t)on bem
■erfolgten llnglüci. ^loä) toar fein ^a^ nid^t t)oE. 5H(^t lange, fo
erfi^ien ber ßarbinat Don ^aöia mit feinen üteitern: er toarf atte
€c^ulb auf ben ^erjog; er Betoixlte, ba§ augenbtitftid^ ber £)ber=
befe^I i^m genommen unb 5l(tat)iIIa t)on 6a)3ua übertragen n}arb.
tßalb baranf erfd^ien aud) ber ^er^og; er fanb mit feinen @ntfdöul=
ttgungen nur menig ©e^ör. SöoE S^ngrimm, gef(f)lagen unb öer=
Xeumbct, bei feinem Dl^eime unb bor ganj Sitalien bef(^im|)ft
unb aU ein Staüener entfd^loffen , fid^ 3u rärfjen, ging ber junge
^Jlann bie <g)äufer entlang, aU i^m fein Sobfeinb , burd^ ben er
tjerieumbet mar, auf bem ^Jlanltfjiere begegnete unb i^n freunblid^
, läd^elnb grüßte. @r [türmte in feinem gorne auf i^n. Snbem er
mit ber ßin!en ben 6attel faßte, inbem er rief: „SSift S)u ©d^ulb
ober id^", nod^ e^e eine 5lntmort erfolgte, ftieß er i^m fein ©c^mert
in bie Seite. 33erf^eibenb fagte ber ^arbinal : „^uf ©ünben folgen
©trafen/' ^er ^er^og ritt nad^ Urbino babon^).
^un fa^ ber $apft ^errara nid^t erobert , 3talien nid§t befreit,
SBologna öerloren, Don bem S5ol!e, ba§ er mit Knaben überhäuft,
feine Silbfdute jertrümmert, ein feinblid^eg §eer fiegreid^ in feinem
Gebiete; aber über bieg aEe§, prter aU bie§ aEe§ traf i^n bie (5r=
morbung feine§ öertrauteften greunbe^ burd§ ben 5^effen, ben er er=
^äogen, unb alfo ber S^erluft Seiber. %m 28. ''Mai trug man i^n
in ber ©änfte tion 9lat)enna nad§ 9limini. @r fd§(ug fid) an bie
1) Leonardo da Porto in ben Lettere di Princ. 5. Cocciuius 27L
2) Bembus 274. Guicciardini IX, 533. Ferry Carondele ä Mar-
guerite, Lettres II, 243. Leoni, Vita di Francesco Maria 132.
262 3»"tp» ^ut^- 2)xitte§ ßapitel.
SBruft, er tüeinte ^eftig; etft bei ^^lacfit, bamit i^n ^temanb ]'cä
Iie§ et fi(^ nad^ Stimmt bringen^).
'^aä) biefem ^Jli^gefc^id fonnten auc^ bie ä^ene^ianer nid§t mel
tüiberfte^en. 5lm erften 5luguft erflärte i^^nen 3}lajimi(ian, er tool
bie guten alten Später unb ha^ S5ol! bon bem neuen unb tt)rannif(^(
^bel, ber je^t regiere, befreien; er U)erbe \>it ©tabt in bie grei^eit b«
^{eic^gftäbte fe^en^). 5lm 2. 5Iuguft ^og fein S5ol! öon JBerona au\
2)ie SJeneäianer tüurben au§ ber ganzen Sombarbei unb gan^ griai
in tt)enig fefte ©(i)löffer öertrieben; biefe felbft aber, ßaniago ur
©oabe, Äofel unb 35eitelftein , biele anbere, einige unter ber eigene
SSet^eiligung be^ Äaiferg, tDurben genommen, ^^lun erft tüanbte er fid^
Ujiber 5lret)igi unb $abua. 3lEerbing§ marb itreöigi nod) im 5luguft
mit großer Hoffnung belagert^) 3nbem bie £)eutf(^en bi§ an ßibo
maggiore unb bie ßagunen felbft ftreiften, Ratten bie SBene^ianer i]^rcr=
feit§ fo wenig einen gelb^errn, ba^ fie fic§ ßu^io ^albe^^i'^, mit bem fie
unäufrieben maren, ben fie fc^on abgebanft, auf^ neue bebienen
mußten ; ben 2;rub)Jen fonnten fie ben Solb nii^t ^a^len ; biefe mären
in§gefammt 3um Äaifer übergegangen, menn fie bon biefem Ratten
Sßefolbung l^offen bürfen. ^a§ ©d^limmfte aber mar, ha^ x1)x guter
äßiEe ni(^t au^l^ielt. TOt S5ermunberung fielet man, mie bie 3fte=
gierenben i^ren 9^obili immer auf§ neue gebieten mußten, bie ber»
faEenen 3lbgaben ^u erlebigen ; fie befd^mören biefelben h^i aUm §ei=
ligen, S5aterlanbe unb ^inbern; fie brol^en nic^t aEein, bie @äu=
migen au§ ben ^regabi 3U ftofeen unb i^re @üter einp^ieljen, fon«
bem fie beginnen auc§ bamit ; aber fie bef^mören, bro^en unb ftrafen
bergeben^^). @enug, menn ;3uliu§ gef darbet mar, fo mar SJenebig
nicl)t minber gefä^^rbet, al§ ;Suliu§.
2öie Ratten fie baran beuten fönnen, Italien bon ben geinben ju
befreien? gür ben @eban!en ber @in§eit. unb greil^eit bon S^talien
fd)lug bod§ bamal§ feine lebenbige 5lber. Seben Ratten nur hk
©taaten, bie fic^ im ßaufe ber legten Sal^r^unberte gebilbet, unb baS
^a^jftt^um. ;S^re ^Bereinigung lag nur in einem SSerftänbnife, burd^
mel(^e§ bie fremben Nationen Ratten abgeme^rt merben fönnen. 3lber
inbem ein 3eber feine eigene 8a(^e berfod^t unb gu beförbern fud^te,
1) Paris de Gr. ap. Eainaldum 89, 104.
2) ©c^reiben 3JlQjimiltQn§ qu§ bem Stoltenif^en in ^orma^r^ Slrd^ib
füt ©cograptiie k.
3) Palice au Roy; Burgo ä Marguerite in ben Lettres III, 15,
21, 10.
4) Sotaüglid) SÖembuS 275-288. Mocenicus 79.
ÜJlotoIi|cf)e JBettad^tung. 263
gerict^en fte in ©treit mitemanber, riefen frembe |)ülfe ^erBei, unb
t)on atCen toar bocf) feiner ftar! genug, ftd§ ettoa an bie ©|)i|e ju
fteUen unb bie ©ingebrungenen, bie bo(^ auä) i^re S5erecf)tigung unb
eine ftarfe ^ortei für fid^ Ratten, lieber ju entfei-nen. S)eni ent=
fd^loffenen ^ßa^fte felBft Blieb nid^tS üBrig, a(§ gegen hk ^ran^ofen,
gegen ben Äönig öon ^ranfreicf) bie ©)}anier unb bie ©(^n)eiäer ju
.^illfe 3u rufen. S)arau§ fottte fid^ aber ettoaö ganj 5lnbere§ ent=
tüitfeln al§ bie greil^eit t)on Italien. —
X:
^^^oralifdfie SSetrai^tung.
^n biefer Sage fann man nic^t fagen, ba§ e§ unmöglii^, aBer
man mu^ Befennen, ha% e§ für 3talien fe^r fd^Ujer toar, öon ben
fremben Elutionen toieber unabhängig ju tnerben. 6§ liegt, fem bon
mir, über bie @efinnung eine§ großen S5otfe§ urt^eilen ^u tooEen,
öon ttjeld^em bamal§ S3ele^rung unb eintrieb üBer gan^ (Suro^a au§=
ging; 5liemanb !ann fagen, bag e§ unheilbar !ran! gettjefen; aBer
e§ ift getoig, ba^ e§ an großen @eBre(f)en litt.
©runb unb 55oben aller ßeBen§!raft tüarb bon ber .giiQBenfd6än=
bun^ angegriffen, bie fi^ Bi§ auf bie Jünglinge, bie Bereite im §eere
bienten^), erftrerfte unb um fo loeniger für lafter^aft galt, tceil fie
^riec^en unb 3ftömern, benen gleiC§3u!ommen man für ein i§öd§fte§
3iel ^ielt, gemein getoefen War. ?lu(^ einT^eimifd^e unb minber
claffif(^e ©d^riftfteUer leiten ba§ Unglüd ber ^flation ton biefer S5er=
irrung 1)n^). @in entfe^lii^er ^ebeuBü^ler ber ^^öberogie tüar ba§
franaöfifd^e UeBel, ha^ aEe (klaffen toie eine $eft ergriffen. SSie oft
finbet fid§ , ba§ gelb^erren baburd^ jum S)ienfte unfähig getoorben;
bie <Sö:^ne §ercole'§ bon @fte litten einft in§gefammt baran; ganje
S)örfer im S^enegianifd^ien maren angefterft unb ol^ne ütettung ber=
loren; man mei^ bon einigen ©d^iffen, tüo nid£|t bon einer ganzen
giotte, bie in Äorfu neu Bemannt toerben mu^te, toeil bie gefammte
5!yiannfd^aft bon biefem UeBel unBraui^Bar getoorben^). Öegen eine
fold^e SBerBreitung ei-fdfieinen S5or!e^rungen , toie man jie ettua in
S)eutf(f)lanb treffen burfte, mie Äinberfpiele.
;3nbeffen ift e§ fd^toer, ba§ S5erberBen, toeld§e§ aEeäeit unb üBer=
aE bori^anben ift, oBtoo^^l e§, unb mit ütec^t, bon ben 8itten^rebigern
1) Ferronus naä) ber SBcfd^reibung ber ©d^loti^t t)on ^a'oia 1525.
2) Chronicon Venetum bei Muratori XXIV, p. 12.
3) Diarium Ferrarense. Chronicon Venetum 73.
264 3h)ctte§ SBudtj. ^rittcö dapitd.
al§ immer neu angesagt totrb, bon bem eigentl^ümlid^en G^^araÜ
einer 3^^^ ^^'^ ^^^er ^^lation 5U unterfd^eiben. ^liäji o^ne 2Bib(
f^ru(^ njirb man Bel^aupten, ba§ ^eftreben me^^r um tt)oT§l!üngen^
Üteben, al§ um gute zi)atm, bie 9la($a:§mung be§ TOert^umg mel
in bem, Ujie ^Jlacc^iabett fagt^), tcaS e§ im ©chatten, aU in bei
toaS e§ in ber Sonne geleiftet l^atte, biefe Uebung ber Änaben nie
ollein im 3^^"^^^^ ^^ $rofa unb S5erfen , fonbeiit au(^ in ber |c
nen .g)cu(^elei, tt)ie fid§ i]§re Seigrer auSbrüdt ten ^) , öffentliche Ütebi
mit Balb gel^oBenem, balb gejenftem, Balb üagenbem, Balb frol
lorfenbem 2one, in einem nid^tigen unb erlogenen 5lffect über e^
nid)tige§ Stl^ema 3U l§alten, toeld^e Uebung fie auf eine feltfame
aU ^tänner fortfe^ten, — biefe gan^e formale ^itbung, nac^ ber au(
grauen ftrebten, W mir jur ß^ra (ateinifd^e S5erfe impvoüifiren finben^),
fei Sui*u§ unb einer 5^ation aU fold§er nid^t l^eilfam. ^'liemanb aber
ton Be^meifeln, ba§ e§ (5d§mäc§e fei, menn biejenigen, meli^e fid^
für 5}teifter be§ SeBen§ auggeBen, ftatt ^ann'^eit, ^eufd^l)eit, r-üc^=
fi(^t§Iofer SelBftBeftimmung , nur ^lugT^eit unb ben ©c^ein jener
2;ugenben em^jfe^len*)./ IXeBerbie^ gab eg Jünglinge, meldte lieBer
auf bjm_^tolt|iere afe ^iPfflerTe fa|en"7 ^-^-^^jnner^ mel(^e fW^g^
«^oarjtröufelten, bte_^ug^nBraimt__aB|är^ mit S5orneT^meren fo
fan|t fprad^en, aU gel^e i^nen ber ©eifTäug, meldte il^ren ^o^f nid^t
Bemegten, um il§r ^aar nid§t in Unorbnung ju Bringen, unter i^rem
SBarett einen ©:piegel, im 5lermel einen ^amm trugen. S5iele hielten
e§ für ein gro^e§ SoB, im Greife ber S)amen, bie fSiola in ber
«ganb, fd^ön fingen 3u !önnen^).
S)er @runb ber 9lad^a^mung ift aEejeit bie ©d^mäd^e; frembe
©itten' nal^men mit ^Jlad^t üBerl)anb. 2)a§ Ungtütf toar, ba^ jtoei
5^ationen um bie DBer^anb ftritten, unb ba^, mer bie franjöfifd^e
©itte ^a^te, ber f|)anifd^en auT^eimfiel. äöer nid§t franjöfifd^ fpx'cid§,
lernte f))anif(^ ; mem bie meite ^teibung ber granjofen mißfiel, mäT^lte
bie engere ber ©ipanier unb S)eutfc§en. ߧ maren fSuU, bie ^ur
9lad^a^mung ber g-rangofen, toenn fie f^rad^en, nid§t§ al§ mit bem
Äo^)fe f(^üttelten, ober S5erBeugungen mad^ten unb auf ber ©trage
bie Süfee fo fd§nett festen, bag i^nen il^re S)iener nid^t nad§!ommen
1) Macchiavelli, arte della guerra. I. Einfang.
2) Arluni, bellum Venetum IV, 58.
3) Gilles, Chroniques 117. Sansovino, Yenetia 190.
4) Macchiavelli, Principe unb Discorsi. Castiglione, Cortegiano.
5) Cortegiano, p. 43, p. 111, p. 125.
aJloralifd^e SBettadjtung. 265
tonnten^). 5lnbere gab e§, bie fic^ bte furjeti unb toi^igen 2lnt=
tuorten bex ©panier, t^re Bebäd§tige, anfangt unfc^einBate, aBer tjon
Sag SU Sage l^ercfi^enbere ©rfd^einung in jeber ^efeEft^aft, an jebent
,r->oie, biefe treffüd^en ©c^ac^frteler , bie no($ nie f^lei^ batauf ju
tüenben fc^ienen, 3um 55lufter nal^men^). 3luf jeben f^att tüurben
fie t)on bet einen ober ber anbeten ©itte gefangen.
hiermit l^ängt felBft ber 3uftanb ber ßiteratur einigermaßen 3U=
fammen. @§ finb lurj öor nnb ju biefer 3ßit tier größere §elben=
gcbi($te entftanben, atoei ju f^torenj, giriffo nnb ^Jtorgante, jttjei ^u
gerrara, bie €rlanben SSojarbo'S unb 5lrioft§. ©iriffo fäEt in ben
^eu33ug ßubtoig§ be§ .geiligen; bie anberen l^anbeln öon ben ^ala=
binen ^arl§ be§ (großen, ©ie ^^reifen bome]§mIic§ fran^öfifd^e |)el=
ben; fie ^aBen me^r bie Mege ber ©ipanier toiber t)U ©aracenen
^um S5orl6ilb al§ ii^re eigenen Kriege; l^atte ber ©toff biefer @ebic§te
eine Söirfung in ber ^^lation, fo fonnte fie nur gegen ben @emein=
geift berfelben gerichtet fein.
1) Cortegiano 146, 147, 163.
2) Cortegiano 138, 169.
iut ^oc^ften ®maU in @uro^a«
1. Suliu^ II. im 35unbe mit Spanien.
ouliug toar nid§t aEein in feiner toeltlic^en Wa^t, fonbern
auä) in feiner ürd^Iid^en Söürbe angegriffen. 3ene fünf ßarbtnäle,
bie i^n t)erlaffen unb fid^ mit Snbtüig Vereint, brei g^an^ofen, ein
S5orgia nm Sucre^ia 35orgia^§ ^n gerrara toiUen unb ein SaraUojal,
üinbeten am 19. ^ai 1511 ein aEgemeine§ ßoncilium ber ^ir(^e
on — benn er miber feine ^ftic^t unb feine Seit öerfäume hu^
— unb luben il^n felBfi bap ein ^). SGßie im ^unbe mit ©aijonarola
Äarl VIII. bem ^a^fte ^llejanber entgegenftanb , fo bebiente fid§
Subtüig biefer ßarbinälc gegen 3uliu§; bie fogenannten geiftlid^en
2Baffen tourben me^r öon ben gürften toiber ben ^cip]i, aU öon bem
$apfte toiber bie dürften gebrandet. 3uliu§ tt)u|te^ben garbinälen
äu Begegnen. „(Sie möchten fid§ erinnern, mit n)e(d§er «Stimme,
toel(^em 5luge, meld^em @efi(^t er ein ßoncilium ju Italien gefi^moren ;
fie mürben fagen, ba^ er e§ in ber einfältigen ^a^r^eit be§ ^erjenS
get^n. ^'lur ba§ Unglürf unb bie Unrul^e 3talien§ fei if)m Big je^t
im SÖßege gemefen. Se|t aBer, mie er i^re 5ln!ünbigung annuEire, fo
berfünbe er felBft ein ßoncilium, nic^t na(^ $ifa, bog eine öierjel^n*
jährige SSelagerung ^ierju untauglid^ gemacht, nid^t auf ben nä^ften
©e^temBer, eine öiel p furje Srift, fonbern auf ben ^^jril 1512
unb nac^ Sftom" ^). 2)ie malere (^t\df)x lag ni(f)t in bem (S;oncilium,
1) Convocatio Concilii apud Pisam bei Goldast, Politica Impe-
rial. 1194.
2) Breve apud Rainaldum, Ann. Eccl. XX, 90—92. Paris de Gr.
ibid. 115.
3fuliu§ II. im 35unbe mit ©ponien. 267
ubern in ber Uebermad^t ßubtüig§, bex ftd^ bex S3efd§Iüffe beffelfien
jur Vernichtung beg $a^fte§ Bebienen tDoEte. «hiergegen , fon^ic
^Uejanber in ber gurc^t t)or Äarl unb in ber ©ntättjeiung mit Sub=
raig einen SSunb mit f^^i^binanb ba§ eine ^lal gefd^loffen, ba§ anbere
'Mai npenigftenS BeaBficötigt ^atte, toanbte fii^ auä) ^uliu§ ungern,
äögernb, mit äöibertoitten, aber bte 5^ot^ 3tt)ang t^n, 3u einem SSunbe
mit Spanten.
f^erbinanb toax auf ber 9fteife nac^ ^ataga unb jum afrüa^
nifc^en Kriege, al§ er bie ^lagefd^riften be§ ^apfte§ über ßubmig
emjjfing. 6r l§iett inne in feinem Qu^e. S)er ütat^ öon (s:aftilten
urtl^eilte, menn man einen inneren ^rieg l^abe, Brauche man feinen
äußeren gu fu($en. :^imene§ t)erf|)rad§, 400 000 S)ucaten Beiäufteuern,
ja felbft 3u !ommen^). f^-erbinanb, ber im ^a§re 1510 burc§ be§
^5a|)fte§ ;^nt)eftitur, bie i:§n t)on alten S5er:|)flid)tungen gegen ßubtoig
freijprai^, in Neapel t)oE!ommen .g)err getüorben toar^), teufte mol^I,
ba^ fic^ im Söunbe mit ber ^ird^e, burc^ bie ©anction berfelBen 5lEe§,
im S^^fi ^it ^^^ nid§t§ erreichen laffe; in neuen großen 5lu§=
fi(^ten lie§ er ben (SJeban!en an bie Eroberung tion ^lejanbrien
jal^ren; er trug bem ^apfte 1000 ßanaen unb 10 000 ^iJlann au
guge um 40 000 S)ucaten monatlichen ©olb für fte an^).
8d§on im 5luguft 1511 ging ber $apft insgeheim ju Oftia auf
feine 3}orfd)läge du. 5lm erften October erüärten fte öffentltd^ i^ren
SBunb. 5tlg Stoetf beffelben tnurbe beseiifinet: „SSologna mit feinem
Gebiete unb aEe unmittelbaren SSeft^ungen be§ römtfc^en ©tu§le§ ju
erobern unb bie ßin^ett ber ^irc^e ^eraufteUen". @ine toeitere tt)id^=
ttge S5eftimmung mar : „menn ettoag au^er^alb Italiens erobert mürbe,
foEe bie§ burc§ beö $a|)fte§ ^eftätigung bem Eroberer Verbleiben'' ^).
hierauf rief man benfelben S3unb na(^ einer großen ^ro^effton t)om
©teine ber S)ecrete auf bem ^la^e ju S5enebig au§, ba§ bie §älfte be§
feftgefe^ten @olbe§ 5u jaulen übernahm, ^^erbinanb fam öon ber
§irf(^iagb au§ ben ©e^öläen än)tf(I)en 5lranba unb ßerma unb be=
fd^mur i^n: ftd§ unb feine @üter, aEe ^üter unb Sauber feiner
Xo^itx biete er überbie§ ber .^ird^e bar" ^).
@in öierte§ ©lieb ju ^ap^i, Äönig unb 9ftepubli! toaren in biefer
^Bereinigung bie ©c^meiäcr. §ier marb ber S3unb niä)t ausgerufen
1) Gomez, Vita Ximenis ap. Schottum 1057, 1058.
2) Zurita II, 220. Passero, Giornale 173.
3) Zurita.
4) Liga pro recussu Papae bei Rymer, Foedera VI, 1, 23.
5) Bembus 290, Petrus Martyr, Epp. 467, 468.
268 3tocite§ Öud^. 23iertc§ (Sapttel.
tüeber t^r 8oIb nod^ tl^r alter S5ertrag übte ©influfe auf fte aul
3um Kriege toaren fie jebod^ Don allen juerft gerüftet.
2)ut(^ aEe Orte ber ©d^tDeia tüogte in biefem i^aT^re tint Wb^al
^artetung. S3orpgltc^ T^efttg toar fie in äßaEig unb gi^eiburg. S)i
ftritten Sütg nff ber f^lue unb ^^Jlatt^öuS ©deiner au§ ^Jlü^libat
3ürg, ein Mftiger ^ann, ber fein 5llter bi§ na^e an ^unbert i^al
gebracht 5^t, ftola auf bie 12 ©ö^ne unb 11 Stöd^ter, bie i:^m fetf
^auSfrau geboren, ttjo^n^aft ^u Ö5Ii§ am ©intblon, n)ol^in ba§ ^i
fid^ l^äufig 3U einer SöaHfa^^rt t)erfammette, angefe^en burd^ fein
fd§le(^t, n)eld§e§ ba§ untere SöaEig bomel^mlid^ erobert ^atte ^) ; 5}la1
tpu§ ©deiner , ber fidC) einft in ber ©d^ule ju (Eomo bi§ ^unt (SteE=
Vertreter feine§ Sel^rer§ emporgearbeitet, barauf aU Pfarrer burd^ fein
a§cetifd§e§ Seben — er fd§Iief auf ber 2)ie(e — ba§ fSolt unb, inbem
er hu 9fte(f)t§bü(^er eifrig trieb unb fa^te, bie ber Söelt ^unbigeren ge=
toonnen ^tte, big i:^n enblid^ ein S5if(^of ju ^aUi§> auf einer ^eife \df)
unb 3U l^ö^eren ©teEen er^ob. SSeibe tvaxm einft ^^reunbe; jenen Sifd^of,
6d§iner§ 3öo^lt!§äter, l^atten fie mit einanber geflürat , unb burd) 3ürg§
§ülfe tnar 5Jtatt^äu§ feIbftS3if(^of geUJorben ^). m^ ßubtoig unb Suliug
greunbe toaren, bienten fie SSeiben miteinanber; at§ ^toifd^en jenen ber
^rieg au^gebrod^en, ent^toeiten aui^ fie fid§ ; man fagt, ber SSifd^of i^abe
feine ^ienfte bem Könige um ^u l^o^en ^rei§ angeboten unb fei db=
gemiefen Sorben; genug, e§ gefc^a:^, ba^Sürg beg^önigg unb 5}lattpu§
be§ ^a^fteg 5lnpnger marb. Seitbem öer-folgten fie einanber U^ 3U
S5erbannung unb (Sefängni^; einer um ben anberen mußte 3öaEi§
meiben. ^n greiburg ftritten ber ©d^u(tt)ei§ ^rana 5(i-fent unb ber
25enner $eter gal!, ein ^nl^änger be§ $a|)fteg, l^eftig unb U^ ^um
Stöbe, i^alt fiegte ; ba gerriß felbft bie alte ^reunbfd^aft f^reiburgS mit
SSem; benn '^ier behielten bie S)iegbad§ unb bie fran^öfifd^e gartet'
bie Öber^anb^). Söäl^renb biefer Ääm^^fe fa^ eg auf ben Sagen
feltfam au^. 2)ie ßrbeinigung mit bem ^aifer tourbe, al§ berfelbc
ein S3unbe§geno6 ßubmigg toar, M ben 5!Jleiften burd^gefe^t, bod^
nid^t bei ben Söalbftätten *) ; fd^on Ratten einmal biele Orte ben (5nt=
loui-f 5u einem neuen fran^öfifd^en ^unbe mit nad§ §aufe genommen
unb toaren geneigt, il^n ein^ugelien; aber bie brei Söalbftätte erflärten,
1) Simleri Vallesia II, p. 13, 33 im Thesaur. Helveticus.
2) Elogium Matthaei Schineri in ben Elogiis Jovi 249—251. BimUx,
cbenba. ©tettler 444.
3) ©efd^id^te bon 3lrfcnt§ ©cfangcnfd^aft unb %ob im 9lu§auge M ®lufe,
233—240.
4) Utfimbe bei Dumont IV, 1, 133. ?lbfd^ieb bei fjud^l 251.
^iitiu^ II. im 58unbe mit Spanien. 269
ue^me man t^n an , fo tcürben fte t)on ©timb^ an unb aEein mit
ifjxen brei Sannern bie (Srbe be§ ,^önig§ übetäiefien. @§ toarb nid^tS
entfc^ieben. 3^ör !am anrf) <Bä)imx auf bie jtage in bie £)rte , unb
tüo er n)ar, gab e§ ein fteteö 5lbgel^en, 5ln!ommen, ©i^reiben, Söerben
unb Unter^anbetn; feinen 5tugcnbü(f Ütu^e; er jeigte fitf) fo unter»
lichtet, ba§ man glaubte, ein bejc^njorener S)ämon fage i^m3lEe§^);
boc^ mit aEebem tonnte er nid)t bur(f)bringcn ; ein !^u]aU enblid^
brad^te bie ©ac^cn 3um 3^^^^-
Um bie Sa^rgelber öom ^apfte 5u ^o(en, ging ein ßäufer t)on
3c^tt)t)5 burc^ ha^ 5}tai(änbi|c^e ; aber gleid^ in ßugano toarb er er=
griffen — benn er trage Briefe (5c§iner§ 3um ^ap]k — unb im
See erfäuft. @in Säufer in feinem ©d^mucte toarb für fo unberle^=
(ic^ gehalten, mie irgcnb ein Sßa^pentönig ; aber feinen Sd§mu(f, ben
))iod mit bem Söappen bon 6(f)tt)t)a, i^atte man berfpottet, bie t|ö(=
,^erne S3üd§fe , fein 3^^^^^« , fogar berfteigert. ©er SSaiEif mag bie§
me§r ben fc^tnei^erifd) gefinnten @^ibeEinen in ßugano, aU ben
Sc^tr)t)3ern felbft gum 8^im|)f gett)an ^aben; aber bie otjne^in feinb=
(ic^ gefinnten Sßalbftätte erT^i^te er ^ierburc^ 3U boEem 3ngrtmme.
Sie ftagten: „itjre @I)re fei berieft, unb man muffe ^atf) :bflegen,
fte äu retten"; fie entfd)(offen fid^ im September 1511, auf eigene
panb n)iber ben ^önig auSäu^ie^en unb itjre ©ibgenoffen ba^u ju
ina§nen^).
©omie im Sa^re 1500 ber ©(^impf, ben bie ^raubünbter
erfahren, aEe <Bd)Wti^ex, tro^ ber bamaligen ^artei be§ ^aiferg bei
i(}nen, miber benfelben in ^rieg brad^te, fo mußten auf biefe ^^di)=
nung felbft bie fran^öfifd^ Gefinnten fid^ gum Kriege gegen graut'
rci(^ anfdiicfen, nid^t mel)r um ©olbeS unb be§ ^jäpftlid^en S3unbe§
lüiEen. fonbern auf eigene <g)anb unb o^ne ©olb.
%i^ nun ©dimriä im October aEe ßibgenoffen , traft ber ge=
fc^tüorenen unb emigen SBünbe, ernftlid^ unb nod^ einmal 3um ^^u§=
,]ug mahnte, eilten bie Slbgeorbneten ber Uebrigen bor bie bafige
X.'anbeögemeinbe, nid§t o^ne bie Hoffnung, biefelbe p befänftigen. S)a=
mit aber gelang e§ i^nen nirf)t. (Seltner toar nid^t pgegen; — in
bcm Augenblicke, al§ er bom ^a^fte jum ßarbinal erhoben marb, i^atte
er bor ber 5Jla^e feiner ßanb^leute , in großer (SJefa^r unb bertleibet,
na(^ Stalten fliegen' muffen unb n)ar mitten burd^ feine f^fi^i)^ ^öd^
^enebig entCommen. §ier l)atte er bon ber (Signorte 20 000 @ul=
1) 5Ibfd)ieb bei ^nä)% 262, 264. «uEinger Ms. bei ^^uc^^ 254.
2) ^uc^g au» (Sc^öbeler, Silbereifen; 5Xbf^ieb 255.
270 3tocttc§ f8uä). 23iette§ ßapitel.
bcn ^) em^iangen unb 5Jltttel gefunben, einen guten X^eii an feine greunbc
in bet ßibgenoffenfd^ajt ^u überfenben. ©tatt bie aufgeregte @tim=
mung ju beruhigen, n)urben bie Stbgeorbneten t)on berjelben mit fort'
geriffen. @ie üerfpracfien , bie <Baä)t ber ©d^toti^er il^rc ©ad^e fein
3u laffen unb SeiB unb @ut ^u i^nen ju fe|en. 5116er il^re Ferren
5u ^aufe, bon benen fie abgefanbt waren, Ujurben l^ierburc^ nid^t
anberen <Sinne§. 9lo(^ einmal ftettte man ber ßanbeSgemeinbe bor,
ber SBinter fei ba, ber @ottt)arb 1)oä), bie $äffe eng, toie moEe man
brüben bie ßeben^mittel be^atilen? 3nbe§ fönne ber Äaifer feine
S)ro^ung erfüllen unb angreifen. 2)od^ e§ mar aEe§ umfonft. £)ic
berfammelte ^emeinbe er!lärte ^rieg^red^t: „fie moEe ben ^önig fud^en
unb n)oEe il^n ftrafen" ; fie fanbte i§re ^Jlal^nbriefe nad§ ben übrigen
Orten, hierauf berfal^en fie fic§ aEe mit ©betfe unb Sßaffen;
©iner nad§ bem 3lnbem rüdte in§ gelb^).
2)amit begann nun ein neuer ^rieg, beffen ^ittel^junft je^t
3uliu§ ift. ®ie ©enbung be§ ®elbe§ burd^ ©dt)iner fd^eint fein 2öer!
getoefen ju fein. 5^id^t minber fein ^lan, ba§ bie ©panier jur näm=
lid^en Seit, am 2. 5^obember, aug 5leabel aufbrad^en. 2)a bie gran^»
jofen jlreoifo au§ guri^t bor ben ©d^Ujeisem berlaffen Ratten unb bie
S)eutfd§en aEein ^ur SSelagerung ju fd^mad^ maren, tourbe ber 9^uin
ber 3)ene^ianer berl^inbert; fie lonnten felbft mieber ba§ Sanb l^erauf^
!ommen^). S3ieEeid^t märe e§ gut gemefen, U^enn bie ßibgenoffen
bereu S^orrücfen unb ilire ^nfunft am $o abgemartet l^ätten. 5lber
fie maren nid^t ju l^alten.
5lm 14. ^Zobember ^ogen 1500 Sd^mti^er unter ber ga'^ne, unter
meld^er fie Äarl bon33urgunb befiegt, unb bie. fie feitbem niemals miebet
l^atten fliegen laffen, ben ^ottl^arb l^inan. S^^^^'^fi ^^^ if)mn tarn
^eter f^al! mit 500 greiburgern unb einigem @efd§ü^. @§ mar baS
erfte @efd^ü|, ha^ ber @ottl§arb ^di). Su^erner ©ii)ü|en ful§ren e§
über ben @ee, Umer Od^fen ben ©aummeg bon g^üelen T^inauf; mit
beö 5lmmann§ bon Urferen §ülfe fi^leiften fie e§ an i^rem 3lrme
über bie §öl§en! 2Bie erfd§ra!en bie f^ran^ofen auf bem langen ©ee,
al§ fie bie erften (5d§üffe l)örten*)!
©d^m^^er unb ^reiburger maren am eifrigften bäbftlid^ , unb
1) Ciacconius, Vitae Paparum et Cardinalium 1383. 5lnff)elm hü ®lu|
247. SBcmbu^.
2) 9lbf(^ieb bei ^fud^ä 268 unb 270.
3) Caracciolus, Yita Spinelli 95. Coccinius 273. Bürge, Lettres
III, 82.
4) g^embus 294. (5d)tetbcn «ßetct ^falfS bei ^\iä)% 272.
3ultu§ IL im SSunbe mit <Bpamtn. 271
augenBIid (id^ , ol^ne fic^ irgenbtote auf^^alten au laffen, jogen fie in
fyeinbeg Saub. S5ier gxeiburger fd^toammen , eine ^Inja^l franaöfifd^er
6cf}ü|en tiox klugen, üBer bie Sreifa; fie fc^tugen eine 35rürfe. @rft
in 35arefe, n)o fid^ bie ßbene öffnet, hjarteten fie ber Urner, Unter=
toalbener unb ©c^afl^aufer , erft in @aEerat, al§ bie fran^öfifd^en
§omme§ b'5lrme§ ftärfer unb faft im ^ortl^eite il^nen gegenüberftanben,
ber Uebrigen; bann aogen fie bem t^einbe md} mit gefammter §anb,
tote bie ßl^ronÜen fagen, big an bie ^afetftaube bon 5)lai(anb^).
^^lun Ratten Spanier unb SJene^ianer angreifen muffen. 3lBer jene
toaren nod§ allju entfernt unb biefe befc^äftigt , ben ^aiferlid^en il§re
©c^Iöffer abäugetoinnen^). ^ie ©d^toei^er, o^^ne §ülfe an üteifigen
unb @efc§ü^ bor einer ftar! befeftigten ©tabt, bie i:§ren erften Eingriff
mit empfinbtid^em SJerlufte ^urüdfroieg, mi^mut^ig über ben me^r
naffen aU falten Söinter, ber fie mit einem 9tegen bon 4 S^agen unb
^äd^ten l^eimfud^te , o^ne SeBenSmittel , o^ne @elb unb toenigften§
toegen S3ei*n§ in einigem TO^berftönbnife ; in biefer Sage ergriff fie,
toa§ bie ;^talCtener bie bentfdje gurie nannten, toa§ il^re i^al^rBüd^er
mit nid§t§, al§ mit einer ^lö|lid§en gtut^^ bon ben SSergen, mit bem
SBalbmaffer ju bergleid^en miffen. ©^ ba^nt fid^ felber 2öeg, bann
brid^t e§ fid§ an einem ftarfen ^^elfen; e§ beugt um unb ftür^t bieHeid^t
in entgegengefe^ter SHic^tung fort, U^ e§ burd§ ^lainx unb Umftänbe
in bie alte ^df)n getoiefen toirb. 3e^t übernahm fie ber ^eban!e,
für§ erfte um^ufel^ren, aber ein anber ^Ral um fo getoaltiger toieber*
3u!ommen. ^n i^xex rafenben ^nti) , bie bon ben Säubern borau§,
madfiten fie fid^ mit treuer eine ©tra^e; fie jünbeten am 5)lorgen
i^r ^ad^tquartier an; bor i^nen unb l^inter i^nen unb meilentoeit ju
beiben ©eiten brannten bie S)örfer; fo ging eg bon ber §afelftaube
bei 5[Railanb bi§ 5ur 50^ü^le öor ^etCen^; nod§ in ^tefoj* brannten
fie bie ©d^löffer S^ribul^io^g auf; bann ftür^ten fie fid§ über bie S5erge
äurüd , immer bott i^re§ 3ngrimme§; fie fagten: bon il^nen fei ber
Eingang ber f^ranjofen nad§ Stalien gefommen, bon i^nen foEe e§
auc^ ber 3lu§gang^). ©ie gingen in il^re §ütten unb toarteten be§
grül^ial^reg.
1) Schreiben üon Hauptmann, 9tdtl)cn unb Söenner ju 3r«iburg bei
@lu^, 3lnt)ang XVIII, p. 535. ©d^to^^er, ©d)öbeler, SSuttinger bei gfud^S
285 f.^ Sa^arb 252.
2) Coccinius 276. iRei§ner, gfrunbSpcrge, f. 113. S3embu§ 205.
3) Benedictus Jovias, Historia Novocom. 63. 53at)arb. ©tettler. 'B^h-
belet unb 5lnf^elm M ©lu^ 256, 257. Petrus Martyr, fepist. 474. 9ln:^ang
8um 2Jlonftrelet 241.
272 Zweites iBud). SSietteä ßapit^l.
5^un erft famen ©panier unb S^enesianer ^). ©ie machten it
Eingriffe an t)erfc§iebenen ©tetten ^n gleichet Seit. %m 25. ^am
1512 erfc^ienen bie S5ene3taner, üon ßuigi 5ltjogaro gerufen,
SSreöcia, am 26. in ber Slbenbbämmerung bie fpanifd^en §a!enf(^üy
mit ^o^abinen unb ^epuli, ben alten Seinben ber 35entit)ogli , ö^
SSologna^). S)ie§mal Tratten toeber hu einen nod^ bie anberen eil
Erfolg. 5116er unbertoeilt erneuerten fie il^re Eingriffe. 5lm 1. SeBru^
liefe '^eter 5^aöarra bie ^SJlinen fprengen, bie er Big tief unter bie §äuf
tjon SSologna gefül^rt, unb feine ©panier [türmen. Sinnen wibe
ftanben bie Gegenminen GaBrietö öon Sulj unb au§ angejünbetc
Üieifig ein unerträglicher Qualm, fo bafe ^Bologna fid^ l^ielt. (
lid^er maren bie SSene^ianer, al§ fie am 2. mit alter 9Jlad§t SSreSctö'
Befd^o^fen. Einigen gelang e§, an ©eilen, Ruberen, huxä) SlbjugSgräBen
in bie' ©tabt 3U lommen ; bann erl^oB fic§ ba§ fSoit, unb SSre^cia fiel,
ßrema , ßremona unb Bergamo regten fii^ für hiz alten Ferren ; in
gran!rei(^ ]§ielt man Bei ber erften Ütac§rid§t l^ieröon 5D^ailanb für
öerloren^). S)a§ §eer mar jeboc^ nid^t gemeint, e§ aufaugeBen.
Gafton be ^^oij, be§ ^önig§ 91effe, fül^rte ba§ .^eer. @in 3füng=»
ling in jenen 3al^ren, in benen ber jugenblid^e ©lauä ber (Srfi^ei*
nung ju reiferer 9Jtännlid^!eit üBergel^t; er trug noc^ ben erften SSart;
fein 3luge Brannte, menn er an ba§ ©d^toert griff; er aog eg, \ok
er fagte, feiner S)ame ^u ßieBe, bereu garBe, grün unb meife, er um
ben 3lrm trug *). ^n 9fteggio erful^r er ben SSerluft öon SSre§cia, bie
Gefahr öon Bologna, Bebad^te fid^ nid§t lange, ben ftärfftcn geinb
3U fu(^en, unb rückte am 4. geBruar ^u bem Selicetl^or ein^).
S)ie ©panier mi(^en, foBalb fie öon feiner 5ln!unft prten, an bie
Sbice; er, nad^bem er bie ^efa|ung Bi§ 3ur (Betoife^eit eine§ glü(f=
liefen Erfolges öerftärlt, feierte unöeräüglid^ um, öffnete fid§ burd^
UeBerrafd^ung bie ^äffe t)on ^Ulantua, jagte bie SJene^ianer, bie fid^
i^m in ben Söeg fteEten, ben 2)eutfd§eu, meld§e \f)m öon SJerona au»
äogen, in hk .^anb^), unb Bereits am 17. SeBruar mar er im
1) Paulus de Laude in ben Lettres de Louis, III, 109. Jovius, Vita
Alfonsi 172.
2) Coccinius 280. Zurita II, 264. Bembus.
3) Jean le Veau au§ SBologna, Lettres III, 132. Andrea del Burgo,
p. 147. Carpesanus 1273. Coccinius. Zurita 266. Arluni IV, 175.
4) Elogium Foxeji Ui Jovius, Elogia 225. Brantome, Capitaines
142. fSa^axh.
5) Jean le Veau, Lettres III, 153. Ci^ccinius 281. Zurita.
6) Jean le Veau, Lettres 173. Macchiavelli, Discorsi sopra la prima
deca di Livio 299. Mocenicus 85.
3ful{u§ IL im SBunbc mit ©panien. 273
Si^toffe äu i8re§cia — e§ ^d%t ber ^^ol! ber ßomBarbet unb ift ge*
tDt§ ^odi) unb brol^enb genug für biefen ^lamm^), — entfd§loffen, mit
feinen 2)eutfc^en unb f^tan^ofen öon ba au§ bie Stabt unter tl^m
5u erobern,
5lm borgen be§ 18. fteEten fid§ int ©d^Io^^ofe ^tnei Raufen
auf, öorn int 2;^ore freitt^tHig bie SBertomen, ^eutf(^e unter ^aBian
unb ©pet, Öagcogner, einige §ontnte§ b'5lrme§ mit ^alBlanaen, lang
Don @ifen, tiefer hinten bie Uebrigen, foUJoT^l bie S)eutfd)en, Wdä)t
auf Ut Ermunterung, „bie (Stabt p erobern ober ^u fterben", jum
3etd§en i^reg guten SBtEen§ bie §änbe erT^oben unb Serben in bie
üon Uielem ©ebraud^ glatt gehjorbenen ©pie^e fi^nttten, al§ bie f^ran=
jofen. 5l{§ unten hk S5ürger, ftatt ber nochmaligen ^ufforberung
(^tf)öx äu geben, beim 2;on ber (Slotfe aum SGßiberftanb 3ufammen=
traten, rief @afton jum Eingriff auf fte: „S5orh)ärt§, im ^Jlamen
®otte§ unb @t. ^ent)öM" 5lIIe Strom^jeten bliefen^).
SGßäl^renb bie S^ene^ianer nad^ ben erften mir!ung§Iofen ©d^üffen
tl§re @eme]§re toieber tuben, gelang e§ ben Verlornen, einzeln ben
engen ©d^Iogtoeg ^inabpfommen ; bann brangen fte öereint aufr
ba§ 5Jtünfter ©. f^Iorian unb bie S^erfd^anjungen ber S5rifignel§ öor.
S)en größten (Sinbrutf mad^te SSa^arb, ber unter bie S^enejianer etn=^
gebrungen toar. @ritti fd^rie: „;^ft nur biefer S5at)arb befiegt, fo ^aben
toir geujonnen", unb tt)ir!lid§ tt)urbe berfelBe fd^mer t)ertt)unbet ; bem
Singriff aber gef^a^ baburd§ fein einhält. S)a§ fünfter, ba§ ^efd§ü|
toarb genommen. Den 33riftgneB festen bie S^erlornen burd^ bie
(^itabeHe U^ an ba§ eigentlii^e ©tabtt'^or na(^; fie Ratten aEein
entfd^ieben. ^l§ ^ier bie Uebrigen antamen, ba§ ©tabtt^or aufging,
unb bie SJene^ianer ba§ @efd^ü^ auf i^re engen ütei'^en in ben
Strafen gerid^tet fa^en, al§ fie barauf hk SugbräcCe am ^ajarot^or
nieberlie^en , toie fie glaubten ^ur g^iit^t, aber in ber 5t^at 3um
SBerberben — ben eben hierauf lauerten brausen 500 Sanken unb
ftürjten herein — , fo !am e§ me^r jum SJtorben, al§ 3um ©dalagen;
in ben engen ©trafen Ralfen meber ben ©trabioten \f)xe leidsten
$ferbe, nod^ ben Sc^merbemaffneten il^re guten §arnifd^e; fie tour»
ben gleid§mä§ig niebergemad)t. ^ur 5lbogaro, aud^ aU er fi($ mitten
in bie geinbe marf, !onnte ben %oh nid§t finben; fein $ferb fiel;
er toarb jur ^efangenf(^aft unb einem ]§ärteren @nbe aufbewahrt.
1) Octavil Kubei Monumenta Brixiensia bei Graev. Thesaur. IV, 2, 91.
2) SSa^atb 261. Coccinius 282. Epistola ad Episcopum Gurcensem
in ben Paralipomenis ad Chronicon ürspergense 467. ^Jl^f^ifd^ im Sln^ongc
aum 3Jionfttelet.
b. SRanle'S SOßctlc XXXTII. XXXIV. 9ioin. u. germ. SSölfer. 3. 5lufl. 18
\ \
274 3teeitc§ SSuc^. 35iertc§ ßapttel.
@ritti toarb au(^ gefangen, i^n aEen |)äufern njütl^eten bie @rc
be§ Äriegeg unb ber ^lünberung; auf öiert^albtaufenb Söagen
man ben 9tauB babongejd^afft^).
S)ergeftalt toaren bie Eingriffe ber ©d^tüei^er, ©panier unb
ne^ianer nad§ ber ütei^e ^urücigetrieben, ^afton ©ieger; unb e§
nun an i^m, felBft äum Eingriff auf bie f|)anif(^en Splitter au^i
ge'^en, öon benen man i^m er^ä^lte, e§ fei eine ^reube, fie ju fe^^l
fie felbft in @olb unb ^Ijur, il^re ^ferbe toEftänbig gepanjert;
benen backte er um ben 5ßrei§ ber ia^)fer!eit ^u ringen.
S)a§ er gegen fie tjorrütfen fonnte, bajü gaB befonberS ha^ ^t
cilium S5eranlaffung. ;^n $ifa Ratten e§ bie ßarbinäte am 5. 3^ot)em
nur eröffnet ; gleid^ am 6. geigte fid§ ßaraöaial bereit, e§ 3u Verlegen
na(^ ben erften ©i^ungen, im ;^anuar 1512, berlegten fie eg nadf) Mai'
lanb. 3^^^ i^^t einmal t)on ^ajimilian unb f^Ioren^, nic^t einmal öon
f^lanbern, ba§ bo(f) ber ^rone ßubtoigS untermorfen toar, tourbe irgenb
ein ^rälat gefenbet; in $ifa l^atte man bie ßarbinäle ungern gefel^en>
unb in ^ailanb tooEte ^iemanb etmaS tjon il^nen miffen; aber nad^
ben (Siegen @afton§ tourben fie mut^iger; fie contumacirten ben
$a|)ft, f:pra(^en SSologna unb gerrara öon feinem S5ann frei unb
fanbten jtoei Segaten, einen nac§ 5lt)ignon, einen nad§ SSologna : „benti
e§ gezieme fid^, ba| ber gan^e toeltlic^eSSefil ber ^ird^e in il^ren |)änben
fei" ^). ßubtüig, ber t)or aEem ben ©d^ein öermieb, al§ fü^re er in feinem
eigenen ^flamen mit ber Äird^e ^rieg, ergriff biefen 3}orttianb no(^
im ^ära, unb meT^r in be§ ßoncilium§, aU in feinem 5flamen lie^
er feinen 5^effen, bon bem Segaten begleitet, nac^ bem Stoben bct
Äird^e aufbred^en — mit 1800 Sangen , 900 leidsten ^ferben unb
15000 ^mann äu Qu%, für biefe Seit eine ftattlid^e maä)i^).
S)ie ©^janier liatten feine ßuft, ju fd^lagen. ^1)x Äönig fc§ric6
t^nen: „S)rei ^inge, über bie er unterl)anbelte, müßten gefd^e^en:
hk (Snglänber in gran!reid^, bie ©d^meiger noc^ einmal in 5[Hailanb
einfaEen, ber ^aifer mit SJenebig grieben fd^lie^en; öon benen fei
jebeS aEein bie g^anaofen gu bernit^ten fällig. S)em ^apft müffc
lieber fein, ]p'di ^u fiegen, al§ fd^neE ju berlieren" ^). 5lur \>a^ Sanb
tooEten fie nid^t böEig :preiggeben.
1) 2)iefelben unb eigentpmlid^ aud) 6arpefanu§ 1276—1280. Soui§ an
aJlarsrct^, Lettres III, 178. Arluni IV, 179. Fleuranges 87, 88.
2) «IJlacd)tat)cIIt'§ Segagion an§ Soncilium V, 407.
3) Petrus Martyr, ep. 470 f. Nardi 130 f. Guicciardini X, 559, 580.
4) Andrea del ßorgo, Lettres III, 197. SScxid^te an Souis 211.
5) Zurita II, 279.
3^uliu§ II. im SSunbc mit <Bt>anun. ©d^lad^t bon ^fJabenna. 275
35on ben 5lpenninen l§er rinnen fe(f)§ bebeutenbere ^lüffe, Silaro,
Santerno, <Senio, Samone, 5Jlontone, ülonco nad^ ber ©ee l^inaB, in
i:^ren liefen Sftabenna erteid§enb ; fie burd^jd^neiben in gleid^er 9lt(^tung
j ba§ Sanb. S)eren backten fid^ bie ©panier jum 2Biberftanb 3U Bebienen.
! Wan !onnte fie entn)eber nntet^alB Bejd^ü^en, unb bieg forberte f^abri^io
ßolonna, @eneral ber Sfleiterei, aber alSbann BlieB bem f^einbe bie
8tra§e üBer ben 3l^ennin nad^ Zo^cana, öielleic^t auf 9tom felBft offen,
ober oberhalb, unb bie§ tooEte ber gelbl^au^tmann be§ ^u§t)ol!§, $eter
j ^flaöarra, immer ein Gegner 6olonna^§, bem er feine ^räd^tigen Sitel
\ berargte, aber alsbann toar ülaüenna gefä^rbet. ^abarra brang l§ier=
bei fo gut U)ie fonft burd^ ba§ erfte Säger toar bei ßaftel^jiero, an
bem erften jener i^^üffe errid^tet. 51I§ 5^aoarra fal§, ba§ bie f^tan^
jDJen tiefer unten überfe^ten, brad§ er auf; bei S^mola fanb er ein
j ä]^nlid§e§ ; fo gingen fie über ben ^toeiten , ben britten , ben vierten
' f^lu^, unb immer "^atte 5^abarra ein fefte§ ßager bereit; bann aber
toanbten \iä) bie ^^ri^an^ofen öon ^ontone lin!§ ab, in ber Z^at
gegen ütatienna; am ß^^rfreitage 1512, ben 9. 5l^ril, ftürmten fie bie
©tabt. ^n ütatjenna toaren bie ^aga^ine ber ©Ijanier, unb fie !onnten
bie ©tabt nidfjt öerloren ge^en laffen; an bemfelben ©Karfreitage rückten
fie mit gefammter ^ad^t gtoifd^en bem Samone unb ütonco ^inab.
^er ©türm ber ^^ran^ofen mißlang. 5lm Ofterabenb ftanben beibe
-peere einanber gegenüber^).
(g§ mar am erften Ofterfeiertage, ^ur Seit, too hk übrigen 61§riften
ber Sonne toarteten , um fie unb fid§ unter einanber ju begrüben,
al§ ein §erolb be§ S5ice!önig§ unb f^^anifc^en Oberfelb^errn, Tiamon
be ßarbona, ben ©afton an ben ©anal entbot, ber 50^ontone unb
^onco bereinigt unb nunme:§r beibe §eere fd^ieb. ßarbona f^jrad^:
„SöoHen mir ^eute fd^lagen?" @afton entgegnete: „^aU^^x e§ be=
fd^loffen? 2Bir moEen". ©ie ^erbrad^en beibe bie meinen ©täbe, bie
fie 5um Seid^en be§ ^riebenS in ben ^änben hielten, unb ritten
äUTÜcf^). (Safton !am ju feinen §au|)tteuten : „:Sft ba§ (^IM gut,
fo tooEen mir e§ loben, too nid§t, fo gefd^e^e (SotteS SöiEe"; er t^eittc
mit i^nen ba§ S5rob unb hk i^Iafi^e 2öein, bie er nod§ l^atte; fie
öerfljrad^en, mit il§m ju leben unb mit i^m 3U fterben.
^n ben Söaffen öon f^oij unb 51aöarra fa§ @afton ju ^jerbe;
fein §arnifd§ ging am redeten 5lrm nur bi§ an ben ßEenbogen ; öon
ba big 3um ©anbfc^u^ fa!) man bie garben feiner SDame^). S)er
1) aSerid^t an «ouiS, Lettres III, 215, 216. Zurita II, f. 281.
2) Coccinius, de bellis Italicis, apud Freherum II, 286.
3) Senarega, Annales Genuens., p. 613.
18*
276 3toßttc§ iBud^. S3terte§ ßapitet.
Saftatb öon dl^tmat) tüatnte if)n : ein alter äÖa:^rfaget ju ßar^i l^al
ben 2:0b eineg ber Beiben ^eerfü^ret pro^j^ejeit; bie blntrot^ ai
ge^enbe ©onne bebeute für @afton ober ßarbona %oh] er f^jrac
„3d§ toiU boc§ in bie <Bä)laä)i".
3nbem fie |o ben ßanat entlang ritten, getoaT^rten fie ^ebro
^aä unb einige anbere geinbe jenfeit beffelBen. „S^r f(f)eint @u^
an(^ no($ 3U Vergnügen, bi§ bieg fd)öne S:piel angelit", fagte h\
5Bat)arb. Seib 3i^r e§?'\ entgegnete $ebro, „bann ift @ner ßac
toie um 2000 5P^ann ftär!er. könnten toir un§ boc^ einmal
f5frieben mit einanber ergoßen! ^ber tüer ift ber eble ^rin^, ben
Bei gud§ fe^e?" „m ift ber ^rinä bon goij". (Safton be goij to^
ber S3ruber ber Königin @ermana. S)ie ©|)anier ftiegen öon bet
^ferben unb begrüßten i^n. ^^-^err", f^jrad^ ^ebro, „unfer§ ^önig^
S)ienft borbe^alten, fte^en tnir @u(^ 3U Gebote" ^).
Snbeffen ftanb Sf^coB ton @m§ im Sfling ber Sanb§!ned§te unb
fprad§: „ßieBe S5rüber, l§eute fe^en bie gran^ofen i^re Hoffnung auf
@U(^. ^t}x ^aBt bie ßuere auf 5^iemanben al§ ^ud^ felBft p fe^en ; benn
toiffet, toenn ^^x ben geinb nid^t fdilagt, fo toerbet ^^x ben dauern
nimmermel^r entrinnen, ©teilet feft in ber 6(^la(^t ! 3)enft auf ©ieg
ober 3^ob!" Unb alfo führte er fie, inbem ein ^eber ^ott gelobte^,
fünftigen toei^en ©amftag Bei SCßaffer unb S5rob 5U faften, über bie
SBrütfe be§ ßanal§. „©oEen fie borau§ fein", fagte ber f^ü^rer ber
frangöfifd^en f^ufebölfer, ^olart, „lieber berlör^ id§ ein ?luge", unb
ging mit feinen Seuten gerabe burd£) ba§ 35^affer. ©ie rüdten ber fronte
be§ geinbeg entgegen, 5llfonfo bon f^errara mit feinem (S^efc^ü^ unb
^alice mit 800 ßan^en i^nen pr ©eite. hinter biefen 30g, nad^
fleinem 3^^f^^nraum, @afton unb bie gefammte 5Jlad^t.
2)a§ ßager ber ©panier toax jur SHed^ten, too bie Sdeiter hielten,
bom (Sanal, jur ßinlen, too ba§ gu^bol! ftanb, bon einem graben unb
meiter^in bon einem S)amm gefd^ü^t. S5or bem gupol! l^atte ^a^
öarra üBerbie§ ^toet (SräBen; l^inter biefen in einiger Entfernung
ftanben feine jtoeiräbrigen ^ai*ren, auf benen ein @ifen, born lang
unb f|)i|, ju Beiben ©eiten fid^elförmig angeBrad^t toar , Bei benfelBen
§afenBüd§fen unb ^^elbfd^langen in guter Qdi)i^).
gür ba§ §eer ^afton§ !am e§ barauf an, bie geinbe au§ biefer
feften ©teEung ju bertreiBen.
1) L'histoire du bon Chevalier Bayard 310, 311.
2) Fleuranges, M^moires 89—93. Coccinius unb Novae e castris
Gallorum in ben Paralipomenis ad Chronicon ürspergense 467. ^uä) UUrid^
^toingU^Relatio de iis etc. ap. Freherum II, 122. kti^mt, ÄriegSt^aten 1, 114.
Julius II. im S3unbc mit Spanien, ©d^lod^t 6ei 9lat)cnnQ. 277
3u i^rer Sinfen auf bem ^amm pflanzte 5llfonfo, ju if)xn
jtRed^ten jenfeit be§ 6anal§ :Söo b'^lEegre @efc§ü^ auf. 3nbem
5^at)arra'§ f^u^tjol! fid^ auf ben SSaud) getoorfeu, gefd^a^^, ba§ bie
Äugeln, fotool^I beg einen al§ be§ anbem, aEein unter bie Sflitter
^-aBrtäio'^ einfd^lugen. S)er gute $arnifd§ f d§ü|te fte nid^t ; fie fan!en
5u brei^ig, öietäig; S5orbere unb «Wintere rückten äufammen unb
rebeten unter einanber; enblid§ rief f^ftt^njio: „©oEen toir aEe um
@ine§ ^arranen Ujitten um!ommen?" 2)ie ©panier fagten: „@ott
tobtet un§, la^t un§ toiber bie 5Renfc&en ftreiten". @ie riefen laut:
I „@§pafta unb St. i^ago Bei ben $ferben!" unb festen fic^ in SSetoegung.
iS5ei biefem ^nUid jagte ^afton: „5^un Ferren, lagt un§ fe^en, tt)a§ ^^x
für gran!reid§ unb meine 3)ame tl^un Werbet", unb rücfte mit ^alice
i äujammen. 5lEe riefen: „^rance! Trance!" S)ie 9fleiterfd§lad§t, i]§r
Ijc^öneS Spiel, Begann^). 5luf ben S3efe^l Öaftong, ^u galten, Bi§ er
ba§ Seidfien geBe, ftanben bie f^ugtjöller inbeffen ftiE; aBer aE^ugut
trafen bie §a!enBü(^fen unb ©(^langen ^at)arra'§; ^tüei ber tJor=
ne^mften 5lnfü^rer, 5Jlolart unb f^reiBerg, bie Bei einer glafd^e 3U=
fammenfagen, U^urben öon (Siner Äugel getroffen unb Beibe getöbtet;
biele trefflid^e ^auptleute, S)oppelfölbner unb Gemeine fielen; fie
tüoEten enbli(^ biefe§ geuer nic^t länger rul^ig aug^alten. ;2fnbem fie
üBer ben erften ^raBen gingen, ben ^atjarra öor ft(^ gebogen j^atte,
n)arb 3acoB ton @m§ getroffen. (£r fprad§: „S)er Äönig T^at ung tt)o'§l=
get:§an, l^altet 6u(^ gut!" unb ftarB. äöie fie an ben gtoeiten !amen
unb ^ier bie ©panier i^nen i^re Spiele !reuätoeife, entgegenftretften,
Ijielt t^aBian üon Sd^laBemborf, ber größte unb ftär!fte ^ann, ben
man fe^en !onnte, feinen Spieg in bie Quere faffenb, fec^§ Bi^ ad§t
feinblic^e bamit nieber unb öffnete ben äöeg. Sie !amen auf ben
freien $lan 3toifd§en @räBen unb Söagen; unb ^ier nahmen f^aBian
unb 3o:§ann Spet grüne ^änje auf ba§ <£)aupt, traten t)or unb
forberten bie tapferften ©panier ^erau§. (S§ !amen i'^rer smei. ©pet
toarb öor bem Kampfe mit einer Äugel erlegt ; gaBian erfd^lug feinen
(S^egner. ßnblii^, toie fie ^art unter ben §a!enBüc^fen toaren, fprangen
bie ©panier auf, unb ber toa^re Äampf ber f5"6ööl!er Begann. S)ie
Speere ^erBrac^en, bie ©d§tt)erter jerfprangen; Einige ftritten mit ben
.öänben, mit ©rbtlögen, mit ben :Sö^imn) autoeilen rief ßiner ober ber
5lnbere, Oor einem üteiterangriff in bie ©eite Bange: „Surütf, il§r S)eut'=
fc^en!" bo(^ bie S5orberften Betoegten i^ren ^n^ nid^t ; ba fiel ber ftarfe
gaBian, Sinfer, ber !ü]§nfte ^enfd§ öon ber äöelt, öiele 5lnbere; oft
1) L'histoire du bon Chevalier 312. Bayard ä Laurens Alemand in
Expilly'ß Supplemeut ä 'histoire 451. ^nä) hzi Daru III, 441.
278 3tociteS SBud^. S5tertc§ ßopitel.
fd^rteen bic ©Spanier: „S5tctoria 3uUu§!" unb e§ l^atte ben ^nfd^i
aU ob fie ftcgen toürben. SlBer bie Hoffnungen ^latiatra'g UJurll
aEeäcit getäuf(f)t; unerfc^üttlic^ l§ielten bie 2)eutf(^en ©tanb^).
©Ben bamal§ aber toar e§ in bem ^am^fe ber 9Heiterei, nad^ bi
ftünbigem Öefed^t, bal^in gefommen, ba| gabri^io unb feine Flitter
ben franjöfifd^en nid)t mel^r geUJad^fen füllten. (Safton butcC)ftad§ fei
einen f^einb; bie S5at)arb§ unb ^alicen üoEenbeten, tt)a§ ba§
fd^ü^ angefangen: bie ©d^ü^en öon be§ ^önigg @arbe braue
i:§re eifemen §a!en fe^r n)ol£)I Ujiber bie §elme ber geinbe; ber
griff ber leidsten Gleiter toarb mit einer furjen äöenbung abgett)i(
9fiamon be ßarbona flol^. ^er junge 50^arque§ tjon ^egcara öerc
nid^t be§ (Sd^ilbeg unb ber SBorte: „S)amit ober barauf", bie er m
feiner i^ai}m fül^rte; aber al§ fein ^ferb ftüräte, tt)arb er gefangen.
S)er ßegat be§ $a^fte§, ;So5ann bei ^ebici, toarb öor ben Segateit
be§ 6oncilium§ gefül^rt. ^oä) totfytk fid§ gabri^io ßotonna, Ujie et
glaubte, unerlannt. „^'ömn'\ fagte ©iner, „er!enne ba§ ©d^icifal,
ergieb S)id§ mir!" — „Äennft S)u mid^? 2öer aber bift ^u?"
„^lfon§ öon @fte!" — „@ut, bod§ lein Sran^ofe" ; er ergab fid§. i)i^
Flitter toaren ööttig aufgetöft^).
Unb l^ierauf fe^te ^onbormt) aud§ mit ^ferben über bie Gräben
5^at)arra'§ unb fiel bem gu^üol! beffelben in hu ©eite. 3tt^
b'^lEegre brad§ in bie gä^nlein ülama3otto'§, um feinen ©ol^n, ben
fie in einem 5lufru^r erfd^lagen, an i^nen 3U rächen. 5lnbere famen
ben S)eutfd§en M bem (Sefd§ü| au §ülfe. ^abarra fa^^ um fi(^, fal^
bie ©d^lad^t öerloren ; er toanbte fid§ bereite jum Mcläuge, aber ganj
in Orbnung; bann tt)ie berätoeifelt Ujarf er fid§ nod^ einmal auf ben
geinb, ba toarb er felbft gefangen. S)amit toar bie ^au^tfad^e ent*
fd^ieben. S)on S)iego 61§ignone§ lag üern)unbet auf ber @rbe unb
]af) bie ^Heiter bei fid^ t)orüberf|)rengen. §albtobt erljob er fid^ nod^
unb fragte, toer ben ©ieg babontrage. ©r T^örte: „bie grauäofen",
unb ging unaufrieben au§ biefer Söelt^).
„|)err", f:prac§ bamal§ SSa^arb 3u @afton, ber mit SSlut unb
^im bef^)ri|t toar, „feib 3]§r öertounbet?" „^ein", ern)iberte 6afton^
1) Zurita II, 283. Guicciardini X, 590. Petrus Martyr, Ep. 483,
SJotne'^mlid^ Coccinius 286 unb Fleuranges 94. 2lud^ MaccMavelli, Prin^
cipe c. 26, p. 68. Hutteni Epitaphia in Empserum in ben Epigrammatibus;
Opera T. I, 184, 185, ed. 5Diünd^.
2) Sic Obigen unb Jovius, Vita Alfonsi Ferrariensis 176. Vita
Leonis. Vita Davali Pescarae 280. Ferry Carondelet ä Marguerite,
Lettres 228.
3) 2)iefelben unb Passero, Giornale Napolitano 180.
Sanbmod^t bcr SJencäiancr. 279
„aber i^ fjobe öertounbet". S5at)aTb öerfe|te: „@ott fei gelobt,
überlast nun un§ 5(nberen bie SJerfotgung". ^nbem er ^pxa^,
erblickte @afton ben SSaftarb bon Sl^imal^: „5lun, 5[!leifter, bin ic^ ge=
blieben, toie ^l^r fagte?" „§err", anttoortete biefer, „e§ ift nod^ nid^t
au§", unb eben fam ein Sd^ü^e: „©el^et, .^err, ^roeitaufenb (5:panier
auf bem ^o^en Sßege". S)iefe l^atten, bon ber übrigen 6d£)(ac^t ent=
fernt, fid§ mit einigen (S$a§cognern gefc^lagen, fie gen)orfen unb toeit
Verfolgt; nun fanten fie jurüd. ÖJafton naT^m feinen §e(m mieber:
„2Ber mid^ liebt, folge mir" ; mit ätnauäig big brei^ig ftürate er toiber
fie fort; ba aber fanb er ben 5tob. @§ ift aud^ fd^ön, nad^ rü^mlid^en
Sl^aten, mitten in großen Erfolgen unb Hoffnungen, nod§ rein bon
bem Slabel, ben f^ätere ^a^re aE^uleid^t mit fid^ bringen, aU 3^üng=
ling äu fterben; ba§ 5lnben!en beremigt bie Sfngenb. @afton§ ^ferb
fiel, unb er toe^^rte fid§ au x^u^ ; ßautrec rief ben (S|)aniem ju: „©d^ont
i^^n, e§ ift ber Sruber @urer Königin" ; aber ba mar Uim ©d^onung ;
er marb getöbtet unb in ben (iJraben gemorfen; öom Äinn big jur
©tim :§atte er üiergelin äöunben.
äöie bie granjofen bieg fa^en, mar bie i^xtuhz beg ©iegeg in
iljuen gebrod^en.
ßin^ig in feiner ^rt ift biefeg treffen burd^ bie S5erbinbung ber
Italiener unb ©|)anier auf ber einen ©eite, bie S5erbinbung tjon
Italienern, 2)eutfd§en unb ^^T-'^naofen auf ber anbern, mäl^renb fpdter
Staliener unb S)eutfd§e immer mit ben (Spaniern bereinigt maren , bor
aEem burdC) bag 3ufötnmenmir!en ber geuertoaffe mit ben Speeren
beg ^5u§bol!g unb bem ^amifd^ ber ütitterfd^aft. S)ie Ärieggübung
bcr franjöfifd^en ^ommeg b^Slrmeg unb W ©tanb^aftigleit ber
beutfd^en ßanbgtnei^te trug ben ©ieg babon.
2)ie grauäofen !amen 3U ben 2)eutfd§en, bie no(^ in i§rer Orb=
nung hielten, unb fprad^en: „2)ag ift bag ^efd§ü|, bag i^^r nng in
^Jceapel na:^mt, ie|t gebt ^^x eg ung mieber. SöoEt 3^t nid§t aud&
auf 35eute aug?" Sie entgegneten: äßir finb nid§t um ber S3eutc
mitten, fonbem um @^re unb ßob l^ier geftanben." Sie fielen auf bie
^niee unb banften @ott^).
(Bin fpanifd^er 9ftitter brad^te juerft bie 5lad§rid£)t bon bem 2:reffen
nad^ Sftom. 3lugenblid^lid^ fd^iffte ber fpanifd^e @efanbte fein ^auggerätl^
auf ber Siber ein; bag S>ol!, bag bon einigen SSaronen jur ^^rei^^eit
gerufen marb, fd§lo§ bie SBuben unb regte fid^ äur Empörung. S^uliug
fc^toB fi(^ in bie gngelgburg ein unb mar gemittt, :Stalien p berlaffen.
1) ^aä) Fleuranges , bem Söriefc SBa^otbä 453 , unb Coccinius.
Butten, 183.
280 3tocitc§ SBud^. S3tcttc§ ^apiid.
gerbinanb öergag üBer bet ^t\af)x öon ^taptl {eine ©runbyö^e
ernannte ben otogen Hauptmann noc^ einmal aum .^eerfül^ter
:Stalien^).
S)ergeftalt tüar bet gtoge Ärieg be§ ^apfte§ mit S^enejian«
(Bä)tüti^tm nnb ©paniern tüiber gransofen unb S)entfd§e öoEftönt
mißlungen, ^oä) anbete 8tteit!täfte mußten jn bemfelben aufgetufi
tüetben.
2. SSilbung einet neuen 2i^a. Sage unb (5tntrtti|
(5nglanb§.
3u biefet 3^it tüat !aum bie ftan^öjtfd^e unb getüi^ feine anbe
5^ation i]§tem Könige untett^äniget , al§ hie englifdfie. 2)ie ftoljen
^äupkx bet Station Tratten fid) in bet öetbetblidien (Sifetfud^t bei
5)ot!§ unb ßancaftetg unb, fotoie bie eine ^attei gefiegt, in einet
etneuten @i|et|u(^t ^mifd^en ben ©liebem biefet ^attei felbft auf*
getieben. 6omine§ ted^net gut ac^t^ig öon föniglid^em (SeBlüt, bie,
fomeit et geben!en !önne, in biefen Stiegen getöbtet motben; Äöntg
©buatb IV. rief in feinen ©d^lac^ten: „©d^onet ba§ 25ol!, tobtet bie
fetten" ^) ! 2)a mat anlegt §einti(^ VII. in einem öetfd^loffenen
Söagen gut Ätönung in Sonbon eingefaßten, l^atte faft ben ganjen
9left htx ^oxU in ben 5totoet gebtad^t obet getöbtet^) unb felbft
ben 5Jlann nid^t gefd^ont, beffen Uebetttitt im 5lugenblitf bet @nt=
fd^eibung il^m aEein ben ©ieg unb ba§ Äönigteid^ öetfd^afft ßatte;
et l^atte fi(^ ]§ietauf bie (SJeiftlidC)!eit bi§ ^ut ^efd§tän!ung i!§tct
3lft)le, bie ©täbte fo tüeit, ba§ il^te Steilheiten ol^ne bie SSeftätigung
feinet Äan^letS nid§t§ mel^t bebeuteten, unb bie SSauetn nad§ einer
bteimaligen (£m))ötung p immet getoiff etem ©el^otfam untettüotfen *).
S)ie Otgane bet Steilheit, ©etid^t unb ^atlament, tüaxen if)m bienft*
Bat. 3n bet ©tetnfammet fptod^en feine Wciif^e übet 9tauB, 50lotb
unb jeben anfd§einenben S5etfud§ einet ©mpötung; feine fi^califd^en
^i^in, ©mpfon unb S)ublet) , tüanbten bie toibetfpted^enben , öon
tt)ibetfpted§enben ©etoalten gegebenen ©efe^e be§ 9fteid§e§ baju an,
mittelft bet ©trafgelbet, toel(^e für jebe UeBetttetung jebtoeben @c*
fe^e§ geaal^lt tuetben mußten, jugleid^ bie 51ation in ©el^otfam äu l^alten
1) Infessura bei Eainaldus 112. Petrus Martyr 484. Jovius, Vita
Gonsalvi 286.
2) Comines, Memoires, p. 41, p. 155.
3) PolydoruB Virgilius, Historia Anglica 728.
4) Baco, historia Henrici VIT. Opus vere politicum, p. 18, p. 360.
Sage unb Eintritt ©nglanbi. 281
unb bem Könige ben 6d§a^ ju füEen. ©eine Parlamente aber —
toie eg benn in ben Unrul^en ©ttte getoorben, ha% jeber ©teger ein
anbetet öon fetner ^^artei berfammelte, toeld^eg ntetir ein Organ ber
l^öd^ften ^etoalt, al§ ein Organ be§ S5ol!eg toar — finb auc§ il^nt
öon 5lnfang gan3 ergeben getoefen. 2)ag erfte beftanb au§ lauter
5!Jlännern, bie t)on früheren Parlamenten öerbammt worben toaren ; ein
anbereg tnä^lte 2)ublet) 3U feinem (Bpxtä)n^).
§einrid§§ VII. innere ©id^er^eit n^ar biefer ©e'^orfam; bie
äußere lag in feinen S5ertr)anbtfd§aften. Sßir fallen, toie er feine
S^od^ter mit bem Könige t)on ©c^ottlanb, mie er feinen @o§n 5lrti^ur
mit ^atT^arina öerl^eirat'^ete. 3l(§ ^rt^nr, nod^ ei^e er, tt)ie man glanbt,
bie S}ermäi§Iung tioE^ie^en !önnen, geftorben, toarb .^at^rina, wie
feT§r fie fid^ and§ l^intoegfetinte öon biefen i^arten ^er^en, xf)xem Später
imb ©(^toiegerüater , äurüdjubleiben geatoungen, toeit einer be§
anbem buri^ fie um fo fidlerer ju fein glaubte. §einric^ aber hjar
noc^ nid^t aufrieben, dloä) burc§ ein anbereg SSanb, burd^ bie S3er=
lobung BaxU öon Oefterreid^ mit feiner 5lod§ter 50^aria, !nü:pfte er ftd^
an ba§ fpanifd^=öfterreid^ifd§e §au§^).
2)iefer i^ürft, mit toenig paaren, toenig Stielten, einem @efid§t
nid^t für ben ^aler, f^arfam für fid^ unb me^r auf feinen S5ortl^eil
aU auf feinen tol^m bebad^t, bem feine S)iener nur Söerljeuge toaren,
^interlie^ im ^al^re 1509 feinem SHeid^e einen ©o^n, ber in erfter
^ugenbfüEe ftanb, ber nid^t minber ba§ ^toei^änbige ©c^toert unb
bie ©treitajt, al§ f^löte unb ©pinett 3U füljren tou^te, Oon 5^atur
Oerfd^toenberifd^ , eine§ @ünftling§ bebürftig, nad^ äufeerem ÜiuT^me
begierig^).
2)ennod^, toie fie @in S3lut toaren, fo nahmen fie ©inen 2öeg.
Dbtoo^l §einrid^ VIII. bie ^Ibrot^e /^albtoei^e Sdofe in feinem
SÖa:ppen führte, lie^ er bod§ bie alten 2)iener ber ^oxU, bereu ßeben
toenigfteng fein SSater gefd^ont, ©uffol! unb S5utfing]^am, beibe fterben.
S)ie fi§califd§en Ülid^ter mit bem 2:obe ftrafen, toie ber ©o^n tl^at,
toar toenigftenS nid^t minber gemaltfam, al§ fid§ il^rer bebienen, toie
ber Spater getrau, ©ein erfter ^ünftling , Sßolfe^ , ber ba§ ganje
Slnfe^en feinet ©rabiSt^umg unb feiner ßegatentoürbe über bie ©eift»
liefen, fotoie bie Unterorbnung ber S3eamten unter bie Äanslertoürbe,
1) Baco 113, 236, 350. Polydor. Virgilias 775, ferner ^ume.
2) Polydor, XXVII, 2. Zurita II, 155. Vettori in Macchiavelli,
Legazioni V, 228.
3) Baco unb Polydor. S5efonber§ Edward Herbert of Cherbury, The
life and reign of Henry VIII, p. 4. .
I
' 282 3tocttc§ S3u(f). S5iettc§ ßapttcl.
bte er eBenfaES Beüetbete, öettoanbte, öerft^affte i^^m bte tüefentltc
^oxiijdU beg (Supremate ol^ne biefen 5^amen. S)a§ Parlament ful
fort, 3U BeiDiEtgen, toaS er toünf(^te, unb „3Jlann", fagte er ju einei
d)|)onenten, „morgen paffirt meine ^iU ober bein Äo:p|". @§
feines S5ater§ gan^e 3lrt unb äöeife; nur noc^ rüdftc^tSlofer
rafc^er Bringt er fie in ^Intoenbung ^).
^i(^t minber grünbete er feine au§tt)ärtige ^oliti! auf fe
öern)anbtf(f)aftlid§en S3erBinbungen. 2)o(f) toar fein S^td nic^t
tDo'^l, fid§ 3U fidlem, aU ber großen S5unbe§genoffenf(^aft, 3U ber
felBft gehörte, ha^ oBerfte ^Infe^^en in Europa ju öerfc^affen ; l^iet
t)erfäl§rt er nur leibeufd^aftlid^er unb t^ätiger» al§> fein Spater.
@tei(f) öon Einfang, foBalb er fid^ mit jener fpanifi^en ^atl^a«
rina öermä^lt ^atte, fanb er fid§ burd§ biefe an f^erbinanb, burd^ feine
©d^Ujefter 5!Jlaria an .^arl unb ^ajimilian geBunben. ^m ^a1)x^ 1511
fanbte er Beiben <g)ülfe, bem einen n)iber hk 5Jlauren, bem anbem
toiber (Seibern; unb folange fie, ^atte aud^ er f^rieben mit 5ranf*
retd§; feine ^efanbten Befd^ujuren im ;3uli 1510 bie alten S^ertröge
mit ßubtoig^). 3ll§ aBer gerbinanb im CctoBer 1511 mit bem ^a^jftc
toiber gran!reid§ in 58unb trat, nahmen bie ©ad^en einen anbem
@ang.
@in UJefentlid^er Erfolg ber ßiga bon 1495 toar, mie tt)ir fallen,
bie ^rünbung ber großen fpanifd^=öfterreid§ifd§en St^ertoanbtfd^aft. f^erbt«
nanb§ pan toar gegentoärtig , in bemfelBen ©inn eine neue Siga
5U grünben, bem ^^lamen unb ber S5eranlaffung nadf) für ben ^ap%
in ber S^at aBer nod^ me^r für bie fünftige @rö§e feines §aufe8.
^ie (iirunblage öon ^Eem Ujar nun aBer bie S5erföt)nung
ä^ifd^en ^^ei^binanb unb 3JlajimiIian. 5tad^ bem langen Qtoi^i üBer
ßaftilien mar eS unter ben ütät^en ^OflajimilianS äuerft 5)lercui-in
©attinara, ber in ben S^ermirrungen ber g^^t pi ber UeBeräeugung
!am, biefe SJerfö'^nung fei feines §errn oBerfteS S5ebürfni§. SöeSi^alB
fei bod§ bie Unterne^^mung miber ^abua gefd^eitert, toenn nid§t, meil
t^erbinanb ben SSene^ianem ßeBenSmittel jnfommen lie§^)? ©r felBft
BegaB fid§, um baS alte ©inberftänbni^ p erneuem, nad^ ©^janien;
unb l§ier, inbem er ben 5lnfpmd^ 5)lajimilianS auf eine unmittels
1) .^erbcit 14. Goodwinus, Annales Anglici, Henrico, Eduardo et
Maria regnantibus, p. 17. Hume, ^eintid^ VIII, p. 117. S). Ueberf.
2) Herbert, The life 15. Macchiavelli, Legazione V, 348. Zurit»
II, 249.
3) Gattinara k Marguerite, Lettres de Louis 194.
Sage unb Eintritt @nglanbi. 283
Bare S^ertoaltuncj ßaftilieng, toelc^er nie burc^aufe^en toar, enblid^
faEen lte§, inbem er fid§ begnügte, ba^ f^ßtbinanb bte 9lac§folge in
feinen üteid^en au|§ neue bem gemeinfd^aftli(^en @n!el Beiber, Maxi,
jufidCierte, Brad^te er jene 5lu§|ö]^nung gu ©tanbe unb fteEte bie alte
SSerBinbung , bie natürli(i)e greunbfi^ajt 3n)if(^en SSeiben lieber ^er.
Seitbent ütmmert fit^ f^^tbinanb n)ieber um bie gelbrifd^e ©ac^e, unb
ber .^aifer gebeult in beutfc^en ©taat^fd^riften be§ ^riege§ tniber bie
«JJlauren ^).
f^erbinanb§ nöd^fte 5lB)id§t tnar al§bann, ben ^önig t)on @ng=
lanb unb ben Äaifer, feine näc^ften S5ertoanbten , in feinen .^rieg
3U 3ie:^en.
3uerft gelang e§ mit ^önig ^einrid^. 3lt§ ßubn)ig biefen äur
I^eilna^me an bem ^ifaner ßoncilium einlaben lie§, lag bie 5(nt=
lüort beffelBen gleidjfam barin, ba§ er, toäl^renb ber fran^öfifd^e f&oU
fc^ofter rebete, fid^ auf bie 6(^ulter be§ f|)anifd^en, ßubtoig (Sarroa,
lelinte^). S)er SSunb ätoifd^en ^^erbinaub unb. bem ^a^fte toarb in
ber S5orau§fe|ung gefd^loffen , ba§ §einrid§ i:§m Beitreten toerbe.
§einrid^ ^offte, ber ^apft toerbe ben 5^amen be§ aEerd§riftli(^ften
Äönig^ auf il^n üBertragen, unb fd^on am 4. SeBruar 1512 orbnete
er feine ÖJetoalf^aBer 3U bem ßateranconcilium aB. @r l^offte, toenn
nid^t bie @rö§e ber früheren englifc^en Könige in f^^^anfreid^ hjieber-
l)eräufteEen , menigften§ @u^enne ^u feiner !öniglid§en ©tanbarte ju
bereinigen; unb ^ier^u BemiEigte iT^m ba§ Parlament, ba§ fid^ an
bemfelBen Sage tjerfammelte, eine SBeneöolena ; er fe^te Privilegien für
bie getreuen, ©trafen für bie ungetreuen Sa^jitäne feft^). S5ieEeic§t
mar einer feiner iBemeggrünbe , ba§ aud§ fein (iJefd^lec^t burd^ bie
S)ermä^lung 50^aria^§ mit ^arl an ^ea^jel S^eil ^atte, meld§e§
i^erbinanb al§ gefä^rbet öorfteEte; unb bie 5V2 TOEionen, bie i^m
fein S5ater ^interlaffen, gaben i^m Otüc^'^alt unb Suüerfid^t. (Senug,
er trat aur ßiga unb berf^rad^, ba§ ^eer tjom 5lu§flu6 ber Sl^emfe
Big le 2;rabe au Be^au^jten. @r fanbte nod^ im Söinter aujei S5ot=
fd^aften an Submig, eine toegen @u^enne'§, eine für ben ^apft.
S)a fie Beibe umfonft Ujaren, Mnbigte er jenem ^rieg an unb marb
mit f^erbinanb ein§: ju 8000 5Jlann f^anifd^en i^ui'oolU moEe er
8000 englifdie ©^ü|en fto^en laffen, bie üteiter aber mit i^m ge*
1) Zurita II, 203. Jötiefe be§ i?aifcr§ t)on 1510 bei ©olbaft, ^oxma^x,
Söecfmann.
2) Zurita II, 267.
3) Herbert, The life, 18, 19. Jean le Veau in ben Lettres, III, p.
150, bom 10. gfebtuar.
284 S^citc^ Sud^. 35iertc§ Kapitel.
nteinfd^aftlid^ Befolben; toaö man eroBere, foEe bem o^tijöxtn, bef
SBorfal^ren e§ Befeffen^).
i^nbefe «^eintid^ entfc^ieben tüar, Bemühten ftd^ Beibe $attet^
um ^ajimiltan. %U ^nliu^ im ^uguft 1511 tobtfran! lag, iaj
«ölajimiaan bte Hoffnung, felBft ^a^ft au toerben. „S)ie (Sarbtui
5U getotunen, Braud^e er 300,000 S)ucaten; um bieie aufauBring«
tooEe er feine tier Strumen t)oE ^leinobe, fein Se^ngetüanb cl\
greifen. ^id^t§ §ö^ere§ ftel^e iT^m 3U." liefen @eban!en ergrif '
Beibe ^Parteien, aud§ al§ 3^uliu§ genefen. S)ie fd^iSmatifd^en ßarbinJ
ermunterten ^ajimilian, nur nad^ i^talien ju fommen ; ba feien 2(
Sangen ßubtüigS, bie 5Jlad^t ber ©anfeberinen, ^antua'§ unb ^errara*
ba§ 5lnfel^en be§ 6oncitium§ au feinen S)ienften; bann !önne maf
ben ^a^ft aBfe|en unb, toenn er nur moEe, i^n tt)äl^len; 5^ea)3et ftel^c
i^m offen, gerbinanb bagegen erinnerte il^n: „nid^t f^einbfd^aft,
fonbern f5rteunbfd§aft mit bem gegentoärtigen $a:|)fte fei ijonnöf^en,
um beffen 5^ad^foIger au toerben" ^).
5}tan erfährt nid§t genau, mann unb marum 3Jlajimilian biefen
@eban!en fal^ren liefe, ber aEau meit auSfel^enb mar, um burd^gefüT^rt
merben au !önnen ; aBer ba er mit f^erbinanb geeinigt mar, liefe fid^,
folange 3fuliu§ leBte, nid§t§ ^^lad^^ltigeS bafür t^un. 5lnbere S)ingc
lagen il^m näl§er.
Sommer mar e§ feine 5lBftd^t gemefen, ba§ mailänbif(^e unb baä
beneaianifd^e (SJeBiet au eroBern. 5lBer (5ine§ fd^lofe im örunbe ba§
5lnbere au§; benn immer mufete er ha§) @ine mit ber ^ülfe be§
5lnbem üBerminben. f^^i^Binanb a^iöte i§m einen 2öeg an, um Beibe
5lBfid^ten nad^ einanber au erreid^en : erftlid^ bie (groBerung ^ailanb§
für ^arl, il^ren ^n!el, aunäc^ft au 5Jlajimilian§ «Rauben burd§ bie
ßiga; hieran StiEftanb mit 3}enebig, auglßid^ beffen ^ülfe; bann miber
S5enebig felBft^). 3uliu§ mar Bereite fo fe^r in ben Rauben biefe§
@efd§led^t§, bafe er auf 2)inge einging, bie bem entf^rad^en. ^ie
Söeneaianer meigerten fid^, 5ßerona unb S5icenaa gana aufaugeBen, für
2:ret)igi unb ^abua aBer ben (Sra^eraog ^arl al§ ßeT§n§^errn anau=
erlennen, mag ber ,^aifer forberte ; al§ ber ^aijjft au§ einem geljeimnife*
t)oEen 3^itß^ "oon Subtoigö ^anb, leferlidö, oBmol^l burd§ftrid§en, aB«
1) Ratificatio Ligae ap. Rymer. VI, 1, 25, Articul. 2, 7. Poly-
dorus, lib. XXVII, p. 7.
2) SJlQjimilian« SSrtefe: Dom 18. ©cpt., tuotirjd^einUd^ 1511, an 3Jlat'-
garet!) in ben Lettres unb an ßtd^tenftein bei ©olbaft. Zurita II, 260.
3) Zurita II, 262. @in anbetet 33ctoei§ finb bie SSet'^anblungcn ju
2Jiantua im ©ommet 1512.
1
©roBctung bon SJiatlanb. 285
mf)m, ba§ ein SSunb atoijcfien ^önig unb 9te)3ublt! ju fürchten fei,
öerfäumte er ntc^tg, um eg am 9. '^pxil ju einem StiEftanbe ^tüifc^en
bem Äaifer unb S^enebig p bringen, ber Beiben 2:^ei(en lie§, hjaÖ fie
Befa^en, unb bem ^aifer für§ erfte 40,000 ^ucaten öerfd^affte^).
^ierburd^ unb burd^ bie gelbrifi^en Unrui^en, bie fic§ erneut, ge=
]ä)di}, ha^ ber ^aifer ^ur Siga trat, ^n bem ^lugenblidt , aU er
ßubtüigS Seite üerlie§, fiegten feine 5S)eutf(^en für ßubtoig. @§ !am
atterbing§ ^^rt tjor ber ©(^lad^t ton ^taöenna eine getoiffe ^unbe öon
biefem ©tiEftanbe gu i^nen, aber eine bun!(e, geheim gehaltene, au§
bem ßager be§ ^5^^^^^^^/ ^iß auf i^ven 5Jlut^ unb auf il^ren Erfolg
feinen ^influfe ]§atte. 5lu(^ SJenebig ernannte ba§ lateranenfifd^e
ßoncil an.
3. Eroberung öon 5)lailanb.
2)rei S)inge Tratte f^erbinanb feinem §eere öorau^gefagt, unb
5tt)ei t)on biefen ttiaren nun gefc^e^en: ßnglanb ftanb toiber f^^an!*
reid^ im Kriege ; ber ^aifer l^atte ^rieben mit S5enebig. :^n ben Sagen
ber <Bd}laä)t ton Sfiaöenna entfd^ieb fid^ aud^ ba§ britte, ber (Sinfatt
ber ©dt^toei^er in 5[Jlai(anb.
5ln Jenem ßl^arfreitage , an Ujetd^em Ö^afton 9ftat)enna [türmte
unb bie <Bpanm äur ©d§Ia(^t jogen, !amen hu :§eftigften x^nn'üt ber
fyran^ofen au§ aEen eibgenöffif(^en Orten in SSaben pfammen unb
cntf($loffen fid^, ben Ärieg gegen bie f^ran^ofen aud§ aHein anzufangen,
ßin jeber foEe e§ feinen .^erren unb Oberen anzeigen unb fie um
^ultjer unb §a!enbüd§fen bitten, ©onnabenb über ad§t Sage
woEten fie fid^ in ßiüinen treffen unb in ^otte§ ^amen il^re g^tnbe
fu(^en^). @iner fo großen SBeUjegung be§ S5ol!§, ber ^ntrüftung ber
SBalbftätte fonnten toeber bie '^k^haä) ju Sßern, ineld^e ben ßarbinal
©deiner in einem ^^aftnad^t^fpiet berf^ottet, nod§ jene Privatleute,
bie ben granjofen f^rieben tjerf^rod^en, toofem fie nur 60,000 Bulben
äa:§len würben, n)iberftet)en^), unb aud§ :3^ürg uff ber f^Iue unter=
^anbelte au ^ailanb öergebeng. S)ie ^)ä^ftlic§e Partei toar burd§
neue 3ufagen geiftlid&er unb toeltlid^er Knaben ermuntert toorben, in
^'olge ber neuen Söenbung 9}lajimilian§ i^r aud§ bie !aiferlid§e M=
cjctreten; an jenem ©onnabenb nad^ Oftern, ben 19. 5lpril, - e§
fonnte nid^t anber§ fein — befd^Ioffen bie <B^m^ex, mit ben ^af)n=
1) S5cmbu§. Urfunbe in ben Lettres de Louis III, 217.
2) ©ciireiben bei Qfud^g II, 318.
8) 5(nft)elm unb 5lbfd^ieb bei ®lu^ 261. Lettres III.
286 B^eitǤ ^"<^- SSiertcS Kapitel.
lein i^rer 8 tobte unb Sänber, mit .g)armyd§, @efd^ü| unb SSe^t
^ap^t 3u §ülfe anauaie^en^). 3:§re ^efanbten gingen au§, einige
ßubmig, öon bet franaöfifd^en ^artei, wie e§ jc^eint, beauftrag
„SGßarum er i^en bie 3a^rgelber genommen, beten il^re 5lrmut5
bürfe, für bie fie grantreii^ nod§ einmal fo grofe gemad^t; aber
Bred^e ÖJott burc§ S^erac^tete ben ©tola, ber it)m mi^faEe" ^). 5lni
3um ^aifer. S)er .^aifer fagte: „9®elf(^e§ unb beutfdf)e§ 5tirol
il^nen offen; ber fünftige gürft öon 5!Jlailanb fotte il^nen 300,(
S)ucaten fogIeid§ unb aEe 3a^r 30,000 aa^^Ien"^). 5lm 6.
Brad^en bie (Sd^toei^er ftärfer, mit befferen SJorBereitungen auf,
getoöl^nlid^. ©ie l^atten einen oberften ^elb^auptmann 3acoB ©tapfer,
einen oberften (5d§ü|enmeifter, einen oberften $rofo§, bem bie Äned^tc
öon atten Orten @el§orfam gefd^tooren. ^n Xixoi fanben fie in allen
Verbergen Srob unb Söein ; in Ment üernal^men i^re ^au^tleute Bei
einem ^)ldf)i im harten be§ S3ifd§of§ bie ^^bfid^ten be§ ^aiferg; in
SJerona em^ifingen fie <g)ut unb Sd^tüert, ein getoeil^teö Scanner
unb überbieS ein jeber für§ erfte einen S)ucaten ©olb au§ ben
.^änben il^re§ ßarbinaleg*).
@ie erfd^ienen gerabe im redeten 3lugenb(i(i für ben ^apft. 3m
S5ertrauen auf ben 6ieg tjon ütatienna ^atte ba§ ßoncilium Subn)ig§
in feiner achten ©i|ung bie ©u§penfion be§ $a|)fte§ tjon aEer päp]i=
lid^en S^ertoattung für öorl^in, je^t unb in gu^unft au§gef^rod§en; aUx
nac§ bem S^erluft be§ f^elbT^errn unb fo vieler tapferen ßeute in ber
@d§(a(^t mar ba§ franjöfifd^e -^eer niemals ftar! genug gemefen, einer
fol(^en ©entena ^raft au geben ^). Sa ^alice, an ben hu Slnfül^rung
gefommen, mu^te fid^ begnügen, feine pä|e in Sflomagna befe^t au
l^alten. 5^un aber ^atte 3uüu§ am 3. 5Jlai, nad^bem er bie ^ai)i
in ber Sateranürd^e augebrac^t, in ber TOtte berfelben, um, mie er
fagte, bie S)ornen öom tiefer be§ §erm au§aurotten, aud§ fein Son*
cilium eröffnet^), ©d^on am 2. ^aiU fid§ ber S^icefönig garbona,
ber t)on Sflaöenna unaufl^altfam bi§ in bie 5lbruaaen geflol^en, öon
5^ea:|jel toieber aufgemad^t, um mit bem geretteten unb mit neuem
1) ®efanbtf(i)Qft§bend^t au§ SSencbtg M ©tettler. 2lbfd)tcbbet guc^S 332.
2) 5Pctru§ SJlart^t unb befonber§ ©ornicr ou§ ben Mss. t). Bethune,
p. 351.
3) 9lu§ bem mfd^ieb bei ^nä^^ 321.
4) ®(i)tetben üon ©d^toeiaer, 5Peter gfalf hü f^uä)M 335 f. ©rufe
©tetticr.
5) Acta Concilii Pisani bei S^lainalbug, p. 113.
6) Historia Concilii Lateranensis, in 9^o§coc, Scben Seo'S I. App. 536
©robctung üon 3JJatlanb. 287
j S5olf au§ ©icilten einen neuen Eingriff auf bie ^^i^^^näofen ju unter=
nel^men^). S)ie 5lbft(^t tüar bieSmal, bie öier §eere, ba§ ^äpftlid^e,
ba§ fid§ unter bem ^er^og öon UrBino gebilbet, ba§ j^anifc^e, ba§
I tjene^ianifd^e unb ba§ fd§tt)ei3erifd§e, in ein Sager äufammeuäUäie^en.
fSn S5aEegio bereinigten fi(i) bie ©d^toeiäer in ber 2:^at mit ben
gfteifigen unb bem (Befd^ü^ öon SJenebig; fie tüaren entfdCiloffen, unb
toäre e§ mitten burd^ ben f^ßinb, bie Beiben anberen ©d^aaren au|=
3ufu(^en^). äöie foHte la ^atice einer folc^en ^einbfelig!eit toiber=
fte^en? S)enn ba bie ßnglänber in bemfelben 8[Jlai uac^ f^uentaraBia
jd^ifften unb, nid^t aufrieben, ein §eer an ber SSibaffoa auf^ufteEen,
bie ^üfte t)on SBreft beunruhigten, ba ein großer 5lnfaE öon ©:paniem
unb ©nglänbern auf @ut)enne ange!ünbigt mar, mufete ^önig ßubmig
e^er geneigt fein, feine !rieg§geübten §omme§ b^^rme§ au^ 5Jlai=
lanb ^inmeg^uäiel^en, a(§ anbere baT^in ^u fenben^). S)o(^ mar e§
noc^ immer ^meifel^aft, meld^eg öon ben beiben ßoncilien, ob ber
^önig ipon ^ranlreid^ ober ber $a^ft bie £)berl§anb be'^alten merbe.
S)urd^ ^mei 2)inge na^m biefe @ad§e einen fd^neHeren 5lu§gang,
al§ man jemals ermarten !onnte.
(Srften§ fingen bie ©d^mei^er einen S5rief öon la ^alice auf, toorin
er befannte, er merbe gegen ein ftar!e§ <geer ba§ f^elb !aum galten
!önnen; unb fobalb ber greiburger |)auptmann ben übrigen biefen
SSrief üerbeutfd^t ^atte, befd£)loffen fie, nid§t mel^r, mie bi§ je^t, bem ^o
unb ben greunben ^u, fonbern augenblidtli(^ nad§ bem Oglio unb
miber bie geinbe pi gießen, feine ^adfjt o^ne 5^ot^ liegen 5u bleiben :
in brei ober öier ^^agen muffe gefd^lagen fein*), ©in smeiteS mar
ba§ eigentlid^ ©ntfd^eibenbe. ^an mu§ ftc£) erinnern, ba^ ber
Völlig öon ^ran!reid§ Sobcbico ©for^a befiegte, inbem er xtjm bie
2anb§!ned§te entzog unb bie ©d^mei^er über i^n fdC)i(fte. ©ettfamer
äÖeife marb er auf biefelbe 5lrt befiegt, auf meldte er gefiegt ^tte.
S)te ©d^toeijer maren miber i§n im fyelbe : an hu Sanb§!ned^te, meldte
bei ü^abenna für i^n geftritten unb gefiegt, fam am 4. ^nni ein ftrenger
^efe^t 5(Jlai-imiIian§, §au|)tleute, f^ä^nbrid^, äöaibet unb gemeine
^ne^te foEten aEe öon ©tunb' an ba§ fran^öfifd^e Sager öcrlaffen.
51un maren fie gtoar nid^t in be§ Äaifer§, fonbern in be§ Ä'önigg
©olb ; aber e§ maren enttoeber 2^iroler imb biefe bem .^aifer unmittelbar,
1) Caracciolus, Vita Spinelli 59. Zurita II, 285.
2) Moceuicus 91. Sütenet bei @tu^. App., p. 538.
3) Andrea del Borgo, Lettres III, 256.
4) $ctcr i^alU ©c^tciben bei gfud^§ 357, ©olof^uttter ^au^tleutc bei
®lu^ 541.
288 3tocttc8 »ud^. S3icttc§ dapitü.
ober S^ertoanbte be§ ft^tüäbifd^en SSunbe§ unb al§ fold^e mi^t
roeniger abT^ängig öon il^m. ^Ifo, toie SSurf^arb t)on (Sm§, 3aa
5^effe, unb ^ftubotf §äl, bie §au^tleute ber ßanbSfned^te , in
^ieg^tat^ !amen, ben ^paüce be§ 3[öiberftanbe§ toegen berufen,
öffneten fte, tro^ ber guten 3öorte be§ f^elb^errn, ba§ fie biefem
fel^Ie nad^fommen müßten, unb baten fd^on am 5. Sfunt bei ben
genoffen um Geleit ^). 5lnbere moEten no(^ fedf)§ %a^e bleiben,
fo tage fie ber:pfli(^tet toaren; etma ^Id^t^unbert , ttjelc^e 5^iebj
beutfd^e unb ßeute getoefen fein mögen, bie ju §aufe nid§t§ p b^
Heren l^atten, gebadeten e§ aud§ femer mit ben g^^^a^fen ^u ^alti
hierauf, aU \iä) ^alice ber treuen unb fiegretd^en @eplfen
SSregcia unb Sftabenna beraubt fa^, gab er auf, ju Ujiberfte^en, ui
Xüiä) bon Ort 3U Ort. ßinen 5lugenblidE J^offte ^tribul^io ^aitab
äur alten ^^rei^eit 3U bereinen, unb in ber %f}ai getoann er bie bor«
ne^mften ^^ibeEinen. 5lber toa§ toar bon biefen Slbligen ju er*
harten, bie nur auf bie unmittelbaren eigenen S^ort^eile bebad^t
toaren? ©ie finb tool^l bei ber erften @rfd§ütterung ber getoo^nten
Orbnung bermummt in hk .g)äufer armer ©ele^rten, alter i^^nbaliben
geftiegen unb l^aben biefelben ge^toungen, bie @rf|)arni§ i^reg ßebenS,
bie .g)offnung il^rer legten i^a^^re, l§erau§3ugeben. 5lud§ 5lribuläio gaB
feine Hoffnungen auf unb toid^ bon bannen^). Söä^renb nun
bie f^ran^ofen öor bem |)ä^ftlid§en §eere 9tabenna üerliefeen, in
^Bologna ben bifd^öflid^en ^alaft, U)o fie gelegen, aufbrannten unb
aud§ bieg räumten — niemals !amen hu SSentiboglt feitbem njie»
ber ba]§in prürf — , ergab fid§ ß^remona unter bem 9tuf: „3uliu§,'
ted§e", 3u ber ßiga Rauben an bie ©d^toei^er. S)iefe rücften
auf $abia^). |)ier trafen fie nod§ einmal auf eine ©d^aar boti
ßanb§!ned§ten. 5lnfang§ begegneten fie fid^ me^r mit i^ren alten
S^ä^en bom ^^ein unb (Sariglian, al§ mit ben Söaffen. S^k^t
aber, al§ bie f^tanjofen l^inmeg^ogen, bie ©d^mei^er, bon ben S5ür»
gern l§erbeigetoin!t , in bie Stabt brangen, bie ßanb§!ned^te, bie
aud^ l^intoegtooEten , burd§ ben S3rud§ einer SrüdEe jurüdfgel^alten
tourben, !am e§ au einem ^am^^fe ber SJerameiflung. S)ie ßanb§!ned§te
fallen, ba^ fie bon i'^ren alten ^einben fterben mußten; fie gingen
erft unb toarfen ba§ @elb, ba§ fie im 5lermel l^atten, in ben ging,
1) 2«tffit)c unb nrfunben bd gfud^g 365. ^oo. S3efonbcr§ Zurita
II, f. 289.
2) Arluni, de hello Veneto IX, 195—201.
3) ©d^tour bon Cremona bei Daru III, 457. i^aiU ©d^tetben hti
9ucö§ 364.
ßrobetung t)on ^ailonb. 289
I bamtt e§ bicfen nid§t a"Öiite ^äme ; bann ftxitten fte , bann ftarben
fie inögefammt ^). hierauf, in tJter Sagen, gingen bie granaofen über
ben 9Jlontcent§: im §eraogtl)ume toax feine ©tabt, bie fic^ nid^t er=
gaB; nur bie ©d^Iöffer Ijielten fid§.
Cl^ne 3toeifel lief e§ ber (Srttiartnng ber Siga entgegen, bag
^]}laitanb ]o gefd^toinb au§ ber fran^öfifd^en nic^t jotoo^I in itire, aB
in fi^njeiäerifc^e .^änbe !am.
2öie 3>ulin§ bie 5^a(^ric§ten empfing, la§ er [ie ftitt gana burd^ ;
bann rid^tete er fid^ em^or unb jagte au feinem ßeremonienmeifter :
„@efiegt, $ari§, toir ^^aben gefiegt." „@§ mag Euerer ^eiligfeit
frommen", öerfe^te biefer unb !nieete nieber. @r: „6u(^ fromme e§
unb aEen Italienern unb aEen betreuen , bie @ott öom 3fod§e ber
SSarBaren au erlöfen UJÜrbigt" ; er entfaltete ben langen SSrief unb
{a§ i^n üon 5lnfang Big au @nbe t)or^). S5alb barauf !am bie 5^ac§=
rii^t au§ @enua, ba| fein SJaterlanb enblid§ frei getüorben; Bei ber
5(n!unft ^an f^regofo'§ in ßl^iaöia unb auf einen S5rief ^Jlatt^äu^
Sang§ fei ber franaöfifd^e S3efel§l§^aBer auf bie ßanterna geflüd^tet, feine
Sc^toeiaergarbe augeinanbergegangen unb barnad§ 3^an eingeaogen ^) ;
Bolognefifd^e SlBgeorbnete langten an, boc^ o^ne ©(^mud unb golbene
Letten, ben $a:pft um ^ergeBung au Bitten; ^arma unb ^iacenaa
überlieferten fid§ xi)m; er na^m fie nid^t aU neue, fonbern al§ alte
Untertl)anen auf, bie ein 3ufaE öor brittl^alBT^unbert i^al^ren öon
bei ^iri^e entfernt l^aBe; auf fein @e(eit unb unter ©ernähr ber ßolonna
fam felBft 5llfonfo b'@fte, um öon feinem SSanne Befreit au merben unb
feinen 3oi^u au öerfö^nen*). i)a Brannten in ülom ^adteln unb i5reuben=
feuer; ber $a^ft fd^enfte eine 3lltarBe!Ieibung mit ber ^nfd^rift:
„Julius II. nad^ ber S3efreiung ^talien^", in bie ^eter^firi^e^). @inen
ua^en S3eaug auf biefe (Sreigniffe ^at ein gro§e§ äöer! ^ap1)atU. ^n
ber ßamera beEa ©ignatura fteEte er |)eliobor bar, mie ba§ 9fto6 mit
bem golbge:panaerten üteiter im ^ugenBlitfe feinet Äird§enrauBe§ ben
V^uf miber i^n er^eBt unb ^xod räd^enbe @ngel i^n niebertoerfen ^).
1) 5Botne^mtic^ Zwinglii Relatio de rebus ad Paviam gestis ap. Fre-
herum II, 124. ^alU ©d^reiben 368, 378. fSatfaxh 328. Fleuranges 104.
Jovii vitae virorum doctorum, p. 107. Leferron IV, 102.
2) Paris de Grassis ap. Rainaldum 121.
3) Senarega, unöoUftänbig, 615; Folieta 294. Sluc^ Zurita.
4) 6arpefanu§, ein 5lbgefanbtcr bbn ^arma, 1288. Jovii Alfonsus
178 f.
5) Paris de Gr. 122.
6) ©petl), ^unft in Italien II, 294. IRo^coe, Seo HI, 393.
ö. 9lanfe'§ 2Öetfe XXXITI. XXXIV. 9iom. u. germ. mittx. 3. Slufl. 19
290 ^toeitcS *uc£). S}ierte§ Kapitel.
@ett)i§ finb bie§ bte glü(i(ic§ften %a^e in bem SeBen be§ $a^(
3^ultu§ getüefen ; nad^ |o t)iet 5lnftrengung, (Befal)r, Xrübfal, jtl^räi
toat, toie e§ fd^tett, ba§ 3iel erreicht, bet ©nttourf gelungen, fe
Partie anf etotg in bem (Slanae feiner großen ^anblungen.
Unenblic^en 5£)an! toar er ben @(^tt)ei5ern fd^ulbig; benn offe
Bat ift e§ bo(^, ba^ fte i:§n au§ einer großen geiftlic§=toeltlid§en
fat)r auf einen ©c^Iag cnettet :§atten. ?^i(^t fo gan^ aufrieben Ujai
bie übrigen ^itgüeber ber ßiga; f^erbinanb unb ^Jlajimilian !)at<
etn)a§ gan^ 5lnbere§ ertoartet. ®en ©ieg Benu^te ^erbinanb ni
um bie Btüftungen (Bon^aU einzuhalten; ba§ ©eer, ba§ er tro^
S5oEenbung biefer S)inge toiber ben au§brü(flic§en äöiEen beg ^a^ft
über ben Sronto rüden lie§^), fd^ien ju me^r atö bem SDienfte hi
^a^fte§ Beftimmt m f^in-
4. ßroBerung bon ^laöarra.
3undd6ft richtete berfelBe gerbinanb feine klugen nid^t fo fe^t
nad§ Stalten, mie nadC) ben frauäöfifd^en ßJrenäen, tt)o ber 5[}larquiä
Don S)orfet mit 8000 5Jlann englifd^er §ülf§t)öl!er erfd^ienen toar,
namentlid^ nad^ ^Zabarra^).
S)a§ ^önigreid§ ^^laüarra Begriff einft jene 2:i§äler unb ^ö^zn,
bie fid§ gu Beiben ©eiten ber ^t)renäen, auf ber einen öon bem
^itteleBro au§, auf ber anberen bon ber 5Üm au§, Balb fruchtbar,
Balb öbe, gum ^amme be§ ^eBirgeg finanzieren. S[>on Beiben Seiten
trieb man ba§ S^ie^ auf bie 3llbuiben zur äöeibe; man ]a^ beerben
ijom @Brot:§ale Bi§ zur ^ird^e ©t. ;Sago bor St. 3^ean pe be $ort
lauten; jebtüeben 'Staub erfe^te bie ^emeinbe, in bereu Umlreife er
gefd^e^en, aud^ über bie S5erge l^inüBer^). 5^un toar biefe§ ^önig=
reid§ fd^on lange audl) bon Beiben Seiten ^er gefüT^rbet. 3n ^^ran!«
reid§ berfod^t ßubtoig bie üted^te (S5afton§ be ^ox%, ber eben fo gut
ein @n!el be§ alten @afton, ,^önig§ bon 91abar-ra, toar, aU hu ba«
maltge ^uj^aberin ber Ärone, ^at^arina, eine @n!elin beffelBm
toar*). Sie ^atte i^ren ^ema^l, Sodann b'5lliBret, zum ^önig
gemad^t. 5luf ber f^anifdfien Seite nai^m fid§ gegen biefen Äömg.i
1) Zurita II, 307.
2) Herbert, the life of Henry VIII, p. 20.
3) Garibay, Compendio universal de las Chronicas. Tom. III: Histo-
ria de Navarra. Barcel. 1628, p. 11.
4) Polydorus ausfü'^rlicl^.
©robetung Don ^^aüatra. 291
unb feine 5lnl^änger, bie 5lötamont§, gerbinanb be§ trafen Serin,
be^ ,&au^te§ ber S3eamont§, an: ber @rof tvax einft einer ber ge»
tüaltigften S5afatten getoefen, bem man tüot)! :^atte erlauben muffen,
aiic§ bann ni($t ju erfd^einen, n)enn i1)n ber ^önig einlabe; je^t aBer
iDar berfeI16e öerjagt unb nad^ ^nbalufien gepd^tet. UeBerbieS
tDar ^önig ßubtoig Se^n^^err tJon einem 3::^eile ber natjarrefifd^en
Sanbe; in bem anberen Tjatten einmal aKe 5llcatben p f^erbinanb
gefd^tüoren; er tjielt fünf $lä^e Befe^t unb ^atte felBft bie 2od§ter
beö Königs in ©etoal^rfam. @inft, bor langen Seilten, leBte in ^la=
barra ein It^önig 6anc^o ber Söeife; biefer führte 3n)ei ßömen, bie
Beibe ein golbene§ ^anb mit ben Salinen gefaßt ^aBen unb baran
reiben, in feinem Söappen: fo ftreite G^aftilien unb 5lragon um ^la=
•üaxxa. 9lid§t anber^ mar ba§ S5er^ältni§ (5|)anien§ unb ^ranfreid^g
]u biefem Sanbe. gerbinanb forberte im ^Infange be§ i^a^reg 1512,'
um Bei feiner mit bem ^ap^k Befi^toffenen Unternehmung gegen
Öubmig XII. in ;^talien Dor einem Singriffe beffelBen fii^er ju fein,
bie Erneuerung be§ (Sd§toure§ ber 5llcalben , bie UeBerlieferung be§
^^rinaen in feinen ^emal^rfam unb nod^ brei fefte ^lä^e^). @§ mar
eBen in ber !^tit, al§ ^afton in ;^talien täglid^ 5u größerem ^ul^me
imb größeren 5lnf|)rüd^en auf bie 5Dan!Bar!eit ßubmigS gelangte,
tüeld^e nur barin Befielen !onnte, ba^ er fein üted^t auf 5^at)arra t)er=
fod^t. Der 2:0b @afton§ mar ba§ (S^lütf ber Könige tjon ^aöarra.
