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Full text of "Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1514"

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^ 


ber 

üon  1494  bis  1514. 


©efd)i(l)tm 


ber 


Miraililitn  iiiili  pniifliii|il)£ii  plte 


t)on  1494  16i§  1514. 


^xxitc  ^ufta^e. 


35 erlag  üon  S)un(ier  &  .^umBlot. 
1885. 


Sog  ^tä)i  ber  Uefierfeftunö  hJ^c  öKc  anbeten  Diente  borte^alten. 

Sie  SSerlagg'^onblunä,. 


DO 
R3 

(?.  7.5-7 


3?orrebe  pr  erften  ^u^pBe.    DctoBer  1824. 


^egentt)ärtige§  S3ud§  tarn  mir  freiließ,  toie  itf)  nur  Befennen 
tüill,  e^e  e§  gebrückt  toarb,  öoEfommener  t)or,  qI§  nun,  nac^bem  e§ 
gebrutft  ift.  ^nbeffen  retfjne  i(^  auf  geneigte  Sefer,  bie  toeniger  auf 
feine  5JlängeI,  at§  auf  feine  ettoaigen  S^ugenben  aufmer!fam  ftnb. 
Um  e§  ni($t  gana  feiner  eigenen  äöirfung  anjuöertrauen,  tüiE  i^  nic^t 
üerfäumen,  eine  furje  Erläuterung  über  feine  5(Bfid§t,  feinen  Stoff 
unb  feine  f^orm  t)orau§3ufd)i(!en. 

S)ie  5lBfi(^t  eine§  .&iftori!er§  ^ängt  t)on  feiner  5lnfic§t  aB;  tJon 
biefer  ift  ^ier  gtoeierlei  p  fagen.  Sitöörberft,  ba^  i'^r  bie  romanifd^en 
unb  germanifd^en  5^ationen  al§  eine  @in§eit  erfd^einen.  (Sie  entfd^Iägt 
\xä)  brei  analoger  begriffe:  be§  S3egriffe§  einer  aEgemeinen  ßl§riften= 
:^eit  (biefer  toürbe  felBft  bie  5lrmenier  umfaffen);  be§  S5egriffe§  öon 
b er  Einheit  @uro|)a^§ :  ^enn  ba  bie  2;ür!en  ?Iftaten  ftnb,  unb  ha  baö 
ruffifi^e  9teic§  ben  gangen  5^orben  tion  5lfien  Begreift,  !önnte  i^re 
!Gage  nid)t  o^ne  ein  S)urc§bringen  unb  ^ereinjiel^en  ber  gefammten 
aftatif(i)en  S5erl)ä(tniffe  grünbli($  öerftanben  toerben;  enblic^  au($  be§ 
analogften,  be§  S5egriffe§  einer  lateinifc^en  ß'^riften^eit :  flaöifc^e, 
(ettif(^e,  magi)arifd§e  Stämme,  meiere  gu  berfelBen  ge'^ören,  ^aBen 
eine  eigentpmlicöe  unb  Befonbere  5^atur,  toeld^e  ^ier  nid^t  iuBegriffen 
toirb.^er  5lutor  BleiBt,  inbem  er  baö  f^rembe,  nur  too  e§  fein  mu^, 
a{§  ein  llntergeorbneteg  unb  im  S5orüBerget)en  Berü!)rt,  in  ber  ^^ä'^e 
Bei  ben  ftammöertoanbten  ^Jlationen  enttoeber  rein  germanifd^er  ober 
germanif(^=romanif(^er  5(Bfunft,  bereu  ^efd§id§te  ber  ^^ern  aEer  neueren. 
@ef(^itf)te  ift,    fte§en.^3n    ber    folgenben   Einleitung   foE   üerfud^t 


X 


VI  UJorrebc. 

tüerben,  T^auptfäd^tid^  an  bem  gaben  ber  äußeren  Untetne'^mungen  m^ 
ßid^t  äu  fe^en ,  intüiefem  biefe  S5ö(!er  fid§  in  (Stn^ett  unb  g(ei{^= 
artiger  Seh)egnng  enttüidelt  T^aÖen.  S)a§  ift  hit  eine  8eite  ber  3ln= 
fid^t,  auf  toeld^er  gegennjärtigeS  S8ud§  Berul^t;  nun  bie  anbere,  bie 
fid§  burd^  ben  Sn^alt  beffelBen  unmittelBar  au§f^ric^t.  @§  umfaßt 
nur  einen  üeinen  2;i^ei(  ber  @ef(f)i(^te  biefer  Nationen,  ben  man 
tüo^l  au(^  ben  Einfang  ber  neueren  nennen  !önnte;  nur  @e= 
jc^id^ten,  nid§t  bie  @efd§i(i)te;  e§  Begreift  einerfeitS  bie  ©rünbung 
ber  fpanifd^en  ^onari^ie,  ben  Untergang  ber  italienifd^en  fyrei^eit, 
anbererfeitö  bie  S5i(bung  einer  ^tüiefad^en  O^^ofition,  einer  ))oIitifd§en 
burd§  bie  fyrauäofen,  einer  ürd^tid^en  burd^  bie  üteformation ,  genug 
jene  ©^jaltung  unferer  ^flationen  in  ^toei  feinbfelige  2:T^eile,  auf  tt)e(= 
d^er  alle  neue  ^iftorie  Beruht.  X^^  ge^t  öon  bem  S^^t^^i^^t  aus, 
n)o  Italien  in  fid^  geeinigt  toenigfteng  äußerer  fyreil^eit  geno§  unb 
öieEeid^t  felBft  l^errfd^enb  genannt  werben  barf,  ba  e§  ben  ^apft  gieBt ; 
bie  Spaltung  beffelBen,  baö  ©inbringen  ber  ^^^'an^ofen  unb  ber 
©panier,  ben  Untergang  in  einigen  (Staaten  atter  grei^eit,  in  anberen 
ber  SelBftBeftimmung ,  enblid§  ben  ©ieg  ber  Spanier  unb  ben  5ln= 
fang  i^rer  §errf(^aft  fud^t  e§  baräufteEen.y^erner  fängt  e^  öon  ber 
politifd^en  5^id^tig!eit  ber  fpanifc^en  ^önigreid^e  an,  unb  get)t  ju  iT^rer 
SJereinung,  ju  ber  ütid^tung  ber  S5ereinten  toiber  bie  UngläuBigen 
unb  nad§  bem  Snnern  ber  ßT^riften^eit  fort;  e§  |ud§t  beutlid^  ju 
mad^en,  toit  auS  jener  bie  ©ntberfung  t)on  3lmeri!a  unb  bie  feBe= 
rung  großer  ^önigreid^e  bafelBft,  bod§  öor  aEem,  toie  au§  biefer  bie 
fpanifd^e  §eri-|d^aft  üBer  Stauen,  2)eutfc^lanb  unb  bie  ^^ieberlanbe 
l§ert)orgegangen.  ^S)ritten5  gel^t  e§  öon  ber  3^itf  tüo  Äarl  VIII. 
al§  ein  Sl^orläntpfer  ber  ©l§riften^eitjmber_bie^.^ür!en  aug^ie^t,  burd^ 
atteg  n)ed^felnbe  ®(ücf  unb  UnglücC  ber  gran^ofen  Bi§  ju  ber  fort, 
n)o  grana  I.  41  Sa^re  fpäter  eBen  biefe  3:ür!en  toiber  ben  ^aifer  3U 
§ülfe  ruft.  3^nbem  e§  enblid^  ben  @egenfa|  einer  politifd^en  ^Partei 
in  5Deutfd^lanb  toiber  ben  ^aifer  unb  einer  ürd^lid^en  in  Europa 
toiber  ben  ^apft  in  il^ren  ?lnfängen  Uei-folgt,  fud^t  e§  ben  äöeg  jü 
einer  tJoEftänbigeren  ©infid^t  in  bie  @efd§id§te  ber  großen  Spaltung 
burd^  bie  üleformation  ju  Bal^nen.    2)iefe  Spaltung  felBft  foltt  in  ii^rem 


Söorrcbe.  VII 

lerften  ^ang  betrad^tet  tt)erben.  OTe  biefe  unb  bte  übrigen  l^iemit 
äufammen^ängenben  @efd§id§ten  ber  tomantyc^en  unb  germanifd^en 
^iationen  fud^t  nun  bte§  S5ud§  in  il^rer  @in^eit  3U  ergreifen.  Man 
l^at  ber  ^iftorie  ba§  5lmt,  bie  S5ergangen^eit  3U  richten,  bie  TOtUJelt 
3um  ^u|en  juütnftiger  Sa^re  ju  16ele:§ren,  Beigemeffen :  fo  ^o^ex 
Remter  untertoinbet  fid§  gegenwärtiger  S3erfu(^   nid§t:    er  toiH  BId§  z- 

geigen,  U^ie  e§  etynfitcf)  getppfptL 

SBoltier  aber  !onnte  bie§  neu  erforfd^t  n)erben?  ®ie  @runblage 
öorliegenber  ©d^rift,  ber  Urf|)rung  il^rel  ©toffeg  finb  Memoiren, 
2ageBüd§er,  SSriefe,  ^efanbtfd^aftSberic^te  unb  urf:|3Ünglid§e  (^x^at)= 
lungen  ber  SCugenaeugen ;  anbere  (5d§riften  nur  al^bann,  too  fie  ent= 
toeber  au§  jenen  unmittelbar  abgeleitet,  ober  burd§  irgenb  eine  origi= 
nale  ^^enntniß  il^nen  gleid§  geworben  fd^ienen.  Sebe  Seite  geigt  an, 
tt)eld§e§  biefe  Söerfe  gehjefeu;  bie  5lrt  ber  ^^orfd^ung  unb  bie  !riti= 
fd^en  9tefultate  toirb  ein  gtoeite^  SSud^  öorlegen,  ba§  mit  gegen= 
tüärtigem  5ugleid§  ausgegeben  toirb. 

^u§  5lbfid§t  unb   ©toff   entfielet   bie  gorm.    Man   ton  t)on 
einer  ^iftorie  nid§t  bie  freie   Entfaltung  forbem,  toeld§e  toenigftenö 
bie  X^eoxk  in  einem  :|joetifd§en  Söer!e  fud§t,  unb  i^  toeig  nid^t,  ob 
man  eine  fold^e  mit  9fted§t  in  ben  Söerfen  gried^ifd^er  unb  römifc^er 
Meifter  gefunben  gu  ^aben  glaubt.  f©trenge  2)arftellung  ber  St^at^     f 
fad§e,    toie  bebingt  unb  unfd^ön  fie  aud§  fei,    ift  o^ne  S^^^i^t  '^^^^ 
oberfte  @efe^.     (Sin  gmeiteS  toar  mir  bie    ©nttoitfelung  ber  (Sinl^eit 
unb  be§  Fortgangs  ber  SSegeben'^eiten.    ©tatt  ba^er,    tt)ie  ertnartet 
toerben  !ann,    eine  aEgemeine  ^arfteEung   ber  öffentlid^en  S5er^alt= 
niffe  ^nxopa'^  t)orau§aufd§icten ,    ttiaS   ben  @efid^t§^un!t  toenn  uid[)t 
tjertoirrt,  bod§  gerftreut  l^aben  toürbe,  ^abe  i^  öorgegogen,  üon  jebem  ^     ,  i 
S^olf,  jeber  Mad^t,  jebem  Einzelnen,  toie  fie  getoefen,  erft  bann  au§=      ' 
füT^rlid^er  gu  geigen,  toenn  fie  öorgüglic^  tl^ätig  ober  leitenb  eintreten  :<5^ 
imbefümmert  barüber  —  benn  toie  l^ätte  i^re  ^i-ifteng  immer  un= 
beiü^^rt  bleiben  !önnen?  —    ba§    fd§on   iJorT^er  l^ie  unb   ba  il^rer 
gebadet  merben  mugte.     §ieburc^   fonnte  toenigfteng  bie  ßinie,  hie 
fie  im  aEgemeinen  ]^alten,  bie  ©trage,  bie  fie  nel^men,  ber  gebaute, 
ber  fie  betoegt,  befto  beffer  gefaxt  toerbenT]  «^ 


VIII  Söotrebe. 

©nblid^,    tt)a§  lüirb   man  tion    ber  SSe^anblung   im  ©inaelnen 

jagen,    einem  ]o   n)efentli(^en  ©tüd  l^iftorifc^et  5lr6eiten?    SÖirb  fte 

nid^t  oft  f)axi,  aBgebroij^en,  fatbloS,  ermübenb  erf(^einen?    @§  giebt 

für  biefelbe  eble  5Rnfter,    oltc  unb  —  man   tjerfenne   e§   nidöt  — 

anä)  mm;   bod^  ^aBe  iä)  fie  nid§t  nad^jual^men  gesagt:   i^re  Söelt 

/   njar  eine  anbere.     (5§  gieBt  für  fie  ein  erl§al6ene§  3bea(:  ha^  ift  bie 

^öegeBen'^eit   felBft  in   xf)xex  menfd^lid^en  f^a^Iic§!eit ,    i^rer  @in^eit, 

t§rer  SüHe;    \f)x  todre  beiäufommen :    id§  ftjeig,  toie  toeit  id§  baöon 

entfernt  geBIieBen.     ?[Jlan   Bemü'^t  fid^,    man   ftreBt,    am  @nbe  ^at 

vv      man'S  nid§t  erreicht.    S)a^  nnr  niemanb  barüBer  nngebnibig  merbe! 

v/       5)ie  ^anpt]aä)t  ift  immer,    moöon   toir  l^anbeln,    tüie  3a!oBi  fagt, 

^enfd^fieit  toie  fie  ift,    ntVdxii^   ober  uner!tärlid§ :    ba§  ßeBen  be^ 

(Sinjelnen,   ber  @efd§le(^ter ,   ber  Sßölfer,    ^umeilen  bie  .gSanb  (Sjotteß 

X    üBer  il^nen. 


S?orrebe  jur  pciten  ^luögak.    Dctokr  1874 


Söenn  ba§  unternommene  äÖerf  nii^t  in  bem  but(^  SJorrebe  unb 
2^{tel  bei*  etften  5lu§gaT6e  angegeBenen  Umfang  (e§  foHte  Bis  1535 
ge^en)  auggefü^rt  Sorben  tft,  fo  tü^rt  ba§  auä)  ha^n,  ba§  für  bie 
f^ortfe^ung  eine  gana^nbere  ^et^obe  ber  (Stubien  nöt^ig  gen)orben 
tüäre,  aU  bie  Big  ba'^in  Befolgte.  S)enn  für  bie  Be^anbelte  @^od§e 
reid^te  ber  in  gebrutften  2öer!en  öorliegenbe  ©toff  fottjeit  "^in,  nm 
eine  fefte  5lnfid§t  ^n  Begrünben.  ^ic^t  fo  für  bie  fotgenbe  ^^^t.  ^ie 
Betont  getüorbenen  5^a(^ri(^ten  erliefen  ftc^  fel^r  unjureid^enb ;  bie 
5lr(^it)e  ber  öerf(^iebenen  Nationen  unb  i^rer  Regierungen  ober  au(^  ber 
eBen  emporfommenben  ürd^lii^en  unb  )3olitif(^en  S5i(bungen  mußten 
neu  bur(^forfc§t  n)erben,  n)a§  benn  nur  na($  unb  naä),  ben  iebe§maligen 
©tanbpunften  ber  ©tubien  unb  be§  SeBen§  gemä^ ,  gefdie^en  !onnte. 

©oBalb  nun  aBer  biefe  5lrBeit  Begonnen  unb  ber  reiche  ©d§a^ 
unBefannt  geBUeBener  S)en!ma(e  Berüfirt  mürbe,  ermeiterte  fid^  aud^ 
ber  @efi($t§!rei§ :  bie  mannic^faltigften  neuen  i^nformationen  üBer 
bie  @rfd§einungen  unb  ©reigniffe  Boten  ft(^  bar.  3öie  märe  e§  mög= 
Ii(^  gemefen,  ^umal  ba  fi(^  biefe  in  ben  öerfd^iebenften  9li(^tungen 
Bemegten,  fie  aEe  in  eine  einzige  ^arftettung  ju  öermeBen.  S)ie  aU= 
gemeine  5lnfd^auung  märe  in  S5ermirrung  gerat'^en,  ben  S5efonber= 
Reiten  ^ätte  man  nid§t  geredjt  merben  fönnen.  S)er  ©runbBegriff 
felBft  zeigte  fic^  nid§t  me'^r  umfaffeub  genug,  um  ber  ferneren  gef(^id§t= 
liefen  (^ntmirfelung  äu  genügen.  ^u§  biefen  @rünben  mürbe  bie 
^ortfe^ung  be§  2öerfe§  in  ber  BeaBfic^tigten  ^uSbe^^nung  aufgegeBen. 

2)er  erfte  Streit,  mie  er  nunmehr  öortag,  in  feinem  Befc^ränften 
Umfang ,  erfc^ten  aU  ein  Befonbere§  ©an^e ,  mie  er  aud^  urf|)rüng(idö 
aBgefa^t  unb  aufgenommen  Sorben  mar.   3n  ber  Sammlung  ber  äöerfe 


durfte  er  nic^t  festen.  5S){e  ätüanatg  ;Sa§re,  bie  barin  Be^anbelt  tüxrben, 
Bitben  gletc^fam  ben  S^orbergrunb  ber  neueren  @e(c^id)te;  ba§  ^ud) 
enthält  eine  ^rt  öon  SJorbereitung  ^u  ben  meiften  f^äteren  Söerfen 
beö  5lutor§.  @§  erfd^eint  wie  ber  ältefte  (Stamm  in  einer  bo^  äiemlid^ 
umfanörei($  getoorbenen  ^flan3ung :  aKem  anberen  üertoanbt  unb  boc§ 
toieber  babon  öerfc^ieben.  ^tmmerme'^r  tt)äre  ju  ratzen  gewefen,  e» 
feinem  Sn^alt  nad^  njefentlid^  nmauöeftaüen  unb  ettoa  Sorfc^ung 
unb  ^et^obe  ber  f:päteren  SlrBeiten  auf  biefe  an^utüenben.  S)a5 
tt)üTbe  äu  einem  neuen  SSuc^e  gefül^rt  T^aBen,  nid§t  jur  äöieber^olung 
eine^  alten.  Unb  bie  feit  ber  erften  5lu§gabe  be§  3öer!e§  erfd§iene= 
neu  $uT6licationen  üBer  bie  ß^jod^e  n)aren  nid^t  fo  gar  er^eBüc^,  um 
eine  neue  S)ur(^arT6eitung  tjon  @runb  au§  erforberlid^  ober  aud^  nur 
möglid^  5u  madöen.  @d^on  genug,  menn  ^ie  unb  ha,  tüo  e§  6efon= 
ber§  nötljig  erfdC)ien,  ütüdtfid^t  auf  fie  genommen  n)urbe. 

5lod§  eine  anbere  (SrU)ägung  toar  nid§t  aBäun)eifen.  ^ä)  mu§te 
Beforgen,  ba§  bie  urf|)rünglid§e  f^orm  ber  S)arfteEung  unb  be§  5lu§= 
bruc^§,  bie  an  mand^erlei  S)un!ell^eiten,  au§  bem  ^lltert^^um  ^erüBer^ 
genommenen  ß^onftructionStoeifen  unb  anberen  ^Jlängetn  leibet,  ba§ 
fSnä)  öerT^inbern  Würbe,  Eingang  3U  finben.  5(Ber  nid^t  aU  eine 
Blo^e  5lntiquität  backte  iä)  e§  Ooraulegen:  iä)  Wünfd^te  bie  barin 
enthaltenen  S)arfteEungen  5U  einem  ßJemeingut ,  id§  toiE  ni(^t  fagen 
ber  Station,  aber  be§  t^eilnel^menben  ^uBIüumS  5u  ma(^en.  S5ei 
einem  Sanbaufenf^alt ,  fern  t)on  anberen  SSüc^ern,  mit  biefem  aEein 
16efc^äftigt,  glaubte  iä)  3U  finben,  ha^  man  bie  ^Jlängel  Wegräumen 
fönne,  o^ne  bem  urf^rünglid^en  ^e^räge  be§  Sud^eg  ^u  na^e  ju  treten. 
3)er  ßefer  Wirb  barüBer  nic§t  öergeffen,  ba§  i:^m  eine  SCrbeit  be§  3a^re§ 
1824  öorliegt.  ^^lur  in  ber  fritifd^en  ^Bt^eilung  Würbe  e§  burd^  neue 
Bebeutenbe  ^ublicationen  not^Wenbig,  ba§  Ergebnis  Weiterer  ©tubien 
^in^uaufügen.  ©o  nun  Wirb  ba§  alte  3öerC  auf§  neue  bem  ^ublüum 
bargeboten:  in  attem  äöefentUd^en  ift  eg  baffelBe  geblieben.  @§  ift 
ba§  3öer!,  mit  Weld^em  ber  5lutor  nunmehr  t)or  fünfzig  :^a^ren 
feine  literarifd§e  2;^ätigfeit  begonnen  ^at;  burc§  bie  äöieber^erau^= 
gäbe  beffetben  feiert  er  gleid^fam  ein  fd^riftftetterifd^e§  S^ubildum. 


3nl)alt 


(Seite 
^x\x  Umleitung.    Xlmtiß  einet  Slb^anblung  öon  ber  ©in^eit  ber  tomas 
nifdjen  unb  germanijc^en  3Jöl!er  unb  t)on  i{)rer  gemeinjd^aftlidien 

(Jnttotrfelung XV 

erW  ^«(^:  1494-1501. 

etfteg  ßapitel.    Sage  bon  Sranfrctc^  unb  ^taliett.   äqi;1§  VIII. 

3ug  noci)  ^^eopel , 3 

1)  gtanlreid^  mh  Äarl  Vlll 3 

2)  Sage  Stalien§ 11 

3)  ÄQtl  VIII.  in  Sftalien 26 

3  iü  e  i  t  e  §  6  Q  p  i  t  e  (.  Spanien  «nb  ßiga  im  Kampfe  gegen  Äorl  VIII. 

1495.  1496 .  40 

1)  2Sereinigte§  ©ponien 40 

2)  S3etbinbung  äU)ijt^en  ©panien  unb  Italien 48 

3)  gtüdfaug  ^ar(§  VIII 51 

4)  ^rieg  in  Tteopel  1495-96 63 

2)tittc§  Kapitel.    2Jiaj;imiUan  auf  bem  9iei(^§tagc  3U  2öorm§ 

unb  in  Italien 69 

1)  SOlojimilian  bon  Defterteid)  unb  ba§  9teic^ 69 

2)  «ma$imilian§  erfter  ^ug  nad^  Sftalien 80 

3)  ©rtoeitcrung  unb  (Srtjebung  ber  Siga    :.......  98 

Sßicrtc^  ßapitcl.    Untergang  be§  jfor^ifd^'oragonefijdien  f)auje§  103 

1)  Subn?ig  XII.  unb  ^ßenebig  gegen  5Jiailanb 103 

2)  ©c^toeiäer  uub  @d|U3aben  in  ben  .^rieg  berniidfelt     ...  109 
o)  ^apft  5llej:anber  VI.  unb  fein  ©o^n  gegen  bie  SSafaEen  ber 

Äird)e 133 


XII  3n^alt. 

©eite 

Smxm  ^n^:  1502-1514. 

Einleitung , ^'^^ 

etfteS  Gapitcl.    (Sreignific  im  füblid^cn  ^ialkn 154 

1)  2)er  f^rieg  in  Stapel  unb  9{ontagna 154 

2)  2)ic  ©ntfrfjeibung  in  Stapel 163 

3)  SBcd^jel  im  ^Popftt^um 168 

3n)citc§(5apttcl.  entätDciung  bc§  f  panifdti-öftetrctc^iidjen  ^auje§.  177 

1)  3Jiaj;imiUQn   burc^    bie  (Sintuitfung  bc§  franaöfijd^en  S3un« 

bc§  ©iegcr  unb  ^err  in  2)cutfd^tanb 178 

2)  Umfaffenbe  ^läne  «majimiliong.    W^iPP  öon  6aftilicn    .  184 

3)  fj^crbinanb  .^err  in  ^eapd  unb  ©afliUen 198 

4)  ^leu^ete  Unternehmungen  gferbinonbB 204 

2)ritte§  ßapitcl.    SSon  SSenebig  unb  i^utiu^  II 207 

1)  ^anbel,  erobetungen,  SSerfaffung  ber  SSeneaianer.    Eingriff 

auf  bie  ütomagna 207 

2)  3^uliu§'  IL   erfte  2:f)aten  unb  boppeltc  5lbfi(^ten  ....  213 

3)  entbecEungen  ber  ^^ortugicfen.    Umfd^lag  be§  t)cneatQnijd§en 
^QnbeU 219 

4)  Eingriff  3Jioi'imiUani.  SBilbung  ber  Siga  bon  ßornbra^  toibcr 

bie  Eroberungen  ber  SSeneaianer 229 

5)  i^aU  ber  Sanbmoj^t  unb  be§  ^anbeU  ber  SSeneaianer  im 
3Qt)rc  1509 236 

5)  ^rieg  ber  SSene^ianer  jur  Errettung  i^rer  ©tabt  unb  eine§ 

2:t)eiie§  ber  Sanbjd^aft 244 

7)  S)te  Unternct)mungen  be§  5^apfte§  aur  SSefrciung  ^tolienS  249 

SJioralijetie  33etrad^tung 263 

33iertc§  Eapitel.    Erhebung  beö  fpani|(i)«Dfterreid)ij(f)en  |)aufe§ 

big  nat)e  aur  t)5d^ften  ©etoalt  in  Europa 266 

1)  3^uliu§  II.  im  S3unbe  mit  ©panicn.    ©ditad^t  öon  ^ftaPenna  266 

2)  SBilbung  einer  neuen  Siga.    Sage  unb  Eintritt  (Snglanb§  .  280 

3)  Eroberung  bon  ^Raitaub 285 

4)  Eroberung  Don  ^obarra    ............  290 

5)  Otebolution  in  gflorena-    5lnbere  Erfolge  in  ^tolien  ...  293 
G)  ßampf  ber  Qrranaofen  unb  (&cf)toeiaer  um  3Jiailanb    .    .    .  301 

7)  Zusammentreffen  ber  bciben  europäifd^cn  ^Bereinigungen    .  305 

8)  ^Ittgemeine  ßricgSbetoegung 307 

9)  Söeiterc   5lbfic^ten   ^nx  Ert)ebung  be§  .^aufc§  Deftcrreidt)- 
©panien 317 

(£ct)lufetDort  ber  neuen  (2.)  3lu§gabc 322 


lux  Jinfcifittig. 


Umrif  einet  916^anb(ttng  Don  ber  @in^eit  ber  rontanif^en 

mi  getmanifc^en  ^Uttv  nnb  bon  %er  gemeinfc^aft(i(^en 

gntmiifeJttng. 

;^m  5lmang  feinet  @lü(ie§  ,  nic^t  lange  naci^  betn  Anfang  ber 
S5ö(!ettt)auberuTig,  backte  ber  tDeJtgotjifc^e  ^önig  Htaulj,  au§  9floma= 
nien  ein  @ot^ten  unb  fic^  äum  Säfar"  äunmd^en ;  bte  römifc^en  @e= 
fe^e  tooEte  er  erhalten  ^).  S5erfte^en  lotr  if)n  xeä)i,  ]o  ^atte  er  ben 
(S5eban!en,  ^unäc^ft  bte  abenblänbifc^en  9tömer,  bte,  oBgleid§  au§  t)te= 
(en  unb  ntanc^ertet  Stämmen  entfproffen,  bennoc§  buri^  ja^r5unbert= 
lange  S)ereintgung  in  ©in  üteid^  ^u  @inem  S5oI!e  getoorben  toaren, 
mit  germanif(^en  ^efd^tec^tern  ju  einer  neuen  ©in^eit  ^u  öerfnüpfen. 
@r  fetbft  öerätoeifelte  fpäter,  bie§  aug^ufüfiren ;  aBer  bie  @efammt^eit 
ber  germanifd^en  ^lationen  ^at  e§  äule^t  unb  in  einem  größeren  Sinne 
in§  äöerf  gerichtet.  5Hc^t  lange,  fo  marb  au§  bem  lugbunenfifc^en 
©aEien  ^tuar  nid£)t  ein  @ot§ien,  aber  ein  lugbunenfifi^eg  Germanien  ^). 
ßänger  bauerte  e§,  bi§  bie  äöürbe  eine§  ßdfar  auf  bie  germanifc§en 
©efd^lei^ter ,  auf  Äaii  ben  (S)ro§en  überging,  ßnblic^  fiaben  bie= 
jelben  auä)  ba§  römifc^e  SHec^t  angenommen,  ^n  biefer  ^Bereinigung 
l§aben  ]id)  |ec^§  gro§c  9lationen,  brei,  in  benen  ba§  rontanifd§e 
Clement  bor^errfc^t:  bie  fi'anjöfift^e ,  f^anifd^e,  italienifd^e ;  brei,  in 
benen  bag  germanische:  bie  beutftfie,  cnglifdje ,  jcanbinabifd^e ,  au§= 
gebilbet. 

Söorin  fann  fii^  bie  ©in^eit  biefer  fec^e  ^}lationalitäten,  bie  jebe 
tüieber  in  Befonbere  5l^eile  ^erfaEen,  bie  nie  ©inen  Staat  ausgemacht, 
bie  beinahe  immer  ^rieg  miber  einanber  geführt,  offenbaren  unb  !unb= 
t^un?  Sie  finb  t)on  bemfetben  ober  bon  na^  öertoanbtem  Stamme, 
in  Sitten  ä^nlic^,  in  bieten  i^nftituten  gleicE);  i^re  inneren  ^efrfjid^ten 
fangen  auf^§  genauefte  ^ufammen  einige  gro^e  Unternehmungen  finb 

1)  Orosius  VII,  34.  Sei  3Jla§cow,  ©efc^ic^te  ber  3)eutf(i^en  btS  aur 
frönfijt^en  2Jlottat(i)te.  @.  369. 

2)  Sidonius  Apollinaris  bei  ^Jiaicoto  480. 

II       > 


XVI  (Einleitung. 

i^nen  inggefammt  gemein.  S)a§  rolgenbe  (SJefd§i($t56ud§ ,  ba§  am 
bicyem  @eban!en  Benil^t,  tüürbe  unöetflänbltd^  Bleiben,  tüenn  berjelBe 
nid^t  biivd^  eine  turje  Betrachtung  ber  äußeren  Unterne:§mungen,  bie 
au§  bemjelben  geiftigen  @runbe  ftammenb  eine  öon  Einfang  bt§  je^t 
fortlaujenbe  gnttüicEelung  be§  romanififien  unb  germanifd^en  ßeben^ 
Bllben,  erläutert  tüürbe. 

2)tefe  finb  bie  SDölteüanbenm  bie_^reuä3üge,  bie_^anjimgen 
in  fremben  aQSeItt§ejIen. 

1. 

5Die  S5öl!ertt)anberung  ^at  bie  ßin'^eit,  bon  ber  tüir  reben,  ge= 
grünbet.  ^ie  S3egebenl^ett,  bie  SSetüegung  ging  öon  ben  Germanen 
auS;  aber  bie  rontanifd^en  Sanbfd^aften  toaren  nid^t  ettoa  (ebiglid^ 
leibenb;  für  bie  SBaffen  unb  ba§  neue  öffentti(f)e  SeBen,  tüeld^e  fie 
em^)fingen ,  t^eilten  fie  ben  (Siegern  i^re  ^leligion  unb  il^re  ©^rad^e 
mit.  f^reilid^  mufete  9teccareb  erft  !at^oIifd^  tüerben,  e^e  in  Spanien 
toed^felfeitige  |)eirat]§en  3roi|d§en  ben  tceftgof^ifd^en  unb  romanifd^en 
@efd^(cd^tem  gefe^Iid^  erlaubt  tuerben  fonnten^).  hierauf  aber  Traben 
fid^  bie  ©tämme  unb  bie  ©prad^en  öoEfommen  öermifd^t.  ^n  S^talien 
üertüud^jen  bie  ©emeinben  tombarbijd^er  unb  römifi^er  ^erfunft  auö 
anfdnglid^er  5trennung  fo  eng,  ha^  i^^re  (Elemente  !aum  metjr  unter= 
jd^ieben  tuerben  !önnen.  @§  ift  unbertennBar ,  toeldC)  einen  großen 
(Sinftu§  bie  33ifd^öfe  auf  bie  ©rünbung  ^^ranfreid^g  gehabt ;  aber  biefe 
Ujaren  anfangs  burdf)au§  tion  romanifd^er  5lB!unft ;  Aft  im  ^atjxc 
566  finbet  fid^  ein  fränüfd^er  SBifd^of  in  ^ari§^)./ ©inb  nun  in 
biefen  Stationen  Beiberlei  Elemente  in  furaem  in  eii(anber  berfd)mol= 
Jen,  fo  tjerl^ielt  e§  fid^  aEerbingg  mit  ben  5lngelfad^fen ,  auf  SeBen 
unb  2ob  gpinben  ber  S5riten ,  tjon  benen  fie  toeber  üteligion  nod^ 
Sprad^e  annahmen,  unb  mit  ben  übrigen  Germanen  in  il^rer 
beutfd£)en  unb  fcanbinabifd^en  §eimat]^  anber§;  aber  aud^  biefe  !onn= 
ten  fid^  jute^t  bem  (ateinifd^en  6f)riftent^um  unb  einem  großen  %^di 
ber  romanifc^en  Bilbung  nid^t  entjietien.  3^ifd§en  beiben  S5eftanb= 
t^eilen  biefc§  S3ölfercomptereg  bilbete  fid^  eine  enge  ^emeinfd^aft  t)er= 
n^anbten  Bhiteö,  öermanbter  ^^teligion,  ^nftitute,  ©itten,  ^en!unge= 
art.    2)en  6influ§  frember  S3ö(!erftämme  tüe'^rten  fie  glücfüd§  ab.    S5on 

1)  Lex  Flavii  Reccaredi  Regis,  ut  tarn  Romano  etc.  in :  Leges  Visi- 
gothorum  III,  1,1.  Hispan.  Illustr.  III,  88.  Sind)  bei  3JiQ§cotD  unb  Mon- 
tesquieu, de  l'Esprit  des  Lois  XXVIII,  27. 

2)  ^Innf,  ®efenfd)aftiberfaffung  ber  c^riftlic^cn  Äird^e  II,  96. 


©inlcttung.  XYII 

t)en  Stationen,  bie  aufeer  t^nen  an  bei*  3}ölfertt)anberung  %^iii  ge= 
nommen,  brofiten  Befonbeig  5lraber,  Ungarn  unb  Stauen,  ftövenb, 
ja  öernid^tenb  ein^nmirfen.  5lBer  bie  ^Iraber  njurben  burd^  ben  t)oE= 
fommenen  (Segenfa^  ber  üteligton  abgetoenbet,  bie  Ungarn  in  i'^re 
^ren^en  getoiefen,  bie  Benachbarten  ©taöen  3ute|t  bernid^tet  ober 
nnterUJorfen. 

äöa§  !ann  ^in^etne  unb  tva^  ^^ationen  ju  engerer  S5erh)anbtfd§aft 
tjerlnüpfen,  at§  %f)^xlndi)m^  an  ben  nämlichen  ©d^idfalen,  atö  eine  ge= 
Tneinjd^aftlid^e  @ef(^i(^te?  ^n  ben  S3egegniffen  biefer  erften  S^it,  inneren 
unb  äußeren,  lägt  fid^  Beinah  bie  ©inl^eit  einer  einzigen  abgefc^ (offenen 
SSegebenl^eit  erlennen.  S)ie  germanifc^en  5^attonen,  üon  Einfang  ^n^aber 
€ine§  großen  ganbe§,  ^ie^en  ou^,  erobern  ba§  römifcfie  Sfleirf)  im  ^benb= 
lanb  unb  bel^aupten  überbie§,  tüa^  fie  f(^on  inne  l)aben.  Um  ba^  ^a1)x 
530  fe^en  toir  fie  im  S5efi^  aller  Sänber  öon  jenfeit  ber  SCßafferfäEe 
1)er  S;onau  bi§  an  ben  5lu§flu§  be§  9lt)eine§  unb  l^inüber  bi§  an  bie 
5tn)eeb,  nid^t  minber  aEer  ^od)  bon  §aEin  .^atogalanb  U^  ^u  jenem 
SBätica,  ba§  t)on  ben  SJanbalen  feinen  9Mmen  em^fangerf,  unb  l§in= 
über,  big  tt)o  fic^  bie  Gebirge  be§  ?lt(a§  gegen  bie  Söüfte  fenfen. 
äöenn  fie  einig  n^aren,  !onnte  il^nen  niemanb  biefe  Sauber  entreißen ; 
aber  il^ie  SOereinjelung  unb  ber  @egenfa|  arianifd^er  unb  fatl^olifd^er 
Se^re  gereicf)te  ^uerft  ben  S5anbalen  jum  SJerberben.  S)en  S3er(uft,  ber 
Ijierauf  burd^  ben  Untergang  be§  oftgot^ifd^en  9teid§e§  erlitten  marb,  er= 
festen  jttjar  einigermaßen  bie  Sombarben,  al§  fie  ^^talien  einnal^men, 
—  nid^t  gana,  benn  niemals  :^aben  fie  Italien  tJöEig,  gefd^n)eige  ©icilien 
ober  i^E^ricum  ^),  mie  bie  @otl§en,  inne  gcl^abt;  —  aber  burdC)  eben  biefe 
Sombarben,  h)eld§e  juerft  <g)eruler  unb  ©e^iben  öernid^teten,  barauf  aber 
i^re  ererbten  unb  i^re  eroberten  ©i^e  einem  farmatifd^en  S5olf  über= 
ließen  ^) ,  ging  bie  2)onau  bi§  na^e  an  il)re  OueEen  öerloren.  @in 
neuer  SJerluft  n?ar  bie  ä^^ftörung  be§  t^üringifd^en  9teid^e§ ;  ha^  S5or= 
bringen  ber  ©laöen  big  toeit^ieffeit  ber  (5lbe  ^üngt  ma^rfd^einlid^ 
mit  berfelben  ^ufammenA^ber  bie  größte  ^efa^^r  broljte  öon  ben 
^Jtrobern.  (5|)anien  nahmen  fie  im  f^^ug,  brangen  in  f^ranh'eic^  unb 
"Stalten  ein,  unb  ptten  fie  nod^  eine  (S^lad^t  gemonnen,  fo  n)äre  eg  mo^l 
toenigfteng  mit  bem  romanifc^en  ^^^eil  unferer  ^^ationen  aug  gen)efen. 
Söa§  n)ar  ju  ermarten,  ba  ^-raufen  unb  Sombarben,  g^^anfen  unb 
<5adf)fen ,  ringeln  unb  S)änen  in  töbtlid^er  geinbf(^aft  gegen  einanber 
lagen?  ^an  tjerfenne  nic^t,  baß  in  biefer . ®efal)r  bie  @rünbung  beg 

1)  «monfo,  ®cjd^id)te  ber  Oftgotl)en  in  3^talien  Seil.  V,  321. 

2)  Paulus  Diaconus,  de  rebus  gestis  Longobardorum  II,  c.  7.J 

II* 


XVIII  einteitung. 

^apftt:^um§  unb  beg  ^ai(ert:§unig  gerettet  f)at  S)arf  ic^  fagen,  tüte  e^ 
mir  fd)eint ,  fo  tft  bic  eigentliche  ^ac^t  be§  $a))ftt]§um§ ,  biejenige, 
toeld^e  SSeftanb  gehabt,  nirf)t  öor  bem  fiebenten  ^a^r^unbert  gegrün= 
bet  n?orben.  S)ama(§  jiierft  erfannten  bie  ^ngelfad)fen  in  bem  ^a^ft, 
bon  bem  i^re  SSele^rung  unmittelbar  ausgegangen,  i^ren  lüa^ren 
Patriarchen,  nahmen  einen  $rima§  bon  feiner  5öeftaEung  unb  jaulten 
i^m  ben  Dtomfc^og^).  S5on  (gnglanb  ging  ber  St^oftel  ber  S)eutf(^en 
^onijaciuS  a\i^.  51id)t  nur  jc^ttmr  biefer  felbft,  al§  er  ju  bem  ©tul^l 
öon  5D^ain5  erl^oben  ttjarb,  bem  ^eiligen  ^eter  unb  beffen  ^lad^jolgem 
2;reue,  unberfälfc^teS  5ln]^angen  unb  §ül|e;  aut^  bie  übrigen  Sifc^öfe 
f(^tt)uren,  ber  römi|cC)en  ,^irii)e  bi§  ^um  Xoh  untertoorfen  p  bleiben 
unb  bie  S3erorbnungen  ber  ^lac^folger  ©t.  5^eter§  äu  galten.  5lber  er 
tT^at  nod§  me^r.  §unbert  ;3a^re  lang  bor  il^m  finbet  man  fein  ein^ 
3ige§  ©(^reiben  eine§  römifd^en  ^a^fte§  an  bie  fränüfd^e  @eiftü(f)!eit, 
fo  unabhängig  erl^ielt  fid^  biefelbe;  S3onifaciu§  brac£)te  auf  5)3i^in§  5ln= 
trieb  auc§  fie  jur  Untertüerfung,  unb  bie  ^[Jletropolttane,  bie  er  je^te, 
nalimen  baS  ^aEium  bon  9flom^).  S)a§  maren  bie  brei  9iationen, 
au§  tüelc^en,  mit  ben  Sombarben,  nac^  bem  fpanifd^en  Unglüd  W 
ß]§riften^eit  im  5lbenblanbe  beftanb.  5lud§  bon  ber  ^einbiäiaft  ber 
Öombarben  befreite  ^arl  ber  @ro^e  ben  ^ap]t]  er  mad^te  benfelben 
äum  frän!if(f)en  ^atriciuS,  fo  ba^  er  aufprte,  feine  S3ullen  nad§  ben 
9flegierung§ial)ren  grieifiifd^er  ^aifer  gu  batiren,  unb  50g  i^n  böEig 
in  ben  ^reig  ber  neugebilbeten  Söelt.  |)ieburc^  nun  toarb  ber  ^^a^ft 
ha^  fird)lid)e  Oberliaubt  ber  romanifc^=germanifc§en  ^flationeu;  er 
marb  e§  in  eben  ben  Qeiten,  in  toelc^en  bie  5lraber  mäd^tig  mürben 
unb  tiorbrangen;  fein  neueS  ^Infe^en  befänftigte  ben  §a§  ber  ent= 
ätüeiten  ©tämme  unb  ftiftete  ^mifd^en  i^nen  eine  mefentlid^e  S5er= 
einigung.  äöiber  ben  f^einb^  aber  tourben  biefelben  aEein  burd^  bie 
@emalt  ber  ^i^iuiben  unb/bog^  g^nifertj^umgarl  bej  (S5rofeen  ftar!, 
y^^ßüxi_he^_^^xj^^  baf  er  aEe  7omanifd§=germanifd§ en 

5^ationen  beS  Kontinents,  fofern  fie  ß^l^riften  toaren  ober  tourben, 
Vereinte  —  auc^  Egbert  übrigens,  ber  bie  §cptard)ie  ber  Slngeln  jur 
^IRonarc^ie  gemad^t,  toar  fein  äögliug  — ,  boJjrjJnerLeinc  jum  ilrieg 
unb  ^rieben  gleich  tüo^l  geeignete  |2^tia{{imö-4ab ,  ha^  er  fie  gegen 
i^re  ^einbe  bie  S)onau  entlang,  im  Often  ber  ©aale  unb  @lbe  unb 
jenfeit  ber  ^^renäen  toieber  borrüc^en  leierte.  ^o(^  ^iemit  toar  nod^ 
ni^t  aEeS  gefd^elien.     3"  glßid^er  ä^tt  erfd^ienen  auf  ber  einen  ©eite  an 


1)  ®(^tßcff),  ^lird^engcjd^id^te  XIX,   1  35. 

2)  ^ott^en  bei  5]ßlanf,  «8b.  II,  680  f. 


GinCcitung.  XIX 

cHen  ©renken  untüiberfte^tic^,  3U  ^ferb,  mit  tf)ren  Gleiten  bie  Ungarn, 
unb  auf  ber  anbern  an  aEen  lüften;  Qletd§  in1)n  m  @ee  unb  ßanb, 
3ugleic§  Söiünger  unb  ^§!emänner,  (ke^  ^Jtorntannen.  [  (Sben  aber  toar 
^arl  beö  (SJro^en  ütegiment  an  ben  ife'^Iern  fetner  ^lac^folger,  bie  mft 
nur  Don  i^ren  ©(^n^ac^en  ^Beinamen  empfingen,  p  ^runbe  gegangen, 
|o  ba§  fic§  bie  ©efa^r  erneute.  50^an  !ann  fagen,  bag  bie  S5öl!er= 
tüanberung  nic^t  e^er  geenbet,  äU  U§>  biefe  ^etoegungen  16eru!)igt 
iüaren.  ^e  Ungarn  Ujurben  prücf getrieben  unb  tourben  ßl^riften; 
au  berfetben  Q^xt  tourben  e§  auä)  bie  Benachbarten  fIaüifc|en_Jlatio= 
neu;  bie  einen  unb  bie  anberen  ^aben  eine  ^exi  lang  atoifd^en  ber 
römifc^en  unb  ber  griec^ifd^en  Äird^enform  gefd^ujanft,  e^^e  fie  fid^, 
oinb  o^ne  ä^üeifel  burd^  ben  @inf(u§  ber  beutfd^en  ^aifer,  für  bie 
Tömifdfie  entfd^ieben.  ^Jlan  Ujirb  nid^t  fagen,  ha^  aud^  biefe  fSölUx 
äur  ©in^eit  unferer  Aktionen  ge"^ören;  i:§re  ©itte  unb  S5erfaffung 
l^at  fie  öon  berfelben  immerfort  entfernt;  felbftdnbige  @inn?ir!ungen 
:^aben  fie  bamalS  eigentlid^  nidf)t  ausgeübt,  nur  bienenb  ober  miber= 
ftrebenb  erfd^einen  fie:  bie  SöeEen  ber  aEgemeinen  SSetoegungen 
laufen,  fo  ju  fagen,  3un)eilen  in  i:^nen  ab./  ^ji^ormannen  aber. 
germanifd^eg  Geblüt,  tourben  in  ben  ^rei§  ber  übrigen  S5öl!er  ge= 
3ogen  unb  tiatoen  in  ?Vran!reid)  nnh  (^jiglniib  (^i|^e^  (Sie  Vergalten 
bieg  gtei(^fam,  inbem  fie  im  eitften  3^aT)r:^anbert  germanifd^eS  Seben 
nad§  5^ea|)el  unb  ©icilien  :^inüb ertrugen.  5lud§  i^re  2anb§leute  5U 
^au§  Ujaren  inbeffen  S^riften  gehjorben  unb  in  biefen  ^rei§,  bem 
fie  öon  ^'latur  ange^^örten,  big  auf  unbebeutenbe  tiefte  tJoEfommen 
eingetreten. 

|)iemit ,  in  ber  5}litte  be§  eilften  ^a^x^nxxhexi^,  enbeten  bie  ^e« 
lüegungen  ber  S^ölfertoanberung.  2)ie  ßnttoid^elung  ber  ©^jrad^en, 
eine  geiftige  grud^t  biefer  ftürmifd^en  i^a^r^unberte ,  War  in  i^rer 
©inl^eit  unb  ^Jlannid^faltigfeit  gegrünbet.  Söirft  man  einen  Mxd 
auf  bie  fran^öfifd^e  ßibegformel  M  bem  @d§tt)ur  bon  ©trapurg,  fo 
glaubt  man  barin  bie  ©puren  ä^gleid^  ber  italienifd^en ,  ber  frati= 
abfifd^en  unb  ber  fpanifd^en  5Jlunbart  ju  entbec^en.  2öie  bieg  öon 
ber  ©in^eit  ber  romanifd^en,  eben  fo  unb  nodf)  beffer  jeugt  bon  ber 
^in^eit  ber  germanif(^en  ^Jlunbarten ,  ba§  eg  oor  htr^em  gelungen 
ift,  fie  fämmtlid§  in  eine  eiuäige  ©rammati!  3u  bereinigen,  ^ie 
©runblage  aEer  neueren  SHeic^e  unb  i^re  S5erfaffungen  ttjaren  gelegt. 
^aifert:^um  unb  ^apftt^um  ftanben  in  aEgemeinem  5lnfe§en;  jeneg 
fteEte  gleid^fam  bag  germanifd^e,  biefeg  bag  romanifd^e  $rincip  beg 
großen  35öl!erbereineg  bar:  eineg  unterftü^te  bag  anbere. 


XX  Einleitung. 


.gieraui  ndf^m  ber  uiflJrünajUcfie  %x\tb  ^ux  SBanberunö  baburc^^ 
ba^  er  mit  ber  böHigen  .Im^föebung  gegen  ba§  ßl^riftent^um  ein^ 
toarb,  eine  nene  9iid6tuna  :/fe  tou^^üge  laffen  ficf)  betna'^e  aU  eine 
f5rortfe^ung  ber  S5öI!ertt)aTiberung  betraifiten.  S)a§  nämli(^e  fSolt, 
roelc^eg  bieje  gefd^loffen,  ba§  normanmfc^e,  na'^m  in  bemfelBen  ^a1)x= 
^unbert  nit^t  aEein  burd§  brei  t)oraüglic^e  f^ürften,  üloBert  öon  ber 
^ormanbie,  tDeId)en  alte  ßl^ronifen  in  3Ibet  unb  9ftei(^tl§um,  ja  felbft 
in  geiftigen  S^or^ügen  über  ben  oberften  ^nfül^rer  fe^en^),  SBoemunb 
öon  2arent,  beffen  2;^citnat)me  ^leid^aeitige  mit  9fled)t  an  feine  frü^e= 
ren  Unternehmungen  miber  bie  ^riec^en  fnüpfen,  nnb  2ancreb,  fon= 
bem  überbieS  bur(^  fo  öiel  ©inaelne^),  bafe  ein  Ä\ieg,  in  bem  man 
lag,  au§  ^Ulangel  an  ftrettluftigen  Männern  aufhören  mugte,  an  bem 
erften  ^reua^ug  bon  aEen  3]öt!erf(f)a|ten  ben  leb^afteften  ^Int'^eiL 
33ieEei($t  ift  ein  ^^ortneger,  ber  ^eilige  Dluf,  ber  @rfte  getoefen,  ber 
äu  einem  ^iW^fid^  nnb 'fein  «&eer  mit  bem  ^reu^  meid^net  ^at^). 
^ie  yo^tij^affneten  SSaEfa^rten  nad)  ^ernfalem/im  eilften  P^aBr^ 
^unbert  fd^nen  perft  t)on  ben  Normannen  au^^eggna£ii_4JL4lin ; 
biefen  öor  aEen  f(^reibt  Ü^oger  §obeben  ben  glücfü^en  gortgang 
berfclben  ju*).  ^nbiefer_  neuen  %egeifterung  nun  nahmen  _aEi.j:o= 
nianifd^j_^ermanil^  @Ieid§  Bei  bem  erften  3ug 
m'aren  ©panier,  bie  trafen  bon  ßerban  unb  ßanet  ^) ;  Sope  be  S5ega 
^at  ein  gro§e§  ßJebic^t  gefc^rieben,  ba§  S^erbienft  ber  ßaftilianer  um 
ba^  ^eilige  Sanb  3U  ber^errlid^en ;  in  bem  ^a^fe  1121  bereite  ber^ 
bleute  Sigurb  bon  Norwegen  ben  ^Jlamen  i^örfalafar,  SetufalemfaT^rer ; 
Don  ben  anbcren  ift  e§  o^ne^^in  befannt.  9liemal§  f)at  eine  frembe 
Nation,  nur  einmal  etn^a  ein  frember  f^ürft,  n)ie  5lnbrea§  bon  tln= 
garn,  boc^  biefer  al§  ba§  ,!paupt  eine§  oberbeutfd^en  SH^^  ^^^  ii^^^= 
jc§  ber  6o^n  einer  franaöfifdien  5}lutter,  baran  5t]§eil  genommen, 
m  ganzen  finb_bii_gxeuMügp  pittp  11t}ternel)mung_ber_romanif(f)en 
unb  germantfd^en__gnl^er  inggpfnmmf  iinh  nEgiit 

^un  betraute  man,  tt)ie  fie  ju  einer  ^uSbel^nung  berfelben  nad^ 


1)  Stelle  QUi  Radulfus  Cadomensis  bei  2ßilfen,  ^leu^aügc  I,  80. 

2)  Gaufredus  Monachus  de  acqiiisitione  Siciliae  IV,  24. 

3)  ©eb^Qtbi,  @ejd)id^te  bon  ^iorluegen  unb  ©änematf  I,  380. 

4)  23ei  ^ugo  ©rotiu2,  Prolegomena  ad  Histor.  Golhorum,  p.  60. 

5)  Mariana,  Hist.  Hisp.  X.   c.  3.  Capmany,  antigua  marina  de  Cata- 
luna  I,  124. 


ginleitung.  XXI 

aden  Seiten,  naä)  aEen  9fli($tunöen  fül^tten.  SBomefimlic^  ätoar  öingen 
fte  naä)  bem^Migen  ganb.  boc^  ay&  an  .bie  ffüfte  be§  gjlittelmeerg^j. 
feine^wegl  ba^in  aEetn.  ^$a§  (ateinifc^e  ^aifei-tl^um  5u  gonitaiiii=^ 
no|)el  ]§ätte  Bei  längerem  Seftanb  ba§  ganäe^grted^ifcfte  9tei(^  in  ein 
römanif(^=germanif(^eg  umtoanbeln  muffen.  D^ne  ba§  unertnattete 
TOBgefd^id  ßubtoig  be§  ^eiligen  mürbe  3leg^))ten  eine  Kolonie  öon 
f^ranfreid^  gemorben  fein;  unb  e§  ift  ein  öerftänbigeö,  über  bie  S5er= 
^ältniffe  be§  Oriente  jnm  Occibent  in  biefer  3^^*  ot)ne  3^^^?^^  i)ö§ 
bele^renbfte  fSuä)  an§brü(flii^  in  ber  3lBfi(^t  gefcCirieBen  morben,  npi^^ 
,^u  einer  Unternehmung  miber  3legt)pten  nod)mal§  anäuieuertT)^ 
.^önig  Otnggieri  uon  ©iciüen  —  e§  ift  ^flogier  ;3örl  ber  üteid^e  6n 
feinen  alten  ßanb§leuten  —  ^atte  im  i^a^re  1150  bie  afrüanifc^en 
ften  öon  5tuni§  big  Xripoli§  unb  l^atte  50^al§abia  inne^).  2)o(^ 
ag  §^i(^ticyte  unb  ^leibenbfte^jn__be^  füblidten  fBeli  gefr&afe  o^ne 
gtoeifel  burd|_bie©^anier.  ^^x  ßam^eabor,  ber  6ib,  1)at  no(^  bie 
Seiten  ber  Sreuj^üge  erlebt.  ;^n  benfelben  Seiten  behaupteten  fie  5U= 
erft  2olebo  unb  ba§  2^agotl|al,  ba§  3llbefong  ^m|)erator  eben  er= 
obert,  miber  ben  l^eftigen  5lnfaE  ber  3tlmorat)iben ,  gingen  t)ormärt§ 
unb  nal^men  unter  Sllonf o  üiamon  ba§  %^al  be§  ^uabiana ;  (an  ber 
magren  ^renje  feiner  Eroberungen,  benn  bie  übrigen  gingen  mieber 
öerloren,  auf  bem  Gebirge  ^Jluratal,  unter  einer  bii^tbelaubten  (Sic^e, 
ftarb  5llonfo);  in  benfelben  gemannen  fie  unter  5llonfo  bem  @blen 
bie  grofee  @(^la(^t  tjon  5^aba§  be  2;olofa,  unb  faxten  f^u^  am 
(Buabalquitjir ^) ;  eben  bamal§  enbli(^,  !ur3  t)or  Submig  beg  ^eiligen 
erfteni  Ärenajug,  übermanb  ^^^^'^inanb  ber  <&eilige  Sf^en,  ß^orboöa  unb 
6et)iEa  unb,  ba  Öranaba  il^m  ^inSbar  mar,  ganj  5lnbalufien,  !ur3 
t)or  bem  ^meiten  5llonfo  ber  äöeife  ^Üflurcia.  ;^n  eben  biefen  Seiten 
ift  Portugal  gegrünbet  unb  aufgeri(i)tet  morben ;  bie  ^Bereinigung  öon 
^^ragon  unb  Katalonien,  bie  ^@roberung__öon_^a^^  bie  S^T^aten  be§ 
Sonquiftabor  3at)me  faEen  in  biefelben.  Unb  nun  §ängt  bie§  aEeÖ 
mit  ben  3^9^^  ^^c§  bem  ^eiligen  Sanb  genau  pfammen.  S)en  @r3= 
bifc^of  9lid§arb  bon  Stolebo ,  ber  mit  einer  ©c^aar  Äreuäfal^rer  nad^ 
^om  !am,  fd^irfte  ber  ^ap}i  äurürf,  meil  er  unb  fie  in  i^rer  .^eimatl^ 
nöt^iger  feien,  unb  ftatt  toiber  i^erufalem  führte  er  biefelbe  nun 
miber  5llcala*).  äBir  miffen,  ba§  e§  öorne§mli(^  auf  einem  .^reu3= 
äug    begriffene  5^ieberbeutfc§e ,    (Snglänber  unb  f^lanbrer  maren,    bie 

1)  Marini  Sanuti  liber  Secretorum  fidelium  Crucis  bei  S5ongar§. 

2)  9ioumer,  @ej(i)itl)te  ber  ^ol)enftaufen  I,  557. 

3)  5inei  au§  Rodericus  Toletanus,  de  rebus  Hispaniae. 

4)  Rodericus  VI,  26. 


XXII  Einleitung. 

bem  f^ürften ,  ber  ft(^  juerft  einen  ^önig  öon  ^^ortugal  nannte,  feine 
$au|jtftabt  eroberten  1),  bag  aiiä)  70  i^a^re  fpäter  monjo  bes  Snjetten 
öornel^rnfte  Eroberung  nur  burc^  biefelbe  «g)ülie  gefd^a:^^).  Ueber= 
l^aupt  ift  bie  S5e|i^na:§me  ber  pljrenäifrfien  ^albinfel  nur  burd^  531tt= 
n)ir!ung  ber  bertoanbten  ©täntme  gelungen;  au§  ber  S3eute  bon  ?l(= 
meria  gab  3llonfo  9tamon  ben  ^enuefen  gum  2)an!  für  i^re  2)ienfte 
ein  f(^öne§  Metnob;  auf  ben  ^aba§  bon  2:oIofa  ftritten  btele  2:au= 
fenbejjatt  jenfeit  ber  ^t)renäen  im  §eer  ^lonfo  be§  ©blen^). 

5£)iefen  Unternel^mungen  unb_  f^oj:t|d^4;it4m-axn|£reM?ktion£^  an 

^ üften  hg^  ^Jlittelmeereg,  imgüben  übertäubt,  gingen, anberemr 

Sdtejnt  Sorben,  bie  au§  bemflrbeiT^eiftentf^angen.  i^ener  @igurb 
:^örfalafar  lie^  e§  bei  feiner  Ütürffunft  fein  erfte§  @ef(^äft  fein,  bei 
Palmar  au  lanben  unb  bie  fmalänbifd^en  Reiben,  5Jlann  bei  9)lann, 
3um  etiriftent^um   au  nöttjigen.     ;Sn^.bmlßI6en_.^inn^^  ber 

i^e4%e  mit__ben  @(j§meben  Uji^er  bi^  ginneg.  @r  meinte,  al§  er''5tr 
@d§lad§t  faf|,  aber  er  lie§  nid^t  ab,  bi§  bie  ginnen  in  ber  £}uelle 
!^ubtfala  getauft  morben.  S^x  S^it  be§  atoeiten  Äreuaauge§  auf  eine 
f&uUi  ^a^ft  @ugen§  a^erft  öerbanben  fic^  S)änen,  ©ad^fen  unb 
äöeftfalen  au  einem  gemeinfd^aftlid^en  S^^  mtber  hk  benod^barten 
©laben,  fntf d^loff en ,  fie  entmeber  auntA^rtftent^um  au  brii^en  ober 
au^aurotten*).  ^id()t  biel  fbäter  fany^ifd^of  ^leinbarb  n^V§anbeI|= 
Wpn^t^h  .<g\nnhvnprfn'n  V"n  gSi^btL  n^aj__g[t^Ianb;  mn  ^  :brebtg£iL 
S)iefe  brei  Unterne'^mungen  fül)rten,  mmn  nid^t  fogletd^,  aber  nai) 
unb  nad^  ju  einem  glänaenben  ßrfolg. C^ieffeit  ber  Ober  mürben  bie 
glaüeix  nod^  in  ben  ^Seiten  _bir  touaaMe  fogut  mie  böEig  au§ge= 
fo'ttei^  "beuifcSr JIM,  beüH^e^ür^^  maren  ber  etggRt= 

tt^£%tanun  ber  neuen  ^emo^ner  bon  gedttenburg  unb  Sommern, 
bon  ^ranbenmirg  unö  i&d)lefien;  birbörberen  ^ommern  liieren  hti 
ben  l^interen  feitbem  nidf)t  anber§  aU  ©ad^fen^).  ginnlanb  marb 
nad§  langen  ^ämbfen,  im  ^a^re  1248,  enblid§  gana  d§riftlid§  unb 
fd^mebifd^  ^) :  feitbem  mo^nen  ©c^meben  längs  ber  ganaen  Äüfte  unb 
in  ben  feften  $lä|en  bafelbft.  ?Xu§  ber  unf(^einbaren  Kolonie  bon 
"9;L'futt  ging  bie  .f)errfrf)aft  ber  S)eutfd§en  über  alle§  ßft^lanb ,    ß{ef= 

1)  Dodechini  Appendix  ad  Marianum  Scotum.   Pistor.  I,  676. 

2)  Gotefridi  Monachi  Annales  284. 

3)  Epistola  Alfonsi  VIII.  ad  Pontificem  de  bello  etc.  in:  Continuat. 
belli  sancti,  Basel  1549,  p.  246. 

4)  Anselmi  Gemblacensis  Abbatis  Chronicon.   Pistor.  I,  965. 

5)  ßanaotü,  Poinerania  I,  216. 

0)  ©djöning  in  Sdjtb^er'«  5lltgem.  9forb.  ©cfd).  474. 


Einleitung.  XXIII 

lanh  unb  ßurlanb  ^eröor;  ia.iittbem  bte  ütitter  t)om  (Stfitpai.  bic 
man  bafelbft  geftiftet,  eine  getotffe  g-efte  n)iber  bie  ^i-eugen  ju  öer= 
t^eibigen  üer^toeifelten  ^)  nnb  bo($  trefftid^e  groben  ber  Zap]txUxt 
%dbm,  trngen  fie  ni(i)t  tDenig  baju  bei,  bafe  bie  beutfcfien  bitter  ^nr 
.^ütfe  gerufen  tomben.  bie  benn  ba^  lettifd^e  Sanb  gan^  j\u  einem 
beutjc^en  mad^ten.  ^n  fnr^em  reid^Ten  bie  S3eft|ungen  Beibex  9flittet= 
fd^ayten  bereinigt  öon  S)an3ig  bis  9larma;  bort  ftie§en  fie  an  bie 
^Pommern,  meldte  enttoeber  gan^  ober  buri^  hu  Unterm erfung  unter 
^aifer  unb  üteid§  bod§  3um  X1)dl  germaniftrt  maren;  l^ier  mürben 
fie  am  finnijd^en  ^Jleerbufen  bie  ^J^ai^barn  ber  ©d^meben:  ber  germa= 
nifd^e  ^ame  umfaßte  ben  ganzen  ^elt. 

:^n  ben  ^rei§  biefer  @reigniffe  ge!)ören  bie  Unternef)mungen 
^peinrid^  ^lantagenet§  in  Urlaub.  @r  bemirfte,  ba§  in  ;^rlanb  fortan 
gleid^fam  ^toei  5^ationen  gemolfjut  l^aben,  bie  eingeborene  irifc^e  unter= 
morfen,  bie  englifd§e  germanifdfie ,  bie  bur(^  i^n,  menn  nid^t  äuer)\ 
üBergefüT^rt ,  bod§  feft  gegrünbet  morben,  ]^errfd§enb  ^) ;  eben  bamalS 
]§at  S5enebig  bie  S)almatiner  italienifd^  reben  gelehrt.  3lud§  ba§  ift 
l^iemit  ^ujammenäufaffen ,  e§  ift  eine  neue  Ausbreitung  unferer  5la= 
tionen ;  unb  ^xlanh  anzugreifen,  reifte  ebenfaES  ber  $apft,  htm  baS= 
felbe  nie  ge^ord^en  moEen.  S)od§  um  nid£)t  bon  bem  ^rincip  ab5U= 
iommen,  mu§  man  ^auptfäd§Iid§  jene  beiben  Unternehmungen  im  Singe 
behalten,  bie  nörblii^e  unb  bie  füblid^e,  bie  auS  berfelben  9ti(^tung  beS 
@emüt^e§  ftammen,  burd^  biefelben  äöaffen,  imter  benfelben  !S^id)tn 
unb  oft  mit  bem  SSeiftanb  ber  nämlid^en  5Jlenfd)en  gefd^el^en  finb. 
©ie  zeigen  bie  (Sint)eit  unferer  5^ationen  in  Sbee,  3:i§at,  (SntmicEelung. 

5lm  t)oE!ommenften  aber  f^rid^t  fid§  baS  ^rincip  in  ben  l^reuä= 
fa^rtSäügen  im  ©üben  unb  9lorben  au§.  S)ie§  t)on  einem  geiftigen 
eintrieb  auSge^enbe,  burd^  unb  burd§  regfame,  nad^  allen  ©eiten 
^inauöftrebenbe  ßeben  fanb  in  eblen  ^nftituten  unb  ©rzeugniffen,  hu 
eben  benfelben  unb  ä^ar  auSf(^lie^enb  angehören,  einen  angemeffenen 
SluSbrud.  '^Inx  je  ^meier  moEen  mir  geben!en.  3&enn  ber  .^rieg  au 
jebem  5lu§bru(^  ber  ßeibenfd^aft ,  ber  üto^^eit  unb  ber  t^ierifd^en 
^flatur  reist,  fo  ^at  ba§  9littertt)um  bie  S3eftimmung,  ben  magren 
9Jlenf(^en  zu  retten,  bie  gemalt  burd^  Sitte  unb  (Sinflu§  ber  f^rauen 
ZU  mäßigen,  bie  ^raft  burd^  bie  Ütid^tung  auf  baS  ©öttlid^e  zu  t)er= 
flären.  ©ein  Urfprung  in  biefem  ©inne  trifft  mit  ber  iBilbung 
ber  beiben  erften  geiftüc^en  9litterorben ,  feine  SSlütl^e  o^ne  3^^if^^ 
mit  ber  ©rünbung  be§  britten  z^fammen.    5^a(f)  ben  ^reuzzügen  ift  e§ 

1)  5Du§burg  in  Script,  rer.  Pruss.  I,  35  (51.  b.  n.  31.). 

2)  .g)ume,  ®ei(i)id)te  öon  (Snglanb  I,  c.  IX,  p.  281. 


XXIV  (Sinteituucj. 

ätt)ar  mä)t  untergegangen,  aber  e§  ^at  eine  anbere,  in  ben  üerfd^ie= 
benen  ßänbern  eine  üerjd^iebene  @nttt)i(ielung  genommen.  9Hemal^ 
§at  e§  fid§  über  anbere  Aktionen  erftretft;  jelBft  ^o^anniter  unb 
iempet^exTen  ^^aben  in  einer  anbern  niemals  eine  ^roöinj  unb  nie 
me!)r  aU  einige  SSeft^ungen  ge:§al6t;  bie  beutfd^en  bitter  ftanben 
gegen  ßetten  unb  ©laöen  in  einem  fteten  ®egenja|.  (Sine  eble 
mu^t  be§  ritterlichen  ßeBenS  ift  bie  ^oefte  biefer  Reiten,  ^ft  in 
ber  Z^ai,  toie  e§  benn  getoi^  fd)eint,  bie  eraä:§Iung  S5e(^aba§  öon 
@ottfrieb  üon  SSouitton  ber  erfte  9loman  getnefen^),  unb  tnüpfen  ft^ 
bie  ^abeÜreife  t)on  ^art  bem  ©ro^en  unb  5lrtl§ur,  wie  aEerbing^ 
fel^r  toa^rjd^einlij^  ift,  unmittelbar  an  biefen,  jo  Ijaben  bie  ^reu3= 
jüge  an  ber  SSegrünbung  ber  neueren  ^oefie,  man  fie^t  lüelc^en 
5lntl)eil.  Uebrigens  fnü^ft  biefelbe  atte  unfere  Nationen  au§fc§lie§enb 
aufammen.  S)ie  S5orreben  ber  äßilüna  unb  ^fliflungafaga  gefte^en, 
ba6  bieje  in  ^§lanb  beutfc^en  S[^orbilbern  na(^gebi(^tet  morben  ^).  ^ein 
anbereg  33olf  ^at  X^eii  an  i^r. 

^i(^t  aEein  SHitter  fü'^rten  ben  ^rieg,  auc^  bie  ^^reitjeit  ber 
©tdbte  ift  !riegerif(^:  i^r  Urfprung  fäEt  bei  aEen  unferen  S5öl!em 
in  bie  nämlidje,  in  biefe  g^it-  2)ie  erften  ßonfuln  ber  italienifdien 
(SJemeinben,  bie  fie  felbft  gemä^lt,  auf  mel(ä)er  3Ba^l  il^re  gan^e  j^xd= 
^eit  berul^t,  erfc^einen  mit  bem  ^a^r  1100,  gerabe  mit  bem  erften 
^reu35ug ;  unätoeifel^aft  finben  mir  fie  juerft  in  @enua  h^i  einer  Unter= 
ne^mung  im  Ijeiligen  Sanbe.  Sie  ^aben  fid^  im  ßaufe  unfereS  Qtii= 
raume§  bie  ganje  bemalt  ber  alten  !öniglid^en  trafen  öerfd^afft  ^). 
35ereit§  in  bem  ^af)x^  1112  finben  mir  biefelben  ^nftitute,  freie  6om= 
munen  unter  8d)ö)5^en  unb  5Jlajoren  il^rer  eigenen  SBa^l,  in  gran!= 
rei(^;  fomie  ber  ^önig  unter  ber  Oriflamme,  ber  f^a^ne  öon  (5t. 
S)em§  —  ein  SSejug,  meldjer  ber  toa^re  Urf^jrung  biefe§  9lei(i)§= 
bannerS  3u  fein  fd^eint,  —  fo  ^ie^en  aEe  Kommunen,  jebe  unter  ber 
Saline  i^re^  Drt^l^eiligen,  mit  il^m  in§  f^elb*).  ^n  ßaftilien  Ratten 
bie  ©tobte  f(^on  im  ^a^r  1169  um  ilirer  @treitbar!eit  miEen  ©i^ 
in  ben  6orte§,  unb  bei  ber  Sd^lad^t  öon  ^aüaS  erfd^eint  i^re  §ülfe 
ni^t  ol§  bie  geringfte.     S)ie  beutfd^en  ©täbte  enttoidelten  fid§  burd^ 

1)  «Stette  au§  ©ottfticb  t)on  SÖigcoig  b.  6id^I)otn,  ®ejc^.  ber  Kultur  unb 
Sitetatut  b.  neuern  Europa  L,  ©.  82. 

2)  ^Prooemium  abgebrurft  in  @id^l)orn,  @ejd^.  ber  ßultur,  ©rlöuterun^ 
gen,  ©.  125. 

3)  ©abignt),  ©ejc^ic^tc  be§  gjömijd^en  9f{cci)t§  im  ^Mittelalter  III,  100. 
121.   Sismondi,  Histoire  des  röpubl.  ital.  I,  373  au§  Caffaro. 

4)  Ordericus  Vitalis  bei  Du  Gange  s.  v.  Commune.  Velli,  Hist.  de 
France  III,  93. 


Einleitung.  XXV 

bie  ^Befreiung  öom  S5ogt  im  !Oaui  berfetben  S^it  bt§  ju  felbftänbiöen 
^ünbniffen^).  Unter  $eini-ic^  III.  tüurben  bie  ettglifd^en  ins  ^arla= 
ment  berufen^),  gu  @ot§(anb  auf  fd^toebiftfiem  @runb  uitb  35oben 
btü^ete  3Bi§bt).  @enug,  äugleiif)  mit  9littettl§um  unb  Äreua^ügen  ent= 
toirfette  ]\ä)  öom  ^totben  U^  5um  ©üben  ber  romamf(^=germanif(^en 
^Jlationen  gtei^eit  unb  SSebeutung  ber  ©täbte.  Sßie  bem  9littert:^um 
unfere  eigentT^ümlidie  ^oefie,  fo  fd^eint  ben  ©täbten  unfere  eigent!|üm= 
(id§e  S3au!unft  anjugel^ijren.  ^n  ber  nämlichen  S^^t  ^<it  fie  fic§  öon 
bem  flatteren  ^ad^  unb  bem  ^aXbtxex^  ju  jenem  fd^önen  ßbenma^ 
im  (5|)ipogenftt)l  burd^gebilbet ,  ber  in  bem  ^Portal  be§  3)lünfter§ 
3U  Strapurg,  in  bem  ^1)ox  be§  S)ome§  p  (ibln,  in  bem  X^nxm 
5u  ^reiburg,  in  ber  gan3en  Äird§e  ^u  Harburg  —  tjon  1235  — 
unb  in  ben  ßat^ebralen  au  6iena,   üiouen,  ^urgo§  fid^tbar  ift. 

SGßeber  an  bem  9ftittertf)um ,  nod§  on  ber  ©nttoicfelung  ber 
Stäbte  ^aben  anbere  Nationen  X^tÜ  genommen.  5^od^  im  Sfa'^re 
1501  baten  bie  ütuffen  ^u  5}lo§!au,  i^nen  einen  ütitter,  einen  eifernen 
^Tfiann,  toie  fie  jagten,  3U  fenben ,  unb  ftaunten  i^^n  aU  ein  SBunber 
an.  2)ie  2;]§üren  an  ber  ^^omgorober  ßat^ebrale  finb  bon  5}kgbe= 
burger  50^eiftern. 

^ebenfen  tüir  nod^  einer  anbern  @rfd§einung.  äÖie  bie  S5öl!er= 
tüanberung  bon  ber  SSilbung  be§  ^aifert^^umS  unb  be§  $apftt^um§ 
begleitet  toarb,  fo  ^at  fid§  mit  ben  ^reu^aügen  ber  ^am^jf  biefer  beiben 
(Seujalten  enttüicfelt.  @§  ift  nid^t  aEein  ein  ©treit  be§  ^aifer§  unb 
be§  ^apfte§;  er  ^at  augenf(^einlid^c  ^ejietiungen  auf  alle  S5e!enner 
be§  römifd^en  ^lauben§.  S)ie  ©ntatoeiung  <g)einrid§§  II.  bon  @nglanb 
mit  2;^oma§  SBecfet  ift  ilim  in  bem  ^fntereffe  ber  ^äm^fenben  unb 
in  ber  5lrt  ber  SSaffen  au^erbem  böEig  analog;  bie  Beiben  f^ürften, 
bie  beiben  @eiftlid§en  toaren  berbünbet.  2lud§  übrigen^  ge^^t  er  aEe 
unfere  51ationen  an.  ^riebri(^  I.  '^atte  Sd^toeben  in  bem  §eere,  mit 
bem  er  1158  nad^  S^talien  äog^);  ^aubtfäd^lii^  burd§  englifd§e§  Öelb 
tüurben  bie  ^ö^fte  ^u  i^ren  ^äm^jfen  in  5^ea^el  in  ben  ©taub  gefe|t ; 
mit  ben  (i5efd^id§ten  ^onrabing  greifen  aud^  bie  ein^eimifd^en  S3er5ält= 
niffe  bon  ß^aftilien  genau  aufammeu^);  ^arl  bon  ^njou,  ber  biefe 
Kriege  enbete,  tt)ar  ber  trüber  be§  fran^öfifd^en  ^önig§.  @§  fonnte 
nid^t  anber§  fein,  al§  bafe  ber  innere  ^am^jf  ben  äußeren  ftörte.  ^it 
^ed^t  fefjute   fid^  f^^'i^^i^i«^  !•  ntitten   in  feinen  italienifd^en  Kriegen 

1)  Utfunbc  öon  1255  in  Sßogt'§  «R^cinifd^cr  ©efd^id^tc  I,  426. 

2)  QBoltmann,  ©nglild^e  ©ejd)id)te  II,  121. 

3)  Stalin,  @(^hjebijd)e  ©ejd^id^tc  II,  88. 

4)  3'tQumer,  ^ol)enftQufen  IV,  586. 


XXVI  Einleitung. 

mä)  %]kn,  tüo  il^m  bie  Äraft,  bie  er  in  jenen  üerfc^ttienbete ,  einen 
nja^r^arteren  dlu1)m  unb  ein  t)oEftänbigere§  (^iM  genjä^rt  :^ätte^). 
'ahn  anä)  bie  inneren  @en)alten  ^erftörten  ftd^  felbft.  S)a^  ^apftt^um 
glaubte  fälfc§lid§  burc^  ben  gatt  ber  ,g)o:§enftaufen  an  ^Jlad^t  öen)on= 
nen  ju  §aben ;  (sonrabin  n^ar  nod§  nid^t  öier^ig  ^ai)xt  tobt,  all  e§  in 
bie  ©efangenji^ait  ber  jranaöfifc^en  Könige  fiel;  feitbem  ift  el  nie 
njieber  ba§  alte  ^^^apftt^um  getüorben.  äÖeld^e  üon  nnfern  9lationen 
toäre  §iet)ön  unberüi^rt  öeBlieben  ? 


^lan  !ann  6ei  ben  äußeren  Unternehmungen  atoei  3^iträume 
unterfd^eiben :  ben  einen,  too  fte  in  erfter  i^rifi^e  beginnen  unb  i^r 
®eban!e  aEe  ^emüt^er  bel^errfc^t,  ben  anbern  ber  fyortfe^ung,  ber 
91ac§n)ir!ung,  ber  Erfolge.  SBirb  bte§  bem  ^unbigen  bei  ber  ^öitn-- 
toanberung  auj  ben  elften  ^licf  einleuchten,  fo  ift  e§  hd  ben  ,^reuä= 
^ügen  beinah  nod)  beutlic^er. 

""Mä}  bem  S5erfaE  ber  beiben  großen  (Sett)alten,  nac^  bem  all= 
mäl)lic^en  ©rialten  be§  ^ntereffeg  -Mer  nacl)  au^en  in  bem  14ten  imb 
löten  i^f'i'^^^unbert,  entftanb  in  bem  i^nnern  unferer  ^lationen,  fo  ju 
fagen,  ein  aUgemeiner  ^rieg  ^Eer  gegen  Wie.  @ben  bie  3ufammen= 
geljörenben  ent3tt)eiten  fic^  am  ^eftigften.  ^roben^alen  unb  Katalanen 
finb  bon  ßinem  ©tamm;  burc^  bie  ^nf|)rü(^e  t^rer  dürften,  ber 
Käufer  ^njou  unb  SSarceEona  auf  51ea^el  verfielen  fie  bamall  au? 
J3^a]§r^unberte  in  geinbfd^aft;  in  eben  biefem  ^am^fe  trennten  fic^ 
9lea^el  unb  ©icilien.  Portugal  mar  anfangt  ein  ßelien  ber  cafti= 
lifc^en  ,^rone;  feit  ber  5luflöfung  biefeg  Sel^nüerbanbel  fa^te  burd^ 
ben  ©tol^  beiber  Sööl!er  ein  unbertilgbarer  gegenfeitiger  §a^  in  il)nen 
SBur^el.  Ueberbie§  ging  bie  ^artei  ber  ^^lunea  unb  Öamboa  burc^ 
ganj  (5|)anien :  bie  bürgeiiid^en  Kriege  mürben  nur  bann  unb  mann 
—  fonft  mar  e§  umgefe^rt  —  burd§  einen  maurifdfjen  unterbrodfien. 
^n  ;^talien  bilbeten  fid^  (S^uelfen  unb  ^ibeEinen^  bereu  Flamen  fd^mer= 
lic^  tjor  bem  Einfang  bei  brei^eT^nten  ^af)x^nn't>ext^  entftanben  finb^), 
ju  jener  (Sntsmeiung  au§,  bie  ba§  gan^e  ßanb,  @tabt  für  ©tabt,  beinal^ 
^au§  hei  §au§,  trennte.  S)urc§  ben  S^^ft  ber  föniglid^en  6Je= 
fd^lec^ter,  nid§t  mie  frülier  über  einige  Selben,  fonbern  über  bie  .^rone 
felbft,  mürben  f^ranfreid^  unb  @nglanb  ju  ben  l)eftigften  Kriegen 
ent^ünbet;  ba  tüarb  anfangt  f^ranfreid^  bur(^  bie  englifd^en  Söaffen 
unb  eine  grofee   englifd^e  Partei,   barauf   @nglanb  unter  ben  geid^en 

1)  ^aumn  an^  Ricobald.  II,  411. 

2)  Muratori  de  Guelfis  et  Gibellinis,  Antiquität.  Ital.  IV,  607,  608. 


Einleitung.  XXVII 

ber  rotten  unb  tcei^en  9tofe  zerrüttet,  ^n  3^eutf(^lanb  ftritteii 
Stämme  unb  @ef(^Ie(^ter  nid^t  minber.  ©rfjtüaben  unb  ©c^toeiaer 
finb  Beibe  5l(emannen;  nun  verfielen  fie  in  eine  töbtlii^e  ^^einbfc^aft. 
Ceftreic^er  unb  S3aiern  finb  beffelben  ©tamme§:  bie  (5(^lad)t  öon 
^}Jlüf)lbor|  geigt,  tüie  tnenig  fie  beffen  eingeben!  tnaten.  f^ranfen  ^tx= 
fiel  in  ben  @egenfa|  ritteflii^en  unb  geiftlic^en  S5eft^t^ume§.  Kriege 
um  bie  ©rBfolge,  Mege  ber  Minber  gegen  ifiren  Sßater,  ^rubet!riege 
öertüüfteten  2;§ütingen  unb  5[Rei§en.  SSranbenButg  unb  ^ommem 
waten  Beibe  t)on  fäc^ftfc^en  ß^oloniften  Betno^nt;  aBer  bie  Sln^Drüc^e 
ber  BranbenBurgifd^en  f^ürften  an  ha^  ßanb  ber  ^ommern  n)urben 
än)if(^cn  i:§nen  sunt  großen  5lnfto§,  unb  in  ipommerfdjen  ß^ronüen 
mirb  ber  9Jlär!er  ftet§  mit  5lBneigung  gebac^t.  ^iegu  !am  bie  @r= 
^eBung  ber  f^ürften  toiber  bie  !öniglic^e  ^etoalt,  ber  ßanbfaffen  toiber 
bie  fürftlic^e;  tüo  man  reic^gunmittelBar  toax,  ber  ütitter  wiber  bie 
Btähk,  in  ben  ©tobten  ber  Sünfte  toiber  bie  (S^efiiilei^ter.  €ft  toar 
bie  ^rone  ftreitig.  S)a  finb  e§  nid^t  aEein  S5öl!er  unb  ©tämme/ 
Staaten  ober  ÄaBinette,  toeld^e  öffentlid^  l^anbeln,  fonbem  @e|(^led)ter, 
6or|)orationen,  bie  ^ingetnen,  an  feinem  ^^'^eil  auf  jebent  $un!t  ein 
jeber,  fo  gut  er  !ann. 

^n  biefem  3uftanb ,  follte  man  glauBen,  toerbe  fid»  bie  ©in^eit 
faum  eine§  Üteic£)e§,  biet  Weniger  ber  ^efammt^eit  unferer  ^Zationen, 
erhalten  ^aBen.  2)ie  Partei  trennt,  aBer  fie  öerBinbet  aud^.  S5or= 
3ügli(^  greifen  bie  englifd§=fran5öfifd)en  Kriege  in  bie  üBrigen  S5er= 
^ältniffe  ein  unb  !nü|)Ten  fie  5ufammen.  3öa§  fd^eint  Weiter  t)on 
einanber,  al§  ber  5Iufru^r  unterbrüctter  ©(Rotten  miber  bie  @ng= 
länber  unb  ber  .^ampf  5UBred^t§  unb  Slbolfg  um  bie  beutfd^e  Ärone? 
2)ie  ©d^lad^ten  öon  ^amBug  ,^ennet§,  in  ber  bie  ßnglänber  unter= 
lagen,  unb  üom  ^afeuBül^el ,  in  ber  5lboIf  fiel,  Beibe  1298,  l)ängen 
bennot^  genau  gufammen :  3IlBred§t  War  mit  ben  f^ran^ofen  unb  bur(^ 
fie  mit  ben  ©(Rotten,  Slbol}  mit  ben  ©nglänbern  üerBünbet.  S)ie 
englifc^e  ^artei  in  ßuro^a  unterlag  in  Beiben  ©d^lad^ten.  3)er  ©treit 
awifc^en  ßubwig  bem  ^aiern  unb  l^arl  t»on  ßu^emBurg  um  biefelBe 
beutfcfie  Ärone  Warb  nid§t  foWo'^l  in  S)eutfd^Ianb ,  al§  burd^  bie 
Sc^lad^t  t)on  trefft)  entfc^ieben.  >^ura  öor  berfelBen  ift  ^arl  t)on 
iJier  6f;urfürften  in  aEer  ^racf)t  auf  ben  ,^önigftu]§l  er^oBen  Worben; 
gleid^  na  dl)  berfelBen  —  feine  Partei,  bie  fran^öfifd^e,  :§atte  Verloren  — 
fe^en  Wir  i^n  of)ne  5lnfe^en  unb  Gewalt  nad^  35öf)men  aurürfeilen; 
ÖubWig  aBer  ftfiiÄt  unb  empfängt  feierlid^  englifd^e  (Sefanbtfd^aften^). 

1)  Albertus  Argentinensis  ap.  Urstisium  II,  139. 


XXVIII  einlcitung. 

^n  bem  i^ntereffe  biefer  Beiben  ^arteten  unb  l§au|)tfä(^(t(^  mit  i^rer 
.^ülfe  fül^rten  ^^eter  bei*  ©taufame  unb  §e{nrtd§  tjon  Sra^tamar  il^ren 
Ärieg  über  bie  ^öniggtoürbe  t)on  (^aftilien.  ^a  $eter§  ^eij  ben 
jc^njaraen  ^rin^en,  ber  il^m  ge'^olfen,  ju  bem  ^^oagtum  nötl^igte,  bas 
f^oagium  abtx  beffen  S^afatten  3ur  Unäufrieben^ett  antrieb^),  tüorans 
ber  SBerfatt  ber  englifd^en  5Jlac^t  in  ^ronfreic^  !am,  |)einri(^  bagegen 
mit  ben  gran^ofen  in  @t)anien  fiegte,  fo  tann  man  fagen,  ba^  ber  Um= 
fd^Iag  be§  englifd§en  ^Iürfe§  in  ©Manien  erfolgte.  S)ui:(f)  anbere 
fyäben  fangen  biefe  ©efd^id^ten  mit  T§oEänbifd)en  unb  gelbrifc^en,  mit 
aragonifc^en  unb  farbinifc^en,  mit  tienetianifd^en  unb  genuefifdien  5U= 
fammen ;  an  eine  S^folirung  ber  S^ölfer  im  55littelalter,  t)on  ber  man 
jo  öiel  rebet,   ift  l^ienad^  nic^t  ju  glauben. 

©elbft  gro§e  geiftige  ^emegungen  ge^en  mitten  burd^  fie  ^inburi^ 
unb  sengen  bon  i'^rer  inneren  ©inl^eit;  um  ba§  Sa'^r  1350  finbet  man, 
faft  ti»ie  in  unfern  Sagen,  ein  aEgemeine§  (Streben  nad^  erneuten  S5er= 
faffungen.  3Jlan  Bemerfe,  ba^  e§  bamal§  mar  (1347),  ba^  6ola 
ütienji,  ber  Eiferer  S^talienö,  ben  guten  alten  Quftanb,  toie  er  e« 
nannte,  ba§  ift  eine  5lrt  repubütanifc^en  ütegimente^  5u  9tom,  in  ber 
%f)ai  T^erftettte;  bamal§  (1356),  t>a%  fid^  Pebejer  unb  5Doge  bon 
35enebig  ^u  einer  S5erfd^toörung  miber  ben  5lbe(  bereinigten,  um  in 
einer  ^orbnad^t  i^re  alten  9ted§te  l^er^uftetten,  unb  3U  berfelben  S^it 
(1355) ,  ba§  in  f^ftanfreidC)  eine  erfte  ©tänbeberfammlung  ^mar  mit 
bem  ^önig  ju  leben  unb  äu  fterben  berf^rad^,  aber  feine  Üted^te  nid^t 
menig  befd^ränfte,  eine  ^meite  üteformen  »erlangte  unb  eine  ßifte  bon 
22  ab3ufe|enben  ^oT^en  ^erfonen  eingab ,  eine  britte  enblid^  eine 
böEige  üiebolution  einleitete  unb  ben  S)au)j]§in  t:^re  rotl)  unb  grüne 
^ü^e  aufäufe^en  amang^).  S)iefe  SBemegungen  maren  gefe^mibrig 
unb  borübergel^enb.  5lnbere,  ^u  ber  nämlid^en  Seit,  l^ielten  fid^  in 
engeren  ©d^ranfen  unb  l^atten  bleibenbere  folgen.  ;^n  3lragon  er= 
l^ob  fid^  (1348)  ftatt  ber  gemaltfamen  ^ad§t  ber  Union  'i>a^  gefe^= 
mäßige  5lnfe^en  eineg  S^ufticia^).  S)amal§  auerft  (unter  ©buarb  III.) 
brangen  bie  Gemeinen  t)on  ©nglanb  auf  eine  S5erantmortlid^!eit  ber 
föniglic^en  Sflät^e,  unb  bieEeid^t  maren  eg  ä^nlid^e  geiftige  SSemegungen 
in  S)cutfd^lanb,  meldte  (1356)  .^arl  ben  IV.  ba§  ©runbgefe^  be§  beut= 
fd^en  9lieid^e§  auf  ^a^rl^unberte  ]^inau§,  bie  golbene  ^utte,  ju  geben 
beranla^ten:  menigftenS  fallen  bie  erften  S^ereine  ber  ßanbfd)aften 
3U  ßanbftänben,    in  S3raunfd^meig ,    in  <Baä)]tn  (1350),   in  anberen 

1)  Le  Premier  volume  de  Messire  Jehan  Froissart  f.  186. 

2)  Villaret,  Histoire  de  France.  Tom.  IX.  bon  ©.  147  an. 

3)  Hieronymi  Blancae  Rerum  Aragon.  Commentarii,  p.  810. 


Einleitung.  XXIX 

Sierritorien  in  biejelbe  S^tt^).  6oEte  bieg  3ufammentreffen  3u= 
fäEig  fein?  3)ie  gemeinfc^afttic^e  ©nttrirfelung  unferer  ^lationen 
tüirb  biefelben  ^been  mit  5^ot^tt)enbig!eit  in  i^nen  ^erborgernfen 
l^aben. 

bitten  in  biefen  S5elt)egungen  gebadete  man  inbeg  immerfort  fo= 
tüie  nod^  äutüeiten  ber  alte  3ioift  ätüifd^en  Ifaifer  unb  $a|)ft  nad§= 
toirfenb  ]§ ert) ortrat ,  be§  ^orgenlanbeg  unb  einer  aEgemeinen  Unter= 
ne:^mung  gegen  bie  Ungläubigen.  Oft  ermunterte  ber  $apft  baju; 
burd^  9ftomane,  ^Jlä^rd^en  unb  S5olf§Büc§er  tüarb  bie  aEgemeine  5^ei= 
gimg  äugleic^  auägef^roc^en  unb  genährt;  im  14ten;^a5r5unbert  glaub= 
ten  bie  ^aftoureauj:  in  f^ranfreid^  unb  (Snglanb ,  bie  Eroberung  bee 
]^eiligen  ßanbe§  fei  an  bie  §irten  unb  S5auem  gefommen,  unb  Brachen 
baäu  auf^);  nod^  äu  @nbe  be§  fünf3e:^nten,  im  ^a1)xt  1480  ^^efteten 
ftd§  biele  39ürger  öon  ^arma  ein  rotl^eg  Äreuj  auf  bie  Sd^ulter,  mit 
ber  S3er^flidf)tung  gegen  bie  Reiben  ju  fäm^jfen^).  Sßorne^mlid^  in 
©|)anien  unb  Portugal,  n)o  ber  ^aurenlrieg  in  getüiffen  3^if(^en= 
räumen  fortgefe^t  tuarb  unb  enblid§  p  einem  Eingriff  auf  5lfri!a 
fül^rte,  blieb  ber  @eban!e  ber  ^reu^^üge  lebenbig. 


3. 

Slu§  eben  biefem  @eban!en  entf^rangen  bie  ^flanaungen.  S)a^ 
nad^folgenbe  ißuc^  tüirb  jeigen,  mie  bie  erften  (Sntbedungen  unb 
Kolonien  mit  bem  ^aureuMege  auf  atoeierlei  2ßeife  ^ufammen^angen, 
@ten§  burd)  bie  Unternei^mungen  auf  Wixita.  tion  foeldj)en  Jter  ^lan 
aufj^nbien  au^ng^^^meiteng  burd^  ben  ^ban|en^  hn^  (^'^riftej^t^^uffl 
^u__bertl)etbTgm  imh  ang^ufireifm  ^TjpJjT^lijStfH  bpv  ^prtltQJpfpn  U- 
gießen  fid^  unmittelbar  auf  ben  TOttelbunIt  beg  arabtfdlien.@lauben§ : 
fie  tüoEen  ^erufalem  an  ^O'leüa  rädfien;  i^re  ©iege  finb  nod^mal§  in 
bem  (Snt^ufta§mu§  ber  S^erufalemfal^rer  erf ödsten  morben*).  S)ie 
fpanifd^en  Unternel^mungen  bagegen,  ba  fie  miber  .Reiben  unb  nidf)t 
toiber  ^O'lu'^amebaner  gingen,  l)aben  me^r  bie  S^bee  ber  norbifd^en 
^eu33üge  erneuert;  eine  ©d^enfung  be§  $a))fte§,  eine  @r!läxung,  „ber 
f^feinb  muffe  jum  ß^riftentl^um  Belehrt  ober  ausgerottet  merben", 
entl^ält  ba§  ganje  9ted^t  ba^u'*^).    5lud^  bie  dauern,  tüeld§e  SSartolomeo 

1)  ei(^l)otn,  2)eutfd^e  Btaai^-.  unb  9lec[)t§9ejd)ic^tc  III,  §.  424  not.  d.  f. 

2)  5Liefe§  35ud^  ©.  43. 

3)  Diarium  Parraense  b.  Muratori,  Scr.  Rer.  Ital.  XXII,  349. 

4)  Chronicon  Monspeliense  bei  Du  Gange  s.  v.  Pastorelli. 

5)  (Itflärung  ^oieba'i  bei  9lobettfon,  @efd)id^te  t)on  ^atmerifo  1,  ©.  516. 


XXX  (Sinlcitung. 

be    Ia§   (^afag-au    einer    irieblic^eren   Unternehmung    md)    6:nmana 
führen  n^oHte,  trugen  ein  jeber  ein  rot^eS  Äreua^). 

^^  ^n  ber  Zt)at  Bilben  in  ©Manien  unb  Portugal  S5ölfertt)anbe= 
rung,  ^reujsüge  unb  ^flanjungen  nur  ein  einziges  in  feinem  ^ange 
aufammen^ängenbeS  ©reignig.'^  5£)ie  ^oBIacionen,  tüie  fie  öon  ben 
afturifd^en  SSergen  bis  an  bie  anbatuftfc^en  unb  afrifanifd^en  ,^üften 
gebogen,  n)ie  fie  noc^  1507  in  5llmeria,  1512  in  Dran  t)orgenommen 
toorben ,  beginnen  nun  jenfeit  be§  atlantif(^en  5[Jleere§  ^)  ;'^ie  ©panier 
rü:§men  nid§t§  fo  feT^r,  aU  bag  fie  bafelbft  ftatt  barbarifd^er  fSölUx, 
tüie  fie  fagen,  bie  @öl^ne  unb  ^b!ömmlinge  erlauchter  caftilifd^er 
Käufer  angepflanat  Traben ^)/  ^ie  fünf  TOttionen  meiner  ^enfc^en.  bie 
man  bafelbft  gä^lt,  finb  n)al§re'  ©^}anier.  ^ine  ^iEion  ^ortuctiefen 
tPol)nt  in  ^raftlien ;  eine  nid^t  biel  minbere  ^Inja^l,  obtt)o]§l  entartet, 
fonn  man  n^d^  an  ben  afri!anifd§en  unb  oftinbifd§en  lüften  unter= 
fdl)eiben.  (@o  ftarle  j^an5un£en_  lönnen  mol^l  al§  äöanbeningen 
angefelien  toerbHT^gtl^ianjere  ^vbee  ,"'m^  Solbmfationen  be=^ 

(eStmibbie  fie  muSen^reu^^ügen  gemein  hoMi,  ift  ^biejli^^^xe^ 
tung  beg  6^riftentl)umg.X@in^britte  ift  jl^nen  eigen  unb  unter=  ' 
f'i^eibenb  für  fie:  bie  ;g^bee  ber  gBeltentbecfung  .^ —  an  unb  für  fid^ 
einer  ber  größten ,  %a^  menfd^lid^e  (^ef(^led§t  unb  bie  6rbe  umfaffen= 
ben  @eban!en;  gefDrb£ci^^unbgenä^  murhe  er  bon  ber  ^egier^. 
Tw^^J^PTr__g^t^ljtr3pn  ."^tiWtPns  nocf)  bem  ^olbe  ^merifa*g.  na(^  ben 
$erlen  ber  unbefannten  ^eere.  bon  bem  fmtereffe  be§  ^anbelg^). 

"  @§  märe  unnötT^ig,  bie  allgemeitie  2:!§eilna§me  unferer  S5ölfer  an 
biefen  S)ingen  (ber  Italiener  menigftenS  an  ber  ßntbecfung)  ju  ent= 
micfeln ;  unnötl)ig,  meitläufig  ju  bemeifen,  ba^  fie  i^nen  auSfd^lie^enb 
eigen  finb.  ?lnbere  5^ationen  ^aben  biefe  ^eftrebungen  bann  unb 
mann  berührt,  in  ber  2:§at  aber  anbere  TOffionen  berfolgt.  —  S)ie 
©in^eit  eineS  35ol!e§  !ann  fic§  nid^t  beffer  äeigen,  al§  burd^  eine  gemein= 
fc^aftlid^e  Unterne^^mung ;  moburd§  !onnte  hk  (Jin^eit  unb  3ufammen= 
geljörigfeit  mehrerer  SBölfer,  mie  ber  unfrigen,  fi(^  beffer  betl^ätigen? 
^ie  Unternehmungen,  bon  benen  l^ier  gerebet  morben,  burd^  mie 
lange  ;3[al)rl^unbcrte  fie  fid^  aud^  äie^en,  finb  iljuen  aEen  gemein:  fie 
üerfnü^jfen  beibeS,  bie  3ßüen  unb  bie  S^ölfer;  fie  finb,  ba§  iä)  fo 
fage,  mie  brci  groge  ^It^em^üge  biefeS  unbcrgleicl)(id§en  3^ereine§. 

1)  Oviedo,  dell'  historie  dell'  Indie  Hb.  XIX. 

2)  Oviedo,    Historia    de    la    conquista    y    poblacion    de  Venezuela. 
SBgl.  ©d^äffer,  23rafilien,   ©.  32. 

3)  Sandoval,  Historia  del  Emperador  Carlos  I,  189. 


oSi|ic5  '^udß. 


ö.  3lonfe'§  aöerle  XXXIII.  XXXIV.  «Rom.  u.  gei-m.  SSoIter.  3.  Slufl.  1 


Säße  tson  ^xmlvtxäi  itnb  bon  Stttlien.    Äotfö  VIII. 

1.    f^ranlreic^  unb   Äarl  VIII. 

SBä^renb  be§  TOttelalterS  falben  bie  ßa^ettngen  gran!reid§ 
Stüetmal  erobext.  S5on  intern  .^er^ogt^unt  grance  Gingen  fte  au§; 
fie  blatten  mit  ben  (Subonen  bon  SBloi§,  mit  ben  $Iantagenet§  t)on 
^Injou  gn  !äm^fen  unb  toaten  einmal  auf  aEen  ©eiten  öon  ber 
@ee!üfte  aBgefd^nitten ;  aBer  ^^ili|)))  Stuguft  nal^m  bie  norbfran3öfi= 
|(^en,  Subtoig  ber  |)ei(ige  hk  :^)roben5aIifd^en  Sefi^ungen  ein,  unb 
$:^i(i^|)  ber  @d§öne  untertoarf  feiner  tone  ben  ^apft.  S)a§  tft  bie 
erfte  (SroBerung:  burd^  ben  geraben  ©tamm  §ugo  (^aptt^.  51I§ 
berfelBe  auggeftorBen  Ujar,  tüurbe  ba§  üteid^  5mif(^en  feinen  männ= 
lidfien  5lB!ömmIingen ,  ben  S^aloig,  unb  ben  toeiBIid^en,  ben  Königen 
tion  ^nglanb,  ftreitig.  Äönig  ©buarb  III.  öon  ©nglanb  Befa§  einmal 
l^alB  gran!rei(^;  ein  anber  5D^al  ^atte  einer  feiner  ^lad^folger,  §ein= 
ri^  V.,  ^arig  unb  bie  ^rone  felBft  inne.  @§  !ann  aU  eine  ^toeite 
^oBerung  Be^eic^net  n:)erben,  ba§  ^arl  VII.  bon  5ßaloi§  ber  @ng= 
Idnber  toieber  ^eifter  tüurbe.  S)ie  Jungfrau  öon  Orleans  ift  e§ 
getüefen,  toelc^e  bemfelBen  ben  2öeg  jum  Sieg  eröffnete;  fie  ^at  xf)m 
ßt)am|)agne  mieber  öerfd^afft;  aBer  bie  §au^tftabt,  bie  5^ormanbie, 
^uljenne  unb  bie  boEfommene  OBerl^anb  öerban!te  er  ben  ^erjogen 
t)on  ^urgunb  unb  ^Bretagne. 

^erabe  bie  ,g)ülfeleiftung  ber  großen  S5afaEen  l^atte  bie  Sotge, 
ba§  ber  ^önig  bod^  nic^t  ööEig  ^önig  tüarb.  Subtoig  XI. ,  ber 
ba§  ju  füllen  Befam  —  er  mu^te  einft  !ommen  unb  bie  Betüaffneten 

1* 


4  ©tfteS  S5uc^.    erfte§  Kapitel. 

SBarone  um  ^rieben  Bitten  — ,  16efd§lo§,  ftc§  in  öoEen  S5efi|  ber  fönig- 
Itd^en  6ett)alt  ju  fe^en.  ©r  toar  fe^r  argtüöl^nifd^ ,  fe^r  !Iug  unb 
fd^arf  genug  baju;  bieg  i^ätte  i:§n  abex  nid^t  3um  ^^ide  geführt,  toenn 
nid^t  toie  burd§  ein  göttlid§e§  @efdf)i(f  bie  §eraoge  t)on  Sperrt),  bon 
S3urgunb,  öon  ^Injou  unb  bon  S3tetagne  fämmt(i(^  o:§ne  ©ö^ne  geftotben 
toären.  2)en  erften,  feinen  SStuber,  Beerbte  er  ol^ne  2öiberfprud§. 
gür  bie  @rBin  be§  ^tüeiten  !onnte  iT^r  @ema^l  ÜJlayimilian  bon 
Defterreid^  S5urgunb  unb  bie  ©ommeftäbte  nidi)t  Be'^aulJten;  um 
f^rieben  ju  ^aBen,  mu^te  er  üBerbie§  bie  SSermä^lung  feiner  2^od§ter 
^argaret^e  mit  bem  S)au|)!)in  Betoittigen  unb  3uglei(^  aU  <g)eiratl§§= 
gut  berfelBen  5lrtoi§  unb  bie  freie  @raff(f)aft  ben  granaofen  üBer= 
liefern.  S)er  britte  nun,  |Ren6  öon  ^Injou,  ber  fid^  ^önig  bon  brei 
^önigreid^en ,  -^erjog  bon  brei  .g)er(^ogt^ümern ,  (55raf  bon  brei  @raf= 
fd^aften  nannte^),  ^ätte  too^I  bie  Sauber,  bie  er  in  ber  2;^at  Befa^, 
unb  feine  'iRzä)k  auf  bie  übrigen  an  feinen  @n!el  Sftene  ton  2oVt}= 
ringen  Bringen  !önnen;  aBer  er  felBft  toar  nid^t  bafür.  (Sinft  ^atte 
er  ßot^ringen  an  5lnjou  5u  Bringen  ge'^offt  unb  nur,  toeit  er  ge= 
fangen  toorben ,  jene  t&eirat^  feiner  Sod^ter  jugegeBen ,  bereu  grud^t 
fein  @n!el  toar.  ©oEte  er  nun  fogar  feine  angeftammten  ßdnber  an 
ßot^ringen  fommen  laffen?  5£)iefer  junge  gürft  tooUte  ja  nid§t  ein= 
mal  fein  lot^ringifd^eg  3Ba|)|)en  mit  bem  bon  ^Injou  b ertauf (^en^). 
^DH^t) ergnügt  hierüber,  fe|te  9tene  feinen  5^effen  Äarl,  toeli^er  5flamen 
unb  äöapben  öon  ^Injou  trage,  p  feinem  (SrBen  ein^);  biefer 
aber,  ber  aud^  !eine  SeiBe§erBen  ^atte,  1)ai  fieBen  ^df)Xi  barauf, 
toie  bie  Ur!unbe  fagt,  um  Öotte§  unb  ber  ßiebe  miHen,  bie  er  3U 
^önig  Subtoig,  bem  ©ol)ne  feiner  S5aterfdf)iDefter ,  ^abe,  eBenbem= 
felBen  bie  ©rbfd^aft  aEer  feiner  ^önigreid^e,  ißeft^tpmer  unb  9ftedf)te 
übertragen*),  fo  ba§  bie  Gebiete  bon  ^robence  unb  ^Injou  unmittel= 
Bar  an  bie  ^rone  !amen. 

3ll§  ba§  ^iftorifd^e  ßreigni^  !ann  man  Betrad^ten,  ba^  bie 
großen  ße:§englanbe  im  ©üben  unb  Often  im  ®egenfa|  mit  ben  Be= 
nad^barten  t^ürften,  bie  bem  beutfd^en  9fteid^e  angel)örten,  mit  ber 
franjöfifd^en  Ärone  bereinigt  tourben.  5^ur  nod§  SSretagne  toar 
übrig;   unb  Bereite  ^atte  Subtoig  bie  9fted§te  ber  ^ent^^ieore  an  ba§ 

1)  Pasquier,  Recherclies  de  la  France  VI,  p.  557. 

2)  Garnier,  Histoire  de  France  T.  18,  p.  462,  qu§  le  Grand  MS. 

3)  Jeflament  in  ben  Preuves  ju  Comines  II,  118. 

4)  Extraits  du  Testament  ebenba  182. 


gfranftetd^  unb  Äarl  VIII.  5 

Sant) ,   biefelBen ,   toeld^e  fd^on  einmal  einen  großen  englifd^en  ^rieg 
3um  2;i§eit  öeranta^t,  feinem  ^efd^lec^t  burd^  ^au]  ertoorben^). 

5(ber  biefe  le^te  ^urg  ber  S5a|attenma(%t  5U  bett^eibigen ,  t)er= 
einigte  fid^  Submig  bon  Orleans,  be§  minberjä^rigen  ÄönigS  ^ar( 
näd^fter  5lgnat,  mit  ben  S3retagnetn  unb  aEen  inneren  unb  au§mäx= 
tigen  f^-einben  beffelBen.  S3ei  @t.  3lubin  ^atte  er  jebod^  Bereits  ba§ 
f^elb  Verloren  unb  fa§  in  S5ourge§  gefangen;  fo  toeit  toar  e§:  ber 
5lufru^r  3tt)ar  16efd§tt)ic§tigt,  hoä)  nxä)t  erfti(it,  SSretagne  jtoar  befiegt, 
aber  auf§  neue  au  ben  Söaffen  fertig  unb  mit  ben  brei  mäc^tigften 
IRad^bam  ber  ^ran^ofen  in  ©ngtanb,  5lieberlanb  unb  Spanien  im 
«Bunbe,  at§  Äart  19  ^a^xe  alt  marb  (1491)  unb  ein  ^ex^  äu  faffen 
unb  fein  eigner  .^err  fein  3U  tüoEen  anfing.  @r  Bezeichnete  feinen 
9ftegierung§antritt  mit  einer  unertü arteten  großartigen  ^anblung. 
@ine§  5lBenb§  ritt  er  bon  ^(effi§  gegen  ben  3:i^urm  bon  S5ourge§: 
er  ging,  ben  gefangenen  ^er^og  p  Befreien,  unBelümmert  barüBer, 
baß  berfelBe  bie  Söaffen  gegen  i^n  getragen;  er  na^m  i'^n  mitfic^^). 
©ie  frf)tt)a^ten  unb  lachten  Bei  2;if(^e  ^ufammen  unb  fd^liefen  bie 
5lad§t  auf  ßinem  S5ett^).  @r  ^atte  ha^  too^l  ertüogen:  „fo  toerbe 
er  ein  guter  S^ürft  ^u  nennen  fein,  fo  toerbe  er  treue  2)iener  l^aBen/' 
Unb  bamit  machte  er  bem  alten  Mege  ber  SBarone  mit  ber  ^xone 
ein  @nbe.  @ogleid§  l^ierauf  t)erBanben  fic^  Orleans,  ber  ßonnetaBIe 
unb  t)iele  @roße,  nid^t  me^r,  toie  einft,  5U  bem  öffentlid^en,  ba§  ift 
bem  Söo^le  ber  S5afaEen,  fonbern  bem  Könige  ^u  @ute  unb  5U 
5Dienften.  S)a§  aber  Bahnte  ^arl  ben  äöeg  jur  ßroBerung  bon  S5re= 
tagne.  £)unoi§  unb  anbere  f^reunbe  be§  Söefreiten  ^ogen  t)or  Orleans 
unb  tüanbten  fid§  an  5lnna,  bie  (SrBin  Don  Bretagne,  bie  mit  ^aji= 
mitian  öerloBt  mar  unb  fi(^  fd^on  .Königin  ber  Sftömer  nannte*), 
„©ie  fteEten  xf)X  üor,  baß  feit  Maximilians  erfter  S5ermäl)lung  mit 
Maria  öon  23urgunb  im  Sanbe  berfelBen  feinen  3:ag  f^riebe  getoefen 
unb  fein  3fleid§t^um  ben  S)eutf(^en  äum  SflauBe  getoorben  fei;  nod§ 
größeres  Unglüdf  Bei  fo  meiter  Entfernung  fte:§e  ben  S3retagnern  Be= 
tjor.'^  ©ie  Betüirtten,  baß  ^nna  an  ^arlS  §of  5U  ßangeaiS  !am,  bie 
Urfunbe  unter^eid^nete ,  burd^  meiere  au  etoigem  SSunbe  unb  ^rieben 
atoifdfien  ^rone  unb  ^er^ogt^um  fie  i^m  aEe  i^re  üled^te  an  le^tereS 
übertrug  unb  er  il^r  bie  feinen.     S)urd^  S5ermäT^lung  mit  bem  Könige 

1)  Garnier  au§  le  Grand  Ms.  XVIII,  452. 

2)  Extrait  d'une  histoire  de  France  bi§  1510  bei  Th.  Godefroy, 
Charles  VIII,  p.  165. 

3)  Extrait  d'une  histoire  de  Louys  b.  Godefroy,  p.  375. 

4)  Ms.  t).  Brienne  bei  Daniel  H.  d.  F.  IV,  478. 


6  @rftc§  33ud^.    erfteg  (Kapitel. 

tourbe  fte  Königin  öon  gxanfreid^  ^).  2)en  Xag,  a(§  bieg  q,t]ä)a1),  unb 
e^e  man  eg  erfa^^ren,  fa:^  man,  toie  erää^lt  toirb,  ^Jlargaret^e,  U^^tx 
Äatl§  iBraut,  traurig  im  Slmboifer  ©arten  ein^ergel^en.  Sie  fagte 
il^ren  3ungfrauen ,  fie  ^abe  im  SIraume  einen  fe^r  glän^enben  unb 
fe^r  großen  ©betftein  ju  Verlieren  geglaubt^).  5^un  toar  e§  fretlid^ 
für  fie  ein  großes  ^ifegefd^itf,  aU  fi(^  geigte,  ba|  ber  @belftein  bie 
Ärone  öon  f^ran!rei(^  bebeutete;  aber  toa^  !onnte  bieg  ben  9ftat^ 
t)on  f5ran!rei(j§  fümmern ,  toelc^er  fanb ,  bafe  auf  ber  S^ermäl^lung 
^arlg,  nid^t  mit  il^r,  fonbern  mit  ?lnna  ber  innere  i^iuht  beg  ^önig= 
reid^eg  beruhe?  S)ie  ^erfönlid^en  SJer^flic^tungen  traten  t)or  bem  ©e= 
banfen  ber  S5oIIenbung  be§  fran^öfifcfien  üteid^eg  unb  feiner  ©in^eit 
5urü(f.  S)ie  terle|ten  5flad§barn  traten  gleid^tool^t  ni(^t§  bagegen^): 
ber  erneuerte  ©ebanfe  ber  ©in^^eit  Don  ^xantxtiä)  tarn  i^mn  in  ge= 
ttjiffer  äöeife  felbft  ju  gute.  5Jla jimitian  f(^Io§  feinen  Srieben  ^u 
©enlig,  aU  er  5(rtoig  unb  bie  freie  ©raffd^aft  mit  feiner  Soc^ter 
mieber  be!am.  .^einricC)  YII.  ging,  huxd)  eine  ©elb^a^lung  befrie= 
bigt,  nac^  ßnglanb  prütf.  5l(§  au($  ^önig  gerbinanb  bon  (Bpa= 
nien  —  benn  Äarl,  öieEeid^t  ben  l^eiligen  Subtoig  öor  klugen,  tooHte 
ni(^t  mit  frembem  @ut  belaben  fein  —  Ütouffillon  aug  ber  S5er)3fänbung 
toieber  empfangen  unb  ]§ierauf  berfproc^en  ^tte,  er  tooEe  fein  <&aug 
toeber  mit  .&einrid§,  noc^  mit  5!}lajimilian,  nod)  mit  bem  nea^)olitani= 
fd§en  öerbinben  *) ,  aud)  biefeg,  vorbehalten  ber  Mxäjt  Ütec^t,  !eine§= 
toegeg  unterftü^en;  a(g  ber  alte  ^unb  ßaftilieng  mit  i^ran!reid^  er= 
ncut  toar,  Äönigg  mit  ^önig,  ßanbeg  mit  ßanb,  5)lanneg  mit  ^Ilann^), 
blatten  bie  gran^ofen  ^um  erften  ^al  mieber  tJoIIen  ^rieben.  9}lan 
!ann  fagen,  ba§  nun  erft  \)k  gtoeite  Eroberung  beg  gefammten  Sanbeg 
burd§  bie  S5aIoig  üoEbrac^t  toar. 

S)a  äog  .^arl  in  f^reuben  burc^  bie  Ortfd^aften ,  bie  fid§  aug 
tt)üften  ^(ä|en  öerjüngten,  nad^  ben  ©täbten,  bie  aud&  toieber  au^er= 
l^alb  ber  ^Jlauern  anzubauen  toagten.  ^n  ben  erften  30  3a^ren 
nad^  ßubtoig  XI.  ift  faft  ber  britte  %1)dl  ber  Käufer  im  ^önigreid§e 
neu  gebaut  morben,  äugteid^  mit  S5orrid§tungen  für  beninnern  SJerfel^r^). 

1)  Contrat  du  mariage  in  ben  Preuves  5U  Comines  II,  278. 

2)  Pasquier,  Recherches,  p.  586. 

3)  ^tc  politijdjen  93erl)ältniffe,  toie  fie  im  ©ommer  1492  eintraten, 
tjai  biß  ältefte  benetionifc^c  'ütdaiion  üon  S^^^^^^(^  ßontarini  gcfd^ilbert. 
SicTgt  <B.  m.  S3b.  XII,  ©.  34.    (5lnmerfung  ber  neuen  3Iu§gabe.) 

4)  Zurita,  Historia  del  Rey  Don  Hernando  f.  6,  13,  18. 

5)  Comines,  M^moires  ann.  1682.  I,  p.  581.  Corio,  Milanes.  Ge- 
schichte, p.  899. 

6)  Claude  Seyssel:  Louanges  du  bon  Roy  Louys  XII,  p.  128. 


I 


^xantxiiä)  unb  Äarl  VIII.  7 

3toar  ber  arme  SSauer,  ber  Bei  großer  f^mditBarfett  nid^t  treuer  t)er= 
faufen  fonnte,  l^atte  5!Jtül§e,  toenn  ber  ^inne^mer  !am,  ben  ^fenniö 
aufäuBringen ,  auf  ben  er  gef($ä|t  toar^);  inbe|  brauchte  er  bod§ 
tüeber  t)or  ©nglänbem  nod^  öor  Betüaffneten  ^^i^anjofen,  tote  früher, 
feine  <g)abe  in  bie  ^ird§e  ju  ftüi^ten  unb  fein  S)orf  au  öerlaffen. 
2)iefen  getoä^rte  ber  ^önig  (Siefe|  unb  9te(^t;  mit  bem  5lbel  in 
feinem  2)ienfte  lebte  er.  6§  toaren  bie  ^äupter  ber  großen  Käufer, 
bie  am  §ofe  erlogen  n)orben^),  neben  i^^nen  pufig  bie  än)eiten 
@ö^ne  au§  bem  nieberen  5lbet,  fo  t)iete  toeber  erbten  noc^  @eiftli(^e 
merben  moEten^),  bie  in  einem  Vornehmeren  §aufe,  bei  einem  guten 
bitter,  ben  fie  fi(^  gemä^It,  Bei  einem  ^au^tmanne,  bem  fie  ber 
^önig  übergeben,  nid§t  eben  2Cßiffenfd§aften ,  bie  fie  nid^t  acfiteten, 
aber  laufen,  ringen,  werfen,  reiten,  SBogen  fc^ie^en,  über^au:bt  hit 
Sßaffen  fül^ren  gelernt*),  ^n  i^nen  entmidelte  fii^  ba§  freie  9flitter= 
mefen  p  regelmäßigem,  fc§on  jum  2;^eil  folbatifd^em  2)ienfte.  äßir 
finben  fie  t)orne:^mlic§  in  ben  @ren3plä|en,  in  ©efeEfc^aften  bon  30, 
50,  100  5Jlann,  unter  einem  ^rin^en  ober  §errn,  ber  bem  5lufmanbe 
gen)ac^fen  mar  unb,  toenngleic^  er  einen  ©olb  empfing,  bo(^  ge= 
möl§nli(f)  fein  S5ermögen  im  Siienfte  öermanbte;  ein  jeber  ^atte  ätoei 
(5d§ü|en,  einen  jüngeren  SBurfd^en,  ber  bei  i^m  ertt)uc§§,  unb  einen 
Wiener.  2)iefe  gingen  aEe  mit  5U  j^dht^).  ©ie  gießen  §omme§ 
b'5lrme§.  ^m  fV^'i^^ß^  f^^te  einer  ^äufig,  feiner  S)ame  ju  @^ren, 
einen  $rei§  au§  unb  lub  aEe  ^lai^barn  ju  einem  furnier  ^ufammen. 
Man  ftritt  babei  lieber  in  ganzen  Raufen,  al§  einzeln;  e§  faßen 
ütic^ter:  nac^  2;ana  am  Stbenb  unb  ^Jleffe  am  Morgen  marb  ber 
^rei§  ert^eilt.  Rubere  burd^^ogen  mo^l  6|3anien  unb  Portugal, 
^nglanb  unb  ©d^ottlanb ,  um  bie  %ap]txtdi  i^rer  5^ad§barn  3U 
erproben.  6ie  !amen  fid^  eben  t)or  mie  ein  San^elot  ober  Sriftan 
—  melt^e  fie  mo^l  !annten  — ,  il^r  Äönig  mie  ein  Slrtug,  ober  mie 
ber  große  ^arl  ber  ©age^);  biefe  geiftige  unb  frifd^e  QSemegung 
gab    bem   fran^öfifd^en   ^bel    einen   neuen    ©d^mung.     Unter   i^nen 

1)  gottfelung  be§  «Uionflxelet,  2:1).  III,  p.  249.    MacchiaveU,  Ritratti 
della  Francia,  p.  161. 

2)  XtentouiUe'S  Seifpiel  in  ben  3Kemoiten,  p.  121. 

3)  S3Q^atb8  SBeifptel  beim  loyal  serviteur,  eh.  2. 

4)  Chartier   l'Esperance,   p.  316.    ^Inmetfungen  gu  Strem.  5Jienioiren, 
p.  265,  unb  Castiglione  Cortegiano,  ed.  Venet.  1587.  I,  81. 

5)  .^auptfteHen  Ui  Marineus  Siculus  Hb.  13,  p.  428,  unb  bei  ^Jion* 
ftrelet,  III,  32. 

6)  SBeifpielc  in  SBa^orb  unb  6rpitt^'§  Supplement  ä  l'histoire  du  Che- 
valier, p.  443. 


I 


8  erfte§  S5ud^.    ©rfteS  (§.apM. 

50g  ber  .^önig  öon  5lumter  ju  jlufmer:  in  tl^tem  ©inne  nannte  er 
feinen  ©o^n  .^art  ütolanb;  unb  tou  fte  benn  5lEe  Suft  p  neuen 
Unternehmungen  Tratten  unb  @r  aud§,  fing  man  i)on  einem  3uge 
nacf)  51ea))el  3U  ftjred^en  an^). 

§atte  nämli($  ^arl  öon  S^ugenb  an  gel^ört  unb  geglaubt, 
9leapel,  burd^  bie  ^b Option  Beiber  ^ol^annen  ein  ©rbt^eil  be§  ^aufe§ 
^Injou,  fei  ifim  öon  9tec§t§toegen  mit  ber  ^rotience  3ugefaEen,  fo 
!am  bamal§  ein  @enue(e  an  feinen  .!pof,  5lamen§  ß^alöo,  ein  Wiener 
ber  Königin,  mit  bem  Steftament  ber  jüngeren  ^o^anna,  ba§  er  in 
ber  35erlaffenf{^aft  feineg  S5ater§  gefunben,  n)e(^e§  jeben  Stt'eifel 
t}oh^).  35or  boEer  S5erfammlung  ber  ^rin^en  öon  Geblüt,  ber 
@ro§en  be§  üleid^eg  erfc^ienen  einige  Ferren  öom  Parlament,  einige 
S)octoren  ber  ütet^te  unb  Beftätigten  feine  @ültig!eit^).  S)er  SSaftarb 
be^  aragonefif(^en  Eroberers,  ber  ben  nea^3oIitanif(^en  Stl^ron  inne= 
^atte,  mürbe  al§  llfur|)ator  angefel^en.  (5c§on  lange  mar  f^ürft 
5(ntoneEo  öon  ©alerno ,  t)on  ^Zeapel  flüchtig ,  im  Flamen  öieler  an= 
bereu  ©eflüd^teten  am  fi-'a^äöfifd^en  §ofe;  fagte  er  nur  bie  3ßa^r= 
]§eit  baöon,  mie  graufam  unb  tnie  t)er^a§t  ber  5lragonefe  fei,  fo 
mu^te  ba§  ben  jungen  ^önig  3U  ^3}^it(eiben  unb  Hoffnung  Bemegen. 
Seit  einiger  3^^t  mar  auc§  ber  ßarbinal  Sfulian  Stöbere  zugegen, 
ber  bor  bem  ^ap^t  unb  ben  3lragonefen  geftol^en,  aber  no(^  f^eften 
unb  ^luT^änger  im  ^irc^enftaate  ^atte;  aud^  er  trieb  ben  jungen 
Äönig  3U  ber  Unternehmung  gegen  5'leapel  an.  ®en  5lu§ftf)lag 
gaben  be§  S3ermefer§  bon  5Jlailanb,  ßobobico^g  be§  5Jlol§ren,  SSoten 
unb  S3riefe.  „SBie  lange  miEft  bu" ,  fd^reibt  er*),  „ba§  (^xU^dl 
beiner  ^rone  al§  eine  Seute  in  frember  §anb  unb  ben  fran5öfi= 
fc^en  9tamen  in  S5erad)tung  laffen?  3)ein  fSolt  ^u  ^leaptl  ift  unter= 
brüctt  unb  ruft  bid§ ;  i(^  fte^e  bir  mit  ^elb  unb  SBaffen,  mit  Wann 
unb  9to§  bei;  §alb  Italien  ]§ilft  bir,  (Bott  felbft.  (Bürte  bid^, 
SSer^ug  ^at  immer  gefd^abet.  Unb  gebenfft  bu  nid^t,  ,^arl,  beineö 
großen  3}orfa^ren,  ber  bon  biefem  .^önigreid§  au§  ben  ^rieg  miber 
bie  dürfen  p  beginnen  riet^?  2)u  fe^eft  bon  S3rinbifi  na(^  5lmlon; 
bu  erbrüdfft  bie  .dürfen,  bie  eben  miber  bie  Ungarn  3U  gelbe  liegen, 
el^e  fie  nur  toiffen,  ba^  bu  !ommft;  bu  eroberft  hu  l^eiligen  ßänber, 
mo  beine  3ll)nT§erren  einft  gefiegt,  2txu]aUm  felbft,  gu  ber  6;i§riften= 

1)  Histoire  de  Charles  VIII  bei  Godefroy  172. 

2)  Senarega,  Annales  Genuenses  Ui  Muratori  XXIV,  p.  537. 

3)  Carl  Balbiano  an  Lodovico  bei  Rosmini:  Vita  di  Gian  Giacomo 
Trivulzio  1815,  Bd.  II,  Monumenti  inediti,  p.  194. 

4)  Literae  Ludovici  bei  Corio  891. 


gfranttcid)  unb  Raxl  VIII.  9 

]§eit  unb   betttem  üleid^e;    bu   erfüHeft  bie  @rbe,   ba§  5}leer,    ja  bie 
^immlifd^en  mit  beinern  Flamen." 

2öa§  Äarl  bon  ^Injou  im  brei^e^nten  ^df)xf)unhtxi  unternom= 
men,  mit  ni(f)t  geringer  5lu§fi(^t  auf  (Srfolg,  fdjien  bur{^  einen  91a(^= 
fotger  beffelBen,  ber  über  bie  ©treit!räfte  bon  ^ran!reid§  gebot  unb 
bon  bem  gleichen  ritterlid^en  Reifte  Befeett  tüar ,  ausgeführt  toerben 
3U  !önnen.  Söenn  bie  ^rone  öon  Neapel,  ju  tneldiec  5titel  unb 
^fled^t  t)on  ^erufalem  gehörten,  einmal  getüonnen  mar,  |o  mar  .^arl  VIII. 
bur(f)  ben  ^ang  biefer  SSegeben^eiten ,  bie  SSemegung  ber  @emütT§er, 
fein  ^Jted^t  unb  feine  Tlaäji  aum  S5or!äm^fer  ber  ß]§riftenf)eit  miber 
ben  attgemeinen  f^einb  berufen.  3lnbr^  be  la  S5igne  bid^tete,  bie 
^^tiften^eit  !omme  pc^tig  über  ben  ^ont  ßeniS  in  ben  harten 
ber  @§re,  mo  fie  ben  ,^önig  unb  feinen  3lbel  ftnbe,  i'^r  ßetb 
!iage  unb  bie  Söeiffagung  bon  einem  jungen  ^arl  erneuere,  ber  im 
breiäe^nten  ;Sa^re  gefrönt  morben  unb  fie  mieber  mit  etoigem  Sobe 
frönen  merbe^).  ©affelbe  maren  bie  ^efid^te  be§  5D^önc§§  ©pagnuoü, 
be§  5lr3te§  i^oan  Tliä)^l^),  5)leifter  ^uiÜod^e  t)on  S5orbeauj  ging 
meiter:  im  tjierunb^toanaigften  i^a^^re  merbe  Äart  9lea^?el,  im  brei= 
unbbrei^igften  ganj  Sftalien  untcrtoorfen  '^aben;  bann  merbe  er  über 
5!yieer  ge^en,  ^önig  t)on  ^ried^entanb  ^ei§en  unb  enblid^  in  ;^ein= 
fatem  ein^ie^^en  unb  ben  Oelberg  befteigen^).  9lo(^  toaren  bie  alten 
2:räume  ber  ßT§riften!)eit  tjon  einem  öfttid^en  unb  einem  meftlid^en 
.Könige,  bie  aHe  äßelt  gläubig  matten  mürben,  nid^t  bergeffen,  jene 
Xräume,  meiere  bie  2)eutfd)en  auf  ben  legten  römifi^en  Äönig  beu= 
teten:  berfelbe  merbe  nadf)  feinem  ©iege  über  hu  fyeinbe  be§  @Iau= 
ben§  auf  @oIgat^a  bor  bem  erfd^einenben  ßrucifij  feine  ^rone  nieber= 
legen  unb  fterben,  morauf  mit  ber  5Cnfunft  be§  5lntid§rift§  unb  6nod^§ 
unb  @IiaS'    gegen    i^n   bie  S^oHenbung   aEer  £)inge   erfolge*).'    2)ie 

1)  Andre  de  la  Vigne  im  Vergier  d'honneur;  r\a6)  t^^onccmagnc's 
5lu§3uge. 

2)  Foncemagne  in  Histoire  de  rAcademie  des  inscriptions  XVI, 
p.  246,  unb  9«emoiren  XVII,  548.  (21.  b.  n.  31.)  (Sinen  toietoot)!  unboü^ 
flänbigen  Slbbrucf  biefet  $top'^e3etunQ  btingt  Pilorgerie,  Campagne  et  bul- 
letins  de  la  grande  armee  d'Italie  commandee  par  Charles  huit ,  ©.  431 : 
la  Vision  divine  revelee  ä  Jehan  Michiel  trös-humble  prophete  de  la 
prosperite  du  tres-crestien  roy  de  France,  Charles  VIII,  de  la  nouvelle 
r^formation  du  siecle  et  la  recuperation  de  Hierusaleme  ä  lui  destinee, 
et  qu'il  sera  de  tous  les  roys  de  terre  le  souverain  et  dominateur  sur 
tous  les  dominants  et  uuique  monarchie  du  monde. 

3)  g^oncemagne  in  ben  ^ülemoiten  ber  5lcabemie  XVII,  845. 

4)  Sebastianus  Brandt:  Revelatio  Methodii.  SSafel  1516.  33ortebe 
bon  1497. 


10  @tfte^  SBud^.    erfte§  ßapitcl. 

Italiener  Belogen  ba§  auf  ben  ^önig  t)on  granfretc^:  in  S^erufalem 
toerbe  er  bie  Ärone  tiieberlegen  unb  mit  bem  2obe  gen  Fimmel 
fahren  ^). 

^aii  VIII.  toar  für  biefe  ^been  iüie  öon  5^atur  em|)fänglid§. 
©c^on  in  |rül)en  ^a^ren,  al§  er  einmal  in  2:rot)e§  mit  bem  ^t)fte= 
rium  tjon  ^oliatl^  imb  S)aöib  em:pfangen  tüarb,  ja^  er  barin  feinen 
Äampf  miber  bie  Surfen  üerfinnBilbet;  er  na^m  beibe  *2;itel  tJon 
^ea^ei  unb  ^erufalem  an:  „Befonber^  ber  le^te  fei  i^m  bie  fd^önfte 
SSorbebeutung"  2) ;  unb  gleid§  al§  gelte  e§  bie  §erfteEung  be§  latei= 
nifd^en  ^nä)e§,  im  Orient,  liefe  er  fic^  aEe  ütec^te  ber  ^aläologen 
auf  ßonftantino^el  unb  2:ra^)eaunt  abtreten^).  S)en  italienifd)en 
.^öfen  unb  ©täbten  mürbe  ^acfirid^t  t)on  bem  3ugß  gegeben,  3U  bem 
man  fid^  in  fyran!reic§  anfd^idCte.  S)a§  §eer,  ba§  ^arl  VIII.  rüftete, 
beftanb  nid^t  aEein  au§  feinen  f^ran^ofen  unb  ben  italienifcfien 
giüd^tlingen ,  fonbern  aud§  öiele  ©enoffen  au§  anbern  ßänbern  nal^= 
men  am  3uge  Sl^eil.  ülobert  b^Slubignl^ ,  ^[Jlatt^äuS  ©tuart§  i8ru= 
ber,  ber  öor  furjem  gegen  ^acob  IV.  t)on  ©(^ottlanb  im  .Kriege  geftan= 
ben*),  unb  fc^ottifd^e  ©d^ü^en  maren  ^erbeigefommen.  S)ie  §öf§ 
ton  ben  ^^lieberlanben,  $^ili^^  öon  9ftabenftein,  ber  eben  8lui§,  @ngel= 
bert  bon  6let)e ,  ber  Utred^t  an  5Jlaiimilian  ijerloren  ^) ,  brachten 
flamlänbifc^e  (Sefd^ü^meifter «)  unb  beutfd§e§  gufeüol!^).  S)er  SSaillif 
öon  2)iion  führte  9ftubol|)^  ©d^menb  öon  QüiiiS)^)  unb  einige 
taufenb  Sc^tüei^er  ^erbei.  5lm  gufee  ber  ^t)renäen  fammelten  fic§ 
\>k  @a§cogner;  üon  ben  lüften  SBretagne'g  unb  öon  Portugal  lamen 
bie  ^ferbe^).  ^n  5D^arfeiEe  unb  @enua  mürben  bie  ©c^iffe  ge3im= 
mert  unb  mit  jenem  (SJefd^ü^  geruftet,  ba§,  mie  man  bon  ber  S^ar= 
lotte  fagte,  ^Iccorbe  au§  ber  |)öEe  finge  ^^).  2)er  ,^önig  inbefe  t)er= 
gnügte  fid^  in  ß^on.  ^er^lid^  gut  gegen  ^ebermann,  gotte^fürd^tig, 
fo  bafe   er  nur  in  !teinen  S)ingen   einen  ©d^mur  auf  fid§  na^m  ^^), 

1)  Alexandro  Benedetto:  Diarium  Expeditionis  bei  Eckardus.  Sb. 
Script.  Medii  Aevi  II,  p.  1579. 

2)  Söatbian  an  Soboöico  bei  Sfto^mini  II,  194. 

3)  2:TactQt  bei  g^oncemagne  ^Dflemoiten  ber  Slcabemie  XVII,  572—578. 

4)  Buchananus  Rerum  Scoticarum  bist.  lib.  13,  p.  457,   ed.  ö.  1624. 

5)  äßagenaar,  aflgem.  ©efd^ic^te  ber  ^flteberlonbe  II,  265. 

6)  Sitteneuföe,  2Jiemoiren,  S3b.  XVI. 

7)  Ferronus,  Rerum  Gallicarum  lib.  I,  p.  20. 

8)  ©tumpf,  (5rf)rt)eiäer  6l)ronif  III,  p.  256. 

9)  Corio,  p.  899. 

10)  Vergier  d'bonneur  in  Foncemagne,  p.  588,  Georgias  Florus. 

11)  Bayard,  p.  14.     Symphorian  Cbampier  b.  Godefroy,  p.  314. 


Sage  ^talienS.  11 

lebte  et  gan^  in  jugenblid^en  2;räutnen  üon  großen  5i:^aten  unb  einem 
eloigen  ütu^me  burd^  offene  SCßaffen;  toenn  er  \\ä)  in  feiner  ©eele 
mit  biefem  S5or^aBen  befc^äftigte ,  erfd^ien  feine  ©tirn  ^oä) ,  fein 
Singe  grog  unb  feurig,  feine  SSrauen  ergaben ^).  i^nbem  er  fi(^ 
aber  ber  S^ertüidelungen  ber  äöett  untunbig  geigte,  fd§rieben  Stiele 
ba§,  n)a§  er  befc§(o§  unb  t^at,  feinen  S)ienern  p^).  6r  ujar  t)on 
^erfon  mager  unb  übel  geftaltet  ^) ,  aber  ^u  attem  Sftitterfpiel  unb 
SBaffenbienft  gleid§  fe^r  aufgelegt.  S^toeilen  jagte  er  mit  feinem 
©))erber*);  bann  fa'^  er  etma  auf  ber  äÖiefe  einen  Jüngling  fid^  t)er= 
fuc^en,  ben  man  in  feinen  S)ienft  brachte.  @r  befi^enlte  bie  9ftitter, 
bie  bann  au(^  mieber  felbft  freigebig  maren,  unb  naT^m  an  ben  3öaffen= 
f|)ie{en  2;^eil,  melcC)e  burd^  bie  ©trafen  gehalten  mürben,  mä^renb  an 
ben  Men  bie  grauen  auf  9lu^eplä|en  unb  SSü^nen  fa^en,  gan^,  toie 
bie  9littergefdf)id§ten  t)on  Äönig  5lrtu§  ^u  Sarlion  erää^len^). 

Sn  Italien  traten  inbe§  Stiele  @elübbe  unb  lebete  für  feine 
5lnfunft®);  fie  nannten  i^n  gern  ben  aEerd§riftlid)ften  ^önig;  fie 
fagten:  „©efegnet  fei,  ber  ba  !ommt  im  5^amen  beg  §errn!" 

2.     Sage   ^talien§. 

@tma  feit  fünfzig  Sauren  ^errfc^ten  ^mei  .^öufer,  in  f^olge  tDed§fel= 
feitiger  S5ermäl)lungen  faft  ein  ein^igeg,  über  einen  guten  2;^eil  öon 
Italien :  hu  ©forja  au  ^üflaiknb ,  bie  5lragonefen  ju  9lea|)el.  3^ 
gleidfier  Seit  maren  Sllfonfo  t)on  Slragon  unb  g-ran^  ©for^a  in  S^talien 
emporgelommen.  5^i(f)t  lange  ^atte  jener  ^ea|)el  inne,  al§  biefer 
^aitanb  einnal)m.  ©eitbem  l)atten  fie  il)re  @efd£)led§ter  öerbunben 
unb  in  vielfältigen  S5ermanbtfc§aften  burc^  Italien  ausgebreitet.  3« 
i^rer  S5ermanbtfd^aft  gehörten  bie  @fte  3U  f^errara,  bie  ©on^aga  ju 
^IJtantua^),  ferner  bie  SSrüber  SBentiöogli ,  bie  dürften  ju  Urbino, 
^efaro,  lyorli,  faft  aEe  §äu|)ter  be§  ^irdfienftaate§,  felbft  einige  nea= 
politanif(^e  SSarone^). 

2)ie  ^a(^t  ber  ^ragonefen,  mel(^e  5llfonfo  I.  gegrünbet,  be^au:p= 
tete  !(ug  unb  gemaltfam  fein  natürlirfier  ©o^n  ^^errante.     ßinft,  aU 

1)  Prophetie  du  Roi  Charles  bei  Foncemagne,  Hist.  XVI,  245. 
Brantome  nad)  bem  3^ii9"ife  fi"^^  2 ante  Eloge,  p.  22. 

2)  Comines,  Guicciardini,  Andre. 

3)  Passero,  Giornale,  p.  72. 

4)  Zurita,  Historia  del  Rey  Hernando  f.  90. 

5)  St.  Gelais,  Louis  XII,  p.  79.  Histoire  de  Charles  bei  Godefroy,  p.  172. 

6)  Benedictus  bei  Eckardus  II,  p.  1579. 

7)  Diario  Ferrarese  bei  Muratori  XXIV,  p.  253.  279. 

8)  Porzio,  Congiura  dei  Baroni  di  Napoli,  p.  29. 


12  etfte§  aSud^.     (StftcS  ßa^itel. 

bie  großen  S3arone  3ot)ann  t)on  ^Injou  Beriefen  unb  il§m  bo§  ganje 
Sanb  bi§  auf  bie  ,g>au|jtftabt  überlieferten,  fd^ien  ba§  aragonlfi^e 
^au§  berloren  ju  fein.  2)a  mu^te  einmal  bie  Königin  mit  i^ren  üeinen 
^inbem  am  ^lofter  ©t.  ^piero  in  g^leapel  bor  einer  Süc^fe  fi^en  unb 
bie  ^anbmerter  um  freimiUige  5lrbeit,  anbere  SBürger  um  ein  S)ar= 
le'^n  anreben  \).  S)a§  ^au§  unb  ber  2:^ron  n)urben  nur  baburcf)  ge= 
rettet,  bafe  bie  großen  SSarone  mieber  ju  i^m  übertraten,  ^er  t)or= 
ne^mfte  tnar  x^txxanit'^  ©d§njager  @raf  5[)larfico  bon  ©anfeberin,  ben 
er  gleii^  in  feinem  S5ertrage  ben  @rlaud§ten,  ben  ^äd^tigften  nannte, 
njeld^er  i^n  au§  bem  tiefften  ßlenb  errettet  ^abe;  er  überließ  il§m 
(Salem  mit  aEem  ^e(^t  be§  f^i§cu§  unb  ber  ^Jlünae^).  5Dem  folgten 
nun  aurf)  bie  übrigen  nac§,  bie  aber  !eine§n)egg  feine  (^nabe  n\üax= 
ben.  Einiger  feiner  S5ertrauten,  bie  eben  ben  5lufrul)r  begonnen  Ijatten, 
n)ie  feines  ©d^toagerS  Sal^o  bon  Slarent,  entlebigte  er  fi(^  getoaltfam^). 
^ai^bem  Äönig  gerrante  n)ieber  feft  auf  feinem  S^^rone  tvax, 
meinte  er  fid^  beffelben  borjüglid^  burd^  auswärtige  S5erbinbungen 
5u  berfid^ern.  ©einen  @ol§n  3llfonfo  bermäT^lte  er  mit  ber  S^od^ter 
granj  ©for^a^S;  bie  ^päbfte  ^iu§  unb  Sii'tuS  geUjann  er,  inbem  er 
ben  9leffen  beS  einen  mit  ^malft,  ben  beS  anbern  mit  ©ora  bele^nte^). 
^n  bem  Snnern  beforgten  gmei  if)m  unfd^äpare  5!)länner  bie  (Se= 
f dfiäftSleitung ,  5lntoneEo  ^etrucci  unb  grana  ßo:)3pola.  Steuer  toar 
fein  ge^eimfter  ütat^,  an  ben  er  ;Sebermann  ju  toeifen  pflegte;  ber= 
felbe  mußte  oft  ju  il§m  auf  bie  ;^agb  ^inauSlommen  unb  in  ©taub 
unb  ©d^mu|  ju  ben  übrigen  9tät^en  n)ieber  in  bie  ©tabt  jurürf; 
er  l)atte  ^umeilen  !aum  ben  guß  in  fein  §au§  gefegt,  als  i^n  fd£)on 
neue  SSoten  äurücEriefen ,  obmo^l  eS  5^ad^t  mar;  bafür  mürben  benn 
auä)  bon  feinen  ©öl§nen  ^mei  gu  trafen  unb  einer  jum  @räbifdf)of  er= 
l^oben ;  ^etrucci  felbft,  ber  anfangs  ganj  arm  mar,  fonnte  anlegt  Äirdjen 
unb  ©d§löffer  bauen.  Wit  bem  anbern,  gran^  ^obbo'ta,  einem  ^auf= 
manne,  ^atte  ber  J!önig  Gom^agnie  gemad^t.  Snbem  er  5^iemanben  ein= 
laufen  ließ,  biefer  ^ätte  eS  benn  jubor  getlian,  unb  !einem  §anbelS= 
fdl)iffe  einaulaufen  geftattete,  biefeS  l^ätte  benn  juüor  berfauft,  inbem 
er  ben  Waxti  mit  £)el  unb  Söein  faft  als  ein  5}lono|3ol  belianbelte, 
fteigerte  er  ben  @eminn  inS  Ungemeine;  gran^  ^atte  in  fur^em  eine 
(S5raffd^aft    unb    für    feine   ©d^iffe    ein    eigenes    5lrfenaP).     S)urd§ 

1)  Pontanus,  de  bello  Neapolitano,  Haganoae  1530.  33ogen  N,  4.  S,  2. 

2)  Pontanus  ibid.  Dd,  4,  Gg,  2. 

3)  Urfunblid^  in  Angelo  di  Costanzo,  Istoria  dl  Napoli  XIX,  440,  467. 

4)  Costanzo  466. 

5)  Caracciolus,    de  varietate  fortunae  bei  Muratori,  Scriptores  R.  I. 
XXIV,  p.  69. 


Sage  StoUen§.  13 

beten  9flati^fd§Iäge  nun  unb  feine  eigene  SSe^arrtit^lett  warb  ber  Äönig 
öötCig  pm  5)leifter  be§  ßanbe§.  S)ie  SSarone  mußten  feine  (5tute= 
men  unterhalten;  feinem  ^alfner  gab  er  eine  5lbtei  unb  bem  ©o^ne 
eine§  Stuben  um  @elb  ein  33i§t^um^);  man  mar  i^m  gan^  unter= 
tl^an.  (Sr  führte  hu  Kriege  ^tatienS.  ©eine  Waä)t  mar  in  fteter 
^lufna^me  begriffen. 

2)er  öerftetften  Ätug^eit  f^errante'S  3ur  (Seite,  entmidelte  fid§ 
fein  ^o1)n  5llfonfo  3u  einem  Söefen  gauä  anberer  3lrt,  mie  e§  ben 
italienif(i)en  ^yürften  biefer  S^^t  über^au^t  eigen  mar.  (Sie  hielten 
@raufam!eit  unb  SöoKuft  für  erlaubte  S)inge;  immer  in  (SJlanj  er= 
fd^einen  —  auf  ber  ;3agb  mit  <Bptxbexn  unb  f^alfen,  bie  in  (Sammet 
unb  @olb  i^r  2Gßa^|)en  in  hu  ßuft  trugen,  p  §aufe  in  |)räc§tigen 
3immern,  bon  ^ele^rten,  3Jlufi!ern  unb  allerlei  .^ünftlern  umgeben, 
öor  bem  S5ül!e  mit  befe'^lS^aberifc^er  5}liene,  Bebedt  öon  ßbelfteinen  — , 
äöo'^Irebenl^eit  unb  3[ßi|  ^aben,  über  eine  ftarfe  5lru))|)enma(f)t  ge= 
bieten,  ^efa'^r  t)orau§fe^en  unb  abmenben:  bie§  ]ä}un  if)nm  rü^m= 
lid§  unb  münfc^ensmert^.  S5on  ben  guten  ©igenfc^aften  ber  menf(^= 
liefen  5^atur  ift  ni(^t§  in  i'^nen;  fie  finb  unrechtmäßig,  unb  Don 
bem  maliren  f^üxftentlium  miffen  fie  nid§t§;  @eredl)tig!eit  galten  fie 
für  ^nei^tfc^aft^).  S)iefem  3beal,  ha^  ftatt  ber  .^raft  unb  ber 
9Jla(^t,  bie  e§  miE,  nur  il^ren  (Schatten  unb  i^ren  @($ein  ergreift, 
lebte  aud§  Sllfonfo  nac^,  unb  tcenn  bie  anbern  freigebig  feigen  moEten, 
fo  galt  er  überbie§  für  geizig ^).  6r  ließ  mo^l  bemer!en,  baß  er 
bie  9leid)tpmer  ^etrucci'g  unb  go:bl'ola'§  für  bag  !öniglid§e  .gau§ 
in  5lnf|)rudj  ne^me.  ^etrucci  gmar  piite  nur  bie  5l(^feln,  menn  er 
batJon  l^erna^m,  unb  fuc^te  ben  ^önig  burc§  5^euia^r§gefc§en!e  gu 
begütigen^),  ^nber§  toar  ®o^]3ola  gefinnt^);  er  tjerbanb  fic^  mit 
bem  mäi^tigften  ber  SSarone,  ©anfetjerino  t)on  (Salerno,  ber  fic§  eben= 
falls  fel)r  bebrol)t  fü§lte.  ^an  ^atte  ^Ifonfo  fagen  :^ören,  (Sanfeöerino 
felje  beinahe  jenem  SSalp  öon  Sarent  gleid§.  ©ie  famen  bei  ^Zac^t 
an  einfamen  Oertern  pfammen,  entmarfen  ^läne  5U  i^rer  ©ic^erung 
unb  gemannen  Rubere ^).  S)enn  atte  35arone  fingen  an,  ^Ifonfo  p 
fürd^ten,  ha  er  aEe  bie  bebrol^te,  meldte  i^m  etma  in  einem  .^rieg§= 
3uge  nid§t  eifrig  genug  beigeftanben. 

1)  Comines  VI,  eh.  XI.    Porzio,  Congiura  116. 

2)  Corio,  p.  839.    Castiglione  Cortegiano  p.  388  unb  fonft. 

3)  Laurentii  Medice!  Epistola  apud  Fabronium  II,  269. 

4)  Caracciolus,  p.  28. 

5)  Porzio,  Congiura,  p.  28. 

6)  Porzio,  Congiura  39—49. 


14  erfte§  33ud).     etftc§  ßapttel. 

©0  öerBanben  fte  ft(^  mit  bem  $at)ft  ^nnocens  VIII.,  ber  HeBet 
(Stgentt)ümer  al§  ße^ng'^err  öon  Stapel  getoefen  toäte,  unb  festen 
fid)  auf§  neue  bem  aragonifc^en  §aufe  in  offenem  Kriege  entgegen. 
eg  toaren  brei  ©anfeöerine,  ^mei  f^ürften  unb  ein  @raf,  brei  S^aljen, 
ätoei  trafen  unb  ein  gürft;  biefe§  bie  §äu^tex^);  biete  3lnbere, 
unb  aud^  ßaraccioto  bon  ^etfi,  traten  na^  ber  .ganb  i^nen  bei. 
(Sie  öerfprad^en  einanber  mit  ^eiligen  @ibf d^müren ,  ba§  ©acrament 
in  ber  <g)anb,  3u|ammen  ault)alten  3U  motten.  5lber  fie  toaren  o^n= 
miicfitig  unb  unentfcf)toffen ;  bei  einem  erften  ungünftigen  Erfolge  geigten 
fie  fid§  3um  S5ertrage  geneigt  -) ;  Bei  einem  günftigen  ergriffen  fie  in§= 
gefammt  bie  SBaffen  mieber^).  ^^xt  %\)aim  maren  gering.  5ll§ 
nun  5ll|onfo  ben  ^a|)ft  gefdjtagen  unb  hk  ©tabt  5lquila,  bie  ju 
ber  Partei  ber  33arone  l^ielt  unb  i^re  befonbere  3itberfid)t  au^mad^te, 
umlagert  ^idt,  inbem  er  jugleid^  im  ^önigreii^e  öorrütfte,  tJerga^en 
fie  ben  ©c^mur,  öerfprac^en  ©iner  nad§  bem  5lnbem,  mag  man 
forberte,  unb  ergaben  fic^^). 

^o(^  entf(^iebener  l^atten  je|t  bie  5lragonefen  bie  OBer^anb  ]6e= 
l^auptet,  al§  frül^er,  unb  ^mar  mit  eigenen  .Gräften:  fie  Befi^loffen 
nunmetir,  S5ater  unb  ©o^n,  an  i^ren  geinben  9lad§e  px  nehmen. 

ßo^^üla  unb  ^etrucci  Ratten  nur  einen  ^meifel^aften  unb  auf 
jeben  gatt  fe^r  geringen  Slntl^eil  an  bem  Kriege  genommen;  aber  fie 
mürben  bie  erften  0:pfer  be§  fyrieben^.  f^errante  berf^rad^,  eine  feiner 
^i(^ten  mit  einem  ©ol^ne  ßoppoIa^§  3U  bermä^ten  unb  bie  ^od^jeit 
auf  bem  neuen  ©d§loffe  au§3urid^ten.  6o|):|)ola  unb  ^etrucci  ritten 
baju  l^inan,  jener  auf  einem  :parfümirten  5Jlault^iere  unb  in  atter 
feiner  ^rad^t;  aber  fomie  fie  famen,  mürben  fie,  mürben  il^re  ©öl^ne 
gefangen;  fie  mußten  atte  fterben^).  ^'lod^  Ratten  bie  anbem  SSarone 
auf  amei  35ar!en  entfliegen  tonnen^),  unb  bie  gürftin  bon  SSifignan 
riet^  baju;  aber  ben  @inen  ^iett  bieg,  ben  Slnbern  jeneg  jurütf,  unb 
inbem  fie  blieben,  mürben  aud§  fie  auf  @inen  2;ag  atte  gefangen^). 
@g  maren  brei  ©anfeüerine ,  brei  SSal^en  unb  ein  äaracciolo.  5Jlan 
]df)   it)nen  täglid§   bag   @ffen   in§   @efängni§    tragen;    aber  a(g  fid§ 

1)  Lodovico  de  Raimi,  Annales  Neapolitani,  hti  Muratori  23,  231. 

2)  Macchiavelli ,  Istorie  Fiorentine  VIII,  343.  Pontanus,  bellum 
Neapol.  H.  h. 

3)  Porzio  80.  90. 

4)  Porzio  186. 

6)  Caracciolus  1.  1.  Raimi  239. 

6)  Literae  Lutotii   de  Nasis   in  Fabronii  Vita  Laur.  Med.  II,    352. 

1)  Passero,  Giornale  Napolitano,  p.  50. 


Sage  a^toaenS.  15 

bei*  §en!er  mit  ber  ^ette  be§  f^ürften  öon  SBtftgnan  fe^en  lte§, 
gtauBte  man ,  e§  fei  aEe§  <Bä)em :  in  ber  ^irc^e  <Bt  ßeonarb ,  eben 
be§  ^atrong  ber  befangenen,  ^aBe  ber  -^er^og  feinen  S5ater  jum 
^Jlorbe  üBerrebet,  biefer  genfer  ober  ein  Sflabe,  ein  ^o^r,  i'^n  t)oE= 
bracht  ^).  ,^aum  !)örte  ^errante  no(^  bie  Mage  be§  :|3ä^ftlid§en  (S$e= 
fanbten  l^ierüBer  an.  ,,§at  ni(^t  anc^  $apft  ©ijtnS  mit  feinen 
SfteBeEen  get^an,  tnie  i^m  gefiel?  S)a§  toerbe  iä)  avai)  mit  ben  meinen." 
3)ie§  fagte  er,  ni(^t§  toeiter,  tie§  bie  §örner  Blafen  unb  ritt  jur 
;2^agb^).  S^ebod^  gerabe  toag  er  für  feine  Sid^er^eit  l^ielt,  bro^^te 
i:§m  ^ux  ^efaT^r  p  toerben.  Stiele  toaren  nad^  ^om  geflol§en  nnb 
f(^i(ften  naä)  ^pankn,  na^  f^rantreidi  nm  ^iilfe.  ^n  granfreid^ 
erregte  i^m  f^nrft  Stntonelto  öon  ©alern,  ber  i'^m  noc§  enÜommen, 
feinen  toa^ren  ^einb.  S)ie  im  Sanbe  Siii-'ücEöeBIieBenen  inarteten 
nur  be§  S^ageS,  too  fie  nod§mal§  bie  Söaffen  toiber  liju  erl^eBen 
fönnten.  ©eine  gan^e  ©orge  mn^te  fein,  ba§  fie  nie  @elegenl§eit 
ba^u  Be!ämen.  ©o  n)ar  bie  ©teEung  ber  5lragonefen  in  '^eaptl 
in  ^Infe^en.  %uä)  ßobobico  ber  ^JJto'^r  ju  5[Railanb  berbanfte  tl§nen 
fein  mU. 

^ad^bem  ber  ältefte  öon  ben  ©ö'^nen  granj  ©foraa^g,  ^alea^^o 
^Jlaria,  ^er^og  ^u  ^ailanb  nnb  §err  öon  @enna,  ermorbet  mar, 
^atte  beffen  äöitttoe,  .^er^ogin  SSnona,  in  i^re§  minberjä^rigen  ©ol^= 
ne§,  ;^ol§ann  (5)atea3äo,  Flamen  feine  Sänber  nnb  ©tobte  in  Sflu^e 
üBernommen.  Sobobico,  bem  SSruber  (Salea^^o'g,  ber  in  ber  ß^orte 
bett'  3lrengV  Beim  Bürgerlid^en  ütat^e  SSefe^le  au§  bem  ©d^loffe  nnb 
au§  bem  ©taatSrat^e  annehmen  mn^te,  nnb  bem  britten  SSruber  3l§= 
canio  mißfiel  ba§^).  5lBer  fomie  fie  fic§  bagegen  regten,  mnrben  fie 
berjagt.  ^ur  inbem  f^errante  einen  ^rieg  gegen  f^Ioren^  anfing,  mit 
toelc^em  ^nona  im  S3unbe  mar,  nnb  mit  f^errante'g  ^ülfe  !onnten 
bie  @eflü(^teten  an  \)m  ^renjen  erfd^einen,  2:§al  miber  jl'^al  em= 
ipören,  Big  nad§  ^ertona  Vorbringen ^),  tooranf  an  ßinem  2;age  fieBen= 
unbbier^ig  ©d^löffer  ber  Un^nfriebenen  3u  il^nen  üBergingen.  S5orro= 
meen,  ^nfterten,  5!Jlarlianen ,  aEe  ^iBeltinen  erl§oBen  fi($  an  ifiren 
fünften.  S)er  §of  SSnona'g  felBft  ent^tneite  fid§.  ^n  biefer  Sßer* 
tütrrnng   fe^rte  SobotJico    ^nrüdE^)    nnb    üBerna^m   bie  ßeitnng  ber 

1)  Angelo  di  Costanzo  479. 

2)  Infessura,  Diarium  Romanum,  p.  1980. 

3)  Corio,  Istoria  di  Milano,  p.  840. 

4)  Diarium  Parmense  hti  Muratori  22,  p.  319. 

5)  Diarium  Parmense,  p.  351.  Corio,  p.  850.  Macchiavelli ,  Istor. 
Fiorent.  VIII. 


16  etfte§  aSud^.    erfteg  ßapitel. 

©efc^äfte.  ©el^t  unertüartet  aBer  tüar  bte  Gattung,  bte  ei*  einnahm. 
2)ur^  bie  ^ibeEinen  geförbert,  mit  ben  @uelfen  in  gutem  (£int)er= 
nel^men,  tooEte  er  hoä)  toeber  t)on  ben  einen  nod§  öon  ben  anbern 
dbi)änQtn,  ober  i:§re  OBerT^äu^ter  mäd^tig  neben  fic^  fe^en.  2)ie 
^ibeEinen,  burd^  toelc^e  bie  ^ad^t  ber  S5i§conti  in  aEen  ©täbten 
gegrünbet  toorben,  tüelc^e  ßorio  gerabeju  bie  ^eraoglic^en  nennt, 
beraubte  er  ber  SBaffen  unb  i^reS  ^aupU^ ,  feineS  Sruber§  ^§= 
canio  ^) ;  er  fd^onte  \)k  nid^t  einmal,  bie  il^n  auf  feiner  f^lud^t  unter= 
ftü^t;  bagegen  umgab  er  fid§  mit  S5iragen,  Ser^agen,  2:ritjuläen, 
h)elrf)e  il^re  guelfifc^e  5^eigung  burd§  ;Sal)r§unberte  betoa^rt  :^atten, 
unb  gab  i:§rer  Partei  feine  (SJunft,  feine  @d§löffer^).  S)oc^  %^]^o.1) 
bie§  nid^t  auSfd^lie^lid^  genug,  um  bie  ganje  ^artei  p  gewinnen; 
aud§  if)x  borne^mfteg  OberT^au^t,  ^o^ann  i^acob  Möula,  mu^te 
fliel^en.  5Jlit  bem  aragonefifd^en  §aufe  trat  er  in  bie  engfte  bt)= 
naftifd^e  S5erbinbung;  bem  entftammte  bie  ^ema^tin  feinet  9leffen, 
in  beffen  ^amen  er  regierte;  ben  $a^3ft  @ii'tu§  fnü^fte  er  baburd§ 
an  fein  ^an^,  ba§  er  bem  Steffen  beffelben,  ©irolamo,  ßatl^arina 
©forja  3ur  (SJemal^Iin  gab;  ber  ^te^ubli!  S5enebig  öerfdfiaffte  er,  al§ 
gauä  Italien  tt)iber  fie  ftanb ,  ben  ^rieben  öon  S3agnolo ,  tooburd^ 
er  fie  größer  unb  firf)  geneigt  machte.  5luf  biefe  S5erbinbung  traute 
er:  benn  üon  au^en  mar  feine  ^ad§t  entf^^rungen.  Unter  biefem 
©d§u|e  ergriff  er  ©d^ritt  für  ©d^ritt  bie  ^^ödfifte  ©etoalt  im 
;3[nnem.  ^m  Einfang  !am  mo^I  ber  ©ünftling  ^uona^S,  um  etn)a^ 
burd^äufe^en,  nur  in  ben  ©taat^rat^  unb  fagte:  „2)ie  bur(i)Iaud)tige 
grau  |)er3ogin  toiE  fo"^).  5luf  2obot)ico'§  S^eranlaffung  begab  ftc^ 
eines  2;age§  ber  ätnölfjä^rige  ^er^og  in  ba§  (Bä)lo^ ,  lie§  bie  3w9= 
brücfe  auf^ie^^en  unb  ben  ^ünftling  gefangen  fefeen.  „^c§  tüiE  felbft 
regieren" ,  fagte  er  bann ,  „unb  meine  Butter  mag  i^rer  2öittnien= 
fd^aft  |)f(egen"*).  hierauf  tl^eilte  ßobotiico  bie  ©etoalt  noc^  eine 
Seitlang  mit  ©uftac^io,  bem  S5efe:§l§l§aber  be§  ©d^loffeS;  nad§  bem 
öene^ianifcfien  .Kriege  ^alf  ber  junge  ^erjog,  ber  fid^  bem  £)l)eim 
o^ne  S3orbebadf)t  t)oE!ommen  Eingab,  ba§  er  aud^  beffen  lo§  toarb^). 
2)ergeftatt  in  ben  aEeinigen  SBefi^  ber  ^lutorität  gelangt,  geigte  fid^ 
ßobobico  milb  unb  leutfelig  gegen  i^^bermann,  unb  t)ieEeid§t  mad^te 
ber   @ebraud§  feiner  (Setoalt   ben  Urf^rung   berfelben   gunäd^ft   t)er= 

1)  Corio,  p.  848.    Diarium  Parmense,  p.  354. 

2)  Corio  869. 

3)  Diarium  Parmense  bei  Muratori,  p.  351. 

4)  Ibid. 

5)  Senarega,  Annales  Genuenses,  p.  523,  Comines,  Corio. 


Soge  Stalten?.  17 

geffcn.  @r  trug  6orge,  Sa^aret^e  ^u  Bauen,  ßanäfe  p  graben, 
•»ölünfter  unb  Älöftcr  ju  grünben,  ba§  Sanb  t)or  ütäuBereien  unb  öor 
^^J^angel  ^u  ftd^ern.  S)em  ©inne  ber  Q^^t  gemä^  ))flegte  er  ^unft 
unb  ßiele^rfamteit.  @r  Berief  ßeonarbo  ba  S5tnci  pm  Unterrid)t  ber 
abeügen  Jünglinge  nad^  ^atlanb  ^)  unb  gaB  i^^m  (^e'^alt.  @r  ^uerft  (iefe 
öffentlich)  ^Dlufi!  lehren  ^).  ^afon  be  53laino,  nat^  5llciat§  Urt!)ei{  einer 
öon  ben  fünf  größten  ^uriften  ber  mittlem  S^it,  tag  in  ^at)ia  bie  ^tec^te 
üor  3000  (Schülern.  Sobot)ico  etjrte  felBft  bie  @rammati!er :  S)emetriug 
^^alfonbljtaS ,  ber  in  $ifa  öor  ^oli^ianS  tüo^ltönenberem  2[^ortrage 
feinen  -£)örerfaal  teer  tüerben  fa§,  tarn  mit  feiner  florentinifd§en  f^rau 
unb  feinem  getreueften  ©d^üler  ;^ot)ann  Sfteuc^lin,  bem  ße^rerbeS  ße^rerg 
öon  S)eutf(^tanb,  5u  i§m^).  9}lan  tann  nid^t  fagen,  ha%  ber  ^ür|t  bie 
fieBent^alB^unberttaufenb  2)ucaten,  bie  i^m  ba§  ßanb  gaB,  fc^lerfit  an= 
gcraanbt  ^aBe.  ^  ©einen  .ipof  Vergnügten  S3eEin^ona^§  ^efte  unb 
Sc^tDänfe,  in  benen  man  be§  f^m'ften  ^anb  felBft  5U  erfennen 
glauBte,  unb  @afpar  S5i§conti,  ben  man  bem  ^etrarca  gleic^^ielt*). 
^in  tanbtt)irt^f(^aft(ic§e§  5}|eifterftü(f  mar  feine  Meierei  5U  33iget)ene. 
§ier  mu(^§  einft  nic§t  einmal  fyutter  für  ba§  S5ie^,  unb  Uim  ^flan^e 
trieB  äum  Stengel;  nur  ba§  äÖilb  fc^lug  fein  Sager  in  niebrigem 
©efträud)  auf.  Soboöico ,  ber  ^^uerft  burii)  bie  ^agb  ba'^in  gefü!§rt 
tourbe ,  Brad)te  bafelBft  burc^  ©raBen  Söiefen  für  bas  S5ie^ ,  barauf 
burrf)  ben  S)ünger  ein  Stderlanb  ^erüor,  ba§  mit  jebem  anbern  mett= 
eiferte^);  ^ernacl)  pflanzte  er  ^aulBeerBäume  in  langen  3llleen; 
enbli(^  Baute  er  um  einen  meiten  reinlichen  <^of  ^a^lrei(^e  6täEe  mit 
©äulen  für  1800  ©tuet  <g)ornt)ie:§ ,  für  14,000  (Bind  ©c^afe,  unb 
Befonbere  für  bie  <g)engfte  unb  für  bie  ©tuten  ^).  <!pier  im  ©d)loffe 
toarb  il)m  ein  ©ol)n  geBoren;  §ier  ^atte  er  ju  ^agb  unb  SSei^e  ein= 
ge"^egte  (^e^öl^e^).  UeBer  bem  Sanbe  lag  bie  Uep^igfeit  be§  f^'rie= 
ben§;  tägliif)  tarnen  neue  931oben  unb  ^Vergnügungen ,  ©ioftren  unb 
^^ixät  auf^).  ^l)m  mu^te  5ltte§  baran  liegen,  folange  man  i^n 
Beftel)en  lie^,  ben  ^rieben  öon  Stalten  unb  bie  S}er^ältniffe  3U  er= 
galten,  beren  ßrfc^ütterung  il§n  leidet  öerberBen  tonnte. 


1)  Vasari,  Vita  di  Leonardo  da  Vinci,  III,  21. 

2)  :3agemann,  ®efd)i(^te  ber  ilünfte  unb  2ötffenfd)aftenin  ^ftalien  III,  650. 

3)  Jovius,  Vitae  Virorum  DD.  p.  37.     Reuchlini  Praefat.  ad  Gr.  Hebr. 

4)  23outerlüef,  Italien,  ßitetatur  I,  339.  Oiofcoe,  Seben  Seo'^  X.,  I,  113. 

5)  Carpesanus:   Commentarii  suorum  temporum  IX,  1363. 

6)  Desrey  am  Monstrelet  239. 

7)  Comines,  Memoires,  p.  507. 

8)  dorio,  le^te§  S3uc^.    Einfang. 

D.  gtanle'ö  Sßerfe  XXXIII.  XXXIV.  3iom.  unb  germ.  S5ölfer.  3.  3lufl.       2 


18  @rftc§  SSud^.    erfte§  (§,apm. 

35or  attem  beru^^teit  biefe  barauf,  ba^  Soren^o  bei  ^J}lebict,  ba§ 
,"paupt  ber  ^Florentiner,  mit  bem  Könige  üon  ^ea^el  unb  bem  5fJla(^t= 
^aber  in  ^J^ailanb  im  beften  ginberftänbnife  lebte. 

grona  ©for^a  mar  burd)  bie  «^ülfe  be(onber§  (Sofimo'g  bei  5Ke= 
bici  §err  au  5Jlai(anb  gemorben,  unb  aum  S5erbru§  bon  SJenebig 
maren  ^Jlebici  unb  ©foraa  feitbem  ^^reunbe  geblieben.  ?ll§  bie  ertoä^nte 
@ntatt)eiung  ber  <B\ox^a  nad^  ©aleaaao'g  Zoh  eintrat,  l)ielt  e§  So= 
renao  mit  35uona;  aber  bie  mailänbifdlien  ^ßrüber  unb  ^errante 
griffen  i'^n  an;  fie  Brad^ten  xf)n  fo  ^ßni,  ba§  er  fid)  entfd^lo^,  au§= 
fu^r,  nac^  ^ea^el  fam  unb  mit  i^nen  in  ^reunbfd^aft  trat^). 
©eitbem  mar  ber  Äönig  fein  näd^fter,  Subobico  fein  atüeiter 
S3unbe§geno§ ;  mit  Reiben  ^ielt  er  eine  fe^r  gefäl^rlid^e  Se^be 
gegen  ^errara  au§  unb  unterftü^te  bann  ben  ^önig  in  bem 
ameiten  nea^olitanifd^en  Kriege ,  beffen  mir  gebadeten,  '^ati)  bem= 
felben  fagte  fyei-rante:  „^db^  iä)  i^n  gerettet,  fo  1)at  er  mir'g  tüieber 
getl)an"2). 

TOt  biefem  3luggange  toar  jebodf)  ^a|)ft  Snnocena  VIII.,  ber 
fi(^  ber  ©at^e  ber  SSarone  angenommen  ^atte  unb  felber  gefcl)lagen 
toorben  mar,  ^ilnfangö  felir  unaufriebem  (Sr  ^roteftirte  fogar  in 
feinem  ge^^eimen  ©arten  am  ^alaft,  „er  erfenne  gerrante  nid^t  al§ 
Äönig,  menn  er  il^n  aud^  fo  nenne ^);  er  fagte:  „^d)  merbe  il^n  in 
SSann  t^un.  Reifen  mir  bann  bie  i^taliener  nid^t,  fo  miE  id§  über 
bie  SSerge  geljen,  toie  bie  alten  ^ä|)fte  getrau,  unb  bie  ^enfeitmol^nen= 
ben  aufrufen,  unb  iä)  toei§,  id^  tüerbe  il§re  g^iftiö^ßiten  ftitten, 
unb  fie  tüerben  mir  l^elfen"  *).  Sorenao  übernahm,  liju  au  begütigen, 
tt)a§  i^m  baburc^  gelang,  ba^  er  feine  2^0(^ter  bem  ©o'^ne  be§ 
^apfte§,  ^ranceSd^etto  ßibo,  aur  ©emal)lin  gegeben^).  @§  trat  ^ier= 
auf  ein  burdligreifenber  Söedlifel  ein.  ^Ite  ^reunbe,  ;^ulian  bella 
stöbere  unb  hit  ßolonna,  fielen  hei  ^nnocena  in  Ungnabe,  unb  bagegen 
toanbte  er  ben  Crfinen,  ßorenao^§  S5ertoanbten,  feinen  alten  ^einben, 
feine  ©nabe  au.  ßnblic^  mürben  audt)  bie  nea|)olitanifd^en  Errungen 
gefd^lid^tet,  unb  ber  ^önig  befannte,  in  Mem  er!enne  er  ßorenao^§ 
Irene  unb  @üte^).  5}tan  fielet,  inmiefern  ßorenao  burd§  feine  @tel= 
lung  ber  S5ermittler  ;3lalien§  rourbe:  eben  barauf  'i)at  \xä)  hit  ]pättxt 

1)  Macchiavelli  VIII.  —  Diarium  Parmense,  p.  335. 

2)  Fabronii  Vita  Laurentii  Medicis  II,  p.  369. 

3)  Literae  Petri  Victorii  ap.  Fabronium,  II,  p.  344. 

4)  Literae  Philippi  Pandolphini,  ibid.  p.  353. 

5)  Ibid.  p.  313.    «riefe  unb  Urfunben. 

6)  Ibid.  p.  351. 


Sage  3?talten§.  19 

(Hiröge  fetneä  §aufe§  gegrünbet;  benn  huxä)  ba§  3ufammentt)ir!en  ber 
:Dret  tDurbe  3^ot)ann,  fein  ©ol^n,  3um  ^bt  au  TOramonbo  im  5Jlai= 
ldnbif(^en,  äu  Saffinoim  Äönigreid^e,  ^um  ßarbinal  berÄirc^e  er§oBen^). 

Unb  fo  ttjo^nen  fie  in  fyrieben  neben  einanber,  jömmtüc^, 
aufeer  bem  ^a^^ft,  in  angemaßten  ^errfd^aften,  ein  ^teber  öon  eigenen 
Unterbrütften  Bebrol^t  nnb  nur  Beforgt,  ba§  biefe  Bei  feinem  ^ac^bar 
.öülfe  finben,  aber  ßiner  auf  ben  5lnbern  geftü^t.  @§  finb  n)eber 
3}öl!er,  nod§  ©tämme,  U)eber  ©täbie,  noc§  üteid^e,  e§  finb  bie 
erften  (Staaten  ber  äöelt,  unb  it)r  llrf|)rung  ift  fotgenber.  (Staat 
nannten  fie  anfangt  bie  einer  Familie  am  nüc^ften  jugetl^anen 
(^reunbe;  unb  toir  finben,  baß  goligno  bei  ^ebici  !(agt,  i^r  (Staat 
ijaht  abgenommen:  er  5a§(e  ftatt  100  nur  50  Männer  unb  biefc 
fc^Ied^t  mit  ^inbern  t)erforgt^).  S)ie  S5ornef)mften  be§  <Biaak^,  meldt)e 
mit  ben  5lbgeorbneten  ber  (Stabt  5U  ßorenao  famen,  tüie  er  fagt,  um 
it)m  bie  allgemeine  Sorge  ^u  übertragen,  toaren  nii^t  ettoa  au§  ber  ßanb= 
jcfjaft  —  benn  biefe  ^eißt  S)ominio  unb  t)atnid)t  ben  minbeften  Einfluß  — , 
fonbern  e§  maren  bie  greunbe,  ber  alte  Staat,  o:§ne  ben  ßorenao 
für  fc^mer  p(t  in  gloreuä  p  leben ^).  i^nbem  fid^  nun  an  biefe 
Mtäd^ften  bie  ^^partei  fc^loß  unb  bie  ^artei  über  bie  Stabt  .g)err 
luarb ,  bie  Stabt  über  ba§  ßanb ,  marb  ber  ^^lame  be§  urf|)rüng= 
liefen  S5erl)ältniffe§  auf  ba§  ©an^e  übertragen.  5flirgenb§  mar  tDir!= 
lidje  f^reil^eit.  Söo^er  entf|)ringt  nun  bie  lebenbige  Erregung  gu 
attem  Sd§önen,  burc§  toeli^e  bie§  S5ol!  au  biefer  S^it  ein  ^Inftoß  unb 
DOftufter  für  aEe  f^äteren  gemorben  ift,  mo^er  ber  Schein,  ja  bie  2Bir= 
fung  ber  f^rei!§eit?  Sie  !ommt  befonberg  au§  bem  @egenftreben 
ber  bunfel  ober  offen  immerfort  üor^anbenen  Parteien,  au§  bem 
5Cßaci)fein  atter  menf^lid^en  Gräfte  im  ^ampf,  au§  ber  aKgemeinen 
(Siferfu^t,  bie  fid§  auf  ^unft,  lebenbige  2:ptig!eit,  SSiffenfc^aft  unb 
^Itert^um  getüorfen,  au§  ber  SSerel^rung,  in  ber  barum  bie  ^unbi= 
gen  fte^en. 

@§  mar  feit  ben  Reiten  ber  Söölfertuanberung  aum  erften  ^al, 
'i^cii  Italien  für  fid§  felbft  beftanb  unb  eine  ibeale  @in^eit  "bn  ber 
größten  5[Rannigfaltig!eit  bilbete.  ®iefe  auf^etoaltfamfeit  unb^^artei  ge-- 
grünbeten  Staaten  Ratten  bod^  bie  allgemeinften  SSe^iel^ungen.   S^enebig 

1)  Ibid.,  p.  374,  unb  bei  Roscoe,  Leo  X.,  btc  Briefe  im  ^^Ippenbij  öon 
pag.  486  an. 

2)  Foligno  dei  Medici,  Notizia  bei  Fabroni  II,  p.  7. 

3)  Lorenzo  dei  Medici,  Ricordi  ibid.,  p.  42.  (51.  b.  2.  21.)  ©inen 
ferneren  S3etüei§  giebt:  Varchi,  storia  Fiorentina  II,  p.  8:  andavano  cer- 
cando  che  lo  stato  si  ristringesse  e  a  minore  numero  si  riducesse. 

2* 


20  etfte?  SucE).    (5rfte§  gapitel. 

Beruhte  auf  bem  3iöc(t^anbc( ,  ^ylorenj  auf  ^unftflet§  unb  5)lanu= 
factuv,  bae  «^önigrcid^  ^^lea^el  auf  ben  großen  euro|)äifrf)en  @egcn= 
fd^en,  bie  je^t  einen  50^oment  ber  S3eru!)töung  gefunben  l^atten, 
ba§  t^er^ogtl^um  5JlaiIanb  auf  bem  Ärieg^getnerBe  au  fi(^,  trie 
e§  öon  ben  Gonbottieven  au§geüBt  lüurbe,  ber  .^irt^euftaat  auf  ber 
^bee  ber  oBerfteu  ^rieftei-fc^aft.  S)ie  ^^lation  tüar  in  ber  ^{üt^e  i§rer 
(Kultur,  äöäre  e§  ni(^t  möglich  geirefen,  ba§  fie  fic^  fo  weiter  au§= 
gebilbet  unb  fortenttoidelt,  auC§  in  ben  fpäteren  ;^a'^r^unberten  me^r 
^influ§  auggeübt  al§  erfahren  I)ätte? 

5Iber  in  biefe  aögefcfjloffene  unb  eigentümliche  SBelt  fam  eine 
grofee  unb  getoaltfame  iöetnegung.  S)a§  ^eer  ift  ru'^ig  unb  f^iegelt 
ben  .'pimmel;  ha  ftürmt  e§  einmal:  tüenn  e§  abgeftürmt  ^at,  ift 
baS  53leer  baffelbe.  Jlommt  eine  ^etnegung  unb  ein  (Sturm  in  bie 
©emüt^er  ber  9}lenftf)en,  fo  toirb  c§  au($  einmal  toieber  ru^ig;  aber 
inbe§  ift  bie  äöelt  öeränbert. 

3m  ^at)X  1480  :^attc  gerrante  3n)ei  ßnfeünnen  an  feinem 
.pofe,  bie  fic§  oft  au  feinen  f^ü^en  fl^ielenb  entatoeien  mocfjten,  ^]a= 
BeEa,  10  ^af)x  alt,  mfonfo^§,  feine§  (5o^ne§,  unb  SSeatrice,  7  3a^r, 
Seonora'g  feiner  Soi^ter,  ,^inb,  au§  i^rer  @^e  mit  @rcole  öon  ß^ftc^). 
3n  feinen  5lnfängen  Verlobte  Soboöico  hu  ältere  mit  feinem  9leffen 
Sodann  ^aUau,  ber  ^er^og  fein  foUte,  fid)  felbft  mit  ber  Jüngern. 
^Ulad)  einiger  3^^^  toarb  SfaößÄa  na(^  531ailanb  gefüljrt;  aber  fie 
mugte  fe^^en,  ha%  ber  O^eim  i^ren  6)ema^l  n)ie  einen  Knaben  lentte 
unb  meber  i^m  noc§  \^x  bie  geringfte  bemalt  lie^;  fie  ertrug  ha^ 
inbe^.  S)a  !am  bie  Qdi,  ba^  au(^  ^eatrice  nad§  9Jlailanb  gefül^rt 
roarb^),  unb  mie  benn  in  ber  X^at  Sobobico  ber  fyürft  mar,  mürbe 
biefe  al§  bie  gürftin  bere^^rt  unb  nic^t  SfabeEa.  äöenn  nun  hu 
jüngere,  in  ber  greube  ber  Sugenb  jebeö  äöunfd^eg  tfjeilljaft,  boEer 
.ipoffnungen ,  balb  in  ben  (Bpukn  unb  3:urnieren  p  9JiaiIanb  a(g 
<t)errin  fa§ ,  balb  äu  ^enua  —  mo^in  fie  ingge^^eim  gelommen ,  um 
ftc§  p  üergnügen  — ,  fomie  fie  entbecft  marb ,  in  ber  ^rac§t  biefer 
Äaufleute  fürftlid^e  @:^re  geno^^),  balb  mit  i^^ren  ^amen,  bieten 
äöagen  unb  50^au(tl}ieren  ju  il^rem  S5ater  nac§  ^errara  ful^r,  inbem 
bie  Strafen  mit  Sa^eten  unb  grünen  S^^iö^^t  gefrfimüiit  maren 
unb  ba§  23oI!  i§re§  manm^  9kmen  rief^),  Ijatte  bie  ältere,  bie 
boc^  bie   red^tmä^ige  C^ei'äogin  mar,   ben  ©d^merj,   an   einen  9Jlann 

1)  Diarium  Parmense,  p.  311.    Diarium  Ferrarense,  p.  254. 

2)  Diarium  Ferrarense,  p,  279. 

8)  Folieta,  Historia  Genuensis,  lib.  XI. 
4)  Diarium  Ferrarense,  p.  283. 


Sage  3^talien§.  21 

i^cTcffelt  p  fein,  ber  fo  öiel  tüie  nic^t§  Bebeutete,  bem  O^eitn  jogar 
luieber  fagte,  tt)a§  fte  il)m  anvertraute,  unb  Wenige  Hoffnung  für 
il}re  eigene  ^ufunft  ober  bie  i^rer  ^inber:  benn  |(^on  lie§  ßoboöico 
Hernehmen ,  it)m ,  ber  geboren  n)orben ,  alg  fein  Spater  ^er^og  ge= 
luefen,  gebühre  bie  -iJeiTfd^aft  e^^er  a(§  bem  @o^ne  eine^  ^rül^er= 
geborenen^),  unb  unter^^anbette  um  bie  35ele:^nung.  @§  toäre  ein 
gottli^eg  .^er^,  ba§  in  ber  SSetrad^tung  ber  @efa^r  für  fein  gefammteS 
Ajauö  bennoc§  fttll  gebutbet  ^atte.  ^faBeEa  :^anbelte  menf(^ü($,  "l^ci 
fie  e§  nid^t  ertrug,  fonbern  perft  in  ^31aitanb  batb  ftagte,  batb  bro^te  ^) 
unb  5u(e^t  i^ren  S3ater  5l(fonfo  in  ^leapet  um  5lbp(fe  angingt). 
„Söä^renb  fein  neugeborene^  Üinb  5um  (trafen  t)on  ^^aüia  beftimmt 
„tüirb,  finb  xoxx  unb  bie  Unfern  ftet§  in  S5erai^tung,  ja  in  Seben§= 
„gefa!)r,  unb  \6)  bin  einer  Söittrtie,  einer  §ü(flofen  gteic^.  ^n  un§  ift 
„5!}lut^  unb  3}erftanb,  in  bem  35olfe  ift  @unft  unb  Erbarmen.  §aft 
„%Vi  nun  ein  S^ater^er^  unb  ßiebe  unb  @ro§mut^  unb  merfft  auf 
„2;!§ränen,  fo  rette  unö." 

2öir  müßten  i§nen  Reifen,  fagte  5l(fonfo,  felbft  toenn  fie  ^rembc 
für  un§  n)ären.  (Sr  rebete  mit  'feinem  alten  Spater,  feinem  ^eran= 
toadjfenben  ©o^ne.  £>ann  forberte  er  ßobotJico  auf,  nac^  fo  treff= 
li(^en  Staaten  bie  trefflic^fte  ,5U  öoEbiingen  unb  öor  feinem  ^leffen  au§  ber 
9*tegierung  ^u  tt)ei(f)en.  @r  er'^ielt  feine  5lnttDort.  5lber  barin  tag  ber  Srud^ 
ber  5reunbf(^aft  unb  be§  fyrieben§  jtoifc^en  i^m,  ja  be§  ^-riebenS  öon 
S^talien  felbft*).  5llfonfo'§  f^-reunbe  fagten:  für  ßoboöico  muffe  e§ 
genügen,  ^obefta  in  ^ai(anb  3U  fein;  fie  toetteten,  er  werbe  feinen 
^])lonat  me^r  befielen ^);  ber  aber  meinte,  bie  TOttel  p  l^aben,  fi(^ 
felbft  5U  fid^ern  unb  Vielmehr  ben  (Gegner  p  gefa^rben. 

;Snbem  nun  bamal§  ßoren5o  53tebici  unb  i^nnocenj  VIII.  batb 
\\Qi6)  einanber  ftarben,  mußten  3llfonfo  foUJo^l  tt)ie  Soboöico  bereu 
9k(^folger  ,^u  geniinnen  fuc^en.  S)er  ©o^^n  ßoren5o'§,  pero,  toar 
ben  ^Iragonefen,  üon  benen  er  im  großen  ©aale  ^n  fd^iDuem  fyeft 
5llfonfine  Drfina,  feine  (Bemal)lin,  embfangen  ^atte*^),  gänjtid^  5ugett)an. 
ßinen  entgegengefe^ten  ©inn  ^egte  ber  ^lad^folger  be§  $apfte§  :3nno= 
cenj.  ^n  bem  aEgemeinen  3}erberben  ift  e§  mol^t  ein  aEgemeine§  Un= 
glüif  getoefen  unb  nit^t  e^renüoll  für  'tid^  gan^e  menfd^lii^e  ^efc^lcc^t, 

1)  Comines  unb  Georgius  Florus,  p.  3. 

2)  Marcus  de  la  Cruce  an  Trivulzio  bei  Rosmini  II,  192. 
8)  Literae  Isabellae  toörtüc^  bei  Coric,  p.  884. 

4)  ^ne5  bei  Coric. 

5)  Cruce  an  Trivulzio  191. 

6)  Oricellarius  bei  Fabroni  II,  316. 


22  @rfte§  33uc^.    etfte§  ßQ^itel. 

t>a%  in  biefen,  t)on  ber  äöelt  jurücfgesogenen  3eEen  be§  ^ur  ^apft= 
toa^l  öetfammelten  ßottclaüe  bei  fo  tt)oi)l  erbac^ten  unb  :^eiligen  ^e= 
16räuci)en,  unter  5!)lännern ,  bie  fein  SSebür|mB  toeitet  nnb  ^liemanben 
3U  öerjotöen  Ratten,  ni(i)t  ba§  Söo^t  ber  (^-^riften^eit ,  ber  fa 
auöenf(^einlid§  baran  lag ,  noä)  einer  ^flation ,  nid^t  einmal  Voafjxt 
ßeibcnf(i)ajten  bie  2öal)l  Beftimntten.  5!)lan  fa^  bie  l)öd)fte  S5Jürbe 
dl§  ein  (Srbe  atter  ßarbinäle  an,  'i>a^  man,  tüeil  e§  leiber 
unt^eilbar,  bem  gab,  ber  ben  5lnbern  ba§  50^eifte  tjerfprac^.  2)er 
SBruber  ^llbug  ton  S5enebig,  95  ^(i1)x  alt,  ber  !aum  niel)r  reben 
tonnte  unb  immer  mit  bem  ^op]e  nidCte,  nal)m  boc^  5000  2)ucaten^). 
S3on  9Hoberi(^  35orgia  (SSorja)  öon  jltatioa  in  S^alencia  empfing  er  fie,  em= 
^fingen  bie  5lnbern  äi§nlic§e  ^efd^ente.  S)a§  ©infommen  beffelben  t)on 
breien  6atl)ebralen,  bielen  Möftem,  benen  er  öorftanb,  ber  ©rtrag  be§ 
S5icecanceEariat§,  ^a^  er  betleibete,  fomie  mancherlei  S5erbinbungen  mit 
fremben  ^^ürften  getoöljrten  i:§m  bie  5Jlittel  baau^).  5lo(^  l^ielten 
i:^m  ^gcanio  ©foraa  unb  :^ulian  beEa  9ftot)ere  bie  Söiber^jart.  ^ener, 
ber  felbft  5lnfprüd§e  machte,  gab  fie  auf,  al§  i^m  SSorgia  öier 
mit  ©ilber  belabene  ^Jlanlt^iere  in  baö  .^au§  fanbte  unb  ba^ 
SBicecanceEariat  äufagte;  biefer  na^m  nid§t§  an,  flagte  immer, 
ba^  bie  Italiener  au§gef(^loffen  mürben,  gab  ^ule^t  bodö  au(^  nac^^). 
^an  a^nte  Ungtüd  t)on  ber  Söa^l.  ©inibalb  be  Sinibalbig  ftarl^ 
au§  ©rf)mer5  barüber.  5ln  bem  alten  gerrante,  ben  nad§  fo  fielen 
Uebelt^aten  biefe  2öal)l  mit  bottem  Unglütf  bebro^te,  mU  man  eine 
Xf)xäm  bemertt  ^aben*).  3)ie  früheren  großen  ^ä:pfte  forgten  in 
il^rem  ©inn  für  bie  .^irdfie;  fpätere  Ratten  5^effen  p  öerforgen,   ba= 

1)  Infessura,  Diarium,  p.  2007. 

2)  Jacob  Volaterranus,  Rom.  Diarium,  p.  130. 

3)  Infessura,  p.  3008,  unb  Corio. 

4)  Infessura  3009.  Zurita  I,  15.  (51.  b.  2.  91.)  ^m  Codice  Arago- 
nese  öon  Xtinc^eta  tnirb  bieje  Uebetlieferung  auf  ©uicciarbini  3urücfgefül)tt 
unb  in  Slbrebc  gefteEt,  o'^ne  örtüQt)nung  ber  aubertäjfigen  Slutoren.  5lu^ 
ben  2Jiitt^eilungen,  bie  bann  folgen,  ctgiebt  fic^  aber  bod^  hu  feinbjelige 
©tettung  äroifdt)en  bem  neuen  ^apii  unb  bem  .Rönige  öon  5Reapel,  bie  fogleid) 
t)ert)ortrat.  Sappiate,  'Reifet  e§  in  einem  SSriefe  be§  ilöntg§  bom  7.  ^uni  1493 
an  5lntonio  b'^lleffanbro  (Cod.  II,  2,  43),  che'l  pontifice  succedendo  in 
pontificato,  con  la  maiore  pace  in  tutta  Italia:  et  con  lo  maiore  reposo 
che  mai  altro  pontifice:  stando  tutti  li  potentati  in  summa  amicitia: 
ipso  pontifice  non  guardando  al  ben  publico,  ma  sequendo  el  suo  na- 
turale. (Söergl.  ©regoroöiuS,  ®ejd)id)tc  ber  Stabt  9iom,  23b.  VII,  <B.  329.) 
2)ie  3Jiittt)eilungcn  be^  Codice  finb  für  bie  ©pod^e  üon  1493  unb  1494  Don 
tiielem  Söelang;  bod)  gel)en  fie  fo  tief  in  ba§  ©ingelne  ber  mannigfaltig 
jd^tonnfcnbcn  ^-Politi!  jener  Sage,  ha^  it)r  S^n^alt  l)ter  auf  feine  2öeife  eingejc^altet 
rocrben  tonnte;  bie  "^ier oufgcfteüte  allgemeine  2lnfic^t  »irbbaburt^nid^talterirt. 


malige  fogar  ©ö^ne,  SSorgia,  ber  fid)  5llejanber  IV.  nannte,  t^^rer 
brei,  ^uan  nnb  S^offreb  n)ett(id^en,  ßefar  geiftlic^en  Stanbe§,  unb 
eine  öerl^eirat^ete  ^oc^ter  ßucrcäia^).  5Jlan  fagte :  5£)er  al§  ©axbinal 
feinen  ©o^n  jum  <g)er5og  öon  (Sanbia  gemocht,  toag  tüirb  er  al§ 
^|>apft  t^un?  £){e  ©foraa  gewannen  \1)n,  inbem  fie  ^o^ann  ©fotaa, 
•Oerrn  5u  ^efaro,  fetner  Slod^ter  gum  Ö5ema^(  pgeftanben;  er  löfte 
bie  Q:^t  mit  il^rem  früheren  @emaf|(,  ben  er  mit  ®elb  Befriebigte, 
auf.  ;^m  Seifein  öon  150  römifd^en  ©amen,  benen  biefe  @eiftlid^en 
in  (eid^tfertigem  <&^iel  öon  bem  ßonfect  jutoarfen,  ben  man  in 
mel^r  aU  ^nbert  filbemen  ©dualen  auftrug,  gefd^a^  bie  neue 
Verlobung  ^).  .^ieranf  ernannte  ber  ^a^^ft  brei  ßarbinäle  jum  25or= 
ttjeitber  ©foraa^) ;  er  fud^te  bann  ^önig  2Blabi§latt)  öon  Ungarn  t)on  ber 
Jod^ter  §errante'§  ju  fd^eiben,  bamit  er  fid^  mit  einer  ©forja  t)ermä!)(e ; 
iinb  mie  benn  Soboöico  mit  aEen  feinen  3}ermanbten  3U  ^^errara  unb  5Jtan= 
tua,  3U  t^orli,  ^efaro  unb  SBologna  öerBünbet  mar,  mie  er  fe(bft  S5enebig 
getoonnen*)  unb  feine  ^efanbten  unb  fein  ©(^reiben  an  ^arl  YIII. 
gefd^i(ft,  fo  trat  nun  aud^  Sllejanber  mit  i^m  in  S5unb;  bie  ^IBfid^t 
marb  gefaxt,  ein  .g)eer  unter  einem  gemeinfd§aftli(^en  §au^3tmann  in§ 
gelb  3U  fteEen;  ber  ^ap]t  prte  auf  ßoboöico'§  S5orfd§läge,  ba^  er  .^arl 
Belehnen  möge^),  nnb  forberte  biefen  auf,  ^u  fommen^). 

äBenn  bie  5ln^änger  ber  aragoneftfd^en  S)t)naftie  in  fold^er  Öefa^r 
nid^t  üerätüeifelten ,  fo  red^neten  fie  nod§  auf  bie  oft  i6emä!)rte  .^lug= 
^eit  be§  alten  ^önig§  gerrante.  ^ber  fd^on  fd^ien  biefer  alle  ßeBen§= 
freubigteit  üerloren  ^u  ^aben.  @r  mochte  meber  jagen,  nod)  f|)ie(en, 
!aum  ^a^rung  ju  fic§  ne^^men.  ^iemanb  !onnte  e§  i^m  in  ben 
!teinen  S)ienften  be§  ßeben§  red^t  mad^en  ^).  (Sr  mar  öon  ben  ;^al^ren 
gebeugt  unb  öon  ber  gnri^t  üor  biefem  britten  Kriege,  bei  meitem  bem 
gefä^rüc^ften,  ba  ber  ^önig  t)on  gran!rei(^  an  bemfelben  t^eilna^m, 
unb  Oon  feinen  Sharonen  beängftigt.  Man  fagte,  in  S^arent  ^abe  fi(^  ein 
uralte^  S3uc^  gefunben,  aEein  an  ben  ^önig  unb  feine  öertrauteften  @e= 
treuen  gerid^tet ;  ba§  fSolt  glaubte,  barin  fei  bem  @ef(^led^te  gerrante^g  ber 

1)  iSannoa^gJijLJu^aneL^Qr  bie  Butter  Sefarg,  3^uan§,  3foffreb§  unb 
Sucrejta'g.  ©ie|at  ein  Ssenfmot  tn  f&anta  ^J)iarta  bei  popolo.  ^-Petro  8uig, 
^etjog  öon  ©onbia,  ftammt  oui  einer  anbetn  23etBinbung.  SSergl.  ^ieumont, 
©efd^.'üon  diom  III,  2.  ©.  838.    (51.  b.  2.  91.) 

2)  Infessura  2010,  2011. 

3)  Senarega,  Annales  Genuens.,  bei  Muratori  24,  p.  534. 

4)  Alegretto  Alegretti,  Diarj  sanesi,  p.  827. 

5)  Zurita  I,  26. 

6)  Infessura,  Diarium,  p.  1016. 

7)  Caracciolus,  de  varietate  fortunae,  p.  72. 


24  6tfie8  «ud).    t£tfte§  ßapitel. 

Untergang  getüeiffagt^).  ^loä)  gab  er  feine  ©a(f)e  ntd^t  auf.  @r  badete 
baran,  Äar(§  ße]^n§mann,  i^m  jingBar  ju  tüerben;  aBer  feine  @e= 
fanbten  Brad^ten  jelBft  bie  il^nen  ntitgegeBenen  @efd§en!e  ^urüd ;  er  backte 
Sllfonfo  burc§  eine  f^janifd^e  S5ermä!)(ung  ju  ftd^ern ;  ,^önig  gerbinanb 
aBer  tüiä}  au§ ;  feine  einzige  Otettung  fa^  er  barin,  fi(^  nai^  5[}lailanb 
3U  BegeBen  unb  SffaBeEa  mit  jurütf^unefimen.  ?lBer  ©Camera  unb 
gurd^t  Bradt)en  x1)m  ba§  ^er^,  n)o"^[  auä)  bie  Erinnerung  an  alle§, 
tt)a§  er  getrau,  ^n  großen  (iiefettfd^aften  ^örte  man  i^n  tief  unb  tt)ieber= 
^oÜ  feuf^en,  mitten  in§  @efprädf)  mifdf)te  er  finnlofe  äßorte,  boc^  bie 
fid^  auf  feine  ^efa^r  Belogen ^).  ^n  biefem  guftanbe  ift  er  jn^ei  S^age, 
nad^bem  er  in  ))u  ©tabt  jurürfgetommen  toar,  am  25.  Januar  1494, 
geftorBen. 

äöie  nun  5llfonfo  fogIeid§  auf  einem  9la|)pen  buri^  bie  ©trafen 
ritt  unb  mut^ig  au§fa^  unb  ein  SeBel^odf)  be§  ^olU  empfing,  hofften 
bod^  (Sinige.  5tBer  bie  UeBerlieferung  ift,  Stiele  I)aBe  man  mit  Bloßem 
©d^ttiert  mit^urufen  jtoingen  muffen;  unb  inbe§  fa^  bie  alte  Königin  mit 
iljrer  16  jdl^rigen  5lodf)ter  ^o^anna  in  einer  bun!(en  Kammer;  fie  !{ag= 
ten:  ^ie  Söeig:§eit  ift  tobt,  bag  ßic^t  t)erlofd§en.  2öie  :§at  er  une 
5urü(igelaffen?  unb  toem?  Sitte  ^ad^t  ]§in,  ba§  l?önigreid§  T^ütfloe, 
tjerloren!  5lIfonfo  trat  au  i^nen:  3((^  tnerbe  ba§  ^önigreid^  erl^alten, 
fo  gut  mie  mein  S5ater.  «Sie  fürchteten  feine  @raufam!eit  unb  Baten 
i^n  nur,  be§  3}oI!e§  ^u  fd^onen^). 

Sllfonfo  Bemül^te  fid§  t)or  attem,  ben  ^a|)ft  5(tei-anber  ^u  ge= 
minnen,  ttJoBei  i^^n  ber  ^önig  öon  Spanien  tnfofern  unterftü^tc, 
ba§  er^ßnrique  ©nricjue^,  feine§  O^eimS  2;od§ter,  mit  3uan  SSorgia 
öermä^tte*).  Sllfonfo  fagte  biefem  einen  ^efi|  bon  12,000,  bem 
jüngeren,  Soffreb,  Don  10,000  S)ucaten  unb  baju  feine  Xoc^ter 
©ancia  ju ,  fo  ba§  bie  23orgia§  in  hk  35ertoanbtfd^aft  be§  ed^ten 
fo  gut  h)ie  be§  unechten  «&aufe§  t)on  5lragon  aufgenommen  toaren. 
UeBer  fo  großen  33ort^eiIen  üerga^  Sdejanber  bie  früljeren  S5er= 
pftid^tungen ,  ad^tete  bie  ^roteftationen  in  bem  ßonftftorium  nii^tö 
unb  öerBanb  fid^  mit  5llfonfo^).  Eine  S5ereinigung ,  bie  auerft  ben 
ßarbinat  ;3^ulian  fd^recfte.  Einmal  frü^^er  ^atte  er  ben  ^apft  nad^ 
^lagliano  eingelaben.  S)erfelBe  !am;  aBer  al§  er  einen  jufättigen  ©d^ug 

1)  Giacomo,  Cronica  di  Napoli,  (S.  173. 

2)  Senarega,  Annales  Genuenses,  p.  538,  unb  Caracciolus,  de  varie- 
tate  fortunae. 

3)  Zurita  unb  Passero,  Giornale,  p.  57. 

4)  Zurita  I,  29.  34. 

5)  Diarium  Burcardi  bei  Eccardus  2036.  2040. 


l'age  i^talien^.  25 

Ijörte,  fürcfjtete  er,  e§  fei  ein  ä^^*-"^^^^  toiber  i{)n,  unb  !e§rte  nüt^tern 
um  \).  ©eitbcm  f)ielt  fic^  ;^uüan  mit  ben  5!}li§öergnügten  in  Oftia. 
^Jtun,  a(§  au(^  bie  Orfini  mit  bem  ^apii  berfö^nt  tcaren,  f(^iffte 
er  mit  3tt)ei  ßaratjeüen  mitten  burc^  bie  ütaubja^r^euge  S}iKamarino^§ 
fjintneg  unb  nad^  f^ran!reid§ ,  !am  in  feine  Öegation  ^Äöipon  unb 
nerbanb  fic^  mit  ^arl^).  Sogteii^  Befe|ten  bie  ßolonna  unter  rot)e= 
reiferen,  fran^öfifc^en  unb  i^ren  fya^nen  Cftia,  fcfjloffen  bie  5til6er, 
achteten  nictjt,  ba§  il)re  ^päufer  ^erftört  tnurben,  unb  karteten  be§ 
.ßönig§^). 

^tfonfo  (ie§  ]iä)  am  8.  9}lai  frönen,  ©ein  ^rönungSfc^mud  reidjte 
an  Sßert^  bi§  über  anbert^alb  TOttionen  S)ucaten;  botf»  mitten  in  ber 
']3rad)t  fal)  er  traurig  unb  in  firf)  ge!ef)rt  au§*);  an  biefem  2;age 
nerna^m  er  bie  getniffe  9ta(^ric§t  bom  ^u%z  ber  fyran^ofen.  ©ein 
ilBerner  ©(^itb  tonnte  if)n  nid^t  erfreuen,  ba  er  einen  ehernen 
drautfjte.  S)enno(^  badfite  er  niäit,  ben  Angriff  abt^utnarten,  tüie  fein 
'^ater  i^m  gerat^^en  ^atte.  ©oE  it^  mid)  berftecten,  fagte  er,  tüie 
ein  2Bi(b  im  ^ot^e  ?  ^lai^bem  er  bie  (Befi^ente  ^u  feiner  Krönung, 
gan^e  ;3a^re§ein!ünfte  S3egüterter  unb  bie  Sehnten  eingetrieben,  nac^bem 
bie  güEen  feiner  ©tutereien  ^um  S)ienft  im  Mege  taugtid^  gemad^t 
tnorben  unb  feine  ©d^iffe  mit  neuerfunbenen  S3ombarben  gerüftet  toaren, 
Bef^ra(^  er  fii^  mit  ^llejanber  ^u  S3icot)aro;  im  ßinberftänbni^  mit 
bemfelben  befd^to^  er,  ßobobico  bon  ^toei  ©eiten  anzugreifen^): 
mit  ber  ©eemai^t  in  (Benua,  ^u  Sanb  im  eigentlii^en  Gebiete  bon 
TOtano.  @egen  (Benua  'Ratten  fid^  i^m  ^tbei  S5erBannte,  ber  ßarbinal 
gregofo  unb  Dbietto  f^ieSco,  angeboten,  ©ie  toaren  berjagt  toorben, 
bamit  bie  ©tabt  ßobobico  ge^^ord^en  möd^te,  unb  festen  nun  xf)xe 
Hoffnung  auf  ben  J!önig  bon  i5^-ran!reid^  ^).  ^n  ^Jlilano  badjte  er 
burd^  bie  |)ä|)ft(id^en  SJafaEen,  bie  i^rem  Se'^ngfjerrn  ju  folgen  ber= 
))flic£)tet  toaren,  Eingang,  burd^  bie  kneifen,  bereu  <&au|)t,  Sribul^io, 
er  bei  ft(^  l^atte,  bie  Öbertianb,  burc^  hie  9leigung  be§  S5oI!e§  ju 
feinem  angeborenen  fyürften ,  i^o^^nn  ^aleaj^o ,  ben  boEfommenen 
©ieg  p  erlangen,  ^m  5luguft  1494  brachen  38  Üteitergefd^maber 
au§  ben  ^bru^aen  auf;    fie  tt?ottten  il^ren  Söeg   burd^   bie  Ütomagna 

1)  Infessura  2010. 

2)  Senarega,  Annales,  p.  539.    Zurita  34.    Infessura  2016. 

3)  Burcardus,  p.  2048. 

4)  Passero  61.    Caracciolus,  de   varietate  fortunae  43.    (ä.  b.  2.  21.) 
Diurnale  di  Giacomo  Gallo  7. 

5)  Benedict!  Diarium.     Corio  919.   Oricellarius,  de  hello  Italico,  p.  10. 

6)  Senarega,  Annales  520.     Folieta  263. 


26  @rftes  35uct).     fötftei  (Sapitel. 

ne]§men,  um  ben  jungen  ^er^og  üon  ^Ulatlanb  gu  Befreien  ^).  f^u^öölfer 
Ratten  fie  ntd§t,  aber  ßonftabel,  i^rer  3U  toerben.  ®a§  Sanbl^eer 
führte  f^errantino ,  ber  ©o^n ,  bie  glotte ,  toeld^e  ju  berfelben  3^tt 
in  ©ee  ging,  f^^berigo,  ber  S5ruber  3llfonfo^§.  <Bo  brad^  ber  ^rieg 
in  3talien  au§. 

ßoboüico  wartete  feiner  f^einbe  bereite  nid^t  o^ne  fran^öftfi^e 
.^ülfe;  toiber  bie  Sanbung§tru^)^3en ,  toeld^e  bie  nea^3otitanif(^e  f^^otte 
an  SSorb  genommen,  foEte  i^m  ^er^og  Subtoig  tjon  Orleans,  ber 
mit  einigen  fd^toei^erifc^en  i^ä'^nlein  nod^  @enua  ge!ommen  toar, 
^ülfe  leiften.  (Jnblic^  leuchteten  bie  geuer  bon  (^ap  ju  ^ap ,  ber 
geinb  fomme;  bie  ^Iragonefen  lanbeten  bann  an  ber  9flit)iera  unb 
befe^ten  mit  i^rem  ^u^üol!  '^apaU^).  ^ber  ma§  mar  biefe§  guSboI!, 
o^ne  2öal§l  unb  Uebung,  ba§,  ^eute  geUJorben,  morgen  au§einanber= 
ging  unb  feine  @]§re  barin  fanb,  toenn  e§  im  Srott  ein^erlief  unb 
immer  ben  tarnen  be§  §errn  fd^rie^),  üon  bem  e§  gebungen  mar, 
gegen  bie  ©t^Iad^torbnung  ber  ©(^mei^er?  (S§  fonnte  fi(|  in  ber 
genommenen  ©teEung  nid^t  "be^aupkn.  Den  Sru^pen,  bie  p 
Sanbe  heranrückten,  fteEten  fid§  5lubignt)  unb  ein  ©anfeöerin  bon 
ben  ferrarifd^en  Mengen  in  ben  3Beg:  f^errantino  toarb  menigften^ 
abgeme^rt. 

3.    Äarl  VIII.   in  :StaIien. 

3u  berfelben  S^tt,  al§  ber  italienifd^e  S3unb ,  mie  er  nunmel§r 
mar,  5!Jtai(anb  unb  @enua  ju  ßanb  unb  gur  ©ee  angriff,  befahl 
Äönig  ^arl,  für  feinen  ©ieg  über  bie  ©aragenen  in  aEen  .^ird^en 
Umäüge  3u  galten  unb  au  beten*).  (Sr  lie§  bie  Seid§en  ©t.  2)eni§' 
unb  feiner  ©efäl^rten  nad^  ber  alten  ©itte  franjöfifd^er  Könige  au§ 
i:§ren  ^emölben  in  hie  Äird^e  l^eraufbringen  5) ;  am  29.  5luguft  1494 
§örte  er  in  ^renoble  bie  ^effe,  na:§m  5lbfd§ieb  bon  ber  Königin 
unb  brac§  nad§  Stalien  auf.  @r  l^atte  berorbnet,  mer  in  feiner  2lb= 
mefenl^eit  ha§>  Äönigreid^,  mer  jebeg  .g)er3ogt:§um  bermalten  foEte; 
öon  bem  §aufe  ©auli  in  (SJenua  :§atte  er  100,000  S)ucaten  aufge= 
nommen^);  öon  ben  .&au§meiftern  mar  ber  2Beg  bereitet,  unb  fo 
äog  er  in   großen  Hoffnungen   bon  SSriangon  5[Jlont  ©eneöre  :^inan, 

1)  emilia  pa  on  ©ibctt  ^io,  bei  Rosmini  202. 

2)  Georgias  Florus,  de  hello  Italico  7.    St.  Gelais,  Louis  XII,  p.  82. 
S)  Nardi,  Vita  di  Tebalducci. 

4)  Baudequin  Ms.  bei  Foncemagne,   2Jiemoiren  ber  Slcab.  17,   p.  572. 

5)  Desrey  am  Monstrelet,  p.  228. 

6)  Desrey  214.  215. 


^orl  VlII.  in  ^ialkn.  27 

ha^  2:]§al  tjon  ßefanne  ^inaB,  bie  X^äUx  ber  äöalbenfer  Vorüber,  bi^ 
iiac^  Surin;  Wanli^kxe  trugen  bem  .J)eere  ba§  (S5e|)ä(f  nai^.  3ln  ben 
Sporen  öon  5lurin  empfing  fte  bie  S)ame  öon  ©at)ot)en,  Bianca,  auf 
i^rem  3elter  unb  ber  junge  ^er^og,  nod^  ein  ^inb,  ben  man  aber 
gele:^rt,  artige  Sßorte  au  fagen^).  ^enn  na^^e  S^ertoanbtfd^aft  unb 
häufige  @ntf (Reibungen  in  t)ormunbfd§aJtIi(i)en  (Streitigfeiten  ]§atten  ben 
franaöfifd^en  .Königen  in  ^iemont  ba§  ^Infe^^en  tva^xn  ße:^n§^erren  t)er= 
jc^afft.  Unter  Slarinen  unb  2rom|)eten  jog  man  bie  Waffen  entlang, 
n)0  ^arl§  be§  (SJrofeen  fabelhafte  Saaten  in  ^^fterien  bargeftettt 
würben  2).  2)ie  gürftin  gab  al§  $fanb  einer  !(einen  ^Inleil^e  i'§r  ^e= 
ft^meibe.  ^f)xl\pp  be  SSreffe,  be§  <&eräog§  O^eim,  fc^lo^  fic^  bem 
3uge  an.     ^n  f^reuben  50g  man  auf  5lfti  an  bie  ^renjen  5}lailanb§^). 

^uxtam  Sobobico  ju  bem  Könige,  „^n  ;Stalien,  fagte  er,  „3ä"§len 
tt)ir  brei  gro^e  5[flä(j§te.  @ine  ]§abt  ;S^r  für  ßud^,  5!)lailanb;  eine  fi^t 
ftiE,  SSenebig.  Söie  n)oHte  '^taptl  £)em  aEein  tüiberfte^en ,  beffen 
S^orfa^^ren  un§  aUe  aufammen  befiegt?  äöenn  ;^:^r  mir  folgt,  toiU 
id§  ^nä)  größer  machen,  aU  ^arl  ber  ^ro^e  gewefen.  Söir  tnoEen 
biefe  3:ür!en  fd^on  au§  (Sonftantino^el  jagen*)." 

^oä)  e^e  man  aber  an  ben  §einb  !am,  na^m  Sobobico 
■»ntailanb  t)ollenb§  in  S3efi|.  @Ben  lag  ^o^ann  ^aUa^o  tobtlranf; 
bagegen  ^atte  ßobobico  bon  bem  römifc^en  Könige,  ber  fid§  bor  einigen 
Monaten  mit  feiner  5^ic§te  bermäl^lt,  bie  S3ele^nung  mit  bem 
'&^i^8t)öt^um  erhalten  ^).  äöenn  nun  jener  ftarb ,  toä^renb  ba§ 
franaöfifd^e  .g)eer  gerabe  im  ßanbe  tvax ,  toer  foEte  bann  i^m  tt)iber= 
ftreben?  ^n  ^abia  fa^  Äarl  ben  ^ran!en,  beffen  ^Jlutter  bie 
(5(^n)efter  ber  feinen  getoefen,  ber  firf)  nod§  entfc^ulbigte,  ba^  er  i'^m 
ni(^t  entgegengefommen ,  benn  er  fei  aEaufran!;  aber  er  Biete 
i^m  fidf)  unb  feine  Äinber  bar^).  @in  |}at)efifd)er  5lrat,  ber  ben 
^önig  begleitete,  :^at  SfluceÜai  öerfid^ert,  e§  fei  offenbar  gertjefen,  ba^ 
er  ^ift  befommen  :§atte  ^).    ^nbe^  Ijieg  \fy\  ^arl  gute§  9}lut^e§  fein, 

1)  Georgius  Florus  6. 

2)  Philiberti  Pignoni  Chronicon  Augustae  Taurinorum,   p.  41. 

3)  Comines  unb  Desrey  216.  3lin  1.  «September  !ant  i?atl  nad^  S3ri: 
an^on,  am  5.  nac^  Surin,   am  9.  noc^  3lfli. 

4)  Comines,  p.  444. 

5)  Urfunbcn  hn  ßorio  900.  912.  935. 

6)  Georgius  Florus,  de  expeditione  Caroli,  p.  9.  (Slnmextung  ber 
btitten  Qlu^gabe.)  Marino  Sanuto,  La  spedizione  di  Carolo  ottavo  in 
Italia,  pubblicata  per  cura  di  Rinaldo  Fulin,  ©.  671.  —  ^otl  hjar  am 
7.  Oftober  üon  ^2lfti  aufgebrod)cn  unb  traf  om  14.  in  ^^abia  ein. 

7)  Oricellarius,  de  bello  Italico,  p.  33. 


28  @tfteö  Sud).    (Srflei  Kapitel. 

ttatim  feine  ^ette  t)om  ^alje  unb  ^ing  fie  if)m  um.  ^aum  njar  er 
in  ^iacen^a,  fo  öema^m  man  ben  %oh  be§  ^^üngUngg^).  5(Ege= 
mein  war  ba§  ^^litöejü^l  mit  bem  unfd^ulbig  geo^^ferten  ßamm,  tt)ie 
ba§  Kranen  öor  bem,  ben  fie  für  ben  5Jlörber  hielten.  SBätirenb 
nun  ber  ^önig  bie  S3ürger  5ur  2^obtenfeier  lub  unb  bie  5(rmen  6e= 
fc§en!te ,  flog  ßoboöico  na($  ^aitanb  ,  öerfammeÜe  ben  (5taat§= 
rat^  unb  fc§(ug  be§  S}erftorBenen  So^n  ^u  feinem  ^ad^fotger 
öor^).  „6in  ^Jlann  ift  un§  nöt§ig,  fein  Äinb",  entgegnete  ber 
8($a^meifter  531arliano.  %IU  ^itgüeber  ftimmten  barin  ^ufammen,  ba§ 
ßoboüico  if)r  .f)er3og  fein  muffe;  fie  gaben  i^m  ba^  ©cepter,  man 
Brachte  ein  ^leib  öon  @olbftoff  l^erbei,  ba§  er  anlegte;  bann  ritt 
er  im  @eleit  ber  S5ornel)men  nad)  @t.  ^mbrofio  unb  toarb  bort 
öom  fSolU  3um  ^er^og  aufgerufen  ^).  äöenn  ^fabella  fd^on  burc^ 
i^ren  Srief  ben  gefd^rlid^ften  ^rieg  für  i^ren  Spater,  il^reg  ^anne§ 
jlob  öeranla^t  ju  ^aben  glaubte ,  toie  ttjarb  i^r  je^t  ju  "iDlutlie ,  al§ 
man  i^r  fagte,  ßobobico  fei  <&er^og,  aud)  i^re  ^inber  feien  T^off= 
nung»lo§  unb  beraubt!  2)a§  5lnbere  Ijatte  fie  ertragen:  bie§  brüdte 
fie  3U  SSoben*). 

S)er  Äönig  ftanb  an  ben  ^ren^en  pnöd^ft  be§  florentinifc^en 
unb  be§  römifd^en  @ebiete§.  ©d^on  in  ^siacen^a  famen  jmei  ^iebici, 
5?iiero^§  S^ettern  bon  bem  Jüngern  <&aufe,  freigebiger,  leutfeliger,  bem 
S^olfe  lieber  unb  nid§t  minber  reidC)  al§  er,  aber  öerbannt,  tneil  fie 
fid§  bei  einem  ^puU  mit  ^iero  ent^tneit  unb  fran^öfifd^e  ^efinnung 
gezeigt  Tratten ^).  ©ie  fagten  bem  Könige:  er  möge  nur  nad^  %o^= 
cana  üorrüifen,  in  giorena  ^aht  er  ^reunbe.  Unter  ben  alten  5ln= 
Rangern  b"er  5^ebici  toaren  bod^  biete  un^ufrieben  mit  $iero.  (Sein 
^akx  T^at  i^m  einmal  gefdtirieben :  „Ob  bu  too^^l  mein  ©o^^n  bift, 
bift  bu  bod^  nid^tg  anbere§  al§  ein  ^Bürger  bon  gioren^,  wie  aud^ 
id^^)."  5lber  ber  (So^n  einer  Orfina,  beffen  S5ruber  ßarbinal  mar, 
beffen  S5ater  ber  5Dlebiator  ^talieng  geUjefen,  ber  fid^  biefem  felbft  an 
Seibeöftörfe,  ©d^ön^eit  unb  anmut^iger  Gegenwart,  üietCeid^t  auc^ 
an  claffifi^er  Silbung  überlegen  füllte  —  benn  er  erflörte  mo^l  feinem 
S3ruber  ben  SSirgil  unb  Ujufete  geft^idft   3U  improbifiren  ^)  — ,  tonnte 

1)  Desrey  218.  ^Äm  18.  Dttober  tarn  ßart  md}  ^iacenaa;  am  21.  ftatb 
3^of)ann  ©aleaj^o.  < 

2)  Florus  Navagero  bei  Muratori  ^3,  201. 

3)  Corio,  p.  936.  Lodovico  an  Aubigny  in  Rosmini,  Trivulzio  II,  p.  206. 

4)  Petrus  Martyr,  Epistol.  XI,  193. 

5)  Corio  unb  Comines. 

6)  Literae  Laurentii  bei  Fabroni,  Vita,  p.  264. 

7)  Literae  Petri  bei  Fabr.,  Vita  Laur.,  p.   298. 


^Qtl  VIII.  in  Stalten.  29 

biefe  ©rma^nimg  (cic^t  öevgeffen;  ba§  ina^r^ft  SoBenStüürbige  t)er= 
ga^  er,  lt)ie  titele  5(nbere,  üBer  äu^erlicfjettt  ©latt^.  @rt)attemd^t3ußanb= 
bau  unb  ^anbel  Suft,  ti^ie  feine  Später,  aber  ju  äöeibtoerf,  S}ogelbet3e, 
bem  to§catttf(^en  35aEfpiet  trtit  i^ug  unb  <&anb,  :t3räd£)tiöen  5Xufaügen  am 
2;age,  ^u  näc§t(td)en  (Belagen  ^);  er  lie§  fid§  im  §arnifc§  malen  ^).  ^n 
ben  ß^efd^äften  ber  ©tabt  bagegen  ^te^  er  gut,  tcaS  fein  ülat^  SSiBBiena 
i§m  tJorfd^lug.  @rft  aU  ^axl  über  ha^  ^o^e  (Gebirge  nad§  ^ontre= 
moli  gefommen,  \a'f)  ^iero,  toie  tDeuig  bte  ^Florentiner  i^n  gegen  ben= 
felBen  3U  iinterftü|en  geneigt  feien.  „5^Ue  ^ötte  iä)  in  biefe  dloi^ 
3u  !ommen  geglaubt,"  f(f)rieb  er,  „nie  l^abe  i(^  fo  großen  ^^reituben 
biefer  ©tabt  mißtraut;  aber  \ä)  bin  öon  aEen  öerlaffen  unb  ^abe 
ttieber  (i5elb,  noc^  ßrebit,  uoc§  Slnfe^en,  ben  ^rieg  auSäU^alten"  ^). 
ßr  fc^rieb  ba§,  al§  er  bereite  auf  ber  Steife  nact)  $ifa  ju  ^arl  tüar, 
um  \iä)  o^ne  S3ebingung  in  beffen  ©ettjalt  au  geben*).  5lur  burd^ 
be§  Königs  §ülfe  tüar  eg  möglich,  \xä)  in  ber  8tabt  ^u  ^alten^. 
©0  tpcnig  überlegt,  toie  man  behauptet  ^at^),  iDar  e§  ni(^t,  toenn  er  bem 

1)  Nardi,  Istorie  Fiorentine,  p.  9. 

2)  Jovii  Elogia  virorum  illustrium,  p.  187. 

3)  ©eiti  33rief  an  SBibbiena  bei  O^abroni,  ßeo  X.,  p.  262. 

4)  ^toeiter  SBricf  ebcnb.  5lin  23.  Cftober  betliefe  ^axl  ^Piacenäa  unb 
[gelangte  nm  29.  nac^  ^ontxemoU.    3lm  26.  hjar  ^iero  üon  ^loxena  obgeteift. 

5)  Georgius  Florus,  p.  9.     Nerli,  Commentarj,  p.  61. 

6)  5lod)  in  ben  neueften  ©d)tiften  mitb  bem  5piero  una  stoltezza  vera- 
mente  incredibile  (Villari,  storia  di  Girolamo  Savouarola)  äugefdjticben. 
äöir  burften  eine  folc^e  in  einem  ^J-torentinet,  einem  ^Jlebiceer  nic^t  gerabeju 
öorau§je^en.  Sllle»  U)Qt  ©egenfa^  ber  Parteien,  mel)t  ober  minber  folfdje  SBe* 
rectjnung,  ^Igitotion  beS  3!JJomente§.  Hnenblid)  merltoürbig  finb  bie  in  ber  ©omm* 
Inng  bon  Desjardins,  Negociations  diplomatiques  de  la  France  avec  la 
Toscane,  mitgetl)eilten  Briefe  au§  ber  ^eit  ber  Ärifi§.  ^Jion  \k\)i,  bofe  $iero 
huxd)  feinen  Söunb  mit  5llfonfo  unb  fein  5ßerl)Qlten  übetl)Qupt  mit  feinem 
«Staate  in  y^lorena  verfallen  mar.  S^enn  bie  Florentiner  tüaren  an  fid)  fran- 
jofifc^  gefinnt;  fie  fal)en  bie  öon  ben  f^ranjofen  brol)cnbe  ©efa'^r  mit  um  fo 
größerem  Unmutt),  bo  e§  nid^t  bie  5Politif  be»  ©emeinbetoefen§,  fonbern  eine 
fe^r  perjönlid)e  beä  Dbcrt)auptc§  ii)rer  SfJcpublif  tnar,  toa§  fie  in  biefelbe 
t3ertoi(felte.  g^lorenj  felbft  mar  gegen  bie  öon  ber  ©ee  l)er  brot)enbe  Uebermai^t 
ber  t^ranjofen  nid^t  3U  öerttjeibigen.  23on  feinen  ©egnern  im  Innern  be* 
brängt  unb  bon  oufeen  gefäl)rbet,  entfc^lofe  fid^  5piero,  hk  ®nabe  be§  Äönigi 
t3on  9^ranfrei(^  perjönlicl)  3U  iudjen.  @r  tl)at  bie§  nidjt  ol)ne  SBeforgnife  für 
fid)  felbft  unb  bat  feine  Mitbürger  im  t)otau§  um  ^ürforge  für  feine 
Familie,  menn  il)m  ein  Unglüd  gefc^el)e.  ^nbem  er  fid)  aber  äugleid)  aU 
Cibetl)an:j)t  ber  9iepublit  unb  il)r  ©efanbter  nac^  bem  fran3Öfifd)en  gelblager 
begab,  regten  fid)  feine  ©egner  in  ber  ©tabt ;  fie  ernannten  eine  ©efanbtfd)aft, 
bie  mit  5piero  ober  aud)  o'^ne  i^n  23erl)anblungcn  mit  J^arl  VIII.  anfnüpfen 
föune;  bie  Fotberungen  ber  g^-anäofcn  ju  erfütten,  tnaren  aud)  fie  bereit. 
5^id)t  gerabe  tiiit  üieler  (5d)n)ierigfeit  ^atte  5piero  unterbeffen  Unter^anblungen 


30  ^ftc§  S3uc^.    erftc§  Kapitel. 

Röntge  atteg  getüä^rte,  tüa^  er  toünfd^te,  bie  geften  bon  ©ar^ana, 
©ar^aneEa,  ^ietrafanta,  $ifa  unb  ßbomo,  toeld^e  ben  ^ebirgStüeg 
unbbte  Mfte  öon  ber  ^:))lagra  Big  äum  3lu§ftuffe  be§  5ltno  bel^errfc^en^). 
^  meinte,  baburd^  i^  feinen  greunben  ju  entfremben  unb  für  fid^ 
3U  getüinnen.  5lber  e§  fel^Ite  biel,  bag  er  beffen  fidler  getoefen  tüäre, 
aU  er  öerna^m,  man  table  ju  .gaufe  fein  S5er:^alten.  @r  eilte  nad^ 
^lorena  ^uxM.  Um  bie  ^etoalt  3u  be:^au|)ten,  lie§  er  feine  Srup^en 
unter  ^agolo  Orfino  aufammentreten  unb  begab  ftc^  —  e§  mar  am 
9.  ^oöember  1494,  einen  ©onntag  5lbenb  —  mit bemaffnetem  befolge na(^ 
bem  ^alaft.  3)ie  üerfammelten  ©ignoren  toaren  nirf)t  einig,  ©inen  gab  e§ 
unter  i^nen,  9Zamen§  ßorini,  ber  ^iero  ]§ereinfü^rte  unb  fid^  meigerte,  bie 
@df)lüffel  5ur  ^(ocfe  ^erau§äugeben ,  mit  ber  bie  5lnbern  ba§  S5ol! 
pfammenjurufen  badeten.  5lber  biefe  l^atten  bie  Dber^anb.  ®em 
Äommenben  traten  ein  ^erli,  ein  (S^ualterotti ,  beibe  aus  fonft  ganj 
mebiceifd^  gefinnten  ÖJefdCjlec^tern,  entgegen :  „?lttein  unb  o^ne  Söaffen, 
anber§  bürfe  er  nid^t  eintreten."  5lnbere  ijffneten  bie  ^toifenflube^). 
3ugleid^  mit  ^iero  mar  f^ran^  S^alori,  bisher  ^efanbter  bei  ^önig 
,^arl  unb  baöon  überzeugt,  ba^  btefer  ^iero  5[Jlebici  nid§t  unter= 
ftü^en  merbe,  gurücfgefommen^).     @r  l^atte  fic^  ^u  ^ferbe  gefegt,  rief 

mit  ben  Q-tan^ofen  begonnen;  et  toot  eigentlid^  ber  2Jteinung,  feinem  bi§t)eris 
gen  Söerbünbeten  5llfonfo  ben  beften  S)ienft  ju  teiften,  tüenn  et  fid^  gonj  in 
bie  2ltmc  bon  ^^tanfteidf)  toetfe.  6t  ttug  !ein  S5eben!en,  bie  ^eftungen,  toeld^e 
bic^ton3ofenbeget)tten,  hi^  t{)te©QC^e  mit  51eapel  auggcttagen  fei,  in  bie  <^änbe 
bctfelbcn  ju  übctltefetn;  et  etliefe  beteit§  Sefet)le  nod)  5|}ifa  unb  g-loten^,  bem 
Äönige  bon  ^ftanheit^  tüegen  feinet  2ßütbe  unb  bet  alten  23erbinbung  mit  it)m 
ongemeffene  Slufna'^me  3u  getDät)ten.  S)ie  neuen  ©efanbten  l)atten  feinen  ge* 
tabep  mibetfptedtienbcn  ^lufttog;  nut  "^oben  fie  ba^  23etl)ältnife  bet  9flepublit 
alSfolci^et  ^etüot.  ^eben  3lugenblid  U»u(^§  bet  SCßibetftanb  gegen  5pieto  im  ^n- 
nctn  bet  ©tobt,  liefet  ^ielt  füt  notbtoenbig,  fid^  nad)  O'lo^f "S  autürfjubcgeben, 
um  bet  ©tobt  5D^eiftet  ^u  bleiben.  5lbet  be§  ©d)u^e^  bon  g^tanfteic^  toat  et 
nod^  nid^t  öoEfommen  gefic^ett;  in  bem  ftan^öfifd^en  ^eetloget  tnufete  man 
biclme^t  red^t  too^l,  bofe  et  bet  etgentltdje  (Segnet  bon  gtanfteid^  toax,  md)t 
bie  ©ignotta.  (Sinet  bet  flöbtifd^en  ©ejanbten,  SSaloti,  tarn  bon  bem  Könige 
3UtüdE,  übetjeugt,  ha%  biejet  bie  tnneten  5lngelegen^eiten  bet  Otepublif 
it)t  jelbet  übetloffen  tbctbe.  2)a  gejd^a^  e§  nun,  ha%  ^ieto,  inbem  et  fid)  be§ 
^alaftei  ju  bemQd)tigen  bad)te,  äßibetftanb  fanb  unb  bie  Kopulation  fi(i  gegen 
it)n  ctt)ob.  2)et  3Jioment  ift  bon  gtöfetet  Sötd^tigleit;  e§  loat  eigentlid)  bet 
entf^eibenbe  füt  bie  fpäteten  3eiten  bon  jToicana.    (?l.  b.  2.  51.) 

1)  Comines  449. 

2)  Nerli  1,  1.    Nardi,  p.  13. 

3)  S)ie  angebli^en  Bulletins  bon  bet  2ltmee  ^atl§  VIII.  (Pilorgerie,  Cam- 
pagne  et  buUetins  de  la  grande  armee  d'ltalie  commandee  par  Charles  VIII.) 
finb  metfmütbig,  injofern  fie  bie  potitifd^en  5üctl)anblungen,  bk  ben  3"«  beä 
,R5nig§  begleiteten,  unb  beffen  2lbfid^ten  anbeuten;  für  bie  inneten  itatient« 
fdjen  SBehjegungcn  ^aben  fie  menig  äßetf^.    (ä.  b.  2.  21.) 


Äarl  VIII.  in  ^iaiun.  31 

\nx  ^ret^ett  auf  unb  mad^te  ba§  S5ol!  auöerfid^tlid^  in  feinem  S5e= 
c-^innen.  ^tit  öier  ^a!§i*en  Tratte  §ieron^mu§  ©aüonaxola  bemfelBen 
i>ol!e  geprebigt:  „ein  ^önig  n)erbe  üT6er  bie  SSerge  !ommen,  ein  großer 
^önig,  ben  (Sott  fenbe,  bie  Ungerechten  ju  ^üd^tigen  unb  bie  Sirene 
3u  emeuein^)."  5£)iefer  fd^ien  nun  ba  ju  fein.  SBie  pero  üBer 
ben  Pa|  aurürfging,  fa^  er  6teine  um  fid)  fliegen,  ba§  SJoIf 
16eim  (5c§aE  ber  ^totfe  nad^  bem  ^alaft  äufammenlaufen  unb  feine 
^äfc^er  entn)affnen;  er  fa^  biefe  Söaffen  ber  ^ned)tfc§aft  unb  bie 
tüenigen,  Ujeld^e  feiner  3luffi(^t  entgangen  Ujaren,  für  bie  SSefreiung 
t)on  feinem  ^o^  fdjwingen^).  @iot)anni,  fein  33ruber,  rief 
auf  ber  @tra§e:  $aEe!  (.^ugeln  ndmlid;  toaren  i^^r  ^tiö^tny)  fie 
fud§ten  i^re  Sln^änger  in  ber  S5orftabt  ©t.  @aEo  in  SSetoegung  ju 
fe^en;  aber  5ltemanb  regte  fic^,  unb  ^agoto^g  Xxnppm  toaxen  in 
fyurd^t.  ©0  öerlie^en  bie  ^Jlebici,  Seltne  ßorenao'S,  ^toren^,  o^ne 
irgenb  etmaS  p  retten,  i^re  S(^ä^c,  il^re  ©belfteine,  jene  @efä§e  bon 
©arbon^j,  bie  toftbaren  5lltert^ümer,  bie  3000  ^ebaiEen,  bie  .g)anb= 
fd^riften  unb  ©rüde,  bie  ben  i^i-^emben  p  geigen  i^r  ß^rgei^  toar^),  bie 
Härten,  in  benen  bie  ^orrigianen  unb  ^i(^et  2lngelo^§  erlogen  maren ; 
fie  liefen  3ltte§  bem  S5oI!e  pr  ^lünberung ;  fie  midien  bon  ber  fed§§3ig= 
jährigen  bemalt  i§rer  Spater  unb  entflogen ;  benn  aud6  ^u  ^arl  tagten 
fie  fidf)  nidf)t;  fie  manbten  fid§  über  hu  Slpenninen  nad§  ^Bologna. 
S)effen  ^3[n!unft,  in  bem  bie  ^ro|)^eten  einen  9fletter  gemeiffagt, 
ben  man  gern  „-^eilige  ^rone''  anrebete,  mad^te  an  biefem  ©onntage 
aud§  ^^ifa  frei.  2öie  ba§  gefd^el^en,  ift  nid^t  au^er  3^^M<'t-  ^^^ 
<Sefc^id§tfd^reiber  mei§  biet  tion  8imon  Drtanb  ^u  fagen,  meld^er 
auf  ^ol!  unb  gürft  eingetoirlt  l^abe*).  5luf  bem  Söege  bon  ber 
^effe  ober  ba^^in  f)abe  fid^  ba§  |)ifanifd§e  S5ol!,  alt  unb  jung,  öor 
bem  Könige  niebergemorfen,  über  bie  gro^e  bemalt  ge!lagt,  hit  e§  feit 
87  ;^a^ren  üon  ben  Florentinern  erbulbe^),  unb  e§  motte  frei  fein 
unb  unter  il^m.  ,^ierauf  i^abe  biefer  f^ürft,  ber  ^er^Iid^  gut  mar 
unb  atte  Unbittigfeit  ]§a§te,  gleid^fam  einen  fragenben  ^üd  auf  einen 
ber  ülät^e,  bie  i^n  begleiteten,  feinen  ^O^leifter  tjon  ben  S5ittfd§riften, 
^ean  Sflabot,  gerichtet,  unb  al§  berfelBe  geurt'^eilt,  fie  ]§ätten  S^ted^t, 
unb  al§  atte  feine  ütitter  Erbarmen  gezeigt ,  ^ahe  er  geminft  unb  fie 
in  guter  f^reiT^eit  ^u  erlialten  berf^roc^en,  morauf  ba§  35ol!,  ^ran^a, 
Sibertä  unb  ^reube  rufenb,   ben  florentiner  ßömen  in   ben  3lrno  ge= 

1)  ?lu§  <Sat)DnaroIa'§  ^rebigten  bei  Fabroni,  Vita  Leonis  X. 

2)  Nardi,  Nerli,  Guicciardini. 

3)  Comines  p.  451.  455.  Vasari,  Vita  di  Torrigiano.  V.  d.  P.  III,  p.  136. 

4)  Jovius,  Historiae  sui  temporis,  fol.  19. 

5)  Desrey,  p.  219.    Nardi  12. 


32  Srfte§  SSud^.    ©rfteg  ßopiteL 

tüorfcn  unb  bie  florenttner  33efe^I§^a]6er  öerjagt  ^aBe^).  ©te  fe^en 
:^tnäu ,  5tüci  grembe  Ratten  baran  5lntf)ei(  gehabt :  ein  ^IRailänbcr 
tregen  getüiffcr  5lnfprüc^e  ber  ©f^i'^a,  @a(eaä3o  Sanfeöerin,  unb  ein 
©ienefe  um  bet  toöcanifd^en  ^reil^eit  tüiEen,  35art^oIomäu§  ©o^^ini,  ber 
bic  ^cdfite  in  $tfa  leierte  unb  einft  lange  in  ^torenj  gefangen  gefeffen^). 

©0  er^a^tcn  fytorentiner  unb  f^-ran^ofen;  pifaniftfje  ^df)xbü^ex 
t)ai  e§  feit  bcni  2:age  i^rer  Unterjochung  nic§t  gegeben^).  Äart 
meinte  biefe  Stabt  bem  ^iero  3U  entreißen;  no(^  tonnte  er  nic^t 
miffen,  toie  bei-felbe  3U  ben  Florentinern  ftanb. 

S)iefc,  gegen  bie  er  nun  30g,  Ujaren  f)aib  feine  ^yeinbe,  benn  i§r 
CBer^aupt  l^atte  boc§  ^rieg  toieber  i^n  geführt,  ^aih  feine  f^reunbe, 
benn  eBen  bie§  i^r  Oberhaupt  Ratten  fie  berjagt.  5Xuf  ben  ^Ipügeln  t)or 
Signa,  bie  unbefd§ü|te  ©Bene  ber  ©tabt  Oor  fic§,  tnarb  eine  Unter^nb= 
(ung  angetnüBlt.  SÖenni^n  ßucca,  ba§  if)m  ni(f)t  öer^flic^tet  n)ar^),o^ne 
33ebingung  im  beften  ^alaft  mit  @ef(f)en!en  em)3fangen,  fo  berlangte 
er  baffelbe  bon  Storenj,  ein  unbebingteg  SDertrauen,  ein  böEigeg  @r= 
geben  in  feinen  guten  Söitten^).  ^an  fc^ien  barauf  einpge^en 
unb  brad^te  i^m  (am  17.  9lobember)  bie  ©c^tüffel  ber  X^ore. 
Süngünge  in  franaöfifc^en  .Kleibern  trugen  ben  33a(bact)in  über  feinem 
tlpau^t  unb  fü'^rten  i^n,  gan^  in  äÖaffen,  toie  er  n)ar,  ba§  53tt)fterium 
ber  S5er!ünbigung  borüber  nai^  t^rcm  S)om  unb  nac^  ben  Käufern 
ber  ^^Jlebici^).  5^id§t  fo  Ieicf)t  aber  ging  e§  mit  ber  ferneren 
Unter^anblung.  ©oEte  e§  mo^t  tDai)x  fein,  ma§  man  mittlieilt, 
ha^  ^iero  ßa)))3oni  im  ©ruft  S)ie  in  ben  ^Jlauern  ^u  offenem  Kampfe 
t)erau§geforbert  t^abe ,  bie  man  brausen  nic^t  p  befte^en  ge= 
magt  §atte^)?  ^etoi§  ift,  ba^  bie  ^Bürger  unb  bie  gran^ofen  fiC§ 
f(^le(f)t  bertrugen  ^),  ba^  ber  ^önig  S5errat^  füri^tete,  bie  ©tabt  aber 
$(ünberung  ®).     3ule|t    tourbe    eine    Uebereintunft    getroffen.     2)er 

1)  Comines  452.    Ferronus,  p.  10. 

2)  Alegretto  Alegretti,  p.  836. 

3)  Sismondi,  5lnmettung  3U  1406. 

4j  Chronicon  Venetum  bü  Murat.  24,  p.  8. 

5)  Unterl)anblungen  bei  Oricellarius,  de  belle  Italico. 

6)  Desrey  219.    Nardi  15. 

7)  Macchiavelli,  Decennale.    Oricellarius. 

8)  Macchiavelli,  Clizia  Commedia.  Atto  I.  Sc.  I. 

9)  @ine  fct)v  lebenbige  ©d)ilberung  bes  ^tüiic^en  ben  gtaiijofenutibgioren^ 
tinern  obtootteuben  ^ifetrauenB  ftnbet  fid)  in  bem  Diario  Fiorentino  dal  1450 
al  1516  be»  Luca  Landucci,  ba§  Don  ^oboco  bei  Sobia im  Sal)re  1883  ebirt  tüorbcn 
ift.  2;a  bcifet  Cö  unter  bem  24.  DU.  (©.  85) :  che  ognuno  attese  a  riempiere  le  case 
di  pane  e  d'arrne  e  di  sassi  e  aiforzarsi  in  casa quanto  era  possibile,  con  propositi 
e  auimi  ognuno  volare  morireco  l'arme  inmano  e  ammazzare  ognuno,  se  biso- 
gnassi,  al  modo  del  vespro  Siciliano.  (5tnmetfung  ber  3.  %n^%abi.) 


Äorl  VIII.  in  Italien.  33 

tjorne^mfte  ©treit^unÜ  Bettaf  bag  §au§  5!Jleb{c{§,  \>a^  ber  ^önig 
tüteber^ergefteHt  toünft^te.  @t  Brachte  e§  jeboc^  nur  fo  toeit,  ba^ 
bie  fi^ärfften,  gegen  bie  5!Jlebict,  it)r  ßeBen  unb  xf)x  <g)au§  erlaffenen 
©biete  ^nrüdgenommen  tüurben.  5ttte§  5lnbete  Behielt  man  ber  Qu= 
!unft  bor.  ^ifa,  Siöomo  unb  bie  öon  ^iero  aBgetretenen  geftungen 
foHten  Big  3ux  S5oIlenbung  bet  nea^oütonifc^en  ©jpebition  in  fxon= 
5öftfd§en  Rauben  BleiBen;  auf  ^oliti!  unb  Söaffen  Behielten  \xä)  bie 
gtan^ofen  einen  großen  @influ§  tjor^).  5^ad^bem  bie§  Befd^tooten 
ttjotben,  läutete  ntan  'i>k  @(o(fen  unb  mad^te  f^reubenfeuer  auf  ©trafen 
unb  ^la^.  S)ex  ^önig  Iie§  äßorte  be§  ^riebeng,  günftig  für  bie  @r= 
neuerung  ber  f^i^ei'^eit,  an  bie  3Jlauern  anf(^tagen;  bann  fd^idte  er 
fic§  an,  feinen  3w9  ^öd§  9flom  unb  ^Jlea^jel  toeiter  fortäufe^en^). 
©atjonarola  trat  ^u  t^m :  er  möge  bie  Seit  nic^t  tjerlieren ;  @ottfenbexl§n , 
ba§  fei  gett)t§;  aBer  ba§  t^m  nur  ntd^t  ber  UeBermut^  feiner  ßeute 
ha^  S5oEBringen  unmöglii^  mad^e^)!  3tt  einer  5lrt  öon  5!Jlanifeft 
öerfünbete  bann  ^arl  VIII.,  er  ^aBe  feine  ©ema^lin,  feinen  2)au^jl)in 
unb  einzigen  So^n,  fein  üteid^  t)erlaffen;  er  !omme  nii^t,  3emanben 
3u  tjerle^en,  fonbern  5^ea^el  einaune^men,  beffen  feine  S5orfa^ren  unb 
er  burd^  öierunbätoauäig  SSele^nungen  römifc^er  ^ä^fte  unb  ^eiliger 
Soncitien  öerfi(^ert  n}orben,  ba§  i'^m,  bie  UngläuBigen  ansugreifen, 
huxä)  bie  Drte  am  ^Dfleere  bie  Befte  @eIegenT§eit  geBe.  6r  forberte 
freien  S)urc§3ug,  fonft  ttjerbe  er  il^n  erstoingen. 

5^a(^bem  f^lorenj  burd^  feine  5ln!unft  umgeftaltet  tnorben,  äog 
er  fort  toiber  feinen  ätneiten  f^einb*).  ^apft  ^llej-anber  geriet!^  me]^r 
in  S5er(egen:^eit  al§  in  f^urd^t.  (5r  fagte  au  9tuboI:|3l§  t)on  5ln:^alt, 
ber  bamal§  in  3tom  toar:  „S)iefer  Äönig  tüirb,  toie  bie  (Behalt,  fo 
ben  5flamen  be§  ^aifert^um^  öertangen.  5lBer,  berfic^ert  Mai-imi= 
lian,  id^  UJoEte  mir  e^^er  ba§  ©d^toert  an  bie  ^ti)U  fe|en  laffen, 
alg  barein  toittigen^)."  SBo^l  rücfte  auf  ber  einen  ^eite  f^errantino 
gegen  9ftom  ^eran;  längft  Ratten  i^n  bie  ^Florentiner ,  barauf  bie 
Surften  tjon  UrBino  unb  $efaro  ^)  unb,  foBalb  er  5luBign^  nid^t  me^r 

1)  Petrus  Parentius,  Za^ihnä)  Bei  Fabroni,  Leo  263.  (31.  b.  2.  21.) 
D^sjardins,  Negociations  I,  ©.  601.  5Der  Ztjci  be§  SSertrageS  ift  öon  ®ino 
ßopponi  im  Archivio  Storico  Italiano,  Ser.  I.  vol.  1,  <B.  362—375  pubti- 
citt  tootben. 

2)  Petri  Criniti  Carmen,  cum  Carolus  ad  urbem  tenderet,  b.  Roscoe, 
Sebcn  Seo'§,  I.  Appendix  510. 

3)  Nardi. 

4)  ßatl  üetliefe  f^lotetta  «wi  28.  S^obemBet. 

5)  Burcardus,  Diarium,  p.  2050. 

6)  Baldi  Guidobaldo,-  p.  135. 

t).  gianle'ä  2ßerle  XXXIII.  XXXIV.  0{otn.  u.  gem.  »öWet.  3.  Stuft.  3 


34  <Stftc§  S3ud^.    erftc§  ßa^Jitel. 

loiberfte^en  !onnte,  aud§  ßatl^arina  ©foraa  öertaffcn.  S)a§  Söol!  fagte, 
e§  tooEe  leinen  ^rteg  mit  ben  ^^tanäof en  ^) ;  e§  zeigte  fid^  fogar 
feinbfelig  gegen  iT^n  unb  !t) erlegte  il^m  bie  «Strafe.  £)]§ne  fid§  ben 
^anjer  ju  löfen^),  naT^m  et  buri^  bie  9flomagna  ben  ülömettoeg. 
3ßir!(i(^  meinte  bann  ber  ^a^ft  mit  ^ülfe  ber  5^ea^olitaner  bem 
öon  2:o§cana  anrncfenben  Könige  Don  gran!tei(j§  tniberfte^en  jn  !ön= 
nen^);  et  l^ötte  anf  !eine  S5etfi(^etungen  bet  ©fotja  nnb  il^tet  5ln= 
l^änget.  ^atl  VIII.  toat  in  Siena  bntd§  Beftän^te  Xf)oxe  einge= 
jogen  *) ;  et  \pxaä)  bott  feinen  SSann  toibet  bie  S5etttiebenen  an§  nnb 
lie^  einiget  fSolt  ^umä;  in  6a§ciano  emt)ftng  et  ^ifanifd^e  3üng= 
linge,  bie  i^m  ^le^^e,  .^afen  unb  toag  fünft  hk  3agb  getoö^^tte ,  ^nm 
@efdöen!  batBtad^ten^).  <Bo  langte  ^atl  VIII.  anf  bem  ^oben  bet 
^itd^e  an^);  bet  ßatbinal  ^ettanlt  üBettebete  bie  ©intoo^net  bon 
5Jlontefia§cone ,  ben  ^önig  ftieblid§  auf^nnel^men :  benn  ba§  fei 
ba§  alte  nnb  toaste  S^etf^ted^en  be§  5pa^fte§.  5lm  10.  S)ecem]6et 
Betete  et  Beteit^  t)ot  ben  üleliqnien  ©t.  Sftofa^g  in  S5itetBo  ^) ;  ba  üBet= 
liefette  felBft  ein  Otfino,  beffen  @efd§led§t  mit  ^ieto  unb  5llfonfo 
nal^e  öetBunben  toat,  aEe  feine  ©d^löffet  unb  S5ottät]§e;  öon  aEen 
©eiten,  aud§  auf  bet  2:iBet,  geigten  fid^  bie  geinbe;  ja,  6omine§  et= 
ää^lt,  ein  2:T^eil  bet  ©tabtmauet  fei  gefaEen,  nid§t§  fei  ma]^tet^). 
S)agegen  Tratte  gettantino,  aU  et  bie  UeBetlegenl^eit  be§  Äönig§  inne 
toatb ,  Sftom  Beteit§  öetlaffen.  S)ann  fanbte  htx  ^ap^i  feinen  6e= 
temonienmeiftet ,  um  ben  ^önig  in  bie  6tabt  ^u  fügten  ^).  5Xm 
31.  ^ecemBet  1494,  Bei  f^a(ielfd§ein  butd§  etleud^tete  ©tta^en,  untet 
bem  gteubengefd^tei  be§  fSolM  gefd^a^  e§i<^).  ^atl§  5lBfid§t  tonnte 
nid§t  fein,  eine  ütefotmation  bet  ^itd§e  mit  ©etoalt  butd^^ufe^en, 
obct  H^  ^aifettl)um  an  fid^  5u  teilen;  inbem  et  bie  geinbe  ber 
ß]§tiftenl§eit  angteifen  tooEte,   butfte  et  nid^t  bie  gan^e  ßl^tiftenl^eit 

1)  Passero,  Giornale,  p.  63. 

2)  Zurita  f.  52. 

3)  Burcardus  2058  unb  Zurita  p.  50. 

4)  Desrey  218.   (Slnm.  ber  3.  21.).    ©anuto,  Spedizione  dl  Carolo 
©.  144. 

5)  Allegretto  Allegretti  835—837. 

6)  Burcardus,  Diarium  2051. 

7)  Desrey  fol.  220.    2lm  22.  2)ecember  btadt)  ßarl  t)on  SJiterbo  auf. 

8)  Comines  462.    (2lnm.  ber  3.  51.)    eben  ba^  berichtet  oudb  ©anutö? 
a.  0.  D.  <B.  163. 

9)  Burcardus  Dom  31.  ^ecember. 
10)  jTremouiae'g  2J?emoiren  147.  148. 


Äarl  VIII.  in  ^ialien.  35 

I  itJiber  ftd§  reisen^).    5l6er  toenn  er  ßefar,  5llejanber§  ©o^n,  al§  (iJeifel 

1  in  feinem  befolge  ]§atte,  toar  er  be§  ^a^3fte§  fidler;    toenn  er  %txxa= 

cina  unb  6it)ttaöec(^ia  befe^te,  ge^orditen  i^m  bte  öomel^mften  ^(ä^e 

j  Don  ber  fran^öfifd^en  bi§  3ur  neo^olitanifd^en  ,^üfte.    3n  ^llejanberS 

I  S5ertt)aljrung   tDar   hainaU  Sl^^^ ,    ^^^  SBruber  SSqaaet^g,   ber   öor 

biefem  ju  ben  (il^rtften  geflogen  tt)ar,  aber  no(^  einen  großen  5ln^ang 

unter  ben  3:ür!en  ^atte,  ein  9}lann  ungebrochener  @e[tnnung,  tüelc^er 

bem  ^apfte  nid^t  bte  f^üfeß  Mgte,  fonbern  nur  ben  5lrm;  inbem  ^ar( 

1  biefen  mit  fid§  fü:§rte,   ^ielt  er  ftd^  eineg  glüdüd^en  ®rfolge§  tt)iber 

!  bie  2;ür!en  fo  gut  aU  getüi^  ^).    5(I§  er  bieje  S5ortT§eiIe,  toeld^e  mägig, 

aber  mid^tig  maren,  erlangt,  fagte  er,  auf  ben  Stufen  be§  :pä^ftlic§en 

3:()rone§  fte^enb:    ,,§eiliger  Söater,   id^  bin  gelommen,    @ud^  meine 

Dbebiena   p   bereifen,   tt)ie   meine  S5orfa^ren^)."     @r  \a^  hu  @e= 

braud^e   be§  aEgemeinen  5lblaffe§,    em^^fing  ben  8egen  unb  t)erlie§ 

^)iom  am  28.  i^anuar  1495  *). 