5(ugenBli(ilid§ fd^loffen fie \iä) an gran!reid^, Beriefen iljre ©tänbe
t)on bieffeit unb jenfeit ber $uerto§, Be!amen §ülfe unb rüfteten
fid) miber bie gorberungen ^erbinanbS unb ber (Snglänber mit i^m^).
^f^un marb entmeber öerBreitet, e§ fei gef(i)el§en, ober e§ gefd^al^
tt)ir!lid§, ba§ ein Sd^reiBer be§ Äönig§ t)on 5^at)arra Bei feiner S5ul^le
cvftodf)en marb, unb ba§ ber ^priefter, ben man 5um legten SSeiftanbe
,^u il)m rief, bie 5lBf(^rift eine§ S5ertrage§ Bei i^m fanb, na(^ meld^em
Submig fid^ an^eifd^ig machte, bie alten ^ren^en 5lat)arra^§ gegen
ßaftilien ^erjufteEen, unb biefelBe an g^^Binanb fdjirfte. .gierburd^ erft
gemann biefer ben ßarbinal 36imene§ unb einen %f)tii ber 5^ation für
feine Unteiite^^mung^). @r erllärte, er ^aBe löngft eine SuEe, meldte
ben ^önig öon ^^laöarra , fo "gut einen @d^i§mati!er , toie ber fran=
,]öfifdf)e, ben er ja unterftü^e, in S5ann t^ue; er BefaT^l bem §er=
]Dge t)on 5llBa, ber unter bem 5lnfd§eine, ben ©nglönbem auau^ie^en,
1) Zurita I, f. 12. Garibay 500.
2) Zurita I, 130. II, 161. II, 273—290. Garibay 29, c. 25. 2:tQctot
bei Dumont lY, 1, 147. Zurita, f. 294.
3) Petri Martyris Epistolae, Ep. 491. Gomez, Vita Ximenis 1060.
19*
292 3toeite§ S5ud^. S5tctte§ ßapitcl.
ein ftarfeg §eer in S5ittoria gefammelt, nic^t jn biefen, fonbern toii
$amplona anfäubred^en^).
^od^ n)ar :^ol^ann nid^t gerüftet, nod§ toar fein f^franjofe jt
gegen, al§ ber .^erjog öon ^Iba an bem engen 5port, ber bie Xf)'äl^
S5i§cat)a'§ öon ben naöarrijd^en fd^eibet, erfd^ien; leidet öerjagte
mit ben S3üd§fen bie 600 9toncalefen, bie ben ^a§ Befe^t :§ie(t€
2)on ßut|S, tef t)on ßerin, jog ben (Spaniern öoraug. S)ie gm
Partei ber S5eantonten er^oB fid§ für x1)n ; bie ©täbte, bie i^m eil
gel^ört, nal^men i^n mit greuben anf. 3lm 5. jtage ftanb ba§ .g)cj^
auf ben ^ö^en, njetd^e bie ßuenca, ba§ ift ben '^ap] bon ^am^lon^
Bilben, 8 ßegua§ öon ber ©tabt. Sodann h^älibxd toar ein Äönig,
ber be§ 2;age§ ^mi Bi§ brei Neffen l^örte, ben man mit einer Säuerin
tanken unb mit einem SSürger effen fa^; aBer für ^rieg unb ^efa^r
mar er nid^t gemad^t; er f^rad§: „Beffer im @eBirge, at§ gefangen",
unb entflol); noc^ jtDei 2:agc, |o entflot) aud§ feine ^emal^lin. (Sic
ftjrad§: r,^^x maret Sodann b'SlUBret unb njerbet e§ BleiBen. Söaret
^^r Königin unb Uiar id§ ^önig, fo Verloren tüir bie§ Äönigreid§ nid^t.*
5lm 25. :3^uli 1512 üBergaB fid^ ^am|)Iona ben ©^aniern, unb 5llBa
Befd^tpur it)m feine allgemeinen unb Befonberen ^uero§ unb ^cä)U;
hierauf, Big auf einige ©d^löffer ber ^gramonten unb bie Zf^ixitx
^oncal, ergaB fid§ fogIeid§ ba§ gan^e bieffeitige ^önigreid^; am
10. (5e:ptemBer ging 5llBa in ba§ ßanb Uttra^uertoS imb nal^m an
bemfelBen Sage ©t. ;Sean^).
S)ie (Snglänber fa'^en mit S^ertüunberung ben fran^öfifc^en ,ßrieg,
ben fie BeaBfid^tigt , in eine ^oBerung 9lat)arra'§ für ©^^anien um-
fd)lagen. S5on ©t. S^ean finb nod§ ciä)t 5[ReiIen Bi§ S5at)onne, unb
nun menigfteng !onnten fie bie§ augeuBUdlid^ t) ereinigt angreifen.
,,5lBer nid^t nad§ 33a^onne'\ fd^rieB gerbinanb, „too feine Sinne ol§nc
ein ^aar Kanonen ift: öor @ud^ Hegt \)a^ offene, unBefd^ü^te Sanb."
S)er Marquis Oon 2>orfet, üBer bieg ftete 3ögern unb .^in^alten un«
muti^ig, berfe^te, „fein ^Befe^l laute toiber 33al5onne unb nid^t toiber
bag offene Sanb; feinen Qoti Breit n)erbe er fid^ ben (5|)aniem
näfiem''. (B)ex toar fein Äönig umgeftimmt aU er. S)od§ ^utjot
■^atte ein ^ufftanb unter ben %xupp^n ben Marquis pr ^Mtefyc
ge^UJungen ^).
1) Antonius Nebrissensis , de bello Navarrensi in Hisp. illustr.
11, 911.
2) Garibay 506. Antonius 911, 912. Fleuranges 115. Zurita, 302.
Petrus Martyr, ep. 499.
3) Polydorus. Herbert, Life of Henry 22.
3fict)olutton in ^^lorenj. Slnbere (Srfolgc in Stalten. 293
Unb o^^ne i^xt $ülfe tuugte ^etbinanb jetne Eroberung ju öer=
t^eibigen. 5^o(^ tüar %lba. in ©t. ;^ean, aU im ^oöember 1512
b'5lUbxet mit fran^öfifc^er §ülfe burd§ bie Rotten in ba§ bteffeitige
i^önigreic^ einbrang, fte fd^lofe nnb ^am))lona mit guter 5lugft(^t
auf Erfolg belagerte, ^od^ ^ur rechten Qdi aber traf ?llba, ber
feinen Sftütftoeg über njenig befannte ©teige na^m , in ^am^lona ein
unb be:^au|)tete fid^ bafelbft, bi§ fii^ neue §ülf§t)öl!er öon 6|)anten
auf ber ^ö^e bon ßuenca geigten. S)ann toiii) b'^llibret, unb bie
33auern, bie fc^on mit i^ren ^axTen ]§erbeige!ommen , um bie SSeute
au§ ber <Stabt ju !aufen unb 3u laben, fuhren mi^bergnügt na(^
.§aufe. Unb nun brad^te f^erbinanb ba§ gan^e bieffeitige ^^laöarra,
ad^t^nbert ^uebloS, böttig in feine Öetoalt; bie §ö^e beö @ebirge§
ttiarb aud^ §ier eine Uja^re ©ren^e; niemals finb bie jenfeitigen n3ie=
ber mit bemfelben bereinigt morben; bi§ auf toenige (Spuren ber=
fi^toanb ba§ gefammte @ebäd^tni^ ber alten äJerbrüberung. 2)a§ er=
oberte Sanb l^ätte gern aragonifd^e§ unb aEobialeg 9ted^t erlangt: e§
empfing nur caftilift^e @efe|e unb S5afaEenredC)t. ©eine (5orte§ be=
it)telt e§. %ud) femer liefen fid^ bie ^rocuratoren ber 23 ©täbte
bem S5alba(^in gegenüber nieber, um über ba§ ©erbicio ju ftimmen ;
nur ba^ unter bem SSalbad^in nid^t me^r i^r ^önig, fonbern ein
S5trret) be§ Äönig§ Uon 6^)anien ]a%, 5luc^ bie§ ttjar ein ©türf be§
großen (Srbe§ bon Oefterreid^ unb ©böuien, be§ großen 3^ift^^
(^toifc^en biefem §aufe unb f^ranfreid^ geworben ^).
6. Sfteöolution in gloren^. 5lnbere Erfolge in Stalten.
3m 3ult 1512 toarb 5^abarra erobert, im ^obember bertl^eibigt ;
in ber 50^itte att)ifd§en biefen SSegeben^eiten , in bem @e))tember, ge=
lang bem f^3anifd^=öfterreid^ifd§en §aufe eine für hu attgemeinen 5ln=
gelegen^eiten bietteid^t nod^ tüid^tigere Unterne'^mung.
2Bir fa:^en, tüie ftd^ ber ^rieg ber ßiga 5llejanber§ bor 16
Satiren, nad^bem hu granjofen au§ bem übrigen Stalten berjagt
toaren, toiber bereu bome^mfte 5ln^änger, bie ^o:bolaren au gtorenj,
toanbte. 2)iefelben ^opolaren :§atten, folange Subtoig in Stauen
toar, unter bem beften 5!Jlanne ber ©tabt, $eter ©oberini, ber jum
beftänbigen ©onfaloniere erT^oben toorben^), in f&iüif)t unb fteter 2luf=
1) Antonius 912—924. Zurita 318-328. Garibay.
2) Filippo Nerli 89. Jacopo Nardi 83.
294 3ttctte§ SBuc^. 53terte§ (S.apiiei.
nd^rm geftanben; unaMäfftg ^tetten fie, au(^ nac^bent ßubtoig öl
jagt töorben, an bem SSunbe mit i^m feft. 5luf§ neue tüanbte
eine 2i^a, bie Siga be§ ^ap)k^ ^uliu^, toiber fie.
S)a toaxb ^ifa üjx SJerberBen, ba§ fie mit unermüblic^et 5lnftrt
gung enblic^ toieber untertoorfen Ratten, ^n biet ^^elb^ügen brac^j
fie e§ Big jnm ©tuxm; unb einen i^rer SCnfü^rer, ^aolo SBiteJ
^aBen fie bafür getöbtet, ba^ er bie Stabt nid^t na§m. 2)rei ^a\
lang !amen fie im 5^ai unb öertoüfteten bie Üinftigen Ernten
pfaner Big unter iT^re ^Jlauern; fie öerfuc^ten felbft ben 5lrno
anleiten unb toanbten 80,000 5lagetö:§ner barauf; fie f:|3arten fe
@elb, um bie Genehmigung ber Könige öon granlreid^ unb ©Ijani
bagu 3U erlangen; fie errid^teten l3on ^otefteina ^n ^otefteria, üon
X^al au S^ale Orbinan^en, eingeborenes «^riegSöoIf, mit ber §ülfc
i^re§ Bürgers ^ac(^iat)eE ^). ©nblid^, im ^a^re 1509, gelang e§ i^nen.
©ie Ratten bie ©tabt mit brei Sagern eingefc^loffen unb ben ^rna
mit einer feften ^xM^, ben f^iume ^orto mit $fä!^Ien, unter bem
äöaffer buri^ eiferne SSänber Befeftigt, unäugänglid§ gemac^t^). ^n
ber ©tabt Brai^ eine unerträgliche §unger§not5 an§ , toeld^e toieber
eine ^ntätoeiung atoifd^en ben SSürgern , hu fidf) gern länger gehalten
ptten, unb ben ßanbleuten, toeli^e bie (Ergebung mit llngeftüm for*
berten, 3ur golge l)atte; hu le^teren Behielten bie OBer^anb. %m
8. Sfuni 1509 ^ogen bie Florentiner auf§ neue in ^4^ifa ein^). Glürf aber \
unb äßo^^lfa^^rt ^at bie SÖiebereroBerung ben giorentinem nic^t geBrad^t.
S)er 51ame ^ifa'S unb hu Erinnerung an ein alte§ ßoncilium in
biefem Orte reifte ^önig unb ß^arbinäle, benfelBen 3u einem neuen
5U forbern. 2)ie ^Florentiner toaren bem Könige att^u t)er|)flic§tet, um
e§ aB^uf (plagen ; ba§ fie aBer, toenngleid^ 5ögernb, einmiEigten, mai^te
ben ^a:pft äu il^rem f^einbe*). ®§ mar, fotoeit man fe^^en !ann, ber
öorne:§mfte @runb 5U bem Eingriffe auf fie. ©d^on 1511 ernannte
3uliu§ i:^ren großen Gegner, ben garbinal be ^ebici, jum Segaten
Bei feinem §eere. Söenn fie nun fogar feinen 2)atario au§ ber ©tabt :'
Dermiefen, fo tourbe ber ^a^^ft um fo mel^r ber Gönner biefe§ ßarbinalS,
1) Guicciardini VI, 343: VIII, 418.
2) Istruttione 3Jiaccl)iat)eIlt*§ in ben ßegaäionen IV, 106. ©eine Briefe
262, 264. Vasari, Vita di San Gallo, p. 133.
3) «erict)te 5mac(|iat)etti'§ 267-290. Steitfc^fe, @efdt|id^te ber fünfaefjtt»
jäl^tigen greil)eit tjon 5pi|a, p. 356.
4) Jovius, Vita Leonis II, 35. Nerli 104.
gieüotution in g?lorena. 3lnbere Erfolge in Stalten. 295
bei* ft(^ be§ Umfc§Iag§ be§ fi^an^öfifc^en @lü(fe§ 5u einem Slnötiffe
auf fylorenä Bebienen tnoEte, unb begünftigte feine ^läne^).
Unter ben ftugen ^Infi^lägen Sotenso 5!Jlebtci'§ toar e§ einer ber
flügften geroefen, jenes ^Infe'^en, baö er aU äJerntittler ;Stalten§ Befa§,
(^u ber neiblofeften unb fid^erften @rl)ö^ung feine§ §aufe§, einer geift-
lii^en jeine§ ^toeiten ©o^ne§ ^o^ann, p benu|en. 5ll§ biefe§ @e=
jc^lec^t au§ t^torena öertrieBen toarb , toaren bie ^frünben ^ot)ann§,
ein ^räce^toriat , ein ^^riorat, eine ^roipftei, öier ßanonicate, fed§§
'Pfarren, fünf^e^n ^IBteien unb enblicf) ein Sr^SiSt^um, eine ber t)or=
ne^mften ©tü|en beffelBen^). SBir finben nid^t, ba§ 5o§ann bie ur=
fprünglid^en 3lemter jener ^frünben befonberS üernad^Iäffigt ober auc^
mit bejonberem @ifer öertoaltet ^aht; fein ganjeS S5eftreben toar,
D^^ne auffaEenben 2^abel tiergnügt ^u leben, ^reunbe unb 5lnfe^en
5U erraerben unb einmal fein §au§ toieber em|jor3ubringen. ^n feinem
@efi(ä)te, nac^ "^apI^azU S3ilbniffe, geigt fi(^ bei flüchtiger SSetrac^tung
nur @eniigen unb i^üEc mie in anberen @eiftlii^en bon ^ol)em ^Jtange,
bei genauerer ein tieferes 5^ad§ben!en, ^bftd)t unb eigener äöiEe. (Sr
l)atte eine bei§aglid)e, ^ebermann angenehme 5(rt, gu leben. 5lnberen
(^arbinälen :|)flegte er aud) in ben fleinften ^egenftänben beS äöett=
eiferS nad^äugeben; er bequemte ftc^ na(f| il^ren ^fleigungen gu @mft
unb ©d^erg; i!)re @efd§äft§fü§rer lie§ er nidf)t anberS öon fid), als
ba^ fie gu §aufe fagen mußten, ber ßarbinal ^Jtebici fei il^ren §er=
reu gang unb gar ergeben^). S)en Drfinen 'b^tDU^ er auf ber ^agb,
ba§ er i^reS S3luteS fei. (Sein ^alaft tüar immer öoll 5D^ufi! unb
©efang; bort toar ber ©ammel|)la| für bie Lobelie, Kartone unb
äöerle ber ^aler, Silb^auer unb ©olbfc^miebe ülomS. ^ie @ele§rten
fanben ftetS eine offene SSibliot^e!. ßS toaren bie Sudler feineS SJaterS
ßorengo ; eS mad^te i^m hk größte greube, menn er toieber eineS an
fid^ gebrad^t l)atte unb eS SSlatt für ißlatt unterfud^en fonnte.
i)ann glaubte er ben SSeifaE beS Oerftorbenen S5aterS gu öerbienen.
UebrigenS Oerließ i^n au(^ ber öeringfte nur in ber Uebergeuguttg
öon feiner Sanftmütig unb @üte*).
S)iefeS ßeben toar nidt)t bered^net; aber eS nü^te i^m, alS toäte
eS aufs trefflid^fte bered^net. @r getoann aEe Florentiner, fo tjiele
1) Carondelet in bm Lettres III, 78. Nardi V, 144.
2) Fabroni Vita Leonis X. Adnotationes, p. 245.
3) Leonis X. Vita, autore anonyme conscripta, in Roscoe, Leo X.,
App. äum brüten SBanbe 581.
4) Jovii Vita Leonis 11, 29 f. S3efonbcr§ Alcyonius, de exilio, ebirt
bon 2Jienfen 1707, I, p. 12.
296 3tocttc§ S5ud^. SStcttcS ßapttel.
er nur !annte; bon i^m fürchteten bie SJornel^men ^iero'g ?Xnma§ui
nti^t. 3n ben Härten ßo[tmo ütnceEat'ö p f^torena — ei
5Jlanneg, me]§r für toiffenfd^aftUc^e Unter^ltung unb :poettfd§e f3\
fuc§e geeignet, aU für ben 2)tenft be§ S5aterlanbe§ — öerfammel:
fi(f) bamalg oft einige junge Männer öon ben S5ettori, 5(Ü6i^3i, Sßal
tüetd^e l^ol^e Geburt, Sfugenb, 9^ei(^t^um unb ba§ ßJefü'^l bor^ügli
Söilbung, man !ann nid§t anber§ fagen, ettoag übermüttiig
ntdd§t ]§atte. S5on ber römifc^en @ef(^i(^te :§atten fie fi(^ Befonb
ba§ SoB ber O^timaten gemerft; fo nannten fie fid§ felbft; fie f _
ben bie läd^erlid^en ©eiten be§ ÖJonfaloniere unb beö ßonfiglio auf
unb f^jotteten il§rer in ^a§!eraben. S)er gute ©oberini, ganj milb,
toie er toar, (ie^ fie gett)ä]§ren; fie aber öerbanben \iä) mit Sodann
^ebici, burd^ ben fie größeren @inftu§ au erhalten ]§offten^).
2)er ßarbinal badete fid^ i:§rer gum Sßort^eil feinet §aufe§ ju
bebienen, aU er §errn Tiamon be ßarbona ju einer Unternehmung,
toiber ^IJlantua aufforberte.
^.arbona toar im 3luguft hi^ 5!Jlantua gefommen unb untet=
fianbette l^ier mit ^Jlatt^äug ßang über bie ©inrid^tung i^taUenS
nad^ bem Siege, ^enem berf^jrad^en W ^ebici bie SSefolbung feiner
8^)anier, biefem fd^lug Soberini bie 100,000 ^ucaten ab, meldte er
forberte^). gfJlan tabelt Soberini be^T^alb; aber mie fonnte ßang
für bie k>pamex bürgen? äöie toar auf ben ^aifer ju bauen, ber
f(^on 1509 ben ä^tf^^tt^ öon gloreuä gegen eine ^elb^al^lung gc=
toäl^rleiftet l^atte unb nun bod^ barüber unter^anbelte , benfelben p
änbern? SSifd^of unb S5ice!önig befd^Ioffen bie Unternehmung au @un=
ften ber ^ebici.
Soberini toar ein 53lann, meld^er einmal bie 300 ^rioren, bie
nad§ unb nad§ unter i:^m gefeffen, öffentlid^ aufforbern burfte, ju
fagen, ob er jemals einen ^jerfönlid^en S^ort^eil einem aUgemeinen
tjorgeaogen, ob er feine f^reunbe aud^ nur einmal ettoa einem @erid§t§«
^of emt)fol§ten^). S5on ben Seibenfd^aften italienifd^er ^artei:§äu^3ter
tonnte er fid^ ööEig frei unb traute auf fein S5oI!. 51B ©arbona
mit ber ©rüärung, er fomme nur toiber ©oberini, in Sogcana ein«
brang, berief biefer ben großen 9ftat^ unb ftettte i]§m üor: feine Söürbe
l^abe er nic^t burd§ (SJetoalt unb SSetrug, fonbern burd§ ben Söitten ht^
SBol!e§ befommen. ©oEten aEe Könige in ber Söelt t)ereinigt in i§n brin«
1) Filippo Nerli, Commentarii, p. 106.
2) Nardi, Historie, 147; ögl. Memoire über hu ^ufammenfunft in
aJiantua in ben Lettres XU, 289.
3) fRebe au§ Ammirato unb Cambi bei Sismondi, Hist. d. republ.
ital. XIV, 130.
[Rebotutton in glorcnä- 3lnberc Erfolge in S^talicn. 297
gen, feine Stürbe nteberäutegen, |o tperbe er ba§ nid^t tl^un. @r toerbe
fic nur niebertegen , ttjenn ba§ S5oI! , ba§ t'^n gefe|t , e§ forbere : in
beffen .^änben fei er, in beffen .^änbe ergebe er fic^. @r forberte fie
auf, unter i^re Öonfalonen ju treten unb ju entfd^eiben. ©ie gingen au§=
cinanber, fie famen toieber, fie tooHten (But unb 25lut für i^ toagen ^).
.g)ierauf fanb ßarbona bie Florentiner feinbfeliger aU Bi^^er; ttjre
©täbte leifteten t^m Söiberftanb, BefonberS $rato, ba§ er Belagerte.
6r erEärte \iä) einmal, t)on Mangel gebrängt, aB^Uäie^en Bereit, tüenn
man bte ^a^t ber ^ebtci bem @d§ieb§geric^te fetne§ Äöntg§ ^erbinanb
üBerlaffe, al§ fi($ ^Ile§ ^lö^lid^ änberte. ^urc^ eine ßüiie in ben
5Jlauem, bie mtf)x einem genfter atö einer S5refc^e ä^nlid^ fa^, gelang e§
ben 6|)aniern in ^rato einzubringen ^). ©ie öermüfteten e§, mie S3re§cia
Dettoüftet tüorben, unb erfüEten baburd^ f^lorenj felBft mit ©c^retfen.
3)er erften unb alfo ftärfften ^ut§lofig!eit Bebiente \xä) bie ©d^ule
^HuceEai'g. S)ie Jünglinge famen au brei^ig in ben Söaffen in ben
großen ©aal unb riefen laut an ber ^l^üre beg S^^nißi^^f ^o bte
©ignoren fa^en: „man moEe ben ^onfaloniere nicCit länger." 5ll§ fei
in il§nen bie ©timme unb bie (iJetoalt be§ S5olteg, ftüraten fie fort,
brangen in ©oberini^§ 3in^^^i^ • n^^ f^tte feinet ßeBen§ ftdier fein, aBer
folgen muffe er il^nen" , unb riffen i^n mit fic§ l^intoeg. ©ie öffneten
hu ©efängniffe, in benen einige ^reunbe ber ^ebici fafeen, famen toieber,
eranjangen t)on ben ©ignoren ©oberini^g ^IBfe^ung, üon i^m felBft
feine glud^t; unb el)e nod^ ein 35ertrag gefd^loffen mar, öffneten fie
bem S^icefönig unb ^uliano 5[Jlebici, einem 33ruber ^o^annö, bie
S^ore^). hierauf !am ein S5ertrag äu ©tanbe, beffen (Srunblage
bie ülüdfel^r ber ^ebici mar: smifd^en ^erbinanb unb glorenj —
unb bie§ ift bie §au))tfa(^e — foEte auf öierte^^alB ;3a^re ganj ein
fold^er ^unb in Sejug auf ^^aptl Befielen, mie er in SBe^ug auf
^Jtailanb mit Submig Beftanben, unb moburd§ bie Florentiner unter
ben 5}lebtci eben fo fel§r f^anif(^ merben mußten," aU fie unter ber
^o^jolaren S^ertoaltung fran^öfifd^ getoefen toaren*).
5^a(^bem bie§ feftgefe^t mar, üBerlieg ßarbona bie inneren @in=
ric^tungen ben 5}lebici. 5lnfang§ geftattete ;^ulian einen Befd§ränften
Öonfaloniere, na(^ bem 3ßunfrf)e ber F^^eunbe OluceEai'S einen '^ai^
ber 0:ptimaten unb öiele grei^^eit. S)ie§ toar nid§t nad§ bem ©inne
1) 9lebc t)on Nerli. Macchiavelli in ben Lettere a una Signora, 7.
2) Nardi 147. Guicciardini XI, II, p. 13. Jovius, Leo, p. 53.
3) 2)iejelben unb befonbet§ Nerli 110 i.
4) Utfunbe be§ äJerttageS in Fabroni vita Leonis X. Adnotatt. 266—69.
298 3hJettc§ aSuc^. 33iette§ ßapitel.
;^o5ann§. 5^o(^ öor ben ^Jlauern toarb et mit feinen 3lnf)ängem u
fotoie er in bie (Stabt felbft gelommen, mit ben ßonbottieren berfet
etne§ 5lnberen ein§ ; mit bem ^[yiotgen er!)oben fic^ bie ©inen nnb
5lnberen anf ben ütnf: „$aEe! ^aEe!" nad§ bem ^alaft; fie ätü
gen anerft W ©ignoren, ha^ ^olt jn einem Parlament ju Berufi
unb T^ierauf, butd^ hk fc§ma(^en unb unfreien Stimmen biefeS
getoaltfam mie immer 3ufammenge!ommenen ^arlamentg, bie l^ö
©etoalt einer SSalia t)on 55 Bannern jn übergeben. ^I§ biefe
eingefe|t toerben foEten, trug ein 5!)lebici ben 6ignoren bie ^a
bie 2re:p|)e ijinauf Uoran. ^it 200 ^Inberen, bie fie felBft gu
genommen, Bilbeten bie 55 ben großen 9lat^ ; e§ marb ein 3flat^ bei
©ieb^ig unb ein ütat^ ber §unbert, nad^ be§ alten ßoren^o S5organg,
gebilbet ; pm SSe^uf aEer Söa^len legte man naä) ber 5Jlebici ^meffen
neue 5^amen in bie SGßa^lBeutel. @enug, bie ^öd^fte (Bemalt fam
toieber an bie SJlebici, ^o^ann, Julian unb ßoren^, ^eterö ©o^n,
gurüd. Oft trat ber <g)äfd§er unter ^tßti, brei ^Bürger unb fragte,
„ma§ xf)x ^ef|)rad§ fei;" unter ben erften ^[Ri^üergnügten unb einet
S5erfc^mörung S5erbäc§tigen marb aud§ ^D^acd^iabeE gefangen^).
^nbem nun ^ierburd) bie 5po|)olaren ^mar gebemüt^igt, aber fo
menig beamungen toutbcn, ba^ fie, mie fie fid§ benn fpätet nod^ ein=
mal in aEet i:§tet ©tär!e ber :^ö(^ften bemalt bemächtigt liaben, fd^on
bamalg nur ber ^n!unft ber ^ranaofen marteten, um fid^ mieber au
ergeben, fo mürbe ber (Sarbinal ni^t aEein burd^ S)an!bar!eit, ni^t
aEein hmä) ben Sunb ®arbona^§, fonbern burd^ ein immer fort*
befteljenbeg i^nteteffe an bie ©ad§e bet S^aniet tüih^x bie fytanaofen
gebunben. ^an mu§ gefte^^en, ba§ biefet 2:^eil be§ mittleten :3ta=
lien§, fo gut fid§ beulen lie|, in bie bemalt be§ fpanifd§=öftetteid§t*
fdien .&aufe§ ge!ommen mat. ßucca mu^te aur ßiga treten. Siena
na^m eine S5efa^ung t)on 100 f^anifc^en Sanaen^).
3fn 5]^antua -Ratten ßarbona unb ßang nac§ ber florentinifd^en
Unternelimung aud§ hk mailänbifdCien unb beneaianifd^en SSerl^ält»
niffe au orbnen befd^loffen.
3rn 5P^ailanb münfd^ten fie ni(^t ben jungen ^Jlajimitian ©foraa,
ber in einem öierae^njäl^rigen (Sjil in Slegen^burg ^) unb ben ^lieber«
lanben au männlid^en ;^a^ren gefommen, fonbern ben ßra^eraog ^atl
1) Nardi 156 f. Nerli 116. Macchiavelli , Lettere famigl., p. 11.
Guicciardini 17.
2) Zurita II, 314.
3) 23exorbnung be§ Üiegen§butget 9tat^c§ batüber in ber 9legen§butger
a^xonit IV.
Otebolutton in glorenä. 5lnbere @tfolgc in ^töHen. 299
al§ gfütften einäufe^en. 5^0(^ tt)ät)renb be§ ^luguft unb (BepttmUx
idjfug man bie§ toieber^olt ben <Bä)\oex^tm t)or; bann fottten il^nen
für bie Soften 300,000 S)ucaten unb 50,000 iä:§rri(^e ^enfion gesap
werben ; }ür§ etfte lie^ man jenen ©foraa nt(^t nac^ i^talten ge^en ^).
£)te öeneätanifc^e (5ad§e tooEte man, jobalb ber SöaffenftiEftanb
abgelaufen toar, augfec^ten ^). Satbona lie§ ft(^ mit feinen 2;ru:|)^en
md§t äUTüiI^alten unb entgegnete auf alle ©intoenbungen , er fei
6a|)ttangeneral ber ßiga. Sommer X^atk ^reScia ben S5eneäianem ge=
l^ört, e^e e§ bon ben ^ran^ofen eroBert toorben; bte§ ^ielt ßarbona
nic^t ab, fic^ im OctoBer 1512 biefer ©tabt äu Bemäd^tigen^).
Söie ftanb e§ bann um bie grci^^eit ^talieng, bie ber ^a^ft er=
fod^ten au i^aben glauBte, toenn e§ mit biefen 5lBfirf)ten gelang? ^a,
xi^n felBft ^ielt bie ferrarifd^e (5ad§e an bieg ^ntereffe gefeffelt.
S)enn mit 5llfonfo b'ßfte ^atte er fid^ nic^t öerftänbigt, oBmo^I
berfelBe l^ierau nad§ 9lom gefommen toar. (Sine§ 2age§ ^örte ein
^naBe im ^alafte ben ^a^ft, ber in feinem ä^tni^ß^ oitf= unb aB=
ging, atüif(^en ben S^^nen bie äßorte: „biefer S5ul!an" unb ''^aä)t",
murmeln. SöuÜan nannte man ^Ifonfo, unb unberaüglid) tcarb
biefem bag SBort ^interBrad^t*). S^ieEeid^t mag 3uliu§ in jenem
5lugenBIi(ie ber ^nfcC)läge be§ §eräog§ auf fein ßeBen gebadet ^aBen;
genug, 5llfonfo, ber eben au einem Waf)U Beim ^a|)fte eingelaben
toar, ^ätte in fein S5erberBen au ge^en gefürd^tet, tuenn er ber @in=
labung gefolgt toäre ; mit §itlfe f^aBriaio ßoIonna^§, ber i'^m i§ier feine
Sftettung au§ ber ©c^lac^t bon ^Jtabenna bergalt, gelang e§ i^m, au
cntfommen. hierauf aber tourben ßarbona unb 5llfonfo auf§ neue
geinbe. S)a Beburfte ber ^a|)ft, ber ^errara au unterwerfen entfd^Ioffen
itoar, a^imal ba bie ©d^toeiaer il§re §ülfe l^ierau aBfd^lugen, auf§ neue
ber ©:panier. S)a^in marb er nid^t gebrat^t, ba§ er il)nen hierfür i^re
Slbfic^ten auf ^ailanb geftattet ^ätte; in ber 2^1^at mu^te aule^t bennod^
3Jlajimilian 8foraa bort eingeführt merben ; aber bie ©ad§e bon S^enebig
gab er iT^nen :|3rei§: am 25. ^flobember fd§lo§ er einen SSunb mit iliuen,
na($ melc^em bie S5eneaianer S5erona unb SSicenaa bem ^aifer (äffen,
SPabua unb 2;ret)igi für eine augenblicf(id§e Sß^tung bon 250,000 unb
einen jä'^rlidien 2;ribut bon 30,000 2)ucaten in üjxtx <*panb behalten
foEten^). S)erfe(be S5unb t)erfpra(^ i!)m §ülfe miber f^errara.
1) guc^g au§ bem Slbfd^ieb 444. {%. b. n. 21.) 3lnif)elm IV, 289.
2) Zurita befonber§.
8) Paul. Jovius, Vita Pescarae 382, unb Zurita II, 338.
4) Carpesanus, Historiae sui temporis ap. Martine V, 286.
5) otogen ^^eter iöembnä' 310. Paris de Grassis, 125. Paolo Paruta,
historia Veneziana, p. 9.
300 3toctte§ aSud^. S5iertc§ ßa^itct.
SG&enn aber einmal bie§ au^gefü^rt tnarb, tüenn ein (o gro'
2:i§eil ber ßombarbei in bei §anb be§ Äaifer^ unb ber ©^janier
toie foEte, ba bie ©d^toeiaer !äuflid§, ber junge ©foräa fe^r fc^toi
unb üBerbieg in ben ^änben 5lnbrea'§ bei SSurgo unb anberer !aif
liefen SHätl^e tüax, ba§ 5lnbere lange au^BleiBen ? ^l§bann aber
Stalten, anftatt in gi^^ei^eit, in eine t)oH!ommnete Untert^dnigfeit
tat^en, al§ in ber e§ jemals getoefen. Söaren 3uliu§' ^IBfid^ten
\iä) nid^t loBenStüertl^ ? feine ^Jlittel nid^t fül^n unb l^eroifd^? K
aUe feine 5lnftrengungen fd^lugen, ftatt jur greil^eit 3talien§,
ßrp^ung ber fpanifd§=öfterreid§ifd§en ^ad§t au§. ^enn ba§ ibei
auf ein l^öd§fte§ 3iel gerid^tete 5Beftrel6en lä^t fid§ nur unter S3ebi
gungen errreid^en, bie bann tüieber i^r eigene^ @efe| ^aBen.
ntenfd^lid^en §anblungen em^jfangen i^ren SlntrieB öon bem erft
il^r Erfolg pngt faft me^r öon bem legten ab.
@!§e 3uliu§ hk ganje Söirfung feiner Unternel^mungen fal^,
bod§ inbem er fie a^nte, im Februar 1513, toarb il^m getod^rt, ju
fterBen. @§ ift eine glaubtoürbige ^ad^rid^t tjorl^anben, bie SSeforgnift
üBer ba§ filnftige ©d^icffal Italiens fei an feinem Sobe ©d^ulb ge»
tüefen^). @§ mu^te gefd^el^en, ha^ felBft fein 2ob bie ?lbfid§ten beS
f:panifd^=öfterreid§ifd§en §aufe§ förberte.
äöem ^dtte e§ bie ^d|)ftlid^e Söürbe toünfd^en !önnen, aU jenem
ß^arbinal, ben e§ eben burd§ große 3öo]§ltl§at öer))fli(^tct , ben e§ in
Sfolge be§ florentinifd^en @reigniffe§ unb ber (SJefa'^r, mit ber iT§n bie
gran^ofen unb bie popolaxt ^Partei Bebrol^ten, al§ ben ©einigen ht'
trad)ten !onnte? (SBen biefem ßarbinal tüaren, toie in gloren^ bie
jüngeren ^Jlitglieber ber öorne^men @efd^led§ter , fo im ©onclaöe bie
jüngeren ßarbindle, lüeil fie an feiner ©etoalt Xf)nl nehmen toürben
— benn er fei milb unb nai^giebig öon 51atur — , gumal ^etrucct
t)on ©iena, ©auli bon (Senua, böEig ergeben. S5ieIIeid§t ^at feine
^ranf^eit im @efd§ , bie er im ßonclaöe felBft oiperiren lieg, unb:
bie ii^m tro| feiner 3ugenb fein ]§ol^e§ Filter t)erf|)radt) , öielleid^t
fein !luger greunb SSiBBiena, toeld^er bie fd^toad^en ©eiten aEer
ßarbindle !annte unb ju ergreifen tr)u§te, toeld^er im ©d^erje fiegte,
3U feiner Sßal)l Beigetragen^). @nblid^ Bequemte - fid^ aud^ ber
ßarbinal ©oberini, fein natürlid^er geinb, unb Bequemten fid§ bie
älteren ßarbinäle; er toarb getod^lt. ^a erinnerte fid^ ha^ fSolt
1) »ei »cmBu§. Ucbrigcn^ Zurita II, 336, 338, 341. Passero, 188.
2) Pio t)Ou Carpi an 2JiajimiUan, Journal be§ 6oncIat)C, in ben Lettres
de Louis IV, p. 72, p 65. Paris de Grassis Bei Kainaldus 133. Vita
anonym! 583.
5lam^f bcr gftonjojen unb ©d^toetjet um ^JjQtlanb. 301
einer f^teiöebiQleit ; bie ^\d)kx tDeiffagten : tüie 5^uma na^ 9flomulu§,
Derbe ßeo X. — fo nannte er ftd^ einem Traume feiner Butter ^u
iiebe — auf ben ftürmifi^en ;Suliu§ !onimen, um jeber Xugenb,
eber SSemü^ung unb .^unft im grieben i^^ren ^ran^ gu öerlei^en.
,ijlan gebac^te an fein felteneö @lürf, tt)ie er, t)or bem i^^a^re in
Raüenna gefangen, njunberBar befreit, §err ju i^ioxen^, §err ber
löelt getDorben fei; alle ^fnfc^riften am 3:age feiner Ärijnung, bem
Jahrestage jener ©d^lac^t — man faT^ ba§ türüfc^e ^ferb, auf bem
IX bamal§ geritten — rebeten üon bem SSönbiger be§ ©lücfeg.
öon bem (Sc^a^e, ben 3uliu§ fo ängftlid) äufammenge]^a(ten, n)urben
100,000 S)ucaten unter ba§ ^olt geUJorfen; e§ mar greube unb
Öoffnung bie flutte ^).
f^ürS erfte mar gemi^, ba^ feine ^oliti! ben (Spaniern bienen
mu§te , baß unter i^ren öielen Erfolgen feine äöa^t nid^t ber ge=
ringfte mar.
6. ^am:pf bcr t^ranjofen unb Sd^mei^er um ^O^ailanb.
^toifdien ben Beiben größten ^Dläd^ten @uro))a^§, ber franjöfifc^en
unb ber f^)anif(^=öfterrei(^ifd§en, meldte beibe ^D^ailanb begel^rten, ftanben
bie ©(^toeiäer, um e§ beiben öoräuent^alten, in ber TOtte. ©ie Ratten
ielbft nid^t aEein ^ftu^m unb ^nfe^^en, fonbern bebeutenbe Sanbftrit^e
im mailänbifd^en (SJebiete ermorben. S)ie %^Ux unb ©c^tünbe, mit
rae((^en öon ber §ö^e ber %ipm ]§er 2;ofa, 5[)laggia, Ofemone unb
*')}lala55a bie Reifen be§ ^ebirgeä quer burd^bred^en, nid§t reid^ — fte
§aben nur 6teine unb ßeute, meldte ßaften p tragen unb ßamine
^u fegen miffen — , aber äöege für bie ^'lationen, maren öon il^nen
eingenommen. Ueberbie§ maren bie fd^önen Ufer be§ langen (5ee§,
fomeit fte ju ßocarno gehören, ber 3lb^ang be§ @ebirge§, mo e§
nä) gegen ben ßuganerfee fen!t, ein ßanb öoE ©übfrüd^te unb
äßeigenf etber , öon üleben übertäubt, e§ toaren ßocarno, ßugano,
^Jlenbrifio felbft längft i^nen ergeben, in i^re (SJemaCt gefommen.
Surd^ ben grauen SSunb , ber nid^t aEein ^ora= unb ßirat^al,
fonbern aud^ S5eltlin, aU meld^eS ^u bem ©tifte öon ßl^ur gehöre,
an ftd^ ö^äogen, mar ba§ gan^e @ebirge t)om 5tRonte 9ftofa bi§ ^um
äöormfer Sod^e mit aEen Raffen, um me(d§e bie ^^lationen fo oft
geftritten , au§ melfd^en in bcutfdfie «g)änbe , in ben ©e^^orfam eibge-
nofftfcfier unb ^ugemaubter Orte gelangt. 5flun fonnte i^r S^ie^
ru§ig aum 3^a^rmar!t nad^ SSarefe treiben, unb gleid^ ber erfte brad^te
1) ©ebidjte Bei Roscoe II, 387. Jovius, Fabroni Vita, p. 65.
UtlD,
■ 302 3toeite§ Sud^. 33tette§ ßa^ttel.
i^neu ungetüö^ntid^e S5ortl^ette: o^ne ^efd^tnerbe langte Söein
^orn au§ Sftalien ^u i^tten hinauf.
5!JlastmiItan ©foraa in bem üBrtgen ^at(anb etn^ufelen,
jtoar bet $a|)ft gefc^äfttg, unb bafnr entfc^ieben ftd^ bie (5tt
Berecfittgten ber <öan:ptftabt , W \\6) auf bem grünen ^la^e t)or
S)ome nod§ einmal öerfammelt^); "tid^ e§ aber gefc^al^, toar l§a
fä(^li(^ ber Stanb^aftigfeit ber ©d^toei^er äupfd^reiBen. 5lm
©ejemBer 1512 em|)ftng berfelBe au§ ben .g)änben eineg gürt
S5ürger§ bie ©d^lüffel ber §au|)tftabt unb 30g ein. @ie, benenlr
aEe jene ©rtoerbungen getüäl^rte unb fogleii^ 200,000 , jä^rlid^
40,000 f)ucaten 3U sa^len berf^irad^, machten mit i^m einen SSunb,
„fie tooEten il^n unb feine 5^ad§!ommen 3U emigen Sagen b
^riegSgetoalt im ^ergogt^ume ft^ü^en"^).
Söelc^ ein Unterfd^ieb atoifc^en ber Unfd^ulb i^rer erften 35er=
Brüberungen, aEein jur S5ert^eibigung, unb biefem SSunbe, einem felB=
ftänbigen Eintritt in bie ^itte ber Söelt^änbel pr SSe^au^tung
eine§ fremben Sanbeg, steiferen jener 5^ad§t auf bem 9ftütli unb biefen
2^agen, too aEe f^ürften unferer 5flationen um bie @unft ber S5auern
Bul^lten! ©ie fül^lten e§ felbft. Oft erjäl^lte ^Jtari* 9ftöuft: al§ er
unb bie übrigen 5lBgeorbneten auf bem S^age p 33aben gefeffen,
jenen ^unb 5U Befiegeln, feien brei ftar!e ©daläge mie öon unfid§t=
Baren gäuften auf ben S^ifd^ gefd^e^en^). @§ ift eine ©age, ba^ bie
brei 5P^änner, bie ben SSunb in Sftütli gefd^loffen, im ©eli§Berger
Seifen ru^en unb über i'^r S5t)l! tcad^en. liefen fc^rieBen fie
hk ©daläge au. 5^id&t aEein ben ^Jlenfd^en, fonbern aud§ ben S5öl!em
ift ein l^öd^fter ^un!t ber 5!Jlad§t unb be§ ßeBeng gefe|t; unb nie=
mal§ finb bie ©igenoffen mäd^tiger getoorben, al§ fie in biefer ©tunbe
tüaren. %xq^ be§ bämonifd^en ©d§recten§ fiegelten fie.
5lugenBli(ili(^ mar ber ^rieg ba. Submig XII., ber ben Otu^m
feiner 9ftegierung immer in ber ©rtoerBung bon 5D^ailanb gefeiten,
BlieB entfd^loffen, e§ mieber ju eroBern. ©d§on im ©e:ptemBer 1512
]§at er ben ©d^toeiaern burc^ bie S[}ermittelung bon ©at)ot)en grieben unb
^Bereinigung angeBoteu; in bem geBruar 1513 l3erfudt)te er fie nod^
einmal; um nur feine Öefanbten fc^iden gu bürfen, üBermanb er fid^,
il^nen bie ©d^löffer auszuliefern, W er in bem bon i^^nen Befe^ten
ßanbftrid^e nod§ innehatte*). ^Ber menn 2:rit)ulaio fie ijorne^mlid^
1) ©enbung beg 5|}apfte§ Bei gfud^s 439. Arluni, de hello Veneto 204.
2) Slrtifel qu§ ber 5lcte bei ^u6)^ 478. ßinaug ebenba 501.
3) Suttingex bei g^uc^S 481.
4) 2lnlt)elin IV, 311. (51. b. n. 51.)
ßam^f hix gfranäofcn unb <Bäi);o^^^x um 3JiatIanb. 303
)axnk, ntd§t xf)x^ eigenen f^veunbe gro§ 3U machen: „er ^ei oft babet
etoefen, Wo man feinem Könige ben Eintrag p einer gemeinfd§aft=
id^en Eroberung aEer i^rer SSefi^t^ümer get^an" ^), traf er nic^t ganj
en redeten $un!t. @§ mar !eine§mege§ ha^ :?fntereffe öon £)efter=
eid^, fonbern il§r eigene^, in meld^em fie ^ajimilian ©foraa p
ijlailanb l^ielten, nnb berfelBe mar burd^ il§re ©ölbner nnb itjren
5;arbina{ nid^t minber t)on i^nen abhängig, al§ burd§ be§ .^aifer§
ftöt^e öon biefem. 'üux menige ^in^elne, ein ©o^n ;^ürg§ uff ber
l^lue, ein ©o^n be§ S5enner§ .ge^el t)on S3em, einige ^au^tleute t)om
Stein, gaben ben frangöfifd^en (Sefanbten, XiiWl^io unb ^remouiEe,
)ei i^rem S)urd^3uge @el^ör^)
Submig mu^te einen anberen SSunb unb ein anbere§ f^u^öol! ju
einer Unternehmung fuc^en.
2)en SSunb gemährten i'^m bie ^ene^ianer. Seibe, er unb fie,
.)atten mieber benfelben f^einb, ba§ f|)anifd^=öfterreid§ifd^e <&au§; fie
3erbünbeten fid^ am 13. Wdx^ 1513, inbem ber ^önig i!§nen fogar
Sremona unb (Bl^iara b'5lbba mieber p^ugefte-^en 'oey^pxaä)^). 2)ie
5u§t)öl!er sogen, bem ^aifer pm %xo^, mitten burd^ ba§ ^eiä) ben
Igranaofen 3U, aum %^eil au§ SSö^men*), jum Xf)tii au§ ©d^toaben,
iDie meiften au§ ^Jlieberbeutfd^lanb. S)ie fi^marge ©t^aar unter il§oma§
pon 50flittelburg, aUeS Sanb§!ned§te mit großen ©d§tad§tfd§mertem unb
Jim <!parnifd§, faft mie 9flitter, fü'^rte ber junge gleurangeg, felbft amei
j(^a^ncn in ben Rauben, über bie 9}laa§ burd) SSurgunb auf St)on
läU'^), anbere ßanb§!ned§te beffen S5ruber öon i^ametS. ^^r Später,
jülobert t)on ber 5[Flar!, ber t)on feinem Dl^eim äöil^^elm ben 5^amen
ibe§ @ber§ öon ben 3lrbennen geerbt, mar bei i^nen. @r "^atte einen
'§ag au§ eifernen .Letten, geeignet, bie .&a!enbüd§fen barauf 3U legen,
jfür ba§ ^u%\)olt erbadtjt. @r fetbft führte 100 ßanaen. ^m ^ai
Ibegann ba§ franjöfifd^e §eer, 1200 ganzen, 8000 gu i^u^, über bie
SSerge gu fteigen; am 12. marb e§ in 5lleffanbria aufgenommen, unb
'im ganzen ßanbe regten fid£) hk kneifen ^).
1) Zximl^io an iJönig Subtoig — Suäern 5. gebtuar 1512 — bei ^oh
imim, 2:tit)uläio II, 209. (Sbenba S3riefe ©fotja'S an ©tampa. (51. b. n. 31.).
I2lnfl)elm, SSerner g^roni! IV, 369.
I 2) Gattinara an 3?largaretf) au§ bem Stiefe Tremouille'S, Lettres IV,
I99. 3lnit)etm IV, 409.
3) S5et Dumont IV, 1, 182.
4) 9iegen§burger 6{)roni! IV, III, 192, au§ bem ©(^reiben bc8 Äaifct§.
5) Fleuranges, Memoires 110.
6) Bellay, Memoires 1 b. Petrus Martyr, ep. 524. Morone bei 9lo8«
[mim n, 315.
304 3to"tc§ SBuc^. 33tette§ ßapitel.
51un lag e§ in ber ^aiux ber SSeti^eiligten unb bet Umftäi
ha^ tüeber bie ©panier, oBtool^l mit einem ftatfen <g)eex in ber 9lä<
oBtoo^t burd§ mannigfaltige S3er|prec^nngen t)er:pfli($tet , |id§ irg^
regten, ben ^erjog jn Befc^ü^en ^), no(^ ber Äaifer jemals bie Jpi
fanbte, bie er ängefagt. S)ie 4000 ©c^tDei^er, meiere im ßanbe mai
tpic^en tjon Ort au Ort. ^nbem inbe§ ba§ ganae Sanb \iä) em:pi
— bie ^ranaofen öom ©d^Io^ au TOlano gingen toieber ai§ §ei
burd^ bie @tabt — , inbem bie S5iertaufenb mit il^rem ©eraog
na(^ 5^ot)ara toarfen, eben baljin, too ßoboöico üerratl^en toorb^
fc§ien 5lEeg au§, unb Sriüulaio rühmte ft(^, bie ©d^toeiaer au ^abl
tüu man gefd§moIaene§ S3Iei in einem Söffet !^abe.
S)ie§ma( rühmte er fid§ au fi^^- ^uf feine Ueberrebung^öerfucfie
antworteten i^m bie ©c^toeiaer : „mit SBaffen, nid^t mit Söorten möge
er fie prüfen". 5lIIe folgten l^ierin bem S5organge ^enebict§ t)on äöein=
garten, etne§ 5Jlanne§, l^anbfeft, toie 2lnf§elmu§ fagt^), aufredet unb
meife, ber bie «öauptmannfi^aft ungern übernommen, aber tapfer
fül^rte ; bie Singriffe ber f^ranaofen fanben beinal^e nod§ me^r S5erac§=
tung aU Söiberftanb; man lie§ bie Tf)oxt bon ^^obara offen, man
Oerl^ing bie ©turmlüden mit S3etttüd§ern ^). 3nbem bie ©d)tt>eiaer
burd§ eine fo einmüt^^ige 3^apfer!eit ben ©d^impf au^löfd^ten, tt)eld)en
5lobara bor bierae^n ^a^ren über fie gebrad§t, famen il^re ©ibgenoffen
be§ a^ßiten 3uge§ über bie ÖJebirge, bie größere ^älfte, gefammte
äöalbftdtte unb ^ern, ben (Sottl^arb unb ben langen ©ee l§erab , bie
Heinere, 3ütid§er unb ßurmalen, über ben fleinen SSernl^arbin ben
ßomer ©ee nieber*). SSalb !am ein S5üte: „toarum fie eilten? e§
^abt feine (SJefa^r" ; balb melbete ein Pfaffe: „ber <&eraog unb aEe
©d^meiaer feien erf dalagen'' ^). ©ie aber fammelten fi^ aur ßJemeinbe
unb befd^loffen, i^re @ibgenoffen, tobt ober lebenbig, au fud^en. ©ic
eilten beibe; öom (Bott^arb toarb ber naivere äöeg genommen, unb
am 5. 3uni ftanb bie größere §älfte unfern ^ftoöara^^^).
3ln bemfelben Sage l§oben bie Sranaofen ii^re Belagerung auf.
5luf bem äöege nad§ Zxtca§> fud^te Sriöula eine burd§ @räben unb
©ümpfe aur S5ertT§eibigung too^lgeeignete Slnpl^e, genannt ütiotta,
au§; ]§ier lagerten fie am Slbenb; fie fteEten i^r ^ef(^ü^ auf unb
1) SÖßiberjpred^enbet S3riefn?cd^fel in ben Lettres IV, 118 f.
2) 3lnjt)elm, Serner (it)xomt IV, 385. (21. b. n. 51.)
3) ©tettler unb 5lnjelm bei @lu^ 323. Jovius, Historiarum sui tem-
poris I, 93.
4) ©tettler, richtig. 33uEinger bei ©lu^ 315.
5) Slnj^elni IV, 383. (51. b. n. 51.)
6) Benedictus Jovius, Hist. Novocom., p. 66.
^onipf ber g^ranjofen unb Bdjtü^x^n in ^Dlailonb. 305
ba($ten am ^Jlorgen ben eifernen §ng einauxammen ; in einer fo guten
S5erjcf)an3ung tooEten fte ber 6000 ßanb§!ne(^te, bie Bereite int S^ale
üon ©Ufa toaren, unb 500 frifc^er Sangen toarten^).
©obalb bie ©ditüeiger im ^^elb erf^einen, ge^t il)r öangeS 2;rei=
jcn auf eine @(f)tac§t. ^iergu i^aBen fte toeber ^elb^ierm unb $lan,
no(^ eine mit S5orBeba($t eingeübte ^rieg§!unft; xf)x alter @ott unb
2t. Ur§, itir 5lrm unb bie ^eEeöarbe barin ftnb i^nen genug, unb
ifjte ^ü^n^eit ineift i^nen ben äöeg. ;^ene, bie am 5. ^uni in Dlo=
nara ange!ommen, erquickten ftc§ mit einem %mnt, einer ©tunbe
Schlaf unb noi^ einem 2^run!; al§bann, ot)ne lange ber 3üri(^er p
toarten, mit bem bämmernben 5)lorgen am 6. ^uni 1513, mie ein
©(^tüarm SSienen, fagt 5lnf§elmu§, au§ bem ^orB in ben @onnen=
fd^ein fliegt^), ftürgten ft(^ aEe, fo ötele bagetoefen unb fo tiiete erft
gefommen, ungeorbnet, ju ben 2^1^oren, gu ben ©turmlütfen ^inaug.
Sie maren faft o^ne ^efi^ütj, o^ne aEe Sfleiterei, biete o^ne ganger;
bennoc^ fud^ten fte einen geinb in feinem mo^lgelegenen ßager T^inter
gutem @ef(^ü| unb jene Sftitter o^ne ^^wi^t^t unb 2;abel in öoEem
\^amif(^.
Sie ftanben öor ben geinben; bie erften ©tra'^Ien ber auf=
i^e^enben 8ünne glänzten tt)ieber an ben TOftungen berfelBen; eö
testen i^mn tok ein S3erg t)on lauter Blan!em Sta^l.
3uerft ftte^en fte auf bie ßangen unb ba§ @ef(^ü| ütoBert§
uon ber Wlaxt. ^kx §telt ber mtnbere <^aufe, in beffen öorberen
öüebern bie talpferften ^Jlänner, gtriet S)ie§Ba(^, 5(ernt SßtuMrieb,
fddau^ Äonrab, burd) ^^nen ober burd§ ben 5lbel ber Sugenb an=
t]efe:§en, mit i^^ren ©:pie^en ftanben^); ber gro^e <&aufe, Beinahe melir
bur(^ Snftinct al§ buri^ UeBerlegung, mitten in bem i)am)3f unb ber
erften Söirfung be§ feinblid^en (Befi^ü|e§, fi^lug einen SBogen jenfeit
eineg @eBüf(^e§ *) ; er fuc^te unb fanb bie Sanb§!ne(^te. 5ll§ biefen
jofort ba§ (SJefc§ü| p ^ülfe !am, trennten ft(^ bie ©c^toeiaer noc^ ein=
; mal. Einige BlieBen toiber bie fc^njargen gähnen ^) ; bie 5!Jleiften Warfen
I fi(^ auf eBen hk^ @efi^ü^. 6o lämjjften fte an brei Orten : bie
grften tniber bie ütttter, bie ^äuftg il§re Orbnungen Brad§en unb :^inter
1) Bouchet, Vie et gestes du cheval. de la Tremouille 184, unb bie
^iJertt)eibigung Stiöulsio'g t)Ott 9fto§mini l, 570.
2) 5lnf^elm IV, 384. (51. b. n. 21.)
3) 9flicolau§ ßonrab Hauptmann, ©(^reiben an feinen ©d^ultl^ei^.
(^benba 549.
4) ,^an^)tteute Don ©otot^nrm nad) .^au§. @benba 546.
5) Fleuranges, Memoires 130 f.
ö. 9ian!e'§ Sßetfe XXXIII. XXXIV. ütotn. u. getm. 5ö5«er. 3. ^lufl. 20
306 3toettc§ 3Bu(^. S3terte§ ßapttel.
t^ren gähnen erfc^ienen — ab^x fie fammelten fic^ immer tütebet ui
l^ielteit auö — , bie 5lnbern, tjterl)unbert ^ann, meldte bie ^etteBati
in Beiben .^änben fd^tnangen, tüibet einen ^'^eil ber fcfilüar^en i^df)n\
be§ g(enrange§ — ]^ier galt e§ ©d§lag auf @(^(ag, ^ieB auf §ieb— ,
britte unb größte |)aufe gegen bie 5Jlenge bet Sanb§!ne(f)te, Bei bet
au^er bem @ef($ü^ noc^ 800 .^afeuBüd^fen tüaren ; Balb aBer fd^tuiegj
bie Äugeln; man prte nur nod§ ha^ ©dalagen ber ©d^tnerter, b|
@eräufd^ bereifen; enbli(f) fanfen bie ^a^nen ber 2anb§!ned§te ; il
güT^rer tt)urben unter einem Raufen ßeic^en BegraBen, il^r @efd^|
toar öerloren unb tnarb gegen fie felBer gerid^tet^). 3nbe§ UJid^en ai
hie ©d^maraen. SfloBert öon ber ^axt Blirfte um fid) ; er \di} ba§ gi
öol! unb feine <B'6^m Verloren: biefe ju retten, tnid^ aud^ er, fai
fie mitten unter ben lobten, mitten unter ben (Siegern unb ent»
füT^rte fie, nod§ öon il^ren Söunben Blutenb ^). S5ergeBen§ rief S^ribul^io
(Bt Äatl^arina unb ©t. '^axt an ; aud^ er, aud§ XremouiEe, ber öer-
ttjunbet mar, mußten meid^en^). S5on ben f^tüd^tigen gaBen bie
©d^meiäer feinem ^nabe, fo biele fie erreid)en fonnten; bann feierten
fie 5urücE, fteHten fi(^ jum ^eBete in Orbnung unb !nieeten niebet,
@ott unb i^ren ^eiligen ^u banfen. ^antad^ fd^idten fie fid§ an,
bie S3eute 5U tjertl^eilen, bie 2:obten au Beftatten*).
@§ mar bie ameite ^lorgenftunbe , aU man in 50^ai(anb öon
btefem SluSgang öemal^m. 3ll§BaIb flol^en jene f^ranaofen, meiere in
Siegeggebanfen ba§(5d§Io^ t)erlaffen l^atten, einige ba^in aurürf, anbere in
Äird^en unb in bie ^faläfte i]§rer greunbe; untjeraüglic^ er^oB fid§ bie
g:§iBeIIinifd§e Partei; ©tabt unb ßanb tei)xk in ben ©el^orjam 5Jlaji=
milian ©foraa'g ^uxM. 2)ie ©d^meiaer unterna^^men, bie 5lBgefaEenen
au aüd^tigen. ©ie atoangen hk 5lftefanen, toeld^e au§ i^ren Käufern
gemid^en maren, 100,000 S)ucaten au ^df)Un, ©aöo^en, ba§ e§ mit
bem geinbe gehalten, 50,000, ^Jtontferrat, ba§ fogar i:§re ^otfd^aftcr
Beleibigt, 100,000 S)ucaten. 5^un maren aud^ bie ©|}anier mieber
auf. ©ie fteEten in (S^enua hk gregofen, meldte 21 jtage tiertrieBen
getoefen , unb ^toax Ottaöiano , mieber ^er ; fie eroBerten S3ergamo/
SSre^cia unb ^e§d§iera, bie aud^ aBgefaEen, mieber^).
©eitbem ]§atten bie ©d^meiaer eine no(^ biet Bebeutenbere ^e»
1) S)tc Zotigen unb Paulus Jovius, Historiae s. t. I, 97. Carpe-
sanus 1291.
2) Bellay, M^moires 4. Guicciardini XI, 45.
3) Rosmini au§ Prato Ms. unb au§ „un rozzo poema". I, 474.
4) 3ltift)elm IV, 385. {%. b. n. 91.)
5) ©tettlcr. Jovii Historiae 93. Vita Pescarae 285. Passero 197,
attgfüt)tad^.
Slügemeine ßticg§betoegung. 307
tüalt al§ 5ut)or in ^laitanb. ,,3ßa§ gi^r un§ butd) ßuerJBlut unb
(Suere ^raft tüiebergegeBen'', fd^rteb i^^nett ^ajimilian ©foraa, „foH
jortan jo gut @ud§, toie mix ge^^ören'' ; unb bie§ toaten in ber 2:§at
nic^t Blog Sßorte. S)ie Sd^toeiser fa^en, fie feien nod§ ju anberen
fingen ftar! genug, „äöäre nur (SJe'^orfam Bei ben Unfern", l^örte
man fagen, „tüir toottten burd^ gang ^ran!reid§ einen 3ug machen,
|o lang uub fo breit e§ ift" ^).
7. ^lUgemeine ^riegöBetuegung.
ätüei gro^e ^Bereinigungen ftanben einanber gegenüber : ber Äaifer
unb ber ^apft, @^)anien, @nglanb unb bie ©(^meij auf ber einen,
^ran!reic§, S5enebig, ©d^ottlanb auf ber anbem ©eite. @in unmittel=
barer Eingriff ber erften auf f^ranlreid^ fd^ien beöorpfte^en. 2)ie fran=
5öfifd§en (Sreigniffe IfiaBen fi(^ unter Subtoig XII. auf eine ä^nlid^e
SBeife entmidfelt, mie unter Äart YIII. S)er 5lnfang ift in beiben
bie fc^nelle Eroberung, ber 3Benbe^)un!t bie (Sntjtoeiung mit bem
^^ap^i ; l^ierauf tritt eine ßiga ein ; e§ erfolgt ein S^erluft ber 6robe=
rungen, eine @efäl§rbung ber frauäöfift^en ©tcEung felbft.
©omie aber bieSmdl aEe S5erl^ältniffe größer, bie ^nftrengungen
^•ran!reid^§ ftär!er, bie geinbfc^aft be§ ^apfte§ heftiger, bie (Erfolge ber
>^iga in Italien glän^enber maren, fo mar aud^ ber Eingriff auf
ivranfreid^, ber gegenmärtig me^r unter 5Jlasimilian§ ßeitung, al§
unmittelbar mit feinen Gräften unternommen marb, bebeutenber unb
gefd^rlid^er.
Julius nod^, ber am 3. S)ecember 1512 mit feinen 120 tjer=
fammelten Spätem ba§ Snterbid über gran!reidC) au§gef|)rod^en, t)atte
i:^n öorbereitet. gerbinanb gab ben 9ftat:§, ben gran^ofen ^ur=
gunb, ^flormanbie unb ^u^enne p entreißen ^) ; ^ajimitian unb |)ein=
ric^ VIII. trieben baju an, toeil \f)xt alten ^nf^rüd^e eben auf biefe
öanbe gingen; bie ©d^toeiaer maren bafür geftimmt, um i^ren ^er^og
in 5JlaiIanb 3U befeftigen. £)er neue ^ap^i ßeo mu^te fd)on be§ fort=
bauernben ©^i§ma :§a(ber ben 2öeg feine§ S^orfa^^ren inne^^alten. ^n
ber %1)ai ift im 5l^3ril 1513 burd^ einen förmlii^en SBunb ein aEge=
meiner Eingriff auf granfreid^ öon aEen öter (Seiten, ber englifd^en
unb beutf^en, ber italienifd^en unb f|)anifd§en, befd^loffen morben^).
1) ©dtireiben ©forsa'g bom 6. 3^uni in ®lu^, 3lnt)ang 545. «Ula^ hn
@tu^ 329.
2) 5Part§ be @r. bei ^iainalb 126. Zurita II, 838.
8) Appunctuamentum t)om 5. 91prtl bei 3*t)met, Foedera VI, 1, 42.
20*
308 3toeite§ 33uc^. S5iet:te§ dapiUi.
^n biefem Umfange lie^ ftc§ aber ba§ S5or§aBen tiid^t ausfül^re
ttjeil bie SSene^ianer eg forttDö^renb mit ben f^ranäofen hielten, fo U
bte Söaffen be§ S3unbe§ au(^ gegen fie gext(^tet toerben mn^ten. UeBi
bie§ tDoEte Serbinanb an feinen ^tenjen niemals ^tieg ]§aBen.
er 1497 unb 1503 getl^an, fo fd^Ioß er an($ j;e|t einen unertoaj
teten ©tiUftanb für biefe ^renageBiete ^). .^ierbnrd^ geftfia:^ e§, b(
ber fpanifd^e unb itatienifd^e Eingriff, bie §eere ^yerbinanbS unb ßei
ftc^ tüiber SDenebig toanbten, toiber gran!rei(^ nur ber beutfc
toeld^en bie ©c^toeiäer üBerna'^men, unb ber englifc^e auggefü^rt to(
ben !onnten. hierbei erf(^eint 5!)taiimilian uoä) einmal fel^r t^ätig ut
einfluBreid^. 3^^^' ^^ ]^^^^^ ft^^t ^ein gro^eg .^eer in ha^ gelb ; aber
in aEen Unternehmungen ^ai er feine §anb, unb auc§ fein Talent
ber ^ex-fü:^rung lä^t er nid^t fc^lafen.
5lm 1. 5luguft 1513 lagen hit Bpanm unter ßarbona, hk
200 fc^toeren unb 2000 leidsten Steuer be§ $a|)fte§ unter ^rof^ero
(^olonna tüiber bie SSene^ianer t)or $abua. Stöer öieEeid§t bie größte
©tär!e biefe§ §eere§ Beftanb in ben fd^tüäbifc^en unb tirolifi^en
gä^nlein, bie ber ^aifer unter bem trafen öon ßu^jfen unb ben in
biefem ^rieg eriproBten ^au^tleuten grunbSBerg unb ülogenborf,
ßanbau unb ßid^tenftein i^nen gugefenbet^). ♦
5ln bemfelBen 1. 3luguft öerf|)rac^en i^m bie ©d^tneiäer einen
Eingriff auf SSurgunb. ^n ber @ib genoffenfdfiaft ^atte eben ein au§ge=
Breiteter 5lufftanb ber Stauern tniber hk <Btähk hk franaöfifd^e Partei
öoHenbS l^eraBgeBrac^t unb felBft bie ferner ge^tüungen, brei neue unb
3tt)ei alte S^enner, hk fran^öfifd^er ^efinnungen tierbäd^tig tüaren,
aB^ufe^en. Um fo fidlerer toar i^rer ber ^aifer; er fagte i^nen eine
§ülfe au, o^ne hk fie ben 3ug nid^t unterne:§men fonnten, ß^efd§ü|,
^fteifige unb einiget ^elb^).
Einfang Sluguft traf ber ^i3nig t)on (^nglanb Bei feinem §eer
ein, ba§ Bereits feit bem 22. 3uli ^erouanne Belagerte. S)ie§ mar
o^^ne greifet hk mic^tigfte Unterne:^mung; fie 30g 5lEer 5lugen auf
fi(^. 2)ie ßnglänber toaren nod§ gana bie alten, bie ben 2;ag <Bt 3Jtartin
nid§t feierten, toeil er ber ^atron il^rer geinbe fei, bie ben gemalten
^ann, meld^er Bei i^ren ^ogenfd^iepBungen ba§ Siel toar, ben
granaofen nannten unb au i^ren ^inbern fagten: „trefft ben fyran=
1) Zurita II, 352. Jacob de Bannissis, Lettres IV, 114.
2) Jean le Veau, Lettres IV, 200. ©Ijtenfpiegel 1803. OieiBner, J^riegS-
ifjatcn 16.
3] ®lu^ 332—340. 3lu§ bem Slbfd^ieb öom 1. Sluguft, p. 343.
Ärteg totbet gfranftetd^. 309
3ofen in§ ^era"^); fte l^atten ftd^ gern nad§ {:§ren ©raffd^aften ben
trafen itnb 3]tcegrafen innerhalb unb axi^erl^alb t^rer f^rei^etten ^u
^uStoa^l, SSetüaffnung unb ^luftetung bargeboten; fte trugen bor=
tiel^ntli(^ ^ogen unb 5lrmbiilfte, bleierne beulen unb ^eEebarben ; fte
sogen nt(f)t anber§, aU ha% fte fti^ mit i^ren Söagen fogleid) t)er=
bauen lonnten; benn fte tooEten nur innerl^alb einer guten ^e|efti=
^ung f (plagen, ^it i^nen !ant ii§r ^önig al§ ein loal^rer Sancafter.
S5or feinem 31^9^ ^^^B ß^ ^^ftf Wt toie ^ur 5^a(^a^mung §einri(^§ Y.,
ben legten ?)or!, ber in feiner (Setoalt toar, ^bmunb ©uffol!, l^in=
richten. S)ann na^m er ^arl SSranbon mit fid§, be§ SSranbon <Bo^n,
ber in ber <B^ia^t bon 53o§toort5 §einri(^§ VII. ga^ne getragen,
t)en ^ef)3ielen unb ^efä^rten feiner ^ugenb, feit furjem S[Ji§count
:ßi§le; in feiner SSegleitung toaren nod§ .^arl ©omerfet, beffen 5l^n=
l^erren aEe für ba§ §au§ Sancafter gelebt unb geftorben, @eorg 5lalBot,
<iu§ bem ^lut be§ legten gelben in bem ^am^fe ber Sancafter toiber
■granfreic^, unb biete 3lnbere, an bereu Flamen fic§ biefelben ßr=
iunerungen !nü:t3ften ^). S)er ütuf feiner greigebigfeit, ^u ber i^m bie
©c^ä^e feinet S}ater§ bie TOttel boten, reifte bie ülitter unb ^ne(^te
bon Trabant, §ennegau, ^^lanbern, U^ tief T^erauf nac^ S)eutf(^lanb,
jo fel^r 5U feinem S)ienft, ))a'^ Stiele, tt)a§ fie befa^en, ber!auften, um,
mit ^ferb unb ^arnifd^ mo!)lgerüftet , bei i^m größere SSelo^nungen
p Derbienen. gür feine 5lngeIot§ ^atte er fid^ f(f)önc§ ©efd^ü^ unb
toal^rfd^einlii^ felbft jene ätoölf großen ©tüde, bie man bie ^toölf
lll^oftel nannte, in ben 9^ieberlanben gießen laffen^).
lim eben fo gro^e 3uberfi(^t einauflö^en, toie ba§ f(^tt)ei3erif(^e
unb ba§ fpanifd^e, beburfte ba§ ^eer nid^tg meiter al§ einen erfahrenen
t^elbl^eiTU. 5ll§ §einrid§ YIII. ben ^aifer gebeten, i:§m ^ier^u ^er^og
^einric^ ben ^riegfül§rer bon S5raunf($tüeig ober ben ^arfd§aE S5erg^
P3ugeftel)en, Tratte ber ^aifer felbft fid^ erboten, ba§ §eer feinet
•greunbeg an5ufü:^ren*). ©r l^offte, mit il^m burd§ eine offene ©d^lad^t
bie Ufer ber @omme unb burd^ bie ©d^toeiaer 35urgunb au erobern,
toorauf bie beiben f^ürften fid§ ö ereinigen unb bie f^ranaofen mit
•einem Kriege ^eimfud^en toürben, ber i^nen fo gefä^rlid§ toerben toürbe,
<il§ nur jemals ein englifd§er getoefen. 5ln bem 9. 5luguft !am er
1) Herbert, life of Henry 32. Hubert Thomas |Leodius, Vita Friderici
Palatini IV, 33.
2) Martin du Bellay, Memoires 6. Goodwinus, p. 16. Herbert, p. 83.
3) Marguerite ä Henry im ®ecbr. 1513 in ben Lettres IV, 217.
Hubert Leodins III, 1.
4) Schreiben 9Jiajimiltan§, auctfi im a^uni, IV, 157, unb öfter.
310 3toeite§ Söud^. 33icrtc§ ßapitel.
Bei 5lite mit bem Könige aiifammen. @t felBft trug ba§ rot^^e ^r
unb bie atoeifaxBige Sflofe <g)etnri(^§; er toarb nidit nntüiEig, b
neben bem 2Gßaffenfd)mu(f ber ^öniglid§en feine gtoeil^unbert üleit
beren gan^e ^rac§t in il^ren golbenen Letten Beftanb, unfc^einB
würben, ober ba^ feine S)iener fid§ nad} ben filBemen ©(fetten Büdt
tDeld^e bie ßbelfnaBen .geinrid^g mit SßiEen öom 3eug il^rer ^fe'
faEen liefen; er na^m t)om ^önig ein !^tit, inn)enbig mit feiben
S)e(fen, tjergolbetem ßauBtoerf unb golbenem ^efd)irr öerfe^en, u
tt)ie wenigftenS SSeEat) erjä^lt, täglid§ 100 (5§cu§ für feinen 2ifj
an unb tarn in fein Sager ^).
©Ben biefelBe ©tabt ^atte 5!JlajimiIian öor 84 Salären Betagt
unb bamalS bie gran^ofen, tt)el(^e öon jenfeit ber ßi§ tamen,
fie äu erfrifdien, in feiner glüctlic^ften ©d^lai^t gefd^Iagen. 3n biefer
^innerung lie§ er — benn aud^ je^t toarb 5terouanne nur "üon
bieffeit l^er Belagert — , aU er mit feinem ^eugmeifter Sager unb
kutanem Befid^tigt l^atte, 5 SSrüden üBer ben gtu§ fc£)(agen. ©ein @Iüdt
n)oEte, ba^ an bemfelBen 2:age, al§man l§inüB ergegangen (17. 5luguft)^
ber geinb, gegen 8000 2)lann ftar!, auf ben «g)ö^en ton ©uinegat
öor it|m erfaßten, ^eraBftieg, am 5u§ berfelBen ^ielt unb feine (eid^ten
SLrup^jen mit SeBen§mitteln für bie ©tabt au^fanbte. Sug^^ict) foEten
bie Beiben jt^eile be§ englifd)en Sager§ öon ben SSelagerten unb üon
oufeen angegriffen Werben. 5JlajimiIian nun, inbem er fein gugöolt
nad§ einem S5a(^e im ütüden beg feinblid§en ßager§ fanbte, toai*f fid^ mit
2000 ^ferben auf bie S5orau§gefd§ictten. 2)iefe flof)en im @alo^)|) nad^
it)rem ßager ^). §ier — benn e§ War Oier U^r 5^ad§mittag§ unb bie
9^itter feit jtoei Vif)x frü^ auf ben ^ferben — l^atten fid§ öiele tjon.
it)rem Sc^lad^tro^ auf ein lei(^tere§ %^iex BegeBen, il^ren §elm aB=
gelegt unb bie glafd^e ergriffen ; nun, ba äugleid^ tJon ber einen ©eite- |
bie glüd^tigen tamen, „ber ^einb fei i^nen auf ben gerfen", unb,
ot)ne anjul^alten, immer f ortf^rengten , öon ber anbern ©eite bie
^}lad^rid§t, ba§ g^fetjol! jietie fid§ in i^ren ülüd^en, er-folgte augenBlicftid^
aEgemeine Verwirrung unb aEgemeine gtud^t. ^an rief üergeBen^
„.^e^r um, ,&omme b'3lrme§" ; hu fliegenbe 5lrtiEerie ^Jlainmilian^
jagte fie öor fid^ ^er ; ijier erWarB biefer 2^ag ben 5^amen ber <Bpoxen^
fc^lad^t. ^a, aU enblid^ bie 2;a|)ferften an ber SBrütfe üBer jenen !
S5ac^ p l^alten wagten, war e§ nur i^r VerberBen; bie Burgunbifrfien
1) ^Poul 9lrme§torf an ^ax^xtii) in ben Lettres IV, 192. (St)Tenfptegel
1297 f. Goodwin 20. Herbert 35.
2) Baptiste de Taxis in ben Lettres IV, 195. Polydorus 27, 24.
Herbert. aCßei^tuntg 303.
ßtieg tüiber ^Tanheicl^. ©c^lod^t öon ©uinegot. 311
^jteiter fant^^n einen anberen 2öeg über ben S5ad^ unb |d§nttten fie
ab. (Sie mußten fic^ ergeben, ber Sine §ier, ber 3lnbere ha, la
^alice, ber ^er^og öon !!3ongueüiEe unb j^unbert 5lnbere, aEe bie heften.
33at)arb fa^ einen feinbtic^en Flitter unbeforgt, ber ni($t§ be^^eräte,
tüeil ber ©ieg erfod§ten fei, f|)rang mit bem Sd^mert auf x^n ein unb
rief: „(Srgieb bid^ mir, ober bu bift tobt". 2)iefer tüax öertouubet
unb ergab ficf): 5lber mer bift bu? „S5at)arb bin ic^ unb ergebe
mi(^ bir lieber". S)a waren au(^ bie beiben anbem Singriffe abge=
f (plagen, unb am 22. 5luguft ergab fid^ bie ©tabt^).
Um bie nämüd^e g^it — e§ toar am 27. Sluguft — Vereinten fic^ bie
©dltoeiäer, gegen 30,000 9Jlann ftar!, mit ben üteifigen öon äöürttem=
berg unb 35urgunb unter «^er^og Ulrich unb S5erg^ ; fie em^jfingen über=
bieg bie ßart^^aunen beg ^aifer§ Oon Sanbau, feine galtonen ton
SSreifatf), feine <&albfd)Iangen öon ©nfiö^eim unb ^unbert .g)a!en=
büd^fen. ^^re §au^tleute Ratten nur auf ben ^aU 5U einem ^^rieben
2}oEmac^t, menn ber ^önig fein gan^eg 9ted§t auf ^ailanb fal^ren
laffe. Untertoegg öernal^men fie öon bem Siege be§ ^aifer§ ; mut^iger
3ogen fie in bie fran^öfifd^en ÖJrenjen^).
5lIIerbing§ mu^te biefer bo|)^elte Eingriff bie gran^ofen in gro^e
Seforgni^ fe^en. 9lodf) öor ber ^nfunft ber Snglänber ^atte fid^
l^önig ßubmig geni3t^igt gefe^en, bem .^ofe be§ Parlaments ju be!ennen,
fein (SJelbbebürfni^ fei fo bringenb unb feine ginansen fo fcl^r in ^M=
ftanb, ba^ er öon feinen S)omänen bi§ auf 400,000 Siöre§ öerfaufen
muffe, um ben alten i^einben be§ ^önigreid^cS toiberfte^en 3U fönnen
unb boc^ fein arme§ S5ol! nicl)t aE^ufe^r ju belaften^^). ^a^^ ber
Sd^lad^t öon ^uinegat fanbte er feinen ^reöoft nad§ $ari§, mit
Äaufleuten unb §anbtoer!ern ^ufterung ^u galten ; nod^ einmal na^
fo langer ütul^e fa^ man bie galjuen ber @emer!e in ber §au^jtftabt
fliegen, unb baffelbe mag mol)l in öielen Stäbten gefrf)e^en fein. S)ie
Slnfunft ber ©d^toeiaer entfette ^ebermann. 3)urd^ bie 5^ation ging
ein bumpfeS Gemurr: „nunmelir !omme tu Strafe für bie Uebel=
1) Bellay, Memoires 6. Bayard 345—850. Fleuranges, p. 145. 5lu§*
gefdimücft bei Jovius 100. Heuterus, 33tt!en. (31. b. 2. 51.) 3lu§ bem
©d^teiben eineä 3lntoefenben hei Brewer tiotiren toir noc^ ben c^arafterifttfc^en
S«9 Don 3Jlajimiltan, ha^ er, obtool)l ba^u aufgcfotbcrt, feine getane ntd^t ent.
falten, fonbetn unter ber ^fa^ne ©t. ®eorg§ unb bc8 ft5mg§ öon (^nglonb
iampfen n^oßte. ^tc @nglänber f(^rieben bann auc^ ben Sieg ü^rcm i^önige
au (Brewer I, Nro. 4431).
2) ©olot^urner unb 3ürid)er |)ouptleute M ®lu^ 345. ©tettler.
3) Garnier au§ 5|}orlamentiregiftern, Ms. öon Fontanicu, p. 470.
312 3toeite§ Sud^. 25ierte§ ßapttel.
traten in iStalten üBer fte" ^). ^n biefer @efa:§r fe^te fyran!retd§ noc§
eine geroiffe «Ipoffnnng anf ben uralten S3unb mit ben ©trotten.
Äönig :§acol6 bem Stierten, ber einft ben f^rieben 3n)ifd|en bem
^ajjft unb ßubnjig ^atte öetmitteln moEen, um eine IXnternetimung
auf ^erufalem äu wagen, begegnete, ba§ er |eIB|"t in bie TOtte biefeö
Äriegeg gebogen toarb. ^laä) langem grieben tau(i)ten bod§ tnieber
©treitigfeiten mit ©nglanb auf, bie einen neuen SSrud^ Befürchten \
liefen. (Sine ber tiornel^mften Betraf Rubrem Karton. SSarton toar ein \
tapferer (Seeräuber, ber auä) bem Könige ^o^ann t)on ^änemar!, [
3acoB§ nä(f)ftent t^reunbe, tniber bie .ganfe biente^). ;^acoB Ijatte
if)m ^a:|3erBriefe toiber bie ^ortugiefen gegeben, bie ben Später S5ar=
ton§ erft^lagen; er aber — mie benn ^ortugiefen, ©nglänber nnb
§anfe in einem uralten SeeBunbe geftanben p ^Ben fd^einen —
manbte fie aud§ gegen bie ©nglänber an; bafür toarb er bon biefen
aufgefuc^t unb tro^ einer ©egenme^r, bie felBft bon feinen f^einben
einer langen S3aEabe mert^ geT^alten toorben, enblic§ getöbtet^). §ier=
über toar ^acoB fd)on entrüftet, al§ er bon ^er, bie er auf ^itter=
n)eife immer für feine 5£)ame ertlärt l^atte, ber .*^önigin 5lnna t)on gran!=
reid§, i'^r p^ülfe gu tommen, gebeten tnarb : „aud^ fie unb SSretagne
Bebro^e ber UeBergang «g)einri(f)§ nad§ ßalai§". S)er Äönig Berief
feine Marone, in benen nad) fo bieten Surnieren bie ßuft ^u- einem
mal)ren ,^ampf ertoad^t n)ar, unb über meldte hk SSitten be§ fran5ö=
fifd§en Sotfd§after§ , ber il^nen üBerbieS 50,000 Sibre§ gur Lüftung
anbot, nid^t toenig bermod^ten; mit feinem Wbel einberftanben, fd6i(fte
SacoB feinen 3Ba|)|)en!önig ßt)on nadf) ^^erouanne, um feinen 9lad§Bar
3ur 9tü(ffel)r aufäuforbern, unb al§ bieg feine äöirfung ]§erborBrad§te
— ©einrid^ erinnerte il§n nur an ba§ ©df)ic£fal öon 5^aöarra — ,
rüftete er fid§ ju ^biuBurg mit 50,000 ^Jlann^).
.^ierburc^ marb bie bertoirfelte ßage ber S)inge nod§ bermictelter.
S5on einem fo ftarfen Angriff liefe ftd§ ein getoiffer Erfolg in ßnglanb
ermarten, burd§ toeld^en .^einrid§ genöt^igt morben märe, in fein ^eid)
äurücl^ute^ren. 5Cl§bann märe e§ ben ^^ran^ofen möglid^ getoefen,
t)ieEeid§t burd^ einen Singriff auf Stalten pgleii^ bie Sd^mei^er p
nötl^igen, äurürfpge^en, unb bie SJene^ianer ju ermut^igen.
©otoie SacoB üBer bie Sltoeeb !am, lief ba§ ^rieg§gefd^rei bon
1) Monstrelet, 5lnt)ang 246. Gilles 124.
2) Anonymi chronologia rerum Danicarum bzi Subetoig Reliq. Mss.
IX, 52.
3) Goodwinus, Annales, p. 11.
4) Buchananus, Rerum Scoticarum 1. XIII, p. 172 f. Herbert.
Ätieg gegen bie ©d^otten. ©dtilad^t Bei fjtobbon. 313
SBeilet p äöetlet, t)on ©tabt 3U ©tabt. §einnd) l^atte bie ^ren5=
|)rot)tn3en, bie er, um i^rer ftd^eter au fein, nid^t ge^tnungeu, feine
S3enet)oIen3 p ^a1)im, bem trafen t)on ©urret), au§ bem .^aufe bet
tapferen |)otüarb, üBertragen. 3u btefen fammelte fid) ber 5lbel nad^
^Intüicf; fein 8o^n, ^Ibmiral be§ Üteid^eg, (anbete in ^etocaftle mit
5000 5!Jtann; hie nörblid^en unb fübltc^en 8:§ire§ fanbten i^re ^ann=
fdjaften. ;^nbe§ blieB ^acoB fec]§§ 2;age in 5^or^am; er lie^ e§ ft(^
i&ci ber Sab^ f^orb eine äöeile gefaEen; er fa^ gern, ba^ ber f^einb
fi(^ fammelte; benn p einer ©d^lac^t tcar er ha: „er toerbe frf)Iagen",
fagte er, „unb foEten fid§ i'§m 100,000 ©nglänber entgegenfteEen" .
^n biefen @eban!en nalim er, tno bie %\ti in ^ol^en Ufern am ^u^e
be§ 2:et)iot entlang läuft, ^mifd^en glu^ unb (Sumpf auf bem <&ügel
globbon ein fefte§ ßager.
^lid§t minber freubig, gu fd^lagen, maren bie @nglänber; am
Sonntag, ben 4. (September, fanbten fie i'^ren ^erotb Ütougecrotj ju
i^m !)inan: „oB er fo lange in ßnglanb 3U BleiBen geben!e, ba§
man auf ben i^reitag fcfilagen !önne?" ^er ^önig terfe^te: „Sßäre id^
in @binBurg, fo tüürbe ic§ auf btefen Sag l^erB ei eilen". (SoEten t^n
öBer bie ©nglänber ^inter feinen äöäEen angreifen? Sie Baten ilju
t)ergeBen§, auf bie SBene ^JJlilfielb ^mifd^en i^nen ^eraB^ultommen ^).
^rft, al§ er fa^, ba§ fie, einem @erü(^t, ha^ fti^ öerBreitet "^atte, gemä§,
«ine Söenbung nahmen, al§ moEten fie in Stfiottlanb einfaEen — e§
toar ber 9. September unb greitag — , öerlie^ er in ber S^'^at fein
Sager, ^ünbete feine glitten an unb aog, um il^nen ^nöorplommen,
im S(^u| be§ 9flaud)e§ immer bie §öl^en entlang, Bi§ auf einen §ügel,
Dlamen§ ^iperbi. ^in Ijielt er. (SBen baljin famen burc^ bie 9lie=
berungen bie ßnglänber, unb l)ier Begann i"§re Sd§lad§t.
2;^oma§ .g)otüarb, toeld^er 5lnbrem SSarton getöbtet, ftanb, um,
tDie er fagte, bie§ 5U red^tfertigen , in bem S5orbertreffen unb !ämpfte
trefflic^. Tddit minber tapfer [tritt S<icoB auf einer anbern Seite in
ben erften Sdeil^en unb toarf bie gähnen feiner f^einbe toieber'^olt ^urütf.
§ier tüteten bie ©inen, ba bie 3lnbern. i^nbeffen, ba bie englifd^en Pfeile
Beffer ben §ügel hinauf trafen, al§ ba§ fi^ottifd^e ^efd§ü^ "herunter —
benn e§ ging 5U l^otf) — , liefen bie Sd^otten anlegt t)om Angriffe aB
unb Bilbeten pr S5ertl§eibigung einen 9ting ; aud^ ^ier fa^ man i^ren
^önig l^elbenmüt^ig ftreiten. 3nbem fie nod^ fämpften, inbem hk
SSeften fielen, trat bie ^Zad^t ein. 3n biefer ^ad^t fud§ten bie Sd§otten
iT^ren ^önig unb fanben il§n nid§t. 2öar er gefaEen, ober geflogen,
1) Expostulation of tlie Earls; and Answer in very words hti
Herbert 39.
314 3toette§ 33u(^. aSicrteS ^apiUl
ober gefangen? Sie wichen ^urüif. äßte bie ©nglänber mit
5Jlorgen baö ©d^Iac^tfelb befutfjten, fallen fie ba§ Öefd^ü^ o!)ne S3c»
bedang unb fanben, ba^ fie gefiegt. ©ie fanben einen Siebten in
!5niglid§em bleibe nnb brad^ten i^n trium^^irenb na(^ SSertoicf. 2)ie
©(Rotten entgegneten, ,M^ werbe @(|)§inftone fein, ber an biefem
2;age in föniglid^en .Kleibern gegangen, nm bie @nglänber iiTe ju
leiten; ben ^önig ^abe man no(5 jenfeit ber 2^h)eeb gefe^en". 3lbet
il^n felbft tonnten fie nic^t 5U aeigen. 2)ie ©inen fagten: 5llejanbet
§nme, beffen <Bä)aax aEein faft unbefd^äbigt geblieben, ber l^ierauf
fogleid^ ,^ir(^en nnb Möfter beleibigt, muffe il§n getöbtet ^aben", bie
Slnbem: „er tüerbe feine Sünben au büfeen nad§ 3erufalem gegangen
fein" ; bie englifd^en 33eri(f)te er^äl^len einfad^ , ^önig ;Scicob lY. fei
bei ber S5ert^eibigung feiner ga^ne gefaEen ^). 2öic§tiger felbft, aU bie
©reigniffe be§ Kontinents, ift biefer 5lu§fd§lag ber äöaffen auf ben
•britannifc^en 3nfeln. ^nbem .^einrid) VIII. gegen Srantreid^ foc§t,
toarb er ^IReifter üon ©d^ottlanb.
^lu^er 8000 3lnbern maren aEein 12 trafen unb 17 S5arone in
ber ©d^Iad^t gefaEen ; bie SSermaltung be§ üteid^eS !§atte 5Jtargaret^a,
§einri(^§ VIII. ©d^mefter, übernommen. S)ie gran^ofen, bie fid§
nun ber ©(Rotten nid^t bebienen !onnten, mußten t)on ©nglänbern unb
©d^toeiaern 3lEeö fürd^ten. 3ln jenem 9. (September gingen 30,000
©(^meiger über bie itiEe, boc^ bie in hk Saone fäEt, unb fd^lugen
öor ben ^JJtauern öon 2)ijon brei ßager. S)aS oierte bilbeten be^
^aiferS 9teiterei unb @efd^ü|. 5ln bemfelben ^tage lagen Äaifer unb
Äönig nod§ ^u ^erouanne unb tonnten aEe Stage in baS franjöfifd^e
Gebiet einbre(^en.
2)ie§ma( aber mar granfreid^ nid§t äu einer neuen S5ermüftung
beftimmt, unb e§ toarb gerettet, äßenn man fragt, mie bie§ gefd£)a!§,
fo liegt DieEeid^t ba§ mid^tigfte ^loment barin, ba^ man ben ©d^mei^ern
fürs erfte nad^gab. ^l§ ^IremouiEe feinen .gau|)tt^rm in 5£)iion 5er=
fdf)offen, f^rantreid^ offen unb bie ©d^toeiaer p ferneren Unternel^mungen
bereit fa!), Oerfu(^te er fie erft burd^ einen 5lbgeorbneten , l^ierauf in
eigener ^erfon , enblid^ burd§ S5ertraute , bie in ber 2)ämmerung
pm ßager auS= unb eingingen^); barauf, um grantreid^ ju retten,
glaubte er ^ailanb aufgeben ju tonnen; er marb mit il^nen am
1) Buchananus, Herum Scoticarum 1. XIII, p. 251 — 255. Goodwinus,p.29.
35ornel)mUd) Herbert. Polydorus XXVII, p. 28. Jovius, Historiae sui tem-
poris I, f. 102—106. (51. b. n. 31.) ^ex englif^c iöeridit ^ui\)aU an äßolfel^:
The king feil near his banner, Brewer I, 4461.
2) 2lnft)eltn IV, 470. (51. b. n. 51.)
li^
©Ug t)on Bpamm'Dt^Uxxtiä). 315
13. SeptemBer eine§ griebenS einig, bet i^nen einen S5et5id§t be§
Königs auf ^ailanb , 5lfti nnb ßremona unb üBetbie§ 400,000
ߧcu§ tjer^ie^^). S)ie§ lüat, tt)a§ fie getoünfc^t ^) ; toa§ !ümmerte fie
bie @roBetung t)on SSurgunb für ba§ .&au§ Oefterreid^ , ^u ber fie
fid§ überbie§ niemals öer^flic^tet? 2)er f^e^Ier n)ar nur, ba§ fie l^in=
töeg^ogen, eT^e fie für i^xen grieben einige @ic£)erTt)eit ober ba§ 3Bort be§
^önigg erlangt Ratten, ^nhe^ Tratten fid^ ancC) bießnglänber entfd^loffen,
an ben ©renken öon fyranfrei^ , bie fie bebrol^ten , nntäufe^ren , um
il§re Söaffen über eine ^albfreie ©tabt 3u bringen, bie öom ^eere ent=
femt lag. (S§ ift nii^t fet)r glaublii^, ba^ bie§ ber ütat]§ ^aji=
milian§ gen)efen, bem an einem (SinfaEe in ^xanixcidi) 5lEe§ gelegen
toar, unb mir finben in ber Tf)at, ba^ er gleich barauf fic§ in einer
5lrt ©ntsmeiung öon <!peinridö trennt^). S)iefem f darnebte t)ieEeid§t ba§
^eifpiel @buarb§ III. bor, ber auc^ im Einfang feiner granäofenfriege
biefe ©tabt Betagert l^atte ; aber bie §au|)tfa(f|e mar o^ne Stoeifet, ba^
xijm bie§ al§ bie leid^tefte unb BleiBenbfte (Eroberung erfdjien. S)enn
2^erouanne ^atte er auf SSitten be§ 3latl§e§ bon glanbern gefd^leift.
(genug, bereits am 15. — man !ann nic§t toiffen, in miefem
bie§ mit bem fd^meiäerifc^en Mdauge pfammen^ing — erfd^ien er
tjor 2;ourna^; am 25. 30g er bafelbft in feiner bermeintlid^en @igen=
f(^aft al§ ^önig bon granfreii^ ein*). S)ie ©tabt, meiere im @runbe
3ur @raffd)aft f^lanbern gehörte, ^atte jur ^rone bon granfreid^ ein
äl^nli(^e§ SScr^ältni^ , toie bie beutfd^en 9teid)§ftäbte ^um ^aifer.
5lud^ er beftätigte il)re grei^eiten; bodf) ein (Sd£)lo§ 3u bauen, (ie^
er fi(^ burd^ biefe greiljeiten nid^t abl)alten. Unb hiermit enbete er
feinen g^^^äug. S5ergnügt, ba§, toenn nic^t eine S^^ftörung f^ran!=
reid^S, bod) ein Angriff barauf unb bie Eroberung atoeier feften ^Iä|e
gelungen, ergö^te man fid^ nod§, balb an bem «g)ofe ^argaret^e'S
äu IRtiffel, balb im ßager be§ ^önig§ au 2;ournat) mit 5£urnieren^),
als bie 5^ad^ri(^t Don bem 5lu§gang ber öene^ianifd^en Unternehmung
eintraf, auf bie aud^ mir unfern SSlid merfen; benn bie SSegebenl^eit
ift @ine, boE^ielit fid^ aber an bei-fdfiiebenen ©teEen.
^m ^uguft ^atte ßarbona bie ^abuanifi^en 5!Jlauern öerlaffen:
1) Bouchet: laTremouille 191—199. eiircnfpiegel 1301. SSorue'^mlid^
©tettler. (51. b. n. 51.) 5lnfl)elm IV, 471. SBci ®lu|, p. 549, finbct fid^ ein
SluSjug au§ ber Urfunbe, hk im 5ltiit) ju ^ütid^ auffaeroal)rt toitb.
2) Jean le Veau, Lettres IV, 192.
3) Herbert 36.
4) (21. b. n. 31.) 33ei Brewer, p. 676 : de l'entree du roi Henri comme
roi de France et d'Angleterre.
5) Lodov. Guicciardini : Descriptio Belgii. Herbert.
316 3to«te§ S3uci). SSicrteS (Sa^ttel.
II
er Befd^lofe, bie Sßenejianer 3ur 5lnnal§me be§ öon il^m öorgeft^Iagenetr
f5rieben§ p ttötl^igen. ^ie mit t^m öexeiniöten S)eutf(^en, ^talienet
unb S:i3aniet toaten, um, toie fte jagten, ju fe]§en, tt)a§ bie Sßene^ianex
geemtet, in beten Sanb über 23ad^tgIione unb SSrenta Bis nad§ ^Jleftre
tJorgebrungen. S)a§ Sanbbol! flüd^tete mieberum in bie Sümpfe cim
5!}leer; in $abua unb S^enebig fonnte man genau Uja^rne'^men , tote
bie fc^önen Sanbpufer an biefem Ufer eine§ nad^ bem anbem aut=
brannten; ßarbona ritt U^ an ben Sl^urm öon ^arg'^era, bon tüo
man bie ©trafen unb Ouartiere S5enebig§ unterfd^eiben !ann; t)on
l^ier tonnte fid^, obtool^l e§ Verboten n)ar, @eorg grunb§berg nid^t
enti^alten ein (Bind toiber bie ©tabt felbft abbrennen ju lafjen^).
©0 meit mu^te e§ tommen, el^e 5lIt)iano bie ©rlaubni^ erhielt,
auszusieben. äöa§ bie SSerbünbeten früher getoünfd^t, marb itjuen nun,
ba fie fotoeit tJorgerüc^t, ba fie tjon glüffen unb fd^toeren Raffen ringS
umgeben maren, 3u nid^t geringer ^efal^r. Ueber bie S3r^nta ent=
!amen fie nod§ huxä) bie (Sntbec^ung einer gurt; am SSad^iglione
aber, als 5llt)ian im ^a^ t)on Olmo öor il§nen, 5Jlanfrone auf bem
Sßege, ben fie getommen, hinter i!)nen mar, als fid§ bie Stauern auf
ben beiben äöänben beS ^ebirgeS mit ^üd^fen über il§nen geigten, fie
aber eine 5flad§t T^inburd^ ^aumftämme fuc^en mußten, um fid^ ba^inter
gu Verbergen, fd^ienen fie mit aEer i^rer S3eute Verloren. ?llt)ian fagte,
„er ^abe ben 9teft ber barbarifd§en ^eftien unter ber ©d^eere unb
braud^e nur ju^ubrütfen". ^it bem anbern borgen, mie fid) bie
^aiferlid^en eine furje ©trecke bis auf einen freien ^a^ bei ßreaa^o
gurüdge^ogen , fe|te er, fein fliegenbeS @efd§ü| öorauS, i^nen na(^.
@S !am 3ur i^elbfd§ladf)t. S)ie (Bpankx legten ben !üt)nften 5^utt| an
ben %a^; ^eScara, ber il^nen prief: „i^aEe id^, fo la^t mid^ nur
ni($t öon ben ^einben vertreten", folgten fie mit freubigem @efd)rei in
beS geinbeS ^itte. S)ie Deutfd^en fd^ü^te hu Äraft il^rer 5lrme;
grunbSberg, ber miber bie 5lngreifenben im erften bliebe ftanb, fd)tDang
fein ©(^mert getoaltig, feuchte, mie ein ^oljl^adter feud^t, ber im SBalbe
eine (Sid§e fäEt, unb ]^ieb toieber. 5lEe ftritten in ber ^emipeit, ba|
fie enttoeber fiegen ober mit ©d^im^jf umfommen müßten; bie päpp
tid^en Sfleiter erbeuteten bie f^a^ne ^Itjiano'S; baS öeneäianifd^e §eer
toarb öoUtommen gefd^lagen, unb bie eben für Verloren gel^altenen
toaren mit einem ^ale bie .^erren beS SanbeS^).
1) Sßornc'^mltd^ ber (S^rcnfpiegcl 1304 utib Carpesanus 1293, Mocenicus
V, 110. Passero 202. 3let§ner.
2) Jovius, Historiae 111—114. Vita Pescarae 287. Paruta 47—56.
Guicciardini II, p. 55. Zurita 11, 372.
äöettete SlbficJjtcn jur dxtjthun^ be§ ^au\i^ Ceftexteid)s(5^anten. 317
S^ieS tüar ber ^uggang be§ Eingriffes auf ^enebig. @r erfolgte
am 7. OctoBer 1513. Um btefelbe 3^^^ Ö^tag bem ^aifer buri^
grangi|)an me^^r mit S5errat§ al§ ^etoalt bie ©roBerung ton
^]Jlarano , einer 5itr ^anblung trefflii^ gelegenen ©eeftabt S5enebig§.
Slllent'^alben loar bie ßiga im S^ort^eil. S)rei ©djlad^ten njaren ge=
toonnen, ber 5lbel t)on ©(^ottlanb ,^um guten %f)eii Oernic^tet, S5ene=
big ba:§in gebracht, ba§ eg ben^a^ft, eBen feinen ^einb, jum (5(^ieb§=
ri(^ter feinet (S(ü(ie§ annehmen mu^te; üBerbieä toar 5!Jlailanb burd^
eine öierte gro^e ©i^ladit, burc^ einen fyrieben, ber nur notf) ber SSe=
ftätigung Beburfte, unb burcl) bie toirflii^e ©inna^me ber legten
©(fllöffer ben t^^-an^ofen entriffen. ^loä) mar gran!reic3§ felBft nur eBen
an ben ©renken angegriffen, !eine§meg§ in feinem i^nneren Beftegt.
S)a5U foEte ber nä(i)fte ^-elb^ug führen. 5lm 17. DctoBer 1513 marb
man ^u ^t)ffel einig, ben i^elb5ug be§ Üinftigen ^a"§re§ mit brei ?ln=
griffen auf f^ranfreid^ , 'nij^t allein öon ber beutfc^en unb ber eng=
lifc^en, fonbern aud) öon ber f^anifc^en (Seite ^er , gu Beginnen^),
.geinini^ öerfprat^, bem (Sr^^er^og J^arl öon Defterreid^, ber im ^lai
mit feiner ©c^toefter 5}taria öermä^lt toerben foEte, auf ben ^^aü,
ba^ er felBft o^ne ^inber fterBe, bie ^rone öon @nglanb tion feinem
Parlament äufii^ern 3u laffen^).
8. Slöeitere 5lBfi(^ten gur ßr^eBung beS C:)aufeg
£)efterrei(^ = ©^anien.
^n biefer Sage unb (Bt]df)x fül^lte ]iä) auä) ßubtüig XII. ber=
anlaßt, ftd§ bem ©ieger ju nähern, ©eine 5lnre(f)te auf 531ailanb
tüollte er nii^t aufgeBen. ÄBer er öeranla^te baburc^, ha^ ^u fünften
be§ .^aufe§ Defterreid^ nod§ ein anberer $lan gefaxt toerben !onnte.
1) Herbert 41 (51. b. 2. 51.). fSn Brewer I, 4511 finbet fic^ ein anberer
Slue^ug QU§ btcfem 2;ia!tat, ber einaeltte 3lBtoetd)ungen barBtetet, aber bödf) auct)
unöoaftänbig ift. S^arnact) öerpflt(i)tet )xä) gerbinotib au§brücfltd^, ©u^enne an
^ctnridE) VIII. ^u überliefern. He shall give up bis conquests to England,
gfexner foüen bie beiberfeitigen ^^totten nod) üor Sl^ril in <5ce fein: each
power to send a fleet to sea before the end of April. S)er Sßerabrebung,
bie toir an^ bem ^Briefe 3Jlargaretl)e'§ !ennen lernen, gef(i)iel)t barin feine @r=
toä^nung. Wu§ ben 5l!tenfiü(fen ergiebt fid^, ha^ bie 5lb!unft mit 2Jloj:imiltan
fd^on am 16. October gejdjloffen toar; fie ift bann am 15. ^lobember üon bem
Äaifet beftätigt toorben. S^arna^ mad^t fid) auc^ ber ^atfer gum Eingriff auf
gfranfreid^ anl^eijc^ig, für meldten er eine beflimmte Sln^al^l 2:ruppen in 3lrtoi§
unb ^ennegau in ^rieg§bereitfi)aft l)alten toirb. SSon ber 33ermäl)lung ^arl§
mit Ataxia ift barin mit ber größten SBeflimmtl)eit bie 9tebe. (Brewer I,
Nro. 4560). @inige§ toirb baburi^ mobiftcirt, bie ^au^tjad^e bleibt btefelbe«
2) «ütargret^ an |)einrid) VIII. Lettres lY, 289.
318 3toettc§ aSud^. SSierteg Gapttel.
Vitien ^Jtonat nad§ bem S^ertrage ton 9it)ffel, am 16. ^^lotjember
1513, Beaeugte ßubtütg XII. tior ^lotaten: „grdulem 9lenaten, feiner
jüngeren %oä)kx, f(^en!e nnb übergebe er o^ne SBiberrnf ba§ §er5og=
t]§nm 5Jlailanb, nid)t§ bat)on aufgenommen" ^). ^td§t lange, |o geigte
fid§, n)e§toegen er bte§ t^at. 5lm 1. ^e^ember f(f)Io^ er einen 35er=
trag mit fyerbinanb: „mit berfelben ülenata folle einer t)on ben beiben
@n!eln gerbinanb^ tjermä^lt njerben nnb a(§bann ^ailanb empfangen,
ba§ man ben ©d^meiäern abgewinnen tooEe". gerbinanb l^offte, burc^
biefe ^tixaif) Werbe er kneifen nnb ^^ibeEinen in ^Jlaitanb , toie
einft in 5flea:|)el 5lngiot)inen unb 3lragone|en, Vereinen ^). (5r fd^icfte
in tiefem ^ei^eimnife einen ^efanbten nat^ 55lailanb, bem ^er^og
©foraa feine üble ßage nnter ber (SJemalt ber ©(^Weiser öorsufteEenl
unb il)n Wo möglit^ t)on beren SSunbe ju trennen^),
5lnna ton SSretagne, bie alte greunbin be§ §aufe§ Oefterreid^,
hu au(^ i^re jüngere Soc^ter tt)o]^lt)ermä^lt 5u fe^en Wünfd^te, War
bie eigentliche S5ermittlerin biefer S3unbe§t) ertrage. ?ll§ fie am 2. 3a*
nuar 1514 ftarb, ^ätte man öermut^en fönnen, hie angebahnte S5er*
binbung Würbe fid^ 5erf($lagen. 5lber gerabe l§ierburd§ na^m fie einen
neuen ©(^Wung. 2)enn ba ßubwig nod^ immer einen ^ronerben ton
feinem Seibe ^u l^aben wünfd^te, fo wie§ er ben S5orf(^lag, Sieonoren,
bie ältefte ijon ben @n!elinnen gerbinanb§, p feiner Öemal^lin ju
mad^en unb einen erblichen 35unb mit bem f|)anifd§=öfterrei(^if(^en
§aufe p fd^ließen, nid^t öon fi(^. ^l§bann foEte auc^ 5lat)arra bei;
ßaftilien bleiben. !Su biefer Unterl^anblung , hk eine längere 3^^^^
forberte, blieb f^ra^ SSernalbo be jlrino:poli, ein ^Dominicaner , 5U=
xM^). Quintana, ben SJertrauten SllmajanS, fa^ man im Februar
1514 bon ^urgo§ nad§ S5loi§ unb t)onS5loi§ nad§ 3nn§brudf reifen; am
11. ^är^ fa§ er lange mit ^önig ßubwig eingef dCjloff en ; am 12.
!am ber ülatl§ be§ ^önig§ nod^ einmal pfammen; am 13. enblic§
unterfc^rieb man neue S5erträge. 9lod^ War e§ nid^t ber gro^e SSunb,
worüber man einig Würbe, fonbem nur ein StiEftanb, aber in
Welchen, wie Quintana terfic^erte, aud§ ber ^aifer, unb ^War 5ugleid§
in .^einrid^g 5^amen, eintrat, unb Worin, obWo]§l Sforza nid§t in bem-
felben begriffen War, ßubwig berf|)rad§, nid§t etwa^ailanb anzugreifen^).
1) Donatio de ducatu Mediolani etc. hü Dumont IV, 1, 177.
2) aSettrag äu Blois bei Dumont, 178.
3) Fragment d'une lettre in ben Lettres de Louis IV, 250.
4) Zurita II, 383.
5) aSettrag bei Dumont, 179. Gattinara unb Veau, SSriefe in ben
Lettres tont. Tläxy, IV, 289, 292 f.
Steg t)on @^anicn*Dcfterrctc^. 319
S)te|er StiEftanb foEte au bem großen 35unbe, p bem aEgemeinen
^•rieben fü'^ren.
^an etfennt leidet, ba^ bieg ber S^eraBrebung öon 9lt)f|el !etne§=
tuegg entf^rad§, nid^t nur, inbem ber bort Befd^loffene ^rieg üT6er=
l]au|)t Jemen ^egenftanb tjerlor, fonbern auä) inyotern bte öerabrebete
'i^ermd^lung ^axU mit ber englifd^en ^rinaeffin überaus atoeifelfiaft
umrbe; benn ba§ ^ntereffe be§ §aufe§ Defterreii^ Braciite e^ mit fid^,
ba§ ber anbere öon ben @n!eln ^arimitianS 5ur ungarischen S5er=
lud^lung, ujeli^e Bei ber Si^toäd^e be§ 2^ronfolger§ bie größte 3öa^r=
fc^einlic^feit ber 9la(f)To(ge barBot, aufgef:part tourbe. 5lBer barum
fürdfitete man öon §einrid), ber ja üBerbieg ju jener SSeftätigung burd§
ba§ Parlament feine 3lnftalt getroffen, feine f^^iitbfeligfeit : „er fei
ja ber (Sd)tDiegerfo5n gerbinanbS; ^Ilajimilian , ber in fein ßager
gctommen, ^aBe xtjxn bag größte S5ertrauen Ben)iefen, ba§ ein 5Jlenfd^
bem anbern Bereifen tonne, @r merbe ben ©tiEftanb annehmen,
lüenn er i^n nur nirfjt 3U früt) erfahre*, ^it bem größten @el§eimniB
— ber f^janifd^e S5otf(^after brang barauf , ba^ nid^t einmal bie
2oc^ter be§ ,^aifer§ Benad^rid^tigt n)urbe — tt)ottte man inbe§ ben
großen Sunb au ©taube Bringen^), ^n einer gteid^aeitigen fran5ö=
ftfc^eu -ganbfd^rift ^at man ben urf^^rünglid^en (Suttourf beffelBen bor=
gcmnben: „Eleonore foKe mit ßubmig, ütenata mit bem atoeiten (Sn!el
bc§ ^aifer§ öermä^lt, ^ailanb unb @enua au fünften biefer S3eiben
in hu .gänbe gerbinanb§ üBerliefert »erben; ßubmig tooUe toeber auf
faapd unb ba§ ^elb , ba§ er öon ba empfangen foEen , 5lnf^ru($
nia(^en, nod^ 5^at)arra unterftü|en ; bie ©d^toeiaer tooEe man gemein=
fd)aftlid§ auxüÄbrängen. gür bie§ aEe§ foEe iournat) an granfreid^
^urucfgegeBen merben" ^). gaft fd^eint e§, al§ ^aBe unter Slnberem
fyerbinanb öer^inbern moEen, ba^ i^m in .^arl ein neuer ^^ili^)))
aufujüd^fe. 3ur Sßergrö^erung feinet §aufe§ mar auf jeben gaE
bieg aEeg treffli($ Berei^net: am 12. 5luguft 1514 ]ä)xäte er ^er=
nalbo be 5lrino|)oIi bie S^oEmad^t au, biefe S5ermäl§Iungen rid^tig au
mad^en, biefen SSunb anfd^Iie^en.
^n biefen Sagen ftanb bag 5lnfe^en beg f|)anifd§=öfterreid&ifd^en
.Soaufeg in Sftalien, S)eutfd§tanb unb gana (Bnxopa fo ^oä) mie nie.
^JHt @enua f(^Io§ gerbinanb im 53lai 1514 einen S5unb, ber
btc (Brunblage aEer f^äteren, Beinahe öafaEenl^aften S5er]§ättniffe
ber ^enuefen au ^ßu f|)anifc^en Königen getoefen ift^). ©d)on
1) Gattinara an Marguerite, Lettres de Louis IV, 369, 371.
2) ©arniet au§ ben Mss. öon SSetl^une, p. 509.
3) Senarega am (Snbc. Zurita II, 379.
320 3toeitc§ SSu^. Siette§ (Sapitct.
Berechnete man, tote nun Ma^ ©forsa erfc^reden unb, öon fetneu
SSeamten, bie gan^ be§ ^aiferg feien, angetrieBen, feine f^eften, feine
f8ölUx bem 6n!el beffelBen aufgeBen tüexbe. 2)ie ©d^toeiäer fönne
man mit @elb Befriebigen^). S5enebig, ha^ nic^t einmal 5}larano
mieber 3u eroBern t)etmo(^t ^atte, toar bur;^ eine geuer^Brunft , bie
am 14. Januar in ben ßeintüanbläben beö 9ftialto au^Brac^ , nad§
gmei (Seiten üBer hu (^amk l^inüBerfd)(ug unb in Xa^ unb ^aä)i
für ätoei giJliEionen ii^rer ^üter t)erni(^tete, anf§ neue nii^t »enig.
gef(^tüäd^t worben^). Seo mar im SSunbe mit biefem <&auf e ; 5flea|)el
ge^orc^te tiöEig. ©o in ;Stalien. ^n ber ©(^toei^ ^atte ]iä) ba^
S5ol! immer auf§ neue miber hk fran^öfifc^e Partei erlioBen, fo ba^,
fi($ il^rer ein ^önig öon gran!rei(^ niemals tnieber Bebienen ju fönnen
f(^ien. 3n ßu^ern mürben fe($§ S^erbäi^tige bem @efängni§, ^mei
©c^ulbige bem 2;obe üBergeBen. ^en alten (£a§^ar §etel, beffen ©o^n
ben gran^ofen angezogen mar, ergriff ba§ Sanbüol! öon SSaben, ad^tete
für nid§t§, ba§ e§ boc^ tniber feinen äöiEen gef(^el)en toar^), unb ent=
]^au<3tete i^n nad§ großer ^JJlarter. „§an§ 9ftubolf", fd^rieB hu 9Jlutter.
an i^ren ©o^n, „S)u l^aft nic^t getljan, toie ein S3iebermann, 2)u
l§aft S)einen Spater in ben 2^ob gegeBen; S)u foEft mic^ nimmerme'^r
für S)eine 5!Jlutter anf^rej^en: xä) tvxü Did) nimmermehr für meinen
6o^n l^alten" *). S5i§ in bie innerftcn (SJel^eimniffe ber ^lutter= unb
ÄinbeSlieBe brang biefer ^am|)f; ' er gereichte jum S5ort^ei(e öon
(Spanien unb Defterreid) üBer f^ranfreid^ ; auf ben näd^ften fc^mei5e=
rifc^en Sagen fanb fid§ ^fliemanb, ber fran^öfifc^ f|)rad§. 3n 2)eutfd§=
lanb foftete bem Ä^aifer bie Söa^I etne§ SBifd^ofS, felBft Bei einem
ß;a|)itel, ba§ feinem ßanbibaten gan^ ungünftig mar^), nur ein 2ßort.
S)a empfing au§ bem §aufe S3ranbenBurg , ba§ bem öfterreid^ifdjen
immer ergeBen gemefen, au§ bem ein ^lIBrec^t unlängft, öon bem
!aiferlid§en ßager ju $abua l^intoeg, ^otfimeifter in ^reu^en ge=
morben, ein anberer ^IBrec^t hu ©r^BiStpmer 3U 50^agbeBurg unb
5)lain3. @in großer ^lufru^r in SöürttemBerg fd^lug ba^in au§, ha^
bie ©täube i^rem ^er^og riet^en, lieBer am <&ofe be§ ,^aifer§ p leBen,
\id) nur ja nie t)on Oefterrei(^ 3U fd^eiben^). 3n 9ftegen§Burg, ha^ fid^
einem 9ieid§§l^au))tmann lange miber-fe^t ^atte, erfd^ienen mit bem 5ln=
1) Francesco Vettori in Macchiavelli, lettere famigl., p. 16.
2) Guicciardini II, 69. Jovius, Historiae 115. Paruta 45.
3) SSrtcf be§ 3}atet§ an ben Bo^n bei 3lnf!)elm IV, 410. (31. b. n. 31.)
4) SBtieftoec^fel ber «Ulutter mh be§ ©D^ne§ bei Stettlet 501.
5) Hubert Thomas Leodius, Vita Friderici Palat. III.
6) ©attlet, äöütttembergifc^e ©efd^tc^te ic. I, 180.
©teg t)on ©panicnsDeftetrcid^. 321
fang be§ 3a^te§ 1514 2[öoIf Don SöoIfftaE unb \>u üBrigen !ai|et=
lid^en ßommiffare. S5on il^ren ^eöuern mußten Stiele mit bem 5lobe
bü^en, „^oc^Berü]§mte 5D^eifter in xi)x^x ,^unft" , toie bie ©T^roni! jagt
Jd^neetoei^e alte el^rlid^e Ferren". 5lnbere tontben tJerjagt nnb il^re
Sßeiber i^nen nad^öefd^idtt. ^ie !aiferlic^en ß^omntiffare festen einen
neuen 9ftat^ ein unb mad^ten eine neue S3etfaffung na($ intern @r=
meffen^); fie türmten fid§, auf ä^nlic^e Sßeife :^al6e ber ^aifer int
öerfioffenen Sa^te in mel^r benn ßiner (Stabt ©trafen ber^äuöt^).
S)a fiegten aud^ int ^ntereffe bon £)efterreic§ ^eorg öon ©ad^fen
im Sßeften über bie f^^'i^fen, $einri($ bon SSraunfi^tüeig, ber ^rieg=
ftil^rer, im Dften über bie SSubjabinger , beibe über @|arb 6ir!fena,
trafen öon £)ftfrie§lanb , ben ber ^aifer aU feinen geinb ^eää)ki,
ber biefe S5öl!er unterftü^te. S)ie SSubjabinger tnurben bon bem
SGßinter biefe§ ^df)xt^, ber bom Cctober 1513 U^ jum f^ebruar 1514
fo ftreng anfielt, ba| aEe SBrunnen au§froren unb bie SSauem lange
3eit '^inburd^ bie S^a^re nac^ biefem großen groft ge^ä^lt Traben, ber=
borben unb Oeöelgunne über i^nen aufgerichtet. @|arb bot im 5l^rt(
@eorg für £)ftfrie§lanb ,!pulbigung, für Groningen unb €mmelanb
2;ribut an. S)o(f) @eorg toax hiermit nid^t aufrieben. 3m 3uti ber=
toüftete er mit großer @raufam!eit ^amm; Groningen geigte ftd^ gu
unmittelbarer Unterwerfung bereit; @|arb fa^ feinen geinb U^ an
bie 3^§ore t)on (Smben ftreifen^).
Unter anberen S3ett)eggrünben mag bie§ gro^e ^IM S^riftian
ben 3tt)eiten t)on 2)änemar! belogen ^aben, um ^]db^üa, bie ^ttieite
@n!elin 5!Jlajimilian§ , ju ttjerben. ©ein Später, ^o^ann, :^atte fid^
im ^af)x 1511 ben grauäofen ju §ülfe p !ommen ber:t)flid§tet; nadt)
beffen Sobe toar au(^ er bie ©(Rotten ju unterftü^en bereit getoefen*).
5^un aber trennte er fid§ bon ber fran3öfifd§=fd§ottifd§en OTianj. ^m
5l^ril 1514 marb man biefer 6a(^e einig, unb 61§riftian Uerf^jrad^,
mit bem Orben bon $reu^en für ba§ ^ei^ unb miber bie 5lnf|)rüd§e
Sigmunbg bon ^olen ju fte^en^). 3m 3uni 1514 reifte 5!}laji=
milian^ britte @n!elin, ^aria, burd§ ba§ ^ti^, um fid§ mit Submig,
Sl^ronf olger in Ungarn, ju t)ermä^Ien^).
Sßir fe^^en, mie e§ in ©uro^a ftanb, toie ben grangofen nicfit
1) S)cr ütcgenSbutgifc^cn ß^ronif bictten SBanbcS btttte§ Jg)cft 234—245.
2) 3lnfcf)lag bet ©ommiffate bafelbft, p. 238.
3) Chytraei Chronicon Saxonicum, p. 207.
4) ©eb^arbi, @ejd)i(^te öott ©änetnor! unb 5loth)egen II, 55.
5) Marguerite ä l'Empereur, Lettres IV, 325.
6) «Regen§burgti^e ß^tonit SBb. IV, ^ft. 3, p. 243.
b. 3ion!e'g SEßerfe XXXIII. XXXIV. - 5Rotn. u. gcrtn. miUx. 3. %ufi. 21
322 ^tocite§ «ud^. S3ictte§ Kapitel.
allein Stalten entriffen, fonbem tnie i1)xt Partei beinahe attent^alBei
enttüeber 3U @runbe gert(f)tet ober fpanifd^ geworben tüax, tote au§
ben jtoei großen S5eretnigungen eine einzige ju toerben bro'^te unb
Subtüig XII. auf bem $nn!te ftanb, felbft ein ^lieb bet ft)anif(^=bftertei=
d)ifd§en S^ertnanbtfd^att äu toerben. ^ni i^uli imb 5luguft Tratte e§ hen
^infd^ein, al§ toürbe bie f^janifd^e 5}lonatc§ie einmal gana (iuto^a um=
faffen !önnen. Um biefelbe geit toar junäd^ft jum S^ort^eil beffelBen
,g)aufe§ bie stoeite ^auiptentbedung in 5lmeri!a gefd^el^en. 3m ©e^=
temBer 1513 ging jener ^unej S3alBao, toelc^er S5eragua gegrünbet,
in 2)arien an§, bie ©übfee jn fuc^en. 51ad§ langen 9Jlü^falen, feinen
^Begleitern t)orau§, ftieg er auf ben Gipfel eine§ l^oljen S5erge§ unb
fa:^ unter aEen 5[llenf(^en unferer @efc^lec^ter juerft ba§ gro^e
5Jleer , ba§> bie Beiben S5eften ber @rbe üon einanber trennt. ^
]§äufte ©teine gum S)en!mal ^ufammen unb nal^m ben SSerg; er ging
hu ^üfte ^inab, rief feine 5^otare unb nal)m bie (See für gerbinanb
ben ^at^olifd^en in S5efi^. ^em (Sa^üen, ber il^m ben 2öeg ge=
n)iefen, gaB er in ber iaufe ben Flamen be§ @rBen aEer biefer
5Jlac§t in ©uro^ja unb 5lmeri!a, feinet ^prin^ilje ^arP).
©d§lu6n)ort ber neuen (jtoeiten) 5lu§gaBe.
S)ie ©raä^lung Brid§t in bem 5}loment ber ^rifi§ aB. (Sine
ßomBination Don S)t)naftieen unb 9teid§en tritt in 3lu§fid§t, tüeli^e Be=
ftimmt fd^ einen !onnte, bie 5^ationen romanifc^en unb germanifd^en Ur=
f:prung§ 3U einer ©inl^eit 3U öerfnü^fen, toie fie niemals Beftanben tjai
unb für i^re ©nttnicEelung getoig nid^t ^eilfam gett)efen tüüre. S)er erfte
^lid ^eigt, ba^ bie S)ur(^fü]§rung eine§ fold^en S^or^aBeng bie größten
(5d§toierig!eiten l^atte; benn nod§ maren 5^ationen unb Sanbfd§aften
in i]§ren eigentpmli(^en SeBenStrieBen Begriffen unb b ar in t)on i^ren
S)t)naftieen Vertreten. 2)iefe fämmtlid^ in ein :politifd§e§ (5t)ftem ju
öerBinben, märe an fid^ eine Unmöglid^teit getoefen; ber @eban!e baran
ift nur ein 5lu§bru(f ber 9lieberlage, meldte bie mäd^tigfte Don allen,
bie fran^öfifd^e, foeBen erlitten ^atte.
1) Sommario delF Indie occidentali del S. D. Pietro Martyre Bei
Ramusio, Viaggi, 29.
al
©rf)tufett)ort. 323
5lIIe§ toar bod^ hai)tx gekommen, ba§ ba§ noc^ tittertic^e f^i-'an^
teid^, aEeit anbeten ©taat§Btlbungen an Gräften überlegen, einen
5Mauf na^m, ^ta\>d nnb 9JlaiIanb fraft altex bt)naftif(^er ?lnf|)rü(^e
^u erobern. ^JJlan ^ai nteift nnr baöon gefprod^en, ba§ babnrd)
Italien ^n ÖJrunbe gerichtet n^orben n)äre; aber e§ tft unleugbar, ba§
5ugleic§ eine ©efa'^r für bie unabpngige ©nttoicfelung tion @uro|)a
über^au^t barin lag. 2)a ift e§ nun gefc^e^^en, ha^ huxä) bie bt)nafti|(f)e
S}erbinbung t)on S3urgunb=£)efterreidö unb ©|)anien unter ben ^äm:b!ßi^
unb äöec^felfäEen , bie ^ier befd^rieben Sorben finb, eine ©egenmai^t
emporlam, tnelc^e ba§ ^lei^getoid^t aufredet erhielt.
S)ie Generation, beren .g)anb(ungen unb ,^cim|)fe ba^in geführt
^aben, ge^rt cultur^iftorifd^ 3U ben bebeutenbften , UJeld^e jemals
aufgetreten finb; ^olitifd^ ift e§ i'^r äöerf, ba§ fie ein euro|)äif(^e§
(5taatenft)ftem begrünbete; fie bra(^te bie t)erfd§iebenften Elemente be§
9loiben§ unb be§ ©üben§ in eine S5erbinbung, in toeld^er bie @in=
:^eit ber romanifd§=germanifc^en S5öl!er me^r ai^ je l^eröortrat.
cg)ierfür felbft aber tonnte e§ 1)ti ber Uebermad^t, ju toeld^er
fic^ ba^ §au§ £)efterrei(^ in ben Sahiren 1513 unb 1514 erl)ob,
fein S5erbleiben ni(^t l^aben. S)a|_ geben t)on @uro^a befteftt in ber
(Snerciie ber j^ro^en ©egenfä^e. ©d^on im ^a^re 1515 na^nt ber
ritterliä§fte"'ber "franjöfifc^en Könige ben ^am^f mit gläuäenbem
Erfolge toieber auf. S)aö gehörte aber gleid^fam ba^u, um hk f^anifd§=
öfterreic§ifd^e Kombination p öoEer äßir!li(^!eit äu bringen. £)er ^nta=
gonjgmug bilbet_jid^ au§. toel^er bie euro|?äifd)e SSelt feitbem be=
:^errfc^t I^at. ^inä) in ben näd^ften ^at)Xtn erfc^eint bie Generation,
tt)etd)e i^n am fdt)ärfften unb getoaltigften re^räfentirt. S)ie 3^iten
nahmen einen anberen Sauf.
@§ toäre t)ieEeidf)t über:§au|)t eine ^lufgabe, bie Generationen, fo=
toeit e§ mögltd^ ift, nad§ einanber aufzuführen, mie fie auf bem
(Sctiau^Ia^e ber äöeltgefd§id§te 3ufammenge~§ören unb fid§ bon einanber
fonbern. ^31an mü^te einer i^h^n bon i^nen bcEe Gered^tigfeit mh^x=
fahren laffen; man toürbe eine 9ftei:§e ber glänäenbften Geftalten
barfteüen tonnen, bie jebe§mal unter einanber hk engften SSeäie^ungen
l^aben, unb in beren Gegenfö^en bie SSeltentmicfelung toeiter fort=
:({^rettet: bie ©reigniffe entf^red^en i^rer ^atur.
21
3ur Mm
neuerer ^efc^ic^tfc^reißer.
Bur IrtttR
neuerer ^eftl)id)t|rl)rnb^r.
23on
8co|3olb uon ^anU.
§t\i\t Inßttge.
1884.
2)aä gfica^t bcr UeBerfefeung tote alle anbeten fRed^tc borfte^attcn.
Sie aJetlaggl^anblung.
0 tt th t.
iSnx 1. «aufläge.)
S3ei gegentPärtiger ©d^rift ^abt iä) bret ^^Bfid^ten : eine, bte %xt
unb Söeife ju red§tferttgen, auf tüeld^e in meinem 35erfu(^e romanifc^er
unb gernianifd^et ^efd^ic^ten bie Quellen Benu|t toorben finb; bie
ätoeite, benen, h)eld§e fic§ üBer bie 5Infänge ber neueren ^iftorie
grünblid^ unterrichten tüollen, anäuäeigen, au§ tüelc^en ^nä)nn fie
bieg fönnen unb au§ njeld^en nid^t; eine britte, bie t)orne]§mfte unb
rein toiffenfc^aftlid^e , jur ©ammlung eineg unüerfälfd^ten ©toffe§ für
bie neuere ^efd^ic^te, p einem grünblid^en Urt^eil über 5^atur unb
2öert§ ber über biefelBe borT^anbenen urfunblid^eren ©c^riften, fobiel
id§ bermag, beizutragen.
Söie einem ju SJlutl^e fein toürbe, ber in eine gro^e Sammlung
bon ^lltertpmem träte, ttjorin @($te§ unb Uned§te§, SdClöneS unb
3urü(ifto§enbe§ , ^läuäenbeg unb Unfd§einbare§ , au§ mancherlei 5^a=
tionen unb geitaltem, ol^ne Orbnung neben einanber läge, fo ettoa
mü^te fid§ aud§ ber füljlen, ber fid^ mit ©inem 5Jlal in 5lnfc£)auung
ber mannigfaltigen 2)en!male ber neueren ^efd^id^te befänbe. ©ie
reben un^ in taufenb ©timmen an; fie jeigen hit öerfd^iebenften
5^aturen; fie finb in aHe färben ge!leibet. Einige gelten feierlid^er
einher ; fie n)ollen barfteEen ; e§ bün!t fie ber äöeg ber eilten , ben '- ■
fie nehmen. 5lnbere tt)oEen au§ bem S5ergangenen ßel^ren für bic( 1)
Sufunft l^erleiten; Stiele teoHen tiert^eibigen ober auflagen; nid^t '^^
äöenige bemül^en fid§, bie SSegeBenlieiten aul tieferen (Srünben, auäju)
@emüt^ unb ßeibenfc^aft 3U enttüirfeln. ^ann finb (Sinige. bie nur /^.
ben Qmd ^^aben^^ überliefern, Ujag gefd^e^en ift; au biefen treten
bie ^erid^t erftattenben ^ugengeugen. S)ie §anbelnben nel^meu bog
äöort; Urlunben, angebliche unb n>ir!Iic§e, finb in ^enge öorl^anben.
IV »otrcbc.
S}or aEem fragt ]iä), toem öon fo Stelen eine originale ^enntni
]6ein)o^nt, öon tüem tüir toa^r^aft Bele'^rt toerben !önnen. ^ie§
SSejug anf ben 5lnfang ber neueren ^efc^ic^te, in SSe^ug auf gleii
jeitige ober Beinahe gleij^geitige ©d^riftfteller in einiget Öid§t gu fe^en^
ift, tüie BemerÜ, ber öome^mfte Sn^edt tJorliegenijer ©d^rift. 2)oi
ift bie 5lBfi(^t berfelBen nur auf ^Beiträge gerichtet: erfd§ö^)fen !a:
unb UjiE fie nic^t. ©ie nimmt folgenben (Sang.
©ie ge^t t)on ben @ef(^i(^tfd§reil6em au§, bie 3ugleic§ bie ui
faffenberen unb Berühmteren erfd^einen. @uicciarbini ift bie @runl
läge aEer f|)äteren 2öer!e üBer ben Einfang ber neuern Öefd^id^te, uni
er ^at BiEig ben S5ortritt. SSeaucaire, auf beffen ^etoäl^r fid^ ©i§=
monbi im 104. ßa^itel feiner italienifd^en ^efi^id^te 27 5!}lal unb im
105. nid§t minber 27 ^al ftü|t, folgt il§m ^unäd^ft. S5on aEen
fpanifd^en @efd§ic^tfd§reiBern f)at ^ariana bieffeit ber $t)renäen ben
größten ütu^m unb bie größte S5erBreitung gefunben; er ift ber britte.
5ln biefe brei fi^Uegen fid§ f^ugg^i^, ©leiban unb ;Sot)iu§, fo ba^ in
bem erften 2lBf(^nitt Don ^toei i^talienern, gtoei ^eutfi^en, einem
grangofen unb einem ©panier bie 9tebe ift.
S)eren 5^ationen finb e§, bie an ben SSegeBen^eiten biefer Qdi
ben leBenbigften Stnt^eil nahmen. 3§nen geprten aud§ bie üBrigen
©d^riftfteEer an, tJon benen hierauf nad^ ber ^z\i)e ge^anbelt toirb;
in t)ier folgenben 3lBfd§nitten ift nad§ ber 9flei^e tJon i^talienern,
©^aniern, S)eutfd§en, granjofen gel^anbelt tt)orben. 5flid§t üBer 5lEe
Boten fid§ gleid§Bebcutenbe S5emer!ungen bar, unb ba§ Unmid^tige
toirb 3utoeiIen t)on bem Söid^tigeren geftü^t merben muffen; üBer
Einige fanb iä) fo toenig gu fagen, ba§ i^ öon i^nen lieBer fd^toeigen
tooEte ; ÜBer 5lnbere, BefonberS 3 englifd^e, BlieB ic^ felBft im S)unfet,
ba mir bie S5ergleid^ung gleid^^eitiger 61§roni!en aBging, unb BiEig
mutige id§ 5^iemanbem p, l^ierüBer einen neuen 5lBfd§nitt 3U lefen.
5Ulac(^iat)eE ift !ein eigentlid^er §iftori!er t)on biefer Qdi; aBer
er l^at öon berfelBen fo toefentüd^e 5^ad§ri(^ten üBerliefert, er ^ai
5lnfid§ten mitgetl^eitt, bie fo tief au§ il^r ftammen unb fo tief in fie
eingreifen , ba^ er am menigften üBergangen toerben burfte. S5on
il^m ift in einem ^In^ange gei^anbelt toorben.
greilid^ ift nun biefeg S5ud^ gragment an f^ragment. @§ l^ätten
fid^ UJO^l iSbeen finben laffen, etma tJon bem Fortgang ber §iftorio=
gra^^ie, öon ben nationalen Unterf(^eibungen , t)on ben äufammen=
35ortebe. Y
ftimmenben ^xinct^jien einaelttet ©(^i-tftfteEer , bie e§ in ^in^eit an-
fammenge^alten Ratten; aber ber äöeg ber leitenben ;^been in ]6e=
bingten gotfd^nngen ift eben fo gefäT^rlid^ , aU rei^enb : tüenn man
einmal irrt, irrt man bo)j|)eIt nnb breifad^; felBft ba§ SGßa^re toxxh
huxä) bie Xlnterorbnnng nnter einen ^rrt^um ^nr Unma'^r^eit.
6ttt)a§ S5oE!ommene§ barf alfo ^ier 5^iemanb eitoarten. ^nht^
ift hoä) 3Jlanc^e§ gefagt, toa^ 3nt»or nid§t gefagt Sorben, nnb ber
5lntor erwartet mit einiger ©:pannnng SSiberl^jrud^ ober SSeiftimmnng
einfid^tiger 5D^änner.
©efd^rieBen gran!fnrt a. b. Ober, im CctoBer 1824.
gti^afl
©eite
©rftcr 5löf(^nitt S5on ^utcctatbim, SSeaucaite, ^axiana,
guqget, 6Ietban unb @tot)to *l— *78
I. ^utcciarbinfg historia d'Italia *1— *49
1. Sebettiumftänbe beg 2lutor§ *1. — 2. gorm be§
2öexfe§ *6. — 3. Db ©uicctatbim hnxä)an^ aU OucIIc
äu betrad^tcn fei *9. — 4. S3ott ben kleben ©uicciat»
btni'§ *19. — 5. S3on ben falfd^en eraäl)lungett @utcciat=
btni'S: (Srobetung 3«QÜQnb§ öon 1499 *24; ©toberuttg
t)on ^iapü 1501 *26; 5^eapet an ©ganten 1503 *27;
bom 5Papft 5llejanber *28; SBunber *30; SSerträge *31.
— 6. SSon @uicctQrbini'§ ®atftcffung |einc§ eigenen 35ets
'^alteng *33.— 7. gtfotg unb SSetbienft biefei 2öer!e§ *36.
S^ad^ttäglid^e S3emcrfungcn : 1. 5lu§ ber älteftcn i?titif
biefei (S5ef(^i(^t§h3er!e§ *39. — 2. «Tiod^mali über ©uicciar*
bini'g 2)arfleEung feinet eigenen 'SBer!^alten§ *45. —
3. S'ianbgloffen an% ben Opere inedite *49.
II. granj SSeaucatre, genannt S3elcartu§ *57— *59
in. 9Jlattana *60— *62
IV. ©Riegel ber ©l^ren be§ ßtä^aufeg £)efterreid§ . . . *62— =^65
V. (5letbanu§ *65— *70
Unterfud^ung übet bie ^ihtn ber iJutfürften bei bet
fBdt)l ^axU V. *66.
VI. ^ioöio (^aulu§ ^ot)tn§) *70-*78
Stticitev ^öfc^nitt 35on ben italiemfd^en @ej(^t(^t=
f(^tetBetn einzelner Staaten ober SSegeBenl^etten biejet
Seit *79-*ioo
I. ^lorentinei' *79— *85
^axbi *79. — ^fJetli *81. — fBaxä)i 82. — Oftucettoi 84.
II. SJeneäianer *85— *89
S5enebictu§ *85. — ßt)ronicon SScnetum *85. — SlnbxeaS
OJiocenicul *86. - ^etru§ S3cmbu§ *87. - ^aolo ^axnia *89.
in. ^:niai(änber *89-*94
^etnavbino (Sotio *89. — ©eorgiuS i^ioxn^, S3ernat=
bin Slrluni *90. — ©aleasjo ^apxa , genonrtt (5a»
peEa *92. — fjranä 6at)3efan *93.
IV. 5flea|jotitanev unb ©tcilianer *94— *97
5lngeIo bi ßonftanäo, ßamiöo ^Pot^io *94. — S^riftan
ßaracäolo, Julian 5Paffero *95. — ^a^tM^ *96.
.04
!
YIII :3tt^aU.
V. ^äpftlii^e *97-nl
fSaxt^olomäu^ ©acc^t, genannt ^latina, Dnupl)tiu§
^ant)iniu§, Vitae et res gestae Pontificum Roma-
norum et Cardinalium S. R. E. , auctoribus Ciac-
conio, Cabrera, Victorello *97. — ^acoh S3olatcrranu§,
Snfeffura, ^atil be ©t:offt§ *98. - 23urcatbu§ *99.
dritter ^öft^nitt» 6:pamer *ioi— *ii
betrug 5Jlart^r *101— *104
I. 2}on ben tateinifd^en ^e|(^td§tf($reibem (Spaniens. *104— *lOi
3Jlattneu§ (Siculu^ *104. — Slntonto be ^tbxi^a *105.
— 3llöat ©omea (Saftro be 2;olebo *106. — :^uan
@tne§ be ©e^julbeba *107.
II. S5on ben @ef(f)id§tfd§reibern ©pamen§ in f^anifd^er
(Bpxaä)t *109— *11
3utita *109. - Slrgeniola *112. — ©anbobal *115.
IBtcrtcr 5ltftf)ttitt 3)eutfcöe *ii7— *128
I. ©(^eibner • *118
II. $ix!^eimer *119
III. Nobler *120
IV. 6occiniu§ *121
V. 3Bet§!untg *122
VI. 3ur Seit ^arl§ V . *i25
5lbam 3fiei8net *125. — 2;ct^inger *127.
Mnftcr 5löfc^tiitt grangofen *129-*143
I. ßl^ronifteu im alten ©til *129— *130
5^icole @me§ n29. — «DIonftxelet *130.
II. ©efc^ic^tfd^reiBer bom <g)ote *130— *132
S;e§re^, be la S3igne *130. — 6laube be ©etiffel, ^can
be ©t. (SelQi§ *132.
III. S3togra^:§teen S3at)atb§ nnb Zxemou'iät'^ .... *132— *133
IV. 5Jlemotren bon S5iIIeneufbe nnb g(enrange§. . . *133— *134
V. ^lUgemetne 5}hntoiren . *134— *140
6omine§ *134. — JöeHa^ *139.
VI. S)te ^iftorüer * 140--* 143
f^fertonug *140. — Les recherches de la France
d'Estienne Pasquier *142.
8(^lufe. 3}on bem, tt)a§ nod§ gu tl^un fei *144— *150
^n^Quc^ üBex ^lacd^iabeE. ........... *i5l— *173
I. Discorsi sopra la prima deca dl Tito Livio *155
IL Dcir arte della guerra sette libri *157
III. II principe *159
1. aSeranlQffung *159. — 2. Slügemeiner ^n^alt *164. —
3. 2J?Qccä^tat}eE unb 5htftotele§ *167. — <Bä^ln^ *172.
I
3ion ©tticciarbitti, ©eawcaire, SWarlana, flügger.
1.
©Uicciatbmf § historia d'Italia.
1. SeBenguntftänbe beg 5lutor§.
S)te ;^ugenb gtance§co (Suicciarbim'g, ber 1482 au ^loxm^
geboren ift, fiel in bie (Bpoä)e ber größten inneren SSetoegnngen,
toelc^e feine S^ateiftabt jemals erleBt ^at. ©ie fingen mit aEebem,
tüa§ in ;^talien unb ber Söelt üBer^au^it Vorging, eng pfammen.
Ttan Brandet fic^ nur p erinnern, ba§ fein Spater $iero 6uicciar=
bini hu ältere ßinie be§ §aufe§ 5[)Zebici in bem 5lugenBli(ie in
5!}tailanb tjertrat, al§ e§ fi(^ mit Sobobico ©for^a entätoeite. pero
t)ei 5!Jlebici ift bon feinem @efanbten erttmert toorben, tük gefä^rlid^
il)m biefe gntstoeiung Ujerben lönnte. Hnb au§ ber ftorentinifd^en
@ef(^i(^te, bie grance§co felbft in jungen i^a^ren gefd^rieBen , foEte
man aBne^^men, ba^ aud§ bie (Srfc^einung @irolamo (5at)onarola^§ im
^egenfa^ gegen bie .gerrfd^aft ber 5!Jlebici öielen (Sinbrutf auf i^n
gemacht ^aBe. ßr toibmete bemfelBen eine einge'^enbe unb un^ar=
teiifc^e SSetra^tung.
S)er Später ^iero ^atte eine ^al^lreid^e gamilie. f^ranceSco, ber
britte ©o^n beffelBen, toar barauf angen)iefen, ftd§ feinen eigenen
äöeg 3U Bahnen. @r tüä^lte ba§ ©tubium ber 9led^t§tt)iffenfd§aft, maS
i^n nad§ ^abua führte, bamal§ ber größten juribifd^en (5d§ule ber äöelt,
in meld^er aud§ bie f)eutfd^en, Bei benen ba§ römifc^e üted^t fo eBen
3ur Geltung gelangte, ftd§ ben ©tubien beffelBen ttjibmeten. f5ran=
ce§co @uicciarbini ^at in f^loren^, tt)o einige ^a^re lang eine 9ted§t§=
f(^ule eingerichtet mar, üBer bie ;^nftitutionen gelefen. 2ll§ biefe
■Sd^ule einging, na^m er ben 5lnlauf, ber, toie e§ fd^eint, aud^ gana
2* (Srftcr 5lbja()nitt.
gtü(fltd§ toar, in ber 5lbt)ocatur jeiner S5aterftabt feften gu§ ai
faffen.
©ein ©^rgeij aber toar bamit nid§t Befriebigt.
5lt§ einft baöon bie 9flebe toar, ba§ einer feiner S5ertoanbtf
\>k geiftlid^e ^jrünbe, bie er Befag, i^m antreten foEe, toar er fei
geneigt, baranf einjuge^^en; er ^offte auf biefem Söege ßarbinat ber x'i
mifd^en ^irc^e p toerben. 2)ie @ad§e äerfc^lug fid§ aber; fein fSaU
ber ben Meru§ über^an^it nid^t liebte, toar nid^t bafür^). ^nd§ m^
ber @^e, toeldöe ber 6o^n einging, toar ber Später eigentlich nie
aufrieben, grance^co fud^te fi(5 feine Gattin in einer ber größte
Familien t)on gloren^, ben ©albiati, öon benen er fagt, fie feien bantal
bie angefelienfte öon aEen getoefen. ^er ^ater fürd^tete aber bei
(SJegenfa^, in toeli^em fie gu bem banialigen ©onfaloniere $iero'
©oberini ftanben, mit bem er, oBgleid^ aud§ bie @uicciarbini ber
5lrifto!ratie ber ©tabt angehörten, nid^t ^erfaEen modf)te. ^er ©o^^n
Bereute ]päkx BeinaT^e — benn ^ietät für feinen Später unb feine
5lltt)orbem Bilben einen Örunb^ug feinet ß]§ara!ter§ — , ba§ er in
biefer 5lngelegen^eit eigenmäd^tig öerfal^ren fei; aEein burd§ feine
SBerBinbung mit ben optimatifi^en ©efd^led^tern, in bie er bamit trat,
äugleid^ mit bem ^nfe^en, ba§ i^m feine ©tubien unb feine $rari§
gaBen, erreid^te er, oBtoo^l nod^ in fe^r jungen ;Sal§ren, 5um @e=
fanbten ber 9fte^3uBli! in ©|)anien ernannt p toerben , toa§ bann
fein S5ater 5öd§lid§ BiEigte , pmal ba er öon feinem eigenen S5er=
mögen nid§t jupfd^ie^en Braud§en toerbe. 5*rance§co erl^oB fi(^ nun
toeit üBer ben ©tanb^junft eine§ florentinifd^en 9ted§t§gele§rten. Seine
TOffion Bei f^erbinanb bem ^at^olif(^en erweiterte feinen ^efid§t§=
!rei§ üBer bie SGßelt: er nal^m bie S5erl^ältniffe ^toifd^en ßnglanb,
granfreid^ unb ©:panien au§ unmittelBarer ^^ä^e toaT^r; 3ugleid§ Be=
rül^rten il)n bie 5^ad§rid§ten tjon bem großen äöed^fel, ber in ben
$anbel§öerl^ältniffen t)on Dftinbien eintrat, unb öon ben 9fleid§t§ümem,
toeld§e bie toeftinbifd§en ©ntbecfungen ben Spaniern erfd^loffen. ^it
gerbinanb bem Äat^olifdjen ftanb er in gutem S5er^ältni§, toa§
au(^ feiner 9te|)uBli! jugute !am. SSei feinem 5lBfd§ieb gegen @nbe
1513 Jjerfid^erte il^m ber ^önig: f^lorenj liege il^m nid§t toeniger
am §eraen, al§ eine feiner eigenen ©tdbte.
S)ie Sage t)on giorenj l^atte fid§ baburd^ bon @runb au§ öeränbert,
ha% ber ^onfaloniere ©oberini burd^ ein 3ufammentoirfen ber o|3ti=
1) ^^ entnehme bte§ au§ ben autobiograp!)ifd^en g-ragmenten, hk in
ben Opere inedite, tom. X, etfd^ienen 1867, entf)alten ftnb.
@utcctatbim'§ Seben. *3
matifd^en @ef(^(ed§ter unb be§ <öaufe§ Gebiet ö^Pürat unb bann
ha^ €Ux1)aupt btefe§ |)anfe§ aur :|3äpftlid§en SSürbe gelangt tnax,
uiüburt^ bie engfte S5erflec§tung ber ftorentinifc^en 5lnge{egen!)etten
mit benen be» ^ir(^enftaate§ unb ber Ätrd)e ^erBeigefü^tt tnurbe.
^■rancegco ^uicciarbini toax mit ber Sflegierung, tote fie ber jüngere
^orenao in ^toren^ fü:§rte, ntd§t eBen etnüerftanben. @r Beflagt \xä)
ü6er S5erna(^Iä|ftgungen , bie er erfal^ren ^dbe, unb toenn biefe ge=
{)o6en tourben, fo leitet er ba§ me^r t)on ber 9lüdfid§t ^er, bie man
auf feine Stellung 1)abt nel^men muffen, al§ tjon @unft unb @nabe.
£ie 5!Jla§regeln , toeld^e ßoreuäo ergriff, toaren Den 5lnf:prüd§en unb
'.HBfi(^ten ber florentinifi^en O^Jtimaten üBer:^au|)t nid^t entf|)re(i)enb.
25on bem §aufe ^[ftebici trennte fid^ aber (Suicciarbini barum nid§t.
ß)erabe in bem ^lugenBIide , aU ^a|)ft Seo X. in SSologna feinen
^lieben mit f^ranj I. abfd^lo^, trat er in ^ä^ftli($e S)ienfte. @r üe§
bin 3#^i^^ ]eimx S5aterftabt niemals au§ ben klugen. @in
(^nita(^ten tJon i^m ift übrig, in toeld^em er nai^ bem 2;obe Soren^o'^
bem ^^a|)fte hu engfte SSerbinbung mit ben bonte^men florentinif^en
Familien unb i^re SSegünftigung anriet^, tneil biefe bann an bie
^^^artei ber 5)lebici, bie man $aEe§d§i nannte, fic^ anfc^lie^en unb
bem §aufe eine fefte S5afi§ geben tüürben. ©eine eigene 2:ptig=
feit aber toibmete er bem S)ienfte be§ ^a:|3fte§. @r gelangte 3U
einer ^o^en abminiftratiben ©teEung in ber ülomagna, bie bei ber
"Oieu^eit ber |)ä|)ftli(^en 9legierung in biefen Gebieten unb ber aEge=
meinen Unruhe ber SBelt nic^t o^ne @(^toierig!eit tt)ar. 5ll§ eö 1521
tüieber gu einem SSruc^e ^toifd^en ßeo X. unb f^rana I. !am, fiatte
(S)uicciarbini ben erften 5lnlauf ber ^ranjofen auf üteggio, too fie hk
^;}tu5gen)anberten au§ 9Jlailanb fud^ten, au^autialten. 2öir Serben feiner
eigenen ©i^ilberung babon nod§ geben!en. S)ie S^er^dltniffe tourben
über'^au^t immer größer unb toeltumfaffenber. 2)er Ärieg 3tt)if(^en
<vran3 I. unb ^arl Y. foEte über bie .^errfc^aft be§ @inen unb be§
^^(nbem in ßurojDa entfd^eiben. ®ie 5[Jla(^t ber 50^ebici, mlä)z 9tom
unb ben alten ^ird^enftaat, bie neu erworbenen ©tobte, namentlid^
bei- ütomagna, unb überbieg ^lorena unb 2;o§cana umfaßte, fd^ien
lef)i- geeignet baju, in ber 5!Jlitte ber beiben !äm|)fenben ^Ijtäc^te ben
Ohunb gur Unab^ängig!eit Stauend au legen. (Sine (S^etegenl§eit bot
fic^ bar, in toeli^er man ^offen burfte, bie ^panux au§ 9JlaiIanb
unb 5^eabel ju berjagen. S)afür toar nun aud§ f^rance^co ^uicciarbini.
©r ^atte nid^t geringen 5lntf)eil baran, ha^ ^a^ft ßlemen§, ebenfaE^
ein ^ebici, fid§ mit bem Könige granj gegen ben ^aifer öerbanb.
^ber ;Sebermann mei^, toie unglücftid^ ber ^rieg berlief, ber bamit
ö. 5ftanfe'§ äßetle XXXIII. XXXIV. 9ftom. u. öcrm. SSölfet. 3. Sliifl. *1
4* etfter 5lb|ct)nitt.
au§Brad§; ber ^ap)i tourbe eine Seit lang gefangen geilten; "51!?
^eiTJc^aft in gtorena !onnte er BIo^ burc§ hk |)ülfe be§ ^aifexä
5urüd!e^ren; man ]§atte fid§ ber ^erxfd^aft ber Spanier jn ent«
fc^tagen gebadet unb fie auf i^a^r^unberte ^inau§ gegrünbet.
gür ben ©^rgeij @uicciarbini^§ blieB ni(^t§ übrig, aU }xd) bem
öoEäogenen @reigni| anäufd^lie^en. äBir ftnben i^n im Sienfte
be§ $a:pfte§ at§ ©oöernatore öon S^ologna , mit ber fc^njeren ^uf«
gäbe betraut, bie unaufprlid^ auftoogenben gractionen nieber«
anhalten. @r unternal^m , bie ©trenge ber @efe^e gegen ^eber«
mann, Ujer e§ aud) fei, geltenb au madien. dt ^idt ba§ nun ein=
mal für notT^toenbig unb fud^te nur 3U betoeifen, ba§ er an ben grau«
famen Strafen, bie er öerl^ängte, bod§ an fi(^ feinen @efaEen ]^abe.
5lber er mad^te fi(^ in ^o^em ^rabe öer^a^t. 3ugtßtd§ t^at er 5lEe§,
um ba§ ütegiment ber ^ijlebici in gioren^ ju befeftigen. fSox 5lKen
x1)m unb feinen greunben ift bie ßri^ebung beg neuen ^erjogö 5l(ei-an=
ber äupf (^reiben. (Sie gefd^a^ unter S5orbel§alt be§ ©inftuffe^ ber
£):ptimaten. S)em ^er^og jur Seite fül^rte grance§co mit feinen olig=
ard^ifd^en greunben unb S5ertt)anbten ba§ ütuber in ber Stabt.
Slber biefe ülegierung toar fo l^art unb getoaltfam, ba§ fie, befonberg
nad^ bem 2;obe be§ $a))fte§ glemen§, bie entfd^iebenfte €t)^ofition
ertneiite. ^flur burd§ ben ^aifer, mit beffen Zoäjkx ftd^ ber junge
^er^og Verlobte, !onnte er fid§ be'^au^jten. @uicciarbini^§ ^o^e unb
im|)onirenbe ^eftalt, fein ftrenger SSlicf i^ielten Sebermann in Surd^t
unb Entfernung. S)a§ S5ol! freilid^ nannte i:^n aud§ mit bem Flamen
eine§ alten 5lt)rannenbiener§ Serreltieri; aber "bd ben l^o^en klaffen
be]^au))tete er fid^ in ungefd^tüät^tem ^Infel^en.
(Sr galt für einen ^Jlann, ber bie SöeltberT^ältniffe grünbüd^ öer=
fte^e unb bie beften ©rtoägungen barüber mad§e. @r öerbanb bie
Slutorität einer ^ol^en SteEung mit bem ütufe öon ^eftigteit, ^efd^id^(i(^=
!eit unb @eift. Sein t)ornel^mfte§ 5lugenmer! blieb aud^ fortan, bie neu
gegrünbete ^enfd^aft 5u bel^au^ten. 3ll§ Saco^o '^ax'öi fü^n genug
toar, ^llejanber bor bem Äaifer an5u!lagen, unternahm er, ba§ lln=
gCi^euer p öertT^eibigen.
6r lebte je^t ganj in ber SJerbinbung, bie er einft üerbammt l^atte,
ber be§ §aufe§ 5!)lebici unb ber öorne^men Käufer, bie fid§ bemfelben
anfd^loffen, mit bem ^aifer. SSei bem ©injuge ^arl§ V. in giorenj
fal^ man @uicciarbini bemfelben jur Seite; er begleitete ben Äaifer
fogar in ben franjöfifd^en Selbaug, ben berfelbe unteunal^m; aber
5llejanber toarb ermorbet. @§ gab feinen ^ebici au§ bem Stamme
Soren^o'g, be§ eilten, me^^r, unb bo(^ mu^te man nad^ ber einmal
Heber ©uicciaibini'8 historia d'Italia. *5
cingefül^Tten S5erfaffung einen ^eraog T^aBen: ein eBen auftoad^fenber
junger ^ann au§ ber ^toeiten ßinie ber ^Jlebici, bie Bisher oft mit
ber älteren in £)|)|}ofition getreten toar, tourbe burd§ bie größten
gamilien p bent ^er^ogt^um Beförbert; biefe aBer tt)oEten il^n and^
Befd^ränfen. S)enn ba^in n)aren hk ;Sbeen @uicciarbini'§ öon jel^er
gegangen. 6d^on in ben discorsi, tnelifie er bor bieten S^al^ren ben
discorsi 53^acc§iaöeE§ entgegengehest ^atU, finbet fid§ ber 6eban!e an§=
gef^roc^en, ba§ pjax eine S5erBinbung ber brei 9tegiernng§fornien ber
^ölonard^ie, 5lrifto!ratie unb S)emo!ratie ba§ äßünfd§en§n)ürbigfte fei, toie
fc^on bon jeT§er gefagt toorben toar ; aEein in ben naiveren ^eftimmungen
toirb bo(^ bie SSebingung gemad^t, ha^ toeber ber gürft nod^ aud§
ha^ ^olt bie n)ii^tigften 5lngelegen^eiten su entfd§eiben ^aben bürfe.
S)em S5oI!e toirb fogar bie ^^rei^eit ber S5erat§nngen unb ber 9lebe in
ben SSerfammlungen Bef(^rän!t. 5^ur fold^e foEen f^jred^en !önnen,
bie bon bent ^lagiftrat bamit Beauftragt finb. S)ie ©umnte ber
^etoalt legte er einem ©enate Bei, ber aEe für bie ütegierung toefent=
lid^en @ntfd§lüffe üBer ,^rieg unb ^rieben unb ^olitifd^e Unter^anb=
ICungen faffen foEte^). ßine foli^e ^tegierung bat^te er nun eiuäurid^ten.
^er ütat^ ber ^d^t, toeld^er bem neuen ^er^og gur ©eite fte^en
foEte, Beftanb au§ ben f^reunben unb S^erftiaubten @uicciarbini'§ ;
er toar i^^r OBer^au^t. @§ fd§ien nid^t anber§, aU oB er aud^ fortan
hu üBertoiegenbe 5lutorität au^üBen toerbe. 5ln ben ein ^er^og ge=
fd^rieBen: „fo gut mie (Suer ©ol^n", ber ^önig bon gtan!rei(^ : „an
meinen ßoufin'' , ber toagte aud^ 5U l^offen, ©d^toiegerbater be§ <&er5og§
ßofimo bon 2^o§cana ju toerben.
5lBer biefer 30g bod^ eine unmittelBare S5erBinbung mit ben
(Bpaukxn, bie i^n aEein gegen feine f^einbe bertT^eibigen !onnten unb
bert^eibigten , einer einfeitigen ^lEian^ mit ben ftdbtifd^en @e=
fd^lei^tern bor. @r entfernte aUz, bie il§n hnxä) i^ren ütatl^ 3U Be=
l§errf(^en BeaBfit^tigt Ratten. 3lud§ ^uicciarbini mar unter i^nen.
3n bem Unmut^ barüBer ift er am 23. ^ai 1540 geftorBen. @in
SeBen, ha^ !eine§n)eg§ glüdt(id§ 5U nennen ift — benn bie Beiben bor=
nel^mften giele, bie @uicciarbini im 5luge gel^aBt ^atte, UnaBpngig=
!eit bon Italien unb arifto!ratifd^e §errfd§aft in feiner S5aterftabt,
toaren nid§t eiTeid^t morben — , aBer reid§ an großen ^egeBen^eiten,
unermüblid^er unb e^renboEer 5i:§ätig!eit in großen ©teEungen auf
ber .^ö^e ber ©efeEfd^aft. @uicciarbini aBer mar nid§t aEein eine
1) tutte le cose sostanziali alla conservatione e aumento del
dominio.
* j *
6* erfter 5lbfcf)ttitt.
^raftifc^e ^flatut, er lieBte bte X1)zoxu, bie :po(itif(^e ^IBftraction ui
bie @efc§i(^te.
S)ie mannigfaltigen ©efc^äfte, in benen er fi($ Betüegte, l^aben
i^n nic^t abgehalten, nnanj^örlic^ an fd^reiben. 5ll§ 5(ntor ift er Bei
feinen ßebaeiten niemals öffentlii^ aufgetreten; aber in feinem 51a(f)=
laffe ^at fit^ eine gro^e ^In^a^l öon 5lrbeiten gefunben, Avverti-
menti, Discorsi, ^utai^ten, autobiogra^jl^ifc^e ^lat^ric^ten, auc^ jene
f(^on ertüäl^nte ftorentinif($e ^ef(^ic§te, bie fd)on 1508 gefd^rieben
tt)urbe, jeboc^ U^ in unfere 2^age unbetont geblieben ift. Sei
toeitem ha^ äöid^tigfte aber, n)a§ er l^interlie^, mar eine au§=
fü^rlid^e (S^ef(^i(^te öon S^talien feit ber ^n!unft ^arl§ VIII. (gr
:§atte fie, foöiel man toei^, in bem ni(^t gan^ freitoiEigen ^ufent^alt,
ben er in feinen legten Sauren auf bem ßanbgute 5!Jlonticci nalim,
3ufammengeftef(t. ©ie tourbe ettoa 20 3al§re nad^ feinem 2;obe öon
feinem ^fleffen herausgegeben unb erregte öon ©tunb^ an bie größte
5lufmer!fam!eit. <5ie pflegt no(^ ^eute "bti aEen ©tubien ber (Bpoä)^
5U @ninbe gelegt 5U toerben. Sie ijai bie 5lnfd§auungen ber f|)äteren
Seit be^ercf(|t. Qu unterfuc^en, ob i^r 5lnfe]^en ein öoEtommen be=
grünbeteS ift, ober ob au(^ anbere ©tubien neben biefem 3öer!e i^r
9te(^t behalten, ift ber S'^td ber folgenben Slb^anblung.
2. gorm be§ SöerteS.
3n bem l§äuftgen Slbbrec^en unb SGßieb erergreifen beS f^abenS
ift ©uicciarbini'S ^efd^id^te mit bem @ebid)t 5lrioft§ äu dergleichen.
9^ur bebarf ein ^iftorifd^eS Sßer! einer fefteren Siegel. 2)iefe tooEen
toir fuc^en.
3m vierten Sud§e ^) erjäl^lt @uicciarbini bie Unternehmung (Sefar
S5orgia'§ miber 3mola unb Sorli, ben Staat ber Gräfin ßatl^arina
©forga. 3mola ift im 2)ecember 1499, Sorli im Januar 1500 er=
obert toorben; hk Unternel^mung ^ai in fid^ !eine Unterbrechung.
2)enno(^, nai^bem Öuicciarbini t)on ^mola gerebet, bricht er ab.
^aS @nbe beS 3al^reS erinnert xt)n, toaS er U^ ba^in toeggelaffen,
ben ©infaE ber 2^ür!en in griaul, ber im 3uli gefd^e^en unb t)iel=
leidet mit bem Kriege ßobobico^S, aber nid^t im minbeften mit ß^efarS
Unternehmung ^ufammen^ing, biefen ©infaE nai^au^olen. @rft nad§=
bem er i^n ergä^lt, nai^bem er au(^ erinnert ^at, 1500 fei ein 3ubel=
ja^r getoefen, ge^t er p gorli über.
1) 5lu§gabe bon ©toer, (Senf 1645. I, p. 245, 246.
g:orm bei Söet!c§. *7
3n bei 25eol6ad§tung ber gotm eine§ Sa^tBuc^eg tft er felBft
no(^ ftrenget. ^llejanber unb ßefax S5orgta ^abm tüiber bie Orfinen
einen gemetnfd^aftlic^en 5lnf(^lag. S)em (So^ne gelingt er am 31.
S)ecem]6er 1502, bem Später am 3. 3annar 1503. S)ieg ift für
©uicciarbini genng, bie @ef(^i($te tjon einem ©treite ju TOranboIa,
t)on toeld^em er felBft fagt, er fei für je^t ol^ne SSebentung, in bie
Wiiit ein^uf (galten ^).
Söir feilen, ba§ er ein ftrenge§ Sa^rBni^ BeaBfii^tigt. SSetrad^ten
toir n)eiter, tt)ie er 3. f8. bie (SroBernng t)on 5^atiarra, tüelc§e mit ben
^ef(^i($ten Italiens t)om ©ommer 1512 eng ^ufammenl^ängt , nid^t
ein^uftec^ten toagt, fonbern an ba§ @nbe be§ 3al§re§ fd^ieBt^), toie
er barauf ben Ärieg jtoifi^en §einrid§ VII. unb Subtoig XII. öom
©ommer 1513, mit toeld^em bie Unterne'^mung Sarbona^g gegen
SJenebig im ^erBft in genauem ^i^fammen^ange fielet, eBenfaE§ erft
am 6nbe be§ Sal^reö unb nad^ biefer Untemelimung erjäl^It^), fo
erfennen toir, ba^ er, oBtüol^l er e§ nid^t üBeraE burd§3ufe|en t)ermag,
ein ftrenge§ Sa'^rBud^ , allein öon Stalten, ju fi^reiBen im
Sinne ]§at.
Sft nun aBer einem ^efd§id^tfd§reiBer ber 3ufäEige Unterfd^ieb
einer Sci^rja^l fo tüid^tig, ba§ er feine ©r^äl^lungen toefentlid^ nad§
bemfelBen regelt, n)a§ foEte i^n l^inbern, toeiter 5U ge^en? (Sr mirb
fid§ fo genau al§ möglid^ au($ an Monate unb Sage Binben. S)ie
Sbee eine§ 3al§rBud^eÖ ift öon ber 3bee eine§ 3^ageBud§e§ in ber
<Baä)t felBft nic^t öer-fd^ieben.
5flun glauBe i($ nid^t, baß 3emanb btefe ^efd^ii^te gelefen, ol^ne
an ber großen ^IBtoed^felung ber ©egenftänbe äutoeilen Slnftoß ge=
nommen 5U ^aBen. 5luf neun (Seiten be§ 17. S5ud§e§ t)on 453 — 461
ber 5lu§gaBe ijon 1604 (Trevigi) 3. S5. finben toir biefe ^untte
nad§ einanber unb getrennt aBge^anbelt: 1) bie SSefreiung t)on gio=
renj, 2) bie S^erftärfung be§ !aiferlid§en §eer§ 3U 9tom, 3) ben
SSunb f^ran!reid§§ mit @nglanb unb S5enebig, 4) bie ^eft im §eere
3U 9lom unb im §eere ber Siga , 5) ben SJertrag ber Florentiner,
6) Sautrec'§ 3lufBrud§ au§ gran!rei(^, 7) S5enebig§ Singriffe toiber
^arignan unb ^ebici'g toiber ^u§, 8) bie 9tat:§fd§läge be^ ^ai=
fer§, 9) bie ©enbung 2öolfet)'§ nad^ granlreid^ unb ben ^unb
beffelBen, 10) bie Sage be§ §eere§ ju 9tom, 11) be^ ^apfteS, 12) be^
.&eere§ ber ßiga, 13) ben Slufru^r 5U (Biena, 14) auf§ neue
1) Sb. V, p. 290.
2) m. II, f&nd^ XI,
8) XII, 59.
p. 22.
8* Alfter ^Ibidinitt.
bie Sage beg §eere§ ju Sdom unb be§ (igifttfc^en tl^m gegenüber,
15) Sautxec'S $(n!unft in S5o§co, 16) S)oria'§ Unternel^mungen auf
@enua.
§ier l^anbelt er alfo 4 5[Jlal tjom |)eere 3U 9lom, 3 ^al öom
<^eere ber 2x^0., 2 ''iRal öom SSunbe ätntfd^en j^xanlx^iä) unb ^nglanb
unb eben fo oft öon f^Ioren^, S5enebig, ßautrec. ^te einaelnen
5pun!te l^ängen Beinahe Bloß äu§erli(^ äufammen ; fie ftnb Bloß burc^ :
nel quäl tempo, in questo mezzo, in questo tempo, innanzi che,
intrattanto, tjer!nü|)ft; fie entBel^ren fogar nteiften§ einer genauen
SSeftintntung ber 2:age; genug, fie fc^einen me^r burc^ S^]aSi, al§
aBfic^tlid^ pfamntengefteEt.
©ottte e§ nun gar feine Spiegel geBen? @§ gieBt eine getoiffe
Olegel. ®ie fünfte 1—3 gel^ören in ben ^ai 1527, bie ^fünfte
5 — 7 in ben 3uni, bie barauf folgenben 8 — 16 in ben 3u(i unb
5luguft. S)iefe Monate werben genannt, too ber @ef(^ic^tf(^reiBer
t)on i^nen p l^anbeln anfängt; unb oBtoo^l er 3uli unb ^uguft in
einigen ©tüden bereinigt, fo fd^eibet er fie boc^, foBalb e§ ge^^t, fo=
glei(^ toieber. 3(^ fönnte leidet bartl^un, toie er bie§ oft, ja immer
toieber^olt. Seber, ber ba§ ^uä) in bie §anb nimmt, fann nur fo=
glei(^ fortfal^ren, unb er toirb ben Slutor barauf üom ©e|)temBer unb
OctoBer, ^ema(^ bom 3^ot)emBer unb 2)ecemBer ^ugleii^ l^anbeln fin=
ben. 3ittt)eilen finb bie 50^onat§nanten falfd^ gebrutft; aBer eine
S[Jerglei(^ung anberer 5^ad^iHd§ten toirb immer bie 3^ßif^l ]^eBen unb
toirb Beftätigen, ba§ ber Slutor bie ^efi^id^te nac^ ben 5!Jlonaten t)or=
trägt, in benen fie gefd§e]§en.
(Sin fold^eg 3öer! toürbe o^ne gtoeifel unIe§Bar unb unerträg=
lii^ fein, mofern ha^ ßeBen fi($ immer an fielen fünften ^ugleid^
regte. 5lBer ba jeberjeit @ine ©ac^e bie Oome^mfte 3u fein pflegt,
ba bie üBrigen mit lijx 3ufammen= unb öon x1)x aB^ngen, ba, toag
gar nid^t einmirft, an ba§ 3a^re§enbe ^urütfgetoiefen , ba nur ba^
3nfammenn)ir!enbe monattoeife einget^eilt unb vorgetragen toixh , fo
BleiBt e§ immer eine @ef(^id§te unb toirb nid§t, toop e§ fonft n)er=
ben müßte, ju einer ©ammlung t)on Ülotiaen. 5}tan ben!e nid^t, bie^
gefd^e^e Bloß in ben legten S3ü(^em, meldte ]p'dkx l§erau§ge!ommen
unb minber auggearBeitet feien. 3n bem elften ißud§e, mo @uicciar=
bini bie Unternel^mung 6arbona'§ toiber S^enebig unb eine mit
unmic^tigere ber 5lbornen auf @enua, meldte im @runbe gar nid^t^
mit etnanber gemein l^aBen, Vorträgt, unterBrid^t er boi^ bie erfte
mit ber jtoeiten. Bloß meil ßarbona jener nid^t gana günftig mar.
2)ie ameite, oBtoo^l geringfügig unb o:§ne Erfolg, öert^eilt er bod^
Db ©uicciatbini burdtjoug al§ ßuelle ju tüxaä^Un \ü. *9
in xiixc Reiben ^IJlonate^). 3m ^^oöember 1512 fommen einige
8(^tt)ei3er @e|anbte nad^ 9^om, tion benen ein 5lu§f(^u§ ft(^ im S)e=
cemBet näc§ SJenebig Begießt ^). SCßct i^ätte biefe geringe nnb er|ülg=
lofe 8a(^e nid^t toenigftenS äufammen etääT^lt? ^nicciarbini aBer
bringt bag @rfte in feinen ^loöemBer unb tm)ß]i e§ an bie 5lnfunft
be§ 23if(^of§ Sang öon @nr!, melc^er in bemfelben S^wimer ^Inbienj
16e!ommen, "wo jene ^utjor, nnb ba§ 5lnbere Bringt er Bei einer aEer«
bing§ fd§ic£lid§en Gelegenheit in feinen S)ecemBer.
5lnf fold^e 3lrt ift bie ^iftorie conftrnirt; nnb fie nnterfd§eibet
fid^ nnn aEerbingg ni(^t toenig öon bem (SJebic^t 5lrioft§. gür il^re
gorm ift üBerbie§ ttiefentlid§, ba% bie gacten üBeraE bnri^ S)i§cnrfe
tjon „toaritm" nnb „toenn" unb „toenn ni(^t", bnr(^ Sieben unb 3U=
tüeiCen burc§ 5lBf(^tüeifungen unterBrod^en ober öerfnü^ft finb. ^an !ann
toenigftenS öon ben le^teren nii^t fagen, fie feien immer ^affenb.
@Ben ba, too Be^^au^tet toirb^), ^einrid^ VIII. fei 3U feinem Mege
t)on 1524 Mne^toegg burd§ bie alten 5lnf^rüd§e ber englifd^en>^önige
auf 5ran!reid^ Bett)ogen toorben, fonbern burd§ feinen unb feinet
6^arbinal§ @^rgei5, aU Sßermittler in ben euro))äifd^en Slngelegen'^eiten
p gelten, toerben bennod^ jene 5lnf))rüd^e ^eimlic^ augfü^rlid^ au§=
einanbergefe^t.
3. DB @uicciarbini burd§au§ al§ Duelle ju Be=
trachten fei.
SSei ben ur!unblid§en @efd§id§tf(^reiBern , bie toir DueEen ju
nennen üBereingelommen, ift bie erfte i^rage, oB fie Z^zilm^mn unb
5lugenäeugen, ober oB fie nur S^^tgenoffen getoefen finb. 3m ^af)xt
1492, t)on toel(^em Guicciarbini au§ge^t, toar er je^n 3fi5te alt.
^an !ann leitet ben!en, ba^ öieEeidCit no(^ ätoeimal je^n 3^^^^
T^inburd^, 5umal er ben 6tubien unb Gefd^äften ber üled^tStoiffen»
fcCiaft leBte, feine SSeoBad^tung nur unaureid^enb getoefen fein fann.
©elBft, al§ er nad^ (Spanien gefanbt toarb, !onnte er bon ben italie=
nifc^en @ef(^äften nur unsureid^enbe ^enntni^ nehmen. 5lBer hierauf,
al§ er ^röfibent ber Sftomagna, al§ er SSefe^lS'^aBer in üleggio,
^arma, al§ er ßuogotenente be§ $apfte§ Bei bem oerBünbeten .^eere
1) p. 50, 58.
2) p. 19.
3) XV, 273.
10* ©tftcr Slbfc^ttitt.?
tüar, ba naT§m er an ben ^efd^äften %1)ni, unb bietet Merftüürbige
begegnete nnter feinen 5(ugen.
@§ ergieBt \iä), bafe feine @efd§id§te in ^toei Sl^eile aerfäEt,
beten einer bie SSegeBenl^eiten umfaßt, an benen er %^txl na^m, ber
anbete fold^e, Bei benen ba§ nid§t ber gaE tnar. Offenbar ift, ba^
er jenen nm feine§ großen Umfang§ mitten wenigften^ sunt %1)di,
biefen gan^ au§ 6r!nnbigung nnb gorfd^ung 3ufammenfe|en mn^tc.
S5or aEem ÖJeBrand^ be§ S3nc§e§ ntu^ ntan fragen, oB feine 5^a(^=
rid^ten nrf^jrüngtic^ unb, toenn enttel^nt, auf tt)et($e Söeife fie enttel^nt,
burrf) Ujetc^e 5trt öon f^orfi^ung fie ^ufammengeBrad^t finb.
SBernünftigerttJeife toäre i:)orau§3ufe|en , ba§ ber te|te %1)zxl, tüo
ber @efd§ic^tfd§reiBer ^o^e äßürben Befteibet, oft felBer l^anbetnb auf= .
tritt unb bie Befte (Betegenl^eit l^atte, bie Xt)a^a^tn genau p er= \
fa'^ren, bie urf^jrünglid^ften , Bete^renbften unb am Beften erforfd^ten
^aä}xi(i)kn entl^atten toerbe. ^erabe l^ier aBer jeigt fid§ fein 2öer!
unfetBftänbig unb öon einem 5tnbern aB 'gängig.
S5on ^atea^äo ß^a^ra, genannt ^apeUa, (Betjeimfi^reiBer be»
maitänbifc^en ^inifter^ 9[Florone, ej:iftirt ein Söer!: Commentarii de
rebus gestis pro restitutione Francisci ducis Mediolanensis. 2)ie§
S5uc§ ift gegentoärtig öergeffen; in ben erften etf ^al^ren iebod§, nad6=
bem e§ erfd^tenen, 1531 — 1542, l^at e§ etf 5tuftagen im ßatein,
üBerbie§ stoei beutfd§e, eine f^anifd§e unb eine itatienifd§e UeBer=
fe|ung erteBt; e§ ift bie ©runbtage Bieter f^äteren.
9^un Bemer!e iä) juerft, ha% ^uicciarbini aud§ Bei ben aEer=
töid^tigften ^egeBenl^eiten, öon benen xi)m tjiele urf|)rüngtid§e S5erid§te
]§ätten 5ur <^anb fein muffen, biefem ^ateaa^o 3ug für Sh fotgt.
©in S5eif|)iet fei hu ©d^tai^t tjon ^aöia. ^atea^jo fängt an^):
„Davalus per fabros lapidarios, militum etiam auxilio sexaginta
muri passus tanto silentio prostravit, ut strepitus ab hoste nun-
quam fuerit auditus." (SJuicciarbini fängt eBenfaE§ an XV, 297 :
„Con muratori et eziandio con ajuto de' soldati essendo qualche
hora innanzi giorno, gittarono in terra sessanta braccia dl muro'^ ;
oBgteid^ man au§ au§fü^rtid§eren ^erid^ten, ä. 35. in ütei§ner§ „.^riegö=
t"^aten ber Sronb^Berge" unb im ©anboöat, erfie^t, ha% bieg ni(^t
ganj rid^tig ift, ba^ ©atfebon nid^t tnenige ©tunben öor Stage, fon=
htm bie gan^e 91ad§t, unb ^toar me^r mit 5[JlauerBred§ern , at§ mit
Maurern arBeitenb, bie 60 ©dCjritt umtoarf. S)a§ Satein fä^rt fort :
Itaque cum Parcum ingressus esset, prima peditum acies Mira-
1) Capellae commentarii ap. Schardium, Rerum Germanic. II, p. 198;
ap. Graevium, p. 1295.
Dh ©uicciatbini burd^au§ aU Queue au Betrad^ten fei. *11
bellum, reliquum vero exercitus ad castra regia contendit. 91a(^
bell genaueren ^eric^ten ift bie§ ]CLV\ä), unb ba§ gan^e §eer 50g auf
llViiraBeK. Einige tjerntut^en fogar, bie tüal^re 5lBftd§t fei gettjefen,
bie§ bem Könige ^u entreißen unb iijxi ]o felbft ju belagern, ^ber
(V)uicctarbint üBerfe^t äöort für Söort: Intrati nel Barco la prima
squadra andö alla volta di Mirabello, il resto del esercito alla volta
del campo. ©ogar ba§ il resto, bantit ntd§t§ feT^Ie, entf|jrt(^t bem
reliquum. ^alea^^o tneiter : at rex — unb ^ter fügt er ettoaS T^tnju,
tt)a§ @uicctarbtnt tpetter hinauf genommen — suspicatus, Caesaria-
nos Mirabellum proficisci, propterea quod intra Parcum hostes
venisse plerique renunciarent, decrevit. . . ^uicctarbini mörtlid^:
Ma il re, intesa l'intrata nel Barco pensando che andassino a
Mirabello usci degl' alloggiamenti per combattere suUa campagna
aperta. 3lud§ bie legten Söorte finb nämlid§ au§ ©alea^äo: castro-
rum relicta munitione Caesarianis aequo loco pugnandi fecit po-
testatem. 5^a(^bem nun ^uicciarbint gefagt, ber Ä^öntg ^abe bie
ßbene ber ©tär!e feiner 9fteiterei n)egen gefud^t, unb eine anbere, Ujie
i^ glaube, öertoiiTenbe S3emer!ung gemacht ^at, fä^tt er fort : I suoi
(ba§ ift bie g^^^^^^ofen) furono costretti per furore degli scoppietti
a piegare insino a tanto che, sopravenendo i Suizzeri, gli Spagnuoli
furono ributtati da loro e della cavalleria, che gli assaltö per
fianco, tt)elc^e§ gan^ ^aUa^o'^ Söorte finb : a sclopetariis Gallorum
primi multa caede et sanguine coguntur retrocedere, donec Hel-
vetii peditatus et equitatus, a latere urgens, Hispanos repellunt.
S5eibe fahren nun mit benfelben Söorten fort: bie ^eutfd^en Tratten
über bie ©(^toeijer bei toeitem gefiegt unb fie ganj gebrochen; beibe
erjö^len bie ^efangenne^mung grausen^ gan^ auf biefelbe Sßeife. S)ie
einzigen S3emer!ungen (Buicciarbini'§, ber S5ice!öntg l^abe bie S)eutf(^en
angeführt unb ^ernad^ bem Könige bie §anb geluvt, ^^ran^ fei t)er=
tüunbet getoefen, bie ©c^toeiser Ratten t^re alte S^ugenb l^ter nid^t
be:§au:ptet, finb enttoeber ätoeifel'^aft ober untoic^tig. 3(^ totE mi($
^^x ni^i auf eine äöiberlegung biefer S)arfteEung einlaffen, tt)el(^e
melir ^aleag^o treffen toürbe, al§ ^uicctarbtni ; aber id§ öerfid^ere,
ba§ biefe Sefd^reibung eben fo untna^r ift, al§ fte aEer ^nfd§aultd§=
feit entbel^rt. Keffer Ujar e§, ju fagen : @r toarb geft^lagen unb ge=
fangen.
äöel($e ©d^lat^t ift tr)t($tiger, aU bie ©c^lad^t t)on ^fabia?
S)enno(i) ^at fii^ ©uicciarbini l^ier aEer 5lac§forfi^ung entfd§lagen
unb eine frembe (SrääT^lung, bie überbieS unrtd^tig ift, beinal^e co^irt.
S)od§ er ift no($ toeiter gegangen, ^an !ann fid^ leidet über=
I
12* (Sxfler 5lbjc^nitt. —
zeugen, ba^ er ba§ ganae tJtette ^uä) (^aUauo^^ in fein fünfäel§nte|i
p. 277—299 balb mt1)x, Balb toentgei toörtlit^, Balb I)in3ufe|enb,
ialh l^intoeglaffenb , aber mefentlic^, nnb ol§ne e§ jn nennen, auige*
nontmen t)at. äöenn man p. 279 Bei ©nicciarbini lieft: „Per la
porta Romana alla via di Lodi . . . si era voltato tutto l'esercito
imperiale, nel tempo medesimo, che gl' inimici cominciavano ad
entrare per le porte Ticinese et Vercellina: i quali se non si
volgendo a Milano havessino atteso a seguitare l'esercito di Ce-
sare, stracco per la lunghezza del Camino^ nel quäle havevano
jperdute molte armi et cavalli, si crede per certo che con somma
facilitä l'harebbono dissipato e . . forse . . messo in disordine
grande. Ma il Re etc." , nienn man bieg lieft nnb mit ben Söorten
@alea33o'g öergleid^t p. 194: „vix Davalus porta Romana .... ein
ttjenig fxüt)er via Laudensi . . . egressus erat, cum per Ticinensem et
Vercellensem viam Galliens exercitus ingressus est, qui si eo die
relicto Mediolano insequebatur Caesarianos, nemini dubium est,
quin eo ipso die debellatum fuisset. Nullius enim erat operae
hostem, äbiedis magna ex parte armis amissisque equis, tarn
longo itmere fatigatum ad internecionem caedere, vel turpiter
abeuntem compellere in praeceps. Sed nimia Regis etc.", toirb
man er!ennen, ba^ ©uicciarbini aud^ nid^t eine einzige ^oü^ ^iexüBer
gel^abt ^at, al§ meiere i^m ^alea^^o gemährte. <Bo ift bie ßroBemng
öon ©t. 5lngelo — „S'accostarono al castello di S. Angelo, il quäle
situato tra Lodi e Pavia harebbe dato, se non fusse stato in po-
testä loro, impedimento grandissimo, al condurre delle vettovaglie" ;
— „ad oppugnandum Sti. Angli oppidum revertuntur, quod ferme
medium est inter Laudem Pompeiam et Papiam. Neque id ab
re. Nam nisi eo expugnato nulla ferme cibaria ad civitatem de-
ferri potuissent" u. f. to., fo bet 8ieg 5P^eino'§ über bie anlommenben
gran^ofen, bie Unterne]^mung ^o^nn ^acoB ^ebici'g n)iber ^u§,
bie 5^ieberlage $aEaöicini'§ , aEe§ bie§ ift mit fe^r geringfügigen
Sßeränberungen an§ bem ^dka^^o üBei-fe^t. @§ fteEt ficf) ]^erau§, bag
@uicciarbini ba§ f&uä) ^dka^^o'§> nic^t aEein bei einzelnen S5ege]6en=
Reiten, fonbern in gangen ^bfd^nitten bor klugen ^tf)abi l)at.
S)a föäre e§ nnn intereffant, gn ttiffen, mo^er in biefem ober
jenem Slbfc^nitt ba§ Uebrige gefd§ö|)ft toorbeii. 3n bem angefül^rten
ift (Sinige§ o^ne 3^eifel falfc^. Sßenn ^ier ergä^lt njirb, ber Äaifer
fei toegen be§ Slbgugeg t)on 5JtarfeiIIe in ein gieber gefaEen, fo ift
bieg unrtd^tig pragmatifirt ; benn ber ^Ibgug gefc^a^ ben 29. @e|)=
tember 1524 ; t)on bem lieber öerfic^ert 5ßetr'n§ ^artt)r im SOOften
Db ©mcciatbim butrfiau» al§ Quelle 3U Mxa^kn fei. *13
S5rte|e, ba^ e§ ^atl fd^on im Einfang be§ 5luguft ge^^abt. Söenn
l^ier ferner ben franäöftfc^en <&au|)tleuten unb aU bem etften unter
il^nen 2:remouiEe ber ^ai)) in ben 5[Jlunb gelegt tüirb, ber ^öntg
möge einen feften ^(a| fuc^en, fo toirb bte§ baburc§ me^r a(§ t)er=
bdd^tig, bafe ^ean SSom^et, ber bie 2:5aten 2:remouiEe'§ fd^on 1527
Bef(^riel6, ber üBer feine gelben auf§ genauefte unterrichtet ift, er=
innert, biefer ^aBe öielme^r bem Äönig eine ©(^(a(^t p fuc^en ge=
ratzen; ber ütat^ ber 5lnbern fei getoefen: „er foEe BleiBen"^).
2)te§ alfo ift falf(^ ; bod^ mei§ ic^ niä)i, too^er e§ genommen tüorben.
S5on einem anbern ©tücf in eben biefem ^IBfc^nitt lä^t fid§ tiieEeid^t
bie CueEe geigen. (Sine öorjüglic^e 5lufmer!fam!eit ift ber XlnterT^anb=
lung be§ ^aifer§ mit bem $a^fte getüibmet. ©uicciarbini lä^t htn
^pa^ft öorne^mli(^ goIgenbe§ anfü'^ren: „©in^apft^aBeanbere^flii^ten
al§ ein Sarbinal; er ^aBe ben 3ug nad§ ber ^roüence gemipiEigt, bie
Unternel^mung ©tuartS auf ^eaptl ter^inbert unb in ber großen 5^ot§
ber ^aiferlid^en fid§ mit S5erträgen äu Reifen gefüllt." @r läfet ben
^aifer fagen: „ßlemen§ felBft ^aBe feinen S3unb perft mit ßeo, mo^er
aEe Kriege entfprungen, unb hierauf mit ^brian öermittelt. ©eine f8oi=
!er feien nod§ gar nic^t in fo großer ^otl§, bie iöebingungen, bie ßtemenl
bem S5ice!önige t)orgef dalagen, fe^r ^art getoefen'' ^). @§ ift möglid§, ba§
biefe Unter^^anblung au§ aut:§entifd^en ^Iftenftütfen, toeldie ^uicciarbini
in feiner SteEung ein^ufel^en Gelegenheit ^atte, genommen ift. ;2^nbe6 ift
1527 ein S5uc^ öerBreitet morben : „Pro divo Carolo apologeticilibri
duo, nuper ex Hispania allati, Haganoae per Secerium", tüel($e§ unter
anbern ein ©d^reiBen be§ ^a^3fte§ öom 23. 3uni 1526 unb eine
5lntmort be§ ^aiferg öom 16. ©e^temBer 1526 enthält. 3n biefen
Sc^reiBen nun ftnb jene 5leu§erungen eBenfaE^ 3U finben: „Etsi
pro pastoralis officii debito ab armis abstinendum nobis erat;
non ita fideli consilio ducibus tuis in Galliam transeunti-
bus; — — Gallorum transitum in tui regni fines multis rebus
remorati fuimus; — — cum tui duces spem totam posuissent,
conventionibus occurrere coacti sumus imminenti periculo'*. Breve
Apostolicum p. 11. S)er ^aifer anttoortet: „Fatemur Sanctitatis
vestrae opera divum ipsum Leonem in partes nostras adductum
esse; illius operam non modicae nobis frugi fuisse in alli-
ciendo Hadrianum; non tanta erat in ipsis exercitus nostri duci-
bus desperatio; Sanctitas vestra statum Mediolani a nostrorum
1) Bouchet, Gestes de la Tremouille, p. 232.
2) XV, 284, ferner.
14* ©rfter 5lbfd^nitt.
ducum manu eripere ac in suam potestatem reducere conabatur".
Responsio Caesaris 28—33. SGßa§ ]oU man Bei einer fo großen
HeBeteinftimmung fagen? Önicciarbini tebet t>om Sa^re 1524; biefet
lateinifd^e SStieftoed^fel ift t)on 1526. ©oEten biefelBen 5len§etungen
f(^on ätoei ä(^^^^ |tü]§er in berfelBen äßeife gemad)t nnb ^ernad^
tüieber^olt tnorben fein, o^ne Einbeulung, bie§ feien SBieber^olungen?
2Benigften§ f^äter fe^t ha^ !aifetti(^e <Bä)xeibm bie öerfc^iebenen @e-
fanbtfd^aften fel^r genau au§einanber. ^ä) toiU auä) 1)m nid§t§ Be«
i§au|3ten, folange irgenb eine 5lu§f(u(^t üBrig BleiBt; aBet e§ tüirb
91iemanben geBen, ber butd^ bie§ S5etl§ältni6 nid§t 5U SSeben!en öer=
anlaßt werben tüirb.
Unb fo ift e§ benn gerai^, ha^ in biefer Sefd^reiBung eine§
lüii^tigen 3eitraum§, in toeld^em @uicdarbini ein fel£)r angefel^ener
5Rann unb in ben Bebeutenbften S5erBinbungen tüar, bennoi^ ba§
^Jteifte au§ einem feiner 3^^^ ^lol^I Be!annten Sui^e genommen, 5ln=
bere§ falfd^, 5lnbere§ feT^r atoeifell^aft ift. 3(^ tooltte biefen (5c§rift=
fteEer tjon .^erjen gern loBen unb rül^men; aBer tüäre e§ ni(^t un=
geredet, |aE§ in ber urf^rünglit^en UeB erlief erung Wichtiger S5egeBen=
l^eiten einiger 9tu^m ift, biefen ütul§m ©aleaajo entjiel^en ^u tüoEen,
ber il^n üerbient, unb iT^n einem 5lnbern pjufd^reiBen, ber xf)n ni(j§t
fo fel^r tjerbient? lleBer^au^t nämlid§ ift ju Bemer!en, ba§ ^aleaj^o'^
S5u(^ t)on Einfang, ha^ ift bon bem Kriege öon 1521 unb tion bem
14. ^u(^e @uicciarbini'§ an , Big 3U (£nbe öon (Buicciarbini
enttüeber Benu^t ober üBerfe^t, ober, oBtnoT^l immer ungenannt, tDenig=
ften§ l^au|3tfä^li(^ Berü(ifi(^ttgt toorben. ©o ift nod^ im 19. SSu(|e
@uicciarbini^§ bie ßroBerung ^atjia^§ burd^ ©t. 5^ol, hk ©d^lac^t
beffelBen, bie UeBerrafd^ung üon 3^oöara, ber erfte Eingriff auf @enua
faft üBeraE mit ben Söorten be§ 8. S3u(^e§ ^aleaaao'S eraäp. ^loä)
dm SSemerfung, bie an hu früi^eren auM^jft, mag l^ier l^injugefügt
toerben. 3m ^ci^i^ß 1526 30g ^uicciarbini aU Suogotenente be§
^a|)fte§ toiber 50^aitanb, unb feine Hoffnung, biefe ©tabt ju eroBem,
grünbete er Befonberg auf bie Unrul^en, bie eBenbafelBft au§geBro($en.
ElBer biefelBen Unnt^en, öon benen er bod§ Befonbere ^enntni^ l^aBen
mu^te, er^äl^lt er im 17. S3u(^e faft burd^ge]^enb§ mit ben Sßorten
@alea35o'§, nid§t ettoa, toeil biefer ElIIe§ erfd^ö^jft l^ätte. Sßir finben
in 3ot)iu§, in ©e^julöeba nod§ anbere unb fel^r Be^eid^nenbe 51a(^=
rid^ten. ElBer er l^ält fid^ ganj an feine «DueEe, unb nur in ßinem
©tütf öornel^mlid^ toeid^t er t)on il^r aB. 5£)ie 9lad§rid§ten, meldte @a=
leajao am ©c^lug be§ fünften SSu(^e§ gleid^ nad§ einanber gieBt, ol^ne
eine 3^it äu Beseid^nen, tT^eilt er, naä) ^a^gaBe feiner 5!Jlonate 5)lai
Db (SJutcciarbini but(i)au§ aU Queue ju bettad^tcn fei. *15
unb Sunt, aiemlic^ weit t)on einanber, p. 361 unb p. 373, mit. %uä)
er Beaeid^net feinen Za^, nnb man !ann ftc^ in ber 2;:§at nid§t üBer=
jeugen, ha^ er einen äußeren nnb ^tftorifc^en @rnnb 3u biefer 6($ei=
bnng gehabt. @§ mag !ein anberer öor^anben getoefen fein, al§ ba§
er unter Beiben ^JOlonaten Don berfelBen ©ac^e ^n l^anbeln ^atte.
2)iefen ^emerfungen ^n f^olge toirb 6^mcciarbini'§ @ef(^i(^t§n)er!
fd^toerlid^ ben S^tu^m ber Ur!unblii^!eit unb genauen goi^fc^ung, ben man
il^m Big^er ^ugeftanben f)ai, Bel^aupten lönnen ; man n)irb üBeraE ben
35eric^ten unb S)arfteEungen na(f)5ufor|c§en tjaBen, bie xi)m Vorlagen.
S)od^ n)äre e§ tuieber eine Ungere(^tig!eit gegen i^n, toenn man i^n
3u ben Slutoren fteEen moEte, \>u eBen nur einen fremben 8toff
reprobuciren.
@§ ift ]ti}X auffaEenb, ba§ er Bei ben SSegeBen^eiten, bie in
gloreuä tJorgefaEen finb unb bie i^n fo unenblid^ na!§e angingen,
namentlid^ Bei ber Slnfunft ^art§ YIII in 2o§cana, eine ©rsä^Iung
frember §anb Benu^t ^at, bie in bem S$ui^e SftuceEai^g „de bello Italico"
Vorliegt. ütuceEai fängt mit einer S^ergleid^ung ber äöege an, bie ^arl
nehmen fonnte, üBer 2;o§cana ober burd^ bie Sftomagna; unb eBenfo
öerfä^rt (S^uicciarbini. @e^en fie nun in ber S5etratf)tung ein tüenig
augeinanber, fo ^ei^t e§ bod^ glei(^ öon ^ontremoü, too^in .^arl
!ommt. Bei @uicciarbini I, 5 : Pontremoli, terra appartenente al
Ducato di Milano, posta al pie dell' Apennino sul fiume della
Magra, il quäl fiume divide il paese di Genova, chiamato anti-
camente Liguria, dalla Toscana, augenfc^einlid^ eine XleBei*fe|ung
t)on 9tuceEai'§ Söorten : Pontremolum oppidum in extre-
mis finibus (Mediolani) positum, Apennini dorso circumventum,
quod Macra amnis interfluit Tuscosque a Liguribus diyidit^).
)ierauf folgen einige eigene ober anbersmo^er genommene QdUn
(i)uicciarbini'§ ; aBer fogleid^, toag eröon ber 3öi(^tig!eit öon Sar^ana unb
ber Unfru(^tBar!eit bafiger ^egenb fagt, ift au§ ^omine§. 2)arnac^
fommt eine S5efd§reiBung be§ gitfta^^ß^ ^on ^^loreng. SHuceEai unter=
fcfieibet tjorne^mlic^ brei Parteien, bie erfte, toelc^er ein Söiberftanb
gegen bie f^ran^ofen üBer5au:pt mißfiel, 'i>i^ ^tneite, toeld^e bie 'lln!Iug=
j§eit ber ütegierung anÜagte, hu britte, toeld^e auf 5^euemngen backte,
gine fe^^r ä^nlid^e IXnterfd^eibung !)at @uicciarbini. 5lBer alterbing§
ift er Bei tneitem ausführlicher unb unterrid^teter. @r ^atte, ^mie
ertoäl^nt, fd^on in jungen Sauren eine f(orentinif(^e (Befd§id§te aBge=
1) Bernardi Oricellarii Commentarius , nunc primum ex authentici
manuscripti apographo editus. Londini 1724, p. 35.
16*. evftcr 3lb|i^mtt.
fa^t, in tüetd^et er audf) biefe ^egeBen'^eiten Befc^vieBen, unb am
bet er l^ter ba§ 3öi($tigfte toieber^olt. 58ei ber neuen ^Bfaffung
l^at er jeboi^ au§ bem 55u(^e ütnceEat^§ 35iele§ eingef(o(^ten, namentUd
über bie ^ataftro^jl^e ber Gebiet. S)er @ntf(^ru| ^eter§, §ülfe Be
^arl äu fud^en, tft Bei Betben gleich motiöirt; unb bie Söorte ülu
ceEai^g: ,,diffidens cimtati, consilium capit calamitosum et ad re^f^,
pergit", bürften ju ben 2Borten @uicciarbini'§ 3lnlaB gegeBen l^aBen
er entfc^Iofe fi(f), Bei feinen f^einben ba§ §eil p fuc^en, ba§ er öon
feinen ^^reunben nic^t mei^r ^offte. S3ei ber Unter'^anblung ^iero's
mit bem Könige folgt er Sftucellai, ber mit il^m auf bemfelBen polx=
tifd^en 8tanb|)un!te ftanb; beffen Sßorte: Regi minime gratus con-
spectus Petri fuit • — oratio vero, quia permagnas oppor-
tunitates afferebat, secundis auribus audita est, finb in biefen
Söorten @uicciarbini'§ öerjüngt: [Dal re] raccolto benignamente piü
con la fronte che con l'animo mitigö non poco della sua indignatione
col consentire a tutte sue dimande. 6§ ift ferner ba§ ^ämlic^e, Ujenn
9luceIIai fagt : Petrus peragendi negotii causa simulans ad urbem redi-
tum re ipsa, ut civitatem solicitam a seditionibus in obsequio conti-
neret, quam ocissime Florentiam revertit, unb menn ^uicciarbini, jtoei
©eiten tiefer — benn ^ier ift ^el^rereg eingefd^oBen — fid^ fo au§=
brüdt: Piero conoscendo, questo esser principio dl mutatione dello
stato, per provedere alle cose sue si parti dal re, sotto
colore d'andare a dare perfettione a quello che gl' haveva pro-
messo. S)ie 5lel^nlic§!eit in ben ©ad^en fomie in ben Söorten föEt
um fo mel^r auf, ba in bem älteren Sßerfe be§ 5lutor§, ter historia
fiorentina, bie Raffung eine gan^ anbere ift. ©^ ^ei^t ba nur :
Doppo molte pratiche e raggionamenti si conchiusa di dare in
mano del re per sua sicurtä le fortezze (opere inedite III, 108).
S3ei ber Befreiung t)on ^^ifa entnimmt er bie 55el§au^tung, ba^ 5l!Ieg
öon bem ßinfluffe ßoboöico^§ T^er^uleiten fei, ber felBft gehofft ^aBe,
fi(i) ber ©tabt 3U Bemeiftern, au§ 9tuceEai (Guicciardini, p. 111) : Pisani,
inimicissimi per natura del nome Fiorentine dette animo princi-
palmente a questo moto l'autorita di Lodovico Sforza. Rucellai
(p. 43): Pisanos infensos Florentino nomini ad arma concitavit.
Sßörtli(^ ift ba§ vendicö ... in libertä, Bei @uicciarbini (p. 110)
gleid^lautenb mit 9ftuceEai^§ vindicavereque se in libertatem. @inen
3ug l^at er nid§t au§ üluceHai, nämlid§ eine äöarnung be§ (iar=
binalg Julian, moBei er genugfam Öelegenl^eit finbet, ba§ f^ür
unb Söiber ^u Betrai^ten. Öan^ üBereinftimmenb mit ütuceEai mirb
bie ^efc^id^te öon ßa^|)oni erjäl^lt, junäd^ft hk S5efd^reiBung be§
£)b ©uicctarbini butd)au§ aU ducöe ju betrad^tcn jet. *17
lUanne§: Petrus Capponius, nobili genere clarisque maioribus
üitus, vir ingentis spiritus et tum legationis princeps, cuius ani-
inum antiqua virtus ac suorum in patrium fortia facta accende-
baiit. — Piero Capponi, un de quattro deputati, huomo d'ingegno
e d'animo grande ed in Firenze molto stimato per questa qualitk
e per essere nato di famiglia honorata e disceso di persone, che
liavevano potuto assai nella repubblica. ©oEte t)on einem fo treff=
liiijen 5Ranne ntd^tS @tgenti§iimli($ere§ 3u Berichten getnefen fein?
^mmer bleibt bemerfenStnert^, ba^ ^uicciarbini bie „tapferen ^l^aten"
in „genngfame ^ad§t", bie ©ntflantmung ber ©eele in „biele «&od§=
ad^tung" beränbert. .&ierau| tnirb hk ^anblung felbft üon @utcciar=
bini nid§t minber mit ben SBorten 9luceIIai'§ eraä^It; jebod^ tnenn
biefer ßapljom fagen lö^t: „2öit tooEen |üt nnfere üte^nbli! forgen,
ba ber ^önig fo unbiEig ift", fo legt i^m ©uicciarbini baS berühmt
getüorbene äöort in ben ^Innb: „Sto^t in enere trompeten, ttJtt
iüoEen an unfere &iodm fd^lagen" ; eine 5lbmei(i)ung , bie ber Sage
ber S)inge unb ber 3BaT§rf(^einli(^!eit nic^t eben fel)r angemeffen ift.
©nicciarbini folgt babei ber Sirabition, bie er fd§on in ber
istoria fiorentina mitget^eilt §atte. ;^(f| toerbe fpäter nod^ ein Söort
barüber i^inäufügen. g^if^ßi^ ^^^ ©räö^lungen @uicciorbini'§ unb
ÜtuceEai^g befielt über^au:pt eine getoiffe 5amilienä^nlid§!eit. @ie
beginnen beibe mit bem (Sinbrud^e Äarl§ VIII. in Italien, ben fie
aU eine gro§e @^3od§e betrad^ten. Sie geben beibe \)U meifte (Sd^ulb
ben f(^lec^ten ^ftaf^fd^lägen ber dürften. Rucellai (p. 3) : et quoniam
pleraque simultate atque ambitione principum magis quam bonis
artibus acta gestaque sunt. SSeibe ^aben e§ auf ^rma'^nnng unb
Söamung für bie 3u!unft abgefe^en. 3n ber ©jpofition ber
Sage bon Sftalien ftimmen fie infofern faft toörtlid^ pfammen , aU
fie auf ba§ ©leid^getoid^t ber italienift^en 5Jlä(f)te, meld^eS burd^
Soren^o 5Dlebici unb ben ^önig gerbinanb bon ^^lea^el aufredet er=
Italien toorben fei, großen 2ßertl§ legen. Rucellai (p. 4): Lauren-
tius . . , ea assidue agitare, quibus res Italiae . . . examine
aequo penderent. Guicciardini : che le cose d'Italie si mantenessero
. . . bilanciate.
SSei beiben fud^t f^r^i^binanb bie ßntrüftung, ben |)a§ feine§
©o^ne§ gegen Submig ben SJlo^ren au§ 9tü(ffid^t auf hu 3öo]^lfal§rt
bon Sftalien p 3ä]§men. Rucellai (7 — 8) : Ferdinand! patris consiliis
admonitus est, ne affini opitulando Italiae statum pessumdaret. —
Guicciardini (p. 5) : Ferdinande avendo piü innanzi agli occhi l'utilitä,
18* ßrftet ^ilbfdömtt.
presente, che l'antica inclinazione , o rindignazione del figliuolo
benche giusta, desiderava che Italia non si alterasse.
S)a§ entfc^etbenbe S5er^ältnt§ in 5!)latlanb fd)tlbern fie mit
äiemlid^ gleichen Söorten : Sfo^ann ^aleaa^o ^abe nichts a(§ ben
^Zamen ber .g)en:|c§aft ge^aBt, Sobobico bagegen, toie e§ bei S^lucellat
l^eißt: arces, aerarium, arma, jura, . . . opes cunctae; Bei
@uicciaxbini : le fortezze, genti d'arme, 11 tesoro e tutti i fondi|i
menti dello stato. >^
3ll§ ben üorne^mften Xlt^eber be§ UnglüdS Betrat^ten Beibc
QUejanber YI. ^ei ber g^araüetifti! läfet (Suicciarbini ben Talenten
nnb ber ^l^atfraft 5lle?anber§ me^r ^eted^tigleit toiberfa'^ten ; tüenn
bann S^luceEai fagt: non contentus suis alienas animo jam opes
in vaserat , neque has quibus modis assequer etur , dum sibi filiis-
que, quos plurimos susceperat , pararet, quicquam pensi habebat;
domestico dedecori addens immoderatam imperii cupiditatem — ,
fo Üingt e§ in ben Söorten @nicciaxbini^g burd^ : avarizia insaziabile,
ardentissima cupiditä di esaltare in qualunque modo i figliuoli, i
quali erano molti.
2ßir finb toeit entfernt, fagen p UJoEen, ba^ ülncelCai öon
@nicciarbini co^irt toorben fei; aBer einen nid^t geringen 6influ§
l^atte ber ältere 5lntor o^ne S^^if^i ^^] ^^^ jüngeren gi^ennb nnb Be=
ftintmte bie gaffung beffelBen. SSei bem 5ln§Bmc§e be§ Krieges n)irb
Bei ber ^IBfal^rt ber giotte geberigo'S l^inaugefügt : feit nte^r al§ 60
Salären mari nostro nulla fuit vel numero major vel militari ap-
paratu instructior. Söenn ^nicciarbini biefelBe SSemerfnng an ber=
felBen ©teEe toieberl^olt — , feine SGßorte finb con armata senza dubio
maggiore e meglio proveduta che giä molti anni innanzi avesse
corso per il mare Tirreno (71) — , fo lä^t fid^ ba§ ni(^t anber^
erÜdren a(§ baburc§, ba^ i^m 9ftnceHai eBen anr §anb njar. ^le^nlicfie
Sbentitäten be§ 5ln§bm(i§ finben fit^ bnrd§ ba§ gange S3n(^, 3. ^.
Bei ber SCßiebereroBerung 5^ea^el§ bnrrf) g^^'binanb, n)o SfluceEai fagt:
oppresseratque maturam jam ac prope erumpentem defectionem,
nnb önicciarbini: repressero la ribellione che giä boUia, n)ie benn
bie Beiben ßr^äl^lnngen l§ier üBer^aupt einanber na]§e Berül^ren. ^Iler=
bingg finben fi(^ aBer aud^ öiele 5lBtoeid§nngen : 5!)land§e§ öon bem,
njag 9ftuceEai melbet, ]§at ^nicciarbini offenBar öertooi-fen. Ment=
^aCBen getoa^rt man feinen eigent^ümlid^en nnb felBftänbigen @eift.
3öa§ i:§m eigentümlich angel}ört, finb bie 2)i§cui'fe, bie er ein=
fXi^t. @§ fann :^ierüBer nid^tg Bele^^renber fein, al§ au öergleid^en,
ttiag SHuceltai öon ber SSerufnng ^iero'g bnrd§ .^arl, Don bem 9tat:^e
SSott bcn ^tUn ©utcctorbtnt'g. *19
S5enebtg§ 1)uxbti, unb toa§ (Suicciatbim eben babon er^äl^It. Wan
tüirb inne, bag ber ße|te ben Z^ai]aä}en au^ ntd^t ba§ TOnbefte
l^in^ufügt, aber bon ber @emüt^§lage pero^g, bon ber ©etoo^nl^eit,
3iemanben um 9tat^ 3U tragen, unb ber @efaT§r berfelben manci)erlet
gute S5emer!uugen macf)t.
^
4. S5on ben ^eben ^uicciarbini'g.
^ünf ^a^xe, na($bem ba§ Sßer! ^uicciarbini'^ juerft erfd^ieuen,
fd^rteb ^o^aun SSobin im methodus ad facilem historiae cognitio-
nem, cap. IV, bon bemfelben: „Est mirum in eo Studium veritatis
inquirendae. Fertur epistolas, decreta, foedera ex ipsis fontibus
hausisse et expressisse. Itaque frequenter occurrit illud: „locutus
est haec verba", aut si ipsa verba defuerint: „locutus est in haue
sententiam." ^au fie!)t, bie 5[)leiuuug 33obin§ ift: bie S^tebeu bei
Öuicciarbini feien ed^t, unb er unterfc^eibe fogar, tüo er bie eigent=
tid§en äöorte unb mo er nur bie (SJebanfen feinet 9tebner§ anführe.
2)iefe ^O^einung, oBU)o^l nid^t o^ne einigen 2öiber|)3rud) , ^at fii^
boc^ bi§ auf ben :§eutigen Sag (gefc^rieben 1824) erhalten: um ©i§=
monbi'§ nic^t an gebenfen, fo ^at notf) bor fünf i^a^^ren 5)}ierre £)aru
biele bon jenen kleben in feine bene^ianifd^e @efc§id^te aufgenommen unb
erflärt, anbere finbe er nicfeit fo autT§entif(^ (III, eh. 25). S)iefe 5lnna^me
toürbe allein bann begrünbet fein, toenn man menigftenS einige an=
führen !önnte, bon benen e§ anbertoeit getei^ märe, ba^ fie fo unb
fo gehalten morben, toenn man nad^toiefe, ^uicciarbini fteEe fie aud^
nid^t anber§ bar. @in fold^er 35emei§ ift meinet Söiffens bon ^ie=
manbem gefü:§rt morben. SBie aber, toenn ftd^ :§erau§fteEt, ba§ felbft
hieben, bon benen ©uicciarbini autl§entif(^e ^a(^rid§t ^aBen !onnte,
ja mu^te, ettoa f(orentinif(^e, bei if)m im 3öefcntlid§en beränbert ftnb ?
3n feinen Kommentaren (p. 108) gebeult giUppo ^flerli einer
Sdebe, toelc^e ©oberini im großen ütat^e ^u f^Iorenj gehalten: fie fei
fd^ön unb für ben x^dü paffenb getoefen; er '^abe fie gehört. S)arin
^abe ©oberini atte feine Staaten in ben ganzen 3e!)n ;3a5ren feiner
SSermaltung aufgeführt, fic^ aber unb atte§ ba§ ©eine bargeboten,
eine freie S5erfaffung 3U erhalten. Sarmignola fage, „ber .^neg
toerbe allein toiber i^n, ben ©onfaloniere, geführt; nun fei er Bereit,
ab^ubanfen, aber nur, toenn ba§ S}ol! eg gut ^ei^e, toeld§e§ i^n ein=
gefegt, ^n beffen §änbe ergebe er fic^ gäuälid^." 5Dftan fie^t, ha^
©oberini^§ 9ftebe gan^ |)erfönlic^ toar unb auf x1)n felBft ging, «öierau
ö. gflan!e'§ Söetle XXXIII. XXXIV. SRotn. unb Q^xm. SSölIer. 3. 5lufl. *2
20* ßtfter 2lbfd^nitt.
nötl^igte i^n feine (Be\af)x unb bie Sage ber <Baä)m. ^flun ^at
©uicciaxbtni ^) biefelBe, bod§ nein, niä)i biefelBe, fonbern ftatt i'^rer
eine anbere Sftebe. S5ei i^m fagt ©oberini bon feinen jel^njä^^rigen
2^^aten ni(^t§; öielme^r ift nac^ einem furzen Eingänge, too er fel^r
matt t)on fid^ f priest, fein eigentlidieS S^'^ema: „bie ^ebici toürben
mit nid^ten fo toieberlommen, toie fie gegangen''; ein 2:^ema, ba§
au(^ (5i§monbi an§ i^m ei'cer|)itt, at§ toäre ©oberini ni(i)t bnrd^
unb huxä) ein ^o:|3o(are getoefen, unb a(§ l^ätte er bie 5)tebici fo leiben
tooEen, toie fie fi(^ auöor öer^alten Ratten. S)er ©c^InB ift triebet
fel^r matt unb enthält im ^rnnbe nid§t§ aU: „Tuus, o regina, etc."
@§ ift beutlic^ , tüie fe^r biefe hieben in ^Jleinung unb äöorten öon
einanber aBweic^en. @nicciarbini !am e§ nid^t auf bie Söa^ir^eit an;
W barauf folgenbe ^nttDort ber 5}tebici tüoEte er DorBereiten. S)a5er
ld|t er aud^ bie 35erati^ung in ben @onfalonen unb bie großen fc
Bietungen für ©oberini tüeg.
äöenn nun 5^erli fagt, biefe Siebe fei bod^ molto elegantemente
öon ^t. @uicciarbini gefd^rieBen, fo er!ennt man, ba§ er bamit nic^t
fagen miE: „toal^r^^aft" ; fonft toürbe er, ber fie gel^ört imb nur in=
birect referirt, \iä) ni($t bie ^Jlü^e gegeBen ^aBen, bie t)on ber S)ar=
fteEung @uicciarbini'§ aBtoeit^enbe SBa^r^eit barüBer mit^ut^eilen.
^Ber man er!ennt äugleid^, ba^ bamalg !ein 5D^enf(^ in Italien t)on
einer :^iftorifd§en SR;ebe aud^ mti)x forberte, al§ ©legans. Unb fo
!önnen \id) bie Oleben, toeld^e ^uicciarbini üBer |)o|)oIare unb arifto=
fratifd^e S^ertoaltung na{^ ber S5ertreiBung ^iero'§ galten lä^t, nii^t
auf ba§ 3^ugni§ 5^erli'§ ftü^en, ber fie elegant nennt.
§at nun ©oberini menigfteng bamal§ eine 9lebe gel^alten, too
il^n (SJuicciarbini eine l^alten lö^t, fo ift in anbern gäEen felBft bie§
(ge^altenfein fe]§r ätoeifel^aft. S3efonber§ merlmürbig unb oft mieber=
l^olt ift bie 3^ebe, bie er bem beutfd^en Könige gu ß^oftni^ 1507 in
ben^unb legt (YII, 381). S5ir!en 'l^at fie in ßurialftit geBrad^t;
§äBerIin fagt: „@r ^ielt in eigener ^erfon eine nad^brücfüd^e Siebe";
bie 5^eueften ^aBen @inige§ barauö aufgenommen. 2Öäre e§ ma^r,
toie toürben bie SSeBel, bie <g)utten ben ßicero auf bem ^^^rone ge=
^riefen l^aBen! ^nä) öon anberen ©eiten berne^men toir öon einer
ülebe, bie ^O^ajimilian ge'^alten ^aBe; $etru§ ^Jlart^r fagt: „ferunt
Maximilianum pro concione orationem luculentam habuisse, de
coniuge rapta, filia repudiata et alia id genus." ^) üloo, jebod^
1) II, IX, p. 11.
2) Epistola 358.
Söott ben ^ihixi ©uicciarbint'g. *21
Ttii^t ettoa 5ttttl§emtu§ , ioie f^uc^^ fagt, ^at tüentgften§ : „ferunt
Caesarem dixisse, centies centena aureorum millia e suis opibns
reipublicae impensa fuisse hactenus" ^). 2ßa^tf(f)etnti(^ ^at biefe
©t^ä^Iung fotgenben Urfprung. 5luf biefem 9tet(^§tage inarb eine
©(^rift unter bem mittel: „^ur^er ^Begriff, toaS (iJeftalt nnb ^Dfleinung
ber 9ftömifc§e Äönig BiS'^ev t)on be§ 9^eid§§ 5^u^en wegen ge^^anbclt,
fürgenommen, bargeftretft unb get^an" ^), bon bem ^ijnige feI6ft ben
©tänben mitgefreut, ^n berjelBen fielet aUerbingS: öon ben ^•i6=
tanben IjaBe ber Ä^önig üBer 100 ^al 100,000 (S5ulben em|)fangen.
5lEerbtng§ Beginnt fie Don ben Kriegen gegen ßubmig XI., fät)rt mit
ber SSretagner §eirat^, bem TO^gefd^icC 5[Jtargarett)a^§ unb ä^nlid^en
S)ingcn fort unb enbigt mit einer Ermunterung, ^flun f(^eint e§,
ha^ fid) ber S^tuf einer ütebe auf biefe ©d^rift grünbete. ^Ber fte
ift nid^t d)iva felBft in @uicciarbini'§ §änben getoejen, ber üBer^aupt
bon bem. 9fieii^§tage äu (S^oftni^ eine fet)r unrit^tige S5orfteEung tjai;
er fagt: c§ fei feit langen i^a^ren nie einer fo frequent getoefen, oB=
gleich gemi^ ift, ba^ nur ein einziger ^urfürft i^n Befud^t l^at.
^ie ülebe, bie er ben ^atfer galten lä^t, i^anbelt bon bem ©d^im^f,
ber geringer fein mürbe, mofern bie S)eutf(^en nur an ftd^ ber ^ladfit
ber ^ran^ofen nad^ftünben, mofern nur nod[) bie alte @ntfd§ulbigung
ftatt^ätte, e§ gelte me§r ba§ S^ntereffe öon Oefterreii^ al§ öon
^eutfd^lanb. OB er tüol^l gerabegu fagt: „5ll§ ber ßärm geenbet,
rebete ber ^aifer biefe 5!Jleinuug", fo glauBte er bod^ tool^l felBft
nid^t, ha% S)eutfi^e einmal feine <Bai^tn für toal^r l)alten mürben.
5lBer bie unenblid§e 3Beitf(^toeifig!ett ber S3ir!eu unb ber ^JlüHer,
bie ni{f)t baö ^Jlinbefte megplaffen magen, unb ber ^^lame f^ugger^,
ben man \pähx an ben ©l^renfpiegel !nü|)fte, l^aBen biefe§ bo(^
Bemirft.
Sn btefen erbtd^teten Sieben !ann e§ brei (Srabe geBen: bie
S5eränbcrung gehaltener, bie Erbic^tung nie gehaltener, bie Umgeftal=
tung ber 2^l)atfa(^en, um ju einer erbid^tcten Sflebe ju gelangen.
S)er britte ^rab ift ol)ne 3^#^ ^^^ ftär!fte unb eine§ «&tfto=
lti!er§ nid^t fe^r mürbtg.
I ^ä) !ann nid^t öerfd§metgen, ha^, mie bie Siebe ©oberini'S ber=
1 önbert, bie be§ ^aifer§ erbidE)tet, fo eine britte tiorlianbeu ift, mo @uic=
ciarbint ber ^efd^idite untreu getoorben ju fein fd^eint, um fte l^alten
laffen 3u fönnen. @§ ift bie Sfiebe §ieront)mo ^orone'§ in bem=
1) Annales Austriaci, p. 484.
2) ©ebtudt in ©^alatin, fieben griebri(i^§ be§ 2Beifcn, p. 91.
22* ß^ft« 5lB|(^nitt.
felben ?n6f($nttt be§ 15. 5Bud^e§, ben ber ©efditc^tfd^reiBer, tute oBen
geseigt tüorben, tJorne'^mltd^ naä) (BaUa^^o t)erfa§t ^at. Söenn @a=
leaa^o (IV, 192) n-^ä^t, ^Jlorone fei Bei gron^ Storaa in $iaäiö^e=
tone gettjefen, Beibe Tratten nad^ ^ailanb getooEt, toären aber but(^
bie ^flä^^e be§ f^einbe^ gefdöretft tooiben nnb nac^ ^atiia gegangen,
fo er^ä^^It ^uicdarbini jinar Beinal^e ba§ ^ämCid^e, bo(^ nnr üon
@fotäa. ©tatt ha^ (BaUa^^o fagt: Sfortia et Moronus, nihil diffe-
rendum rati, statim Mediolanum gressum dirigunt; et vix
duo milliaria praetergressi erant, cum etc., ftatt ba§ berfelBc an§=
brüdlid^ fagt: poenituit duces, qui Mediolanum venerant, capti con-
silii, praesertim Frincipe et Morono ahsentibus, lä^t ^uicciatbint
^toax Sforza gurütfge^en, aBer ^JJlorone Bereite bor^er nad§ ^ailanb
gelangen unb ba eine ülebe Ijatten. äöenn ivgenb ein anbetet ^enfi^,
fo mu^ @aIea5äo, unb toenn irgenbtüo, fo mu§ et "^iet glauBtoiiibig
fein, ba et, n)ie et Don fic^ felBft fagt, aud^ auf 5Jlotone'§ üleifen
(domi forisque) ben SStieftoed^fel beffelBen Befotgte ^) unb o^ne ätocijel
i^n aud) ^iet Begleitete, ba bet ^tfd^lu^, ben i^m @uicciatbtni
äufd^teiBt, e^tenlJoE genug, buT(i) eiren glücElid^en 5lu§gang gefrönt
unb !eine§n)eg§ äu üetfc^toeigen tvax. @uicciatbini^§ S^ugni^ !ann
1§iet um fo Ujeniget gelten, ba et an eBen bet ©teile, n)o et öou
^aleaääo aBmeid^t, i"§n gu @tunbe 5u legen forttä§tt. Senn feine
Söotte: „non ridotta dentro la copia delle vettovaglie consueta,
difficili i modi del fare provedimenti de' danari de' ripari non
havendo alcuno atteso a conservargli", fonnen i§ten Urfl^nng au§
ben SGßotten (Salea^^o'ö: „cum neque vallum urbis refectum inve-
nissent neque farinam ad panem confi-ciendum aut ügnorum copiam
in urbe esse intellexissent", nid^t tjetleugnen. <3oEte et nut gc=
toünfd^t ^aBen, Wk anbete !Iuge 5lnf(^(äge, aud^ ben ^ian, ^ailanb
5U betlaffen, einem ^talienet 3U5uf(^teiBen ? S3ieEeidf)t nioEte et nid)t§,
al^ bie fonbetBate ßage, too gütft unb S3ütget einanbet getteu finb,
aBet, n)ie fe^t fie e§ aud§ toünfd^en, einanbet nic^t p untetftü^cn
öetmögen, um fo beutlid^et matten.
.^iet niu§ id) nun aut^ ben Betufenen S5otttag Betü'^ten, ben
5lntonio ^iuftiniani im 8. Suc^ unfetet ^efd^id^te an ^ai'imilian
rid§tet. ^n bet ©toet^fc^en 5tu§gaBe be§ ^uicciatbini finben fic^ ge=
toiffe 33ettad)tungen übet ba§ äßet! beffelBen t)on ©iobanBattifta
ßeoni, tüdd)t Befonbet§ SSenebig unb ben <g)et3og t)on UtBino gegen
i]§n fettleibigen, ^n bem 6. S5ud)e biefet ^ettai^tungen, p. 92, beutet
1) Capellae praefatio in commentarios ad Franciscum, duc. Med.