5^un  iDar  5llfonfo  aEein  übrig.  5flod§  in  9tom  l^atte  er  burd§ 
ben  ^apft  mit  bem  Könige  öer^anbeln  laffen;  er  ^atte  i§m  gro^e 
öjelbanerbietungen  gemad^t:  eine  50^iEion  S)ucaten  auf  einmal  unb 
aEe  Sal^r  100  000  grauet  al§  eine  3lrt  bon  Tribut;  bie  ^tpnUil 
S^enebig  unb  ber  ^önig  bon  Spanien  foEten  bafür  gutfagen.  5lber 
(cine§  @rbred^t§  fidler  unb  bon  bem  ^lane  gegen  bie  2^ür!en  erfüEt, 
l)atte  ^arl  YIII.  5lEe§  bon  ber  §anb  gettjiefen^).  5lud§  bann  gab 
^{fonfo  no(^  nid^t  aEe  Hoffnungen  auf.  S5or  bem  grü^ja^r,  meinte 
er,  !önne  ,^arl  nid^t  nac^  5^ea^el  borbringen;  inbe§  befeftige  man 
bie  (Srenaen,  inbe§  fomme  bie  <g)ülfe^).  ßr  ern)artete  fold§e  augleid^ 
bon  bem  Könige  bon  (Spanien,  ber,  für  gerrantino  um  feine  jüngfte 
jlod^ter   gebeten,    \xä)   geneigt  zeigte  unb   burd§  9tam  ©gcriba  500 

1)  S)urd)  ein©d)teiben  be§  ©täbifd^of^  tjon  ©t.SJJolo  an  bie  Königin  3lnna 
crfät)rt  man  mit  SBeflimmttieit,  ha^  t)on  einer  5lbfe|ung  5pa^ft  9ltejanbcr§  unb 
einet  butdjgteifenben  ^itd^entefotm  bie  9tebe  getoefen  ift.  „Si  nostre  roy  eust 
voulu  obtemperer  ä  la  plupart  de  Messeigneurs  les  Cardinaulx  ilz  eussent 
fait  ung  autre  pappe  en  Intention  de  reflformer  l'eglise  ainsi  qu'ilz  disaient. 
Le  roy  desire  bien  la  reformacion,  mais  ne  veult  point  entreprandre  de 
sa  depposicion.    ©.  Pilorgerie  1.  1.  @.  135.    (21.  b.  n.  21-) 

2)  Infessura  2060.  ^llcjanbet  an  3J?aj;imilian  bei  ®att,  Söotmfer 
bieten,  p.  852. 

3)  Desrey  220. 

4)  Burcardus  2064. 

5)  53rief  be§  er^bifdiofg  öon  <Bt  Tlalo  an  Königin  3tnna  bei  Pilorgerie, 
©.  138.    (21.  b.  n.  21.) 

6)  Zurita  f.  49.  f.  50. 

8* 


36  @tfte§  33u(^.    etfie§  ßapitel. 

Sanjen,  ja  ein  giogeg  §eer  mit  einem  ©rattben  unter  getoiffei 
bingungen  antrug.  SBon  SSaja^et^,  gegen  ben  ber  3ug  ber  g^an= 
3ofen  |o  offen  öerlünbet  mar,  mu^te  man,  ba^  er  eine  gro^e  ^In^a^t 
@aleeren  in  ßonftantino^el  feefertig  mad^te  unb  anbere  auf  ben 
Söerften  ^atte  unb  ba^  bag  natolifc^e  <g)eer  Befe!)Iigt  mar,  mit 
bem  erften  Wdx^  üBer  bie  9Jleerenge  äu  !ommen,  unb  ba§  griediifd^e, 
untjerpglid^  3U  ruften^).  8ein  ©efanbter  Begleitete  OTonfo  öon  bem 
^eere  nad^  ber  ^auptftabt  ^). 

tiefer  Sßinter  mar  aber  mie  ein  Srü^ling:  fein  9tegen,  felbft 
in  ber  Sombarbei  !ein  ©i^nee:  ber  3ug  ber  f^ran^ofen  ot)ne  bie  ge=^ 
ringfte  S3efd§merbe^).  Unb  nirgenb^  fanben  fie  äöiberftanb,  mie  fid^ 
5(quila  ergab,  foBalb  bie  f^ranjofen  nur  erfd^ienen.  2)ie  5^ea^olitaner 
fragten  einanber  felBft,  mo^^er  baö  aEe§  fomme.  5}land§e  fagten:  „@^ 
ift  ein  ^e^eimni^  @otte§;"  5lnbere:  „3^r  ßatein  unb  @ried§ifd^ 
mad§e  fie  feig*)." 

Ueber  biefe  allgemeine  ©ntmut^igung  mar  nun  aud^  ?llfonfo 
felbft  betroffen.  Unb  ba  ba§  fSolt  fid§  er^ob  —  man  mu^te  nid§t^ 
marum  —  unb  nur  gerrantino'S  (Begenmart  e§  not^  einmal  ftiEte^), 
erfannte  er,  bafe  er  fid§  nid§t  bel^au^ten  !önne,  unb  gebadf)te  ber 
^ro^^e^eiungen ,  bie  iT§m  gefd^e^en  maren.  (Sr  ^ielt  fid^  brei  2^age 
lang  verborgen:  ha^  SSemu^tfein  feiner  Uebelt'^aten  lähmte  i^n. 
2öie  fid^  aber  ba§  S3ol!  nod§mal§  er^ob:  ber  ^önig  fei  tobt,  mer 
f)ahe  x1)n  benn  gefe^en?  mie  5lIfonfo  für  fid^  5lEe§  berloren  fa^,  ixi 
bem  ^efül^l,  er  metbe  ge'^a^t  unb  man  muffe  i^n  Raffen,  aber  fein 
©o^n ,  unfd^ulbig,  unbeflecft,  jung,  ta|)fer,  hu  2iebe  be§  S5ol!§/ 
ber  merbe  fi(^  galten,  entfagte  er  bem  9^ei($e^).  ©ie  meinten  aEe, 
mie  3obian  ^ontan  bie  Urfunbe  ausfertigte^);  5llfonfo  ^ie§  feinen 
©o^n  3U  $ferbe  fteigen  unb  im  Geleite  be§  O^eimS  geberigo  burd^ 
bie  ©tabt  reiten.  S)a§  ©ntfe^en  berlie^  i^n  felbft  bann  nid§t;  er 
]af)  bie  ©chatten  ber  unfd§u(big  ^emorbeten  beS  ^aä)i^;  über 
i^m  lag  ber  5luöf^rud§  feinet  S5ater§,  bon  bem  man  nad§  beffen 
3:obe  miffen  moEte,  5IEe§  ge:§e  au  ßnbe:  „^a§  S5erbre(^en  loctt  bid^ 
mie  mit  rei^enbem  (iJefid^t,   t^t  bu  e§  getrau;   ift  e§  t)oEbrad§t  unb 

1)  Chronicon  Venetum,  p.  11. 

2)  Passero,  p.  63. 

3)  Diarium  Ferrarense,  p.  290. 

4)  Romoncine,  Tesoro  politico,  bei  Vecchione,  p.  107. 

5)  Passero  64. 

6)  Passero.  (51.  b.  n.  51.)  Gallo  8.  Cronica  di  Napoli  di  notar  Giacomo  185. 

7)  Bembus  32.  33. 


Raxl  VIII.  in  a^talien.  37 

Tolgt  ein  Unglütf,  fo  Behält  e§  feine  S^ge;  aBer  fte  toetben  jum 
Sd^retoBilb :  ftatt  ber  ^aare  ]§at  e§  bie  8d§Iangen;  e§  ift  ba§ 
tua'^re  ^ebuf en]§au|)t. "  „Sßtr  tooEen  fort'',  f^rat^  5ltfonfo  äu  feiner 
Stiefmutter  nnb,  aB  fie  nod§  ein  hJenig  Bleiben  tooEte:  „3^d§ 
[türje  mid§  3U  bem  genfter  I)inau§.  .^örft  bu  nid§t,  tote  Sitten  ben 
^'tarnen  ber  f^^anjofen  ruft?"  ör  toartete  nic^t  länger:  nad§  ^Jla^^ara 
fio^  er  in  ein  Olioetanerflofter^). 

SöiEeng,  nic^t  au  toeid^en,  !am  inbe^  gßi^öntino  ^u  feinem  .^eer 
an  ben  ^a^  tjon  ©t.  @ermono.  DeffelBen  2ötEen§  I)ielt  5llfonfo 
iDaOalog  t)or  xf)m  ben  unüBerfteiglid^  gead^teten  f^elfen  8t.  3ol§ann^). 
Söenn  fie  fid§  nur  eine  Söeile  an  ben  ^renjen  Be^au^jteten ,  fo  Ujar 
baö  S5ol!  nocf)  5U  getoinnen,  fo  toar  nod§  .g)ülfe  mögltd^.  5116er  fie 
t)crmo(^ten  ftd^  nic§t  ^u  l^alten.  @ine§  Sageg  nad^  Sifd^e  langte 
Xtarl  t)on  S5auco  t)or  8t.  i^o^ann  an  unb  befal)l  ben  ©türm.  @r 
Xnaud§te  e§  nid§t  ^toeimal  3U  fagen;  benn  i^eber  iooHte  t)or  feinen 
l'iugen  ßl^re  ertoerBen^).  5ll§  fie  ba^  britte  3Jlal  anliefen  —  benn 
fie  fanben  guten  Sßtberftanb  — ,  l^atten  fie  ben  Reifen  unb  f(^onten 
iUiemanben,  fie  geigten ftd^fel^rgrauf am;  ^arlaBerftanb  am  @artgliano*). 
Xie  8c§neEig!eit  unb  3Butl§  biefer  (SroBerung  fc^retfte  ^enantino^g 
?vreunbe  unb  mad^te  feine  i^einbe  mut^ig.  5flun  n)oEten  bie  SSürger 
non  8t.  @ermano  ni(^t  toiberftel§en.  S3ei  Seano  einft  in  ber  5^ad§t 
tarn  Keffer  S^tenaubo  ^u  f^^^^^^ntino :  „<&err,  ^iel^t  t)on  Irinnen!  fonft 
liefert  @ud^  @uer  eigene^  ßager  au§^)."  ^eine  Hoffnung  mel§r,  al^ 
bie  S3ürger  t)on  (^apua  unb  ^ea|)oli§.  5lm  16.  geBruar  badete 
gerrantino  ber  6a|)uaner  geUji^  ^u  fein ;  er  eilte  ju  ben  ^Jlea^) olitanern, 
um  aud^  biefe  5U  getoinnen;  er  lie§  fie  in  8t.  S^iara  3ufammen= 
fommen.  „^^r  Ferren,  meine  Später  unb  SSrüber",  f^rad^  er,  „!ennt 
^^x  mid^?  Unter  @ud^  Bin  id^  ertoac^fen  unb  erlogen.  51un  mid^ 
5ltte  öerlaffen,  nun  id§  auf  5^iemanben  trauen  !ann,  tooEt  S^r  mid^ 
xiud^  öerlaffen?  ^oä)  nid^t!  ^lux  14  Sage  lang  nid^t.  §aBe  iä) 
bann  !eine  ^ülfe,  fo  tT^ut,  toa^  ^^x  moEt."  @r  ftanb  tttit  Z^xämn; 
fie  fd^toiegen ,  benn  Stiele  l^atten  il^n  lieB.  „Unfer  §err" ,  fagte  ein 
<5belmann,  „toir  l^aBen  meber  SeBenSmittel  nod^  @efd^ü|."  Serrantino 
t)erfe|te:  „S)a  l^aBt  3^r  bie  8d§lüffel  bom  neuen  ßafteE:  gel^t  unb 
m1)mi,  toa§  3'^r  Braucht;    e§  ift  auf  ein  Qa^r  für  gan^  9^ea|)el  ha^ 

1)  Comines  462—467.    Tranchedin  an  Lodovico  Bei  Rosmini  II,  207. 

2)  Passero  65. 

3)  Villeneufve,  Memoires,  p.  4. 

4)  Chronicon  Venetum,  p.  13.    Desrey. 

5)  Passero.    Martinellus  an  Ascanio  hti  Rosmini  208. 


tt^ 


38  erfte§  S3u{^.    erftc§  ^apM. 

rtn."  8^od§  rebete  er,  ]o  tarn  ein  S5ote,  ber  geinb  greife  (^ap 
an;  in  S5erätt)eiflung  rife  er  fic^  Io§  unb  nal§m  ben  2öeg  ba^in 
3n  5lt)erfa  fd^on  erful^r  er,  ba§  t)on  feinen  brei  oberften  §au, 
lenten  ^^ribnl^io  mit  ber  ganzen  @($aar,  bie  man  il§m  fo  lan 
Befolbet  l^atte,  am  erften  2;age,  ba  er  ba§  mit  feinem  S)ienft  ern)ibem 
fonnte,  jn  ^arl  übergegangen^),  bie  beiben  anbern  gef(o:f)en  tcaren,. 
ha^  bie  Bürger,  too  nid^t  am  16.,  boc^  fd^on  am  17.  frn^  ^efanbte 
an  ^arl  gefrfiitft,  bie  i^n  mit  gefalteten  §änben  um  @nabe  gebeten^). 
®enno(^,  fagt  man,  n^agte  er  fi(^  Bi§  an  bie  dauern  tjon  ßa^ua; 
^ier  aBer  Begegneten  i^m  bie  aEein  getreuen  S)eutf(i)en,  ßaf^arg  unb« 
@ottfiieb§  gäl^nlein;  fte  toaren  nad^  ber  anberen  ©eite  toiber  beit 
geinb  au^gerüdft,  aber  öon  ben  Stalienem  öerlaffen  morben.  ^aum 
l^atte  man  i^nen  erlaubt,  ju  je  je^n  toieber  buri^  bie  ©tabt  3urürf= 
äu^ie^en^).  5!Jlan  fa^,  \>a%  3lEe§  berloren  n)ar.  S5ietteid§t  ]§offte 
fyerrantino  nod§,  al§  er  nad^  '^eapd  um!eT§rte;  benn  l)atte  fid^  nid^t: 
I)ier  fein  @ro§t)ater  toiber  aUt  feine  f^einbe  gehalten?  aber  er  mu^te 
fe^en,  bafe  bie  ©beEeute,  ftatt  fid^  au  ruften,  bie  Suben  ^lünberten,. 
ba§  ba§  S5o(!,  n?ie  er  in  ben  5!JlarftaE  ging,  feinen  2)ienern  ^ferbe 
5U  geben,  i^m  nachlief  unb  bie  ^ferbe  raubte.  2)a  Wax  5lEe§  au§,. 
er  Ujurbe  inne,  ha^  ber  ^afe  toiber  feinen  SSater  unb  ^ro^tjater  auä) 
ttjiber  i^n  fid§  !e^rte.  S5oE  S5erämeif(ung  griff  er  an  fein  ©d^toert  unb- 
manbte  fid§  um:  „2Ba§  1)abe  id^  (Sueren  Äinbern  getT^an?"  2)od§  ein^ 
getreuer  5)lenfd^  führte  il^n  au^  bem  Getümmel,  tüorin  fie  i^n  ge= 
morbet  Tratten,  nad§  bem  ©d^(offe^).  äßdT^renb  nun  5llfonfo  ^abalo^ 
ba§  @d§lo§  mit  400  ^eutfd^en  befe|te,  UJöl^renb  man  bie  Käufer 
ringS^er,  ba§  5lrfenal  unb  einige  ©i^iffe  tjerbrannte^),  tnä^renb^ 
bie  3llt!önigin  Eagte:  „O^efd^idf,  feine  San^e  gebroi^en,  unb  bu  öer« 
birbft  bieg  ^önigreid^!"  unb  ^Ee  au  ©d^iffe  fa§en,  fie  unb  if)xt 
%oä)kx  unb  ber  junge  ^önig,  um  na(f)  S^d^ia  ju  fliei^en,  öffnete,  9Iie= 
manb  gefragt,  3acob  ßaracciolo  bem  franaöfifd^en  §erolb  ba§  2:!^or 
unb  rief :  Sranja !  ;Snbe§  traten  atüan^ig  5Ibgeorbnete  ber  ^fleapolitaner 
3U  ^arl:  „^eilige  Ärone,  3^r  feib  ^^unbert  3a^re  in  biefem  Äönigreid^e 
^eapd  crtoartet.     ^'lun  feib  ^^x  angefommen.    giel^et  ein  aU  unfer 

1)  Passero  66.  (21.  b.  n.  51.)  Giacomo  185. 

2)  Florus,  hjogcgen  Rebucco  in  Rosmini,  Trivulzio  I,   227,  untoaf)r- 
fd^cinltd^. 

3)  Desrey. 

4)  Jovius,  Historiae  sui  temporis,  fol.  30. 

5)  Passero.    Johann.  Juvenis,  de  fortuna  Tarentinorum,  p.  127. 

6)  Chronicon  Venetum,  p.  13.    Navagero,  p.  1202. 


Siaxl  VIII.  in  stalten.  39 

Ä^önig  unb  §err^)  V  ^axl  aber,  bem  ba§  @rfte  im  gluge  gelungen,  ber 
bieg  ^önigreid^  töie  bie  franaöfifc^en  §eraogtpmer  ju  feiner  Ärone 
öcreinigt  fa^,  50g  ein  aU  in  fein  ßrbe.  ^oä)  in  ßa:|3ua  :^atte  er 
fi(^  an  feinen  Sürfenpg  tounberBar  erinnert  gegtauBt;  noi^  leBte 
3jemi.  5[}lan  fagte,  ber  Sftnf  ber  franäöfif(^en  ^Jlad^t  ^aBe  ben  S3affa 
t)on  5ltr)lon  änrüdge^alten,  üBerjufe^en,  bie  2^ür!en  öon  öielen  ;^nfein 
t)erf(^eu(^t;  unb  felbft  t)on  5^egro:|3ont  flü(^tete  man  fi(^  nac^  ßon= 
ftantino|)et.  Söie  @rimani  mit  S^enesianern  2e|3anto  öorüBerfUi^r, 
glaubten  fte,  e§  feien  grauäofen,  unb  toid^en  t)on  ßafteE  unb  Ufer, 
^ie  §albtnfel,  ba§  fefte  Sanb  faxten  Hoffnung  ^). 

1)  Diarium  Ferrarense,  p.  294. 

2)  Corio  939.    Bembus  34  b.     Benedictus,  p.  1583.    Chronicon  Vene- 
tum,  p.  8. 


:^i»eiU$  f apttef. 

©Flamen  mi  fiiga  im  Äaui^fe  geflen  Äatl  VIII. 
1495.    1496. 

1.    S5eteintgte§   8))anten. 

^u  biefcr  Seit  l§örte  unb  tebete  man  guerft  öon  ©ganten,  ba§ 
au§  ätüei  uneinigen  unb  o^nmä(i)tigen  ,gerrfd§aften ,  ßaftilien  unb 
5lragon,  feit  lutjem  3U  einem  einzigen  unb  möd^tigen  üleii^e  gettjorben 
Ujar.  S5on  ßaftitien  l^at  bie  ^anbfd^rift  5llonfo'§  be  ^aleuäia  auf6e= 
Italien,  ba^  butc^  ^einvid^  öon  jlra§tamat  ein  Öefe|  Beftanb,  „o^^ne 
bie  ©rlauBni^  be§  ^önig§  öon  granfreid^  bürfe  n^eber  ein  ©nglänber 
nad§  ©aftitien  gelten,  nod^  ein  ßaftilier  naä)  @ngtanb."  ^nen  fo 
f(^im^)flic§en  S5ertrag  hielten  biefe  fc^toad^en  Könige  ^).  Sol^ann  ber 
ßtfte  traute  felBft  in  ber  ©d^Iac^t  mel^r  auf  bie  gran^ofen,  al§  ouf 
feine  ßaftitier;  SoT^ann  ber  3^^^*^  fi^^en  fielen  öon  feinem  @ünft= 
ünge  5l(t)ar  be  ßuna  faft  begauBert  ^) ;  bie  ^ortugiefen,  $ad§eco  unb 
@iron,  ttjeld^e  5llt)ar  geftür^t,  bel^errfd^ten  §einrid§  ben  Stierten, 
.^einrid^  nun,  ^toar  ein  Säger  unb  ein  geinb  t)on  SSäbem  unb 
äöein,  aber  burd^  frül^e  Süfte  um  ben  eblen  S^xn  unb  W  5!Jlanne§= 
!raft  gebrad^t^),  Ujanbte  fid^  !aum  einmal  öon  i]^nen  ab,  nid^t  um 
fein  eigener  §err  3U  fein,  fonbern  ju  einem  anbem  ©ünftlinge; 
fo  empörten  fie  fid^,  empörte  fid^  ber  ganae  3lbel;  fie  erllärten: 
„3oana,  feine  Xod^ter,  fei  uned^t."  Sie  festen  il^m  feinen  trüber 
entgegen    unb,    aU    biefer  ftarb,    feine   ©d§n)efter    3fabeHa;    bod§ 

1)  Ofctreta'S  fpanijd^e  ©efd^id^tc  au§  biefet  ^anbfd^rift.    VII.  B.  p.  47. 

2)  Rodericus  Santius,  Historia  Hispanica  IV,  c.  31. 

3)  Hernando  Pulgar,  Claros  Varones,  p.  4. 


Sercimgtcg  ©panten.  41 

tnollte  fte  md)t  Königin  l^et^en  unb  toax  jufrieben,  ba^  man  ii)x  bie 
^3iac^iolge  äuftc^erte^). 

^n  5lragon  regierten  bie  na!)en  S5ettern  biefe§  ^efd^Iei^t^,  aber 
ni(f)t  t)iel  glücEUd^er,  oBtüo^^l  i:^nen  f^f^^binanb  I.  eine  \^m  butd§  bie 
brei  ©raffd^aiten ,  an§  benen  5lragon  Beftanb ,  frei  ^nerlannte  ^rone, 
gro§e  @üter  in  ßaftilien  unb  gute  5lnf|)rüd)e  auf  5^ea|)el  ^interlaffen. 
5i^ie  ?lnfprü($e  übemal^m  5llfonfo  t)on  feinem  <Bo^n  unb  führte  fie 
au§;  bo(f)  gaB  er  barauf  ^^eapel  feinem  unechten  <Bo^m  unb  trennte 
CS  t)on  ^iragon.  S)ie  @üter  in  ßaftilien  !amen  an  §einri(^;  aBer 
bei  Olmebö ,  too  biefer  bie  Sßaffen  tüiber  3fOi§ann  II.  trug  unb  ge= 
fc^Iagen  tüarb,  gingen  fie  bem  .g)aufe  Verloren  unb  famen  in  bie 
glaube  jener  portugiefifc^en  ^ünftlinge.  ©etBft  bie  ^rone  marb  ge= 
fdl^rbet,  al§  ber  aragonifd^e  ;So!§ann,  an  ben  fie  gelangt  toar,  öon 
feinem  älteften  8o^n  unb  öon  aEen  Katalanen  betriegt  marb. 

^lan  tjergegenttJärtige  fid§  nun,  tnie  e§  jur  SSereinigung ,  jur 
^r^ebung  biefer  üteid^e  gefommen  ift.  2)iefel]6en  Wdnmx,  toeld^e  bie 
S3erauBer  ber  aragonifc^en  Sefi|ungen  tüaren,  l^atten  S^faBeEen  in 
(saftiüen  bie  X^ronfolge  öerfcCjafft.  5^un,  aU  ^o^ann  burd^  ben  2^ob 
feiner  ^einbe,  eine§  nad^  bem  anbem,  ©ieger  geblieben  unb  fie  fi(^ 
fcf)on  äu  für(i)ten  begannen,  öerlobte  fid§  ^fabeEa  mit  bemfelben,  ben 
fie  fürchteten,  mit  ^^erbinanb,  bem  jüngfien  ©o^^n  unb  @rben  3^ol^ann§. 
'}iu]  bem  5Jlaultl§iere,  öerfleibet,  !am  gerbinanb  nat^  SJaEaboIib,  bie 
S^ermd^Iung  5U  iJoE^ie^en^);  ba  na^^men  fie  feinen  5lnftanb,  ju 
Soanen  ^u  fd^tüören  unb  bie  §anb  berfelben  fammt  bem  W.eif^^  bem 
Könige  tjon  Portugal  anzutragend),  «hierüber  begann  ber  .^rieg, 
ein  Ärieg,  weld^er  auf  aEen  ^uncten  ätt)ifd^en  fyuenterrabia  unb 
(Gibraltar  äugteid^  Ö^fii^^*^  toarb,  in  treldfiem  ^o^ann  UEoa  tüiber 
^Roberiif)  IXEoa*),  feinen  SBruber,  $eter  gunisa  tüiber  feinen  Später  ^), 
ber  @raf  üon  ©alinaS  tüiber  feine  ©d^tüefter  ftritt^),  tüo  bie  ©täbte, 
aragonifd§,  unb  i^re  @df)löffer,  :|)ortugiefifd^  gefinnt,  mit  einanber 
fd^Iugen.  ßnblid^  aber  fiegten  gerbinanb  unb  ^fabeEa  bei  2:orü 
unb  brachten  tüenigften§  ben  fyeinb  au§  bem  ßanbe;  fie  ftifteten  ba§ 
Mofter  <Bt  granj  in  2;olebo   unb  gingen   nad§   ^tüei  ©eiten,    ba§ 

1)  Antonius  Nebrissensis,  Eerum  a  Fernando  et  Elisabe  gestarum 
Decades,  p.  801. 

2)  gerbinotib  felbft  bei  ^urita. 

3)  Antonius  Nebriss.,  p.  802.  * 

4)  Antonius  Nebriss.,  p.  821. 

5)  Idem  835. 

6)  Idem  895. 


42  etfte§  SSuc^.    3toette§  ßapitel. 

Sfleid§  3u  beruhigen :  bte  Königin  toiber  bie  anbaluftfd^en  8täbte,  ber . 
^önig  gegen  hk  ©c^Iöffer  am  S)uero.    SSibet  bie    ©(^(öffer  Ralfen  j 
—   benn   in   ber  2;:^at   ^atte  man   t)on   i§nen  au§  ba§  ßanb   ge«  | 
^(ünbert ,    nnb    atte  OtäuBer   l^atten   fic§  au  i^nen  ge:öarten  —  bie ' 
©tdbte  unb  i^^re  ^ermanbab,  toelc^e,  '^aub  nnb  ^otb  auf  ©trafen, 
^lä^en  unb  in  Käufern  au  rächen,   2000  ^^ii^x  unb  ein  öer^^ältnife» 
mö^igeg  fyupol!  im  gelbe  :§ielt^).     Sie  :^al|en,  al§  fei  eg  nur  aum 
aEgemeinen  3mecE  ber  ^u1)^;  boc^   toar  e§  auc^   ein  ^olitifd^er  aum 
S5ortt)eil  gerbtnonbg ;    er   entriß  bie  (5d)Iöffer  feinen  geinben.    ;3fa«  | 
BeEa  inbefe  fa^  in  ©eöiEa  atoifc^en  S3ifd§öfen  unb  üledjt^gelel^rten,  | 
öor  fid§  bie  ©d^reiber,   aEe  Freitag  ^u  (Sjerid^t;    aber  ^ier,   tno  bie  | 
^parteiung  be§  §eraog§    öon  ^ebina  ©ibonia  unb  ;Sol§ann§  be  (Jor* 
boöa   für,    be§  5Jlarque§   Don  ßabia  unb  ^lonfo'S  b'^lg'^ilar  tt)iber 
fie,    tt)o   bie  geinbfdöaft  ber   alten   6:§riften,  ber  5^eube!e:§rten ,   bet 
:3^uben  unb  ber  benachbarten  5!Jlauren  ©trafen  unbgamiüen  gef^alten^), 
mar  if)re  ©trenge   unmir!fam;   fie  entfc^lo^  fi($,   aEe  S5erbred§en  au 
Deraei§en ,  nur  ni(f)t  bie  ^e^erei.     S)iefe,  bem  @eri(^t  ber  §ermanbab 
fo  menig  untermorfen,  al§  einer  bominicanif(^en  3nquifition,  bie  f(^on 
lange   ^ier  nid^t  me^r  beftanb ,    ertnartete   ein  anberer  ütic^terftut)!.  j 
^m  ©e|)tember   1478    tierlie^    fie  ©eöiEa;    am   1.   5^ot)ember  gab' 
@ijtu§  IV. ,  ber  aur  nämlid^en  geit  bie  2)i§^3enfation  be§  :|3ortugie=  : 
fifc^en  ^önig§  aur  @^e  mit  ;^oanen  miberrief  ^) ,  ben  Königen ,  unter  \ 
melt^em  2;itel   man   je^t  ^erbinanb  unb  ;^fabeEen  augleic^  begreift,  j 
ba§  9ftec§t ,   miber  ^e|er ,   abtrünnige  unb  i^re  Gönner  i^nquifitoren  \ 
ein=  unb  abaufe^en^).    Unl;)ermerf(id§e  5^a(^ri(^ten  beaeugen^),  ha^  XfjO-  ; 
ma§  2^orquemaba^§,  $rior§  t)om  ^eiligen  ,^reua,  S5orfteEung:  „hu  einft  ■ 
SSefe^rten   gingen  9la(^t§  in  bie   6t)nagoge ,    hielten  ben  ©abbat^,  i 
feierten  bie   jübifdjen  Oftern   unb  barfüßig   ba§  ^ebä(^tni^feft  i^rer 
Söäter",  bie  @infüf)rung  be§  (Serid§t§^ofe§  befonber§  öeranla^t;  ein  be= 
üagen^mert^eS   @efcC)i(f ,    menn   bie  SorquemabaS   urf^rünglicC)   aud§  : 
Suben   maren ,    mie  ^ulgar   fagt  ^) ,    unb   alfo   be!e§rte  ^uben   im  , 
Streite    toiber    bie    noc^   unbefe^rten   3uben   bie   ^uquifition    über  i 
ba§   S5ot!    öon   ßaftilien    unb    Slragon    gebrad^t    ^aben.     ßrinnem 
mir  un§   aber,    ba§   ber  ©infCu^  ber  3uben  auf  bie  @ro§en,   burc§  , 
bie    $a(^t    il^rer    6in!ünfte,    eigene    ^teid^f^ümer    unb     Oermanbt«  | 

1)  Antonius  851. 

2)  Antonius  861. 

3)  gettera's  ©cjd^id^te  tjon  (Spanien.    S3anb  XI,  §  235. 

4)  Llorente,  Histoire  de  l'Inquisition.    Söanb  I,  p.  145. 

5)  Marineus  Siculus,  p.  481. 

6)  Claros  Varones,  p.  24. 


S5etcttiigte§  ©fönten.  4B 

fcCjaftltc^e  SSeätei^ungett  gegrünbet,  ben  Königen  insgeheim  unb  überaE 
entgegentrat^),  ha%  ber  etfte  SBefe^t  ber  S^nqutfitoren  ben  5Jlarqne§ 
t)on  6abt5,  einen  Gegner  ber  Könige,  bebro^te,  toenn  er  bie  geflüd§= 
teten  ;3nben  fc§ü|e,  bag  ein  jübifc^eS  S3n($  toiber  bie  ülegierung  ben 
5(u0fc^lag  gab^),  |o  tritt  in  allebem  ein  altgemeiner  Sufammen^ang 
t)or  bie  Singen.  S)ie  ;^nquifition  entft)ra(^  ber  ^ermanbab,  toie  in 
ber  5orm  —  benn  eine  jebe  ^atte  nrfprüngtid§  ^toei  9tic§ter  unb 
einen  j^i^tal  — ,  fo  ^auptfäd^lid^  im  S^eif ,  ber  S5oEenbnng  biefeg 
.iTriegeg  nnb  ber  S5egrünbnng  ber  föniglidien  9Jla($t,  nnter  \)^m  «Schein 
eine§  meit  aKgemeineren ;  bod§  ift  bie  geiftlid^e  ^Jlai^t  ber  einen  toeit 
tüiEfüiiit^er ,  a(§  bie  bürgerlii^e  ber  anbern.  5lac^  einigem  Sögern 
lie§  ^fabeEa  auf  bem  getbe  tor  SebiEa  3tr)if(^en  ben  öier  ^rojj^eten 
ben  Qnemabero  ergeben  ^);  ba  mar  Balb  ba§  S)ominicaner!(ofter  in 
ber  @tabt  ^n  !(ein,  bie  5lnge!Iagten  ^n  faffen*),  nnb  5000  Käufer 
in  5lnbalnfien  ftanben  leer^);  aber  man  fing  an,  px  ge^ordjen.  äöie 
ficf)  nun  ^ai^eco  bequemte,  einem  guten  Sl^eite  feiner  @üter  p  ent= 
fagen,  mie  ber  ^önig  bon  ^Portugal  auf  feine  5lnf^rü(^e  berjic^tete, 
mie  fic^  ;^ebermann  ergab ,  toar  ber  innere  ^am|)f  beenbet ,  tüar 
bie  !önigli(^e  ©etoalt  3ugtei(^  auf§  neue  gegrtinbet.  2)enn  biefe 
;ynftitute  blieben  unter  bem  @d§ein  bei  allgemeinen  3^ecfe§  befielen, 
unb  anbere  tamen  ba5u.  Söie  bon  jmeien  ber  f^anif(^en  Sftitterorben 
bie  @ro§meifter  geftorben  unb  ber  britte  ^ur  5lbban!ung  geftimmt 
tuar,  übernahm  gerbinanb  aEe  brei  ju  tiermalten,  ßine  getoi^  be= 
beutenbe  5Jtac^t;  benn  ber  Orben  ©t.  ^ago  fteEte  aEein  1000  fc^mere 
'}veiter  in§  i^elb,  unb  eine  XabeUc  au§  bem  15.  Sa^r^unbert  gä^lt 
ben  @ro§meifter  beffelben  mitten  unter  ben  Surften  unb  unabpngigen 
.^äu^tern  bon  @uro:pa  auf^).  Ueberbiel,  feitbem  ber  ^a^ft  in 
einigen  Streitigfeiten  über  bie  bif(^öfli(^en  Stühle  bon  Saragoffa, 
(iuenca,  5tarragona  nachgegeben,  galt  bie  S3eftimmung,  ba§  5liemanb 
eine  bifc§öf[i($e  Söürbe  belleiben  !önne,  bem  ber  ^önig  eine  foli^e 
an^ubertrauen  nic^t  im  borau§  fi(^  bereit  erlldrt  ^abt'^).  S3ead§ten 
tüir  nun:   bie  ^ermanbab  toar  ba§  5^ad§bilb  einer  frül^eren,  bon  hen 

1)  Caracciolus,  Epistola  de  Inquisitione,  bei  Muratori  Scr.  ©t.  22,  97. 
C2(.  b.  n.  %.)  ^ergl.  über  hit  jübifd^en  3"ftä^be  Palacios,  Reyes  Catolicos, 
hd  ^Ptegcott,  History  of  the  reign  of  Ferdinand  and  Isabella  the  Ca- 
tholic.    I,  ©.  243. 

2)  Llorente,  p.  148,  149. 

3)  Llorente,  p.  152.  f. 

4)  Ferrera  XI,  §  320. 

5)  Marineus  Siculus,  p.  483. 

6)  ^n  ganuto'g  beneäianijdier  ®ef(^id)te  bei  aJluratori  XXII,  963. 

7)  Mariana,  de  rebus  Hispaniae  XXIV,  c.  16. 


44  @tfte§  aSud^.    3tüette§  ^Q^ttet. 


H 


^Bürgern  felBftänbig  gegen  ben  5lbcl  gejc^Iojfenen  35et]6tnbung  uitb 
{egte  je^t  eine  Bürgerlicfie  ^etoatt  in  bte  §anb  be§  ^ömg§ ;  bie  @ro§= 
metftert^ümer  Banben  tuxä)  bte  6ncomtenba§  fo  bie  Flitter,  bie  bereit 
empfangen,  toie  atte  abeligen  ^efd^ted^ter  burc^  S)an!bat!eit  ober 
Hoffnung  an  ben  ."^önig;  burd^  S^nquifition  unb  S3if(f)0t§n)a^l  inurbe 
berfelBe  beinahe  ber  S^orfte^er  ber  @eiftli(^!eit.  ^an  er!ennt,  ba^ 
f^erbinanb  nnb  S^fabeEa  bie  föniglid^e  @ett)alt  nid^t  fotoo^l  in  bem 
äöefen,  tt)ie  fie  biefelbe  öon  ben  5Iltt)orbern  ent^jfangen,  erweiterten, 
fonbem  ba^  fie  i^x  eine  neue  ^runblage  gaBen,  inbem  fie  fii^  felbft 
an  bie  ©pi^e  ber  @tänbe  fteHten,  bie  i^nen  Ratten  n^iberftel^en  !önnen, 
unb  bie  i:§ren  SSorfa^ren  miberftanben ,  il^re  ^raft  in  fid^  vereinigten 
unb  bie  n)a5ren  .^äupter  berfelBen  Würben,  ^n  aEebent  leiftete 
il^nen  bie  .^irc^e,  bie  i^nen  i^nquifition  unb  5?lat)oraägen  übertrug, 
bie  il^nen  felbft  bon  bem  geiftlid^en  Reimten  bie  Serdag  nac^  unb 
nad^  auf  immer  gewährte,  bie  größten  £)ienfte,  unb  fie  Ratten  feine 
gefährlicheren  f^einbe,  al§  bie  f^einbe  unb  ^Ibtrünnigen  ber  ^ird^e  ju 
itom.  80  beftanben  ^tüar  bie  ^erlömmlidjen  ^^rei^eiten;  felbft  in 
ßaftilien  burfte  ber  5lbel  bem  Könige  fein  Sel^n  prütfgeben^)  unb  ben 
^e'^orfam  auffünbigen,  ber  SBürger  bmfte  fein  tg)au§  bem  !öniglid§en 
Beamten  berfd^lie^en  ^) ;  aber  burc§  biefe  S)inge  fam  ber  ^e^orfam 
3ur^flid§t;  bie  ftrenge^fabeEa,  biebem©o^nebe§5llmiranten,  f^abrique, 
ber  i^r  ©eleit  gebrocfien  unb  geflogen,  felber  nad^ritt,  bie  ben  5l(cal= 
ben,  ber  einen  föniglid^en  S)ietter  gefd§lagen,  eben  ba,  Wo  er  e§  getl^an, 
auf]§ängen  unb  bem  anbern,  ber  e§  nur  gelitten,  bem  ©rofealcalben 
S5ittena§,  bie  §anb  abbauen  lie^^),  bewirfte  balb,  ba§  bie  üleifenben, 
bie  Don  (Spanien  !amen,  al§  ba^  ^Jlerfmürbigfte  er^ä^lten,  l§ier  bürfe 
^iemanb  UnredCit  t^un,  felbft  feine  Dbrigfeit,  e§  Werbe  benn  fogleicf) 
geftraft*).  Unb  fo  fa^  ^fabeEa  bor  il)rem  au§  ßaftaE,  ©tab,  Söwe 
unb  5lbler  bereinigten  3öa)j|)en,  jwifd^en  ben  §eiligenbilbern  il^rer 
e^apeEe ,  ßarbinäle,  eräbifc^öfe,  S3ifd§öfe,  Oratoren  auf  ber  einen,  ben 
ßonnetable,  5llmirante,  .^er^oge,  5Jlarque§  unb  trafen  auf  ber  an= 
bern  «Seite,  bie  ^priefter  in  i^rem  Ornat  bor  i^r,  alle  i'^rem  Söinfe 
bienenb^).  ^^xt  ©taat§funft  WoEte  über  ein  re(^tgläubige§  ^önig= 
reirf)  boEfommene  55tac§t. 

^fladibem  bie  Unruhen  geftiEt  Waren,   Wä^renb   hk  SJerfaffung 

1)  Mariana  XIII,  p.  599. 

2)  Hallam  au§  Marino,  Ensayo  critico  in  The  State  of  Europe  during 
the  middle-ages  I,  p.  762. 

3)  Ferrera  VIII,  p.  92. 

4)  Senarega,  Annales  Genuenses,  b.  Muratori  XXIV,  p.  534. 

5)  Marineus  Siculus,  p.  506. 


auSgebilbet  toarb,  richteten  bie  Könige  unauggefe^t  i^re  ^Mt  mä) 
bem  5lu§en ,  anä)  bent  d^tift(i($en ,  juerft  aber  bem  ungläubigen. 
^aä)  ber  Söeife  if)Xtx  f8ox]ai)x^n,  be§  großen  unb  be§  ^eiligen  x^ix= 
binanb,  ber  öier  5llfonfo§,  be§  (Smperabor,  D^amon,  be§  ©bleu  unb 
be^  Elften,  bie  feinen  ^aurenfrieg  unternehmen  burften,  o^ne  in 
einem  innern  gefiegt  ju  ^aben,  aber  jenen  fofort  unternahmen,  fo* 
Balb  e§  il^nen  mit  biefem  gelungen,  —  nai^  biefem  SSeif^iel  gingen  fie, 
mit  ben  ^a^nen  be§  ^reu^eS,  jebe  6d^aar  unter  einem  ßrucifij,  toie 
ba§  ßieb  jagt,  in  bie  5lue  t)on  @ranaba^);  fte  fc^tüuren,  biefelbe  ni(^t 
3U  üerlaffen,  bi§  fie  bie  Stabt  genommen,  richteten  bie  klugen,  ben 
©e^orfam  ber  ganzen  5^ation  auf  biefen  $un!t  unb  eroberten  fie 
enblic^.  äöie  \iä)  aber  bie  öerfd^iebenen  ^önigreid^e  immer  in  ba^ 
get:§ei(t,  U)a§  fie  no(f)  erobern  toottten,  barauf  beinahe  nii^t  tneniger 
ei|erfü{^tig ,  al§  auf  ba§  fd^on  Eroberte,  fo  nahmen  fie  gegentoärtig 
für  bie  aragonif($e  Ärone  bie  afri!anif(i)en  9ftei(f)e  Dran  unb  Sllemfan, 
für  ©icilien  Znni^  unb  ben  Oftab^ang  be§  5lt(a§  in  5lnfpru(^. 
5lu($  biefe  3lnf^rüc^e  :§atte  ber  $a:bft  beftätigt,  unb  fie  ^^offten  mit 
i^nen  immer  öftüd^  bi§  5legt)pten,  bi§  ;^erufalem  au  gelangen.  Sm 
SÖeften  forberte  ßaftilien  aEe§,  toa^  ^auritanien  unb  3:ingitana 
getüefen  toar.  (S§  geriet^  hierüber  in  einen  ^rieg  mit  Portugal,  ©nblid^ 
tarn  man  überein,  au^er  5[Relita  unb  (Eagaga  foEte  Portugal  ganj 
^^  erobern  bürfen.  2)0(^  toar  bie§  baS  9)linbertDid§tige.  Sene 
iSd)ifffa^rten ,  burc^  toelc^e  bie  ^ortugiefen,  i^re  3[Rale  unb  ^Pfeiler 
immer  toeiter  ^flanjenb,  ^^ai^rid^ten  öon  einem  öftlid§en,  d§riftlic§en 
Könige,  bem  abeffinifc^en,  em)3fangen 2) ,  burd^  toeli^e  fie  —  benn 
f(^on  toar  einer  in  @oa  getoefen  unb  ba§  S5orgebirg  entbetft,  — 
biefen  unb  mit  feiner  §ülfe,  immer  bie  Äüfte  entlang^),  ba§  toal^re 
Snbien,  ba§  Sanb  ber  ©^jejereien  p  entbeiien  hofften,  toaren 
bebro^t,  al§  $apft  5llejanber  bie  Eroberung  t)on  gana  5lfri!a  Un 
Vereinten  fronen  suf^jrai^.  ^od)  am  @nbe  blieben  bie  älteren  S5er= 
träge,  bie  ©c^ifffal^rt  nac^  Guinea  unb  bie  Mfte  abtoärtS  foEe  ben 
$ortugiefen  ge'^ören*),  in  i:§rer  ^raft,  unb  biefe  brandeten  nii^t  3U 
leiben,  ba§  ein  5lnberer  beSfelben  SöegeS  fu^r.  ^ott  tooEte  aber,  bafe 
au^btefen  @treitig!eiten  ettoa^  gan^  Unermartete§  entftjrang:  toa^ 
figTegab,  ging  toeit  über  bie  S^orfteEungen  ber  ^enfd^en  l^inaug.  ^n 
Siffabon  fa^en  oft  atoei  S3rüber  öon  (SJenua  aufamnten,'  S3art:^olomeo 

1)  Guerras  Civiles  de  Granada  t)on  Perez  de  Hita.  Tom.  III,  p.  145. 

2)  Barros,  Asia  III,  c.  2,  3,  4. 

3)  Sommario  Pietro  Martir's  bei  Ramusio  3,  1. 

4)  Mariana  XXIV,  c.  10. 


46  ®i^fte§  S3ud^.    3lt)eitc§  dapiid. 


3§neteV 


6o(on,  tüeld^er  hatten  aum  @ebraud§  ber  ©d^ifffal^renben  ^etd^ttete 
unb  6]^nfto|)l§,  ber  ältere,  ber  ba§  innere  3Jleer  nnb  ba§  äußere  t)on 
ben  ßanarten  Bi^  nad§  3§Ianb  in  ^lü(i  unb  Unglüdt  burd^fd^ifft 
toax^),  überlegten,  tt)a§  ein  ;3^eber  tonnte,  mit  einanber  unb  tüurben 
überaeugt,  am  fit^crften  fei  ba§  Sanb  ber  ©belfteine,  perlen  unb  Öe= 
toür^e^),  jeneg  (5t)pango,  öon  bem  5Jlarco  $olo  fcl)reibe*),  ein  ßanb, 
tüo  man  bag  ß^^riftent^um  einführen  fönne,  ju  entbedten,  nid§t  an 
ber  ^fte  öon  5lfri!a  entlang,  fonbern  tt)enn  man,  immer  nad^ 
Söeften  fegelnb,  bie  (Jrbe  umfdfjiffe.  5116er  !ein  Äönig,  fein  ^er^og, 
feine  ©ignorie  UJoEte  ben  S5rübern  glauben.  S)ie  Beiben  Könige 
enblid§,  in  ber  greube  be§  granabifd^en  ©iege§,  brei  Wonak  barauf, 
nod§  in  ©antafö,  auf  be§  nämlid)en  5llonfo  GuintaniEa  Sftatl),  ber 
bie  neue  ^ermanbab  ^uerft  erbad^t  ^) ,  tagten  e§  unb  liegen  für  ben 
älteren  ßolon  brei  ßarabeEen  meift  au§  ben  ^kd^barn  t)on  $alo§  Be= 
mannen^).  S)ie  Ueberlieferung  ift,  bag  biefe  .ßüftenfal^rer,  al§  fie  2öod§e 
auf  SBod^e  ^tüifd^en  §immel  unb  Söaffer  n)aren  unb  nur  9)leergra§ 
unb  fein  ßanb  erblicften,  ben  §au)3tmann  fogar  ^u  ermorben  bro^ten, 
er  aber ,  Bei  Sage  mit  bem  ©enfBlei ,  Bei  5^ad^t  bie  fyijfterne  im 
5luge  unb  felBft  im  Sltaume  boH  @efid^te  t)om  Gelingen,  immer  feinet 
©inneg  BlieB  unb  bie  SßiberftreBenben  feft^ul^alten  tnugte,  Bi§  enblid^ 
leidste  Sßolfen  eitüa^  l^offen  liegen  unb  in  ber  51ad§t  ein  5[Hatrofe  „ßid^t 
unb  ßanb"  rief  unb  mit  bem  55]orgen  bie  ^erge  unb  bie  l^ol^en 
iööume  unb  ba§  grüne  ßanb  fid§  entpEten ;  ba  fanf  er  mit  2;i§ränen 
auf  \>u  Änie  unb  f^rad§ :  „Te  deum  laudamus" ;  ba  errid^teten  fie 
an  ber  ^üfte  ein  ungel§eure§  Äreu3 ,  1^ orten  bie  erfte  5^ad§tigaE 
f dalagen,  fairen  bie  f dienen  guten  5!}lenfd^en  ^)  unb  feierten  um,  il)rem 


1)  Antonius  Gallus,  Commentariolus  de  navigatione  Colombi, 
p.  300. 

2)  S^ogemonn,  ©efdjid^te  ber  itot.  ßiteratur  III,  III. 

3)  Petrus  Martyr,  decas  Oceanea  I,  f.  1. 

4)  Barros,  Asia  III,  c.  9. 

5)  Oviedo,  Sommario,  bei  Ramusio  III,  f.  80,  berglid^cn  mit  Antonius 
Nebrissensis  p.  847. 

6)  Oviedo,  p.  81,  unb  Dillons  jpon.  mi]t  II,  102. 

7)  ^lIIeB  Qu§  ben  ©ommarien  bon  5^tettD  unb  Obiebo,  p.  16,  p.  810, 
unb  au§  ber  S)eca§  I,  1.  (51.  b.  n.  51.)  (S§  üerfteljt  fid),  ba§  bei  biefer 
furaen  erhJä'^nung  be§  großen  ©teigniffeS  luebet  beffen  toeUi)iftorifd)e  33ebeutung 
3ur  5ln|(^auung  gebradjt,  nod)  oud^  fein  Söetlouf  im  ^inaelnen  fritijd)  er» 
örtert  lüerben  foEte;  e§  erfdjeint  nur  gleidiforn  in  feinem  lofalen  Urfprunfi 
in  23e3ug  auf  bie  Unterneljmungcn,  bie  bomol?  bon  ber  iberijd)en  .^albinfcl 
ausgingen. 


bereinigtet  ©panien.  47 

Äönigc  t)on  bem  Sanbe  ^u  fagen,  ba§  fie  für  if)n  in  S5eft^  genommen^). 
3unäc§ft  rührte  @otteg  ^aBe  unb  hit  @ntbe(fung  be§  trefflichen  ^anneg 
5ur  ^ortfe|ung  caftiIif(^=^3ortngieftf($er  3tütfttg!eiten.  S)er  SCßinb  trieb 
bie  3urüdt!el§renben  nac^  SiffaBon.  51I§  nun  ber  |)ortugiefifc^e  ^öni^  bte 
mitgebrachten  Seute  ben  ^nbtanern,  toie  man  fie  i|m  befd^rteBen,  ä^nlid§ 
fal§  nnb  öon  ßolon  ^örte,  man  l^aBe  i^m  bort  t)on  einem  Sanbe  ©t)Bang 
gefagt^),  fürchtete  er,  man  fei  i^m  3ut)orge!ommen.  @r  Bat  bie  Könige, 
nii^t  nac^  ©üben,  fonbern  nat^  5^orben  fd^iffen  ju  laffen,  tüie  i^r 
alter  S5ertrag  fei^).  S)tefe  glauBten  auc^,  toie  er,  fie  feien  ftfion  an 
bem  fünfte,  too  if)x  Cften  unb  i^r  Söeften  fid^  Berül^re;  fie  tüu^ten 
toenig,  toie  gro§  bie  @rbe  gef (Raffen  tüax;  fie  bangen  lange  mit  ein= 
anber  unb  Beftimmten  enblid§  eine  ^ar!  für  ben,  ber  370  2egua§  tjon 
ben  canarifc^en  ^nfeln,  öon  "i^a  nad§  Often  Portugal,  nad§  äöeften  ßaftilien 
entbeden  foEte*).  @§  tüar  gan^  ein  anberer  @egenftanb  getoorben,  aU 
ifjx  i^t^  unb  i^r  2;ingitana;  bod^  BlieBen  fie  in  i!)rer  alten  äÖeife. 

2)a§  toaren  hu  9flt($tungen  ber  tiereinten  Äönigreidfie  toiber  bie 
UngläuBigen ;  unb  toar  fi^on  bie  @roBerung  Don  ÖJranaba  in  aEen 
rf)riftlid§en  Säubern  mit  f^eften  unb  ©fielen  gefeiert  worben,  fo  er= 
füEte  ber  9fluf  öon  einer  neuen  @rbe  unb  t)on  neuen  50^enfd§en 
guro^a  nod§  mel^r.  @ine  ^toeite  9tid^tung  nahmen  fie  nun  jurücE 
nai^  bem  Innern  ber  ßl^riften^eit.  ^ie  ^ro^en  l)atten  bie  .^ron« 
guter  ^erau^gegeBen ,  ju  benen  fie  feinen  gefe^lid^en  Sitel  BeiBringen 
tonnten,  nad§  bem  milbeften  Urtl^eil  gegen  30  5)liEionen^arabebiU)ert^. 
ßabij  unb  bie  ;^§la  toaren  au§  ber  .g)anb  ber  $once  ^urürfgeBrad^t 
toorben  unb  9touffiEon  in  @m|)fang  genommen.  6§  toar  bie  3^^^, 
in  toeld^er  bie  ^bee  Oon  @|)anien  5um  erften  5}lale  in  ©Oiben^  trat. 
S)er  ^a|)ft  Brad§te  ben  bittet:  „S)urd^Iaud^tige  Könige  ber  ^tfpanien" 
auf,  inbem  ba§  bie§feitige,  ha^  Bätifd^e  unb  ein  2:^eil  be§  lufitanifd^en 
§if|)anien  bereinigt  feien,  ein  ©inn,  in  toetd^em  ^nfangg  au(^  ber 
•titel  „!at^oIifd§er  ^önig"  gefaxt  toorben  fein  foE^).  —  äöte  nun 
bie  erneuerte  ©in^eit  be§  franjöftfd^en  9fieid^e§  ^arl  ben  YIIL,  fo  Betoog 
bie  pm  erften  ^Jlale  ]§ert)ortretenbe  ©in^eit  bon  Spanien  fyerbinanb 
unb  ;^faBeEa,  i^re  Slidte  auf  5^ea|)el  ju  rid^ten.  S)ie  9ted^te  be§ 
einen  ftie^en  l^ier  mit  ben  9led§ten  ber  anberen  ^ufammen. 

1)  Christophori  Columbi  Epistola  in  Hisp.  Illustr.  II,  1282. 

2)  Barros,  Asia  III,  9. 

3)  Zurita,  Historia  del  Key  Hernando  I,  f.  30,  31. 

4)  Zurita  f.  36. 

5)  Marineus  Siculus,  p.  164.  Franz  Tarapha,  de  Regibus  Hispaniae. 
Hispan.  Illustr.  I,  p.  567. 


48  @tfic»  53ud^.    3tDeite§  ßopitel. 


2.   SBerBittbung  ätoifd^en  ©:panten  unb  Stalieti 

Um  bte  Beiben  ©iciüen  toar  ein  uraltet  Streit  ätnifc^en  f^ani» 
fd^en  unb  fransöfifd^en  @efd§Ie(^tetn,  mit  bem  2:obe  be§  legten  §o§en= 
[taufen  begonnen  unb  no($  nid)t  au§gefod§ten.  @r  tt»ar  baran,  3u 
Beiben  Seiten  an  bie  britten  Käufer  3U  !ommen.  guerft  fül^rten  i^n 
bie  3lniou§,  bie  bet  $apft  gerufen,  mit  bem  Barcelloner  <g)aufe  t)on 
Aragon,  ben  ©rBen  Sonrabin§:  ^roöen^alen  alfo  mit  Katalanen,  bie 
ja  im  @runbe  ©in  Stamm,  beffelBen  Urf|)rung§,  berfelBen  S^rad^e 
finb;  jene  nahmen  5^ea^el,  biefe  Sicilien,  unb  BlieBen  feitbem  immer 
im  Kriege.  3ii^  ShJeiten  !am  er  an  ^Ifonfo  I.  au§  bem  caftilifc^en 
.gaufe  unb  bie  jüngeren  ^InjouS;  ba  fiegte  5lIfonfo  mit  ben  6ata* 
lauen  unb  erlangte  aud^  5^eapel.  SSerief  fii^  berfelBe  t)or  ben  ßeuten 
auf  ba§  neue  9fled§t  einer  gett)iffen,  oBgleid^  mibenufenen  5lboption, 
fo  Befannte  er  bod^  nad§  bem  Siege:  ba§  er  ben  S3efi|  feiner  5i:§nen 
tüieber  ^aBe,  ba§  fei  feine  größte  greube^).  .^ier^u  gehört  nun  ber 
Ärieg  gerrante'^  mit  i^o^ann  t)on  ^Injou.  3u^  dritten,  toie  ba§ 
fRec^t  ber  ^njoug  enblid^  an  bie  .^rone  ^u  $ari§  ge!ommen,  fc^ienen 
bie  bereinigten  ^önigreid^e ,  i^r  gegenüber,  ba^  catalanifd)e  3ntereffe 
aufnelimen  p  muffen.  Oft  UJar  aud§  g^i^^inanb  öon  ben  Sharonen 
miber  i^exxante  aufgeforbert  tüorben;  bod§  l^atte  er  immer  gefagt: 
„6§  ift  mein  Sd^toager^)."  Sßfet  aber,  menn  ^arl  fiegte,  öerlor  er 
eine  5lu§fidöt,  feine  Sfted^te,  unb  fa^  fogar  Sicilien  gefäl^rbet;  hk 
fpanifd^en  Könige  maren  burd^  ben  S^ertrag  tjon  ütouffiEon  geBunben, 
niemals  aber  mit  ben  Unternehmungen  ^arl§  YIII.  einberftanben. 

5ll§  ^arl  rüftete,  fd^lugen  fie  i]§m  eine  afrifanifd^e  Unternehmung 
mit  il^rem  Ütec^te  bor;  al§  er  an  ben  3ll|)en  UJar,  rüfteten  fie  eine 
glotte  in  33i5cat)a ;  al§  er  fid^  nad^  2;o§cana  manbte,  mad^ten  fie  ben 
SJerfud^,  ßobobico'§  ©^rgei^  anzuregen,  inbem  fie  i^m  i^re  S3ertüanbt= 
f^aft  unb  ben  !önigli(^en  2:itel  antrugen,  ^arl  toar  in  glorena;  fo 
fi^irften  fie,  um  bieEeid^t  aud^  o^ne  ßrllärung  einen  SBunb  äu  Staube 
5U  Bringen,  ßorena  gigueroan  nadC)  Benebig ^).  5lBer  al§  ber  fran= 
3öfifd^e  Äönig  in  äöaffen  in  "Siom  mar  unb  bie  Stäbte  ber  ^ird^e 
eingenommen  §atte,  ergriffen  fie  bie  ©laufei  i^re§  S5ertrage§:  „S}or= 
Behalten  ber  Äird^e  ^fted^tl"  eine  ©laufei,  bie  ^arl  bamal§  cingel^en 
fonnte,  a(§  5llejanber  fforaif(^  unb  bon  feiner  ^Partei  mar;  gerbinanb 

1)  Marineus  Siculus,  de  Vita  Alfonsi  V. 

2)  Zurita  „casado  con  su  hermana". 

3)  Zurita  f.  38,  41,  46,  47. 


SSerbmbungen  mit  S^tolien.  49 

madjk  fie  erft  toic^tig,  inbem  er  benfelBen  getoinnen  ^al].  .Ratten 
bie  fat^oltfd^en  Könige  eine  (Sorge  iür  bie  gefammte  ßl^riften^eit, 
fo  fiel  biefelBe  mit  i^rem  befonberen  SSort^eil  äufatnmen.  5lui  bie 
CUaufet  geftü^t,  gingen  i'^re  ^efanbten^),  einer  für  5lragon,  einer 
für  gaftilien,  nacf)  bem  ^ird^enftaate,  ereilten  ^arl  nnfern  9lom§,  unb 
tüie  fie  geforbert,  er  foEe  bie  ©täbte  äurürffteEen  unb  SJertrag  an= 
neljmen,  er  e§  aber  öertoeigerte,  ^erriffen  fie  ben  S3rief  i^reö  S5unbe§. 
6§  ift  ni($t  gerabe^u  5lreulofig!eit ;  boc§  S5unbe§trene  ift  e§  rüa^x= 
]§aftig  au(^  ni(f)t.  9lun  nahmen  fi(^  f^^tbinanb  unb  ;3fa]6eHa 
5llejanber§,  beffen  6o^n  bem  fran^öfifd^en  .Könige  lange  entflogen 
tüax,  unb  ^yerrantino^g  an,  ber  ficf)  mit  i^rer  5^i(^te  S^oana,  mit 
ber  er  bon  ^^eapel  geflü(^tet,  öerloBt  i^atte  unb  i^nen  einige  nea= 
|)olitanif(^e  ©d^löffer  al§  ^fanb  für  i^re  ^riegSfoften  öerf|)ra(^:  ie|t 
burjten  fie  einen  neuen  Sunb  tüiber  Äarl  fu^en. 

@§  toar  aber  Soboöico  ber  '^o^x,  feit  ^arl  t)on  i^m  gebogen, 
toegen  einiger  Öefc^äfte  in  2;o§!ana,  S^tom  unb  ^^leapel  mit  bemfelben 
in  3^i^f^öit  ge!ommen.  (Seresane  unb  ©ere^aneEa,  um  toeld^e  @e= 
nuefen  unb  glorentiner  Big  auf  Äarl§  5ln!unft  geftritten,  Tratte  er 
üergebli(^  öon  ^arl  für  feine  ©tabt  ^u  erlangen  geT^offt.  @r  tabelte 
ben  ^rieben  mit  ^llejanber,  tneil  er  fic^  felbft  barin  ^u  toenig  berüii= 
fic^tigt  fanb^).  @§  berbro^  i^n,  al§  er  feinen  mailänbifi^en  9tebeEen 
2rit)ul3io ,  feine  genuefifd^en ,  ben  gregofo  unb  ben  gieSco,  ^u 
9lea^el  in  ^arl§  ©ienfte  aufgenommen  fa:§;  unb  hierauf  lie§  er  ein= 
mal  frauäöfifrfie  Sd^iffe  ni(^t  in  @enua  einlaufen^).  ^nbe§  gab  e§ 
für  i^n  noc^  eine  nähere  ^efa^r.  «^erjog  Soui§  b^OrleanS,  auf  htn 
öon  einer  edf)ten  %oii)kx  au§  bem  §aufe  S5i§conti  beffere  ^nfprüd^e 
auf  5[Ftailanb  gefommen^),  al§  bie  toaren,  meldte  bie  ©forjen  öon 
einer  unechten  ^herleiteten,  fa^  au  5lfti,  aB  tnarte  er  nur  be§  günftigen 
5lugenblict§ ,  um  biefe  5lnfprüd^e  burd§3ufe|en.  (Seine  S)iener  fagten 
öffentlid§,  balb  U)erbe  er  ^erjog  au  5Jlailanb  fein;  unb  ba  er 
2;ru^pen  fammelte,  ba  er  öon  Äarl  n:)enigften§  !einen  Sßiberftanb  au 
beforgen  l^atte,  fing  Sobobico  für  feine  9)lad§t  a^  fürd)ten  an^).  @r 
toanbte  fid)  auerft  an  Maximilian,  ber  i^m  öor  furaem  feierlid§  bie 
S^ntJeftitur  ertl^eilen  laffen^),  unter  aEen  gürften  faft  feinen  näd^ften 

1)  Argensola,  Annales,  p.  50.    Florus,  p.  15. 

2)  Lodovico  an  Ascanio  bti  Rosmini  11,  208. 

3)  Lodovico  an  Caii  bei  Kosm.  213. 

4)  Extrait  d'un  discours,  touchant  le  droit  sur  le  Buche  de  Milan, 
öon  Tillet.    Comines,  Preuves  II,  321. 

5)  Instructio  Casati  hü  Rosmini. 

6)  Sanseverin  an  Lodovico  hü  Rosmini. 

ö.  3fianfe'§  2ßetfe  XXXIII.  XXXIV.  9tom.  u.  germ.  Jöolfer.  3.  ?lufl.  4 


50  ßKftc§  S3uc§.    3tüeite§  Kapitel. 


j 


S5ertt)anbten.  g^ar  l^atte  btefer  ^(ejanber§  S3otfd§aft  unb  fonnte 
für  bte  !atferlt(^e  Sßürbe  Bange  fein;  feine  ^efanbten  burd^  Stauen 
besagten  fid§  and^,  too  fie  hk  ßilien  ftatt  be§  5lbler§  angefd§lagen 
fa^en:  benn  bem  beutfd^en  Könige  gebühre  bie  DBer^errfd^aft  ^) ;  aber 
am  nteiften  ]6en)egte  il^n  bod§  bieg,  unb  ben  Surften  be§  9liei(^e§ 
toieberl^olte  er  immer:  ^arl  bebro^e  @enua,  Souig  5)lai(anb,  fo  ba^ 
eine  eilenbe  .^ülfe  gegen  fie  notT^ttjenbig  fei.  3n  einer  bringenberen 
©efa'^r  aU  Maximilian,  in  einer  gleichen  mit  ßoboöico  toaren  bie 
SBenegianer.  (Sie  fürchteten  für  fid§  felbft,  feit  5lubignt)  nad§  gorli 
gebrungcn;  fie  brachten  @elb  ^ufammen,  al§  .^arl  in  glorenj  tüar; 
nac3§bem  er  o^ne  Sßiberftanb  9lom  erreicht  l^atte,  Farben  fie  einige 
taufenb  leidste  5llbanefen  ju  ^ferbe,  il^re  ©trabioten  ^) ;  tüie  er  nun 
Neapel  l^atte,  iüie  aui^  bie  ©c^Iöffer  fielen,  tüie  man  öon  Souig' 
planen  l^örte,  tt)urben  fie  t)on  ber  äu^erften  S3eforgni§  ergriffen. 
^ine§  5!)lorgen§  fa^en  fie  fo,  il^rer  fünfaig  bi§  fed^gig,  in  bem  S^i^^^i^ 
be§  S)ogen,  aU  ber  fran3öfif(^e  Söotfd^after  ^erein!am;  fie  fa^en,  bie 
klugen  jur  ßrbe  gefen!t,  ben  ^op]  auf  bie  §änbe  geftü|t;  deiner  rebete, 
deiner  fal^  i^n  an.  S)er  S)oge  fagte:  „^uer  §err  l^at  bie  6d§löffer 
bon  Neapel;  toirb  er  unfer  Sreunb  bleiben?"  £ier  6efanbte  be= 
tT^euerte  e§^).  3öa§  fie  ängftigte,  toax  nid^t  gerabe  aEein  bie  3^^= 
ftörung  ber  ©in^eit  3talien§,  fonbern  i^re  eigene  Öefal^r.  Senn 
man  mu^  toiffen,  baß  biefelben  5lnfprüc^e,  toeld^e  ßoui§  b'£)rlean§ 
auf  5Jlailanb  mad^te,  aud§  auf  einen  guten  %f)exl  ber  öenetianifd^en 
SSefi^ungen,  bie  einft  in  Sfol^ann  ^aleajao  ^iUoniV^,  feinet  %^n= 
l^errn,  ©etnalt  gen)efen ,  hu  erft  ]päkx  t)on  ber  üle|)ubli!  erobert 
toorben ,  auSgebel^nt  toerben  fonnten :  tüenn  ha^  @ine  genommen 
toürbe,  fo  tt)ar  aEerbingg  aud§  für  ba§  5lnbere  ju  fürdCjten. 

5Jlan  fielet:  5!)lajimilian ,  Soboöico  unb  SSenebig  toaren  natür* 
lid§e  S^erbünbete.  ^erbinaubS  S5ort]§eil  mar  e§,  biefer  S5erbinbung 
unb  ätoar  5ugleid§  mit  feinen  S5unbe§genoffen,  ^errantino  unb  bem 
^ßaipfte,  beizutreten.  6oEte  aber  ßobot)ico  5llejanber  trauen,  ber  ben 
S5unb  mit  il^m  fo  öor  furaem  gebrod^en?  (Suarea  brang  barauf: 
nid^t  feiner  ^ad^t,  aber  feine§  5^amen§  bebürfe  man*).  SoEte 
ferner  gerrantino  aufgenommen  n^erben,  ber  nichts  me^r  befa§  noc§  leiften 
!onnte  ?   5lber  U^  nad§  2öorm§  gingen  feine  5Botfd§aften  unb  erfd^ienen 

1)  AUegretto  Allegretti,  Diarj  di  Siena,  p.  838. 

2)  Chronicon  Venetum  bei  Muratori  XXIV,  p.  8,  9  f. 

3)  Comines. 

4)  Zurita  f.  61. 


9lücfäU3  Äarl§  VIII.  51 

ijor  bem  beutfd^en  ^önig  unb  Baten  i^n  um  bie  ^lufna'^me^).   ßnblid^, 

i  am  29.  Wäx^  1495,  nadCjbem  man  oft  l§eimüc§,  ja  Bei  ^^lad^t  unter* 

!  l^anbelt,  Ujar  man  einig ;  (Suarej  rief  au§:  „^arl  fd^lug  bie  äöunbe:  tüir 

I  ^aBen  i^re  «Teilung   gefunben"  ^).     ^un  luben  hu   Ißenetianer   ben 

I  franäöfif(^en   ©efanbten  toieber   ein.     „SCÖir  l^aBen  einen  SSunb    ge= 

[  jd^Ioffen",  f^rac^  ber  S)oge,  »tniber  bie  2:ür!en,  für  bie  ülu^e  Stauend, 

!  für  bie  @i(i)erung   unjerer  35efi|ungen".    §unbert  ^^loBili  toaren  ba, 

:  bie  ^ö^jfe  1)oä) ,   mut^ig  unb   frö^lid^ ;    benn  fie  tou^ten ,    ba|   ein 

i  §eer   bon  "me^r   al§    50,000    ^ann   n)iber   ^arl  inl  Selb   rüden 

:  tt)erbe^).     2)er  25ot|(^after  ging,   tnie  man   erjä^^It,  üBerrafd^t  unb' 

i  Betreten.     5luf   ber   %xz)^)^t  fa^    er   ©^inetto ,    ben   nea|)oIitanif(^en 

I  C^efanbten,   mit  frö^Iid^em  ©efid^t  in  fd^önem,  neuem  bleibe  \x6)  Be= 

1  gegnen.    Sßie  er  l^inaB!am,   Bat  er  ben  ©ecretär,  ber  i^n  Begleitete, 

I  i^m  bod^  3u  n)ieber5olen ,  iüa§  ber  S)oge  gejagt*).    6§  ift  ßomineg, 

I  t)on  bem  man  ba§  er^ä^It ;  er  felBft  gefielet  batjon  ni(^t§ :  er  Be^au^tet, 

^IIe§  geteuft  ju  ^aBen.     5lm  ^^ac^mittag  fuhren  bie  ©efanbten  ber 

SSerBünbeten  auf  öier^ig,  feftli(^  unb  mit  ben  äöa^j^jen  unb  f^a^nen 

i^rer  Ferren  gefd^müÄten  SSarlen,  unter  (SJefang  unb  ©))iel,  ben  großen 

(Sanal  ^tüifd^en  ben  marmornen  <&äufem  hinunter;  fie  famen  hit  genfter 

t)on  6omine§    öorüBer,    unb    menigfteng   ber  mailänbifi^e    ©efanbte 

tl^at,  al§  !enne  er  i^n  nid§t ;  am  5lBenb  öerfünbigten  ^atfeln,  @efd§ü^ 

unb  @rleud§tung  ben  gefd^loffenen  S3unb^).    ^t^xi  2^age  barauf  ^atte 

S5enebig  21,000  3!Jlann  im  ^elbe;  am  ^almjonntage  U^arb  ber  SSunb 

in  ben  ßänbern  ber  S^^eilnel^mer  aufgerufen.     S)a  fd^rieB  6omine§ 

unb,  in  fed§§  S^agen  fed§§mal,  Soui§  b' Orleans  nad^  gran!reid),  man 

Bebürfe   neuer    2:ru|)t)en;    ber    ^önig    ^arl   U^arb   öon    ber    ^efa^r 

unterrid^tet. 

3.   fHüdesug  ^arl§  VIII. 

\  @§  ift  ba§  ßeBen  unb  ba§  ^IM  ber  germanifd§  =  romanifd^en 
SBölfer,  ba§  fie  nie  jur  ßin^eit  gelangend  ®iefe  Unterl^anblungen, 
biefe  ütüftungen,  mit  U)eld§en  ber  toa^re'^^Streit  ber  ©panier  unb 
gran^ofen  feinen  Urf^rung  na^m,  toaren  ber  Einfang  einer  burd^= 

1)  Datt,  De  pace  publica,  p.  523. 

2)  Peter  Justinianus,  Historica  Veneta  qu§  Hieron.    Donatus,  Apo- 
logia,  p.  148. 

3)  Comines,  Memoires  I,  p.  490. 

4)  Bembus,  Historiae  Venetae,  p.  34 — 36. 

5)  Comines.    Carraciolas,  Vita  Spinelli,  Cariati  Comitis,  p.  43. 


/ 


52  @tfte§  23ud^.    ^toeitcS  ßopitel. 


[M 


ge^enben  unb  langtoiengen  ^arteiung ,  tüetd^e  Sage  unb  ©eftc 
@uro:pa^§  gänältc^  umänberte.  guerft  tnugten  fie  freiließ,  toenn  Äarlg. 
3ug  eine  (SJefa^r  für  bie  2;üT!en  toar,  biefen  p  ftatten  fommen. 
3lu(^  Si^tt^^  ^öi^  tobt.  @§  ijt  eine  ^fnftruction  ^IteyanbetS  an  feinen 
tür!if(^en  iBotfd^after ,  e§  finb  ^Briefe  SSajaaet^S  an  ben  ^apft  üBrig, 
aEerbing§  entfe^Iirfien  ^nl§alt§ :  „ber  ^apft  möge  Sjemi  Don  ben  @ngen 
biefer  Söelt  in  eine  anbete  erT^eBen,  tno  er  beffere  9ftu§e  f)aT6en  n)erbe, 
bafür  er,  8nltan  SSaja^et^  6^an,  i^m  300,000  3)ucaten  au§aa!)(eii 
tootte"  ^) ;  unb  e§  ift  ein  Q^IM ,  ba§  man  an  i:^rer  @d§t^eit  au 
^toeifeln  @runb  ^at ;  aber  toie  in  ber  Z^ai  Sjemi  ^lö^lid^  ftarb,  unb 
toie  aEe  d§riftlid§en  ©d^riftfteEer  öon  @ift  toiffen,  fo  ent^^alten  fel6ft 
bie  türüfd^en  5lnnalen  ^) :  „^uftap^a  S5et)  ^Cibt  mit  ^ülfe  be§  Sranf- 
unb  ütumbeg  (b.  i.  be§  ^a^fte§)  S]m\  getöbtet".  äßenn  nun  ,^ai( 
ben  3ug  nid^t  unternal^m,  ber  feine  ^bfic^t  gen)efen,  ^u  bem  er 
fc^on  ben  S3ifd)of  öon  S)ura350  unb  bie  2)e§poten  t)on  ^orea  t)orauö= 
gefd^itft^),  fo  ift  er  tooljl  barum  am  tüenigften  ^u  tabeln.  @r  i^ätte 
gern  mit  gerrantino  S]ertrag  ge^bt.  ^lurf)  fam  f^ebertgo ,  e^e  bie 
Slga  gefd^loffen  mar,  einmal  mieber,  fanb  ben  ,^önig  unter  einem 
Olibenbaum  ^zi  bem  neuen  ßaftett  unb  bat  für  gerrantino  um  eine  S3e= 
fi^ung  unb  ben  föniglid^en  Flamen;  bod^  ^arl  fagte  mit  gutem  S3e= 
bad^t:  „^n  granfreic^,  aber  ni(j^t  ^ier" ,  unb  barüber  trennten  fie 
fi(^*).  @r  begnügte  fid§,  5lbel,  SSürger  unb  S5ol!  t»on  9lea|)e(  in 
grieben  gu  fe^en.  5lEe  Marone  !amen,  i^m  ^u  ^ulbigen,  unb  em=- 
^jfingen  bie  @üter  ivaM ,  meldte  fie  burd§  bie  Slragonen  t)er=^ 
loren.  S3i§  auf  menige,  bie  fid^  no(^  hielten,  fanbten  aEe  ©täbte 
i§re    ©tmbifen    mit     ben    ©d^tüffeln     unb     em|3fingen    S5egünfti= 

1)  Burcardi  Diarium,  p.  2056. 

2)  Leonclavii  Annales  Turcici,  p.  154.  Daru,  Histoire  de  Venise 
III,  164  tkVil  Saadud-Din-Mehemed-Hassan. 

3)  Oricellarius,  p.  66. 

4)  Desrey  223.  Passero  70.  (31.  b.  n.  51.)  Giacomo  188.  «Ulan  lernt  h\i 
Unter'^Qnblungen  au§  einem  ©(^reiben  be§  J?öntg§  t)om  28.  Wäx^  1495  an 
Sourbon  fcnncn,  in  hjelc^em  e§  'Reifet:  Frederic  (Federego)  me  supplia 
et  requist,  que  je  voulusse  bien  laisser  ä  son  nepveu  (Ferrantin)  le  tiltre 
du  royaume  et  quelque  pension  pour  vivre  teile  qu'il  me  plairoit  ad- 
viser.  2)er  ^önig  antttjottete:  Dor  feiner  5lbreije  fei  fein  ^z6^i  auf  ba§  ^önig= 
teic^  in  granfteic^  unterfuc^t  unb  feietlid)  anerfonnt  tnotben,  unb  bann  ferner: 
je  n'estois  point  delibere  de  riens  laisser  ni  quitter  de  mon  heritage 
et  dudit  tiltre  —  que  s'il  s'en  vouloit  venir  en  France,  je  luy  donne- 
roye  pour  son  etat  XXX  mille  livres  de  rente  et  XXX  mille  livres 
de  pension  chacun  an,  et  des  gensd'armes,  avecques  ce  que  je  le  marye- 
rois  en  quelque  lieu  de  mon  royaume  de  maniere  qu'il  auroit  cause  de  se 
contenter.    (Pilorgeric,  Campagne  et  bulletins,  ©.  212.) 


I 


md^nq  ^axU  VIII.  53 

gungen^),  bie  ^^arentinet  3. 35.,  ba^  fie  it)ren  ©t)nbi!u§  au§  ben  tntttteren 
bürgern,  ben  Onoraten ^),  bie  '^tapoliiamx,  ba§  fie  einen  ßletto  an§  i^rer 
lUitte  mit  12  ^lät'^en  tüä^len  burften^).  S)em  befi^enben  Steile  be§S5ol!e§ 
irlieB  er  200,000  Ducaten  iä!)rti($  an  ^IBgaben,  bent  nid§t§  be= 
[i^enben  t)erf|)rad§  er  12,000  S)ncaten  iäi^rlid^  gum  ^efd^en!;  er  f^eifte 
bie  3lerniften  am  grünen  S)onner§tage*).  SBenn  er  nnn  bie  äönnber 
bcg  ßanbe§-  Befal^,  bie  trotte  be§  ^ofilip|30,  bon  ber  man  iT^m  fagte, 
S]irgit  ^abe  fie  !ünftli($  gegraben,  hu  tounberbaren  OueEen,  bie  @rb= 
Öffnungen  üoE  ^ei^en  Sßinbeg^)  unb  Dor  aEem  bie  güEe  biefeg 
reichen  Sanbe§  im  ^rü^ial^r;  toenn  er  in  ben  2:urnieren  fa§  unb 
fa:^,  mie  fid§  Italiener  unb  granaofen  im  Bpui  öerfuc^ten,  ober  bie 
?;ürftin  bon  5D^elfi,  bie  fo  gerabe,  toie  ein  IRitter,  5U  ^ferbe  fa§  unb 
ein^ertrabte  —  bie  rotten  unb  meinen  ^ebern  toe^ten  l3on  il^rem 
-öut,  bie  §aare  flogen  in  ^ierlic^en  Söffen  um  i^re  Traufe  unb  ba§ 
ritterlicfie  Meib  t)on  grünem  ©otbftoff^);  in  biefen  ^Vergnügungen 
unb  SSefd^äjtigungen  fü!)Ite  er  fi(^  o^ne  Steifet  aufrieben  unb  glü(I= 
Ulf).  9Jlit  Öenugt^uung  bemer!t  er  in  feinen  ^Briefen  hu  «g)erfteEung 
ber  guten  Orbnung  unb  @ered)tig!eit  in  bem  bi^^er  unterbrütften 
Sanbe  unb  bie  |)ulbigungen ,  bie  er  t)on  aEen  ©eiten  bafür  em= 
prangen.  Sie  atfimen  ba§  @efü^I,  ba§  er  eine  gro^e  tlnterne!)mung 
glüiilicC)  5U  ©übe  geführt  ^abe.  ^n  bem  trafen  itju  bie  ^ladjric^ten  t)on 
ber  ßiga  unb  i^rer  9ilüftung.  S)ie  Sftüdgabe  Don  9touffiEon  unb  5lrtoi§ 
toar  boc^  tergeblid^  getüefen:  toie  :§ätten  bie  ftarlen  geinbe  in  feinem 
ütüta,  5U  ^aitanb,  S5enebig  unb  JRom,  einen  2:ür!en5ug  öerftattet? 
Um  nid^t  t)on  f^rantreii^  abgefd^nitten  ju  toerben,  mu^te  er  ba^er  3urü(f= 
teuren.  ^0^  einmal  30g  er  mit  ^rone  unb  9fteic§Sa^fet  in  bie  ©tabt 
ein,  ben  @d§tt)ur  gu  leiften  unb  3U  empfangen  ^) ;  ba  l^oben  bie  S3ürger 
i()re  @ö:^ne  t)on  5 ,  10,  12  3a:^ren  empor,  bafe  er  fie  mit  Ieic£)tem 
©daläge  3U  Sftittem  mad^te^):  bann  fe^te  er  SSourbon  5Jlontpenfier 
t)em  ü^eid^e  ^um  S5ice!önig,  .gerrn  unb  SSefe^lS^aber ;  unb  hierauf 
nalim  er  bie  §älfte  feiner  2;ruppen  unb  ^og  bie  ©tra^e,  bie  er  ge= 
lommen^).     @r  eilte,   um  nid^t  öon  ber  |)i|e  überrafd^t  au  tüerben. 

1)  Passero  71. 

2)  Job.  Juvenis,  de  fortima  Tarentinorum,  p.  127. 

3)  (21.  b.  Tt.  21.)  Giacomo  204.  Gallo  67.  SSergl.  9{eitmont,  bie  ßaroffa 
Don  ^mobbaloni  I,  <B.  124. 

4)  Lettre  ä  la  Duchesse  de  Bourbon  bei  Godefroy  739. 

5)  Desrey  224. 

6)  Lettre  ibid. 

7)  (2L  b.  n.  21.)  Giacomo  190. 

8)  Andre  de  la  Vigne,  Histoire  du  Voyage  de  Naples,  bei  Godefroy,  p.  200. 

9)  ^ixl  u.  Desrey,  p.  224  b. 


54  @tfteS  SSud^.    3tocitc8  6a^itel. 

S5on  9lom  totd^  ber  ^a))ft  tjor  tl^m  mä)  einem  feften  ^la|e^ 
Unterrid^tete  Beljaupten,  fonft  toürbe  ^atl  bte§mal  ettüag  mel§r  tötj 
U)n  unternommen  1)dben^).    ^n  ©iena  ^örte  er  bie  klagen  ber 
formatoren  üBer  bie  5lot)e  —  ba§  ftnb    bie  ^Parteien  ber  ©tabt 
unb  Öegünftigte  bie  ^tagenben,  bie  i§n  i^ren  ,^önig  unb  i^ren  §t 
nannten:   er  liefe   eine  SSefa^ung  gurüd^).     3n  $ifa  Begrüßten  i^n" 
om  erften  3:age  bie  Äinber,  in  tüeifee  8eibe  mit  ßilien  geÜeibet,  qt^ 
jtoeiten  bie  Männer  —  fie  Sollten  feine  UntertT^anen  fein  — ,  ^| 
britten  bie  S)amen   unb    SSürgerinnen ,    aBer   biefe   Barfufe   unb  Ti 
Xrauer:    „er   möge  fie  in  feine  §anb   unb   in    ©d§u^  nehmen"*), 
^iefe   guten  5[Jlenf(^en  liefeen  faft  fein  ©tüd  feinet  Znä)  in  i^ren 
ßdben,  ba§  fie  nid^t  ben  S5efeT^I§]§aBern  be§  .geereS  gefd§en!t  l^ätten^); 
öomel^mlid^  geUjannen  fie  bie  ©(^n^eijer,   bie  ben  ^önig,   bie  5lejte 
üBer  ben  ^aU,  Beim  @^iel  um  bie  greil^eit  ber  ©tabt  Baten,  unb 
toenigftenS  fagte  Äarl  3U  i^nen,   er  toerbe  foöiel  t§un,  bafe  ein  :Seber 
aufrieben  fei^).    Unb   fo  ftanb   er  n)ieber  am  gufee  ber  5lpenninen,  | 
tüo   bie  Barbonifd§e   5ll^e,   öon  ber  5[Jlagra  jum  5taro  ^inüBer,   ein 
$a§,  f(j§on  t)on  ben   SongoBarben  toert^   gel^alten,  mit  ©d^löffern 
unb    5!Jlünftem    Befeftigt    3U    toerben  ^) ,    5to§cana    unb    SomBarbei 
fd^eibet.    3n  9lea^el  l^atte  man  in  einer  ^omöbie  bie  ßiga  berf^ottet^);  ; 
no(^    ]§atte  ^arl  feinen   Qdnh   gefeiten  unb  fürd^tete  feinen.     ?lBer  \ 
©abonarola   ^atte  if)m   gefagt:    ^toax  @ott,    ber   il^n   l^ereingefü^rt,  ' 
toerbe  iT^n  l^inauöfü^ren ;   boc§,   n)eil  er  feine  ,^ird§e  nic^t  öerBeffert, 
toerbe  er  einen  9luti§enfd§lag  empfangen. 

S)ie  ßiga  Befe|te  toirfüd^  Bereite  51ea|jel,   ba§  er  öerlaffen,  unb 
ba§  ^eBiet  bon  5[flailanb   bor  i]^m.     ^ort   erfd^ienen  unter   ^on^al 
b^3lg^ilar  bie  Sßijcatier,   ^allisier  unb  Gleiter  gerbinanbS.     2)a  em*  i 
^jörte  fid§   ^aeta  unb  rüd^te  gerrantino    in   ßalaBrien   bor.     ^^ax  \ 
btefen  erften  Eingriff  fd§Iugen  hu  granjofen  aB,  nahmen  @aeta,   ttjo  j 
fie  felBft  berer  nid^t  fd^onten,   bie  ein  Srucifij  3U  i:§rem  ©d^u^  er^  ' 
griffen^),  unb  trieben  gerrantino  ^uxüä.    ^nx  @in  5^ea|3oIitaner  aeigte 
eine  gute  Haltung:  i^ol^ann  TOabilla,  ber  ben^önig  mit  bem  ^ferbe  \ 

1)  Navagero,  Historia  Veneta,  p.  1204. 

2)  Oricellarius,  de  bello  Italico,  p.  68. 

3)  AUegretto  AUegretti. 

4)  Andre  de  la  Vigne  204,  205,  206. 

5)  Nardi,  p.  24. 

6)  Comines  501. 

7)  Paulus  Diaconus  V,  27.   VI,  58. 

8)  Burcardus,  Diarium  Roman.,  p.  2067. 

9)  Passero  74. 


IRücfaug  Äottg  VIII.  55 

ftüraen  ]af),  abfaB,  if)m  ha^  feine  gab  unb  nun  mit  bem  ^obe  ben 
eroigen  ütul^m  ber  Sreue  ertüarb^);  aEe  anbeten  flo^^en:  aBer  f($on 
cr^oB  Ctranto  öon  freien  ©tüden  ben  aragonifc^en  9tuf  „f^ieno''^)^ 
in  5^ea|jel  ^örte  man,  toenn  ^toei  einanber  Begegneten:  „SSrubet, 
tt)ann  fommt  ber  ^eöatter?"  ein  äöort,  n)omit  fte  gerrantino  meinten; 
man  ertrartete  in  lur^em  hk  große  ßntfd^eibung ;  am  4.  ^nli 
leuchteten  bie  geuer  t)on  ßa^ri,  er  !omme  tüixtli^^).  5lud§  bie  ßom= 
Barbei  mar  in  tjotter  SSemegung  unb  ^mar  öon  entgegengefe^ten 
Seiten;  ber  .^eraog  öon  Orleans  mar  Bei  bem  ^^nSBmd^  ber  Strnng 
mit  ben  Sanken,  @a§cognern  unb  ©d^meiaem,  ^k  man  bem  .Könige 
p  §ülfe  fd^itfte,  fogteic§  in§  ^^elb  gerücft*);  er  marb  nad^  5Jlailanb 
imb  ^atjia  eingelaben  —  benn  bie  neuen  Auflagen,  bie  Soboöico 
]um  Kriege  ber  ßiga  au§f(^rieB,  l^atten  bie  ßintoo^ner  aufgeregt  — ; 
rotgenb  ben  Beiben  Opi^inen,  mar  er  in  5^ot)ara  mirflic^  anfgenom= 
men  unb  aU  ^er^og  Begrüßt  morben.  S3ei  biefer  ^ad^rii^t  ging 
l^oboöico  3u  bem  t)enetianif(^en  @efanbten,  i^n  um  fein  gürmort  Bei 
ber  ^ftepuBli!  ^u  Bitten;  er  ftedte  i^m  einen  foftBaren  ©maragb 
an  bie  §anb^).  gtir  fxä)  felBft  nal^m  er  aUe  Gräfte  pfammen, 
ben  geinb  lo§  ju  toerben.  5luf  ha^  emftUd^fte  regte  fid^  S5enebig, 
ba§  tro|  feines  ftar!en  §eere§  im  f^elb  üBerbie§  burd§  bie  ßanb= 
ic^aft  Befahl,  öon  jeber  ^^omilie  foEe  fid^  ©in  ^ann  ^u  ben  SÖaffen 
Bereiten^).  !S)ie  S5erBünbeten  f(^loffen  äugleid^  5^ot)ara  ein  unb  fteEten 
ficB  ^arl  in  ben  Sßeg.  @g  mar  unma^rfd^einlid^ ,  baß  er  über 
Bologna  !ommen  mürbe;  hoä)  audö  bort  [teilten  fie  fi(^  auf.  (Sr 
mußte  enttoeber  ben  3Seg  t)on  ^arma  ober  öon  @enua  nehmen.  3m 
3uni  Bereits  ftanb  ein  ftarfeS  §eer  am  iparmefanifd^en  @eBirge,  unb 
l^obobico  f(^rieB  na(^  @enua :  „2öir  finb  öerma'^rt.  SSerma^rt 
aud^  ^1)1  @uc^"  ,  morauf  aud^  ^ier  ßonrabin  ©tanga  5ltte§  pr 
@egenmet)r  öorBereitete  ^).  äöenn  .^arl  ben  äöeg  üBer  bie  ütibiera 
nal^m,  fo  BlieB  Soui§  öon  Orleans  öerlaffen;  fd^Iug  er  aBer  ben 
erften  üBer  baS  ^eBirge  ein,  bann  gaB  er  bie  Hoffnung  auf,   @enua, 

1)  Jovii  historia  sui  temporis  48. 

2)  Galateus,  de  situ  Japygiae,  p.  14. 

3)  Passero  72,  76. 

4)  St.  Gelais,  Extraict  d'une  histoire,  bei  Godefroy,  p.  180.  (51.  b.  n.  51.) 
©eine  ©timmung  ergtebt  fid)  aul  einem  SBriefe  üom  23.  2lpri(,  ber  bei  Cherrier, 
Histoire  de  Charles  huit,  ^b.  2,  ©.  491,  mitget^eiU  ift:  je  pense  faire  ung 
tel  Service  au  roi,  que  en  long  temps  en  sera  parle. 

5)  Corio  941  und  Jovius  38. 

6)  Chronicon  Venetum,  p.  23. 

7)  Chronicon  Venetum,  p.  23. 


56  ®tflc§  «u(^.    3tt)eite§  eopitel. 

fein  ßefjen,  baS  Soboüico  je^t  bertüirÜ  !)atte,  ju  eroBem.  ^x  tDai)H 
ba§  ©(^ttjerfte:  felbft  über  bie  ^erge  3u  ^ietien^),  tüä!§renb  gtegof^ 
S^ulian  unb  $^ilt^^  be  33reffe  einen  S5erfud§  auf  @enua  maä)i 
foHten.  S3ei  feinem  3^0^  ^^i^^  ^^  öuf§  neue  inne ,  bag 
©dötüeijer  Bei  fic^  f)aiU.  2)iefe  Ratten  i:^m  fc§on  immer  öiel  ©orc 
gemad^t.  ^leid^  im  Einfang,  Bei  bem  .^in^uge  nad^  ^ea^jel,  Brad^l 
i^re  ^tünberung  t)on  üta^jaE  beina!)e  gana  ©enua  n)iber  fte  in 
Söaffen;  in  (Siena  füt)tte  mau  i^re  §anb ;  in  ütom  fe^^tte  U>enig, 
ba^  smifd^en  i^nen  unb  ben  anmefenben  ©paniern  ein  offener 
^ampf  au^gebrod^en  märe ;  in  5^eapet  fc§lo§  man  einmal  bie 
Saben  öor  il^rem  Tumult  ^).  ;^e|t,  auf  bem  Sftürf^uge,  fielen  fie  in 
^ontremoti  —  benn  fie  glaubten,  e§  fei  i'^nen  ettnag  bon  il^rem  erften 
S)urc§äuge  ^u  räd^en  übrig  —  miber  bie  B^fagen  ber  x^tl^exxen  mit 
^(ünberung  unb  5}lorb  über  SSürger  unb  @tabt  l)er^).  S)ie  güEe 
bon  (Sefunb^eit  unb  ^raft  reifte  fie  aud§  bei  einer  tieinen  i8eleibi= 
gung  ju  unber^ättni^mägiger  ^ad)e.  S)iefelbe  fyülle  bon  gefunber 
j^raft  mad^te  fie  aber  auc^  offen  für  jeben  guten  ©inbrurf.  äöenn 
fie  fic^  früher  erboten  Ratten,  i^rem  ©olb,  um  ben  fie  ausgesogen 
maren,  ^u  entfagen,  toofern  .^arl  ^ifa  in  grei'^eit  5U  galten  t)er= 
f^red^e ,  fo  reute  fie  gegenmärtig  balb ,  ha^  fie  S5orrät^e  ^erftört, 
bie  man  nun  entbehre,  unb  fie  fteEten  fid§  bem  .Könige  bar:  toenn 
er  i'^nen  ber^eil^e,  fo  trauten  fie  fid^  too^l,  ba§  @efd^ü|,  ba§  man 
nid^t  über  bie  ^erge  ^u  bringen  toiffe ,  mit  iT^ren  Slrmen  em:|3or= 
3ufdf)affen*).  3t)re  gü^rung  übernahm  ein  ta|)ferer  Ütitter  au§  bem 
befolge  be§  ^önig§,  be  la  jlremouiEe;  ber  ]§atte  mo^l  einft,  nod^  ein 
^nabe,  al§  ^önig  Soui§  XI.  mit  ben  Sharonen  ftritt,  in  ünbifd^em 
©ruft  bie  (Seite  be§  ^önig§  gehalten  unb  toar  in  erfter  i^ugenb 
feinen  Altern  einmal  babongeritten ,  um  bem  .Könige  ^arl  5u 
bienen ;  er  marf  je^t  feine  £)ber!(eiber  ab ;  unb  toie  nun  bie 
©d^meijer,  au  100  U^  200  beifammen  unb  an  ba§  @efd^ü|  gebun= 
ben,  auf  einmal  anaogen,  eine  ©trede  fort  im  2;act,  fid§  bann  db= 
löften  unb  mieber  a^gen,  griff  er  felbft  mit  an,  ermunterte  fie  immer 
mit  guten  Söorten  unb  lie§  S^rom^eten  unb  Slarinen  blafen,  bi§ 
fie  Ijinan  unb  barauf  bie  iaf)t  %k]e,  mo  5!}lenfd§en  unb  ^^ferbe  ben 
Sauf  anhielten ,  mieber  l^inunter  toaren ;  bann  fteEte  er  fid^ ,  öon 
ber  äu§erften  ©onnen^i|e  gana  fd^toara,  tior  ben  ^önig.    S)er  f^rad^: 

1)  Chronicon  Venetura,  p.  21.    Comines. 

2)  Florus,  Allegretti,  Burcardus  unb  Passero. 

3)  Comines.    Spazzarini,  Frammenti  Storici,  bei  Rosmini  II,  217. 

4)  Comines  608. 


md^nq  S^axU  VIII.  57 

„:;^^r  T^aBt  get^n,  tüte  |)anntbat;  iä)  tt)ill  ßuc^  Belol^nen,  ba^  aud§ 

ein  ^Inberer  mir   gern   bienen  ]otL"  ^).     Müt)felig  !amen  fie  öon  ben 

Cuellen  ber  5Jlagra,  bie  nac§  bem  einen  ^eere,  3U  bem  2aro,  unfern 

jber  Cuelten  beffelben,  ber  nad§  bem  anbern  fliegt.     @nbti(^  tüar  bie 

jte^te  ^ö'^e    erreicht.     S)a   fa'^en   fie  bie   ßombarbei,    mit  bem   eBen 

reifen  betreibe,  mit  ^rüc^ten  unb  Söein  überbeut,   bon  ^^ftüffen  unb 

btü^enben  Ottfd^aften  lebenbig;  aber  bor  benfelben  erbliciten  fie  nic^t 

tneit   bom  ^^u^e  be§  @ebirge§  un3ä:§tige  Seite  unb  bie  f^a:§nen  bon 

,S5enebig  unb  5[Flai(anb ,   ein  |)eer  bon  beinalie  40,000  ^ann.     Un= 

angegriffen  bennod§,  ftiegen  fie  i^ren  Söeg  l^inab,   unb  ber  ^önig  afe 

am  5.  ^uU  p  gornobo^). 

@r  tt)ar   entfd^ieben,    feinen  S5ertrag   anpnei^mm,    fonbern   bie 

3cl}fad§t.     3u  Beiben  ©eiten  be§  2aro  ^ie^^t  ]id) ,   bon  ^ügeln  um= 

gekn   unb    immer  breiter,    'ta^   2:]§al  3}ergerra   bem  ^0   p.     ^m 

rechten  Ufer   ftanben  bie  Sombarben.     Sßag   mar   tooT^t   ber   @runb, 

ha^  fie  nid^t  beibe  einnal^men  unb  ficC)  bem  f^einbe  gerabe^u  gegenüber= 

ftcllten?  <Sie  moEten  l^aubtfäd)ti(f)  ba§  mailänber  ÖJebiet,  ha^  immer 

aiifrü^rerifd§e  ^arma  bor  einem  (SinfaE  fc^ü^en ;  ja,  ßobobico  toar  über= 

Ijaupt  gegen  eine  Bd}laä)t^).     ^n  9  ©dCiaaren  unb  140  ßJefd^tüabern 

ftanben  fie:  benn  fie  |)flegten  in  i'^ren  ©c^lacfjten,  toie  in  ettoaS  ernft= 

IiaHeren  furnieren,   toä^renb   bie  ^enge   im  Sager  Blieb  unb  äufalj, 

eine  Sc^aar  na<^  ber  anbern  anzugreifen,  ju  fämpfen  unb  fid§  aB5u= 

löfen^).     OBtoo^I   ganj   in  Söaffen,    liefen   fie  bod§  gefc£)el^en,    ba§ 

J!arl§  §eer  ba§  lin!e  Ufer  be§  feid^ten  ^(uffe§  einnal^m.    Sd^on  fügten 

|bie  3000  ©(^tüei^er  bie  @rbe,  fteEten  ftc^  mit  ben  S)eutfc^en  @ngi(= 

|Bert§  unb   mit  be§  ÄiDuigS  riefen^aften  ©c^ü^en  in  bie  S5orl§ut  unb 

jrüctten  bem  f^einbe  gegenüber  bor.    ^ie  91ad§!)ut  unb  bie  SSataille  mit 

jber  großen  ga^ne  Bei  bem  Könige  Beftanb  au§  ben  .g)omme§  b^5lrme§^). 

'2)iefe  be^eid^neten  i^re  ©tirn  mit  bem  ^reu^  unb  tuaren  freubig  3ur 

;  Sd^lad^t.    S)er  ^ijnig  fa§  auf  feinem  einäugigen  9ta|)|)en,  ©abot)e,  bem 

|fd)önften  S^ier;    ber  .^elmbufd^  toe^te  in  ben  f^arben  bon  granfreid^ 

unb  Bretagne,   bie  ^reu^e   bon  ^erufatem  fd^mücften  feinen  3öaffen= 

rorf;  ^eute  toaren  feine  @tirn  unb  fein  5luge  unb  fein  ganzes  3lnge= 

1)  Jean  Bouchet:    Histoire  de   Mons.  de  la  Tremouille,  in  ben  ^h- 
moiren  XIV,  p.  150. 

2)  Desrey  225. 

3)  Benedictüs,  Diarium,   p.  1589.     ßalt.    Visconti   an   Lodovico    bei 
I  Rosmini  II,  218.     Carpesanus,  Commentarii  1213. 

4)  Excurs  in  Porzio,  Congiura  dei  Baroni  di  Napoli,  p.  138. 

5)  Comines  521.     Desrey  226. 

i 


1 


58  ®tftc§  S3ud§.    3tDcitc§  ßopttel. 

fic^t  Megerifd^.  @r  fprac^:  ,3a§  fagt  S^^r  fetten?  SßoEt  3^§r 
mit  mir  leben  unb  fterben?  f^ürd^tet  nic§t§,  weit  fte  ae^nmat  me:§r 
ftnb,  at§  toir.  @ott  l§at  un§  :§ietlöer  öW^^t  unb  fü^rt  un§  hjieber  ,; 
:^intoe9"  ^).  5flo(^  fd^Iug  er  Flitter,  fo  fielen  einige  ©d^üffe,  brei  feil 
lid^e  ©(paaren  festen  in  öottem  Stegen  über  ben  ^tu§,  bie  9Jtaitäi 
tüiber  bie  Söor^ut.  2öie  bie  5!Jlailänber  bie  gefenüen  (Speere 
2)eutfc§en  unb  <B^mmx  fallen,  l^ielten  fie  ein,  anjugreifen;  bie  ^e= 
neaianer  unter  ©onaaga  auf  öro^en,  gana  ge:|3anaerten  ^engften,  felBft  | 
nod^  beffer  ge^^arnifc^t  al§  bie  ^ranaofen,  in  ber  fd^önften  Orbnun|| 
bie  ©trabioten,  toeldje  Beftimmt  n)aren,  bem  !öniglid§en  ^eerc^Jj 
bie  (Seite  au  faEen^),  riefen:  „^arco  S5ictoria!"^)  ßin  eigentlid§eg  ' 
^ujammentreffen  fanb  nur  a^^ifd^en  ber  regelmäßigen  üteiterei  ber 
S5eneaianer  unb  ber  ber  granaojen  ftatt.  %U  bie  erften  §eran«  j 
rütften,  fd^rieen  bie  franaöfijd^en  Sßai^en:  „Ser  geinb  ift  ha\" 
man  fagte  aum  Könige:  „SöortoärtS,  §err!"  @r  aog  ^itteltreffen 
unb  ^a(^^ut  aufammen,  lehrte  um,  ftanb  ^art  an  bem  ^^einbe  unb 
l^ielt  feinen  erften  Eingriff  au§*).  ©er  Eingriff  ging  gerabe  auf 
feinen  redeten  f^lügel  unb  tnar  gefäi§rlid§,  folange  man  mit  ben 
ßanaen  ftritt;  benn  bie  italienifd^en  toaren  länger.  51I§  man  au 
ben  ©dCitoertern  griff,  fiel  bie  ßin!e  be§  Äönig§,  bie  20  ©c^ilbe, 
unter  ben  ^a^^nen  5lt)mar§  be  $rie,  bie  ©betleute  tjon  feinem  §aufe, 
einige  ftar!e  ^eutfd§e^),  in  bie  glanfe  ^onaaga^g,  tüeld^e  immer 
fc^mäler  angeben  unb  feine  genugfame  f^ronte  bilben  mod§te,  toie 
il^re  (Sitte  tt)ar.  (5o  toanbte  fid§,  ba  nun  bie  5^1ailänber,  bie  ben 
^ut^  öerloren,  gebrochen  UJaren  unb  ba§  Ufer  mit  blan!em 
S)egen  ^inabjagten,  aud^  @onaaga  bem  f^Iuffe  au^).  ^in  tt)ir!lid§e§ 
Getümmel  entftanb,  toorin  felbft  bie  franaöfifd§en  SroPuben  mit 
i^rem  §a!en  um  bie  @e|)anaerten  ^erftanben,  tiier  ober  fünf  um 
6inen,  unb  i^nen  ben  §arnifd^  auf^od^ten;  aber  ein  italienifd§er 
Zmpp  brang  nod^   einmal   öor   unb    gelangte   bi§   aunt  «Könige'); 

1)  Andre  de  la  Vigne,  p.  209. 

2)  Comines,  lr)orau§  Guicciardini.   Oricellarius,  p.  70. 

3)  Navagero,  Storia  Venet.,  p.  1206. 

4)  Symphorian  Champier,  Trophaeum  Gallicum,  bei  Godefroy  306. 
Graville  an  Bouchage  bei  Rosmini  218. 

5)  Memoires  t)on  de  la  Tremouille,  p.  153. 

6)  Benedictus,  p.  1597. 

7)  ^adj  ber  ©raäljlung  t)on  ©ilbctt  5Pointet  toar  hu  2lbfici)t  ber  SSerbün-- 
beten,  ben  Äönig  gefongen  au  neljmen  (Pilorgerie,  Campagne  et  buUetins, 
©.  356):  „nous  rompre  et  prendre  ledit  seigneur  aussi  fierement  que 
vindrent  lesdits  ennemis,  aussi  fiörement  furent-ils  recueilliz,    tellement 


ütüdfäug  SiaxU  VIII.  59 

bod^  biejer  toeT^tte  ben  5lnfaE  mit  feiner  Üled^ten  unb  burd^  bie  ,g)ülfe  feinet 
^ferbeg  aB.  2)a§  föniglic^e  §eer  blieb  o^ne  Stüeifel  im  fSoxi^til. 
S)o(^  tüar  berfelbe  fein  entfc^iebener.  ^itiglian,  ber  au§  ber  fran= 
3öfif(^en  ©efanöenfd^aft  in§  ßager  ber  S^taliener  ritt,  rief  immer: 
„3^r  ^abt  ia  gefiegt!''  bi§  fie  ftanben;  ba  bie  granjofen  biete 
ßanjen  em)3orgere(it  fa^en,  magten  fie  nid^t,  i^ren  Sieg  fort^ufelen^). 
S)er  2aro  flo^  üon  S5Iut.  2;ribul3io  lie^  feinem  Knaben,  meldten 
burftete,  eine  f^lafdie  SGßaffer  barau§  bringen,  al§  tüäre  e§  rotier 
SGÖein^).  S)er  Änabe  fprad^:  ,,3Bie  fataig  ift  biefer  Söein!''  „^ein 
Botjü"  ,  berfe^te  ber  Später ,  „er  ift  in  biefem  Sanbe  nid§t  anber§." 
^ie  f^ranaofen  :§atten  einen  nid^t  einmal  fe^r  ernftlid^  gemeinten 
5lnfaE  abgeme'^rt;  einen  eigentlichen  Sieg  Ratten  fie  nii^t  erfochten, 
aber  fie  fonnten  iT§ren  Qn^  fortfe^en.  2)ie  Sd§Iad§t  ^at  am  6.  ^uli 
ftattgefunben ;  am  7.,  nod^  bor  5tage§anbrud^,  al§  bie  5[Jleffe  get)ört 
mar,  mä^renb  bie  äÖad§tfener  brennen  blieben,  er^ob  fi(^  ber  ^önig, 
o^ne  einen  2;rombetenfto§ ,  o^ne  einen  ^rieg§ruf,  nnb  na'^m  einen 
2öeg,  mo  aEe  feften  pä|e  befe^t  maren  nnb  i^n  au§fd§loffen ,  too 
bie  ütitter  oft  felbft  mit  einer  §anbbott  §en  famen,  —  benn  me^r 
]§atten  fie  nid§t,  nm  i^^re  ^ferbe  ju  füttern,  —  tüo  biefel  S5ol!  bon  frü^ 
biö  in  bie  5^ad)t  30g,  oft  fo  burftig,  ba^  man  fid§,  too  fid^  ein  2eid^, 
eine  ^fü|e  fanb,  bi§  an  ben  @urt  l^ineintoarf^).  Ueber  hen  ganzen 
äÖeg  T^in  liefen  fie  frifd£)e  Gräber  ^urürf.  3n  benfelben  Sagen  er- 
folgten nod^  amei  anbere  @ntfd§eibungen. 

^m  6.  ;3uli  rndtte  Julian  gegen  bie  f^ranjofen  auf  bie  (Sbene 
St.  S^irito,  @enna  anzugreifen.  S)ie  Spinola  unb  5lborni  mad^ten 
einen  5lu§faE^),  ber  jeboi^  abgefc^lagen  tourbe;  aber  am  7.  griffen 
bie  ^enuefen  ütapaEo,  ba§  bie  gran^ofen  innel^atten,  an  unb  3u= 
gleid^  ilire  Sd^iffe  in  ber  S3ai,  ba§  eine  unb  ba§  anbere  mit  gutem 
Erfolge,  fo  'tiai  Julian  ben  ^ui^  berlor,  bon  @enua  ablief  unb 
ben  SGßeg  einfd^lug^),  ben  ber  Äönig  gebogen  toar.  ^a§  Sßid^tigfte 
gefd^al^  in  5^ea^el.   ?lm  6.  3uli  mar  aud^  f^errantino  mit  69  Segeln 

que  quasi  tous  furent  tuez."  2öol)l  unter jc^eib et  er  l)iett)on  ben  6t)oc  auf 
ben  5lönig,  bex  nur  bret  5?ampfgenoffen  um  ftd)  l^attc:  „11  avait  son  espee 
tralcte  combattant  contre  les  ennemys."    (31.  b.  n.  21.) 

1)  Bembus,  p.  44.  Jovlus  43.  Coric  949.  Nicole  Gilles,  Chronlques 
de  France  f.  117. 

2)  Rebucco  bei  Rosmini  I,  268. 

3)  Comlnes  537.  Vlmercatus  an  Lodovlco  bei  Rosmini  II,  221. 
Gilles. 

4)  Senarega  553. 

5)  Folieta,  p.  270.    Senarega  554. 


60  6tfte§  Sudt).    3tt)eite§  Kapitel. 

in  bem  @oIf   ton  51ea)3el  erfi^tenen;    hoä)   aeigte  et  ft(^  raeber  en| 
fc^lofjen  nod§  rofcf).     51I§    et  abet  am  5}lotgen  be§  7ten  öon  2:oi 
:^et,  gleid^  aU  tooHe  et  nad§  ^uäpolo,  ^^eapel  öotübetfn^t,  l§ötte 
))lö^lt(^  t)on  innen  auftül§tetifd§e§  (Sefd^tei,  l^telt  an  nnb  tarn  nöT^t 
S)a  fa^   et  bie  atagonifd^e  ^^a^ne  anf  bem  ßJlotfent^ntm  öon  ßai 
melo ,   bann  ptte  et  fie  getoattfam  läuten ;   l^tetauf  !am  eine  S3at!c 
tjon  bet  man  tief:  „<&ett  ^önig,  bie  6tabt  ift  @uet"  ^).    @in  getoifft 
^JletcuUan,    et^ä^lt  ^ot)iu§^),    i)abe  fidj    ben   Stag   ptiot   t)on  be 
trotte  ^eteingef(^(id§en  nnb  bie  ^teunbe  berfammelt;  aU  man  biefe 
feftneT§men  moHen,   fei   bet  5luftuT^t  auSgebtoi^en ,   inbem  ©inet  eil 
atagonifd^e    ^^a^ne    untet   bem    ^od   ^etöotgejogen ,    tootauf    aEgt 
meinet  ©efd^tei,  fyat)nefd)men!en  nnb  ßöuten.   (Sinige  liefen  nac^  ^abba*" 
lenna,  mo  bet  Äönig  au^ftieg,  fielen  i^m  ^u  f^üBen  imb  hxaä)kn  il)m 
ein  $fetb;    et   titt   gmifd^en   5llonfo   ^e§cata    nnb   feinem   @e:§eim= 
fc^teibet  ß^atiteo^),  bet  no(^  iptoöenjalifd^  bid^tete,  nad§  ben  2^1^oten; 
aEe§  fSolt  tarn  l§etau§;  fie  faxten  an  fein  8rf)mett    nnb  öettnun^ 
beten  fid^   getn,   menn  fie   i^m  nut  bie  <&anb  obet  ben  'üoä  füffen 
fonnten,  nnb  immet  fd£)tieen  fie  „^^ietto",  fo  ba§  et  fid^  3U  ßl^atitec 
manbte  nnb  au§  bem  ^utienal  fagte:  „S)a§  @ifen  ift,  mag  fie  lieben."*) 
©0  !amen  fie  in  bie  Stabt,  roo  nun  bie  ^^^-an^ofen  flüd^teten,  betäubt 
unb  etfc^lagen   mutben^):    man  fa^  @aetanen  baö  ^et^  eineg  gtan= 
3ofen  3mifrf)en  bie  gä^^ß  Tuffen ;  ^ean  ütabot,  bet  in  ^^ülte  be§  9teid§= 
t^umg  lebte,   behielt  !aum  füt  ha^  .^au§  unentbe^tlid^fte  Meibungg= 
ftüde  übrig  ^);  bem  Könige  abex  tü^te  ba§  S5ol!  bie  gü^e,  mifc^ten 
bie  2)amen  ben  ©dlimei^  ab   unb  toatfen  bie  :^ungftauen  ^tän^e  au ; 
fie  fd^tieen  aEe:    „@§  lebe  unfet  malztet  ^önig."     Um  biefelbe  ä^it 
fielen  bie  S^enetianet  auf  ^onopoli  unb  nahmen  eg,   etobette  gßbe= 
tigo  ©tabt,  |)of  unb  @d^lo§  bon  2:tani  unb  matf  ben  Hauptmann, 
bet  fid§   mit  ac^t  5lnbern   aEein   öettlieibigte,  auf  ben  S5oben  feinet 
@aleete;    in    bem   ganzen   .^önigteid^e    matb    bie  atagonifd§e   ^attet 
lebenbig^).     5Zad^    biefen  33egegniffen ,    mie    enblid§  ,^atl   übet   ben 
2)amm   bon  Sottona    nad^   5lfti    gefommen,    !onnte  et  nic^t  me^t 
batan    beuten,    etmag    3U   etobetn,   menn  et  mit   ben  §et5og  bon 

1)  Passero  75. 

2)  Historia  sui  lemporis,  f.  49,  50. 

3)  Edictum  Friderici  b.  Vecchioni  jum  Passero,  p.  106. 

4)  Passero  77.  Juvenalis  VI,  112. 

5)  Villeneufve,  Memoires,  p.  13. 

6)  Lettre  in  Godefroy,  p.  717. 

7)  Villeneufve,  p.  873. 


9lürf5U9  Statu  VIII.  61 

Orleang  errettete,  ber  inbeffen  in  5^oi)ara  eingef(i)Iof|en  unb  in  grogc 
'43ebrängni§  gerat^en  toar. 

2luf  ^ai'imitian§  ©rtaubni^  :§atten  griebrid^  ea|)|)eter  öon  $firt 
unb  (Seorg  t)on  äöolfenftein  10,000  Deiitfc^e,  t)ermut:^lic5^  Siroter 
unb  (5d)tt)aben,  bie  5lt^en  {)eraT6gefü^rt  ^) ;  unb  biefe  lagen,  feit  ßobo= 
Dico  mit  feiner  @emapn  fte  gemuftert,  in  i^ren  Selten  öoE  llel6er= 
fing,  t)or  beren  jebem  Beina^^e  ein  Brunnen  mar,  too^lBefolbet  unb 
aufrieben  ^),  mit  ben  S5enetianern  in  ßinem  Säger.  äÖiber  foldie  eine 
angemeffene  §ülfe  für  bie  f^ranaofen  3U  n)erBen,  BegaB  fic^  ber  3BaiUif 
bon  ^ijon  in  bie  <Bä)m\^.  km  24ften  5(uguft  faf)  man  i:^n  mit 
großen  ©d^iffen,  unter  pfeifen,  S^rommeln  unb  frö^Iid^em  @efi^rei, 
öon  ben  Säubern,  mo  er  eine  gute  Antwort  em|)fangen,  ben  ©ee 
entlang  nac^  Supern  fa:§ren^).  <g)ier  l^ielt  er  täglid^  2;afet  mit  feinen 
greunben,  fparte  ba§  (^elb  nid^t  unb  tt)ar  tnie  ein  ^^ürft  angefe^en. 
2)a  t)erga§  man  ber  jüngfien  5lbfcf)iebe,  toelcfie  frembe  güge  Verboten. 
Söo  bie  OBrigfett  an  benfelben  feftl^ielt,  ftieg  bie  ^ugenb  über  bie 
dauern;  mo  man  e§  gefd§el§en  lie^  —  benn  e§  fei  mie  im  2öalb= 
n)affer  — ,  flogen  bie  ^ä^ntein  in  ben  2^t)oren  unb  toaren  an  ben 
33runnen  auggeftetft.  ©elbft  5llte,  bie  ben  <g)eräog  .^'arl  bei  5^anc^ 
gefe^en,  brachen  auf;  unb  fo  ^ogen  fie,  Zxvip\)  für  Xxupp,  t)on  5Rar= 
tina^  auf  unb  ^inab  naä)  ;3brea;  am  7.  (5e:t)tember  erfd^ien  ber  erfte, 
bie  f(^önften  !rieg§Iuftigften  Wänmx,  t)or  ^önig  S^axl  YIII.  in  5Jlon= 
cagliere*).  ^n  ber  ^^'^at  mar  e§  nöt^ig.  S)enn  <g)eraog  ßoui§  in  9lot)ara, 
ber  am  viertägigen  {yieber  litt  unb  bocf)  aEe  2age  bie  äöad^ten  be= 
fe^en  mu^te,  unb  feine  tapfern  Seute,  meldie  an  bem  SSrob  erfranft, 
ba§  man  au§  bem  groben  ^e^l  ber  ^anbmü^len  öon  au  frü^  ge= 
mattem  J?orn  gebaden  ^),  liegen  aum  S^t^^^n,  ha^  fie  in  groger  ©efa^r 
fid§  noc§  :§ielten,  aEe  'üad)t  breimal  auf  ben  ^öc^ften  X^rmen  i^re 
Sacfeln  ^eben  unb  fenten.  ^uc^  jene^  5)le§l  fepe  i:§nen  bereite,  unb 
auf  ben  ©tragen  fa^  man  ©terbeube^).  Einige  ©(^meiaer  nun 
fc§i(fte  ^arl  nad§  ber  ^robence,  um  öon  ha  au  ©rfjiff  nad^  5^ea|)el 
überaufe|en;  hk  meiften  behielt  er  in  feinem  ßager  au  S5erceEi;  biefe 


1)  Acta  öon  Worms  bei  ^ait  873. 

2)  Benedictus,  Diarium. 

3)  ßubtoig  öon  3)ie§ba(i)§  SBxief  an  Sujetn  bei  ®lu|blo|'^eim,  ©c^tDeiaer= 
gejd)ic^te,  p.  51G. 

4)  Tschudi,  Supplementum  ms.  bei  Fuchs,  mayländische  Feldzüge  I, 
p.  212.    Stettier,  Schweizer  Chronik  325. 

5)  Benedicti  Diarium  1603.    Notizie  di  Novara  hii  Rosmini  222. 

6)  Benedictus  1619. 


9 


62  ßtftei  Su(^.    3tt)eite§  ßapitet. 

tüud^fen  aEe  2:aöe  an  3^^^^  i^^^  mad^ten  ben  ^einb  bange  tjor 
©d§tad§t  unb  fo  geneigter  junt  SSertrage^).  ©d§on  toax  öon  ei 
5lb!unft  ätüifd^en  ^arl  VIII.  unb  Soboöico  bie  3ftebe;  ben  erften  51: 
la^  3U  einer  S5er^anblnng  gab  ber  %o\>  ber  5)larqui|e  t)on  5)lon 
fenat,  aU  ^arl  bie  (SrBfd^aft  äu  orbnen  an  ©onjaga  fd^idte,  um  fein 
58eileib  3U  Bejeigen;  fo  begannen  bie  5lbgeorbneten  SSeiber  ^ufättig 
t)om  f^rieben  ju  reben.  3"ß^ft  ^^ii"  gingen  <g)eroIbe  l^inüber,  b 
einen  ©tiEftanb  fd^toffen,  Ujorauf  ber  «^erjog  t)on  £)rl6an§  ^'loöa' 
berlaffen  burfte  unb  für  fein  S5ol!  ©)3eife  be!am.  hierauf  began 
bie  Unterl^anblung  über  ben  ^rieben  felbft.  ^uf  ber  einen  ©eitc 
fa|en  in  ßobot)ico'§  3^1««^^^  ^^  wnb  feine  6emal§Iin  unb  bie  @e= 
fanbten  beg  S3unbe§,  auf  ber  anberen  ©eite  bie  grauäofen,  unten 
an  5tr)ei  ©d^reiber  für  beibe  %^dU  unb  beibe  «Sprachen,  unb  biefe 
unterl^anbelten.  Oft,  tnenn  ätüei,  brei  gran^ofen  auf  einmal  rebeten, 
fagte  ßoboöico:  „^o^o!  @iner  nad§  bem  5lnbern/'  nal^m  ba§  3Bort 
unb  fül^rte  ba§  @efpräd§  toeiter.  @r  bemirfte,  ba§  man  nad^  14 
Etagen,  am  9.  Dftober,  einig  n)ar^).  @r  t)erf|)rac§,  bie  gran^ofen 
aus  @enua,  aU  einem  ße^en  ^arl§,  aud§  tüiber  Neapel  au  unter= 
ftü^en,  Ujenn  fein  Sanb  ujieber  gan^  i^m  gelpre.  5luf  biefe  58e= 
bingungen  tourbe  bann  ber  griebe  gefd^loffen.  5lm  lOten  frü^ 
brannte  ha^  ßager  ber  S^ene^ianer,  unb  il^r  §eer  50g  ab^).  Söie 
foHte  e§  biefen  fo  unangenehm  gemefen  fein,  Ujie  SSembo  fagt,  ba^ 
bie  (Sefa^r,  bie  fte  fürd^teten,  gel^oben  unb  ber  ^lufmanb  geenbigt 
toarb,  ben  fie  ungern  ertrugen?  S)er  S5ertrag  Ujar  ja  unter  i^ren 
^ugen  gef(^Ioffen.  S)er  ^er^og  öon  Orleans,  ein  2^^eil  beS  fran^öfifc^en 
^belS  —  man  jä^lte  800  Sanken,  toeli^e  er  gewonnen  "^abe  —  fort)ie 
bie  ©d^toei^er,  hk,  um  reid§  5U  toerben,  ausgesogen  Ujaren,  fügten  fid§ 
ber  5lb!unft  nur  ungern;  ^arl  VIII.  jebod^  fagte  immer:  „@S  ift 
befd§tt)oren,  unb  id^  toerb'  eS  Tratten."  ©ein  ©inn  toar.  Ob er=3f tauen 
3u  beruhigen,  um  ^fleaipel  für  fid^  5U  retten*).  —  @r  nun  !am  nad§ 
ßt^on  unb  löfte  fein  (SJelübbe  in  ©t.  S)eniS  unb  fanb  f^ran!reid§, 
toie  er  eS  öerlaffen;  aber  ber  5lnfto§,  ben  er  in  S^talien  gegeben, 
beujegte  eS  fort^).  Äaum  jemals  l^at  eine  friegerifd^e  Hnternel^« 
mung  ftattgefunben,  bie  nad§  rafc^em  Gelingen  fo  loenig  unmittelbare 
f^olgen  ^^erbeigefü^rt  l^at,   bagegen  mittelbare  öon  ber  größten  S3e* 

1)  Andre  de  la  Vigne  226. 

2)  Comines  553—557. 

3)  Andre  de  la  Vigne  227.     Benedictus  1622—1624. 

4)  Comines  553—557. 

5)  Desrey  227—223. 


Ärtcg  in  ^eaptl  1495-1496.  63 

beutung  rür  bte  Söeft.  S)er  3ug  ^axU  VIII.  !ann  al§  ba§  le^tc 
j  Unternehmen  in  bem  ritterlichen  Reifte  ber  ^reuj^üge ,  toetd§e§  ixbtx= 
■f^aupi  t)orge!ommen  ift,   Betrachtet  tüerben.    tiefer  ©eift  terfd^tüanb 

öon  ber  SÖelt.  5l6er  au§  biefem  3^9^  entf|)rang  ber  groge  ^egenja^ 
;5tüif(^en  ber  f^anifd^en  unb  fi^anaöfifd^en  ^onard^ie,  toeld^er  fortan 
i  bie  2öelt  erfüEte,  unb  äugleid§  toar  Stauen  au§  feinen  gugen  geriffen. 
i  3ene  ibeate  @inT§eit  ber  <g)albinfel,  bie  it)ir  oBen  fd^ilberten,  ift  nie= 
'  mat§  tüieber^ergefteEt  tüorben.     i^talien  tüurbe  ber  .^ampf^Ia^  ber 

Benad^Barten  ^^ationen,  hk  ^errfd^aft  bafelBft  ein  Äam^f^reiö,  um 
I  ben  fte  forttoä^renb  rangen.  3lud^  in  ben  ^eutfd^en  leBten  tüieber 
'  bie  ^tömerjüge  auf,  bie  faft  öergeffen  3U  fein  fd§ienen. 

4.    ^rieg  in  Stapel  1495—1496. 

^n  ^eaptl  toai)xU  ber  ^rieg.  ©eine  @runb(age  tüar  bie  @ro= 
Berung  ber  ©tabt.  S)tefe  gelang  burd^  bie  @unft  ber  ^enge,  toeld^e 
ben  geinb  in  bie  8d§Iöffer  jagte,  tüetd^e,  inbem  ein  S^eber,  foöiel  er 
woUU,  in  ein  S5edten  tüarf,  i^rem  Könige  500  5!Jlann  Befolbete,  tüeld^e 
fogar  ben  ©d^toeiäem  Bei  Samo  entgegenging  unb  fie  3urüc£fd)lug. 
6ie  gelang  ferner,  toeil  ber  geinb  in  feinen  Sd^löffern  an  aEer 
,§ülfe  ber^tneifelte.  '^af^  bem  f^i^ieben  öon  91oöara  !amen  einmal 
3tr»ei  genueftfc^e  ©d^iffe,  unb  bie  f^ranjofen  l^offten,  fie  feien  il^nen 
i)on  ßoboöico  gu  §ülfe  gefanbt^).  ßoboöico  l^atte  bie§  jebod^  niemals 
t^un  tüoEen.  %l^  bie  SSene^ianer  ben  genuefifd^en  Seemännern  5u= 
riefen:  „3Ber  leBt?"  fc^rieen  biefe :  „8t.  (i^eorg  unb  gierro!  gierrol" 
«hierauf  unten  2rom|)eten ,  fliegenbe  Sahnen  unb  SSegrü^ungen 
ber  (5o:pracomiti ,  oBen  lauter  @ntmut^igung^).  S)ie  ©c^löffer 
ergaBen  fid^.  ©o  t^at  aud^  (^apm,  ^ola  nnb  ber  größte  %1)txl 
ber  3Beft!üfte;  burd^  bie  Kolonnen  aBer,  tceld^e  üB ergetreten ,  t^at 
e§  ^quila  unb   ein  X^eil  ber  ^IBru^^en.    i^nbe^  tüar  aud^  @on5al 

I  tüieber  t)on  üteggio  ausgegangen.  S)ie  gan^e  füblid^e  SßergeBene 
(SalaBrienS ,  ©ila ,  bie ,  ben  ^^IpujarraS  ä'^nlic^ ,  burd§  biefelBen 
Hinterhalte,    ^riegSliften    unb   UeBerrafd^ungen   Befiegt   tüarb    (bort 

i  l^atte  fie  fein  fBolt  gelernt),  immer  nad§  ^florben  Bi§  au  bem  SlBfa^ 
be§  @eBirge§,  too'  eine  üBerauS  fteile,  im   SBinter  ganj  untoegfame 

I   f^elfentre^|)e  ijon  9totigliano  ju  ben  cofentiner  S)örfern   emporfül^rt, 

!  unb  bie  Orte  aBtoärtS  ju  Beiben  ©eiten  l^atte  er  burdfi  ©etoalt  ober 

1)  Passero  78—90. 

2)  Villeneufve  43—45. 


64  6tfte§  Sudt).    ^toeiteg  Caputh 

Partei  toeggenommen.  §ter  l^ielt  er  inne^).  @§  toat  ^eäeml 
2x0^  biefer  :|)Iö|li(^en  SJeränberung  ]§at  man  bod)  nid)t  ganj  9te( 
toenn  man  über  ben  Unbeftanb  bteje§  SBol!e§  üagt.  SGßenn  eine  $ai 
bie  i^re  ^^eignng  burd^  bte  ©ebnrt  empfangen,  bie  ftd§  |)lö^li(^  uni 
brüdt  gefe^en,  tebenbig  tüirb,  fotoie  \xä)  bie  erfte  Gelegenheit  3« 
tt)irb  bie§  me^r  §artnäffig!eit  ^u  nennen  fein.  @§  finb  ^toei 
na^e  gleiche  Parteien  tjor^anben,  nit^t  burd^  bie  Meinung  aEein, 
burd^  ben  S5efi|  öerbunben:  benn  bie  eine  !)at  i^re  (Süter  oft  an 
anbere  Verloren  ober  i!^r  entriffen.  5Da  Oermag  ein  gtüdlic^er  ^elbpg, 
eine  gen)onnene  ©c^Iad^t,  eine  günftige  ^^lad^ridit  bie  eine  em^or^us 
Bringen ,  ein  S^f^^^'  ^^^^  S^erbrec^en  eine§  ©innigen  bie  anbere  nieber= 
jubrütfen  unb  ^n  entmut^igen,  fo  ba^  fie,  ni(^t,  nm  fid^  jn  unter= 
n)erfen,  fonbern  um  anbere  3^^^  3^  ertoarten,  burdf)  einen  S5ertrag, 
foüiel  fie  !ann,  fid)  für  biegmal  3U  fidlem  eilt,  ^^liemanb  n)irb  bie 
(Snglänber  natürlicher  geig^eit  anflagen;  aber  bamalg  ^anbelten  fie 
au§  benfelBen  (SJrünben,  auf  biefelbe  Söeife.  @e^t  nun  bie  (5|)altung 
felbft  mitten  burd^  bie  SSermanbtfd^aften,  eine  f^einbfd^aft,  tDeldf)e  nur 
einen  anerfannten  SSor^ug,  ein  Uebergemid^t  be§  ©inen,  nid)t  ba§ 
ööttige  S5erbirben  be§  Zubern  toiE,  fo  toirb  mit  bem  §a^  aud§  bet 
.^rieg^mutl)  gefd^toäd^t.  Oft,  toenn  man  3U  gelbe  lag,  um  gu  fd^lagen, 
ba(i)ten  bie  ^Iragonefen  an  hu  25erlufte  il^rer  angioinifd)en  S5ettern, 
tooEten  nid^t  baran  unb  galten  für  feig^).  3n  fold^er  Sage  fonnte 
biefer  ^rieg  nid^t  ben  5lugenblic£  geenbet  toerben. 

S5on  bem  SCßeften  manbte  er  fid^  nad§  bem  Often  über  hu  Serge. 
§ier  erftredft  fid^  steiferen  einigen  flaren  ©etoäffern  bie  bennod§ 
überaus  bürre  ©bene  oon  5l|)ulien,  too  menigftenS  bamal§  fein  SSaum 
toud§§,  fonbern  f^end^elftangen  äum  SSrennen  bienen,  too  felbft  fein 
S)orf  "wax,  fonbern  gur  S^^t  ber  @rnte  bie  SSefi^er  mit  äßagen  unb 
Od^fen  au§  i^ren  Stäbten  unb  ©afteEen  famen,  aud^  bie  ^aä)i  auf 
bem  treibe  blieben  unb  erft,  toenn  fie  5lEe§  öoEbrad£)t,  3urücffe:§rten. 
^a  toeibete  auf  ber,  60  ^iglien  langen,  föniglid^en  SBiefe  2:at)oliera 
nur  eine  3^itlang  ein  nid^t  einl)eimifd§e§  S5ie:^^).  Gegen  ben  äöinter 
trieben  nämlid§  au§  ben  ftbru^aifdCien  Gebirgen  ijiele  :^unberttaufenb 
Schafe,  Siegen  unb  Slinber,  ©erra  6a:|3reola  Vorüber,  3U  ii§r  ^erab, 
blieben  ba,  unb  mit  bem  grü^ja^r  gingen  fie  nad^  ben  jungen  kxäu= 


1)  Zurita,  f.  72,  betglic^en  mit  Sejours  d'un  officier  en  Calabre  1821, 
geogxaptiifc^  befjer  aU  Sortel^. 

2)  Zurita,  f.  86.  95. 

3)  Leander  Alberti,  Descriptio  Italiae. 


Äricg  in  ^tapil  1495—1496.  65 

tern  i^rer  S5erge  äurüct.  Siann  äal§(ten  fte  ber  ^Jlaut^  in  goösia  einen 
guten  S^U,  be§  ^önigg,  faft  toie  einft  ber  römifc^en  üle^jublid,  Befte 
@innaf)me,  bantatS  an  100,000  2)ncaten.  2)te|e  ©inna^me  ^u  ge= 
toinnen,  eilten  Beibe  j^on  im  ^^ebruar  1496  ^inüBer,  ^ertantino  nad^ 
^oßgia,  5?lont))enfter  naä)  ©t.  Seöero.  S5on  bem  ftreifenben,  fteinen 
.Kriege,  ben  fie  ba  begonnen,  ift  eine  mer!tt)ürbige  3::§at  aufgezeichnet: 
|ettna  700  S)eutfc^e  ^enanttno^g  Serben  auf  bem  SBege  öon  S^roja 
\mä)  i^oggia  tjon  me^^reren  taufenb  f^ran^ofen  umgangen  unb  ptö^= 
lixä)  angef^rengt.  ©ie,  foglei(^  in  einen  üting  gefteEt,  tne^ren  juerft 
ben  ^einb  mit  i^ren  S5ü(i)fen  ab;  batauf  —  benn  fie  tt)oHen  au(^ 
n^eiter  —  öffnen  fie,  unb  200  f^ringen  öor,  ben  2Beg  p  bal^nen. 
5lber  i1)x  «Hauptmann,  ^eberlin,  ift  gefaEen:  feine  ßeid^e  binben  fie 
auf  ein  ^}erb,  ne^^men  fie  in  bie  5}litte  unb  xüden  tjortoättg.  2)a 
tücren  fie  tt)ot)l  unöerle^t  geblieben,  Ratten  fie  nid§t  über  einen  t5lu§ 
ziehen  muffen.  S)abei  trennten  fie  fic^,  toag  bem  f^einbe  ben  Eingriff 
Iei(i)t  mad^te.  Ueber  ba§  ganje  ^^elb  5[Raffaria  f)m,  auf  bem  äöege, 
lagen  bie  Seiber,  tt)ie  S3lut  unb  ßeben  fie  öerlaffen.  ©ie  ftarben 
aEe.  Italiener  unb  ©jjanier  ^aben  i^rer  feitbem  ein  ober  ^tnei  5RalC 
gebadet,  fein  2)eutf(i)er  ^).  ^erlmürbig  nun  ift  biefe  S|at  il^rer 
iugenb,  nid^t  i^re§  @rfolge§  njegen.  (Bleid^  barauf  toar  ^errantino 
bennoc^  im  S5ort§eil.  @r  Tratte  ber  ©ignorie  öon  S^enebig  fünf  ^lä^e 
in  ^buüen  für  il)re  ^rieg§!often  öer^fänbet,  W  too^lgelegenften  ^^lä|e, 
unb  SSer^fänben  toar  beinahe  S^eräu^ern.  S)ie  ©trabioten,  toeld^e  i^m 
bafür  zuzogen,  führten  ben  gran^ofen  unter  anbern  fogar  ba§  S5iel^ 
^intneg,  ba§  p  i^nen  nac§  ©t.  ©eöero  getrieben  tourbe^).  ©ie 
Imad^ten  ben  Äönig  burc^  üjx  UeberaE  unb  5^irgenb§,  überaE  burd^ 
ben  eigenen,  nirgenbS  ^ti  bem  fremben  Eingriff,  jum  Reiftet  ber 
ßbene,  fo  ha%,  toie  Sobobico  im  Söeften,  fo  S5enebig  im  Often  jum 
©iege  fyerrantino'§  beitrug ,  boc^  ha^  le^te  hä  toeitem  am  fräftigften. 
\^m  ©üben  ^atte  ^on^al  f(^on  im  f^ebruar  hu  §ö^en  ber  cofentiner 
|2)örfer  erftiegen,  ßofen^a  bi§  auf  ba§  ©(i)lo§,  aEe  geften  be§  ßrato= 
;t^ale§,  gern  ober  ungern,  unb  ba§  gan^e  (Sebirge  bi§  an  bie  ^toeiten 
^^äffe,  n)o  e§  fid§  öon  ßaftroüiEare  na(^  €am^o  ^emeffe  toieber  l§in= 
iabfenft,  eingenommen  unb  überaE  aragonifc^e  Sflid^ter  eingefe^t^). 
j        S)en  5^orben ,   bie   ^Ibrua^en  ,  Ratten  bie    ßolonna  inne ,   SGßeft= 

lunb  Oftabl^ang  be§  @ebirge§  toar  aragonif d^  *) ;  ba  mußten  bie  ^xan= 

I 

I         1)  Joviiis  71.  Passero,  p.  97.  Zurita  73. 
I         2)  Bembus  57.  5lu(^  ©uicciarbini  II,  149. 

3)  Zurita  84.  96. 

4)  Tarfia :  Historiae  Cupersanenses,  bei  Graevius.  Ital.  Thes.  IX,  p.  48. 
b.  9lanle'§  Söerfe.  XXXIII.  XXXIV.    9tont.  u.  gem.  SJölfer.  3.  Sufl.        5 


66  etfte§  a3u(^.    3njeitc§  ßa^itet. 

gofen  fid§  in  bte  TOtte  beffelBen  sielten,  in  bie  @raff(^aft  ^ol^ 
obtoo^I  nnein§,  ol^ne  @elb,  be§  @e]6irg§!riegeg  nnfunbig.  Sofort  fut 
fyetrantino  fie  bafelBft  anf.  S3ei  ^orcone  ftanben  Beibe  tüt^ber  einanbi 
Bei  f^tangete  trennte  fie  nur  ein  @raBen.  ©in  2:reffen  jd^ien  nnöj 
meiblid);  in  ^Jleajjet  l)ielt  man  ^toei  Xage  ^roceffionen :  benn 
^önig  njerbe  Bei  Seneöent  fd^tagen  muffen.  3lu(^  in  ßalaBrien 
er  notf)  nidfjt  fidler,  ^n  Saino  ftanben  bie  t)or  Ö^on^al  flü(^ti( 
S3arone  unb  gebadeten  mit  5lnBignt),  ber  fid^  nod§  in  2^ro^ea  ^i( 
bereinigt  ßofen^a  jn  entfe^en.  @l§e  fie  fid^  entfd^loffen^),  ^og 
5^arf)t5eit  ^onaal  au§,  üBertoanb  bie  ^äffe,  Befe^te  bie  SriicEe  ^njifc 
©tabt  unb  ©d^lofe  ßaino,  Bemäd§tigte  fid§  be§  einen  unb  be§  anbei 
unb  na^m  14  S3arone  unb  biete  Splitter  gefangen^).  Sßäl^renb 
er  nun  öom  ©üben  ^eranrürfte,  trieB  f^eiTantino  ben  ^eini)  bon  ^ox= 
ben  l§er  üBer  3lriano  unb  ^efualbo  bon  Ort  p  Ort,  Big  er  il^n  in 
5IteEa  ^atte^)  unb  bie  Serge  einnahm,  bie  bon  brei  (Seiten,  reBeu= 
unb  toalbBetteibet,  bag  %'^ai  umgeBen.  (Sr  Iie§  aEein  ben  2öeg  bon  S5enofa 
offen.  S)iefen  3öeg  na!)m  ^on^at  ein*),  ©ud^ten  nun  bie  gran^ofen 
burdt)äuBred)en,  fo  tnar  ^^errantino  ber  erfte,  ber  feine  ßan^e  gegen  fieBrac^, 
unb  menn  man  i^^m  fagte:  „§err,  n)ie  tnagt  ^^x  ^nä)  fo  fe^r",  berfe^te 
er:  „@§  ift  aud^  meine  <Bad)e".  ^aburd^  ent^ünbete  er  ben  2öett= 
eifer  ber  ©einen  unb  trieB  bie  f^einbe  Balb  jurüc^^).  S)iefe  !)offten 
nod§  immer  auf  i^ren  ^önig  unb  feine  .^ülfe;  bodf)  aEaufern  toar  er 
unb  fie  bom  junger  Be^mungen.  ©o  Baten  fie  um  breigig  Sage  grift: 
fönnten  fie  bann  nid§t  im  f^elb  erfd^einen,  fo  bJoEten  fie  bag  9tei(^ 
berlaffen  unb  i^re  geften  üBergeBen.  Die  S^age  bergingen ;  bie  §ülfe 
BlieB  au§ :  enblid^  mürben  fie  aEe  —  benn  aud§  ^uBign^  :§atte  fid§ 
ergeBen  —  5ur  ^üfte  geleitet.  .&ier  liefen  §i^e,  junger  unb  uner= 
l§örte  Äran!:§eiten  bon  6000  ^ann  nur  nod^  1500üBrig;  unb  biefe 
gingen  fo  entfröftet  an  Sorb,  ba§  man  fie  faft  :^erau§^eBen 
mu^te,  menn  fie  fid§  mieber  an  ber  Suft  be§  ßanbeg  erfrifd^en  foE= 
ten^).  „5lnbere  toaren  in  ^efangenfc^aft  geraf^en,  fa^en  ^inter  '^ölaernen 
unb  eifernen  Gittern,  in  bunflen  ^emäd^ern,  mo  fie  ^^liemanben  fa^^en, 
aU  dtoa  ben  Mooren,   meld^er  i:§nen  ba§  ßffen  Bradjte^).     @nblid§ 

1)  Passero  100. 

2)  Jovius,  Vita  Consalvi  Magni,  p.  220. 

3)  Baldi  Gundubaldo,  p.  156. 

4)  Zurita  91—95. 

5)  Passero  101.  Unreft,  £)efterteid)ifdöe  6f)roni!,  p.  798. 

6)  Schodeler  bei  Fuchs  111,  Anshelm. 

7)  Villeneufve,  Mem.,  p.  74. 


Ärteg  in  S^eopel  1495—1496.  67 

!amen  fie  (o§.  S)a  fa§  man  biefe  Entronnenen,  tüol^I  noc^  ba§ 
©ijen  i^rer  @efangenf($aft  um  ben  ^aU,  nac^  ^^eiltgen  Orten  unb 
Big  an  ben  .&of  be§  ^ön{g§  gleiten.  (5§  mar  il^nen  genug,  ba§  fie 
beffen  3lntli|  mieber  erBlictten;  fie  nahmen  feine  @efd§en!e  imb 
münfd^ten  i^m  langet  ßeBen^). 

'üad)  biefem  großen  ©iege  über  bie  f^ran^ofen  am  5.  OctoBer  1496 
!am  i^errantino  mit  feiner  jungen  ^ema^Iin  nad^  ^ca|)el  ^uxM  ^).  S)a§ 
fSolt,  bem  er  einen  äöalfer  al§  Eletto  öerftattet  l^atte,  toeld^er  bann  beim 
gro^nteic^nam^fefte,  ba§  fonft  ein  S3onec§t  ber  ©bedeute  mar,  bie  ^a)3pa 
tragen  burfte^),  —  metc§e§,  menn  er  lebte,  fid^  noc§  t)iele§  anbere  öon  il§m 
t»erfpre(f)en  !onnte,  liebte  x^n  t)on  .g)er5en.  5Jland)e  al)mten  i^^m  nac^, 
mie  er  ben  ^op]  erl^ob  unb  fin!en  Iie§  *) ,  unb  man  glaubte  einen 
«gelben  an  i^m  p  ^^aben.  5^un  !am  er;  boc^  er  mar  tobtiran!.  S)a§ 
S5ol!  lag  bie  5^a(^t  bor  feinen  ^eiligen  auf  ben  Änieen,  füljrte  mit 
bem  '»ülorgen  ein  munbertl)ätige§  3}larienbilb  burd^  bie  Straßen  unb 
brad^te  e§  il)m,  folgte  am  ^Ibenb  in  großem  Umzüge,  ©eiftüd^e  unb 
äöeltlid^e,  Söeiber  unb  Männer,  bie  ©belleute  felbft,  bem  ^op'^  unb 
bem  S3(ute  be§  l)eiligen  ;^anuariu§  nadf),  ba§  i^r  ©rjbifd^of  burd§  bie 
©tabt  trug,  bi§  fie  an  ba§  ©d^lofet^or  famen,  mo  bie  alte  Königin 
nieberlniete  unb  aEe§  S5ol!  9Jlifericorbia  fd^rie.  @r  ]pxaä) :  „35oEbiingt 
euere  (lebete:  @ott  mirb  t^un,  toie  er  toiE",  unb  ftarb  i^nen.  „D 
unfer  .g)err",  f^jrai^en  fie,  „toarum  l^aft  bu  un§  fo  balb  öerlaffen? 
S)ein  ^lut^,  bcin  5!}lut^  im  ^am|)fe,  bem  lein  alter  §elb  gleid^  mar, 
mo  ift  er  nun?  2)urd^  beinen  2;ob  ift  er  ba^in."  Ein  5lnberer  fagte : 
äÖie  foE  ict)  nun  leben,  mein  .^err,  ber  ic^  um  Euere  ßJunft  fo  öiel 
^ü:^e  erbulbet."  Einige  erinnerten:  man  ^abe  i^n  oft  bergiften  motten; 
bem  fei  er  entfommen;  nun  fei  er  füß  entfd^lafen  am  3^^^^  l^^^er 
©iege^),     geberigo,  fein  O^eim,  folgte  iljm  nad^. 

Unb  je^t  fottte  eg  faft  fd^einen,  al§  l^abe  ^arl§  3ug,  ber 
freilidf)  bie  iürfen  nid^t  bejmungen  unb  ^f^i-'ufölem  nii^t  erobert, 
aud§  auf  i^talien  feine  bleibenbe  äÖir!ung  l^erüorgebrad^t ;  Sobo= 
bico  unb  geberigo  toaren  fogar  tJerfö^nt.  2)0(^  mar  bem  nii^t  fo. 
5^od^  bilbeten  bie  florenttner  $o|)olaren,  bie  Drfinen,  bie  je^t  ftatt 
ber  Eolonna  \xä)  bem  ^apfte  mibeife|ten,  unb  bie  uneroberten  ©täbte 
im  Äönigreid^e,  Sarent,  SSitonto,  ©ora,  9iiocca  ©uilielma,  eine  ftarfe 

1)  Villeneufve,  Memoires,  p.  87. 

2)  Passero  105.  107.  (31.  b.  n.  51.)  Giacomo  205. 

3)  Passero  101,  102.    Giacomo  209. 

4)  Cortegiano  öon  Castiglione,  33u(^  I. 

5)  Passero  107—110. 


es  ®rfic§  aSud^.    3hjeitc§  6Q|)itcI. 

spartet,  unb  aEe  Sage  badete  Äarl,  i^r  £)16erl§au))t,  ä«  i^tten  3U1 
^uUf)xtn.  S)tefen  gegenüBer  Beftanb  bte  ßiga.  S)ie  italientfd^en  ©lieber 
berfelben  ^^ätten  ftc^  too^^t  mit  einem  ©iege  über  it)Xt  ^eittbe  in  Italien 
aEein  begnügt;  bie  auStoärtigen  tooEten  me:^r.  ^erbinanb  badete 
fd^on  an  feine  ülec^te  anf  ^ea^jel  nnb  Iie§  beim  ^a^fte  barum  an= 
fragen  1).  ^Oflajimilian  ^offte  mit  §ülfe  biefer  ßiga  toiber  Stanheid^ 
felbft  einen  6df)Iag  au§3uiü:^ren. 

1)  Zurita  I,  101—103,  tüOtouS  Mariana  26,  14. 


1.  ^ai-tmiltan  Don  Oefterretd^  unb  ha^  ffteid^. 

om  ß^runbe  tooEte  9Jtaj-tmilian  erft  in  ;3ftalten  ber  ßiga  ftegen 
]§elfen  unb  hierauf  an  t^^ret  8^i^e  f^ranfretc^  angreifen. 

@r  toar  §ert  übet  Oefterreid^  unb  bie  ^^lieberlanbe.  @§  mochte 
cttoa  600  Sa'^re  fein,  ba^  in  bem  S)onaut^ale,  ^tüifd^en  ben  5tl^3en 
unb  bem  bö^mifd^en  Gebirge  um  bie  SSutgen  ^rem§  unb  5Jlel!  ]§er  ^) 
W  ^ar!  Defterreic^  auerft  gegrünbet  UDOtben.  ©eitbem  ^atte  fie  fic^, 
anfangs  im  S^ale  gegen  S3aiern  unb  Ungarn,  barnac^  burd^  ba§ 
^auS  ^abSburg,  über  ben  ganzen  ^florbab^ang  ber  5ll^en  bon  bem 
Äarft  bi§  l^inanf,  n)o  fid§  ftatoifd^e,  italienifd^e  unb  beutfd§e  jungen 
fcfieiben,  unb  l^inab  nad^  bem  @Ifa§  au§  einer  ^ar!  5um  ^x^^tx^o^= 
t^um  ertüeitert.  5^ad^  aEen  ©eiten  Ratten  bie  ©ra^^eraoge  3lnf:|3rüd§e : 
nac§  ber  beutfd^en  auf  bie  ©d^toeia,  nad^  ber  italienifd^en  auf  bene= 
3ianifd§e  S5efi^ungen,  nadi)  ber  flatoifd^en  auf  SSö^men  unb  Ungarn. 

^ier^u  brad^te  5Jlajimilian  burd§  feine  S^ermä^Iung  mit  5Jlaria 
tjon  SBurgunb  'Oa^  @rbe  ^arl§  be§  ^üt)nen.  2öie  i^n  bie  5^ieber= 
Idnber  mit  ber  Snfd^rift  über  i^^ren  St^oren  begrüßten:  „S)u  Bift 
unfer  ©er^og,  fc^Iage  unfere  ©d^Iad^t",  fo  toar  bom  erften  5lugenblid£ 
^ieg  fein  @efd§äft.  @r  trat  ganj  in  ba§  feinbfelige  S5er]§ättni| 
Äarl§  be§  ^ü^nen  gu  ^5ran!reid§:  er  errettete  ben  größten  X^til 
feines  (SrbeS  bor  ben  ßnttoürfen  SouiS'  XL  2:ag  unb  9^ad§t  toar 
fein  @eban!e,  eS  ganj  p  erobern. 

5lber  inbem  fid^  i^m,  nad§  bem  aE^ufrül^en  2;obe  ^aria^S,  6m= 
))örung  auf  Empörung  entf^ann,  inbem  fein  Später  ^^riebrid^  ju  alt 
tüarb,  fid^  felbft  ju  befd^ü^en,   begab  fid^,   ba§  im  ^a^x  1488  ber 

1)  Äutj,  SBeittage  aut  @efd)td^tc  öon  Deftcrreid^  III,  226.  (31.  b.  n.  21. 
SSetgl.  S3übingcr,  Defterxctc§.  ®efd)id^te  I,  ©.  167. 


70  erfte§  S3u(^.    ®rtttc§  ßapttel. 

S5ater  t)on  ben  Ungarn  au§  Oeftetreic^  f  erjagt,  ber  ©oT^n  in  SSrügge 
t)on  ben  bürgern  gefangen  gehalten  tt)ar  unb  fte  felbft  bie  @nt= 
frembung  öon  2iro(  |ürd§ten  mußten.  6te  Verloren  ben  ^nt:§  nid^t. 
eben  in  biefen  Seiten  be^eit^nete  ber  Später  ntit  ben  S5ocaIen  %(B^OU, 
ba§  ift,  aEe§  ©rbreic^  ift  Oefterreid^  untert^an,  ben  Umfang  beffen,  tt)a§ 
er  ^offte ;  in  bemfelben  ^df)xz  unter^anbelte  ber  ©o^n  nm  eine  f|)anif(^e 
S5emiä:^tung.  ^^x  toal^rer  Befonberer  ^lüd^alt  lag  in  ber  faiferlid^en 
äöürbe  f^riebrid^S,  in  ber  föniglic^en  5(Jlajimilian§,  bie  fie  tiom  ^eidfie 
ber  S)eutfd^en  ^^atten.  5ll§  beffen  ^raft  \\ä)  Beftjegte,  tnarb  5Jlajimi= 
Itan  frei;  al§  fie  i^m  in  ber  @egenn)art  auc§  nur  njeniger  9teid§§= 
fürften  jur  §anb  Blieb ,  hjarb  er  .&err  in  feinen  5flieb erlauben ;  bie 
f^a^ne  ber  .^ennemer  ntit  .^äfe  nnb  SSrot  flog  t)or  Set)ben  jum  legten 
^al,  ber  le|te  §ö!,  ^1)ilipp  t)on  ülaöenftein,  üBergaB  i^m  (5lut)§  ^). 
@§  n)ar  !eine  anbere  .&ülfe,  burc§  hu  er  fid§  2:irol  fixierte  unb 
Defterreic^  toieber  eroBerte^). 

©eitbem  gingen  feine  ^läne  auf  Ungarn  unb  Säurgunb.  ^n 
Ungarn  fouute  er  nid§t§  erlangen,  al§  ba^  feinem  §aufe  bie  5^a(f)= 
folge  5ugefi(^ert  toarb^).  ^fliemalS  aBer,  fo  oft  er  auc^  grieben 
f(^lo§,  lie§  er  öon  feiner  5lBfid§t  auf  SBurgunb.  @r  ^ätte  i^offen 
bilrfen,  fie  ju  erreit^en,  märe  5lnna  t)on  SSretagne  feine  Öema'^lin  ge= 
toorben.  2)en  2;ag,  al§  er  erfuhr,  ba^  fie  e§  nid§t  mürbe,  marf  er 
fid^  in  bem  Unmut^  einer  fc^merälid^en  @nttäufd§ung  auf  ba§  ^ferb 
unb  erfc^ien  immer  auf§  neue  in  ber  ÜtennBa^n*).  5lBer  bamal§ 
!am  ba§  Sfleid^  feinem  3om  nid§t  3u  .^ülfe.  ^lunme^r,  al§  er  fid^ 
mit  einer  ©forja  tjermä'^lt  unb  in  bie  ßiga  getreten,  ha  fein  ^akx 
tobt  unb  ba§  'Ütii^  öer^flid^tet  mar,  i^n  üBer  bie  iöerge  ju  Begleiten, 
ba  bie  italienifd^en  S5ermidfelungen  .^arl  BebroT^ten,  ^offte  er  e§  auf§ 
neue,  unb  in  biefer  Hoffnung  Berief  er  einen  9fteid§§tag  nad§ 
2öorm§. 

^ajimilian  mar  ein  Surft,  öon  bem  mir  ^mar  t)iele  SSilbniffc 
^aBen,  bod^  fo,  ba§  feiten  eine§  bem  anbern  gleid^t;  fo  unBefangen 
unb  gauä  ergaB  er  fid^  ben  3)ingen;  fo  meuig  ^errfd^te  in  il^m  eine 
35efd^äftigung ,  eine  5fleigung  bor;  ein  f^ürft,  tion  bem  feine  ^dt- 
genoffen  ^mar  auSfii^rlid^e  «Sittenfd^ilberungen ,    bod§   5^iemanb   eine 

1)  Pontus  Heuterus,  Rerum  Austriac.  Hermanni  bellum  Gelri- 
cum  530. 

2)  IRcbe  »crt^olbg  t)on  «Ulaina  t).  ^.  1492  in  «müacr§  Oteic^gtagSs 
tlieatrum. 

8)  Urfunbc  bei  Sarabucus,  Appendix  ad  Bonfinium. 
4)  e^renfpiegel,  p.  1368. 


3Wajtmilian  unb  ba?  Oleid^.  71 

genügenbe  @e|{i^t(^te  ^intertaffen  ^at.  ©eine  ©eele  tft  lauter  i8e= 
tüegung,  ^reube  an  ben  S)ingen  unb  (Snttoutf.  @§  gteBt  faum 
etmag,  ba§  er  n{d)t  !ann.  ^n  feinen  S3ergtt)er!en  ift  er  ein  guter 
©deiner,  in  feiner  9ftüft!ammer  ber  Befte  ^latner,  ber  5lnbere  in  neuen 
^rfinbungen  äu  unterrichten  n)ei§;  bie  S5üc§fe  im  %xm,  übertoinbet 
er  feinen  beften  8c^ü^en  Öeorg  ^ur!f)arb;  mit  bem  groben  @ef(^ü^, 
ba§  er  bofiren  gele!)rt,  ba§  er  auf  üläber  gef(^afft,  trifft  er  meift  am 
näd^ften  ^um  3^^^^)^  ^^  befe'^Iigt  7  |)auptleute  in  i^ren  7  ©prad^en; 
er  Watjit  unb  mift^t  feine  ©^jeife,  feine  ^r^nei  felbft^).  ^n  gelb 
unb  i^lur  erft  befinbet  er  fid§  toa^r^aft  tt)ot)l.  ßaufc^enb  reitet  er 
ba§  ^ebüfc^  üorbei,  tüo  er  eine  5^a^tigatt  fciilagen  ^ört,  ettüa  nat^ 
ben  brabanter  f^orften,  ben  @ber  gu  jagen,  ober  na(^  bem  tiroler 
Gebirge,  Ujo  er  bie  ©teinböÄe,  al§  i^rer  buri^  ha^  ©(^ie§gen)e^r  nur 
nocf)  menige  übrig  geblieben,  äu  fd^ie^en  Verboten  ^at^).  .&ier  Id^t 
er  ba§  $ferb  :§inter  fic^  unb  fteigt  i^nen  bie  ^o^en  gel§toänbe  em|)or 
nai^,  too  er  400  bi§  500  Mafter  faEen  !ann,  Ujenn  er  einmal 
fel^ltritt,  U)o  i^n  ^uUJeilen,  menn  bie  f^ugeifen  lo§gelaffen,  nur  noc^ 
eine  ©taube,  ein  f^^i^er  ©tein  errettet  ^at,  mo  er  einft  im  ©aEt^ale 
f(i)on  bie  Salinen  hinter  fic§  braufen  gel)ört^).  S)a§  S5ol!  mei§  biel 
äu  er^ä^^len,  toie  man  i^n  an  großen  ©eilen  au§  ber  <g)ö^e  in  ba§ 
2:l)al  gelaffen,  ja  toie  il|n,  ba  aud§  bie§  unmöglid)  getoefen,  ba  man 
iljm  au§  ber  2:iefe  fc^on  ba§  ßrucifij  al§  jum  legten  @ebet  ent* 
gegenge'^alten,  noc^  ein  ©ngel  t)on  ber  ^JJlartinSUJanb  errettet  Ijabe^). 
Äommt  er  nun  aurüd ,  fo  bringt  i'^m  fein  SBogler  aEe  Wirten  bon 
©ingöögeln  in  feine  ©tube,  fo  ba^  man  !aum  fein  eigen  äöort  ^ört; 
ober  er  befurf)t  einen  S)iener  auf  feiner  §od§3eit,  ober  er  l)ört  3U= 
traulid^  bie  Sitten  feiner  Untertl^anen,  ober  er  eraä'^lt  feinen  ütdtT^en, 
feinen  ©c^reibern  eine  ©efd^id^te,  bictirt  i^nen  ein  ©tüd  feiner 
rät^fei:§aften  unb  faft  unergrünblid^en  Sucher  ^),  eine  ^flotia  in  fein 
^emorienbud^,  etma,  toie  ^riefter  ßa§la"bie  gl^ronüen  aufammen« 
ftimmen  foEe  ^) ,  eine  feiner  ganj  genauen  i^nftructionen,  jum  S3ei= 
f^iel,  tüie  man  bei  SBeutelftein  mit  einer  ^ot^büc^fe  übered  fd^iefeenb, 

1)  2ßct§!unig  83,  90,  99. 

2)  ©tünbedE:  ^iftoxta  gftiebrid^B  unb  ^aicmiUan%,  p.  84.  Cuspinianus, 
Vita  Maximiliani  in  Vitae  Imperatorum,  p.  613. 

3)  2Bei§funtg  91,  ferner. 

4)  ©rünbecf,  (5l)renfpiegel  1381. 

5)  Pontus  Heuterus  343  unb  bie  ©agen. 

6)  ©rünbec!  90.     Henric.  Pantaleon,  de  viris  illustribus,  p.  1.    Roo, 
Annales  rerum  ab  Austriacis  principibus  gestarura,  316. 

7)  ein  ©tüdE  barau§  in  .^ormo^rS  öftert.  Putaxc^  V,  159. 


72  6tfte§  S5ud^.    2)tttte§  Kapitel. 

in  bie  ^ä(^e  treffen  !önn  e  ^) ,  einen  S3rief.  ©o  ift  fein  2Befen. 
ben  3ufammen^ang  ber  @ef(^i(^te  geT^t  bieg  minber  an.  2öa§  fein 
öffentüd^eg  ßeben  eigentlich  au§5eid§net,  ift  ba§  S5orgefül^l  öon  ber 
lünftigen  ©röge  feinet  -ÖaufeS,  ba§  er  öon  feinem  Später  geerbt  ]§at, 
unb  ba§  raftlofe  ©treben  barnad§,  bQ§  bom  §aufe  SBurgunb  auf  t:§n 
übergegangen  ift.  '^iä)t  auf  ba§  üteid^,  für  beffen  n)a:§re  SBebürfniffe 
er  ttjenig  h)efentlid§e  Sorgfalt  aeigt,  auc^  nid^t  auf  ba§  äöol^l  feiner  ©rblanbe 
unmittelbar,  fonbern  auf  bie  S5ertt)ir!lii^ung  jener  ;3bee  ge^t  feine  ganje 
^politü,  gelten  aEe  feine  $läne.  <g)ierbon  finb  alle  feine  (Schriften  unb 
Üteben  tJoU.  S)o(^  jeben  einaelnen  ©nttnurf  l)ält  er  anwerft  geheim.  @§  giebt 
SJorl^aben,  t>k  er  feinem  feiner  ^'dt^e  mitt^eilt^);  bann  toeift  er  ben 
fremben  ©efanbtfc^aften  einen  $la^  an,  tt)o  fie  nichts  erfaliren,  unb 
öon  bem  fie  hoä}  nic^t  n}eid§en  foÜen;  bann  fd^itft  er  feinen  50^unb= 
toä)  nur  eine  ©tunbe,  e^t  er  felbft  aufbricht,  borau§^).  Söenn  er 
glaubt,  man  burciifd^aue  i'^n  boci),  laufen  xi)m  bie  5lbern  am  |)alfe 
auf,  unb  er  fteHt  fic^  felbft  jornig  an*);  ba  gefi^iel^t  e§  nun  frei= 
lid^,  ba^  'tu  öorliegenbe  (5ad§e  xf)m  unertoartete  unb  nic^t  in  @r= 
toägung  gezogene  ^inberniffe  ^eigt,  menn  er  fie  unternimmt^).  ^n= 
be§,  ha  er  immer  anbere  ^nttnürfe  l§at,  bie  atte  3U  bemfelben  QieU 
fül^ren,  bergi^t  er  leirfit,  tDa§  i^m  mißlingt.  @r  ift  aud^  l^ier  mie 
ein  i^äger,  ber  etma  einen  fe^r  fteilen  ^erg  ^inan  miE,  balb  ba, 
balb  bort,  unb,  toenn  e§  nid^t  ge^en  toitt,  ol^ne  gro§e  S5e!ümmerniB 
einen  anbem  unb  mieber  einen  anbern  Söeg  t)erfud§t;  nod^  ift  e§ 
frül^  am  ^tage;  attmä^lid^  tommt  er  i)'ö^ex  empor;  unb  er  ift  nur  be= 
forgt,  bem  Xl)iere  feine  (Bpux  ju  Verbergen. 

^m  Wdx^  1495  !am  ^ajimilian  auf  ben  üteid§§tag  5U  2öorm§. 
Qx  erfd^ien  in  feiner  ganzen  ^itterlid§!eit,  al§  er  felber  einem  ^ran= 
jofen,  ber  aEe  S)eutfd§en  l^erauS^uforbem  gefommen,  an  ben  ©c^ilb 
fd^lug  unb  il^n  befiegte.  (gr  geigte  fid^  in  bem  Collen  ^lan^e  feiner 
Ärone,  toenn  er  auf  offenem  ^la|e,  jmifd^en  ben  ^r^bifd^öfen , "  feinen 
banalem  fa§.  S)ann  fa§  il^m  ber  ^faljgraf  red)t§  unb  Ijielt  il§m 
ben  5lpfel;  lin!§  ftanb  ber  ^er^og  öon  ©ad^fen  unb  ^ielt  fein 
©d^mert;  Oor  feinem  5lngefid^t  ftanb  ber  @efanbte  Oon  SSranbenburg 
mit  bem  ©cepter,  ]§inter  if)m  ftatt  iööl^meng  ber  ©rbfd^en!  Oon  Sim= 

1)  3fnftxuction  in  ©öblcr§  6t)ronifa  ber  Ätieg§l)Qnbel,  f.  1. 

2)  Macchiavelli,  Principe  c.  23,  p.  60,  au§  bem  3Jiunbc  Pre  Luca's. 

3)  Macchiavelli,  Legazione  alla  corte  di  Massimiliano,  p.  193. 

4)  Hubertus  Thomas  Leodius,  Vita  Friderici  Palatini,  IIb.  III. 
Nr.  7. 

5)  Histoire  de  Bayard  179. 


^Jlajintinan  unb  bo§  ^tiä^.  73 

Burg  mit  ber  .^rone,  unb  nun  bie  übrigen  40  f^ürften,  67  trafen 
unb  .^enen,  fo  öiete  gefommen,  bie  SSotfc^qter  ber  ©täbte  unb  an= 
bere  ^otjc^after,  alle  in  i^rer  Orbnung^).  S)ann  tarn  toolit  ein 
gürft,  Berannte  ben  !öniglid§en  ©tu^t  mit  feinen  f^aTjnen  unb  em= 
fing  feine  Se^en.  S)a  em|>fanb  man  nic^t,  ba§  biefe  ^rt  ber  ^e= 
lel^nung  gleid^fam  einen  S^^o^Ö  Bebeutete,  ba§  bie  ^^nfignien  ber 
föniglid^en  5Jlac§t  in  ben  Rauben  ber  f^ürften  lagen. 

.^ier  ertnarB  ber  ^önig  jttjei  toic^tige  ^uSfii^ten.  3n  bem  ßanbe 
SöürttemBerg  toaren  t)on  3m  ei  Sinien  gm  ei  trafen  gan^  entgegen= 
gefegter  5^atur :  ber  ältere  gütig ,  milb ,  immer  entfc^ieben ,  unb  ber 
ficf)  getraute,  in  jebeg  Untert^anen  ©c^oofee  ju  fd^lafen^),  ber  jüngere 
unftät,  ^in  unb  l^er,  gemaltfam,  ber  immer  Bereute,  ma§  er  getl^an^), 
Beibe  mit  Flamen  ©Ber^arb ;  aBer  ber  ältere  öertoaltete  Befonberg  burd^ 
be§  faiferlidien  §ofe§  SBegünftigung  auc^  be§  jüngeren  5lnt^eil.  £)afür 
gaB  er  400  Üteiter  ^um  ungarif(i)en  Mege  unb  fanbte  §ülfe  miber 
bie  f^tanbrer.  ^Dlit  biefem  älteren  macf)te  ^JJlajimilian  ben  SJertrag : 
äÖürttemBerg  foEe  ein  ^er^ogtl^um  fein  —  eine  (Sr^eBung,  meldte 
bie  meiBlic^e  Sinie  öon  ber  @rBfolge  au^fc^lo^  —  unb,  fterBe  ber 
(Stamm  au§,  5um  5flu^en  ber  !aiferlid§en  Kammer  ein  äßittl§um§gut 
be§  üteid^eS  merben*).  ®a  hu  ganje  Hoffnung  biefe§  @ef(^led)te§ 
auf  einem  einzigen  fcfjmac^en  ,^naBen  Beruhte,  fo  !onnte  bie§  i^m 
ober  feinen  ^lac^folgem  ein  fd§öne§  ßanb  öerfi^affen.  S)od)  mar  e§ 
nur  ba§  geringere,  ma§  xi)m  gelang.  2)a§  (Srö^ere  mar  bie  S5er= 
mä^lung  feiner  Äinber ,  $l^ili|3p  unb  ^Jlargaretl^e ,  mit  ben  Äinbem 
f^erbinanbS  be§  ,^at:^oliftf)en ,  ^uana  unb  ;^uan,  bie  l^ier  Befd^loffen 
tüar^).  ©ie  öerfrfjaffte  feinem  §aufe  noc^  gan^  anbere  ^lugfid^ten; 
fie  Brachte  il§n  fogleid^  in  ben  engften  ^unb  mit  ben  Königen  öon 
©panien. 

Snbe§  mären  biefe  2)inge  öieEeid^t  aud§  mo  anberg  3U  erreichen 
gemefen.  äöa§  Maximilian  auf  bem  ütei(f)§tage  ju  2öorm§  eigent= 
lic^  fud)te,  mar  bie  §ülfe  be§  üleic^eS  miber  bie  f^ran^ofen  mit  feinen 
in  aEer  SBelt  Bereite  namhaft  gemorbenen  unb  gefüllten  Ärieg^leuten. 

1)  S3ernl).  «^er^og,  ©Ifaffcr  6{)tonif  II,  f.  150,  bei  3)att,  de  pace  publica 
613.  Linturius,  Appendix  ad  Rotewinkii  Fascicul.  Tempor.  bei  Pistorius, 
Scriptt.  Germ.  II,  594. 

2)  ^^fiftet:  (Sber^arb  im  U3art,  @.  60. 

3)  klagen  Ulric^^  bei  ©attler  IV  unb  in  ©;)ittler§  ®ejc^.  boir  SBürttems 
Berg  46. 

4)  ^fifter  271,  297. 

5)  Zurita,  f.  79.    Petrus  Martyr,  Epp.  96. 


74  @rfte§  'Snä^.    2)nttc§  (Sapttel.  ^^^^M 

2)enn  in  aEen  .Kriegen  in  ©uro^a  fa!)  matt  bamalg  htui]qt 
§üli§t)öl!er  entfc^etbenb  t'§eilne:^men ;  bte  Sru^^ett,  auf  toeld^e  2Ba* 
plietüitfdE)  traute,  tuenn  er  feine  5Jlo§con)iten  tüiber  bie  $oIen  führte  ^), 
bie,  tnelc^e  ©d^toeben  ber  Union  unterwarfen  ^) ,  toaren  S)eutfc^e, 
foiüie  bie,  toelc^e  in  ©nglanb  für  bie  ©adie  ber  ?)or!§  auf  berfelöeti 
©teEe  ftarben  ^) ,  too  fie  bie  ©cfdac^t  erwartet ;  fotDo:§t  bie ,  toeld^c 
^Bretagne  für  bie  Ärone  f^ran!reic^§  5tüeifei:§aft  mad^ten,  al§  bie 
eg  eroberten^),  fotuol^t  bie  S5ert^eibiger  aU  hk  S5efieger  tjon  ^tapd, 
bie  UeBertoinber  t)on  Ungarn,  folange  fie  tooEten,  unb  bie  e§  ret* 
teten,  ba  fie  mit  ber  SSeute  nad^  §aufe  gingen^),  —  fie  tnaren  fämmt* 
lid^  3)eutfd§e.  S)oc^  maren  ha'a  nur  bie  9flauf^,  bie  üleifeluftigen 
ber  91ation,  jene  einfpdnnigen  ^ned)te,  miber  meiere  bie  ßanbfrieben 
eifern.  3^  «&aufe  gab  e§  no(^  dauern,  tnie  bie  S)itmarfen,  bie  tin 
fiegreii^eg  .^eer,  einen  ^önig  breier  Sfteid^e  hinter  i^ren  (SrbtDäEen 
extoarteten  unb  f(i)lugen,  bie  ben  S)anebrog  in  einer  S)orf!ir(^e  auf= 
gongten,  ^n  ben  Stäbten  inotinten  hinter  i^^ren  5!Jlauern  unb  i^rem 
@ef(^ü^  unangreiflid^e,  in  ben  Söaffen  geübte  Bürger,  bie'i^re  guten  fünfte 
unb  @|)iele  trieben,  bi§  ein  f^einb  fie  reifte,  bem  fie  begegneten,  toic 
bie  ©trapurger  ,^arl  bem  ^ü^nen  bor  Planet)  ^).  ^inber  gefid^ert 
toaren  öieEeic^t  f^ürften  unb  |)erren ;  bo(^  Ratten  fie  SSurgen  tüiber 
ben  erften  Eingriff,  Ie^n§^flic§tige  ^interfaffen  unb  aEe^eit  getreue 
Untertl^anen.  |)ätte  5Jtaj*imilian  biefe  gefammte  ^ad§t  in  feiner 
§anb  bereinigt,  fo  ^ätte  i^m  toeber  @uro|)a  nocf)  5lfien  ju  tt)iber=, 
ftel^en  bermod^t.  ©ott  gab  aber,  ba|  fie  me^^r  ^ur  grei^^eit  alg  gut 
Unterjochung  gereid^te".  äöaö  rolrtö§  ^eid^ ,  ba§  bei  fol(|er  ^raft 
feinen  ^tutjer  aus  feinem  @rbtanbe  jagen  lieg  unb  fid§  lange  nid^t  in 
SSemegung  fe^te,  il^n  aurürfaufü^ren  ? 

S3etrad§ten  mir  bie  S5erfaffung  be§  9ftei(^e§,  nid^t  mie  fie  un§  ettoa 
in  Erinnerung  an  <&einrid^§  III.  Seiten  erfd^einen  !önnte,  fonbern  tote 
fie  nunmel^r  getoorben  mar,  bie  gefe^lid^e  Unab^ängig!eit  ber  einzelnen 
Stäube,  bie  33efi^lofig!eit  ber  faiferlid^en  Söürbe,  biefe  2öäT§(bar!eit 
eineö  .&au^te§,  ba§  f^äter  immer  einige  9te(^te  über  bie  äöä^ler  geltenb 
macCite ,  fo  fragt  fid^  nid^t  fomo'^l,  toobiird)  e§  ^erfaEen  —  bie§  liegt 
fern  ab  — ,  aU  moburd^  e§  in  ^Bereinigung  gei^alten  marb. 

1)  SBrief  bei  Raynaldus,  Annal.  Eccles.  XX,  141. 

2)  Sixan^,  Vandalia  XIV,  27. 

8)  Polydorus  Virgilius,  Historia  Anglica  26,  729. 

4)  mnUn,  ©c^toeiactgefd^idtite  V,  318. 

5)  3Jia5tmilian§  5lulf(^reiben  hn  S)att  496. 

6)  fiöniö§I)ofcr,  ©trofeburger  6l)tonif  379. 


SDlajimiltan  unb  boS  ülcid^.  75 

S)a§  SJexeiniöenbe  unb  @rT§aItenbe  aber  f(^etnen,  §er!ommen 
unb  $a|)ft  Bei  ©eite  gelaffen,  t)or  allem  bie  ütedfite  ber  (Sinselnen, 
bte  ©inungen  ber  '^aä)haxn  unb  bie  9tangorbnung  be§  (i^an^en  getDefen 
}\i  fein.  ;Sene  Siedete  unb  ^riöitegien,  toeld^e  ben  Bürger,  jeine  S^nft, 
fein  Sßiettel,  feine  ©tabt  nic§t  aEein  t)or  5^ad)barn  unb  Mächtigeren 
|cf)ü|ten,  jonbern  mit  einer  inneren  ©etbftftänbigfeit  Begabten ,  meldte 
bcm  ^rö^ten  tt)ie  bem  ^eringften  feinen  SSefi^,  fein  23efte^en  fi(^er= 
ten,  ein  S5ermäct)tni^  ber  Generationen  an  einanber,  unerft^ütterlid^  bei 
Äaifer  unb  9tei(^,  bie  fie  beftätigt,  o^^ne  biefe  ein  ^i^t§.  S)arnac§ 
Die  Einigungen  ber  5ftad)16arn,  nic^t  aEein  bie  SSünbe  ber  ©täbte 
unb  SBauerfdiajten,  welche  i]§re  au§  unt)orben!lic§er  S5oräeit  ftammen= 
ben  S^erbrüberungen  —  benn  toer  fennt  ben  erften  Urfprung  ber 
,g)anfe,  ober  ben  anfänglichen  S^ertrag  3n)if(f)en  Uri  unb  (5(^tt)t)ä?  -  , 
il§re  befonbern  ßanbfrieben  3U  großen  ^ünbniffen  ern)eiterten,  ober 
ber  Sftitter,  bie  eine  an  \iä)  geringfügige  5)lad)t  burd^  nad§barli(f)e 
GefeEungen  ftärften,  fonbern  auä)  ber  f^ürften,  bie  burd^  @rbeini= 
gungen,  gegenfeitige  ^Intoartfd^aften  unb  bie  SSanbe  be§  S3lute§,  einige 
befonberS  eng,  öerbunben  finb.  S)iefe  SSerätoeigung ,  auf  einer  f)öc^= 
ften  Getoatt  ru^enb  unb  Don  i^^r  beftätigt,  binbet  ^aä^'bax  an  5^ad§= 
bar  unb,  inbem  fie  einem  ^eben  fein  ^riöitegium ,  feine  grei^eit 
ftd^ert,  aEe  ßanbe  beutfc^er  Nation  in  Gefe^lid^feit  aufammen.  2)urd^ 
bie  Sflangorbnung  aber  aEein  wirb  bie  Einheit  toal^rl^aft  anfd)aulitf). 
^ur  folange  ba§  9teid^  in  Söefen  ftanb,  !onnte  bie  :§öd)fte  ^[Jlad^t 
ber  ^urfürften,  eine§  jeben  mit  befonberen  Slted^ten,  aufrerf)t  bleiben, 
fonnten  ^er^oge  unb  ^^ürften,  ißifd^öfe  unb  Siebte  i^r  ^nfel)en 
über  ben  ^^lad^bar  behaupten  unb  burd^  ^ofämter  ober  erblid^e 
S)ienfte,  burd§  ße^en  unb  Sanbftanbfd^aft  aud^  il)ren  Unterfaffen 
eine  eigent^ümlid^e  ©teEung  3um  Ganzen  mittljeilen,  fonnten  bie 
unmittelbaren  ©täbte,  forgfam  in  ^^rei=  unb  üteid^§=@täbte  gefd^ieben, 
nid^t  aEein  befd^ü^t  ju  toerben,  fonbern  felbft  einer  Sl^eilnaT^me  an 
ber  ßeitung  be§  SlEgemeinen  fidfier  fein.  Sfu  biefer  ge^^eiligten  i^er= 
fömmlid^en  Unter=  unb  Ueberorbnung  befanben  fidl)  5lEe  n)ol)l  unb 
:^atten  eine  Siebe  ba^u,  tok  man  p  feiner  SSaterftabt,  ju  feinem  öäter= 
lid^en  .g)aufe  l^at. 

Unter  il^nen  ftanb  feit  einiger  Seit  al§  ba§  ^5au|)t  baS  §auä 
•Defterreid^.  @§  ^atte  auä)  eine  (äinung  unb  überbieg  eine  gro§e  ^ar= 
tei  auf  feiner  (Seite.  3)ie  ßinung  ttjar  ber  fc^mäbifdlje  S3unb.  2)a§ 
alte  ©d^maben  verfiel  in  brei  Sünbniffe,  ba§  ber  ßanbe,  meld^eg  bie 
©runblage  ber  ©d^toei^  toar,  ben  SSunb  berülitter  im  ©d^UJarämalb,  am 
Äod^er,  am  5^edtar,  an  ber  2)onau  unb  ben  S5unb  ber  ©täbte.    S)ie  Sanbe 


76  <Srftc§  33u(^.    5Drttte§  (Sapitel. 

toaren  tjon  Einfang  an  gegen  Cefterretd^.  ^atfer  f^frtebrtd^  Betoirfte, 
ba§  bie  alleaeit  gegen  einanber  feinblid^en  Stäbte  unb  Flitter  fic^ 
mit  einigen  gürften  Uerbanben  unb  in  jeinem  ^e^orfam  ben  S5unb 
im  ßanbe  ju  (5i$tt)aben  bilbeten.  S)ie  ^artei  aber  ging  burc§  ba§ 
ganje  ülei($.  ^^a^t  in  aEen  beutf(^en  Käufern  gab  e§  nämlid^  eine 
(5))altung  stoifi^en  einer  älteren  unb  einer  jüngeren  ßinie;  toie  burd§ 
ein  @efc^i(i,  gef($ie:§t,  ba§  bie  eine,  meift  bie  jüngere,  fid§  an  'tm 
Äaifer  fd^lie^t.  S5on  bem  baierif($en  ^aufe  ift  e§  anlegt  bie  münd^ener, 
t)on  bem  pfäl^ifd^en  bie  öelben^er,  bon  bem  toürttemberger  bie  urad^er, 
tjon  bem  jäd^fifd^en  bie  bre^bener,  bon  bem  ^effifc^en  bie  marburger, 
bon  bem  toelfifc^en  bie  braunjc^tceiger.  S5on  aEen  am  befreunbetften 
finb  bie  Käufer  Sranbenburg  unb  SSaben,  unb  biefe§  lange  ungett)eilt, 
bem  !aiferlic^en ;  am  feinblic^ften  ift  if)m  feit  bem  fiegreid^en  f5i-'i^brid§ 
bie  ^^falä.  2öer  fic^  in  biefe  trotfenen  ©tubien  gan^  bertiefte,  mem 
aEe  f(^riftlid)en  ^tnlmaU,  ^umal  bie  Söa^tacten  ber  geiftli(^en  5ür= 
ften  3ur  §anb  mären ,  ber  fönnte  bon  griebrid^S  III.  3^^^  ^^^^  ^^'^^r 
bem  §äberlin  ganj  unäi§nli(^e,  auf  ^erfonen  unb  lebenbige  S5erl^ält= 
niffe  gegrünbete  @efd§id§te  entbecten, 

;3fnbe§  ift  e§  nid^t  ba§,  morauf  fic§  be§  ^aifer§  ]§eilige§  5ln= 
fe!)en  in  ber  5^ation  grünbet.  S)ie§  berul^t  bor  aEem  auf  feiner 
äöürbe,  ber  pdCjften  in  ber  S^^riften'^eit ,  bem  ©d^Iußftein  jener 
ütangorbnung,  ferner  auf  S5emal§rung  ber  l§er!ömmüd§en  9te(^te,  einer 
^Beuja^^rung ,  fo  ^u  fagen,  ber  bergangenen  3eit  für  bie  !ünftige,  bie 
in  feiner  §anb  liegt  unb  mit  ber  @rtl§eilung  neuer  ülerf)te  burd§ 
^ribilegien  unb  Se^en  berbunben  ift,  auf  bem  aEgemeinen  9lid^ter= 
amt,  ba§  er  ausübt,  unb  auf  bem  großen  @inf(u§,  ben  er  bei  öffent= 
lid^en  5lngetegen^eiten  burd^  Eintrag,  SJorfd^lag  unb  ^^artei  an  bem 
9leid§§tage  ausübt.  „Sein  ^ame  ift  gro§",  fagt  ein  ^ä^ftlid^er 
5lbgeorbneter ;  „in  einem  ßanbe  boE  ^arteiung  bermag  er  biet.  ^eber= 
mann  blicft  auf  it)n;  o^ne  i^n  mirb  nidfjt^  gefd^e^en"  ^).  §ier  maren 
inbe§  gro^e  5Jlängel.  Oft  tburben  f^rei^^eiten  bto§  au§  :perfönlid§et 
9lüdEfid)t  3um  9lad^t^ei(  5lnberer  ertl^eilt;  oft  blieben  bie  Üied^tSjad^en 
bal^inten,  menn  man  nid§t  mit  genugfamem  ^elbe  bei  ^o]  erfd^ien; 
oft  mürben  .g)au§fad§en  3u  aEgemeinen  Angelegenheiten  gemad^t  unb 
bie  magren  SSebürfniffe  berna^Iäffigt;  bie  gürften  !tagen,  ba§  ber 
^aifer  nid^t  feine  dürften,  fonbem  feine  §ofrät:^e  frage.  .g)ier  be« 
mer!t  man  biel  äöiEfür,  ^e:§men,  fo  biet  man  bermag,  auf  ber  einen, 
UnmiEfäI)rigfeit  unb  SBibertbiEen ,  ßeiften,  fo  toenig  man  3u  leiften 
brandet,  auf  ber  anbern  Seite. 

1)  Campanus  ad  Cardinalem  Papiensem  bei  Freherus  II,  148. 


50JajimiliQn  unb  i)a%  D^ieid).  77 

^[Rajimilian  ^atte  anfangt  tier^e^  5tage  5u  Söormö  3U  BletBett 
unb  algbann,  noc§  e^e  Äarl  au§  ^ea))et  aurüii  fei,  mit  ber  ße^en= 
l^ütfe  be§  9tei(^e§  eine  Unternel^munci  ju  tüagen  gebacfjt.  hierauf 
lautete  inbe§  fein  Eintrag  niäjt  (Sr  trug  bor:  ä^eimal  be§  ^a^re§ 
giel^e  ber  Züxte  wiber  bie  6§riften§eit ;  ber  .^önig  öon  granfreid^ 
brofie  bie  ^ered^tigfeit  be§  Üteii^eS  unb  ber  Äird^e  an  fic^  ^u  bringen ; 
man  fiebürfe  einer  eilenben  unb  überbieS  —  benn  aud^  jene  feien 
auf  bie  Sänge  gerüftet  —  einer  n)äl)renben  §ülfe  auf  10  Bi§ 
12  Sa^re^). 

@ben  hierin,  eine  16lo§  3um  grieben  gemad^te,  l^öc^ften§  ju  einer 
ge^be  auf  fur^e  Qzii  geeignete  S5erfaffung  ju  einem  entfernten  unb 
langen  Kriege  an^uftrengen,  lag  bie  größte  ©c^toierigfeit.  ©nttoeber 
lonnte  bie  rutienbe,  lel^en§^fli^tige  ^riegSmad^t,  dürften,  ütitter, 
^Bürger  unb  SSauern,  ober  bie  in  fteter  ^etoegung  begriffene,  bie  ju 
jebem  ©olbe  bereiten  ßanbe§!ned^te ,  aufgeBradf)t  n)erben.  5116er  bie 
ßel^nSberfaffung  tt)ar  ni(^t  minber  burd§  ben  ^aifer,  toeld^er  bie  @in= 
feinen  o^ne  §ülfe  lie^,  al§  burc^  bie  ©in^elnen,  toelc^e  il^n  l^inn)ie= 
berum  mä)t  unterftü^ten,  5u  ^runbe  gegangen.  @ie  beftanb  nur  nod§ 
in  «g)inftc^t  auf  9Jtein  unb  2)ein,  nic^t  in  ©inftd^t  auf  ben  ^rieg, 
mel^r  in  ^Inf^rüd^en  unb  auf  bem  ^Pergament,  al§  in  ber  2§at. 
Unmijglic^  toar,  bie  erften  auf  lange  unb  in  @el)orfam  3u  einem 
tt)a^ren  «Kriege  ^u  bereinigen,  ^ajimiliang  ^Bfid§t  ging  bal^in ,  mit 
feinen  ^^nfprüd^en  an  fte  @elb  unb  mit  bem  (Selbe  bie  ßanb§!nerf)te 
aufzubringen.     S)arauf  hielte  fein  Eintrag. 

liefen  Eintrag  em|)fingen  bie  ©täube  auf  bem  9ftatl§l)aufe  äu 
äöormg,  in  boller  SSerfammlung.  hierauf  Begaben  fie  fic^,  bie  ^ur= 
fürften  in  eine,  bie  f^ürften  in  eine  anbere,  bie  ©täbteboten  in  eine 
britte  @tube  unb  fingen  5lrti!el  für  3lrti!el  p  ^jrüfen  an.  S)ie 
gebrudten  ^cten  eröffnen  ni(^t  gan^  ba§  S5erl^ältnife  ber  f^ürften  ju 
ben  Äurfürften;  aber  bon  ben  ©täbten  n)iffen  toir,  ha^  xf)x  Sluftrag 
toar,  im  Uebrigen  bem  auäu^angen,  tva^  bie  gnäbigften  unb  gnä= 
bigen  «Ferren  befd§lie§en  toürben,  unb  fonft  nur  jeber  ©tabt  S5e= 
bürfni^  toa^r^unel^men.  ©ie  tooEen,  felbft  gefragt,  i§re  ^Reinung 
ni(i)t  eröffnen,  el^e  bie  f^ürften  bie  il^re  gefagt.  S)ann  erfal^ren  fie 
oft  bon  bem  ^urfürften  ju  ^Jlain^ ,  maä  bei  biefen  borgetragen  unb 
befrf)loffen  toorben.  |)aben  fie  ein  S3eben!en,  fo  fc^irfen  fie,  etina 
nad^  bem  3»ntbi§,  3U  eben  bemfelben.  @egen  bie  boEe  S3erfammlung 
erfi^eint  ber  ^önig  in  großem  5^ad^t§eil.     Söitt  er  eine  fd^neEe  @nt= 

1)  9ieic^§tag§acta  bon  2ßorm§  13. 


j 


78  (5rftc§  S3ua^.    ®titte§  ßapitcl. 

fd^eibunn,  fo  muB  er,   tnäl^Tenb  fie  \iä)  Betat^et,   fogar  ]f){nau§gel^, 
unb  brausen  toarten,  tüa§  fie  Befc^üe^m  tütrb^). 

S)iefe  ©tänbe  nun,    bie  in   i^rer  eiBüd^en  ©elBftänbtg!eit 
rc)jrä(entattt)en  ©tänbcn  einer  militürifc^en  ^Ulonarc^ie  fo   tcenig 
mein  l^aben,    al§  ba§  bamaüge  9teid§  mit    einem  (Staat,    entgegnen 
bem  Äönig:    auerft  fei   eine  fefte  Drbnung    im  ^ei(i)e  nöt!)ig.     %i% 
f^riebrii^  1486   auf  eine  .g)ülfe  miber   bie  Ungarn  brang,    festen  fie 
t]§m  Sefd^n) erben  üBer  fein  @erid)t  entgegen;   aU  er  1492  auf  einen 
franaöfifd^en  ^rieg   antrug,    entgegneten  fie  i:^m   auf  S3ert^olb§  t)^ 
^JJlain3  S5organg:    „e§  fei  eine  Böfe  ^^leuerung,  bie  <g)ülfe  in  @elb  fl 
fc|en:  5}land^em  mcrbe  e§  erlaffen,   5Jlanc§er  leifte  e§  '^alB,  ein  5lnP 
bcrer  ju  fpät;  toer  e§  geBe,  merbe  öerborBen;  unb  äule^t  toenbe  man 
e§    anberS    an,    al§    Befd^loffen    morben."     S5ei  aEebem  erüären  fie 
fid^   nid)t   gegen  bie  ßJelb^ülfe;    aBer   fie  tüoEen   burcf)  ©erid^t  unb 
Sl^eilnal^me  an  ber  S5ertr)altung  be§  SSemittigten  jenen  Beiben  Mängeln 
aB^elfen. 

^ugenBIidtic^  gingen  33eibe,  fie  unb  ber  ^önig,  il^rem  S^tl  ent= 
gegen.  dreimal  mirb  ^Hajimilian  Befonber§  bringenb.  ^mx^i 
im  5l|)ril,  a(§  bie  9tüftungen  be§  ^er^ogS  öon  Orleans  5JlaiIanb, 
ber  ^tütfaug  .^arl§  ben  ^a^ft  unb  ^enua  Bebro^te,  al§  er  noc^ 
^offen  !onnte,  biefen  im  f^elbe  unb  fem  öon  feinem  Sanbe  gu  finben. 
^Ber  bie  dürften  tüagten,  i^m  ein  ütegiment  toor^uf dalagen,  ha§,  ^mar 
öon  il^m  ein  ^au^t,  aBer  öon  ben  Jlurfürften,  ben  tpier  ^r^BiSt^jümern, 
ben  öier  Sanben  unb  ben  ©tdbten  fedi^^e^^n  S3eifi^er  erl^alten,  ba§ 
im  @runbe  aEe  innere  (Semalt  ^aBen  foEte.  5öei  biefem  erften  ©treite 
Betitelt  5Jlajimilian  ben  $la|.  SSertliolb  öon  ^ainj  fagte:  „man 
tooEe  ben  ,^önig  mit  ber  .f^ütfe  nid^t  gleid^fant  |)fänben,  man  moEe 
t^m  sufagen  unb  il)m  trauen."  ^n  biefem  ©efü^le,  oB  er  gleid^  ba§ 
Regiment  aBgefd^lagen ,  terfprad^en  fie  i^m  bod§,  100,000  Bulben 
Binnen  fed^§  äöot^en  bon  ben  ©täuben  aufsuBringen;  50,000  möge 
er  felBft  aufBringen;  burdf)  eine  aEgemeine  Sluflage  im  Sfteic^e 
foEe  Beibe§  gebecEt  tnerben:  nur  ba^  er  nid)t  aBfd^eibe,  el§e  er 
i^rieben,  ütec^t  unb  eine  leiblid^e  Drbnung  aufgeridfjtet.  S)ie§  toar 
ba§  erfte  ^Jlal^). 

S)er  i^riebe  marb  nid^t  aufgerid^tet,  ba§  ^elb  nid^t  ge^a^lt,  bie 
fed^ö  2öod)en   maren   lange   öorüBer.    3um   atoeiten,    a(§  ^arl  im 


1)  9teid^§tag§acta  §  15.  §  65.  §  19. 

2)  9lcta  §  25.   2«üEer§  Oleid^StagSftaat,  p.  11.    ^xief  23efferer§  an  ©6^ 
lingen  bei  2)att,  de  pace  publica  521. 


^Jlci-imtlion  unb  ba§  ^dä).  79 

fylorentinifc^en  ftanb  unb  Eilboten  bie  ^e]a^x  ^dlatibS  melbeten, 
eröffnete  er,  „5tt)ei  Sage  t)on  frü^  ad)t  bi§  ^benb  a(i)t  tjabe 
er  über  bem  ßnttourfe  be§  grteben§  Q^^^lf^^;  ^^'^  ä^^^  ^^Ö^^  f'^  ^offe 
er  tf)n  p  (Snbe  ju  Bringen :  man  möge  tl)m  bertüeit  bte  Auflage  ge= 
toixi^xtn."  Stiele  tütberfe^ten  fid^,  5umat  bie  Stäbte.  5lBer  er  ben)og 
einige  f^^ürften,  ba^  ®elb  5U  geben,  33ert!)oIb  bie  ©tcibteboten,  hDenig= 
fteng  barum  nac^  |)aufe  ^u  ((^reiben.  @r  fiegte  auä)  bie^mal. 
ߧ  mx  im  Sulii). 

hierauf,  im  Einfang  be§  5luguft,  aU  man  öor  ^loöara  ftanb 
unb  ein  ©ieg  ber  Sdiroei^er  3U  beforgen  mar,  mojern  bie  ba'^in  ge= 
f(^idten  Sanb^fned^te  nic^t  regelmäßig  befolbet  mürben,  macf)te  er 
neue  gorberungen.  S)ie§mal  aber  mar  ^Uemanb  um^uftimmen. 
^m  4.  5luguft,  eine§  9lac^mittag§,  na'^m  er  bie  ©ntmürfe  öorläufig, 
am  7.  befinitiö  an  unb  em|)fing  bann  am  9.  eine  neue  S^fage  öon 
150,000  (Sulben'). 

2Ba§  !ann  e§  nun  fein,  tnoran  ber  ^önig  fo  ungern  gel^t?  S)er 
Sanbfriebe  nid}t,  ber  fo  oft  f(^on  geboten  morben,  tDo'§l  aber  ba§ 
^ammergeric^t ,  ba§  mit  ^aÜ)  unb  äöillen  ber  35erfammtung  unb, 
tüie  au§  festeren  S5erufungen  auf  ben  S5organg  biefe§  2age§  beutlid^ 
ift,  ungefähr  eben  fo  befe^  mürbe,  tuie  man  mit  bem  SHegiment  t)or= 
gehabt,  fo  baß  i^^m  aEerbing^  ein  guter  2:^eit  feiner  unb ef darauf ten 
ric§terlid)en  ©emalt  entriffen  mürbe.  S)0(^  in  ber  (5adf)e,  bie  i^m 
am  meiften  am  ©er^en  lag,  geigten  fic§  anbere  große  ©d^mierigfeiten. 
^an  befd^loß,  einen  gemeinen  ^^fennig  ju  ergeben,  !eine  geringe  5luf= 
läge ,  ba  er  ben  taufenbften  2;^eil  beg  S5ermögen§  betragen  follte 
unb  man  ^u  biefer  Qdi  in  bieten  Sanbfd^aften  meber  ©(f)oß  noc§ 
IXn^flidCit  fannte^)  —  ba§  ©nbjiel  tüäre  getoefen,  burc^  gan^  S)eutfd^= 
lanb  ^ann  bei  ^ann  unmittelbar  an  ba§  ^^i^  5U  !nü|)fen  unb 
ftetS  eine  ftar!e  ©umme  ju  ben  öffentlichen  @efc^äften  bereit  ju  galten. 
S)iefer  mar  für  ben  Äönig.  5(ber  man  moEte  i^n  ui^t  feiner  3Bitt= 
!ür  überlaffen.  6ieben  ^fteidiöfd^a^meifter  foEten  i^n  ergeben ,  eine 
jä^rlic^e  SHeid^Söerfammlung  über  feine  S5ermenbung  madjen.  ^eben 
Slbenb  öor  ^ariä  9fteinigung  fottten  .^önig,  f^ürften  unb  alle  ©täube 
gufammenfommen  unb  5u  <g)anb^abung  üon  ^rieben  unb  ^ftec^t  einen 
^onat  bei  einanber  bleiben.  S)iefe  35erfammlung  mußte  bem  Könige 
feine  ©elbftänbig!eit,  fein  ganzes  5lnfel§en  fi^mälern.     2öa§  'ijoi]  i^m 

1)  5lcta  §  47.    §  55.    §  56. 

2)  5lcta  §§  69—74,  bei  2)att,  de  pace  publica,  ©.  873—883.  Sctgl. 
Hamann,  ^aifet  3JlQ?;imilian  I.  <B.  374. 

3)  ßanaoto,  Pomerania  II,  XIV,  414. 


80  6rftc§  S3ud^.    S)rittc3  ßa^ttcl. 

ba§  @elb,  tüenn  ein  5lnberer  öerotbnen  tüoEte,  tcie  e§  ^u  üertüenb 
fei?  S)ie§mat  tüar  e§  md)t  p  änbern.  TOt  tcenig  Sfteitexn,  un= 
eingeliolt,  !am  ^ajimilian  naä)  granffurt;  auf  bent  ^ropraunfelB 
bafelbft  überöab  er  ben  fd^lt(f)ten  rotten  Sfttc^terftaB  mit  fd^tüar^em 
@riff  bem  erften  ^ammerrii^ter ,  (Sitel  fyriebrid^  t)on  3ottern;  bann, 
in  feinem  5Jli§mutt),  ba§  \1)m  bie  .^au^tfad^e  mißlungen,  ging  et 
nad)  %\xoi.  ^axi  toar  jurücf,  in  9Jlailanb  toar  gtiebe,  aEen  fein 
©ntmürfen  ein  Sügel  angelegt^). 


2.    ^(JlajimilianS   etfter  3^9  ^^^  ;^talien. 


1 


^n  3:irol  tüurbe  ^Rajimilian  t)on  ben  S3otfd^aften  ;3^talien§ 
aufgefud§t,  bie  i^m  tiorftettten :  „ber  Äönig  öon  f^ranfreid^  brol^e  aEc 
Sage  toieber  ju  lommen.  i)ie  ^o|)oIaten  ju  f^Iorenj,  beffen  ent= 
fd^iebenfte  ^In^^änger,  feien  fü^n  genug,  ^ifa  ansugreifen.  Söiber 
jenen  unb  mibet  biefe  möge  er  il^ren  ^rieg  ^u  führen  !ommen  unb 
nur  Ja  nid^t,  toätirenb  fie  feiner  Bebürfen,  aufg  neue  auf  einem 
9leid^§tage  feft  toerben."  ^ajimilian  toanbte  feine  ^ebanfen  ganj 
auf  bie  italienifd^en  S)inge  unb  fa^te  bie  Hoffnung,  aud§  ol§ne 
toefentlid^e  beutfd^e  §ülfe  einen  feiner  ^läne  burd^pfe^en. 

Mit  ^ifa  unb  ben  Florentinern  ftanb  e§  nun  fo.  5ll§  Äönig 
^arl  ^ifa  in  ©d§u^  na^m,  erinnerte  er  fid^  nid§t,  ba§  e§  immer 
gibettinifd^,  n^iber  bie  Slnjoug  unb  miber  feine  Steinte,  ba§  ^ifa^§ 
le^te  .^anblung  gewefen,  bie  ga'^nen  t)on  S5urgunb  fliegen  ju  laffen^). 
Bp'dtex  Vereinte  er  fid§  mit  gloreuä  unb  bebingte  für  ^ifa  nur  eine 
5lmneftie.  .^ierauf  trauenb,  begannen  bie  Florentiner  ben  ^rieg. 
2)ie  urfprünglid^  :|3ifanifdöen  6d§löffer  auf  ben  §ügeln  um  @ba  unb 
@(fa,  unfern  ber  ^eere§!üfte,  toaren  balb  gewonnen.  Siöomo  toarb 
il^nen  überliefert,  unb  ^arl  befaßt  feinem  <g)au|)tmann  im  ©d^lofe  ju 
^^ifa,  aud^  bieg  il^nen  ^u  übergeben^).  5ln  biefem  §au^3tmann  aber 
fd^lug  i^re  ßrtoartung  fe^l.  SSetoog  i^n  TOtleiben,  @elb  ober,  toic 
man  fagt,  eine  ^ifanerin,  bie  i^m  allsumo^l  gefiel ,  er  öerga^  feinet 
^önigg  iBefe^l,  unb  al§  bie  ^lotentiner  auf  feine  ©inlabung  über 
S5orftabt,    33aftei    unb    5lrno    einbrangen,    um   5ugleid§    bie    @tabt 

1)  §  57,  7.  Datt,  de  pace  publica  606,  717.  Sßogt,  Ot()ctntfd^c  @c* 
fd^it^ten,  III,  XIV,  365.  Ms.  Sotomä  in  Ser^nerS  ß^rontf  tion  gfxan!- 
futt  a.  m.  128. 

2)  Sismondi,  Histoire  des  Rep.  Ital.  VIII,  152. 

3)  Nardi,  Istorie  della  cittä  26.  Guicciardini  II,  121.  Jovius,  Historiae 
8ui  temporis  56. 


3D]QjtmtIian§  crfier  3"9  ^^^  Stalten.  81 

311  nehmen  unb  ba§  <Bä)io%  öon  i]§m  ju  empfangen,  ]ä)o%  er  gcmbeju 
unter  fie  unb  jagte  fie  jurüd.  @r  machte  bte  ^ifaner  ^uerft  tjöttig 
frei,  inbem  er  i^nen  nun  aucf)  ba§  ©d^tofe  übergab^). 

2ßa§  ift  tnbe§  eine  f5reilf)eit,  bie  üon  Einfang  fid^  felbft  ^u 
fc^ü^en  ätoeifelt?  @g  tuar  ben  ^ifanern  genug,  nur  il^ren  alten 
geinben  nid§t  untertooi-fen  ju  fein.  äÖer  fie  gegen  biefe  fd^ü^te,  toar 
i^nen  au'^  aU  .^err  tüiEfommen. 

511^  ftdl  nun,  bei  ben  erneuten  Eingriffen  t)on  glorenj,  Sobobico 
unb  bie  SJene^ianer  $ifa^§  annahmen,  mögen  biefelben  bietteid^t  ^ierburd^ 
ber  fran^öfifc^cn  Partei  ju  fd^aben  gebadljt  Ijaben ;  getoig  inbefe  ertoog 
jener,  ba§  bte  ©tabt  einft  ben  S5i§conti  geT^ord)t  T^abe,  unb  bafe  fie 
für  @enua  unb  ^Jlailanb  njo^lliege;  gewi^  überlegten  biefe,  toie  ju 
ben  apulifd^en  ©täbten,  bie  ilinen  ft^on  ge^ord^ten,  p  Sarent,  n)eld§e§ 
eben  ba§  @efd§rei  „<B.  50^arco"  erl^oben,  pfa  ein  trefflidfier  @rtt)erb 
fei  unb  i^re  f^a^nen  an  ba§  ttjrr^enifd^e  Meer  öeripflan^en  n)erbe. 
t^nfangg,  al§  toiffe  in  ber  5t^t  .deiner  be§  Elnbern  @eban!en,  hielten 
fie  äufammen;  täglidf)  aber  n)arb  ßobobico  eiferfü(^tiger.  @r  30g  fid^ 
5urüc!;  fein  ^elb^err  entgegnete  einmal  auf  bie  ©inlabung,  in§  ^elb 
5U  rütfen,  erft  muffe  er  früliflüdfen.  ^od^  bamit  toar  menig  geholfen  ^), 
S)a  toax  e§  gemi§  ein  !luger  @eban!e  üon  i^m,  biefen  ,^-ieg  bem 
beutfd^en  ^önig  übertragen  3U  l^elfen,  ber  fein  nätfifter  S5ertt)anbter, 
ein  i^feinb  ber  ^o^olaren  unb  !ein  greunb  öon  S[^enebtg  toar.  S)a6 
im  Mai  1496  ^^riüul^io  über  bie  S3erge  !am,  5lfti  befeftigte  unb  bie 
Meinung  üerbreitete,  in  fur^em  !omme  \1)m  ber  ^erjog  bon  £)rl^an§, 
hierauf  ber  ^önig  mit  2000  |)omme§  b'3lrme§  unb  10,000  (iJa§= 
cognern  unb  ©dlitoei^ern  na(^,  bemegte  bie  SSene^ianer  —  benn 
^arlbro^te,  i!§ren  Eingriff  bon  ^^o^noüo  ju  räd^en  — ,  bag  fie  Sobobico'§ 
5lnf(^lag  zugaben  ^). 

Ellfo  im  iSiiH  1496  er^ob  fidl)  ßobobico  mit  feinem  <g)of  unb 
reifte  SSalteEin  l^inan,  S3ormio  T^inau§  unb  über  ben  Umbratl  nadl) 
Münfter,  Mai'imilian§  3U  ^arren.  2)e§  nädfiften  Morgens  bor  5tage 
mar  biefer  ba ,  im  fd^marjen  ^agblleib ,  an  ber  ©eite  baS  golbene 
.^ift^orn,  200  ;3äger  mit  ben  langen  ©piegen,  mit  benen  man  fid§ 
bon  gel§  3u  gelS  ^u  toägen  pflegte,  öiele  @ble  mit  bem  burgunbifd^en 
Elnbreaöfreu^e  "bei  i^m.  |)ierauf  fa^  man  i^n  mo^l,  moliin  Elnberen 
auc^  nur  cmporpfe^en  fd^toinbelte ,  über  ba§  3od^  be§  Umbrail  auf 

1)  Comines  VIII,  567. 

2)  Chronicon  Venetum  36.  Bembus,  Historia  Veneta  66.  Bursellis, 
Chronicon  Bononiense  914. 

3)  ^xanj  SSieconti  an  Sobobico  hei  Sfiosmini  238. 

b.  9ianfe'§  2Betfc  XXXIII.  XXXIV.  Slom.  u.  gern.  SSolfer.  3.  3Iufi.         6 


82  erftel  3?ud^.    ©ritte«  (Sapitel. 

ben  l^ö(f)ften  @i|)reln,  unb  tüo  bte  gebotftenen  f^elfen  in  bie  ©nj 
bc§  Sl^alg  Rängen  ^),  bie  ^üfee  mit  @teige^a!en  betüaffnet,  ber  3aj 
pftegen.  ^nbeg  fa^  bie  ^erjogin  in  einem  !(einen  <&aufe ;  bie  <5tet 
börfe  tt)urben  au^  ben  ©^lud)ten  unb  um  bie  gelfeneden  ^n  l^etal 
getrieben,  unb  iT^r  bor  klugen  gelang  e§  bem  Säger,  ©o  bergnügtc 
fie  fid§.  ^a§  Söi(^tigere  war,  ba§  ^lai'imilian  auf  bie  SSorfc^tcij 
ber  italienifd^en  (Befanbten  einging :  „fie  foHten  i:^m  je  auf  3  ^om 
40,000  S)ucaten  jaulen,  fo  tooEe  er  tommen  unb  i^ren  ^xii 
fül^ren"^).     S^erft  mu^te  er  nac^  5£)eutf(^lanb  jurüd. 

§ier  l^atte  er  in  feinem  Mißmut^  alle  33efd)lüffe  be§  9teid§§tag( 
fallen  laffen.  3öenigften§  auf  ber  erften  Üteic^^öei-fammlung  :^ätte 
er  burd^  feine  ^egenUjart  einen  Einfang  ntad^en  muffen,  bie  S5ex= 
faffung  in§  Söer!  ju  fe^en;  aber  hjie  ^tariä  Reinigung  fam,  fagte 
er,  man  fei  i^m  in  äöormg  begegnet,  Ujie  feine  ©tabt  i^rem  S3ürger= 
meifter  begegne,  unb  blieb  au§.  (S§  !amen  einige  53otfc^after ;  in  turpem 
ging  Sebermann  nadf)  .g)aufe.  9lun  marb  jföar  ber  gemeine  Pfennig 
eingetrieben ;  ^tbk  unb  ^eiftlid^e  jal^lten  i'^n,  e§  ^a^tten  i^n  bie  ©täbte 
in  bie  |)anb  i'^rer  Pfarrer ;  ba  aber  bie  S5ei-fammlung  fic^  jerfc^lagen, 
auf  tüeld^er  man  ben  ©ebraud^  ber  ^luflage  beftimmen  motten,  n)ic 
fottte  man  fid§  fe^r  eifrig  bemeifen,  ber  (5ac§e  o^nebieg  ungemo^nt 
unb  über  eine  Unterfud^ung  be§  S5ermögen§  mi^mutl^ig?  9lun  fdjrieb 
93la5imi(ian  ju  ^fingften  1496:  „Sebermann  möge,  jugleid^  mit  ge* 
rüftetem  S5ol!  unb  mit  bem  ^^fennig  ^u  bem  ©olbe  beffelben,  in  ßinbau 
erfd^einen";  nun  forberte  er,  al§  fei  nid^t^  beftimmt  unb  nid^tl  be= 
fd^loffen,  unbermeilt  barauf:  „ad^t  2;age  mä)  (5t.  So'^ann  ©onnen= 
toenbe  fotte  ü^n  bie  Äraft  be§  9teid^e§  über  bie  iBerge  begleiten; 
benn  au(^  Äönig  ^arl  fei  im  ^^lufbrud^"  ^),  unb  im  ^uguft :  „er  fei  öott 
Hoffnungen  auf  feinen  Ütomjug ;  man  möge  i^n  f ogleidf)  mit  5lnlei]^en 
unb  bem  gemeinen  Pfennig  unterftü^en"  *).  ^tt)od) ,  mie  foEte 
ber  9teid^§!rieg  begonnen  merben ,  o^ne  ben  Sefd^lu^  be§  Ütei» 
rf)e§?  S)a§  e§  ju  einem  foldien  nid^t  !am ,  fd^lug  i^n  nid§t 
nicber:  einige  ^ülfe  gehJül^rten  i^m  W  %vix]k\\  feiner  Partei, 
bie  gürften,  bie  bamal^  an  feinem  <g)OTe  ju  Snn^brud^  lebten ;  e§  be* 
gleiteten  \\)n  bie  ^bgeorbneten  einiger  fd^mei^erifc^en  ©täbte;  baä 
eigentli^e    §eer   mu^te    ilim    Stalien    geben.     Sn  ßin^   pflegte  er 

1)  @bel,  Einleitung,  bie  ©c^toei^  3U  bereifen,  IV,  510. 

2)  Ghilinus,  de  adventu  Maximiliani  in  Italiam,  ap.  Freherum   HI, 
82.    Navagero,  Stör.  Venet.  1207. 

3)  SBrief  ber  (Solinger  bei  S)Qtt,  de  pace  publica  p./)50.  2)iaj:imilian§  ^u8* 
fc^reibcn  bofelbft  544, 546.  Trithemius :  Chronicon  Hirsaugiense  ad  annum  1496. 

4)  ©einreiben  ^Jlajimilian^  Dorn  29.  'iluguft  au^  (Sarimatc   (fo  ift  ftatt 
Salmia  3U  Icfen)  bei  ^att,  ©.  552  ff. 


2Jlai-tmUtan§  crftcr  3"9  "^d^  ^^tolien.  .  83 

Maif)  mit  feinem  8o^n  $l^ilip^.  ^'^ili^^,  bei*  bie  5ltebet(anbe  Bereite 
öermaltete,  toar  in  f^-reuben  heraufgezogen  unb  tiatte  Balb  an  einem 
SJogelfd^iegen  e^rfamer  S3ürger,  balb  an  ben  ^^änjen  ber  ©efc^led^ter 
5:f)eil  genommen,  ^m  5lug§burget  ^ro^nl^ofe,  tt)o  man  jum  3^o^anni§= 
Teuer  9)laien  unb  bürre  ÜteBen  45  <B^\if)  l^odC)  aufgebaut,  ^ünbete 
e§  bie  fd^önfte  i^ungfrau,  eine  äöad^^farfel  in  ber  §anb,  mit  i^m  im 
%an^  an,  unb  aEe  Srom^eten  unb  3^"^^^  u^b  hu  lupferne  §eer= 
trommel  erf(^oEen  ju  ber  flamme  unb  bem  aEgemeinen  2:an5^). 
3n  Sinj  nun  eröffnete  i^m  ber  S5ater  feine  !üt|nen  $läne.  6r  ^offte, 
bie  f^ranjofen  öon  i^talien  unb  öon  ßitjorno  ab^uT^alten:  at^bann 
tücrbe  fid^  fylorenj  mit  i^m  berbinben ;  ja,  e§  tcerbe  i^m  T^elfen,  ha^ 
er  t)on  So^cana  ^u  Ütene'g  fünften  naä)  ber  ^robenge  überfe^e; 
al^bann  muffe  ^^itt^|)  bon  ben  ^Heberlanben,  f^erbinanb  bon  9touffiEon 
^er  in  gran!reid§  einbred^en ;  in  ßt)on  !önnten  fie  aEe  brei  fid^  treffen, 
unb  bann  merbe  SSurgunb  gett)onnen  fein^).  ^n  biefen  Hoffnungen 
na:§m  er  noc^  im  5(uguft  bie  200  Üleiter,  bie  er  gerüftet,  unb  lieg 
ftdfi  burdö  5l(bred^t  bon  (5ad§fen  einiget  f^ugbol!  nad^fül^ren;  in  bem 
gtedfen  ^teba,  jenfeit  3}eltin§  unb  5Jlorbegno'§  traf  er  ^mifd^en  Käufern 
unb  Härten  ben  ßegaten  be§  ^a^fte§  unb  ßobobico.  ^n  SJigebene 
beriet^en  fie  fid^  ^).     Einige  Xage  fpäter  trafen  bort  bie  benejianifd^en 

1)  Pontus  Heuterus,  Rerurn  Austriacarum  1.  XV,  p.  230.  @affer§ 
SluQtfbutger  ß^ronif  257.    Cursius,  Annales  Suevici  ad  h.  a. 

2)  Zurita  I,  98. 

3)  ^^ajimilian  begab  ft(J^  bon  Stug§burg,  too  er  ftd^  a^ei  3J?ottatc  auf= 
gcf)altcn  l)atte,  um  2Ritte  i^unt  1496  über  Sanb§berg  nad)  ^nnSbrude;  I)ier 
blieb  er  Dom  27.  5uni  bi§  ^um  5.  ^uli  (Scrtti^te  bc§  bencaianifc^en  ©ejanbten 
grance^co  g?o§carin  im  Archivio  storico  Italiano  T.  VII.  ©.  734,  749). 
5Dann  ging  er  über  3fmft  (10.  ^nü),  ^funb§  (13.)  unb  9^auber8  md)  maU, 
too  er  am  17.  ^uti  anlangte.  3lm  20.  fanb  ju  3Jlünfter  hie  Begegnung  mit 
Sobotjico  ftatt ;  2Rajimilian  geleitete  biefen  an  bemfclben  SEagc  nad^  3Jia(a.  3}on 
^aU,  hai  er  am  26.  S^uli  öerlicfe,  ging  er  nac^  ^mft  äurütf,  too  er  am 
2.  Sluguft  eintraf  (nici^t  am  28.  a^uli,  h3ie  Uttmann,  .Kaifer  3J?a$imtlian  I, 
B.  447,  angiebt;  bcnn  in  bem  SSerid^te  5o§cari'§  im  Arch.  stör.  ital.  VII, 
<B.  790:  jeri  giunsi  in  questo  loco  dove  si  trova  l'Arciduca  Filippo  e  nel 
quäle  S.  M.  arrivö  il  di  precedente,  toirb  burd)  jeri  mit  9lüdffi(^t  auf  bie 
2^attrung  be§  ©c^reibeni  öom  4.  Sluguft  ber  3.,  bemnac^  burdö  11  di  precedente 
ber  2.  Sluguft  bejeid^net,  —  in  bem  ä^tinerarium  ^Jtajimiltani  bon  ©tätin, 
gforfdiungen  I,  ©.  355,  fe'^lt  3fmft.)  unb  eine  3ufammen!unft  mit  feinem  ©o^ne, 
bem  @r5t)eräog  5pt)ilipp,  '^atte.  ?lm  4.  ^ug.  berliefe  ^Jlayimilian  toiebcr  3^mft  unb 
ging  über  Sanbedf,^ru^,5Pfunb§,9^auber§nad)^ali,bager  am  13.  erreid^te.  Söon 
ha  hxaä)  er  am  15.  auf  unb  begab  fidf)  über  33ormio,  jtirano,  ©onbrio,  6ari- 
mate  nad)  aJleba,  mo  er  am  31.  5luguft  mit  bem  Segaten  unb  Soboöico  ^n-- 
fammentraf.    9lm  1.  September  ging  5Jlajimilian  nad^  23igebano  (Sigeüene) 

6* 


84  ötfieä  33uc^.    2:ritte§  ßopüel. 

@ejanbteu   ein.     ^it  ber  erften  @eja§r,    bei'  ^Infunft  ber  g^'^naofenj 

toar  eg  öorbei.     grüben  in  granfreid)  l^atte  fid^  |)err  8oui§  b'Crl^angj 

ha  fein  ©e^jäct  fc^on   auf  bem   SBege   roar   unb    er   öon   5lbenb  ji 

^yiorgen  abreifen  fottte,  norf)  einmal  unb  anberg  befonnen,  unb  ^arl 

iDoUte  il^n  nid^t  ^toingen.     f^reilic^   f)ätte   man   um  fo   leidster  5lftij 

angreifen  fönnen;    aber  hie  SJene^ianer  UJoEten  eö  bem  nid^t  (affen^ 

ber  i^nen  $ifa  ni^t  gönnte,     ^an  toarb   eineg  unüeraüglid^en  5ln« 

griffS   auf    giorenj    einig.     3n    furjem   lag    ^Jlajimilian   bor   be 

S^prmen  bon  ßiborno,  bie§  auerft  U)m  au  entreißen,  öoE  feiner  ^läne^)^ 

S)en   fjiorentinem    ge^^ord^ten   bamal§   800   ummauerte    $tä^e, 

^a(b  fotc^e,   bie  man  5lbenb§  fc^lo§  unb  be§   5[Jlorgen§   öffnete,    bie 

.pälfte  tt)enigften§  mit  einem  ^Ularfttage,  unb  12,000  offene  Ortfd^aften. 

130  ^(ä^e  brad£)ten  i^nen   aEe  ^of)anni§tage   eine  Äer^e   ober    einen 

Stoff  unb   erfannten   bie  Stabt    a(§   Sefc^ü^erin^).     @ine  fo   gro^e 

■Mad)t  Ratten  fie  über  ^iftoja   unb  S5olterra   burcf)  ^arteiung,   über 

Slreaao  aber,   ba§  fie  §errn  6ouc^   b'ßngueiTanb   abgefauft^),  über 

ö^ortona ,   ba§  fid)  bem  ^önig  ßabiSlam  ergeben  unb  bon  biefem  an 

fie  öer^anbett  marb,   über  ^ifa,   ha^  i^nen    ß^abriet   S5i^conti  aum 

erften,  aum  anbern  ^ale  aber  —  benn  eg  mehrte  fid^  unb  rief  feine 

SSerbannten  —  bag  ^aupi-  biefer  35erbannten  felbft,   ba§  §au|)t  ber 

8tabt,  tjerriet^  unb  berfaufte,  über  Siüorno  enblid^,  ha^  i^nen  2:^oma^ 

f^regofo  um  100,000  S)ucaten  überlief,  al§  Äaufteute  unb  um  @elb 

ertoorben*).     5tun  mufe  man  miffen,  bafe  ju  biefen  .^errfd^enben  nid)t 

ettoa   aUe  bie   10,000   gamilienüätcr  gehörten,   bie    e§   bamalg   in 

giorenj  gab,  bon  benen  bie  ^Uteiften  Bürger  o^ne  S3ürgen:ed)t  waren. 

^ie  äßo^ttl^at  ber  ©tabt,   voit  man  fagte,   genoffen  nur  576  «Käufer 

bon  ben   größeren,    220  bon    ben    fleineren   Mnften  unb    mo^l  nie 

über  2000  SSürger.     8ie  ftnb  aud^  ju  §aufe  begütert,   unb  hk  800 

prücf,  too  er  am  2.,  iJoboöico  unb  hex  päpftUc^e  ßegat  am  3.  ©eptembet  anlangten 
(Sanuto  im  Arch.  stör.  VII,  ©.  946).  (^Inmetfung  ber  3.  2lu§gabe).  5lm 
15.  ©eptember  (!!Öeri(i)t  g^oBcari'g  im  Arch.  stör.  ital.  VII,  ©.  865,  Sanuto, 
Diarii  I,  ©.304;  öergl.  Oiambon,  ^roron,  Ragguagli  sullavitae  sulle  opere 
di  Marin  Sanuto,  ©.  35,  40). 

1)  Senarega,  Annales  Genuenses  560.  Burcardus,  Diarium  2075. 
Ghilinus  88.  Comines  576.  %m  23.  September  brac^  3JiajimtUan  bon 
2}tgcöano  auf  unb  begab  fid^  über  itortaea  (g?o§cari  a.  a.  O.,  ©.  886)  nac^ 
(^cnua,  ha^  er  am  27.  erreid^te.  .^ier  ging  er  am  8.  Oftober  ju  Schiff 
unb  fam  am  21.  mö)  ^ifa.  ^m  27.  Oftober  langte  er  mit  ben  öeneaianijc^en 
Schiffen  in  Siborno  an  Cr5fo«cari  a.  a.  0.,  5.  914,  922; 

2)  Benedetto  Dei  bei  Varchi,  Istorie  Fiorentine  262. 

3)  Sismondi,  Histoire  des  Republ.  Ital.  VI,  407.     VII,  287. 

4)  Belius,  Historia  Patriae  bei  Graevius  V.  27,  42,  90. 


^astmiliani  crfter  3u9  «ad)  Italien.    2)ic  f^flore'nttncr.  ©atjonatola.     85 

ipalöfte,  32,000  (anblicken  SSefi^ungen,  bie  man  um  bte  ©tabt  l§er 
unterfd^ieb,  finb  meift  in  iijrer  §anb.  S)iefe  3ft)ettanfenb  tüaren  e§, 
niiber  toelc^e  53Zaytmtltan  ^rieg  yü'^tte^). 

@te  n)aren  burt^  i^ren  ^letd^t^um  unb  i^re  Waä)i  nod^  nidCjt 
t)on  i^rer  nrf^rüngUd^en  S3ef($ä|tigung ,  bem  §anbel,  unb  xtjxn  an= 
geborenen  (Strenge  aBgefommen.  @te  l^atten  270  SSotoebereten, 
tüeld^e  t^re  SöoEe  au§  ^^ranfretc^,  Katalonien,  bie  Befte  au§  ©nglanb 
befamen  unb  iT^re  %vi^ex  nat^  bem  jüblid^en  Italien,  nad§  (£on= 
ftantino^et  unb  über  33ruffa  nad^  bem  ganzen  Orient  fanbten.  ©ie 
i^atten  83  2öer!ftätten  für  ©eibenjeug,  S3rocat  unb  S)amaft,  benen 
i:^re  eigenen  (Schiffe  t)on  bem  £)ften  bie  (Seibe  3UTül)rten,  unb  bie  i§re 
§au^tmär!te  in  Si^on,  S3arceEona,  ©eüiEa,  ßonbon  unb  ^nttoer^en 
fanben^).  ®a§  ^Dlorgentanb  fanbte  i^nen  bie  ©eibe,  ba§  ^tbenbknb 
bie  äöoHe;  fie  Verarbeiteten  beibe^,  führten  bie  feibenen  3^wge  nad^ 
^benb,  bie  tnoEenen  nad^  borgen  aug  unb  Vermittelten  fo  bie  ^e= 
bürfniffe  ber  Sßelt.  Sarum  beftanben  aucf)  i^re  erften  ©ignoren  au§ 
2;u(^=  unb  ©eiben^änblern,  ber  britte  mar  ein  3öed§§ler^).  i^'^re  33 
S5an!en  nämlii^,  bie  i'^re  S^ifdie  in  aller  3Belt  ^^tten,  mad^ten 
öieEeid^t  ba§  Vort^eill^aftefte  @ef(^äft;  fie  grünbeten  ba§  @lü(i  ber 
gjlebici*). 

@ine§  fold^en  f^lorentinerS  erfte§  @efd^ä|t  mar,  frül^  feine  5}Zeffe 
5u  ^ören.  S)ann  ging  er  bei  @ommer§  im  fd^mar^en  Succo,  ber 
am  §alfe  gefältelt,  unb  in  bem  fd^marjfeibenen  Säarett  mit  langem 
Si^Jf^^f  ^^^  Söinterg  in  bem  fd^marjen  Hantel  unb  ber  ernftl^aften 
(^apn^e^)  über  bie  Strafen  feinem  ©efc^äft  auf  bem  ^ar!t  ober 
in  bem  $alaft  nad^.  'Mittags  naä)  %x]ä)t  ]a^  er  feine  ^inber  unb 
erjä'^lte  i^nen  eine  neue  ober  eine  alte  ^efd^id^te  ^).  S)ann  brad^te 
er  feine  ^a^jiere  in  Orbnung,  ober  er  ging  ju  jenen  ßoggien,  meldte 
bie  @e|d^led^ter  an  i^ren  .^äufern  Tratten,  ©ie  nannten  fi(^  nod^ 
alle  S)u,  unb  nur  einen  Splitter,  S)octor  ober  Olieim  nannte 
man  „^^x"  unb  ^effere".  gaft  ein  ;^eber  tiitg  bietteid^t  öon 
bem  ©d^erje  ber  ^ugenb  ^er  einen  aufgelegten  Flamen,  ^n  ilirem 
SSerle'^r  ift  bie  f(^öne  (5|)rad§e  aulgebilbet  morben,  bie  ganj  Stalten 
an  il^nen  nai^a^mte.     S)a§  5lt)emaria  fanb  fie  ^u  .&aufe.     @ie  ftanben 

1)  Varchi,  Digressione  intorno  il  governo  di  Firenze  in  bcn  Istorie 
II,  65.  Istorie  208. 

2)  Benedetto  Dei  bei  Fabroni,  Vita  Laurentii  Medici  II,  337. 

3)  ^Jleumann,  (Einleitung  ju  ?lretinu§,  ©taat?öerf.  üon  ^torenj  39. 

4)  9tofcoe,  Seben  Sorenjo'«  au§  beffen  Ricordi  120.    Benedetto  Dei. 

5)  Varchi,  Storie,  p.  265. 

6)  ^eacd)tat)eat'§  gontöbie  ßütin.  Att.  II.  Sc.  IV ,  p.  141. 


86  ^^fie»  S5uc^.    2)rttte§  ßapitel. 

im  Sßinter  no^  mit  Sßeib  irnb  .^inb  ein  tüenig  um  ha^  freuet; 
toä^renb  bie  ©eringeren,  unb  bie  üon  ifirem  5lrm  lebten,  fic 
@aft^äufem  gütlid^  tl^aten,  a^en  fie  um  3  U^r  9la(f)t§  f^arfam  ba= 
"^eim.  ^and^e  blieben  bie  l^albe  ^aä)t  bei  i^rer  8eibe,  t)or  xf)xev 
ßaüigüa  ^). 

Unter  biefen  reidfjen,  mächtigen,  gebilbeten  unb  ftrengen  ßeuten  ^atte 
]xä)  ein  Dominicaner,  §ieront)mu§  Sabonarola  ijon  ^^errara,  ba§  !)ö(^fte 
5lnfe]^en  ber^c^afft.  ©§  ift  mal^r,  er  mar  gegen  fi(^  unb  Stnbere  ftreng, 
einfamer  ©pa^iergänger,  ein  ^Jlönd^  au§  äöa^l,  ein  ^lenfd^,  ber  auc^ 
fein  ungefd§i(Ite§  Organ  ju  beamingen  mu^te;  er  ermahnte  feine 
^tofterbrüber,  aEem  ©igent^um  in  äöal^rl^eit  5u  entfagen;  er  fdionte 
5^iemanbeö,  toeber  feiner  9Jlitbürger,  ber  ^reScianer,  ber  Florentiner, 
nod^  feiner  Ober^erren,  be§  ^a^fte§  unb  ßoren^o^g  bei  9Jtebici;  unb 
bieg  aUeg  !onnte  i^m  einen  gemiffen  (Sinflu^  berfcCjaffen.  3öa§  xtjxi 
aber  mir!(id§  mäd^tig  mad^te ,  maren  bor  aEem  feine  Se^re  unb  feine 
^rop:^etifd)e  ^dbe. 

9lun  ift  feine  Se^^re  in  ber  Xf)ai  ber  SSetrad^tung  nid§t  unmert^. 

„äöie  ein  @tüc£  ßifen  ^mifd^en  ^mei  Magneten,  fei  t)k  menfd§= 
„lic^e  ©eele  ätoifi^en  göttlid^en  unb  irbifd^en  S)ingen,  jmifd^en  ©tauben 
„unb  @inn  fd^toanfenb.  3^re  Sflein^eit  befte^^e  aEein  in  ber  @nt= 
„fernung  bon  ber  ^uhe  3U  bem  ^rbifd^en,  in  ber  freimiEigen  ^id)= 
„tung  5U  ©ott.  Sacrament  unb  @ebet  fü^re  ju  i^m;  feine  5^atur 
„jiel^e  al^bann  jur  2:i^eitna^me  an  i^^rer  (Büte  empor  ^).  ^lun  ■^abe 
„aber  bie  ©eele  einen  ^augfeinb,  einen  2öiber*fad§er  in  ©eftalt  eineg 
„greunbe§,  ba§  i^Ieifd^,  ba§  miber  fie  begehre,  ha^  fie  ju  ber  ©ünbe 
„bebrürfe.  TOt  beffen  ^ülfe  fteEe  i^r  ber  Teufel  nad^,  toie  ber 
„@eier  nad^  bem  ^erjen  feinet  ?ftaubeg.  äöeil  bie  äöelt  fte^e, 
„^abt  er  i^rer  taufenbmal  taufenb  unb  abermal  taufenb ,  ja  eine 
„©umme  o^ne  Snbe  unb  ^u§f)jrec^en  berfü]§rt  unb  berfd^Iungen  unb 
„fei  bo(^  ni(^t  gefättigt,  fonbem  lauere  unb  laufd^e  mie  ein  hungriger 
„Söolf.  5llfo  t^eile  fid^  aEe  äßelt  in  gtoei  gelbaeid^en,  ^xx]ü  unb 
„be§  5leufet§,  ein  tr)ei|e§  unb  ein  fd^toargeS." 

„^un  fei  ber  ©ünber,  toie  ein  tobter  5[}lenfd§ ,  bon  bem 
„ßeben  abgefonbert.  6ein  ©efid^t  fei  bunfel,  er  bürfe  bie  klugen  nic^t 
„ouff dalagen.  @ott  l§affe  il^n.  (Sin  5Jlenfc^  gie^e  tool^l  ben  böfen 
„äßein  au§  feinem  golbenen  ©efd^irr  unb  bel^alte  ba§  dJefd^irr;  @ott 
„aber  jerfd^mettere  S5eibe§,   bie  ©ünbe  unb   bag   @efä§   ber   ©ünbe. 

1)  Varchi  261,  267. 

2)  Savonarola,  de  simplicitate  christiana  80,  18,  78.  3lu§gabe  tioti 
1615.    Triumphus  crucis  I,  c.  12. 


«majimilianS  erfter  Sn  «Qt^  Sftalien.  2)ie  Florentiner,  ©aöonarok.     87 

„%nä)  bitte  8^iemanb  bei  i^m  für,  fo  toenig  a(g  man  ju  gtorenj  für 
„einen  S5crbannten  3U  bitten  toage"  i). 

„S)er  ©etreue  bagegen,  toenn  er  fein  Änie  beuge,  toenn  er  bie 
„Gebote  ber  2uU  öoEbringe,  wenn  er  atte§  ^rbifd^e  tüte  ni($t§  ad}te 
„unb  nur  ba^in  ätelc,  in  @ott  überzugeben,  em^jfinbe  @ott  unb  toeibe 
„üon  ^ott  erleud^tet.  .^ieburd^  gelange  ein  einfältiger  9}lann,  ein 
„geringe^  ^Jlägblein  treiter,  al§  $(ato  unb  ^t)t^agora§  gefommen. 
„Steffen  5latur  aber  ba^u  geeignet,  tüer  öon  irbifc^en  ©orgen  gan^ 
„befreit  fei,  ber  errei^e  burcf)  an^attenbe  ^eroöl^nung,  tüac^famc 
„Sorgfalt,  in  ^o^^^  ^^ter  bie  ^ö(^fte  ©eügfeit,  ber  fc^aue  ^ott. 
„@in  fold^er  l^abe  mit  Engeln  unb  ^eiligen  @emeinfc^aft ;  ^  nic§t  ber 
„2;eufel  über  i^n,  fonbern  er  ^be  über  ben  2;eufel  ^ai^t"  ^). 

„Äomme  e§  nun  mit  bem  iöijfen  ju  @nbe,  ttjo  fei  bann  fein 
„@e|)ränge?  fein  9leifen  unb  ableiten?  fein  ^lümmeln,  Sprengen?  fein 
„gülbener  Si^murf?  .<pinunter,  hinunter,  ttJO  fein  ßeib  eine  ©peife 
„ber  Sßürmer  fei.  3lber  bie  Seele  toerbe  frei,  il^rer  felbft  eingeben! 
„unb  beginne  ju  flagen :  O  me^,  toer  ^at  mir  mein  Meib,  ba§  burc^ 
„bie  2;aufe  toeifeer  mar  al§  Schnee,  befubelt,  bag  e§  unfauberer  ift, 
„al§  ^ec^?  ^ann  trete  ber  Satan  ^u  i^r  unb  fprec^e:  ^ein  ^e= 
„fpiel,  fte§e  auf,  iä)  ^abt  eg  getrau.  S)enn  bu  ^aft  aEen  meinen 
„^at^  öoEbraciit  unb  treulid)  mit  mir  gearbeitet.  9lun  !ommt  mit  mir 
„in  mein  ^ei^.  ^a  ift  junger  o^ne  Speife,  ^urft  ol^ne  Sran!,  ba 
„ift  ein  unau§löfc^li(^e§,  trübet,  ^eftige§,  qualmenbeS  geuer,  unb  ba= 
„neben  .^älte  o^ne  Tla^  unb  ^Jlittel.  Äomm  mit.  2)ic  2:eufe( 
„ge^^en  bir  mit  bem  ^efang  ber  3:rübfal  entgegen"  ^). 

„S)rüben  aber,  bie  SBonne  be§  Slu^ermä^lten  !önne  ^iemanb 
„mit  äßorten  fc^ilbern.  @r  merbe  f(^ön  unb  tlar  fein,  mie  ber 
„S^ein  ber  Sonne,  geft^minb,  toie  ber  Strahl  be§  ßi(^te§,  ber  in 
„einem  5lugenbli(f  t)on  Stufgang  na^  ^^liebergang  fa^re.  5ll§  bet 
„@ott  fjabe,  merbe  er  aEe  £)inge,  gegentoärtige,  öergangene  unb  5u= 
„fünftige,  miffen;  er  merbe  nic§t§  toünfd^en,  ba§  er  ni(^t  lönne;  ba 
„merbe  ein  ßeben  unb  Sd^toeben  in  fteter  SSetüunberung,  fü^em  6nt* 

1)  ©ieben  fd^öner  tröfili(f)er  5Prcbigten,  öon  ^ierontim.  ©ationarota  in 
Sotein,  burdö  ^Jlic^ael  Stnbenern  ijerbeutfdt)t.  2Gßittenberg  1668.  5lud^  f)anb« 
fd^riftlic^  auf  ber  SCÖcftermannifd^en  Säibliot^ef  au  JJronffurt  a.  b.  D.  Söicrte, 
fünfte  unb  erfte  5ßrebigt. 

2)  De  simplicitate,  13,  41,  de  divisione  omnium  scientiarum,  3lu§gabe 
ton  1594,  p.  793.  Dialogus:  solatium  itineris  mei,  5lu§g.  ö.  16.33,  p.  165, 
228.    Expositio  orationis  dominicae,  3tu§g.  ü.  1615,  p.  190. 

3)  ©ectjfte  5ßrebigt.  Solatium  itineris  mei,  lib.  VI;  de  vita  futura, 
p.  250. 


88  WßS  ^nä).    2)rtttel  ßapitel. 

„äürfen,   l^ejtiger   ßtebe,   unaBläfftgem    ßoBfingen,    in    Söomie    un\ 
„2:ttump'§  fein,  o^ne  3luff)öten,  in  alle  @tt)ig!eit"  ^). 

Söenn  ©abonarola  biefe  Se^re  mit  einer  35erebtfam!eit  Vortrug/ 
bie  oft  Blo§  ©ntpcfen.,  S^uBel  nnb  greuberuf  ift^),  äumal,  ttjenn  er 
fie  mit  ber  ^eiligen  ©c^iift  BeMftigte ,  ftanben  i^m  bie  Florentiner 
toie  marmorne  S3ilbfäulen,  fagte  er  felBft,  gegenüber,  \f)x  Slngefid^t 
feinem  3lngefi(^t^).  ©ie  toax  ii)mn  um  fo  einbringlidöer,  njeil  fie 
^ute  unb  S5öfe  unterfd^ieb,  mie  fid^  in  i'^rer  8tabt  oft  ^ibeEinen 
unb  ©nelfen,  33iand§en  unb  5^ercn  unterfc^ieben  l^atten.  UeBerbie^ 
l^ielten  fie  il^n  für  einen  ^ro$)^eten.  (£r  ^atte  bie  5ln!unft  unb 
ben  ©ieg  ^art§,  er  ^atte  mit  ftaren  Söorten  bie  SSertreibung  ber 
5Jlebici  üor^ergefagt*).  S)ie  ^Jte^räa'^l  glaubte  iT^m  boElommen.  @r 
toor  ^err  i^rer  (SJemüt^er,  unb  hei  ber  neuen  ©inrid^tung  öou  f^oren^ 
gelangte  er  jum  größten  ©influB. 

@§  toaxm  5ßiero'§  näd^fte  S5ettem  unb  greunbe  getoefen,  bie 
i:^m  ben  f^einb  nad^  5lo§cana  gerufen,  bie  if)n  öon  ber  Signorie 
äurüdgettjiefen,  bie  iT^n  geftür^t.  5^ic^t  aU  l^ätten  fie  nun  iT^ren  5ln= 
t'^eil  an  ber  ülegierung  mit  ber  ^enge  p  t^eiten  gebadet  —  toann 
toäre  bie§  ber  ^errfd^enben  ^artei  einer  ©tabt  in  ben  6inn  ge= 
fommen?  — ,  fonbern  toeit^iero  ein  ^ürft  fein  tooEte,  l^a^ten  fie  il^n; 
fie  ^^offten  unter  Sorenjino  unb  ber  atoeiten  Sinie  biefe§  §aufe§  ein 
größeres  9Xnfe^en  ju  behaupten,  ^n  biefen  ^eban!en  beriefen  fie 
gleich  nad^  ^iero'^  i^lud^t  ein  Parlament,  ©ie  nannten  e§  ein  $ar= 
lament,  toenn  fie  ba§  fSolt  mit  ber  ^lode  gum  ^(a|e  luben,  hierauf 
an  ben  Zugängen  beffelben  bewaffnete  i^ünglinge  auffteEten,  bie 
^ebermann  äurücftoiefen,  ber  iT^nen  mißfiel,  unb  tt)enn  fie  enbtid^  bie 
3ufammenge!ommenen  burd^  Qvlxu]  ftimmen  liefen.  @in  foId§e§ 
übertrug  bamals  mit  lauten  ^amorten  3tt>an3ig  Männern  au§  i^nen 
bie  ^efdiäfte  einer  S5alia,  ba§  ift  bie  oberfte  9ftegierung^). 

©atjonarola,  beffen  2l)eorie  ba§  9te(^t  einer  ^legierung  lebiglid^ 
ouf  SBerirag  grünbet^),  trat  i^nen  entgegen  unb  :prebigte  barüber, 
ba^  atten  Ujal^ren  ^Bürgern  ein  ^Inti^eil  an  ber  öffentlichen  @en)alt 
gebül^re.     @r  überzeugte  felbft  einige   tjon  ben  S5ornei^men.     5Xntonio 

1)  (Siebente  ^^rebigt.    Solatium  254—263. 

2)  S.  35.  Sermo  in  vigilia  nativitatis  Christi. 

3)  Triumphus  crucis,  p..  100. 

4)  Fabronius,  vita  Laurentii  Medici  II,  291. 

5)  Nerli,  Istorie  Fiorentine  58,  63.  ^u  üergleid^cn  Sismondi,  Hi&toire 
des  Republiques  Ital.  XII,  233. 

6)  Savonarola,  del  governo.  3)eutfd^:  UJon  ©etoalt  unb  5lnfel)n  ber 
Dbrigfcit,  burd^  ^tnbener.    sJ?og.  F,  6,  7  unb  anbertoärt^. 


3JiQjimition§  erfter  3ug  m^  Italien.  ®ie  Oflorenttner.  ©abonarola.     89 

Soberint  6e!annte  fic§  öffentüd^  3u  tl^m;  5lnbere  Befud^ten  xi)n  bei 
l^aäjt  §terau^  n^ab  fid^  aUmäl^lii^  3tDief|)alt  unb  burd^gel^enbe 
©ntatüeiung,  enblidö  eine  jrieblid^e  unb  boEfommene  5luf(öfung  ber 
Saliai). 

S)ie  neue  ©inri($tung  gefd^a^  hierauf  im  Sinne  (Satjonarola'g. 
5llle,  njeld^e  bie  2öo:§It:^at  ber  Stabt  genoffen,  ha^  ^ei^t,  3lEe,  beten 
I  Später  unb  ^rogDäter  feit  ber  ©taat§t)ern)altung  ber  ^Dtebici  ju  ben 
brei  SBürben,  ©ignoten,  ^onfalonieren  unb  guten  "iölännern,  gebogen, 
Ib.  i.  getoä^tt,  ober  bod^  imborfirt,  für  UJÖ^lbar  er!(ärt  n)orben,  traten 
unter  bem  Flamen  be§  großen  ßonfiglio  in  bie  S5ern)a(tung  ein. 
S)ie§  ift  toeit  entfernt  t)on  einer  (SrKärung  ber  53lenfd§enred^te :  benn 
©aöonarola  fa^te  ben  IXnterfd^ieb  ber  ©tänbe  aU  urfpiitnglid^  unb 
tjon  C^ott  gegeben^);  e§  toirb  Stielen  nur  al§  eine  erweiterte  §lrifto= 
fratie  erfd§einen.  ^nmxf^alb  be§  Sonfiglio  nur  foEte  fein  S5orred^t 
ftatt  finben.  931an  gab  i^m  eine  burd§au§  bemofratifd^e  S5erfaffung: 
fotüie  e§  in  S5enebig  S)oge,  ßonfiglieren,  ^regaben  über  bem  großen 
l^af^c  gab,  l^atten  aud^  ^ier  ber  (Sonfaloniere  hk  @ered)tig!eit ,  bie 
aä)i  (Signoren  unb  ber  ^aif)  ber  Sld^tjig  bie  n)efentlid§en  ^Ittribute 
ber  S5ertDaltung ;  aber  bort  befam  man  hk  meiften  Söürben  auf 
Seben^^eit,  ^ier  auf  ^toei  3Jlonate  unb  ni($t  burd§  eigentliche  Söa^t. 
^rft  toenn  ber  Siif^^.  ^<^^  ßoo§,  S5iertel  für  Stiertet,  getoiffe  Flamen 
gleidfifam  öorgefdfjtagen,  toarb  über  biefe  geftimmt.  S)ie  Söa'^len  finb 
me'^r  5lu§fd§üffe  unb  ßommiffionen ,  al§  SCmt^toa^Ien  in  unferem 
6inne.  „S)ann  fei  eine  ©tabt  n^o^Igeorbnet",  fagt  ©aöonarota, 
„tpenn  ber  DBrigleit  in  fur^em  eine  3^^^  ange!ünbigt  fei,  too  man 
„über  i'^r  %1)un  unb  ßaffen  richten  UJoHe.  2öa§  bebeute  fonft  bie 
freie  Söal^l?  benn  nur  bem  iöefferen  tooEte  ein  3eber  ge"§orfam  fein"  ^). 
fyür  biefe  3}erfammlung  rtiarb  nun  unöerloeilt  ein  ©aal  gebaut.  @§ 
ttjar  ber  größte  in  Italien ;  bo(^  in  unglaubUd^  fur^er  3^^^  toar  er 
fertig.  5luf  breiten  8tufen  ftieg  man  ^inan.  ;^n  ber  ''}}Htte  ftanben 
in  bie  Sänge  unb  in  bie  Quere  bie  ^än!e  für  't>k  Bürger,  3U  ben 
|8eiten  auf  einer  brei  (Sitten  l^ol^en  unb  breiten  ©rl^ötjung  hu  ©i^e 
ifür  bie  ^d^tjig;  gegen  ^31orgen  fa§en  ^onfaloniere  unb  ©ignoren, 
unb  l^ier  fül^rten  jtoei  X^iixtn  in  bie  gimmer  3U  gel^eimer  33erat§ung 
unb  5u  ben  ©teueiTegiftern ;  gegen  Slbenb  ftanb  ein  9ftebnerftu]^l  unb 
ein  5lltar  mit  einem  33i(be  öon  grä  SSartolomeo,  an   ttjeld^em  man 

1)  Nardi,  Le  storie  della  cittä  23.    Corio,  istor.  dl  Mil.  966. 

2)  SavoDarola,  de  simplicitate  vitae  christianae  65,  70,  85,  90. 

3)  Nerli  44,  66.  Varclii,  Digressione  intorno  11  governo  67,  Savona- 
rola,  bon  ?lnfet)n  unb  ©etoatt.  S3og.  G,  a. 


90  @^ftc^  ^uc^.    2)titte^  (jQpitel. 

^SJleffe  Ia§.     5lu(^  ber  Saal  ^aitt  ein   geiftCic^e^  3lnfel^en,   unb 
öoTiaroIa  ]pxaä):  „2)ie  ßngel  :§aben  baran  mitgel^olfen  ^).  ! 

2)iefe  S5erfafjung  lüar  in  Befter  Hebung ,   aU   ^ajimilian  bor  \ 
fiiüomo  lag.    3^^^  ]xa%U  9liemanb   na^  S5rocat  ober   Xu^ ;    bic 
©trabioten  tjernjüfteten  bie  ßanbgüter;  ^u  ßanb  unb  See  gab  e§  leine 
3ufu^r,  benn  au(^  ©iena  mar  feinblid^ ;  auf  bie  SSürger  aber  mad^tc 
ba§  wenig   ©inbrutf ;    fie  fanben  fii^   fo   ga^treid^  au   (5at)onarota'§  , 
^rebigten  ein,  ba§  man  in  ber  Äird^e  ^aria  bei  giore,  fo  gro^  fie ; 
aud^  ift,   boc^  nod^   ber  ^an^el  gegenüber  am  Eingang  Sogen  bauen 
mu^te,    wie  im  %^eakx]   fie  l^ietten  bie  haften  auf§    ftrengfte;  fie 
öerga^en  bie  Stiele,  bie  ber  ^önd^  öerbammte;  in  §infic^t  auf  ben 
^rieg  hofften  fie  auf  bie  glotte,  bie  Äarl  au  ^arfeiEe  rüftete.    35alb  i 
jeborf)  mußten  fie  öerne^^men,   biefe  g^otte  fei  Dom  Sturm  aerftreutJ 
^er  Söeiöfunig  erad^lt,  ^ajimilian  t)abt   bie  franaöfifc^e  gtotte  an= 
fommen  feigen ;  hierauf,   wie   er  hk  %nttx  geüi^tet  unb  6ege(  au§=  | 
gefpannt,  fei  erft    eine  2öol!e  unb   barau§  SBinb,   bann  noc^  me^rj: 
@en)ö(f  unb  baraug  ein  folc^er  ©türm  entftanben,  ba^  bie  feinblid^en 
Sd^iffe  mit  i^m  im  §afen  auf  ammengetrieben  unb  ^alb  Oom  Äam^jfe, 
^alb  t)om  Sturm  au  ©runbe  gegangen.     Söo   War  mm  i^re  ^off», 
nung  unb  bie  3uft(^erung  öon  @otte§  unmittelbarer  «g)ülfe,  bie  i^nen 
i^r    2)ominicaner  =  S3ruber   gemad^t    l^atte?    Sie    behielten    bennod^ 
^lut^  genug,   eine  B^aax  geftüd^teter ,  Don  bem  .Kriege  au  35ettlem; 
gemachter  Seute  gerabe  bamal§  bei  fid^  aufaune^men.     2)ann  mußten 
fie  nid^tö   al§  ba§  S3ilb  ber  Jungfrau   in  ^Begleitung   aEer  ^Dtdnner 
unb  Söeiber,   aEer  @eiftli(^en  unb  ^inber,   unter  befangen  unb  @e= 
beten  unb    Söel)!(agen    burd§   bie  Strafen   führen.     Sie  waren    mit 
i^rem  ^^abemafel  eben  am  ^O^arient^or,  a(§  fie  einen  S5oten  auf  feiner 
Stute  über  bie  2)reieinigfeit§brüde    traben  unb  bon  fern  einen  £)el= 
aweig  fd^wingen  fallen.     Sie  hielten   an;   fie  liörten,   einaelne   bon 
^aufleuten  befrad^tete  Sd^iffe ,   bie  aud^  lange  mit  jenen  SGßinben  ge= 
rungen,    feien  aulß^t   burd^    eine  unöermut^ete  Söenbung    berfelben, 
5(Jlayimilian  gerabe  borüber,  in  ben  .^afen  unb  nad§  Siborno  getrie= 
ben  worben.     @§  war  eine  fidlere  5Botfd§aft.     Sie  fielen  bem  ^ferbe 
in  bie  3ügel:    ein  S^eber  WoEte   e§  felber  unb   nod^  einmal  au§  be§ 
Sßoten  5Jlunbe   öernel^men.     2)ie   @ef^i^tfd§reiber  fagen  nid^t,    bod^ 
lä^t  fid^  beuten,   Wie  inbrünftig  fie  @ott,    bem  erprenben  @ott  ge= 
banft  ^aben  werben^). 