53on ben hieben ©ukciarbini'^. *23
Ütoni an, er ^aBe bie ^nfttuctton ©tuftiniam^S gefeiten uttb bürfe
nur bat)on ni(i)t gerabe l§erau§ teben ; bod) fei fie !eine§tt)eg§ f o unter=
uiiirfig getüefen , tüte ber @efd^i(^tfd§reiBer melbe ; fie ^abe öietmel^t
auf eine Ermunterung ber freien 9teid§§ftäbte 3um SCßiberftanbe gegen
biefen ^rieg gelautet. @r fagt ferner, bie S3eglau]6igung§f(f)reiben,
iuc(d§e ^iuftiniani an ^Jlajimilian mitgegeben loorben, l^abe er felBft
bei ben Erben beffelben gefunben, fo ba^ jener niemals öor
bcn ^önig gefommen fei: benn toie folle er bann nid^t bie
Si^reiben abgegeben l^aben? ^n ber Tifat fei ^iuftiniani bon bem
^M{{f)of bon irient al§ ein ©i-communicirter 3urü(ige =
tiuefen tüorben. E§ ift !ein @runb t)or!)anben, ßeoni^S ^er=
fic^erungen 3u mißtrauen, ^ennoi^ ]§at ^uicciarbini t)on feiner
iKebe fo ftar! t)erfi(f)ert, tüie bei biefer, fie fei ec^t: „e§ feien bie
oit^enen Söorte be§ ©efanbten; er ^abe fie nur au§ bem ßatein in
bie S3ulgärf|)rac§e gebrad^t." §ier finben tüir un§ in bem j^aUt,
einen bon Seiben einer abfid)tü(^en S5erfälfd§ung ber SBa'^r^eit,
uietc^e nid§t Erbid^tung, fonbem gan^ anberS 3U l)ei§en berbienen
unirbe, auflagen p muffen, ^lur einen einjigen 5lu§tr)eg fd^eint e§
VI geben. 5Jlan pflegte nämlii^ bama(§ in "^öl^eren unb niebrigeren
3e^ulen, ja aud^ au^er benfelben pr Hebung Sieben fo gut für ein=
mal ba getüefene al§ für fingirte güEe au§(^uarbeiten unb fie 3U=
tu eilen felbft befannt p machen. S5on biefen 5lrbeiten 1)abcn einige,
ruie id§ no(^ ju geigen gebenfe, l^iftorifc^eS ^Infe^en erlangt. E§ ift
nic^t untoa^rfd) einlief , ba^ jene 9ltebe, toeldie ber S)octor S^acob
Ircter gu Stettin im ^al^re 1613 in einem alten Exemplare ber
^*t)ronif ^l)ili]D^§ bon Bergamo angefd^rieben fanb, folrf) eine Uebung
i^iüefen , eine getüiffe ^Verbreitung gefunben , au(^ ©uicciarbini jur
Oanb gefommen unb, obmo^l fie ba» falfdlie S)atum be§ 25. Wäx^
1509 trägt, bon biefem für ei^t gel)alten tüorben fei. 2)ann fann
er mit Söa^^r^eit fagen: „trasferendo le parole latine in voci vul-
gari"; nnb ßeoni^§ S5erficl)ernngen fönnen bennod^ befielen. ^Ber
bie Ed^t^eit ber 9ftebe, bie aud^ in fid§ bie allergrößte llntr)a5rfd§ein=
li Gefeit 'i)ai, Bleibt freilid§ ungerettet.
äÖir erfennen, baß bon ben kleben @uicciarbini'§ einige l^öd^ft
ina^rfd^einlid^ niemals, anbere tcenigftenS anberS geilten iporben, olS er
evaä:^lt ; unb tüir ertüarten noc§ ben, ber nur bon einer einzigen Betüeifen
!ann, fie fei gans ed^t. ^e^men tüir T^in^u, baß äutoeilen, nadljbem
^Xebe unb ©egenrebe ausgeführt finb, ber eigentlid^ Betoegenben ©rünbe
boc^ erft liinter Beiben gebadet tt)irb, toie IV, 209—214 Bei ben Er=
örterungen über ben 58unb SßenebigS mit ßubtpig XII., fo ift nod^
24* etflct 5lbj(i^nitt.
beutlic^er, ba§ fte Blofe bem S)t§cur§, ber SSetrac^tung eine§ tjorüc*
genben @egenftatibe§ nac^ atten Letten unb ieber ^ögttc^fett btenen,
ha^ fte aber mit :§tftortfi^ett gUlonuntettten ]o gut tute ntc^tg gemein
ijabm. ^iä}i aEein ba§ SSeif|3iel ber 5l(ten reiate ^ier (^^uicdarbini ;
hk ^elel^rten bamaliger Seit :^attett fi(^ fo je^^r in bie antue ^Jlanter
öertieft, ba^ biefelbe Stimmung, auf bie Siöiu§ traute, alö er erbid^=
tete fReben in feine 5De!aben einsufted^ten toagte, aud^ bamat§ bem
@efd)id§tf(^reiber tnie öon felbft entgegenlam.
5. SJon ben falfd^en ©r^d^Iungen @uicciarbini'§.
2Bir unfereg Drte§ ^aben einen anberen SSegriff öon ^efd)id§te.
^adtt Söa^r^eit o^ne aEen ©d§mu(l, grünblid^e ßrforfc^ung be§
©inaeinen , ba§ Uebrige @ott befo^^len ; nur fein (Srbid^ten, aui^ nic^t
im ^teinften, nur !ein ^irngefpinnft.
5ln unb für fid^ lä^t fid§ nun tjon bem oben angebeuteten
Sßerfa^ren @uicciarbini'§ beulen, ba§ e§ babei nid^t o^ne mand^erlei
Sfrrt^ümer abgegangen fein !ann. ^n ber 2;T§at finbet fid§ i^rer bie
^O^lenge. ^ä) mU Uo^ M einigen ber toid^tigften fte^en bleiben,
mit benen ettoa bie SGßenbungen ber 2)inge in eine falfd^e ?lnfid^t
gerüdtt tu erben.
^tobeiung ^P^iailantS t)on 1499.
3n ^alea53o ©anfeüerino fteEt ^uicciarbini ha^ ^O^ufter eines
feigen S5errät^er§ auf: „er ^abe Slleffanbria redf)t mo^l, ja baS
ßanb jenfeit be§ ^o fe^r leidet bef(^ü^en !önnen; er ^abe 3000 ju
gu§ unb 2400 ^ferbe gel^abt; aber ^ftiemanbem 1)dbt er ein Söort
gefagt, al§ Suaio ^Jtalöeaao, unb fei ]^eimlid^ baöongegangen" ^). ^n
3lieffanbria ift 'bk @ntfä)eibung be§ ganjen Krieges ; ^ier toar @r*
forfd)ung unb @eti:)i§:^eit öor attem öonnöt^en.
^flun ^aben mirSoboöicoSforäa^g eigenen S5erid§t, in bem toirlefen^) :
„^aleajäo ^abt 2000 ju ^ferbe unb 400 5!Jlann ju ^ufee ge:§abt — toel«
d^e§ gan5 ba§ alte Söer'^ältni^ italienifdjer .^eere ift — ; aber megen ber
Ueberjal^l ber franjöfifd^en ^ferbe ^abe er baS gelb, tüegen ber gro*
|en Sßirlung be§ franaüfifd^en Öefd^ü^e§ bie ©tabt nid^t 3U; galten
ijermod&t." ^uicciarbini fagt : „bie SSornia fei ausgetreten, unb ba ^abt
1) IV, 239, 228.
2) Commissione di Lodovico Sforza ad Ambrogio etc. in Cario,
Hißtoria di Milano 979.
S5on ben falfcf)en dx^atjlm^en ©uicctatbini'i. *25
(^mleaa^o angreifen muffen" ; " aber toie foEte bie§ nid^t eBenfo ]^in=
bei({d§ für i:^n getüefen fein, ai§> für ben geinb? — UeBriöeng l^atten
]a hk gran^ofen bie feften Orte ju Beiben (Seiten. — g^lun fäl^rt
^'obobico fort: „I nostri furono costretti, far prova, se con l'uscire
fuora si potevano salvare, come speravano poter fare, promesso 11
passo libero dal Sig. Constantino in Monferrato." hiermit ftimmen
bie S3riefe, toeld^e S^togmini in ber Vita di Triulcio^) mitt^eilt:
„Signore Galeazzo con tutta la gente d'arme usciteno fuora et se
ne veneno via", nnb ein anberer: „Se levarono et preseno diverse
vie", treff(icf) üBerein, unb man fie^t, ba bie <Biaht nic§t ju Italien
mar, ha% ^aUa^^o fein S5ol!, bie bome^mfte ^JJlad^t feine§ ^erm,
311 retten fud§te. ^n ber %1)ai enttarn ber größere 5tl§eit öon i^nen
md) ^onferrat; aBer ^ier tourben fte rotta la fede, toie Soboöico
fagt, boc§ ge|)Iünbert. 2)ie§ ift o^^ne S^^eifet bie Sßatir^eit; too^er
eiitnatim nun ^uicciarbini feine gan^ falfcfie Sluffaffung? @r Bilbete
fic fid), tüie mir fd^eint, au§ be§ Corio historia di Milano, p. 972. 2)em=
felBen ßorio folgt er in ber ganjen ßraä^lung, bod§ nici)t o^ne eigene
51u§f(^mü(fungen , auf bem gufee nad§. Sorio fagt 3. 35., Soboöico
(laBe ein ßoncilio ber ^ailänber Primaten gehalten, unb nennt genau,
rocr baBei getüefen. @uicciarbini mai^t barau§: er l§aBe ben popolo
Berufen unb con caldissime parole gefprod^en; benn tro^ feiner
arifto!ratifd)en 5^eigungen lieBt er bod§ 2)emegorieen üBer bie 5!Jla^en.
(sorio fagt ferner, i^ranj ©anfeöerin, ^raf öon ©aia^ao, ^aBe fic^
f)eimlic§ mit ben ©iegern öertragen. (Suicciarbini toei^, toarum:
„er ^aBe e§ üBel genommen, ba§ ©ateaä^o i^m öorge^ogen toorben."
%k 5lngaBe eineS fo öeradjtungStoürbigen @runbe§ tüirb um fo t)er=
bddjtiger, ba ^uicciarbini einmal ein folc^er geinb be§ trafen ge=
tücfen ift, ba§ berfelBe i^n ermorben moEen. .^ier nun, wenn ßorio
t)ün ^alea^^o fagt: „Piü da nascosto, che potö, uscendo pigliö il
Camino verso Milano e dietro lo seguitö Ermes, Galeazzo conte
di Melzo, Alessandro Sforza, Lucio Malvezzo con alcuni de' suoi",
fo fann in biefen Söorten ein SJerbad^t beg ©cCiriftfteEerS , aBer fein
;U'ugni§ gefunben merben. @inem ß^orio , ber ben' ©forden mit SeiB
unb ©eele ergeBen toar, ber i^ren Untergang mit toa^rem ©cCimerä
erjä^lt, fann ein fo leife angebeuteter SJerbad^t tüof)l nad^gefe^en
tücrben. SSeffere ä^ufin^ff^ Belef)ren ung, ha^ er Unrei^t l^atte. (So
toar ein öorBereiteter 5lu§3ug aEer Oteiter, feine augenBlidttid^ ent=
ftanbene unb aEgemeine gluckt. 5lBer alä ©uicciarbini fd^rieB,
1) II, 272.
26* @tfter Slbfd^nitt.
il
toarcn bie ßeibcnft^aiten Beruhigt, unb er l§atte ben SSertc^t Sobo=
t)ico'§, ber an ben doxio angebrutit ift, bot klugen. (Sr inbe^ l§ielt
ftt^ an feinen 5lntor; !onnte er einen feiner §an^tfä^e: „M einem
8felb]^erm fei ettoaS gan^ 5lnbere§ bonnöt^en, aU in 2^nmieren
eine San^e jn Bred§en öerftel^en", jentalg fc^Iagenber Behjetfen? @a=
leaääo, h)et{^er mit feinem <g)ertn 16i§ an§ 6nbe ausfielt, tüeld^er, al§
aEe S)inge eine fo gan^ anbete SBenbnng genommen, in bet <Bä)la^t
bon $abia fiel, inbem er öot feinem «Könige T^ettitt unb i!)n b
t^eibigte, muffen mit tjon ienet fc^led^ten 2;^at fteifptedCien.
11
©toBcrung Don ^Uaptl 1501.
@§ !ommt bei biefet (Stobetung nid^t fotno^l auf ben Ärieg, ha
ja leinet toat, al§ auf bie Untet^anblungen 5Ut)ot an. ^uicciatbini
Bel^au^tet ^) : „at§ ^önig ßubtoig XII. bie Untetnelimung Befc^Ioffen,
l^abe et öon 55lajimilian unb öon getbinanb SGßibetftanb 5U fütd^ten
gehabt. 5^un l^abe 5[JlajimiIian, unfet ^önig, ^mat fc^on jubot bon
gebetigo ju ^ea^set 40,000 S)ucaten genommen unb x^n au öettT§ei=
bigen t)etfptod§en ; um eine anbete gute ©umme @elb ^abe et fi(^
inbe^ öon Submig ^u einem StiEftanbe betoegen laffen. <!&ietauf l^abe
Submig bie alte Untet^anblung mit ^etbinanb etneuett." ©oEen mit
bon einem beutfd§cn Könige unb ^aifet biefe öetabf^euung^mütbige
§anblung glauben, l^innelimen, miebet betbteiten? @tften§ : f(^to§ et ben
©tiEftanb? ^Ui nid^ten, fonbetn man ^atte i^m einen 9leid§§tat^
gut ©eite gefegt, bet feine mefentlid^e ^Oflai^t tietnic^tete; biefet f(^lo§
eigenmächtig ben ©tiEftanb; et abet toeigette fic§ 4 Monate, i'^n ^u
tatificiten. ^^toeikn^: !onnte biefet ©tiEftanb auf '^^ap^l @influ§
l^aben? Sbenfomentg. @t enbigte mit bem 1. ;SuIi 1501, mie
fel^t au(^ @uicciatbini betfid^ete, „et ^abe fic^ per molti mesi et=
ftterft." ßtft im ßaufe be§ SuH fielen bie gtan^ofen in ^ea|3el ein,
fo ba§ iebe S>ibetfion, bie bem 3tei(^e möglich, i^m aud§ etlaubt n>at.
3lEe SSotfd^läge, biefen ©tiEftanb ju öetlängetn, mie§ ^lajimilian
ftanb^aft ah. ^ajt mitb bem getteuen 5PflüEet glauben, bet au§ einem
!utfütftlic§en 5ltc^ib (Acta, f. 9, lit. F, 36 M biefe ^aä)xi^t in ben
9fleid^§tag§ftaat p. 106 aufnimmt: „^ad^bem B. ^ajimilian bet*
nal^m, ha% ^Jlea:bolt§ fammt anbeten italienifi^en Stäuben, hk bem
^^eiligen 9teid^e nid§t jugeliöten, (t)on bem ©tiEftanbe) au§gefd&loffen
metben foEte, tooEte ^, ^Jl. bie ^tfttetfung nic§t ein gelten; toeiln
anbei bie nea^jolitanifd^e 2^i§ei(ung betid^tet tnotben, ]^at 3. 5JI. ben
1) V, p. 260.
95on bcn faljc^en ©raä^lungen ®uicciarbint'§. *27
f^onifd^en Oratoren an S)ero §of SJorl^altung getfian." 2)ie§ reinigt
unfern Äönig ööEig. 5116er ber Sftaliencr ^aik öon nea|)olitanifd)em
.^elbe unb öon einem ©tiEftanbe ber S)eutfd§en, xä) tüd% nic^t, n)o,
gelefen; baraug fiilbet er ftd§ feine ^efi^id^te au§. ^un ift bo§
gtüeite : ßubtoig — temendo, non se gli opponessino i re di Spagna —
l^aBe bie Unterl^anblung in ©Manien erneuert, minber Bebeutenb,
oBer nid^t minber falfc§. g^irita, ber fo gut au§ ben fpanifc^en
5lrd§it)en fc^ö^fte, tük 5JlüEer au§ einem beutf($en, o'btüo^ er nic^t
fo genau citirt, Belel^rt un§, ba^ ^Jlofen @raEa hk erfte Eröffnung
toegen ber 2;^eilung ''ReapeU an ?(mboife gemacht l§at (I, f. 168).
^ierburc§ nun jällt bie 2)arftellung ©uicciarbini'ö unb SlEer, bie i^m
nad^gefc^rieben, t)on einer fo toii^tigen Gegebenheit in ein 5'lic§t§.
5^ea:pel an ©panicn 1503.
S)iefe Beiben ©roBerungen finb bie Beiben erften großen Erfolge
ber italienifcf)en SBetocgungen. ©in britter ift, ba§ 9tea|)el fpanifd§
toirb. ^ier gilt e§ eine gen)iffe Unterl^anblung in ^ran!reic§ , bo^
Bornel^mlid^ ben .^rieg. Söie fd^led^t Öuicciarbini über bie llnter=
^anblung unterrid^tet föar, ergieBt fic^ barau§, \)a^ er V, p. 300
ben ©r^'^erjog ^'^ili:}:)^, ber fie führte, nac^ Gtoi§ reifen lägt. ^ontu§
|)euteruS, Rerum Belgicarum YI, 259, l^atte ba§ 3:;ageBuc§ ßalaing§
bon ^ontignl^; unb e§ ejiftirt nod^ ein anbere§ tjon <g)uBert bon
Süttid^ üBer biefe S^leife. ^an fie'^t, fie ging über 5^arBonne, ^]!Jlont=
ipeEier unb 5lbignon, bie ^^6m l^inauf nadf) ßt)on unb BlieB 100 Sieueg
bon S3loi§ entfernt. Söenn ©uicciarbini nun anfül^rt, $l^ili^3p l^aBe
bie @eige(n be§ .^'önigg t)on S5alencienne§ ^urüdtgel^en ^n^en, fotoie
er nur auf fran^öfifd^en S3oben gelommen, fo ftimmt bieg fd^led^t
mit ßalaing, n)elcf)er Be'^au^tet, erft bann fei $^iti^p nad^ ^larBonne
fortgereift, al§ er ber 5ln!unft ber @ei§e(n in S3alencienne§ fidler
geuiefen. S)a jener nun über fo offenBare S)inge im 3^trtl§ume ift,
toag foEte er biet oon ben ge:§eimeren toiffen ? — ^Ber bie ^anpt-
fad^e, niie gefagt, ift ber ^rieg.
3luf feinen Urfprung, meld^er öon ©uicciarbini ungenau erjäl^lt
ift, unb auf bas UeBrige miE id^ nid^t eingel)en, fonbern nur auf bie
Söenbung be§ @tücfe§ öon ber frauäöfifd^en auf bie f^anifd^e ©eite;
eine um fo Bebeutenbere <Ba<i)t, ba bie Stimmung be§ ganaen S?oIfe§
bon ber 5Jleinung, toer im S5ortl^eile fei, aBi^ing. «&ier fe^t er p. 296
5uerft ben 5lBfaE 6afteEaneta^§ bon ben f^i^anjofen, l^ierauf bie @r=
oBerung bon 9tuBo§, enblid§ ben ä^^i^öwljf ^^i^ S)reiael^n. „S)iefer
fei über bie 5lu§löfung ber befangenen bon 9luBo8 i^ergefommen.''
28* Giftet Slbfd^nitt.
^nn ift aBer au§ bem 2:agebuc§e 5paffero^§ p. 133 getoi^ , ba§
3tt)et!am:pf am 13. gebruar 1503 gefd^a^^, ba§ hierauf erft unb nt
früher SafteEaneta abfiel, unb Quxita Wi)xt, ha% ©onfalöo erft am
25. gebruar gegen Ü^uBoS au§3og. ^ietburd^ fällt jene gan^e S)ar=
fteEung toteberum in 5^id^t§. UeBtigeng be'^auptet ©uicciarbini,
ßafteEaneta fei eine terra vicina a Barletta, ba e§ boc^ in einer
anberen ^proöina, an einem anberen 5Jleere, an bem anberen ^Ib^cinge
ber 5l|)enmnen liegt nnb menigftenS 70 ^Jliglien batjon entfernt ift;
er fagt bon ßa^alice in 9ftubo§: „Faceva guardie negligente
et debole difesa", ba bo(^ nac^ ben genauen ^^ac^rtd^ten Bei 3urita
266 unb in Sot)iu§, Vita Gonsalvi 248, fieBen ©tunben geftürmt unb
Bi§ in bie ^acf)t ge!äm|)ft toerben mußte, e^e biefe ©|3anier, benen in
ber 2;i§at ni($t leicht toar äu tüiberfteT^en, ben ©ieg er!äm|)fen !onnten.
@efe|t nun, toir fönnen bag UeBrige nic^t fo genau toiberlegen, foEen
totr e§ glauBen?
SSom 5Papfle Sllcjanber.
©d^tüerlid^ mirb man öon ber öerrui^ten ^eBeuBu^terfi^aft 3lleyan=
berS, Suang unb ßefar 33orgia'g Bei ßucrejia S3orgia eine gegrünbete
5flad§ric^t t)or ^uicciarbini finben. äöorauf man fid§ ftü^t, ftnb bie
ß^igramme ^ontan§ unb ©anna^arS, ftnb einige ^ubeutungen in
^eter ^artt)r§ S3riefen unb in einer offenBaren ©d^mä^fi^rift , bie
l^inter bem 2^ageBud§e S3ur!arb§ fte^t^). ©oE man einer ©d^mä^-
fd^rift glauBen, mo fie nur anbeutet? — S)ie äöorte anpfü^ren,
toirb mir 3eber eiiaffen. — $eter ^artt)r, ber Bei ben Sauren 1497
unb 1498, mie id^ Betoeifen toerbe, große ^rrttjümer Bege:^t, ber fonft
nid§t !eufdt) ober äurütf^altenb fprid^t, ber l^ier auc^ nur anbeutet,
foE ber ein unöermerflid^er Senge fein? ßnblid^ bie Epigramme?
S)er .^aß unb ein 2öi| ift \f)mn genug. 5lBer me^r. S)ie nämlichen
S5efd§ulbigungen öon bem ^DUßBrauc^e feiner eigenen 2:oc^ter finbet
man auf bie nämliche äöeife in Epigrammen unb ©d^mäl^fd^riften
auf ^aul III. gel^äuft. ©(eiban ]§at fie, unb felBft in hk ßeBen§»
gefd^id)te eine§ 33ürgermeifter§ ju ©tralfunb, SSartt)oIomäu§ ©aftroto,
l^aBen fie fid§ öerloren"). ^SoE nun gerabe bie 5pä))fte biefe 25er=»
irrung aEer 5^atur, biefe toai^re SHaferei ergriffen l^aBen? ©uicciarbini
ift ^ier nid)t at§ gteic^äeitig, unb tuenn er tiermöge feine§ $ragmati§=
mu§ fagt, ein trüber §aBe hm anbern Beneibet, ift er al§ ein 5lnfläger
unb ni^t alg ein Stn^e an^ufel^en.
1) iUgt. ^«nfe, 3lnmcrf. ju 9to§coe, Seben l^eo'g X. I, 842.
2) iöort^ol. ©aftiotoen ^etforamen ?c. I, 367.
33on ben falfd^en 6r3ä^lungcn ®utcctatbint'§. +29
Unb fo foEte man aud) bie S)arftellung t)on bem Stöbe %Uxan=
ber§ burd^ ba§ ^ift, ba§ fein (5o§n für 5lnbere Bereitet unb er
felbft äufäHig Befommen, toie fie (S^uicciarbini :^at, Beätoeifeln bürfen.
^n ber Z^at ertod^nt SBurcarbu§, beffen S)iarium qu(^ ba§ ©eringfte
Berichtet, öon bem (Stifte lein Sßort, fonbern einen regelmäßigen 3Jer=
lauf ber ^ran!^eit, „gieBer, :§eftige§ ^ieBer, (SjeBraud^ ber ^Ir^enei,
Zoy, t)om 12. — 18. miguft 1503. S3requignt) (Extraits p. 64)
unb üloScoe ^aBen fein SSebenfen getragen, ben einfad^eren ^eric^t
be^ 6;eremonienmeifter§ ber ©r^ä^Iung be§ @efd§it^tf($reiBer§ üoriu=
sieben. Snbeß ift e§ l^iermit nid^t aBgeti§an. ^lHauöerBreitet ift bie
©age. ©elBft Srit^emiuS §örte fie inner^IB ber 3Jlauern feinet
Mofter§. ©elBft ßinturing, ber ju §ofe einen ^In^ang an 9loteroinfy
gaScicuIuö fd^rieB, tüußte fie. 3"i^itö/ ber au§ ben ed^teften S5erirf)ten
]ii)öp]i, ^at fie nic^t minber. Söenn aBer ;3ot)iug erääl^It, ber 6ar=
binal 5lbrian öon ßorneto felBft, in beffen S5igne auf bem S5atican
e§ fid^ BegeBen, ^aBe xi)m mitget^eilt, audfi er ^aBe t)on biefem @ifte
fterBen foEen unb fei baöon l^alBtobt getoefen, fo fönnen toir Billig
toeiter leinen S^eifel t)aBen. 5lBer warum fd^toeigt Surcarbuö?
2Ba§ ^uicciarbini fagt, „am 17. fei ^(lejanber Vergiftet ftjorben unb
2age§ barauf geftorBen'', ift in leine S^erlnüpfung mit i^m ^u Bringen.
;^ot)iu§ aBer ergäl^It au§ gemiffcn SSriefen, n)eld§e ber f^janifd^e @e=
fanbte an ©on^al gefd^rieBen, „4 STage nadf) bem 5lnfange feiner töbt=
liefen ilranifieit fei 5llejanber geftoiBen" , Vita Gonsalvi II, 259 :
„lethali correptum morbo post quartum diem decessisse." 2)ieö
ftimmt mit bem 15. 5luguft, auf meldten iBurcarbug ben Einfang be§
heftigen f^ieBerS fe^t, gerabe üBerein, fo baß ba§ frül^ere nur äuföEig
getoefen fein müßte, '^an mirb bem ßeremonienmeifter , ber auc^
fonft fi(^ fi^eut, plus sapere quam oportet, ni(^t gerabe^u gefagt
i^aBen, tt)a§ ber @runb ber Äranl^eit toar. 3lBer aU ba§ S5olf bie
ßeic^e fa^, mit einem lo^^lfd^mar^en (SJefid^te, einer gefd^moEenen 3unge,
einem ^unbe, ber nid^t ju f(^ließen njar, al§ man öon ßefarö hiermit
äufammentreffenber Ärani:^eit :^örte, ba lam e§ an ben 2:ag.
OTe§ bieg tool^l Betrad^tet, fo ftjirb ätoar ber 5tob ^tejanber^
burdf) @ift genjiß BteiBen; aBer bie 2)arfteEung @uicciarbini'§ : „il
Pontifice e repentinaraente portato per morto nel Palagio Ponti-
ficale, et il di seguente, che fu 11 18 di d'Agosto, b portato morto
nella chiesa di San Piero" ^), toirb beffenungead^tet nid^t ju retten fein.
I) VI, 314.
30* örftcr ?lb|d^nitt.
Ucbcrgnng.
(SJetoi^, e§ tüäre ermübenb unb , faE§ nur tüal^r tft, tüa§
l^ierl^er bargefteHt tüorben, nidjt minber iinnü|, at§ ermübenb, ai
nur bte l^au^tfäd^lid^ften ^rrt^ümer biefer (Sefd^ic^te aui^u^äl^l^
S)te§ tDürbe eine neue ©efi^td^te werben. Mennen mx tiax ,
ba§ unbebingte Slnfel^en, n)elc§e§ ble§ SBuc^ bis ie|t genoffen, il
mit Unrecht getüäl^rt U^orben, ba§ e§ ni(i)t eine GueEe, eine Ur!ui
fonbern aHein eine ^Bearbeitung , unb attiar eine mangelhafte,
nennen ift, fo ift unfer 3^^«^ erreidit, fo muffen bie (5i§monbi auf
l^ören, unter jeber ©eite ben @uicciarbini unb immer ben nämlid^en
3U citiren; fie muffen miffen, ba§ er nic^t bemeift. ^ä) UJerbe nod§
einiget SSe^eii^nenbere äufammenftellen.
2ß u n b e r.
3}on einem fo fingen 5Dlanne ift BefonberS auffaEenb, ba^ er
ptoeilen bie munberbarften S)inge mit ben Söorten eine§ ©täuBigen
erjä^lt. ^m ^al)re 1512, al§ hk ©l^anier S3ologna belagerten, ^tten
fie il^re Hoffnung Befonber§ auf eine ^]!Jline ^chxo 5^at)arra'§ gefegt.
(Buicciarbini er^ä^lt e§ p. 573: „^ie ^ine fei unter einer ßapeEe,
"von SSaracano genannt, Ijergegangen." (5r fä'^rt fort: „La mina
con grandissimo impeto e romore gittö talmente in alto la capella,
che per quello spatio, che rimase tra '1 terreno ed il muro gittato
in alto fu da quelli, che erano fuora, veduta apertamente la cittk
dentro ed i soldati, che stavano preparati per defendeiia: ma
subito scendendo ingiu ritornö il muro intero nel luogo medesimo,
onde la violenza del fuoco l'haveva sbarrato, ed si ricongiunse
insieme, come se mai non fusse stato mosso," fo ba^ bie ßa^jeHe
in bie §öT^e gegangen, toie ein S5or^ang im Slieater, aber barauf
mieber uiebergefaEen fein unb unerfd^üttert geftanben ^aben foE, tuie
— bod^ mag fte:^t fefter al% 5Jlauer unb ^au§? 3)ie§ Ujirb nun Bei
3^ot)iu§, 5D^uratori, gabroni mieber^^olt; ja, ÜtoSmini er^ä^^lt, bo^ bie
SBoIognefer nod§ ^^eute biefeS Söunber Bege^^en. 5lun toiU id) nid§t
fagen, ha% ettoaS 5le:^nlid§e§ gerabeju unmöglii^ fei; aber bie Beiben
autl^entifd^en unb guten iöerid^te, bie in benfelben 2;agen unb au§
fidlerer .^enntni^ über jene SSelagerung aBgefa^t tuorben finb, öon
ß^occiniuS, ber in ^obena toax unb bem Äaifer bie neueften SÖegeg*
niffe melbete, in bem f&nd)t „de bellis Italicis" unb t)on S^ean le
S5eau, tpeld^er au§ ben Briefen fd^reiBt, bie öon S3ologna nad^ granf»
I
Son ben foljdicn ©täätilimgen ©utcciatbini'l. *31
tetd§ famen ^) , biefe ertüäl^nen 5tüar ber Wim , Befonber§ ber lejte
mit bem 5lu§brurfe ber äu^erften S^ertüunberung , „fie fei big tief in
bic ©tabt gegangen, unb at§ fie lo§gebi'od§en , ^aBe man geglaubt,
biefelbe gel^e unter;" fie erh^ä-^nen ^toar be§ ^am^jeS, ber baranf
erfolgte; aber üon bem äöunber fagen fie fein Sßort: „bie 9luinen
feien faft unüberfteiglid^ unb W ^ran^ofen fe^r tapfer getoefen —
eS n)aren S)eutf(^e ^n i^nen — , ber SlnfaE fei mißlungen." SBie
]§ätten bie fran^öfifi^en 33eri(^te ein fo offenbaret ^d6)txi ber S5or=
liebe Ö)otteö für fie unerwähnt laffen fotten? .g)ier ift ba§ StiE=
f(^n)eigen ber treffenbfte SSetoeig. ©elbft Äarl ©igoniuS, de epi-
scopis Bononiensibus, ber fonft bie SSunber ber ^aria gern auf^ä^tt,
fagt nur: „murum ignis non labefecit, licet valde succusserit",
t)on bem eigentlichen äöunber aber ni(^t§^). „ßinem ^ilbe ber ;^ung=
frau an einem ^eroorf^jringenben (Stü(i ber Litauer ^((bt man 5u=
gefc^rieben, ba§ biefe nid^t gefaEen." 5llfo fcl)eint mir geftiiß, ba§
biefe ©age feinen @runb §at, al§ ettoa einen mißlungenen Eingriff
in ber ^Jlälje biefer ßajjeEe. ©ie mag fid^ aber balb au^gebilbet
^aben unb bon ^uicciarbini , al§ er S3ologna für ben ^a|)ft Oer=
toaltete, Oernommen worben fein. ^a§ S5o(! !ann man ni(i)t tabeln.
Söelc^e Sage "^dtte bie Öh'öße ber @efa^r unb bie §ülfe @otte§, ber
fie t)or bem ©d^itffale ^regcia^ö bamalg befd)ü^te, beffer auSgebrüiit
unb bem ^ebötf)tni§ eingeprägt? ^Äber @uicciarbini , ber nur teicl)t=
^in fagt : „attribuirono questa cosa a miracolo", unb Oon ber ^laria
nic^t Oiel n)iffen miE, Ujirb :§ierburii) nic^t gered^tfertigt. 2)od£) er=
5ä^(t er ja auc^, e§ feien einem bie klugen auSgeriffen unb barnacl)
Oon einem ^Ir^te toieber fo eingefe^t toorben, ba§ baran fein 5Jiangel
getoefen^).
53 e 1 1 r Q g e.
5lgnolo, ber ^Jleffe grance§co'§, ber -Herausgeber biefer @efd§ic§te,
behauptet, fein O^zm ^abt mit befonberem gleiße bie öffentlii^en
2)enfmäler (pubbliche memorie) erforfcf)t unb 1)C[bt bielen S^S^^Ö
5U i^nen geliabt. ^uf biefe originale ^unbe ber 33efc§lüffe unb
SSünbniffe legt :3o^ann ^obin einen befonberen S03ert§. 3^(^ toitt
mit äßenigcm aeigen, bag felbft bie§ nidlit immer ber ^att gemefen.
©oEte er, ein Florentiner unb fo öieljä^riger Beamter ber
1) Lettres de Louis III, p. 158.
2) Sigonius, de rebus BoDoniensibus. Francf. 1604, p. 297.
3) VI, 350. VII, 369.
32* ©tfter 5lbjd^nitt.
^ä^fte, ntcöt äuerft beren SSünbniffe genau l^aBen erforfd^en löm
toenn er QttooEt?
ßiner ber tüid^ttgften S5erträge in feiner ganzen @cf(f)i(^te,
(fier ben @|)aniem guerft ben Eingang nad) OBeritalien öerfd^aj
ift bie Siga ^toifc^en ^a))ft 3uliu§, f^erbinanb unb S5enebig öJ
OctoBer 1511. ^ier, fagt (Buicciarbini (X, 350), ^aBe ^uling 40Ö
ßangen, 500 leidste ^ferbe, 6000 ^u gu^e jum fpanifd^en §eere fto^en
5u laffen üerj^rod^en. ^un fiaBen tüir aber in ben Lettres de
Louis XII. unb fonft ben S^ertrag felbft, UJorin e§ ^eigt: „Item,
quod St. Dominus noster mittere debeat 600 equites gravioris
armaturae" ^), unb tneiter nichts ; wix ^aben bie ^efanntmodiung be§
^a^jfteö, bie er in S. Maria del popolo gu 9tom öorlcjen lie^, worin
c§ lautet: „Sua Sautita da in subsidio di detta lega CCCCCC huomini
d'arme in biancho" ^), unb n^eiter nid}t§. 5lbcr U)a§ liegt an biejen
Säulen? tnirb man öieEeidjt fagen. 5lEerbing§ liegt baran. ^a§
Söefen jenes S5ertrage§ n^ar, ba§ ber ^ap[t bie ©panier um fein
@fiib mief^ete, n^ie er ein anber ^Zal bie ©(^wei^er gemief^et, ober
tuie er auc^ aEenfattS S3refignel§ unb ülomagner miet^en !onnte.
S)ie ©panier er|d§etnen nid^t al§ gang felbftänbige S^erbünbete, fon=
t)em 5um gri3§eren jtl^eile al§ ^emiet^ete. ^e§tt)egeu !onnte fid§ ber
$apft uic^t äu einem neuen eigenen §eere öerpflid^ten ; bie gan^e
Sage ber S)inge toirb burd§ bie Eingabe @uicciarbini^§ öerrüdt. (Sine
le|te 5lu§flu(^t U)äre: bie§ möd^teu t)iettei(i)t jene Slnja^len fein, bie
ber $apft felbft über feinen S5ertrag au§ gutem SöiEen gefteEt. 3lber
tt)o e§ 5ur ©ad^e fommt, p. 568, giebt ber Ö5ef(^id§tfd§reiber nod§
gauä anbere Qa1)Un an.
®er S5ertrag ber Florentiner mit ©arbona bon 1512, in Folge
beffen bie ^Jlebici gurädtfamen, burd§ U)eld^en fie fid§ an (Spanien
fc£)loffen, ift öon aEen, toeld^e jene jemals eingegangen, o^ne S^^^ii^i
einer ber toid^tigften. ^uicciarbini ^at i^n XI, p. 15. 3unt ^IM
l)at il)n aud) Fabroni, Vita Leonis, p. 266, bon SBort 3U Söort mit«
get^eilt. ^ener fagt: „Floren^ fei in bie ßiga unb 5U u»ed§felfcitiger
S5ertl§eibigung in S3unb mit 5lragon getreten." S)er S5ertrag U)ei§
nid^tS bon berßiga; er n)ei§ felbft nid)t§ bon einem, U)ie man nad^
biefen Söorten fd^lie^en foEte, unbebingten 53unbe mit Slragon, fon«
bern biefer SBunb tuirb nur auf 3 i^a^re 6 5}lonate gefd^loffen unb
berpfli(^tet gloren^ blog ^ur SSert^eibigung bon 51eapel. ©uicciarbini
1) Lettres III, 60.
2) Lo numero e la quantitä etc. in dioUot, Scben Seo'ä X. I, Append. 534.
©utcciatbini'^ S^atfteüung feine? eigenen 23ert}Qlteni. *33
jügt i}ix\^u : „2öa§ bie 5[)lebici frü^^et bem S5ice!i3mge berfprod^en, l^aBe
bamat§ ^lorens ju ht^a1)Un ftc§ öett)flic§tet." 5lurf) I)iert)on enti)ält
ber S3ertrag md§t§. ©elBft ttiag ^uicciarbtm tJon ben 200 nea^o=
litanifd^en ßan^en im floteittinifd^en ©olbe, öon ber §ei-fteEung ber
mebiceifd)en @üter angieBt, tft in einem tüeit befc^ränüeren Umfange
n)a^r. S)er tca^re S5ertrag ift mit gieren gefd^roffen nnb erl)ält bie
grei:§eit, ber erbic^tete mit Unehren unb t)erni($tet fie. 3« Befennen
ift, ba^ bie S)inge erfolgten, al§ tüäre ber erbi(^tete S5ertrag ber
wa^re getüefen.
,&ieran§ ergieBt fi(^, ba§ ^uicciarbini toeit entfernt ift, bie S5er=
träge genau anaufü^ren, ha^ er bielmetir autoeilen i^ren Sn^^alt
tt)efentli($ nmgeftaltet.
|)iert)on genug. 5pinbar fagt: „^ä) 'f)abz noc^ mand^en $feil
in meinem ^öcfjer." ?lBer man möchte gtauBen, ma§ iä) nur ber
SGßa^rl^eit wegen unb ungern fage, fei gefagt, um gu tabeln.
6. SJon Ö)uicciarbini^§ S)arftenung feine§ eigenen
S5er:^alten§.
^an erja'^lt, im ^a'^re 1527 ^aBe ©uicciarbini Kommentare
l)on feinem ßeBen, t)on feinen eigenen Saaten p fd^reiben beaBfic^=
tigt; aber ^acopo 5^arbi 1)aht it)n aufmerifam gemacht, toie öiel
5^eib i^m bieg ermeden !önne, unb i^n beftimmt, bie @ef(^i(^te bon
:StaIien ^u fi^reiben. S^beg !onnte nid^t feljlen, ba§ er fid§ aud^ in
biefer nidf)t über feine eigenen S^iaten befonberg au§fü!)rlid§ ICjätte t)er=
breiten foEen, unb ba hierbei feine ^enntnig original unb au§reid§enb
fein mu§, fo ift hu^ auä) red^t gut. (5§ finb aber befonber§ bier,
bie i§m gelangen, unb über bie er fid^ feine eigene Sufrieben^eit be=
äeugt: bie S5ert^eibigungen bon S^teggio, t)on ^arma, bon Mobena
unb feine S^ermittelung be§ erften ^Florentiner 5lufru:§r§ üon 1527.
©el§en U»ir nad), morauf er :§ierbei ba§ meifte @en)i(^t legt, fo ift
e§ jene fi(f)ere (Sntfd^loffeni^eit im entfd^eibenben ?lugenbli(f, mit ber
er in Sleggio erfteng bie $läne ße§cun§ burdf)fd§aut unb öorbauenb
ber:§inbert, 3toeiten§, al§ berfelbe in ba§ 9lat)eEin äum ^ef^jräd^ ein=
getreten unb ber öerl^ängni^boUe 6d§u§ gefaEen ift, i^^n in bie
geftung füljrt , jebod^ lebiglid^ , um il)n tüieber ju entlaffen , fo bag
er äugleidt) fid^ felbft too^l bert^eibigt unb i^n nid^t berieft (XIV,
184), mit ber er in $arma bie Unterl^anblungen :§in3U3ie5en roeig,
big auf ben Moment, tuo man melbet, bie ©^janier feien aum ©türme
34* Softer Slbfdimtt.
fertig, unb too er feinen ^Bürgern ^urnfen !ann (XIV, 217):
e§ (^uä) ge^^en, toie Qapua unb Sfiaüenna"?" — mit ber er in ^lo=
bena bie ßarbinäle Beftimmt, ha^ fte i^m einen S5efe^l öon ©cffa
auStüirfen, ber feine ©|)anier Betoegt, bei xf)m p Bleiben (XV, 261).
5lm nteiften jebod^ glaubte er getl^an 3U §aBen, al§ ber ^alaft ^u
glorenj bon ben :3üng^i^g^tt eingenommen toax unb ba§ .&eer ber
Siga babor ftanb, i§n ju [türmen, aU bamal§ geberigo ba ^Soäjoto
au§ bem ^alaft, an einem S5ertrage ber^toeifelnb, ^erau§!am, er aber
i^m entgegentrat, i^n Bei Seite na^m, „ein S5ertrag fei eben fo gut
möglich) al§ not^menbig" , fo ba§ biefer feine Söorte barnad^ einric^=
tete unb ber S5ertrag mirfüc^ gefc^Ioffen toarb (XVIII, 442). 5Jlit
biefen S3erbienften i[t e§ nun ©uicciarbini fonberbar gegangen. S5ei
fReggio mi^t ^cUat) (Möm. 38 ^) ba§ S5efte bem trafen (Buiho ^an-
gone Bei. S5on ^'arma gefte^t ^toar 6ar|)efan, ber zugegen mar
(commentarii p. 1333), @uicciarbini ^lut^ unb ^eifteSgegenmart
5u; bod^ Be:^au|)tet er, in ben bürgern fei an ftd§ ein fe^r gro^eg
ä^erlangen gemefen, |)ü|)ftlic§ ^u BteiBen. S5on ^obena berftcfjcrt
^alea^ao, p. 1218, baö Söefenttid^e ^abe ^artolomeo ©attinara ge=
t^an ; unb immer Bleibt auffaEenb, ba§ @uicciarbini auf feine Quelle,
ber er fonft getreulirf) folgt, ^ier gar feine ^ücEftd^t nimmt, ©elbft
öon ben florentinifd^en S^erbienften ^utcciarbini'g f(^einen bie anberen
^efd§i(^tf(i)reiBer faft nid^tS ^u melben üBereingefommen. 5flarbi,
ber mit in ben ^alaft eingefd^Ioffen mar unb bie ©ad)e genau Be=
fd§reiBt, :^at babon nic^tö^). S5arc§i, melc^er ein fo au§fü:§rlid§e§
2öer! über einige :^a^re ber florentinifc^en ^efc^ic^te berfagt ^at,
ha% e§ faft nid§t§ gegeben ^u §aBen fd^eint, ba§ er nid)t ermähnte,
^at babon nid^tg^). äöoEen mir minberen Söert^ auf 5^erli^§ ©tiE»
fd^toeigen legen ^), ber inbe^ @uicciarbint'§ 2öer! gelefen unb mit
il^m bon berfelben ^artei mar, fo ermäfint jebod^ aud§ ^obiu§, ber
@uicciarbini'§ fonft immer im SSeften gebeult, bon biefer %^at berfelben
nid§t§*). ©ie meffen i^m mo^t einen 5lntl§eit Bei, bod^ nid^t, ben er
fid^ felBft aufc^reiBt. f^eberigo a3o53oIo, ber, alg i'^m bie :§albrafenben
^o:polaTen i§re ©|)eere entgegen^^ielten unb riefen: „chi vive", mit bielem
^erftanbe antmortete: „Viva, chi vive, lebe mer miE", biefer :^aBe
bie Unter^anblung Bemirlt.
£)Bmo"t)I nun bem fo unb nic^t anber§ ift, fo toürben toir bod^
1) VIII, 194.
2) II, 89.
3) p. 259.
4) XXV, 3.
@utcciarbini'§ ^atfleüung fetne§ eigenen Scr'^aUenS. *35
SBebenfen tragen, bte S5etfic^erungen unjercS ^efrfjid^tfd^reiBerg übet
fein eigene^ S^er^alten in 3^^^!^^ 3^ ^ie^en, toäten nid)t noc^ anbere
2)ocumente Belannt gen)orben, beren toix fpäter gebenfen tnerben.
@§ gtebt unter feinen Unterne'^mungen nod^ anbere, bte i'^m
niä)t gelangen. @r tüar ßuogotenente generale beg ^apfte§ Bei
ben t^elbpgen be§ §eere§ ber ßiga, bte, ^ranj ©for^a ju befreien,
gegen TOlano unb, um feinen .^errn, ben ^cip\i ß(emen§, ^u be=
freien, gegen 9tom unternommen tourben. Sie maren beibe tniber ba§
f|3anifd§=beutfc^e §eer gerichtet; man h)et§, ba§ fte beibe öoEftänbig
mißlangen, .^ier mt^t er nun atCeS Unglütf bem ^erjoge bon llr=
bino, §eerfü^rer ber iBene^ianer, i^xan^ ^aria, bei: niemals 1)abe
berfelbe anzugreifen gemagt ^). ©ioüanbattifta ßeoni l^at il^m in ben
^Betrachtungen , bie id^ angeführt, unb in bem Seben f^ranj ^atia'e
ausführlich geantwortet. ;^c^ mitt ßeoni nid^t n^ieberl^oten; feine
S(^riften fte^en ^cbem fo gut toie mir p 3)icnften; unb über iye(b=
5üge, infofern fie Ratten beffer ausgeführt merben !önnen, ma^e iä)
mir freilief) fein llrtl^etl an. S)reterlei miE tct) fagen, baS, fotJtet ic^
mic§ entfinne, nid^t "bd ßeoni fte^t. S3ef)au|)tete ^uicciarbini , man
fönne 5Jlailanb angreifen, unb ^xan^ 5Jlarta, man !önne e§ nid^t,
fo fdjdnt beS (enteren Urt^eit öorzujie'^en , ba er felbft im t)ene3ia=
nifd^en .Kriege f|)anifd§e S5eteranen gegen ttaltenifd^e Neulinge ange=
fü'^rt ^atte unb red^t gut mu^te, mie toenig mit biefen auSprid^ten
fei; nun aber ^atte er bie ^fleultnge unb ber ^txn'b bie S5eteranen.
ferner, nimmt man an, gran^ ^aria l^abe ftd§ bem !atferlid^en .g)eere,
als eS nad§ SfJom 30g, in ben 3ßeg legen f ollen, fo ift 3U betrad§teu,
ba^ biefeS <&eer ftd^ entmeber nad§ g^oren^ ober nad^ 9lom ober aber
nod§ S5enebig felbft merfen !onnte. 5luS ben SSriefen 5Jlacd§iaöetti'S
erftel^t man, tote lange !ein ^enfrf) bie ^fntentton beffetben gefannt
§at^). äöte 1)Ciite nun fyrana 3Jlaria, gelb^err öon S5enebig, baS t)ene=
äiantfd^e bebtet bennod^ bem f^einbe btogfteEen foHen? @nb(id^ Derfic^ert
ätoar (^uicciarbini : „ber Rubere 5U retten fid^ felbft gemagt, ^u beffen
i:Äettung ^abe ^Itemanb eine ßanje bre(^en tuoEen" ; aber toir erfal^ren
aus bem Xagebud^e üteiSnerS, ba6 „am 22. mai 1527 beS ^ersogS
1) 3n ber SBiblictl)ef San Salvatore au Bologna finbet ^d§ ein SJianu*
fcript: Difesa per 11 signore Francesco Maria duca di ürbino contro le
calunnie dategli da messere Francesco Guicciardini nella sua istoria . . .,
öon ber |)anb beS 2lutor§ felbft, toie bie ßouecturen bejeugen. Keposati
della zecca di Gubbio II, 102. 5^otp. aJian ^olt auc^ bie§ füt eine Slrbcit
Seoni'^, id) toeife nid^t, mit toeld^em 9ied)te.
2) Legazione di Macchiavelli al Luogotenente 472.
ö. gionfe'S aßcrlc XXXIII. XXXiV. IRom. u. genti. »öllcr. 3. «ufl. *3
I
36* ®tftcr 3l6f(^nttt.
9R;etfige anrüsten, jehod^ in bie &luc§t gejagt, ttiele bon i^nen gefang
niebergetüorfen, etftod^en tourben" ; fRetSner eraä'^tt, „ber (Bxa] Öajaj;
fei !aum entlontmeti; baffelBe fei am 25. unb 28. gefc£)et)en; ba§ !aifer=
Iid§e <&eer T^aBe, eine förmlid^e ©ifilad^t 5U ertoarten, öor ber ©tabt
gelagert , ja einmal i^n felbft ju fuc§en im ©inne ge'^aBt" ^). 2öir
^aben bie S3riefe @d§tDegIerö, toie mut^ig bie ^eutf(f)en getoefen, mit
bem ^einbe 5u fd^lagen^). ©anboöal fagt, er ^aBe eine (5if)rtft au§'
Sftom t)om 5. 1527 gefe^en, in ttieli^er bon einet beben tenben ©i^lai
er^ä^lt tüorben. ©o mistig eif(f)ienen jene @efed§te. Merbing^ mi
ber <g)eräog bei ber beften 5lbfid)t, ^n fd)lagen, bnrd§ ba§ ^i^ling
ber erften S5erfu(^e, bnrc§ ben geringen 5)lut^ ber ©einen unb ben
großen ber ^einbe abgefd^redt morben fein.
Um ben Unmutig ©uicciarbini'g 3U Begreifen, mu§ man toiffen,
n^ie not^toenbig i^m biefer Ärieg gefd^ienen. Unter ben freunbfd§aft=
liefen SSriefen ^acc§iabeEi'§ finbet fic§ auc§ einer, ben ^uicciarbini
gleid^ nad) bem 2^obe ^e§cara^§, im Einfang ber ^Belagerung ©for^a'^
burd§ bie ^aiferlic^en , im S)ecemBer 1525, gef(^rieBen ^at. „5lEe
merben bie UeBel be§ grieben§ füllen" , f:|3rid§t er , „menn bie ^e=
legen'^eit, ^rieg ju fül)ren, öorBei fein mirb"^). 6§ ift melir al§
mal^rfdieinlid^ , ba| er auf ben (Sntfc^lu^ be§ ^a|)fte§, xi)n ^u unter*
ne'^men, @inf(u§ gehabt. 5flun aBer, tüa§ toar ber ©rfolg ! ^er Sftuin
feines <^errn unb gana Italiens. (Sr fuc^te ben (iJrunb biefe§ ^}Jli§=
erfolget in ben ^erfönlic^en i^ntereffen be§ §er3og§ bon UrBino.
2)iefer tnieberum fc^tnieg aud^ nic^t: „ber ^eia be§ ßuogotenente
fei aEein an bem ^Jli^lingen ©d^ulb." (5r bermut^ete einmal, ba§
berfelBe i^n in S5enebig berleumbe. @§ ^ätte b^enig gefel^lt, fo ^ättc
er bafür ipanb an i^n gelegt*). Snbeffen mäßigte er fid^. 2)ürfett
bpir Seoni glauben, fo ^ielt er fogar (Ba\a^^o ab, ber ^uicciatbini 3U
ermorben entfd^loffen toar.
7. Erfolg unb Söerbienft biefe§ (S5ef d^id§t§tber!e§.
TOt ben ^llefultaten gegentoärtiger Untei-fud^ung , ba^ biefe @e=
fc^id^te in i^rer gan^ d^ronologifd^en 5lnorbnung ba§ i^ntereffe nii^t
feiten ^erftöre, ba§ fie 5um guten X^til au§ anberen S5üc§ern, ol)ne
1) Äriegst^ten ber g^runb§berge, f. 126.
2) ^n |)omat)T§ Sltd^iö für ^iftorte ?c. 1812, p. 461.
3) Lettere 77.
4) Yarchi, p. 83.
©utcdatbini. Erfolg unb Setbicnft feinc§ 2öcr!c§. *37
Luionbere f^orfd^ung, aufammeitgetragen fei; ba§ ein großer 3:]^et( ber=
felBen, bie Sfteben, !eine§tt)eg§ ^tftorifd^e Monumente, fonbern Ue=
biingen ber 9^ebe!unft, ba§ tütd^ttge ^^acten ganj etitftellt, SJerträge
ncränbett unb Söunber er^ä'^lt feien, bie fid^ nie begeben; bafe bie
Sarftelinng, bie ber S^eifaffer t)on feinem eigenen S3er!)alten gicBt,
minbefteng großen 3«"-'^!^^^ nnterliege, — mit biefen ütefuttaten nun
ftimmt e§ aEerbing§ jd§te(f)t ^ufammen, ba§ biefelöe Öefd^ic^te, tto^
i^reg großen S3oIumen§, in ben erften 50 ^a'^ren, nac^bem fie er=
jif)ienen, 10 5luflagen in italienifc^er <Bpxaä)e, 3 in tateinifi^er, 3 in
Tran3üftf($er erleBt unb üBerbie§ in§ S)eutf(^e, ©nglij^e, 5f^ieberlän=
bifd^c unb breimal in§ ©paniji^e^) üBerfe^t morben ift, ba§ fie fid^
lug je|t in bem 5lnfe:§en eine§ ben ^(ten gleid^ ^u fe|enben 3ßer!e§
erhalten ^at. 2Gßo!)er rührte nun ber groge ©rfolg biefe§ 2Ber!e§?
Xie ^ü'^n'^eit, mit ber man $apft unb ^irc^entoefen t)on einem
faf^olifctien ©d^riftfteEer be^anbelt, mit ber man bie ge'^eimften
Gntfd^Iüffe ber dürften entpEt fa^, ba§ in i§m !eine 6^ur Don
©cfimeit^elet ift, mag einen 3^^ei( biefe§ S5eifatt§ ertoorBen l^aBen.
2;ie §au|)tfad)e liegt nod^ in ettoaS ?lnberem. C^§ ift mo'^l nie eineS^tt
{^ctüefen, toelt^e in leBenbiger S^'^eilnal^me an bem öffentli(^en SeBen,
an jebem !leinften ©reigni^ bie le|te .^älfte be§ 16. ;3ö^r^unbert§
üBertroffen. OTent^alBen ©elBftänbig!eit unb bod§ burd§ bie Beiben
:]jarteien eine fo enge ^Bereinigung , ba§ faft !eine @efd§id§te ge=
jcf}rieBen merben !onnte, fie ptte benn an bie allgemeinen S3egeBen^eiten
ange!nü:|3tt. S)a lamen benn bie S)i§corfe ®uicciarbini^§, biefe S3etrad§=
tungen jeber S3egeBenl^eit t)on aEen ©eiten, jur redeten ©tunbe. „Tibi
quid in deliberationen cadit", fagt S5obin , ,,quod inexplicabile
videatur, illic admirabilem in disserendo subtilitatem ostentat."
*:)Jlan fü~^lte foglei(^, ba^ bieg bie §auptf ad§e in bem 2öer!e fei. „La
partie", fagt 5!Jlontaigne , „de quoi 11 se semble vouloir prövaloir
le plus, sont ses digressions et ses discours."
9Jlan mu§ geftel)en, ba^ biefe S)i§corfe in ^uicciarbini ettnaS
iDalirpft Originale^, ba^ fie öoHer ^eift unb ©d§arffinn finb. 6ie
finb nic^t etiDa benen ^acdf)iaöeE§ nad^geBilbet : benn ^acd^iatoeU^
3)i§corfe Pflegen auf einen nod§ T^eröorsuBringenben 3iJfi<^ii^ 3u äie=
(cn, öon einem aEgemeinen SBegriff auS^uge^en ober bal)in 5urücC(5U=
tcljren. (SJuicciarbini bagegen ^at hk reine S3etrad§tung eine§ S5or=
(iegenben. SßaS in jebem f^aEe ju ertnarten, p tpn, ma§ ber eigentlid^c
@runb einer ^anblung getüefen, toiE er geigen. 2)a5er ift er in ben
1) 9lufge3äl)lt in Negri, Scrittori Fiorentini, nid)t üoKfiänbig, eben fo
Juenig Bei 2;itabofd)i.
38* @t;ftet mfd^nitt.
Erläuterungen, in toiefetn eine jebe ntenfd^Iii^e §anblung au§ ange*'
Borener ßeiben|d§aft , (^f)XQ,ei^, @tgennu^ !omme, ein todi)Xtx Sßirtuo^
unb ^eifter. S)iefe S)i§corfe finb nid^t eine .g)ertior]6ringung bon
@uicciarbini'§ @eift allein ; fie ru'^en, unb ^toar in boppelter <g)in[ic^Ä
nur aEäuttJü^I auf bem ^iifi^"^^ f^^^^^ S5aterftabt f^Ioren^. ^
@rften§ nämtid^, ba bie ^ad§t Don gieren^ nid§t felBftänbig
war unb bie ßage ber öffentlichen ^Ingelegen^eiten ptoeilen öon
bem einen ©jtrem jum anbern fi^toanfte, richtete fic^ bie 5lufmer!=
famfeit unn»iE!ürlid§ auf hk möglid^en Erfolge ber S)inge. Söitt
man liieröon einen begriff ^ahtn, fo mu§ man einmal ben SSrief
f^ranj 3[^ettori'§ an ^acc^iabeE üBer bie ^bfid^ten ber WääjU t)on
1513 lefen. E§ i[t ein ftete§ ,,tDenn" unb „toenn nid^t" unb
„Ujenn aBer." S)ie redete ©c^ule ^^ierju tourben bie (Sefanbtfc^aften.
2)enn ba biefe ^efanbten ber Heineren ^ädjte feiten bie ganzen ^B=
fid^ten ber größeren erfuhren unb öon i^ren Unter^anblungen nur
unöoEftänbig unterrirfitet n^aren, fo mußten fie, mie toir in ben Se=
ga^ionen 5Jtacd^iat)eE§ feigen, au§ bem, n)a§ fie mußten, auf bie
mi3glid^en S)inge frfiliegen. S)a§ ift ba§ Eine. 5lBer aud^ in ben
inneren ^Ingelegen'^eiten pflegen fie berfelBen 3lrt unb äöeife. Söenn
man in ^axä)X unb 5^arbi lieft, toie biel bor einer ^onfalonieretoal^l
gefonnen, gefd§ma|t, unter^^anbelt , öermut^et, geurt^eilt marb, mie
man in biefem !leinen J^reife fo gut, al§ in ben europäifd)en ?lnge=
legenl^eiten, S5ermanbtfc§aften , Sünbniffe, @egenBünbniffe f(^lo§, um
einige fc^toar^e SSo^nen me'^r 5U Befommen, mie biel e§ ba ju berü(f=
fid^tigen gab, mie fid^ nun SSeoBad^tungen , Spiegeln, 9tatl)fd£)läge ent=
toidfelten, fo öerfte^t man erft ben Urf|)rung eine§ 2öer!e§, toie
(SJuicdarbini'S Sßer! ift. S)iefe ©eelen finb öorne^mlid^ ober aEein
mit ßiteratur unb E^rgei^ Befd)äfttgt. (Sie fämpfen mit einanber in
Mug^eit, fie metteifern in ben Verleitungen be§ ©efd^e^enen, in ben
^Berechnungen ber 3utoft; fie gelien gemö^nlid§ öon bem näd^ften
au§ unb tooEen ju bem näd^ften; in biefen S5er!nü|)füngen finb fie
ungemein ftarf.
©0 liei^t eö nun aud§ öon (Suicciarbini : „er mar einer ber
flügften ^öpfe in Italien; üBer menfdt)lid§e ^anblungen mugte er
fe^r gut ju bi^curiren." ^n biefen 2)i§corfen Befte^^t ba§ S5erbienft
feine§ 2Ber!e§; baffelBe mirb biefer originalen ^atur einen immer-
toäl^renben 9tu:§m ju tierbanfen ^aBen.
gür biefen Qxotd, in biefer ;3^bee märe e§ nid^t mo:§lget:§an ge=
toefen, bie großen S3egeBenl)eiten o^ne UnterBred^ung burd^ bie !lei=
neren 3U er^äl^len. 5luf bie einen !am e§ eben fo gut an, al§ auf
©uicciotbini. ßritif öon Sfacopo ^itti. *39
bie anbeten. S)te S5er!nü^fung bnrcf) bie 3^it toar eine ber n)efent=
lid^ften. 2)ie jebeSmaliöe Sage ber einzelnen aufammentutrCenben
Staaten su eindnber toar bor allem 5u Betrad^ten. §ieran§ ergieBt
fid), warum ©uicciarbim bie ftreng (f)ronologif(^e f^orm hJä^lte, bie
tüir gefe^^en. S)a§ S5eifammen gilt x^m eben |o öiel, al§ ba§ ^flad^»
einanber. <g)ierau§ ergieBt fic^ aud^, mie er ein fo au§|ül^rli(^e§
2öer! fd^reiBen !onnte, o'^ne fic^ ^u fd^euen, ba§ grembe unb jd^on
S^or^anbene barin aufänne^men. (S§ !am xf)m me^r auf @runb unb
/}o{gerung, al§ auf bie ^t^atfadfie an ; f^reube an ^anblung unb SeBen
wirb man o^nebieS feiten Bei i^m tt)al)rne^men.
9la(5^ttägli(^e S5eTnet!ungen.
1. %n^ ber älteften ^riti! biefe§ @ef d^id§t§toer!e§.
Einige ^a^re natf) bem 5lBbrudC ber oBigen ^IB'^anblung ertoarB id§
in gioreuä bie §anbf df)rift eine§ S)ialog§;^oco:poptti^§ Betitelt: Apologia
dci cappucci, ber einen heftigen Eingriff auf bie Söa^r^eitSlieBe ©uicciar*
biui'g enthält. S)er ©tanb^untt be§ 5lutor§ ift atterbingS t)au)3tfäd§(id^
ein :|3olitifd§er. 3aco|)o $itti, geBoren 1519, beffen Später unter ben
'^^aEegd^i erfd^eint, nal^m auf ba§ leB^aftefte Partei gegen bie ^^action,
ber ^uicciarbini anget)örte, bie, toiettjo^^t mebiceifd§, bod^ ängleid^
bürgerlid^=ariftofratifdö tnar unb bereu 5lutorität üon ben SftepuBUfanem
a(§ eine :§öd^ft ungered^te Unterbrücfung em^funben tourbe. @r war
ein 5lnt)änger 6ofimo'§ I., Weld^er bem ^Infel^en ber Oligard^en, oB=
ivo^ biefe fein f^ürftent^um eigentlich gegrünbet Ratten, ein (gnbc
ma^te unb ben :po^olaren SSeftreBungen , weld^e öon jenen immer
nieberge^alten Waren, wieber freien 9taum öerfd^affte. Sacopo ^itti War
felBft ^itglieb beg ©enateg, toie il^n ßofimo einrid^tete, unb, tou feine
anberen Sd^riften jeigen, ein entfd^iebener 3lnl^änger ber ^politif beS
40* etflcr 5lBjd^nitt.
@vo6^et50Q§. ©Ben, inbem bie neue Orbnung ber 2)inöe ftd§ entnjtd eltl
erjd^ien hk historia d'Italia @uicciarbim^§ (bie erfte öoEftänbij
Sluggabe tft öon 1564), toelc^e aEent^alBen eine äJertocrfung b(
re^uMi!anijd§en^attei enthielt unb bie SeftreBungen ber o^tiniatifi^e
p tJoEer ßöibenä Brachte. S)em nun fe^te ]iä) ^aco)i)o $itti ii
jenem S)iaIog entgegen. £)ie 2^^ätig!eit ^itti^g War üBer^au^
Weniger |)oIitif(^ al§ Iitetarifd§. @r erjc^eint aU ber öorne:^mfi
S3egrünber ber Academia del Piano, tnie benn bie a!abemi|(i)e X^ätit
leit in ber 5!}lonar($ie , toelc^e abmini ftratiöe unb mititärif(i)e %n
beulen, o^m biet Uatij 3u Begehren, Verfolgte, an bie Stette U
^olitif{^en getreten ift. S)er ertoäl^nte 2)ialog ift nic^t ol^ne ein g^
n)iffe§ literarifc^eö 25erbienft, nic^t etma burd§ ^lu^Bilbung ber ge"
lehrten 5Jtagniloquen5 ber ©djule, er ift üietme^r fel)r |jopulär ge=
galten, öon aEerlei f^ri(^tt)i3rtlid§en 5(u§brü(fen burrfi^ogen unb gugleid^
ijon einer anmut^igen unb nic^t unangemeffenen ©rfinbung. @in
^aEe§(^e 5Jlard§etto, unter meld^em 5^amen, einer ^IBfd^ritt ber 9D^aglia=
Becfiiana zufolge, Sernarbo 3Jlebici öerftanben toirb, ^at ben Neffen
@uicciarbini^§ , §erau§geBer ber historia, 5lgnolo , ber ^ier aU Stito
erfd^eint, gu fic^ eingelaben, um einige S}erfdf)önerungen in bem
(Sparten be§ §aufe§ ju Befe^en, al§ ein ^opolare bei il^m eintritt,
unter beffen ^^lamen ^uBlio ein ßap^oni Verborgen fein fott, mit bem
5!Jlar(f)etto fd^on öfter über bie @efd§i(^te @uicciarbini^§ gef^rod^en l^at.
^ublio be!lagte fid^ über bie ^rt unb äßeife, wie "bei ©uicciarbini öon
ben 9fle)3ubli!anern gerebet mirb , unb giebt i^m (5(^ulb , bag er bie
rü^mlid^en §anblungen berfelben üerfd^toeige, um bagegen bie bi}»=
artigen feiner gaction ju befd^önigen unb ^u erl^eben^). 55lard§etto
l^atte ba§ biS'^er grö§tent]§ei(§ nod^ nidt)t angenommen; er freut fic§,
ba^ ^ublio eben mit 2^ito ^ufammentrifft, bie nun einanber begrüben,
iebo(^ gleich im erften 5lugenblicf auf i^re £)ifferen3en !ommen, U)eld§e
baburd^ nod^ befonberS angeregt UJerben, ba§ ba^Sud^ (Suicciarbini^^
ha^ größte 5luffe^en gemad^t ]§at unb bereite in frembe (Bpxaä)tn
überfe^t ift. ^ublio l^at ein 5^otat über bie i:§m befonber§ mi^fäEigen
©teEen ; Mard^etto ift erfreut, ba§ ^emanb ba fei, ber burd§ ^enntniffe
unb Talent fä^ig toerbe, feinem 2;abel äöiber^art ju l)alten. (Sie
fe^en fid§ in bem ©arten nieber, 5[Rard^etto in ber 5[Ritte atoifd^en
ben beiben 5lnberen, um gleid^fam ber ©d^ieb§rid§ter atoifd^en i^nen au
1) Circa la sua maldicenza del governo della Repubblica fioren-
tina, e popolo e de' suoi migliori cittadini, e circa l'avere taciuto le
gloriose opere loro, ed adornate le malvagie di quelli della sua
fazione.
©uicciarbini. ^titif bon ^aco^o ^puti. *41
iiiu. 2)ann beginnt bie S)t§cuf|ion. S)er S)iaIog ift feitbem im
^a^re 1862 %thxudt tooxben nnb :^at einige 5lufmet!iam!eit erregt; bod^
tjLit man ben S©iberf|}ru{^ ^itti'S gegen ^uicciarbini nur immer aU
eine 2öir!ung bcr |Doliti|c§en ^^einbfetigfeit Betradfitet nnb baburc^ 3U
Hcieitigen gemeint. Mein bie X^atfac^en , bie in bem S)ialog bem
Ö)cf(^i(^t§n)er!e entgegenge|e|t Serben, finb 3ugleiC§ t)on, ^iftorifi^er
äöic§tig!eit nnb lönnen bei einer äBürbigung be§ legieren ni(i)t unl6e=
achtet Bleiben.
ßinige t)on biefen Momenten mögen l)icr ertnä^nt merben.
1. äöir berührten fc^on bie ßraä^^lung @uicciarbtni'§ über ha^
^atriotifd^ tro^ige ^Inftreten ^iero 6a^poni'§ nnb fein angeblid§e§
Söort: „ba man S)inge forbere, bie gegen bie @l)re lanjen, fo mögen
bie f^ran^ofen in i^re 2;rom^eten fto^en, fie mürben an i^re Dioden
fc^Iagen." 35ei toceEai, bem (SJnicciarbini gerabe in biefer ©telte
folgt, finbet e§ fic§ n\d)i. Slber in feinem früheren SBer!e, ber historia
fiorentina, ^atte @nicciarbini bie «Sad^e ungefähr eben fo er^ä^It, tote
in ber historia dltalia, nur mit bem Unterfc^iebe, ha% er frül)er 6a^=
^oni fagen liefe, ba ber ^önig feinen ^ccorb fc^liefeen njoHe, fo
muffe bie @ad)e anberS entfd^ieben tt)erben: „er möge in feine 2rom=
^eten ftofeen laffen, fie toürben il^re @lo(ien ^ie^en." ;3aco^o $itti nun
ift befonber§ barüber em|)ört, bafe ^uicciarbini biefe ^anblung rü^mt,
bie bo(^ nur bie äufeerfte S^or^eit gemefen fein n)ürbc. @r erjä^lt ben
SSorfaH ungefähr in berfelben Sßeife, läfet aber bie äöorte meg; aud^ in
ber istoria fiorentina ^itti'ö fud^t man biefelben bergeblid^. ^n beiben
fül^rt biefer al§ ein ^Dloment ber 5flad^giebig!eit be§ ^önig§ an, ha%
inbeffen einer ber fran^öfifc^en ^^elboberften , 5lubign^, bei bemfelben
eingetroffen fei unb i^m einen äJorn)nrf barüber gemad^t l)abe, bafe
er fo lange in ^loren^ Oern}eile. Ueber ben SJorfaE felbft finbet fic^
in S^incen^o 5lcciaiuoli^§ Vita dl P. Capponi (IV, 2, 31) eine ab=
n)ei(^enbe 5trabition. 2)emnac^ tüax e§ ein 5Slatt, auf bem ni(^t ettua
bie S5orfd)läge be§ ^önig§, fonbern bie tjon ben Florentinern ge=
macf)ten S5ebingungen ftanben, meld^eö ßa|)poni au§ ber §anb be§
©e!retär§ na^m nnb jcrrife, eine ^obification ber ßr^ä^lung, bie
bie ^anblung bei Weitem minber offenfiü erfd^einen läfet; bie SBorte
ßa^^oni'ö ttJären bann gemefen: S'io demando cose disoneste, voi
sonerete le vostre trombe e noi soneremo le nostre campane. 6o
toenigfteng lautet bie ©raäfjlung in bem nrfprünglid^en 2:ejt ^cciajuoli'g;
bod^ n)irb fie audf) ba nidf)t mit öoEer S3eftimmtl^eit erjäl^lt, er fagt:
„affermano che egli queste istesse parole pronunziö". ©anj abn)eidf)enb
erfc^eint bie ©ad^e M 5flarbi. 5Jtan ift cinanber in ben Unter§anb=
42* ^tfter 5lbfc^nitt.
lungen fc^on ]tf)x na1)t gefommen; 5aut)tfäc§U(^ ift tion ber @elb
fumme bte 9lebe, toeldje ber .^i3nig forbert unb bie ©tabt ntd^t 16e=
tüiEigen tüiU. ^ail VIII. öetätl) barüBer in Q^xn unb erftört, er tt)erbe
in feine 5trom)jete fto^en laffen. hierauf l^abe 6a|)^oni geantto ortet :
toir toerben unfere ^locien jie^en. S)ann ^abe er fid^ mit feinen
Kollegen nac^ ber Zxtppt äu entfernt, ^n .^önig ^aBe i^n äurü(f=
rufen laffen — benn er ^obe i^n gefannt, ba er al§ ®efanbter in ^ran!=
reid§ getoefen — unb l^aBe Iad§enb gefagt : Ah, Ciappon, Ciappon, voi
siete un mal Ciappon!
^an fielet, auf tüie fd^tnad^en f^ü^en bie gan^e @r5ä!)lung rul^t.
^ei 9larbi erfd^eint fie al§ eine S^fö^tmenfe^ung ber Sßorte beg
Königs mit ben Söorten (Eap)3oni^ö , boc^ ^nglcii^ in S5erBinbung
mit einem Sßortf|)ieI, melc^eg i^re eigentliche SSebeutung fd^toäd^t.
SBie fie @uicciarbini in ber historia d-Italia er^äl^It, tnirb fie fid^
fd^toerlid^ 16e^au|)ten laffen. $itti fd^reiBt eg ber $arteilid§!eit @uicciar=
bini'§ äu, toenn biefer bie ^anblung Sa)3poni^§ rü^mt; benn er ]§aBe
mit bemfelBen in naiver üermanbtfd^aftlid^er SSe^ie^ung geftanben.
2. @leid^ Bei ber erften Sfleconftitution ber 9flepuBli! nad) bem 51B=
äuge^aiiSYIII. lä§t @uicciarbini gmeiütebner, $agol 5lntonio ©oberini
unb @uib^ 5lntonio SDegpucci, auftreten, öon benen ber erfte eine 35er=
faffung em|)fie^lt, ungeföljr, mie fie in S[^enebig Befte!)e, ber ^tüeite aber,
inbem er bem erften ju anttoorten fdjeint, bod§ bie ^po|)olaren i^ormen
auf§ i^eftigfte Be!äm|)ft. %i^m fei burd§ biefe S5erfaffung 5U ©runbe
gegangen; aud§ in 9(tom l^aBe fie fid^ fel^r öerberBlid^ erliefen, ^n
f^lorenj, mo ein Seber felBft ber ^lügfte 5U fein meine, fei fie tJollenb^
unanhJenbBar ; man toerbe ba§ fSolt um fo ruhiger erhalten unb e§
3U SSefd^lüffen führen, bie i^m felBft l^eilfam feien unb 3U bem allge=
meinen (Slüd bienen, toenn man il§m nur eine gemäßigte 5lutorität
äugefte^e. 5£)enn toenn man Me§ unb ^ebe§ unBebingt ber äöiEfür be§=
felBen üBerlaffe, fo laufe man @efal)r, ba^ ba§ S5ol! inbolent toerbe
unb toiberf^enftig gegen bie Sftaf^fdfjläge toeifer unb ergebener S3ürger.
S)iefe unb äl^nlid^e ©teilen toerben nun bem 5lutor äum S5erBred^en
gemad^t: e§ berBerge fid^ barin ein geheimes ©ift. 6§ ift eben
ber ©egenfa^ ber Beiben Parteien , bie einanber in aEen re:|3uBli=
fanifd^en ülegieinngen gegenüBergeftanben IjaBen unb gegenüBcrfte^en.
äöir gelten, toie fid^ berftel^t, auf biefe i5^-agen nid^t ein. ^ür
bie ^ritif @uicciarbini'§ l^aBen fie aBer infofern Söert]^, alg barau§
bie lebiglidf) ^olitifd^e 33ebeutung IjerOorge^t, bie ben eingeflodlitenen
üteben Beijumeffen ift. 3n ber florentinif d§en @efd§idf)te @uicciar=
bini^S finbet fid^ feine ßrtoäl^nung einer 9tebe biefer 5lrt, nod^ aud§
©uicciatbini. ßtiti! üon ^acopo 5pittt. *43
nur einer Gelegenheit bap; in ber Apologia Serben Beibe gerabeju
ar§ 2Ber!e @uiccarbini'§ fetBft Betrachtet. S)o(^ ift ^ucopo $itti tneit
I baüon entfernt, bem 5lutor an§ ber ßinfled^tung erbic^teter hieben einen
S5orn)ur| ju machen; er tabelt nur, ba§ er bie ^3o|)o(are ©ad§e ju
fc^njac^ öert'^eibigen laffe. 5Jlan Betrad§tet bie üteben al^ ba§, ttjag
fie ftnb: ^olitifd)e Erörterungen be§ ^utor§.
3. Sutneiten nimmt ba§ Gefpräd) aud^ auf bie auSmärtigen %n=
gelegenfieiten ^Begug. Sie ^Fcotit)e, burd^ meldte ßubtnig XII. nac^ ber
Eroberung t)on ^ailanb Betnogen tnurbe, fid) ber ^Florentiner an3u=
nefjmen, ftnb öon bem Gefc^idfitfd^reiBer fefir gut enttniiJelt. Er be=
l§au)3tet aber, bafe bie bamatige florentinijc^e ütcgierung fid^ tjon bem
Könige iBeaumont 5um .g)eerfü!)rer auögebeten ^abe au§ falfct)em S5er=
trauen in bie freunblid^e ©efinnung beffelben für hu Stabt, mä^^renb
e§ bod§ me^r auf militärifd^eS 2:alent ange!ommen märe, .^ätte fie
TOegri geforbert, fo mürben bie Sad^en gan^ anber§ gegangen fein,
dagegen ergebt nun $itti, bem e§ gu ftatten !am, ba§ Eofimo 'btn
Entfd^lu^ fiefafet t}aik, bie ^^a^iere ber früfjeren Ütegierungen nic^t
me^r geheim gu Italien, Einfprud§ ; er l^atte bie Eorreft}onben3 ber ba=
maligen J?rieg§bet)ürbe burd^gelefen. 2)arin aber, fagt er, finbet fid^ aug=
brüdlid^ : bie ©tabt ^abe bie Sßa^l be§ i5relb^au|)tmann§ bem ^önig
überlaffen; ba§ SSeaumont gemä^lt morben, rü^re blog t)on ber 33e=
günftigung ^er, bie er hei bem Earbinale t)on Ütouen, 5lmboife, ge=
funben !)abe, ber fein £)^eim gemefen fei.
Ein anbere§ ^}Jloment bilbet bie ©ad§e bon ^iftoja. @uicciar=
bini red^net e§ ber bamaligen florentinifd^en 9tegierung ^ur @d§anbe
an, ba§ fie nid^t bei ben Unru'^en, bie in ^iftoja jmifd^en ^anciatid^i
nb EanceEieri auggebrod^en, S}or!eI)rungen getroffen tjobe. S)er :pot>o=
lare ©pred^er in bem S)ialog bemeift, bag bie§ falfd^ ift, inbem er, auf
bie tjorliegenben 5Iufäeid§nungen geftü^t, bie Eommiffionen angiebt,
UH'tcfje in ber (Bad)e ernannt morben feien. Eine bon biefen ^at
IHacd^iaöeE erhalten.
5flad^ ber Er^äfjlung Guicciarbini'g ^atte S^mbalt, ber ben frieren«
tiiicrn bom Könige 5u §ülfe gefd^icft mürbe, aber i^nen nid§t rafd§
genug p 2Ber!e ging, feine S^ermunberung über ben unüerftänbigen
iEifer ber Florentiner auSgebrüät, bie man bod^ für 5[Jlenfd6en üon
teeift ^alte. ^n ber Apologia mirb bagegen mit mehreren 5l!tenftüdfen
inadigemiefen, ba§ man in i^loren^ guten @runb t)atte, ein S5erftänb=
ini^ amifd^en ^mbalt unb SSiteHoä^o S5iteEi, ben er be!ämpfen follte,
p bermutljen. ©ie gaben il^ren 5lrgmol)n bem Könige ßubmig funb,'
iber fid§ eben in ^lailanb befanb unb ber bann ein fe'^r nac^brüdtlid^eg
44*
erfter 5tbfd^nttt.
<Bd)xexbm an bte ftansöftfcfien ^Injü^rer erlief, in tüeld^em er fte W
beutete, ben ^Florentinern |o biel .g)ül|e aU möglich ju leiften, unb
:^mbalt aurüdriej. S)ie ©ad^e ift t)on um fo größerer SSebeutung,
'ta fSikUo^^o bamit umging, ^iero ^Jlebici, ber an ben Crfinen üT6er=
^au^t feine Befte ©tü^e {)atte, naä) f^Ioren^ aurüdaufü^ren. 5[Ran
em|)iängt ben ßinbmtf, ba^ ^uicciarbini ^ier nic^t recfjt unterrichtet
mar unb feinen Sanb§leuten, b. ^. ber bamaltgen :|3o:|Dolaren Sflegkjj
rung, mirltic^ a" ^i^^ ^^^^- ^^
4. @uicciarbini mac^t e§ Bei bem ^aljre 1511 ber Sdegierung
be§ ^onfaloniere ©oberini aum S5ormurf, ba^ fie bem Könige ßubmig
^ifa aum S5erfammlung§ort be§ t)on i'^m BeaBfic^tigten ßoncit§ augß=
ftanb, entmeber, fagt er, meil fie nid^t ben 5JlutIj ge^aBt, a^ tt)iber=
f|)re(^en, ober meil fie bie ^efal)r nid^t gehörig ermogen "^aBe, in
mel(^e fie burci) bie £)|}]:)ofition, in bie fie fic^ baburc§ mit bem $a^ft=
tl^um fe|te, geratl)en mu^te. S)od^ fei bie ©ac^e, oBmo^l fie in bem
ßonfiglio bon 150 Mitgliebern Befd^Ioffen, geheim gehalten morben; ber
,^önig ^aBe feine fidlere 51a(^rid^t barüBer em|)|angen. ^itti finbet ben
2;abel ungereimt, ©einer ^raä^lung aufolge aögerten bie Florentiner aB=
fid^tlid^ lange 3eit bamit, bem .^önig eine einge^enbe 5lntmort a^ geBen.
3lBer na(^bem Mtmlaio am 22. Mai 1511 ba§ päpftlid§=t)eneaianif($e
§eer gefc^Iagen ^atte, mürben bie 5lufforberungen auf bag bringenbfte
erneuert. S)er franaöfifd^e ^efanbte Beüagte fiel) üBer bie S5eraögerung
ber ßoncejfion unb beutete fogar an, ba§ ber ^önig, menn man bie=
felBe länger öermeigere, fid^ eine fold^e auf anbere Söeife pi t)er=
fc^affen miffen merbe, b. 1). buri^ Surücffü^rung ber ^ebici.
hierauf nun, fagt ^itti, fei am folgenben 2;age öon bem 5Jlagi='
ftrat unb ben^^c^taig Befc£)Ioffen, fid^ bem fiegreidfien ^i3nige BeiaugefeEen;
jebod^ mürbe" ber SBefdf)Iu§ unter S5orBe^aIt be§ ^e^eimniffeS gefaxt.
S)ie @ri3rterung ift Bemer!en§mert^, meil baraug t)ert)orgef)t , bafe bie
Eröffnung einc§ neuen ^oxidU in ^ifa öon bem S5erpltni§ ber ^io-
rentiner au ben 5?lebici ^errü^rte.
@§ mürbe eine Ungerec^tigfeit gegen ©uicciarbini fein, menn man,
bem S)iaIog meiter folgenb, ben ganaen äÖiberf^rud^ erneuen moEte,
meieren bie eine Partei gegen bie anbere er^oB. S)ie Unf(^lüffig!eiten,
meldte ©uicciarbini bem ^onfaloniere ©oberini ^nx Saft legt , merben
öon ptti t)ielme:^r al§ bie golge ber £)|)|)ofition , meldte bie Opti«
maten machten, Betradt)tet; biefen merben bann mand^erlei SJerräf^e*
teien <5c§ulb gegeBen , burd§ meldte ber S5erluft bon ^rato , hk
SBieber^erfteEung ber 5Rebici l)erBeigefül§rt feien, ^itti öere^^rt unb Be«
munbert ben @onfaloniere, ben er al§ einen |jolitifd§en §ero§ Betrad^tet.
©uicdatbint. Sein 35et'^alten bei ben Unru'^en in ^-fotena. *45
@in 3^0, toeld^en bie Apologia aufiüljrt, ift met!tt)ürbig, ba§ ©obe=
tim nämlt($ ben :^m|)ulfen feinet eigenen S3tuber§, be§ 6arbinal§,
ber eine ©orte nn^utJertäjffger 5Jlenfc^en in bie ^lerntet Ibringcn unb an
tl§rer @^i^e ein OBer^^aupt ^aBe auf[teEen tüoEen, tüiberftanben ^aBe;
benn e§ ^ätte oljne Stutöeröie^en nic^t ausgeführt toerben !önnen. ^ä)
toiE ba§ tüeber leugnen, no(^ Beftätigen; in ber (Sefi^ic^te ^ttti^ö finbe
ic^ e§ ntrf)t. ©e^r ^tüeiteltjait aber bleibt e§, toenn e§ in ber Apologia
l§ei§t, ber ^onfalomere '^abe e§ barauf anfommen laffen tooEen, ob
md)t ber ^egenfa| ber t^actionen nad^ i^m e§ ba^in bringen toürbe,
ba§ bie 5!Jlebtct toteberljergefteEt toürben. @§ fd^eint bocf), aU ob
bie 5luffaffung ^itti^S öon beut ftjäteren, unter ßofimo eingetretenen
guftanb, in toeldtiem ba§ ^-ürftent^um unb bie Erinnerungen an bie
Sfle^ubli! gegen bie Optimaten ^ufantmentoirften, be^errfd^t toorben fei ;
feine ^riti! bebarf tüieber ber .^ritü. ^^lur fo biel liegt am 2:age,
ba^ feine Eintoenbungen gegen bie S)ar[teEung ber 2:§atfac^en, wie
fie in ber (Befd^ic^te tiortommen, unb feine .klagen über bie ^artet=
li(^!ett berfelben nid^t feiten guten @runb l§aben; bie genauere
S5erücEfid)tigung biefer Sinreben UDürbe aEein in einer umftänblirf}en
florentimfdtien ^efd^ii^te ber Seit möglich fein. 5^ur ©tuen ^un!t
tüoEen tüir erörtern.
I
2, 5flod^mal§ über Ö5uicciarbtnt'§ S)arftellung
feines eigenen S^er^altenS.
SSir berührten biefen ^egenftanb fd^on oben; ^d $itti finbet
er nod^ in SSe^ug auf ein bebeutenbeS (5reigni§ nähere (Erläuterung.
Einen ber tJorne^mften Momente in bem Seben @uicciarbini^§, beffen
tüir fd^on oben ertoäT^nten, bilbet feine Einwirfung auf bie Seru^igung
beS Tumults, ber im ^pril 1527 in f^lorenj au§brad§. 5lEe§ toar
in ber größten 3lufregung, toie man \xä) borfteEen !ann, ba eben
in berfelben S^t Sourbon gegen 9tom an^og. Um ha^ gä^rung§=
öoEe gloren^ bor SSourbon, beffen ;^ntention 5^iemanb !annte, 3u
fd£)ü^en, aogen bie S^^erbünbeten, f^ran^ofen, SSene^ianer unb ^äpftlid^e,
ftd^ ^tt ^^ß ^^^^ ^ißfß^ Stabt.
S)er Earbinal Silbio bon Eortona, bem ber ^a^ft Element bie
SSertüaltung ber ©tabt aufgetragen l)atte, machte fid§ mit ben beiben
Steffen beffelben, ^ib^Jolito unb 5lleffanbro, auf, um ben ^n^xn bor
3:tu:bl'fn 3U begrüben, ^n ber ©tabt brad§te ba§ @erüdf}t, er fliege,
46* erftcr 3lbj(^nUt.
ben 2^umult öoHenbS 5um 5Iu§Btu(^. S)te Dor bem ^^atafte öer=
fammette ^lenge unb bie ;^ugenb, bie il^r t)oraufgtng, tiöt^igten ben
^Jlttgiftrat, bie Neffen be§ $a|)fte§ für SHeBeEen ju er!(ären. Snbem
aBer !e^rte ber ßarbtnal mit bem gü^ter be^ <g)eere§ in bie ©tabt
^uxM; 1500 SSetüaffnete , bie man öerBorgen ge!)alten, famen gum
S5orf(^ein. ®ie 5[Renc|e tüic^ öon bem $(a^e , bie 2;rup|)en na!)men
benfelben ein; aber bie in ben ^alaft eingebrungene ^ugenb, gro§en=
t^eilg t)on ber ^oUiität, Behielt benfelben inne. %u] ber anbern
Seite njnrben öene^ianijc^e 2^ru|)^en ^erbeigernfen , nnb e§ ftanb 3u
befürd^ten, ba§ in bem inneren ^'am|)fe bie junge ^^obilität in bem
^alafte getöbtet unb bie ©tabt bieEeii^t ber ^lünberung ber @ol=
bote^ca |)rei§gege]6en toürbe. (Suicciarbini red^net \iä) pr größten
ßl^re an, ba^ er biefem Unglüde öorgebcugt ^abe. @r brachte, tüie
er er^ö^lt, „con presentissimo consiglio", f^eberigo baSSoj^olo, ber eben
fe^r entrüftet au§ bem ^alafte !am, tt)o man i^n beleibigt f)atte, unb
ber eine getualtfame SSefi^nal^me beffelben für fe§r leicht ^ielt unb ben
Heerführern anrat^en tüoEte, burd) bie S5orfteEung, ha^ ba§ gegen
ben ©inn be§ ^a^fte§ unb ba§ ©emeintoo^l laufen toürbe, fotoeit,
ba§ er feine ^pxaä)e änberte unb bie ^eerfü^rer i^re (SintoiEigung
,^u bem S5erfpre(f)en gaben, e§ foEe .deinem für bal, tüa§ er an bem
Za^t getrau, etmaS ^u ßeibe gefd)e5en. @o tnurbe bie Sflu^e mieber=
^ergefteEt. (Suicciarbini BeÜagt fi(^ , e§ fei i'^m bon beiben ©eiten
bie (5a(^e ^um 51ad§t^eile aufgelegt toorben. 2)er ßarbinat bon Sor=
tona :§abe i^m aum Sßortourf gemacht, bie befinitibe ^cftftcEung ber
mebiceifc^en Sftegierung berT^inbert p ^aben, unb bie ^Dlenge, er
j^abe fie ba^in gebrat^t, ^u meieren, o^ne ba^ e§ notljtüenbig getüefen
märe. 3öir laffen ba^ingefteEt fein , intoiefern ber ßarbinal bon
ßortona bie 5lbfic§ten (Suicciarbini^g richtig bezeichnete ober nid§t.
2öenigften§ ein moralifc^er 2;abel ift e§ ni($t, tnenn er i^m 8d§ulb
giebt, ba§ Söo'^l ber ©tabt ber ^xö^t ber ^ebici borge^ogen ^n
l^aben. Ob nun aber 5lEe§ fo borgefaEen, toie ©uicciarbini er^ä^lt,
ift bod) fe^r jtoeifelT^aft. ^aä) ben S5eric§ten anberer fIorentinif(i)er
Slutoren unb ber Apologia toaren e§ hu ßarbinäle 6ibo, ©ilbio,
Sftibolfi , toelc^e , bon ber ^e}a^x ber florentinifd)en 5^obilität ober
auc§ ber ^lünberung ber <3tabt erfd^roden, ber friegerifc^en 5lbfid§t
be§ <&er5og§ bon Urbino jum Zxo^t ben ^ait) gaben, einen friebtid^en
^u§trag äu fud§en. SDa^u erbot fic§ geberigo ba ^033010 al§ ©olbat
be§ Königs bon gran!reid§, ber ©tabt befreunbet. (Sr begab fid^ mit
einigen bornel^men f^lorentinexn na(^ bem ^alafte. @r bereinte fid§
l^iex mit ben @ingefd^loffenen p einem ^oä) auf 5ran!reid§ ; benn über
©utcciarbtni. ©ein SSct^altcn in 9lcggio. *47
OTem fd^toeBte bod§ ber ^cgenfal atütfd^en f^ranfreid) unb bcm
^aijer. (5r ftellte ber ©ignoria öor, t)ier fei .md)t Don i:^ret Sibertät
bie ^the, fonbern bat)on, nic^t ettüa ber faiferti^en ^rmee jur S3eute
3U tDerben, unb ttjenn bag ja gelinge, fo fei fie nid^t fidler öor bem
Befreunbeten §eere, ba§ fidC) fd§on im Innern ber ©tabt Befinbe. gr
Bat bie (Signoria, bie £)Ber^o!)eit ber 3Jlebici an^uerfennen , Wogegen
er ^mneftie für aEe§ ^[Vorgefallene öerfprac^. S^arauf ge:§t ber
@onfaIoniere ein, unb f^eberigo Bittet bie i^ü^rer ber SSerBünbeten,
|ben ^(orentinern il)ren Tumult äu öer^eil^en. S)iefe nel)men ba§
an , unb ^-ranceSco @uicciarbini Ujirb aufgeforbert , bie Kapitulation
aufäufe^en, toaS er aU S)octor ber ^£ä)k öerfte()e, Ujorauf er fic§
in ben ^alaft BegieBt, um biefelBe 5u Staube ^u Bringen.
2)ie ßr^ä^lung @uicciarbini'§ toirb t)on ^itti al§ ein Xraum, mit
@itel!eit t)ermifc§t, Be^eid^net. äßa§ in ber ©tabt tjorging unb toie
eigentlid^ OTe§ öon ber ?lBfic§t, fid^ gegen bie Äaiferlidfien p t)er=
tT^eibigen, l^errü^rt, fotoie bie i^ncontjenienaen , toeld^e barauS ent=
f:prangen, fielet man am beutli(^ften Bei 9larbi. ^n bem ^alaft toar
man Bereits 5u einer 5lB!unft fe^r Bereit, aU geberigo unb @uic=
ciarbini erfd^ienen, um ben S3ertrag ^u fd§lie§en. ^and^e mottten
il^n aud§ bann nid^t annel^men, meil i^juen nur eine militörifd^e
©idjerl^eit genüge, ^an fönnte bodf) nod^ immer Be^meifeln, oB nidtjt
tro^ aEebem bie ©r^ä^tung @uicciarbini'§ fic^ Bel^üu|)ten laffc; aEein
aud^ bie legten 3^^^!^"^ l^eBen \iä) , menn man ben SSeridjt lieft, ben
er felBft an bem nämlidl)en Sage an ben 2)atario gerid^tet ^at; er
ift ie|t in ben Opere inedite mitgetl)cilt ^). 2)a erf^eint bie Bad}Q
fel§r einfad^: bie SSürger l^aBen bie Söaffen geforbert, n)ie n)ir Bei
^arbi fe^en, ^ur S5ert^eibigung berStabt; ßortona, ber audi) in bem
SSriefe @uicciarbini^§ al§ ein elenber 9^egent erfd^eint, t)at fie enbüdl)
pgcftanben. ^Ber in bem ^alafte mad^te man meniger ^iene, ^um
Sd§merte 3U greifen, aU bie 9ftegierung 3U beränbern. S3ei biefer
Unorbnung faffen bie in ber ©tabt liegenben Solbaten 5[Rut^ unb
Bebro^en ben $alaft. geberigo ba S3oä5olo unb ^rancegco ^uicdarbini
iBegeBen fic^ al§bann ba'^in, um f^rieben ^u fdf)lie§en. S3on ber Atolle,
%te @uicciarbini fi(^ in feiner @efdf)id)te ^ufd^reiBt, ift ^ier feine
!©pur äu finben. ^an mirb mo^l nid^t leugnen bürfen, bag feine
(h'vi^lung ben er'^eBlid^ften S^f^ffi^^ unterliegt.
@§ fei erlauBt, an biefe Erörterung nod^ eine anbere an^ufnüpfen,
jur bie mir ba§ entfc^eibcnbe Moment eBenfaE§ au§ einem ©d§veiBen
1) V, 421.
48'
^tfter 2lbfd)nttt.
^uicciarbitif § fel6ft entnehmen. @§ :^anbelt ftd§ um bie Bereite ertoöl^ttfe
S^erttjetbigutic; öon üteggio, bie ^utcctarbtni, tüie man tüet§, fiif) pr
^^öd^ften @:§re anrecfinet. ^egen Ütcggio, ba§ unter @utcciarbim'§ S5ei-=
h)altung ftanb, richteten ftd^ Bei bem 5lu§brud) be§ .^riegeg ^tüifd^en
^rana I. unb ^atl V. (1521) bie Angriffe ber ^ran^ofen. Sn ber
historia d'Italia toitb bie§ ßreigni^ mit einiger limftänblic^feit er^ä^li
S)anad) erfdjeint ßeöcun (lo scudo), trüber Sautrec^g, mit 400 ßan^^en
öor^teggio. @r gieBt benSÖunfi^ ^u erfennen, ben @ot)ernatore @uicciar=
bini 3U f^red^en, ber bann Bei einem Xi)ox er|(f)ien. 5Der ^ran^oje Beüagt
]\d), ba§ man ben ^uSgetnanbertcn bon 50^ai(anb in bem ^ä^ftlic^en
@eBiete Slnfna^me gen)a^re. ^uicciarbini antwortet: nocf) öiel fd^limmer
fei , ha^ ein fran^öfifd^er jlru^^ent"^eit in ben ©taat ber llircfie ein=
bringe. ;3nbem fie f^^rec^en, gefc^ie^t, ba§ ein 2:ru:|3|) franaöfifdjer
©olbaten Bei einem anbern S^'^ore, ba§ a^fäEig geöffnet toirb, ein3u=
bringen ijcrfud^t; t)ierüBer entrüftet, fc^ie^t man öon ben ^Jlauern
auf bie gran^ofen, bie ße§cun Begleitet Ratten unb in einiger @nt=
fernung ^if^ten, tooBei 3llejanber Sriöul^io töbtiid) öertouubet toirb
unb bie 5Inbern fliegen. %uä) Segcun ttjäre Verloren getoefen, tüenn
man uid§t au§ 9ftüdfid^t für ben (Soöernatore , ber mit i^m f^rad§,
fid^ enthalten ^äik, auf i^n 3U fd^iegen ; aBer er mar fe^r erfd^roden
unb Besagte fid^, ba^ man ba§ xf)m gegeBene Söort Breche. S)er
(S^oöernatore fagt i^n bann Bei ber §aub, fpri(^t i'^m 5Rut5 ein unb
forbert iT^n auf, i^m auf fein SBort 5U folgen. Unter ben fran=
3öfif(^en 2^ru:|3:|3en öerBreitete fid§ bie ^la^rid^t, \f)x 5lnfü^rer fei ge=
fangen; fie marfen ftd£) in milbe giud^t. 3)er @ot)ernatore üBer^eugte
Se§cun, ba§ bie Unorbnung tjon ben grauäofen angefangen fei, unb
entließ i'^n bann, mie er au($ öon bem ^papfte bie ©ommiffion ^atte,
nic^t^ gegen ben ^önig 3U t^un. S)ie f^-ran^ofen maren geflogen,
i^r S5efe^(§VBer in ber <g)anb @uicciarbini^§; biefer erfd^eint in einer
getoiffen @rö^e, inbem er i^n au§ freiem äßitten entläßt.
äöie gauä anber§ fteEt fid§ bie üeine SSegeBen^eit in bem S3erid§te
bar, ben (i5uicctarbini an bem Sage be§ S3orfaE§ felBft an ßarbinal
Julian richtet! S)a§ S^^^Ößl^^^c^ gtnifdfien ße§cun unb ^uicciarbini
in bem %l}ox^ t)on Sfteggio ^t in ber X^at ftattgefunben. Se§cun
!am eigentli(^ , um ^u erfahren , oB ber @d§u^ , ben bie 5lu§geman»
berten fanben, i^nen auf SBefe^^l be§ ^a^fte§ gemährt merbe ober
nur auf 5lnorbnung @uicciarbini^§. S)iefer er!(ärt, fein S^er^ältni^
5um ^a|)fte fei ein anbere§ al§ ha^, in toeld^em 2e§cun fomie Sautrec
jum Könige fte^e, ber i:§nen erlauBe, mand§e§ auf eigene §anb au
tl^un; er bagegen muffe immer Bei bem ^a|)fte anfragen; er ^aBe
©utcciarbint. Opere inedite. *49
aiic^ je^t angefragt, aBer noc^ !eine Slnttoort ermatten. ßeScun toar
bnmit mä)t Tbefriebigt. @r fagte, anä) er ^abt nad§ 9tom gefc^rteBcn
uub tüotte öor ben S^'^oren öon 9teggio IbleiBen, Bi§ ble ^nttoort bc§
$a|)fte§ anlange, t)on ber i^m ©uicciarbini gejagt l^atte, ba§ fte
no{^ am felBen 3:age eintreffen muffe, ß^utcciarbini ^jrotefttrt gegen
bieg S^ori^aBen: folange franaöfifd^e %xupp^n öor ber ©tabt ftänben,
!önne er bie 5ln§gett)anberten nic^t entfernen. Se§cun anttüortete, er
:|tt)erbe ba§ feinen ga|)itänen üorfteEen. @r lie§ fi(f) etma^ jn trinfen
geben unb fagte gule^t, er werbe na(^ ßorreggio ^ie^en, um auä) ba
ben ^u§gen)anberten nai^^nfragen. il^lit btefen Söorten ging er ju
feinen ßeuten jurürf.
S5on aEebem, toa^ ber historia zufolge öon bem (5c§re(fen
ße§cun§ nnb ber ^ro^mutl) @uicciarbini^g erjä^It tüirb, finbet man
l§ier !ein äöort. 5lEerbing§ aBer ^at e§ mit bem f (einen S5orfaIl
ber geinbfeligfeit, ben bie historia eraä^lt, feine 9tic^tig!eit ; unter
ben angegeBenen Umftänben ift auf bie f^rauäofen gefi^offen tüorben.
S)a§ fie aber, :§ierüBer erfd^redt, geftücötet feien, babon ift in bem
^Briefe (S5uicciarbini'§ nichts au lefen. (Sr Bemer!t t)ielme:§r, ba§ fie
ii§ren Söeg ni(i)t nac^ ßorreggio , fonbern gegen ^parma genommen
l^aBen (Op. ined. YII, 281). 2)ag Urtl^eil üBer ba§ greignife unb
feine S)arfteEung fäEt auc^ ^m ^um 5^ac§t§eil @uicciarbini'§ an^;
in feiner ©efd^ic^te fam e§ i^m me^r barauf an, fein eigenes S5er=
bienft l^erborsu^eBen, al§ ben 2;^atfa(^en gerecht gu toerben. 2)ie
S)ifferena ift fo ftar!, ba§ man faft 3U ber t^rage gebrängt mirb, oB
ni(j§t baBei bie S5orlieBe be§ ^leffen , be§ .g)erau§geBer§ , für feinen
Ol^eim bie ^anb im ©^iele '^atte. ^ommt biefem ni(^t üBer^au^jt
an ber legten ütebaction ein größerer ^Xnt^eil äu, aU man annimmt ?
3. ütanbgloffen au§ ben Opere inedite»
3ur ߧara!terifti! be§ 5lutorg, jur SSeurt^eilung unb ßrgänjung
feiner 3[öer!e Bieten bie Opere inedite, tnie fid^ öorauSfe^en lä§t,
üBer^auBt einen reichen ©toff bar.
Sn ben autoBiograB^ifc^en 3luf3ei(f)nungen (X, 33 ff.), bie leiber
nid^t fotoeit reid^en, al§ man münfd^en foEte, finben ftdC) bod§ fe:^r
ItniEfommene ^itt:§eitungen, meldte aufeer ben Berfönlid^en auc§ l^ifto=
irifd)e 5!Jlomente Berühren, ^«bem 5. ^. (SJuicciarbini feinen Eintritt in
iba§ Bolitift^e SeBen burc§ bie ©efanbtfd^aft nad§ ©Ban^^i^ ^m^t,
nvmP
50* (Stfiet «Jlbj^nitt.
gieBt er öon her Sage ber attgemetnen ä^et^ältniffe eine noc^ beut=
liefere S5oijteHuTtg, a(§ in ber @ef(f)i(i)te felBft. ©eine ^telation üBer
Spanien lö^t ftd§ mit ben bene^ianifciien niif)t öergleid^en: fie ent«
Be^rt ber perjönlic^en unb auf bie laujenbe ^oliti! Bepgtic^en 5Jlo=
ntente. 5lu§ ben üBrigen ^ufaeic^nungen @uicciarbini'§ aBer ergit
ftd§, ba§ er mit gerbinanb bem ^at§oli|d§en in ein |e:§r guteö
l^ältni^ trat : er Be^eic^net ben .^önig, t)on bem er fel)r eingenomme!
ift, aU einen 5!Jlann öon großen 6igen|($a|ten unb guten ^IBfic^ten^ i
(in veritk e uomo, che ha grandissime parti e buona intenzion^H
^n bem @efd)i(J)t§n)ei!e (Hb. XII) erjd^eint bie gute i^ntention me"'
alö ^ectmantel ber @roBerung§gelüfte\).
S)er historia d'Italia l^aBen Befonber§ bie allgemeinen 5Semer!ungen ^i
S3ei|aE öerfc^afft, meldte ^uicciarbini feiner (Srjä^lung einf(i(^t. (S§
finb 5lBftractionen , bie au§ ben allgemeinen (Sreigniffen ^eröorge^en,
faft aEe auf ba§ S5erl)ältni§ t)on ^lug!)eit unb (^IM Be^üglic^, äugleid§
Sflat'^fdlläge für 5lnbere in af)nli($en ^er^ältniffen. ^uicciarbini !)atte
ba§ natürlii^e 2;;alent, an bie Erfahrungen, bie er madjte, treffenbe
aEgemeine 3teflejionen p fnüpfen. (5(i)on frii^ ift eine Sflei'^e berfelBen
Befannt geworben; fie toerben Bereite in bem 5)ia(og ^itti^g ^umeilen
mit Bitterem Isabel ern)ä^t, infofern fie eine politifd^e Intention t
enthalten, ^n bem größten Umfang erfi^einen fie in ben Ricordi
politici e civili ber neuen (Sammlung, ©ie l^aBen öiele 5lel)n(i(^!eit
mit ben 5lnf(^auungen ^acc^iat)eE§, bie ^ier 3un)eilen n)i3rtlicf) toieber
erf(^eincn. ^au mirb baBei öielfac^ an bie5[Jlaj:imen be la 9tod)efoucautb§
erinnert, in benen ba§ menfcf)lid§e 2;§un unb SreiBen üon ©elBftlieBe
unb @goi§muö aBgeleitet toirb. ^a§ eigene i^ntereffe, auf ha^, fd§arf=
ftnnigfte ertoogen, erfd^eint aucf) Bei ^uicciarbini aU ber anerfannte unb
felBft geBiEigte ^^b^l bermenfc^lic^en ^anblungen. S)0(i) barf man nid§t
öergeffen, ha^ in bem, mag ^uicciarbini al§ i^ntereffen Be^eic^net, aiiä)
bie moralifd^en iuBegriffen finb. ö^§ öerrät'^ eine gemiffe ErT^eBung ber
©ee(e, menn er unter 5lnberem ben Slat^ gieBt, fi(^ burd^ Unban!Bar!eit
nic§t t)on ber 3öo:§It^ätig!eit aB^^alten au laffen : benn in ber 200:^1=
tf)ötig!eit liege ettoa^ @öttli($e§ ^). Cber menn er bie Unanne5mlic^=
feiten, bie mit äußerer @rö§e unb Söürbe öerBunben finb unb fie
t)erleiben fönnten, boii) fid^ fträuBt in 5lnfc§lag ^u Bringen: benn je
me]§r bie 5Jlenfdf)en tjerel^rt toerben , befto me^r nähern fie ftc^ ber
1) Copri quasi tutte le sue cupiditä sotto colore di onesto zelo deila'
reh'gione e di santa intenzione al bene comune.
2) Nro. XL
©uicciarbint. Opere inedite. *51
0)ott§ett — toer foEte ba§ mä)t toilnfd^en ? i) Unb immer fd^tüeBert
if)m hk großen 5lngelegen:§etten ber Sßelt öor klugen, ^rei S)tnge,
fagte er einmal, toünfc^te ic§ nod^ 3u erleben, eine tt)o§leingex4d§tete
^Hepnbli! in i^lorenj, SSefreiung ;Sta(ien§ öon atten SSarbaren unb
Chlcbipng ber SGßelt bon ber 2;t)rannei ber ^riefter. großartige
föefi(^t§|)un!te, meldte njo^ ein ßeben auSäufüHen öeimögen! (Schabe
nur, ba§ fie in ber Sammlung burc§ bie SJerbinbung mit bielem
Unbebeutenben in ©d^atten gefteEt merben.
aSoEte man eine aEgemeine S:§ara!terifti! be§ 5lutorg ent=
toerfen^), fo tüürben biefe Awertimenti fomie anbere, in ben Opere
inedite mitget^eilte ^Üenftürfe eine auSfül^rlic^e SSerütffid^tigung er=
l^eifd^en. ^^ür bie S)arfteEung ber gefd^ii^tlid^en (Sreigniffe :§aben fie
loeniger Söert^.
2)agegen finb bie TOtt^eilungen au§ ben discorsi ^uicciarbini'g
für bie 3ufcimmenfe^ung feine§ ©efd^id^tSmerM t)on ^ebeutung: toir
treten ^ier feiner Söerfftätte einen ©(^ritt uäT^er. (I§ lag gleicfifam
in ber 51atur @uicciarbini^§, fic^ in ^äEen ^tDeifell^after ^ntfd^eibung
ba§ gür unb Söiber 3u bergegenmärtigen. SSei jener feiner @efanbtf(^aft
in Spanien entftanb bie ^rage, ob ber große ßa^^itan ^onfalbo, ber
gröberer öon ^ea^jel, n)ieber nac§ Italien ge^en foEe, mo^u bie a5ene=
äianer, bie bamaB mit f^-erbinanb öerbünbet maren, i^n aufforberten,
um an bie ^pi^^ ber ßigue ^u treten. 2öa§ bafür unb batoiber gefagt
toerben !onnte, tleibet ^uicciarbini in gtoei discorsi ein, benen er bie
gorm giebt, al§ :§abe er fie an @onfalbo felbft gerii^tet. <Bo erörtert
er nun au($ bie bei ber f^-ü^rung ber italienifc^en Angelegenheiten
raöglicf)en ober ratlifamen (5ntfd)lüffe. SSleiben mir bei einem i8ei=
f|)iele ftel)en. ßiner ber entfd^cibenbften 5!Jlomente für bie bamaligen
@reigniffe, befonber§ für bie ^efc^idite bon S^enebig, lag in bem S5er=
fu(^e 5Jlaj:imilian§ , im ^a1)xt 1507 in :3talien einzubringen, ]§au:pt=
fä(^li(^ um ^ailanb n)ieber ju erobern unb bie ^rone be§ ^aifert^umg
3U erlangen. S)a S^enebig mit i^xantxciä) berbunben mar unb blieb,
(o fam e§ ^u einem .Kriege, au§ meld^em bann bie Sigue bon ßambrat)
l^erborging, in ber ^önig unb Ä^aifer \iä) jum Eingriff gegen S5enebig
bereinigten. 5^ic^t fomo'^l gleid^ bama(§ aU nacf) ber §anb fonnte
btc i^rage aufgetüorjen merben, ob bie SSene^ianer nic^t beffer getl^an
pben mürben, \id} mit Maximilian gegen ^yranfreic^ 3u berbinbcn.
jöuicciarbini l^at barüber ba§ f^ür unb äßiber in ^mei discorsi ge=
faßt , t)on benen er annimmt , baß fie in bem bene^ianifc^en Senate
1) Nro. XVI.
2) Benoist '^ot e§ öetfuc^t. Guichardin, »^atii 1862.
ö. 9iatilc'§ 2ßcr!e XXXIII. XXXIV. 3loni. u. gernt. »Sller. 3. %uft. * 4
52* elfter ^Ibtd^nitt.
I
gei^alten tüorben feien ober üielme^r l^ätten gehalten tüerben Jönnen:
offenbar mel^r UeBungen be§ ^oUtifd^en @d^ai*fftnn§ al§ l^iftorifc^er
©rörternng. ^n ben Opere inedite finb fie mttget^eilt (I, 227 fg.) Sie
finb bort noc^ mit feinem 5^amen öerfe^en ; erft in ber historia toirb
ber eine bem 9liccolö ^oScarini, ber anbere bem ^nbrea @ritti in ben
^unb gelegt, ^n ber ^efd^ic^te finb Bei ber erften Ütebe einige ein=
leitenbe Söorte ^^in^ugefügt , bann erfd^einen bie nämlid^en @eban!en.
2)er discorso Beginnt bamit: bie (S(^n)ierig!eiten Beftei)en in consi-
derare, se 11 re de' Romanl sl unlrä col Franzesi, in caso che nol
rlfiutiamo le domande sue. ^n ber Sftebe f^oScarini'S ^ei^t e§: 11
principal raglone, in sulla quäle abbiamo a fondar la nostra dell-
berazione, ö 11 fermare una volta In nol medeslml, se nol crediamo
che tra 11 re dl Francla e 11 re del Romanl, disperato che sark
deir amlclzla nostra, sla per nascere unlone. ^n ber ^ftebe @ritti^§
ift ber ©ingang ein anberer al§ in bem discorso (Op. med. I, 233),
benn biefer mod^te gar ^u aEgemein erfd^einen; fotoie ber 9tebner aBer
auf bie ©ad^e fommt, treffen bie 2öorte ^ufammen:
Discorso (Op. med. I, 234). Historia (libro VII, 270 C).
A me , quanto plü cl penso Non ml puö in modo alcuno
non xmb per conto alcuno essere essere capace che ü re di Fran-
capace che ü re di Francia o da, o per sospetto di non es-
per sospetto di non essere preve- sere prevenuto da noi o per
nuto di noi , o per cupiditä di cupiditä dl quelle terre che
recuperare 1 membrl antlchl dello appartenevano gla al ducato di
stato di Milano , si accordi col Milano, si accordi col re dei
re de' Bomani a farlo venire Romani a farlo passare in Ita-
in Italia a' danni nostri. lia contro a noi.
@emi§ mar bie f^rage für bie aEgemeine 33etrad^tung nad^ bet
6d^ladC)t öon (SJ^iara b'^lbba öon größter 3öid£)tig!eit. 3fn jenem
5lugenBli(f aBer, in meldten ^uicciarbini fie öerlegt, !onnte fie gar nid^t
anfgemoi-fen merben; bie ©ntätoeiung ^mifd^en f^i-'^nfreid^ unb 35enebig,
bie 3ur ßigue tjon ßamBrat) führte, ift ba!|er entf^rungen, ba^ bi(
SBeneäianer bem Könige öertoeigerten , in il^ren Söaffenftittftanb mil
^ajimilian ben SSerBünbeten be§ ^önig§, ben ©er^og öon ©eibern
mitein^nfd^Ue^en , ma§ biefen in ©efa^r fe^te. öon ^ajimilian unter=
brüllt äu tnerben, ein Erfolg, bem Jt^ubmig XII. ^uöoraufommen burd
fein S3erl|ältnife ju S)eutfd^lanb genöt^igt mürbe, ^ei bem 5lBfd^tuj
beö äöaffenftiEftanbeg t)ätte man bcIiBeriren tonnen , oB ber .^erjot
©uicciarbini. a3ext)ältnife ber italicnijd^en ®efc^td)le ju ber fIorentiniid]cn. *53
in benfelben aufgenommen merben foEe ober nicfit; aber auf 2)eübe=
xatton !am t§> auc§ ba nid^t an. S)enn TOe§ lag an bem 2Baffen=
ftittftanbe, ben man mit ^][Jtajimi(ian ju fc^ltefeen im SSegriffe mar
unb ber nid^t öortl^eid^after gebadet toerben fonnte , at§ i:^n ber
jjaifer anbot. 2)er (Sad^öer^^alt mar bem 5lutor nid^t unbefannt;
aber er legt bod^ nid^t biel 2öert§ auf benfelben. S)ie Sigue öon
ßambrat) lägt er boc^ bor aEen 2)ingen au§ bem Söunfc^e be§ ^önigg
öon f5ran!reid§, ftd^ ber mailänbifd^en Stäbte, bie S5enebig inne:^atte,
ju bemäd^tigen, Verborgenen.
:^n ber Storia fiorentina mirb einer ä^nlid^en 2)eliberation ge=
bod^t, bie in f^loren^ hei berfelben Gelegenheit öorgefommen ift. S)ie
grage mar, ob man ^Jlajimilian bei feinem 3uge mit (Belb unterftüjen
fotte ; man beforgte baburd§, ben Äönig öon granfreicl) ju entfremben
unb burd^ eine Gelbleiftung , bie nid^t o^ne neue ^luflage gefd^el^eu
Ibnne, äugleid^ ba§ S5ol!. §ier mar Guicciarbini p §aufe; atte^,
too§ er fagt, ^at §anb unb ^u%. Die ©ad^e mar i^m im frifc^eften
6Jebäd£)tnig ; bie florentinifc^e @efd^id^te i^i gleid^ in berfelben S^xi
gefd^rieben morben, mie mir benn im 23. ga^jitel (Op. ined. III, 250)
ben f^ebruar 1509 al§ bie g^it ber ^Ibfaffung au^brücElirf) errodl^nt
finben. kommen mir nun auf biefe Storia fiorentina, ba§ 3ugenb=
tocr! i^rance^co @uicciarbini'§ , bie ben britten iBanb ber Opere
inedite auSmad^t, unb fud^en mir un§ an einigen iöeif^ielen ba^
SBer^ältuig ber beiben 5lrbeiten 3u oergegenmärtigen. ^n ber einen
toie ber anberen erfd)eint hu (Seftalt ©abonarola^g jiemlid^ im S5orber=
grunbe. (Sin flüchtiger S3licE auf bie (^r^ätjlung bon bem erften 3luf=
treten unb ben ©inmirfungen be§ f^rate in ber Historia d'Italia (libro II)
jeigt, bag bie ^luffaffung tjon ber in ber Storia fiorentina öorge=
fommenen abmeid^enb ift. S)iefe ift einfad^er, frifcCier, pberläffiger ;
in ber italienifd^en Gefc^id^te merben bie Dinge fd^on fo er^ä^lt, mie
e§ ber f^jätere ßauf ber S3egeben]§eiten an bie §anb gab. ^n ber
gcfdf)id^tlid)en (Sd^ilbemng über ben 5lu§gang ©abonarola'ö unb in
bem Urtl)eil ift bie 5lbmeid§ung ber beiben DarfteEungen befonber^ auf=
fattenb. ^n ber erften (cap. 17) aeigt fid^ eine ©timpat^ie unb felbft
eine ^rt öon S3emunberung für ben §rate, bie in ber ^roeiten fel^lt
(©df)lu6 bon IIb. III); fie fönnten ebenfo gut bon jmei berfd^iebenen
5lutoren ^errül^ren.
Dagegen finbet fid^ an anberen ©tetten, ^. ^. Wi ber ßinnal^me
bon f^aen^a, eine jum X^eil mörtlid^e Uebereinftimmung ber italieni)d)en
©cfd^idite mit ber ftorentinifd)en , bie nid^t mol^t jufäEig fein fann.
Die erftere ift nur eine (Srmeiterung ber le^teren. Die 5(bfd^eulid)=
54* ^tfter ^bjd^nitt.
feiten gegen 3lftorre tnerben atemltd) auf biefelbe Söeife mit einem
come si disse etjö^It (Op. ined. III, 240 ; Historia d'Italia libro V).
©ogteid^ aber fd^reitet bie italienifd^e ßJefc^id^te äu einer 6nttt)i(f(ung
bev politifd^en SÖer^ältniffc fort, npetc^e bie erfte nid^t tennt: bie
ülettnng öon SSologna gegen (Sefare n)irb t)on einer birecten (5in=
n)ir!ung be§ ^önig§ t)on gran!reic^ hergeleitet, nid)t bIo§ öon einigen
©etbaal^lungen, toie in ber ftorentinifc^en.
S5ei bem Einbringen ßefarg auf ba§ florentinifd^e Gebiet ttiirb
in ber Storia fiorentina ein größerer 'üaä^hxud baranf gelegt, ba^
ba§ S5ol! ba§ Einbringen felBft unb bie bamit öerbunbene Slbfid^t,
$iero ^ebici n^ieber^erpfteHen, ben O^timaten 3uge|d§rieben T^abe, fo
ha% beren <g)änfer in ^efa^r gerat^en feien, geplünbert an Serben.
3n ber Historia d'Italia toirb bagegen bel^au^tet, ba§ Eefar felbft
gegen ^iero be ^Jlebici gemefen jei, unb jtüar aud^ he^atb , weil er
einft als ©tubent in Pfa bon-bemfelben fi^led^t be^anbelt tnorben tüar.
;^n ber ©ac^e Eefar§ unb ber Drfinen finben ]xä} in ber Histo-
ria d'Italia einige Keine UmfteEungen be§ Stoffe^ ber florentinifc^en ;
ä. SB. njenn in ber legten bie Eroberung t)on Urbino ben feinbfeligen
S5ejd^lüffen ber Drfinen gegen Eefar öorange^t (III, 288), fo toirb fie
in ber erften (lib. V) al§ Söirfung be§ gefd^loffenen S5unbe§ be=
trad^tet: tnaS in ber alten Erfolg raar, toirb in ber neuen 5}lotiö. —
^n ber florentinifd;en ©efc^id^te bleibt ba§ 5lugenmer! immer auf
gioren3 gerichtet. 5[flan erfäl^rt ba, ba§ \ik SBorgia fid^ an bie
©tabt toenbeten foU)ie bie Orfinen il^rerfeitS. S)a aber bie le|teren
bie S5erfpred^ung , tüel(^e fie für ^ifa mad^en, bod§ nid§t erfüEen
!önnen, fo entfd^lie^t man fid) in gloren^ pr Üleutralität. ;^n ber
Historia dltalia n)irb U^ieber^olt, tt)a§ in ber florentinifd§en t)on ben
^flad^läffigfeiten ber S5erbünbeten gefagt mürbe, mit ber üteflejion, ba§
fie bie gute Gelegenheit l)ätten öorbeigel)en laffen; in ber florentini=
fd^en tüirb 5lEeg baburd^ beutlidC)er, ba§ nadl) ber Erflärung be§ J?ö=
nig§ öon i^ran!reid^ aucl) bie S^ene^ianer ben ^äpftlid§en ^pülfe 3u=
fagen unb ebenfo bie Florentiner. S)agegen treten in ber Historia
dltalia bie Ein^elintereffen ber S5erbünbeten , bon benen jeber nur
an fic^ fetbft benft, unb il^re S5erl^anblungen mit Eefar ^erüor.
i^df) finbe feine 5lb:^ängigfeit öon ber 9telation ^acd£)iat)eE§ del
modo tenuto. Ueber bie ^ataftro^:§e ^llejanberS VI. ftimmen bie
beiben Erjä^lungen mol§l im 3lttgemeinen jufammen; in ber 5luf*
faffung bemerft man eine getoiffe S5erfdf)ieben:^eit. 2)ie legten ?lb=
ftd^ten be§ ^a^)fte§ erfd^einen in ber Storia fiorentina nod^ um=
faffenber, bie Umftänbe be§ XobeS unb ber S5ergiftung nid^t mit
©uicciatbini. SJetl^ältnife bet fIorentini|d^en @ef(i)td^te ^u bcr ttoUcnild^en. *55
fo toUer 33eftimmt^ett ; bte ß^raÜerifti! ftellt beutüd^er ^eraug,
tote bte ^erfönltd^!eit ^lleyanberg bett Seitgenoffen erfc^ten. @r ftirBt
barttai^ in öoEem (^enu§ be§ (Slüdeö uttb ber (SJtorie, in somma
gloria e felicitä. ßr exfd^cittt aU ettt ^ann üoti Untertte^ittuttgggeift,
5Jlut^ uttb Urt^eil, fu uomo valentissimo e di grande giudicio ed
animo, loie feitie ^atiblungen betüeifen. 5tBer feine Ütegierung ent=
]pxaä) ber öertoerflid^en 5ltt, toie er jum ^a^jftt^m gelontmen toar,
brutto e vituperoso ; furono in lui e abbondantemente tutti i vizii del
corpo e del animo, ne si potente circa alla amministrazione della
chiesa pensare uno ordine, si cattivo che per lui non si mettessi
ad effetto; fu lussuriosissimo in due sessi; fu avarissimo — vende-
vansi a tempo suo come allo incanto tutti i beneficii, le dispense,
i perdoni. — Fece morire di veleno molti prelati e cardinali, an-
cora confidatissimi sua; non era in lui nessuna religione, nessuna
osservanza di fede, nessuna cura della giustizia (Op. ined. III, 303).
3[öa§ in ber itaüenifcf)en ^efc^ic^te hierüber t)or!ommt, tft in bet
iBertoerfung gleid^ ftar!, ja Taft nodf) ftär!er unb beftimmter , aber
allgemeiner gehalten; man fie^t, ba^ bie ©adjen f($on in bie f^erne
gerüdEt finb. @erabe in biefen ^Ibfc^nitten :^at fi^on ber junge 5lutor
feinen ganzen @eift enttoitfelt. 5)lan(j§e ©ä^e berfelben fönnten fid§
au(^ in ber italienifd^en ÖJefd^id^te finben.
SSci ber neuen $a|)fttt)a5l tnerben in ber florentinifd^en @efd§i(j§te
bie ©Öffnungen, voü^e ßarbinal ^Imboife für ft(^ felbft biegen burfte,
tJorne^^mlid) burd^ bie Unterftü^ung ^§canio'§, einfad^ aufge^^äl^lt, Bio
ju bem Soncfatie, too fie fid^ alle trügerifd^ erliefen, ^n ber Historia
dltalia mirb bagegen nä^er enttnicEett, tt)e§l)alb fid^ bon ^§canio
nid§t biel Ijabe ertnarten laffen, toeil bie ^röfee ber gransofen ben
|)offnungen feinet §aufe§ ein (Snbe gemad^t tiaben toürbe. 2öa§ in
ber Storia fiorentina nid§t bor!ommt : hu Hoffnungen, hu ßefar i:^m
gemad^t :^abe, in Solge feine§ ßinfluffeS auf hu fpanifd^en ßarbinäle,
toirb bon öorn^erein al§ trügerifd^ betrad^tet, ba bie Sarbindle burd^
bie bon ben 33orgia empfangenen Söo^lt^aten fidt) mä) ^enfdC)entt)eife
nid^t gebunben gefüllt Tratten.
äöir Ratten inne. UeberaE jeigt fid) beifelbe ^eift: in bem
früheren 2Ber!e ift er frifd^er, localer, unmittelbarer, in bem f^äteren
burd§ aöelterfa'^rung gereifter, umfaffenber, o:§ne gerabe tiefer 5U fein,
aber ben aEgemeinen ?lnfd§auungen entfbred)enb , ttjie fie fid^ in bem
Saufe ber @reigniffe ^erauSbilbeten.
SBenn man ba§ S5erbienft ^uicciarbini'g im ^gemeinen tüür=
bigen unb ben ginbruc!, ben fein @efd^id^t§tt)erf mad^te, üerftel^en mitt, fo
56* Softer 3lbjd^nttt.
I
nmfe man babon augge^en, ba§ atte ^efd^ic^ten ber S^ii ^jrotJin^ialcr
unb felBft tocaler ^atut tüaren, nad) bcn Befonberen ©tanb^unÜen,
tüeld^e bie 5lutoren etnna:^men, unb ben ^^ntereffen i^ret §etmatl^.
S5on aEebem ntad^t ft(^ ^uicciarbini lo§ , n)te totr foeben bei einer
S5erglei(^ung be§ 2ßer!e§ mit ber ^^ugenbarBeit be§ SBerfafferg ja^en.
^ie nii^t Porentinifd^en ©reigniffe toerben auSfü^rlid^er erjäl^lt; auf
bie militärifc^en Unternehmungen, bie nid^t gerabe bie ^e^uBli!
(elbft betreffen, tüixh größerer ^^ac^brud gelegt. Ueberatt erfd^einen
tu großen ^jolitifc^en 35er^ältniffe toirtfamer, eingreifenber. ^an
fie]§t, ftjie genau ba§ mit ben ©teKungen gufammenl^ing , bie @uic=
ciarbini einna^^m, feitbem er fid^ einer großen ^efanbtfd^aft unter=
5ogen ^atte. @r tt)ar bann mit ben $ä|)ften in eine S^erBinbung
getreten , in ber er aU einer ber eifrigften @el)ülfen berjelBen auftrat.
Qx UJurbe baburd§ in bie ^itte ber ^Begebenheiten ber S^it gefteHt.
@r war immer ftorentinifc^er O^timat, aber 3ugleid^ ein (Staat§=
mann, beffen S^ätigfeit fi(^ in ben S5er^ältniffen ber großen ^otenjen
Belegte. @(eid§fam entfd^ulbigenb fpric^t er einmal babon, ha^ er
ba§ ^riefterrcgiment an fid^ nid^t BiEige, unb ettoaS @yce^tionette§
l^at feine (Stellung, infofern er, in ben ^öd^ften Stemtern be§ Äirdf)en=
fta'ate§ öertoenbet, bennod^ ein ^ak toax. S)er römifc^e ^o] unb
beffen ^oliti! Bilbcn Beinahe ba§ borne^mfte 5Iugcumer! (Stuicciar=
bini^g. 2)aBei mibmete er aber hnn großen (greigni^ , ba§ foeben
eintrat, beut Ürd^lid^en ^BfaU öon bem ^apftt^um, menig ober feine
§(ufmer!fam!eit. @r fagt einmal, ha^ fSex^alkn ber ^riefter üer=
ratl)e 5lmBition , ^ei^ unb 2öeid§lid§!eit ; er toürbe fid§ 5Jlartin
ßutl^er angefd^loffen ^aBen, toenn xt)n beffen bogmatifd§e ^IBmeid^ungen
nirf)t baöon abgehalten Ratten. S5on aEer clericalen Sflüdffid^t in
ber SSetrad^tung ber äöeltber^^ältniffc ift er tneit entfentt: fie n)ürbc
tl§n einfeitig unb bon einem Bcfonberen ;Sntereffe abhängig gemad^t
l^aBen. SBir Werben nid^t irren, Wenn mir gerabe hierin ben @runb
unb Urf|}rung ber Söirfung ma^rnel^men, bie fein S5ud§ 5erbor=
Brad^te. @§ entf^rad^ einer Jenben^ be§ mobernen @eifte§, bie fid§
natf) unb nad^ burd^arbeitete unb in bem 18. ^a^r^unbert bie aE=
gemeine Ueber^eugung augmad^te. ©uicciarbini^g SteEung in ber
Söelt Beru'^t barin, ba§ er florentinifd^er Optimat unb päpftlid^er
6taat§mann pgleid) War. ^a§ (Sine ober ba§ 5lnbere äu fein, Würbe
feine @efid^t§pun!te Befd^ränft l^aBen. S)a^ er S3eibe§ 3ugleid§ ift,
emanci^irt i^n wieber unb giebt i^m einen aEgemeinen ©tanb^junft
unb ber Historia d'Italia il^r d§ara!teriftifd§e§ @e:|3räge. ©ie wirb
immer al§ eine ber großen l^iftorifd^en ^robuctionen , Weld^e wir Be«
Oktana 33caucatte, genannt Selcanu». *57
nj^cn, Betrachtet toetben muffen, ^ux barf man nic^t in bem ^ud^e
bcn objecttöen S^atbeftanb ber @reigniffe in ben ^änben ju ^abtn
glauben, f^ür ^otfc^ung nnb S)arftettun9 lä§t e§ nod§ einen toeiten
©ijjielranm übrig.
II.
gtatiä S3eaucaite, genannt SSeIcaxtu§.
S)ie commentarii rerum Gallicarum, tüeli^e 33e(cariu§ fd§rieb,
finb in fel§r gutem Satein abgefaßt. ®er Sßerfaffer Ujar 33ifc^o|, unb
um ben 2öunfd§ feiner ^ugenb, @efi^i(^te ju fd^reiben, enblid§ aul=
fül^ren 3u !önnen, »erlief er fein ^ilt^um unb ging nad^ feinem
6(^ro6 ia e^refte. ©r toar 60 bi§ 70 ^fa^re alt, a(§ er bieg äöer!
unternahm. S5ielleid)t ift e§ eine Qzii lang minber benu^t Ujorben;
aber 3Jleufe( üerfid^ert, e§ 1)abe xi)m, al§ er bie fran^öfifd^e @efd^i(^te
fd^rieb, gute S)tenfte geleiftet, unb (5i§monbi fü^rt c% in ber italie=
nifd^en fe^r oft an.
(£§ ift ein fe'^r groger unb enggebructter ^^oliant; e§ reid^t bon
1461 bi§ 1566. ^ä) rebe ^ier nur bon bem Zi)txle, ber bie ^fal^re
t)on 1494 bi§ 1530 begreift, bom 5. bi§ äum 20. iBudf)e; bon biefem
be^au|)te id§, ha% er mefentlid§ nur eine Ueberarbeitung be§ @uic=
ciarbini in gute§ Satein fei. 2)ie§ beginnt g(eid§ mit bem erften 35ud§e
be§ ^uicciarbini. „II quäle accordo, come fu fatto, Carlo andö
da Nepi a Bracciano, terra principale di Virginio", fagt @uicciar=
bini I, 63, unb SSeaucaire V, 173 brüdft bie§ fo au^: „Rebus ita
cum Ursinis constitutis Nepeso Braccianum, primarium Virginii
oppidum, profectus est." @in 5lu§äug toäre getoefen: „er ging bon
^Jle^i na^ S3racciano" ; biefe getreuen 3ufä|e aber be^eic^nen ben
Ueberfe^er. gä^rt nun ba§ itolienifd^e äBer! fort: „ed a Ostia
mandö Luigi Monsignore d'Allegri con 500 lanzie e 2000 Sviz-
zeri, acciocche passando 11 Tevere, ed uuiti con 11 Colonnesl che
correvano per tutto sl forzasslno d'entrare In Roma, 1 quall per
mezzo dl Romanl della fazlone loro speravano a ogni modo dl
consegulrlo'*, fo brücft bie§ ba§ Satein, aEerbingg n\d)i übet, fo auö:
„Ivonemque Alegrlum cum 500 equitlbus cataphractis et duobus
Helvetiorum mlllibus Ostlam mlslt , ut transmlsso Tlberl Prospero
ac Fabricio Columnls iungerentur, quorum factlone Romae potente
se potituros urbe sperabant." @r fe^t ^ier Dorn unb leinten roenige
unb unbebeutenbe äöorte ^inju. ^ber fogteid§ nimmt er auc^ bie
58* Gtfter ^Ibfc^nitt.
rl^etorifd^en SBenbungen @uicciarbini'§ auf. ^ei btefem fielet
„Giä tutta la corte, giä tutto il popolo Romano in grandissimr
sollevatione et terrore chiamavano ardentemente la concordia
perö il Pontefice ridotto in pericolosissimo frangente et vedeud(
mancare continuamente i fondamenti del difendersi non si rite-
neva per altro, che per la memoria d'essergline State data cagione
alcuna, havere con V autoritär con consigU, et con Varme fattagli
pertinace resistenza; onde meritamente dubitava, dovere essere
del medesimo valore la fede, che ricevesse dal re, che quella
che '1 re haveva ricevuta da lui." Scaucüire hxndt bieg fo au§:
„lam Romani cives ingenti terrore perculsi ipsique adeo Cardi-
nales ac pontificia aula, ut cum Carolo conveniret, Alexandrura
urgebant. Id ipsum cupiebat et Pontifex, sed in tantis difficulta-
tibus aestuantem illud retardabat, quod princeps huius belli hor-
tator nulla iniuria lacessitus Carolo datam fidem fef ellerat et con-
silio, auäoritate, armis adventantem repellere tentarat. Ne ean-
dem in Carolo fidem experiretur et suis ipse artibus caperetur,
extimescebat." ©o gel^t e§ fort; unb nur tnenn SSeaucaire bie
^ü:§nT^ett pero ßap^oni'^, boci) o^ne @rünbe, leugnet, tnenn er bie
3leu^erung feine§ Originals, ^Itejanbet ^abe eine üteformation be§=
tnegen gefürd^tet, tneil er ha^ ^a^fttl^um |d§im|)flid§ erlangt unb
f(^im|)flid§ tertnaltet ^^Be, ftiEfc^tneigenb in eine Erinnerung an bie
©efal^r be§ frieblid^en Si^f^^"^^^ ^^^ geiftlid^en S3en3egungen um=
änbert, f^ütt man ben gran^ojen unb ben SBifd^of, ber gegen ßalüin
^eben gehalten unb gefd^rieBen ^at §at man nun gefunben, bafe
au(^ bie ^tfanifi^en ^inge, bie S5erfu($e ^iero ^ebici^S, 5urü(i3u=
itf)xm, unb tnaS man nur t)ergleid§t, bafe fogar bie üteben, 5. 33. Xxi=
t)ifan§ unb @rimani^§ p. 224 unb 225 , au§ bem @uicciarbtnt fcift
nid)t§ aU üBetfe^t finb, unb ba§ bte§ Bi§ jum ßnbe fortgebt, tnie benn
3. 33. bie SBermä^lung öon ^atT^arina 50^ebici Bei SSelcariuö XX,
no. 40 aus @uicciarbini XX, p. 553 entlehnt ift, fo tnirb man
tnenig 9leigung ^aben, biefeS S3u(^ burc^ unb burd^ mit bem italie=
nifd^en 3U öergleii^en. 2öaö fönnten bie tnenigen eigenen S^jä^e ht=
beuten, faE§ fii^ bereu ja finben fotCten, wo fo überfe^t inorbeu?
^an mirb nur neugierig fein, mie er eS in ben allein fran^öfifd^en
^efdjid^ten "^alte, bie @uicciatbini fur^tneg be^anbelt l)at. S)a mu§
man nun befennen, ba^ er biefen nid^t au§gefd)rieben. ^etrad^ten
tnir fotgenbe @teEe öon bem SH^ Hfperauts 1521 in bie fpanifd§eu
05ren3en: „Quod paucis ante diebus Stipendium acceperant, Co-
lumbus avaritiae praeceps omnibus, qui dimidiatam stipendii par-
O^ranj S5eoitcaite, genannt Söelcottua. *59
tem redderent, missionem dedit eamque pecuniam avertit. His-
pani in se armati, ubi Gallos recepto regno Navarrico et non
contentos aliena etiam invadere intellexerunt , sibi invicem con-
ciliati Asparrum, cui vix dimidia pars exercitus supererat, perse-
cuti fuderunt, multos ceciderunt, ipsum male mulctatum, ita ut
oculis captus sit, Turnoniumque ac multos praeterea vires nobiles
captivos abduxerunt; ceteri in montium praerupta diffugerunt",
fo ftimmt biefe ©raäljlung ^toar im 2BcjcntIid)en, ba§ ift, ber fatjc^en
S5orfteEung, bie (5|)anter Ratten ftd§ au§ S^aterlanb^Hebe öerfö!|nt, ba
hoä) bie ßommunitaben Bereite ganj gejc^lagen tnaren, mit @uicciar=
bini überein, ift aber nic^t au§ bemfelben. ^ä) ]^aBe fie inbefe tnörtüd^
angefül^rt, um ju 5eigen, ha^ fie eben tnörtüd^ au§ ben Memoiren
S3eHat)'§ genommen ift. @§ ift tnenig Sc^arffinn nötl^ig, bie§ ^u ent=
beden. „Parceque les gens de pied", fagt ^ellat) I, p. 22, „avoient
receu leur mois depuis peu de jours, fit que tous ceux, qui s'en
voudroient aller, lui rendans demi paye auroient congö de se re-
tirer, et mist cet argent en ses bonges (je ne say au profit de
qui il revint). Les Espagnols, lesquels (comme dit est) ötoient
en armes les uns contre les autres voyans les Frangois ne s'estre
contentez de ravoir ce qui ötoit de leur appartenance , mais vou-
loient conquärir leur pays, s^accorderent noblesse et la commune et
trouvant le dit Seigneur d'Asperaut (son armäe döja säparee) le
defirent et toute sa troupe et y fut pris prisonnier le dit seigneur
d'Asperaut et tant hattu qit'il y perdit la veue, aussi fut pris le
seigneur de Tournon et autres plusieurs gens de bieu. Le reste
se sauva par les montagnes." —
6ö ift 3u öermuttien, tnenn ber gute @rei§ fein f&ufi) felbft ]^er=
ausgegeben ^ätte, tnürbe er feine Quellen angegeben ^aben. ©eine
@rben mad^ten 5U tiel au§ biefer 5lrbeit. äöie fie ift, !ann fie ben
€ueEen ber ^efd^id^te ni$t beigeaä^tt, fonbern nur ben S^erfaffern
ton fran3öfif(^= , italienifd^^ unb felbft beutfd§=lateinifd)en 2Börter=
biid^ein em|)fo'^Ien toerben.
60* Saftet 5lbfc^nttt.
III.
loannis Marianae e societ. les. historiae de rebig
Hispaniae libri XXVI-XXX. M
3öenn man t)on ben itaücnifi^en @efd§ic^tfd§rei6etn ^u ^Jtariana
fommt, fo crftaunt man ]o gnt üBer bie ^enge neuer 5^a(^vid§ten, ,
aU über bte gebtängte, mit (Sentenzen etfüEte, gebanfenöoEe unb
fretmüt^ige S)atftettung. Ott ift, oBtoo^I ein ^efuit, nid^t ettca ben
^^ä^ften ergel6en; t)ielme^r gieBt er ©aöonarola ülei^t unb ftagt
üBer ^lleyanber VI., „ßefar ^aBe er contra fas, contra auspicia,
contra omnia aequitatis iura au§ bem geiftlid^en ©taube treten laffen". ,
@r ift, oBujo^l ein ©panier, nic§t ettoa Blinb für feinen Äönig; mit
ttJa'^rem ©(^mer^ Befc^reiBt er bie (JroBeruug t)ou ^eapoli§; unb er
mäßigt bie S)arfteEung Don gerbinanb nur baburi^, ba^ er jeine
guten @igenfd)aiten al§ |)erfönli(5, feine f{i)le(f)ten aBer aU allen
t^ürften mie öon 5flatur eigen Betrachtet. 2lEerbing§ tft i^m @|)auien i
't)a^ erfte ßanb ber SCßelt, unb er "^ängt öor aEem an ber f^janifd^eni
2;ugenb; aBer erfteng Begreift er au(^ hk ^ßortugiefen unter biefemj
Flamen , unb öieEeii^t ^ai ^Jliemanb ben 3lu§gang 5llfonfo 5lIBu= i
querque^^ äugleii^ gebrängter unb fc^öner, anfc^aulic^er, an§ ^emütl^
greifenber erjäi^Ü; ämeiten^, toie er oft fagt, f^erbinaub ber ^ai1)0=
iifd^e ^aBe n)ie auf einer Söarte geftanben unb alle enropäifd^en S)inge
üBeri(f)aut , fo reicht aud) fein S5ü(f öon ßaftilien naC^ ^ieberlanb,
@nglanb, S)eutf(^{anb unb 5lmeri!a, Don Portugal nad^ 5lfrifa unb
Cftinbien, bon 5lragon naä) ©icilien, Italien unb bem ganzen innem
5!Jleer; er ^at ben S3egriff einer europäifc^en 9te^uB(i!, einer d§rift=
ticken ^Bereinigung, ©o ift c§ mit i§m, unb man öergi^t gern jene
ftete ^orat üBer aEe§ ßin^elne, burc^ toelc^e ber ^ö^ere 3ufammen=
§ang oerbeät BleiBt, jene Stugrufe: ,,o homines ad servitia natos!
0 hominum infelicitatem !" bie fo oft UJiebertommen ; immer erfennt
man ein treueg üoEeg (iJemüt^ in i^m.
<!pat man i^n nun ejcerBirt, toelt^eS eine ber fc^merften 5lrBeiten
ift, bie man in biefer 3lrt unterne!|men !ann, unb fid§ angemerft, n)0
er be§ 5lnton öon. SeBrija , be§ $eter ÜJlarttjr, be§ garajabal, beö
^llöar @ome3 gebeult, unb lieft man ben S^ti-'^ta, ben er, foöiel id§
mei^, nid^t namentlid§ al§ feinen @emäT§r§mann nennt, fo gerät^ man
in gro§e§ ©rftaunen, menn man Bemerft, ba^ faft aEe mid^tigen 5^ad§=j
rid^ten ^ariana'§ au§ S^idta genommen maren. 3fd^ ^aBe fie Beibe|
burd&auS ercerpirt unb fann Beina^^e nidf)t§ finben, mo ^ariana eigen= 1
2J?artanQ. *qi
üntlic^en SSerid^ten gefolgt toäre. ^^ ^aBe in ben @jcer)3ten oft
egen^^eit gehabt, ftatt be§ ^amen§ t)on ^ariana ben 5^amen 3u«
3u fe|en, unb bann, tt)a§ ber le^te noc§ befonberg ^atte, aud) be^»
nber§ ^inäugefd^rieben. 9lun ift aber 3urita'§ 3Ber! ben 2)eputaten
on 5lragon im ^dt)xe 1579 getoibmet; unb ^}}lanana'§ fünf te|te
iBüc^er finb erft 1605 erfd^ienen. @§ !ann !ein 3^^^!^^ fcw. ^er
ben atibetn Benu^t ^at. 5lu(^ ift 3urita toeit teiltet unb toeit Be=
leT^renber, aU fein 91ac§folger. Um nun einen SSegriff ju geben, mie
3!Jlariana fein Original benu^te, tootten toir Suxita SBb. II, S3ud^ YIII,
p. 164 mit ^ariana IIb. XXIX, c. 17, p. 277, ed. Schott., Oer=
gleichen.
3urita fagt: „Pedro Hernandez de Cordova, Marques de
Priego estava muy aliado con el Conde de Cabra y los dos mos-
travan estar muy desdenados, porque el Rey havia hecho poco
caso dellos pues no pensavan se menos poderosos, en las cosas
de aquella provincia por sus estados y amigos, che lo eran los
Grandes de Castilla a quien el Rey gratificö y M0O merced para
assentar su venida." ^lariana fteEt bieg etma§ um unb mac^t, mag
Mo§ jmeien jugefc^rieBen mor, 3ur allgemeinen Stimmung. „Baetici
proceres", fagt er, „aegre tulerant, nullam eorum rationem a Fer-
dinando rege fuisse habitam, cum primum rediit in Hispaniam;
et qui Castellae procerum voluntates magno redemerat, nihil ipsis,
qui neque potentia neque opibus Ulis concederent, a sene parco
esse datum. §icr fügt er eine SSetrad^tung ^inju, meldte an fidö
gang richtig ift, aber feine neue ,^enntni§ ber 2:i§atfad§en offenbart:
„Invidia in praeceps dabat alienis semper incrementis anxia; di-
gnitatis tarnen species obtendebatur." S)ann fe^t er aug feinem
itutor ^inju: „Prae ceteris tarnen Petrus Fern. Cord. Pr. March.
et Egabri Com. de iniuria expostulare. parati dolorem vindicare,
si qua se occasio obtulisset." 5Jlan bemer!e, mie er in bem legten
3ufa^ ben Uebergang beffer gu madien fuc^t, atg 3urita. 2)iefer
fagt nur: „Estando desta manera resabiados e desfavorecidos, su-
cediö, que huvo certo ruydo en la ciudad de Cordova entre algu-
nos vezinos della; y siendo preso uno de los culpados per los
ministros de la justicia llegaron ciertos criados de don Joan de
Aqa Obispo de Cordova, y con gran alboroto y mano arm ata qui-
taron el preso a los officiales reales." S)ieg eraätjlt ^Jlariana füraer
unb antüer 2)arfteIIung gemäßer: j,Accidit, ut in rixa populari
temere Cordubae excitata regis ministri e sontibus unum in vin-
cla raperent. Johannis Atiae, Oordubensis episcopi aulici, correptis
62* ®rfter 5lb^c^nitt.
armis captum per vim eripuere, ne in custodiam daretur." 5lbet
e§ ift ganä baffelBe. 3unta^§ närfifte äöorte: „Esta fuerga se d^
vulgö en breves dias per todo el Reyno e siendo el Rey en Btfl
gos mandö yr a Cordoba al Licenziado Hernan Gomez Herrera
Alcalde de su casa e corte con alguna gente de caballo para que
hiziesse pesquisa sobre aquella resistencia, y porque mas libre-
mente pudiesse inquirir, que notificasse al Marques de Priego y
Don Franzisco Pacheco su hermano, que saliesen de la ciudad",
brückt er auf biefelbe Söetfe au§: „Commotus ea temeritate Rex
Burgis, ubi erat, misit Fernandum Goraetium Ferreram, quatuor-
virum in curia rerum capitalium, ut quaestione habita noxam eam
vindicaret legibus." 2öa§ im ©|)amjd§en fogteicf) folgt, ^eBt 9}la=
riana noc§ für ha^ Spätere auf. S^rita fä^rt fort: „Commengando
el Alcalde a entender en su pesquisa, le embiö a dezir el Mar-
ques, que no usasse de su commission hasta consultarlo con el
Rey y que saliesse de la ciudad." äöte 5[Rariana bte§ genau
tniebergegeben, fügt er ^iuju: ,,non audacia, sed temeritas erat
regia auctoritate armato iudici obsistere; levius crimen graviori
cumulatum." Armato foE erfe^en, tx)a§ im ©:panif(f)eu ^te^: con
caballos. ;^ubem fte Beibe nun fagen, ber ^llcalbe l^aBe bem
Waxqm^ Befo^^len, bie ©tabt ^u Derlaffen, fe^t ^ariana au§ bem
grüneren erft verbis Regis mandavit l^inju. @§ ift aBer ganj
baffelbe.
^uf biefe Söeife l:)etarbeitet ^D^ariana ätnar ben Stoff be§ 3urita
eigeutpmlid^; bod) crfennt mau benfelben auf beu erfteu Slugenblidt
toieber. (SigentUd^ ftub aEe itaüeuifi^eu ®ef(^tc£)teu o^m gro§e ^u-
fä^e auf biefelBe SBeife Bearbeitet.
5Jtag mau fte uuu loBeu^toert^ ober tabelu^toert^ ftubeu, fo ift
gemig, ha^ 9Jlartaua unter beu CueEeu ber neueren @ef(^ic^te feinen
5pia^ Behaupten !auu. 8eiue 9latur, feine ©eefe tnerbeu i^u immer
lefenSmertl) mad^eu.
IV.
©^Dtegel bex 6^ten be§ 6tä^aufe§ Oeftexreic!^.
2öir ^aBen, ben äÖei§!unig etma aufgenommen, !ein g(eid§3ei=
tige§ unb einigermaßen augfii'^rlirfieS äBer! öom SeBen ^aifer 93tai-imi=
liang. liefen ^Jlangel gu erfe^en, fc^eint §ang ^acoB flügger aEer=
bings ber ^}lanu gemefen ju fein. @r toar 1516 geboren unb nod§
©piegel bex (St)ren be§ GrafiauieB Oeftctteirf). *63
m(^t 40 ^a:^re alt, al§ ex fein öfteiTeirf)ifd)e§ ß^rentücr!, wie er e§
nennt, fttjtete. @r !onnte feine ^ac^rit^ten öon ben 2:§eilne'^mem
toenigftenä ber legten ^a^^re erhalten, ^aifer ßeopolb I. ^iett e^
^od) unb (ie§ e§ buri^ jenen ©igmunb öon SSirfen, beffen Sße:»
mü^ungen nm hu beutfc^e ^^oefie noc^ ni(^t gan^ üergeffen finb, „in ber
löblichen fmi^tBringenben @efettf($aft ben (Srroad^fenen", erneuem, ^n
bem äöerfe, ha^ 33irten 1668 ^eranSgab, glaubt man nun ben i^ugger
p t)aben. ßoi'e rebet öon ben tiefen f^orft^ungen fyuggerS, tnenn er
Uon biefem 3Ber!e fpric^t; ^äberlin, alle anberen beutfc^en ®ef(f)icf)t=
fd^reiber unb felBft S^o^ann 5JlüEer fü^^ren ben @§renfpiegel immer
unter bem 9^amen Sugger§ an, unb ^ieburd^ toirb ;^ebermann aufmer!fam
tüerben. S)ie ^^rage ift, inwiefern e§ ben gugger toirflid^ enthalte.
^ir!en§ SSemü^ung ging auf atneierlei, bie (Bpxai^e feiner S^it
gemäB umauBilben unb bie @efc^ic^ten p ergänjen. S)a§ @rfte :^at
er nun tJoEftänbig getrau, unb toenn man lieft (p. 937) : „fie fteUten
eine ^Inttoort au§ bem Grobiane" ; „ber Ärieg tummelte fic^ nic^t
allein in aEen Sanben, fonbern er taumelte aud^ auf ber ©ee ^erum" ;
„fie fangen ben üoEen SSruber"; „fie fürchteten fid^, brausen in ber
Mo|)fgaffe ju tnolinen" ; toenn bei i^m „alte ^ofttafc^e" gerabe^u eine
alte Unterl)änblerin be^eid^net (938, 959), fo mer!t man tool^l, ha^
man ein ^ud§ au§ bem fteb^el^nten, nid^t au§ bem fedf)§3el§nten ^a^x=
^unbert lieft. Jpier !ommt e§ un§ auf ba§ gtoeite an. S)ie§ ju
beurtl^eilen , muffen mir i"^n mit ben <&ülf§mitteln ijerglei(^en, bie er
etma ^aben tonnte. 2öir tooEen fogleidf) mit bem erften (Kapitel bcg
6. ^uc^e§, ba§ bie Sflegierung ^ajimilian§ beginnt, bie S5ergleic^ung
anfangen. S)ie§ begreift 13 ^untte: 1) bie SJermä'^lung 5Ü^ai*imi=
lian§; unb '^ier liegen @erl)arb 9floo'§ Annales Austriaci XI, 493
5u @runbe; fie finb nur mit $ontu§ <g)euteru§ (Herum Belgicarum
Hb. Y, p. 222), obtoo^l nid^t o^^ne ^^rrtpmmer, bereinigt. S)a§ ©in*
5ige, tDa§ i^ bei biefen nid£)t finbe, ift, ha% einige beutfd^e gürften
3u ber §eirat^ ratzen. 5^oc^ folgt ettoaS Unbebeutenbe§ , toie e§
fc^eint, au§ einer 5^ürnberger ß^^ronü. 2) S)ie 9lüÄreife naä) 9lieber=
lanb. ^e:^r auö .^euteruS al§ au§ 9loo, bod^ au§ beiben; too bie
^Jlac^ric^ten fid^ ettoa ioiberfprec^en , toirb bie eine oT§ne to eiteret ge=
toa§lt; au^er jenen nid^t§. 3) ^:p:§ili^|)§ 9tegierung§antritt, ganj au§
.•peuteruS, p. 224, 228. 4) unb 5) .^arl§ YIII. ^iegSjug. Offen=
bar liegt 9too au 6runbe; aber bie Erörterung ber ^eä)k ,^axU
unb einiget 5lnbere ift toörtlic^ au§ ^ariana p. 152; in 4 ©teEen
ift (Suicciarbini benu^t; bod^ inbem ^ir!en il§n mit 9loo Oereinigen
toiE, maäji er mit fylaminia einen ftarfen gel^ler. 6) 2)a§ S5üubni§.
64* <*tfter 3lbfc^nitt.
ßben baljer. 7) 5Den Ütetd^gtag p SöortnS. 3" ^tunbe liegt ütoi
aBer e§ ftnb aug bem ^Jteid^Sabfd^iebe , nic^t au§ ben Elften, etni
SSerorbnungeu unb au§ ßrufiuö' fd^toäBijdien ^dt)xbnä)txn p. 500, ober
öieEeid^t au§ ßtnturtu§' ^Ip^enbii* p. 595 einige ßerentonieen ^inji
gefügt; nur ba§ ^er^eidfini^ ber antoefenben f^ürften ift eigentfiüi
lid^er gefaxt. 8) Äarl§ 9lürf.5ug; au§ 9too, "»Diariana unb, toie
latinifirten 5^amen 3eigen, an§ einigen (SteEen be§ lateinifd^^
©uicciarbini. S)ie gute S3emer!ung ütoo'g, ber $ietra))Iana ber ^1
liener fei TOd^ael SBottenftein, öertoirrt er ööEig. 9), 11), 12) ^l
li)3^§ ^rieg mit bem ^aä, Steife nad^ Söien unb S3ermä{)Iung ; ga^
au§ §euteru§, nur hie 2ln!unft ber f^anifcf)en ^-lotte nid§t. 10) ©ieg"^
munb§ 2ob ; aug 9too mit menigen geneatogifi^en 3ufä|en. 13) ^}Jlai*i=
milian§ 3ug naä) ßiöorno; nid^tg al^ 9too, .^euteruS unb eine
©teEe @uicciarbini'§.
S)a biefe Süd)er in 3ebermann§ Rauben finb, fo toitt td§ nid^t
ha^ ^a|)ier mit ©teilen baraug erfüEen; e§ ift aber offenbar, ba^,
toenn ber ed^te gugger benu^t morben, bie§ l§öd^ften§ hei no. 1, 7,
10, 12 ein U^enig gefd§e]§en fein !ann. S)a§ ßapitel l^at 14 goIio=
feiten; ber ganje ©toff au§ Sugger !ann !aum eine betragen.
(5o ift nun biefe§ SJerl^ättni^ überaE. .&euteru§ ift öon feinem
erftcn SSud^e an über^fe^t; felbft jene S)arfteEung öom ^riegSmefen
Maximilians, al§ bereu @emäl)r§mann man geUJö^nlic^ fyugger an=
fü'^rt, ift gan^ au§ if)m; mo .g)äberlin ^umeilen fyuggern einen ^n=
t^um beimißt, 3. 25. ber 9teid§§tag ton 1489 fei am 24. Mai an=
gegangen, trägt aEein |)euteru§ bie ©d)ulb (^'i)xtn]p. 1014, .SpeuteiniS
173, |)äberlin VII, 464); unb mcnn S3ir!en einmal einen 3tt)ief^alt
unter feinen QueEeu bemer!t, 3. 35. wo §euteru§ ba§ S^agebud^ ßalaing^
benu|t l)at, unb i^m ©uicciarbini toibex-fljrii^t, ergreift er ben fonber=
barften 3lu§meg unb nimmt, fo 3U fagen, beibe Meinungen an.
Um nun ben reinen gugger 5U ^ben, mü§te man fid^ an ben
9lanb beg 23ir!en feine iebeSmaligen CueEen anmerten. 3lu§er ben
©d)riftfteEem, bie id§ fd^on angefül^rt, finb e§ nur ^etru§, i^uftinianuS,
^irf'^eimcr unb menige anbere. S)ie§ ift nid^t fel)r fd^toer. ^n ber
2:T^at bleiben bann einige gute 91ad^rid^ten übrig, hu ben Stempel
ber @d£)t^eit in fidC) tragen, mie über bie 3üge MaiimilianS toiber
S5enebig tjon 1508 unb 1509, miber bie f^ranjofen öon 1513 unb
in ber ©ittenfd^ilbeiimg beg .^aiferS, obmo^l immer mit 5lnberlx) eitern
öerfe^t; too iä) liju angefül^rt, T^abe iii) fold^e 5flad§iid§ten ju finben
geglaubt; aber mirb man nun ben ganzen fyugger l^aben? Man
toirb i^n mit nid^tcn l)aben.
©leibonua. *g5
Um bic ^Bftc^ten ^3Jtai-imiüan§ bei bem Baierifd)en Kriege ju
erläutern , fü^rt Cefele, Scriptores Boici, tom. II, 470 f., einige in
ber %\)at Belet)renbe ©teEen au§ bem maleren fyiigger an: tt)ie ber
Äaifer, öon feinen Ütät^en auimerffam gemad^t, „brei ©tücfe in fein
@emüt:^ QffciBt, toie er feine Ütätl^e ^ier^u auSgefanbt, wie e§ i^m
5u(e|t gelungen." S5on biefem aEen I)at 33ir!en fein Söort.
3)er 3ug 5[Jlajimi(ian§ gegen ^ran!reid§ im ^dt)xt 1498 l^at \>a^
Hngtürf geliabt, t)on ben ^efd)id)tfd§reibern faft überfelien ju merben.
S)er 2ßeig!unig geben!t beffelben etmaS bun!et (p. 262), unb um il^n ju
erläutern, fü^rt ^ur^berf eine ©teile au§ bem fyuggerifd^en ^Jlanufcri^te
an. 5luc§ bon biefer aber finbet fid^ bei ^-öirfen feine ©pur.
SBäre e§ nun öieEeic£)t möglich , bag Jlaifer ßeopolb I., toeld^er,
tüie man fagt, biefe§ Sud) einer eigen^änbigen ßenfur untermarf, tjon
bcn 3(bfic§ten feinet 5ll)n^errn auf S3aiern ni(^t§ l§ätte moEen t)er=
lauten laffen, fo fonnte bei-felbe hoä) niemals etma§ gegen bie ^=
mä^nung eine§ franjöfifd^en .^riegeS, mie er ja felbft .'f^riege geführt l)at.
einmenben. @enug, man mu§ urf^eilen, ba^ S3irfen blog feinem
^00 unb feinem §euteru§ nachgegangen unb, too biefe nid^ts Ratten,
einen ;^rrtl^um tjermut^ete. Oefele fagt: opus lima perdidit.
S)al)er mirb bieEeid^t ba§ @igentpmlid§fte unb SBe^eidinenbfte
au§ bem ed^ten flügger fo lange im ^Verborgenen bleiben, U?i man
fid^ 3u äöien entfd^lie^t, menigftenS ben legten 2;^eil ber maleren
§anbfd^rift bruden p laffen. ^ber ift bieg erft gefd^e^en, fo mirb man
be§ meitläufigen SBirfen gan^ entbe'ören fönnen^).
Y.
©leibanu^.
(^Janj ein anbereö 33ud^ ift i^o^ann ©leibang berü^mteg äÖerf
de statu religionis et reipublicae Carolo V. imperatore. S)ieö
äöerf ift burd) unb burd^ urfunblid§. @§ entl^ält nid^t fotoo^l eigene
SSeobad^tungen , mie man bon einem @efd)id)tfd^reiber feiner 3^^*
erwarten fönnte, al§ eine Ueberarbeitung ber öffentlid^en S)enfmalc,
bie audl) un§ ^um größeren 3:l^eil aufbel^alten morben. Söenn nun
©leiban ben alten ßl^roniften , bie, bon mageren ^otijen anfangenb,
1) Bpixitx ^abe iä) ®elegenl)eit get)abt, ba^ ed^te 2öcct iJ"9aei^^ hnxä)--
3ufel)en, unb baöon in ben 3lnaleften ^um erften S3anbe meiner ©eutfd^en ®e=
fc^id^te Seric^t erftattet. Söetgl. ©ämmtltd^e 2öer!e I, ©. 346.
66* ®^fter 5lbjd)nttt.
bie ßr^ä^Iung immer tetd^er lbt§ ju t^rer 3eit fortfül^ren, bartn atju-
ltd§ tft, bag aud^ er bie ältere 3^it in bem 35u(^e Don ben 4 ÜJlonard^ieen
furä Be^anbelt, in ben 5ln§äügen au§ ^-roiffart nnb 6omine§ h)eit=
läufiger toirb , aBer in ber ^efdCiid^te ^axi^ V. erft bie gan^e f^üEe
ber SSegeben^eiten enttoidf elt , fo f(f)(ie^t fi(f) ba§ legiere Söer! nod^
in einer anberett <g)infi(^t an jene 5lu§5üge an. 5lui biefelBe äöeife,
roie bort ^^roiffart unb 6omine§ i^re eigentpmli(^e unb |c§öne f^arbe
tjerlieren, inbem fie in gutem ßatein einl§ergeT§en lernen, wirb aud^
!)ier bie aEerbingÖ unfdEjönere unb berBere 5^atur beutfd^er ©taat§=
unb ©treitfc^Viften üertoift^t, unb fie muffen fid§ ber S)arfteEung§=
weife be§ S5erfaffer§ fügen. S)ie Erläuterungen, bie bort einen 5ln=
^ang bilben, finb ^ier eingetoebt; nur ha^ bie 5Jlenge ber 5lcten=
ftürfe, S5eri(^te unb Schriften ba§ gro^e 2Öer! toeit toii^tiger gemacht
f)at, aU iene !(eineren. (Sine anbere @inl§eit, al§ toeli^e ber ^ang
ber ^efd^id^te gettJä'^rte, !ann id) nid§t entbeden.
S)iefer ©(^riftfteHer nun ift, in fomeit er bie ©ad^en tonnte, für
bur(^au§ toa^r^aft äu galten ^). OTe§ !ommt barauf an, ob aud^
bie Urfunben unb S)en!male, bereu er fid§ bebiente, für toa^rliaft 3u
galten feien. Um ein SSeifpiet au geben, ba§ l^ieran immer geatoeifelt
n)erben !önne, toä^le id§ bie toid^tige unb fe^r berühmte @efd§id^te
ber ^d^l ^axU V. §ier lä^t er bie (Sr^bifd^öfe bon 5!Jlain3 unb
2;rier lange 9fleben über ^arl unb f^ranj unb ba§ Sntereffe S)eutfd§=
Ianb§ galten, Sieben, toeld^e n)enigften§ ;^ol§ann 50^üEer für fo autl§en=
tif(^ ^ielt, ba§ er feinem Sud^e bom gürftenbunbe ein 5!Jlotto barauö
borfe^te, mit ber Unterf c^rift : „ütid^arb, ß^urfürft bon SIrier."
Unterfuc^ung über bie Stieben ber ßurfürften bei ber
2öa!)( Äarl§ V.
@§ ejiftirt ein S5ud§: „Electio et coronatio Caroli V., docte
et eleganter per Georgium Sabinum." S)iefe§ 35ud^ mu^ bor 154
gefd^rieben fein : benn bamalö ftarb Äurfürft 3llbred§t bon 5Jlain5, u
biefem — fo bittet bod^ bie S)ebication — möge e§ ^octor 33ud^i§eimi
geigen; bor 1544: benn bamalg berlie§ (5abinu§ granffurt a. b. O
unb biefelbe 5Debication leiert, ba^ er e§ !)ier gefd^rieben, unb ^tod
erft nad^ bem ©e)3tember 1543: benn ba loarb ber clebifd^e Ärieg
3te
i
1) 3tu§ einem «Schreiben üon SBeßa^ an ^einrid) II, Stom 13. 5luguft
1547, ergtebt fic^, ba§ ©letban tro^ fetne§ 25erl)äUniffe§ ju ben ^rotcftanten
eine ungefjcuere 5penfion Don 100 (icu§ üon ^^rana I. bejog. Ribier, Lettres
et Memoires .... sous les regnes de Frangois I, Henry II et Frangois II.
Vol. II, p. 50.
©leibanug. *ß7
öeenbigt, unb btejen ertoä^nt btefelbe 2)ebtcation. 5llfo ohm^ bie
©d^rift feine ^a:^räa^( trägt unb iä) aurf) in feinem ber mir au
©ebote fte:^enben S5üd)er eine angeseben finbe, fo ift boc§ geteife, baß
fie fange öor ©feibang Söerfe erfd^ienen ift.
^Jiun jinb hk ©raäl^fungen be§ 6abinug unb ©feiban, anmaf
bie kleben, ganj ibentifd^. 5Die§ ift t)on ben äöorten bei ©abinuö:
„Quamquam, etsi natio nil impediret" (p. 7), unb öon ben ^Borten
©feibanS an: „Deinde, etiamsi natio non impediret" (p. 66), fo
offenbar, bafe iä) bie ©teüen nii^t abfcfireiben miE. 'Rnx in (^inem
aeigt ©feiban feine ^enntnife ber franaöfifc^en @efcf)icf)te. @r fä^t
feinen Äurfürften an ba§ ©cf)icffaf ber franaöfifc^en ©rogen erinnern,
unb biefeg §at ©abinu§ nicf)t. ;^m Uebrigen aber finb fie nur l^ier
unb ha im ^^uSbrucf t)erfcf)ieben.
^ft eg nun gemig, bag mir in ber ©c^rift beg ©abinuö bie
Urfunbe ^aben, mefi^e ©feiban benu^te, eg märe benn, bafe fie beibe
au§ einer brüten ©dirijt gefd^ö^jt, mefi^eg f)ier gfeid^gift, fo ift bie
grage, ob biefe Urfunbe edjt fei unb ob fie bie äBafjrfJeit fage. Dieö
au erfoiic^en, muffen mir fie mit einer unbeanjeifeft ed)ten öergfeic^en,
mit bem Briefe ber Äurfürften an ben neuen Äönig, mefd^en ^ofbaft
in ben Üteid§ö:^anbfungen unb ber baau geprigen Otefation p. 97
aufbema^rt ^at. £)ann finben mir aber, obmo^f nur meniges eraäl^it
mirb, brei ftarfe ^bmeicf)ungen. ©abinuS bemerft au^brücffic^ , erft
fei ber Äurfürft öon 5Jtaina um feine 5Reinung gejragt morben,
bann f)abe er gejragt. S)ie§ ift miber hu gofbene S^uife, metd^e bie
umgefef)rte Drbnung öorfc^reibt unb ben .^urfürften a^erft fefbft
fragen Reifet; e§ ift aucf), mie ba§ ©d)reiben ber ^urjürften berfic^ert,
miber ben bamafigen Hergang, ©abinug unteiicf)eibet S)efiberation
unb 3Baf)f. 51ad) ber 2)eliberation fä^t er bie (^a^)itufation abjaffen,
bann erft bie äÖaf)f erfolgen, ©ein geiler ift, bafe er bie Orbnung
ber gofbenen SSulfe bei ber äöaf)f umfe^rt (Bulla aurea IV, 4).
S)ie übrigen faEen ©feiban an^eim, ber f)ier fc^fec^t re^jrobucirt ; er
t)erfid)ert, bie äöa^f (ei am 28. ;3^uni gefd^el^en; ^ierauj :^abe man
bie ß^apitufation entmorfen (per aliquot dies), unb erft, nac^bem bie=
fefbe öon ben faiferficfien @efanbten anerfannt morben, fei bie S3e=
ianntmad^ung erjofgt. @§ ift ein f^-ortgang öon ^rrtpmem: bei
©abinuS jangen fie an, bei ©feiban mad)fen fie; in bem Briefe beä
2f)omag be S5io merben fie angenommen ; biefen ejcer^jiren 0{al)uafbuö
unb ^pattabicini. 2)agegen öerfid^ert jebot^ ber 33rief ber ^urfürften,
am 25. ^uni frü^ fei bie äßal^f gefcf)e§en unb bem SSoffe fogfeic^
t). ^onle'S aSetfe XXXIII. XXXIV. ^om. unb gem. SSölfet. 3. «ufl. *5
68* ®tftet ^Ibjdinttt.
befannt gemad^t tüorben^). @nbli(^ laffen 33eibe ben Äurfürf
Sllbred^t bie S}ei!ünbigung mit einer Dtebe begleiten, ©abinug ö^
fic^tiger, benn er fagt nur: „facta est renunciatio, tum Moguntii
habuit orationem" , ©leiban gerabeju: „convocata deinde nobilit
et populo Moguntino , in aede divi Bartholomaei pro concione
Carolum , Austriae principem et regem Hispanicum , in demortui
locum Maximiliani Romanorum regem declarat, et quod tanta con-
sensione sit electus, Deo gratias agendas dielt, et ut illi fidem
omnem ac officium praestent hortatur, et in ipsius laudationem
progressus, quam ob rem ex omnibus unum hunc elegerint, de-
monstrat." S)er urfunblid^e ^erid^t bagegen jagt: „bie 3öat)l fei
burd^ ben e^rtnürbigen §errn Sarenjen, ^^ruc^fäffen üom S5omer§=
felb, männiglic^ eröffnet toorben" ; er ]^at bie einfachen äöorte beSfelben.
^ierburd^ mirb nun bie gan^e fRebe be§ ^Jlain^er 6r5bif(f)of§ augen=
bli(i(id§ äu nid^tg, ^ierburcf) njerben bie ganzen öorigen üteben me^r
a(§ berbäd^tig. Söer foEte fie get)ört unb toiebereraä^It ^aben"? 6§
tarn hierbei auf ganj anbere ^inge an, aU auf Üteben. @enug, e§
fc^einen biefe üteben eine blo^e ©d^utübung bon (Beorg ©abinuS ju
fein, ©ie mögen auf einem 35erfud§e ^eland^t^on^ berul)en , ber fie,
tüie ßl§t|träu§ er^äl^lt, fd§on 1524 enttnorfen, unb burd^ ben fie in
bie ßl^roni! ßarionS ge!ommen fein mögen.
^od) e§ giebt nod§ einen anberen S3erid§t bon biefen hieben, unb
menn felbft ütobertfon fie für ed^t :^ält, fo ftü^t er fid^ nid§t fo fe^^r
auf ©leiban unb auf (5abinu§, aU auf ehen biefen ^erid^t. @r befte^t
avL<a 3 ^Briefen be§ 6arbinal§ bon @aeta, ber in granffurt äugegen
mar, unb in ber Z'i^ai fül^rt er bie Sieben, bie ftdf) bei (5abinu§
unb (SIeiban finben, felbft hk ütebe be§ ^tainjer drjbifd^ofg t)or bem
S5ol!e, mit ben äöorten 8leiban§ an^): „Hoggi rarcivescovo di
Magonza nella chiesa di San Bartolomeo, ove era tutta la nobiltä
e tutto 11 popolo dl questa terra, sallto In pulplto con chlara ed i
spedlta voce ha dlchiarato e pronuntiato Carlo duca d'Austrla e
re dl Spagna Imperatore In luogo dl Masslmlllano morto coman-
dando che dovessero ringratlare dlo dl cosi utile e santa elettlone,
confortando clascuno a farne festa et ad essejjgll sempre fedele
et obedlente et qulvl se dlstese molto per tuttl 1 capl nelle lodl
dl detto Carlo ed a dlmostrare le raglonl, per le quall essl l'ha-
1) ^n ben Acta Tomitiana V, 63 finbct fidt) ein 5luffa^ vota Electorum,
tüeldier aber nur eine 2öiebcrt)otung ©leibond enthält : bie 9lbjdt)rift ift unter
bie ed^tcn ^a\>mt geratben.
2) 3^n Ruscelli, Lettere dl Principi, toml.
©leibanuS. *69
vessero eletto e antiposto a tutti gli altri principi di Cristianitä/'
^ter mu6 man Bittig erftaunen. ©ottte ©leiban, bet ju ejcer|)iren
^jflegt, ^ier in ber ©i'ää'^lnng fogar einen 5lu§länber blo^ üBerJc^t
l^aben? S)enn o^ne Uel6erfe|ung tüäre biefe Uebeteinftimmung gerabeju
ein äöunber. dloä) mel^r erftaunt man, toenn man ben Särief ber
^urfürften, ben utfunblic^en nnb ed^ten Sericfit bei @olbaft, ganj
t)erf))ottet fielet: „am 28. fei bie Söal^I gefd§e^en, am 29. ber Einfang
mit ber Kapitulation gemadit, am 4. ;^uli bie .^rone nod§ einmal
bem ^er^oge f^riebric^ tjon ©ad§fen angeboten, am 5. bie SöaT^l ]6e=
tonnt gemacht toorben."
5lber biefe breiften unb gan^ faljc^en S3e:^auptungen öerrat^en
fd§on eine Säufdiung. ^^ ^offe, man toirb fogleid^ anber§ bon
btejen ^Briefen urt^eilen.
llnfer ßarbinat nämlic^ loagt e§, an Seo l^albtoa^re 2)inge ju
fdireiben, bie bemfelBen aber — ma^r, längft begannt fein mußten, (ir
tnelbet i^m ba§ 5ltterBe!anntefte bon ber Genealogie äaxU, al§ ^ätte
ßeo nid§t ^tuan^igmal mit f^erbinanb, ^ai'imilian, ^arl felbft unter=
]§anbelt. „Questo Carolo viene hora a possedere 11 ducato di
Borgogna con tutto quello, ch' era stato del primo duca; e simil-
mente il regno di Spagna, die Sicilia, di Napoli. — ^ Essendo Carlo
fanciuUo di sei anni, gli mori il patre: essendo poscia di 16 anni
gli ^ morto Ferdinando suo avolo ; per la morte del quäle se n'andö
in Ispagna, ov' e stato questi tre anni continui." @§ ift nid^t mal^r,
ba§ ^arl ba§ ^er^ogt^m SSurgunb befa^ , noc§ ba§ er 3 ^df)xt in
©panien getoefen; benn er !am erft am 18. Ttobember 1517 hat}m,
fo ba^ e§ ettoaS über anbert:§alb i^a^r mar. S)a§ er ge:§abt, ma§
ber erfte ^er^og, giebt gar feinen Sinn: benn toer mar biefer? ©g
ift gerabe^u unmöglich, ba^ ein meltiluger ßarbinal einem melttlugen
spa))fte fo be!annte S)inge :§albma:^r gu fd^reiben gemagt ^ätte. 5lber,
um e§ mit ©inem Söorte au fagen, biefe ^Briefe finb falfd^ , unb fie
finb ni(^t§ al§ Ueberfe^ungen be§ ©leiban mit einigen :^eud§lerifd§en
einfd^iebfeln. S)iefer fagt: „Quicquid habuit Burgundiae dux longa
certe potentissimus , quicquid Hispaniae rex Ferdinandus, id Uni-
versum ad Carolum pervenerat. Patrem Carolus amisit sex
annorum puer, avum vero Ferdinandum XVI annorum adolescens,
ab eiusque morte profectus in Hispanias ibi permansit." ^an
fie:^t, bie brci ^a^xe nad^ einanber, bie (Ba(i)t bon Surgunb ^at ©leiban
nid)t gatij; aber ber unmiffenbe Uebeiie^er bilbete fie fid^ aug. 5£)ie
folgenbe gan^e Erläuterung bon „Galliae rex Carolus V. cognomento
prudens fratri suo natu minimo Burgundiae principatum dedit'-
♦5*
70* etftcr 5lbfd^mtt.
an, toel^e im ;Stalienifd§en anfängt: „Carolo V. re di Francia
quäle fu cognominato il prudente, diede il ducato della Borgoj
a Filippo, suo fratello minore", ift, ]o mie alle§ 5lnbere, au§
©leiban überfe^t. SSei ©leiban ^a§t e§ mol^l; e§ ift natürlid§,
er feinen ßefem bie frühere @ef(^id)te öon bem ©efd^lec^te feil
gelben ein tnenig Betannt machte; aber nnr in bem SSriefe eine§
binal§ an ben ^ap^i ift bieg miberfinnig.
5Jlan mu^ fid^ nid§t burc^ bie genaue S5eftimmung ber falfc
2age irre machen laffen; fie ift au§ einem pridie Bei (Sleiban 31
SSel^ufe be§ S5riefe§ jufammengebid^tet.
3um Ueberftnffe bemerfe man nod^: tou foEte ber SSrief eil
Segaten an einem SGßal^ltage, njo in ber 2::§at, unb mie au§ anb(
^aä)xxä)ien offenbar ift, fo öiele gel^eime S^erl^anblnngen ftattfanben"
nid§t§ äu erjäl^Ien miffen, al§ ma§ au(^ ©abinuS erfa]§ren !onnte?
;^ft e§ nun offenbar, ba^ ütuSceEi, ber Herausgeber ber lettere
di principi, mit biefen 3 SSriefen getäufd^t Sorben ift, fo ift au§ ben
geistern unb großen ßrbid^tungen, hu mir bei @abinu§ unb ©leiban
bemerfen, nid§t minber offenbar, ba§ au(^ bereu ^rjä^tung feine
.^iftorie, fonbern eine @rbid§tung ift. S)arum munberte fid^ aud|
älbred^t tjon 5Jlain3 nic^t menig, mie er fid^ üon (&abinu§ fo glän*
aenbe üteben jugefc^rieben fanb. i^^nbe^ bezeigte er barüber !ein
TO^fatten. 2)a§ mar ber (Stil ber 6d§ulen^).
^ann nun bieg nid§t ©leibang Streue Oerbädfitig mad^en, fo toirb
böd^ Sebermann auf ben Urf^rung feiner ©raäl^lungen aufmer!fam
werben unb münfd^en, ba^ i§m menigfteng l^ier beffere Urfunben au
Gebote geftanben Tratten ^).
VI.
®tot)io (5paulu§ Sot)iu§).
(SioOio, ein junger ^r^t ju SHom, ]§atte unter feine§ 23ruber«
Anleitung bie eilten gelefen unb mar 'ooU S5egier, berül^mt 3U merben
mie fie. ©r bebad^te, „feine ^unft Oerf^red^e i^m nur ^eminn ; l^abe
er nid^t aud^ ju ^ö^mn 2)ingen 2;alent ? bann aber ertoarte il^n m
1) Chytraeus, Saxonia VIII, p. 233.
2) lieber bie ßonttoöerfe, toeld^e bie öorfk^enben SScl^auptungen bctanlofit
Iiaben, öergleic^e bie moU in meinet 2)eutjc^en ®efc()id^te (5. 5luflage) I, p. 263,
3lttm. 2.
I
©iobio (5ßaulu§ ^fobiui). *71
unfterBlid^er 'Siu^m, toenn er ber @efd)t(^tfd^reiBer feiner Seit toerbe" ^).
3nbem er nun ben ^etoinn nic^t achtete unb ben ütul^m fud^te, ging
es il^m fonberbar. ©leid^ hie erfte ^robe feiner ^Irbeit, bie ^apft
ßeo in einer öorne^men S5erfammlung öorlag: „nad^ %iiu^ ßiöiuS
!enne er ni(^t§ an ßlegana unb ^^üEe barüber", öerf Raffte i:§m eine
imuge t)on 37 S^a^ren am römifd^en ^ofe^). ©inb mu%i, ^Infe^en,
t)omet)me 33e!anntf(^a}ten unb eine getpiffe 3öol§(^al6enl§eit — tt)ie er
fie felBft in ber SSefd^reibung |eine§ ^pflufeumg fd^ilbert^) — ■ ©etoinn
3u nennen, fo l§at ^ioöio fd^on ben groben, ber ^rtoartung feiner
SGßerfe nid^t geringen @en)inn 3u ban!en gel^abt. 9tulf)m aber —
toofern ber Situ^nt in bem au fud^en ift, toaS bie 5^ad^ttjelt bon un§
]pxxä)i —, ben Sftu^m, ben er fud^te, ^at \^m bie toirÜid^e 6rfd)einung
berfelben nid^t getoä^rt. ^an !ann bei ^aXjit unb 2;irabo§(^i fe^en,
tt)ie Stiele i^n einen ßügner unb ©d§meid§ler gefd^olten, toie man i^m
^toei fiebern, eine golbene für bie, meldte i'^n be^a^lt, eine eiferne für
bie, Ujeld^e nid^t, jugefd^rieben , toie man i^m atte Söal^r^eit unb
@laubn)ürbig!eit abgefprod^en. §aben i^n Einige ^u bert^eibigen
gefut^t, fo l§at man biefen, jum SSetoeife bottfommener f^eill^eit, ^vod
SBriefe bon ©iobio felbft entgegengehalten, bie in ber 2;:§at anftögig
lauten. 3^n bem einen fagt er: „ber ©d^riftfteEer ]§abe ba§ üled^t,
f^el^ler unb 2;ugenben nad^ Söerbienft unb Öegengetoid^t mit blüT^en=
ber unb nüd^terner SSerebtfamfeit balb 5u erl^ö^en, balb ju emte=
brigen. @r laffe bie ßira feiner f^reunbe ein S)rittel me^r gelten,
als ber toenig @uten unb Uebelgefitteten — poco buoni e mal
costumati — ; nad^ biefem l^eiligen Privilegium l^abe er ginige in
toeid^en 53rocat, 3lnbere in roT^e ßeinmanb ge!leibet. äöer il)n bar=
über angreife, mit bem tooEe er e§ magen/' 3fn bem anberen.fdieint
er faft nod^ beftimmter 3U reben: „@r ^oht angefangen, bie Üteid^e
ber betonten Sßelt au Befd^reiben; bo^ l^abe er leinen ^fal^l für
feinen äöeinftodf gefunben ; er tootte im 2u(i§= unb nid§t im f5ud^^=
geE ftubiren; er moEe atoeimal be§ SageS nur feine ©u|)^)e effen;
er tooEe feine ©d^ulben l^aben; ein 5Jlenfd) muffe fid§ nid^t proprüs
1) Praefatio Pauli lovii in historias sui temporis.
2) Benedicti lovii historia Novocomensis bei ©rocbiuS IV, II, 142.
3) Descriptio musei elogiis virorum doctorum praefixa. ^^ppoltta ®on=
jogo unb ßofimo bc' 3J?ebici au Oflorena liefen jur nämlid^en 3cit öon ben 33ilb=
niffcn be§ aJiufcumS Slbgügc anfertigen, jener burd^ Sernarbino ßampo, tiefet
burd^ SUtijfimo, beibe ongefe'^ene OJteifter. gioritto, ©efc^id^tc ber jeid^nenben
Äünftc II, 414.
72* @tftet «Ubfc^nitt.
impensis ben ^op] ^txbxed)tn. Sto in ocio, quia nemo nos cqi
duxit" 1).
§ier5U fd^ütteln totr aEerbtngg ben Äo^f. ^Ber biefe äßetfe
fo gro§ — historiarum sui temporis libri XXXXV, bom ^a^re 1494,
obwohl mit Surfen, Bis pnt S^a^re 1547^), einige SSiogra^^^ieen, Vitae
virorum illustrium, tjon größerem, t)iele, genannt Elogia virorura
bellica virtute illustrium unb virorum doctorum, üon üeinetent
Umfang, mehrere ßanbeSBefc^reiBnngen — , fie finb fo umfaffenb nnb
bitben einen ganzen ßt)clu§ für bie Äenntni§ ber elften t^älfte beS
fe(i)§3eT§nten i^a^r^unbertS ; fie Bieten anf ben erften ^InBlirf tr)iffen§=
toütbige unb fd^öne ^^adfirid^ten in ^enge bar. ©otten tüir fie auf
ben ^runb heftiger 3ln!(agen unb einiger öieEeii^t nii^t ernff^aft
gemeinten, in üBler Saune gefd^rieBenen Briefe üerbammen?
@rften§, 5leu§erung gegen 3leu^erung, fo Be^au^tet ber 5lutot
bod^ aud§ tüieber t)on feinem 2öer!e: „maximorum regum et ponti-
ficura, insigniumque bello ducum familiaritatem et amicitiam pro-
meriti ex eorum ore haec hausimus, quae amore vel odio nunquam
distracti fideli literarum memoriae mandavimus." @r fagt ein anber=
mal: „Beligiosa fide, freti consdentia integri pudoris cum vi vis
ad oblectationem tum posteris ad exemplum historias edidimus" ^).
5lnbere§ beffelBen ©inne§ entölt Zixdbo^^l
3tt)eiten§, tüie !ann e§ un§ üBer^eugen, toenn gran^ofen Be«
^au^ten, er fei toiber hu ^ranjofen, unb 2)eutf(^e, er fei toiber bic
S)eutf(^en eingenommen? ©anboöal Be^au^tet, er fei leibenfd^aftlic^
gegen bie Spanier (X, 551); unb bod§ fagt 9ftainalbu§ gerabe^u, er
fei t)on ber !atferli(^en f^action (XX, 500). Genaue 5^ac§U)eifungen
einjeln^r ©(fimeic^eleien ober t)orfä|lid§er ^Ifterreben toirb man nid^t
leidet finben.
Um nun gu einem, für ben @eBraud§ biefer SSerfe burd§au§ er^
forberlid^en ütefultate 5u gelangen, gieBt e§ nur einen äöeg, ben SSeg,
nad^äufe'^en, toer benn jene finb, öon benen er am meiften Begünftigt
toorben, unb toie er bon il^nen rebet. ßeo bem X. öerbanft er fein gan»
3e§ (^IM; ^a^ft <öabrian, ber bie üBrigen i^n^aBer ber eleganten
@elel)rfam!eit öon fid^ tt)ie§, Bebad^te i^n, toie e§ ^ei§t, unter ber
au§brürflid§en SSebingung, ba^ er bagegen einen el^renöoEen ^la^ in
1) ?lbgebrurf t in Tiraboschi , Storia della Letteratui-a italiana VII,
p. 803, ed. üon 1812.
2) 2)rci iöüd^« f^ai ein fpätctcr ©ioüio aufgefunben. Rovelli, storia di
Como III, 2, 242.
3) Praefatio ad historias. Elogia viror. bell. virt. ill. 336.
(äiouio (^au(ug ^JoDiug). *73
feinet ^iftorie finbe, mit einer ^$frünbe in 6omo ; ntit ^(emeng VII.
wax er fogar Vertraut, unb er :^at oft an feinem SSette gefeffen. 2)ie
groge ift, wie er nnn öon biefen feinen öorne^mften ©önnern rebet.
S5on Seo fagt er: „mit fcfiamlofer Ungered^tigteit (vel impu-
'denti cum iniuria) ^aBe berfelBe UrBino angegriffen; fein Ärieg fei
unBiEig unb fd)änbüd§ gemefen — pudendum et parum aequum;
bod^ 5Ufonfine ^abe er eine fold^e ^iffet^at (facinus) getoä^rt.
6r 1)abc ii6) mit bem @(i)impfe be§ UnbanfeS befielt, aU er ülapl^ael
^etrucci, ber in aüe Safter t)erfnn!en gemefen — omnibus probris
coopertum — , tn ©iena eingefe^t. ^arma unb ^tacen^a l^aBe er
burt^ einen Berüchtigten S5ertrag öerloren — sua infami cum
pactione — ^), §ei§t bie§ loben? S)ennoc^ gtaubt @iot)io, Seo'S
8(^atten ein @:^renben!mal gefegt 5U ^aben — „ut immortali for-
tasse ingenii monumento iusta ac solemnia sanctissimo cineri sol-
verentur."
S5on ^brian fagt er: „mira et certe pudenda suffragatione fei
berfelbc getoätilt toorben", nnb fieftig tabelt i^n 33urmann, ha^ er
bem nieber(änbif(^en ^apfte Unrecht t:§ue^). S)0(^ getoig, mer @io=
t)io^§ vita Adriani jemals gelefen, toirb 'bd einzelnen 5lu§fteEungen
im ^anäen t)on biefem ^ap]k bie befte i^bee befommen :^aben.
S5on (Clemens enblid) bebient er fic^ biefer Söorte: „Avarissimo
quaestore et naturae similitudine sibi coniuncto usus. Nomen
eins — ber 5^ame be§ ^näbigen — veluti ad decipiendos fallen-
dosque homines ab initio desumtum videbatur. Salaria professori-
bus cum perehni infamiae nota subtraxerat" ^).
^an fielet, ba^ er öon feinen erften (Bonnern bittere äöa!)r§eiten
fagt. Ueber:^au^t !ann xä) nid§t anber§, al§ öerftc^ern, ba^ ii^ in
ben 35ü(^ern be§ ;Sot)iu§, fotoeit fie bi§ 1530 ge'^en — ineiter fenne
i^ fie nii^t fo genau — , UmfteUungen ber Sl^atfac^en, um
gefäEig gu fein, nid^t gefunben :§abe.
2)iefe§ feftgelialten, !önnen mir un§ mit größerer Ütu^e nac^ bem,
morauf e§ bei biefen (Sefdöic^ten ferner anfommt, bem äöo^er unb
SGßie, genauer er!unbigen, äuerft bem äöo:^er^
2)er römifi^e .g)of, noi^, fo ju fagen, ber TOtte(^un!t ber ß^riften=
l^eit, mo fic^ öiele auSgeaeid^nete Männer au§ aEen ^flationen, mo
fi(^ bie urf|)rüngti(^en SSerid^te öon alten mid^tigen aöeltbegeben^eiten
1) Elogia 2. Vita Leonis lil, 82. Vita Alfonsi 182.
2) Epitome Historiar. — Burmani praefatio ad Graevii thesaurum an-
tiquitat. et historiar. Ital. T. IV, p. 13.
3) Vita Pompeii Columnae 182, 188.
74* ®icft« ?lb|(^nitt.
gufammenfanben, tüo^in mand§e fSöiUx, toie bte ©d^toetjer, i^re 6^1
ntfen einjc^idten , toar, tt)ie fe^r au($ Söobin bie§ consedisse in Vij
ticano gegen hu 9letfen be§ ^ott)biu§ in ©d^atten fleEen ntag^),
nt(^t ungeeigneter $la| für einen §iftori!er. @iot)io n)ar bafelBft Bi
mü^t, feine ^floti^en au§ bem 5!Jlnnbe ber borne^mften S'^eilnel^n
ober anberer ^lugenjeugen ^u fc^öpfen.
©d^on fi^^e^ ^^tte er ^etegen"§eit gel^aBt, ßoboöico ©fo^S^
toie er bie 6oma§d§en im harten ju 6omo i:§rer ^flid^t entlie
^afton be f^oijc mitten im Saufe feiner ©iege ju feigen ^). 5^un,
öom erften Sireffen in biefen Kriegen (1494) bie 33eleT^rung Bejal^rtei
53länner einju^iel^en , ging er felBft nad§ 9ta^3aE; über Antonio @ri=
mani (1499) Belei^rte i^n (iJritti; mit ßobot)ico^§ 2)iener fprad^ er
ton beffen (^efdngnife (feit 1500)^); t)om 3tt)ei!ampfe Bei SSarletta
(1503) er^ä^It i'^m ^om^jeo ßolonna, ber einem ber ^äm^fer §e(m
unb ©d^ilb getragen; er Ia§ bie Kommentare S^artotomeo b'^^n=
öiano'g (Bis 1509); öon $eter ©oberini, ber au§ feiner 3uflud§t
äu Sftagufa nad^ 'diom jurildtgefeT^rt, erhielt er ^um SSe^ feinet S5ud§e§
Läuterungen (Bi§ 1512)*). @ö gelang U)m, üBer bie ©d^lad^t t)on
9lot)ara bon ben fran^öfifd^en f^elbl^erren , Xremouitte unb Ziiml^,
über bie ß^reajjer (Beibe 1513) nii^t minber öon ^lugen^eugen unter=
rid^tet an werben^), üBer bie ^Jlarignaner mit ^önig j^xan^, ber gern
bon biefem Stage unb bon biefer ^Jlad^t rebete, unb mit ^arl SSourBon
(1515), ÜBer ben UeBerfaE bon S^eggio (1521) mit ^erjog 5llfon§
bon gei^ara \n§> @efBräd^ p !ommen ^) ; üBer ba§ gan^e ßeBen ßeo^g
(Bis 1522) unterrid^tete i^n ^a^jft KlemenS VII. ©Ben biefen —
nodf) ßarbinal — Begleitete @iobio 1521 in§ ßager in ber ßom=
Barbei; Bei ber ßroBerung bon Ülom (1527) !|alf er itjm entfliel^en,
unb @irolamo ^egro fagt ^) : „^eifter ^aul 3iOöiu§ mirb in feiner ^e=
fdC)id§te bon fid^ felBer reben fönnen; er Ujar Bei ber ©eefd^lad^t bon
5lmalfi unb fu^r unter ben Srümment ber ©d§iffe l^erum." 3Ba§
in bem Ütatl^e ber ^aiferlid^en gefd^el^en, aU ^abia Belagert tt)arb
(1524 unb 1525), erläuterten i^m jll^eilne^mer an biefem ^aif)t]
5lnbrea ^oria fprad^ mit i^m üBer bie llnternel)mungen auf ©icilien
1) Methodus ad facilem historiarum cognitionem, p. 54.
2) Pauli Jovii Elogia 199, 218.
3) Historiae I, f. 15. Elogia 257, 200.
4) Vita Pomp. Columnae 158. Elogia 220, 270.
5) Historiae XI, 98. XII, 142.
6) Historiae XV, 176, 179. Vita Alfonsi 184.
7) Lettere di principi 109.
©ioöio (5ßaulul ^obius). *'75
im SBinter 1527; ben nea^otttamfc^en Ärieg t)on 1528 erläuterten
|i]§m (Suafto unb ^mn b'Urbina, hu i^n faiferlii^erfeitS leiten i^alfen^).
; lieberbieg Befi^en toir noc^ bie SSriefe , in benen er fi(^ t)on GJa^^jar
©arbi getüiffe ^otijen über f^errara au^bittet , in benen i^^m 5lnbrea
5Doria unb 5lnbere bie Erfolge il^rer Unteme^^mungen jum Söel^ure
jeiner @ef(i)i(^te berid§ten^).
@§ !onnte nid^t fel^Ien : burd§ fo au^öejeid^nete S5e!anntf(^aften^),
Iburd^ bie ftete 33e3ie:^ung eine§ langen ßebens auf bie @efd§id§tfc$rei=
jbung berfelben ^^it mu^te er einen großen ©d^a^ ber beften unb
|ttrf:prünglidf)ften 9la(^ri(f)ten fammeln. (S§ fragt fid§, tüie er il^n
ijerarbeitet.
^4^aut Soöiu§' Se^rer unb Söiuber, S3enebict S^obiug, mad^t un§
auf bie DrtSbefd^reibungen, auf bie gemälbeartigen S)arftettungen öon
6d§lad§ten, auf bie üteben, bireite unb inbirecte, auf bie ^JIannig=
faltigfeit be§ lateinifc^en ?lu§bru(i§ unb ben ganzen gleid^mägigen,
piefeenben 6til aufmer!fam. §ier ^at ben SSruber !eine brüberlid^e
Siebe beftod^en; biefe S)inge finb aEe in einer geUiiffen S5oi*trefflid^=
!cit tjor^anben. §luf bie 6^orogra^]§ie, fagt ^aul felbft, l^abe er be=
fonberen f^lei^ ijertnanbt; unb tüie er benn im elften SSud^e bie «Sitten
ber Sd^otten unb ©nglänber, im 13. ber Ungarn, ^olen unb bluffen,
im 14. ber ^erfer unb Surfen, im 15. bie ?ll^en barfteEt, fo Ujirb
jtd^ nid^t leidfit ein 35ud£) finben, in toeld^em er nic^t burd^ eine
augfü^rlic^ere SSefi^reibung eine§ Sanbe§, eineg £)rte§, ber ©ittcn
cine§ S3olfe§ gleid^fam ben eilenben ©d^ritt ber fortge^enben S3egeben=
l^citen eiuäu'^alten unb 3U mäßigen fud^te. ?Xuf bie 6d§la(^ten ijt
^in groger f^leig öern:)anbt, unb bie SSefd^reibung be§ 2:reffen§ Don
Spabia, im ßeben ^e§cara'§, ift aEerbing§ gan^ eine anbere, al§ jene
Ueberfe^ung @uicciarbini'§ au§ bem ^aleajao; Üteben finb für un§
nur aE^ubiel ba. S)a§ ßatein ^eigt eine fd^öne 5?enntni§ be§ 3llter=
t^umS unb flafftfd^er @ele^rfam!eit. 2)ie calceamenta carbatina
(XXVI, p. 40) geigen, bag 3^ot)iu§ ^oliäiang Unterfud§ungen (mis-
cellanea, 2) unb bie ©teEe M SatuE n)ol§l fannte; bie Spartea
1) Vita Pescarae 369.^ Historiae XXV, 12, 16. XXVI, 34.
2) 3^n ben Lettere dl principi; Slnmerfung bei Tiraboschi.
3) Volendo la comunitä (di Como) rimunerare i servigi di Paolo
Giovio, vescovo di Nocera, al quäle come amico del marchese di Pes-
cara, continuava a rivolgersi nei suoi bisogni, condono a Benedetto, lo
scrittoro della storia patria, ed agli suoi fratelli ii residuo di cui an-
davan debitori per taglie od altre gravezze. Rovelli, storia di Como
III, 2, 216.
76* ^tfter Slbjdinitt.
calceamenta erinnern an bte Sparteoli p 9ftom nnb beren Qlbleitui
bie ficus bifera (Elogia 302) Betüeift, ba§ i^m ©ueton (August
c. 76) nnb feine 2ln§leger too^I befannt tt)aren. 2öir erfaT^ren
leöentlid^ , ba^ ber Plante ßiöomo^^ Bei ßicero , Labronis portus^
nod^ üon ber heutigen 5lu§ft)ra(^e ber Umtoo^ner erläutert toerbe,
too^in ^Intoniug nac^ bem muttnenfifd^en Kriege eigentlich geflo!)en,
unb toeli^en 2Beg §anniBal burd^ 2;o§cana genommen. 3lBer bie§
ift nur ©iuäelneS unb ein Öjlüd, ba§ e§ nic§t mit ^run! angebracht
ift; öon ber f^arbe be§ ^an^en genüge ba§ Urt^eil eine§ tieffinnigen
5[Jlanne§, ©iotiambattifta S5ico, ber eben bamal§, al§ er fic§ bon
allen Kommentaren unb aEen ßejiciS, um ßatein ^u lernen, allein
an bie Sllten gen)anbt ^atte, bie S3erebtfam!eit be§ ^obiu§ Ben)unbern§=
toürbig fanb^).
2)ie§ l)at inbeffen aud^ feine ©d^attenfeite, unb bie S5erebtfam!eit
ift ^unjeilen allpberebt. S)arf id^ e§ fagen, o^ne anma^enb 5u fd§ei=
neu, fo bermiffe id§ befonber§ einen S^eil bon bem burdf)bringenben
@eift ^acdf)iabeE§ Bei 3oüiu§. S)ie Sage ber öffentlid^en (iJefd)äftc
tüirb nie ergrünbet, W ^olitif fe'^lt; ba§ @e^eimni^ BleiBt unau}=
gefd^loffen. UeBerbieS ift er aEäuüoE bon summus unb extremus,
öon ©u^erlatiben, bie er nod) gern mit einem longe, multum, einem
:präfigirten prae berftärft; unb bie SGßorte oer^ütten ]^äufig bie Um=
riffe ber ^inge. ;^n bem SSriefe 3faBella'§ oon 5lragon an i^ren
SSater 3. 35. brüdt er i^ren ©a^: „Omnia illius (Ludovici) libito
administrantur", fo au§: „Ludovicus enim, non iam patruus, sed
immitis et atrox hostis, nunc primum aperte, quod multis iam
annis longa dominandi consuetudine allectus percupide semper
affectavit, Mediolanensis imperii sceptra solus obtinet et cuncta
cum uxore ad arbitrium moderatur." ^ie einbringlicE)en äöorte:
„si paterna te pietas, si mei amor, si iustae lacrymae flectere
possunt", berlieren i^re garBe in ber feinen: „si sors humana et
divina iura permovent, si qua iustitiae et pietatis cura residet."
@r ge^t fo meit, um be§ ©tiB mitten fogar einen i^rrtl^um ^u
fd^reiBen. De vitis imperatorum Turcarum p. 189 fe^t er bie @i=
oBerung ßepanto'^ richtig in ba§ erfte ^a^r be§ bene^ianifd^en ^rie=
ge§, in bem ßlogium SSaja^et^S p. 137 in ba§ ^meite, unb e§ ift
fein anberer @runb Ijier^u gu er!ennen, al§ meil er ^ier ße^anto mit
ben ßroBerungen be§ ättjeiten 3a]§re§ in einen ©a^ faffen !onnte.
Unb l)ier fommen mir auf jene S3riefe ^urüct. SSieEeid^t lä^t
1) Sebcn SSico'ä öor ber Ueberfe^ung fetner altgemeinen Söiffenfd^oft üon
SGBeber, p. 62.
©ioöio (ipaulu§ 3robtu§). *77
fic^ au§ biefem Bercbten Umlleiben unb 5lu§fc^mücEen ber S^inge
inemgften§ ber erfte öon t^nen, lüenn ntc§t rec^tjertigen, bo(^ erftären.
(V)enau betrachtet, ift in bemfelben öon feiner 5tenberung ber 2:§at=
jachen, fonbem blo^ tion bem größeren unb geringeren ©d^mnd ber
^erebtjam!eit bie 9lebe. @§ ift nic^t au loBen, aber freilid^ menfc^=
lic^ unb natürlich, ha^ ^ot)iu§ bie 5i:^aten berer, mit benen er nii^t
gut ftanb, ungef i^mürf t , nid^t uncrtt)äl^nt — benn ba§ tüäxt feine
ro^e SeinUjanb — , uorübergel^en fä^t. i)a§ S5erringern ber f^e^Ier ift
öteEei(^t fo(genbe§ S^erfa^^reu. äöir fa^^en, wie er ben 35ertrag ßeo'S
mit i^rauä I. infamis pactio nennt. %ud) in ber (S5efc^i(^te feiner
3eit voax biefer p Berühren; boc^ :^ier ^af)lt er bie Sebingungen
nit^t auf. „Quas memoriae prodere," fagt er, „necessarium non
ducimus" ^). ©d^toerere 2)inge üerfc^toeigt er beffenungeai^tet nic^t.
^ie „penna d'oro col finissimo inchiostro", bie er §einric§ II. t)er=
fpri(^t, ift ni($t Untüa^rl^eit au§ @(i)mei(^elei , fonbern eben biefe^
Umfteiben bur(^ ^erebtfamfeit.
©^eiuBar ift e§ fd§tt)ieriger , in ber X^at aBer leichter, ben
ätoeiten ipon jenen SSriefen ju entfd^ulbigen. 5!Jlan mu§ miffen, ba§
5U jener S^^t nic^t bie SSuc^^änbler , fonbern bie dürften «Honorare
ga^lten. ^anj mie ein @emälbe, eine Äunftarbeit Bei ©imon 6ro=
naca, BefteEte Soren^o 5[Jlebici eine UeBei-fe^ung, ein Söerf Bei $oIi=
äian, Bei gicino. ©epulöeba Befam für bie lateinifc^e SSearBeitung
eine§ (Kommentars üBer ben ^riftote(e§ 200 2)ucaten t)om (SarbinaC
50flebici^). f^ür 100 S)ucaten jaf)rltdö fc^rieB 5Jlacd§iat)eE bie f(oren=
tinifc^e ^ef(f)ic§te; bie S)ebicationen toaren im t)orau§ Beftimmt unb
tourben mit @olb ermiebert. 5llfo fagt 3^ot)iu§ in einem Einfall
üBIer Saune: „^ä) toxü mä)i arBeiten, tüenn ic§ nic§t Bejal^U toerbe."
TOt feiner (SJefc^ii^te — ^ier rebet er tion einem ftatiftif(^=geogra=
p^ifi^en äöerfe, delli imperi del mondo cognito — l^at bieg nic^tö
5U ft^affen; tion einer SSeja^lung burc^ folc^e, meldte er loBe, ift
ni(i)t im minbeften bie 9ftebe.
^ie§ alles aufammengefa^t , Bebingt @ine§ baS 5lnbere. 2)aS
(^efü^^I feiner SSerebtfamfeit trieB i^n an, (Befd^ii^te gu fd^reiBen; baS
S3ebürfni§ ber ^efd^id^te erforberte tiiele unb tiome§me 35efannt=
fd^aften ; aBer biefelBe SBerebtfamf eit unb biefelBen ^efanntfd§aften tier=
f)inberten i^^n, ein unget^eilteS ßoB ju erlangen: jene, inbem er bie
^aä)tn nid^t tief genug, noc^ in i^rer erften (ginfad^l^eit ergriff, fon=>
t
1) Historiarum Hb. XVI, f. 184 H.
2) 5^egro an Wiä^di in ben Lettere dl Principi 99, f.
*78
erfter 3lMd^ttttt.
bem ftd§ im 8d)mucie ber Söorte tüo^tgeflel, biefe, inbem er enttüc
au§ UeBerjeugung, ober um ntd§t unbanfbar ju fein, feine @öi
unb greunbe mel§r aU 5lnbere, unb öieEeic^t ju fel^r, mit ber gi
feiner 9tebe bebad^te. 5luf {eben SaE entölt fein äßer! einen gro§e
(&d§a^ urf^jrünglid^er , glauBtoürbiger unb Be^eit^nenber ^^oti^en, ui
ol^ne biefelben UJÜrbe un§ toie öieleg SBiffen^toürbige unb ©d^öi
— auä) öon unferer 5^ation, bereu ta^jfere 2:i§aten er befonberg ipreift
gan3 öerborgen geblieben fein; fie tragen ha^ (Siegel, toenn nid^t be
SSottenbung, bod§ be§ ^eifte^; fie finb ein tüurbige§ ^en!mal boj
mel^r aU einem S)rittelia]§r5unbert, ha^ ber 5lutor barauf getoaub)
3mitex ^bf^nitU
»Ott iett italtettif^en @ef^it^tfc|tel6ertt einaetoer Staate»
ober ©egeöen^eitett biefer ^eit*
I.
glorenä ^at S)ino Som^ognt unb S5iEam ge^aBt. 2)te i8e=
gebenl^eiten feit 1494, abtoed^felnb, äutoeilen tounberbar, üoE öortreff=
lid^et X^akn, in fid^ abgefd^Ioffen , mußten me^x, al§ @inen, i^r
@ebäd§tni§ aufauBetoa^ren reisen. 3d§ hJitt öon 2)reien l^anbeln:
einem 5po|)olaren, einem ^aEegd^en, ba§ ift einem g^eunbe ber 9)lebici,
unb einem, ber !eine§ öon Beiben toax.
5^arbi.
5[Jleffere Saco:po 5latbi ^at öor ben 551ebici flietien muffen, ©eine
Seele etfennt man in folgenbem S^Ö^- ^^i ^^^ ^luftn^r, beffen id^
Bei ©uicciatbini gebadet , er^ä^It er , toie im SlugenBIid e , al§ bie
^einbe jnerft in ben ^alaft einzubringen fud^ten unb man feine
Sßaffen toiber fie ^atte, ein alter SSürger ben Jünglingen getniffe
gro^e Steine gezeigt l^aBe, bereu fie fid§ jur erften öegentoel^r Bebienen
lönuten: eine Sl^at, bie unfe^^lBar bie flügfte im ganjen 5lu|m^r toarj
fonft U)ürbe ber f^eiub fogleii^ eingebrungen unb ein SJertrag unmög=
li(^ gemorben fein. 5lBer toarum nennt er ben alten ^Bürger nid^t?
@r toar e§ felBft. ©r rettete bie ©tabt unb nennt fidö nid^t. 5118
er nun fliegen muffen, BegaB er fid^ nad) S5enebig, unb im ßjile ar=»
Beitete er an ber ^efd§id^te feiner S5aterftabt. @r fagt: „er miffe red^t
tüo^l, feine Sachen toürben mit i^m untergeben; er öertreiBe fid^ inbeg
mit i^^nen feine taufenb :peinlid^en ^ebanfen, unb inbem er arBeite, ge»
nie§e er bie f^rud^t feiner ^rBeit. ßr fei nur toie ein armer 3:age*
I
80* Stocitcr ^IMdinitt.
löl^ner, ber tüätirenb feiner 5(nftrengungen finge unb fic^ mit ©im
feine ^üt)e erleid§tere.
S)a§ üorne^mfte Sßer!, ba§ er '^ier öerfa^te, t)ai ben S^itel:
storie della citta di Fiorenza dl M. lacopo Nardi, Cittadino
rentino, Lione 1582''; e§ begreift fotoo^^t frembe , auf glorenj 16e=
3ügli(f)e, aU florentinifc^e @efc§irf)ten ah)ifd§en 1492 unb 1531.
;3ene , um öon bem geringeren anzufangen , finb ^ttjar 3un:)eilen
au(^, tüo man e§ nic^t erwarten follte, 5. 33. Bei ber UeBerfa^rt ^'^i'
lipp% I. nad§ Spanien im ^a^re 1506, au§ guten SSeriditen gefd^ö^ft;
bod§ finb fte toeber au§reid§enb , nod§ befonberg motjlgefd^rieben.
Oft Benu^t er Jtnbere fe'^r ftar!; bie (Sr^ä^lung üon ^lacc^iaöeE,
toie ßefar bie Orfinen getöbtet, finbet fi(^ p. 86 faft mörtücC) Bei
xf)m toieber; unb menn er in ber ßr^ä^lung ber ©d^latfit öon Üta=
öenna auffaEenb mit @uicciarbini üBereinftimmt, fo muffen fie Beibe
— benn man fielet nic^t, mie ßiner be§ 5lnbern ^uä) ju (SJefid^t Be=
!ommen ^aBen foE — einen S)ritten co^jirt ^aBen. §äufig ^eiTei^t
er aud§ ^ier ben ^wf^mmen^ang bur($ aHäu^äufige^ ^IBBred^en unb
5lufne^men be§ SabenS. @r l^anbelt 5. 35. p. 94—96 erft bon ßefar,
bann üon ber ©d^lac^t am ^ariglian, algbann hjieber öon ßefar,
öom f^rieben jtoifd^en ^ran!rei(^ unb Spanien unb nod^ einmal bon
ßefar, o^ne eine anbere @in^eit, al§ meli^e burc§ in questi mezzi,
in questo tempo ^erüorgeBrad^t mirb.
f8ei meitem ben .^auptinl^alt be§ Söer!e^ inbe§ mad§en bie f(oren=
tinif(^en @ef(^id§ten, unb in biefen ^eigt ^arbi ein eble§ (Bemüt§ unb
eine t)oE!ommene ©infid^t. (5r fagt: menn er guter unb Böfer ^t^aten
erttJöT^nen muffe, motte er berer namentlid^ geben!en, toelt^e hk guten
tjoEBrad^t, aBer ber 5lnberen, menn e§ nur möglid§ fei, ni d^t " ; er
proteftirt: „menn er ber @raufam!eiten ber ^}}lebici geben!e, gefd^el^e
e§ ni(^t , um ^emanben ju tabeln , fonbern um @otte§ @erici)te ju
^jreifen, bie Balb fd^arf, Balb Barm^er^ig feien"; er gel^t Befonberg
fcä^mer baran, t)on fid) fetBft ^u reben; „o^ne einen 53tange( ber not]^=
tnenbigen unb magren (Sr^äfilung !önne er e§ inbe§ bie§ma( nid^t
unterlaffen, unb er moEe bie einfältige Söa^rl^eit fagen" ; unb fo ift
e§ toenigfteng fel^r treffenb, toenn man gerabe il^n ^uicciarbini'n ^le«
moiren miberraf^en Iä§t. (^ geigt fid^ üBeraE rein, ol^ne f^alfd^,
gotte§fürc£)tig, nadfifid^tig unb Befd^eiben^).
S)a§ Befonbere S^erbienft feine§ 5Bud^e§ liegt in ber ©d^ilberung
ber Suftänbe: 1) gur 3eit ©at)onarola'§, meldten er al§ einen Wäx=
1) Nardi, Istorie V, 146, p. 230. VIII, 192.
i^talicnifd^e ®efd^id^t|d^tciber. ^lotcnttnet. *81
ttjier unb ^ro|)!)eten öere:^rt, beffen ©ä^e er, obtooT^l lateinijd^, tüte
fie finb, in fein Söer! aufnimmt, über beffen ^ro^e^ er mit feinen
gfaminatoten rebete ; l^ier finbe id^ i:§n mafir'^aft fd^ön (iöuc^ I unb II) ;
2) Bei ber yiMWf)x ber 9Jlebici (V unb VI) im ^al)x 1512; er ift
nii^t bitter, er bebauert felbft bie S^ünglinge, bie ßonbottieren, toeld^e
aBfaEen : „bie göttlid^e @nabe §abe fie nid^t erleuchtet" ; bann Uiirb
er t)on bem @efü^t ber ^flic^tigfeit biefer Söelt öott, biefer t:^örid^ten
@au!elei ber 2öelt: „dl questa stolta favola di mondo." ©oberini'g
Unfd^ulb f)at ^iemanb fctjöner unb mit Uienigeren Söorten gefeiert;
8) unter bem ßarbinal ;^uliu§: „nie fei f^Ioreuä mit größerem ©c^ein
tion ^reil^eit unb S3ürgerlid§!eit regiert toorben" (VI) ; 4) unter dar=
bucci unb toäljrenb ber 35elagerung. §ier finbet bie fid^erfte @r=
fenntni^ ftatt unb offenbart ftd^ eine freie Seete.
S5ieEeid)t rü^rt au§ biefer 5^eigung, 3uftänbe bar^ufteEen, ^er,
ba§ er bie ©itte l^at, eine ©ac§e erft fur^ ju er^ätjten, bann bie ein=
gelnen Umftänbe unb ^äufig ba§ ^efte nactj^ubringen*).
S)a§ ift nun bon jenen S)reien ber ^o^olare. 3um (Bind l^aben
tnilbe f^römmigleit, äöa^r^eit, ^ftein^eit unb eine nüd^terne S5ater(anb§=
liebe, bie ftd§ in iebem SÖort, aud§ in bem ßeben S^ebalbucci^g offen=
Bart, bi§t)er me^r gegolten, al§ ba§ feine äöerfe Ratten untergeben
!önnen, toie er fürdl)tete; ©efinnung, Originalität unb Söa'^rl^eit ber
^arftellung Serben i^m bie Unfterblid^feit fid^ern, folange man
italienifd§ lieft. S5ard§i fagt: „^d^ liebe i^n tt)ie einen Spater." 2)iefe
©eftnnung gegen fid^ 5U ertoeden, ift er audl) in feinen ©dliriften im
©taube.
^erli.
i^ili^^o 91erli bagegen toar, toenn nid^t für bie 5Jlonardf)ie, jebodl)
ariftofratifd^ gefinnt. @r toar au§ einem (Befc^led^t, beffen Später
bor 300 ;^a^ren (^onfuln getoefen, beffen Mütter 2)ante bemer!t. ©ein
O^eim lieg ben |)omer 3U aEererft brudfen ; i^m felbft toarb in feiner
Sugenb ber .£)oraa getoibmet: „benn er laffe feinen Sag öergeT^en,
o^ne barin 5U lefen". :^n ben Härten ber 3tucettai, in bem Umgang
mit ^lacd)iabeEi, ber i:^m felbft ein ßa^itolo toei^te, bilbete er fid^ auä.
©ein S3uc^, commentarj de' fatti civili occorsi dentro la citta
di Firenze, ba§ bie (SJefd)id^ten bon 1215 bi§ 1537, alfo aud^ bie
frü^^eren, unb obgleid^ fummarifd^, jebod^ fo begreift, bafe e§ einige
5£)inge beffer erläutert, alö felbft 5)tacdl)iabett, foE, bem ^roemio 3U=
1) ä. 25. VIII, 194.
82* 3W"tcr 2lbj(^nttt.
folge, aeigen, au^ toelc^en Örünben bie Bürger eine fo gro^e Sfle))
Uli einem einzigen §aufe untertnorfen §aBen. 2)ieö fönnte um
SSortrefflidfileit ber 5Jtebici tüiEen gefc^e^en |etn, unb Einige, toel
i§m ©(^mei($elei öortoerfen, jrfieinen ju glauben, er fage bte§. 5lbet
iä) !ann tjerfic^ern, ba6 er toenigften§ jenen ©tamm ber ^ebici, bet
bi§ 3um Sobe ßlemenS' VII. aEe @ett)alt ^atte, 3tt)ar ol^ne $a§,
aBer ol§ne toeitere ©d^onung bel^anbelt. S5erfte^e ic^ xtjxi red^t —
benn niemals f^ric^t er fid^ gan^ beutlid^ au§ — , fo ftnbet er ben
^runb in bem fteten ^IRiglingen ber ariftofratif(i)en $Iäne. (Sr er*
(äutert treffüd^, toic fel^r ber ^^(an ber üteic^eren, burd^ eine ^rifto»
fratie einen feften 3"^^"^ l^erüoräubringen , an aEen SHetJoIutionen
2:i§eit ge^^abt, Balb inbem fte bie S5oI!§gett)a{t , balb tnbem fte bic
^onard^ie umn^arjen, aber toie i^nen OTe§ mißlungen unb eben
nur Ujieberum eine ^JJlonard^ie ober eine ^emofratie ju ©taube ge*
fommen. @r fügt ^inju, buri^ n)eld§e 5lnorbnungen 6lemen§ attc
3lrifto!rateu an fid^ gefnüpft unb aud^ ben ©d^ein ber ^rei^^eit ber«
ni(^tet ^be. 2)iefen @ang nimmt fein Söer!. @g ftelfit tüenig red^tS
unb Iin!§, e§ :§at einen ftiHen unb geraben gortfd^ritt; obtoo^l e&
nii^t fo lebenbig, boE fo bieten 2)etail§ ift, Xüic anbere, fo erinnert
e§ in feiner 9fluT§e an hit Eliten; aud§ ^ier ift toie Bei 5^arbi boE*
ftänbige ,^enntni§ imb eine getoiffe ©d^ön^eit Beifammen.
^an mu§ aner!ennen, ba^ er feine Gegner mit ^äfeigung Be«
^anbelt. @r ift anfangt ftreng gegen bie ^a^regeln unb uad^*
ftd^tig gegen bie ^enfd^en. 5^ur bon 1527—1529, mo aud^ er ge=
fangen tt)arb, ift er Bitterer gegen bie cntfd^loffenen ^o^jolareu. @r
tt)iE e§ burd^au§ nur für eine §eud^elei anfe^en, ba^ fie Sl^riftum jum
^önig i:§rer ütepuBIi! liaBen tooEeu.
5ll§ feine (5n!el bie§ SSud^ 3^*an3 5Jlebici bem II. üBerreid^ten,
oB er e§ be§ 2)rudfe§ toürbig finbe, fd^eint e§ biefer bod§ nid§t ganj
geBiEigt ^u ^aBen; benn e§ ift erft 1728 gebrückt tüorben.
Söard^t.
I
SJard^i :§at an ben (iJefd^id^ten, bie er erää^tt, nid§t fo leBl^aft
X^eit genommen, mie 5^arbi unb 5^erli an ben i^ren; er ift nid§t fo
frei an fein SBer! gegangen, mie biefe; benn er fd^rieB e§ unter bem
@inf(u^ be§ ^er^ogS Sofimo. 3nbe§ :§at er S3iele§ felBft gefe^^en,
unb mit SBal^r^eit rül§mt er fid^: „bon ßofimo ^aBe er bie ^rei^eit
empfangen, freimüt^ig p fd^reiBen." ©ein äßer!, Storia Fiorentina,
tjon 1527 Bi§ 1538, Bezeugt e§.
Stalientfd^c ©ejd^id^tjd^reibcr. Oflorentincr. *83
@r f)at äuöor p^ttofop:§ifd§e ©tnbien öetrieBen. ^n ben pupgcn
S5etrad§tnngen über @ute§ unb ^öfe§, über ©efe^e unb ©ebräud^e, in
getoiffen liberalen ^eugerungen, al§: „ein legitimirter ©o'^n fei fo
pt toie ein echter, benn ber 3ßeg ber Geburt fei nur @iner unb
aud^ Bei jenem beut @efe|e genug gefc^el^en" ; „e§ fei 9led§t getoefen,
ben Unterf(^ieb ber Stiertet in glorena Bei Sßefe^ung ber 5lemter auf=
jul^eben, benn 2:ugenb muffe man e^ren, too fie aud^ fei"; „nur
nac^ ber ©itte anberer ^iftorüer fü^re er ein 5Jleteor an; er ttjiffe
too^l, ba^ e§ nid§t§ aU Xrocfen^eit Bebeute" , t)ieEeid§t fetbft in jener
feurigen 9lebe, bie er ßut^er, freiließ gan^ mit Unrecht, 1530 in
SGßorm§ galten lö^t, !ann man bie ©puren feiner früheren Stubien
finben. ©eine %xt, gu fd^reiben, ^eid^net fid^ üorne^^mlid^ burd§ bie
l)äufigen^igreffionen au§. @erabe biefe belefiren befonberS.