1)  Vasari,  Vita  di  Simone  Cronaca  III,  253. 

2)  Nardi  29—32.    23jeigfunig  201  unO  anbettoätt?.    Ghilinus  90. 


aj^ajimiliantf  etfter  ^ug  nad^  3^talien.   Die  [Florentiner,  ©abonorola.     91 

2öa§  fie  rettete,  Vereitelte  bie  $läne  ^ajimiltan§.  9^un  tüaxen 
)te  Florentiner  ton  ^arl  VIII.,  auf  beffen  SSieberfunft  Satjonarola 
[ie  immer  öertoiefen ,  öoEenbg  nid^t  me^r  ju  trennen,  ßiüorno  Be» 
löal^rten  i^nen  jc^weiäerifd^e  Raufen.  UeberbieS  ri§  ber  ©übtoeft  bic 
gelte  il^rer  f^einbe  p  ßanbe  um  unb  jerftreute  bie  6d^iffe  berfelBcn 
auf  ber  <See.  (Si^on  ^di)  5[Flajimilian  bie  Monate,  in  tnetd^en  i^m 
@elb  augefagt  toar,  3u  @nbe  gelten,  toaren  Maxä)t^Un  unb  ©forgeSfen 
bereits  uneinig,  toer  ben  §afen  Bellten  foEe,  toenn  man  ii§n  ja  er» 
obere ;  er  tjöxU  öon  SSriefen  au§  S5enebig  felBft ,  mel(f|e  ba§  §eer 
jum  Unge^orfam  toiber  i:^n  reiben  foEten.  S5on  bem  @efül§le  ber  llnmög= 
lidf|!eit  ergriffen,  unter  iold)enUmftänben  etma§au§äuricf)ten,  ^at  er  ge^» 
fagt:  „5^ein,  toiber  @otte§  unb  ber  ^enfrfien  äöitten  tt)oEe  er  biefen 
Meg  nic^t  führen."  @r  fefirte  nad^  ^ifa  um,  mar  ju  S5ico,  al§ 
tüclle  er  noc^  etma§  unternehmen,  unternahm  nid^tS  unb  eilte  fort, 
aiic^  menn  man  i^n  3U  einer  3agb  einlub,  naä)  $abia,  na(^ 
Xeutfd^lanb  ^). 

^en  f^torentinern  mar  ©aöonarola'S  ^ro|)^etifc§e  ©enbung  f eit- 
lem au^er  aEem  ä^^eif^l.  3"  3öeil^narf)ten  1496  feierten  1300 
Hinber  unter  18  ^a^ren  —  benn  erft  mit  bem  18.  pflegten  fie  ben 
%iao  3u  ueT^men  unb  fic^  äu  ben  Jünglingen  3U  galten  —  mit 
ben  ^rieftern  ^ufammen  ha^  Slbenbma^L  gaftnac^ten  barauf  gingen 
bie  ^inber  jebeS  S5iertel§  an  bie  §äufer  unb  Baten  um  'ba^  3lna= 
tf)cm,  b.  i.  bag  glut^mürbige.  5Jlan  mar  il)rer  @int^eilung  in  @e= 
icilfc^aften,  i^rer  Slufjüge  unb  @efänge  unter  ßorrettoren  jur  S5e§^er 
Igemo^nt^).  S)ie  ^}Jlänner  gaBen  i^nen  harten,  Söürfel,  SSrctfptelc, 
ibie  grauen  falfc^e  §aare,  ©d^minfe,  mo^lried^enbe  SGßaffer.  ^and^c 
')olten  ben  ^organte,  ^Bocccj  unb  unjüd^tige  S5ilber  i^eröor;  Einige 
(jc^onten  i^re  .^arfen  nid^t,  mal^rfd^einlid§  in  (Erinnerung,  mo^u  fie 
IbicfelBen  geBraudfjt*,  SSartolomeo  Saccio  na^m  bie  nadften  f^iguren, 
j —  benn  fie  foEten  nii^t  fein,  mo  fidE)  junge  8[Jiöb(i)en  Befänben  —  au§ 
I  feiner  SGßerfftatt  unb  Brachte  fie  ^ier  bar.  5^un  mar  auf  bem  ^arft  ein 
j  ^t^ramibenförmigeS   @erüft  mit   öielen   Stufen   erBaut,  auf  meld^em 

1)  Jovius,  Historiae  sui  temporis  83.  Navagero,  Storia  Venez.  1207. 
iZurita  108.  Coccinius,  de  bellis  Italicis  277.  Macchiavelli,  Legazione  a 
I  Pisa.  S)ie  fran^bfifctien  ©d^iffe  liefen  am  29.  Oltober  in  ben  ^afcn  bon  IM* 
I  öotno  ein.  (gioicari  im  Arch.  stör.  ital.  VII,  ©.  938.  ©anuto,  Diarii  I, 
i©.  373);  um  2J?ttte  5^oöember  l)ob  5Rajtmiltan  bie  Belagerung  auf;  am 
'  16.  5^oöember  trar  er  in  Sicopifano,   am  2.  2)ecember  in  ^at)ia,  am  26.  in 

maU;  5U  Einfang  be§  3o^re§  1497    ging  er  ton  ba  nad^  ännSbrucf  aurücf. 

2)  Varchi  259,  265. 


92  6rfte§  S3ud).    2:ttttc§  gapitcl. 

man  h'u^  aEe§  niebertegte.     5lm  Sage   be§   ßarneöal   !am   ba^ 
fatnmte  fSolt,    unb   bie  Signoren  fa§en  nieber.     ^ann   !ameu 
Äinbet  au§  ber  ^effe,   tt)ei§ge!(eibet ,   Oltöen^tneige  um   bie  ^i 
Tot^e  Äreuje  in  ben  §änben,  unb  fangen  italienifd^e  ßoBUeber. 
traten  3U  ben  Signoren,   empfingen  Brennenbe  gadtetn  unb  jünbei 
bie   ^t)ramibe   an,    bie  unter   STrompetenftögcn   aufBranntc.     3^nbi 
l^atte  man  ^(mojen  für  bie  öerfc^ämten  ^rmen  gebammelt  ^). 

S)ie  ftreng  d§rift(i(^e  Stid^tung  biefer  Stabt  ift  in   bem  ^aml 
5toif(i)en  ber  ßiga  unb  ber  fran^öfifd^en  Partei  ein  toefentUd^eS  (3ih 
^nbem  fie  toihtx  ben  $a^ft  gel^t,   ber  ^^ßa^ft  aber  fid^  aU  .^aujjt 
Siga  anfielet,  giebt  fie  jenem  eine  neue  Sßenbung. 

Söir  nel^men  in  fyerrara,  öon  mo  «Saöonarola  ftammte,  ein  ä^: 
Iid§e§  S5er^alten  n^a^r :  man  faftete  oft,  beftrafte  @otte§Iäfterungen  unb 
öer^önte  glüd^e  unb  fc^itfte  ^affari  burd§  bie  ©trafen,  5ltte§ 
toa'^raune^men.  @§  ift  nid^t  jtoeifell^aft,  too'^in  bie§  jielt.  3lud§ 
bie  gerrarefen,  ber  ßiga  toenig  jugetl^an,  n)eil  fie  il^rc  beiben  natür= 
lid^en  geinbe,  S5enebig  unb  ben  ^a^ft,  öerbanb  —  tnie  fie  benn 
gern  fransöfifd^e  .Kleiber  unb  ©d^ul^e  trugen  — ,  fud^ten  ben  @influ§ 
be§  $a|)fte§  burd^  eine  tiefere  grömmigfeit  abäumenben^).  3n 
größeren  ^efa^ren  l^ielten  fie  alle  brei  2:age  il^re  Um3üge.  Sei  bem 
Röntge  öon  gran!reid^,  Äarl  VIII.,  bemerfen  tüix  eine  t)ern:)anbte 
9lid§tung.  (5r  fragte  feine  ^octoren,  ob  nidC)t  ber  $a^ft  t)er- 
:^fli(^tet  fei,  aUe  ae^n  Sa^re  ein  ßoncilium  5u  -galten,  ob,  n)enn 
jener  fäume,  nid^t  bie  Surften  unb,  Uienn  aud^  bon  biefen  bie 
übrigen,  nid§t  ber  ^önig  öon  ^ranfreic^  allein  ein  fotd^eg  be= 
rufen  bürfe;  er  gab  hie  5lbfid§t  !unb,  ben  Orben  iBenebict§  p 
feiner  ur-f^rünglid^en  @eftalt  prürfäufü^^ren  unb  feinem  S3ifd§of 
hk  Entfernung  öon  feiner  ^ird§e  5U  geftatten^).  ©atjonarola 
toar  ba§  ^au^jt  aHer  ^einbe  ber  ßiga  unb  be§  ^a^fte§.  @r  tjer= 
bammt  ben  ^eid^t^um  unb  bie  $rad§t  ber  @eiftlid§teit :  benn  baburd^ 
fei  bie  ©d^eibetoanb  gebrod^en,  meldte  ^ird^e  unb  Söelt  trennen  muffe ; 
bie  Äinber  ber  Sßelt  feien  ]§ierburd§  in  ^otte§  SGßeinberg  gebrungen. 
%Ux  man  T§abe  nod^  (SJotteg  Söort.  ^eine§njeg§  fei  man  einem 
^Prälaten  fo  njeit  au  glauben  fd^ulbig,  aU  biefem.  3a,  e§  fi|e  einer 
nid§t  länger  auf  bem  ©tuT^Ie  ber  ßeT^re,  al§  folange  feine  SBerfe 
ber  2öir!ung  ber  ßel^re  nid^t  ^inbertid^  feien.  3n  biefer  @efinnung 
^atte    er  ^arl  münblid^,    ben  beutfd^en   unb   ben  f^anifd^en  ,^önig 

1)  Nardi.    Vasari  Vita  del  Frä  Bartolommeo.  T.  III. 

2)  Diarium  Ferrarense  320,  323,  386. 

3)  Questions  bd  Garnier  XX,  519.    Brantome  39.    Comines  592. 


2}kinmilian9  erfler  3"9  «a^  Italien.   3)ie  O^torenttner.   ©aüoitatola.  93 

ic^riftlic^  3U  einer  ^Jtetormation  ber  J?trd)e  auigeforbert.  Stber  e§ 
tonnte  nid^t  anberg  fein ,  aU  'bai  er  biefe  t)ierar(f)if(^e  3lnti|jatl)ie 
]egen  fic^  aufrief,  ^a  toax  ^fJlariano  be  (Sl^ina^^ano ,  ber  einft  in 
5(oren5  neben  il^m  3ur  ^erounberung  ber  6(afftf(f)gebilbeten  geprebigt ; 
:x  eilte  nacf)  9tom  öor  ben  ^a^jft  unb  fing  ^ier  feine  ^rebigten  an: 
„8c^neibe  bie§  Ungeheuer  üon  ber  ^ird^e  ab,  Zeitiger  35ater"^)! 

^nbem  $a|)ft  5lleranber  eben  bamal§  ©d^toüre  auftöfte,  bamit 
'"eine  f^einbe  im  ©efängnife  fterben  müßten  ^),  befc^lo§  er  jugteid^, 
roiber  ©atjonarola  unb  feine  ^^nl^änger ,  al§  toddjt  fe^erifi^  ,  bie 
geiftlic^en  Sßaffen  p  gebraud^en.  gubor  ^atte  er  no^  mit  ben 
vUnpngern  ber  ßiga  in  feinem  eigenen  ßanbe,  ben  Orftnen,  einen 
inbern  ^ampf  au§3ufed)ten. 

S)ie  Orfini  toaren  feine  tjeräd^tli{^en  ^einbe  unb  f(i)lugen  feinen 
2ö^n ,  §er5og  öon  @c\nbia ,  bem  er  ben  @tab  ber  Äird§e  toiber  fie 
ibergeben.  @r  mufete  ©onjal  ju  ^ülfe  rufen,  ^onjal  ^atte  eben 
larent,  tt)elc^e§  bie  marc^eSÜfd^en  f^^'^nen  t)ergeben§  erl^oben  —  benn 
Die  ßiga  liefe  nid^t  ju,  bafe  ]iä)  S5enebig  feiner  annal^m^)  — ,  er 
^atte  8ora  bem  ^^eberigo  untertoorfen ;  nun  be^ttjang  er  einen  ©eeräuber, 
Der  £)ftia  eingenommen  unb  9lom  au^^u^ungem  bro^te,  unb  nöt^igte 
Die  Crfini  ^um  f^rieben.  6§  welkten  bamalS  auf  ben  ©d^iffen 
^iEamarin§  nea^olitanifi^e ,  päpftlic^e  unb  fpanifi^e  Sahnen  ju» 
lammen.  S)iefelben  Ratten  nun  überatt  geftegt.  ©ogar  ber  darbinal 
Julian  bequemte  fidf)  ^u  einer  ^tbfunft*). 

«hierauf,  mie  ber  $apft  feine  klugen  frei  auf  ©abonarola  rid^tcn 

tonnte,   mufete  e§  gefd^et)en,   bafe  i^m  eine  innere  ^arteienttoidelung 

unb  er  biefer-  ju  §ülfe  !am.     S)ie  öorne^men  Florentiner  fonnten  il^re 

ij^eroalt  unter   ben  frü^^eren   5!Jlebici  nid^t  bergeffen,  unb  i^re  ©öl^ne 

ijrooUten  ben   ftrengen   Crbnungen  be§  5Rönd^e§  nid^t  folgen.     2öa^r= 

j^c^einlidö  in  ber  Meinung,  $iero  tüerbe  fie  nun  beffer  frf)ä|en  gelernt 

>?il)aben,   berbanben  fie  fidl)  mit  feinen  erflärten  5lnt)ängem,   ben  SSigi 

l(fie  felbft   nannte   man   5lx*rabiaten) ,   x^n  jurücfaurufen.     @§  gelang 

iji^nen  nic^t.     SSenibieni,   ben  bie  ©ignoren  in  i^rer  ^uxäji  an  <Ba= 

jbonarola  fanbten,   er^äfilte  oft,  er  Ijabe  ben  SSruber  in  einem  S5ud§e 

i 

1)  Meditationes  in  Psalmos,  Lugduni   1633,  p.  128.     S3on  ©etoalt 
lunb  Slnfe^n.  Sog.  B,  7.    Söricfe  bei  2«anfi.    Nardi. 

2)  Zurita  I,  97. 

3)  Johannes  Juvenis,  de  fortuna  Tarentinorum  VII,  3.  Navagero, 
Stör.  Ven.  1209. 

4)  Jovius,  VitaGonsalvi  220.  3ltnoIb  tjon  ^atöc,  9leifc,  im  gonüetfationS'» 
blatt  öon  1823,  ^x.  2.    Burcardus  2080. 


94  ötfte§  23ud^.    2)rtttel  ßapitct. 


lefenb  gefunbett,  öon  bem  er  aufgefel^en  utib  gefagt:  „ÄleingläubiMlf 
mit  ^nä)  ift  @ott!  9Jlet!et,  $iero  tolrb  bt§  an  bte  Sttjore  !ommÄ(* 
oBer  bann  tuieber  umleT^ren."  ^arbi  fe^t  ^insu:  „fo  gerabe  ]d  S|^' 
gcfc§e]§en;  irgenb  ein  üon  ben  ^^Jlebici  fd^on  (Srgriffener  fei  i^ncn 
entf^rungen  unb  öor  2;age  an  ba§  Xf)ox  ge!ommen,  um  e§  frfiüegen 
3u  laffen,  tüorauf  ^iero  bieg  üerfdjloffen ,  ^Ee§  ftiE  gefunben  ^abe 
unb  mieber  ^urürfgegangen  fei."  äöie  mu§  aber  biefe  ftäbtifdie  ^ar-- 
teiung  l^eftig  unb  gemaltfam  gemefen  fein,  ba  fie  auc^  einen  fo  treff= 
lid^en  unb  frommen  5!Jlann,  toie  ber  Wönd)  toar,  t)on  feiner  (Strafe 
albfü'^rte  ^) !  SSefonberS  banüe  man  iT^m  ba§  @efe^:  „mer  eine^ 
t)o(itifc§en  SBerBred^enS  berEagt  fei,  foHe  nic^t  bon  ©ignoren  unb 
etma  einer  ßommiffion  in  le^ter  ;^nftan3  gerichtet  merben,  fonbertt 
er  foEe  an  ba§  ßonfiglio  a^3|)ettiren  !önnen''.  ^ie§  @efe^  milbertc 
ben  ^ebraud^  ber  Italiener,  ba^  jeber  ©ieger  mie  öon  üted^t^megcn 
unb  unter  gemiffen  rechtlichen  formen  über  ßeBen  unb  Sob  feiner 
Gegner  entfd^eiben  fonnte.  ^m  3luguft  1497  aber,  aU  man  entbedt 
3U  ^ölben  glaubte,  mer  mit  ^ero  einberftanben  gemefen,  geftattetc 
©abonarola ,  ba§  fein  gute§  @efe|  berieft  unb  ben  eingejagten  bie 
eippellation  berfagt  marb.  ©eine  Gegner  mürben  barum  nur  fieftiger 
unb  ge^eimnigboller^). 

.3u  \^mn  trat  ber  $a|)ft.  ^ie  togcanifd^en  2)ominicaner ,  bie 
©abonarola  tjon  ben  lombarbifd^en  abgefonbert,  orbnete  er  biefen  auf§ 
neue  bei,  unterfagte  il)m,  ju  ^rebigen,  forberte  il)n  nad^  ütom  unb 
fe^te  ben  lombarbifc^en  DrbenSbicar  ^u  feinem  Ütid^ter.  Sfener  ba* 
gegen  fuT^r  fort,  ju  |)rebigen,  na]§m  täglid§  mel^r  iBrüber  in  feine  6on= 
beute  unb  bertoeigerte  ben  ütid^ter:  „nac^  9ftom  !önne  er  bor  feinen 
f^einben  uid^t  gelangen."  S)a  l^alf  eg  \f)m  nid§t§,  ba§  man  in  f^lorena ; 
Unterfd^riften  fammelte,  feine  Seigre  fei  gut  unb  trage  gute  grüd^te; 
er  marb  bod^  in  SSann  getT^an^).  ©eitbem  l)ing  fein  Seben  nur  baran, 
ba6  feine  Partei  hu  @egner  niemals  auftommen  lie§;  nad^  ben 
befte^enben  Üted^ten  fonnte  er  fogleid^  getöbtet  merben.  5Der  ^apfl 
bebui-fte  nur  be§  meltlid^en  5lrm§. 

^n  glorenä  !am  e§  aber  gegen  @nbe  beg  3a^re§  1497  ju  offenem 
Smieft)alt.   S5on  ben  @eiftlid^en  berbammten  bie  @inen  bie  ^roceffionen 

1)  Nerli  71.  Nardi  36.  Jovius,  Vita  Leonis  19.  ©tetdjäcitige  ^o\)a  , 
in  Matthiae  Döringii  Continuatio  Chronici  Engethustani  bei  Mencken,  ! 
Scriptores  Rerum  Saxonicarum  II,  53. 

2)  Macchiavelli,  Discorsi  sopra  la  prima  deca  di  Livio  I,  c.  44. 

3)  Alexander    Papa   priori   etc.;    Responsio    fratris    Hieronymi  bei  , 
liurcardus  unb  bei  Gordon,  Vie  d'Alexandre,  Appendix  II,  488.  Epistolae 
Petri  Martyris  XI,  191. 


3JZai-tmiUan§  erfter  3"9  na«^  3ftatien.   2)ie  gflorentincr.   ©abonarola.  95 

ber  5lnbem ,  bte  ©inen  bie  ßommunion  Bei  ben  5lnbenx,  unb  toottten 
Einige,  at§  in  einer  fe|erifc§en  ©tabt,  ben  ÖJotteSbienft  nid§t  me^r 
f^un.  S)ie  gran^iöcaner,  ber  Dominicaner  alte  Söiberfad^er,  traten  jur 
tpartei  ber  5lrraT6iaten  unb  be§  5pa^3fte§.  S^tüeilen  fanb  ber  trüber 
feine  Äan,^el  befledt;  einmal  erhoben  einige  junge  Seute  tt)äl)renb 
feiner  ^rebigt  eine  fdjttjere  ßaffe,  liefen  fie  fallen  unb  flogen.  (Sr  lieg 
fid)  bon  Setoaffneten  in  bie  .^irc§e  begleiten,  unb  Ujenn  er  ^jrebigte, 
ftanb  i!^m  @iner  mit  ber  ,g)eKebarbe  3ur  ©eite.  ?lber  äuujeilen,  toenn 
einige  ^rrabiaten  unter  bie  ©ignoren  ge!ommen  unb  bie  übrigen 
^ag^ft  toaren,  mugte  er  gan^  in  bem  Älofter  Bleiben^). 

S)en  ^lut^  inbeffen  berlor  er  nicl)t.  @r  lehrte,  ein  frommer 
fd^riftgele^rter  SSiebermann  muffe  einem  böfen  unb  unujiffenben  ^a^fte 
nid§t  meid^en^).  @r  tröftete  fic^  ber  guten  Erfolge  in  feinem  ßonbent. 
„2äglid§  eine  größere  ^Jlenge  berlaffe,  au§  Siebe  ju  boEfommnerem 
„ßeben,  Altern,  ^reunbe,  (SJüter  unb  tomme  bal)in,  tt)o  jeber  tooEen 
,,unb  uid^t  n)oEen  muffe,  toag  fein  Oberer,  tt)o  deiner  ettoaö  ^abe, 
„a(§  ttJODon  er  not^bürftig  leben  !önne,  wo  er  felbft  beffen  burd§ 
:„fetnen  Obern  eine  Seitlang  beraubt  Ujerben  bürfe.  5lber  ^ier  n)erbe 
„ein  ^eber  täglid)  ruhiger  unb  befenne,  ba§  ß]^riftu§  feine  einzige 
„tVreube  fei;  mer  nur  o^ne  Unterlag  bete,  ber  gelange  ju  einer 
„.^eiligfeit ,  bon  bereu  ©traT^l  in  ber  (Sntaüdung  fein  ^ngefic^t 
„Icud^te"^).  (5r  fa:^  fid^  in  ber  TOtte  be§  ^ambfe§  ahjifd^en 
^o|)olaren  unb  ^Irrabiaten,  ber  ßiga  unb  il^ren  ^einben,  ber  toal^ren 
unb  ber  römifc^en  Mrd§e,  3tt)if(^en  .g)immel  unb  ^öEe.  Unber^o^len 
beutete  er  nun  jene  Beiben  gaT^nen,  bie  fd^toarje  unb  bie  toeige, 
l^ierauf  au§.  (Sr  Voax  feine§  Siegel  gen)i§.  3^  2öeil§nad§ten  lieg  er 
fein  ^nä)  oom  3:rium^^  be§  .^reujeg  erfc^einen.  Darin  fteEt  er 
^.^riftum  auf  einem  2;rium|)5tt)agen  bor ,  über  i^m  bie  leud^tenbe 
Äugel'  ber  ^Dreifaltig!eit,  in  feiner  ßin!en  ba§  ^reuj,  in  feiner  9ted§ten 
bie  Beiben  3:eftamente;  tiefer  IjinaB  bie  Sungfrau  9Jlaria;  bor  bem 
SBagen  ^atriard^en,  ^rop^eten,  ^Ipoftel  unb  ^rebiger;  ju  beiben  ©eiten 
bie  5)lärtt)rer  unb  bte  Doctoren  mit  ben  aufgefc^lagenen  SBüd^em;  hinter 
il^m  alle§  S5olt  ber  SSefe^rten;  in  «weiterer  (Entfernung  bie  unsä^ligen 
Raufen  ber  f^einbe,  ^aifer,  ^dd^tige,  ^^ilofob^en,  ^e^er,  atte  befiegt, 
i:§re  @i3^enBilber  jerftört,  il^re  S3üd§er  berbrannt*). 

1)  Nardi  unb  Nerli. 

2)  Sßon  ©etüalt  unb  Dbrigfeit.  G,  3. 

3)  Triumphus  crucis  121,  195,  114. 

4)  Triumphus  crucis,  p.  11.  Macchiavelli,  Lettere.  Tom.  VI.  ed. 
1783,  p.  6. 


96  Weö  *uc6.    ^Xrittel  Sapitcl. 

3e  länger  nun,  befto  ]§e|tiger  bie  ^ntätüeiung.  f^raftnad^ten  141 
toollten  feine  ÄHnber  tüie  üor  bem  ^a^r  feiern;  aber  man  rife  i^i 
bie  gadetn  au§  ben  ,g)änben.  3lnfang§  griffen  fic§  bie  ^inber,  ^i< 
auf  felbft  bie  5DMnner  mit  (Steinen  an.  ©in  red^teg  ^ßeifpiel 
burc^ge^^enben  ßntätüeiung  gaben  bie  ^aler  f&acdo  unb  5llbertinel 
Sie  t)atkn  immer  jufammen  gearbeitet,  unb  bie  ©ai^en  bc§  @ii 
galten  für  bie  be§  ^Inbern.  9lun  öerliefeen  fie  i^re  2öer!ftatt.  ^tt 
ging  in  ben  ßonöent,  biefer  marb  ein  ©aftmirt^)-  2ßie  foltte  bie 
Streit  anberg  entfc^ieben  Werben,  al§  burc^  ©etoatt?  5ll§  enblid^ 
^ran^iScaner  fi(^  öerma§,  er  moEe  im  ^euer  bemeifen,  ba^  geto^ 
Sä|e  ber  S)ominicaner  falfd§  feien,  f(^ien  auä)  biefen  eine  anb( 
unb  bie  malere  @ntf(^eibung  gefunben,  ein  @otte§gerid§t.  Sie  f5ran= 
jiöconer  f(^Ioffen:  tüenn  Saöonarola  il^ren  Wönä)  im  f^euer  um» 
fommen  laffen  tooHe,  fo  fei  er  fein  «Zeitiger;  unb  hierauf  trauten  fie. 
2)ie  5lnbern ,  bie  in  falber  ^aferei  maren ,  bie  jumeiten  auf  bem 
5!Jlar!te  p  einer  geiftli^en  SSattabe  §anb  in  §anb  runbtauäten ,  bie 
5U  i^rem  5elbgef($rei  gemäl^lt:  „S5itja  Grifto"  ,  hofften  burc^  bie 
äöal^r^eit  i§re§  @(auben§  p  fiegen.  ^n  ber  ^rebigt  riefen  ^unberte: 
„Sie^e,  ic^,  fie^e,  id^  miE  für  beine  ße^re,  ^eiT,  in§  geuer!"  hierauf 
baute  man  ^tüei  Raufen  öon  @ic§f(oben  unb  9flei§^ol5,  beibe  mit  ^ed^ 
unb  Oel  beftric^en,  40  gu^  lang  mit  einem  anwerft  fc^malen  ^hJ^ft^^Jt» 
toeg  neben  einanber  auf,  unb  am  7.  ^^ril  fa§en  bie  ©ignören, 
biegmal  lauter  5lrrabiaten,  be§  ll'ampfeg  ju  toarten^). 

2)ie  gran^iScaner  famen  ftitt,  bie  S)ominicaner  mit  brennenben 
gacfeln,  rotlien  ^reu^en  unb  lautem  (Befang  unter  bem  S5ortritt 
©atjonarola^g.  S!ie  5Jlönd§e  traten  ju  bem  Sd^eiter^aufen ;  ber  Siomi= 
nicaner  ergriff  bie  ^oftie.  ;^n  biefem  Slugenblii!  liegt  bie  äÖenbung 
ber  S)inge.  2)ie  5lnbern  moEten  i^m  bie  ^oftie,  gleiiijfam  eine  Prüfung 
be§  ganaen  c^riftli(^en  @lauben§,  nid^t  geftatten;  er  moHte  fie  nidfit 
miffen.  hierauf  Streit,  SBermiiTung,  ein  ülegen,  OTe  au§einanber: 
bie  ©inen  in  ba§  ,^lofter,  bie  Slnbern  3u  ben  SSaffen.  ©^  !am  nun 
hoä)  äu  @emaltt^ätig!eiten,  unb  bie  5lrrabiaten  tooEten  bie  @imft  ber 
Signorie,  be§  3lugenblitf§  nii^t  unbenu^t  borüberlaffen.  Sie  griffen 
bie  ^opotaren  auf  ben  Strafen,  an  bem  Softer  an;  obmo^l  fie  ba& 
.^lofter  nic^t  erftürmten,  bel^ielten  fie  bod§  übrigen^  ben  ^la|.  Saöo* 
narola  nal)m  nic^t  5i:§eil.    5lnfang§  ermunterte  er  bie  Seinen  auf  ber 


1)  Vasari,  Vita  di  Mariotto  Albertinelli  in  ben  Vite  III. 

2)  Nardi  unb  Nerli,   Declaratio  fratris  Hieronymi,  bn  Burcardus 
Eccardus  2090. 


©rtociterung  unb  ©ttiebung  bei  ßiga.  97 

jjanaet;  ^ertiad^  lag  et  in  bem  &)0X  bet  ^ttrf)e  unb  betete.  3l(§  el 
ftiE  getoorben,  ging  er,  ficf)  felbft  feinen  ^^einben  p  ülbeTliefern^). 

,g)iermit  ^atte  o^ne  3^^^?^^  ^^e  Siga  in  ;^talien  geftegt;  bie 
fcabiaten  tnaren  i^r  |o  gut  ergeben,  toie  bie  ^opolaren  ben  ^^ran= 
^ofen.  3ln  bem  fieBenten  ^pni  !amen  bie  5lrraBiaten  in  ^^lorenj 
em^jor.  5ln  bem  ai^ten  ftarB  Äarl,  unb  fie  fiegte,  aud§  in  f^ranfreid^. 
^arl  toar  aule|t  mit  ben  innern  @inrid§tungen  feines  9ftei(^e§  ]6e= 
fd^äftigt.  @r  machte  au§  feinem  großen  9tat§  einen  orbentlid^en 
Sfted^tS^of  öon  17  5!Jlitgliebern ,  ungefähr,  mie  fpäter  ber  9tei(^5:§of= 
xati)  ber  ^eutfc^en  gemefen  ift;  er  lu%  in  aEen  SBaEeien  an  einem 
ottgemeinen  @emo^nl)eit§Bu(^  arbeiten ;  er  backte  t)on  feinen  3)omänen 
p  leben  unb  fa^  bereits  alle  2öod§en  ^meimal  auf  feinem  ©tul^Ie, 
aud§  ben  5lermften  ju  fjbren.  S)iefe  Orbnungen  in  @ang  gebrad^t, 
mit  befferen  SSünben  öerfeT^en,  mollte  er  noc^  einmal  fein  ^ed^t  auf 
^eaipel  au§3ufü^ren  t)erfud§en.  5lud^  ^atte  ©aöonarola  immer  auf 
feine  äöieberfunft  tiermiefen.  3ln  jenem  achten  aber,  als  er  einem 
35attf|)ielc  p^ufe^en  in  eine  (S5allerie  ging,  gef d§a^  i^m,  ba^  er  ^lö|= 
Iid§  nieberftür^te  unb  eben  nod§  gefunb  in  menigen  TOnuten  tobt 
toar^). 

Stielen  fd^eint ,  bieS  erft  ^abt  an^  ©aöonarola^S  5luSgang 
entfd^ieben.  Man  ^atit  öiele  5ln!lagen  gegen  il)n  aufgebrad^t;  unb 
fo  oft  er  bie  Sorba  be!am,  geftanb  er,  maS  man  moEte.  5lber  menn 
er  tüieber  hei  fid^  mar,  leugnete  er  3lEe§:  „auf  ber  Wolter  freiließ 
njerbe  er  eS  mieber  befennen".  ^»nbeffen  feierte  feine  Seele  bei  i^r 
fdber  ein.  ©ein  ©tol^  toar  ba^in ;  ^atte  er  fid^  jemals  ^eilig  gebünft, 
fo  toar  eS  auS  bamit.  Oft  fd^ien  eS  i§m,  bie  SJersmeiflung,  mit  einem 
ftatfen  .g)eer  unter  ßan^en  unb  Sd^toertern,  bie  ^^a^ne  ber  ^ered^tig= 
feit  t)or  fic§ ,  5}lartern)er!aeuge  um  fid^ ,  erfd^eine  an  ber  Stabt, 
rufe  i^m  öon  fern  3u,  trete  lieran,  raune  i^m  inS  O^r  atte  feine 
©ünben.  äöieberum  tröfte  i^n ,  leui^tenb  in  l§immlifd^em  ßi(^te'  bie 
Hoffnung.  @r  f)}rid§t  au  fid^:  „2)u  ^aft  me:§rere  i^a^^re  ben  §erm 
geliebt  unb  auS  Siebe  au  i^m  gearbeitet;  bann  ^aft  bu  bein  §era 
er'^ö^et ,  bann  bift  bu  beinen  ^ebanfen  nadCigegangen  unb  in  ber 
@itel!eit  beineS  ©inneS  getoanbelt;  ba  ^at  ber  §err  feine  .ganb  t»on 
bir  genommen,  unb  bu  bift,  afS  ein  ©ünber,  in  bie  2^iefe  beö  ^DfleereS 

i  1)  Nardi   unb    Nerli.    Burcardi   Diarium  2087.  2094.    Excerpta  ex 

MMonacho  Piraensi,  toatjtfd^einltd^  bo§  Flugblatt,  ba§  Trithemius  ettoä^nt 
Mbci  ajJenrfen  II,  1518. 

2)  Garnier  au§  ben  Lettres  patentes  515  unb    ein  <Bä)xnbtn  S^axU 
,  bei  t'^m.    Comines  591.   St.  Gelais  120.   Bayard  56.   Brantome  44. 
b.  gtonle'g  2ßerfe  XXXIII.  XXXIV.  gf^om.  u.  gertn.  aSölfer.  3.  Stuft.  7 


98  (5rfte§  f8uä).    S)titte§  ßapitel. 

gefallen."     ^n  biefer  nun  erft  l^etligen  ©rfenntnife   n)ar  er,  a(§ 
fterBen  ntu^te;  fein  ßeib  tnarb  bent  f^euer  übergeben  ^). 

^tt   feinem  Stöbe  ging  \)a^  2öefentlic§e  feiner  ßel§re  unb  fein^ 
2öir!ung  !eine§n)eg§  unter,     ©imon  ßronaca,  ein  guter  ^})leifter,  t)j 
e^^rte  il^n,  ba  er  lebte,   unb  f:prad§  öon  if)m,  ba  er  tobt  Ujar.     9loi 
naä)  brei^ig  ^aT^ren  erwartete  man  bie  ßrfüEung  feiner  öorne^mfte 
^ro^j^e^eiungen.     2)amal§  aber,  toie  gefagt,  !amen  bie  5lrrabiaten 
bie  t)orne]§mften    5lemter.     3^^   ^^^^^  @id§erl§eit  l^ielten  fie  nun 
3urü(fberufung  ^iero'§  ni($t  für  nöt^ig.     ^er  ßiga  waren  fie  fo 
geben,   ba§  atte  TOtgüeber  bcrfetben,   bie  SJenetianer  au§genomme 
für  gut  l^ielten,  i^nen  ^ifa  aurüdaugeben^). 

8.    Erweiterung  unb  Erhebung  ber  Siga. 

hiermit  War  ber  Swerf  ber  ßiga  erreid^t  unb  Sftalien  i^x 
5)leinung  unterworfen.  Ueberbieg  T^at  bie  Erweiterung  unb  Ertiebui 
ber  ßiga  nod^  eine  anbere  äöir!ung  auf  gan^  Europa,  auf  ]pCLU 
Reiten  gehabt.  S)ie  S5erbinbung  ber  Käufer  §ab§burg  unb  5lrac 
beru'^t  auf  ben  S^er^ältniffen  biefer  S^a^ire.  gerbinanb  Wu^te 
f^ürften  be§  äußeren  ^Jleereg  in  ben  Ärei§  feiner  S5erbinbungen 
sieben ,  juerft  2)on  Manuel  üon  Portugal.  Er  Ifiatte  i§n  befd^ü^t,  ba 
er  noc§  <&er3og  War,  unb  iiiftete  für  il^n,  ba  er  nad§  3^o^nn§  2^obe 
bie  ^rone  erbte^);  aber  S)on  Jörgen,  ;3o^ann§  natürlichen  ©o^n, 
ijon  bem  man  fürd^tete,  führte  Sacob  3llmeiba  jum  §anb!uffe  Dor 
ben  ^önig  *) ,  unb  e§  War  fein  ^rieg  nöt^ig.  S)iefem  5JlanueI  fagte 
f^erbinanb  feine  %o^kx  SfabeEa  3U.  ;^fabella,  bie  eine  zweite  S5er= 
mäl)lung  für  feine  gute  §anblung  ^ielt,  forberte,  Wenigften§  bie  Suben 
unb  aEe  S^erbammten  ber  ;^nquifttion  muffe  5[Ranuel  au§  Portugal 
entlaffen.     ©ie  na'^m  i^n  nid^t  e^er  pxm  (Btmaf)!,  aU  bi§  er  e§  t)er= 

1)  Meditatio  in  Psalmum:  „In  te,  domine,  speravi",  1.  quam  morte 
praeceptus  absolvere  non  potuit,  84,  97.  ('Ä.  b.  2.  ^.)  ®ie  ©efd^ic^te 
<5at)onatoIa'^  I)at  feitbem  in  allen  gebilbeten  Sänbern  bie  gtöfete  ^lufmcrffam* 
feit  erregt  unb  mannigfoUige  Bearbeitungen  gefunben.  3)ie  2)arfteEung,  bie 
l^ier  gegeben  toorben,  ben  bamaligen  ©tubien  gemäfe,  fonnte  ic^  nid^t  barnod) 
abönbern,  obgleich  ic^  barüber- nad^guforfd^en  bei  einem  längeren  5lufent:^Qtt 
in  f^torcnj  nidjt  üerfäumt  t)abe.  ^i)  ^offe  nod^  immer,  bie  Oiefultate  meiner 
bamaligen  3lrbeit,  bie  fid£)  auf  bie  florentinifd^e  ®efd)id^te  in  ber  erften  Epod^c 
ber  3Jiebici  überl)aupt  bejog,  in  einem  fpäteren  SBanbc  mitt'^eilen  ju  fönnen. 

2)  Vasari,  Vita  di  Simone,  detto  il  Cronaca.  Zurita  I,  143. 

3)  Zurita  78. 

4)  Hieronymi  Osorii  de  rebus  Manuelis  libri  XII.  Lib.  I,  3.  a. 


@rh)ettcrung  unb  (Srfjebuttg  ber  Stgo.  99 

Iproc^ett^).     (Seit   bem  2age   tft   an   anbertl^alb  i^a^r'^unbert   f^riebe 
unb  Sl^eteinigutiö  atoifd^en  Portugal  unb  @)3amen  getüefen. 

3u  berfelben  Qtit ,  im  Sluguft  1497,  imb  fd^on  jeit  bem  35re= 
tagner  SBunbe,  nnter]§anbelte  gerbinanb  mit  .^einrid§  VII.  öon  (Snglanb. 
Söenn  Spanien  unb  granfreid^  ftreiten,  mu§  ©nglanb  vooijl  X^eil 
nehmen,  ^m  S^uni  1496  trat  §einri(f)  in  bie  Siga^);  er  empfing  <g)ut 
unb  (S(^tt)ert  t)on  bem  ^a^ft  unb  ]at)  bie  (SJefanbten  aEer  2}er= 
bünbeten^).  3^<i^*  f^^ri^  9tätf)e  fagten,  bieg  ^eige  ben  .^rieg  nac^  @ng= 
(anb  gießen;  bod^  er,  ber  nie  ^u  i^elbe  ge^en  mod§te,  e§  mü§te  benn 
tpiber  einen  SteBeEen  geujefen  fein,  tunkte  mo^I,  toaS  er  t^at,  unb 
ba§  er  an  ber  e'^ernen  5!Jlauer  arbeitete,  mit  ber  er,  tt)ie  er  fagte,  fein 
i!önigrei(^  um5ie'§en  UJoEte*).  ^ocf)  aber  brol^ten  i^m  fc^tnere  ^efa^ren 
t)on  äugen:  in  f^Ianbern  öon  ber  t)orffcf)en  SJJargaret^,  Äarl§  be§ 
Alü'^nen  SBitttne,  bie  il§m  feinen  erften  üleBeEen,  Sambert  ©immel,  ber 
(Sbuarb  SBartnirf  5U  fein  bet)au|)tete,  mo  nic^t  ertoetft,  boc^  burd§  2000 
2)eutfd§e,  bie  fte  i^m  p  §ülfe  3U  fd^irfen  bie  TOttel  fanb,  ^u  einer  ge= 
Unffen  23ebeutung  er^ob^),  t)on  ber  man  nid^t  5n)eifelte,  aud^  ber  ^meite, 
'^krün  £)§Be!,  ber  fi(^  9tid§arb  ^(antagenet  nannte,  fei  im  ^runbe 
ii)x  ^efdt)i3^f  gemefen*^).  Seinen  öorne^mften  9tü(I§att  fanb  berfelbc 
bei  ben  ©d^otten,  tüo  ^önig  unb  Station  fid§  in  ber  5^eigung,  über  bie 
Xweeb  5U  get)en,  bereinigten,  ^acob  lY.  berbanb  ^erÜn  mit  feinem 
Oaufe,  brad^te  i^n  l^erüber,  tJerroüftete  ba§  ßanb  unb  befanb  ftd^ 
abn)e(^felnb  in  feinem  ^ataft  unb  an  biefen  ^renjen^);  bie  6in= 
^)C(nen  aber,  n)enn  etma  einStittftanb  mar,  brad^en  i^n  auf  eigene  .^anb. 
Had)  Beiben  Seiten  ^in,  auf  ^(anbern  unb  Sd^ottlanb,  mir!te  e§ 
nun  ein,  ba§  bie  S^ermä'^lung  ber  fjjanifc^en  ßat'^arina  mit  5lrtl^ur, 
'|>rin3en  bon  SBaleö ,  befdCiloffen  marb ;  gerbinanb  mar  in  ber 
^3age,  babei  ben  .^önig  üon  ©nglanb  nad§  beiben  Seiten  ^in  ftd§er= 
]ufteEen.  S^erft,  üermittelft  ber  öfterreid^ifd^en  S5ermanbtfd§aft,  marb 
ber  S5ertrag  be§  großen  S5er!e^r§  smifd^en  ©nglanb  unb  f^lanbern, 
„aud§  SftebeEen  moEe  man  fid^  ausliefern,  ha^  bebtet  ^argaretl^S 
einbegriffen",   mieber  erneuert®).     S)ie  englifd)en  ^aufleute  famen  im 

1)  Zurita,  f.  124.    Osorius  I,  p.  14. 

2)  Barcardus  2067.    {%.  b.  2.  21.)    SSergl.  Brown,  Calendar  of  State 
papers  I,  247. 

3)  Chronicon  Yenetum,  p.  41. 

4)  Baco,  Historia  Henrici  septimi,  p.  300. 

5)  Polydorus  Virgilius,  Historia  Anglica,  IIb.  26,  p.  730. 

6)  Baco,  p.  194. 

7)  Buchananus,  Herum  Scoticarum  Hb.  XIII,  460,  465. 

8)  Baco,  p.  268.  SSertrag  bei  Rymer.  Söagenaar,  klugem.  @efc^.  II,  269. 


100  ®icfte§  fSnä).    2)rtttc§  6apite(.  j 

Jxiump^  md)  Slntroer^en,  unb  ^ajimilian,  oBtüof)!  nicf)t  90113  gern, 
tJerf^ra^,  üon  bcm  fogenannten  '3)ot!  m  (äffen  ^).  Sn  ©d^ottlanb 
unter^anbeüe  ^eter  5l^ala  mit  fd^Iauer  Umfid^t,  um  ben  Äönig  in 
bie  gro§e  ^olitifi^e  S5erBinbung  gu  ^iel^en.  (Sr  tonnte  —  toag 
ben  engUfd^en  @ef(^id§tf(^reibern  entgangen  3U  fein  fc^eint^)  — 
^^etÜn  3u  übeneben ,  bie  Könige  üon  gngtanb  unb  ©c^ottlanb 
feien  Bereite  einöerftanben ,  fo  ha^  il^m  nichts  übrig  Bleibe,  al§  gu 
fliegen;  unb  mie  berfelbe  auf  bem  6(^iff  eine§  (SintDo^nerö  öon  <Bt 
Sebaftian  in  (Spanien  3U  ben  5lufrü^rern  bon  ß^ornmattiS  ge!ommen, 
überrebete  er  ben  .^önig  ^acob,  nur  je^t  nic^t  in  ©nglanb  cixi' 
äufatlen^),  n:)orauf  $er!in  in  ^einric§§  ©etoalt  fiel,  ^önig  ^acoh 
t)ermät)Ite  fi(^  bann  mit  ^^Jlargaretl^en,  ber  Slodöter  §einric§§  VH.^),  ein 
greignig,  auö  bem  ein  langer  fyriebe  5n)if(^en  Schotten  unb  @ng= 
länbern,  au§  bem  anlegt  bie  ^Bereinigung  beiber  Oleid^e  :§ert)orge= 
gangen.  2)ie  na'^e  SSerroanbtfcftaft,  in  meld^er  Sacob  mit  i^o^ann  bon 
2)änemarf  ftanb ,  ber  ^^ormegen  befa§  unb  ©cl)meben  forberte,  be= 
feftigte  ben  grieben,  n^eld^en  ®änen  unb  (Sngtänber  naä)  langem 
Kriege  unlängft  gef(^loffen  Ratten. 

2)ie  mefentlid^en  ©lieber  biefe§  S5unbe§  finb  f^erbinanb,  ^dnxi^ 
unb  ^aytmilian,  bie  alten  S5erbünbeten  bon  ^Bretagne,  bod^  nun  nid^t 
allein  burc^  i^ren  S5T)rt^eil,  fonbern  burd§  bag  S5lut  i^rer  ^inber 
öerbunben. 

S)a  fd^ien  nur  noc^  übrig,  ba§,  menn  auc^  nic§t  -Ipeinrid),  boc^ 
gerbinanb  unb  ^Jlajimilian,  mie  fie  3lbrebe  genommen,  in  granfreic^ 
einbrdd^en.  S)em  aber  ftaiib  entgegen,  ba§  gerbinanb  Ijiebei  etmaS 
äu  öeiiieren,  ^Jlajimilian  5U  gewinnen  ^atte.  ä^^fc^^^  5lragon  unb 
granfreicft  gab  e§  gemiffe  ©renken,  tno  bie  33ermüftung  fo  regelmäßig 
mar,  ba§,  mer  auf  eine  SSaEfa^rt  gegangen,  ober  mer  bor  turpem 
ein  äöeib  genommen,  bon  beiben  ^^eilen  eine  orbentlid^e  ©jecution 
genoß.  |)ier  30g  auc^  in  biefem  Kriege  Enrique  Snrique^  einmal 
hinüber  unb  ^Dlünberte  brüben  brei  2age  unb  brei  ^läd^k;   bann   er» 

1)  Zurita,  p.  88.  99. 

2)  Hume  unbRapin,  aufeerbem  Baco  unbPolyd.  Virgilius,  bie  Quelle  aller. 

3)  Zurita,  p.  134. 

4)  Buchanan  468.  (51.  b.  n.  ^.)  3lu§  ben  30flittl)cilun9en  bei  SSergen» 
tot^,  Calendar  of  State  papers  I,  iS.  97,  ergiebt  fid^,  ha^  ber  ^ouptanftoß 
3u  biejer  Sßerbinbung  öon  ben  fatf)olifd^en  Jlönigen  gegeben  ift,  bie  e§  nut 
bebauetten,  bofe  it)nen  nic^t  alret  jTöd^ter  ^u  @ebote  ftanben.  um  hie  eine  mit 
bem  Könige  Don  (Sngtanb  unb  bie  anbete  mit  bem  Könige  t)on  Sc^ottlanb 
3U  tiermäl)ten,  unb  be§l)atb  bie  5öermäf)lung  ätoifdjen  bem  leiteten  unb  bet 
2;od^ter  be§  erfteren  ju  ©taube  ju  bringen  tieften. 


©rtoeitctung  unb  ©r^ebung  bet  ßtga.  101 

fc^ienen  brüben  @a§cogner,  ©d^toeiäer  unb  gratt^ofen  in  guter  Lüftung ; 
ba  gelang  e§  ben  f^ran^ofen ,  bte  SSurg  ©aulfeg  5U  überrafc^en ; 
unb  hierauf ,  für  OtouffiEon  fürd^tenb ,  fc^log  f^erbinanb  einen  (5till= 
ftanb^).  ^Dflarimilian  toar  ^iemit  un^ufrieben.  5Zic§t  aEein  burc^ 
^axU  Xoh ,  yonbern  burd)  eine  getoiffe  ^Äenberung  ber  beutfd^en 
^inge  roarb  er  in  neuen  Hoffnungen  erl^oBen. 

3^ör  nad^  feiner  Wiidlz^x  au§  Italien  tt)ar  e§  anfangt  um  fein 
^nfel^en  im  üleid^e  fd^Iec^t  BefteEt.  3)er  ^urfürft  öon  ber  ^fats  ftanb 
in  guter  SSerBinbung  mit  .^arl ,  fanbte  ütitter  in  feinen  ©olb ,  Bat 
für  ^aufleute  bei  i^m  öor,  unb  bie  5lbgeorbneten  S5eiber  l^ielten  3^= 
fammen!ünfte  ^).  S)ie  töEige  35erni(^tung  ber  Söormfer  SSefd^Iüffe 
mai^te  ben  ^urfürften  üon  ^ain^  anwerft  mi^öergnügt.  Untjer^o^ten 
beftagte  er  fi(^  über  ^^lajimilian :  „üon  oben  bi§  unten  fei  ttJenig 
gtei§;  n)iber  i^re  ^efd^lüffe  fei  ^aitanb  unb  @at)ot)en  auf§  neue 
tjerlieT^en;  il^m  gefaEe  ni(f)t,  ha^  man  Orbnungen  mai^e,  öerfiegele 
unb  bod§  nid§t  !§aÜe;  fo  !önne  \>Ci^  üteid^  nid^t  in  Sßefen  bleiben"^). 
IJJlayimitian  fa'^  aud^  ein,  ba^  er  nid^t§  toagen  !önne,  mofem  er 
nic^t  bie  beiben  ^urfürften  unb  ben  ^Jlain^er  ^anjler ,  S)octor 
©tür^ler ,  gewonnen  'i:jCibt.  @r  erfdiien  auf  Mnem  Sage,  ^n  gotge 
be^  2;obe§  be§  älteren  @berl)arb  bon  Söürttemberg  brad^te  er  aber 
nm  S^eränberung  5u  ©taube.  2)enn  inbem  berfelbe  feinem  S5etter 
unb  @rben  jn^ölf  5!)länner,  je  Dier  au§  einem  ©taube,  jur  ©eite  fe^te, 
o]^ne  toeld^e  er  nid§t§  t^un  bürfte,  bie  aber  ol§ne  il§n  bie  täglichen 
t&änbel,  ja  bie  n)id§tigften  aui^  bann  ausrichten  fönnten,  Votxm  er 
auf  il^re  ßinlabung  nic£)t  erfdCjiene*) ,  (ie§  er  biefem  ülegiment  feine 
6runbfä|e  unb  bie  ^leigung  jum  ^aifer.  2öie  ^ätte  aber  ber  jüngere 
ßberl^arb  bem  SBetter  folgen  foEen  nad§  beffen  5lobe,  ba  er  i^m  bei 
feinem  Seben  nid^t  folgen  mögen?  ©omie  er  an!am,  berjagte  er 
bie  alten  ütätT^e ,  na^m  einen  befangenen  au§  bem  @ett)a!^rfam ,  ben 
2)octor  ^ol^inger,  unb  mad^te  ilin  jum  Äan^ler.  S)a  tt)oEte  §ug 
bon  Söerbenberg  nid^t  länger  Sanbl^ofmeifter  fein;  ba  !lagten  W 
3toölf,  ©ber^rb  tüoEe  ba§  Sanb  bem  ^fal^grafen  übergeben;  bie 
Sanbfd^aft  mar  nid^t  gemeint,  fid^   bem  ju  fügen,     ©ie  nal^m  feine 

1)  Hubert  Thomas  Leodius,  Vita  Friderici  Palatini  II,  Nr.  45.  Co- 
mines  581.    Zurita  79,  114. 

2)  Epistolae  Galliae  Regis  Caroli  et  Philippi  Archipalatini  in  XJube: 
toig:  Reliquiae  Manuscriptorum  VI,  96. 

3)  mmtx,  3fietct)§tQg§tI)eattum  II,  144.  3lu(^  hn  ,g)egelDtf(i) :  Ceben 
5JiQj;imiltan§  I,  144,  unb  bei  ^enjcl. 

4)  e§Unger,  Söertrag  bei  ©ifenbad):  ®e^d)ic^te  Ulrid^§  öon  Söürttembetg. 


102  Wei  23u(^.    2)ritte§  ßapitet. 

2)ietter  gefangen  unb  bie  ©täbte  in  S3efi|.  @r  enttt)i(^  mit  SitB 
unb  ^leinoben  nad^  Ulm.  ©ie,  ber  neue  ßanbl^ofmeifter,  bie  Wäi^c, 
bie  ^anglei,  bie  ^Imtleute  nnb  ba§  ^ofgefinbe,  faxten  fid§  Balb  unb 
fagten  i^m  \i)xt  ^flid^t  ouf^).  ^Oflayimilian,  am  meiften  bor  ber  @nt= 
frembung  be§  Sanbe§  bange,  eilte  l^erbei  unb  ^örte  SSeibe.  2)0(^ 
tt)03u?  @§  ft^eint,  fein  Urtl^eil  toar  auc§  üorl^er  gefaxt,  ba§  Urt^eil, 
„^flöt^^e  unb  Sanbfdiaft  l^ätten  tno^Iget^an ;  ber  junge  UIrid§  fo 
„unter  35ormunbf(i)aft  ber  Sioölf  ^erjog  fein  unb  einmal  ©abin 
„be§  ^önigg  ©d^tüeftertoi^ter,  empfangen,  ba§  ßanb  aber  beim  5lu 
„fterben  biefe§  ©tammeg  nid§t,  mie  üor^er  beftimmt  tpar,  an§  Sfteic^, 
fonbern  an  Oefterreid^  fallen"^).  @berl)arb  ber5id§tete,  bereute  e^, 
flo]^  äum  ^falagrafen,  übergab  il^m  fein  ©ilbergefd^irr,  ja  aEe§  ütec^t 
auf  fein  ßanb,  bereute  aud§  ba§  unb  toarb  in  ßinbenfel§  einge= 
fi^loffen  big  3u  feinem  2^obe.  Söürttemberg  aber  n)ar  bem  Könige 
gang  ergeben^). 

3n  bem  neuen  5lnfel§en,  ba§  ber  25ertrag  mit  äöürttemberg 
x^m  gab ,  erfd§ien  ^ajimilian  auf  bem  3fleid)§tage  ju  greiburg ,  ber 
a(^t  Monate  jubor  angegangen,  im  ^uni  1498^).  ^un  em:pfing  er 
öon  ben  ©tänben  70,000  Bulben,  ungeredinet ,  mag  bon  bem  ge= 
meinen  Pfennig  in  feinen  ©rblanben  eingefommen^).  ^^m  fc^ien  eg 
möglich/  nun  anä)  Surgunb,  mo  nid^t  Bretagne,  an  fic^  ^u  bringen» 
^n  biefer  Hoffnung  lie§  er  fein  S^tex  an  bie  ^ren^en  öon  SSurgunb 
rürfen.  S)ie  tro^igen  ßanbg!ne(^te  rüi^mten,  toenn  fie  bieSmal  ben 
©ieg  bel^ielten ,  fo  fei  Si^anfreic^ ,  fo  fei  aud^  bie  ©(^meig  in  i^rer 
(Semalt  ^). 

1)  Uffünbigunfl  ber  ?^flit^t,  bei  Sottler  I,  S5etl.  5lr.  12.  Urf.  31.,  p.  157. 
Naucleri  Chronographia.    5lm  (Snbe. 

2)  (sattlet^  @ef(^id)ten,  p.  32.    manhat  bei  ßünig  II,  722. 

3)  ©Qttler  83.    gifenbac^. 

4)  S5ttef  9'ieibl)art§  an  ben  9fleict)§tQg,  hti  2)att,  p.  594. 

5)  5lbfc^teb,  bei  %ati,  p.  904. 

6)  ^ugi.  SSogt  ju  ^oirnd,  bei  ©lu^lo^^eim,  p.  518. 


Untergang  be@  ffor}if(4::aragonefif4en  ^anfe^. 

1.    ßubtöig  XII.   unb   S^enebig   gegen   ^3}latlanb. 

3)ie  ßage  tüar  nun  fo(genbe.  2)ie  Eingriffe  ber  f^ran^ofen  auf 
5^ea^el  unb  ^lailanb  Tratten  ben  ^öntg  öon  ©|janien  unb  ben  ^apft 
mit  f^errantino ,  Ratten  S5enebtg  unb  ^Jlajimilian  mit  Soboöico  in 
S5erT6inbung  gebracht,  ^errantino  tüar  borne!)mtt(^  öon  ^erbinanb, 
ßobotjico  3uerft  öome'^mlic^  öon  S5enebig  gerettet  toorben.  ^n  bem 
3tt)ief|)alt,  ber  fid^  burd^  .^ar(§  3ln!unft  in  bem  mittleren  Italien  er* 
]^oT6 ,  toar  t)on  ber  einen  ©eite  ein  f:|3anifd§er  f^elb^err ,  öon  ber^  an= 
bem  ^Jlayimilian  felBft  itiber  bic  fran^öfifc^e  Partei  in§  ^elb  gerüdtt. 
S)iefe  gartet  mar  üöEig  erlegen.  Um,  ^ran!reicf)  jelbft  ring§l§er  ^aitt 
fid§,  im  i^ntereffe  ber  ßiga,  ein  SSünbni^  aller  Könige  gebilbet. 

hierauf  öertrauenb,  unterna^^m  ^DUi'imilian  im  ©ommer  1498 
einen  breifad^en  Eingriff  auf  gran!rei^.  @r  fanbte  einen  Raufen 
toiber  Sangreg  ^),  einen  anbern  miber  6^lon§^),  einen  britten  unter 
feinem  50^arfd§att  tjon  ber  freien  ^raffifiaft,  @uittaume  be  S5ergt), 
auf  S)iion  unb  SSurgunb^).  ^reitaufenb  Sd^n^ei^er  toaren  in  feinem 
©olbe:  er  erwartete  bie  §ülfe  ber  Siga  unb  ^ielt  fid^  eine§  guten 
Erfolges  fidler.  S)er  erfte  ^au]t  aber  tnarb  im  ;Suli  burc§  eine 
^i^e,  toeld^e  bie  üteiter  im  ^an^er  erftidfte,  unb  burd)  Mangel 
an  ßeBen§mitteln ,  ber  baburd§  nod^  antt)utf)§,  ba^  bie  ^xud^k, 
ungebulbig,  ^^euer  ju  fe^en,  bie  reid^en  3)örfer  el^er  anftecften 
als    :plünberten ,    in    feinen    Semegungen    gef(^mäcl)t   unb    gelälimt ; 

1)  Scben  be§  @ö^  öon  SBerlid^inqen,  p.  7. 

2)  Zurita,  f.  152. 

3)  5uggerifd)ei  Ms.  in  ben  ^nmet!ungen  Äut^bcdl  jum  SGBeiSfunig. 


tetm 


104  ©rfteS  SSud).    5ötette§  ßopitel. 

her  jtueite  tourbe  burd)   Ütegen  ^urürfgetrieben;    ber  brttte  \di} 
gcinb    eifd^einen  unb   tüetcCjen,   abn  fc£)lo§  einen  S5ettrag^).     5Dt( 
f^elbpg   Tratte   einen  fo   geringen  Erfolg ,   ba§   er  t)on  atten  y^ätetc 
©efd^id^tfd^reiBern  überfeinen  tüorben  ift. 

(5o  fant  e^,  tt)eil  in  bemfelben  ^lugenBlitfe  bie  !i^iga  p  Beftel^en 
aufprte.  f^ß^^i^^nttno  toar  tobt  unb  ber  ^flat^folger  beffetben  bem 
Äönig  f^ei^binanb  Don  ©|)anien  berl^a^t;  S5enebig  tt)ar  n^egen  ^ifa'S 
in  gertoürfni^  unb  beinal^e  in  offenen  Ärieg  mit  Soboöico  geratl^en. 
2)em  neuen  Könige  t)on  ^ranlreidf)  aber  gelang  e§,  bie,  toeld^e  ^ai= 
lanb,  unb  ben,  ber  Neapel  öertl^eibigt  ]§atte,  für  fit^  ju  gewinnen: 
er  50g  ben  $apft  in  feinen  S5ortl§eil  unb  fd^Iug  bie  Eingriffe  Maji* 
milian^  ^urürf;  er  gab  ben  ©ad^en  augenblitftid§  eine  SBenbung,  aU 
l^ötte  e§  nie  eine  ßiga  gegeben.  @§  toar  ber  .^er^og  öon  Orleans, 
ben  tütr  !ennen,  ^önig  ßubmig  ber  3^ölfte. 

@r  ftanb,  er^äl^lt  man,  an  feinem  ^enfter,  ol§ne  3U  miffen,  ba§ 
Äarl  tobt  ober  nur  !ran!  fei,  al§  bie  !öniglid§e  ßeibtoad^e  öor  il^m 
oufäog  unb  il^rem  nunmelirigen  §errn  unb  Könige  ein  Sebel^od^  brad^te  ^). 
hierauf  f^jrac^  er,  fo  gut  er  mu^te,  öon  ^arl  VIII.,  bef|)rengte  feine 
2eiä)t  mit  gemeintem  SBaffer^)  unb  em|)fing  bie  |)ulbigung  ber 
@ro§en. 

ßubmig  mar  ein  öottfommen  enttoidelter  ^ann,  mel^r  in  a'b- 
fteigenbem  al§  in  auffteigenbem  Filter  unb  bereite  mit  bem  ^obogra 
ein' menig  bel^aftet*).  TOt  jener  Söilbl^eit  ber  erften  Sugenb ,  mo 
feine  ^ofmeifter  i^n  mä)i  anberg  al§  Vermummt  5U  ^üd^tigen  magten  — 
benn  fie  fürchteten,  er  möchte  fid^  räd§en  — ,  mit  jenem  Sraufen  ber  f|)ä= 
teren  hti  Belagen,  äöaffenfpielen  unb  inneren  Kriegen  mar  e§  öorbei^). 
5^10 d^  mar  er  aber  me§r  al§  ein  anberer  Surft  unb  mal)ri§aft  ritter= 
lid^.  S)a§  @rfte,  ma§  er  bemaliren  p  muffen  glaubt,  ift  feine  Q:^xt: 
mer  il^m  bie  angreift,  mer  il^m  aud^  eine  Heine  Untreue  ©d^ulb  giebt, 
ben  miE  er  mit  feinem  ©c^mert  miberlegen.  3)ann  lagen  il)m  feine 
ßdnber  unb  feine  9led§te  am  §eraen.  „^d)  miE  5lEe§  ertragen," 
fagt  er,  „aber  an  meiner  (B)xc  unb  meinen  ßänbern  miE  iii)  nid^t 
leiben''  ^).  @r  ^at  ni(^t  fo  fül^ne  ^läne,  mie  Äarl,  er  l^at  nid§t  bie 
^oberung§fud§t  ^IRajimilianS  ;    nur  feine  ^^d)i^  miE  er  öerferf)ten; 

1)  2ößi§!unig  260. 

2)  Corio,  Storia  di  Milano  967. 

3)  Extrait  d'une  histoire  hii  Godefroy  198. 

4)  ^JJiajritnilian  an  e§linQcn,  bei  2)att  564. 

5)  Extrait  de  l'histoire  de  Louis  337. 

6)  Zurita.     Macchiavelli,  LegazioDO  V,  355. 


Subtütg  XIL  unb  S3enebig  gegen  SJiailonb.  105 

nnb  barum  ^at  er  fid§  ntc^t  ein  $lu§  Ultra,  fonbern  ein  (5ta(^el= 
fd^toetn  5um  ©t)mboI  genommeTi.  2)on  il^m  ift  ba§  fd^öne  Söort: 
„S)er  ^önig  räd^t  ntd^t,  tna^  bem  ©eraog  ge|(ä)e:^eti."  @r  toiE  ju 
feinen  Kriegen  lieber  feine  2)omänen  öeräu^ern,  al§  fein  arme§  S5ot! 
mit  5lBgaben  erf(^ö|3fen^).  S)iefelbe  @efinnung  mad)t  ii)n  f(j§onungg= 
tJoH  unb  milb  gegen  5lnbere.  UebrigenS  t)at  i^n  ha^  5l(ter  täglid^ 
f^arfamer  gemacht.  @Ieic^  im  Anfang  lie§  er  feinen  S5orgänger  au§ 
ben  ßx-f)3arniffen  feiner  Kammer  au  S3loi§  beftatten^). 

S)ie  innere  SJertoaltung  legt  er  bon  5lnfang  an  in  bic  .^änbe 
be§  @r3bif(^of§  3U  ütouen,  ©eorg  b'^lmboife.  ©d^on  am  §ofe  Sub= 
toigg  be§  giften  l)'itte  @eorg,  felbft  im  2öiberf|)rud^  mit  feinem  eigenen 
SBruber,  bie  ^artei  be§  nunme'^rigen  Äönig§  gehalten;  er  toar  für 
benfelben  in§  @efängni§  getommen,  al§  er  5U  feinem  S5ort^eil  ettoa§ 
toiber  ^arl  VIII.  toagen  tüoEen;  fie  tüaren  nur  brei  ;^al§re  au§ein= 
anber  unb  einer  bem  anbern  mit  toal^rem  SJertrauen  ergeben;  be= 
fonber§  nat^bem  S)unoi§  geftorben,  ^atte  @eorg  böEig  unb  unget^eilt 
ia^  €^x  feinet  §errn^). 

2)a§  erfte  (Sefd^äft  be§  Äönig§  unb  feine§  @r3bifd)of§  mu^te 
bie  böEige  @i(f)erung  ber  inneren  to^e  fein.  ^arl§  ©c^mefter, 
^nna  bon  S5ourbon,  forberte  tüenigften§  in  bemjenigen  eine  @nt= 
ft^öbigung,  toaS  il§r  ©ropater,  i^r  Später  unb  x^x  trüber  ^ur  ^rone 
ertüorben;  fie  mar  aufrieben,  al§  man  i^rer  Soc^ter  ©ufanna  eine 
faft  fd)on  aufgegebene  ^flac^folge  in  aEen  S3efi|ungen  i^xt^  .^aufeg 
gemä:^rte*).  S)er  ^rina  bon  Dranien  empfing  feine  ©ouberänität 
inxM.  ©0  Stiele  i:^rer  fid§  bor  Submig  fürcfjteten,  toeil  fie  i^n  aU 
^er^og,  etma  in  feiner  x^t^ht  mit  ber  ütegentiu,  beleibigt,  gaben  fid^ 
aufrieben,  aU  er  bem  ta|)fern  S^remouiUe,  ber  i^n  bamal§  gefangen, 
eine  @unft  ertt)ie§  unb  ju  ben  ^flamen  ber  Uebrigen  bie  rotten 
^reuje  ber  SSegnabigung  jeid^nete^).  ^Jlur  t)on  feiner  .^rone  mottte 
er  nichts  miffen.  Söiber  ütene'g  5lnfprüd§e  auf  bie  ^robence  ent= 
fd^ieb  ein  neue§  @eric§t.  S)ie  größte  ^rage,  bie  i^m  borgelegt  mürbe, 
Betraf  ^Bretagne,  ba§  burd^  ben  2:ob  ^arl§,  ber  e§  burc^  feine  S5er= 
mäT^lung  mit  3lnna  an  bie  ^rone  gebunben  l§atte,  mieber  bon  ber= 
felben  getrennt  mürbe.     Submig  XII.   trug  !ein  S3eben!en,  ftd§  bon 

1)  Monstrelet  249. 

2)  Histoire  de  Charles  bei  Godefroy  169. 

3)  Le  Gendre:  Vie  d'Amboise  12,  27,  39. 

4)  Zurita.    Garnier,  Hist.  de  France,  tom.  XXI. 

5)  Vie  et  gestes  öon  la  Tremouille  158. 


en 


106  Wc§  Söud^.    33iettc§  dapitd. 

feiner  @emaf)ltn  3o]§anna  ^)  p  fd^eiben,  um  fid^  mit  ber  ^rBin  feil 
S5orgänger§,  3lnna,  toieber  äu  öermäl^len.  ^^ol^anna  toar  freilidi  nid^t 
fd^öti,  unb  Äinbet  §at  fie  il^m  nid^t  geBtadit.  5^un  ging  fie  nad^ 
SSourgeg,  mo  fie  au|§  too^ü^ätigfte  3llmofen  ertt)eitte,  mit  einigen  I 
©d^toeftern  in  ben  Orben  ber  S5ex!ünbigung  öerbunben,  Bei  bem 
^olt ,  ba§  i^r  immer  gebogen  blieb ,  ben  ^flu^m  einer  ^eiligen  t)er= 
biente^).  3lnna  bebang  fid^  an§,  ba§  o^^ne  i^ren  SBiEen  ^Bretagne 
toeber  (Steuern  geben,  no(^  Beamte  Befommen,  nod^  in  ^rieg  geforbert 
werben  follte.  ßubtoig  bereinigte  auf  feinen  ^IJlün^en  bie  2öa|)^)ei 
tjon  ^Bretagne  unb  ^ran!reid^^). 

3luf  anberen,  fomie  er  in  ^ari§  eingebogen,  nannte  er  fid§  Äön^ 
t)on  5^ea)3e(  unb  50^ai(anb^).  @r  Ujar  feiner  Sfted^te  an  biefe  Sanbe 
gett)i^ ;  er  ^atte  fd^on  für  Beibe  gefod^ten ;  nun  tooEte  er  fie  gettenb 
matten.  2)a§  voax  fein  großer  S5ort^eiI,  ba^  bie  Siga  äerfiel,  ja 
3ur  .^dlfte  auf  feine  ©eite  trat.  5ll§  Enrique  (Surique^  in  einem 
^iuflauf  3U  ^erpignan  getöbtet  toorben,  ^oufftEon  öon  ben  granaofen 
BebroT^t  unb  nid^t  gemeint  n)ar,  fid§  felBft  ju  bertl§eibigen ,  fd^lo^ 
gerbinanb  einen  S5ertrag  mit  ßubtoig,  bur(^  ben  er  fid§  unb  bie  S3e= 
fi^ungen  be§  ^aufe§  SSurgunb,  bod§  nid^t  ettoa  geberigo  fieberte  ^). 
S)er  $apft  ^offte  bon  Subn)ig  fo  öiel  S}ort§ei(e  für  fein  §au§,  ba^ 
er  bie  ©d^eibung  bon  ;^o^annen  auf§  leid^tefte  au§f)jrad^.  2)ie  S5e= 
nejianer  fanbten  i]§m  60  Ralfen  bon  ßanbia  unb  200  foftBare  ^elje 
Bei  feiner  Krönung  gum  ^efd^en!^). 

S)ie  Unternehmungen  nun,  bie  Subtüig  mit  ben  S^ene^ianern,  mit 
bem  $a:pft  unb  mit  f^erbinanb  na6)  einanber  au§fül§rte,  ^aben  me^r 
bie  @in^eit  ber  Gegebenheit,  al§  bie  ßin^eit  ber  ^anbtung.  ^mmer 
nur  ßiner  öon  feinen  SßerBünbeten  ift  babei  im  @|)iel;  fie  treten  al§ 
eben  fo  biet  uerfc^iebene  Unternehmungen  au^einanber. 

%\t  erfte  ging  gegen  5Jlailanb.  (Sie  mürbe  t)on  bem  Steift 
^toifd^en  S5enebig  unb  Sobobico  unterftü^t. 

^cl6c^  ©abonarola'^  2obe  nämlid^,  aB  hxt  gtorentiner  $ifa  mieber 
angriffen,  entfd^ieb  fid§  ßobobico  für  bie  5lngreifenben :  „benn  e§  ge= 
pre  il^nen  bod^" ,  Söenebig  für  bie  eingegriffenen:  „benn  fein  3Bort 
muffe  man  tialten."    <&ierauf  marben  bie  S^enejianer  ^itigliano,  er  ben 

1)  ^ectct  bei  Nicole  Gilles,  Chronigues  de  France  118. 

2)  Hottingeri  Historia  Ecclesiastica. 

3)  OJiünae  bei  3)aniel,  Hist.  de  France  IV,  596. 

4)  aJlünjc  bei  3)aniel  597. 

5)  Zurita  140. 

6)  Petrus  Justinianus,  Historiae  Venetae  359. 


Subtoig  XII.  unb  SSenebig  gegen  ^pfiaitanb.  107 

■■'^  3!}lard^efe  öon  5Rantua ;  jene  bro^teu  mit  einem  fmnäöftfi^en  33unbe : 
er  öerfe^te,  ein  fold^er  merbe  i^t  eigener  (Schabe  fein;  in  bem  ülat^e 
ber  ^regabi  traten  t)erf(f)iebene  5!}leinungen  ^ertjor;  einige  alte  Später 
liefen  SSeforgniffe  bnrd^blitfen,  3lnbere  riet^en,  ßoboüico  mit  eigener  ^raft 
ju  Bekriegen,  2)ritte  aber,  nnb  bie  i^n  am  grünblic§ften  jagten  — 
benn  gebe  e§  n)o^I  eine  geheime  3lBfi(^t  Bei  i§nen,  gegen  bie  er 
nii^t  fogleicC)  öffentlich  eine  5Jla§regeI  ergreife?  ein  5^ad§bar,  hjeldfiem 
i^xe  S5errätl§er  bienftBar,  fei  öon  atten  ber  nnerträglic^fte"  — ,  2)ritte 
alfo  f(^tugen  einen  SSunb  mit  granfreid^  tjor^).  2öie  fottte  ßoboDico 
glauben,  ba§  fie  benfelBen,  gegen  ben  fie  einen  großen  ^rieg  Be= 
gönnen,  nm  i^n  nii^t  jum  ^^ac^Bar  ^u  ^aben,  aU  er  no($  .^eraog 
toar,  nun  berufen  tüürben,  nac^bem  er  ^önig  geujorben?  S)ie§ 
fürchtete  jener  nid^t.  @r  fe|te  feine  f^einbfeligfeiten  gegen  ^ifa  fort, 
o^ne  TOdEficfjt  auf  bie  SSene^ianer,  toelc^e  @elb  unb  ^annfi^aften 
f(^i(ften.  ^n  biefem  .gaber  beT^ielt  er  eigentlii^  bie  Ober^anb.  2)ur(^ 
ii§n  empfing  ^aolo  ^iteEi  ben  .geerfü^rerftab  ber  glorentiner;  unb 
er  l^alf,  ba§  berfelbe  öom  ^uni  bi§  5um  Dctober  1498  Sd^lo^ 
auf  6c^lo§  um  ^^ifa,  anä)  S5ico  unb  ßibrafatta,  niegna^m  unb  bie 
©tabt  felbft  auf§  äu^erfte  bebrängte.  §iertt)iber  öerfuc^ten  bie 
SSenejianer  ^uerft  nodf)  einmal  i^re  eigenen  Gräfte.  Sie  UDU^ten, 
ba§  fie  t)on  ben  Ferren  in  ber  ütomagna  betrogen  Würben,  unb 
ttjarben  fie  bo(^;  fo  brad^ten  fie  eine  ^a^lreic^e  üleiterei  in§  j^eVt, 
ntd^t-o^ne  bie  fc^toerften  Soften,  16,600  ^ferbe;  balb  über  ^Bologna, 
balb  über  Perugia,  balb  über  ©iena  f netten  fie  ^loren^  felbft  jenfeit 
ber  ?lpenninen  ju  bebrol^en.  Einmal  !am  auä)  ^llöian  hinüber  unb 
ftanb  tüiber  ^aolo  S3itetti^).  3lber  mie  nun  i^re  S5öl!er  2;ag  unb 
^'lai^t  jenem  ju  <g)ülfe  burd§  ba§  f^errarifc^e  eilten ,  fo  ritten  nic^t 
minber  bei  2;ag  unb  bei  ^aä^t  bie  ©anfeOerine§c§en,  bie  Leiter  ßo= 
bot)ico'§,  i'^re  $ferbe  fpornenb,  biefem  5U  §ülfe  auf  go^'li,  3^mola 
unb  i^aen^a.  @nblic§  9ffd§a§,  ba§  au§  bem  bene^iaiiifd^en  ßager, 
ba§  auf  biefe  Söeife  in  bem  Gebirge  ein gefc^ (offen  toorben,  gro§e 
,!paufen  mo^l  t)on  brei^unbert  ^ann  batjongingen :  „fie  Ratten  meber 
Strol),  no(^  ^elb,  nod^  SSrob" ,  anbere  aber  biefen  nad^fe^ten,  i^nen 
ba§  .g)anbgelb  ab^une^men,  bi§  ft(^  TOe§  auflöfte,  fo  bafe  bal  Unter= 
uel^men  ein  für  SSenebig  üerloreneg  mar^).  ^n  bem  Unmut^  über 
bog  ^Jli^gefd^icf ,   an  meldfiem  ßoboüico  allein  ©c^ulb  fei,  entfd^loffen 

1)  Chronicon  Venetum  53 — 57. 

2)  Nardi^  Istorie  Fiorent.    Nardi,  Vita  di  Tebalducci  57,  63.    Bem- 
bus,  Histor.    Venet.    87. 

3)  Diarium  Ferrarense  355,  357. 


M 


108  @rfte§  SSud).    SStcrteS  Kapitel. 

fte  ftd§  3um  .Kriege  gegen  biefen  felBft.  ©ie  überliefen  ©rcole 
gerrara,  nid^t  ettua  il^rem  Befonberen  f^tennbe,  ben  5Xu§trag  ber 
:pifantf($en  ©adfie;  inbe^  trugen  fte  bem  Könige  Subtoig  an,  i^m  mit 
6000  ^ferben  toiber  9}tailanb  bei^ufte^en  unter  ber  ^ebingung, 
ba^  er  i^nen  einen  Sl^eit  be§  ©ebieteS  ßremona  nnb  ^'^iara  b'^lbba 
äugefte^e.  S)erfelbe  ]a1)  bie  Sebingungen  taum,  ]o  jagte  er  ja.  5lm 
10.  gebruar  toar  bie  Uebereinlunft  getoi^;  ber  SobotJico  angegriffen 
unb  bie  i^n  :^au|)tfä(f)Iid)  öert^^eibigt ,  toaren  nun  SSeibe  tt)iber  ben= 
felben  toerbunben  ^). 

ßoboöico  fürd^tete  fid)  nid^t.  @r  l^ielt  fid)  für  ben  f(üg 
^op']  in  Italien.  5ll§  \^m  einmal  ber  ^jöpftlid^e  ßeremonienmeifter 
fagen  WoUk,  tnie  er  einem  ßarbinal  begegnen  muffe,  anttoortete  er: 
„^abt  35r  einen  «öer^og  öon  5}lailanb  gefeiten,  toeld^er  getl^an,  toa^ 
iä)  get]^an  ?  ©o  n)erbe  iä)  and)  rtiffen ,  n)a§  l^ier  äu  t^un  ift"  ^). 
3n  ^ailanb  fa^  man  ^äufig  einen  ^^ofenjmeig  angemalt,  umfc^ricben: 
„3}lit  S^it"  f  0^^^*  ^iii^i^  ^aler|)infel ,  umfd^rieben:  „TOt  S5erbienft 
unb  3eit"^).  S)en  ^Maulbeerbaum ,  „al§  ber  erft  Blätter  bringe, 
toenn  er  be§  grü^lingg  fidler  fei ,  unb  bann  auf§  fcl)neEfte" ,  mag  er 
ttjol^l  einmal  aU  ©innbilb  feiner  Älugl^eit  angefelien  ^aben*).  @r 
fagte:  „in  einer -^anb  ^abt  er  ben  grieben,  in  ber  anbern  ben  ^rieg; 
felbft  im  Mege  Vermöge  ber  geberüel  mel^r ,  al§  ba§  ©d^toert"  ^). 
5flur  bie  S^it  ift  e§,  n)orauf  biefe  ^lug^eit  ütütffic^t  nimmt;  fonft 
bebient  fie  fid§  ber  !ü^nften  @ntfd^lüffe,  ber  gefäl^iiid^ften  5}littel. 
Söiber  S5enebig  mu^te  il^m  ^llfonfo  öon  ßalabrien,  tpiber  Sllfonfo 
S5enebig  bienen.  ©ein  ßanb  mu^te  i^m  einmal  ber  ^er^og  üon 
Orläan^,  ber  e§  bod^  felbft  l^aben  moKte,  unb  ein  anber  ^JJlal  5Jlari* 
milian  öert^eibigen ,  bem  bie  |)errf(^aft  eigentlidf)  geprt  ^atte.  S)a 
fü'^rten  feine  Gleiter  einen  5!}lol)ren  in  iliren  gähnen,  ber  mit  ber 
9ted§ten  bie  S^ügel  eine§  3lbler§  jurüd^l^ielt  unb  mit  ber  ßinfen 
einen  S)rad^en  ertoürgte.  ßobobico  ift  ein  ©vieler,  ber  feine  gän^e 
(5jiften5  auf  einen  SBurf  tüagt;  benn  er  toei^,  bie  Sßürfel  ge^^ord^en 
il^m.  ^lur  öon  ben  @eftirnen  nimmt  er  9latl§.  ßr  fd^lie^t  feinen 
©tiEftanb  auf  brei  Sage,  o^ne  feinen  5lftrologen  ju  fragen^). 


1)  Chronicon  Venetum  67-72.     Bembus  93. 

2)  Butcardi  Diarium  VIII,  63. 

3)  Leunclavius,  Pandectae  Historiae  Turcicae  193. 

4)  Jovius,  Elogia  Virorum  bellica  virtute  illustrium  196. 

5)  Chronicon  Venetum  53. 

6)  Benedicti  Diarium  1611,  1623. 


Subtoig  XU.  unb  23enebig  gegen  ^Jiatlonb.  109 

3(^  toeife  nid^t,  toa§  i^m  je^t  jein  3lftrolog  jagen  mod^te;  bte 
IXmftänbe  aber  iao^tn  fo,  ba^  er  fi(^  toenig  p  |ürd§ten  braud^te. 
ein  53ruber  ^X^canio,  —  ein  "iölann,  ftet§  üoE  ^Idne  unb  (S5e= 
^eimniffe,  niemals  ju  ermüben^),  —  icar  bei  itjxn  unb  l§ielt  bie 
ÖJibeEinen ,  tüie  er  felBft  bie  .@uelfen ,  auf  feiner  Seite ;  ba  !onnte 
er  fid^  feineS  ßanbe§  gan^  fidler  glauben.  ©oEte  er  nun  ben  %n= 
griff  bon  S^enebig  füri^ten?  ^n  ben  2;ür!en  ertoerfte  er  ber  ©tabt 
einen  f^einb,  ber  fie  genugfam  befd)äftigen  !onnte.  Ober  bie  Sanken 
ber  f^ran^ofen?  @r  l^atte  il)nen  anbere  unb  überbieg  ftar!e  f^eften 
entgegen^ufe^en.  @efä^rlid§er  tvax  e§,  toenn  fiubtoig  (Sd^toeijer  toarb ; 
benn  fein  italienifd§e§  gu^bolf  toax  baju  anget^an,  biefen  ju  tt)iber= 
fte]§en.  5lber  aud^  ßobobico  toax  mit  ©d^tot)^  unb  Untertoalben,  mit 
35ern  unb  Supern  in  engem  SSunbe^);  unb  !onnten  biefe  ja  eine  fran= 
5öfifc§e  Sßerbung  nid^t  üer^inbern,  fo  fonnten  fie  if)m  leidet  eine  gleid^e 
^n^aiji  ber  ^^x^n,  um  fie  bem  Äönig  entgegen^ufüljren ,  getoä^ren. 
^ierburd^  marb  er  feinen  geinben  gleid^.  ^urd^  feinen  SSunb  mit 
5JlayimiIian,  burd§  bie  Sanb§!nec^te,  toeld^e  i^m  eben  barum  ju  @e= 
böte  ftanben,  mar  er  i^nen  fogar  überlegen.  S)enn  au^erbem  !am 
e§  nid^t  auf  bie  gange  ^raft  ber  (Staaten,  fonbern  barauf  an,  toie 
biel  @elb  ein  ^eber  angumcnben  ^atte.  5l(fo  blieb  ßobobico  mut^ig. 
35or  brei  Sauren  Ijatte  er  eine  ^ünge  fd^lagen  laffen,  mo  man  bie 
Si^lange ,  fein  Sinnbilb ,  einmal  eine  Silie  befd^ü^en ,  ein  anber 
'Mal  einer  ßilie  ben  ^el(^  fin!en  machen  fa^,  gum  3^^<^^tt,  ma§  er 
über  ^yranfreii^  bermöge  ^) ;  je^t  liatte  er  in  feinem  Saal  ein  3talien 
boll  §ä§ne,  .^ü^ner  unb  ^üd^eld^en  malen  laffen  —  er  meinte,  boE 
(SJaEier,  ^rangofen  —  unb  mitten  barunter  einen  5!JlOi§ren,  ber  fie 
mit  einem  S3efen  l^inauStrieb*). 


2.    ©c^meiser  unb   ©(^maben  in  ben  ^rieg  bertoidelt. 

5ln  biefem  ^ambfe  n)ar  5[Rajimilian  fo  gut  toie  ßobobico  be= 
t^eiligt. 

SBalentina,  bie  @ro§mutter  ÖubtoigS,  ^atte  bor  l^unbert  S^al^ren 
bie  ti3btlid§e  ^einbfd^aft  a^ifc^^n  SSurgunb   unb   Orleans   entjünben 


1)  Arluni,  de  hello  Veneto  I,  22. 

2)  2:f(^ubi  Ms.  bei  p:u^§:  gWatlänbifdtie  gelbäüge  T,  234. 

3)  3n  Rosmini,  Trivulzio  I,  255,  abgebtlbet. 

4)  Nardi,  Istorie  VIII,  63. 


tbm. 


110  ©tftc^  S3u(^.    Viertel  ßapitel. 

Reifen.  5^un  regierte  ein  Orleans  in  f^ranfreid^  unb  l^atte  jogar 
Söurgunb  inne;  nun  toar  ba§  .&au^)t  be§  burgunbifd^en  |)aufe§ 
,^önig  ber  2)eutf(^en  unb  forberte  Surgunb  äurüd.  %u  ©foraen, 
ttjetc^e  jener  um  feiner  ©rogmutter  mitten  angriff ,  mu^te  biefer  um 
feiner  ©ema^Iin  mitten  öerf^eibigen.  .2)en  tg)er5og  öon  Selbem,  mit 
metd^em  jener  öermanbt  ift,  mitt  biefer  al§  feinen  S^tebeEen  öerberben^ 
fo  ba§  fie  unter  brei  5^amen  f^einbe  finb. 

Db  nun  mo^n^lajimitianö  (5oI)n,  ^:^ili|)ti,  ^atte  öerfprec^en  mü] 
Surgunb  nie  mit  ben  Söaffen  ju  fud^en,  ja  bem\^''önige  Submig  miber 
Sebermann,  ber  (eben  unb  fterben  !önne,  5^iemanben  aufgenommen, 
3U  bienen^),  marb  jener  felbft  boc§  niemals  jum  ^^rieben  bemegt: 
„ber  gi^iebe  fei  ein  unreif  eingebrachte^  betreibe;  im  ^rieben  er= 
obere  er  fein  ßanb  nic^t."  S5ergeben§  erboten  fid^  ütene  unb  f^^riebrid^ 
ber  SBeife  ^ur  25ermittelung^).  «Sogleid^  in  bem  Sanbe  be§  .^er^og^ 
t)on  ©elbeiTt,  ber  fransöfifd^e  ^ülfe  em))fangen,  marb  ber  Ärieg  fort= 
gefegt,  ber  fd^on  bei  ßiöorno,  an  ber  ©aone  geführt  toorben. 

^an  fielet,  tüie  eng  ßoboöico  unb  ^Jlayimitian  öerbunben  maren. 
ßobot)ico  moEte  feinen  S5ertrag  mit  f^rantreidf) ,  menn  ber  beutfd^e 
Äönig  feinen  i^abe,  t)on  beffen  @Iücf  er  fid^  ntd§t  trennen  möge^). 
^Jlayimilian  mieberl^olte ,  „ber  ^er^og  merbe  fi(^  ol^ne  frembe  |)ülfe 
öert^eibigen  tonnen;  aber  mo  nid^t,  fo  merbe  er  in  eigener  $erfon 
mit  ber  SRad^t  be§  l^eiligen  Üteid^eS  i^m  ju  §ülfe  tommen  unb  5Jlai= 
lanb  fo  gut  befd^ü^en  mie  S^trol*). 

Söenn  nun  ßoboüico^S  Uebermad^t  auf  biefem  Sunbe  beruhte, 
fo  mufete  ber  fran^öfifd^e  Äönig  ben  beutfd^en  auf  eine  anbere  Söeife 
ju  befd^äftigen  fudjen.  @r  fonnte  x^m  §änbel  in  S)eutfd^(anb  er= 
regen;  unb  menigften§  l^aben  mir  hk  SSriefe,  morin  er  ben  ^]aU= 
grafen  an  bic  ^unbertjä^rige  S5ereinung  i^rer  Käufer  erinnert,  morin 
er  einem  ber  ©öT^ne  beffelben  einen  ^enfion  an  feinem  §ofe,  einem 
anbern  l^ö^ere  geifttid^e  Söürben  öerf^jrid^t^).  2öie  aber,  menn  er 
^Rittet  unb  Söege  fanb,  bie  Sd^mei^er  an  fic^  ju  tnü|)fen,  fo  ba§  er 
fid^  i!^re§  gu^üolfS  bebienen  fonnte,  fie  gan^  ju  Vereinen,  fo  ba§ 
ßoboöico  feine  .^lilfe  öon  il^nen  befam,  unb  fie  äugleid^  mit  bem 
beutfd^en  Könige  in  Ärieg  au  fe^en,    fo   ba§  biefer  für  fid^  felbft  ju 

1)  Jean  Amis,  Proces  verbal,  bei  Garnier  XXI,  108. 

2)  Zurita,  f.  121.    ©polotin,  Sebcn  g^rtebrid^S  be§  Söeifen  78. 

3)  Lodovico  an  Brascha  bei  Rosmini  II,  256. 

4)  Somentius  an  liOdovico  bei  Rosmini,  258. 

5)  3^nftruction  bon  5Jiatt)ieu  ^iUtVii  in  Subetotg,  Reliquiae  VI,  IT 


©c^toeljer  unb  6d)TOaben  in  ben  Ärieg  Jjertüidett.  111 

fürd^ten  ^tte  unb   nic^t   tüagen  burfte,    einem  ^^nbern  5U  §ülfe  3U 
f  ommen  ? 

O^ne  fein  guttun  bot  fid§  i^m  bie  getoünft^te  Gelegenheit  bat. 
Xa§  im  ^a^t  1498  Georg  Goffenbrob  t)on  ^lugSBurg,  tötlglic^er 
^liat^  5u  Xitol,  mit  feiner  §auöfran  in§  S3ab  ju  ^fdfferg  reifte^) 
ba^  er  bort  einen  ^einb  fiatte,  Graf  i^örg  Don  «Sargan^^),  unb 
ba^  biefer  i^n  gefangen  3U  nel^men  fud^te,  mu^te  bie  fiage  ber  att= 
gemeinen  Gef(f)äfte  Beftimmen  unb  einen  3(u§f(^tag  in  einem  fo  großen 
i?ampfe  geben. 

Graf  ^örg  ^atte  einft  ^irol  an  SSaiern  Bringen  toollen  unb 
toar  barum  in  beg  Äönig§  ^c^t^).  Unbeforgt  jebod^  lebte  er  mit 
feinem  Ä=oc§  auf  feinem  ©d^loffe  Crtenftein  t)on  ben  Gütern,  bie  er 
Deräu^erte,  unb  fc^lief  in  bem  2^^urme,  mo  man  nod)  fein  S3ett  ^eigt : 
unbeforgt;  benn  er  mar  in  (Sinung  mit  ben  ©tiftSleuten  in  6l)ur, 
unb  feine  @ac§e  mar  il^re  ©ac^e.  ^er  5lbt  in  ^^^fäffer§,  bem 
(N)Dffenbrob  in  feiner  Gefal^r  feine  Sftettung  berbanfte,  ein  f^^eunb 
^Fcarimilian§ ,  bem  biefer  feine  ^nfd^läge  unb  Erfolge  berichtete, 
uiu§te  fogar  fein  ^lofter  bor  i^m  räumen,  ^un  maren  ätoifc^en 
(^"fjur  unb  5^iroI,  über  Sngabin  bi§  ^ontatt  ^in,  mo  il^re  Grenzen 
in  einanber  liefen,  über  bie  Äafttjogtei  be§  ^ünfterg  im  ^ünftert^al, 
aur  meldte  ^eibe  5lnf^ru(i)  erl)oben,  über  ba§  @rbf($en!enamt,  ba§  ^aji= 
uiitian  nid^t,  mie  frühere  Grafen,  al§  ein  ^ti)n  bon  ^^nx  empfangen 
luoEte*),  uralte  unb  feit  fur^em  befonber^  lebhafte  Streitigfeiten. 
SEiefer  bebiente  fid§  Goffenbrob ,  um  fid§  3U  räd§en.  @r  fpottete 
ber  ©tiftgleute  unb  reifte  bie  S^iroler,  big  biefe,  bie  er  in  ftarfcn 
Irub)3§  an  bie  Grenzen  bert^eilte  ^) ,  ^ünftert^al  überfielen  unb 
ua'^men,  jene  aber  fogleid§  aufbracfien  unb  e§  mieberna^men.  hierauf 
riefen  SSeibe  il§re  S5unbe§genoffen ,  bie  ©tift^leute  guerft  ben  oberen 
il^unb  unb  bie  je^n  Gerid§te,  mit  benen  fie  ben  grauen  SSunb  bilbeten, 
barauf  bie  Urner,  nad§  biefen  fed^§  anbere  Sd^mei^erorte ,  mit  benen 
fie  fid^  1497,  auf  fo  lange  Grate  unb  Grunb  befte]§e,  öerbünbet^); 
unb  biefe  malinten  auf,  toer  uod^  fonft  in  ber  ßibgenoffenfd^aft  mar. 
lirol   rief  gürften,   Ferren  unb  ©täbte   be§  fd^mäbifd^en  SSunbe^"^). 

1)  ©tcttlcr,  6l)toni!  beB  Ued^tlanbcS,  p.  329. 

2)  müUn,  ©d^toeiäergefdjid^te,  S3b.  V,  p.  322. 

3)  mmn,  p.  190. 

4)  aJiünftet,  6o§mo9rQpl)ie,  p.  763. 

5)  ^irf^eimer,  de  bello  Helvetico,  p.  13. 

6)  Simleri  Respublica  Helvetiorum,  p.  36. 

7)  ©affer,  ^lug^burget  6l)tonif,  p.  2.58. 


112  erfle§  fSnä).    9]iexte§  ßopitel. 


m 


^n  einem  Slugenbtid   ftanb  bie  gange  Stenge  in  ben  äöaffen, 
'Bä)tütx^ex,    brüBen   ßanbSfnec^te ;    ;^eber   tüartete,    toag    ber   3lnb 
t^un  tu  erbe. 

S)ie§  ift  nidit  ein  5lnf(f)tag  be§  Äönig§  t)on  ^ranfreid^ ;  aBet  b 
Segebenl^eit  ift  i^^m  ftatt  ütat^e§.  5^od§  toar  atoeifer^aft,  oB  eg  aud^ 
5um  Kriege  fomme ;  benn  5!Jla2:imi(ian  !onnte  i^n  nid§t  tüünfd^en,  unb 
am  5.  f^eBruar  1499  erüärte  ber  3lBfc§ieb  öon  ßu^ern^),  c§  fei  t)er= 
tragen  unb  än^eifel^aft,  oB  ftc§  bie  maitänbifd)  gefinnten  Orte  mit  ben 
übrigen  Vereinen  n)ürben.  (g§  geft^a^  unb  toie  t)on  felBft.  3n 
beutfc^en  Sanben  pflegt  fi(^  ätoifd^en  ben  ^tad^Barn  fd^on  ber  §ufen 
unb  ber  gelbmarfen,  aber  Befonber§  ber  ÖieBietSgrengen,  burd^  ^ra^lerei,, 
©pott  unb  5lnfprü(^e  ein  ^a^  einjufinben,  tüie  gUDifdien  entgtoeiten 
^efd^toiftern,  um  fo  heftiger,  je  unt)orben!lid§er  fein  llrf|}rung  ift;  jeber 
3lnla§  ertoedt  i^n.  §ier,  tt)ie  bie  (Sd^toeiaer,  aU  fei  ^^riebe,  öon 
ben  ^renjen  äurütf  unb  Bei  ^utenBerg  öorBeigogen,  !ro(^en  bie 
Sanb§!ned§te  auf  allen  SSieren  über  bie  dauern  unb  mußten  \id) 
an  toie  ^n\)^;  too  ber  Sft^^in  ^eibe  fd^ieb,  :pu^ten  biefelBen  eine  ^uT^ 
an,  taugten  mit  i^r  unb  fd§rieen,  fie  Ratten  bie  ^raut,  man  möge  i^nen 
ben  SSräutigam  fenben;  fie  tauften  in  SSenbre  ein  ^alB  „Slmman 
Sflebing"  ^) ;  unb  mit  ben  ^Variationen  beffelBen  2öi|e§  öergnügten  fie 
fid^  Bei  ßonftang,  Bei  S)ieffen5ofen ,  üBeraK.  ^ierüBer  ergrimmt, 
gingen  einige  ^üi^id^er  unb  Sh^^  (^^  6.  geBruar  üBer  ben  W^ein, 
marfen  ben  ^yeinb  unb  rannten  über  ©toc£  unb  ©tauben  an  ben 
SSobenfee  fort,  too  fie  bie  Sanb§!ned§te,  beren  3lnfü:^rer  eben  mut^tog 
gemorben  unb  um!eT§ren  tooEten,  auf§  neue  Brad^en,  einige  in  bie 
@räBen  jagten,  ba§  fie  ertranfen,  anbere  in  bie  5}toräfte,  ba^  fie 
erfroren,  britte  auf  bie  f^tud^t  Bi§  Ulm,  Bi§  SlugSBurg,  mo^in  fie 
i^ren  ©(^redten  berBreiteten^). 

2)ie§  nun  machte  ben  .^rieg  gemi§  unb  bereinigte  bie  ©(^toeiger. 
Subor  toaren  ©d)U)l)a  unb  Untertoalben  oB  bem  SÖalb,  ßuäem  unb 
33em  in  bie  ßiga  getreten;  (S)laru§  toollte  ber  fünfte  Ort  fein*), 
©ie  l^atten  e§  gu  ^J^ajimilianS  fünften  getrau,  ber  eBen  barum 
fc^toeigerifd^e  @efanbte  Bei  feinem  ßibomer  3uge,  fdfitoeigerifd^e  ©ölbner 
Bei  feinem  ^urgunber  Kriege  ^atte.  S)iefelBen  Orte  maren  bie  S5er= 
bünbeten  ßobot)ico^§.  ^}lun  aber  galt  e§  ben  entgegengefe^ten  SSunb 
groar  nid^t  au^brücElid^  toiber  ßobotico,  bod^  gemi§  toiber  ^ajimilia: 

1)  5lbfd^ieb  Bei  ®luplo^f)eim,  p.  77. 

2)  ©tettler  331.    eblibad^  unb  3:fd^ubi  M  @(u^btD^{)etm. 

3)  5ßirf^eimer,  de  hello  Helvetico,  p.  14.    jl^c^ubi. 

4)  ©tettler  325—328. 


©c^toeiacr  unb  ©c^toaben  in  bcn  fitieg  öertoirfcU.  113 

t)on  beffen  ^äi^tn  bie  Se^be  öetanla^t,  öon  beffen  Sanb§!nec^ten  fie 
]um  5lu§Bru($  geBrad§t  toar.  S)ie  ^tbgenoffenfd^aft  ^iett  befjer  5u= 
jammen  al§  bie  Siga;  e§  Vereinten  fi(^  fämmtlid^e  Orte  ju  bem 
,*(?nege.  ßubtoig  fal^  e§,  unb  eBen  ba  er  fii^  mit  S^enebig  unb  bem  ^ap]i 
D ertrug,  ba  ftd^  im  ^nmm  2)eutfc§lanb§  hu  Käufer  ^falg  unb 
^aiern=2anb§^ut ,  Beibe  bem  öfterreid)ifc§en  abgeneigt,  auf§  engfte 
üereinten,  trug  er  ben  ©(^tüei^ern  feinen  ^unb  an^).  DBtüo^I  ßobo= 
öico  miffen  lie^,  „er  ^^abe  bie  ©d^toaBen  nod§  nie  unterftü^t,  er  tüoUt 
ätoifi^en  i^nen  unb  ben  ©(^toei^ern  S5ermitt(er  fein"  ^)  —  benn  er 
fa^^  auc^,  tva§,  e§  galt  — ,  oBmo^l  e§  unter  biefen  manrfie  gab,  bie 
fic^  gegen  ben  ^rieg  mit  £)efterreid§  fträubten,  fo  toar  hoä)  bie  anbere 
5!}leinung  bie  übertoiegenbe :  „benn  toaS  l^abe  t!)nen  je  ba§  §au§  Oefter= 
xiiä)  p  äöege  gebracht,  al§  in  Söorten  (5(^im|)f  unb  in  ber  2^at 
ben  Ärieg;  ba§  aber  fei  ber  3öeg,  fein  SJorne^men  ^u  ©d^anben  ^u 
ma(^en."  ©ie  fc§Ioffen  inggefammt  am  21.  Wdx^  1499  ben  S5er= 
trag^):  „S)er  ^önig  t)erf^)ri(^t  i'^nen  ^ülfe  in  t^^ren  Kriegen  an 
„50^annf($a|t  unb  an  (S^elb,  ^überbie§,  unb  au(^  im  f^rieben,  jebem 
„Drte  2000  r^einifc^e  Bulben  be§  ^a^re§,  toogegen  fie  i^m  freie 
„äöerbung  geftatten,  ^fliemanbem  aber  toiber  i^^n"  *) ,  unb  fingen 
i^re  äel^n  ©ieget  an  bie  Ur!unbe.  ^ann  nahmen  fie  bie  tou^igung 
in  i:§re  ga:§nen  unb  befe^ten  i^re  ^rensen^). 

^od)  öon  ben  GueHen  be§  3nn  unb  berj^@tf(5  l^er,  ba§  9t:^ein= 
tT^al  3tt)ifc§en  bem  (Sennitoalb  öon  ^l^^engeE  unb  ber  rotten  Sßanb 
S5orarlberg§  entlang,  an  beiben  Ufern  be§  S3obenfee§,  bi§  ^inab,  too 
ber  üt^ein  feinen  Sauf  ijoEbrac^t  ^at  unb  ju  Tf)aU  ftürät,  ftanben  fie, 
Öraubünbner  miber  2:iroIer,  9(|)penäeEer  unb  6t.  @aüer,  toiber  be§ 
Königs  ßanb§!ne{^te  unb  ßanböol!,  bie  neun  Orte  im  2;^urgau  toiber 
ßonftanj  unb  hie  ©täbte  t)om  fd^toäbifc^en  SSunb,  Qüiiä)  unb  <Solo= 
tT^urn  tüiber  ben  5lbel  im  ©unbgau  unb  «Jpegau.  TOtten  ^tüifd^en 
il^nen  fIo§  ber  9t:§ein  unb  fd^mürfte  beibe  Ufer  mit  ber  ^ra(^t  feinet 
5rü^ling§.  Unter  i^nen  aber  ^örte  man  marn^en  ©(^tnaben  ^ra^Ien, 
er  tooEe  brüben  fengen  unb  brennen ,  ba§  <Bt  ^eter  öor  ütaud^  bie 
§tmmel§t^ür  nic^t  finben  foEe ;  fterbe  er,  fo  möge  man  feine  Gebeine 
äu   ^ulöer   toiber   hk   geinbe   ^erfto^en^);     bie    ©d^toeiäer  bagegen 

1)  Sfd^ubi  bei  f^ud)§,  p.  239. 

2)  5lu§  Sobot)ico'§  SBtiefc,  p.  240. 

3)  ©tettler  337.    (Ulbl.,  p.  93. 

4)  Sinsheim  33ernet  6f)roni!  II,  ©.  360.  (51.  b.  n.  5t.) 

5)  Unreft,  Deftcrteid^ifdie  6()ronif  in  ^Qi)n,  coUectio  monumentorum. 
Tom.  I,  p.  803. 

6)  ©tcttler,  p.  331.    {%.  b.  it.  31.)  2ln§!)elm  II.,   ©.  302. 

b.  5Ranfe'§  aSctfe  XXXIII.  XXXIV.  -  9lom.  «.  gerat.  SSöHer.   3.  ?luH.      8 


114 


etfte§  SSud^.    95tette§  (Sapttcl. 


fd^tooren  au  ben  fettigen,  fte  tooEten  feinen  f^einb  gefangen  nehmen, 
Jonbern  fte  aHe  an  Sobe  f dalagen,  tüit  %e  5lttt)otbem  get^an^). 
3ene  njollten  nut  i^ren  ^a^  öergnügen,  btefe  xijxe  gret^eit  bef(^ix= 
men,  weld^e  Bebrol^t  fei:  unb  i^r  Ärieg  tcar  fo. 

3u  gleicher  S^^t  gingen  einmal  bie  (Sibgenoffen  h)iber  bie  3öaE= 
gauer  über  ben  '^^nn  unb  bie  SSünbifd^en  über  bie  SSrüde  tjon 
Sonftanj  gegen  \)a^  Sanb  am  ©d^maberlotf).  hierauf  marb  ber 
Sanbfturm  aufgeboten,  auf  ber  fd§toäbifd§en  ©eite  burd^  ©d^üffe,  auf  ber 
fd^m ei^erif d^en  burd^  '^anä) ,  unb  ba§  SSol!  lief  an  feine  (5ammel= 
:p(ä|e.  ZffUXQaun,  Söifd^ofjeEer,  ©t.  Gatter  !amen  am  ©d^maberlod^ 
3U  ber  §ütfe  ber  gefammten  (5ibgenoffenfd§aft  unb  gingen,  hu  ßanb§= 
fned^te  p  fud^en.  ©d^on  toaren  biefe  auf  bem  ^eimpge,  i!)re 
Söagen  mit  betreibe,  il^re  S5ü(^fen  unb  gelbftüde  mit  $fan= 
neu,  ^effeln  unb  mand^erlei  ütaub  bebest ^).  5luf  Mr^eren  2öe= 
gen  im  Söalbe,  im  blutigen  3ufammengeT§en  tourben  fie  eingeholt; 
unb  mie  erft  ber  ^^ül^rer  be§  f^u^bol!^,  S5ur!arb  öon  Üianbed,  ber 
al§  ber  toilbefte  ©d^mei^erfeinb  galt,  gefatten  mar,  ber  gü^rer  ber 
9teifigen  aber,  3öolf  bon  f^ürftenberg,  nad^  ritterlid[)em  ^am|)fe  fid^  in 
bie  fylud^t  gemorfen  ]§atte,  öerlie^en  bie  Sanb§!ned^te  beibe§,  S3üd^fen 
unb  SSeute,  unb  flogen  naä)  ber  SSrüde  ber  ©tabt,  nad^  ben  ©d^iffen 
im  ©ee^).  S)a§  mar  bie  ©d^Iad^t  bon  ©d§maberIod§.  3nbeffen 
öei-fammelten  fid§  5lEgauer,  ^tfd^länber  unb  ©d^maben  brüben  M 
grafteuä.  ^u§  if)xen  gruben  ftiegen  bie  ^erg!na^|)en ,  map^jneten 
ftdC)  mit  ©ta^l,  rühmten  fid§  oiel  unb  tamen.  ©ie  magten  nid§t, 
il^ren  geinb  p  fud^en;  fie  öerfd^anaten ,  ob  er  felbft  fäme,  il^re  Se^e 
tDol)I.  ^uf  ber  ©bi|e  be§  Sanjengaft  über  il^r  ftanben  300  ©d§ü^en, 
an  feinem  Su^e  bie  ^napptn^).  ^n  ber  2::§at  famen  bie  ©d^mei^er 
in  ätoei  Raufen,  bem  gemaltigen  im  S^^ale  gegen  bie  ße^e,  bem 
Verlorenen  Don  2000  ^ann  ben  ßangengaft  l^inan.  S)en  3^^^= 
taufenb  ritt  §eini  äöolleb  ben  erften  Slbfa^  boran;  bann  flieg  er 
ab,  liefe  fie  Inieen  unb  x^x  S5aterunfer  beten ;  er  f^rad^ :  „3n  (Boik^ 
Flamen  mir  nad^!"  unb  fü'^rte  fie  bie  ©d^lud^ten  ]§inburd§,  mo 
^iner  ben  3lnbern  an  feinem  ©^jiefee  T^inauf^iel^en  mufete  ^) ,  ^uerft 
unter  bie  kugeln  ber  ©d§ü|en  unb  an  biefe  felbft,  bi§  er  fie  marf, 
barnad^  auf  bie    knappen    unb  marf  i^^r  erfte§ ,    i^r  ^meiteg  (SJlieb, 


1)  3lbfd^icb  t)om  11.  ^Jlörä  unb  ^ricg§orbnung  bei  ©luplo^^eim,  p.  86. 

2)  Z\dfnbi  bei  ®l^bl.,  p.  103. 

3)  «Ptrf^eimer,  p.  15. 

4)  ©tettler,  p.  341. 

5)  Stfc^ubi  bei  ©I^bl.,  p.  99. 


©d^toetact  unb  ©d^tüaben  in  bcti  Ätieg  bethjtrfclt.  115 

•alle  ber  6(^anae  3u;  unb  l^ter,  ^c^on  Steger,  traf  er  ben  großen 
-Raufen  ^).  ^ufammen  üBerftiegen  fte  ben  großen  SSer^^au;  fie  fa^en 
t)en  ^einb  in  bret  @d§aaren,  toie  er  fein  ^ef(^ü|  bereitete,  ©inen 
^ngenblicf  tcarfen  fie  fid^  nieber,  Bis  bie  kugeln  über  fie  ba!)in= 
.gefahren;  bann  tooEten  fie  ent^jor.  „5^od§  nid^t,  ©ibgenoffen!"  rief 
^eini,  „nod^  einen  ©(^u^  borüBer,  bann  nnter  fie!"  ©ie  fnieeten 
aEe;  er,  um  bie  Orbnung  ^u  ermatten,  ftanb  aufred)t  mitten  unter 
il^nen,  ein  ftar!er,  langer,  Breiter  5[Rann,  für  TOe  Beforgt,  für  fi(^ 
fur(f)tlo§.  S)ie  kugeln  gingen ,  fie  trafen  nid^t ,  Bio  auf  eine ,  unb 
biefe  traf  i^n.  (5r  fprac^:  „ßegt  mi($  toeg  unb  greifet  an"^)!  ^n 
jtoei  ©tunben  tüaren  bie  ©t^maBen  au§  bem  ßager  berjagt;  bie 
^eid^en  mit  rotten  ^reujen  fd^Ujammen  nad§  ^^elbüri^  ^inaB.  5^od§ 
^uf  ba§  (5d§la(^tfelb  tamen  bie  Söattgauer  mit  ©acrament,  ^riefter= 
f(^aft,  SöeiBern  unb  ^inbern  unb  Baten  um  ^nabe^).  S)ie  ©d^maBen 
tröfteten  fidf)  unb  f|)rad^en:  „2öo  ift  nun  (5uer  äöoEeB?"  S)ie  <Bä)'mti= 
ger  antworteten:  „@r  fpiett  mit  bem  9ftanbe(f  Söürfel." 

S)ie  ©d^toei^er  maren  üBeraE  im  Sl^ort^eil.  S5on  5li^iengen  jogen 
t)ie  ßanb§!ned^te,  im  ^embe,  einen  meinen  @taB  unb  ein  ©tüii  Srob 
in  ben  §änben,  bor  i'^nen  ab*);  bon  ^lumenec^  trug  bie  §au§frau 
il^ren  ^ema^l  al§  ben  lieBften  @d§a|,  ben  fie  mitnehmen  burfte,  au§ 
bem  6df)toffe;  auf  ber  ^alfer  §eibe  midien  bie  brei  Raufen  ber 
Stiroler  bor  ben  ^rauBünbnern ,  mie  ba§  §orn  bon  Uri  bon-  fern 
erfc^ott^)  S)agegen  erreid^ten  ^mar  aud§  be§  ^önigg  gä^^nlein  bie 
]§öd§ften  Söerge  bor  bem  ©ngabin  unb  berfolgten  ben  i^einb  l§in= 
unter;  aber  unten  fanben  fie  hk  35rütfen  ange^ünbet,  über  bie  fie 
Qe^en,  bie  S)örfer  Brennen,  in  benen  fie  üBernad^ten ,  bie  SSonät^e 
tiemi(^tet,  bereu  fie  genießen  moEten;  unb  fie  felBft,  bie  ^^lünberer, 
mußten  @ra§  ru|)fen,  um  fid^  p  fättigen,  ober  tourben  l^alB  rafenb; 
bie  fü^en  GueEen  biefer  Gebirge  maren  i1)x  einziger  2^roft^).  @o 
toar  biefer  ^rieg:  auf  teiner  ©eite  galt  e§  (groBerung  ober  Eingriff, 
fonbern  auf  Beiben  5lBmel)r  ober  ütad^e;  fie  öerfd^ian^en  fid§,  jielien 
ou§,  ^lünbern,  Brennen,  feieren  um.  ^^i(i)t  Ratten  fid§  bamal§  bie 
Benad^Barten  ©tobte  in  ben  33unb  ber  ©ibgenoffen  BegeBen;  aBer 
biefe  maren  fo  graufam,  mie  i^re  geinbe,  unb  burd^  gang  ©d^maben 

1)  Hauptmann  unb  ^5räl)nbrid^  an  Sujcrn,  M  @lupIo^t)eim,  p.  522. 

2)  ©tßttler  342. 

3)  5Jlünflet,  6oimogtap^ie,  p.  631. 

4)  ©tettlet  343.    2;fd)ubt  unb  5ln§l)elm  hzi  ©l^bl. 

5)  ©tettler,  345. 

6)  5Ptt!l)etnier  19—21. 

8* 


116 


(gt[le§  aSuc^.     93tcrtc§  ^apikl 


toarb  aEe  TOtttt)0(^  5lBenb,  aEe  Samstag  nad^  ber  ^tebigt  jür  ben 
^unb,  |ür  SSertoitttüete  unb  S5ertt)aifte  unb  ben  Sanbfrieben  q^tbeiti  ^), 
5lu(j^  toax  nid)t  (Eroberung  bie  Stbfic^t  ber  «Sd^toeiäer;  i^^x  Ärieg 
biente  ^iemanbem  alg  bem  Röntge  t)ou  f^ranfteti^. 

2)enn  auf  biefe  äöeife  gefd^a^^,  ba§  5Jlajimiltan  in  einen  f(f)toeren 
.^rieg  öemicfelt  ttjurbe;  ßoboöico  mu^te  beffen  §ülfe  entBel^ren  unb 
]af)  ]iä)  aU  fein  SSnnbeggeno^  auc^  ber  fc§n)ei3erif(^en  §ülfe  Beraubt. 
S)ie  ^efa^r  bro^ete  i^m,  toenn  ben  ^ran^ofen  äugtei(^  Ö^^cing,  (5d§n)eiäer 
h)iber  ^ailanb  5u  fül^ren.  Um  einen  ^u§trag  mit  ben  ©d^toeijern 
5u  fu(^en,  fd^irfte  Sobobico  ben  ©alea^äo  S3i§conti  mit  30  ^ferben  üBer 
3öaEi§  nad^  S3ern  —  unb  @d§tDt)3  njenigften^  toar  für  benfelben  — ,  aber 
öergebeng:  einen  5lu§trag  erlangte  er  nid^t^).  @§  »ar  nur  ©ine 
9ftettung,  tüenn  ^Ulajimilian  ben  ©d^wei^ern  in  einem  fold^en  Kriege 
begegnete,  ba§  fie  5lnberen  äu  Reifen  b ergaben. 

3m  3uni  1499  fam  5Jlai-imiIian.  (Snblid^  Ratten  i^n  bie  täg= 
liefen  ©inlabungen  ber  ©einen  Belogen,  jene  f^einbe  in  Methan, 
bie  er  immer  berfolgte  unb  niemals  einl^olte,  ju  bertaffen;  er  adelte 
in  offenem  SSriefe  ben  9leid^§ftänben  bie  UnBilben  ber  G^ibgenoffen 
miber  9fteid§  unb  Oefterreid^  auf;  er  Brad^te  in  ber  S^at  nid^t  n)enige 
auf ,  i^m  äu  ^^Ifen ;  in  furjem  tüar  ein  ftarf e§  .g)eer  bon  3fteid§  unb 
Sunb  3U  Sonftanj  tjerfammelt;  ba§  ^ot!  bon  Leibern  unb  ^urgunb 
lag  unter  bem  trafen  gürfteuBerg  ju  2)orne{i;  er  toar  eine§  guten  @r-  ^ 
folget  tniber  feine  geinbe  fidler  ^).  §aBen  bie  ©c^toei^er  i^m  tüixt- 
(id^  einmal  angeboten ,  toie  man  erjäT^lt ,  bem  9teid§e  ju  bienen  unb 
feine  Kriege  toiber  dürfen  unb  äöalen  ju  filieren,  fo  mu§  e§  ^ieri 
gef(^e^en  fein*).  I 

@r  fe|te  fie  in  gro^e  ^efa^r  unb  S5eforgni§;  ben  gi^anjofenj 
äuäu^ie^en,  ^ielt  er  fie  nid§t  aB.  Stt'^^^  ^^^  Submig  XII.  Vortragen 
lieg:  „er  jie^e,  fein  ßrBlanb  9)lilano  einzunehmen;  tt)ie,  toenn  fid^ 
feine  SJerBünbeten  nur  mit  3000  3!Jlann  auf  ben  bergen  geigten?" 
fd^lugen  i^m  bieg  bie  Orte  aB;  aBer  etlid^e  S^aufenb  ©in^elne  Be= 
ttjegte  fein  ©olb  —  benn  i^r  S5aterlanb  ^atte  feinen  ju  geben  — , 
bag  fie  beg  S5aterlanbe§  bergagen  unb  feinen  §omme§  b^5lrme§,  hit 
fid§  3u  ^fti  berfammelten,  bennod§  äuäogen^)-.' 

2)ie   @ntf(^eibung  lag   l^ierauf  3U   Beiben  Seiten  aEein  in  ben 

1)  Crusii  Annales  Suevorum  I,  p.  513. 

2)  gu(^§  242.    äBeiSfuntg  271. 

8)  SDßeiÜunig  261.  (Schreiben  im  ©ditoeiäer  aJlufcum  unb  Bei  ®luplo|* 
^eim  118. 

4)  Unreft:  Oefterretc^.  g^roni!  in  ^di)n,  Collect.  Monum.  I,  808. 

5)  3:fc^ubi  Ms.  bei  f5uct)§.    5lbfd^ieb  t)om  22.  ^ml 


©d^toeiaer  unb  ©djtoabcn  in  bcn  Ätieg  bertoicfelt.  117 

Sßaffen  unb  offenem  Kriege.  Söenn  nnr  ^ajimilian  nbtx  bte  ©d^tüet^er 
fiegte,  fo  !onnte  ßoboöico  in  ben  f(^tx)äbifd§en  S5unb  treten  unb  btefer 
fommen,  5Jlailanb  ju  Befd§ü^en^). 

5lm  13.  Sult  1499  50g  ^ayimitian  mit  feinem  @ef(f)ü^  unb 
fetner  Sftitterfd^aft  in  ©ta'^l  unb  §elmBufd§  über  hit  SSrüiie  bon 
Sonftanj  gegen  ba§  ©c^tüaberlod^.  Äaum  erfannt  in  feinem  fd^lec^ten 
grünen  ^iod,  unter  feinem  großen  §ut,  ritt  er  um^er  unb  machte 
Orbnung.  2)er  5lbler  be§  Utiä)^  flog  in  be§  ©d^enlen  t)on  Sim|)urg 
^anb;  bie  ©ternbeuter  toeiffagten  ÖtücE;  er  hoffte,  bte  geinbe  !ömen 
au§  ben  S3ergen  ^ernieber.  ©te  famen  nic^t.  5Itfo  tooEte  er  fie 
felbft  barin  fud§en;  unb  S5iele  hofften,  fo  gut  toie  er,  einen  großen 
©d§Iag.  ^ber  fein  3lbel  geba(i)te  an  <Btmpaä)  unb  ,^arl  ben  ^ü^nen: 
foEte  er  fein  eble§  SSIut  n)iber  bie  l^arten  SSauern  toagen^)?  S)ie 
^au^)tleute  feiner  Söürttemb erger  gaben  an,  „fie  feien  noc§  t)om  Söege 
milbe,  man  muffe  hk  §ülfe  be§  ganzen  Sunbe§  erwarten".  8ie 
tooEten  i§m  ni^i  folgen.  S)er  Äönig  toarf  feinen  .^anbfc^u'^  öon 
fid§  unb  ritt  batjon;  fie  fe^rten  eilenb  nad§  ber  ©tabt  um^). 

hierauf  badete  toenigfteng  @raf  ^^ürftenberg  t)on  S)orne(I  l^er  ein= 
3ubred)en.  @ine§  2^age§  rüftete  ein  S)om^ro|)ft  3U  55afel  ein  @aft= 
ma^t  auf  bem  9Jlünftert^urm  bafelbft,  um  mit  feinen  ^reunben  äu 
feigen,  toie  berfelbe  S)orne(l  aufbrennen  toürbe.  S)e§  nämlid^en  5tage§ 
fa^  5^icoIau§  ßonrab,  ©d§ultl§ei§  t)on  ©olot^urn,  3U  ßied^ftaE  M 
Sifd^e,  a(§  er  erfu'^r,  toie  e§  mit  biefem  ©(^loffe  fte^e.  @r  toartete 
md)t  auf  bie  5ln!unft  anberer  (Sibgenoffen ;  mit  ben  ©einen  aEein  ftieg 
er  auf  bie  <g)ö^en  über  bem  feinblic^en  Sager.  S)te  üteiter  maren  in 
ben  S)örfern  ^erftreut;  bie  Sanb§!ne($te  tran!en  unb  tankten,  ober 
fd^rieen  unb  sanften  fic§;  bie  ^au|)tleute  ^jflegten  fid§  in  langen 
l^leiber-n.  ^n  bie§  ßager  fiel  er;  S3emer  unb  gürti^er  brangen  il§m 
nacf).  5lnfang§  mu^te  e§  t'^nen  gelingen*).  5lber  al§  bie  geübten 
l'anbgfned^te  fid^  bod^  in  Orbnung  gefteEt,  al§  bie  Gleiter  tl^nen  ^ur 
(Säte  tamen,  toarb  e§  ^meifel^aft,  unb  einige  ©d^mei^er  flogen  in 
\)a^  §olä  "bd  ber  ©d§arfenftue.  ^ö^lid^  jur  ©eite  §i)rner  unb  @e= 
Idjtei  unb  im  ßauf  5ln!ommenbe.  SSeibe  fa^en  auf,  toer  e§  fei, 
luclc^em  Steile  ber  ©ieg  unb  ha^  ßeben,  toeld^em  5Heberlage  unb 
%oh  gebrai^t  toerbe.     6§   toar  ein  gä^nlein,    toie   ein  Sanner  ge= 

1)  Sobobico  Ott  ©tanga  hei  Rosmini  ü,  261. 

2)  @ö^  t)on  Jöerltc^ingen  Sebcn  19.    50^ünftcr,  6o§mDgrQp^ic  632. 

3)  Coccinius,  de  bellis  Italicis,  ap.  Freherum  II,  278.    2:f(i)ubi. 

4)  S)ornecfer,  Sieb  unb  SBtief  ber  SSerncr  .^auptleute  im  5ln^ang  tjon 
o^lieim  524,  526.    ©tettler  352. 


118  etfteg  Suci).    a3tctte§  6opttel. 


I 


ftaltet:  e§  toax  ba§  f^d^^nletn  öon  ßu3em.  2)te  tapferen  Wdunn^ 
Suaemer  unb  Suger,  öon  ber  <Bä)taä)i  unterrid^tet,  l^atten  im  ^ol^e 
bie  glüiiittöen  gefe^en,  i^re  Stangen  an  einen  großen  SSimBaum  ge= 
fjängt^),  toaren  ta  nnb  fielen  in  ben  f^einb.  hierüber  faxten  bie 
dibgenoffen  |)er3,  unb  bie  ßanb§!ned§te  öertoren  ben  3Rni1).  @raf 
|)einri(i)  fiel  unb  mit  i^m  4000  Männer.  Maximilians  Hoffnungen 
tt)axen  äu  ©nbe ;  5lnfang§  öerfd^lo^  er  fic^  in  feinem  ^ofe  3u  ßinbau 
unb  ließ  bie  f^ürften  an  ben  Pforten  harten ;  aber  Balb  ]§atte  er  fic^ 
gefaxt.  5lm  5lbenb  lie^  er  öffnen  unb  f^eifte  öffentlich;  bann  fal^ 
er  bon  bem  i^enfter  nat^  ben^Sternen  unb  rebete  bon  il^rer  ^atur  2). 
@r  toarb  äum  ^rieben  geneigt;  er  na^m  ^aleaä^o^S  S5ermittelung 
unb  einen  Sag  ju  ©d^apai^fen  an. 

S)o(^  el)e  no(%  ettüaS  ausgemacht  tüarb ,  ja  e^e  man  nod^  red§t 
3ufammen!am,  wätirenb  nodf)  im  <g)egau  gefd^lagen  unb  SaufenBerg 
Bebrollt  mürbe,  toarfen  fid§  bie  granjofen  auf  ßobobico. 

ßobobico  fall  fein  @efd§i(f  !ommen.  Söiber  \i}n  lag  auf  ber 
einen  Seite  berfelBe  Mbul^io,  bem  er  t)or  brei  :^a^ren  öffentlii^ 
entbieten  liefe,  „ber  Stritf  toarte  fein,  tüenn  man  i^^n  ergreife",  bem 
er  ^äm^fer  auf  ^äm^fer  ertoerft,  i:§m  feine  S5errät^erei  unb  f^eig:§eit 
5U  Betoeifen,  bon  bem  er  anlegt  ein  S3ilb,  ba§  i^n  als  an  ben  33einen 
aufgedrängt  barfteEte,  in  aEen  feinen  «Stäbten  auffteEen  laff en  ^) ;  nun 
aBer.^atte  berfelBe  1500  Sanjen  unb  15,000  ^u  Sufe  unter  feinem 
^efe^le.  5luf  ber  anberen  ©eite  rüfteten  fid^  bie  S^ene^ianer  toiber 
i^n.  6r  ^atte  nun  auf  bie  ©c^toeiäer  gehofft,  aber  fie  toaren  mit 
feinen  f^^tnben,  auf  bie  ^eutfc^en,  aber  fie  toaren  mit  ben  ©t^toei« 
aem  in  ^rieg,  ein  toenig  auf  bie  florentinifc^en  5lrraBiaten,  eBen 
lagen  fie  gegen  $ifa  ju  gelbe,  enblic§  auf  SSajaset^^;  bod^  maS  :§alf 
il^m  SBajasetli,  ba  SJenebig  stoei  §eere  rüftete,  eineS  U)iber  bie  5lür!en 
unb  eines  toiber  i^n*)?  S)a  berfagten  i^^m  bie  auStoärtigen 
SöerBinbungen ,  bie  i^n  gegrünbet;  mit  bem  geberüel  mar  eS  auS, 
unb  eS  mufete  äum  ©(fitoerte  !ommen.  @r  traute  nod^  auf  feine 
©d^löffer  unb  jene  @ünftlinge  barin,  hu  er  bon  aEem  anfange  mtf)X 
als  feine  Partei  geehrt,  auf  feine  Beiben  §eere  an  Beiben  ^ren^en, 
bie  jmar  !eine  ©d^lad^t  toagen,  aber  ben  Bebro^ten  ©d^löffern  immer 
3U  Hülfe  lommen  foEten,  auf  bie  streue  ber  Mailänber,  benen  er 
immer  ber  gütigfte  ^txx  getoefen. 

1)  a^nfd^rift  ©crberg  bei  ©lu^blo^^cim,  p.  134. 

2)  ptf^eimet,  p.  24. 

3)  Utfunben  bei  Rosmini  11,  224.  244.    I,  276,  299. 

4)  Chronicon  Venetum  96. 


Si^tneiser  unb  ©d^tuaben  in  ben  5!rieg  tuxtoiädi,  119 

mitteilt  au^  bie§  ertoieS  ftc^  a(§  falfc^.  2)enn  gleich  ergab  ftd^ 
Schloß  auf  ©(^lo^,  fotoie  nur  Sttöulato  erfc^ien.  :^ene  ©ünftlmge 
toaren  kneifen,  benen  xt)X  £)Ux1)aupi,  Sriüuläto,  me^^r  ^aii,  al§ 
ßoboötco.  2)ie  58efa^ung  t)on  SSalen^a  ^atte  ftd^  eben  gerüftet,  bem 
geinbe  öor  ben  dauern  ^u  iDtberfte^^en,  unb  erwartete  feinen  Angriff, 
fo  ^tte  i^n  fd^on  ber  ^efe!)t§:^aber  im  ©d^Ioffe,  S)onato,  huxä)  baffelBe 
gelaffen,  unb  fie  fa^^  ftd)  im  Mifen  angegriffen.  Stugenblitfüc^  tvax 
aud§  S)ertona,  S^og^era  unb  ba§  gan^e  ßanb  jenfeit  be§  $o  t)er= 
lorcn.  ^an  fagte,  Xriöuläio  :§abe  300,000  (g§cu§  für  bie  S5efe^l§^aBer 
tnitgeBrad^t ;  S)onato  ^aBe  5000  Befommen,  unb  e§  fei  !ein  ßaftettan, 
fein  Offiäial  in  einem  milaneftfcfien  Schlöffe,  ber  nirf)t  beftoc^en  toorben^). 

5ltte§  !am  auf  bie  S^ettung  öon  ?l(effanbria  an,  unb  ba^^in 
toarf  fid^  mit  bem  einen  jener  Beiben  §eere  ßJalea^^o  ©anfeöerin. 
Soboöico  tüoEte  feine  ganje  ^raft  anftrengen,  um  e§  p  Be^au^ten. 
@r  rief  ^ran^  ©anfeöerin  mit  bem  anberen  ^eere  feinem  SSruber  au 
^ülfe^).  Einige  marnten  i!)n  too!)!  unb  nannten  i:§m  unter  15 
S5erbä(^tigen  aud§  beffen  ^amen.  „2öem  foE  id)  trauen",  f^rac^  er, 
„toenn  nid^t  grauäen?"  @r  !)atte  i^n  mit  ^nabe  üBerpuft,  er  :^atte 
i^n  tüie  fein  eigenes  ,^inb  gefialten.  S)enno(^  mie  f^ran,^  an  ben  S^effin 
!am ,  tt)eigerte  er  ftd^ ,  ^inüBeraufe|en  unb  feinem  trüber  ^u  ^ütfe 
3U  ge^en.  Soboöico  ^toar  üBerrebete  fic^,  er  tonne  e§  o^ne  ©d^lai^t 
nid^t,  unb  biefe  muffe  man  öor  attem  öermeiben;  aBer  jeber  anbere 
9!Jlenfd^  fagte,  granjenS  S5errat§  fei  offeuBar^).  5^un  barf)tt  aud^ 
@alea35o  fid^  ^u  erretten.  (Sr  fa^  feine  dauern  jerfd^offen  unb  bie 
geinbe  jum  ©türm  Bereit;  er  tnoHte  fid^  nid^t  ergeBen  unb  bod^  aud^ 
nid^t  Bi§  ^um  I^obe  öert^eibigen ;  ba  toarb  er  mit  ßonftantin  üon 
5!Jlontferrat ,  einem  feinblic^en  5lnfü^rer,  ein§,  ba^  er  insgeheim  aB= 
aie^^en  bürfe;  unb  alfo  am  28.  Stuguft  1499,  ^tüifd^en  ber  britten 
unb  vierten  ©tunbe  ber  5^ad^t,  er^oB  er  ftd§  mit  feinen  §omme^ 
b^5lrme§  5ur  f^tud^t.  ©te  nahmen  öerfc^tebene  äöege:  einige  nad§  bem 
^0,  um  auf  ber  geraben  ©tra§e,  bie  meiften  nad§  5)lontferrat,  um 
öBer  ©enua  nad§  5!}lailanb  5u  tommen.  ©ie  toaren  öier  ©tunben 
tocg,  e^e  bie  2:rom|)ete  bie  gran^ofen  toed^te  unb  man  ben  gtüd^» 
tigen  nac^aufe^en  anfing,  ©ateaä^o ,  ä^Jei  ©forden ,  ber  @raf  öon 
^e(3o,    Su^io  5[Jlalt)e3ao   enttamen  üBer  ben  ^o*).     ^n  5!Jlonferrat 

1)  Corio  969.  Jusmondus  an  Sobobico  Bei  Rosmini  II,  271.  Antonius 
ex  Marchionibus  bei  Rosm. 

2)  Nardi  III,  62.    Senarega  568.  St.  Gelais  147. 

3)  ßobobico  an  Somentius.    Corio  971. 

4)  Lodovico,  Commissione  ad  Ambrogio  e  Martino,  che  narrassero 
etc.  Bei  Corio  979.  So^o  an  l^obobico  bei  Rosm.  27.  Corio. 


120  ®tfte§  93u(i).    33tcrtc§  ßa^ttet. 

aBer  fonnte  ßonftanttn  bie  Streue  nid^t  galten,  bie  er  öetfprodit 
bte  §omme§  b^5lrme§  tüurben  xi)xtx  ^ferbe  unb  SBaffen  Beraubt. 

S)te  (Stabt  toar  gefaEen ;  ba§  Sanb  ftanb  offen ;  ^alea^jo'^  §eer 
tüar  öernid^tet.  „@ilet",  fd§retBt  Soboötco  an  SBi^conti,  „eilet  jur 
!atferli($en  5Jlajeftät.  S5er!ünbet  i^m  btefe§  S5erberBen.  Änieet  nieber 
unb  Bittet  i^n,  ba§  er  un§  ni($t  um!ommen  laffe,  ba^  er  im  giuge 
mit  einem  fo  großen  ,&eere,  al§  i^m  möglid^  ift,  l^erBeieile.  ^n  biefem 
ßafteE  UJoHen  n)ir  un§  einfd§lie^en  unb  toarten,  Bi§  feine  ^ajeftät 
fommt,  un§  ju  Befreien"  ^).  ^a§  n)ar  ßoboöico'§  erfter  (Sntfd^lu^,  unb 
er  traute  noc^  auf  bie  TOtanefen,  bie  er  für  getreu  l^iett,  bie  ex 
Bereits  fal^nenU^eife  einget^eitt.  S)eren  ©efinnung  aBer  ermieS  fi(j§ 
nid^t  3Ut)erläffig ;  fie  hJoEten  il^rem  §errn  3n)ar  treu  fein,  aBer,  tt)o 
möglid§,  mit  i]§rem  S5ort^eil,  getoi^  oT^ne  il^ren  ©i^aben;  ba§  SeBen, 
ba§  fi€  für  ba§  Ijöd^fte  aEer  @üter  l^ielten,  für  iT§n  tüagen  ju  toolten, 
Ujaren  fie  toeit  entfernt^).  5l(§  bie  SJene^ianer  üBer  ben  Dglio  famen 
unb  auf  !eine  neuen  S5orf($läge  l^örten,  geigten  fid^  aud§  in  ber  §au^t= 
ftabt  kneifen  unb  granaöfifd§gefinnte.  5lm  30.  5luguft  tüurbe  ber 
©d^a^meifter  Sanbriano  öon  einem  !e(fen  5Jlenfd§en,  ber  12  üteiter 
mit  feinem  @elbe  gebungen,  auf  bem  Söege  nad§  bem  ^alafte  angefaEen 
unb  berttjunbet  unter  ba§  ^ferb  getüorfen.  S)urd^  bie§  ßreignife  lüurbc 
ßoboöico  inne,  ba§  er  auf  bie  ^Mlanefen  nid§t  ^äl^Ien,  fid§  unb 
feine  Familie  xf)mn  nid^t  anvertrauen  bürfe^).  2ag§  barauf  l^oB  er 
feine  ^uaBen  gum  .^uffe,  einen  neunjäl^rigen,  5!)lai*imitian,  unb  einen 
fieBeniä]^rigen ,  gran^,  üBergaB  fie  feinem  trüber,  unb  mit  feinem 
^^a^e  lk%  er  fie  ben  Söeg  nad§  S)eutfd^lanb  nel^men.  hierauf,  am 
1.  ©e^jtemBer,  n)äl§Ite  er  t)ier  Männer;  biefe  aBer  coo^tirten  ad^t 
anbere  au§  ben  Ö5efd§led§tern ,  aEe§  ^iBeEinen;  er  fd^enÜe  einem 
Sieben  ein  ^ut  unb  üBergaB  i^nen  hu  ülegiemng*).  5lud^  er  tooEte 
üBer  bie  S3erge.  3l(§  er  SSernarbino  ba  ^orte,  ben  er  erlogen  unb 
bom  (Staube  txi)ö^i,  ba§  Sd^lo^  unb  feine  .^leinobe^)  üBergeBen 
unb  ben  ^u§  ber  Sreue  öon  i^m  empfangen,  toar  5lEe§  BefteEt,  unb 
er  fprad^  gu  feinen  ^Begleitern:  „©eib  mit  @ott!"  5^un  mit  fid§ 
aEein,  ging  er  nad^  ber  ^ird§e  ^abonna  beEe  (Bxa^k.  SSeatrice,  bie 
©efä'^rtin  feinet  SöoT^lerge^enS,  mit  ber  fein  (^IM  geftorBen,  lag  l^ier 
BegraBen.     .^ier  l^atte  ßeonarbo  ba  S5inci  fie  Beibe  gemalt,  if)n  mit 

1)  £oboöico'§  ©(^reiben  bei  Rosmini  I,  322. 

2)  Chronicon  Venetum,  p.93. 

3)  Corio  972. 

4)  Corio  973. 

5)  Burcardus,  Diarium  Rom.  2103.   Commissione  980. 


©d^toetact  unb  ©d^toabctt  in  bcn  Stxk^  bcrtoirfelt.  121 

bem  älteren,  fie  mit  bem  jüngeren  i^rer  ^naBen  auf  bem  ©d^oo^e^). 
S)ie  ©trauten  ber  unterge^enben  ©onne  fc^ienen  burd^  bte  genfter; 
]o  ftanb  er  an  i^rem  @rabe.  ^ie  SBrüber  be§  ßonüentS  Begleiteten 
tl^n  ]§erau§;  er  fa^  nod^  einmal  um.  3öeld§  ein  (SJeUjeBe,  bid^t  öon 
Bunten  f^äben,  unaBänberlid^ ,  eng  öertooBen,  öon  ^IM  unb  ßuft, 
SBerfd^ulbung  unb  9JliBgefd§t(i  biefeg  ^enf(^enleBen§ !  ^^m  Bradfien  bie 
tjoEen  Xi)xämn  au§.  dreimal  iüanbte  er  \iä)  um;  bann  ftanb 
er  lange,  ben  Äo^f  3ur  @rbe,  in  tiefen  @eban!en,  ol^ne  Semegung^). 
3m  ©d^lo^garten  lärmten  tnbe§  fc^on  ^ferbe  unb  ^Jlenfd^en,  bte  iT^n 
]§intoegBegleiten  fottten.  S)e§  anbern  5Jtorgen§  mit  bem  f^rü^eften 
naT^men  fie  aEe  ben  ß^omer  Söeg.  S5or  aEen  anberen  ©täbten  toaren 
bie  Soma§d§en  giBeEinifc^  unb  i^eräoglic^;  nod^  einmal  l^olten  fie 
i^ren  f^ürften  ein  unb  gaBen  i^m  eine  SßoT^nung  im  Bifcfiöftid^en 
ipalafte;  fie  !amen  ben  50^orgen  barnad^  auf  fein  @e^ei§  naä)  bem 
harten  am  ©ee  jufammen.  3luf  einem  <&ügel  ftanb  er  unter  i:§nen  unb 
]pxaä)  ^) :  „Sf^r  Bürger,  meine  Öetreueften !  55lein  (BIM  ftanb  gut,  nun 
l^at  e§  fi(^  getoenbet.  ^^  ^aBe  meber  i^lei^,  nod^  f^reunbe,  nod§  Gräfte 
^ef|)art ;  boc^  ^liemanb  ift,  ber  bem  S^errat'^e  au§n)ei(^en  !önnte,  unb 
«g  toar  5llle§  öergeBenß.  i^e^t  tt)itt  id^  t)or  bem  (Sefdl)id^e  ein  tüenig 
Bei  ©ette  treten,  nid^t  tt)iber  ^ott  ftreiten,  nii^t  fo  öiel  35öl!er  t)er= 
berBen  unb  bie  5)leinigen  nod§  erretten.  3u  meinem  Neffen,  bem 
burd^laud^tigen  Könige  ber  ülömer,  ge'^e  ifS)  unb  ^offe,  mit  feiner  §ülfe 
in  fur^em  fiegreic§  toieberaulommen.  S)a  folget  meinem  ütatT^e. 
SBenn  bie  Sranaofen  !ommen ,  toiberfe^t  @ud^  nid^t,  fonbern  geljord^t 
i^nen.  5lBer  mir  Bema^ret  (Sure  2;reue,  bamit  id§  atöbann  nid^t  tt)ie 
ein  i5reinb  empfangen  merbe,  fonbern  al§  @uer  malirer  unb  erfter 
.»iperr.  ^ann  iä)  @ud^  nod§  eine  @unft  ertoeifen,  fo  fagt  e§  mir,  toeil 
id)  Bei  (Buä)  Bin."  ß^obito,  ein  SSürger,  entgegnete  i^m:  „55lit  ^ei= 
nem  5lfd§iebe,  f^ürft,  ge:^en  toir  öon  Siijt  au  5flad^t.  SBiEft  ®u  un§ 
eine  @unft  erzeigen,  fo  fei  e§  ber  ^ad^la^  be§  Sollet  auf  10  :Sal^re, 
auf  ha^  n)ir  aEe  2:age  S)eine  f^reigeBigleit  :preifen,  unb  bie  UeBergaBe 
be§  ©d^loffeg  in  unfere  §anb."  SSeim  ©rften  nid^t,  aBer  Beim  Smeiten 
jeigte  er  einiget  Seben!en.  @ie  fd^rieen  laut:  „@eT§e  nid^t  ineg,  f^ürft, 
toir  tooHen  feinen  anberen  .g)errn  al§  '^iä).  5lBer  ge^^eft  2)u,  fo  üBer= 
ÖtB  un§  ba§  ©d§lo§,  tt)orin  unfer  §eil  unb  unfer  S5erberBen."  ^[nbem 
er  il^nen  gemä:^rte,  erfd^oE  ba§  @ef(^rei,  ber  geinb  fei  fd^on  im  SSorgo. 

1)  Vasari,  Vita  di  Leonardo  da  Vinci  in  S3b.  III. 

2)  Histoire   Ms.    de   la   conquete    de   Milan    Bei   Daru,  Histoire   de 
Venise  III,  221. 

3)  Coric  976.  Paulus  Jovius,  Elogia. 


122  ®tfte§  23u(^.    S3tette§  ßapitcl. 

6r  fag  ougenBlitftid^  gu  ©c^iffe,  }u^x  ben  ©ee  ^tnan,  ging  ba§  S5oT? 
teEin  l^tnauf ;  toie  er  bei  ben  SSäbern  öon  S5otmio  tüax,  am  f^u^e  be^ 
UmbraK,  an  ber  ©ren^e  feine§  ßanbe§,  ruT^te  er  nod^  einmal;  bann 
ftieg  er  nat^  2)euty(f)(anb  hinüber  ^). 

©0  ^atte  fid§  S5enebig  für  Pfa  3ngleid§  gerodet  nnb  entfd^äbigt; 
benn  ß^remona  ergab  ]xä) ,  unb  in  ber  ßat^ebrale  bafelbft  mürbe  ein 
mtar  für  ©t.  5Jlarco  errii^tet^).  Unb  alfo  ^atte  ßubmig  XII.  bie  6rb= 
fi^aft  S5alentinen§  ermorben.  SSernarbino  ba  ©orte  auf  bem  ©c^Iofje 
warb  betäubt,  al§  i^m  ber  ^önig  reid^e  ^efd^enfe,  einen  ^al^rgel^alt, 
bie  ©d§ä^e  unb  ba§  @efd)ü|  be§  geflüchteten  überlief);  er  jünbete 
feine  f^adfel  an  unb  fc^mang  feine  f^al^ne,  mie  er  feinem  <^erm  jum 
guten  ober  böfen  geid^en  öerfprod^en ;  bie  unüberminblid^e  i^efte,  feiner 
Sßol^ltT^äter  einzige  3uflu(i)t,  übergab  er  unangegriffen  bem  f^einbe. 
@r  30g  fic^  bamit  bie  S5era(^tung  ber  @inen  unb.  'üxt  S5ermünfd§ung 
ber  5lnberen  3U.  Sänge  aber  fonnte  er  ba§  nid^t  ertragen,  ging  f)in 
unb  erging  fid§*).  S)er  ^önig  aber  fam  in  fein  neueg  ßanb.  ;^n 
meinem  SO^antel  unb  Barett  50g  er  burd§  W  toei^tape^irten  ©trafen 
ber  ©tabt,  unb  6tlid§e  nannten  x^n  ben  großen  ^önig,  il^ren  Se= 
freier^).  @r,  um  bie  mirffamften  klaffen  für  fic^  ^u  ftimmen,  gab 
bem  3lbet  aud§  bie  ^^ol^e  i^cigb,  ben  pofefforen  größeren  @ei§alt  unb 
beftätigte  W  ^Beamten  auf  immer;  bann  lie§  er  auf  ^lä^en  unb 
©trafen  t)on  5!JlaiIanb  öerfünbigen ,  ba§  bie  ^luflagen  auf  äöein, 
Sßeiäen,  ^ont,  §irfe,  Mffe  innerl^alb  ber  ©tabt,  ber  S5orftäbte,  ber 
geiftüd^en  SSegirfe  ju  ^[Jlailanb  aufhören  foEten,  anbere  Saften  in 
bem  ganzen  .^erjogtl^ume ;  er  ermäßigte  bie  ©teuem  über^au:pt  auj^ 
622,000  ßiöreS^);  er  meinte  bamit  ;3ßbermann  äufriebenpfteEen. 
5lud^  ©enua  erfannte  feine  £)bert)crrfd^aft  an.  3l(§  Sorrabin  ©tanga 
abberufen  roorben  unb  bie  5lbornen  fid§  gemaltfamer  geigten,  tourben 
Söiele  ßöboöico  abgeneigt ;  al§  biefer  geflol^en ,  mußten  bie  Slbomen  x^xt 
©d^löffer  öertaffen  unb  and)  fliegen ;  mie  ber  Äönig  gefommen,  fd^icfte  bie 
©tabt  24  ^Oflänner  l^inüber ,  bie  eine  ß^a^^itutation  mit  il^m  fd^loffen 
unb  ben  ©d^mur  be§  neuen  @out)erneur§,  ^]§ili|)|)  t)on  Sflaöenftein,  auf 
biefelbe  empfingen.  S5i§  Se§bo§,  mo^^in  W  Hennef en  geboten,  ^errf d§te 

1)  Corio  977.    Senarega  567. 

2)  Chronicon  Venetum  102,  108,  122.  Bembus  98. 

3)  Burcardus  2103.  Ferronus,   p.  48. 

4)  Tschudi  bei  ©lu^blo^^cim  188. 

5)  Chronicon  Venetum  119.  120.  Burcardus  2107. 

6)  Ferronus  III,  49.  Forma  Cridae  bei  Rosmini  II,  278.  Gilles,  Ci 
niques  de  France  f.  180. 


©(^tociaer  unb  ©c^tnoben  in  ben  ßtieg  öertoirfelt.  123 

nun  auä}  er  ^).  S)te  minbetmä(i)tigen  fyürften  fd)Ioffen  jt(^  an  il^n  an ;  ber 
Waxd)^]^  t)on  50^antua  trat  in  feinen  S)ienft  ^),  grcole  Don  f^errara,  beffen 
Ralfen  unb  ßeo|)arben  er  ftc^  nac^  5[Jlattanb  bringen  lie§,  in  feinen  (5c§u^ 
unb  feine  greunbfd^aft^).  2)ie  ^opolaren  gu  ^^loreng  nälierten  ftd§  i:^m 
burc^  eine  ^efanbtfd^aft.  ^X(i  e§  ^um  Kriege  fant,  toä^tte  ftrf)  bie^^ugenb 
ber  5liTabiaten  ein  §aupt,  ba§  fie  ^er^og,  unb  bie  ^o^olaren  ein 
anbereg,  ba§  fie  Äönig  nannten,  unb  SSeibe  fü^^rten  auf  bem  5Jlar!te 
i^ren  Hinneigungen  entf^red^enbe  Sc^auf^iele  auf*).  2)ie  ^artei  ber 
^o^olaren  befam  je^t  burd^  Sobot)ico^§  ^aä  bie  Dber^nb ;  fie  !amen, 
i^r  alte§  S5er§ältni§  3U  gran!retc§  5u  erneuern.  S5enebig  ift  ßeonar= 
bo'§  Sön)e,  beffen  SSruft  fic^  öffnet,  unb  fie  ift  ganj  öoE  ßilien^). 
2)a  auc^  ber  ^^apft  t)on  ber  |)ü{fe  abging,  bie  i:f)m  bie  granjofen 
gegen  bie  romagna'fc^en  ©forsen  leifteten,  ba  bie  SCngioöinen  in  ^flea^el 
bie  5ln!unft  be§  ^önigg  toünfc^ten,  toar  er,  bisher  nur  <g)err  öon  5lfti, 
auf  einmal  ber  bei  n)eitem  mä(^tigfte  gürft  in  i^talien  getoorben. 
^Raä)  fo  glüdlid^  öoEbrac^ten  S)ingen  ging  er  narf)  ^^ranfreic^  prürf. 

5luf  immer  n)ar  boc^  ber  mailänbifd^e  (Streit  nod^  nic§t  entft^ieben. 

Soboüico,  tüeit  entfernt  babon,  feine  ©ai^e  aufsugeben,  bad)te 
baran,  n)ie  einft  f^errantino  geflogen  unb  jurüdgefommen,  ]§au^tfäd§licö 
burd^  ba§  23ol!  öon  Neapel  fomie  bie  @unft  ber  5}lilanefen.  3u 
TOIano  ^örte  nodt)  ber  ^önig  im  5^obember  „^ergog  unb  5P^o§r" 
f{^reien;  im  2)ecember  fa^  man  eine  ^ün^e,  bie  einen  ^JJlo^ren  unb 
einen  2^ür!en  unb  bie  Umfd^rift  jeigte:  „^m  Söinter  tüotten  mir 
geigen,  im  Sommer  moEen  mir  tanken"  ^).  ^m  <BpuU  gab  fic§  aud^ 
^ier  bie  öffentlii^e  Meinung  !unb.  äöenn  bie  Knaben  ^mei  ^arteten 
bilbeten,  für  ben  ^önig  unb  für  ben  Herzog,  fo  fiegten  bie  §eräog= 
li(^en  unb  brachten  ben  f^-ü^rer  ber  Gegner,  ber  ben  ,^önig  fpielte, 
an  ben  ©(^man^  eineö  @fel§  gebunben,  mit  ©rfiim^f  nad^  ber  ©tabt^). 
5!Jlailanb§  ^ielt  ßobobico  fid^  öerfid^ert.  ^xi  ber  ©d^mei^  unter^anbelte 
föaleasäo  S5i§conti  ju  feinem  SBort^eile  ben  grieben  *)  mit  ben  benac^= 
Barten  2)eutfc§en.  ßobobico  felbft  mu^te  'iiie  S5ranbfd§a|ung  für  äöaE= 
gau  unb  33regen5ermalb ,  er  mu^te  bie  20,000  S)ucaten  p  ^aT^len 
übernehmen,  o^ne  meldte  ßonftan^  ba§  ßanbgerid^t  im  2;^urgau  ben 

1)  Senarega  563-570.    Folieta  272. 

2)  Chronicon  Venetura  122. 

3)  Diarium  Ferrarense  370. 

4)  Filippo  Nerli,  Commentarj,  p.  80. 

5)  Vasari,  Vita  di  Leonardo  da  Vinci.     Tom.  III,  p.  25. 

6)  Diarium  Ferrarense,  p.  375,  377. 

7)  Chronicon  Venetum,  p.  137. 

8)  Pirkheimer,  p.  27. 


124  ®«f^ߧ  35ud^.    2}iette§  Samuel 


I 

I 


3 


fieBen  Orten,   bte  e§  forberten,  ntt^t  üBerlaffen  raoEte.    hierauf  e 
Befa^^l  man   am   22.  September  ^n  Safel   bte  anbeten   Stoiftigtetten 
©d§ieb§rid§tem ,   ban!te  ©ott  im  S)ome  unb  befd^tüor  ben  grteben^  " 

^it  bem  ^rieben  geigten  ftcC)  in  ben  ©(^njei^erorten  tüieber  b 
alten  9^eigungen  unb   3tt)iefpälttg!eiten.     Soboöico   l^atte  aud^   l^ier 
eine  ^artei,  unb  ba  er  fid^  ber  ßanb§!ne(^te  tüieber  bebienen  fonnt  ' 
Befd^lo^  er,  fid^  in  einen  atüeiten  Äam:|3f  gu  toagen. 

5ln  ben  ^l^jentriften  ju  beiben  Seiten  be§  ^ott^arb  tDol§n 
in  ben  grünen  Sl^älern  Urferen  unb  ßet)antinen,  ^ier  ac^t  tnälfd^c 
^emeinben,  urfprünglid^  bem  2)omc  unb  ber  §errfd§aft  ^u  ^ilano 
üertüanbt,  bort  eine  beutfdie,  bie  bom  S5ol!e  bon  Uri  geri(i)tet  tüurbe. 
Oft  ]§atten  bie  %1)äUx  einen  Qtüi^t,  ettoa  um  bie  Mften,  unb  jebe§ 
rief  feinen  ©d§u^]§errn.  Sutüeilen  aber,  toenn  bie  Urner  i^re  Dd^fen 
burd^  ßeöantina  auf  ben  S^a^rmarft  5U  S5arefe  trieben,  tüurben  fie 
felbft  beleibigt  unb  maren  bann  um  fo  eifriger  auf.  ^n  einem  fold^en 
©treite  l^atte  1402  ßeöantina  in  ben  ©d^irm  bon  Uri  fdfitoören  muffen. 
6§  mar  für  bie  Urner  nod§  !ein  au§reid§enber  S5ortT§eiL  S)er  ipa§ 
bei  S3eEen3  ift  fo  eng,  ba^  il^n  biefe  ©tabt  mit  ifiren  brei  2;^oren 
gän^lid^  fd^lie^en  !ann.  @ie  ertoarben  auä)  SSelten^  ^alb  burd§ 
©etoalt,  ^alb  burd§  ^auf.  hierüber  nun  Tratten  fie  feitbem  mandCien 
^am^f  mit  SJlaitanb ,  unb  e§  toar  eine  !^ni ,  too  fie  S3eibe§  auf= 
gegeben.  Sebantina  ^mar  gab  i^nen  gran^  ©for^a  ^urüd,  „aEe 
5luguft  möd^ten  fie  üier  Ralfen  unb  eine  neue  5lrmbruft  bafür  na 
5!Jlilano  bringen",  aber  nid^t  S^eHen^^).  (Sie  glaubten,  aud§  bara 
ein  gegrünbete§  ^tä)i  5U  ]§aben,  unb  fie  folgten  bem  ^er^og  Sout 
b'Drl6an§  nad^  ^lobara:  fie  toaren  immer  auf  feiner  ©eite,  to 
er  e§  il^nen  jugefagt.  5flun  aber,  toie  berfelbe  fid§  burd§  ein  S5er= 
fpred^en  nidf)t  gebunben  glaubte,  ba§  für  einen  gan^  anberen  Sd 
gegeben  toorben,  toar  Sobobico,  ber  mit  i^nen  bie  ütoEe  getoed^fe 
je|t  ettoa§  päufagen  geneigt^).  3ßie  bie  Unter  Dd^fen  Tratten  b 
äöaEifer  ^ferbe  i^ren  5Jlar!t  in  ^ailanb ;  bon  ba  befamen  bie  @ra 
bünbner  beftimmte  f^uber  ^om  unb  Sßein;  fie  fonnten  o^ne  baj 
^er^ogt^um  nid^t  leben  unb  l^atten  alte  ^ribilegien  bon  ben  ©for^i 
5lller  biefer  SJer^ältniffe  tonnte  fid§  ßobobico  3U  bebienen. 

3uerft,  tüte  e§  fd^eint,  be§  urnerifd§en.     S)enn  ju  einer  unb  b 
nämlid^en  Seit,  im  October  1499,   berf^rad^  er  ben  Urnern  S3elle; 

1)  Urfunbc  hzi  ^ud^S,  p.  269. 

2)  Simler,  Respublica  Helvetica,   p.  43.     2)a5    Uebrige   3JlüIIer    m 
ebel. 

3)  ßapitulation  Sobobico'^  bei  «müüet  V. 


Ee 
td^ 

I 


©cf)ttjetäer  unb  ©ditüabcn  in  ben  ßttcg  bcttoitfclt.  125 

unb  35a(  SSregna^)  unb  Brarf)te  ^alea^so  einige  .Raufen  ju  einem 
(^infaE  in  S5alteIIin  äufammen^).  ^iegmal  aber  —  benn  and^ 
ber  58aiEii  toarb  augenbütilic^ ,  unb  bie  Orte  riefen  bie  5lu§geäoge= 
iien  ^uxM,  nnb  ber  ^önig  getoä^rte  ben  Urnern  einige  S3eft|ungen, 
—  toaren  jene  Raufen  fo  jd^neE  augeinanber,  al§  fte  5nfammen= 
gcraefen  ^)  @inen  S5ort^eiI  ^atte  ßobobico  inbe^  babon.  2)er  SSaiEtf 
entließ  Stiele  unbefolbet  in  ber  5Jlitte  be§  äÖinterö,  unb  Einige  er= 
rroren  auf  ber  §ö^e  ber  Gebirge.  §ierburd§  machte  er  fic^  unb  bem 
-5?önige  ^^einbe  genug. 

2)iefer  geinbe,  be§  aEgemeinen  5[Ri§t)ergnügen§  unb  be§  S5er= 
[jä(tniffe§  bon  ^rauBünben  unb  äöaEi§  bebiente  fii^  ©aleaäjo  äu 
einem  gtoeiten  S5erfu(^e.  S)ie  SöaEifer  erflärten,  ber  ^i)nig  fei  il§nen 
ein  unleiblicCier  5^ad§bar*);  2000  ^raubünbner  fteEten  ftd^  ^u  6^ur 
unter  feine  f^a^nen;  aEe,  bie  ber  S^aiEif  beleibigt  ober  berfdfimä^t 
()atte,  na^m  er  auf.  ^m  Januar  1500  burfte  er  fi(^  über  ba§  @e= 
birge  3toifct)en  ©ngabin  unb  S5e(tlin  toagen^).  (Seine  5ln!unft  toar 
ber  ©ieg.  3luf  ha^  erfte  @efc^rei  öffnete  ftc^  g^iabenna;  bie  @ibel= 
(inen  bon  Sugano  unb  ßocarno  erhoben  fid§;  bie  SSeEin^oner  na!)= 
men  i^r  ©(^lo§  für  ben  «g)er3og  ein;  au§  ßomo  flogen  bie  gran= 
')D]en  bor  5l§canio^§  5ln!unft;  in  ^abia  50g  Sfo^ann  OreEi  ein,  unb 
ba  e§  an  betreibe  mangelte,  berfa^  er  e§  mit  ^aftanien^).  S)ie 
üau^jtfac^e  mar,  ob  bie  ^artei  be§  §eräog§  in  ^atlanb  ben  ^la^ 
behaupten  mürbe. 

^n  ^ailanb  Ratten  bie  gibeEtnifc^en  Käufer,  ßanbrianen,  ^ar= 
üanen,  S5i§conti,  SribeEen  unb  befonber§  einige  @eiftlic§e  au§  il^nen, 
Iribul^io  nie  gef)or(^en  moEen ;  fie  Ratten  fid^  felbft  einmal  mit  bem 
tranäi3ftfd§en  ^räfecten  miber  i^n  berbünbet^).  S^W^^  @ibeEinen 
unb  @uelfen  mar  ein  erflärter  ^rieg;  ^utoeilen  magte  5^iemanb,  bon 
SJertrag  ju  reben,  ^umeilen  bef^rai^en  fi(^  bie  §äu^ter  unb  fd)loffen 
einen  förmlichen  grieben;  ^^rtbul^io,  ber  ftd§  betrug,  mie  biefe  ^4^artei= 
ni^rer  pflegten,    menn  fte  gefiegt,   erhielt  ben  Uebermutl^  ber  anbern 

1)  5uc^§  274. 

2)  ©tettler  361. 

3)  Sfdjubi  bei  ©lu^blopeim  unb  Suäerner  2lbfd)ieb  üon  7ten  ^an. 
1501   bei  @lbl.,  p.  532. 

4)  ^anB  üxth%  Ui  g?ud)§  171. 

5)  Benedictus  Jovius,  Historia  Novocomensis  58. 

6)  Bened.  Jovius,  Historia  Novcom.  60.  Zurita  I,  176.  Scben  be§ 
3llo^fiu§  OteEi  40. 

7)  Arluni,  de  hello  Veneto  I,  7.  Andrea  da  Prato,  Cronaca,  bei  Ros- 
mini  I,  337. 


126  ®tf^ߧ  ^"t^-    SStette§  (Sapitel. 

immer  leBenbtg.    äöie  nun  am  1.  SeBruar  1500  bte  9^ad^rt(^t  !ai 

bte  ©fotjen  feien  ba,    eilten   augenblidttd^   Seibe   ^u    ben  Söaffe 

2:rit)ul3io  mit  ben  ©uelfen  na^m  äuetft  ben  $la|  ätoifd^en  S)om  ui 

$alaft  ein;  bie  ©ibeEinen  :§atten  ^ut:§,  fie  fteEten  fid§  um  i^n  ui 

bie  ©einen  l§er.     ^an  ftritt  nod§  mit  Söorten.     ©o  lange  2:rtt)ulj^ 

gute  SQÖorte  gab :  „er  toolle  fein  anbereg  ©c^idfal,  al§  melc^eS  ^c 

lanb   ^aben  tt)erbe,    er  n)oEe  für  fein  S^aterlanb   fterben;    aber 

möchten  getreu  fein,    bann  toürben  fie  gro^e  grei^^eiten  erlangen^ 

Begegneten  xf^m  feine  Gegner  nur  mit  ©:pott:    „f^^  ^^  ^^t  berfelK 

„ber  mit  bem  ^erberben  feinet  S5aterlanbe§  immer  feinen  f8oxtf)i 

^gefud^t?   ber  alte  Sud)§,   ber  fie  immer  Betrogen?    @r  toerbe  il^i 

„je^t  öerf^red^en  tooEen,   toa§  er  hoä)  nid^t  galten  fönne."     3öie 

aber   anfing   ju   Befehlen,    man  möge  bie   äöaffen  nieberlegen,    ^u 

brol^en,    ber  ^önig  toerbe  bie  Stabt  ^erftören,    tüurben  aud^  fie  ]^ef= 

tiger:    ,,!önnten  @uelfen,    fo    !önnten    auc^   @iBeEinen    bie  Söaffen 

„fül^ren;    au§  ^^efe^len  toerbe  nun  ba§  @e:^ord§en  an  iT^n  fommen: 

„aber  toarum  man  i^n  bod§  leben  laffe?    ©ei  fein  ßeBen  ba§  S5er= 

„berben,    fo    toerbe   fein  Xoh    bie  Sftettung   be§   3^aterlanbe§  fein." 

3mmer  ein  5lnberer  au§  bem  gibeEinifd^en  §aufen  rief  biefe  Söorte; 

mit  jeber  ©tunbe  äöege§,   bie  fie  hu  ©forden  nä^er  tonnten,  toud^S 

il^nen  ber  ^ut^.     2)en  anberen  borgen  toar  Sribulsio  Bereite  nad^ 

^ar!  unb  ©d§lo^   gemieden;    in  ber  ©tabt    ^örte  man  ntd§t§,    al§ 

n^^^oQ  unb  ^]lo:^r  unb  %oh  ben  ©uelfen";    aEe  Säben  maren  ge= 

fd^loffen  unb  bie  ©trafen  öerrammelt.    Müulato  faT^,  ha%  bie  ©tabt 

berloren  toar,  Oerforgte  ba§  ©df)lo§  unb  tüiä)  nad§  bem  Seffin^). 

^iefe  5^ad§rid§ten ,  bie  (Sinlabungen  feiner  Partei  trafen  Sobo= 
bico  in  3nn§bru(f.  ^oä)  mar  er  nid^t  borBereitet;  er  ]§atte  Befon= 
ber§  nid^t  Sanb§!ned§te  genug;  nod^  tooEte  ^ajimilian  nid^t  biEi= 
gen,  ba^  er  aufbrodle  ^);  aber  ßobooico  toar  nid^t  jurücfäul^alten :  er 
naT^m  bie  Burgunbifd^en  ületter  6laube'§  be  S5aubrei,  Sanb§!ned§te, 
fo  Oiele  er  l^atte,  unb  30g  über  bie  S3erge^).  ^an  fam  il^m  au§ 
ben  Drtfd^aften  entgegen:  „©ei  gefegnet,  ßobooico,  unfer  Surft!" 
3n  lyreuben  filierten  il^n  hu  Soma^d^en  in  i^^ren  ^Jlünfter*);  ber 
gauäe  5lbel  Begegnete  iT^m  öor  ^Ulailanb;  jum  3^^^"  fetner  @nabe 
filierte  er  einfe  grüne  %a^m,    toorin  ein  ^o^r,    in  @olb  gefletbet, 

1)  Epistola  Hieronymi  Moroni  ad  Varadeum  hn  Rosmini  II,  280. 
Chronicon  Venetum  137. 

2)  Älagfd^tift  aJlasimiüanS  öott  1507  bei  g^ud^g  II,  91. 

3)  Benedictus  Jövius  61. 

4)  Chronicon  Venetum  137. 


©d^toeiacr  unb  ©d^toaben  in  bcn  Ätteg  tcrtoirfclt.  1 27 

t)ier  t)or  i^m  tnienbe  SSarone  an  ber  ©d^ulter  Berührte;  ]o  30g  er 
etn^).  <^iemad§  karteten  bie  ßremonefen  nur  auf  einen  5lnla^  3um 
%1)\atL  öon  S^enebig,  unb  in  @enua  toagten  bie  (SetoaltT^aBer  nid^t,  einem 
Italiener  eine  Söad^e  an^ut) ertrauen;  benn  bie  ©tabt  toar  öoE  be§ 
@erürf)t§,  „;^o^ann  5lbomo  l^aBe  gefc^rieben  unb  fei  fd^on  mit  nea= 
politamfd^er  §ülfe  untertoegS"^);  in  f^errara  felbft  folgten  300  ^na= 
ben  ber  Strommel  eine§  (Seröitenmöni^^ ;  fie  fd)lugen  an  W  Spr 
be§  öenetianifc^en  S5i§bomino  unb  fd^rieen  „^oi}x"^).  S)a§  ßanb 
tüäre  in  einem  3lugenbli(fe  gänjltd^  in  ßobot)ico'§  §anb  getoefen,  l^ätten 
bie  Ungetreuen  nid^t  i!)re  @d§löffer  überliefert  gehabt.  2)iefe  mu^te 
er  geminnen,  um  ftd^  toieber  ju  be^au|)ten.  @r  bradCjte  fein  .^eer 
au(^  bei  geringem  Solbe  auf  12,000  ^Jlann  unb  2500  ^ferbe;  fein 
^IH-uber  2:§oma§  fül)rte  t^m  ha^  (^efd^ü|  nad§,  ba§  er  eben  in  S)eutfc^= 
lanb  gießen  laffen.  @r  fagte  au  feinem  S5ol!e:  „^1^  tüiü  @uer  f^ürft, 
ic£)  tüiE  (Suer  S3ruber  fein;  bod^  mit  (SJelb  mü^t  ^^^r  mir  Reifen." 
Obmol^l  nun  Stiele  fd§on  genug  für  il^n  gettian  gu  ^ben,  5lnbere 
feinem  (^IMe  nodf)  nic^t  trauen  3U  !önnen  glaubten,  fa^en  bod^  \)k 
^}leiften  ein,  ba§  fein  S5ebürfnt|  i^r  SSebürfni^  tüar,  unb  unterftü^= 
ten  i^n.  hierauf  belagerte  2l§canto  ba§  mailänbifd^e,  er  ba§  (5d§lo§ 
J1J  ^loöara. 

S5or  biefer  SSetoegung  mar  ^triünl^io  surütfgetDid^en  auf  Söegen, 
bie  i^m  bie  dauern  mit  SSäumen  unb  (Steinen  ^u  Verlegen  fud£)ten, 
tüogegen  er  i^re  2)örfer  öertoüftet  hinter  fid§  lie^,  mi^mutl^ig  — 
benn  feine  eigene  Partei  !lagte  xf)n  an  —  ^at)ia  borbei,  nad§  ^or= 
tara,  nad^  SSerceEt.  S)al^tn  fanbte  ber  ^ijnig  la  2:remouiEe  5um  Ober= 
befe^l.  ©benba^in  !amen  einige  ©d^toei^er,  bie  inbe^  in  bem  ©olbe 
Don  ßefar  S5orgia  getoefen*).  ®od^  3um  Söiberftanbe  gegen  ein  fo 
gro^e§  §eer,  al§  Sobobico  ]§atte,  mar  eine  neue  äöerbung  nötl^ig. 
^ierju  gaben  bie  f^'toi^ßi^t^tt^^  ^^'^  S^ene^ianer  @elb  unb  mad^ten 
ftc§  ber  ©rabifd^of  t)on  Sen§  unb   ber  S5aiEtf  auf   ben  SGßeg  in  bie 

^ie  ©d^meiaer  bamaltger  geit  ftnb  tafifer  gegen  ba^^^tfen^  aber 
fd^mad^'  gegetT  bä§  ^olbTStTluirTimg ,  fobalb  fiT  einen  f^einb 
lateT^'oFer'uÜetnl'lütJor  unb  in  ben  Unterl^anblungen.  S)a  fid§ 
!ein  aEgemeine§  Sntereffe  gebilbet  l§at,  folgen  fie  blinbling§  bem  be= 
fonberen.     SBenn   bie   für   ßoboöico  5lu§geaogenen  treu  maren    unb 

1)  Ibid.  unb  Ferronus  III,  51. 

2)  Senarega  571. 

2)  Diarium  Ferrarense. 

4)  Moronus  ad  Varadeum  285.    Chronic.  Venet.  143.    Ferren. 


128  6tftߧ  SBuc^.    53tertc§  Kapitel. 

man  nun  boC§  bem  SSaiEif  5(nbere  5U  bem  entgegenge|e|ten  ©c^h^ur 
üBetüe^,  fo  fonnte  ber  ^[Jtorb  bei*  SSertoanbten  burd^  SSettoanbte  unb 
^ierbur($  ein  innerer  .^rieg,  eine  5luf(öfung  i^rer  @ibgenoffen((^aft 
erfolgen.  S5ie(leic§t  barum  fagten  fie  auf  ben  erften  S5ortrag  be& 
ißaittifg  am  21.  ^^eBruar  nid^t^  3u:  „erft  möge  ber  .^önig  Sflüd» 
ftdnbe  Be^^a^ten  unb  bie  ßa^jitulate  Beftätigen".  2)iefer  aBer  fagtc 
„@§  n)irb  bir  «fronen  gelten,  unb  ben  S3eutel  mu§  iä)  eröffnen, 
öerüe^  ben  Sag  unb  30g  Dxi  für  £)rt^).  %m  11.  5[Jlära  famen  fie 
Ujieber  äufammen.  ^ajimilian  lie§  i^nen  tJorfteHen,  „in  il^rent  SSunbe 
mit  bem  fran^öfifd^en  Könige  fei  ba§  ^zi<^  aufgenommen,  gegen  totU 
(^e§  fie  §ülfe  leiften  foEten;  nun  fei  5!Jtai(anb  eine  Kammer  unb 
ßoboüico  ein  5lngel^öriger,  ein  .Jämmerling  be§  üleid§e§."  S)a§  "war 
Befonberg  bamal^  nid§t  unBegrünbet,  ba  fid^  Sobobico  öoEfommen 
an  ben  römifc§=beutfc§en  l^önig  anfd^lofe;  aBer  nac^bem  fie  ba§  @elb 
empfangen,  ^örten  fie  auf  feine  ^egengrünbe^).  S)ie  S^xif£)ex  tt)äl)(= 
ten  Hauptmann  unb  S5enner  3U  iT^ren  gähnen;  bie  gteiBurger  gaBen 
i^re  ütät^e  mit;  öerBot  man  e§  gleid^  in  S3em)^,  fo  folgte  bod^ 
ba§  S5ol!  ber  irommel  aud^  toiber  ba§  S5erBot.  <Bk  3ogen,  einige 
bie  ©oane  auftoärtS  üBer  ben  SSern^arbin ,  bie  brei  ßänber  üBer  hen 
^ottl^arb ,  unb  famen  nad§  S5ercelli.  ©ie  mußten  nid^t ,  toaS  fie ! 
t^^aten.  5[Rand^er  l^atte  feinen  SSruber,  feinen  Sd^toager,  feinen  Spater  | 
in  5flobara  fid^  gegenüBer.  f 

@ntn?eber  mu^te  ^ier  ein  ©d^tour  geBroi^en  merben ,  ober  bie 
@ibgenoffenfd§aft  mar  aufgelöft. 

5loc^  nannte  ßobobico  fein  ßager  ba§  glüc^f eligfte  *) ;  nod^  ^offte 
er  aEe  UeBergefommenen  an  fid^  ju  ^ie^en.  @r  backte  fid§  be§  S5or= 
t^eilS  ber  Urner  gu  Bebienen  unb  fanbte  an  bie  ©(^mei^er:  „S5el= 
leuä,  5}lenbri§,  Sugano,  ßocarno  unb  S5al  ^O^laggia  moEe  er  i^nen 
aBtreten,  er  moEe  i^nen  fogleidf)  40,000  unb  jäl^rlic^  24,000  S)u= 
caten  ^a^^len ,  mofern  fie  i^n  be§  Königs  entlebigten"  ^).  S)a  ]§atten 
fd^on  bie  gemeinen  SSerner  in  ©tabt  unb  Sanb,  bereu  SJertoanbte  ^u 
Beiben  Seiten  fteT§en  mochten,  i^ren  9ltat^,  il§ren  (S(^ult^ei§  geBeten,. 
für  htn  grieben  p  forgen,  unb  ^atte  biefer  ^atf)  ben  ©ibgenoffen 
tjorgef (plagen  ^),  Beibe  Surften  unb  Beibe  «Ferren  öom  6d^toert  aB^u» 

1)  3ln§^clm  unb  Xfd^ubt  Bei  ©luplo|^eim,  p.  171. 

2)  5lu§  Xfd^ubi  bei  gfu(i)§  287. 

3)  S3ern  an  aKajtmiltan,  p.  299. 

4)  Sobot)ico'§  Entetfc^ttft  Bei  gfud^S,  p.  304. 

5)  ©tcttler  364. 

6)  g3cxn§  SSrief  298  unb  302. 


©d^mciaer  unb  ©d^toaben  in  bcn  Äticg  tjcrtoirfclt.  129 

i^nen,  fonft  fei  ©d^aben  unb  groge  ©ntatoeiung  unöermeiblid^ ;  unb 
iUcit  ba^in  rid^teten  bte  beutfd^en  (SJefanbten  tl^ren  Hinflug,  ^n  ber 
I^at  fam  e§  am  31.  ^ärä  5U  einem  SSefd^luffe,  mit  \f)n  Soboöico 
:inmf{i)te:  „am  ad^ten  ^l^rit  foEten  öon  jebem  Ort  ^ttjet  35oten  in 
,ber  Verberge  ju  Uri  fein  unb  öon  ba  im  5flamen  @otte§  bie  beiben 
^surften  p  vertragen  eilen"  ^). 

5^o(^  e^e  ber  ^bfrfjieb  fam,  ^ogen  bie  f^ranjofen  an§.  ßobo= 
öico  mar  !ü^n  genug,  einem  breimal  ftär!eren  §eere  au^er  ben 
"iölauern  ^u  begegnen  unb  ©d^meiaer  miber  ©dimei^er  in  (Bä)[aä)i= 
orbnung  au  führen;  aber  Beibe  hielten  inne,  fie  moEten  nid^t  fid§ 
mit  einanber  fd^tagen^).  @r  ging  nad^  5^ot)ara  aurüdf,  bie  f^einbe 
i]^m  na(^.  @r  ermartete  ben  5lbfd§ieb,  bün!t  mi(^,  bon  bem  er  3lEe§ 
^offte,  unb  jene  §ülfe ,  bie  aud^  am  9.  5l^rit  in  6omo  mar^). 
@nblic§  ging  ber  5lbfd§ieb  ein;  aber  er  mar  nid§t  fo  un^meibeutig, 
ba§  i^n  nii^t  bie  gran^ofen  Ratten  benu^en  fönnen.  3Jlan  mar  in 
ßuäem  bod§  ni(^t  ööEig  einig  getoorben;  bie  ^er5oglid)e  ^artei  ^atte 
@inige§  erlangt,  jebod^  nic^t  3lEe§,  unb  ber  ^bfd)ieb  lautete  auf  ^mei 
ganj  miberfprec^enbe  Dinge:  „man  foEte  bie  ^ned^te  beiberfeit§  l)eim= 
ober  auf  (Sine  ©eite  maljuen"  *).  @§  ift  offenbar ,  ba^  bieg  ben 
Slu^fdllag  gab.  3)ie  ^^^'^njofen  Ratten  nämlid^  getreue  ^D^enfd^en  ge= 
funben,  ßobobico  tg)au|)tleute ,  bie  i^n  in  einer  einzigen  5[Jlufterung 
um  500  Bulben  betrogen^).  Diefe  nun  gingen  in  ba§  feinblid^e 
ßager  unb  liefen  ben  f^einb  in  ba§  i^^re;  e§  marb  au§  ameien  faft 
ein  einaigeg;  balb  mar  man  ein§,  ben  3lbfd^ieb  für  bie  f^ranaofen  au 
beuten,  unb  man  rief:  „TOt  bem  .g)eraog  ift  e§  au§!"^)  S)ann 
famen  i^m  bie  ^ranaofen  fo  nal)e,  ba§  fie  i^n  beinahe  in  einem 
©aale  gefangen  ptten^).  äöenn  er  fi(^  über  ba§  S[)er^alten  feiner 
|)au|)tleute  beflagte,  rief  man  i^m  entgegen:  mo  fie  benn  miber  @ib= 
genoffen  ^u  ftreiten  auö^f^Ö^;  tt)enn  er  nur  einen  9ftat:^fd§lag  ber= 
langte,  fo  antworteten  fie:  er  möge  feine  meifen  9ftätl§e  fragen;  aber 
tooEe  er  einen  bon  ilinen,  nun  fo  möge  er  fidf)  auf  fein  guteg  ^ferb 
^'Ife^en   unb   nadf)    33eEena   ober   @f^ent:§al   reiten^),     ^n  biefer  ^e= 

1)  3lbf(^ieb  bei  g^ud^S,  p.  292,  bei  ®luplo^t)eiin,  p.  174. 

2)  SScrgidjt  «meljerl  bei  ®l.  175. 

3)  Benedictus  Jovius,  Hist.  Novocom.,  p.  61. 

4)  3lbfd)ieb  bti  ©lu^bl. 

5)  Slbfdiieb  bei  ®I.,  p.  532. 

6)  ?lnfelm  bei  ^nd,^  309. 

7)  2:apferOogt§  Jßcrgid^t  bei  %üdß  321. 

8)  ^fifteri  unb  3eEtoeger§  23ergict)t  hd  ^U(^§,  ©lu^b.  unb  in  3lto^fiu§ 
Dtctti'§  Seben,  p.  54. 

t).  atanle'S  SBerfc  XXXIII.  XXXIV.  tftont.  u.  germ.  ößtlet.  3.  %\xft.  9 


130  ®*f*f^  ^"^-    53iertc§  ßapttcl. 

bräitötüB  trat  er  in  eine  Unter^^anblung  mit  ben  gü^rern  ber  gn 
aofen,  unb  ßignl^  mottte  i^m   an  ftietjen   geftatten;   aber  bie   anbe- 
toibei-fe^ten  ficC),  nnb  Sriöulaio  f^rad^:  „(Sr  ift  fo  gut  n^ie  unfer"  i). 

S)ran^en  ber  f^einb,  innen  S5erratl^;  benn  and^  feine  Italiener 
tourben  lafe  nnb  traten  tjinter  fid).  §ier  gab  e§  nnr  @in  ©ntfornmen, 
jenes,  njeld^eS  ^emilin§  ^anln§  bem  ^er|eu§  riet:^ ,  in  raeld^em 
6ato  ben  großen  ütömern  Vorangegangen,  —  bie  le^te  5(u§!nnft  int 
Äampte  mit  bem  @efd§icE,  e'^e  man  unterliegt.  ßoboDico  toar  jeb^ 
nid^t  ber  ^ann,  eS  au  erfennen  ober  a^  ergreifen.  fl 

5lm  10.  3l^ril  1500,  eine§  greitagS  Borgens,  fafe  Sobobtce 
^laria  ©foraa,  genannt  ber  ^o'^r,  in  feinem  Simmer  au  8^ot)ara, 
la§  unb  fd^ien  a«  ^^t^"-  ®^  ^<^^  ^aleaaao  ©anfeöerin  ]^erein  unb 
fagtc  au  ii)in,  „er  l^abe  nur  200  ©d^toeiaer  gefud^t,  it)m  ein  ]6emaff= 
nete§  Geleit  au  toerfdjaffen,  aber  ^'liemanben  gefunben."  @§  tamen  bie 
fd£)tt)eiaerifd^en  §au|)tteute  unb  fagten:  „fie  müßten  abaie^en;  moHe  er 
fii)  unter  il^nen  babonmagen,  fo  möge  er  fic^  bertleiben  unb  tommen." 
6r  ^örte  fie  faum,  er  ta§  toeiter^).  ©ie  famen  roieber:  „5ltte§  fei 
Bereit" ;  fie  fanben  i^n  nodf)  aögern ;  fo  festen  fie  i:^n,  ^alB  mit  @e= 
toalt,  ^alb  mit  feinem  Söitten,  einen  ©d^meiaerrocf  über  bie  fd^ar= 
lad§nen  Unterleiber  gemorfen  ^) ,  auf  ein  $ferb ,  gaben  il^m  eine 
|)eEebarbe  in  bie  -ganb ,  öerbargen  i"^n  in  bem  bid^teften  Raufen 
unb  rücften  au§  bem  2;^ore.  S)a  ftanben  bie  f^ranaofen  au  beiben 
©eiten  mit  gefenften  (5|)eeren,  mit  gerid^tctem  @efdf)ü|,  i^n  au  fud^en 
unb  nid^t  entnommen  au  laffen^).  Einige  fielen  auf  bie  ßanb§!ned§te,  auf 
bie  S3nrgunber,  unb  ^ier  nal)men  fie  §erm  i^acob  bon  @m§  gefangen^); 
anbere  ritten  an  bie  ©climeiaer  ^eran:  „fie  Ratten  i^n;  bei  Seibeö 
Seben,  fie  möd^ten  i^n  ausliefern,  fie  möd^ten  i^n  anaeigen,  ober  e§ 
fei  il)r  SSerberben"  ®)  S)er  3ug  "^ielt.  S)er  ^eraog,  je^t  al§  ÜJlinorit, 
bann  mit  ber  .g)eEebarbe,  frfion  einmal  ergriffen,  aber,  als  fei  er  eS 
jxic^t,  mieber  loSgelaffen,  mar  balb  l^ie,  balb  ba,  unb  äöenige  tannten 
i^n.  @nbli(^  ritt  ber  33aillif  ^eran  unb  bot  500  S)ucaten  bem,  ber  iT^n 
anaeige^).  2)a  mu^te  ein  ^nfag  au  Uri,  beS  ^flamenS  ^turmann, 
l^inter  i^m  ftel^en  unb  mufete  biefen,  bon  bem  man  nie  etmaS  UebleS 
gehört,  ber  @eminn  "^inrei^en,  fo  ba§  er  bie  |)anb  aufhob  unb  l^alblaut 

1)  moxom  an  25arabeu§  290. 

.  2)  5)etfelbe,  Sergid)!  bei  g^udjS  331. 

3)  Auton,  p.  110. 

4)  3i"^niermann§  Sergic^t  323. 

5)  ßebelii  Epitome  laudum  Suevoram,  p.  141. 

6)  5irüdt)li  Sd^ereri,  ITapfetüogtS  SSergid^t. 

7)  Paulus  Jovius,  Epitome  Historiarum,  p.  87. 


(öd^toei^er  unb  ©c^toaben  in  bcn  Äricg  bertoitfclt.  131 

fagte:  „^a"  ^).  ^fliemanb  n)iberfe|te  ftc^.  S)er  IBaillii  ergriff,  erfannte 
ben  ^erjog  unb  l§ieb  if)m  mit  ber  flachen  Minge  üBer  bie  (5(f)utter; 
2rtt?uläio  trat  ^u  i^m  unb  fprac^:  ^Sfor^a,  2)ir  ift  Vergolten"  2). 
SSeim  erften  ©erüd^t  (tefen  bie  ^IRaitänber  ängftlid^  au^  i^ren 
-ödufern  naä)  bem  ^alaft.  5l§canio  trat  unter  fte  unb  f|)rad^:  „S)er 
^JJlo^r  ift  gefangen."  äöeiter  fagte  er  nichts ;  er  ]£)atte  feine  S3erebtfam= 
feit  öergeffen;  er  bacf)te  nur  auf  feine  eigene  ^^luc^t^).  i^ranj  Sforza 
t)at  fünf  ©ötine  gel^abt ,  atte  öon  5^atur  trefftief)  begabt  unb  öon  i^rer 
toeifen  ^Jlutter  too^t  erlogen;  oBer  ber  erfte  tüarb  öon  ben  S^erfdiworenen 
ermorbet,  ber  jmeite  flol)  öor  feiner  ©cfitDägerin  unb  ertran!;  ber  britte 
ftarb  in  35erbannung,  ber  vierte  toar  ßoboöico,  unb  aud§  5l§canio,  ber 
fünfte,  entging  bem  @efd)i(f  nic^t:  er  fiel  in  bie  ©efangenfc^aft  t)on 
SSenebig.  .^eine  ©tabt  tüar  fä^ig,  fic^  äu  öertl^eibigen.  ©ie  !amen 
ben  (Siegern  mit  bem  Oetätüeige  entgegen*).  S)tefe  aber  begegneten 
il^nen  al§  großen  äJerbrec^em.  S)ie  SJog^erefen  n)arteten  aud^  ßignt)'§, 
i]^re§  §errn;  er  ritt  an  i^nen  öorüber,  a(§  fel^e  er  fie  nid§t;  fie  fingen 
an  5U  bitten,  er  prte  fie  nic^t,  bi§  ßoui§  b^Slrg  ba§  Sßort  für  fie  na^m ; 
fie  brachten  i^m  ©ilBergefd^irr,  er  gaB  e§  augenb(ictüd§  bem  S3at)arb'^). 
„@ott  gcfaEe  nidjt"  ,  fagte  biefer,  „ba§  bie  @efcf)en!e  fo  böfer  ßeute 
in  meine  §anb  !ommen",  unb  t^eilte  e§  toeiter  au§.  „^^  fage,  er 
wirb  ber  öoEtommenfte  5Jlann" ,  f^rad^  ßignt).  ^n  biefem  ©inne 
nahmen  fie  ba§  ßanb  ein.  ^n  TOlano  mürben  bie  Äö^fe  ber  t)or= 
ne^mften  ©IbeEinen  am  ^alaft  aufgeftectt;  ber  übrigen  fd^onte  man^). 
2)ie    beiben   ©forden   aber   mußten  nac§   granfreid^.      33ourge§    unb 

1)  ©ctiererS  ^öergidjt  322. 

2)  Auton,  p.  110.  Ferro nus  52.  Monstrelet  230.  ^n  bem  Slnaeigcr 
für  ©c^toei^erifi^e  (iiejdii^tc  ^otitgang  1884  5^.  80  ©.  279  ift  ein  ©^reiben  tion 
(Seoffret)  ßatleg  (öom  15.  ?lpril  1500),  ber  p  ben  f^ranäofen  gehörte,  bie  fi^  bei 
ber  fört)ebung  9Jiailanb»  im  i^onuar  1500  in  ha^  ßoftett  äUtüdEgejogen  i)atten, 
^ublicirt  »otben,  in  toeld^em  ebenfoE?  angegeben  tüitb,  ha%  ^obobico  unter  ben 
©d^toeiäern,  benen  er  grofee  S^etfprec^ungen  mad)te,  ^u  entfommen  gefud^t 
l)abe.  5Die  fjfranäojen  liefen  bie  ©(^toeijer  ^Jiann  für  3Jlann  borüberjie^en;  fie 
etfonnten  l^obotico  aud^  baran,  bafe  er  nid^t  beutfdC)  jpredtjen  fonntc  (cognitus 
pour  ce  qu'il  ne  sceut  respondre  Alemand);  bie  S3errätt)erei  2;urmann§ 
faßt  t)ier  weg;  3lEeö  toirb  ber  JlJeranftaltung  be§  franäöfijd^en  iöefe^Is^aberi 
pgefd^rieben.  ©0  aud^  in  bem  ©d}reiben  Slribulaio'^  an  bie  ©ignorie  (bei 
©annto,  Diarii  III,  <B.  226).  3Jlan  mu§  ober  boc^  too^l  bei  bem  bleiben,  tt)a8 
bie  a3erid)te  ber  ©^toeiaer  felbft  enthalten.   (51.  b.  3  %.) 

3)  Arluni,  de  beüo  Veneto  I,  2. 

4)  Chronicon  Venetum  151. 

5)  Bayard,  p.  84. 

6)  Chron.  Venetum  162.  Seyssel,  Louanges  du  bon  roi,  p.  48.  5ln« 
^ang  jum  Monstrelet. 


i 


132  etfieg  SSud^.    53iettc§  6QpitcI. 

ßoc^e^  liegen  niiiit  unfern  öon   einanber  om   (tnfen  Ufer  ber  ßoi 
SSourgeS  mit  einem  runben,  l^o^en  5ll^urm,  öon  h)e(cf)em  man  meiere 
3!}leiten   toeit   fie]^t^),   unb   ba^in  tarn  5l§canio,   Sod§e§   auf  fteilem 
Seifen,   mit  Sprmen  unb  Söel^ren,   fo  gut  über  tiefen  (SJräben,  ha^ 
e§  bie  Snglänber  für  unüberminblidf)  erflärten^),  unb  l)ier  fag  Soboöi^i 
gefangen.     Oft  l)at   er  ^ier  mit  feinem  S)iener  au§  ^ontremoli  t?^B| 
feinen  ©ünben  unb  bem  ©efd^ict  gefproc^en^).     „S)a§  ift  boS  ^eftirn 
grang  ©forja'S",  fagten  bie  ^Äftrologen  in  Station:  „e§  Bebeutet  einen|| 
^anne  MM,  aber  feiner  ^ad^fommenfd^aft  S5erberben"  *). 

,g)atte  nun  ^Rajimilian  an  biefem  Kriege  t^eilgenommen , 
marb  er  aud^  Don  biefem  ^Riggefc^itf  betroffen.  5ln  bemfelben  10. 
5l^ril,  an  Ujeldiem  Sobobico  gefangen  marb,  eröffnete  er  einen  üteid^S» 
tag  äu  ?Iug§burg.  ©ein  ^Infe^en  im  ületc^e  :§ängt  nid^t  ettoa  allein 
an  einer  inneren  ^ntmidelung ,  e§  !§ängt  faft  nod^  me^r  öon  feinem 
Kriege  unb  feinem  ^^rieben ,  t)on  feinem  auSmärtigen  ^lüd  aT6. 
^^ad^bem  i^m  feit  bem  ^reiburger  Sage  öier  Ärieg§unterne]§mungen 
mißlungen  maren,  in  Surgunb,  in  ©eibern,  in  ber  ©d^ttJeia  unb  in 
^lailanb ,  rourbe  er  genötl^igt ,  fid§  in  ein  9teic^§regiment,  ba§  fd^on 
in  3öorm§  im  SQßer!  gemefen  mar,  au  fügen.  (5§  beftanb  au§ 
20  TOtgliebern ,  einem  ^urfürften ,  einem  geiftlid^en  unb  einem 
meltlid^en  ^^ürften,  einem  trafen  unb  einem  Prälaten  unb  15  3lb= 
georbneten.  S)iefe  S^^njig  Ratten  ba§  ülec^t,  bie  dürften  in  ge= 
ringer  ^n^a^l  unb  in§gefammt  3u  Berufen,  Ärieg  3u  Befd^lie^en, 
für  ben  gemeinen  Pfennig,  ben  fie  inneBe^alten  foEten,  Gleiter  unb 
gngbol!  an  toerBen,  felBft  üBer  bie  ©roBerung  ju  berfügen,  bie  etma 
gelinge,  unb  enblid^  mieber  ^rieben  5u  mad^en^).  2öa§  BlieB  nun 
norf)  bon  ber  föniglid£)en  äöürbe  ^urücf?  „9Jlan  l^ätte  un§  gern 
entfe^t" ,  fagte  ^tflajimilian ,  „aber  eine  getoiffe  ^erfon  mu^te  3^it 
unb  Söeile  §aBen."  5lm  2.  3uli  1500  marb  biefe§  ütegiment  Bc= 
fd^loffen;  am  21.  fd^on  ging  Subtt)ig  XII.  einer  @efanbtfd§aft 
beffelBen  entgegen.  3n  feinen  planen  ^aik  er  öon  i^m  mel§r  .&ülfc* 
leiftung  al§  SGßiberftanb  ju  ertoarten.  @r  ^atte  über  5)lajimilian 
einen  öoEfommenen  Sieg^). 

1)  Andre  du  Chesne,  Antiquites,  p.  482. 

2)  Ibid.,  p.  520. 

3)  Paul  Jovius,  Elogia,  p.  200. 

4)  Arluni,  de  hello  Veneto  I,  24. 

5)  ©affer,  Slugsbutger  6l)rontf  258.     9Jcgtment§orbitung   in   ^üUerS 
atcid^^taggftaat  25—48. 

6)  3Jla jimilianS  f urjer  SBegtiff  feinet  9ieid^§oettoaltutig,  p.  120.  Monstrelet. 


5llcjonber  VI.  unb  ^ein  ©ot)n  gegen  bie  SöokÜen  bet  S^ixä)^.       133 

3.    ^^}a^ft  ^llejanber  VI.  unb  fein  ©oT§n  gegen  bie 
SJafallen  ber  ^irc^e. 

2ßäre  bent  ]o,  tva^  man  öon  bem  @eftirn  ^rana  (Sforaa'g  fagte, 
]o  ^ätU  e§  feine  tJerbexBlid^e  3öir!ung  auf  ha^  ganje  ffor5if(^=ara= 
gonifc^e  @ef(^Ie(^t  au^gebe^nt.  3^  feinem  S3erberBen  ent^ttte  fid^, 
tüe^ljalB  ber  $a^ft  in  SSunb  mit  ßubtnig  XII.  getreten  toar.  Um 
aber  au  fflffen ,  in  njelc^er  ßage  ber  ^ap^i  mar,  ift  e§  nöt^ig,  t)on 
einer  aEgemeinen  33etra(^tung  au§auge^en. 

@efe^e  unb  ©itten,  meldte  bie  ^inl^eit  ber  @efeEf($aft  in  jebem 
cinaetncn  TOtglieb  barftetten,  finb  nid^t  aEein,  5Inbere  gegen  bid§, 
birf)  gegen  ^Inbere,  fonbern  auä),  bic^  öor  bir  felBft  5u  fd^ü^en,  üor= 
tjanben.  ^ägigung,  23efd^rän!ung  feiner  felbft,  meldte  öerfäumen  fid§ 
felöft  äerftören  t)ei^t,  unb  metifie  bod§  5^eigung  unb  UebermutT^  nie 
leiben  mitt,  merben  burd§  fie  jur  ^etoo^n-^eit  unb  leiten  ben  '>ilaä)=^ 
gebenben  ofine  §arm  in  fyrieben  bie  2;age  entlang,  bie  er  leben  fott. 
^nbe§ ,  ba  ba§  lebenbe  @efc^led^t  immer  neue  @efe^e  bebarf ,  mu§ 
irgenb  ^emanb  über  fie  ju  i^rem  Uii^rung  unb  3ßä(^ter  erljoben 
tuerben,  unb  an  biefem  mirb  i^re  befd)rän!enbe  SBirfung  unmijglid^ 
fein.  @ine  gro^e  ^efa^r,  met($e  inbe§  .g)o^e  unb  gemeine  um  hie 
äöette  an  fic§  ^u  reiben  trad^ten,  meldte  bie  germanifd^=d^riftlid§en 
lUationen,  ba  fie  nod^  in  (Sin]§eit  traren ,  auf  ein  (Sinige§  §aupt  ge= 
legt,  einen  t)on  Greifen  gemä'^lten  ®rei§,  ber  bi§  auf  ben  5^amen 
feinen  ^ufammen^ang  mit  ber  Söelt  aufgegeben,  tion  bem  fie  glaubten, 
63otte§  @eift  laffe  i^n  nid)t  ir^cn.  ^^Iber  ^^leigungen  finb  ungemein 
tief  unb  feft ,  aud)  in  ©reifen ,  unb  mer  mollte  ber  äÖelt  ab= 
fterben  unb  fie  bod^  regieren?  @§  mar  ein  ^IM,  ba§  bie ^äpfte 
nidjt  (eirf)t  o^ne  aUt  ^yuri^t  maren,  meber  al§  fie  mit  ben  Äaifem 
ftritten ,  nodC)  ba  bie  gibettinifd^e  ^artei  btülite ,  nodt)  ba  fie  5u 
^(t)ignon  in  ber  @ett)att  ber  fran^öfifd^en  .Könige  ftanben.  hierauf 
befd)rän!te  fie  ha^  <Bd)x^ma  ober  bie  ißeforgni§  eine§  neuen,  ober 
bie  ^ä^e  ber  2:ür!en.  @rft,  al§  man  aud)  biefer  f^urdfjt  gemol^nt 
morben,  al§  im  gangen  5lbenblanbe  ^iemanb  mar,  ber  miber  bie  S5er« 
einigung  nur  Weniger  5Inberer,  bie  ber  $a|)ft  immer  Traben  !onnte,  i!^m 
Ijdtte  miberftel^en  tonnen ,  toar  berfelbe  gang  furd^tlo^.  3^^^^!-*^^^ 
mad^te  bie§  befonberS  jum  Unglück,  bie  öerborbene  Söal^l  unb  ber 
öffentliche  Unglaube,  ©in  ftarfer  ^JlenfcC),  beffen  ©eele  in  einem 
langen  Seben  burcli  äöoHuft,  ^abfud^t  unb  aEe  ^Jla!el  ber  Söelt  un= 
rein  geworben,  menn  er  e§  erreid}t  l^atte  unb  fid^  plö^lid^  i^alb  gött= 
lid^  üerel)rt  fa^ ,  f oEte   er  e§  gum  ©uten  ober  jum  ^öf en  menben  ? 


134  6rftc§  fBüöi.    aSictteS  ßopitel. 

@ine  i^üxii)t  öor  2)cm,  Don  tDeld^em  er  nic^t  rec§t  tüu§te,  ob  er  aud^  f^ 
fonnte  t^n  nic^t  Bef(^rän!en.    ^(ej;anber  a§mte  aEe  grünen  S)onnei 
tage  ben   Urheber  beg  @Iauben§  nad)   nnb   tnufc^   ^voöii  Firmen 
i^ü^e;   aber  bie   f^ü^e   mußten   erft   in   einem   golbenen  SSerfen  tjol 
Wo^Iriedienber  Kräuter  [teilen,   ein  ©arbinal  erft  an§  einem  golbene 
§anbia§  Söaffer  baranf  gießen,   bann  berührte  ex  fie^).    Unbertot 
(ic^e  2agebü(^er  !lagen  it)n  einer  SÖottuft  an,  ber  and^  bie  ^efriebigm 
,   frember  ^u  einer  eigenen  marb,   einer  @raufam!eit,  bie  bei  2^age  u^ 
■    bei  ^aäjt  ^Jlörber  befd^äftigte  2) ,   einer  fo  burd^bad§ten  ^o^e'ü,  ht 
er  einen  fonft  guten  ^ann  burd^  SJerf^red^ungen   ettoaS  ^u  betenm 
antrieb,  toa^  berfelbe  nid)t  begangen,   unb  bann  bafür  beftrafte,   aU 
"f^abe  er  e§  get^an^).    @inem,  ber  bon  feinem  <Bo^n  übel  gerebet,  ließ 

f     er  3ug{eid§  §anb  unb  ^ungenf^ji^e  abfd^neiben  unb  bann  bie  3ungen= 

[,    f))i|e,  an  ben  fteinen  fyinger  gefterft,  au^fteEen*). 

(  S)iefer  ^lejanber  n)ar  nodf)  1497  burd^  S)on  i^uan,  feinen  Sol^n, 

bem  geberigo  für  feine  S5elel)nung  einen  ©taat  ^ugefagt,  mit  biefem 
unb  aEen  Sforaen  unb  5lragonen  eng  berbunben.  5lber  burd^  ^uanö 
))tö^Iid§en  %oh  —  man  fanb  feinen  ßei(^nam  in  ber  5liber^)  —  fing 
biefe  S^erbinbung  ju  zerreißen  an.  ^uan  tnar,  toie  eine  beutfd^c 
g:§roni!  fagt,  5Ilejanber§  f^reube,  unb  feine  ©eele  gefiel  fid^  in  il^m. 
^Jlun  faß  er  bon  S)onnerftag  U^  ©onntag  eingefd£|loffen,  ol^ne  5U  effen, 
o^ne  äu  fd^lafen,  immer  in  2^^ränen,  unb  backte  ab^ubanfen;  benn 
feine  Uebelt^aten  feien  ©d§ulb^).  3lm  ©onntage  !am  er  l^erbor, 
ging  ju  guß  nad^  St.  ^eter,  befallt  5  ßarbinälen,  eine  neue  £)rb= 
jUung  für  feinen  §o|  3U  mad^en,  unb  feinen  Äinbern,  benfelben  p 
beiiaffen  ^)  5lber  feine  ^inber  bel^eriid^ten  it)n.  5lEe  feine  Seiben^ 
fd^aften  maren  in  ^ö^erem  @rabe  feinem  ©o^ne  (S;efar  3U  2^1§eil  getnor^ 
ben:  äöoEuft,  ^errfd^begier,  blutige  Ütad^fuc^t,  aud§  bie  raftlofe  S3e= 
megung  aEer  (Seelenfrdfte  ju  @inem  S^ed,  feine  freigebige  unb  fd^ein= 
_^r  großmütl)ige  f^ürftlid^feit^).  6efar  War  ein  be:§enber,  tno^^lgc« 
toad^fener  ^ann,  ju  merfen,  ^u  reiten,  ben  ©tier  mit  einem  (Stoß  im 

1)  Anton  Harve,  Reise  3. 

2)  Raphael  Volaterranus,  Vitae  Paparum,  p.  167.    Burcardus.    Vale- 
rianus,  de  infelicitate  literatorum,  p.  272. 

3)  Burcardus  2085. 

4)  Burcardus  2137. 

5)  Burcardus,  Diarium  2082.    Zurita,  f.  125.    Mariana  XXXI,  p.  169. 
Guicciardini  III,  182. 

6)  Matthias  Döring,  Continuatio  Chron.  Engelhusi.  ap.  Menken  III- 

7)  Nardi  II,  42.     Burcardus. 

8)  Petrus  Martyr,  Epistolae  XV,  143. 


h 


3l(ej;Qnber  VI.  unb  jein  ©o^ti  gegen  hk  Sojaüen  ber  Jltrc^e.       135 

\.'aui  3U  treffen  geübt ;  fein  bunfelxot^eS  @efic^t  tuar  üoK  leicht  eiternber 
^-ölüt^c^en ,  bie  feinem  5luge  ©c^äife  unb  ßJIan^  unb  eine  fd^Iangen= 
artige  SSetuegung  gaben,  bie  er  nur  gegen  f^rauen  etroa^  mäßigte ^). 
fiad)  feineg  23ruber§  2:obe,  ben  man  il§m  felbft  ^ufd^rieB,  ftanb  fein  'Bmxy^ 
iiQcft  SBaffen  unb  fürfttid^en  (Sl^ren.  ©tatt  tiom  |)ofe  p  meid^en,  brad^te 
er  bei  feinem  33ater  öor ,  er  möge  i^n  ber  ßarbinal^toürbe  entlaffen 
unb  mtt  einem  ^ürftentl^um  öerfel^en  2).  ^uf  bem  unt)erlöf(^(id)en 
(s§ara!ter  ber  ^riefterlid^en  Sßürbe  ru^t  bie  Äird)e,  unb  gan^  o^ne 
^eif^iel  tüar,  ben  t)ödt)ften  9lang  berfelben  fal^ren  ju  (äffen;  bod^ 
fümmerte  bieg  ben  ^^a^jft  tnenig,  unb  in  ber  %i)Cii  fd)(ug  er  f^^bertgo 
üor,  berfetbe  möge  feine  ättefte  Sod^ter  unb  2)on  ;3uan§  33efi|ungen 
Öcfarn  geben ^).  ©d^on  tnar  ^offreb  SSorgia,  eg  toar  aud§  ßucrejia 
^orgia,  bie  man  |)en:n  ;2^o^ann  ©for^a  t)on  ^efaro  mieber  entriffen 
unb  mit  5llonfo  Don  S3i§ceglia  öer^eirat^et,  in  einer  aragonifd^en 
^crmäfilung.  ^ber  (Jefarn  fannte  i^eberigo.  @in  fo  ftiller,  gefegter, 
ibter  unb  feiner  %o6)itx  öon  .^er^en  ^uget^aner  ^Jlann  tonnte  bie§ 
uic^t  zugeben.  5Jlit  35itten  auf  SSitten  beftürmten  itju  bie  ©forden: 
ber  $apft  ne^me  fonft  anbere  äöege  jum  S^erberben  ^taüeng;  er 
aber  f^rad§ ,  „um  !ein  @ut  ber  Söett  moEe  er  e§  t^un ,  lieber  ein 
armer  ©betmann  werben,  lieber  aEe  ßeiben  ber  äöelt  ertragen;  baöon 
möchten  fie  nic^t  mel^r  reben".  S[^on  bem  an  begann  ^le^-anber  mit 
[yrantreid^  ernftlidt)  ^u  unter^anbeln.  3llö  Subtnig  XII.  gefam  S5alen= 
tinoig  tjerfprod^en ,  erfdt)ien  biefer  im  ©onfiftorium  ber  G'.arbinäle: 
,, immer  ber  Söelt  ^ugetl^an,  fei  er  bo(^  immer  ju  geiftlic^en  äöürben 
unb  ^frünben  er^öl)et  morben.  ©eine  ^;)leigung  tnoEe  nod^  nid^t 
ircid^en.  @r  gebe  bal^er  feine  ^frünben  prüd  unb  bitte ,  feiner 
'^ürbe  entlaffen  ju  Werben"  *).  2Bie  Ijättte  i^m  abgefd^lagen  werben 
iolten,  wag  lange  ^uöor  auggemad^t  War?  ;Sn  turpem,  im  Dttober 
1498,  30g  er  alg  ein  f^ürft  3U  (S^inon  ein,  wo  ßubwig  |)of  l)ielt. 
66  belabene  ^Jlaultl^iere  gingen  öor  i^m  ^er;  er  felbft  ritt,  üon  bem 
Aput  an,  ber  mit  10  ütubinen  leud^tcte,  big  auf  bie  ©tiefet  mit 
Sbelfteinen  beberft;  fein  $ferb  War  mit  filbernen  ^ufeifen  befd^lagen, 
unb  24  5Jlaultl)iere  in  rot^em  ©ammet  folgten  i^m  nad^^).  33alb 
jagte  ber  $apft:  „er  gebe  ein  SJiertel  feinet  ^apfttl^umg  barum, 
ba§  (Sefar  x\\6)i  wieberlomme",  balb  —  bcnn  er  glaubte  beleibigt  ju 

1)  Jovius,  Elogia  virorum  bellica  virtute  clarorum,  201—203. 

2)  Burcardus,  auc^  im  Appendix  ©orbonS  d.  57. 

3)  Burcardus  2098. 

4)  Burcardus  2096. 

5)  Brantome,  Capitains  etrangers,  au§  einem  Original. 


136  Wte§  53u^.    2}ierteB  ßapitel. 

fein  — :  „tüenn  nur  6e(at  ba  toäre,  fo  tüoEe  er  anberg  tl^un"  ^); 
]§terau§  fielet  man  erft,  tote  i^n  biefer  eigentlid§  in  ber  ©etnalt  1)cl\ 
^n  f^ranfreid^  nun  empfing  ßefar  S5alenttnoi§,  t)on  bem  ber  33ifd^o| 
@raf  nannte,   al§  ein  ^er^ogti^um,   unb   im  ^ai   1499  6i§arloti 
5ltain§  b'TObret    2;o(^ter,    bnrd^   bie   er  in  bie  S5ertDanbtfcf)aft 
Könige  äu  ^^aöarra  unb   i^ran!reid§  !am,   al§  ©emOi^lin^).     §ief( 
fa^te  er  ^(äne  auf  eine  größere  <g)errfc§aft.    @rtff  ßubtoig  bie  @foi 
in  ÜJlaiknb  an,  fo  lüoEte  er  bie  romagna'fd^en  unb  atte  ßel^n^t« 
ber  toc§e  ijerberBen. 

^m  ©eptemBer  1490  floT^  ßoboöico  jum  erften  ^al;  im 
öember  erüärte  ber  $a^)ft  bie  ^Zeffen  beffelBen  ^moIa^§  unb  fyorj 
öerluftig^).  ^efar  erinnerte  fi(^  nid^t,  ha^  if)x  S5ater,  @irolai 
Otiario,  toie  er  mäd^tig  getoorben,  gelebt  tüie  er,  unb  tüeld^en  ?lu§gang 
er  genommen,  ^it  fran^öftfd^er  unb  fd^toeijerifdCier  §ütfe  ging  ßefar 
loiber  ßat^arina,  ßobot)ico^§  ©d^toefter,  ^irolamo'S  SBitttoe.  §ü(fe 
l^atte  bie  S)ame  nidC)t.  ^^re  S^erbünbeten  toaren  fonft  Storenj  unb 
^aitanb;  jeneS,  benn  ii^r  §of  toar  t)oE  fylorentiner*),  Don  bort  Xüax 
xf)x  britter  Öema^l,  @iot)anni  hi  ^$ier  f^ranceSco  bei  ^Jlebici,  getoefen, 
unb  i^r  (5oI)n  ftanb  ^utoeilen  bafelbft  in  @olb  ^) ;  biefeg  fo  fel^r,  ha'^ 
eine  3^itfang  ^Jleffer  @iot)anni  ba  ßafale,  5lgent  Sobot)ico^§,  bie  gan^e 
S5ertüa(tung  in  §änben  ^atte  unb  bei  i^ren  gel^eimften  5lubien3en 
jugegen  toar^);  mit  beiben  ^atte  fte  fid)  im  ;^a^re  juöor  ben  S5ene= 
^ianern  toiberfe^t,  in  biefem  beibc,  ^umal  ßoboOico,  mit  2:ru;p|)en 
unterftü^t^).  9lun  aber  toar  Soboöico  geflol^en  unb  3U  5Rai(anb 
aud^  it)r  Seinb  §ex*r;  nun  toaren  in  gloren^  ftatt  ber  S5orne]§men, 
i^^rer  f^reunbe,  ber  greunbe  ii^re§  legten  ^ema^lS,  ^ioöanni  53lebict, 
unb  i^re§  Äinbeg  bie  ^opolaren  em|)orge!ommen ,  unb  ob  fie 
too^I  hinüberging :  „il^r  g^ft  fei  ber  i)eilige  5lbenb  ber  5(0= 
rentiner"  ,  hielten  bie  bod^  für  bebenflic^ ,  ben  granjofen  unb 
ßefarn  5U  n)iberfteT^en.  58ei  biefer  Sage  toar  in  fur^em  ;^mo(a, 
©tabt  unb  <S(^Io§  tjerloren,  unb  in  ber  ©tabt  ^^orli  nal^men  bie 
6belleute  ben  geinb  auf^).  ^oä)  T^iett  fid§  ba§  ©d^Iog  f^orli,  baS 
.&err  $ino  Crbetaffi  fo  befeftigt  l^atte,  ta^  e§  unüberminb(id§  festen,  unb 

1)  Zurita  159.  160. 

2)  Fleuranges,  p.  12.    Ferronus,  p.  48. 

3)  Burcardus  2107. 

4)  Macchiavelli,  Legazione  alla  Contessa  Caterina  Sforza,  lett.  IV,  p.  16. 

5)  Commissione  a  Macchiavelli,  p.  1. 

6)  Macchiavelli,  Legatione,  lett.  II,  7. 

7)  Ibid.,  p.  17. 

8)  Nardi  II,  61. 


5lIejQnber  VI.  unb  fein  ©o^^n  gegen  bie  SSofaHen  ber  Äitd^e.       137 

Cnit^arina,  ttjelt^e  fic^  nac^  iT§re§  @ema!)t^  2:obe  tütber  alle  geinbe  ge= 
I)n(ten,  führte  felBer  bartn  an,  ging  auf  ben  5Jlauern  in  ben  Söaffen 
um^er  unb  iürcfitete  ftd)  ni(i)t^).  3u  i^rer  ütettung  trug  ein  5)luficu§ 
einen  öergifteten  ^rie|  nacf)  9ftom  unb  moEte  bor  ben  $apft.  S)effen 
.Kämmerer  roar  t)on  ^orlt  gebürtig,  unb  mit  biefe§  ^ämmererg  |)ülfe, 
backte  er,  foEe  e§  i^m  gelingen.  5tber  berfelBe  öerriett)  il|n.  „2)a(^teft 
Su  äu  entbnimen,  |aE§  e§  S)ir  gelungen?"  „ilJleine  ^^ürftin  tnenigften^ 
^ätte  iä)  errettet;  fie  l)at  mi(^  erlogen;  id§  tüoEte  taufenb  2;obe 
für  fie  leiben"  ^).  Sefar  ^atte  S)em  10,000  2)ucaten  öerjproc^en,  ber 
fie  i§m  lebenbig  bringe;  unter  fol(j^er  Umgebung  burfte  er  auf  feinen 
S^erratl)  Ijoffen.  «Sie  ad)tete  e§  nid^t,  ba^  ber  $a:pft  il^r  einen  ;3a:^r= 
ge£)alt  öerj^^rad^,  unb  6efar§  Eingriffen  begegnete  fie  gut.  ©nblic^ 
tüar  bie  ^auer  bon  400  Äugeln  burd^löd)ert  unb  tt)orb  erftiegen. 
Sie  bert^eibigte  fid^  bi§  anlegt;  bod)  am  @nbe  marb  au(^  fie  er= 
griffen  unb  bor  (S:efar  geführt.  2)er  fran^öfifdje  §au^tmann  forberte 
bie  10,000  SDucaten;  ßefar  rebete  bon  2000.  „äöoEteft  S)u  S)ein 
SBort  brechen?"  berfe^te  jener  unb  mar  im  S5egriffe,  fie  p  tobten^). 
Sie  ^at  barnad)  in  ^loren^  @!^re  unb  langet  Seben  genoffen. 

ßobobico'g  3öieber!unft  l)emmte  biefe  Unternehmung ;  benn  i!^ret= 
tuillen  mußten  fyran^ofen  unb  ©c^meiäer  nacC)  ^ilano. 

Ueber  eine  äÖeile  !am  ber  33ote  bon  ßobobico'^  ©efangenfd^aft. 
2cr  ^$apft  gab  i^m  100  S)ucaten;  bie  ütömer  fd^rieen  „Crfo  unb 
<sran,5ia"  in  ben  ©trafen*),  ßefar,  ber  inbeg  ^IJtantel,  Barett  unb 
Stab  be§  @onfalonierat§  ber  i^ird^e  befommen ,  ging  miber  ^o§ann 
Sjoraa  5U  ^efaro^).  ^o^ann  l}offte  auf  fein  S5ol!,  auf  35enebig, 
auf  Urbino.  ^n  feinem  ©aale  Ijatten  i^m  Slbel  unb  SBürgerfd^aft  auf 
feinen  SSortrag  Sreue  unb  ^ülfeleiftung  berfprod^en;  unmittelbar 
barauf  entberfte  er  eine  S5erfd§mörung.  @r  mar  nad^  S5enebig  geeilt, 
bas  i^n  immer  gefd^ü^t;  bo^  biegmal  erinnerte  e§  il}n,  mie  er  tür= 
fifdie  (Sefanbten  bei  fi^  aufgenommen;  ber  ^er^og  ju  Urbino  fprad^ 
i^m  ben  fd)led^ten  2:roft  au,  er  möge  fid^  für  eine  beffere  3eit  auf= 
l^aren®).  2Bie  (£efar  fid^  nöi^erte,  fto^  er  unb  l^interlieg  i^m  Stabt 
unb  Sanb.  Sa  moEte  il)n  aud^  ^anbolf  ^alatefta  ju  Ütimini 
ni(^t  erroarten.     S3or  bem  ;^a^re   l)atte  i^m   SJenebig   einen  ^robe= 

1)  Chrouicon  Venetum,  p.  128. 

2)  Burcardus  II,  61. 

3)  Chronicon  Yenetum  135. 

4)  Burcardus  2116. 

5)  Burcardus  2114. 

6)  Baldi  Guidubaldo  215. 


138  öi:fte§  35u(^.    23ierte§  Kapitel. 


I 


bitor  5um  ©d^u^e  ö'^f^^^^t  fo  bag  ßefar  abgezogen  unb  er  3u  f^üj 
ber  ©ignorie  geeilt  tüar  ^) ,  if)x  p  banfen ;  nun  aber  lüar  biefelbe 
tür  ben  $a:pft,  ber  i^x  geiftUd^e  @in!ünfte  mtber  bie  Slürfen  ^utoieS; 
i^n  ^a^k  fein  S3o(!,  aud^  er  ftol^.  hierauf,  ba  Htte§  ju  gelingen 
fd^ien,  rücfte  ß^efar  im  ^Jlobember  1500  tüiber  f^^en^a. 

S5or  allen  Sfiomagnern  toaren  bie  f^aentiner  einmüt^ig,  öon 
-Öänben  funftreid^,  aU  beren  Seintuanb  bie  toeifeefte  \vax,  hexen  2;ö^fer= 
njaaren  einen  eigenen  Flamen  ertüarben,  unb,  feit  fie  bie  33oIg-§ereHen 
gegen  f^riebrid^S  II.  Uebermad^t  unb  alle  ^oi^  bert^eibigt,  um  itirer 
Xreue  tüillen  Berül^mt^).  S)amal§  lebten  bon  i^ren  alten  f^ürften, 
ben  ^anfrebbi,  nod^  amei  ^^ünglinge,  ber  ältere  öon  i^^nen,  ?lftorre, 
ber  ettüa  15  S^al^re  ^äl^lte,  mie  ein  @ngel  an  S5erftanb  unb  (5d^ön= 
T^eit.  ^^r  einjiger  33unbe§geno§  toar  ber  äöinter;  aber  fo  mo:^l 
Bebtenten  fie  fi(^  feiner,  ba^  (£efar  am  10.  5tage  abjog.  ^m  Slpril 
1501  !am  er  tüieber.  ©ie  töbteten  i:§m  für  60  SSürger  1000  Mann, 
1400  f:prengten  fie  i!§m  mit  einer  33aftei  in  bie  ßuft^)  ,  unb 
autoeilen  !am  ber  ^a^ft  au§  TOßmut^  nid^t  in  bie  ßapeEe;  aber 
ßefar  toar  öon  feinem  S5erluft  nid§t  gefd^tüäd^t,  ba  i:§m  bie  milben 
@aben  ber  ^römmigfeit  ju  Gebote  ftanben,  unb  fie  tourben  bon  ii^ren 
35ortI)eilen  berborben.  S5on  breimaligem  Eingriff  auf§  äugerfte  er= 
mattet,  al§  ßefar  i^nen  ©id^er^^eit  unb  il^ren  f^ürften  ^^rei^eit  3uge= 
fagt,  ergaben  fie  fid^  enblidl)*).  ©eitbem  1)u%  öefar  ^er^og  bon 
Olomagna,  unb  bi§  ^ie^er  gab  ßubtüig  XII.  feine  Unternel^mungen 
au.  3lber  fd^on  al§  er  SSologna  bebro^ete,  toiberftanb  i^m  ^ol^ann 
SBentiboglio  in  franaöfifd^em  ©d^u^e  unb  !am  mit  einigen  ^a^lungen 
baüon^).  5ll§  er  barauf  in§  f^lorentinifd^e  einbrad^.  al§  tooEe  er 
bie  Mebici  aurütffül^ren  ,  erinnerte  i^n  ber  Äönig  unb  fein  35ater, 
abauaie^en,  unb  er  mu^te  fid^  mit  @elb  unb  einer  ßonbotta  be= 
gnügen®).  ©elbft  al§  er  fid^  auf  ^bpiano  bon  ^iombino  ftürate, 
§ätte  e§  ber  ^önig  nid^t  ungern  gefe^en,  trenn  @enua  ben  fd^önen 
§afen  boE  filmen  3öaffer§  ettüa  aubor  burd§  ^auf  an  fid^  gebraut 
l^ättc;  aber  aEaufd^nett  toar  ßefar  ba,  unb  toie  er  nur  @lba  unb 
^ianofa  l^atte,  mußte  i:^m  ber  prft  beffelben  aud§  ^iombino  über= 
laffen   unb   in§  ©criüiat^al ,   auf  ba§  (S5ut  eine§  ©pinola  pikten  ^). 

1)  Chronicon  Venetum  241. 

2)  Leander  Alberti,  Descriptio  Italiae. 

3)  Zurita  I,  209. 

4)  Diarium  Ferrarense  393,  395. 

5)  Nardi  70. 

6)  Nardi.    Nerli  V,  86.    Macchiavelli,  Discorsi  I,  38. 

7)  Senarega,  Annales. 


Sllejanber  VI.  unb  fein  ©o^n  gegen  bic  SBafoÜen  bcr  Äitd^e.      139 

iclbft  5lIton§   tjon  ^errara  trat  nxd)t  ftat!   genug,    t^m  ju  toiber= 
[te^en,    unb   mu^te  fic^   burc^   feine  §eirat§   mit  btefem  (Befd)le(^te 
,  jDeijtänbtgen. 

11        Sefar  ift  tüie  ein  Üiaubt^ier  in  ber  <g)ürbe,  ba§  mit  bem  .Ritten 

VeinDerftanben  toäre.     (Seine  ©ölbnet  trugen  t)on  ber  redeten  Si^ulter 

mä)   ber  ltn!en  ^üfte  ein  SQÖe'^rgel^en!,  ba§  eine  fc^ut)pige,    in  @oIb 

unb  f^arben  f^tetenbe  ©d^lange  öorfteEte,  bte  mit  fteben  köpfen  ^in= 

lunterf(^na|)^)te^).     ^Ber    toeli^eS    ©t)mbol  !önnte   beffen  Sßerrud^t^eit 

augbrürfen,    ber  toä'^renb  biefer  kämpfe   einmal  nac^  ütom  tarn,  bic 

Ji  ©trage  @t.  $eter§  fd^Uegen,   fed^g   ^enfd^en  tjineinbringen  unb  biefe 

|mit  Pfeilen  jagen  lieg,   felBer  ftanb  unb  f($o§,  bt§  fie  ftarben,  tüie 

jein  SGßilb  ftirBt^),   —  ber  ^ftorren  bie   ^rei^eit  5ufagte  unb  barauf 

■f  biefen  unfd^ulbigen  Knaben,  bie|e§  eble  S3lut  toiber  bie  D'^atur  jd§än= 

{'bete,  il§n  bod^   nod§  fürdjtete  unb  am  @nbe,  einen  (Stein  an  feinem 

§a(fe,  mit  feinem  SSruber  in  bie  Xtber  werfen  lieg^). 

^ie  ^erid^te  @otteg  toaren  über  :^ytalien.  S)a§  35erberben  ^atte 
ftcft  aufgemad^t  unb  ging  t)on  einem  ^alafte  ^um  anbern.  9lod^ 
waren  attein  bie  eigentlid^en  5lragonen,  geberigo  unb  fein  §au§,  übrig; 
eö  !am  aud^  il)nen  na'^e.  Seim  erften  Zugriff  auf  bie  ©forden  toar 
5l(fonfo  ba  S3i§ceglia,  5llejanber§  aragonifd^er  @ibam,  bon  ütom  ge= 
flogen.  Söäre  er  bod^  nie  5urüdtge!ommen !  ^unme'^r,  am  "^eEen 
Jage*),  al§  er  über  ben  $eter§^3la|  ging,  toarb  er  meud^üng§  ange= 
faEen  unb  breifad^  bertüunbet  naä)  §aufe  getragen;  bod§  ba  er  feinen 
Söunben  nirfjt  fogleid^  unterlag,  bebiente  fi(^  ßefar  feinet  §en!er§ 
^i(f)eIotto,  um  i^n  in  feinem  SSette  umbringen  ju  (äffen  ^).  f^em 
in  Ungarn  mar  35eatrij,  bie  Sod^ter  ^^errante^g  be§  bitten,  .^önig 
3[ö(abi§(am§  ^ema^lin;  nad^bem  fie  einen  befferen  @ema^t  Verloren, 
§atte  fie  biefem  bie  ^rone  öerfi^afft.  Sölabi^lato  aber  mar  il^rer  lange 
mübe.  ^llejanber,  ben  immer  einige  9ftütffidf)ten  ge'^inbert,  f^rad;  il)n 
nun  berfelben  lebig;   3lnna  bon  ßanbale,  au§  bem  töniglid^en  §aufc 

1)  Baldi  Guidubaldo,  p.  216. 

2)  Burcardus  2121. 

3)  Nardi  IV,  71.    Burcardus  2138. 

4)  Burcardus  2123. 

5)  Passero  123.  («.  b.  2. 31.)  Sergl.  Sfiömifd^e  5)ßäpfte  ©.  2Ö.  »b.  37,  <B.  38, 
unb  9lelation  ^aolo  ßapeßo'ä  im  3ln()ange  jutn  3.  SBbe.  ^r.  3.  eigentpmlid^ 
bic  @raQl)lunQen  ber  ^eapolttanet,  bic  au§  ben  S3etid^ten  ftammen,  toelc^c  an 
bem  |)ofe  be§  ^önig§  ^ebetigo  batüber  einliefen,  3.  f&.  Ui  ©iacomo,  ber  fc^r 
genau  über  bie  SSertounbung  fpric^t,  ©.  235:  una  alabardata  alla  spalla, 
una  ferita  dereto  la  testa  et  una  stocchata  in  11  fianchi. 


140  ©rftel  iSud^.    5ßiettc§  ßapitel. 

öon  f5mn!retd§,  trat  an  i^re  Statt  ^).    ^n  f^eberigo  fetbft  tourbe 
ßeben  biefe^  @ef(i)Ied^tg   bebro^t.     ?ll^  ^ailanb   auerft   erobert  to< 
rühmten  \iä)  bie  franäöfifd^en  greitotEigen ,    ,,nun  fei  l^unbert  ^a\ 
,^rieg  unb  feinen  Sag  f^nebe^);    e§  gei)e  tüiber  bie  2:ür!en,  eg  g^ 
über  bie  5ll^en,  bod§  am  erften  gegen  ^ea^jel".    «hierauf  ^atte  gebet 
ptoeilen  au  unter^anbeln  berfuc^t;   boc^  fa^  er  fic^  nur  :§inge^alt^ 
^m  3l|)ril   1501    tnurben   bie  ^^tüftungen  offenbar,   unb  im  ^ai 
ftärte  ßubttjig  bem  9tei(^§rat^e  ber  2)eutfd§en,    ber  bi§  3um  1. 
mit  i^m  6tittftanb  gefc^Ioffen  unb  ^ajimitianS  §änbe  banb,    fei 
^bfic^t^).    Snt  ^uni  !am  ba§  §eer  in§  gtorentinifd^e,  unb  in  9lt 
ma(i)te   man  Sauben   für  bie  50^enfd§en   unb  Grippen  für  bie  ^ferbf 
unb  rid^tete  für  ben  Äönig  eine  SSol^nung  ein*). 

Stiele  backten  bann,  toie  nal^e  ^erbinanb  ^eberigo  bertüanbt  fei, 
toie  berfelbe  aud^  tuiber  feinen  S^ertrag  f^errantino  ju  §ü(fe  gelommen 
unb  i^n  gerettet;  nun  ftetje  ^onjat  gerüftet  in  ^effina;  eS  fei  ein 
langer  l^rieg,  tjieEeid^t  ein  Umfc^Iag  be§  ganzen  fran^öfifd^en  @(üc!e^ 
^u  erwarten,  geberigo  I)atte  ^onjal  gefragt,  ob  er  auf  i^n  jä^len 
bürfe,  unb  biefer  geanttoortet :    „^ein  §err  ift  @uer  greunb." 

2)0(^  bem  toar  ni(^t  fo.  5lud§  ^errantino  märe  fc^toerlid^  leb-- 
]^aft  unterftü^t  morben,  märe  er  nid)t  mit  Sfoanen,  ^erbinaubS  ^id^te, 
Dermä^tt  gemefen.  S)enn  hk  alte  Sermanbtfd^aft,  öom  erften  3Ilfonfo 
^er,  mar  biefem  ber^^t,  inbem  fie  feine  Sinie  'Stapel  beraubt  l§atte, 
unb  galt  i^m  niif)t§.  Sind)  fyeberigo  ^atte  eine  neue  gefud^t  unb 
für  feinen  (Bof)n  um  Serbinanbg  iüngfte  S^od^ter  ober  um  jene  9Hd^te 
gebeten^);  bod^  bie  eine  fd^lug  berfelbe  ab,  für  bie  anbere  forbertc 
er  einen  unerfc^toinglid^en  SSrautfd^a^.  (Sd)on  fa|te  er  feine  eigenen 
^nfprüd^e  in§  5luge.  S5ereit§  mit  .^arl  VIII.  ]§at  er  über  eine  @nt* 
fcl)äbigung  für  feine  5lnfprüd^e  an  5^ea^jel,  menn  Äarl  e§  nodf)  ein*^ 
mal  über^ieT^e ,  entmeber  ßalabrien  bon  bem  ^önigreid^e,  ober 
eine  2^1^eilung  gan^  Italiens  in  brei  5lnt^eile  für  ben  fran^öfi* 
fd^en,  ben  beutfd^en  unb  il^n,  ben  fpanifd^en  ^önig,  unter^anbelt^). 
Äarl  mar  geftorben.  hierauf,  in  ben  ^Infängen  bon  ßubmig  XII., 
f(^lo§    er   mit   bemfelben    einen   S5ertrag,    bod)    o^ne   9tüdffid)t   auf 


1)  Burcardus  2116.    Zurita  180.    Petrus  M.,  Epist.  XI,  190.  1 

2)  Burcardus. 

3)  SJorttog  5lltobofto'g  in  3«üaer§  ^cid^^tagSftaot.  p.  107. 

4)  Burcardus. 

5)  Passero,  p.  120.    Zurita.  ^ 

6)  Zurita  132-138.    Comines  am  ©nbe.  J 


Sllepnbet  VI.  unb  fein  ©o^n  gegen  bic  SJajoIIen  ber  Äird^e.       141 

(A-eberigo  ^).  5n§  m  biefer  Äönig  ^u  feinem  Qn^e  in  ^ereitfc^aft 
e^te,  Bejuc^te  ^üRo^en  @raEa,  gerbtnanbS  ^Botfd^ayter,  ben  (Satbmal 
öon  ^Slmboife  unb  fagte  il^m  unter  bem  ©d^ein,  aU  äußere  er  feine 
.tgenen  ©ebanfen:  „2öie,  tüenn  ^^x  @uc§  mit  un§  üBer  ^flea^el  t)er= 
trüget,  toie  mit  S5enebig  über  ^ailanb?"  ^Imboife  l^atte  immer  bie 
'Xnf^rüc^e  ber  ©panier  gefürchtet;  er  entgegnete:  „<Bo  tuerben  toir 
beibe  bie  .Königreiche  in  greunbfc^aft  ^tten  muffen"  ^).  S)od^ 
(^xaäa  mar  (ängft  öon  feinem  ^erm  beauftragt,  ^m  22.  (Se|)tember 
1500  !am  e§  ^um  mir!lic§en  S5ertrage :  „ba§  Gebiet  öon  5^ea^et  foUc 
in  ätnei  Hälften  get!)eilt  merben,  bie  eine,  ^IBru^jen  unb  ßaboro,  mit 
bem  2;itel  be§  ^önigreidf)e§  für  Subtoig,  bie  anbere,  5l|)ulien  unb  ßa= 
(abrien,  a(§  ein  |)er3ogtt)um  für  gerbinanb.  (Sine  toeitere  3lu§= 
(^(ei(f)ung ,  befonber§  tüegen  ber  ^ogana ,  moÜe  man  nac^  ber  ($r= 
oberung  treffen"^).  2)iefer  S5ertrag  mar  no(^  unbetont,  aU  bie 
JXran^ofen  im  ^lorentinif(^en  angelangt  toaren.  S)amal§  aber,  am 
3t.  $eter§=2;age  1501,  trugen  i^n  beibe  ^efanbte  bem  $a|)fte  bor, 
unb  berfelbe  belel)nte  beibe  dürften  3uglei(^^).  (Srft  ^^ierburd^  erfuT^r 
Jyebertgo,  tcag  gegen  i^n  im  Söerfe  mar.  S)a  fc^icfte  ^on^al  ani^n: 
,cr  entfage  feinem  ße^n  in  ^^eapel;  benn  er  muffe  bem  @ib  ent= 
tagen  ^) ,  ben  er  bafür  geleiftet"  ;  unb  mit  greubcn  faT§  ber  ^a^jft 
ba§  fran^öfifc^e  ^eer,  2000  ^ferbe,  12,000  mann  ju  f^ufe  unb 
42  BiM  @efd§ü|,  im  (Sparten  ber  ®nget§burg  nad^  ben  nea:poIitanif(^en 
<>>renäen  öorüber^ie^en^). 

Söenn  f^eberigo  um  fi(J  fa^,  fo  fanb  er  nid^tg,  toorauf  er  fi(^ 
ijatte  berlaffen  fonnen.  ^ie  öftlid^e  ^üfte  tüar  in  3}enebig§,  ftar!e 
(Veftungen  burd^  alte  S5erträge  in  ber  ©panier  §anb.  @oEte  er  auf 
icine  S3arone  bertrauen,  bie  nid^t  einmal  alle  an  feiner  Krönung 
2:^eil  nelimen  tooEten^),  hk  in  i^rem  Gebiete  rei^tlo^  liefen,  toer  i^m 
günftig  mar,  bie  er  nur  mit  ^on^alS  .^ülfe  ^ätte  befiegen  fönnen?^) 
%\t  ßolonna  aEein  toaren  i§m  treu ;  bo{^  biefe  felbft  bebeuteten  nid^tS 
unb  trugen  i^re  @üter  im  ^ird^enftaat  ben  ßarbinälen  auf.  ^^re  5Jleier 
tüurben  ge^mungen,  bem  ^apft  ^u  ^ulbigen,  unb  eine  S5erfammlung 

1)  Zurita,  f.  140. 

2)  Zurita,  f.  168. 

3)  Zurita,  f.  192. 

4)  GuicciardiDi  IV,  266. 

5)  Zurita,  f.  212. 

6)  Burcardus  2131. 

7)  Zurita,  f.  126. 

8)  Zurita,  180,  132. 


142  <*»:ftce  iöuä).    Stcrteg  gapitel. 

römif^ev  SBürger  befd^log,  i^nen  Marino  ju  aerftöten^).     Seberi 
einätger  2:roft  mod^ten  bie  ©täbte  fein,  unb  t)ier  fatj  man  bie  5JIq 
au§Beffern,   für  ^anbmül^Ien  forgen,  Sauern  l^ereintreiben  unb  i 
Sd)eunen  antoeifen  ^). 

Äein  %nUxd  ift  nieberfd^Iagenber  al§  ein  Sanb,  ba§  fid^ 
©d^Ujertfd^lag  untertüirft.  (S$on3al  ^^atte  15  $(ä^e,  e^^e  er  no(^ 
$ferb  üBergefe^t.  ^ad^bem  ^a^jua  burd)  beutfd^e  ^iet^§tru 
einen  ^lugenBlici  fid§  ge'^alten,  ritt  ber  @raf  öon  ^otenta  ^in  ^ 
gleid§  al§  ob  er  fe^^en  tüoUk ,  toie  e§  mit  bem  f^einbe  fte^e,  unb  ttt  ! 
bem  übergab  er  i^m  ein  Z^ox^).  hierauf  fiel  bie  ©tabt.  5^un  bertor  ] 
geberigo  alle  .^offnung,  fid^  3U  bel^au^ten.  S)ie  beiben  großen  .^ö= 
nigc  feine  f^einbe  unb  bereite  im  5lnauge  gegen  il^n,  ber  ^a|)ft  mit 
i^nen  bereinigt,  feine  S5afatten  in  bollem  SlbfaE.  @r  bact)te  nur 
baran,  fid)  felbft  unb  feine  gamitie  ju  retten  unb  fein  Sanb  nict)t  ben 
35ermüftungen  eineö  Krieges  ))rei§5ugeben.  fSox  bem  X^ore  be§ 
^rfenatö  in  ^^lea^jel  berfammelte  ber  Äönig  feine  ^Bürger  unb  @bel= 
leute:  „ba  i^n  ba§  ©efi^icE  berjage,  entlaffe  er  fie  i^re§  @ibe§"*). 
@r  felbft  fam  mit  ben  fyranaofen  überein:  „!önne  er  fic§  nidf)t  in 
„ferf)§  Monaten  mit  einem  .^eere  geigen,  fo  foEe  er  nad§  ^^rantreid^ 
„in  bie  S5efi|ungen  gelten,  bie  er  ba  be!ommen  toerbe,  unb  ebenba^in 
„feine  Sc^ä^e,  feine  SSe!annten,  feine  i^reunbe"  ^).  hierauf  begab 
er  fid^  nad§  3f§<j§ici-  S)a'^in  !amen  bie  ungarifd^e  SSeatrij,  bie  mai= 
länbifd^e  ;^fabella,  fein  ganzes  §au§  unb  hk  Söenigen,  bie  il^m  ge= 
treu  maren.  Niemals  ^at  er  fid^  toieber  mit  einem  .&eere  feigen 
fönnen  unb  ift  in  gran!reid§  geblieben,  äöie  ganj  anbere  @rtt)ar= 
tungen  :^atte  unb  getüäljrte  er  bor  brei^ig  ^aijxm,  aU  er  in  erfter 
S^ugenbblüt^e,  in  .g)offnung  auf  bie  Zoä)kx  ^axU  be§  Äü^nen,  burd§ 
^om  50g  ^) !  @r  mar  meber  ,^önig  nod§  an^  ^ronerbe ;  aber  bie  ßar= 
binäle  ftrttten  fid§,  mer  bor  ben  anbern  xijn  ein'^olen  bürfe.  5[Rit  i!^m 
ging  ba§  aragonifdlie  .&au§  äu  @runbe,  mie  ba§  ffor^ifd^e,  bie  beibe 
bor  furaem  in  ^^talien  melir  al§  aEe  anberen  geblüht  Ratten.  S^-'^gen 
mir  nad^,  mag  fie  leifteten,  fo  ift  ben  ^ftalienern  burd^  fie  geglückt, 
mag  i^nen  nur  feiten  gefd^e^en,  ba^  fie  eine  3^itlang  bon  bem  6in= 
fluffe  frember   ^^lationen   frei   blieben,     äöurbe   f^ran^   ©forja    nid§t 

1)  Burcardus  2129. 

2)  Caracciolus,  "Vita  Spinelli,  p.  47. 

3)  Arluni  I,  17.    Zurita  215. 

4)  Passero,  p.  125. 

5)  Zurita  218. 

6)  Jacob  Volaterranus,  Diarium  Romanum  XXII,  95. 


^llcjanbcr  VI.  unh  fein  ©ot)n  gegen  bie  SBafoüen  bei  ßird^e.       143 

öert  bet  SomBatbei,  fo  tourben  e§  bie  f^ron^ofen;  gab  5llfotiyo  ntdit 
feinem  unechten  ©o]§ne  Stapel,  fo  30g  fd^on  bamalS  ein  fpanifd^er 
Untetfönig  ein.  2)urd^  i^re  felbftänbige  ^InffteEung  tuurbe  e§  möglich, 
ha^  bie  ;2ftaliener,  frei  t)on  frenibem  ©influg,  inner(id)  Beftänbig 
in  SSetoegung  unb  Söettcifer,  in  einigermaßen  Bef(i)rän!tem  @efiii)tg= 
f reife  i^re  geiftigc  .^raft  ju  einer  S5ollenbung  enttoirfelten,  tüetd^e  ben 
germanif(^=romanifd§en  ^flationen  immer  al§  eine  ^öc^ftc  (Stufe  ber 
S3ilbung  crfd^ienen  ift,  bie  fie  bi§  je^t  erreicht  ^aBen.  ©ie  er!ennen 
an,  baß  aEe  neue  2öiffenf($aft  unb  Äunft  in  biefer  Qeit  tüur^ett. 
^tun  mußten  fi(^  biefe  Beiben  ^efd^tec^ter  ^au^tfäd^üc^  um  smeicr 
ivrauen  miEen  trennen;  ba§  eine  mußte  bie  f^ran^ofen,  ba§  anbere 
bie  6|)anier  rufen;  nad^bem  fie  einanber  gefd^mät^t,  ^alf  feine  S3er= 
cinigung;  bie  berufenen  traten  jufammen  unb  Dernid^teten  Seibe. 
^iufammen  ftnb  fie  em^orgelommen ,  ^aBen  ^ufammen  geBlü^t  unb 
finb  äufammen  untergegangen. 

^Jlad)  biefem  ©reigniffe  fonnte  man  in  frangöfifdfiem  @eleit  üon 
ben  ^t)renäen  Bi§  nad)  9leapel  reifen;  an  bem  f^uße  :3talien§  !amen 
bie  ©|)anicr  toeiter  em:por.  ^Jlajimitian ,  um  burdt)  biefen  ftarten 
[vcinb  nirf)t  gana  ^u  üerberBen,  mußte  p  3^rient  bem  Könige  öon 
[sranfreic^  bie  Sele^nung  mit  Maitanb  ^ufagen  ^) ;  brei  unaBpngige 
unb  t)or5ügIi(^  t^ätige  (iJüeber  ber  ß^iriften^eit  maren  öernid^tet,  unb 
mir  brei  größere  (Staaten  Beftanben  noc^  in  ;^talien.  S)ag  tüar  ber 
(molg  ber  SSetoegungen  Äart§  VIII.  tln§  aBer  tüirb  nid^t  U)ol§(  ju 
iUut^e.  äöir  Beilagen  e§,  toenn  ba§  eigentpmlii^e  ßeBen,  menn  bie 
(n-eatur  (Sottet  ^u  Ö5runbe  ge^t.  @ine  33etrad^tung  gieBt  e§,  bie 
\nx  Seru^^igung  bienen  !ann. 

Raffen  toir  ^ufammen,  baß  Otranto  fd^on  einmal  in  ber  §anb 
ber  3:ür!en  toar,  unb  baß  ein  getüiffer  ^occalin  i^nen  ein  anber  ^al 
Ofimo  öerfd^rieBen ,  baß  in  ^Jlea^el  Balb  bie  Könige,  Balb  bie  33a= 
vone  fie  riefen,  baß  p  ^efaro  im  Äird^enftaat  i^re  ^oten  fid)ere 
'Xufna^me  fanben,  baß  fie  auf  S5eranlaffung  Öoboüico  (Sfor^a'g  in 
Jvviaul  einBratfien,  Bebenlen  toir,  toie  einmüt'^ig  unb  getnaltig  fie  ent= 
tueber  tüaren,  ober  in  furjem  mürben,  mie  uneinig  unb  fdfjtoad^  fid^ 
bie  Italiener  geigten,  fo  fönnen  mir  nid^t  leugnen,  baß  ütom  fo  gut 
in  il)re  .^änbe  faEen  fonnte,  tüie  (Sonftantino^el ,  baß  bon  bem  @e= 
\d)xd,  toeldfieg  bie  Ungarn  Betraf,  gan^  Italien  unb  ^unäd^ft  ^leapd, 
an  meldf)e§  bie  jlürfen  f(^on  ^nf|)rüd§e  mad§ten,  leicht  auä)  Betroffen 
tuerben  fonnte.  5^un  aBer  nahmen  mäd^tigere  ^ad£)Barn  bie  ©renken 
ein,  meldte  ilinen  Sßiberftanb  leifteten. 

1)  Dumont  IV,  1,  16. 


144  @tftß«  '^nä).    aSictteS  Kapitel. 

/X    2)ie   Surfen   felbft   unb   faft  ber  gan^e  mu:^amebantf(^e  5lc 
tüaren  in  biefen  .^rieg  tiertüicEelt. 

^biiatia^ib  nämlic^,  ben  tt)ir  ^aiasetfi  nennen,  burd)  Soboüic 
be§  ^o^ren  ^otfc^aften  Betüegt,  bebad^te,  n)enn  Subtüig  XII.  in  i^tal 
gefiegt  ^abe,  nefime  er  and)  too^l  bie  übrigen  $läne  fetneä  S^orfa'^i 
anf;  S5enebig  ^njinge  bie  tür!ifcf)en  ©d^iffe,  bor  ben  feinen  bie  6f 
ju  ftreii^en,  i^m  ^nr  ©c^anbe;  übrigen^  ^abe  er  fünf  ^a^xt 
Stambul  geruht,  unb  je^t  fei  ber  Za^,  too  er  i^nebed^t,  b.  t.  ße^jai 
erobern  !önne^).  2)e§toegen  gab  er  5lnbrea  3ancani,  ber  il^n 
f^rieben  hat,  nur  einen  italienifc^en  S5ertrag§brtef  3U,  aU  bon  bi 
er  nid^t  gebunben  ^u  »erben  glaubte,  unb  feineötoegS  einen  türü« 
fdf)en^).  3öäl)renb  nun  5lnbrea  frö^li(^  ^urücfging:  „ber  Ottiman 
ber  Ot^manig,  ber  ©rogtür!,  ^abe  i^n  aEe§  ^uten  berfic^ert,"  rüftetc 
biefer  270  Schiffe  im  ^eEe^bont  unb  250,000  ^ferbe  in  mriano|)et 
unb  fanbte  im  i^uni  1499  au§,  3fi^^  3^  iplünbern^).  i^m  5luguft 
aber  gingen  beibe,  er  ju  ßanb  unb  feine  flotte  5ur  ©ee,  gegen  Se- 
panto.  £)iefe  ern^artete  bei  ©apienja  ^Intonio  ©rirnani.  ?Intonio 
toar  au§  bem  gtücttid^ften  Kaufmann,  in  beffen  .g)anb  @rbe  p  @otb 
5U  toerben  fdt)ien,  f^elbi^err  ber  S5eneäianer  getoorben,  unb  fie  glaubten, 
einen  ^llejanber,  einen  ßäfar  an  i^m  5U  ^aben^).  5^un  ^atte  er 
f(^on  ba§  ©d^iff  ber  ^ifger  nadf)  ^erufalem  a(§  ^u  bem  T^eiligften 
äöer!,  einer  ©d^tac^t  miber  bie  Ungläubigen,  ^urüdge^alten ;  er  l^atte 
fcl)on  ben  Sage^befel^l  unter^eid^net,  „mit  (Botte§  Knaben  tooEe  er  an= 
greifen" ;  aber  mie  bie  2;ür!en  öon  ^ortolungo ,  bie  ß^riften  bon 
©apien^a  l)erau§fdf)ifften,  jeigten  ftd^  meber  bie  einen  nod^  bie  anberen 
geroiEt,  ftd^  ^u  fd^lagen,  madl)ten  beibe  i^^re  äÖenbungen  unb  fe^rten 
um.  ©nblid^  toarb  man  entfd^loffener.  2)a§  größte  türüfd^e  ©d§tff 
fu^^r  äum  ©dalagen  l)erau§.  @ben  toaren  aud§  ^mei  d§riftli(%e  toiber 
baffelbe  in  S3ereitf d^aft ;  fo  !am  öon  ßorfu,  mo  er  be§  geinbeg  t)er= 
gebend  geU^artet,  5lnbrea  ßorebano,  ba§  tapferfte  .g)erä,  3ur  f^^^otte, 
unb  wie  i^m  bie  3Jlannfd§aft  freubig  äurief,  mie  er  ben  General  ge= 
fragt,  tooij'm  bemfelben  gefaEe,  ba§  er  gei^e,  beftieg  er  eineg  bon  ben 
beiben.  ©ie  fuhren  unb  enterten  ben'2ür!en.  5lEe  brei  gerietljen 
in  SSranb.  Söäl^renb  bie  dürfen  bie  ^^ren  in  Salinen  ^u  empfangen 
eilten,    ftanben  bie   ßl^riften  toie  betäubt,     ßorebano  mad^te  leinen 

1)  Leunclavii   Annales   Turcorum,   p.    35.    Ejusdem  Pandectae 
storiae  Turcicae,  p.  192. 

2)  Bembus,  Histor,  Venetura  91  a.  92  a. 

3)  Chronicon  Venetum  74. 

4)  Chronicon  Venetum  125,  126.    Jovius,  Elogia,  p.  800. 


Sllejanbet  VI.  utib  fein  ©o!^n  gegen  bie  SBofattcn  bct  Ättd|e.       145 

SBcrfud^,  ft($  3U  retten,  er  ]\)taä) :  „Unter  btefer  f^a^ne  Bin  xd)  geboren, 
unter  btefer  ^a^e  toiE  td^  fterBen" ,  nnb  ging  in  bie  Stammen. 
S)ie  Uebrigen  toarfen  \iä)  in  6ee  unb  tourben  gefangen;  fo  toax 
btefer  ©treit  öerloren^).  @rintani  toxä);  bie  2^ür!en  famen  ^n  ßanb 
unb  äu  ©ee  bor  ße^anto  unb  nahmen  e§  ein  ^).  3^^it<iufenb  anbere 
jjlünberten  in  f^nuli,  fo  ha^  man  in  Slreöifo,  ja  in  2Jleftre  bie 
3:i§ore  nid§t  p  öffnen  njagte;  S^i^cani,  ber  gegen  fie  gefanbt  toar, 
traute  ftd^  nic^t  auö  @rabi§ca^). 

3ancani  toarb  berbannt ;  ^rintani  toarb  auc§  berbannt.  ^m 
näc^ften  3^a^re  ging  ^IJtetd^ior  ^^riöifan,  ÖJrimani'g  ^eftigfter  geinb, 
toiber  bie  2:ür!en;  aber  aud§  biefer  fonnte  njeber  Se^^alogna  er= 
obem,  no(^  5[Jlobon  entfe^en,  fonbern  ^Ibua^a^ib  ual^nt  Soron,  5Jlo= 
bon*)  unb  5tat)arin. 

^un  ift  m  bemerfen,  ba^  in  berfelben  Qni  fid§  aud^  bie 
']Jtauren  öon  (S^ranaba  toiber  bie  Könige  ton  ©ib^^i^^  erhoben, 
limene^,  ^r^bifd^of  3U  I^olebo,  §atte  einige  5llfaquin§  burd^  feibene 
f (eiber  unb  rot^e  ^üte,  einen  gegri  burd^  ^efängni^.unb  (iJefd^enfe 
erweid^t  nat>  barauf  biefe  unb  eine  gro^e  S^^  5lnberer  öom  3llbat)jin 
getauft. /5ll§  er  aber  an  5000  iftrer  JBud^er  ^  fd§ön  bon  (BoVb  unb 
Silber/unb  fünfttic^er  5lrbeit,  auf  einem  ©d^eiter^aufen  Verbrannt  ^atte, 
ftanb  baö  S5ol!  auf,  töbtete  feine  2)iener  unb  fd§onte  faum  i^n. 
3)er  ^önig  !am  traurig  gur  Königin:  „if)x  Wöxi^  ^abe  \f)mn  i^xt 
Eroberung  wieber  entriffen"  ^).  5^un  befannen  fid^  jtoar  brei  2age 
barauf  bie  3)lauren  in  ber  ©tabt^):  um  ber  ©träfe  3U  entgegen, 
üegen  fie  fid^  taufen  unb  SSilber  in  i^re  ^ülegquiten  bringen;  aber 
bie  5!Jlauren  t)on  ben  Gebirgen,  auf  ben  uuäugänglid^en  ©bi^en  ber 
l^KbujarraS,  ber  rotten,  ber  Weisen,  ber  befd^neiten  Sierra,  tüaren 
uii^t  pr  '^uf)e  px  bringen. 

3tt)ei  SSrüber,  b'Stg^ilar,  jogen  n)iber  5?lauren  unb  2;ür!en 
tn§  gelb,  ber  ältere,  5llfonfo,  toiber  bie  5!Jlauren,  unb  biefer  ttJarb 
erf(^lagen.  S)a  Stiele  burd§au§  nid^t  ©Triften  ttjerben  tooEten,  mufete 
man  fie  nad^  5lfri!a  entlaffen ,  unb  täglich  gingen  bie  guften ,  fie 
überäufe|en,   l^in  unb   ^er"^).     S)ie  Uebrigen  im  S^itnt  ju   l^alten, 

1)  Chronicon  Venetum  86,  96,  109.    Petrus  Justinianus,  p.  354. 

2)  Annales  Turcici. 

3)  Bembus  105,  106. 

4)  Petrus  Martyr  XIII,  217. 

5)  Gomez,  Vita  Ximenis  958—961. 

6)  Zurita  172. 

7)  Zurita  202,  203. 

b.  gtonle'g  SQßetle  XXXIII.  XXXIV.  üiotn.  u.  flerm.  »öller.  3.  Slufl.         10 


146  @rfte§  93u(ä^.    S5iette§  ^apiUl. 


II 


BlieB  ^rtegööolf  aurüd.  ^er  5lnbete  aBer,  ©onjal,  ber  groge  6a^)i= 
tön,  ging  ben  SBenejtanem  ju  §illfe,  itnb  feine  5ln!nnft  Brad^te  i^net 
ba§  (^IM.  5lbuat)aäib,  ben  ba§  ^obagra  läl^mte,  tüar  nad)  feinen- 
$a(aft  gegangen,  bem  ©tubiunt  be§  5lt)ein:oe§  oBpliegen,  unb  eBet 
fam  Sriöifan  öon  feiner  S5erfoIgung  tüieber ,  öoE  ©tol^ ,  ba§  er  in 
5lngefi(f)t  öon  @uro^a  unb  5lfien  einige  ^einbe  an  ben  Balgen  ge= 
T^ängt^).  ^it  il§m  bereinigte  fid§  ^ongal  tüiber  ba§  (5(^Io§  t)oi 
ßepl^alogna  unb  fanbte  ^inan;  er  Iie§  ben  türüfc^en  S5efe^t§5 
@i§bar  tüiffen:  „e§  feien  bie  ßroBerer  t)on  ^ranaba,  burd§  bie 
angegriffen  toerbe."  S)er  entgegnete:  „.^at  nid§t  ein  ;3^eber  öon 
7  Söogen  unb  7000  Pfeile  ?  UeBrigen§  fte^t  un§  ber  Xag  be§  Stöbe? 
t)on  5lnfang  mitten  auf  ber  ©tirn  gef($rieBen"  ^) ;  unb  in  htx 
^efinnung,  in  ber  er  Ipxaä),  bert^eibigte  er  fid^  mit  ben  altgetoo^nten 
Söaffen.  S)ie  S5i5cat)er  l^ielten  aEe  feine  Pfeile  au§,  erftiegen  fein 
©(f)Io§  unb  töbteten  il^n  felBft.  hierauf  toanbte  fid§  (iJonaal  nad§ 
©icilien  unb  5flea|)eL  S^  '^^^  türüfd^en  Kriege  aBer  famen  f^citer 
)3ortugiefifd§e  .©d^iffe  unb  felBft  |)ä^ftlid§e  2:rui)|)en,  unb  bie  ^ran= 
jofen  ftürmten  5!Jlt)titene  18  50^al;  ben  ßl^riften  gelang  tüeiter  nichts, 
at§  \iai  fie  ©anta  5Jlaura  üBerrafdöten ,  unb  auc§  bieg  mußten  fie 
aurücfgeBen  al§  ^rei§  be§  gtiebenS.  SöaS  S5enebig  Verloren,  BlicB 
tjerloren;  ba  l^atte  e§  t)on  ßremona  toenig  S^ortl^eit;  unb  ßobobico 
tröftete  fic§  in  feinem  Öefängnife,  ba^  i§m  bo(^  ©in  S5erBünbetei 
Sßort  gehalten. 

1)  Zurita  195. 

2)  Jovius,  Vita  Gonsalvi. 


1502-1514. 


10 


©  i  tt  l  e  i  t  u  n  g. 


on  einen  flüchtigen  UeBerBlitf  gefaxt,  toat  nunntCi^r  bie  ßage 
ber  romanifd^en  nnb  germanischen  ^^lationen  folgenbe : 

Italien  toax  üon  einem  großen  TOfeefi^id  Bettoffen;  ni(^t 
eigentlid^  t)on  ber  Ijoütifd^en  (Sinl^eit  be§  ßanbe§  ttar  bie  ütebe  ge= 
tt)e(en,  too^I  ab^x  öon  innerem  Sßerftänbni^  nnb  Unal6^ängig!eit  naä) 
au^en,  toelc^e  biefelBe  erfe^en  !onnten.  2)amit  toar  e§  ie|t  öorBei; 
nid§t  fotool^l  burdö  ben  3«g  -^cirlg  VIII.  unb  beffen  unmittelbare  folgen 
ift  e§  bal^in  ge!ommen,  al§  burd^  bie  ©ntätoeinng  S)enebig§  mit 
^ailant)  nnb  be§  ^a^jfteg  mit  5^ea^el.  S)ie  ^ä^ftlic^e  5lntorität, 
toelc^e  üBer  5lea^el  öerfügte,  toar  öorne^mlii^  baBei  mirtfam.  5llejan= 
ber  VI.  lä^t  fid^  nid^t  ettoa  mit  ben  ^ä^jften  be§  13.  S^al^rl^unbert^ 
Dergleid^en,  toeld^e,  öon  ber  geinbfelig!eit  ber  .^o^enftanfen  Bebrängt, 
bie  granjofen  gegen  biefelBe  aufriefen,  um  fid^  berfelBen  ju  ent= 
lebigen;  für  il§n  toar  eine,  öon  ber  einen  (Seite  öerfagte,  öon  ber 
anbem  getoä^rte  g^milientjerBinbung  feinet  md^lofen  ©ol^neS  ha^ 
^otiiJ,  um  9lea^el  ben  granaofen  unb  <Bpankm  augleid^  3U  üBer* 
laffen.  S)ie  5^ad§toir!ungen  biefeg  ©d^ritteg  ^aBen  bie  @efd§icEe  S^ta* 
Uen§  in  ben  folgenben  ;Sa]^rT§unberten  Be^errfd^t. 

S5on  aEen  dürften  bamaliger  geit  toar  Subtoig  XII.  ber  mäd^= 
tigfte.  Unter  ben  Crbonnanaen,  burd^  toeld^e  er  ben  Sranäofen  eine 
i^nen  gemäße  S^erfaffung  getoäl^rte  unb  in  il^rem  3lnben!en  einen 
$la^  Stoifd^en  Subtoig  bem  ^eiligen  unb  §einxid§  IV.  ertoorBen  l^at, 
ift  öieEeid^t  bie  Be^eid^nenbfte:  „niemals  foEe  eine  ^erid^t^fteEe  !äuf= 
lic^  fein:  Befel^le  er  e§  bennod^,  fo  foEe  e§  ber  banaler  nid^t  fiegeln; 
l^aBe  e§  biefer  fogar  gefiegelt,  fo  foEe  fein  S5aiEif  ober  ©enefd^aE  ge= 
^ord^en'' ;  eine  ^Inorbnnng,  burd§  toeld^e  nad^  be§  ^önigg  freiem  fc 


150  '  3toeitc§  S3ud^. 

meffett  ha^  @e|e§  üBer  bie  SßtEfüt  geft^t  toirb^).  5luf  btefem  2öe 
exf)xeU  er  ftd§  fein  S5ol!  geneigt.  %u^  S^talien  etfüEten  nid§t  nnr 
feine  Untettl^anen ,  fonbern  faft  nod^  me^r  bie  ^IBgeorbneten  bet  nn= 
abhängigen  Staaten  feinen  <gof.  3n  biefem  !amen  aUe  2;age  S5oten 
3U  ^ferb  unb  jn  gn^  mit  ^tiefen,  ^nftructionen  unb  ^elb;  jeber 
toar  bemül^t,  fid^  einen  .^errn  au§  be§  ^önig§  ülatT^  ju  t)er^3f(i(^ten. 
@rft  bann  ^ielt  fid§  ein  f^üxft,  eine  ©tabt  in  Stalten  für  geftd^ert, 
tt)enn  fie  be§  fran^öfifi^en  6d§n|e§  getoi^  toaren.  ^loren^  njar  an 
fid^  mät^tig,  jebod^  in  !einer  Befferen  ßage^).  UeBrigenS  toar  ßnb= 
n)ig§  täglid^e  S5efd§äftignng  i^agb  unb  ^ei^e.  9}lit  bent  ^ai  er= 
fd^ienen  bie  ;Säger,  gan^  in  @rün,  ein  i^eber  mit  feinem  Sßalbl^orn 
unb  feinem  ©^jürl^unbe,  am  §ofe;  im  ©e:|3temBer,  wenn  bie  <&irfd§e 
nid§t  mel§r  galten,  erfd^ienen  bie  galfner,  mit  geberBüfd^en  gefd^mücEt^ 
unb  öerjagten  bie  5lnbern^).     @r  folgte  SSeiben  in  Selb  unb  Söalb. 

SubtoigS  öome^mfte  S5erBünbete  tnaren  5llejanber  VI. ,  bie 
Könige  öon  2)änemar!  unb  ©d^ottlanb  unb   einige  beutfd^e  gürften. 

5llejanber  ^(itte  bem  ßarbinal  (Beorg  b^3lmBoife  bie  ßegation 
öon  gran!reid§ ,  ba§  ift  ba§  äöefentlid^e  ber  :pä^ftlid^en  ^^lei^te ,  auf 
ßeBeng^eit  üBertragen,  eine  fo  ungetüö^nlid^e  S5egünftigung,  ba§  fid§  bie 
Unitjerfität  t)on  ^ari§  batoiberfe^te.  ®ie  5^ad§Barn  unb  SJafallen, 
toeld^e  in  ßubmigS  6d§u|e  toaren,  l^atte  ber  $a:|3ft  üBerbie^  in  ben 
feinen  genommen.  IXnBeforgt  getoäT^rte  ber  ^er^og  t)on  UrBino  S5er= 
Bannten  unb  g^üd^tlingen  an  feinem  §ofe  ^reiftatt  unb  @efeEf(^aft; 
^llejanber  l^atte  if)m  bie  5^ad§folge  feinet  5^effen  äugeftanben.  Sodann 
iöentitjoglio  traute  auf  feinen  neuen  Sßertrag  mit  ßefar  unb  lie^  Bei 
SSologna  in  ben  S5ergen  (Sif enl^ämmer ,  in  ber  @Bene  ^räBen  an* 
legen ;  er  glauBte  e§  für  feine  Äinber  p  t^un.  SSaglionen,  3}iteEen, 
Orfinen  toaren  in  ßefar§  @olbe.  ^anbolfo  ^etrucci,  ba§  ^aupt  ber 
5flot)e  unb  burd§  bie  brei  (SJe^eimen  ba§  <g)au^t  ber  ganzen  S3ürger« 
fd^aft  3U  ©iena,  tourbe  burd^  eBen  biefe,  feine  f^reunbe,  mit  bem  ^a:|3fte 
öerBunben.  §ercole  öon  ^^errara  Baute  an  feinen  ^aläften,  ritt  l^inter 
^ro^effionen  l^er  unb  leBte  t^eatralifd^en  ^Vergnügungen  o^ne  SSeforg« 
ni|;  fein  ©oi^n  toarb  in  ben  f^aften  1502  mit  ßucre^ia  iöorgia  öer* 
mä^lt.     ^lejanber  ^ielt  fid^  gan^  al§  f^reunb  be§  ^önigS^). 

1)  Ordonnance  öon  1499.  Article  40  hd  9löberer,  Memoire  pour 
servir  ä  l'histoire  de  Louis  XII.    Paris  1822,  p.  255. 

2)  Macchiavelli,  Legazione  alla  corte  di  Francia-III,  64,  66,  80. 

3)  Fleuranges,  Memoires  19. 

4)  Castiglione,  Cortegiano.  Baldi,  Vita  di  Guidubaldo  VI,  223. 
Bursellis,  Chronicon  Bononiense  912.  Allegretti,  Ephemerides  Senenses, 
M  Muratori  23,  p.  763.    Diarium  Ferrarense  325,  358,  276. 


Einleitung.  151 

2^acoB  lY.  t)on  ©c^ottlanb,  etne§  englifd^en  Äriegeg  öergefjen, 
feit  er  mit  ^einrtc^g  VII.  %od)kx  t)ermä!)tt  toar,  Baute  in  x^aliixt, 
^ielt  3U  ©ttrling  5lumtere  unb  ^atte  immer  ^efuc^  t)on  franäöfifc^en 
Ü^ittern^).  Sem  bänifc^en  Könige  toaren  feine  Betben  Unternel^mnngen, 
toiber  bie  2)itmarfen,  toeld^e  er  im  franjöfifc^en  S5unbe  gegen  ^axi= 
mtlian§  äöitten^)  3ur  S^^t  beg  mailänbxfdCien  Krieges  angegriffen, 
burd^  beren  2^a:|)fer!eit ,  hierauf  tütber  bie  ©(^tüeben  burd^  ©ten 
8ture  ööEig  mißlungen;  unb  er  ru^te  1502  not^gebrungen.  ^e^= 
xere  beutft^e  dürften  tnaren  offenBar  im  S^erftänbniB  mit  ^ran!reic^ ; 
feit  bem  Srienter  S^ertrage  l^ielten  fie  in  itirem  Söiberftanbe  gegen 
^D^ajimilian  ein. 

tiefer  ^Bereinigung  gegenüBer  Bilbete  fic^  burd^  ba§  §au§  ber 
fat^olifi^en  Könige  eine  anbere ,  nic^t  aEein  burc§  35unb ,  fonbern 
no($  me^r  burd^  SBlutSbertoanbtfc^aft,  eine  toa^re  gamilienein^eit. 
^m  ^a^re  1497  tcaren  Bi§  auf  ;^uana  alte  ^inber  f^erbinanbS  be§ 
^at^olifc^en  Beifammen.  ;^uan  mit  feiner  ©ema^lin  ^argaret^a 
toar  5U  bem  f|)anifc^en,  :SfaBeEa  ^u  bem  ^jortugiefifd^en,  ßat^arina  p 
bem  englifd^en  unb  ^][Jtaria  5U  irgenb  einem  anbern  2;^rone,  um  ben 
man  unter^anbelte,  Beftimmt.  ^n  bem  .gofe  mar  e§  ftiH,  unb  mer  fid^ 
em|)fel)Ien  toottte,  ging  mit  niebergefd^tagenem  ^lid  unb  Befdfieibenen 
(Schritten  einher;  ba§  .^önig§|)aar  l^atte  ba§  ftrengfte  öeremonieE, 
felBft  üBer  ben  gegenfeitigen  ^u^  ber  Samen  auf  §anb  unb  3Jlunb, 
t)orgefdf)rieBen^).  §ier  nun  gefdjal^en  SBeränberungen,  für  ba§  ba= 
malige  ©emeintoefen  üon  großer,  für  ba§  f|)ätere  öon  größter  S5e= 
beutung. 

©Ben  al§  man  hmä)  einen  ©o'^n  t)on  ^uan  bie  6inl)eit  <Bpa= 
nieng  unter  einem  ein^eimifd^en  Äiinige  auf  immer  feftgefteEt  ju 
feigen  f)offte,  ftarB  ^uan  felBft.  @r  mar  bie  Hoffnung  be§  üteid^e^ 
gemefen.  @in  angeBorner  unb  gütiger  ^ürft  ift  ein  gro^e§  @ut. 
ilun  meßten  fd^mar^e  f^a^nen  auf  ben  ^Hauern  ber  ©täbte,  unb 
40  Sage  lang  trieB  ^iemanb  ein  ^efd^äft;  i^ebermann  mar  fd^mar^ 
geÜeibet;  ritt  ein  Traube  au§,  fo  mar  nur  ba§  ^uge  feinet 
2:^iere§  unBeflort.  ^ud^  ba§  Äinb;  beffen  ^argaret^^e  nad§  ;3uanö 
Sobe  genag,  ftarB  augeuBlic^lii^  *). 

1)  Buchananus,  Rerum  Scoticarum  IIb.  XIII,  p,  468,  ed.  Francf. 
1624. 

2)  @ebt)a'cbi,  ©e^(^ict)te  öon  ©änemar!  unb  ^oxWiQzn,  Don  ben  9lu§^ 
fd)tetben  3Jia£imiltan§  II,  41.    'Jlnmer!.  2. 

.3)  Zurita  I,  118.    Petrus  Martyr,  p.  99.     Marineus  Siculus  567. 
4)  Comines.    Petrus  Martyr,  p.  100,  106. 


152  3tocttc§  aSuc^. 

hierauf  tarn  SffaBeEa,  tnbe§  bereite  Königin  bon  Portugal, 
%em  @ema'^l  ^uxnd,   empfing  3u  ZoUho  hit  «^ulbigung  bet  ßaj 
lianer  al§  ^flad^folgenn  unb  toar  3U  ©aragoffa,  um  fie  auc^  öon  b^ 
toiberfpenftigen  5lragonefen  ju  erlangen.     §teburd§  mürbe  bie  gai 
^alBinfel  einmal  ^Ben  bereinigt  merben  muffen;   aber  in  ©aragoj 
ftarb  aud§   SfaBetta  unb   i^x  ^naBe  Miguel  in  to^em   nad^  i^r^ 

5llfo  gelangte  bie  5^ad§|olge  an  3^uana,  bie  ^ema^lin  ^rj^erä^ 
^T^ili))^)§,  unb  um  fo  fidlerer  an  ba§  <!&au§  §ab§16urg,  ha  fie 
5matt]^ia§tage  1500  ju  ©ent  einen  ©o^n,  ^arl,  geBar.  ,,^a§  ßo^ 
fiel  auf  Waiif)ia^" ,  fagte  bie  alte  Königin  bon  ßaftilien,  unb 
hk^  SeBen  !nüpfte  fid^  aEerbing§  hk  größte  ^Bereinigung,  meldte  feil 
3a]§rl§unberten  in  unferen  ^^lationen  gefi^e^en.  ^m.  Qa^re  1502  toaren 
^]§ili|):|)  unb  Suana  in  (S|)anien.  S5alb  mürben  fie  ton  ben  Drben§= 
comt^r§  in  einem  ©c^murf,  moran  felBft  bie  ©teigBügel  (SJolb  toaren, 
Balb  öon  jenem  Bi^caifd^en  5lbel  em:p|angen,  ber  fie  um  eine  @aBe 
Bat,  bamit  er  fid§  einen  guten  ^lag  machen  !önne.  ^ann  tourbe 
il^nen  in  S^olebo  bon  Prälaten,  Trauben  unb  ^rocuratoren  ber 
©täbte  SaftilienS,  in  ©aragoffa  bon  ben  S5if($öfen,  öon  ben  32  9ti= 
co§]^omBro§,  bon  ben  ?lBgeorbneten  ber  ©atiaüero^  unb  i^nfansonen 
unb  öon  ben  S^uraben  ber  ©tabt  in  5lragon  bie  ^^lad^folge  äuge= 
fiebert  2). 

3nbe^  mar  ß^atl^arina,  fid^  mit  3lrtl§ur,  ^prin^en  bon  Söaleä, 
^aria,  fid§  mit  5!Jlanuel  bon  ^Portugal,  unb  3Jlargaret]§a,  hu  Söitttoe 
3uan§,  fid^  mit  bem  ©eräog  bon  ©abot)en  ju  bermäl^len,  gegangen^). 
%Ut  biefe  .^äufer  Bilbeten  eine  natürlid^e  ^Bereinigung. 

5S)er  franjöfifd^e  SBunb,  hk  Familie  ber  fpanifd^en  Könige  ftanben 
einanber  gegenüBer.  ^:§ilip|),  ^ugleid^  SBafaE  bon  gran!reid§  unb 
@rBe  bon  <Bpankn,  bertrug  mit  ßubtoig,  i^re  i^inber,  ^arl  unb  ßlaubia, 
bamaB  nod§  Beibe  in  ber  Söiege,  fottten  üinftig  Oermäl^lt  toerben, 
unb  marb  äum  SBermittler  atoifd^en  S5eiben.  §ieburd§  eben  toarb 
3Jlajimilian  Ben)ogen,  hk  <Ba^t  ber  ©forjen  ooEenb^  aufjugeBen  unb 
im  €!toBer  1501  bem  Könige  öon  gran!reid§  bie  S5ele^nung  mit  5Jlai= 
lanb  3U  öerf^)red§en.  $l§ilip^3  felBft  uaT^m  feinen  äöeg  burd§  gran!« 
reid§  nad§  ©:panien;  er  fa^  unter  ben  ^air§  ju  @erid§t,  !am  bor  ben 
^önig  unb  Betrug  fid^  gern  al§  SBafaE;  Sfuana  fd§en!te  menigftenS, 
gleic§fam  jum  S^ugni^  ber  neuen  SBerBinbung,  ßlaubien  einen  großen 

1)  Osorius,  de  rebus  gestis  Emanuelis  I,  19.    Zurita  139. 

2)  Hubert  Thomas  Leodius,  Vita  Friderici  Palatini,  IIb.  II.  Zu- 
rita 227. 

3)  55ctttag  \)kxühtx  Bei  2)umont  IV,  1,  15. 


ßittleituncj.  153 

S)iamant.  ^^ilt^^  toar  Bereit,  tütebet  burd^  5ran!retd§  äurürfau= 
reifen^). 

3u  biefer  3^^^  l^errfd^ten  unfere  Dilationen  faft  über  feinen 
gfrcmben  unb  toaren  feinem  nntertoorfen.  äöenigften§  öerfagte  eben 
bamalg  anc^  ber  §o(^meifter  bon  ^reu^en  bem  Könige  bon  $oten  hit 
^ulbignng  unb  ^atte  bag  SBort  bieler  beutfd^er  dürften,  er  fotte 
l^teBei  gefd^ü^t  toerben.  S)en  Eingriff  3ftt)an§  Söafiljetoityd^  auf  ßief= 
lanb  tnieg  ber  ^eemteifter,  Söalter  bon  ^lettenberg,  im  i^^a^r  1501 
in  ätoei  großen  8d§la(^ten  ^urürf  unb  ertoarB  fid§  einen  fünfäigjä^rigen 
grieben. 

5lEerbing§  toäre  nun  eine  attgemcine  Unteme'^mung  gegen  bie 
>tür!en,  welche  eBen  mit  S^enebig  in  Meg  ftanben,  mögli($  getoefen. 
@lei(^  nad^  bem  S5ertrage  mit  ^ajimilian  lieg  ßubtoig  mit  bem  all= 
gemeinen  ^rieben  ber  ß^^riften^eit  eine  jolc^e  ber!ünbigen^).  ^ieju 
tüaren  5tan!rei($  unb  S^talien,  ba§  ^o'^e  unb  niebere  ^eutf(j^lanb,  boc§ 
Befonber§  biefeg,  burd^  bie  tounberBare  @rfd§einung  gemiffer  farBiger 
^reuje,  bie  man  ^Iö|lid§  aEer  Orten,  auf  ßeinmanb  unb  SöoEe,  auf 
ÄleibexTx  unb  aEerlei  2:üd§ern  ma^rpnel^men  glaubte,  borBereitet. 
§ie5U  ftiftete  53lajimilian  einen  eigenen  ütitterorben^).  ^oä)  aBer 
waren  bie  S5erl§ältniffe  ber  italienifd^en  5lngelegenl§eiten  unb  ber  ein= 
gebrungenen  Wd^it  nid^t  fo  feft  georbnet,  um  niäjt  p  neuem  3^^^= 
fpalt,  ber  nod^  umfaffenber  Werben  foEte,   al§  ber  frühere,  Slnlag  ju 

1)  Pontus  Heuterus,  Rerum  Austriac.  libri.  2lu§  htm  Ms.  ßalatng§, 
etneg  9leifegefä^rten  öon  ^liili^p,  p.  259. 

2)  5ln'^ang  jum  Monstrelet  247, 

3)  Joh.  Francisci  Pici  Mirandulani  Staurostichon.  Carmen  ad  Maxi- 
milianum.    Apud  Freherum  Rer.  Germ.    Tom.  II. 


1.   S)er  ^rteg  in  9lea^el  unb  ütomaötta. 

on  Neapel  etitftanb  ein  neuer  ^rieg  gtüifd^en  ©^jantetn  unb 
f^rauäofen.  S)ie  näc^fte  S5eranlaffung  lag  in  bem  ^^^eilungSbettrage 
lelBft,  ben  fie  mit  einanber  geftfiloffen  Ratten,  ^an  ^atte  Bei  ber  %^eU 
tung  gtoar  ßaöoro  unb  ^Bru^^en  ben  f^tan^ofen,  5l^ulien  unb  6a{a= 
btien  ben  ©|)aniem  ^ugefprod^en ,  aber  bier  üeinere  ^robtuäen,  bie 
beiben  ^rincipati,  ißafilicata  unb  6a))itanata,  nic^t  au§bxüc£li(^  get^eilt. 
S)a  naä)  ben  ^runbeinrid^tungen  biefer  Öanbe,  ben  Einrichtungen 
^aifer  ^riebri(^§  II.,  \>u  ^rinci^ati  i^ren  ^eric^tS'^of  mit  Saüoro, 
bie  beiben  übrigen  ben  i^ren  mit  5l|}ulien  gemeinfc^aftlic^  l^atten^), 
fo  toärc  e§  bei  einigem  guten  SöiEen,  nadfibem  man  über  bie  2)ogana 
f(^on  einig  getüorben,  nid§t  aEjnfd^mer  gemefen,  biefen  ©treit  3u 
fc^üc^ten,  tüdren  nid§t  anbere  ^Rotiöe  be§  §aber§  ^inpgefommen,  öor 
aEem  bie  innere  ^arteiung  be§  ßanbeg.  S)ie  (£o(onna,  bereu  S5e= 
ft^ungen  im  fran^öfifd^en  ^Int^eil  lagen,  traten  in  ben  f^anifd^en  (5(^u^, 
unb  mehrere  a^ulifclie  Orte  bagegen  erhoben  fran^öfifc^e  gähnen. 
3lngiot)inen  riefen  bie  gi^anjofen  nad^  (Ealabrien,  5lragonefen  (S^onjarn 
nad^  ben  ^Ibru^jen.  2)iefelben  Parteien  ftritten  bereits  um  5Jlanire= 
bonia,  um  3llramura  mit  ben  Sßaffen^).  @§  ergab  fi(^,  ba§ ,  in 
toeffen  5lntl^eil  fie  aud^  mo^nen  mod^ten,  bie  eine  nur  ben  Sranjofen, 
bie  anbere  nur  ben  Spaniern  ge^ord^en  tnoEte  unb  biefe  felbft  t^nen 
3um  Uebergetoidfit  3u  tierlielfen  Bereit  toaren.  S)a§  ßntfd^eibenbe  "war 
bie  Stimmung  Beiber  ^rieg§t)öl!er.  3ll§  einmal  bie  ©^^anier  Bi§  an  bie 
jtränfe  t)on  Sroja  geftreift  unb  e§  babei  ju  einem  @eplän!el  gelommen, 
liefe  3öe  b'^Xttegre  bem^enbo^a  fagen:  „ob  bie§  benSSrud)  an!ünbige  unb 
fie  au§  ber  9flul)e  aufmecfen  fotte;  er  fei  Bereit,  ^u  genügen."  ^enbo^a 
entgegnete:  „3Bir  finb  nad§  i^talien  gefommen,  id^  unb  mein  S5ol!,  äum 

1)  Lebret,  @efc^id)te  Don  3talien  III,   166.    3lu§  Matthaeus  Afflictus. 

2)  Zurita  231,  219.    Jovius,  Vita  Gonsalvi  230. 


2)er  Ärieg  in  ^fleapet  unb  9fiomagna.  155 

Äriege  xinb  nic^t  äutit  ^rieben.  SGßtr  Brächen  gern  au^  ot)ne  i8e|e^l." 
^n  biefer  ^eftnnung  toaren  bie  ^Jleiften.  5lun  famen  ^tüar  bie  f5elb= 
Ferren,  tt)elcf)e  na^e  an  etnanber  gerütft,  ©onäal  nacf)  5lte(Ia,  ^Jlemourg 
na($  5[Re(fi,  auf  bem  .^amme  ber  5l^enmnen  ^tüifi^en  i^nen,  am  ^o^en 
5lltar  einer  ^a^eEe  @t.  '^nton§  toieber^olt  pjammen;  aber  \o  üiel 
fie  aud§  Drbnungen  mai^ten,  gan^  üon  felbft  !am  e§  jum  Kampfe  ^). 

%m  12.  ^uni  1502,  aU  bie  ©panier  mit  (SJemalt  in  Srtpalba 
einbrangen  —  benn  e§  fei  ein  äßitf^umggut  ber  ©(^roefter  t^reS 
Äönig§,  ^uana  — ,  aU  StuBign^  au§  5^ea^el  aufbrach,  e§  toieber  p 
nehmen  —  benn  e§  gel^öre  ^um  fran^öfifd^en  5lnt^etl  — ,  toar  ber 
offene  Ärieg  nic^t  länger  5U  öermeiben  ^). 

^on^al,  öon  beffen  fünftaufenb  5[Jlann  —  benn  fo  t)tel  ^^tte  er 
mitgebrat^t  —  nur  no(^  äöenige  p  feinem  SBefe^Ie  toaren,  mu^te  fi(^ 
augenbliii{i(^  prürfsie^en.  ^n  feinem  5I|)uIien  lag  etne§  bon  ben  4 
©(^löffern,  bie  man  für  bie  fefteften  oon  gan^  i^talien  l)ielt^),  SSar= 
letta,  unb  ba^in  ging  er.  2)ie  ^rauäofen  folgten  i^m  nad).  S5on 
ßanoffa  ätoangen  fie  ^ebro  ^^aOaiTa,  jn^ar  mit  @§ren*),  aber  bod^ 
ab^uäie^en;  fie  nahmen  im  5luguft  Ouabrata  unb  S3i§ceglia;  fie 
l^atten  im  ©e|)tember  aEe  ©anfeOerinen  tion  SSifignan,  SSitonto,  50fte= 
lito,  (S;a|)0(^o  unb  5lcquabiba  bon  Sonberfano  auf  i^rer  ©eite;  bon 
gauä  5l|)ulien  liefen  fie  h^n  ©^aniern  toeiter  ni(^t§  al§  33ari,  S5ar= 
letta  unb  einige  Orte  um^er.  3luc§  biefe  SSe^irfe  griffen  bie  ^ran= 
äofen  an,  unb  än)ar  ^unäd^ft  SSarletta,  um  i^rer  Stitterel^re  UjiEen^), 
ba  SSari  bon  einer  ^^rau,  ^j^beEa,  ;So:^ann  ^aleaj^^o'g  äöittttJe,  ber= 
t^eibigt  toarb.  „2öir  finb  nod§  fecC)§  5!Jleilen  babon'',  fc^rieb  9^emour§ 
am  19.  ^ooember,  „unb  galten  ben  geinb  eingef c^loff en ^  ber  ^önig 
foE  feilen,  ba§  n)ir  fein  üied^t  too^l  bert^eibigen,  unb  ba§  bie  ©ad^en 
bon  gut  immer  beffer  ge:§en"  ^).  ^m  S)eäember  rüctte  3lubignt)  nadC)  ßa= 
labrien.  ^n  bem  5lugenblict,  al§  bie  (5|)anier  —  benn  aud^  ^ier  n)aren 
fie  biel  p  fd^toad^  —  über  ben  ^§|)romonte  burd§  bie  $äffe  nad^  ber 
ütetromarina  n)id§en,  griff  er  fie  an.  ©ie  felbft  entlamen  nod^ ;  aber 
ganä  ^alabrien  U^  ouf  einige  ©(^löffer  an  ben  lüften  ging 
il^nen  oerloren.  ©ie  hielten  fi(^  befonber^  in  @erace  unb  ben  2Rot= 
ta^§  um^er. 

1)  Zurita  238,  240. 

2)  Passero,  Giornale  Napolitano  129. 

3)  Leander  Alberti,  Descriptio  Italiae,  p.  369. 

4)  Petrus  Martyr  15,  140. 

5)  Jovius,  Vita  Gonsalvi  235.    Zurita. 

6)  Lettera  del  duca  di  Nemorsa  a  Ciamonte  in  Macchiavelli,  Lega- 
zione  al  duca  Valentine  222. 


156  ^toeitcg  33ud^.    erftc§  ßapttel. 

Um  ben  9left  her  fpantfd^en  Seftltpmer  (gleic^fam  ben  SBott 
eines  ©d§iffe§,  öon  bem  man  fonft  öertrieBen  ift)  tcarb  ein  ritterlich« 
^rieg  mit  guten  Söaffen  gefü^^rt.  «^ier  toaren  bie  «Ipelben,  bie  3lrio| 
gefeiten,  aU  er  t)on  feinen  ütübigem  unb  Sfiinatben  ju  biegten  anfing* 
3n  ßalaBxien  toar  S^mBercourt,  bem  bie  <g)i|e  be§  italienifd^en  TOt= 
tag§  55lorgen!ü^le  fd^ien,  toann  e§  jur  ©i^Iad^t  ging,  unb  5luBign^, 
ber,  um  biefen  Io§äu!aufen,  oBtoo^I  i^m  berfelBe  tjorgejogen  toorben, 
fein  ©ilBergerätl^  nid^t  fd^onte^).  S5or  S3arletta  toaren  ber  Bebäd^tige 
la  ^atice,  bem  W  geinbe  ^uerft  ben  ^flamen  „50^arfd^aE"  gaben;' 
^Dlontoifon,  fonft  öor  Filter  geBred§tid§ ,  aber,  ttjenn  er  3U  ^ferbe  fa^, 
nod^  immer  ber  (S^erBer  ber  ©d^Iad^t,  gontraiEeS,  ben  man  „Dl^ne 
f^urd^t"  nannte,  öiele  5lnbere  öon  jenen,  bie,  h)o  e§  eine  ©d§tad§t 
gab ,  tpenn  fie  ettoa  unter  ungünftigem  SCßinbe  3U  ©d^iff  toaren,  an§ 
ßanb  ftiegen  unb  in  3  5tagen  100  2ieue§  mad^ten^).  Unter  il^nen 
toar  aud§  ber  S5at)arb,  ber  Oon  ber  ©tunbe  an,  ba  feine  Butter  t)om 
jlT^urm  ftieg,  i^m  jum  ^Ibfd^ieb  i'^re  Keine  Sßörfe  ju  geben  unb  Oier 
^inge  ju  emipfe'^Ien,  (S^otteSfurc^t,  2öat|r§aftig!eit ,  bienftfertige  unb 
freigebige  ©itten,  feinen  %a%  bem  nad§3u!ommen  gefehlt  l^atte. 
^  Mtte,  fo  oft  er  au§  feinem  @emad§  ging,  unb  ^fliemanb  l^at  il^n 
jemals  fid^  felBft  loBen  gehört.  SllS  er  einmal  15,000  2)ucaten  er= 
Beutet  unb  ein  Slnberer,  bod^  mit  Unred^t,  fie  forberte,  lie§  er  ^uerft 
fein  Sftec^t  gerid^tlid^  bartl^un ;  aBer  alSbann,  toie  ha^  @elb  aufgejäl^lt 
toar  unb  biefer  fagte :  „3d§  märe  mein  ßeBtag  glüdlicC),  ptte  id§  nur 
bie  «^älfte'',  tjerfe^te  er:  „©0  toitt  iä)  6itd§  bie  gerabe  §älfte  geben" , 
gab  i§m  bie  eine  unb  feinen  SSegleitern  bie  anbere.  „O  mein  §err, 
mein  Sreunb",  rief  jener  auf  feinen  Änieen,  „!ein  5llejanber  ift  fo 
freigebig  getoefen"  ^).  S5at)arb§  ßeBen  ift  f:|jiegei:^eE,  fein  ^erj  jur  ©teile 
in  jeber  @efa^r  unb  feine  ©eele  milb.  S)en  granjofen  nun  finb  hk 
©^janier  ä^nlid§ ;  aber  fie  finb  eS,  toie  ettoa  bie  maurifd^en  ülitter  im 
5lrioft  ben  d^riftlid^en.  S)a  mar  ber  fleine  magere  $ebro  5^aOarra, 
ber  fid^  t)om  ©olb  eineS  ßiliengrofc^enS  ^um  trafen  gebient,  bem  fein 
geig  äu  feft  toar,  er  grub  eine  5!Jline  ba;  fein  ^unb  ift  feft  gefd§lof= 
fen,  feine  9lafe  f:|3i^  unb  ftreng;  bid^t  unb  ft^mal  ^ängt  il§m  ber  lange 
SBart  Oon  bem  Äinn  abtoärtS^).     S)a  toar  ^ebro  be  ^a^,  ben  man 

1)  Brantome  unb  Garnier  au§  2lnton§  2Jlfcr.  362. 

2)  Brantome  115,  116;  Anton,  Histoire  de  Louys  XII,  p.  159. 

3)  Histoire  du  hon  Chevalier  Bayard.     5lnfang,  407,  113.  Brantome. 
Slud^  Pasquier,  Recherches  de  la  France  au§  ber  Histoire. 

4)  Jovii  Elogium  Navarrae.    Vita  Alfonsi  Estensis  171.    Fleuranges, 
Memoires  84. 


®ct  Ärieg  in  9lcapcl  unb  fRomagna.  157 

tarn  über  ben  ^o^)f  fetne§  ^ferbe^  l^tntoeg  fa^ ,  toenn  er  barauf  ja^, 
fd^ietenb,  bürr  unb  üertoad^fen,  aber  ba§  !ül§nfte  ^erj  ber  äöelt,  ber  ftc^ 
mit  feinem  Wotjxm,  toeldjer  il^m  bie  ^adel  Vortrug,  er  felbft  mit 
einer  anbern  unb  mit  bem  bloßen  ©(^toert,  in  bie  üerrufenften  @rot= 
ten  be§  @auru§  magte,  um  beSfelben  ©(^ä^e  ju  ^eben;  benn  er 
fürchtete  ©eifter  fo  toenig,  at§  ben  ^einb  in  ber  ©d^tad^t^).  ^:^r 
.!pau|)t  toar  ^on^al  t^emanbe^  ^g'^ilar  be  ßorbotia,  beffen  ©elmbufd^ 
man  gleid^  in  feiner  erften  ©(^lacfjt  mitten  im  Getümmel  erblirft 
l^atte,  nun  ein  toaT^rer  gelb^err.  @r  mat^te  nic^t^  barau§,  ha% 
©panier,  toeld^e  fc^im^jftid^e  Sebingungeu  eingegangen,  ton  ben  5ln= 
bem  aU  5lu§geartete  erfd^lagen  tourben;  aber  ba^  ein  unter  Söertrag 
abäie^enber  f^einb  feiner  golbenen  ^ette  beraubt  tüürbe,  litt  er  nid^t, 
fonbem  ritt  bem  ütäuber  felbft  bi§  in  ba§  5)leer  nad§.  ^  f^rai^: 
,^^ä)  tooEte  lieber  Sötoen  jäT^men,  al§  biefe  5lfturier"  ;  ab^r  er  ^äl^mte 
fte.  ©ein  ^u^öol!  beftanb  au§  ßeuten,  meldte  bie  f^o^ifd^e  @rbe 
i'^rer  S5erbre(^en  toegen  nid^t  mei^r  litt;  aber  er  mad^te  fie  feinem 
Könige  getreu,  unter  einanber  e^rbegierig,  unermüblid^  in  SSelagerung 
unb  S^ert^eibigung ,  furd§tlo§  ^ur  ©dt)Iad§t^).  @r  ^at  auerft  bie 
S5erbinbung  f^anifd§er,  italienifd^er  unb  beutfd^er  ^u^tjölfer  ju  @inem 
2;reffen  auSgebilbet,  bie  fid§  bann  anbert^alb  ^aT^rl^unberte  ]§inburd§ 
unübertoinblid^  ertoieS;  an  ber  <Bpx^t  ber  ßet)t)a,  $e§cara,  Sllöa, 
gamefen  unb  fo  t)ie(er  berühmter  i5elb5au|)tleute,  bie  mit  bem  «^eere, 
beffen  ^em  er  ^uerft  gebilbet,  an  anbertT^alb  ^a^rl^unberte  beinal^e 
nid^t  au§  bem  gelbe  ge!ommen,  fielet  er  biEig  al§  ber  gro^e  Hauptmann. 
2)iefe  nun  unb  i^re  ®efä^rten  ftritten  nid^t  aEein  um  ben  Sieg, 
fonbem  aud^  um  ben  $rei§  ber  ©tär!e,  ^etoanbtT^eit  unb  ritterlid^er 
©itten.  3utDeilen  ©inäelne  im  S^^^^^^l^t;  ^^^  tnkk  erft  nieber, 
@ott  äu  bitten,  fiel  lang  l^in  jur  ßrbe  unb  fü^te  fie;  hierauf  griff 
man  jum  ©(^toert^).  ^ann  liefen  bie  granjofen  ettua  einmal  anfagen, 
morgen  mürben  fie  betoeifen,  ba^  il^re  §omme§  b^3lrme§  beffer  feien 
ol§  bie  f:|)anifd^en;  bie  ©panier  lamen  in  ber  beftimmten  Sal^l  unb  an 
ben  beftimmten  Ort,  um,  toie  fie  fagten,  für  bie  (B1)xe  i^rer  «Könige, 
i^re§  35aterlanbe§  unb  i^re  eigene  ju  ftreiten*).  Ober  e§  ritten  beibe 
X^zxU,  bie  (Sinen  t)on  9llubo,  bie  5lnbem  öon  S5arletta,  auf  il^ren 
^Pferben  mit  eifernen  Saröen  am  Äopfe,  mit  bem  ^anjer  um  ^ruft 
unb  S5ug,    toiber  einanber  auf  ba§  gelb   unb  öerfui^ten  fid^,  bi§  bie 

1)  Histoire  de  Bayard  114.    Passero,  Giornale  151. 

2)  Jovii  Vita  Gonsalvi  206;  ferner  Castiglione,   Cortegiano  III,  287. 

3)  Histoire  de  Bayard  103. 

4)  Zurita  249. 


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158  3toctte§  SBu^.    erftc§  ßapitet. 


@tnen  ermattet  tüaren  unb  tütd^en.  Ober  man  fu(^te  bnrd§  ßift  ben 
SJort'^eit,  unb  e§  flo'^en  too^l  einmal  bte  f^ran^ofen,  bo($  ju  bem 
.gtnter^alt,  ben  fte  gelegt,  toorauf  toteber  bte  ©^janier  totd^en,  bod^ 
ntc§t  minber  au  einem  §inter^alt,  fo  ba^  bie  granaofen  nod^  einmal 
flieT^en  mußten,  inbe§  nid^t  ungern;  benn  auf  atte  ^äEe  l)atten  fie 
noc^  einen  britten  ^inter'^alt,  unb  biefer  toar  bann  ber  le|te ;  fie 
Behielten  ben  ©ieg^).  ^n  biefen  Sßettftreit  ber  ütitterfdiatten  traten 
einmal  aud§  bie  S^taliener  ein.  ^n  bem  eingefi^loffenen  ^arletta, 
tt)el($e§  ^onaal  mit  (Spaniern  unb  ^tft^i^ii^'cn  öert^eibigte,  lie^  \xä)  einft 
ein  gefangener  granjofe  gegen  einen  ©:panier  berne^men,  bie  Italiener 
feien  feig  öon  ^atur  unb  i^re  Streue  3Binb.  „Söäret  ;3^5rnid§t  ha,  fie 
foEten  berlöfd^en  bor  un§  tüie  x^tmx  burc^  Söaffer"  ^).  S)ie§  ertoedte 
bie  Italiener,  einen  S^^i^öm^f  öon  breijel^n  gegen  brei^el^n  auf  bem 
(SJefilbe  atoifdfien  5lnbria  unb  S3arletta  t)on  ben  ^ranaofen  au  forbern. 
?lm  18.  f5feBruur  marb  er  gehalten,  ^ie  italienifd^en  @ef(^id§tfd^reiBer 
unb  ^oeten  ^aben  i^n  au§fü^rli(^  gefd^ilbert:  mie  Beibe  Parteien  erft 
einanber  gegenüBergeftanben ,  gleid^  a^Jei  l^o^en  Söälbern,  a^^ifc^en 
benen  ein  fi^maler  ^aä)  fliegt,  tüie  bann  bie  ^ranaofen  öergeBenö 
angegriffen  —  benn  gerramoSca  liaBe  bie  ;3^taliener  geT^alten  — ,  tüie  enb= 
lic§  aud§  biefe  lo§geBro(^en,  einer  ^Jline  gleid^,  ber  e§  lange  innerlid^ 
ge!od§t,  Bi§  fte  enblid^  i^re  .^ö'^le  Brid^t  unb  iyel§  unb  S5urg  mit  fid§ 
in  bie  ßuft  fülirt^),  tüie  fie  gefiegt  unb  a^^e^t  a^ölf  gefangen  Dor 
fid§  ^er  getrieBen  (ber  breiael^nte  fei  getöbtet  tüorben);  ba  l§aBe  man 
fie  mit  bem  Geläute  ber  ©lodfen  unb  attem  @efd§ü^,  mit  bem  @e= 
fdirei  „3talia  unb  <öi§pania"  empfangen*). 

©0  tüä'^rte  biefer  ^rieg  üom  i^uni  1502  Bi§  au^^  f^eBruar  1503. 
3)ie  ©panier  tüaren  im  ^'lai^t'^eir,  aBer  fie  hielten  fid^,  Qu  eBen 
benfelBen  Monaten  führte  ^lejanber  aud^  in  ber  Sftomagna  .^rieg  in 
bem  nämlidCien  ^ntereffe,  —  bod^  in  tüeld§  gana  anberer  5lrt  unb  (Sinne§= 
toeife!  @r  tüu^te  tüo^l,  ta%  ber  ^önig,  tüenn  nic^t  feiner  §ülfe,  bod^ 
feiner  3tiftimmung  Beburfte,  unb  er  tüu^te  i^m  Beibeg,  3«ftin^tnung 
unb  §ülfe,  aBaunöt^igen. 

Gefar  erneuerte  feinen  ^rieg  in  ber  Ülomagna   mit  unerfättlic§e^ 
^Begier,  ßift  unb  @etüalt.    3m  Suni  1502  rüftete  er  tüiber  bie  S^aranen 

1)  Ferronus,  Rerum  Gallicarum  IIb.  III,  p.  59. 

2)  Passero  133.    Jovius,  Vita  Gonsalvi. 

3)  Marci  Hieronymi  Vitae  13.  Pugilum  Certamen.  Milano  1818. 
Vs.  316  unb  390. 

4)  Jovius.  Guicciardini.  Sabellicus.  Carpesanus  1250.  Brantome 
106,  faljd^. 


2)er  Ärtcg  in  9Jca^ct  unb  fRomogna.  159 

öon  C^amerino,  too^u  er  ha^  (Sefd^ü^  öon  ©utbuBalbo  t)on  UrBino  gelte^^en 
l^atte.  ©uibuBalbo  l^atte  i^^m  üBerbte^  no(^  anbere  taufenb  ^ann  unb 
ein  ^errltc^  mit  Srocat  gef (^mücf te§  ^yerb  3ugef(f)i(It ;  bafür  Tratte  i^n 
biefer  al§  feinen  Beften  SSrubet  in  ^^talien  Beötü^t;  abtx  nid^t  lange 
]§at  er  fid^  biefe§  SöorteS  gu  erfreuen  gehabt,  ^erabe  toiber  t^n  juerft 
tüanbte  fi(^  bie  Unternehmung,  ^n  bem  fc^attigen  Xf)aU  bon  3occo= 
lanti  fa§  er  am  20.  ^uni  unb  a%  ba§  5lbenbBrob,  al§  beim  tlnter= 
gang  ber  ©onne  ein  SSote  !am,  ,,man  fe^e  6efar§  ^fteiter  toiber  feine 
Stabt  f^offombrone  xlicfen"  ^).  @r  fc^Iug  auf  ben  2if(^  unb  f|)rang 
auf:  er  a^nte,  ha^  er  betrogen  fei.  5tugenb(i(fli(^  anbere  S5oten, 
„auc^  bei  Marino  unb  ©an  ßeo  fel§e  man  ben  f^einb;  nad§  ßagli 
rüde  ßefar  felbft."  ^uibubalbo  fa:§  fid§  tot^xlo^,  toie  in  einem  91e|e 
gefangen.  @r  öerfammelte  bie  SSürger  bon  UrBino  unb  f))rad§:  „6in 
SaT^r  :§at  365  5tage  unb  ein  2:ag  24  ©tunben:  t)on  fo  biel  Xagen 
bod§  einer,  bon  fo  biel  ©tunben  bod^  eine  toirb  mir  einmal  5ur  ^M= 
ttf)x  günftig  fein",  darauf  flo^  er.  S5alb  riefen  auf  ben  SSergmegen, 
bie  er  nal^m,  gebungene  S5auern  l^inter  i^m  ba§  f^^^^Ö^fdfirei  ber 
^örber:  „ßarne  ^Imma^^a" ;  Balb  ^örte  er  ring§  um  fid§  ^er  (äu= 
ten,  fc^ie^en  unb  f^^uer  an^ünben,  um  ba§  ganje  ßanb  aufzubringen, 
xf)n  3U  fuc^en ;  einmal  rettete  il§n  nur  ein  Wd\)ä)tn,  ba§  bom  5Jlar!t= 
tage  !am  unb  i'^m  einige  ^ad^rid^ten  gab;  aber  er  entrann  bem 
geinbe^).  ©ein  Sanb,  feine  ©tabt,  feine  SSiBliot^e!,  in  ber  er  oft 
mit  feinem  ßel^rer  Obafio  ftubirt,  fielen  in  ßefar§  §änbe. 

^m  i^uli  nal^m  berfelbe  aud^  ß^amerino.  S)en  alten  3^uliu§  S5a= 
tani,  ben  man  mit  $riamu§  berglid^en  l§at,  njeil  er  nur  @inen  ©o§n 
in  ber  f^rembe  rettete,  lotfte  er  mit  feinen  übrigen  ©ö^nen  burd§ 
SBerft)red§ungen  5U  fid§  unb  lie§  fie  bann  aEe  ertoürgen^).  3tm 
?luguft  berbanb  er  fi(^  auf§  neue  mit  ßubtoig  XII.,  unb  nun,  um 
^Bologna  5ur  §au|)tftabt  feinet  §eräogtl^um§  5U  mad^en,  um  feinem 
SBater  ben  9tul^m  ^u  berfd^affen,  ba§  unter  i^m  eine  ©tabt  erobert 
toorben,  bie  fein  anberer  $a|)ft  p  befiegen  bermod^t*),  toanbte  er 
ftd^  toiber  bie  Ißentibogli. 

3«  bem  allen  ^atte  er  ftd§   ber  SSaglionen   bon  Perugia,   ber 

1)  Baldi,  Vita  dl  Guidubaldo,  duca  d'Urbino  VI,  234.  Nardi, 
Istorie  Fiorentine  IV,  78.  Burcardus  2138.  Raphael  Volaterranus, 
Vita  Alexandri  166. 

2)  Lettera  del  duca  Guidubaldo  in  Leoni,  Vita  di  Francesco  Ma- 
ria, p.  15—21,  urlunblid^,  im  9lu§3uge  bei  33albi. 

3)  Baldi,  Vita  258. 

4)  Macchiavelli,  Legazione  al  duca  Valentine  200. 


160  3toeiteg  SSud^.    erfte§  Kapitel. 

S5tteEten  in  (Sittä  bt  ßafteEo,  Düöetotto'g  ba  f^ermo  unb  attet 
finen  Bebient.  S)te§  toaren  aleg  ÄriegSleute  üon  ^etguttg  unb 
toerBe;  man  fagte  öon  ben  erften,  fie  toürben  mit  bem  ©d^toerte 
©eite  geboren ;  bie  atoeiten  "Ratten  bie  yd§tt)ei3erif(^en  Söaffen  in  3^taH 
jnerft  eingefül^tt.  ©ie  Verfolgten  baT6ei  il^re  eigenen  5tBfi(^ten, 
Oliöerotto,  toeld^er  fid§  bnrd§  ben  5!Jlorb  üon  fieben  §äut)tem 
germo,  bie  mit  i^m  Oertoanbt  maren  unb  il§n  erlogen,  jum  .g)ei 
ber  ©tabt  mad^te;  fo  aud^  bie  anbem,  meldte  bie  5D^ebici  nad§  f5lo= 
renä  aurücEfül^ren  tooEten ;  ßefar  ]di)  i^nen  barin  nad§  ^).  5l(§  er  fid^ 
aber  mit  bem  i^önige  tJerbünbet  ^atte  unb  nunmehr  neu  il^ren  Unter= 
nel^mungen  toiberftanb  unb  hk  SSentiöogli  angriff,  in  bereu  gaHe 
fie  felbft  beinahe  n)aren,  ergriff  fie  bie  S5eforgni§:  „ber  Untergang 
aller  .^erren  im  ^ird^enftaat  fei  befd^loffen."  ©ie  fd^idften  ©efanbte 
unb  !amen  äufammen;  fie  Vereinten  fid§  genauer  mit  ^etrucci 
unb  iBentiöoglio ;  enblid^  3U  ^Jtagione  befd^loffen  fie  ^rieg  miber 
(Sefar^). 

©ie  befc^loffen  il^n ;  bie  Urbinaten  fingen  i^n  an.  S)a§  Signal 
gab  am  5.  £)!tober  ein  3^^^^^^"^^"«/  toeld^er  einen  S5al!en,  ben  er 
nad^  bem  ©d^loffe  ©an  ßeo  führen  foEte,  auf  ber  3«Ö^i^t^ß  begfelben 
faEen  lie§^).  hierauf  augenblicflid^  brangen  SSetoaffnete  über  hk 
SSrücte  unb  nahmen  e§;  Von  ba  au§  flog  ber  Sftuf  „Sfeltre  unb  §er= 
30g"  burd^  ba§  gan^e  ^erjogt^um  unb  em^jörte  e§;  in  ber  ©tabt  be= 
mäd^tigten  fid§  bie  SSauern,  bie  auf  ben  5!Jlar!ttag  gefommen,  erft 
be§  @efc§ü^e§  unb  bamad^  be§  ©d^loffe§;  Öuibubalbo  !am  jurüij, 
unb  mer  if)n  ami)  nur  auf  bem  ^3ttk  gefeiten  —  benn  er  litt  gerabc 
an  feinem  Uebel,  bem  ^obagra  — ,  ging  aufrieben  toeg.  ßamerino 
rief  ben  legten  S5arano*). 

3öa§  mar  e§  aber,  toeSl^alb  bie  S5erbünbeten  Von  ^agione  felbft, 
obgleid^  bebro^t  unb  Von  5latur  !riegerifd§,  ßefar,  ber  ol^ne  Söaffc 
unb  äöel)r  p  S^mola  faß,  unangegriffen  ließen?  S^erberben  moEten 
fie  il^n  nid^t;  fie  moEten  i^m  nur  äeigen,  baß  fie  il^m  unentbe^rlidö 
mären;  ßefar  mußte  ba§  mol§l.  „©ie  moEten  fid§  fiebern,  nid^tS 
meiter",  fagte  er.  ©rließ  hei  xf)mn  anfragen,  marum  fie  Von  il^m  ab= 
gefaEen  feien;  i]§m  geT^öre  nur  ber  2itel,  il^nen  aber  ber  SSefi^  feiner 

1)  Leander  Alberti,  Descriptio  125.  Macchiavelli,  Principe  c.  8. 
Nardi  81. 

2)  Macchiavelli,  descrizione  del  modo  tenuto  dal  duca  Valentijio 
nell'  ammazzare  Vitellozzo  Vitelli  etc.  92.    Nardi  83. 

3)  ßcfarl  eigene  @r3ät)lung  in  Macchiavelli,  Legazione,  p.  130. 

4)  Baidi,  Vita  di  Guidubaldo  VIT,  7  f. 


2)et  iJrieg  in  9fiea^3cl  unb  OioniQQtta.  161 

moderigen,  feiner  fünftigen  (Eroberungen;  „§ter  fei  ein  tüeigeS  Statt 
mit  feiner  Unterf^rift,  unb  er  ertoarte  nur  ifjre  SSebingungen".  5l(i 
nun  5llei*anber  gegen  ben  ßarbinat  Drftni  äußerte,  er  gebe  too^t  noc^ 
fein  ^a:pfttl^um  für  i^n  auf,  glaubten  fie  erreicht  ^u  ^aben,  n)a§  fte 
tt)ünf(^ten.  S)er  (£arbinat  (d(^ette  unb  ]pxaä):  „S)er  $a^ft  bebarf 
mein,  tüir  finb  immer  f^reunbe"  ^).  ^aolo  Drfino  !am  am  25.  £)!= 
tüber  megen  S5ertrage§  ju  ßefar.  S)iefer  fagte  je^t:  „<Ste  liebäugeln 
mir:  iä)  ern^arte  meine  Stit"^). 

@r  em:|)fing  in  ;3mola  ntc^t  aEein  bie  3ufi(^erungen  be§  Königs 
Subtoig,  bie  Einträge  ber  ftorentinifi^en  ^o^olaren  unb  @elb  öon 
feinem  S5ater;  e§  t)erfammelten  ftd§  au(^  um  i§n  im  ;Suni  bafelbft 
230  fran^öfifi^e  Sanken,  2500  l^alb  franaöftfc^e ,  :^alb  beutfi^e  unb 
2500  italtenifc^e  ^ned^te,  ein  auggetoanberter  S3olognefer,  mit  !5(^ü|en 
3U  ^ferbe,  unb  einige  5llbanefen,  aEe  in  feinem  ©olbe.  ^nbeffen 
reifte  ^aolo  mit  bem  ©nttourf  beS  f^i^iebenS  t)on  ^mola  na($  Perugia, 
na(^  ^IFlagione .  unb  ben  Sägern  feiner  ^^reunbe,  lie^  fi(^  feine  3Jlü^e 
bauern  unb  überrebete  einen  nad§  htm  anbern  unb,  obtoo^l  SSiteKo^^o 
SSiteEi  fic^  lange  toeigerte,  äule^t  au(^  btefen,  i^n  ju  unter-fd^reiben^). 
5lm  2.  2)e5ember  toar  man  folgenben  S5ertrage§  einig:  „(5efar  foEe 
^toax  ßamerino  unb  Urbino  mieber  em|)fangen,  aber  bie  SSentiöogli 
burd^  eine  |)eirat^  au§  t^rem  <g)aufe  in  ba§  borgianift^e  ftd§em  unb 
fi(^  ber  alten  Söaffen  mieber  bebienen"  *).  hierauf  befahl  ß^efar  ben 
SBaronen,  toiber  bie  abgefaEenen  ßanbfc^aften  unb  ©inigaglia  3u 
5xe§en;  er  felbft  blieb  mit  feinem  <g)eere  bei  ^mola.  5^ur  äöenigen, 
unb  öon  benen  er  ein  mi($tige§  einbringen  öermut^ete,  gab  er  5lu= 
bien^,  nur  brei  bt§  bier  S)iener  lie§  er  ju  ]iä) ,  unb  au§  einem  ge= 
toiffen  3^wtmer  !am  er  niemals  t)or  ^aä)i^).  S5on  i^m  erful)r  man 
nid^t,  UKig  er  bor^abe;  aber  feine  S5ertrauten  fagten:  „5!Jlan  ^at  un§ 
mit  bem  S)old§  öertounbet  unb  tüiE  un§  mit  SGßorten  :§eilen :  ^inber 
muffen  über  folc£)e  ßa|)itulationen  lat^en"^), 

^er  Drftnifc§e  SSertrag  öerfc^affte  ßefar  auf  ber  .@teEe  ßamerino 
unb,  lebigltc^  unter  ber  SSebingung  ber  ©i(^er^eit  für  ba^  S5ol!  unb 
für  bie  ^rtbatbefi^ungen  (Suibubalbo'S ,  ank)  Urbino  mieber.  ©ini= 
gaglia  marb  l)ierauf  öon  üier  .g)äu))tern  ber  Orftnen,  $aolo,  S5itel= 

1)  Burcardi  Diarium  2142. 

2)  Macchiavelli,  Legazione  161. 

3)  Macchiavelli,  Legazione  145,  156,  174,  183.    Del  modo  tenuto  94. 

4)  Zurita  261. 

5)  Macchiavelli,  Legazione  250  f. 

6)  Macchiavelli,  Legazione,  lett.  23,  p.  215. 

i).  3lanfc'§  Söerfc  XXXIII.  XXXIV.   JRom.  u.  gem.  SSöIlCet.  3.  3luft.         11 


162  3toßttc§  SSud^.    (Srfte§  ßapitcl. 

loaäo,  Oliöerotto  unb  bem  .^eräog  t)on  @rat)tna,  baT^in  geBrad^t,  ba^ 
auk)  ba§  ©d^lofe  ft($  ju  ergeBen  t)erf:prai^,  jebod^  nur  an  ßefar  felBft. 

S)te  S^it  ^öi-*  gefommen,  bie  er  getoünfd^t  ^tte.  %m  31.  S>e= 
jemBer  1502  rürfte  er  mit  feinem  §eere  auf  ©inigaglia.  SöiteEoaäo  moEte 
\^n  nid^t  ermarten;  aber  ha  bie  3(nbem  auf  ßefar  trauten  unb  ^aolo 
gute  Söorte  gab ,  mod^te  aud^  er  ben  33unb  nidf)t  brechen ;  in  feiner 
grün  gefütterten  frieblid^en  ^appt  n^arf  er  fid§  ol^ne  aEe  Söaffen  auf 
fein  ^autt^ier  unb  ritt  i^m  entgegen,  ^^xt  Xmppen  lagen  bis  auf 
bie  gäl^nlein  OUberotto'S  in  ben  2)örfern  um  bie  8tabt;  aud^  biefe 
jerftreuten  fid^  auf  ßefarS  Söort :  benn  fie  möd^ten  fonft  mit  ben  feinen 
über  bie  Quartiere  in  ©treit  geratlien.  £>ie  üier  §äu)3ter  gaben  il^m 
ba§  @eteit  in  hk  für  i^n  beftimmte  Söol^nung.  ßr  tuoEte  fie  nid^t 
bon  fid^  laffen:  „benn  er  ^abe  nod§  mit  il)nen  ju  reben".  ^id^t  ol)ne 
SBeforgni^  —  aber  fie  fonnten  e§  nid^t  me^r  ablel^nen  —  traten  fie 
ein.  3e|t  l§atte  er  fie  in  feiner  bemalt  ^).  ©ein  @runbfa^  toar:  „mer 
fid^  nid^t  räd^t,  fei  tüert^,  ba^  er  immer  beleibigt  tnerbe".  @rfagte: 
'@§  ift  gut,  bie  3U  betrügen,  tceld^e  bie  ^Dleifter  aEer  S5errätT§ereien 
finb^).  UebrigenS  ^atte  er  immer  nad§  Säubern,  bod^  niemals  nad§ 
bem  Sanbe  aEein,  fonbern  äugleid^  nad^  bem  ^op]  be§  §erm  beffelben 
getrad^tet.  2Bie  bie  3^1§üre  fid^  fd^Io^,  trat  50^id§elott,  ber  bertraute 
S5oEftrecfer  ber  ^RorbtT^aten  6^efar§,  mit  einigen  SSetoaffneten  ^eröor. 
@tn  jeber  tion  i^nen  mu^te  ba§  äßort  öernefimen:  „«^err,  ^'f)x  feib 
gefangen" ;  unb  augenblidflid^  brad^te  man  fie  in  ben  Werfer.  S§re 
imb^en  mürben  überfaEen  unb  öemid^tet.  ?luf  einmal  gefbräd^ig 
unb  öergnügt,  ritt  ßefar  burd^  bie  ©trafen. 

2öaö  ber  ©o^n  angefangen,  fe^te  ber  Spater  fort.  %l^  tnoEe  er 
bem  ßarbinal  Orfino  bon  ber  (Eroberung  ©inigaglia^S  er^d^len, 
lieg  er  i^n  5U  fi(^  einlaben;  aber  mie  berfelbe  au§  ber  Kammer,  in 
bie  er  abgetreten,  in  ben  §of  blirfte,  fa^  er  fein  ^aultl^ier  abbacEen 
unb  in  bie  bäbftlit^e^  ©täEe  fül^ren.  (Sr  unb  aEe  feine  greunbe 
toaren  au(^  gefangen^). 

Unb  nun  ging  e§  jum  ^Jlorbe,  jur  (Eroberung,  3ur  S^oEenbung 
biefer  Unternel^mungen.  Cliberotto  unb  SSiteEo^o,  mit  bem  ütücten 
aufammengebunben ,  inbem  jener  biefen  an!lagte  —  e§  toar  eben  ber 
2;obe§tag  ber  ©ieben  bon  g^tmo  — ,  biefer  bagegen  um  ben  geiftlid^en 
©egen  be§  nämlid^en  $a^fte§  bat,    burd§   beffen  3lnfd^läge  er  eben 

1)  Macchiavelli,  del  modo  tenuto  nelF  ammazzar  95,  36.  Nardi  85. 
Guicciardini,  S5u(^  V,  290. 

2)  Macchiavelli,  Legazione  266,  268. 

3)  Burcardus  2148. 


^er  Ärieg  in  ^iapel  unb  0lotnagna.  163 

}e^t  ftevBen  mu^te,  tüurben  mit  Einern  ©tridC  in  ber  erften  '^laäjt 
xi)xcx  @cfattgenf(^aft  ertüürgt,  bte  Beiben  5lnbern  ettoag  f^jäter.  ^ie 
f&ui)U  be§  6arbinal§  Brachte  in  männÜd^et  ^leibung  bem  ^a^fte  eine 
foftBate  5^erle,  feine  9Jlntter  fanbte  eine  ©umme  ^elbe§,  unb  ber  6ar= 
binal  felBft  'ü^x]pxa^  eine  nod^  Bebeutenbere.  ^it  aEebent  aBer  fonnten 
fte  nur  eine  momentane  Erleichterung  erreichen;  fein  SeBen  toar  nic^t  ^u 
retten.  ?l(§  er  ftarB,  n)ar  S^ebermann  üBerseugt,  er  fei  huxä)  be§  ^a^fte^ 
^ift  getöbtet.  ^^re  <&äufer  in  Sftom  tourben  ^erftört,  unb  eine  aä)t^ic^= 
jälirige  Orfina  mu^te  unter  einem  öffentlidien  ^Bogengang  Traufen,  gaft 
aUe  i^re  ©d^löffer,  bie  ©täbte  Perugia,  (5;ittä  bi  ß^afteEo  unb  öiele 
Crtfc^aften  !amen  in  be§  5pa^fte§  §anb.  ßefar  ^toang  bie  Sienefen, 
^etvucci  3u  Verjagen  ^).  ^oä)  niemals  mar  ein  ^a|)ft  im  ^irc^enftaate  fo 
mäd^tig  gemefen  mie  5llei*anber.  S)ie  Beiben  f^actionen  ber  ^Barone  maren^ 
tjerjagt,  in  miefem  nid§t  gan^  öernid§tet;  ntrgenb  ein  §en  auger  feinem 
©o'^ne  unb  feiner  gamilie  —  benn  S3entit)ogIi  unb  @ften  maren  in  feine  f^a* 
milie  aufgenommen  — ,  ©iena  Befiegt,  i^IorenjBefreunbet,  3ltte§  gelungen. 
S5efonber§  im  5^amen  unb  bur($  bie  §ülfe  f^ran!rei(^§  mar  e§ 
gelungen.  ;^n  ber  ^e]af)x  (^efar§  fagte  Submig,  „mer  biefem  ^elfe, 
fei  i^m  um  fo  lieBer,  je  f(i)neEer  er  e§  t^ue;  er  moEe  bem  ^apft 
unb  feinem  ©o^ne  ben  ganzen  toc^enftaat  geBen"^).  S)a  hit  Drfinen 
mit  ben  Spaniern  in  Unter^anblung  ftanben^),  fo  mar  i^re  S5erni(^= 
tung  aud§  ein  S5ortl§eil  ßubmig§.  5Jlan  ermartete,  bag  bie  Xruppen 
6efar§  ben  gran^ofen  in  5^ea|)el  3U  §ülfe  !ommen  mürben. 

®ie   ßntfd^eibung   in   5lea|)el. 

^m  f^eBruar  1503  fd^ien  e§  mit  ÖJonjal,  ber  in  Sarletta  ein= 
gefd^loffen  mar,  fd§led§t  genug  ju  fte:^en.  3öeber  hk  beutfd^en,  nod^ 
t)ie  f|)anif(^en  2:r'up|)en,  um  bie  er  gefc^rieBen,  moEten  erfd^einen; 
3uful§r  mar  nid^t  möglid^,  folange  \>k  fransöftfii^en  Galeeren  ^re= 
iean§  bie  ©ee  l^ielten ;  unb  bod§  mar  §ülfe  mie  gufu^t  ein  äugerfteg 
Bebürfnig*). 

S)er  Einfang  einer  Söenbung  5um  SSefferen  liegt  barin,  bag 
§  einigen  fpanifd^en  ^iBBen  unb  ©aleeren  öor  ben  klugen  ber 
Öene^ianer  gelang,    an  ber  ^üfte  fo  ööEig  .&err  ju  merben,    ba§ 

1)  Macchiavelli  an  bciben  Orten.  Burcardus  2150.  Carpesanus, 
Historiae,  p.  1248. 

2)  2luy  Siibtüigy  SSriefen  in  Macchiavelli,  Legaz.  156. 

3)  Zurita  261." 

4)  Caracciolus,  Vita  Spinelli,  bei  Muratori  XXII,  p.  50. 

11* 


164 


3tocttc§  SBu(S^.    erftc§  (^apitd. 


^tejean  eilenb  fein  @ef(^ü^  in§  50^eer  toarf,  feine  ©claben  löfte, 
feine  «Schiffe  öeiiie^  unb  fi(^  p  ßanb  baöonmad^te.  ©e(^§  2;oge 
barna($  toagte  ©onjal  Bereite  n)ieber  au^päiel^en.  @§  glücfte  iT§m, 
roä^tenb  5^emout§  einen  aBgefaHenen  Ort  ^n  nntertoetfen  gegangen 
toax,  in  fieBenftünbigem  ©tnrm  9tul6o  au  erobern  unb  öiele  tapfere 
Wdnmx,  auä)  ^alice,  gefangen  ^u  nefimen.  (Sein  9Jlut5  toui$§ ;  noc^ 
toar  er  jeboc§  gu  einem  untfaffenben  Eingriff  t)iel  ju  fd^toac^.  Slber 
bur(^  ben  Ü^Zangel  an  ^^eBengmitteln  toar  er  angetrieben,  einen  fotd^en 
3U  untemel^men,  unb  fd)i(fte  fid^  an,  ben  anberen  Xa^  au^auaiefien 
unb  fein  &IM  3U  öerfui^en,  al§  ein  öenegianifd^eg  ©c^iff  mit  Söeijen 
unb  barauf  fogleii^  ein  ficilianif(^e§  @etreibef(^iff  bei  i'^m  eintrafen. 
S)rei  anbere  brachten  nod§  7000  2;umbano§  betreibe  ^^inju  ^).  9lun  lonnte 
er  feine  S5erftär!ungen  ertcarten.  %m.  8.  Wdx^  famen  bie  ^panux, 
3000  (Katalanen,  (^ali^kx  unb  3lfturier  3U  f^u§,  300  fd^toere,  400 
leidste  Gleiter  nacf)  Üteggio^).  5lm  10.  5l^ril  famen  enblic§  aud^  bie 
2500  S)eutfd§en,  toeld^e  ^ajimilian  geUJä'^rt"'^)  unb  ^oan  ^Jlanuel 
befolbet  ^atte,  unter  .gan§  t)on  S^aDenftein  in  5!Jlanfrebonia  an. 
-hierauf  Ujurben  bie  ©panier  an  ©treitfröften  ben  gran^ofen  gleii^, 
toenn  mä)t  überlegen,  ©ie  toaren  im  ©tanbe,  ben  .Meg  ernfttid^ 
toieber  aufzunehmen,  ©i^on  mar  e§  in  6a(abrien  5U  ernftliaften 
äöaffent^aten  gefommen.  33ei  2^erranuot)a  fanben  fit^  bie  8|)anier 
t)on  ^erace  unb  t)on  üteggio  ^er  unter  5lnbraba  Sarabajal,  S5ena= 
t)tbe§  unb  Slntonio  Set)t)a  ^ufammen.  5luf  ber  5lue  barunter,  nod^ 
jenfeit  be§  gluffeg,  ber  fie  mitten  burd^fd^neibet ,  erfc^ien  5lubignt) 
unb  fi^ictte  feinen  §erolb  gexracut  ^inan.  „<&ie^er  möd^ten  fie 
§erab!ommen,  mo  er  ben  ta^ferften  .^önig  befiegt."  3ene  gaben  bem 
^erolb  ein  filberne§  SSecfen  unb  einen  golbenen  SSei^er:  „fie  mürben 
fommen;"  bann  rüdtten  fie  ^inab  unb  festen  —  bie  f^u^gänger  hinter 
ben  Sfteitern  ju  $ferb  —  über  ben  glu^  ber  5lue.  3n  biefem  5lugen= 
blid  fiel  5lubignl^  auf  S5enat)ibe§*).  Oft  maren  in  Hbeba  unb 
^aeja  ber  Sötoe  ber  S5enat)iben  unb  ba§  fd^inar^e  Scanner  ber  6'ara= 
Uajalg  miber  einanber  geflogen^).  3^e^t  öerga§  ßaraöajal  ber  alten 
^atteiung- unb  fiel  mit  ben  ^ineten  5Iubignt)  in  ben  S^tüc^en.  2)a 
mürben  bie  gran^ofen  gefd§lagen;  5lubignt),  im  (5d§ute  feiner  ©d^otten, 
entflog  naä)  @ioia. 

1)  Zurita  266,  267.    Jovius  245. 

2)  Zurita  256. 
8)  5lud^  Viti  Prioris  Eberspergensis  Chronica  Bavarorum  bei  Oefele 

II,  739. 

4)  Jovius,  Vita  Gonsalvi  251.    Zurita  278. 

5)  Molina,  Nobleza  del  Andaluzia,  Sevilla  1518,  fol.  217  mib  222. 


S)er  Ärieg  in  ^iapd  unb  Dtomagna.  165 

2)ie§  toar  am  20.  ^pril.  2lm  27.  öerüe§  ©on^at  mit  gefammter 
1Dlad§t  S5aiietta,  um  aud§  ju  fd^lagen^);  bie  f^ran^ofen  |at)en  il§n  t)on 
^anoffa  au§  ^ie'^en  unb  Brachen  aud§  i'^rerfeitg  auf,  Beibe  ui(f)t  gauj 
jteitDiEig.  ßJon^al  ^tte  tüo^I  SeBenSmitteC,  aber  feiu  @elb  emljfangen; 
!aum  ^atte  er  mit  guten  S5ertröftungen  auf  reid^e  33eute  unb  butd^ 
«ine  üeine  So^^wi^S  i^^t  6  garün^)  für  neun  ^onatfolbe  feine 
Spanier  ein  menig  ^ufriebengefteEt ;  an  bte  granjofen  toar  ein  au§= 
brüdlic^er  SBejel^l  i^reS  ^önig§  ergangen,  ein  ßnbe  äu  matten,  ober 
er  rufe  fie  3U  i'^ren  SöeiBern  nac^  §aufe  unb  fd^irfe  anbere  §omme§ 
b'5lrme§.  §ter  ift  bte  Baumlofe  ^Bene  öon  ^Ipulten,  fie  ^at  einen 
feT^r  ^ei^en  3lpril.  S5on  (iJon^al  toiffen  tüir,  toie  feine  ^eutfd^en  am 
9)lorgen  ben  St^u  Don  ben  ^ol^en  f^end^elftangen  legten,  aBer  ju 
HJlittag ,  t)or  S)urft  öerf (^mad^tet ,  nieberfielen ,  toie  er  fie  ^l§bann 
mit  bem  legten  2;run!  3öaffer§  erquidte,  ber  in  ben  ©(filäui^en  mit 
Cfanto=2ßaffer  üBrig  toar,  unb  tnie  er  enbÜc^  bie  @rmübetften  ben 
IRettern  :^inten  auf  bie  ipferbe  fteigen  liefe.  5Jlit  nid§t  öiet  weniger 
6d§tüierig!ett  mag  ^emourg  ben  äöeg  gemacht  ^aBen.  ^nbefe  um 
einanber  na^  ^e^n  ^Ronaten  tiergeBlic^er  <g)offnung  enblit^  im  f^etbe 
3U  finben,  ertrugen  fie  e§  unb  !amen  in  äufeafter  Ermattung  am 
28.  '^pxxi  gegen  5lBenb  Beibe  t)or  ßerignola  an.  @§  öerfd^angten  ]xä) 
bie  Spanier,  bte  juerft  !amen,  ein  menig  in  einem  SöeinBerge^).  So= 
toie  aBer  aud§  bie  f^ran^ofen  tamen,  fotoie  fie  Beibe  einanber  anfid^tig 
iDurben,  üergafeen  fie  Ermattung  unb  S)urft  —  bie  Seele  öerBirgt  in 
i'^rer  2iefe  geheime  OueHen  3u  immer  neuer  @rfrifc§ung  — ;  bie  §eere 
fteEten  fic^  3ur  Sd^lac^t :  Bei  Beiben  bie  gufebölfer  in  ber  TOtte,  bie 
Dfleiter  ^ur  Seite.  5^emour§  l§atte  lange  nii^t  ^um  Eingriff  eintoiEigen 
tooEen ;  er  tnar  burc^  ba§  £irängen  ^t)e'§  b'^Eegre  unb  ber  anberen 
^auptleute  gleid^fam  bap  geätoungen  morben.  Um  ^u  geigen,  n)ie  er 
■fagte ,  tner  er  fei ,  fprengte  er  na(^  bem  (BraBen ,  too  bie  S)eutfd§en 
ftanben.  @r  fanb  biefen  ^raBen,  f(^tr)en!te  fic^,  fanb  i1)n  toieber  unb 
tief:  „SBir  muffen  üBer  ben  ftumpfen  3öaE."  ^nbem  er  anfprengte, 
ftredfte  i^n  ein  beutfd^eg  üto^r  nieber*),  unb  feine  33egleiter,  bie  nid^t 
minber  tüoT§l  empfangen  ttiaren,  fingen  an  ju  meid^en.  Söeiter  nad^/' 
linU,  ettüag  fpäter  al§  er,  griffen  bie  Sd^toeiaer  an ;  bod§  aU  fie  il^ren 
OBerften,  !enntlid§  an  bem  tüeifeen  f^eberBufd^,  unb  in  bemfelBen  %n= 
$enBlid£e  biele  Rubere  bon  galigifd^en  .kugeln  unb  Söurffpiefeen  erlegt 

1)  Petrus  Martyr  16,  147. 

2)  Zurita,  f.  330. 

3)  Jovius,  Vita  Gonsalvi  254. 

4)  Ferronus,  Rerum  Gallic.  IIb.  III,  p.  66. 


166  3toeite§  JBudj.    (Srfteg  (Kapitel. 

fa^en,  fehlten  aud^  fte  um.  OTegxe,  ber  ben  lin!en  glüöel  fül^rte 
am  toeiteften  aurücC  mar,  wa^it  bann  ntd^t,  etma§  äu  unteme:^men. 
2)ie  ©Ijanier  Bel^aupteten  ba§  f^elb  unb  Brad^ten  bie  Ülad^t  im  ßager 
ber  gran^ofen  ju.  '>fftef)x  aber  bebnrfte  e§  ntd^t,  in  bem  bnrd^  ^ar= 
teiungen  gana  jerriffenen  ^önigretd§e  ben  Spaniern  üBer^anpt  bie  Dber= 
^anb  äu  öerfc^affen.  S)ie  S5erftänbniffe  ermad^ten,  meiere  @onäal  öon 
ben  5lbruä3en  big  ßaftel  a  5)lar  nnter^ielt.  @r  feinerfeit^  natjm  an 
ßinem  Sage  30  ßafteEe,  unb  am  13.  5Jlai  öffnete  il^m  ber  ^raf  öon 
Sramontano  unter  bem  Ütufe:  „©pagna,  ©pagna" ,  bie  Ti)oxt 
5^eapelg.  Sfuigo  2)atialo§  brad^te  bie  ©c^lüffel  pm  ©d^Io§  t)on  3§(i)ia. 
9*occa  ÖJuitielma,  ba§  fid§  feit  ^arl§  YIII.  5ln!unft  für  bie  granjofen 
gehalten,  fiel  im  3uni.  S^nbeffen  na^m  ^nbraba  in  ßalabrien  (5d§lo^ 
auf  ©d§lo§,  unb  äule^t  ergab  fid^  i^m  felbft  5lubignt).  S5i§  auf  (^aeta, 
mol^in  fid^  ba§  franjöfifd^e  .&eer  gepd^tet,  mar  beinahe  ba§  gan^e 
^^Duigreid^  fpanifd^.  5lm  @nbe  be§  3uli  ging  5^abarra,  aud^  miber 
biefen  ^(a^  bie  TOnen  ju  öerfud^en,  burd§  meldte  er  ba§  ßafteE  öon 
^^leapel  erobert  ^atte^). 

Söir  merben  fogleid^  ber  großen  S5eränbernng  gebenfen,  hu  im 
Sluguft  burd§  ben  Zoh  5llejanber§  VI.  eintrat;  Ui  ben  folgenben 
SBal^Iagitationen  be!ämpften  Sran^ofen  unb  ©panier  einanber;  fogar 
bie  2^ruppen  ftanben  fid§  einmal  in  9ftom  gegenüber;  auf  ben  .^rie^ 
in  Neapel  l^atte  ba§  jebod^  3unä($ft  feinen  @influ§.  £)ie  @ntf(^eibung 
^ing  t)on  ber  Ueberlegen'^eit  ber  äöaffen  ab. 

5^od§  im  Oftober  1503  erfd^ien  ein  neueg  fran3öfifd)eg  §eer 
unter  bem  5!Jlard§efe  (SJonjaga  an  bem  Öariglian,  um  in  bie  t)er= 
lomen  Gebiete  einzubringen.  S)ie  ©panier  toaren  entf d^loff en ,  il^nen 
ben  Uebergang  über  ben  glu§  ju  öertoel^ren ;  fo  jogen  beibe  eine 
SÖßeile  einanber  gegenüber  auf  unb  ab,  bi§  ^on^al  bei  ©effa  eine 
SSrücfe  fd^Iug  unb  unter  ber  SSeberfung  feine§  @efd§ü|e§,  ba§  auf 
SSarfen  ben  giu^  einnal^m,  in  ber  %f)ai  auf  ba§  jenfeitige  Ufer  ge* 
(qngte.  ^n  bem  5lugenblidfe  feiner  5lnfunft  begann  ein  ^ampf,  in 
melc^em  ©onjal  au  gu^  fod§t  unb  ein  fpanifd^er  gäl^nbrid^,  ber  feinen . 
rechten  5lrm  öerlor,  aufrief:  „§abe  id§  nid^t  nod§  bie  ßinfe?"  unb 
bie  ga§ne  toieber  fa^te.  3n  bemfelben  bel^aupteten  ätoar  hu  gran« 
äofen  SBrüdfe  unb  SSrüdenfopf;  aber  toeiter  ^inau§  famen  fie  feinen 
©c^ritt^). 

"©eitbem  toaren  bie  $eere  nid^t  fo  fe^^r  burd§  ben  giu§,  obtool^t 

1)  Passero,  Giornale  138.    Jovius  258.    Zurita  291. 

2)  Jovii  Gonsalvus  263.  Petrus  Martyr,  ep.  261.  Zurita  313  f. 
Passero  141. 


2)er  Ätieg  in  9Zeapet  unb  atomagna.  167 

er  bie  Säger  fi^ieb,  aU  bur(^  Sum^f  unb  Söaffer  am  Ufer  —  bcnn 
bte  S^a^re^äett  toar  fe!)r  regnerifc^  unb  ba§  Sanb  Big  ^D^onbragon 
beina^^e  ein  etn^igeS  ^oor  —  öon  einanber  getrennt.  (Einige  <Bpa= 
uier  pteten  ber  äußeren  SGße^ren  an  bem  Kraben,  ben  fie  gebogen; 
bie  übrigen  lagen  unter  Bütten  öon  @ic^en  ^).  S)te  f^ranjofen  jud^ten 
toenigfteng  für  i^re  ^ferbe  S)a(^  unb  StaEung  in  na'^en  2)örfern; 
bie  f(^tDet3ertfd§en  f^äl^nlein  tüaren  Ujed^felSlneife  im  Sager  unb  in  ben 
nämlichen  S)orff(^aften.  iöeiben  beeren  fehlte  S^ifii^^f  ^'^^^  "^^ 
^leibung  ^).  ^n  bem  llnmuf^  hierüber  enttnitfelte  }x6)  ha^  rechte  @egen= 
tl^eil  t)on  bem  ]§eitem  ^rteg  öor  SSarletta.  ^an  ^örte  me^r  ©(^impf= 
toörter,  aU  äöaffenfd^alt.  S)en  6:pantern  marb  iT^re  ^^letgung  p 
S)ie]6fta^l  unb  bälgen,  ben  ^ranjofen  S5etrun!enl§eit  öorgetoorfen. 
S)ie  ©(^mei^er  ^ie^en  ^u^geier,  bie  S)eutf(^en  ©d§mo(^er.  2)ie  3^ta= 
liener  nannte  man  Änabenfd^dnber,  S5ougre§^). 

@§  !am  barauf  an,  mer  an  feiner  ©teile  am  längften  au§3u= 
l^alten  tjerfte^en  mürbe.  %U  ^on^aga  firf)  felber  tjon  ben  ^^ran^ofen 
SSougre  nennen  unb  aEe§  TO^Iingen  ftd§  ^ufcfiretben  ^örte,  moEte 
er  biefen  5JlangeI  an  Unterorbnung  ntd^t  mel^r  ertragen,  fe^te  eine 
Schrift  öon  feinen  Unternehmungen  auf,  meiere  feine  .^auptleute 
untergeidinen  mußten,  unb  öerlie^  ba§  «^eer.  ^ongal  bagegen,  meieren 
felBft  bie  ta))ferften  ^au^jtleute  angingen,  biefen  S^^fif^i^^  ^önne  man 
unb  foEe  man  nidfit  länger  leiben ,  antmortete  il^nen :  „SieBer  einen 
©(^ritt  öormärt§  ^um  S^obe ,  al§  einen  rüdmärt^  ^um  ©iege" ,  unb 
]§ielt  au§^).  @nblic§  !am  Ueberfe|en  unb  angreifen  Dom  geinbe 
an  i^n.  %m  29.  2)eceml6er  1503  mai^te  ^on^al  einen  Eingriff  auf 
bie  Srücte  ber  granjofen,  äugleid§  aber  mit  feiner  §au:|jtmarf)t  — 
befonberS  mit  §ülfe  5llt)ian§  mar  e§  i^m  gelungen,  biefelBe  über 
ben  f^lu^  äu  bringen  —  auf  il)r  Sager.  S)iefe  Si^lac^t  entfd^ieb  über 
ben  S5efi^  be§  .^önigreid^eg.  S5ergeben§  !äm|)fte  ber  58at)arb  mie 
ein  §elb;  aE^ugro^  mar  bie  Unorbnung  ber  f^ran^ofen,  ber  %n= 
brang  ber  ©panier ;  (BoUi^al  fiegte  auf  bem  einen  unb  bem  an= 
bereu  Ufer.  5luc&  in  @aeta,  mo^in  bie  ^ranaofen  fic§  juerft  war= 
fen,  meßten  bereite  am  3.  Sfönuar  1504  bie  f^janifd^en  gähnen.  2)ie 
grangofen  mußten  ftc§  aur  ^^xmttf)x  entfc^lie^en ,  tiiele  jur  ©ee;  — 
bie  ©(^iffe  fu^rert  ab,  toie  fie  bemannt  toaren,   unb  feine§  toartete 


1)  Macchiavelli,  Legaz.  a.  c.  d.  K.  316,  342,  382. 

2)  Caracciolus,  Vita  Spinelli,  52. 

3)  Zurita. 

4)  Ferronus,  Rerum  Gallic.  Hb.  III,  p.  70,  71. 


168  3toeite§  ^ud^.    (Srfte§  ßapitcl. 

auf  ha^  anbete  —  ,   bte  üBriöen  ju  ßanbe ;    bteje  fagten  ju  (iJonjal 
,,@ebt  un§  ftat!e  ^fetbe,  auf  benen  Wix  tütebeilommen  fönnen"  ^). 

S)od^  bte§  toax  tl^nen  foBalb  nid^t  bef(i)teben.     2)ag  UeBergetüic 
ber  ©panier  Beruhte   auf  il^rer   größeren  ^ixf)t  burc§  ben  Seft^  t)i 
©tctlien,  mit  bem  ^Itapd  in  altem  natütlid§em  3ufammeni§ange  ftanl 
unb   auf  ber   umfid^tigen   unb    too^Iertüogenen  S3e^anb(ung   bet   ii 
füblid^en  ;^talien    einanber    gegenüBerfte^enben  Parteien:    benn    bt 
tüax  ba^  eigentl^ümlid^e  SBerbienft  Ö^on^alS,  öerfd^iebene  Parteien  ui 
9lationen   burc^  ein  l§ö!)ere§  5lnfel§en  3U  Be^erxfd^en ,   tüie  et  e§  bei 
tüit!li(^  ba^in  Btad^te,   Kolonnen  unb  Otfinen  in  @inem  Saget  3! 
öeteinigen.     S)et  Segnet  fd^onte  et  nid^t.     S)ie  tiefte  bet  Slngit)ionen 
in   ben  3ll6tu,^5en  unb   Ottanto  tüutben  butd§  ^lotgan  unb  ^ebto 
be  ^aj    Befiegt,   bie   5Jlatquifate   S3itonto  unb  ©aletn   etoBett  unb 
biete  ^atone  tjetjagt^).     ^on^at  botitte  feine  ^au^tleute,   aud§  bie 
otfinifi^en ,    mit    ben    Öütetn    bet   S3etjagten    unb    t)ettt)altete    ba^ 
Äönigteid^  gan^  im  ©inne  bet  atagonifd^en  ^attei. 

3u  betfelben  3^it  ftanben  bie  gtan^ofen  unb  (5|)aniet  nid§t 
aEein  an  ben  nea))olitanifd§en ,  fonbetn  aud§  an  ben  ^ten^en  t)on 
ÜtouffiEon  mibet  einanbet  in  ben  Söaffen^).  |)iet  nal^m  getbinanb 
jenet  S3efa|ungen,  hu  xf)m  ettüa  fd^tieben,  „ftetben  moEten  fie  mo^l, 
bo(^  et  möge  feigen,  ba§  et  nid^t  um  t)iele  tap]txt  Plannet  atmet 
iüetbe",  unb  feinet  eigentlid^en  Üteidfi^gten^en  felbet  mal^t.  5l(§  et  mit 
20,000  ^lann  ju  gu§  unb  8000  Sausen  auf  ftanjöfif d^em SSoben  etfd^ien, 
ettüatb  et  nod^  im  ^lobembet  einen  ©tiEftanb  füt  ütouffiHon*).  5luf 
5^ea^e(,  too  bamal§  bie  gtan^ofen  nod^  hu  gtö^ten  Hoffnungen  näl^tten, 
toatb  betfelbe  nad§  etfolgtem  Umfd^lag  im  ^ebtuat  au^gebel^nt. 


Söed^fel  im  ^a^jftt^um. 

3tt)ifd§en  ben  gtan^ofen  unb  bem  ^a|)fte  haltete  ba§  ftül^ete 
gute  @inbetnel^men  fd^on  lange  nid^t  mel^t  ob.  S)ie  gtan^ofen  flagten: 
et  ^abt  bie  5luf!äufe  ftan^öfifd^et  ßommiffate  im  Äitd^enftaate  an 
fid^  genommen^),   fo  ba^  bie  Sitten  ju  ungünftiget  S^it  ju  f dalagen 

1)  Sabellicus,  Enneades  12,  2.  Bayard.  Guicciardini  330.  Jovii  Gon- 
salvus  267.    Zurita  315—317. 

2)  33erttag  bei  Dumont  IV,  1,  52.    Zurita  321. 

3)  Sln^ang  jum  Monstrelet  236. 

4)  Petrus  MartjT,  Epistolae  151,  2. 

5)  Garnier  399.  ?lu§  Zintona  5Jifcr.,  üerglid^en  mit  Monstrelet  u.  Gilles, 
Chroniques  de  France  121. 


Söed^fel  im  5papfttt)um.  169 

ge^tüungen  tüorben;  er  T^aBe  2;ru^:|3en  nad^  5lquita  gefanbt,  bod^  um 
e§  für  fid§  ^u  netimen;  mit  gutem  Sebad^t  ^aBe  er  bte  f^ran^ojen 
mit  6efar§  ^eere  gu  unterftü^en  unter(affeu^).  f^ragt  man,  tüa§ 
e§  tüar,  ba§  i]§n  t)on  bem  franäöftfc^en  SSuube,  bem  er  aEe  feine  fc 
folge  tierban!te,  l^atte  aBtoenbig  mad§en  !önnen,  fo  liegt  ber  @runb 
in  ben  S5erl§ältniffen  a^  3:o§cana.  3h)ßtntal  :§atte  ßefar  f^toren^ 
onäugreifen  gebrotit,  Beibe  WaU  ^atte  xf)n  Subtotg  XII.  baöon  aBge= 
]§alten;  tt)a§  Subtoig  getüäl^ren  !onnte,  ^atte  er  gemährt;  feine  treueften 
SJerBünbeten ,  bie  $o:poIaren  p  giorenj,  fonnte  er  unmöglich  ben 
SSorgia  aufo|)fern.  ©Ben  bieg  glorenj  tooEte  bagegen  gerbinanb  ber, 
Äat^oüft^e  bem  ^apfte  gan^  üBerlaffen;  er  liatte  fc^on  lange  betn 
beutfd^en  .Könige  öorgefd^lagen ,  ß^efar  ^um  Äöntg  tion  ^oScana  3U 
mad^en^).  5Jlan  ermißt  l^ier  hk  gro^e  ©teEung  biefe§  5j}a|)fte§.  S)er 
^önig  t»on  granfreid^  moEte  ben  ©o^n  beffelBen  gum  §errn  ber 
Wart  unb  ber  Ütomagna  madften,  ber  ^önig  t)on  ©|)anien  fogar  3um 
^önig  ton  2^o§cana.  f^ür  ben  ^am^f  ber  Beiben  f^^ürften  toax  e§ 
t»on  größtem  ^etoid^t,  auf  Ujeld^e  ©ette  ber  ^apft  ftd^  fd^lagen  toürbe. 
©r  ^atte  Bi§l§er  al§  ein  5ln]§änger  ber  gran^ofen  gegolten,  äöenn 
nun  ber  fran^öfifd^e  ^efanbte  mitten  in  Sflom  üBerfaEen  unb  Beinal^e 
getöbtet  Serben  bux*fte,  toenn  ipifanifd^e  (Sefanbte,  bie  il^re  Stabt 
längft  Sefar  angeBoten,  bie  f^einbe  ber  Florentiner,  am  <&ofe  5lu§= 
unb  Eingang  Ratten,  Ujenn  ftdf)  ber  ^apft  einer  S5ereinigung  öon 
gloreuä  unb  ©tena,  bie  ßubtoig  XII.  burc^  bie  ^urüd^fü^rung  $e* 
trucci'g  gu  Betoirlen  fud§te^),  au§  aEen  .Gräften  toiberfe^te,  fo  entnahm 
man  au§  aEebem,  ba^  ber  ^a^ft  fid^  üon  ber  <Baii)t  ber  gran^ofen 
aBtoenbe,  bor  aEem  in  ber  5lBftd§t,  $ifa,  ©tena,  f^loren^  ju  üBer= 
toöltigen.  m§  9}leffer  granj  SrocceS,  be§  $a^fte§  ©ünftling  unb  ge= 
]§eimer  Kämmerer,  ^3löpd§  an  entfliegen  fud^te,  aBer  ergriffen  unb  in 
berfelBen  5^a(^t  getöbtet  toarb,  fd^rieB  man  bie§  bem  S5erbad^t  ^n, 
^rocceg  tlieile  ben  granaofen  bie  3lnfd§läge  toiber  fte  mit*).  3lu§ 
ftd^erfter  DueEe  erfahren  mir,  ba§  5llejanber  bem  fatl^olifd^cn  Könige 
ettua  im  Wdx^  1503  auBot,  in  einem  gemeinfd^aftlid^en  S3unbe  mit 
SJenebig  bie  granaofen  au§  Stalien  au  öerjagen^). 

^ierburd)  tnäre  ber  ganae  Erfolg  aud^  be§  romagna^fd^en  Äriege§ 

1)  Carpesanus  1254. 

2)  Zurita. 

3)  Cardinal  Soderini  in  Macchiavelli,  Legazione  alla  corte  di  Roma 
IV.  Titzio  bei  Lebret  a,  h.  a.  544. 

4)  Carpesanus  1255.    Biagio  Buonaccorsi,  Diar.  Fiorent.  78. 

5)  Zurita,  f.  270. 


170  Breites  iBuc^.    ©rfteg  ßapttcl.  jh 

toiber  Subtoig  getoenbet  tüorben  imb  tüibet  tl§n  leidet  eine  Siga  ent= 
ftanben,  lüie  gegen  Bari  VIII. ;  ^llejanber  ^ätte,  tt)ie  im  SSnnbe  mit 
ben  gtanäofen  ben  Äird§enftaat,  ]o,  öon  biefen  abfaEenb,  int  SSnnbe 
mit  ben  <Bpanmn  ZoUana  eroBert.  ßr  todre  5Jleifter  t)on  TOttel« 
itatien  unb  mad^töoEer  ©d§ieb§ric§ter  gtüifd^en  ben  großen  Wd^U 
geworben. 

Qu  biefen  Unternehmungen  ttjar  3lEe§  Bebai^t,  nur  @ine§  nti 
^ber  ha^  @ine  gefd^a^.  5llejanber  ftarB,  unb  ju  gleicher  Qdi  tüi 
(Sefor  tobtfran!!). 

5lu(^  ^llejanber  toax  einige  jtage  !ran!  getoefen,  unb  fo  lam 
tt)uBte  man  au($  im  $alaft  toenig  me^r,  al§  ba^  er  ein  gieber  l^abe. 
2Bie  er  aber  am  17.  Sluguft  geftorBen,  mie  man  an  feiner  ßeic^e 
ha^  @efidöt  fol^tenfd^ttJara ,  bie  Sn^Ö^  fo  ftar!  gefc^tüoEen  fanb,  ba^ 
ber  ^IRunb  nic^t  p  fd^lie^en  tcar,  fd^eu^lid^er,  al§  man  je  an  einem 
lobten  16emer!t  ^atte,  fo  ermad^ten  hk  ^erüc^te  ^),  ber  ^a^ft  fei  eine§ 
5lBenb§  5u  einem  Belage,  Bei  bem  er  einige  reiche  ß^arbinäle  p  t)er= 
giften  gebadet,  in  bie  S5igna  be§  6arbinal§  5lbrian  öon  ßometo  ge= 
fommen,  ^abe  burftig  ju  trinfen  Verlangt  unb  burd§  einen  Srrt^um 
öon  fo((^em  äöein  erhalten,  ben,  ba  er  ^um  SIRoxbt  ber  @äfte  t)er= 
giftet  getoefen,  ß^efar  feinem  S)iener  al§  ben  Beften  anem^jfo^Ien  ^atte. 
ßefar  pgleid^  mit  il^m,  unb  l^alBtobt  l^aBe  man  fie  Beibe  5intr)eg= 
getragen;  ßefar,  in  ba§  nod§  raud§enbe  geE  eine§  ^taultl§iere§  ein= 
genäht,  fei  bem  ^tobe  entgangen,  Sllejanber  geftorBen^).  SöenigftenS 
f)at  ber  ßarbinal  öon  ßorneto  bem  @efd^id§tfd§reiBer  ©iobio  er^ä^lt, 
burc^  ba§  @ift,  bem  ber  $a^3ft  erlegen,  §aBe  aud^  er  umgeBrad^t 
ttjerben  foEen  unb  fei  !aum  errettet  toorben*).  5lnbere  fügten  i^in^u, 
5llejanber  ^aBe  bie  getoei^^te  ^oftie  öergeffen,  bie  er  fonft  ju  feinem 
©d^u|e  getragen,  nod^  5lnbere,  ber  ^a!t,  ben  er  mit  bem  Teufel 
gel^aBt,  fei  au§  ge^efen  unb  biefer  in  (SilBotengeftalt  gefommen, 
il^n  aBäu^o(en^). 

1)  Macchiavelli,  Principe  c.  7. 

2)  Burcardus  bei  Brequigny,  Extraits  et  Notices  66,  67. 

3)  Guicciardini  IV,  314.  Petrus  Martyr  269.  Mariana  222. 

4)  Jovii  Vita  Gonsalvi  260.  (21.  b.  2.  21.)  Einige  fpätete  ermittelungen 
I)Qbc  \ä)  in  ber  ©efd^id^te  ber  9lömijc^en  5Päpftc  mttgetf)eilt ;  fie  fe^en  nat^ 
ntciitem  2)afürl)alten  bie  %1)ai]aä)t  aufeer  ^toeifel.  ^qI  ©.  233.  23b.  XXXVII, 
e.  35,  unb  ben  2ln{)ang  in  23b.  XXXIX. 

5)  Tommaso  Tommasi  in  Gordon,  Vie  d' Alexandre  II,  298. 


äöcc^fel  im  ^a))fttl)um.  171 

@enug,  mitten  in  ben  größten  Hoffnungen  war  fein  Sauf  ge= 
cubet. 

5!Jlan  ^at  gefagt,  ber  ^apft  fei  äutoeilen  Bei  feinen  ^anblnngen, 
tuie  huxä)  ein  göttUd^eS  ©efcfiid,  gen)atnt  toorben:  burd^  einen  S3li^= 
ftra^I,  ber  t)or  il^m  nieberfut)r,  fogleic^  a(§  er  ben  ßrabifdioi  Don 
(^ofenja  ftc§  felBft  o^ne  ©d^ulb  anauflagen  Berebet  ^atte^)  — ,  fobalb  er 
VUIonfo  ba  SSi^ceglta  Tratte  tobten  (äffen,  burc§  einen  öffentlichen  5luflauf, 
Dor  toelc^em  er  mir  in  ber  ^irc^e  fein  SeBen  rettete^)  — ,  burd^  hk  au§= 
brüdlid^e  50^al)nung  ber  Slftrologen,  er  toerbe  um  feine§  (5ol§ne§  toiEen 
fterBen^).  @§  ^at  mo!)I  nie  einen  $a|)ft  gegeBen,  Bei  bem  bie  firc^lid^en 
fü  gan^  öor  ben  tt)eltlt(^en  ^efic^t^punften  öerfd^manben,  noc^  meniger 
einen  fotd^en,  ber  biefe  mit  fo  entfe^(id§en  5Ritteln  p  erreichen  ge= 
fliegt  ^ätte.  ^eine  ßanbegertoerBung  ift  mit  fo  tiel  ^tut  unb  @räueln 
beflerft,  al§  biefe  S5egrünbung  be§  unmittelBaren  S5eft|eg  ber  :pä^ft= 
liefen  @eBtete  huxä)  bie  S3ernic^tung  ber  Üeinen  ©etoalf^aBer  in 
benfelBen.  ^i(j§t  eBen  für  ba§  ^a^ftt^um  felBft  toaren  biefe  @r= 
iDerBungen  Beftimmt,  ein  einziger  ^emoIt^aBer  foKte  fie  in  feiner 
Apanb  bereinigen,  unb  biefer  foEte  ber  ©o^n  eine§  ^a^fteg  fein.  2öie 
tDürbe  ein  folc^eS  gürftent^um  üinftige  ^äpfte  eingeengt  l^aBen! 

5^a(^  5lle?:anber§  S^obe  geriet^en  Sftom  unb  ütomagna  in  bie 
größte  S5ern)irrung.  ^n  9ftom  :§atte  ßefar  bie  @ngeBBurg  inne;  er 
gcBot  üBer  eine  ftarfe  5!}lannfd§aft  unb  Tratte  in  jtoeien  .koffern  au§ 
bcm  ^ataft  felBft  ben  <B^ai^  feinet  S^aterS  in  ^änben*);  aBer  ba  er 
fran!  lag,  mürben  bie  ßarbinäle  nid^t  öer^inbert,  Sru^ipen  p  merBen; 
Die  Crfinen  tonnten  magen,  mieber  ju  erfc^einen.  gaBio  Orfino, 
ir]a§lt  man,  töbtete  einen  S)iener  ßefar§  unb  toufd§  firfi  mit  bem 
i^lute  5!)lunb  unb  |)änbe;  oft  fi^lo^  ba§  f8olt  t)or  bem  iumult  ber 
tinanber  Befe^benben  Parteien  ©trafen  unb  S5uben^). 

^n  ütomagna  floi^en  bie  SSe^örben,  bie  3ln:§änger  6efar§,  unb 
fe§rten  bie  Ferren  jurütf.  2öie  @uibuBalbo  nad§  UrBino  !am,  ^ogen 
am  SlBenb  au(^  bie  eblen  grauen  ber  Xrommel  nai^  unter  ^aupU 
leuten  einiger,  um  an^ubeuten,  ba§  felBft  fie  für  t^n  ju  fc^lagen 
bereit  mären  ^).   ^n  (Sittä  bi  (SafteEo  fül^rte  man  al§  ein  3^^^n  ber 

l>Burcardus  Bei  Eccard  II,  2085. 

2)  Zurita  I,  f.  186. 

3)  ebenbafelbft. 

4)  Burcard  hn  Brequigny  67,  68.    Victorellus  ad   Ciacconium  1356. 

5)  Sismondi  XII,  289,  au§  IJlloa.  Raphael  Volaterranus ,  Vitae  Pa- 
panim  167. 

6)  Baldi,  Vita  di  Guidubaldo  IX,  115. 


ttemi 

1 

üetf 


172  3tDeite§  23u(i).    (5rftc§  6a^)ttct. 

S5tteEt  ein  golbenc§  ^atT6  burd^  bie  ©trafen;  ©tnigagtia  griff 
ben  eintrieb  be§  6arbinat§  Julian  burd^  bie  9lot)ere  ju  ben  äöaffen; 
unter  franäöfif(f)em  6(ftu|e  !ant  (SJiant^aoIo  5SagIione  tüieber  nad^  ^eru= 
gia.   ^id^t  ntinber  lehrten  bie  übrigen  au§  i^ren  fyreiftätten  aurüdf^) 

Söie  biefe  (Sad^en  fidö  enttoicfeln  würben,   ^ing  nun  bor  aEe 
bon  ber  ^af)l  be§  neuen  ^a^)fte§  ab. 

S)ie  Garbinäle  eilten,  aufantnteujufommen.  5l§canio  <B]i 
tüurbe  au§  feinem  2;5urm  3u  S3ourge§  nod^  einmal  befreit,  um 
fran3öfifd)em  Sinne  ju  ftimmen;  S^o^ann  ßolonna  !am  au§  ©icilie' 
too  er  öom  !at^oIif(^en  ^önig  einen  i^a^rge^alt  emj^fangen;  er  n)ar 
burd§au§  fpanifd^  gefinnt^).  Söie  bie  fransöfifd^en  S5öl!er  nad^  5Ie^i, 
rütften  bie  f|)anifd^en  unter  ^Jlenbo^a  nad§  ?Ölarino,  beibe  in  bie  ^Ml/e 
ber  ©tabt.  Oeffentlid^  tuarb  unter  bem  <Bä)u^t  ber  franjöfifd^en 
Partei  im  ßonclabe  unb  im  f^elb  (S^eotg  b'5lmboife  um  bie  l^öd^ftc 
Söürbe  ber  (Jiiriftfen^eit.  ^idf)t  biet  toeniger  offen  erüärte  fid^  ^on^al: 
„forbere  ber  ^eilige  @eift  einen  5lnbern,  aU  ßarabajal,  fo  möge 
bie  fpanifd^e  ^artei  nid§t  miberftreben'' ^).  ßarabajat  n)arb  nid^t 
gen)ä^lt,  auä)  5lmboife  nid^t;  in  ^iccoll^omini  bon  ©iena  aber, 
über  ben  man  fid§  bereinigte,  ^iu§  III.,  glaubten  bie  (5|)anier  einen 
grennb  auf  bem  bä^ftlidfien  ©tul^le  getnonnen  3U  tiaben,  UJä^renb  hit 
f^ran^ofen  einen  i^einb  in  i^m  fa^en,  tük  e§  au(^  JJiu^  II.  ^iccol= 
l^omini  getnefen  fei*);  bie  ©panier  erfd^ienen  aU  ©ieger.  i^nbeffen 
l^atte  ^iu§  !aum  ben  35ati!an  unb  nid^t  einmal  6.  Sodann  ßateran 
in  S3efi|  genommen,  al§  er  bereite  ftarb,  unb  fofort  ging  ber  ^ampf 
ber  Parteien  auf§  neue  an.  äßieberum  maren  SSaglione  unb  5llbian 
mit  3^ru|)pen  in  9lom  eingebrungen ,  jener  mit  fran^öfifd^en  an  bem 
redeten,  biefer  mit  fpanifd^en  an  bem  lin!en  3:iberufer.  3ll§  bie 
ßarbinäle  fid^  in  ha^  ßonclabe  Begaben,  jogen  fi(^  beibe  jurüdf^). 

^flun  befaB  bamal§  Julian  beEa  9ftobere,  ber  fid^  brei^äpften  immer 
am  !ül§nften  miberfe^t  l§atte^),  ben  5llej:anber  felbft  einen  5D^ann  bon 
Söort  ^atte  nennen  muffen,  ber  eben  bie  Eroberung  be§  (Sd§loffe§  bon 
©inigaglia  geleitet,  unter  aHen  ßarbinälen  ba§  größte  5lnfe^en.  @r 
tnar   au§   ©abona  unb    fonnte   für    einen   franjöfifd^en    UntBrt^anen 

1)  Baldi  VIII,  108.  IX,  116—122. 

2)  Zurita  299.   Arluni,  de  hello  Veneto  I,  21. 

3)  Zurita  329. 

4)  Epistola  Francisci  Cardinalis  Senensis  bei  Ciacconius  1356.  Gilles, 
Chroniques  de  France  121. 

5)  Machiavelli,  Legazione  alla  corte  di  Roma  285. 

6)  Infessura  1977.   Jacobi  Volat.  Diarium. 


SBed^jel  im  5ßapftt:^um.  173 

gelten ;  er  ^atte  immer  bie  colonna'fc^e  Partei  get)alten  unb  fonnte  hen 
Spaniern  günftig  fc^einen.  5ll§  nun  5(mBoife  felBft  ^ap}i  p  werben, 
al§  gerbinanb  einen  ©panier  auf  ben  <Btu1)l  äu  Bringen  öeranjeifelte, 
entfd^ieben  ]id)  S3eibe  für  biefen  i^ulian.  2)erfe(be  roar  ftetg  ein 
Jreunb  ber  SSene^ianer  geroefen;  für  ßefar  öerfprad^  er  ©ic^er^eit. 
So  gefc^a^,  ba^  er  bereite  in  ber  erften  ©tunbe,  nat^bem  ba8 
(ionctaöe  gefc^toffen  toar,  a(g  ^apft  an  einem  Befonberen  2;ifc^e  ]a%, 
bie  Kapitulation  ber  ßarbinäte  unterfc^rieB  unb  ben  päpfttic^en  9fting, 
ber  f(^on  ^ubor  mit  feinem  ^^lamenS^uge  berfe^en  UJorben,  an  ben  t^inger 
ftecfte^).  ßr  nannte  fic^ ,  feinen  Xaufnamen  nur  ein  toenig  t)er= 
(cugnenb,  ;SuIiu^  II.  5!Jtit  i^m  glaubten  bie  gran^ofen,  tote  bie 
Spanier  mit  $tu§  geftegt  p  ^aBen.  5tmBoife  menigftenS,  ber  p  ber 
nanäöfifc^en  Ut  ßegation  öon  ^Ibignon  empfing ,  beffen  5fteffe  ber 
crfte  ß^arbinal  toar,  roo^nte  einmüt^ig  mit  i^m  im  ^alaft  unb  toar 
in  feinem  ge^eimften  3^at^  zugegen  ^).  S)ie  näc^fte  ©d^toierigfeit 
boten  bie  3lngelegen-§eiten  in  ber  9tomagna  bar,  bie  ]xä)  me^r  unb 
111  e^r  tjermirfelten.  ^^ür  3^o§cana  Boten  5Iretiner  unb  ^ifaner,  ^an= 
biitf  ^etrucci  unb  Julian  ^JJlebici,  für  @pua  ^ran^ofen  unb  ^Ibornen 

i^teic^,   für  bie  SomBarbei  600  KbeEeute  unb  5l§canio  (Sforza  bem 
Mon^al  i^re  Gräfte  an. 

S)enn  gerabe  jur  nämlichen  ä^it,  al§  ^ultu§  $apft  tuarb,  brangen 
SJenejianer  in  bie  ütomagna  ein.  @ie  nahmen  ba§  Sanb  um  :^molp^ 
empfingen  Sftimini  bon  ben  ^alateften  buri^  Äauf;   fie  Bebro§ten 

aensa^).     S)a  hk^  Sanb  no(^  ßefar  aU  feinen  §errn  ertannte,   \)a 

^^uüu§   benfelBen  Beftet)en  gu   (äffen,   aBer  nid^t  if)n  p  bert^eibigen 

•i'^^efagt,  fonnte  hu§>  fügli(^  al§  ein  ^rieg  ättjifd^en  SSeneäianem  unb 

jar  angefe^en  Ujerben. 

S)arum,  tote  ber  ^apft  i^nen  üor^iett,  „oB  er  i^nen  fo  menig 
^lenfte  ertüiefen,  ba§  fie  mä^^renb  feinet  ^ontificatS  bie  ^ird§e  ju 
iicrauBen  Befd^löffen ,''  entgegneten  fie,  „gegen  einen  ütäuBer,  nid^t 
gegen  bie  ^ixä)t  ge^e  i^re  ^^Bfic^t;  5um  3in§  feien  aud§  fie  erBötig."  @r 
uerfe^te,  „er  tooEe  tool^l  .öerren  in  feinen  ©täbten,  bod)  fold^e,  über 
bie  er  bigponiren  !önne,"  unb  ^tett  l^äufig  ütatl^*).    OBtoo^t  il^m  ßefar 


1)  Macchiavelli,  Legazione  alla  corte  di  Roma  287—293.  Zurita  330. 
Burcardus  bei  Eccard  2159,  bei  Brequigny  unb  bei  Rainaldus,  Annales 
Ecclesiastici  33b.  XX,  p.  2. 

2)  Macchiavelli,  Legazione  361  unb  an  üielen  Dxten. 

3)  Bembus,  Historiae  Venetae  145—147.    SansoTino  Orig.  79. 

4)  Macchiavelli,  Legazione  a.  c.  d.  R.  300,  305,  320. 


174  Stoettcg  SBud^.    6rfte§  gapitcl. 

nid^t  gembe  lieb  fein  fonnte  —  benn  tüie  ^ätle  er  i^m  trauen  foEen? 
tonnten  i^m  bie  SJene^ianer  bo(f)  noc§  mi  toeniger  angenehm  ]e\n? 

^n  ßefar  fd^ienen  fett  |eine§  S5ater§  2:obe  S^ertrauen,  ^ül^n^eil 
unb  ©ntfd^lu^  öerloren  gegangen,  ©d^on  Bei  ber  ^a:pftn)a]§I  f^atU 
er  gefd^toanft,  l^ente  mit  5lmBoife,  morgen  mit  ben  golonna  Söer= 
trag  gefd^loffen,  l^eute  ju  bem  einen  .geere  ju  fommen  öerf^jrod^en  unb 
ftd^  ben  5lag  barauf  p  bem  anberen  begeben.  5lber  "bti  ber  erften 
51ad§ri(^t  öon  ben  Untern e'^mungen  S5enebig§  öerlor  er  aEe  ^efinnung. 
3Ran  fagte:  „S)ie  ©daläge  be^  (5d§irf|a(§  ^aben  i^n  betäubt,  er  mei^ 
nid^t  me^r,  ma§  er  mitt"  ^).  Söenn  e§  ^)Jlen|(f)en  gibt,  bereu  Äraft  fid§ 
erft  im  TO^gefd^idf  enttoitfelt,  fo  merben  bie§  immer  in  ber  %u]t 
gute  unb  eble  ^Muren  fein;  bie  ha^  nid^t  finb,  fi^ einen  ftarf,  foCange 
fie  ^IM  1)dben,  nid^t  länger. 

Um  bie  (gntfdöulbigung  ber  S^ene^ianer  ju  enüräften,  geigte  fid^ 
ßefar  bereit,  feine  (5df)löffer  unb  Drte  auf  eine  3eit  lang  bem  $a^ft 
Suliug  3U  überliefern;  biefer  aber,  in  ^eforgni^,  e§  möd§te  i1)m  fd^toer 
merben,  fie  einmal  mieber  ]^erau§3ugeben,  na^m  fie  nid^t  an^).  (5r 
^ielt  für  ba§  S5efte,  toenn  ßefar  bi§  ©:)3e33ia  5ur  ©ee,  t)on  ha 
über  Srßi^'öi^ci  unb  ^ugleid^  ba§  §eer  burd^  bie  to§canifd§en  unb  ^3eru= 
ginifd^en  ^renjen  gegen  S^mola  ginge,  ^tioax  ^tte  ßefar  Ujeber 
öon  gloreuä  nod§  öon  SSaglione  (Seleit;  aber  er  magte  e§:  am  19. 
5loüember  1503  ließ  er  fein  ^eer  ben  to§canifd^en  2öeg  nel^men,  unb 
er  felbft  ging  nad§  Dftia,  um  fid^  ein^ufd^iffen.  @r  ^offte  nod§  auf 
eine  2Bieber:§erfteEung  feine§  @lücfe§ ;  aber  jeber  ?lnbere  öerlad^te 
il^n:  „tool^in  merbe  il)n  ber  Söinb  fül^ren,  mo  merbe  er  biefe  t;i*u:|3|)en 
toieber  finben?''^).  5lEe§  !^ing  öon  feiner  ©teEung  5U  bem  neuen 
^a))fte  unb  beffen  gutem  SöiEen  ab^). 

1)  Soderini,  bei  Macchiavelli,  Legazione  319. 

2)  Macchiavelli,  Legazione  337. 

3)  Macchiavelli,  Legazione  332.    Burcardus  2139. 

4)  2)te  abtoet(i)enben  3Iuffaffungen,  tüeld^e  über  bte§  ©reigtiife  aufgeftellt 
toorben  finb,  teronlaffen  mtd^,  bie  ©r^ä'^lung  ^utita'i,  ber  bie  an  S^'öniq 
^erbinanb  gefomtnenen  ^aä)xiä)hn  benu^te,  nad^tröglid^  nod^  ettoa§  ou§fül)r« 
lieber,  aU  eS  im  jtejte  gefctie'^en  ift,  p  re))robuciren.  3)ano(^  ging  ha^  Erbieten, 
bie  Sd^Iöffer  QU§3uliefern,  Don  ßefor  felbft  au§;  er  toünfd^te  fie  geoen  SSenebtg 
au  fiebern,  ba§  bor  bem  9kmen  ber  ßirc^e  jurürffc^reden  tnürbe.  Salb  barauf 
bereute  er  bo§  tnieber  unb  toirb  auf  fo  lange  feiner  grei^eit  beraubt,  bi§  er 
fein  5öerfpreii)en  gelöft  l)abe.  ^aä)  Oflta  toirb  er  gebrad^t,  mit  ber  beftimmten 
SSerfid^erung,  bafe,  fobalb  e§  gejd^el^en  fei,  er  boüe  §reit)ett  ^aben  toerbe.  @r 
ftanb  unter  ber  £)b^ut  be§  6arbinal§  be  ©anta  ßruä-  S)em  traren  ^mi 
©aleeren  aur  SSerfügung  gefteUt,  um  ßefar  au  entlaffen,  fobolb  fein  SBort  ge* 
löft  fei.    2)er  ßarbinal  toar  nid^t  aßein  bom  5papfte,  fonbern  bom  Kollegium 


Söed^fel  im  ^apftt^um.  175 

@r  toar  ^tüei  Sage  tüeg,  a(§  3^ultu§  bie  5la(^rt(f)t  erl^ielt,  gaen^a 
fei  in  bringenbfter  (Bt]a^x ,  öon  ben  SBene^ianern  eingenommen  ju 
tüerben ,  unb  ätoeifet^aft  n)arb ,  oB  ßefar  fc^neE  unb  mäd)ttg  genug 
!ommen  !önne,  um  gegen  fie  ettoaS  au§äuri(^ten.  S)tefe  Sorge  nal^m 
bem  ^a^jfte  ben  ©d§la|,  unb  in  ber  9lac§t  ^um  22.  ^obember  bef(f)(o§  er, 
eS  äu  magen  unb  bie  Sd^Iöffer  ßefar§  auf  einfttoeiten  an^une^men. 
^m  5D^orgen  üe^  er  ben  ßarbinal  ©oberini  rufen ;  bod§  l^ielt  er  nod^ 
ön  fi(^ ,  benn  er  mochte  nid^t  Unrecht  f^un ,  unb  fagte  e§  i^m  nod^ 
nid^t;  gegen  5lBenb  tie§  er  if)n  nod^  einmal  rufen,  fagte  e§  xf}m  unb 
fanbte  il^n  ßefar  na($.  9lunme:§r  aber  meigerte  fid§  biefer.  @r  toarb 
am  29.  bon  ber  :päpftli(^en  @arbe  nad^  ^Jtom  gebracht:  balb  mar  et 
in  ^agliana,  balb  in  ber  SBo^nung  be§  ©(^a^meifter§,  Balb  in  ben 
Simmern  bon  5lmT6oife;  er  mu^te  berne^men,  mie  fein  §eer  bon 
S5aglione  überfaEen  unb  bemic^tet  morben;  enblid^  bequemte  er  fid^, 
hu  ^eid^en  :§erau§5ugeben,  auf  meldCie  feine  S5efe^I§l|aber  i^m  in  feinen 


ber  ßarbinäle  tjie^u  ermächtigt,  unb  fotoeit  !am  e§  bann  h)ir!ltd^,  ba^  bon  ben 
brei  ßaftellen,  auf  bie  e§  anfam,  ätoci  überliefext  unb  für  ba§  brüte  eine  ©i(i)er= 
"^cit  in  ®elb  gegeben  tourbc,  fo  bafe  ber  ßarbinal  il)m  feine  gfreil)eit  anfünbtgte. 
@o  eben  bro^te  nun  ber  burd^  einen  ©tillftanb  unterbrod^ene  ßrieg  jtDift^en 
gfranaofen  unb  ©paniern  toieber  aui3ubred)en.  ßefar,  ber  noc^  immer  in  SBefi^ 
reid^cr  ©elbmittel  mar,  feine  Seute  gut  au  be^a^^lcn  pflegte  unb  t»on  ben  35er= 
toegcnften,  benen  toilbe  unb  grdpd^c  .^anblungen  eben  red^t  tüaren,  at§  it)r 
^err  gejud^t  tourbe,  ber  inneren  SSegie^^ungen  ber  italienifd^en  ^^arteien  öon 
@runb  au§  funbig  unb  getüol)nt,  fid^  il)rer  ju  bebienen,  märe  ben  f^ranjofen 
toie  ben  (Spaniern  ein  mittfommener  33unbe§geno§  gemefeit.  ©onfalöo  liefe 
ben  ßarbinal  bon  (Santa  6ruä  miffen,  er  toerbe  ben  i?önig  öon  (Spanien  t)er= 
pflid^ten,  tuenn  er  bemirfc,  ba|  fidt)  berfelbe  an  il)n  anfdt)liefee  (seria  gran  bene- 
ficio  de  toda  la  Christiandad  divitirle  de  otras  empressas:  y  que  no  se 
diesse  lugar  que  veniesse  a  Francia);  ba§  gejc^tel)t  nun  aud^.  &cfar  begiebt 
fid^  unter  fidlerem  ®eleit  nad)  Neapel;  bod^  ift  e§  feine  Slbfic^t  nic^t,  fid^  t)ier 
tul)ig  3U  t»erl)alten.  (Sr  beult  äunädtjft,  bie  5lu§lieferung  t)on  gforli,  tneld^e  nod^ 
nid|t  öottgogen  mar,  ju  öerljinbern,  ben  ßrieg  in  ber  9lomagna  toieber  ju  er» 
neuern,  Urbino  unb  bie  anberen  berlorenen  (Stäbte  toieber  äu  erobern,  ©r 
toünf(i)t  fid^  babei  ber  fpanifdtjen  unb  itaüenifd^en  gufeböller  äu  bebienen,  burc^ 
toeld^e  ©onjal  feine  Siege  erfochten  l)atte.  tiefer  bemerft  fd^on  eine  ßintoirfung 
€efar§  auf  feine  ^Truppen;  e§  lommen  i^m  9^adt)ri(^ten  ju,  bafe  (Sefar  aud^ 
fd^on  toieber  mit  ^^orli  in  33erbinbung  fte'^e;  er  fafet  bie  SBeforgnife,  e§  jei 
barauf  abgefet)en,  nid^t  aKein  in  S^tolten  ben  Ärieg  ä"  erneuern,  fonbern  it)n 
felbft  fo  fel)r  ju  fd^toäc^en ,  ha^  9^eapel  in  franjöfifdie  ^änbe  faUen  muffe, 
hierauf  befd^liefet  er,  fid^  biefer  gefäl)rltd)en  5Per|önlidt)feit  ^u  berfidtiern;  ber 
Äönig  biEigt  fein  S3erfal)ren.  (3urita  324.)  ^Jlariana  '^at  feine  5^otiaen  au§ 
3urita  genommen  unb  fie  nid^t  beutlidtier  gemad)t,  aber  i^nen  eine  claffifd^e 
gfärbung  öerlieljen.   (51.  b.  2.  51.) 


176  3toeitc§  aSud^.    ©xftcg  Kapitel. 

6(^lö|fern  öerpflid^tet  tüaten^).  SCBet  biefe  machten  tüeiteren  Söeral 
unb  neue  (5(^tt)ierig!eiten.  @§  tüar  im  5l^3n{  1504,  al§  bie  ©c^Iöffe-; 
^etauSgegeBen  tüurben  unb  ßefar  toiebexum  in  fc)ftta  öoEe  ^^tei^ei: 
^atte. 

©0  Qt]ä)a^,  ba^  :Suliu§  II.  |ür  ßefena,  Smola,  Sotlt  a(§  un^ 
mittelbarer  §err  Ujiber  S5enebig  eintrat  unb  biefe  Orte  bor  bemfelBet 
Befd^ü^te.  SlBer  inbe§  mar  f^aensa  tjerloren  gegangen.  Söir  merbet 
fe^en,  meldte  unb  mie  mii^tige  S^egeBen^eiten  I)ierau§  entfprungen  finb.  -- 

ßefar  mürbe  in  Oftia  auf§  neue  bon  feinem  @cC)man!en  üBer= 
nommen.  ©ein  Später  mar  perft  franjöfifd^,  bann  f|)anif(^,  ^ierau 
mieber  fran^öfifi^  unb  mieber  f^anifi^  gefinnt  gemefen.  3^  ^^^  to'ii 
bama(§  äugleid^  ßejcan  unb  ber  5!}larqui§  öon  ^^inal  auf  bem  SÖßege,  biefer 
um  i^m  franjöfifd^e  ^ülfe,  jener,  um  il^m  fpanif(^e§  Geleit  an^uBieten. 
2öa§  foEte  er  tt)un?  ßubmig  mar  fein  S5ermanbter  unb  :l3flegte  fein  Söort 
äu  t)alten;  gerbinanb  !)atte  ben  9tuf  eine§  S^reulofen,  unb  man  !annte; 
bie  aragonifdien  (iieleite,  mie  erft  tjor  fur^em  ber  ©o^n  ^^eberigo'^ 
gelodt,  Eingehalten,  nai^  ©panien  geführt  morben.  5lBer  mar  er  üBer= 
^aupt  bamafö  noc^  fäfjig ,  eine  äöa]§I  ju  treffen  ?  5Jlan  möd)te 
fagen:  fein  ^efi^icf  mar  üBer  i^m.  Sejcan  !am  äuerft,  unb  biefem 
folgte  er.  SGßie  ^u  jenem  barauf  5[)flid)eIott,  trat  äule^t  9tunno  be 
€campo  ju  i^m:  „^txx,  3T)r  feib  gefangen."  ßefar  feufate  tief,  er= 
gaB  fi(^  xmb  marb  in  ein  f|)anif(^e§  ©(^Io§  gebracht.  2)iefer  5euer= 
Branb  foEte,  mie  bie  ©^janier  fagten,  in  feinen  anberen  §änben  fein, 
al§  in  ben  i^ren^). 

S5on  bem  ©d^lo^  ift  ßefar  ^mar  no(^  einmal  nac§  ^laöarra 
entfommen,  aBer  lurg  nai^  feiner  gl^ud^t  in  einem  @efe(^t  getöbtet 
morben. 

1)  Macchiavelli,  Legaz.  347—339,  355,  366,  373.  ßaldi,  Guidubaldö 
147.   Burcardus  unb  Nardi. 

2)  Zurita  328.  Jovii  Gonsalvus  274.  Mariana  233.  Guicciardini  VI,  339. 


vSben  an  bie  nea^olitantfc^en  S5er]§ältniffe  fnü^3fte  ftd^  eine  ©nt= 
jtoeiung  gttiifc^en  (Bpanun  nnb  Defterreid^,  et)e  fte  no(^  i^re  Untet= 
^anblungen  gefd^Ioffen  Ratten,  an. 

%U  nämlik  ^]^ili|)^  im  Einfang  be§  ^df)xt%  1503  feine  9fiü(f= 
xcife  nad^  ben  5fliebetlanben  bntd^  f^ran!rei($  antrat,  ftanb  e§  mit 
bcn  ©^janiern  in  5^ea|)el  f(^le(^t,  nnb  er  l^atte,  tüu  er  menigftenS 
glaubte,  ben  3luftrag,  mit  ,^önig  ßubtoig  einen  S5ertrag  ^u  fd^Iießen. 
2tt§  er  aber  in  ßt)on  bei  bemfelben  angefommen^)  nnb  am  5.  3l^ril 
mit  i!^m  f^riebenS  einig  gettjorben,  eine§  SiiebenS,  ber  aEerbingg  i^m 
[elbft  am  öortl^eil^afteften  toar :  „^^lea^el  foEe  im  5^amen  ^axU  nnb 
6Iaubia^§  nid§t  o^ne  i^n  öertoaltet  merben  nnb  einmal  an  biefe 
faEen",  ha  ftanb  e§  bereite  mit  ben  ©^janiem  jn  9tea^el  beffer;  fie 
fonnten  ben  ©ieg  ^offen,  fo  ba§  gerbinanb  feinem  g^^tb^auljtmanne 
befallt,  auf  ^norbnungen,  toeld^e  öon  $§ili:p:p  an  i^n  gelangen  n)ürben, 
ixid^t  3U  ad^ten^).  SßergebenS  famen  bie  §erolbe  beffelben;  ftatt  be§ 
3ftieben§  erfolgte  hie  ©d^lad^t  bei  (Serignola.  5flun  tt)ar  ^^^ilipp  fd^on 
lange  in  einigem  5)li^t)erftänbni§  mit  feinem  6(^toiegert)ater,  ber  il^m 
bie  ©inÜlnfte  eine§  ^rinci|)e  öerfagte,  in  ütonffiEon  feinen  SBegleitem 
^ferbe  3U  geben  terbot  nnb  in  ©alfa§  aEe  Kanonen  bereit  ju  galten 
befahl,  tüenn  er  bie  geftung  ettoa  befel^e^).  Sie  fallen  ben  j^aU, 
ba§  S^fabeEa  fterben  nnb  fie  alSbann  um  bie  ^lac^folge  t)on  6afti== 
(icn  ftreiten  tüürben,  beibe  öorauö.  S)ie  neaipolitanifd^e  8ad§e  blie§ 
bie  ;3rrung  an.  ^en  jungen  unb  eblen  f^ürften  überna]^m  ber  ©treit 
mit  i5erbinanb§  @efanbten,    n)eld§e  leugneten,    ba§  er  beauftragt  ge- 

1)  Hubert  Thomas  Leodius,  de  vita  Friderici  Palatini,  p,  41. 

2)  Zurita  259,  260. 

3)  Zurita  258. 
to.  9ianlc'§  SBetle  XXXIII.  XXXIV.  5Rom.  u.  getm.  fßilUt.  3.  %}xfi.        12 


178  3tocttc§  fßüä).    3tüettc§  ßa^itcl. 

lüefen,    anfangt  —    er   wax   haut   —    bt§    gut  S5etou6ttoftg!eit 
SSalb  aber  fa^te  er  ftc^;    er  fa§Io§   in  feinem   eigenen  tarnen  ein| 
SSnnb  mit  Subttiig,  ber  im  ^lugnft  jn  S^on  an§gernfen  ttJarb.     ^J 
felBe  njar  gerabejn  gegen  f^erbinanb  gerid^tet;   SubUjig  ijerf^jrad^  b« 
^rä^eraog  1000  Sanken  jur  (SroBemng  ©aftilien§,  ba  er  toiffe,  b^ 
er   beren   Bebürfen   n^ürbe^).     Qu    biefem  S5unbe,    ju    einer   nei 
Sufage  ber  maitänbifd^en  Se^en ,    ba  fie  nod§  nic§t  gegeben  tüorbeftj 
Brad^te  $i)iIit))J  feinen  ^ater,    ber  immer  mit  i'^m  einmüt^ig  tt)ar| 
unb   ben  ^ierjn,    n)ie  e§  |d§eint,    and^    bie  beutfd§en  ^inge  ijerc 
Iahten. 

1.  ^Jlajimilian,  bnrc§  bie  ©innjirfung  be§  franäöfifd^j 
S3unbe§  Sieger  unb  .^err  in  S)entf ($Ianb. 

(5§  ift  mer!n)ürbig  genug,  tou  |o  gan^  unb  gar  bie  inneren 
SSer^ättniffe  S)eutfd§lanb§  mit  franaöjtfd^em  ^rieg  unb  ^rieben  au* 
fammenl^angen. 

S)a§  SHeid^gregiment ,  ba§  nad§  bem  ©iege  Subn»ig§  über  bie 
©forden  unb  5Cflajimilian  geftiftet  morben,  fa^te  no(^  im  ©e^tember 
1501  felbftänbige  S5ef(i)Iüffe.  ^IBer  ba  ^ajimilian  am  3.  OctoBer 
barauf  in  ben  2:rienter  SSunb  mit  Submig  getreten  Ujar,  !am  !ein 
einziger  öon  feinen  SSefd^lüffen  3ur  ^uSfü'^iiing ;  ja,  Don  ©tunb'  an 
öerfiel  e§  gänälid^^).  ©in  ^alBeS  ^a^x  mar  im  ^fteid^e  meber  Hammer- 
gerieft  no(^  ^ofgerid^t,  ber  ©täube  kufe^en  tjerfaEen,  feine  3lu§fi(^t 
auf  einen  üteid^Stag  unb  an  Sanbfrieben  nic^t  gu  benfen.  S)ennod^ 
mu^te  erft  im  3uni  1502  ber  nea^olitanifd^e  Hrieg  gerbinanbS  unb, 
toie  mir  fa^en,  aud§  ^ajimilianS  gegen  Submig  au^Bred^en,  e^e  man 
ein^ufd^reiten  Betoegt  marb.  3m  3uli  t)ereinten  fid§  hie  Hurfürften 
in  ©elnl^aufen  p  jäl^rlic^en  3ufcintmen!ünften,  3u  benen  fie,  faE§  ber 
Honig  feinen  2;ag  Befd^reiBe,  in  benfelBen  ?lBfi(^ten,  in  meli^en  man 
in  2öorm§  gemiffer  2;age,  in  3lug§Burg  eine§  9legiment§  einig  ge» 
toorben  mar,  ba§  l^ei^t,  um  üBer  S^ürfenfriege,  Sanbfrieben,  Hammer» 
gerid^t  unb  innere  Orbnungen  ^u  Berat^f dalagen,  aEe  ©täube,  ein  jebcr 
bie  i^m  junäd^ft  mol^nenben,  einlaben  unb  mitBringen  mottten.  ©old^e 
3ufammenfünfte  finb  in  ber  5l]§at  gehalten  morben*).  5ln  biefe 
toeifen  bie  Hurfürften,  mag  ^ajimitian  einaeln  t)on  il^nen  Verlangt; 

1)  Pontus  Heuterus,  au§  bem  Ms.  Solaing»,  tote  e§  fd^eint. 

2)  Zurita  I,  289.  II,  9. 

3)  «mütter,  ^ci(^§tag8ftaat  I,  c.  21,  §  3;  c.  23. 

4)  mmn,  9ieic^§tag§ftaat,  'Mäj  II,  p.  248,  260,  unb  cap.  III,  §  8. 


entahjeiung  be§  fponifd^-öfterreid^ifd^en  Kaufes.  179 

inib  tüenn  er  einen  au§  i^rer  3^^^  t)or  fein  ^ertd^t  forbert,  tt)iber= 
fprec^en  fte  i^m  gerabe^u^).  @ine  SSefteinng  Don  bet  5lp|)eEation, 
eine  ^Intoartfc^art  ift  aEe§,  tüa§  er  feitbem  au  Befd^liefeen  bermag^). 
Sn  ben  Monaten,  in  toelc^en  bie  f^ranaofen  in  S^talien  ftegten,  toar 
ber  3tt)iefpalt  am  ^eftigften.  Saut  Beüagte  fid^  5!Jlainmilian  üBer 
^ert^olb  bon  ^laina,  „biefem  berarge  er  am  meiften,  ba§  er  auf  ben 
^}iei(^§tagen  feinen  ^Inaeigen  nic^t  ^^o^Ö^  geteiftet ;  er  ^abe  i^n  U^^n 
an  ber  Söol^lfa^rt  be§  9ftei(^e§  unb  ber  ß^riften^eit  ber^inbert"^). 
(Bern  tt)äre  er  im  Q^eBruar  1503  aur  @ntf (Reibung  ber  nea:poIitani= 
fc^en  ©ad^e,  mit  ben  ©(^toeiaern,  toeld^e  SSeEinaon  au  Behaupten  über 
ben  ^ott^arb  ftiegen,  im  S5unbe,  nac§  ^D^lailanb  eingebrochen;  aBer 
biefe  Sage  ber  2)inge  Banb  if)m  bk  §änbe.  Um  aud^  nur  etloa§ 
(Beringet  unternehmen  au  können,  Beburfte  er  einer  getüiffen  Sftu^e  ber 
beutfd^en  gürften  unb  hieran  eine§  franaöfifd^en  ^rieben^*). 

S)al§er  ftimmte  feine§  ©o^ne§  S5ort§eil  mit  bem  feinen  tool^l 
5ujammen,  al§  er  jenen  einging. 

(S§  ift  fd^toerlid^  gerabeau  SSefted^ung  getoefen,  tüoburd^  Subtoig 
bie  fyürften  in  feinem  ^ntereffe  l^ielt;  e§  n)ar  aud§  aum  5^u^en  ber 
Ö-ürftenmat^t ,  Ujenn  bie  granaofen  bem  beutfd^en  Könige  au  fd^affen 
inad^ten;  a(§bann  Ratten  fie  i^n  nid^t  felBft  au  fürd^ten.  SSie  bem 
fei,  nad§  ber  neuen  S5ereinigung  a^^f^^^u  Subtüig  unb  bem  <&aufe 
Oefterreid§  im  5^obemBer  1503  entft^ulbigten  fid§  bie  ^urfürften 
bringenb  tüegen  il^rer  Big^erigen  Unternehmungen  unb  Befd^Ioffen, 
tiinftig  nur  aUe  a^^i  3a]§re  aufammenau!ommen  ^).  @§  ift  niemaB 
luieber  gefd§e^en.  5)lit  biefer  Dp^ofition  ^atte  e§  toefentlid^  ein  @nbe. 
(Sbm  bamal§  aBer  fanb  ^P^ajimilian  (SJelegenl^eit ,  nod^  eine  ältere, 
grünblid^ere ,  bereu  felBft  5lu§länber  unter  ben  großen  ^farteiungen 
Gnro|)a'§  ertoä^nen,  bie  £)|)pofition  ber  $fala,  au  bernid^ten. 

S5or  bieraig  Sauren  §atte  griebrid^,  5lrrogator  ber  $|ala,  mit 
5Baiern=Sanb§l^ut  berBünbet,  einen  großen  ^rieg  be§  ^aifer§  unb  feiner 
ganaen  ^artei  fiegreic^  Beftanben.  2öir  fallen,  in  toeld^em  ^rief= 
lücd^fel  ber  bamalige  ^urfürft  bon  ber  ^Pfala  mit  Äarl  VIII.  unb 
Subtüig  XII.  ftanb.  ^n  ben  Ziagen ,  al§  Sublüig  ben  fd§tneiaerifd§en 
3]ertrag  toiber  ^Jlajimitian  fd^lo^,    berl^eiratl^ete  ber  Äurfürft  feinen 

1)  ©abreiben  bei  Tim^x  II,  ßop.  V. 

2)  |)äberlin,  mi^^i^ioxk  IX,  229,  au^  ben  Urfunben. 

3)  ©d^rifttoed^jcl  bei  @ubenu§,  Codex  diplomaticus  Moguntinus  IV, 
547,  551. 

4)  2öeig!unig  278. 

5)  Htfunben  bei  mUn,  0lci(i§§tag§ftaat  II,  VIII,  p.  276,  281. 

12* 


180  3tocttei  fSu^.    3toetteg  ßapitcl. 

6of)n  Olu^Jtei^t  mit  bet  einätgen  %oä)Ux  (Seorgg  öon  ßanb^^ut.    2)te 
50^enfc§en,    bie  öor  öierätg  3a:§ren  geftritten,    toaren  tobt;    in  i^x^ 
Äinbem  lebte  ber  alte  ^a^  unb  bie  alte  ^leipng.  ^ 

^un  begab  fi(f),  bag  ^eraog  6eorg  öon  Sanb§l§ut,  al§  er  au 
^pflicfiael  1505  mit  bier  ^ler^ten  auf  feinem  9loEtt)agen  in  ba§  Söilbbab 
tooUk,  fo  !ran!  toutbe,  ha^  er  nur  bi§  in  fein  ©rfjlofe  ju  S^ngolftabt 
fommen  fonnte:  fo  !ran!  toar  er^).  ©oEte  er  fein  Sanb  an  «^er^og 
^Ibred^t  bon  ^Jlünc^en,  feinen  alten  f^einb,  ^Jlajimilian^  ©c^toager 
unb  bod^  nad^  ße:§n§red§t  feinen  (SrBen,  !ommen  laffen?  Um  e§  an 
Sfhj^jred^t  äu  bringen,  feinen  ©d^Ujefterfo^n  unb  ßibam,  übergab  er 
bemfelben  feine  geften  unb  feinen  <B<^a^  unb  berief  er  auf  ben  3e§n= 
ten  2)eäember  feine  ©tänbe.  5ll§  biefe  gufammenfamen ,  mar  er  be= 
reitg  tobt;  ben  legten  ©^roß  au§  ber  ßinie  S3aiern=Sanb§l)ut  l^atten, 
bis  auf  ßinen,  lauter  frembe  Splitter,  bie  er  feinem  @ibam  ju  ©d^u^e 
berufen,  gu  @rabe  getragen^). 

S5or  ben  ©täuben  erfc^ien  perft  ber  junge  9flu^re(^t  in  ber 
TOtte  feiner  Flitter  unb  ^ned§te:  „mie  !önne  man  «^erjog  Georgs 
6n!el,  bie  bod§  männlid^  unb  au§  feinem  S5lute,  berauben  moEen? 
bie  ganje  burgunbif(^e  @rbf(^aft  fei  burd§  eine  ^^xau  übertragen  tDox= 
ben;  aud§  er  fei  au§  ben  ^lute  ber  S5aiem."  <g)ierauf  erfd^ienen  nid§t 
minber  bie  ^efanbten  3llbrecf)t§ :  „ba§  ßanb  fei  ein  5Dlannle:§n ,  übri= 
gen§  5llbred§t  in  ber  öierten,  to^red^t  in  ber  ad^ten  ©i^j^e  mit  @eorg 
öermanbt"  ^).  S)ie  ©täube  fd^ienen  fid§  nid^t  äu  entf(^eiben ,  al§  fie 
ftd§  bem  5lu§f|}rud§e  ^ajimilianS  untermerfen  ju  tooEen  er!lärten; 
bodf)  au(^  bie§  mar  eine  6ntf(^eibung :  längft  l§atte  ber  ^önig  Partei 
genommen*). 

^erfelbe  gebadete  l^ierbei  feineg  eigenen  ^^lu^enS  unb  §atte  bret 
5lbfid§ten :  eine  für  ?llbred§t,  ben  ^ema:§l  feiner  ©d^toefter,  mit  mel= 
d§en  beiben  pfammen  er  am  30.  Sanuar  1504  ^u  bem  angefe^ten 
9ieid§§tage  in  SlugSburg  eintraf ,  eine  atoeite  für  fid^  auf  gemiffe  SSejirf e 
bon  ßanb§]§ut ,  eine  britte  auf  bie  @rniebrigung  ber  $fala,  bon  toeld^er 
er  überbieS  bie  Sanbgraffi^aft  .^agenau  erobent  tooEte^).  ©eine 
Sßermittlung§borfd^läge,  „SSaiern  jenfeit  ber  2)onau  foEe  für  Uupxtä)t 

1)  Zayneri  de  hello  Bavarico  Über  memorialis  bei  Defclc ,  Kerum 
Boicarum  Tom.  II,  p.  350. 

2)  3a^ner  363. 

3)  „^anblung  a^ifc^en  ^crjog  0lu|)red^t  unb  gemeine  l^anbfd)aft"  bei 
3o^nei  370. 

4)  SD^tojimilianS  ©d^teiben  in  JJiüIIerS  9leicf)§tag§ftQat. 

5)  2)er  cc^te  ^ugger,  au§  ber  |)nnbfd^rtft  hn  Oefele  II,  471. 


ajlajimtltan  ©tcger  unb  §ctr  in  2)cutjd^tanb.  181 

aböefonbert,  ba§  UeBrige  an  3llBrec§t  üBergeBen  toerben" ,  unb  d'^nttd^e 
tourben  Balb  öon  bent  ßinen,  Balb  bon  bem  5lnbeten  üertoorfen. 
^nbltd§,  am  Oftertage,  aU  bte  ^Jlünd^ener  ^erjoge  ätoet  ©tunben 
aHein  mit  i^m  gexebet,  eröffnete  er  am  5tBenbe  in  einem  harten  ju 
5lug§Burg  ben  8tänben  üon  ßanb§l§ut:  „ber  ^ieg  tütxhe  leiber  an= 
ge^en"  ^).  Seine  red^tlic^e  ©ntfd^eibung  |^rad§  ba§  ganje  Sanb  ben 
^ünd^enem  an ;  bie  ßJema^lin  9flu^re($t§  Bemäd^tigte  fit^  am  24.  ?l^ril 
ber  ©tabt  unb  baranf  eine§  guten  Xf)dle^  öon  bem  ßanbe  ßanb§= 
]§ut^);  augenBIirflid^  erl^oBen  fid§  atCe  g^i"^^  öon  1461,  2ßürttem= 
Berg ,  SJelbenj,  Reffen,  miber  bie  $fal3,  bie  ^ilnd^ener  mit  Branben* 
Burgifd^er,  fä(^fifd)er,  fd^n)äBifd§er  ©ülfe,  unb  bie  ©tabt  MmBerg 
toiber  Sanb^l^ut.    ^er  Ärieg  fing  an. 

2Ö0  ttjar  nun  ber  franjöfifd^e  SSunb  be§  alten  ^falägrafen?  Die 
©einen  trugen  toei^e  «^reuje,  mie  bie  f^^anjofen;  er  fanbte  feinen 
@o]§n  n)ieber]^olt  an  Subtoig^);  boc^  mar  e§  öergeBlid^:  benfelBen 
tjer^^inberte  fein  neuer  SSunb.  2) er  ^falagraf  Bef(^to§,  nur  bie  geften 
Befe|t  unb,  um  bie  ^lünbemng  enttoeber  aBptoe^ren  ober  3u  t)er= 
gelten,  ein  §eer  in  .^eibelBerg,  ein  anbere^  in  ßanb^l^ut  ju  l^alten. 
^er  f^einb  fei  nic^t  fo  reid^  mie  er  unb  muffe  juerft  ermüben*). 

Die  $falä  felBft  tüarb  öon  brei  ©eiten  angegriffen.  Dieffeit  be§ 
tR^eineg  griff  Ulrid§  bon  SöürttemBerg  an.  ^  na^m  5!JlaulBronn 
unb  stoang  mit  2000  kugeln  t)om  9lieberBerg  im  8ti(^  bie  @emein= 
ben  3u  SSefig^eim,  SöalT^eim  unb  3öein§Berg,  i^n  in  il^rer  Äird^e  3U 
tl^rem  gnöbigen  .germ  anaunel^men;  nur  ^Bretten  bertl^eibigten  hie 
guten  Stürfe,  bie  @eorg  ©d^njarjerb  gegoffen,  unb  ein  göT^nlein 
©d^toeiaer  tjon  St^urgau^). 

i^enfeit  be§  ül'^eineg  trieB  5llejanber  ber  ©d^ttjarae  öon  SJelbena 
Ml^e  unb  ©d^meine  meg,  Branbfd^a^te  unb  lie^  gefd^el^en,  ba§  fid^ 
feine  ßeute  bie  feibenen  3lltarBe!leibungen  ^u  Söämmfem  fd^nitten 
ober  il^ren  grauen  nad§  .^aufe  fd^idften;  er  lauerte  ettoa  im  (5on= 
toalb,  Bi§  man  ha^  f8ief)  au§  einem  ©c^loffe  trieB  unb  er  ba§  offene 
Z^ox  üBerrafd^en  fonnte.     Dod§  a^thjeilen  rüdte  Sol^ann  ßanbfd^ab 

1)  „^anblung  a"  5lug§Burg  t)on  gemeine  Sanbfd^aft  tocgcn"  bei  3^^«^^ 
892,  bejonbet§  p.  401. 

2)  Sctfünbung,  al§  öanbS'^ut  eingenommen  ift,  M  3^^«^^  438. 

3)  S^\)mx,  SJorrebc,  unb  Zurita. 

4)  Vendii  Epbemerides  belli  Palatino-Boici,  ex  Kölneri  libris  tribus 
concinnatae,  hii  Cef  de  II,  480. 

5)  ©attlcr,  @ifcnbod^,  ©tettler.    Cnisii  Annales  Suevici  525. 


182  3toctte§  S5u(^.    3toeite§  ßa^itet. 

mit  beffetem  5ßol!e  t)on  ^teuanad^  toibet  il^n  au§  unb  t^at  i^m  bol 
^ämlic^ei). 

äöil^elm  tjon  Reffen  mit  feinen  SStanbmeiftem  öertoüftete  Balt^ 
bieffeitS  bie  SBergftra^e,  öalb  jenfeitg  ben  5lla^eimer  @au.  5^ur  bie 
SSauerfd^aft  öon  3^ngei:§eim  in  iT^rem  .^lofter  unb  hu  S5efa|un9  tjon 
ÄauB  empfingen  il^n  mit  tapferer  @egentt)el§r  ^). 

SBä^renb  biefeS  nid§t  Äriegfül§ren§,  fonbern  9tauben§,  3!Jlorben§^ 
$lünbern§  tt)aren  bie  5lrd§iöe  nac^  5lnfprü(j§en  be§  ^önig§  auf  bie 
Sanböogtei  burd^fud^t  unb  biefe  felbft,  ^agenau  unb  Ortenau,  in 
feine  ^etoalt  gefommen^).  S5ergnügt,  ba§  e§  it)m  gelungen,  o^ne 
auf  bie  f^ürBitte  einiger  ^urfürften  äu  ad§ten*),  inbem  er  ben  gfein= 
ben  ber  ^falj  unöertoeilt  Beftätigte,  toaS  fie  erobert,  ging  er  nac^ 
SSaiem,  too  öon  feinen  ^ät^en  einige  ^ufftein,  anbere  SGßei^enl^om, 
bie  er  Beanfprud§te,  nid^t  au^  ben  5lugen  gelaffen. 

ßr  !am  gerabe  jur  redeten  S^it  %u^  ^ier  führte  man  htn 
^eg  me'^r  mit  fjeuer,  al^  mit  bem  8d^toert;  balb  toar  bie  ^Iün= 
berung  öor  ^ünd^en,  Balb  tjor  ßanb§]§ut ;  ©tabttoad^en  unb  @d§ar= 
toad^en  rannten  in  einanber;  bie  einen  ober  bie  anberen  flol^en; 
feine  Xt}ai  unb  !ein  @r*foIg^).  @erabe  aU  einige  fd^toäbifd^e  unb 
BranbenBurgifd^e  S5öl!er  t)on  ben  5Jlünd§enern  abgezogen  unb  bie 
Dberl^anb  burd§  bie  2500  S5öl§men  Bei  ben  ßanbeS^utifi^en  ju  fein 
f(^ten,  !am  ber  ^önig.  @ine  ^eile  bon  9flegen§Burg ,  öon  ttjo  iT§n 
baö  (Geläute  aEer  @£odfen,  ba^  3U  ^roaeffionen  unb  @eBeten  rief,  in^ 
gelb  Begleitete,  griff  er  felBft  bie  SSöl^men  l^inter  il§rer  breifad^en 
SßageuBurg,  hinter  xf)xtn  länglid^en  Startfd^en,  bie  fie  mit  fpi|igen 
@ifen  in  bie  @rbe  geheftet  unb  mit  Letten  aneinanbergepngt ,  im 
©eteite  feiner  Sftitter  an,  fämpfte  fort,  oBtool^l  i^n  einmal  felBft  ein 
5l^tfpie§  au§  bem  ©attel  gel§oBen  —  nur  bie  Sirene  ©rid^S- 
t)on  S5raunfd§toeig  rettete  xf)n  —  unb  toarb  i^rer  §err^).  <gierauf 
äog  er  mit  ©pielleuten,  ^pex-febanten,  ßautenfd^Iägem  unb  Trompetern, 
bie  eroberten  gähnen  unb  hk  befangenen  öor  fid^  l§er,  in  ülegen§Burg 

1)  Trithemius,  Chronicon  Hirsaugiense  608—613. 

2)  Trithemius  613—623.    ÜJlünflcr,  Äo§ntDgtap^ic. 

3)  ^äbctltn§  Slnmetfuttg  au§  einer  Xlt!unbe  bei  Sünig,  IX,  278. 

4)  «mülletg  «Ret(^§tag§ftaat  406. 

5)  ÜJeben  ®ö^'  t)on  SBetlid^ingen.    3lu§g.  d.  ^a^m,  p.  41  f. 

6)  Sf^timx  448.  Vendius  484.  Wimpheling,  Epitome  Rerum  Germani-, 
carum,  p.  196.    SBüntingS  33taunfd^tt)eiger  6f)rontf,  II,  63. 


2Jiajintiltan  ©ieger  unb  ^txxin  S)eutj(^lQnb.  183 

ein^);  nun  ]§atte  et  bie  DBer^anb  getoonnen;  er  na^m  3Cßet§en§oxn, 
^^Jkuerftätten  unb  .^ufftein  an  fic^. 

SCßie  nun  ber  alte  ^falägraf  um  \iä)  ]df),  Beibe  ßänbet  ge^(ün= 
bert  unb  äunt  %^txl  in  getnbe§  «^anb,  fid§  um  feinen  ©o§n  ülu^rec^t 
unb  feine  ©(^ttjiegertoc^tei*,  bie  Beibe  in  biefem  Kriege  geftotBen,  ärmer, 
ben  ^urberein  aufgelöft,  f^ran!rei(^  mit  3Jlajimilian  öerBünbet,  bie 
Gegner  |rifc§  unb  nirgenb^  Hoffnung,  entfan!  i^m  ber  ^ut^  unb 
toanbte  er  fii^  au  SSitten.  ^Jlajimilian,  n)eld§er  i^atte,  maS  er  bege^^rte, 
unb  fi(^  rühmen  burfte,  in  feiner  §anb  fte^^e,  hit  ^falj  ganj  ju  tjer* 
nid^ten,  in  ©xinnerung,  ba§  auc^  ^Ollünd^en  nid§t  immer  für  £)efter= 
reic^  getoefen,  tüar  !lug  unb  gut  genug,  bie§  nid§t  ju  tüoÜen,  unb 
Befahl  nod^  im  (September  einen  ©tittftanb^).  @r  ^cit  barnad^,  toie 
fein  erfter  S5orf(^Iag  getoefen  toar,  für  bie  Äinber  9tu))red§t§,  bie 
ßnfel  @eorg§,  jenfeit  ber  2)onau  bie  junge  ^falj  geftiftet. 

^a(^  biefem  großen  (Siege  —  toen  §atte  er  in  S)eutfd§lanb  nod§  ju 
fürchten?  %uiS)  58ert^o(b  öon  50lain5,  bie  (Seele  aEer  Bisherigen 
Unternehmungen  toiber  i^n,  ftarB  im  S)ecemBer  1504,  unb  ben  ^anjler 
beffelBen,  ©tür^ler,  Tratte  er  längft  in  feine  2)ienfte  genommen^),  ^m 
^ai  1505  ^ielt  er  in  döln,  too  er  immer,  bie  dürften  e§  nie  ge= 
tooEt,  toieber  einen  9fleid)§tag.  @§  ift  bor  aEem  ju  Belagen,  bafe  eg 
bamal§  nicfet  einen  ^ann  gegeben,  ber  bie  tl^dtige  ^l^eitna^me  ber 
gürften  unb  i^rer  ütätl^e  an  ben  öffentlichen  @efd§äften  ju  BeoBad^ten 
Gelegenheit  unb  aufäuaeid^nen  5^eigung  unb  Gefc^id  gehabt  ^ätte.  6r 
toürbe  un§  fagen,  toie  bie  großen  Gebauten  bon  einer  aEgemeinen 
S^'^eilna^me  ber  (Stäube  an  ber  inneren  S5ertoaltung,  bon  ber  5ln- 
ftrengung  aEer  S)eutf(j^en  p  ben  aEgemeinften  Saften,  mithin  tjon 
einer  toa^^ren  ©in^eit  be§  S5aterlanbe§  im  ®egenfa|  ju  ber  faiferlid^en 
Getoalt,  burd§  bie  brei  ftänbifc^en  S5erfaffung§t)erfu(^e  ber  jä^rüc^en 
SSerfammlung,  be§  9ftegiment§  unb  be§  ^urberein§  3U  3:age  gelommen 
unb  fi(^  einigermaßen  enttoirfelt  ]§aBen,  aBer  3U  6öln  untergegangen 
finb.  2)ie  Hälfte  be§  ßeBen§  ift,  ba§  e§  in  ber  5flad§!ommen  Ge= 
bä(^tniffe  fortbauere ;  biefe  S5eftreBungen  finb  fo  gut  toie  öergeffeu 
toorben*).  3n  ßöln  berließ  man  jene  Geban!en  unb  fing  an,  bie 
SJetfaffung  auf  bie  früheren  Getoo^^n^^eiten  äurüdäufül^ren.    2)em  Äaifer 

1)  %ix  9fiegcn§burQtf(^en  ß'^toni!  tiicrten  SanbeS  etfte§  ^eft,  9icgenlbutg 
1822,  p.  84. 

2)  Hubertus  Thomas  Leodius,  Vita  Friderici  Palatini  II,  no.  42, 
no.  47,  unb  Zurita. 

3)  ^äBerlin  II,  283.    Sltit'^einiuS.    2)et  ed^te  iJugger  1.  1. 

4)  (31.  b.  n.  51.)  2lu§  bicfet  SBemerfung  crtouc|fen  meine  fpätcten  ©tu* 
bicn,  bie  id^  in  bcm  etficn  SSanbe  ber  beutfc^en  ©efd^ic^te  mitget^eilt  ^abi. 


I 


184  3toette§  f8nä).    3tocitc§  ßapttcl. 

tDurbe  eine  ^ülje  getüdl^rt,  ben  3^ttetn  gemö^,  bie  einem  jeb 
8tanbe  eingel§änbigt  njnrben,  nid^t  mel§r  nad^  ber  3^^^  ^^^^  ®i 
too^mx  unb  Pfarren,  fonbem  mä)  einer  3flei(^§ntatri!el,  auf  ein  3a 
unb  ]o  gtog  tüie  nie,  1000  5!Jlann  p  ^ferbe  unb  3000 
gufee,  beren  ©olb,  beg  3fleiterg  monatüd^  auf  10,  be§  Äned§te§ 
auf  4  Bulben  angcfd^lagen ,  264,000  Bulben  betrug,  bie  überbieg 
öon  ben  ©täuben  au§3urüften  toaren^).  ^ein  ütegiment  betümmerte 
fid^,  tt)a§  er  bamit  t^ue.  S)a§  ßammeröerid^t,  ba§  man  il^m  ju 
befolben  überliefe,  !am  eben  baburd§  in  feine  §änbe.  @r  toarb  fta 
3u  feinen  (Snttoürfen. 

2.    Umfaffenbe  $Une  Maximiliane.    $l^tli|)^)  bon 
ßaftilien. 

3öa§  gelungen,  war  burd^  ben  S3unb  mit  granfreid^  gelungen. 
S)ie  ©mnblage  aEer  neuen  ©nttoürfe  mar  berfelBe  S5unb. 

^Jlad^bem  man  toäT^renb  be§  ganjen  Baierifd^en  ^riegeg  in  5ran!= 
reid§  unterl^anbelt,  nad^bem  gerbinanb  bie  Ueberlieferung  ^^lea^jelS  ]nx 
ben  ^amen  ^axU  unb  ßlaubieng  äUäugeben  gefd^ienen,  enblid^  aber, 
im  5luguft,  bie§  böllig  abgef dalagen  ^),  Vereinten  fid§  Maximilian, 
5pi)ili|)^  unb  ßubtoig  10  jtage  nad§  ber  ülegen^burger  ©d^lad^t,  am 
22.  ©e|)tember,  ju  bem  engften  SSunbe :  „8ie  tooEen,  toie  @ine  <&eele 
in  brei  ßeibem,  greunbe  il^rer  greunbe,  g^tnbe  il^rer  geinbe  fein 
unb  il§re  ^inber  bermä^len.  Submig  tooEe  feine  S5efel^l§T^aber  in 
Mailanb,  @enua,  5lfti,  SSretagne,  S5loi§  unb  SSurgunb,  n)eld§e  ßanb= 
fd^aften  fämmtlid§  bon  ber  ^rone  getrennt  Ujorben  tt)ären,  ber^flid^= 
ten,  fobalb  er  o^m  <Bö^m  fterbe,  hk^  aEe§  in  bie  ,^anb  ^arl§  unb 
ßlaubieng  3U  überliefern"^),  ©inen  5lrtifel  über  ^ea^el  ftnbet  man 
nid^t;  bod§  gerbinanb  !lagt,  man  ^abe  in  S3loi§  baiHber  berfügt, 
aU  fei  e§  S^irol^).  «hierauf,  im  5lpril  1505,  in  bem  eben  eroberten 
^agenau  em^jfing  5lmboife  nid^t  attein  für  ßubtoig,  fonbem  äugleid^ 
für  Äarl  unb  ßlaubia  bie  Selben  bon  Mailanb,  $abia  unb  3lngl^iera, 
unb  empfing  $l§ili^^  für  ftd§  unb  feinen  So^n  bie  ßel^en  bon  Öel= 
bern^).  3m  3uli  1505  toarf  fid^  in  ber  3:i§at  ber  ^erjog  bon  ®el« 
\itxn,  tjon  atter  franjöfifd^en  «^ülfe  entblößt,  Oon  feinen  SBaronen,  ben 
Söifdf),  Srond^orft,  SSatenBurg,  Oerlaffen,    in  ütofenbaal  ju  ^]^ili|)^§ 

1)  mmn,  «Rcid^gtog^ftaat  II,  441.    ^üä^Uh^kh  bei  «ülüHer  509. 

2)  Lettres  du  Roi  Louis  XII,  S3anb  I,  1—7. 

3)  Set  Dumont  IV,  1,  55. 

4)  Zurita  843. 

5)  Acte  de  foi  bei  Dumont   60.    Pontus  Heuterus  266. 


Umfaffcnbe  «piänc  Maximiliane.  185 

len,  gab  ben  größten  2:i§eU  feinet  ßanbe§  auf  unb  trat  in  fein 
befolge  0. 

hierauf  !am  e§  3U  größeren  Unternel^mungen.  3m  ^loöember 
1504  ftarB  SfabeEa,  Königin  öon  (SafttUen,  ^^tli^pS  (5(^toteget= 
mutter^).  Unöertoeilt  l^ierauf  nal^m  $^ili^^  ftatt  be§  l^erjogtic^en 
^ute§  ba§  fönigüd^e  Sd^toert,  ben  !öniglid§en  5^amen  unb  hjottte 
i^t  @tl6e  fein^).  9li($t  minber  aber  tt)oIIte  g^tbinanb  ber  5llte  unter 
bcm  2:itel  eine^  @obemabor§  toaT^rer  ^önig  ber  caftitift^en  ,^önigrei(^e 
bleiben,  .gierin  lag  hie  (S^jaltung  be§  öfterret(^tfd§=f^antfd§en  ©aufeS, 
unb  ^^ilt|)^  rüftete  fid^,  feinen  ©d^tDtegerbater  au§  ß^aftilien  ju  Verjagen. 

^ajimiltan  richtete  feine  5lugen  nad§  Ungarn,  fid^  bte  Abfolge 
ju  fidlem,  toeld^e  i^m  angefod^ten  warb ;  unb  l^ier^u  Tratte  baS  siteid^ 
il^nt  §ülfe  ben)ittigt. 

äöenn  bieg  Mhe^  gelungen,  fonnte  man  fid^  nad§  3^talien  n)en= 
ben.  2)ei  25ertrag  Don  S5loi§  lautete  fd§on  auf  einen  gemeinfd^aft= 
lid^en  Ärieg  njiber  S5enebig;  5^ea^el  tüarb  geforbert,  töeil  e§  ju  6a= 
ftilien  ge'^öre.  g^ff^tt  toir  bieg  aEe§  ^ufammen  unb  n)ie  nad§  bem 
2:obe  gerbinanb§  aEe  aragonifd^en  Sefi^ungen,  nad^  bem  2:obe  ßub= 
toigS  ber  üieft  öon  S^talien  unb  ein  S)rittel  ton  gran!reid§  ju  bem= 
felben  großen  ^be  !ommen  mußten,  fo  erfd^einen  biefe  ^läne  für  bie 
('yrei'^eit  ßuro^a^g  aHerbingg  gefä'^rlid^.  5lber  ^ajimilian  ]§atte 
getabeju  eine  Unitjerfalmonard^ie  über  aEe  germanifd§=romanifd§en 
icationen  im  ©inn.  ^m  ^df)xt  1505  fd^lug  er  bem  Könige  öon  5tanf= 
reic^  öor,  bag  falifd^e  ^efe|  auf^ul^eben,  bamit  ^arl  unb  Slaubia 
i^m  aud§  in  ber  ^rone  tjon  gi^anfreid^  nad^folgen  fönnten*).  3m 
3a^re  1506  erflcirte  er  §erm  ©d^toente  ^ielfen,  .g)erm  @ri!  3ol&ann= 
Jen  unb  anbere  Söorfte^er  tJon  ©d^toeben,  bie  fid§  ber  Union  unb  bem 
|J!önige  öon  ©önemar!  nid§t  fügen  Ujottten,  in  bie  üteid^Sad^t:  „il^re 
iöüter  feien  Sebermann  erlaubt"  ^).  6r  ]§at  be]§au|)tet,  auf  ha^  S^leid^ 
^^portugal  "i^aht  er  burd§  feine  Butter  einen  fo  na^en  3lnf^3rud§,  alg 
^önig  ^JJlanuel;  er  ^ai  fid§  bie  9ted^te  eineg  flüd§tigen  ?)orf  auf 
Gnglanb  übertragen  laffen^). 

1)  Barlandus,  Duces  Brabantiae  137.  Teschenmacherus ,  Annales 
Geldriae  in  Annal.    Cliviae  etc.  p.  527.    Heuterus  274. 

2)  Luc.  Marineus  Siculus  512.    Petrus  Matyr,  Epist.  270. 

3)  Reuter  270.    2Qßagenaar,  «Riebcrl.  ©efd^id^tc  II,  281. 

4)  Zurita  II,  f.  152. 

Ij         5)  3lu§äug  au§  bem  ©c^reiben  Ui  ©altn,  ed^toebifd^e  ©efd^td^te  II,  665. 
I         6)  S^tiia  unb  SBagcnaat  qu§  b.  Chartr.  van  Brabant  Layc.  Engleterre 
.  n,  269.    3u  tjctgl.  ^ormatjt,  Dcfterretd^.  Putatd^  V,  178,  au§  SDÖappcn  unb 
.  Sd^ttftcn. 


186  3toeite§  SSuc^.    ^toeitcg  ßapitcl. 

@ott  tooEte  m(f)t,  ba§  bieg  gefd^ä^e.     £)te  begonnene  (Snttoidi 
(ung  ber  xomanif(^=öetmamfc^en  ^^lation  tüütbe  baburc^  unterBrod^i 
unb  gehemmt  Sorben  fein,    ^n  granfreii^  et^oB  ftc§,  at§  ßubtoig  X: 
im  grü^ial^re  1505  in  leBen^gefä^tUd^e  ^ran!^eit  fiel,  bie  SSeforgni 
in  aEen  Patrioten,  tüelc^e  ba§  9teid^  in  (SinT^eit  an  fe^en  toünfc^ten^ 
in  oEen  ^rennben  ber  !önig(i(^en  ^etoalt,  bie  mit  fo  tiielem  SSlni 
befeftigt  tt)orben,    in    Inr^em  npetbe  ba§   ^tiä)  get^eilt  nnb  ber  ali 
innere  ^rieg   erneuert  toerben^).    fSox   aEem  toaren  bie  ^nl^ängi 
SouifenS  t)on  8at)ot|en,    ber  5P^utter  be§  :präfum^jtiben  S^ronfolgei 
gran3   öon  ^Ingoulöme,   bagegen.     S)er  Äönig   felbft  Bereute  feini 
SSunb   t)on  S3Ioi§;    ^atte  er  bod^  Bei  feiner  Krönung  p  9teim§  ge' 
fc^woren ,   nie  ^n  geftatten ,   ba§  bieg  üleid§  Ijerringert  toürbe.    Söop 
ne^mlid^  ^attc  bie  Königin  5lnna  bie  SöerloBung  (Slaubieng  mit  ^axl, 
ben  fie  jur  ^öc^ften  äöürbe  in  unferen  5^ationen  Beftimmt  fa:^,    ge= 
förbert;  fie  l)atte  einft  eine  anfel^nlid^e  ^elbfumme  nid^t  gefd^ont,  um 
ben  ^arfd^aE  ^ie,  ber  fid^  Bei  einer  früheren  ©d^toädCie  beg  ÄönigS 
il^ren  5lBfi^ten   entgegenf e^te 2) ,    öon  .^of  unb  äßürben  p  Bringen; 
fie  toar  öon   ganzem  ^er^en  für  ben  SSunb.      3n  biefer  Äranüjeit 
ßubtoigg  iebo(^  —  toag  bie  Königin  bem  Könige  öerfagte,  mu^te  bie 
grau  bem  (^emat)l  gett)ä^ren  —  gaB  5lnna  enblii^  nai^,  öerga§  i^re 
©ntätoeiung  mit  ßouife^)  unb  geftattete,  ba^,  ftatt  mit  ^arl,  ßtaubia 
mit  grauä  üon  5lngouleme  öerloBt  tpürbe.     2)affeIBe  Befd^tooren  5lm= 
Boife  unb  bie  S5orne§mften   am  §ofe  förbern   äu  Reifen,     'üoä)  l^ielt 
man  bag   geheim;    boi^  ber  SSunb   öon   SSloig  unb  ber  5pian  beg 
,&aufeg  Oefterreid^  ttjaren  in  bem  öorne^mften  fünfte,  auf  ben  fie  fid^ 
grünbeten,  geBro(^en.     ßubtoig  marb  aEmälid^  toieber  gefunb. 

5flic^t  lange  barauf  !am  ber  Snquifitor  öon  Katalonien,  trüber 
3ol)ann  ßnguerra,  an  ben  fran^öfifd^en  <g)of,  ben  SBoben  bafelBft  äu 
unterfudCjen*).  gerbinanb  ber  ^atl^olifd^e,  ber  tjon  ben  pänen  ^Jtayi» 
miliang  junädfift  Bebro^t  toarb,  fanbte  i^n  unb  toünfd^te  einen  S3unb 
mit  gran!rei(^. 

8ottte  er  aufhören ,  ^önig  öon  ßaftilien,  \)a^  ^anpt  ber  euro|)äi* 
fd^en  ^oliti!  ju  fein,  unb  5u  bem  mäßigen  @lüc£e  feiner  Später  ^urüct* 
fe^ren?  3foBeEa^g  le|ter  SSiEe  lie§  i^m  einige  menige  @üter  unb  Sfled^te 
au§  ßaftilien;  bie  g^ad^folge  im  9ftei(^e  Beftimmte  fie  für  il^re  ^tod^ter 

1)  Garnier,  Histoire  de  France  XXII,  3—9,  qu§  Originalen.  Saint 
Gelais  225  f. 

2)  ©axnier  ou§  bem  ^rogefe  ®te'i,  XXI,  463,  476. 

3)  Fleuranges,  Memoires  154. 

4)  3lu(^  Nardi,  Istorie  Fiorent,  p.  110. 


Utnfafjenbc  ^iant  aJlQXtmiltanS.  187 

)\iana,  inbem  fte  äugleirf)  erflärte :  „tor  S(n!unftberfeIBen  ^eien  aEe  6oi'= 
eg  tjerBoten,  unb  nur  nai^l^er,  toenn  e§  fid^  finbe,  ba§  fte  bie  ütegtetung 
nttoeber  n\ä)t  führen  !önne  ober  nid^t  führen  tooEe,  möge  man  eine 
rieblit^e  S[JerniaItung  anorbnen''  ^).  hiermit  Begnügte  ftd^  gerbinanb 
iic§t,  fonbern  na^m  ben  %ikl  eine§  @oBernabor§  an  unb  Berief  nn= 
jeräüglid^  bie  ßorteg.  S)ie  ÖJranben,  beren  UnaB^ängigMt  er  geBrod^en, 
)ox  aEen  ^ad^eco  t)on  SSiEena,  ber  in  ben  ^Infdngen  f^erbinanbS 
eine  ©üter  au§  bem  aragonifd^en  ütauBe  Verloren,  unb  5Jlanriqne 
jon  ^flajara,  ber  eBen  bamal§  feinen  51effen  öon  5lguitar  Beeinträd§= 
:igt  fa^,  ftjaren  n}iber  i§n;  fie  !(agten:  „er  gel^e  bie  öorne^mften 
Bürger  in  ben  Stäbten,  in  ben  ©i^Iöffern  bie  5llcalben  mit  @e= 
c^en!en  an ;  er  ^aBe  felBft  bie  lange  t)erfc§oEene  @ad§e  ^uana^g,  hn 
loäjkx  .£)einri(^^  lY.,  auf3nn)erfen  nnb  fie  gn  ^eirat^en  gebat^t;  nur 
lüoUe  fie  i^m  5[Jlanuel  bon  Portugal  nid§t  ^erauSgeBen;  n)iberred^t= 
üc^  UJoEe  er  §err  in  ßaftilien  fein";  ju  ben  6orte§  erfd^ienen  fie 
lüd^t^).  ^ie  ^rocnratoren  ber  17  Stäbte  bagegen  —  benn  mit 
Der  ^ermanbab  ber  8täbte  ^atte  g^i^^wanb  einft  ben  5lbe(  Befiegt, 
unb  biefe  toaren  für  i^n  —  erfi^ienen,  erüärten  fid^  für  bie  üte= 
prdfentanten  ber  gefammten  ^önigreid§e  t)on  ßaftilien,  erfannten  i^n 
a(y  3lbminiftrator  an  feiner  2od§ter  ©tatt  an  unb  empfingen  feinen 
(vibfc^tour^). 

Sro^  aEebem  fonnte  fid^  gerbinanb  nid§t  Be^au^jten,  toenn 
■:p^ili^|),  burd^  ben  SBunb  t)on  ®loi§  öerftärft,  in  ßaftilien  anfam 
unb  bie  ©rauben  fid§  für  benfelBen  er^oBen.  5^i(^t^  al§  eine  S5er= 
iö^nung  mit  ßubtoig  berf|)rai^  il^m  (Sid^er^eit. 

S)em  @runbgeban!en  ßubtoigg,  „fein  gute§  üled^t  an  grembe  ju 
üBerlaffen,  fei  toiber  feine  ß^re  unb  toiber  ©etoiffen",  toeld^en  er 
iebem  3}orfdf)iag,  eine  5lB!unft  toegen  ^eapeU  ju  treffen,  entgegenfe^te, 
unb  au§  tt)eld§em  bie  3lBfidC)t,  ^arl  unb  ßlaubia  au  tJermöT^Ien,  f)tx= 
tJorgegangen  toar,  !onnte  nun  aud^  gerbinanb  ft^  fügen,  nai^bem 
^faBeEa  geftorBen  toar.  ^mO!toBerl505  üBertrug ßubn)ig  feine  nea^)o= 
ütanifd^en  üted^te  feiner  5^i(^te  ©ermana  be  ^^oiy ;  mit  ber  t)erf^3rad§  f5fßtbi= 
iianb  fid^  3u  öermd^Ien,  üBerbieg  eine  5!JliEion  guten  ©olbeS  Binnen  10 
^a^ren  3U  jaulen  unb  aEe  5lngioöinen  in  i:§re  @üter  einaufe^en*).  UeBer= 

1)  Zurita  I,  349.  Gomez,  Vita  Ximenis  981.  Petrus  Martyr  279. 
Mariana  278. 

2)  Zurita  II,  12.    Carta  Bei  Zurita  II,  f.  22,  23. 

3)  Zurita  II,  f.  6. 

4)  Ut!unben  Bei  Dumont  IV,  1,  72.    ^u^uq  Bei  Guicciardini  IV,  357. 


188  3tocitcS  SSud^.    3tocttc§  (Sapitct. 

bte§fagten  M  ^i^  Beiben  Könige  gegenseitige  ^ülfe  njiber  atte  il^rege 
5U.    ^llma^an,  ^erbinanbg   anbereg  3^d§,    Vertraute  ©inigen  an, 
ber  S^etmöl^Iung  ^tüifd^en  ^arl  unb  ßtanbia   njetbe  nic^t§  toerbe 

^en  planen  ^ayimilianl  nnb  ^l^in^)|j§,  bie  im  5£)eceml6er  l1 
in  SraBant  Bei  einanber  hjaren  unb  Uon  ba,    ber  35ater  ^ur  um 
fd^en,  ber  8ol§n  pr  caftilianifd^en  UnterneT^mung  aufbrachen,  ft^ 
fi(^  bergeftalt  ein  S5unb  Subtüig^  ftatt  mit  il^nen,  bielme]§r  mit  i\ 
f^einbe    gerabeju  in  ben  3öeg.     ©ie  erlangten  bafür   einen  anb( 
Oft,  tüenn  ßaftilien  unb  5lragon  in  Streit  gemefen,  ^atte  fid§ 
lanb   mit  bem  einen,   granfreit^  mit  bem  anberen  berBünbet. 
natürliche  S5er^ältni§  unb  ber  gufatt  öerfd^afften  bem  §aufe   Oeftcr- 
xeiä)  einen  englifd^en  SBunb. 

3m  3anuar  1506  ]§atte  pili^^  bie  Soften  feiner  UeBerfa^ti 
au§  bem  Sßerfauf  feiner  ^ammergüter  unb  ber  geatüungenen  5lnlei]^e 
be§  16.  Pfennigs  äufammengeBrad^t ;  400  ©belleute  mit  einigen  2:au-- 
fenb  ßanbSfned^ten,  giämingen  unb  Sc^lüeiaern  ^)  Tratten  feine  giotte, 
gegen  50  ©egel,  er  felBft  ba§  ©d^iff  jtDeier  SSrüber  §ut)Bert  Beftiegeti 
unb  fd^iffte  Bereite  unfexTt  bon  ßorboba  bem  bijcati'fi^en  5)leer,  einem 
f^janifd^en  ^afen  ju,  aU  ber  Söinb  fid)  ^3lö^lid§  umtoarf  unb  in  Sturm 
fe^te,  Ujorauf  bie  §ut)Bert,  benen  ^l^ili^)^  bergeBlid^  3urief :  „Söad^t!"^) 
feine  anbere  Ülettung  tonnten,  aU  bie  engtifd^en  lüften  p  geminnen. 
S)urd§  bie  entgegengefe^ten  Strömungen  unter  ben  ^reibefelfen  ^ort« 
Ianb§  gelangten  fie  enblid^  an  bie  SH^ebe  bon  Söe^moutl^  *).  ^id§l 
toie  ein  @eftranbeter ,  fonbern  toie  ber  toiEfommenfte  @aft  tnarb  l^ici 
5pi§ili|)p  empfangen  unb  unter  aEen  (Sl^renBeäeigungen  nad^  Söinbfot, 
einem  Sd^loffe  §einrid^§  VII.,  geBrad^t.  S)0(^  nid§t  umfonft.  §ier  in 
feinem  gelieimften  3iwimer  legte  .g)einrid§  bie  .ganb  auf  bie  Sd§ultei 
feinet  @afte§:  „5ln  meinen  lüften  Bift  ^u  gerettet;  foH  ici)  an  ben 
S)einen  fd^iffBrüd^ig  toerben?  3d^  rebe  bon  Suffol!,  gieB  il^n  mir. 
^p^ili^^j  ^atte  no(^  einen  ^or!  ©bmunb  be  la  ^ole  bon  Suffolf  in  feinem 
©d^u^e,  unb  toie  fel§r  er  fic§  aud§  f^jerrte  —  benn  „er  toerbe  geätnunge« 
fd^einen"  — ,  nun  mu|te  er  biefen  ausliefern®),  «gierauf  fd^tüur  <&einrid6f 

1)  Baco,  Historia  Henrici  VII,  p.  369. 

2)  SBogcnaar  II,   281.    g^tenfpicgel  1165.    Nardi,   Istorie  Fiorent 
IV,  111. 

3)  Bayle,  Dictionnaire  s.  v.  Huybert,  au^  einem  memoire  communiqu^ 
au  libraire. 

4)  Petrus  Martyr,   epist.  296.    Polydorus  Virgilius,    Historia  Ang- 
lica  777. 

5)  Baco,  Vita  Henrici  septimi,  p.  336,  370. 


Umfafjenbc  «ptänc  2Ilo?imilian§.  189 

luj  ein  Stüd  t)on  bem  toasten  Äreuse,  feinem  ©aftfrennbe  roiber 
jebermann,  ber  i^n  in  ben  Oteid^en  angreife,  bie  er  ^abe  ober  ^ben 
olle,  5U  .g)ulfe  gu  fommen  ^).  Unb  alfo  faft  toiber  feinen  SßßiEen  mit 
inem  nenen  Sunbeggenoffen  öerftärft,  fc^iffte  ^^ili)?:^  im  3l^jrtl  1506 
IUI  Sorunna. 

@r  tarn.  „5^un  fei  er  ha,  nun  möge  i]§m  ber  gali^ifd^e  unb  aEer 
aftiüfi^e  5lbel  bie  t)erf^)ro(^ene  Streue  betoeifen."  Sd^on  toar  ber 
per^og  öon  5tajara  gerüftet;  fottte  er  ben  neuen  Surften  nic^t  em= 
)fangen,  mie  einft  ben  alten?  ^ii^t  aEein  S5iEena,  aud^  S5enat)ente, 
)eT  feine  9!)leffe  t)on  ^D^ebina  bei  ßampo  burd^  hk  5lragonen  öerloren, 
Biron  au§  bem  unterbrücCten  :|3ortugiefifd§en  §aufe,  (Sarcitaffo  be  la 
Öega,  ber  ben  @influ§,  tütl^en  er  bei  ;SfabeKa  gehabt,  "bti  $^ili|)^J 
,u  erneuen  ^offte,  ber  <&er5og  öon  SSejar,  bie  50^arqui§  öon  ^ftorga 
mb  5lguilar  unb  t)iele  3lnbere  famen  mit  i^m^).  @ie  flagten: 
,ber  3l(te  tüoUe  ßaftilien  ^u  ßiner  Sai^e  in  Slragon  aufgellen  laffen; 
c^on  fei  ber  Sfurabo  üon  ©aragoffa  in  feinem  carmofinen  bleibe  mit 
einer  ^Jla^äa  gu  S5aEabo(ib  eingebogen,  je^t  bereite  er  fid§  pr  @e= 
Dalt;  5p^tli^)^3  möge  feinen  S^erfid^erungen  nic^t  trauen^);  mer  tjom 
'(bei  e§  mit  il^m  ^alte,  fei  benaturalifirt;  er  öertoirfe  bamit  ben 
ic^u|  feinet  eingeborenen  Ober^errn." 

S)agegen  forberte  ^^erbinanb  in  ber  %f)ai  feine  gartet  auf,  fid^ 
iiit  i^m  äu  öerbinben;  fein  @mnb  toar,  il§re  §errin  unb  toaT^re 
liönigin  merbe  öon  i^rem  (SJema^l  eingefd^Ioffen  gehalten,  fo  ba§ 
)Uemanb  i^r  bienen,  5^temanb  mit  i^r  reben  bürfe;  er  be^anbele  fie, 
üie  feinet  ©i^i(b!na:ppen  grau  bel^anbelt  toerbe:  bie  Königin  möchten  fie 
)cfreien  l^eljen.  S)aäu  moEe  er  feine  ^erfon  unb  feine  ganje  5Jlad§t 
üagen*).  S)ie  6täbte,  immer  nod^  einige  @ro^e  unb  Prälaten, 
)te  (^aftellane,  bie  il^m  öerbanften,  toa^  fie  toaren,  meldte,  mie  er 
agte,  $^ili^:p  abfegen  tt)oEe,  :^ielt  er  für  feine  ^Partei.  5lber  in  turpem 
jatten  il^n  aEe  (iJranben  unb  Prälaten,  felbft  feine  SJertoanbten,  ber 
>onbeflable  unb  ber  3llmirante,  üerlaffen^),  unb  nur  ein  ©inaiger, 
)tr  ©eräog  tjon  5lltja,  ber  niemals  fd^toanfte,  blieb  il^m  getreu,  ^n 
)cn  ©tobten  richteten  bie  Sßermanbten  ber  3fnauifition§gefangenen, 
i()rer  um  fo  mehrere,  ba  ebtn  Sujero  auf  einige  falfd^e  Seugniffc 
mUx  unb  2)amen,  Älofter=  unb  äöeltgeiftlid^e  eingebogen,  i^re  ^ugen 

1)  aSei  Dumont  IV,  1,  77. 

2)  Zurita  II,  47-55. 

3)  Petrus  Martyr  305. 

4)  Carta,  con  que  el  Catholico  se  justifica,  bei  Zurita,  II,  57,  58. 

5)  SerbinanbS  2ßoxte  bei  Zurita,  f.  71. 


190  3tDcttc§  95ud^.    ^toettc§  ßQ^ttcl. 

auf  ben  jungen  ^önig^).     @ett)att  toar  l^ierauf  unmöglich;    nu 
einer  3ufömmen!unft  !onnte  t^etbinanb  nod§  fein  :|jerfönli(^e§  U 
getoid^t  über  feinen   ©ibant   geltenb    machen;    ^^rat)  ^^tanj  Im 
t)on  6i§nero§  öerfd^affte  fie  i^m. 

5luf  bem  ©eBirge  ^amoneba  finb  atotfc^en  ^ueBla  be  ©ana! 
unb  Sftionegro,  Bei  ber  Meierei  S^lemeffal,  unfern  eine§  ^ii^bufi 
^ügel  unb  ßa^jeEe.  ^ierl^er  !am  am  20.  3uni  1506  Don  ber  einet 
©eite  f^erbinanb  mit  200  Ungeipanäerten ,  aEe  in  (Sa^^ut  unb  ro 
^ü|e,  ha^  ©d^mert  leicht  umgürtet,  auf  Mautt]^ieren ,  t)on  ber 
bereu  taufenb  S)eutf($e  mit  SSüdjfen  unb  ©|)ie§en,  hk  l§od§geU)a(^fe 
unb  fd^önften  Männer,  hk  \iä)  l^atten  finben  laffen,  ]§inter  i^nen,  in  be' 
^Dlitte  ber  Trauben,  hu  unter  i^ren  Kleibern  ganger  trugen,  ^^■ 
lxp\)^)^  S)er  ?Xlte,  burd§  feine  @ia|e  unb  ftrenge  9lafe  au§geäeid§net, 
reid^  an  X^akn,  ber  Sunge,  toei^  unb  rot^  t)on  ©eftd^t  unb  üoH 
Hoffnungen;  biefer  bie§mal  ernfter,  jener  munterer  aU  getoöl^nliÄ), 
3n  ber  ßa^eEe,  toä^renb  i^imene^  auf  ber  9tafenl6an!  t)or  ber  Tf)m 
fa^,  fprad^en  fie  mit  einanber.  ©d^on  früher  l§atte  Ximeneg  mii 
^pi^ili))^  unter^anbelt ,  ob  er  il§n  3U  einer  gemeinf(^aftlid§en  ^erh3al= 
tung  Bettlegen  !önne  —  bie  ^(ug'^eit  be§  TOer§  unb  bie  ^raft  ber  3u= 
genb  U)ürben  fid^  alSbann  tjereineu  — ,  oB  er  toenigftenS  (Sranaba,  bae 
eine§  geübten  5luge§  Bebürfe,  bem  ©rfa^reneu  laffen  tüoEe^).  @Bei 
bieö  mag  ^erbinanb  l^ier  berfud^t  ^aBen.  3öemgften§  l^at  er  t]§i 
auf  bie  5lBfid§ten  unb  bie  ^^latur  feiner  Trauben  aufmer!fam  gemad^t 
5lBer  e§  n)ar  bergeBenS.  Sie  fd^ieben,  tt)te  fie  gefommen;  inbem  fii 
Beibe,  einige  ^Jleilen  bon  einanber,  ben  2)uero  aufmärtS  reiften 
unterl^anbelten  fie  immerfort.  @nblid§  mu^te  fid^  gerbinanb  mit  be 
Hälfte  ber  bleute  t)on  Snbieu  unb  einer  eingefd§rän!ten  SJertüaltunc 
ber  ©rogmeiftert^ümer  Begnügen;  aEem  fonftigen  5lnt^eil  an  be: 
SHegierung  entfagte  er*).  Hier  aBer  geigte  fid)  feine  bo|)^elfinnigi 
8eele.  S^nbem  er  bie§  enblic^,  nafS)  fo  öielen  S5erfud§en  bagegen 
gugaB,  erflärte  er  bem  fSolk:  „nid§t§  anbere§  fei  öon  Einfang  feim 
5lBfid§t  getoefen;  l^aBe  er  früher  bie  ©uBernation  an  fid§  genommen 
fo  fei  e§  nur  gefd§e]§en,  bamit  feine  @nabe  gegen  feine  ^inber  um  ft 
offenbarer  mürbe ^)".     ßr  ging  nod^  toeiter.     5ln  bem  28.  3uni,  in= 

1)  Llorente ,   Histoire  de  rinquisition  de  l'Espagne  1 ,  346.    Zurita 
f.  99,  116.    Gonzalo  Ayora'ö  33tief  bei  Llorente. 

2)  Jovii  Gonsalvus  278.  Gomez,  Vita  Ximenis  990.  Mariana  28,  252 

3)  Literae  Ximenis  Bei  Gomez  987. 

4)  Zurita  II,  63. 

5)  Relacion  del  Catholico  bei  Zurita  70. 


Umfof^enbe  5piäne  ^JlajimiltQnS.  191 

bem  er  mit  $^iü)J^  Sugleic^  erftätte:  „e§  fei  ju  tüiffen,  ba§  fid§  bie 
er(aud§tefte  Königin  auf  !eine  Sßeife  in  einen  2:§eit  ber  Ütegierung 
ntifi^en  bürfe ;  tl;ue  fie  e§  boi^,  fo  muffe  batau§  bie  t)oE!ommene  3^1^= 
ftörung  biefer  ^önigreid^e  erfolgen" ,  ^jroteftirte  er  insgeheim  öor 
^(ma^an:  „er  geftel^e  bie§  aICe§  nur  au§  ^^urc^t  p;  in  ber  2:]^at 
Befc^Ite^e  er,  feine  3:o(^ter  gu  Befreien"^).  5luf  bem  Söege  fanb  er 
bie  Z^oxe  einiger  (Stäbte  t)on  ben  ©rauben  gefd^Ioffen;  hoä)  tröftete 
er  fid^ ,  no(j^  ohnmächtiger  fei  er  einft  ge!ommen  uub  'f)aht  fie  bod^ 
fo  lange  Be^errfd^t;  t)oE  neuer  unb  anberer  ©orgen  eilte  er  nad^ 
5Iragon. 

|)ierauf  öffneten  fi(^  aEe  ©table  bem  jungen  Könige  unb  fd§n)u= 
reu  il)m;  toenn  irgeubtoo  ein  ßoftellan  toar,  ber  nid^t  ßuft  l^atte, 
ificfe  i'^m  5U  fügen,  fo  t^at  er  e§  bodf),  foBalb  einige  ßom^jagnieu  äu= 
jammentrateu.  S)ie  ©rauben  unb  ^rälateu  toareu  o]§uebie§  in  $^i= 
lip^^  ©efolge^).  2)ie  ^efi^nal^me  öou  ßaftilien  mar  bem  §aufe 
£)efterreid^  gelungen. 

Sn  benfelbeu  S^agen  ftanb  ^J^ajimilian  in  Ungarn,  fßox  15 
3al)ren  liatten  i^m  bie  ^rälaten,  SSarone  unb  ©tdbte  biefeg  9leid^e§ 
fc^mören  muffen,  „faE§  SölabiSlam  oline  männlid^e  ©rben  fterBe,  foEe 
^^iajimilian,  ober,  lebe  er  nid^t,  einer  t)on  feineu  8ö^uen,  ober,  fei 
bereu  deiner,  t)on  i^ren  mdunlid^en  @rT6en  ßiner,  fo  geraber  Sinie  au§ 
iliren  Senben,  al§  unatoeifel^after  ^öuig  ju  bem  '^ei<S)t  gelangen"^). 
MabiSlato,  ein  Äönig,  ber  nur  3U  ben  SSb^men  „^ober"  uub  m  ben 
Ungarn  „SSene"  fagte,  mar  alt  unb  fd§mad§  uub  ^atte  nur  eine  %oä)= 
ter.  Einige  fagten,  er  toerbe  biefelbe  mit  einem  @u!el  Maximilians 
termä^len,  3lnbere,  au  biefen  felbft  moEe  er  fein  ^tiä)  aufgeben*). 
S)ie  Ungarn,  aud§  bie  ©adjifen,  bie  unter  i^nen  toolinten,  moEten 
leinen  2)eutf(^eu;  bie  5}laguateu  famen  §ufammen:  be§  2:obe§  fei, 
Wqx  pr  Söa^l  eine§  auSlänbifd^en  Königs  rat]^e ;  unb  ©raf  S^o^ann, 
au§  bem  §aufe  Sa^ol,  ^offte  bie  ^rone.  5Jlajimilian  erinnerte  fie 
an  i:^ren  ©ib:  „i:§re  äöo^^lfal^rt ,  auntal  if)x  2öiberfte]§eu  gegen  bie 
S:ür!eu  beru'^e  auf  einer  ^Bereinigung  mit  Oefterreit^;"  fie  aber  ant= 
ioorteten  i:§m  tro^ig;  fie  riefen,  mie  er  felbft  fagte,  i^re  ^aä)i  beim 

1)  Concordia  entre  el  Catholico  etc.  unb  Protestacion   del  Catliolico 
M  Zurita  67,  68. 

2)  3lEe§  bei  Zurita. 

3)  Bonfinius,  Rerum  Ungaricarum  Decas  V,  2,  509,  unb  bie  Utfunbc 
bei  Sambucus,  Rerum  Ungaricarum  Appendix  546. 

4)  Linturius,  Appendix  ad  Rolewinkium  in  Scriptt.    Struvii  600. 


192  3»eite§  S3ud^.    ^WcitcS  ßapitcl. 

blutigen  ©c^toerte  ^ufammen  ^).    @t  Bejd^lofe,  fte  p  fu(i)en  unb,  o:^: 
t>a%  er  ba§  ßanb  öertoüfte  —  e§  möd^te  i^^tn  fonft  Seinb  toerben  — ,  n 
ben  ^rofeen  nac^äuge^en.     5lm  redeten   2)onauuier   äuetft  ^toang 
£)ebenburg  unb  ben  tefen  öon  ^oain,    bet  an  biefen  ^renjen  eii 
Sagereife   toeit    f|enf(^te,    feinen  SSetttag   anjunel^men.     hierauf, 
einem  acfjttägigen  ©tittftanbe,    ging  ex  auf  ba§  linfe   Ufer    unb  16 
ättjang  ^reSbutg.     TOt    bex  ^nfel  ©(^ütt   glaubte  er   ben  Sieg 
l^aben:    „eS  fei  ba§  ^erj  Ungarns."     ^ber  ouf  bie  SSotfd^aft  fBl 
biSlatoS:    „er  ntiiffe  ju  feiner  ^emapn,  bie  il^rer  5^ieber!unft  nd 
fei,"  folgte  balb  eine  anbere:    fie  fei  am  1.  3uli  eine§  Knaben  en: 
bunben  morben,   ber   überaus  fd§tt)ä(^(i(^  unb  faum  lebe,  aber  eine§ 
Knaben''  ^).     hierauf  gaben  bie  50^agnaten  feinem  S5o(!e  3000  ©tütf 
%uä)  unb   2000    ©tü(f   £){^fen  unb   erfannten   fein   ^Red^t^).    mt 
foEte  ein   Änabe  leben,    ben  man  in  bie  no(^  toarmen  .g)äute  eben 
getöbteter  2t|iere  legte,   um  i^n  beS  SebenS  erft  fällig  p  mad^en*)? 
5!Jlajimilian  öerlie^  baS  ßanb;  aber  feine  5lu§ft(^t  toar  gerettet. 

•  ^ac^bem  nun  Saftiüen  eingenommen,  bie  5^ad§folge  in  Ungarn 
gefiebert  mar,  xid^tete  er  feine  5lugen  nad)  Italien,  um  bie  faiferlid^e 
^rone  in  9tom  ju  em^jfangen. 

Ungefdl^r  erft  bamalS  em^jfing  er  bie  gemiffe  SSotfd^aft,  ba^  bie 
SJerlobung  ^mifd^en  ^arl  unb  ßlaubia  öon  ßubmig  XII.  ^uxM= 
genommen  fei.  S)enn  erft  im  ^ai  1506  mürbe  bieg  öffentlid§  er= 
!lärt.  ^ie  5lbgeorbneten  ber  ©täbte,  bie  in  ber  amtlichen  ©r^ä^lung 
l^ieröon,  beinal^e  mie  bie  ßorteS  öon  5toro,  gerabeju  8tänbe  genannt 
merben,  erfc^ienen  in  XourS  öor  bem  Könige,  bem  feine  Prälaten  ^ur 
9fted^ten  unb  feine  ^ro^en  jur  ßin!en  fa^en,  unb  baten  i]^n  um  bie 
S5erlobung  ßlaubienS  mit  granj  bon  5lngouleme.  ^n  il^rer  @egen= 
mart  mürbe  fie  boEäogen;  in  öerfiegelten  «^anbfd^riften  berft}rad§en 
SlEe  unb  auc^  bie  S^ät^e  oon  ^Bretagne,  barüber  ju  machen,  bafe  barau§ 
eine  S5ermä]§lung  merbe^). 

.^ierauf  bernal^m  ^ajimilian,  ba§  il^m  hie  (Strafe  burd§  fein 
Selben  5Jlai(anb  gefd^loffen  fei,  unb  $§ili:p)),  ba^  ^arl  bon  Selbem, 
ber  feiner  Begleitung  entflol^en,  burd^  franjöfifd^eS  unb  aragonifc^eS 
@elb   ben   Ärieg  in  ben  ^ieberlanben   erneut  l^abe.      S5eibe  maren 

1)  2Rajimtlian§  5lu§fc^tetbßn  bei  2)att  563  unb  bei  3«üIIcr  528. 

2)  S)a§felbe  ^lusfd^reiben  bei  «ötütter  531. 

3)  Anton,  Chronicques  Annales  II,  p.  11. 

4)  S^iignife  5üii(^ael  StutuI'  bei  ©ttuöe,  Corpus  Historiae  Germanicae. 

5)  Recit  de  ce  qui  s'est  passe  in  9iöberet§  Memoire  pour  servir  etc. 
im  Appendice,  p.  425,  unb  bic§  Memoire  übetl^au^t.  St.  Gelais  181.  Me- 
moires  de  Fleuranges. 


i 


Umfaffenbe  ^lam  2Jiai'tm{![tan§.  193 

anwerft  entrüftet.  9Jlai-tmtlian  flagte,  ,,Subtütg  fei  e§  niemals  um 
hüx  SBertrag  au  tl^un  getoefen;  er  §aBe  nur  bie  ßel^en  gefüllt.  %\t 
^>e(e^nungen,  bie  er  ju  (IJunften  |eine§  @nfel§  ^arl  öerlie^en 
()abc,  neunte  er  jurüti"  ^).  ^^iü^|)  tuar  ju  einem  aEgemeinen  Kriege 
ontfc^ieben.  „^d)  f)abe  nic^t  ba§  §era  fo  feig,"  fd^rieb  er  „noc§ 
jßeitoanbte  unb  (SJüter  biefer  2Be(t  fo  gering,  ba§  ic^  mid^  in  meinem 
cjuten  Sflei^te  beeinträchtigen  laffen  mü^te.  @:^er  tooEte  x^  meine 
ßan^e  ^artei  in  ber  ß^^riften^eit  aufrufen,  bon  ber  idi)  glaube,  fie 
ift  bie  ftärfere''  ^). 

Unb  äuerft  tooEte  ^ai-imiüan  auf  aEe  Söeife  in  Stauen  ein= 
brechen.  Seine  @efanbten,  fie  unb  i^re  S)ienerfc§aft  gan^  in  Söaffen, 
famen  perft ,  um  einen  frieblic^en  ^urt^^ug  nad^aufuc^en ,  nac^ 
35cnebig^).  S)o(^  bie  S^ene^ianer  fonnten  S)em  ben  S)urd§äug  nidit 
r^iflatten,  ber  fo  oft  öffentlich  5lnfprüd§e  an  i:^re  Sanbfcfiaft  erhoben; 
lubem  feine  ßanb§!ned§te  Sr*rungen  machten,  Ratten  fie  3^itf  ci^e 
iljre  $äffe  ju  ^yufe  unb  au  ^ferb  au  befe^en*).  (Sr  eilte  'nad^  ben 
tiainerif(i)en  §äfen,  mo^in  @onaal  i^m  @c§iffe  a«  fenben  augefagt. 
Xen  aber  hielten  bie  großen  S^tf^Q^i^  f^erbinanb§  ab.  5lu(^  ein  Sleufeerfteg 
ui  öerfuc^en  entf(^loff en ,  ging  er  nad)  bem  ^arft  in  ber  minbifdf)en 
Maxi,  bon  mo  man  in  üier  2;agen  nac^  ber  ,^üfte  bon  Sftomagna 
mi]x:   ber  ^a))ft  toerbe  i^n  mit  greuben  aufnehmen  unb   !rönen^). 

^ber  ein  gana  anbere§  unb  ba§  größte  §inberni§  traf  il^n  §ier. 
%m  16.  @e|)tember  ftarb  fein  @o^n  ^^ilipp  in  ^urgo§  am  ^a= 
,^ucco ,  einem  anftecfenben  !atarr§alifd§en  f^ieber^).  5^iemal§  n)ar 
berfelbe  au  ^^efer  Sfteife,  ^n  feiner  ^rone  freubig  getoefen.  @r  mar 
gefommen,  al§  ^önig  nid^t  a«  leben,  fonbern  au  fterben. 

S)uri^  biefen  5lobe§faE,  ber  bie  caftilifd^en  unb  nieberlönbifc^en 
35erl)ältniffe  böEig  üermirrte,  mürben  aEe  ferneren  $läne  5[flai*imilian§ 
abgefc^nitten. 

8.    f^erbinanb  <!perr  in  ^Jlea^el  unb   Saftilien. 

2)amal§,  al§  gerbinanb  Saftilien  berloren  fa^,  ergriff  i§n  eine 
peinigenbe  S5eforgni§  megen  9iea^el§. 

1)  3lu§fc^tetbcn  533. 

2)  ©^reiben  in  b.  Lettres  de  Louis  XU,  I,  51. 

o)  ©ct)tetben  ^aUaxV^  in  Macchiavelli,  Legazioni,  Opere  V,  127. 

4)  ^u§ici)teiben  unb  Bombus,  Historia  Veneta  157  a. 

5)  2)a§felbe  2lu§fc^teiben  540.  Zurita  T,  f.  389. 

6)  Macchiavelli,  Legazioni  V,  162,  aug  bem  33rtefc  (5oberini'§,  unb 
Dr.  Tozzetti. 

ö.  gtanfe'g  2öerlc  XXXIII.  XXXIV.  IRom.  u.  gerat.  Sßölfcr.  3.  Slufl.         13 


194  3tocite§  ^näj.    3tocitc§  6a?itcl. 

^ier,  tüo  bie  Könige  immer  nur  auf  furje  S^it  huxä)  .geer 
gartet  getoalttg  getoejen  toaren,  too  man  öon  einem  ödterlic 
:priefterlid^en,  erBUd^en  Äönigtl^um  niemals  9^h}u§t,  toar  ©on^at, 
bie  §auptleute  au§  feinem  §eer  in  reid^e  Sefi^ungen  eingefe^t 
5luflagen  nac^  @utbün!en  auSfd^rieB ,  fo  angefe^en  tük  jemals 
^önig^).  @r  ttjar  mit  f^erbinanb  un^ufrieben,  ber  jene  S^ertei^ut 
nic^t  Beftätigte,  ber  mitten  in  (5|)anien  einen  neaJjoIitanifd)en 
errichtete,  ber  il^n  feine  5S)eutfd§en  ju  entlaffen  5n)ang^).  ^Inn 
T^aupteten  bie  gaftilianer,  ^flea^el  gehöre  i^nen :  benn  mit  il^rem  ^t 
burd^  il^re  Sanb§Ieute  fei  e§  erobert  Sorben;  f^erbinanb  entgegnl 
fein  feien  bie  5lnf|)rüd^e,  fein  ba§  ^anb.  3^  äöa!)r^eit  !am  ^lllee 
barauf  an,  toem  ber  f^elbl^err  ba§  8anb  überliefern  toürbe.  ^on^al 
neigte  fict)  auf  bie  (Seite  ^t)ilipp§  unb  ber  ßaftilianer;  er  Weigerte  fid^, 
ben  ©efanbten  ^l§ili|)^3§  an  3iiliu§,  bei  bem  man  biefelbe  @efinnung 
unb  S^erftänbnig  mit  Defterreid^  öorauSfe^te,  ^urütfäu-^alten.  Maji= 
milian  lie^  i^m  fagen,  „er  möge  fid)  tt)ie  ein  guter  ülitter  t)on  6afti= 
lien  galten,,  fo  UJoHe  man  \1)m  in  ^fleapel  ©dt)u^  angebei^en  laffen; 
er  !önne  bann  ^ifa  unb  ^iombino,  bie  er  bereits  unterftü^te,  felbfl 
empfangen."  ^n  biefer  S^il^  fanbte  ^onjal,  toie  toir  toiffen,  feine 
(5d)iffe  nadf)  ben  !rainerifc§en  .^äfen^). 

2)iefe  Umftänbe  mad^ten  gerbinanb  ben  ^at!)otifd^en  emftlid^ 
beforgt.  @inma(  tooUk  er  ^onjal  gefangen  fe|en  laffen;  bod§,  toie 
bann,  tt)enn  e§  mißlang*)?  2)en  %a^  barauf,  a(§  er  mit  ^l^ilip^: 
gefprod^en,  am  21.  3uni  1506,  fa^te  er  e§  anber§  an  unb  fteEt» 
eine  ^!te  au§:  „bei  feinem  föniglid^en  SGßort  öerfidCjere ,  h^i  @ott 
bem  Äreuj  unb  ben  @t)angelien  fd^UJöre  er,  fobalb  @on,\al  nadt 
©panien  fomme,  tüoUe  er  i^^m  bie  @ro6meiftermürbe  abtreten"^) 
g^lid^t  länger  al§  je^n  Xage  beburfte  fein  S5otfdf)after.  5lm  2.  Siü 
fd^iieb  ©on^al  bem  Könige  ^uriidt:  „9Hemanb  fei  in  feinem  S)ienft( 
5U  leben  unb  ju  [terben  fo  bereit  roie  er.  3llCe  feine  2;age  tt}oEe  t 
feinen  anbern  Äönig  unb  <g)errn  anerfennen  al§  il^n.  ^a§  fd^toöri 
er  bei  @ott  al§  ein  (^x\)i  unb  leifte  @en)ä^r  bafür  al§  ein  ütitter  unJ 
beftätige  e§  mit  feinem  Ttamen  unb  fiegele  fein  SSappen  barunter"  ®) 
5^unmel)r    Ujar   er   gebunben,   nun   fafetc   f^-erbinanb  S5ertrauen   unt 

1)  Zurita  I,  320,  321,  330. 

2)  Caracciolus,  Vita  Spinelli,  bzi  Muratori  XXIV,  52,  53. 

3)  Zurita  II,  30,  33,  46. 

4)  Argensola,  A  nnales  de  Aragon,  au§  ben  ^ßa^jictcn  SllmajanS,  p.  75 

5)  Cedula  del  Maestrazgo  bei  Zurita  65. 

6)  Carta  satisfactoria  hü  Zurita  67.. 


gfctbinanb  ^err  in  ^iapd  unb  ßaftiltcn.  I95 

mad^te  fi($  am  4.  ©e:ptember  ^u  ©c^iffe  nad^  ^ea^el  auf;  ^arimilian 
aber  !am  üergeben^  an  bie  frainerifd^en  ^äfen. 

UntertüegS  öenta^m  f^^erbinanb  ben  3:ob  $§Ui^|j§;  bod^  Beloog 
\t}n  hu^  nid^t,  bie  angefangene  Unternehmung  fahren  p  (äffen.  31  m 
1.  ^otjember  ritt  er  mit  feiner  @ema§(in  @ermana  burd^  bie  fünf 
6aggi  öon  ^leapei;  bie  ©belleute  unb  (Sbelfrauen  famen  au§  il^ren 
|)äufern,  xf)m  bie  §anb  ju  !üffen,  unb  ^onjal  nannte  il§m  itjre 
9tamen^).  2)er  bie  5^amen  nannte,  mar  berfetbe,  ben  er  l^tnmeg5u= 
führen,  hk  if)m  bie  ^anb  fügten,  jum  guten  %t)nl  btefelBen,  benen 
er  alte  ^einbe,  bie  angioöinifd^en  SSarone,  äurürfäurufen  gekommen 
tüar.  S)tc§  burd^aufe^en,  marf  er  fid§  üon  ©tunb'  an  fo  fe^r  in  bie 
(S)efd^äfte,  bag  er  aud^  nur  ben  ©c^Ioggarten  3U  Befud^en  fid§  nid^t 
ein  ein^igeö  5!)lal  ^^it  na()m. 

äöie  im  öorigen  ^df)x^  bie  erfte  9la(^rtd^t  bon  feinem  ^rieben 
^ic^er  geBrad^t  tüorben,  §atte  ftd§  ^febermann  Beftagt,  ha^  ein  fo  f(uger 
,(tönig  bie  immer  Ungetreuen  lierfteHen  tooEe.  (Sei  e§  ettoa,  auf  ba§ 
bie  ©anfeöerinen  t)on  ©alern  Big  üleggio,  bie  ß^araqolen  in  3lpulien, 
33itonto  in  ben  SlBruä^en,  ^rajetto  am  ^ariglian  faft  unaB^ängige 
,V)crren  mürben?  ©eine  eigene  ^artei  merbe  ol^nmä(^tig  tperben  unb 
bie  !öniglid§e  5Jlad§t  nichts  ju  Bebeuten  ^aBen^).  @r  jebod^  l^ielt  an 
feiner  5IBfic^t  feft.  3öa§  2)on  ßefar  t)on  Aragon,  ma§  bie  ^orgia§  üon 
ÖKinbia,  ©quittace  unb  S)on  3^uan  Befeffen,  ba§  äöittl^um  ber  ^lt= 
föniginnen,  ua'^m  er  burd^  j?auf  ober  aU  ße^n^^err  unb  öert^eilte 
eö  an  bie  S3eeinträd§tigten.  S)ie  ^ftitter,  bie  ba§  ßanb  eroBert,  mußten 
Qii§  i^rent  neuen  S5efi^  meid^en  unb  )td§  mit  einigen  3<i^tungen  Be= 
giüigen^).  55lan  fd^onte  nid^t  einmal  aller  äöürben  unb  Renten.  ©0 
fd)tDer  e§  mar,  fo  führte  er  e§  burc^,  Befriebigte  aurf)  ben  S3et)olCmäd^= 
tigten  öon  f^ranfreid^,  ber  an  biefem  (Sefd^äft  Xf)eil  naf)m,  unb  fa]^ 
alle  SSerjagten,  g-ürften,  trafen  unb  iBarone,  ju  il^rem  S3efi^,  mit 
iljiien  aud^  ©annajar,  ben  getreuften  SSegleiter  geberigo^§,  ju  §üge( 
unb  5lBl§ang,  58ad§  unb  £^al,  bie  er  fo  oft  Befungen,  feinem  ßanbgut 
^Jlargolina  mieber  j§eim!e]^ren. 

2)iefe  5lnorbnungen  öerfid^erten  i^n  5^ea^el§  Beffer  al§  öiele  ©iege. 
%n  mal)re  ©treit  ber  Beiben  Parteien  Betraf  ben  S3efi| ,  au§  bem 
immer  bie  eine  burd^  bie  anbere  öertrieBen  mar;  bem  mad^te  er  ein 
C^nbe.  @r  mugte  bie  ßolonna  in  ^flid^t  ju  galten  unb  bie  Orfinen 
miebcrjugetoinnen.  S5ieEeid^t  aud^  burd^  hu  SSermä'^lungen,  meldte  mir 

1)  Passero,  Giornale,  p.  147.    Jovii  Gonsalvus  279. 

2)  Zurita  II,  34. 

3)  Zurita,  f.  112,  114. 

13* 


196  3toeitc§  S5ud§.    S^^^^^^  Kapitel. 


4 


'I 


nad)  unb  nai^  5toif(^en  angioöinifd^en  unb  fpanifcf)en  @e(d§lec§tern,  Sau= 
feöerinoS  unb  35iEa:^ermo|a§ ,  Stftgnang  unb  9flt(^ejen3a§,  fc^lie^er 
fe§en^),  gefcfia]^,  ha%  öon  biefem  ^a^re  an  ber  5lbe(  öon  ^ea^iel 
einem  entfernten  Könige  treu  !6(iel6.  Seitbem  erfüllen  fic^  bte  ;2^a]§rbü(i)ei 
^Jleapelg  mit  ben  äöunbern,  toelc^e  irgenb  ein  SSitb  3u  t^un  anfängt 
äu  bem  man  Barfuß  ge^t,  bem  man  golbene  Letten  f(^en!t 
mit  Mox't>=  unb  |)eirat^§gefd)i(i)ten  unb  ettoa  ^^ufru^r,  einem  bei 
gegen  einen  föniglid^en  Beamten,  ein  neue§  @efe|,  einen  ( 
brürfenben  2^^n^^xxn  augbric^t^). 

^n  ^e^ug  auf  Öonsat  lie§  inbe§  gerbinanb  eine  ©c^rift 
ge^en  an  atte  fyürften  unb  Marone,  an  aEe  5[}lenf{j§en  je^t  unb 
barnad^ :  „burdf)  treffliche  2;^aten  ber  2;apfer!eit  unb  ^rogmutl)  ^aU 
berfelbe  ba§  ^önigreic^  bieffeit  be§  Saro  feiner  Ärone  mieberertoot= 
ben;  mit  unöerbrüd^Iid^er  I^reue  ^abe  er  e§  bar  auf  öerttjaltet,  unb  er, 
ber  ^önig,  fei  fein  großer  Srfiutbner''  ^).  S5om  $a)3ft  Verlangte  et 
bie  SSeftätigung  für  bie  Uebergabe  be§  ^rogmeiftert^umeg :  „no(ä^ 
muffe  fie  inbe§  geheim  bleiben,  bamit  i^r  nic^t  bie  brei^e^n  äöä^let 
n)iberfpräc§en"  *).  S)em  tiertrauten  unb  ^uöerlöffigen  ©:pineEo ,  bet 
aber  ein  ^yeinb  (S^onjalg  mar,  uaT^m  er,  biefem  5u  (SefaEen,  ba§  3lmi 
ber  9te^nung§fü^rung  be§  üteic^eS^);  er  lie§  ba§  !öniglic§e  (befolge 
gern  bem  befolge  Öonjalg  an  ©lanj  nad^fte^en./  5lber  toie  er  nun  aum 
3tele  gefommen  mar,  mie  er  i^n  am  4.  ^uni  1507  öon  ben  @bel= 
leuten  unb  S)amen,  bie  i^n  an  bie  ^üfte  begleiteten,  ^bfcfjieb  nel)men 
unb  eineg  feiner  (5cf)iffe  befteigen  gefe^en,  mie  i^m  bieg  gelungen, 
glaubte  er  für  aE  fein  S5erfteEen  unb  @ntbe^ren  entfi^äbigt  su  fein 
unb  aEmä^liif)  legte  er  bie  Wa^U  ab.  ©|)ineEo  empfing  einen  SSriej 
mit  ber  ^luffc^rift:  ^5ln  ben  trafen  öon  (^ariati,"  unb  einen  größeren 
%i)tii  tjon  ber  S5ermaltung,  al§  er  je  ge^^abt.  5ln  'ba^  ^rofemeiftert^uw 
marb  nic^t  mel)r  gebadet  ^).  2öenn  ^on^alg  greunbe  fagten:  „ba§  gro|c 
©c^iff  fommt  auf  ha^  ©eid^te,"  entgegnete  er  mol|l:  „bie  glutl^  mirb 
eg  noc^  einmal  ^eben''  ^).  ßin  einziges  ^lal  ^at  er  e§  feitbem  §offen 
fönnen;  gefc^el)en  ift  e§  nie.  ^e§  5}lenfcl)en  ßeben  ift  ein  langet 
äßac^fen,  ein  fur^e^  ^lü^en,  ein  langet  S^ermelfen ;  ^a^  erfte  ift  tiofl; 

1)  Passero  163,  176. 

2)  Passero,  150,  155,  167  f. 

3)  Escritura  hei  Zurita,  f.  139. 

4)  Zurita  128. 

5)  Caracciolus,  Vita  Spinelli  56.     . 

6)  Jovii  Gousalvus  282,  Passero  149 

7)  J.  Oronius  bei  Jovius  286. 


gfcrbmanb  ^err  in  91eapel  unb  (Saftiüen.  197 

Hoffnung,  ba§  Ic^te  öoE  üteue.  ßJonsal  mu§te  fti^  Begnügen,  in 
Soja  auf  eine  S^ermä^luttg  feiner  %oä}in  p  ben!en  unb  burc^  Briefe 
5lntt}ett  an  ber  Söelt  ju  nehmen.  S)a  badete  er  oft,  tüte  er  einft 
ben  6ot)n  ^eberigo'g  unb  ßefar  naä)  ©ganten  gebracht,  unb  tüte 
er  enblic^  auf  biefelBe  Söeife  l^erüBergefontnten;  jenes  Seibe§  Bereute 
er  unb  nod^  ein  5£)ritte§,  ba§  er  nidit  nannte^). 

äöa^rer  ^öntg  üon  ^leapel,  mit  ©on^al  auf  feinen  Schiffen, 
eilte  g^^'btnanb  na^  ßaftiüen,  ba§  na($  $^ilip|)S  2obe  in  großer 
SBetüegung  tüar. 

©c^on  t)or  bemfelBen  Tratte  fid^  bie  uralte  unb  ererBte  $ar* 
tetung  ber  ^tuite^  unb  @amBoa,  bereu  <&äu^ter  5^ajara  unb  ber 
ßonbeftaBle  toaren,  toieber  unter  ben  Trauben  gezeigt  ^).  3öa§  nad^ 
bem  gef^e^en,  !nü|}fte  fic^  üor  allem  an  ben  Suftanb  ber  Königin. 
®ic  ^ranf^eit,  an  ber  fte  litt,  l^atte  fid^  fd^on  Bei  ber  Steife  $5^li:p^§ 
tiadli  2t)on,  im  ^a1)x  1503,  gezeigt.  S)amal§,  feit  fte  in  2:i§ränen 
öon  t^m  SCBfi^teb  genommen,  ft^lug  fte  bie  ^ugen  nid^t  me'^r  em^or 
unb  fagte  fein  Söort,  aU  nur  jumeilen,  fie  tooEe  il^m  nadl)^).  5ll§ 
fie  ci-fu^r,  er  ^aBe  fid^ereS  Geleit  aud§  für  fie,  mod^te  fie  i^rer  ^}tutter 
nid^t  me^r  toarten,  fonbern  lieg  il^re  Söagen  immer  nad^  Sat)onne 
MgeBen;  al§bann  moHte  fie  —  benn  man  üerfagte  xf)x  bie  $ferbe  — 
fclBft  3u  f^uge  fort;  aU  man  i^r  ba§  %^ox  fd^log,  BlteB  fie,  unBe= 
tregt  tjon  Kammerfrauen  unb  SSeid^ttjater,  in  leidstem  @etoanbe,  Bis 
in  bie  9lad^t  —  eS  tüar  5^ot)emBer  —  auf  ber  SSarriere  ft|en,  unb 
nur  t'^re  55lutter  Brad^te  fie  nodf)  in  iT§r  gimmer  5urü(f  *).  ©nblid^ 
tiint  fie  toieber  ^p  t^rem  ©ema^l.  S)a  mugte  fte  i^n  einem  fd^önen 
^JJcdbd^en  mit  Blonbem  <&aar  ergeBen  finben.  ;^n  eiferfüd^tiger  ?luf= 
tDattung  lie§  fie  bem  9Jläbdf)en  baS  §aar  aBfc^neiben.  ^^tli|)^  tjer= 
Barg  ni(f)t,  't)a%  er  unmut^ig  toar^).  §ier,  —  toer  fennt  bie  uner= 
giiinbete  5liefe  ber  Seele,  mo  fie  BemugtloS  fd^afft  iinb  BettJugtloS 
leibet,  W)0  bie  SCÖurael  il^rer  @efunb:^eit  unb  t^rer  Kranf^eit  ift? 
—  marb  e§  in  i^rem  @emüt^e  bunfler;  tote  in  Spanien  bie  ßieBe 
5u  $l)ilt|)p,  ftteg  in  ben  ^tieberlanben  bie  @:^rerBietung  üor  i^rem 
Spater  empor;  btefe  Beiben  ©efü^le  nahmen  fte  ganj  ein.  Bewegten 
fte  med^felStüeife  unb  üerfd^loffen  i^r  hu  üBrtge  2Belt.  «Settbem 
fannte    fie    tüo^l    bie    S)inge    unb    [teilte    fid^   aud^   ba§    Entfernte 

1)  Jovii  Gonsalvus  290,  291,  274. 

2)  Petrus  Martyr,  epp.  317,  331. 

3)  Petrus  Martyr  XV,  p.  144.  Gomez  972. 

4)  Zurita  I,  27i. 

5)  Petrus  Martyr,  ep.  272. 


198  3toeite§  S3uc^.    StueiteB  ßapttel. 

tDdf)x  unb   lebenbig   öor;    aber   fie   Verlernte,   ftc^    in  bie   ^at 
faltigfeit    be§    SebenS    p    fdCjiden^).      9Zod^    in    ben    ^lieberlai 
]pxad)  fie  ben  2öunfd§  au§,  ba§  il^r  S3ater  bie  (S5ubernation  htfy 
möge ;  nac^  ©^janien  ^urürf gefommen,  ritt  fie  in  fd^toaräem  (Bammed 
baö  @efic^t  öer^üEt,  in  \f)xe  .^aitpiftäbte  ein;  bann  fa§  fie  oft,  bie  Äc 
^atb  über  ba§  (Befielt  gebogen,  in  einer  bunflen  ,^ammer  unb  toünj 
il^ren  Später  nur  einmal  ju  f|)rec§en^).     5lber  mit  bem  %oht  il^re§ 
maf)(e§  erft  fam  i^re  Äranf^eit  ööEig  5um  5lu§brucf)  ^).   ©ie  lieg 

1)  Gomez  999.  Zurita  II,  28. 

2)  Zurita  11,  47,  73. 

3)  ^m  ^Qt)re  1868  machte  es  eine  nirf)t  gelinge  ©enfation,  bofe  ©.  Sei 
totf),  ber  im  5luftrage  ber  englijd)en  ßalenbaTcomtniffion  bie  3lr(i)it)e 
Simanca»  bur(^fot|d)te ,  mit  einer  ben  f)ier  mitget{}eilten,  eigentlict)  aUgemem' 
I)extfd)enben  Slnjd^auungen  ganj  cntgegengefe|ten  3Be^aui)tung  auftrat,  ^n 
feiner  Si^rift:  Supplement  to  Vol.  I  and  Vol.  II  of  lettres,  despatches 
and  State  papers  relating  to  the  negotiations  between  England  and 
Spain  (Dergl.  j.  2lbt)anblung  in  BtjbtU  §ift.  ^eitjc^rift  XX,  B.  231),  fuc^t 
er  nad)5Utt)eifen,  ba^  ber  äöa!)nfinn  3>of)anna'§  eine  gabel  fei,  baju  erfunbrtt, 
um  fie  öon  bem  (frbred^t  auf  ßaftilien  enttoeber  ^u  ©unften  it)re§  S5ater§  ober 
if)re§  @ema{)l§  auS^ufc^Ite^en.  ©c^on  Königin  ^fabeüa  t)obe  bte§  beabftd^; 
tigt,  burc^  OJldngel  in  bem  fat^olift^en  ©tauben,  tuelc^e  S^o^anna  funbj 
gegeben ,  baju  öeranla^t.  2lIIe§  bi?%  fuc^te  er  aus  Srieff(^often  ju 
betoeifen,  bie,  bi§t)er  forgfdltig  Der^eimlic^t,  tt)m  äule^t  in  (5imanco§  in  bie 
.^önbe  geratf)en  tooren.  ^ür  ba^  @rfte  beäiet)t  er  fic^  auf  bie  ßotrefponbcnj 
be§  ©ubprior§  öon  ©anta  ßrug,  Zoma'v  be  SRatienjo,  ber  im  ^at)re  1498 
nac^  ben  ^ieberlanben  gefdtiitft  tüurbe,  um  ftd)  über  btn  ^u^ianb  ber  ba* 
mattgen  (Sr5t)eräDgin  ju  unterrictiten.  @ine  geiftlic^e  O^^^age  toaltet  babei  toixti 
li(^  ob.  Sie  6rät)er3ogin  legte  it)re  33eic|te  bei  einigen  .^lofterbrübern  ab, 
bie  nidjt  ber  ftrengen  Obfertianj  angel)örten,  fonbern,  an  fein  ^lofter  gebun« 
ben,  nacf)  ben  ^'iieberlanben  famen  unb  bann  nad)  5|}ari§,  öon  mo  fie  ge« 
fommen,  ^urücfgingen.  2)te  ^ral^er^ogin  ^atte  i^nen  felbft  ein  für  bie  Ums 
ftönbe  nic^t  unanfel)nlic^e§  ©efd^enf  gemad^t.  5öon  ©panien  au§  mürbe  fie 
nun  bon  itirem  alten  Se^rer  unb  Seic^töater,  ber  bort  äurücfgebliebpu  toar, 
baran  erinnert,  bafe  fie  bamit  nic^t  für  ba%  2öol)l  it)rer  ©eele  forge.  @ie 
muffe  5^iemanben  ol§  i^ren  35eict)tt}ater  be^anbeln,  ber  auct)  nur  @igentt)um  \)Ott 
einer  ^abel^pi^e  SBertl)  befi^e  ober  annet)me ;  ©ef^ente  foHe  fie  nur  an  bie  f Ibftct» 
li^en  ßonöente  machen,  bie  bafür  um  ba§  ^eil  il)rer  ©eele  beforgt  fein  toürben.! 
3^cner  ©ubprior  nun,  ein  «Rtofterbruber  ftrengfter  Dbferbanj,  mar  baju  beftimmt, 
i^r  35eic^tigter  p  merben.  S^iac^bem  er  anfang»  fe^r  füt)t  empfangen  toor» 
ben,  gelang  e§  if)m  bod),  bort  ^u%  au  faffen.  9luf  feine  erften  SSerid^te,  in 
benen  er  fic^  mie  ein  SJlann  ausbrütft,  ber  gehäuft  Ujorben  ift,  liefe  er  balb 
anbere  folgen,  in  benen  er  fic^  öoHfommen  befriebigt  au§fpri(^t ;  an  ber  reli* 
giöfen  Haltung  ber  g-ürftin  toeife  er  nid^t§  au§aufe^en;  if)r  ^of  felbft  gemal^nt 
it)n  an  flöfterüc^e  ^uc^t.  2ßa§  man  i^r  tiormarf,  toar  befonberl  ÜJJangel  an 
ftrenger  3luffid^t  über  bie  ,g)auibQltung,  mooon  namentlid^  biz  ©panier  ju 
leiben  f)atten.  3«erft  mar  eg  tf)m  aufgefallen,  ba%  bie  ©raberjogin  i^re  31n- 
get)örtgen  nic^t  ertoä^nte.   Später  fagte  fie,  fie  ermäbne  nid^t  gern  i^re  3Jluttet 


f^erbinanb  ^ert  in  9Zeapel  unb  ßaftitien.  I99 

xrcic^e  in  i^rem  ^alb  flanbrifc^en,  f)ai^  j^janifd^en  ©c^murf  in  einen 
Saal  bringen  unb  bafelBft  bie  ©yequien  Italien;    öon  i^r   ^örte  man 

^fabeHa;  benn  fie  t)abe  eine  fold^e  Se'^nfuc^t  r\ad}  xi)x,  ha^  fie  toeinen  muffe, 
\o  oft  fie  it)rer  gebenfe.  äßir  finb  Sergenrotf)  für  bie  OJ^itf^eitung  biefer  6otte= 
fponben^,  bie  Diele  njiUfommene  unb  äuöcrläffige  ^^iotiaen  enthält,  fe^r  banfbat. 
9Zux  f)ätte  er  in  bem  (Subprior  nirf)t  einen  ©toubenSinquifitor  fet)en  foEen ;  benn 
einaig  öon  monc^ifd^en  ©iferfüd^teleien  ift  barin  bie  9iebe.  3}on  2)ingen,  toeld^c 
bii  Königin  öermögen  tonnten,  über  bie  5^ad^fotge  it)rer  2;odt)ter  in  ©ponicn 
einen  Scrupel  ju  empfinben,  ift  barin  feine  ©pur  ju  entbedfen.  SBenn  S^fabeEa 
fpäter  einige  ©crupel  empfunben  Ijai,  fo  entfprangen  biefe  ou§  3o{)anna'ä 
auffallenbem  Sßetragen  in  Sponien,  beffen  toir  gebatfiten  unb  hü%  aflerbingg 
an  it)rem  gefunben  Jßerftanbe  ameifeln  ließ.  S)oci)  toar  biefer  ^i^i^finn  melan= 
c^olifc^er  'iRatur,  eine  3lrt  SRonomanie  in  ^ßejug  auf  itjren  ©ernat)!,  ein  ^u* 
ftanb,  aud  bem  fid),  n3ie  bie  neuere  pfiji^iatrifc^e  gorfd^ung  jeigt,  S5errüdEtt)eit 
ni^t  einmal  enttoirfelt.  9Jlan  tonnte  ^tüeifel^aft  fein,  ob  fie  irrfinnig  fei  ober 
nic^t.  Sie  ift  balb  bafür  erflärt  toorben;  3lnbere  t)aben  nid^tg  baöon  ma{)r= 
nei)men  ttjoflen.  5ll§  man  in  ßaftilien  bamit  umging,  fie  öon  ber  9iegie= 
tung  au»5ufdt)liefeen  unb  biefe  it)rem  ®emal)L  ju  übertragen,  fe^te  fid^  einer 
ber  ©rofeen  bed  DteidtieS,  ber  2llmirante  t)on  ßaftilien,  entgegen.  (Sr  ^atte 
eine  ^lubicnj,  bü  roddjix  bk  i^önigin  furje,  aber  oerftönblic^e  3lntn)orten  gab, 
fo  baß  er  bti  ben  ß^orte»  jenen  23orf(i)lag  t)intertrieb;  fie  mar  immer  ein 
©egenftanb  be§  .^aber«  ber  ^Parteien  in  6aftilien  nad^  bem  Jobe  il)re§  @emal)ll, 
-nodi  me^r  nac^  bem  if)re-3  55ater§.  3lu§  bem  ^rieftt)ed)fel  be§  3Jlarqui§  bon 
5:enia  mit  Jf1?aifer  i?arl  V.  über  i!)ren  ^uflti^^  unb  einigen  anberen  5lftens 
[tücfen  fotl  nun  ermiefen  njerben,  ta^  man  bk  äußerften  (55etDalttt)ätigteitcn 
.]egen  bie  arme  fj^üi^ftiu  üoUaogen  t)abe;  5^enia  fott  behauptet  l)aben,  ha^  fie 
^"d)on  bon  it)rer  ^IRutter  auf  bie  geölter  gefpannt  morben  fei.  (^benfo  l)abe  ii)r 
äJater,  menn  fie  fir^  etma  geweigert,  Lebensmittel  ju  fic^  ^u  nehmen,  mcit 
man  i^r  nidt)t  i^ren  SOBiüen  getfjan,  fie  auf  hu  i^oUzx  fpannen  laffen:  she 
was  to  be  put  to  the  rack  to  preserve  her  life.  ;^n  ber  2;t)at  aber  t)aben 
bic  fpanifdjen  Sßorte  be*  S^ej-te»  p.  143:  dar  cuerda  por  conservarle  la  vida, 
einen  entgegengefe^ten  Sinn.  2^er  ^önig  t)atte  befot)len,  i^r  in  fotc^en  g-öEen 
na(l)5ugeben,  um  it)r  Seben  5U  erhalten.  3^a§  Söort  dar  cuerda  fann  hm 
i3ctmeinten  Sinn  umfotoeniger  t)aben,  ba  e§  gar  feinen  pronominalen  iöeifa^ 
tjat.  ©benfotoenig  ijat  an  ber  Stelle  ba^  2öort  hazer  premie  ben  i^m  unter- 
legten Sinn  (ogl.  ^ergenrotl)  405,  5^ote);  e§  bebeutet  einen  3^fin9»  ^^n  "i^n 
ii)r  unter  Umftänben  aEerbing»  angett)an  l)aben  mog,  aber  auf  bie  äöeife,  wie 
fie  bamaly  öon  iJenia  angerat^en  mar.  Um  fie  öon  SorbefiEaS  ju  entfernen, 
ha^  ben  Gommunero»  anl)ing,  foEte  fie  über  ^laäjt  in  einen  äÖagen  gefegt  unb 
nad)  5lreöalo  gebracht  toerben,  meldte  Stabt  an  ber  Sad^e  be§  ßönigtl)um§ 
feftt)ielt.  5:enn  fo  mar  il)r  3"ft'in^r  ^cl%  bie  ^Partei  ber  6ommunero8  bife 
'HZutter  bem  Sol)ne,  ber  nunmel)r  Jn^aifer  mar,  entgegenaufc^en  fud^tc,  morin 
für  biefen  eine  ©efa^r  lag.  3Jiit  aEer  möglichen  Sicl)crl)eit  fönnen  toir  bie 
Sdt)lüffe  33ergenrot^i,  bie  auf  einer  borgefa^ten  llieinung  unb  einem  übrigens 
nid^t  unbereditigten  .^affe  gegen  bie  ^^nquifition  berul^en,  öertöerfen.  S5on  biefet 
ift  über'^aupt  f)ier  nic^t  bie  Ofebe,  fonbern  nur  öon  jenem  ^uftanbc  ber  i^önigin, 
ber  tro^  ber  langen  ^uteröaEen,  mo  fie  2;t)eilna^me  unb  SSerftanb  äeigte,  fie 
boc^  in  ber  3:t)at  aur  Oiegierung  unfäi)ig  machte.  2ßic  ein  2Jieteor  ift  biefe 
SJleinung  oufgeftiegen  unb  entfc^munben.    (31.  b.  2.  31.) 


200  3toctteö  SJuct).    3tDeite§  ßopttel. 

baBei  feinen  ©eufjer ;  %'^xämn  öergo§  fie  ni(i)t ;  fte  fag  nnb  legte 
,§anb  ang  Äinn.     S)ie  ^eft  öertrieb  fie  öon  S3urgo§,  botf)  nid^t  a| 
ber  ^JM^e  biefer  ßeid§e.     @in  Wönä)  l^atte  i^^r  gefagt,   er   njiffe  einj 
Äönig,  ber  14  ;^al^re  nad^  feinem  Slobe  tt)ieber  ertüad^t  fei;   fie  nal 
bie  Seid^e  mit  fid§;  öier  friefifd^e  §engfte  ^ogen  ben  8arg;  man  reif 
be§  '^laä)i^,  unb  Radeln  umgaben  i^n ;  jutoeiten  ^ielt  man  ftiE,  ui 
bie  ©änger  ftimmten  einen  ^tagegefang  an.     2Bie  fie   in  biefem  3l 
ftanbe  nad^  fyumittog,   einem  !(einen    Ort   öon  14  bi^  15  .^äufei 
!am  unb  ein  nid§t  üT6Ie§  <g)au§  mit  einer  fd^önen  3lugfid§t  fai§,  blij 
fie  bafelbft:  „benn  eine  öolfreid^e  ©tabt  3U  betüOi^nen,   gejieme   eii 
SBitttoe  nid^t,"   unb  behielt  bort  bie  TOtglieber  ber  ütegierung,   bir 
man  eingerid^tet,  bie  @ro§en  öom  <§ofe  hd  fid§;   am  ©arge  gab  fie 
5lubiena  ^). 

2lEerbing§  mar  nun  nat^  ^^ili^^jg  ^tobe  fo  gut  mie  feine  oberfte 
©emalt  in  ßaftilien.  5lnfangS  bereinigten  fii^  bie  ©rauben  beiber 
Parteien,  toenigfteng  auf  brei  5!Jlonate,  unter  Ximenes  5U  einem 
SJertrage^).  3lber  ba  ber  ßoubeftable  unb  hu  ©einen  ben  aragoni= 
fd§en,  ^lajara  unb  bie  Slnbern  ben  beutfd^en  ^önig,  bie  9teid§§öer= 
toaltung  in  be§  jungen  ^arl  Flamen  ju  übern e^^men,  berufen  tt)oIlten, 
ba  man  oljne  ben  föniglid^en  5^amen  nic^t  einmal  gefe^mä^ige  ßorteg 
3U  allgemeiner  Serat'^ung  au^fd^reiben  fonnte,  fo  bradEien  überaE  bie 
^arteiungen  au§.  S5ou  ben  einen  toarb  nun  toirflic^  ^erbinanb, 
öon  ben  anbern  ^ayimilian  berufen,  ^em  rü-^mten:  ,,ber  fatl)o= 
lifd^e  Äönig  merbe  fommen  unb  aEe  feine  geinbe  ftrafen" ,  biefe: 
„man  merbe  ben  Spater  tok  ben  ©o'^n  unb  mit  einer  §ülfe  tjon 
2000  ßanjen  em^jfangen."  ^imentel  fagte:  „3d§  ^abe  ^mei  ^an=. 
5er;  bod^  id^  toiE  fie  beibe  aufbraudjen,  el^e  id§  ben  5lragonen  in 
Gaftilien  leibe."  S)a  brad^en  in  bem  gan,^en  Sanbe  bie  alten  gelben 
ber  5lt)ala§  unb  ©t)lt)a§  ^u  2;olebo ,  ber  5lria§  unb  ßaffo§  ju 
931abrib,  ber  ^enaöiben  unb  6araöajal§  in  Ubeba  au^.  Einige 
nahmen  ©d^löffer  unb  riefen:  „ßaftiEa,  ßaftiEa  für  bie  Königin 
Suana!"  —  e^  maren  hu  5lnT^änger  gerbinanb^.  Öali^ien  unb 
5lfturien  nannten  fid^  nad§  bem  ^rinci|)e  unb  l^offten  auf  bie  5ln= 
!unft  ^^lajimiliang.  5ln  bem  §ofe  n)aren  bie  ^äupter  biefer  ^kr= 
teien,  ber  ©onbeftable  unb  ^Zajara,  beibe  bewaffnet;  oft  ftanbeu  il^r^e 
Stru|)|)en  gegen  einanber^). 

1)  Petrus  Martyr  316,  8;  320,  4,  8;  332,  5. 

2)  Escritura  bei  Zurita  II,  f.  81. 

3)  Zurita,  f.  88,  99,  107,  184.  Llorente,  Histoire  de  l'Inquisition  I, 
848.  Petrus  Martyr  343. 


^rcrbinanb  ^etr  in  Üieopet  unb  GaftUien.  201 

3n  biefer  ßage  toar  e§  ba§  ^IM  ber  ^lation,  ba§  fie  bodj 
,(jinen  mächtigen  5}tann  ^atte,  ber  3U  feiner  Partei  ge'^örte,  ben  61-3= 
ibifd^of  3^imene§  tion  2:;olebo.  ©eine  Sage  Bem^t  auf  feinem  ßeBen,  unb 
bie^  tft  einer  furzen  Betrachtung  tt)ertl§. 

36imene§,  ber  (5o^n  eine§  5lböocaten,  t^eologifd^er  unb  iurifti= 
fcfjer  äÖiffenfc^aften  !unbig,  unb  ber  ^om  gefe^en,  Ujar  Bereite  ein= 
mal  t)on  gtüei  5ln]§ängern  ^]abeUa'^,  ^^lenbo^a  unb  ßifuente^,  bon 
jenem  3um  S5icar  feinet  33i§t^um§,  öon  biefem  5um  S5ertüefer  feiner 
Ü)raff(j§aft  gemocht  morben,  al§  er  auf  fo  glänjenbem  2öege  um!el^rte 
unb  fi($  in  ein  5Jlinoriten!lofter,  unfei*n  tjon  S^olebo,  Begab.  §ier 
ifd^ritt  er  Barfuß  einiger,  üeibete  ftd§  in  Sati,  ft^lief  auf  einem  tpenig 
|©tro^  unb  geißelte  fid)  oft.  ^n  Befferen  ©tunben  fanb  man  il^n 
unter  einigen  .^aftanien,  bie  Breit  unb  bid^t  gemat^fen,  um  il^m  felBft 
tioi  ber  ^ittaggfonne  biefe§  .&immel§ftrid§§  ©c^u^  3U  \)txUif)m.  <&ier 
lag  er  oft  mit  ber  SSiBel  im  l^o^en  (Brafe,  ober  fnieete  unb  Betete; 
Ijtcr  erfu'^r  er  aEe  Seiben  unb  (Sntäücfungen  einer  einfamen  «Seele, 
bie  @ott  fuc§t.  @erabe  W^  mar  ber  SGßeg  ^u  feiner  ©rp^ung.  Sie 
,flönigin  na^m  i^n  gu  i^rem  Beid^töater,  unb  feitbem  erfd^ien  biefer 
^Fcenfd§,  lang  öon  ©eftalt,  ganj  Bla§  unb  ^ager,  mit  tieftiegenben, 
fd)ai-fen  Singen,  einer  Slblernafe,  einer  Bi§  in  ba§  pd^fte  Filter  falten= 
ioien  ©tirn,  öon  ä^tt  5U  geit  in  ber  ^utte  am  .^ofe,  ^örte  i^re  Beid^te 
unb  ging  nad§  feinem  Mofter  jurücE.  Einmal,  im  3a^r  1495,  l§atte 
er  bie  geiftli(^en  Hebungen  ber  .Königin  in  ber  haften  geleitet  unb 
ibereit§  feinem  ^efä^rten,  Sranj  ^ut)^,  ein  @emüfe  fodljen  unb  hu 
6fel  5ur  5lBreife  fatteln  p  laffen,  aufgetragen  —  benn  fte  tooEten 
ben  ß^arfreitag  im  Softer  3U  Ocanna  l^alten  — ,  al§  er  nod§  einmal 
3ur  Königin  gerufen  marb  unb  au§  il^ren  Rauben  einen  Brief  mit 
ibem  pä^ftlic^en  ©iegel  unb  mit  ber  ^uff(Jrift  empfing:  „Unferm 
tember  f^ranj,  ermä^ltem  ^^^Bifd^of  ^u  S^olebo."  SffaBeEa,  bie  einen 
(fr^^bif(i)of  fud^te,  ber  feine  öomeT^me  Bermanbtfd^aft  t)atte,  ber  fein 
,^}Jlaiorat  ftiften,  ber  feine  ^infünfte  nid^t  anber§  al§  ba5U  anmenben 
imö(^te,  too^u  fie  urfprünglid^  Beftimmt  tnorben,  3ur  Bel^auptung  @ra= 
naba^g,  ber  lüften  unb  attem  ^aurenfrieg,  Tratte  i^^n  ertoa^lt.  ßr 
fprad§:  „5£)a§  ift  nid§t  an  mid^,"  unb  ritt  ungeftört  nad^  feinem 
i^lofter.  @in  neuer  Befehl  be§  ^apfte§  mu^te  i:§n,  bie  Söürbe  an= 
june^men,  unb  ein  anberer,  fid^  t^r  gemä§  3U  Betragen,  jtüingen. 
Seitbem  fing  er  an,  ein  feibeneg  OBerfleib  anzulegen,  toäl^renb  ba§  untere 
möud^ifd^  BlieB ,  foftBare§  ^elätoerf,  jebod^  af(^grau,  um  fid^  an  feine 
Ütegel  ju  erinnern,  toeid^e  unb  f(^öne  Betten,  eine  anfel^nlid^c 
S)ienerfd§aft,  aud§  einen  5laxTen,  eine  Slrt  fingen  S^^erge^,  ju  Italien; 


202  3»"te§  SSuc^.    3tDcite§  ßa^Ditel. 

hoä)  oft  fd^lief  er  auc^  auf  bent  S5ette  rote  fonft,  unb  im  3nnem 
^alafteg  ^atte  ex  etliiie  5!}lönd)e,  mit  benen  er  öon  nicf)t§  at§ 
@ott  unb  ftrenger  3ud§t  rebete,  benen  er  eine  2:afel  aufgehängt, 
fte  fid^  ganä  ber  Söclt  ent!)a(ten  müßten.  /  ^n  biefer  S5ereinigi 
geiftli^er  unb  meltitrfier  ®inge  lebte  er  fortan ;  er  f^rac^  fe^r  toei 
unb  (a(f|te  faft  nie ;  fein  ßeben  roar  2:^at  unb  SluSfü^rung ;  e§  Bi 
einen  guten  @egenfa|  roiber  ba§  ßeiben  ber  Königin.  (SS  roirb 
erjä^tt,  tt)ie  er  einmal  öon  ber  ©t)nobe  feinet  (Sprengel^,  mo 
täglich  ^IReffe  gelefen  unb  geiftli(^e  Crbnungen  gemacht  liatte,  au 
aragonifc^en  6orte§  !am  unb  fte  5um  ©c^mur  Bringen  ^al], 
er  üon  ba  untjerUieilt  ben  @runb  gur  Uniöerfität  öon  5l(cala ,  bfe 
gana  fein  3öer!  marb,  ein  2öer!,  um  ha^  i^n  Könige  Benei» 
beten,  ju  legen  ging,  mie  er  öon  ^ier  nac§  ^ranaba  eilte,  bie 
Mauren  ^u  Belehren,  toieberfam  unb  ben  neuen  ^rinci^e  (1502)  ju 
5lotebo  empfing,  unb  mie  er  nun,  ftatt  Bei  furnieren  gu  fi|en ,  bie 
§anbf(f)riften  feiner  55iBliot§e!  bur(^fu(f)te,  bie  mo^araBifc^e  öiturgie 
erneute,  mit  fieBen  ß5elel)rten  bie  33eforgung  ber  com|)lutenfif(^en 
^ol^glotte  Bef|)rac^  unb  sugleidi  einen  S5erein  ftiften  ^alf,  toeld^er 
atte  ^a(^t  mit  Öaternen  bie  Ratten  ber  ©tabt  burd§fu(^en  ließ,  oB 
too  ein  öerfi^ämter  3lrmer  o^ne  £)Bba(^  fd§ma(^te.  ^eute  entmarf  er 
ben  ^lan  ^u  einem  (^elb^uge  nac^  ^frÜa,  morgen  ju  einem  Tonnen* 
flofter  unb  führte  fie  Beibe  au§.  ©eine  35riefe  in  ben  ^Ingelegen^eiten 
be^  ©taateS  fiegelte  er  mit  bem  33ilbe  be§  ^eiligen  gran^^). 

tiefer  ^ann,  toelt^er,  toie  man  glaubt,  ;^faBeEa  öermod^te, 
in  i^rem  2;eftament  eine  'OJlilberung  ber  ^llcaöala  für  hie  ©täbte  p 
öerorbnen,  unb  bocC)  ber  ©rfte  üon  aEen  Prälaten  unb  (Branben 
tt)ar,  ftanb  amifc^en  ben  Parteien  in  ber  ^Jlitte.  $^ili|):p  unb  ger= 
binanb  5U  berfö^nen,  tooEte  i^m,  mie  toir  fallen,  ni(^t  gelingen ;  Beffer 
gelang  i^m  je^t,  menigftenS  ben  offenen  35ürger!rieg  ju  öer^inbern. 
5luc^  er  ^atte  eine  ^arbe,  bie  fc^toeigerifd^  gerüftet  toar^);  man  fa^ 
feine  9fteiter  täglich  pr  UeBung  in§  gelb  reiten;  au§  ben  afturifd^en 
@ifenmerfen  famen  Ijäufig  neue  3Gßaffen,  unb  am  (änbe  Betoirfte  er, 
baß,  außer  ben  feinen,  aEe  anbern  Gruppen  öom  §ofe  meieren  mußten. 