Um fein 3öer! ^u öerfaffen, fonnte er nid^t fpred^en, toie 9lerli:
„^ä) erinnere rniä)" , fonbern er mu^te fid^ ^anbfd^riftlid^er Ueber=
lieferungen bebienen. ObtooT^l er e§ nirgenb fagt, ja obtüo^l er 5^erli^§
.^anblungen überatt tabelt, fo ift e§ bodf) gemi^, ha^ er 5^erli'§ 25ud^
befonberS öor klugen ge'^abt ^at, ni(^t allein, too er t)on il§m ab-
toeid^t — tüenn nämlict) ^^lerli p. 178 fagt: SSalt^afar ßarbucci ^abe
im @erid§t über 3llamanni feine ^JJleinung nid^t gan^ freimütl^ig gu
äußern gcfdfiienen", fo nimmt S3ard^i VII, 177 in feiner ^egenrebe:
„^Balt^afar 1)abt feine tnei^e SBo^ne frei fe^en laffen unb fid^ nidjt
gefür(^tet, toie einige geglaubt", bo(^ offenbar auf i^n Mtffid^t — ,
fonbern noc^ t)iel me^r, too er il^n ejcerpirt: in bm ©rääT^lungcn
bon ßapponi^§ f^römmigfeit, bon ben Unter^anblungen mit bem Äaifer,
bon bem @nbe be§ @onfalonicrat§, bon ber (Hnrid)tung ber neuen
9[Jlagiftraturen ; in aEen bicfen ©teKen finb ^flerli^g S3eri(^te blo§ ein
wenig umgefteEt. hierbei toerben getoiffe aufäße, 3- 35. „5flerli 1)abt
fid^ bei ben 5lufträgen @lemen§' VII. fe^r geneigt betoiefen", toobon
biefer felbft nid)t§ ^at, allerberbing§ berbäd^tig.
3ebod§ ^at S5ard^i nid§t ettoa aEein au§ 9lerli gefd^öpft; fein
S5ud^ ift biel toeitläufiger , unb er "^atte au§er il^m bie beften Urfun=
ben. Einige gab i^m <6eräog ßofimo felbft in bie |)änbe. ^ei ber
^Belagerung bon f^loreuä fül)rt er bie ^u§brücte feiner ß]§roni!en an,
aud^ toenn fie xf)m gemein unb bertoerflid^ fdjeinen. @r l§at bie
eigenften äöorte bieler Ur!unben unb 2:agebüdf)er beibel^alten. 2)a er
felbft bei ber (S5efanbtfd§aft öon.SBologna toar, toirb ^ier feine Öefd^id^te
aud^ ^u einem toa^ren ©efanbtfd^aftgberid^te.
äöo bie Urfunben ftatt ber @efd^i(^te l)crbortreten , mug man
unterfm^en, ob biefe Urhinben rid^tig finb. 3u ben toid^tigftcn fd^einen
t). gicin!e'§ aCß'erfe XXXIII. XXXIV. «Rom. u. gcrm. S35t!er. 3. «Kufl- *6
84* 3toeiter Slbfdinitt.
mir bie S5riefe f^enante ©on^aga'g an feinen Sruber in 5)lantui
gehören, in n)eld§en beuttid§ gefagt tüirb, ^Jlatatefta S5agIione, 33efe!
l^aBer üon f^Ioren^ im i^a^re 1531, fei ein S^errätl^er nnb mit ben
f^einbe im @int)erftänbni§ getoefen. ^ft bie fyrei^eit bon ;3talien ettüa«
tüert"^, nnb ift mit ber ©robernng t)on ^^^oren^ ha^ (Snbe berfelber
öor^anben, |o ift nic^t nntüid^tig, 5n erfahren, ob biefe but(^ S5eiTatI
i3ber toie fonft Betoirft morben. ©inb aber bie Briefe rid^tig, bii
ber 5tt)eite ^Rann im feinbli{i)en ßager, ^errante ^onjaga, üertranlid
an feinen SSruber gefd^rieben ^aben foK, fo !ann e§ toeiter feinet
Stneifel geben. S)o(f) fie finb, glaube ic^, me^r aU öerbäd^tig. ^\
bem erften nennt ein S3ruber ben anbern Eccellenza vostra; gefegt
man geftel^t bie§ ^u , inie foEte f^rßvrante in fo too^lauSgearbeiteteim
©tile gefd^rieben, mie foEte er, ba öiele, biele ^inge begegneten, nid§t£
njeiter al§ jene ©ad)e ermähnt nnb überbie§ feinen ^rief o^ne ©c^luf
gelaffen ^aben? 2öer befonberg ben stoeiten ol^ne S3e5eic^nung fänbe
toürbe i^n niemals für einen S5rief Tratten. 5Der britte enthält hdi
äöi(f)tigfte. @r ift bom 4. 5lngnft nnb er^ä'^lt, „tjorgeftern", alft
ben 2., „fei ßancio (Snercio jum dürften Oon Dranien ^txan^--
gefommen nnb toieber ^ineingefd^idt n)orben, bann njieber ^erau§=
gefommen." S)ie§ ift nnmögli(f), ha ber Surft am 1. ba§ Säger t)eT=|
lie^ nnb anfbrad^ , um mit f^errucci ju fd^lagen, ba er am 2. \x\
^iftoja gemefen fein muß nnb am 3. fril^ jenfeit ^iftoja^g frü^=|
ftüiite. §ierburd^ jerfäEt jener ^-örief ; nnb man fie^t, auc^ ]^ier muf |
man auf bie @d^t^eit ber Urfunben aufmer!fam fein. |
Uebrigen^ ift bie§ 2öer! lebhaft gefc^rieben, nnb nur bie gro^i:
Menge be§ ©in^elnen öer!)inbert, ba^ man, auc§ n)eun man ficf) gan,-
ber (Sr^ä'^Iung überlädt, einen reinen februc^ empTängt. (Sin gemiffe^i
Mitgefühl ber ^uftänbe aber erlangt man. j
^ u c e U a i.
SSernarbo ÜtuceEai gehörte einer f^amilie an, hk urfprünglid ;
im ^egenfa^ 3U ben 5}lebici, fpäter mit benfelben in bie aEernä#l
S5erbinbung trat, ^ernarbo ütuceEai mar mit ^iannina, ber (5rf)roeftei:
Sorenjo^S, öermä^lt. @r ^at bann an ber S^ermattnng ber üle|)ubli
tljätigen 5lnt^ei( genommen; tuid^tige @efanbtfd§aften finb i^m an=
Vertraut morben. 'üati) bem 2:obe ßorenjo^g erfd^eint er aber aß
einer ber borne^mften güT^rer ber Optimaten in offenem @egenfal>
jn ben Mebici. ^n gemiffem (Sinne mürbe er aber audf) i^r 91ad^=;
folget. 3n feinem ^^alaft unb in feinen (Sdrtcn fammelte er atteg
toa^S fid^ üon ben ,^uuftmer!en, bie in S3efilj ber Mcbici gemefen, tüie-
I
3^talient|d^e ®efd)t(^tfc^retbet. SSenesianer. *85
bcr auffinben lieg. S)ie Härten tourben ein ©ammet^la^ ber @c=
(ehrten; benn in ber S^erbinbung atoifd^en (SJere^rfamfeit unb 3ln=
iiinl an ben ©taatSgejc^äften teBte bie Generation. 58ernarbo
^KiiceEai (Oricellarius) öerfagte ba§ ^uä) „de bellis Italicis" i), beffen
nur oben gebadeten. @§ mag etwa 1500, nad^ bem gaEe Sobotjico
gforaa'S, gefc^riebenfein; id^ erinnere mid§ nid^t, bag er fpäterer 35orfäae
gcbenft. S)er 5Iutor ift 1514 geftorben. @r ^at e§ ni(^t attein au§
lateinifd^en 9teben§arten 3uyammengefe|t , fonbem wirüid^ im Stile
bei- 5irten abgefaßt. @§ ift eine ber erften ^anifeftationen be§ (Sei=
ftc§, tt)eld^er bie ^bee t)on ;StaIien ]§od§T§ält unb bie ^oliti! ber ita=
licuifd^en f^ürften öerbammt. ^m auSfü^rlid^ften ift er, Wo er feiner
eigenen «Senbungen unb Dteben extoäffnt i^nbem fein f8nä), tou tt)ir
fa{}en, eine ber Grunbtagen tjon @nicciarbini'§ erften Sudlern ge=
inorben, ift ein %f)ni feiner @eban!en, o^m bag man feinen 5^amen
genannt ^at, in unsä^lige anbere (Schriften übergegangen.
II.
SJenesianer.
2)ie öenesianifd^en Sd^iHftfteEer über bie (SJefd^id^ten biefer g^it,
53enebictu§, ba§ ©T^ronicon SBenetum, 5!Jlocenicu§ unb SSembu^, bilben
einen befonberen ,^rei§.
S5enebictu§, ein Söeronefer unb ni(^t fott)o]§l ein SSene^ianer,
a(^ ein Untert^an ber SJenejianer, ^rofeffor ber ^Jlebicin in $abua,
|c()rieb unter mehreren SSüd^ern über feine ^unft aud§ ein ]^iftoi*ifc£)e§ :
Diaria 1) de pugna Tarrensi, 2) de obsidione Novariae^). £)b=
C{[dä) er groge :^rrt'§ümer begeT^t, a. 35. toenn er bon 5llfon§ unb
(5lifabetf), Königen in ©Ijanien, f|)ric§t, p. 1610, U^enn er ^arl erft
in f^torena einjiel^en unb bann ^ifa befreien, n)enn er benfelben auf
jeiner ^Mttf)x erft nadf) ©iena unb bann nad^ 9tom !ommen lägt
(p. 1582, 1585), fo ift er bod§ in tene^ianifc^en 3)ingen glaub=
nnirbig. 3)ie ©d^lad^t am 2;aro möd^te er gern burc^ bie S5ene,naner
gctoinnen laffen; aber bie§ bemer!t man erft l^interl^er, unb bie @e=
icl)id§te felbft toagt er nid)t ju öeränbern. 5Jlan erfennt in i:§m einen
5(r^t unb einen Stftrologen, aber ben erften meT^r.
äöeit mid^tiger ift ba§ (i^xonizon S^enetum^). 61 ift un§
überliefert, toie e§ 2ag jür %ac^ aufgefd^rieben tt)Drben. ©§ l^eigt
p. 17: „II re di Francia ha havuto Napoli in giorni pochissimi:
1) 3uerfl Sotibon 1724.
2) 3u fittben in Eccardus, Corpus scriptorum medii aevi. Tom. II.
3) Jöei Muratori, Scriptt. rerum Italicar. Tom. XXIV, ab init.
*6*
86* ^ttJetter 5lbfdönttt.
resta a ottenere il Castello di Gaeta"; man bemerft felBft
beffernbe §anb; unb tnenn p. 11 perft gejc^rieben tüorben: ,
tüei§ nic^t, tDa§ erfolgen trtrb", fo lüarb fpäter hinzugefügt : „@§
ni(i)t ^u biefem Erfolge." 2)te§ ift burc^auS ber %OiU. Söenn fid§
früt)er au(^ unnü^e ^flad^nc^ten unb ßüden äeigen, fo totrb bie
3ä§(ung bagegen mit bem ;^a^re 1499 lebhaft unb unterrit^tenb. ■
bricht buri^ biefe§ geringe ^talienifd^ oft ein f(f)öner (Strahl be§
füTf)t§. ^er 3Iutor ift für ;2^talien, für grei!)eit unb S^ffitttmen^al
toarm; er beüagt t)on ^er^en, tt)a§ bie ^^ran^ofen t!)un; unb
^reube be§ S[}o(!e§ bei ber ütürffe^r 8obobico^§ befc^reibt er mit
getüo§ntem f^euer; felbft bie ängftlic^en @ntf(^ulbigungen be§ S5e=
tragend ber Söene^ianer zeigen feine ©eete. <g)at er bie§ jlagebud^
nie überarbeitet, mie \\6) benn babon feine ©puren zeigen, fo ift bie
eng zufammengreifenbe S)arfteHung ein fd^öne^ ä^^P^B/ ^^^ \^^'^
er bie S)inge aufgefaßt. 5!}luratori f(^reibt ba§ S3u(^ ©anuto auf
ben Ä'opf zu; ^^ogcarini foE bemiefen ^aben, mit Unredit. 3öenig=
ften§ in Setrad^tungStoeife unb @til ift ba§ ß^Ijronicon bon betn
eisten SGßerle ©anuto'§ burc^aug berfc^ieben: e§ entl^ält Stüdtblide,
boc^ feinen einzigen, ber auf ©anuto ^intoiefe; e§ ertoäl^nt einmal
^Olarco (Sanuto'§, bo(^ o^^ne auf eine S5ermanbtfc§aft be§ 5lutor§
mit i§m fc^lie^en zu laffen; unb biefer betrachtet W <g)errfd§enbcn,
bie ©ignoria, offenbar al§ bon ftd§ berfi^ieben^). ^n ber S^at toünfd^t
man too^l feinen Manien zu toiffen. S)ie Unterfud^ungen bon ^oreEi
§aben ergeben, ba§ @iroIamo ^riuli ber S5erfaffer ift^). ^an mu§
''lyiuratori, obtüof)! ungern, ba man \^m ja ben S)ru(f biefe§ Söer!e§
berbanft, nod^ in einer ©ad^e entgegen fein. „@g '^abc", fagt er, „einen
meit größeren Umfang gehabt, er aber S5iele§ a(§ untoid§tig unb al§ ein
@erüd)t geftrid^en". @§ ift zu ^offen, er ftric^ born ; benn im ztoeiten %^dl
ift aud^ ba§ ^eringfte toid^tig ; fottten bie @erüc^te, bie ein unteiTid^teter
^ann aufzufd^reiben mürbigte, fo ganz unmert^ fein, gelefen zu tüerben?
@ttDa§ meiter, jebod§ md)t attzulüeit, tuid^ 5lnbrea§ ^oce =
1) Heber ba» SSer^oUnife ber 2:ejte tDoge td) fein Urf^eil au»zufprec|en,
ba mir bie grc§e Arbeit Sanuto'», Don ber ic^ in ben ©. 2Ö. XII, 35 ge»
l)anbelt :^Qbe, ntc^t bortiegt; ba§ Original, \ia% ic^ im % 1828 in 2ßien be*
nu^te, ift feitbem nod^ S3enebig äurücfge!et)rt. (^nmerfung ber 3. ^lu^gabe.)
8o fi^rieb i^ im. '^o^xt 1874. ^m ^a^^xt 1884, bem fed)ztgftcn feit ber erflen
^ubltfatton biefe§ SöerfeS, !ann id^ "hinzufügen, bafe eine 9fieil)e tion SBänben
im ^rucf erfdt)ienen ift.
2) ßicogna, saggio di bibliografia veneziana 93, nr. 653. Q-ulni, in ber
SSorrcbe zu feiner 3lu»gabe ber Sd)rift ©anuto'ö, La spedizione di Carolo VIII.
(de adventu Caroli regis in Italiam adversus regem Neapolitanum), ©. 6.
I
a^toUenifd^c öJefd^id^tfc^reiber. SSeneataiicr. *87
nicu§ in bex historia belli Cameracensis ^) ton ber f^ovm eineg
lageBuc^eg qB. ^etrac^ten toir, bafe er ^anrntüan^ aU eine§ Se=
löcnben gebentt, fo ba§ er fein ^ud) t)cr 1519 geft^rieBen :§aben mug,
iinb ba6 baffelBe big in ben 5lugufl 1517 xeid^t, jo toirb toa§rfc^ein=
lief), ba§ e§ gleid§ nad§ ben etften Sendeten öon ben Gegebenheiten
aögefa^t Sorben. @r jagt: „Intereram rei gerendae, omnia vide-
bam singulatim, quae domi et militiae fiebant." Um bic ^at^=
fdjldge ber ^^^rcgabi, um bie 9lac§ii(^ten au§ ben Sagern unb t)on ben
(^jcjanbtfi^aften ^abe er fid) befonberg befümmert. ßr i[t um jo
gtaubtüürbiger, toeil er be!ennt, e§ fei i:^m nocf» S5iele§ entgangen.
Uebrigeng ift fein Satein ni(^t gut unb feine Sarftellungsgabe
lüc^t glänaenb. ^d) toei^ nid§t, tt)ie man i:§n mit (SaEuft t)er=
öl eichen !ann. ©alluftö ^anptfäd^lid^er S^orpg ift in ber 6in§eit
iiiib bem rafd^en tyo^'tfcftntt ]n ben entfc^eibenben 33egegntffen 3U
]ud)en; fd)on ^Jlocenicuö^ ^lan tiertüei^rt i^m bicö; er lä^t bie au5=
tütirtigen S3egeben!)eiten mit SBiHen meg unb bleibt bei ben öene3ia=
niji^en, obmol§( bie (Sntfd)eibung meift bei jenen ift. @r f)ä(t fic^ bei
bin üeinften @efed)ten in Sftrien bi§ ^ur @rmübung be§ Sefer§ auf,
tiuiljrenb er tion toid^tigen S)ingen, 5. fS. öon ber (Bä)laä)i üor 9ta=
üeuna, anwerft fur^ ift. 5lad§ jeber ^efd^id^te ipflegt er eine ^u^=
anmenbung 5U bringen, 3. G. p. 80 unb p. 81: „53atatea ^u1)i ab,
toeil er fi(^ o!§nmäd)tig fd^eint, sicut Ulis solet accidere, qui natura
nieticulosi sunt; bie SJene^ianer übergeben @rabiö!a, sicut illis
semper solet accidere, quibus vita est carior quam honor; bie
Seutfd^en öermüften ba§ Sanb , adeo semper in victoribus non re-
peritur modus ac temperantia." ©oEte man in biefen geringfügigen
unb un^affenben ©enten^en ben @eift. 8aEuft§ p finben glauben?
betrug Sembug fe|te in attJöIf Sudlern rerum Venetarum
historiae (Paris 1551) ben 8abeEicu§, bag ift eine ^iftorie unb nid)t
ein 2:agebuc^, fort; aber man mu§ fagen, ha% aud§ er fid§ an bic
^•orm be§ 2;agebu(^e§ ^ielt. ©(plagen mir bie erfte befte ©eite bei
il)m auf, ä. 33. p. 283 f., ol^ne aEe SöaT^I, fo finben tnir, ta^ bie erfte
^4>eriobe öon ber (Eroberung öon 5lfolo unb ^Jlaroftica burdC) bie
£mtfd^en, bie jn^eite öon einem SSortJeit, ben (^l^ioggia über ferTa=
xifdje ©c^iffe erlangt, bie britte üon einer ^ranf^eit be§ ^apfteä unb
ber Se:^nöergebung ^efaro'§, ba^ alfo biefe brei ^erioben t)on brei
gauä üerfd^iebenen unb nid^t aufammen'^ängenben S)ingen ]^anbeln.
©0 ift e§ an fielen ©teEen, unb Sembu^ übertrifft in bem ^eiTeigen
ber @efd^id§te (Suicciarbini toeit. Söorin unterfcCieibet e§ fid^ nun
1) SSei Graevius V, IV.
88* 3toeitet 3lbfrf)nitt.
t)on bem gctüöl^nlii^en (^^ronüon? @§ fitib ]tf)x too^I d^Ößfal
SSrtefe be§ S5emlbu§ t)ort)anben, bie er im 5^amen be§ ^a^fte^
fc^rieBen ju ^abeti 16e^au:|3tet. f^^eiücf) ftnb fie öon bem ©tile
Surte l^tmmettoeit berfd^ieben unb "^aBen tüa^re§ Satein. 9lui; mi
Bemerft tüerbett, ba§ fie urf|DrüngIi(^ !eine§tDeg§, autf) tjon it)m Ttt(
fo gefaxt, fo abgefanbt tüorben finb. Rainaldus, Annal. Eccles.
p. 157 fagt, „er fteEe bie getoö^nlid^e f^ormel ber SSriefe tüieber ^i
ni^t anberS feiett fie gefcfjrieBen unb nur Beim ^IBbrucE öon SBeml
öeränbert UJorben — a Bembo elegantiarum latinarum cupidissii
dum typis excudebat, immutatae — ; ba'^er fei benn aud§ .(peibe
t^um in bie pä|)ftlid§en S3riefe ge!ommen". @§ märe gemi§ einer ber
oBerften 2;rium^35e ber alten ß^Iaffüer gemefen, menn fie i^re ©|)rad§c
nii^t, mie fie in ber i^otge ber 3^^^ ^^ gelehrtem @eBrau(^ geBlieBen,
fonbern i^nen au§brüc^ti(^ nat^geal^mt, t)on bem oBerften (Stufte ber
(Si^riftenT^eit gehört Ratten, äöie mir feigen, mar bieg jebod^ Blo§ eine
UeBung be§ §erau§geBer§. S)ie§ im ^uge, bürfen mir, toie e§ fcCieint,
Be^au)3ten, ha^ fid§ bie ^efd^it^te be§ 5BemBu§ p ber 6:§roni! t)er=
^alte, mie bie Briefe, bie er al§ öom |)ä|)ftlic§en ©tu^te gegeBen
bruifen laffen, au ben ed^ten SSriefen. 2)a§ Unterfd^eibenbe in feinet
@ef(^i(^te Hegt in bem äöeglaffen aEer 2;age§Be5eid§nung unb in bem
guten Satein. ^arum finben mir: Senatus, senatus consulta, Im-
perator, decemviri, urbs, respublica; provincia, quae obtigit; ja
dii immortalesj Franciscus, in deorum numerum receptus; facul-.
tas a diis immortalibus data; felBft supplicatio ad aras deorum.
5Jlan mu6 miffen, ba§ er bie ^eiligen dii nennt. S)ieg ift oft ^in=
berli(^ genug, benn man miE bie eigenften Säe^eii^nungen l§aBen ; aBer
nod§ ^inberlid^er ift, ^umat ba fid§ aud§ nirgenb§ eine '^ö'^ere @inl§eit
Seigt, ber anbere Mangel. UeBrigenS jeboi^ ift S5emBu§ fe^r mo^l
unterri(^tet. 6§ ift maT^r, ba§ er ba§ 3nnere be§ bene^ianifdjen
(Staate^, ba§ ift, bie |)erfönlic§en SBe^iel^ungen feiner ^äupUx, nid^t
auffd^Iiefet. 5lBer meld^er S^ene^ianer t^ut bie§? 6§ ift ferner ma^r,
\>a^ er bie 2;j§atjad§en äumeilen 3um ülu^me S5enebig§ umfteEt. @r
fagt öon gornoöo, nad^ einer 6tunbe @d§Iad§t ^aBe man t)ene5iani=
fc^erfeit§ bie grangofen ru^ig 5ie:^en laffen. @r öermeigert ben S)eut=
fd§en, bie Bei Labore BlieBen, felBft fo üiel (5i§re, al§ i^nen ^uicciar=
bini äugefte^t. Söir l^aBen bie SSerid^te be^ .g)erolbe§, ber ben S5ene=
äianern il^ren großen ^rieg öon 1509 anäufünbigen !am. ^en
öorne^^mften @runb , meldten er anfül^rt , tl)ut S5emBu§ mit einem
Söorte oB; unb menn er ben 2)ogen entgegnen lä^t: „fidem nisi plus
iusto reg! servavissemus tuo, ille vero, ubi pedem in Italiam po-
J
^talienifdie ®ej(i)iii^t^c|reiber. OJIailänber. *89
ueret, non haberet", |o t[t ^u tüiffen, ba^ ßorebano fo tro^ige 3Borte
niemals gefagt ^at. 2)te§ ift aEe§ tüal^r. 5Iber tüir finben bogegen
incle ^ai^ni^ten bei i^m, bie toir fonft entT6e:^ren tüürben, unb ]^aupt=
iad)Ix(^ ftnb un§ bie ^eric^te toert^, bie er t)on ben Öefe^en giebt.
^n ^aoio ^atuto, ber ben S5embu§ in einer istoria Vene-
ziana fortfü^^rte, ifl ber ©influ^ @mcciarbini'§ mä)i ^u öerfennen. @x
lüiE eine mit 35etra(^tungen Dermebte @efd§ic^te. @r ift je^r toeit(äu=
ftg, t)oEer ©u|3er(atit)e unb enttoicfelt feine auSge^eii^nete 9latur ober
^Xnfic^t. ;^n öene^ianifi^en S)ingcn finbe i($ i§n gtaubmürbig ^).
III.
äJlatlänbet.
3lt§ 33ernarbino Sorio, ein junger ^ailänber öon fünf=
ibamanaig ;Sa5ren, im ;^a:^re 1485 öor ber $eft au§ ber ©tabt
aui§ Sanb gegangen unb fi(f) plö^tid) au^er^alb ber getoo^nten ^n-
giiügungen unb @efd§äfte ]af), ha^k er an Sicero^S ße^re, ,,ber ^Renfd^
inüffe ni($t aEein für fid^ forgen, fonbern aud^ auf ben S)ienft ber
lllittnelt, bie Ermunterungen ber ^ac^toelt benfen", unb fa^te ben
Gutfc^Iu^ , bie @ef(^id)te ber ©tabt ^ailanb unb bie eblen 5tT^aten
ifjrer 33ürger 3U bef(^reiben. §ier5U befam er Rapiere au§ bem ge=
()cimen Slrc^it); in fiebje^tt ^a^ren arbeitete er feine istoria di Mi-
lano an§^).
Un§ ge'^en befonber§ bie legten S3ü(^er an, in benen er bi§ pr
Jsivid)i Soboöico^S nac^ ;^nn§bru(f !ommt. @r ift in ßobobtco'§ S)ien=
ften gemefen; er trug felbft bie ^Briefe au Euftad^io auf ba§ ©(i)Io§,
bnr(^ tüeli^e biefer für ßoboöico getüonnen toarb; er ift ben ©forden
non ganzem ^er^en ergeben, ^flun fann man S5iete§ an i^m tabeln,
bie Un!enntni^ frember @ef(^ic§ten, toie er benn be^au:ptet, ^aji=
uiilian ^abe feine Kriege tüiber ßubtoig XI. t)on feinem Später f^riebrid^
iicerbt, bie gro^e 5(u§füt)r{ic§!eit M getoiffen untoic^tigen S5efc^rei=
tmngen, i(^ toiE fagen, öon ^ItejanberS VI., t)on ßubtt)ig§ XII. Krönung,
üon bem ßeic^enbegängni^ ^eatricen§, ber SSele^^nung Soboöico'S ; aber
innerhalb ber mailänbifc^en @efd^i(^te feiner Seit mirb man il§n immer
treu unb immer toa^r^aft finben. Smar foE @rät)iu§ feinem S5ud§e
bie 5lufna^me in feinen X^efauruS öertüeigert I)aben, toeit er öiele
' 1) ®er ©toff tfl nodC) lange nic^t erj^öpft. S)ic belct)tenbften ^Jf ac^ridjten,
namcntUrf) über ben ^tteg, finben fid) in ben 5J3atticulargejc^ic!^ten öon 23eIIuno,
SSetona, SSreIcta, Bergamo; üergl. ©anbi III, 350.
2) gorio ftatb 1519, Verri, storia di Milano II, 194.
I
I
90* S^üUx 2lbfc^nitt.
S^rrtpmer begel^e unb leid^tfinntg fei; unmöglich aber !ann @räDi
hiermit bie legten ^üd^er gemeint ^aben, too er bie ijoräüglid^fte
!unbe tüiditiger ^efc^id^ten ift, tüo er öiele S)en!male tüörtlii^ a
nimmt; nnb mag bie frütieren betrifft, meld^er tion feinen ©d)ri'
fteEem l^ätte ba feine S^rrt^ümer? S5iellei(^t fd^redte i:^n mel
ha^ gro^e S5oIumen biefe§ 3öer!e§. 3öenigften§ erjä^lt man, al§ bf
SDruder ßorio überrebet, fein äöer! auf eigene Soften bruden ^n laffei
I)abe i^m bie ©röfee beffelben Sd^aben genug öerurfad^t.
5^un finb au§er i^m nod§ brei anbere mailänbifd^e @efd)id§
fd§reiber gebrudt, giorug, ^rluni unb ^alea^^o ßa^jella, aEe
gteid^^eitig unb lateinifd§. Söie mir fc^eint, ^aben fte ]iä) nid^t ßorio,
fonbern ben 5lnbrea§ S5iglia, einen 5!Jlailänber Wönä) au§ einem
melfifd^en ©efd^led^t, ber in neun SSüt^ern bie ^efd^id^te bom Zo'be
3ol§ann (BaUa^^o'^ U^ 3u bem .Kriege, in meli^em bie SJenejianer
S3re§cia unb S5ergamo eroberten, befd^rieben ^at, ^um S5orbilbe ge=
nommen. tiefem unb fid§ untereinanber finb fie in ben !(einen
23üd§ern, toeldCie fie bilben, unb in il^rem (Stil äl§nlid§.
S5on ÖJeorgiu§ f^IoruS, de hello Italico et rebus Gallo-
rum praeclare gestis, in @räbiu§^ 2]§efaur. IX, 6, fragt e§ fid^ äuerft,
ob er gleid^^eitig fei ober nidjt. ßelong fe^t i^n aEerbingg 1512;
aber au§ meld^em ^runbe? fragt SSurmann: blo§ einer aEgemeinen
Eingabe pcarbat^, ber biefe§ SSuc^ 1613 l^erau§gab, „bor l^unbert
Salären fei e§ gefd^rieben" , möge berfelbe gefolgt fein, i^nbeg, toenn
g(oru§ p. 9 fagt: „Pisani, libertati restituti, nulla vi a Floren-
tinis postea subigi potuerunt", fo ift offenbar, ba^ er bie§ t)or 15
gefdf)rieben. D^ne S^^tf^I tft er alfo gleid^^eitig. @r ^at Oon fein
@egenftänben eine gute ,^enntni§, b.efonber§ infofern fie @enua
treffen. S5or aEen anbern 5Jtenfd^en lobt er ^arl üon ßl)aumo
felbft ben genuefifd§en 3^0 ^ beffen ^utjxn ;2fcbermann bem Äönii
ßubmig XII. juf d)reibt, lä^t er befonber§ burd§ biefen feinen §elb
gelingen. 3n i:^m ift fein @efül§l, ha% i^talien ^ned^tfd^aft ertoa
ober erleibe. Uebrigen§ ift ba§ S5ud§ nid§t öoEenbet; ftatt eintgi
5^amen finben mir fünfte; e§ ift fogar Oerftümmelt: t)on bem Su
9tat)enftein§ gegen ^t)tilene, t)on meld^em ber 5lutor t)erfi(^ert ge=
l^anbelt p l^aben, finbet ftd^ nid)t§.
Slud§ Ser narbin 5lrluni mar ein 3^itgeno^. @r ftubirte
unter 5lmbrofio ^a^no bie ^et^k ju $abua ; er fal^ ben @inaug i)e§
.Königs Submig ^u 5Ü^ailanb ; er fa'^ bie flüd^tigen Mtiiglier burd)
bie ©trafen bon ^Jlailanb betteln. Snbeg l)at fein ^ud^, de bello
Veneto, bei @räbiu§ V, 4, nur toenig Originale^. 5luf eine fonber=
' StQtienijc^e (Sefc^id)tjc^teiber. aJiailänber. *91
Bare Söeife nämlt($ ^ai er ben ^Olocenicug in beffcres Sateiu 3u bringen
gefüllt. Söenn 3. 33. biefer p. 88 fagt: „Dum istain Italia geruntur,
in Hispania et Anglia belli ad versus Gallos magni apparatus fiunt",
fo f:pri(^t ^rluni p. 184: „Quod dum in Italia Pontifex Venetusque
pacis ineundae diligentia magnaque Caesaris reconciliandi solli-
citudine peragunt (ber Su]a^ tnar fc^on in ben Vorigen Sßorten fo=
tvotjl be§ einen, al§ be§ Stnbem ent:f)alten), in Hispania Britanniaque
iiovi motus armorum agitari contraque gentem Gallicam eiusque
regem Ludovicum conflari bella coeperunt." Söenn ^tocenicu^
fagt: His literis perlectis", fpric^t er (p. 135): „ Haec cum Ge-
nuensium auribus insonuissent." ;^n biefer %xt Umarbeitung ift
fein ganjeg 33u($ öerfagt. ©oöiel bie <Baä)tn felbft anlangt, ift e^
feiner OueEe gan^ getreu, ^ocenicug 1)at über ben Segebenl§eiten
öon S5re§cia üergeffen, tnaS fid^ in Bologna begab, obn)o^I e§ ni($t
minber tnic^tig, ja eigentüdf) entfc^eibenb ift; 3lr(uni öergigt e§ mit
itim. SBir ^aben öon jenem bemerÜ, tnie tur^ er bie Sd^tad^t öon
ütaüenna be^anbelt; aucl§ biefer ^at nur tnenige unb überbieg gajij
falfd^e Tcad^rid^ten. 6ein Stned fd^eint bIo§ gewefen ju fein, ein
nac§ feinem ©inn gute§ Satein ju fertigen, „^ä) mU eraä^^Ien," brücft
er p. 76 fo au§: „tortilibus ex ordine verborum spiris et in sese
tractu perpetuo recurrentibus" — er tniE fagen: „|)eriobifd^ ge=
runbet" — „ad insumtae materiae consummationem suis nodis
suisque vinculis protinus alligabo." 511^ ber ©o§n be§ $räfiben=
ten ,^u 9Jtailanb bie Seid^enrebe auf ^arl non ßt)aumont gel^atten,
fagt er: „non ita prorsus mihi obtemperare potui, quin pueri luu-
des equestri pedestrique oratione persequerer." ütebe jn $ferb
nämlid^ nennt er feine S5erfe. 2)ie§ Söer! ]§abe benn ber Spater,
me^r 5ur ©^re feine§ (5o^ne§, aU tnegen be§ 9tofte§ feiner Ütebe,
i^ebermann gezeigt. @r mifd^t ol§ne Sebenfen jwei , brei üirgitifd^e
3.sexfe in feine ßr^äl^lung, unb öon benen/ tneld^e 2:agebüdf)er ober
in nieberem ©tile gefd^rieben, rebet er mit großer S5era(^tung^).
^ft benn nun an biefen 306 ©eitcn t)oE pom|)T^after 2Borte gar
nid)t§ 2efen§tDert:^e§ ? ^^ bemer!e, bag fic^ im Einfang über bie
(^)efangenfd^aft 5l§canio (Sforja^S, über bie Stimmung in 5)lai(anb,
obtoo^I abgeriffene, jebod§ gute ^3^a(^rtd§ten finben. fSon bem nea=
pü(itanifd)en Kriege ^n^ifd^en (Spaniern unb gran^ofen fdf^toeigt er; aber
über bie ©roberung t)on (Sapua, über ^eberigo '^at er im @runbe
bie einzige erträglid^e ^lad^rid^t. 3)ieg mag inbeg ein 3ufaE fein;
benn fonft erftredten fid^ feine .^cnntniffe nid^t über bie ^^kucrn
1) p. 158, p. 188.
92* ^^^^»citet ^Ibjt^nitt.
TOIano'g IflinauS. ©elbft über bie ©(filac^t öon ^atignano, berett'
@ef(f)ü^ er boc^ ^ören mu^te, ^at er nur bun!(e SSorfteEungen. ^ber
itiner^^alB ber dauern ift er ju <g)auje. S5on ben S^erbtnbnngen unb
Unter^anblungen ber ^ro^en, bon ber ©timmutig be§ S3oI!e§, ijon
inneren ^norbnungen '^at er gute 5^ad)rid§ten. ^JJlit ber Befferen ^ennt=
ni^ ttJtrb er auc§ einfacher. (S§ UJdre ba^er too^^l gn h)ünjd§en, ba^
feine @efd§id^te öon ^aitanb, bie man bajelBft ^anbfc^riftlic^ aufbe=
nja'^rt, im i)xnd erfd^iene, ober n)enigften^ genau benu^t toürbe.
@alea330 6a:pra, genannt ßa^elta, toar nic^t allein ein
3eitgeno6; al§ ©e^eimfc^reiber §ieront)mo ^orone'g, ber öon
1521 — 1526 bie mailänbifd^en ^efd^äfte leitete, l)atte er auc^ 3:~§eil
an ben ^Begebenheiten , bie er befd^reibt. @r fagt, „biete 5lnberc
UJürben fie na^ i!)m befd^reiben ; er aber ^abe ge^^ört unb gefet)en,
tDa§ Stnberen t)ieEeic§t nur ba§ ^erüc^t fabelhaft melbe; er ^abe an
öiele f^ürften gefd^rieben." 3n biefen ^iiiS^tm: de rebus pro re-
stitutione Francisci Sforzae gestis^), treten jtoei S)inge befonberS
:§eröor, erfttid^ hk ßiebe be§ S5ol!e§ ju ©foraa: „man T^abe bon
feinen Sugenben gehört, ba er nod§ in Mbent getoefen; mit toie
öielem ßifer fei i^m ba§ S5ol! nad^gefolgt, ba e§ jur ©d^Iad^t Ui
SSicocca gegangen; ma§ fiabe e§ erlitten, um i^n ju l^aben" ^). gaft
nod§ mel^r aber tritt ber ßinflu^ 5!}lorone'§ ]§erau§: toie er im @j:il
bie gäben ber SSerfd^toörung in feinen Rauben geljabt, mie er \)k
©tabt bor pünberung errettet, toie er ba§ ^ol! für ©for^a begei=
ftert, toie er @elb aufgebrad^t, toie bie ©d^lad^t M ^abia nicC)t mög=
lid^ gemefen fei, toofem er nid)t pobiant gefd^afft. ^n aEebem ift
ga^ella genau, fidfier, ur!unblid^.
@r felbft fagt inbefe, bei ben f^jüteren @efd^äften fei er nid^t ge=
toefen; unb obtoo^l er nid^t bejeid^net, bon mann an nid^t, fo mag
bie^ bo(^ bon ^orone'§ ©efangenne'^mung an ju rechnen fein, ^pä-
ter finben fic^ aud§ ge^^ler. @r be^au^tet p. 1312, grunb§berg fei
1526 mit ^ef(^ü^ unb einer ftarfen ©d^aar Gleiter ^erüberge!ommen
(cum valida manu equitum); er ^abe ben ^auptleuten iliren ©olb
ge^al^lt ; er fei mit be§ ^IRard^efe bon ^O^lantua ^ülfe bei ßafalmaggiore
über ben ^o gegangen. Obmol^l it^m ©uicciarbini aud^ hierin mie fonft
folgt, fo ift bod^ nad^ ben genaueren SSeridCjten 9tei§ner§ p. 86 bie§
alle§ falfd^. grunb^berg ^atte fo gut tuie !ein ^ferb unb nur §anb=
ro^re; biele ^au^jtleute mußten jum 8olbe ber ^ned^te ettoag bor«
1) iöei Graevius II, II, unb bei Schardius, Rerum Germanicar. Tom.
II, p. 176.
2) ^. 33. p. 1301 bei Graev.
3^tQlicmfdt)e ©ejc^id)tfd)reibet. aJiaitonber. *93
ftterfen; ber ^ari^efe !)a(f tl^m nic^t; unb bet UeBergang gefc^a:^
M Dftigüa. ^n ben mdlänbifc^en S^ingcn bagegen bleibt er aud^
f|)äter tjon aäm ^md)kx\taikxn ber gtaubtoürbigfte. ©erabe bag
er fi($ auf biefe befc^ränft unb |etne 33egeben§eiten o:^ne 5lbf($tüeifung
er^ä^It, giebt, ba btefelben in fid^ sufammen^angen, feinem SSuc^e eine
gin^eit, bie i^m too^^tfte^t.
5ln allen biefen ^ailänbern bemerfen tüir, toie anbere 5Ie^nüc^»
feiten, fo befonber§, ba^ fie Siner ^erfon gan^ ergeben finb. ßorio ift
e§ Öoboöico, ^alea^^o bem ^3Jlorone; ^loxu^ fc^meic^elte Äarl ^aw
mont, 5lr(unt fogar bem ©ö^^nt^en be§ ^räfibenten. 33ieEei(^t ift
auc^ bie§ ein S5emei§ ^u ber 35el^au|)tung ^acc^iaöeEe, Mailanb fei
ber i^vei^eit nic^t fä^ig.
%n bie 5!JlaiIänber fc^lie^t ftc^ ber ßanbfd^aft, tüic ber 5trt unb Söeife
na($ fyranj ßarpefan, ^riefter 5u ^arma. (5r ^atte bie Humaniora
njo^I ftubirt, fd)on im ferrarifcfien Kriege bon 1483 bie (Sefc^äfte öffentlicfier
^erfonen fül^ren gelernt ; feitbem l^atte er ftc^ mit ber ;^agb befd^öftigt,
auf ber ©ee umgefe^^en. 51B er nun gegen fiebrig trar unb ba§
aEe§ nic^t me^r ging, unternahm er, aufp3eic£)nen, tnag ftd^ ju feiner
3eit begeben, unb fd^rieb ein S5u(^ : Commentarii suorum temporum,
libri X. (5r fagt, tnag er gefe^en unb gehört, moEe er bon bem
^lUgemeinen au§f(^eiben, in ein (SanjeS jufammfaffen unb nacf) ber
9leit)e barfteEen, „tum audita tum visa ab universa ratione se-
gregantes in unum corpus compingere ac suo ordine contexere
curavimus." ;Snbem er nun feine eigenen @rfa]§rungen burd) anber»
meite Oioti^en in ein ^an^eg ^u bringen fud§t, begegnet iT^m frei=
lid) mancfier ^rrtf)um: „tomona fiabe ftd) 1499 auf bie erfte 5luf=
forberung ergeben; nad§ bem ^Jlorbe ber Crfinen fei ^anbolfo ^e=
trucci in ©iena eingcfe^t Sorben; ja, ber 5lufru^r 5flobi'§ ^u ^enua
:§abe 1502 ftattgefunben, unb ^Wpp I. bon Spanien fei 3 ^a^re nac^
Serbinanb bem ^at^olif(f)en geftorben'' ^). ©o grobe i^nll^ümer finben
fid) ^art bei ben beften ÜZad^rii^ten.
^etrac^tet man, ba§ bon ben 274 ©eiten, bie fein Söerl in
"iJJlartenS' CoUectio amplissima, tom. V, einnimmt, 130 bie @ef(^id)ten
bon 1487 — 1521, bie übrigen 117 aber bie SSegeben^eiten bom 3^o»
l^anni§tage 1521 big 5um Februar 1525 umfaffen, fo erfennt man
n)o!)l, mo^in feine $(ufmer!fam!eit boräügüd^ gerid^tet i[t. i^nbem er
uämlidt) bie frü:^eren @ef(i)id)ten su fd^reiben bor^atte, befam er nod^
beffere ^unbe bon ben eben gefdjel^enen ; ja, fie riffen i:C)n mit fid^ fort;
unb er ^atte fd)on einmal gefc^loffen, al§ fie i^n no^ ju feinem
1) p. 1283, 1308.
94* 3toeitct ?lbjd)nitt.
3e]^nten unb längften SBud^e Betoogen. |)ter nun ift er auöfül^rUi^,
burd^auS Bele^renb unb o!)ne befonbere ^e^ler.
fSon feinem Um^erftretfen unb bon feinen ^agben, Ujo^er et
aud§ feine meiften @Ieid§niffe entlehnt, mag fic§ feine 5^eigung p
geogmpi^ifc^en Erörterungen f(i)reil6en. f^reilitf) !(ingt e§ feltfam,
toenn er ))ti Gelegenheit ber ©cfjotten, bie ^ran^ I. mit fi(^ fü^rt,
erinnert, <g)ieron^mu§ er^äfile, biefe S5öl!er feien bi§ auf i^^n ^enf(^en=
freffer gen)efen; aber äutoeilen finb feine ^lufgabcn gut unb erläutern
bie (Bad)e. Uebrigen§, tou er fic§ nun in ©^rarfje unb Gattung feiner
^erioben aU einen guten Kenner be§ tateinifd^en 8til§ jeigt, fo ift
auc§ feine SSetounberung unb @rgeben't)eit bcn 9tömem ^ugemanbt:
„barum feien bie ßolonna fo treffüd^, toeit fie a(trömifc^e§ ^tut
feien." 5iid§t§ Geringe^ fd§eint it)m , ha% ^arma t)on ben 9tömern
gegrünbet tnorben.
IV.
5tea<DoIttanex unb ©iciltaner.
2)ie neapolitanifd^en (Sc^riftfteEer finb in unferer 3^it gan^
SSrud^ftüd, 5lngelobißonftan3o,ben Einige fo ]ef)x rühmen, enbet
mit bem ^af)x 1489 : „ba§ ©Rötere fei bon @uicciarbini unb ;Sobiu§
gut Bef (^rieben." ^n ben beiben legten SBüdiern, bie xd) berglid^en,
^at er big 1464 faft jebeg 3Bort au§ bem ^obianuS ^ontanu§ unb,
fotoie biefer auf]§ört, nur bürftige, meift befannte, felbft fe^ter:§aftc
9tad§ri(^ten. ^oT^ann bon 5lragon ftarb 1479; er läfet benfelben
nod§ 1486 ben fyrieben gerrante^g mit feinen 55aronen bermitteln.
lieber bie S)inge, tt)eld§e man im ^ngelo nic^t finbet, l^at o^ne
Stoeifel Eamitto ^oraio, ein ^Jlea|)oIitaner au§ ber TOtte be§
fed^g^e^nten ^af)x'f)un'i)txt^ , ha^ ^efte gefc^rieben. ^id§t au§ eigener
5lnfic§t — mann foEte er fie empfangen ^^aben? — nod§ au§ münb=
Iid)en Erfunbigungen — benn ba§ (Sebäd^tni^ ber großen Marone, ber
alten Könige mar balb berlofc^en — , fonbern, al§ er einmal in f^lorena
mit 3obiu§ au f|)redöen !am, !lagte i:§m biefer, mie t)iel er fic^ auc§
^ü^e gegeben, etma§ (Senaueg t)on ber 35erf(^mörung ber nea^)oli=
tanifc^en S3arone 3u ]^ören, fei e§ il^m bod^ nie gelungen, «^ierburc^
aufmer!fam gemacht, fud^te er, mie er nac§ t&aufe gefommen, in ge=
miffen %x^mn nad§ bem ^Proce^ $etrucci'§ unb be§ Grafen bon
©arno. Er fanb fie, er nal^m einige einl^eimifd^e 9^ad§rid§ten, bie
a^tattenild^e ©ejd^ici^tfd^reibet. «RcopolitaTier unb ©icilioner. *95
lid^tfcCireiber biefet 3eit unb einen gebturften $roce§ au «^ülfc;
au§ biefen , inbem er in ©ntmirfelung !(uQer (Sebanfen , in ßänber=»
Befd^reiBunöen unb 6:§ai'afterfd)i(berun9en bem gef(^i(f)tli(^en 3^bea(,
ba§ biefen Italienern im «Sinn lag, na:§e ju lommen juckte, berjagtc
er fein äöer!: Congiura de' baroni dl Napoli contra 11 re Ferdi-
nando I. „^oöiuS fei tobt; fonft tüürbe er biefem feine ^acfirid^ten
augefteHt ^a6en."
(Sana anberg, au§ eigener äßiffenfc^aft unb mel^r öon bem Stanb=^
|3un!t ber ßebenglBefc^reiBung, ber löetral^tung au§,^
garacaolo tüeuigften§ einen 2:^eil ber nea|)olitanif(^en ©efc^id^IeT
Einige feiner Opuscula historica T§at ^uratori im 22. 58anb auf=
genommen ; bie SSele^rung, bie man au^ iT^nen ft^ö^ft, bie eble ©ar*"
monie, in ber pe öerfa^t finb, laffen tüünfi^en, er mö(f)te biefen Söor^
gug mehreren gemährt l)a]6en.
S)en toa'^ren 5^ea|)olitaner aBer, bie @eftnnung be§ 2}ol!e§ in
SieBe unb §a^ aeigt ba§ 5tagel6u(^, ba§ unter Julian $affero'§
Flamen im i^a^r 1785 Befannt geworben unb au§ ber TOtte, toenn
nic^t ber Nation, bod§ ber SSürger in ber .gau^tftabt entfprungen
f(^eint. SCßie oft t)erglei($t er bie granjofen mit ben 2;ür!en! (5r
f^jric^t: ,,^an ^at biefen Ort bem f^euer unb bem S5lut unb ber
SJertüüftung |)rei§gegeBen , unb bieg gef(f)a5, toeil er e§ berbiente.
S)en!t, tüie glüctlic^ fül^lte ftd§, toer einen f^^an^ofen ermorbete!"
liefen Urf^rung au§ ber ^itte be§ S5ol!e§ jeigt auc§ ber S)ialeft, in
bem ba§ ^uä) Uerfa^t ift, ein @emif(^ t)on ©panifc^ unb S^talie^
nif(f). bitten im ;Stalienif(f)en !ommen Söörter t)or, toie: porfiar,
dixe, dixo; ja, ba§ häufige tamen, tüeld^eg gar feinen Sinn gieBt,
fd^eint ni(^t§ au fein, al§ tambien. 5^un ift bie ^xac^c, toie e§ ent=
ftanben. SBetrad^ten toir, ba^ e§ öon 5ll|onfo I. Bi§ auf 1525 reid^t,
fo Braucf)t man n)eiter nidit au f^Ö^u, ba§ e§ nid§t bon (Siner §anb
fein !ann; Betra(i)ten toir femer, ba§ e§ öon 1504 unb 1505 eine
einaige ^^ad^ric^t ^at, ba^ e§ autoeilen Blo^ mit ^orbgefd^id^ten unb
groben §erau§forberungen, Don „taufenbmal in feinen §alö lügen",
ober mit f^eftBefdfireiBungen, bie Bi§ auf ben 2:ifd§aettel genau finb,
erfüEt ift, ba§ e§ me^r al§ ein ganae§ ^af)x , :3[uli 1498 Big ©e)j=
temBer 1499, toeglä^t, ba§ e§ jebo^ baneBen trefflid^e, Belel§renbe,
anfd§aulid§e ^^adjrid^ten enthält, Befonbcr§ Oon 5llfon§ II. unb ^tx=
rantin, üom Kriege be§ S^a^reg 1513, Oon ben Kriegen öon 1523
Big 1525 unb einige anbcre , fo fd^eint mir glauBlid^, bie ©runblage
beffelBen feien einaelne, etttJa in ein f^ouiilieuBud^ eingetragene ^o=
tiaen getoefen ; aBer au biefen T^aBe man augfü^rlid^e unb genaue 6r=
96* 3töeitcr 5lMcl)nitt.
jäfjlungen %t^t^t, luie man fie ^aBen mod§te, tote fie in ^^eapel in
Umlanf Waxm. 2)iefe finb, rtjie augenf(f)einlid§ ift, üon ben %1)nl
ne^^mern üerfa^t. ^n i^nen Beruht ber öorne^mfte äöext^ be§
^ucfie^.
I
fyaseiruS.
(Sin S^i^S^^ofe biefer ^Jleapotitaner \üax ber ^ominicanerBrub
2:^oma§ f^a^ettu^, au§ ber Sö^feijtabt ©acca in ©iciüen gebürtig,
ber bon 1498 bi§ 1571 lebte. m§ er im ^a!)r 1538 in 9tom toar,
tonrbe er bon $aul Sobinö ermuntert, ba§ alte ©icilien jn erjor=
fc^en. @r enttoanbte feinem .^lofter ober feinen i^ef^äften bann unb
toann !leine Zeiträume, um ^en!ma(e unb JRac^rii^ten ju bergleid^en,
um in ^toeifell^aften f^ällen bie Orte brei=, Oiermat äu bürden) anb em ;
enblid^ tt)ar er fo tveit, ba§ er aud^ bie Ülefte alter ©täbte ent=
becite, too ein ungeübte^ 5luge nichts fa^^; ba badete er, bie ^ef(^rei=
bung be§ Sanbe§ fei o^ne bie @efdf)id§te mü§ig; unb alfo Oerfa^te
er ätoei S)e!aben de rebus SiculiS; • eine geogra^^tfd^e unb eine ]^ifto=
rifd^e.
3n ber geograp^ifd^en gei^t er, toie aud^ glabiug ^lonbu§ unb
ßeanber 5llberti, bon beut 5lltertl)um al§ gleid^fam ber ©ubftan3 au§
unb !nü^|t bie 931er!mürbig!eiten ber neueren Qext faft nur aU ein
5lcciben5 baran. @r fü^rt bie augge^eid^neten 5Jlänner auf; er er=
n)ä^nt mit S5orliebe hu Söunber ber 5^atur, ba§ breüöpfige Äinb in
©acca, ben ^liefen in ber |)öl)le öon @r^r, meldten bie dauern an
einer eifernen ^eule fi^enb fanben, ber aber, fotoie man i'^n Berührte, ^u
5lfd^e toarb , unb äl^nlic^e ; er ift too^lunterrid^tet uub unterrid^tet
h)ieber. TOt Unrjd^t ^abcn i^n bie ^l)ilologen üBer £)orbiEe unb
ßluOeriu§ Oergeffen.
3n ber ^iftorifd^en 2)e!abe toibmet er bie §älfte feiner S3üd^cr
bem Slltert^um — unb aud^ bieg !ann etma§ S^orliebe fdCjeinen — ,
bie anbere ^älfte ber neueren 3^it, bag 6. 23uc^ ben ©aracenen, ba§
7. ben Normannen, ba§ 8. ben §o^enflaufen , ha^ 9. bem <g)aufe
Aragon, ba§ 10. Äarl bem V. Big auf beffen 5lBban!ung. S)ieg je^nte,
^tüax bag für^efte, aber bag midf)tigfte — benn er erlebte bie 3^e=
geBenl^eiten — , jiel^t ung Befonberg an. f^-reilidf) finb l^ier mancherlei
^rrtl^ümer ju Bemerfen, 3. 35. ^eter ^^labarra fei 1511 Oon ^-erbi»
nanb bem Äatl)olifd^en entlaffen n)orben, unb bod§ fül^rte biefer 1512
bie Su§oö(!er bor Ütabenna an; ober, ber fd)mal!abifd§e Ärieg fei
bor bem fran5öfifd^en bon 1544 geführt morben (p. 612); aber in
bem ficilianifd)en ift er glaubmürbig unb fel^r xüo^ unterrid^tet. S5on
I
a^toliemjd^e @ejc^icf)tfc^reiber. ^4Jäpftlict)e. *97
bem großen 5luriii^r im ^a1)x 1516, einer in ber St^at toid^tigen
S3e9ebenl)eit , ift er bie eigentüd^e Urfunbe, toelciier bie ©^jäteten foft
mir ncirf^rrprtrtrtrtpit
nur nad^gegangen.
V.
5ß ä t) ft r i (^ e.
SBir ^^aben bie ßebenSbefd^reibungen ber ^ä^jfte unter be§ 5ßar=
ttjolomäug ©acd§i, genannt ^latina, 5^amen big auf $aul II. unb
ba§ S^aT^r 1471. ^nbe§ toerben toir öerfid^ert, bafe fie nur auni
2;:^eil fein Söer! feien. Cnu|)'^riu§ ^anbiniug fagt: „^(atina ]^abe
bie öor il^m ejiftirenben , bon ber §anb be§ 5£)aniafu§ unb
feiner gortfe^er, bie aEe unter bem 5^amen be§ 2)amafu§ gegangen,
nur in beffere^ ßatein gebracht unb burd§ |)rofane ÖJefd^ic^te er=
toeitert." Siiejenigen nun, toeld^e ^latina biefen neu ^injugefügt,
]ä)öpiU er au§ eigener Sßiffenfd§att_ unb gut^^ ^aul II.
!annte er felbft nur aHsugut. ^n ©ugeniuS' unb ^licoIauS' ßeben
l^atte er offenbar be§ :^nfeffura Sagebud^ bor klugen; unb UJenn
er aud§ äutoeiten bie 5luöbrüdfe beffelben mäßigt unb 3. S. ftatt:
„5^icoIau§ fd^tug im 2:run!" , nur f^rid^t: „er fd^tug im Som"^)^
fo ift er bo^ gegen bie ^amen aud§ biefer ^äpftc übrigeng nid^t
nad§fid^tig.
3öir ^aben eine ^^ortfe^ung ^atina'g big ^u bem ^dt)xt 1572
burd^ £)nu|)'^riug ^anöiniug. S)iefer fagt, er ^abe ^a^rbüd^er, 2;age=
büd^er, bieten, aud§ ben Üta|)^ael SSolaterranug benu^t unb bon S^oöiug
me^rereg mörtlid^ beibel^alten. S5on üiap^ael ndmlid^ finb in ber
5luggabe ^tatina^g öon 1511 bie Sebengbefd^reibungen t)on ©ijtug,
Snnocentiug, ^lej-anber VI. unb $iug IIT. 5u finben. 2öie jebod^
5p(atina bem S)amafug, fo t^at ^antJtniug bem ^ap^ad: bag ßeben
pug' III. big auf toenige äöorte, bie (5:^ara!teriftif ^Keyanberg ganj
unb gar unb fofort bieleg 5lnbere ift bei i^m nid^t anberg 3U lefen,
alg bei biefem.
;^nbeffen, toie er getrau, fo gefd^al^ \i}m mieber. ^n bem großen
3Ber!e: Vitae et res gestae pontificum Romanorum et cardinalium
S. R. E., .auctoribus Ciacconio, Cabrera, Victorello, Romae 1630,
1) Adnotatio Onuphrii ad Platinae vitas pontific. Coloniae Agr.
1574, p. 9.
2) Infessura 1889. Piatina 287.
98* 3tDetter ^Ibjc^mtt.
I
I
ift er mit ©utcm unb ^i3fem Benu^t, unb feine 9lacf)fo(ger fe^en j. f8, '
bie <B^iad)t tjon @^tara b^3lbba, bie fo fe§r Befannt ift, fo gut toj
er in ben %pxxi 1509.
5luf biefem Söege be§ 5lBfd§reiBen§, i5o^'tfe|en§, @rtt)ettern§, tn"^
bem man bie SSitber ber 5pä|)fte, einige ^Jlotijen t)on ben (Sarbinälen
unb il^re SCßa))^)en T^in^ufe^te, tarn jener gro^e f^oliant tion 2030
/ Solumnen 5u ©taube. Unter bem Uebrigcn, ba§ ^unbertmal gefagt
/ worben, entljätt er au§ ^[Jlanufcri^ten unb Ur!unben einige nid^t p
öerad^tenbe ^Zac^rid^ten.
.gjaben mx nun ^ier bie bi:plomattf($en SebenSlöufe ber 5pä)?fte,
ujo^er fie geftammt, tt)a§ fte für Sarbinäle getnäp, toaS ftc§ 2öic§=
tigeg Begeben, n)äl^renb fie gefeffen, fo bebarf bie |)iftorie jebod^ noc^
anberer ^Zoti^en, unb in ber 3^^at Ujarb auc^ nod^ etma§ ^nbereg
an il^nen Bemer!t. S5on ^Upf)an ;Snfeffura, ber al§ ©d^reiber be§
römif(5en «Senate^ unb S5ol!e§ ober t^r .^an^ler erfc^eint, Beft|en mir
ein diarium urbis Romae, ba§ in ben ^^a'^ren 1482 — 1494 hk @c=
fd§i(^te ber ^ö^fte mit einer getoiffen ^uSfü^rlid^feit bet)anbelt^).
S)ie ßeremonienmeifter hielten too^I ^ur ^ac^ad^tung ber ^lad^fotger
ober äu eigenem 3}ergnügen ein 33u(^ öon i!)rem täglichen Seben in
^irc^e unb ß^onftftornum, in Kammer unb .&au§. 3)on fol(^en ^Büd^ern
finb ^acob 3Jolaterranu§, 33urcarbu§ unb ^^ari§ be @raffi§ burd^ ben
2)ru(f befannt getoorben.
i^acob ä^otaterranuS befennt: „er fd^reibe, ttJeil i'^m ©d^reiben
me^r fromme , at§ ^flid^tSt^un" , unb feine 9la(^ridf)ten finb nid^t
fe'^r toid^tig. ^m @runbe toar er aud§ meT§r im S)ienft eines
Neffen bom ^apft <Biicin^ , al§ im ^ienfte biefe^ ^a|jfte§ fetbft.
3nfeffura'§ 2^agebü(^er finb immer al§ eine Einleitung ju Surcarbu^
betrad^tet toorben unb boE fd^öner ^oti^en; fte erftreden fi(^ jeboc^
über fo biele ;Sa^re , ba§ fte unmögtid^ bon einer §anb fein fönnen.
5^on ^ariS be @rafft§ ift S5iele§ ungebmdft unb unbenu^t; Einiget
ift inbe§ boEftänbig in Hofmannus, Collectio nova scriptorum I,
395 — 500 abgebrudEt, unb bon biefem mu§ man fagen, bag e§ in
feiner 5lu§fü^rlid§!eit ettna für jenen .g)ofmann, ber felbft ba§ @eblüt
eine§ römifd^en öeremonienmeifterg in fid) gehabt !)aben mag, aber
für 5^iemanben meiter mid^tig ift : fo ganj ift e§ ßeremonieE ; 5lnbere§
^at ülainalbu§ in ben 5lnnalen ber Äird^e im ^lu^suge mitget^eilt.
©ei e§ nun, ba^ §ofmann !ein boEftänbigeg ^anufcri:j)t l^atte, ober
1) ^(bgebr. bei ^utatoti III, 2, ©. 1109, beffen ^ottaen bon ^abriciuä,
ßibl. med. aevi, Vol. IV, 88, VI, 585 unb 3lnberen tt)tebetf)olt toorben finb.
I
SftaUenij^e ©efc^i^tfd^xcibcr. ^Pöpfiltc^e. *99
bag ber ^nif) be§ ^ud^eg für tjerfc^iebene 3^af)re öetfdiieben ift, ober
tüte eg and) gefotttnten, getiuö, ^^^ ^iu^äug ettt^äü ^öuftg gute, über
;Suüu§ II. aber bie Bele^renbftett , anaiel^etibften unb burcfiauö bic
beftett ^ladfirtc^ten, bie tnatt l^at.
^nbe^ reiben toeber bie beibeit 5lnbern, ttoc§ aut^ $ari§ be @r. in
freimüt^iger , naitjer, unterric^tettber 2)arfteEun9 an S5urcarbn§ übeii^--"
^(eyanber VI. ^lur ©d^abe, ba^ beifclbc felBft bei (^cfavb (Corpus
scr. med. aevi II) noc^ fo l^erunftaltet getefen \ü\xh. ^Jlid)t eben,
a(§ ob Xüix aEe ärgerlid^en ^efd^ic^ten erfahren müßten, bie bantalö
etwa begegnet finb ; felbft für ^roteftanten ift bag S5e!anntge=
toorbene genug; unb bie ^äpfte gaben ja oft 3U, fte feien ©ünber.
3lber erfteng, fo gro^e ßüden, toie ftd§ eine p. 2069 finbet, Wo man
t)oin f^ebruar 1495 ^toar riditig ^u Wdx^, ^pxii, 531ai, i^uni, 3^u(i
fortgeleitet toirb, aber fic^ ^ier plö|lid§ bei 5!)lai-inti(ian§ 5ln!unft in
;StaIien, alfo im ^dtjxc 1496, befinbet, aufgefüllt ^u feljen, märe,
um be§ @ange§ ber attgemeinen @efc§i(^te miKen , allerbingS er=
münfc^t. 3^^iten§ ift gemi^ , ba§ anftöfeige @ef^i(^ten , bie längft
au§ bem SBocca^ befannt maren , im ^urcarbu§ aU eben gef(f)cl^ene
angeführt werben ^). 2)ritten§ lä^t fidf) Oielteid^t an ber @cf)t^eit
einiger mitget^eilten Urfunben zweifeln, ^d) befenne, ba§ mir bie
entfe^lidien ^en!male, in benen SSaja^etl^ ben ^apft um bie 6r=
morbung feine§ 35ruberg 2)f(^em bittet, tion benen man glaubt, ba§
te biefe ©rmorbung in ber %f)ai jur f^olge ge'^abt, ettt)a§ tjerbäi^tig
tjorfommen. ^^ miE nid§t leugnen, ba§ 5llejatiber ben @eorg 5Bro=
färb nad) Äonftantinopel gefd§i(ft, um bie 40,000 2)ucaten, bie im
5^ot)ember fäEig tDaren, früher gu erl^eben; ^errault, Sarbinal t)on
@itr!, toarf i^m bie§ Oor; aber toenn nun weitere S^nftructionen S3a=
jaäet^g auä) an einen S^ürfen folgen, tjon beffen Öefangenne'^mung
fein äßort tjerlautet. Wenn ber türfifd^e @efanbte in bem ^Briefe 6af=
ftnen genannt wirb, ba boc^ bie türüfi^en 5lnnalen benfclben, ber
bieg fein mü^te, ^ufta|3^a Seg nennen; Wenn in ben 33riefen blofe
nac^ ben ;^a^ren ßl^rifti unb unfern 55lonaten gejault, Wenn barin
behauptet wirb, ber (Sultan l)abe auf fein @t)angelium gefc^woren,
ein 3lu§bru(f, ber wo^l fd§werlid§ jemals tJon einem Surfen Wirb
gebrandet worben fein, fo, glaube id^, finb bieg ©rünbe genug, nid)t
bie Briefe gerabep äu t)erbammen, aber bod^ an i^nen ju jweifeln.
1) Brequigny, Extralts. 2)cutfii)e Uebetf. p. 57.
D. SRnnfe'ö Söerfe. XXXIII. XXXIV. ^otn. u. gertn. SÖJlfer. 3. Stuft.
100^
jciter 9lb|c^nttt.
5lnbere ttaltentfd)e ©d^njten für bte @ef(^tc^te biefer S^it föntttc
td§ nun nod§ öiele ertüäl^nen: bte genuefifd^en 2:ageT6ü(^er be§ (5ena=
rega, in benen man fo red^t ^unft unb Statur be§ 5tutor§, bie !ünft=
iiä)t ^pxad)e be^ aufgearbeiteten, bem 2;acitu§ nad^gebitbeten, erften
%^nU unb bie natüiiid^e be§ (e|ten unterfd^eiben !ann; bie fiene=
fifd^en be§ 3ltegretto ^Uegretti, üoE äöa^r'^eit inner'^atb ber 5)lauem,
tjott 3^rrt^um§ auger^tb, t)oE §affe§ n)iber bie Florentiner, bie ber
SJerfaffer feine ^einbe üon ^er^en nennt, unb t)oU ßiebe ju ben
@entil§uomini unb 2)obici feiner ^artei ; bie ferrarefif(^en, bie tt)enig=
fteng 3ule|t t)on ben Xagen §erco(e^§ einen anfd§aulid^en S^erid^t geben,
unb fonft mand^e; aber mer tnirb mir nur bi§ ^u^tx gefolgt fein?
S5ottftänbig!eit ift nid^t mein S^^^, unb man tt)irb fid§ au§ ben
©d^riftfteEern , bie id) bereite genannt, über alle tt)efentlid§en S5er=
l^ältniffe Stauend unterrid^ten tonnen.
@ )j tt tt i e r-
2)en UeBergang tjon Sftalienem ju (S^ametn Bt(bet ^^etruÄ
^artt)r, ein i^taliener t)on Geburt — er toar öon ^Ingl^iera, unfern
(iomo'g — , ein (Spanier burd^ fein ßeben; benn öon 1488 Big 1526
f)ai er ftd§ am .g)ofe tion (Spanien aufgehalten. UeBer biefe ^af)xt l^at
er ^Briefe, ein opus epistolarum, tüie er e§ nennt, ba§ 5uerft ju ?((=
cala unb 140 ^df)xt f^jäter, 1674, au 5lmfterbam burd^ 2)aniel 61=
jeDir gebmdt Ujorben i[t, l^tnterlaffen^).
2)ie§ 58u(^ !ann al§ eine ber öorne^mften Ur!unben für bie
©efc^ic^te biefer Qni Betradjtet toerben. 2)er S5erfaffer, ©ecretär Tür
bie lateinifd^en 35riefe am fpanifd§en <&ofe^), folgte bemfelBen öon
Slnbalufien nad^ ©aliäien, öon 5lfturien nad§ SJalencia; er fprad^
ptoeilen mit Äönig g^i^binanb ^) ; ben ßarbinal .^abrian Begleitete er
als 2)oImetf(^er ; bie ©efd^äfte .^arl§ V. erfuhr er tJon ^attinara*);
ber 9lei(^§abmiral felBft fd^rieB i§m^); unb tt)a§ ftc^ fonft in ©^a=
nien BegaB, erfuhr er burc§ hu täglid^ eingel^enben Briefe. UeBer
bie beutfi^en ©ad^en Be!am er ^ad^rid^ten t)on 5lnbrea bei 5ßurgo,
giliBert be S5ere, ©taube ßillt), 3^o]§ann ©d^ab^). UeBer bie itaUe=
nifd^en unterrichteten i^n W regelmäßigen SSotfc^aften , bie in 8, 9
jtagen ben 2öeg t)on 9ftom nac§ 33urgo§ mad^ten, bie man jutoeilen
mit SSarceEoner ßarabeHen Beförberte, ober fein SSruber, ber Bei beii
1) ^tc^t oße SBriefe ^-Peter maxit}x^ finb gebrucft. Llorente, Histoire
critique de l'inquisition d'Espagne I, 349, ertuö^nt einen, ber nod^ttjeiltg
für bie ^nquifition lautet unb unterbrticft njorben fein mag.
2) Ep. 450.
3) Ep. 497.
4) Ep. 664.
5) Ep. 751.
6) Ep. 293, 341, 413.
*1*
102* ©rittet Slbjd^nitt.
S5eneätanern biente, ober feine gieunbe, bte fo gut feiner gebadeten
fte i^m einmal einen 5lerolit^en ^ufanbten, öorne^me ßeute, — ober irgenb
ein italienifc^er ^efanbter, ettoa ^^ranj ^uicciarbini, ber ii)n aud§ be^
^aä}t^ ^erau§^od§en lieg, um i^m bie 2öal)l ßeo'S X. gu melben^).
5luc^ franäöftfd^e, öene^ianift^e ^ad^ric^ten toaren i^m äugänglid^.
3n Ermangelung ber g^itungen nämlic^ jogen gürften unb t)or=
nel^me Seute neue 5^ac§ri(^ten burcl) eigene ßorrefponbenten ein. $etru§
^artt)r mad^te ft(S e§ 3um ^efc^äft, bie ^flad^ric^ten, bte Beim fl^a^^
nifd^en §of eintrafen, tjorne^men ^^reunben, bie einft al§ ;3üngltnge,
tote er fagt , „an feiner Itterartfdien SSruft gefaugt" , mitptl^etlen,
^ie @efd£)i(^te ertoäc^ft au§ ber S'^ititTtg. ^iefe 5Jlitt^ eilungen liaBen
tjor ber S^^^w^Ö ^^^ ^oi-'^ug , ba§ man i^ren Urfprung unb bie
©teEung berer, bie fte geben, genauer fennt. @ie ftnb o^ne S^^U^i
tjon SSebeutung. @§ toäre üBerflüffig , anjuseigen, too fte irren ober
öon ben @ef(^i(f)tfd§retbern abtoeic^en; eine anbere Betrachtung aber,
bte ]xä) attäu oft tion felbft aufbrängt, !ann iä) nic^t jurüÄ^alten.
^etruö ^artt)r fängt an: „S)ie llneintgfeit ber dürften in 3ta=
lien, ber beOorfte^enbe ©türm betoege il)n, Spanien p fud§en, meldfje^
y' ruhiger fei" ^). 5^un toar aber in ber J^at 1488 ber S^ift ber ita=
lienifi^en f^M^^^ ^^^ ^^3" 9i^o§, er voaxh au^ fogleic^ beigelegt;
aber in ©|)anien ^atte fic^ ber groge ^rieg Oon Portugal nur nac^
©ranaba gebogen, ^etoig ift freilid^, ha% jener ©türm au§brad^;
aBer 5^iemanb, al§ ein ^ro^D^et, lonnte il^n boraugfe^en. — @lei(^
in ben erften SSriefen bon ^arl§ VIII. Unternehmung toeiffagt er
ba§ ^efcfiict ^talieng l§aar!lein^). Unb borf) toar gan^ ;^talien, boi^
toaren felbft bie ^yran^ofen über ^axU fyortgang erftaunt. ^au
, toirb burd§ aEe biefe Briefe überaE Bermut^ungen finben, n)eld§e ein*
treffen. 5ll§ bie Ärone üon ©^janien ;^fabeEa, 5Jlanuel§ @emal§lin,
t)erf|)ro(^en marb , lonnte 51iemanb öermut^en , fie toerbe p frü§
fterben, unb man mugte bie folgen überlegen, toeld^e eine Bereini*
gung t)on ©panien unb Portugal ^aben !onnte. ©old^ eine Betrad^»
tung foEte man aud§ hd ^etru§ ^arttjr ertoarten. Söotion f^srid^t
er? Oon ber ©efal^r Sobobico ©forja'S öor Subtoig XII.*). ^an
mug be!ennen, bie Bereinigung erfolgte nid^t, aber ^ule^t bie Ber=
nii^tung ßoboölco'g. 2)iefer Pragmatismus bor bem Erfolg ift burcl)'
au§ tounberbar.
1) Ep. 461, 5; 485, 519.
2) Ep. 1.
3) Ep. 141 öom Januar 1494.
4) Ep. 192.
^id^t mitiber fe^t uttg bte äu^erfte f^reimüt^^iöteit in Sßettüun=
öerung, toetd^e fi($ |jetru§ ^artt)r gegen öornel^mere ßeute erlaubt,
ßr toar ein l^alber ?lgent be§ 6arbina(§ 5l§canio ©foräa bei fyerbi=
tmnt) unb i^imeneg. %n benfelben fd^reibt er bennod^: „^d^ toeig,
ba§ S)u au^er S)ir felbft bift (a te ipso eliminatum), feit 2)u 2)id5
lim deines S3iitber§ ßobobico tüiUtn gum S5erberben S^talien^ unb
5iint Untergang 5Deine§ §aufe§ .gegürtet ^aft." ^n feine Könige
tüagt er 3U jd^reiben: ,,TOr mifefäEt ber (Sefanbte, ben Sfl^r erU^d^lt
i^abt; id§ toei^ nid^t, n)ie ßuere 9tüftungen finb. 5Jlan fagt, fie feien
ftum^f/' @r erinnert fie, fid§ ba§ Slut in bie Sßangen taufen au
laffen unb i'^re S5orften ^u fdf)ütteln (ut setas acrius excutiatis^).
^u§ man nun ^ietburd) auf ben @eban!en tommen, bie Briefe
luödfiten bieEeid^t gar eine Ueberarbeituug erfal^ren ^aben, in tvei^ex
bei' S5ei-faffer @runb unb (Srfolg ber!nü|)fte, unb h)a§ er für Ujid^tig
l^telt, burc^ ftär!ere 5lu§brüÄe l^erbor'^ob, fo lüirb man ferner auf=
merffam, n)ie biefe S3riefe, obtno'^l an S^erfd^iebene gefd^rieben, bod^
bie ^egeben'^eiten ol^ne befonbere SBieberT^olung unb o^e Unterbred^ung
•fortleiten. S)er S^erfaffer fagt felbft aum ßarbinal ßarabajal: „nau-
seam mihi summam incitat, idem velle repetere." @in ^af)X lang
befanb er fid^ auf einer (SJefanbtfd^aft nad^ 5legt)t)ten; bod^ felbft
biefe ©efanbtfd^aft unterbrid§t ben ^^fammenl^ang feiner ©raä^lungen
öom inneren ©uro^a nid^t. S5on ben nea^)olitanifd§en SSegeben'^eiten
(IIb. XIV et XV) bringt er @inige§ auöor Ui, ^olt er Ruberes barauf
nad§ , 2)inge , bie !eine 5^euig!eiten me^r tt)aren, unb l^dlt feinen
f^-aben feft. Sie gtueifel einer böEigen llr!unblid^!eit biefer Siiefe
ne'^men ^u.
äöa§ foE man aber fagen, n)enn ber S5rieffteEer einige @efd§id^ten
er^äljlt, e^e fie gefd^e^en finb, anbere lange, lange nad^^^r. ^laä)
bem Diarium be§ SBurcarbu^ unb aEen guten 5^ad§ridf)ten ift ber
,g)eräog bon (Banbia im 3uli 1497 ermorbet Sorben. $etru§ ^art^r
jebod^ n)ei^ unb erjä^lt biefe ©ad§e, fogar mit i^ren folgen, fd^on
im %px\l 1497 2). ^ier toerben toir offenbar getäufd^t. 6^ ift fein
3n)eifel, ha^ f^errantin am 6. €ctober 1496 geftorben unb ^eberigo
bemfelben am 7. nadjgefolgt. SDennod^ fd^reibt ^etm§ ^artl^r im
Suli 1498^): „Ex Neapoli habemus, mortuo Ferdinando rege iu-
vene, Federicum fuisse suffectum eins patruum." ©oEte er etwa
bie S3ele:^nung burd) ben ^pa^jft meinen? 5lber aud^ biefe fäEt in
1) Ep. 241. Ep. 137, pag. 139.
2) Ep. 173.
3) Ep. 196.
I
104* ©titter ^Ibjd^nitt.
ben ^uni 1497 unb md)i ein ^a1)x f^äter. fBit fonnte bieg in
:nea)Jo(itanif(^en Briefen fielen? @in anbereg SSeif^iel ift Epistola 801,
October 1524, too er offenbar ben üteic^Stag öon 1723 ftatt ben üon 1724
befc^reibt. @r nennt ben Segaten 6f|ieregati, ber 1523 angegen toar.
gaffen mix biefe Siinge äufammen: ber S}erfaffer beinahe ein
^^Propl^et, — 1)o^e ^erfonen toegroerfenb be^anbelt, — genaneS 3^*
fammengreifen beö an SSerfd^iebene ©eric^teten, — enbli(^ ^erle^ung
ber 3^itfolge, fo muffen tt)ir geftel^en, ba^ biefe SSriefe nnmöglid^
bamalö, unmöglidö fo gefc^rieben fein lönuen, njo unb mie fie öe=
f (^rieben fein tooEen.
^nbe^ ift ^inn)ieberunt nic^t ^u leugnen, ba^ t)iele t)on i:§nen
eben er^^altene, fiebere, gute 5Zad§rid§ten mitt^eilen, bie aEe t)on ber*
felben §anb finb. 3JieEeic§t barf man annel^men, ber S5erfaffer "i^aht
einmal eine bebeutenbe (Sammlung feiner toa^ren ^Briefe pr tg)erau3=
gäbe ju orbnen gebälgt; ba fei i^m manche ßüde, mand§e§ Uu=
^jaffenbe aufgeflogen; er ^abe jene ergän5t, biefeS öern)if(^t unb fo
ein ©anjeg gebilbet. greilid) ift e§ nun für bie ßefer fd^toer, hk
eisten, n^a^^r^^aft glaubtoürbigen tion ben erbic^teten au^aufd^eibcn.
2)iefe finb o^ne Stoeifel t)on 5lnfang, jene gegen ba§ @nbe bie ]§äu»
figften. @r aber l^atte nic^t aEein (l))ifteln, fonbern ein opus episto-
larum gefertigt.
3Son ben lateiniji^en ®efd§i(^tf(^xeil6exn 8)3anten§.
S)ie daffifd^e SSilbung :pflan3te fi(^ burc§ Staliener, n)eld§e in
©^anien ©d^ulen anlegten, burd§ ©planier, meldie, öon befonberen
©ti^ienbien unterftü^t, italienifd^e ©d^ulen, ettoa 33ologna, befud§ten,
unb auf anbere äBeife fd^neE au§ Italien nac^ (5|)anien fort. 5Jl a =
tineuä 6iculu§, 5lntoniug ^tebriff enfi§, 5llt)ar @0'
nieä, ©e:pult)eba :§aben unter il^rem ©influffe @efd^id)ten unferer
3eit befd^rieben.
^arineug ©iculuS
öerfafete 21 SSüd^er de rebus memorabilibus Hispaniae^). S)ie fünf
erften finb aEerbingS blo§ getoiffen geogra|)l)if(^en, bie fe(i)§ folgenben
bagegen l^iftorifd^en 9Jler!tt)ürbig!eiten gettjibmet. §ier finbet fid§ tüenig
1) Hispaniae illustratae scriptores varii. Opera doctorum hominum.
Francf. 1603. I, 286.
I
©panifd^c ©cfd^id^tjd^r eiber. *|05
x.c]en§tt)ert^e§, ^oä) ba§ elfte S3u(^, tüo man t)ou 5llfonfo I. untemc^tet
^11 toetben l^offen foEte, enif)ait nichts, aU einige kleben, bie bet 9e=
lehrte ^öntQ ge^fialten l)abe: „nnn ntöt^e ein anbetet ^ütft tiot 91eib
]6Ia§ tt)etben obet ät)nlid§e S)tn9e t)etfuc§en."
3fn bem jtüölften 35uc§ toitb ^atineug uttobüc^et. UeBet ben
Ätteg SfO^annS Don ^tagon, tüeld^en tt l§iet fc^ilbett, l^atte t§m f5fet=
binanb ber ^at^olifiiie bie 8d§ttften ^onaatg be 5ltitla unb 3^of)ann
Ütod^ebettinS, ätoetet Glittet, bie batan %^txl genommen, in bie ^anb ge=
geBen. @t felbft |agt, et t)aT6e ftd§ Begnügt, biefe enttoebet bem ©inn
obet ben Söotten nad§ latetnifc§ p mad^en. ^un !ann man in gc=
»iffet .g)infi(^t an biefet 35etftc^etung ameifeln. @§ fc§eint unmögüd^,
ba§ Ätieg§männet fo lange ^eben, mie tt)it I)iet finben, eine§ S5atetg
an feinen 6o^n, eineg Äönig§ an geh)iffe ÖJefanbte, biefet (Sefanbten
an ben Äönig, au^gefonnen ^aBen. 2)ie§ finb inbe^ Blog tl^etotifcfje
Sln^fc^mücfungen be§ SSeatBeitetg. ^n bet ßJefd^id^te felBft Befrf)tän!t
et fi4 fo feilt auf feine militätif(^en OueEen, ba^ man üBet bie
innetn S5etl§ältniffe bet bamaligen fpanifd^en .g)öfe, üon benen OTe§
aB^ängt, Bei il^m fo gnt al§ nid^tg etfäT^tt.
(Snblid§ mit '^ bem 18. SSud^e Beginnt bie ÖJefd§i(^te f^etbinanbg
beö Äat^olifd^en. §iet !ommt 5^atineu§ nic^t übet bie ©toBetnng
öon @tanaba ^inauS. Sn bet ©d^ilbetung bet 5tugenben feiner
i^ütften, i:§tet @ete(f)tig!eit, gteigeBigfeit, (SJnabe unb ©tätfe, in bet
©tjä^Iung felBft ift et gtoat ein ßoBtebnet, aBet ein untettid^tetet,
unb tDeld^et miebet untettid^tet.
^lod§ ftnbet fid§ ein Sln^ang öon ben .^aifetn, meli^e öon ©pa=
nien getoefen, unb e§ ift offenBat, ba§ ^ietmit bet UeBetgang p
.^atl V. gefud§t micb; et ift aBet t)on feinet ^Bebeutung.
^aeftto 5lntonio be 5^eBtifa
l)atte felBft in SSologna ftubitt. Seine ^efaben^) Betteffen bie Z^aten
bet !at^olifd§en Könige; bod§ gelten fie nod§ nid^t einmal Bio ^um
(Snbe be§ gtanabifd^en Ätiegeg. @t ^at, n)ie man betfid^ett, ^etnanbo
be ^ulgat nid§t minbet Benu|t, al§ 5!)latineu§ feine Beiben Glittet,
©(^on menn et fein SBu(^ mit einet ©töttetung etöffnet, oB ©lifaBetl^
im ßatein ^faBeEa, @lifa BeEa obet @lifaBe ju fd^teiBen fei, l^ietauf
Wenn et feinen S5itgil immet tniebet einmifd^t, 5. 33.: „callidus seu
versare dolos seu certae occumbere morti; strenuissimus quisque
1) Aelii Antonii Nebrissensis rerum a Ferdinaudo V et Elisabe
gestarum decades II. Hisp. illustr. I, 786.
106* 3)ntter Slbjd^nitt.
et bello vivida virtus; non magis movetur, quam si dura silex
aut stet Marbesia cautes" (p. 820, 837) , bann, toenn er beim ^lobe
$ed§eco'§, ber fterbenb an bie Uebergabe Zxvl^xüo'^ badete, ftd§ nid^t
begnügt, an ben Xo\> beg @bantinonba§ mit einem Söorte ju erinnern,
obwohl nid§t einmal eine Erinnerung Raffen n)ürbe, fonbern biefen
%oh er^äl^lt, bemer!t man mol^l, ba^ man mit einem eingetonnten
^^l^ilologen 5u tfjun l§at. ®leid§ auf bem 2:ite( nennt er fic^ aud^ :
,.Ex Rhetore et Grammatico Historiographus. " ^flun reifte il^n bag
S3eifbiel ber 5llten oT^ne S^^eifel nid^t tnenig, hieben einjufled^ten. S)a
fid^ jebodö nid^t bie geiingfte @elegen]§eit ju einer ©emegorie fanb,
lieg er Einzelne ju ©injelnen reben, ben Er^bifd^of bon Solebo, ben
franaöfifc^en ßarbinal 3U Sfabella, 5lnbrea be ßabrera ju §einrid^ IV.;
er lieg Sfabella felbft anttoorten, unb alle biefe hieben bilbete er
bem ^ange ber £)emegorie nad§. <g)iebei ift gu bemer!en, bag eine 5Irt
^ebe in ber ^latur ber bamaligen S)inge aEerbing§ bor!am. @ö tcar
bie S3eid§trebe be§ 53eid§t!inbe§ unb be§ S3eid^tt)ater§. :^n ber %^at
erinnern bie Sieben 5lntonio'§ mit i^rer Ermahnung unb mit i'^rem
Srofte nid§t feiten an biefe. ;Snbem er auf bem Söege ber eilten ju
gelten badete, begegnete i^m, bag er ba§ aEereigentpmlid^fte Snftitut
ber neueren Seit unb ber neueren üleligion barftettte.
S)ie 5iad§rid^ten an fid^ finb fe^r gut; aber man ]^ä(t fie, toie
gefagt, nur für eine Ueberfelung §emanbo'§ be ^ulgar. Originaler
ift ?lntoniu§ in ben beiben fleinen 5Büd§ern: „de bello Navarriensi'-.
greimüt^igfeit ift inbeg aud^ l^ier feine S^ugenb nidfit.
5llbar ©omej ßaftro be Solebo
]^at fbäter, aber in bemfelben @eift unb au§ ben S3üd§ern berfelben
Seit ba§ ßeben be§ 6arbinal§ Ximeneg gefd^rieben ^).
©eine bnito'toöift^ß 5}lanier ^eigt fid^ befonber§ in ben Ortö=
befd§rei6ungen. 2öo er ^]§ili|):|)§ I. ?ln!unft in ßorunna ertüä^nt
(p. 985), begnügt er fid§ nid§t, ba§ ^Jiärd^en bon ber äöarte be§
^er!ule§ au er^äl^len; „optima fide", fbrid)t er, „tnoEe er l^ier gleid§
bie alte 3>nfd^rift ber Söarte liefern", unb liefert fie, ©ie jeigt fid^
femer, menn er bie ©raä^lungen be§ ^etm^ ^artl^r, fo 5U fagen,
amblificirt. SBenn M biefem, ep. 313, ^:^ilib^3 fbti(i)t : „Vae misero
mihi! quis in hanc me coniecit aerumnam, ut sub magni Regis^
nomine meis desint ad victum necessaria , quibus , Flandrii solum
1) De rebus gest. a Francisco Ximenio Cisnerio libri VIII, autore
Alvaro Gomecio. Hisp. illustr. studio Sambuci I, 927.
©pQtiiid^e ®efd)td)tjti^teiber. *107
comes, divitias opesque ad cultum, ad copiam, ad elegantiam im-
pertiebar", äöorte, bie an fid^ md§t fe:^r einfach lauten, (äfet er
benfelben ^l§ili|)|) fo reben: „Quis me in has coniecit miserias et
specioso magni regis nomine gravatum in hanc rerum inopiam per-
traxit? Mene vel meis stipatoribus et ministris, quos spe prae-
niiorum illectos vix a Belgis revelli, annua stipendia persolvere
non posse? Quibus haereditariae tantum ditionis praesidio meae
abunde satisfaciebam , et regifico sumtu meam et uxoris familiam
exhibebam." SSetrad^tet man nun, ba§ äutoetten fein gan^eg @efd)äTt
fd^eint, au§ ben Briefen ^etru§ 5Jlartl)r§ aufammenl^ängenbe ^^ä^=
lungen ^u matten, 5. SS. tnie ;3f0^anna bie ^bgeorbneten ber ©ro^en
äurüüEtoeift, me ber Srief eine§ geroiffen ßont^illo il^rem (Sema^l in
hu §änbe fäEt (p. 981, p. 1002), fo foEte man ni(f)t öiel t)on il^m
ernjarten. 5£)ann tnürbe man inbe^ irren, ©eine f^or^djung ift ]e^x
fleißig, jeine (5infidf)t fel)r gut. (5r ^atte bie ^Innalen ^.arabajat^, ben
©onjal bon Obiebo, hie Ur!unben, njetd^e fid§ bei ber <g)aupt!ird^e 5U
STolebo, in Plicata, in ber Kammer Äönig ^^ilip^g II. fanben, er
l^atte unter feinen SSriefen einige bon f^erbinanb unb einige bon Xi=
mene§ felbft^). ^u^erbem fcf)ö|)}te er au§ ben ©ef^räd^en S)iego
5liala^§, tneld^en er ben ge^eimften unb getreueften S)iener be§ .^i=
mene§ nennt, tolebanifd^er ^txxm, toeld^e al§ S^ünglinge erlebt l^atten,
tt)a§ er befd^reiben tnoEte, ßo^^e^ 6ond^iEo'§, 6a§par Qniroga'^ -).
^ierburd^ ^at fein Söer! eine ur!unblid§e, originale ^eftalt be!om=
men; e§ ift bie ©runblage aller fpäteren ©d^riften über 36imene§
geworben.
3uan ^ine§ be Seipulbeba
toar ber lateinifd^en ©^rad§e unb ber antÜen S)arfteEung mäd^tiger
al§ aEe biefe. 6r ift im ßoEegium ju ^Bologna er3ogen; bie Ueber=
arbeitung einer fd^led^t gefd^riebenen ßeben§befd§reibung tjou S^o^ann
©araon in gute§ ßatein toar fein erfte§ 2Ber!. Söir laffen T^ier feine
Iird^lid^=|)olitifd^en ©d^riften tniber ßutl^er, tt)iber §einrid^§ VIII. Ueber=
tritt, feine beiben S)e*mo!rate§, feinen 6treit für ba§ Ärieg§red^t gegen
bie Snbianer in 5lmeri!a bei Seite; befonberg ge^en ung feine 30
SBüd^er de rebus gestis Caroli quinti, Imperatoris et Regis Hispa-
niarum an. S5om Sa^^re 1536, mo il)n ^arl äu feinem §iftorio=
öra))l)en mad^te, bi§ 1563 tvax er bor aEem mit biefen befd^äftigt.
1) 1082, 1084, 1060, 1008.
2) 980, 988, 993.
108* 2^tttter 5lbjd^nitt.
2)a er nun in Stauen lebte, folaiiöe bic tüid^ttöfteu ^xu^e ba=
felbft geführt tourben, ha er ^ierauj in ©ganten bie beften S^^ac^rtc^ten
au§ bem ^nnbe ber X^eilne^mer erfahren fonnte, joHte man i^n für
burdf) unb burc^ urfunblid^ galten. @r belennt inbe§ felbft, er 'i)aht
Sot)iu§, ©leibannö, C^a^ella, 5lt)i(a, (Salajar unb 5lnbere Benu^t. S3on
deinem ift eg fo auffaEenb, tote öon ^apcUa. 2)ie ganje ^efd^id^te
t)on 1521 unb 1522, bie ©c^Iac^t bei SSicocca , -bie Eroberung t)on
Öenua, ber S3unb be§ Äönig§ S^'^ns na(^ feiner ^Befreiung öon 5!)la=
brib, ber 3^9 ©t. ^aul§, aUe§ bieg ift bei i^m faft nur ein ßjcer^st
aug ©aleaajo ; unb er fdieint i^in biefelbc SSemütjung getoibmet ju
l)aben, bie er äutjor bem @aräon gemibmet fiatte. ^]i er fc^on in
biefen^efd^ic^ten, bei ber ©(filac^t öon $at)ia, bei ber S^erfd^roörung
^Jlorone'ö, bei ber Belagerung t)on ^^eapel eigent^ümlic§er , fo !)aben
\^n in ben f|)äteren bie ^itt^eilungen ber ,^rieg§= unb Staatsmänner,
ja ÄarlS V. fetbft , tnit melc^em er 3. 35. über bie ^^nfid^ten feiner
Statine bei ber Uti\t nad) ^^iigue§ mortem, über bie ßorte§ tjon 1538
gerebet l^at, no(^ beffer unterrict)tet unb mirHic^ urfunbüd) gemacht ^).
@g fragt fic§, ob ber §iftoriogra|)§ eine getoiffe Unparteilidjfeit
belj)au)jtet ^dbc. Söenigftenö er^äl^lt er ben ^ufftanb be§ ^abiEa
5tt3ar tti(^t int 8inne ber ßomunibaben, aber !eine§meg§ int !önig=
lid)en, unb er fagt bod): »regna non ad regum utilitatem, sed ad
subiectorum populorum felicitatem et commoditatem instituta esse",
^ie Unterne^ntung be^ ^a^jfteg (5lemen§ miber i^torenj mit ber .gülfe
feinet Jperrn fd)eint it)m ein exemplum crudele et inhumanum^).
3ft er für gemanben eingenommen, fo ift er e§ für aEe ©|)anier. @r
lobt an i^nen eine gute unb gro^e 5^atur nac^ bem ©tege, streue
t)or aEen SSöÜern, felbft hu S3e!^enbig!eit bei ber ^lünberung toon
ülom^).
@§ fragt ftd^ ferner, toie feine ^lac^a^mung ber eilten befd^affen
fei. Bit äeigt fid^ im ©inäelnen, in ber l)äufigen SBieberT^olung ber=
felben <g)au|)tn)örter beim 9tetatiö, in ben 5lmbacten, bie er in $ari§
finbet, in fold^en äöenbungen : quid fieri velit, ostendit, — ex vin-
culis causam dicere, — cognovit ea quo animo dicerentur, — nihil
publice factum esse consilio, ft)a§ aEe§ bem Säfar abgefe^en
ift*). ©ie 3eigt \xä) felbft in ganzen SSüd^ern, unb menn er ba§
ättjölfte ber ^roberitng be§ einzelnen .J)aufe§ @oletta mibmet, fo fd^eint
1) 17, 26. 18, 18. 30, 31, 32.
2) 30, 29. 9, 23.
3) 5, 23, 85 f.
4) 6, 24. 19, 8. 20, 24. 21, 19.
Spanijcl^c ©elt^id^tjc^teibcr. *109
bie @rää§(ung ben Äämpfen ber Otömer gegen bie ajrifanifc^en SSqi»
baren, mt mx fie im gäjar, im J^ibiuS unb SaEnft finben, mit einem
gemiffen SBetteifer nad^gebilbet. 6ie seigt fid) , aber nii^t t)inbemb
tüie bei anbern, fonbern in ber X^at belebenb, bnri^ ba§ gan^e äöerf.
®ic £)arfteEung übergebt S5iele§; aber njag fie berichtet, erjäfilt fie
genan. hierin ift fie einfad^, anfc^aulic^ unb Reiter.
äöa§ bei ^^iftorifc^en 2ßer!en fo feiten mögüd^ ift, man fann ba§
S3uc^ au geiftiger ©rfrifc^ung in bie .^anb ne^^men. (5§ ift üieEei(f)t
aud^ ein ^rrtt)um, menn man gegenwärtig bie fi^öne S)arfteEung an
t>k nenern ©^rai^en, mie, tüenn man fie einft an bie a(ten gebunben
glaubte.
II.
aSon ben ®ef(^td^tf(^rei6etn Spanieng in
f^anipet ©^Dtac^e.
3urita.
Unter aEen ^ü(^ern, bie i(^ über neuere ©efd^id^te getefen, §at
mir @eront)mo 3^1^'^^^^^ Historia del rey Don Hernando el Catho-
lico, tioEenbet im 3a!)re 1579, bie mei^e ^ele^rmig^^^ema^rt.
3tüar !ann ic^ mit benen nit^t übereinftimmen, bie S^xita eine
8tcEe in ber fi^önen Literatur geben, neben i^m an ßibiug erinnern,
ober bie Einlage ju einem ^acd^iabeE in i^m ertennen moEen ; t)iel=
me^r t|at er bie ganje fpanifciie SCßeitläufigfeit. S3ei jebem 5pun!t
fie^t er fid) bormärtg unb rücfmärt^ um; n)a§ er erbürft, überlegt
unb berfnüpft er. S)ie§ mürbe nic^t fo fe!)r ftören, menn nur bie
^Begebenheiten nad) einem inneren S5erl)ältni6 georbnet mären, ^ber
fie folgen einanber, tüie 50^onat unb 3:ag. 5lu(^ bie§ mürbe angelten,
mofern bie ber-fd^iebenen Öegenftänbe nur fd^arf au^einanberträten.
5lbcr fie ftnb burd§ 5D^itten unb Uebergänge berbunben, unb biel erft
ift ma^r^aft ermübenb. 5lu§ biefen atrei Folianten ift fein S}er»
gnügen au fi^ijpfen, al§ melü^^äug ber ^Me^rüng' gefc^blp^t mirbT'j'
2)iefeg 3öer! ift gänalic^ au§ ben S3eri(^ten ber ©efanbten', ber
gelbl)erren, ber 5l^eilne^mer entf^jrungen. @§ ift burd)au§ urfunblid^
unb ^at bie (iilaubmürbigfeit be§ 2)iplomg. ©eine 9latur unb i^affung^=
toeife i^\^^n fic^ unter anbern an folgenbem ißeifbiel. ^m fjfebruar
1503 lagen bie ©^)anier in SSarletta unb litten oft ^langel. 3urita
eraäl)lt eg auerft im 12. Gapitel be§ 5. S3ud)eg, col. 4: „3m Februar
110* 2)tittcr 3lb^d£)nttt. m
fei großer junger in Sarletta getnefen; enblicC) ^abt ba§ (betreibe
eine§ öene^ianifd^en @d§iffe§, ba§ narf) ^larent getüoEt, für ben ganzen
gebruar (para todo Hebrero) ausgeholfen/' @r erjäl^lt baüon toeitet
im 15. ßa^itel, col. 5: „am 25. gebruar "ifdbt man nic^t mei)x aU
nod§ 3 Darren Srob für S5arletta unb ^nbria gehabt, nnb ©on^at
l§abe lieber ben ^tob in ber ©(^lad^t fuc^en, al§ i^n burd^ »&unger
erleiben tt)oEen; aber gerabe fei ein ficilianifd^eS ÖJetreibefd^iff an=
gefommen, unb er ^ab^ feinen @ntf(^lu§ aufgegeben." 5lun märe
biefe Trennung jmeier etnanber fo na^er S5egebenl)eiten jmar auf=
faEenb; aber bie§ fd^einen jmei öerfc^iebene (Sd§iffe unb ba§ jtoeite
ange!ommen ju fein, aU ber Sl^oiTat;^ be§ erften aufge^elirt toar.
3öte aber meiter? 5la(^ 5 langen ßa^iteln, cap. 20, col. 3, erjä^lt
er öon berfelben 'Baä)t noc^ einmal: „ba§ ^Jleer fei ftürmifc^ ge=
mefen unb U^ 3U @nbe gebruarS au§ (Sicilien nid^tS ^u leben an=
gelommen ; man T^abe für SSaiietta unb 5lnbria nid^t§ al§ jtoei Saften
3tüiebacE unb 22 Saften äÖeijen gehabt; 7 Crtfc^aften feien eingefommen,
fid^ an bie granjofen ergeben ju bürfen; unb @on3al, bem nidjtö
übrig geblieben, al§ ©ieg ober 2:ob, l§abe fic^ entfd^ieben, auf 6eri=
gnola 3U faEen. Slber gerabe ben anbern Sag nad^ biefem (Sntfd£)luffe
fei ein Söei^enfd^iff auS S5enebig in ^trani, unb hierauf fogleid§ feien
jtoei anbere au§ ©icilien unb l^ierauf nod^ brei mit 6000 (SalmaS
betreibe in ^arletta angelangt ; alfo ^abe Öon^al feinen 5lu§5ug t)er=
f droben." — 9lun fe^en mir, ba§ aud^ ber erfte unb ber jmeite ^erid^t
nid^t übereinftimmen, unb baS benejianifd^e 8d^iff mu§ fo gut tt)ie
bie ficilianifd^en um ben 25. ange!ommen fein. SGßir er!ennen, bafe
3uiita brei ^erid^te tjon berfelben ^aäje t)or klugen Tratte, ben einen
t)ieEeid§t t)on ©eiten ber öene^ianifd^en, einen anbern t»on ben ficilifd^en
Äauffa'^rem, ben britten öon ©on^al felbft. 2Ber foEte bie beiben
anbern nid^t toeggelaffen l§aben? (Sr aber t^eilt fie aEe brei in il^n
^uSbe^nung mit, einen jeben an einer befonberen ©teEe, o^ne xf)
3ufammen]^ange§ 3u gebenfen.
©0 ift bie§ Söer! öerfa^t. S)ie§ ift nid^t ber einzige fyaE
^nfunft $:§ili|)|)g I. in St)on gebenft er im 15. 5Bud§ im 10. .^a|)itel
3um ei*ften, bann nod^ einmal , bod^ mit einiger SJerfd^ieben^eit , ' im
26. ^a^itel. S)ie ^lubiena 5luguftin§ unb (SJraEa^§ bei Submig XII.
ermähnt er jtoeimal au§fü]§rlid^ unb nid^t ganj übereinftimmenb,
XV, cap. 79 unb cap. 82. 3n bem 6. fo gut ttjie im 7. ^apM
beg 8: ^ud§e§ erjöl^lt er benfelben Uebertxitt S5iEena'§ jn ^önig ger=
binanb. ör brad^te feine ^erid)te nur in 3wf<^inmenl)ang ; bie bun
gelienbe ^in^eit fel^lt biefer ©d^rift.
1
©panijc^e @cHid)tfc^teiber. *jj|
^Jiun ^at Qmxia feine ^tac§ri(i)tm üerarbeitet , o^ne auf anbere
©ef^ic^tfd^teiber Befonbere 9türffic^t au nel^men. gr gcbcnft roo^l
äutpeilen @utcctatbint'§, SSembo'g, ßorio'g; aber man tnirb fic feiten
t)on i^m benu^t finben. 5lEau^äuftg tüibetf^jrec^en feine Urfunben
ben ^erfömmüd^en C^Taä^tunQcn ; er t§ut tDo:^( baran, bafe er feine
3lu§fö:^nung berfuc^t, fonbent bei bem ©einen bleibt. Selbft tra^
i:^m fe^r gut ^a^t — ic^ toiE nur bte ^a($ric^ten in 6omine§ bon ber
2:rauer alter ©panier bei bem 2;obe be§ principe ^uan. anführen — ,
tü^t er tüeg. 3lber feinen Urfunben ift er fo getreu, ha^ er felbft
ba§ Unglcic^artigfte aufammentüirft, ha^ er mitten in hk tüic^tigftcn
(S)efd)i($ten bon f^ranfreid^, ©Manien, fylanbern unb Italien auc^ ettüag
bom ©^to§ ^eliEa einflij^t, ba^ er fogar, toie man beim 5lbbru(f
un(eferli(^er 3)iplome 3u t^un pflegt, fünfte ftatt 9Umen fe^t unb
fagt: „Don Joan de (:::) (:::) y Don Luys de Cordova." Unb
biefe Urfunben ftnb fo gut, ba§ fie oft bie beutf(^c, fran^öfifd^e, eng=
lif^e 6efi^ic|te biefer :ß^\t, felbft ba§ innere, auc^ fotoeit e§ nic^t
unmittelbar bie allgemeineren 33erpltniffe betraf , überrafd^enb er=
läutern.
^a§ ift ba§ ßob biefer (5)efc^ic^te ; burd^ biefe Urfunbli^feit
fc^üe^t fie neue unb toalire 5lnfic§ten auf. ^a^ ber (Befinnung be§
(Befc^ic^tfcliretberg muB man aber ni(^t forfc^en. 5lic^t al§ ob fie
unli)bli(^ toäre, bielme^r toeil fie nur nicl)t ^eröortritt. S)a^ einzige,
tnag mir bemerfenStoert^ gef(^ienen, ift feine ^leigung jur abfolutcn
^Plonardiie. @r ermäl)nt mit großem ßobe, ha% \xä) ^acoh IV. üon
(Sc^ottlanb unb ^o§ann II. bon ^^ortugal unumfc^ränfte ^acCjt ber=
fd^afft; f^'erbinanb§ <£)anblungen entfdl)ulbigt er alte mit ben Um=
ftänben ; bie Einwürfe toiber bie SJerjagung ber ^uben f(^lägt er mit
ber SSctrad^tung nieber, ba§ bie reifliche Ueberlegung be§ ,^önig§ ba§
33efte gemä^lt i^aben toerbe; er biEigt, ha% bie ^^abarrefen caftilifcl)ed
unb nirf)t aragonifd)e§ ^eä)t befommen, obtoo^l er felbft ein 5lragone
ift. S)agegen fd^ont er be^ ^apfte§ unb ber @eiftlic§en nid^t. S5on
3llei-anber fü:§rt er ©onaalg Sßort, „Kriege toiber bie dürfen unb
tüiber biefen Sßa:bft feien gleid^ l)eilig", mit Bo^lgefaEen an. ^n ben
Unternehmungen gegen bie Mauren tabelt er auloeilen ben 3Cimene8,
bod^ nie ben ^önig. S)em 36imene§ fdtireibt er weit mel)r ftrafbare
5lbftd§ten ju, al§ bem (Srabifd^of bon ©aragoffa ; benn biefer toar ja
ein natüiiid^er ©o^n be§ Äönigö. S)ie§ finb feine Urt:§eile. eine
%^ai]ad)t toirb man nie entfteEt , berfd^önert ober äutü(fgel)atten
finben.
2)rittct 9lb|(^nitt.
^ r g e n f 0 I a. -^^^|
^en Qnxiia unternahm ßeonarbo be ^rgenjola, fömglid^ev ßl^ronift
für Aragon, fortjufe^en. @r Befanb ftd^ md)t gan^ im gaEe feinet
S[Jorgänger§. S)enn fotange f^erbinanb lebte, tüar an bem §ofe be§=
felben ein ^Jlittel^unft ber europäifc^en ^4^oliti!; aber nad^ beffen
jlobe, ba eine ^^itlang Wehet in ßaftilien nod^ in 5Iragon §of ge'^atten
ttjarb unb bie 9lation mit inneren Unrufien Befc^äftigt tüar, toie Ratten
fic^ hie »Pariere in ©panien jufammenfinben follen, bie t|inreid§enb
geroefen toären, au§ i^nen eine attgemeinere ^efc^id^te ju f(i)reiben?
ßieft man nun, ba^ ^Irgenfola ben ^itel ber früheren 35änbe ber
@efd§i(^ten 3iii^ita^§: „Anales de Aragon", mieber aufgenommen, fo
jottte man glauben , er ^abe bieg gefüllt unb fid^ befd^ränü. 3(ber
tt)ie reid^ mü^te 3lragon an Xijaten fein, tüenn 4 ;Sa'^re feiner @c=
f(^i(5te, 1516—1520 (me^r Begreift ^rgenfola nic§t) , biefe 1158
f^oliofeiten erfüllen !önnten. S^ielme'^r "^at Slrgenfola caftilifd^e,
ficitifd^e, italienifd^e ^efd^id^ten, fammt ben S^erl^ältniffen feinet <&ofe§
3um 9teid§e, ju ben granjofen, ^u ^Imerifa. einbegriffen. 6ein Söer!
ift el^er eine aEgemeine (iiefc^id^te bom ©tanbpunft eineg ^ragonen
au§, aU eine aragonifd^e.
Ueber ßaftilien ^at er öieEeid^t au§ ben papieren ^llmajan^,
ben ^Ännalen ^aratiajal^ , ben ©riefen (iJueüara'§, bem ßeben be§
36imene§ burd^ ^llbar ^omej, bie er aEe anfül^rt, einiget 91eue ju
fd^öpfen gehofft; bie erften fonnten xi)m. menig gemäl^ren, benn ^llmajan
mar f(^on 1514 geftorben; bie übrigen finb auc^ bon anbern benu^t
toorben. Ob er nun gleich ba§ Söer! ©anboöalg, feinet 3^ttgenoffen,
über Äarl V. '^eftig tabelt : „er rebe unfd^icflid^ tjon einem ber größten
Könige ber Söelt, bon bem größten 33efd^ü^er ber Äird^e, unb er t)er=
geffe , ba^ er bie ^litra trage" , fo ift er i'^m boc^ in ben meiften
2)ingen treulich nai^gefolgt. 3n ben @efd)ic^ten bon bem 5lufru^r
ber ßomunibaben ^at er oft toörtlid^ ha^ 9lämlid^e; er nimmt bie=
felben Urfunben auf, unb nur eine einzige ^ai er, bie jenem ent=
gangen ift. .^äufig unb aud§ p. 1047 öerfud^t er, i^n ^u miber=
legen: „(Sanbobal er^ä^le, ^arl fei am 20. ^tai 1520 öon ßorunna
abgereift, unb bod^ fei eine Urfunbe öor^nben, bie '^^robifion für
3uan Sanu^a, unter,^eid^net ßolonia, b. i. Söln, am 17. ^ai, morauS
fid^ ergebe, ba§ ^arl biel früher abgereift." ^ie§ fagt er l^ier; aber
fd)on p. 1066 fü'^rt er eine Snftruction öon ^lenboja an, batirt ju
SSrüffel am 9. September 1520 , meldte, mie man fielet, ber üorigen
toiberfpräd^e, unb l^at babei !ein 5lrg. (S§ fragt fic^, mie ßolonia auf
jener Urfunbe möglid^ fei. 9lun mufe man toiffen, bafe (Sorunna trüber
^äufta ^olonia genannt tpotben. ^roiffart ^at überaE Coulogne en
Galice 1); ^affeto rebet t)on einer ©tabt Cologna, bie einen ^ofen
l^abe, unb meint gorunna^). ^a, gans öon biefer 3eit, öom 29. ^är^
1520, ift ein S3rief ßubtüig^ öon ber ^M^ an Ulrid^ öon 2öürtem=
Berg übrig, tüorin e§ Ifieigt: „^Jlein .!perr ift Söilleng, md) Dftem
k la Colonie in §afen ju jiel^en unb be§ guten 2Binbe§ ]u toarten."
§ier !ann nun xüo^ !eiu Stoeifel fein, ba§ auc^ jene Urfunbe öon
dorunna unb nid§t öon 6ö(n fprid^t, unb ol^ne 3tüeifel ^at (&an=
boöat üted^t.
^n ber ftcilianifd^eu @efd§i(^te fül^rt 5lrgenfo(a l^ier unb ha ben
gaäeHuö , ober tt)a§ er Escritores Sicilianos nennt, an ; aber njen
er uuu aud^ anfül^re, fo ^at er feine brei ^a^itel über ©icitien, ha^
5., 35., 61., boc§ ol^ne f^rage unb faft aEein au§ ©iufeppe SSuonfiglio
ßoftauäo'g historia Siciliana. S)iefe ift, bamit ^liemanb ^tüeifle,
1603 unb ^Ärgenfota 1630 ebirt.
ßoftan^o fagt 3. f&. p. 409 : „Tutto accettando 11 Panormitani,
con speranza, che pel mezzo dl questa prima obbedienza venissero
a placare 11 re e ottenere 11 perdono." 5(rgenfo(a öeränbert nur
bie 33ürger in i^re @tabt unb fi^reibt p. 313: „Palermo lo acceptö
sin replica, pareclendole que por merltos de aquella primera obe-
diencia facilltarla 11 perdon." ;3^ener lieber: „Fatto questo chiamö
II marchesl dl Gheracl et Llcodia a'quall diede le lettere reali
11 cul tenore era, che fra ottl glornl sl dovessero conferlre In
Napoll dlnanzl al vlcere Don Kamondo dl Cardona. Dlede a
tuttl che dubltare 11 sl fatto procedere del vlcere, ed era cibo dl
questo tlmore la lunga dlmora de' conti chlamatl, e rltenutl nella
Corte reale, perclocche sl era sparsa la voce, come erano fatti
statl morlre 0 che erano dlstrettl In oscurlsslma prlglone." 2) er
©planier fagt gan^ baffelbe: „Llamö al marques de Guirachl y
mandava, que en termlno de ochos dias se presentasen en Xa-
poles ante el vlrrey Don Ramon dl Cardona. Causö esto manda-
mlento temor y varlos discursos en el reyno y mas juntandole
con la tardanga de los condes que quedavan en Flandes los quales
corrlö voz ojie en estrechos carceles y despues se dlxo , que
muertos a hÄro". @ö ift bieg ein ööEigeg Ueberfe^en, unb fo finb
5lrgenfoIa'g ficilianifd^e @efd)ic^ten abgefaßt.