9lun  toar  bon  großer  SSebeutung,  baß  fic^  36imene§  für  gerbinanb 
entfc^ieb.  3Bal)rf(^einlic^  l^at  il)n  ber  fat^olifd^e  Äönig  mit  ber.6ar= 
binalmürbe,    bie   er  i^m  au^mirfte^),  me^r  Belohnen  a(§  gewinnen 

1)  3(ne§  aü%  bem  Seben  3t{inerc5'  t)on  5ltöat  ©otnej  be  gaftro  bon  3:olcbo 
in  Scf)ottl  Hispania  illustrata. 

2)  Zurita,  f.  119,  120. 

3)  Breve  bei  Gomez. 


g^etbinanb  ^err  in  5^eapel  unb  €aftiltcn.  203 

uioHen.  €^ne  3^^^!^^  ^ätte  bie  3lnfun|t  5}lainmittan§  bie  ööEige 
;^errüttung  ßafttlien§,  einen  ^rteg  öon  aEen  leiten  nnb  ben  ^ejttgften 
üit  Sennern  ^eröotöerufen.  Unb  mann  foEte  ober  fonnte  ^ajimilian 
füinnten,  ba  xt)n  eben  ein  üteii^Stag  feffelte,  ber  Unge^orfam  ber 
"iittebeiianbe  fi^toäi^te  unb  eine  italienifd^e  Unternehmung  forberte? 
3:imene§  entjc^ieb  ft(^  für  gerbinanb;  bie  5)M(^tigften  getoann  fein 
Sort.  35iEena,  ber  faft  ^uerft  für  5ßl^ilip^3  gemefen,  tarn  p  i]^m: 
„~^]t  aud)  xeä)i,  toaS  ber  ^önig  forbert?  (Bä)tt)öxi  mir!"  5£)er  ßrj» 
bifc^of  fc^tüur  i^m,  e§  fei  rec^t,  er  bagegen  in  beffelben  ,g)anb;  er 
iDotte  bem  Könige  gerbinanb  in  feiner  @uBernation  bienen^).  S^ie 
übrigen  Gegner  unter  ben  Trauben  tonnte  f^erbinanb  faft  aEe  burc^ 
C^htaben  ju  gewinnen,  fo  öiel  @naben,  ba§  feine  eigenen  ^In^dnger 
ci^crfüdjtig  tourben.  5lu(^  ^imontel  fc^tüieg,  ha  er  eine  (Sncomienba 
uiib  12,000  ^araöebi  ^a^rge^alt  befam^).  3lIfo,  im  5luguft  1507, 
nad)  einjäfiriger  5lBn)efen:^eit,  30g  f^erbinanb  o^ne  Söiberftanb,  einige 
Iruppen  Vorauf,  er  felBft  mit  ^Icalben  unb  Sllgua^iten,  feinen  ^IJta^^en 
unb  Söappenfönigen ,  inbem  bie  ^ro^en  ^erBeieitten ,  i'^m  bie  §anb 
't  !üffen,  in  (^aftilien  ein.  ^urf)  im  5^orben  ttjaren  mehrere,  bie 
ber  er  uoä)  Bmene§  getnonnen;  fie  flogen  ober  öerloren  itjre  @(i)Iöffer, 
ijara  aEe  ]6i§  auf  eine§;  „unb  nun  tooEen  toir",  fagte  ^erbinanb, 
u  neue§  S3u(f)  mit  einanber  ^Iten."  ^n  ^nbalufien  toaren  $riego 
b  @iron  in  offenbarer  ©m^örung;  er  na^m  au(^  i^nen  i^re  (Sd^löffcr. 
Xie  ^nquifition  lie^  ettoag  öon  i^rer  ©trenge  nad) ,  unb  3Cimene§, 
bcu  ber  ,^önig  ^um  @ro§inquifitor  machte,  f^jrac^  aEe  angesagten 
Vu^eroS  frei^).  S5ereit§  in  S^ortoleg  begegnete  bem  Könige  feine  Xoc^ter. 
V(l§  fie  einanber  anfii^tig  mürben,  na^m  ber  Spater  ben  §ut,  bie 
loditer  ben  2:raucrfd)leier  t)om  Ä'o:pfe:  inbem  fie  fii^  niebermarf,  i'^m 
■c  güfee  5U  füffen,  unb  er  auf  ein  Änie  fan!,  i^re  föniglic^e  äßürbe 
.  .i^uerfennen,  umfaßten  fie  fid^  unb  eröffneten  fii^  i^^re  ^tx^m.  @r 
uicinte;  S^ränen  '^atte  fie  nid^t,  aber  fie  t^t,  maS  er  bege^^rte.  5flur 
ben  Seidinam  moEte  fie  no(^  nid^t  begraben :  „toarum  fo  frü^?"  unb 
nad)  ^urgog  tooEte  fie  nid^t,  mo  fie  ben  öema'^l  öertoren.  (£r  brad^te  fie 
mic^  SorbefiEag.  ^ier  ^at  bie  Königin  fo  großer  üteidie  no^  47  ^a^re 
lang  gelebt;  fie  er^og  i^^re  jüngfte  3:od^ter,  fa^  au§  bem  ^^enfter  auf 
bas'^rab  be§  35erftorbenen  unb  betete  für  feine  8elig!eit.  S)er  Söelt 
öffnete  fic^  i^re  (5ee(e  niema(§  mieber*). 

1)  Schreiben  bc§  ^önig§  an  Villena  bei  Zurita  110.  g?erner  bei  biefcm  142. 

2)  Zurita  II,  133. 

3)  Zurita  143,  148,  163,  ferner  Llorente  I,  352. 

4)  Petrus  Martyr  359.    Zurita  144. 


204  3toeite^  SBud).    3tt)eite§  ßapitel. 

S)a§  finb  bte  Ääm^fe,  bie  \xd)  au§  bem  nea^olttantf($en  Ärtj 
huxä)  bie  Stnfprüd^c  be§  §aufe§  Oefterreidf)  entmicEelt  ^abeti.     ^Jlaj 
milian,    ber  onfangg,   BefonberS   bur($  SubtotgS  Söiberftanb  —  bei 
er  tüerbe  3^ßben,  ber  t^n  anerfenne,  al§  feinen  geinb,  fei  er  aber  feil 
Ärone  untert^an,   al§  einen  S^erle|er  ber  ^Jlajeftcit  anfe^en  — ,  n 
einmal  hu  Söormunbfd^aft  über  feine  @n!el  in  ben  ^lieberlanben 
langen  fönnen^),  erlangte  fie  im  3>a^re  1507  boi^  enblid),   aU  m 
©efa'^ren    Don    ©eibern    unb    ben    franjöfifd^en   lüften   feine   ^üt 
tDÜnfd^enStoert^  mad^ten.     5lber  in  (5|)anien  nnb  i^talien  ging  g« 
binanb   al§   ©ieger  l^eröor.     @r  toanbte   3ugleic§  bie  neubegrlinbi 
^Jlad^t  nad^  au^en  nnb  nad^  fremben  ^lationen. 


4.     5len§ere  Unternel^mnngen  gerbinanb^. 

^ebor  ber  neapolitanifd^e  .^rieg  bon  1501  unternommen  marb, 
l^atte  ber  36eque  bon  @erbe§  mit  ber  ganzen  ^üfte  ^tüifc^en  M^oli§ 
unb  2^uni§  feine  Untertnerfung  ben  (Spaniern  angeboten.  Oft  l^atte 
SfabeEa  bereut,  ba§  man  bamal§  5leapel  öorge^ogen.  ©omie  nur 
bie  erfte  ütuT^e  getoä^rt  tnar,  ^tüifc^en  ^^erbinanb^  SßerföT^nung  mit 
gran!reic§  im  3a:§re  1505  unb  ber  ^n!unft  $l)ilipp§,  brang  Ximene§ 
auf  bie  Erneuerung  beg  ^aurenfriegeg  unb  gab  felbft  ben  bierten 
2;i§eil  ber  .Soften  ^ur  3lu§rüftung  einer  glotte,  mel(^e  ben  großen 
^afen  ^agarquibir,  eine  trefflid^e  Station  für  ben  afrifanifc^en 
^anbel,  angriff  unb  na^m.  (Sin  S^enejianer  ^atte  il^n  juerft  auf  ben 
£)rt  aufmerffam  gemacht;  2ope^  el  S^^gal  mar  ber  Erfte,  ber  an§ 
ßanb  fprang^).  9lo($  maren  bie  großen  inneren  Unruhen,  menigftenä 
in  5lnbalufien,  nid§t  boEfommen  gebämpft,  al§  man  bie  maurifd^en 
©eeräuber  bereite  bon  S^elej  unb  bem  Seifen  babor  bei-jagte.  W 
aber  bie  innere  Sflu^e  l)ergeftettt  unb  gerbinanb  aud§  burd^  feine 
italienifd^e  fy^inbfeligfeit  befd^äftigt  mar,  fd£|ritt  er  mieber  ^u  größeren 
Untemel^mungen  im  ©inne  ber  aEgemeinen  ßl^riften^eit.  S^  t>u]en 
geliören  aud§  bie  amerifanifd^en  ^^nfiebelungen.  S)ort  l^atte  man 
fid§  bi§  je^t  begnügt,  bie  ^^nfeln  unb  S3ud^ten  3Beftinbien§  ju  er= 
foijd^en,  ©olb  ju  fud^en,  perlen  ju  fifc^en,  ba§  El^riftent^um  in 
©utem  3u  prebigen,  unb  bon  einer  Kolonie  auf  ©t.  2)omingo  au8 
leitete  ein  5lbmiral  aEe  biefe  UnterneT^mungen.    3m  ^till^-'^  1509,  alS 

1)  ©d^tciben  Subtüigs  in  ben  Lettres  de  Louis  XII,  I,  106,  107. 

2)  Zurita  I,  II,  26. 


I  Sleu^ctc  Unternefimungen  fjfetbinattb^.  205 

m  getbinanb   öon  ben  unmenfc^üc^en  ©itten  ber  fannibaüfc^en  äÖilben 

^  tjernomnien ,  ernannte   er  juerft   ^tüei  @out)erneur§ ,   §oieba  für  bie 

•Klüfte  (iaxit)a%tna,  5^iqnefa  für  S^eragua^):   „fie  foEten  bie  ^nbianer 

,  3U  jetnen  S^ajaEen  unb  ^u  (£!)rtften,  toofern  bieg  aber  unmögli(^  fei,  ju 

■  Sc(at)en  machen    ober  ausrotten."      S)ie  @out)ernenr§  jelbft   Ratten 

fein  @(ü(f;    einige  i^rer  ^Begleiter   aber   grünbeten  eine  (Kolonie   anf 

2^arien ,   bie  fie  bem  SSilbe  ber  ^aria  5lntigua  ju  (5et)iEa  ^u  @f)ren 

";>(utigna  nannten.    |)ier  toarb  ^ufiej  SBalBoa,  ein  9!Jlann,  bem  größere 

ßntberfungen   aufBe^alten  n)aren,  ba§  ^aupi^).     äöeit  toic^tiger  er= 

jc^ien   bamal§   für   (Spanien  unb    @uro|)a  bie   afrüanifc^e  Unternel^= 

I  mung;    biefe  aber   roar  an  5lnftrengung   unb  Erfolgen  größer.     5lm 

I  §imme(fa^rt§al6enb   1509   fuhren   Ximene§  unb  ^ebro  ^laöarra   mit 

j  i^rer  ^^totte  au§  unb   (anbeten  am  ^immelfa'firtgtage  öor  Oran ,   bei 

.  i  tüelc^er  ©tabt  fi(^    12,000  maurifi^e  ^ftitter  pr  S5ert^eibigung  üer= 

i!  fammelt.     „Greifen   tüir  noc^  tjeute  an?"   fragte  9^at)arra.     „Unt)er= 

tneitt/'    öerfe^te  Bmene§.    S5or  i^m  felbft  trug  man  ha^  ^reuj,  unb 

feine  Wönä)^ ,  ©d^toerter  über  bie  Butten,    gingen  au(^  in  Ütei^en. 

guerft  toagten  fi(^   bie   ^ali^ier   bie  .Ipö^en  ^inan  unb  faxten  ^^u^; 

mit  ben  übrigen  S5öt!ern  bereinigt,  brängten  fie  ben  geinb  bi§  an  bie 

äÖafferleitungen  öor  ber  8tabt;   :§ier  em|3fingen  fie  i:^r  (Sefc^ü^;  mit 

biefem  t)on  ber  f^erne,  mit  i^ren  ©d^toertern  in  ber  ^lä^e  fämpften  fie; 

bann  tüanbte  fic^  ber  geinb  aur  f^lud^t.    S^nbem  er  feine  eigene  ©tabt 

tiorbeigetrieben  voaxh,   tarn  anbereS  S5olf  öon  ben  ©(Riffen  unb  na^m 

biefetbe.     hierauf  flogen  bie  f^janifrfjen  ^a1)mn  auf  ben  5[Rauern  öon 

Dran,  unb  man  rief:  „5lfri!a,  ^früa,  für  unferen  §errn,  ben  ^önig 

üon  Spanien!"  Ximene§  aber,  beffen  Gebeten  man  ben  ©ieg  aufc^rieb: 

„barum  'f)abt  ]xä)  ber  2;ag  t)erlängert  unb  fei  e§  über  i^nen  Reiter, 

über  ben   ^Jlauren  trübe    getoefen" ,    triei:^te   bie  groge  ^ofd^ee  jur 

.^irc£)e  ©t.  ^aria  be  la  SSitoria^). 

Söieberum,  am  1.  Januar  1510,  pr  ^xe,  h)ie  bie  ©bautet 
fagten,  be§  (Sriöferg  unb  feiner  Butter,  be§  5lboftel§  §errn  <Bt  ^ago 
unb  beö  feiigen  3flitter§  «g)errn  8t.  ^orge,  f(^iffte  ^ebro  ^laüarra 
öon  ?)t)iga  au§.  2)ie§mal  toar  er  fe^r  glüdüc^.  Sugia,  eine  reid^e 
unb  gro^e  ©tabt  öoll  ^ofd^een,  ©deuten,  ©pitalen,  @aft:^äufem  unb 
atten  äßo^UebenS,  na^m  er  im   erften  5lnlauf;   e§  ergaben  3£eque, 

1)  Sommario  dell'  Indie  Occidentali  di  Don  Pietro  Martire  Ui  Ra- 
musio,  Viaggi  III,  18.  Benzoni,  Novae  novi  orbis  historiae,  a  Calvetone 
latinae  factae,  p.  72. 

2)  Pietro  Martire,  f.  21. 

3)  Zurita  II,  180—182,  UJOtauS  Mariana  275—287.    Gomez  1025. 


206  3tocttc§  fSudi.    3tocttc§  ßapitcl. 

^tmoi-artfe,  ^llcabi,  5)Zufti  unb  aEe  ^üfaquig  tjon  tilgtet  tl^te  ©t( 
unter  ber  SSebingung,  ^a^  getbinanb  feinen  §eEer  me^r  ^uf(c 
forbere,  al§  ber  ntaurifd^e  Äönig  gehabt,  unb  fte  Bei  i'^rent  @eji 
laffe.  2:ebeli|  ergab  fid^ ;  ^Jlulet^  ?)ai^t)a,  ^önig  öon  ^enej,  berf^rac 
]o  Oft  er  3u  6orte§  ober  Ärieg  gerufen  werbe,  al§  ^^erbinanb^  SBafc 
3U  erfd^einen;  enblid^  gelang  e§  ^Jlaöarra  eine§  5lbenb§,  mit  39i 
gantinen,  ©d^alup^en  unb  S5arfen  in  ben  .gafen  tjon  Tripolis 
bringen  unb  be§  anbern  5[)lorgen§  öon  ber  9.  Big  ,5ur  13.  8tui 
biefe  gro^e  ©tabt  3U  nehmen  ^).  S5or  allem  n^ar  nun  nötl^ig,  Z\ 
mecen,  3:uni§  unb  bie  ^nfel  @erbe§  ju  erobern;  bann  toax  bie  aj 
!anif(^e  Mfte  ben  ©|)aniern  fidler,  ^er  Äönig  bon  jtremecen,  ein 
großer  Äönig,  fc^tour  mit  feinem  ^Jle^bar  unb  (^ahi ,  atte  i^al^re 
einen  Wbut  bon  13,000  ^obla§  in  gutem  ^olbe  ju  ^al^len.  äöiber 
jtuni§  rüftete  man  fic^  in  ©icitien.  @erbe§  griff  @arfia,  5llba'S 
äÜefter  ©o^n,  an.  @arfia  freilid^  mu^te  feine  .^ü^n^eit  in  bem 
brennenben  ©anbe  mit  bem  ßeben  be^a^Ien^);  aber  f^erbinanb  felbft 
UJottte  aufbred^en,  bie  §eerfü!§rung  gu  übernehmen,  ^ur  bann,  menn 
man  im  S3efi^  be§  inneren  ßanbeg  fei,  fönne  man  .^äfen  unb  Mften 
be^au^ten;  bie§  getoonnen,  UJotCe  er  feine  l^eilige  Unternehmung  bi§ 
nad^  ^llejanbrien ,  ber  näd^ften  ©tabt  bon  ZxipoÜQ,  unb  ferner  Biä 
3um  l^eitigen  §aufe  öon  i^erufalem  fortfül^ren.  ,g)ie3u  bemiEigten  bie 
6orte§  bon  Slragon,  S5alencia  unb  Katatonien  eine  für  ifire  grei« 
l^eiten  ftattlic^e  §ülfe  bon  500,000  ^runb;  ]§iep  !amen  1000  eng= 
lifd^e  (5d^ü|en  ]^erüber.  S)ie  ©|)altung  ber  ÜJloren  unb  Sllaraben 
auf  ber  ganzen  ^üfte  lieg  einen  großen  Erfolg  erwarten,  unb  fte 
felber  trugen  fid^  mit  einer  äöeisfagung :  je^o  Werbe  ba§  alte  Karthago 
mit  feinem  §afen  ben  g:§riften  in  bie  §änbe  faEen^). 

3n  biefen  «Hoffnungen  reifte  Serbinanb  im  ^a^xe  1511  nad§ 
^Jlalaga,  hu  Unternel^mung  ju  beginnen.  ?luf  bem  2Bege  aber  trafen 
il)n  bie  33otfd£)after  au§  :^talien,  bie  i^m  bon  ber  ©ntmitfelung  ber 
romagna'fd^en  (Baä)e  fold^e  2)inge  berid^teten,  burd§  Weld^e  feine  pänc 
eine  anbere  9ti(^tung  em|)fangen  mußten. 

1)  Zurita  II,  211,  212  f. 

2)  Zurita  230.    Fazellus,  Historiae  Siculae  597. 

3)  Zurita  227.    Senarega,  Annales  Genuenses  608. 


Son  Senebig  unb  S^ulittg  II. 

Sie  romagna'fd^e  S^ertütrfelung  führte  3u  einem  attgemetnen  -Kriege. 
9loc^  einmal  tritt  ^ier  S5enebig  in  ber  flutte  feiner  ^raft  l^eröor, 
fdbftdnbig,  tptig,  mit  nmfaffenben,  großartigen  5lbfi(f)ten  nnb 
SBeftreBungen ;  jn  i^^rem  SJerftönbniß  tft  eine  aügemeine  ^etrad^tung 
erforb  erlief  ^). 

1.    ^anbel,  Eroberung,  S^erfafjnng  ber  SSenejianer; 
Eingriff  auf  bie  9^omagna. 

3n  ben  Sagunen  njaren  urfprünglii^  (auter  gleid)  niebrige  ßet|m= 
l^ütten,  !aum  mit  einer  Oeffnung  für  ba§  ßic^t  üerfe^en,  tJott  armer 
giüc^ttinge^).  Um  ba§  ^a^r  1500  fa^  man  eBenbafelBft  um  72 
fteineme,  üon  @olb  prangenbe  ^lünfter  ^er,  3  too^Ibeforgte  Kanäle 
entlang,  $alaft  an^palaft,  atte  mit  buntem  unb  hjetfeem  ^^larmor 
Beüeibet^).  ©elBft  geringe  ßeute  fd£)liefen  auf  Letten  öon  ^upaum 
]()inter  grünfeibenen  S5or^ängen,  aßen  üon  ©ilber,  gingen  in  .^at§!etten 
unb  klingen  üon  (Solb*).  ^]6enb=  unb  ^Jlorgenlanb  öeraoEte  l^ier 
feine  Söaaren,  e^e  c§  fie  umtaufd^te;  öiele  große  3nfeln  unb  treff= 
lid)e  8täbte  empfingen  öon  ^ier  i!^re  Ütettoren. 

2)a:§in  !am  e§  burtf)  Eroberung  nnb  §anbel;  bo($  ttjar  ber 
^anbel  bag  Urfprünglic^e.  Söie  einft  jene  gifd^er  felbft  ju  bem 
griei^ifd)en,  bem  öftlic^en,  hk  erften  Sänbereien  aber,  bie  fie  fid^  ^ur 
^fla^rung  an!auften,  ju  bem  lombarbifdjen,  bem  toeftlid^en  Üteid^e  ge= 

1)  3tc^  cntl)altc  tnid),  ju  ber  urjpxünglic^en  ^atftellung  3"^ä^c  3"  madjtn, 
bie  auf  fpäteren  ©tubien  berutjen.  g^ür  biefelben  toirb  fid^,  benfe  iä),  in  einem 
fpäteren  Söanbe  ber  Söerfc  ein  5|3la^  finben.    {%.  b.  2.  %.) 

2)  Sansovino,  Venetia,  p.  140. 

3)  Comines,  Memoires  479. 

4)  Sansovino.  ^ierau§  Splendor  Venetiarum  clarissimus  in  Graevii 
Thesaurus  V,  3,  p.  282. 


208  ^ttJeiteä  S3uc^.    2)rittc§  eopitcl. 

Rotten  unb  fie  ße^nSleute  öon  beiben  toaten,    fo  beftanb  ba§  \ 
i^reS    nunme!)n9en   SJerfe^tS    in    ber   Söetbinbiing    be§    entjemtef^ 
£>|ten  mit  bem   entietnteften  SSeften.     6x  toatb   aber  auj  iolgei 
SBeife  geführt. 

.  SÖenn  bie  öffentli(^en  ßJaleaäaen  fertig  unb  ben  ^flobili  üBergel 
roaren,  bie,  bur(^  ben  Ütuf  be§  §erolbe§  eingelaben,  ben  beften  ^r^ 
geboten  Ratten ,  fuhren  nac^  uraltem  <&er!ommen  bie  einen  n( 
älej:anbria  unb  bem  fd^njar^en  ^eere,  bie  anbern  nad^  Slfrifa 
bem  5lbenblanbe  au§^).  ^ene  Ratten  .Tupfer  unb  Ouetffilber 
Ungarn,  beutfc^en  ©tal|l,  S5ergalaun  aug  ;Stalien,  au§  i!)rer  eigei 
©tabt  lammet,  Gamelot,  %\x6),  (5|)iegel,  ^aternofter  unb  @(a§, 
jebeS  für  etma  100,000  S)ucaten  ge(aben^).  3n  5llejanbria  tt)art( 
il^rer  ber  SBärter  auf  bem  2;f|urm,  bem  göEner  i^re  5ln!unft  an5U= 
feigen:  bie  großen  @ef(f)äfte  n)urben  in  ^airo  im  ^erfianifd^en  ^auf= 
l^aufe,  ÄT§an  el  §alili,  gemacht  ^).  S)a^in  brachte  bie  ßaraöane  t)on 
^JleÜa  bie  feinen  ^emürje  bon  ben  ^oluÜen,  bie  ©eibe  S3enga(en§, 
ben  3immt  t)on  ßetjlon,  ben  Pfeffer  bon  5!)lalabar,  bie  ©belfteine 
unb  gärbe^öl^er  be§  innern  ^e!an,  hxt  perlen  bon  S3a:§arein.  Ratten 
bie  ;3nbianer  ettoag  lieber  ben  Saraöanen  buri^  ^abul  unb  ^erfien, 
5ur  Pforte  ber  Pforten  S)erbenb  unb  5lfott)  antertrauen  moEen,  als 
bem  ÜJleere*),  brachten  bie  Äüftenlänber  ^leinafienS  tixoa^  ^oftbareS 
ober  ^lü|li(^e§  l^eröor,  mie  bie  giegen^aare  bon  5tngora,  fo  empfingen 
fie  bieg  in  ^Ijaffo  ober  ^IfoU).  ©ie  führten  5lEe§  nac^  ben  fallen 
be§  9lialt. 

5^ic^t  mit  biefen  Söaaren,  meldte  fie  betf  ^benblänbern  ab^u» 
^olen  überliefen,  fonbern  mit  %Vi6)  unb  ^etaE,  ettoa  mit  golbenen 
Letten  für  gran!rei{^,  mit  Söac^Sfer^en  für  bie  fpanifd^en  ^irc^en, 
mit  i^ren  Saiten  bon  ^acafto  unb  i^rem  @lafe  öon  5Jluran  ful^rcn 
bie  meftlicfien  ^alea^^en  au§.  3n  (55erbe§  "Ratten  fie  ein  grogeS  §au8 
am  ©cl)lo§,  in  2uni§  mit  @enuefen  unb  Satalanen  eine  ganje  S5or= 
ftabt  inne;  in  Oran  unb  2emflan  trieben  fie  ftarfen  ^txlt^x.  S5on 
l^ier  gingen  i^re  Sßaaren  nad^  bem  innerften  ©uban,  nad^  Simbuctu, 
mo  bie  grauen  ©d^leier  bon  S5enebig  trugen,  nad^  @ago,  mo  man  x^x 

1)  Petrus  Martyr,  Legatio  Babylonica  (nad)  .^airo)  anno  1502.  Basil. 
1533,  p.  7. 

2)  Sommario  de'  Regni,  Cittä  etc.  bei  Ramusio,  Viaggi  I,  324. 

3)  Petrus  Martyr,  Legatio  Babylonica  80.  Leo,  Descriptio  Africae 
bei  Ramusio  83. 

4)  Pegoletti,  Avvisamento  del  viaggio  unb  Aloigi  di  Giovanni  irt 
©ptengeB  @ej(f)i^te  ber  entbecfungen  253,  257.    Dffitter,  (Srbfunbe  II,  859. 


.f)anbel,  Eroberung,  iöcrfaffung  bei  SSeneaianer.  209 

fd^led^tefteö  Indt)  mit  1 ,  i^ren  Bd)axiaä)  mit  40  S)ucaten  bic  @Ue 
^Beja^tte,  unb  ^ier^er  tarn  ba§  @olb  bafür,  ba§  )te  nad^  bem  Orient 
Ijenben  mußten  ^).  ^n  ^ataga  luben  fie  barauf  ©eibe  unb  Körner, 
lauc^  ^ier,  jeboi^  öorne^müi^  in  @nglanb,  äßoEe;  fie  famen  Bis  nad} 
'^fcinbern  unb  Sänemarf.  ^]!Jlan  recfiuet,  ba§  au§er  ben  öffentüd^en 
an  3000  ^riöatft^iffe  an  benfelBen  Mften,  bodf)  meift  in  anbeten 
Apäfen,  öefd^äftigt  getüefen.  ^^r  |)anbel§ca))itat  beliej  fic^  geraume 
,^)eit  autjor  bereits  auf  28,800,000  2)  S)ucaten. 

S)ie§  alles  untertag  ben  ftrengften  (Se|e|en.  ^^u^er^atb  beS 
l^onbaco,  mo  bie  beutfdtien  ©täbte  eine  jebe  befonbere  ©etoölbe  Ratten, 
i|tDetct)c  fie  ein^etnen  Käufern  öermiett)eten^) ,  burfte  ^Jliemanb  mit 
^|^eutfd)en  ^^anbeln  unb  au(^  ^ier  nur,  toer,  mie  fie  fagten,  ein 
^Bürger  üon  innerhalb  unb  au^er^alb  mar.  ^eine  untermorfene  ©tabt 
burfte  etmaS  naä)  auSmärtS  öerfaufen  ober  bon  auSmärtS  einfaufen 
au§er  in  SJenebig.  ^eine  ^alea^^e  burfte  über  eine  genau  beftimmte 
3eit  ausbleiben*).  @S  mar  ein  ^efe^,  ein  auSmanbernber  9Jlanu= 
focturift  fei  anfangs  mit  guten  äöorten  unb,  folge  er  ni(^t,  burd^  baS 
geftne^men  feiner  S5ermanbten  ^urücE^unöttiigen,  folge  er  au(^  bann 
ni^t,  5U  tobten^),  ^ierburd^  marb  it)re  ©tabt  als  bie  ClueEe  ber 
Söaaren  unb  beS  .fianbelS  erl)alten. 

3)aS  3Sebiirfni§  leitete  ju  ben  erften  Eroberungen.  <g)ier  finb 
fie  nic^t  immer  glütflic^  gemefen,  unb  ber  ^rieg  öon  1379  lieg  i^nen 
roenig  me^r  übrig,  als  ^Jlegro^3ont ,  ßoron,  Mobon  unb  ßanbia. 
Seitbem  aber  geigte.  i§nen  ^lüct  unb  S5erftanb  einen  neuen  2ßeg. 

^Jlac§  bem  2;obe  ^arlS  be  la  ^ace,  als  eine  gartet  auf  Äorfu 
beffen  ©o^n  ßabiSlaS  nic^t  moEte,  erinnerte  fic^  baS  5ßol!,  mie  oft 
eS  bie  fylagge  ber  SJene^ianer  in  biefen  @emäffern  fiegreicl)  gefe^en, 
a^ob  bie  j^a1)m  mit  bem  ßömen  unb  grünbete  au  emigem  5£)en!mal 
bem  (St.  TOi^ael  eine  ^ird§e.  S)erfelbe  ^^abiSlaS  öerfaufte  i^nen  in  bem 
gtoiefpalt  ber  §orOatl)S  unb  ber  ungarifc^en  Königinnen  S^'^^f  ^Jo 
er  gefrönt  morben*^),  ?luS  gurd§t  öor  bem  Despoten  üon  Serbien 
[d§t{Ite  ßattaro  feinen  Kanaler  unb  bat  um  einen  öeneaianifc^en 
ülettore,   ber  nad^   ben  alten    @efe^en  rid^ten  foEte.     ^n  ä:^nlid§en 

1)  Paruta,  Storia  Venetiana  IV,  117,  tuotauS  %üz%  M  Lebret, 
©toatigejc^ic^te  öon  Uienebic^  II,  1046.  Uebetbie§  Leo  Africanus,  Descriptio 
Africae,  bn  Ramusio,  f.  70,  66,  58,  78,  79. 

2)  Daru,  Histoire  de  Venise  III,  189,  p.  51,  au§  Filiasi. 

3)  Urfunbe  in  ber  Siegensburgcr  6t)xonif  IV,  II,  p.  141. 

4)  Tentori,  Saggio  sopra  rHistoria  Venetiana  I,  126.  II,  80,  85. 

5)  ©ec^Sunbätüanjigfter  5ltttfel  ber  3^nquifition§gefe^e  bei  Daru  III,  90. 

6)  Sanuto,  Chronica  Venetiana  843,  844. 
ö.  Ütonle'l  SBerfe  XXXIII.  XXXIV.  «Rom.  u.  qetm.  Söölfer.  3.  «Hufl.  14 


210  3toeite§  iöuc^.    S)titte§  ßapitet 

S3efürd§tungen  tüurben  i^nen  ©|)a(atro   unb   2;rau  öon  ben  SSilrc 
auf   SSebingungen    ^rgo^,    ^lapoli    bi    ütomania,   ^atra§,    ße^( 
unb   toie   öiele  anbere  Stäbte  t)on  ben  Surften  unb  um  (Betb 
liefert.     3lt§en   naf)m   i^re  Sefa^ung;   in   einem  3tüi[t    mit  feit 
3}ater  übergab   i^nen  ein  ccmftanttno|)otitani|(j§er  ^rin^  ©alonic 

©0    ging    e§   fort.     S^eglia    n)ottte   feinem    grangipan,    to« 
5^ico(ö   no(^   ;^o^nn,   gel^ord^en  unb   30g   i^re  §errfd§aft  t)or. 
3tüift  ber  .Königinnen  ßarlota  unb  ßat^rina  erlangten  fie  ßtipert 

;3^1^re  $o(iti!  ift,  toenn  bie  ^ac^barn  in  3^ift  ober  (^e]a^x 
3U  erfd^einen,  bem  ©inen  ©d^u^,  bem  Ruberen  @elb  anzubieten 
fo  eine  Unterwerfung  ju  beU^irfen. 

2luf  biefetbe  Söeife  gingen  fie  in  Italien  ^u  Söerfe.  3uerft,  atg  ber 
(Streit  5tt3ifc§en  ßibibal  b^5luftria'unb  Ubine  ba§  ganje  Sriaut  berujidt ettc, 
in  ben  aud^  hit  ^ad^barn  l^ineinge5ogen  Würben,  fd^rieen  eine§  2:age8 
in  5lrebigi  bie  Bürger,  unb  fo  öiel  dauern  ^ur  ^ert^eibigung  in  bie 
©tabt  ge!ommen,  ,,6an  5}larco"  unb  übergaben  fid^  bem  benejianifd^en 
<^au|}tmann;  fie  berurfad^ten  bie  @inna]^me  t)on  gan^  griaul.  S)iefe 
Unternehmung  ^atte  einen  ^nla§,  ber  fid)  ^ören  üe§ ;  benn  fie  beburften 
einen  na^en  5Rar!t  für  i:^re  ßeben§mittel ;  aber  fottten  fie,  al§  ii)nen 
bie  S5i§conti,  im  (Streit  mit  ben  ßarrara,  ifire  ©täbte  S5erona,  geltte 
unb  SSeEuno  empfahlen,  in  bie  aEgemeinen  italienifd^en  33etoegungen 
boE  Sturm,  Unfid^er^eit  unb  ©efal^r  eintreten?  (Srft  mußten  ^Ee, 
bie  in  irgenb  einem  S^er^ältnig  mit  ben  ßarrara  geftanben,  bon  ben 
^regabi  au^gefd^loffen  Werben,  el^e  e§  ber  2)oge  ^Inb  ^ran^  go^cari, 
ba§  ^anpt  ber  S^ier^ig,  burd^  ba§  UebergeWid^t  einer  einzigen  SSaEota 
burc^fe^ten.  SSicen^a  er^ob  S5enebig§  Sat)nen.  2lm  12.  3^u(i  1405  er= 
fd^ienen  22  @efanbte  t)on  33erona  3U  $ferb ,  in  Weisen  @ewanbem,i 
mit  bem  (Siegel  be§  Öanbe§,  ben  brei  ©d^lüffeln  ber  (Stabt  für  bie 
brei  (Stäube,  bem  Weisen  ©tabe  ber  §errf(^aft  unb  jtoei  f^aljnen 
auf  bem  ©t.  ^arcug^la^  öor  S)oge  unb  ©ignorie,  übergaben  bie 
3^nftgnien  unb  leifteten  ben  ©d^Wur.  2)er  ^oge  f^rad^ :  „©ie  !ommen 
üon  f^infterni^  3um  Öid^t",  unb  gab  i^nen  eine  bergolbete  gai^ne 
bon  ©.  ^arco.  ©ie  riefen  „©an  53larco''  unb  ritten  ^inWeg.  2)ic 
^abuaner,  al§  il^nen  ^ran^  (Sarrara  in  äu§erfter  @efa^r  ju  t'^un. 
berftattet,  maö  fie  woEten,  bebangen  il^re  ^^rei^cit  unb  ergaben  fid^^). 

;^n    S5enebig    waren    nidljt    5lEe     ^iemit    einöerftanben.      %vl\ 
bem  ^ofaifboben   ber  ©.  ^arco!ir(f)e  fie^t  man  ^wei  ßöwen,   einen 

1)  Navagero,   Chronicon  Venet.    1075,   1080.    Dam  au^  Mss.  II,  99. 

2)  Navagero  au§fü^rUc|  1137—1198,  1203. 

3)  Navagero  1070.    Sanuto  794 — 831.    Bilius,  Historia  patriae  32. 


t^anbel,  Eroberung,  Sßetfoffung  ber  Scnejianet.  211 

.11  ber  @ee ,   gvog ,   ftar!  unb  mut^ig ,   einen  ^u  ßanb ,   mager  unb 

ct)ti)ad§,   ein  SBilb,   ba§   einer   öielö erbreiteten   ©eftnnung    entfprad^. 

löefonbers    toiberfe^te  ^iä)    ber   5Doge   ^ocenigo    jeber   neuen   Unter= 

lel^mung.    „S)enn  föer  erobere,  fud^e  bag  liebet  unb  finbe  baö  Uebet. 

gr  tüoEe  nii^t  Öeute  mit  großen  <g)i^|)en  -l^alten,  biefen  fd^önen  harten 

3on  ^aitanb   3u  öertoüften,   ber  ii)mn  jä^rlid^  ^JliEtonen  einbringe. 

Vergüte  benn  ha^  bereite  Eroberte  bie  J^often?    Erbitte  @ott,  unsere 

I  l^rau  unb  ^effere   ©an   ^Jlarco  um  ben  f^rieben."    %ui  fo  lange  er 

);[ebte,  n)ar  feine  @en)äl^rung  n)eife,  nid^t  länger^).     @in  ^Jtann  tjon 

j  l'ntgegengefe^ter  ©innegmeife ,  f^o^cari,  öor  bem  er  gettjarnt,  marb  ju 

kleinem  ^ac^iolger  ermä^tt.     S)erfe(be   bebiente   fid^   be§   5)li6üer]^ätt= 

|niffe§  ^tüifd^en  $5iti|)|)   öon  Maitanb  unb  (Sarmagnuota ,   um  burd^ 

Mcfen  S3re§cia  unb  SSergamo ,   ber  Unrut)en  nad^  ^l^ili|)|}g  2:obe,  um 

(iremo,  ber  S^umulte  ^mifd^en  3lbet  unb  gemeinen,  um  Ülaöenna  unb 

5arnad)  6ert)ia  ^u  geminnen.    .g)ierau}  ftiegen  bie  ©intüntte  S5enebig§  öom 

roften  Sanbe  auf  800,000,   öon  ben  i^nfetn  auf  400,000  ^ucaten^). 

ii|an   fagte:    „Sie  l^aben  feinen   ^^ebenbn^ler  ^ur  ©ee  gebul^et;  fie 

amllen  aui^  feinen  3U  Sanbe  butben"^). 

äßie  e§  nun  im  Innern  biefer  munberbaren  @ematt  ftanb,  ift 
vaMuüdt)  leidtit  p  fagen,  Ujenn  man  auf  bie  au§ge|)rägten  ]§er!ömm= 
iid)en  i^ormen  i^rer  35erfaffung,  aber  fe^r  fd^mer,  menn  man  auf  baä 
.ii^nitlid^  betoegenbe  unb  tebenbige  ^^rinci^  ge^t.  Qu^  man  in  33e= 
tiadjt,  ba§  ber  ®oge,  o^ne  ^at^  hei  ben  ß^onfiglieren  genommen  ju 
i)aben,  nic§t  ^a  ober  5lein  p  ^emanbem  fagen  bar?*),  bafe  ba= 
c^it^cn  bie  brei  Sfnquifitoren ,  o^ne  @infd^reiten  ber  5lt)ogatoren  unb 
altiö  f5örmli(^e  bei  ©eite  gefegt,  ba§  ^}tedt)t  '^aben ,  ©eiftlid^e  unb 
v'aicn,  ^obili  unb  (Gemeine  junt  2:obe  5u  öerbammen,  bie  öffentlidtje 
(^affe  ^u  gebraud^en,  3ftettoren  unb  Generale  ju  befel^Iigen^),  fo  toirb 
mau  inne,  ba§  bag  ganje  @egengemidf)t  be§  ^ogen,  ber  ßonfiglieren,  ber 
^lUcgabi  unb  be§  ßonfiglio  nid^t  t)iel  fagen  moEte,  fonbern  bag  \>u 
:^üd)fte  ©etoalt,  mie  in  anbern  ©täbten  bei  einer  ^aüa,  fo  ^ier  "bä 
<hm  Sfnquifitoren  toar.  5lu§  meldten  ^efd^led^tern  man  biefe  mäl^lte, 
nnc  bieg  bie  übrigen  ertrugen ,  toarum  ber  ^arteigeift  ^ier  nirgenb§ 
Ötiplirt  mirb,  ift  aEerbingS  bun!el.    (Einige  (Srflärungen  ^ajimiüan^, 

1)  Arrenghi  bei  Sanuto  949,  958.     Sausovino,  Venetia. 

2)  Epitome  proventuum  Italiae,  gleic^aeittg  in  ^ubetoig,  ßeliquiae 
:Mss.  X,  445. 

3)  Ferrante'd  Stief  bei  Fabroni,  Vita  Laurentii  Medici  II,  237. 

4)  S9ei  Sanuto  785. 

5)  Dam,  Histoire  de  Venise  au§  ben  ed^ten  Utfunben  II,  423. 

14* 


212  3tocitc§  S5ud^.    2)rtttc§  ßapitel. 

er  !omme,  um  hu  unterbrüdten  alUn  35äter  ton  bem  getoaltfai 
neuen  3lbe(  ^u  befreien^),  tt)ei7en  nic^t  ein  2i^t,  \)oä)  einen  Sc^im^ 
öon  Sic^t  auf  biefe  ©ad^e.  Snner^atb  bie]e§  (5aa(e§  tritt  feine 
jönUc^feit,  fein  ^^iefpatt  fjeröor,  nur  ptoeilen  ber  ^a^  gegen 
geheim  ^^Btrünnige,  fonft  ftet§  eine  gemeinfc^aitlic^e  ^nftrengi 
ein  aKgemeiner  SöiEe.  „©ie  finb  fel^r  fing",  fagt  öornine^/'  fie  fij 
tägüc§  unb  galten  ütat^,  i^re  ^ad^Barn  toerben  fie  fü:§(en''^). 

©ans  tt)ie  für  i^re  ^(äne  unb  für  i^re  5lrt  unb  Söeife  gemacht  tüi 
bie  Unruhen,  bie  ]xä)  feit  ^ar{§  VIII.  ^nfunft  in  Italien  erl^ol 
S3ei  jebem  Moment  berfelBen  griffen  hit  S^ene^ianer  um  fid^.  ^m  äa\ 
^m]d)cn  ^arl  unb  gerrantino  ermarBen  fie  fünf  gute  ©täbte  in  ^l^jull 
bie  i^nen  treffüi^  gelegen  maren,  unb  bie  fie  buri^  bie  5lufnaf)me  ber  ai 
©Ijanien  gef(ü(f)teten  ;^uben  Belebten^);  überbieS  n)ar  in  bem  ^önig« 
reid^e  ^ItaJfiti  eine  Partei  für  fie ;  toix  fa^en,  tok  5larent  i^re  gähnen 
er^ob.  3n  ben  florentinifc^en  Unrul)en  fet)Ite  wenig,  fo  :§ätten  fie 
^ifa  bemeiftert;  in  ben  mailänbifd^en  erlangten  fie  ßremona  unb 
^^axa  b'5lbba.  3^re  ^ai^t  tüax  um  fo  furchtbarer,  ba  man  nic^t 
fa^,  ha^  fie  ettt)a§  bon  bem  einmal  (Semonnenen  Uiieber  beiioren; 
9liemanb  3n)eifelte,  i^r  Sinn  ftel)e  auf  §errf(f)aft  über  gan^  Italien. 
31^re  ©efc^id^tfc^reiber  rebeten  nid^t  anber§,  al§  fei  S5enebig  bereits 
\>a^  alte  ^om ;  barum  eljrte  man  be§  2;itu§  Sioiu§  Gebeine  ^u  ^abua 
roie  eines  ^eiligen:  „man  lerne  burd^  i^n  bie  geiler  9lom§  ber« 
meiben"*). 

%i^  nun  ber  2;ürfenfrieg  geenbet,  ber  fie  eine  ^^^tlang  äurüd* 
gehalten,  Oerfud^ten  fie  ^unädCjft  in  Sfiomagna,  öermittelft  be§  Swie» 
fpalteS  ber  jurücffelirenben  .gerren  unb  ßefar§ ,  wenn  nid^t  bie 
alleinigen,  jeboi^  bie  märfitigften  S^afaEen  beS  päpftlid^en  (5tul)le§  p 
werben.  3ene  Ferren,  bie  oft  fliegen  mußten,  unb  bie  3U  i^nen  p 
fliegen  pflegten,  maren  fämmtlid^,  unb  ©uibubalbo,  ba§  .^aupt  öon 
3lEen,  toar  fo  ]zf)x  in  i^rem  Sntereffe,  ba§  man  in  feinen  Sd^löffem, 
unb  jmar  für  ilju  felbft,  „©an  ^arco"  gerufen  ^at.  S)ie  SSene^iancr 
fc^icften  fid^  an,  bie  ©ad^e  ber  bon  ßefar  UeberWältigten  ^u  führen.  2)ie 
©täbte  3ogen  in  S3etracl)t,  in  wie  tiefem  unb  gutem  grieben  ber  Söwe 
t)on  S3enebig  aEe  feine  Ortfd^aften  ^alte.  3nbem  fie  nun  (Snbe  OctobetS 
1503   in   biefem  Sanb   erfc^ienen   unb   juerft   ben    "iUlalateften    einen 

1)  ^JJianifefte  «ülajimiltanä'öon  1510  unb  1511  im  ^ormatjrS  3lrcf)it)  füt 
|)iftorie  ic.  ^Ql)tg.  1810. 

2)  Comines,  Memoires  488. 

3)  Leander  Alberti,  Descriptio  Italiae,  p.  369. 

4)  Comines  483. 


Kultur  IL  erfte  2:t)Qten  unb  bo^pelte  5lbfi(^ten.  213 

üubern  S5efi|  in  il^rem  ^anbe  t)erf|)ra(^en ,  nahmen  fte  >^ug(ei(^  mit 
ber  f^ü^fi^t^  unb  mit  ber  33ürger  S3etoiItigung  ülimini.  Untier^üglid^ 
griffen  fie  ^^aenja  an^).  S)ie  gaentiner  l^atten  einen  natürüd^en 
j6prö§(ing  ber  ^Jlanfrebbi  ^urücigerufen  unb  it}n  ju  guter  Sßor= 
Ibebeutung  5lftoiTe  genannt;  aber  bie  gute  n>arb  jur  fd^Ied^ten,  al§ 
ber  Sefe^l§:§aber  i:^re§  8d&loffe§  fid^  ergab.  S)ann  mußten  aud^ 
fie  fid^  ergeben^),  ^llan  fagte:  „^^aen^a  i[t  ben  SJene^ianem  ba§ 
.Xt)OX  3U  ;^talien  ober  il^r  Ütuin".  6ie  fuhren  fort  unb  nahmen  in 
bcn  Gebieten  öon  i^mola ,  ßefena,  f^orü  ^la^  auf  pa|  ein;  fd^on 
l^atte  il^nen  ßefena  felbft  einmal  feine  Untern)erfung  buri^  @uibu= 
batbo  antragen  (äffen,  unb  nur  bie  f^urdCjt  öor  6efar§  @d^(öffern  über 
iljren  §äu|)tern  ^ielt  bie  Stäbte  nod§  in  il^rer  ^^flid^t.  S;a  glaubte 
ber  erfte  ^inifter  üon  f^ranfreid^:  ,,|)ätten  fie  nur  Ütomagna,  fo 
tuürben  fie  Ujegen  einer  «Sd^uCbforberung  öon  180,000  Bulben  alfobalb 
(vlorenj  angreifen"^).  SBürben  fie  in  2;o§cana  einrüdfen,  fo  mü^te 
ifjnen  bei  i^rer  erften  5tn!unft  ^ifa  ^ufaEen.  ^n§  ^itanefifd^e  Tratten 
fie  bie  f^ranjofen  aud^  barum  gerufen,  meil  fie  biefelben  für  geeig= 
neter  l^ielten,  eine  Eroberung  ju  mad^en,  at§  eine  fcl^e  p  behaupten; 
nnb  im  ^af)x  1504  unter^anbelten  fie  bereite,  toie  man  jenen  5Jlai= 
lanb  toieber  entreißen  tonne.  2)ann  ttjerbe  i^nen  felbft  in  Italien  nid§t§ 
mef)r  n)iberftel|en  tonnen.  „<Bu  tooEen  ben  $apft  5u  il^rem  ßa^jtan", 
jagte  ^acd^iaöeEi*). 

2.    3uliug'  II.  erfte  Sliaten  unb  bo^)pelte  ^bfid^ten. 

^n  bem  ^apft  3fuliu§  gerabe,  an  bem  fie  feine  fd^toad^e  8eite, 
um  il^n  bamit  p  faffen,  entbedten  tonnten^),  fanben  fie  ben  fefteften 
äöiberftanb.  ©o  ftar!  er  nur  fonnte,  erflärte  er  il^nen  fd^on  am 
9.  5flot)ember  1503,  „fonft  i^r  greunb,  hJoKe  er  nun  ba§  ^leufeerfte, 
Was>  er  öermöge,  toiber  fte  t^un  unb  aEe  dürften  ber  ßl^riften'^eit 
tvihn  fie  aufrufen"^),  unb  noc^  einmal,  am  10.  Sanuar:  „in  bem 
S>orfa|,  bie  §err-fd)aften  ber  Ä'd^e  tnieber  5U  gewinnen,  fei  er  unb 
tnerbe  er  immer  unerfd^ütterlid^  fein;  bamiber  Vermöge  tein  ©d^redfen, 
lein  SSertrag ,  feine  S3ebingung ;   benn  ^a^  fei  feine  ^flid^t"  ^).     2)a 

1)  Bembus ,  Historia  Veneta  145—147.  Baldi ,  Guidubaldo ,  IX, 
127-141. 

2)  Sansovino,  Origine  79. 

3)  Machiavelli,  Legazione  alla  corte  di  Roma,  p.  331. 

4)  ©ein  2öort  in  berfelben  Legazione,  p.  301. 

5)  ebenba  48ftcr  '^rief  391. 

6)  ebenba  304. 

7)  Breve  Julii  Papae  bei  Rainaldus,  Annales  Ecclesiastici  XX,  p.  9. 


214  ^toeiteS  3Buc^.    l^titteS  ßapttel. 

jebo^  feine  ©tmafinung  §a(f,  „benn  i^r  ^ecijt  fei  offenbar,  unb  fei 
?lnfprüd^en  würben   fie  mit  i^rent   neugeprägten   @olbe  genugt^i 
trat  er  im  September  1504  in  ben  SSunb  jtüifi^en  l^ubtüig,   ^j 
milian  unb  ^^ilipp ,  ber  nid^t  aEein  toiber  f^erbinanb,  fonbem 
toiber  35enebig    gerichtet  mar.     Sßir  fallen,  ma§  biefen  SSunb  6r( 
S)ie  Sßeneäianer  traten   bamalö   einen  Schritt  aurürf;   mag   fie 
bebtet  t)on  ^mola,  ßefena  unb  gorli  befe^t  Ratten,  gaben  fie  toie 
^erau§:  e^er  naf)m  ^uliu§  feine  Obebienj  üon  i^nen  an^).  *  2)ai 
gab  er  jeboc^  nii^t  auf,  auc§  ba§  Uebrige  3u  erobern. 

^u(iu§  mar  bon  @emüt^  fe^^r  imgebulbig  unb  fieftig. 
^i($e(  5lngeIo  bie  ©ijtinifc^e  ßapeEe  gemalt  unb  enblit^  ent^üH 
fonnte  er  ni(^t  märten,  bi§  ficf)  nur  ber  Staub  üon  bem  ©eri 
gefe^t^).  6in  ©ebanfe,  ben  er  einmal  gefaxt,  befcfiäftigte  il^n  ganj 
unb  gar;  man  fa^^  i^n  in  feinen  5!)lienen,  er  murmelte  i^n  jmifd^en  ben 
Sännen;  „er  muffe  bergel^en",  befannte  er,  „menn  er  i^n  nic^t  fage"^), 
S)o(^  mar  er  barum  nic^t  ftarr  unb  rücffiii)tglo§ :  er  ^atte  einmal 
^ic^el  5lngelo  bebro^t,  menn  berfelbe  nid^t  eile,  fertig  3U  merben;  be§ 
anberen  S^ageö  fanbte  er  i^m  jur  35egütigung  500  Scubi*). 
SGßie  er  gegen  feinen  £)l§eim  Sijtug ,  gegen  ;3nnocena  unb  5lleranbcr 
au(^  in  glud^t  unb  @efa^r  immer  feiner  ^Jteinung  geblieben,  fo  l)ielt 
er,  nac^bem  er  $apft  gemorben,  an  bem  einmal  ißefc^loffenen  uner« 
f(^ütterli(^  feft,  eingebenf  ber  9licolau§  unb  ©regore  unter  feinen  5Bor= 
fahren ^).  5Jlan  erfennt  feinen  Sinn  an  feinem  35ilbniffe  bon  9ftapT§ael, 
an  ben  ftarf  au§gebilbeten  Sügen,  bem  gefcl)loffenen  ^unbe,  bem  feft 
gerichteten  SSlicf,  mit  benen  er,  abmärtS  gefe^rt  ben  langen  meinen  SSart, 
im  ßel)nftu^l  fi^t  unb  benft^);  aEe  feine  6anblungen  geben  bon 
feiner  Seftigfeit  Seugni^.  5Jtit  ^(ä)t  fü:^rt  er  bie  @ic^e  in  feinem 
2öappen. 

9lun  mar  3uliu§,  toie  mir  fa^en,  entfd^loffen,  in  bem  Sanbe  bct 
^irc^e  amar  Ferren  ju  bulben,  bod^  über  bie  er  bigponiren  fönnc. 
^ic^t  aEein  bie  SSene^ianer  aber  maren  fä^ig,  il)m  au  miberftel^en, 
fonbem  aud^  5lnbere ;  befonberg  mar  3o:§ann  SBentibogtio  ^u  SSologna 
faft  unabpngig.    ^o:^ann  be:§errfd§te  feine  Stabt  burd^  bie  gtoanäig, 

1)  Bembus,  Historia  Veneta  VII,  155.    Baldi,  Guidubaldo  XI,  182. 

2)  Vasari,  Vita  di  Michel  Angelo,  p.  200. 

3)  Zurita  II,  28,  etflärenb  für  Paris  de  Grassis,  Diarium,  apud  Hoff- 
mannum,  Collectio  Nova  450. 

4)  Vasari  ibid.  225. 

5)  Suüe  an  Subtoig  XII.  in  Hottingeri  Historia  Ecclesiastica  VII,  45. 

6)  (Sine  6opte  in  ber  ©iuftinianifdien  Sammlung  m  SSerlin.  5lud)  ©petb, 
Italien  I,  225. 


Suliue'  IL  erfte  2t)aten  unb  bo^pelte  ^Ibfidjten.  215 

Don  benen  ^e^n  bie  e\m ,  3et)n  bie  anbete  ^älite  be§  ^al^reg,  toä) 
beibe  unter  feinem  S5orfi^,  ^mBorfajionen ,  ^ai)im  unb  alle  öffent= 
liefen  (S)efd§äTte  leiteten;  et  ^ie§  ^ting,  @ot)etnatot  unb  beftänbiget 
jÖonfaloniete  bet  @ete(f)tigfeit ;  et  tonnte  felbft  eine  ^IBgaBe  ein= 
Ifotbetn^).  ©0  U)o!)nte  et  au(^  in  einem  fi^önen  ^ataft  t)on  370 
3immetn,  5tt)ifct)en  ©ätten,  DueEen  unb  ^ifd^tei^en  ^) ;  er  lie^  feine 
8ö^ne,  üon  benen  einet  i^m  jum  ^lad^fotget  beftimmt  tnat,  anbete 
^4>atäfte  Qtünben;  eine  ©lorfe  tüat  nötl^ig,  um  feine  f^teunbe  3u= 
fammenautufen ;  unb  an  einen  3:^utm  t)atte  et  eine  3^nf(^tift  an= 
gcbtac^t:  „et  ^abe  i§n  gebaut,  et,  bem  2;ugenb  unb  (Blütf  alle 
Sßünfd^e  unb  @ütct  teirfjlid^  getoä^tt"  ^).  ^u  feinem  Söa^pen  fü^tte 
er  Silie  unb  Slblet;  boct)  am  meiften  öetttaute  et  auf  bie  Sitie  unb 
ben  ©c^u^  bet  f^tan^ofen. 

^m  ^ai)x  1506,  alg  ßubtnig  XII.  unb  f^etbinanb  bet  ^at^o= 
lifc^e  bet  ^3öp|t(ict)en  ßintnittigung  5U  intern  neapolitanifc^en  S5etttage 
bebutften,  ^ielt  ^u(iu§  füt  t^unli(f),  bie  SSolognefen  jut  3lnetfennung 
if)tet  3lb^ängig!eit  p  nöt^igen.  S)iefe  betiefen  fi(^  auf  ha^  §et= 
fommen  unb  bie  alten  Kapitulationen  mit  bem  päpftli(^en  ©tu^l; 
or  be^uptete  ha^  9flec§t  eine»  ^ütften,  eine  ^etfaffung  auc§  gegen 
))a^  |)et!ommen  ju  änbetn;  felbft  tooEe  et  fommen,  i^xt  ÖebenStoeife 
]n  fe§en,  unb,  toenn  fie  i§m  gefalle,  fie  beftätigen,  tro  nid^;t,  änbetn; 
bie  alten  6apitu(ationen  feien  etatoungen  unb  getabe  je^t  eine  S5er= 
öcfferung  mö^lic^*).  2)ie  S^eneaianer  boten  i^m  ^ierp  i^re  ,g)ülfe 
an,  U)enn  er  if)nen  nur  gaenja  unb  ?ftimini  getoä^re;  aber  er  na^m 
feine  fltücffid^t.  'iJlur  mit  einer  SBebedung  bon  25  Sanken,  mit  ben 
ßJreifen,  feinen  Karbindlen,  er  felbft  ein  @rei§,  begab  er  fic^  jur 
©robetung  bon  ^Bologna  am  20.  Sluguft  1506  in§  g^^^^)-  5luf  bem 
■'itge  badete  er  ficf)  pgleic^  Perugia  ju  unterm erfen. 

9liemal§  nämlii^  ^atte  il§m  (iJiampaolo  SSaglione,  ber  Perugia 
mä)  5llejanber§  3:obe  auf§  neue  mie  fonft  auc^  burd§  eine  ^alia,  bie 
3el)n  ber  äöiKfür,  beE'  ^Irbitrio ,  regierte,  ge^ordien  moEen^);  er 
foEte  je^t  ba^u  gesmungen  toerben.    2öa§  mar  ba§  Siegenbe  in  feiner 


1)  Hieronymus   de   Bursellis,    Chronica   Bononiensia    bei   Muratori 
XXIII,  881. 

2)  Sansovino,  Origine  280,  289. 

3)  Snfd)ttft  bei  Bursellis,  909. 

4)  Macchiavelli,  Legazione  al  Papa.    Tom.  V,  p.  157. 

5)  Macchiavelli   ibid.,  lett.  III.    Hadriani    Cardinalis  Iter   Julii   bei 
Roscoe  I,  5lppenbij,  p-  519,  in  ^ejQinetetn. 

6)  Macchiavelli,  Legaz.  V,  160. 


216  Breites  ^Mä^.    S)rittea  ßapitcl. 

bloßen  3ln!unft?    ^erett^  3u  Oröteto  erfd^ien  ÖJiampaolo ,   öoi 
§eräog  ©uibubalbo  5ur  Untertnei-fung  geftimmt,  unb  üerfpradf),  fcj 
fyeften  unb  2:5ore  in  bie   ^ehjatt,   feine  2:rup)3en   in  ben  ©olb 
$at)fte§  5U   geben,     ^oä)   e^e   e§  gefd;e:§en  njat,  feinem  .^rieg^üol 
ba§  fid§  3U  fammeln  anfing,  tJorau§,  um  5U  geigen,  bag  et  bem  ^^it 
traue,   30g  ber  ^apft  in  ^^erugia  ein,  führte  bie  ^lu^getoanberten, 
i^re  @üter  ^uxM ,   lie§  auc^  ®iam|)oolo  feine  gefe^ücfien  Siechte 
ftettte  ben  grieben  l^er^). 

58ei  33entit)oglio  l^inberte  ber  ©tolj  feinet  ©ema^lin  Öinei 
©fotja  unb  feine  alte  S3etttaulid§!eit  mit  3uliu§,  mit  n)e(d§emj 
gegeffen  unb  gettunfen,  eine  ä^nli(^e  Untettoetfung.  (SoEten 
biet  ©öl^ne,  benen  et  bie  an  fii^  fefte  ©tabt  nad^  ben  öiet  3]ietti 
3U  fettleibigen  üBetttagen,  Uiibet  einen  ^apft  5U  fd^tüad)  fein?  5(uf 
3uliu§'  fyqtbetung,  „man  möge  füt  i^n ,  fein  <g)eet  unb  500  ftan= 
äöfifd^e  Sanken  Söo^nung  mad^en",  entgegnete  et:  „nut  bie  Sd^mei^et» 
gatbe  !önne  man  mit  it)m  einlaffen",  unb  ftagte,  toie  lange  et  bleiben 
tooEe?2).  ,,mfo",  tief  3uliu§  mit  ©nttüftung  au§,  „et  miE  un§ 
@efe|e  geben  unb  un§  nidf)t  empfangen?  (St  un§  befehlen?"  ^).  §iet= 
auf  et!lätte  et  ^öentiöoglio  unb  feine  ^Inl^änget  füt  ÜtebeEen  ber 
Äitd)e,  tief  fein  §eet  unb  bie  §ülfe,  bie  if)m  Submig  ^ugefagt,  3U= 
fammen  unb  ging  butd^  bie  «Sd^lud^ten  unb  ^üffe  be§  pd^ften 
5lppennin,  fotfdltig  bebad^t,  bie  tjon  ben  SSene^ianetn  eingenommenen 
©tenjen  ^u  öetmeiben,  l)äufig  öot  !nieenben  25auetn  botübet,  nad^ 
Smola*).  3n  biefen  Sagen  tücften  bie  f^tan^ofen,  beten  ^nfunft 
S5entit)oglio  niemals  etmattet  Tratte,  in  bet  2:^at  mibet  il^n  an  —  benn 
nod§  maten  3uliu§  unb  Submig  f^teunbe  — ;  sugleid^  etl^oben  fid§  in 
bet  ©tabt  bie  alten  Segnet,  bie  fö  lange  gefd^miegen,  unb  mit  il^nen 
t)iele  neue,  butd^  bie  ©taufamfeiten  mibet  bie  ^}Jlatefcotten ,  beten  auf 
eine  ^In^eige  ßefat  S3otgia'§  bot  futjem  an  ^toeiT^unbett  ju  ©tunbe 
getid^tet  motben,  fotoie  gegen  i^n  butd^  ben  Uebetmut^  feinet  ©ö^ne 
etbittett^).  S)ann  fa^  aud§  et,  ba^  ^iemanb  öot  feinem  2obe  glürf» 
lid§  3u  ^Jteifen  ift,  ba^  et  fid^  fälfd§lid^  getürmt,  iT^n  tnetbe  man  nie» 
mal§  üetjagen;  et  fid^ette  fid§  butd^  einen  3)etttag  mit  ben  gtanjofen 

1)  Macchiavelli,  Legazione  v.  136  unb  Discorsi  sopra  la  prima  Deca 
di  Tito  Livio  I,  c.  27.    Baldi,  192. 

2)  Macchiavelli,  Legazione  121,  165. 

3)  Paris  de  Grassis,  Itinerarium  Julii  bei  Rainaldus  XX,  10. 

4)  Hadriani  Iter,  vs.  86.  Baldi,  Guidubaldo  195. 

5)  Georg.  Florus,  de  belle  Italico,  p.  19.    Arluni,  de  hello  Veneto  24. 
Monstrelet  2lnt)ang  239. 


Julius»  IL  erfte  %tjüUn  unb  boppelte  5lbfic^ten.  217 

feine  ^^^riöatbefi Jungen  unb  öerltefe  mä)  40  :3a:^ren  ununterbrodf)encv 
aBo^lfa^rt  feinen  $a(aft,  bie  Säule  feinet  @tü(fe§  unb  feine  Stabt. 
dagegen  n)aib  ;^uliu^,  auf  bie  ßinlabung  be§  nun  fteten  3}ol!eö, 
auf  elfenbeinernem  ©tu^l  in  feinem  ©c^mutf  am  11.  ^oöember  1506 
5U  ben  Sporen  S3ologna'§  hineingetragen,  ßr  fejte  t)on  ben  Stüanjig 
nur  brei  ab  unb  breiunbäU^anaig  tiin^u ;  biefen  S^ier^ig  übergab 
er  eine  toeit  unabl^ängigere  ©en^alt,  aU  jene  unter  ben  33entiüogIi 
gehabt,  unb  erlief  bem  S}ol!e  aEe  ßaften.  @r  wollte  eine  hjirftid^ 
freie  ©tabt,  bie  t^m  um  feineg  ©(j^u|e§  unb  fetner  6nabe  tüitten 
ergeben  UJäre^). 

^nbem  er  nun  noc^  xmtjx  in  ©inn  fa^te  unb  bieg  nid^t  t)er= 
fd^toieg,  inbem  er  bem  531ard^efe  ton  ^Jlantna  bie  ^a^ne  ber  ^ir(f)e 
übertrug,  unter  ber  er  Kriege,  gereifte,  bon  ®ott  begünftigte,  fieg= 
xcid^e  Kriege  fü!)ren  foEe^),  begab  fid^ ,  ba§  er  burd^  bie  ßreigniffe 
in  @enua  in  einen  ^lad)t^eil  geriet^ ,  ber  feinen  5lbfi(f)ten  nocf)  eine 
anbere  9tirf)tung  gab. 

3n  ben  S^a^ren  1506  unb  1507  mai^te  (iJenua  atten  2Beif)fet 
einer  üteöolution  burd^.  S)en  erften  ^Inftog  gaben  bie  bornefimen  popo= 
laren  ^efd^Ied^ter,  bon  langer  ^^^t  T^er  gemo^nt,  eine§  au§  fid^,  i^x^= 
gofen  ober  5lbornen,  an  ber  ©pije  fielen  unb  ben  alten  5lbel  biefem 
bienen  ju  fe^en.  ©eit  ber  ^errfdfiaft  ber  ^yranjofen  aber  maren  jene 
beiben  im  ©jil  unb  Ut  l)öd^fte  ©eraalt  bei  ben  ^Ibeligen,  befonber^ 
ben  5ie§!en^).  3l(§  hk  ^obolaren  nun  lange  öergebeng  jraei  drittel 
ber  öffentlid^en  Remter  in  i^re  ,^anb  jurüctgeforbert ,  !am  i^nen  ber 
Uebermutl§  einiger  abeligen  ^fünglinge,  raeldf)e,  ftatt  ju  beja^len,  .g)anb 
anlegten  unb  auf  iT^ren  S)egengriffen  bie  ©d)rift  geigten :  „gü^^t^Ö^ 
ben  SSauer"  *) ,  !am  i^nen  bie  ©ntrüftung  be§  gemeinen  35ol!e§  l^ier= 
über  5U  .&ülfe.  5ln  bie  ©pije  biefee  S5ol!e§  festen  fid^  eine§  ^lage^ 
ginige  bon  il^nen,  mad)ten  unter  bem  ©efdfirei  „S5olf  unb  Äönig" 
einen  5lujlauf  unb  erätoangen  bie  jraei  S)rittel  ber  5lemter^).  ?lber 
fie  l^atten  ben  geringeren  (Sinraoljnern  gezeigt,  ba§  bie  öffenttid^e  £)rb= 
nung  auf  ilirem  guten  SBillen  beru'^e.  ^n  fd^neHer  fyolge  festen  biefe 
ben  5)lagiftraten  ber  S^orne'^meren  ad)t  2:ribunen  au§  ilirer  ^3Utte 
entgegen,  gingen  raeiter  xmb  gaben  bie  pd^fte  (Bemalt  bier  ^Jlännei-n, 

1)  Sansovino,  Origine  delle  Gase  292.  Nardi,  gflotentin.  ©cfdöid^te 
IV,  114.    Anton,  Chronicques  Annales,  p.  40.    Paris  de  Grassis,  p.  13. 

2)  Breve  bei  Dumont  IV,  1,  20. 

3)  Senarega,  Rerum  Genuensium  Annales,  an  mctjrcren  Orten  unb  576. 

4)  Anton,  Chronicques  Annales,  p.  47. 

5)  Ubertus  Folieta,  Historia  Genuensis  282. 


218  3ttJeite§  Su^.     ^Tritte?  ßapitcl. 

tparen  nodi)  tii(^t  äuitieben  ,  unb  al§  bie  6ap)3etten  —  ßeute ,  b^ 
^ct(^t:§um  in  einet  alten  ^appt  unb  einem  ^aax  toollener  ©trüi 
beftanb  —  bie  OBexl^anb  Befamen  unb  fi^  in  i^ren  ^efeEfd^c 
äum  ^rieben,  jur  (Sintrai^t,  ober  tuie  fie  fonft  ^ie^en,  täglic 
größerem  (Sifet  entflammten  ,  festen  fie  fic^  einen  gäxbet  pm  £)\ 
^aupi  unb  er^^oben  i^n  aum  fo  gut  toie  unumfc^ränften  2)ogen  ^). 
|)flegen  biefe  S)inge  bom  UebergeUjic^t  ber  mittleren  S3ürger  fic^ 
balb  5um  @egenfa|,  barauf  jum  Uebergemic^t  ber  ÖJeringeren,  eni 
äu  einer  ^onard^ie  au§  ber  $leb§  umautoerfen/  S)e§  ^önigg 
f^ranheid^  aciiteten  biefe  ^enuefen  nicfit  e^^er ,  ai§>  Bi§  er  im  31^ 
1507  mit  feinen  |)omme§  b^5lrme§  unb  feinen  ©tfimei^em  miber  fie 
anrücfte.  2)a  bereftigten  fie  jmar  einen  ^erg  t)or  i^ren  dauern  unb 
befe^ten  lijn  in  jttjei  §oufen  auf  ber  oberften  unb  auf  einer  tieferen 
8pi^e ;  aber  e§  fehlte  i^nen  an  ^ut^  unb  Hebung :  aU  auf  ber  einen 
(Seite  ^al^arb  unb  126  anbere  §omme§  b'5(rme§,  auf  ber  anbern 
Obmalbner  ©döü|en  unb  S5erner  greimiEige  i^ren  SSerg  l^inanbrangen, 
flofien  fie,  otjue  fid§  nur  p  Vereinen,  beibe^).  hierauf  ^aikn  fie 
feine  äöaffen  meiter,  al§,  fo  öiele  i:^rer  haaren,  öome^me  ^uäianen 
unb  Geringe,  grauen  unb  3ung|rauen,  5!Jlifericorbia  ^u  rufen,  ßub» 
mig  frfienfte  aEen ,  aufgenommen  neunnubfieben^ig ,  ßeben  unb 
@igent^um;  bocf)  ba§  ^uä)  i^rer  S5erträge  mit  i^m,  bie  ^Briefe  il^rer 
faiferlid^en  grei:^eiten  lie^  er  öor  il^ren  klugen  öerbrennen,  nal§m 
i^nen  il^re  Söaffen  unb  baute  t)on  ii^rem  (Belb  ein  ßafteE,  fie  in  gaum 
5U  galten.  S)a  gingen  fie ,  bie  ©c^ultern  ^o^ ,  ben  ^o^f  tief ;  auf 
ben  neuen  ^ün^en  fa!)  man  nid)t  me^r  ben  @reif,  fonbern  nur  bie 
ßilie^). 

SoEte  nun  aber  3uliu§  ben  g^^^t^^f  '^^^  V-^  Ö^i-'n  auf  feinen 
3nfc^riften  ßigur  nannte,  bie  fetiebrigung  feine§  S5aterlanbe§  nid§t 
rühren?  33ieEeidf)t  fanb  er  \>k  gran^ofen  f(^on  öor  SSoIogna,  mo  fie 
hti  ber  gluckt  S3entit)ogIio*§,  mit  bem  Slbel  ber  ©tabt  einöerftanben, 
T§eranrü(ften  unb  nur  burd^  ba§  S5ol!  abgehalten  n)urben,  bicfelbe  jn 
befe^en,  nid^t  fo  geftimmt,  toie  er  münfd^te*).  @enua  ging  i]§n  fafi 
noct)  näl^er  an.  @r  gel^örte  bem  .g)aufe  ber  gregofen  burd^  35ertoanbtfd^afi 

1)  ^oxm^mliäi  Senarega  577-587.    (Seorg  O^lotuä  24. 

2)  Bayard  123.  St.  Gelais  191.  ©d^reiben  bet  gfreiburger  in  pd^ä' 
«mailänbiid^en  gelbaügen  IT,  44,  45,  unb  3lnfelmu§  M  @(u^  202. 

3)  Anton  185.  i^nfltuction  SubU)ig§  für  3of)ann  de  Cabellis  bei  Datt, 
de  pace  publica  512.    Senarega  592  f. 

4)  Wojimilionä  Söerantttjortung  (gegen  fron^ofitc^e  5ltiflagcn)  bei  ©olbaft, 
JReit^it)anbIung  57. 


(Sntbecfungen  ber  ^Portugiesen.  Umjd^Iag  be§  öcneatanijc^en  ^anbeli.   219 

an  utib  ]at)  in  ber  3lu§fc§Ite^ung  berfelben  butd^  bie  ^xan^o^tn  ein 
it]m  jelBjt  augefügte§  Unred^t.  ^an  glaubte,  er  f)abe  felber  feine 
Apnnb  bei  ber  Empörung  ber  ^opotaren  gehabt;  nid^t  o^ne  5lbftd§t 
{)ahc  Subtüig  3  Sarbinäle  unb  30  ^ol^e  ^rälaten  mit  ftd^  ^erbeige= 
iü^rt;  er  f)aht  tool^t  f(^on  ben  ^a:pft  3u  entfe^en  geba(i)t^).  ^n  ber 
It)at  ^at  ßubtüig  mit  ^erbinanb  unteri^anbelt ,  ?tmboife  jum  ^o^jft 
,yi  machen  ^);  unb  eben  barauj  fc^einen  gemiffe  Eröffnungen  an 
(Jnglanb  3U  beuten^);  ^utiu§  aber,  ]iait  ben  ^önig  in  SSoIogna 
511  ern)arten ,  Wu  er  anfangt  gemoHt ,  begab  fi(f)  eilenb  na^  ütom 
5urü(f. 

:^terbur(^  Qffd^öf),  ba§  fid^  feitbem  in  bem  $apft  5U  bem  erften 
%4an,  ben  .^irc^enftaat  p  bereinigen,  ein  ^toeiter  gefeilte :  Italien  üon 
ben  granaofen  ^u  befreien.  2)urd§  ben  erften  ent^toeite  er  ftd^  mit 
5;^cnebig;  in  bem  3tt)eiten  märe  er  mo§l  mit  i^m  aufammengetroffcn ; 
unter  fiC^  unb  mit  bem  großen  J^eit  ber  5^ation,  ber  ba§  (Sefü'^l 
ber  Unterbrücfung  ^tte*),  bereinigt,  Rotten  ^eibe  öieEeid^t  ettüaS 
aufgelichtet.  Söie  aber  o^ne  Smeifel  in  ber  gan3en  Ovation  ba§ 
(V)cfü^(  ber  ^arteiung  einzelner  @enoffenfd§aften  miber  einanber  no(^ 
lueit  ftärfer  tcar,  al§  ba§  ©efü^  ber  Einheit  be§  ©efammten  — 
jeue^  ererbt  unb  angelebt,  biefe§  im  SSegriff,  in  ©(^riften  öor^anben 
— ,  fo  moEten  auä)  ^uliu§  unb  SBenebig  lieber  i^ren  befonberen  Stnlft 
nu^fec^ten,  a(§  be§  gemeinfamen  S5aterlanbe§  gebenfen.  33eibe  ttJoHten 
^>vimini  unb  fyaen^a  t)aben  unb  o^ne  bie§  feinen  SSunb.  ©0  fteT^en  fie 
einanber  gegenüber,  ben  ^iid  meiter  ^inau§  auf  ba§  nämlid^e  !^kl 
c\mfi)td,  pnäc^ft  unter  einanber  feinbfelig. 


3.    (Sntbedungen   ber  ^ortugiefen.    Umfd^tag  be§ 
t)ene3iantf(^en  -öanbeU. 

^un  i)aik  \\d)  begeben  unb  begab  ftc^,  ba§  S5enebig  an  ben 
bciben  ©eiten  feine§  Seben§,  in  feinen  Eroberungen  unb  in  feinem 
-Öanbel,  in  grofee  @efal^r  ging,  guerft  unb  in  feiner  eigentlichen 
äßur^el,  bem  Orient,  toar  ber  tjene^ianifd^e  §anbel  öon  ©olc^en  beein= 

1)  Folieta  unb  Guicciardini  VII,  372. 

2)  Memoire,  touchant  les  affaires  de  France  in  ben  Lettr.  de  Louis 
I,   62. 

3)  Garnier,  histoire  de  France  XXII,  84;  sur  la  copie  d'une  nego- 
ciation  secrete. 

4)  ^eifpicl  Galateus,  de  situ  Japygiae,  ap.  Graevium. 


220  3tocite§  33ud^.    ^titte§  ßapitel. 

träd^tiöt,   bie  gan^   ettt)a§  5lnbere§  Beabfid^tigtett  unb  eigentltd^ 
tDeltgef(^t(f)tli(^e  ^liffion  tJoE^ogen. 

'ytod)  1497  toar  er  an  aEen  bret  Mften,  an  benen  er  geiüt)rt 
tüurbe,  ber  araBifd^en,  ber  oftafi*i!antf(^en  unb  öorbertnbtfrfien,  in  ben 
^änben  ber  ^lauren ,  an  ber  arabtfd^en  p  5lben ,  n)o  man  bie 
günftigen  ^onfoon§  erwartete,  unb  in  Ormu^,  bem  §aufe  ber  8i(^er= 
^eit,  öon  felbft^).  3lber  faft  nid^t  minber  toaren  bie  Beiben  anbeut, 
fo  toeit  fie  fid§,  einanber  fd^räg  gegenüber,  in  %u]t  unb  i^md^tbarfeit 
gleidC),  beibe  an  i^re  [teilen  §od§Ianbe  anlehnen,  in  i^ren  §änben. 
auf  ber  afrüanifd^en  gingen  bie  50^auren  big  äu  ben  Ujiquen,  tüo 
fie  ^olb  unb  5ImBra  fammelten,  unb  16i§  sunt  (^ap  San  ©ebaftian; 
ber  ^önig  bon  Quiloa,  ber,  UJie  man  red^nete,  fä:§rtid^  jür  2,666,666 
S)ucaten  @oIb  au§  ©ofala  em))fing,  bie  ©d^ectS  ^u  ^elinbe  unb 
5!Jlo5ambique  tüaren  5}lauren^).  5luf  ber  inbifd^en  beftanben  bie  bret 
9fleid^e  ^u^^erat,  S)efan  unb  5!}laIaBar.  S)ie  beiben  erften  Ratten 
bereite  maurifc£)e  dürften  unb  in  aEen  i:§ren  @ee|)lä^en  mongolijd^e 
ober  arabijt^e  SSefe^lS^aber;  moEte  l§ier  ja  ein  SSanian  -ganbel  trei= 
ben,  fo  beftieg  er  fein  Sd^iff  nid^t  o^ne  bie  SSebeiinng  burd§  arabifd^e 
SQßaffeu.  S)a§  biitte,  5}talabar,  ^atte  ^toar  nod^  einen  ;^nbianer,  ben 
Samorin  bon  ^alüut,  ^um  oberften  §au|)t;  aber  audf)  biefen  t)ielten 
bereits  4000  mul^amebanifd^e  ^aufteute,  bie  in  feiner  Stabt  n)aren 
unb  i^n  oft  mit  (Selb  berfa^en,  in  nii^t  geringer  5lb^ängig!eit ;  toer' 
il^m  nid§t  gel^ort^en  U?oEte,  ging  in  hk  5!)tofcf)ee:  einer  feiner  2^afaEen, 
ber  gürft  ju  ß^ranganor,  trug  fd)on  einen  SSart  unb  überlief  hk 
SHegierung  einem  5lraber^). 

3lu^er  ben  brei  lüften  in  bem  tieferen  i^nbien  Ujar  für  ben 
ganzen  orientalifd^en  .^anbel  ^alacca,  tool^in  C^ina  feine  ©eiben= 
geUJinbe,  SSengalen  bie  baumtuoEenen  S^M^  r  bie  taufenb  unfein  hk 
)Xlaf)x^n  <Bp^^^x^kn  fanbten,  ber  toid^tigfte  ^a^*),  ein  Ort,  ba§  redete 
©egenftütf  t)on  S^enebig,  ber  biefem  bie  leidsten,  buftenben,  glänaenben 
SGßaaren  be§  Often,  bem  bie§  bie  feften,  fd)tt)eren,  !riegerifd§en  ober* 
!ünft(id§eren  be§  Sßeften  entgegenfanbte.  5lui^  5[Ratacca  gehörte  einem 
maurifi^en  Könige. 

^an  !ann  bemerfen,   ta^,  fo  mie  5lben,  auf  einer  Sanbjunge, 

1)  Oiittet,  (Srbfunbe  II,  287.    aSefonbeti  Barthema,  Itinerario,  hti  Ra- 
musio  I,  151. 

2)  Barbosa  bei   Ramusio  289,  ferner.    Corsali   Fiorent.  ebenba  178. 

3)  Barbosa  296.    Sommario  de'  regni  et  cittä  hü  Ramusio,  p.  326. 
Barros,  Asia  I,  VI,  5,  nad)  ©oltau. 

4)  Sommario  de'  regni  et  cittä  336. 


@ntbecfungen  ber  ^Portugtejen.   Um^c^tag  bcö  öencäiani^c^cn  ^anbel§.  221 

burc^  §of)e  Gebirge  t)on  bet  übrigen  2öe(t  abgefonbert,  o^ne  Söaffer, 
lüie  Drmuä,  an  fic£)  eine  ;^nfe(,  auc^  ^atacca  unb  bie  meiften 
übrigen  $(ä^e  bieje§  .g)anbe(§  bie  infelartige  ßage  mit  SSenebig  gemein 
[)aben.  ^^x  Üteic^t^um  berul^te  anf  bem  öene^ianif^en  3}er!e^r  be§ 
Oriente  unb  beg  £)ccibent§,  ben  icf)  oben  befc§rieben,  ber  9teid)t^um 
35enebig§  au?  biefer  Sage  i^nbienö  unb  biefer  SSerbinbung  beffelben 
mit  ßuro^a. 

^un  ]ä)un  e§  uiiptöglic^ ,  ba§  eben  biefer  «^anbel  jemals  ge= 
broi^en  mürbe;  bie  ^nbianer  tnaren  öiel  3u  fc£)tüac^,  fic^  ber '»Dlauren 
3U  entlebigen,  unb  fein  anbereg  S5ol!  ^atte  einen  S^ö^ng  au  biefen 
IHiften.  3nbe§  e§  fo  fc^ien,  mar  er  bereite  tüefentlid^  untergraben. 
3!Jlan  mu§  bemerken,  ba§  fiijon  mandfier  ©uro^jäer  in  i^nbieu  getoefen 
tnar,  bafe  t)on  ber  afrifanifc^en  Äüfte  U^  8ofala  eine  Sefd^reibung 
ton  ßbrift  ej-iftirte^),  unb  ba§,  feit  Sartt)o(omäu§  S)ia5  ba§  ißorgebirge 
umfd^ifft  ^atte,  im  (Srunbe  nur  ber  !(eine  (5tri($  ton  beffelben  le^tem 
Pfeiler  bei  (Santa  ßru^  bi§  jum  (^ap  ©an  ©ebaftian  unentbedt, 
unbefd^ifft  unb  noc§  nic^t  in  ben  aEgemeinen  SBeltöerfe^r  gebogen  toar. 
©obalb  biefe  üeine  Äüfte  befd)ifft  toar,  befanben  fidf)  bie  ^ortugiefen 
ben  ^Dflauren,  i^ren  alten  geinben,  bie  fie  im  nörblidCien  Slfrüa  t)er= 
laffen,  tüieber  gegenüber;  al^bann  mu^te  i^nbien  auf  einem  anbem 
aOßege,  al§  burd^  ^lauren  unb  SSenejianer,  unb  in  ein  unmittelbare^ 
SJerljältniB  äu  ©uro^a  treten ;  al^bann  mugte  jener  ^anbel  öon  felbft 
öerfaEen. 

5^un  faben  toir,  toie  in  Portugal  S)on  5}lanuel  ^önig  tüarb, 
ein  g-ürft,  ber  fd^on  in  feiner  ^ugenb  eine  9ting!ugel  pm  (5t)mboI 
genommen,  toeld^em  je^t  ein  !ü:§ner  51  bei ,  !ü:^n  nid^t  loiber  i^n  — 
benn  ha^u  ^atte  i^m  Manuels  S5orfa:§r  bie  f^lügel  befc^nitten,  unb 
je^t  tnar  fein  ß^rgei^,  bem  Äönig  im  ^alaft  3U  bienen  unb  eine 
Keine  iöefolbung  öon  i^m  3u  empfangen  2)  — ,  aber  !ü:^n  toiber 
5!Jlauren  unb  3ur  ©ee,  au  jebem  S)ienft  bereit  toar.  i^enen  unbefannten 
Äüftenftrid§  au  befc^iffen,  ;^nbien  ^u  fud^en,  bemannte  5!}lanuel  im 
3uli  1497  3  SSatonieren  unb  eine  ^taöetta  mit  180  ^ann;  er  gab 
i^nen  ©dulen,  mit  einem  Äreua  unb  feinem  äßa^jpen  beaeii^net,  a^^« 
aum  2:obe  ^erurt^eilte,  toeldie  bie  Sänber  aud^  barbarifd^er  Nationen 
erforfc^en  foEten,  Briefe  an  ben  ^riefter  3^o:§ann  unb  an  ben  gamorin 
t)on  ^alüut  mit;  bann  liefe  er  feine  f^-aline  an  ben  5Jlaft  be^  §aupt= 
fc^iffeg  befeftigen  unb  tjertraute  5lEe§  SSagco  be  @ama^). 

1)  ©prengel,  @efc^ict)te  ber  geogtapl)ifd)en  ©ntbecfungen  155. 

2)  Osorius,  de  rebus  gestis  Emanuelis,  p.  364. 

3)  Navigazione  di  Gama  bei  Ramusio  I,  116;  Osorius  I,  26. 


222  3tocite§  «uc^.    ©rittet  Kapitel. 

S5a§co,  ein  ^Jlann  t)on  ftoläem  unb  ]^ot)em  «^er^eu,  tüte  fei| 
2)i{i)ter  fagt,  ber  ftd§  gern  ju  großen  Unteinel^mungen  erbot,  unb  bei 
bag  ®(ü(f  babei  begünftigte,  betete  hk  5^ac§t  mit  ben  ^Jlönd^en  ein( 
Äird^e  unferer  ^rau  unb  beftieg  am  ^Jlorgen  be§  9.  ;^uli  fein  Sc^iffJ 
2)ie  greunbe  ber  Seefahrer;  toie  fie  i^re  ©egel  öerfd^minben  fa^enj 
beÜagten  fie:  öon  bitten  toerbe  man  tüo^l  5^iemanben  toicberfeT^en;  bief< 
felbft  öerloren  bereits  in  ben  ftarfen  (Strömungen  am  Üap  ben  5Jlutl 
unb  t)ätten  ol^ne  fSa^co^h  S3ruber  fid)  getui^  em|}ört.  %uä)  jenfei^ 
beffelben ,  toie  fie  hu  Oftfüfte  öon  5lfri!a  entlang  ful)ren,  t)ielten  ft| 
fic^  für  öerlorene  Seute  unb  l^atten  tüeiter  feine  Sorge  nod§  @in^ 
trad^t,  al§  3U  beten,  ßange  fa^^en  fie  an  ber  Äüfte  nid§t§  aß 
Gaffern  unb  !onnten  fid^  au§  feiner  5^ad§ri(^t  tröften.  (Snblid^,  jenfeti 
be§  6a|}  ©.  ©ebaftian,  erbtidten  fie  farbige  "»^Jlenfc^en,  unb  5  2;age 
l^ierauf,  ben  1.  Wdx^  1498,  tourben  fie  öon  anbern  farbigen,  bie 
iurban,  ©d^ilb  unb  Sc^tnert  führten,  in  benen  fie  ^Jlauren  erfannten, 
t)on  benen  au($  fie  für  ^Jlauren  ge-^atten  tourben,  mit  greubengefc^ret 
unb  gtöten  empfangen.  fSon  biefen  erful^ren  fie ,  bie  ;Snfel  t)or 
i^nen  fei  ^lo^ambique  unb  faracenifd^;  t)on  il)r  au§  fal^re  mau  nad^ 
Snbien  unb  5lrabieu;  nidit  aE^u  entfernt  fei  Äalifut.  2öie  fie  bieg 
t)örten,  T^oben  fie  i^re  <g)änbe  gen  ^immet  unb  banften  (S^ott;  ber 
größte  2;^eil  il^rer  3lrbeit  fc^ien  il^nen  öoEbrad^t.  S)ie  eigentlid)e 
(gntbedfung  be§  toa^r^ft  unbefannten  mar  in  ber  S^at  öoEenbet. 
©ie  maren  mieber  bei  i^ren  mo^lbe!annten  geinben;  nod§  !am  e§ 
barauf  an,  ba§  fie,  biefe  Vorüber,  ij^ren  äöeg  t)oEbrä(^ten^). 

^Jlun  finb  i]§re  ferneren  5lbenteuer:  toie  man  fie  ju  ^Jlo^ambique 
unb  5D^omba3a  öerberben  tüoEte,  mie  fie  ber  gute  f^ürft  ju  ^^Jlelinbe 
mit  ben  fü^en  f^rüd^ten  feiner  Orangen  erquidte  unb  i^nen  einen 
ßootfen  gab ,  tüie  fie  ben  Orion  mieber  fa^en ,  ber  i^nen  lange  nid^t 
geleud^tet,  ;^ebermann  t)on  erfter  3ugenb  auf  mof)(be!annt.  2lm  29.  ^lai 
1498  erhoben  fie,  il^rer  uod^  ettoa  l^unbert  5!Jlann,  bie  erften  6^i§riften 
romanifd^^germanifd^en  ©tamme§,  an  ber  Äüfte  t)on  5JlaIabar  i^re 
.g)änbe  banfeub  ^u  bem  toaiiren  @ott,  maditen  il^re  (befangenen  lo§, 
befdCjentten  i^ren  ßootfen  unb  gingen  unfern  Äali!ut§  t)or  ^^n!n-^). 

5lugenb(icftid^  er!annten  bie  Mauren,  toaS  e§  galt,  unb  festen  fid^ 
ben  ^nfömmlingen  au§  aEen  Gräften  entgegen.  TOt  großer  5)lül^e  unb 
mc^x  äum  SSetueife,  ba^  fie  bagetoefen,  al§  jum  .g)anbel§t)er!e^r,  brachten 

1)  Barros,  Asia  I,  IV,  1  unb  2.  Navigazione.  Osorius  24.  l'ic^tenftein, 
©ntbecEung  be»  SSorgebirge^,  qu§  6aftanl)ebQ  in  «^orinoi^rS  Slrc^iti  für  @eo= 
gtopt^ie  IC.  1810,  p.  636."      , 

2)  Osorius  I,  33. 


entbecfungen  bet  5|}ortugiefen.  Umjc^lag  he^  öeneätanijc^en  ^anhtU.  223 

biefe  einige  ©etoürje  unb  ©belfteine  l^intüeg;  fie  felbft  fdimol^en  3u= 
Ic^t  ]6i§  auf  atoei  (Sd^iffe  unb  60  ^Jlann ;  S5agco  öertor  feinen  SSruber 
'4>aul  ^att  öor  bem  Siele;  aber  ba§  (BIM  toirb  immer  mit  S^erluften 
erfauft  UJerben  muffen;  bie  unbe!annte  ^üfte  Ujar  bod§  befd^ifft, 
^nbien  mar  gefunben;  it)X  9tut)m  burd^lief,  fomie  fie  miebertamen, 
ßiffabon,  Portugal,  8:|3anien  unb  gan^  ©uro^a  unb  lebt  big  auf 
ben  heutigen  ^tag^). 

^n  ßiffabon  fprad§  man  l^ierauf  bon  nid^t^,  aU  bon  ben  9tetd§= 
tpmern  ^ali!ut§:  mie  bie  Saft  gimmet,  3ngmer,  Pfeffer,  @etDÜr5= 
neuen,  bie  in  S5enebig  über  100  S)ucaten,  bort  10  U^  20  !ofte,  ba§ 
gärb^olj  in  S3üfc^en  mad^fe,  ßacf  fo  biet  aU  nid§t§  gelte,  unb  mie 
man  an  einer  na'^ert  ;3fnfet  ^^erlen  fifd^e,  mie  bie  ^Iraber  im  @enu^ 
aEeg  biefe§  ^eid[)t^um§  unb  bod§  nur  fd)lec§t  unb  mit  leidet  befieg= 
baren  @d§iffen  gerüftet  feien,  ^ieburd^  marb  5lation  unb  Äönig  ent= 
jünbet.  2)on  5Jtanuel  baute  an  bem  Orte,  mo  ^ama  bor  feiner  5lb= 
reife  gebetet,  Unferer  grau  eine  meit  fi^önere  Äirc^e,  genannt  ju  ^elem, 
ein  ^lofter  ber  <g)ieront)miten  unb  ein  @rab  ber  Könige.  ^  nannte 
fid)  |)errn  ber  §anbelfd^aft,  ©d^ifff alerten  unb  äuüinftigen  Eroberungen 
in  ^lef^io^ien ,  5lrabien ,  ^erfien  unb  Snbien.  @r  bemannte  unber= 
pglid)  neue  ©d^iffe^). 

^id^t  aEein  jum  §anbel,  fonbern  aud§  ^um  Kriege.  S)enn  ba 
^pebralbarej  ßabrat,  bem  man  in  ^alüut  4$  Männer  getöbtet,  unb 
S^agco  be  @ama,  auf  feiner  ^meiten  Üieife,  burd§  bie  Mauren  unb 
ben  3^i"o^ii^  fomeit  gebrad§t  morben,  ba^  fie  beibe  bie  Stabt  be= 
fdlie^en  mußten  ^) ,  mar  e§  beutlid^ ,  ba^  !^ier  o^ne  fd^arfen  Ärieg 
nid^t§  au§gerid^tet  merben  !onnte.  5luf  biefe  Kriege  fam  nunmel^r  an, 
ob  ber  alte  Söeltberfe^r  nod§  länger  beftel^en  folle  ober  nid^t.  Oft 
^meifelten  felbft  ^anuelg  Ütät^e,  ba§  Portugal  fie  aushalten  !önne, 
unb  niemals  glaubten  e§  bie  SSene^ianer;  aber  bie  e§  unternahmen, 
maren  gan^  bie  5!Jlänner  basu,  tapfer  burd§  ütittei-f d^aft ,  ^aureuT^a^ 
unb  Sfteligion,  unb  il^re  jl^aten  finb  mal^r^aft  munberbar. 

S3ielleidf)t  am  meiften  ift  e§  ber  erfte  ^rieg,  ben  ^ad^eco  ^ereira 
im  ^a^re  1503  pm  ©d^u^e  be§  ^önig§  bon  ßod^in,  melc^er,  obmoT^l" 
ein  S5afaE   beg  S^ii^o^'^Ji.   ^^^  ^ortugiefen  ju   lanben  unb  ^u  laben 
berftattet  ^atte,  bafür  aber  fd^on  einmal  bertrieben  unb  faum  mieber= 

1)  Barros  I,  IV,  5,  10.     Osorius  II,  40. 

2)  Navigazione  di  Gama  bei  Ramusio  120  f. 

3)  Pilotto  Porteghese  bei  Ramusio  121;  Thome  Lopez,  Navigazione 
bei  Ramusio  140. 


224  3roeiteö  2öuc^.    'Xrittc^  ßapitet. 

l^ergefteEt  tüotben  tnav  ^) ,   gegen  bie  gan^e  ^Jlac^t  be§  3«iwotin  b 
ftanb.     ^it  öiex  J^önigen  nnb  feinem  ^flai^iolger,  mit  75,000  ^ani 
5U  !^anbe  nnb  160  (&(f)iffen,  mit  gntcm  @efcf)ü^,  ba§  entftol^ene  ß^rifte 
gegoffen,   fam  ber  äö^torin;   er  tarn  ttjiber  brei  ^^a^r^euge,  bie,  mi 
©trirfen   an  einanber   gebunben,   bie   fyurt   einnafimen,    über   bie 
ge^en  mugte,   nnb   ttjiber  einnnbfiebjig  ^ortugiejen.     Salb   banb 
nun  20  $ranen  mit  Letten  ^ufammen,  eineS  jener  ga^rjeuge  ^n  entern^ 
balb  griff  er  äugleic^  an  ber  ©tabt  nnb  in  ber  gurt  an;   batb  öe 
fni^te  er  e§  anr  nämlidien  ä^^t  an  ^tüei  Orten;  er  lieg  @efi^ü^  a 
Ufer  auffahren,  um  feinen  geinb  öon  ber  gerne,   er  lieg  ßafteEe  a 
feinen  (Sct)iffen  bauen,  um  i]§n  t)on  ber  ^ö^e  gu  tjernid^ten;  er  geigte 
fic^   unerfc^rorfen ,   auä)   al§  (Sinige  ^u  feiner  ©eite  t»on  ben  Äugeln 
getroffen  Ujurben ;  er  lieg  bie  ©äumigen  mit  bem  ©(^tnerte  tjortuärtä 
treiben;  er  gelobte  feinen  Göttern  nnb  toä^lte  hu  S^age.    ^a{^eco  aber 
aerbra(^    feine  Letten    mit  bem  ©efd^ü^,   mugte  feine  Kanonen  ^ur 
rechten  S^it  au  überfaEen  unb  au  oernageln  unb   fiielt  feine  ßafteEe 
mit  grogen  ^ugf^^rieten  unb  ^uglegern  fern.    3^^^^^^^^  ^^^^  ^^  1^^ 
ftiE,   bi§  ber  geinb   gana  nal^e  l)erange!ommen :    bann  fein  ^t\d)tn, 
feine  Scliüffe  unb   eine  groge  ^ieberlage,   bie  gurt  rotli  Don  SSlut; 
balb  terftecfte  er  im  ©d^lamme  ft)i^ige  ^fä'^le,  an  toeldien  bie  §erbei= 
getriebenen  \\d)  f:piegten.    günf  ^ülonate  bauerte  ber  Äam^jf;  19,000 
8!Jlann  foE  ber  geinb  terloren  ^aben,  bie  (Streiter  ^ac^eco^g  !aum  ßinen. 
(5§  war  i^nen  felbft  ein  SBunber:  „@ott  l^abe  für  fie  geftritten;  fie  feien 
t)on  Äugeln  untjerUDunbet  geblieben,  \>ie,  t)on  i^nen  abpraEenb,  nod^ 
©teine  aerbrodien;  ^abe  nic^t  in  bem  Stugenblicfe,  al§^a(^eco^§  ©c^iff  auf 
bem  ^orafte  fag  unb  bie  geinbe  f(^on  feine  ^ftuber  ergriffen,  fic^  auf 
fein  ^tbei  bie  glut  erhoben  unb  ba§  ©d^iff  flott  gemacht?  ja,  in  ber 
(Befa^r   Oor  ben  (^afteEen   ^abe  i^r  @efc^ü^  nid^t  e^er  getoirft,   al§ 
bis  ^ai^eco  gebetet,  @ott  möge  nur  ^eute  i^re  ©ünben  ni^t  beftrafen, 
ba  e§  bie  @l)re  be§  ß^l^riftent^umS  gelte" ^^). 

äßa§  l)ier  befiegt  toarb,  toar,  obtoo^l  öon  ben  ^331auren  angeregt, 
boc^  nur  eine  inbianifc^e  ^ac§t.  S5on  biefer  3^^^  an  begann  auf 
beiben  ©eiten  ein  größerer  Ärieg.  ©omie  ber  ©ultan  öon  ^^egt)^jten 
breite:  „Ijalte  man  nicl)t  ein,  fo  merbe  er  (^^rifti  @rab  aerftören", 
bereiteten  fic^  au(^  feitbem  bie  inbianifc^en  Mauren  au  t^ätigem 
SCßiberftanb.  S)on  ^IRanuel  bagegen ,  bem  eben  S)uarte  ^D^enefeS 
einen    be^enben    unb    ru^müoEen  Ärieg    roiber    bie    OJlauren     ^u 

1)  Giovanni  da  Empoli,  Viaggio  bd  Ramusio. 

2)  Osorius  III,  f.  101—116.    Barros  I,  VII,  8. 


i 


(^tbecfungen  ber  ^4^ortugicfen.  225 

JJtaroffo  führte,  ber  gu  bemfelöen  felbft  fc^on  einmal  untertoegö  toar 
(noc§  xoax  e§  fein  anbetet,  al§  ben  W  Slltöotbetn  bet  91ation  öot 
uielen  ^unbett  ^a^ten  anf  ben  aftntife^en  ^eBitgen  Begonnen),  lie§ 
bem  (Snltan  entgegnen:  „^abt  et  i^m  bisset  übet  getl^an,  fo  ben!e 
ex  e§  fünftig  nod§  me^t  an  t:^un".  @t  l^offte,  ba§  §au§  50^n^ameb§ 
]u  ^JJleffa  no(^  einmal  an  etoBetn^).  @ama  fagte  einmal:  „^[Jlauten 
imb  6f)tt[ten  feien  öon  ^Inbeginn  bet  2öelt  tüibet  einanbet  in  ben 
iöaffen"  ^) ;  in  biefem  ^ejü^l  toax  ^önig  nnb  5^ation ;  i:^t  ^tieg  et= 
fc^ien  i^nen  tnie  ein  «jagtet  ^tena^ug. 

5lm  25.  ^ai  1505,  um  ba§  inbifc^e  5Jleet  but(^  eine  flotte, 
Die  immetnjä'^tenb  bafelBft  Bliebe,  unb  bie  Äüfte  batan  butd^  ßaftette 
une  man  eine§  anetft  in  6od§in  pm  ©c^u^  be§  i^ütften  ettid^tet,  ftd^ 
bienpat  ju  galten,  lie§  Manuel  22  ©egel  nntet  2)on  fytanci^co 
b^UWmeiba  in  ©ee  ge^en. 

3netft  auf  bet  aftÜanifd^en  j^üfte  na'^m  gtanci§co  Quiloa  unb 
^Dlombaja,  Beibe  faft  auf  biefelBe  SGßeife,  in  bop|)eltem  6tutm.  5ll§ 
batauf  ein  5lnbetet  ficft  bem  feinbfeligen  ©d^ed,  bet  ungefunben  ßage 
5um  %xo^,  in  ©ofala  an  bet  Duette  be§  @olbeg  feftgefe^t,  al§  in 
^Iflo^amBique  ftieblid^  ein  ßaftett  gegtünbet  tüotben,  toat  biefe  gan^e 
^üfte,  fo  lang  fie  ift,  tu  i^ten  «gänben.  S)et  gütft  tjon  5ReIinbe  toax 
i^^nen  t)on  felbft  etgeBen^). 

^n  Snbien  üetBteitete  bie  5ln!unft  5llmeiba'§  f^teube  unb 
8(^tecfen,  gteube  bei  ben  geinben  bet  bauten,  nid§t  attein  bem 
gütften  t)on  ßoc^in,  bet  eine  golbene  ^tone  au§  5llmeiba'§  .gänben 
na:§m,  üotaüglid^  aud^  bei  bem  gtofeen  Könige  öon  5^atfinga,  beffen 
SfJeic^  \\d)  auf  bem  §od§lanbe  bet  §albinfel  ton  5Jtatabat  nat^  ßoto- 
manbel  unb  t)on  ßomotin  toeit  gegen  ^Jtotben  etfttectte,  bet  einft 
10000  bauten  auf  ßinen  2:ag  '^atte  etf erlagen  laffen  unb  je^t  eine 
feinet  %'öd)kx  bem  ©o^ne  ^anuel§  jut  (S^emal^lin  anbot ^),  —  ©i^teden 
abet  in  .^alüut  unb  M  ben  ^IRauteu  felbft. 

„©(glimme  5tad§tic§t'' ,  fagten  äuetft  ^mi  petfianifc^e  ^aufleute, 
„tüit  ^aben  mit  unfetn  fingen  auiölf  ©d^iffe  gefeiten,  atte  öott  (5:§tiften 
in  meinen  Söaffen".  ^ietauf  toutben  bie  ^lo§lemen  t)on  ben  ^i= 
natet§  jum  (i5ebet  getufen;  nad^bem  fie  gebetet,  tüfteten  fie  84  gtöfeete 

1)  Osorius  IV,  124.    (SmanuetS  iörief  an  ben  5]ßapft  bei  Dfot. 

2)  Thome  Lopez  138. 

3)  Barros  T,  VIII,  c.  4,  5,  6. 

4)  Barbosa  unb  Osorius. 

U.  9ian!e'§  äßerfe.  XXXIII.  XXXIV.  3iont.  u.  gem.  SSölfer.  3.  SlujX.        15 


226  3toettc§  S3ud§.    drittes  ßa^iitcl. 

f^a^raeuge  mit  104  ^frauen^).  Souren^o,  5rand§co'§  ©o^^n,  ftai 
mit  11  (Segeln  unmeit  6mnganor§,  aU  fie  i§n  anzugreifen  !am( 
i^re  5Jlaften  mie  ein  bii^ter  Söalb,  il^re  Kleiber  rot:^,  iöogen,  ©c^tüerti 
SSiid^fen,  .Kanonen  genug,  ßourenjo  fprat^:  <g)eiTen,  trüber,  ^ei 
ift  ein  %a^,  too  unfer  §err  einige  öon  un§  in  feiner  l^eiügen  @(o1 
em^jfangen  mirb.'^  ©r  lie^  fie  effen,  Bi^  bie  5)lauren  ba  maren ;  bani 
.fprac^  er:  „51nn,  meine  trüber,  la^t  unö  gute  ütitter  fein";  unb 
atfo  fud^te  er  juerft  ba§  .^au|)tf(^iff  be§  geinbe§,  lie§  eö  entern  unb 
f^rang  Ijinan.  5lnbere  folgten  auf  anbere.  (Simon  ^Jlartin  fprang  allein 
^mifc^en  15  5Jlauren  unb  rief  auS:  „3e^t,  ß^riftug,  Betoä^re  beinen 
glauben"  ;  er  töbtete  fieben  unb  jagte  bie  anbern  über  Sorb.  3Bie 
erft  bie  beiben  §au|jtf(^iffe  genommen  n)aren,  flogen  bie  Mauren  in§= 
gefammt.  Souren^o,  ber  bie  Sßeute  gro§  unb  feine  (Schiffe  alle  un= 
befd^äbigt  fa^,  fprad§:  „Gelobt  fei  3efu§  6;5rift'\  unb  baute  Unferer 
Srau  bom  6ieg  eine  .^a^jeEe  am  ©tranbe. 

3n  biefem  Sinn  ftritten  bie  ^ortugiefen,  in  bemfelben  il^re 
geinbe.  5^un  gingen  bie  Mauren,  boll  ©c^am,  §a§  unb  (Sntfe^en,  in 
großen  Raufen;  fie  f(i)oren  fic^  ^opi  unb  ^inn,  fie  berbanben  fi(^ 
unter  einanber  mit  furchtbaren  @ibfc§müren:  ,,nun  tt)oEten  fie  fiegen 
ober  fterben" ;  bann  karteten  fie  im  .^afen  ^anian,  unter  bem  (5dC)U^ 
t)on  23atterien,  il)re§  geinbe§.  6ine§  5}lorgen§,  ^toei  (Stunben  bor 
3^age,  ftanben  bie  ß^riften  unter  granciSco  unb  Souren^o  bor  i^rem 
5lngefi(^t,  einen  5lugenblitf  aEe  um  ha^  ^au^tfd^iff;  ein  ^riefter  er= 
l^ob  f)oii}  ein  gro^eö  ^reuj  unb  ert^eilte  i:§nen  5lbfolution  unb  Segen; 
Stiele  beteten,  l^eute  jur  ©lorie  @otte§  eingel)en  ^u  bürfen;  bieö  einen 
^lugenblid ;  bann  gingen  fie  auSeinanber  unb  ^ur  ^üfte.  ^ie  ©rften  mürben 
äurüdge^alten ;  hierauf  !am  Souren^o.  ©in  Süngling,  ber  feine  Seute 
lieber  verbrannte,  al§  unter  feiner  gorberung  toeggab,  unb  ber  tro^ 
biefe§  @igenmiEen§  feinem  Später  ganj  ge^^orfam  mar ;  ungemein  gro^ 
unb  ftar!  unb  ]§errli(^en  5lnfel^en§,  mie  er  mar,  fprang  er  juerft  anS 
Sanb.  ©in  S5erfc§morner  bermunbete  il^n  in  ben  5lrm;  bem  f^ialtete 
er  mit  bem  (Sc^toert  ben  ^op]  bis  auf  bie  SSruft.  2)ann  !am  il^m 
fein  Später,  bie  !öniglid§e  gal^ne  in  ber  §anb ,  ju  §ülfe :  fie  Ratten 
ben  ©ieg.  hierauf  ad^tete  granciSco  nii^t,  ba§  ha^  S^ol!  nad§  ber 
SSeute  ber  ©tabt  begehrte,  er  mu^te,  bafe  ein  ftar!er  geinb  in  ber 
^äT§e  nur  bie  3^^ftörung  be§  erften  9taube§  ermarte;  er  felbft  mai*f 
bie  gactel  in  bie  (Stabt^). 

1)  Lodovico  Barthema,  Itinerario  III,  c.  34,  35,  37,  fol.  107  f.  Oso- 
rius  V,  f.  166. 

2)  Barthema  III,  40.  Barros  II,  I,  c.  6. 


1 


GntbecEungen  ber  5Poxtugtefcn.  227 

S)urd§  btefen  ätüetten  ^aTn:|5f  ber  Portugiesen  in  S^nbien  toaxtn 
,aii(^  bie  501auren  befiegt.  ^ie  ßafteEe  in  ßranganor,  Göttin  unb 
!einftn)ei(en  tüenigfteng  auf  ben  ^Ingebiöen,  bie  fiegreid^e  f^Iotte  "hielten 
i^nen  ben  gröj^ten  %^txi  ber  üorberinbifd^en  ^üfte  in  ^flid^t.  ^lod^ 
tvax  bie  araBiji^e  ^üfte  im  9lorben  unb  ba§  öftlid^e  i^nbien  üBrig; 
fie  ri(^teten  i!)re  ,^raft  auf  öeibe.  ^ort  nahmen  fie  bereite  1507  bie 
■arabifd^e  gefte  (Socotora  am  ©ingang  be§  ^JleerBufen^  tjon  ^ben; 
unb  ebenbafelBft  gelang  e§  5llBuquerque ,  in  Ormu^  ein  ßafteH  ju 
grünben  unb  ben  gürften  an  15000  S)ucaten  2:riT6ut  5U  tjerpflid^ten. 
^ier  mu^te  i^nen  ber  ^önig  ju  ßolombo  in  (^et}ion  15000  ^^funb 
gimmet  ;3fa^regtribut  geben ^).  S)er  ©c^reden  i:^rer  Xapferfeit  feffelte 
t)ic  SJöIfer.  S5or  gananor  fallen  bie  fairen  aEe  Stage  einen  ^ortu= 
Riefen  16  T6i§  18  f^einbe  erlegen,  ©ie  fagten:  „3ft  e§  ein  granfe? 
;^[t  e§  ein  (Sott  ber  f^ranfen?  (S§  ift  ber  @ott  ber  Sranfen,  unb 
er  ift  ftärfer,  alg  unfere  mtkx'^^). 

Dbtüo:^!  nun  biefe  SSegebenT^eiten  nod)  gans  ein  anbere§  ^rin^ip 
%aUn,  al§  ä^ortT^eil  ober  SJerluft  Oon  S5enebig,  fo  ift  gen^ig,  ba^  il^re 
Sßir!ung  auf  ba§  ^emeinwefen  unferer  ^lationen  tior  aEem  burd^  ben 
Söec^fel  ber  .^anblung  mic§tig  Warb. 

3uerft  1503  !amen  )3ortugiefifd^e  Äaufleute  nat^  5lnttt3er|)en  unb 
boten  beutfd^en  Käufern  i^re  Söaaren  an.  5flicolau§  ^flec^tergem  foE 
ber  (Srfte  geu^efen  fein,  ber  mit  il^nen  ein  5lb!ommen  traf;  bie  flügger, 
Sßelfer,  Cfterett  traten  aunäc^ft  ]§in3U^).  2öie  tounbcrten  fic^  bie 
Oberbeutfd^en,  ba§  bie  Söaaren,  bie  fie  fonft  nad^  ben  ^ieberlanben 
tierfenbet,  je^t  tion  eben  ba:§er  gebrad^t  tourben;  benn  fie  überzeugten 
ftd^  balb,  ba^  biefelben  unöerfälfd^t  feien;  unb  nun  !am  unter  ben 
beütfd^en  6täbten  öor  aEen  5lug§burg*),  unter  ben  beutfd^en  §anbel§= 
l^äufern  t)or  aEen  bag  ^uggerfd^e,  ba§  im  i^a^r  1506  burd^  ^aji= 
milian^  S5erloenbung  brei  ©d^iffe  auf  eigene  Sfted^nung  nad§  i^nbien 
%tt)m  liefet),  in  ben  5^ieberlanben  aber  ftatt  S3rügge  ^nttoerpen 
empor.  S)er  33er!el^r  ber  S)eutfd^en  mit  SJenebig  na^m  ab.  3n  Italien 
jelbft  Tratten  florentinifd^e  ©äufer,  toit  bie  ^ard^ioni,  einen  unmittel= 


1)  Barros,  Dec.  II,  I,  cap.  3;  II,  cap.  1—4. 

2)  Barthema  III,  c.  39. 

3)  Ludovicus  Guicciardini,  D'escriptio  Belgii,  p.  164. 

4)  ©affer,  3lu9§burget  6t)rom!  259. 

5)  (5I)tenf|3iegel   1269.     Peutingeri   Sermones   convivales    ap.   Schar- 
dium  I,  202. 

15* 


228     *  ^xotiit^  söuc^.    2)rittc§  ßa^Jitel. 

baren  5lnt^ei(  an  ben  neuen  Stfjifffa^rten^).     '^n  S5enebtg  warb 
9ltüÄtt)trfung  l^iertJon  fojort  em^funben. 

@§  famen  mehrere  S)inge  ^nfammen.     S)er  5türfen!rteg  unb 
S^erorbnungen  be§    6ultan§  öon  ^atro  Ratten  t§rem  ^anbel 
an  \\6)  gefd^abet.     '^m  ^a^re  1499  ma(^ten  auf  einmal  öiele  <^äi 
öom   9ltalt   ißanlerott,   unb    anbere  öertoren  ben  ßrebit.     S)te   So] 
Pfeffer,    bie  in  ^alifut  ettüa  ^e^n   ^ucaten  !oftete  unb  in  S5enebig   \ 
immer  für  40  öerfauft  toorben  tüar,  ftieg  auf  110^).     äBie  nun,  a(§  I 
im  ;^a^re  1502   bie  5^a(f)ri(f)t   anlangte,    e§  feien  4  ßaraöeEen  t^^l 
Spe^ereien  unmittelbar  öon  ^alüut  nad§  SiffaBon  gelangt?^)  ^ug^| 
Blirflii^  fiel  ju  grog^m  6(^aben  ber  SSene^ianer   ber^reig   ber  ©|)c^ 
^ereien.     S)a  tüar  lange  il^re  einzige  .^offnung,  Äönig  ^Jtanuel  fönnc 
bie  Soften  ber  ^riegSjuge  ni(f)t  ertragen  unb  muffe  am  @nbe  fo  öieleu 
geinben  unterliegen;  fo  oft  eine  ßaraoelle  unterging,   toarb  eg  i^nen 
t)on  Äairo  al§  ein  ©ieg  gemelbet^). 

5ll§.  nun  im  3a:§r  1507  nac§  5llmeiba'§  großen  ©iegen  ber 
3amorin,  ber  ^a^ai  t)on  ^oa,  ber  gürft  ju  6aml6at)a,  aEe  an  ben 
©ultan  ^':§an  §affan  t)o"n  ^airo  um  |)ülfe  fanbten,  al§  biefer,  beffen 
ganzer  Üteit^t^um  in  bem  S^ifc^^^^anbel  atoifc^en  Elften  unb  @uro|)a 
beftanb,  um  benfelBen  ju  retten,  i^nen  3U  Reifen  befd)lo§  unb  fic§ 
alfo  sugleii^  öon  i^nbianern,  inbifd^en  unb  ägtiptifc^en  5Jlauren  zm 
großer  Ärieg,  ber  britte,  Ujiber  bie  ^ortugiefen  erl^ob,  hofften  bie  S5ene* 
jianer  nod^  einmal,  e§  n)erbe  mit  ber  5[Jlad§t  berfelBen  äu  @nbe  ge^^en. 
;3f§r  eignes  ÖlüdE  ober  Unglürf  ^ing  in  ber  2;;^at  an  bem  2lu§gang  biefct 
Unternehmung ,  toeld^e  ben  ^ortugiefen  entWeber  il^re  (5(j§ifffa]§rten, 
ober  Beiben,  Mauren  unb  :^nbianem,  il^ren  ^rieg  miber  biefelben  auf 
immer  oerleiben  mußte.  Sie  felBft  nahmen  baran  2;^eil.  6ie  fanbten 
bem  ©ultan  gu  ^airo,  o-§nebie§  i§rem  ße^^nS^^errn,  5Jletatt,  6tücf= 
gießer  unb  Sc^ipBaumeifter  gu  ^) ;  auf  ber  f^lotte,  bie  berfelBe  ju  ©uej 
rüftete  unb  unter  Wa  Coffein  in  See  gelten  ließ,  Waren  SJeneaianer 
unb  2)almatiner^).  ©ein  ©ieg  unb  fein  3}erluft  war  il)r  ©ieg  unb 
i]§r  S5erluft.  '^^x  maritime^  Selben  unb  i^re  (5ee:§errfrf)aft  !nü|)ften  fic^ 
an  bie  im  3a^re  1508  in  Oftinbien  beöorftel^enbe  gntfd^eibung  ^). 

1)  Giovanni  da  Empoli,  Viaggio,  p.  145. 

2)  Diarium  Ferrarense,  p.  365,  380. 

3)  Macchiavelli,  Legazione  al  duca  Valentine,  lett.  25.  Opp.  IV, 
202.  (51.  b.  2.  21.)  Sandi,  Storia  civile  VII,  91. 

4)  Tentori,  Saggio  II,  135. 

5)  Zurita  I,  f.  342. 

6)  Osorius  VI,  196. 


5lngnff  ^iajimiliani.  229 

4.    Slnöttff  ^^lajimiHanä.    SSiUutiQ  ber   ßiga  öon 
ßambrat)  tüiber  bie  ©roBexungen  bet  SSenejianet. 

3n  einer  ^efd^reibung  ^talieng  au§  btefen  S^^ten^)  tüerben  bie 
55efi^ungen  S5enebig§  nic^t  anberS,  alg  unter  ber  StuBrif,  loeld^em 
gürften  fie  entriffen  feien ,  aufgefü^^rt :  „bie  ©tabt  erfenne  feinen 
ÖBem  an;  toaS  fie  Befi^e,  ^aBe  fie  i^ren  5^a(^Barn  gerauBt". 

3n  biefer  3)orfteEung  Ratten  Subtnig  XII.  unb  53tajimilian 
^d§on  einmal  ju  Ment,  Bei  i^rem  erften  33unbe,  unb  nodfi  einmal, 
Bei  i^rem  3tt)eiten  ju  S(oi§  ^ugleid^  mit  ^uliu§,  toaS  i!)nen  ba= 
Don  gel^öre,  p  eroBern  Befd)Ioffen.  ©Ben  aU  in  S^nbien  üBer  5£)afein 
unb  SJemid^tung  be§  |)anbe{§  ber  SSenejianer  entfd^^eben  toerben  foEte, 
toarb  ein  britter  S5unb  in  berfelBen  S5orfteEung  gefd^Ioffen,  ein  Sunb, 
i)er  il^re  gefammten  ©roBerungen  in  toa^r^afte  (Sefa^r  fe|te. 

^m  ©ommer  1507  f)ielt  5Jlai-imilian,  um  §ülfe  toiber  ßubtüig 
^u  erlangen  unb  in  i^talien  eiuBrei^en  5u  !önnen,  einen  Dteid^gtag  au 
^oftni|.  „S)a  SubUJig  aEe  25erträge  geBrod^en,  fei  bie  ^ele^nung  mit 
«][Jlaitanb  nid§tig ;  üBerbieö,  ba  er  ben  $a:pft  aBaufe^en,  bie  faiferüd^e 
Söürbe  ber  beutfd^en  9Zation  ju  gefä^rben  gebenfe,  fei  ba§  Üteic§  U)n 
im^itgreifen  l:)er:|3fli(^tet"  ^).  5^a(^bem  ber  ^önig  Don  i^ran!reid§  feine 
^an^e  ^artei  eBen  unBeforgt  Verfallen  laffen,  !onnte  er  fid§  nid§t  fo= 
Q(ei($  eine  neue  Bilben,  unb  üBerbie§  toarb  fein  @efanbter  p  ßoftni^ 
■gefangen  gehalten.  Maximilian  gaB  5U,  bafe  ba§  ^ammergeric^t  öon 
ben  ©täuben  Befolbet  toürbe  —  ber  Ui'f|)rung  ber  einzigen  fort= 
töä^renben  üteid^Sanlage,  toeli^e  je  Beftanben^)  — ,  unb  ba^  eine 
9teic§§be|)utation  üBet  fSolt,  @elb  unb  ©roBerungen  be§  9tei($e§  p 
Verfügen  l^ätte;  bafür  erlangte  er  eine  §ülfe  öon  12000  Mann  unb 
120000  (Bulben  auf  fec§§  Monat*).  UeBerbieg  l^atte  er  öon  ben 
•©d^meiaern  bie§mal  nic^t  nur  feinen  Söiberftanb,  fonbern  felBft  Unter= 
ftü|ung  äu  ertoarten.  ^^x^  ©efanbten  gingen  ju  ßoftni^  in  ben  2Bämm= 
jern,  bie  er  i^nen  gefc§en!t,  fafeen  ^utoeilen  an  feiner  iafel  unb  empfin= 
^en  öon  i^m  filBeme  SSed^er.     S)er  2:agfd^ul3  ^u  Snxiiii  Beftimmte  i^m 

1)  Descriptio  Italiae  bei  ßubetoig,  Reliquiae  Mss.  Tom.  X,  p.  426, 
tiod)  ^Dlofegabe  t)on  p.  437  gefdjtieben  jtoifclen  J?atl§  VIII.  unb  lÖub- 
tDig§  XII.  Unternet)nmngcn  auf  i^talien,  ober  1540  in§  ßatetn  übetfetjt. 

2)  SSeronttDortung  3Jia?;imiHan§  hti  ©olbaft,  9icic^§^anblung  53.  lEutäer 
SBcgtiff,  toa§  ©eftalt  b.  i?aif.  bi§l)er  im  9Jetc§  gel)anbelt,  unb  an  biefcm  ^tiä)h 
•tag  ausgegeben;  in  Spalatin,  geben  g^rtebric^B  hi^  Sßcifen,  in  ben  ©amm= 
lungen  jut  fäd)ftfd)cn  ©efdjic^te,  am  @nbe. 

3)  Mütter,  enttotcfelung  ber  S^cic^söetfaffung  I,  313. 

4)  ^ebenfen  in  müüns,  Sfieic^^tagöftaat  643.  S5ert)anblungen  bafelbft  662. 


230  3»ßite§  fSnd).    S)tittc§  Sapitßl. 

6000  ^ann  unb  öertfjetlte  unöeraüglic^,  tüie  öiel  jeber  Ort  i^ieju 
fteHen  muffe  ^).  @egen  ben  Slnfang  be§  ^atjxe^  1508  tuar  ^ap= 
miÜan  in  Ment.  ^eitn  evften  ©erüc^t  tion  fetner  ^Infnnft  regten 
fi(^  bie  @:^il6eEinen  in  ;3^talien  fo  ftarf,  ba§  man  für  ha^  SSefte  :^ic(t, 
il^rer  Stiele  nad§  granfreii^  ^n  fc^iiJen.  Entfernt,  an  ficf)  nid^t  fd^toad^ 
unb  öon  ben  f^ran^ofen  Befc^ü^t,  toaren  bie  f^torentiner;  bod^  fanbten 
fie,  im  tioranS  eine  5lb!nnft  mit  i^m  ju  treffen^). 

@§  begegnete  5[Rajimilian ,  inbem  er  einen  mailänbifd^en  Ärieg; 
Beabfid^tigte,  ba§  er  einen  öene^ianifctien  Begann. 

TOt  bem  öefanbten  ber  Ißene^ianer  tnar  umfonft  3u  Softni^; 
unterl^anbelt  morben:  mie  foEten  fie  ben,  ber  fo  oft  öorge^abt,  fie 
5U  berauben,  ber  i^nen  ^örj  erft  Oor  fur^em  entriffen  —  f  ber  le^te 
@raf,  i^r  Sei)n§mann,  mit  beffen  2;obe  e§  an  fie  faEen  mugte,  l^atte 
e^  in  feinem  bitter  an  i^n  öertaufc^t  — ,  mie  foEten  fie  ben  unb  feine 
ftarfe  ^ad^t  gutroiEig  burdt)  i^re  ^äffe  ^ie^en  (äffen  ?^).  ^a  nun 
SSenebig  fid^  mit  x^xantxziä)  toiber  xi)n  berbanb,  befd^lo§  er,  bon  feinen 
beiben  geinben  ben  pm  äßiberftanb  fc^müc^eren  unb  im  gaE  eineg 
Eingriffes  minbergefä^r(i(^en  5u  über^ie^en.  ^^m  4.  g^bruar  1508 '^) 
^ielt  er  p  2;rient,  unter  bem  S5ortritt  feiner  .^erolbe,  er  felBft  ba§ 
(5(^n)ert  in  ber  §anb,  eine  gro^e  ^roceffion  unb  na^m  mit  be§ 
^d^ftlid^en  Segaten  SSetoiEigung  ben  neuen,  bisher  niemals  erl)örten 
S^itel  eines  ernjö^lten  römifc^en  ^aiferS  an,  ol^ne  3^ßif^^,  bamit 
er,  tüie  man  aud)  beffelben  SageS  t^at,  hk  S^ene^ianer  mit  um  fo 
befferem  9ted§t  borlaben  unb  berbammen  !önne^).  S)effelben  3:ageS 
mürbe  SSrob  für  baS  <g)eer  gebacken,  man  fd^icfte  Lebensmittel  bie 
@tfc^  hinunter;  am  5lbenb  toarb  aEeS  Söol!,  fid§  bereit  ^u  galten,  be= 
fel)ligt.  2)en  anbern  borgen  frü^  um  brei  U^x  gingen  bie  2rom= 
ptkn,  unb  man  brac^  auf.  ^er  Äaifer  rücfte  mit  4000  ^u  Sug  unb' 
1500  ^f erben,  in  ber  9ti(^tung  auf  Bicenja,  baS  Gebirge  ©iaga  ^inan;. 
er  ^atte  einen  auSgemanberten  S5icentiner,  Sionarbo  ^riffino,  bei  fii^: 
er  nal)m  bie  SSerfdianjungen  ber  fieben  Kommunen  unb  lie§  fid^  baS 
§albe  Gebirge,  tt)o  eS  fid^  öon  ben  ^alfbergen  ^mifd^en  5!Jlataiaur  unb 
©t.   $elegrin   nad§  bem    abriatifd^en  ^eer  fenft ,    menigftenS   ßiner 

1)  SBexid^t  tiom  9fletd^§tag  äu  ßonftana  ^^  @t)renjpiegel  1237,  bei  gfucf)§, 
tna^länb.  fjelbäüge  71,  79. 

2)  Florus,  de  belle  Italico  53.  3^cttoti'§  ®efanbfd^aft§betic|t  in  3«ac= 
d^iaöeEi'B  Segasionen. 

3)  «ülüiler,  ateid^gtagSftaat,  649.  Chronicon  Venetum  bei  3Kutatori  24, 155. 

4)  Setgl.  5Deutjd)e  ©efd^id^tc  (91.  b.  2.  31.)  S3b.  I,  ©.  348.  (6.  SQ3.  2  51.) 

5)  .^auptftelle  in  S3ettori'§  BäixäUn  in  ben  Segasionen  ^acd^iaöelli's  V, 
212.  3lu§f(^reiben  in§  ^nö),  bei  Datt,  de  pace  publica  569. 


^Angriff  OJiajimiUan^.  231 

iififeeftalt  unb  für  ben  gug  ^ulbtgen;  au  fetner  üiec^ten  50g  f^rtebrld^ 
«^"«jon  SSranbenburg  mit  2500  ^ann  bte  ßtfd^  hinunter  unb  Belagerte 
f^:t|9^ot)erebo ;  ju  feiner  Sinfen  ftieg  ba§  §eer  6ric§§  tjon  S3raunfc^tt)eig= 
ßatenberg,  bie  f^ü^e  mit  @ifen  Betüaffnet ,  l^ernieber,  nal^m  dabore 
unb  brang  40  TOglien  njeit  tior.  5lIIe§  üerfprad^  einen  bebeutenben 
gr-folg,  unb  5Jleffere  ßorebano,  ^oge  ^u  SSenebig,  f(^Iug  ben  !aifer= 
Ii(^en  @efanbten  nid^t  me§r  gerabe^u  ben  Durd^^ug  ab^).  S)enno(^ 
]ai)  man  ben  ^aifer  mitten  im  Gelingen,  no(^  el)e  er  SSicenja  er= 
rei(i)t  §atte,  plö^Iii^  einhalten,  bie  fteben  $äffe  feine§  eigenen  ßanbe§ 
tjon  ber  ^Mi^  bi§  jur  (Stfd^  forgjältig  fi^lie^en^)  unb  nac^  3nn§= 
bruif,  naif)  Ulm  umfe^ren. 

S)er    @runb   mar:    in   ber   (Sc^meia    §atte   ]idi)   bie  franjöfifdie 
^Partei  burc^  5tüei  Öefanbte  ßubmig§  na($   mand)em  tt)tberf|)red^enben 

iS5ef(f)lu6  3u  t)oE!ommener  €ber§anb  erhoben  ^).  lieber  bie  TOttel, 
bereu  fit^  bie  franaöfifd^en  @efanbten  bebienten,  um  biefen  ^totä  3U 
erreid^en,  erfährt  man,  \)ai  ber  eine,  Sftocquebertin ,  molil  einmal 
atte  @äfte  in  SSaben  frei  §ielt  unb  überbie§  täglid^  offene  iafel  gab, 
ber  anbere,  ber  ^Bifc^of  üon  ^oeui',  einft  ju  Sujern  aEen  SSauern,  bie 
au  ^3Jlarft  ge!ommen,  bie  S^c^cbeaa^lte*).  5)litten  in  feinem  SSeginnen 
gegen  S5enebig  empfing  ^IRainmilian  ben  5lbfd^ieb  ber  ©clitoeiaer  bom 
25.  Januar,  ber  ba^in  lautete,  „tüenn  er  ben  franaöfif(^en  ^önig  be= 
fc^äbigc,  fo  atoinge  er  fte,  i^rer  S5erfd§reibungen  gegen  benfelben  ^u 
gebenten",  mit  biefen  SCßorten  aber  i§n  felbft  bebro^te*^).  S)enn  toie 
leictjt  fonnte  Subtüig  einen  Eingriff  auf  feine  S5erbünbeten  a^^  einem 
gegen  i^n  felbft  gerichteten  umbeuten,  hjie  leidet  bem  römifd^en  Könige 
no(^mal^  einen  ^rieg,  toie  im  3al)re  1500,  entaünben!  3m  Wdx^  toaren 
bie  fed§§  5)lonate  öorbei,  auf  bie  i^m  bie  üteid^g^ülfe  betniEigt  toar. 
3n  biefen  (S)eban!en  feierte  er  um  unb  manbte  ftd§  a^erft  an  ben 
fc^tüäbifd)en  S3unb.  „@g  fei  ein  Eingriff  auf  Sirol,  ein  ölieb  il)re§ 
SSunbeg,  3lltgau§  unb  2ßallgau§  etoige  ßntfrembung  öon  ber  beutfd^en 
5^ation  unb  al§bann  ein  5lufru^r  ber  glamingen  unb  Gelberer,  ßüttid^g 
unb  Utred§t§,  bie  an  fid^  nid§t  gut  beutfd^  nod§  römifd^,  pi  beforgen ; 
be§  35unbe§  §ülfe,  tüenn  er  bie  beutfd^  gefinnten  (Sibgenoffen  tüiber  bie 
franaöftfd^  gefinnten  in  Solb  unb  Söaffen  fe^e,  fönne  5llle§  erretten"  ^). 

1)  Sßettori  bt§  215.    ^toeiter  Serid^t  in§   Stcid^   bei  Satt  571    unb 
8(i)reiben  t)otn  4.  5ülära  1508.    Bembus,  p.  160. 

2)  @öbel,  6t)rontca   üon  ben  Äricgltliaten  ilaijcr  aJlajimilianS.    S3on 
9lnfang. 

3)  ©teilen  an%  3lnfelm,  OJuEinger,  Tschudi  Mss.  bd  gfiic^S,  98  f. 

4)  Sßerfdjiebene  5lbf(I)iebc  hzi  fjudt)g  93,  102,  104,  106,  111. 

5)  3lbfd)ieb  bei  gfud^g,  3)att,  ®öbet,  Dumont  IV,  1,  90. 

6)  Schreiben  bei  STatt  572  f. 


232  ^tociteS  SBudt).    S)rttte§  ßapitel. 

3Bar  T^ier  eine   @efa^r,   fo   ^at  feine  5ln!unft  fie  abgettjeni 
3öentgften§  Belüittigten  i^m  bie  S)e^utitten  be§  üteic§e§  i^re  §i 
auf  neue  fed^S  Monate^);  unb  obtool^l  biefe  §ülfe  nur  unregetmäj 
geleiftet  UDarb  —  benn  bie  5^atri!el,  bie  nod^  biet  f^äter  falfd^ 
unb  ntittelBare  al§  unmittelbare  aufführte,    mu^  e§  aud§  bamals 
Ujefen  fein  — ,  \üax  fie  boc^  immer  bebeutenb;    mit  ben  (Sd^meiäc 
p^o^  er  eine  neue  Unter'^anblung.     ^fnbeffen  gaB  e§  no(^  eine  anb« 
@efa^r.     Sßie    er   einen   franaöfifd^en   ^rieg    öorge^abt    unb    eil 
öeneäianifd^en  unternommen,  fo  !am  feine  ©efal^r  nit^t  bon  x^xa] 
rei(j§  unb  ber  ©d^ttjeis,  n)ie  er  gefürchtet,  fonbern  öon  25enebig,  bij 
er  nic^t  fürd^tete. 

S)en  erften  5lnfd§Iag  fa^te  SSart^olomeo  b^^llbtan,  (^a^itön 
©ignorie,  auf  Labore  gegen  ©ijt  ^trautfon,  ben  bortigen  ^yelboBerftci 
S)er  ^aifer  l^atte  biefem  bie  §äufer  im  Xi)al  aB^uBred^en  unb  fid^  31 
berBauen  Befo'^ten ;  2^rautfon  glauBte,  (SeBirge  unb  @(^nee  ficfjere  il^n 
]§inlängli(^  ^).  5lBer  mitten  burd^  ©c^nee  unb  ©d^Iuc^ten  fu(^te  5llt)ian 
i'^n  auf,  umftellte  xifu  bon  oBen  mit  ben  23auern,  bie  i^n  mit  Steinen, 
öon  unten  mit  Ärieg§boI!,  ba§  i^n  mit  SÖaffen  angriff,  üBertoanb  bie 
tapfere  ©d§aar,  meldte  lieBer  unterging,  al§  fid§  ergaB,  unb  na'^m  6a« 
bore^).  hierauf  fa^  3ltoian  Leiter  um  fid§.  OTe  ^^äffe  toaren  UJo^lBe»'  i 
fe|t,  nur  nidfit  ber  ^ör^er.  S5on  ba  fd^rieB  §an§  ^lurfperg  an  bie  fyürften  | 
bon  ißranbeuBurg  unb  S3raunfd§meig,  bie  im  ^uftert^al  unb  gu  S^iient 
lagen,  „er  fei  mit  feinen  Trainern  biel  3U  ft^madf)  für  biefe  gro^e, 
Breite  ©tra^e,  fie  bagegen  mit  üteifigen  unb  ^ef(^ü|  für  i^re  @ng= 
:päffe  faft  aH^utool^l  berfel^en;  fie  möd§ten  fommen,  xi)m  ju  ]^etfen"  ^).  ^ 

2)ie  dürften,  obtool^l  getoarnt,  achteten  bic§  nid^t;  3llbian  fannte 
feinen  S^ort^eil :  er  Tratte  10,000  SSene^ianer,  ^^ran^ofen  unb  'Bpanux,  . 
na^m  @efd§ü|  unb  ßeitem  unb  fiel  am  9.  5l))ril  1508  auf  bie  ^örjer 
©tra^e,  perft  auf  ,^ramaun  unb  erftürmte  e§.  S)a§  ßanb  toar  unBc= 
fd^ü^t,  ba§  Söol!  fclabifd^,  muf^Iog,  in  ber  ©ignorie  feine  ße'^n^^er-ren 
3U  feigen  gebjol^nt;  biefe  @efa]§r  toar  bringenb.  5ln  aEe  51ad§Barn 
flogen  bie  S3riefe:  „§elft!  görbert  @uc^ !  gilt  nur,  eilt!  2öie 
foEen  bie  fd^led^ten  ^Jlauern  bon  @öra  i^r  ^efd^ü|  auSl^alten?  al§= 
bann  n)irb  trieft,  ber  ^arft,  gan^  Cefterreid^  berloren  fein,  ßa^t 
un§  nid§t   bon   biefen  SBalen  berberBen"  ^).     5llfoBalb    erging    eine 

1)  Vettori  230. 

2)  a^nfttuctiott  3Jiajtmtlian§  Bei  ©öBel,  f.  1,  unb  33ticf  an  Orient,  f.  5. 

3)  Naugerii  Oratio  de  Alviano  3,  4;  Vettori  232. 

4)  3lurfpcrg  an  bie  g^ürften  ^^n  ©öbel,  f.  28  unb  36. 

5)  9ioci)  brei  «riefe  2lurjperg,  f.  38,  43,  45. 


J 


Eingriff  aJia$tmiltan§.  233 

^Jla^nung  burd^  ^ärntl^en,  ©teiermar!  unb  Ärain:  ,,em  jeber  ^ann 

folle  mit   |)amif(5   unb   Söel^r  3ur    ©tunbe   auffein,   tnenn    er    hu 

C)Io(fe  fc^Iagen,   bie  Ä'reibfd^üffe  faEen  :^öre;  fonft  feien  nid^t  allein 

bie  Käufer,  fonbern  felbft   bie  Äirc^en  in  @efa]§r,   —  bie  einfamen 

Äivd^en,  tnelc^e  bieg  S5ol!  liebt''  ^).    ^ber  bie  ^ämtl^ner  entgegneten; 

„bie  700  ^lann  an  il^ren  Raffen  mit  ben  ^ferben  be§  Sanbe§  feien 

ütl^re  Hoffnung  unb  i^r  ©(^u|,  unb  nid^t   einmal  biefe  !önne  man 

il^inroegfenben;"   bie  ©teiern:    „ber  Ungar  bro^e  il^nen";  hk  Trainer 

felBft,  bereu  ^bel  mit  200  ^ferben  gerüftet  tcar:    „ju  il^rer  ütettung 

fei  bie  ^ülfe  geübterer  ^rieggleute  nötl^ig;   U)oEe  fie  ber  Slbel,   o^ne 

eine  foldie  auS^u^iel^en,  ^n^ingen ,   et)er  f(^Iage  man  ben  W>el  tobt." 

I  9tur  (Bxiä)  eilte  mit  1400  ^Jtann  gerbet ,  bo(^  aud^  er  nic^t  in§  "offene 

ifyelb:  „baau  fei  er  biet  3u  f-c^toat^"  2). 

^Ifo  am  Ofterfonnabenb  1508,  nad^bem  5lnbrea§  ßid^tenftein 
lic^  in  ben  jerfd^offenen  ^Jtaueni  Don  (B'ox^  einen  2;ag  länger  ge= 
fja(ten,  al§  er  berfprodfjen ,  unb  einen  ©türm  aBgetoel^rt ,  mu^te  er 
fid)  ergeben.  <g)ierauf  fiel  2Bi|)pid§  unb  S)uin.  5ll§  bie  Sriefter  3um 
brüten  Wal  bon  ber  bene^ianifd^en  glotte  bor  i^ren  fingen  ein  ©d^iff 
mit  meiner  ^^a^ne  l^eranfommen  unb  i'^re  ^efatjung  mieber  barauf 
fdjie^en  fa^en,  murmelten  fie  unter  einanber:  „ha^  f^i  tein  guter 
:)iat^:  unter  bem  ©d^atten  bon  OefterTeid^  l^ätten  fie  100  ;SaT^re  ge= 
lebt  unb  tooEten  fie  femer  leben;  bod§  §ülfe  müßten  fie  l^aben." 
%i^  fie  nun  befd^offen  tourben  bon  ber  @ee  l^er  unb  ^art^olomeo 
ton  ber  Sanbfeite  anrücken  fa^en,  nirgenb§  aber  .&ülfe,  ergaben  fie 
fti^  unb  !au|ten  bie  ^lünber-ung  ab.  51od§  ^ielt  fid§  ^an§  2;^ur  eine 
,  Zeitlang  auf  bem  faft  unsugänglic^en  f^elfen  bon  55titterburg ,  <^ang 
I  Sftäuber  in  ©.  S3eit  am  5ßflaum ;  aber  aut^  fie  riefen  t)ergeben§  um 
'  S5ol!  unb  S^UQ,  unb  aud§  fie  ergaben  fid§.  Sauge  mar  ^ortenau  ge= 
fallen,  unb  man  ]ai)  bie  Sefa|ung  nad^  ßat)ba(^  fliel^en.  ^n  biefem 
üEgemeinen  S5erluft  betoä^rte  nur  SSern^arbt  üteiniger  auf  bem  3lbel§= 
berg  ben  beutfd^en  Wuil).  (^r  ^erftreute  bie  erften  üteiter,  bie  fid^ 
|)lünbernb  näherten ;  er  fing  ©aborgnano  i^art  bor  ber  S5oEenbung 
feiner  ©iege;  al§  fein  ©d^lo^  jerfcljoffen  mar,  naT^m  er  ^dät  unb 
,^og  l^inmeg^). 


1)  3toei  Slufbote  ßrid^g  öon  S3raunfd^tt»eig  45,  46. 

2)  5lnth)orten  ber  Äärnt'^ncr,  65,  Dteidjenburgl  76,  2lurfperg§  65  an 
iixid)  unb  bcffen  SSrief,  f.  79. 

3)  (Sc£)reiben  ber  Ärieglrät^e  69,  bet  Striefter  71,  2:i)uti  unb  9iäuber§ 
72,  75.    Sembua  164—166. 


234  3tt)eitc§  Suc^.    3)ritte§  gapttel. 

2öa§   5lurf^erg  öotfier   gefaxt ,   toar   toörtlid)    eingetroffen ; 
^entfd^en  Ratten  47  gute  Ortfd^aften  öexloxen. 

3n  biefer  3^it  reifte  5Ü^ajimilian  ben  9tf)ein  mi§mnt§ig  hinauf 
nnb  l^tnab^).  5flid§t  genug,  ba^  ber  Eingriff  gegen  Sienebig  eine  fo 
t)erberBIid)e  Söenbung  gegen  i^n  felBft  genommen  ^atte,  au(^  am 
^'lieberr^ein  ftanb  .<l?arl  öon  Selbem  feit  bem  S3ru{^  mit  ^ranfreid^ 
in  Söaffen  unb  SSort^eil.  58alb  lag  berfelbe  in  bem  feften  ©c^Ioffc 
^ouberot)en  an  bem  3iif<^^^^^PiiB  öon  Söaal  unb  ^aa§,  üon  too 
au§'  er  fi(^  72  S)örfer  unb  aEe  ©Griffe  au§  ben  ©trömen  ^in^bar 
gemacht;  Balb  ritt  er  in  regnerifC^en  51ärf)ten  auf  böfem  äßege  nac^  einer 
entfernten  ©tabt,  erfaßten  mit  bem  5Jlorgen  unb  U^arf  geuer  l^inein. 
So  brannte  Söefep  auf.  Sen  ^u^benern  ^alf  bie  Sßeiffagung  i^rer 
^Jleerfet) ,  „^ut)ben  foEe  5!Jlut)ben  bleiben" ,  bie§mal  ni(^t§,  unb  e§ 
toarb  erobert.  @enug,  ber  ^er^og  bon  @elbern  ^ielt  gan^  ^ieberlanb 
in  ©(^rerfen  ^).  Ueber  bieg  aUeg  er^ob  fid)  in  ^ajimilian  bie  größte 
guri^t,  bie  gurc^t  bor  einem  5lufruf)r  im  9teic^^). 

@r  mu^te  einen  5lugenb(i(f  5lt^em  fc^ö^fen.  gnbem  e§  nun 
zbcn  in  biefen  Xagen  bem  fyürften  üon  ^n^lt  gelang,  fi(^  $oube= 
rot)en§  ^u  bemächtigen^),  manbte  er  feine  friegerifc^e  5lbfid§t  aunäd^ft 
allein  gegen  Leibern  unb  befahl  bem  S3if(f)of  bon  2:rient,  mit  S5enebig 
einen  ©tiEftanb  gu  f(^lie^en. 

Oft  Ratten  einige  ältere  ^äiex  im  bene^ianifiiien  Senat  gewarnt: 
„e§  fei  genug,  fi(^  p  bert^eibigen ;  ber  Eingriff  toerbe  neue  g^i^i)^ 
tnerfen" ,  aber  bergebenS.  5^id}t  barin  aEein  lag  bie  S(^mierig!eit 
i^rer  ^pofition,  fonbern  in  ber  S5ertoi(flung  i^re§  25erpltniffe§  p  ben 
großen  ^äd^ten.  ßubn)ig  XII.,  ber  ben  ,^rieg  in  ben  5ll|)en  unb  in 
ben  5^ieberlanben  al§  einen  einzigen,  bur(^  feine  ©intoirfungen  in 
ber  Sd^toei^  berbunbenen  betrachtete,  verlangte,  ba§  35enebig  Selbem 
in  feinen  StiEftanb  einbegreifen  foEte.  Sie  im  S5ort^eil  befinblid§en 
greunbe  foEten  ben  befc^ü^en,  ber  eben  im  5^a(^t^eil  toar.  S)arauf 
aber  gingen  bie  SJent^ianer  nid^t  ein.  @§  tft  öieEeic^t  ber  größte 
5^oment  in  i^rer  ^olitÜ,  ba§  fie,  inbem  fie  ben  ^aifer  überwältigt 
l^atten,  fid^  Weigerten,  ben  ^^orberungen  bon  granfrei^  @e^ör  ju  geben. 
Sie  waren  ju  Weiter  nid^t§  äu  bringen,  al§  bem  ^aifer  5lbel§bcrg 
Wieber^ugeben ;   für    aEe§   Uebrige   Warb   iljuen    ein    SlöaffenftiEftanb 

1)  9fieifetQgebud^  üon  1508  in  ^otmat)t§  Deftetteid^ifdfietn  ^^lutord^  V. 

2)  Hermannus ,  Bellum  Gelricum  in  Matthaei  Analectis  Medii  Aevi 
1,  503—523. 

8)  Schreiben  3Jiojimilian§  bei  Datt  575. 
4)  ©c^reiben  3Jiar.  in  Sedtmanni  2lnl)altifd^ei:  getont!  V,  II,  128. 


SBtIbung  bet  Stga  t)on  eambra^.  235 

auf  brei  Sa^re  BetDtEigt^).  5Jlan  öerfte^t  e§,  ba^  fic§  ^ajimüian  auf 
ha^  tteffte  öerte^t  ]n1^lk,  aber  faft  ni^t  minber  Subwig,  bem  bie 
iöeneatauer  bie  ütüdftd^t  öerfagten,  tüeld^e  bie  i:§nen  geleifteten  S)ienfte 
aU  geboten  erfc^einen  üeBen.  80  fonnte  e§  gefd^e^eu,  ba§  5Jtajtmi= 
(tan  unb  Subtoig,  ^tDifc^en  benen  ber  eben  au§geBro^ene  ^ampf 
^au|3tföd^li(^  fc^toeBte,  einanber  nä^er  traten,  ^m  i^uli  1508  ging 
^IRayimilian  nat^  §er3ogenbufc^  unb  femer  au  feiner  2;o(^ter,  gu  feinen 
gnfeln.  @§  tarn  3U  einer  Unter^anblung  ^tnifd^en  bem  ßarbinal 
^^(mboife  unb  ber  Xoc^ter  ^ajimitianS,  5)largaret^a,  toelc^e  befonber§ 
baran  eine  ©d^toierigfeit  fanb,  ba§  5!Jlaximilian  fid^  ni($t  öon  einem 
'^ilngriff  auf  Selbem  ab^^atten  laffen  tooEte,  fomenig  mie  anbererfeit^ 
^ubtoig  öon  einem  Eingriff  auf  5^aöarra;  5D^argaret^a  !)at  tool^l  ge- 
jagt, e§  toerbe  i:§r  babei  übel  in  i^rem  Äo^fe^).  ^ber  enblid^  t)er= 
ftdnbigte  man  fid^.  S)em  Äaifer  tourbe  5Jlut)ben  unb  Sßefep ,  bem 
•Könige  hie  Erneuerung  feiner  mailänbifd^en  S^ntjeftitur  jugefagt.  5[Jlaji= 
Tuilian  na^^m  ^bftanb  üon  (S)elbem,  Subtoig  öon  ^laüarra;  aber  bie 
•öauptfad^e  toar:  fie  befd^Ioffen  einen  gemeinfamen  Eingriff  auf  S5ene= 
big,  öon  bem  fie  beleibigt  Ujaren.  So  ift  bie  ßigue  ju  gambrat)  öom 
10.  2)ecem]6er  1508  3U  ©taube  gefommen.  @§  mar  eine  S5erl6in= 
bung  ber  beiben  großen  ^^ürften  gegen  bie  ©tabt,  meldte  ätoifd^en 
if)nen  eine  felBftänbige  ©teEung  ^u  ergreifen  magte.  ^an  moEte 
^u  bem  Untemel^men  aEe  gür-ften  aufforbern,  meldten  ein  5lnf|)ru(^  an 
^enebig  ober  bielme^r  bie  öene^ianifd^en  ßanbft^aften  unb  S5efi|ungen 
pftel^e;  bie  ©renken  öon  5!Jtaiianb  unb  '^eapd  foEten  au  Submig§  unb 
5erbinanb§,  bie  @renaen  öon  Sfteid^  unb  £)efterreid§  ju  ^Jlajimilian^ 
unb  bie  ber  Äird^e  au  fünften  be§  $apfte§  l^ergefteEt  merben^).  hierbei 
folgte  man  ber  an  fi(^  unrid^tigen,  aber,  mie  fid§  au§  ber  obengenannten 
35efd^reiT6ung  i^talienS  ergiebt*),  bamal§  berBreiteten  ^Jleinung,  al§ 
f)abe  ^abua,  SSicenaa  unb  S5erona  bem  ^ti(i)t  boraüglid§  ge§orct)t,  unb 
ipradf)  bieg  bemfelBen  au. 

5lEerbing§  !onnte  5Jlajimilian  auf  feine  leichtere  Sßeife  au§ 
feinem  S5erluft  auf  ber  einen  ©eite  au  SSergütung,  auf  ber  anbern 
5um  ©iege  gelangen;  er  mar  ber  ßrfte,  ber  ben  SSertrag  bon  6om= 
brat)  Bef(^tDur.  «hierauf  im  ^alaft  au  S5ourge§  nad§  ^ßrebigt  unb 
^D^effe  fiegelte  i^n  ßubtoig;   er  Beaeigte  fid^  fe^r  bergnügt;   ein  alter 

1)  Bembus,  Histor.  Ven.  167.  Seissel,  L'excellence  de  la  victoire 
d'Aignadel  in  ©obefro^'g  ©ammlung  für  l'ubtoig  XII.,  p.  268. 

2)  2Rargaret^a  nn  ^Jtajimilian  in  ben  Lettres  de  Louis  I,  134  f. 

3)  3}ertxQg  bei  Dumont  IV,  110—115. 

4)  Descriptio  435. 


236  3toeite§  a3ud§.   S)ntte§  6apttc(.  ^^^B 

$Ian  öebtel)  3ur  ^lu^fü^rung.  5öi§  in  ben  ^Fcär^  1509  sögeiic 
f5^erbinanb;  bann  legte  er  feine  .^anb  anf  ben  %Uax  nnb  befd^tt^ur, 
xf)n  bei  ber  i^eiligen  (Sud^ariftie^).  Ungern  griff  ber  ^a|)ft  ^u  biefem 
än^erften  ^Jlittel,  toie  oft  er  an($  bamit  gebro^t,  ob  er  too^t  Äönig 
nnb  ^aifer  immer  bajn  gereift  Tratte.  @r  fn^r  no(^  einmal  mit  bem 
bene^ianifd^en  SBotfd^after ,  ^eorg  ^ifani,  nad§  ßit)itabecd§ia.  S)a§ 
531eer  toar  ftiE ;  nnr  eine  frifd^e  .^ü^lnng  BtieS  in  bie  Segel ;  er  mar 
Reiter  nnb  mi(b  geftimmt.  @r  badete,  menn  man  \i)m  in  feine  ©täbte 
nur  ße^nSteute  fe^e,  mie  bie  5)lalateften  getoefen,  !önne  er  e§  tDof)l 
ertragen  nnb  Italien  ben  ^rieg  erfparen;  hu^  fd^Ing  er  bem  ^ot= 
fd^after  öor.  pfani,  !alt  nnb  ftol^,  öerfe^te:  „SGßir  |3ftegen  feine 
Könige  ^u  mad^en,"  nnb  t^at  ben  Eintrag  gar  nit^t  einmal  in  S^enebig 
!nnb.  §ieranf  beftätigte  au(^  3nlin§  bie  Siga,  fprai^  baranf  über 
S)oge,  Signorie  nnb  Untergebene  bon  S5enebig  ben  Sann  anö,  be= 
fd)ieb  ben  inngen  §er^og  öon  Urbino  —  benn  @nibubaIbo  mar  ge= 
ftorben  — ,  feinen  9leffen  ^^ranj  ^aria,  in§  f^elb  imb  rüftete^). 

5.    gall  ber  Sanbmad^t  nnb   be§  .g)anbel§   ber 
S^enejianer  im  Sa^te  1509. 

5llfo  toar  S3enebig  in  einer  großen  @efal§r  für  fein  gefammte^) 
Seben.  ©ein  §anbel  bern^^te  auf  ber  SöeltfteEung  5lfien§  ^u  Europa, 
nnb  eben  maren  in  i^nbien  ^ortugiefen  nnb  5)lauren  in  öoEem  Äam:i)fe, 
ob  biefe  länger  befte^en  foEe  ober  nid^t.  Seine  Eroberungen  toaren 
burd§  ben  Qtüi^i  ber  ^lad^barn  gelungen,  nnb  eben  fiatten  fid§  bie 
^ad^barn  mäd^tiger  aU  je  öereint,  i^m  feine  Eroberungen  gu  entreißen.' 
S)er  erfte  ^am|)f  lag  meift  in  fremben,  ber  atoeite  in  i^ren  eigenen; 
.g)änben;  auf  biefen  toanbten  fie  aEe  Gräfte  unb  l^atten  6elbftt)er=| 
trauen  genug,  i^  nid§t  ^n  fürd§ten.  I 

;^n  ber  2::§at  toar  ber  S5unb  nid^t  fo  ftar!,  toie  er  fd^ien. 
^ajimilian  unb  3uliu§  fürd^teten  i;)on  Subtoig,  jener  toegen  @elbern§, 
biefer  toegen  ber  alten  ^piäne  3lmboife'§.  5^i(^t  minber  fürd^teten 
Subtoig  unb  ^erbinanb  öon  ^aj-imilian,  jener  für  ^ailanb,  biefer 
für  ^taptl^).  Sie  nnterl^anbelten  bereite,  fie  fd^Ioffen  fd^on  Sünb= 
niffe  toiber  einanber,  nod^  e^e  il§r  aEgemeiner  SSnnb  mit  einanber  pt ! 
Slugfü^rnng  !am. 

1)  ©Qttinaro'S  Jöetid^te  an  ben  öfterteid^.  ^of,  Lettres  de  Louis  I,  167 
bi§  159,  unb  Petri  Martyris  Epistolae,  410. 

2)  (Stftärung  äum  33unb,  p.  116.    Bembus  173.    Rainaldus,  Anuales 
Eccl.  XX,  65. 

3)  Lettres  de  Louis  I,  161.    Zurita  II,  178. 


g^aü  ber  Sanbmad^t  unb  beä  ^anbel§  ber  Qieneäiancr.  237 

6oEte  e§  nun  ben  SJeneäianem  ni(^t  mögltd^  getüejen  fein,  einen 
ober  ben  anbetn  üon  einem  joti^en  SSunbe  3u  trennen?  ^an  ntu§ 
gefielen,  bie§  ^ätte  i:§nett  tüenig  ge^^olfen;  ^erbinanb  rührte  o^nebieS 
feine  §anb,  e^e  Sltteg  entfd^ieben  toar.  ^ajimitian  iüar  im  Anfang 
beg  5l^ril  in  Xanten,  ftatt  in  Slrient;  üor  |)ä^ftlic§en  ülüftungen  er= 
fd§ra!en  fie  ni(^t;  Subnjig  aEein,  berfelBe,  ben  fie  felbft  nad^  Italien 
qelaben,  toar  toirüid^  5U  fürd^ten.  S)iejen  ^u  getoinnen,  ftfiien  i^nen 
Dtelleii^t  nic^t  t^unliif),  öieEeic^t  nid^t  einmal  i^r  S5ort^eil. 

gragt  man  nad^,  njoburd^  ßubtüig  benn  eigentlid^  miber  Söenebig 
gereift  toorben,  fo  !ann  eö  nidfit  bie  äöa^l  ^nliu^^  ftatt  ^mBoife'g  ^um 
pdpftlid^en  6tu^Ie  getoefen  fein;  benn  meit  gemiffer  ift  ber  5Int§eit 
tofeoife'S  felbft  an  biefer  äöa!)!,  aU  ber  5lnt^eil  S5enebig§.  @r 
mu^te  anbere  @rünbe  !)aben ,  bie  andf)  fd^on  bann  unb  mann  in  (5öi= 
ben^  getreten  toaren.  ^m  ^di)Xt  1501  Bemegte  i:§n,  mie  e§  f^eint,  nid£)t§ 
a(§  fein  ?lted^t  tion  ben  S5i§conti  T§er,  im  ^a^re  1504  bie  unleugbare 
Unterftü^ung ,  meli^e  bie  SSene^ianer  ben  ©paniern  gemäl)rt,  gegen= 
Itüärtig  ber  o^ne  9tü(ifid§t  auf  feine  ^orberungen  mit  5!Jlai'imilian 
gefrfjtoffene  SßaffenftiEftanb.  ^aBei  mar  aEe^eit  ber  §a§  be§  f^ürfteu 
unb  be§  5lbeB  miber  bie  mächtigen  Kommunen  tjor^üglid^  mirffam. 
„^an  muffe",  fo  mürbe  gefagt,  „biefe  ^ifc^er  mieber  in  bie  Sagunen 
äum  fyifd^fang  äurücf-jagen"  ^).  5llfo  erfd^ien  ^ontjotie,  ber  erfte 
2ßa:|3|)en!önig  öon  f^ranCreii^ ,  in  feiner  Sötte  mit  golbenen  Silien 
an  ber  ©c&tüeEe  beg  großen  ©aaleS  ^u  Sßenebig:  er  fünbigte  ber 
Sfte^ubli!  ^rieg  an  auf  Seben  unb  auf  Zoh ,  auf  f^euer  unb  auf 
@(^mert,  ju  ßanb  unb  ju  ^eer.  Big  3u  t)ott!ommener  <&erfteEung 
ber  ßanbe,  bie  fie  5lnberen  entriffen^). 

„35ater  .g)eroIb",  antmortete  ßorebano  bem  ^ontjo^e ,  „ber 
@ott,  ben  ^fliemanb  Betrügt,  toirb  atoifd^en  un§  entfd^eiben."  ^1)X 
^efanbter  in  f^ranfreid^  fagte ,  „man  merbe  fe^en ,  oB  bie  ro^e  @e= 
tDalt  ober  ber  S5erftanb  fiege"  ^).  S^m  Kriege  mufete  e§  ^mifc^en  i^ncn 
bo(i)  einmal  fommen,  unb  ma^rft^einlic^  fi^on  in  biefer  Erwartung 
Ratten  fie  bie  gran^ofen  nad§  Stalten  gerufen.  35iele  faxten  bie 
Hoffnung,  einen  glorreid^en  Sieg  ju  er!äm|jfen  unb  Stalten  bie^mal 
öon  ilinen  ^u  Befreien. 

3n    biefem   Gebauten  rüfteten   fie   fid^.     5lEe    bie   öerfud^teften 

1)  6f)QUinont§  äÖotte  in  Macchiavelli,  Legazione  alla  corte  di  Francia 
öom  ^al}X  1504. 

2)  9f{elation  bei  ©arnter ,  Histoire  de  France  XXII,  163,  unb  Daru , 
Histoire  de  Venise  III. 

o)  Fleuranges,  Memoires  48. 


238  3tocitcg  Söud^.    2)rittc§  ßapttcl. 


9titter  Stalteng  —  benn  e§  gelte  ben  legten  9tul§m  be§  SSater» 
lanbeg  —  nal^men  i^ren  ©otb  unb  Bitbeten  i^re  fctiwere  ütetterei^). 
S5on  Slputien  unb  ütomagna  !am  ba§  fyufeüot!,  bag  öoraiigtidtifte  üon 
S)iönigt  bi  Ülatbt  Ser^igl^eEa,  ^4^artett)aupt  im  S5at  bi  Samone,  au§ 
ben  SSen^o^nern  biefeS  Sl^ateS  geBitbet  unb  fo  n)ot)(  eingeübt,  ha^ 
man  aud^  anbere  Raufen  nact)  i^rem  ^}3lufter  einrtd^tete,  in  Ütot§  unb 
@rün  fteibete  unb  S3nfignelg  nannte  2).  gür  S5auern  unb  Bürger 
war  fd^on  früher  eine  5lrt  ßanbme^^r  angeorbnet.  S)ie  Mften  t)on 
;2^Et)rien  unb  bem  ^elo^onneS,  öon  bem  ägäifc^en  9Jleere  unb  bcm 
^eEegpont  fd^idtten  leidste  giied^ifd^e  S^teiter.  fSon  ^reta  famen  i^al6= 
Witbe  S3ogenfd^ü^en,  bie  (Sagbaren^). 

2)er  oBerfte  fyetb]§err  biefeg  ^eeres  war  ^itigtiano,  ein  Mann, 
ber  fd^on  früher  o^ne  giinftige  ^eftirne  feinen  SSefc^Iu^  gefaxt,  ge= 
fd^weige  eine  %i}at  auggefüt)rt,  unb  ben  nun  bie  ^ö^eren  S^a^re  — 
er  war  Bereite  in  ben  ©ed^^igen  —  nod§  öiel  Bebäd^tiger  gemad^t^). 
S)em  3ur  (Seite  führte  3ltt)iano  bag  gu^tjol!  an.  ^on  ©eftirnen 
Wu^te  biefer  öor  attem,  ba§  5)lar§  am  oBerften  §immel  geftanben, 
aU  er  au§  bem  SeiBe  feiner  ''Ulutter  gefd^nitten  Worben.  @r  war  ftein 
unb  fdtjWac^  öon  5lu§felt)en,  bodt)  l^atte  er  S3ären  gefäEt;  bie  Srup^en 
||)otteten  pWeilen  feiner  @eftatt,  bod§  l^iett  er  fie  fo  in  S^ium,  ha^ 
auc^  fein  2;ropuBe  bie  ^yatjue  5U  öertaffen  Wagte.  Sutoeilen  fd^ienen 
feine  (Sntfd^eibungen  ^^äl^aorn,  feine  ©trafen  ©raufamfeit;  nad&:^er/ 
Wenn  fein  ^nti)  ausgetobt,  War  er  milb  unb  freigebig,  feiner  felBft 
,^err.  S5on  ^latur  War  er  ber  fü^nfte  9Jlenfd§^).  S)a  Stiele  i^m 
ben  ©ieg  ^on^alg  am  @ariglian  ^ufd^rieBen,  ba  er  S^ftrien  unb  ©örj 
erobert,  war  fein  Dtu^m  jünger,  fein  5Infe:§en  größer  al§  ^itigtian^. 
;^n  ©inem  2)inge  nur  ftimmten  SSeibe  jufammen,  ba§  aud^  ^Mtiglian 
für  nid^tS  (iJeringe§  l)ielt,  nie  einem  auStänbifd^en  dürften  gebient 
3U  '^aBen,  unb  bafe  5llt)ian  gegenwärtig  Italien  öor  ben  35arBaren  ju 
tJert^eibigen  glaubte.  5Diefer  bor  bitten  l^atte  bie  fül^nften  Hoffnungen, 
„dürfte  er  bor  ben  5]Sroöebitoren  bem  ^ferbe  ben  Sügel  laffen,  fo 
WoEe  er  in  brei  2;agen  5Jlailanb  l^aBen.  <&aBe  er  nid^t  bie  gran^ofen 
aud^  auö  5^eaBel  berjagt?  ^e^t  fomme  ber  ^önig;  aBer  er  woEe 
ben  ^önig  geBunben  nad§  S^enebig  füliren."     @r  führte   eine  5-al)ne, 

1)  Senarega,  de  rebus  Genuensibus  596. 

2)  aSatiarb  133.   9lnmetfung  ^u  Macchiavelli,  Opp.  III,  p.  6,  au§  Mss. 

3)  Bembus,  157.  Mocenicus,  Historia  belli  Cameriacensis,  hti  Graevius 
V,  4,  9. 

4)  Alexander  Benedictus,  de  rebus  Caroli,  p.  1617. 

5)  Jovius,   Elogium  virorum  bellica  virtute   illustrium,  p.  219,  qu§ 
3llöian§  (Sommentoren.    Navagerus,  Oratio  de  Alviano    p.  0,  6  etc.* 


I 


fyaU  ber  ßanbmad^t  unb  be§  ^anbet§  bcr  Söenejianet.  239 

aur  tocld^er   ein   geftügelter   ßötoe   einen  ^bler  äerrig.     ©ein  f5fe(b= 
(^efd^rei  toar:  ,,3^talien,  Steilheit"  ^). 

^nbeg  mn§  man  betennen,  ha^  nid^t  5lEe  feiner  Meinung  toaren. 
ißicle  backten,  n)enn  etnja  Sefena  unb  ^mola  über  ben  ^ap^t  erobert, 
tiieÖeic^t  @enua  burd^  bie  f^regofen  in  ^lufru^r  gefegt  fei,  muffe  man 
fic^  begnügen.  2)ie  ©ignorie  üerorbnete,  ba^  ber  Eingriff  in  feften 
Sagern  erwartet  unb  ber  ^^elb^ug  auf  tu  §ülfe  befd§rän!t  mürbe,  bie 
man  angegriffenen  Crten  leifte.  ^m  S5olfe  felbft  gab  fic^  ein  ^ox= 
gerügt  öon  einem  beborfte^enben  'Illi§gefd)i(f  !unb.  @ö  natim  eine 
gro^e  ^^euer^brunft ,  bie  eben  bamal§  ba§  5lrfenal  öerjeT^rte,  für  ein 
l)imm(if{^e§  S^ii^^n.  ^a,  nod^  me!)r  fei  gefc^efien.  5S)te  Jungfrau 
Maria  fei  in  ber  ©ee  auf  einem  33aumftamme  fi^enb  gefeiten  morben; 
ite  :§abe  gefagt:  „SBeine,  ßanb!    Söeine,  ßanb!"^) 

^m  3l^ril  1509  begann  ber  ^rieg.  SSalb  gingen  bie  fyran^ofen 
,t)ie  ^bba  l^erüber  unb  riefen  „grance,''  balb  bie  S5enetianer  hinüber 
lunb  riefen  „ßibertä."  hierauf  griffen  um  biefelbe  3eit  bie  fyran^ofen 
Ireüigüo ,  hu  Mantuaner ,  meldte  inbeg  aud^  fomie  bie  f^errarefen 
]\i  bem  ^unbe  getreten,  ßafalmaggiore,  bie  ^äpftlidtien  SSer^ig^eEa  an, 
unb  attc  5Drei  nahmen  i'^re  Orte.  5lber  aU  fie  meiter  öorbrangen, 
würben  bie  beiben  erften  3urüctgefd)tagen ;  nur  bie  ^ä^ftlid^en  nal^men 
au(^  Ütuffi.  Um  bie  ^äpftlic^en  fümmerten  fid^  inbe§  bie  S^ene^ianer 
iiii^t;  fie  gingen  mit  großer  äöut^  miber  bie  gran^ofen.  3n  1fttp= 
iaita  Verjagten  fie,  toer  i^nen  öerbäd^tig  t)or!am,  .^naben  t)on  15, 
i@reife  öon  70  ^aijxtn]  bann  rüdten  fie  beutegierig,  obmol^l  in  i^rem 
eigenen  ßanbe,  auf  jlreöiglio^). 

^önig  ßubmig  mar  in  Mailanb  unb  moHte  no^  ^mei  2age  ba 
tUeiben,  al§  in  ]päkx  5^ad^t  Möul^io  öon  ber  5lbba  5u  i^m  !am: 
,,Iret)iglio  merbe  befi^offen;  man  f(^minge  f^adteln  auf  Radeln  3um 
;;eic^en,  ba§  eö  fid§  !aum  nod^  !)alte ;  er  attein  fei  ju  fd^mad§,  e§  au 
retten."  S)er  .^önig  lie§  mit  bem  Morgen  feine  §omme§  b'5lrme§ 
pfammentreten ,  ritt  in  öoEen  äöaffen  freubigen  f&lide^  hmd)  il^re 
lÜteitien  unb  brac^  auf*).  UntermegS  t)örte  er,  ber  mei^e  ütitter,  fein 
i^efe§l§:^aber  in  Srebiglio ,  fei  gefangen  unb  bie  ©tabt  üerloren;  bie 
'43ürger  be§  £)rt§,  meli^e,  t)on  ben  SJene^ianern ,  hu  meber  ^Jlonnen 
iio(^   <g)oftien  fd^onten,   ge^Uinbert  unb  berjagt,  nun  in  Maitanb  ein 

1)  Arluni,   de  Lello  Veneto  II,  57.    Seissel,  L'Excellence  etc.  308. 
Senarega.    ©"^rciij^iegel. 

2)  Joh.  P.  Vallerianus,  Carmen  ad  Sabellicum,  bii  Roscoe,  App.  I,  586. 

3)  Petrus  Martyr,  Epp.,    ep.  413.    23ornel)mlid}  Coelius  Rhodiginus, 
Lectiones  antiquae  V,  190. 

4)  Rosmini,  Yita  di  Trivulzio  I,  392.    Arluni  63.   Seissel  299. 


240  3toeite§  'M^.    S)titteö  Kapitel. 

OBbacf)  fuc^ten,  famen  t^m  entgegen;  er  eilte;  am  6.  Wai  je^te 
fein  35o(!  auf  ä^iei  ©c^iprüden,  auf  einet  bie  Su^gänger,  auf 
anbetn  bie  9fteiter,  ubzx  bie  5lbba  unb  ftanb  bem  g^inbe  gegenüber  ^): 
er  im  S^ale,  biefer  auf  ben  §öT§en.  ßnttoeber  !onnte  er  i^n  nun  in 
feinem  Sager  fud)en  unb  angreifen,  ober  betoirfen,  ha^  berfelbe  öon 
ba  ^eraBfäme.  S)o(^  5um  Angriff  ttjar  ba§  Sager  aEjufeft,  unb 
^eraBäufommen  reifte  er  i^n  t)ergel6en§  4  2age  lang  mit  Sc^armü^eln; 
am  5.  ging  ber  ^önig,  bie  ©täbte  be§  geinbe§  im  9^üiien  an^ufaEen. 
@r  na^m  9fti|)alta  unb  rüdte  am  14.  5Jlai,  eine§  ^ontag§,  auf 
^anbino;  \)U  ^oUtn  feineg  .g)eere§  gäpen  28,232  mann;  baö  erfte 
SIreffen  führte  (S^aumont,  ba§  ^meite  er  felbft,  ba§  britte  SongueöiEe 
an^).  §iebur(^  toar  ber  f^aE  eingetreten,  ben  bie  Signorie  t)orau§= 
beflimmt  ^atte,  unb  5llt)ian§  Äam:pfBegier  nic^t  länger  p  l^alten. 
„3Baö  fei  ber  @olbat  bem  ßanbe  nü^e,  toenn  er  e§  |3lünbern  laffe?" 
S)arum,  tnä^renb  bie  gran^ofen  im  5lbbat^al  langfam  öorrüäten, 
eilten  bie  S^ene^ianer,  an  33000  ^ann,  auf  bem  für^eren  SÖege  übet 
bie  ^ö^en,  ^anbino  bor  i^nen  ^u  erreichen.  @§  ift  nid^t  anber§,  bie 
Söaffen  be^errfc^en  bo(^  bie  äßelt,  ber  Erfolg  ia^r^unbertelanger  3öeig= 
^eit  pngt  an  bem  ^lüd  eine§  einzigen  ©c^lac£)ttage§.  2öo  fic§  jene 
beiben  äöege  begegnen,  befamen  5llt)ian  unb  ba§  borberfte  fran^öfifd^e 
Steffen  einanbet  gu  @efi(^t,  unb  bie  grangofen  begannen  ben  ^Angriff. 
5llt)ian,  f(^lad§tluftig  bei  ben  erften  6(^üffen,  in  ber  Meinung, 
ba§  S5orbertreffen  fei  be§  ,^önig§  gan^e  ^ac^t,  [teilte,  inbem  er  n)ebet 
'^Mm  nod^  ^tik  bem  Seinbe,  bet  i^n  angtiff,  blo^fteEen  tnollte, 
feine  36  <BtM  ^efd§ü|e  im  S)ic£ii^t  auf,  lie§  ^itigliano  auffotbetn, 
i^m  5u  Reifen,  unb  matf  fit^  bann  mit  feinem  fyu^bol!  buti^  bie 
Söeingätten  übet  ben  Kraben  in  ben  fyeinb.  S)ie  granjofen  toid^en. 
6:^aumont  fanbte  an  ben  ^önig:  „§err,  Sl)r  mü^t  f(i)lagen."  (Silenb 
fd^idte  ßubtoig  i^m  SSourbon  unb  Sremouille  ^u  <g)ülfe;  ^inter  biefen, 
umgeben  t)on  Surften  unb  ^enfionairen ,  ba§  ©c^toert  in  ber  .^anb, 
!am  er  felbft;  bann  teerten  hu  Salinen,  bann  !am  ba§  übrige  §eer. 
@§  Gitterte  gerabe,  unb  ber  Stiegen ,  ^eftig  toie  §agel ,  mag  ben 
Sl^ene^ianern  bie  3lnfunft  be§  ^önig§  Verborgen  ^aben.  Sßie  fie  i^n 
aber  fa^en  —  iä)  ben!e  mir,  bie  SSli^e  brachen  mandfimal  ba§  ^unfel 
unb  erglänzten  auf  bem  Sta^l  ber  ^arnifi^e  unb  erleud)teten  ba§ 
gelb  — ,  toie  fie  inne  mürben ,  i^r  geinb  befomme  §ülfe ,  fo 
fan!  i^r  5!}lut^.  ^nbe^  miberftanben  bie  S5rifignel§  ben  «Sc^toeiäern 
unb  @a§cognern  be§  ^önigg  eine  S^^tlang  gut.    58ei  biefen  toar  bie 

1)  Symphorian  Champier  hn  Godefroy  838.   Bayard  133. 

2)  33cmbu§.184— 186.  «muftcrroae  6!)ampier§  344-354. 


i^aU  ber  ßanbmoc^t  uttb  be§  ^onbelB  bet  SSene^iancr.  241 

(Jutfc^eibung ;  Bei  ^Bauern  unb  «Ritten  au§  ben  ^o^en  2:^älern  ber 
Mptn,  3l|)enmnen  uttb  ^tirettäen  ftattb  ba§  <B(S)xä]al  S5eitebtg§.  2öa§ 
ging  fte  e§  att?  Sie  fucCiteti  ttttr  bie  SSeute.  ^flutt  ^attett  bie  ;^talieiter 
!o((^e  in  S^rebiglio  getttad^t  uttb  ttjareu  Beforgt,  fie,  tceun  nid§t  burd^ 
Sieg,  burd§  eiue  f^IuJ^t  au  rechter  Stit  ^u  xtiUn;  bie  ^rauäofeu 
iinb  S)eutfd§eu  l^atteu  fetue  gemacht  unb  t)erlaugten  utu  fo  T^eftiger 
barnac^;  ha  gefi^a^ ,  ba§  bie  S5rifignet§  juiiidgetDotfen  tüurbeu. 
IHIöian,  tu  beut  bic^tefteu  Getümmel,  iubeut  er  t)ou  bem  mübeu  ^{erbe 
auf  eiu  frif(^e§  f|)riugen  tooEte,  tcarb  ijertouubet  uub  gleich  barauf 
t]cfaugeu.  Me  feiue  Sd§aareu  toarfeu  ftd§  in  bie  g^ud^t;  beu  2ru|j|)eu 
iHtiglian^g,  beueu  fie  uid^t  bie  ^am^jfluft  ^atteu  mitt^eileu  föuueu, 
t{)eilten  fie  uuu  beu  ©d^redfeu  uub  bie  ^^-tud^t  mit.  i)er  %a^  toar 
DoEfoutnteu  üerloreu.  S)er  ^öuig  üBerfa^  bie  gro^e  3fi5^  ber  Sobteu 
unb  gelobte  ber  8iegeriu  5[Jtaria  tim  6a:peEe  für  iT^re  ©eeleu^). 

S)ie  3Jleifteu  er^ä^lteu  ^ieBei,  5llöiau  l^aBe  öou  t)ier  3ügeu  beu 
(e^teu  angeführt,  uub  bie  übrigen  feieu  5U  U)eit  tJorau^getoefeu ,  um 
i.^m  äu  ]§elfeu^),  ©iuige,  ba§  S5orbertreffeu  t)ie(me^r  ]§abe  unter  i^m 
geftaubeu,  uub  ^itigliau,  ber  fi(^  in  Sreöiglio  mit  i^m  eut^toeit,  ^abe 
{)inter  i^m  bou  ber  ^ö^e  ^erab  ber  ©d^lai^t  ^ugefe^en  uub  fid^  bod^  ui(^t 
f^crü^rt^).  S)a^  ptigliau  i^iuteu  tuar,  fd^eiut  burd§  bie  f^tud^t,  bie 
Den  SGÖeg  naä)  ßaraöaggio  ual^m,  beftätigt  ^u  toerbeu;  tt)äre  er  naä) 
(s'rema  tJorauSgetuefeu ,  fo  luürbe  er  fi(^  ui(^t  ba^iu  rüdEU)ärt§,  ba§ 
[}ei|t,  bem  ©ieger  in  ba§  ©d^tüert  geftür^t  ^ahen^). 

^itigliau  uuu  aEein  berfu($te  öergeBeu§  bie  ©ölbuer  unter  feiueu 
il^af)uen  3U  !)alteu.  @ie  Tratten  \)tn  ütu^m  berloreu;  SeBeu  uub  SSeute 
jlttJoEteu  fie  uid§t  aud^  berliereu.  Einige  liefen  il^reu  5^ameu  uid§t 
Htuieber  in  bie  üloEeu  eintragen,  einige  liefen  e§,  uatimeu  neuen  ©olb 
;j!unb  flogen  bod§.  5Jlit  einem  fold^en  §eere  mod^ten  bie  SSürger  bou 
(|Sre§cia  fid^  uid§t  Belaben;  fie  nahmen  nur,  UJer  bon  ben  3^ren 
ilbaBei  mar,  auf.    ^n  ^e^c^iera  ber^meifelte  ba§  ,!&eer  fid§  3U  l^alteu; 

'  i         1)  St.  Gelais,  Histoire  de  Louis  XII,  213—215.    Champier  340.    Le- 
ijferron  IV,  87.    Fleuranges,  Memoires  47.    Bembus  188. 

2)  Bembus,  Guicciardini,  Petrus  Martyr  416.    SSiele  5lnbere. 

3)  Nardi  IV,  23.  5lnt)Qng  jum  9Jlonfttelet  240.  Arluni  69.  3Sotnct)mUc^ 
'jCoelius  Rhodiginus,  Lectiones  antiquae,  190,  unb  Carpesanus  1264. 

I         4)  3fn  ben  1857  t)erauigefommenen  Briefen  beö  Luigi  da  Porto  (Lettere 

tjstoriche  dl  Luigi  da  Porto  Vicentino   per  cura  di  Bressan),   toeld^e  ntd^t 

fjeigentlid)  al§  SSriefc  aTt3ufet)en  finb,  fonbetn  al§  eine  ©c^d^id^te  in  Briefform 

iber  bie  ^at}xt  1509—13,  luirb  9lEe§  bem  <Bä)id\al  gugefdirieben :    che  avea 

isposto  il  cielo,  che  uno  esercito  possente  a  vincere,  e  combattendo  anche 

jcon  gran  valore,  dall'  inimico  cosi  tosto  e  compiutamente  battuto  (©.  36). 

b.  9ionIc'§  aiöetlc  XXXIII.  XXXIV.  9ioTn.  u.  gem.  »Btlcr.  3.  5lufl.  16 


242  3tocttc§  aSud^.    ®ttttc§  ßa^iter. 


1 

lefla  . 

1 


bie  X^oxt  bon  SBerona  fanb  eg  gef (f)Ioff en ;  al§  e§  eine  gß^tlang  airf 
ber  §eibe  gelagert,  30g  e§  nad^  Meftte  an  bie  ^ilfte. 

ßubtüig  folgte  ben  f^lüd^tigen  nad^.  S)a§  (5d§lo§  öon  Sara« 
baggio  !)ielt  fid§  3  5tage;  aEe  anberen  Drte  ergaBen  fi(^  Beim  erften 
©tofe  ber  jlrom^)ete;  in  S3re§cia  ritt  ber  ^önig  oi^ne  Söiberftanb 
\)u  %xepptn  in  ben  oberen  §of  be§  ^alafte§  ein,  nnb  nur 
^e§d)iera  ntu§te  geftürmt  tüerben  ^).  S)a  fd)Iugen  bie  gerrarefen  ön 
i^re  (Slorfen,  tjerjagten  ben  S5i§bomino  unb  nalimen  ba§  ^olefig 
tüieber.  2)er  ^apft  lie§  ben  (Sieg  in  einer  italienifd^en  ^rebigt 
tünbigen  unb  nal^m  Sftimini  unb  gaenja  ein.  S)ie  S)eut|(^en 
fc^ienen  am  (Sarbafee,  in  ^riaul  unb  über  ä^icenga.  SSiele  riet^en 
bem  Könige  Subtoig,  nur  an  ba§  ^eftabe  fortsurüta  unb  im  geuer 
be§  ©iegeS  S5enebig  ganj  gu  öerberben^). 

^n  S5enebig  felBft,  al§  nac^  |o  öielen  S5rie|en  5ltt)ian§ ,  toeld^e 
ben  ©ieg  öerf|)ro(^en ,  bie  ^ad^rit^t  öon  einer  ]o  großen  ^ieberlage ' 
eintraf,  üerfammelte  fid^  bie  ©ignorie  eilenb,  fd^loffen  bie  Äaufleute 
i^re  ßäben,  flogen  bie  ^önd^e,  be§  ))ä^ftlid^en  S3anne§  eingeben!,  unb 
!am  ba§  fSolt  fdfireienb  öor  ben  ^alaft.  S)er  üteft  be§  |)eereö, 
6000  ^ann,  ^atte  feine  ßuft,  tüeiter  3U  !äm)3fen.  S)a  lub  ber  S)oge 
au(^  ^eter  Sarbo  jum  'üatf),  einen  alten  !ran!en  50^ann ;  lange  voax 
er  nidt)t  me'^r  getommen,  nun  aber  na^m  er  fein  feierlid^eg  ^leib  unb 
lie§  fi(^  in  ber  ©änfte  in  ben  ©aal  tragen;  inbeg  aud^  er  U)u^te 
auf  tt)enig  anbere  §ülfe  5U  öertoeifen ,  al§  auf  @otte§  §ülfe.  ^\i= 
erft  ^STcatteo  ^riuli  fd)lug  öor,  man  möge  fid^  ber  unter toorfenen 
©täbte  entfd^lagen.  S)ie§  nahmen  fie  an:  „fo  tüerfe  ber  6d^iffer, 
um  fein  ©(^iff  au  retten,  bie  ßaft  über  SBorb."  äöä^renb  nun 
12  ^[flänner  bie  Äüfte  unterfud^ten ,  too  einem  Eingriff  minber  t)or= 
gebaut  fei,  inbem  ber  S5efel§l  an  ®t)^)ern  erging,  aEe  S5oir5t^e  au 
öffnen,  atte  ©alafd^iffe,  fortan  nur  betreibe  ^u  laben,  angetüiefen 
tourben,  inbem  man  bie  5M^len  öon  S^reöigi  2:ag  unb  5^ad§t  matten 
lie^  unb  fidf)  a^i  anberen  ber  unfein  unb  be§  5Reere§  ^n  bebienen 
ba(f)te,  bie  gremben,  bie  o^ne  @efd^äft  toaren,  öertoie^,  gingen  inbeffen 
einige  ^efanbte  au  ^Jlajimilian ,  „man  toerbe  öon  S5erona,  SSicenja 
unb  $abua  toeic^en" ,  anbere  nad^  5^eapel :  „§äf en  unb  ©tobte  üon 
^Ipulien  feien  bem  Könige  öon  ©^)anien  offen",  britte  au  bem^a^ft: 
„er  möge  nur  aud^  ülimini  unb   ßeröia  einnel^men^).     @ntfd£|lüffe, 

1)  Mocenicus  16.    Petrus  Justinianus,  Rerum  Venetarum  libri,  p.  375. 

2)  Paris  de  Grassis  ap.  Rainaldum  68  unb  bie  Slngefü^rten. 

3)  Bembus    196  f.    Petrus   Justinianus;   ©l^renfpiegel   1260;   Vettori, 
Sandi,  au§  tt)cld)em  Daru  ni,  347. 


gall  ber  Sanbmad^t  utib  beS  |)anbcl§  bct  Scncjtancr.  243 

t)ie  man  öteEeid^t  ^elbenmütT^ig  nennen  ton.  S)ie  9fte))nBlt!  tnoHte 
fid^  aller  i^rer  ßroberungen  auf  bem  feften  Sanbe  ertebtgen,  um  ftd^ 
felBft  5u  be^au^jten  unb  bieEetd^t  if)xe  f^^tnbe  ^um  gtieben  p  t)er= 
mögen,  ^en  freigegebenen  ©täbten  tnar  bamtt  nodf)  geboten,  fidC)  ju 
untermerfen ;  n)ie  ^ätte  fid^  fonft  barauf  ber  :pabuanif(^e  ^^bel  rü'^men 
f önnen ,  burd^  i^n  fei  ber  ^aifer  §err  öon  ^ßabua  ^) ;  tjielme^r ,  toie 
einft  it)re  Uebergabe  ben  ©d§ein  ber  greil^eit  gehabt,  em^)fingen  fie 
je^t,  in  ber  Unfä^ig!eit  S5enebig§,  fie  ju  fc^ü^en,  üon  bemfetben,  ic^ 
toeil  nidjt,  ob  ben  'Bä^tüux ,  aber  bo(^  bie  Srei^eit  jurütf,  einen 
^erm  ^u  niäl^len.  S)a  bie  SJene^ianer  f^jöter^in  öon  ftrafbarer  Un= 
treue  reben,  fo  muffen  fie  ermartet  l^aben,  ba§  man  bennod^  für  fie 
6tanb  galten  merbe^).  5lber  aud§  bie  ©täbte  maren  beftür^t  unb  er= 
gaben  fid§,  eine  jebe  bem,  beffen  ^nf^rüd^e  ber  S3unb  anertont  ^atte. 

§iemit  ging  bie  ßanbmad£)t  S5enebig§,  bie  .^offnung  ber  italie= 
nijc^en  Patrioten  p  @runbe.  @inen  einzigen  SLroft  l^atten  fie,  einen 
tteinen  iroft:  e§  feien  bod^  aEe  Italiener  in  ber  Sd^Iad)t  in  ^op] 
unb  SSruft  unb  nid^t  in  ben  9ftüc£en  öertounbet  getoefen^). 

:^n  ben  531onaten  biefcr  Sftüftung  unb  ^ntfd^eibung  nun  !am  hu 
^Jia(^rid§t  t)on  bem  5lu§gang  ber  inbianifd^en  S)inge  nad^  SSenebig. 
S)ieEeid)t  mar  fie  nid^t  minber  unertoartet.  S)enn  anfangt  maren 
bie  Unternehmungen  ^ir  §offein§  unb  ber  ägtiptifd^en  glotte  glücE= 
Ii(^.  ^ir  «Coffein  fanb  S)on  ßonrengo  im  §afen  t)on  ©d^aul,  too 
ba§  geringe  gat)rmaffer  bie  ^ortugiefen  niemals  ^um  intern  fommen 
lie^;  als  Sourenjo  bie  offene  @ee  ju  geminnen  fud^te,  gerietl§  er 
3tüifd§en  gifd^er^fä^Ie ,  mo  i^n  ^ir  Coffein  angriff,  al§  fein  6d§iff 
feftfa§ ;  inbem  fidf)  ber  ^elb  me^rfad§  öetmunbet  unter  ben  ^aftbaum 
fe^en  lie^  unb  bie  ©einen  immerfort  ermunterte,  marb  er  mit  einer 
.5iugel  in  bie  SSruft  getöbtet*). 

5flid§t  lange  freuten  fidf)  l^ierüber  ^amluten  unb  5[Jlauren.  5ll§ 
fyranäiSco  ben  2:ob  feinet  einzigen  ©o^ne§  öerna^^m,  f^rad§  er:  „äöer 
i^n  liebte,  betoeine  nid^t,  fonbem  ^elfe  mir  itjn  xääjtn"  ;  im  S)e3ember 
1508,  öier  Sage,  nad^bem  bie  ßigue  t)on  ^ambrat)  gefd^loffen  mar, 
fu^r  er  au§,  ben  |)offein  ju  fud§en.  5£)em  S^t^bai,  ber  benfelben  3U 
§ülfe  gerufen,  Verbrannte  er  £)abul,  unb  ba  toarb  ^iemanb  gefd^ont; 
am  3.  Februar  1509  ful^r  er  miber  feinen  Seinb  in  ben  <^afen  öon 

1)  Macchiavelli,  Legazione  t)on  1510. 

2)  Coelius  Rhodiginus,  Lectiones  ant.  191.  Arluni  I,  86.  Paul  Jovius, 
Epitome  libri  X.  Histor.,  p.  89. 

3)  Senarega,  Res  Genuens.  596. 

4)  Barros  II,  2,  8.    Osorius  170. 

16* 


244  3toette§  f8nä).    2)rittc§  ßa^itcl. 

S)iu;  iebe§  öon  feinen  ©(Riffen  nal^m  ein  feinblic^e§  in§  3luge, 
e§  an  nnb  enterte  e§.  :^nbe^  man  anf  ben  ©(Riffen  fäm^jfte,  f(f)lic 
fid^  bie  ^ßtauen  öon  ^alüut,  bie  f^ürften  bon  ^iu,  ben  5lu§ganö  b« 
mut^enb,  babon;  ben  5legt)|)tem  Ralfen  njeber  S)almattnet  noc^  S5et 
jianer;  fie  gingen  unter  ober  ergaben  fid§.  50^ir  Coffein  f^rang  auf 
Mfte,  fa^  3u  Sterbe  unb  entftol^.  S)a  n)ar  Sourenso  gerädit; 
Seeftäbte  be§  ©ultan^  tjermod^ten  i^nt  feitbem  nii^t  me'^r  i^ren  %xi\ 
3U  3a!)len;  bie  te^te  «Hoffnung  ber  S^ene^ianer  tcar  gebrod^en,  ui 
bie  ^ortugiefen,  o]§ne  beren  Geleit  !ein  (5(i)iff  me^^r  ba§  inbifl 
5Jleer  p  Befahren  ttjagte,  toaren  bie  öoEfommenen  Ferren  beffelbc 
S)a§  fei  bie  3^it,  fd^rieb  bie  Königin  Helena  öon  ^Ibeffinien,  bie 
S^riftn§  feiner  gebenebeieten  5Jlutter  bor^ergefagt :  „e§  h^erbe  in  ben 
Sönbern  ber  graulen  ein  ^önig  auffielen,  ber  toerbe  ba§  ganje  (Bt= 
f(^led§t  ber  5[Jloren  unb  SSarbaren  Vertilgen"  ^). 

8eitbem  prte  gtalien  auf,  ber  innere  §of  im  §aufe  ber  Söelt, 
mk  2l§canio  ©for^a  fagte,  unb  bie  ^Jlitte  be§  euro^^äifd^en  S5er!e^r8 
3U  fein.  S)er  3.  gebruar  1509  Brac^  ben  §anbel,  ber  14.  ^at 
1509  bie  Sanbmad^t  S5enebig§. 

2Gßa§  ift  e§  nun,  ba§  bie  9^ationen  erT^ö^et  unb  emiebrigt  ?  3ft 
e§  bie  ©nttoicfelung  il^rer  ^atur,  äöad^fen  unb  S5ergel^en,  toie  eineS 
5Jlenf(^enIeben§  ?  5lber  oft  toirfen  äußere  Umftänbe  tounberbar  p* 
fammen.  Ober  todre  e§  ein  göttli(^e§,  t)on  boml^erein  beftimmteS 
SBer^ängnife  aum  S5erberben  tt)ie  aum  @lü(f?  —  ^^leben  bem  ßm^or* 
fommenben  giebt  e§  nod§  anbere  lebenbige  ^öfte,  bie  feiner  ^u8= 
be^nung  in  ein  Unermeßliches  begegnen.  S5enebig  toar  em|)orge= 
fommen,  aU  feine  5^a(^b am  fd^toac^  maren;  je^t  !am  e§  mit  ftär!eren 
5Jlä($ten  in  ^erül§rung;  inbem  e§,  immer  meiter  um  fid^  greifenb, 
fic^  felbftänbig  amifd^en  il^nen  ergebt,  mirb  e§  öon  i:§nen  angegriffen 
unb  übertoättigt.  Unb  3ugteid§  fd^nitt  eine  neue  maritime  (Sntmirftung, 
treidle  einen  anberen  TOttet^un!t  fud^te  unb  fanb,  bie  §üIf§queEen 
ab ,  burd§  toelc^e  man  fotoeit  gefommen  toar.  5lu§  S5enebig  fonnte 
nid^t  me^r  toerben,  al§  e§  bereite  geworben;  aber  ba§  ^etoorbene 
fonnte  fid^  nod§  bet)au|)ten. 

6.     ^rieg    ber  SJene^ianer  ^ur   Errettung  il^rer  8tabt 
unb   eines   Z^tilt^  ber  Sanbfd^aft. 

5llS  bie  großen  Sd^Iäge  gefd§e§en  unb  Söenebig  nur  fid§  felbft 
unb  baS,  toa§  e§  einft  in  ben  orientalifd^en  Sügen  toiber  bie  5tür!en  er« 

1)  Barros  II,  III,  6.  Osorius  196.  Literae  Helenae  ap.  Ramtf- 
sium  I,  177- 


Ätteg  ber  SBcncjtancr.  245 

Beutet,  ntd^tS  tüetter  Befa^,  BefC^toffen  ^uliu§  unb  f^erbinanb,  beg 
UeBrigen  au  fc^ouen:  jener,  benn  bie  ©tabt  fei  ein  3luge  ;3^talien§, 
biefer,  benn  er  ftanb  eBen  in  feinen  ^auren!riegen  unb  gebadete 
feiner  catalonifc^en  üled^te  auf  5^eo^atri  unb  5lt^en:  „l^aBe  er  nur  ju 
20,000  (5|)aniem  3000  ßanbSfned^te,  fo  rooEe  er  (Sonftantino^jel  felBft 
eroBern"  ^).  ßubtoig  unb  5!}lai-imilian  bagegen  tüoHten  e§  öon  (Brunb 
au§  UerberBen,  unb  i^ie^u  Vereinten  fte  fic^  burd^  5lmBoife^).  @rft 
naä)  ber  ©c^lac^t  na^m  Subtoig  ben  ^er^og  öon  Saöo^en,  n)eld)er 
(i\)pexn  forberte,  in  fein  Säger;  erft  am  29.  ^ai  lie§  9Jlajimilian 
burc^  t)iete  dürften,  trafen,  Flitter  unb  ^ienftleute  be§  9teid§eg  ben 
iBene^ianern  ^^e^be  anülnbigen.  S)iefer  toar  l^ierBei  am  bringenbften. 
%x  erÜärte  ben  i^ürften  be§  9tei(^e§,  bag  Sanb  t)on  SJenebig  fei  ge= 
toonnen ;  nun  gebenfe  er  fid§  auf  bie  (See  ju  BegeBen  unb  i^re  üBrige 
Dijlad^t  au(^  3u  tiernid^ten.  ©ein  $lan  tüar,  mit  einer  )jä^ftlid§en 
unb  einer  f|)anif(^en  f^lotte  öon  ber  ©eefeite,  mit  einem  beutfd^en 
unb  einem  fran^öfifd^en  ^eere,  bie  SSrenta  ^eraB,  öom  Sanbe  ^er  'i>k 
^au^tftabt  einsufdjlie^en  unb  ^u  Be^toingen :  man  !önne  fie  in  4  S5e= 
5ir!e  tfjeilen,  unb  jeber  gürft  !önne  ein  ©d^Io^  bafelBft  ^aBen^). 

^n  biefem  ^eban!en  rüftete  er.  Unlängft  toaren  hk  brei  Schiffe 
,3urü(ige!ommen ,  toeldfie  bie  fyugger  nad^  ^alüut  gefanbt,  unb  ber 
üugenBlicfli(^e  (S^etüinn  t)on  175  ^rocent  mad^te  bie§  .pau§  reic^ 
^enug,  il^m  ba§  ^elb  au^äuja^len,  meld§e§  il§m  ;Suliu§,  ^^erbinanb 
unb  Subtoig,  jeber  au§  anbern  ^rünben,  äugefagt,  300,000  S)ucaten*), 
fo  ba§  ber  (SJetüinn  öom  öftüd^en  §anbel  ben  S5ene^.ianem  nid^t  aEetn 
entzogen,  fonbern  foglei(^  tüiber  fte  felBft  angetoenbet  ttjarb.  S)od^ 
-e^e  er  gerüftet,  getüann  fein  UnterneT^men  einen  anberen  Sl§ara!ter. 

51I§  ßubtüig  nad§  5!Jlailanb  3urü(i!am,  ^tte  man  if)m  an  einem 
Mum^j'^Bogen  feine  ^^^aten,  feinen  Sflat^,  feinen  gug,  feine  ©d^lad^t 
üBgeBilbet  unb  baBei  aud§  ber  5^oBili  öon  SBenebig  nid^t  öergeffen. 
3n  i:^ren  toeiten  Meibern,  bie  §anb  im  SSufen,  i)on  @efid§t  ernft 
unb  nad§ben!enb,  fa:^  man  fie,  aU  l^ätten  fie  nid^t  allein  tjor,  fidC)  ju 
tjert^eibigen ,  fonbern  aud§  ben  ©traben  gut^umad^en,  ja  bie  llnge= 
treuen  au  Beftrafen^).  S)ie  ©ad^e  ift  biefe.  ^n  ben  öeneaianifd^en  8anb= 
fd^aften  fd^einen  Beibe,  .^erren  unb  llntertl^anen,   anfangt  geglauBt 

1)  Paris  de  Grassis  bei  Rainaldus  unb  Zurita  185,  196. 

2)  Zurita  194,  tooäu  Dumont  JV,  I,  117. 

3)  g;et)beBtief  hti  ©olbaft,  9fieidt)§t)anblung  92;  ^anbcUunge  auf  bcm 
SBotmfer  ^Icic^itoge  96;  Zurita  182,  195. 

4)  et)xcnfpicgel  1295. 

5)  Arluni,  de  hello  Veneto,  81. 


246  3tocitc§  Sud^.   S)tttte§  ßapttcl. 

3U  T^afien,  fle  !önnten  einanber  entBe^ren.  ;Snt)em  bie  §erren  fal^e 
\>a%  t^re  S^inbe  mit  t^ren  S5eft|ungen,  auf  bie  fie  SBer^id^t  teiftete 
Tio($  nid^t  aufrieben  toareu,  fonbern  fie  felBft  p  untettoetfen  badete 
unb  inue  toutbeu,  ba§  fie  eine  SJormauer  ju  i^ret  Söert^eibigung 
burften,  inbem  bie  Untertl^anen  buxd^  bie  ^äxU  ber  neuen  S5ertt)alti 
an  bie  TOtbe  ber  alten  erinnert  tt)urben ,  Bemerlten  fie  Beibe ,  b( 
ntenfd§licf)e  S^erBinbungen  nid^t  fo  leitet  getrennt  finb  aU  gefd^Iofft 
fonbern  p  einem  natürlid^en  S^tf^i^itten^ange  öertoad^fen,  toeld^l 
aerrei^en,  aEemal  ba§  ßeBen  gefä^rben  ^ei^t. 

3uerft  in  2:ret)igi,  ba§  mitten  in  ben  Gütern  Deneäianifc 
^belleute  lag,  unb  in  ^abua,  ju  beffen  SBerfe^r  mit  S5enebig  !ai 
80  ^d^ne  be§  2;age§  :^inreid§ten,  ba§  ^ier  iä:§rli(^  für  40,000  S)ucatef 
betreibe  unb  bie  f^rüd^te  feiner  Obftgärten  unb  SöeinBerge  abfe^te^ 
tourbe  man  bie§  getoal^r  ^).  5ll§  in  2^ret)igi  Seonarbo  Wffino  erfd^ien, 
um  tu  ©tabt  für  ben  Äaifer  einzunehmen,  brandete  nur  ein  ©d)u^* 
ma(^er  bie  ^aijm  unb  ha^  ©efd^rei  „©an  ^arco''  ^u  ergeben,  fo  fiel 
il§m  ba§  gan^e  fSolt  Bei.  ^atte  e§  fidC)  ni(^t  öor  175  3a^ren  itt 
ä^nlii^en  SSebrängniffen  öon  freien  ©tüdten  bem  ©lüde  S5enebig§  an* 
bertraut?  @§  na|m  auf§  neue  eine  tjene^ianifd^e  S5efa|ung  auf.  ^n 
$abua  toareu  bie  Ä^aiferlidfien  fd^on  im  SSeft^.  2)odö  aU  ^nbrea 
^ritti  in  ber  grü^e  be§  27.  3uli  1509  ein  X^ox  überrafd^t  l^atte. 
—  hinter  ^eumagen  öerfa^^te  ©c^ü^en,  jeber  feinen  5Jlann  bon  ber 
Sßac^e  faffenb,  bann  2000  au§  na^em  ©ebüfd^  — ,  aU  er  mit  bem 
mar(i)e§!ifd§en  SHuf  burd^  bie  ©trafen  fprengte,  erÜätte  fid^  aud^  l^ier 
ba§  S5ol!  für  S5enebig,  unb  bie  ßanb§!ned^te  mußten  toeid^en.  ^ie 
§äu))ter  be^  3lbelg  mürben  für  bie  Heb  erlief  erung  ber  ©tabt  geftraft^). 

.g)ierburd^  aber  getoann  ber  Ärieg  einen  beränberten  6!T^ara!ter. 
@egen  ben  §erbft  erfd^ien  ^ajimilian  mit  26  gürften  unb  12,000 
^ferben  —  ßa|)alice,  S3at)arb,  frangöfifd^e  unb  fi)anif($e  §ülfgbölfer 
maren  bei  i:^m  — ,  mit  me^r  al§  100  Kanonen  unb  fo  biel  ßanb§« 
fned^ten,  ba§  fein  §eer  auf  50,000  ^ann  ftieg,  ftar!  al§  ein  toa^rer 
^aifer,  in  ber  Hoffnung  auf  eine  ©c^lad^t,  mie  fie  ßubtoig  geliefert^). 
2)ie  SSauern  im  ©ebirge  untertoarfen  fid^,  bie  tiefer  mo^nenben  flogen 
mit  äöeib  unb  Äinb,  mit  S^ie^  unb  fa^renber  <g)abe  nad^  ben  ßagunen^ 
l^inter  2)ämme  unb  ©räben  —  fie  trieben  10,000  <BiM  S5ie^  nad^ 

1)  Savonarola,  Commentarius  de  laudibus  Patavii  bei  Muratori  24, 
1176,  1180. 

2)  Mocenicüs  I,  21,  23.  Coelius  Rhodiginus,  Lectiones  ant.  191. 
Arluni  86.    Bembus  203. 

3)  Bayard  144.  Jovius,  Vita  Alfonsi  ducis  Ferrar.  156.  Weiskunig  290. 


Ärteg  bcr  SSenejianer.  247 

gaöar^ere,  20  000  naä)  ^Ulontalban ,  unb  ^ter  äeigte  ftd^,  tüte  man 
einft  Söol^n^lä^e  in  ben  Sagunen  nel^men  !önnen  — ;  nirgenb^  er= 
fd§ien  ein  |)eer^).  ^ux  ^abua  ftredte  if)m  im  S)reietf  feine  60  f^ufe 
^ol^en,  mit  fünffacher  SBefeftigung  öerfe^enen  ^anem  äum  SBibexftanb 
entgegen.  5!Jleffer  Sorebano,  nnnme^r  üBeraengt,  ba§  (BIM  S5enebig§ 
fei  an  bie  ©r^altung  ber  ©täbte  anf  bem  feften  ßonbe  gefnn^ft,  xoax 
ben  SJenegianern  einen  neuen  2öeg  t)orangegangen ,  unb  ba  fonft  nie 
ein  Stbliger  p  ßanbe  gebient,  ^atte  er  juerft  feine  beiben  @ö!)ne  jur 
SBert^eibigung  ^abua'§  angeboten^).  TOt  benen  gingen  174  anbere 
junge  5^obili,  ein  jeber  mit  10  5Jlännern,  weld§e  fic^  auf  Seben  unb 
lob  äu  i:§m  Derbünbet,  im  ^anjen  10,000  ^ann  nad^  ^abua. 
@ine§  jlage§  !amen  aEe  auf  bem  ^ra  htUa  S5aEe  öor  ber  Äir(^e 
6t.  Suftina,  ber  ©t^u^^eiligen  ^abua'g,  äufammen.  <g)ier  toar  ein 
'Xltar  erri(^tet,  auf  bem  ba§  ©bangelium  lag;  nac^bem  bie  5Reffe 
gelefen  tüar,  traten  fie  aEe,  5D^ann  für  5[Jlann,  ^in^u,  berül^rten  ba§ 
©üangelium  unb  fd^muren,  bie  (Stabt  mit  tod^xtx  %xtne,  mit  i^rem 
!^eben  äu  bertl^eibigen^), 

2®iber  biefe  ©tabt  rüdte  ^^lajimitian.  ©eine  SSriefe,  bie  an 
^^feilf^i^en  gebunben  hineinflogen,  blieben  unbeachtet,  —  bie  .kugeln 
au§  feinen  großen  35ombarben,  bem  Strauß,  ber  fd^arfen  ^e^e  unb 
anbern,  bie  auf  ein  befonbereS  @efteE  gelegt  mürben  unb  be§  2age§ 
nur  biermal  abgefd^offen  toerben  tonnten,  fd^redEten  nid§t;  unbeforgt 
fd)rieb  6öliu§  3ftl)obiginu§  an  feinem  Sßerfe  Lectiones  antiquae  fort; 
ber  @turm  einiger  f|)anifcl)en  ^äl^nlein  au§  ber  'S^d)t  be§  großen 
(5)on5al,  bie  fdf)on  eine  SSaftei  erftiegen  Ratten,  enbete  mit  bem  S5er= 
berben  berfelben,  al§  fid^  ba§  unter  troctenem  üteifig  Verborgene  ^ulöer 
ent^ünbete.  S)ie  ßanb§!nei^te  maren  bereit,  nocl)  einmal  ^u  ftürmen, 
tüofem  i^nen  einige  ©d^merbetoaffnete  jur  'Bdk  träten.  Unb  ^ain= 
milian  forberte  mirllid^  bie  fran^öfifd^en  §omme§  b'^lrmeg,  bie  hd 
itjin  maren,  bap  auf;  benen  aber  mar  ba§  nic^t  genehm.  S)er  33at)arb 
ftoc^erte  ficf)  in  ben  Sännen  unb  fagte:  „©oEen  mir  un§  ^u  Seiten 
berer  in  @efal)r  magen,  bie  ©(iineiber  unb  ©d^ufter  finb?  @r  fd^irfe 
feine  beutfd^en  ©belleute  mit  un§" ;  biefe,  benen  man  e§  nun  antrug, 
entgegneten:  „fie  feien  ge!ommen,  äu  ^ferbe  ^u  ftreiten  unb  nid^t  jum 
Sturm"  *).    ^IJlajimilian  in  bem  Unmuts,  meldten  bie  ^inberniffe  be§ 

1)  Petrus  Justinianus  372.    Mocenicus  30. 

2)  Naugerii  Oratio  in  funere  Leonardi  Lauretani  1530,  f.  31,  22,  36, 
18.  Savonarola,  de  laudibus  1177.    Carpesanus  1269. 

3)  Mocenicus  II,  34.     Petrus  Justinianus  384. 

4)  Arluni  III,  108.  (St)renjptegel  1265.  Zurita  204.  S3ornet)mlic^ 
Bayard,  c.  37,  p.  171. 


248  3toßtte§  S3ud^.    2)rittc§  ßapttel. 

S5orurt!|eil§  in  jebem  tt)ättgen  5)lenfd^en  ertoerfen,  Befahl,  ba§  ßager 
3uBrec§en,  toatf  S5efa|ungen  in  bie  anbeten  $(ä^e  unb  öerlie^  S^tali^ 

hierauf  tarn  ba§  ©lud  ber  S^^ene^ianer  öorsüglid^  burc^  bie , 
neigung  aEet  SSauem  ju  il§nen  erft  red§t  em^or.  Oft,  toenn 
S)eutf(^en  buxi^  bie  5lpler  3tt)ifd§en  ben  SöeinBergen  sogen,  fom^ 
tüo  bie  6d§Ind§t  enger  tnarb,  SSanern  l^inter  ben  äöeinftöto  l^eröj 
fd^rieen  auf,  „nun  tüoEten  fie  itjte  Später  unb  .^inbet  unb  SBetj 
täd^en",  unb  griffen  an;  oft  lagen  fie  hinter  bem  @efträu(^,  U^ 
fd§toäc§erer  Soften  !am;  bann  riefen  fie  bie  S^ene^ianer,  bie  fii^  ai 
in  ber  ^flö^e  öerftetft  Ratten,  5um  ^orbe.  S)en  Solbaten  ent!am  n( 
ber  ^Jlard^efe  t)on  50^antua  Bei  einem  |)lö^Ii(^en  UeBerfaE;  aBer  öicr 
SSauern  fanben  il^n  in  türÜfd^em  SBei^en,  öeracfiteten  feine  großen 
S5erf|)red§ungen  unb  üBergaBen  il^n  in  ben  S^^urnt  ©an  3Jlarco.  S)ct 
S3ifd§of  t)on  Orient,  ben  ber  ^aifer  in  S^erona  äurü(fgelaff en ,  ließ 
einen  5Jlann  ergreifen,  toeld^er  gefagt,  er  fei  marc^eSüfd^ ;  ber  S5ifd§of 
ließ  i^n  l^ängen;  aBer  Bi§  auf  bie  Se|t  BlieB  biefer  ftanb^^aft  ^).  Seben 
2;ag  toarb  e§  fd^timmer.  S)a  gelang  e§  hm  S^ene^ianern,  felBft  S^erona 
äu  gefäl^rben,  S^icen^a  aBer,  ^onfelice,  ^ontagnana  unb  biele  anbete 
£)rtf(^aften  tt)ir!li(^  5U  eroBern.  ©oBalb  fie  einen  Ort  Tratten,  fteEtcn 
fie  bafelBft  einen  (5t.  ^arcug  auf,  jebod^  ni($t  mel^r,  toie  fonft,  mit 
bem  ^U(^e,  fonbem  mit  bem  ©c^toerte^). 

§intt)ieber  gaB  ^Jlajimilian  feinem  g^^^^^ulJtmanu,  Sftubolf  öon 
Slnl^alt,  einem  ^[flanne,  ben  bie  ^ad^Barn  au  .^aufe  be§  ^efd^led§teS 
öon  %ni)aU  l^ol^e  ^rone  nannten^)  —  fein  Sdu^m  toar  bie  Sreue, 
unb  fein  §eer  nannte  il^n  Slnl^alt  ha^  treue  SSlut  — ,  am  7.  5l^rtl 
1510  ben  5luftrag,  ha^  ßanb  auf  ©treif^ügen  mit  ©d^toert  unb 
geuer,  mit  ütauB  unb  3Jlorb  3u  öertoüften*).  S)a  !am  e§  3u  ben 
gräßlid^ften  ©reigniffen.  5ludf)  in  bie  (Srotte  bon  ^afono  !§atten  fid^ 
ätneitaufenb  5!)lenfd§en,  Wdnmx  unb  SCßeiBer  unb  ^inber  bon  guter 
^eBurt,  geflüd^tet;  öor  biefe  trotte  tamen  einige  gran^ofen  Oon  ben 
§ülf§t)öl!ern ;  too  ber  Söinb  l^inein^og,  machten  fie  Seuer  an,  fo  baß 
bie  Unglüiflid^en  üom  9ftaud^e  aEe  erftic^ten^).  Sn  Ubine  l^atte  man 
jtoei  @ngel  mit  Blutigen  ©d^toertem  üBer  ber  .^ird^e  gu  feigen  geglauBt. 

1)  3}ornel)mltd|  Macchiavelli,  Legazione  naü)  3Jlaniua  bon  1519,  V,  319. 
Mocenicus  40,  46.    Bembus  214. 

2)  Macchiavelli,  ebenba,  lOtet  «rief,  p.  324. 

3)  SStief  <^ieront)mu§' ,  SÖif(^of§  bon  SSrinbenburg ,  in  S3erfmann§  2lnl^. 
e^tonif,  V,  II,  127. 

4)  Commissoriale  Maximiliani  bei  SBßctmann  130. 

5)  3JiajimiItan§  SBricf  an  ^Pfolggtaf  Siubtotg  in  ©olbaft,  9(let(^§!^anblung  I 
SSa^arb  1^9—201. 


2)ic  Untctnctjniungen  bt^  ^ap^k^  ^vilin^  Ib  249 

J3n  biefem  Kriege,  in  bem  man  balb  belagerte,  üBerüftete,  ftegte,  balb 
jübexUftet,  gef dalagen  loarb  unb  tt)ic§,  fc^iettett  biefelBen  il^re  ^ebeutung 
iburd§  ganä  fyriaul  au  erfüEeni).  3^n  £)efterreid§  Belannten  Einige, 
jte  feien  t)on  ben  S^ene^ianern  gebungen,  ^emx  auäulegen. 

25euebig  ]ü1)xk  biefen  Ärieg  ntd^t  mtf)x,  um  Stalten  ^u  erobern, 
Stalten  äu  befreien  • —  mit  biefen  planen  ift  e§  borüber  — ,  fonbern  e§ 
toxU  fi(^  ber  faft  unern)arteten  5^etgung  feinet  ^ol!e§,  ber  Sage  ber 
allgemeinen  ^efd^äfte  bebienen,  um  fein  ßanb,  menigfteng  jum  2§eil, 
itoieberaugetüinnen.  ©o  befd^äftigte  e§  fid^,  nad^bem  ber  inbifd§e  .g)anbel 
öerloren  toar,  mit  einer  neuen  @inrid§tung  be§  §anbel§  am  5Jlittel= 
meere.    3nbe§  brad^en  neue  SSegeben^eiten  an. 

7.    3)ie  Unt  ernetjmungen   be§   $a:|3fte§   aur   Befreiung 

Italiens. 

„ßuere  «g)eilig!eit  toei^",  fd^rieben  bie  SSene^ianer  in  i^rem  erften 
Unglüde  an  ben  $apft,  „mie  e§  mit  un§  ftel^t;  @uere  §eilig!eit  fü^le 
Erbarmen,  ©eligfter  S5ater  unb  §err,  unfer  gnäbigfter  §err!  <g)aben 
tütr  Eueren  SSef eitlen  ge^orfamt,  ti)ie  toir  getl^an,  fo  tnürbige  bie  |)anb, 
iüel(^e  bie  Söunbe  gefd^lagen,  fic  aud§  5U  feilen"  ^). 

S)er  ^a|3ft  meinte,  ber  Siga  öon  ßambra^  fei  genuggetT^an ; 
„1:)af)t  ber  Äaifer  feine  ©täbte  nid^t,  fo  fei  beffen  ©aumfelig!eit 
baran  ©c^ulb";  am  20.  f^ebruar  1510,  in  ber  <g)alle  ©t.  $eter§, 
entbanb  er  S5enebig  t)on  5lnat^em  unb  ©jcommunication  unb  ftrectte 
feine  .^anb  über  ben  @efanbten  ber  fRe^ubli!  pm  ©egen  au§^).  ©eine 
cb(e  ©eele  mar  boE  ^ol^er  unb  für  gan^  i^^talien  bringcnber  ^^^läne. 

S)arum  nämlid^  ^atte  5lmboife  be§  ^aifer§  3ug  tfiber  35enebig 
mit  franjöfifd^er  ,g)ülfe  unterftü|t,  bamit  berfelbe  i^n  jum  $a|)fte 
mad§en  möd^te;  unb  in  ben  |)anbfd§riften  bon  SSet^une  finbet  fid£) 
ein  ganzes  ^eräeic^ni^  öon  Knaben,  meldte  5lmboife  bem  ,^aifer  äu= 
gefielen  moEte,  fobalb  er  fein  3^^^  erreid^t  l^abe*).  ©eine  eigene 
@efa^r  alfo  beftärüe  i^uliuS  in  ber  alten  5lbfid§t,  fein  25aterlanb 
^enua,  öon  too  bie  gregofen,  feine  SSermanbten,  au^gefd^loffen  toaren, 
au  befreien,  um  bie  ^ranjofen  au§  i^talien  3U  öerjagen.  ©inft  mar 
bie§  fo  gut  ber  S5eneaianer  al§  feine  5lbfic^t;  äuöor  Ratten  fie  beibe 
inbefe  i^^ren  eigenen  ©treit  au§3ufed§ten.  ^un  toar  er  au§gefod§ten 
iinb  bie  9)lad§t   üon  S^enebig   :§iebei  gebrod^en.     51un   entfd^lo^  fid§ 

1)  Petrus  Martyr  unb  Mocenicus  55,  59. 

2)  Epistolae  Venetorum  bei  Senarega,  Annales  Genuenses,  Muratori  23. 

3)  Paris  de  Grassis  ap.  Rainaldum,  Annales  Eccles.  XX,  75;  Bem- 
bus  200;  Daru  au§  Mss.  III,  881. 

4)  ©atnicr  an^  hn  ^anbfd^xift  XXII,  219,  unb  Zurita. 


250  '         Stoettf^  ^««fl-   2)ritte§  ^apM. 

3uliu§,   ben  9fleft  ber   öeneätanifc^en  5^ac^t   ju  retten  unb  mit  tl 
im  Sunbe  ba§  äöet!  3u  beginnen.     @in  um  fo  !ü^nerer  (Sntfd^li 
ba  bie§  gerabe  ben  ^rieg  feiner  f^einbe  gegen  i:^n,  ben  fie  fonft  Sc 
Ratten  anzufangen,  entaünben  mu^te.     OBtool^l  e^  fo  gefal^röoE  toi 
bie  Galeeren  in  Oftia  Bereit  au  Ratten,   um  im  ^ot^faEe  entfiel 
3u  tonnen,  Blieb  er  boc^  Bei  biefer  Meinung:    „für  gut  ]§alte  Subt 
bie   anberen  ^^ürften  au  feinen  S5afaEen  unb    i^n  au  feinem  (iap\ 
au  ma($en;   aBer  er  tooEe  biefe  Stirannei  nic^t  erleBen,  er  tooEe 
granaofen  au§  i^tatien  berjagen,  unb  feien  feine  ©ünben  baran  ©d^i 
ba^  er  ba§  nid§t  Vermöge,    fo  tooEe  er  nid^t  toeiter  leBen.     gür 
^Befreiung  3^talien§  tooEe  er  fein  SBlut  tjergie^en"  ^). 

Ungefäumt  —  Sögern  öerftanb  er  ni(f)t  —  f(^ritt  er,  unb  au= 
erft  in  ^errara  unb  (Senua,  ^nx  2^i^at. 

^n  gerrara  erhielt  fi(^  5lljon§  ton  @fte,  toie  feine  S^orfa^ren, 
eine  öon  feinen  UntergeBenen ,  feinen  Söertoaubten  unb  feinen  Oberen 
gleich  unaB"^ängige  (Semalt.  ©eine  IXntert^anen  Be^errfc^te  er  buri^ 
^eri^t  unb  SBaffen;  o^ne  Semanben  gefragt  au  -^aBen,  lie^  er  feine 
@efe^e  burd§  Sirom^eten  öertünbigen  unb  feine  üteBeEen  mit  ßorba 
ober  ©(^toert  Beftrafen^).  ©eine  SBrüber,  ^uliu§  unb  ^erbinanb,  bie 
i:^m  na(^  bem  ßeBen  geftanben,  ^ielt  er  gefangen.  S)en  beneaianifd^en 
S5i§bomino,  ber  fonft  mit  feinen  3lufaügen  unter  trommeln  unb 
^Pfeifen  felBft  feinen  §of  nidit  t)erfc§ont,  mar  er  in  ^olge  ber  ©d^lac^t 
t)on  @:§iara  b'^bba  Io§getoorben;  ftatt  an  feinen  Sel)n§^errn,  ben 
$a^)ft,  ^ielt  er  fic§  an  ^aifer  unb  Äönig. 

S5on  biefem  5llfonfo  berlangte  ber  ^apft,  ba^  er  mit  Sßenebig 
grieben  machen  foEe.  @enua  au  öerfud^en,  fd^idte  er  im  3uli  1510 
^P^arc  5lntonio  ß^olonna  unb  bie  ^artei  ber  gregofen  au§,  bie  i^n 
in  Hoffnung  auf  feine  Staaten  ;Suliu§  ßäfar  nannten  unb  mit  bem 
@efd)rei:    „greif)eit  unb  Italien",  auf  bie  Sfliöiera  !amen^). 

5ltfonfo  aBer,  ber  bor  furaem  eine  Bebeutenbe  öeneaianifd)e 
giotte,  meldte  miber  xf)n  ben  ^o  ^erauffam,  t)on  feinem  S^^urm 
^^po§>  unb  ben  S)ämmen  am  giuffe  au§  mit  bem  @efc§ü^,  ba§  er 
felBer  gegoffen,  tiemic^tet  ^atte^),  tooEte  nic^t  in  biefen  ^rieben 
miEigen.  äuliu§,  eraürnt,  ba^  e§  bod^  notfi  S5afaEen  geBe,  üBer  bie 
er  nic§t  bi§:|)oniren  tonne,  forberte  me^r:  „Stlfonfo  foEe  feinen  Unter= 
tl^anen  !eine  neuen  Saften  auflegen,  gerbinanb,  feinen  SSruber,  üBer= 

1)  Zurita  II,  227,  235. 

2)  Diarium  Ferrarense  229,  234,  290,  üBeraE. 

3)  ©diretben  in  ben  Lettres  de  Louis  I,  255. 

4)  Bayard  148.    Coelius  Rhodiginus,  Lectiones  ant.  V,  194. 


2)tc  Untcttte'^muttgeit  be§  *ßa^ftc§  ^ulini  II.  251 

bieg  be§  ^apfte§  *4^atf)en,  Befreien  unb  nid^t  bem  SeT^nS^erm  äum 
Xro^  —  benn  fd^on  BeÜagte  ftd§  ^lupfttn  @^tft,  ber  bie  (Salätoerfe 
in  bem  neuemoBenen  ßeröia  ge^padjtet^)  —  ©alj  gu  ßomacdCiio 
malten,  toa§  er  nie  geburft,  jolange  Seröia  bene^ianiftf)  getoeyen". 
%n]  aEe§  bie§  erfolgte  inbe^  nnr  ein  ^ein  ober  eine  5ln§flu(^t: 
5llfonfo  tooEte  i^m  nic^t  gel§ord§en  ^). 

^xä)t  Beffer  gelang  e§  ben  Sregofen  in  @enua.  Sie  l^offten  auf 
eine  ©r^ebung  il^rer  ^In^änger,  fobalb  fie  erfd^einen  würben.  ^Iber 
bie  granjofen  l^ielten  bie^ntal  eine  gute  5!)lann§5ui^t  innerhalb  tok 
au^erlialb  ber  ©tabt  unb  ;Sebermann  in  ©direrfen.  @§  ift  aufgeaeid^net 
tDorben,  ba^  bie  S3auern,  toenn  man  bie  Äö^fe  Eingerichteter  üleBeEen 
i^nen  3um  ©d^reden  burd§  il^re  Orte  frf)i(fte  unb  auf  ^fäljle  ftedte, 
biefelben  t)om  Söinbe  ^erunterme^en  fallen  unb  nid^t  anprül^ren 
toagten.  hofften  nun  bie  f^regofen  eine  SSetoegung  i^rer  Sln^änger, 
fo  erUjarteten  biefe  auerft  einen  glüdElid^en  Erfolg  bon  il^nen^). 

S)ie§  erfte  ^i^lingen  ertoerfte  ben  ^a:|3ft  3u  neuen  ^nftrengung^n. 
6r  f:prad§  über  3llfonfo  ben  S3ann  au§  unb  rüftete  eine  glotte  toiber 
(Senua.  5lBer  er  fa^te  nod§  größere  ^läne:  er  tooEte  mit  einem 
©d§lage  gexTara  üBertoinben,  @enua  empören,  bie  granjofen  au§ 
5Jlailanb  berjagen  unb  ben  S5ene3ianern  über  ben  ^aifer  fiegen  ]^elfen. 
Unb  l)ieau  foEten  i^m  bie  ©d^mei^er  Reifen.  2)ie  @^od§e  trat  ein, 
in  toeld^er  bie  ©d^toei^er  bie  ^ö^e  i^reg  5lnfel|en§  in  Ärieg  unb  $0= 
liti!  erreidit  ^aBen.  S^ergegentoärtigen  toir  un§  in  ben  ^runbäügen 
i'^re  bamalige  Sage. 

^m  ^^eBruar  1509  j§atte  ßubtoig  i^ren  35unb  aufgegeben*),  unb 
e§  ift  offenbar,  föarum.  Srol  feiner  i^a^rgelber  mar  er  mit  iljnen 
gtoeimal,  1501  unb  1503,  Beinahe  in  offenen  ^rieg  gefommen,  :^atte 
er  anlegt  ben  Urnern  ^eEinaona  jugefte^^en  muffen  unb  ^atte  ge= 
iDiffe  ©ölbner,  meldte  ^nf^rüd^e  an  öerfaEene  SSe3a:§lungen  mai^ten, 
niemals  Befriebigen  !önnen.  Unb  fo  oft  e§  au  einem  ^riegSguge  !ommen 
foEte,  erhoben  fid§  bie  ^arteten  nad^  feinem  SSunbe  toie  bor  feinem 
SSunbe;  bie  Unter^^anblungen  üon  1507  miber  ^ajimilian  !ofteten 
il)m  bie  fel)r   Beträc^tlid^e  ©elbfummc  bon  230,000  Bulben ^).     ßr 

1)  Leonardo  da  Porto,  Stief  in  ben  Lettere  dl  Principi  I,  3. 

2)  Jovius,  Vita  Alfonsi  160.  Andre  del  Burgo  in  ben  Lettres  de 
Louis  I,  250. 

3)  Senarega  600—603.  Macchiavelli,  Legazione  alla  corte  di  Francia 
V,  347. 

4)  SSuttinget  bei  f5?U(^§,  aJlaildnber  f^elbäügc  II,  133.    ©atnier  236. 

5)  ©tettlcr  bei  bem  3-  1507. 


252  Stoettci  S3uc^.    2)ritte§  (^apM. 

badete    gel^orfame  Sölbtter  äu  i^aben  unb  ]§atte  äufeerft  toiberf^enft 
S5unbe§genoffen.     ^lun  toirb  ßubtüig,  ber  übetbieg  ba§  ©elb  niemc 
gering  anfrfjlug,   aud^   ol^ne  ;3f<il§tge(ber,  feiner  wal^ren  ^arteigäm 
bnrd^   gelieime  ^enfionen  nnb  eine§  ^eere§  bnrd^  ©olb  fidler  ju  fe 
geglauBt  ^aben.    @Iei(^  nac^bem  er  ben  ^nnb  aBgeÜinbigt,  Beftätij 
fid^  biefe  3Joran§fe|ung.    O^ne  aEe  Sfci^rgelber  tarnen  6000  (Sd^toei 
5U  feinem  öene^ianifd^en  Kriege,  unb  hu\t  entfd^ieben  feinen  (Sieg 
bemfelBen  Sage,  al§  ^u  «^aufe,  mit  faft  fidlerer  ^rtcartung  be§ 
foIge§,  ein  ^nnb  mit  S^enebig  ijorgetragen  toarb.     51ad^  ber  ©d^Ic 
freilii^  !onnte  barau§  nid§t§  tüerben^). 

3^nbem   nun  hk  ©d^toeiger  l§ierauf  feinem  Surften  t)er^flt( 
toaren,  l^offten  bie  Patrioten  unter  il§nen,  man  tüerbe  !ünftig  Sebei 
mann  öon  frembem  ©otbe  jurücE^alten  unb  o^m  S)ienft  unb  2)ienft= 
gelb  in  tüa^rer  grei]§eit  leBen. 

5!}tan  mu§  eingeftel^en,  \)a^  bieg  nid§t  teilet  möglid^  tüar.  S)eg 
@elbe§  3U  entbehren,  toäre  i]§nen  t)ielleid^t  nid^t  aEäufd^tner  getoefen, 
biefen  Sftid^tern,  bie  nod§  unter  ber  Slanne  ju  SaStorf  fa^en,  üted£)t 
5U  fpred^en,  ben  S5orne§meren ,  benen  e§  ein  aE^ugro^er  ^luftoanb 
fd^ien,  eine  befonbere  ^efinbeftube  ^u  ^eijen,  ben  angefe^enen  §au§= 
toirt^en,  toeld^e  fid§  mit  genftern  Don  %u^,  ober,  toenn  ja  tion  (Bla^, 
mit  toalbgläfernen  S'tutten,  ha^  (BtM  um  4  Pfennige,  begnügten, 
ben  übrigen  einfad^en  Wirten  unb  SSauern^).  5lber  be§  Krieges 
lonnten  fie  nid^t  entbel^ren.  @o  frü^  bie  Knaben  fonnten,  l^ingen  fie 
ein  Sd^toert  über  ha^  linfe  .^nie,  ftectten  eine  ©trau^feber  auf  ben  §ut, 
folgten  ber  3:rommeI  unb  übten  fid§  in  Mdifenfd^ie^en  ^).  ®§  toar 
!ein  ^f^^^^ttiarlt,  feine  ^ird^toei^,  fein  ©d^n)ur  3U  einem  neuen  2anb= 
t)ogt  o^^ne  eine  ^[Jlufterung ,  eine  ©d^ie^übung.  5lud^  ber  ßa]^mc 
mu^te  einen  ^arnifd^  :§aben,  aud^  ber  ^riefter  Tratte  ein  ©d^mert  auf 
ber  ^anjel  um  *).  S)ie  gl^re  eine§  S5rautauge§  toar,  Ujenn  S5iele  un« 
gelaben,  aber  mit  .geEebarben  unb  (5d§tt)ertem,  brei  unb  brei  in  einem 
stiebe,  fid^  anfd^loff en  ^).  Söenn  alSbann  biefe  friegerifd^en  5Jlenfd§en 
beifammen  toaren,  @efd^Ied§ter  unb  fünfte  in  befonberen  ©tuben  — 
nod^  nannten  fid§  aEe  ^u  — ,  erfd^ien  tüol§l  einer,  ber  jüngft  au3 
bem  ^^elbe  naä)  .^aufe  gefommen  toar,  lie^  bie  Bulben  füngen,  bie  er 

1)  Slnf^elm  hzi  @lu^  222  (IV,  122).    «BembuS  177.    ©eljffel  312. 

2)  ©lit^  an^  Mss.  456.  Slnf^ctm  bei  g;ud|§  II,  224.  2lud^  ba§  ßeben 
2fol)ann  Dreüi'g  au§  beffen,  obtooi)!  etU)a§  späteren  Stiefen  478. 

3)  Wimphelingii  Soliloquium,  cap.  XXVIII,  bei  gud^S  56. 

4)  SBcifpicl  bei  ®Iu^  488. 

5)  Wimphelingii  Soliloquium,  c.  31  ibid.  @lu^  au§  Mss.  492.  ©tmler, 
^clöetia  II,  50,  im  Thesaurus  Helveticus. 


2)te  Unternehmungen  be§  5Pa^fle§  Suli«§  II.  253 

al§  Solb  ober  al§  SSeute  baöongebxai^t,  unb  entgünbete  bie  5lnberen 
,^u  bem  SQßuttjc^e,  ha^  man  auc§  i^rer  bei  fd^önen  §elmen  unb  <&elle= 
barben  in  intern  §anfe  einmal  gebente.  Simmann  ütebing  fagt  mit 
^Rei^t :  „i^re  3ugenb  muffe  fid^  immer  irgenbtüo^in  ergießen"  ^). 

Sn  ber  Ueberaeugung,  ha%  biefe§  35ol!  bon  allen  SJerbünbeten 
für  Italien  am  minbeften  gefä^rlid^  fein  merbe,  burc§  bie  S5ermitte= 
{ung  matit)äu§>  ©d^inerS,  SSifc^ofS  sn  SßaEi§,  fd^loB  ^niin^  —  ber 
]iä)  fd^on,  3nerft  bon  ben  ^ä^ften,  mit  einer  ©d^tüei^ergarbe  um= 
geben  ^atte,  —  am  26.  f^ebruar  1510  um  12,000  Bulben  ^a^x= 
gelber  einen  S3unb  auf  fünf  ^a^re  mit  i^m;  bafür  foEe  e§  tüiber 
Sebei-mann ,  ber  ber  römifd§en  .^irt^e  Ungemac^  3ufüge ,  berfelben 
6000  ^ann  in  ©olb  geben 2).  TOt  biefem  S3unbe  bai^te  :^uliu§  feine 
ßnttoürfe  unfehlbar  gu  erreid^en;  im  ^uli  fanbte  er  36,000  Bulben 
nad§  8Ü^artinad^  unb  forberte  hu  gugefagte  5Jlannfd§aft^). 

5lm  (Snbe  be§  Sluguft  1510  enttoidelte  fid^  fein  umfaffenber 
ÄriegSplan:  ha^  |)ä^ftlid§e  ^eer  na^m  5!Jlobena  tin  unb  bebrol^te 
<yerrara;  bie  S^enegianer  er'^oben  fid^,  ba  hu  ^eutfd^en  prüd^ge^ogen 
waren,  gegen  SJerona.  S>ie  glotte,  toeld^er  ber  ^apft  hu  f^a^ne  mit 
bem  ©(^lüffel  unb  ber  breifad^en  .^rone  übergeben,  mar  in  @ee,  um 
(V)enua  anzugreifen,  unb  zugleich  erfc^ienen  bie  ©(^toei^er,  8000  ^ann 
ftarf,  an  ber  Streifa,  um  mitten  burd§  ba§  ^ailänbifi^e  auf  bie  an= 
bere  ©eite  bon  ^errara  —  toie  ß^aumont  auf  S5ologna  —  ^u  faEen 
unb  Ijieburd^  5lEe§  3u  entfd^eiben.  „©d^on  fei  hu  :ba|}aliftifc^e  ^artei 
nmi^tig  berftärft  in  gerrara,  unb  ßucretia  l^abe  entfliel^en  moEen.  S)ie 
Stabt  merbe  fid§  ergeben  muffen,  toie  ^Bologna.  Unb  al§bann  —  l^abe 
man  ni^t  S^erftänbniffe  ^u  S5re§cia  unb  ^arma,  bie  Partei  ber  @T§ibel= 
(inen  in  gana  ^ailanb?"  *)  ^ie^u  erljob  ftd§  ber  ^ap^i  felbft  bon  S^tom 
imb  ging  auf  SSologna.  gtoar  berlie^en  i^n  bie  franjöfifd^  gefinnten 
(sarbinäle;  er  aber  ^atte  feinen  S^J^^fel  am  gelingen,  ^n  ßoretto 
Weitete  er  ber  Jungfrau  ein  großes  filberne§  .^reu^  mit  ber  3luf= 
icf)rift:  „^n  biefem  Qeiä)tn  mirft  2)u  fiegen"  ^). 

3n  ber  ©d^toei^  ift  ^äufig  gefc^e^en,  ba§  bie  Unter^anblungen, 
ineld^e  nid^t  gelingen  moEten,  eT^e  man  in§  ^elb  gerüdtt,  algbann  ge= 
langen,   menn  man  bie§  getrau,   toenn  bie  für  ben  ^rieg   Sifrigften 

1)  mUex,  ©d^ttjeiäexgcfd^td^te,  S5b.  V,  cap.  2,  nota  151. 

2)  3lrttfel  hii  9lnft)elm  IV,  100,  ©tettler  444  unb  gfudtiS  158.  ^fultug, 
^^(u§fQQC  in  bet  .^anblung  ber  S5oten;  5lu§äug  "bzi  f^udfiS  216. 

3)  3Jiayimtltan§  ©c^rctbcn  an  @rnft  t)on  3^agbeburg  hü  Serfmann, 
3lnt)aU.    ß'^roni!  135. 

4)  Bembus  256,  257.  DreKt,  Seben,  p.  75.  Mocenicus,  p.  60. 

5)  Yictorellus  ad  CiaccoDÜ  vitas  paparum.  Vita  Julii  II,  Paris  de  Gr.  78. 


254  3ioette§  Sud^.    2)titte§  ßapitel. 

mit  bem  ,&eere  auSgejogen  tüaten.  i^orfd^t  man  nad^,  fo  tntrb 
finben,  ba§  btefer  ^Jlt^tcmb  pöor  an  mand^em  Un^^eil  unb  ^ule^ti 
bem  Untergang  ber  nnaB^ngigen  ©ibgenoffenjd^aft  bte  eigentl 
©(^ulb  gel^abt  ^at^).  2)amal§  toax  ba§  ,&eer  !anm  über  ben 
l^arb,  aU  ftd§  fatfertid^e  unb  fran3öftfd§e  Parteigänger  3U  regen 
gannen.  ^an  gab  ettoa^  auf  5[JlajimiIian§  Erinnerung,  ber 
tootte  5!)lailanb  unb  nidf)t  f^errara  mit  i^rem  S5ol!e  angreifen; 
fem  e§  nid§t  äurürffe^re,  merbe  er  mit  ber  f(^on  ^ufammengerufe 
5[Jlac§t  be§  9leid§eg  in  i:§r  Gebiet  einbringen^).  Obtool^l  fi(^  bie 
alten  Söalbftätte,  bereu  i^ntention  immer  miber  5Jlailanb  ging,  toxi 
festen,  befd^lo§  bennod§  bie  5Jle^rl§eit,  ber  fran^öfifd^en  @efanbtfc 
fi(^ere§  Geleit  3u  gemä^ren;  obmo^l  8!Jlatt5äu§  ©deiner  erinnei 
hu  ^bfid^t  fei,  bem  ^ap^k  fSoli  p  fenben :  „miberfe^e  fid§  ber  Äöntg 
tJon  gran!reid§,  fo  fei  ber  ^önig  be§  ^a:|3fte§  f^einb  unb  fie  burd^ 
t^ren  S3unb  mit  bem  ^apft  toiber  itin  öer^flid^tet" ,  befd^Io^  bie 
5!}le]§r^eit  bennod^,  ba§  für  ben  ^ap^i  gemorbene  §eer  foUe  bi§  auf 
toeiteren  S3efd^eib  einl^alten^).  @in  fold^er  SSefe^l  ^at  nun  bie  im 
gelbe  fte^enben  Stru^ipen,  bie  i^n  nid^t  öon  einer  Partei,  fonbem 
öon  einmütl^igem  S3efd^luffe  herleiteten,  jebeSmal  in  S5ertoirrung  ge« 
bracht,  diesmal  toaren  fie  gmar  bereits  t)on  S5arefe  U§,  ß^iaffo  M 
6omo  gelangt;  aber  ba  fie  burd§  ben  ^Jlangel  an  SebenSmitteln  litten 
benn  fie  fanben  nid§t§  al§  ^aftanien,  Trauben  unb  Mffe,  t)on  ben 
5?lü:^len  mar  ba§  Eifentoer!  abgenommen  — ,  ba  il^nen  bie  8tra§e 
burc^  giüffe  ol^ne  SSrütfen  gef:perrt  toar  unb  fie  ring§  öon  fran» 
äöftf^en  Sfteitem  umgeben  toaren,  toeld^e  ^toar  nid^t  gerabeau  an= 
griffen  —  benn  fie  fc^euten  fid§,  bie  SfJad^e  3U  reigen  — ,  aber  immer 
beläftigten  unb  immer  brol^ten,  toaren  fie  anwerft  unmut^ig  ge= 
toorben*).  ^flun  !am  ber  58efe:§l  ber  ^agfa^ung;  unb  über= 
bieg  tourben  einige  ^auptleute  beftod^en;  in  ber  aEgemeinen  ^'lot^, 
S5ertoirrung,  Unlunbe  erfolgte  ber  Mc^sug;  am  12.  ©e:ptember 
lamen  hu  erften  ©d^iffe  mit  ben  gurüdtfel^renben  über  ben  ©ee  nad§ 
ßuäem^),  an  bemfelben  bte  fran^öfifd^en  ^otfd^after  bor  bie  %a%- 
fa^ung.  S)ie  5lbgeorbneten  öon  Uri,  (Sd§tot)3  unb  Untertoalben  öer« 
liefen  in  (Sntrüftung  bie  ©i^ung;  bie  Uebrigen  fteEten  ein  ©d^reiben 

1)  Hallet  du  Pan,  ^erftötung  be§  (Sd^toeiäctbunbeg,  S3b.  II,  cap.  VIU, 
p.  111. 

2)  9lu§  bem  ©(^reiben  M  ^ud^S  178  unb  Tschudi  Continuat.  bafelbft; 
bgl.  Slnfl^elm  IV,  125. 

3)  g:ud§§  au^  bem  5lbfd^cib  184.    ^eugnife  «Ulftr.  äöaltetS  231. 

4)  Mocenicus  63.    SBa^atb  205.    SBußinger  hn  gfudjg  192. 

5)  Breve  Julii  bei  ^uä)^  239.    2ln^l)clm  bei  @lu|  225. 


S)tc  Untcrnc'^muttgcn  bcs  5papfte§  3^uliu§  II.  •  255 

an  ben  $apft  au§ :  „S)er  Sßater  be§  gnebeng  möge  mit  ben  Sl^rtften 
f riebfertig  unb  o^ne  arge  ßift  öerfal^ren''  ^). 

©tatt  ber  ©ülfe  empfing  ber  ^apft,  toie  er  uaä)  ^Bologna  ge= 
!ommen,  biefe§  ©c^reiBen.  ^a  Ratten  ^uöor  bie  S^enejianer  S5erona 
Belagert;  fie  toaren  jum  ütüifäuge  genöt^igt,  at§  bie  ^^ranjofen,  Don 
ber  f^urc^t  üor  ben  (Sd^meiaem  befreit,  ber  ©tabt  p  §ülfe  eilten  2). 
Ueberbie§  ^atte  ba§  ipäpftlid^e  ^eer  nid§t  ^eggio  nel^men,  gefd^tüeige 
i^errara  angreifen  !önnen.  S)ie  ^(otte  toiber  @enua  i^atte  fic^  öor 
S5abo  in  bem  .Jpafen  gezeigt  nnb  äu  lanben  öerfud^t,  aber  eine  gleitf) 
ftarfe  gegen  fid^  unb  nirgenb§  f^reunbe  gefunben;  fie  toed^felte  mit 
bem  f^einb  einige  ©teine  au§  ben  Sombarben  unb  feierte  um^). 
^llleg  toar  mißlungen.  §ier,  U)o  bie  ©ad^en  bon  augenblitftid^em 
Uebergetoid^t  abfangen,  tno  bie  5Jleinung  ber  UeBermad^t  bem  ©iege 
t)or:^erge!)en  mu^,  tt3ar  ba§  5Jli§lingen  ol^ne  g^^tfel  bem  ütüc^äuge  ber 
©c^tDeijer  ju^ufd^reiBen. 

Unb  nun,  toie  im  ©tiergefec^t  ber  ^icabor,  menn  il^m  ber 
2;obe§ftid^  mißlungen,  toie  ber  i^öger  im  (SeBirge,  tcenn  i^n  bie  @emfe, 
bie  er  öerfel^It,  in  ben  5lBgrunb  3U  reiben  brol^t,  fa^  fid^  3^uliu§ 
au§  einem  Singreifer  unb  SebroT^er  fofort  p  einem  eingegriffenen 
imb  ^öd^ft  ^efä^rbeten  getoorben. 

Subtoig  zögerte  lange,  i^m  p  Begegnen.  „2)er  ^fapft  l§aBe 
teiifüfd^e  S)inge  toiber  feine  @^re  unb  feine  Staaten,  an  benen  er 
nichts  berüeren  tooEe,  bor;  aber  leiber  jie^e  il^m  ein  ^rieg  mit  bem= 
jelBen  bie  gan^e  ß^^riftenl^eit  auf  ben  ^aU"  *).  ^od§  im  ;3^a^r  1510 
ftarB  SlmBoife;  unb  ba  er  5liemanben  ^nm  (SrBen  feine§  ^nfel^en^ 
^interlie^.  Da  ber  ^önig  üBer  großen  planen  'tik  geringeren,  oBtool^l 
eben  bie  Mittel  ^u  ben  größeren,  3U  überfeinen  :pflegte,  erfd^ien  bie 
(2taat§0ertoaltung  minber  unterne]§menb.  „O  mein  ^atron",  fagte 
stöbertet,  al§  man  il^m  ein  S3ilb  SlmBoife^§  Brad^te,  „toenn  bu  leBteft, 
fo  wären  toir  mit  unjerm  §eer  in  9tom"  ^).  ©nblid^,  nad^bem  ßubtoig 
burii)  bie  Söermittelung  ber  giorentiner  OergeBen§  Unterl^anblungen 
berfu(^t,  al§  ©d§Iag  auf  ©d^lag,  Eingriff  auf  Singriff  erfolgte,  ent= 
fc^ieb  audf)  er  fid§  ^um  Kriege.     Slm  16.  (Se:ptemBer  fam  bie  @eiftlidn= 

1)  ®lu^  au§  bem  3lbfd)eib  545.  a3ßaltet§  ^cugnife  231.  Simleri 
Yallesia. 

2)  Lettres  de  Louis  II,  22.  ^majimilian  in  ^orma^r§  3ltc^it)  1812, 
p.  588. 

3)  Mocenicus.    Senarega  604,    Folieta,  Historia  Genuens.  262. 

4)  Lettres  I,  270.  Macchiavelli,  Legazione  a.  c.  dl  Francia,  lett.  6. 
V,  349. 

5)  Macchiavelli  c.  383,  380. 


256  3ioeite§  SSuc^.    2)rittei  gapitcl. 

feit  be§  ^önigtetd§e§  nac^  2out§  ^ujammen,   me^r  ju  9flat^   al§  jj 
Stiat,  öornetimlid^  um  bie  ^Jletnung  be§  S5oIfe§  3u  getoinnen,  ui 
fäEte  ta^  Uttl^eil:  „ein  gürft  bürfe  aEerbingg  ben  Eingriff  be§  $a^ftf 
ertoibern,  n)enn  au(^  nur,  um  i^n  au  fc^toäc^eu  uub  nic^t  ju  ööEig^ 
SJetberBeu"  ^).     2)ie§  tube§  gerabe  l^atte  bet  ^öuig  öor.     ;Sn  bemfelBj 
^JJlouat  !am  ber  Mferlid^e  S5otfd§after,  g}lattT§äu§  Saug,   S5if(^o|   ijot 
@ut!,  bie  Soire  ^exab.     S)er  Sl^roufolget  30g  i^n  5ut   3:afel,  bi 
.^önigiu  faubte  il^m  S3eaulner  Sßeiu  uub  öou  i^rem  ^uubBrot;   hi 
Äöuig  t)erf|)ra(^  für  beu  Söiuter  geriugere,  für  beu  ©ommex  eiue  §ülfe  öoil 
1200  Saugeu,  10,000  Wann  uub  feiue  eigeue  ^perfou  ^).     @x  tjermt  ' 
\iä) ,    „er  tooEe  iu  ;3ftalieu  eiueu  ueueu  ^immel  uub  txm  ueue  @ri 
mad^eu ;  ber  $a^ft  foEe  aBgefe^t,  ber  ^aifer  fo  gro^  UJerbeu  toie  ^axX 
ber  @ro§e."     ©eiue  5!Jlieueu  seigteu,  toie  eruftlid§  er  e§  meiute;  Xa^ 
uub  ^Ci6)i  badete  er,   ftd§  p  räd^eu^).     ©c^ou  im  ^^oöemBer  fd^itite 
er  fein  maildubifi^eg  §eer  uuter  ß^aumout  iu§  gelb.     2)a§  |}ä|)ftlid§e 
ftaub  ^toifd^eu  5?lobeua  uub  SSoIogua,   um  ^tx^t  p  fd§ü|eu;   ©5au= 
mout  50g  beu  Sft^euo  auftt)ärt§  uub  fd§ieu  5Jtobeua  5U  Bebrol^eu;  m^ 
bem  bie  ^ä^ftlid^eu  fid^  ba^iu  aurüdäogeu,  toareu  fie  bou  SSologua 
abgefc^uitteu,  uub  eBeu  auf  biefe  ©tabt  tt)arf   er  fid§  uut)er3üglid§  *). 
S)ort  toar  :Suliu§  felBft. 

;2fuUu§  toar  öou  feiuem  §eer  aBgefd^uitteu ,  uo(^  immer  o^ne 
bie  §ülfe,  toeld^e  i^m  gerbiuaub  toegeu  ber  uea^olitauifd^eu  ßel^en^ 
uub  oi)m  ben  3u3ug,  ben  i^m  S^enebig  3ugefagt,  uub  !rau!  am 
gieBer.  Uub  iu  S5ologna  felBft  toar  er  gefäl^rbet.  %a  fid§  bie  S5en= 
tit)ogli  Bei  bem  f^einbe  Befaubeu,  fo  erfüEte  fic§  bie  ©tabt  mit  bem 
@emurre  aEer  il§rer  ^reunbe,  ber  9fliuucceueti,  Santujseu,  ßa^jrara. 
^i(^t§  anberg  al§  @efaugenfc§aft  fd^ien  i^m  BetJor^ufteljen.  3n  biefer 
großen  ^otl§  faub  er  §ülfe  Bei  fid§  felBft.  '^ntx]i  t)erf^rad§  er  'iitn  öor= 
ue^mften  SSologuefen,  bie  er  bor  fein  ^zii  Befd^ieben,  einen  ßarbiual  au§- 
i^rer  5!Jlitte.  Uub  W^  marb  bem  auf  bem  5Jlar!te  öerfammelteu  S5ol!e 
tüieber^olt;  mancherlei  aubere  (Suaben  öerf^jrad^  mau  i^ueu,  fo  ba§  ftc 
gän5li(^  für  beu  ^a|)ft  getoonuen  tourbeu.  Uub  toeld^en  (Sinflu^  'auf 
ba§  Sßol!  l)at  bie  geheiligte  Autorität  eine§  antoefenben  ^a^3fte§  immer 
ausgeübt!     ©ie  erfd^ienen,   5000  gu  ^ferb,    15000  3U  ^u^,  uuter 

1)  Burgo  ä  Marguerite:  Lettres  de  Louis  II,  33.  3ltti!cl  in  Gilles, 
Chroniques,  p.  122. 

2)  Burgo  k  Marguerite  unb  Kesponsa  Ludovici,  Lettres  de  Louis 
II,  58,  78. 

3)  Macchiavelli,  Legaz.  365,  370. 

4)  Mocenicus  63.  ^Jlajimilian,  Bei  ^ormatit  398. 


S)ie  Unternef)mungen  be§  5ßapfte§  Suliuä  II.  257 

]tDeter  ^arbinäle  ^nfü^rung,  aKe  tjor  feinem  $alaft.  @r  ftanb  bon 
leinem  35ette  auf,  erfd^ten  auf  beut  S5al!on  unb  breitete  feine  .^dnbe 
3um  ©egen  über  fie  au§;  barnad§,  alg  @iner,  ber  fid§  in  großer 
•Jlot^  i§nen  gäuälii^  anvertraue,  30g  er  bie  5lrme  jurütf  unb  legte 
fie  freu^tDeife  über  bie  Sruft^).  3}te^r  alö  burd)  jebeS  35erf^re(^en 
rourbe  \)a^  S5ol!,  ha^  feinen  dürften  unb  ben  SSater  ber  6^r*iften^eit 
ieiner  Streue  anöa'traut  faT§,  l§ierburd§  bettiegt,  unb  nun  erft  iaud)3te 
vä  ifim  öon  ganzem  §eraen  3U.  S)er  ^a^jft  ging  aurütf  unb  f^ra^: 
,,3e|t  ^aben  tnir  ö^l^^fit."  ^n  ber  %^at,  inbem  nun  hk  ^arteten 
ber  ©tabt  f(^n)iegen,  inbem  fogteid)  barauf  bie  f^janifd^en  unb  t)ene= 
lianifc^en  Gleiter  einritten,  bie  Öefanbten  bon  ©nglanb  unb  ©Ijanien 
aber  firf)  brol^enb  für  i^n  öerttienbeten,  Xüxä)en  hk  gran^ofen.  ^it 
^yreuben  berna^m  er  au§  immer  größerer  gerne  il^r  ßärmen  unb 
5c^ie§en.  'üo^  im  SSette  rief  i^uliuS,  inbem  er  ben  5lrm  er^ob: 
,,gort  au^  3^talien,  fort,  xf)x  granjofen!"  ^ie  greube  machte  i^n 
in  turpem  gefunb :  er  fammelte  fein  §eer  unb  fd^idte  nod§  im  S)e3embet 
brei  gelb^erren  toiber  ^liranbula  unb  gerrara  au§. 

TOt  biefen  S)reien  toax  er,  toie  e§  fd)eint,  nid§t  öor^üglit^  gut 
lat^en.  S)er  erfte,  ber  ^ard^efe  öon  ^antua^),  5^elt  an  einem 
^c^eibeujege  ftiE  unb  f|)rac^:  „S)ort  ift  ^JUranbuCa  unb  geinbe§lanb; 
!]ier  "iDtantua  unb  greunbe§lanb ;  bort  ^ie^^t  it)r,  unb  ^ier  ic^;  unb 
bebürft  i:^r  meiner,  fo  fd^ie^t  nur,  bag  i^  e§  l^öre."  S)iefer  war 
tiorne^mlic^  burdf)  3utiu§  au§  bem  @t.  ^O^arcuSt^urm  befreit^).  S)ie 
beiben  anberen,  ber  ßarbinal  öon  ^ama  unb  ber  junge  .^erjog  öon 
Urbino,  ^uliu§^  na^e  S5ettern,  lagen  täglich)  in  gmift ;  unb  ber  ßarbi= 
iia(  ujenigfteng  toar  fol^  ein  5Jlenfc§,  ba§  @iner,  ber  einen  ^e^ängten 
ja^,  aufrief:    ,3ol)I  bir!   S)u  :§aft  mit  feinem  ßarbinal  bon  $abia 

^an3  ein  anberer  ^ann  toar  5l(fon§  bon  gerrara,  ben  fie  an= 
i]riffen.  ^r  öermün^te  fein  ganjeS  Silber  unb  öer|3fänbete  bie  Sutüeleu 
ieiner  grau  ben  äßud§erern;  bie  irbenen  ©(Rüffeln  unb  2:eEer,  au§ 
benen  man  barauf  hei  §ofe  a§,  :§atten  immer  noc§  ba§  5lu§ge3eid§nete, 
ha^  ber  gürft  fie  mit  ben  Rauben  berfertigt  liatte;  er  !onnte  immer 
auf  ben  beftimmten  2:ag  Sebermann  be^a^len.  hierauf  beruhe,  fagte 
er,   ber  gan^e  (Se^orfam.     S)ie  300  ©tüde,    biele  au§  bem  ^etaE, 

1)  Paris  de  Grassis,  Diarium  bei  9flatnalb  79.  Sansovino,  Origine  299. 
Jovii  Alfonsus  166. 

2)  Breve  bei  Dumoni  IV,  1,  131.   3luct)  Macchiavelli ,  Legazione  352. 

3)  Mocenicus  67. 

4)  5Patt§.  Sembu§.  Seoni.  Castiglione,  Cortegiano  205. 

ö.  tRanfe'g  5Iöct!e  XXXin.  XXXIV.  gjont.  unb  gem.  SSölfcr.  3.  5tufl.     17 


258  3toettc§  SBud^.    2)tittc§  dapikl 

ba§  t^m  bie  33ürger  naä)  @affen  unb  äii^t^^^  geliefert,  gaben  i^m' 
bei  g^eunben  unb  geinben  5lnfeT§en :  feine  S3efefttgungen  um  hit  ©tabt 
tourben  bag  5)lufter  öieler  fpäteren^),  2)ie  f^tanjofen,  toeli^e  ßubtüig 
iijm  3u  ^ülfe  gefd^itft,  waren  im  55ann  mie  er,  aber  öon  5^atur  unb 
burd^  bie  @efe|e  ber  Ütitterfd^aft  in  Sreue  unb  (SJel^orfam  gehalten. 
S3ei  biefer  Sage  ber  2)inge  fonnten  bie  Unternehmungen  be§* 
^a))fte§  nid§t  feT§r  glü(f(ic§  ge^en.  5}liranbu(a  Wäre  ber  2)ame,  bie 
e§  tJ ert^ eibig te,  ^aleotto  ^^ico'g  Söittrae,  fd§n) erlief  abgenommen  morben, 
l^ätte  \xä)  3^u(iu§,  obtno^t  ein  ^apft  unb  fo  alt,  obmotil  im 
!ä(teften  Söinter,  nid§t  in  ^erfon  jur  ^Belagerung  aufgemachte).  (5§ 
mad^te  auf  i^n  feinen  ©inbrurf,  ba^  er  bem  S3at)arb  einft  nur  burd§ 
ein  (5c§neegeftöber  entfam  unb  ple^t,  inbem  er  jelbft  au§  ber  ©änfte 
fprang,  eine  Sugbrücfe  hinter  ftd^  aufauäiel^en ,  ober  ba§  eine  ^ugel 
in  fein  S^-tt  t)or  ber  ©tabt  fiel ;  'i>k  .^ugel,  gro^  toie  ein  ^inber!opf , 
fd^irfte  er  3um  3lnben!en  unb  S)an!  nac^  Soretto ;  bie  ©tabt  be^mang 
er  am  ßnbe,  30g  über  ben  gefrorenen  (SJraben  burc^  bie  ^refd^e 
l^inein  unb  führte  ben  red§tmä§igen  §errn  jurüd^).  5lber  biefe 
mut^öolle  ©ntfc^loffen^ eit  l^atte  unter  ben  ©einen  er  aEein.  SBenn 
SSaftia  bei  @enit)olo  genommen  tourbe,  mar  ^errara  nad§  5llfonfo'§ 
eigenem  Urt^^eile  Verloren;  bennod§  berfäumten  feine  ?lnfü§rer,  einen 
^a§  3u  befe^en,  ben  20  50^ann  tjerf^eibigen  fonnten;  über  biefen  !am 
^Itfonfo  unb  rettete  fein  S(^lo§.  ;^uliu§  lieg  miffen,  „toenn  er  bie 
f^ranjofen  entlaffe,  foEe  er  nid^t  mei^r  angegriffen  merbcn" ;  aber  ber 
felbft,  ber  biefe  Reibung  brad^te,  mar  nid)t  jutjerläffig.  5llfonfo  fagte 
i^m:  „balb  fei  ^uliug  tobt;  ein  fürftlid^eg  ^efd§led§t  belohne  gute 
S)ienfte  auf  immer" ;  ber  ^}lenfc§  —  er  l^ieg  5luguftin  @erlo  —  ent= 
gegnete:  „3^n  fed^§  Sagen  fei  er  ben  ^apft,  ber  alte  ©|jeife  au§  feiner 
^anb  empfange,  3U  tobten  erbötig."  S)er  ^er^og  ^ai  e§  al§  eine 
fidlere  ©ad^e  bem  58at)arb  ersöT^lt.  „^txx,  mü§te  iii)  e§  gerni^,"  t)er= 
fe|te  biefer,  „fo  moEte  iä)  e§  bem  ^apfte  t)or  9lad^t  funbt^un  laffen." 
5llfonfo  aud^te  bie  5l(^feln  unb  fpudfte  au§:  „um  S3a^arb§  mitten 
merbe  er  e§  unterlaffen,"  fo  ha^  bem  ^apfte  feine  geinbe  unb  ^e= 
bannten  beffere  S)ienfte  leifteten  al§  feine  S5ertrauten  felbft*).  5ll§ 
enblid^  3uliu§  nad§  bem  geringfügigen  Kriege  im  Söinter,  in  meld^em 

1)  Jovii  Alfonsus  170,  f.  197.   Fleuranges,  78. 

2)  5Pari§  be  ®r.  100 ,  SSal^arb  216 ,  5U  üergl.  mit  Benedictus  Jovius, 
Hl  St.  Novocom.,  p.  62. 

3)  Fleuranges   66 ,  72.    Mariana  301.    Triulce  au  Roy  in  Rosmini, 
Trivulzio  II,  300.   Alcyonius  de  Exil.  ed.  Menken,  p.  62. 

4)  5}al)arb  223-231.    234—240. 


2)ic  Untcrnef)mungen  be§  ^apfte§  3uüu§  IL  259 

;sran3ofen  unb  ^ä^ftlid^e  fi($  nur  bemütiten,  jene  mit  ?^etrara,  btefe 
mit  ben  SBene^tanern  in  SSetbinbung  ju  Bleiben  unb  ben  ^^xt^f)x 
iljver  f^feinbe  5U  ^inbern,  im  5l|)ril  toieber  9000  3U  ^u^e  unb  1500 
511  ^ferbe  im  gelbe  l^atte^),  fanb  er  nid^t  me^r  ß^aumont,  fonbern  ben 
^}lann,  beffen  ba§  in  Unorbnung  gelommene  §eer  ber  gi-'^njofen  eben 
üeburfte,  ;3^o§ann  3acob  5lrit)ul3,  an  ber  8|)i^e  beffelben,  einen  gelb= 
f)errn,  ber  oft  bie  tDiberf|)enftigen  Öeute  an  58äume  auf!nü|)fen  ober 
tu  ben  5lu6  ftür^en  lie^,  ber  feinen  (S|)aniern  an  i^rem  ©olbe  ab^og, 
n.m§  fte  einem  35auer  genommen,  ber  bon  feinen  ©olbaten  üermünfd^t 
111  arb  —  „biefer  5llte  mit  ber  @la|e  fei  o^ne  Äraft,  o^ne  ßeben  unb 
bod^  fo  ftreng"  — ,  aber  fie  mieber  fefte  ^Idi^e  nehmen  leierte  ^).  ^ier= 
bur(^  ftanben  fid^  3ttjei  ©iebäigjäl)rige ,  beibe  in  ben  SSemegungen 
^stalien§  grau  gett)orben,  beibe  !ü^n  unb  ftreng,  gegenüber,  unb  beibe 
tuiinfc^ten  eine  (5d)lad§t.  3Bie  !onnte  fie  ^uliuS  UJÜnfd^en,  ber  fo 
offenbar  fd^toäd^er  mar?  ^ber  er  fagte:  „^l§riftu§  l^elfe  feinen  (5trei= 
tem  unb  merbe  f$on  Sßege  finben,  ha^  <&au§  (Sfte  unb  ben  f(j^i§= 
nmtifd£)en  Äönig  ju  ijerberben."  ^riöula  moEte  bem  Könige  ben 
SBeg  bahnen;  benn  fd^on  mar  Subtoig  nad§  ^renoble  auf,  um  über 
bie  SSerge  3U  !ommen  unb  feine  'Bafi^e  felbft  auSjufed^ten.  ^ie 
ßntfd^eibung  ftanb  beöor,  unb  ba§  «Sd^mert  mar  gepdtt. 

^n  biefem  ^lugenblicEe  erfd^ien  ^OflattT^öug  ßang  ^mifdien  ben 
Parteien,  unb  nod^  einmal  öerfud^te  man  ben  f^rieben.  @§  mar  ^u 
gleid^er  3^^^  dn  bene^ianifd^er  unb  ein  ferrarifd^er  3U  fd^lie^en;  alte 
33otfd^after  eilten  5ufammen;  bor^üglid)  ber  fd^ottifd§e,  ^ourrat),  fud^te 
3U  Vermitteln;  oft  rat^fd^lagten  bie  ßarbinäle^).  5lber  mie  märe  ein 
5lb!ommen  mit  SJenebig  möglid§  gemefen,  ba  ßang  ^abua,  Xrebigi 
unb  überbieS  700  000  S)ucaten  öon  S^enebig  Verlangte?  deiner  S5or= 
fteEung ,  feinem  S5erf))red^en  gab  er  nad^ ;  fein  ülu^m  mar ,  er  ge^e 
gerabe,  mie  eine  ^er^e*).  ^ür  f^errara  gab  ßubmig  nii^t  einmal 
einen  förmlichen  ©tillftanb  3u:  „ein  folc^er  breite  feinen  Söölfern 
ba§  .^erä-  3e|t  fei  er  im  S5ort^eil  unb  fönne  ©ieg  l^offen.  @rft 
Sieg,  bann  ^rieben,  ©r  merbe  (Sraubünbtner  merben,  er  merbe  au§= 
5icl)en  unb  nid^t  e^er  mieber!omnien,  bi§  er  Sieg  unb  ^rieben  l§abe, 
ober  megbleiben."     ßr  mürbe  geuer  unb  f^lamme,  aU  eben  bamalS 

1)  Leonardo  da  Porto  in  ben  Lettere  di  Principe  4.  Paris  de  Gras- 
sis  101. 

2)  Rebucco,  Andrea  da  Prato  unb  Arlimi,  Historia  Mediolanensis  bei 
Rosmini,  Trivulzio  I,  584.    Arluni,  Historia  Veneta  IV,  55. 

3)  Coccinius,  de  bellis  Italicis,  ap.  Freherura,  Rerum  Germanicarum 
11,  268.      Marguerita  ä  Henry  in  ben  Lettres  de  Louis  H,  96. 

4)  Articles  proposes  unb  ber  33rief  lMng§  in  ben  Lettres  H,  96,  139. 

17* 


I 


^^0  3tt)cite§  iBuc^.    2)tittc§  ßopitct. 

ein  f^regofe,  ben  man  in  ißentimiglia  gefangen,  öon  bent  ^a^jfte,  unt 
einen  ^lufrul^r  ju  erregen,    gefanbt   äu  fein  Befannte.     Sang  »erlief 
ben  $a^ft^).     2:rit)uläio   ging  über  ben   ^anaro    unb  brängte   ha^, 
^3äpftli(^e  Jpeer,  ba§  bie§ma(  5!Jlobena  nid)i  3U  bert^eibigen  Brandete  -^ 
benn  3nliu§   ^atte    e§    flnglic^    einem  faiferüc^en  Seüottmäc^tigtefl 
übergeBen  — ,  Bi§  üor  SSologna.    §ier  traf  i^n  am  5lBenb  be§  22.  5Jtat 
1511  @eorg  grunbSBerg  mit  2500  ^entfc^en^). 

^ie  <Bad)e  be§  $apfte§,  ber  nad^  S^aüenna  gegangen  mar,  I 
in  ben  §änben  beg  6arbina[§  öon  $at)ia ,  ber  in  S3oIogna,  nnb  b 
§er5og§  t)on  UrBino,  ber  in  bem  §eere  babor  Befepgte. 

^lun  tiatte  ber  ß^arbinal  nnter  20  anberen  ßonftaBeln  aud^  ben 
Parteigängern  ber  S5entit)ogti  ein  %1)ox  anvertraut,  nnb  fo  oft  man 
i^n  erinnerte,  fagte  er  nur:  „@ö  ift  gut,  e§  i]i  für  Me§  geforgt." 
3n  ber  ^ad^t  jene^  ameiunbämanaigften  '>iRai  BegaB  fid^,  ba§  äugleid^ 
brausen  bie  SSentiüogli  an  bie  5t^ore  ftreiften,  unb  ba§  brinnen 
'gantujäen  unb  ^Irioften  auf  ben  %f)üxm  begti  ^fineEi  ftiegen  unb 
il^nen  eine  fjarfel  entgegenfd^mangen ,  ba§  barauf  jene  öon  au^cn, 
biefe  öon  innen  an  ba§  %1)ox  ©an  Selice  eilten,  biefe,  um  e§  ^u  er= 
öffnen,  jene,  um  hineinzubringen,  ©d^on  fammetten  fid^  einige  @e=^ 
treuere ,  bie  ^rioften  bon  ^^inten  an^ufaEen ,  a(§  ba§  5i:^or 
aufging  unb  hu  SSentiöogli  unter  bem  Ütufe  „Sega  ^o^olo" 
einbrangen.  S5on  aEen  Seiten  l^örte  man  benfelBen  9fluf,  unb  ber 
ßarbinat  entflo:^  mit  100  üteitern  augenB tief (id§.  2)ie  Stabt  toar  in 
ber  @ema(t  ber  SSentiöogli^). 

2)a§  Getümmel  unb  stufen,  hie  §in  unb  f)er  gefi^mungenen  gadeln 
Bemer!te  aud^  ber  «^er^og  bor  ben  2;^oren.  „äöie  rufen  fie?"  fragte  er 
feinen  33egleiter,  unb  fie  glaubten  anfangt,  ß^iefa  ^u  öerne^men;  bod^ 
in  furaem  unterfd^ieben  fie  beutlid^  ,,Sega"  ;  fogleid^  barauf  :^örten  fie 
öon  ben  äöad^en  aEe§,  ma§  gefd§e]§en  mar*).  2)er  ^eraog  er!annte, 
ba^  er  fid^  nun  nid^t  au  :^alten  öermöge;  alfoBalb,  in  ber  öoEen 
^a^i,  oBmo^^t  gelte  unb  ^e^ärf  aurüclBlieBen,  aBer  ol^ne  meiteren  S5er« 
luft  —  er  felBft  mar  im  9tac^traB  — ,  lie§  er  fein  .^eer  jurücfäiel^en  ^). 
^flur    bie    SJeneäianer,    bie    Bei    i^m   maren,    fanb    ber    Xa%    unb 

1)  Andrea  delBurgo'SSriefe  ebenba  150,  170,  183,  190.  ^Parig  bc  ®r.  103. 

2)  Andrea  an  5Dtatgrctf).  9fiei§ner§  2:^aten  ber  ^runbg^jergc,  f.  11. 

3)  f8txiä)t  2:riöulato'l  in  ben  Lettres  II,  233.  5^arbt,  132.  SefonberS 
^arig  bc  ®r. 

4)  Leoni,  Vita  di  Francesco  Maria,  duca  d'Urbino,  Hb.  I,  p.  26. 

5)  Leoni,  Consideraz.  sopra  l'histor.  di  Guicciard.  an^  bem  3Jlunbc 
Ricardo  Alidosi'^  III,  p.  41. 


®ie  Unterttet)mungcn  be§  ^apfte§  3ultu§  IL  261 

"ber  f^einb  auf  t^rem  ^Ib^uge.  S5om  ütürfen  "^er  griffen  hk  5Tan= 
^ofen,  t)on  ber  (Seite  bie  S3auern  aul  bem  @eBirge  an;  öorn  fteüten 
fid)  i^nen  bie  iöentibogü  in  ben  2öeg.  S)ie  legten  njurben  nod^  öon 
migen  SHittern,  benen  bie  ^lotf)  ^3intt)  gab,  burc^Brod^en ;  bie 
SBauern  ^lünberten  ha^  (Bedarf;  bie  gran^ofen  machten  befangene 
—  einer  mit  einem  Steljfu^  il^rer  brei  —  unb  gro^e  58ente.  %n 
t)emfeIBen  borgen  riffen  bie  Sentiüogli  bie  ^ilbfäule  be§  $apfte§, 
ein  2öer!  TOc^el  5lnge(o'§,  au§  il^rer  5Hf(^e,  fdfileiften  fie  burc^  bie 
©tabt,  f(^Iugen  i^r  ben  ^ojjf  ab  unb  befi^loffen ,  ba§  UeBrige  ju 
einer  Kanone  einaufc^metjen  ^). 

;^uliu§  tnar  nod^  in  9tat)enna.  ©tünblic^  l^atte  er  anbere  ^laä)= 
Tilgten.  S^bem  er  balb  l^offte,  balb  flagte,  „er  fei  öon  benen  öer^ 
tat^en,  bie  er  am  meiftcn  lieBe",  traf  i'^n  bie  ^lad^ric^t  t)on  bem 
■erfolgten  llnglüci.  ^loä)  toar  fein  ^a^  nid^t  t)oE.  5H(^t  lange,  fo 
erfi^ien  ber  ßarbinat  Don  ^aöia  mit  feinen  üteitern:  er  toarf  atte 
€c^ulb  auf  ben  ^erjog;  er  Betoixlte,  ba§  augenbtitftid^  ber  £)ber= 
befe^I  i^m  genommen  unb  5l(tat)iIIa  t)on  6a)3ua  übertragen  n}arb. 
tßalb  baranf  erfd^ien  aud)  ber  ^er^og;  er  fanb  mit  feinen  @ntfdöul= 
ttgungen  nur  menig  ©e^ör.  SöoE  S^ngrimm,  gef(f)lagen  unb  öer= 
Xeumbct,  bei  feinem  Dl^eime  unb  bor  ganj  Sitalien  bef(^im|)ft 
unb  aU  ein  Staüener  entfd^loffen ,  fid^  3u  rärfjen,  ging  ber  junge 
^Jlann  bie  <g)äufer  entlang,  aU  i^m  fein  Sobfeinb ,  burd^  ben  er 
tjerieumbet  mar,  auf  bem  ^Jlanltfjiere  begegnete  unb  i^n  freunblid^ 
,  läd^elnb  grüßte.  @r  [türmte  in  feinem  gorne  auf  i^n.  Snbem  er 
mit  ber  ßin!en  ben  6attel  faßte,  inbem  er  rief:  „SSift  S)u  ©d^ulb 
ober  id^",  nod^  e^e  eine  5lntmort  erfolgte,  ftieß  er  i^m  fein  ©c^mert 
in  bie  Seite.  33erf^eibenb  fagte  ber  ^arbinal :  „^uf  ©ünben  folgen 
©trafen/'     ^er  ^er^og  ritt  nad^  Urbino  babon^). 

^un  fa^  ber  $apft  ^errara  nid^t  erobert ,  3talien  nid§t  befreit, 
SBologna  öerloren,  Don  bem  S5ol!e,  ba§  er  mit  Knaben  überhäuft, 
feine  Silbfdute  jertrümmert,  ein  feinblid^eg  §eer  fiegreid^  in  feinem 
Gebiete;  aber  über  bieg  aEe§,  prter  aU  bie§  aEe§  traf  i^n  bie  (5r= 
morbung  feine§  öertrauteften  greunbe^  burd§  ben  5^effen,  ben  er  er= 
^äogen,  unb  alfo  ber  S^erluft  Seiber.  %m  28.  ''Mai  trug  man  i^n 
in   ber  ©änfte  tion  9lat)enna  nad§   9limini.     @r  fd§(ug  fid)  an  bie 

1)  Leonardo  da  Porto  in   ben  Lettere  di  Princ.  5.    Cocciuius  27L 

2)  Bembus  274.  Guicciardini  IX,  533.  Ferry  Carondele  ä  Mar- 
guerite,  Lettres  II,  243.    Leoni,  Vita  di  Francesco  Maria  132. 


262  3»"tp»  ^ut^-    2)xitte§  ßapitel. 

SBruft,    er  tüeinte  ^eftig;    etft  bei  ^^lacfit,    bamit  i^n  ^temanb  ]'cä 
Iie§  et  fi(^  nad^  Stimmt  bringen^). 

'^aä)  biefem  ^Jli^gefc^id  fonnten  auc^  bie  ä^ene^ianer  nid§t  mel 
tüiberfte^en.  5lm  erften  5luguft  erflärte  i^^nen  3}lajimi(ian,  er  tool 
bie  guten  alten  Später  unb  ha^  S5ol!  bon  bem  neuen  unb  tt)rannif(^( 
^bel,  ber  je^t  regiere,  befreien;  er  U)erbe  \>it  ©tabt  in  bie  grei^eit  b« 
^{eic^gftäbte  fe^en^).  5lm  2.  5Iuguft  ^og  fein  S5ol!  öon  JBerona  au\ 
2)ie  SJeneäianer  tüurben  au§  ber  ganzen  Sombarbei  unb  gan^  griai 
in  tt)enig  fefte  ©(i)löffer  öertrieben;  biefe  felbft  aber,  ßaniago  ur 
©oabe,  Äofel  unb  35eitelftein ,  biele  anbere,  einige  unter  ber  eigene 
SSet^eiligung  be^  Äaiferg,  tDurben  genommen,  ^^lun  erft  tüanbte  er  fid^ 
Ujiber  5lret)igi  unb  $abua.  3lEerbing§  marb  itreöigi  nod)  im  5luguft 
mit  großer  Hoffnung  belagert^)  3nbem  bie  £)eutf(^en  bi§  an  ßibo 
maggiore  unb  bie  ßagunen  felbft  ftreiften,  Ratten  bie  SBene^ianer  i]^rcr= 
feit§  fo  wenig  einen  gelb^errn,  ba^  fie  fic§  ßu^io  ^albe^^i'^,  mit  bem  fie 
unäufrieben  maren,  ben  fie  fc^on  abgebanft,  auf^  neue  bebienen 
mußten ;  ben  2;rub)Jen  fonnten  fie  ben  Solb  nii^t  ^a^len ;  biefe  mären 
in§gefammt  3um  Äaifer  übergegangen,  menn  fie  bon  biefem  Ratten 
Sßefolbung  l^offen  bürfen.  ^a§  ©d^limmfte  aber  mar,  ha^  x1)x  guter 
äßiEe  ni(^t  au^l^ielt.  TOt  S5ermunberung  fielet  man,  mie  bie  3fte= 
gierenben  i^ren  9^obili  immer  auf§  neue  gebieten  mußten,  bie  ber» 
faEenen  3lbgaben  ^u  erlebigen ;  fie  befd^mören  biefelben  h^i  aUm  §ei= 
ligen,  S5aterlanbe  unb  ^inbern;  fie  brol^en  nic^t  aEein,  bie  @äu= 
migen  au§  ben  ^regabi  3U  ftofeen  unb  i^re  @üter  einp^ieljen,  fon« 
bem  fie  beginnen  auc§  bamit ;  aber  fie  bef^mören,  bro^en  unb  ftrafen 
bergeben^^).  @enug,  menn  ;3uliu§  gef darbet  mar,  fo  mar  SJenebig 
nicl)t  minber  gefä^^rbet,  al§  ;Suliu§. 

2öie  Ratten  fie  baran  beuten  fönnen,  Italien  bon  ben  geinben  ju 
befreien?  gür  ben  @eban!en  ber  @in§eit.  unb  greil^eit  bon  S^talien 
fd)lug  bod§  bamal§  feine  lebenbige  5lber.  Seben  Ratten  nur  hk 
©taaten,  bie  fic^  im  ßaufe  ber  legten  Sal^r^unberte  gebilbet,  unb  baS 
^a^jftt^um.  ;S^re  ^Bereinigung  lag  nur  in  einem  SSerftänbnife,  burd^ 
mel(^e§  bie  fremben  Nationen  Ratten  abgeme^rt  merben  fönnen.  3lber 
inbem  ein  3eber  feine  eigene  8a(^e  berfod^t  unb  gu  beförbern  fud^te, 

1)  Paris  de  Gr.  ap.  Eainaldum  89,  104. 

2)  ©c^reiben  3JlQjimiltQn§  qu§  bem  Stoltenif^en  in  ^orma^r^  Slrd^ib 
füt  ©cograptiie  k. 

3)  Palice  au  Roy;  Burgo  ä  Marguerite  in  ben  Lettres  III,  15, 
21,  10. 

4)  Sotaüglid)  SÖembuS  275-288.    Mocenicus  79. 


ÜJlotoIi|cf)e  JBettad^tung.  263 

gerict^en  fte  in  ©treit  mitemanber,  riefen  frembe  |)ülfe  ^erBei,  unb 
t)on  atCen  toar  bocf)  feiner  ftar!  genug,  ftd§  ettoa  an  bie  ©|)i|e  ju 
fteUen  unb  bie  ©ingebrungenen,  bie  bo(^  auä)  i^re  S5erecf)tigung  unb 
eine  ftarfe  ^ortei  für  fid^  Ratten,  lieber  ju  entfei-nen.  S)eni  ent= 
fd^loffenen  ^ßa^fte  felBft  Blieb  nid^tS  üBrig,  a(§  gegen  hk  ^ran^ofen, 
gegen  ben  Äönig  öon  ^ranfreicf)  bie  ©)}anier  unb  bie  ©(^n)eiäer  ju 
.^illfe  3u  rufen.  S)arau§  fottte  fid^  aber  ettoaö  ganj  5lnbere§  ent= 
tüitfeln  al§  bie  greil^eit  t)on  Italien.  — 


X: 


^^^oralifdfie  SSetrai^tung. 

^n  biefer  Sage  fann  man  nic^t  fagen,  ba§  e§  unmöglii^,  aBer 
man  mu^  Befennen,  ha%  e§  für  3talien  fe^r  fd^Ujer  toar,  öon  ben 
fremben  Elutionen  toieber  unabhängig  ju  tnerben.  6§  liegt,  fem  bon 
mir,  über  bie  @efinnung  eine§  großen  S5otfe§  urt^eilen  ^u  tooEen, 
öon  ttjeld^em  bamal§  S3ele^rung  unb  eintrieb  üBer  gan^  (Suro^a  au§= 
ging;  5liemanb  !ann  fagen,  bag  e§  unheilbar  !ran!  gettjefen;  aBer 
e§  ift  getoig,  ba^  e§  an  großen  @eBre(f)en  litt. 

©runb  unb  55oben  aller  ßeBen§!raft  tüarb  bon  ber  .giiQBenfd6än= 
bun^  angegriffen,  bie  fi^  Bi§  auf  bie  Jünglinge,  bie  Bereite  im  §eere 
bienten^),  erftrerfte  unb  um  fo  loeniger  für  lafter^aft  galt,  tceil  fie 
^riec^en  unb  3ftömern,  benen  gleiC§3u!ommen  man  für  ein  i§öd§fte§ 
3iel  ^ielt,  gemein  getoefen  War.  ?lu(^  einT^eimifd^e  unb  minber 
claffif(^e  ©d^riftfteUer  leiten  ba§  Unglüd  ber  ^flation  ton  biefer  S5er= 
irrung  1)n^).  @in  entfe^lii^er  ^ebeuBü^ler  ber ^^öberogie  tüar  ba§ 
franaöfifd^e  UeBel,  ha^  aEe  (klaffen  toie  eine  $eft  ergriffen.  SSie  oft 
finbet  fid§ ,  ba§  gelb^erren  baburd^  jum  S)ienfte  unfähig  getoorben; 
bie  <Sö:^ne  §ercole'§  bon  @fte  litten  einft  in§gefammt  baran;  ganje 
S)örfer  im  S^enegianifd^ien  maren  angefterft  unb  ol^ne  ütettung  ber= 
loren;  man  mei^  bon  einigen  ©d^iffen,  tüo  nid£|t  bon  einer  ganzen 
giotte,  bie  in  Äorfu  neu  Bemannt  toerben  mu^te,  toeil  bie  gefammte 
5!yiannfd^aft  bon  biefem  UeBel  unBraui^Bar  getoorben^).  Öegen  eine 
fold^e  SBerBreitung  ei-fdfieinen  S5or!e^rungen ,  toie  man  jie  ettua  in 
S)eutf(f)lanb  treffen  burfte,  mie  Äinberfpiele. 

;3nbeffen  ift  e§  fd^toer,  ba§  S5erberBen,  toeld§e§  aEeäeit  unb  üBer= 
aE  bori^anben  ift,  oBtoo^^l  e§,  unb  mit  ütec^t,  bon  ben  8itten^rebigern 

1)  Ferronus  naä)  ber  SBcfd^reibung  ber  ©d^loti^t  t)on  ^a'oia  1525. 

2)  Chronicon  Venetum  bei  Muratori  XXIV,  p.  12. 

3)  Diarium  Ferrarense.    Chronicon  Venetum  73. 


264  3h)ctte§  SBudtj.     ^rittcö  dapitd. 

al§  immer  neu  angesagt  totrb,  bon  bem  eigentl^ümlid^en  G^^araÜ 
einer  3^^^  ^^'^  ^^^er  ^^lation  5U  unterfd^eiben.  ^liäji  o^ne  2Bib( 
f^ru(^  njirb  man  Bel^aupten,  ba§  ^eftreben  me^^r  um  tt)oT§l!üngen^ 
Üteben,  al§  um  gute  zi)atm,  bie  9la($a:§mung  be§  TOert^umg  mel 
in  bem,  Ujie  ^Jlacc^iabett  fagt^),  tcaS  e§  im  ©chatten,  aU  in  bei 
toaS  e§  in  ber  Sonne  geleiftet  l^atte,  biefe  Uebung  ber  Änaben  nie 
ollein  im  3^^"^^^^  ^^  $rofa  unb  S5erfen ,  fonbeiit  au(^  in  ber  |c 
nen  .g)cu(^elei,  tt)ie  fid§  i]§re  Seigrer  auSbrüdt ten  ^) ,  öffentliche  Ütebi 
mit  Balb  gel^oBenem,  balb  gejenftem,  Balb  üagenbem,  Balb  frol 
lorfenbem  2one,  in  einem  nid^tigen  unb  erlogenen  5lffect  über  e^ 
nid)tige§  Stl^ema  3U  l§alten,  toeld^e  Uebung  fie  auf  eine  feltfame 
aU  ^tänner  fortfe^ten,  —  biefe  gan^e  formale  ^itbung,  nac^  ber  au( 
grauen  ftrebten,  W  mir  jur  ß^ra  (ateinifd^e  S5erfe  impvoüifiren  finben^), 
fei  Sui*u§  unb  einer  5^ation  aU  fold§er  nid^t  l^eilfam.  ^'liemanb  aber 
ton  Be^meifeln,  ba§  e§  (5d§mäc§e  fei,  menn  biejenigen,  meli^e  fid^ 
für  5}teifter  be§  SeBen§  auggeBen,  ftatt  ^ann'^eit,  ^eufd^l)eit,  r-üc^= 
fi(^t§Iofer  SelBftBeftimmung ,  nur  ^lugT^eit  unb  ben  ©c^ein  jener 
2;ugenben  em^jfe^len*)./  IXeBerbie^  gab  eg  Jünglinge,  meldte  lieBer 
auf  bjm_^tolt|iere  afe  ^iPfflerTe  fa|en"7  ^-^-^^jnner^  mel(^e  fW^g^ 
«^oarjtröufelten,  bte_^ug^nBraimt__aB|är^  mit  S5orneT^meren  fo 
fan|t  fprad^en,  aU  gel^e  i^nen  ber  ©eifTäug,  meldte  il^ren  ^o^f  nid^t 
Bemegten,  um  il§r  ^aar  nid§t  in  Unorbnung  ju  Bringen,  unter  i^rem 
SBarett  einen  ©:piegel,  im  5lermel  einen  ^amm  trugen.  S5iele  hielten 
e§  für  ein  gro^e§  SoB,  im  Greife  ber  S)amen,  bie  fSiola  in  ber 
«ganb,  fd^ön  fingen  3u  !önnen^). 

S)er  @runb  ber  9lad^a^mung  ift  aEejeit  bie  ©d^mäd^e;  frembe 
©itten' nal^men  mit  ^Jlad^t  üBerl)anb.  2)a§  Ungtütf  toar,  ba^  jtoei 
5^ationen  um  bie  DBer^anb  ftritten,  unb  ba^,  mer  bie  franjöfifd^e 
©itte  ^a^te,  ber  f|)anifd^en  auT^eimfiel.  äöer  nid§t  franjöfifd^  fpx'cid§, 
lernte  f))anif(^ ;  mem  bie  meite  ^teibung  ber  granjofen  mißfiel,  mäT^lte 
bie  engere  ber  ©ipanier  unb  S)eutfc§en.  ߧ  maren  fSuU,  bie  ^ur 
9lad^a^mung  ber  g-rangofen,  toenn  fie  f^rad^en,  nid§t§  al§  mit  bem 
Äo^)fe  f(^üttelten,  ober  S5erBeugungen  mad^ten  unb  auf  ber  ©trage 
bie  Süfee  fo  fd§nett  festen,  bag  i^nen  il^re  S)iener  nid^t  nad§!ommen 


1)  Macchiavelli,  arte  della  guerra.  I.  Einfang. 

2)  Arluni,  bellum  Venetum  IV,  58. 

3)  Gilles,  Chroniques  117.    Sansovino,  Yenetia  190. 

4)  Macchiavelli,  Principe  unb  Discorsi.     Castiglione,  Cortegiano. 

5)  Cortegiano,  p.  43,  p.  111,  p.  125. 


aJloralifd^e  SBettadjtung.  265 

tonnten^).  5lnbere  gab  e§,  bie  fic^  bte  furjeti  unb  toi^igen  2lnt= 
tuorten  bex  ©panier,  t^re  Bebäd§tige,  anfangt  unfc^einBate,  aBer  tjon 
Sag  SU  Sage  l^ercfi^enbere  ©rfd^einung  in  jeber  ^efeEft^aft,  an  jebent 
,r->oie,  biefe  treffüd^en  ©c^ac^frteler ,  bie  no($  nie  f^lei^  batauf  ju 
tüenben  fc^ienen,  3um  55lufter  nal^men^).  3luf  jeben  f^att  tüurben 
fie  t)on  bet  einen  ober  ber  anbeten  ©itte  gefangen. 

hiermit  l^ängt  felBft  ber  3uftanb  ber  ßiteratur  einigermaßen  3U= 
fammen.  @§  finb  lurj  öor  nnb  ju  biefer  3ßit  tier  größere  §elben= 
gcbi($te  entftanben,  atoei  ju  f^torenj,  giriffo  nnb  ^Jtorgante,  jttjei  ^u 
gerrara,  bie  €rlanben  SSojarbo'S  unb  5lrioft§.  ©iriffo  fäEt  in  ben 
^eu33ug  ßubtoig§  be§  .geiligen;  bie  anberen  l^anbeln  öon  ben  ^ala= 
binen  ^arl§  be§  (großen,  ©ie  ^^reifen  bome]§mIic§  fran^öfifd^e  |)el= 
ben;  fie  ^aBen  me^r  bie  Mege  ber  ©ipanier  toiber  t)U  ©aracenen 
^um  S5orl6ilb  al§  ii^re  eigenen  Kriege;  l^atte  ber  ©toff  biefer  @ebic§te 
eine  Söirfung  in  ber  ^^lation,  fo  fonnte  fie  nur  gegen  ben  @emein= 
geift  berfelben  gerichtet  fein. 

1)  Cortegiano  146,  147,  163. 

2)  Cortegiano  138,  169. 


iut  ^oc^ften  ®maU  in  @uro^a« 

1.    Suliu^  II.  im  35unbe  mit    Spanien. 

ouliug  toar  nid§t  aEein  in  feiner  toeltlic^en  Wa^t,  fonbern 
auä)  in  feiner  ürd^Iid^en  Söürbe  angegriffen.  3ene  fünf  ßarbtnäle, 
bie  i^n  t)erlaffen  unb  fid^  mit  Snbtüig  Vereint,  brei  g^an^ofen,  ein 
S5orgia  nm  Sucre^ia  35orgia^§  ^n  gerrara  toiUen  unb  ein  SaraUojal, 
üinbeten  am  19.  ^ai  1511  ein  aEgemeine§  ßoncilium  ber  ^ir(^e 
on  —  benn  er  miber  feine  ^ftic^t  unb  feine  Seit  öerfäume  hu^ 
—  unb  luben  il^n  felBfi  bap  ein  ^).  SGßie  im  ^unbe  mit  ©aijonarola 
Äarl  VIII.  bem  ^a^fte  ^llejanber  entgegenftanb ,  fo  bebiente  fid§ 
Subtüig  biefer  ßarbinälc  gegen  3uliu§;  bie  fogenannten  geiftlid^en 
2Baffen  tourben  me^r  öon  ben  gürften  toiber  ben  ^cip]i,  aU  öon  bem 
$apfte  toiber  bie  dürften  gebrandet.  3uliu§  tt)u|te^ben  garbinälen 
äu  Begegnen.  „(Sie  möchten  fid§  erinnern,  mit  n)e(d§er  «Stimme, 
toel(^em  5luge,  meld^em  @efi(^t  er  ein  ßoncilium  ju  Italien  gefi^moren ; 
fie  mürben  fagen,  ba^  er  e§  in  ber  einfältigen  ^a^r^eit  be§  ^erjenS 
get^n.  ^'lur  ba§  Unglürf  unb  bie  Unrul^e  3talien§  fei  if)m  Big  je^t 
im  SÖßege  gemefen.  Se|t  aBer,  mie  er  i^re  5ln!ünbigung  annuEire,  fo 
berfünbe  er  felBft  ein  ßoncilium,  nic^t  na(^  $ifa,  bog  eine  öierjel^n* 
jährige  SSelagerung  ^ierju  untauglid^  gemacht,  nid^t  auf  ben  nä^ften 
©e^temBer,  eine  öiel  p  furje  Srift,  fonbern  auf  ben  ^^jril  1512 
unb  nac^  Sftom"  ^).    2)ie  malere  (^t\df)x  lag  ni(f)t  in  bem  (S;oncilium, 

1)  Convocatio  Concilii  apud  Pisam  bei  Goldast,  Politica  Impe- 
rial. 1194. 

2)  Breve  apud  Rainaldum,  Ann.  Eccl.  XX,  90—92.  Paris  de  Gr. 
ibid.  115. 


3fuliu§  II.  im  35unbe  mit  ©ponien.  267 

ubern  in  ber  Uebermad^t  ßubtüig§,  bex  ftd^  bex  S3efd§Iüffe  beffelfien 
jur  Vernichtung  beg  $a^fte§  Bebienen  tDoEte.  «hiergegen ,  fon^ic 
^Uejanber  in  ber  gurc^t  t)or  Äarl  unb  in  ber  ©ntättjeiung  mit  Sub= 
raig  einen  SSunb  mit  f^^i^binanb  ba§  eine  ^lal  gefd^loffen,  ba§  anbere 
'Mai  npenigftenS  BeaBficötigt  ^atte,  toanbte  fii^  auä)  ^uliu§  ungern, 
äögernb,  mit  äöibertoitten,  aber  bte  5^ot^  3tt)ang  t^n,  3u  einem  SSunbe 
mit  Spanten. 

f^erbinanb  toax  auf  ber  9fteife  nac^  ^ataga  unb  jum  afrüa^ 
nifc^en  Kriege,  al§  er  bie  ^lagefd^riften  be§  ^apfte§  über  ßubmig 
emjjfing.  6r  l§iett  inne  in  feinem  Qu^e.  S)er  ütat^  öon  (s:aftilten 
urtl^eilte,  menn  man  einen  inneren  ^rieg  l^abe,  Brauche  man  feinen 
äußeren  gu  fu($en.  :^imene§  t)erf|)rad§,  400  000  S)ucaten  Beiäufteuern, 
ja  felbft  3u  !ommen^).  f^-erbinanb,  ber  im  ^a§re  1510  burc§  be§ 
^5a|)fte§  ;^nt)eftitur,  bie  i:§n  t)on  alten  S5er:|)flid)tungen  gegen  ßubtoig 
freijprai^,  in  Neapel  t)oE!ommen  .g)err  getüorben  toar^),  teufte  mol^I, 
ba^  fic^  im  Söunbe  mit  ber  ^ird^e,  burc^  bie  ©anction  berfelBen  5lEe§, 
im  S^^fi  ^it  ^^^  nid§t§  erreichen  laffe;  in  neuen  großen  5lu§= 
fi(^ten  lie§  er  ben  (SJeban!en  an  bie  Eroberung  tion  ^lejanbrien 
jal^ren;  er  trug  bem  ^apfte  1000  ßanaen  unb  10  000  ^iJlann  au 
guge  um  40  000  S)ucaten  monatlichen  ©olb  für  fte  an^). 

8d§on  im  5luguft  1511  ging  ber  $apft  insgeheim  ju  Oftia  auf 
feine  3}orfd)läge  du.  5lm  erften  October  erüärten  fte  öffentltd^  i^ren 
SBunb.  5tlg  Stoetf  beffelben  tnurbe  beseiifinet:  „SSologna  mit  feinem 
Gebiete  unb  aEe  unmittelbaren  SSeft^ungen  be§  römtfc^en  ©tu§le§  ju 
erobern  unb  bie  ßin^ett  ber  ^irc^e  ^eraufteUen".  @ine  toeitere  tt)id^= 
ttge  S5eftimmung  mar  :  „menn  ettoag  au^er^alb  Italiens  erobert  mürbe, 
foEe  bie§  burc§  beö  $a|)fte§  ^eftätigung  bem  Eroberer  Verbleiben''  ^). 
hierauf  rief  man  benfelben  S3unb  na(^  einer  großen  ^ro^effton  t)om 
©teine  ber  S)ecrete  auf  bem  ^la^e  ju  S5enebig  au§,  ba§  bie  §älfte  be§ 
feftgefe^ten  @olbe§  5u  jaulen  übernahm,  ^^erbinanb  fam  öon  ber 
§irf(^iagb  au§  ben  ©e^öläen  än)tf(I)en  5lranba  unb  ßerma  unb  be= 
fd^mur  i^n:  ftd§  unb  feine  @üter,  aEe  ^üter  unb  Sauber  feiner 
Xo^itx  biete  er  überbie§  ber  .^ird^e  bar"  ^). 

@in  öierte§  ©lieb  ju  ^ap^i,  Äönig  unb  9ftepubli!  toaren  in  biefer 
^Bereinigung  bie  ©c^meiäcr.     §ier  marb  ber  S3unb  niä)t  ausgerufen 

1)  Gomez,  Vita  Ximenis  ap.  Schottum  1057,  1058. 

2)  Zurita  II,  220.    Passero,  Giornale  173. 

3)  Zurita. 

4)  Liga  pro  recussu  Papae  bei  Rymer,  Foedera  VI,  1,  23. 

5)  Bembus  290,  Petrus  Martyr,  Epp.  467,  468. 


268  3tocite§  Öud^.    23iertc§  (Sapttel. 

tüeber  t^r  8oIb   nod^  tl^r  alter  S5ertrag  übte  ©influfe  auf  fte  aul 
3um  Kriege  toaren  fie  jebod^  Don  allen  juerft  gerüftet. 

2)ut(^  aEe  Orte  ber  ©d^tDeia  tüogte  in  biefem  i^aT^re  tint  Wb^al 
^artetung.  S3orpgltc^  T^efttg  toar  fie  in  äßaEig  unb  gi^eiburg.  S)i 
ftritten  Sütg  nff  ber  f^lue  unb  ^^Jlatt^öuS  ©deiner  au§  ^Jlü^libat 
3ürg,  ein  Mftiger  ^ann,  ber  fein  5llter  bi§  na^e  an  ^unbert  i^al 
gebracht  5^t,  ftola  auf  bie  12  ©ö^ne  unb  11  Stöd^ter,  bie  i:^m  fetf 
^auSfrau  geboren,  ttjo^n^aft  ^u  Ö5Ii§  am  ©intblon,  n)ol^in  ba§  ^i 
fid^  l^äufig  3U  einer  SöaHfa^^rt  t)erfammette,  angefe^en  burd^  fein 
fd§le(^t,  n)eld§e§  ba§  untere  SöaEig  bomel^mlid^  erobert  ^atte  ^) ;  5}la1 
tpu§  ©deiner ,  ber  fidC)  einft  in  ber  ©d^ule  ju  (Eomo  bi§  ^unt  (SteE= 
Vertreter  feine§  Sel^rer§  emporgearbeitet,  barauf  aU  Pfarrer  burd^  fein 
a§cetifd§e§  Seben  —  er  fd§Iief  auf  ber  2)ie(e  —  ba§  fSolt  unb,  inbem 
er  hu  9fte(f)t§bü(^er  eifrig  trieb  unb  fa^te,  bie  ber  Söelt  ^unbigeren  ge= 
toonnen  ^tte,  big  i:^n  enblid^  ein  S5if(^of  ju  ^aUi§>  auf  einer  ^eife  \df) 
unb  3U  l^ö^eren  ©teEen  er^ob.  SSeibe  tvaxm  einft  ^^reunbe;  jenen  Sifd^of, 
6d§iner§  3öo^lt!§äter,  l^atten  fie  mit  einanber  geflürat ,  unb  burd)  3ürg§ 
§ülfe  tnar  5Jtatt^äu§  feIbftS3if(^of  geUJorben  ^).  m^  ßubtoig  unb  Suliug 
greunbe  toaren,  bienten  fie  SSeiben  miteinanber;  at§  ^toifd^en  jenen  ber 
^rieg  au^gebrod^en,  ent^toeiten  aui^  fie  fid§ ;  man  fagt,  ber  SSifd^of  i^abe 
feine  ^ienfte  bem  Könige  um  ^u  l^o^en  ^rei§  angeboten  unb  fei  db= 
gemiefen  Sorben;  genug,  e§  gefc^a:^,  ba^Sürg  beg^önigg  unb  5}lattpu§ 
be§  ^a^fteg  5lnpnger  marb.  Seitbem  öer-folgten  fie  einanber  U^  3U 
S5erbannung  unb  (Sefängni^;  einer  um  ben  anberen  mußte  3öaEi§ 
meiben.  ^n  greiburg  ftritten  ber  ©d^u(tt)ei§  ^rana  5(i-fent  unb  ber 
25enner  $eter  gal!,  ein  ^nl^änger  be§  $a|)fteg,  l^eftig  unb  U^  ^um 
Stöbe,  i^alt  fiegte ;  ba  gerriß  felbft  bie  alte  ^reunbfd^aft  f^reiburgS  mit 
SSem;  benn  '^ier  behielten  bie  S)iegbad§  unb  bie  fran^öfifd^e  gartet' 
bie  Öber^anb^).  Söäl^renb  biefer  Ääm^^fe  fa^  eg  auf  ben  Sagen 
feltfam  au^.  2)ie  ßrbeinigung  mit  bem  ^aifer  tourbe,  al§  berfelbc 
ein  S3unbe§geno6  ßubmigg  toar,  M  ben  5!Jleiften  burd^gefe^t,  bod^ 
nid^t  bei  ben  Söalbftätten  *) ;  fd^on  Ratten  einmal  biele  Orte  ben  (5nt= 
loui-f  5u  einem  neuen  fran^öfifd^en  ^unbe  mit  nad§  §aufe  genommen 
unb  toaren  geneigt,  il^n  ein^ugelien;  aber  bie  brei  Söalbftätte  erflärten, 

1)  Simleri  Vallesia  II,  p.  13,  33  im  Thesaur.  Helveticus. 

2)  Elogium  Matthaei  Schineri  in  ben  Elogiis  Jovi  249—251.    BimUx, 
cbenba.    ©tettler  444. 

3)  ©efd^id^te  bon  3lrfcnt§  ©cfangcnfd^aft  unb  %ob  im  9lu§auge  M  ®lufe, 
233—240. 

4)  Utfimbe  bei  Dumont  IV,  1,  133.    ?lbfd^ieb  bei  fjud^l  251. 


^iitiu^  II.  im  58unbe  mit  Spanien.  269 

ue^me  man  t^n  an ,  fo  tcürben  fte  t)on  ©timb^  an  unb  aEein  mit 
ifjxen  brei  Sannern  bie  (Srbe  be§  ,^önig§  übetäiefien.  @§  toarb  nid^tS 
entfc^ieben.  3^ör  !am  anrf)  <Bä)imx  auf  bie  jtage  in  bie  £)rte ,  unb 
tüo  er  n)ar,  gab  e§  ein  fteteö  5lbgel^en,  5ln!ommen,  ©i^reiben,  Söerben 
unb  Unter^anbetn;  feinen  5tugcnbü(f  Ütu^e;  er  jeigte  fitf)  fo  unter» 
lichtet,  ba§  man  glaubte,  ein  bejc^njorener  S)ämon  fage  i^m3lEe§^); 
boc^  mit  aEebem  tonnte  er  nid)t  bur(f)bringcn ;  ein  !^u]aU  enblid^ 
brad^te  bie  ©ac^cn  3um  3^^^^- 

Um  bie  Sa^rgelber  öom  ^apfte  5u  ^o(en,  ging  ein  ßäufer  t)on 
3c^tt)t)5  burc^  ha^  5}tai(änbi|c^e ;  aber  gleid^  in  ßugano  toarb  er  er= 
griffen  —  benn  er  trage  Briefe  (5c§iner§  3um  ^ap]k  —  unb  im 
See  erfäuft.  @in  Säufer  in  feinem  ©d^mucte  toarb  für  fo  unberle^= 
(ic^  gehalten,  mie  irgcnb  ein  Sßa^pentönig ;  aber  feinen  Sd§mu(f,  ben 
))iod  mit  bem  Söappen  bon  6(f)tt)t)a,  i^atte  man  berfpottet,  bie  t|ö(= 
,^erne  S3üd§fe ,  fein  3^^^^^« ,  fogar  berfteigert.  ©er  SSaiEif  mag  bie§ 
me§r  ben  fc^tnei^erifd)  gefinnten  @^ibeEinen  in  ßugano,  aU  ben 
Sc^tr)t)3ern  felbft  gum  8^im|)f  gett)an  ^aben;  aber  bie  otjne^in  feinb= 
(ic^  gefinnten  Sßalbftätte  erT^i^te  er  ^ierburc^  3U  boEem  3ngrtmme. 
Sie  ftagten:  „itjre  @I)re  fei  berieft,  unb  man  muffe  ^atf)  :bflegen, 
fte  äu  retten";  fie  entfd)(offen  fid^  im  September  1511,  auf  eigene 
panb  n)iber  ben  ^önig  auSäu^ie^en  unb  itjre  ©ibgenoffen  ba^u  ju 
ina§nen^). 

©omie  im  Sa^re  1500  ber  ©(^impf,  ben  bie  ^raubünbter 
erfahren,  aEe  <Bd)Wti^ex,  tro^  ber  bamaligen  ^artei  be§  ^aiferg  bei 
i(}nen,  miber  benfelben  in  ^rieg  brad^te,  fo  mußten  auf  biefe  ^^di)= 
nung  felbft  bie  fran^öfifd^  Gefinnten  fid^  gum  Kriege  gegen  graut' 
rci(^  anfdiicfen,  nid^t  mel)r  um  ©olbeS  unb  be§  ^jäpftlid^en  S3unbe§ 
lüiEen.  fonbern  auf  eigene  <g)anb  unb  o^ne  ©olb. 

%i^  nun  ©dimriä  im  October  aEe  ßibgenoffen ,  traft  ber  ge= 
fc^tüorenen  unb  emigen  SBünbe,  ernftlid^  unb  nod^  einmal  3um  ^^u§= 
,]ug  mahnte,  eilten  bie  Slbgeorbneten  ber  Uebrigen  bor  bie  bafige 
X.'anbeögemeinbe,  nid§t  o^ne  bie  Hoffnung,  biefelbe  p  befänftigen.  S)a= 
mit  aber  gelang  e§  i^nen  nirf)t.  (Seltner  toar  nid^t  pgegen;  —  in 
bcm  Augenblicke,  al§  er  bom  ^a^fte  jum  ßarbinal  erhoben  marb,  i^atte 
er  bor  ber  5Jla^e  feiner  ßanb^leute ,  in  großer  (SJefa^r  unb  bertleibet, 
na(^  Stalten  fliegen'  muffen  unb  n)ar  mitten  burd^  feine  f^fi^i)^  ^öd^ 
^enebig  entCommen.    §ier  l)atte  er   bon  ber  (Signorte  20  000  @ul= 


1)  5Ibfd)ieb  bei  ^nä)%  262,  264.    «uEinger  Ms.  bei  ^^uc^^  254. 

2)  ^uc^g  au»  (Sc^öbeler,  Silbereifen;  5Xbf^ieb  255. 


270  3tocttc§  f8uä).    23iette§  ßapitel. 

bcn  ^)  em^iangen  unb  5Jltttel  gefunben,  einen  guten  X^eii  an  feine  greunbc 
in  bet  ßibgenoffenfd^ajt  ^u  überfenben.  ©tatt  bie  aufgeregte  @tim= 
mung  ju  beruhigen,  n)urben  bie  Stbgeorbneten  t)on  berjelben  mit  fort' 
geriffen.  @ie  üerfpracfien ,  bie  <Baä)t  ber  ©d^toti^er  il^rc  ©ad^e  fein 
3u  laffen  unb  SeiB  unb  @ut  ^u  i^nen  ju  fe|en.  5116er  il^re  Ferren 
5u  ^aufe,  bon  benen  fie  abgefanbt  waren,  Ujurben  l^ierburc^  nid^t 
anberen  <Sinne§.  9lo(^  einmal  ftettte  man  ber  ßanbeSgemeinbe  bor, 
ber  SBinter  fei  ba,  ber  @ottt)arb  1)oä),  bie  $äffe  eng,  toie  moEe  man 
brüben  bie  ßeben^mittel  be^atilen?  3nbe§  fönne  ber  Äaifer  feine 
S)ro^ung  erfüllen  unb  angreifen.  2)od^  e§  mar  aEe§  umfonft.  £)ic 
berfammelte  ^emeinbe  er!lärte  ^rieg^red^t:  „fie  moEe  ben  ^önig  fud^en 
unb  n)oEe  il^n  ftrafen" ;  fie  fanbte  i§re  ^Jlal^nbriefe  nad§  ben  übrigen 
Orten,  hierauf  berfal^en  fie  fic§  aEe  mit  ©betfe  unb  Sßaffen; 
©iner  nad§  bem  3lnbem  rüdte  in§  gelb^). 

2)amit  begann  nun  ein  neuer  ^rieg,  beffen  ^ittel^junft  je^t 
3uliu§  ift.  ®ie  ©enbung  be§  ®elbe§  burd^  ©dt)iner  fd^eint  fein  2öer! 
getoefen  ju  fein.  5^id^t  minber  fein  ^lan,  ba§  bie  ©panier  jur  näm= 
lid^en  Seit,  am  2.  5^obember,  aug  5leabel  aufbrad^en.  2)a  bie  gran^» 
jofen  jlreoifo  au§  guri^t  bor  ben  ©d^Ujeisem  berlaffen  Ratten  unb  bie 
S)eutfd§en  aEein  ^ur  SSelagerung  ju  fd^mad^  maren,  tourbe  ber  9^uin 
ber  3)ene^ianer  berl^inbert;  fie  lonnten  felbft  mieber  ba§  Sanb  l^erauf^ 
!ommen^).  S3ieEeid^t  märe  e§  gut  gemefen,  U^enn  bie  ßibgenoffen 
bereu  S^orrücfen  unb  ilire  ^nfunft  am  $o  abgemartet  l^ätten.  5lber 
fie  maren  nid^t  ju  l^alten. 

5lm  14.  ^Zobember  ^ogen  1500  Sd^mti^er  unter  ber  ga'^ne,  unter 
meld^er  fie  Äarl  bon33urgunb  befiegt,  unb  bie.  fie  feitbem  niemals  miebet 
l^atten  fliegen  laffen,  ben  ^ottl^arb  l^inan.  S^^^^'^fi  ^^^  if)mn  tarn 
^eter  f^al!  mit  500  greiburgern  unb  einigem  @efd§ü^.  @§  mar  baS 
erfte  @efd^ü|,  ha^  ber  @ottl§arb  ^di).  Su^erner  ©ii)ü|en  ful§ren  e§ 
über  ben  @ee,  Umer  Od^fen  ben  ©aummeg  bon  g^üelen  T^inauf;  mit 
beö  5lmmann§  bon  Urferen  §ülfe  fi^leiften  fie  e§  an  i^rem  3lrme 
über  bie  §öl§en!  2Bie  erfd§ra!en  bie  f^ran^ofen  auf  bem  langen  ©ee, 
al§  fie  bie  erften  (5d§üffe  l)örten*)! 

©d^m^^er  unb   ^reiburger  maren  am   eifrigften  bäbftlid^ ,    unb 

1)  Ciacconius,  Vitae  Paparum  et  Cardinalium  1383.  5lnff)elm  hü  ®lu| 
247.    SBcmbu^. 

2)  9lbf(^ieb  bei  ^fud^ä  268  unb  270. 

3)  Caracciolus,  Yita  Spinelli  95.  Coccinius  273.  Bürge,  Lettres 
III,  82. 

4)  g^embus  294.    (5d)tetbcn  «ßetct  ^falfS  bei  ^\iä)%  272. 


3ultu§  IL  im  SSunbe  mit  <Bpamtn.  271 

augenBIid (id^ ,  ol^ne  fic^  irgenbtote  auf^^alten  au  laffen,  jogen  fie  in 
fyeinbeg  Saub.  S5ier  gxeiburger  fd^toammen ,  eine  ^Inja^l  franaöfifd^er 
6cf}ü|en  tiox  klugen,  üBer  bie  Sreifa;  fie  fc^tugen  eine  35rürfe.  @rft 
in  35arefe,  n)o  fid^  bie  ßbene  öffnet,  hjarteten  fie  ber  Urner,  Unter= 
toalbener  unb  ©c^afl^aufer ,  erft  in  @aEerat,  al§  bie  fran^öfifd^en 
§omme§  b'5lrme§  ftärfer  unb  faft  im  ^ortl^eite  il^nen  gegenüberftanben, 
ber  Uebrigen;  bann  aogen  fie  bem  t^einbe  md}  mit  gefammter  §anb, 
tote  bie  ßl^ronÜen  fagen,  big  an  bie  ^afetftaube  bon  5)lai(anb^). 
^^lun  Ratten  Spanier  unb  SJene^ianer  angreifen  muffen.  3lBer  jene 
toaren  nod§  allju  entfernt  unb  biefe  befc^äftigt ,  ben  ^aiferlid^en  il§re 
©c^Iöffer  abäugetoinnen^).  ^ie  ©d^toei^er,  o^^ne  §ülfe  an  üteifigen 
unb  @efc§ü^  bor  einer  ftar!  befeftigten  ©tabt,  bie  i:§ren  erften  Eingriff 
mit  empfinbtid^em  SJerlufte  ^urüdfroieg,  mi^mut^ig  über  ben  me^r 
naffen  aU  falten  Söinter,  ber  fie  mit  einem  9tegen  bon  4  S^agen  unb 
^äd^ten  l^eimfud^te ,  o^ne  SeBenSmittel ,  o^ne  @elb  unb  toenigften§ 
toegen  S3ei*n§  in  einigem  TO^berftönbnife ;  in  biefer  Sage  ergriff  fie, 
toa§  bie  ;^talCtener  bie  bentfdje  gurie  nannten,  toa§  il^re  i^al^rBüd^er 
mit  nid§t§,  al§  mit  einer  ^lö|lid§en  gtut^^  bon  ben  SSergen,  mit  bem 
SBalbmaffer  ju  bergleid^en  miffen.  ©^  ba^nt  fid^  felber  2öeg,  bann 
brid^t  e§  fid§  an  einem  ftarfen  ^^elfen;  e§  beugt  um  unb  ftür^t  bieHeid^t 
in  entgegengefe^ter  SHic^tung  fort,  U^  e§  burd§  ^lainx  unb  Umftänbe 
in  bie  alte  ^df)n  getoiefen  toirb.  3e^t  übernahm  fie  ber  ^eban!e, 
für§  erfte  um^ufel^ren,  aber  ein  anber  ^Ral  um  fo  getoaltiger  toieber* 
3u!ommen.  ^n  i^xex  rafenben  ^nti) ,  bie  bon  ben  Säubern  borau§, 
madfiten  fie  fid^  mit  treuer  eine  ©tra^e;  fie  jünbeten  am  5)lorgen 
i^r  ^ad^tquartier  an;  bor  i^nen  unb  l^inter  i^nen  unb  meilentoeit  ju 
beiben  ©eiten  brannten  bie  S)örfer;  fo  ging  eg  bon  ber  §afelftaube 
bei  5[Railanb  bi§  5ur  50^ü^le  öor  ^etCen^;  nod§  in  ^tefoj*  brannten 
fie  bie  ©d^löffer  S^ribul^io^g  auf;  bann  ftür^ten  fie  fid§  über  bie  S5erge 
äurüd ,  immer  bott  i^re§  3ngrimme§;  fie  fagten:  bon  il^nen  fei  ber 
Eingang  ber  f^ranjofen  nad§  Stalien  gefommen,  bon  i^nen  foEe  e§ 
auc^  ber  3lu§gang^).  ©ie  gingen  in  il^re  §ütten  unb  toarteten  be§ 
grül^ial^reg. 

1)  Schreiben  üon  Hauptmann,  9tdtl)cn  unb  Söenner  ju  3r«iburg  bei 
@lu^,  3lnt)ang  XVIII,  p.  535.  ©d^to^^er,  ©d)öbeler,  SSuttinger  bei  gfud^S 
285  f.^  Sa^arb  252. 

2)  Coccinius  276.    iRei§ner,  gfrunbSpcrge,  f.  113.   S3embu§  205. 

3)  Benedictus  Jovias,  Historia  Novocom.  63.  53at)arb.  ©tettler.  'B^h- 
belet  unb  5lnf^elm  M  ©lu^  256,  257.  Petrus  Martyr,  fepist.  474.  9ln:^ang 
8um  2Jlonftrelet  241. 


272  Zweites  iBud).    SSietteä  ßapit^l. 

5^un  erft  famen  ©panier  unb  S^enesianer  ^).  ©ie  machten  it 
Eingriffe  an  t)erfc§iebenen  ©tetten  ^n  gleichet  Seit.  %m  25.  ^am 
1512  erfc^ienen  bie  S5ene3taner,  üon  ßuigi  5ltjogaro  gerufen, 
SSreöcia,  am  26.  in  ber  Slbenbbämmerung  bie  fpanifd^en  §a!enf(^üy 
mit  ^o^abinen  unb  ^epuli,  ben  alten  Seinben  ber  35entit)ogli ,  ö^ 
SSologna^).  S)ie§mal  Tratten  toeber  hu  einen  nod^  bie  anberen  eil 
Erfolg.  5116er  unbertoeilt  erneuerten  fie  il^re  Eingriffe.  5lm  1.  SeBru^ 
liefe  '^eter  5^aöarra  bie  ^SJlinen  fprengen,  bie  er  Big  tief  unter  bie  §äuf 
tjon  SSologna  gefül^rt,  unb  feine  ©panier  [türmen.  Sinnen  wibe 
ftanben  bie  Gegenminen  GaBrietö  öon  Sulj  unb  au§  angejünbetc 
Üieifig  ein  unerträglicher  Qualm,  fo  bafe  ^Bologna  fid^  l^ielt.  ( 
lid^er  maren  bie  SSene^ianer,  al§  fie  am  2.  mit  alter  9Jlad§t  SSreSctö' 
Befd^o^fen.  Einigen  gelang  e§,  an  ©eilen,  Ruberen,  huxä)  SlbjugSgräBen 
in  bie'  ©tabt  3U  lommen ;  bann  erl^oB  fic§  ba§  fSoit,  unb  SSre^cia  fiel, 
ßrema ,  ßremona  unb  Bergamo  regten  fii^  für  hiz  alten  Ferren ;  in 
gran!rei(^  ]§ielt  man  Bei  ber  erften  Ütac§rid§t  l^ieröon  5D^ailanb  für 
öerloren^).    S)a§  §eer  mar  jeboc^  nid^t  gemeint,  e§  aufaugeBen. 

Gafton  be  ^^oij,  be§  ^önig§  91effe,  fül^rte  ba§  .^eer.  @in  3füng=» 
ling  in  jenen  3al^ren,  in  benen  ber  jugenblid^e  ©lauä  ber  (Srfi^ei* 
nung  ju  reiferer  9Jtännlid^!eit  üBergel^t;  er  trug  noc^  ben  erften  SSart; 
fein  3luge  Brannte,  menn  er  an  ba§  ©d^toert  griff;  er  aog  eg,  \ok 
er  fagte,  feiner  S)ame  ^u  ßieBe,  bereu  garBe,  grün  unb  meife,  er  um 
ben  3lrm  trug  *).  ^n  9fteggio  erful^r  er  ben  SSerluft  öon  SSre§cia,  bie 
Gefahr  öon  Bologna,  Bebad^te  fid^  nid§t  lange,  ben  ftärfftcn  geinb 
3U  fu(^en,  unb  rückte  am  4.  geBruar  ^u  bem  Selicetl^or  ein^). 
S)ie  ©panier  mi(^en,  foBalb  fie  öon  feiner  5ln!unft  prten,  an  bie 
Sbice;  er,  nad^bem  er  bie  ^efa|ung  Bi§  3ur  (Betoife^eit  eine§  glü(f= 
liefen  Erfolges  öerftärlt,  feierte  unöeräüglid^  um,  öffnete  fid§  burd^ 
UeBerrafd^ung  bie  ^äffe  t)on  ^Ulantua,  jagte  bie  SJene^ianer,  bie  fid^ 
i^m  in  ben  Söeg  fteEten,  ben  2)eutfd§eu,  meld§e  \f)m  öon  SJerona  au» 
äogen,    in   hk  .^anb^),    unb  Bereits    am  17.  SeBruar  mar  er  im 

1)  Paulus  de  Laude  in  ben  Lettres  de  Louis,  III,  109.  Jovius,  Vita 
Alfonsi  172. 

2)  Coccinius  280.    Zurita  II,  264.    Bembus. 

3)  Jean  le  Veau  au§  SBologna,  Lettres  III,  132.  Andrea  del  Burgo, 
p.  147.    Carpesanus  1273.    Coccinius.    Zurita  266.    Arluni  IV,  175. 

4)  Elogium  Foxeji  Ui  Jovius,  Elogia  225.  Brantome,  Capitaines 
142.    fSa^axh. 

5)  Jean  le  Veau,  Lettres  III,  153.    Ci^ccinius  281.    Zurita. 

6)  Jean  le  Veau,  Lettres  173.  Macchiavelli,  Discorsi  sopra  la  prima 
deca  di  Livio  299.    Mocenicus  85. 


3ful{u§  IL  im  SBunbc  mit  ©panien.  273 

Si^toffe  äu  i8re§cia  —  e§  ^d%t  ber  ^^ol!  ber  ßomBarbet  unb  ift  ge* 
tDt§  ^odi)  unb  brol^enb  genug  für  biefen  ^lamm^),  —  entfd§loffen,  mit 
feinen  2)eutfc^en  unb  f^tan^ofen  öon  ba  au§  bie  Stabt  unter  tl^m 
5u  erobern, 

5lm  borgen  be§  18.  fteEten  fid§  int  ©d^Io^^ofe  ^tnei  Raufen 
auf,  öorn  int  2;^ore  freitt^tHig  bie  SBertomen,  ^eutf(^e  unter  ^aBian 
unb  ©pet,  Öagcogner,  einige  §ontnte§  b'5lrme§  mit  ^alBlanaen,  lang 
Don  @ifen,  tiefer  hinten  bie  Uebrigen,  foUJoT^l  bie  S)eutfd)en,  Wdä)t 
auf  Ut  Ermunterung,  „bie  (Stabt  p  erobern  ober  ^u  fterben",  jum 
3etd§en  i^reg  guten  SBtEen§  bie  §änbe  erT^oben  unb  Serben  in  bie 
üon  Uielem  ©ebraud^  glatt  gehjorbenen  ©pie^e  fi^nttten,  al§  bie  f^ran= 
jofen.  5l{§  unten  hk  S5ürger,  ftatt  ber  nochmaligen  ^ufforberung 
(^tf)öx  äu  geben,  beim  2;on  ber  (Slotfe  aum  SGßiberftanb  3ufammen= 
traten,  rief  @afton  jum  Eingriff  auf  fte:  „S5orh)ärt§,  im  ^Jlamen 
®otte§  unb  @t.  ^ent)öM"  5lIIe  Strom^jeten  bliefen^). 

SGßäl^renb  bie  S^ene^ianer  nad^  ben  erften  mir!ung§Iofen  ©d^üffen 
tl§re  @eme]§re  toieber  tuben,  gelang  e§  ben  Verlornen,  einzeln  ben 
engen  ©d^Iogtoeg  ^inabpfommen ;  bann  brangen  fte  öereint  aufr 
ba§  5Jtünfter  ©.  f^Iorian  unb  bie  S^erfd^anjungen  ber  S5rifignel§  öor. 
S)en  größten  (Sinbrutf  mad^te  SSa^arb,  ber  unter  bie  S^enejianer  etn=^ 
gebrungen  toar.  @ritti  fd^rie:  „;^ft  nur  biefer  S5at)arb  befiegt,  fo  ^aben 
toir  geujonnen",  unb  tt)ir!lid§  tt)urbe  berfelBe  fd^mer  t)ertt)unbet ;  bem 
Singriff  aber  gef^a^  baburd§  fein  einhält.  S)a§  fünfter,  ba§  ^efd§ü| 
toarb  genommen.  Den  33riftgneB  festen  bie  S^erlornen  burd^  bie 
(^itabeHe  U^  an  ba§  eigentlii^e  ©tabtt'^or  na(^;  fie  Ratten  aEein 
entfd^ieben.  ^l§  ^ier  bie  Uebrigen  antamen,  ba§  ©tabtt^or  aufging, 
unb  bie  SJene^ianer  ba§  @efd^ü^  auf  i^re  engen  ütei'^en  in  ben 
Strafen  gerid^tet  fa^en,  al§  fie  barauf  hk  SugbräcCe  am  ^ajarot^or 
nieberlie^en ,  toie  fie  glaubten  ^ur  g^iit^t,  aber  in  ber  5t^at  3um 
SBerberben  —  ben  eben  hierauf  lauerten  brausen  500  Sanken  unb 
ftürjten  herein  — ,  fo  !am  e§  me^r  jum  SJtorben,  al§  3um  ©dalagen; 
in  ben  engen  ©trafen  Ralfen  meber  ben  ©trabioten  \f)xe  leidsten 
$ferbe,  nod^  ben  Sc^merbemaffneten  il^re  guten  §arnifd^e;  fie  tour» 
ben  gleid§mä§ig  niebergemad)t.  ^ur  5lbogaro,  aud^  aU  er  fi($  mitten 
in  bie  geinbe  marf,  !onnte  ben  %oh  nid§t  finben;  fein  $ferb  fiel; 
er  toarb  jur   ^efangenf(^aft  unb   einem  ]§ärteren   @nbe  aufbewahrt. 

1)  Octavil  Kubei  Monumenta  Brixiensia  bei  Graev.  Thesaur.  IV,  2,  91. 

2)  SSa^atb  261.  Coccinius  282.  Epistola  ad  Episcopum  Gurcensem 
in  ben  Paralipomenis  ad  Chronicon  ürspergense  467.  ^Jl^f^ifd^  im  Sln^ongc 
aum  3Jionfttelet. 

b.  SRanle'S  SOßctlc  XXXTII.  XXXIV.  9ioin.  u.  germ.  SSölfer.  3.  5lufl.  18 

\  \ 


274  3teeitc§  SSuc^.    35iertc§  ßapttel. 

@ritti  toarb  au(^  gefangen,     i^n  aEen  |)äufern  njütl^eten   bie  @rc 
be§  Äriegeg  unb  ber  ^lünberung;   auf  öiert^albtaufenb  Söagen 
man  ben  9tauB  babongejd^afft^). 

S)ergeftalt  toaren  bie  Eingriffe  ber  ©d^tüei^er,   ©panier  unb 
ne^ianer  nad§  ber  ütei^e  ^urücigetrieben,  ^afton  ©ieger;   unb  e§ 
nun  an  i^m,   felBft  äum  Eingriff  auf  bie  f|)anif(^en  Splitter  au^i 
ge'^en,  öon  benen  man  i^m  er^ä^lte,  e§  fei  eine  ^reube,  fie  ju  fe^^l 
fie  felbft  in  @olb  unb  ^Ijur,  il^re  ^ferbe  toEftänbig   gepanjert; 
benen  backte  er  um  ben  5ßrei§  ber  ia^)fer!eit  ^u  ringen. 

S)a§  er  gegen  fie  tjorrütfen  fonnte,  bajü  gaB  befonberS  ha^  ^t 
cilium  S5eranlaffung.  ;^n  $ifa  Ratten  e§  bie  ßarbinäte  am  5.  3^ot)em 
nur  eröffnet ;  gleid^  am  6.  geigte  fid§  ßaraöaial  bereit,  e§  3u  Verlegen 
na(^  ben  erften  ©i^ungen,  im  ;^anuar  1512,  berlegten  fie  eg  nadf)  Mai' 
lanb.  3^^^  i^^t  einmal  t)on  ^ajimilian  unb  f^Ioren^,  nic^t  einmal  öon 
f^lanbern,  ba§  bo(f)  ber  ^rone  ßubtoigS  untermorfen  toar,  tourbe  irgenb 
ein  ^rälat  gefenbet;  in  $ifa  l^atte  man  bie  ßarbinäle  ungern  gefel^en> 
unb  in  ^ailanb  tooEte  ^iemanb  etmaS  tjon  il^nen  miffen;  aber  nad^ 
ben  (Siegen  @afton§  tourben  fie  mut^iger;  fie  contumacirten  ben 
$a|)ft,  f:pra(^en  SSologna  unb  gerrara  öon  feinem  S5ann  frei  unb 
fanbten  jtoei  Segaten,  einen  nac§  5lt)ignon,  einen  nad§  SSologna :  „benti 
e§  gezieme  fid^,  ba|  ber  gan^e  toeltlic^eSSefil  ber  ^ird^e  in  il^ren  |)änben 
fei"  ^).  ßubtüig,  ber  t)or  aEem  ben  ©d^ein  öermieb,  al§  fü^re  er  in  feinem 
eigenen  ^flamen  mit  ber  Äird^e  ^rieg,  ergriff  biefen  3}orttianb  no(^ 
im  ^ära,  unb  meT^r  in  be§  ßoncilium§,  aU  in  feinem  5flamen  lie^ 
er  feinen  5^effen,  bon  bem  Segaten  begleitet,  nac^  bem  Stoben  bct 
Äird^e  aufbred^en  —  mit  1800  Sangen ,  900  leidsten  ^ferben  unb 
15000  ^mann  äu  Qu%,  für  biefe  Seit  eine  ftattlid^e  maä)i^). 

S)ie  ©^janier  liatten  feine  ßuft,  ju  fd^lagen.  ^1)x  Äönig  fc§ric6 
t^nen:  „S)rei  ^inge,  über  bie  er  unterl)anbelte,  müßten  gefd^e^en: 
hk  (Snglänber  in  gran!reid^,  bie  ©d^meiger  noc^  einmal  in  5[Hailanb 
einfaEen,  ber  ^aifer  mit  SJenebig  grieben  fd^lie^en;  öon  benen  fei 
jebeS  aEein  bie  g^anaofen  gu  bernit^ten  fällig.  S)em  ^apft  müffc 
lieber  fein,  ]p'di  ^u  fiegen,  al§  fd^neE  ju  berlieren"  ^).  5lur  \>a^  Sanb 
tooEten  fie  nid^t  böEig  :preiggeben. 

1)  2)iefelben  unb  eigentpmlid^  aud)  6arpefanu§  1276—1280.  Soui§  an 
aJlarsrct^,  Lettres  III,  178.    Arluni  IV,  179.    Fleuranges  87,  88. 

2)  «IJlacd)tat)cIIt'§  Segagion  an§  Soncilium  V,  407. 

3)  Petrus  Martyr,  ep.  470  f.  Nardi  130  f.    Guicciardini  X,  559,  580. 

4)  Andrea  del  ßorgo,  Lettres  III,  197.    SScxid^te  an  Souis  211. 

5)  Zurita  II,  279. 


3^uliu§  II.  im  SSunbc  mit  <Bt>anun.    ©d^lad^t  bon  ^fJabenna.       275 

35on  ben  5lpenninen  l§er  rinnen  fe(f)§  bebeutenbere  ^lüffe,  Silaro, 

Santerno,  <Senio,  Samone,  5Jlontone,  ülonco  nad^  ber  ©ee  l^inaB,  in 

i:^ren  liefen  Sftabenna  erteid§enb ;  fie  burd^jd^neiben  in  gleid^er  9lt(^tung 

j  ba§  Sanb.  S)eren  backten  fid^  bie  ©panier  jum  2Biberftanb  3U  Bebienen. 

!  Wan  !onnte  fie  entn)eber  nntet^alB  Bejd^ü^en,  unb  bieg  forberte  f^abri^io 

ßolonna,  @eneral  ber  Sfleiterei,   aber  alSbann  BlieB   bem  f^einbe  bie 

8tra§e  üBer  ben  3l^ennin  nad^  Zo^cana,  öielleic^t  auf  9tom  felBft  offen, 

ober  oberhalb,  unb  bie§  tooEte  ber  gelbl^au^tmann  be§  ^u§t)ol!§,  $eter 

j  ^flaöarra,  immer  ein  Gegner  6olonna^§,  bem  er  feine  ^räd^tigen  Sitel 

\  berargte,  aber  alsbann  toar  ülaüenna  gefä^rbet.     ^abarra  brang  l§ier= 

bei  fo  gut  U)ie  fonft   burd^  ba§  erfte  Säger  toar  bei  ßaftel^jiero,  an 

bem  erften  jener  i^^üffe  errid^tet.     51I§  5^aoarra  fal§,  ba§  bie  f^tan^ 

jDJen  tiefer  unten   überfe^ten,   brad§  er  auf;  bei  S^mola  fanb  er  ein 

j  ä]^nlid§e§ ;  fo  gingen  fie  über  ben  ^toeiten ,  ben  britten ,  ben  vierten 

'  f^lu^,  unb  immer  "^atte  5^abarra  ein  fefte§  ßager  bereit;  bann  aber 

toanbten  \iä)    bie  ^^ri^an^ofen  öon  ^ontone  lin!§  ab,  in  ber   Z^at 

gegen  ütatienna;  am  ß^^rfreitage  1512,  ben  9.  5l^ril,  ftürmten  fie  bie 

©tabt.    ^n  ütatjenna  toaren  bie  ^aga^ine  ber  ©Ijanier,  unb  fie  !onnten 

bie  ©tabt  nidfjt  öerloren  ge^en  laffen;  an  bemfelben  ©Karfreitage  rückten 

fie  mit   gefammter  ^ad^t  gtoifd^en  bem  Samone  unb   ütonco  ^inab. 

^er  ©türm  ber  ^^ran^ofen  mißlang.     5lm   Ofterabenb  ftanben   beibe 

-peere  einanber  gegenüber^). 

(g§  mar  am  erften  Ofterfeiertage,  ^ur  Seit,  too  hk  übrigen  61§riften 
ber  Sonne  toarteten ,  um  fie  unb  fid§  unter  einanber  ju  begrüben, 
al§  ein  §erolb  be§  S5ice!önig§  unb  f^^anifc^en  Oberfelb^errn,  Tiamon 
be  ßarbona,  ben  ©afton  an  ben  ©anal  entbot,  ber  50^ontone  unb 
^onco  bereinigt  unb  nunme:§r  beibe  §eere  fd^ieb.  ßarbona  f^jrad^: 
„SöoHen  mir  ^eute  fd^lagen?"  @afton  entgegnete:  „^aU^^x  e§  be= 
fd^loffen?  2Bir  moEen".  ©ie  ^erbrad^en  beibe  bie  meinen  ©täbe,  bie 
fie  5um  Seid^en  be§  ^riebenS  in  ben  ^änben  hielten,  unb  ritten 
äUTÜcf^).  (Safton  !am  ju  feinen  §au|)tteuten :  „:Sft  ba§  (^IM  gut, 
fo  tooEen  mir  e§  loben,  too  nid§t,  fo  gefd^e^e  (SotteS  SöiEe";  er  t^eittc 
mit  i^nen  ba§  S5rob  unb  hk  i^Iafi^e  2öein,  bie  er  nod§  l^atte;  fie 
öerfljrad^en,    mit  il§m  ju  leben  unb  mit  i^m  3U  fterben. 

^n  ben  Söaffen  öon  f^oij  unb  51aöarra  fa§  @afton  ju  ^jerbe; 
fein  §arnifd§  ging  am  redeten  5lrm  nur  bi§  an  ben  ßEenbogen ;  öon 
ba  big  3um  ©anbfc^u^  fa!)   man  bie  garben  feiner  SDame^).     S)er 

1)  aSerid^t  an  «ouiS,  Lettres  III,  215,  216.    Zurita  II,  f.  281. 

2)  Coccinius,  de  bellis  Italicis,  apud  Freherum  II,  286. 

3)  Senarega,  Annales  Genuens.,  p.  613. 

18* 


276  3toßttc§  iBud^.    S3terte§  ßapitet. 

Saftatb  öon  dl^tmat)  tüatnte  if)n :  ein  alter  äÖa:^rfaget  ju  ßar^i  l^al 
ben  2:0b  eineg  ber  Beiben  ^eerfü^ret  pro^j^ejeit;  bie  blntrot^  ai 
ge^enbe  ©onne  bebeute  für  @afton  ober  ßarbona  %oh]  er  f^jrac 
„3d§  toiU  boc§  in  bie  <Bä)laä)i". 

3nbem  fie  |o  ben  ßanat  entlang  ritten,  getoaT^rten  fie  ^ebro 
^aä  unb    einige    anbere  geinbe  jenfeit  beffelBen.     „S^r  f(f)eint  @u^ 
an(^  no($   3U  Vergnügen,  bi§  bieg  fd)öne  S:piel  angelit",  fagte  h\ 
5Bat)arb.     Seib  3i^r  e§?'\    entgegnete  $ebro,    „bann  ift  @ner  ßac 
toie  um  2000   5P^ann  ftär!er.     könnten  toir  un§  boc^   einmal 
f5frieben  mit  einanber  ergoßen!    ^ber  tüer  ift  ber  eble  ^rin^,  ben 
Bei  gud§  fe^e?"    „m  ift  ber  ^rinä  bon  goij".    (Safton  be  goij  to^ 
ber  S3ruber  ber  Königin  @ermana.     S)ie  ©|)anier  ftiegen  öon  bet 
^ferben  unb  begrüßten  i^n.     ^^-^err",  f^jrad^  ^ebro,    „unfer§  ^önig^ 
S)ienft  borbe^alten,  fte^en  tnir  @u(^  3U  Gebote"  ^). 

Snbeffen  ftanb  Sf^coB  ton  @m§  im  Sfling  ber  Sanb§!ned§te  unb 
fprad§:  „ßieBe  S5rüber,  l§eute  fe^en  bie  gran^ofen  i^re  Hoffnung  auf 
@U(^.  ^t}x  ^aBt  bie  ßuere  auf  5^iemanben  al§  ^ud^  felBft  p  fe^en ;  benn 
toiffet,  toenn  ^^x  ben  geinb  nid^t  fdilagt,  fo  toerbet  ^^x  ben  dauern 
nimmermel^r  entrinnen,  ©teilet  feft  in  ber  6(^la(^t !  3)enft  auf  ©ieg 
ober  3^ob!"  Unb  alfo  führte  er  fie,  inbem  ein  ^eber  ^ott  gelobte^, 
fünftigen  toei^en  ©amftag  Bei  SCßaffer  unb  S5rob  5U  faften,  über  bie 
SBrütfe  be§  ßanal§.  „©oEen  fie  borau§  fein",  fagte  ber  f^ü^rer  ber 
frangöfifd^en  f^ufebölfer,  ^olart,  „lieber  berlör^  id§  ein  ?luge",  unb 
ging  mit  feinen  Seuten  gerabe  burd£)  ba§  35^affer.  ©ie  rüdten  ber  fronte 
be§  geinbeg  entgegen,  5llfonfo  bon  f^errara  mit  feinem  (S^efc^ü^  unb 
^alice  mit  800  ßan^en  i^nen  pr  ©eite.  hinter  biefen  30g,  nad^ 
fleinem  3^^f^^nraum,  @afton  unb  bie  gefammte  5Jlad^t. 

2)a§  ßager  ber  ©panier  toax  jur  SHed^ten,  too  bie  Sdeiter  hielten, 
bom  (Sanal,  jur  ßinlen,  too  ba§  gu^bol!  ftanb,  bon  einem  graben  unb 
meiter^in  bon  einem  S)amm  gefd^ü^t.  S5or  bem  gupol!  l^atte  ^a^ 
öarra  üBerbie§  ^toet  (SräBen;  l^inter  biefen  in  einiger  Entfernung 
ftanben  feine  jtoeiräbrigen  ^ai*ren,  auf  benen  ein  @ifen,  born  lang 
unb  f|)i|,  ju  Beiben  ©eiten  fid^elförmig  angeBrad^t  toar ,  Bei  benfelBen 
§afenBüd§fen  unb  ^^elbfd^langen  in  guter  Qdi)i^). 

gür  ba§  §eer  ^afton§  !am  e§  barauf  an,  bie  geinbe  au§  biefer 
feften  ©teEung  ju  bertreiBen. 

1)  L'histoire  du  bon  Chevalier  Bayard  310,  311. 

2)  Fleuranges,  M^moires  89—93.  Coccinius  unb  Novae  e  castris 
Gallorum  in  ben  Paralipomenis  ad  Chronicon  ürspergense  467.  ^uä)  UUrid^ 
^toingU^Relatio  de  iis  etc.  ap.  Freherum  II,  122.  kti^mt,  ÄriegSt^aten  1, 114. 


Julius  II.  im  S3unbc  mit  Spanien,    ©d^lod^t  6ei  9lat)cnnQ.       277 

3u  i^rer  Sinfen  auf  bem  ^amm  pflanzte  5llfonfo,  ju  if)xn 
jtRed^ten  jenfeit  be§  6anal§  :Söo  b'^lEegre  @efc§ü^  auf.  3nbem 
5^at)arra'§  f^u^tjol!  fid^  auf  ben  SSaud)  getoorfeu,  gefd^a^^,  ba§  bie 
Äugeln,  fotool^I  beg  einen  al§  be§  anbem,  aEein  unter  bie  Sflitter 
^-aBrtäio'^  einfd^lugen.  S)er  gute  $arnifd§  f d§ü|te  fte  nid^t ;  fie  fan!en 
5u  brei^ig,  öietäig;  S5orbere  unb  «Wintere  rückten  äufammen  unb 
rebeten  unter  einanber;  enblid§  rief  f^ftt^njio:  „©oEen  toir  aEe  um 
@ine§  ^arranen  Ujitten  um!ommen?"  2)ie  ©panier  fagten:  „@ott 
tobtet  un§,  la^t  un§  toiber  bie  5Renfc&en  ftreiten".  @ie  riefen  laut: 
I  „@§pafta  unb  St.  i^ago  Bei  ben  $ferben!"  unb  festen  fic^  in  SSetoegung. 
iS5ei  biefem  ^nUid  jagte  ^afton:  „5^un  Ferren,  lagt  un§  fe^en,  tt)a§  ^^x 
für  gran!reid§  unb  meine  3)ame  tl^un  Werbet",  unb  rücfte  mit  ^alice 
i  äujammen.  5lEe  riefen:  „^rance!  Trance!"  S)ie  9fleiterfd§lad§t,  i]§r 
Ijc^öneS  Spiel,  Begann^).  5luf  ben  S3efe^l  Öaftong,  ^u  galten,  Bi§  er 
ba§  Seidfien  geBe,  ftanben  bie  f^ugtjöller  inbeffen  ftiE;  aBer  aE^ugut 
trafen  bie  §a!enBü(^fen  unb  ©(^langen  ^at)arra'§;  ^tüei  ber  tJor= 
ne^mften  5lnfü^rer,  5Jlolart  unb  f^reiBerg,  bie  Bei  einer  glafd^e  3U= 
fammenfagen,  U^urben  öon  (Siner  Äugel  getroffen  unb  Beibe  getöbtet; 
biele  trefflid^e  ^auptleute,  S)oppelfölbner  unb  Gemeine  fielen;  fie 
tüoEten  enbli(^  biefe§  geuer  nic^t  länger  rul^ig  aug^alten.  ;2fnbem  fie 
üBer  ben  erften  ^raBen  gingen,  ben  ^atjarra  öor  ft(^  gebogen  j^atte, 
n)arb  3acoB  ton  @m§  getroffen.  (£r  fprad§:  „S)er  Äönig  T^at  ung  tt)o'§l= 
get:§an,  l^altet  6u(^  gut!"  unb  ftarB.  äöie  fie  an  ben  gtoeiten  !amen 
unb  ^ier  bie  ©panier  i^nen  i^re  Spiele  !reuätoeife,  entgegenftretften, 
Ijielt  t^aBian  üon  Sd^laBemborf,  ber  größte  unb  ftär!fte  ^ann,  ben 
man  fe^en  !onnte,  feinen  Spieg  in  bie  Quere  faffenb,  fec^§  Bi^  ad§t 
feinblic^e  bamit  nieber  unb  öffnete  ben  äöeg.  Sie  !amen  auf  ben 
freien  $lan  3toifd§en  @räBen  unb  Söagen;  unb  ^ier  nahmen  f^aBian 
unb  3o:§ann  Spet  grüne  ^änje  auf  ba§  <£)aupt,  traten  t)or  unb 
forberten  bie  tapferften  ©panier  ^erau§.  (S§  !amen  i'^rer  smei.  ©pet 
toarb  öor  bem  Kampfe  mit  einer  Äugel  erlegt ;  gaBian  erfd^lug  feinen 
(S^egner.  ßnblii^,  toie  fie  ^art  unter  ben  §a!enBüc^fen  toaren,  fprangen 
bie  ©panier  auf,  unb  ber  toa^re  Äampf  ber  f5"6ööl!er  Begann.  S)ie 
Speere  ^erBrac^en,  bie  ©d§tt)erter  jerfprangen;  Einige  ftritten  mit  ben 
.öänben,  mit  ©rbtlögen,  mit  ben  :Sö^imn)  autoeilen  rief  ßiner  ober  ber 
5lnbere,  Oor  einem  üteiterangriff  in  bie  ©eite  Bange:  „Surütf,  il§r  S)eut'= 
fc^en!"  bo(^  bie  S5orberften  Betoegten  i^ren  ^n^  nid^t ;  ba  fiel  ber  ftarfe 
gaBian,  Sinfer,  ber  !ü]§nfte  ^enfd§  öon  ber  äöelt,  öiele  5lnbere;  oft 

1)  L'histoire  du  bon  Chevalier  312.   Bayard  ä  Laurens  Alemand  in 
Expilly'ß  Supplemeut  ä  'histoire  451.  ^nä)  hzi  Daru  III,  441. 


278  3tociteS  SBud^.    S5tertc§  ßopitel. 

fd^rteen  bic  ©Spanier:  „S5tctoria  3uUu§!"  unb  e§  l^atte  ben  ^nfd^i 
aU  ob  fie  ftcgen  toürben.  SlBer  bie  Hoffnungen  ^latiatra'g  UJurll 
aEeäcit  getäuf(f)t;  unerfc^üttlic^  l§ielten  bie  2)eutf(^en  ©tanb^). 

©Ben  bamal§  aber  toar  e§  in  bem  ^am^fe  ber  9Heiterei,  nad^  bi 
ftünbigem  Öefed^t,  bal^in  gefommen,  ba|  gabri^io  unb  feine  Flitter 
ben  franjöfifd^en  nid)t  mel^r  geUJad^fen  füllten.  (Safton  butcC)ftad§  fei 
einen  f^einb;  bie  S5at)arb§  unb  ^alicen  üoEenbeten,  tt)a§  ba§ 
fd^ü^  angefangen:  bie  ©d^ü^en  öon  be§  ^önigg  @arbe  braue 
i:§re  eifemen  §a!en  fe^r  n)ol£)I  Ujiber  bie  §elme  ber  geinbe;  ber 
griff  ber  leidsten  Gleiter  toarb  mit  einer  furjen  äöenbung  abgett)i( 
9fiamon  be  ßarbona  flol^.  ^er  junge  50^arque§  tjon  ^egcara  öerc 
nid^t  be§  (Sd^ilbeg  unb  ber  SBorte:  „S)amit  ober  barauf",  bie  er  m 
feiner  i^ai}m  fül^rte;  aber  al§  fein  ^ferb  ftüräte,  tt)arb  er  gefangen. 
S)er  ßegat  be§  $a^fte§,  ;So5ann  bei  ^ebici,  toarb  öor  ben  Segateit 
be§  6oncilium§  gefül^rt.  ^oä)  totfytk  fid§  gabri^io  ßotonna,  Ujie  et 
glaubte,  unerlannt.  „^'ömn'\  fagte  ©iner,  „er!enne  ba§  ©d^icifal, 
ergieb  S)id§  mir!"  —  „Äennft  S)u  mid^?  2öer  aber  bift  ^u?" 
„^lfon§  öon  @fte!"  —  „@ut,  bod§  lein  Sran^ofe" ;  er  ergab  fid§.  i)i^ 
Flitter  toaren  ööttig  aufgetöft^). 

Unb  l^ierauf  fe^te  ^onbormt)  aud§  mit  ^ferben  über  bie  Gräben 
5^at)arra'§  unb  fiel  bem  gu^üol!  beffelben  in  hu  ©eite.  3tt^ 
b'^lEegre  brad§  in  bie  gä^nlein  ülama3otto'§,  um  feinen  ©ol^n,  ben 
fie  in  einem  5lufru^r  erfd^lagen,  an  i^nen  3U  rächen.  5lnbere  famen 
ben  S)eutfd§en  M  bem  (Sefd§ü|  au  §ülfe.  ^abarra  fa^^  um  fi(^,  fal^ 
bie  ©d^lad^t  öerloren ;  er  toanbte  fid§  bereite  jum  Mcläuge,  aber  ganj 
in  Orbnung;  bann  tt)ie  berätoeifelt  Ujarf  er  fid§  nod^  einmal  auf  ben 
geinb,  ba  toarb  er  felbft  gefangen.  S)amit  toar  bie  ^au^tfad^e  ent* 
fd^ieben.  S)on  S)iego  61§ignone§  lag  üern)unbet  auf  ber  @rbe  unb 
]af)  bie  ^Heiter  bei  fid^  t)orüberf|)rengen.  §albtobt  erljob  er  fid^  nod^ 
unb  fragte,  toer  ben  ©ieg  babontrage.  ©r  T^örte:  „bie  grauäofen", 
unb  ging  unaufrieben  au§  biefer  Söelt^). 

„|)err",  f:prac§  bamal§  SSa^arb  3u  @afton,  ber  mit  SSlut  unb 
^im  bef^)ri|t  toar,  „feib  3]§r  öertounbet?"   „^ein",  ern)iberte  6afton^ 

1)  Zurita  II,  283.  Guicciardini  X,  590.  Petrus  Martyr,  Ep.  483, 
SJotne'^mlid^  Coccinius  286  unb  Fleuranges  94.  2lud^  MaccMavelli,  Prin^ 
cipe  c.  26,  p.  68.  Hutteni  Epitaphia  in  Empserum  in  ben  Epigrammatibus; 
Opera  T.  I,  184,  185,  ed.  5Diünd^. 

2)  Sic  Obigen  unb  Jovius,  Vita  Alfonsi  Ferrariensis  176.  Vita 
Leonis.  Vita  Davali  Pescarae  280.  Ferry  Carondelet  ä  Marguerite, 
Lettres  228. 

3)  2)iefelben  unb  Passero,  Giornale  Napolitano  180. 


Sanbmod^t  bcr  SJencäiancr.  279 

„aber  i^  fjobe  öertounbet".  S5at)aTb  öerfe|te:  „@ott  fei  gelobt, 
überlast  nun  un§  5(nberen  bie  SJerfotgung".  ^nbem  er  ^pxa^, 
erblickte  @afton  ben  SSaftarb  bon  Sl^imal^:  „5lun,  5[!leifter,  bin  ic^  ge= 
blieben,  toie  ^l^r  fagte?"  „§err",  anttoortete  biefer,  „e§  ift  nod^  nid^t 
au§",  unb  eben  fam  ein  Sd^ü^e:  „©el^et,  .^err,  ^roeitaufenb  (5:panier 
auf  bem  ^o^en  Sßege".  S)iefe  l^atten,  bon  ber  übrigen  6d£)(ac^t  ent= 
fernt,  fid§  mit  einigen  (S$a§cognern  gefc^lagen,  fie  gen)orfen  unb  toeit 
Verfolgt;  nun  fanten  fie  jurüd.  ÖJafton  naT^m  feinen  §e(m  mieber: 
„2Ber  mid^  liebt,  folge  mir"  ;  mit  ätnauäig  big  brei^ig  ftürate  er  toiber 
fie  fort;  ba  aber  fanb  er  ben  5tob.  @§  ift  aud^  fd^ön,  nad^  rü^mlid^en 
Sl^aten,  mitten  in  großen  Erfolgen  unb  Hoffnungen,  nod§  rein  bon 
bem  Slabel,  ben  f^ätere  ^a^re  aE^uleid^t  mit  fid^  bringen,  aU  3^üng= 
ling  äu  fterben;  ba§  5lnben!en  beremigt  bie  Sfngenb.  @afton§  ^ferb 
fiel,  unb  er  toe^^rte  fid§  au  x^u^ ;  ßautrec  rief  ben  (S|)aniem  ju:  „©d^ont 
i^^n,  e§  ift  ber  Sruber  @urer  Königin"  ;  aber  ba  mar  Uim  ©d^onung ; 
er  marb  getöbtet  unb  in  ben  (iJraben  gemorfen;  öom  Äinn  big  jur 
©tim  :§atte  er  üiergelin  äöunben. 

äöie  bie  granjofen  bieg  fa^en,  mar  bie  i^xtuhz  beg  ©iegeg  in 
iljuen  gebrod^en. 

ßin^ig  in  feiner  ^rt  ift  biefeg  treffen  burd^  bie  S5erbinbung  ber 
Italiener  unb  ©|)anier  auf  ber  einen  ©eite,  bie  S5erbinbung  tjon 
Italienern,  2)eutfd§en  unb  ^^T-'^naofen  auf  ber  anbern,  mäl^renb  fpdter 
Staliener  unb  S)eutfd§e  immer  mit  ben  (Spaniern  bereinigt  maren ,  bor 
aEem  burdC)  bag  3ufötnmenmir!en  ber  geuertoaffe  mit  ben  Speeren 
beg  ^5u§bol!g  unb  bem  ^amifd^  ber  ütitterfd^aft.  S)ie  Ärieggübung 
bcr  franjöfifd^en  ^ommeg  b^Slrmeg  unb  W  ©tanb^aftigleit  ber 
beutfd^en  ßanbgtnei^te  trug  ben  ©ieg  babon. 

2)ie  grauäofen  !amen  3U  ben  2)eutfd§en,  bie  no(^  in  i§rer  Orb= 
nung  hielten,  unb  fprad^en:  „2)ag  ift  bag  ^efd§ü|,  bag  i^^r  nng  in 
^Jceapel  na:^mt,  ie|t  gebt  ^^x  eg  ung  mieber.  SöoEt  3^t  nid§t  aud& 
auf  35eute  aug?"  Sie  entgegneten:  äßir  finb  nid§t  um  ber  S3eutc 
mitten,  fonbem  um  @^re  unb  ßob  l^ier  geftanben."  Sie  fielen  auf  bie 
^niee  unb  banften  @ott^). 

(Bin  fpanifd^er  9ftitter  brad^te  juerft  bie  5lad§rid£)t  bon  bem  2:reffen 
nad^  Sftom.  3lugenblid^lid^  fd^iffte  ber  fpanifd^e  @efanbte  fein  ^auggerätl^ 
auf  ber  Siber  ein;  bag  S>ol!,  bag  bon  einigen  SSaronen  jur  ^^rei^^eit 
gerufen  marb,  fd§lo§  bie  SBuben  unb  regte  fid^  äur  Empörung.  S^uliug 
fc^toB  fi(^  in  bie  gngelgburg  ein  unb  mar  gemittt,  :Stalien  p  berlaffen. 

1)  ^aä)  Fleuranges ,  bem  Söriefc  SBa^otbä  453 ,  unb  Coccinius. 
Butten,  183. 


280  3tocitc§  SBud^.    S3tcttc§  ^apiid. 

gerbinanb  öergag  üBer  bet  ^t\af)x  öon  ^taptl  {eine  ©runbyö^e 
ernannte   ben   otogen  Hauptmann   noc^   einmal   aum   .^eerfül^ter 
:Stalien^). 

S)ergeftalt  tüar  bet  gtoge  Ärieg  be§  ^apfte§   mit  S^enejian« 
(Bä)tüti^tm  nnb  ©paniern  tüiber  gransofen  unb  S)entfd§e  öoEftönt 
mißlungen,     ^oä)  anbete  8tteit!täfte  mußten  jn  bemfelben  aufgetufi 
tüetben. 

2.    SSilbung   einet  neuen  2i^a.     Sage  unb   (5tntrtti| 
(5nglanb§. 

3u  biefet  3^it  tüat  !aum  bie  ftan^öjtfd^e  unb  getüi^  feine  anbe 
5^ation  i]§tem  Könige  untett^äniget ,  al§  hie  englifdfie.  2)ie  ftoljen 
^äupkx  bet  Station  Tratten  fid)  in  bet  öetbetblidien  (Sifetfud^t  bei 
5)ot!§  unb  ßancaftetg  unb,  fotoie  bie  eine  ^attei  gefiegt,  in  einet 
etneuten  @i|et|u(^t  ^mifd^en  ben  ©liebem  biefet  ^attei  felbft  auf* 
getieben.  6omine§  ted^net  gut  ac^t^ig  öon  föniglid^em  (SeBlüt,  bie, 
fomeit  et  geben!en  !önne,  in  biefen  Stiegen  getöbtet  motben;  Äöntg 
©buatb  IV.  rief  in  feinen  ©d^lac^ten:  „©d^onet  ba§  25ol!,  tobtet  bie 
fetten"  ^) !  2)a  mat  anlegt  §einti(^  VII.  in  einem  öetfd^loffenen 
Söagen  gut  Ätönung  in  Sonbon  eingefaßten,  l^atte  faft  ben  ganjen 
9left  htx  ^oxU  in  ben  5totoet  gebtad^t  obet  getöbtet^)  unb  felbft 
ben  5Jlann  nid^t  gefd^ont,  beffen  Uebetttitt  im  5lugenblitf  bet  @nt= 
fd^eibung  il^m  aEein  ben  ©ieg  unb  ba§  Äönigteid^  öetfd^afft  ßatte; 
et  l^atte  fi(^  ]§ietauf  bie  (SJeiftlidC)!eit  bi§  ^ut  ^efd§tän!ung  i!§tct 
3lft)le,  bie  ©täbte  fo  tüeit,  ba§  il^te  Steilheiten  ol^ne  bie  SSeftätigung 
feinet  Äan^letS  nid§t§  mel^t  bebeuteten,  unb  bie  SSauetn  nad§  einer 
bteimaligen  (£m))ötung  p  immet  getoiff etem  ©el^otfam  untettüotfen  *). 
S)ie  Otgane  bet  Steilheit,  ©etid^t  unb  ^atlament,  tüaxen  if)m  bienft* 
Bat.  3n  bet  ©tetnfammet  fptod^en  feine  Wciif^e  übet  9tauB,  50lotb 
unb  jeben  anfd§einenben  S5etfud§  einet  ©mpötung;  feine  fi^califd^en 
^i^in,  ©mpfon  unb  S)ublet) ,  tüanbten  bie  toibetfpted^enben ,  öon 
tt)ibetfpted§enben  ©etoalten  gegebenen  ©efe^e  be§  9fteid§e§  baju  an, 
mittelft  bet  ©trafgelbet,  toel(^e  für  jebe  UeBetttetung  jebtoeben  @c* 
fe^e§  geaal^lt  tuetben  mußten,  jugleid^  bie  51ation  in  ©el^otfam  äu  l^alten 

1)  Infessura  bei  Eainaldus  112.    Petrus  Martyr  484.    Jovius,   Vita 
Gonsalvi  286. 

2)  Comines,  Memoires,  p.  41,  p.  155. 

3)  PolydoruB  Virgilius,  Historia  Anglica  728. 

4)  Baco,  historia  Henrici  VIT.    Opus  vere  politicum,  p.  18,  p.  360. 


Sage  unb  Eintritt  ©nglanbi.  281 

unb  bem  Könige  ben  6d§a^  ju  füEen.  ©eine  Parlamente  aber  — 
toie  eg  benn  in  ben  Unrul^en  ©ttte  getoorben,  ha%  jeber  ©teger  ein 
anbetet  öon  fetner  ^^artei  berfammelte,  toeld^eg  ntetir  ein  Organ  ber 
l^öd^ften  ^etoalt,  al§  ein  Organ  be§  S5ol!eg  toar  —  finb  auc§  il^nt 
öon  5lnfang  gan3  ergeben  getoefen.  2)ag  erfte  beftanb  au§  lauter 
5!Jlännern,  bie  t)on  früheren  Parlamenten  öerbammt  worben  toaren  ;  ein 
anbereg  tnä^lte  2)ublet)  3U  feinem  (Bpxtä)n^). 

§einrid§§  VII.  innere  ©id^er^eit  n^ar  biefer  ©e'^orfam;  bie 
äußere  lag  in  feinen  S5ertr)anbtfd§aften.  Sßir  fallen,  toie  er  feine 
S^od^ter  mit  bem  Könige  t)on  ©c^ottlanb,  mie  er  feinen  @o§n  5lrti^ur 
mit  ^atT^arina  öerl^eirat'^ete.  3l(§  ^rt^nr,  nod^  ei^e  er,  tt)ie  man  glanbt, 
bie  S}ermäi§Iung  tioE^ie^en  !önnen,  geftorben,  toarb  .^at^rina,  wie 
feT§r  fie  fid^  and§  l^intoegfetinte  öon  biefen  i^arten  ^er^en,  xf)xem  Später 
imb  ©(^toiegerüater ,  äurüdjubleiben  geatoungen,  toeit  einer  be§ 
anbem  buri^  fie  um  fo  fidlerer  ju  fein  glaubte.  §einric^  aber  hjar 
noc^  nid^t  aufrieben,  dloä)  burc§  ein  anbereg  SSanb,  burd^  bie  S3er= 
lobung  BaxU  öon  Oefterreid^  mit  feiner  5lod§ter  50^aria,  !nü:pfte  er  ftd^ 
an  ba§  fpanifd^=öfterreid^ifd§e  §au§^). 

2)iefer  i^ürft,  mit  toenig  paaren,  toenig  Stielten,  einem  @efid§t 
nid^t  für  ben  ^aler,  f^arfam  für  fid^  unb  me^r  auf  feinen  S5ortl^eil 
aU  auf  feinen  tol^m  bebad^t,  bem  feine  S)iener  nur  Söerljeuge  toaren, 
^interlie^  im  ^al^re  1509  feinem  SHeid^e  einen  ©o^n,  ber  in  erfter 
^ugenbfüEe  ftanb,  ber  nid^t  minber  ba§  ^toei^änbige  ©c^toert  unb 
bie  ©treitajt,  al§  f^löte  unb  ©pinett  3U  füljren  tou^te,  Oon  5^atur 
Oerfd^toenberifd^ ,  eine§  @ünftling§  bebürftig,  nad^  äufeerem  ÜiuT^me 
begierig^). 

2)ennod^,  toie  fie  @in  S3lut  toaren,  fo  nahmen  fie  ©inen  2öeg. 
Dbtoo^l  §einrid^  VIII.  bie  ^Ibrot^e  /^albtoei^e  Sdofe  in  feinem 
SÖa:ppen  führte,  lie^  er  bod§  bie  alten  2)iener  ber  ^oxU,  bereu  ßeben 
toenigfteng  fein  SSater  gefd^ont,  ©uffol!  unb  S5utfing]^am,  beibe  fterben. 
S)ie  fi§califd§en  Ülid^ter  mit  bem  2:obe  ftrafen,  toie  ber  ©o^n  tl^at, 
toar  toenigftenS  nid^t  minber  gemaltfam,  al§  fid§  il^rer  bebienen,  toie 
ber  Spater  getrau,  ©ein  erfter  ^ünftling  ,  Sßolfe^ ,  ber  ba§  ganje 
Slnfe^en  feinet  ©rabiSt^umg  unb  feiner  ßegatentoürbe  über  bie  ©eift» 
liefen,  fotoie  bie  Unterorbnung  ber  S3eamten  unter  bie  Äanslertoürbe, 

1)  Baco  113,  236,  350.  Polydor.  Virgilias  775,  ferner  ^ume. 

2)  Polydor,  XXVII,  2.  Zurita  II,  155.  Vettori  in  Macchiavelli, 
Legazioni  V,  228. 

3)  Baco  unb  Polydor.  S5efonber§  Edward  Herbert  of  Cherbury,  The 
life  and  reign  of  Henry  VIII,  p.  4.  . 


I 


'  282  3tocttc§  S3u(f).    S5iettc§  ßapttcl. 

bte  er  eBenfaES  Beüetbete,  öettoanbte,  öerft^affte  i^^m  bte  tüefentltc 
^oxiijdU  beg  (Supremate  ol^ne  biefen  5^amen.  S)a§  Parlament  ful 
fort,  3U  BeiDiEtgen,  toaS  er  toünf(^te,  unb  „3Jlann",  fagte  er  ju  einei 
d)|)onenten,  „morgen  paffirt  meine  ^iU  ober  bein  Äo:p|".  @§ 
feines  S5ater§  gan^e  3lrt  unb  äöeife;  nur  noc^  rüdftc^tSlofer 
rafc^er  Bringt  er  fie  in  ^Intoenbung  ^). 

^i(^t    minber    grünbete    er   feine    au§tt)ärtige  ^oliti!    auf   fe 
öern)anbtf(f)aftlid§en  S3erBinbungen.     2)o(f)   toar  fein  S^td  nic^t 
tDo'^l,  fid§  3U  fidlem,  aU  ber  großen  S5unbe§genoffenf(^aft,  3U  ber 
felBft  gehörte,   ha^  oBerfte  ^Infe^^en  in  Europa  ju  öerfc^affen ;  l^iet 
t)erfäl§rt  er  nur  leibeufd^aftlid^er  unb  t^ätiger»  al§>  fein  Spater. 

@tei(f)  öon  Einfang,  foBalb  er  fid^  mit  jener  fpanifi^en  ^atl^a« 
rina  öermä^lt  ^atte,  fanb  er  fid§  burd§  biefe  an  f^erbinanb,  burd^  feine 
©d^Ujefter  5!Jlaria  an  .^arl  unb  ^ajimilian  geBunben.  ^m  ^a1)x^  1511 
fanbte  er  Beiben  <g)ülfe,  bem  einen  n)iber  hk  5Jlauren,  bem  anbem 
toiber  (Seibern;  unb  folange  fie,  ^atte  aud^  er  f^rieben  mit  5ranf* 
retd§;  feine  ^efanbten  Befd^ujuren  im  ;3uli  1510  bie  alten  S^ertröge 
mit  ßubtoig^).  3ll§  aBer  gerbinanb  im  CctoBer  1511  mit  bem  ^a^jftc 
toiber  gran!reid§  in  58unb  trat,  nahmen  bie  ©ad^en  einen  anbem 
@ang. 

@in  UJefentlid^er  Erfolg  ber  ßiga  bon  1495  toar,  mie  tt)ir  fallen, 
bie  ^rünbung  ber  großen  fpanifd^=öfterreid§ifd§en  St^ertoanbtfd^aft.  f^erbt« 
nanb§  pan  toar  gegentoärtig ,  in  bemfelBen  ©inn  eine  neue  Siga 
5U  grünben,  bem  ^^lamen  unb  ber  S5eranlaffung  nadf)  für  ben  ^ap% 
in  ber  S^at  aBer  nod^  me^r  für  bie  fünftige  @rö§e  feines   §aufe8. 

^ie  (iirunblage  öon  ^Eem  Ujar  nun  aBer  bie  S5erföt)nung 
ä^ifd^en  ^^ei^binanb  unb  3JlajimiIian.  5tad^  bem  langen  Qtoi^i  üBer 
ßaftilien  mar  eS  unter  ben  ütät^en  ^OflajimilianS  äuerft  5)lercui-in 
©attinara,  ber  in  ben  S^ermirrungen  ber  g^^t  pi  ber  UeBeräeugung 
!am,  biefe  SJerfö'^nung  fei  feines  §errn  oBerfteS  S5ebürfni§.  SöeSi^alB 
fei  bod§  bie  Unterne^^mung  miber  ^abua  gefd^eitert,  toenn  nid§t,  meil 
t^erbinanb  ben  SSene^ianem  ßeBenSmittel  jnfommen  lie§^)?  ©r  felBft 
BegaB  fid§,  um  baS  alte  ©inberftänbni^  p  erneuem,  nad^  ©^janien; 
unb  l§ier,  inbem  er  ben  5lnfpmd^  5)lajimilianS   auf   eine  unmittels 


1)  .^erbcit  14.    Goodwinus,  Annales  Anglici,  Henrico,  Eduardo  et 
Maria  regnantibus,  p.  17.  Hume,  ^eintid^  VIII,  p.  117.    S).  Ueberf. 

2)  Herbert,  The   life  15.    Macchiavelli,   Legazione   V,  348.     Zurit» 
II,  249. 

3)  Gattinara  k  Marguerite,  Lettres  de  Louis  194. 


Sage  unb  Eintritt  @nglanbi.  283 

Bare  S^ertoaltuncj  ßaftilieng,  toelc^er  nie  burc^aufe^en  toar,  enblid^ 
faEen  lte§,  inbem  er  fid§  begnügte,  ba^  f^ßtbinanb  bte  9lac§folge  in 
feinen  üteid^en  au|§  neue  bem  gemeinfd^aftli(^en  @n!el  Beiber,  Maxi, 
jufidCierte,  Brad^te  er  jene  5lu§|ö]^nung  gu  ©tanbe  unb  fteEte  bie  alte 
SSerBinbung ,  bie  natürli(i)e  greunbfi^ajt  3n)if(^en  SSeiben  lieber  ^er. 
Seitbent  ütmmert  fit^  f^^tbinanb  n)ieber  um  bie  gelbrifd^e  ©ac^e,  unb 
ber  .^aifer  gebeult  in  beutfc^en  ©taat^fd^riften  be§  ^riege§  tniber  bie 
«JJlauren  ^). 

f^erbinanb§  nöd^fte  5lB)id§t  tnar  al§bann,  ben  ^önig  t)on  @ng= 
lanb  unb  ben  Äaifer,  feine  näc^ften  S5ertoanbten ,  in  feinen  .^rieg 
3U  3ie:^en. 

3uerft  gelang  e§  mit  ^önig  ^einrid^.  3lt§  ßubn)ig  biefen  äur 
I^eilna^me  an  bem  ^ifaner  ßoncilium  einlaben  lie§,  lag  bie  5(nt= 
lüort  beffelBen  gleidjfam  barin,  ba§  er,  toäl^renb  ber  fran^öfifd^e  f&oU 
fc^ofter  rebete,  fid^  auf  bie  6(^ulter  be§  f|)anifd^en,  ßubtoig  (Sarroa, 
lelinte^).  S)er  SSunb  ätoifd^en  ^^erbinaub  unb.  bem  ^a^fte  toarb  in 
ber  S5orau§fe|ung  gefd^loffen ,  ba§  §einrid§  i:§m  Beitreten  toerbe. 
§einrid^  ^offte,  ber  ^apft  toerbe  ben  5^amen  be§  aEerd§riftli(^ften 
Äönig^  auf  il^n  üBertragen,  unb  fd^on  am  4.  SeBruar  1512  orbnete 
er  feine  ÖJetoalf^aBer  3U  bem  ßateranconcilium  aB.  @r  l^offte,  toenn 
nid^t  bie  @rö§e  ber  früheren  englifc^en  Könige  in  f^^^anfreid^  hjieber- 
l)eräufteEen ,  menigften§  @u^enne  ^u  feiner  !öniglid§en  ©tanbarte  ju 
bereinigen;  unb  ^ier^u  BemiEigte  iT^m  ba§  Parlament,  ba§  fid^  an 
bemfelBen  Sage  tjerfammelte,  eine  SBeneöolena ;  er  fe^te  Privilegien  für 
bie  getreuen,  ©trafen  für  bie  ungetreuen  Sa^jitäne  feft^).  S5ieEeic§t 
mar  einer  feiner  iBemeggrünbe ,  ba§  aud§  fein  (iJefd^lec^t  burd^  bie 
S)ermä^lung  50^aria^§  mit  ^arl  an  ^ea^jel  S^eil  ^atte,  meld§e§ 
i^erbinanb  al§  gefä^rbet  öorfteEte;  unb  bie  5V2  TOEionen,  bie  i^m 
fein  S5ater  ^interlaffen,  gaben  i^m  Otüc^'^alt  unb  Suüerfid^t.  (Senug, 
er  trat  aur  ßiga  unb  berf^rad^,  ba§  ^eer  tjom  5lu§flu6  ber  Sl^emfe 
Big  le  2;rabe  au  Be^au^jten.  @r  fanbte  nod^  im  Söinter  aujei  S5ot= 
fd^aften  an  Submig,  eine  toegen  @u^enne'§,  eine  für  ben  ^apft. 
S)a  fie  Beibe  umfonft  Ujaren,  Mnbigte  er  jenem  ^rieg  an  unb  marb 
mit  f^erbinanb  ein§:  ju  8000  5Jlann  f^anifd^en  i^ui'oolU  moEe  er 
8000    englifdie  ©^ü|en   fto^en  laffen,   bie  üteiter   aber  mit  i^m  ge* 

1)  Zurita  II,  203.  Jötiefe  be§  i?aifcr§  t)on  1510  bei  ©olbaft,  ^oxma^x, 
Söecfmann. 

2)  Zurita  II,  267. 

3)  Herbert,  The  life,  18,  19.  Jean  le  Veau  in  ben  Lettres,  III,  p. 
150,  bom  10.  gfebtuar. 


284  S^citc^  Sud^.    35iertc§  Kapitel. 

nteinfd^aftlid^  Befolben;   toaö  man  eroBere,   foEe  bem   o^tijöxtn,   bef 
SBorfal^ren  e§  Befeffen^). 

i^nbefe  «^eintid^  entfc^ieben  tüar,  Bemühten  ftd^  Beibe  $attet^ 
um  ^ajimiltan.  %U  ^nliu^  im  ^uguft  1511  tobtfran!  lag,  iaj 
«ölajimiaan  bte  Hoffnung,  felBft  ^a^ft  au  toerben.  „S)ie  (Sarbtui 
5U  getotunen,  Braud^e  er  300,000  S)ucaten;  um  bieie  aufauBring« 
tooEe  er  feine  tier  Strumen  t)oE  ^leinobe,  fein  Se^ngetüanb  cl\ 
greifen.  ^id^t§  §ö^ere§  ftel^e  iT^m  3U."  liefen  @eban!en  ergrif ' 
Beibe  ^Parteien,  aud§  al§  3^uliu§  genefen.  S)ie  fd^iSmatifd^en  ßarbinJ 
ermunterten  ^ajimilian,  nur  nad^  i^talien  ju  fommen ;  ba  feien  2( 
Sangen  ßubtüigS,  bie  5Jlad^t  ber  ©anfeberinen,  ^antua'§  unb  ^errara* 
ba§  5lnfel^en  be§  6oncitium§  au  feinen  S)ienften;  bann  !önne  maf 
ben  ^a^ft  aBfe|en  unb,  toenn  er  nur  moEe,  i^n  tt)äl^len;  5^ea)3et  ftel^c 
i^m  offen,  gerbinanb  bagegen  erinnerte  il^n:  „nid^t  f^einbfd^aft, 
fonbern  f5rteunbfd§aft  mit  bem  gegentoärtigen  $a:|)fte  fei  ijonnöf^en, 
um  beffen  5^ad^foIger  au  toerben"  ^). 

5}tan  erfährt  nid§t  genau,  mann  unb  marum  3Jlajimilian  biefen 
@eban!en  fal^ren  liefe,  ber  aEau  meit  auSfel^enb  mar,  um  burd^gefüT^rt 
merben  au  !önnen ;  aBer  ba  er  mit  f^erbinanb  geeinigt  mar,  liefe  fid^, 
folange  3fuliu§  leBte,  nid§t§  ^^lad^^ltigeS  bafür  t^un.  5lnbere  S)ingc 
lagen  il^m  näl§er. 

Sommer  mar  e§  feine  5lBftd^t  gemefen,  ba§  mailänbif(^e  unb  baä 
beneaianifd^e  (SJeBiet  au  eroBern.  5lBer  (5ine§  fd^lofe  im  örunbe  ba§ 
5lnbere  au§;  benn  immer  mufete  er  ha§)  @ine  mit  ber  ^ülfe  be§ 
5lnbem  üBerminben.  f^^i^Binanb  a^iöte  i§m  einen  2öeg  an,  um  Beibe 
5lBfid^ten  nad^  einanber  au  erreid^en :  erftlid^  bie  (groBerung  ^ailanb§ 
für  ^arl,  il^ren  ^n!el,  aunäc^ft  au  5Jlajimilian§  «Rauben  burd§  bie 
ßiga;  hieran  StiEftanb  mit  3}enebig,  auglßid^  beffen  ^ülfe;  bann  miber 
S5enebig  felBft^).  3uliu§  mar  Bereite  fo  fe^r  in  ben  Rauben  biefe§ 
@efd§led^t§,  bafe  er  auf  2)inge  einging,  bie  bem  entf^rad^en.  ^ie 
Söeneaianer  meigerten  fid^,  5ßerona  unb  S5icenaa  gana  aufaugeBen,  für 
2:ret)igi  unb  ^abua  aBer  ben  (Sra^eraog  ^arl  al§  ßeT§n§^errn  anau= 
erlennen,  mag  ber  ,^aifer  forberte ;  al§  ber  ^aijjft  au§  einem  geljeimnife* 
t)oEen  3^itß^  "oon  Subtoigö  ^anb,  leferlidö,   oBmol^l  burd§ftrid§en,  aB« 

1)  Ratificatio  Ligae  ap.  Rymer.  VI,  1,  25,  Articul.  2,  7.  Poly- 
dorus,  lib.  XXVII,  p.  7. 

2)  SJlQjimilian«  SSrtefe:  Dom  18.  ©cpt.,  tuotirjd^einUd^  1511,  an  3Jlat'- 
garet!)  in  ben  Lettres  unb  an  ßtd^tenftein  bei  ©olbaft.  Zurita  II,  260. 

3)  Zurita  II,  262.  @in  anbetet  33ctoei§  finb  bie  SSet'^anblungcn  ju 
2Jiantua  im  ©ommet  1512. 


1 


©roBctung  bon  SJiatlanb.  285 

mf)m,  ba§  ein  SSunb  atoijcfien  ^önig  unb  9te)3ublt!  ju  fürchten  fei, 
öerfäumte  er  ntc^tg,  um  eg  am  9.  '^pxil  ju  einem  StiEftanbe  ^tüifc^en 
bem  Äaifer  unb  S^enebig  p  bringen,  ber  Beiben  2:^ei(en  lie§,  hjaÖ  fie 
Befa^en,  unb  bem  ^aifer  für§  erfte  40,000  ^ucaten  öerfd^affte^). 

^ierburd^  unb  burd^  bie  gelbrifi^en  Unrui^en,  bie  fic§  erneut,  ge= 
]ä)di},  ha^  ber  ^aifer  ^ur  Siga  trat,  ^n  bem  ^lugenblidt ,  aU  er 
ßubtüigS  Seite  üerlie§,  fiegten  feine  5S)eutf(^en  für  ßubtoig.  @§  !am 
atterbing§  ^^rt  tjor  ber  ©(^lad^t  ton  ^taöenna  eine  getoiffe  ^unbe  öon 
biefem  ©tiEftanbe  gu  i^nen,  aber  eine  bun!(e,  geheim  gehaltene,  au§ 
bem  ßager  be§  ^5^^^^^^^/  ^iß  auf  i^ven  5Jlut^  unb  auf  il^ren  Erfolg 
feinen  ^influfe  ]§atte.  5lu(^  SJenebig  ernannte  ba§  lateranenfifd^e 
ßoncil  an. 

3.   Eroberung  öon   5)lailanb. 

2)rei  S)inge  Tratte  f^erbinanb  feinem  §eere  öorau^gefagt,  unb 
5tt)ei  t)on  biefen  ttiaren  nun  gefc^e^en:  ßnglanb  ftanb  toiber  f^^an!* 
reid^  im  Kriege ;  ber  ^aifer  l^atte  ^rieben  mit  S5enebig.  :^n  ben  Sagen 
ber  <Bd}laä)t  ton  Sfiaöenna  entfd^ieb  fid^  aud^  ba§  britte,  ber  (Sinfatt 
ber  ©dt^toei^er  in  5[Jlai(anb. 

5ln  Jenem  ßl^arfreitage ,  an  Ujetd^em  Ö^afton  9ftat)enna  [türmte 
unb  bie  <Bpanm  äur  ©d§Ia(^t  jogen,  !amen  hu  :§eftigften  x^nn'üt  ber 
fyran^ofen  au§  aEen  eibgenöffif(^en  Orten  in  SSaben  pfammen  unb 
cntf($loffen  fid^,  ben  Ärieg  gegen  bie  f^ran^ofen  aud§  aHein  anzufangen, 
ßin  jeber  foEe  e§  feinen  .^erren  unb  Oberen  anzeigen  unb  fie  um 
^ultjer  unb  §a!enbüd§fen  bitten,  ©onnabenb  über  ad§t  Sage 
woEten  fie  fid^  in  ßiüinen  treffen  unb  in  ^otte§  ^amen  il^re  g^tnbe 
fu(^en^).  @iner  fo  großen  SBeUjegung  be§  S5ol!§,  ber  ^ntrüftung  ber 
SBalbftätte  fonnten  toeber  bie  '^k^haä)  ju  Sßern,  ineld^e  ben  ßarbinal 
©deiner  in  einem  ^^aftnad^t^fpiet  berf^ottet,  nod§  jene  Privatleute, 
bie  ben  granjofen  f^rieben  tjerf^rod^en,  toofem  fie  nur  60,000  Bulben 
äa:§len  würben,  n)iberftet)en^),  unb  aud§  :3^ürg  uff  ber  f^Iue  unter= 
^anbelte  au  ^ailanb  öergebeng.  S)ie  ^)ä^ftlic§e  Partei  toar  burd§ 
neue  3ufagen  geiftlid&er  unb  toeltlid^er  Knaben  ermuntert  toorben,  in 
^'olge  ber  neuen  Söenbung  9}lajimilian§  i^r  aud§  bie  !aiferlid§e  M= 
cjctreten;  an  jenem  ©onnabenb  nad^  Oftern,  ben  19.  5lpril,  -  e§ 
fonnte  nid^t  anber§  fein  —  befd^Ioffen  bie  <B^m^ex,  mit  ben  ^af)n= 

1)  S5cmbu§.    Urfunbe  in  ben  Lettres  de  Louis  III,  217. 

2)  ©ciireiben  bei  Qfud^g  II,  318. 

8)  5(nft)elm  unb  5lbfd^ieb  bei  ®lu^  261.    Lettres  III. 


286  B^eitǤ  ^"<^-    SSiertcS  Kapitel. 

lein  i^rer  8 tobte  unb  Sänber,  mit  .g)armyd§,  @efd^ü|  unb  SSe^t 
^ap^t  3u  §ülfe  anauaie^en^).  3:§re  ^efanbten  gingen  au§,  einige 
ßubmig,  öon  bet  franaöfifd^en  ^artei,  wie  e§  jc^eint,  beauftrag 
„SGßarum  er  i^en  bie  3a^rgelber  genommen,  beten  il^re  5lrmut5 
bürfe,  für  bie  fie  grantreii^  nod§  einmal  fo  grofe  gemad^t;  aber 
Bred^e  ÖJott  burc§  S^erac^tete  ben  ©tola,  ber  it)m  mi^faEe"  ^).  5lni 
3um  ^aifer.  S)er  .^aifer  fagte:  „9®elf(^e§  unb  beutfdf)e§  5tirol 
il^nen  offen;  ber  fünftige  gürft  öon  5!Jlailanb  fotte  il^nen  300,( 
S)ucaten  fogIeid§  unb  aEe  3a^r  30,000  aa^^Ien"^).  5lm  6. 
Brad^en  bie  (Sd^toei^er  ftärfer,  mit  befferen  SJorBereitungen  auf, 
getoöl^nlid^.  ©ie  l^atten  einen  oberften  ^elb^auptmann  3acoB  ©tapfer, 
einen  oberften  (5d§ü|enmeifter,  einen  oberften  $rofo§,  bem  bie  Äned^tc 
öon  atten  Orten  @el§orfam  gefd^tooren.  ^n  Xixoi  fanben  fie  in  allen 
Verbergen  Srob  unb  Söein ;  in  Ment  üernal^men  i^re  ^au^tleute  Bei 
einem  ^)ldf)i  im  harten  be§  S3ifd§of§  bie  ^^bfid^ten  be§  ^aiferg;  in 
SJerona  em^ifingen  fie  <g)ut  unb  Sd^tüert,  ein  getoeil^teö  Scanner 
unb  überbieS  ein  jeber  für§  erfte  einen  S)ucaten  ©olb  au§  ben 
.^änben  il^re§  ßarbinaleg*). 

@ie  erfd^ienen  gerabe  im  redeten  3lugenb(i(i  für  ben  ^apft.  3m 
S5ertrauen  auf  ben  6ieg  tjon  ütatienna  ^atte  ba§  ßoncilium  Subn)ig§ 
in  feiner  achten  ©i|ung  bie  ©u§penfion  be§  $a|)fte§  tjon  aEer  päp]i= 
lid^en  S^ertoattung  für  öorl^in,  je^t  unb  in  gu^unft  au§gef^rod§en;  aUx 
nac§  bem  S^erluft  be§  f^elbT^errn  unb  fo  vieler  tapferen  ßeute  in  ber 
@d§(a(^t  mar  ba§  franjöfifd^e  -^eer  niemals  ftar!  genug  gemefen,  einer 
fol(^en  ©entena  ^raft  au  geben  ^).  Sa  ^alice,  an  ben  hu  Slnfül^rung 
gefommen,  mu^te  fid^  begnügen,  feine  pä|e  in  Sflomagna  befe^t  au 
l^alten.  5^un  aber  ^atte  3uüu§  am  3.  5Jlai,  nad^bem  er  bie  ^ai)i 
in  ber  Sateranürd^e  augebrac^t,  in  ber  TOtte  berfelben,  um,  mie  er 
fagte,  bie  S)ornen  öom  tiefer  be§  §erm  au§aurotten,  aud§  fein  Son* 
cilium  eröffnet^),  ©d^on  am  2.  ^aiU  fid§  ber  S^icefönig  garbona, 
ber  t)on  Sflaöenna  unaufl^altfam  bi§  in  bie  5lbruaaen  geflol^en,  öon 
5^ea:|jel  toieber  aufgemad^t,   um  mit  bem  geretteten   unb  mit  neuem 

1)  ®efanbtf(i)Qft§bend^t  au§  SSencbtg  M  ©tettler.  2lbfd)tcbbet  guc^S  332. 

2)  5Pctru§  SJlart^t  unb  befonber§  ©ornicr  ou§  ben  Mss.  t).  Bethune, 
p.  351. 

3)  9lu§  bem  mfd^ieb  bei  ^nä^^  321. 

4)  ®(i)tetben  üon  ©d^toeiaer,  5Peter  gfalf  hü  f^uä)M  335  f.  ©rufe 
©tetticr. 

5)  Acta  Concilii  Pisani  bei  S^lainalbug,  p.  113. 

6)  Historia  Concilii  Lateranensis,  in  9^o§coc,  Scben  Seo'S  I.  App.  536 


©robctung  üon  3JJatlanb.  287 

j  S5olf  au§  ©icilten  einen  neuen  Eingriff  auf  bie  ^^i^^^näofen  ju  unter= 
nel^men^).  S)ie  5lbft(^t  tüar  bieSmal,  bie  öier  §eere,  ba§  ^äpftlid^e, 
ba§  fid§  unter  bem  ^er^og  öon  UrBino   gebilbet,   ba§  j^anifc^e,   ba§ 

I  tjene^ianifd^e  unb  ba§  fd§tt)ei3erifd§e,  in  ein  Sager  äufammeuäUäie^en. 
fSn  S5aEegio  bereinigten  fi(i)  bie  ©d^toeiäer  in  ber  2:^at  mit  ben 
gfteifigen  unb  bem  (Befd^ü^  öon  SJenebig;  fie  tüaren  entfdCiloffen,  unb 
toäre  e§  mitten  burd^  ben  f^ßinb,  bie  Beiben  anberen  ©d^aaren  au|= 
3ufu(^en^).  äöie  foHte  la  ^atice  einer  folc^en  ^einbfelig!eit  toiber= 
fte^en?  S)enn  ba  bie  ßnglänber  in  bemfelben  8[Jlai  uac^  f^uentaraBia 
jd^ifften  unb,  nid^t  aufrieben,  ein  §eer  an  ber  SSibaffoa  auf^ufteEen, 
bie  ^üfte  t)on  SBreft  beunruhigten,  ba  ein  großer  5lnfaE  öon  ©:paniem 
unb  ©nglänbern  auf  @ut)enne  ange!ünbigt  mar,  mufete  ^önig  ßubmig 
e^er  geneigt  fein,  feine  !rieg§geübten  §omme§  b^^rme§  au^  5Jlai= 
lanb  ^inmeg^uäiel^en,  a(§  anbere  baT^in  ^u  fenben^).  S)o(^  mar  e§ 
noc^  immer  ^meifel^aft,  meld^eg  öon  ben  beiben  ßoncilien,  ob  ber 
^önig  ipon  ^ranlreid^  ober  ber  $a^ft  bie  £)berl§anb  be'^alten  merbe. 
S)urd^  ^mei  2)inge  na^m  biefe  @ad§e  einen  fd^neHeren  5lu§gang, 
al§  man  jemals  ermarten  !onnte. 

(Srften§  fingen  bie  ©d^mei^er  einen  S5rief  öon  la  ^alice  auf,  toorin 
er  befannte,  er  merbe  gegen  ein  ftar!e§  <geer  ba§  f^elb  !aum  galten 
!önnen;  unb  fobalb  ber  greiburger  |)auptmann  ben  übrigen  biefen 
SSrief  üerbeutfd^t  ^atte,  befd£)loffen  fie,  nid§t  mel^r,  mie  bi§  je^t,  bem  ^o 
unb  ben  greunben  ^u,  fonbern  augenblidtli(^  nad§  bem  Oglio  unb 
miber  bie  geinbe  pi  gießen,  feine  ^adfjt  o^ne  5^ot^  liegen  5u  bleiben : 
in  brei  ober  öier  ^^agen  muffe  gefd^lagen  fein*),  ©in  smeiteS  mar 
ba§  eigentlid^  ©ntfd^eibenbe.  ^an  mu§  ftc£)  erinnern,  ba^  ber 
Völlig  öon  ^ran!reid§  Sobcbico  ©for^a  befiegte,  inbem  er  xtjm  bie 
2anb§!ned§te  entzog  unb  bie  ©d^mei^er  über  i^n  fdC)i(fte.  ©ettfamer 
äÖeife  marb  er  auf  biefelbe  5lrt  befiegt,  auf  meldte  er  gefiegt  ^tte. 
S)te  ©d^toeijer  maren  miber  i§n  im  fyelbe :  an  hu  Sanb§!ned^te,  meldte 
bei  ü^abenna  für  i^n  geftritten  unb  gefiegt,  fam  am  4.  ^nni  ein  ftrenger 
^efe^t  5(Jlai-imiIian§,  §au|)tleute,  f^ä^nbrid^,  äöaibet  unb  gemeine 
^ne^te  foEten  aEe  öon  ©tunb'  an  ba§  fran^öfifd^e  Sager  öcrlaffen. 
51un  maren  fie  gtoar  nid^t  in  be§  Äaifer§,  fonbern  in  be§  Ä'önigg 
©olb ;  aber  e§  maren  enttoeber  2^iroler  imb  biefe  bem  .^aifer  unmittelbar, 

1)  Caracciolus,  Vita  Spinelli  59.  Zurita  II,  285. 

2)  Moceuicus  91.    Sütenet  bei  @tu^.  App.,  p.  538. 

3)  Andrea  del  Borgo,  Lettres  III,  256. 

4)  $ctcr  i^alU  ©c^tciben  bei  gfud^§  357,  ©olof^uttter  ^au^tleutc  bei 
®lu^  541. 


288  3tocttc8  »ud^.    S3icttc§  dapitü. 

ober  S^ertoanbte  be§  ft^tüäbifd^en  SSunbe§   unb  al§  fold^e  mi^t 
roeniger  abT^ängig  öon  il^m.     ^Ifo,  toie  SSurf^arb  t)on  (Sm§,  3aa 
5^effe,   unb  ^ftubotf  §äl,   bie  §au^tleute  ber   ßanbSfned^te ,    in 
^ieg^tat^  !amen,  ben  ^paüce  be§  3[öiberftanbe§  toegen  berufen, 
öffneten  fte,  tro^  ber  guten  3öorte  be§  f^elb^errn,  ba§  fie  biefem 
fel^Ie  nad^fommen  müßten,  unb  baten  fd^on  am  5.  Sfunt  bei  ben 
genoffen  um  Geleit  ^).     5lnbere  moEten  no(^  fedf)§  %a^e  bleiben, 
fo  tage  fie  ber:pfli(^tet  toaren;    etma  ^Id^t^unbert ,    ttjelc^e  5^iebj 
beutfd^e  unb  ßeute  getoefen  fein  mögen,   bie  ju  §aufe  nid§t§  p  b^ 
Heren  l^atten,  gebadeten  e§  aud§  femer  mit  ben  g^^^a^fen  ^u  ^alti 

hierauf,  aU  \iä)  ^alice  ber  treuen  unb  fiegretd^en  @eplfen 
SSregcia  unb  Sftabenna  beraubt  fa^,  gab  er  auf,  ju  Ujiberfte^en,  ui 
Xüiä)  bon  Ort  3U  Ort.  ßinen  5lugenblidE  J^offte  ^tribul^io  ^aitab 
äur  alten  ^^rei^eit  3U  bereinen,  unb  in  ber  %f}ai  getoann  er  bie  bor« 
ne^mften  ^^ibeEinen.  5lber  toa§  toar  bon  biefen  Slbligen  ju  er* 
harten,  bie  nur  auf  bie  unmittelbaren  eigenen  S^ort^eile  bebad^t 
toaren?  ©ie  finb  tool^l  bei  ber  erften  @rfd§ütterung  ber  getoo^nten 
Orbnung  bermummt  in  hk  .g)äufer  armer  ©ele^rten,  alter  i^^nbaliben 
geftiegen  unb  l^aben  biefelben  ge^toungen,  bie  @rf|)arni§  i^reg  ßebenS, 
bie  .g)offnung  il^rer  legten  i^a^^re,  l§erau§3ugeben.  5lud§  5lribuläio  gaB 
feine  Hoffnungen  auf  unb  toid^  bon  bannen^).  Söä^renb  nun 
bie  f^ran^ofen  öor  bem  |)ä^ftlid§en  §eere  9tabenna  üerliefeen,  in 
^Bologna  ben  bifd^öflid^en  ^alaft,  U)o  fie  gelegen,  aufbrannten  unb 
aud§  bieg  räumten  —  niemals  !amen  hu  SSentiboglt  feitbem  njie» 
ber  ba]§in  prürf  — ,  ergab  fid§  ß^remona  unter  bem  9tuf:  „3uliu§,' 
ted§e",  3u  ber  ßiga  Rauben  an  bie  ©d^toei^er.  S)iefe  rücften 
auf  $abia^).  |)ier  trafen  fie  nod§  einmal  auf  eine  ©d^aar  boti 
ßanb§!ned§ten.  5lnfang§  begegneten  fie  fid^  me^r  mit  i^ren  alten 
S^ä^en  bom  ^^ein  unb  (Sariglian,  al§  mit  ben  Söaffen.  S^k^t 
aber,  al§  bie  f^tanjofen  l^inmeg^ogen,  bie  ©d^mei^er,  bon  ben  S5ür» 
gern  l§erbeigetoin!t ,  in  bie  Stabt  brangen,  bie  ßanb§!ned^te,  bie 
aud^  l^intoegtooEten ,  burd§  ben  S3rud§  einer  SrüdEe  jurüdfgel^alten 
tourben,  !am  e§  au  einem  ^am^^fe  ber  SJerameiflung.  S)ie  ßanb§!ned§te 
fallen,  ba^  fie  bon  i'^ren  alten  ^einben  fterben  mußten;  fie  gingen 
erft  unb  toarfen  ba§  @elb,  ba§  fie  im  5lermel  l^atten,  in  ben  ging, 

1)  2«tffit)c   unb  nrfunben   bd  gfud^g  365.     ^oo.     S3efonbcr§  Zurita 
II,  f.  289. 

2)  Arluni,  de  hello  Veneto  IX,  195—201. 

3)  ©d^tour    bon   Cremona  bei  Daru  III,  457.     i^aiU    ©d^tetben  hti 
9ucö§  364. 


ßrobetung  t)on  ^ailonb.  289 

I  bamtt  e§  bicfen  nid§t  a"Öiite  ^äme ;  bann  ftxitten  fte ,  bann  ftarben 
fie  inögefammt  ^).  hierauf,  in  tJter  Sagen,  gingen  bie  granaofen  über 
ben  9Jlontcent§:  im  §eraogtl)ume  toax  feine  ©tabt,  bie  fic^  nid^t  er= 
gaB;  nur  bie  ©d^Iöffer  Ijielten  fid§. 

Cl^ne  3toeifel  lief  e§  ber  (Srttiartnng  ber  Siga  entgegen,  bag 
^]}laitanb  ]o  gefd^toinb  au§  ber  fran^öfifd^en  nic^t  jotoo^I  in  itire,  aB 
in  fi^njeiäerifc^e  .^änbe  !am. 

2öie  3>ulin§  bie  5^a(^ric§ten  empfing,  la§  er  [ie  ftitt  gana  burd^ ; 
bann  rid^tete  er  fid^  em^or  unb  jagte  au  feinem  ßeremonienmeifter : 
„@efiegt,  $ari§,  toir  ^^aben  gefiegt."  „@§  mag  Euerer  ^eiligfeit 
frommen",  öerfe^te  biefer  unb  !nieete  nieber.  @r:  „6u(^  fromme  e§ 
unb  aEen  Italienern  unb  aEen  betreuen ,  bie  @ott  öom  3fod§e  ber 
SSarBaren  au  erlöfen  UJÜrbigt" ;  er  entfaltete  ben  langen  SSrief  unb 
{a§  i^n  üon  5lnfang  Big  au  @nbe  t)or^).  S5alb  barauf  !am  bie  5^ac§= 
rii^t  au§  @enua,  ba|  fein  SJaterlanb  enblid§  frei  getüorben;  Bei  ber 
5(n!unft  ^an  f^regofo'§  in  ßl^iaöia  unb  auf  einen  S5rief  ^Jlatt^äu^ 
Sang§  fei  ber  franaöfifd^e  S3efel§l§^aBer  auf  bie  ßanterna  geflüd^tet,  feine 
Sc^toeiaergarbe  augeinanbergegangen  unb  barnad§  3^an  eingeaogen  ^) ; 
Bolognefifd^e  SlBgeorbnete  langten  an,  boc^  o^ne  ©(^mud  unb  golbene 
Letten,  ben  $a:pft  um  ^ergeBung  au  Bitten;  ^arma  unb  ^iacenaa 
überlieferten  fid§  xi)m;  er  na^m  fie  nid^t  aU  neue,  fonbern  al§  alte 
Untertl)anen  auf,  bie  ein  3ufaE  öor  brittl^alBT^unbert  i^al^ren  öon 
bei  ^iri^e  entfernt  l^aBe;  auf  fein  @e(eit  unb  unter  ©ernähr  ber  ßolonna 
fam  felBft  5llfonfo  b'@fte,  um  öon  feinem  SSanne  Befreit  au  merben  unb 
feinen  3oi^u  au  öerfö^nen*).  i)a  Brannten  in  ülom  ^adteln  unb  i5reuben= 
feuer;  ber  $a^ft  fd^enfte  eine  3lltarBe!Ieibung  mit  ber  ^nfd^rift: 
„Julius  II.  nad^  ber  S3efreiung  ^talien^",  in  bie  ^eter^firi^e^).  @inen 
ua^en  S3eaug  auf  biefe  (Sreigniffe  ^at  ein  gro§e§  äöer!  ^ap1)atU.  ^n 
ber  ßamera  beEa  ©ignatura  fteEte  er  |)eliobor  bar,  mie  ba§  9fto6  mit 
bem  golbge:panaerten  üteiter  im  ^ugenBlitfe  feinet  Äird§enrauBe§  ben 
V^uf  miber  i^n   er^eBt  unb   ^xod  räd^enbe  @ngel    i^n  niebertoerfen  ^). 


1)  5Botne^mtic^  Zwinglii  Relatio  de  rebus  ad  Paviam  gestis  ap.  Fre- 
herum  II,  124.  ^alU  ©d^reiben  368,  378.  fSatfaxh  328.  Fleuranges  104. 
Jovii  vitae  virorum  doctorum,  p.  107.    Leferron  IV,  102. 

2)  Paris  de  Grassis  ap.  Rainaldum  121. 

3)  Senarega,  unöoUftänbig,  615;  Folieta  294.    Sluc^  Zurita. 

4)  6arpefanu§,  ein  5lbgefanbtcr  bbn  ^arma,  1288.  Jovii  Alfonsus 
178  f. 

5)  Paris  de  Gr.  122. 

6)  ©petl),  ^unft  in  Italien  II,  294.    IRo^coe,  Seo  HI,  393. 
ö.  9lanfe'§  2Öetfe  XXXITI.  XXXIV.  9iom.  u.  germ.  mittx.  3.  Slufl.        19 


290  ^toeitcS  *uc£).    S}ierte§  Kapitel. 

@ett)i§  finb  bie§  bte  glü(i(ic§ften  %a^e  in  bem  SeBen  be§  $a^( 
3^ultu§  getüefen ;  nad^  |o  t)iet  5lnftrengung,  (Befal)r,  Xrübfal,  jtl^räi 
toat,  toie  e§  fd^tett,  ba§  3iel  erreicht,  bet  ©nttourf  gelungen,  fe 
Partie  anf  etotg  in  bem  (Slanae  feiner  großen  ^anblungen. 

Unenblic^en  5£)an!  toar  er  ben  @(^tt)ei5ern  fd^ulbig;  benn  offe 
Bat  ift  e§  bo(^,  ba^  fte  i:§n  au§  einer  großen  geiftlic§=toeltlid§en 
fat)r  auf  einen  ©c^Iag  cnettet  :§atten.  ?^i(^t  fo  gan^  aufrieben  Ujai 
bie  übrigen  ^itgüeber  ber  ßiga;  f^erbinanb  unb  ^Jlajimilian  !)at< 
etn)a§  gan^  5lnbere§  ertoartet.  ®en  ©ieg  Benu^te  ^erbinanb  ni 
um  bie  Btüftungen  (Bon^aU  einzuhalten;  ba§  ©eer,  ba§  er  tro^ 
S5oEenbung  biefer  S)inge  toiber  ben  au§brü(flic§en  äöiEen  beg  ^a^ft 
über  ben  Sronto  rüden  lie§^),  fd^ien  ju  me^r  atö  bem  SDienfte  hi 
^a^fte§  Beftimmt  m  f^in- 


4.     ßroBerung   bon  ^laöarra. 

3undd6ft  richtete  berfelBe  gerbinanb  feine  klugen  nid^t  fo  fe^t 
nad§  Stalten,  mie  nadC)  ben  frauäöfifd^en  ßJrenäen,  tt)o  ber  5[}larquiä 
Don  S)orfet  mit  8000  5Jlann  englifd^er  §ülf§t)öl!er  erfd^ienen  toar, 
namentlid^  nad^  ^Zabarra^). 

S)a§  ^önigreid§  ^^laüarra  Begriff  einft  jene  2:i§äler  unb  ^ö^zn, 
bie  fid§  gu  Beiben  ©eiten  ber  ^t)renäen,  auf  ber  einen  öon  bem 
^itteleBro  au§,  auf  ber  anberen  bon  ber  5Üm  au§,  Balb  fruchtbar, 
Balb  öbe,  gum  ^amme  be§  ^eBirgeg  finanzieren.  S[>on  Beiben  Seiten 
trieb  man  ba§  S^ie^  auf  bie  3llbuiben  zur  äöeibe;  man  ]a^  beerben 
ijom  @Brot:§ale  Bi§  zur  ^ird^e  ©t.  ;Sago  bor  St.  3^ean  pe  be  $ort 
lauten;  jebtüeben  'Staub  erfe^te  bie  ^emeinbe,  in  bereu  Umlreife  er 
gefd^e^en,  aud^  über  bie  S5erge  l^inüBer^).  5^un  toar  biefe§  ^önig= 
reid§  fd^on  lange  audl)  bon  Beiben  Seiten  ^er  gefüT^rbet.  3n  ^^ran!« 
reid§  berfod^t  ßubtoig  bie  üted^te  (S5afton§  be  ^ox%,  ber  eben  fo  gut 
ein  @n!el  be§  alten  @afton,  ,^önig§  bon  91abar-ra,  toar,  aU  hu  ba« 
maltge  ^uj^aberin  ber  Ärone,  ^at^arina,  eine  @n!elin  beffelBm 
toar*).  Sie  ^atte  i^ren  ^ema^l,  Sodann  b'5lliBret,  zum  ^önig 
gemad^t.      5luf  ber  f^anifdfien  Seite  nai^m  fid§   gegen  biefen  Äömg.i 

1)  Zurita  II,  307. 

2)  Herbert,  the  life  of  Henry  VIII,  p.  20. 

3)  Garibay,  Compendio  universal  de  las  Chronicas.  Tom.  III:  Histo- 
ria  de  Navarra.  Barcel.  1628,  p.  11. 

4)  Polydorus  ausfü'^rlicl^. 


©robetung  Don  ^^aüatra.  291 

unb  feine  5lnl^änger,  bie  5lötamont§,  gerbinanb  be§  trafen  Serin, 
be^  ,&au^te§  ber  S3eamont§,  an:  ber  @rof  tvax  einft  einer  ber  ge» 
tüaltigften  S5afatten  getoefen,  bem  man  tüot)!  :^atte  erlauben  muffen, 
aiic§  bann  ni($t  ju  erfd^einen,  n)enn  i1)n  ber  ^önig  einlabe;  je^t  aBer 
iDar  berfeI16e  öerjagt  unb  nad^  ^nbalufien  gepd^tet.  UeBerbieS 
tDar  ^önig  ßubtoig  Se^n^^err  tJon  einem  3::^eile  ber  natjarrefifd^en 
Sanbe;  in  bem  anberen  Tjatten  einmal  aKe  5llcatben  p  f^erbinanb 
gefd^tüoren;  er  tjielt  fünf  $lä^e  Befe^t  unb  ^atte  felBft  bie  2od§ter 
beö  Königs  in  ©etoal^rfam.  @inft,  bor  langen  Seilten,  leBte  in  ^la= 
barra  ein  It^önig  6anc^o  ber  Söeife;  biefer  führte  3n)ei  ßömen,  bie 
Beibe  ein  golbene§  ^anb  mit  ben  Salinen  gefaßt  ^aBen  unb  baran 
reiben,  in  feinem  Söappen:  fo  ftreite  G^aftilien  unb  5lragon  um  ^la= 
•üaxxa.  9lid§t  anber^  mar  ba§  S5er^ältni§  (5|)anien§  unb  ^ranfreid^g 
]u  biefem  Sanbe.  gerbinanb  forberte  im  ^Infange  be§  i^a^reg  1512,' 
um  Bei  feiner  mit  bem  ^ap^k  Befi^toffenen  Unternehmung  gegen 
Öubmig  XII.  in  ;^talien  Dor  einem  Singriffe  beffelBen  fii^er  ju  fein, 
bie  Erneuerung  be§  (Sd§toure§  ber  5llcalben ,  bie  UeBerlieferung  be§ 
^^rinaen  in  feinen  ^emal^rfam  unb  nod^  brei  fefte  ^lä^e^).  @§  mar 
eBen  in  ber  !^tit,  al§  ^afton  in  ;^talien  täglid^  5u  größerem  ^ul^me 
imb  größeren  5lnf|)rüd^en  auf  bie  5Dan!Bar!eit  ßubmigS  gelangte, 
tüeld^e  nur  barin  Befielen  !onnte,  ba^  er  fein  üted^t  auf  5^at)arra  t)er= 
fod^t.  Der  2:0b  @afton§  mar  ba§  (S^lütf  ber  Könige  tjon  ^aöarra. 
5(ugenBli(ilid§  fd^loffen  fie  \iä)  an  gran!reid^,  Beriefen  iljre  ©tänbe 
t)on  bieffeit  unb  jenfeit  ber  $uerto§,  Be!amen  §ülfe  unb  rüfteten 
fid)  miber  bie  gorberungen  ^erbinanbS  unb  ber  (Snglänber  mit  i^m^). 
^f^un  marb  entmeber  öerBreitet,  e§  fei  gef(i)el§en,  ober  e§  gefd^al^ 
tt)ir!lid§,  ba§  ein  Sd^reiBer  be§  Äönig§  t)on  5^at)arra  Bei  feiner  S5ul^le 
cvftodf)en  marb,  unb  ba§  ber  ^priefter,  ben  man  5um  legten  SSeiftanbe 
,^u  il)m  rief,  bie  5lBf(^rift  eine§  S5ertrage§  Bei  i^m  fanb,  na(^  meld^em 
Submig  fid^  an^eifd^ig  machte,  bie  alten  ^ren^en  5lat)arra^§  gegen 
ßaftilien  ^erjufteEen,  unb  biefelBe  an  g^^Binanb  fdjirfte.  .gierburd^  erft 
gemann  biefer  ben  ßarbinal  36imene§  unb  einen  %f)tii  ber  5^ation  für 
feine  Unteiite^^mung^).  @r  erllärte,  er  ^aBe  löngft  eine  SuEe,  meldte 
ben  ^önig  öon  ^^laöarra ,  fo  "gut  einen  @d^i§mati!er ,  toie  ber  fran= 
,]öfifdf)e,  ben  er  ja  unterftü^e,  in  S5ann  t^ue;  er  BefaT^l  bem  §er= 
]Dge  t)on  5llBa,  ber  unter  bem  5lnfd§eine,  ben  ©nglönbem  auau^ie^en, 

1)  Zurita  I,  f.  12.     Garibay  500. 

2)  Zurita  I,  130.  II,  161.  II,  273—290.    Garibay  29,  c.  25.    2:tQctot 
bei  Dumont  lY,  1,  147.    Zurita,  f.  294. 

3)  Petri  Martyris  Epistolae,  Ep.  491.    Gomez,  Vita  Ximenis  1060. 

19* 


292  3toeite§  S5ud^.    S5tctte§  ßapitcl. 

ein  ftarfeg  §eer  in  S5ittoria  gefammelt,  nic^t  jn  biefen,  fonbern  toii 
$amplona  anfäubred^en^). 

^od^  n)ar  :^ol^ann  nid^t  gerüftet,  nod§  toar  fein  f^franjofe  jt 
gegen,  al§  ber  .^erjog  öon  ^Iba  an  bem  engen  5port,  ber  bie  Xf)'äl^ 
S5i§cat)a'§  öon  ben  naöarrijd^en  fd^eibet,  erfd^ien;  leidet  öerjagte 
mit  ben  S3üd§fen  bie  600  9toncalefen,  bie  ben  ^a§  Befe^t  :§ie(t€ 
2)on  ßut|S,  tef  t)on  ßerin,  jog  ben  (Spaniern  öoraug.  S)ie  gm 
Partei  ber  S5eantonten  er^oB  fid§  für  x1)n ;  bie  ©täbte,  bie  i^m  eil 
gel^ört,  nal^men  i^n  mit  greuben  anf.  3lm  5.  jtage  ftanb  ba§  .g)cj^ 
auf  ben  ^ö^en,  njetd^e  bie  ßuenca,  ba§  ift  ben  '^ap]  bon  ^am^lon^ 
Bilben,  8  ßegua§  öon  ber  ©tabt.  Sodann  h^älibxd  toar  ein  Äönig, 
ber  be§  2;age§  ^mi  Bi§  brei  Neffen  l^örte,  ben  man  mit  einer  Säuerin 
tanken  unb  mit  einem  SSürger  effen  fa^;  aBer  für  ^rieg  unb  ^efa^r 
mar  er  nid^t  gemad^t;  er  f^rad§:  „Beffer  im  @eBirge,  at§  gefangen", 
unb  entflol);  noc^  jtDei  2:agc,  |o  entflot)  aud§  feine  ^emal^lin.  (Sic 
ftjrad§:  r,^^x  maret  Sodann  b'SlUBret  unb  njerbet  e§  BleiBen.  Söaret 
^^r  Königin  unb  Uiar  id§  ^önig,  fo  Verloren  tüir  bie§  Äönigreid§  nid^t.* 
5lm  25.  :3^uli  1512  üBergaB  fid^  ^am|)Iona  ben  ©^aniern,  unb  5llBa 
Befd^tpur  it)m  feine  allgemeinen  unb  Befonberen  ^uero§  unb  ^cä)U; 
hierauf,  Big  auf  einige  ©d^löffer  ber  ^gramonten  unb  bie  Zf^ixitx 
^oncal,  ergaB    fid§  fogIeid§    ba§    gan^e    bieffeitige   ^önigreid^;    am 

10.  (5e:ptemBer  ging  5llBa  in  ba§  ßanb  Uttra^uertoS  imb  nal^m  an 
bemfelBen  Sage  ©t.  ;Sean^). 

S)ie  (Snglänber  fa'^en  mit  S^ertüunberung  ben  fran^öfifc^en  ,ßrieg, 
ben  fie  BeaBfid^tigt ,  in  eine  ^oBerung  9lat)arra'§  für  ©^^anien  um- 
fd)lagen.  S5on  ©t.  S^ean  finb  nod§  ciä)t  5[ReiIen  Bi§  S5at)onne,  unb 
nun  menigfteng  !onnten  fie  bie§  augeuBUdlid^  t) ereinigt  angreifen. 
,,5lBer  nid^t  nad§  33a^onne'\  fd^rieB  gerbinanb,  „too  feine  Sinne  ol§nc 
ein  ^aar  Kanonen  ift:  öor  @ud^  Hegt  \)a^  offene,  unBefd^ü^te  Sanb." 
S)er  Marquis  Oon  2>orfet,  üBer  bieg  ftete  3ögern  unb  .^in^alten  un« 
muti^ig,  berfe^te,  „fein  ^Befe^l  laute  toiber  33al5onne  unb  nid^t  toiber 
bag  offene  Sanb;  feinen  Qoti  Breit  n)erbe  er  fid^  ben  (5|)aniem 
näfiem''.  (B)ex  toar  fein  Äönig  umgeftimmt  aU  er.  S)od§  ^utjot 
■^atte  ein  ^ufftanb  unter  ben  %xupp^n  ben  Marquis  pr  ^Mtefyc 
ge^UJungen  ^). 

1)  Antonius    Nebrissensis ,    de    bello    Navarrensi   in   Hisp.    illustr. 

11,  911. 

2)  Garibay  506.  Antonius  911,  912.  Fleuranges  115.  Zurita,  302. 
Petrus  Martyr,  ep.  499. 

3)  Polydorus.    Herbert,  Life  of  Henry  22. 


3fict)olutton  in  ^^lorenj.    Slnbere  (Srfolgc  in  Stalten.  293 

Unb  o^^ne  i^xt  $ülfe  tuugte  ^etbinanb  jetne  Eroberung  ju  öer= 
t^eibigen.  5^o(^  tüar  %lba.  in  ©t.  ;^ean,  aU  im  ^oöember  1512 
b'5lUbxet  mit  fran^öfifc^er  §ülfe  burd§  bie  Rotten  in  ba§  bteffeitige 
i^önigreic^  einbrang,  fte  fd^lofe  nnb  ^am))lona  mit  guter  5lugft(^t 
auf  Erfolg  belagerte,  ^od^  ^ur  rechten  Qdi  aber  traf  ?llba,  ber 
feinen  Sftütftoeg  über  njenig  befannte  ©teige  na^m ,  in  ^am^lona  ein 
unb  be:^au|)tete  fid^  bafelbft,  bi§  fii^  neue  §ülf§t)öl!er  öon  6|)anten 
auf  ber  ^ö^e  bon  ßuenca  geigten.  S)ann  toiii)  b'^llibret,  unb  bie 
33auern,  bie  fc^on  mit  i^ren  ^axTen  ]§erbeige!ommen ,  um  bie  SSeute 
au§  ber  <Stabt  ju  !aufen  unb  3u  laben,  fuhren  mi^bergnügt  na(^ 
.§aufe.  Unb  nun  brad^te  f^erbinanb  ba§  gan^e  bieffeitige  ^^laöarra, 
ad^t^nbert  ^uebloS,  böttig  in  feine  Öetoalt;  bie  §ö^e  beö  @ebirge§ 
ttiarb  aud^  §ier  eine  Uja^re  ©ren^e;  niemals  finb  bie  jenfeitigen  n3ie= 
ber  mit  bemfelben  bereinigt  morben;  bi§  auf  toenige  (Spuren  ber= 
fi^toanb  ba§  gefammte  @ebäd^tni^  ber  alten  äJerbrüberung.  2)a§  er= 
oberte  Sanb  l^ätte  gern  aragonifd^e§  unb  aEobialeg  9ted^t  erlangt:  e§ 
empfing  nur  caftilift^e  @efe|e  unb  S5afaEenredC)t.  ©eine  (5orte§  be= 
it)telt  e§.  %ud)  femer  liefen  fid^  bie  ^rocuratoren  ber  23  ©täbte 
bem  S5alba(^in  gegenüber  nieber,  um  über  ba§  ©erbicio  ju  ftimmen ; 
nur  ba^  unter  bem  SSalbad^in  nid^t  me^r  i^r  ^önig,  fonbern  ein 
S5trret)  be§  Äönig§  Uon  6^)anien  ]a%,  5luc^  bie§  ttjar  ein  ©türf  be§ 
großen  (Srbe§  bon  Oefterreid^  unb  ©böuien,  be§  großen  3^ift^^ 
(^toifc^en  biefem  §aufe  unb  f^ranfreid^  geworben  ^). 


6.    Sfteöolution  in  gloren^.    5lnbere  Erfolge  in  Stalten. 

3m  3ult  1512  toarb  5^abarra  erobert,  im  ^obember  bertl^eibigt ; 
in  ber  50^itte  att)ifd§en  biefen  SSegeben^eiten ,  in  bem  @e))tember,  ge= 
lang  bem  f^3anifd^=öfterreid^ifd§en  §aufe  eine  für  hu  attgemeinen  5ln= 
gelegen^eiten  bietteid^t  nod^  tüid^tigere  Unterne'^mung. 

2Bir  fa:^en,  tüie  ftd^  ber  ^rieg  ber  ßiga  5llejanber§  bor  16 
Satiren,  nad^bem  hu  granjofen  au§  bem  übrigen  Stalten  berjagt 
toaren,  toiber  bereu  bome^mfte  5ln^änger,  bie  ^o:bolaren  au  gtorenj, 
toanbte.  2)iefelben  ^opolaren  :§atten,  folange  Subtoig  in  Stauen 
toar,  unter  bem  beften  5!Jlanne  ber  ©tabt,  $eter  ©oberini,  ber  jum 
beftänbigen  ©onfaloniere  erT^oben  toorben^),  in  f&iüif)t  unb  fteter  2luf= 

1)  Antonius  912—924.    Zurita  318-328.    Garibay. 

2)  Filippo  Nerli  89.    Jacopo  Nardi  83. 


294  3ttctte§  SBuc^.    53terte§  (S.apiiei. 

nd^rm  geftanben;    unaMäfftg  ^tetten  fie,  au(^  nac^bent  ßubtoig  öl 
jagt  töorben,   an  bem  SSunbe  mit  i^m  feft.      5luf§  neue  tüanbte 
eine  2i^a,  bie  Siga  be§  ^ap)k^  ^uliu^,  toiber  fie. 

S)a  toaxb  ^ifa  üjx  SJerberBen,  ba§  fie  mit  unermüblic^et  5lnftrt 
gung  enblic^  toieber  untertoorfen  Ratten,  ^n  biet  ^^elb^ügen  brac^j 
fie  e§  Big  jnm  ©tuxm;  unb  einen  i^rer  SCnfü^rer,  ^aolo  SBiteJ 
^aBen  fie  bafür  getöbtet,  ba^  er  bie  Stabt  nid^t  na§m.  2)rei  ^a\ 
lang  !amen  fie  im  5^ai  unb  öertoüfteten  bie  Üinftigen  Ernten 
pfaner  Big  unter  iT^re  ^Jlauern;  fie  öerfuc^ten  felbft  ben  5lrno 
anleiten  unb  toanbten  80,000  5lagetö:§ner  barauf;  fie  f:|3arten  fe 
@elb,  um  bie  Genehmigung  ber  Könige  öon  granlreid^  unb  ©Ijani 
bagu  3U  erlangen;  fie  errid^teten  l3on  ^otefteina  ^n  ^otefteria,  üon 
X^al  au  S^ale  Orbinan^en,  eingeborenes  «^riegSöoIf,  mit  ber  §ülfc 
i^re§  Bürgers  ^ac(^iat)eE  ^).  ©nblid^,  im  ^a^re  1509,  gelang  e§  i^nen. 
©ie  Ratten  bie  ©tabt  mit  brei  Sagern  eingefc^loffen  unb  ben  ^rna 
mit  einer  feften  ^xM^,  ben  f^iume  ^orto  mit  $fä!^Ien,  unter  bem 
äöaffer  buri^  eiferne  SSänber  Befeftigt,  unäugänglid§  gemac^t^).  ^n 
ber  ©tabt  Brai^  eine  unerträgliche  §unger§not5  an§ ,  toeld^e  toieber 
eine  ^ntätoeiung  atoifd^en  ben  SSürgern ,  hu  fidf)  gern  länger  gehalten 
ptten,  unb  ben  ßanbleuten,  toeli^e  bie  (Ergebung  mit  llngeftüm  for* 
berten,  3ur  golge  l)atte;  hu  le^teren  Behielten  bie  OBer^anb.  %m 
8.  Sfuni  1509  ^ogen  bie  Florentiner  auf§  neue  in  ^4^ifa  ein^).  Glürf  aber  \ 
unb  äßo^^lfa^^rt  ^at  bie  SÖiebereroBerung  ben  giorentinem  nic^t  geBrad^t. 
S)er  51ame  ^ifa'S  unb  hu  Erinnerung  an  ein  alte§  ßoncilium  in 
biefem  Orte  reifte  ^önig  unb  ß^arbinäle,  benfelBen  3u  einem  neuen 
5U  forbern.  2)ie  ^Florentiner  toaren  bem  Könige  att^u  t)er|)flic§tet,  um 
e§  aB^uf (plagen ;  ba§  fie  aBer,  toenngleid^  5ögernb,  einmiEigten,  mai^te 
ben  ^a:pft  äu  il^rem  f^einbe*).  ®§  mar,  fotoeit  man  fe^^en  !ann,  ber 
öorne:§mfte  @runb  5U  bem  Eingriffe  auf  fie.  ©d^on  1511  ernannte 
3uliu§  i:^ren  großen  Gegner,  ben  garbinal  be  ^ebici,  jum  Segaten 
Bei  feinem  §eere.  Söenn  fie  nun  fogar  feinen  2)atario  au§  ber  ©tabt :' 
Dermiefen,  fo  tourbe  ber  ^a^^ft  um  fo  mel^r  ber  Gönner  biefe§  ßarbinalS, 


1)  Guicciardini  VI,  343:  VIII,  418. 

2)  Istruttione  3Jiaccl)iat)eIlt*§  in  ben  ßegaäionen  IV,  106.    ©eine  Briefe 
262,  264.    Vasari,  Vita  di  San  Gallo,  p.  133. 

3)  «erict)te  5mac(|iat)etti'§  267-290.    Steitfc^fe,  @efdt|id^te  ber  fünfaefjtt» 
jäl^tigen  greil)eit  tjon  5pi|a,  p.  356. 

4)  Jovius,  Vita  Leonis  II,  35.    Nerli  104. 


gieüotution  in  g?lorena.    3lnbere  Erfolge  in  Stalten.  295 

bei*  ft(^  be§  Umfc§Iag§  be§  fi^an^öfifc^en  @lü(fe§  5u  einem  Slnötiffe 
auf  fylorenä  Bebienen  tnoEte,  unb  begünftigte  feine  ^läne^). 

Unter  ben  ftugen  ^Infi^lägen  Sotenso  5!Jlebtci'§  toar  e§  einer  ber 
flügften  geroefen,  jenes  ^Infe'^en,  baö  er  aU  äJerntittler  ;Stalten§  Befa§, 
(^u  ber  neiblofeften  unb  fid^erften  @rl)ö^ung  feine§  §aufe§,  einer  geift- 
lii^en  jeine§  ^toeiten  ©o^ne§  ^o^ann,  p  benu|en.  5ll§  biefe§  @e= 
jc^lec^t  au§  t^torena  öertrieBen  toarb ,  toaren  bie  ^frünben  ^ot)ann§, 
ein  ^räce^toriat ,  ein  ^^riorat,  eine  ^roipftei,  öier  ßanonicate,  fed§§ 
'Pfarren,  fünf^e^n  ^IBteien  unb  enblicf)  ein  Sr^SiSt^um,  eine  ber  t)or= 
ne^mften  ©tü|en  beffelBen^).  SBir  finben  nid^t,  ba§  5o§ann  bie  ur= 
fprünglid^en  3lemter  jener  ^frünben  befonberS  üernad^Iäffigt  ober  auc^ 
mit  bejonberem  @ifer  öertoaltet  ^aht;  fein  ganjeS  S5eftreben  toar, 
D^^ne  auffaEenben  2^abel  tiergnügt  ^u  leben,  ^reunbe  unb  5lnfe^en 
5U  erraerben  unb  einmal  fein  §au§  toieber  em|jor3ubringen.  ^n  feinem 
@efi(ä)te,  nac^  "^apI^azU  S3ilbniffe,  geigt  fi(^  bei  flüchtiger  SSetrac^tung 
nur  @eniigen  unb  i^üEc  mie  in  anberen  @eiftlii^en  bon  ^ol)em  ^Jtange, 
bei  genauerer  ein  tieferes  5^ad§ben!en,  ^bftd)t  unb  eigener  äöiEe.  (Sr 
l)atte  eine  bei§aglid)e,  ^ebermann  angenehme  5(rt,  gu  leben.  5lnberen 
(^arbinälen  :|)flegte  er  aud)  in  ben  fleinften  ^egenftänben  beS  äöett= 
eiferS  nad^äugeben;  er  bequemte  ftc^  na(f|  il^ren  ^fleigungen  gu  @mft 
unb  ©d^erg;  i!)re  @efd§äft§fü§rer  lie§  er  nidf)t  anberS  öon  fid),  als 
ba^  fie  gu  §aufe  fagen  mußten,  ber  ßarbinal  ^Jtebici  fei  il^ren  §er= 
reu  gang  unb  gar  ergeben^).  S)en  Drfinen  'b^tDU^  er  auf  ber  ^agb, 
ba§  er  i^reS  S3luteS  fei.  (Sein  ^alaft  tüar  immer  öoll  5D^ufi!  unb 
©efang;  bort  toar  ber  ©ammel|)la|  für  bie  Lobelie,  Kartone  unb 
äöerle  ber  ^aler,  Silb^auer  unb  ©olbfc^miebe  ülomS.  ^ie  @ele§rten 
fanben  ftetS  eine  offene  SSibliot^e!.  ßS  toaren  bie  Sudler  feineS  SJaterS 
ßorengo ;  eS  mad^te  i^m  hk  größte  greube,  menn  er  toieber  eineS  an 
fid^  gebrad^t  l)atte  unb  eS  SSlatt  für  ißlatt  unterfud^en  fonnte. 
i)ann  glaubte  er  ben  SSeifaE  beS  Oerftorbenen  S5aterS  gu  öerbienen. 
UebrigenS  Oerließ  i^n  au(^  ber  öeringfte  nur  in  ber  Uebergeuguttg 
öon  feiner  Sanftmütig  unb  @üte*). 

S)iefeS  ßeben  toar  nidt)t  bered^net;  aber  eS  nü^te  i^m,  alS  toäte 
eS  aufs  trefflid^fte  bered^net.     @r  getoann  aEe  Florentiner,    fo  tjiele 

1)  Carondelet  in  bm  Lettres  III,  78.    Nardi  V,  144. 

2)  Fabroni  Vita  Leonis  X.    Adnotationes,  p.  245. 

3)  Leonis  X.  Vita,  autore  anonyme  conscripta,  in  Roscoe,  Leo  X., 
App.  äum  brüten  SBanbe  581. 

4)  Jovii  Vita  Leonis  11,  29  f.  S3efonbcr§  Alcyonius,  de  exilio,  ebirt 
bon  2Jienfen  1707,  I,   p.  12. 


296  3tocttc§  S5ud^.     SStcttcS  ßapttel. 

er  nur  !annte;  bon  i^m  fürchteten  bie  SJornel^men  ^iero'g  ?Xnma§ui 
nti^t.  3n  ben  Härten  ßo[tmo  ütnceEat'ö  p  f^torena  —  ei 
5Jlanneg,  me]§r  für  toiffenfd^aftUc^e  Unter^ltung  unb  :poettfd§e  f3\ 
fuc§e  geeignet,  aU  für  ben  2)tenft  be§  S5aterlanbe§  —  öerfammel: 
fi(f)  bamalg  oft  einige  junge  Männer  öon  ben  S5ettori,  5(Ü6i^3i,  Sßal 
tüetd^e  l^ol^e  Geburt,  Sfugenb,  9^ei(^t^um  unb  ba§  ßJefü'^l  bor^ügli 
Söilbung,  man  !ann  nid§t  anber§  fagen,  ettoag  übermüttiig 
ntdd§t  ]§atte.  S5on  ber  römifc^en  @ef(^i(^te  :§atten  fie  fi(^  Befonb 
ba§  SoB  ber  O^timaten  gemerft;  fo  nannten  fie  fid§  felbft;  fie  f  _ 
ben  bie  läd^erlid^en  ©eiten  be§  ÖJonfaloniere  unb  beö  ßonfiglio  auf 
unb  f^jotteten  il§rer  in  ^a§!eraben.  S)er  gute  ©oberini,  ganj  milb, 
toie  er  toar,  (ie^  fie  gett)ä]§ren;  fie  aber  öerbanben  \iä)  mit  Sodann 
^ebici,  burd^  ben  fie  größeren  @inftu§  au  erhalten  ]§offten^). 

2)er  ßarbinal  badete  fid^  i:§rer  gum  Sßort^eil  feinet  §aufe§  ju 
bebienen,  aU  er  §errn  Tiamon  be  ßarbona  ju  einer  Unternehmung, 
toiber  ^IJlantua  aufforberte. 

^.arbona  toar  im  3luguft  hi^  5!Jlantua  gefommen  unb  untet= 
fianbette  l^ier  mit  ^Jlatt^äug  ßang  über  bie  ©inrid^tung  i^taUenS 
nad^  bem  Siege,  ^enem  berf^jrad^en  W  ^ebici  bie  SSefolbung  feiner 
8^)anier,  biefem  fd^lug  Soberini  bie  100,000  ^ucaten  ab,  meldte  er 
forberte^).  gfJlan  tabelt  Soberini  be^T^alb;  aber  mie  fonnte  ßang 
für  bie  k>pamex  bürgen?  äöie  toar  auf  ben  ^aifer  ju  bauen,  ber 
f(^on  1509  ben  ä^tf^^tt^  öon  gloreuä  gegen  eine  ^elb^al^lung  gc= 
toäl^rleiftet  l^atte  unb  nun  bod^  barüber  unter^anbelte ,  benfelben  p 
änbern?  SSifd^of  unb  S5ice!önig  befd^Ioffen  bie  Unternehmung  au  @un= 
ften  ber  ^ebici. 

Soberini  toar  ein  53lann,  meld^er  einmal  bie  300  ^rioren,  bie 
nad§  unb  nad§  unter  i:^m  gefeffen,  öffentlid^  aufforbern  burfte,  ju 
fagen,  ob  er  jemals  einen  ^jerfönlid^en  S^ort^eil  einem  aUgemeinen 
tjorgeaogen,  ob  er  feine  f^reunbe  aud^  nur  einmal  ettoa  einem  @erid§t§« 
^of  emt)fol§ten^).  S5on  ben  Seibenfd^aften  italienifd^er  ^artei:§äu^3ter 
tonnte  er  fid^  ööEig  frei  unb  traute  auf  fein  S5oI!.  51B  ©arbona 
mit  ber  ©rüärung,  er  fomme  nur  toiber  ©oberini,  in  Sogcana  ein« 
brang,  berief  biefer  ben  großen  9ftat^  unb  ftettte  i]§m  üor:  feine  Söürbe 
l^abe  er  nic^t  burd§  (SJetoalt  unb  SSetrug,  fonbern  burd§  ben  Söitten  ht^ 
SBol!e§  befommen.    ©oEten  aEe  Könige  in  ber  Söelt  t)ereinigt  in  i§n  brin« 

1)  Filippo  Nerli,  Commentarii,  p.  106. 

2)  Nardi,  Historie,  147;  ögl.  Memoire  über  hu  ^ufammenfunft  in 
aJiantua  in  ben  Lettres  XU,  289. 

3)  fRebe  au§  Ammirato  unb  Cambi  bei  Sismondi,  Hist.  d.  republ. 
ital.  XIV,  130. 


[Rebotutton  in  glorcnä-    3lnberc  Erfolge  in  S^talicn.  297 

gen,  feine  Stürbe  nteberäutegen,  |o  tperbe  er  ba§  nid^t  tl^un.  @r  toerbe 
fic  nur  niebertegen ,  ttjenn  ba§  S5oI! ,  ba§  t'^n  gefe|t ,  e§  forbere :  in 
beffen  .^änben  fei  er,  in  beffen  .^änbe  ergebe  er  fic^.  @r  forberte  fie 
auf,  unter  i^re  Öonfalonen  ju  treten  unb  ju  entfd^eiben.  ©ie  gingen  au§= 
cinanber,  fie  famen  toieber,  fie  tooHten  (But  unb  25lut  für  i^  toagen  ^). 

.g)ierauf  fanb  ßarbona  bie  Florentiner  feinbfeliger  aU  Bi^^er;  ttjre 
©täbte  leifteten  t^m  Söiberftanb,  BefonberS  $rato,  ba§  er  Belagerte. 
6r  erEärte  \iä)  einmal,  t)on  Mangel  gebrängt,  aB^Uäie^en  Bereit,  tüenn 
man  bte  ^a^t  ber  ^ebtci  bem  @d§ieb§geric^te  fetne§  Äöntg§  ^erbinanb 
üBerlaffe,  al§  fi($  ^Ile§  ^lö^lid^  änberte.  ^urc^  eine  ßüiie  in  ben 
5Jlauem,  bie  mtf)x  einem  genfter  atö  einer  S5refc^e  ä^nlid^  fa^,  gelang  e§ 
ben  6|)aniern  in  ^rato  einzubringen  ^).  ©ie  öermüfteten  e§,  mie  S3re§cia 
Dettoüftet  tüorben,  unb  erfüEten  baburd^  f^lorenj  felBft  mit  ©c^retfen. 
3)er  erften  unb  alfo  ftärfften  ^ut§lofig!eit  Bebiente  \xä)  bie  ©d^ule 
^HuceEai'g.  S)ie  Jünglinge  famen  au  brei^ig  in  ben  Söaffen  in  ben 
großen  ©aal  unb  riefen  laut  an  ber  ^l^üre  beg  S^^nißi^^f  ^o  bte 
©ignoren  fa^en:  „man  moEe  ben  ^onfaloniere  nicCit  länger."  5ll§  fei 
in  il§nen  bie  ©timme  unb  bie  (iJetoalt  be§  S5olteg,  ftüraten  fie  fort, 
brangen  in  ©oberini^§  3in^^^i^  •  n^^  f^tte  feinet  ßeBen§  ftdier  fein,  aBer 
folgen  muffe  er  il^nen" ,  unb  riffen  i^n  mit  fic§  l^intoeg.  ©ie  öffneten 
hu  ©efängniffe,  in  benen  einige  ^reunbe  ber  ^ebici  fafeen,  famen  toieber, 
eranjangen  t)on  ben  ©ignoren  ©oberini^g  ^IBfe^ung,  üon  i^m  felBft 
feine  glud^t;  unb  el)e  nod^  ein  35ertrag  gefd^loffen  mar,  öffneten  fie 
bem  S^icefönig  unb  ^uliano  5[Jlebici,  einem  33ruber  ^o^annö,  bie 
S^ore^).  hierauf  !am  ein  S5ertrag  äu  ©tanbe,  beffen  (Srunblage 
bie  ülüdfel^r  ber  ^ebici  mar:  smifd^en  ^erbinanb  unb  glorenj  — 
unb  bie§  ift  bie  §au))tfa(^e  —  foEte  auf  öierte^^alB  ;3a^re  ganj  ein 
fold^er  ^unb  in  Sejug  auf  ^^aptl  Befielen,  mie  er  in  SBe^ug  auf 
^Jtailanb  mit  Submig  Beftanben,  unb  moburd§  bie  Florentiner  unter 
ben  5}lebtci  eben  fo  fel§r  f^anif(^  merben  mußten,"  aU  fie  unter  ber 
^o^jolaren  S^ertoaltung  fran^öfifd^  getoefen  toaren*). 

5^a(^bem  bie§  feftgefe^t  mar,  üBerlieg  ßarbona  bie  inneren  @in= 
ric^tungen  ben  5}lebici.  5lnfang§  geftattete  ;^ulian  einen  Befd§ränften 
Öonfaloniere,  na(^  bem  3ßunfrf)e  ber  F^^eunbe  OluceEai'S  einen  '^ai^ 
ber  0:ptimaten  unb  öiele  grei^^eit.     S)ie§  toar  nid§t  nad§  bem  ©inne 

1)  9lebc  t)on  Nerli.    Macchiavelli  in   ben  Lettere  a  una  Signora,  7. 

2)  Nardi  147.    Guicciardini  XI,  II,  p.  13.  Jovius,  Leo,  p.  53. 

3)  2)iejelben  unb  befonbet§  Nerli  110  i. 

4)  Utfunbe  be§  äJerttageS  in  Fabroni  vita  Leonis  X.  Adnotatt.  266—69. 


298  3hJettc§  aSuc^.    33iette§  ßapitel. 

;^o5ann§.  5^o(^  öor  ben  ^Jlauern  toarb  et  mit  feinen  3lnf)ängem  u 
fotoie  er  in  bie  (Stabt  felbft  gelommen,  mit  ben  ßonbottieren  berfet 
etne§  5lnberen  ein§ ;  mit  bem  ^[yiotgen  er!)oben  fic^  bie  ©inen  nnb 
5lnberen  anf  ben  ütnf:  „$aEe!  ^aEe!"  nad§  bem  ^alaft;  fie  ätü 
gen  anerft  W  ©ignoren,  ha^  ^olt  jn  einem  Parlament  ju  Berufi 
unb  T^ierauf,  butd^  hk  fc§ma(^en  unb  unfreien  Stimmen  biefeS 
getoaltfam  mie  immer  3ufammenge!ommenen  ^arlamentg,  bie  l^ö 
©etoalt  einer  SSalia  t)on  55  Bannern  jn  übergeben.  ^I§  biefe 
eingefe|t  toerben  foEten,  trug  ein  5!)lebici  ben  6ignoren  bie  ^a 
bie  2re:p|)e  ijinauf  Uoran.  ^it  200  ^Inberen,  bie  fie  felBft  gu 
genommen,  Bilbeten  bie  55  ben  großen  9lat^ ;  e§  marb  ein  3flat^  bei 
©ieb^ig  unb  ein  ütat^  ber  §unbert,  nad^  be§  alten  ßoren^o  S5organg, 
gebilbet ;  pm  SSe^uf  aEer  Söa^len  legte  man  naä)  ber  5Jlebici  ^meffen 
neue  5^amen  in  bie  SGßa^lBeutel.  @enug,  bie  ^öd^fte  (Bemalt  fam 
toieber  an  bie  SJlebici,  ^o^ann,  Julian  unb  ßoren^,  ^eterö  ©o^n, 
gurüd.  Oft  trat  ber  <g)äfd§er  unter  ^tßti,  brei  ^Bürger  unb  fragte, 
„ma§  xf)x  ^ef|)rad§  fei;"  unter  ben  erften  ^[Ri^üergnügten  unb  einet 
S5erfc^mörung  S5erbäc§tigen  marb  aud§  ^D^acd^iabeE  gefangen^). 

^nbem  nun  ^ierburd)  bie  5po|)olaren  ^mar  gebemüt^igt,  aber  fo 
menig  beamungen  toutbcn,  ba^  fie,  mie  fie  fid§  benn  fpätet  nod^  ein= 
mal  in  aEet  i:§tet  ©tär!e  ber  :^ö(^ften  bemalt  bemächtigt  liaben,  fd^on 
bamalg  nur  ber  ^n!unft  ber  ^ranaofen  marteten,  um  fid^  mieber  au 
ergeben,  fo  mürbe  ber  (Sarbinal  ni^t  aEein  burd^  S)an!bar!eit,  ni^t 
aEein  hmä)  ben  Sunb  ®arbona^§,  fonbern  burd^  ein  immer  fort* 
befteljenbeg  i^nteteffe  an  bie  ©ad§e  bet  S^aniet  tüih^x  bie  fytanaofen 
gebunben.  ^an  mu§  gefte^^en,  ba§  biefet  2:^eil  be§  mittleten  :3ta= 
lien§,  fo  gut  fid§  beulen  lie|,  in  bie  bemalt  be§  fpanifd§=öftetteid§t* 
fdien  .&aufe§  ge!ommen  mat.  ßucca  mu^te  aur  ßiga  treten.  Siena 
na^m  eine  S5efa^ung  t)on  100  f^anifc^en  Sanaen^). 

3fn  5]^antua  -Ratten  ßarbona  unb  ßang  nac§  ber  florentinifd^en 
Unternelimung  aud§  hk  mailänbifdCien  unb  beneaianifd^en  SSerl^ält» 
niffe  au  orbnen  befd^loffen. 

3rn  5P^ailanb  münfd^ten  fie  ni(^t  ben  jungen  ^Jlajimitian  ©foraa, 
ber  in  einem  öierae^njäl^rigen  (Sjil  in  Slegen^burg  ^)  unb  ben  ^lieber« 
lanben  au  männlid^en  ;^a^ren  gefommen,  fonbern  ben  ßra^eraog  ^atl 

1)  Nardi  156  f.  Nerli  116.  Macchiavelli ,  Lettere  famigl.,  p.  11. 
Guicciardini  17. 

2)  Zurita  II,  314. 

3)  23exorbnung  be§  Üiegen§butget  9tat^c§  batüber  in  ber  9legen§butger 
a^xonit  IV. 


Otebolutton  in  glorenä.    5lnbere  @tfolgc  in  ^töHen.  299 

al§  gfütften  einäufe^en.  5^0(^  tt)ät)renb  be§  ^luguft  unb  (BepttmUx 
idjfug  man  bie§  toieber^olt  ben  <Bä)\oex^tm  t)or;  bann  fottten  il^nen 
für  bie  Soften  300,000  S)ucaten  unb  50,000  iä:§rri(^e  ^enfion  gesap 
werben ;  }ür§  etfte  lie^  man  jenen  ©foraa  nt(^t  nac^  i^talten  ge^en  ^). 

£)te  öeneätanifc^e  (5ad§e  tooEte  man,  jobalb  ber  SöaffenftiEftanb 
abgelaufen  toar,  augfec^ten  ^).  Satbona  lie§  ft(^  mit  feinen  2;ru:|)^en 
md§t  äUTüiI^alten  unb  entgegnete  auf  alle  ©intoenbungen ,  er  fei 
6a|)ttangeneral  ber  ßiga.  Sommer  X^atk  ^reScia  ben  S5eneäianem  ge= 
l^ört,  e^e  e§  bon  ben  ^ran^ofen  eroBert  toorben;  bte§  ^ielt  ßarbona 
nic^t  ab,  fic^  im  OctoBer  1512  biefer  ©tabt  äu  Bemäd^tigen^). 

Söie  ftanb  e§  bann  um  bie  grci^^eit  ^talieng,  bie  ber  ^a^ft  er= 
fod^ten  au  i^aben  glauBte,  toenn  e§  mit  biefen  5lBfirf)ten  gelang?  ^a, 
xi^n  felBft  ^ielt  bie  ferrarifd^e  (5ad§e  an  bieg  ^ntereffe  gefeffelt. 

S)enn  mit  5llfonfo  b'ßfte  ^atte  er  fid^  nic^t  öerftänbigt,  oBmo^I 
berfelBe  l^ierau  nad§  9lom  gefommen  toar.  (Sine§  2age§  ^örte  ein 
^naBe  im  ^alafte  ben  ^a^ft,  ber  in  feinem  ä^tni^ß^  oitf=  unb  aB= 
ging,  atüif(^en  ben  S^^nen  bie  äßorte:  „biefer  S5ul!an"  unb  ''^aä)t", 
murmeln.  SöuÜan  nannte  man  ^Ifonfo,  unb  unberaüglid)  tcarb 
biefem  bag  SBort  ^interBrad^t*).  S^ieEeid^t  mag  3uliu§  in  jenem 
5lugenBIi(ie  ber  ^nfcC)läge  be§  §eräog§  auf  fein  ßeBen  gebadet  ^aBen; 
genug,  5llfonfo,  ber  eben  au  einem  Waf)U  Beim  ^a|)fte  eingelaben 
toar,  ^ätte  in  fein  S5erberBen  au  ge^en  gefürd^tet,  tuenn  er  ber  @in= 
labung  gefolgt  toäre ;  mit  §itlfe  f^aBriaio  ßoIonna^§,  ber  i'^m  i§ier  feine 
Sftettung  au§  ber  ©c^lac^t  bon  ^Jtabenna  bergalt,  gelang  e§  i^m,  au 
cntfommen.  hierauf  aber  tourben  ßarbona  unb  5llfonfo  auf§  neue 
geinbe.  S)a  Beburfte  ber  ^a|)ft,  ber  ^errara  au  unterwerfen  entfd^Ioffen 
itoar,  a^imal  ba  bie  ©d^toeiaer  il§re  §ülfe  l^ierau  aBfd^lugen,  auf§  neue 
ber  ©:panier.  S)a^in  marb  er  nid^t  gebrat^t,  ba§  er  il)nen  hierfür  i^re 
Slbfic^ten  auf  ^ailanb  geftattet  ^ätte;  in  ber  2^1^at  mu^te  aule^t  bennod^ 
3Jlajimilian  8foraa  bort  eingeführt  merben ;  aber  bie  ©ad§e  bon  S^enebig 
gab  er  iT^nen  :|3rei§:  am  25.  ^flobember  fd§lo§  er  einen  SSunb  mit  iliuen, 
na($  melc^em  bie  S5eneaianer  S5erona  unb  SSicenaa  bem  ^aifer  (äffen, 
SPabua  unb  2;ret)igi  für  eine  augenblicf(id§e  Sß^tung  bon  250,000  unb 
einen  jä'^rlidien  2;ribut  bon  30,000  2)ucaten  in  üjxtx  <*panb  behalten 
foEten^).    S)erfe(be  S5unb  t)erfpra(^  i!)m  §ülfe  miber  f^errara. 

1)  guc^g  au§  bem  Slbfd^ieb  444.  {%.  b.  n.  21.)    3lnif)elm  IV,  289. 

2)  Zurita  befonber§. 
8)  Paul.  Jovius,  Vita  Pescarae  382,  unb  Zurita  II,  338. 

4)  Carpesanus,  Historiae  sui  temporis  ap.  Martine  V,  286. 

5)  otogen  ^^eter  iöembnä'  310.  Paris  de  Grassis,  125.  Paolo  Paruta, 


historia  Veneziana,  p.  9. 


300  3toctte§  aSud^.     S5iertc§  ßa^itct. 

SG&enn  aber  einmal  bie§   au^gefü^rt  tnarb,   tüenn  ein  (o  gro' 
2:i§eil  ber  ßombarbei  in  bei  §anb  be§  Äaifer^  unb  ber  ©^janier 
toie  foEte,  ba  bie  ©d^toeiaer  !äuflid§,    ber  junge  ©foräa  fe^r  fc^toi 
unb  üBerbieg  in  ben  ^änben  5lnbrea'§  bei  SSurgo  unb  anberer  !aif 
liefen  SHätl^e  tüax,  ba§  5lnbere  lange  au^BleiBen  ?  ^l§bann  aber 
Stalten,  anftatt  in  gi^^ei^eit,  in  eine  t)oH!ommnete  Untert^dnigfeit 
tat^en,  al§  in  ber  e§  jemals  getoefen.     Söaren  3uliu§'  ^IBfid^ten 
\iä)  nid^t  loBenStüertl^  ?    feine  ^Jlittel  nid^t  fül^n  unb  l^eroifd^?    K 
aUe  feine  5lnftrengungen  fd^lugen,    ftatt    jur  greil^eit  3talien§, 
ßrp^ung  ber  fpanifd§=öfterreid§ifd§en  ^ad§t   au§.     ^enn  ba§  ibei 
auf  ein  l^öd§fte§  3iel  gerid^tete  5Beftrel6en  lä^t  fid§  nur  unter  S3ebi 
gungen   errreid^en,    bie  bann   tüieber  i^r   eigene^  @efe|  ^aBen. 
ntenfd^lid^en  §anblungen   em^jfangen  i^ren  SlntrieB   öon  bem   erft 
il^r  Erfolg  pngt  faft  me^r  öon  bem  legten  ab. 

@!§e  3uliu§  hk  ganje  Söirfung  feiner  Unternel^mungen  fal^, 
bod§  inbem  er  fie  a^nte,  im  Februar  1513,  toarb  il^m  getod^rt,  ju 
fterBen.  @§  ift  eine  glaubtoürbige  ^ad^rid^t  tjorl^anben,  bie  SSeforgnift 
üBer  ba§  filnftige  ©d^icffal  Italiens  fei  an  feinem  Sobe  ©d^ulb  ge» 
tüefen^).  @§  mu^te  gefd^el^en,  ha^  felBft  fein  2ob  bie  ?lbfid§ten  beS 
f:panifd^=öfterreid§ifd§en  §aufe§  förberte. 

äöem  ^dtte  e§  bie  ^d|)ftlid^e  Söürbe  toünfd^en  !önnen,  aU  jenem 
ß^arbinal,  ben  e§  eben  burd§  große  3öo]§ltl§at  öer))fli(^tct ,  ben  e§  in 
Sfolge  be§  florentinifd^en  @reigniffe§  unb  ber  (SJefa'^r,  mit  ber  iT§n  bie 
gran^ofen  unb  bie  popolaxt  ^Partei  Bebrol^ten,  al§  ben  ©einigen  ht' 
trad)ten  !onnte?  (SBen  biefem  ßarbinal  tüaren,  toie  in  gloren^  bie 
jüngeren  ^Jlitglieber  ber  öorne^men  @efd^led§ter ,  fo  im  ©onclaöe  bie 
jüngeren  ßarbindle,  lüeil  fie  an  feiner  ©etoalt  Xf)nl  nehmen  toürben 
—  benn  er  fei  milb  unb  nai^giebig  öon  51atur  — ,  gumal  ^etrucct 
t)on  ©iena,  ©auli  bon  (Senua,  böEig  ergeben.  S5ieIIeid§t  ^at  feine 
^ranf^eit  im  @efd§ ,  bie  er  im  ßonclaöe  felBft  oiperiren  lieg,  unb: 
bie  ii^m  tro|  feiner  3ugenb  fein  ]§ol^e§  Filter  t)erf|)radt) ,  öielleid^t 
fein  !luger  greunb  SSiBBiena,  toeld^er  bie  fd^toad^en  ©eiten  aEer 
ßarbindle  !annte  unb  ju  ergreifen  tr)u§te,  toeld^er  im  ©d^erje  fiegte, 
3U  feiner  Sßal)l  Beigetragen^).  @nblid^  Bequemte  -  fid^  aud^  ber 
ßarbinal  ©oberini,  fein  natürlid^er  geinb,  unb  Bequemten  fid§  bie 
älteren  ßarbinäle;    er  toarb   getod^lt.     ^a  erinnerte   fid^    ha^  fSolt 

1)  »ei  »cmBu§.    Ucbrigcn^  Zurita  II,  336,  338,  341.    Passero,  188. 

2)  Pio  t)Ou  Carpi  an  2JiajimiUan,  Journal  be§  6oncIat)C,  in  ben  Lettres 
de  Louis  IV,  p.  72,  p  65.  Paris  de  Grassis  Bei  Kainaldus  133.  Vita 
anonym!   583. 


5lam^f  bcr  gftonjojen  unb  ©d^toetjet  um  ^JjQtlanb.  301 

einer  f^teiöebiQleit ;  bie  ^\d)kx  tDeiffagten :  tüie  5^uma  na^  9flomulu§, 
Derbe  ßeo  X.  —  fo  nannte  er  ftd^  einem  Traume  feiner  Butter  ^u 
iiebe  —  auf  ben  ftürmifi^en  ;Suliu§  !onimen,  um  jeber  Xugenb, 
eber  SSemü^ung  unb  .^unft  im  grieben  i^^ren  ^ran^  gu  öerlei^en. 
,ijlan  gebac^te  an  fein  felteneö  @lürf,  tt)ie  er,  t)or  bem  i^^a^re  in 
Raüenna  gefangen,  njunberBar  befreit,  §err  ju  i^ioxen^,  §err  ber 
löelt  getDorben  fei;  alle  ^fnfc^riften  am  3:age  feiner  Ärijnung,  bem 
Jahrestage  jener  ©d^lac^t  —  man  faT^  ba§  türüfc^e  ^ferb,  auf  bem 
IX  bamal§  geritten  —  rebeten  üon  bem  SSönbiger  be§  ©lücfeg. 
öon  bem  (Sc^a^e,  ben  3uliu§  fo  ängftlid)  äufammenge]^a(ten,  n)urben 
100,000  S)ucaten  unter  ba§  ^olt  geUJorfen;  e§  mar  greube  unb 
Öoffnung  bie  flutte  ^). 

f^ürS  erfte  mar  gemi^,  ba^  feine  ^oliti!  ben  (Spaniern  bienen 
mu§te ,  baß  unter  i^ren  öielen  Erfolgen  feine  äöa^t  nid^t  ber  ge= 
ringfte  mar. 

6.    ^am:pf  bcr  t^ranjofen  unb  Sd^mei^er  um  ^O^ailanb. 

^toifdien  ben  Beiben  größten  ^Dläd^ten  @uro))a^§,  ber  franjöfifc^en 
unb  ber  f^)anif(^=öfterrei(^ifd§en,  meldte  beibe  ^D^ailanb  begel^rten,  ftanben 
bie  ©(^toeiäer,  um  e§  beiben  öoräuent^alten,  in  ber  TOtte.  ©ie  Ratten 
ielbft  nid^t  aEein  ^ftu^m  unb  ^nfe^^en,  fonbern  bebeutenbe  Sanbftrit^e 
im  mailänbifd^en  (SJebiete  ermorben.  S)ie  %^Ux  unb  ©c^tünbe,  mit 
rae((^en  öon  ber  §ö^e  ber  %ipm  ]§er  2;ofa,  5[)laggia,  Ofemone  unb 
*')}lala55a  bie  Reifen  be§  ^ebirgeä  quer  burd^bred^en,  nid§t  reid^  —  fte 
§aben  nur  6teine  unb  ßeute,  meldte  ßaften  p  tragen  unb  ßamine 
^u  fegen  miffen  — ,  aber  äöege  für  bie  ^'lationen,  maren  öon  il^nen 
eingenommen.  Ueberbie§  maren  bie  fd^önen  Ufer  be§  langen  (5ee§, 
fomeit  fte  ju  ßocarno  gehören,  ber  3lb^ang  be§  @ebirge§,  mo  e§ 
nä)  gegen  ben  ßuganerfee  fen!t,  ein  ßanb  öoE  ©übfrüd^te  unb 
äßeigenf etber ,  öon  üleben  übertäubt,  e§  toaren  ßocarno,  ßugano, 
^Jlenbrifio  felbft  längft  i^nen  ergeben,  in  i^re  (SJemaCt  gefommen. 
Surd^  ben  grauen  SSunb ,  ber  nid^t  aEein  ^ora=  unb  ßirat^al, 
fonbern  aud^  S5eltlin,  aU  meld^eS  ^u  bem  ©tifte  öon  ßl^ur  gehöre, 
an  ftd^  ö^äogen,  mar  ba§  gan^e  @ebirge  t)om  5tRonte  9ftofa  bi§  ^um 
äöormfer  Sod^e  mit  aEen  Raffen,  um  me(d§e  bie  ^^lationen  fo  oft 
geftritten ,  au§  melfd^en  in  bcutfdfie  «g)änbe ,  in  ben  ©e^^orfam  eibge- 
nofftfcfier  unb  ^ugemaubter  Orte  gelangt.  5flun  fonnte  i^r  S^ie^ 
ru§ig  aum  3^a^rmar!t  nad^  SSarefe  treiben,  unb  gleid^  ber  erfte  brad^te 

1)  ©ebidjte  Bei  Roscoe  II,  387.    Jovius,  Fabroni  Vita,  p.  65. 


UtlD, 


■  302  3toeite§  Sud^.    33tette§  ßa^ttel. 

i^neu  ungetüö^ntid^e  S5ortl^ette:    o^ne  ^efd^tnerbe  langte  Söein 
^orn  au§  Sftalien  ^u  i^tten  hinauf. 

5!JlastmiItan  ©foraa  in  bem  üBrtgen  ^at(anb  etn^ufelen, 
jtoar  bet  $a|)ft  gefc^äfttg,  unb  bafnr  entfc^ieben  ftd^  bie  (5tt 
Berecfittgten  ber  <öan:ptftabt ,  W  \\6)  auf  bem  grünen  ^la^e  t)or 
S)ome  nod§  einmal  öerfammelt^);  "tid^  e§  aber  gefc^al^,  toar  l§a 
fä(^li(^  ber  Stanb^aftigfeit  ber  ©d^toei^er  äupfd^reiBen.  5lm 
©ejemBer  1512  em|)ftng  berfelBe  au§  ben  .g)änben  eineg  gürt 
S5ürger§  bie  ©d^lüffel  ber  §au|)tftabt  unb  30g  ein.  @ie,  benenlr 
aEe  jene  ©rtoerbungen  getüäl^rte  unb  fogleii^  200,000 ,  jä^rlid^ 
40,000  f)ucaten  3U  sa^len  berf^irad^,  machten  mit  i^m  einen  SSunb, 
„fie  tooEten  il^n  unb  feine  5^ad§!ommen  3U  emigen  Sagen  b 
^riegSgetoalt  im  ^ergogt^ume  ft^ü^en"^). 

Söelc^  ein  Unterfd^ieb  atoifc^en  ber  Unfd^ulb  i^rer  erften  35er= 
Brüberungen,  aEein  jur  S5ert^eibigung,  unb  biefem  SSunbe,  einem  felB= 
ftänbigen  Eintritt  in  bie  ^itte  ber  Söelt^änbel  pr  SSe^au^tung 
eine§  fremben  Sanbeg,  steiferen  jener  5^ad§t  auf  bem  9ftütli  unb  biefen 
2^agen,  too  aEe  f^ürften  unferer  5flationen  um  bie  @unft  ber  S5auern 
Bul^lten!  ©ie  fül^lten  e§  felbft.  Oft  erjäl^lte  ^Jtari*  9ftöuft:  al§  er 
unb  bie  übrigen  5lBgeorbneten  auf  bem  S^age  p  33aben  gefeffen, 
jenen  ^unb  5U  Befiegeln,  feien  brei  ftar!e  ©daläge  mie  öon  unfid§t= 
Baren  gäuften  auf  ben  S^ifd^  gefd^e^en^).  @§  ift  eine  ©age,  ba^  bie 
brei  5P^änner,  bie  ben  SSunb  in  Sftütli  gefd^loffen,  im  ©eli§Berger 
Seifen  ru^en  unb  über  i'^r  S5t)l!  tcad^en.  liefen  fc^rieBen  fie 
hk  ©daläge  au.  5^id&t  aEein  ben  ^Jlenfd^en,  fonbern  aud§  ben  S5öl!em 
ift  ein  l^öd^fter  ^un!t  ber  5!Jlad§t  unb  be§  ßeBeng  gefe|t;  unb  nie= 
mal§  finb  bie  ©igenoffen  mäd^tiger  getoorben,  al§  fie  in  biefer  ©tunbe 
tüaren.     %xq^  be§  bämonifd^en  ©d§recten§  fiegelten  fie. 

5lugenBli(ili(^  mar  ber  ^rieg  ba.  Submig  XII.,  ber  ben  Otu^m 
feiner  9ftegierung  immer  in  ber  ©rtoerBung  bon  5D^ailanb  gefeiten, 
BlieB  entfd^loffen,  e§  mieber  ju  eroBern.  ©d§on  im  ©e:ptemBer  1512 
]§at  er  ben  ©d^toeiaern  burc^  bie  S[}ermittelung  bon  ©at)ot)en  grieben  unb 
^Bereinigung  angeBoteu;  in  bem  geBruar  1513  l3erfudt)te  er  fie  nod^ 
einmal;  um  nur  feine  Öefanbten  fc^iden  gu  bürfen,  üBermanb  er  fid^, 
il^nen  bie  ©d^löffer  auszuliefern,  W  er  in  bem  bon  i^^nen  Befe^ten 
ßanbftrid^e   nod§   innehatte*).    ^Ber  menn  2:rit)ulaio  fie  ijorne^mlid^ 

1)  ©enbung  beg  5|}apfte§  Bei  gfud^s  439.    Arluni,  de  hello  Veneto  204. 

2)  Slrtifel  qu§  ber  5lcte  bei  ^u6)^  478.    ßinaug  ebenba  501. 

3)  Suttingex  bei  g^uc^S  481. 

4)  2lnlt)elin  IV,  311.  (51.  b.  n.  51.) 


ßam^f  hix  gfranäofcn  unb  <Bäi);o^^^x  um  3JiatIanb.  303 

)axnk,  ntd§t  xf)x^  eigenen  f^veunbe  gro§  3U  machen:  „er  ^ei  oft  babet 
etoefen,  Wo  man  feinem  Könige  ben  Eintrag  p  einer  gemeinfd§aft= 
id^en  Eroberung  aEer  i^rer  SSefi^t^ümer  get^an"  ^),  traf  er  nic^t  ganj 
en  redeten  $un!t.  @§  mar  !eine§mege§  ha^  :?fntereffe  öon  £)efter= 
eid^,  fonbern  il§r  eigene^,  in  meld^em  fie  ^ajimilian  ©foraa  p 
ijlailanb  l^ielten,  nnb  berfelBe  mar  burd^  il§re  ©ölbner  nnb  itjren 
5;arbina{  nid^t  minber  t)on  i^nen  abhängig,  al§  burd§  be§  .^aifer§ 
ftöt^e  öon  biefem.  'üux  menige  ^in^elne,  ein  ©o^n  ;^ürg§  uff  ber 
l^lue,  ein  ©o^n  be§  S5enner§  .ge^el  t)on  S3em,  einige  ^au^tleute  t)om 
Stein,  gaben  ben  frangöfifd^en  (Sefanbten,  XiiWl^io  unb  ^remouiEe, 
)ei  i^rem  S)urd^3uge  @el^ör^) 

Submig  mu^te  einen  anberen  SSunb  unb  ein  anbere§  f^u^öol!  ju 
einer  Unternehmung  fuc^en. 

2)en  SSunb  gemährten  i'^m  bie  ^ene^ianer.     Seibe,    er  unb  fie, 

.)atten  mieber  benfelben  f^einb,   ba§  f|)anifd^=öfterreid§ifd^e  <&au§;    fie 

3erbünbeten  fid^  am  13.  Wdx^  1513,  inbem  ber  ^önig  i!§nen  fogar 

Sremona  unb  (Bl^iara  b'5lbba   mieber  p^ugefte-^en  'oey^pxaä)^).     2)ie 

5u§t)öl!er  sogen,  bem  ^aifer  pm  %xo^,  mitten  burd^  ba§  ^eiä)  ben 

Igranaofen  3U,  aum  %^eil  au§  SSö^men*),  jum  Xf)tii  au§  ©d^toaben, 

iDie  meiften  au§  ^Jlieberbeutfd^lanb.    S)ie  fi^marge  ©t^aar  unter  il§oma§ 

pon  50flittelburg,  aUeS  Sanb§!ned§te  mit  großen  ©d§tad§tfd§mertem  unb 

Jim  <!parnifd§,  faft  mie  9flitter,  fü'^rte  ber  junge  gleurangeg,  felbft  amei 

j(^a^ncn  in  ben  Rauben,    über  bie  9}laa§   burd)  SSurgunb   auf  St)on 

läU'^),    anbere  ßanb§!ned§te   beffen  S5ruber  öon  i^ametS.    ^^r  Später, 

jülobert  t)on  ber  5[Flar!,  ber  t)on  feinem  Dl^eim  äöil^^elm  ben  5^amen 

ibe§  @ber§  öon  ben  3lrbennen  geerbt,  mar  bei  i^nen.     @r  "^atte  einen 

'§ag  au§  eifernen  .Letten,  geeignet,  bie  .&a!enbüd§fen  barauf  3U  legen, 

jfür  ba§  ^u%\)olt  erbadtjt.     @r  fetbft   führte  100  ßanaen.    ^m  ^ai 

Ibegann  ba§  franjöfifd^e  §eer,  1200  ganzen,  8000  gu  i^u^,  über  bie 

SSerge  gu  fteigen;  am  12.  marb  e§  in  5lleffanbria  aufgenommen,  unb 

'im  ganzen  ßanbe  regten  fid£)  hk  kneifen  ^). 

1)  Zximl^io  an  iJönig  Subtoig  —  Suäern  5.  gebtuar  1512  —  bei  ^oh 
imim,  2:tit)uläio  II,  209.  (Sbenba  S3riefe  ©fotja'S  an  ©tampa.  (51.  b.  n.  31.). 
I2lnfl)elm,  SSerner  g^roni!  IV,  369. 

I         2)  Gattinara  an  3?largaretf)  au§  bem  Stiefe  Tremouille'S,  Lettres  IV, 
I99.   3lnit)etm  IV,  409. 

3)  S5et  Dumont  IV,  1,  182. 

4)  9iegen§burger  6{)roni!  IV,  III,  192,  au§  bem  ©(^reiben  bc8  Äaifct§. 

5)  Fleuranges,  Memoires  110. 

6)  Bellay,  Memoires  1  b.  Petrus  Martyr,  ep.  524.  Morone  bei  9lo8« 
[mim  n,  315. 


304  3to"tc§  SBuc^.    33tette§  ßapitel. 

51un  lag  e§   in  ber  ^aiux  ber  SSeti^eiligten  unb   bet  Umftäi 
ha^  tüeber  bie  ©panier,  oBtool^l  mit  einem  ftatfen  <g)eex  in  ber  9lä< 
oBtoo^t  burd§   mannigfaltige  S3er|prec^nngen  t)er:pfli($tet ,    |id§  irg^ 
regten,  ben  ^erjog  jn  Befc^ü^en  ^),  no(^  ber  Äaifer  jemals  bie  Jpi 
fanbte,  bie  er  ängefagt.    S)ie  4000  ©c^tDei^er,  meiere  im  ßanbe  mai 
tpic^en  tjon  Ort  au  Ort.    ^nbem  inbe§  ba§  ganae  Sanb  \iä)  em:pi 
—  bie  ^ranaofen  öom  ©d^Io^  au  TOlano  gingen  toieber  ai§  §ei 
burd^  bie  @tabt  — ,  inbem   bie  S5iertaufenb   mit  il^rem  ©eraog 
na(^  5^ot)ara  toarfen,    eben  baljin,    too   ßoboöico  üerratl^en  toorb^ 
fc§ien  5lEeg  au§,  unb  Sriüulaio  rühmte  ft(^,  bie  ©d^toeiaer  au  ^abl 
tüu  man  gefd§moIaene§  S3Iei  in  einem  Söffet  !^abe. 

S)ie§ma(  rühmte  er  fid§  au  fi^^-  ^uf  feine  Ueberrebung^öerfucfie 
antworteten  i^m  bie  ©c^toeiaer :  „mit  SBaffen,  nid^t  mit  Söorten  möge 
er  fie  prüfen".  5lIIe  folgten  l^ierin  bem  S5organge  ^enebict§  t)on  äöein= 
garten,  etne§  5Jlanne§,  l^anbfeft,  toie  2lnf§elmu§  fagt^),  aufredet  unb 
meife,  ber  bie  «öauptmannfi^aft  ungern  übernommen,  aber  tapfer 
fül^rte ;  bie  Singriffe  ber  f^ranaofen  fanben  beinal^e  nod§  me^r  S5erac§= 
tung  aU  Söiberftanb;  man  lie§  bie  Tf)oxt  bon  ^^obara  offen,  man 
Oerl^ing  bie  ©turmlüden  mit  S3etttüd§ern  ^).  3nbem  bie  ©d)tt>eiaer 
burd§  eine  fo  einmüt^^ige  3^apfer!eit  ben  ©d^impf  au^löfd^ten,  tt)eld)en 
5lobara  bor  bierae^n  ^a^ren  über  fie  gebrad§t,  famen  il^re  ©ibgenoffen 
be§  a^ßiten  3uge§  über  bie  ÖJebirge,  bie  größere  ^älfte,  gefammte 
äöalbftdtte  unb  ^ern,  ben  (Sottl^arb  unb  ben  langen  ©ee  l§erab ,  bie 
Heinere,  3ütid§er  unb  ßurmalen,  über  ben  fleinen  SSernl^arbin  ben 
ßomer  ©ee  nieber*).  SSalb  !am  ein  S5üte:  „toarum  fie  eilten?  e§ 
^abt  feine  (SJefa^r" ;  balb  melbete  ein  Pfaffe:  „ber  <&eraog  unb  aEe 
©d^meiaer  feien  erf dalagen''  ^).  ©ie  aber  fammelten  fi^  aur  ßJemeinbe 
unb  befd^loffen,  i^re  @ibgenoffen,  tobt  ober  lebenbig,  au  fud^en.  ©ic 
eilten  beibe;  öom  (Bott^arb  toarb  ber  naivere  äöeg  genommen,  unb 
am  5.  3uni  ftanb  bie  größere  §älfte  unfern  ^ftoöara^^^). 

3ln  bemfelben  Sage  l§oben  bie  Sranaofen  ii^re  Belagerung  auf. 
5luf  bem  äöege  nad§  Zxtca§>  fud^te  Sriöula  eine  burd§  @räben  unb 
©ümpfe  aur  S5ertT§eibigung  too^lgeeignete  Slnpl^e,  genannt  ütiotta, 
au§;    ]§ier  lagerten  fie  am  Slbenb;    fie  fteEten  i^r  ^ef(^ü^  auf  unb 

1)  SÖßiberjpred^enbet  S3riefn?cd^fel  in  ben  Lettres  IV,  118  f. 

2)  3lnjt)elm,  Serner  (it)xomt  IV,  385.    (21.  b.  n.  51.) 

3)  ©tettler  unb  5lnjelm  bei  @lu^  323.  Jovius,  Historiarum  sui  tem- 
poris  I,  93. 

4)  ©tettler,  richtig.    33uEinger  bei  ©lu^  315. 

5)  Slnj^elni  IV,  383.   (51.  b.  n.  51.) 

6)  Benedictus  Jovius,  Hist.  Novocom.,  p.  66. 


^onipf  ber  g^ranjofen  unb  Bdjtü^x^n  in  ^Dlailonb.  305 

ba($ten  am  ^Jlorgen  ben  eifernen  §ng  einauxammen ;  in  einer  fo  guten 
S5erjcf)an3ung  tooEten  fte  ber  6000  ßanb§!ne(^te,  bie  Bereite  int  S^ale 
üon  ©Ufa  toaren,  unb  500  frifc^er  Sangen  toarten^). 

©obalb  bie  ©ditüeiger  im  ^^elb  erf^einen,  ge^t  il)r  öangeS  2;rei= 
jcn  auf  eine  @(f)tac§t.  ^iergu  i^aBen  fte  toeber  ^elb^ierm  unb  $lan, 
no(^  eine  mit  S5orBeba($t  eingeübte  ^rieg§!unft;  xf)x  alter  @ott  unb 
2t.  Ur§,  itir  5lrm  unb  bie  ^eEeöarbe  barin  ftnb  i^nen  genug,  unb 
ifjte  ^ü^n^eit  ineift  i^nen  ben  äöeg.  ;^ene,  bie  am  5.  ^uni  in  Dlo= 
nara  ange!ommen,  erquickten  ftc§  mit  einem  %mnt,  einer  ©tunbe 
Schlaf  unb  noi^  einem  2^run!;  al§bann,  ot)ne  lange  ber  3üri(^er  p 
toarten,  mit  bem  bämmernben  5)lorgen  am  6.  ^uni  1513,  mie  ein 
©(^tüarm  SSienen,  fagt  5lnf§elmu§,  au§  bem  ^orB  in  ben  @onnen= 
fd^ein  fliegt^),  ftürgten  ft(^  aEe,  fo  ötele  bagetoefen  unb  fo  tiiete  erft 
gefommen,  ungeorbnet,  ju  ben  2^1^oren,  gu  ben  ©turmlütfen  ^inaug. 
Sie  maren  faft  o^ne  ^efi^ütj,  o^ne  aEe  Sfleiterei,  biete  o^ne  ganger; 
bennoc^  fud^ten  fte  einen  geinb  in  feinem  mo^lgelegenen  ßager  T^inter 
gutem  @ef(^ü|  unb  jene  Sftitter  o^ne  ^^wi^t^t  unb  2;abel  in  öoEem 
\^amif(^. 

Sie  ftanben  öor  ben  geinben;  bie  erften  ©tra'^Ien  ber  auf= 
i^e^enben  8ünne  glänzten  tt)ieber  an  ben  TOftungen  berfelBen;  eö 
testen  i^mn  tok  ein  S3erg  t)on  lauter  Blan!em  Sta^l. 

3uerft  ftte^en  fte  auf  bie  ßangen  unb  ba§  @ef(^ü|  ütoBert§ 
uon  ber  Wlaxt.  ^kx  §telt  ber  mtnbere  <^aufe,  in  beffen  öorberen 
öüebern  bie  talpferften  ^Jlänner,  gtriet  S)ie§Ba(^,  5(ernt  SßtuMrieb, 
fddau^  Äonrab,  burd)  ^^nen  ober  burd§  ben  5lbel  ber  Sugenb  an= 
t]efe:§en,  mit  i^^ren  ©:pie^en  ftanben^);  ber  gro^e  <&aufe,  Beinahe  melir 
bur(^  Snftinct  al§  buri^  UeBerlegung,  mitten  in  bem  i)am)3f  unb  ber 
erften  Söirfung  be§  feinblid^en  (Befi^ü|e§,  fi^lug  einen  SBogen  jenfeit 
eineg  @eBüf(^e§  *) ;  er  fuc^te  unb  fanb  bie  Sanb§!ne(^te.  5ll§  biefen 
jofort  ba§  (SJefc§ü|  p  ^ülfe  !am,  trennten  ft(^  bie  ©c^toeiaer  noc^  ein= 
;  mal.  Einige  BlieBen  toiber  bie  fc^njargen  gähnen  ^) ;  bie  5!Jleiften  Warfen 
I  fi(^  auf  eBen  hk^  @efi^ü^.  6o  lämjjften  fte  an  brei  Orten :  bie 
grften  tniber  bie  ütttter,  bie  ^äuftg  il§re  Orbnungen  Brad§en  unb  :^inter 

1)  Bouchet,  Vie  et  gestes  du  cheval.  de  la  Tremouille  184,  unb  bie 

^iJertt)eibigung  Stiöulsio'g  t)Ott  9fto§mini  l,  570. 

2)  5lnf^elm  IV,  384.    (51.  b.  n.  21.) 

3)  9flicolau§  ßonrab  Hauptmann,  ©(^reiben  an  feinen  ©d^ultl^ei^. 
(^benba  549. 

4)  ,^an^)tteute  Don  ©otot^nrm  nad)  .^au§.    @benba  546. 

5)  Fleuranges,  Memoires  130  f. 
ö.  9ian!e'§  Sßetfe  XXXIII.  XXXIV.  ütotn.  u.  getm.  5ö5«er.  3.  ^lufl.  20 


306  3toettc§  3Bu(^.    S3terte§  ßapttel. 

t^ren  gähnen  erfc^ienen  —  ab^x  fie  fammelten  fic^  immer  tütebet  ui 
l^ielteit  auö  — ,  bie  5lnbern,  tjterl)unbert  ^ann,  meldte  bie  ^etteBati 
in  Beiben  .^änben  fd^tnangen,  tüibet  einen  ^'^eil  ber  fcfilüar^en  i^df)n\ 
be§  g(enrange§  —  ]^ier  galt  e§  ©d§lag  auf  @(^(ag,  ^ieB  auf  §ieb— , 
britte  unb  größte  |)aufe  gegen  bie  5Jlenge  bet  Sanb§!ne(f)te,  Bei  bet 
au^er  bem  @ef($ü^  noc^  800  .^afeuBüd^fen  tüaren ;  Balb  aBer  fd^tuiegj 
bie  Äugeln;  man  prte  nur  nod§  ha^  ©dalagen  ber  ©d^tnerter,  b| 
@eräufd^  bereifen;  enbli(f)  fanfen  bie  ^a^nen  ber  2anb§!ned§te ;  il 
güT^rer  tt)urben  unter  einem  Raufen  ßeic^en  BegraBen,  il^r  @efd^| 
toar  öerloren  unb  tnarb  gegen  fie  felBer  gerid^tet^).  3nbe§  UJid^en  ai 
hie  ©d^maraen.  SfloBert  öon  ber  ^axt  Blirfte  um  fid) ;  er  \di}  ba§  gi 
öol!  unb  feine  <B'6^m  Verloren:  biefe  ju  retten,  tnid^  aud^  er,  fai 
fie  mitten  unter  ben  lobten,  mitten  unter  ben  (Siegern  unb  ent» 
füT^rte  fie,  nod§  öon  il^ren  Söunben  Blutenb  ^).  S5ergeBen§  rief  S^ribul^io 
(Bt  Äatl^arina  unb  ©t.  '^axt  an ;  aud^  er,  aud§  XremouiEe,  ber  öer- 
ttjunbet  mar,  mußten  meid^en^).  S5on  ben  f^tüd^tigen  gaBen  bie 
©d^meiäer  feinem  ^nabe,  fo  biele  fie  erreid)en  fonnten;  bann  feierten 
fie  5urücE,  fteHten  fi(^  jum  ^eBete  in  Orbnung  unb  !nieeten  niebet, 
@ott  unb  i^ren  ^eiligen  ^u  banfen.  ^antad^  fd^idten  fie  fid§  an, 
bie  S3eute  5U  tjertl^eilen,  bie  2:obten  au  Beftatten*). 

@§  mar  bie  ameite  ^lorgenftunbe ,  aU  man  in  50^ai(anb  öon 
btefem  SluSgang  öemal^m.  3ll§BaIb  flol^en  jene  f^ranaofen,  meiere  in 
Siegeggebanfen  ba§(5d§Io^  t)erlaffen  l^atten,  einige  ba^in  aurürf,  anbere  in 
Äird^en  unb  in  bie  ^faläfte  i]§rer  greunbe;  untjeraüglic^  er^oB  fid§  bie 
g:§iBeIIinifd§e  Partei;  ©tabt  unb  ßanb  tei)xk  in  ben  ©el^orjam  5Jlaji= 
milian  ©foraa'g  ^uxM.  2)ie  ©d^meiaer  unterna^^men,  bie  5lBgefaEenen 
au  aüd^tigen.  ©ie  atoangen  hk  5lftefanen,  toeld^e  au§  i^ren  Käufern 
gemid^en  maren,  100,000  S)ucaten  au  ^df)Un,  ©aöo^en,  ba§  e§  mit 
bem  geinbe  gehalten,  50,000,  ^Jtontferrat,  ba§  fogar  i:§re  ^otfd^aftcr 
Beleibigt,  100,000  S)ucaten.  5^un  maren  aud^  bie  ©|}anier  mieber 
auf.  ©ie  fteEten  in  (S^enua  hk  gregofen,  meldte  21  jtage  tiertrieBen 
getoefen ,  unb  ^toax  Ottaöiano ,  mieber  ^er ;  fie  eroBerten  S3ergamo/ 
SSre^cia  unb  ^e§d§iera,  bie  aud^   aBgefaEen,  mieber^). 

©eitbem  ]§atten   bie  ©d^meiaer   eine  no(^   biet  Bebeutenbere   ^e» 

1)  S)tc  Zotigen  unb  Paulus  Jovius,  Historiae  s.  t.  I,  97.  Carpe- 
sanus  1291. 

2)  Bellay,  M^moires  4.    Guicciardini  XI,  45. 

3)  Rosmini  au§  Prato  Ms.  unb  au§  „un  rozzo  poema".  I,  474. 

4)  3ltift)elm  IV,  385.  {%.  b.  n.  91.) 

5)  ©tettlcr.  Jovii  Historiae  93.  Vita  Pescarae  285.  Passero  197, 
attgfüt)tad^. 


Slügemeine  ßticg§betoegung.  307 

tüalt  al§  5ut)or  in  ^laitanb.  ,,3ßa§  gi^r  un§  butd)  ßuerJBlut  unb 
(Suere  ^raft  tüiebergegeBen'',  fd^rteb  i^^nett  ^ajimilian  ©foraa,  „foH 
jortan  jo  gut  @ud§,  toie  mix  ge^^ören'' ;  unb  bie§  toaten  in  ber  2:§at 
nic^t  Blog  Sßorte.  S)ie  Sd^toeiser  fa^en,  fie  feien  nod§  ju  anberen 
fingen  ftar!  genug,  „äöäre  nur  (SJe'^orfam  Bei  ben  Unfern",  l^örte 
man  fagen,  „tüir  toottten  burd^  gang  ^ran!reid§  einen  3ug  machen, 
|o  lang  uub  fo  breit  e§  ift"  ^). 

7.  ^lUgemeine  ^riegöBetuegung. 

ätüei  gro^e  ^Bereinigungen  ftanben  einanber  gegenüber :  ber  Äaifer 
unb  ber  ^apft,  @^)anien,  @nglanb  unb  bie  ©(^meij  auf  ber  einen, 
^ran!reic§,  S5enebig,  ©d^ottlanb  auf  ber  anbem  ©eite.  @in  unmittel= 
barer  Eingriff  ber  erften  auf  f^ranlreid^  fd^ien  beöorpfte^en.  2)ie  fran= 
5öfifd§en  (Sreigniffe  IfiaBen  fi(^  unter  Subtoig  XII.  auf  eine  ä^nlid^e 
SBeife  entmidfelt,  mie  unter  Äart  YIII.  S)er  5lnfang  ift  in  beiben 
bie  fc^nelle  Eroberung,  ber  3Benbe^)un!t  bie  (Sntjtoeiung  mit  bem 
^^ap^i ;  l^ierauf  tritt  eine  ßiga  ein ;  e§  erfolgt  ein  S^erluft  ber  6robe= 
rungen,  eine  @efäl§rbung  ber  frauäöfift^en  ©tcEung  felbft. 

©omie  aber  bieSmdl  aEe  S5erl^ältniffe  größer,  bie  ^nftrengungen 
^•ran!reid^§  ftär!er,  bie  geinbfc^aft  be§  ^apfte§  heftiger,  bie  (Erfolge  ber 
>^iga  in  Italien  glän^enber  maren,  fo  mar  aud^  ber  Eingriff  auf 
ivranfreid^,  ber  gegenmärtig  me^r  unter  5Jlasimilian§  ßeitung,  al§ 
unmittelbar  mit  feinen  Gräften  unternommen  marb,  bebeutenber  unb 
gefd^rlid^er. 

Julius  nod^,  ber  am  3.  S)ecember  1512  mit  feinen  120  tjer= 
fammelten  Spätem  ba§  Snterbid  über  gran!reidC)  au§gef|)rod^en,  t)atte 
i:^n  öorbereitet.  gerbinanb  gab  ben  9ftat:§,  ben  gran^ofen  ^ur= 
gunb,  ^flormanbie  unb  ^u^enne  p  entreißen  ^) ;  ^ajimitian  unb  |)ein= 
ric^  VIII.  trieben  baju  an,  toeil  \f)xt  alten  ^nf^rüd^e  eben  auf  biefe 
öanbe  gingen;  bie  ©d^toeiaer  maren  bafür  geftimmt,  um  i^ren  ^er^og 
in  5JlaiIanb  3U  befeftigen.  £)er  neue  ^ap^i  ßeo  mu^te  fd)on  be§  fort= 
bauernben  ©^i§ma  :§a(ber  ben  2öeg  feine§  S^orfa^^ren  inne^^alten.  ^n 
ber  %1)ai  ift  im  5l^3ril  1513  burd^  einen  förmlii^en  SBunb  ein  aEge= 
meiner  Eingriff  auf  granfreid^  öon  aEen  öter  (Seiten,  ber  englifd^en 
unb  beutf^en,   ber  italienifd^en  unb  f|)anifd§en,   befd^loffen   morben^). 

1)  ©dtireiben  ©forsa'g  bom  6.  3^uni  in  ®lu^,  3lnt)ang  545.  «Ula^  hn 
@tu^  329. 

2)  5Part§  be  @r.  bei  ^iainalb  126.    Zurita  II,  838. 

8)  Appunctuamentum  t)om  5.  91prtl  bei  3*t)met,  Foedera  VI,  1,  42. 

20* 


308  3toeite§  33uc^.    S5iet:te§  dapiUi. 

^n  biefem  Umfange  lie^  ftc§  aber  ba§  S5or§aBen  tiid^t  ausfül^re 
ttjeil  bie  SSene^ianer  eg  forttDö^renb  mit  ben  f^ranäofen  hielten,  fo  U 
bte  Söaffen  be§  S3unbe§  au(^  gegen  fie  gext(^tet  toerben  mn^ten.  UeBi 
bie§  tDoEte  Serbinanb  an  feinen  ^tenjen  niemals  ^tieg  ]§aBen. 
er  1497  unb  1503  getl^an,  fo  fd^Ioß  er  an($  j;e|t  einen  unertoaj 
teten  ©tiUftanb  für  biefe  ^renageBiete  ^).  .^ierbnrd^  geftfia:^  e§,  b( 
ber  fpanifd^e  unb  itatienifd^e  Eingriff,  bie  §eere  ^yerbinanbS  unb  ßei 
ftc^  tüiber  SDenebig  toanbten,  toiber  gran!rei(^  nur  ber  beutfc 
toeld^en  bie  ©c^toeiäer  üBerna'^men,  unb  ber  englifc^e  auggefü^rt  to( 
ben  !onnten.  hierbei  erf(^eint  5!)taiimilian  uoä)  einmal  fel^r  t^ätig  ut 
einfluBreid^.  3^^^'  ^^  ]^^^^^  ft^^t  ^ein  gro^eg  .^eer  in  ha^  gelb ;  aber 
in  aEen  Unternehmungen  ^ai  er  feine  §anb,  unb  auc§  fein  Talent 
ber  ^ex-fü:^rung  lä^t  er  nid^t  fc^lafen. 

5lm  1.  5luguft  1513  lagen  hit  Bpanm  unter  ßarbona,  hk 
200  fc^toeren  unb  2000  leidsten  Steuer  be§  $a|)fte§  unter  ^rof^ero 
(^olonna  tüiber  bie  SSene^ianer  t)or  $abua.  Stöer  öieEeid§t  bie  größte 
©tär!e  biefe§  §eere§  Beftanb  in  ben  fd^tüäbifc^en  unb  tirolifi^en 
gä^nlein,  bie  ber  ^aifer  unter  bem  trafen  öon  ßu^jfen  unb  ben  in 
biefem  ^rieg  eriproBten  ^au^tleuten  grunbSBerg  unb  ülogenborf, 
ßanbau  unb  ßid^tenftein  i^nen  gugefenbet^).  ♦ 

5ln  bemfelBen  1.  3luguft  öerf|)rac^en  i^m  bie  ©d^tneiäer  einen 
Eingriff  auf  SSurgunb.  ^n  ber  @ib genoffenfdfiaft  ^atte  eben  ein  au§ge= 
Breiteter  5lufftanb  ber  Stauern  tniber  hk  <Btähk  hk  franaöfifd^e  Partei 
öoHenbS  l^eraBgeBrac^t  unb  felBft  bie  ferner  ge^tüungen,  brei  neue  unb 
3tt)ei  alte  S^enner,  hk  fran^öfifd^er  ^efinnungen  tierbäd^tig  tüaren, 
aB^ufe^en.  Um  fo  fidlerer  toar  i^rer  ber  ^aifer;  er  fagte  i^nen  eine 
§ülfe  au,  o^ne  hk  fie  ben  3ug  nid^t  unterne:§men  fonnten,  ß^efd§ü|, 
^fteifige  unb  einiget  ^elb^). 

Einfang  Sluguft  traf  ber  ^i3nig  t)on  (^nglanb  Bei  feinem  §eer 
ein,  ba§  Bereits  feit  bem  22.  3uli  ^erouanne  Belagerte.  S)ie§  mar 
o^^ne  greifet  hk  mic^tigfte  Unterne:^mung;  fie  30g  5lEer  5lugen  auf 
fi(^.  2)ie  ßnglänber  toaren  nod§  gana  bie  alten,  bie  ben  2;ag  <Bt  3Jtartin 
nid§t  feierten,  toeil  er  ber  ^atron  il^rer  geinbe  fei,  bie  ben  gemalten 
^ann,  meld^er  Bei  i^ren  ^ogenfd^iepBungen  ba§  Siel  toar,  ben 
granaofen  nannten  unb  au  i^ren  ^inbern  fagten:    „trefft  ben  fyran= 

1)  Zurita  II,  352.    Jacob  de  Bannissis,  Lettres  IV,  114. 

2)  Jean  le  Veau,  Lettres  IV,  200.  ©Ijtenfpiegel  1803.  OieiBner,  J^riegS- 
ifjatcn  16. 

3]  ®lu^  332—340.    3lu§  bem  Slbfd^ieb  öom  1.  Sluguft,  p.  343. 


Ärteg  totbet  gfranftetd^.  309 

3ofen  in§  ^era"^);  fte  l^atten  ftd^  gern  nad§  {:§ren  ©raffd^aften  ben 
trafen  itnb  3]tcegrafen  innerhalb  unb  axi^erl^alb  t^rer  f^rei^etten  ^u 
^uStoa^l,  SSetüaffnung  unb  ^luftetung  bargeboten;  fte  trugen  bor= 
tiel^ntli(^  ^ogen  unb  5lrmbiilfte,  bleierne  beulen  unb  ^eEebarben ;  fte 
sogen  nt(f)t  anber§,  aU  ha%  fte  fti^  mit  i^ren  Söagen  fogleid)  t)er= 
bauen  lonnten;  benn  fte  tooEten  nur  innerl^alb  einer  guten  ^e|efti= 
^ung  f (plagen,  ^it  i^nen  !ant  ii§r  ^önig  al§  ein  loal^rer  Sancafter. 
S5or  feinem  31^9^  ^^^B  ß^  ^^ftf  Wt  toie  ^ur  5^a(^a^mung  §einri(^§  Y., 
ben  legten  ?)or!,  ber  in  feiner  (Setoalt  toar,  ^bmunb  ©uffol!,  l^in= 
richten.  S)ann  na^m  er  ^arl  SSranbon  mit  fid§,  be§  SSranbon  <Bo^n, 
ber  in  ber  <B^ia^t  bon  53o§toort5  §einri(^§  VII.  ga^ne  getragen, 
t)en  ^ef)3ielen  unb  ^efä^rten  feiner  ^ugenb,  feit  furjem  S[Ji§count 
:ßi§le;  in  feiner  SSegleitung  toaren  nod§  .^arl  ©omerfet,  beffen  5l^n= 
l^erren  aEe  für  ba§  §au§  Sancafter  gelebt  unb  geftorben,  @eorg  5lalBot, 
<iu§  bem  ^lut  be§  legten  gelben  in  bem  ^am^fe  ber  Sancafter  toiber 
■granfreic^,  unb  biete  3lnbere,  an  bereu  Flamen  fic§  biefelben  ßr= 
iunerungen  !nü:t3ften  ^).  S)er  ütuf  feiner  greigebigfeit,  ^u  ber  i^m  bie 
©c^ä^e  feinet  S}ater§  bie  TOttel  boten,  reifte  bie  ülitter  unb  ^ne(^te 
bon  Trabant,  §ennegau,  ^^lanbern,  U^  tief  T^erauf  nac^  S)eutf(^lanb, 
jo  fel^r  5U  feinem  S)ienft,  ))a'^  Stiele,  tt)a§  fie  befa^en,  ber!auften,  um, 
mit  ^ferb  unb  ^arnifd^  mo!)lgerüftet ,  bei  i^m  größere  SSelo^nungen 
p  Derbienen.  gür  feine  5lngeIot§  ^atte  er  fid^  f(f)önc§  ©efd^ü^  unb 
toal^rfd^einlii^  felbft  jene  ätoölf  großen  ©tüde,  bie  man  bie  ^toölf 
lll^oftel  nannte,  in  ben  9^ieberlanben  gießen  laffen^). 

lim  eben  fo  gro^e  3uberfi(^t  einauflö^en,  toie  ba§  f(^tt)ei3erif(^e 
unb  ba§  fpanifd^e,  beburfte  ba§  ^eer  nid^tg  meiter  al§  einen  erfahrenen 
t^elbl^eiTU.  5ll§  §einrid§  YIII.  ben  ^aifer  gebeten,  i:§m  ^ier^u  ^er^og 
^einric^  ben  ^riegfül§rer  bon  S5raunf($tüeig  ober  ben  ^arfd§aE  S5erg^ 
P3ugeftel)en,  Tratte  ber  ^aifer  felbft  fid^  erboten,  ba§  §eer  feinet 
•greunbeg  an5ufü:^ren*).  ©r  l^offte,  mit  il^m  burd§  eine  offene  ©d^lad^t 
bie  Ufer  ber  @omme  unb  burd^  bie  ©d^toeiaer  35urgunb  au  erobern, 
toorauf  bie  beiben  f^ürften  fid§  ö ereinigen  unb  bie  f^ranaofen  mit 
•einem  Kriege  ^eimfud^en  toürben,  ber  i^nen  fo  gefä^rlid§  toerben  toürbe, 
<il§  nur  jemals  ein  englifd§er  getoefen.     5ln  bem   9.  5luguft  !am  er 

1)  Herbert,  life  of  Henry  32.  Hubert  Thomas  |Leodius,  Vita  Friderici 
Palatini  IV,  33. 

2)  Martin  du  Bellay,  Memoires  6.  Goodwinus,  p.  16.  Herbert,  p.  83. 

3)  Marguerite  ä  Henry  im  ®ecbr.  1513  in  ben  Lettres  IV,  217. 
Hubert  Leodins  III,  1. 

4)  Schreiben  9Jiajimiltan§,  auctfi  im  a^uni,  IV,  157,  unb  öfter. 


310  3toeite§  Söud^.    33icrtc§  ßapitel. 

Bei  5lite  mit  bem  Könige  aiifammen.     @t  felBft  trug  ba§  rot^^e  ^r 
unb  bie  atoeifaxBige  Sflofe  <g)etnri(^§;    er  toarb   nidit  nntüiEig,   b 
neben  bem  2Gßaffenfd)mu(f   ber  ^öniglid§en  feine  gtoeil^unbert   üleit 
beren   gan^e  ^rac§t   in  il^ren  golbenen  Letten  Beftanb,    unfc^einB 
würben,  ober  ba^  feine  S)iener  fid§  nad}  ben  filBemen  ©(fetten  Büdt 
tDeld^e  bie  ßbelfnaBen  .geinrid^g  mit  SßiEen  öom  3eug  il^rer  ^fe' 
faEen  liefen;   er  na^m  t)om  ^önig  ein  !^tit,  inn)enbig  mit  feiben 
S)e(fen,   tjergolbetem  ßauBtoerf  unb  golbenem  ^efd)irr  öerfe^en,   u 
tt)ie  wenigftenS  SSeEat)   erjä^lt,    täglid§   100  (5§cu§  für  feinen  2ifj 
an  unb  tarn  in  fein  Sager  ^). 

©Ben  biefelBe  ©tabt  ^atte  5!JlajimiIian  öor  84  Salären  Betagt 
unb  bamalS  bie  gran^ofen,  tt)el(^e  öon  jenfeit  ber  ßi§  tamen, 
fie  äu  erfrifdien,  in  feiner  glüctlic^ften  ©d^lai^t  gefd^Iagen.  3n  biefer 
^innerung  lie§  er  —  benn  aud^  je^t  toarb  5terouanne  nur  "üon 
bieffeit  l^er  Belagert  — ,  aU  er  mit  feinem  ^eugmeifter  Sager  unb 
kutanem  Befid^tigt  l^atte,  5  SSrüden  üBer  ben  gtu§  fc£)(agen.  ©ein  @Iüdt 
n)oEte,  ba^  an  bemfelBen  2:age,  al§man  l§inüB ergegangen  (17.  5luguft)^ 
ber  geinb,  gegen  8000  2)lann  ftar!,  auf  ben  «g)ö^en  ton  ©uinegat 
öor  it|m  erfaßten,  ^eraBftieg,  am  5u§  berfelBen  ^ielt  unb  feine  (eid^ten 
SLrup^jen  mit  SeBen§mitteln  für  bie  ©tabt  au^fanbte.  Sug^^ict)  foEten 
bie  Beiben  jt^eile  be§  englifd)en  Sager§  öon  ben  SSelagerten  unb  üon 
oufeen  angegriffen  Werben.  5JlajimiIian  nun,  inbem  er  fein  gugöolt 
nad§  einem  S5a(^e  im  ütüden  beg  feinblid§en  ßager§  fanbte,  toai*f  fid^  mit 
2000  ^ferben  auf  bie  S5orau§gefd§ictten.  2)iefe  flof)en  im  @alo^)|)  nad^ 
it)rem  ßager  ^).  §ier  —  benn  e§  War  Oier  U^r  5^ad§mittag§  unb  bie 
9^itter  feit  jtoei  Vif)x  frü^  auf  ben  ^ferben  —  l^atten  fid§  öiele  tjon. 
it)rem  Sc^lad^tro^  auf  ein  lei(^tere§  %^iex  BegeBen,  il^ren  §elm  aB= 
gelegt  unb  bie  glafd^e  ergriffen ;  nun,  ba  äugleid^  tJon  ber  einen  ©eite-  | 
bie  glüd^tigen  tamen,  „ber  ^einb  fei  i^nen  auf  ben  gerfen",  unb, 
ot)ne  anjul^alten,  immer  f ortf^rengten ,  öon  ber  anbern  ©eite  bie 
^}lad^rid§t,  ba§  g^fetjol!  jietie  fid§  in  i^ren  ülüd^en,  er-folgte  augenBlicftid^ 
aEgemeine  Verwirrung  unb  aEgemeine  gtud^t.  ^an  rief  üergeBen^ 
„.^e^r  um,  ,&omme  b'3lrme§" ;  hu  fliegenbe  5lrtiEerie  ^Jlainmilian^ 
jagte  fie  öor  fid^  ^er ;  ijier  erWarB  biefer  2^ag  ben  5^amen  ber  <Bpoxen^ 
fc^lad^t.  ^a,  aU  enblid^  bie  2;a|)ferften  an  ber  SBrütfe  üBer  jenen  ! 
S5ac^  p  l^alten  wagten,  war  e§  nur  i^r  VerberBen;  bie  Burgunbifrfien 

1)  ^Poul  9lrme§torf  an  ^ax^xtii)  in  ben  Lettres  IV,  192.    (St)Tenfptegel 
1297  f.    Goodwin  20.    Herbert  35. 