1) 3. ^. p. 137, ed. öon 1530.
2) Glornale 297.
I
114* 2)rtttcr 3lbjc^nttt.
^n ben itaUenif(^en @ef(ä)td§ten ift er burc^au^ ermübenb. 3^<^^*
;3iOt)m§ unb ^utcciQrbint ^at er fie nic^t gerabep, aber öieEeii^t au§
irgenb einem (5|)äteren; ^eue§ finbet fid§ gar nic^t, e§ müßten benn
bie ^rrtpmer fein, i^c^ mac^e nur auf feine S)arftettung t)on ßeo'§
Sarbinalttja^l (p. 281) aufmerifam.
^n ben fran^öfifc^en Sßer^ältniffen ift er nod§ übler unterrid^t
unb er tüeig (p. 278) t)on einem gett)tffen ^^ran^, beffen ©o^n f^ranj L,
S)au|)^in, 1517 geboren, tüelc^er .^önig geworben.
S)o(^ erft in ben beutfc^en! @r ift ijon ben 5lu§toärtigen faft
ber einzige ©d^riftfteEer , ber ben ^aifer ^ajimilian lobt, ^nbe^
t^ut er e§ nidjt au§ befferer @inftc§t: feine ÖueEe ift ßu§^inian. ^ber
mag foE man fagen, tt)enn man tieft (p. 613), „bie SJeränberungen
be§ 9llei(^e§ feien befannt, unb er moEe nur er^ä^len, ba§ ^aifer
Dtto im ^atjXi 1484 fed^S augge5eic£)neten Sharonen unb al§ ftebentem
bem .Könige t)on SSö^men bie Sf)ur übertragen l§abe." §ier ift tneber
SÖßa^rl^eit nod^ ein ©c^ein ber SCßa'^r^eit.
S)ie amerüanifc^en ^efc^id^ten ^abe i^ nic^t unterfud^t; fie
f(^einen mir nid§t§ ©igent^ümlid^eö gu l^aBen. ?lud§ ift e§ re\^t gut
unb enblid) S^^t, ha^ xd) aufljöre, ^u tabeln, unb bafe i^ anzeige,
toorin M bem aEen ber äöertT^ be§ SSud^e^ befte!)t.
^P^ontaigne fagt: „e§ toäre gu toünfd^en, ein ^eber fd^riebe nur
ba§, toa^ er tt)ei6, unb nid^t, toeit er bie Statur einer CueEe, eineg
^aä)e^ tennt, eine gan^e ^^t)fiL" §ätte 5lrgenfola fid^ auf arago=
nifc^e ^ef(^id^tc befd)rän!t, fo '^ätte er ben ülu^m ^urita'g erlangen
!önnen. 2)enn feine aragonifdje (iJefd^id^te ift auö ben beften Urtunben,
ben papieren be§ @r3bifd§of§ 5llonfo be Stragon unb feinet ©o^neS
gernanbo be Aragon, ben 3lr(^it)en öon 5lragon unb öon Katatonien,
öielen anberen §anbfd^riften unb, toa^ S5alencia anlangt, au§ einem
trefflid^en (i^efd§id§tfd§reiber , Sßiciana, gefd^ö|)ft^). §ier ift bie öoEe
@r!enntni6 unb bie ßiebe be§ ©d^riftfteEerS. Ob er tüo^^l fein 35ud^
bem .Könige gefenbet, fd^ärft er bodf) immer ein, „auc^ bie !teinfte
Uebertretung ber @efe^e bringe großen @^aben, bie i^i-'^il^eiten Don
5lragon feien blo§ äu @otte§ unb be§ ^önig§ 2)ienft." §ier ift eine
ungelieud^elte SBaterlanb§liebe, bie bem Könige unb bem S5ol!e gleich
gen)ibmet ift, @efe|lid^!eit, ^ilbe, ^lar^eit, anaiel^enbe S)arfteEung,
1) p. 55, 16, 79, 277, 19.
(5 a n b 0 ö a t
^rat) ^nibencio be ©anboöal, 35ifi^of Don $am<)e(ona, l^at baö
ßeBen Äar(§ V., Vida y hechos del emperador Carlos V., am au§=
fü^rlic^ften Befd^neBen. 2)m größten Söert^ feinet 2öer!e§ fe^te er
felbft in bte Origmalf (^ritten, papeles originales, cartas y instmci-
ones firmadas del emperador y otros principes^), mit benen er
fein äöer! im ^nSpge ober öoEftänbig bereid^ert ^aU.
S>ie boEftänbig aufgenommenen tragen ben (Stempel ber @d^t=
l^eit. e§ fragt ftd§, mie ber ©d^riftfteEer bei ben 3lu§aügen ju 2Ber!e
gegangen. S)ie§ !önnen mir bann am beften beurt^eilen, menn mir
feine ^u^pge au§ ben Md^ern, bie auc§ mir fennen, Betrachten.
^un ^ai er bie SSegeben Reiten t)or ^arl§ V. 5ln!unft au§ bem
@ome3, Yita Ximenis, bie ^aijerma^l aug ©uicciarbini, ben Einfang
ber ita(ienif(^en Kriege au§ bem ^alea^^o gefc^öpft. .&ier finben
mir äumeiten eine !(eine S^eränberung , unb e§ ift fd^on bemer!en§=
toert^, menn er, mo e§ Bei Öaleaa^o Reifet: „burd^ ben SSranb im
mailänber SafteU feien bie §eiligenBilber unb bie ^er^oglid^en Sßßappeii
barin öernid^tet morben", nid^t bon ben ^eiligen, fonbern nur Don
ben SGßappen rebet; aber üBrigen^ l^at er fie faft boEftdnbig aufgc=
nommen. SSei bem 5lufru^r bon S5aEaboIib mad§t (S^omea (p. 1082)
aufmerffam, tüie fd^äblid^ eine (Spaltung ber ütegierenben felbft fei.
3lud^ biefe Befannte (Sentenz flid^t (Sanboüal an bemfelBen Orte ein :
„Muy claro se viö alli, quanto danno haze, no estar conformes
los que gobernian."
;^nbem er nun feine übrigen ©rää^lungen au§ bem ^ejia, auö
ben ü^elationen ber Begleiter ^arl§, au§ bem 5lrd§ib p ©imancag,
inbem er bie @efd§id^te ber ©d^lai^t bon ^abia 5. 58. au§ ben 6r=
ää^lungen 3^uan§ be Sarabajal, ber Beim 5!)larque§ bei S5afto in
S)ienften ftanb , an mel($em er „mucha puntualidad y noticia del
todo" loBt^), anbere au§ anberen urfunblid^en Sd^riften na^m, fann
man glauben, man :§aBe nidfit aEein einen 5lug3ug, fonbern Beinalje
biefe felbft in .g)änben.
@r Benu^t fie fo getreu, ba^, too bie S3erid§terftatter berfd^ieben
finb, aud^ er in feinem Urtl^eile fd^manft; ba§, mie fie bei-fd§ieben
fd§rieBen, au^ fein ©til ungleid^ mirb , aumeilen fe:^r ermübenb, a"=
toeilen malir^aft fd^ön; bafe er biefelben @r3ä:§lungen mieberl^olt,
p. 379 unb 384 be§ 5llmirante SBerfud^, mit ber 3unta ju fpred^en,
1) I, 60. III, 130.
2) I, 150, 622, 633, 671.
b. 5Ranfe'S äßeric XXXIII. XXXIV. SRotn. u. gem. SBöKet 3. ?tufl. *8
116*
©rittet 3lbj(^nttt.
J
p. 642 unb 672 bie öon bem Öelbe für bie @efangenneT^mung §einrid§§
üon ^aöarra, benn er l^atte l^ierüBer berfc^tebene ©i^riften üor ftd§;
ba§ er oft, nad§ berfelben ©d^riften ^JJla^gaBe, ba§ f^rnl^^re 5u(e^t,
ba§ spätere juerft er^äl^lt, a. 33. äuerft, tt)a§ bie ©oöernaboren na(5
ber ^inna^me öon 2orbefiEo§ Betüirft , unb lange ^niex^n, ba§ fte
ange!ommen ; äuerft, toa^ am 30. ^otember ^u S5alttabolib gefd^e^en,
unb einige ©eiten tt)eiter, toag ben 24. unb 27.; in bem 13. S5ud§e
§ 19 bie Sele^nung SBourBong in ©Manien, § 20 feine 5ln!unft,
§21 n)a§ früher mit ßarft Vorgegangen. 6r [teilte feine ©ad^en
nur in äufälCigem 3uföntmen]§ange auf. S)tnge, bie fonft faft uner=
flärbar ftnb, bie ioörtlid^e SCßieber^olung Von nid§t einer ober ^toei,
fonbern öon 62 QnUn öon ben äöorten: que el echaria de su
tierra (p. 379) an big au ben Söorten: incorporandolos en la Co-
rona real (p. 380), !ann man fid§ nur erüären, toenn man annimmt,
ba§ fie in öerfd^iebenen S5ertd§ten big auf unbebeutenbe 3ufä|e gleich
geftanben unb öon xfyn, toie fie toaren, aufgenommen toorben.
35on ©in^eit unb @efinnung fann M biefer ßage ber 2)inge
nic§t bie Ütebe fein; ba§ 3Ber! ift mel^r eine Sammlung, alg eine
^iftorie^).
1) SDafe ©anbobal anbettoeite, nod) nic^t gebrudtc l^iftotifd^c üöJerfe bgs_
nu^t f)at, ift in ber t)eutf(^en (^efd)id|te 11, <B. 382 nac^getoiejen toorben.
fettet Jldfj^ni«.
2) e tt t f t^ e.
Söenn bie Italiener mit bem @utcctarbini , tüenn btc ©panier
mit bem ^ariatta un^ujrieben finb, fo ift itjtien aul anbeten, jum
SLl^eil treff(id§en S5ü(^ern griinblid^e SSele^rung Bereit. 2ßir aber,
töenn un§ SSirfen unb ©lelban nid^t genügen, tt)orau§ belehren n)ir
un^? Maximilian ^t ol^ne ä^^if^^ ^^^^ für ®ef(^i(^te unb @ele^r=
fam!eit get^an, aU f^erbinanb; bod§ "^at er feinen 3utita gefunben.
UnreftS öfterreic^ifdie ßl^ronÜ, fonft gebanfenreid^, frfjön unb fromm,
ift in ben toenigen ^a^ren , bie fie öon biefer 3^it Berührt , ganj
bürftig. 2)ie gro^e (S^roni! tion ;^o^ann S5ergen^an§ gel§t menigftenl
Bi^ 1500; aber ftatt genauer ^ad^ric^ten t)om Söormfer üieit^^tage
l)at fie ein paar gen)ed}felte 6ebi(^te. ütoo ift ni($t au§fü'^rlid6^enug
unb nur feiten ur!unbli(^ ; feine Quellen finb meift @uicciarbini unb
^etru§ ^uftinianu§, ein nur I)ier unb ba ur!unbli(^er @efc^ic§tfd^reibcr
t)on S5enebig. Wx ^aBen ^toei gleichzeitige ßeBen§Befc§reiBungcn
50^ajimiüun§, t)on 6pie§^eimer, genannt ß^uSpinian, unb t)on S^ofepl^
@rünbe(f. S3efonber§ bie le^te ift burc^ bie i-ü^renbe ßiebe ]n bem
^aifer, bie in jebem SQÖorte atlimet, auSgejeidinet ; aber fie finb beibe
©ittenfc^itberungen; in bie öffentlichen S5er^ältniffe bringen fie nidC}t
im minbeften ein. ^id§t einmal bie bieten ber 9teid^§tage finb ge=
fammelt. S3ei toic^tigen SSegebeUi^eiten muffen mir au f^remben, ju
gurita, 3u italienifcl)en @e(anbtfd£)aft§beric§ten ge^en unb unfere (SJe=
fi^id§te t)on ?lu§länbern erbetteln.
2öie fommt bie§? ߧ ift au§ bret ©lünben gefd^el^cn: toegen
ber minberen 2:5eilna^me ber Nation an biefen ^Begebenheiten , tjon
benen fie nid^t mu^te, toeld^ einen großen 6influ§ fie felbft öon il^nen
erfahren mürbe, megen be§ ^e§eimniffe§, momit man öffentliche 2)ingc
einft be:^anbelte unb bi§ 3U biefer ©tunbe be^^anbelt, unb megen ber
l^ierauf folgenben Spaltung ber ^lation in ^mei feinbfelige I^eile,
toeld^e il)re ^ufmer!fam!eit auf ben ^lugenblicC ober auf bie «Spaltung
felbft rid)tete.
♦ 8«
118*
Vierter Slbfd^nitt.
©inäelne Streite biefer @ef(^ic§te ftnb inbe^ auä) öon 2)eutfd§«
Bel^anbelt, unb tote toir bei @olbaft, ßüntg unb ^ent)§ @obefro^
unter ben QueEen ]üx ^axl VIII. auc^ Daniel Sd^eibnerS 1(
gatio Gallicana flnben, fo l^aben ^itf^etmer, (iJöbler, 6oc<
einlud einige Kriege ^Dflajimiliang abgefonbert bef(^neBen. SCßem
in bem äß ei § Innig toirüid^ bie .^anb be§ ^aifer§ ift, fo mu§
bieg SSuc^ jene aEe trefflii^ erläutern fönnen.
(S (| e t b n e X.
3n jener legatio Gallicana ^uerft fielet e§ au§, alö toürben b^
S^ortröge , toeld^e bie ^efanbten ^axU VIII. öor feinem 3^0^ na(
Stalien bei bortigen <*&ö|en unb ©täbten geißelten, unb bie 5lnttoorter
bie fie empfangen, urfunblii^ aufgezeichnet, ^n biefer Meinung ^c
man ber ©c^rift eine 5lufna^me in biplomatifc^e 2öer!e getodl^i
©ie ift inbe§ ni(^t§, al§ eine ©d^ularbeit. äßir tooEen nur bie !üt
jefte ütelation bon 8iena mit ber Sßalir^eit, bie unbe^toeifelt in %H
gretti'§ fienefifd^en 2agebü(^ei*n enthalten ift, zufammenfteEen. <Bä)eit
ner lä^t bie @efanbten ben 31. Wai 1495 anfommen unb um ein«
frieblid^en ^ur($5ug , aud§ per castella , bitten : „toie ©icilien m
©arbinien bie ©(feuern 9tom§ getoefen, foEe ©iena bie ©(^euer fi
ba§ franaöfifdfie §eer fein" ^). ^n Söa^rtieit bagegen !amen fie a*
9. 53Zai 1494 an unb fagten, „iljr ^önig unternel^me einen g<
reiften ^rieg unb fei ein gerechter f^ürft; bie§ ^eige bie 9tü(igal
öon ^erpignan unb 5lrtoi§; bem möd^ten fie Beiftetjen." ;3fenen feil
famen S^ergleid^, einen S)ur(^5ug per castella, ertoäl^nten fie nii
S5ei ©(^eibner anttoorten nun bie ©ienefen: „S)ur($3ug o^ne @efall
aud§ (betreibe, jebod^ für @elb, foEe ber ^önig ^aben; ol§ne @et
mürbe e§ 5tribut fein, ben fie nur bem ^aifer gäben." 3n Söa'^i
^eit aber anttoorteten fie: „al§ 5lac^barn ber brei ©taaten, bl
toiber ^arl feien, glorenj, Äirc^e unb 91eapel, fönnten fie fid^ ol^j
offenbaret S^erberben ni(^t für ^axi erüären; er möge nur naf)i
fommen." 5lu(^ biefe Slnttoort toetgerten fie fi(^ fd^riftlid^ äu geben ^).
1) Goldast, Imperialia 856, 857; äu öcrgl. Meusel, Bibliotheca hifi
rica VII, 2, 170.
2) Alegretti diarj sanesi bei Muratori 23, 829.
2)eutf(i§c ©cjd^idjtfc^teiber. *119
mx fe^en, ha^ bie Sieben Bei ©(^eibner bte Söa^rl^eit nit^t im
minbeften :§aBen; fte finb etbad^t unb auf ben @runb bev ein=
btlbung gebaut.
II.
5ß 1 1 f l| e t m e t.
SSiUbalb $trfl§etmer§ Historia belli Suitensis^) l^at if)m. M
ßiuiöeu ben ^flamen be§ beutfc^en jlteno|)l^ou ^u äßege gebracht: ,,mtt
größerer güHe unb Streue ^aBe 5^iemanb t)on biefem Mege gef(^rie=
Ben" 2). @el§en tüir auf bie Sßa^rl^eit, fo finben toir bie fd§n)ei3e=
tifd^en SSerid^te in ben hjefentüd^ften fingen mit x1)m in äöiber=
^pxnä). 5pir!l^eimer !ann bie Orbnung, ben ©e^orfam ber (B^mi^n
ttii^t genug loBen: „nihil nisi praescripto agebant et diligentissime
servabant disciplinam militarem" (p. 14). S)er 5lBf(^ieb ju ßu^ern,
bei* am 11. Wäx^, gleid§ nad^ ben @efd§ic^ten, öon benen ^iil^eimer
WreiBt, aBgefa^t motben, fagt hiergegen: ,3on unferer ©ibgenoffen
^ne(f)ten ift großer UngeT^orfam gen^efen, unb fie l^aBen bie @eBote
unfeter §au^tleute t)etad§tet" ^). ^a($ aEen Sendeten bei* ©d^toeiacr
erfolgte bie (Sd§tad§t am S3mberl§ol3 auf einen (SinfaE berfelBen gegen
.g)üningen ; ^^irfl^eimer leitet fie t)on einem Eingriff ber Sd^toaBen l^er.
^ei ber ^fijla^t am ©d^toaberlod^ fd§reiBt er bon ben Sd^n^aBen:
^Nemo retrospexit, priusquam Constantiam venissent, tametsi iiec
ibi fuga stetit, quidam enim ob timorem vehementem in lacum se
immersere", aU mören fie burd§ bie ©tabt nad^ bem ©ee geftoT^en
unb l^ätten fid§ l^ineingeftürät, unb bie§ toäre benn eine gute f^lud^t;
in ber 2;^at aBer trennten fie ftd§, unb Einige flogen nad§ ber ©tabt,
Ittnbere nadC) ben ©d^iffen , bie am Ufer be§ ©ee^ ftanben. ^n ber
©d^tad^t Bei ^^i^aften^ f(^reiBt er bon §eini SöoKeBen: „Accepta lon-
giori bipenni — halapardam vocant — quam transverse submisit
hastis hostium, illisque elevatis tarn diu perstitit — — donec
multis confossus vulneribus procumberet." ^ie§ ift, mie mir feigen,
"bie @efd^id§te 5lmolb 2öin!elrieb§ , nur ein menig anberg gcmenbet,
«Ber nic§t bie ^efd§id§te öon bem eBenfaU^ fd^önen 2:obe SöoIIeBenS.
©0 fd^eint e§ benn, al§ müßten mir aud^ biefeS ^nä) in bie
^aUe ber SSüd^er öon ^örenfagen fteEen, unb bod^ l^at ^ir!§eimer
1) 3m Thesaurus historiae Helveticae. S^xiä) 1735.
2) Kittershusius in ber praefatio.
3) Sßgl. gj^enacll ©eutfd^e ®efd)ii^ic SSb. VII, p. 298.
120* 3)ierter Slbjd^nitt.
felbft ein gä^nlein 5lürnberger in biefent Kriege angefü'^rt. 5lDet
nein. 53üt bem ^lugenblid e , too $ir!§eimer feinen 2lnfBrud§ au§
Mrnberg berid§tet, Befommt fein äöer! Sßal^r^eit, ßeBen unb 3uö^i^=
läffig!eit. ©eitbem exfd^eint ber ^aifer, erfd^einen bie ©c^toaBen, bic
fränfifd^en Flitter, bie 5flürnl6 erger , bie ©(^tüei^er in i^rer Befonberen
^flatur unb @igentpmlid^!eit , feitbem ftimmen feine 5^ac§rid§ten mit
ben fc^tüeiäerifd^en überein. ©o öiel me^r ift e§, ein ^tugen^eu^,
al§ nur ein S^itö^nog ju fein. 9
Söie finben nun aber bie frü'^eren Unri(^tig!eiten ftatt? ^enn
feltfam genug rü^mt ^ier ein f^einb öon feinen t^einben S^ugenben,
hu biefer felBft nid^t an fic§ !ennt. @rften§ tiertrug fic§ ^flüruBerg
fc§lec§t mit ben fd^UJäbifc^en 8täbten unb gönnte ben ©d^toeiäern ijon
«^erjen aEe§ @ute ; man toirb bafelbft einem ^erüc^te um fo leidster
geglaubt ^aben, je nad§t^eiUger e§ für bie (Sd^toaben lautete. Qtüti^
ten§ waren ^riöatleute bamal§ über S)inge, ton benen fie aud§ nur
ein tüenig entfernt lüaren, in ber 2;^at gewöl^nlid^ fd^led^t unterrid^tet.
S)erfelbe pr!§eimer, ber mit bem @efanbten öon 5[^ailanb toeite
Ütitte mad§t unb lange @ef^räd§e fülirt, fagt bennod^, Sobot)ico öon
5[Jlailanb merbe t)om ^önig ^arl ju gran!reid§ bebro^t, meldten ber
^erjog öon Orleans anreihe, unb fagt bie§ beim ^a^re 1499, too ber=
felbe §eraog öon Orleans längft Äönig getüorben tüax. 2)a§er tl^äte
man biefem ©d^riftfteEer Unred^t, toenn man feine falfd^en @rää^lun=
gen einem böfen äßiEen 3uf(^riebe; er glaubte fie; er ift übel unter=
tilgtet; iüo i^n feine 5lugen unterrid^ten, erft ba toirb er tna^r.
III.
© ö B I e t.
I
S)er Xitel öon @öbler§ S5ud§, „S^ronüa ber ^riegSpnbel ^aifer
a)lajimilian§", ber biel ertoarten lä^t, mad§t fogleid§ meniger .^go^^
nung, menn man ben 3ufa^ lieft: ,,burd§ ^er^og @rid§ im ^al^re
1508." 2)od^ e§ mirb aud^ nid^t einmal biefer gered^tfertigt. S)a§
S3ud^ ift feine ^xonit; benn eg befielet au§ lauter SSriefen öon unb
an ^eräog @rid§. e§ umfaßt nid^t bag ganje ^a^x 1508, fonbern
reicht nur öom 4. gtJtära bi§ 3U @nbe be§ %pxiL ^n biefen beiben
5!)lonaten mar ^erjog ©rid^ t)on SSraunfd^meig !aiferlid§er ^elb^aupt»
mann t)on ber ^ül^lbad^er ^laufe bi§ nad§ ^ain; (SJöbler mag beg=
felben SBrieffd^aften öon bamalS gefunben :§aben , mie er fein §of=^
ii(^tet 5U 5?lünben toat; er ^at fie, tüte fie tüarcn, tüid^tige unb im=
tüid^tiöe, o^M ^af)l unb Orbnung Befannt gemacht. Söir jtnb il^m
bennod§ t)erpflid§tet ; fie finb fe^^r belel^renb. ^un tüürben e§ toofil
einige ftat!e ^^olianten getoorben fein, njenn ^a^imiüan II. ben ülatl^
@öBler§ Befolgt unb au§ ben ^onaleien bet @rBlanbe — ober ujo
fonft feineg ^ll^n^erm Kriege gefül^rt toorben — ben Srieftoet^jel
beffelBen herausgegeben l^ätte. ^n bcr Tf)at toäre bie§ ber befte
2Öeg äu einer tiollfommenen @infi(^t unb ein fold^e§ S3uc^, ha eS
öon ßeben unb lebenbigen, geiftreid^en , menfc^lid^en ßeuten ^anbetn
Würbe, immer fo öiel tüertl^ getoefen, aU bie großen Sammlungen
!löfterlid§er Ur!unben, bie faft nur üon bem ßeblofen l^anbeln. 3n*
beffen n^er tt)ei§, n)a§ e§ genügt ^ötte, ba felBft @öT6ler, menigfteng
fotJiel mir Be!annt gen)orben, t)on 5^iemanbem, meber öon 3floo, nod^
öon SSirfen, noc§ öon ^egetoifc^ unb felBft üon «gäberlin nid^t me^r,
aU fofern er jur geftfteHung be§ jebeSmaligen !aiferlid§en 3lufent=
l§alt§orte§ biente, benu^t lüorben ift. ©inb jene Schriften no(^ t)or=
l^anben, fo finb fie ^uerft in bie §änbe eine§ ^anne§ ^u toünfc^en,
ber fie p benu^en f^äl^igleit unb ^leigung ^ai.
IV.
S 0 c c t n i u §.
S5on ben f))dteren Kriegen 5!}lai-imilian§ mit S5enebig T§at ^id^ael
^odilim t)on Tübingen, genannt (5;occiniu§, eine mal^r^aft bele^renbe
©c^rift, de bellis italicis^), :§interlaffen. ^od^lim toar ber banaler
S5eit§ t)on gürft, meld§er eine Seitlang ^obena, aU ßocotenent be§
^aiferS, innehatte. §ier, in ber TOtte ber SSegebeuT^eiten, :^at er fie
gut beobad^ten !önnen unb oft S5erid§te öon bem 9leueften nad^
S)eutfd§lanb gefenbet. ^od^ in 3talien fe^te er öier S3üd§er t)on ben
Kriegen ^ajimilian§ ^ufammen; ba§ öierte, ba§ er im 3uni 1512
bem faiferli^en Rangier 3acob be S5anniffi§ Ujeil^te, ba§ bie ^a^xt
1511 unb 1512 betrifft, eine Qlrbeit t)oE ^enntnil unb Sßärme, aud^
öom ^nt^eil ber S)eutfc^en o^ne ^ra^lerei, ift jebod^ baS einzige
geblieben, n)eld^e§ be!annt getoorben. ^un ift eg merfmürbig, bafe
in einem 5lnT§ange 3U bem UrS^ergifd^en (Sl^ronicon, meld^er unter
bem 2:itel Paraleipomena rerum memorabilium 1537 erfd^ienen, ein
1) loci Freherus, Rerum Germ, scriptt II, 268.
122* SBtetter ^Ibjd^mtt.
langer 33ertd§t aug S5erona öom 24. geBruar 1512 gefunben tüirb,
an ben ^i|d§of ^JJl. Sang gerid^tet, ber bie 7 ^lage juöor gefd^e^ene
(Eroberung S3re§cia'§ ganj unb gar mit ben SBorten be§ (Eocciniu^
er^äl^It. SSetrad^ten toir bie geringen 35eränberungen ftatt in diel
diluculo: sub auroram, ftatt cataphracti: milites gravis ar-
maturae, ftatt audierunt: rescierunt, ftatt plebeii urbis: cives,
iinb ftatt ber erjäl^lenben ^räfentien einen eraä^Ienben 3nfini=
titjug, tüeld^e anfd§eincnben S5erbeffernngen ba§ SSud^ t)or bem S3erid)t
öoran§l§at, fo erlennt man, ba§ nid^t ettna ber S5erid§t an§ bem
SSud^e, fonbem ba§ ba§ iBud§ au§ bem S5erid§te entftanben; benn
leugnen !ann 9liemanb, ba§ beibe einerlei finb.
2öie nun? ©oEte au(^ in ßocciniu^ feine urfprünglid^e .^ennt=
ni§ gefunben toerben? ©oEte er tDörtli(^ au§ fremben SSerid^ten ge=
]ä}iL>p\t l^aben? ߧ ift öielme^r tool^l fo gut aU getoi^, ba§ er felBft,
ber ben SSifd^of ^atti^äu§ Sang juerft nad§ ^ftalien begleitete, fi(^
bamal§ inS5erona Befunben unb biefen^eiid^t an benfelben gefd^idt ^at.
^ie S5eränberungen finb tt)a^rfd§ einlief bon ber §anb .^einrid^ ^ebel^
t)on 3uftingen, ber bamal§ für einen guten ßateiner galt unb eine
tcrbeffer-nbe ^urd^fid^t aum S)rucE übernommen ]§atte. 3d^ finbe fie
fd^ulartig unb unnü|; e§ ift red§t gut, ba§ il^rer nidf)t me^^r finb.
^^lun tonnte iä) tjux nod^ öon Hermanni bellum Gelricum, 16e=
fonberS Oon Pontus Heuterus l^anbeln, toeldfier ^toar l^ier unb ba ur=
!unblid^ ift unb au§ guten OueEen gefd^rieben, jebod§ autoeilen Blo^
ben 3obiu§ ejcer|)irt unb , tüie mir toenigftenS bei ber ©d^lad^t t)on
@ut)negat gefd^el^en ju fein fd^eint, ettoa^ öerfd^önert T§at. ^or aEem
aber ift ba§ Söer! p betrad^ten, ba§ bem ^aifer felbft 5ugefd§rie=
ben mirb.
V.
SQß e t fe ! u n i g,
ßtma mie 3oint)iEe fein 53ud§ bon ßoui§ bem .l^eiligen bem
ßouiS <!putin meil^te, bamit er unb fein S5ruber, unb toer e§ nur
lefe, gute ßel^ren barau§ jiel^en möd^ten, fo ^at ^larcu§ ^treiafaur*
loein ben Söeigfunig an Äarl V. gefanbt, xi)m unb feinem trüber
f^ferbinanb 3u einer Untertoeifung : „in ©ottegfurd^t 5u leben, in !önig=
Iid6er ^[Jläßigung 5u regieren, mit bem ©d^toerte ber @ered^tig!eit ju
ftreiten. „9lod§ fei ba§ ^ud& mel^r ein ©toff, aU boEenbet, fobiel
il^m ^aytmiaan offenbart; au§ beffen fdinftüd^em Unterrid^te ]^abe
er e§ stüifd^en i^o^anntg unb Sßeil^nad^ten 1514 p ©tanbe gebrad^t".
S)a§ Söer! ^at brei ^^eite. 2)er erfte, öon ber Sßermä^tuug
griebri(^§ III. mit Seonora t)on Portugal, tft in ber §eiterfeit unb
güEe ber Beften (^^xonxUn gefd^rieben. S)aB man il^n nid^t unter
bie t)0T3üölirf)ften l^iftorifd^en 5lrbeiten red^nen fann, liegt nur am
©toff. ^ai \f)n ^ajimilian felbft öerfa^t, fo berbient er eine (Stelle,
freilid^ nid§t ettüa neben 6äfar, aber, toag biel gefagt ift, neben
^önigg^ofen, ja f^roiffart.
3)er ätoeite ]^anbelt öon 5!Jla3:imilian, be§ jungen toei^en Königs
Sugenb, Untertoeifung unb ^eirat^. 5lud^ biefer ift fertig unb fcl^r
bele^renb. 5ln jebe Gattung öon Unterrid^t tt)irb irgenb ein 3ug
feinet .^fpäteren Seben§, ober, totm bie§ nid^t möglid§ ift, eine 9iebe
be§ Knaben ge!nü^3ft, bie gleid;fam feine ^eifterfd^aft anzeigen foE;
bie Mt, !unftreid^e, fürftlid^e ^ftatur be§ gelben, bie T^öl^er ift, als
feine 2;^aten reid^en, tritt Ijier ^erauS; bie @igentpmli^!eit feinet
gebend tüirb beinahe mit .55oEftänbig!eit bargefteEt.
S)er britte 2;^eil bagegen t)on be§ ,^önig§ «Heerfahrten unb ,^'ie=
gen, für ben ^ang ber Gegebenheiten unb eigentlid^e (SJefd^id^te ol^ne
Stoeifel ber toid^tigfte, ift unboEenbet, SSrud^ftücE an SSrut^ftücf, unb
fe^r unberftänblid§. @r l^anbelt bon ben .Kriegen be§ meinen .^önig§
mit einem blauen unb mit einem grünen .Könige, mit einem grauen
unb mit einem apfelgrauen SSunbe, mit bem großen ^artmann, mit
ber braunen @efeEfrf)aft unb bem S3auernbunbe bon ben feltfamen
ga'^nen; unb tüir er!ennen ^Wax, baß bie .Könige bon f^ranfreid^ unb
bon Ungarn , ber 5ut)!ifd£)e unb ber gelbrifd^e SSunb , .^err Söill^elm
bon 5lrenberg, bie flanbrifi^en ©täbte unb bie ,^ennemer gemeint
toerben, tüir fe^en, baß feine fd^n)ar3tDeiße unb rotl§n)ei§e ^efeEfd^aft
S3retagner unb ßnglänber anzeigt; aber im einzelnen bleibt unS
S5iele§ bun!el. @nblid§ fommt et auf bie italienifd^en @efrf)id§ten,
auf ben ^önig ^Ü^ana, b. i. bon Neapel, unb beffen ^rieg mit^arl;
aber in biefen ift er bieEeid^t am aEerbunlelften.
äßie l§ier ju äöer!e gegangen morben, n)tE id^ nur an bem 3^9^
bon Siborno aeigen. S)iefer mirb breimal er^äl^lt, erftlid§ p. 201, unb
l^ier ift ?lEeg aiemlid^ berftänblid^, nur nid)t, baß e§ T^eißt : „ber junge
tüeiße ,^önig l^abe bie granaofen in einer :3^nfel belagert". 5[)ie§ l^alte
x^ für einen g[Jli§berftanb. 3öal^rfd§einlid§ foE eg bloß l^eigen: ,,ber
junge ^önig'', mag fid^ auf f^errantin bejöge, unb ftatt einer 3nfel
\)ieEeid^t: „in einer ©tabt, SlteE", ungefähr, h)ie 5llegretti aud^ in
einem S^iTt^ume T^ierüber fagt: „in una terra, chiamata la Fella"
124* SSiettct ^Ibjc^nitt.
(p. 857); nad^ biefen SBeränberungen tüenigfteng tnütbe bie ^rjäl
tung gut unb rid^tig tottge^cn. 3um jtoeiten 55iale lüirb biefer 3uö
p. 256 berid^tet: „2)er Äömg t)on granfreic^ l^aBe ßoboöico t)er= '
jagen tooEeit unb feine ©c§iffe auf bem 5Reere gehabt; mitten burd§
fie fei ^ainmilian gefahren unb T^albe ßiöorno Betagert". ^ett)i§ ift,
ba^ bie gran^ofen eine ^^totte in ©ee gehabt; toie aber ^lajimilian
mitten burd; feine ^^^inbe gefahren, ift unb bleibt unbeutlic^. Sunt
britten ^laU enblic^ mirb be§ 91ämti(f)en p. 258 gebadet: „2)er
tnei^e ^önig f)abc ben infonber^eit mäd)tigen ^yürften öon ^aitanb
mit fiC§ in ^unb gebracht; barum fei berfelbe öon gvantreid^ an=
gegriffen morben, jener aber i^m na(^ Siöorno ju .g)ülfe gebogen, tüo
bie (Schiffe ^u @runbe gegangen".
Söir fe^en, njarum biefetbe ^ef(^i(^te o^ne meitere S5erän^erung
an brei ©teilen eraä^lt tnorben. guerft ift e§ in SSe^ug auf bie nea=
^olitanifc^en, 3um anbern Walt in Sejug auf bie f ran^öfifc^en , pm
britten 5}^ale in S^e^ug auf bie mai(änbifd§en @efd§äfte gef(^e]§en. SBir
fe^en ferner, ha^ T^ierbei bie 5lbfi(^t ift, ^efi^äfte unb S5er]§ältniffe
einer befonberen Gattung jebeSmal sufammen mit^utl^eilen. 3n ber
Ztjai ift hie^ bie 5}lanier be§ ganzen ^ud^eS. ^ber inbem bie ein-
zelnen Segebenl§eiten meiften§ in öerfc^iebene S5er§ältniffe eingreifen unb
bal^er unter ber 9ftubri! berfelben n)ieber^olt nierben, inbem bie S5er=
fd^ieben^eit ber S5er^ältniffe beffenungead^tet niema(§ ganz fd^arf l^er=
ausgehoben wirb, folgt fi^on au§ biefer ^Jlanier eine nid^t geringe
S5ern)irrung. 2)a nun überbieS bem ^aifer Unternehmungen, an benen
er nie unmittelbaren Xi)^ii ^atte , al§ öon i^m felbft ausgeführt äu=
gefd^rieben, ba bie 3a^re ^umeilen öertoed^felt merben, toirb bie S5er=
lüirrung fe^r ftar!, unb bie Sd§mierig!eit aeigt fi(^ beina!)e gang un«
übertt)inbU(^. 5^ur baS genauefte ©tubium, ^rrt^um unb Söal^rl^eit
fonbernb , tonnte biefeS ^ud^ bieEei(^t erlöutern; aber id§ fürd^te,
au^ h'u^ mürbe Einiges unerttört äurüdtlaffen. 3n ben 5lnmer!un*
gen ju ber §anbfd§rift, 3.35.: „toaS ben Sd^meiaerT^anbel betrifft, ift
burcf) ben .^ammermeifter geftimmt; nai^ ber erften Sd^toeiäerfd^lad^t
tommen alte anberen unb barnai^ bie Siac^tigung", ertennt man bie
Arbeit beS OrbnerS, fo ju fagen, be§ 2)iaf!euaften , unb i§ier fanb
man fic^ noc§ ^erauS; aber in anberen f^üEen mar bieS fd)on ben
bamalS Sebettben unmöglid^ ; unb man ^atte ein orbentlid^eS grage»
burf) entmorfen, um fic§ bei bem^aifer felbft ^ai^ äu erholen, ßr
mar geftorben, e^e er bie fragen beantmortet ^atte.
©eltfam mie baS fBud) finb auä) ^urgmeierS ^ol^fdinitte ^u bem=
felben, ©ie finb befonberS baburd^ unnatürlidC) , ba^ fie ben gelben
^eutfd^e ©cfd^id^tjc^reibet. *]25
Taft in jeber Sage mit ber ^rone barftetten. 9lur ^tüei tüerben leicht
in jebeS 3Jlen|(^en ©ebäc^tnife -^aften: erften§ berienige, njel^er ben
gerfatt ber Öiga öon ßambrat) burc§ bie dürften barfteEt, tüo ein
icbet eine anbete Z^nxt ergriffen l§at, ^ineinangel^en ; bann t)or atten
ber breiunbän)an3igfte , too ber junge ^ürft in ein fSnä) fielet, baS
fein ©(^toaräüinftler in ber .&anb ^at ; mit ber ßinfen fa^t er feinen
gOflantel, mit ber 9te($ten ba§ SSud^; ba§ ©efid^t toitt tjortoärt^, ber
f^ufe tritt unn)iE!ürIi(f) äurütf. S^eij unb innere ^IBmel^r ftreitcn
trefflich mit einanber.
ßJerabe ba§ ütät^jeH^afte biefe§ 2[öer!e§ mirb un§ immer hjieber
3U i^m sieben. S)er §elb erfd^eint al§ ba§ §au^t einer großen Partei
in nnerme^Ud^en «Hoffnungen, mit ftarfen unb immer mieber jiif^en
geinben im Äam^fe. §at 5[Rainmilian im (Sinn ge:§abt, biefe 5)la«
terialien, toie 2:reiafauilr)ein fagt, „mit lieblid^er 3öo:^lft)rec^ung,
rei^ter Crbnung unb not^bürftigen S^Qß^örungen", etma au ber fyüttc
unb greiljeit au^aulbilben, meiere ber erfte %1)eii §at, fo ift, bag bieg
ni(^t gef(^e§en, für bie 5^ation ein toa^xtx SSerluft. Ueber^aupt ba
bie Elemente einer guten @efd§ic§te in biefer Seit atte Dor^anben
toaren, im @emüt^e Streue, Öottegfurt^t , f^i-'ßube an ben gegenn)är=
tigen 2)ingen, in ben ^Begebenheiten §elbenmut§, ©efa^r unb @rret=
tung, aEgemeine S3etüegung unb enblic§ in ^arl§ V. Sage ein großer
5lu§gang, n)a§ ift e§, ba§ bie @ef(^ic§te ausbleibt? 5[flan !önnte
tüo^l öiele @rünbe anführen, bie fid§ ^ragmatifd^ genug au^nä^men;
ber tjorne^mfte unb einzig faltbare fd^eint mir: e§ fehlte an bem
^anne. ^lic^t fo fjäufig ftimmen Talent unb Sage, ©infid^t unb
guter SCßiEe aufammen. S)er rechte 5CRann unter ber 5Renge , bie
etwag öerfud^t, ber, meld^er e§ letftet, ift immer feiten.
VI.
3ut 3ext ßatl§ V.
ein toii^tigeg äßer! jür bie aEgemeine @efrf)ic^te a« ^^^^^ V.
Seit ift bag Seben §errn (Seorg unb §errn 6a§^ar f^runb^bcrgS^)
tjon 5lb am 91 eigner. 2öir miffen atoar, bafe ©eorg me^r in ben
2)ienften ^tajimiliang aU ^arlg gettjefen; aber rrül^er ift bieg fein
Seben aug ben Italienern geaogen, awtoeiten in großer Söermimmg,
unb bürftig an eigenen ^ad^rid^ten. ^an betrad^te nur einmal, wie
ber beneaianifdCie ^rieg im S^a^re 1511 befi^rieben toirb. §ier ift
1) Historia ^etrn ®. u. J&. 6. t). f^tunbäbetg; f^ranffutt o. m. 1572.
126* SSierter 5lbid)nttt.
bie SBeöeBenTCiett , ba§ bie SSene^ianer einmal tütd^en, Sßicensa fafirett
liefen, im ^loöembet toieberfamen , jebod^ bei ^rabi§!a unb 33eitel=
ftein einen Sßerluft erlitten. ^}tun fteEt 9tei§ner bie S)inge in folgen*
bei' Orbnung auf: 1. bie Unternehmung bom ^lobember, bie S5erlufte
3U ®rabi§!a unb Settelftein; 2. bie Eroberungen ber Äaiferlid^en
unb granjofen, toeld^e bo(i) frül^er ftattfanben ; 3. einen Söerluft ber Sße=
neäianer, tüeld^er inbefe ber alte ift; 4. bie ^Belagerung bon ^Crebifo,
obtüol)l fte biefem S^erlufte bor^erging; 5. bie Eroberungen ber Äatfer=
lid^en, bie nic^t minber el^er gefd^a^en, al§ bie SSelagerung; 6. nod^
einmal jene SSelagerung; 7. noi^ einmal bie Eroberungen ber S}ene=
5ianer— aEe§ i^. 12^ unb fy. 13—, unb e§ ift mxtliä) fd^toer, i^^n
l^ier nur burc^^ulefen. ©elbft too bie Erjä^lung au^fü^rlid^ unb
ftiefeenb toirb , ift fte au§ gremben gef(^ö|)ft. S)er Belagerung bon
S5erona im ^ai)xe 1517 ftnb 8 goliofeiten getoibmet; aber fte ift
©d^ritt für ©d^ritt au§ Paul. Jovius (Historiae XVI, 222). 5lud§
noi^ 5U ^arl§ V. !ßät ift biefer eine ^auptqueEe Sftei§ner§. ®er
auöfü^rlid^eren Erjäl^lung ber (Sd£)lad§t bei ^abia in ben Ärieg^tl^aten
ber grunb^berge liegt augenfd^einlid^ ber Berid^t be§ 3obiu§ im
Seben $e§cara^§ 3U @runbe.
3nbe| fd§on ^ier !ommen überaE eigentT^ümlii^e 91ad§ri(^ten bor.
SBeim 3a:§re 1511 gebeult ü^ei§ner eine§ 2:reffen§ bei 33eitelftein, ba^
man fonft uid^t leidet ertoäl^nt finben toirb. 5Den 9tuT§m ber S5er=
tl^eibigung bon Sßerona fd£)reibt er bieEeid^t auf 3}eranlaffung ber
^auptleute au§ ben italienifd^en Kriegen, benen er fein Sud§ bor=
legte, mefr feinem |)elben Srunb^berg, al§ mit 3obiu§ bem ^Mxi 5ln=
tonio Eolonna gu. ©eine Er5äl)lung bon ber ©(^lad§t Ui ^abia
bleibt äu einer genauen Äenntni^ berfelben unentbel^rlid^.
^er eigentliche Söert^ biefe§ äöer!e§ tritt aber erft mit bem 4.
S3ud£)e g. 60 l^erbor. 5lbam ütei§ner tuar bei jenem .^rieg^^uge , tt)el=
(fien ®eorg grunbgberg im §erbfte be§ Sal^reg 1526 unteiiial^m,
einem 3uge, ber ba§ boEfommene Uebergetoid^t ^arl§ in Stauen unb
bie @efangenfdC)aft be§ 5pabfte§ jur golge l^atte. SBa§ er ^ier fal^
unb l^örte, befonberS bie %f)aitn grunb§berg§ unb feinen 3:ob, bie
Einnahme ^om^ unb ben Suftanb be§ §eere§ nad§ ber EinnaT^me,
befd^reibt er toa^r, anfd^aulid^, in .^infti^t auf 9tom mit ülüdfid^t
auf 3obiu§, j,ebod§ felbftänbig, infofern e§ fid^ aber auf feinen .gelben be=
^iel^t, gan^ eigentpmlid^ unb felbft fd^ön. £)ie 3nbioibualität be§ bama=
ligen Ärieg§toefen§ ^at bieEeicfit ^^liemanb fo gut bor bie fingen gefteEt.
©böter, in ben neabolitanifd^en @efd§id^ten bon 1528, finben fid§
auf§ neue ^ad^rid^ten au§ ^aul 3obiu§ unb gel^ler ein.
Teutjc^c @efc^id^tfcf)rcibcr. *]27
^immt man l^inäu, ba§ über bie perföntic^en SSer^äüniffe, über
bte Sugenb unb bie ]^äu§ltd§e SebenStoetje bei* f^runböberge ft(^ toeit
tüeniöer finbet, al§ man erwarten foEte, fo toirb man biefeg f&nd)
faft nur a(§ ein Memoire über ben ^ug üon 1526 unb 1527 be=
trad^ten bürden ^).
©otd^er Memoiren finb über bie toic^tiöften S5egeben§eiten uuter
Äarl V. nic^t toenige gefd^rieben. Um nid^t in ben ge§Ier ju öer=
faEen, ben ^IJ^ontaigne tabelt, unb ni^t ftjftematifd^er au merben, q(^
gut ift, tüiE ic^ nur nod^ eine SSemerfung über ein einjigeB t)inau=
fügen.
Commentarius de Wuertembergiae rebus
gestis Ulrico principe
per Job. Pedium Tethingerum Tubingensem 2).
S)a§ erfte S5uc§ biefeö Söertd^enS ersä^lt atoar @inige§ bon Utric^ö
Sugenb, bon feiner ^od^^eit unb bem erften 5lufru:§r n)iber i:^n, ba§
le^te enbet atüar mit feiner <g)erfteEung ; bod^ f(^on ba§ erfte tommt
auf bie llnteme^^mung tüiber ©Bungen; ba§ Ie|te entölt fo gut hjie
bag aujeite mefentlid^ bie Unruhen, bie au§ jener Unternehmung ent=
f^rungen finb. S)iefe Unruhen, bie i^iuä)i be§ <g)eräog§ unb feine erften
S5erfuc§e, gurüctpfel^ren, finb ber borne^mfte ^n^alt be§ ßommentariug ;
o^m Stoeifel getreu fie ju ben tüid^tigften 53egeben§eiten i^rer S^^^-
Obtoo^l nun berfelbe nii^t aEein frütier öon üiei^ner unb
6rufiu§, befonber^ bi§ auf einzelne SBorte t)on bem legten, fon=
bem auä) öon ^äberlin unb ©attler biet benu^t toorben unb in
biete @efc^i(i)t§büd^er übergegangen, fo mu§ man bod^ bemerfen, ba§
er bon ber SBatir^eit abtt)ei(i)t.
;^n ber @efd)id§te bon ber Sßertreibung Ulrichs burd^ ben fdt)n)ä=
bifd§en S3unb madtjt 9^atur unb 2on, nod^ me^r aber bie genaue
Uebereinftimmung mit übrig gebliebenen SBrieffi^aften unb %a%c^=
berid^ten bie fteine ß:^ronica (5tum|):^art§, S3t)gt§ ju ^Böblingen {M
©attter), bie ba§ ^otrüdten be§ bünbifd^en ßager§ unb hie n)id^tig=
ften S3egegniffe bon Sag äu 2:age auf^eii^net, burd§au§ glaubujürbig.
'»ilaä) berfelben nel^men bie SSünbifd^en perft Stuttgart (2;ag, Ort
unb S3ebingung enthält anä) ber ^rief ^eraog SBil^etmS öon SSaiern
an feinen Sruber, fo bag gar fein Stoeifel ftattfinben fann), unb
hierauf faEen biete Orte in biefer ©egcnb. ©ie belagern jum atoei»
ten 3:übingen, tt)eld§e§ bie eigenen Briefe Ulric§^ beftätigen. 2)ar=
1) ^nä) l)ier befinbe ic^ mid) in bem g^aHe, auf <B. 2Ö. H, @. 368 Dex-
toeifen au muffen.
2) «et Schardius, Rer. Germ. T. II.
1^8* Sßiertcr 3lbfc^mtt.
ii
nac^ lütrb ^3tecfmüt)l eroBert, unb bei einer !leinen ^IbtDeic^uttg ftimmt
hiermit bie ßeBen§Befd§reibung be§ @ö^ öon SSeiiid^ingen , tüetd^er
baJelBft £)Bert)ogt toax, 5ufammen. @nbli(^ folgt bie ßtoberung üo
.^o^enaSperg.
§iert)on toeid^t ^etljinger ab, unb um e§ nur fogteid^ ju fage'
er fd^eint bie ©efd^ic^te mit ber ^efd^reiBung be§ gefammten ßanbe^
beleben ju UJoEen. ^en ^amp] lä^t er fi^on öor bem ©infaE burc^
bie Entfernung ber ©d^meijer beenbigen unb f(f)tr»eigt tjon bem §eere,
ba§ ftd§ bei Stuttgart öerfammelt l^atte. ^ierburi^ getuinnt er freie
Qant>. 3l(§bann lä^t er ^toar bie SBünbift^en ri($tig über @ö))|)ingen
unb §eibenT§eim einrürfen, barauf aber fofort öor Tübingen fommen.
.I^ier tüirb ber 6übtt)eft be§ ßanbel befd^rieben. ^un erft ge'^t e§
nad^ (Stuttgart, unb T§ier nimmt er ben nörblid^en 2:^eil t)or. @r
befd[)reibt bie ©inna'^me bc§ 9tam§t^ale§ ©i^ornborfg , toenbet fid§
mit ber Enj unb 9lagolb nad§ ©üboften , getaugt auf bie %lp , be=
jd^reibt ?lmt für 5lmt, unb enbtid§, bamit bie ©ad^e einen Sd^Iu^
l^abe, gebeult er ber Einnahme öon ^o'^enaS^erg. 53ei ber Snöafion
Ulrid^S ift er ber Söafir^cit nidfit getreuer, aU ^zx feiner glud^t. @r
lä^t ^ti 5^eEingen eine förmlid^e ©d^Iad^t öorfaEen ; unb "^ier glaubt
felbft ©attler, ber il§m fonft (^u folgen ))flegt, er möge ettüaS erbid§=
ten. @r Iä§t ^tx Stuttgart %\)oxt ^erbred^en unb ©trafen über=
rafd^en; aber mir miffen red)t gut, ba§ e§ auf SSebingungcn an=
!am, ba§ bie ©tabt burd§ bie ^uftöfung be§ Tübinger Söertrage§
übergeben marb.
2^reuer fc^eint er ben britten ^am^jf, ben S[Jerfu(^ in ben 55auern=
Unruhen, bargefteEt 3U ^aben.
Uebrigen§ ^at er benfelben -^rieg in SJerfen, Wuertembergiae
libri duo, befd^rieben. @r fagt: „Sunt, qui versus non adeo curent,
hl commentarium legant: tum, qui solutam nolint orationem, car-
mina ad manus habebunt." ^n ber %^ai mirb feiner Don i^nen öiel
Verlieren. 2Bie bie äöorte ber ^^ßrofa : „Viginti Helvetiorum millia
Stutgardiam numerato divite manu stipendio venerunt", 5U ben
S3erfen:
„Millia viginti Helvetium Dux aere soluto
Conduxit, (pag. Q^ unb pag. 39)",
nid§t t)iel anber§ t)er§ä(t fid§ ber gan^e 6ommentariu§ ju bem Sar=
men. Söie e§ fd^eint, finb ^zx\)t^ ©d^ulübungen , me'^r 3U einem
:poetifd§=bibaftifd§en , aU 3U einem :^iftorifd§en 3mec^. gür bie ba=
malige Seit l^aben fie t)ielleid§t in ber Sanbe§befd§reibung ben größten
Söertlji).
fünfter ^BfMtU
g r a tt j 0 f e u.
S)te granjofen, t)on betten iä) tnx^li^ 3U jeigett gebenfe, tva^ tttan
Bei i]§nen finben ton, ftnb 3 tu e t 6 ]^ r o n i ft e n ittt alteti BtiU, (^iiie^
unb ^ottftrelet, — t)ter §ofgef(^i(^tf(^retber, 5lttbr^ be
la S^tgtte unb S)egret) an ^arB VIIL, Sepffet unb @t. @e(aig
3U SubtüigS XII. 3eit, — bte Beiben 33iogtap:^en 55at)atbg
unb 2;remouine'§, — jhjei, bie i^re eigenen SBegegniffe aufgefegt,
gleurangeS unb S^illeneuföe, — ^mi S5erfaffer allgemeiner
Memoiren, 6omine§ unb iöella^, unb enblid§ jtoei §ifto =
rüer öom gac^, neuer Slrt unb äöeife, f^erronue unb ^^a^quier.
I. 3lu§ ben (ET^roniften lönnen wir für hu neuere ^ejd^ic^te
nur toenig fc^öjjfen. ^Hcole @ille§ fc^rieb feine Chroniques et
Annales de P>ance, um ben ^M^iggang 5U üermeiben, auf bie bem
TOttelalter eigent^ümlid^e Söeife. ©eine erfte ©eite ftellt bie fed^^
2;age ber @i$ö|)fung, am fe($ften (Soa, mte fie au§ ber Ülip^e be§
9Jlanne^ fteigt, Bilblic^ bar. -hierauf fommt hu l^eitige ©efd^id^te
big 3U ß^rifti 2obe ; barnad§ folgt bie neuere gemeine, bie iljren Ur=
fprung au§ %xo]a nimmt: bettn t)on biefer ©tabt, bie t)on Sfupiter,
ancien chef de noblesse, l^erfomme, feien nid§t aEein grancuS, fonbern
auc§ 2^urcu§ entfloT^en, unb ba^er fage man nod§ je^t in ber Stürfei :
„^iemanb !önne abelig fein, al§ ein Surfe unb ein f^ranfe." ^^
tt)ei§ nid)t, ob biefe SJorftellung Verbreitet geUjefen ift ; für bie 2;ürfen=
!riege, ja aud^ für bie ^reu^^üge mürbe fie einige Sebeutung l^aben.
@iEe§ überliefert nun ferner, ma§ i]^m überliefert morben, 2)id^tung
uitb 2öa^r:§eit öermifd^t. .3>on ben ©efd^ii^ten Äarl^ VIII. an, bei
beffen ^of er fic^ Befanb (f^. 117), mirb er glaubtoürbiger, unb feit=
bem ^at er l^ier unb ba eine treffenbe ^loti^; bod^ 5u eigentlii^er
SSelel^rung ift er bei meitem 5U unboEftänbig. 5£)aö Q3ele§renbfte finb
biettcid^t hu 5ln^nge, meli^e auf^eid^nen, n?a§ fid^ einige 3^a^re
lang 3U ^ari§ begeben.
130* gfünfter 5(bjc^nttt.
50^onftrelet fann nur uneigentlii^ l^ierl^er gerechnet toerben.
©eine (^xonit, „tjon l^ol^en Söaffent^aten", tt)ie er fagt, „unb aT6en=
teuerüd^en Siften .g)o^er unb Geringer", enbet, ttjenn nid^t frülfier,
bod§ gett)i§ mit bem 3a§re 1467. 5lber fie ^at einige toid^tige 5ln=
pnge. S)ie Chronique scandaleuse, ber erfte berfelben, gehört nid^t T^ier=
■§er; t)om ätoeiten, bem S5ud^e S)egre^^§, toerbe id§ fogleid§ reben; nod^
einen brüten aber glauBe id^ unterfd^etben ^u muffen, öon ber 9fte=
giernng ßubmig§ XII. ; ^a^ft ^lejanber nämlid^ , ber frü'^er immer
ber fed^fte, toirb l^ier ^lö|Iid§ ber fieBente genannt, unb bie @efd§id§te,
bie fonft immer bem .Könige folgt , finbet §ier |)Iö|lid^ eine 5Jlitte in
ßljon. ^en ^önig, ber einmal nad^ Srotieg reift, lä^t biefe ß^roni!
immer reifen, ben 9leapler l^rieg ge^en, toie er toiE; aber in St)on
ift i^r eine geBrod^ene S3rüc£e, ein J^lofter im SSranbe ber ^uf3eid§=
nung Ujert^. 5lud§ ber ^ialeft, $ie bu ^orc für $. b. ^ort,
501oEarc für ^oEart bejeid^nen ii^ren Urf^jrung au§ ber ^itte beS
S5o(!eö. S)ie ^floti^en, bie fie mitt^eitt, finb ba^er niemals au§=
reid^enb, aT6er immer ]6emerfen§n)ertT§. 3n bem Kriege fie^t fie me^r
ßeiben aU S5ergnügen, unb fie Bebauert, ba§ fo öiele Xaufenbe fid^
für ^toei ober brei (S^rgei^ige o^jfern muffen.
II. ^efd^id^tfd^reiBer t)om §ofe. S)ie (Sd^riften unter
S)e§ret)^§ unb be la SBigne'g 5^amen^) finb beibeS ^u§3üge
au§ einem feltenen SSnd^e, bem 35ergier b^^onneur. 5lnbr6 be la SSigne,
Secretär ber .Königin SCnna, öerfa^te öon .^arl^ S^Se nad§ 5^ea^el eine
©d^rift: „ressource de la Chrestientö", ben erften S^'^eil be§ 2}ergier.
Ungefähr tt)ie 5D^aiätere§ :§unbert 3al§re früher bie Providence divine
eine Steife mit ber Königin Söal^r^eit mad^en ließ, befd^rieb er barin
bie ^efal^r unb ^n!unft ber ^erfonifiäirten ßl^riftenl^eit , i^re ^(age,
n)a§ ber je ne sais, qui unb toaS bon conseil bagu meine, unb UJie
fie enblid^ @rljörung finbe. §ierau§ ^at Soncemagne einen 5tu§3ug
mitget^eilt ^). Söie nun ,^arl in ber 2:i§at einen nea:|3oIitanifd^en
^rieg unterna^^m, um alsbann toiber hu Xüxhn ju sieben, toar aud§
5lnbr6 im befolge be§ Königs unb befd^rieb biefe üleife Sag für %a^
in einem ätoeiten Steile feinet äöer!e§, unb ba§ ift e§, toaS S)e§re^
in einen au§fü^rlid§en 5lu§aug gebrad^t. S)er britte 2;^eil be§ 35eu=
gier unb ein britter 3lu§5ug, ber enblid^ unter 5lnbr6^§ eigenem
5^amen gebrudft ift, befd§reiben ben ^^üdjug ^ar(§. 2Gßir reben bon
ben beiben l)iftorifd§en 2^§eilen. §ier ift auffaEenb , mie ^arl aU
1) Sn beiben ©ammlungcn bߧ ©obefrot): Histoire de Charles VIII,
Don 1617 unb 1684.
2) Memoires de l'Academie des Inscriptions. Tom. XVII.
bcr natürlid^e |)ert Stalten^ Betrad^tet toirb. (5§ l^cifet tjon ben Sic=
nefen : „le cognoissants a leur vray seigneur", t)on ben gtorentinem,
fie Ratten il^n em^jfangen, tüte il^r „devoir envers le roy" getoefen;
^art ^abe gu 9tom mit üted^t ^o:§e, mittlere unb niebere @eri(^tg=
barfeit auggeübt unb be§ ^a^fteg S5erf|)rec§en empfangen : „estre loyal
au Roy", unb bon bem SBunbe toiber i:^n: „Commencörent marcher
Lombards, Venitiens et autres trahistres." — Um ba§ @emüt§ ber
^enpen au äeigen, fiub beibe Sl^eile aEäufurj. 5^ur feiten erlauben
fie fid& jene 3lu§fü^rHd§!eit , bie il^nen fo mo^Ifte^t. ^er eö ift
augenfd^ einlief, ba^ fie ganj aut^entifd^ finb.
5ln unterric^tenbem S^n^alt fommen i:^nen bie ©d^riften öon
glaube be ©et)ffel unb ^ean be ©t. @elai§ über ßubmig
XII.^) ni(^t gleich, ©ie finb t)or bem 33rud§e mit bem ^apfte, im @e=
füi)(e ber Siege unb ber ©röfee ßubmigg, smifd^en 1509 unb 1510
»erfaßt, ^n ber ©d^rift: L'Excellence et la f^licitö de la victoire
d'Aignadel, proteftirt ©et)ffet, er moEe feine ^efdf)id^te fc^reiben, fon=
bem nur ha^ (BIM feinet ^önig§ bemeifen. ^Jlad)bem er mm bie
klagen ber SSene^ianer mit neuen Magen, bie big auf Äarl ben 6Jro=
itn prücfget)en , toibertegt l^at, fü^rt er fur^ bie ©d^tad^t an unb
aeigt barauf, mie fit^ ^ier ßubtoigg ©laube an @ott, feine ^ü^nl^eit
im .Kriege, bie ^apferfeit feiner SSegleiter, feine @üte, feine 9Jlä§igung
gegen i^^^ittbe unb f^teunbe ju erfennen gegeben, hierbei fommen
benn aEerbingg biele Tt)ai]a^m jur ©prad^e, bereu Ueberlieferung
ung toiEfommen ift.
©e^ffelg ätüeite ©d6rift: les louanges du bon roy Louis,
§at eine S5ergleid^ung ber früheren Könige mit ßubtoig unb ben S3e=
roeig, fein ©inniger l)abe fo frieb(id§, glorreid^ unb glüdfüd^ regiert,
wie biefer, 3um Qmä. 5lm beften ift hu S5ergleid§ung beg atoölften
mit bem elften SubU)ig unb gemalert mirflid^e S3ele]§rung. ßr l^at
3fte(^t, toenn er ben S5ormurf ber ©d^meid^elei aurüdftoeift. ®enn
ipie er irgenbtoo behauptet ]§at, bie ütegieruug in ^ranfreid^ fei ni^t
monard^ifd§, fo er:^ebt er l^ier an feinem .gelben nid^tg fo fel^r, alä
ba^ er ben Parlamenten unb bem (S^erid^t f^reil^eit laffe: „sans user
de puissance absolue en nul cas" (p. 16). ^a, er fagt au§brüdt=
lid§: „Sfemanben loben :^ei§e, i:^n reiben, beffer 3U t^un" (165).
©t. @elai§ nimmt ben Anlauf 3U einer mirflid^en ©efd^id^te;
er fü:§rt bie franäöfifd^en Könige t)on ßubmig bem ^eiligen hi^
Äarl VIIL menigfteng fummarifd^ auf. 3lud^ finben fid^ bie @e=
1) Sn ber ©ammlung Don Theodore Godefroy, Histoire de Louys
XII, 1615.
t). Ülantc'S aSerfc XXXIII. XXXIV. 9tom. u. germ. JööIIer. 3. %üfi. *9 *
132* pnftcr 2lbf(|nitt.
1
fcf)i(^ten ßubtoig^ XII. unb ^toax l^äuftQ mit eigentl^ümli(^en ^flotijen
er^äl^U; bod^ bie .^au^tfad^e ift, ba§ er beffen 5lugenben nad^ ben
öaBen bet 9lotur, be§ (B(üdte§ utib ber ^nabe barfteEt. ©r t:^ut
bie§, bamit, tuie er jagt, bie Könige unb großen f^M^en nad^ bem=
felben, toenn fie feine @efd^id§te lefen unb lefen pren, an feinem
tugenb^aften unb rttterlid^en Seben fid§ ein SSeif^iel nehmen. S3ei
ben ©(^lad^ten mar er nid^t; er erfragt, mer fid§ au^gejeid^net ; un=
glüdtUd^e Kriege ju eraä^len, Beugt er au§: „II y eut de döfauts;
je me passe d'^crire, en me rapportant ä ceux, qui le mieux en-
tendent"; am lieBften erjä^ilt er, mie bie ©täbte „Vive le roy" ge=
fd^rieen, mie ^önig unb .Königin einanber miebergefe^en, mie ßubtoig
fid^ gefreut, menn er feine ^inber etma§ gri3§er gefunben. UebrigenS
ift er ber ^ird^e tottfommen ergeben, ßefar nennt er nur ben
5^effen 3llejanber§ ; für nid^tl Geringes ^ait er, bag ein Segat in
feines .^önig§ ^at1)t fi^e.
III. äöenn bie erften biefer ©d^riftfteHer au§ ber 53Zitte be§
S5ol!g, bie legten öom ,&ofe ftammen, fo Bleibt ^mifd^en i^nen noc^
eine gro§e Sude, unb biefe mirb burd§ S5iogra))^ieen, öon frember
unb öon ber eigenen |)anb ber gelben, unb burd§ Memoiren aulgefüEt.
2)ieS5iograi)l§ieen S5at)arbg, ber 1524, unbSremouille'g,
ber 1525 ftarB, finb Beibe 1527 gefd^rieBen, jene öon einem Begleiter
bc§ ,!pelben, ben man loyal serviteur nennt, biefe öon ;Sean S3oud§et,
ber im «g)aufe XremouiEe^S bie 5luffä^e ber (SemaT^lin beffelBen „bon
©eBurt unb %o\) S^rifti" unb ä^nlid^e ju öerBeffem :pftegte. ^n
Sremouilte finben mir ba§ SeBen ber öorne^mften .^erren im ^nä)i,
l^dufig, mie ^oud^et fagt, au§ be§ <g)elben eigenem ^]!Jlunbe, gefd^ilbert.
2)a§ f8nä) mar ur-f|}rünglid^ mit fo bielen ^igreffionen über bie alte
@efd§id^te erfüEt, ba§ man fein 5lnbenfen nur in ^luS^ügen erneuert
l^at, einem fel)r bürftigen in @obefrot)'§ ©ammlung unb einem aug=
fü^rlid^en in ber Sammlung ber 5D^emoiren; auä) ^ier finbet man
nod§ fonberBare Söenbungen genug, „eine ©tanb^aftigfeit gegen bie
5Jlajeftät ber 9Zatur, (Sebanfen, bie im ©arten be§ tg)er5en§ mad^fen" ;
aber baS ©an^e ift l^eiter, anfd^aulid^ unb Bele^renb.
5ln bie 5lumut^ ber @efd§id§te be§Sat)arb^) reid^t e§ aber
nid^t. 8o mie ©t. ©elai§ fagt: „er moEe reben, mie il^n feine
Butter gelehrt", unb e§ bamit eben trifft, fagt anä) ber „loyal ser-
viteur": feine gelben unb §elbinnen ^u ^^reifen, Bebürfe eS freilid^
eigentlid^ ber ütebefunft auf lateinifd^ eineS ßicero, auf franjöfifd^ t)on
^ean le 5Jleun (bem i5fortfe|er be§ 9loman§ t)on ber ütofe); er aber
1) Histoire du Chevalier Bayard. 1651.
gfranaöfifd^c ®cjc|id)tj(^re{bcr. *233
fei „debile et peu garny descience"; „er :^abe e§ inbeg ]o gut 9e=
mad)i, al§ er gefonnt." @r ^at e§ getüi^ fe^r gut gemad^t; er erfüttt
hm ßefer mit einem fteten SBo^tgefaEen; benen, meldte bag ßob eineä
guten @ebi(^te§ mef)r in bie anfc^auüc^e S)arttenung natürlid^ f^öner
5D{nge. aU in ^\nf)di unb ^rac^t fe^en, ift er gana fobiel toert:^ mie
ein guter S)ii^ter.
2)ur(^ unb burc§ ift er ein i^ranaofe. ^id^t aU ob er 5lnbere
t)erad§tete ; nnter ben S)eutfd§en lobt er ^acob öon (5mö unb <B\din-
gen, unter ben S))aniern ^ebro be $a§, mie fie eg öerbienen; aber
tjon bcr @r§aben^eit feines Königs ift er ganj öott: „Le roy
d' Aragon", fagt er öon gerbinanb bem ÄatT^otifd^en Bei ber Xl^ei^
Iimg t)on ^^lea^el, „qui y pr6tendoit quelque droit, et le roy en
France, qui lui en avoH laisse quelque portion^^ (p. 87); er jprid^t
t)on 3fuüu§ II; „Le pape se rövolta" (p. 222); unb nirgenb^ ift
er lüraer, at§ Ujo e§ \ä)Ud)i ge:§t. S)a§ nea^jolitanifd^e Unglürf mitt
er nid§t erjä'^len, UJeil e§ noc§ anber^mo befc^rieben fei; ganj fur^
ermä'^nt er ba§ 5)liBgef(^i(f bon 1512; bie ]ä)kä)t abgelaufenen 3üge
l'autrecS unb S5onnit)et§ lä^t er ganj toeg, „par beaucoup de
raisons/^
%n feinem gelben aber fteEt er „biefe eble Ergebenheit an ütang
luib @efc^le(^t, biefe ftol^e UnterttJürfigfeit , biefe Äeufd§l§eit be§ @^r=
gefiit)l§, bie einen Sd^impf toie eine Söunbe jül^lt", unb toa^ fonft
^^ur!e am ütittert^ume rü^mt, boEfommen bor 5lugen. 2)er S5ater
tt)at nid^t übel, ber bie§ f&uä) feinen Äinbern al§ bie erfte Seetüre
in bie §anb gab.
lY. S)ie S5orfteEung, bie tnir ^ier bon bem ritterlid^en Ärieg§=
leben em^jfangen, ergangen unter anberen bie Memoiren bon S5iUe =
neufbe, einem ©ejö^rten ^arl§ VIII., unb bon f^leurangeS^),
einem Öef^ielen bon ^xan^ I. SSilleneufbe fd^rieb bie feinen, at§ er
in ber Galeere 5P^ar!ife im ^runbe be§ Sd^iffgraumeS oft ol^ne ÜtocE,
üljue 3^if^^<^ wnb DueEmaffer, bi§ fein S3art grau, bis fein ÖJefic^t
fci^toara geujorben, gefangen fa^, — f^l^urangeS, als er nad^ ber Sd^lad^t
bei ^aüia, mo er gefangen ttjorben, unter bem §au|)tmann ßliarleS
be ©aint ^aul in einen S^^urm gu ©lutjS ge!ommen. iBei jenem ift
feine S5erel§rung gegen .^önig Äarl, ben er gern feinen tr^s victorieux,
tres-vertueux et si tres-bien aimö et si loyalement servi, et par
tout le monde redoute, roy Charles VIII de France, de Cöcile, de
Jerusalem nennt, baS ^ÄuffaEenbfte. UebrigenS ftellt er l^auptfäd^lid^
jeine eigenen 3lbenteuer bor. 5lnd§ baS S3ud^ beS f^^eurangeS, ber fid^
1) SBeibc in bcr großen Sammlung ber ?0lemoitcn.
134* pnftcr Slbjd^mtt.
felbft ben jungen 5ll6enteurer nennt, Befd^ränÜ m auf ba§, toa§ il§!
felbft öom 9. ]6i§ jum 34. ^df)xe gefd^el^en fei. @§ jerfättt in atoei
Sl^eile, ben erften öon ben italienifd^en @ef(^td§ten, ben ätneiten öon
ben beutfd^en S^er^öltniffen. S)a e§ blo^ au§ (Srinnerung unb in
einem einfamen ^efängni^ gefd^rieben ift, !ann e§ il^m an ;3frrtt)ümem
nid^t fel^len. gieurange§ lä^t bie f^ranjofen öon ben ©eeal^jen über
ben Seffino ge^en, um ^tof^ero ßolonna Bei S5iEa ^^ranca anau»
greifen ; ben Slbgug 3llbred§t§ öon ©tein, ujeld^er, e^^e nur bie ©d^ttJeiäer
nad§ ^aEerata famen, gefd^a^, trägt er — gleid^fam in mt)tl§ifd§er
3ufammenfaffung — auf bie ^au^tfad^e, auf ben 2:ag ber ©d^lad^t
öon 50flarignan über. @r er^ä^lt ^äufig bloß in SSejug auf fid^ felBft,
unb lüo e§ fid^ bei SJlarignan entfd^eibet, fagt er, er fei gefallen, unb
al§ er ju ft(^ felbft gefommen, l^abe er bie <Bd}tüei^tx piel^en fe^en.
Ueberbie§ be^ie^t fid^ feine ©rjäl^Iung nid^t öiel auf (S^arafter unb
Snnereö. S)ie äußere @rfd§einung inbe§ fteEt fie treffenb bar. 5lm
beften unb merttüürbigften ift fie über einige beutfd^e SBerl^ältniffe.
V.
SlÜgenteine SJlemoiten.
1. ©ommine§..
S)ie genannten ©d^riften fämmtlid^ ru^en auf bem f^unbament
einer ritterli(^=religiöfen ©efinnung. Sie finb t)oE einer grünbltd^en
unb bi§ an 'tu (Sitelfeit ftreifenben SSere^rung be§ !öniglid§en ^ilamenS
unb ber ^Jlation. ©ie finb in ©toff unb f^orm burd^au§ original.
2)enno(^ finb fie aEe öon bem 9ftuT§me $]^ili)3))§ be ßommine^, tceld^er
über ßubtüig XI. fed^§ unb über ^arl§ YIII. italienifd^e Xlnter=
nel^mung jUJei SSüd^er 5!)lemoiren ^interlaffen ^at, übertroffen Sorben.
3n ber 2^§at ift er an Sd^ärfe ber SBeobad^tung , an f^üEe ber ^o=»
tijen unb SSemerlungen allen überlegen. 3« unterfud^en ift, ob aud^
\ an SBa^r^eit^liebe.
3^öörberft ift su bemerfen, t>a^ er bon jenen ^ieberlänbern
Xüax, toeld^e ßubtoig XI. au§ ^axU be§ ^ülinen ^ienften in bie feinen
l)inüberäog. äöie bie§ gefd^e^en, ift nid§t ganj beutlid^ ; jene ßJefd^id^te,
mlä)t 2Jlard^ant (Descriptio Flandriae) au§ bem 3Jlunbe alter §of=»
leute mitti^eilt, ift n)enigften§ nid§t Verbürgt; aber au§ be§ Königs
eigenen ßrflärungen ,,Par les bons avertissements et autres Ser-
vices, qu'il nous fit, fut cause et moyen principal de la salvation
i
gfronaöfifd^e ©cfd^td^tjd^rctbei:. *135
de notre personne" ^), ift fielet, bafe x1)m 6ommine§ au gerönne, oB=
tt)o:^t nod^ ein Wiener Äatts, bie toefentlic^ften 5£)icnfte gctciftet.
©eine nieberlänbifd^en @üter öetlor er l^ierbutd^ unb tnarb at§ ein
fReBett ^axU be§ ^ül^nen geäd^tet; aber Äönig ßubtoig, ber i]§m am
28. OctoBer 1472, in bemfelben :^al§re, in tneld^em er übergegangen,
6000 SibreS $enfion, Balb barauf 41 700 ßiöre§ don gratuit, ja im
S)ecember 1473 ba§ f^ürftent^um 2;almont unb biete SBefi^tpmer in
^:poitou fd^enfte^), ber i'^n jum ©enefd^all bon ^oitou er^ob unb if)n
immerfort mit neuen Knaben Bebad^te, ber mit i^m an @inem 2ijt^e
aB,. auf (Sinem S3ette fd^lief unb xf)n auä) bie gel^eimften Srieffd^aften
3uerft erbred^en lieg, madf)te it)n natürlich jene§ leidet berjd^meraen.
äöäre e§ tüo'^t ben!6ar, ba§ ßommineS in feinem S5ud§e über
l^ubtüig unb Äart biefe§ S5er^ältniffe§ , in bem er p bem einen aU
(^ünftling, ju bem anbern aU 9tebeE ftanb, bergeffen, mit toal^rer
lln^arteiiid^teit berfü^re? @§ toäre ein Söeif^iel o^ne SSeif^jiel. (5r
:^at feine 5lrbeit überbie§ an ben Srabifd^of bon SJienna, toie e§
I}ei§t, äum SSe^ufe eine§ @efd§id^tgtr)er!e§ , ba§ biefer felbft borl^atte,
geri(f)tet, an einen ^ann, ber gan^ in bemfelben f^atte unb nid^t minber
Don Äarl ju Subtoig übergegangen tüar. ^n ber 2:5at ernennt man
bc§ Sommine§ Stanb^unft fogIeid§ in feiner Sßorbemerfung : „er glaube
feinen f^ürften gelaunt ju l^aben, ber, $CEe§ betrad^tet, lüeniger f^el^Ier
gehabt, at§ Subtoig XL" §atte er nid^t W^^P\> ben (Suten fetbft
gefannt? äöer tüirb , um nur bei ben ^ran^ofen [teilen ju bleiben,
biefen guten üte'ne bon SCnjou, i^i^ana bon SSretagne, ben .geraog bon
5tngouleme, ben alten SSourbon — er aieT^t fie atte in bie S5er=
g(ei(^ung — nur einen 5lugenblicf aufteilen, tüo e§ auf jlugenb unb
(Ve^ler anfommt, über ßubtuig XI. ju fe|en? f^riebrid^ III., ^ajimilian,
(Sbuarb VI., So'^ann bon Portugal foKten unter il^m fein? 3^n biefer
aapleb:§atten S5erel|rung ßubtüig§ aber ift ha^ ganje fSnä) gefd^rieben.
Nostre bon maitre, le roy Louis XI, ä qui Dieu fasse pardon,
ift feine f^ormel. Äarl ber M^ne bagegen erfd^eint, aud^ too er
gelobt lüerben foE, nid^t o'^ne Säbel, ^ä} bin ber urfunblid^en
©(^riftfteüer biefer 3eit nid^t fo mä^tig, ba§ id§ einen enblic^en 5lu§=
fprud§ au t^un toagte ; aber ein ^ann , ber i^rer mäd^tig tüar , ber
(skfd^id^tfd^reiber bon f^lanbem, S^acob ^e^er, urt^eilt (IIb. XVII):
„quaedam scripsit plane mendaciter multaque dicenda infideliter
reticuit." (S. Valerii Andreae Bibliotheca, 771, in ben Preuves.)
Xln§ ge^en am meiften bie Memoiren über Äorl VIII. an. «Dlit
1) Preuves ju Commines II, 358.
2) Extrait du Registre ibid. 37L
136* pnfter 9lbfd^nttt.
biefem tarn er nun freilid^ nid§t in ein Söetpltni^, tüie mit 2ubn)ig
33ielnte:§r tDurben einmal in bem Bürgerlichen Kriege ^mifc^en ber S5er=
meferin be§ Äönigreic^eg unb Subtoig b'Crl^ang einige SBriefe auf=
gefangen, in benen 6ommine§ ben ütebeEen ^^acfiindjt über bie ^ov
iäEe am §ofe gegeben Traben foE; nnb bafür l^at er 8 Monate it
einem eifernen Ääfig, ber @rfinbung feine§ §errn, 3 i^a^re im (Bt-
Tängni^ anbringen muffen^). SOßa!^xic§einlid§ erft mit ber SSefreiunc
Subtt3ig§ befferte fid^ aud§ fein Suftanb ; aber niemals fd^eint er tüiebci
3u jenem f^ürftentl^um 5talmont ge!ommen ju fein (f^äter nennt ei
fi(^ nur nad^ ben (Sütern feiner i^rau, tg>err tjon ^Irgenton); njebei
\)ox, norf) bei, nod§ nad^ bem nea)3oIitanifd§en 3^0^ ^ot er ba§ 5ln=
fef)en genoffen, ba§ er münfd^te. ©an^ toiber feinen SiöitCen unb feine
^Jleinung tnarb berfelbe unternommen, ©ein ^ai^ galt bei ber
5lu§fü^tung nid§t§; „J'ötois bien Ire", fagt er einmal p. 561, „et
marry; le contay au Roy dont il ne fit aucune estime et moins
encor le cardinal de St. Malo". ^flad^bem man 5urücfge!ommen,
l^atte er, toie fein S3ud§, mit 3u^ita^§ 5^a($rid^ten tjerglii^en, bemeift,
an ben n)id£)tigften Unter^anblnngen, namentlid^ benen mit (5|)anien,
feinen befonberen ^nt^eil.
^n biefer, toie natürlich, mi^öergnügten Stimmung T^at er feine
^eri(^te bon ^axU VIII. Quc^ abgefaßt. S5eina^e jebe anbere 9flücf=
firf)t n)eggelaffen, fd^reibt er il§n gleid^fam einer ^ofintrigue 33riffonet§
nnb ©te^l)an§ be S5e§c ju ; er mifet befonber§ bem erften forttoä^renb
einen ßinflu^ bei, ber in anberen S5erid§ten über biefen 3ug Uim^=
tt3eg§ lierbortritt. Snbem e§ nun hoä) mit bemfelben gelingt, UJeiJ
er bieg nidf)t§ anberem, al§ einem ^Ultifterium @otte§ äu^ufd^reiben ^) ;
pm SSetoeife ^ebt er borne]§mli(^ ©at)onarola^§ ^ro^sl^egeiungen ]§erau§.
6ö mu^ überbieS breierlei bemerft toerben. 6rftlid§, Wenn et
behauptet, ^riffonet fei bon @te|)l)an be S5e§c, frü'^er einem Kammer»
biener ^arl§, an ben §of gesogen morben (cestui-lk y attira le
dit G6n^ral) , eine eben nid^t el)renboEe @rl)ebung , fo miberfpric^t
bem ein aut^entifd^er unb n)enigften§ über Sriffonet fe'^r Ujol^l un=
1) ^aäi Pilorgerie, la Campagne de Charles VIII (Paris 1866),
introd. p. XV, bauexte fein ©efangni^ nur atnei ^a^xe. jDiefer 5lutor ift
einer ber erften in ^^ranfreid), ber angefid^tg autt)entifd^er ^ofuntente an ber
3ut)erläifigfeit gonimines' ^tocifel geäußert ^ot.
2) ^n i^ert)t)n§ be ßetten'^otic ©ommlung: Lettres et negociations
de Philippe de Commines, finbet fid) (II, ©. 153) ein @efpräd^ ätoijd^en
©uicciorbini unb ^oöbco ^icomercati mitgetl)ettt , in tüeld^em ber erfte fagt:
que si les efforts du roi sont heureux et couronnes de succös, l'honneur
en revient plutöt ä la Providence, qu' ä l'habilit^ de son gouvernement.
I
tcrric^tcter 5luffa^: Sommaire de la vie de Messire Angelo Catto,
Archevesque de Vienne, in ben Preuves, p. 1, hjeld^et auöbrürflirf)
fagt: „apres la mort du dit Roy Louys XI demeura (le gönöral)
au Service de Charles YTII, son fils, auquel il avoit ete speciale-
ment recommande par le Roy Louys, son pere." (J§ fd^cint faft,
aU l^aBe gommineg in ^erfönlid^em ^i§t)eme:^men mit biefem SBriffonet
geftanben. Sweitenö toax 6ontmine§ nid^t ein toirftic^er 2:f)ei(ne^mer
an bem eigentlid^en 3uge ^arl§; er üerlieg feinen §errn in ^fti
unb tarn n\ä)t lange öor ber (Sd^tad^t Don gonioöo au i:^m aurücE;
in aEent , h)a§ baatcifd^en gefd^a:^ , fann er nur aU eine jecunbäre
OueEe angefe^^en toerben. 2)ritten§ ftimmt ber SSerid^t, ben er Don
feinem eigenen S5er^ältni§ au S5enebig gieBt (benn er würbe inbe§
nad^ S5enebig gefanbt), mit ben ^^lad^rid^ten öeneaianifd^er Sd^riftftellcr
fc^Ied^t üBerein. @r fagt: „Durant, que cecy (la ligue) se dö-
menoit, j'avois sans cesse le Roy adverty du tout" (488); er be=
]§au|)tet, fd§on einen 3:ag früher, al§ man i^m ben ^Ibfc^lufe ber ßiga
gemelbet, ben Äönig baüon unterrid^tet lu ^aBen. @ana anberc
S)inge ^at SBemBuS p. 36: „Pbilippus, Caroli Regis legatus, quum
in curiam quotidie ventitaret, nihil eins (foederis) cognoscere po-
tuit; itaque cum postridie eins diei, quo die scripta lex est, cogno-
visset, mens pene hominem reliquit — — ; atque ubi curiam
egressus, remensis quas ascenderat scalis in aream descendit, ad
scribam senatus, qui eum comitabatur, conversus „rogo te", incre-
puit, ,,sodes, mihi eum sermonem recenseas, quem princeps mecum
habuit, nihil enim eins iam memini."
§ierau§ ergieBt ftd§ , ba§ bie S)arftellung be§ 6ommine§ toeber
im Ö^anaen nod^ im @inaelnen üBer gemiffe 3^^^!^^ ertiaBen ift.
^ann bie§ aBer tno^l l§ei§en, fie fei lügnerifd^ unb mit 5lBfic^t
öerfälfd^t? f^ern fei, ba§ mir t)on einem 5!Jlenfc^en, beffen frieblid^e,
ber Sugenb unb @üte auö^tt^öubte, öerftänbige ©eele mal^rer S5er=
e^mng tnert^ ift, fo freüell^aft urt^eiten feilten. 5lBer ein Memoire
ift feine ^efd^id^te. @§ ift bie Slnfid^t eineg @eBäube§ bon einem
gemiff en <Stanb|)un!te au§ ; au ©runbrife unb 5Xufri§ unb einem Um=
getien feinet ^egenftanbe§ öon allen ©eiten ift e§ nid^t öerpflid^tet.
@§ fann fid^ ben (5tanb:pun!t üBerbieS nid^t mahlen, fonbem berfelBe
ift il^m t)om SeBen unb SSegegnife gegeBen. ^un mar Gommineä
ßubmig bem XI. au großer S)an!Bar!eit ter^jflid^tet ; ^arl bem ^ül^nen
war er, unb öieHeid^t öon 5^atur, aBgeneigt; er mipiEigte bie Unter«
ne^mung Äarl^ VIII. miber 5leapel t)on .^eraen unb aug ai^nilic^
fd^einBaren ©rünben. ^ie§ aEel mar er um fo weniger in t)cr-
138* gfünftcr Slbjd^nitt.
fd^toetgen ober ju öerl^eT^tett öer^flid^tet , ba bie urf^rünglic^ ))erfön=
lid^e SSejiel^ung eine§ ©injelnen auf einen ^njelnen fo fel^r burd§
fein öan^eS S5u(^ %tf)i, ba^ er ben (Sräbifc^of bon SBienne nit^t feiten
anrebet, 3. 33. VII, 377 : „Sur l'heure arrivastes vous, Monseigneur
de Vienne, qui pour lors estiez son Mädecin." ^a , man tann
fagen, ba§ ber ^ertT§ eineö 5Jlemoire§ gerabe in ber bur($ geführten
5lnfi(^t Befielet. 2ßie foEte Steigung unb 5lBneigung nidjt, tüenn and)
leife unb unbermerlt, in bie S)arfteEung üBergeBen? @in ^itrt^^unt
ift no($ !eine 3]erfälf(^ung. 5^ur bieg mu§ man fagen, ha% ber @e=
f(^i(f)tf(^reiber nic^t bie 5lnfi(^t eine^ 9)lemoire, eine§ ^rit)atmanne§,
ber üBerbieS Bet^eiligt ift, gerabep ^u ^runbe legen foE. ;^n §infi($t
auf ßubtoig XI. unb ^arl ben ^u^nen ift bie§ öieEeid^t felBft So:^ann
5MEer Begegnet (©d^toei^ergefd^. IV). ^n SSejug auf ^axi^ YIII.
Untern el^mung ift e§ Beinahe burc§gängig gefd^e^en.
S5erglei($en toir nun ha§> SBer! be§ 6ommine§ nod^ einmal mit
ben üBrigen 2öer!en, bereu ]§ier gebadet toorben, fo BleiBt jenem fein
SSorjug in treffenber unb au^geBreiteter S5eoBad§tung, in 5)littT^eilung
toiffenStoürbiger 5^a(^rid§ten ungefi^mälert ; an Originalität ift er i^nen
gleid^; aud§ er Bejiel^t aEe§, rt)a§ gefd^ie^t, unmittelBar auf ^ott;
aBer gan^ unBefangen ift er !eine§tDeg§ , unb bie 9litterlid§!eit , Ut
tJöEige ©rgeBung gegen ben !öniglid§en ^^lamen t^eilt er nidfit. @in
etmaS gefäl^rlid^er ^riegöpg Befonberg Ujar nid^t feine (Sad^e; fein
alter Äönig, ber öon feinem ©d£)lo§ $leffi§ fein 9^eid^ regierte unb
bie Sßelt BeU^egte, gefiel il^m Beffer ; bie bene^ianifd^en 5^oBili, mäd§tig
im i^xk'ttn, !lug im 9lat^, reid§ unb gefegt, Ujaren feine ßeute. S)ie
Söirfung, bie bag S5ud§ ^atte, ift feiner 91eul§eit, greifinnigleit unb
Befonber§ ber guten, ^jatriotifd^en, bernünftigen ^efinnung äu^ufd^reiBen,
tüeld^e ber 5lutor ^eigt. Unter anberen Be^eid^nen i^n folgenbe ^eufee^
rungen: „^n aEen fingen gelte $BiEig!eit unb ^ed§t. ^ott l^aBe
p feiner ^tii aEe ^raufamfeiten , ol^ne ju tüarten, Beftraft. — S)a§
fei ba§ Unerträglid^fte, toenn ein frember gürft in einem ßanbe §err
toerbe; toarum l^aBe ^ott tuoT^l jugelaffen, ba^ bie Oefterreid^er in ben
5^ieberlanben §erren getoorben unb e§ mit nid§t§ al§ mit ^rieg
erfüEt? barum fei ha^ falifd^e @efe^ ö ortreff lid). — SöoEe @ott ein
S5ol! emiebrigen, fo fenbe er t^örid^te QänpUx , erT^ö^en, bann laffe
er finge Seute auffommen." S3efonber§ fü^rt er bie unglücElicI^e
Sage groger Surften au§, „fonft müßten ja aud^ bie Firmen traurig
fein, wenn jene nur Söergnügen, fie nur SlrBeit l^ätten. 5lBer
bie (Ba^e fei gana anberg. UeBer \>a^ Unglütf, in ttjeld^em er nur
bie Surften feiner 3^it feit 30 ;3^a'§ren gefe'^en l^aBe, lönne er ein
öiogeg f&nä) machen. (5§ Mrbe für fie Beffet fein, toeniöer au
forgen, fid§ toeniger ju BemüT^en unb toentger au untcme^nten."
S3on ber ^emüll^gatt Äart§ V. ift eg ein fc^öneS äeid^en, bafe er
bor aEen anberen hk^ S5u(^ liebte unb lag.
2. SSella^.
5Ü^it 9le(^t fagt ber ©d^tüiegerfoT^n gJlartinS bu ^tUat), ber bie
«memoiren beffelBen herausgegeben, man fönne fie mit benen be§ ßommineg
dergleichen, ^ur finb fie als au§ ber f^eber eines ober atoeier ÄriegS=
leute biet Megerifd^er. S)ie beiben trüber Söil^etm unb Martin bu
SSeltta^ na^^men in i^rer Sfugenb, unb e]^e fie fid§ au ^ferbe festen, an
bem IXnterrid^te iT§re§ geiftlid^en S5ruber§ ^ol^ann X^eil. me brei
gelangten au l^ol^en Söürben, unb SBil^elm öerfa^te eine ^efd^id^te,
teie ajlartin fagt, einen !laren 6^)iegel feiner 3eit. Sfrgenb ein
UnfaE aber 'oevnif^iek ben größten 2:^eir bon biefem äöerfe; nur
brei SSüd^er rettete 5[Jlartin. S)iefe unb bie fieben, meldte er felbft
]§inaufügte, finb e§, ma§ mir unter ben Memoiren S5eEat)'§ berftel^en.
Einfangs finb fie nid^t au§fül)rlid§ , nod§ bele^^renb genug, äöenn er
bie S}eneaianer hmä) Submig XII. bom feften ßanbe bertreiben,
^imini, ßerbiu unb f^aenaa felbft burd§ benfelben in bie §anb beS
^pa^fteS autütf fommen , menn er hu ©d^meiaer im 3uni 1513 burd^
benfelben 5pa^jft, ber f(^on im Februar geftorben mar, aum Wege
anreiaen lä^t, erfennt unb überfielet S^ebermann biefen 3^rrtl§um leidet.
^Jlel^r ©d^mierigfeiten mad^en anbere eingaben. 5£)en Slbaug bon
^obara im ^a^^re 1513 a. 35. leitet er bal^er, meil eine neue ©d^aar
©d^meiaer burd^ ba§ %^al bon 5lofta gefommen fei unb man biefe
l§abe fd^lagen motten (pour aller combattre le dit secours), unb
@lu^, mcldf)er S5ern über ben ©im^jlon aiß^en lä§t, fd^eint l^iermit
übereinauftimmen. ;3^nbe§ muß aud§ biefer geftel^en, er finbe in ben
Urfunben nur, ba§ S5em burd§ SöaEiS gegangen; unb menigftenS
©tettler bel^auptet gerabeau, ber ganae große 3uaug ^abe feinen Sßeg
über ben ©ottl^arb genommen. S)a nun l^iemit aEe übrigen SSerid^te
übereinftimmen , fo muß man mol^l annel^men, baß bie ferner fo
gut 1513 mie 1510 burd§ äöaEiS nad§ bem ©ottl^arb gegangen
unb ben langen ©ee l^erabgeitommen finb. S3eEa^ mirb aud^ l^ier
im Strtl^um fein. — 5Jlit bem Slnfange be§ WegeS atoifd^en Äarl
unb fjtana aber tritt bie ganae fd^öne 5luS}ü]§rlid§!eit unb 2Ba]§rl§eit
biefer Memoiren l^erbor. ©ie fnü^fen fid§ nid^t aEein an ben Äönig,
fonbern an bie Flamen gleic^fam be§ gefammten ?lbelS. Sfeber, ber
eine 9teiterfd§aar ober einen Zxnpp ^nec^te inS f^^b fül^rt, mirb mit
140* pnfter ^Ibfd^nitt.
bem S3eifa| : Monsieur, Monseigneur, Mon dit seigneur, Tiamentli(^
aulgeaeid^net. @in5elne 3l!tenftü(ie , 3. f8. bie §erau§|orberung be§
^önigg l^ranj an ben ^aifer ^axl, bie Kapitulation be§ ^arquiS
t)on ©aluä^o mit bem ^riu^en bon Cranien, tuetben au§tü^rlid^
mitget^eilt. ^ie größte 5lufmerffam!eit ift ben Kriegen in ben ^fliebet»
lanben äugertjenbet; unb toenn man in ben italienifc^en ^utoeilen
einen @influ§ be§ ^aptüa , ptoeiten eine Unrid^tigfeit T6emer!t, fo
l^errfd^t bagegen in biefen eine t)oE!ommene ^enntni§ unb eine fd^öne?
5lnf^auli(^!eit. %ud) biefe Memoiren ^aben befonberen SSe^ug dfll
©in^etne; 5!Jlartin S3eEat) fd^tieb befonber§ für feine 5^atf)!ommTO
unb rebet biefelBen pufig „vous pouvez estimer" ober „pour vous
faire entendre" an. @ö ift bemerfenötoert^, ba§ fie gern ein eigene^
Urtl^eil bermeiben. 2öenn p. 10,9 angebeutet tüirb, Sautrec ptte
mo^^l, ftatt 3U aögem, 3Jlailanb einneT^men !önnen , fo toirb bod^ fo=
g(eid§ !)inaugefügt, er toerbe, toai er getl^an, au§ gutem ^runbe, toenn
nic^t gar auf 35efef)l feine§ gü^f^en, getpn pben.
VI.
2)te §tftoxt!er.
3öünfd§t nun ein f^ran^ofe bie ^^ad^rid^ten biefer unb äl^nlid^er
SSüd^er bon einem jiemlid^ ©leid^^eitigen in eine UeBerfidit gefaxt p
fe^en, fo !ann il^m l^ierju ba§ äöer! eine§ geiftreid^en ßanb^manneg,
?lrnoIb Seferron, bienen; trünfd^t er fi(^ 3U mehrerer ©infic^t über bie
tüefentlic^en S5erpltniffe ber bamaligen 3}lonard)ie p unterrid^ten, fo
fann er ben golianten ©tienne ^a§quier§, ber i§n äutüeilen erää^tenb, aber
meift betrad^tenb, in bie ^itte ber frü]§eren S)inge fü^rt, 3U §ülfe nel^men.
1. f^erronug.
^ie gortfe^ung be§ ^aulu§ ?lemiliu§ burd^ 5lrnolb gerronuS
au§ SSorbeauj, ttJeld^e ben Einfang ber neueren @efd§id§ten begreift,
ift aud^ bamm merltoürbig, toeil fie im i^a^re 1549, ^tvöl] ^a^xe bor
@uicciarbini'§ unb gleid^^eitig mit ^iobio'g ßJefdfiid^ten ei*fd§ienen, alfo
bon biefen beiben, tüeld§e bie übrigen bel^errfd^t pben, frei geblieben
ift unb mir, tr)a§ bor i^nen barüber gef^rieben tnorben, äufammen^»
gefaxt ]^at. greilid^ jene ^üHe originaler 5^ad§rid§ten, bie tüir in ben
gjlemoiren ftnben, toürben mir ^ier bergeblid^ fud§en, 5ludf) neigt fid§
ber 5lutor, meld^er 3. f&. p. 37 bon ben Surnieren fagt: „nescio
vanius an profusius parari soleant", me^r 3U einer antuen al§ mobernen
S3etra(^tung§meife. ^a§ Unterfd^eibenbe feine§ Sßud§e§ fd^eint er be*
I
O^tonjöfi^c ®e|d^id^tjd^tetbcr. *141
jonberg in 4 S)inöe gefegt 3U !)aT6en: 1) in bic 9fteben; benn er enbet
nidöt leicht ein S3ud§, o^ne eine einsuftet^ten ; 2) in bie (Erinnerung
an SSeif^iele an§ bent ^lUxif)um , Befonberg bie erörteiiing antifer
Ortsnamen; too er auf 6olumbu§ !ommt, erjä^^U er ftatt ber @e=
f(^iii)te beffelBen ba§, tr)a§ öon SfamboluS, ©uboruS unb einem ^xtu
gelaffenen be§ 5lnniu§ in bent ^lUertl^unt biefer gntbetfung äi)nlirf)eö
geglaubt n)orben fei; 3) in bie Entfernung üeiner Umftänbe: „ne
in historia", fagt er, „puerile quiddam consectemnr", p. 26; 4) in
bie Äriti! ber öon beiben «Seiten bor'^anbenen ^ac^rid^ten. |)ier
aber, \>a biefe einanber ^äufig n)iberf|}ra(^en unb gana aut^entifc^e
nit^t lei(i)t 3U tiaben toaren, Befanb er fi(^ in einiger Söertegenl^eit.
©r tialf fid^, inbem er in ber Flegel beiberlei ^^ä^^lungen, aucrft
bie franaöfifd^en , §erna$ bie italienifd^en, aufna'^m; unb e§ ift l^ier
nur 3U bebauern, ba^ er feine @en)äl§r§männer nid^t immer namentlich
auffütirt. Db er nun voof)l gutoeilen anmerft, bie auötoörtigen «Schrift»
fteller feien ben franjöfifd^en an 2;reue unb f^leife boraujic^en, 3. 35.
8, 245, fo fd^eint er fid§ bod^ ^äufig feinen ßanbSleuten aH^ufe^r
Eingegeben 3U l^aBen. Söenn er fagt, ^T§ili:p^) I. l^abe im S^a^rc 1503
öon S5(oi§ au§ feinen Später erinnert, ^olt nat^ 5^ea^el ^u fenben,
unb bie§ l^aBe Bei ßerignola entfd^ieben, fo ift bieg nid^t allein in
35e3ug auf S3(oi§ gan^ unu^a^r — benn bal^in !am $l^ili|)p gar nid^t
-— , fonbern aud§ über^au^jt unmöglid^ , inbem ^^^^ili))^ erft am
22. Wäx^ bei ßubtoig in ßt)on eintraf, jenes f^ufebolf aber, nad^bem
e§ lange bon ©türmen aufgehalten toorben, fd^on am 10. Hpril in
^anfrebonia toar. ©tar! fran^öfifd^ ift e§, h)enn er bon ben in
ber ©d^lad^t Bei Serignola aufbrennenben ^ulberwagen fagt, „ea
tormenta metu Italorum , qui ea Ventura in Gallorum potestatem
verebantur, aut casu incensa sunt", p. 67, ober njenn er bei bem
Sflüdfauge bon ^am^jelona ben 5lntl§eil, ben $alice baran liatte, auf
bie S)eutfd§en n)irft, p. 104. S)er 3ug S5ourbon§ unb atte italienifd^en
SBer^ältniffe ^ur Seit beffelben finb falfd^ bargeftettt, unb ben ^rin^en
bon Oranien lö^t er Wenige 5tagenad^ ber@efangenne^mung be§ ^apfteS
6lemen§ mit feinem §eere nad^ Stapel ge^en, obgleid^ bie ^aifcr»
tilgen bodö biele 5!Jlonate bafelbft blieben. Öanj unerf(ärlid§ ift eS,
tt)enn er nad^ einanber bie ?ln!unft ber f^ran^ofen bor Sroja, bic
©d^lad^t, ben ^Ibaug OranienS , bie Eroberung ^roja'g, bic 4 Jage
bor 9Jtelft unb tük fid§ bie ^aiferlid^en bor Neapel gefammelt, U'
fd^reibt, barauf aber bod^ p. 211 mit ben Borten : „apud Troiam —
tardius initum sit" , no^ einmal babon anfängt, waä anjifd^cn
beiben beeren bor Sroja borgefaEen. S3ieEeid)t finb il^m l)icr un-
142* pnftct Slbfd^itttt.
georbnete ©ycetpte inS S3u$ ge!ommen. UeBrigenS l^at er bennoj
mand§e§ ©igentpmlid^e. Sßenn er p. 214 Sßill^elm SeHat) anfüT^rtr
tüeld^er fage , ba§ Unglürf bon ^ea:pel fei ex castrorum sordibus
parumque purgato ambitu castrorum ge!ommen, fo inu§ er bte
6(^rift beffelben im ^Olanufcri^jt in .gänben gel^aBt l^aBen ; tt)enigften%
unsere Memoiren tann er nid^t meinen, \ütl^t jene§ Xlnglüd boi
bem 5Jlange( an ^ülfeleiftnng herleiten. S5efonber§ genau finb bi^
^aii)xxä)kn über «masimiliang 3ug bon 1516, über ^art§ Y. ^ri(
bor 25alencienne§ unb über bie ^äm^fe an.ben $t)renäen. 3öie
fd^eint, ^at er juerft bie getoo^nten SBerglei (jungen 3tt)if(^en ^art
unb f^ranj, jener jei Üftiger, berfc^toiegener, borfic^tiger, fparfam ol§ne_
@ei3, biefer offener, T^od^^er^iger , berfd^toenberifd^er gehjefen, auf
gebrad^t. fSox aEem aber ift er baburd§ ansge^eid^net, ba§ er auf bij
^efd^id^te be§ 9led^te§ unb ber Parlamente, auf ßubtoigg XII. (5ii
rid^tungen unb auf bie ^fleuerungen ^rang^ I. eine forttoöl^renbe Sflütffic
nimmt unb felbft mer!n)ürbige 3led)t§fäEe anaufü^ren nid^t beiid)mäT§t ^^
2. Les recherches de la France d^Estienne Pasquier.
Ueberfiel^t man bie Sudler unb (Kapitel biefe§ Söer!e§, fo n)irl
man an bie ^i§ceEaneen, Sectionen, Duäftionen ber $T§itotogei
erinnert; fo mannigfaltig lauten bie Ueberfdfix-iften , in fo loderet
gufammen'^ange fteEen fid§ bie Unterfud^ungen bar. ^a§quier fac
bon einem 2^l|eile feine§ 3öer!e§ : „ce sont ici des melanges" ; bie
ift bon bem ganzen 3öer!e eben fo tüa^i.
$a§quier erfd^eint aU ein nac^benfenber ^ann, ber fid§ übt
bie Söerl^ältniff e , in benen er lebt, ju unterrid^ten fud§t. (Sini(
gleid^jeitige §iftori!er unb S)en!male bor Singen, betradf)tet er Bal^
ben Urf^rung ber fran^öfifd^en S5ölfer, balb einzelne Snftitutionet
balb ben @ang ber ©|3rad^e ober ber ^^oefie unb ettoa einige ölte
©efd^id^ten. 5Dann fagt er einmal, er njolCe ben Slbbocaten mad^ei
ein anbermal, ben Slbbocaten unb .l^iftorifer tout ensemble, b«
homme de palais, ben Chevalier. 5^un ift in biefen ßa^iteln nid||
5lEe§ bon gleichem SCßert^. Söag jroei ganje SBüc^er über $oefie unj
©prad^e beibringen, ift bornei^mlid^ eine SSergleid^ung 3tt)ifd§en ßateijj
unb gran^öfifc^, gteifd^en S5irgil unb ülonfarb unb !ann unfere fBi
bürfniffe nid^t befriebigen. S)ie Unterfud^ungen über ben Urfprunj
ber ^flation finb bjeber tief no(^ einleud§tenb. @rft n)enn er auf bi
alten S^nftitutionen ber g^anäofen !ommt, ift er toal^rl^aft an feinet
1) 46, 50, 56. Lib. V, 5lnfang. V, 118.
^4^ra|. S5efonbex§ üBer brei 2)tnge, ba§ ^atlament ju ^arig, bie
Unitjerfttät äu ^ari§ unb ba§ S5er]§ältni§ ber ^rone aur ©ciftli^feit,
ift ex au§fü^rli($ , grÜTibli^ unb ]e^x bele^^renb. 3um Parlamente
geptte er felbft; unb ob er too^t nid^t im minbeften überat ift —
feine 2)arfteEung ber ©tänbeöerfammlung Betoeift eS — , fo öeT=
t^eibiöt er hoä) bie 'iRt^k beffelben gegen bie ^rone mit großer S3or=
liebe, ©r fagt einmal (II, 40): „mM unb Älug^eit ^at unfexc
Könige äu biefer ©röße gebracht; @ott erl^alte fie babei, bod^ ol^ne
bafe fie i:^re Untert^anen unterbrürfen (sans foule et oppression de
leurs sujets)". S)a§ ift feine äöeife. ^n bem ^arifer Parlament
(benn bie anberen artete er gegen bie§ nid^t fel^r §oci^) unb in ber
Chambre des comptes, bie ba^u gehört, fie^t er bie ©c^u^toel^r ber
alten nationalen ^rei^eiten unb Sfted^te. ^üx bie Uniöerfität ]§at er
einmal ))Iaibo^irt, unb ©abignt)'§ Seugniß^), ber bie ©efd^id^te,
meldte er öon berfelben unb t)on ben anberen franjöfifd^en 9le^t8=
flauten giebt, felbft für feine Unterfud^ungen toid^tig fanb, toirb l^icr
;Sebermann genügen. @egen bie @eiftlid§!eit erfc^eint er me^r als
:^urift unb ettoa§ l^ärter; bod^ berliert er toeber feinen ©tanbpunJt
— benn er fid^t für bie tlnab§ängig!eit ^ran!reic^§ — nod^ feine
grünblid^e S5erebtfam!eit. lieber, biefe S)inge foEte fic§ ^iemanb
äußern, Oi^ne i^n gelefen 5u ^aben.
Uebrigeng übertrifft biefe§ äßer! in 5lnmut^ unb ©ra^ie be8
Bixk^ o^ne 3tf eifel bie meiften anberen, bie ^u einem gelehrten 3ttJecfc
»erfaßt toorben. ^iefe ^efc§eibenl)eit : „id^ toiE bieg fo njenig übel
fagen, aU möglid§", — „man muß fid§ einmal erholen, unb baju ift
biefe§ ß^a^jitel" , — baß er fi(^ meift an \)a^ ßeben plt unb t)or aEju
abftrufen Unterfud^ungen ^ütet, — bie§ fd^öne „Söir" einer großen !)^a=
tion, „unfer f^i^anfreid^", „unfere franaöfifd^e $oefie", „unfer ^önig",
tior aEem aber bie fyüEe feiner ©eele, feine 33aterlanb§liebe, @ele5rig=
feit unb gefe^lid^e 5lu§bilbung erfüEen ben Sefer burd^auS mit ^rifd^e,
Sßo^lgefaEen unb ^e:§agen. ^n biefer §inftdf)t läßt fid§ bie§ SBerf
t)ieEeid§t mit feinem öergleid^en, al§ mit bem ^JJlontaigne. S3eibe finb
in ber güEe i:^rer ^enntniß, in i^rer 2ieU jum 5lttert§um (bie fid^
aud§ in ben fteten Negationen au§ lateinifd^en S)id§tern au^fpridit),
in bem forttoäl^renben SBesuge ber äßiffenfd^aft auf ba§ Seben einanber
gleid§; nur baß Montaigne fid^ auf ben ©injelnen, auf Privatleben,
^Jloral, ^agquier aber auf ha^ ^gemeine, auf Sftei^ unb öffentliche
Snftitutionen bejie^t.
1) ©ejc^it^te be§ 9löm. Oied^ttg III, 47.
SBon bent, toaS noc^ }u t^un fei.
©0 üiele ©d^riftfteHer üBer ben Einfang ber neueren @ef(^td§te
aud^ ^ter genannt, ]o öiele Semü^ungen bemfelBen getoibmet finb,
fo ^aBen fie bod^ noc^ immer 9laum für ein !ünftige§ S5erbienft ge=
^ laffen. Söieber^olen toir erften§, n)a§ bon ben allgemeineren @ef(^i(^t=
fc^reiBern biefer ^eriobe ju jagen mar, fo mirb i^ebermann Befennen,
ba§ il§re ^itt^eitungen meber äurcid^enb nod§ antl^entifd^ finb, ba§
^ mir im 5£)nn!eln ta^^en, folange mir il^nen gerabe^u folgen. 3öa5r=
l§aft original fanben mir nur ben 2^ot)iu§ , bod^ aud^ i^n t)oE ßüdfen,
mel^r Berebt atS.tief, nid^t üBeraE unBefangen. SBir mürben bon
ben allgemeineren auf bie (Sefd§id§tfd^reiBer öon einzelnen (Staaten unb
feigniffen getrieBen.
3nbem mir nun ^wm jmeiten mieber^oten, ma§ biefe geIeift|H|
lä^t fid§ am leid^teften faffen, ma§ nod^ ju f^un fei. ^"l
UeBer Italien ift ba§ ^O^leifte aUerbingg Bereits gefd^e'^en; bod^
nid^t 2öenige§ ift nod^ immer äurüdt. S)ie fXorentinifd^en @efd§id§t=
fd^reiBer juerft l^aBen mol§l bie inneren SBerl^ältniffe iT^reS SSaterlanbel
in biefer Qdi, fo ju fagen, öoEfommen aufgeüärt, bod§ nid^t bie
äußeren, äöiebiel l^ier ju leiften üBrig fei, Bezeugen bie 5!Jlittl^ei(ungen
in gaBroni'S ßorenjo SJlebici unb in ^acd^iabeUS ßegationen.
gaBroni Be!ennt, e§ fei il^m nid^t möglid§ gemefen, aEe feine Urfunben
aufäune^men, beren eine faft unjäl^lBare 5Jlenge fei^); unb menn er
fid^ in feinem ßorenjo Befd§rän!t ^^t, fo T^at er e§ im ßeBen ßeo'S X.
nod^ mel§r getrau. 3n ^infid^t auf ben Qmd eine§ Siogra|}]^en
mu§ man bie§ BiEigen; aud^ in ben mitgetl^eilten S3riefen Soren^o'S
3. f&. !ann man feinen ftaren S5erftanb, feine ^eEe unb burd§fid^tige
©c^reiBart Bi§ ju einer gemiffen ©enüge mal^rne'^men. 2)od^ mem
an ber genaueren Äenntnig biefer 2)inge gelegen ift, ber mirb l^iermit
1) Vita Laurentii. Tom. II, p. 399.