2)  Baptiste    de  Taxis  in  ben   Lettres  IV,   195.     Polydorus  27,   24. 
Herbert.    aCßei^tuntg  303. 


ßtieg  tüiber  ^Tanheicl^.    ©c^lod^t  öon  ©uinegot.  311 

^jteiter  fant^^n  einen  anberen  2öeg  über  ben  S5ad^  unb  |d§nttten  fie 
ab.  (Sie  mußten  fic^  ergeben,  ber  Sine  §ier,  ber  3lnbere  ha,  la 
^alice,  ber  ^er^og  öon  !!3ongueüiEe  unb  j^unbert  5lnbere,  aEe  bie  heften. 
33at)arb  fa^  einen  feinbtic^en  Flitter  unbeforgt,  ber  ni($t§  be^^eräte, 
tüeil  ber  ©ieg  erfod§ten  fei,  f|)rang  mit  bem  Sd^mert  auf  x^n  ein  unb 
rief:  „(Srgieb  bid^  mir,  ober  bu  bift  tobt".  2)iefer  tüax  öertouubet 
unb  ergab  ficf):  5lber  mer  bift  bu?  „S5at)arb  bin  ic^  unb  ergebe 
mi(^  bir  lieber".  S)a  waren  au(^  bie  beiben  anbem  Singriffe  abge= 
f (plagen,  unb  am  22.  5luguft  ergab  fid^  bie  ©tabt^). 

Um  bie  nämüd^e  g^it  —  e§  toar  am  27.  Sluguft  —  Vereinten  fic^  bie 
©dltoeiäer,  gegen  30,000  9Jlann  ftar!,  mit  ben  üteifigen  öon  äöürttem= 
berg  unb  35urgunb  unter  «^er^og  Ulrich  unb  S5erg^ ;  fie  em^jfingen  über= 
bieg  bie  ßart^^aunen  beg  ^aifer§  Oon  Sanbau,  feine  galtonen  ton 
SSreifatf),  feine  <&albfd)Iangen  öon  ©nfiö^eim  unb  ^unbert  .g)a!en= 
büd^fen.  ^^re  §au^tleute  Ratten  nur  auf  ben  ^aU  5U  einem  ^^rieben 
2}oEmac^t,  menn  ber  ^önig  fein  gan^eg  9ted§t  auf  ^ailanb  fal^ren 
laffe.  Untertoegg  öernal^men  fie  öon  bem  Siege  be§  ^aifer§ ;  mut^iger 
3ogen  fie  in  bie  fran^öfifd^en  ÖJrenjen^). 

5lIIerbing§  mu^te  biefer  bo|)^elte  Eingriff  bie  gran^ofen  in  gro^e 
Seforgni^  fe^en.  9lodf)  öor  ber  ^nfunft  ber  Snglänber  ^atte  fid^ 
l^önig  ßubmig  geni3t^igt  gefe^en,  bem  .^ofe  be§  Parlaments  ju  be!ennen, 
fein  (SJelbbebürfni^  fei  fo  bringenb  unb  feine  ginansen  fo  fcl^r  in  ^M= 
ftanb,  ba^  er  öon  feinen  S)omänen  bi§  auf  400,000  Siöre§  öerfaufen 
muffe,  um  ben  alten  i^einben  be§  ^önigreid^cS  toiberfte^en  3U  fönnen 
unb  boc^  fein  arme§  S5ol!  nicl)t  aE^ufe^r  ju  belaften^^).  ^a^^  ber 
Sd^lad^t  öon  ^uinegat  fanbte  er  feinen  ^reöoft  nad§  $ari§,  mit 
Äaufleuten  unb  §anbtoer!ern  ^ufterung  ^u  galten ;  nod^  einmal  na^ 
fo  langer  ütul^e  fa^  man  bie  galjuen  ber  @emer!e  in  ber  §au^jtftabt 
fliegen,  unb  baffelbe  mag  mol)l  in  öielen  Stäbten  gefrf)e^en  fein.  S)ie 
Slnfunft  ber  ©d^toeiaer  entfette  ^ebermann.  3)urd^  bie  5^ation  ging 
ein  bumpfeS  Gemurr:    „nunmelir  !omme  tu  Strafe   für  bie  Uebel= 


1)  Bellay,  Memoires  6.  Bayard  345—850.  Fleuranges,  p.  145.  5lu§* 
gefdimücft  bei  Jovius  100.  Heuterus,  33tt!en.  (31.  b.  2.  51.)  3lu§  bem 
©d^teiben  eineä  3lntoefenben  hei  Brewer  tiotiren  toir  noc^  ben  c^arafterifttfc^en 
S«9  Don  3Jlajimiltan,  ha^  er,  obtool)l  ba^u  aufgcfotbcrt,  feine  getane  ntd^t  ent. 
falten,  fonbetn  unter  ber  ^fa^ne  ©t.  ®eorg§  unb  bc8  ft5mg§  öon  (^nglonb 
iampfen  n^oßte.  ^tc  @nglänber  f(^rieben  bann  auc^  ben  Sieg  ü^rcm  i^önige 
au  (Brewer  I,  Nro.  4431). 

2)  ©olot^urner  unb  3ürid)er  |)ouptleute  M  ®lu^  345.  ©tettler. 

3)  Garnier  au§  5|}orlamentiregiftern,  Ms.  öon  Fontanicu,  p.  470. 


312  3toeite§  Sud^.     25ierte§  ßapttel. 

traten  in  iStalten  üBer  fte"  ^).    ^n  biefer  @efa:§r  fe^te  fyran!retd§  noc§ 
eine  geroiffe  «Ipoffnnng  anf  ben  uralten  S3unb  mit  ben  ©trotten. 

Äönig  :§acol6  bem  Stierten,  ber  einft  ben  f^rieben  3n)ifd|en  bem 
^ajjft  unb  ßubnjig  ^atte  öetmitteln  moEen,  um  eine  IXnternetimung 
auf  ^erufalem  äu  wagen,  begegnete,  ba§  er  |eIB|"t  in  bie  TOtte  biefeö 
Äriegeg  gebogen  toarb.  ^laä)  langem  grieben  tau(i)ten  bod§  tnieber 
©treitigfeiten  mit  ©nglanb  auf,  bie  einen  neuen  SSrud^  Befürchten  \ 
liefen.  (Sine  ber  tiornel^mften  Betraf  Rubrem  Karton.  SSarton  toar  ein  \ 
tapferer  (Seeräuber,  ber  auä)  bem  Könige  ^o^ann  t)on  ^änemar!,  [ 
3acoB§  nä(f)ftent  t^reunbe,  tniber  bie  .ganfe  biente^).  ;^acoB  Ijatte 
if)m  ^a:|3erBriefe  toiber  bie  ^ortugiefen  gegeben,  bie  ben  Später  S5ar= 
ton§  erft^lagen;  er  aber  —  mie  benn  ^ortugiefen,  ©nglänber  nnb 
§anfe  in  einem  uralten  SeeBunbe  geftanben  p  ^Ben  fd^einen  — 
manbte  fie  aud§  gegen  bie  ©nglänber  an;  bafür  toarb  er  bon  biefen 
aufgefuc^t  unb  tro^  einer  ©egenme^r,  bie  felBft  bon  feinen  f^einben 
einer  langen  S3aEabe  mert^  geT^alten  toorben,  enblic§  getöbtet^).  §ier= 
über  toar  ^acoB  fd)on  entrüftet,  al§  er  bon  ^er,  bie  er  auf  ^itter= 
n)eife  immer  für  feine  5£)ame  ertlärt  l^atte,  ber  .*^önigin  5lnna  t)on  gran!= 
reid§,  i'^r  p^ülfe  gu  tommen,  gebeten  tnarb :  „aud^  fie  unb  SSretagne 
Bebro^e  ber  UeBergang  «g)einri(f)§  nad§  ßalai§".  S)er  Äönig  Berief 
feine  Marone,  in  benen  nad)  fo  bieten  Surnieren  bie  ßuft  ^u-  einem 
mal)ren  ,^ampf  ertoad^t  n)ar,  unb  über  meldte  hk  SSitten  be§  fran5ö= 
fifd§en  Sotfd§after§ ,  ber  il^nen  üBerbieS  50,000  Sibre§  gur  Lüftung 
anbot,  nid^t  toenig  bermod^ten;  mit  feinem  Wbel  einberftanben,  fd6i(fte 
SacoB  feinen  3Ba|)|)en!önig  ßt)on  nadf)  ^^erouanne,  um  feinen  9lad§Bar 
3ur  9tü(ffel)r  aufäuforbern,  unb  al§  bieg  feine  äöirfung  ]§erborBrad§te 
—  ©einrid^  erinnerte  il§n  nur  an  ba§  ©df)ic£fal  öon  5^aöarra  — , 
rüftete  er  fid§  ju  ^biuBurg  mit  50,000  ^Jlann^). 

.^ierburc^  marb  bie  bertoirfelte  ßage  ber  S)inge  nod§  bermictelter. 
S5on  einem  fo  ftarfen  Angriff  liefe  ftd§  ein  getoiffer  Erfolg  in  ßnglanb 
ermarten,  burd§  toeld^en  .^einrid§  genöt^igt  morben  märe,  in  fein  ^eid) 
äurücl^ute^ren.  5Cl§bann  märe  e§  ben  ^^ran^ofen  möglid^  getoefen, 
t)ieEeid§t  burd^  einen  Singriff  auf  Stalten  pgleii^  bie  Sd^mei^er  p 
nötl^igen,  äurürfpge^en,  unb  bie  SJene^ianer  ju  ermut^igen. 

©otoie  SacoB  üBer  bie  Sltoeeb  !am,  lief  ba§  ^rieg§gefd^rei  bon 

1)  Monstrelet,  5lnt)ang  246.    Gilles  124. 

2)  Anonymi  chronologia  rerum  Danicarum  bzi  Subetoig  Reliq.  Mss. 
IX,  52. 

3)  Goodwinus,  Annales,  p.  11. 

4)  Buchananus,  Rerum  Scoticarum  1.  XIII,  p.  172  f.  Herbert. 


Ätieg  gegen  bie  ©d^otten.    ©dtilad^t  Bei  fjtobbon.  313 

SBeilet  p  äöetlet,  t)on  ©tabt  3U  ©tabt.  §einnd)  l^atte  bie  ^ren5= 
|)rot)tn3en,  bie  er,  um  i^rer  ftd^eter  au  fein,  nid^t  ge^tnungeu,  feine 
S3enet)oIen3  p  ^a1)im,  bem  trafen  t)on  ©urret),  au§  bem  .^aufe  bet 
tapferen  |)otüarb,  üBertragen.  3u  btefen  fammelte  fid)  ber  5lbel  nad^ 
^Intüicf;  fein  8o^n,  ^Ibmiral  be§  Üteid^eg,  (anbete  in  ^etocaftle  mit 
5000  5!Jtann;  hie  nörblid^en  unb  fübltc^en  8:§ire§  fanbten  i^re  ^ann= 
fdjaften.  ;^nbe§  blieB  ^acoB  fec]§§  2;age  in  5^or^am;  er  lie^  e§  ft(^ 
i&ci  ber  Sab^  f^orb  eine  äöeile  gefaEen;  er  fa^  gern,  ba^  ber  f^einb 
fi(^  fammelte;  benn  p  einer  ©d^lac^t  tcar  er  ha:  „er  toerbe  frf)Iagen", 
fagte  er,  „unb  foEten  fid§  i'§m  100,000  ©nglänber  entgegenfteEen" . 
^n  biefen  @eban!en  nalim  er,  tno  bie  %\ti  in  ^ol^en  Ufern  am  ^u^e 
be§  2:et)iot  entlang  läuft,  ^mifd^en  glu^  unb  (Sumpf  auf  bem  <&ügel 
globbon  ein  fefte§  ßager. 

^lid§t  minber  freubig,  gu  fd^lagen,  maren  bie  @nglänber;  am 
Sonntag,  ben  4.  (September,  fanbten  fie  i'^ren  ^erotb  Ütougecrotj  ju 
i^m  !)inan:  „oB  er  fo  lange  in  ßnglanb  3U  BleiBen  geben!e,  ba§ 
man  auf  ben  i^reitag  fcfilagen  !önne?"  ^er  ^önig  terfe^te:  „Sßäre  id^ 
in  @binBurg,  fo  tüürbe  ic§  auf  btefen  Sag  l^erB  ei  eilen".  (SoEten  t^n 
öBer  bie  ©nglänber  ^inter  feinen  äöäEen  angreifen?  Sie  Baten  ilju 
t)ergeBen§,  auf  bie  SBene  ^JJlilfielb  ^mifd^en  i^nen  ^eraB^ultommen  ^). 
^rft,  al§  er  fa^,  ba§  fie,  einem  @erü(^t,  ha^  fti^  öerBreitet  "^atte,  gemä§, 
«ine  Söenbung  nahmen,  al§  moEten  fie  in  Stfiottlanb  einfaEen  —  e§ 
toar  ber  9.  September  unb  greitag  — ,  öerlie^  er  in  ber  S^'^at  fein 
Sager,  ^ünbete  feine  glitten  an  unb  aog,  um  il^nen  ^nöorplommen, 
im  S(^u|  be§  9flaud)e§  immer  bie  §öl^en  entlang,  Bi§  auf  einen  §ügel, 
Dlamen§  ^iperbi.  ^in  Ijielt  er.  (SBen  baljin  famen  burc^  bie  9lie= 
berungen  bie  ßnglänber,  unb  l)ier  Begann  i"§re  Sd§lad§t. 

2;^oma§  .g)otüarb,  toeld^er  5lnbrem  SSarton  getöbtet,  ftanb,  um, 
tDie  er  fagte,  bie§  5U  red^tfertigen ,  in  bem  S5orbertreffen  unb  !ämpfte 
trefflic^.  Tddit  minber  tapfer  [tritt  S<icoB  auf  einer  anbern  Seite  in 
ben  erften  Sdeil^en  unb  toarf  bie  gähnen  feiner  f^einbe  toieber'^olt  ^urütf. 
§ier  tüteten  bie  ©inen,  ba  bie  3lnbern.  i^nbeffen,  ba  bie  englifd^en  Pfeile 
Beffer  ben  §ügel  hinauf  trafen,  al§  ba§  fi^ottifd^e  ^efd§ü^  "herunter  — 
benn  e§  ging  5U  l^otf)  — ,  liefen  bie  Sd^otten  anlegt  t)om  Angriffe  aB 
unb  Bilbeten  pr  S5ertl§eibigung  einen  9ting ;  aud^  ^ier  fa^  man  i^ren 
^önig  l^elbenmüt^ig  ftreiten.  3nbem  fie  nod^  fämpften,  inbem  hk 
SSeften  fielen,  trat  bie  ^Zad^t  ein.  3n  biefer  ^ad^t  fud§ten  bie  Sd§otten 
iT^ren  ^önig  unb  fanben  il§n  nid§t.    2öar  er  gefaEen,   ober  geflogen, 

1)  Expostulation  of  tlie  Earls;  and  Answer  in  very  words  hti 
Herbert  39. 


314  3toette§  33u(^.    aSicrteS  ^apiUl 


ober  gefangen?  Sie  wichen  ^urüif.  äßte  bie  ©nglänber  mit 
5Jlorgen  baö  ©d^Iac^tfelb  befutfjten,  fallen  fie  ba§  Öefd^ü^  o!)ne  S3c» 
bedang  unb  fanben,  ba^  fie  gefiegt.  ©ie  fanben  einen  Siebten  in 
!5niglid§em  bleibe  nnb  brad^ten  i^n  trium^^irenb  na(^  SSertoicf.  2)ie 
©(Rotten  entgegneten,  ,M^  werbe  @(|)§inftone  fein,  ber  an  biefem 
2;age  in  föniglid^en  .Kleibern  gegangen,  nm  bie  @nglänber  iiTe  ju 
leiten;  ben  ^önig  ^abe  man  no(5  jenfeit  ber  2^h)eeb  gefe^en".  3lbet 
il^n  felbft  tonnten  fie  nic^t  5U  aeigen.  2)ie  ©inen  fagten:  5llejanbet 
§nme,  beffen  <Bä)aax  aEein  faft  unbefd^äbigt  geblieben,  ber  l^ierauf 
fogleid^  ,^ir(^en  nnb  Möfter  beleibigt,  muffe  il§n  getöbtet  ^aben",  bie 
Slnbem:  „er  tüerbe  feine  Sünben  au  büfeen  nad§  3erufalem  gegangen 
fein" ;  bie  englifd^en  33eri(f)te  er^äl^len  einfad^ ,  ^önig  ;Scicob  lY.  fei 
bei  ber  S5ert^eibigung  feiner  ga^ne  gefaEen  ^).  2öic§tiger  felbft,  aU  bie 
©reigniffe  be§  Kontinents,  ift  biefer  5lu§fd§lag  ber  äöaffen  auf  ben 
•britannifc^en  3nfeln.  ^nbem  .^einrid)  VIII.  gegen  Srantreid^  foc§t, 
toarb  er  ^IReifter  üon  ©d^ottlanb. 

^lu^er  8000  3lnbern  maren  aEein  12  trafen  unb  17  S5arone  in 
ber  ©d^Iad^t  gefaEen ;  bie  SSermaltung  be§  üteid^eS  !§atte  5Jtargaret^a, 
§einri(^§  VIII.  ©d^mefter,  übernommen.  S)ie  gran^ofen,  bie  fid§ 
nun  ber  ©(Rotten  nid^t  bebienen  !onnten,  mußten  t)on  ©nglänbern  unb 
©d^toeiaern  3lEeö  fürd^ten.  3ln  jenem  9.  (September  gingen  30,000 
©(^meiger  über  bie  itiEe,  boc^  bie  in  hk  Saone  fäEt,  unb  fd^lugen 
öor  ben  ^JJtauern  öon  2)ijon  brei  ßager.  S)aS  oierte  bilbeten  be^ 
^aiferS  9teiterei  unb  @efd^ü|.  5ln  bemfelben  ^tage  lagen  Äaifer  unb 
Äönig  nod§  ^u  ^erouanne  unb  tonnten  aEe  Stage  in  baS  franjöfifd^e 
Gebiet  einbre(^en. 

2)ie§ma(  aber  mar  granfreid^  nid§t  äu  einer  neuen  S5ermüftung 
beftimmt,  unb  e§  toarb  gerettet,  äßenn  man  fragt,  mie  bie§  gefd£)a!§, 
fo  liegt  DieEeid^t  ba§  mid^tigfte  ^loment  barin,  ba^  man  ben  ©d^mei^ern 
fürs  erfte  nad^gab.  ^l§  ^IremouiEe  feinen  .gau|)tt^rm  in  5£)iion  5er= 
fdf)offen,  f^rantreid^  offen  unb  bie  ©d^toeiaer  p  ferneren  Unternel^mungen 
bereit  fa!),  Oerfu(^te  er  fie  erft  burd^  einen  5lbgeorbneten ,  l^ierauf  in 
eigener  ^erfon ,  enblid^  burd§  S5ertraute ,  bie  in  ber  2)ämmerung 
pm  ßager  auS=  unb  eingingen^);  barauf,  um  grantreid^  ju  retten, 
glaubte  er  ^ailanb  aufgeben  ju   tonnen;    er  marb  mit  il^nen  am 

1)  Buchananus,  Herum  Scoticarum  1.  XIII,  p.  251 — 255.  Goodwinus,p.29. 
35ornel)mUd)  Herbert.  Polydorus  XXVII,  p.  28.  Jovius,  Historiae  sui  tem- 
poris  I,  f.  102—106.  (51.  b.  n.  31.)  ^ex  englif^c  iöeridit  ^ui\)aU  an  äßolfel^: 
The  king  feil  near  his  banner,  Brewer  I,  4461. 

2)  2lnft)eltn  IV,  470.    (51.  b.  n.  51.) 


li^ 


©Ug  t)on  Bpamm'Dt^Uxxtiä).  315 

13.  SeptemBer  eine§  griebenS  einig,  bet  i^nen  einen  S5et5id§t  be§ 
Königs  auf  ^ailanb ,  5lfti  nnb  ßremona  unb  üBetbie§  400,000 
ߧcu§  tjer^ie^^).  S)ie§  lüat,  tt)a§  fie  getoünfc^t  ^) ;  toa§  !ümmerte  fie 
bie  @roBetung  t)on  SSurgunb  für  ba§  .&au§  Oefterreid^ ,  ^u  ber  fie 
fid§  überbie§  niemals  öer^flic^tet?  2)er  f^e^Ier  n)ar  nur,  ba§  fie  l^in= 
töeg^ogen,  eT^e  fie  für  i^xen  grieben  einige  @ic£)erTt)eit  ober  ba§  3Bort  be§ 
^önigg  erlangt  Ratten,  ^nhe^  Tratten  fid^  ancC)  bießnglänber  entfd^loffen, 
an  ben  ©renken  öon  fyranfrei^ ,  bie  fie  bebrol^ten ,  nntäufe^ren ,  um 
il§re  Söaffen  über  eine  ^albfreie  ©tabt  3u  bringen,  bie  öom  ^eere  ent= 
femt  lag.  (S§  ift  nii^t  fet)r  glaublii^,  ba^  bie§  ber  ütat]§  ^aji= 
milian§  gen)efen,  bem  an  einem  (SinfaEe  in  ^xanixcidi)  5lEe§  gelegen 
toar,  unb  mir  finben  in  ber  Tf)at,  ba^  er  gleich  barauf  fic§  in  einer 
5lrt  ©ntsmeiung  öon  <!peinridö  trennt^).  S)iefem  f darnebte  t)ieEeid§t  ba§ 
^eifpiel  @buarb§  III.  bor,  ber  auc^  im  Einfang  feiner  granäofenfriege 
biefe  ©tabt  Betagert  l^atte ;  aber  bie  §au|)tfa(f|e  mar  o^ne  Stoeifet,  ba^ 
xijm  bie§  al§  bie  leid^tefte  unb  BleiBenbfte  (Eroberung  erfdjien.  S)enn 
2^erouanne  ^atte  er  auf  SSitten  be§  3latl§e§  bon  glanbern  gefd^leift. 

(genug,  bereits  am  15.  —  man  !ann  nic§t  toiffen,  in  miefem 
bie§  mit  bem  fd^meiäerifc^en  Mdauge  pfammen^ing  —  erfd^ien  er 
tjor  2;ourna^;  am  25.  30g  er  bafelbft  in  feiner  bermeintlid^en  @igen= 
f(^aft  al§  ^önig  bon  granfreii^  ein*).  S)ie  ©tabt,  meiere  im  @runbe 
3ur  @raffd)aft  f^lanbern  gehörte,  ^atte  jur  ^rone  bon  granfreid^  ein 
äl^nli(^e§  SScr^ältni^ ,  toie  bie  beutfd^en  9teid)§ftäbte  ^um  ^aifer. 
5lud^  er  beftätigte  il)re  grei^eiten;  bodf)  ein  (Sd£)lo§  3u  bauen,  (ie^ 
er  fi(^  burd^  biefe  greiljeiten  nid^t  abl)alten.  Unb  hiermit  enbete  er 
feinen  g^^^äug.  S5ergnügt,  ba§,  toenn  nic^t  eine  S^^ftörung  f^ran!= 
reid^S,  bod)  ein  Angriff  barauf  unb  bie  Eroberung  atoeier  feften  ^Iä|e 
gelungen,  ergö^te  man  fid^  nod§,  balb  an  bem  «g)ofe  ^argaret^e'S 
äu  IRtiffel,  balb  im  ßager  be§  ^önig§  au  2;ournat)  mit  5£urnieren^), 
als  bie  5^ad^ri(^t  Don  bem  5lu§gang  ber  öene^ianifd^en  Unternehmung 
eintraf,  auf  bie  aud^  mir  unfern  SSlid  merfen;  benn  bie  SSegebenl^eit 
ift  @ine,  boE^ielit  fid^  aber  an  bei-fdfiiebenen  ©teEen. 

^m  ^uguft  ^atte  ßarbona  bie  ^abuanifi^en  5!Jlauern  öerlaffen: 

1)  Bouchet:  laTremouille  191—199.  eiircnfpiegel  1301.  SSorue'^mlid^ 
©tettler.  (51.  b.  n.  51.)  5lnfl)elm  IV,  471.  SBci  ®lu|,  p.  549,  finbct  fid^  ein 
SluSjug  au§  ber  Urfunbe,  hk  im  5ltiit)  ju  ^ütid^  auffaeroal)rt  toitb. 

2)  Jean  le  Veau,  Lettres  IV,  192. 

3)  Herbert  36. 

4)  (21.  b.  n.  31.)  33ei  Brewer,  p.  676 :  de  l'entree  du  roi  Henri  comme 
roi  de  France  et  d'Angleterre. 

5)  Lodov.  Guicciardini :  Descriptio  Belgii.  Herbert. 


316  3to«te§  S3uci).    SSicrteS  (Sa^ttel. 


II 


er  Befd^lofe,  bie  Sßenejianer  3ur  5lnnal§me  be§  öon  il^m  öorgeft^Iagenetr 
f5rieben§  p  ttötl^igen.  ^ie  mit  t^m  öexeiniöten  S)eutf(^en,  ^talienet 
unb  S:i3aniet  toaten,  um,  toie  fte  jagten,  ju  fe]§en,  tt)a§  bie  Sßene^ianex 
geemtet,  in  beten  Sanb  über  23ad^tgIione  unb  SSrenta  Bis  nad§  ^Jleftre 
tJorgebrungen.  S)a§  Sanbbol!  flüd^tete  mieberum  in  bie  Sümpfe  cim 
5!}leer;  in  $abua  unb  S^enebig  fonnte  man  genau  Uja^rne'^men ,  tote 
bie  fc^önen  Sanbpufer  an  biefem  Ufer  eine§  nad^  bem  anbem  aut= 
brannten;  ßarbona  ritt  U^  an  ben  Sl^urm  öon  ^arg'^era,  bon  tüo 
man  bie  ©trafen  unb  Ouartiere  S5enebig§  unterfd^eiben  !ann;  t)on 
l^ier  tonnte  fid^,  obtool^l  e§  Verboten  n)ar,  @eorg  grunb§berg  nid^t 
enti^alten  ein  (Bind  toiber  bie  ©tabt  felbft  abbrennen  ju  lafjen^). 

©0  meit  mu^te  e§  tommen,  el^e  5lIt)iano  bie  ©rlaubni^  erhielt, 
auszusieben.  äöa§  bie  SSerbünbeten  früher  getoünfd^t,  marb  itjuen  nun, 
ba  fie  fotoeit  tJorgerüc^t,  ba  fie  tjon  glüffen  unb  fd^toeren  Raffen  ringS 
umgeben  maren,  3u  nid^t  geringer  ^efal^r.  Ueber  bie  S3r^nta  ent= 
!amen  fie  nod§  huxä)  bie  (Sntbec^ung  einer  gurt;  am  SSad^iglione 
aber,  als  5llt)ian  im  ^a^  t)on  Olmo  öor  il§nen,  5Jlanfrone  auf  bem 
Sßege,  ben  fie  getommen,  hinter  i!)nen  mar,  als  fid§  bie  Stauern  auf 
ben  beiben  äöänben  beS  ^ebirgeS  mit  ^üd^fen  über  il§nen  geigten,  fie 
aber  eine  5flad§t  T^inburd^  ^aumftämme  fuc^en  mußten,  um  fid^  ba^inter 
gu  Verbergen,  fd^ienen  fie  mit  aEer  i^rer  S3eute  Verloren.  ?llt)ian  fagte, 
„er  ^abe  ben  9teft  ber  barbarifd§en  ^eftien  unter  ber  ©d^eere  unb 
braud^e  nur  ju^ubrütfen".  ^it  bem  anbern  borgen,  mie  fid)  bie 
^aiferlid^en  eine  furje  ©trecke  bis  auf  einen  freien  ^a^  bei  ßreaa^o 
gurüdge^ogen ,  fe|te  er,  fein  fliegenbeS  @efd§ü|  öorauS,  i^nen  na(^. 
@S  !am  3ur  i^elbfd§ladf)t.  S)ie  (Bpankx  legten  ben  !üt)nften  5^utt|  an 
ben  %a^;  ^eScara,  ber  il^nen  prief:  „i^aEe  id^,  fo  la^t  mid^  nur 
ni($t  öon  ben  ^einben  vertreten",  folgten  fie  mit  freubigem  @efd)rei  in 
beS  geinbeS  ^itte.  S)ie  Deutfd^en  fd^ü^te  hu  Äraft  il^rer  5lrme; 
grunbSberg,  ber  miber  bie  5lngreifenben  im  erften  bliebe  ftanb,  fd)tDang 
fein  ©(^mert  getoaltig,  feuchte,  mie  ein  ^oljl^adter  feud^t,  ber  im  SBalbe 
eine  (Sid§e  fäEt,  unb  ]^ieb  toieber.  5lEe  ftritten  in  ber  ^emipeit,  ba| 
fie  enttoeber  fiegen  ober  mit  ©d^im^jf  umfommen  müßten;  bie  päpp 
tid^en  Sfleiter  erbeuteten  bie  f^a^ne  ^Itjiano'S;  baS  öeneäianifd^e  §eer 
toarb  öoUtommen  gefd^lagen,  unb  bie  eben  für  Verloren  gel^altenen 
toaren  mit  einem  ^ale  bie  .^erren  beS  SanbeS^). 

1)  Sßornc'^mltd^  ber  (S^rcnfpiegcl  1304  utib  Carpesanus  1293,  Mocenicus 
V,  110.    Passero  202.    3let§ner. 

2)  Jovius,  Historiae  111—114.  Vita  Pescarae  287.  Paruta  47—56. 
Guicciardini  II,  p.  55.    Zurita  11,  372. 


äöettete  SlbficJjtcn  jur  dxtjthun^  be§  ^au\i^  Ceftexteid)s(5^anten.    317 

S^ieS  tüar  ber  ^uggang  be§  Eingriffes  auf  ^enebig.  @r  erfolgte 
am  7.  OctoBer  1513.  Um  btefelbe  3^^^  Ö^tag  bem  ^aifer  buri^ 
grangi|)an  me^^r  mit  S5errat§  al§  ^etoalt  bie  ©roBerung  ton 
^]Jlarano ,  einer  5itr  ^anblung  trefflii^  gelegenen  ©eeftabt  S5enebig§. 
Slllent'^alben  loar  bie  ßiga  im  S^ort^eil.  S)rei  ©djlad^ten  njaren  ge= 
toonnen,  ber  5lbel  t)on  ©(^ottlanb  ,^um  guten  %f)eii  Oernic^tet,  S5ene= 
big  ba:§in  gebracht,  ba§  eg  ben^a^ft,  eBen  feinen  ^einb,  jum  (5(^ieb§= 
ri(^ter  feinet  (S(ü(ie§  annehmen  mu^te;  üBerbieä  toar  5!Jlailanb  burd^ 
eine  öierte  gro^e  ©i^ladit,  burc^  einen  fyrieben,  ber  nur  notf)  ber  SSe= 
ftätigung  Beburfte,  unb  burcl)  bie  toirflii^e  ©inna^me  ber  legten 
©(fllöffer  ben  t^^-an^ofen  entriffen.  ^loä)  mar  gran!reic3§  felBft  nur  eBen 
an  ben  ©renken  angegriffen,  !eine§meg§  in  feinem  i^nneren  Beftegt. 
S)a5U  foEte  ber  nä(i)fte  ^-elb^ug  führen.  5lm  17.  DctoBer  1513  marb 
man  ^u  ^t)ffel  einig,  ben  i^elb5ug  be§  Üinftigen  ^a"§re§  mit  brei  ?ln= 
griffen  auf  f^ranfreid^ ,  'nij^t  allein  öon  ber  beutfc^en  unb  ber  eng= 
lifc^en,  fonbern  aud)  öon  ber  f^anifc^en  (Seite  ^er ,  gu  Beginnen^), 
.geinini^  öerfprat^,  bem  (Sr^^er^og  J^arl  öon  Defterreid^,  ber  im  ^lai 
mit  feiner  ©c^toefter  5}taria  öermä^lt  toerben  foEte,  auf  ben  ^^aü, 
ba^  er  felBft  o^ne  ^inber  fterBe,  bie  ^rone  öon  @nglanb  tion  feinem 
Parlament  äufii^ern  3u  laffen^). 

8.    Slöeitere  5lBfi(^ten  gur   ßr^eBung  beS  C:)aufeg 
£)efterrei(^  =  ©^anien. 

^n  biefer  Sage  unb  (Bt]df)x  fül^lte  ]iä)  auä)  ßubtüig  XII.  ber= 
anlaßt,  ftd§  bem  ©ieger  ju  nähern,  ©eine  5lnre(f)te  auf  531ailanb 
tüollte  er  nii^t  aufgeBen.  ÄBer  er  öeranla^te  baburc^,  ha^  ^u  fünften 
be§  .^aufe§  Defterreid^  nod§  ein   anberer  $lan  gefaxt  toerben  !onnte. 

1)  Herbert  41  (51.  b.  2.  51.).  fSn  Brewer  I,  4511  finbet  fic^  ein  anberer 
Slue^ug  QU§  btcfem  2;ia!tat,  ber  einaeltte  3lBtoetd)ungen  barBtetet,  aber  bödf)  auct) 
unöoaftänbig  ift.  S^arnact)  öerpflt(i)tet  )xä)  gerbinotib  au§brücfltd^,  ©u^enne  an 
^ctnridE)  VIII.  ^u  überliefern.  He  shall  give  up  bis  conquests  to  England, 
gfexner  foüen  bie  beiberfeitigen  ^^totten  nod)  üor  Sl^ril  in  <5ce  fein:  each 
power  to  send  a  fleet  to  sea  before  the  end  of  April.  S)er  Sßerabrebung, 
bie  toir  an^  bem  ^Briefe  3Jlargaretl)e'§  !ennen  lernen,  gef(i)iel)t  barin  feine  @r= 
toä^nung.  Wu§  ben  5l!tenfiü(fen  ergiebt  fid^,  ha^  bie  5lb!unft  mit  2Jloj:imiltan 
fd^on  am  16.  October  gejdjloffen  toar;  fie  ift  bann  am  15.  ^lobember  üon  bem 
Äaifet  beftätigt  toorben.  S^arna^  mad^t  fid)  auc^  ber  ^atfer  gum  Eingriff  auf 
gfranfreid^  anl^eijc^ig,  für  meldten  er  eine  beflimmte  Sln^al^l  2:ruppen  in  3lrtoi§ 
unb  ^ennegau  in  ^rieg§bereitfi)aft  l)alten  toirb.  SSon  ber  33ermäl)lung  ^arl§ 
mit  Ataxia  ift  barin  mit  ber  größten  SBeflimmtl)eit  bie  9tebe.  (Brewer  I, 
Nro.  4560).    @inige§  toirb  baburi^  mobiftcirt,  bie  ^au^tjad^e  bleibt  btefelbe« 

2)  «ütargret^  an  |)einrid)  VIII.    Lettres  lY,  289. 


318  3toettc§  aSud^.    SSierteg  Gapttel. 

Vitien  ^Jtonat  nad§  bem  S^ertrage  ton  9it)ffel,  am  16.  ^^lotjember 
1513,  Beaeugte  ßubtütg  XII.  tior  ^lotaten:  „grdulem  9lenaten,  feiner 
jüngeren  %oä)kx,  f(^en!e  nnb  übergebe  er  o^ne  SBiberrnf  ba§  §er5og= 
t]§nm  5Jlailanb,  nid)t§  bat)on  aufgenommen"  ^).  ^td§t  lange,  |o  geigte 
fid§,  n)e§toegen  er  bte§  t^at.  5lm  1.  ^e^ember  f(f)Io^  er  einen  35er= 
trag  mit  fyerbinanb:  „mit  berfelben  ülenata  folle  einer  t)on  ben  beiben 
@n!eln  gerbinanb^  tjermä^lt  njerben  nnb  a(§bann  ^ailanb  empfangen, 
ba§  man  ben  ©d^meiäern  abgewinnen  tooEe".  gerbinanb  l^offte,  burc^ 
biefe  ^tixaif)  Werbe  er  kneifen  nnb  ^^ibeEinen  in  ^Jlaitanb ,  toie 
einft  in  5flea:|)el  5lngiot)inen  unb  3lragone|en,  Vereinen  ^).  (5r  fd^icfte 
in  tiefem  ^ei^eimnife  einen  ^efanbten  nat^  55lailanb,  bem  ^er^og 
©foraa  feine  üble  ßage  nnter  ber  (SJemalt  ber  ©(^Weiser  öorsufteEenl 
unb  il)n  Wo  möglit^  t)on  beren  SSunbe  ju  trennen^), 

5lnna  ton  SSretagne,  bie  alte  greunbin  be§  §aufe§  Oefterreid^, 
hu  au(^  i^re  jüngere  Soc^ter  tt)o]^lt)ermä^lt  5u  fe^en  Wünfd^te,  War 
bie  eigentliche  S5ermittlerin  biefer  S3unbe§t) ertrage.  ?ll§  fie  am  2.  3a* 
nuar  1514  ftarb,  ^ätte  man  öermut^en  fönnen,  hie  angebahnte  S5er* 
binbung  Würbe  fid^  5erf($lagen.  5lber  gerabe  l§ierburd§  na^m  fie  einen 
neuen  ©(^Wung.  2)enn  ba  ßubwig  nod^  immer  einen  ^ronerben  ton 
feinem  Seibe  ^u  l^aben  wünfd^te,  fo  wie§  er  ben  S5orf(^lag,  Sieonoren, 
bie  ältefte  ijon  ben  @n!elinnen  gerbinanb§,  p  feiner  Öemal^lin  ju 
mad^en  unb  einen  erblichen  35unb  mit  bem  f|)anifd§=öfterrei(^if(^en 
§aufe  p  fd^ließen,  nid^t  öon  fi(^.  ^l§bann  foEte  auc^  5lat)arra  bei; 
ßaftilien  bleiben.  !Su  biefer  Unterl^anblung ,  hk  eine  längere  3^^^^ 
forberte,  blieb  f^ra^  SSernalbo  be  jlrino:poli,  ein  ^Dominicaner ,  5U= 
xM^).  Quintana,  ben  SJertrauten  SllmajanS,  fa^  man  im  Februar 
1514  bon  ^urgo§  nad§  S5loi§  unb  t)onS5loi§  nad§  3nn§brudf  reifen;  am 
11.  ^är^  fa§  er  lange  mit  ^önig  ßubwig  eingef dCjloff en ;  am  12. 
!am  ber  ülatl§  be§  ^önig§  nod^  einmal  pfammen;  am  13.  enblic§ 
unterfc^rieb  man  neue  S5erträge.  9lod^  War  e§  nid^t  ber  gro^e  SSunb, 
worüber  man  einig  Würbe,  fonbem  nur  ein  StiEftanb,  aber  in 
Welchen,  wie  Quintana  terfic^erte,  aud§  ber  ^aifer,  unb  ^War  5ugleid§ 
in  .^einrid^g  5^amen,  eintrat,  unb  Worin,  obWo]§l  Sforza  nid§t  in  bem- 
felben  begriffen  War,  ßubwig  berf|)rad§,  nid§t  etwa^ailanb  anzugreifen^). 

1)  Donatio  de  ducatu  Mediolani  etc.  hü  Dumont  IV,   1,  177. 

2)  aSettrag  äu  Blois  bei  Dumont,  178. 

3)  Fragment  d'une  lettre  in  ben  Lettres  de  Louis  IV,  250. 

4)  Zurita  II,  383. 

5)  aSettrag  bei  Dumont,    179.    Gattinara   unb  Veau,  SSriefe  in  ben 
Lettres  tont.  Tläxy,  IV,  289,  292  f. 


Steg  t)on  @^anicn*Dcfterrctc^.  319 

S)te|er  StiEftanb  foEte  au  bem  großen  35unbe,  p  bem  aEgemeinen 
^•rieben  fü'^ren. 

^an  etfennt  leidet,  ba^  bieg  ber  S^eraBrebung  öon  9lt)f|el  !etne§= 
tuegg  entf^rad§,  nid^t  nur,  inbem  ber  bort  Befd^loffene  ^rieg  üT6er= 
l]au|)t  Jemen  ^egenftanb  tjerlor,  fonbern  auä)  inyotern  bte  öerabrebete 
'i^ermd^lung  ^axU  mit  ber  englifd^en  ^rinaeffin  überaus  atoeifelfiaft 
umrbe;  benn  ba§  ^ntereffe  be§  §aufe§  Defterreii^  Braciite  e^  mit  fid^, 
ba§  ber  anbere  öon  ben  @n!eln  ^arimitianS  5ur  ungarischen  S5er= 
lud^lung,  ujeli^e  Bei  ber  Si^toäd^e  be§  2^ronfolger§  bie  größte  3öa^r= 
fc^einlic^feit  ber  9la(f)To(ge  barBot,  aufgef:part  tourbe.  5lBer  barum 
fürdfitete  man  öon  §einrid),  ber  ja  üBerbieg  ju  jener  SSeftätigung  burd§ 
ba§  Parlament  feine  3lnftalt  getroffen,  feine  f^^iitbfeligfeit :  „er  fei 
ja  ber  (Sd)tDiegerfo5n  gerbinanbS;  ^Ilajimilian ,  ber  in  fein  ßager 
gctommen,  ^aBe  xtjxn  bag  größte  S5ertrauen  Ben)iefen,  ba§  ein  5Jlenfd^ 
bem  anbern  Bereifen  tonne,  @r  merbe  ben  ©tiEftanb  annehmen, 
lüenn  er  i^n  nur  nirfjt  3U  früt)  erfahre*,  ^it  bem  größten  @el§eimniB 
—  ber  f^janifd^e  S5otf(^after  brang  barauf ,  ba^  nid^t  einmal  bie 
2oc^ter  be§  ,^aifer§  Benad^rid^tigt  n)urbe  —  tt)ottte  man  inbe§  ben 
großen  Sunb  au  ©taube  Bringen^),  ^n  einer  gteid^aeitigen  fran5ö= 
ftfc^eu  -ganbfd^rift  ^at  man  ben  urf^^rünglid^en  (Suttourf  beffelBen  bor= 
gcmnben:  „Eleonore  foKe  mit  ßubmig,  ütenata  mit  bem  atoeiten  (Sn!el 
bc§  ^aifer§  öermä^lt,  ^ailanb  unb  @enua  au  fünften  biefer  S3eiben 
in  hu  .gänbe  gerbinanb§  üBerliefert  »erben;  ßubmig  tooUe  toeber  auf 
faapd  unb  ba§  ^elb ,  ba§  er  öon  ba  empfangen  foEen ,  5lnf^ru($ 
nia(^en,  nod^  5^at)arra  unterftü|en ;  bie  ©d^toeiaer  tooEe  man  gemein= 
fd)aftlid§  auxüÄbrängen.  gür  bie§  aEe§  foEe  iournat)  an  granfreid^ 
^urucfgegeBen  merben"  ^).  gaft  fd^eint  e§,  al§  ^aBe  unter  Slnberem 
fyerbinanb  öer^inbern  moEen,  ba^  i^m  in  .^arl  ein  neuer  ^^ili^))) 
aufujüd^fe.  3ur  Sßergrö^erung  feinet  §aufe§  mar  auf  jeben  gaE 
bieg  aEeg  treffli($  Berei^net:  am  12.  5luguft  1514  ]ä)xäte  er  ^er= 
nalbo  be  5lrino|)oIi  bie  S^oEmad^t  au,  biefe  S5ermäl§Iungen  rid^tig  au 
mad^en,  biefen  SSunb  anfd^Iie^en. 

^n  biefen  Sagen  ftanb  bag  5lnfe^en  beg  f|)anifd§=öfterreid&ifd^en 
.Soaufeg  in  Sftalien,  S)eutfd§tanb  unb  gana  (Bnxopa  fo  ^oä)  mie  nie. 
^JHt  @enua  f(^Io§  gerbinanb  im  53lai  1514  einen  S5unb,  ber 
btc  (Brunblage  aEer  f^äteren,  Beinahe  öafaEenl^aften  S5er]§ättniffe 
ber    ^enuefen    au    ^ßu    f|)anifc^en    Königen    getoefen    ift^).      ©d)on 

1)  Gattinara  an  Marguerite,  Lettres  de  Louis  IV,  369,  371. 

2)  ©arniet  au§  ben  Mss.  öon  SSetl^une,  p.  509. 

3)  Senarega  am  (Snbc.   Zurita  II,  379. 


320  3toeitc§  SSu^.    Siette§  (Sapitct. 

Berechnete  man,  tote  nun  Ma^  ©forsa  erfc^reden  unb,  öon  fetneu 
SSeamten,  bie  gan^  be§  ^aiferg  feien,  angetrieBen,  feine  f^eften,  feine 
f8ölUx  bem  6n!el  beffelBen  aufgeBen  tüexbe.  2)ie  ©d^toeiäer  fönne 
man  mit  @elb  Befriebigen^).  S5enebig,  ha^  nic^t  einmal  5}larano 
mieber  3u  eroBern  t)etmo(^t  ^atte,  toar  bur;^  eine  geuer^Brunft ,  bie 
am  14.  Januar  in  ben  ßeintüanbläben  beö  9ftialto  au^Brac^ ,  nad§ 
gmei  (Seiten  üBer  hu  (^amk  l^inüBerfd)(ug  unb  in  Xa^  unb  ^aä)i 
für  ätoei  giJliEionen  ii^rer  ^üter  t)erni(^tete,  anf§  neue  nii^t  »enig. 
gef(^tüäd^t  worben^).  Seo  mar  im  SSunbe  mit  biefem  <&auf e ;  5flea|)el 
ge^orc^te  tiöEig.  ©o  in  ;Stalien.  ^n  ber  ©(^toei^  ^atte  ]iä)  ba^ 
S5ol!  immer  auf§  neue  miber  hk  fran^öfifc^e  Partei  erlioBen,  fo  ba^, 
fi($  il^rer  ein  ^önig  öon  gran!rei(^  niemals  tnieber  Bebienen  ju  fönnen 
f(^ien.  3n  ßu^ern  mürben  fe($§  S^erbäi^tige  bem  @efängni§,  ^mei 
©c^ulbige  bem  2;obe  üBergeBen.  ^en  alten  (£a§^ar  §etel,  beffen  ©o^n 
ben  gran^ofen  angezogen  mar,  ergriff  ba§  Sanbüol!  öon  SSaben,  ad^tete 
für  nid§t§,  ba§  e§  boc^  tniber  feinen  äöiEen  gef(^el)en  toar^),  unb  ent= 
]^au<3tete  i^n  nad§  großer  ^JJlarter.  „§an§  9ftubolf",  fd^rieB  hu  9Jlutter. 
an  i^ren  ©o^n,  „S)u  l^aft  nic^t  getljan,  toie  ein  S3iebermann,  2)u 
l§aft  S)einen  Spater  in  ben  2^ob  gegeBen;  S)u  foEft  mic^  nimmerme'^r 
für  S)eine  5!Jlutter  anf^rej^en:  xä)  tvxü  Did)  nimmermehr  für  meinen 
6o^n  l^alten"  *).  S5i§  in  bie  innerftcn  (SJel^eimniffe  ber  ^lutter=  unb 
ÄinbeSlieBe  brang  biefer  ^am|)f;  '  er  gereichte  jum  S5ort^ei(e  öon 
(Spanien  unb  Defterreid)  üBer  f^ranfreid^ ;  auf  ben  näd^ften  fc^mei5e= 
rifc^en  Sagen  fanb  fid§  ^fliemanb,  ber  fran^öfifc^  f|)rad§.  3n  2)eutfd§= 
lanb  foftete  bem  Ä^aifer  bie  Söa^I  etne§  SBifd^ofS,  felBft  Bei  einem 
ß;a|)itel,  ba§  feinem  ßanbibaten  gan^  ungünftig  mar^),  nur  ein  2ßort. 
S)a  empfing  au§  bem  §aufe  S3ranbenBurg ,  ba§  bem  öfterreid^ifdjen 
immer  ergeBen  gemefen,  au§  bem  ein  ^lIBrec^t  unlängft,  öon  bem 
!aiferlid§en  ßager  ju  $abua  l^intoeg,  ^otfimeifter  in  ^reu^en  ge= 
morben,  ein  anberer  ^IBrec^t  hu  ©r^BiStpmer  3U  50^agbeBurg  unb 
5)lain3.  @in  großer  ^lufru^r  in  SöürttemBerg  fd^lug  ba^in  au§,  ha^ 
bie  ©täube  i^rem  ^er^og  riet^en,  lieBer  am  <&ofe  be§  ,^aifer§  p  leBen, 
\id)  nur  ja  nie  t)on  Oefterrei(^  3U  fd^eiben^).  3n  9ftegen§Burg,  ha^  fid^ 
einem  9ieid§§l^au))tmann  lange  miber-fe^t  ^atte,  erfd^ienen  mit  bem  5ln= 

1)  Francesco  Vettori  in  Macchiavelli,  lettere  famigl.,  p.  16. 

2)  Guicciardini  II,  69.    Jovius,  Historiae  115.    Paruta  45. 

3)  SSrtcf  be§  3}atet§  an  ben  Bo^n  bei  3lnf!)elm  IV,  410.    (31.  b.  n.  31.) 

4)  SBtieftoec^fel  ber  «Ulutter  mh  be§  ©D^ne§  bei  Stettlet  501. 

5)  Hubert  Thomas  Leodius,  Vita  Friderici  Palat.  III. 

6)  ©attlet,  äöütttembergifc^e  ©efd^tc^te  ic.  I,  180. 


©teg  t)on  ©panicnsDeftetrcid^.  321 

fang  be§  3a^te§  1514  2[öoIf  Don  SöoIfftaE  unb  \>u  üBrigen  !ai|et= 
lid^en  ßommiffare.  S5on  il^ren  ^eöuern  mußten  Stiele  mit  bem  5lobe 
bü^en,  „^oc^Berü]§mte  5D^eifter  in  xi)x^x  ,^unft"  ,  toie  bie  ©T^roni!  jagt 
Jd^neetoei^e  alte  el^rlid^e  Ferren".  5lnbere  tontben  tJerjagt  nnb  il^re 
Sßeiber  i^nen  nad^öefd^idtt.  ^ie  !aiferlic^en  ß^omntiffare  festen  einen 
neuen  9ftat^  ein  unb  mad^ten  eine  neue  S3etfaffung  na($  intern  @r= 
meffen^);  fie  türmten  fid§,  auf  ä^nlic^e  Sßeife  :^al6e  ber  ^aifer  int 
öerfioffenen  Sa^te  in  mel^r  benn  ßiner  (Stabt  ©trafen  ber^äuöt^). 
S)a  fiegten  aud^  int  ^ntereffe  bon  £)efterreic§  ^eorg  öon  ©ad^fen 
im  Sßeften  über  bie  f^^'i^fen,  $einri($  bon  SSraunfi^tüeig,  ber  ^rieg= 
ftil^rer,  im  Dften  über  bie  SSubjabinger ,  beibe  über  @|arb  6ir!fena, 
trafen  öon  £)ftfrie§lanb ,  ben  ber  ^aifer  aU  feinen  geinb  ^eää)ki, 
ber  biefe  S5öl!er  unterftü^te.  S)ie  SSubjabinger  tnurben  bon  bem 
SGßinter  biefe§  ^df)xt^,  ber  bom  Cctober  1513  U^  jum  f^ebruar  1514 
fo  ftreng  anfielt,  ba|  aEe  SBrunnen  au§froren  unb  bie  SSauem  lange 
3eit  '^inburd^  bie  S^a^re  nac^  biefem  großen  groft  ge^ä^lt  Traben,  ber= 
borben  unb  Oeöelgunne  über  i^nen  aufgerichtet.  @|arb  bot  im  5l^rt( 
@eorg  für  £)ftfrie§lanb  ,!pulbigung,  für  Groningen  unb  €mmelanb 
2;ribut  an.  S)o(f)  @eorg  toax  hiermit  nid^t  aufrieben.  3m  3uti  ber= 
toüftete  er  mit  großer  @raufam!eit  ^amm;  Groningen  geigte  ftd^  gu 
unmittelbarer  Unterwerfung  bereit;  @|arb  fa^  feinen  geinb  U^  an 
bie  3^§ore  t)on  (Smben  ftreifen^). 

Unter  anberen  S3ett)eggrünben  mag  bie§  gro^e  ^IM  S^riftian 
ben  3tt)eiten  t)on  2)änemar!  belogen  ^aben,  um  ^]db^üa,  bie  ^ttieite 
@n!elin  5!Jlajimilian§ ,  ju  ttjerben.  ©ein  Später,  ^o^ann,  :^atte  fid^ 
im  ^af)x  1511  ben  grauäofen  ju  §ülfe  p  !ommen  ber:t)flid§tet;  nadt) 
beffen  Sobe  toar  au(^  er  bie  ©(Rotten  ju  unterftü^en  bereit  getoefen*). 
5^un  aber  trennte  er  fid§  bon  ber  fran3öfifd§=fd§ottifd§en  OTianj.  ^m 
5l^ril  1514  marb  man  biefer  6a(^e  einig,  unb  61§riftian  Uerf^jrad^, 
mit  bem  Orben  bon  $reu^en  für  ba§  ^ei^  unb  miber  bie  5lnf|)rüd§e 
Sigmunbg  bon  ^olen  ju  fte^en^).  3m  3uni  1514  reifte  5!}laji= 
milian^  britte  @n!elin,  ^aria,  burd§  ba§  ^ti^,  um  fid§  mit  Submig, 
Sl^ronf olger  in  Ungarn,  ju  t)ermä^Ien^). 

Sßir  fe^^en,  mie  e§  in  ©uro^a  ftanb,  toie  ben  grangofen  nicfit 

1)  S)cr  ütcgenSbutgifc^cn  ß^ronif  bictten  SBanbcS  btttte§  Jg)cft  234—245. 

2)  3lnfcf)lag  bet  ©ommiffate  bafelbft,  p.  238. 

3)  Chytraei  Chronicon  Saxonicum,  p.  207. 

4)  ©eb^arbi,  @ejd)i(^te  öott  ©änetnor!  unb  5loth)egen  II,  55. 

5)  Marguerite  ä  l'Empereur,  Lettres  IV,  325. 

6)  «Regen§burgti^e  ß^tonit  SBb.  IV,  ^ft.  3,  p.  243. 

b.  3ion!e'g  SEßerfe  XXXIII.  XXXIV.  -  5Rotn.  u.  gcrtn.  miUx.   3.  %ufi.     21 


322  ^tocite§  «ud^.    S3ictte§  Kapitel. 

allein  Stalten  entriffen,  fonbem  tnie  i1)xt  Partei  beinahe  attent^alBei 
enttüeber  3U  @runbe  gert(f)tet  ober  fpanifd^  geworben  tüax,  tote  au§ 
ben  jtoei  großen  S5eretnigungen  eine  einzige  ju  toerben  bro'^te  unb 
Subtüig  XII.  auf  bem  $nn!te  ftanb,  felbft  ein  ^lieb  bet  ft)anif(^=bftertei= 
d)ifd§en  S^ertnanbtfd^att  äu  toerben.  ^ni  i^uli  imb  5luguft  Tratte  e§  hen 
^infd^ein,  al§  toürbe  bie  f^janifd^e  5}lonatc§ie  einmal  gana  (iuto^a  um= 
faffen  !önnen.  Um  biefelbe  geit  toar  junäd^ft  jum  S^ort^eil  beffelBen 
,g)aufe§  bie  stoeite  ^auiptentbedung  in  5lmeri!a  gefd^el^en.  3m  ©e^= 
temBer  1513  ging  jener  ^unej  S3alBao,  toelc^er  S5eragua  gegrünbet, 
in  2)arien  an§,  bie  ©übfee  jn  fuc^en.  51ad§  langen  9Jlü^falen,  feinen 
^Begleitern  t)orau§,  ftieg  er  auf  ben  Gipfel  eine§  l^oljen  S5erge§  unb 
fa:^  unter  aEen  5[llenf(^en  unferer  @efc^lec^ter  juerft  ba§  gro^e 
5Jleer ,  ba§>  bie  Beiben  S5eften  ber  @rbe  üon  einanber  trennt.  ^ 
]§äufte  ©teine  gum  S)en!mal  ^ufammen  unb  nal^m  ben  SSerg;  er  ging 
hu  ^üfte  ^inab,  rief  feine  5^otare  unb  nal)m  bie  (See  für  gerbinanb 
ben  ^at^olifd^en  in  S5efi^.  ^em  (Sa^üen,  ber  il^m  ben  2öeg  ge= 
n)iefen,  gaB  er  in  ber  iaufe  ben  Flamen  be§  @rBen  aEer  biefer 
5Jlac§t  in  ©uro^ja  unb  5lmeri!a,  feinet  ^prin^ilje  ^arP). 


©d§lu6n)ort  ber  neuen   (jtoeiten)    5lu§gaBe. 

S)ie  ©raä^lung  Brid§t  in  bem  5}loment  ber  ^rifi§  aB.  (Sine 
ßomBination  Don  S)t)naftieen  unb  9teid§en  tritt  in  3lu§fid§t,  tüeli^e  Be= 
ftimmt  fd^  einen  !onnte,  bie  5^ationen  romanifc^en  unb  germanifd^en  Ur= 
f:prung§  3U  einer  ©inl^eit  3U  öerfnü^fen,  toie  fie  niemals  Beftanben  tjai 
unb  für  i^re  ©nttnicEelung  getoig  nid^t  ^eilfam  gett)efen  tüüre.  S)er  erfte 
^lid  ^eigt,  ba^  bie  S)ur(^fü]§rung  eine§  fold^en  S^or^aBeng  bie  größten 
(5d§toierig!eiten  l^atte;  benn  nod§  maren  5^ationen  unb  Sanbfd§aften 
in  i]§ren  eigentpmli(^en  SeBenStrieBen  Begriffen  unb  b ar in  t)on  i^ren 
S)t)naftieen  Vertreten.  2)iefe  fämmtlid^  in  ein  :politifd§e§  (5t)ftem  ju 
öerBinben,  märe  an  fid^  eine  Unmöglid^teit  getoefen;  ber  @eban!e  baran 
ift  nur  ein  5lu§bru(f  ber  9lieberlage,  meldte  bie  mäd^tigfte  Don  allen, 
bie  fran^öfifd^e,  foeBen  erlitten  ^atte. 

1)  Sommario  delF  Indie  occidentali  del  S.  D.  Pietro  Martyre  Bei 
Ramusio,  Viaggi,  29. 


al 


©rf)tufett)ort.  323 

5lIIe§  toar  bod^  hai)tx  gekommen,  ba§  ba§  noc^  tittertic^e  f^i-'an^ 
teid^,  aEeit  anbeten  ©taat§Btlbungen  an  Gräften  überlegen,  einen 
5Mauf  na^m,  ^ta\>d  nnb  9JlaiIanb  fraft  altex  bt)naftif(^er  ?lnf|)rü(^e 
^u  erobern.  ^JJlan  ^ai  nteift  nnr  baöon  gefprod^en,  ba§  babnrd) 
Italien  ^n  ÖJrunbe  gerichtet  n^orben  n)äre;  aber  e§  tft  unleugbar,  ba§ 
5ugleic§  eine  ©efa'^r  für  bie  unabpngige  ©nttoicfelung  tion  @uro|)a 
über^au^t  barin  lag.  2)a  ift  e§  nun  gefc^e^^en,  ha^  huxä)  bie  bt)nafti|(f)e 
S}erbinbung  t)on  S3urgunb=£)efterreidö  unb  ©|)anien  unter  ben  ^äm:b!ßi^ 
unb  äöec^felfäEen ,  bie  ^ier  befd^rieben  Sorben  finb,  eine  ©egenmai^t 
emporlam,  tnelc^e  ba§  ^lei^getoid^t  aufredet  erhielt. 

S)ie  Generation,  beren  .g)anb(ungen  unb  ,^cim|)fe  ba^in  geführt 
^aben,  ge^rt  cultur^iftorifd^  3U  ben  bebeutenbften ,  UJeld^e  jemals 
aufgetreten  finb;  ^olitifd^  ift  e§  i'^r  äöerf,  ba§  fie  ein  euro|)äif(^e§ 
(5taatenft)ftem  begrünbete;  fie  bra(^te  bie  t)erfd§iebenften  Elemente  be§ 
9loiben§  unb  be§  ©üben§  in  eine  S5erbinbung,  in  toeld^er  bie  @in= 
:^eit  ber  romanifd§=germanifc^en  S5öl!er  me^r  ai^  je  l^eröortrat. 

cg)ierfür  felbft  aber  tonnte  e§  1)ti  ber  Uebermad^t,  ju  toeld^er 
fic^  ba^  §au§  £)efterrei(^  in  ben  Sahiren  1513  unb  1514  erl)ob, 
fein  S5erbleiben  ni(^t  l^aben.  S)a|_  geben  t)on  @uro^a  befteftt  in  ber 
(Snerciie  ber  j^ro^en  ©egenfä^e.  ©d^on  im  ^a^re  1515  na^nt  ber 
ritterliä§fte"'ber  "franjöfifc^en  Könige  ben  ^am^f  mit  gläuäenbem 
Erfolge  toieber  auf.  S)aö  gehörte  aber  gleid^fam  ba^u,  um  hk  f^anifd§= 
öfterreic§ifd^e  Kombination  p  öoEer  äßir!li(^!eit  äu  bringen.  £)er  ^nta= 
gonjgmug  bilbet_jid^  au§.  toel^er  bie  euro|?äifd)e  SSelt  feitbem  be= 
:^errfc^t  I^at.  ^inä)  in  ben  näd^ften  ^at)Xtn  erfc^eint  bie  Generation, 
tt)etd)e  i^n  am  fdt)ärfften  unb  getoaltigften  re^räfentirt.  S)ie  3^iten 
nahmen  einen  anberen  Sauf. 

@§  toäre  t)ieEeidf)t  über:§au|)t  eine  ^lufgabe,  bie  Generationen,  fo= 
toeit  e§  mögltd^  ift,  nad§  einanber  aufzuführen,  mie  fie  auf  bem 
(Sctiau^Ia^e  ber  äöeltgefd§id§te  3ufammenge~§ören  unb  fid§  bon  einanber 
fonbern.  ^31an  mü^te  einer  i^h^n  bon  i^nen  bcEe  Gered^tigfeit  mh^x= 
fahren  laffen;  man  toürbe  eine  9ftei:§e  ber  glänäenbften  Geftalten 
barfteüen  tonnen,  bie  jebe§mal  unter  einanber  hk  engften  SSeäie^ungen 
l^aben,  unb  in  beren  Gegenfö^en  bie  SSeltentmicfelung  toeiter  fort= 
:({^rettet:  bie  ©reigniffe  entf^red^en  i^rer  ^atur. 


21 


3ur  Mm 

neuerer  ^efc^ic^tfc^reißer. 


Bur  IrtttR 

neuerer  ^eftl)id)t|rl)rnb^r. 


23on 


8co|3olb  uon  ^anU. 


§t\i\t  Inßttge. 


1884. 


2)aä  gfica^t  bcr  UeBerfefeung  tote  alle  anbeten  fRed^tc  borfte^attcn. 

Sie   aJetlaggl^anblung. 


0  tt  th  t. 

iSnx  1.  «aufläge.) 


S3ei  gegentPärtiger  ©d^rift  ^abt  iä)  bret  ^^Bfid^ten :  eine,  bte  %xt 
unb  Söeife  ju  red§tferttgen,  auf  tüeld^e  in  meinem  35erfu(^e  romanifc^er 
unb  gernianifd^et  ^efd^ic^ten  bie  Quellen  Benu|t  toorben  finb;  bie 
ätoeite,  benen,  h)eld§e  fic§  üBer  bie  5Infänge  ber  neueren  ^iftorie 
grünblid^  unterrichten  tüollen,  anäuäeigen,  au§  tüelc^en  ^nä)nn  fie 
bieg  fönnen  unb  au§  njeld^en  nid^t;  eine  britte,  bie  t)orne]§mfte  unb 
rein  toiffenfc^aftlid^e ,  jur  ©ammlung  eineg  unüerfälfd^ten  ©toffe§  für 
bie  neuere  ^efd^ic^te,  p  einem  grünblid^en  Urt^eil  über  5^atur  unb 
2öert§  ber  über  biefelBe  borT^anbenen  urfunblid^eren  ©c^riften,  fobiel 
id§  bermag,  beizutragen. 

Söie  einem  ju  SJlutl^e  fein  toürbe,  ber  in  eine  gro^e  Sammlung 
bon  ^lltertpmem  träte,   ttjorin  @($te§  unb  Uned§te§,   SdClöneS  unb 
3urü(ifto§enbe§ ,   ^läuäenbeg  unb  Unfd§einbare§ ,  au§  mancherlei  5^a= 
tionen  unb  geitaltem,   ol^ne  Orbnung  neben  einanber  läge,  fo  ettoa 
mü^te  fid§  aud§  ber  füljlen,  ber  fid^  mit  ©inem  5Jlal  in  5lnfc£)auung 
ber   mannigfaltigen  2)en!male  ber  neueren  ^efd^id^te   befänbe.     ©ie 
reben   un^    in   taufenb   ©timmen    an;    fie   jeigen  hit  öerfd^iebenften 
5^aturen;  fie  finb   in  aHe  färben  ge!leibet.     Einige  gelten  feierlid^er 
einher ;   fie   n)ollen  barfteEen ;   e§  bün!t  fie  ber  äöeg  ber  eilten ,  ben   '-  ■ 
fie  nehmen.     5lnbere  tt)oEen  au§  bem  S5ergangenen  ßel^ren  für   bic(  1) 
Sufunft  l^erleiten;    Stiele  teoHen  tiert^eibigen    ober    auflagen;    nid^t  '^^ 
äöenige  bemül^en  fid§,   bie  SSegeBenlieiten  aul  tieferen  (Srünben,   auäju) 
@emüt^  unb  ßeibenfc^aft  3U  enttüirfeln.     ^ann  finb  (Sinige.  bie  nur /^. 
ben  Qmd  ^^aben^^  überliefern,   Ujag  gefd^e^en  ift;  au  biefen  treten 
bie  ^erid^t   erftattenben  ^ugengeugen.     S)ie  §anbelnben  nel^meu  bog 
äöort;  Urlunben,  angebliche  unb  n>ir!Iic§e,  finb  in  ^enge  öorl^anben. 


IV  »otrcbc. 

S}or  aEem  fragt  ]iä),  toem  öon  fo  Stelen  eine  originale  ^enntni 
]6ein)o^nt,  öon  tüem  tüir  toa^r^aft  Bele'^rt  toerben  !önnen.  ^ie§ 
SSejug  anf  ben  5lnfang  ber  neueren  ^efc^ic^te,  in  SSe^ug  auf  gleii 
jeitige  ober  Beinahe  gleij^geitige  ©d^riftfteller  in  einiget  Öid§t  gu  fe^en^ 
ift,  tüie  BemerÜ,  ber  öome^mfte  Sn^edt  tJorliegenijer  ©d^rift.  2)oi 
ift  bie  5lBfi(^t  berfelBen  nur  auf  ^Beiträge  gerichtet:  erfd§ö^)fen  !a: 
unb  UjiE  fie  nic^t.     ©ie  nimmt  folgenben  (Sang. 

©ie  ge^t  t)on  ben  @ef(^i(^tfd§reil6em  au§,  bie  3ugleic§  bie  ui 
faffenberen  unb  Berühmteren  erfd^einen.  @uicciarbini  ift  bie  @runl 
läge  aEer  f|)äteren  2öer!e  üBer  ben  Einfang  ber  neuern  Öefd^id^te,  uni 
er  ^at  BiEig  ben  S5ortritt.  SSeaucaire,  auf  beffen  ^etoäl^r  fid^  ©i§= 
monbi  im  104.  ßa^itel  feiner  italienifd^en  ^efi^id^te  27  5!}lal  unb  im 
105.  nid§t  minber  27  ^al  ftü|t,  folgt  il§m  ^unäd^ft.  S5on  aEen 
fpanifd^en  @efd§ic^tfd§reiBern  f)at  ^ariana  bieffeit  ber  $t)renäen  ben 
größten  ütu^m  unb  bie  größte  S5erBreitung  gefunben;  er  ift  ber  britte. 
5ln  biefe  brei  fi^Uegen  fid§  f^ugg^i^,  ©leiban  unb  ;Sot)iu§,  fo  ba^  in 
bem  erften  2lBf(^nitt  Don  ^toei  i^talienern,  gtoei  ^eutfi^en,  einem 
grangofen  unb  einem  ©panier  bie  9tebe  ift. 

S)eren  5^ationen  finb  e§,  bie  an  ben  SSegeBen^eiten  biefer  Qdi 
ben  leBenbigften  Stnt^eil  nahmen.  3§nen  geprten  aud§  bie  üBrigen 
©d^riftfteEer  an,  tJon  benen  hierauf  nad^  ber  ^z\i)e  ge^anbelt  toirb; 
in  t)ier  folgenben  3lBfd§nitten  ift  nad§  ber  9flei^e  tJon  i^talienern, 
©^aniern,  S)eutfd§en,  granjofen  gel^anbelt  tt)orben.  5flid§t  üBer  5lEe 
Boten  fid§  gleid§Bebcutenbe  S5emer!ungen  bar,  unb  ba§  Unmid^tige 
toirb  3utoeiIen  t)on  bem  Söid^tigeren  geftü^t  merben  muffen;  üBer 
Einige  fanb  iä)  fo  toenig  gu  fagen,  ba§  i^  öon  i^nen  lieBer  fd^toeigen 
tooEte ;  ÜBer  5lnbere,  BefonberS  3  englifd^e,  BlieB  ic^  felBft  im  S)unfet, 
ba  mir  bie  S5ergleid^ung  gleid^^eitiger  61§roni!en  aBging,  unb  BiEig 
mutige  id§  5^iemanbem  p,  l^ierüBer  einen  neuen  5lBfd§nitt  3U  lefen. 

5Ulac(^iat)eE  ift  !ein  eigentlid^er  §iftori!er  t)on  biefer  Qdi;  aBer 
er  l^at  öon  berfelBen  fo  toefentüd^e  5^ad§ri(^ten  üBerliefert,  er  ^ai 
5lnfid§ten  mitgetl^eitt,  bie  fo  tief  au§  il^r  ftammen  unb  fo  tief  in  fie 
eingreifen ,  ba^  er  am  menigften  üBergangen  toerben  burfte.  S5on 
il^m  ift  in  einem  ^In^ange  gei^anbelt  toorben. 

greilid^  ift  nun  biefeg  S5ud^  gragment  an  f^ragment.  @§  l^ätten 
fid^  UJO^l  iSbeen  finben  laffen,  etma  tJon  bem  Fortgang  ber  §iftorio= 
gra^^ie,  öon  ben  nationalen  Unterf(^eibungen ,  t)on  ben  äufammen= 


35ortebe.  Y 

ftimmenben  ^xinct^jien  einaelttet  ©(^i-tftfteEer ,  bie  e§  in  ^in^eit  an- 
fammenge^alten  Ratten;  aber  ber  äöeg  ber  leitenben  ;^been  in  ]6e= 
bingten  gotfd^nngen  ift  eben  fo  gefäT^rlid^ ,  aU  rei^enb :  tüenn  man 
einmal  irrt,  irrt  man  bo)j|)eIt  nnb  breifad^;  felBft  ba§  SGßa^re  toxxh 
huxä)  bie  Xlnterorbnnng  nnter  einen  ^rrt^um  ^nr  Unma'^r^eit. 

6ttt)a§  S5oE!ommene§  barf  alfo  ^ier  5^iemanb  eitoarten.  ^nht^ 
ift  hoä)  3Jlanc^e§  gefagt,  toa^  3nt»or  nid§t  gefagt  Sorben,  nnb  ber 
5lntor  erwartet  mit  einiger  ©:pannnng  SSiberl^jrud^  ober  SSeiftimmnng 
einfid^tiger  5D^änner. 

©efd^rieBen  gran!fnrt  a.  b.  Ober,  im  CctoBer  1824. 


gti^afl 


©eite 

©rftcr  5löf(^nitt  S5on  ^utcctatbim,  SSeaucaite,  ^axiana, 

guqget,  6Ietban  unb  @tot)to *l— *78 

I.  ^utcciarbinfg  historia  d'Italia *1— *49 

1.  Sebettiumftänbe  beg  2lutor§  *1.  —  2.  gorm  be§ 
2öexfe§  *6.  —  3.  Db  ©uicctatbim  hnxä)an^  aU  OucIIc 
äu  betrad^tcn  fei  *9.  —  4.  S3ott  ben  kleben  ©uicciat» 
btni'§  *19.  —  5.  S3on  ben  falfd^en  eraäl)lungett  @utcciat= 
btni'S:  (Srobetung  3«QÜQnb§  öon  1499  *24;  ©toberuttg 
t)on  ^iapü  1501  *26;  5^eapet  an  ©ganten  1503  *27; 
bom  5Papft  5llejanber  *28;  SBunber  *30;  SSerträge  *31. 
—  6.  SSon  @uicctQrbini'§  ®atftcffung  |einc§  eigenen  35ets 
'^alteng  *33.—  7.  gtfotg  unb  SSetbienft  biefei  2öer!e§  *36. 
S^ad^ttäglid^e  S3emcrfungcn :  1.  5lu§  ber  älteftcn  i?titif 
biefei  (S5ef(^i(^t§h3er!e§  *39.  —  2.  «Tiod^mali  über  ©uicciar* 
bini'g  2)arfleEung  feinet  eigenen  'SBer!^alten§  *45.  — 
3.  S'ianbgloffen  an%  ben  Opere  inedite  *49. 

II.  granj  SSeaucatre,  genannt  S3elcartu§ *57— *59 

in.  9Jlattana *60— *62 

IV.  ©Riegel  ber  ©l^ren  be§  ßtä^aufeg  £)efterreid§    .    .    .  *62— =^65 

V.  (5letbanu§ *65— *70 

Unterfud^ung  übet  bie  ^ihtn  ber  iJutfürften  bei  bet 
fBdt)l  ^axU  V.  *66. 

VI.  ^ioöio  (^aulu§  ^ot)tn§) *70-*78 

Stticitev    ^öfc^nitt     35on   ben  italiemfd^en    @ej(^t(^t= 
f(^tetBetn  einzelner  Staaten  ober  SSegeBenl^etten  biejet 

Seit *79-*ioo 

I.  ^lorentinei' *79— *85 

^axbi  *79.  —  ^fJetli  *81.  —  fBaxä)i  82.  —  Oftucettoi  84. 

II.  SJeneäianer *85— *89 

S5enebictu§  *85.  —  ßt)ronicon  SScnetum  *85.  —  SlnbxeaS 
OJiocenicul  *86.  -  ^etru§  S3cmbu§  *87.  -  ^aolo  ^axnia  *89. 

in.  ^:niai(änber *89-*94 

^etnavbino  (Sotio  *89.  —  ©eorgiuS  i^ioxn^,  S3ernat= 
bin  Slrluni  *90.  —  ©aleasjo  ^apxa ,  genonrtt  (5a» 
peEa  *92.  —  fjranä  6at)3efan  *93. 

IV.  5flea|jotitanev  unb  ©tcilianer *94— *97 

5lngeIo  bi  ßonftanäo,  ßamiöo  ^Pot^io  *94.  —  S^riftan 
ßaracäolo,  Julian  5Paffero  *95.  —  ^a^tM^  *96. 


.04 

! 


YIII  :3tt^aU. 


V.  ^äpftlii^e *97-nl 

fSaxt^olomäu^  ©acc^t,  genannt  ^latina,  Dnupl)tiu§ 
^ant)iniu§,  Vitae  et  res  gestae  Pontificum  Roma- 
norum et  Cardinalium  S.  R.  E. ,  auctoribus  Ciac- 
conio,  Cabrera,  Victorello  *97.  —  ^acoh  S3olatcrranu§, 
Snfeffura,  ^atil  be  ©t:offt§  *98.  -  23urcatbu§  *99. 

dritter  ^öft^nitt»    6:pamer *ioi— *ii 

betrug  5Jlart^r *101— *104 

I.  2}on  ben  tateinifd^en  ^e|(^td§tf($reibem  (Spaniens.  *104— *lOi 
3Jlattneu§  (Siculu^  *104.  —  Slntonto  be  ^tbxi^a  *105. 
—  3llöat  ©omea  (Saftro  be  2;olebo   *106.  —  :^uan 
@tne§  be  ©e^julbeba  *107. 
II.  S5on  ben  @ef(f)id§tfd§reibern  ©pamen§  in  f^anifd^er 

(Bpxaä)t *109— *11 

3utita  *109.  -  Slrgeniola  *112.  —  ©anbobal  *115. 

IBtcrtcr  5ltftf)ttitt   3)eutfcöe *ii7— *128 

I.  ©(^eibner • *118 

II.  $ix!^eimer *119 

III.  Nobler *120 

IV.  6occiniu§ *121 

V.  3Bet§!untg *122 

VI.  3ur  Seit  ^arl§  V .    *i25 

5lbam  3fiei8net  *125.  —  2;ct^inger  *127. 

Mnftcr  5löfc^tiitt    grangofen *129-*143 

I.  ßl^ronifteu  im  alten  ©til *129— *130 

5^icole  @me§  n29.  —  «DIonftxelet  *130. 

II.  ©efc^ic^tfd^reiBer  bom  <g)ote *130— *132 

S;e§re^,  be  la  S3igne  *130.  —  6laube  be  ©etiffel,  ^can 
be  ©t.  (SelQi§  *132. 

III.  S3togra^:§teen  S3at)atb§  nnb  Zxemou'iät'^  ....  *132— *133 

IV.  5Jlemotren  bon  S5iIIeneufbe  nnb  g(enrange§.    .    .  *133— *134 
V.  ^lUgemetne  5}hntoiren .  *134— *140 

6omine§  *134.  —  JöeHa^  *139. 

VI.  S)te  ^iftorüer *  140--*  143 

f^fertonug  *140.  —  Les  recherches  de  la  France 
d'Estienne  Pasquier  *142. 

8(^lufe.    3}on  bem,  tt)a§  nod§  gu  tl^un  fei *144— *150 

^n^Quc^  üBex  ^lacd^iabeE.    ...........    *i5l— *173 

I.  Discorsi  sopra  la  prima  deca  dl  Tito  Livio *155 

IL  Dcir  arte  della  guerra  sette  libri *157 

III.  II  principe *159 

1.  aSeranlQffung  *159.  —  2.  Slügemeiner  ^n^alt  *164.  — 
3.  2J?Qccä^tat}eE  unb  5htftotele§  *167.  —  <Bä^ln^  *172. 


I 


3ion  ©tticciarbitti,  ©eawcaire,  SWarlana,  flügger. 


1. 

©Uicciatbmf  §  historia  d'Italia. 

1.    SeBenguntftänbe  beg  5lutor§. 

S)te  ;^ugenb  gtance§co  (Suicciarbim'g,  ber  1482  au  ^loxm^ 
geboren  ift,  fiel  in  bie  (Bpoä)e  ber  größten  inneren  SSetoegnngen, 
toelc^e  feine  S^ateiftabt  jemals  erleBt  ^at.  ©ie  fingen  mit  aEebem, 
tüa§  in  ;^talien  unb  ber  Söelt  üBer^au^it  Vorging,  eng  pfammen. 
Ttan  Brandet  fic^  nur  p  erinnern,  ba§  fein  Spater  $iero  6uicciar= 
bini  hu  ältere  ßinie  be§  §aufe§  5[)Zebici  in  bem  5lugenBli(ie  in 
5!}tailanb  tjertrat,  al§  e§  fi(^  mit  Sobobico  ©for^a  entätoeite.  pero 
t)ei  5!Jlebici  ift  bon  feinem  @efanbten  erttmert  toorben,  tük  gefä^rlid^ 
il)m  biefe  gntstoeiung  Ujerben  lönnte.  Hnb  au§  ber  ftorentinifd^en 
@ef(^i(^te,  bie  grance§co  felbft  in  jungen  i^a^ren  gefd^rieBen ,  foEte 
man  aBne^^men,  ba^  aud§  bie  (Srfc^einung  @irolamo  (5at)onarola^§  im 
^egenfa^  gegen  bie  .gerrfd^aft  ber  5!Jlebici  öielen  (Sinbrutf  auf  i^n 
gemacht  ^aBe.  ßr  toibmete  bemfelBen  eine  einge'^enbe  unb  un^ar= 
teiifc^e  SSetra^tung. 

S)er  Später  ^iero  ^atte  eine  ^al^lreid^e  gamilie.  f^ranceSco,  ber 
britte  ©o^n  beffelBen,  toar  barauf  angen)iefen,  ftd§  feinen  eigenen 
äöeg  3U  Bahnen.  @r  tüä^lte  ba§  ©tubium  ber  9led^t§tt)iffenfd§aft,  maS 
i^n  nad§  ^abua  führte,  bamal§  ber  größten  juribifd^en  (5d§ule  ber  äöelt, 
in  meld^er  aud§  bie  f)eutfd^en,  Bei  benen  ba§  römifc^e  üted^t  fo  eBen 
3ur  Geltung  gelangte,  ftd§  ben  ©tubien  beffelBen  ttjibmeten.  f5ran= 
ce§co  @uicciarbini  ^at  in  f^loren^,  tt)o  einige  ^a^re  lang  eine  9ted§t§= 
f(^ule  eingerichtet  mar,  üBer  bie  ;^nftitutionen  gelefen.  2ll§  biefe 
■Sd^ule  einging,  na^m  er  ben  5lnlauf,  ber,  toie  e§  fd^eint,   aud^  gana 


2*  (Srftcr  5lbja()nitt. 

gtü(fltd§    toar,    in    ber   5lbt)ocatur    jeiner   S5aterftabt  feften  gu§  ai 
faffen. 

©ein  ©^rgeij  aber  toar  bamit  nid§t  Befriebigt. 

5lt§  einft  baöon  bie   9flebe  toar,   ba§   einer  feiner  S5ertoanbtf 
\>k  geiftlid^e  ^jrünbe,   bie  er  Befag,  i^m  antreten  foEe,   toar  er  fei 
geneigt,  baranf  einjuge^^en;  er  ^offte  auf  biefem  Söege  ßarbinat  ber  x'i 
mifd^en  ^irc^e  p  toerben.    2)ie  @ad§e  äerfc^lug  fid§  aber;  fein  fSaU 
ber  ben  Meru§  über^an^it  nid^t  liebte,  toar  nid^t  bafür^).     ^nd§  m^ 
ber  @^e,   toeldöe  ber  6o^n  einging,    toar  ber  Später  eigentlich  nie 
aufrieben,     grance^co  fud^te   fi(5  feine  Gattin  in  einer  ber  größte 
Familien  t)on  gloren^,  ben  ©albiati,  öon  benen  er  fagt,  fie  feien  bantal 
bie  angefelienfte   öon  aEen  getoefen.     ^er  ^ater  fürd^tete  aber  bei 
(SJegenfa^,    in    toeli^em   fie   gu  bem   banialigen    ©onfaloniere  $iero' 
©oberini  ftanben,   mit   bem  er,    oBgleid^  aud§   bie   @uicciarbini  ber 
5lrifto!ratie  ber  ©tabt  angehörten,  nid^t  ^erfaEen  modf)te.    ^er  ©o^^n 
Bereute  ]päkx   BeinaT^e  —  benn   ^ietät  für  feinen  Später  unb   feine 
5lltt)orbem  Bilben  einen  Örunb^ug  feinet  ß]§ara!ter§  — ,  ba§  er  in 
biefer  5lngelegen^eit   eigenmäd^tig   öerfal^ren    fei;    aEein  burd§  feine 
SBerBinbung  mit  ben  optimatifi^en  ©efd^led^tern,  in  bie  er  bamit  trat, 
äugleid^  mit  bem  ^nfe^en,   ba§  i^m  feine  ©tubien  unb  feine  $rari§ 
gaBen,   erreid^te  er,   oBtoo^l  nod^  in  fe^r  jungen  ;Sal§ren,   5um  @e= 
fanbten  ber  9fte^3uBli!  in  ©|)anien    ernannt  p  toerben ,    toa§  bann 
fein  S5ater  5öd§lid§   BiEigte ,   pmal  ba   er  öon  feinem  eigenen  S5er= 
mögen  nid§t  jupfd^ie^en  Braud§en  toerbe.     5*rance§co  erl^oB  fi(^  nun 
toeit  üBer  ben  ©tanb^junft  eine§  florentinifd^en  9ted§t§gele§rten.   Seine 
TOffion  Bei  f^erbinanb  bem  ^at^olif(^en  erweiterte  feinen  ^efid§t§= 
!rei§   üBer  bie  SGßelt:  er   nal^m   bie  S5erl^ältniffe  ^toifd^en  ßnglanb, 
granfreid^  unb  ©:panien  au§  unmittelBarer  ^^ä^e  toaT^r;  3ugleid§  Be= 
rül^rten  il)n  bie  5^ad§rid§ten  tjon  bem   großen  äöed^fel,    ber  in  ben 
$anbel§öerl^ältniffen  t)on  Dftinbien  eintrat,  unb  öon  ben  9fleid§t§ümem, 
toeld§e  bie  toeftinbifd§en  ©ntbecfungen  ben  Spaniern  erfd^loffen.     ^it 
gerbinanb    bem   Äat^olifdjen    ftanb  er  in  gutem   S5er^ältni§,   toa§ 
au(^  feiner  9te|)uBli!  jugute  !am.    SSei  feinem  5lBfd§ieb  gegen  @nbe 
1513  Jjerfid^erte   il^m  ber  ^önig:    f^lorenj  liege  il^m  nid§t   toeniger 
am  §eraen,  al§  eine  feiner  eigenen  ©tdbte. 

S)ie  Sage  t)on  giorenj  l^atte  fid§  baburd^  bon  @runb  au§  öeränbert, 
ha%  ber   ^onfaloniere  ©oberini  burd^   ein  3ufammentoirfen  ber  o|3ti= 

1)  ^^  entnehme  bte§  au§  ben  autobiograp!)ifd^en  g-ragmenten,  hk  in 
ben  Opere  inedite,  tom.  X,  etfd^ienen  1867,  entf)alten  ftnb. 


@utcctatbim'§  Seben.  *3 

matifd^en  @ef(^(ed§ter  unb  be§  <öaufe§  Gebiet  ö^Pürat  unb  bann 
ha^  €Ux1)aupt  btefe§  |)anfe§  aur  :|3äpftlid§en  SSürbe  gelangt  tnax, 
uiüburt^  bie  engfte  S5erflec§tung  ber  ftorentinifc^en  5lnge{egen!)etten 
mit  benen  be»  ^ir(^enftaate§  unb  ber  Ätrd)e  ^erBeigefü^tt  tnurbe. 
^■rancegco  ^uicciarbini  toax  mit  ber  Sflegierung,  tote  fie  ber  jüngere 
^orenao  in  ^toren^  fü:§rte,  ntd§t  eBen  etnüerftanben.  @r  Beflagt  \xä) 
ü6er  S5erna(^Iä|ftgungen ,  bie  er  erfal^ren  ^dbe,  unb  toenn  biefe  ge= 
{)o6en  tourben,  fo  leitet  er  ba§  me^r  t)on  ber  9lüdfid§t  ^er,  bie  man 
auf  feine  Stellung  1)abt  nel^men  muffen,  al§  tjon  @unft  unb  @nabe. 
£ie  5!Jla§regeln ,  toeld^e  ßoreuäo  ergriff,  toaren  Den  5lnf:prüd§en  unb 
'.HBfi(^ten  ber  florentinifi^en  O^Jtimaten  üBer:^au|)t  nid^t  entf|)re(i)enb. 
25on  bem  §aufe  ^[ftebici  trennte  fid^  aber  (Suicciarbini  barum  nid§t. 
ß)erabe  in  bem  ^lugenBIide ,  aU  ^a|)ft  Seo  X.  in  SSologna  feinen 
^lieben  mit  f^ranj  I.  abfd^lo^,  trat  er  in  ^ä^ftli($e  S)ienfte.  @r  üe§ 
bin  3#^i^^  ]eimx  S5aterftabt  niemals  au§  ben  klugen.  @in 
(^nita(^ten  tJon  i^m  ift  übrig,  in  toeld^em  er  nai^  bem  2;obe  Soren^o'^ 
bem  ^^a|)fte  hu  engfte  SSerbinbung  mit  ben  bonte^men  florentinif^en 
Familien  unb  i^re  SSegünftigung  anriet^,  tneil  biefe  bann  an  bie 
^^^artei  ber  5)lebici,  bie  man  $aEe§d§i  nannte,  fic^  anfc^lie^en  unb 
bem  §aufe  eine  fefte  S5afi§  geben  tüürben.  ©eine  eigene  2:ptig= 
feit  aber  toibmete  er  bem  S)ienfte  be§  ^a:|3fte§.  @r  gelangte  3U 
einer  ^o^en  abminiftratiben  ©teEung  in  ber  ülomagna,  bie  bei  ber 
"Oieu^eit  ber  |)ä|)ftli(^en  9legierung  in  biefen  Gebieten  unb  ber  aEge= 
meinen  Unruhe  ber  SBelt  nic^t  o^ne  @(^toierig!eit  tt)ar.  5ll§  eö  1521 
tüieber  gu  einem  SSruc^e  ^toifd^en  ßeo  X.  unb  f^rana  I.  !am,  fiatte 
(S)uicciarbini  ben  erften  5lnlauf  ber  ^ranjofen  auf  üteggio,  too  fie  hk 
^;}tu5gen)anberten  au§  9Jlailanb  fud^ten,  au^autialten.  2öir  Serben  feiner 
eigenen  ©i^ilberung  babon  nod§  geben!en.  S)ie  S^er^dltniffe  tourben 
über'^au^t  immer  größer  unb  toeltumfaffenber.  2)er  Ärieg  3tt)if(^en 
<vran3  I.  unb  ^arl  Y.  foEte  über  bie  .^errfc^aft  be§  @inen  unb  be§ 
^^(nbem  in  ßurojDa  entfd^eiben.  ®ie  5[Jla(^t  ber  50^ebici,  mlä)z  9tom 
unb  ben  alten  ^ird^enftaat,  bie  neu  erworbenen  ©tobte,  namentlid^ 
bei-  ütomagna,  unb  überbieg  ^lorena  unb  2;o§cana  umfaßte,  fd^ien 
lef)i-  geeignet  baju,  in  ber  5!Jlitte  ber  beiben  !äm|)fenben  ^Ijtäc^te  ben 
Ohunb  gur  Unab^ängig!eit  Stauend  au  legen.  (Sine  (S^etegenl§eit  bot 
fic^  bar,  in  toeli^er  man  ^offen  burfte,  bie  ^panux  au§  9JlaiIanb 
unb  5^eabel  ju  berjagen.  S)afür  toar  nun  aud§  f^rance^co  ^uicciarbini. 
©r  ^atte  nid^t  geringen  5lntf)eil  baran,  ha^  ^a^ft  ßlemen§,  ebenfaE^ 
ein  ^ebici,  fid§  mit  bem  Könige  granj  gegen  ben  ^aifer  öerbanb. 
^ber  ;Sebermann  mei^,  toie  unglücftid^  ber  ^rieg  berlief,   ber  bamit 

ö.  5ftanfe'§  äßetle  XXXIII.  XXXIV.  9ftom.  u.  öcrm.  SSölfet.  3.  Sliifl.  *1 


4*  etfter  5lb|ct)nitt. 

au§Brad§;  ber  ^ap)i  tourbe  eine  Seit  lang  gefangen  geilten; "51!? 
^eiTJc^aft  in  gtorena  !onnte  er  BIo^  burc§  hk  |)ülfe  be§  ^aifexä 
5urüd!e^ren;  man  ]§atte  fid§  ber  ^erxfd^aft  ber  Spanier  jn  ent« 
fc^tagen  gebadet  unb  fie  auf  i^a^r^unberte  ^inau§  gegrünbet. 

gür  ben  ©^rgeij  @uicciarbini^§  blieB  ni(^t§  übrig,  aU  }xd)  bem 
öoEäogenen  @reigni|  anäufd^lie^en.  äBir  ftnben  i^n  im  Sienfte 
be§  $a:pfte§  at§  ©oöernatore  öon  S^ologna ,  mit  ber  fc^njeren  ^uf« 
gäbe  betraut,  bie  unaufprlid^  auftoogenben  gractionen  nieber« 
anhalten.  @r  unternal^m ,  bie  ©trenge  ber  @efe^e  gegen  ^eber« 
mann,  Ujer  e§  aud)  fei,  geltenb  au  madien.  dt  ^idt  ba§  nun  ein= 
mal  für  notT^toenbig  unb  fud^te  nur  3U  betoeifen,  ba§  er  an  ben  grau« 
famen  Strafen,  bie  er  öerl^ängte,  bod§  an  fi(^  feinen  @efaEen  ]^abe. 
5lber  er  mad^te  fi(^  in  ^o^em  ^rabe  öer^a^t.  3ugtßtd§  t^at  er  5lEe§, 
um  ba§  ütegiment  ber  ^ijlebici  in  gioren^  ju  befeftigen.  fSox  5lKen 
x1)m  unb  feinen  greunben  ift  bie  ßri^ebung  beg  neuen  ^erjogö  5l(ei-an= 
ber  äupf (^reiben.  (Sie  gefd^a^  unter  S5orbel§alt  be§  ©inftuffe^  ber 
£):ptimaten.  S)em  ^er^og  jur  Seite  fül^rte  grance§co  mit  feinen  olig= 
ard^ifd^en  greunben  unb  S5ertt)anbten  ba§  ütuber  in  ber  Stabt. 
Slber  biefe  ülegierung  toar  fo  l^art  unb  getoaltfam,  ba§  fie,  befonberg 
nad^  bem  2;obe  be§  $a))fte§  glemen§,  bie  entfd^iebenfte  €t)^ofition 
ertneiite.  ^flur  burd§  ben  ^aifer,  mit  beffen  Zoäjkx  ftd^  ber  junge 
^er^og  Verlobte,  !onnte  er  fid§  be'^au^jten.  @uicciarbini^§  ^o^e  unb 
im|)onirenbe  ^eftalt,  fein  ftrenger  SSlicf  i^ielten  Sebermann  in  Surd^t 
unb  Entfernung.  S)a§  S5ol!  freilid^  nannte  i:^n  aud§  mit  bem  Flamen 
eine§  alten  5lt)rannenbiener§  Serreltieri;  aber  "bd  ben  l^o^en  klaffen 
be]^au))tete  er  fid^  in  ungefd^tüät^tem  ^Infel^en. 

(Sr  galt  für  einen  ^Jlann,  ber  bie  SöeltberT^ältniffe  grünbüd^  öer= 
fte^e  unb  bie  beften  ©rtoägungen  barüber  mad§e.  @r  öerbanb  bie 
Slutorität  einer  ^ol^en  SteEung  mit  bem  ütufe  öon  ^eftigteit,  ^efd^id^(i(^= 
!eit  unb  @eift.  Sein  t)ornel^mfte§  5lugenmer!  blieb  aud^  fortan,  bie  neu 
gegrünbete  ^enfd^aft  5u  bel^au^ten.  3ll§  Saco^o  '^ax'öi  fü^n  genug 
toar,  ^llejanber  bor  bem  Äaifer  an5u!lagen,  unternahm  er,  ba§  lln= 
gCi^euer  p  öertT^eibigen. 

6r  lebte  je^t  ganj  in  ber  SJerbinbung,  bie  er  einft  üerbammt  l^atte, 
ber  be§  §aufe§  5!)lebici  unb  ber  öorne^men  Käufer,  bie  fid§  bemfelben 
anfd^loffen,  mit  bem  ^aifer.  SSei  bem  ©injuge  ^arl§  V.  in  giorenj 
fal^  man  @uicciarbini  bemfelben  jur  Seite;  er  begleitete  ben  Äaifer 
fogar  in  ben  franjöfifd^en  Selbaug,  ben  berfelbe  unteunal^m;  aber 
5llejanber  toarb  ermorbet.  @§  gab  feinen  ^ebici  au§  bem  Stamme 
Soren^o'g,  be§  eilten,  me^^r,  unb  bo(^  mu^te  man  nad^  ber  einmal 


Heber  ©uicciaibini'8  historia  d'Italia.  *5 

cingefül^Tten  S5erfaffung  einen  ^eraog  T^aBen:  ein  eBen  auftoad^fenber 
junger  ^ann  au§  ber  ^toeiten  ßinie  ber  ^Jlebici,  bie  Bisher  oft  mit 
ber  älteren  in  £)|)|}ofition  getreten  toar,  tourbe  burd§  bie  größten 
gamilien  p  bent  ^er^ogt^um  Beförbert;  biefe  aBer  tt)oEten  il^n  and^ 
Befd^ränfen.  S)enn  ba^in  n)aren  hk  ;Sbeen  @uicciarbini'§  öon  jel^er 
gegangen.  6d^on  in  ben  discorsi,  tnelifie  er  bor  bieten  S^al^ren  ben 
discorsi  53^acc§iaöeE§  entgegengehest  ^atU,  finbet  fid§  ber  6eban!e  an§= 
gef^roc^en,  ba§  pjax  eine  S5erBinbung  ber  brei  9tegiernng§fornien  ber 
^ölonard^ie,  5lrifto!ratie  unb  S)emo!ratie  ba§  äßünfd§en§n)ürbigfte  fei,  toie 
fc^on  bon  jeT§er  gefagt  toorben  toar ;  aEein  in  ben  naiveren  ^eftimmungen 
toirb  bo(^  bie  SSebingung  gemad^t,  ha^  toeber  ber  gürft  nod^  aud§ 
ha^  ^olt  bie  n)ii^tigften  5lngelegen^eiten  su  entfd§eiben  ^aben  bürfe. 
S)em  S5oI!e  toirb  fogar  bie  ^^rei^eit  ber  S5erat§nngen  unb  ber  9lebe  in 
ben  SSerfammlungen  Bef(^rän!t.  5^ur  fold^e  foEen  f^jred^en  !önnen, 
bie  bon  bent  ^lagiftrat  bamit  Beauftragt  finb.  S)ie  ©umnte  ber 
^etoalt  legte  er  einem  ©enate  Bei,  ber  aEe  für  bie  ütegierung  toefent= 
lid^en  @ntfd§lüffe  üBer  ,^rieg  unb  ^rieben  unb  ^olitifd^e  Unter^anb= 
ICungen  faffen  foEte^).  ßine  foli^e  ^tegierung  bat^te  er  nun  eiuäurid^ten. 

^er  ütat^  ber  ^d^t,  toeld^er  bem  neuen  ^er^og  gur  ©eite  fte^en 
foEte,  Beftanb  au§  ben  f^reunben  unb  S^erftiaubten  @uicciarbini'§ ; 
er  toar  i^^r  OBer^au^t.  @§  fd§ien  nid^t  anber§,  aU  oB  er  aud^  fortan 
hu  üBertoiegenbe  5lutorität  au^üBen  toerbe.  5ln  ben  ein  ^er^og  ge= 
fd^rieBen:  „fo  gut  mie  (Suer  ©ol^n",  ber  ^önig  bon  gtan!rei(^ :  „an 
meinen  ßoufin'' ,  ber  toagte  aud^  5U  l^offen,  ©d^toiegerbater  be§  <&er5og§ 
ßofimo  bon  2^o§cana  ju  toerben. 

5lBer  biefer  30g  bod^  eine  unmittelBare  S5erBinbung  mit  ben 
(Bpaukxn,  bie  i^n  aEein  gegen  feine  f^einbe  bertT^eibigen  !onnten  unb 
bert^eibigten ,  einer  einfeitigen  ^lEian^  mit  ben  ftdbtifd^en  @e= 
fd^lei^tern  bor.  @r  entfernte  aUz,  bie  il§n  hnxä)  i^ren  ütatl^  3U  Be= 
l§errf(^en  BeaBfit^tigt  Ratten.  3lud§  ^uicciarbini  mar  unter  i^nen. 
3n  bem  Unmut^  barüBer  ift  er  am  23.  ^ai  1540  geftorBen.  @in 
SeBen,  ha^  !eine§n)eg§  glüdt(id§  5U  nennen  ift  —  benn  bie  Beiben  bor= 
nel^mften  giele,  bie  @uicciarbini  im  5luge  gel^aBt  ^atte,  UnaBpngig= 
!eit  bon  Italien  unb  arifto!ratifd^e  §errfd§aft  in  feiner  S5aterftabt, 
toaren  nid§t  eiTeid^t  morben  — ,  aBer  reid§  an  großen  ^egeBen^eiten, 
unermüblid^er  unb  e^renboEer  5i:§ätig!eit  in  großen  ©teEungen  auf 
ber  .^ö^e  ber  ©efeEfd^aft.     @uicciarbini  aBer  mar  nid§t  aEein  eine 

1)    tutte   le   cose    sostanziali   alla    conservatione    e    aumento    del 

dominio. 

*  j  * 


6*  erfter  5lbfcf)ttitt. 

^raftifc^e  ^flatut,  er  lieBte  bte  X1)zoxu,  bie  :po(itif(^e  ^IBftraction  ui 
bie  @efc§i(^te. 

S)ie  mannigfaltigen  ©efc^äfte,  in  benen  er  fi($  Betüegte,  l^aben 
i^n  nic^t  abgehalten,  nnanj^örlic^  an  fd^reiben.  5ll§  5(ntor  ift  er  Bei 
feinen  ßebaeiten  niemals  öffentlii^  aufgetreten;  aber  in  feinem  51a(f)= 
laffe  ^at  fit^  eine  gro^e  ^In^a^l  öon  5lrbeiten  gefunben,  Avverti- 
menti,  Discorsi,  ^utai^ten,  autobiogra^jl^ifc^e  ^lat^ric^ten,  auc^  jene 
f(^on  ertüäl^nte  ftorentinif($e  ^ef(^ic§te,  bie  fd)on  1508  gefd^rieben 
tt)urbe,  jeboc^  U^  in  unfere  2^age  unbetont  geblieben  ift.  Sei 
toeitem  ha^  äöid^tigfte  aber,  n)a§  er  l^interlie^,  mar  eine  au§= 
fü^rlid^e  (S^ef(^i(^te  öon  S^talien  feit  ber  ^n!unft  ^arl§  VIII.  (gr 
:§atte  fie,  foöiel  man  toei^,  in  bem  ni(^t  gan^  freitoiEigen  ^ufent^alt, 
ben  er  in  feinen  legten  Sauren  auf  bem  ßanbgute  5!Jlonticci  nalim, 
3ufammengeftef(t.  ©ie  tourbe  ettoa  20  3al§re  nad^  feinem  2;obe  öon 
feinem  ^fleffen  herausgegeben  unb  erregte  öon  ©tunb^  an  bie  größte 
5lufmer!fam!eit.  <5ie  pflegt  no(^  ^eute  "bti  aEen  ©tubien  ber  (Bpoä)^ 
5U  @ninbe  gelegt  5U  toerben.  Sie  ijai  bie  5lnfd§auungen  ber  f|)äteren 
Seit  be^ercf(|t.  Qu  unterfuc^en,  ob  i^r  5lnfe]^en  ein  öoEtommen  be= 
grünbeteS  ift,  ober  ob  au(^  anbere  ©tubien  neben  biefem  3öer!e  i^r 
9te(^t  behalten,  ift  ber  S'^td  ber  folgenben  Slb^anblung. 

2.    gorm  be§  SöerteS. 

3n  bem  l§äuftgen  Slbbrec^en  unb  SGßieb erergreifen  beS  f^abenS 
ift  ©uicciarbini'S  ^efd^id^te  mit  bem  @ebid)t  5lrioft§  äu  dergleichen. 
9^ur  bebarf  ein  ^iftorifd^eS  Sßer!  einer  fefteren  Siegel.  2)iefe  tooEen 
toir  fuc^en. 

3m  vierten  Sud§e  ^)  erjäl^lt  @uicciarbini  bie  Unternehmung  (Sefar 
S5orgia'§  miber  3mola  unb  Sorli,  ben  Staat  ber  Gräfin  ßatl^arina 
©forga.  3mola  ift  im  2)ecember  1499,  Sorli  im  Januar  1500  er= 
obert  toorben;  hk  Unternel^mung  ^ai  in  fid^  !eine  Unterbrechung. 
2)enno(^,  nai^bem  Öuicciarbini  t)on  ^mola  gerebet,  bricht  er  ab. 
^aS  @nbe  beS  3al^reS  erinnert  xt)n,  toaS  er  U^  ba^in  toeggelaffen, 
ben  ©infaE  ber  2^ür!en  in  griaul,  ber  im  3uli  gefd^e^en  unb  t)iel= 
leidet  mit  bem  Kriege  ßobobico^S,  aber  nid^t  im  minbeften  mit  ß^efarS 
Unternehmung  ^ufammen^ing,  biefen  ©infaE  nai^au^olen.  @rft  nad§= 
bem  er  i^n  ergä^lt,  nai^bem  er  au(^  erinnert  ^at,  1500  fei  ein  3ubel= 
ja^r  getoefen,  ge^t  er  p  gorli  über. 

1)  5lu§gabe  bon  ©toer,  (Senf  1645.  I,  p.  245,  246. 


g:orm  bei  Söet!c§.  *7 

3n  bei  25eol6ad§tung  ber  gotm  eine§  Sa^tBuc^eg  tft  er  felBft 
no(^  ftrenget.  ^llejanber  unb  ßefax  S5orgta  ^abm  tüiber  bie  Orfinen 
einen  gemetnfd^aftlic^en  5lnf(^lag.  S)em  (So^ne  gelingt  er  am  31. 
S)ecem]6er  1502,  bem  Später  am  3.  3annar  1503.  S)ieg  ift  für 
©uicciarbini  genng,  bie  @ef(^i($te  tjon  einem  ©treite  ju  TOranboIa, 
t)on  toeld^em  er  felBft  fagt,  er  fei  für  je^t  ol^ne  SSebentung,  in  bie 
Wiiit  ein^uf (galten  ^). 

Söir  feilen,  ba§  er  ein  ftrenge§  Sa^rBni^  BeaBfii^tigt.  SSetrad^ten 
toir  n)eiter,  tt)ie  er  3.  f8.  bie  (SroBernng  t)on  5^atiarra,  tüelc§e  mit  ben 
^ef(^i($ten  Italiens  t)om  ©ommer  1512  eng  ^ufammenl^ängt ,  nid^t 
ein^uftec^ten  toagt,  fonbern  an  ba§  @nbe  be§  3al§re§  fd^ieBt^),  toie 
er  barauf  ben  Ärieg  jtoifi^en  §einrid§  VII.  unb  Subtoig  XII.  öom 
©ommer  1513,  mit  toeld^em  bie  Unterne'^mung  Sarbona^g  gegen 
SJenebig  im  ^erBft  in  genauem  ^i^fammen^ange  fielet,  eBenfaE§  erft 
am  6nbe  be§  Sal^reö  unb  nad^  biefer  Untemelimung  erjäl^It^),  fo 
erfennen  toir,  ba^  er,  oBtüol^l  er  e§  nid^t  üBeraE  burd§3ufe|en  t)ermag, 
ein  ftrenge§  Sa'^rBud^ ,  allein  öon  Stalten,  ju  fi^reiBen  im 
Sinne  ]§at. 

Sft  nun  aBer  einem  ^efd§id^tfd§reiBer  ber  3ufäEige  Unterfd^ieb 
einer  Sci^rja^l  fo  tüid^tig,  ba§  er  feine  ©r^äl^lungen  toefentlid^  nad§ 
bemfelBen  regelt,  n)a§  foEte  i^n  l^inbern,  toeiter  5U  ge^en?  (Sr  mirb 
fid§  fo  genau  al§  möglid^  au($  an  Monate  unb  Sage  Binben.  S)ie 
Sbee  eine§  3al§rBud^eÖ  ift  öon  ber  3bee  eine§  3^ageBud§e§  in  ber 
<Baä)t  felBft  nic^t  öer-fd^ieben. 

5flun  glauBe  i($  nid^t,  baß  3emanb  btefe  ^efd^ii^te  gelefen,  ol^ne 
an  ber  großen  ^IBtoed^felung  ber  ©egenftänbe  äutoeilen  Slnftoß  ge= 
nommen  5U  ^aBen.  5luf  neun  (Seiten  be§  17.  S5ud§e§  t)on  453 — 461 
ber  5lu§gaBe  ijon  1604  (Trevigi)  3.  S5.  finben  toir  biefe  ^untte 
nad§  einanber  unb  getrennt  aBge^anbelt:  1)  bie  SSefreiung  t)on  gio= 
renj,  2)  bie  S^erftärfung  be§  !aiferlid§en  §eer§  3U  9tom,  3)  ben 
SSunb  f^ran!reid§§  mit  @nglanb  unb  S5enebig,  4)  bie  ^eft  im  §eere 
3U  9lom  unb  im  §eere  ber  Siga ,  5)  ben  SJertrag  ber  Florentiner, 
6)  Sautrec'§  3lufBrud§  au§  gran!rei(^,  7)  S5enebig§  Singriffe  toiber 
^arignan  unb  ^ebici'g  toiber  ^u§,  8)  bie  9tat:§fd§läge  be^  ^ai= 
fer§,  9)  bie  ©enbung  2öolfet)'§  nad^  granlreid^  unb  ben  ^unb 
beffelBen,  10)  bie  Sage  be§  §eere§  ju  9tom,  11)  be^  ^apfteS,  12)  be^ 
.&eere§    ber   ßiga,    13)    ben   Slufru^r   5U   (Biena,    14)    auf§    neue 

1)  Sb.  V,  p.  290. 

2)  m.  II,  f&nd^  XI, 
8)  XII,  59. 


p.  22. 


8*  Alfter  ^Ibidinitt. 

bie  Sage  beg  §eere§  ju  Sdom  unb  be§  (igifttfc^en  tl^m  gegenüber, 
15)  Sautxec'S  $(n!unft  in  S5o§co,  16)  S)oria'§  Unternel^mungen  auf 
@enua. 

§ier  l^anbelt  er  alfo  4  5[Jlal  tjom  |)eere  3U  9lom,  3  ^al  öom 
<^eere  ber  2x^0.,  2  ''iRal  öom  SSunbe  ätntfd^en  j^xanlx^iä)  unb  ^nglanb 
unb  eben  fo  oft  öon  f^Ioren^,  S5enebig,  ßautrec.  ^te  einaelnen 
5pun!te  l^ängen  Beinahe  Bloß  äu§erli(^  äufammen ;  fie  ftnb  Bloß  burc^ : 
nel  quäl  tempo,  in  questo  mezzo,  in  questo  tempo,  innanzi  che, 
intrattanto,  tjer!nü|)ft;  fie  entBel^ren  fogar  nteiften§  einer  genauen 
SSeftintntung  ber  2:age;  genug,  fie  fc^einen  me^r  burc^  S^]aSi,  al§ 
aBfic^tlid^  pfamntengefteEt. 

©ottte  e§  nun  gar  feine  Spiegel  geBen?  @§  gieBt  eine  getoiffe 
Olegel.  ®ie  fünfte  1—3  gel^ören  in  ben  ^ai  1527,  bie  ^fünfte 
5 — 7  in  ben  3uni,  bie  barauf  folgenben  8 — 16  in  ben  3u(i  unb 
5luguft.  S)iefe  Monate  werben  genannt,  too  ber  @ef(^ic^tf(^reiBer 
t)on  i^nen  p  l^anbeln  anfängt;  unb  oBtoo^l  er  3uli  unb  ^uguft  in 
einigen  ©tüden  bereinigt,  fo  fd^eibet  er  fie  boc^,  foBalb  e§  ge^^t,  fo= 
glei(^  toieber.  3(^  fönnte  leidet  bartl^un,  toie  er  bie§  oft,  ja  immer 
toieber^olt.  Seber,  ber  ba§  ^uä)  in  bie  §anb  nimmt,  fann  nur  fo= 
glei(^  fortfal^ren,  unb  er  toirb  ben  Slutor  barauf  üom  ©e|)temBer  unb 
OctoBer,  ^ema(^  bom  3^ot)emBer  unb  2)ecemBer  ^ugleii^  l^anbeln  fin= 
ben.  3ittt)eilen  finb  bie  50^onat§nanten  falfd^  gebrutft;  aBer  eine 
S[Jerglei(^ung  anberer  5^ad^iHd§ten  toirb  immer  bie  3^ßif^l  ]^eBen  unb 
toirb  Beftätigen,  ba§  ber  Slutor  bie  ^efi^id^te  nac^  ben  5!Jlonaten  t)or= 
trägt,  in  benen  fie  gefd§e]§en. 

(Sin  fold^eg  3öer!  toürbe  o^ne  gtoeifel  unIe§Bar  unb  unerträg= 
lii^  fein,  mofern  ha^  ßeBen  fi($  immer  an  fielen  fünften  ^ugleid^ 
regte.  5lBer  ba  jeberjeit  @ine  ©ac^e  bie  Oome^mfte  3u  fein  pflegt, 
ba  bie  üBrigen  mit  lijx  3ufammen=  unb  öon  x1)x  aB^ngen,  ba,  toag 
gar  nid^t  einmirft,  an  ba§  3a^re§enbe  ^urütfgetoiefen ,  ba  nur  ba^ 
3nfammenn)ir!enbe  monattoeife  einget^eilt  unb  vorgetragen  toixh ,  fo 
BleiBt  e§  immer  eine  @ef(^id§te  unb  toirb  nid§t,  toop  e§  fonft  n)er= 
ben  müßte,  ju  einer  ©ammlung  t)on  Ülotiaen.  5}tan  ben!e  nid^t,  bie^ 
gefd^e^e  Bloß  in  ben  legten  S3ü(^em,  meldte  ]p'dkx  l§erau§ge!ommen 
unb  minber  auggearBeitet  feien.  3n  bem  elften  ißud§e,  mo  @uicciar= 
bini  bie  Unternel^mung  6arbona'§  toiber  S^enebig  unb  eine  mit 
unmic^tigere  ber  5lbornen  auf  @enua,  meldte  im  @runbe  gar  nid^t^ 
mit  etnanber  gemein  l^aBen,  Vorträgt,  unterBrid^t  er  boi^  bie  erfte 
mit  ber  jtoeiten.  Bloß  meil  ßarbona  jener  nid^t  gana  günftig  mar. 
2)ie  ameite,  oBtoo^l  geringfügig  unb   o:§ne  Erfolg,    öert^eilt  er  bod^ 


Db  ©uicciatbini  burdtjoug  al§  ßuelle  ju  tüxaä^Un  \ü.  *9 

in  xiixc  Reiben  ^IJlonate^).  3m  ^^oöember  1512  fommen  einige 
8(^tt)ei3er  @e|anbte  nad^  9^om,  tion  benen  ein  5lu§f(^u§  ft(^  im  S)e= 
cemBet  näc§  SJenebig  Begießt  ^).  SCßct  i^ätte  biefe  geringe  nnb  er|ülg= 
lofe  8a(^e  nid^t  toenigftenS  äufammen  etääT^lt?  ^nicciarbini  aBer 
bringt  bag  @rfte  in  feinen  ^loöemBer  unb  tm)ß]i  e§  an  bie  5lnfunft 
be§  23if(^of§  Sang  öon  @nr!,  melc^er  in  bemfelben  S^wimer  ^Inbienj 
16e!ommen,  "wo  jene  ^utjor,  nnb  ba§  5lnbere  Bringt  er  Bei  einer  aEer« 
bing§  fd§ic£lid§en  Gelegenheit  in  feinen  S)ecemBer. 

5lnf  fold^e  3lrt  ift  bie  ^iftorie  conftrnirt;  nnb  fie  nnterfd§eibet 
fid^  nnn  aEerbingg  ni(^t  toenig  öon  bem  (SJebic^t  5lrioft§.  gür  il^re 
gorm  ift  üBerbie§  ttiefentlid§,  ba%  bie  gacten  üBeraE  bnri^  S)i§cnrfe 
tjon  „toaritm"  nnb  „toenn"  unb  „toenn  ni(^t",  bnr(^  Sieben  unb  3U= 
tüeiCen  burc§  5lBf(^tüeifungen  unterBrod^en  ober  öerfnü^ft  finb.  ^an  !ann 
toenigftenS  öon  ben  le^teren  nii^t  fagen,  fie  feien  immer  ^affenb. 
@Ben  ba,  too  Be^^au^tet  toirb^),  ^einrid^  VIII.  fei  3U  feinem  Mege 
t)on  1524  Mne^toegg  burd§  bie  alten  5lnf^rüd§e  ber  englifd^en>^önige 
auf  5ran!reid^  Bett)ogen  toorben,  fonbern  burd§  feinen  unb  feinet 
6^arbinal§  @^rgei5,  aU  Sßermittler  in  ben  euro))äifd^en  Slngelegen'^eiten 
p  gelten,  toerben  bennod^  jene  5lnf))rüd^e  ^eimlic^  augfü^rlid^  au§= 
einanbergefe^t. 


3.  DB  @uicciarbini  burd§au§  al§   Duelle   ju  Be= 
trachten  fei. 

SSei  ben  ur!unblid§en  @efd§id§tf(^reiBern ,  bie  toir  DueEen  ju 
nennen  üBereingelommen,  ift  bie  erfte  i^rage,  oB  fie  Z^zilm^mn  unb 
5lugenäeugen,  ober  oB  fie  nur  S^^tgenoffen  getoefen  finb.  3m  ^af)xt 
1492,  t)on  toel(^em  Guicciarbini  au§ge^t,  toar  er  je^n  3fi5te  alt. 
^an  !ann  leitet  ben!en,  ba^  öieEeidCit  no(^  ätoeimal  je^n  3^^^^ 
T^inburd^,  5umal  er  ben  6tubien  unb  Gefd^äften  ber  üled^tStoiffen» 
fcCiaft  leBte,  feine  SSeoBad^tung  nur  unaureid^enb  getoefen  fein  fann. 
©elBft,  al§  er  nad^  (Spanien  gefanbt  toarb,  !onnte  er  bon  ben  italie= 
nifc^en  @ef(^äften  nur  unsureid^enbe  ^enntni^  nehmen.  5lBer  hierauf, 
al§  er  ^röfibent  ber  Sftomagna,  al§  er  SSefe^lS'^aBer  in  üleggio, 
^arma,   al§  er  ßuogotenente  be§  $apfte§  Bei  bem  oerBünbeten  .^eere 

1)  p.  50,  58. 

2)  p.  19. 

3)  XV,  273. 


10*  ©tftcr  Slbfc^ttitt.? 

tüar,  ba  naT§m  er  an  ben  ^efd^äften  %1)ni,  unb   bietet  Merftüürbige 
begegnete  nnter  feinen  5(ugen. 

@§  ergieBt  \iä),  bafe  feine  @efd§id§te  in  ^toei  Sl^eile  aerfäEt, 
beten  einer  bie  SSegeBenl^eiten  umfaßt,  an  benen  er  %^txl  na^m,  ber 
anbete  fold^e,  Bei  benen  ba§  nid§t  ber  gaE  tnar.  Offenbar  ift,  ba^ 
er  jenen  nm  feine§  großen  Umfang§  mitten  wenigften^  sunt  %1)di, 
biefen  gan^  au§  6r!nnbigung  nnb  gorfd^ung  3ufammenfe|en  mn^tc. 
S5or  aEem  ÖJeBrand^  be§  S3nc§e§  ntu^  ntan  fragen,  oB  feine  5^a(^= 
rid^ten  nrf^jrüngtic^  unb,  toenn  enttel^nt,  auf  tt)et($e  Söeife  fie  enttel^nt, 
burrf)  Ujetc^e  5trt  öon  f^orfi^ung  fie  ^ufammengeBrad^t  finb. 

SBernünftigerttJeife  toäre  i:)orau§3ufe|en ,  ba§  ber  te|te  %1)zxl,  tüo 
ber  @efd§ic^tfd§reiBer  ^o^e  äßürben  Befteibet,  oft  felBer  l^anbetnb  auf=     . 
tritt  unb  bie  Befte  (Betegenl^eit  l^atte,    bie  Xt)a^a^tn  genau  p   er=  \ 
fa'^ren,  bie  urf^jrünglid^ften ,  Bete^renbften  unb  am   Beften  erforfd^ten 
^aä}xi(i)kn  entl^atten  toerbe.     ^erabe  l^ier  aBer   jeigt  fid§  fein  2öer! 
unfetBftänbig  unb  öon  einem  5tnbern  aB 'gängig. 

S5on  ^atea^äo  ß^a^ra,  genannt  ^apeUa,  (Betjeimfi^reiBer  be» 
maitänbifc^en  ^inifter^  9[Florone,  ej:iftirt  ein  Söer!:  Commentarii  de 
rebus  gestis  pro  restitutione  Francisci  ducis  Mediolanensis.  2)ie§ 
S5uc§  ift  gegentoärtig  öergeffen;  in  ben  erften  etf  ^al^ren  iebod§,  nad6= 
bem  e§  erfd^tenen,  1531 — 1542,  l^at  e§  etf  5tuftagen  im  ßatein, 
üBerbie§  stoei  beutfd§e,  eine  f^anifd§e  unb  eine  itatienifd§e  UeBer= 
fe|ung  erteBt;  e§  ift  bie  ©runbtage  Bieter  f^äteren. 

9^un  Bemer!e  iä)  juerft,  ha%  ^uicciarbini  aud§  Bei  ben  aEer= 
töid^tigften  ^egeBenl^eiten,  öon  benen  xi)m  tjiele  urf|)rüngtid§e  S5erid§te 
]§ätten  5ur  <^anb  fein  muffen,  biefem  ^ateaa^o  3ug  für  Sh  fotgt. 
©in  S5eif|)iet  fei  hu  ©d^tai^t  tjon  ^aöia.  ^atea^jo  fängt  an^): 
„Davalus  per  fabros  lapidarios,  militum  etiam  auxilio  sexaginta 
muri  passus  tanto  silentio  prostravit,  ut  strepitus  ab  hoste  nun- 
quam  fuerit  auditus."  (SJuicciarbini  fängt  eBenfaE§  an  XV,  297 : 
„Con  muratori  et  eziandio  con  ajuto  de'  soldati  essendo  qualche 
hora  innanzi  giorno,  gittarono  in  terra  sessanta  braccia  dl  muro'^ ; 
oBgteid^  man  au§  au§fü^rtid§eren  ^erid^ten,  ä.  35.  in  ütei§ner§  „.^riegö= 
t"^aten  ber  Sronb^Berge"  unb  im  ©anboöat,  erfie^t,  ha%  bieg  ni(^t 
ganj  rid^tig  ift,  ba^  ©atfebon  nid^t  tnenige  ©tunben  öor  Stage,  fon= 
htm  bie  gan^e  91ad§t,  unb  ^toar  me^r  mit  5[JlauerBred§ern ,  at§  mit 
Maurern  arBeitenb,  bie  60  ©dCjritt  umtoarf.  S)a§  Satein  fä^rt  fort : 
Itaque   cum  Parcum  ingressus   esset,    prima   peditum   acies   Mira- 

1)  Capellae  commentarii  ap.  Schardium,  Rerum  Germanic.  II,  p.  198; 
ap.  Graevium,  p.  1295. 


Dh  ©uicciatbini  burd^au§  aU  Queue  au  Betrad^ten  fei.  *11 

bellum,  reliquum  vero  exercitus  ad  castra  regia  contendit.  91a(^ 
bell  genaueren  ^eric^ten  ift  bie§  ]CLV\ä),  unb  ba§  gan^e  §eer  50g  auf 
llViiraBeK.  Einige  tjerntut^en  fogar,  bie  tüal^re  5lBftd§t  fei  gettjefen, 
bie§  bem  Könige  ^u  entreißen  unb  iijxi  ]o  felbft  ju  belagern,  ^ber 
(V)uicctarbint  üBerfe^t  äöort  für  Söort:  Intrati  nel  Barco  la  prima 
squadra  andö  alla  volta  di  Mirabello,  il  resto  del  esercito  alla  volta 
del  campo.  ©ogar  ba§  il  resto,  bantit  ntd§t§  feT^Ie,  entf|jrt(^t  bem 
reliquum.  ^alea^^o  tneiter :  at  rex  —  unb  ^ter  fügt  er  ettoaS  T^tnju, 
tt)a§  @uicctarbtnt  tpetter  hinauf  genommen  —  suspicatus,  Caesaria- 
nos  Mirabellum  proficisci,  propterea  quod  intra  Parcum  hostes 
venisse  plerique  renunciarent,  decrevit.  .  .  ^uicctarbini  mörtlid^: 
Ma  il  re,  intesa  l'intrata  nel  Barco  pensando  che  andassino  a 
Mirabello  usci  degl'  alloggiamenti  per  combattere  suUa  campagna 
aperta.  3lud§  bie  legten  Söorte  finb  nämlid§  au§  ©alea^äo:  castro- 
rum  relicta  munitione  Caesarianis  aequo  loco  pugnandi  fecit  po- 
testatem.  5^a(^bem  nun  ^uicciarbint  gefagt,  ber  Ä^öntg  ^abe  bie 
ßbene  ber  ©tär!e  feiner  9fteiterei  n)egen  gefud^t,  unb  eine  anbere,  Ujie 
i^  glaube,  öertoiiTenbe  S3emer!ung  gemacht  ^at,  fä^tt  er  fort :  I  suoi 
(ba§  ift  bie  g^^^^^^ofen)  furono  costretti  per  furore  degli  scoppietti 
a  piegare  insino  a  tanto  che,  sopravenendo  i  Suizzeri,  gli  Spagnuoli 
furono  ributtati  da  loro  e  della  cavalleria,  che  gli  assaltö  per 
fianco,  tt)elc^e§  gan^  ^aUa^o'^  Söorte  finb :  a  sclopetariis  Gallorum 
primi  multa  caede  et  sanguine  coguntur  retrocedere,  donec  Hel- 
vetii  peditatus  et  equitatus,  a  latere  urgens,  Hispanos  repellunt. 
S5eibe  fahren  nun  mit  benfelben  Söorten  fort:  bie  ^eutfd^en  Tratten 
über  bie  ©(^toeijer  bei  toeitem  gefiegt  unb  fie  ganj  gebrochen;  beibe 
erjö^len  bie  ^efangenne^mung  grausen^  gan^  auf  biefelbe  Sßeife.  S)ie 
einzigen  S3emer!ungen  (Buicciarbini'§,  ber  S5ice!öntg  l^abe  bie  S)eutf(^en 
angeführt  unb  ^ernad^  bem  Könige  bie  §anb  geluvt,  ^^ran^  fei  t)er= 
tüunbet  getoefen,  bie  ©c^toeiser  Ratten  t^re  alte  S^ugenb  l^ter  nid^t 
be:§au:ptet,  finb  enttoeber  ätoeifel'^aft  ober  untoic^tig.  3(^  totE  mi($ 
^^x  ni^i  auf  eine  äöiberlegung  biefer  S)arfteEung  einlaffen,  tt)el(^e 
melir  ^aleag^o  treffen  toürbe,  al§  ^uicctarbtni ;  aber  id§  öerfid^ere, 
ba§  biefe  Sefd^reibung  eben  fo  untna^r  ift,  al§  fte  aEer  ^nfd§aultd§= 
feit  entbel^rt.  Keffer  Ujar  e§,  ju  fagen :  @r  toarb  geft^lagen  unb  ge= 
fangen. 

äöel($e  ©d^lat^t  ift  tr)t($tiger,  aU  bie  ©c^lad^t  t)on  ^fabia? 
S)enno(i)  ^at  fii^  ©uicciarbini  l^ier  aEer  5lac§forfi^ung  entfd§lagen 
unb  eine  frembe  (SrääT^lung,  bie  überbieS  unrtd^tig  ift,  beinal^e  co^irt. 

S)od§  er  ift  no($  toeiter  gegangen,    ^an  !ann  fid^  leidet  über= 


I 


12*  (Sxfler  5lbjc^nitt.  — 

zeugen,  ba^  er  ba§  ganae  tJtette  ^uä)  (^aUauo^^  in  fein  fünfäel§nte|i 
p.  277—299  balb  mt1)x,  Balb  toentgei  toörtlit^,  Balb  I)in3ufe|enb, 
ialh  l^intoeglaffenb ,  aber  mefentlic^,  nnb  ol§ne  e§  jn  nennen,  auige* 
nontmen  t)at.  äöenn  man  p.  279  Bei  ©nicciarbini  lieft:  „Per  la 
porta  Romana  alla  via  di  Lodi  .  .  .  si  era  voltato  tutto  l'esercito 
imperiale,  nel  tempo  medesimo,  che  gl'  inimici  cominciavano  ad 
entrare  per  le  porte  Ticinese  et  Vercellina:  i  quali  se  non  si 
volgendo  a  Milano  havessino  atteso  a  seguitare  l'esercito  di  Ce- 
sare,  stracco  per  la  lunghezza  del  Camino^  nel  quäle  havevano 
jperdute  molte  armi  et  cavalli,  si  crede  per  certo  che  con  somma 
facilitä  l'harebbono  dissipato  e  .  .  forse  .  .  messo  in  disordine 
grande.  Ma  il  Re  etc." ,  nienn  man  bieg  lieft  nnb  mit  ben  Söorten 
@alea33o'g  öergleid^t  p.  194:  „vix  Davalus  porta  Romana  ....  ein 
ttjenig  fxüt)er  via  Laudensi .  .  .  egressus  erat,  cum  per  Ticinensem  et 
Vercellensem  viam  Galliens  exercitus  ingressus  est,  qui  si  eo  die 
relicto  Mediolano  insequebatur  Caesarianos,  nemini  dubium  est, 
quin  eo  ipso  die  debellatum  fuisset.  Nullius  enim  erat  operae 
hostem,  äbiedis  magna  ex  parte  armis  amissisque  equis,  tarn 
longo  itmere  fatigatum  ad  internecionem  caedere,  vel  turpiter 
abeuntem  compellere  in  praeceps.  Sed  nimia  Regis  etc.",  toirb 
man  er!ennen,  ba^  ©uicciarbini  aud^  nid^t  eine  einzige  ^oü^  ^iexüBer 
gel^abt  ^at,  al§  meiere  i^m  ^alea^^o  gemährte.  <Bo  ift  bie  ßroBemng 
öon  ©t.  5lngelo  —  „S'accostarono  al  castello  di  S.  Angelo,  il  quäle 
situato  tra  Lodi  e  Pavia  harebbe  dato,  se  non  fusse  stato  in  po- 
testä  loro,  impedimento  grandissimo,  al  condurre  delle  vettovaglie"  ; 
—  „ad  oppugnandum  Sti.  Angli  oppidum  revertuntur,  quod  ferme 
medium  est  inter  Laudem  Pompeiam  et  Papiam.  Neque  id  ab 
re.  Nam  nisi  eo  expugnato  nulla  ferme  cibaria  ad  civitatem  de- 
ferri  potuissent"  u.  f.  to.,  fo  bet  8ieg  5P^eino'§  über  bie  anlommenben 
gran^ofen,  bie  Unterne]^mung  ^o^nn  ^acoB  ^ebici'g  n)iber  ^u§, 
bie  5^ieberlage  $aEaöicini'§ ,  aEe§  bie§  ift  mit  fe^r  geringfügigen 
Sßeränberungen  an§  bem  ^dka^^o  üBei-fe^t.  @§  fteEt  ficf)  ]^erau§,  bag 
@uicciarbini  ba§  f&uä)  ^dka^^o'§>  nic^t  aEein  bei  einzelnen  S5ege]6en= 
Reiten,  fonbern  in  gangen  ^bfd^nitten  bor  klugen  ^tf)abi  l)at. 

S)a  föäre  e§  nnn  intereffant,  gn  ttiffen,  mo^er  in  biefem  ober 
jenem  Slbfc^nitt  ba§  Uebrige  gefd§ö|)ft  toorbeii.  3n  bem  angefül^rten 
ift  (Sinige§  o^ne  3^eifel  falfc^.  Sßenn  ^ier  ergä^lt  njirb,  ber  Äaifer 
fei  toegen  be§  Slbgugeg  t)on  5JtarfeiIIe  in  ein  gieber  gefaEen,  fo  ift 
bieg  unrtd^tig  pragmatifirt ;  benn  ber  ^Ibgug  gefc^a^  ben  29.  @e|)= 
tember  1524 ;  t)on  bem  lieber  öerfic^ert  5ßetr'n§  ^artt)r  im  SOOften 


Db  ©mcciatbim  butrfiau»  al§  Quelle  3U  Mxa^kn  fei.  *13 

S5rte|e,  ba^  e§  ^atl  fd^on  im  Einfang  be§  5luguft  ge^^abt.  Söenn 
l^ier  ferner  ben  franäöftfc^en  <&au|)tleuten  unb  aU  bem  etften  unter 
il^nen  2:remouiEe  ber  ^ai))  in  ben  5[Jlunb  gelegt  tüirb,  ber  ^öntg 
möge  einen  feften  ^(a|  fuc^en,  fo  toirb  bte§  baburc§  me^r  a(§  t)er= 
bdd^tig,  bafe  ^ean  SSom^et,  ber  bie  2:5aten  2:remouiEe'§  fd^on  1527 
Bef(^riel6,  ber  üBer  feine  gelben  auf§  genauefte  unterrichtet  ift,  er= 
innert,  biefer  ^aBe  öielme^r  bem  Äönig  eine  ©(^(a(^t  p  fuc^en  ge= 
ratzen;  ber  ütat^  ber  5lnbern  fei  getoefen:  „er  foEe  BleiBen"^). 
2)te§  alfo  ift  falf(^ ;  bod^  mei§  ic^  niä)i,  too^er  e§  genommen  tüorben. 
S5on  einem  anbern  ©tücf  in  eben  biefem  ^IBfc^nitt  lä^t  fid§  tiieEeid^t 
bie  CueEe  geigen.  (Sine  öorjüglic^e  5lufmer!fam!eit  ift  ber  XlnterT^anb= 
lung  be§  ^aifer§  mit  bem  $a^fte  getüibmet.  ©uicciarbini  lä^t  htn 
^pa^ft  öorne^mli(^  goIgenbe§  anfü'^ren:  „©in^apft^aBeanbere^flii^ten 
al§  ein  Sarbinal;  er  ^aBe  ben  3ug  nad§  ber  ^roüence  gemipiEigt,  bie 
Unternel^mung  ©tuartS  auf  ^eaptl  ter^inbert  unb  in  ber  großen  5^ot§ 
ber  ^aiferlid^en  fid§  mit  S5erträgen  äu  Reifen  gefüllt."  @r  läfet  ben 
^aifer  fagen:  „ßlemen§  felBft  ^aBe  feinen  S3unb  perft  mit  ßeo,  mo^er 
aEe  Kriege  entfprungen,  unb  hierauf  mit  ^brian  öermittelt.  ©eine  f8oi= 
!er  feien  nod§  gar  nic^t  in  fo  großer  ^otl§,  bie  iöebingungen,  bie  ßtemenl 
bem  S5ice!önige  t)orgef dalagen,  fe^r  ^art  getoefen''  ^).  @§  ift  möglid§,  ba§ 
biefe  Unter^^anblung  au§  aut:§entifd^en  ^Iftenftütfen,  toeldie  ^uicciarbini 
in  feiner  SteEung  ein^ufel^en  Gelegenheit  ^atte,  genommen  ift.  ;2^nbe6  ift 
1527  ein  S5uc^  öerBreitet  morben :  „Pro  divo  Carolo  apologeticilibri 
duo,  nuper  ex  Hispania  allati,  Haganoae  per  Secerium",  tüel($e§  unter 
anbern  ein  ©d^reiBen  be§  ^a^3fte§  öom  23.  3uni  1526  unb  eine 
5lntmort  be§  ^aiferg  öom  16.  ©e^temBer  1526  enthält.  3n  biefen 
Sc^reiBen  nun  ftnb  jene  5leu§erungen  eBenfaE^  3U  finben:  „Etsi 
pro    pastoralis    officii   debito    ab    armis    abstinendum    nobis   erat; 

non  ita  fideli  consilio  ducibus    tuis  in  Galliam  transeunti- 

bus;  —  —  Gallorum  transitum  in  tui  regni  fines  multis  rebus 
remorati  fuimus;  —  —  cum  tui  duces  spem  totam  posuissent, 
conventionibus  occurrere  coacti  sumus  imminenti  periculo'*.  Breve 
Apostolicum  p.  11.  S)er  ^aifer  anttoortet:  „Fatemur  Sanctitatis 
vestrae  opera   divum  ipsum  Leonem    in    partes    nostras  adductum 

esse; illius  operam   non  modicae  nobis   frugi   fuisse  in  alli- 

ciendo  Hadrianum;  non  tanta  erat  in  ipsis  exercitus  nostri  duci- 
bus   desperatio;    Sanctitas    vestra    statum   Mediolani    a   nostrorum 

1)  Bouchet,  Gestes  de  la  Tremouille,  p.  232. 

2)  XV,  284,  ferner. 


14*  ©rfter  5lbfd^nitt. 

ducum  manu  eripere  ac  in  suam  potestatem  reducere  conabatur". 
Responsio  Caesaris  28—33.  SGßa§  ]oU  man  Bei  einer  fo  großen 
HeBeteinftimmung  fagen?  Önicciarbini  tebet  t>om  Sa^re  1524;  biefet 
lateinifd^e  SStieftoed^fel  ift  t)on  1526.  ©oEten  biefelBen  5len§etungen 
f(^on  ätoei  ä(^^^^  |tü]§er  in  berfelBen  äßeife  gemad)t  nnb  ^ernad^ 
tüieber^olt  tnorben  fein,  o^ne  Einbeulung,  bie§  feien  SBieber^olungen? 
2Benigften§  f^äter  fe^t  ha^  !aifetti(^e  <Bä)xeibm  bie  öerfc^iebenen  @e- 
fanbtfd^aften  fel^r  genau  au§einanber.  ^ä)  toiU  auä)  1)m  nid§t§  Be« 
i§au|3ten,  folange  irgenb  eine  5lu§f(u(^t  üBrig  BleiBt;  aBet  e§  tüirb 
91iemanben  geBen,  ber  butd^  bie§  S5etl§ältni6  nid§t  5U  SSeben!en  öer= 
anlaßt  werben  tüirb. 

Unb  fo  ift  e§  benn  gerai^,  ha^  in  biefer  Sefd^reiBung  eine§ 
lüii^tigen  3eitraum§,  in  toeld^em  @uicdarbini  ein  fel£)r  angefel^ener 
5Rann  unb  in  ben  Bebeutenbften  S5erBinbungen  tüar,  bennoi^  ba§ 
^Jteifte  au§  einem  feiner  3^^^  ^lol^I  Be!annten  Sui^e  genommen,  5ln= 
bere§  falfd^,  5lnbere§  feT^r  atoeifell^aft  ift.  3(^  tooltte  biefen  (5c§rift= 
fteEer  tjon  .^erjen  gern  loBen  unb  rül^men;  aBer  tüäre  e§  ni(^t  un= 
geredet,  |aE§  in  ber  urf^rünglit^en  UeB erlief erung  Wichtiger  S5egeBen= 
l^eiten  einiger  9tu^m  ift,  biefen  ütul§m  ©aleaajo  entjiel^en  ^u  tüoEen, 
ber  il^n  üerbient,  unb  iT^n  einem  5lnbern  pjufd^reiBen,  ber  xf)n  ni(j§t 
fo  fel^r  tjerbient?  lleBer^au^t  nämlid§  ift  ju  Bemer!en,  ba§  ^aleaj^o'^ 
S5u(^  t)on  Einfang,  ha^  ift  bon  bem  Kriege  öon  1521  unb  tion  bem 
14.  ^u(^e  @uicciarbini'§  an  ,  Big  3U  (£nbe  öon  (Buicciarbini 
enttüeber  Benu^t  ober  üBerfe^t,  ober,  oBtnoT^l  immer  ungenannt,  tDenig= 
ften§  l^au|3tfä^li(^  Berü(ifi(^ttgt  toorben.  ©o  ift  nod^  im  19.  SSu(|e 
@uicciarbini^§  bie  ßroBerung  ^atjia^§  burd^  ©t.  5^ol,  hk  ©d^lac^t 
beffelBen,  bie  UeBerrafd^ung  üon  3^oöara,  ber  erfte  Eingriff  auf  @enua 
faft  üBeraE  mit  ben  Söorten  be§  8.  S3u(^e§  ^aleaaao'S  eraäp.  ^loä) 
dm  SSemerfung,  bie  an  hu  früi^eren  auM^jft,  mag  l^ier  l^injugefügt 
toerben.  3m  ^ci^i^ß  1526  30g  ^uicciarbini  aU  Suogotenente  be§ 
^a|)fte§  toiber  50^aitanb,  unb  feine  Hoffnung,  biefe  ©tabt  ju  eroBem, 
grünbete  er  Befonberg  auf  bie  Unrul^en,  bie  eBenbafelBft  au§geBro($en. 
ElBer  biefelBen  Unnt^en,  öon  benen  er  bod§  Befonbere  ^enntni^  l^aBen 
mu^te,  er^äl^lt  er  im  17.  S3u(^e  faft  burd^ge]^enb§  mit  ben  Sßorten 
@alea35o'§,  nid§t  ettoa,  toeil  biefer  ElIIe§  erfd^ö^jft  l^ätte.  Sßir  finben 
in  3ot)iu§,  in  ©e^julöeba  nod§  anbere  unb  fel^r  Be^eid^nenbe  51a(^= 
rid^ten.  ElBer  er  l^ält  fid^  ganj  an  feine  «DueEe,  unb  nur  in  ßinem 
©tütf  öornel^mlid^  toeid^t  er  t)on  il^r  aB.  5£)ie  9lad§rid§ten,  meldte  @a= 
leajao  am  ©c^lug  be§  fünften  SSu(^e§  gleid^  nad§  einanber  gieBt,  ol^ne 
eine  3^it  äu  Beseid^nen,  tT^eilt  er,  naä)  ^a^gaBe  feiner  5!Jlonate  5)lai 


Db  (SJutcciarbini  but(i)au§  aU  Queue  ju  bettad^tcn  fei.  *15 

unb  Sunt,  aiemlic^  weit  t)on  einanber,  p.  361  unb  p.  373,  mit.  %uä) 
er  Beaeid^net  feinen  Za^,  nnb  man  !ann  ftc^  in  ber  2;:§at  nid§t  üBer= 
jeugen,  ha^  er  einen  äußeren  nnb  ^tftorifc^en  @rnnb  3u  biefer  6($ei= 
bnng  gehabt.  @§  mag  !ein  anberer  öor^anben  getoefen  fein,  al§  ba§ 
er  unter  Beiben  ^JOlonaten  Don  berfelBen  ©ac^e  ^n  l^anbeln  ^atte. 

2)iefen  ^emerfungen  ^n  f^olge  toirb  6^mcciarbini'§  @ef(^i(^t§n)er! 
fd^toerlid^  ben  S^tu^m  ber  Ur!unblii^!eit  unb  genauen  goi^fc^ung,  ben  man 
il^m  Big^er  ^ugeftanben  f)ai,  Bel^aupten  lönnen ;  man  n)irb  üBeraE  ben 
35eric^ten  unb  S)arfteEungen  na(f)5ufor|c§en  tjaBen,  bie  xi)m  Vorlagen. 
S)od^  n)äre  e§  tuieber  eine  Ungere(^tig!eit  gegen  i^n,  toenn  man  i^n 
3u  ben  Slutoren  fteEen  moEte,  \>u  eBen  nur  einen  fremben  8toff 
reprobuciren. 

@§  ift  ]ti}X  auffaEenb,  ba§  er  Bei  ben  SSegeBen^eiten,  bie  in 
gloreuä  tJorgefaEen  finb  unb  bie  i^n  fo  unenblid^  na!§e  angingen, 
namentlid^  Bei  ber  Slnfunft  ^art§  YIII  in  2o§cana,  eine  ©rsä^Iung 
frember  §anb  Benu^t  ^at,  bie  in  bem  S$ui^e  SftuceEai^g  „de  bello  Italico" 
Vorliegt.  ütuceEai  fängt  mit  einer  S^ergleid^ung  ber  äöege  an,  bie  ^arl 
nehmen  fonnte,  üBer  2;o§cana  ober  burd^  bie  Sftomagna;  unb  eBenfo 
öerfä^rt  (S^uicciarbini.  @e^en  fie  nun  in  ber  S5etratf)tung  ein  tüenig 
augeinanber,  fo  ^ei^t  e§  bod^  glei(^  öon  ^ontremoü,  too^in  .^arl 
!ommt.  Bei  @uicciarbini  I,  5 :  Pontremoli,  terra  appartenente  al 
Ducato  di  Milano,  posta  al  pie  dell'  Apennino  sul  fiume  della 
Magra,  il  quäl  fiume  divide  il  paese  di  Genova,  chiamato  anti- 
camente  Liguria,  dalla  Toscana,  augenfc^einlid^  eine  XleBei*fe|ung 
t)on  9tuceEai'§  Söorten :  Pontremolum oppidum  in  extre- 
mis finibus  (Mediolani)  positum,  Apennini  dorso  circumventum, 
quod  Macra  amnis  interfluit  Tuscosque  a  Liguribus  diyidit^). 
)ierauf  folgen  einige  eigene  ober  anbersmo^er  genommene  QdUn 
(i)uicciarbini'§ ;  aBer  fogleid^,  toag  eröon  ber  3öi(^tig!eit  öon  Sar^ana  unb 
ber  Unfru(^tBar!eit  bafiger  ^egenb  fagt,  ift  au§  ^omine§.  2)arnac^ 
fommt  eine  S5efd§reiBung  be§  gitfta^^ß^  ^on  ^^loreng.  SHuceEai  unter= 
fcfieibet  tjorne^mlic^  brei  Parteien,  bie  erfte,  toelc^er  ein  Söiberftanb 
gegen  bie  f^ran^ofen  üBer5au:pt  mißfiel,  'i>i^  ^tneite,  toeld^e  bie  'lln!Iug= 
j§eit  ber  ütegierung  anÜagte,  hu  britte,  toeld^e  auf  5^euemngen  backte, 
gine  fe^^r  ä^nlid^e  IXnterfd^eibung  !)at  @uicciarbini.  5lBer  alterbing§ 
ift  er  Bei  tneitem  ausführlicher  unb  unterrid^teter.  @r  ^atte,  ^mie 
ertoäl^nt,  fd^on  in  jungen  Sauren  eine  f(orentinif(^e  (Befd§id§te  aBge= 

1)  Bernardi  Oricellarii   Commentarius ,   nunc   primum  ex  authentici 
manuscripti  apographo  editus.    Londini  1724,  p.  35. 


16*.  evftcr  3lb|i^mtt. 

fa^t,   in  tüetd^et   er   audf)   biefe    ^egeBen'^eiten  Befc^vieBen,  unb    am 
bet   er   l^ter   ba§  3öi($tigfte   toieber^olt.    58ei  ber  neuen  ^Bfaffung 
l^at  er  jeboi^  au§  bem  55u(^e  ütnceEat^§  35iele§  eingef(o(^ten,  namentUd 
über  bie  ^ataftro^jl^e  ber  Gebiet.     S)er  @ntf(^ru|  ^eter§,   §ülfe  Be 
^arl  äu  fud^en,   tft   Bei  Betben  gleich  motiöirt;   unb  bie  Söorte  ülu 
ceEai^g:  ,,diffidens  cimtati,  consilium  capit  calamitosum  et  ad  re^f^, 
pergit",  bürften  ju  ben  2Borten  @uicciarbini'§  3lnlaB  gegeBen  l^aBen 
er  entfc^Iofe  fi(f),   Bei  feinen  f^einben  ba§  §eil  p  fuc^en,  ba§  er  öon 
feinen  ^^reunben  nic^t  mei^r  ^offte.    S3ei  ber  Unter'^anblung  ^iero's 
mit  bem  Könige  folgt  er  Sftucellai,   ber  mit  il^m  auf  bemfelBen  polx= 
tifd^en  8tanb|)un!te  ftanb;   beffen  Sßorte:    Regi  minime  gratus  con- 

spectus  Petri  fuit • —  oratio  vero,  quia  permagnas  oppor- 

tunitates  afferebat,  secundis  auribus  audita  est,  finb  in  biefen 
Söorten  @uicciarbini'§  öerjüngt:  [Dal  re]  raccolto  benignamente  piü 
con  la  fronte  che  con  l'animo  mitigö  non  poco  della  sua  indignatione 
col  consentire  a  tutte  sue  dimande.  6§  ift  ferner  ba§  ^ämlic^e,  Ujenn 
9luceIIai  fagt :  Petrus  peragendi  negotii  causa  simulans  ad  urbem  redi- 
tum  re  ipsa,  ut  civitatem  solicitam  a  seditionibus  in  obsequio  conti- 
neret,  quam  ocissime  Florentiam  revertit,  unb  menn  ^uicciarbini,  jtoei 
©eiten  tiefer  —  benn  ^ier  ift  ^el^rereg  eingefd^oBen  —  fid^  fo  au§= 
brüdt:  Piero  conoscendo,  questo  esser  principio  dl  mutatione  dello 

stato,  per  provedere  alle   cose   sue si  parti   dal   re,   sotto 

colore  d'andare  a  dare  perfettione  a  quello  che  gl'  haveva  pro- 
messo.  S)ie  5lel^nlic§!eit  in  ben  ©ad^en  fomie  in  ben  Söorten  föEt 
um  fo  mel^r  auf,  ba  in  bem  älteren  Sßerfe  be§  5lutor§,  ter  historia 
fiorentina,  bie  Raffung  eine  gan^  anbere  ift.  ©^  ^ei^t  ba  nur : 
Doppo  molte  pratiche  e  raggionamenti  si  conchiusa  di  dare  in 
mano  del  re  per  sua  sicurtä  le  fortezze  (opere  inedite  III,  108). 
S3ei  ber  Befreiung  t)on  ^^ifa  entnimmt  er  bie  55el§au^tung,  ba^  5l!Ieg 
öon  bem  ßinfluffe  ßoboöico^§  T^er^uleiten  fei,  ber  felBft  gehofft  ^aBe, 
fi(i)  ber  ©tabt  3U  Bemeiftern,  au§  9tuceEai  (Guicciardini,  p.  111) :  Pisani, 
inimicissimi  per  natura  del  nome  Fiorentine  dette  animo  princi- 
palmente  a  questo  moto  l'autorita  di  Lodovico  Sforza.  Rucellai 
(p.  43):  Pisanos  infensos  Florentino  nomini  ad  arma  concitavit. 
Sßörtli(^  ift  ba§  vendicö  ...  in  libertä,  Bei  @uicciarbini  (p.  110) 
gleid^lautenb  mit  9ftuceEai^§  vindicavereque  se  in  libertatem.  @inen 
3ug  l^at  er  nid§t  au§  üluceHai,  nämlid§  eine  äöarnung  be§  (iar= 
binalg  Julian,  moBei  er  genugfam  Öelegenl^eit  finbet,  ba§  f^ür 
unb  Söiber  ^u  Betrai^ten.  Öan^  üBereinftimmenb  mit  ütuceEai  mirb 
bie  ^efc^id^te   öon  ßa^|)oni  erjäl^lt,    junäd^ft    hk  S5efd^reiBung  be§ 


£)b  ©uicctarbini  butd)au§  aU  ducöe  ju  betrad^tcn  jet.  *17 

lUanne§:  Petrus  Capponius,  nobili  genere  clarisque  maioribus 
üitus,  vir  ingentis  spiritus  et  tum  legationis  princeps,  cuius  ani- 
inum  antiqua  virtus  ac  suorum  in  patrium  fortia  facta  accende- 
baiit.  —  Piero  Capponi,  un  de  quattro  deputati,  huomo  d'ingegno 
e  d'animo  grande  ed  in  Firenze  molto  stimato  per  questa  qualitk 
e  per  essere  nato  di  famiglia  honorata  e  disceso  di  persone,  che 
liavevano  potuto  assai  nella  repubblica.  ©oEte  t)on  einem  fo  treff= 
liiijen  5Ranne  ntd^tS  @tgenti§iimli($ere§  3u  Berichten  getnefen  fein? 
^mmer  bleibt  bemerfenStnert^,  ba^  ^uicciarbini  bie  „tapferen  ^l^aten" 
in  „genngfame  ^ad§t",  bie  ©ntflantmung  ber  ©eele  in  „biele  «&od§= 
ad^tung"  beränbert.  .&ierau|  tnirb  hk  ^anblung  felbft  üon  @utcciar= 
bini  nid§t  minber  mit  ben  SBorten  9luceIIai'§  eraä^It;  jebod^  tnenn 
biefer  ßapljom  fagen  lö^t:  „2öit  tooEen  |üt  nnfere  üte^nbli!  forgen, 
ba  ber  ^önig  fo  unbiEig  ift",  fo  legt  i^m  ©uicciarbini  baS  berühmt 
getüorbene  äöort  in  ben  ^Innb:  „Sto^t  in  enere  trompeten,  ttJtt 
iüoEen  an  unfere  &iodm  fd^lagen" ;  eine  5lbmei(i)ung ,  bie  ber  Sage 
ber  S)inge  unb  ber  3BaT§rf(^einli(^!eit  nic^t   eben  fel)r  angemeffen  ift. 

©nicciarbini  folgt  babei  ber  Sirabition,  bie  er  fd§on  in  ber 
istoria  fiorentina  mitget^eilt  §atte.  ;^(f|  toerbe  fpäter  nod^  ein  Söort 
barüber  i^inäufügen.  g^if^ßi^  ^^^  ©räö^lungen  @uicciorbini'§  unb 
ÜtuceEai^g  befielt  über^au:pt  eine  getoiffe  5amilienä^nlid§!eit.  @ie 
beginnen  beibe  mit  bem  (Sinbrud^e  Äarl§  VIII.  in  Italien,  ben  fie 
aU  eine  gro§e  @^3od§e  betrad^ten.  Sie  geben  beibe  \)U  meifte  (Sd^ulb 
ben  f(^lec^ten  ^ftaf^fd^lägen  ber  dürften.  Rucellai  (p.  3) :  et  quoniam 
pleraque  simultate  atque  ambitione  principum  magis  quam  bonis 
artibus  acta  gestaque  sunt.  SSeibe  ^aben  e§  auf  ^rma'^nnng  unb 
Söamung  für  bie  3u!unft  abgefe^en.  3n  ber  ©jpofition  ber 
Sage  bon  Sftalien  ftimmen  fie  infofern  faft  toörtlid^  pfammen ,  aU 
fie  auf  ba§  ©leid^getoid^t  ber  italienift^en  5Jlä(f)te,  meld^eS  burd^ 
Soren^o  5Dlebici  unb  ben  ^önig  gerbinanb  bon  ^^lea^el  aufredet  er= 
Italien  toorben  fei,  großen  2ßertl§  legen.  Rucellai  (p.  4):  Lauren- 
tius  .  .  ,  ea  assidue  agitare,  quibus  res  Italiae  .  .  .  examine 
aequo  penderent.  Guicciardini :  che  le  cose  d'Italie  si  mantenessero 
.  .  .  bilanciate. 

SSei  beiben  fud^t  f^r^i^binanb  bie  ßntrüftung,  ben  |)a§  feine§ 
©o^ne§  gegen  Submig  ben  SJlo^ren  au§  9tü(ffid^t  auf  hu  3öo]^lfal§rt 
bon  Sftalien  p  3ä]§men.  Rucellai  (7  —  8)  :  Ferdinand!  patris  consiliis 
admonitus  est,  ne  affini  opitulando  Italiae  statum  pessumdaret.  — 
Guicciardini  (p.  5) :  Ferdinande  avendo  piü  innanzi  agli  occhi  l'utilitä, 


18*  ßrftet  ^ilbfdömtt. 

presente,    che  l'antica   inclinazione ,    o   rindignazione  del  figliuolo 
benche  giusta,  desiderava  che  Italia  non  si  alterasse. 

S)a§  entfc^etbenbe  S5er^ältnt§  in  5!)latlanb  fd)tlbern  fie  mit 
äiemlid^  gleichen  Söorten :  Sfo^ann  ^aleaa^o  ^abe  nichts  a(§  ben 
^Zamen  ber  .g)en:|c§aft  ge^aBt,  Sobobico  bagegen,  toie  e§  bei  S^lucellat 
l^eißt:  arces,  aerarium,  arma,  jura,  .  .  .  opes  cunctae;  Bei 
@uicciaxbini :  le  fortezze,  genti  d'arme,  11  tesoro  e  tutti  i  fondi|i 
menti  dello  stato.  >^ 

3ll§  ben  üorne^mften  Xlt^eber  be§  UnglüdS  Betrat^ten  Beibc 
QUejanber  YI.  ^ei  ber  g^araüetifti!  läfet  (Suicciarbini  ben  Talenten 
nnb  ber  ^l^atfraft  5lle?anber§  me^r  ^eted^tigleit  toiberfa'^ten ;  tüenn 
bann  S^luceEai  fagt:  non  contentus  suis  alienas  animo  jam  opes 
in  vaserat ,  neque  has  quibus  modis  assequer  etur ,  dum  sibi  filiis- 
que,  quos  plurimos  susceperat ,  pararet,  quicquam  pensi  habebat; 
domestico  dedecori  addens  immoderatam  imperii  cupiditatem  — , 
fo  Üingt  e§  in  ben  Söorten  @nicciaxbini^g  burd^ :  avarizia  insaziabile, 
ardentissima  cupiditä  di  esaltare  in  qualunque  modo  i  figliuoli,  i 
quali  erano  molti. 

2ßir  finb  toeit  entfernt,  fagen  p  UJoEen,  ba^  ülncelCai  öon 
@nicciarbini  co^irt  toorben  fei;  aBer  einen  nid^t  geringen  6influ§ 
l^atte  ber  ältere  5lntor  o^ne  S^^if^i  ^^]  ^^^  jüngeren  gi^ennb  nnb  Be= 
ftintmte  bie  gaffung  beffelBen.  SSei  bem  5ln§Bmc§e  be§  Krieges  n)irb 
Bei  ber  ^IBfal^rt  ber  giotte  geberigo'S  l^inaugefügt :  feit  nte^r  al§  60 
Salären  mari  nostro  nulla  fuit  vel  numero  major  vel  militari  ap- 
paratu  instructior.  Söenn  ^nicciarbini  biefelBe  SSemerfnng  an  ber= 
felBen  ©teEe  toieberl^olt  — ,  feine  SGßorte  finb  con  armata  senza  dubio 
maggiore  e  meglio  proveduta  che  giä  molti  anni  innanzi  avesse 
corso  per  il  mare  Tirreno  (71)  — ,  fo  lä^t  fid^  ba§  ni(^t  anber^ 
erÜdren  a(§  baburc§,  ba^  i^m  9ftnceHai  eBen  anr  §anb  njar.  ^le^nlicfie 
Sbentitäten  be§  5ln§bm(i§  finben  fit^  bnrd§  ba§  gange  S3n(^,  3.  ^. 
Bei  ber  SCßiebereroBerung  5^ea^el§  bnrrf)  g^^'binanb,  n)o  SfluceEai  fagt: 
oppresseratque  maturam  jam  ac  prope  erumpentem  defectionem, 
nnb  önicciarbini:  repressero  la  ribellione  che  giä  boUia,  n)ie  benn 
bie  Beiben  ßr^äl^lnngen  l§ier  üBer^aupt  einanber  na]§e  Berül^ren.  ^Iler= 
bingg  finben  fi(^  aBer  aud^  öiele  5lBtoeid§nngen :  5!)land§e§  öon  bem, 
njag  9ftuceEai  melbet,  ]§at  ^nicciarbini  offenBar  öertooi-fen.  Ment= 
^aCBen  getoa^rt  man  feinen  eigent^ümlid^en  nnb  felBftänbigen  @eift. 

3öa§  i:§m  eigentümlich  angel}ört,  finb  bie  2)i§cui'fe,  bie  er  ein= 
fXi^t.  @§  fann  :^ierüBer  nid^tg  Bele^^renber  fein,  al§  au  öergleid^en, 
ttiag  SHuceltai  öon  ber  SSerufnng  ^iero'g  bnrd§  .^arl,  Don  bem  9tat:^e 


SSott  bcn  ^tUn  ©utcctorbtnt'g.  *19 

S5enebtg§  1)uxbti,  unb  toa§  (Suicciatbim  eben  babon  er^äl^It.  Wan 
tüirb  inne,  bag  ber  ße|te  ben  Z^ai]aä}en  au^  ntd^t  ba§  TOnbefte 
l^in^ufügt,  aber  bon  ber  @emüt^§lage  pero^g,  bon  ber  ©etoo^nl^eit, 
3iemanben  um  9tat^  3U  tragen,  unb  ber  @efaT§r  berfelben  manci)erlet 
gute  S5emer!uugen  macf)t. 


^ 


4.     S5on  ben  ^eben  ^uicciarbini'g. 


^ünf  ^a^xe,  na($bem  ba§  Sßer!  ^uicciarbini'^  juerft  erfd^ieuen, 
fd^rteb  ^o^aun  SSobin  im  methodus  ad  facilem  historiae  cognitio- 
nem,  cap.  IV,  bon  bemfelben:  „Est  mirum  in  eo  Studium  veritatis 
inquirendae.  Fertur  epistolas,  decreta,  foedera  ex  ipsis  fontibus 
hausisse  et  expressisse.  Itaque  frequenter  occurrit  illud:  „locutus 
est  haec  verba",  aut  si  ipsa  verba  defuerint:  „locutus  est  in  haue 
sententiam."  ^au  fie!)t,  bie  5[)leiuuug  33obin§  ift:  bie  S^tebeu  bei 
Öuicciarbini  feien  ed^t,  unb  er  unterfc^eibe  fogar,  tüo  er  bie  eigent= 
tid§en  äöorte  unb  mo  er  nur  bie  (SJebanfen  feinet  9tebner§  anführe. 
2)iefe  ^O^einung,  oBU)o^l  nid^t  o^ne  einigen  2öiber|)3rud) ,  ^at  fii^ 
boc^  bi§  auf  ben  :§eutigen  Sag  (gefc^rieben  1824)  erhalten:  um  ©i§= 
monbi'§  nic^t  an  gebenfen,  fo  ^at  notf)  bor  fünf  i^a^^ren  5)}ierre  £)aru 
biele  bon  jenen  kleben  in  feine  bene^ianifd^e  @efc§id^te  aufgenommen  unb 
erflärt,  anbere  finbe  er  nicfeit  fo  autT§entif(^  (III,  eh.  25).  S)iefe  5lnna^me 
toürbe  allein  bann  begrünbet  fein,  toenn  man  menigftenS  einige  an= 
führen  !önnte,  bon  benen  e§  anbertoeit  getei^  märe,  ba^  fie  fo  unb 
fo  gehalten  morben,  toenn  man  nad^toiefe,  ^uicciarbini  fteEe  fie  aud^ 
nid^t  anber§  bar.  @in  fold^er  35emei§  ift  meinet  Söiffens  bon  ^ie= 
manbem  gefü:§rt  morben.  SBie  aber,  toenn  ftd^  :§erau§fteEt,  ba§  felbft 
hieben,  bon  benen  ©uicciarbini  autl§entif(^e  ^a(^rid§t  ^aBen  !onnte, 
ja  mu^te,  ettoa  f(orentinif(^e,  bei  if)m  im  3öefcntlid§en  beränbert  ftnb  ? 

3n  feinen  Kommentaren  (p.  108)  gebeult  giUppo  ^flerli  einer 
Sdebe,  toelc^e  ©oberini  im  großen  ütat^e  ^u  f^Iorenj  gehalten:  fie  fei 
fd^ön  unb  für  ben  x^dü  paffenb  getoefen;  er  '^abe  fie  gehört.  S)arin 
^abe  ©oberini  atte  feine  Staaten  in  ben  ganzen  3e!)n  ;3a5ren  feiner 
SSermaltung  aufgeführt,  fic^  aber  unb  atte§  ba§  ©eine  bargeboten, 
eine  freie  S5erfaffung  3U  erhalten.  Sarmignola  fage,  „ber  .^neg 
toerbe  allein  toiber  i^n,  ben  ©onfaloniere,  geführt;  nun  fei  er  Bereit, 
ab^ubanfen,  aber  nur,  toenn  ba§  S}ol!  eg  gut  ^ei^e,  toeld§e§  i^n  ein= 
gefegt,  ^n  beffen  §änbe  ergebe  er  fic^  gäuälid^."  5Dftan  fie^t,  ha^ 
©oberini^§  9ftebe  gan^  |)erfönlic^  toar  unb  auf  x1)n  felBft  ging,    «öierau 

ö.  gflan!e'§  Söetle  XXXIII.  XXXIV.  SRotn.  unb  Q^xm.  SSölIer.  3.  5lufl.     *2 


20*  ßtfter  2lbfd^nitt. 

nötl^igte  i^n  feine  (Be\af)x  unb  bie  Sage  ber  <Baä)m.  ^flun  ^at 
©uicciaxbtni ^)  biefelBe,  bod§  nein,  niä)i  biefelBe,  fonbern  ftatt  i'^rer 
eine  anbere  Sftebe.  S5ei  i^m  fagt  ©oberini  bon  feinen  jel^njä^^rigen 
2^^aten  ni(^t§;  öielme^r  ift  nac^  einem  furzen  Eingänge,  too  er  fel^r 
matt  t)on  fid^  f priest,  fein  eigentlidieS  S^'^ema:  „bie  ^ebici  toürben 
mit  nid^ten  fo  toieberlommen,  toie  fie  gegangen'';  ein  2:^ema,  ba§ 
au(^  (5i§monbi  an§  i^m  ei'cer|)itt,  at§  toäre  ©oberini  ni(i)t  bnrd^ 
unb  huxä)  ein  ^o:|3o(are  getoefen,  unb  a(§  l^ätte  er  bie  5)tebici  fo  leiben 
tooEen,  toie  fie  fi(^  auöor  öer^alten  Ratten.  S)er  ©c^InB  ift  triebet 
fel^r  matt  unb  enthält  im  ^rnnbe  nid§t§  aU:  „Tuus,  o  regina,  etc." 
@§  ift  beutlic^ ,  tüie  fe^r  biefe  hieben  in  ^Jleinung  unb  äöorten  öon 
einanber  aBweic^en.  @nicciarbini  !am  e§  nid^t  auf  bie  Söa^ir^eit  an; 
W  barauf  folgenbe  ^nttDort  ber  5}tebici  tüoEte  er  DorBereiten.  S)a5er 
ld|t  er  aud^  bie  35erati^ung  in  ben  @onfalonen  unb  bie  großen  fc 
Bietungen  für  ©oberini  tüeg. 

äöenn  nun  5^erli  fagt,  biefe  Siebe  fei  bod^  molto  elegantemente 
öon  ^t.  @uicciarbini  gefd^rieBen,  fo  er!ennt  man,  ba§  er  bamit  nic^t 
fagen  miE:  „toal^r^^aft" ;  fonft  toürbe  er,  ber  fie  gel^ört  imb  nur  in= 
birect  referirt,  \iä)  ni($t  bie  ^Jlü^e  gegeBen  ^aBen,  bie  t)on  ber  S)ar= 
fteEung  @uicciarbini'§  aBtoeit^enbe  SBa^r^eit  barüBer  mit^ut^eilen. 
^Ber  man  er!ennt  äugleid^,  ba^  bamalg  !ein  5D^enf(^  in  Italien  t)on 
einer  :^iftorifd§en  SR;ebe  aud^  mti)x  forberte,  al§  ©legans.  Unb  fo 
!önnen  \id)  bie  Oleben,  toeld^e  ^uicciarbini  üBer  |)o|)oIare  unb  arifto= 
fratifd^e  S^ertoaltung  na{^  ber  S5ertreiBung  ^iero'§  galten  lä^t,  nii^t 
auf  ba§  3^ugni§  5^erli'§  ftü^en,  ber  fie  elegant  nennt. 

§at  nun  ©oberini  menigfteng  bamal§  eine  9lebe  gel^alten,  too 
il^n  (SJuicciarbini  eine  l^alten  lö^t,  fo  ift  in  anbern  gäEen  felBft  bie§ 
(ge^altenfein  fe]§r  ätoeifel^aft.  S3efonber§  merlmürbig  unb  oft  mieber= 
l^olt  ift  bie  3^ebe,  bie  er  bem  beutfd^en  Könige  gu  ß^oftni^  1507  in 
ben^unb  legt  (YII,  381).  S5ir!en  'l^at  fie  in  ßurialftit  geBrad^t; 
§äBerIin  fagt:  „@r  ^ielt  in  eigener  ^erfon  eine  nad^brücfüd^e  Siebe"; 
bie  5^eueften  ^aBen  @inige§  barauö  aufgenommen.  2Öäre  e§  ma^r, 
toie  toürben  bie  SSeBel,  bie  <g)utten  ben  ßicero  auf  bem  ^^^rone  ge= 
^riefen  l^aBen!  ^nä)  öon  anberen  ©eiten  berne^men  toir  öon  einer 
ülebe,  bie  ^O^ajimilian  ge'^alten  ^aBe;  $etru§  ^Jlart^r  fagt:  „ferunt 
Maximilianum  pro  concione  orationem  luculentam  habuisse,  de 
coniuge  rapta,    filia    repudiata  et    alia  id  genus."  ^)     üloo,  jebod^ 

1)  II,  IX,  p.  11. 

2)  Epistola  358. 


Söott  ben  ^ihixi  ©uicciarbint'g.  *21 

Ttii^t  ettoa  5ttttl§emtu§ ,  ioie  f^uc^^  fagt,  ^at  tüentgften§ :  „ferunt 
Caesarem  dixisse,  centies  centena  aureorum  millia  e  suis  opibns 
reipublicae  impensa  fuisse  hactenus"  ^).  2ßa^tf(f)etnti(^  ^at  biefe 
©t^ä^Iung  fotgenben  Urfprung.  5luf  biefem  9tet(^§tage  inarb  eine 
©(^rift  unter  bem  mittel:  „^ur^er  ^Begriff,  toaS  (iJeftalt  nnb  ^Dfleinung 
ber  9ftömifc§e  Äönig  BiS'^ev  t)on  be§  9^eid§§  5^u^en  wegen  ge^^anbclt, 
fürgenommen,  bargeftretft  unb  get^an"  ^),  bon  bem  ^ijnige  feI6ft  ben 
©tänben  mitgefreut,  ^n  berjelBen  fielet  aUerbingS:  öon  ben  ^•i6= 
tanben  IjaBe  ber  Ä^önig  üBer  100  ^al  100,000  (S5ulben  em|)fangen. 
5lEerbtng§  Beginnt  fie  Don  ben  Kriegen  gegen  ßubmig  XI.,  fät)rt  mit 
ber  SSretagner  §eirat^,  bem  TO^gefd^icC  5[Jtargarett)a^§  unb  ä^nlid^en 
S)ingcn  fort  unb  enbigt  mit  einer  Ermunterung,  ^flun  f(^eint  e§, 
ha^  fid)  ber  S^tuf  einer  ütebe  auf  biefe  ©d^rift  grünbete.  ^Ber  fte 
ift  nid^t  d)iva  felBft  in  @uicciarbini'§  §änben  getoejen,  ber  üBer^aupt 
bon  bem.  9fieii^§tage  äu  (S^oftni^  eine  fet)r  unrit^tige  S5orfteEung  tjai; 
er  fagt:  c§  fei  feit  langen  i^a^ren  nie  einer  fo  frequent  getoefen,  oB= 
gleich  gemi^  ift,  ba^  nur  ein  einziger  ^urfürft  i^n  Befud^t  l^at. 
^ie  ülebe,  bie  er  ben  ^atfer  galten  lä^t,  i^anbelt  bon  bem  ©d^im^f, 
ber  geringer  fein  mürbe,  mofern  bie  S)eutf(^en  nur  an  ftd^  ber  ^ladfit 
ber  ^ran^ofen  nad^ftünben,  mofern  nur  nod[)  bie  alte  @ntfd§ulbigung 
ftatt^ätte,  e§  gelte  me§r  ba§  S^ntereffe  öon  Oefterreii^  al§  öon 
^eutfd^lanb.  OB  er  tüol^l  gerabegu  fagt:  „5ll§  ber  ßärm  geenbet, 
rebete  ber  ^aifer  biefe  5!Jleinuug",  fo  glauBte  er  bod^  tool^l  felBft 
nid^t,  ha%  S)eutfi^e  einmal  feine  <Bai^tn  für  toal^r  l)alten  mürben. 
5lBer  bie  unenblid§e  3Beitf(^toeifig!ett  ber  S3ir!eu  unb  ber  ^JlüHer, 
bie  ni{f)t  baö  ^Jlinbefte  megplaffen  magen,  unb  ber  ^^lame  f^ugger^, 
ben  man  \pähx  an  ben  ©l^renfpiegel  !nü|)fte,  l^aBen  biefe§  bo(^ 
Bemirft. 

Sn  btefen  erbtd^teten  Sieben  !ann  e§  brei  (Srabe  geBen:  bie 
S5eränbcrung  gehaltener,  bie  Erbic^tung  nie  gehaltener,  bie  Umgeftal= 
tung  ber  2^l)atfa(^en,  um  ju  einer  erbid^tcten  Sflebe  ju  gelangen. 

S)er  britte  ^rab  ift  ol)ne  3^#^  ^^^  ftär!fte  unb  eine§  «&tfto= 
lti!er§  nid^t  fe^r  mürbtg. 

I         ^ä)  !ann  nid^t  öerfd§metgen,  ha^,  mie  bie  Siebe  ©oberini'S  ber= 

1  önbert,  bie  be§  ^aifer§  erbidE)tet,  fo  eine  britte  tiorlianbeu  ift,  mo  @uic= 

ciarbint  ber  ^efd^idite  untreu  getoorben  ju  fein  fd^eint,  um  fte  l^alten 

laffen  3u   fönnen.     @§   ift  bie  Sfiebe  §ieront)mo   ^orone'§   in  bem= 


1)  Annales  Austriaci,  p.  484. 

2)  ©ebtudt  in  ©^alatin,  fieben  griebri(i^§  be§  2Beifcn,  p.  91. 


22*  ß^ft«  5lB|(^nitt. 

felben  ?n6f($nttt  be§  15.  5Bud^e§,  ben  ber  ©efditc^tfd^reiBer,  tute  oBen 
geseigt  tüorben,  tJorne'^mltd^  naä)  (BaUa^^o  t)erfa§t  ^at.  Söenn  @a= 
leaa^o  (IV,  192)  n-^ä^t,  ^Jlorone  fei  Bei  gron^  Storaa  in  $iaäiö^e= 
tone  gettjefen,  Beibe  Tratten  nad^  ^ailanb  getooEt,  toären  aber  but(^ 
bie  ^flä^^e  be§  f^einbe^  gefdöretft  tooiben  nnb  nac^  ^atiia  gegangen, 
fo  er^ä^^It  ^uicdarbini  jinar  Beinal^e  ba§  ^ämCid^e,  bo(^  nnr  üon 
@fotäa.     ©tatt  ha^  (BaUa^^o  fagt:  Sfortia  et  Moronus,  nihil  diffe- 

rendum  rati,    statim  Mediolanum  gressum  dirigunt; et  vix 

duo  milliaria  praetergressi  erant,  cum  etc.,  ftatt  ba§  berfelBc  an§= 
brüdlid^  fagt:  poenituit  duces,  qui  Mediolanum  venerant,  capti  con- 
silii,  praesertim  Frincipe  et  Morono  ahsentibus,  lä^t  ^uicciatbint 
^toax  Sforza  gurütfge^en,  aBer  ^JJlorone  Bereite  bor^er  nad§  ^ailanb 
gelangen  unb  ba  eine  ülebe  Ijatten.  äöenn  ivgenb  ein  anbetet  ^enfi^, 
fo  mu^  @aIea5äo,  unb  toenn  irgenbtüo,  fo  mu§  et  "^iet  glauBtoiiibig 
fein,  ba  et,  n)ie  et  Don  fic^  felBft  fagt,  aud^  auf  5Jlotone'§  üleifen 
(domi  forisque)  ben  SStieftoed^fel  beffelBen  Befotgte  ^)  unb  o^ne  ätocijel 
i^n  aud)  ^iet  Begleitete,  ba  bet  ^tfd^lu^,  ben  i^m  @uicciatbtni 
äufd^teiBt,  e^tenlJoE  genug,  buT(i)  eiren  glücElid^en  5lu§gang  gefrönt 
unb  !eine§n)eg§  äu  üetfc^toeigen  tvax.  @uicciatbini^§  S^ugni^  !ann 
1§iet  um  fo  Ujeniget  gelten,  ba  et  an  eBen  bet  ©teile,  n)o  et  öou 
^aleaääo  aBmeid^t,  i"§n  gu  @tunbe  5u  legen  forttä§tt.  Senn  feine 
Söotte:  „non  ridotta  dentro  la  copia  delle  vettovaglie  consueta, 
difficili  i  modi  del  fare  provedimenti  de'  danari  de'  ripari  non 
havendo  alcuno  atteso  a  conservargli",  fonnen  i§ten  Urfl^nng  au§ 
ben  SGßotten  (Salea^^o'ö:  „cum  neque  vallum  urbis  refectum  inve- 
nissent  neque  farinam  ad  panem  confi-ciendum  aut  ügnorum  copiam 
in  urbe  esse  intellexissent",  nid^t  tjetleugnen.  <3oEte  et  nut  gc= 
toünfd^t  ^aBen,  Wk  anbete  !Iuge  5lnf(^(äge,  aud^  ben  ^ian,  ^ailanb 
5U  betlaffen,  einem  ^talienet  3U5uf(^teiBen  ?  S3ieEeidf)t  nioEte  et  nid)t§, 
al^  bie  fonbetBate  ßage,  too  gütft  unb  S3ütget  einanbet  getteu  finb, 
aBet,  n)ie  fe^t  fie  e§  aud§  toünfd^en,  einanbet  nic^t  p  untetftü^cn 
öetmögen,  um  fo  beutlid^et  matten. 

.^iet  niu§  id)  nun  aut^  ben  Betufenen  S5otttag  Betü'^ten,  ben 
5lntonio  ^iuftiniani  im  8.  Suc^  unfetet  ^efd^id^te  an  ^ai'imilian 
rid§tet.  ^n  bet  ©toet^fc^en  5tu§gaBe  be§  ^uicciatbini  finben  fic^  ge= 
toiffe  33ettad)tungen  übet  ba§  äßet!  beffelBen  t)on  ©iobanBattifta 
ßeoni,  tüdd)t  Befonbet§  SSenebig  unb  ben  <g)et3og  t)on  UtBino  gegen 
i]§n  fettleibigen,    ^n  bem  6.  S5ud)e  biefet  ^ettai^tungen,  p.  92,  beutet 

1)  Capellae  praefatio  in  commentarios  ad  Franciscum,  duc.  Med. 


53on  ben  hieben  ©ukciarbini'^.  *23 

Ütoni  an,  er  ^aBe  bie  ^nfttuctton  ©tuftiniam^S  gefeiten  uttb  bürfe 
nur  bat)on  ni(i)t  gerabe  l§erau§  teben ;  bod)  fei  fie  !eine§tt)eg§  f o  unter= 
uiiirfig  getüefen ,  tüte  ber  @efd^i(^tfd§reiBer  melbe ;  fie  ^abe  öietmel^t 
auf  eine  Ermunterung  ber  freien  9teid§§ftäbte  3um  SCßiberftanbe  gegen 
biefen  ^rieg  gelautet.  @r  fagt  ferner,  bie  S3eglau]6igung§f(f)reiben, 
iuc(d§e  ^iuftiniani  an  ^Jlajimilian  mitgegeben  loorben,  l^abe  er  felBft 
bei  ben  Erben  beffelben  gefunben,  fo  ba^  jener  niemals  öor 
bcn  ^önig  gefommen  fei:  benn  toie  folle  er  bann  nid^t  bie 
Si^reiben  abgegeben  l^aben?  ^n  ber  Tifat  fei  ^iuftiniani  bon  bem 
^M{{f)of  bon  irient  al§  ein  ©i-communicirter  3urü(ige  = 
tiuefen  tüorben.  E§  ift  !ein  @runb  t)or!)anben,  ßeoni^S  ^er= 
fic^erungen  3u  mißtrauen,  ^ennoi^  ]§at  ^uicciarbini  t)on  feiner 
iKebe  fo  ftar!  t)erfi(f)ert,  tüie  bei  biefer,  fie  fei  ec^t:  „e§  feien  bie 
oit^enen  Söorte  be§  ©efanbten;  er  ^abe  fie  nur  au§  bem  ßatein  in 
bie  S3ulgärf|)rac§e  gebrad^t."  §ier  finben  tüir  un§  in  bem  j^aUt, 
einen  bon  Seiben  einer  abfid)tü(^en  S5erfälfd§ung  ber  SBa'^r^eit, 
uietc^e  nid§t  Erbid^tung,  fonbem  gan^  anberS  3U  l)ei§en  berbienen 
unirbe,  auflagen  p  muffen,  ^lur  einen  einjigen  5lu§tr)eg  fd^eint  e§ 
VI  geben.  5Jlan  pflegte  nämlii^  bama(§  in  "^öl^eren  unb  niebrigeren 
3e^ulen,  ja  aud^  au^er  benfelben  pr  Hebung  Sieben  fo  gut  für  ein= 
mal  ba  getüefene  al§  für  fingirte  güEe  au§(^uarbeiten  unb  fie  3U= 
tu  eilen  felbft  befannt  p  machen.  S5on  biefen  5lrbeiten  1)abcn  einige, 
ruie  id§  no(^  ju  geigen  gebenfe,  l^iftorifc^eS  ^Infe^en  erlangt.  E§  ift 
nic^t  untoa^rfd) einlief ,  ba^  jene  9ltebe,  toeldie  ber  S)octor  S^acob 
Ircter  gu  Stettin  im  ^al^re  1613  in  einem  alten  Exemplare  ber 
^*t)ronif  ^l)ili]D^§  bon  Bergamo  angefd^rieben  fanb,  folrf)  eine  Uebung 
i^iüefen ,  eine  getüiffe  ^Verbreitung  gefunben ,  au(^  ©uicciarbini  jur 
Oanb  gefommen  unb,  obmo^l  fie  ba»  falfdlie  S)atum  be§  25.  Wäx^ 
1509  trägt,  bon  biefem  für  ei^t  gel)alten  tüorben  fei.  2)ann  fann 
er  mit  Söa^^r^eit  fagen:  „trasferendo  le  parole  latine  in  voci  vul- 
gari";  nnb  ßeoni^§  S5erficl)ernngen  fönnen  bennod^  befielen.  ^Ber 
bie  Ed^t^eit  ber  9ftebe,  bie  aud^  in  fid§  bie  allergrößte  llntr)a5rfd§ein= 
li Gefeit  'i)ai,  Bleibt  freilid§  ungerettet. 

äÖir  erfennen,  baß  bon  ben  kleben  @uicciarbini'§  einige  l^öd^ft 
ina^rfd^einlid^  niemals,  anbere  tcenigftenS  anberS  geilten  iporben,  olS  er 
evaä:^lt ;  unb  tüir  ertüarten  noc§  ben,  ber  nur  bon  einer  einzigen  Betüeifen 
!ann,  fie  fei  gans  ed^t.  ^e^men  tüir  T^in^u,  baß  äutoeilen,  nadljbem 
^Xebe  unb  ©egenrebe  ausgeführt  finb,  ber  eigentlid^  Betoegenben  ©rünbe 
boc^  erft  liinter  Beiben  gebadet  tt)irb,  toie  IV,  209—214  Bei  ben  Er= 
örterungen  über  ben  58unb  SßenebigS  mit  ßubtpig  XII.,   fo  ift  nod^ 


24*  etflct  5lbj(i^nitt. 

beutlic^er,  ba§  fte  Blofe  bem  S)t§cur§,  ber  SSetrac^tung  eine§  tjorüc* 
genben  @egenftatibe§  nac^  atten  Letten  unb  ieber  ^ögttc^fett  btenen, 
ha^  fte  aber  mit  :§tftortfi^ett  gUlonuntettten  ]o  gut  tute  ntc^tg  gemein 
ijabm.  ^iä}i  aEein  ba§  SSeif|3iel  ber  5l(ten  reiate  ^ier  (^^uicdarbini ; 
hk  ^elel^rten  bamaliger  Seit  :^attett  fi(^  fo  je^^r  in  bie  antue  ^Jlanter 
öertieft,  ba^  biefelbe  Stimmung,  auf  bie  Siöiu§  traute,  alö  er  erbid^= 
tete  fReben  in  feine  5De!aben  einsufted^ten  toagte,  aud^  bamat§  bem 
@efd)id§tf(^reiber  tnie  öon  felbft  entgegenlam. 


5.    SJon  ben  falfd^en  ©r^d^Iungen  @uicciarbini'§. 

2Bir  unfereg  Drte§  ^aben  einen  anberen  SSegriff  öon  ^efd)id§te. 
^adtt  Söa^r^eit  o^ne  aEen  ©d§mu(l,  grünblid^e  ßrforfc^ung  be§ 
©inaeinen ,  ba§  Uebrige  @ott  befo^^len ;  nur  fein  (Srbid^ten,  aui^  nic^t 
im  ^teinften,  nur  !ein  ^irngefpinnft. 

5ln  unb  für  fid^  lä^t  fid§  nun  tjon  bem  oben  angebeuteten 
Sßerfa^ren  @uicciarbini'§  beulen,  ba§  e§  babei  nid^t  o^ne  mand^erlei 
Sfrrt^ümer  abgegangen  fein  !ann.  ^n  ber  2;T§at  finbet  fid§  i^rer  bie 
^O^lenge.  ^ä)  mU  Uo^  M  einigen  ber  toid^tigften  fte^en  bleiben, 
mit  benen  ettoa  bie  SGßenbungen  ber  2)inge  in  eine  falfd^e  ?lnfid^t 
gerüdtt  tu  erben. 

^tobeiung  ^P^iailantS  t)on  1499. 

3n  ^alea53o  ©anfeüerino  fteEt  ^uicciarbini  ha^  ^O^ufter  eines 
feigen  S5errät^er§  auf:  „er  ^abe  Slleffanbria  redf)t  mo^l,  ja  baS 
ßanb  jenfeit  be§  ^o  fe^r  leidet  bef(^ü^en  !önnen;  er  ^abe  3000  ju 
gu§  unb  2400  ^ferbe  gel^abt;  aber  ^ftiemanbem  1)dbt  er  ein  Söort 
gefagt,  al§  Suaio  ^Jtalöeaao,  unb  fei  ]^eimlid^  baöongegangen"  ^).  ^n 
3lieffanbria  ift  'bk  @ntfä)eibung  be§  ganjen  Krieges ;  ^ier  toar  @r* 
forfd)ung  unb  @eti:)i§:^eit  öor  attem  öonnöt^en. 

^flun  ^aben  mirSoboöicoSforäa^g  eigenen  S5erid§t,  in  bem  toirlefen^) : 
„^aleajäo  ^abt  2000  ju  ^ferbe  unb  400  5!Jlann  ju  ^ufee  ge:§abt  —  toel« 
d^e§  gan5  ba§  alte  Söer'^ältni^  italienifdjer  .^eere  ift  — ;  aber  megen  ber 
Ueberjal^l  ber  franjöfifd^en  ^ferbe  ^abe  er  baS  gelb,  tüegen  ber  gro* 
|en  Sßirlung  be§  franaüfifd^en  Öefd^ü^e§  bie  ©tabt  nid^t  3U;  galten 
ijermod&t."   ^uicciarbini  fagt :  „bie  SSornia  fei  ausgetreten,  unb  ba  ^abt 

1)  IV,  239,  228. 

2)  Commissione  di  Lodovico  Sforza  ad  Ambrogio  etc.  in  Cario, 
Hißtoria  di  Milano  979. 


S5on  ben  falfcf)en  dx^atjlm^en  ©uicctatbini'i.  *25 

(^mleaa^o  angreifen  muffen" ; "  aber  toie  foEte  bie§  nid^t  eBenfo  ]^in= 
bei({d§  für  i:^n  getüefen  fein,  ai§>  für  ben  geinb?  —  UeBriöeng  l^atten 
]a  hk  gran^ofen  bie  feften  Orte  ju  Beiben  (Seiten.  —  g^lun  fäl^rt 
^'obobico  fort:  „I  nostri  furono  costretti,  far  prova,  se  con  l'uscire 
fuora  si  potevano  salvare,  come  speravano  poter  fare,  promesso  11 
passo  libero  dal  Sig.  Constantino  in  Monferrato."  hiermit  ftimmen 
bie  S3riefe,  toeld^e  S^togmini  in  ber  Vita  di  Triulcio^)  mitt^eilt: 
„Signore  Galeazzo  con  tutta  la  gente  d'arme  usciteno  fuora  et  se 
ne  veneno  via",  nnb  ein  anberer:  „Se  levarono  et  preseno  diverse 
vie",  treff(icf)  üBerein,  unb  man  fie^t,  ba  bie  <Biaht  nic§t  ju  Italien 
mar,  ha%  ^aUa^^o  fein  S5ol!,  bie  bome^mfte  ^JJlad^t  feine§  ^erm, 
311  retten  fud§te.  ^n  ber  %1)ai  enttarn  ber  größere  5tl§eit  öon  i^nen 
md)  ^onferrat;  aBer  ^ier  tourben  fte  rotta  la  fede,  toie  Soboöico 
fagt,  boc§  ge|)Iünbert.  2)ie§  ift  o^^ne  S^^eifet  bie  Sßatir^eit;  too^er 
eiitnatim  nun  ^uicciarbini  feine  gan^  falfcfie  Sluffaffung?  @r  Bilbete 
fic  fid),  tüie  mir  fd^eint,  au§  be§  Corio  historia  di  Milano,  p.  972.  2)em= 
felBen  ßorio  folgt  er  in  ber  ganjen  ßraä^lung,  bod§  nici)t  o^ne  eigene 
51u§f(^mü(fungen ,  auf  bem  gufee  nad§.  Sorio  fagt  3.  35.,  Soboöico 
(laBe  ein  ßoncilio  ber  ^ailänber  Primaten  gehalten,  unb  nennt  genau, 
rocr  baBei  getüefen.  @uicciarbini  mai^t  barau§:  er  l§aBe  ben  popolo 
Berufen  unb  con  caldissime  parole  gefprod^en;  benn  tro^  feiner 
arifto!ratifd)en  5^eigungen  lieBt  er  bod§  2)emegorieen  üBer  bie  5!Jla^en. 
(sorio  fagt  ferner,  i^ranj  ©anfeöerin,  ^raf  öon  ©aia^ao,  ^aBe  fic^ 
f)eimlic§  mit  ben  ©iegern  öertragen.  (Suicciarbini  toei^,  toarum: 
„er  ^aBe  e§  üBel  genommen,  ba§  ©ateaä^o  i^m  öorge^ogen  toorben." 
%k  5lngaBe  eineS  fo  öeradjtungStoürbigen  @runbe§  tüirb  um  fo  t)er= 
bddjtiger,  ba  ^uicciarbini  einmal  ein  folc^er  geinb  be§  trafen  ge= 
tücfen  ift,  ba§  berfelBe  i^n  ermorben  moEen.  .^ier  nun,  wenn  ßorio 
t)ün  ^alea^^o  fagt:  „Piü  da  nascosto,  che  potö,  uscendo  pigliö  il 
Camino  verso  Milano  e  dietro  lo  seguitö  Ermes,  Galeazzo  conte 
di  Melzo,  Alessandro  Sforza,  Lucio  Malvezzo  con  alcuni  de'  suoi", 
fo  fann  in  biefen  Söorten  ein  SJerbad^t  beg  ©cCiriftfteEerS ,  aBer  fein 
;U'ugni§  gefunben  merben.  @inem  ß^orio ,  ber  ben'  ©forden  mit  SeiB 
unb  ©eele  ergeBen  toar,  ber  i^ren  Untergang  mit  toa^rem  ©cCimerä 
erjä^lt,  fann  ein  fo  leife  angebeuteter  SJerbad^t  tüof)l  nad^gefe^en 
tücrben.  SSeffere  ä^ufin^ff^  Belef)ren  ung,  ha^  er  Unrei^t  l^atte.  (So 
toar  ein  öorBereiteter  5lu§3ug  aEer  Oteiter,  feine  augenBlidttid^  ent= 
ftanbene   unb    aEgemeine    gluckt.      5lBer   alä    ©uicciarbini  fd^rieB, 

1)  II,  272. 


26*  @tfter  Slbfd^nitt. 


il 


toarcn  bie  ßeibcnft^aiten  Beruhigt,  unb  er  l§atte  ben  SSertc^t  Sobo= 
t)ico'§,  ber  an  ben  doxio  angebrutit  ift,  bot  klugen.  (Sr  inbe^  l§ielt 
ftt^  an  feinen  5lntor;  !onnte  er  einen  feiner  §an^tfä^e:  „M  einem 
8felb]^erm  fei  ettoaS  gan^  5lnbere§  bonnöt^en,  aU  in  2^nmieren 
eine  San^e  jn  Bred§en  öerftel^en",  jentalg  fc^Iagenber  Behjetfen?  @a= 
leaääo,  h)et{^er  mit  feinem  <g)ertn  16i§  an§  6nbe  ausfielt,  tüeld^er,  al§ 
aEe  S)inge  eine  fo  gan^  anbete  SBenbnng  genommen,  in  bet  <Bä)la^t 
bon  $abia  fiel,  inbem  er  öot  feinem  «Könige  T^ettitt  unb  i!)n  b 
t^eibigte,  muffen  mit  tjon  ienet  fc^led^ten  2;^at  fteifptedCien. 


11 


©toBcrung  Don  ^Uaptl  1501. 

@§  !ommt  bei  biefet  (Stobetung  nid^t  fotno^l  auf  ben  Ärieg,  ha 
ja  leinet  toat,  al§  auf  bie  Untet^anblungen  5Ut)ot  an.  ^uicciatbini 
Bel^au^tet  ^) :  „at§  ^önig  ßubtoig  XII.  bie  Untetnelimung  Befc^Ioffen, 
l^abe  et  öon  55lajimilian  unb  öon  getbinanb  SGßibetftanb  5U  fütd^ten 
gehabt.  5^un  l^abe  5[JlajimiIian,  unfet  ^önig,  ^mat  fc^on  jubot  bon 
gebetigo  ju  ^ea^set  40,000  S)ucaten  genommen  unb  x^n  au  öettT§ei= 
bigen  t)etfptod§en ;  um  eine  anbete  gute  ©umme  @elb  ^abe  et  fi(^ 
inbe^  öon  Submig  ^u  einem  StiEftanbe  betoegen  laffen.  <!&ietauf  l^abe 
Submig  bie  alte  Untet^anblung  mit  ^etbinanb  etneuett."  ©oEen  mit 
bon  einem  beutfd§cn  Könige  unb  ^aifet  biefe  öetabf^euung^mütbige 
§anblung  glauben,  l^innelimen,  miebet  betbteiten?  @tften§ :  f(^to§  et  ben 
©tiEftanb?  ^Ui  nid^ten,  fonbetn  man  ^atte  i^m  einen  9leid§§tat^ 
gut  ©eite  gefegt,  bet  feine  mefentlid^e  ^Oflai^t  tietnic^tete;  biefet  f(^lo§ 
eigenmächtig  ben  ©tiEftanb;  et  abet  toeigette  fic§  4  Monate,  i'^n  ^u 
tatificiten.  ^^toeikn^:  !onnte  biefet  ©tiEftanb  auf  '^^ap^l  @influ§ 
l^aben?  Sbenfomentg.  @t  enbigte  mit  bem  1.  ;SuIi  1501,  mie 
fel^t  au(^  @uicciatbini  betfid^ete,  „et  ^abe  fic^  per  molti  mesi  et= 
ftterft."  ßtft  im  ßaufe  be§  SuH  fielen  bie  gtan^ofen  in  ^ea|3el  ein, 
fo  ba§  iebe  S>ibetfion,  bie  bem  3tei(^e  möglich,  i^m  aud§  etlaubt  n>at. 
3lEe  SSotfd^läge,  biefen  ©tiEftanb  ju  öetlängetn,  mie§  ^lajimilian 
ftanb^aft  ah.  ^ajt  mitb  bem  getteuen  5PflüEet  glauben,  bet  au§  einem 
!utfütftlic§en  5ltc^ib  (Acta,  f.  9,  lit.  F,  36 M  biefe  ^aä)xi^t  in  ben 
9fleid^§tag§ftaat  p.  106  aufnimmt:  „^ad^bem  B.  ^ajimilian  bet* 
nal^m,  ha%  ^Jlea:bolt§  fammt  anbeten  italienifi^en  Stäuben,  hk  bem 
^^eiligen  9teid^e  nid§t  jugeliöten,  (t)on  bem  ©tiEftanbe)  au§gefd&loffen 
metben  foEte,  tooEte  ^,  ^Jl.  bie  ^tfttetfung  nic§t  ein  gelten;  toeiln 
anbei  bie  nea^jolitanifd^e  2^i§ei(ung  betid^tet  tnotben,  ]^at  3.  5JI.  ben 

1)  V,  p.  260. 


95on  bcn  faljc^en  ©raä^lungen  ®uicciarbint'§.  *27 

f^onifd^en  Oratoren  an  S)ero  §of  SJorl^altung  getfian."  2)ie§  reinigt 
unfern  Äönig  ööEig.  5116er  ber  Sftaliencr  ^aik  öon  nea|)olitanifd)em 
.^elbe  unb  öon  einem  ©tiEftanbe  ber  S)eutfd§en,  xä)  tüd%  nic^t,  n)o, 
gelefen;  baraug  fiilbet  er  ftd§  feine  ^efi^id^te  au§.  ^un  ift  bo§ 
gtüeite :  ßubtoig  —  temendo,  non  se  gli  opponessino  i  re  di  Spagna  — 
l^aBe  bie  Unterl^anblung  in  ©Manien  erneuert,  minber  Bebeutenb, 
oBer  nid^t  minber  falfc§.  g^irita,  ber  fo  gut  au§  ben  fpanifc^en 
5lrd§it)en  fc^ö^fte,  tük  5JlüEer  au§  einem  beutf($en,  o'btüo^  er  nic^t 
fo  genau  citirt,  Belel^rt  un§,  ba^  ^Jlofen  @raEa  hk  erfte  Eröffnung 
toegen  ber  2;^eilung  ''ReapeU  an  ?(mboife  gemacht  l§at  (I,  f.  168). 
^ierburc§  nun  jällt  bie  2)arftellung  ©uicciarbini'ö  unb  SlEer,  bie  i^m 
nad^gefc^rieben,  t)on  einer  fo  toii^tigen  Gegebenheit  in  ein  5'lic§t§. 

5^ea:pel  an  ©panicn  1503. 

S)iefe  Beiben  ©roBerungen  finb  bie  Beiben  erften  großen  Erfolge 
ber  italienifcf)en  SBetocgungen.  ©in  britter  ift,  ba§  9tea|)el  fpanifd§ 
toirb.  ^ier  gilt  e§  eine  gen)iffe  Unterl^anblung  in  ^ran!reic§ ,  bo^ 
Bornel^mlid^  ben  .^rieg.  Söie  fd^led^t  Öuicciarbini  über  bie  llnter= 
^anblung  unterrid^tet  föar,  ergieBt  fic^  barau§,  \)a^  er  V,  p.  300 
ben  ©r^'^erjog  ^'^ili:}:)^,  ber  fie  führte,  nac^  Gtoi§  reifen  lägt.  ^ontu§ 
|)euteruS,  Rerum  Belgicarum  YI,  259,  l^atte  ba§  3:;ageBuc§  ßalaing§ 
bon  ^ontignl^;  unb  e§  ejiftirt  nod^  ein  anbere§  tjon  <g)uBert  bon 
Süttid^  üBer  biefe  S^leife.  ^an  fie'^t,  fie  ging  über  5^arBonne,  ^]!Jlont= 
ipeEier  unb  5lbignon,  bie  ^^6m  l^inauf  nadf)  ßt)on  unb  BlieB  100  Sieueg 
bon  S3loi§  entfernt.  Söenn  ©uicciarbini  nun  anfül^rt,  $l^ili^3p  l^aBe 
bie  @eige(n  be§  .^'önigg  t)on  S5alencienne§  ^urüdtgel^en  ^n^en,  fotoie 
er  nur  auf  fran^öfifd^en  S3oben  gelommen,  fo  ftimmt  bieg  fd^led^t 
mit  ßalaing,  n)elcf)er  Be'^au^tet,  erft  bann  fei  $^iti^p  nad^  ^larBonne 
fortgereift,  al§  er  ber  5ln!unft  ber  @ei§e(n  in  S3alencienne§  fidler 
geuiefen.  S)a  jener  nun  über  fo  offenBare  S)inge  im  3^trtl§ume  ift, 
toag  foEte  er  biet  oon  ben  ge:§eimeren  toiffen  ?  —  ^Ber  bie  ^anpt- 
fad^e,  niie  gefagt,  ift  ber  ^rieg. 

3luf  feinen  Urfprung,  meld^er  öon  ©uicciarbini  ungenau  erjäl^lt 
ift,  unb  auf  bas  UeBrige  miE  id^  nid^t  eingel)en,  fonbern  nur  auf  bie 
Söenbung  be§  @tücfe§  öon  ber  frauäöfifd^en  auf  bie  f^anifd^e  ©eite; 
eine  um  fo  Bebeutenbere  <Ba<i)t,  ba  bie  Stimmung  be§  ganaen  S?oIfe§ 
bon  ber  5Jleinung,  toer  im  S5ortl^eile  fei,  aBi^ing.  «&ier  fe^t  er  p.  296 
5uerft  ben  5lBfaE  6afteEaneta^§  bon  ben  f^i^anjofen,  l^ierauf  bie  @r= 
oBerung  bon  9tuBo§,  enblid§  ben  ä^^i^öwljf  ^^i^  S)reiael^n.  „S)iefer 
fei  über  bie  5lu§löfung  ber  befangenen   bon    9luBo8  i^ergefommen.'' 


28*  Giftet  Slbfd^nitt. 

^nn  ift  aBer  au§  bem  2:agebuc§e  5paffero^§  p.  133  getoi^ ,  ba§ 
3tt)et!am:pf  am  13.  gebruar  1503  gefd^a^^,  ba§  hierauf  erft  unb  nt 
früher  SafteEaneta  abfiel,  unb  Quxita  Wi)xt,  ha%  ©onfalöo  erft  am 
25.  gebruar  gegen  Ü^uBoS  au§3og.  ^ietburd^  fällt  jene  gan^e  S)ar= 
fteEung  toteberum  in  5^id^t§.  UeBtigeng  be'^auptet  ©uicciarbini, 
ßafteEaneta  fei  eine  terra  vicina  a  Barletta,  ba  e§  boc^  in  einer 
anberen  ^proöina,  an  einem  anberen  5Jleere,  an  bem  anberen  ^Ib^cinge 
ber  5l|)enmnen   liegt  nnb  menigftenS  70  ^Jliglien  batjon  entfernt  ift; 

er  fagt  bon  ßa^alice  in  9ftubo§:    „Faceva  guardie  negligente 

et  debole  difesa",  ba  bo(^  nac^  ben  genauen  ^^ac^rtd^ten  Bei  3urita 
266  unb  in  Sot)iu§,  Vita  Gonsalvi  248,  fieBen  ©tunben  geftürmt  unb 
Bi§  in  bie  ^acf)t  ge!äm|)ft  toerben  mußte,  e^e  biefe  ©|3anier,  benen  in 
ber  2;i§at  ni($t  leicht  toar  äu  tüiberfteT^en,  ben  ©ieg  er!äm|)fen  !onnten. 
@efe|t  nun,  toir  fönnen  bag  UeBrige  nic^t  fo  genau  toiberlegen,  foEen 
totr  e§  glauBen? 

SSom  5Papfle  Sllcjanber. 

©d^tüerlid^  mirb  man  öon  ber  öerrui^ten  ^eBeuBu^terfi^aft  3lleyan= 
berS,  Suang  unb  ßefar  33orgia'g  Bei  ßucrejia  S3orgia  eine  gegrünbete 
5flad§ric^t  t)or  ^uicciarbini  finben.  äöorauf  man  fid§  ftü^t,  ftnb  bie 
ß^igramme  ^ontan§  unb  ©anna^arS,  ftnb  einige  ^ubeutungen  in 
^eter  ^artt)r§  S3riefen  unb  in  einer  offenBaren  ©d^mä^fi^rift ,  bie 
l^inter  bem  2^ageBud§e  S3ur!arb§  fte^t^).  ©oE  man  einer  ©d^mä^- 
fd^rift  glauBen,  mo  fie  nur  anbeutet?  —  S)ie  äöorte  anpfü^ren, 
toirb  mir  3eber  eiiaffen.  —  $eter  ^artt)r,  ber  Bei  ben  Sauren  1497 
unb  1498,  mie  id^  Betoeifen  toerbe,  große  ^rrttjümer  Bege:^t,  ber  fonft 
nid§t  !eufdt)  ober  äurütf^altenb  fprid^t,  ber  l^ier  auc^  nur  anbeutet, 
foE  ber  ein  unöermerflid^er  Senge  fein?  ßnblid^  bie  Epigramme? 
S)er  .^aß  unb  ein  2öi|  ift  \f)mn  genug.  5lBer  me^r.  S)ie  nämlichen 
S5efd§ulbigungen  öon  bem  ^DUßBrauc^e  feiner  eigenen  2:oc^ter  finbet 
man  auf  bie  nämliche  äöeife  in  Epigrammen  unb  ©d^mäl^fd^riften 
auf  ^aul  III.  gel^äuft.  ©(eiban  ]§at  fie,  unb  felBft  in  hk  ßeBen§» 
gefd^id)te  eine§  33ürgermeifter§  ju  ©tralfunb,  SSartt)oIomäu§  ©aftroto, 
l^aBen  fie  fid§  öerloren").  ^SoE  nun  gerabe  bie  5pä))fte  biefe  25er=» 
irrung  aEer  5^atur,  biefe  toai^re  SHaferei  ergriffen  l^aBen?  ©uicciarbini 
ift  ^ier  nid)t  at§  gteic^äeitig,  unb  tuenn  er  tiermöge  feine§  $ragmati§= 
mu§  fagt,  ein  trüber  §aBe  hm  anbern  Beneibet,  ift  er  al§  ein  5lnfläger 
unb  ni^t  alg  ein  Stn^e  an^ufel^en. 

1)  iUgt.  ^«nfe,  3lnmcrf.  ju  9to§coe,  Seben  l^eo'g  X.  I,  842. 

2)  iöort^ol.  ©aftiotoen  ^etforamen  ?c.  I,  367. 


33on  ben  falfd^en  6r3ä^lungcn  ®utcctatbint'§.  +29 

Unb  fo  foEte  man  aud)  bie  S)arftellung  t)on  bem  Stöbe  %Uxan= 
ber§  burd^  ba§  ^ift,  ba§  fein  (5o§n  für  5lnbere  Bereitet  unb  er 
felbft  äufäHig  Befommen,  toie  fie  (S^uicciarbini  :^at,  Beätoeifeln  bürfen. 
^n  ber  Z^at  ertod^nt  SBurcarbu§,  beffen  S)iarium  qu(^  ba§  ©eringfte 
Berichtet,  öon  bem  (Stifte  lein  Sßort,  fonbern  einen  regelmäßigen  3Jer= 
lauf  ber  ^ran!^eit,  „gieBer,  :§eftige§  ^ieBer,  (SjeBraud^  ber  ^Ir^enei, 
Zoy,  t)om  12.  —  18.  miguft  1503.  S3requignt)  (Extraits  p.  64) 
unb  üloScoe  ^aBen  fein  SSebenfen  getragen,  ben  einfad^eren  ^eric^t 
be^  6;eremonienmeifter§  ber  ©r^ä^Iung  be§  @efd§it^tf($reiBer§  üoriu= 
sieben.  Snbeß  ift  e§  l^iermit  nid^t  aBgeti§an.  ^lHauöerBreitet  ift  bie 
©age.  ©elBft  Srit^emiuS  §örte  fie  inner^IB  ber  3Jlauern  feinet 
Mofter§.  ©elBft  ßinturing,  ber  ju  §ofe  einen  ^In^ang  an  9loteroinfy 
gaScicuIuö  fd^rieB,  tüußte  fie.  3"i^itö/  ber  au§  ben  ed^teften  S5erirf)ten 
]ii)öp]i,  ^at  fie  nic^t  minber.  Söenn  aBer  ;3ot)iug  erääl^It,  ber  6ar= 
binal  5lbrian  öon  ßorneto  felBft,  in  beffen  S5igne  auf  bem  S5atican 
e§  fid^  BegeBen,  ^aBe  xi)m  mitget^eilt,  audfi  er  ^aBe  t)on  biefem  @ifte 
fterBen  foEen  unb  fei  baöon  l^alBtobt  getoefen,  fo  fönnen  toir  Billig 
toeiter  leinen  S^eifel  t)aBen.  5lBer  warum  fd^toeigt  Surcarbuö? 
2Ba§  ^uicciarbini  fagt,  „am  17.  fei  ^(lejanber  Vergiftet  ftjorben  unb 
2age§  barauf  geftorBen'',  ift  in  leine  S^erlnüpfung  mit  i^m  ^u  Bringen. 
;^ot)iu§  aBer  ergäl^It  au§  gemiffcn  SSriefen,  n)eld§e  ber  f^janifd^e  @e= 
fanbte  an  ©on^al  gefd^rieBen,  „4  STage  nadf)  bem  5lnfange  feiner  töbt= 
liefen  ilranifieit  fei  5llejanber  geftoiBen"  ,  Vita  Gonsalvi  II,  259 : 
„lethali  correptum  morbo  post  quartum  diem  decessisse."  2)ieö 
ftimmt  mit  bem  15.  5luguft,  auf  meldten  iBurcarbug  ben  Einfang  be§ 
heftigen  f^ieBerS  fe^t,  gerabe  üBerein,  fo  baß  ba§  frül^ere  nur  äuföEig 
getoefen  fein  müßte,  '^an  mirb  bem  ßeremonienmeifter ,  ber  auc^ 
fonft  fi(^  fi^eut,  plus  sapere  quam  oportet,  ni(^t  gerabe^u  gefagt 
i^aBen,  tt)a§  ber  @runb  ber  Äranl^eit  toar.  3lBer  aU  ba§  S5olf  bie 
ßeic^e  fa^,  mit  einem  lo^^lfd^mar^en  (SJefid^te,  einer  gefd^moEenen  3unge, 
einem  ^unbe,  ber  nid^t  ju  f(^ließen  njar,  al§  man  öon  ßefarö  hiermit 
äufammentreffenber  Ärani:^eit  :^örte,  ba  lam  e§  an  ben  2:ag. 

OTe§  bieg  tool^l  Betrad^tet,  fo  ftjirb  ätoar  ber  5tob  ^tejanber^ 
burdf)  @ift  genjiß  BteiBen;  aBer  bie  2)arfteEung  @uicciarbini'§ :  „il 
Pontifice  e  repentinaraente  portato  per  morto  nel  Palagio  Ponti- 
ficale,  et  il  di  seguente,  che  fu  11  18  di  d'Agosto,  b  portato  morto 
nella  chiesa  di  San  Piero"  ^),  toirb  beffenungead^tet  nid^t  ju  retten  fein. 

I)  VI,  314. 


30*  örftcr  ?lb|d^nitt. 


Ucbcrgnng. 

(SJetoi^,   e§  tüäre    ermübenb   unb ,  faE§  nur  tüal^r  tft,  tüa§ 
l^ierl^er  bargefteHt  tüorben,  nidjt  minber  iinnü|,  at§  ermübenb,  ai 
nur   bte    l^au^tfäd^lid^ften    ^rrt^ümer   biefer    (Sefd^ic^te    aui^u^äl^l^ 
S)te§  tDürbe   eine  neue  ©efi^td^te  werben.     Mennen   mx  tiax , 
ba§  unbebingte  Slnfel^en,    n)elc§e§  ble§  SBuc^   bis  ie|t  genoffen,    il 
mit  Unrecht  getüäl^rt  U^orben,  ba§  e§  ni(i)t  eine  GueEe,  eine  Ur!ui 
fonbern    aHein    eine   ^Bearbeitung ,    unb   attiar    eine  mangelhafte, 
nennen  ift,  fo  ift  unfer  3^^«^  erreidit,   fo  muffen  bie  (5i§monbi  auf 
l^ören,  unter  jeber  ©eite  ben  @uicciarbini  unb  immer  ben  nämlid^en 
3U  citiren;   fie  muffen  miffen,  ba§  er  nic^t  bemeift.     ^ä)  UJerbe  nod§ 
einiget  SSe^eii^nenbere  äufammenftellen. 

2ß  u  n  b  e  r. 

3}on  einem  fo  fingen  5Dlanne  ift  BefonberS  auffaEenb,  ba^  er 
ptoeilen  bie  munberbarften  S)inge  mit  ben  Söorten  eine§  ©täuBigen 
erjä^lt.  ^m  ^al)re  1512,  al§  hk  ©l^anier  S3ologna  belagerten,  ^tten 
fie  il^re  Hoffnung  Befonber§  auf  eine  ^]!Jline  ^chxo  5^at)arra'§  gefegt. 
(Buicciarbini  er^ä^lt  e§  p.  573:  „^ie  ^ine  fei  unter  einer  ßapeEe, 
"von  SSaracano  genannt,  Ijergegangen."  (5r  fä'^rt  fort:  „La  mina 
con  grandissimo  impeto  e  romore  gittö  talmente  in  alto  la  capella, 
che  per  quello  spatio,  che  rimase  tra  '1  terreno  ed  il  muro  gittato 
in  alto  fu  da  quelli,  che  erano  fuora,  veduta  apertamente  la  cittk 
dentro  ed  i  soldati,  che  stavano  preparati  per  defendeiia:  ma 
subito  scendendo  ingiu  ritornö  il  muro  intero  nel  luogo  medesimo, 
onde  la  violenza  del  fuoco  l'haveva  sbarrato,  ed  si  ricongiunse 
insieme,  come  se  mai  non  fusse  stato  mosso,"  fo  ba^  bie  ßa^jeHe 
in  bie  §öT^e  gegangen,  toie  ein  S5or^ang  im  Slieater,  aber  barauf 
mieber  uiebergefaEen  fein  unb  unerfd^üttert  geftanben  ^aben  foE,  tuie 
—  bod^  mag  fte:^t  fefter  al%  5Jlauer  unb  ^au§?  3)ie§  Ujirb  nun  Bei 
3^ot)iu§,  5D^uratori,  gabroni  mieber^^olt;  ja,  ÜtoSmini  er^ä^^lt,  bo^  bie 
SBoIognefer  nod§  ^^eute  biefeS  Söunber  Bege^^en.  5lun  toiU  id)  nid§t 
fagen,  ha%  ettoaS  5le:^nlid§e§  gerabeju  unmöglii^  fei;  aber  bie  Beiben 
autl^entifd^en  unb  guten  iöerid^te,  bie  in  benfelben  2;agen  unb  au§ 
fidlerer  .^enntni^  über  jene  SSelagerung  aBgefa^t  tuorben  finb,  öon 
ß^occiniuS,  ber  in  ^obena  toax  unb  bem  Äaifer  bie  neueften  SÖegeg* 
niffe  melbete,  in  bem  f&nd)t  „de  bellis  Italicis"  unb  t)on  S^ean  le 
S5eau,  tpeld^er  au§  ben  Briefen  fd^reiBt,  bie  öon  S3ologna  nad^  granf» 


I 


Son  ben  foljdicn  ©täätilimgen  ©utcciatbini'l.  *31 

tetd§  famen  ^) ,  biefe  ertüäl^nen  5tüar  ber  Wim ,  Befonber§  ber  lejte 
mit  bem  5lu§brurfe  ber  äu^erften  S^ertüunberung ,  „fie  fei  big  tief  in 
bic  ©tabt  gegangen,  unb  at§  fie  lo§gebi'od§en ,  ^aBe  man  geglaubt, 
biefelbe  gel^e  unter;"  fie  erh^ä-^nen  ^toar  be§  ^am^jeS,  ber  baranf 
erfolgte;  aber  üon  bem  äöunber  fagen  fie  fein  Sßort:  „bie  9luinen 
feien  faft  unüberfteiglid^  unb  W  ^ran^ofen  fe^r  tapfer  getoefen  — 
eS  n)aren  S)eutf(^e  ^n  i^nen  — ,  ber  SlnfaE  fei  mißlungen."  SBie 
]§ätten  bie  fran^öfifi^en  33eri(^te  ein  fo  offenbaret  ^d6)txi  ber  S5or= 
liebe  Ö)otteö  für  fie  unerwähnt  laffen  fotten?  .g)ier  ift  ba§  StiE= 
f(^n)eigen  ber  treffenbfte  SSetoeig.  ©elbft  Äarl  ©igoniuS,  de  epi- 
scopis  Bononiensibus,  ber  fonft  bie  SSunber  ber  ^aria  gern  auf^ä^tt, 
fagt  nur:  „murum  ignis  non  labefecit,  licet  valde  succusserit", 
t)on  bem  eigentlichen  äöunber  aber  ni(^t§^).  „ßinem  ^ilbe  ber  ;^ung= 
frau  an  einem  ^eroorf^jringenben  (Stü(i  ber  Litauer  ^((bt  man  5u= 
gefc^rieben,  ba§  biefe  nid^t  gefaEen."  5llfo  fcl)eint  mir  geftiiß,  ba§ 
biefe  ©age  feinen  @runb  §at,  al§  ettoa  einen  mißlungenen  Eingriff 
in  ber  ^Jlälje  biefer  ßajjeEe.  ©ie  mag  fid^  aber  balb  au^gebilbet 
^aben  unb  bon  ^uicciarbini ,  al§  er  S3ologna  für  ben  ^a|)ft  Oer= 
toaltete,  Oernommen  worben  fein.  ^a§  S5o(!  !ann  man  ni(i)t  tabeln. 
Söelc^e  Sage  "^dtte  bie  Öh'öße  ber  @efa^r  unb  bie  §ülfe  @otte§,  ber 
fie  t)or  bem  ©d^itffale  ^regcia^ö  bamalg  befd)ü^te,  beffer  auSgebrüiit 
unb  bem  ^ebötf)tni§  eingeprägt?  ^Äber  @uicciarbini ,  ber  nur  teicl)t= 
^in  fagt :  „attribuirono  questa  cosa  a  miracolo",  unb  Oon  ber  ^laria 
nic^t  Oiel  n)iffen  miE,  Ujirb  :§ierburii)  nic^t  gered^tfertigt.  2)od£)  er= 
5ä^(t  er  ja  auc^,  e§  feien  einem  bie  klugen  auSgeriffen  unb  barnacl) 
Oon  einem  ^Ir^te  toieber  fo  eingefe^t  toorben,  ba§  baran  fein  5Jiangel 
getoefen^). 

53  e  1 1  r  Q  g  e. 

5lgnolo,  ber  ^Jleffe  grance§co'§,  ber  -Herausgeber  biefer  @efd§ic§te, 
behauptet,  fein  O^zm  ^abt  mit  befonberem  gleiße  bie  öffentlii^en 
2)enfmäler  (pubbliche  memorie)  erforfcf)t  unb  1)C[bt  bielen  S^S^^Ö 
5U  i^nen  geliabt.  ^uf  biefe  originale  ^unbe  ber  33efc§lüffe  unb 
SSünbniffe  legt  :3o^ann  ^obin  einen  befonberen  S03ert§.  3^(^  toitt 
mit  äßenigcm  aeigen,  bag  felbft  bie§  nidlit  immer  ber  ^att  gemefen. 

©oEte   er,    ein   Florentiner    unb   fo    öieljä^riger  Beamter  ber 

1)  Lettres  de  Louis  III,  p.  158. 

2)  Sigonius,  de  rebus  BoDoniensibus.  Francf.  1604,  p.  297. 

3)  VI,  350.    VII,  369. 


32*  ©tfter  5lbjd^nitt. 

^ä^fte,    ntcöt  äuerft  beren  SSünbniffe  genau  l^aBen  erforfd^en  löm 
toenn  er  QttooEt? 

ßiner  ber  tüid^ttgften  S5erträge  in  feiner  ganzen  @cf(f)i(^te, 
(fier  ben  @|)aniem  guerft  ben  Eingang  nad)  OBeritalien  öerfd^aj 
ift  bie  Siga  ^toifc^en  ^a))ft  3uliu§,  f^erbinanb  unb  S5enebig  öJ 
OctoBer  1511.  ^ier,  fagt  (Buicciarbini  (X,  350),  ^aBe  ^uling  40Ö 
ßangen,  500  leidste  ^ferbe,  6000  ^u  gu^e  jum  fpanifd^en  §eere  fto^en 
5u  laffen  üerj^rod^en.  ^un  fiaBen  tüir  aber  in  ben  Lettres  de 
Louis  XII.  unb  fonft  ben  S^ertrag  felbft,  UJorin  e§  ^eigt:  „Item, 
quod  St.  Dominus  noster  mittere  debeat  600  equites  gravioris 
armaturae"  ^),  unb  tneiter  nichts ;  wix  ^aben  bie  ^efanntmodiung  be§ 
^a^jfteö,  bie  er  in  S.  Maria  del  popolo  gu  9tom  öorlcjen  lie^,  worin 
c§  lautet:  „Sua  Sautita  da  in  subsidio  di  detta  lega  CCCCCC  huomini 
d'arme  in  biancho"  ^),  unb  n^eiter  nid}t§.  5lbcr  U)a§  liegt  an  biejen 
Säulen?  tnirb  man  öieEeidjt  fagen.  5lEerbing§  liegt  baran.  ^a§ 
Söefen  jenes  S5ertrage§  n^ar,  ba§  ber  ^ap[t  bie  ©panier  um  fein 
@fiib  mief^ete,  n^ie  er  ein  anber  ^Zal  bie  ©(^wei^er  gemief^et,  ober 
tuie  er  auc^  aEenfattS  S3refignel§  unb  ülomagner  miet^en  !onnte. 
S)ie  ©panier  er|d§etnen  nid^t  al§  gang  felbftänbige  S^erbünbete,  fon= 
t)em  5um  gri3§eren  jtl^eile  al§  ^emiet^ete.  ^e§tt)egeu  !onnte  fid§  ber 
$apft  uic^t  äu  einem  neuen  eigenen  §eere  öerpflid^ten ;  bie  gan^e 
Sage  ber  S)inge  toirb  burd§  bie  Eingabe  @uicciarbini^§  öerrüdt.  (Sine 
le|te  5lu§flu(^t  U)äre:  bie§  möd^teu  t)iettei(i)t  jene  Slnja^len  fein,  bie 
ber  $apft  felbft  über  feinen  S5ertrag  au§  gutem  SöiEen  gefteEt.  3lber 
tt)o  e§  5ur  ©ad^e  fommt,  p.  568,  giebt  ber  Ö5ef(^id§tfd§reiber  nod§ 
gauä  anbere  Qa1)Un  an. 

®er  S5ertrag  ber  Florentiner  mit  ©arbona  bon  1512,  in  Folge 
beffen  bie  ^Jlebici  gurädtfamen,  burd§  U)eld^en  fie  fid§  an  (Spanien 
fc£)loffen,  ift  öon  aEen,  toeld^e  jene  jemals  eingegangen,  o^ne  S^^^ii^i 
einer  ber  toid^tigften.  ^uicciarbini  ^at  i^n  XI,  p.  15.  3unt  ^IM 
l)at  il)n  aud)  Fabroni,  Vita  Leonis,  p.  266,  bon  SBort  3U  Söort  mit« 
get^eilt.  ^ener  fagt:  „Floren^  fei  in  bie  ßiga  unb  5U  u»ed§felfcitiger 
S5ertl§eibigung  in  S3unb  mit  5lragon  getreten."  S)er  S5ertrag  U)ei§ 
nid^tS  bon  berßiga;  er  n)ei§  felbft  nid)t§  bon  einem,  U)ie  man  nad^ 
biefen  Söorten  fd^lie^en  foEte,  unbebingten  53unbe  mit  Slragon,  fon« 
bern  biefer  SBunb  tuirb  nur  auf  3  i^a^re  6  5}lonate  gefd^loffen  unb 
berpfli(^tet  gloren^  blog  ^ur  SSert^eibigung  bon  51eapel.    ©uicciarbini 

1)  Lettres  III,  60. 

2)  Lo  numero  e  la  quantitä  etc.  in  dioUot,  Scben  Seo'ä  X.  I,  Append.  534. 


©utcciatbini'^  S^atfteüung  feine?  eigenen  23ert}Qlteni.  *33 

jügt  i}ix\^u :  „2öa§  bie  5[)lebici  frü^^et  bem  S5ice!i3mge  berfprod^en,  l^aBe 
bamat§  ^lorens  ju  ht^a1)Un  ftc§  öett)flic§tet."  5lurf)  I)iert)on  enti)ält 
ber  S3ertrag  md§t§.  ©elBft  ttiag  ^uicciarbtm  tJon  ben  200  nea^o= 
litanifd^en  ßan^en  im  floteittinifd^en  ©olbe,  öon  ber  §ei-fteEung  ber 
mebiceifd)en  @üter  angieBt,  tft  in  einem  tüeit  befc^ränüeren  Umfange 
n)a^r.  S)er  tca^re  S5ertrag  ift  mit  gieren  gefd^roffen  nnb  erl)ält  bie 
grei:§eit,  ber  erbic^tete  mit  Unehren  unb  t)erni($tet  fie.  3«  Befennen 
ift,  ba^  bie  S)inge  erfolgten,  al§  tüäre  ber  erbi(^tete  S5ertrag  ber 
wa^re  getüefen. 

,&ieran§  ergieBt  fi(^,  ba§  ^uicciarbini  toeit  entfernt  ift,  bie  S5er= 
träge  genau  anaufü^ren,  ha^  er  bielmetir  autoeilen  i^ren  Sn^^alt 
tt)efentli($  nmgeftaltet. 

|)iert)on  genug.  5pinbar  fagt:  „^ä)  'f)abz  noc^  mand^en  $feil 
in  meinem  ^öcfjer."  ?lBer  man  möchte  gtauBen,  ma§  iä)  nur  ber 
SGßa^rl^eit  wegen  unb  ungern  fage,  fei  gefagt,  um  gu  tabeln. 


6.    SJon   Ö)uicciarbini^§   S)arftenung  feine§   eigenen 
S5er:^alten§. 

^an  erja'^lt,  im  ^a'^re  1527  ^aBe  ©uicciarbini  Kommentare 
l)on  feinem  ßeBen,  t)on  feinen  eigenen  Saaten  p  fd^reiben  beaBfic^= 
tigt;  aber  ^acopo  5^arbi  1)aht  it)n  aufmerifam  gemacht,  toie  öiel 
5^eib  i^m  bieg  ermeden  !önne,  unb  i^n  beftimmt,  bie  @ef(^i(^te  bon 
:StaIien  ^u  fi^reiben.  S^beg  !onnte  nid^t  feljlen,  ba§  er  fid§  aud^  in 
biefer  nidf)t  über  feine  eigenen  S^iaten  befonberg  au§fü!)rlid§  ICjätte  t)er= 
breiten  foEen,  unb  ba  hierbei  feine  ^enntnig  original  unb  au§reid§enb 
fein  mu§,  fo  ift  hu^  auä)  red^t  gut.  (5§  finb  aber  befonber§  bier, 
bie  i§m  gelangen,  unb  über  bie  er  fid^  feine  eigene  Sufrieben^eit  be= 
äeugt:  bie  S5ert^eibigungen  bon  S^teggio,  t)on  ^arma,  bon  Mobena 
unb  feine  S^ermittelung  be§  erften  ^Florentiner  5lufru:§r§  üon  1527. 
©el§en  U»ir  nad),  morauf  er  :§ierbei  ba§  meifte  @en)i(^t  legt,  fo  ift 
e§  jene  fi(f)ere  (Sntfd^loffeni^eit  im  entfd^eibenben  ?lugenbli(f,  mit  ber 
er  in  Sleggio  erfteng  bie  $läne  ße§cun§  burdf)fd§aut  unb  öorbauenb 
ber:§inbert,  3toeiten§,  al§  berfelbe  in  ba§  9lat)eEin  äum  ^ef^jräd^  ein= 
getreten  unb  ber  öerl^ängni^boUe  6d§u§  gefaEen  ift,  i^^n  in  bie 
geftung  füljrt ,  jebod^  lebiglid^ ,  um  il)n  tüieber  ju  entlaffen ,  fo  bag 
er  äugleidt)  fid^  felbft  too^l  bert^eibigt  unb  i^n  nid^t  berieft  (XIV, 
184),  mit  ber  er  in  $arma  bie  Unterl^anblungen  :§in3U3ie5en  roeig, 
big  auf  ben  Moment,  tuo  man  melbet,  bie  ©^janier  feien  aum  ©türme 


34*  Softer  Slbfdimtt. 

fertig,  unb  too  er  feinen  ^Bürgern  ^urnfen  !ann  (XIV,  217): 
e§  (^uä)  ge^^en,  toie  Qapua  unb  Sfiaüenna"?"  —  mit  ber  er  in  ^lo= 
bena  bie  ßarbinäle  Beftimmt,  ha^  fte  i^m  einen  S5efe^l  öon  ©cffa 
auStüirfen,  ber  feine  ©|)anier  Betoegt,  bei  xf)m  p  Bleiben  (XV,  261). 
5lm  nteiften  jebod^  glaubte  er  getl^an  3U  §aBen,  al§  ber  ^alaft  ^u 
glorenj  bon  ben  :3üng^i^g^tt  eingenommen  toax  unb  ba§  .&eer  ber 
Siga  babor  ftanb,  i§n  ju  [türmen,  aU  bamal§  geberigo  ba  ^Soäjoto 
au§  bem  ^alaft,  an  einem  S5ertrage  ber^toeifelnb,  ^erau§!am,  er  aber 
i^m  entgegentrat,  i^n  Bei  Seite  na^m,  „ein  S5ertrag  fei  eben  fo  gut 
möglich)  al§  not^menbig"  ,  fo  ba§  biefer  feine  Söorte  barnad^  einric^= 
tete  unb  ber  S5ertrag  mirfüc^  gefc^Ioffen  toarb  (XVIII,  442).  5Jlit 
biefen  S3erbienften  i[t  e§  nun  ©uicciarbini  fonberbar  gegangen.  S5ei 
fReggio  mi^t  ^cUat)  (Möm.  38  ^)  ba§  S5efte  bem  trafen  (Buiho  ^an- 
gone  Bei.  S5on  ^'arma  gefte^t  ^toar  6ar|)efan,  ber  zugegen  mar 
(commentarii  p.  1333),  @uicciarbini  ^lut^  unb  ^eifteSgegenmart 
5u;  bod^  Be:^au|)tet  er,  in  ben  bürgern  fei  an  ftd§  ein  fe^r  gro^eg 
ä^erlangen  gemefen,  |)ü|)ftlic§  ^u  BteiBen.  S5on  ^obena  berftcfjcrt 
^alea^ao,  p.  1218,  baö  Söefenttid^e  ^abe  ^artolomeo  ©attinara  ge= 
t^an ;  unb  immer  Bleibt  auffaEenb,  ba§  @uicciarbini  auf  feine  Quelle, 
ber  er  fonft  getreulirf)  folgt,  ^ier  gar  feine  ^ücEftd^t  nimmt,  ©elbft 
öon  ben  florentinifd^en  S^erbienften  ^utcciarbini'g  f(^einen  bie  anberen 
^efd§i(^tf(i)reiBer  faft  nid^tS  ^u  melben  üBereingefommen.  5flarbi, 
ber  mit  in  ben  ^alaft  eingefd^Ioffen  mar  unb  bie  ©ad)e  genau  Be= 
fd§reiBt,  :^at  babon  nic^tö^).  S5arc§i,  melc^er  ein  fo  au§fü:§rlid§e§ 
2öer!  über  einige  :^a^re  ber  florentinifc^en  ^efc^ic^te  berfagt  ^at, 
ha%  e§  faft  nid§t§  gegeben  ^u  §aBen  fd^eint,  ba§  er  nid)t  ermähnte, 
^at  babon  nid^tg^).  äöoEen  mir  minberen  Söert^  auf  5^erli^§  ©tiE» 
fd^toeigen  legen  ^),  ber  inbe^  @uicciarbint'§  2öer!  gelefen  unb  mit 
il^m  bon  berfelben  ^artei  mar,  fo  ermäfint  jebod^  aud§  ^obiu§,  ber 
@uicciarbini'§  fonft  immer  im  SSeften  gebeult,  bon  biefer  %^at  berfelben 
nid§t§*).  ©ie  meffen  i^m  mo^t  einen  5lntl§eit  Bei,  bod^  nid^t,  ben  er 
fid^  felBft  aufc^reiBt.  f^eberigo  a3o53oIo,  ber,  alg  i'^m  bie  :§albrafenben 
^o:polaTen  i§re  ©|)eere  entgegen^^ielten  unb  riefen:  „chi  vive",  mit  bielem 
^erftanbe  antmortete:  „Viva,  chi  vive,  lebe  mer  miE",  biefer  :^aBe 
bie  Unter^anblung  Bemirlt. 

£)Bmo"t)I  nun  bem  fo  unb  nic^t  anber§  ift,  fo  toürben  toir  bod^ 

1)  VIII,  194. 

2)  II,  89. 

3)  p.  259. 

4)  XXV,  3. 


@utcciarbini'§  ^atfleüung  fetne§  eigenen  Scr'^aUenS.  *35 

SBebenfen  tragen,  bte  S5etfic^erungen  unjercS  ^efrfjid^tfd^reiBerg  übet 
fein  eigene^  S^er^alten  in  3^^^!^^  3^  ^ie^en,  toäten  nid)t  noc^  anbere 
2)ocumente  Belannt  gen)orben,  beren  toix  fpäter  gebenfen  tnerben. 

@§  gtebt  unter  feinen  Unterne'^mungen  nod^  anbere,  bte  i'^m 
niä)t  gelangen.  @r  tüar  ßuogotenente  generale  beg  ^apfte§  Bei 
ben  t^elbpgen  be§  §eere§  ber  ßiga,  bte,  ^ranj  ©for^a  ju  befreien, 
gegen  TOlano  unb,  um  feinen  .^errn,  ben  ^cip\i  ß(emen§,  ^u  be= 
freien,  gegen  9tom  unternommen  tourben.  Sie  maren  beibe  tniber  ba§ 
f|3anifd§=beutfc^e  §eer  gerichtet;  man  h)et§,  ba§  fte  beibe  öoEftänbig 
mißlangen,  .^ier  mt^t  er  nun  atCeS  Unglütf  bem  ^erjoge  bon  llr= 
bino,  §eerfü^rer  ber  iBene^ianer,  i^xan^  ^aria,  bei:  niemals  1)abe 
berfelbe  anzugreifen  gemagt  ^).  ©ioüanbattifta  ßeoni  l^at  il^m  in  ben 
^Betrachtungen ,  bie  id^  angeführt,  unb  in  bem  Seben  f^ranj  ^atia'e 
ausführlich  geantwortet.  ;^c^  mitt  ßeoni  nid^t  n^ieberl^oten;  feine 
S(^riften  fte^en  ^cbem  fo  gut  toie  mir  p  3)icnften;  unb  über  iye(b= 
5üge,  infofern  fie  Ratten  beffer  ausgeführt  merben  !önnen,  ma^e  iä) 
mir  freilief)  fein  llrtl^etl  an.  S)reterlei  miE  tct)  fagen,  baS,  fotJtet  ic^ 
mic§  entfinne,  nid^t  "bd  ßeoni  fte^t.  S3ef)au|)tete  ^uicciarbini ,  man 
fönne  5Jlailanb  angreifen,  unb  ^xan^  5Jlarta,  man  !önne  e§  nid^t, 
fo  fdjdnt  beS  (enteren  Urt^eit  öorzujie'^en ,  ba  er  felbft  im  t)ene3ia= 
nifd^en  .Kriege  f|)anifd§e  S5eteranen  gegen  ttaltenifd^e  Neulinge  ange= 
fü'^rt  ^atte  unb  red^t  gut  mu^te,  mie  toenig  mit  biefen  auSprid^ten 
fei;  nun  aber  ^atte  er  bie  ^fleultnge  unb  ber  ^txn'b  bie  S5eteranen. 
ferner,  nimmt  man  an,  gran^  ^aria  l^abe  ftd§  bem  !atferlid^en  .g)eere, 
als  eS  nad§  SfJom  30g,  in  ben  3ßeg  legen  f ollen,  fo  ift  3U  betrad§teu, 
ba^  biefeS  <&eer  ftd^  entmeber  nad§  g^oren^  ober  nad^  9lom  ober  aber 
nod§  S5enebig  felbft  merfen  !onnte.  5luS  ben  SSriefen  5Jlacd§iaöetti'S 
erftel^t  man,  tote  lange  !ein  ^enfrf)  bie  ^fntentton  beffetben  gefannt 
§at^).  äöte  1)Ciite  nun  fyrana  3Jlaria,  gelb^err  öon  S5enebig,  baS  t)ene= 
äiantfd^e  bebtet  bennod^  bem  f^einbe  btogfteEen  foHen?  @nb(id^  Derfic^ert 
ätoar  (^uicciarbini :  „ber  Rubere  5U  retten  fid^  felbft  gemagt,  ^u  beffen 
i:Äettung  ^abe  ^Itemanb  eine  ßanje  bre(^en  tuoEen" ;  aber  toir  erfal^ren 
aus  bem  Xagebud^e  üteiSnerS,  ba6  „am  22.  mai  1527  beS  ^ersogS 

1)  3n  ber  SBiblictl)ef  San  Salvatore  au  Bologna  finbet  ^d§  ein  SJianu* 
fcript:  Difesa  per  11  signore  Francesco  Maria  duca  di  ürbino  contro  le 
calunnie  dategli  da  messere  Francesco  Guicciardini  nella  sua  istoria . . ., 
öon  ber  |)anb  beS  2lutor§  felbft,  toie  bie  ßouecturen  bejeugen.  Keposati 
della  zecca  di  Gubbio  II,  102.  5^otp.  aJian  ^olt  auc^  bie§  füt  eine  Slrbcit 
Seoni'^,  id)  toeife  nid^t,  mit  toeld^em  9ied)te. 

2)  Legazione  di  Macchiavelli  al  Luogotenente  472. 

ö.  gionfe'S  aßcrlc  XXXIII.  XXXiV.  IRom.  u.  genti.  »öllcr.  3.  «ufl.        *3 


I 


36*  ®tftcr  3l6f(^nttt. 

9R;etfige  anrüsten,  jehod^  in  bie  &luc§t  gejagt,  ttiele  bon  i^nen  gefang 
niebergetüorfen,  etftod^en  tourben" ;  fRetSner  eraä'^tt,  „ber  (Bxa]  Öajaj; 
fei  !aum  entlontmeti;  baffelBe  fei  am  25.  unb  28.  gefc£)et)en;  ba§  !aifer= 
Iid§e  <&eer  T^aBe,  eine  förmlid^e  ©ifilad^t  5U  ertoarten,  öor  ber  ©tabt 
gelagert ,  ja  einmal  i^n  felbft  ju  fuc§en  im  ©inne  ge'^aBt"  ^).  2öir 
^aben  bie  S3riefe  @d§tDegIerö,  toie  mut^ig  bie  ^eutf(f)en  getoefen,  mit 
bem  ^einbe  5u  fd^lagen^).  ©anboöal  fagt,  er  ^aBe  eine  (5if)rtft  au§' 
Sftom  t)om  5.  1527  gefe^en,  in  ttieli^er  bon  einet  beben tenben  ©i^lai 
er^ä^lt  tüorben.  ©o  mistig  eif(f)ienen  jene  @efed§te.  Merbing^  mi 
ber  <g)eräog  bei  ber  beften  5lbfid)t,  ^n  fd)lagen,  bnrd§  ba§  ^i^ling 
ber  erften  S5erfu(^e,  bnrc§  ben  geringen  5)lut^  ber  ©einen  unb  ben 
großen  ber  ^einbe  abgefd^redt  morben  fein. 

Um  ben  Unmutig  ©uicciarbini'g  3U  Begreifen,  mu§  man  toiffen, 
n^ie  not^toenbig  i^m  biefer  Ärieg  gefd^ienen.  Unter  ben  freunbfd§aft= 
liefen  SSriefen  ^acc§iabeEi'§  finbet  fic§  auc§  einer,  ben  ^uicciarbini 
gleid^  nad)  bem  2^obe  ^e§cara^§,  im  Einfang  ber  ^Belagerung  ©for^a'^ 
burd§  bie  ^aiferlic^en ,  im  S)ecemBer  1525,  gef(^rieBen  ^at.  „5lEe 
merben  bie  UeBel  be§  grieben§  füllen"  ,  f:|3rid§t  er ,  „menn  bie  ^e= 
legen'^eit,  ^rieg  ju  fül)ren,  öorBei  fein  mirb"^).  6§  ift  melir  al§ 
mal^rfdieinlid^ ,  ba|  er  auf  ben  (Sntfc^lu^  be§  ^a|)fte§,  xi)n  ^u  unter* 
ne'^men,  @inf(u§  gehabt.  5flun  aBer,  tüa§  toar  ber  ©rfolg !  ^er  Sftuin 
feines  <^errn  unb  gana  Italiens.  (Sr  fuc^te  ben  (iJrunb  biefe§  ^}Jli§= 
erfolget  in  ben  ^erfönlic^en  i^ntereffen  be§  §er3og§  bon  UrBino. 

2)iefer  tnieberum  fc^tnieg  aud^  nic^t:  „ber  ^eia  be§  ßuogotenente 
fei  aEein  an  bem  ^Jli^lingen  ©d^ulb."  (5r  bermut^ete  einmal,  ba§ 
berfelBe  i^n  in  S5enebig  berleumbe.  @§  ^ätte  b^enig  gefel^lt,  fo  ^ättc 
er  bafür  ipanb  an  i^n  gelegt*).  Snbeffen  mäßigte  er  fid^.  2)ürfett 
bpir  Seoni  glauben,  fo  ^ielt  er  fogar  (Ba\a^^o  ab,  ber  ^uicciatbini  3U 
ermorben  entfd^loffen  toar. 


7.    Erfolg  unb   Söerbienft  biefe§   (S5ef d^id§t§tber!e§. 

TOt  ben  ^llefultaten  gegentoärtiger  Untei-fud^ung ,  ba^  biefe  @e= 
fc^id^te  in  i^rer  gan^  d^ronologifd^en  5lnorbnung  ba§  i^ntereffe  nii^t 
feiten  ^erftöre,  ba§  fie  5um  guten  X^til  au§  anberen  S5üc§ern,  ol)ne 

1)  Äriegst^ten  ber  g^runb§berge,  f.  126. 

2)  ^n  |)omat)T§  Sltd^iö  für  ^iftorte  ?c.  1812,  p.  461. 

3)  Lettere  77. 

4)  Yarchi,  p.  83. 


©utcdatbini.    Erfolg  unb  Setbicnft  feinc§  2öcr!c§.  *37 

Luionbere  f^orfd^ung,  aufammeitgetragen  fei;  ba§  ein  großer  3:]^et(  ber= 
felBen,  bie  Sfteben,  !eine§tt)eg§  ^tftorifd^e  Monumente,  fonbern  Ue= 
biingen  ber  9^ebe!unft,  ba§  tütd^ttge  ^^acten  ganj  etitftellt,  SJerträge 
ncränbett  unb  Söunber  er^ä'^lt  feien,  bie  fid^  nie  begeben;  bafe  bie 
Sarftelinng,  bie  ber  S^eifaffer  t)on  feinem  eigenen  S3er!)alten  gicBt, 
minbefteng  großen  3«"-'^!^^^  nnterliege,  —  mit  biefen  ütefuttaten  nun 
ftimmt  e§  aEerbing§  jd§te(f)t  ^ufammen,  ba§  biefelöe  Öefd^ic^te,  tto^ 
i^reg  großen  S3oIumen§,  in  ben  erften  50  ^a'^ren,  nac^bem  fie  er= 
jif)ienen,  10  5luflagen  in  italienifc^er  <Bpxaä)e,  3  in  tateinifi^er,  3  in 
Tran3üftf($er  erleBt  unb  üBerbie§  in§  S)eutf(^e,  ©nglij^e,  5f^ieberlän= 
bifd^c  unb  breimal  in§  ©paniji^e^)  üBerfe^t  morben  ift,  ba§  fie  fid^ 
lug  je|t  in  bem  5lnfe:§en  eine§  ben  ^(ten  gleid^  ^u  fe|enben  3ßer!e§ 
erhalten  ^at.  2Gßo!)er  rührte  nun  ber  groge  ©rfolg  biefe§  2Ber!e§? 
Xie  ^ü'^n'^eit,  mit  ber  man  $apft  unb  ^irc^entoefen  t)on  einem 
faf^olifctien  ©d^riftfteEer  be^anbelt,  mit  ber  man  bie  ge'^eimften 
Gntfd^Iüffe  ber  dürften  entpEt  fa^,  ba§  in  i§m  !eine  6^ur  Don 
©cfimeit^elet  ift,  mag  einen  3^^ei(  biefe§  S5eifatt§  ertoorBen  l^aBen. 
2;ie  §au|)tfad)e  liegt  nod^  in  ettoaS  ?lnberem.  C^§  ift  mo'^l  nie  eineS^tt 
{^ctüefen,  toelt^e  in  leBenbiger  S^'^eilnal^me  an  bem  öffentli(^en  SeBen, 
an  jebem  !leinften  ©reigni^  bie  le|te  .^älfte  be§  16.  ;3ö^r^unbert§ 
üBertroffen.  OTent^alBen  ©elBftänbig!eit  unb  bod§  burd§  bie  Beiben 
:]jarteien  eine  fo  enge  ^Bereinigung ,  ba§  faft  !eine  @efd§id§te  ge= 
jcf}rieBen  merben  !onnte,  fie  ptte  benn  an  bie  allgemeinen  S3egeBen^eiten 
ange!nü:|3tt.  S)a  lamen  benn  bie  S)i§corfe  ®uicciarbini^§,  biefe  S3etrad§= 
tungen  jeber  S3egeBenl^eit  t)on  aEen  ©eiten,  jur  redeten  ©tunbe.  „Tibi 
quid  in  deliberationen  cadit",  fagt  S5obin ,  ,,quod  inexplicabile 
videatur,  illic  admirabilem  in  disserendo  subtilitatem  ostentat." 
*:)Jlan  fü~^lte  foglei(^,  ba^  bieg  bie  §auptf ad§e  in  bem  2öer!e  fei.  „La 
partie",  fagt  5!Jlontaigne ,  „de  quoi  11  se  semble  vouloir  prövaloir 
le  plus,  sont  ses  digressions  et  ses  discours." 

9Jlan  mu§  geftel)en,  ba^  biefe  S)i§corfe  in  ^uicciarbini  ettnaS 
iDalirpft  Originale^,  ba^  fie  öoHer  ^eift  unb  ©d§arffinn  finb.  6ie 
finb  nic^t  etiDa  benen  ^acdf)iaöeE§  nad^geBilbet :  benn  ^acd^iatoeU^ 
3)i§corfe  Pflegen  auf  einen  nod§  T^eröorsuBringenben  3iJfi<^ii^  3u  äie= 
(cn,  öon  einem  aEgemeinen  SBegriff  auS^uge^en  ober  bal)in  5urücC(5U= 
tcljren.  (SJuicciarbini  bagegen  ^at  hk  reine  S3etrad§tung  eine§  S5or= 
(iegenben.  SßaS  in  jebem  f^aEe  ju  ertnarten,  p  tpn,  ma§  ber  eigentlid^c 
@runb  einer  ^anblung  getüefen,  toiE  er  geigen.     2)a5er  ift  er  in  ben 

1)  9lufge3äl)lt  in  Negri,  Scrittori  Fiorentini,  nid)t  üoKfiänbig,  eben  fo 
Juenig  Bei  2;itabofd)i. 


38*  @t;ftet  mfd^nitt. 

Erläuterungen,   in  toiefetn  eine  jebe  ntenfd^Iii^e  §anblung  au§  ange*' 
Borener  ßeiben|d§aft ,   (^f)XQ,ei^,  @tgennu^  !omme,  ein  todi)Xtx  Sßirtuo^ 
unb  ^eifter.     S)iefe   S)i§corfe    finb    nid^t   eine   .g)ertior]6ringung    bon 
@uicciarbini'§  @eift  allein ;  fie  ru'^en,  unb  ^toar  in  boppelter  <g)in[ic^Ä 
nur  aEäuttJü^I  auf  bem  ^iifi^"^^  f^^^^^  S5aterftabt  f^Ioren^.  ^ 

@rften§  nämtid^,  ba  bie  ^ad§t  Don  gieren^  nid§t  felBftänbig 
war  unb  bie  ßage  ber  öffentlichen  ^Ingelegen^eiten  ptoeilen  öon 
bem  einen  ©jtrem  jum  anbern  fi^toanfte,  richtete  fic^  bie  5lufmer!= 
famfeit  unn»iE!ürlid§  auf  hk  möglid^en  Erfolge  ber  S)inge.  Söitt 
man  liieröon  einen  begriff  ^ahtn,  fo  mu§  man  einmal  ben  SSrief 
f^ranj  3[^ettori'§  an  ^acc^iabeE  üBer  bie  ^bfid^ten  ber  WääjU  t)on 
1513  lefen.  E§  i[t  ein  ftete§  ,,tDenn"  unb  „toenn  nid^t"  unb 
„Ujenn  aBer."  S)ie  redete  ©c^ule  ^^ierju  tourben  bie  (Sefanbtfc^aften. 
2)enn  ba  biefe  ^efanbten  ber  Heineren  ^ädjte  feiten  bie  ganzen  ^B= 
fid^ten  ber  größeren  erfuhren  unb  öon  i^ren  Unter^anblungen  nur 
unöoEftänbig  unterrirfitet  n^aren,  fo  mußten  fie,  mie  toir  in  ben  Se= 
ga^ionen  5Jtacd^iat)eE§  feigen,  au§  bem,  n)a§  fie  mußten,  auf  bie 
mi3glid^en  S)inge  frfiliegen.  S)a§  ift  ba§  Eine.  5lBer  aud^  in  ben 
inneren  ^Ingelegen'^eiten  pflegen  fie  berfelBen  3lrt  unb  äöeife.  Söenn 
man  in  ^axä)X  unb  5^arbi  lieft,  toie  biel  bor  einer  ^onfalonieretoal^l 
gefonnen,  gefd§ma|t,  unter^^anbelt ,  öermut^et,  geurt^eilt  marb,  mie 
man  in  biefem  !leinen  J^reife  fo  gut,  al§  in  ben  europäifd)en  ?lnge= 
legenl^eiten,  S5ermanbtfc§aften ,  Sünbniffe,  @egenBünbniffe  f(^lo§,  um 
einige  fc^toar^e  SSo^nen  me'^r  5U  Befommen,  mie  biel  e§  ba  ju  berü(f= 
fid^tigen  gab,  mie  fid^  nun  SSeoBad^tungen ,  Spiegeln,  9tatl)fd£)läge  ent= 
toidfelten,  fo  öerfte^t  man  erft  ben  Urf|)rung  eine§  2öer!e§,  toie 
(SJuicdarbini'S  Sßer!  ift.  S)iefe  ©eelen  finb  öorne^mlid^  ober  aEein 
mit  ßiteratur  unb  E^rgei^  Befd)äfttgt.  (Sie  fämpfen  mit  einanber  in 
Mug^eit,  fie  metteifern  in  ben  Verleitungen  be§  ©efd^e^enen,  in  ben 
^Berechnungen  ber  3utoft;  fie  gelien  gemö^nlid§  öon  bem  näd^ften 
au§  unb  tooEen  ju  bem  näd^ften;  in  biefen  S5er!nü|)füngen  finb  fie 
ungemein  ftarf. 