S3on bem, toa§ noji^ au t^un fei. +145
nic^t Beftiebigt. Macd^taöeEg ßegationen l^aBen tvxx freilid^ boü=
ftanbig; boc^ lüaren fie ttjeber bie einaigen in i^m 5lrt, nod§ immer
bie ttjid^tiöften. S)ie tüal^re SBele^rung, bie toir aug i^iien fd^öpien,
mad^t eine ßinftc^t in bie ©efanbtyd^aft^Berid^te aud^ anbetet f^toren-
tinet, bie o:§ne Steifet eben ha üotl^anben finb, mo bie feinen ge»
funben tootben, aEetbingS iüünf(^en§n)ütbig.
Sn ben öene^ianifc^en 2)ingen lägt fic^ t)ietteid§t übet bie äugeten
^tieggbegeBen^^eiten toenig 5^ene§ auffinben; abet übet bie ))etfön=
lid§en SSe^iel^ungen il^tet §äut)tet untet einanbet unb au ftembcn
gütften, übet ba§ (Be:§eimete il^tet Untet^anblungen in bet ©ignorie
unb an ftemben §öfen finb tnit butc^auö fo gut tnie gat nid^t unter*
tid^tet. SJlan foEte Ijoffen, gierte 2)atu n)etbe bie§ au^ bet historia
de Venezia, 1457 — 1500, BefonbetS au§ ben varie scritture di
Venezia unb au§ anbeten aut^entifc^en Utfunben unb SSetid^ten, bie
et l^anbfd^tiftltd^ in Rauben ^atte, in bet histoire de Venise geleiftet
l^aben; bod^ fei es, ba§ xi)m biefe 8d^tiften nid^t^ gen>äl^tten, obet
au§ toeld^em ^tunbe fonft, genug, geleiftet ift e§ nid^t. 5}lan mufe
befennen, ben Utf^tung bet ©taat§inquifition unb einiges 5lnbete
]§at et auetft entbedCt obet mitgetl^eilt ; abet toenn et bei ungetoöl^n*
lid^en 2)atfteEungen mi(^tiget ^Begebenheiten nid^tS aU ben 2)ogtioni
unb S5etbtaotti, a^ei fpäte unb nid^t aEauttJo^^I betufene (Sd^tiftftcEet,
anfüT^tt, fo !ann fein 3^"9^i6 ^iä)t gt^I)^ gelten, aU beten S^uö^iS-
^iet ift füt genaue Äenntni| no(^ biet, menn nid^t au leiften, bod^
au tt)ünfd§en.
S5on ben mailänbifd^en Öefd§id^tfd^teibetn finb nut Sotio unb
@. 6a:|3eEa n)it!(i(^ autl^entifd^ ; a^ift^fn i^nen ift abet eine ßücEe
bon 20 ^al^ten. ^liefen ^ITcangel fönnten bie mailänbifd^en ßl^tonüen
bon ?ltluni, 5lnbtea bet $tato, ^-agnano unb anbeten etfe^en; bod^
fie befinben fid§ ungebtudtt öuf bet ambtofianifd^en SBibliof^ef. ^ud^
ou^et biefen finben fid^ a^ ^O^ailanb gto^e ©d^ä^e füt bie Öefd^id^te
biefet 3^^^- 9^o§mini ^at aEein 70 gefd^tiebene S^otumina aum
S3e:§ufe bet S3iogtap:^ie ^o:^. ;3acob 2;tit)ulaio'§ in Rauben gehabt, unb
n)a§ et batauS mitt^^eilt, ift aEe§ tteffüd^ unb bele^^tenb. SBefonbetS
roitb man auf bie ißtiefe ^ieton^mo ^lotone'S aufmetffam, bon benen
fid§ eine ganae Sammlung botfinbet, unb toeld^e au ben n)id^tigften
Utfunben geaä^lt toetben muffen, toofetn fie mitüid^ ed^t l^ei^en
bütfen. 3^d^ toiE inbe§ nid^t öetbetgen, bafe mit jene 33etidöte, bie
in ben SStiefen ^otone'S t)om 5lu§gange ßoboüico ©fotaa'S gegeben
toetben — fie finben fid^ Ui SHoSinini — , nid^t butd^auS autt)entifd^
jd^einen. ©§ ift mand^etlei, tt)ag fid^ gegen fie etinnetn lägt, dbtx
146* ©cä^lufe.
ba§ 2öid§ttgfte, ba^ fie Beim ^a1)xt 1500 ftet§ öon duodecim pa;
Helvetiorum reben, ba in biefem i^a^re boc^ nur je^n Orte tüare:
toetc^e erft im ^uliug unb ^uguft 1501 burd§ bie 5lufna§me öo'
©d^afl^aufen unb SSafel auf atüölf öermeT^rt mürben. SHeEeid^t fin^
fie ^mar Don ^Jlotone, aber f^jäter gefd^rieben ; auä) bann merben fii
midötig genug fein.
OB fic^ nun au(^ in ^mpcl, au^er ettoa ben t)on 50flurato
t)erf(^mä!)ten ©(firiften ßaracciolo^g , mid^tige 2)en!male für bie
f(^icf)te biefer Qtii finben merben, !ann id§ 'nid^t fagen; ganj un=
ma]£)rfd§einlid^ ift e§ nic^t, ba ba§ Söid^tigfte, bie fö:§roni! ^affero'
erft f^ät unb nid^t feit aEjuIange Befannt gemorben; aber gemi^ i
ba^ für bie @efd§id§te ber ^äpfte öietteid^t bie §au^tben!male no
nid^t Benu^t morben finb. S^erft finb e§ jene ad§t ^änbe ^an
fd^riftlid§er 9la(^rid§ten ber ßeremonienmeifter ju 5Jlünd§en, bi
menn ben SSerid^terftattern gu trauen ift, faft o^ne ßütfe ton 148'
Big 1538 reichen unb nid^t attein ben S3urcarbu§ ergänjen, fonbe
für biefen mid^tigen S^^traum jugleid^ gan^ unBe!annte unb burd^=
au§ autl§entifd§e ^^la^rid^ten enthalten muffen^). 5lBer üBerbieg
muffen |3ä)3ftlic^e @efanbtfd§aft§Berid^te unb in i^nen bie atterBeften
5(uf!(ärungen über bie gefammte euro|)äifc§e ^oliti! borl^anben fein.
@in SSeifpiel geben bie Sßriefe ßanoffa'ö in ben Lettere dl principi.
6tma§ unzugänglich mirjj man biefe SSerid^te freiließ finbe
8oEte aber mo^l ^emanb itire unb ä§nlid§er öffentlid^e S3e!ann
mad^ung mirtlidf) 3u fürdt)ten ^aBen? 5!Jlan !önnte e§ glauBen, mä:
nid^t ba§ Sd^limmfte längft bermut^et, gefagt, ja a{§ Söa^r:^
nad^gefagt morben. Genauere ^enntni^ fteEt "Dk 5[Jlenfd§en imm
menfd^lic^er bar; fie jetgt erft, in miefern ein geT^ler möglid§ u
mitl^in beraei^Ud^ fei.
2)ie§ für§ erfte märe für bie ^enntiii^ ber aEgemeinen f8txf)at
niffe unb S5egeBen^eiten in ;3ftalien 3U tT§un notl^toenbig. ^n <Bp
nien fe^lt freilid^ ber ganze ^leig eine§ Quxita für .^arl V. S);
5Jlaterialien muffen für bie Qni, meldte ^arl in ©tJcinien tüar, h
felBft borl^anben fein; aber ©anbobat menigftenS ^at fie enttoeb
nid^t gehabt, ober bo(^ nid^t, toie gurita, Benu|t.
^ud^ gi^anfreid^ l^at — um bieg fogleid§ äu ermähnen
ben !öniglidf)en 5lrd^iben unb S5iBliotl§e!en Bebeutenbe @dt)ä|e. %
ben Mss. bon SSet^une ^at Garnier einige fd^öne 5luf!(ärungen
ben 2;ag gebracht. S)em 9to§mini finb über bie Seit, ba hk Sranjof
1) ^liumann in Paulus Sophronizon 1824. exfte§ ^eft, 1.
I
aSon bem, tooS nod^ ju t^un fei. *147
^ailanb befa^en, jtoölf SSolumina üBetfetibet toorbcn, unb e§ muffen
m in biefen unb äl^nlid^en toeit bebeutenbere 2)inQe finben, als
feine TOttl^eilnnöen gerabe anaeigen. 2)aru §at eine histoire de
Charles VIII., eine histoire de la conquete du duchö de Milan,
nod§ eine conquete de Milan, i^nftructionen unb 6a))ituIationen, aHeS
:^anbfd§rifttid^, au§ benfelben ©c^ä^en in §änben gel^abt; toie e§ in»
befe fd^eint, tnar me:§r fein 3tt)e(f, barauf aufmertfam au ma^en, als
e§ hnxä) unb burd§ au .Benu^en.
S)a§ 2öid§tigfte aber ift o:§ne Stoeifel in S)eutf(^ranb felbft au
t:§un. @g ftnb über biefe Seit bieten, 33riefe, Seben§befd§reibungen,
ßl^ronüen öon ber größten 2öic§ttg!eit borl^anben, für bie e§ aber
ift, aU tnäre bie 35ud§brucfer!unft nod^ gar nic^t erfunben. ©rftenS
finb noc^ nid^t einmal bie 3lcten ber Üleid§§tage tJoEftänbig gcfammelt.
(Einige finben fi(f) aEerbing§ "bü Datt^ de pace publica. 2)att aber
ift gana unaureii^enb ; ^üEer gel^t blofe big 1508 unb l^at nid^t
einmal feine fäd^fifd^en Slrd^iüe erfd^ö^ft. S3on jener ©dfirift, bie
^IRa^nmilian auf bem 9leid§§tage au ßoftni^ über feine bi§§erige 9fteid)g=
t)ern)altung bertl^eilen lie§, ift in xtjm feine ©bur, unb bod) ift fie
nad^^er au§ einem fäd^fifd^en 5!}lanufcribte befannt getoorben. S)a
\iä) nun aber in biefen Qeiitn bie üteid^göerfaffung unter bem Ieb=
^afteften ^ür unb Sötber au jener ßonfiftena au^bilbete, Vermöge
bereu fie bie (Stürme ber Sfteformation au^au^alten fällig Ujurbe, — ba
l^ierbei ni(^t aEeinbie autoeilen au^geaei^nete ^erfönli(i)!eit berf^ürften,
fonbex-n aud^ bie ntd^t minber au§geaeid§nete i^rer S^tät^e , jener
Serentain , (^ur! , Öoffenbrob , ßid^tenftein , bie bem Äaifer bienten,
Stüralerg, ben berfelbe anfangt fürd^tete unb aule^t gemann, a3aum=
gartner§ , meld^er S3aiernlanb§^ut , 5^eun^aufer§ , meld^cr a5aiern=
münd^en leitete, ber ^olainger unb Sam^arter in Söürtemberg unb
fo öieler anberer au§geaeid§neter ßeute ttjätig l^eröortritt unb fid^
ber Sb'etrad£)tung aufbrängt, — ba bie :^ntereffen ber terfd^iebenen ßanb=
fd§aften unb ©täbte in ba§ (5:piel fommen, fo ift nid)t attein l^öd^ft
tt)id§tig, au miffen, fonbern e§ müfete für S3erftänbige aud§ anaiel^enb
au lefen fein, tük bie ßnttoirfelung gefd^eT^en, befonberS n)ie fid^, tom
'3a:§re 1505 bi§ 1521, toa^ fo gut al§ unbefannt ift, bie aerftreuten
Elemente au ber (Sin:§eit einer S5erfaffung geftaltet. äöünfd^engttjert]^
märe e§, bie bieten bon furfürftlid^er, fürftlic^er, ftäbtifc^er 8eite unb
mo möglid^ aud^ bon ber faiferlid^en beifammen au l^aben unb öer=
gleid^en au lönnen; bie Nationen ber ©cfanbten nad^ .g)aufe müfete
man bamit öerbinben.
^)i, mie iä) benfe, ber genaue ^ufammenl^ang ber allgemeinen
to. 3f{anfe'§ 2Ber!e XXXIII. XXXI V. 9tom. u. ßcmt. miUx. 8. «ufl. *10
148* ^^M-
itnb ber beutf(^en ^egeBen^eiten ertoiefen, jo erlennt man, ba§ bte
tüte bie inneren S^et'^ältniffe tJoEftänbig, fo felBft bie äußeren, toentgftenS
5um 2;5eil , erflären raupte. S5on biefen aber mu§ fi(^ in ben
©d^reiBen, tceli^e Maximilian forttnä'^renb an bie Surften unb ©täbte
be§ 9tei(^e§ erlaffen l§at, \a^i eine boEftänbige @ef(^i(f)te finben. Sludf)
bon biefen ©(iireiBen finb einige Bei S)att, Bei 5!JlüEer, in @olbaft§
üteid^g^anblung , in bem SCrc^iö öon .&ormat)r gebrückt, aBer, gegen
bie Menge, tüdä)t nod§ üor^anben ift, gel)altet}, nur eine üeine Qaf)i.
^n ber ß^roni! öon 9(legen§Burg gefi^ie^t ntc^t tüeniger, bie in bem
bafigen 5lrd§it) liegen, anberer anber§tr)o ©rtüäi^nung; nidit leidet
tüirb eine§ fein, ba§ nid^t irgenb einen unBe!annten Qvlq mitt^eitte.
Man toirb fic§ inbe§ ^ierBei nit^t mit einem eiuäigen öon jebem
2)atum Begnügen bürfen. ^n SSedmanng an^altifdier gl^roni! finben
fid§ gtüei ni(^t untüid^tige ©c^reiBen Mainmilian§, tiom ^a^re 1510,
üBer bie italienifi^en Dinge. S)iefeIBen ©c^reiBen finben fid§ nun
aud§ üBerbie§, ba§ eine in (S5oIbaft§ 9fleic§§l§anblung , Beibe in <g)or=
mat)r§ 3Ir(^it). ©ie l^aBen aBer l^ier eine Bebeutenbe S5erf(^iebenf)eit,
fie finb um bie §älfte länger. S)ar| man f(^Iie§en, ba§ biefe ©d^riften
an mand^e f^ürften au^fü^rlid^er at§ an anbere gerid^tet tüorben?
Man mü^te fid^ , um fidler ^u fein , tierfd^iebene @i*em|)Iare äu t)er=
fd^affen fud^en. ^d^ tciE ber anbern originalen ^a^iere üBer biefe Qeit
nid^t geben!en, bereu mand^e ftd§, tro^ aEer fd^toebifd^en SJertoüftung, an
jebem <&ofe, in jeb er ©tabt finben muffen; gefanbtfc§aftlid§e ©d^reiBen,
toie man au§ jenen fel)en !ann, toeld^e ^ormaljr in bem Slrd§iö üBer
^arl^ Y. Qdi nütgetlieilt ^at, finb am aEerU)id§tigften ; ^ier ift nid^t
eine 5^a(f)lefe, fonbern eine (Srnte üBrig , eine ©rnte tjon fi^önen
^enntniffen menfd^Iid^er .g)anblungen , tüa^ren SeBen§ unb t)aterlän=
bifd^er ^uftänbe.
UeBerbie§ ift gelt)i§ ba§ SeBen Majimilian§ bon S^öge^ ^it^t
ba§ ©innige, toeld^eg, mie i^ in ber Semer!ung üBei ben ß^renfpiegel
gezeigt, eine ©rtoecfung au§ bem öerBorgenen Manufcri:pt ertoartet.
ßeBen^Befc^reiBungen aBer, toie ba§ SeBen griebrid^^ be§ SBeifen Don
©^alatin, ba§ in ber 2:;i§at an ;^oinöitte erinnert (^riebrid^ an ßub=
n?ig b. ^., (Bpaiaiin an ^^oinbiEe) , toie bie vita Friderici Palatini
tjon Thomas Leodius, bie fid^ nid§t in ben (^ren^en t)on S)eutfd^=
lanb ^ält, fonbern üBer 51ieberlanbe, ©|)anien unb Italien aujie^enbe
^lotijen mitt^eilt, felBft toie ba§ jeneg guten, berBen ^^^ommerS, ©aftroto,
ba§ öor furjem Befannt getoorben — aEe au§ biefer 3^it — , füfiren
in bie Mitte ber ^egeBen^eiten ein. ;Sebermann toirb il^rer mel^rere
3U i^aBen toünfc^en.
aSon bcm, toaS nod^ au t^un fei. *149
^oä) me^r tDaf)x^ S3ele:§rung tJerf^jted^en inbeg einaetnc 6]^ro=
nifen , unter benfelBen öor aEen bte fd^toeiäerilc^en. 5lnf§e(m S3ale=
riu§ 9{t)b§ 6§rom! geT^ött öieEeic^t au ben Beften unferer älteren
ßtteratur; toarum liegt fie tierBorgen? ©in fd^öneg 5J)enfmal )jro=
teftantifi^en (Siierä unb ebangelifd^er Söeltanftc^t ift md) allen 3eu9»
ntffen bte (Sl^rom! S3uEinger§; bod§ ntd^t einmal bag i^ubiläum ber
Sfleformation ^at e§ aufertoecCen !önnen. ©blibac^, ©ci^n)ciäer, bie
f5ort(e|ung be§ 2:fc§ubi ftnb nic^t minber toürbig, allgemein gefannt
3U toerben. 3Bo biefelben einen ^toeifel übrig laffen, treten bie bieten
unb ^Ibfc^iebe ber S^age erläuternb T^inju. 2)ie ©c^mei^ greijt ju
biefer S^it in oEe öffentlid^en SJer^^ältniffe tl^ätig ein, unb eine grünb»
lid^e (Sinftd)t in biefelBen ift oline bie ^enntnife i^rer Sudler un=
möglii^.
äöegen beg 5lnf^elmu§ UjiE x^ nod^ auf ©tettler^ (^^xomt beg
lle(^tlanbe§ aufmer!fam machen. 2)ie Md^er bon f^udjS unb ©lufe
t^eilen, Xük au§ bieten unb anbern ß'^ronüen, fo aurf) au§ bem %n=
f^clmug Bebeutenbe unb fe^r bele^renbe ^rucEiftürfe mit. ^JJlir ift f^on
bei bem Kriege bon 1499 , hierauf femer bi§ jur ©i^lac^t bon ^o=
bara 1513 aufgefaEen, ba§ biefe 5lu§äüge häufig tnörtlic^ mit bem
©tettler übereinftimmen. @§ fd^eint, al§ toäre beffen S3ud^ in biefer
Seit UJefentlic^ nur eine mit §ülfe einiger f^äteren ©d^riftfteEer, be«
fonber§ be§ Seferron, unternommene Ueberarbeitung be§ ^nf^^elmuö.
C^ne Stneifel n)ürbe eine ßoEation biefer gebrudten unb nic^t un«
gangbaren ßl^roni! mit ber .^aubfä^rift bem ^efc^ic^tsfreunb ein
toert^e^ @ef(^en! fein.
3)ie übrigen ß^ronüen, gebrutfte unb ungebructte, bon jebem
ßanbe, bon jeber ©tabt, neuerer unb älterer 3fit, ftnb fo biete, bag
ic^ fie ntd^t berü'^ren tüiU. ©tnb fie bieEeid^t in frü'^eren Seiten
fabei:^a|t, fo toerben fie bod^ in bem 16. S^a^r^^unbert , au§ toeld^em
bie meiften flammen, glaubtoürbiger unb einige felbft anjiel^enb, ja
fd§ön. äöa§ ift bie aEgemeine @efd§ic§te 2)eutfd)lanb§ ol§ne eine ge=
naue SSerüdffic^tigung toenigften§ ber bebeutenberen? ^ber felbft il^re
ßtteratur ift unäugänglid^, §ier toäre ein 5Jlann erforberlid^ , ber,
mit leiblid^en ^enntniffen, fattfamen ßm^fe^lungen unb guter @c»
funbT^eit auSgeiltftet, S)eutfd^lanb nad^ aEen leiten burd^^öge unb bie
ülefte einer ^alb untergegangenen unb fo nal^e liegenben 2ßelt auf»
fud^te. 2Bir jagen unbe!annten ©räfern bi§ in bie Söüften ßibQenö
nadC); foEte ba§ Seben unferer ^Itborbem nid^t benfelben gifer in
unferem eigenen ßanbe mertb fein?
*10*
150* ^äiM-
Sufa^ bet neuen (2.) ^uSgaBe.
3öa§ He^e fi(j^ ntd^t aEe§ l^tex l^inanfügen : benn öon S)em, toa^
bantal§ geforbert toerben !onnte, ift ntd§t Sßemgeg feitbem geleiftet
tootben. 5lBer id§ laffe ben tjorltegenben SlBfd^mtt abfic^tlid^ ]o, tote
er urf^tünglid§ lautete. S)er 8tanb|)unft ber ©tubien, tote er in
jenem Momente lag, tritt barin unmittelbar l^erbor. OTe§ ba§, toa§
jeitbem an ba§ ßi(^t getreten, ober tt)a§ ftd§ fonft liieEeid^t eneid^en
lie^ , l^erbeijuäie^en , toürbe , toie oBen bemerft , ein neue§ S5u(^
gegeben ^aBen unb ben ^ang ber ©tubien, bie nid§t BIo§ :^erfönli(^e
finb, öerbunfeln. ä^ mad§e nur nod§ eine S3emer!ung. ^erabe in
bem Seitraume, toeld^en biefe§ S3ud§ umfaßt. Beginnen bie %xä)it)t
öoEftänbiger äu toerben unb reichere 5lu§Beute gu liefern. 9lamentlid)
toerben bie ^enfmale be§ gefanbtfd§aftli(^en S^erte^r^, ber auStoärtigen
35erl§ältniffe jebeg Sanbe§ üBer^aupt 3aT^lreid£)er unb mannid§fac§er ;
i^r Umfang felBft toäd^ft in einer äöeife an, ha^ e§ für ben ßinaelnen
unmöglich toirb, fie, toie man fagt, au§3uBeuten, b. ^. e^rlid^ ju
Benu^en. 2)a§ S3uc§, ba§ id^ re^^robucire, fte^t an ber (Sd^toeEe ber
neuen Snformationen , bie fic§ feitbem bargeBoten l^aBen. ^ie f^ä=
teren 5lrBeiten beg 5lutor§ entftammen einem öoEeren S5efi|e ber
5lctenftü(fe.
©ie äu burc^forfd^en, 3U Benu^en, ift bie 5lufgaBe ber l^eutigei
©tubien. 5Jlögen fie immer glücEIid^er öoEjogen toerben, möge bie ^Otaffi
be§ 5!Jlaterial§ bie aEgemeine 5lnfd§auung nid^t t)er^inbem, fonbet
förbem! ^enn bag gbeal ift immer, bie Mtgrif(^e SÖSa^rl&eit be
SGßelt au öergegenlsättiöfilt.
I
übet
^lanä)^ öerad^ten ^oliti! unb aEgemeine ®efd§td§te, tüetl fie
o^ne unmittelBaren SSejug auf ba§ innere etnäelner ^enfd^en, auf
ein (eBenbtge§ ßeÖen feien. S)o{^ ift bem nid^t fo: bic großen S5e=
QeBen^eiten retten @emüt§ unb .^anblunggttjeife getoaltfam ftc^ nad§.
5[Rac(5iat)eE§ ßeBen^lauf lf)at, |o 3U fagen, ^toei @änge. ©o=
lange in feiner S5aterftabt ^^lorenä bie ^o:po(aren blül^ten, big 1512,
ging e§ ü)m too^l, unb er Ujar jufrieben. 6r l^atte ^tüax feine grofee
Söürbe, benn er toar nie eigentlicher 5Iml6a§ciatore, fonbern nur (5e=
gretario; hu ^pifaner Beilagen \iä), ha% man \i)n unb nid^t einen
ßittabino öon ben l;errfd§enben 5^"^^^^^^ 3W i^nen gefenbet^); jebod^
feine Senbungen an frembe §öfe unb feine ßommiffionen im eigenen
ßanb ermarben i^m, jene einen 5lnt^eil an ber allgemeinen ^olitü,
biefe einen nii^t unbebeutenben (Sinflu^ auf bie inneren Einrichtungen
ton jto§cana, unb ^dht getoäl^rten i^m eine SSefd^äftigung, bie il^m an=
gemeffen unb lieb n)ar. .^urj nad^ ber ütüdtfe^r ber ^ebici l^atte fein
einfluB, feine SSefd^äftigung, feine 3ufriebenl§eit ein (Snbe. „3m @e=
fängni^', !lagte er, „l§abe man il^m fein Seben nel^men ttjotten ; @ott
unb feine Unfd^ulb l^abc e§ nod§ gerettet ; alle§ Slnbere aber l^abe er er=
bulben muffen unb fein ?lmt Verloren." Er nennt fein §auä „arm
unb in Ungnaben". (Sr badete einmal, fid^ aller ^olitif unb atteS
$olitifiren§ 3u entl^alten. ^n ber 2;i^at empfing er üon 1512 big
1521 gar feine ©enbungen unb nad^'^er nur fold^e, bie fel^r ann=
feiig augfa^en, an gen)iffe W6nä)e, toeld^e eine $roöina blog im fyto»
rentinifd^en bilben foEten ; öon ber SöoHtueberaunft, toeil brei gioren»
1) etft beim ^ai)Xi 1526 toitb er ßittabino genannt.
152* Stnf)ang.
titier öon einem S^cne^taner beraubt tüorben, naä) S5enebig, bte Befte
an ^xan^ ©uicciarbim. ^Hi
SGßie fein ßeBen, fo t^eilt fid§, toaS fd^xiftlic^ öon il^m üTbrig ^||
in 5tt)ei 2:^eile. 2)ie ©taat§fd§ri{ten , bie er im Slnfang t)on feinen
po^jolaren Segationen nad^ §aufe gefanbt, finb für il^re Seiten eine^
ber mid§tigften 2)en!male. 2)ie S5Jal)rl§eit in manchem Bebeutenben
IBegegni^, befonberS öon ©efar SSorgia, erfahren toir gans aEein burd^
fie ; fie fd^lie^en autüeilen ha^ ;3fnnere ber ^anbelnben 5pex*fonen anf(^au=
ü(^ auf. ©ie finb, toie natürlich, nur ^ingetüorfen, nie üB erarbeitet,
erfte <ganb ; oft lud enl)af t , xo1) , Umri§ ; aber id^ Befenne , ba^ \^
ßorengo 50flebici'§ ©taatSfd^riften nid§t um feine au§gefeilteften @e=
bid^te toeggeBen möd^te; aud§ biefe erften (Srgüffe 5!)laccf)iat)eE§ ^aBen
bie (5igentT§ümUd§!eit eine§ fd^arfen ^eifte§; fie fliegen in leidstem
@ang ba'^in unb erl^eitern bie ©eele. 5?tacd^iat)eH§ @igent^ümli(^=
feit jeigt fid^ BefonberS in ben fd^arfen Unterfd^eibungen. 2ßie er
an ßubtoigS XII. §of fommt, ift ba§ ©rfte, tüaS er tT^ut, bafe
er feine ßommiffion auf gen^iffe ßapitel jurücEBringt. S)ie ;^nftruc=
tion, bie er t)on feiner ©ignorie an ba§ ßoncilium öon 5pifa em=
ipfangen, folgt einem natürtid^en @eban!engange : „ber $a^ft Bebro^e
fie; fd^on ^aBe man il^re ^aufteute BerauBt; ba§ f^anif(^e <g)eer rüde
an." @r fa^t bie§ fo : „^eine .^erren fe^en ^meiertet Sd^aben, einen
gegenwärtigen, bie S5erauBung ber ^aufleute, unb einen ^ufünftigen,
ben ^rieg." @ern fnü^ft er feine iße'^au^tung an einen aEgemeinen
@eban!en. @r fagt p ^aut ^aglione: „3u red^tfertigen ben!t S^r
@ud^? 9fted§tfertigen fe^t enttoeber einen ^rrt^um ober bie 5P^einung
baöon öorau§; mer öom ^üra^ 5!Jletier ma^t, mu§ Beibeg öermeiben."
§iemit fud^t er aud§ einen ßinbruct, einen ßinbrucf auf ben S5er=
ftanb, toeld^en bie UnterfdCjeibungen fo gu faffen fm^en, 'tiQ!\^ er benl|H|
mu6, e§ geBe fein ^ritte§. ^B'
Sßäre e§ ^acd§iabeE fo gut getoorben, mit biefem ©d^arffinn,
biefer SBaterlanb^IieBe , biefem guten ^uge bie @ef(^i(^te feiner ^t\i
ober nur au§fü]§rlid§e ^Jlemoiren gu fd^reiBen, fo mürben mir um ein
eble§ 2)enfmat menf(^(id§er @eifte§grö§e reid^er fein.
2lBer er marb au§ feiner SSa^n !)intoeggeriffen. 31I§ bie 5Jlebici
mieber jur ^öd^ften ^ad^t gefommen toaren, üerlie^ er bie natürlid^e
©d^riftfteEerei , benfmürbige @reigniffc funftIo§ auf^uaeid^nen , unb
manbte fid§ 3ur eigentlid^en unb fünftlid§en. 5lu§ biefer '^t\i finb
feine Äomöbien, feine florentinifd^e @efd§id§te unb, ma§ \^n am mei=
ften BerüT^mt gemad^t, feine |)oIitifd^en ©d^riften: aEe§ äöerfe, bie
bur(^ bie ^Jlad§a^mung ber 5lnti!e, ben too]§lau§gearBeiteten ©til
3Jiac^iQt)cn. *lo3
unb bie (Sefinnung auggeäeid^net ftnb. S)a§ SGßtc^tigfte pnb feine
^olitif($en ©c^riften, für bie öe^ic^^te feiner Seit ein bebeutenbcö
S)enfmaL 9lad§ einigen !uraen S5emer!ungen über ^omöbien unb
Öefc^id^te tüoEen tüir fofort au biefen üBergel^en.
S)ie Äomöbien ftnb burd§ bie gelungene ^ad^a^^mung ber 5lntife
au§ge3ei(^net. ©ie fteEen nid§t ettoa ba§ florentinifd^e ßeben eigen=
t^ümlid^ bar, fie ge^^en ööHig auf bem 2öege beg $(autug; bie
^önc^e aufgenommen, toirb man in ben ßl^araüeren nic^t biel ^eue§
tüa^^rne^men. Heber bie 5^atur feiner Arbeit reflectirt 5Jlacd^iat)cU
fonberbar: „^an lad§e enttoeber über bumme, ober über grobe, obfr
über öerliebte Üteben. S)a bie .ß'omöbie ju lachen machen fotte, fo
]§abe er bie berliebten getoäl^It; inbeffen foEe feine grau rot§ toerben
muffen." 3öa§ müßten bag für f^frauen fein! 2)iefe Äomöbien
finb anwerft anftö^ig.
S)ie florentinifd^e ^iftorie, fein atoeiteS Söerf, ift eine§ ber t)or=
äüglid^ften ©räeugniffe ber italienifd^en ^rofa, lebenbig, anfd^aulic^, in
cblem ©til. Um ein menig in bie 3Serfftatt bei 5lutor§ ^n bürfen,
betrai^te man goIgenbe§. S5on Verona l^aben toir atoei SSefd^rei»
bungen au§ feiner §anb, eine in ben Negationen (S5b. V, 321), bie
augenblidflid^ ^ingetoorfen , unb eine in ber §iftorie (tßä). Y, 203),
tüeld^e mit g(ei§ aufgearbeitet, aber augenfd^einli^ bie nämlid^e ift.
;^n ber Segation ^ei^t e§: „II fiume dell' Adice che esce dal
monti della Magna, e giunge al lago, si distende per 11 piano,
ma torce sulla mano manca rasente i monti e divide Verona."
^n ber §iftorie finb bie Söorte getoä^Uer, bie S)inge ju größerer ^n=
f(^auli(^!eit gebrat^t: „Esce 11 fiume dell' Adice della valla dl
Trento, e nell' entrare d^Italla non sl distende subito per la cam-
pagna, ma voltosi su la slnistra lungo 1 monti, truova quella cittä
e passa per 11 mezzo d'essa." S)a§ bo))^eIte monti ift üermieben;
man fie!)t nun ben f^^u^ ^erbor!ommen , eintreten, fic^ ein'^alten,
toenben, bie ©tabt finben unb burd^ fie l^inburc§ge§en, metd^eS aEeS
frül^er imbeutlid§ blieb, ^n ber Segation fäl^rt er fort: „divide
Verona In modo, che alquanto dl piano con tutta la costa ö dall'
Adice In lä verso la Magna, et tutto 11 restante della clttä dl
verso Mantova e dall' Adice In quk" ; unb l^ier fann man nur
l^albmeg merlen, ma§ er mill. SGßie meit fd^öner ift bieS in ber
§iftorie: „non perciö In modo, che le partl slano uguall, perchö
molto plü ne lascla dl verso la pianura, che dl verso 1 monti/
(So fä§rt er toeiter fort au tjerbeffern. 2öa§ in ber Segation '^eigt
brei SSogenfd^üffe, nennt er §ier 1000 ©d^ritte; mag bort: „va dalla
154* 2lnl)ang.
vecchia alla cittadella", Be^eic^net er l^ier: „va at rovar Paltra" ; bort
unterfd^eibet er „la rocca vecchia e la cittadella", l^ier be§ Befferen
^langeg tüeöen: „l'una la vecchia, l'altra la cittadella nuova". Söenn
er bort f^rid^t : ,,bte äußere ^auer maä)t gegen Betbe ©c^löffer einen
l^alBen SSogen, unb ätoifd^en biefen läuft eine gerabe ^amx", fo fe^t
er ^ier mit größerem f^Ieig : „bie 3^if<^^itmauer mad^t bie Sorbe ju
bem SSogen, n)elc§en W orbentlic^e ^auer ber ©tabt Befd^reiBt".
Söir feigen, tuie forgfättig 50flacd§tat)eH bie j^nlt geBraut^t l^at. %uä)
geftel)t ^ebermann, ba^ öor aEen bieg Söerf ^eige, toa§ fid^ in italie=
nifd^er ^rofa leiften laffe.
UeBrigeng ift e§ nnter einem getoiffen @influ§ ber ^ebici, öon
toeld^en ber 3[Jerfaffer 100 S)ucaten ^enfion bafür 30g, unb nid§t mit
tootter UnaBl§ängig!eit gefd^rieBen. 5lnfang§ toirb man bie§ nid^t inne ;
benn anfangt fielen bie 5[Rebici an ber (5|)i|e be§ S5ol!e§, unb ^ac=
(^iaöeE ift gang in feinem Elemente, toenn er bie .g)errf(^aft , bie
^Partei unb ben f^aE be§ 5lbe(§, n)enn er barauf ben ©ieg, hk @nt=
tt)idfelung unb ben gaE ber Bürgerlii^en bornei^men ^efd)Ied§ter unb
enbti(^ ben ©ieg ber S5olf§partei burd§ bie ^ebici Befd^reiBt. 5lBer
l^ierauf tl§ut er fid§ aEerbingS ettoaS S^fi^Ö öu. S)ie ftrengen,
fc^arfen TOttel, burd§ toeld^e ßofimo bei ^Jlebici feine ©etnatt feft=
fe|te, Sorenjo fie erl^ielt, finben toir t)on 51erli, einem erüärten 5Jte=
biceifd^gefinnten , toeit offener aU bon il^m , einem entfd^iebenen
^popolaren, borgefteEt. @r entfd§äbigt un§, inbem er un§ in biefem
legten 2;^eil mel^r hu @efd§id§te be§ bamaligen Italiens aU ber
f^torentiner aEein, unb atoar mit ^^üEe, @infid§t unb SeBl^aftigfeit
barfteEt. 5)lan Bemertt, ba^ er ^ux auf S5erf^tt)örungen unb bie
SSerberBtl^eit ber italienifd^en Ärieg§!unft mit Befonberer SJorlieBe
eingeigt.
5lBer t)or aEem, toic gefagt, al§ au§ge3eid£)nete §ert)orBringungen
eineg fd^arffinnigen ^anneg, al§ ^en!male ber ^efd§id§te felBft unb
um ber auffaEenben @efinnung n)iEen gelten un§ hk politifd^en
©d^riften 55lacd^iaöeE§ an.
UeBer bte S)t§cotft unb bte Sitte betta ©uerra
unb ben gütften 5!Jlac(^tat)e]a§.
1. Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio.
1. 3tocd.
©oEte SbiuS, foHte bte tömtfd^e ©efd^td^te erläutert toerben, fo
müfete enttoeber ber SSegriff be§ @efi^tc§tfd§rei]6erg, ober bie ^otge ber
SSegeBen^etten , ober, toenn S3eibe§ nit^t, toenigftenS eine 9tet:^e 3u=
fammen^angenber S^nftttute fe[tge:^alten. fein. S5on bem @efd^i(^t=
fc^reiber fprid^t 5!Jlac(^iat)eEi mit feinem Söort. S)ie SSegeben^eiten,
tJon benen er rebet, finb au§ ber gried)ifd§en , au§ ber römift^en unb
ou§ ber neueren Ö5efi^id§te, au§ ber erften ^itaht ober au^ anberen,
tt}ie e§ fid^ trifft, .^ein einaelne^ Snftitut ift um fein felbft toiHen
feftge^^alten unb au§ S^or^ergegangenent ober ©teid^jeitigem erläutert.
^uä) tritt nirgenb§ ein beut(id§er ^uf^ntmen^ang ber öerfd^iebenen
l^ertjor. 3luf eine ©rÜärung römifd§er ^efd^id^ten fann e§ ]^ierT6ei nid^t
oBgefe^en fein. @§ fragt ftd§, toag 5!)lacd§iat)eEi benn tooEte.
S)iefe§ Sud§, toetd^eS be§ urBinatifd^en ^riegeö unb Cttaöiano
f^regofo'§ ju @enua gebeult, mu^ jtoifd^en 1518 unb 1522 gefd^rieBen
fein, ^n biefen i^al^ren toar ba§ oBere unb ba§ untere S^tolien unter=
joc^t unb ba§ ©efü^I ber Unterjod^ung um fo leBenbiger, toeit man
bie eilten fleißig unb nid^t aEein in ben ©deuten trieB, loeit man
]§ierBei ba§ (SJebäd^tniß an bie ^röfee 9ftom§ täglid^ in fid§ erneuerte,
toeil bie bamaligen ülömer fid§ aU bie red^tmäfeigen @rBen ber römi=
fd^en 5!Jla(^t aufaßen, ^n biefem ©efü^Ie famen einige S^ünglinge,
biefelBen, tt)eld§e bem ßarbinal bei ^ebici, §errn ju f^toreuj, 9tatl^=
fd^Iäge gaBen , in ben @ärten Sofimo 9fluceEai'§ ^ufammen; bie
©egentoart Beh)egte fie; e§ fonnte nid§t anber§ fein, aU bag bie
S5ergleid^ung beg Slltert^umS mit il^rer Qdi \f)x täglid^c^ Öefpräd^
toar. 3luf i^re ißitten, in i^rem Umgange ^at 3)lacdf)iat)eEi bie S3e=
tra($tungen üBer ßibiuS unb üBer bie ^rieg§!unft terfa^t. S3etrad^ten
toir nun, ba^ er fagt : „iä) lefe bie liüianifd^en ©efd^id^ten, um barauö
S5ortl^eil ju 3ie:§en", oljue Stoeifel S5ort:^eil für baö ßeBen, bag er
in ben ^igcorfi nur bon einzelnen ^aferegeln unb i^adm l^anbelt,
toeld^e entnjeber ber S}ergleid^ung ober aEgemeinen Säjen bienen,
ba6 er, toie er fprid§t, Ijiermit bie ütefultate aud^ feiner übrigen ßectüre
unb feiner @rfai)rung berBinbet, fo jeigt fid^, ba§ e§ il^m nid^t auf
156* 5ln^ang.
eine Mäuterung ber ißergangen^eit , fonbern auf @runbfä|e für bte
3u!unft an!ommt. S)ie Öritnbfä|e fd^ö^ft er ntd)t gerabe au§ bem
ßtöiuS, erläutert fte nur mit bem ^eif^iel beffelBen; ba^ man fie
nid^t Befolgt, fiel)t er al§ einen 5lBfatt ber Italiener unb ben @runb
iT§re§ S5erberBen§ an. @r fä^rt fort: n)a§ er nur wiffe, tt»a§ i!§n
fa^rung unb lange Seetüre geleiert, ]^ier fei e§ aEe§.
2. ©tunbjä^c unb Slntocnbung bcrfclben.
S)a§ fc^einen feine öoraüglid^ften @runbfä|e unb Sftat^fd^löge 511
fein: „^eine Eroberungen, fonbern SSünbniffe. ^eine Sefi^im|)fungen,
^eine S^^erbannten gerufen, ©ntjmeite nie angreifen, fonbern in bei
Entätoeiung er'^alten; feinen S3ürgern !eine SSeleibigung f^rember ge=
ftatten; teine falben 5[Jla§regeln ; nac^ Gelegenheit balb langfam,
balb eifrig, 3un)eilen aud^ !ü^n fein ; feinem geinbe trauen, aud§ nienn
er gewonnen fd^eine; über S5erfd§n)örungen fid§ ^uerft unterrichten, ob
fie ftar! ober fi^toad^ feien ; bor altem aber eigene Söaffen, f^u^böüer
unb §au^tleute , benen man freie §anb laffe. üleligion er'^alte
ben ©taat".
^aä) feiner 2)arfteEung foEte e§ fd^einen, al§ ^abe bie @rö§c
S'lomg auf biefen unb ä^nlid^en Grunbfä|en, nid)t auf einem ur=
f|)rünglid§en äiifl^nbe ber ©tabt, einem inneren eintriebe i^rer Bürger,
einer befonberen ßnttoid^elung berul^t. ^a^ ben ütat^fd^lägen, bie er
befonber§ an Florentiner unb S^ene^ianer rid^tet, foEte e§ ferner
fd^einen, al§ feien biefe gan^ in bem f^aEe ber Sftömer. 5ll§ beruhe
bie Sßelt auf ^Ijiomen, al§ fomme ba§ SSerberben au§ ^flid^ttoiffen,
5^id^tbeben!en, forbert er bon i^nen gerabe^u, toaS 9tom gefonnt, tüa§
SItom geleiftet. 5luf i^r urf|)rünglid§e§ ßeben nimmt er feine 9tü(f=
fid^t; er gel)t fo Ujeit, aud^ ha^ Unbereinbare ^u berlangen. „@ed§§
TOglien Umfreig, fo toürbe fylorena el§er 2:o§cana bel§errfd§en". Unb
ferner : „felbft mü^t if)x friegerifd§ fein unb nid§t euere 9lad§barn be=
jaulen unb nid^t ^iet]§§tru|)|)en l^alten". Stöie foE aber ^^lorenj
innerhalb ber fed§§ 5Jtiglien leben unb mäd^tig Serben, au^er burd§
§anbel? 2)iefen üerbammt er nid^t; aber er föiE ein aud§ augtoärtS
hiegerifd^eg S5ol!. 5lEe fetten leliren, ba^ bieg nid^t Vereinbar fei.
@r tabelt bie (Eroberungen ber S^ene^ianer unb forbert .^rieg§leute
öon ilinen. ^u^erbem, ba^ in ßagunen fein ^oben für biefe ift, njo
gab e§ je ^riegsleute unb feinen ,^rieg? S)en Meg aber muffen
^erlufte ober Eroberungen begleiten. SBon ben Einzelnen forbtrt ex
augleic^ Äü^n^^eit, Eifer unb ein ©id^fd^idfen in bie 3^it: „man'
fönne i:^m bie ^edtl^eit i^uliug' IL entgegenfe^en ; aber biefer 1)abt
I
^azä^ia'otU, Glitte bcHa ©uerra. *157
gcfiegt, toeti i^m bte 3cit günftiö öetüefen". ©tatt jcneS ßebenS, ba§
aii§ einer urft^rünglid^en ütic^tung, einer inneren SBctoegung l^ertjor«
9cf)t, tßiU er MuQ:§ett, Umft(^fd§auen, ergreifen ber Gelegenheit unb
bennod§ Xa|)f erfeit. S5on einem dürften »erlangt er auglei^ 2;ugcnb
unb ßafter.
3. Söa§ man öcrmtfet.
SöoEte er ein ta^fereg ^ugbol!, fo mugte er freie SSauctn,
ntinbeftenS öiele freie SSürgergemeinben forbem; tooEte er, ba^ bie
ffteiterei nid^t bie ^errfd^enbe Söaffe tt)äre, fo mu^te er auf eine ?len=
berung ber S^er^ättniffe be§ 5lbel§ bringen; tooEte er Xugenb unb
gjlä^igung, fo Ujar ©räie^^ung öonnöt^en. 5[Jlan !ann fagen, bieg
tft unau§fü:^rbar unb eineg ^rafti!er§ unujürbig. ^an mug ent=
gegnen: nod^ tiiel unauSfü^^rbarer ift, toaS er berlangt, Bei bem
alten S^ft^^^^^ ^u^^^ @runbfä|e eine anbere SGßirfung beffelBen. (Sr
U)ei§ e§ rec^t gut felBft unb öerätoeifelt.
4. Öe^te ^Öffnung.
äÖenn er nun fagt, „;^talien, ©Manien, f^ranfrei(^ finb glei^=
tjerberbt; ba^ e§ fid^ in i^talien am meiften jeigt, gefd^ie^^t, Ujeil
bie anbern einen Äönig ^aBen" ; menn er Behauptet, ben öerberBten
3uftanb eineg ©taateg !önne nur ein gürft änbem, toenn er aug=
brüdtic^ fagt, „^ailanb, 5^ea^el, felBft ülomagna feien toegen be§
5lbel§ unb toegen i'^reS S5erberBen§ ber ^^rei^eit nid^t fa§ig", fo toirb
er auf ben legten ^un!t getrieben: ein f^ürft fei nöt'^ig, ein unBc=
fd^rönfter f^ürft, ber bie äßiberftreBenben mit (55etoalt nötl|ige, unb
um bie ^^rei^eit äu retten, fliegt er jur 2;t)rannei.
II. Deir arte della Guerra sette libri.
Sofimo ^uceEai, ^eBt bie (Sraäl^Iung an, fü'^rte einmal unter
anberen f^reunben aud^ f^aBrijio golonna, ber ben 5^uca, ba§ ift fio=
reuäo öon Gebiet, bamalg ^erjog ju UrBino, au Befud^en ge!ommen
voax, in bie tieferen ©chatten feinet (S5arten§, um ber ©onne au§au=
meii^en, unb man fe^te fid^ in§ (Brüne. „2öa§ finb ba§ für Söäume"?
ft)n(^t f^aBriäio. „5Jlein SSater :§at fie nad^ 5(ngaBe ber bitten ge=
^flanat". „S)a§ mir biefe", berfe^te jener, „boc§ in ber ©onne nac^=
a:^mten unb nicfjt im ©d^atten" !
hiermit ift ber §au|)tin^aa i^reS @efpräc§e§ au§gefprod§en. 2;ie
158* Sln^ang.
fieBen S3ü(^er ftetCen bie römifc^e ^rieg§!unft aU dufter, bte ttaltci
nifc^e al§ bie 5lu§artung einanber gegenüBer unb erörtern, toie biefc
burd^ jene ^u öerBeffem fei. ©ie beginnen mit ber 5lu§rüftnng.
„«Statt be§ sufammengelanfenen @eftnbel§ muffe jeber gürft üieitcr
au§ feinen ©tobten, gupöÜer t)on feinem Sanbe ausgeben; er muffe
fie ^alB bentfd^ , ^alb römifd§ Betoaffnen; im Saufen, ©^ringen,
©d^Ujimmen, im ^tragen ft^merer Söaffen, in 3lrmBruft, SSogen, ^ild^fe
mtiffe er fie üBen , bie alte ^ufi! erneuern , felBft bem OBerften tän
$ferb geftatten, fonbern nur ein ^ault^ier". S)ie fo auSgeriifteten
fü^^rt ber 5lutor jum Slreffen. (Sr Bilbet au§ Segion unb fd^toei^e»
rifd^er 6d§Iad§t ein ^ritteg, leT^rt ben Sieg ertäm^jfen, burd^ ba§
Sanb be§ g^^^^^^ sieben unb b ergibt aud^ ber unüor'^ergefe'^enen
gdEe nid§t. ^a mad^t e§ x^m S5ergnügen, bie Siege ber ülömer üBer
S|)agnuoli, %t't)e^ä)i, ja Suis^ert unb f^rancefi ju ertoä^nen, aU
feien e§ aEe§ S5öl!er t)on bamal§. |)ierauf fommt er auf Sager unb
geftungen. @r fdf)Iie^t: ,,3n OTem maren un§ bie TOen üBerlegen".
^iä)i aEein feine 53leinung mar bie§; eBen bal^in ^iett hk ütebe
5^aöagero'§ auf 5llt)iano bom 10. ^^loüemBer 1515. 5lEein bie S)i§=
ci^jlin l^aBe bie Sflömer unBefiegBar gemadit. ^ä) fd^äme mid^, e§ ju
fagen: aEe biefe eigentl^ümlid^e 5lugenb ber i^taliener l^aBen mir ber=
loren ; ptten mir biefe alte ®i§ci^lin nod§ , fo mürben fie (bie
gremben) nid§t fü^ner fein, un§ aufgreifen, aU mir, fie 3urnicfäu=
jagen" ^). 2)ie aEgemeine ^O^einung ber greunbe be§ ^Itert^um§ unb
be§ S5aterlanbe§ fd^eint ba^in gegangen ju fein.
hoffen fie nun audf), ba§ 3llte ^er^ufteEen? 2öenigften§ ^acdöia=
öeE ber^meifelt. „3öie foEte itS) bie l^eutigen Solbaten ba-^in Bringen,
mel^r Söaffen 5u tragen, a(§ gemöl§nlid^, ober SeBen§mitte(, ober bie
§arfe? SQßie foEte id^ fie tagelang in erbad^ten UeBungen l^alten?
Söie foEte id§ S)enen ß^rerBietung, ©e^orfam unb Sd^am leieren, tüeiä)t
geBoren unb erlogen finb o1)m Sd^am? Sei meld^em @ott foE iä) fie
fd^mören taffen. Bei bem, ben fie auBeten, ober bem, ben fie täftem?
äöen fie auBeten, mei^ iä) nid^t; ben tenne iiS) moT^I, ben fie läftern".
Unb fo fielet er fid^ mieberum ju feinem einzigen 5lu§n)ege ge=
Brad^t, einem großen Staate, ber bie ?lenberung Beginne. „^d§ fage
eud^, meld^er Staat ha^ juerft tl^ut, mirb fo öiel erreid^en, toie ^^ili|)p
bon 53^acebonien , aU er bie 5Jlanne§3ud£)t Bei ß|)aminonba§ gelernt
— , berfelBe Staat toirb .^err ber anbcrn fein unb mirb gan^ Stalten
Bel^errfd^en".
1) Naugerii Opera 1530.
Tlücäjia'OiU, bcr principe. *159
III. II Principe.
1. SSetanlaffung.
58{§ ^itxf)tx ^abe iä) bie öorliegenbe ^IBl^attblung o^ne be»
merfenStoert^e SJetänberixng au§ ber erften 5lu§gabe tt)ieberi)olt. 5lud^
in SBe^ug auf ben ^nnci|)e ^alte ic^ an ben tt)efentlid&en Momenten ber
erften ^luffaffung feft. 3fd§ toerbe toieber^oten, toa§ id) über ^acd^ia»
öeE§ Senu^ung ber ^oliti! be§ ^rlftoteIe§ tjortrug, unb bte 33eäiet)ung
be§ Ömnbgebanfeng auf bie gin^^eit tion S^talien nod^malS i^erüor«
lieben, ^n bem feitbem öerfloffenen !)alben 3^a:^r:^unbert ^at ]\k) bicfc
;3bee auf eine äöeife enttoidelt, öon ber 5fliemanb bantalä eine ^ll^nung
fiaben !onnte; fie ift gu einer großen ^olitifd^en S^tealität getüorben.
i)a§ ift nid^t o^^ne @inn)ir!ung ber öome^^rnften ©c^riftfteEer jener
@i)0(^e, namentlid§ 2Jlacc^iat)eE§, gefd^e^en. Um fo toiEfornmener
finb un§ einige neu öeröffentlid^te ^Ktt^ eilungen , toetc^e bie gefeE=
fi^aftlic^e unb :potitif(^e ©teEung biefeg 5lutor§ nä^er erläutern unb
auf ben Urf^rung unb S^^'^ feiner berü^ntteften ^robuction neueg
Sic^t toerfen. S5efonber§ mer!toürbig ift, tnag fic^ in ber florentini=
fd^en (S5ef(f)id§te f^rans @uicciarbini^§ , bie erft t)or furjent be!annt
geworben ift, barüber finbet. S)arin tritt öor aEem ba§ SSer^ältnife
5toifc^en ben uomini da bene, ben O^timaten öon i^loreuä, unb bem
öonfaloniere ©oberini, t)on tt)eld§em ^acc§iat)eEi unmittelbar berührt
würbe, beutlid^er aU bisher ^ertor. 2)er @onfaloniere fud^te fid^
t)on ben ^itgliebem ber ©efd^led^ter , bie xf)n einengten, ju emanci=
^3iren. 6r ertt)eiterte bie Söal^len au ben einflu^reid^ften ^jolitifd^en
3lemtern im (Sinne ber ^o|)olaren; unb ba er bie ©elbfad^en forg=
fältig üermaltete , fo ba§ tneniger Auflagen nötl^ig toaren, getoann
er ben SSeifaE be§ 35ol!e§. 2)ie Optimalen hjanbten fid§ immer mel^r
ton i^m ab. 2)a§ biefe, toie man be^au^)tet :^at, ben ^rieg gegen
*:pifa überl^aupt nid^t gern gefe:^en l^ätten, lä^t fitf) bod§ nid^t nad^=
toeifen; aber in ber 5lrt unb Söeife ber Eingriffe, toie fie ©oberini mit
immer neuem Unterne:§mung§geift einleitete, fanben fie öiel ju tabeln.
@nblid§. fa^te ber ^onfaloniere ben @eban!en, feine ©tabt unb
befonberg bie ßanbfd^aft beffer äu bewaffnen unb ^mx unter ber
gü:^rung ^id§elotto'§ , ber unter 6efar 35orgia gebient unb fic^ ben
9luf MegSmännifdCjer p§ig!eiten erworben, aber aud^ ben ber @rau=
fam!eit angezogen ^atte. @r foEte al§ Bargello del contado per
ordinanza di fanterie bie S5ol!§bemaffnung leiten.
5Da ©oberini aber Örunb ^atte, in bem 9lat^e ber 3^^" SGÖiber-
f^rudf) gegen feinen pan äu erwarten, fo lie§ er burd^ ^Jlacd^iabeEi,
160* Sln^ang.
tüeld^er aU einet bei* ßanceEiert biejeg 9tat^e§ funöirte, Bei einigen
ber ^itglieber unter ber §anb 5lnftage batüber mad^en. S)ie
5lntttJort fiel negatit) au§, worauf ber (Sonfaloniere bie ©ad^e bent
9tatT^e ber 3e^n üBer^au^t nic^t öorlegte , fonbern fogleii^ beut
Uati)t ber 80, in Ujelc^em er fie burd§fe^te ^). ^an badete bie alte
Sanbmilis, bie feit 200 ;^a§ren aT6ge!ommen n)ar, lieber ^u Beleben.
O^ne entfd^ieben bagegen 3U fein, f^rai^en bie £)|)timaten hoä) bie
S3eforgni§ au§, ba^ bie ©intüo^ner be§ ßanbeg einmal Bewaffnet
gegen bie ©tabt auffte'^en, ober gar, ha^ ber ©onfaloniere fic^ biefer
geute 3um S5erberBen feiner ^erfönlii^en f^einbe unb jur ©iTid^tung einer
t^rannifd^en ©emalt Bebienen !önne. ^acd^iabetti bagegen fa^te ben
^ebanfen mit aEem f^cuer, unter ben ^öd^ften @efid§t§^)un!ten auf ^) :
bie gro^e Intention Bilbet bie (Srunblage feiner ©d^rift über bie
^rieg§!unft. UeBer^au^jt fdf)lo§ er fid§ bem @onfaloniere in beffen
5lBfidf)ten für bie allgemeinen ßanbe^angelegen^eiten an unb ertoarB
baburd^ beffen t)oEe§ SSertrauen.
5ll§ im ^a'^re 1507 bon einer ^Jliffion nadö Seutfd^lanb bie
^ebe tüar, t)on tüo man l§örte, ba§ ber .^aifer unter ungen)ö^nli(i)er
S^eilna^me ber dürften unb ©täube fit^ x*üfte , bie Siedete be§ ■
Dteid^eg in i^talien äur ?lner!ennung p Bringen, BeaBfid^tigte ber @on=
faloniere (Soberini, ^ac(^iabeE mit berfelBen ju Beauftragen : benn er
Beburfte eine§ ^anne§, auf ben er fid^ öoEfommen berlaffen !onnte^).
S)agegen njurbe jebod^ in Erinnerung geBrad^t, ba^ e§ in i^loren^ öiele
anbere junge Seute da bene, b. ^. au§ ben großen fyamilien, gebe, meli^e
in ben gefanbtfd^aftlid^en ^efd^äften geübt toerben foEten. S)ie €)pii=
maten Betüirlten, ha% 5Jlacd§iabeEi auSgefd^loffen mürbe. 5lBer ber
feine unb gefj^icfte Soberini ]§ielt an feiner SGÖal^l feft unb erreid^te
nad^ einigen SBed^f elf allen ber inneren ßontroberfe, ha^ 5!Jlac(^iabeKi
äugleid^ mit grance^co S5ettori jene ^efanbfd^aft erl^ielt. ^Jlacd^iabeUi
l^atte mit ben ^efd^ledjtern nid^t eigentlid^ gebrod^en; aBer er ^ielt
fid^ bod^ mel^r ju ber $artei be§ ^onfaloniere, bie äugleid^ bie :|)oBo=
lare mar. @r ift immer ein großer SSemunberer ©oberini'g ge=
BlieBen, in beffen SeBen 5llle§ 3öei§^eit fei, fo ba^ er nid^t mie anbere
Seute nad§ ben Erfolgen BeurtT^eilt merben bürfe. 2)iefe nämlid^
toaren fel)r unglücflid^: ©oberini tourbe im i^a^re 1512 burd§ bie
gaction ber 0|)timaten geftür^t; bie ^ebici !amen äuiiid; eine totale
1) Guicciardini : senza far consulta dei Dieci della pratica colla
autoritä della Signoria.
2) ^tctüber entl)oltcn bie Scritti inediti neue bele^renbe ^locumcnte.
3) Guicciardini, Op. inod. III, 380: E' vi voleva uno dl chi e' si potessi
fidare.
^acä^ia'Oiti, htx principe. *161
"SSeränberung juerft mel^r in optimatifd^em atö in mebiceijd^em ©inne
tourbe burifigeiü^rt ; 5^iccotö 5!Jlacc§iat)eIIi Verlor nic^t aHein feine
v6teEung^); et ttjurbe, ba man xf)m 2;^eilna^me an einer S5erfc^tt)ö=
tung @(^ulb gab, felbft in§ ©efdngnig getoorfen; er tüar auggefd^lofjen
t)on bem ©taate nnb für feinen unb -feiner f^amilie Unterhalt auf
•einen !(einen ßanbBefi| angetoiefen, tootjin er \id) benn aud) begeben
mu^te. (5r lie§ tüo^I bort ein (Btf)'öl^, ba§ i^m gehörte, fdjlagen, um
t)on bem Ertrage ^u leben, ©e^r anmutf)ig fd^itbert er, wie er feine
Sage im ©inne ber ßanbleute gubrad^te. Sin ben langen Slbenben
{e§ mar im ^ecember 1513) !e:^rte er jebod^ ju ben ©tubien jurüd, bie
il^n am meiften befd^äftigt Ratten; fie bereinigten gelehrte Senbena
mit ber :politifc^en. ^urd^brungen t)on bem Unglürf, meld^eg bie Un=
fi(^erT§eit unb ©(^toäd^e ber ©taatSgemalten über ba§ bamalige Litauen
:gebrarf)t Ratten, fud§te er hei ben eilten au erforfc§en, morauf i'^re
t&anblunggtneife unb i^re ^rö^e beruht ]§abe. @r fragte fie gleiclifam
unb em:|3fing, toie er erjä^lt, i§re ^nttoorten. (5r ging babei mit einer
'Slrbeit über ba§ ^ürftent^um um, ber er ben ^litel de principatibus
^iebt; tüie ein f^ürftent^um ertoorben, üerftärÜ unb be'^aubtct ober
anä) Verloren toerbe, ba§ toar bie öorne^mfte i^rage, bie er fid^ ju
beanttüorten fud^te, unb ^toar gefd^al) ba^ nic^t o^^ne eine auf ben
53toment bepglid^e 5lbfid§t. ©oeben erhoben fid§ bie 5!Jlebici au bem
SBerfud^e, ein bem gegentoärtigen S^f^^^^ entf^red§enbe§ f^ürftenf^um
in Slorenä gu grünben. S)er erfte 2:räger ber neuen mebiceifd^en @e=
toalt toar ber 23ruber $a^ft ßeo'§ X., Öiuliano; aunäc£)ft für biefen
toar ba§ S5ud^ über ba§ f^ürftent^um öon ^acdCjiaöett beftimmt, ber,
inbem er bur(^ feine :berfönlid^en S5er:^ältniffe genöt^igt tourbe, nad^
einer öffentlid§en ©teEung äu trad^ten, überbie§ in ben ^Jlebici, bie
fid§ !eine§meg§ an bie öome^^men @efd§le(^ter ougfd^liegenb ^^ieltcn
unb einen ©inn für ^a(^t unb (SJröfee Ratten, eine Slnalogie mit
feinen eigenen SSefirebungen fanb. ^iuliano aber tourbe burd^ bie
Xlnanne:^mlid^!eiten, bie er erful^r, bieEei(^t aud§ anbertoeiten ßl^rgeia
beftimmt, f^lorena au öerlaffen, fo bafe ber eigentlid^e (Srbe, ßorenjo,
©o:^n $iero'§, (Sn!el be§ alten ßorenao, an feine ©teEe trat, ^u nid^t
geringer Unterftü^ung, ben an ©atjonarola antnü^jfenben S^emegungen
in ber ©tabt gegenüber, gereid^te e§ ber neuen ütegierung, bafe ^apft
Seo feinen SSetter, ben ©o^n feine§ O^eimeö (Siulio, aum (Srabifd^of öon
1) ^n bem 5Lectet bom 8. 9^oö. 1512 Reifet c§: Magnifici et Excelsi
Domini cassaverunt, privaverunt et totaliter amoverunt Nicolaum domini
Bernardi de Machiavellis ab et de officio cancellariae secundae praefa-
torum Magnificorum et Excelsorum Dominorum Florentiae.
162* 5lnl|ang.
f^florenä ernannte: bie geiftlid^e @eh)alt mu^te mit ber tüeltltd^en
^anb in §anb gelten. 3lnfang§ erfd^ien ber junge Sorenjo, ber in
5lHem auf ba§ SSorBilb feinet (iJro^ater^ angetüiefen tüar, aU ein
Bür9erlic§=ftäbtifc^e§ OBerl^au^t tt)ie biefer. 6r geigte 5l|)^)lication ju
ben ©efd^äften unb l^inreic^enbe ©infic^t; er faßte auf, roa^ man
i^m fagte, unb anttoortete angemeffen. ©ein §au§]^alt toar |)räc^tig
unb freigebig, ging aBer bod^ über ba§ Wa% eine§ bürgerlid^en nid^t
]^inau§. ^acc^iaöell rü^mt iT§n, ha% er bie iungen ßeute, bie i§n
umgaben, hoä) tüieber in ben erforberlid^en ©(^raufen l^ielt. 5111=
mäl^lid^ aber ttjurben bie 5!Jlebici inne, baß fie auf biefem SGÖege
fi(^ !aum toürben bel^au^jten fönnen, ba tjiele ton ben öertorenen
SSeft|tl^ümern auf immer öerloren blieben unb ber ^rei^eit ber
Söal^len ein getoiffer (5|)ielraum gelaffen n)erben mußte, fo baß bie=
fetben nid§t immer nad^ i^rem Sßunfi^e auffielen. Ueberbie§ legten bie
itatienifd^en ^Ingelegen'^eiten e§ nal^e , auf eine !riegerif(^e SJerfaffung
^ebac^t 3U nehmen. Söie ber ^^a^ft feinen SSruber unb, ba biefer
er!ran!te, feinen S5etter an bie ©|)i|e ber !ird§lid§en £ru^:pen fteEte,
fo ^ielt man für gut, baß aud^ ßorenjo in f^lorenj eine me^r mili=
tärifd§e ©teEung annehme ^). 5luf ben 9ftatl§ fetner Butter 3llfonfina
unb mit bem SSeiftanbe ber f^^reunbe tourbe burd§gefe|t, baß er ^um
@eneral=(^a|)itän ber ©tabt gtoreuä ernannt tourbe mit einer ^in=
reid^enben militärifd^en 5lu§ftattung. @r erfd^ien bann mit einem
befolge fotoo^I öon SBürgern a(§ aud^ öon ©olbaten. @r 30g eiuf
^Inja^l öon jungen glorentinern in feinen S)ienft, ]§au|)tfäd)tid^ fot^«
meldte Srad^ten unb 5lrt ber ^rieg^teute ben bürgerlid^en öorgogeni
Soren^o fuc^te ftd§ mit ber ^agnificen^ be§ italienifc^en ^^ürftei
tT§um§ 3U umgeben. 3ugleid§ tourbe nun bem SJor^aben ©oberini'^
gemäß in ber Sanbf(^aft bie @inrid§tung eine§ regelmäßigen f^uf
t)ol!§ Vorgenommen; ba§ ßanb n)ar mit militärifd^en Uebunge
befd^äftigt. 5ln bie bebeutenbe ©teEung, tt)etd§e ßorenjo ]^ierburd§
getoann, fnü^ften ftc^ nod^ anbere 3lu§fid§ten. ^a^ft ;Suliu§ II. l^atte
unaufl§örli(^ bie ^Befreiung ;^talien§ öon ben ^Barbaren jur ©:prad§e
gebrad^t, o^ne jebod§ etma§ @ntfd^eibenbe§ bafür tT^un ju fönnen, "ba er
immer auf bie ^ülf^ööüer ber Siga, namentlid^ ber ©^janier unb ber
©(^n)ei3er, angehjiefen toar. ^ap^t Seo X. befaß an fic^ eine nod^
größere 5!Jlad§t aU feine S5orgänger; er be^errf(^te 3ugleid§ burd§ fein
^au§ unb feinen 5^effen g^orenj. ©0 öerfd^ieben er aud^ in feiner^
Haltung unb ^oliti! öon $apft 3uliu§ II. toar, fo !nüpften fi(
bod§ bie Sbeen einer @ntfer*nung ber ^remben ou§ ;3ftalien ai
1) ^Pitti'ö Istoria. Arch. storico I, 114.
5Dlacct)tQt)ea, ber principe. *[ß3
feine madit unb fein (giüd : tüie ii)m ]o öieleö ^^iibere gelungen mar,
]o §ie{t man i^n für fä^^ig, 9Jtai(anb fotüo^I roie ^JleapeP) unb bie
^efi^ungen ber Äird^e unb loöcana ^n Vereinen. %abd tüäxe bann
feinem Steffen öoren^o eine groBe unb gtorreicf)e ©teUung augefaUcn,
äumal toenn e§ i^m gelang, eine eigene ^riegSmacf)t aufaufteüen, fo
ba6 er tt)eber gjliet:^§tru^^en noc^ .g)ülf§t)öt!er gebraucht ^ätte. %n
biefen goren^o nun richtete ^JJlaccijiaöett fein ^nd) über ben ?^ürftcn,
eben in ber @|)oc§e, aU 5lEe§ auf ber einen Seite noc^ mit bem
@efü^le be§ S)rurfe§, bem man unterlag, unb auf ber anberen mit
ber Hoffnung, fid) beffelben auf immer äu entlebigen, erfüllt toar. 2)ag
f&uä) ift unter bem @efid)t§!reife entftnnben, ber im S^a^re 1514
t)orn)altete. 5Zo(^ lebten ^ai-imilian (f. cap. 23) uub fyerbinanb
(f. cap. 21) , noc^ toaren bie f^ranjofen bon Stauen au^gefc^loffen.
^ber man trug fi(^ n)o§l mit bem ^erüc^te, ba^ ämif(^en ben großen
5Jlä(^ten eine förmliche Stellung ^talieng berabrebet n)erbe. 2)em
fe^te fic^ bann bie «Hoffnung entgegen, in bem .öaufe ^ebici eine
^laäjt entfielen gu fe^en, toüfi)t bie Unab^^ängigfeit 3^talien§ tt)icbeT=
§erpfteEen faljig fein toürbe. 5llle§ ttiar @efü^l be§ 2)rurfe§ unb
S3eforgni§ bon ber einen, Biegung be§ SGßib erftanbeg unb .J)offnung
t)on ber anberen (Seite. S)en 2öünfc§en unb @efü^len lag eine ^Kealität,
tüie fie eben in ber 5!Jtad§t ber ^lebici Ijerüortrat, p @runbe. .&ier=
für !am e§ bor aEem barauf an, in ^lorenj unb Jo^cana eine fefte
^Uladjt p begrünben. ^n feinen ©tubien ^atte ^Ulacc^iatieE fd^on an
fi(^ immer bie f^ragen öor klugen gehabt, toie eine neue @ett)altbegrünbet
unb befefttgt werben !önne. ^n ben Discorsi finbet fic^ barüber ein ^a=
bitel, ha^ 26. be§ erften iBud§e§, in n)el(^em aus ben SSeifpielen ber
alten @ef(^id)te ber <Bä)lui geäogen wirb, ba§ ein neuer f^ürft in feinem
Staate OTe§ öeränbern muffe. S)er5lutor gibt 9tat§f(^tägc, üon benen er
ni($t leugnen !ann, ba§ fie graufam feien, unb in Welcfien feine tyveunbe
unb f^einbe nur eben bie ©etoaltfamMt unb SSiolena ber ©cbanfen, bie
ii)m über'^au^t eigen fei, ernannten unb öerroarfen. äöie weit er hierin
ging, erfie^t man befonberg au§ einem 33ricfe an Soberini, in Welct)em er
allem ^nbern ben großen Qtütd boranftellt, ben man im '^luge liaben
muffe, o:^nebor irgenb einem ^Jlittel ^urüctaufi^eucn: benn auf me^^r als
Einern 3öege !önne man ein 3iel erreid)en. ör fteEt ba ^annibal
unb (5ci|3io einanber entgegen: jener ^abe mit ©raufamfeit, 2;reu=
lofigfeit unb ^rreligion fid) in ;3^talien 33a§n gemacht unb 33etüunbe=
1) 5lu§ einer ^nftruction ^cinrid)^ VIII. an feine ©efanbtcn in 9tom
Dorn 10. %px\l 1514 fiet)t man, ta^ ßönig ^erbinanb fütd^tete, er locrbe öoii
bem ^apfte in 5^eapcl angegriffen tt)erben. 33ren)er, I, 4995.
t). 9ianfe'§ 2Berfe XXXIII. XXXIV. 9lom. u. gevm. Söölfer 3. "itufl. *11
164* ?lnt)ang.
rang tJerjd^afft, ber anbere burd^ f^-römmigfeit, %xeue unb Religion ii
©ganten. 2)er Unterfd)ieb be§ S}erfal^ren§ ift i^m gteid^güCtig. SfT^i
liegt nur bamii, ba§ ber 3^^^ überl^au^t erreicht toerbe^). S)iefes
uiib Dertüanbte ©efinnungen finb e§ nun, in benen 3Jlacd)iat)eE bas
tn^altfc^toere ^üdfitein öer|a§te, n)e(d)e§ er an ßoren^o 5Jlebici rii^tete;
e§ fei , fagt er , ba8 S3efte, toa§ er ^aBe : bie Äunbe bon ben großet
.g)anblungen , bie er burd^ lange ©rfa^rung in ber neueren unb baJ
ftete ßejen ber alten (Befd)i(^te ertoorben, nid^t o'^ne Ungemac^ uni!
^eja^r; aEe§ bie§ !önne fid§ nun ßoren^o in für^efter 3fit aneignen;
er rt)erbe hei ber Seetüre jugleic^ ben äu^erften SBunfc^ be» ^utoi
erfennen, ba§ er, ßoren^o, ^u ber @rö§e gelange, bie i^n jein ^lü^
unb feine anberen @igenf(^aften l)offen (äffen.
2. Stllgemeinet ^n^att.
S3ergcgenn3ärtigen tüix un§ nun ben üome'^mften ;3n^altber(5d§rift.
^lacc^iabeEi erörtert toeber bie fragen über ben Urfprung ber
^öd^ften @etüalt üT6er^au|)t, nod^ bie mannigfaltigen @eftaltungen,
n)eld£)e biefelbe nad^ ben öerfd^iebenen ^rincipien, bie babei t)orge=
Ujaltet , angenommen l^at. 5luf bie tl^eo!ratifd§en 3}eriaffungen , auT
bie S3efugniffe ber oberften 3^uri§biction , auf tüeld^e ftd§ ^apfttl)um
unb .^aifert'^um eigentlid) grünbeten, bereu Autorität bod§ fe'^r nal)e
lag, lommt er nid)t äu reben. S)eun feine S5orau§fe|ung ift bie öoEe
Unab^ängig!eit ber ©emeintoefen, t)on bencn er ^anbelt. (£r erörtert
glei(^ t)on üorn^erein bie @rünbung eine§ neuen ^rinci|)ateö , öon
bem eben in gloreng bie ütebe toar. Dbgleid^ er ben 2;on attgemeiner
Unterfud^ung feft^ält, fo ]§at er bod§ immer ba§3unäd§ftliegenbe im^luge.
5!Jlit einer getoiff en ?lu§fül|rlid^;!eit befprid^t er ba§ au^erorbentlid)e f8n=
l)ältni§, in meld^em fid^ Submig XII. befanb, al§ er ^Jlailanb feine^^B
Steic^e annectirte. (Se^r mol)l unterfi^eibet ^acd^iaüeE (JrmerbungeÄ!
in ber eigenen 5^ation, bei meldten bie ^fteunion burd^ @|3rad§e unb @itte
leidf)t fei, imb Eroberungen in einer anbern ^flationalität unb Sprad^e.
S)iefe finbet er nur bann l^altbar, menn ber gürft felbft in bem emorbc=
neu Gebiete äöo^nung nel§me ober ßolonieen ba^in fü^re ; benn f onft
merben bie Untert^anen, meldte anfangt bie Sßeranberung gern fallen,
aber nad^ unb nad^ i^ren ^rucf fennen gelernt ^aben, ftd^ einem grem^
ben auf ba§ leidjtefte aumenben. ©ein @runbfa| ift, man muffe imm«
auf neue (Sreigniffe unb ju neuen fliegen gefaxt fein, mie bie Ütömj
traten. S)en 3ettgenoffen mad^t er e§ jum S[)ortüurf, ba§ fie fid)
1) Lettere famigliari XLI an Piero Soderini.
^lacd^ia'Oiü , bcr principe. *lß5
em (SrtDorbenen begnügen, o^ne auf bie Söeränberung ju benfen, bie
icbev ^lugenBlit! Bringen fönne. einen ©mnbäng be§ SBuciieg/ ber
mit ben Umftänben übereinftimmt, bilbet bie ©rma^nnng jur 2B'affen=
ui^igfeit unb 2Ö0(^famfeit. Wiacd)ia\)eU ift t)oU öon ®eift, auc^ in
bcm , tt)a§ er in SSejug auf bie alte ©ef^ii^te fagt. 2)ie ilomcnte,
bie er öorbringt, wenn au(^ untergeorbneter %xt, bürfen nie überfe^en
werben. OTe§ aber ^at erft bann tüa:§r:^aft §anb unb ^ug, toenn
er auf feine eigene 3ßit p reben fommt.
Söie bie ^u öermeibenben f^e^^ler an bem S3eifpiet ßubtüigg XII.,
|o fteEt er bie Sflegetn be§ einaul^altenben S5erfa:^ren§ an bem 33eifpie(
ßefar 35orgia'§ bar. ßr be:^au^tet, für bie ^egrünbung eine^ neuen
i^ürftent^umS gäbe e§ fein beffere§ SSorbilb, aU bie |>anb(ungen
^orgia'g. S)ie SSetrügereien unb Öetnaltfamfeiten beffetben ertüäl^nt er
ü^ne 2;abe(; 'i)a^ Reifte fdjreibt er ber Einfalt au, burc^ ujctd^e bie
Drfini i^m üerfielen. 51I§ befonberg na(^a^mung§U)ert§ be^eic^net er
bie innere ^Regierung ^orgia'§. Um bie öffentliche Autorität i)tx^\i=
fteEen, ^ahe er bie 5lbminiftration an ütamiro b'Crco übergeben,
einen ^ann öon rafc^en unb getoaltfamen ^ntfd^lüffen, bem er au§=
gebel^nte S5oEntac^ten ert'^eilte. 31I§ e§ aber fo toeit gefommen, bafe
er eine rutjige ßiöilregierung einritzten tonnte, f)abc er benfelbcn
mit au§gefu(Zter ©raufamteit umbringen laffen, um ju jeigen, baß
er an ben bi^fierigen @etüaltfam!eiten feinen gefallen finbe.
Sorgfältig giebt ber ^utor an, toie ßefar ben Söirfungen be§
Jobe§ feines SBaterS im t)orau§ ^abe begegnen moHen; bie gcftür^teu
."päufer 1)dbt er au§ bem ^runbe üertilgt, bamit nirf)t ein fünftiger
$apft an i^nen Unterftü^ung finbe; bcr 5(bficC)t ^efarS, fid^ ^um .g)errn
öon gana 2o§cana 5u machen, gebenft ^acd^iatjetti mit einem gemiffen
2öo^(gefaEen. Söäre e§ i^m gelungen, fo toürbe er Gräfte genug
vereinigt ^aben, um jebcn Eingriff gu befte^en. 9Jlan fielet bei jebem
äßorte, tüie fe^^r ba§ aEe§ für ßorenjo gefagt tuar, beffen ©röge in
3u!unft auf ber S5erbinbung t)on 2:o§cana unb bem ^irc^enftaate unb
einer eigenen ^ac^t bcru:^te. 3)a§ ^3}litgefü:§l für f^loren^ felbft t)er=
fc§U)inbet bei ^ac^iaöeEi öor bem großen Objecte ber ^a^t. 2)te
.f)au^tfad§e ift: ©iegen huxä) @ett)alt ober 2;rug. ^ur in ©inem ift
^efar ju tabeln, baß er bieäöal^l eine§ ^a^fteS, beffen er bod^ nid^t fidler
mar, nic^t öerl^inberte. 5lud^ anbere ^Dlarfit^aber ber Seit betrad^tet
^Dlacd^iaöelli auS bemfelben ©tanbpunfte. 2)a§ gräßlii^e unb mörberijc^e
SBerfaliren, burct) melc^eS fic^ Cliöerotto in ben ^efi^ öon Of^nno
fe^te, erjä^lt er, o^ne einen befonberen Xabel barüber au^aufprerf)en.
Um 5u einem principato civile ju gelangen, ift nac^ i^m 53eibe8
*11*
166* 2lTi^ang.
nöt^ig : S^crfc^tagen^cit iinb ^IM. 5IEe§ beruhet auf bem @egenfa|e jtoj
f (fien ben ÖJranbi unb bem S5oI!e. @in principato, ba§ burd§ bie erften ^ei
torgebrad^t tüirb, i[t immer bef(j§rän!t, ba§ anbete unabhängig. ^Ia(
(f)iat)eE giebt bem S5ol!e ben S^or^ug , tneit bie @ro§en n)ünj(^en, ju
untetbrüden , ba§ S5ol! lebiglic^ , ft(f) nic^t unterbrüd en p laffeuj
Sßenn et nun aBet füt bie (StJnetBung be§ ^tinci|)at§ ßift unb (iJetoal
o^ne ©(^eu em^jfie'^It, fo giebt et füt bie S5eT^au^3tung beffelben U
fonnene unb ^um QuU tteffenbe 9flat!)f daläge, gaft alö ba§ öotne^mj
(Stfotbetnig beaeic^net et ^ietfüt, ba^ man im ©taube fei, ein §eet ii
f^elb ^u fteEen, einen ^einb befielen !önne unb fid§ ni(^t "^inti
^Jlauetn unb Stäben ein^ufc^Iie^eu btauc^e. 2)a§ ^]Jleifte !omme batai
an, bie .^au^tftäbte ^u befeftigen : benn ^fliemanb liebe, an^ugteifen, tm
et Sßibetftanb ettüatte; fein duftet bafüt finb bie beutfcf)en ©täbte.
2)en gtöfeten Söett!) legt et übet^aupt auf eine entf^tecfienbe
25en)affnung. ®a§ S5etbetben ;^talien§ leitet et bot aEem ba^et, bafe!
man ben Ätieg mit ^liet^Sttu^^en gefü^tt ^abe. ©in f^ütft muffet
felbft in§ ^elb geilen, eine 9fte|)ubti! butd^ il^te eigenen Söaffen, nid^t
hmä) ftembe bett^eibigt tcetben.
^ud) aug bem SSeifpiele be§ ^ßa^fteS Suliu^, bet nad^ ben @tfa^=:
tungen bon f^^ettata an ben 9!}liet5§ttu:b^5ßtt bet^tueifelte unb 3u bem
Mittel bet §ülf§böl!et fc^titt, boc^ abet nii^t ^u feinem !S^eU ge*.
langte, .^ie'^t et ben (5d|lu§, ba§ ein gütft notlitüenbig füt eine
eigene SSetüaffnung fotgen muffe. Unbewaffnet ^n fein, mad^t betäd^t*
li(^ ; bet unbewaffnete .g)ett ift unftd^et nutet ben bewaffneten S)ienetnJ
S)et f^ütft muffe e§ al§ fein eigenfte§ ^efd^äft bettad^ten, äöaffen unb
5£)i§ci^lin aufted^t ju et^alten. ^ute äöaffen unb gute @efe|e be=,
bingen einanbet.
2)et f^ütft mu§ immet gto§e duftet bot Singen ^aben, Wie
untet-^nbeten Sci^io ben öon ^eno^^on gefd^ilbetten 6t)tu§. 3n 33e5ug;
ouf bie 5Jlonatd^ie giebt et übet^aupt oetftäubige S^tat^f daläge. 3öie_
©uicciatbini, ■ behauptete aud§ 5}lacd^iabeE, ba§ man an bem 5Rinift^
ben i^ütften felbft etlenne; bet 5[)liniftet muffe fiel) abet gan^ bei
f^ütften Wibmen. @§ ^euge öon bem S5etftanbe be§ f^ütften. Wer
et einem 5!Jlanne wit!lidfiet S^efä^igung fein SSetttauen fd£)en!e.
empfie'^lt ein bon bem f^ütften ^u etnennenbe§ gonfeil, weM)e§ bei
felben bie Söa^t^eit fagen mug, jebod^ nut übet bie S)inge, na{
benen et felbft ftagt. (5t mu§ e§ abet übet SlEeg ftagen unb, nac
bem et SlEe§ geptt, feinen @ntfc^lu§ faffen.
©teEen, Weld^e bem militätif(f) abminifttatitien ß^ataftet b(
mobetnen ^O^lonatd^ie entfpterfien unb füt biefe felbft bon 33ebeutui
^Diacc^ioöeü imb 5iriftötele§. *167
jinb. 5l6er aucf) anbere fommcn öor , bie man nic^t {o vul^ig §in=
nehmen !ann. 53lacd§iat)eE ift ftc§ lüo^l Beraubt, tuie augerorbentlicft
bie ßeT^ren finb , bie er Vorträgt ; aber er ben!e , fagt er , an bas
^M^lid^e unb 2öa:^re o^ne hi^ Sfmagitiationen , toel^en ftc^ ?(nbere
l^ingegeben ^aben. 5Jtan mu^ fi^ an ba§ galten, tua^ ift, nic^t an
\>a^, toaS fein foüte. Unter fo fielen, tüelc^e nic^t gut finb, gut fein
3U tüoHen, tüürbe öerberbüc^ mr ben fyürften fein, ßr muB gut
ober aud^ nid^t gut fein. ^Jlanc^eg fd^eint 2;ugenb unb fü'^rt in
ben fRuin, manches Safter, aber e§ bringt 2öo:§{ia^rt unb ©ic^er^ett
I)erbor.
@anä oljne 35orgänger Ujar ^Jtaccf)iat)eII bei biefen Seigren bod^
nid§t. UeberauS bebeutenb ift ha^ S5er:^ältni§, in tt)e((i)em er ju bem
großen ße^rmeifter aEer i^al^r^unberte , ?lriftoteIee, fte^t.
3. 5Jiacct)iaöeri unb 2ttiftotelei.
(5tar!e @eifter, einzeln tüie fie fielen, über bie ^Olenge ^ext)ox=
ragenb, reichen fitf) über tüeite i^a'^r'^unberte ^in bie |)änbe.
5^iemanbem !önnte e§ beüommen, bem Söerfe bes ^^itojo^^en, ber
OTe» umfaßte, ber bie 2)inge fa^, mie fie n^aren, unb fic^ , toie er
einmal gefagt ^aben foE, ber @abe erfreute, ha^ er fid) öon ben @r=
fd)einungen ni(ä)t täufc^en lie§, unb ber nun am^ feinen allgemeinen
^been gemä^ ein ©tiftem |)olitif(^er @eban!en unb ^Imraffungen auf=
fteEte, bie Arbeit ^accf)iat)eEi'§ gleic^pfe^en , n)eld^e au? 3^nfpi=
rationen be§ 531omente§ beruhte. S5ieEeid)t ^at fein ^uc§ in bem
16. ^a^rtjunbert me^r S5erbrcitung gehabt, al§ bie ^olitif bes
5lriftotele§ ; un^äl^lige '^aU ift fie überfe^t tüoiben. S)ie lleber=
fe^ung bon Seonarbo 5lretino würbe oft mieberl^olt. ^m ^ai}xc
1506 war eine neue Uebeiie^ung bon 5lrgt)ro|)ulu§ erfd^ienen *),
fo ba§ ba§ iBu(^ nid^t allein gried)ifd^, fonbern anä) (ateinifd^ in
aEen §änben fein tonnte, unb fein 3tt)eifel ift, ba§ au^ ^Jlacd)iaöeü
eö 3ur §anb gel^abt ^at Söenn S^ettori in einem S3riefe an ^llac=
d^iabeE im OTgemeinen la politica erwähnt, fo berfte^t biefer nur
bie ^oliti! be§ 5lriftoteIe§ barunter, mit ber S3emer!ung jebod^, er
tüiffe nid^t, Was über bie gerabe angebogene f^rage barin t)orfomme.
^n bem S3ud^e über ben ^^rincipc ^at ^^lad^iaüeE ^auptfäd^tid^ ha?,
ad^te unb neunte ßapitet be§ fünften S3uc^eö ber ^^^otitif besi
1) 3lu§gabe Don ©dineibcr, II, IX.
168*
9lnl)ang.
3(riftote(cg ju @runbe gelegt. "iDlacrfitaöeE ftimmt mit 3lriftoteIel
oft tt)ört(ic§ gufammen ; tt)ir geben bte ^ ©teEen an, au§ benen fi(
ha^ S3erl)ältm§ ergiebt. 5!)lacc^iaüeE fagt : „he]ä)toexüd)t S)inge ninj
ber i^ütft bnrd) 3lnbere t^un, @nabe ftd§ jelBft öorBe^alten" (cap. 19.);
5tnftoteIe§ : Ttf.iug /uey unovi[.aip avTov, rag öi xoXdoeig dl tTt^cov,
äöenn Bei Slriftoteleg bie SBorte folgen : äQ/6vTiov xal dixuarf]-
Quoyy fo tonrbe ha^ für ^acc^iaöeE ^nla^, auf bie ^^arlamente öoi
5ran!retd§ ein3uge]^en, beren S5erfaf)ung bem Könige t)on i^ranfreit
bie 35efoIgung biefer Siegel möglich mad^t. — ^nbem i^laci^iaöel
fagt: Deve honorare gli eccellenti in ciascuna arte (f. cap. 21)j
njieber^olt er nur, tnag ftc^ Bei 3lriftotele§ finbet: rovg dya&ohi
ntQi Ti yiyyojLuyovg Ti^iav. 5!)lan prt felBft bie Söorte ber alten"
lateinifd^en UeBei"fe|ung : qui valde laudati sunt in aliquo studio,
eximie peritos artium aliquarum. ;3ener : „non e cosa piü ne-
cessaria a parere d' havere, che religione" ; 5lriftotele§ : »t«
TiQog &eoi)g (fuiyeo&ai det anovddCetv de) öiacpeQovTcogu (pox aEent
religiös erfd^einen.). SSeibe: „BefonberS muffe fid^ ber ^^ürft frembet
fyrauen enthalten; benn", ft)rid§t 5lriftotele§ , "()/« yvpaixwy vß^tMg
noXlai dnohoXfyMoi rvQari^iöegu , unb ba§ ^ämlid^e fagt 5!Jlac(^ia»
UeEi. S3eibe : „ätnei Urfad^en feien öor aEen , n)e§:§alB man fid^
em)}öre, §a§ unb S5era(^tung ;" ber Italiener: „lo principe pensi,
di fuggire quelle cose, che le faccino odioso e vile, e qualunque
volta fuggira questo, non trovera — pericolo" ; ber ©ried^e:
^idvo aiTiMv ovocüu , df ug jiidXiOT^ iniTid^tvrai raig riiQuvyiai,
jLiioovQ T£ Kai xaTa(fQoyrjaeMg.u äöeun man biefe (BteEen öer=
gleid^t, fo tnirb man üBerseugt, ba^ 5[}iacd^iat)eE ben ^riftoteles
t)or ^Äugen gel^aBt ^at ^od§ ft^on ^ier unterfi^eibet er fid§ üoi
i^m. 5lriftotele§ fe|t al§ notl)tüenbig , ein 2^t)rann muffe öer^agl
fein; ^Jlacd^iaöeE toiE ben §a§ eBenfaES üermieben ijaben. ^a^i
fd^reiBt jener ben Untergang Blo§ ber S^ermeid^lid^ung , ^idnokavoTi-
yiOjg yuQ ^wureg tvaarwfom^Toi yiyvovrai^i, biefer aBer Beiben , bem
§affe unb ber ignavia, ju. g^rner fagt 5lriftoteleg : „ba§ ,^önig=
t^um (ßaoiXeia) entfiele n^ög ßorj^eiup t^p dnb rov drifÄOV toT{
tnieixiGiUj um bie S3ome^men öor bem ^ol!e ^u Befd^ü^en -
meint ein üon ben ^ro§en eingefd^rän!te§ ^önigt^um — , bie 2^rai
nei bagegen, um ba§ 33olf üor ben @ro§en ju f(^ü|en, "fx rt
drjLiov xal rov nXrjdovg Inl rovg yvioQif.iovg , oncog ö d^fiog f^rjöii
ddiiCTJTai vn avTüjy,u ^acd£)iat)eE nun öermifd^t ben ©egeni
fa^ be§ ^önigt^umS unb ber 2:^rannei, ber in ben '»IRoralien unb b(
^^olitif be§ 5lriftotele§, mic Bei ^(ato, al§ ein wefentlii^er immer mit
iOiacc^taüeE unb ^riftotelcl. *1Q9
bertel^it, totelleid^t, um fid^ ben tarnen beö X^rannen für feinen gür=
ften 311 erf|3aren; bodf) l§at er jene «SteEe offenbar bor klugen: „II
principato", fagt er, „e causato 0 dal popolo 0 da' grandi", unb
gefte^^t ein, ein %^^\l bebürfe ber §ülfe gegen ben anbern, aber fc^t
l^in^u: ba§ S5ol! „per essere difeso", 3U feiner 3)ert^eibigung , bie
@ro§en bagegen jur S3e(eibigung be§ SJolfeg , „per poter sotto
l'ombra del principe sfogare il suo appetito." 5Denn gegen bie
©rofeen jetgt er ben ^a% unb SöiberwiEen be§ *4Jo:polaren bon i5f(o=
tena. 3)arum, tüo 5lriftoteIe§ n»eiter fagt, „ber ^ürft muffe [id)
berjenigen bebienen, bie iT^n erhoben", f^ricC)t er öietme'^r : „©in f^rürft
burd^ ba§ S5ol! mu§ fid^ e§ er^^alten, ein ^ürft burd^ bie (trogen ju
attererft ba§ S5ol! au gewinnen fud^en".
äöenn bie äßieber^olungen ariftotelifd^er ©d^e bon großer ^)terf=
tüürbigfett finb , fo finb bie 3lbtx)eid^ungen beinahe nod^ bon einer
größeren ; benn fie fteEen ben Unterfd)ieb ber Seiten unb ber ^Ulänner
I)erau§. S)er ariftotelifd^e ©taat beruht auf ber bem ^^lenfc^en ein=
gebflan^ten ^bee be§ ©ered^ten; benn obtuo^I eg bebeutenbe ©eifter
in 5lbrebe gefteEt l^aben, fo mu§ man boct), 5lEe§ überlegt, baran
fcft^alten, ba§ \>a^ ©ered^te, ebenfo mie ba§ 6d§öne, äöa^re unb
©Ute, ein ^ib^^^ ^^^ menfd^lid^en Seben§ bilbet. S)ie 3lbn)eid^ungen
babon erfd^einen hd 5lriftote(e§ aU 2^1^atfad^en , bei 5)kcd^iabeU a(§
^at:^fc^läge. Söenn ?lrtftoteIe§ fagt: „ber 3:t)rann muB tugenbl^aft
fein unb U)enigften§ l^albgut unb nur l^albböfe, aber !eine§rt)eg§ böfe"^),
fo l)ei§t eg bei 5Jtac(^iabeE^): „l§abe ber §ürft 3u toä^len ^Ujifd^en
^reigebigfeit unb ©eij , @raufam!eit unb @üte , Sreue unb Untreue,
fo muffe er fein geizig, graufam, treulos ; nur muffe er nid^tS an
fid^ fbüren laffen al§ @üte, Unbefd§oltenl)eit unb ^teligion. 6r lebe
nur unb er'^alte fid§ nur, bie TOttel tüirb ^ebermann loben.'^
2öie ift e§ möglid^,. ba^ ein ^enfd§, ber bie S^i'^i^^it liebt,
ettüa§ fo @ntfe|lid^e§ fd^reibe? 2öir erinnern un§ einer ^eugerung in
jenem ^Briefe an ©oberini, in toeld^em bie berfd^iebenen äöege, ben
borgefe^ten :^md 5U erreid^en, ertüogen tüerben. Äaifer %xim ^abc
feinen ©taat ju gefö^rben gemeint jeben 5lag, an weld^em er nid^t 3e=
manbem 3Bol)lt:^aten ertoiefen l^atte ; 5^lacd)iabell fagt : 5lnbere gäbe e&,
bie gerabe baburd^, ba§ fie S^emanbem SBo^lt^aten ertüiefen, fid^ ©c^aben
3U t^un fünften. 3öa§ fd^lie^t er nun au§ allebem? 3(d^ glaube, fagt er,
1) V, 9.
2) c. 16. 17. 18.
170=
9tnf)ang.
H^ hu ^Jlatur, toie fte beu i^lenfc^en öerfrfitebenc 3lutü^e gegeBei
f)at , fo aurf) t>erf(^tebenen ^eift unb öerfd^iebene ^eftreBung (fan-
tasia). ^eber beträgt ]\6) feinem @eift unb feiner ^^antafie gemä^.
S)erienige nun, nimmt er an, fei glüdüd^ unb richte tivoa^ au^|
ber mit ber ^txi, in ber er lebe, übereinftimme; ber aber fei un^
glürfti{f), ber fic^ mit berfelben in Söiberftreit befinbe. ^on ber
3Jerf(^iebent)eit ber Umftänbe ^änge ba§ größere ober geringere (^IM
ab, ba§ S^emanb ^abc. ^§ ift eine ^efle^non, bie auc^ anbertüärt§<
a\x6) bei @uicciarbini , öorfommt; 5!}lacd)iabett nmd^t @rnft bamit
^an 1)ai fc^on in bem 16. ^a:^rl)unbert gefagt, 5Jlaccf)iabeE T§abi
bef)au^tet, bie 9tat§f(^läge , tt)e((^e er an ßoren^o gegeben, feien ai
bie ^latur beffelben beretfinet^). äöir bermögen ba§ meber gu be=
ial)en no(^ p öerneinen; aber bie Umftänbe lagen fo unb bie ^en=
fcf)en erfd^ienen bem ?lutor fo geartet, ba§ nur bie böfen äöege aum
3tele fü'^ren fönnten.
„3[Öären bie ^IRenfi^en gut, fo toären biefe 9tat^f(^Iäge fc^Iei^t",
fagt ^]}lacd}iabeE ; nun finb aber bie 2Jtenfd^en böfe. @r ift boE bie=
fer S5crac§tung, biefe§ <&affe§. 3Ö0 5lxiftotele§ fagt: „35eraubung
toirb nur bie <^abfü(^tigen empören, S^erune^rung aber bie @uten",
f^ri(^t er: „^liemalö einen 9ltaub. ^ie 5}lenfd^en öergeffen e^er ben
5(Jlorb i^reg S5ater§, al§ ben S^erluft i^re§ S5ermögen§." 3)arum
bricht er in bie äßorte au§: „®ie 5Jlenfc§en finb unban!bar, flüd§tig,
§eu($ler unb begehren ben ^etoinn; t^uft bu it)nen mo^l, fo bieten
fte bir Seben unb* ^iwi, SSefi^, ^inber an, folange bie (Sefa^r ent=
fernt ift; !ommt fie bir nal^e, fo empören fie ficf) miber bid^''.
9la(^ aEebem !ann hin ^Votx]tl übrig bleiben, bafe ber
$rinci^)e ^]Oflac(f)iabeE§ rec§t eigentlii^ auf bie Sage be§ ^anne§,
bem ba§ S3u(^ getoibmet tourbe, Soren^o be 5Jlebici , . in jenem ^o=
ment berei^net mar , unb ^toar in ^toiefac^er .^inficfit : einmal in
SSejug auf bie ^rünbung einer autonomen felbftänbigen Staat§ge=
malt in f^loren^, fobann in SSetradfit ber italienifd^en SIngelegenlieitet
überhaupt, bie alle @eifter befc^äftigten.
%u meiften hofften ütettung bon ßinem 5Jlanne. ^ol^bor S5erj
gili (ebte fern in ßonbon, al§ er fein S5ud§ de prodigiis fc^rieb. @T
meil^te e§ grana 5!)laria bon Urbino, unb l)ierbei gab er feine ^off«
1) Se non solum iudicium suum in illo libro fuisse secutum , se(
illius, ad quem scriberet. Poli Epistolae I, 266.
i
nung äu erfennen, öon bem^etben tüerbe enblid^ bie ^erfteaung ber
itatiemfc^en S)tnge erfolgen ^j. 2)a§ toax erft im ^Sa^re 1526. ^IBer
fc^on 20 ^a^re früher §atte S^o^ann 5lnton gtaminiuS bem $a|)ftc
,3u(iu§ auf ba§ beftimmtefte gefagt:
Dux opus est acris, populos qui cogat in ununi,
Qui male concordes iungat ad arma manus^).
3)affel]6e mar bie ?lnficC)t be§ @efd^ic§tfc^reiber§ SSarc^i. „Italien fami
nic§t ru:§ig merben, e^e e§ nirf)t ein prft Be§err((^t" ^). SCßir fa^en, mie
fepegrünbet biefe 5!Jleinung in 5Jlacrf)iat)eE, mie fie bei il^m ba§ ^e=
fultat ameier großer 2öer!e, aller feiner @rfa:§rung unb Sectüre mar.
2)a§ S3u(^ tjom dürften ift feine aEgemeine Sel^rfc^rif t ; ba^u ift'eä
öiel au fragmentarifd§ unb f^edett ; e§ !ann ni($t gefd^rieben fein, einen
X^rannen lenntlid^ ju nmd^en, benn einen folc^en, mie er fdfiilbert, fennt
man o^^ne SSeaeid^nung. SGßie 5)lacd)iat)eE, a(^ ^rana I. nadö i^taüen
fam, bem ^apfte ßeo einen 9tat^ gab, ber ftd^ aud^ auf eine aEgemeine
f^orberung: fugere in effectu contemtum et odium, grünbete,
mie er bemfelben einen meitlöufigen ©ntmurf über eine enbü^e S5er=
faffung t)on i^torena mitt^eilte, nid^t ol^ne au biefem ©utad^ten öer»
anlaßt au fein, ebenfo ^at er, aber unbefragt unb be§^a(b ftrenger
an ^rincipien ^altenb unb in befferer Söud&form, ben ^rinci^e für
ßorenao abgefaßt : einen ütotT^ , tüie er mädCitig, mie er ber §err unb
barnad^ ber SSefreier öon i^talien merben fönne. ©ein ©inn ift:
bieg in (Brunb unb 35oben öerborbene i^talien fotte, burd^ mie grau»
fame ^littel aud^ immer, Einern au bienen geamungen merben; bie
graufamen 5Jlittel feien bie aEein fidlem; alSbann fotte e§ miber bie
f^rcmben aufammenfte^en , fie öerjagen unb ben ^u^m S^taüenS er=
neuern. @ana unöeri^otilen fül^rt bieg ber ©d^Iufe ber @rf)rift auS:
„S)te Hebräer toaren Äned^te in 5leg^))ten, bie ^erfer unterbrücft, bie
5lt^enienfer a^^ftreut, auf bafe nämlic^ bie 2:ugenb be§ ^ofeg, ber
^}}Zut^ be§ ©t)ru§, bie §errlid§!eit be§ 2;:^efeu§ offenbar mürben. ^ia=
lien ift fnedjtifd^er aU bie ;3fuben, untermorfener aU bie ^erfer, jer«
ftreuter oI§ bie 5ltT^enienfer, ol^ne ^au^t, oi^ne Crbnung, aerfc^Iögcn,
beraubt, a«i^nffen, a^i-Ttöi^t, ^alb entfeelt. eg l^arret, mer e§ l^eile
öon feinen ©dalägen, mer e§ erlöfe tion ber ©raufamfeit ber S3ar=
baren. S)a ift ^iemanb, auf ben eg l^offe, a(g ©uer .ipaug. @e=
1) Praefatio in Dialogum, p. III.
2) Flaminius ad Julium bei Roscoe, Leo II, p. 384.
3) Istorie Fiorentine, pag. 95.
172=
3ln^ong.
benft an jene 5D^anner! 6§ tüaren feüene unb toaten tüunberbare
5!Jlenfd)en! ©ie "Ratten minbere ^elegen'^eit aU ii)X unb !etne gere(fj=
tere ©ad)e. @uer (Btüd l§at @ott o^ne S3eif|)tel öejü^rt; ba§ 531eer
l^at ficf) ö^öffnet, bte äöoÜe ^at 6uc^ bcn Söeg getotejen, ba§ ^Jlantta
ift gefallen. @ott n)ttt nid^t OTe§ f^un; er n)iE nn§ ben freien
SöiEen nic^t nehmen. 2)a§ UeBrige ntü^t ^"^r felBer t^un."
3ln iDen aber foEte ftc§ biefe Hoffnung fi^Iie^en? 5l(§ Seo X.
^a|)[t getoorben, lur^ nadjbem f^loren^ tüieber unter i^n gefommen,
fa^en biele ©belleute öon ber (Stabt, t)on bent §ofe be§ ^a|)fte§ 3U=
fammen, f|)rad§en bon ber fünftigen ^eftalt ;3talien§ unb niurben
einig, Sulian, Seo'§ SSrnber, n)erbe J?önig Don ^ea^el, Soren^o, Seo'§
8^effe, ©er^og p 5!Jlailanb tDerben. ;SnIian§ milbe ©eele fnc^t man
burd^ Söeiffagungen unb SBunber ^u großen ^^aten p entflammen.
Soreuäo tuar nid^t Oi§ne Megerifc^e (SJelüftö'; bod§ tüoEte er noc^
toilber erfd^einen, aU er tnar. 5Da§ S5oI! fagte öffentlid^, biefer
tDürbe aEe§ ßanb ^tnifd^en tt)rr5enifd§em unb abriatifd^em ^eere
Vereinen unb ein ^önigreid^ grünben^). „SGßir tn erben il^n al§ ^önig
öon So^cana begrüben/' f^rid^t IXIrii^ .^utlen^). @r ift ber Später
C^at^arina 5Jlebici'§.
© d) l u fe.
Solange bie ^o^olare Partei Beftanb , toar 53lac(^iat)eE ni($tö
al§ ein ^Florentiner , aufrieben — befdöäftigt — ber gf^ßi^^it feiner
@tabt unter einem ^o|3olaren Ülegiment gan^ ergeben. Söie aber
bie 5!Jlebici tniebergelommen, bie bann 3ugleid§ bie |)o:polaren ^been
toieber aufna'^men unb bie ^ad^t be§ ftorentinifd^en gürftent^umö
mit ben S^enben^en ber italienifd^en Unab^ängigleit ibentificirten,
ging er gleid^fam über p benfelben: ftatt be§ ^Florentiners fe'^rte
ftd^ ber i^taliener in i'^m ^erbor , unb er n)anbte aUe feine Gebauten
auf bie ^Befreiung ;3talien§. 3^ biefem S^eät öerbammte er jelbft
bie ^nedlitfd^aft bon ^Floren^ nid^t. ßr "^ielt fte für eine @runblage
ber ©inljeit unb ^ierburd^ ber S?efreiung be§ allgemeinen S3aterlanbe§.
^n biefen @eban!en finb auä) feine übrigen ^olitifdlien ^üdf)er, 't)or=
ne^mlid^ aber ber ^rinci^je gefdl)rieben.
2Ba§ bermögen SSüd^er? ©eine bringenben ©rmalinungen
l^aEten, bie ^egebenl^eit blieb in ii^rem Saufe. 3^n toarfen
S3üd^er unb bie SSegebenl^eit ^ufammen ganj barnieber.
1) Jovius, Vita Leonis, lib. III, pag. 95.
2) Autor dissuasoriae bei Freherus, rer. Germ. II,
395.
^Racdjiateü. 6d)(ufe. *173
5(l§ ftatt ber S^ereinigung Staliettö fogar einmal bie ^Befreiung
öon ^(orenä im franäöfifc^en ^ntereffe erfolgte, lüoüten bie eckten ^4,^0=
Notaren mit ^J^acc^iatjett iu(i)t§ ju fd^affen ^aben. „äöoraiif ^iele ber
^^.Uinci^e, al§ auf ben ööHigen Untergang ber florentinijc^en grei^eit?"
SDag ©ecretariat , bas er öor 1512 gehabt, befam er nunmel^r nid^t
piiiif. (Sr Tratte ]id) üBerbie§ burc§ feine fd^arfe 3unge biete geinbc
gemacht; aur äöieb eröergettung benrt:§eitte man )e\n eigenes ßeben
fo fc^arf njie möglii^. ;^n biefer nenen Ungnabe bei ber t)errj(^en=
ben ^krtei, in TOgbergnügen unb 3lrmut:§, tJon ben ^o^otaren, ,^u
benen er anfangt ge:^ört, berfd^mä^t, o^ne Hoffnung auf (Srreictiung
ber S^eäe, bie er barnad§ berfolgt :^atte, ftarb Macd^iaöell 22. 3(uni
1527. Um getoiffe (Srunbfä^e gef epd^en bürgern red^t berl^afet ^u
machen, nennt man fie nod^ :^eute mit feinem Flamen. S)ie falfc^e
5luffaffung be^ ^princi^e beruht eben barauf, ba^ man bie Seigren
5Jlacdt)iabeE^ aU aEgemeine betrad^tet , UJäl^renb fie Blog ?tnn)ei=
fungen für einen beftimmten Qwed finb. 5Jlan tä§t babei gan^
au^er %ä)i, ba^ er bon einem neuen ^ürftent^ume l^anbelt, 'ta^
in ber TOtte ber Parteien, bie ftd) i^m mit §eftig!eit entgegenfe^en,
fidt) burd^ alle TOttel p be:^au|)ten fudljen mu^te. S)a nun bie @r=
I)a(tung not^toenbig ift, fo muffen auc^ bie ^Jlittet baju gefui^t unb
angetüenbet U^erben, mögen fie mit ber ^oral ober 9teligion überein=
ftimmen ober nid^t. ^Hacd^iabeE toar bon einer (Energie be§ @ei|te^,
ba^ er in bem moralifdlien ^Dilemma aEe 3^^^!^^ bon fi(^ tnarf unb
fitf) über ben Unterfd)ieb 5n)ifrf)en @ut unb S3öfe l^inmegfe^te. ^-ern
babon, i'^m ^u folgen ober aui^ nur i'§n p entfd^ulbigen, fefttjaltenb
an ben emigen ©efe^en ber moraIifct)en SSettorbnung, ^aben n)ir nur
anperlennen, ba§ e§ einen 5lutor bon i^öi^ftem S5erbienft, unb ber
!eine§rt)eg§ ein böfer ^Iflenfd^ Ujar, gegeben ^at, ber bieg t^ai, ber
fid^ gegen @ut unb S3öfe gleid^güttig ber§iett. (Sr empfiet)tt bas
35öfe nur, b^eil e§ in ber ßage, in n)eW)er f^torena unb ^^talien toaren,
5um ätoecfe führen !önne. SBeit abfeiten liegt bie Stellung eines
erblid^en ^yürften, bon b^eld^er ^önig fyriebrid) IL in feinem 5lnti=
macd^iabeE ausgegangen ift. 5£)ie beruT^t auf ber Autorität einer uralten
S)t)naftie; bon mächtigen ^actionen, toeld^e mit ©etoalt niebergel^alten
tüerben muffen, ift hahei gar nid^t bie ütebe. ©in fold^er fyürft
!ann tt)o!)l baran benfen, bie S^been an ^anb^aben, auf meldten bie
aEgemeine äßeltorbnung berui^t; er befiljt bie ©etüalt; ^JHemaub
mad^t fie iT^m ftreitig. 5S)abon ift ha^ f^ürftentl^um , baS 5)lac=
(^tabeE im ?luge :^at, ]^immelnjeit beiid^ieben. ©ein prft ift ein
foldlier, ber o^ne ein crblid^eS Üted^t fid^ juerft in ben 3?efi^ bcv
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3lnf)ang.
(iJetoalt äu fe^en unb au befeftigen ^at. S)atJon, tt)a§ ein gütft ju;
t§un unb 3U (äffen ^at, tüenn er ]xd) in unangefotfiteneni unb ruhigem i
S3efi|e befinbet, rebet ^Dlacc^iaüeE üTbetaE nid)t. @§ ift fc^rerflid^, jui
benlen, ba^ bie ©runbfä^e, bie er für bie ©rtoerbung unb S5et)au^3tungj
einer ufur^jatorifc^en @ett)alt für not^toenbig erad^tet, auä) auf ein
ruhiges unb gefe^mä^ige§ f^ürftent^um ^Intoenbung finben fönnten.
Um gerecht ju fein, muffen mir biefen Unterfdfiieb im ^uge 16e=
j^alten: 3)tacc^iat)ett fu(^te bie Teilung ^talieng; boc^ ber guftanb
beffelBen fc^ien i()m fo tier^meifelt , ha% er fül^n genug mar, i§mj
^ift 3U tjerfcf)reiben.
^ierer'fd^e ^of&ud^brurferei. Stephan @ei6e( & So. in Sdtenburg.
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DD Ranke, Leopold von
171 Geschichten der romanischen
R3 und germanischen Völker
1885 3. Aufl.
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