©0  liei^t  eö  nun  aud§  öon  (Suicciarbini :  „er  mar  einer  ber 
flügften  ^öpfe  in  Italien;  üBer  menfdt)lid§e  ^anblungen  mugte  er 
fe^r  gut  ju  bi^curiren."  ^n  biefen  2)i§corfen  Befte^^t  ba§  S5erbienft 
feine§  2Ber!e§;  baffelBe  mirb  biefer  originalen  ^atur  einen  immer- 
toäl^renben  9tu:§m  ju  tierbanfen  ^aBen. 

gür  biefen  Qxotd,  in  biefer  ;3^bee  märe  e§  nid^t  mo:§lget:§an  ge= 
toefen,  bie  großen  S3egeBenl)eiten  o^ne  UnterBred^ung  burd^  bie  !lei= 
neren  3U   er^äl^len.     5luf  bie  einen  !am  e§  eben  fo  gut  an,   al§  auf 


©uicciotbini.    ßritif  öon  Sfacopo  ^itti.  *39 

bie  anbeten.  S)te  S5er!nü^fung  bnrcf)  bie  3^it  toar  eine  ber  n)efent= 
lid^ften.  2)ie  jebeSmaliöe  Sage  ber  einzelnen  aufammentutrCenben 
Staaten  su  eindnber  toar  bor  allem  5u  Betrad^ten.  §ieran§  ergieBt 
fid),  warum  ©uicciarbim  bie  ftreng  (f)ronologif(^e  f^orm  hJä^lte,  bie 
tüir  gefe^^en.  S)a§  S5eifammen  gilt  x^m  eben  |o  öiel,  al§  ba§  ^flad^» 
einanber.  <g)ierau§  ergieBt  fic^  aud^,  mie  er  ein  fo  au§|ül^rli(^e§ 
2öer!  fd^reiBen  !onnte,  o'^ne  fic^  ^u  fd^euen,  ba§  grembe  unb  jd^on 
S^or^anbene  barin  aufänne^men.  (S§  !am  xf)m  me^r  auf  @runb  unb 
/}o{gerung,  al§  auf  bie  ^t^atfadfie  an ;  f^reube  an  ^anblung  unb  SeBen 
wirb  man  o^nebieS  feiten  Bei  i^m  tt)al)rne^men. 


9la(5^ttägli(^e  S5eTnet!ungen. 


1.    %n^  ber  älteften  ^riti!  biefe§  @ef d^id§t§toer!e§. 

Einige  ^a^re  natf)  bem  5lBbrudC  ber  oBigen  ^IB'^anblung  ertoarB  id§ 
in  gioreuä  bie §anbf df)rift  eine§  S)ialog§;^oco:poptti^§  Betitelt:  Apologia 
dci  cappucci,  ber  einen  heftigen  Eingriff  auf  bie  Söa^r^eitSlieBe  ©uicciar* 
biui'g  enthält.  S)er  ©tanb^untt  be§  5lutor§  ift  atterbingS  t)au)3tfäd§(id^ 
ein  :|3olitifd§er.  3aco|)o  $itti,  geBoren  1519,  beffen  Später  unter  ben 
'^^aEegd^i  erfd^eint,  nal^m  auf  ba§  leB^aftefte  Partei  gegen  bie  ^^action, 
ber  ^uicciarbini  anget)örte,  bie,  toiettjo^^t  mebiceifd§,  bod^  ängleid^ 
bürgerlid^=ariftofratifdö  tnar  unb  bereu  5lutorität  üon  ben  SftepuBUfanem 
a(§  eine  :§öd^ft  ungered^te  Unterbrücfung  em^funben  tourbe.  @r  war 
ein  5lnt)änger  6ofimo'§  I.,  Weld^er  bem  ^Infel^en  ber  Oligard^en,  oB= 
ivo^  biefe  fein  f^ürftent^um  eigentlich  gegrünbet  Ratten,  ein  (gnbc 
ma^te  unb  ben  :po^olaren  SSeftreBungen ,  weld^e  öon  jenen  immer 
nieberge^alten  Waren,  wieber  freien  9taum  öerfd^affte.  Sacopo  ^itti  War 
felBft  ^itglieb  beg  ©enateg,  toie  il^n  ßofimo  einrid^tete,  unb,  tou  feine 
anberen  Sd^riften  jeigen,   ein  entfd^iebener  3lnl^änger  ber  ^politif  beS 


40*  etflcr  5lBjd^nitt. 

@vo6^et50Q§.  ©Ben,  inbem  bie  neue  Orbnung  ber  2)inöe  ftd§  entnjtd eltl 
erjd^ien  hk  historia  d'Italia  @uicciarbim^§  (bie  erfte  öoEftänbij 
Sluggabe  tft  öon  1564),  toelc^e  aEent^alBen  eine  äJertocrfung  b( 
re^uMi!anijd§en^attei  enthielt  unb  bie  SeftreBungen  ber  o^tiniatifi^e 
p  tJoEer  ßöibenä  Brachte.  S)em  nun  fe^te  ]iä)  ^aco)i)o  $itti  ii 
jenem  S)iaIog  entgegen.  £)ie  2^^ätig!eit  ^itti^g  War  üBer^au^ 
Weniger  |)oIitif(^  al§  Iitetarifd§.  @r  erjc^eint  aU  ber  öorne:^mfi 
S3egrünber  ber  Academia  del  Piano,  tnie  benn  bie  a!abemi|(i)e  X^ätit 
leit  in  ber  5!}lonar($ie ,  toelc^e  abmini ftratiöe  unb  mititärif(i)e  %n 
beulen,  o^m  biet  Uatij  3u  Begehren,  Verfolgte,  an  bie  Stette  U 
^olitif{^en  getreten  ift.  S)er  ertoäl^nte  2)ialog  ift  nic^t  ol^ne  ein  g^ 
n)iffe§  literarifc^eö  25erbienft,  nic^t  etma  burd§  ^lu^Bilbung  ber  ge" 
lehrten  5Jtagniloquen5  ber  ©djule,  er  ift  üietme^r  fel)r  |jopulär  ge= 
galten,  öon  aEerlei  f^ri(^tt)i3rtlid§en  5(u§brü(fen  burrfi^ogen  unb  gugleid^ 
ijon  einer  anmut^igen  unb  nic^t  unangemeffenen  ©rfinbung.  @in 
^aEe§(^e  5Jlard§etto,  unter  meld^em  5^amen,  einer  ^IBfd^ritt  ber  9D^aglia= 
Becfiiana  zufolge,  Sernarbo  3Jlebici  öerftanben  toirb,  ^at  ben  Neffen 
@uicciarbini^§ ,  §erau§geBer  ber  historia,  5lgnolo ,  ber  ^ier  aU  Stito 
erfd^eint,  gu  fic^  eingelaben,  um  einige  S}erfdf)önerungen  in  bem 
(Sparten  be§  §aufe§  ju  Befe^en,  al§  ein  ^opolare  bei  il^m  eintritt, 
unter  beffen  ^^lamen  ^uBlio  ein  ßap^oni  Verborgen  fein  fott,  mit  bem 
5!Jlar(f)etto  fd^on  öfter  über  bie  @efd§i(^te  @uicciarbini^§  gef^rod^en  l^at. 
^ublio  be!lagte  fid^  über  bie  ^rt  unb  äßeife,  wie  "bei  ©uicciarbini  öon 
ben  9fle)3ubli!anern  gerebet  mirb ,  unb  giebt  i^m  (5(^ulb ,  bag  er  bie 
rü^mlid^en  §anblungen  berfelben  üerfd^toeige,  um  bagegen  bie  bi}»= 
artigen  feiner  gaction  ju  befd^önigen  unb  ^u  erl^eben^).  55lard§etto 
l^atte  ba§  biS'^er  grö§tent]§ei(§  nod^  nidt)t  angenommen;  er  freut  fic§, 
ba^  ^ublio  eben  mit  2^ito  ^ufammentrifft,  bie  nun  einanber  begrüben, 
iebo(^  gleich  im  erften  5lugenblicf  auf  i^re  £)ifferen3en  !ommen,  U)eld§e 
baburd^  nod^  befonberS  angeregt  UJerben,  ba§  ba^Sud^  (Suicciarbini^^ 
ha^  größte  5luffe^en  gemad^t  ]§at  unb  bereite  in  frembe  (Bpxaä)tn 
überfe^t  ift.  ^ublio  l^at  ein  5^otat  über  bie  i:§m  befonber§  mi^fäEigen 
©teEen ;  Mard^etto  ift  erfreut,  ba§  ^emanb  ba  fei,  ber  burd§  ^enntniffe 
unb  Talent  fä^ig  toerbe,  feinem  2;abel  äöiber^art  ju  l)alten.  (Sie 
fe^en  fid§  in  bem  ©arten  nieber,  5[Rard^etto  in  ber  5[Ritte  atoifd^en 
ben  beiben  5lnberen,  um  gleid^fam  ber  ©d^ieb§rid§ter  atoifd^en  i^nen  au 

1)  Circa  la  sua  maldicenza  del  governo  della  Repubblica  fioren- 
tina,  e  popolo  e  de'  suoi  migliori  cittadini,  e  circa  l'avere  taciuto  le 
gloriose  opere  loro,  ed  adornate  le  malvagie  di  quelli  della  sua 
fazione. 


©uicciarbini.    ^titif  bon  ^aco^o  ^puti.  *41 

iiiu.  2)ann  beginnt  bie  S)t§cuf|ion.  S)er  S)iaIog  ift  feitbem  im 
^a^re  1862  %thxudt  tooxben  nnb  :^at  einige  5lufmet!iam!eit  erregt;  bod^ 
tjLit  man  ben  S©iberf|}ru{^  ^itti'S  gegen  ^uicciarbini  nur  immer  aU 
eine  2öir!ung  bcr  |Doliti|c§en  ^^einbfetigfeit  Betradfitet  nnb  baburc^  3U 
Hcieitigen  gemeint.  Mein  bie  X^atfac^en ,  bie  in  bem  S)ialog  bem 
Ö)cf(^i(^t§n)er!e  entgegenge|e|t  Serben,  finb  3ugleiC§  t)on,  ^iftorifi^er 
äöic§tig!eit  nnb  lönnen  bei  einer  äBürbigung  be§  legieren  ni(i)t  unl6e= 
achtet  Bleiben. 

ßinige  t)on  biefen  Momenten  mögen  l)icr  ertnä^nt  merben. 

1.  äöir  berührten  fc^on  bie  ßraä^^lung  @uicciarbtni'§  über  ha^ 
^atriotifd^  tro^ige  ^Inftreten  ^iero  6a^poni'§  nnb  fein  angeblid§e§ 
Söort:  „ba  man  S)inge  forbere,  bie  gegen  bie  @l)re  lanjen,  fo  mögen 
bie  f^ran^ofen  in  i^re  2;rom^eten  fto^en,  fie  mürben  an  i^re  Dioden 
fc^Iagen."  35ei  toceEai,  bem  (SJnicciarbini  gerabe  in  biefer  ©telte 
folgt,  finbet  e§  fic§  n\d)i.  Slber  in  feinem  früheren  SBer!e,  ber  historia 
fiorentina,  ^atte  @nicciarbini  bie  «Sad^e  ungefähr  eben  fo  er^ä^It,  tote 
in  ber  historia  dltalia,  nur  mit  bem  Unterfc^iebe,  ha%  er  frül)er  6a^= 
^oni  fagen  liefe,  ba  ber  ^önig  feinen  ^ccorb  fc^liefeen  njoHe,  fo 
muffe  bie  @ad)e  anberS  entfd^ieben  tt)erben:  „er  möge  in  feine  2rom= 
^eten  ftofeen  laffen,  fie  toürben  il^re  @lo(ien  ^ie^en."  ;3aco^o  $itti  nun 
ift  befonber§  barüber  em|)ört,  bafe  ^uicciarbini  biefe  ^anblung  rü^mt, 
bie  bo(^  nur  bie  äufeerfte  S^or^eit  gemefen  fein  n)ürbc.  @r  erjä^lt  ben 
SSorfaH  ungefähr  in  berfelben  Sßeife,  läfet  aber  bie  äöorte  meg;  aud^  in 
ber  istoria  fiorentina  ^itti'ö  fud^t  man  biefelben  bergeblid^.  ^n  beiben 
fül^rt  biefer  al§  ein  ^Dloment  ber  5flad^giebig!eit  be§  ^önig§  an,  ha% 
inbeffen  einer  ber  fran^öfifc^en  ^^elboberften ,  5lubign^,  bei  bemfelben 
eingetroffen  fei  unb  i^m  einen  äJorn)nrf  barüber  gemad^t  l)abe,  bafe 
er  fo  lange  in  ^loren^  Oern}eile.  Ueber  ben  SJorfaE  felbft  finbet  fic^ 
in  S^incen^o  5lcciaiuoli^§  Vita  dl  P.  Capponi  (IV,  2,  31)  eine  ab= 
n)ei(^enbe  5trabition.  2)emnac^  tüax  e§  ein  5Slatt,  auf  bem  ni(^t  ettua 
bie  S5orfd)läge  be§  ^önig§,  fonbern  bie  tjon  ben  Florentinern  ge= 
macf)ten  S5ebingungen  ftanben,  meld^eö  ßa|)poni  au§  ber  §anb  be§ 
©e!retär§  na^m  nnb  jcrrife,  eine  ^obification  ber  ßr^ä^lung,  bie 
bie  ^anblung  bei  Weitem  minber  offenfiü  erfd^einen  läfet;  bie  SBorte 
ßa^^oni'ö  ttJären  bann  gemefen:  S'io  demando  cose  disoneste,  voi 
sonerete  le  vostre  trombe  e  noi  soneremo  le  nostre  campane.  6o 
toenigfteng  lautet  bie  ©raäfjlung  in  bem  nrfprünglid^en  2:ejt  ^cciajuoli'g; 
bod^  n)irb  fie  audf)  ba  nidf)t  mit  öoEer  S3eftimmtl^eit  erjäl^lt,  er  fagt: 
„affermano  che  egli  queste  istesse  parole  pronunziö".  ©anj  abn)eidf)enb 
erfc^eint  bie  ©ad^e  M  5flarbi.     5Jtan  ift  cinanber  in  ben  Unter§anb= 


42*  ^tfter  5lbfc^nitt. 


lungen  fc^on  ]tf)x  na1)t  gefommen;  5aut)tfäc§U(^  ift  tion  ber  @elb 
fumme  bte  9lebe,  toeldje  ber  .^i3nig  forbert  unb  bie  ©tabt  ntd^t  16e= 
tüiEigen  tüiU.  ^ail  VIII.  öetätl)  barüBer  in  Q^xn  unb  erftört,  er  tt)erbe 
in  feine  5trom)jete  fto^en  laffen.  hierauf  l^abe  6a|)^oni  geantto ortet : 
toir  toerben  unfere  ^locien  jie^en.  S)ann  ^abe  er  fid^  mit  feinen 
Kollegen  nac^  ber  Zxtppt  äu  entfernt,  ^n  .^önig  ^aBe  i^n  äurü(f= 
rufen  laffen  —  benn  er  ^obe  i^n  gefannt,  ba  er  al§  ®efanbter  in  ^ran!= 
reid§  getoefen  —  unb  l^aBe  Iad§enb  gefagt :  Ah,  Ciappon,  Ciappon,  voi 
siete  un  mal  Ciappon! 

^an  fielet,  auf  tüie  fd^tnad^en  f^ü^en  bie  gan^e  @r5ä!)lung  rul^t. 
^ei  9larbi  erfd^eint  fie  al§  eine  S^fö^tmenfe^ung  ber  Sßorte  beg 
Königs  mit  ben  Söorten  (Eap)3oni^ö ,  boc^  ^nglcii^  in  S5erBinbung 
mit  einem  Sßortf|)ieI,  melc^eg  i^re  eigentliche  SSebeutung  fd^toäd^t. 
SBie  fie  @uicciarbini  in  ber  historia  d-Italia  er^äl^It,  tnirb  fie  fid^ 
fd^toerlid^  16e^au|)ten  laffen.  $itti  fd^reiBt  eg  ber  $arteilid§!eit  @uicciar= 
bini'§  äu,  toenn  biefer  bie  ^anblung  Sa)3poni^§  rü^mt;  benn  er  ]§aBe 
mit  bemfelBen  in  naiver  üermanbtfd^aftlid^er  SSe^ie^ung  geftanben. 

2.  @leid^  Bei  ber  erften  Sfleconftitution  ber  9flepuBli!  nad)  bem  51B= 
äuge^aiiSYIII.  lä§t  @uicciarbini  gmeiütebner,  $agol  5lntonio  ©oberini 
unb  @uib^  5lntonio  SDegpucci,  auftreten,  öon  benen  ber  erfte  eine  35er= 
faffung  em|)fie^lt,  ungeföljr,  mie  fie  in  S[^enebig  Befte!)e,  ber  ^tüeite  aber, 
inbem  er  bem  erften  ju  anttoorten  fdjeint,  bod§  bie  ^po|)olaren  i^ormen 
auf§  i^eftigfte  Be!äm|)ft.  %i^m  fei  burd§  biefe  S5erfaffung  5U  ©runbe 
gegangen;  aud§  in  9(tom  l^aBe  fie  fid^  fel^r  öerberBlid^  erliefen,  ^n 
f^lorenj,  mo  ein  Seber  felBft  ber  ^lügfte  5U  fein  meine,  fei  fie  tJollenb^ 
unanhJenbBar ;  man  toerbe  ba§  fSolt  um  fo  ruhiger  erhalten  unb  e§ 
3U  SSefd^lüffen  führen,  bie  i^m  felBft  l^eilfam  feien  unb  3U  bem  allge= 
meinen  (Slüd  bienen,  toenn  man  il§m  nur  eine  gemäßigte  5lutorität 
äugefte^e.  5£)enn  toenn  man  Me§  unb  ^ebe§  unBebingt  ber  äöiEfür  be§= 
felBen  üBerlaffe,  fo  laufe  man  @efal)r,  ba^  ba§  S5ol!  inbolent  toerbe 
unb  toiberf^enftig  gegen  bie  Sftaf^fdfjläge  toeifer  unb  ergebener  S3ürger. 
S)iefe  unb  äl^nlid^e  ©teilen  toerben  nun  bem  5lutor  äum  S5erBred^en 
gemad^t:  e§  berBerge  fid^  barin  ein  geheimes  ©ift.  6§  ift  eben 
ber  ©egenfa^  ber  Beiben  Parteien ,  bie  einanber  in  aEen  re:|3uBli= 
fanifd^en  ülegieinngen  gegenüBergeftanben  IjaBen  unb  gegenüBcrfte^en. 

äöir  gelten,  toie  fid^  berftel^t,  auf  biefe  i5^-agen  nid^t  ein.  ^ür 
bie  ^ritif  @uicciarbini'§  l^aBen  fie  aBer  infofern  Söert]^,  alg  barau§ 
bie  lebiglidf)  ^olitifd^e  33ebeutung  IjerOorge^t,  bie  ben  eingeflodlitenen 
üteben  Beijumeffen  ift.  3n  ber  florentinif d§en  @efd§idf)te  @uicciar= 
bini^S  finbet  fid^  feine  ßrtoäl^nung  einer  9tebe  biefer  5lrt,  nod^  aud§ 


©uicciatbini.   ßtiti!  üon  ^acopo  5pittt.  *43 

nur  einer  Gelegenheit  bap;  in  ber  Apologia  Serben  Beibe  gerabeju 
ar§  2Ber!e  @uiccarbini'§  fetBft  Betrachtet.  S)o(^  ift  ^ucopo  $itti  tneit 
I  baüon  entfernt,  bem  5lutor  an§  ber  ßinfled^tung  erbic^teter  hieben  einen 
S5orn)ur|  ju  machen;  er  tabelt  nur,  ba§  er  bie  ^3o|)o(are  ©ad§e  ju 
fc^njac^  öert'^eibigen  laffe.  5Jlan  Betrad§tet  bie  üteben  al^  ba§,  ttjag 
fie  ftnb:  ^olitifd)e  Erörterungen  be§  ^utor§. 

3.  Sutneiten  nimmt  ba§  Gefpräd)  aud^  auf  bie  auSmärtigen  %n= 
gelegenfieiten  ^Begug.  Sie  ^Fcotit)e,  burd^  meldte  ßubtnig  XII.  nac^  ber 
Eroberung  t)on  ^ailanb  Betnogen  tnurbe,  fid)  ber  ^Florentiner  an3u= 
nefjmen,  ftnb  öon  bem  Gefc^idfitfd^reiBer  fefir  gut  enttniiJelt.  Er  be= 
l§au)3tet  aber,  bafe  bie  bamatige  florentinijc^e  ütcgierung  fid^  tjon  bem 
Könige  iBeaumont  5um  .g)eerfü!)rer  auögebeten  ^abe  au§  falfct)em  S5er= 
trauen  in  bie  freunblid^e  ©efinnung  beffelben  für  hu  Stabt,  mä^^renb 
e§  bod§  me^r  auf  militärifd^eS  2:alent  ange!ommen  märe,  .^ätte  fie 
TOegri  geforbert,  fo  mürben  bie  Sad^en  gan^  anber§  gegangen  fein, 
dagegen  ergebt  nun  $itti,  bem  e§  gu  ftatten  !am,  ba§  Eofimo  'btn 
Entfd^lu^  fiefafet  t}aik,  bie  ^^a^iere  ber  früfjeren  Ütegierungen  nic^t 
me^r  geheim  gu  Italien,  Einfprud§ ;  er  l^atte  bie  Eorreft}onben3  ber  ba= 
maligen  J?rieg§bet)ürbe  burd^gelefen.  2)arin  aber,  fagt  er,  finbet  fid^  aug= 
brüdlid^ :  bie  ©tabt  ^abe  bie  Sßa^l  be§  i5relb^au|)tmann§  bem  ^önig 
überlaffen;  ba§  SSeaumont  gemä^lt  morben,  rü^re  blog  t)on  ber  33e= 
günftigung  ^er,  bie  er  hei  bem  Earbinale  t)on  Ütouen,  5lmboife,  ge= 
funben  !)abe,  ber  fein  £)^eim  gemefen  fei. 

Ein  anbere§  ^}Jloment  bilbet  bie  ©ad§e  bon  ^iftoja.  @uicciar= 
bini  red^net  e§  ber  bamaligen  florentinifd^en  9tegierung  ^ur  @d§anbe 
an,  ba§  fie  nid^t  bei  ben  Unru'^en,  bie  in  ^iftoja  jmifd^en  ^anciatid^i 
nb  EanceEieri  auggebrod^en,  S}or!eI)rungen  getroffen  tjobe.  S)er  :pot>o= 
lare  ©pred^er  in  bem  S)ialog  bemeift,  bag  bie§  falfd^  ift,  inbem  er,  auf 
bie  tjorliegenben  5Iufäeid§nungen  geftü^t,  bie  Eommiffionen  angiebt, 
UH'tcfje  in  ber  (Bad)e  ernannt  morben  feien.  Eine  bon  biefen  ^at 
IHacd^iaöeE  erhalten. 

5flad^  ber  Er^äfjlung  Guicciarbini'g  ^atte  S^mbalt,  ber  ben  frieren« 
tiiicrn  bom  Könige  5u  §ülfe  gefd^icft  mürbe,  aber  i^nen  nid§t  rafd§ 
genug  p  2Ber!e  ging,  feine  S^ermunberung  über  ben  unüerftänbigen 
iEifer  ber  Florentiner  auSgebrüät,  bie  man  bod^  für  5[Jlenfd6en  üon 
teeift  ^alte.  ^n  ber  Apologia  mirb  bagegen  mit  mehreren  5l!tenftüdfen 
inadigemiefen,  ba§  man  in  i^loren^  guten  @runb  t)atte,  ein  S5erftänb= 
ini^  amifd^en  ^mbalt  unb  SSiteHoä^o  S5iteEi,  ben  er  be!ämpfen  follte, 
p  bermutljen.  ©ie  gaben  il^ren  5lrgmol)n  bem  Könige  ßubmig  funb,' 
iber  fid§  eben  in  ^lailanb  befanb  unb  ber  bann  ein  fe'^r  nac^brüdtlid^eg 


44* 


erfter  5tbfd^nttt. 


<Bd)xexbm  an  bte  ftansöftfcfien  ^Injü^rer  erlief,  in  tüeld^em  er  fte  W 
beutete,  ben  ^Florentinern  |o  biel  .g)ül|e  aU  möglich  ju  leiften,  unb 
:^mbalt  aurüdriej.  S)ie  ©ad^e  ift  t)on  um  fo  größerer  SSebeutung, 
'ta  fSikUo^^o  bamit  umging,  ^iero  ^Jlebici,  ber  an  ben  Crfinen  üT6er= 
^au^t  feine  Befte  ©tü^e  {)atte,  naä)  f^Ioren^  aurüdaufü^ren.  5[Ran 
em|)iängt  ben  ßinbmtf,  ba^  ^uicciarbini  ^ier  nic^t  recfjt  unterrichtet 
mar  unb  feinen  Sanb§leuten,  b.  ^.  ber  bamaltgen  :|3o:|Dolaren  Sflegkjj 
rung,  mirltic^  a"  ^i^^  ^^^^-  ^^ 

4.  @uicciarbini  mac^t  e§  Bei  bem  ^aljre  1511  ber  Sdegierung 
be§  ^onfaloniere  ©oberini  aum  S5ormurf,  ba^  fie  bem  Könige  ßubmig 
^ifa  aum  S5erfammlung§ort  be§  t)on  i'^m  BeaBfic^tigten  ßoncit§  augß= 
ftanb,  entmeber,  fagt  er,  meil  fie  nid^t  ben  5JlutIj  ge^aBt,  a^  tt)iber= 
f|)re(^en,  ober  meil  fie  bie  ^efal)r  nid^t  gehörig  ermogen  "^aBe,  in 
mel(^e  fie  burci)  bie  £)|}]:)ofition,  in  bie  fie  fic^  baburc§  mit  bem  $a^ft= 
tl^um  fe|te,  geratl)en  mu^te.  S)od^  fei  bie  ©ac^e,  oBmo^l  fie  in  bem 
ßonfiglio  bon  150  Mitgliebern  Befd^Ioffen,  geheim  gehalten  morben;  ber 
,^önig  ^aBe  feine  fidlere  51a(^rid^t  barüBer  em|)|angen.  ^itti  finbet  ben 
2;abel  ungereimt,  ©einer  ^raä^lung  aufolge  aögerten  bie  Florentiner  aB= 
fid^tlid^  lange  3eit  bamit,  bem  .^önig  eine  einge^enbe  5lntmort  a^  geBen. 
3lBer  na(^bem  Mtmlaio  am  22.  Mai  1511  ba§  päpftlid§=t)eneaianif($e 
§eer  gefc^Iagen  ^atte,  mürben  bie  5lufforberungen  auf  bag  bringenbfte 
erneuert.  S)er  franaöfifd^e  ^efanbte  Beüagte  fiel)  üBer  bie  S5eraögerung 
ber  ßoncejfion  unb  beutete  fogar  an,  ba§  ber  ^önig,  menn  man  bie= 
felBe  länger  öermeigere,  fid^  eine  fold^e  auf  anbere  Söeife  pi  t)er= 
fc^affen  miffen  merbe,  b.  1).  buri^  Surücffü^rung  ber  ^ebici. 

hierauf  nun,  fagt  ^itti,  fei  am  folgenben  2;age  öon  bem  5Jlagi=' 
ftrat  unb  ben^^c^taig  Befc£)Ioffen,  fid^  bem  fiegreidfien  ^i3nige  BeiaugefeEen; 
jebod^  mürbe"  ber  SBefdf)Iu§  unter  S5orBe^aIt  be§  ^e^eimniffeS  gefaxt. 
S)ie  @ri3rterung  ift  Bemer!en§mert^,  meil  baraug  t)ert)orgef)t ,  bafe  bie 
Eröffnung  einc§  neuen  ^oxidU  in  ^ifa  öon  bem  S5erpltni§  ber  ^io- 
rentiner  au  ben  5?lebici  ^errü^rte. 

@§  mürbe  eine  Ungerec^tigfeit  gegen  ©uicciarbini  fein,  menn  man, 
bem  S)iaIog  meiter  folgenb,  ben  ganaen  äÖiberf^rud^  erneuen  moEte, 
meieren  bie  eine  Partei  gegen  bie  anbere  er^oB.  S)ie  Unf(^lüffig!eiten, 
meldte  ©uicciarbini  bem  ^onfaloniere  ©oberini  ^nx  Saft  legt ,  merben 
öon  ptti  t)ielme:^r  al§  bie  golge  ber  £)|)|)ofition ,  meldte  bie  Opti« 
maten  machten,  Betradt)tet;  biefen  merben  bann  mand^erlei  SJerräf^e* 
teien  <5c§ulb  gegeBen ,  burd§  meldte  ber  S5erluft  bon  ^rato ,  hk 
SBieber^erfteEung  ber  5Rebici  l)erBeigefül§rt  feien,  ^itti  öere^^rt  unb  Be« 
munbert  ben  @onfaloniere,  ben  er  al§  einen  |jolitifd§en  §ero§  Betrad^tet. 


©uicdatbint.   Sein  35et'^alten  bei  ben  Unru'^en  in  ^-fotena.        *45 

@in  3^0,  toeld^en  bie  Apologia  aufiüljrt,  ift  met!tt)ürbig,  ba§  ©obe= 
tim  nämlt($  ben  :^m|)ulfen  feinet  eigenen  S3tuber§,  be§  6arbinal§, 
ber  eine  ©orte  nn^utJertäjffger  5Jlenfc^en  in  bie  ^lerntet  Ibringcn  unb  an 
tl§rer  @^i^e  ein  OBer^^aupt  ^aBe  auf[teEen  tüoEen,  tüiberftanben  ^aBe; 
benn  e§  ^ätte  oljne  Stutöeröie^en  nic^t  ausgeführt  toerben  !önnen.  ^ä) 
toiE  ba§  tüeber  leugnen,  no(^  Beftätigen;  in  ber  (Sefi^ic^te  ^ttti^ö  finbe 
ic^  e§  ntrf)t.  ©e^r  ^tüeiteltjait  aber  bleibt  e§,  toenn  e§  in  ber  Apologia 
l§ei§t,  ber  ^onfalomere  '^abe  e§  barauf  anfommen  laffen  tooEen,  ob 
md)t  ber  ^egenfa|  ber  t^actionen  nad^  i^m  e§  ba^in  bringen  toürbe, 
ba§  bie  5!Jlebtct  toteberljergefteEt  toürben.  @§  fd^eint  bocf),  aU  ob 
bie  5luffaffung  ^itti^S  öon  beut  ftjäteren,  unter  ßofimo  eingetretenen 
guftanb,  in  toeldtiem  ba§  ^-ürftent^um  unb  bie  Erinnerungen  an  bie 
Sfle^ubli!  gegen  bie  Optimaten  ^ufantmentoirften,  be^errfd^t  toorben  fei ; 
feine  ^riti!  bebarf  tüieber  ber  .^ritü.  ^^lur  fo  biel  liegt  am  2:age, 
ba^  feine  Eintoenbungen  gegen  bie  S)ar[teEung  ber  2:§atfac^en,  wie 
fie  in  ber  (Befd^ic^te  tiortommen,  unb  feine  .klagen  über  bie  ^artet= 
li(^!ett  berfelben  nid^t  feiten  guten  @runb  l§aben;  bie  genauere 
S5erücEfid)tigung  biefer  Sinreben  UDürbe  aEein  in  einer  umftänblirf}en 
florentimfdtien  ^efd^ii^te  ber  Seit  möglich  fein.  5^ur  ©tuen  ^un!t 
tüoEen  tüir  erörtern. 


I 


2,    5flod^mal§  über   Ö5uicciarbtnt'§  S)arftellung 
feines   eigenen  S^er^altenS. 


SSir  berührten  biefen  ^egenftanb  fd^on  oben;  ^d  $itti  finbet 
er  nod^  in  SSe^ug  auf  ein  bebeutenbeS  (5reigni§  nähere  (Erläuterung. 
Einen  ber  tJorne^mften  Momente  in  bem  Seben  @uicciarbini^§,  beffen 
tüir  fd^on  oben  ertoäT^nten,  bilbet  feine  Einwirfung  auf  bie  Seru^igung 
beS  Tumults,  ber  im  ^pril  1527  in  f^lorenj  au§brad§.  5lEe§  toar 
in  ber  größten  3lufregung,  toie  man  \xä)  borfteEen  !ann,  ba  eben 
in  berfelben  S^t  Sourbon  gegen  9tom  an^og.  Um  ha^  gä^rung§= 
öoEe  gloren^  bor  SSourbon,  beffen  ;^ntention  5^iemanb  !annte,  3u 
fd£)ü^en,  aogen  bie  S^^erbünbeten,  f^ran^ofen,  SSene^ianer  unb  ^äpftlid^e, 

ftd^  ^tt  ^^ß  ^^^^  ^ißfß^  Stabt. 

S)er  Earbinal  Silbio  bon  Eortona,  bem  ber  ^a^ft  Element  bie 
SSertüaltung  ber  ©tabt  aufgetragen  l)atte,  machte  fid§  mit  ben  beiben 
Steffen  beffelben,  ^ib^Jolito  unb  5lleffanbro,  auf,  um  ben  ^n^xn  bor 
3:tu:bl'fn  3U  begrüben,     ^n  ber  ©tabt  brad§te  ba§  @erüdf}t,  er  fliege, 


46*  erftcr  3lbj(^nUt. 


ben  2^umult  öoHenbS  5um  5Iu§Btu(^.  S)te  Dor  bem  ^^atafte  öer= 
fammette  ^lenge  unb  bie  ;^ugenb,  bie  il^r  t)oraufgtng,  tiöt^igten  ben 
^Jlttgiftrat,  bie  Neffen  be§  $a|)fte§  für  SHeBeEen  ju  er!(ären.  Snbem 
aBer  !e^rte  ber  ßarbtnal  mit  bem  gü^ter  be^  <g)eere§  in  bie  ©tabt 
^uxM;  1500  SSetüaffnete ,  bie  man  öerBorgen  ge!)alten,  famen  gum 
S5orf(^ein.  ®ie  5[Renc|e  tüic^  öon  bem  $(a^e ,  bie  2;rup|)en  na!)men 
benfelben  ein;  aber  bie  in  ben  ^alaft  eingebrungene  ^ugenb,  gro§en= 
t^eilg  t)on  ber  ^oUiität,  Behielt  benfelben  inne.  %u]  ber  anbern 
Seite  njnrben  öene^ianijc^e  2^ru|)^en  ^erbeigernfen ,  nnb  e§  ftanb  3u 
befürd^ten,  ba§  in  bem  inneren  ^'am|)fe  bie  junge  ^^obilität  in  bem 
^alafte  getöbtet  unb  bie  ©tabt  bieEeii^t  ber  ^lünberung  ber  @ol= 
bote^ca  |)rei§gege]6en  toürbe.  (Suicciarbini  red^net  \iä)  pr  größten 
ßl^re  an,  ba^  er  biefem  Unglüde  öorgebcugt  ^abe.  @r  brachte,  tüie 
er  er^ö^lt,  „con  presentissimo  consiglio",  f^eberigo  baSSoj^olo,  ber  eben 
fe^r  entrüftet  au§  bem  ^alafte  !am,  tt)o  man  i^n  beleibigt  f)atte,  unb 
ber  eine  getualtfame  SSefi^nal^me  beffelben  für  fe§r  leicht  ^ielt  unb  ben 
Heerführern  anrat^en  tüoEte,  burd)  bie  S5orfteEung,  ha^  ba§  gegen 
ben  ©inn  be§  ^a^fte§  unb  ba§  ©emeintoo^l  laufen  toürbe,  fotoeit, 
ba§  er  feine  ^pxaä)e  änberte  unb  bie  ^eerfü^rer  i^re  (SintoiEigung 
,^u  bem  S5erfpre(f)en  gaben,  e§  foEe  .deinem  für  bal,  tüa§  er  an  bem 
Za^t  getrau,  etmaS  ^u  ßeibe  gefd)e5en.  @o  tnurbe  bie  Sflu^e  mieber= 
^ergefteEt.  (Suicciarbini  BeÜagt  fi(^ ,  e§  fei  i'^m  bon  beiben  ©eiten 
bie  (5a(^e  ^um  51ad§t^eile  aufgelegt  toorben.  2)er  ßarbinat  bon  Sor= 
tona  :§abe  i^m  aum  Sßortourf  gemacht,  bie  befinitibe  ^cftftcEung  ber 
mebiceifc^en  Sftegierung  berT^inbert  p  ^aben,  unb  bie  ^Dlenge,  er 
j^abe  fie  ba^in  gebrat^t,  ^u  meieren,  o^ne  ba^  e§  notljtüenbig  getüefen 
märe.  3öir  laffen  ba^ingefteEt  fein ,  intoiefern  ber  ßarbinal  bon 
ßortona  bie  5lbfic§ten  (Suicciarbini^g  richtig  bezeichnete  ober  nid§t. 
2öenigften§  ein  moralifc^er  2;abel  ift  e§  ni($t,  tnenn  er  i^m  8d§ulb 
giebt,  ba§  Söo'^l  ber  ©tabt  ber  ^xö^t  ber  ^ebici  borge^ogen  ^n 
l^aben.  Ob  nun  aber  5lEe§  fo  borgefaEen,  toie  ©uicciarbini  er^ä^lt, 
ift  bod)  fe^r  jtoeifelT^aft.  ^aä)  ben  S5eric§ten  anberer  fIorentinif(i)er 
Slutoren  unb  ber  Apologia  toaren  e§  hu  ßarbinäle  6ibo,  ©ilbio, 
Sftibolfi ,  toelc^e ,  bon  ber  ^e}a^x  ber  florentinifd)en  5^obilität  ober 
auc§  ber  ^lünberung  ber  <3tabt  erfd^roden,  ber  friegerifc^en  5lbfid§t 
be§  <&er5og§  bon  Urbino  jum  Zxo^t  ben  ^ait)  gaben,  einen  friebtid^en 
^u§trag  äu  fud§en.  SDa^u  erbot  fic§  geberigo  ba  ^033010  al§  ©olbat 
be§  Königs  bon  gran!reid§,  ber  ©tabt  befreunbet.  (Sr  begab  fid^  mit 
einigen  bornel^men  f^lorentinexn  na(^  bem  ^alafte.  @r  bereinte  fid§ 
l^iex  mit  ben  @ingefd^loffenen  p  einem  ^oä)  auf  5ran!reid§ ;  benn  über 


©utcciarbtni.    ©ein  SSct^altcn  in  9lcggio.  *47 

OTem  fd^toeBte  bod§  ber  ^cgenfal  atütfd^en  f^ranfreid)  unb  bcm 
^aijer.  (5r  ftellte  ber  ©ignoria  öor,  t)ier  fei  .md)t  Don  i:^ret  Sibertät 
bie  ^the,  fonbern  bat)on,  nic^t  ettüa  ber  faiferti^en  ^rmee  jur  S3eute 
3U  tDerben,  unb  ttjenn  bag  ja  gelinge,  fo  fei  fie  nid^t  fidler  öor  bem 
Befreunbeten  §eere,  ba§  fidC)  fd§on  im  Innern  ber  ©tabt  Befinbe.  gr 
Bat  bie  (Signoria,  bie  £)Ber^o!)eit  ber  3Jlebici  an^uerfennen ,  Wogegen 
er  ^mneftie  für  aEe§  ^[Vorgefallene  öerfprac^.  S^arauf  ge:§t  ber 
@onfaIoniere  ein,  unb  f^eberigo  Bittet  bie  i^ü^rer  ber  SSerBünbeten, 
|ben  ^(orentinern  il)ren  Tumult  äu  öer^eil^en.  S)iefe  nel)men  ba§ 
an ,  unb  ^-ranceSco  @uicciarbini  Ujirb  aufgeforbert ,  bie  Kapitulation 
aufäufe^en,  toaS  er  aU  S)octor  ber  ^£ä)k  öerfte()e,  Ujorauf  er  fic§ 
in  ben  ^alaft  BegieBt,  um  biefelBe  5u  Staube  ^u  Bringen. 

2)ie  ßr^ä^lung  @uicciarbini'§  toirb  t)on  ^itti  al§  ein  Xraum,  mit 
@itel!eit  t)ermifc§t,  Be^eid^net.  äßa§  in  ber  ©tabt  tjorging  unb  toie 
eigentlid^  OTe§  öon  ber  ?lBfic§t,  fid^  gegen  bie  Äaiferlidfien  p  t)er= 
tT^eibigen,  l^errü^rt,  fotoie  bie  i^ncontjenienaen ,  toeld^e  barauS  ent= 
f:prangen,  fielet  man  am  beutli(^ften  Bei  9larbi.  ^n  bem  ^alaft  toar 
man  Bereits  5u  einer  5lB!unft  fe^r  Bereit,  aU  geberigo  unb  @uic= 
ciarbini  erfd^ienen,  um  ben  S3ertrag  ^u  fd§lie§en.  ^and^e  mottten 
il^n  aud§  bann  nid^t  annel^men,  meil  i^juen  nur  eine  militörifd^e 
©idjerl^eit  genüge,  ^an  fönnte  bodf)  nod^  immer  Be^meifeln,  oB  nidtjt 
tro^  aEebem  bie  ©r^ä^tung  @uicciarbini'§  fic^  Bel^üu|)ten  laffc;  aEein 
aud^  bie  legten  3^^^!^"^  l^eBen  \iä) ,  menn  man  ben  SSeridjt  lieft,  ben 
er  felBft  an  bem  nämlidl)en  Sage  an  ben  2)atario  gerid^tet  ^at;  er 
ift  ie|t  in  ben  Opere  inedite  mitgetl)cilt  ^).  2)a  erf^eint  bie  Bad}Q 
fel§r  einfad^:  bie  SSürger  l^aBen  bie  Söaffen  geforbert,  n)ie  n)ir  Bei 
^arbi  fe^en,  ^ur  S5ert^eibigung  berStabt;  ßortona,  ber  audi)  in  bem 
SSriefe  @uicciarbini^§  al§  ein  elenber  9^egent  erfd^eint,  t)at  fie  enbüdl) 
pgcftanben.  ^Ber  in  bem  ^alafte  mad^te  man  meniger  ^iene,  ^um 
Sd§merte  3U  greifen,  aU  bie  9ftegierung  3U  beränbern.  S3ei  biefer 
Unorbnung  faffen  bie  in  ber  ©tabt  liegenben  Solbaten  5[Rut^  unb 
Bebro^en  ben  $alaft.  geberigo  ba  S3oä5olo  unb  ^rancegco  ^uicdarbini 
iBegeBen  fic^  al§bann  ba'^in,  um  f^rieben  ^u  fdf)lie§en.  S3on  ber  Atolle, 
%te  @uicciarbini  fi(^  in  feiner  @efdf)id)te  ^ufd^reiBt,  ift  ^ier  feine 
!©pur  äu  finben.  ^an  mirb  mo^l  nid^t  leugnen  bürfen,  bag  feine 
(h'vi^lung  ben  er'^eBlid^ften  S^f^ffi^^  unterliegt. 

@§  fei  erlauBt,  an  biefe  Erörterung  nod^  eine  anbere  an^ufnüpfen, 
jur  bie  mir  ba§  entfc^eibcnbe  Moment  eBenfaE§  au§  einem  ©d§veiBen 

1)  V,  421. 


48' 


^tfter  2lbfd)nttt. 


^uicciarbitif  §  fel6ft  entnehmen.  @§  :^anbelt  ftd§  um  bie  Bereite  ertoöl^ttfe 
S^erttjetbigutic;  öon  üteggio,  bie  ^utcctarbtni,  tüie  man  tüet§,  fiif)  pr 
^^öd^ften  @:§re  anrecfinet.  ^egen  Ütcggio,  ba§  unter  @utcciarbim'§  S5ei-= 
h)altung  ftanb,  richteten  ftd^  Bei  bem  5lu§brud)  be§  .^riegeg  ^tüifd^en 
^rana  I.  unb  ^atl  V.  (1521)  bie  Angriffe  ber  ^ran^ofen.  Sn  ber 
historia  d'Italia  toitb  bie§  ßreigni^  mit  einiger  limftänblic^feit  er^ä^li 
S)anad)  erfdjeint  ßeöcun  (lo  scudo),  trüber  Sautrec^g,  mit  400  ßan^^en 
öor^teggio.  @r  gieBt  benSÖunfi^  ^u  erfennen,  ben  @ot)ernatore  @uicciar= 
bini  3U  f^red^en,  ber  bann  Bei  einem  Xi)ox  er|(f)ien.  5Der  ^ran^oje  Beüagt 
]\d),  ba§  man  ben  ^uSgetnanbertcn  bon  50^ai(anb  in  bem  ^ä^ftlic^en 
@eBiete Slnfna^me  gen)a^re.  ^uicciarbini  antwortet:  nocf)  öiel  fd^limmer 
fei ,  ha^  ein  fran^öfifd^er  jlru^^ent"^eit  in  ben  ©taat  ber  llircfie  ein= 
bringe.  ;3nbem  fie  f^^rec^en,  gefc^ie^t,  ba§  ein  2:ru:|3|)  franaöfifdjer 
©olbaten  Bei  einem  anbern  S^'^ore,  ba§  a^fäEig  geöffnet  toirb,  ein3u= 
bringen  ijcrfud^t;  t)ierüBer  entrüftet,  fc^ie^t  man  öon  ben  ^Jlauern 
auf  bie  gran^ofen,  bie  ße§cun  Begleitet  Ratten  unb  in  einiger  @nt= 
fernung  ^if^ten,  tooBei  3llejanber  Sriöul^io  töbtiid)  öertouubet  toirb 
unb  bie  5Inbern  fliegen.  %uä)  Segcun  ttjäre  Verloren  getoefen,  tüenn 
man  uid§t  au§  9ftüdfid^t  für  ben  (Soöernatore ,  ber  mit  i^m  f^rad§, 
fid^  enthalten  ^äik,  auf  i^n  3U  fd^iegen ;  aBer  er  mar  fe^r  erfd^roden 
unb  Besagte  fid^,  ba^  man  ba§  xf)m  gegeBene  Söort  Breche.  S)er 
(S^oöernatore  fagt  i^n  bann  Bei  ber  §aub,  fpri(^t  i'^m  5Rut5  ein  unb 
forbert  iT^n  auf,  i^m  auf  fein  SBort  5U  folgen.  Unter  ben  fran= 
3öfif(^en  2^ru:|3:|3en  öerBreitete  fid§  bie  ^la^rid^t,  \f)x  5lnfü^rer  fei  ge= 
fangen;  fie  marfen  ftd£)  in  milbe  giud^t.  3)er  @ot)ernatore  üBer^eugte 
Se§cun,  ba§  bie  Unorbnung  tjon  ben  grauäofen  angefangen  fei,  unb 
entließ  i'^n  bann,  mie  er  au($  öon  bem  ^papfte  bie  ©ommiffion  ^atte, 
nic^t^  gegen  ben  ^önig  3U  t^un.  S)ie  f^-ran^ofen  maren  geflogen, 
i^r  S5efe^(§VBer  in  ber  <g)anb  @uicciarbini^§;  biefer  erfd^eint  in  einer 
getoiffen  @rö^e,  inbem  er  i^n  au§  freiem  äßitten  entläßt. 

äöie  gauä  anber§  fteEt  fid§  bie  üeine  SSegeBen^eit  in  bem  S3erid§te 
bar,  ben  (i5uicctarbini  an  bem  Sage  be§  S3orfaE§  felBft  an  ßarbinal 
Julian  richtet!  S)a§  S^^^Ößl^^^c^  gtnifdfien  ße§cun  unb  ^uicciarbini 
in  bem  %l}ox^  t)on  Sfteggio  ^t  in  ber  X^at  ftattgefunben.  Se§cun 
!am  eigentli(^ ,  um  ^u  erfahren ,  oB  ber  @d§u^ ,  ben  bie  5lu§geman» 
berten  fanben,  i^nen  auf  SBefe^^l  be§  ^a^fte§  gemährt  merbe  ober 
nur  auf  5lnorbnung  @uicciarbini^§.  S)iefer  er!(ärt,  fein  S^er^ältni^ 
5um  ^a|)fte  fei  ein  anbere§  al§  ha^,  in  toeld^em  2e§cun  fomie  Sautrec 
jum  Könige  fte^e,  ber  i:§nen  erlauBe,  mand§e§  auf  eigene  §anb  au 
tl^un;   er  bagegen  muffe  immer  Bei  bem  ^a|)fte  anfragen;    er  ^aBe 


©utcciarbint.    Opere  inedite.  *49 

aiic^  je^t  angefragt,  aBer  noc^  !eine  Slnttoort  ermatten.  ßeScun  toar 
bnmit  mä)t  Tbefriebigt.  @r  fagte,  anä)  er  ^abt  nad§  9tom  gefc^rteBcn 
uub  tüotte  öor  ben  S^'^oren  öon  9teggio  IbleiBen,  Bi§  ble  ^nttoort  bc§ 
$a|)fte§  anlange,  t)on  ber  i^m  ©uicciarbini  gejagt  l^atte,  ba§  fte 
no{^  am  felBen  3:age  eintreffen  muffe,  ß^utcciarbini  ^jrotefttrt  gegen 
bieg  S^ori^aBen:  folange  franaöfifd^e  %xupp^n  öor  ber  ©tabt  ftänben, 
!önne  er  bie  5ln§gett)anberten  nic^t  entfernen.  Se§cun  anttüortete,  er 
:|tt)erbe  ba§  feinen  ga|)itänen  üorfteEen.  @r  lie§  fi(f)  etma^  jn  trinfen 
geben  unb  fagte  gule^t,  er  werbe  na(^  ßorreggio  ^ie^en,  um  auä)  ba 
ben  ^u§gen)anberten  nai^^nfragen.  il^lit  btefen  Söorten  ging  er  ju 
feinen  ßeuten  jurürf. 

S5on  aEebem,  toa^  ber  historia  zufolge  öon  bem  (5c§re(fen 
ße§cun§  nnb  ber  ^ro^mutl)  @uicciarbini^g  erjä^It  tüirb,  finbet  man 
l§ier  !ein  äöort.  5lEerbing§  aBer  ^at  e§  mit  bem  f (einen  S5orfaIl 
ber  geinbfeligfeit,  ben  bie  historia  eraä^lt,  feine  9tic^tig!eit ;  unter 
ben  angegeBenen  Umftänben  ift  auf  bie  f^rauäofen  gefi^offen  tüorben. 
S)a§  fie  aber,  :§ierüBer  erfd^redt,  geftücötet  feien,  babon  ift  in  bem 
^Briefe  (S5uicciarbini'§  nichts  au  lefen.  (Sr  Bemer!t  t)ielme:§r,  ba§  fie 
ii§ren  Söeg  ni(i)t  nac^  ßorreggio ,  fonbern  gegen  ^parma  genommen 
l^aBen  (Op.  ined.  YII,  281).  2)ag  Urtl^eil  üBer  ba§  greignife  unb 
feine  S)arfteEung  fäEt  auc^  ^m  ^um  5^ac§t§eil  @uicciarbini'§  an^; 
in  feiner  ©efd^ic^te  fam  e§  i^m  me^r  barauf  an,  fein  eigenes  S5er= 
bienft  l^erborsu^eBen,  al§  ben  2;^atfa(^en  gerecht  gu  toerben.  2)ie 
S)ifferena  ift  fo  ftar!,  ba§  man  faft  3U  ber  t^rage  gebrängt  mirb,  oB 
ni(j§t  baBei  bie  S5orlieBe  be§  ^leffen ,  be§  .g)erau§geBer§  ,  für  feinen 
Ol^eim  bie  ^anb  im  ©^iele  '^atte.  ^ommt  biefem  ni(^t  üBer^au^jt 
an  ber  legten  ütebaction  ein  größerer  ^Xnt^eil  äu,  aU  man  annimmt  ? 


3.    ütanbgloffen   au§   ben  Opere  inedite» 

3ur  ߧara!terifti!  be§  5lutorg,  jur  SSeurt^eilung  unb  ßrgänjung 
feiner  3[öer!e  Bieten  bie  Opere  inedite,  tnie  fid^  öorauSfe^en  lä§t, 
üBer^auBt  einen  reichen  ©toff  bar. 

Sn  ben  autoBiograB^ifc^en  3luf3ei(f)nungen  (X,  33  ff.),  bie  leiber 
nid^t  fotoeit  reid^en,  al§  man  münfd^en  foEte,  finben  ftdC)  bod§  fe:^r 
ItniEfommene  ^itt:§eitungen,  meldte  aufeer  ben  Berfönlid^en  auc§  l^ifto= 
irifd)e  5!Jlomente  Berühren,  ^«bem  5.  ^.  (SJuicciarbini  feinen  Eintritt  in 
iba§  Bolitift^e   SeBen  burc§  bie   ©efanbtfd^aft  nad§  ©Ban^^i^   ^m^t, 


nvmP 


50*  (Stfiet  «Jlbj^nitt. 

gieBt  er  öon  her  Sage  ber   attgemetnen  ä^et^ältniffe  eine  noc^  beut= 
liefere  S5oijteHuTtg,  a(§  in  ber  @ef(f)i(i)te  felBft.     ©eine  ^telation  üBer 
Spanien  lö^t  ftd§   mit  ben  bene^ianifciien   niif)t  öergleid^en:   fie  ent« 
Be^rt  ber  perjönlic^en  unb  auf  bie  laujenbe  ^oliti!  Bepgtic^en  5Jlo= 
ntente.     5lu§  ben  üBrigen  ^ufaeic^nungen  @uicciarbini'§   aBer  ergit 
ftd§,  ba§  er  mit  gerbinanb  bem  ^at§oli|d§en  in  ein  |e:§r  guteö 
l^ältni^  trat :  er  Be^eic^net  ben  .^önig,  t)on  bem  er  fel)r  eingenomme! 
ift,   aU  einen  5!Jlann  öon  großen    6igen|($a|ten  unb   guten  ^IBfic^ten^  i 
(in  veritk   e  uomo,    che  ha  grandissime  parti  e  buona  intenzion^H 
^n  bem  @efd)i(J)t§n)ei!e  (Hb.  XII)  erjd^eint  bie  gute  i^ntention  me"' 
alö  ^ectmantel  ber  @roBerung§gelüfte\). 

S)er  historia  d'Italia  l^aBen  Befonber§  bie  allgemeinen  5Semer!ungen  ^i 
S3ei|aE  öerfc^afft,  meldte  ^uicciarbini  feiner  (Srjä^lung  einf(i(^t.  (S§ 
finb  5lBftractionen ,  bie  au§  ben  allgemeinen  (Sreigniffen  ^eröorge^en, 
faft  aEe  auf  ba§  S5erl)ältni§  t)on  ^lug!)eit  unb  (^IM  Be^üglic^,  äugleid§ 
Sflat'^fdlläge  für  5lnbere  in  af)nli($en  ^er^ältniffen.  ^uicciarbini  !)atte 
ba§  natürlii^e  2;;alent,  an  bie  Erfahrungen,  bie  er  madjte,  treffenbe 
aEgemeine  3teflejionen  p  fnüpfen.  (5(i)on  frii^  ift  eine  Sflei'^e  berfelBen 
Befannt  geworben;  fie  toerben  Bereite  in  bem  5)ia(og  ^itti^g  ^umeilen 
mit  Bitterem  Isabel  ern)ä^t,  infofern  fie  eine  politifd^e  Intention  t 
enthalten,  ^n  bem  größten  Umfang  erfi^einen  fie  in  ben  Ricordi 
politici  e  civili  ber  neuen  (Sammlung,  ©ie  l^aBen  öiele  5lel)n(i(^!eit 
mit  ben  5lnf(^auungen  ^acc^iat)eE§,  bie  ^ier  3un)eilen  n)i3rtlicf)  toieber 
erf(^eincn.  ^au  mirb  baBei  öielfac^  an  bie5[Jlaj:imen  be  la  9tod)efoucautb§ 
erinnert,  in  benen  ba§  menfcf)lid§e  2;§un  unb  SreiBen  üon  ©elBftlieBe 
unb  @goi§muö  aBgeleitet  toirb.  ^a§  eigene  i^ntereffe,  auf  ha^,  fd§arf= 
ftnnigfte  ertoogen,  erfd^eint  aucf)  Bei  ^uicciarbini  aU  ber  anerfannte  unb 
felBft  geBiEigte  ^^b^l  bermenfc^lic^en  ^anblungen.  S)0(i)  barf  man  nid§t 
öergeffen,  ha^  in  bem,  mag  ^uicciarbini  al§  i^ntereffen  Be^eic^net,  aiiä) 
bie  moralifd^en  iuBegriffen  finb.  ö^§  öerrät'^  eine  gemiffe  ErT^eBung  ber 
©ee(e,  menn  er  unter  5lnberem  ben  Slat^  gieBt,  fi(^  burd^  Unban!Bar!eit 
nic§t  t)on  ber  3öo:§It^ätig!eit  aB^^alten  au  laffen :  benn  in  ber  200:^1= 
tf)ötig!eit  liege  ettoa^  @öttli($e§  ^).  Cber  menn  er  bie  Unanne5mlic^= 
feiten,  bie  mit  äußerer  @rö§e  unb  Söürbe  öerBunben  finb  unb  fie 
t)erleiben  fönnten,  boii)  fid^  fträuBt  in  5lnfc§lag  ^u  Bringen:  benn  je 
me]§r  bie  5Jlenfdf)en   tjerel^rt  toerben ,   befto   me^r  nähern  fie  ftc^  ber 

1)  Copri  quasi  tutte  le  sue  cupiditä  sotto  colore  di  onesto  zelo  deila' 
reh'gione  e  di  santa  intenzione  al  bene  comune. 

2)  Nro.  XL 


©uicciarbint.    Opere  inedite.  *51 

0)ott§ett  —  toer  foEte  ba§  mä)t  toilnfd^en  ?  i)  Unb  immer  fd^tüeBert 
if)m  hk  großen  5lngelegen:§etten  ber  Sßelt  öor  klugen,  ^rei  S)tnge, 
fagte  er  einmal,  toünfc^te  ic§  nod^  3u  erleben,  eine  tt)o§leingex4d§tete 
^Hepnbli!  in  i^lorenj,  SSefreiung  ;Sta(ien§  öon  atten  SSarbaren  unb 
Chlcbipng  ber  SGßelt  bon  ber  2;t)rannei  ber  ^riefter.  großartige 
föefi(^t§|)un!te,  meldte  njo^  ein  ßeben  auSäufüHen  öeimögen!  (Schabe 
nur,  ba§  fie  in  ber  Sammlung  burc§  bie  SJerbinbung  mit  bielem 
Unbebeutenben  in  ©d^atten  gefteEt  merben. 

aSoEte  man  eine  aEgemeine  S:§ara!terifti!  be§  5lutorg  ent= 
toerfen^),  fo  tüürben  biefe  Awertimenti  fomie  anbere,  in  ben  Opere 
inedite  mitget^eilte  ^Üenftürfe  eine  auSfül^rlic^e  SSerütffid^tigung  er= 
l^eifd^en.  ^^ür  bie  S)arfteEung  ber  gefd^ii^tlid^en  (Sreigniffe  :§aben  fie 
loeniger  Söert^. 

2)agegen  finb  bie  TOtt^eilungen  au§  ben  discorsi  ^uicciarbini'g 
für  bie  3ufcimmenfe^ung  feine§  ©efd^id^tSmerM  t)on  ^ebeutung:  toir 
treten  ^ier  feiner  Söerfftätte  einen  ©(^ritt  uäT^er.  (I§  lag  gleicfifam 
in  ber  51atur  @uicciarbini^§,  fic^  in  ^äEen  ^tDeifell^after  ^ntfd^eibung 
ba§  gür  unb  Söiber  3u  bergegenmärtigen.  SSei  jener  feiner  @efanbtf(^aft 
in  Spanien  entftanb  bie  ^rage,  ob  ber  große  ßa^^itan  ^onfalbo,  ber 
gröberer  öon  ^ea^jel,  n)ieber  nac§  Italien  ge^en  foEe,  mo^u  bie  a5ene= 
äianer,  bie  bamaB  mit  f^-erbinanb  öerbünbet  maren,  i^n  aufforberten, 
um  an  bie  ^pi^^  ber  ßigue  ^u  treten.  2öa§  bafür  unb  batoiber  gefagt 
toerben  !onnte,  tleibet  ^uicciarbini  in  gtoei  discorsi  ein,  benen  er  bie 
gorm  giebt,  al§  :§abe  er  fie  an  @onfalbo  felbft  gerii^tet.  <Bo  erörtert 
er  nun  au($  bie  bei  ber  f^-ü^rung  ber  italienifc^en  Angelegenheiten 
raöglicf)en  ober  ratlifamen  (5ntfd)lüffe.  SSleiben  mir  bei  einem  i8ei= 
f|)iele  ftel)en.  ßiner  ber  entfd^cibenbften  5!Jlomente  für  bie  bamaligen 
@reigniffe,  befonber§  für  bie  ^efc^idite  bon  S^enebig,  lag  in  bem  S5er= 
fu(^e  5Jlaj:imilian§ ,  im  ^a1)xt  1507  in  :3talien  einzubringen,  ]§au:pt= 
fä(^li(^  um  ^ailanb  n)ieber  ju  erobern  unb  bie  ^rone  be§  ^aifert^umg 
3U  erlangen.  S)a  S^enebig  mit  i^xantxciä)  berbunben  mar  unb  blieb, 
(o  fam  e§  ^u  einem  .Kriege,  au§  meld^em  bann  bie  Sigue  bon  ßambrat) 
l^erborging,  in  ber  ^önig  unb  Ä^aifer  \iä)  jum  Eingriff  gegen  S5enebig 
bereinigten.  5^ic^t  fomo'^l  gleid^  bama(§  aU  nacf)  ber  §anb  fonnte 
btc  i^rage  aufgetüorjen  merben,  ob  bie  SSene^ianer  nic^t  beffer  getl^an 
pben  mürben,  \id}  mit  Maximilian  gegen  ^yranfreic^  3u  berbinbcn. 
jöuicciarbini  l^at  barüber  ba§  f^ür  unb  äßiber  in  ^mei  discorsi  ge= 
faßt ,   t)on  benen  er  annimmt ,   baß  fie  in  bem  bene^ianifc^en  Senate 

1)  Nro.  XVI. 

2)  Benoist  '^ot  e§  öetfuc^t.   Guichardin,  »^atii  1862. 
ö.  9iatilc'§  2ßcr!e  XXXIII.  XXXIV.  3loni.  u.  gernt.  »Sller.  3.  %uft.  *  4 


52*  elfter  ^Ibtd^nitt. 


I 


gei^alten  tüorben  feien  ober  üielme^r  l^ätten  gehalten  tüerben Jönnen: 
offenbar  mel^r  UeBungen  be§  ^oUtifd^en  @d^ai*fftnn§  al§  l^iftorifc^er 
©rörternng.  ^n  ben  Opere  inedite  finb  fie  mttget^eilt  (I,  227  fg.)  Sie 
finb  bort  noc^  mit  feinem  5^amen  öerfe^en ;  erft  in  ber  historia  toirb 
ber  eine  bem  9liccolö  ^oScarini,  ber  anbere  bem  ^nbrea  @ritti  in  ben 
^unb  gelegt,  ^n  ber  ^efd^ic^te  finb  Bei  ber  erften  Ütebe  einige  ein= 
leitenbe  Söorte  ^^in^ugefügt ,  bann  erfd^einen  bie  nämlid^en  @eban!en. 
2)er  discorso  Beginnt  bamit:  bie  (S(^n)ierig!eiten  Beftei)en  in  consi- 
derare,  se  11  re  de'  Romanl  sl  unlrä  col  Franzesi,  in  caso  che  nol 
rlfiutiamo  le  domande  sue.  ^n  ber  Sftebe  f^oScarini'S  ^ei^t  e§:  11 
principal  raglone,  in  sulla  quäle  abbiamo  a  fondar  la  nostra  dell- 
berazione,  ö  11  fermare  una  volta  In  nol  medeslml,  se  nol  crediamo 
che  tra  11  re  dl  Francla  e  11  re  del  Romanl,  disperato  che  sark 
deir  amlclzla  nostra,  sla  per  nascere  unlone.  ^n  ber  ^ftebe  @ritti^§ 
ift  ber  ©ingang  ein  anberer  al§  in  bem  discorso  (Op.  med.  I,  233), 
benn  biefer  mod^te  gar  ^u  aEgemein  erfd^einen;  fotoie  ber  9tebner  aBer 
auf  bie  ©ad^e  fommt,  treffen  bie  2öorte  ^ufammen: 

Discorso  (Op.  med.  I,  234).  Historia  (libro  VII,  270  C). 

A  me ,  quanto  plü  cl  penso  Non  ml  puö  in  modo  alcuno 
non  xmb  per  conto  alcuno  essere  essere  capace  che  ü  re  di  Fran- 
capace  che  ü  re  di  Francia  o  da,  o  per  sospetto  di  non  es- 
per sospetto  di  non  essere  preve-  sere  prevenuto  da  noi  o  per 
nuto  di  noi ,  o  per  cupiditä  di  cupiditä  dl  quelle  terre  che 
recuperare  1  membrl  antlchl  dello  appartenevano  gla  al  ducato  di 
stato  di  Milano ,  si  accordi  col  Milano,  si  accordi  col  re  dei 
re  de'  Bomani  a  farlo  venire  Romani  a  farlo  passare  in  Ita- 
in Italia  a'  danni  nostri.  lia  contro  a  noi. 

@emi§  mar  bie  f^rage  für  bie  aEgemeine  33etrad^tung  nad^  bet 
6d^ladC)t  öon  (SJ^iara  b'^lbba  öon  größter  3öid£)tig!eit.  3fn  jenem 
5lugenBli(f  aBer,  in  meldten  ^uicciarbini  fie  öerlegt,  !onnte  fie  gar  nid^t 
anfgemoi-fen  merben;  bie  ©ntätoeiung  ^mifd^en  f^i-'^nfreid^  unb  35enebig, 
bie  3ur  ßigue  tjon  ßamBrat)  führte,  ift  ba!|er  entf^rungen,  ba^  bi( 
SBeneäianer  bem  Könige  öertoeigerten ,  in  il^ren  Söaffenftittftanb  mil 
^ajimilian  ben  SSerBünbeten  be§  ^önig§,  ben  ©er^og  öon  ©eibern 
mitein^nfd^Ue^en ,  ma§  biefen  in  ©efa^r  fe^te.  öon  ^ajimilian  unter= 
brüllt  äu  tnerben,  ein  Erfolg,  bem  Jt^ubmig  XII.  ^uöoraufommen  burd 
fein  S3erl|ältnife  ju  S)eutfd^lanb  genöt^igt  mürbe,  ^ei  bem  5lBfd^tuj 
beö  äöaffenftiEftanbeg   t)ätte   man  bcIiBeriren   tonnen ,   oB  ber  .^erjot 


©uicciarbini.  a3ext)ältnife  ber  italicnijd^en  ®efc^td)le  ju  ber  fIorentiniid]cn.  *53 

in  benfelben  aufgenommen  merben  foEe  ober  nicfit;  aber  auf  2)eübe= 
xatton  !am  t§>  auc§  ba  nid^t  an.  S)enn  TOe§  lag  an  bem  2Baffen= 
ftittftanbe,  ben  man  mit  ^][Jtajimi(ian  ju  fc^ltefeen  im  SSegriffe  mar 
unb  ber  nid^t  öortl^eid^after  gebadet  toerben  fonnte ,  at§  i:^n  ber 
jjaifer  anbot.  2)er  (Sad^öer^^alt  mar  bem  5lutor  nid^t  unbefannt; 
aber  er  legt  bod^  nid^t  biel  2öert§  auf  benfelben.  S)ie  Sigue  öon 
ßambrat)  lägt  er  boc^  bor  aEen  2)ingen  au§  bem  Söunfc^e  be§  ^önigg 
öon  f5ran!reid§,  ftd^  ber  mailänbifd^en  Stäbte,  bie  S5enebig  inne:^atte, 
ju  bemäd^tigen,  Verborgenen. 

:^n  ber  Storia  fiorentina  mirb  einer  ä^nlid^en  2)eliberation  ge= 
bod^t,  bie  in  f^loren^  hei  berfelben  Gelegenheit  öorgefommen  ift.  S)ie 
grage  mar,  ob  man  ^Jlajimilian  bei  feinem  3uge  mit  (Belb  unterftüjen 
fotte ;  man  beforgte  baburd§,  ben  Äönig  öon  granfreicl)  ju  entfremben 
unb  burd^  eine  Gelbleiftung ,  bie  nid^t  o^ne  neue  ^luflage  gefd^el^eu 
Ibnne,  äugleid^  ba§  S5ol!.  §ier  mar  Guicciarbini  p  §aufe;  atte^, 
too§  er  fagt,  ^at  §anb  unb  ^u%.  Die  ©ad^e  mar  i^m  im  frifc^eften 
6Jebäd£)tnig ;  bie  florentinifc^e  @efd^id^te  i^i  gleid^  in  berfelben  S^xi 
gefd^rieben  morben,  mie  mir  benn  im  23.  ga^jitel  (Op.  ined.  III,  250) 
ben  f^ebruar  1509  al§  bie  g^it  ber  ^Ibfaffung  au^brücElirf)  errodl^nt 
finben.  kommen  mir  nun  auf  biefe  Storia  fiorentina,  ba§  3ugenb= 
tocr!  i^rance^co  @uicciarbini'§ ,  bie  ben  britten  iBanb  ber  Opere 
inedite  auSmad^t,  unb  fud^en  mir  un§  an  einigen  iöeif^ielen  ba^ 
SBer^ältuig  ber  beiben  5lrbeiten  3u  oergegenmärtigen.  ^n  ber  einen 
toie  ber  anberen  erfd)eint  hu  (Seftalt  ©abonarola^g  jiemlid^  im  S5orber= 
grunbe.  (Sin  flüchtiger  S3licE  auf  bie  (^r^ätjlung  bon  bem  erften  3luf= 
treten  unb  ben  ©inmirfungen  be§  f^rate  in  ber  Historia  d'Italia  (libro  II) 
jeigt,  bag  bie  ^luffaffung  tjon  ber  in  ber  Storia  fiorentina  öorge= 
fommenen  abmeid^enb  ift.  S)iefe  ift  einfad^er,  frifcCier,  pberläffiger ; 
in  ber  italienifd^en  Gefc^id^te  merben  bie  Dinge  fd^on  fo  er^ä^lt,  mie 
e§  ber  f^jätere  ßauf  ber  S3egeben]§eiten  an  bie  §anb  gab.  ^n  ber 
gcfdf)id^tlid)en  (Sd^ilbemng  über  ben  5lu§gang  ©abonarola'ö  unb  in 
bem  Urtl)eil  ift  bie  5lbmeid§ung  ber  beiben  DarfteEungen  befonber^  auf= 
fattenb.  ^n  ber  erften  (cap.  17)  aeigt  fid^  eine  ©timpat^ie  unb  felbft 
eine  ^rt  öon  S3emunberung  für  ben  §rate,  bie  in  ber  ^roeiten  fel^lt 
(©df)lu6  bon  IIb.  III);  fie  fönnten  ebenfo  gut  bon  jmei  berfd^iebenen 
5lutoren  ^errül^ren. 

Dagegen  finbet  fid^  an  anberen  ©tetten,  ^.  ^.  Wi  ber  ßinnal^me 
bon  f^aen^a,  eine  jum  X^eil  mörtlid^e  Uebereinftimmung  ber  italieni)d)en 
©cfd^idite  mit  ber  ftorentinifd)en ,  bie  nid^t  mol^t  jufäEig  fein  fann. 
Die   erftere  ift  nur   eine  (Srmeiterung  ber  le^teren.     Die  5(bfd^eulid)= 


54*  ^tfter  ^bjd^nitt. 


feiten  gegen  3lftorre  tnerben  atemltd)  auf  biefelbe  Söeife  mit  einem 
come  si  disse  etjö^It  (Op.  ined.  III,  240 ;  Historia  d'Italia  libro  V). 
©ogteid^  aber  fd^reitet  bie  italienifd^e  ßJefc^id^te  äu  einer  6nttt)i(f(ung 
bev  politifd^en  SÖer^ältniffc  fort,  npetc^e  bie  erfte  nid^t  tennt:  bie 
ülettnng  öon  SSologna  gegen  (Sefare  n)irb  t)on  einer  birecten  (5in= 
n)ir!ung  be§  ^önig§  t)on  gran!reic^  hergeleitet,  nid)t  bIo§  öon  einigen 
©etbaal^lungen,  toie  in  ber  ftorentinifc^en. 

S5ei  bem  Einbringen  ßefarg  auf  ba§  florentinifd^e  Gebiet  ttiirb 
in  ber  Storia  fiorentina  ein  größerer  'üaä^hxud  baranf  gelegt,  ba^ 
ba§  S5ol!  ba§  Einbringen  felBft  unb  bie  bamit  öerbunbene  Slbfid^t, 
$iero  ^ebici  n^ieber^erpfteHen,  ben  O^timaten  3uge|d§rieben  T^abe,  fo 
ha%  beren  <g)änfer  in  ^efa^r  gerat^en  feien,  geplünbert  an  Serben. 
3n  ber  Historia  d'Italia  toirb  bagegen  bel^au^tet,  ba§  Eefar  felbft 
gegen  ^iero  be  ^Jlebici  gemefen  jei,  unb  jtüar  aud^  he^atb ,  weil  er 
einft  als  ©tubent  in  Pfa  bon-bemfelben  fi^led^t  be^anbelt  tnorben  tüar. 

;^n  ber  ©ac^e  Eefar§  unb  ber  Drfinen  finben  ]xä}  in  ber  Histo- 
ria d'Italia  einige  Keine  UmfteEungen  be§  Stoffe^  ber  florentinifc^en ; 
ä.  SB.  njenn  in  ber  legten  bie  Eroberung  t)on  Urbino  ben  feinbfeligen 
S5ejd^lüffen  ber  Drfinen  gegen  Eefar  öorange^t  (III,  288),  fo  toirb  fie 
in  ber  erften  (lib.  V)  al§  Söirfung  be§  gefd^loffenen  S5unbe§  be= 
trad^tet:  tnaS  in  ber  alten  Erfolg  raar,  toirb  in  ber  neuen  5}lotiö.  — 
^n  ber  florentinifd;en  ©efc^id^te  bleibt  ba§  5lugenmer!  immer  auf 
gioren3  gerichtet.  5[flan  erfäl^rt  ba,  ba§  \ik  SBorgia  fid^  an  bie 
©tabt  toenbeten  foU)ie  bie  Orfinen  il^rerfeitS.  S)a  aber  bie  le|teren 
bie  S5erfpred^ung ,  tüel(^e  fie  für  ^ifa  mad^en,  bod§  nid§t  erfüEen 
!önnen,  fo  entfd^lie^t  man  fid)  in  gloren^  pr  Üleutralität.  ;^n  ber 
Historia  dltalia  n)irb  U^ieber^olt,  tt)a§  in  ber  florentinifd§en  t)on  ben 
^flad^läffigfeiten  ber  S5erbünbeten  gefagt  mürbe,  mit  ber  üteflejion,  ba§ 
fie  bie  gute  Gelegenheit  l)ätten  öorbeigel)en  laffen;  in  ber  florentini= 
fd^en  tüirb  5lEeg  baburd^  beutlidC)er,  ba§  nadl)  ber  Erflärung  be§  J?ö= 
nig§  öon  i^ran!reid^  aucl)  bie  S^ene^ianer  ben  ^äpftlid§en  ^pülfe  3u= 
fagen  unb  ebenfo  bie  Florentiner.  S)agegen  treten  in  ber  Historia 
dltalia  bie  Ein^elintereffen  ber  S5erbünbeten ,  bon  benen  jeber  nur 
an  fic^  fetbft  benft,  unb  il^re  S5erl^anblungen  mit  Eefar  ^erüor. 

i^df)  finbe  feine  5lb:^ängigfeit  öon  ber  9telation  ^acd£)iat)eE§  del 
modo  tenuto.  Ueber  bie  ^ataftro^:§e  ^llejanberS  VI.  ftimmen  bie 
beiben  Erjä^lungen  mol§l  im  3lttgemeinen  jufammen;  in  ber  5luf* 
faffung  bemerft  man  eine  getoiffe  S5erfdf)ieben:^eit.  2)ie  legten  ?lb= 
ftd^ten  be§  ^a^)fte§  erfd^einen  in  ber  Storia  fiorentina  nod^  um= 
faffenber,    bie  Umftänbe   be§  XobeS  unb   ber  S5ergiftung  nid^t  mit 


©uicciatbini.  SJetl^ältnife  bet  fIorentini|d^en  @ef(i)td^te  ^u  bcr  ttoUcnild^en.  *55 

fo  toUer  33eftimmt^ett ;  bte  ß^raÜerifti!  ftellt  beutüd^er  ^eraug, 
tote  bte  ^erfönltd^!eit  ^lleyanberg  bett  Seitgenoffen  erfc^ten.  @r  ftirBt 
barttai^  in  öoEem  (^enu§  be§  (Slüdeö  uttb  ber  (SJtorie,  in  somma 
gloria  e  felicitä.  ßr  exfd^cittt  aU  ettt  ^ann  üoti  Untertte^ittuttgggeift, 
5Jlut^  uttb  Urt^eil,  fu  uomo  valentissimo  e  di  grande  giudicio  ed 
animo,  loie  feitie  ^atiblungen  betüeifen.  5tBer  feine  Ütegierung  ent= 
]pxaä)  ber  öertoerflid^en  5ltt,  toie  er  jum  ^a^jftt^m  gelontmen  toar, 
brutto  e  vituperoso ;  furono  in  lui  e  abbondantemente  tutti  i  vizii  del 
corpo  e  del  animo,  ne  si  potente  circa  alla  amministrazione  della 
chiesa  pensare  uno  ordine,  si  cattivo  che  per  lui  non  si  mettessi 
ad  effetto;  fu  lussuriosissimo  in  due  sessi;  fu  avarissimo  —  vende- 
vansi  a  tempo  suo  come  allo  incanto  tutti  i  beneficii,  le  dispense, 
i  perdoni.  —  Fece  morire  di  veleno  molti  prelati  e  cardinali,  an- 
cora  confidatissimi  sua;  non  era  in  lui  nessuna  religione,  nessuna 
osservanza  di  fede,  nessuna  cura  della  giustizia  (Op.  ined.  III,  303). 

3[öa§  in  ber  itaüenifcf)en  ^efc^ic^te  hierüber  t)or!ommt,  tft  in  bet 
iBertoerfung  gleid^  ftar!,  ja  Taft  nodf)  ftär!er  unb  beftimmter ,  aber 
allgemeiner  gehalten;  man  fie^t,  ba^  bie  ©adjen  f($on  in  bie  f^erne 
gerüdEt  finb.  @erabe  in  biefen  ^Ibfc^nitten  :^at  fi^on  ber  junge  5lutor 
feinen  ganzen  @eift  enttoitfelt.  5)lan(j§e  ©ä^e  berfelben  fönnten  fid§ 
au(^  in  ber  italienifd^en  ÖJefd^id^te  finben. 

SSci  ber  neuen  $a|)fttt)a5l  tnerben  in  ber  florentinifd^en  @efd§i(j§te 
bie  ©Öffnungen,  voü^e  ßarbinal  ^Imboife  für  ft(^  felbft  biegen  burfte, 
tJorne^^mlid)  burd^  bie  Unterftü^ung  ^§canio'§,  einfad^  aufge^^äl^lt,  Bio 
ju  bem  Soncfatie,  too  fie  fid^  alle  trügerifd^  erliefen,  ^n  ber  Historia 
dltalia  mirb  bagegen  nä^er  enttnicEett,  tt)e§l)alb  fid^  bon  ^§canio 
nid§t  biel  Ijabe  ertnarten  laffen,  toeil  bie  ^röfee  ber  gransofen  ben 
|)offnungen  feinet  §aufe§  ein  (Snbe  gemad^t  tiaben  toürbe.  2öa§  in 
ber  Storia  fiorentina  nid§t  bor!ommt :  hu  Hoffnungen,  hu  ßefar  i:^m 
gemad^t  :^abe,  in  Solge  feine§  ßinfluffeS  auf  hu  fpanifd^en  ßarbinäle, 
toirb  bon  öorn^erein  al§  trügerifd^  betrad^tet,  ba  bie  Sarbindle  burd^ 
bie  bon  ben  33orgia  empfangenen  Söo^lt^aten  fidt)  mä)  ^enfdC)entt)eife 
nid^t  gebunben  gefüllt  Tratten. 

äöir  Ratten  inne.  UeberaE  jeigt  fid)  beifelbe  ^eift:  in  bem 
früheren  2Ber!e  ift  er  frifd^er,  localer,  unmittelbarer,  in  bem  f^äteren 
burd§  aöelterfa'^rung  gereifter,  umfaffenber,  o:§ne  gerabe  tiefer  5U  fein, 
aber  ben  aEgemeinen  ?lnfd§auungen  entfbred)enb ,  ttjie  fie  fid^  in  bem 
Saufe  ber  @reigniffe  ^erauSbilbeten. 

SBenn  man  ba§  S5erbienft  ^uicciarbini'g  im  ^gemeinen  tüür= 
bigen  unb  ben  ginbruc!,  ben  fein  @efd^id^t§tt)erf  mad^te,  üerftel^en  mitt,  fo 


56*  Softer  3lbjd^nttt. 


I 


nmfe  man  babon  augge^en,  ba§  atte  ^efd^ic^ten  ber  S^ii  ^jrotJin^ialcr 
unb  felBft  tocaler  ^atut  tüaren,  nad)  bcn  Befonberen  ©tanb^unÜen, 
tüeld^e  bie  5lutoren  etnna:^men,  unb  ben  ^^ntereffen  i^ret  §etmatl^. 
S5on  aEebem  ntad^t  ft(^  ^uicciarbini  lo§ ,  n)te  totr  foeben  bei  einer 
S5erglei(^ung  be§  2ßer!e§  mit  ber  ^^ugenbarBeit  be§  SBerfafferg  ja^en. 
^ie  nii^t  Porentinifd^en  ©reigniffe  toerben  auSfü^rlid^er  erjäl^lt;  auf 
bie  militärifc^en  Unternehmungen,  bie  nid^t  gerabe  bie  ^e^uBli! 
(elbft  betreffen,  tüixh  größerer  ^^ac^brud  gelegt.  Ueberatt  erfd^einen 
tu  großen  ^jolitifc^en  35er^ältniffe  toirtfamer,  eingreifenber.  ^an 
fie]§t,  ftjie  genau  ba§  mit  ben  ©teKungen  gufammenl^ing ,  bie  @uic= 
ciarbini  einna^^m,  feitbem  er  fid^  einer  großen  ^efanbtfd^aft  unter= 
5ogen  ^atte.  @r  tt)ar  bann  mit  ben  $ä|)ften  in  eine  S^erBinbung 
getreten ,  in  ber  er  aU  einer  ber  eifrigften  @el)ülfen  berjelBen  auftrat. 
Qx  UJurbe  baburd§  in  bie  ^itte  ber  ^Begebenheiten  ber  S^it  gefteHt. 
@r  war  immer  ftorentinifc^er  O^timat,  aber  3ugleid^  ein  (Staat§= 
mann,  beffen  S^ätigfeit  fi(^  in  ben  S5er^ältniffen  ber  großen  ^otenjen 
Belegte.  @(eid§fam  entfd^ulbigenb  fpric^t  er  einmal  babon,  ha^  er 
ba§  ^riefterrcgiment  an  fid^  nid^t  BiEige,  unb  ettoaS  @yce^tionette§ 
l^at  feine  (Stellung,  infofern  er,  in  ben  ^öd^ften  Stemtern  be§  Äirdf)en= 
fta'ate§  öertoenbet,  bennod^  ein  ^ak  toax.  S)er  römifc^e  ^o]  unb 
beffen  ^oliti!  Bilbcn  Beinahe  ba§  borne^mfte  5Iugcumer!  (Stuicciar= 
bini^g.  2)aBei  mibmete  er  aber  hnn  großen  (greigni^ ,  ba§  foeben 
eintrat,  beut  Ürd^lid^en  ^BfaU  öon  bem  ^apftt^um,  menig  ober  feine 
§(ufmer!fam!eit.  @r  fagt  einmal,  ha^  fSex^alkn  ber  ^riefter  üer= 
ratl)e  5lmBition ,  ^ei^  unb  2öeid§lid§!eit ;  er  toürbe  fid§  5Jlartin 
ßutl^er  angefd^loffen  ^aBen,  toenn  xt)n  beffen  bogmatifd§e  ^IBmeid^ungen 
nirf)t  baöon  abgehalten  Ratten.  S5on  aEer  clericalen  Sflüdffid^t  in 
ber  SSetrad^tung  ber  äöeltber^^ältniffc  ift  er  tneit  entfentt:  fie  n)ürbc 
tl§n  einfeitig  unb  bon  einem  Bcfonberen  ;Sntereffe  abhängig  gemad^t 
l^aBen.  SBir  Werben  nid^t  irren,  Wenn  mir  gerabe  hierin  ben  @runb 
unb  Urf|}rung  ber  Söirfung  ma^rnel^men,  bie  fein  S5ud§  5erbor= 
Brad^te.  @§  entf^rad^  einer  Jenben^  be§  mobernen  @eifte§,  bie  fid§ 
natf)  unb  nad^  burd^arbeitete  unb  in  bem  18.  ^a^r^unbert  bie  aE= 
gemeine  Ueber^eugung  augmad^te.  ©uicciarbini^g  SteEung  in  ber 
Söelt  Beru'^t  barin,  ba§  er  florentinifd^er  Optimat  unb  päpftlid^er 
6taat§mann  pgleid)  War.  ^a§  (Sine  ober  ba§  5lnbere  äu  fein,  Würbe 
feine  @efid^t§pun!te  Befd^ränft  l^aBen.  S)a^  er  S3eibe§  3ugleid§  ift, 
emanci^irt  i^n  wieber  unb  giebt  i^m  einen  aEgemeinen  ©tanb^junft 
unb  ber  Historia  d'Italia  il^r  d§ara!teriftifd§e§  @e:|3räge.  ©ie  wirb 
immer  al§  eine  ber  großen  l^iftorifd^en  ^robuctionen ,  Weld^e  wir  Be« 


Oktana  33caucatte,  genannt  Selcanu».  *57 

nj^cn,  Betrachtet  toetben  muffen,  ^ux  barf  man  nic^t  in  bem  ^ud^e 
bcn  objecttöen  S^atbeftanb  ber  @reigniffe  in  ben  ^änben  ju  ^abtn 
glauben,  f^ür  ^otfc^ung  nnb  S)arftettun9  lä§t  e§  nod§  einen  toeiten 
©ijjielranm  übrig. 


II. 

gtatiä  S3eaucaite,  genannt  SSeIcaxtu§. 

S)ie  commentarii  rerum  Gallicarum,  tüeli^e  33e(cariu§  fd§rieb, 
finb  in  fel§r  gutem  Satein  abgefaßt.  ®er  Sßerfaffer  Ujar  33ifc^o|,  unb 
um  ben  2öunfd§  feiner  ^ugenb,  @efi^i(^te  ju  fd^reiben,  enblid§  aul= 
fül^ren  3u  !önnen,  »erlief  er  fein  ^ilt^um  unb  ging  nad^  feinem 
6(^ro6  ia  e^refte.  ©r  toar  60  bi§  70  ^fa^re  alt,  a(§  er  bieg  äöer! 
unternahm.  S5ielleid)t  ift  e§  eine  Qzii  lang  minber  benu^t  Ujorben; 
aber  3Jleufe(  üerfid^ert,  e§  1)abe  xi)m,  al§  er  bie  fran^öfifd^e  @efd^i(^te 
fd^rieb,  gute  S)tenfte  geleiftet,  unb  (5i§monbi  fü^rt  c%  in  ber  italie= 
nifd^en  fe^r  oft  an. 

(£§  ift  ein  fe'^r  groger  unb  enggebructter  ^^oliant;  e§  reid^t  bon 
1461  bi§  1566.  ^ä)  rebe  ^ier  nur  bon  bem  Zi)txle,  ber  bie  ^fal^re 
t)on  1494  bi§  1530  begreift,  bom  5.  bi§  äum  20.  iBudf)e;  bon  biefem 
be^au|)te  id§,  ha%  er  mefentlid§  nur  eine  Ueberarbeitung  be§  @uic= 
ciarbini  in  gute§  Satein  fei.  2)ie§  beginnt  g(eid§  mit  bem  erften  35ud§e 
be§  ^uicciarbini.  „II  quäle  accordo,  come  fu  fatto,  Carlo  andö 
da  Nepi  a  Bracciano,  terra  principale  di  Virginio",  fagt  @uicciar= 
bini  I,  63,  unb  SSeaucaire  V,  173  brüdft  bie§  fo  au^:  „Rebus  ita 
cum  Ursinis  constitutis  Nepeso  Braccianum,  primarium  Virginii 
oppidum,  profectus  est."  @in  5lu§äug  toäre  getoefen:  „er  ging  bon 
^Jle^i  na^  S3racciano" ;  biefe  getreuen  3ufä|e  aber  be^eic^nen  ben 
Ueberfe^er.  gä^rt  nun  ba§  itolienifd^e  äBer!  fort:  „ed  a  Ostia 
mandö  Luigi  Monsignore  d'Allegri  con  500  lanzie  e  2000  Sviz- 
zeri,  acciocche  passando  11  Tevere,  ed  uuiti  con  11  Colonnesl  che 
correvano  per  tutto  sl  forzasslno  d'entrare  In  Roma,  1  quall  per 
mezzo  dl  Romanl  della  fazlone  loro  speravano  a  ogni  modo  dl 
consegulrlo'*,  fo  brücft  bie§  ba§  Satein,  aEerbingg  n\d)i  übet,  fo  auö: 
„Ivonemque  Alegrlum  cum  500  equitlbus  cataphractis  et  duobus 
Helvetiorum  mlllibus  Ostlam  mlslt ,  ut  transmlsso  Tlberl  Prospero 
ac  Fabricio  Columnls  iungerentur,  quorum  factlone  Romae  potente 
se  potituros  urbe  sperabant."  @r  fe^t  ^ier  Dorn  unb  leinten  roenige 
unb   unbebeutenbe  äöorte   ^inju.     ^ber  fogteid§   nimmt   er  auc^  bie 


58*  Gtfter  ^Ibfc^nitt. 

rl^etorifd^en  SBenbungen  @uicciarbini'§  auf.  ^ei  btefem  fielet 
„Giä  tutta  la  corte,  giä  tutto  il  popolo  Romano  in  grandissimr 
sollevatione  et  terrore  chiamavano  ardentemente  la  concordia 
perö  il  Pontefice  ridotto  in  pericolosissimo  frangente  et  vedeud( 
mancare  continuamente  i  fondamenti  del  difendersi  non  si  rite- 
neva  per  altro,  che  per  la  memoria  d'essergline  State  data  cagione 
alcuna,  havere  con  V autoritär  con  consigU,  et  con  Varme  fattagli 
pertinace  resistenza;  onde  meritamente  dubitava,  dovere  essere 
del  medesimo  valore  la  fede,  che  ricevesse  dal  re,  che  quella 
che  '1  re  haveva  ricevuta  da  lui."  Scaucüire  hxndt  bieg  fo  au§: 
„lam  Romani  cives  ingenti  terrore  perculsi  ipsique  adeo  Cardi- 
nales ac  pontificia  aula,  ut  cum  Carolo  conveniret,  Alexandrura 
urgebant.  Id  ipsum  cupiebat  et  Pontifex,  sed  in  tantis  difficulta- 
tibus  aestuantem  illud  retardabat,  quod  princeps  huius  belli  hor- 
tator  nulla  iniuria  lacessitus  Carolo  datam  fidem  fef ellerat  et  con- 
silio,  auäoritate,  armis  adventantem  repellere  tentarat.  Ne  ean- 
dem  in  Carolo  fidem  experiretur  et  suis  ipse  artibus  caperetur, 
extimescebat."  ©o  gel^t  e§  fort;  unb  nur  tnenn  SSeaucaire  bie 
^ü:§nT^ett  pero  ßap^oni'^,  boci)  o^ne  @rünbe,  leugnet,  tnenn  er  bie 
3leu^erung  feine§  Originals,  ^Itejanbet  ^abe  eine  üteformation  be§= 
tnegen  gefürd^tet,  tneil  er  ha^  ^a^fttl^um  |d§im|)flid§  erlangt  unb 
f(^im|)flid§  tertnaltet  ^^Be,  ftiEfc^tneigenb  in  eine  Erinnerung  an  bie 
©efal^r  be§  frieblid^en  Si^f^^"^^^  ^^^  geiftlid^en  S3en3egungen  um= 
änbert,  f^ütt  man  ben  gran^ojen  unb  ben  SBifd^of,  ber  gegen  ßalüin 
^eben  gehalten  unb  gefd^rieBen  ^at  §at  man  nun  gefunben,  bafe 
au(^  bie  ^tfanifi^en  ^inge,  bie  S5erfu($e  ^iero  ^ebici^S,  5urü(i3u= 
itf)xm,  unb  tnaS  man  nur  t)ergleid§t,  bafe  fogar  bie  üteben,  5.  33.  Xxi= 
t)ifan§  unb  @rimani^§  p.  224  unb  225 ,  au§  bem  @uicciarbtnt  fcift 
nid)t§  aU  üBetfe^t  finb,  unb  ba§  bte§  Bi§  jum  ßnbe  fortgebt,  tnie  benn 
3.  33.  bie  SBermä^lung  öon  ^atT^arina  50^ebici  Bei  SSelcariuö  XX, 
no.  40  aus  @uicciarbini  XX,  p.  553  entlehnt  ift,  fo  tnirb  man 
tnenig  9leigung  ^aben,  biefeS  S3u(^  burc^  unb  burd^  mit  bem  italie= 
nifd^en  3U  öergleii^en.  2öaö  fönnten  bie  tnenigen  eigenen  S^jä^e  ht= 
beuten,  faE§  fii^  bereu  ja  finben  fotCten,  wo  fo  überfe^t  inorbeu? 
^an  mirb  nur  neugierig  fein,  mie  er  eS  in  ben  allein  fran^öfifd^en 
^efdjid^ten  "^alte,  bie  @uicciatbini  fur^tneg  be^anbelt  l)at.  S)a  mu§ 
man  nun  befennen,  ba^  er  biefen  nid^t  au§gefd)rieben.  ^etrad^ten 
tnir  fotgenbe  @teEe  öon  bem  SH^  Hfperauts  1521  in  bie  fpanifd§eu 
05ren3en:  „Quod  paucis  ante  diebus  Stipendium  acceperant,  Co- 
lumbus   avaritiae  praeceps  omnibus,   qui  dimidiatam  stipendii  par- 


O^ranj  S5eoitcaite,  genannt  Söelcottua.  *59 

tem  redderent,  missionem  dedit  eamque  pecuniam  avertit.  His- 
pani  in  se  armati,  ubi  Gallos  recepto  regno  Navarrico  et  non 
contentos  aliena  etiam  invadere  intellexerunt ,  sibi  invicem  con- 
ciliati  Asparrum,  cui  vix  dimidia  pars  exercitus  supererat,  perse- 
cuti  fuderunt,  multos  ceciderunt,  ipsum  male  mulctatum,  ita  ut 
oculis  captus  sit,  Turnoniumque  ac  multos  praeterea  vires  nobiles 
captivos  abduxerunt;  ceteri  in  montium  praerupta  diffugerunt", 
fo  ftimmt  biefe  ©raäljlung  ^toar  im  2BcjcntIid)en,  ba§  ift,  ber  fatjc^en 
S5orfteEung,  bie  (5|)anter  Ratten  ftd§  au§  S^aterlanb^Hebe  öerfö!|nt,  ba 
hoä)  bie  ßommunitaben  Bereite  ganj  gejc^lagen  tnaren,  mit  @uicciar= 
bini  überein,  ift  aber  nic^t  au§  bemfelben.  ^ä)  ]^aBe  fie  inbefe  tnörtüd^ 
angefül^rt,  um  ju  5eigen,  ha^  fie  eben  tnörtüd^  au§  ben  Memoiren 
S3eHat)'§  genommen  ift.  @§  ift  tnenig  Sc^arffinn  nötl^ig,  bie§  ^u  ent= 
beden.  „Parceque  les  gens  de  pied",  fagt  ^ellat)  I,  p.  22,  „avoient 
receu  leur  mois  depuis  peu  de  jours,  fit  que  tous  ceux,  qui  s'en 
voudroient  aller,  lui  rendans  demi  paye  auroient  congö  de  se  re- 
tirer,  et  mist  cet  argent  en  ses  bonges  (je  ne  say  au  profit  de 
qui  il  revint).  Les  Espagnols,  lesquels  (comme  dit  est)  ötoient 
en  armes  les  uns  contre  les  autres  voyans  les  Frangois  ne  s'estre 
contentez  de  ravoir  ce  qui  ötoit  de  leur  appartenance ,  mais  vou- 
loient  conquärir  leur  pays,  s^accorderent  noblesse  et  la  commune  et 
trouvant  le  dit  Seigneur  d'Asperaut  (son  armäe  döja  säparee)  le 
defirent  et  toute  sa  troupe  et  y  fut  pris  prisonnier  le  dit  seigneur 
d'Asperaut  et  tant  hattu  qit'il  y  perdit  la  veue,  aussi  fut  pris  le 
seigneur  de  Tournon  et  autres  plusieurs  gens  de  bieu.  Le  reste 
se  sauva  par  les  montagnes."  — 

6ö  ift  3u  öermuttien,  tnenn  ber  gute  @rei§  fein  f&ufi)  felbft  ]^er= 
ausgegeben  ^ätte,  tnürbe  er  feine  Quellen  angegeben  ^aben.  ©eine 
@rben  mad^ten  5U  tiel  au§  biefer  5lrbeit.  äöie  fie  ift,  !ann  fie  ben 
€ueEen  ber  ^efd^id^te  ni$t  beigeaä^tt,  fonbern  nur  ben  S^erfaffern 
ton  fran3öfif(^= ,  italienifd^^  unb  felbft  beutfd§=lateinifd)en  2Börter= 
biid^ein  em|)fo'^Ien  toerben. 


60*  Saftet  5lbfc^nttt. 

III. 

loannis    Marianae    e    societ.    les.    historiae    de    rebig 
Hispaniae  libri  XXVI-XXX.  M 

3öenn  man  t)on  ben  itaücnifi^en  @efd§ic^tfd§rei6etn  ^u  ^Jtariana 
fommt,   fo   crftaunt  man  ]o  gnt  üBer  bie  ^enge  neuer  5^a(^vid§ten, , 
aU    über  bte  gebtängte,   mit  (Sentenzen   etfüEte,    gebanfenöoEe  unb 
fretmüt^ige  S)atftettung.     Ott  ift,  oBtoo^I  ein  ^efuit,    nid^t  ettca  ben 
^^ä^ften    ergel6en;    t)ielme^r    gieBt    er   ©aöonarola   ülei^t    unb    ftagt 
üBer  ^lleyanber  VI.,    „ßefar   ^aBe    er  contra   fas,    contra  auspicia, 
contra  omnia  aequitatis  iura  au§  bem  geiftlid^en  ©taube  treten  laffen". , 
@r  ift,  oBujo^l  ein  ©panier,  nic§t  ettoa  Blinb  für  feinen  Äönig;  mit 
ttJa'^rem  ©(^mer^   Befc^reiBt   er  bie  (JroBeruug  t)ou  ^eapoli§;  unb  er 
mäßigt   bie  S)arfteEung   Don  gerbinanb   nur  baburi^,    ba^   er  jeine 
guten   @igenfd)aiten   al§  |)erfönli(5,    feine   f{i)le(f)ten   aBer   aU   allen 
t^ürften  mie  öon  5flatur  eigen  Betrachtet.    2lEerbing§  tft  i^m  @|)auien  i 
't)a^  erfte  ßanb  ber  SCßelt,  unb  er  "^ängt  öor  aEem  an  ber  f^janifd^eni 
2;ugenb;   aBer   erfteng  Begreift   er   au(^  hk  ^ßortugiefen  unter  biefemj 
Flamen ,    unb    öieEeii^t   ^ai  ^Jliemanb    ben  3lu§gang   5llfonfo   5lIBu=  i 
querque^^  äugleii^  gebrängter  unb  fc^öner,  anfc^aulic^er,  an§  ^emütl^ 
greifenber  erjäi^Ü;   ämeiten^,   toie  er  oft  fagt,  f^erbinaub  ber  ^ai1)0= 
iifd^e  ^aBe  n)ie  auf  einer  Söarte  geftanben  unb  alle  enropäifd^en  S)inge 
üBeri(f)aut ,   fo   reicht   aud)  fein  S5ü(f  öon  ßaftilien  naC^  ^ieberlanb, 
@nglanb,   S)eutf(^{anb  unb  5lmeri!a,   Don  Portugal  nad^  5lfrifa  unb 
Cftinbien,  bon  5lragon  naä)  ©icilien,  Italien  unb  bem  ganzen  innem 
5!Jleer;    er  ^at  ben  S3egriff  einer  europäifc^en  9te^uB(i!,   einer  d§rift= 
ticken  ^Bereinigung,     ©o  ift  c§  mit  i§m,  unb  man  öergi^t  gern  jene 
ftete  ^orat  üBer  aEe§  ßin^elne,  burc^  toelc^e  ber  ^ö^ere  3ufammen= 
§ang  oerbeät   BleiBt,   jene  Stugrufe:    ,,o  homines  ad  servitia  natos! 
0  hominum  infelicitatem !"  bie  fo  oft  UJiebertommen ;   immer  erfennt 
man  ein  treueg  üoEeg  (iJemüt^  in  i^m. 

<!pat  man  i^n  nun  ejcerBirt,  toelt^eS  eine  ber  fc^merften  5lrBeiten 
ift,  bie  man  in  biefer  3lrt  unterne!|men  !ann,  unb  fid§  angemerft,  n)0 
er  be§  5lnton  öon.  SeBrija ,  be§  $eter  ÜJlarttjr,  be§  garajabal,  beö 
^llöar  @ome3  gebeult,  unb  lieft  man  ben  S^ti-'^ta,  ben  er,  foöiel  id§ 
mei^,  nid^t  namentlid§  al§  feinen  @emäT§r§mann  nennt,  fo  gerät^  man 
in  gro§e§  ©rftaunen,  menn  man  Bemerft,  ba^  faft  aEe  mid^tigen  5^ad§=j 
rid^ten  ^ariana'§  au§  S^idta  genommen  maren.  3fd^  ^aBe  fie  Beibe| 
burd&auS  ercerpirt  unb  fann  Beina^^e  nidf)t§  finben,  mo  ^ariana  eigen=  1 


2J?artanQ.  *qi 

üntlic^en  SSerid^ten  gefolgt  toäre.  ^^  ^aBe  in  ben  @jcer)3ten  oft 
egen^^eit  gehabt,  ftatt  be§  ^amen§  t)on  ^ariana  ben  5^amen  3u« 
3u  fe|en,  unb  bann,  tt)a§  ber  le^te  noc§  befonberg  ^atte,  aud)  be^» 
nber§  ^inäugefd^rieben.  9lun  ift  aber  3urita'§  3Ber!  ben  2)eputaten 
on  5lragon  im  ^dt)xe  1579  getoibmet;  unb  ^}}lanana'§  fünf  te|te 
iBüc^er  finb  erft  1605  erfd^ienen.  @§  !ann  !ein  3^^^!^^  fcw.  ^er 
ben  atibetn  Benu^t  ^at.  5lu(^  ift  3urita  toeit  teiltet  unb  toeit  Be= 
leT^renber,  aU  fein  91ac§folger.  Um  nun  einen  SSegriff  ju  geben,  mie 
3!Jlariana  fein  Original  benu^te,  tootten  toir  Suxita  SBb.  II,  S3ud^  YIII, 
p.  164  mit  ^ariana  IIb.  XXIX,  c.  17,  p.  277,  ed.  Schott.,  Oer= 
gleichen. 

3urita  fagt:  „Pedro  Hernandez  de  Cordova,  Marques  de 
Priego  estava  muy  aliado  con  el  Conde  de  Cabra  y  los  dos  mos- 
travan  estar  muy  desdenados,  porque  el  Rey  havia  hecho  poco 
caso  dellos  pues  no  pensavan  se  menos  poderosos,  en  las  cosas 
de  aquella  provincia  por  sus  estados  y  amigos,  che  lo  eran  los 
Grandes  de  Castilla  a  quien  el  Rey  gratificö  y  M0O  merced  para 
assentar  su  venida."  ^lariana  fteEt  bieg  etma§  um  unb  mac^t,  mag 
Mo§  jmeien  jugefc^rieBen  mor,  3ur  allgemeinen  Stimmung.  „Baetici 
proceres",  fagt  er,  „aegre  tulerant,  nullam  eorum  rationem  a  Fer- 
dinando  rege  fuisse  habitam,  cum  primum  rediit  in  Hispaniam; 
et  qui  Castellae  procerum  voluntates  magno  redemerat,  nihil  ipsis, 
qui  neque  potentia  neque  opibus  Ulis  concederent,  a  sene  parco 
esse  datum.  §icr  fügt  er  eine  SSetrad^tung  ^inju,  meldte  an  fidö 
gang  richtig  ift,  aber  feine  neue  ,^enntni§  ber  2:i§atfad§en  offenbart: 
„Invidia  in  praeceps  dabat  alienis  semper  incrementis  anxia;  di- 
gnitatis  tarnen  species  obtendebatur."  S)ann  fe^t  er  aug  feinem 
itutor  ^inju:  „Prae  ceteris  tarnen  Petrus  Fern.  Cord.  Pr.  March. 
et  Egabri  Com.  de  iniuria  expostulare.  parati  dolorem  vindicare, 
si  qua  se  occasio  obtulisset."  5Jlan  bemer!e,  mie  er  in  bem  legten 
3ufa^  ben  Uebergang  beffer  gu  madien  fuc^t,  atg  3urita.  2)iefer 
fagt  nur:  „Estando  desta  manera  resabiados  e  desfavorecidos,  su- 
cediö,  que  huvo  certo  ruydo  en  la  ciudad  de  Cordova  entre  algu- 
nos  vezinos  della;  y  siendo  preso  uno  de  los  culpados  per  los 
ministros  de  la  justicia  llegaron  ciertos  criados  de  don  Joan  de 
Aqa  Obispo  de  Cordova,  y  con  gran  alboroto  y  mano  arm  ata  qui- 
taron  el  preso  a  los  officiales  reales."  S)ieg  eraätjlt  ^Jlariana  füraer 
unb  antüer  2)arfteIIung  gemäßer:  j,Accidit,  ut  in  rixa  populari 
temere  Cordubae  excitata  regis  ministri  e  sontibus  unum  in  vin- 
cla  raperent.    Johannis  Atiae,  Oordubensis  episcopi  aulici,  correptis 


62*  ®rfter  5lb^c^nitt. 


armis  captum  per  vim  eripuere,  ne  in  custodiam  daretur."  5lbet 
e§  ift  ganä  baffelBe.  3unta^§  närfifte  äöorte:  „Esta  fuerga  se  d^ 
vulgö  en  breves  dias  per  todo  el  Reyno  e  siendo  el  Rey  en  Btfl 
gos  mandö  yr  a  Cordoba  al  Licenziado  Hernan  Gomez  Herrera 
Alcalde  de  su  casa  e  corte  con  alguna  gente  de  caballo  para  que 
hiziesse  pesquisa  sobre  aquella  resistencia,  y  porque  mas  libre- 
mente  pudiesse  inquirir,  que  notificasse  al  Marques  de  Priego  y 
Don  Franzisco  Pacheco  su  hermano,  que  saliesen  de  la  ciudad", 
brückt  er  auf  biefelbe  Söetfe  au§:  „Commotus  ea  temeritate  Rex 
Burgis,  ubi  erat,  misit  Fernandum  Goraetium  Ferreram,  quatuor- 
virum  in  curia  rerum  capitalium,  ut  quaestione  habita  noxam  eam 
vindicaret  legibus."  2öa§  im  ©|)amjd§en  fogteicf)  folgt,  ^eBt  9}la= 
riana  noc§  für  ha^  Spätere  auf.  S^rita  fä^rt  fort:  „Commengando 
el  Alcalde  a  entender  en  su  pesquisa,  le  embiö  a  dezir  el  Mar- 
ques, que  no  usasse  de  su  commission  hasta  consultarlo  con  el 
Rey  y  que  saliesse  de  la  ciudad."  äöte  5[Rariana  bte§  genau 
tniebergegeben,  fügt  er  ^iuju:  ,,non  audacia,  sed  temeritas  erat 
regia  auctoritate  armato  iudici  obsistere;  levius  crimen  graviori 
cumulatum."  Armato  foE  erfe^en,  tx)a§  im  ©:panif(f)eu  ^te^:  con 
caballos.  ;^ubem  fte  Beibe  nun  fagen,  ber  ^llcalbe  l^aBe  bem 
Waxqm^  Befo^^len,  bie  ©tabt  ^u  Derlaffen,  fe^t  ^ariana  au§  bem 
grüneren  erft  verbis  Regis  mandavit  l^inju.  @§  ift  aBer  ganj 
baffelbe. 

^uf  biefe  Söeife  l:)etarbeitet  ^D^ariana  ätnar  ben  Stoff  be§  3urita 
eigeutpmlid^;  bod)  crfennt  mau  benfelben  auf  beu  erfteu  Slugenblidt 
toieber.  (SigentUd^  ftub  aEe  itaüeuifi^eu  ®ef(^tc£)teu  o^m  gro§e  ^u- 
fä^e  auf  biefelBe  SBeife  Bearbeitet. 

5Jtag  mau  fte  uuu  loBeu^toert^  ober  tabelu^toert^  ftubeu,  fo  ift 
gemig,  ha^  9Jlartaua  unter  beu  CueEeu  ber  neueren  @ef(^ic^te  feinen 
5pia^  Behaupten  !auu.  8eiue  9latur,  feine  ©eefe  tnerbeu  i^u  immer 
lefenSmertl)  mad^eu. 

IV. 

©^Dtegel  bex  6^ten  be§  6tä^aufe§  Oeftexreic!^. 

2öir  ^aBen,  ben  äÖei§!unig  etma  aufgenommen,  !ein  g(eid§3ei= 
tige§  unb  einigermaßen  augfii'^rlirfieS  äBer!  öom  SeBen  ^aifer  93tai-imi= 
liang.  liefen  ^Jlangel  gu  erfe^en,  fc^eint  §ang  ^acoB  flügger  aEer= 
bings   ber  ^}lanu  gemefen  ju  fein.     @r  toar  1516  geboren  unb  nod§ 


©piegel  bex  (St)ren  be§  GrafiauieB  Oeftctteirf).  *63 

m(^t  40  ^a:^re  alt,  al§  ex  fein  öfteiTeirf)ifd)e§  ß^rentücr!,  wie  er  e§ 
nennt,  fttjtete.  @r  !onnte  feine  ^ac^rit^ten  öon  ben  2:§eilne'^mem 
toenigftenä  ber  legten  ^a^^re  erhalten,  ^aifer  ßeopolb  I.  ^iett  e^ 
^od)  unb  (ie§  e§  buri^  jenen  ©igmunb  öon  SSirfen,  beffen  Sße:» 
mü^ungen  nm  hu  beutfc^e  ^^oefie  noc^  ni(^t  gan^  üergeffen  finb,  „in  ber 
löblichen  fmi^tBringenben  @efettf($aft  ben  (Srroad^fenen",  erneuem,  ^n 
bem  äöerfe,  ha^  33irten  1668  ^eranSgab,  glaubt  man  nun  ben  i^ugger 
p  t)aben.  ßoi'e  rebet  öon  ben  tiefen  f^orft^ungen  fyuggerS,  tnenn  er 
Uon  biefem  3Ber!e  fpric^t;  ^äberlin,  alle  anberen  beutfc^en  ®ef(f)icf)t= 
fd^reiber  unb  felBft  S^o^ann  5JlüEer  fü^^ren  ben  @§renfpiegel  immer 
unter  bem  9^amen  Sugger§  an,  unb  ^ieburd^  toirb  ;^ebermann  aufmer!fam 
tüerben.     S)ie  ^^rage  ift,  inwiefern  e§  ben  gugger  toirflid^  enthalte. 

^ir!en§  SSemü^ung  ging  auf  atneierlei,  bie  (Bpxai^e  feiner  S^it 
gemäB  umauBilben  unb  bie  @efc^ic^ten  p  ergänjen.  S)a§  @rfte  :^at 
er  nun  tJoEftänbig  getrau,  unb  toenn  man  lieft  (p.  937) :  „fie  fteUten 
eine  ^Inttoort  au§  bem  Grobiane" ;  „ber  Ärieg  tummelte  fic^  nic^t 
allein  in  aEen  Sanben,  fonbern  er  taumelte  aud^  auf  ber  ©ee  ^erum" ; 
„fie  fangen  ben  üoEen  SSruber";  „fie  fürchteten  fid^,  brausen  in  ber 
Mo|)fgaffe  ju  tnolinen" ;  toenn  bei  i^m  „alte  ^ofttafc^e"  gerabe^u  eine 
alte  Unterl)änblerin  be^eid^net  (938,  959),  fo  mer!t  man  tool^l,  ha^ 
man  ein  ^ud§  au§  bem  fteb^el^nten,  nid^t  au§  bem  fedf)§3el§nten  ^a^x= 
^unbert  lieft.  Jpier  !ommt  e§  un§  auf  ba§  gtoeite  an.  S)ie§  ju 
beurtl^eilen ,  muffen  mir  i"^n  mit  ben  <&ülf§mitteln  ijerglei(^en,  bie  er 
etma  ^aben  tonnte.  2öir  tooEen  fogleidf)  mit  bem  erften  (Kapitel  bcg 
6.  ^uc^e§,  ba§  bie  Sflegierung  ^ajimilian§  beginnt,  bie  S5ergleic^ung 
anfangen.  S)ie§  begreift  13  ^untte:  1)  bie  SJermä'^lung  5Ü^ai*imi= 
lian§;  unb  '^ier  liegen  @erl)arb  9floo'§  Annales  Austriaci  XI,  493 
5u  @runbe;  fie  finb  nur  mit  $ontu§  <g)euteru§  (Herum  Belgicarum 
Hb.  Y,  p.  222),  obtoo^l  nid^t  o^^ne  ^^rrtpmmer,  bereinigt.  S)a§  ©in* 
5ige,  tDa§  i^  bei  biefen  nid£)t  finbe,  ift,  ha%  einige  beutfd^e  gürften 
3u  ber  §eirat^  ratzen.  5^oc^  folgt  ettoaS  Unbebeutenbe§ ,  toie  e§ 
fc^eint,  au§  einer  5^ürnberger  ß^^ronü.  2)  S)ie  9lüÄreife  naä)  9lieber= 
lanb.  ^e:^r  auö  .^euteruS  al§  au§  9loo,  bod^  au§  beiben;  too  bie 
^Jlac^ric^ten  fid^  ettoa  ioiberfprec^en ,  toirb  bie  eine  oT§ne  to eiteret  ge= 
toa§lt;  au^er  jenen  nid^t§.  3)  ^:p:§ili^|)§  9tegierung§antritt,  ganj  au§ 
.•peuteruS,  p.  224,  228.  4)  unb  5)  .^arl§  YIII.  ^iegSjug.  Offen= 
bar  liegt  9too  au  6runbe;  aber  bie  Erörterung  ber  ^eä)k  ,^axU 
unb  einiget  5lnbere  ift  toörtlic^  au§  ^ariana  p.  152;  in  4  ©teEen 
ift  (Suicciarbini  benu^t;  bod^  inbem  ^ir!en  il§n  mit  9loo  Oereinigen 
toiE,  maäji  er  mit  fylaminia  einen  ftarfen  gel^ler.    6)  2)a§  S5üubni§. 


64*  <*tfter  3lbfc^nitt. 

ßben  baljer.  7)  5Den  Ütetd^gtag  p  SöortnS.  3"  ^tunbe  liegt  ütoi 
aBer  e§  ftnb  aug  bem  ^Jteid^Sabfd^iebe ,  nic^t  au§  ben  Elften,  etni 
SSerorbnungeu  unb  au§  ßrufiuö'  fd^toäBijdien  ^dt)xbnä)txn  p.  500,  ober 
öieEeid^t  au§  ßtnturtu§'  ^Ip^enbii*  p.  595  einige  ßerentonieen  ^inji 
gefügt;  nur  ba§  ^er^eidfini^  ber  antoefenben  f^ürften  ift  eigentfiüi 
lid^er  gefaxt.  8)  Äarl§  9lürf.5ug;  au§  9too,  "»Diariana  unb,  toie 
latinifirten  5^amen  3eigen,  an§  einigen  (SteEen  be§  lateinifd^^ 
©uicciarbini.  S)ie  gute  S3emer!ung  ütoo'g,  ber  $ietra))Iana  ber  ^1 
liener  fei  TOd^ael  SBottenftein,  öertoirrt  er  ööEig.  9),  11),  12)  ^l 
li)3^§  ^rieg  mit  bem  ^aä,  Steife  nad^  Söien  unb  S3ermä{)Iung ;  ga^ 
au§  §euteru§,  nur  hie  2ln!unft  ber  f^anifcf)en  ^-lotte  nid§t.  10)  ©ieg"^ 
munb§  2ob ;  aug  9too  mit  menigen  geneatogifi^en  3ufä|en.  13)  ^}Jlai*i= 
milian§  3ug  naä)  ßiöorno;  nid^tg  al^  9too,  .^euteruS  unb  eine 
©teEe  @uicciarbini'§. 

S)a  biefe  Süd)er  in  3ebermann§  Rauben  finb,  fo  toitt  td§  nid^t 
ha^  ^a|)ier  mit  ©teilen  baraug  erfüEen;  e§  ift  aber  offenbar,  ba^, 
toenn  ber  ed^te  gugger  benu^t  morben,  bie§  l§öd^ften§  hei  no.  1,  7, 
10,  12  ein  U^enig  gefd§e]§en  fein  !ann.  S)a§  ßapitel  l^at  14  goIio= 
feiten;  ber  ganje  ©toff  au§  Sugger  !ann  !aum  eine  betragen. 

(5o  ift  nun  biefe§  SJerl^ättni^  überaE.  .&euteru§  ift  öon  feinem 
erftcn  SSud^e  an  über^fe^t;  felbft  jene  S)arfteEung  öom  ^riegSmefen 
Maximilians,  al§  bereu  @emäl)r§mann  man  geUJö^nlic^  fyugger  an= 
fü'^rt,  ift  gan^  au§  if)m;  mo  .g)äberlin  ^umeilen  fyuggern  einen  ^n= 
t^um  beimißt,  3.  25.  ber  9teid§§tag  ton  1489  fei  am  24.  Mai  an= 
gegangen,  trägt  aEein  |)euteru§  bie  ©d)ulb  (^'i)xtn]p.  1014,  .SpeuteiniS 
173,  |)äberlin  VII,  464);  unb  mcnn  S3ir!en  einmal  einen  3tt)ief^alt 
unter  feinen  QueEeu  bemer!t,  3.  35.  wo  §euteru§  ba§  S^agebud^  ßalaing^ 
benu|t  l)at,  unb  i^m  ©uicciarbini  toibex-fljrii^t,  ergreift  er  ben  fonber= 
barften  3lu§meg  unb  nimmt,  fo  3U  fagen,  beibe  Meinungen  an. 

Um  nun  ben  reinen  gugger  5U  ^ben,  mü§te  man  fid^  an  ben 
9lanb  beg  23ir!en  feine  iebeSmaligen  CueEen  anmerten.  3lu§er  ben 
©d)riftfteEem,  bie  id§  fd^on  angefül^rt,  finb  e§  nur  ^etru§,  i^uftinianuS, 
^irf'^eimcr  unb  menige  anbere.  S)ie§  ift  nid^t  fel)r  fd^toer.  ^n  ber 
2:T^at  bleiben  bann  einige  gute  91ad^rid^ten  übrig,  hu  ben  Stempel 
ber  @d£)t^eit  in  fidC)  tragen,  mie  über  bie  3üge  MaiimilianS  toiber 
S5enebig  tjon  1508  unb  1509,  miber  bie  f^ranjofen  öon  1513  unb 
in  ber  ©ittenfd^ilbeiimg  beg  .^aiferS,  obmo^l  immer  mit  5lnberlx) eitern 
öerfe^t;  too  iä)  liju  angefül^rt,  T^abe  iii)  fold^e  5flad§iid§ten  ju  finben 
geglaubt;  aber  mirb  man  nun  ben  ganzen  fyugger  l^aben?  Man 
toirb  i^n  mit  nid^tcn  l)aben. 


©leibonua.  *g5 

Um  bic  ^Bftc^ten  ^3Jtai-imiüan§  bei  bem  Baierifd)en  Kriege  ju 
erläutern ,  fü^rt  Cefele,  Scriptores  Boici,  tom.  II,  470  f.,  einige  in 
ber  %\)at  Belet)renbe  ©teEen  au§  bem  maleren  fyiigger  an:  tt)ie  ber 
Äaifer,  öon  feinen  Ütät^en  auimerffam  gemad^t,  „brei  ©tücfe  in  fein 
@emüt:^  QffciBt,  toie  er  feine  Ütätl^e  ^ier^u  auSgefanbt,  wie  e§  i^m 
5u(e|t  gelungen."     S5on  biefem  aEen  I)at  33ir!en  fein  Söort. 

3)er  3ug  5[Jlajimi(ian§  gegen  ^ran!reid§  im  ^dt)xt  1498  l^at  \>a^ 
Hngtürf  geliabt,  t)on  ben  ^efd)id)tfd§reibern  faft  überfelien  ju  merben. 
S)er  2ßeig!unig  geben!t  beffelben  etmaS  bun!et  (p.  262),  unb  um  il^n  ju 
erläutern,  fü^rt  ^ur^berf  eine  ©teile  au§  bem  fyuggerifd^en  ^Jlanufcri^te 
an.     5luc§  bon  biefer  aber  finbet  fid^  bei  ^-öirfen  feine  ©pur. 

SBäre  e§  nun  öieEeic£)t  möglich ,  bag  Jlaifer  ßeopolb  I.,  toeld^er, 
tüie  man  fagt,  biefe§  Sud)  einer  eigen^änbigen  ßenfur  untermarf,  tjon 
bcn  3(bfic§ten  feinet  5ll)n^errn  auf  S3aiern  ni(^t§  l§ätte  moEen  t)er= 
lauten  laffen,  fo  fonnte  bei-felbe  hoä)  niemals  etma§  gegen  bie  ^= 
mä^nung  eine§  franjöfifd^en  .^riegeS,  mie  er  ja  felbft  .'f^riege  geführt  l)at. 
einmenben.  @enug,  man  mu§  urf^eilen,  ba^  S3irfen  blog  feinem 
^00  unb  feinem  §euteru§  nachgegangen  unb,  too  biefe  nid^ts  Ratten, 
einen  ;^rrtl^um  tjermut^ete.     Oefele  fagt:  opus  lima  perdidit. 

S)al)er  mirb  bieEeid^t  ba§  @igentpmlid§fte  unb  SBe^eidinenbfte 
au§  bem  ed^ten  flügger  fo  lange  im  ^Verborgenen  bleiben,  U?i  man 
fid^  3u  äöien  entfd^lie^t,  menigftenS  ben  legten  2;^eil  ber  maleren 
§anbfd^rift  bruden  p  laffen.  ^ber  ift  bieg  erft  gefd^e^en,  fo  mirb  man 
be§  meitläufigen  SBirfen  gan^  entbe'ören  fönnen^). 


Y. 

©leibanu^. 

(^Janj  ein  anbereö  33ud^  ift  i^o^ann  ©leibang  berü^mteg  äÖerf 
de  statu  religionis  et  reipublicae  Carolo  V.  imperatore.  S)ieö 
äöerf  ift  burd)  unb  burd^  urfunblid§.  @§  entl^ält  nid^t  fotoo^l  eigene 
SSeobad^tungen ,  mie  man  bon  einem  @efd)id)tfd^reiber  feiner  3^^* 
erwarten  fönnte,  al§  eine  Ueberarbeitung  ber  öffentlid^en  S)enfmalc, 
bie  audl)  un§  ^um  größeren  3:l^eil  aufbel^alten  morben.  Söenn  nun 
©leiban  ben  alten  ßl^roniften ,  bie,  bon  mageren  ^otijen  anfangenb, 

1)  Bpixitx  ^abe  iä)  ®elegenl)eit  get)abt,  ba^  ed^te  2öcct  iJ"9aei^^  hnxä)-- 
3ufel)en,  unb  baöon  in  ben  3lnaleften  ^um  erften  S3anbe  meiner  ©eutfd^en  ®e= 
fc^id^te  Seric^t  erftattet.    Söetgl.  ©ämmtltd^e  2öer!e  I,  ©.  346. 


66*  ®^fter  5lbjd)nttt. 


bie  ßr^ä^Iung  immer  tetd^er  lbt§  ju  t^rer  3eit  fortfül^ren,  bartn  atju- 
ltd§  tft,  bag  aud^  er  bie  ältere  3^it  in  bem  35u(^e  Don  ben  4  ÜJlonard^ieen 
furä  Be^anbelt,  in  ben  5ln§äügen  au§  ^-roiffart  nnb  6omine§  h)eit= 
läufiger  toirb ,  aBer  in  ber  ^efdCiid^te  ^axi^  V.  erft  bie  gan^e  f^üEe 
ber  SSegeben^eiten  enttoidf elt ,  fo  f(f)(ie^t  fi(f)  ba§  legiere  Söer!  nod^ 
in  einer  anberett  <g)infi(^t  an  jene  5lu§5üge  an.  5lui  biefelBe  äöeife, 
roie  bort  ^^roiffart  unb  6omine§  i^re  eigentpmli(^e  unb  |c§öne  f^arbe 
tjerlieren,  inbem  fie  in  gutem  ßatein  einl§ergeT§en  lernen,  wirb  aud^ 
!)ier  bie  aEerbingÖ  unfdEjönere  unb  berBere  5^atur  beutfd^er  ©taat§= 
unb  ©treitfc^Viften  üertoift^t,  unb  fie  muffen  fid§  ber  S)arfteEung§= 
weife  be§  S5erfaffer§  fügen.  S)ie  Erläuterungen,  bie  bort  einen  5ln= 
^ang  bilben,  finb  ^ier  eingetoebt;  nur  ha^  bie  5Jlenge  ber  5lcten= 
ftürfe,  S5eri(^te  unb  Schriften  ba§  gro^e  2Öer!  toeit  toii^tiger  gemacht 
f)at,  aU  iene  !(eineren.  (Sine  anbere  @inl§eit,  al§  toeli^e  ber  ^ang 
ber  ^efd^id^te  gettJä'^rte,  !ann  id)  nid§t  entbeden. 

S)iefer  ©(^riftfteHer  nun  ift,  in  fomeit  er  bie  ©ad^en  tonnte,  für 
bur(^au§  toa^r^aft  äu  galten ^).  OTe§  !ommt  barauf  an,  ob  aud^ 
bie  Urfunben  unb  S)en!male,  bereu  er  fid§  bebiente,  für  toa^rliaft  3u 
galten  feien.  Um  ein  SSeifpiet  au  geben,  ba§  l^ieran  immer  geatoeifelt 
n)erben  !önne,  toä^le  id§  bie  toid^tige  unb  fe^r  berühmte  @efd§id^te 
ber  ^d^l  ^axU  V.  §ier  lä^t  er  bie  (Sr^bifd^öfe  bon  5!Jlain3  unb 
2;rier  lange  9fleben  über  ^arl  unb  f^ranj  unb  ba§  Sntereffe  S)eutfd§= 
Ianb§  galten,  Sieben,  toeld^e  n)enigften§  ;^ol§ann  50^üEer  für  fo  autl§en= 
tif(^  ^ielt,  ba§  er  feinem  Sud^e  bom  gürftenbunbe  ein  5!Jlotto  barauö 
borfe^te,  mit  ber  Unterf c^rift :  „ütid^arb,  ß^urfürft  bon  SIrier." 


Unterfuc^ung  über  bie  Stieben  ber  ßurfürften  bei  ber 
2öa!)(  Äarl§  V. 

@§  ejiftirt  ein  S5ud§:    „Electio   et  coronatio  Caroli  V.,  docte 
et  eleganter  per  Georgium  Sabinum."    S)iefe§  35ud^  mu^  bor  154 
gefd^rieben  fein :  benn  bamalö  ftarb  Äurfürft  3llbred§t  bon  5Jlain5,  u 
biefem  —  fo  bittet  bod^  bie  S)ebication  —  möge  e§  ^octor  33ud^i§eimi 
geigen;  bor  1544:  benn  bamalg  berlie§  (5abinu§  granffurt  a.  b.  O 
unb  biefelbe  5Debication  leiert,  ba^  er  e§  !)ier  gefd^rieben,    unb  ^tod 
erft  nad^   bem  ©e)3tember  1543:    benn  ba  loarb   ber  clebifd^e  Ärieg 


3te 

i 


1)  3tu§  einem  «Schreiben  üon  SBeßa^  an  ^einrid)  II,  Stom  13.  5luguft 
1547,  ergtebt  fic^,  ba§  ©letban  tro^  fetne§  25erl)äUniffe§  ju  ben  ^rotcftanten 
eine  ungefjcuere  5penfion  Don  100  (icu§  üon  ^^rana  I.  bejog.  Ribier,  Lettres 
et  Memoires  ....  sous  les  regnes  de  Frangois  I,  Henry  II  et  Frangois  II. 
Vol.  II,  p.  50. 


©leibanug.  *ß7 

öeenbigt,    unb  btejen  ertoä^nt  btefelbe  2)ebtcation.     5llfo  ohm^  bie 

©d^rift   feine  ^a:^räa^(   trägt     unb   iä)    aurf)  in  feinem  ber  mir  au 

©ebote  fte:^enben  S5üd)er  eine  angeseben  finbe,  fo  ift  boc§  geteife,  baß 
fie  fange  öor  ©feibang  Söerfe  erfd^ienen  ift. 

^Jiun  jinb  hk  ©raäl^fungen  be§  6abinug  unb  ©feiban,  anmaf 
bie  kleben,  ganj  ibentifd^.  5Die§  ift  t)on  ben  äöorten  bei  ©abinuö: 
„Quamquam,  etsi  natio  nil  impediret"  (p.  7),  unb  öon  ben  ^Borten 
©feibanS  an:  „Deinde,  etiamsi  natio  non  impediret"  (p.  66),  fo 
offenbar,  bafe  iä)  bie  ©teüen  nii^t  abfcfireiben  miE.  'Rnx  in  (^inem 
aeigt  ©feiban  feine  ^enntnife  ber  franaöfifc^en  @efcf)icf)te.  @r  fä^t 
feinen  Äurfürften  an  ba§  ©cf)icffaf  ber  franaöfifc^en  ©rogen  erinnern, 
unb  biefeg  §at  ©abinu§  nicf)t.  ;^m  Uebrigen  aber  finb  fie  nur  l^ier 
unb  ha  im  ^^uSbrucf  t)erfcf)ieben. 

^ft  eg  nun  gemig,  bag  mir  in  ber  ©c^rift  beg  ©abinuö  bie 
Urfunbe  ^aben,  mefi^e  ©feiban  benu^te,  eg  märe  benn,  bafe  fie  beibe 
au§  einer  brüten  ©dirijt  gefd^ö^jt,  mefi^eg  f)ier  gfeid^gift,  fo  ift  bie 
grage,  ob  biefe  Urfunbe  edjt  fei  unb  ob  fie  bie  äBafjrfJeit  fage.  Dieö 
au  erfoiic^en,  muffen  mir  fie  mit  einer  unbeanjeifeft  ed)ten  öergfeic^en, 
mit  bem  Briefe  ber  Äurfürften  an  ben  neuen  Äönig,  mefd^en  ^ofbaft 
in  ben  Üteid§ö:^anbfungen  unb  ber  baau  geprigen  Otefation  p.  97 
aufbema^rt  ^at.  £)ann  finben  mir  aber,  obmo^f  nur  meniges  eraäl^it 
mirb,  brei  ftarfe  ^bmeicf)ungen.  ©abinuS  bemerft  au^brücffic^ ,  erft 
fei  ber  Äurfürft  öon  5Jtaina  um  feine  5Reinung  gejragt  morben, 
bann  f)abe  er  gejragt.  S)ie§  ift  miber  hu  gofbene  S^uife,  metd^e  bie 
umgefef)rte  Drbnung  öorfc^reibt  unb  ben  .^urfürften  a^erft  fefbft 
fragen  Reifet;  e§  ift  aucf),  mie  ba§  ©d)reiben  ber  ^urjürften  berfic^ert, 
miber  ben  bamafigen  Hergang,  ©abinug  unteiicf)eibet  S)efiberation 
unb  3Baf)f.  51ad)  ber  2)eliberation  fä^t  er  bie  (^a^)itufation  abjaffen, 
bann  erft  bie  äÖaf)f  erfolgen,  ©ein  geiler  ift,  bafe  er  bie  Orbnung 
ber  gofbenen  SSulfe  bei  ber  äöaf)f  umfe^rt  (Bulla  aurea  IV,  4). 
S)ie  übrigen  faEen  ©feiban  an^eim,  ber  f)ier  fc^fec^t  re^jrobucirt ;  er 
t)erfid)ert,  bie  äöa^f  (ei  am  28.  ;3^uni  gefd^el^en;  ^ierauj  :^abe  man 
bie  ß^apitufation  entmorfen  (per  aliquot  dies),  unb  erft,  nac^bem  bie= 
fefbe  öon  ben  faiferficfien  @efanbten  anerfannt  morben,  fei  bie  S3e= 
ianntmad^ung  erjofgt.  @§  ift  ein  f^-ortgang  öon  ^rrtpmem:  bei 
©abinuS  jangen  fie  an,  bei  ©feiban  mad)fen  fie;  in  bem  Briefe  beä 
2f)omag  be  S5io  merben  fie  angenommen ;  biefen  ejcer^jiren  0{al)uafbuö 
unb  ^pattabicini.  2)agegen  öerfid^ert  jebot^  ber  33rief  ber  ^urfürften, 
am  25.  ^uni  frü^   fei   bie   äßal^f  gefcf)e§en    unb  bem  SSoffe  fogfeic^ 

t).  ^onle'S  aSetfe  XXXIII.  XXXIV.  ^om.  unb  gem.  SSölfet.  3.  «ufl.     *5 


68*  ®tftet  ^Ibjdinttt. 

befannt  gemad^t  tüorben^).  @nbli(^  laffen  33eibe  ben  Äurfürf 
Sllbred^t  bie  S}ei!ünbigung  mit  einer  Dtebe  begleiten,  ©abinug  ö^ 
fic^tiger,  benn  er  fagt  nur:  „facta  est  renunciatio,  tum  Moguntii 
habuit  orationem" ,  ©leiban  gerabeju:  „convocata  deinde  nobilit 
et  populo  Moguntino ,  in  aede  divi  Bartholomaei  pro  concione 
Carolum ,  Austriae  principem  et  regem  Hispanicum ,  in  demortui 
locum  Maximiliani  Romanorum  regem  declarat,  et  quod  tanta  con- 
sensione  sit  electus,  Deo  gratias  agendas  dielt,  et  ut  illi  fidem 
omnem  ac  officium  praestent  hortatur,  et  in  ipsius  laudationem 
progressus,  quam  ob  rem  ex  omnibus  unum  hunc  elegerint,  de- 
monstrat."  S)er  urfunblid^e  ^erid^t  bagegen  jagt:  „bie  3öat)l  fei 
burd^  ben  e^rtnürbigen  §errn  Sarenjen,  ^^ruc^fäffen  üom  S5omer§= 
felb,  männiglic^  eröffnet  toorben"  ;  er  ]^at  bie  einfachen  äöorte  beSfelben. 
^ierburd^  mirb  nun  bie  gan^e  fRebe  be§  ^Jlain^er  6r5bif(f)of§  augen= 
bli(i(id§  äu  nid^tg,  ^ierburcf)  njerben  bie  ganzen  öorigen  üteben  me^r 
a(§  berbäd^tig.  Söer  foEte  fie  get)ört  unb  toiebereraä^It  ^aben"?  6§ 
tarn  hierbei  auf  ganj  anbere  ^inge  an,  aU  auf  Üteben.  @enug,  e§ 
fc^einen  biefe  üteben  eine  blo^e  ©d^utübung  bon  (Beorg  ©abinuS  ju 
fein,  ©ie  mögen  auf  einem  35erfud§e  ^eland^t^on^  berul)en ,  ber  fie, 
tüie  ßl§t|träu§  er^äl^lt,  fd§on  1524  enttnorfen,  unb  burd^  ben  fie  in 
bie  ßl^roni!  ßarionS  ge!ommen  fein  mögen. 

^od)  e§  giebt  nod§  einen  anberen  S3erid§t  bon  biefen  hieben,  unb 
menn  felbft  ütobertfon  fie  für  ed^t  :^ält,  fo  ftü^t  er  fid^  nid§t  fo  fe^^r 
auf  ©leiban  unb  auf  (5abinu§,  aU  auf  ehen  biefen  ^erid^t.  @r  befte^t 
avL<a  3  ^Briefen  be§  6arbinal§  bon  @aeta,  ber  in  granffurt  äugegen 
mar,  unb  in  ber  Z'i^ai  fül^rt  er  bie  Sieben,  bie  ftdf)  bei  (5abinu§ 
unb  (SIeiban  finben,  felbft  hk  ütebe  be§  ^tainjer  drjbifd^ofg  t)or  bem 
S5ol!e,  mit  ben  äöorten  8leiban§  an^):  „Hoggi  rarcivescovo  di 
Magonza  nella  chiesa  di  San  Bartolomeo,  ove  era  tutta  la  nobiltä 
e  tutto  11  popolo  dl  questa  terra,  sallto  In  pulplto  con  chlara  ed  i 
spedlta  voce  ha  dlchiarato  e  pronuntiato  Carlo  duca  d'Austrla  e 
re  dl  Spagna  Imperatore  In  luogo  dl  Masslmlllano  morto  coman- 
dando  che  dovessero  ringratlare  dlo  dl  cosi  utile  e  santa  elettlone, 
confortando  clascuno  a  farne  festa  et  ad  essejjgll  sempre  fedele 
et  obedlente  et  qulvl  se  dlstese  molto  per  tuttl  1  capl  nelle  lodl 
dl  detto  Carlo  ed  a  dlmostrare  le  raglonl,   per  le  quall  essl  l'ha- 

1)  ^n  ben  Acta  Tomitiana  V,  63  finbct  fidt)  ein  5luffa^  vota  Electorum, 
tüeldier  aber  nur  eine  2öiebcrt)otung  ©leibond  enthält :  bie  9lbjdt)rift  ift  unter 
bie  ed^tcn  ^a\>mt  geratben. 

2)  3^n  Ruscelli,  Lettere  dl  Principi,  toml. 


©leibanuS.  *69 

vessero  eletto  e  antiposto  a  tutti  gli  altri  principi  di  Cristianitä/' 
^ter  mu6  man  Bittig  erftaunen.  ©ottte  ©leiban,  bet  ju  ejcer|)iren 
^jflegt,  ^ier  in  ber  ©i'ää'^lnng  fogar  einen  5lu§länber  blo^  üBerJc^t 
l^aben?  S)enn  o^ne  Uel6erfe|ung  tüäre  biefe  Uebeteinftimmung  gerabeju 
ein  äöunber.  dloä)  mel^r  erftaunt  man,  toenn  man  ben  Särief  ber 
^urfürften,  ben  utfunblic^en  nnb  ed^ten  Sericfit  bei  @olbaft,  ganj 
t)erf))ottet  fielet:  „am  28.  fei  bie  Söal^I  gefd§e^en,  am  29.  ber  Einfang 
mit  ber  Kapitulation  gemadit,  am  4.  ;^uli  bie  .^rone  nod§  einmal 
bem  ^er^oge  f^riebric^  tjon  ©ad§fen  angeboten,  am  5.  bie  SöaT^l  ]6e= 
tonnt  gemacht  toorben." 

5lber  biefe  breiften  unb  gan^  faljc^en  S3e:^auptungen  öerrat^en 
fd§on  eine  Säufdiung.  ^^  ^offe,  man  toirb  fogleid^  anber§  bon 
btejen  ^Briefen  urt^eilen. 

llnfer  ßarbinat  nämlic^  loagt  e§,  an  Seo  l^albtoa^re  2)inge  ju 
fdireiben,  bie  bemfelBen  aber  —  ma^r,  längft  begannt  fein  mußten,  (ir 
tnelbet  i^m  ba§  5ltterBe!anntefte  bon  ber  Genealogie  äaxU,  al§  ^ätte 
ßeo  nid§t  ^tuan^igmal  mit  f^erbinanb,  ^ai'imilian,  ^arl  felbft  unter= 
]§anbelt.  „Questo  Carolo  viene  hora  a  possedere  11  ducato  di 
Borgogna  con  tutto  quello,  ch'  era  stato  del  primo  duca;  e  simil- 
mente  il  regno  di  Spagna,  die  Sicilia,  di  Napoli.  — ^  Essendo  Carlo 
fanciuUo  di  sei  anni,  gli  mori  il  patre:  essendo  poscia  di  16  anni 
gli  ^  morto  Ferdinando  suo  avolo ;  per  la  morte  del  quäle  se  n'andö 
in  Ispagna,  ov'  e  stato  questi  tre  anni  continui."  @§  ift  nid^t  mal^r, 
ba§  ^arl  ba§  ^er^ogt^m  SSurgunb  befa^ ,  noc§  ba§  er  3  ^df)xt  in 
©panien  getoefen;  benn  er  !am  erft  am  18.  Ttobember  1517  hat}m, 
fo  ba^  e§  ettoaS  über  anbert:§alb  i^a^r  mar.  S)a§  er  ge:§abt,  ma§ 
ber  erfte  ^er^og,  giebt  gar  feinen  Sinn:  benn  toer  mar  biefer?  ©g 
ift  gerabe^u  unmöglich,  ba^  ein  meltiluger  ßarbinal  einem  melttlugen 
spa))fte  fo  be!annte  S)inge  :§albma:^r  gu  fd^reiben  gemagt  ^ätte.  5lber, 
um  e§  mit  ©inem  Söorte  au  fagen,  biefe  ^Briefe  finb  falfd^ ,  unb  fie 
finb  ni(^t§  al§  Ueberfe^ungen  be§  ©leiban  mit  einigen  :^eud§lerifd§en 
einfd^iebfeln.  S)iefer  fagt:  „Quicquid  habuit  Burgundiae  dux  longa 
certe  potentissimus ,  quicquid  Hispaniae  rex  Ferdinandus,  id  Uni- 
versum ad  Carolum  pervenerat. Patrem  Carolus  amisit  sex 

annorum  puer,  avum  vero  Ferdinandum  XVI  annorum  adolescens, 
ab  eiusque  morte  profectus  in  Hispanias  ibi  permansit."  ^an 
fie:^t,  bie  brci  ^a^xe  nad^  einanber,  bie  (Ba(i)t  bon  Surgunb  ^at  ©leiban 
nid)t  gatij;  aber  ber  unmiffenbe  Uebeiie^er  bilbete  fie  fid^  aug.  5£)ie 
folgenbe  gan^e  Erläuterung  bon  „Galliae  rex  Carolus  V.  cognomento 
prudens    fratri    suo   natu   minimo  Burgundiae   principatum   dedit'- 

♦5* 


70*  etftcr  5lbfd^mtt. 

an,  toel^e  im  ;Stalienifd§en  anfängt:    „Carolo  V.  re  di  Francia 
quäle  fu  cognominato  il  prudente,  diede  il  ducato  della  Borgoj 
a  Filippo,  suo  fratello  minore",  ift,  ]o  mie  alle§  5lnbere,  au§ 
©leiban  überfe^t.     SSei  ©leiban  ^a§t  e§  mol^l;  e§  ift  natürlid§, 
er   feinen  ßefem    bie   frühere   @ef(^id)te   öon  bem  ©efd^lec^te  feil 
gelben  ein  tnenig  Betannt  machte;  aber  nnr  in  bem  SSriefe  eine§ 
binal§  an  ben  ^ap^i  ift  bieg  miberfinnig. 

5Jlan  mu^  fid^  nid§t  burc^  bie  genaue  S5eftimmung  ber  falfc 
2age  irre  machen  laffen;  fie  ift  au§  einem  pridie  Bei  (Sleiban  31 
SSel^ufe  be§  S5riefe§  jufammengebid^tet. 

3um  Ueberftnffe  bemerfe  man  nod^:    tou  foEte  ber  SSrief  eil 
Segaten  an  einem  SGßal^ltage,  njo  in  ber  2::§at,  unb  mie  au§  anb( 
^aä)xxä)ien  offenbar  ift,  fo  öiele  gel^eime  S^erl^anblnngen  ftattfanben" 
nid§t§  äu  erjäl^Ien  miffen,    al§   ma§  au(^  ©abinuS   erfa]§ren  !onnte? 

;^ft  e§  nun  offenbar,  ba^  ütuSceEi,  ber  Herausgeber  ber  lettere 
di  principi,  mit  biefen  3  SSriefen  getäufd^t  Sorben  ift,  fo  ift  au§  ben 
geistern  unb  großen  ßrbid^tungen,  hu  mir  bei  @abinu§  unb  ©leiban 
bemerfen,  nid§t  minber  offenbar,  ba§  au(^  bereu  ^rjä^tung  feine 
.^iftorie,  fonbern  eine  @rbid§tung  ift.  S)arum  munberte  fid^  aud| 
älbred^t  tjon  5Jlain3  nic^t  menig,  mie  er  fid^  üon  (&abinu§  fo  glän* 
aenbe  üteben  jugefc^rieben  fanb.  i^^nbe^  bezeigte  er  barüber  !ein 
TO^fatten.     2)a§  mar  ber  (Stil  ber  6d§ulen^). 


^ann  nun  bieg  nid§t  ©leibang  Streue  Oerbädfitig  mad^en,  fo  toirb 
böd^  Sebermann  auf  ben  Urf^rung  feiner  ©raäl^lungen  aufmer!fam 
werben  unb  münfd^en,  ba^  i§m  menigfteng  l^ier  beffere  Urfunben  au 
Gebote  geftanben  Tratten  ^). 

VI. 

®tot)io  (5paulu§  Sot)iu§). 

(SioOio,  ein  junger  ^r^t  ju  SHom,  ]§atte  unter  feine§  23ruber« 
Anleitung  bie  eilten  gelefen  unb  mar  'ooU  S5egier,  berül^mt  3U  merben 
mie  fie.  ©r  bebad^te,  „feine  ^unft  Oerf^red^e  i^m  nur  ^eminn ;  l^abe 
er  nid^t  aud^  ju  ^ö^mn  2)ingen  2;alent  ?  bann  aber  ertoarte  il^n  m 

1)  Chytraeus,  Saxonia  VIII,  p.  233. 

2)  lieber  bie  ßonttoöerfe,  toeld^e  bie  öorfk^enben  SScl^auptungen  bctanlofit 
Iiaben,  öergleic^e  bie  moU  in  meinet  2)eutjc^en  ®efc()id^te  (5.  5luflage)  I,  p.  263, 
3lttm.  2. 


I 


©iobio  (5ßaulu§  ^fobiui).  *71 

unfterBlid^er  'Siu^m,  toenn  er  ber  @efd)t(^tfd^reiBer  feiner  Seit  toerbe"  ^). 
3nbem  er  nun  ben  ^etoinn  nic^t  achtete  unb  ben  ütul^m  fud^te,  ging 
es  il^m  fonberbar.  ©leid^  hie  erfte  ^robe  feiner  ^Irbeit,  bie  ^apft 
ßeo  in  einer  öorne^men  S5erfammlung  öorlag:  „nad^  %iiu^  ßiöiuS 
!enne  er  ni(^t§  an  ßlegana  unb  ^^üEe  barüber",  öerf Raffte  i:§m  eine 
imuge  t)on  37  S^a^ren  am  römifd^en  ^ofe^).  ©inb  mu%i,  ^Infe^en, 
t)omet)me  33e!anntf(^a}ten  unb  eine  getpiffe  3öol§(^al6enl§eit  —  tt)ie  er 
fie  felBft  in  ber  SSefd^reibung  |eine§  ^pflufeumg  fd^ilbert^)  — ■  ©etoinn 
3u  nennen,  fo  l§at  ^ioöio  fd^on  ben  groben,  ber  ^rtoartung  feiner 
SGßerfe  nid^t  geringen  @en)inn  3u  ban!en  gel^abt.  9tulf)m  aber  — 
toofern  ber  Situ^nt  in  bem  au  fud^en  ift,  toaS  bie  5^ad^ttjelt  bon  un§ 
]pxxä)i  —,  ben  Sftu^m,  ben  er  fud^te,  ^at  \^m  bie  toirÜid^e  6rfd)einung 
berfelben  nid^t  getoä^rt.  ^an  !ann  bei  ^aXjit  unb  2;irabo§(^i  fe^en, 
tt)ie  Stiele  i^n  einen  ßügner  unb  ©d§meid§ler  gefd^olten,  toie  man  i^m 
^toei  fiebern,  eine  golbene  für  bie,  meldte  i'^n  be^a^lt,  eine  eiferne  für 
bie,  Ujeld^e  nid^t,  jugefd^rieben ,  toie  man  i^m  atte  Söal^r^eit  unb 
@laubn)ürbig!eit  abgefprod^en.  §aben  i^n  Einige  ^u  bert^eibigen 
gefut^t,  fo  l§at  man  biefen,  jum  SSetoeife  bottfommener  f^eill^eit,  ^vod 
SBriefe  bon  ©iobio  felbft  entgegengehalten,  bie  in  ber  2;:§at  anftögig 
lauten.  3^n  bem  einen  fagt  er:  „ber  ©d^riftfteEer  ]§abe  ba§  üled^t, 
f^el^ler  unb  2;ugenben  nad^  Söerbienft  unb  Öegengetoid^t  mit  blüT^en= 
ber  unb  nüd^terner  SSerebtfamfeit  balb  5u  erl^ö^en,  balb  ju  emte= 
brigen.  @r  laffe  bie  ßira  feiner  f^reunbe  ein  S)rittel  me^r  gelten, 
als  ber  toenig  @uten  unb  Uebelgefitteten  —  poco  buoni  e  mal 
costumati  — ;  nad^  biefem  l^eiligen  Privilegium  l^abe  er  ginige  in 
toeid^en  53rocat,  3lnbere  in  roT^e  ßeinmanb  ge!leibet.  äöer  il)n  bar= 
über  angreife,  mit  bem  tooEe  er  e§  magen/'  3fn  bem  anberen.fdieint 
er  faft  nod^  beftimmter  3U  reben:  „@r  ^oht  angefangen,  bie  Üteid^e 
ber  betonten  Sßelt  au  Befd^reiben;  bo^  l^abe  er  leinen  ^fal^l  für 
feinen  äöeinftodf  gefunben ;  er  tootte  im  2u(i§=  unb  nid§t  im  f5ud^^= 
geE  ftubiren;  er  moEe  atoeimal  be§  SageS  nur  feine  ©u|)^)e  effen; 
er  tooEe  feine  ©d^ulben  l^aben;  ein  5Jlenfd)  muffe  fid§  nid^t  proprüs 


1)  Praefatio  Pauli  lovii  in  historias  sui  temporis. 

2)  Benedicti  lovii  historia  Novocomensis  bei  ©rocbiuS  IV,  II,  142. 

3)  Descriptio  musei  elogiis  virorum  doctorum  praefixa.  ^^ppoltta  ®on= 
jogo  unb  ßofimo  bc'  3J?ebici  au  Oflorena  liefen  jur  nämlid^en  3cit  öon  ben  33ilb= 
niffcn  be§  aJiufcumS  Slbgügc  anfertigen,  jener  burd^  Sernarbino  ßampo,  tiefet 
burd^  SUtijfimo,  beibe  ongefe'^ene  OJteifter.  gioritto,  ©efc^id^tc  ber  jeid^nenben 
Äünftc  II,  414. 


72*  @tftet  «Ubfc^nitt. 

impensis   ben   ^op]  ^txbxed)tn.     Sto   in  ocio,    quia    nemo  nos  cqi 
duxit"  1). 

§ier5U  fd^ütteln  totr  aEerbtngg  ben  Äo^f.  ^Ber  biefe  äßetfe 
fo  gro§  —  historiarum  sui  temporis  libri  XXXXV,  bom  ^a^re  1494, 
obwohl  mit  Surfen,  Bis  pnt  S^a^re  1547^),  einige  SSiogra^^^ieen,  Vitae 
virorum  illustrium,  tjon  größerem,  t)iele,  genannt  Elogia  virorura 
bellica  virtute  illustrium  unb  virorum  doctorum,  üon  üeinetent 
Umfang,  mehrere  ßanbeSBefc^reiBnngen  — ,  fie  finb  fo  umfaffenb  nnb 
bitben  einen  ganzen  ßt)clu§  für  bie  Äenntni§  ber  elften  t^älfte  beS 
fe(i)§3eT§nten  i^a^r^unbertS ;  fie  Bieten  anf  ben  erften  ^InBlirf  tr)iffen§= 
toütbige  unb  fd^öne  ^^adfirid^ten  in  ^enge  bar.  ©otten  tüir  fie  auf 
ben  ^runb  heftiger  3ln!(agen  unb  einiger  öieEeii^t  nii^t  ernff^aft 
gemeinten,  in  üBler  Saune  gefd^rieBenen  Briefe  üerbammen? 

@rften§,  5leu§erung  gegen  3leu^erung,  fo  Be^au^tet  ber  5lutot 
bod^  aud§  tüieber  t)on  feinem  2öer!e:  „maximorum  regum  et  ponti- 
ficura,  insigniumque  bello  ducum  familiaritatem  et  amicitiam  pro- 
meriti  ex  eorum  ore  haec  hausimus,  quae  amore  vel  odio  nunquam 
distracti  fideli  literarum  memoriae  mandavimus."  @r  fagt  ein  anber= 
mal:  „Beligiosa  fide,  freti  consdentia  integri  pudoris  cum  vi  vis 
ad  oblectationem  tum  posteris  ad  exemplum  historias  edidimus"  ^). 
5lnbere§  beffelBen  ©inne§  entölt  Zixdbo^^l 

3tt)eiten§,  tüie  !ann  e§  un§  üBer^eugen,  toenn  gran^ofen  Be« 
^au^ten,  er  fei  toiber  hu  ^ranjofen,  unb  2)eutf(^e,  er  fei  toiber  bic 
S)eutf(^en  eingenommen?  ©anboöal  Be^au^tet,  er  fei  leibenfd^aftlic^ 
gegen  bie  Spanier  (X,  551);  unb  bod§  fagt  9ftainalbu§  gerabe^u,  er 
fei  t)on  ber  !atferli(^en  f^action  (XX,  500).  Genaue  5^ac§U)eifungen 
einjeln^r  ©(fimeic^eleien  ober  t)orfä|lid§er  ^Ifterreben  toirb  man  nid^t 
leidet  finben. 

Um  nun  gu  einem,  für  ben  @eBraud§  biefer  SSerfe  burd§au§  er^ 
forberlid^en  ütefultate  5u  gelangen,  gieBt  e§  nur  einen  äöeg,  ben  SSeg, 
nad^äufe'^en,  toer  benn  jene  finb,  öon  benen  er  am  meiften  Begünftigt 
toorben,  unb  toie  er  bon  il^nen  rebet.  ßeo  bem  X.  öerbanft  er  fein  gan» 
3e§  (^IM;  ^a^ft  <öabrian,  ber  bie  üBrigen  i^n^aBer  ber  eleganten 
@elel)rfam!eit  öon  fid^  tt)ie§,  Bebad^te  i^n,  toie  e§  ^ei§t,  unter  ber 
au§brürflid§en  SSebingung,  ba^  er  bagegen  einen  el^renöoEen  ^la^  in 

1)  ?lbgebrurf t  in  Tiraboschi ,  Storia  della  Letteratui-a  italiana  VII, 
p.  803,  ed.  üon  1812. 

2)  2)rci  iöüd^«  f^ai  ein  fpätctcr  ©ioüio  aufgefunben.  Rovelli,  storia  di 
Como  III,  2,  242. 

3)  Praefatio  ad  historias.  Elogia  viror.  bell.  virt.  ill.  336. 


(äiouio  (^au(ug  ^JoDiug).  *73 

feinet  ^iftorie  finbe,  mit  einer  ^$frünbe  in  6omo ;  ntit  ^(emeng  VII. 
wax  er  fogar  Vertraut,  unb  er  :^at  oft  an  feinem  SSette  gefeffen.  2)ie 
groge  ift,  wie  er  nnn  öon  biefen  feinen  öorne^mften  ©önnern  rebet. 

S5on  Seo  fagt  er:  „mit  fcfiamlofer  Ungered^tigteit  (vel  impu- 
'denti  cum  iniuria)  ^aBe  berfelBe  UrBino  angegriffen;  fein  Ärieg  fei 
unBiEig  unb  fd)änbüd§  gemefen  —  pudendum  et  parum  aequum; 
bod^  5Ufonfine  ^abe  er  eine  fold^e  ^iffet^at  (facinus)  getoä^rt. 
6r  1)abc  ii6)  mit  bem  @(i)impfe  be§  UnbanfeS  befielt,  aU  er  ülapl^ael 
^etrucci,  ber  in  aüe  Safter  t)erfnn!en  gemefen  —  omnibus  probris 
coopertum  — ,  tn  ©iena  eingefe^t.  ^arma  unb  ^tacen^a  l^aBe  er 
burt^  einen  Berüchtigten  S5ertrag  öerloren  —  sua  infami  cum 
pactione  — ^),  §ei§t  bie§  loben?  S)ennoc^  gtaubt  @iot)io,  Seo'S 
8(^atten  ein  @:^renben!mal  gefegt  5U  ^aben  —  „ut  immortali  for- 
tasse  ingenii  monumento  iusta  ac  solemnia  sanctissimo  cineri  sol- 
verentur." 

S5on  ^brian  fagt  er:  „mira  et  certe  pudenda  suffragatione  fei 
berfelbc  getoätilt  toorben",  nnb  fieftig  tabelt  i^n  33urmann,  ha^  er 
bem  nieber(änbif(^en  ^apfte  Unrecht  t:§ue^).  S)0(^  getoig,  mer  @io= 
t)io^§  vita  Adriani  jemals  gelefen,  toirb  'bd  einzelnen  5lu§fteEungen 
im  ^anäen  t)on  biefem  ^ap]k  bie  befte  i^bee  befommen  :^aben. 

S5on  (Clemens  enblid)  bebient  er  fic^  biefer  Söorte:  „Avarissimo 
quaestore  et  naturae  similitudine  sibi  coniuncto  usus.  Nomen 
eins  —  ber  5^ame  be§  ^näbigen  —  veluti  ad  decipiendos  fallen- 
dosque  homines  ab  initio  desumtum  videbatur.  Salaria  professori- 
bus  cum  perehni  infamiae  nota  subtraxerat"  ^). 

^an  fielet,  ba^  er  öon  feinen  erften  (Bonnern  bittere  äöa!)r§eiten 
fagt.  Ueber:^au^t  !ann  xä)  nid§t  anber§,  al§  öerftc^ern,  ba^  ii^  in 
ben  35ü(^ern  be§  ;Sot)iu§,  fotoeit  fie  bi§  1530  ge'^en  —  ineiter  fenne 
i^  fie  nii^t  fo  genau  — ,  UmfteUungen  ber  Sl^atfac^en,  um 
gefäEig  gu  fein,  nid^t  gefunben  :§abe. 

2)iefe§  feftgelialten,  !önnen  mir  un§  mit  größerer  Ütu^e  nac^  bem, 
morauf  e§  bei  biefen  (Sefdöic^ten  ferner  anfommt,  bem  äöo^er  unb 
SGßie,  genauer  er!unbigen,  äuerft  bem  äöo:^er^ 

2)er  römifi^e  .g)of,  noi^,  fo  ju  fagen,  ber  TOtte(^un!t  ber  ß^riften= 
l^eit,  mo  fic^  öiele  auSgeaeid^nete  Männer  au§  aEen  ^flationen,  mo 
fi(^  bie  urf|)rüngti(^en  SSerid^te  öon  alten  mid^tigen  aöeltbegeben^eiten 

1)  Elogia  2.    Vita  Leonis  lil,  82.    Vita  Alfonsi  182. 

2)  Epitome  Historiar.  —  Burmani  praefatio  ad  Graevii  thesaurum  an- 
tiquitat.  et  historiar.  Ital.  T.  IV,  p.  13. 

3)  Vita  Pompeii  Columnae  182,  188. 


74*  ®icft«  ?lb|(^nitt. 

gufammenfanben,  tüo^in  mand§e  fSöiUx,  toie  bte  ©d^toetjer,  i^re  6^1 
ntfen  einjc^idten ,  toar,  tt)ie  fe^r  au($  Söobin  bie§  consedisse  in  Vij 
ticano  gegen  hu  9letfen  be§  ^ott)biu§  in  ©d^atten  fleEen  ntag^), 
nt(^t  ungeeigneter  $la|  für  einen  §iftori!er.    @iot)io  n)ar  bafelBft  Bi 
mü^t,   feine  ^floti^en  au§  bem  5!Jlnnbe  ber  borne^mften  S'^eilnel^n 
ober  anberer  ^lugenjeugen  ^u  fc^öpfen. 

©d^on  fi^^e^  ^^tte  er  ^etegen"§eit  gel^aBt,  ßoboöico  ©fo^S^ 
toie  er  bie  6oma§d§en  im  harten  ju  6omo  i:§rer  ^flid^t  entlie 
^afton  be  f^oijc  mitten  im  Saufe  feiner  ©iege  ju  feigen  ^).  5^un, 
öom  erften  Sireffen  in  biefen  Kriegen  (1494)  bie  33eleT^rung  Bejal^rtei 
53länner  einju^iel^en ,  ging  er  felBft  nad§  9ta^3aE;  über  Antonio  @ri= 
mani  (1499)  Belei^rte  i^n  (iJritti;  mit  ßobot)ico^§  2)iener  fprad^  er 
ton  beffen  (^efdngnife  (feit  1500)^);  t)om  3tt)ei!ampfe  Bei  SSarletta 
(1503)  er^ä^It  i'^m  ^om^jeo  ßolonna,  ber  einem  ber  ^äm^fer  §e(m 
unb  ©d^ilb  getragen;  er  Ia§  bie  Kommentare  S^artotomeo  b'^^n= 
öiano'g  (Bis  1509);  öon  $eter  ©oberini,  ber  au§  feiner  3uflud§t 
äu  Sftagufa  nad^  'diom  jurildtgefeT^rt,  erhielt  er  ^um  SSe^  feinet  S5ud§e§ 
Läuterungen  (Bi§  1512)*).  @ö  gelang  U)m,  üBer  bie  ©d^lad^t  t)on 
9lot)ara  bon  ben  fran^öfifd^en  f^elbl^erren ,  Xremouitte  unb  Ziiml^, 
über  bie  ß^reajjer  (Beibe  1513)  nii^t  minber  öon  ^lugen^eugen  unter= 
rid^tet  an  werben^),  üBer  bie  ^Jlarignaner  mit  ^önig  j^xan^,  ber  gern 
bon  biefem  Stage  unb  bon  biefer  ^Jlad^t  rebete,  unb  mit  ^arl  SSourBon 
(1515),  ÜBer  ben  UeBerfaE  bon  S^eggio  (1521)  mit  ^erjog  5llfon§ 
bon  gei^ara  \n§>  @efBräd^  p  !ommen  ^) ;  üBer  ba§  gan^e  ßeBen  ßeo^g 
(Bis  1522)  unterrid^tete  i^n  ^a^jft  KlemenS  VII.  ©Ben  biefen  — 
nodf)  ßarbinal  —  Begleitete  @iobio  1521  in§  ßager  in  ber  ßom= 
Barbei;  Bei  ber  ßroBerung  bon  Ülom  (1527)  !|alf  er  itjm  entfliel^en, 
unb  @irolamo  ^egro  fagt  ^) :  „^eifter  ^aul  3iOöiu§  mirb  in  feiner  ^e= 
fdC)id§te  bon  fid^  felBer  reben  fönnen;  er  Ujar  Bei  ber  ©eefd^lad^t  bon 
5lmalfi  unb  fu^r  unter  ben  Srümment  ber  ©d§iffe  l^erum."  3Ba§ 
in  bem  Ütatl^e  ber  ^aiferlid^en  gefd^el^en,  aU  ^abia  Belagert  tt)arb 
(1524  unb  1525),  erläuterten  i^m  jll^eilne^mer  an  biefem  ^aif)t] 
5lnbrea  ^oria  fprad^  mit  i^m  üBer  bie  llnternel)mungen  auf  ©icilien 

1)  Methodus  ad  facilem  historiarum  cognitionem,  p.  54. 

2)  Pauli  Jovii  Elogia  199,  218. 

3)  Historiae  I,  f.  15.    Elogia  257,  200. 

4)  Vita  Pomp.  Columnae  158.    Elogia  220,  270. 

5)  Historiae  XI,  98.    XII,  142. 

6)  Historiae  XV,  176,  179.    Vita  Alfonsi  184. 

7)  Lettere  di  principi  109. 


©ioöio  (5ßaulul  ^obius).  *'75 

im  SBinter  1527;    ben  nea^otttamfc^en  Ärieg  t)on  1528  erläuterten 

|i]§m  (Suafto  unb  ^mn  b'Urbina,  hu  i^n  faiferlii^erfeitS  leiten  i^alfen^). 
;  lieberbieg  Befi^en  toir  noc^  bie  SSriefe ,  in  benen  er  fi(^  t)on  GJa^^jar 
©arbi  getüiffe  ^otijen  über  f^errara  au^bittet ,  in  benen  i^^m  5lnbrea 
5Doria  unb  5lnbere  bie  Erfolge  il^rer  Unteme^^mungen  jum  Söel^ure 
jeiner  @ef(i)i(^te  berid§ten^). 

@§  !onnte  nid^t  fel^Ien :  burd§  fo  au^öejeid^nete  S5e!anntf(^aften^), 

Iburd^  bie  ftete  33e3ie:^ung  eine§  langen  ßebens  auf  bie  @efd§id§tfc$rei= 

jbung  berfelben  ^^it    mu^te    er    einen  großen  ©d^a^  ber  beften  unb 

|ttrf:prünglidf)ften  9la(^ri(f)ten   fammeln.     (S§   fragt    fid§,    tüie   er  il^n 

ijerarbeitet. 

^4^aut  Soöiu§'  Se^rer  unb  Söiuber,  S3enebict  S^obiug,  mad^t  un§ 
auf  bie  DrtSbefd^reibungen,  auf  bie  gemälbeartigen  S)arftettungen  öon 
6d§lad§ten,  auf  bie  üteben,  bireite  unb  inbirecte,  auf  bie  ^JIannig= 
faltigfeit  be§  lateinifc^en  ?lu§bru(i§  unb  ben  ganzen  gleid^mägigen, 
piefeenben  6til  aufmer!fam.  §ier  ^at  ben  SSruber  !eine  brüberlid^e 
Siebe  beftod^en;  biefe  S)inge  finb  aEe  in  einer  geUiiffen  S5oi*trefflid^= 
!cit  tjor^anben.  §luf  bie  6^orogra^]§ie,  fagt  ^aul  felbft,  l^abe  er  be= 
fonberen  f^lei^  ijertnanbt;  unb  tüie  er  benn  im  elften  SSud^e  bie  «Sitten 
ber  Sd^otten  unb  ©nglänber,  im  13.  ber  Ungarn,  ^olen  unb  bluffen, 
im  14.  ber  ^erfer  unb  Surfen,  im  15.  bie  ?ll^en  barfteEt,  fo  Ujirb 
jtd^  nid^t  leidfit  ein  35ud£)  finben,  in  toeld^em  er  nic^t  burd^  eine 
augfü^rlic^ere  SSefi^reibung  eine§  Sanbe§,  eineg  £)rte§,  ber  ©ittcn 
cine§  S3olfe§  gleid^fam  ben  eilenben  ©d^ritt  ber  fortge^enben  S3egeben= 
l^citen  eiuäu'^alten  unb  3U  mäßigen  fud^te.  ?Xuf  bie  6d§la(^ten  ijt 
^in  groger  f^leig  öern:)anbt,  unb  bie  SSefd^reibung  be§  2:reffen§  Don 
Spabia,  im  ßeben  ^e§cara'§,  ift  aEerbing§  gan^  eine  anbere,  al§  jene 
Ueberfe^ung  @uicciarbini'§  au§  bem  ^aleajao;  Üteben  finb  für  un§ 
nur  aE^ubiel  ba.  S)a§  ßatein  ^eigt  eine  fd^öne  5?enntni§  be§  3llter= 
t^umS  unb  flafftfd^er  @ele^rfam!eit.  2)ie  calceamenta  carbatina 
(XXVI,  p.  40)  geigen,  bag  3^ot)iu§  ^oliäiang  Unterfud§ungen  (mis- 
cellanea,    2)    unb   bie  ©teEe  M  SatuE  n)ol§l  fannte;    bie  Spartea 


1)  Vita  Pescarae  369.^  Historiae  XXV,  12,  16.    XXVI,  34. 

2)  3^n  ben  Lettere  dl  principi;  Slnmerfung  bei  Tiraboschi. 

3)  Volendo  la  comunitä  (di  Como)  rimunerare  i  servigi  di  Paolo 
Giovio,  vescovo  di  Nocera,  al  quäle  come  amico  del  marchese  di  Pes- 
cara,  continuava  a  rivolgersi  nei  suoi  bisogni,  condono  a  Benedetto,  lo 
scrittoro  della  storia  patria,  ed  agli  suoi  fratelli  ii  residuo  di  cui  an- 
davan  debitori  per  taglie  od  altre  gravezze.  Rovelli,  storia  di  Como 
III,  2,  216. 


76*  ^tfter  Slbjdinitt. 

calceamenta  erinnern  an  bte  Sparteoli  p  9ftom  nnb  beren  Qlbleitui 
bie  ficus  bifera  (Elogia  302)  Betüeift,  ba§  i^m  ©ueton  (August 
c.  76)  nnb  feine  2ln§leger  too^I  befannt  tt)aren.  2öir  erfaT^ren 
leöentlid^ ,  ba^  ber  Plante  ßiöomo^^  Bei  ßicero ,  Labronis  portus^ 
nod^  üon  ber  heutigen  5lu§ft)ra(^e  ber  Umtoo^ner  erläutert  toerbe, 
too^in  ^Intoniug  nac^  bem  muttnenfifd^en  Kriege  eigentlich  geflo!)en, 
unb  toeli^en  2Beg  §anniBal  burd^  2;o§cana  genommen.  3lBer  bie§ 
ift  nur  ©iuäelneS  unb  ein  Öjlüd,  ba§  e§  nic§t  mit  ^run!  angebracht 
ift;  öon  ber  f^arbe  be§  ^an^en  genüge  ba§  Urt^eil  eine§  tieffinnigen 
5[Jlanne§,  ©iotiambattifta  S5ico,  ber  eben  bamal§,  al§  er  fic§  bon 
allen  Kommentaren  unb  aEen  ßejiciS,  um  ßatein  ^u  lernen,  allein 
an  bie  Sllten  gen)anbt  ^atte,  bie  S3erebtfam!eit  be§  ^obiu§  Ben)unbern§= 
toürbig  fanb^). 

2)ie§  l)at  inbeffen  aud^  feine  ©d^attenfeite,  unb  bie  S5erebtfam!eit 
ift  ^unjeilen  allpberebt.  S)arf  id^  e§  fagen,  o^ne  anma^enb  5u  fd§ei= 
neu,  fo  bermiffe  id§  befonber§  einen  S^eil  bon  bem  burdf)bringenben 
@eift  ^acdf)iabeE§  Bei  3oüiu§.  S)ie  Sage  ber  öffentlid^en  (iJefd)äftc 
tüirb  nie  ergrünbet,  W  ^olitif  fe'^lt;  ba§  @e^eimni^  BleiBt  unau}= 
gefd^loffen.  UeBerbieS  ift  er  aEäuüoE  bon  summus  unb  extremus, 
öon  ©u^erlatiben,  bie  er  nod)  gern  mit  einem  longe,  multum,  einem 
:präfigirten  prae  berftärft;  unb  bie  SGßorte  oer^ütten  ]^äufig  bie  Um= 
riffe  ber  ^inge.  ;^n  bem  SSriefe  3faBella'§  oon  5lragon  an  i^ren 
SSater  3.  35.  brüdt  er  i^ren  ©a^:  „Omnia  illius  (Ludovici)  libito 
administrantur",  fo  au§:  „Ludovicus  enim,  non  iam  patruus,  sed 
immitis  et  atrox  hostis,  nunc  primum  aperte,  quod  multis  iam 
annis  longa  dominandi  consuetudine  allectus  percupide  semper 
affectavit,  Mediolanensis  imperii  sceptra  solus  obtinet  et  cuncta 
cum  uxore  ad  arbitrium  moderatur."  ^ie  einbringlicE)en  äöorte: 
„si  paterna  te  pietas,  si  mei  amor,  si  iustae  lacrymae  flectere 
possunt",  berlieren  i^re  garBe  in  ber  feinen:  „si  sors  humana  et 
divina  iura  permovent,  si  qua  iustitiae  et  pietatis  cura  residet." 
@r  ge^t  fo  meit,  um  be§  ©tiB  mitten  fogar  einen  i^rrtl^um  ^u 
fd^reiBen.  De  vitis  imperatorum  Turcarum  p.  189  fe^t  er  bie  @i= 
oBerung  ßepanto'^  richtig  in  ba§  erfte  ^a^r  be§  bene^ianifd^en  ^rie= 
ge§,  in  bem  ßlogium  SSaja^et^S  p.  137  in  ba§  ^meite,  unb  e§  ift 
fein  anberer  @runb  Ijier^u  gu  er!ennen,  al§  meil  er  ^ier  ße^anto  mit 
ben  ßroBerungen  be§  ättjeiten  3a]§re§  in  einen  ©a^  faffen  !onnte. 

Unb   l)ier  fommen   mir  auf  jene  S3riefe  ^urüct.     SSieEeid^t  lä^t 

1)  Sebcn  SSico'ä  öor  ber  Ueberfe^ung  fetner  altgemeinen  Söiffenfd^oft  üon 
SGBeber,  p.  62. 


©ioöio  (ipaulu§  3robtu§).  *77 

fic^  au§  biefem  Bercbten  Umlleiben  unb  5lu§fc^mücEen  ber  S^inge 
inemgften§  ber  erfte  öon  t^nen,  lüenn  ntc§t  rec^tjertigen,  bo(^  erftären. 
(V)enau  betrachtet,  ift  in  bemfelben  öon  feiner  5tenberung  ber  2:§at= 
jachen,  fonbem  blo^  tion  bem  größeren  unb  geringeren  ©d^mnd  ber 
^erebtjam!eit  bie  9lebe.  @§  ift  nic^t  au  loBen,  aber  freilid^  menfc^= 
lic^  unb  natürlich,  ha^  ^ot)iu§  bie  5i:^aten  berer,  mit  benen  er  nii^t 
gut  ftanb,  ungef i^mürf t ,  nid^t  uncrtt)äl^nt  —  benn  ba§  tüäxt  feine 
ro^e  SeinUjanb  — ,  uorübergel^en  fä^t.  i)a§  S5erringern  ber  f^e^Ier  ift 
öteEei(^t  fo(genbe§  S^erfa^^reu.  äöir  fa^^en,  wie  er  ben  35ertrag  ßeo'S 
mit  i^rauä  I.  infamis  pactio  nennt.  %ud)  in  ber  (S5efc^i(^te  feiner 
3eit  voax  biefer  p  Berühren;  boc^  :^ier  ^af)lt  er  bie  Sebingungen 
nit^t  auf.  „Quas  memoriae  prodere,"  fagt  er,  „necessarium  non 
ducimus"  ^).  ©d^toerere  2)inge  üerfc^toeigt  er  beffenungeai^tet  nic^t. 
^ie  „penna  d'oro  col  finissimo  inchiostro",  bie  er  §einric§  II.  t)er= 
fpri(^t,  ift  ni($t  Untüa^rl^eit  au§  @(i)mei(^elei ,  fonbern  eben  biefe^ 
Umfteiben  bur(^  ^erebtfamfeit. 

©^eiuBar  ift  e§  fd§tt)ieriger ,  in  ber  X^at  aBer  leichter,  ben 
ätoeiten  ipon  jenen  SSriefen  ju  entfd^ulbigen.  5!Jlan  mu§  miffen,  ba§ 
5U  jener  S^^t  nic^t  bie  SSuc^^änbler ,  fonbern  bie  dürften  «Honorare 
ga^lten.  ^anj  mie  ein  @emälbe,  eine  Äunftarbeit  Bei  ©imon  6ro= 
naca,  BefteEte  Soren^o  5[Jlebici  eine  UeBei-fe^ung,  ein  Söerf  Bei  $oIi= 
äian,  Bei  gicino.  ©epulöeba  Befam  für  bie  lateinifc^e  SSearBeitung 
eine§  (Kommentars  üBer  ben  ^riftote(e§  200  2)ucaten  t)om  (SarbinaC 
50flebici^).  f^ür  100  S)ucaten  jaf)rltdö  fc^rieB  5Jlacd§iat)eE  bie  f(oren= 
tinifc^e  ^ef(f)ic§te;  bie  S)ebicationen  toaren  im  t)orau§  Beftimmt  unb 
tourben  mit  @olb  ermiebert.  5llfo  fagt  3^ot)iu§  in  einem  Einfall 
üBIer  Saune:  „^ä)  toxü  mä)i  arBeiten,  tüenn  ic§  nic§t  Bejal^U  toerbe." 
TOt  feiner  (SJefc^ii^te  —  ^ier  rebet  er  tion  einem  ftatiftif(^=geogra= 
p^ifi^en  äöerfe,  delli  imperi  del  mondo  cognito  —  l^at  bieg  nic^tö 
5U  ft^affen;  tion  einer  SSeja^lung  burc^  folc^e,  meldte  er  loBe,  ift 
ni(i)t  im  minbeften  bie  9ftebe. 

^ie§  alles  aufammengefa^t ,  Bebingt  @ine§  baS  5lnbere.  2)aS 
(^efü^^I  feiner  SSerebtfamfeit  trieB  i^n  an,  (Befd^ii^te  gu  fd^reiBen;  baS 
S3ebürfni§  ber  ^efd^id^te  erforberte  tiiele  unb  tiome§me  35efannt= 
fd^aften ;  aBer  biefelBe  SBerebtfamf eit  unb  biefelBen  ^efanntfd§aften  tier= 
f)inberten  i^^n,  ein  unget^eilteS  ßoB  ju  erlangen:  jene,  inbem  er  bie 
^aä)tn  nid^t  tief  genug,  noc^  in  i^rer  erften  (ginfad^l^eit  ergriff,  fon=> 


t 


1)  Historiarum  Hb.  XVI,  f.  184  H. 

2)  5^egro  an  Wiä^di  in  ben  Lettere  dl  Principi  99,  f. 


*78 


erfter  3lMd^ttttt. 


bem  ftd§  im  8d)mucie  ber  Söorte  tüo^tgeflel,  biefe,  inbem  er  enttüc 
au§  UeBerjeugung,  ober  um  ntd§t  unbanfbar  ju  fein,    feine  @öi 
unb  greunbe  mel§r  aU  5lnbere,  unb  öieEeic^t  ju  fel^r,  mit  ber  gi 
feiner  9tebe  bebad^te.     5luf  {eben  SaE  entölt  fein  äßer!  einen  gro§e 
(&d§a^  urf^jrünglid^er ,  glauBtoürbiger  unb  Be^eit^nenber  ^^oti^en,  ui 
ol^ne  biefelben  UJÜrbe  un§  toie   öieleg  SBiffen^toürbige  unb  ©d^öi 
—  auä)  öon  unferer  5^ation,  bereu  ta^jfere  2:i§aten  er  befonberg  ipreift 
gan3  öerborgen  geblieben  fein;  fie  tragen  ha^  (Siegel,  toenn  nid^t  be 
SSottenbung,    bod§   be§  ^eifte^;    fie  finb  ein  tüurbige§  ^en!mal  boj 
mel^r  aU  einem  S)rittelia]§r5unbert,  ha^  ber  5lutor  barauf  getoaub) 


3mitex  ^bf^nitU 

»Ott  iett  italtettif^en  @ef^it^tfc|tel6ertt  einaetoer  Staate» 
ober  ©egeöen^eitett  biefer  ^eit* 


I. 

glorenä  ^at  S)ino  Som^ognt  unb  S5iEam  ge^aBt.  2)te  i8e= 
gebenl^eiten  feit  1494,  abtoed^felnb,  äutoeilen  tounberbar,  üoE  öortreff= 
lid^et  X^akn,  in  fid^  abgefd^Ioffen ,  mußten  me^x,  al§  @inen,  i^r 
@ebäd§tni§  aufauBetoa^ren  reisen.  3d§  hJitt  öon  2)reien  l^anbeln: 
einem  5po|)olaren,  einem  ^aEegd^en,  ba§  ift  einem  g^eunbe  ber  9)lebici, 
unb  einem,  ber  !eine§  öon  Beiben  toax. 

5^arbi. 

5[Jleffere  Saco:po  5latbi  ^at  öor  ben  551ebici  flietien  muffen,  ©eine 
Seele  etfennt  man  in  folgenbem  S^Ö^-  ^^i  ^^^  ^luftn^r,  beffen  id^ 
Bei  ©uicciatbini  gebadet ,  er^ä^It  er ,  toie  im  SlugenBIid e ,  al§  bie 
^einbe  jnerft  in  ben  ^alaft  einzubringen  fud^ten  unb  man  feine 
Sßaffen  toiber  fie  ^atte,  ein  alter  SSürger  ben  Jünglingen  getniffe 
gro^e  Steine  gezeigt  l^aBe,  bereu  fie  fid§  jur  erften  öegentoel^r  Bebienen 
lönuten:  eine  Sl^at,  bie  unfe^^lBar  bie  flügfte  im  ganjen  5lu|m^r  toarj 
fonft  U)ürbe  ber  f^eiub  fogleii^  eingebrungen  unb  ein  SJertrag  unmög= 
li(^  gemorben  fein.  5lBer  toarum  nennt  er  ben  alten  ^Bürger  nid^t? 
@r  toar  e§  felBft.  ©r  rettete  bie  ©tabt  unb  nennt  fidö  nid^t.  5118 
er  nun  fliegen  muffen,  BegaB  er  fid^  nad)  S5enebig,  unb  im  ßjile  ar=» 
Beitete  er  an  ber  ^efd§id^te  feiner  S5aterftabt.  @r  fagt:  „er  miffe  red^t 
tüo^l,  feine  Sachen  toürben  mit  i^m  untergeben;  er  öertreiBe  fid^  inbeg 
mit  i^^nen  feine  taufenb  :peinlid^en  ^ebanfen,  unb  inbem  er  arBeite,  ge» 
nie§e  er  bie  f^rud^t  feiner  ^rBeit.     ßr  fei  nur  toie  ein  armer  3:age* 


I 


80*  Stocitcr  ^IMdinitt. 

löl^ner,  ber  tüätirenb  feiner  5(nftrengungen  finge  unb  fic^  mit  ©im 
feine  ^üt)e  erleid§tere. 

S)a§  üorne^mfte  Sßer!,  ba§  er  '^ier  öerfa^te,  t)ai  ben  S^itel: 
storie  della  citta  di  Fiorenza  dl  M.  lacopo  Nardi,    Cittadino 
rentino,    Lione  1582'';  e§  begreift  fotoo^^t  frembe ,  auf  glorenj  16e= 
3ügli(f)e,  aU  florentinifc^e  @efc§irf)ten  ah)ifd§en  1492  unb  1531. 

;3ene ,  um  öon  bem  geringeren  anzufangen ,  finb  ^ttjar  3un:)eilen 
au(^,  tüo  man  e§  nic^t  erwarten  follte,  5.  33.  Bei  ber  UeBerfa^rt  ^'^i' 
lipp%  I.  nad§  Spanien  im  ^a^re  1506,  au§  guten  SSeriditen  gefd^ö^ft; 
bod§  finb  fte  toeber  au§reid§enb ,  nod§  befonberg  motjlgefd^rieben. 
Oft  Benu^t  er  Jtnbere  fe'^r  ftar!;  bie  (Sr^ä^lung  üon  ^lacc^iaöeE, 
toie  ßefar  bie  Orfinen  getöbtet,  finbet  fi(^  p.  86  faft  mörtücC)  Bei 
xf)m  toieber;  unb  menn  er  in  ber  ßr^ä^lung  ber  ©d^latfit  öon  Üta= 
öenna  auffaEenb  mit  @uicciarbini  üBereinftimmt,  fo  muffen  fie  Beibe 
—  benn  man  fielet  nic^t,  mie  ßiner  be§  5lnbern  ^uä)  ju  (SJefid^t  Be= 
!ommen  ^aBen  foE  —  einen  S)ritten  co^jirt  ^aBen.  §äufig  ^eiTei^t 
er  aud§  ^ier  ben  ^wf^mmen^ang  bur($  aHäu^äufige^  ^IBBred^en  unb 
5lufne^men  be§  SabenS.  @r  l^anbelt  5.  35.  p.  94—96  erft  bon  ßefar, 
bann  üon  ber  ©d^lac^t  am  ^ariglian,  algbann  hjieber  öon  ßefar, 
öom  f^rieben  jtoifd^en  ^ran!rei(^  unb  Spanien  unb  nod^  einmal  bon 
ßefar,  o^ne  eine  anbere  @in^eit,  al§  meli^e  burc§  in  questi  mezzi, 
in  questo  tempo  ^erüorgeBrad^t  mirb. 

f8ei  meitem  ben  .^auptinl^alt  be§  Söer!e^  inbe§  mad§en  bie  f(oren= 
tinif(^en  @ef(^id§ten,  unb  in  biefen  ^eigt  ^arbi  ein  eble§  (Bemüt§  unb 
eine  t)oE!ommene  ©infid^t.  (5r  fagt:  menn  er  guter  unb  Böfer  ^t^aten 
erttJöT^nen  muffe,  motte  er  berer  namentlid^  geben!en,  toelt^e  hk  guten 
tjoEBrad^t,  aBer  ber  5lnberen,  menn  e§  nur  möglid§  fei,  ni d^t " ;  er 
proteftirt:  „menn  er  ber  @raufam!eiten  ber  ^}}lebici  geben!e,  gefd^el^e 
e§  ni(^t ,  um  ^emanben  ju  tabeln ,  fonbern  um  @otte§  @erici)te  ju 
^jreifen,  bie  Balb  fd^arf,  Balb  Barm^er^ig  feien";  er  gel^t  Befonberg 
fcä^mer  baran,  t)on  fid)  fetBft  ^u  reben;  „o^ne  einen  53tange(  ber  not]^= 
tnenbigen  unb  magren  (Sr^äfilung  !önne  er  e§  inbe§  bie§ma(  nid^t 
unterlaffen,  unb  er  moEe  bie  einfältige  Söa^rl^eit  fagen" ;  unb  fo  ift 
e§  toenigfteng  fel^r  treffenb,  toenn  man  gerabe  il^n  ^uicciarbini'n  ^le« 
moiren  miberraf^en  Iä§t.  (^  geigt  fid^  üBeraE  rein,  ol^ne  f^alfd^, 
gotte§fürc£)tig,  nadfifid^tig  unb  Befd^eiben^). 

S)a§  Befonbere  S^erbienft  feine§  5Bud^e§  liegt  in  ber  ©d^ilberung 
ber  Suftänbe:  1)  gur  3eit  ©at)onarola'§,  meldten  er  al§  einen  Wäx= 

1)  Nardi,  Istorie  V,  146,  p.  230.    VIII,  192. 


i^talicnifd^e  ®efd^id^t|d^tciber.    ^lotcnttnet.  *81 

ttjier  unb  ^ro|)!)eten  öere:^rt,  beffen  ©ä^e  er,  obtooT^l  lateinijd^,  tüte 
fie  finb,  in  fein  Söer!  aufnimmt,  über  beffen  ^ro^e^  er  mit  feinen 
gfaminatoten  rebete ;  l^ier  finbe  id^  i:§n  mafir'^aft  fd^ön  (iöuc^  I  unb  II) ; 
2)  Bei  ber  yiMWf)x  ber  9Jlebici  (V  unb  VI)  im  ^al)x  1512;  er  ift 
nii^t  bitter,  er  bebauert  felbft  bie  S^ünglinge,  bie  ßonbottieren,  toeld^e 
aBfaEen :  „bie  göttlid^e  @nabe  §abe  fie  nid^t  erleuchtet" ;  bann  Uiirb 
er  t)on  bem  @efü^t  ber  ^flic^tigfeit  biefer  Söelt  öott,  biefer  t:^örid^ten 
@au!elei  ber  2öelt:  „dl  questa  stolta  favola  di  mondo."  ©oberini'g 
Unfd^ulb  f)at  ^iemanb  fctjöner  unb  mit  Uienigeren  Söorten  gefeiert; 
8)  unter  bem  ßarbinal  ;^uliu§:  „nie  fei  f^Ioreuä  mit  größerem  ©c^ein 
tion  ^reil^eit  unb  S3ürgerlid§!eit  regiert  toorben"  (VI) ;  4)  unter  dar= 
bucci  unb  toäljrenb  ber  35elagerung.  §ier  finbet  bie  fid^erfte  @r= 
fenntni^  ftatt  unb  offenbart  ftd^  eine  freie  Seete. 

S5ieEeid)t  rü^rt  au§  biefer  5^eigung,  3uftänbe  bar^ufteEen,  ^er, 
ba§  er  bie  ©itte  l^at,  eine  ©ac§e  erft  fur^  ju  er^ätjten,  bann  bie  ein= 
gelnen  Umftänbe  unb  ^äufig  ba§  ^efte  nactj^ubringen*). 

S)a§  ift  nun  bon  jenen  S)reien  ber  ^o^olare.  3um  (Bind  l^aben 
tnilbe  f^römmigleit,  äöa^r^eit,  ^ftein^eit  unb  eine  nüd^terne  S5ater(anb§= 
liebe,  bie  ftd§  in  iebem  SÖort,  aud§  in  bem  ßeben  S^ebalbucci^g  offen= 
Bart,  bi§t)er  me^r  gegolten,  al§  ba§  feine  äöerfe  Ratten  untergeben 
!önnen,  toie  er  fürdl)tete;  ©efinnung,  Originalität  unb  Söa'^rl^eit  ber 
^arftellung  Serben  i^m  bie  Unfterblid^feit  fid^ern,  folange  man 
italienifd§  lieft.  S5ard§i  fagt:  „^d^  liebe  i^n  tt)ie  einen  Spater."  2)iefe 
©eftnnung  gegen  fid^  5U  ertoeden,  ift  er  audl)  in  feinen  ©dliriften  im 
©taube. 

^erli. 

i^ili^^o  91erli  bagegen  toar,  toenn  nid^t  für  bie  5Jlonardf)ie,  jebodl) 
ariftofratifd^  gefinnt.  @r  toar  au§  einem  (Befc^led^t,  beffen  Später 
bor  300  ;^a^ren  (^onfuln  getoefen,  beffen  Mütter  2)ante  bemer!t.  ©ein 
O^eim  lieg  ben  |)omer  3U  aEererft  brudfen ;  i^m  felbft  toarb  in  feiner 
Sugenb  ber  .£)oraa  getoibmet:  „benn  er  laffe  feinen  Sag  öergeT^en, 
o^ne  barin  5U  lefen".  :^n  ben  Härten  ber  3tucettai,  in  bem  Umgang 
mit  ^lacd)iabeEi,  ber  i:^m  felbft  ein  ßa^itolo  toei^te,  bilbete  er  fid^  auä. 

©ein  S3uc^,  commentarj  de'  fatti  civili  occorsi  dentro  la  citta 
di  Firenze,  ba§  bie  (SJefd)id^ten  bon  1215  bi§  1537,  alfo  aud^  bie 
frü^^eren,  unb  obgleid^  fummarifd^,  jebod^  fo  begreift,  bafe  e§  einige 
5£)inge  beffer  erläutert,  alö  felbft  5)tacdl)iabett,  foE,  bem  ^roemio  3U= 

1)  ä.  25.  VIII,  194. 


82*  3W"tcr  2lbj(^nttt. 

folge,  aeigen,  au^  toelc^en  Örünben  bie  Bürger  eine  fo  gro^e  Sfle)) 
Uli  einem  einzigen  §aufe  untertnorfen  §aBen.  2)ieö  fönnte  um 
SSortrefflidfileit  ber  5Jtebici  tüiEen  gefc^e^en  |etn,  unb  Einige,  toel 
i§m  ©(^mei($elei  öortoerfen,  jrfieinen  ju  glauben,  er  fage  bte§.  5lbet 
iä)  !ann  tjerfic^ern,  ba6  er  toenigften§  jenen  ©tamm  ber  ^ebici,  bet 
bi§  3um  Sobe  ßlemenS'  VII.  aEe  @ett)alt  ^atte,  3tt)ar  ol^ne  $a§, 
aBer  ol§ne  toeitere  ©d^onung  bel^anbelt.  S5erfte^e  ic^  xtjxi  red^t  — 
benn  niemals  f^ric^t  er  fid^  gan^  beutlid^  au§  — ,  fo  ftnbet  er  ben 
^runb  in  bem  fteten  ^IRiglingen  ber  ariftofratif(i)en  $Iäne.  (Sr  er* 
(äutert  treffüd^,  toic  fel^r  ber  ^^(an  ber  üteic^eren,  burd^  eine  ^rifto» 
fratie  einen  feften  3"^^"^  l^erüoräubringen ,  an  aEen  SHetJoIutionen 
2:i§eit  ge^^abt,  Balb  inbem  fte  bie  S5oI!§gett)a{t ,  balb  tnbem  fte  bic 
^onard^ie  umn^arjen,  aber  toie  i^nen  OTe§  mißlungen  unb  eben 
nur  Ujieberum  eine  ^JJlonard^ie  ober  eine  ^emofratie  ju  ©taube  ge* 
fommen.  @r  fügt  ^inju,  buri^  n)eld§e  5lnorbnungen  6lemen§  attc 
3lrifto!rateu  an  fid^  gefnüpft  unb  aud^  ben  ©d^ein  ber  ^rei^^eit  ber« 
ni(^tet  ^be.  2)iefen  @ang  nimmt  fein  Söer!.  @g  ftelfit  tüenig  red^tS 
unb  Iin!§,  e§  :§at  einen  ftiHen  unb  geraben  gortfd^ritt;  obtoo^l  e& 
nii^t  fo  lebenbig,  boE  fo  bieten  2)etail§  ift,  Xüic  anbere,  fo  erinnert 
e§  in  feiner  9fluT§e  an  hit  Eliten;  aud§  ^ier  ift  toie  Bei  5^arbi  boE* 
ftänbige  ,^enntni§  imb  eine  getoiffe  ©d^ön^eit  Beifammen. 

^an  mu§  aner!ennen,  ba^  er  feine  Gegner  mit  ^äfeigung  Be« 
^anbelt.  @r  ift  anfangt  ftreng  gegen  bie  ^a^regeln  unb  uad^* 
ftd^tig  gegen  bie  ^enfd^en.  5^ur  bon  1527—1529,  mo  aud^  er  ge= 
fangen  tt)arb,  ift  er  Bitterer  gegen  bie  cntfd^loffenen  ^o^jolareu.  @r 
tt)iE  e§  burd^au§  nur  für  eine  §eud^elei  anfe^en,  ba^  fie  Sl^riftum  jum 
^önig  i:§rer  ütepuBIi!  liaBen  tooEeu. 

5ll§  feine  (5n!el  bie§  SSud^  3^*an3  5Jlebici  bem  II.  üBerreid^ten, 
oB  er  e§  be§  2)rudfe§  toürbig  finbe,  fd^eint  e§  biefer  bod§  nid§t  ganj 
geBiEigt  ^u  ^aBen;  benn  e§  ift  erft  1728  gebrückt  tüorben. 


Söard^t. 


I 


SJard^i  :§at  an  ben  (iJefd^id^ten,  bie  er  erää^tt,  nid§t  fo  leBl^aft 
X^eit  genommen,  mie  5^arbi  unb  5^erli  an  ben  i^ren;  er  ift  nid§t  fo 
frei  an  fein  SBer!  gegangen,  mie  biefe;  benn  er  fd^rieB  e§  unter  bem 
@inf(u^  be§  ^er^ogS  Sofimo.  3nbe§  :§at  er  S3iele§  felBft  gefe^^en, 
unb  mit  SBal^r^eit  rül§mt  er  fid^:  „bon  ßofimo  ^aBe  er  bie  ^rei^eit 
empfangen,  freimüt^ig  p  fd^reiBen."  ©ein  äßer!,  Storia  Fiorentina, 
tjon  1527  Bi§  1538,  Bezeugt  e§. 


Stalientfd^c  ©ejd^id^tjd^reibcr.    Oflorentincr.  *83 

@r  f)at  äuöor  p^ttofop:§ifd§e  ©tnbien  öetrieBen.  ^n  ben  pupgcn 
S5etrad§tnngen  über  @ute§  unb  ^öfe§,  über  ©efe^e  unb  ©ebräud^e,  in 
getoiffen  liberalen  ^eugerungen,  al§:  „ein  legitimirter  ©o'^n  fei  fo 
pt  toie  ein  echter,  benn  ber  3ßeg  ber  Geburt  fei  nur  @iner  unb 
aud^  Bei  jenem  beut  @efe|e  genug  gefc^el^en" ;  „e§  fei  9led§t  getoefen, 
ben  Unterf(^ieb  ber  Stiertet  in  glorena  Bei  Sßefe^ung  ber  5lemter  auf= 
jul^eben,  benn  2:ugenb  muffe  man  e^ren,  too  fie  aud^  fei";  „nur 
nac^  ber  ©itte  anberer  ^iftorüer  fü^re  er  ein  5Jleteor  an;  er  ttjiffe 
too^l,  ba^  e§  nid§t§  aU  Xrocfen^eit  Bebeute" ,  t)ieEeid§t  fetbft  in  jener 
feurigen  9lebe,  bie  er  ßut^er,  freiließ  gan^  mit  Unrecht,  1530  in 
SGßorm§  galten  lö^t,  !ann  man  bie  ©puren  feiner  früheren  Stubien 
finben.  ©eine  %xt,  gu  fd^reiben,  ^eid^net  fid^  üorne^^mlid^  burd§  bie 
l)äufigen^igreffionen  au§.     @erabe  biefe  belefiren  befonberS. 

Um  fein  3öer!  ^u  öerfaffen,  fonnte  er  nid^t  fpred^en,  toie  9lerli: 
„^ä)  erinnere  rniä)" ,  fonbern  er  mu^te  fid^  ^anbfd^riftlid^er  Ueber= 
lieferungen  bebienen.  ObtooT^l  er  e§  nirgenb  fagt,  ja  obtüo^l  er  5^erli^§ 
.^anblungen  überatt  tabelt,  fo  ift  e§  bodf)  gemi^,  ha^  er  5^erli'§  25ud^ 
befonberS  öor  klugen  ge'^abt  ^at,  ni(^t  allein,  too  er  t)on  il§m  ab- 
toeid^t  —  tüenn  nämlict)  ^^lerli  p.  178  fagt:  SSalt^afar  ßarbucci  ^abe 
im  @erid§t  über  3llamanni  feine  ^JJleinung  nid^t  gan^  freimütl^ig  gu 
äußern  gcfdfiienen",  fo  nimmt  S3ard^i  VII,  177  in  feiner  ^egenrebe: 
„^Balt^afar  1)abt  feine  tnei^e  SBo^ne  frei  fe^en  laffen  unb  fid^  nidjt 
gefür(^tet,  toie  einige  geglaubt",  bo(^  offenbar  auf  i^n  Mtffid^t  — , 
fonbern  noc^  t)iel  me^r,  too  er  il^n  ejcerpirt:  in  bm  ©rääT^lungcn 
bon  ßapponi^§  f^römmigfeit,  bon  ben  Unter^anblungen  mit  bem  Äaifer, 
bon  bem  @nbe  be§  @onfalonicrat§,  bon  ber  (Hnrid)tung  ber  neuen 
9[Jlagiftraturen ;  in  aEen  bicfen  ©teKen  finb  ^flerli^g  S3eri(^te  blo§  ein 
wenig  umgefteEt.  hierbei  toerben  getoiffe  aufäße,  3-  35.  „5flerli  1)abt 
fid^  bei  ben  5lufträgen  @lemen§'  VII.  fe^r  geneigt  betoiefen",  toobon 
biefer  felbft  nid)t§  ^at,  allerberbing§  berbäd^tig. 

3ebod§  ^at  S5ard^i  nid§t  ettoa  aEein  au§  9lerli  gefd^öpft;  fein 
S5ud^  ift  biel  toeitläufiger ,  unb  er  "^atte  au§er  il^m  bie  beften  Urfun= 
ben.  Einige  gab  i^m  <6eräog  ßofimo  felbft  in  bie  |)änbe.  ^ei  ber 
^Belagerung  bon  f^loreuä  fül)rt  er  bie  ^u§brücte  feiner  ß]§roni!en  an, 
aud^  toenn  fie  xf)m  gemein  unb  bertoerflid^  fdjeinen.  @r  l§at  bie 
eigenften  äöorte  bieler  Ur!unben  unb  2:agebüdf)er  beibel^alten.  2)a  er 
felbft  bei  ber  (S5efanbtfd§aft  öon.SBologna  toar,  toirb  ^ier  feine  Öefd^id^te 
aud^  ^u  einem  toa^ren  ©efanbtfd^aftgberid^te. 

äöo  bie  Urfunben  ftatt  ber  @efd^i(^te  l)crbortreten ,  mug  man 
unterfm^en,  ob  biefe  Urhinben  rid^tig  finb.    3u  ben  toid^tigftcn  fd^einen 

t).  gicin!e'§  aCß'erfe  XXXIII.  XXXIV.  «Rom.  u.  gcrm.  S35t!er.  3.  «Kufl-  *6 


84*  3toeiter  Slbfdinitt. 

mir  bie  S5riefe  f^enante  ©on^aga'g  an  feinen  Sruber   in  5)lantui 
gehören,  in  n)eld§en  beuttid§  gefagt  tüirb,  ^Jlatatefta  S5agIione,  33efe! 
l^aBer  üon  f^Ioren^  im  i^a^re  1531,   fei   ein  S^errätl^er  nnb  mit  ben 
f^einbe  im  @int)erftänbni§  getoefen.     ^ft  bie  fyrei^eit  bon  ;3talien  ettüa« 
tüert"^,   nnb  ift   mit   ber  ©robernng  t)on  ^^^oren^   ha^   (Snbe  berfelber 
öor^anben,  |o  ift  nic^t  nntüid^tig,  5n  erfahren,  ob  biefe  but(^  S5eiTatI 
i3ber   toie   fonft   Betoirft  morben.     ©inb    aber  bie  Briefe  rid^tig,   bii 
ber  5tt)eite  ^Rann  im  feinbli{i)en  ßager,  ^errante  ^onjaga,  üertranlid 
an   feinen   SSruber    gefd^rieben  ^aben  foK,    fo   !ann  e§  toeiter  feinet 
Stneifel  geben.     S)o(f)  fie  finb,  glaube  ic^,  me^r  aU  öerbäd^tig.     ^\ 
bem   erften    nennt  ein  S3ruber  ben  anbern  Eccellenza  vostra;    gefegt 
man  geftel^t  bie§  ^u ,    inie  foEte  f^rßvrante  in  fo  too^lauSgearbeiteteim 
©tile  gefd^rieben,  mie  foEte  er,  ba  öiele,  biele  ^inge  begegneten,  nid§t£ 
njeiter  al§  jene  ©ad)e  ermähnt  nnb  überbie§  feinen  ^rief  o^ne  ©c^luf 
gelaffen  ^aben?    2öer  befonberg  ben  stoeiten  ol^ne  S3e5eic^nung  fänbe 
toürbe  i^n  niemals  für  einen  S5rief  Tratten.     5Der  britte   enthält  hdi 
äöi(f)tigfte.     @r  ift  bom  4.  5lngnft   nnb    er^ä'^lt,    „tjorgeftern",    alft 
ben    2.,    „fei    ßancio  (Snercio    jum    dürften   Oon   Dranien   ^txan^-- 
gefommen  nnb  toieber  ^ineingefd^idt  n)orben,    bann  njieber  ^erau§= 
gefommen."     S)ie§  ift  nnmögli(f),  ha  ber  Surft  am  1.  ba§  Säger  t)eT=| 
lie^  nnb   anfbrad^ ,    um   mit   f^errucci  ju  fd^lagen,   ba  er  am  2.  \x\ 
^iftoja   gemefen   fein    muß    nnb   am  3.  fril^    jenfeit   ^iftoja^g  frü^=| 
ftüiite.    §ierburd^  jerfäEt  jener  ^-örief ;  nnb  man  fie^t,  auc^  ]^ier  muf  | 
man  auf  bie  @d^t^eit  ber  Urfunben  aufmer!fam  fein.  | 

Uebrigen^  ift  bie§  2öer!  lebhaft  gefc^rieben,  nnb  nur  bie  gro^i: 
Menge  be§  ©in^elnen  öer!)inbert,  ba^  man,  auc§  n)eun  man  ficf)  gan,- 
ber  (Sr^ä'^Iung  überlädt,  einen  reinen  februc^  empTängt.  (Sin  gemiffe^i 
Mitgefühl  ber  ^uftänbe  aber  erlangt  man.  j 

^  u  c  e  U  a  i. 

SSernarbo  ÜtuceEai  gehörte  einer  f^amilie  an,  hk  urfprünglid ; 
im  ^egenfa^  3U  ben  5}lebici,  fpäter  mit  benfelben  in  bie  aEernä#l 
S5erbinbung  trat,  ^ernarbo  ütuceEai  mar  mit  ^iannina,  ber  (5rf)roeftei: 
Sorenjo^S,  öermä^lt.  @r  ^at  bann  an  ber  S^ermattnng  ber  üle|)ubli 
tljätigen  5lnt^ei(  genommen;  tuid^tige  @efanbtfd§aften  finb  i^m  an= 
Vertraut  morben.  'üati)  bem  2:obe  ßorenjo^g  erfd^eint  er  aber  aß 
einer  ber  borne^mften  güT^rer  ber  Optimaten  in  offenem  @egenfal> 
jn  ben  Mebici.  ^n  gemiffem  (Sinne  mürbe  er  aber  audf)  i^r  91ad^=; 
folget.  3n  feinem  ^^alaft  unb  in  feinen  (Sdrtcn  fammelte  er  atteg 
toa^S  fid^  üon  ben  ,^uuftmer!en,  bie  in  S3efilj  ber  Mcbici  gemefen,  tüie- 


I 


3^talient|d^e  ®efd)t(^tfc^retbet.    SSenesianer.  *85 

bcr  auffinben  lieg.  S)ie  Härten  tourben  ein  ©ammet^la^  ber  @c= 
(ehrten;  benn  in  ber  S^erbinbung  atoifd^en  (SJere^rfamfeit  unb  3ln= 
iiinl  an  ben  ©taatSgejc^äften  teBte  bie  Generation.  58ernarbo 
^KiiceEai  (Oricellarius)  öerfagte  ba§  ^uä)  „de  bellis  Italicis"  i),  beffen 
nur  oben  gebadeten.  @§  mag  etwa  1500,  nad^  bem  gaEe  Sobotjico 
gforaa'S,  gefc^riebenfein;  id^  erinnere  mid§  nid^t,  bag  er  fpäterer  35orfäae 
gcbenft.  S)er  5Iutor  ift  1514  geftorben.  @r  ^at  e§  ni(^t  attein  au§ 
lateinifd^en  9teben§arten  3uyammengefe|t ,  fonbem  wirüid^  im  Stile 
bei-  5irten  abgefaßt.  @§  ift  eine  ber  erften  ^anifeftationen  be§  (Sei= 
ftc§,  tt)eld^er  bie  ^bee  t)on  ;StaIien  ]§od§T§ält  unb  bie  ^oliti!  ber  ita= 
licuifd^en  f^ürften  öerbammt.  ^m  auSfü^rlid^ften  ift  er,  Wo  er  feiner 
eigenen  «Senbungen  unb  Dteben  extoäffnt  i^nbem  fein  f8nä),  tou  tt)ir 
fa{}en,  eine  ber  Grunbtagen  tjon  @nicciarbini'§  erften  Sudlern  ge= 
inorben,  ift  ein  %f)ni  feiner  @eban!en,  o^m  bag  man  feinen  5^amen 
genannt  ^at,  in  unsä^lige  anbere  (Schriften  übergegangen. 

II. 

SJenesianer. 

2)ie  öenesianifd^en  Sd^iHftfteEer  über  bie  (SJefd^id^ten  biefer  g^it, 
53enebictu§,  ba§  ©T^ronicon  SBenetum,  5!Jlocenicu§  unb  SSembu^,  bilben 
einen  befonberen  ,^rei§. 

S5enebictu§,  ein  Söeronefer  unb  ni(^t  fott)o]§l  ein  SSene^ianer, 
a(^  ein  Untert^an  ber  SJenejianer,  ^rofeffor  ber  ^Jlebicin  in  $abua, 
|c()rieb  unter  mehreren  SSüd^ern  über  feine  ^unft  aud§  ein  ]^iftoi*ifc£)e§ : 
Diaria  1)  de  pugna  Tarrensi,  2)  de  obsidione  Novariae^).  £)b= 
C{[dä)  er  groge  :^rrt'§ümer  begeT^t,  a.  35.  toenn  er  bon  5llfon§  unb 
(5lifabetf),  Königen  in  ©Ijanien,  f|)ric§t,  p.  1610,  U^enn  er  ^arl  erft 
in  f^torena  einjiel^en  unb  bann  ^ifa  befreien,  n)enn  er  benfelben  auf 
jeiner  ^Mttf)x  erft  nadf)  ©iena  unb  bann  nad^  9tom  !ommen  lägt 
(p.  1582,  1585),  fo  ift  er  bod§  in  tene^ianifc^en  3)ingen  glaub= 
nnirbig.  3)ie  ©d^lad^t  am  2;aro  möd^te  er  gern  burc^  bie  S5ene,naner 
gctoinnen  laffen;  aber  bie§  bemer!t  man  erft  l^interl^er,  unb  bie  @e= 
icl)id§te  felbft  toagt  er  nid)t  ju  öeränbern.  5Jlan  erfennt  in  i:§m  einen 
5(r^t  unb  einen  Stftrologen,  aber  ben  erften  meT^r. 

äöeit  mid^tiger  ift  ba§  (i^xonizon  S^enetum^).  61  ift  un§ 
überliefert,  toie  e§  2ag  jür  %ac^  aufgefd^rieben  tt)Drben.  ©§  l^eigt 
p.  17:    „II  re  di  Francia  ha   havuto  Napoli  in  giorni  pochissimi: 

1)  3uerfl  Sotibon  1724. 

2)  3u  fittben  in  Eccardus,  Corpus  scriptorum  medii  aevi.    Tom.  II. 

3)  Jöei  Muratori,  Scriptt.  rerum  Italicar.  Tom.  XXIV,  ab  init. 

*6* 


86*  ^ttJetter  5lbfdönttt. 

resta  a  ottenere  il  Castello  di  Gaeta";  man  bemerft  felBft 
beffernbe  §anb;  unb  tnenn  p.  11  perft  gejc^rieben  tüorben:  , 
tüei§  nic^t,  tDa§  erfolgen  trtrb",  fo  lüarb  fpäter  hinzugefügt :  „@§ 
ni(i)t  ^u  biefem  Erfolge."  2)te§  ift  burc^auS  ber  %OiU.  Söenn  fid§ 
früt)er  au(^  unnü^e  ^flad^nc^ten  unb  ßüden  äeigen,  fo  totrb  bie 
3ä§(ung  bagegen  mit  bem  ;^a^re  1499  lebhaft  unb  unterrit^tenb.  ■ 
bricht  buri^  biefe§  geringe  ^talienifd^  oft  ein  f(f)öner  (Strahl  be§ 
füTf)t§.  ^er  3Iutor  ift  für  ;2^talien,  für  grei!)eit  unb  S^ffitttmen^al 
toarm;  er  beüagt  t)on  ^er^en,  tt)a§  bie  ^^ran^ofen  t!)un;  unb 
^reube  be§  S[}o(!e§  bei  ber  ütürffe^r  8obobico^§  befc^reibt  er  mit 
getüo§ntem  f^euer;  felbft  bie  ängftlic^en  @ntf(^ulbigungen  be§  S5e= 
tragend  ber  Söene^ianer  zeigen  feine  ©eete.  <g)at  er  bie§  jlagebud^ 
nie  überarbeitet,  mie  \\6)  benn  babon  feine  ©puren  zeigen,  fo  ift  bie 
eng  zufammengreifenbe  S)arfteHung  ein  fd^öne^  ä^^P^B/  ^^^  \^^'^ 
er  bie  S)inge  aufgefaßt.  5!}luratori  f(^reibt  ba§  S3u(^  ©anuto  auf 
ben  Ä'opf  zu;  ^^ogcarini  foE  bemiefen  ^aben,  mit  Unredit.  3öenig= 
ften§  in  Setrad^tungStoeife  unb  @til  ift  ba§  ß^Ijronicon  bon  betn 
eisten  SGßerle  ©anuto'§  burc^aug  berfc^ieben:  e§  entl^ält  Stüdtblide, 
boc^  feinen  einzigen,  ber  auf  ©anuto  ^intoiefe;  e§  ertoäl^nt  einmal 
^Olarco  (Sanuto'§,  bo(^  o^^ne  auf  eine  S5ermanbtfc§aft  be§  5lutor§ 
mit  i§m  fc^lie^en  zu  laffen;  unb  biefer  betrachtet  W  <g)errfd§enbcn, 
bie  ©ignoria,  offenbar  al§  bon  ftd§  berfi^ieben^).  ^n  ber  S^at  toünfd^t 
man  too^l  feinen  Manien  zu  toiffen.  S)ie  Unterfud^ungen  bon  ^oreEi 
§aben  ergeben,  ba§  @iroIamo  ^riuli  ber  S5erfaffer  ift^).  ^an  mu§ 
''lyiuratori,  obtüof)!  ungern,  ba  man  \^m  ja  ben  S)ru(f  biefe§  Söer!e§ 
berbanft,  nod^  in  einer  ©ad^e  entgegen  fein.  „@g  '^abc",  fagt  er,  „einen 
meit  größeren  Umfang  gehabt,  er  aber  S5iele§  a(§  untoid§tig  unb  al§  ein 
@erüd)t  geftrid^en".  @§  ift  zu  ^offen,  er  ftric^  born ;  benn  im  ztoeiten  %^dl 
ift  aud^  ba§  ^eringfte  toid^tig ;  fottten  bie  @erüc^te,  bie  ein  unteiTid^teter 
^ann  aufzufd^reiben  mürbigte,  fo  ganz  unmert^  fein,  gelefen  zu  tüerben? 
@ttDa§  meiter,   jebod§   md)t  attzulüeit,   tuid^   5lnbrea§  ^oce  = 

1)  Heber  ba»  SSer^oUnife  ber  2:ejte  tDoge  td)  fein  Urf^eil  au»zufprec|en, 
ba  mir  bie  grc§e  Arbeit  Sanuto'»,  Don  ber  ic^  in  ben  ©.  2Ö.  XII,  35  ge» 
l)anbelt  :^Qbe,  ntc^t  bortiegt;  ba§  Original,  \ia%  ic^  im  %  1828  in  2ßien  be* 
nu^te,  ift  feitbem  nod^  S3enebig  äurücfge!et)rt.  (^nmerfung  ber  3.  ^lu^gabe.) 
8o  fi^rieb  i^  im.  '^o^xt  1874.  ^m  ^a^^xt  1884,  bem  fed)ztgftcn  feit  ber  erflen 
^ubltfatton  biefe§  SöerfeS,  !ann  id^  "hinzufügen,  bafe  eine  9fieil)e  tion  SBänben 
im  ^rucf  erfdt)ienen  ift. 

2)  ßicogna,  saggio  di  bibliografia  veneziana  93,  nr.  653.  Q-ulni,  in  ber 
SSorrcbe  zu  feiner  3lu»gabe  ber  Sd)rift  ©anuto'ö,  La  spedizione  di  Carolo  VIII. 
(de  adventu  Caroli  regis  in  Italiam  adversus  regem  Neapolitanum),   ©.  6. 


I 


a^toUenifd^c  öJefd^id^tfc^reiber.    SSeneataiicr.  *87 

nicu§  in  bex  historia  belli  Cameracensis  ^)  ton  ber  f^ovm  eineg 
lageBuc^eg  qB.  ^etrac^ten  toir,  bafe  er  ^anrntüan^  aU  eine§  Se= 
löcnben  gebentt,  fo  ba§  er  fein  ^ud)  t)cr  1519  geft^rieBen  :§aben  mug, 
iinb  ba6  baffelBe  big  in  ben  5lugufl  1517  xeid^t,  jo  toirb  toa§rfc^ein= 
lief),  ba§  e§  gleid§  nad§  ben  etften  Sendeten  öon  ben  Gegebenheiten 
aögefa^t  Sorben.  @r  jagt:  „Intereram  rei  gerendae,  omnia  vide- 
bam  singulatim,  quae  domi  et  militiae  fiebant."  Um  bic  ^at^= 
fdjldge  ber  ^^^rcgabi,  um  bie  9lac§ii(^ten  au§  ben  Sagern  unb  t)on  ben 
(^jcjanbtfi^aften  ^abe  er  fid)  befonberg  befümmert.  ßr  i[t  um  jo 
gtaubtüürbiger,  toeil  er  be!ennt,  e§  fei  i:^m  nocf»  S5iele§  entgangen. 

Uebrigeng  ift  fein  Satein  ni(^t  gut  unb  feine  Sarftellungsgabe 
lüc^t  glänaenb.  ^d)  toei^  nid§t,  tt)ie  man  i:§n  mit  (SaEuft  t)er= 
öl  eichen  !ann.  ©alluftö  ^anptfäd^lid^er  S^orpg  ift  in  ber  6in§eit 
iiiib  bem  rafd^en  tyo^'tfcftntt  ]n  ben  entfc^eibenben  33egegntffen  3U 
]ud)en;  fd)on  ^Jlocenicuö^  ^lan  tiertüei^rt  i^m  bicö;  er  lä^t  bie  au5= 
tütirtigen  S3egeben!)eiten  mit  SBiHen  meg  unb  bleibt  bei  ben  öene3ia= 
niji^en,  obmol§(  bie  (Sntfd)eibung  meift  bei  jenen  ift.  @r  f)ä(t  fic^  bei 
bin  üeinften  @efed)ten  in  Sftrien  bi§  ^ur  @rmübung  be§  Sefer§  auf, 
tiuiljrenb  er  tion  toid^tigen  S)ingen,  5.  fS.  öon  ber  (Bä)laä)i  üor  9ta= 
üeuna,  anwerft  fur^  ift.  5lad§  jeber  ^efd^id^te  ipflegt  er  eine  ^u^= 
anmenbung  5U  bringen,  3.  G.  p.  80  unb  p.  81:  „53atatea  ^u1)i  ab, 
toeil  er  fi(^  o!§nmäd)tig  fd^eint,  sicut  Ulis  solet  accidere,  qui  natura 
nieticulosi  sunt;  bie  SJene^ianer  übergeben  @rabiö!a,  sicut  illis 
semper  solet  accidere,  quibus  vita  est  carior  quam  honor;  bie 
Seutfd^en  öermüften  ba§  Sanb ,  adeo  semper  in  victoribus  non  re- 
peritur  modus  ac  temperantia."  ©oEte  man  in  biefen  geringfügigen 
unb   un^affenben  ©enten^en  ben  @eift.  8aEuft§  p   finben   glauben? 

betrug  Sembug  fe|te  in  attJöIf  Sudlern  rerum  Venetarum 
historiae  (Paris  1551)  ben  8abeEicu§,  bag  ift  eine  ^iftorie  unb  nid)t 
ein  2:agebuc^,  fort;  aber  man  mu§  fagen,  ha%  aud§  er  fid§  an  bic 
^•orm  be§  2;agebu(^e§  ^ielt.  ©(plagen  mir  bie  erfte  befte  ©eite  bei 
il)m  auf,  ä.  33.  p.  283  f.,  ol^ne  aEe  SöaT^I,  fo  finben  tnir,  ta^  bie  erfte 
^4>eriobe  öon  ber  (Eroberung  öon  5lfolo  unb  ^Jlaroftica  burdC)  bie 
£mtfd^en,  bie  jn^eite  öon  einem  SSortJeit,  ben  (^l^ioggia  über  ferTa= 
xifdje  ©c^iffe  erlangt,  bie  britte  üon  einer  ^ranf^eit  be§  ^apfteä  unb 
ber  Se:^nöergebung  ^efaro'§,  ba^  alfo  biefe  brei  ^erioben  t)on  brei 
gauä  üerfd^iebenen  unb  nid^t  aufammen'^ängenben  S)ingen  ]^anbeln. 
©0  ift  e§  an  fielen  ©teEen,  unb  Sembu^  übertrifft  in  bem  ^eiTeigen 
ber  @efd^id§te   (Suicciarbini  toeit.     Söorin   unterfcCieibet   e§  fid^   nun 

1)  SSei  Graevius  V,  IV. 


88*  3toeitet  3lbfrf)nitt. 

t)on  bem  gctüöl^nlii^en  (^^ronüon?  @§  fitib  ]tf)x  too^I  d^Ößfal 
SSrtefe  be§  S5emlbu§  t)ort)anben,  bie  er  im  5^amen  be§  ^a^fte^ 
fc^rieBen  ju  ^abeti  16e^au:|3tet.  f^^eiücf)  ftnb  fie  öon  bem  ©tile 
Surte  l^tmmettoeit  berfd^ieben  unb  "^aBen  tüa^re§  Satein.  9lui;  mi 
Bemerft  tüerbett,  ba§  fie  urf|DrüngIi(^  !eine§tDeg§,  autf)  tjon  it)m  Ttt( 
fo  gefaxt,  fo  abgefanbt  tüorben  finb.  Rainaldus,  Annal.  Eccles. 
p.  157  fagt,  „er  fteEe  bie  getoö^nlid^e  f^ormel  ber  SSriefe  tüieber  ^i 
ni^t  anberS  feiett  fie  gefcfjrieBen  unb  nur  Beim  ^IBbrucE  öon  SBeml 
öeränbert  UJorben  —  a  Bembo  elegantiarum  latinarum  cupidissii 
dum  typis  excudebat,  immutatae  — ;  ba'^er  fei  benn  aud§  .(peibe 
t^um  in  bie  pä|)ftlid§en  S3riefe  ge!ommen".  @§  märe  gemi§  einer  ber 
oBerften  2;rium^35e  ber  alten  ß^Iaffüer  gemefen,  menn  fie  i^re  ©|)rad§c 
nii^t,  mie  fie  in  ber  i^otge  ber  3^^^  ^^  gelehrtem  @eBrau(^  geBlieBen, 
fonbern  i^nen  au§brüc^ti(^  nat^geal^mt,  t)on  bem  oBerften  (Stufte  ber 
(Si^riftenT^eit  gehört  Ratten,  äöie  mir  feigen,  mar  bieg  jebod^  Blo§  eine 
UeBung  be§  §erau§geBer§.  S)ie§  im  ^uge,  bürfen  mir,  toie  e§  fcCieint, 
Be^au)3ten,  ha^  fid§  bie  ^efd^it^te  be§  5BemBu§  p  ber  6:§roni!  t)er= 
^alte,  mie  bie  Briefe,  bie  er  al§  öom  |)ä|)ftlic§en  ©tu^te  gegeBen 
bruifen  laffen,  au  ben  ed^ten  SSriefen.  2)a§  Unterfd^eibenbe  in  feinet 
@ef(^i(^te  Hegt  in  bem  äöeglaffen  aEer  2;age§Be5eid§nung  unb  in  bem 
guten  Satein.  ^arum  finben  mir:  Senatus,  senatus  consulta,  Im- 
perator, decemviri,  urbs,  respublica;  provincia,  quae  obtigit;  ja 
dii  immortalesj  Franciscus,  in  deorum  numerum  receptus;  facul-. 
tas  a  diis  immortalibus  data;  felBft  supplicatio  ad  aras  deorum. 
5Jlan  mu6  miffen,  ba§  er  bie  ^eiligen  dii  nennt.  S)ieg  ift  oft  ^in= 
berli(^  genug,  benn  man  miE  bie  eigenften  Säe^eii^nungen  l§aBen ;  aBer 
nod§  ^inberlid^er  ift,  ^umat  ba  fid§  aud§  nirgenb§  eine  '^ö'^ere  @inl§eit 
Seigt,  ber  anbere  Mangel.  UeBrigenS  jeboi^  ift  S5emBu§  fe^r  mo^l 
unterri(^tet.  6§  ift  maT^r,  ba§  er  ba§  3nnere  be§  bene^ianifdjen 
(Staate^,  ba§  ift,  bie  |)erfönlic§en  SBe^iel^ungen  feiner  ^äupUx,  nid^t 
auffd^Iiefet.  5lBer  meld^er  S^ene^ianer  t^ut  bie§?  6§  ift  ferner  ma^r, 
\>a^  er  bie  2;j§atjad§en  äumeilen  3um  ülu^me  S5enebig§  umfteEt.  @r 
fagt  öon  gornoöo,  nad^  einer  6tunbe  @d§Iad§t  ^aBe  man  t)ene5iani= 
fc^erfeit§  bie  grangofen  ru^ig  5ie:^en  laffen.  @r  öermeigert  ben  S)eut= 
fd§en,  bie  Bei  Labore  BlieBen,  felBft  fo  üiel  (5i§re,  al§  i^nen  ^uicciar= 
bini  äugefte^t.  Söir  l^aBen  bie  SSerid^te  be^  .g)erolbe§,  ber  ben  S5ene= 
äianern  il^ren  großen  ^rieg  öon  1509  anäufünbigen  !am.  ^en 
öorne^^mften  @runb ,  meldten  er  anfül^rt ,  tl)ut  S5emBu§  mit  einem 
Söorte  oB;  unb  menn  er  ben  2)ogen  entgegnen  lä^t:  „fidem  nisi  plus 
iusto  reg!  servavissemus  tuo,   ille  vero,  ubi  pedem  in  Italiam  po- 


J 


^talienifdie  ®ej(i)iii^t^c|reiber.    OJIailänber.  *89 

ueret,  non  haberet",  |o  t[t  ^u  tüiffen,  ba^  ßorebano  fo  tro^ige  3Borte 
niemals  gefagt  ^at.  2)te§  ift  aEe§  tüal^r.  5Iber  tüir  finben  bogegen 
incle  ^ai^ni^ten  bei  i^m,  bie  toir  fonft  entT6e:^ren  tüürben,  unb  ]^aupt= 
iad)Ix(^  ftnb  un§  bie  ^eric^te  toert^,  bie  er  t)on  ben  Öefe^en  giebt. 
^n  ^aoio  ^atuto,  ber  ben  S5embu§  in  einer  istoria  Vene- 
ziana  fortfü^^rte,  ifl  ber  ©influ^  @mcciarbini'§  mä)i  ^u  öerfennen.  @x 
lüiE  eine  mit  35etra(^tungen  Dermebte  @efd§ic^te.  @r  ift  je^r  toeit(äu= 
ftg,  t)oEer  ©u|3er(atit)e  unb  enttoicfelt  feine  auSge^eii^nete  9latur  ober 
^Xnfic^t.     ;^n  öene^ianifi^en  S)ingcn  finbe  i($  i§n  gtaubmürbig  ^). 

III. 

äJlatlänbet. 

3lt§  33ernarbino  Sorio,  ein  junger  ^ailänber  öon  fünf= 
ibamanaig  ;Sa5ren,  im  ;^a:^re  1485  öor  ber  $eft  au§  ber  ©tabt 
aui§  Sanb  gegangen  unb  fi(f)  plö^tid)  au^er^alb  ber  getoo^nten  ^n- 
giiügungen  unb  @efd§äfte  ]af),  ha^k  er  an  Sicero^S  ße^re,  ,,ber  ^Renfd^ 
inüffe  ni($t  aEein  für  fid^  forgen,  fonbern  aud^  auf  ben  S)ienft  ber 
lllittnelt,  bie  Ermunterungen  ber  ^ac^toelt  benfen",  unb  fa^te  ben 
Gutfc^Iu^ ,  bie  @ef(^id)te  ber  ©tabt  ^ailanb  unb  bie  eblen  5tT^aten 
ifjrer  33ürger  3U  bef(^reiben.  §ier5U  befam  er  Rapiere  au§  bem  ge= 
()cimen  Slrc^it);  in  fiebje^tt  ^a^ren  arbeitete  er  feine  istoria  di  Mi- 
lano  an§^). 

Un§  ge'^en  befonber§  bie  legten  S3ü(^er  an,  in  benen  er  bi§  pr 
Jsivid)i  Soboöico^S  nac^  ;^nn§bru(f  !ommt.  @r  ift  in  ßobobtco'§  S)ien= 
ften  gemefen;  er  trug  felbft  bie  ^Briefe  au  Euftad^io  auf  ba§  ©(i)Io§, 
bnr(^  tüeli^e  biefer  für  ßoboöico  getüonnen  toarb;  er  ift  ben  ©forden 
non  ganzem  ^er^en  ergeben,  ^flun  fann  man  S5iete§  an  i^m  tabeln, 
bie  Un!enntni^  frember  @ef(^ic§ten,  toie  er  benn  be^au:ptet,  ^aji= 
uiilian  ^abe  feine  Kriege  tüiber  ßubtoig  XI.  t)on  feinem  Später  f^riebrid^ 
iicerbt,  bie  gro^e  5(u§füt)r{ic§!eit  M  getoiffen  untoic^tigen  S5efc^rei= 
tmngen,  i(^  toiE  fagen,  öon  ^ItejanberS  VI.,  t)on  ßubtt)ig§  XII.  Krönung, 
üon  bem  ßeic^enbegängni^  ^eatricen§,  ber  SSele^^nung  Soboöico'S ;  aber 
innerhalb  ber  mailänbifc^en  @efd^i(^te  feiner  Seit  mirb  man  il§n  immer 
treu  unb  immer  toa^r^aft  finben.  Smar  foE  @rät)iu§  feinem  S5ud§e 
bie  5lufna^me  in  feinen  X^efauruS   öertüeigert  I)aben,    toeit   er  öiele 

'  1)  ®er  ©toff  tfl  nodC)  lange  nic^t  erj^öpft.  S)ic  belct)tenbften  ^Jf ac^ridjten, 
namcntUrf)  über  ben  ^tteg,  finben  fid)  in  ben  5J3atticulargejc^ic!^ten  öon  23eIIuno, 
SSetona,  SSreIcta,  Bergamo;  üergl.  ©anbi  III,  350. 

2)  gorio  ftatb  1519,  Verri,  storia  di  Milano  II,  194. 


I 


I 


90*  S^üUx  2lbfc^nitt. 

S^rrtpmer  begel^e  unb  leid^tfinntg  fei;  unmöglich  aber  !ann  @räDi 
hiermit  bie  legten  ^üd^er  gemeint  ^aben,  too  er  bie  ijoräüglid^fte 
!unbe  tüiditiger  ^efc^id^ten  ift,  tüo  er  öiele  S)en!male  tüörtlii^  a 
nimmt;  nnb  mag  bie  frütieren  betrifft,  meld^er  tion  feinen  ©d)ri' 
fteEem  l^ätte  ba  feine  S^rrt^ümer?  S5iellei(^t  fd^redte  i:^n  mel 
ha^  gro^e  S5oIumen  biefe§  3öer!e§.  3öenigften§  erjä^lt  man,  al§  bf 
SDruder  ßorio  überrebet,  fein  äöer!  auf  eigene  Soften  bruden  ^n  laffei 
I)abe  i^m  bie  ©röfee  beffelben  Sd^aben  genug  öerurfad^t. 

5^un  finb  au§er  i^m  nod§  brei  anbere  mailänbifd^e  @efd)id§ 
fd§reiber  gebrudt,  giorug,  ^rluni  unb  ^alea^^o  ßa^jella,  aEe 
gteid^^eitig  unb  lateinifd§.  Söie  mir  fc^eint,  ^aben  fte  ]iä)  nid^t  ßorio, 
fonbern  ben  5lnbrea§  S5iglia,  einen  5!Jlailänber  Wönä)  au§  einem 
melfifd^en  ©efd^led^t,  ber  in  neun  SSüt^ern  bie  ^efd^id^te  bom  Zo'be 
3ol§ann  (BaUa^^o'^  U^  3u  bem  .Kriege,  in  meli^em  bie  SJenejianer 
S3re§cia  unb  S5ergamo  eroberten,  befd^rieben  ^at,  ^um  S5orbilbe  ge= 
nommen.  tiefem  unb  fid§  untereinanber  finb  fie  in  ben  !(einen 
23üd§ern,  toeldCie  fie  bilben,  unb  in  il^rem  (Stil  äl§nlid§. 

S5on  ÖJeorgiu§   f^IoruS,    de  hello   Italico   et  rebus  Gallo- 
rum  praeclare  gestis,  in  @räbiu§^  2]§efaur.  IX,  6,  fragt  e§  fid^  äuerft, 
ob  er  gleid^^eitig  fei   ober  nidjt.     ßelong  fe^t  i^n  aEerbingg  1512; 
aber  au§  meld^em  ^runbe?   fragt  SSurmann:   blo§  einer  aEgemeinen 
Eingabe  pcarbat^,    ber  biefe§  SSuc^   1613  l^erau§gab,    „bor  l^unbert 
Salären  fei  e§  gefd^rieben" ,  möge  berfelbe  gefolgt  fein,     i^nbeg,  toenn 
g(oru§  p.  9  fagt:    „Pisani,    libertati   restituti,   nulla   vi  a  Floren- 
tinis  postea  subigi  potuerunt",  fo  ift  offenbar,  ba^  er  bie§  t)or  15 
gefdf)rieben.     D^ne  S^^tf^I  tft  er  alfo  gleid^^eitig.     @r  ^at  Oon  fein 
@egenftänben   eine  gute  ,^enntni§,   b.efonber§  infofern  fie  @enua 
treffen.     S5or  aEen  anbern  5Jtenfd^en   lobt  er  ^arl  üon   ßl)aumo 
felbft   ben  genuefifd§en  3^0  ^    beffen  ^utjxn  ;2fcbermann  bem  Äönii 
ßubmig  XII.  juf d)reibt,   lä^t  er  befonber§  burd§  biefen  feinen  §elb 
gelingen.     3n  i:^m  ift  fein  @efül§l,   ha%  i^talien  ^ned^tfd^aft  ertoa 
ober  erleibe.     Uebrigen§  ift  ba§  S5ud§  nid§t   öoEenbet;   ftatt   eintgi 
5^amen  finben  mir  fünfte;  e§  ift  fogar  Oerftümmelt:    t)on  bem  Su 
9tat)enftein§  gegen  ^t)tilene,    t)on  meld^em  ber  5lutor  t)erfi(^ert  ge= 
l^anbelt  p  l^aben,  finbet  ftd^  nid)t§. 

Slud§  Ser narbin  5lrluni  mar  ein  3^itgeno^.  @r  ftubirte 
unter  5lmbrofio  ^a^no  bie  ^et^k  ju  $abua ;  er  fal^  ben  @inaug  i)e§ 
.Königs  Submig  ^u  5Ü^ailanb ;  er  fa'^  bie  flüd^tigen  Mtiiglier  burd) 
bie  ©trafen  bon  ^Jlailanb  betteln.  Snbeg  l)at  fein  ^ud^,  de  bello 
Veneto,  bei  @räbiu§  V,  4,  nur  toenig  Originale^.     5luf  eine  fonber= 


'  StQtienijc^e  (Sefc^id)tjc^teiber.    aJiailänber.  *91 

Bare  Söeife  nämlt($  ^ai  er  ben  ^Olocenicug  in  beffcres  Sateiu  3u  bringen 
gefüllt.  Söenn  3.  33.  biefer  p.  88  fagt:  „Dum  istain  Italia  geruntur, 
in  Hispania  et  Anglia  belli  ad  versus  Gallos  magni  apparatus  fiunt", 
fo  f:pri(^t  ^rluni  p.  184:  „Quod  dum  in  Italia  Pontifex  Venetusque 
pacis  ineundae  diligentia  magnaque  Caesaris  reconciliandi  solli- 
citudine  peragunt  (ber  Su]a^  tnar  fc^on  in  ben  Vorigen  Sßorten  fo= 
tvotjl  be§  einen,  al§  be§  Stnbem  ent:f)alten),  in  Hispania  Britanniaque 
iiovi  motus  armorum  agitari  contraque  gentem  Gallicam  eiusque 
regem  Ludovicum  conflari  bella  coeperunt."  Söenn  ^tocenicu^ 
fagt:  His  literis  perlectis",  fpric^t  er  (p.  135):  „  Haec  cum  Ge- 
nuensium  auribus  insonuissent."  ;^n  biefer  %xt  Umarbeitung  ift 
fein  ganjeg  33u($  öerfagt.  ©oöiel  bie  <Baä)tn  felbft  anlangt,  ift  e^ 
feiner  OueEe  gan^  getreu,  ^ocenicug  1)at  über  ben  Segebenl§eiten 
öon  S5re§cia  üergeffen,  tnaS  fid^  in  Bologna  begab,  obn)o^I  e§  ni($t 
minber  tnic^tig,  ja  eigentüdf)  entfc^eibenb  ift;  3lr(uni  öergigt  e§  mit 
itim.  SBir  ^aben  öon  jenem  bemerÜ,  tnie  tur^  er  bie  Sd^tad^t  öon 
ütaüenna  be^anbelt;  aucl§  biefer  ^at  nur  tnenige  unb  überbieg  gajij 
falfd^e  Tcad^rid^ten.  6ein  Stned  fd^eint  bIo§  gewefen  ju  fein,  ein 
nac§  feinem  ©inn  gute§  Satein  ju  fertigen,  „^ä)  mU  eraä^^Ien,"  brücft 
er  p.  76  fo  au§:  „tortilibus  ex  ordine  verborum  spiris  et  in  sese 
tractu  perpetuo  recurrentibus"  —  er  tniE  fagen:  „|)eriobifd^  ge= 
runbet"  —  „ad  insumtae  materiae  consummationem  suis  nodis 
suisque  vinculis  protinus  alligabo."  511^  ber  ©o§n  be§  $räfiben= 
ten  ,^u  9Jtailanb  bie  Seid^enrebe  auf  ^arl  non  ßt)aumont  gel^atten, 
fagt  er:  „non  ita  prorsus  mihi  obtemperare  potui,  quin  pueri  luu- 
des  equestri  pedestrique  oratione  persequerer."  ütebe  jn  $ferb 
nämlid^  nennt  er  feine  S5erfe.  2)ie§  Söer!  ]§abe  benn  ber  Spater, 
me^r  5ur  ©^re  feine§  (5o^ne§,  aU  tnegen  be§  9tofte§  feiner  Ütebe, 
i^ebermann  gezeigt.  @r  mifd^t  ol§ne  Sebenfen  jwei ,  brei  üirgitifd^e 
3.sexfe  in  feine  ßr^äl^lung,  unb  öon  benen/  tneld^e  2:agebüdf)er  ober 
in  nieberem  ©tile  gefd^rieben,  rebet  er  mit  großer  S5era(^tung^). 

^ft  benn  nun  an  biefen  306  ©eitcn  t)oE  pom|)T^after  2Borte  gar 
nid)t§  2efen§tDert:^e§  ?  ^^  bemer!e,  bag  fic^  im  Einfang  über  bie 
(^)efangenfd^aft  5l§canio  (Sforja^S,  über  bie  Stimmung  in  5)lai(anb, 
obtoo^I  abgeriffene,  jebod§  gute  ^3^a(^rtd§ten  finben.  fSon  bem  nea= 
pü(itanifd)en  Kriege  ^n^ifd^en  (Spaniern  unb  gran^ofen  fdf^toeigt  er;  aber 
über  bie  ©roberung  t)on  (Sapua,  über  ^eberigo  '^at  er  im  @runbe 
bie  einzige  erträglid^e  ^lad^rid^t.  3)ieg  mag  inbeg  ein  3ufaE  fein; 
benn   fonft   erftredten   fid^   feine   .^cnntniffe   nid^t   über  bie   ^^kucrn 

1)  p.  158,  p.  188. 


92*  ^^^^»citet  ^Ibjt^nitt. 

TOIano'g  IflinauS.  ©elbft  über  bie  ©(filac^t  öon  ^atignano,  berett' 
@ef(f)ü^  er  boc^  ^ören  mu^te,  ^at  er  nur  bun!(e  SSorfteEungen.  ^ber 
itiner^^alB  ber  dauern  ift  er  ju  <g)auje.  S5on  ben  S^erbtnbnngen  unb 
Unter^anblungen  ber  ^ro^en,  bon  ber  ©timmutig  be§  S3oI!e§,  ijon 
inneren  ^norbnungen  '^at  er  gute  5^ad)rid§ten.  ^JJlit  ber  Befferen  ^ennt= 
ni^  ttJtrb  er  auc§  einfacher.  (S§  UJdre  ba^er  too^^l  gn  h)ünjd§en,  ba^ 
feine  @efd§id^te  öon  ^aitanb,  bie  man  bajelBft  ^anbfc^riftlic^  aufbe= 
nja'^rt,  im  i)xnd  erfd^iene,  ober  n)enigften^  genau  benu^t  toürbe. 

@alea330  6a:pra,  genannt  ßa^elta,  toar  nic^t  allein  ein 
3eitgeno6;  al§  ©e^eimfc^reiber  §ieront)mo  ^orone'g,  ber  öon 
1521 — 1526  bie  mailänbifd^en  ^efd^äfte  leitete,  l)atte  er  auc^  3:~§eil 
an  ben  ^Begebenheiten ,  bie  er  befd^reibt.  @r  fagt,  „biete  5lnberc 
UJürben  fie  na^  i!)m  befd^reiben ;  er  aber  ^abe  ge^^ört  unb  gefet)en, 
tDa§  Stnberen  t)ieEeic§t  nur  ba§  ^erüc^t  fabelhaft  melbe;  er  ^abe  an 
öiele  f^ürften  gefd^rieben."  3n  biefen  ^iiiS^tm:  de  rebus  pro  re- 
stitutione  Francisci  Sforzae  gestis^),  treten  jtoei  S)inge  befonberS 
:§eröor,  erfttid^  hk  ßiebe  be§  S5ol!e§  ju  ©foraa:  „man  T^abe  bon 
feinen  Sugenben  gehört,  ba  er  nod§  in  Mbent  getoefen;  mit  toie 
öielem  ßifer  fei  i^m  ba§  S5ol!  nad^gefolgt,  ba  e§  jur  ©d^Iad^t  Ui 
SSicocca  gegangen;  ma§  fiabe  e§  erlitten,  um  i^n  ju  l^aben"  ^).  gaft 
nod§  mel^r  aber  tritt  ber  ßinflu^  5!}lorone'§  ]§erau§:  toie  er  im  @j:il 
bie  gäben  ber  SSerfd^toörung  in  feinen  Rauben  geljabt,  mie  er  \)k 
©tabt  bor  pünberung  errettet,  toie  er  ba§  ^ol!  für  ©for^a  begei= 
ftert,  toie  er  @elb  aufgebrad^t,  toie  bie  ©d^lad^t  M  ^abia  nicC)t  mög= 
lid^  gemefen  fei,  toofem  er  nid)t  pobiant  gefd^afft.  ^n  aEebem  ift 
ga^ella  genau,  fidfier,  ur!unblid^. 

@r  felbft  fagt  inbefe,  bei  ben  f^jüteren  @efd^äften  fei  er  nid^t  ge= 
toefen;  unb  obtoo^l  er  nid^t  bejeid^net,  bon  mann  an  nid^t,  fo  mag 
bie^  bo(^  bon  ^orone'§  ©efangenne'^mung  an  ju  rechnen  fein,  ^pä- 
ter  finben  fic^  aud§  ge^^ler.  @r  be^au^tet  p.  1312,  grunb§berg  fei 
1526  mit  ^ef(^ü^  unb  einer  ftarfen  ©d^aar  Gleiter  ^erüberge!ommen 
(cum  valida  manu  equitum);  er  ^abe  ben  ^auptleuten  iliren  ©olb 
ge^al^lt ;  er  fei  mit  be§  ^IRard^efe  bon  ^O^lantua  ^ülfe  bei  ßafalmaggiore 
über  ben  ^o  gegangen.  Obmol^l  it^m  ©uicciarbini  aud^  hierin  mie  fonft 
folgt,  fo  ift  bod^  nad^  ben  genaueren  SSeridCjten  9tei§ner§  p.  86  bie§ 
alle§  falfd^.  grunb^berg  ^atte  fo  gut  tuie  !ein  ^ferb  unb  nur  §anb= 
ro^re;   biele  ^au^jtleute  mußten  jum  8olbe  ber  ^ned^te  ettoag  bor« 

1)  iöei  Graevius  II,  II,  unb  bei  Schardius,  Rerum  Germanicar.  Tom. 
II,  p.  176. 

2)  ^.  33.  p.  1301  bei  Graev. 


3^tQlicmfdt)e  ©ejc^id)tfd)reibet.    aJiaitonber.  *93 

ftterfen;  ber  ^ari^efe  !)a(f  tl^m  nic^t;  unb  bet  UeBergang  gefc^a:^ 
M  Dftigüa.  ^n  ben  mdlänbifc^en  S^ingcn  bagegen  bleibt  er  aud^ 
f|)äter  tjon  aäm  ^md)kx\taikxn  ber  gtaubtoürbigfte.  ©erabe  bag 
er  fi($  auf  biefe  befc^ränft  unb  |etne  33egeben§eiten  o:^ne  5lbf($tüeifung 
er^ä^It,  giebt,  ba  btefelben  in  fid^  sufammen^angen,  feinem  SSuc^e  eine 
gin^eit,  bie  i^m  too^^tfte^t. 

5ln  allen  biefen  ^ailänbern  bemerfen  tüir,  toie  anbere  5Ie^nüc^» 
feiten,  fo  befonber§,  ba^  fie  Siner  ^erfon  gan^  ergeben  finb.  ßorio  ift 
e§  Öoboöico,  ^alea^^o  bem  ^3Jlorone;  ^loxu^  fc^meic^elte  Äarl  ^aw 
mont,  5lr(unt  fogar  bem  ©ö^^nt^en  be§  ^räfibenten.  33ieEei(^t  ift 
auc^  bie§  ein  S5emei§  ^u  ber  35el^au|)tung  ^acc^iaöeEe,  Mailanb  fei 
ber  i^vei^eit  nic^t  fä^ig. 

%n  bie  5!JlaiIänber  fc^lie^t  ftc^  ber  ßanbfd^aft,  tüic  ber  5trt  unb  Söeife 
na($  fyranj  ßarpefan,  ^riefter  5u  ^arma.  (5r  ^atte  bie  Humaniora 
njo^I  ftubirt,  fd)on  im  ferrarifcfien  Kriege  bon  1483  bie  (Sefc^äfte  öffentlicfier 
^erfonen  fül^ren  gelernt ;  feitbem  l^atte  er  ftc^  mit  ber  ;^agb  befd^öftigt, 
auf  ber  ©ee  umgefe^^en.  51B  er  nun  gegen  fiebrig  trar  unb  ba§ 
aEe§  nic^t  me^r  ging,  unternahm  er,  aufp3eic£)nen,  tnag  ftd^  ju  feiner 
3eit  begeben,  unb  fd^rieb  ein  S5u(^ :  Commentarii  suorum  temporum, 
libri  X.  (5r  fagt,  tnag  er  gefe^en  unb  gehört,  moEe  er  bon  bem 
^lUgemeinen  au§f(^eiben,  in  ein  (SanjeS  jufammfaffen  unb  nacf)  ber 
9leit)e  barfteEen,  „tum  audita  tum  visa  ab  universa  ratione  se- 
gregantes  in  unum  corpus  compingere  ac  suo  ordine  contexere 
curavimus."  ;Snbem  er  nun  feine  eigenen  @rfa]§rungen  burd)  anber» 
meite  Oioti^en  in  ein  ^an^eg  ^u  bringen  fud§t,  begegnet  iT^m  frei= 
lid)  mancfier  ^rrtf)um:  „tomona  fiabe  ftd)  1499  auf  bie  erfte  5luf= 
forberung  ergeben;  nad§  bem  ^Jlorbe  ber  Crfinen  fei  ^anbolfo  ^e= 
trucci  in  ©iena  eingcfe^t  Sorben;  ja,  ber  5lufru^r  5flobi'§  ^u  ^enua 
:§abe  1502  ftattgefunben,  unb  ^Wpp  I.  bon  Spanien  fei  3  ^a^re  nac^ 
Serbinanb  bem  ^at^olif(f)en  geftorben''  ^).  ©o  grobe  i^nll^ümer  finben 
fid)  ^art  bei  ben  beften  ÜZad^rii^ten. 

^etrac^tet  man,  ba§  bon  ben  274  ©eiten,  bie  fein  Söerl  in 
"iJJlartenS'  CoUectio  amplissima,  tom.  V,  einnimmt,  130  bie  @ef(^id)ten 
bon  1487 — 1521,  bie  übrigen  117  aber  bie  SSegeben^eiten  bom  3^o» 
l^anni§tage  1521  big  5um  Februar  1525  umfaffen,  fo  erfennt  man 
n)o!)l,  mo^in  feine  $(ufmer!fam!eit  boräügüd^  gerid^tet  i[t.  i^nbem  er 
uämlidt)  bie  frü:^eren  @ef(i)id)ten  su  fd^reiben  bor^atte,  befam  er  nod^ 
beffere  ^unbe  bon  ben  eben  gefdjel^enen ;  ja,  fie  riffen  i:C)n  mit  fid^  fort; 
unb  er  ^atte  fd)on   einmal   gefc^loffen,   al§    fie  i^n  no^   ju   feinem 

1)  p.  1283,  1308. 


94*  3toeitct  ?lbjd)nitt. 


3e]^nten  unb  längften  SBud^e  Betoogen.     |)ter  nun  ift   er  auöfül^rUi^, 
burd^auS  Bele^renb  unb  o!)ne  befonbere  ^e^ler. 

fSon  feinem  Um^erftretfen  unb  bon  feinen  ^agben,  Ujo^er  et 
aud§  feine  meiften  @Ieid§niffe  entlehnt,  mag  fic§  feine  5^eigung  p 
geogmpi^ifc^en  Erörterungen  f(i)reil6en.  f^reilitf)  !(ingt  e§  feltfam, 
toenn  er  ))ti  Gelegenheit  ber  ©cfjotten,  bie  ^ran^  I.  mit  fi(^  fü^rt, 
erinnert,  <g)ieron^mu§  er^äfile,  biefe  S5öl!er  feien  bi§  auf  i^^n  ^enf(^en= 
freffer  gen)efen;  aber  äutoeilen  finb  feine  ^lufgabcn  gut  unb  erläutern 
bie  (Bad)e.  Uebrigen§,  tou  er  fic§  nun  in  ©^rarfje  unb  Gattung  feiner 
^erioben  aU  einen  guten  Kenner  be§  tateinifd^en  8til§  jeigt,  fo  ift 
auc§  feine  SSetounberung  unb  @rgeben't)eit  bcn  9tömem  ^ugemanbt: 
„barum  feien  bie  ßolonna  fo  treffüd^,  toeit  fie  a(trömifc^e§  ^tut 
feien."  5iid§t§  Geringe^  fd§eint  it)m ,  ha%  ^arma  t)on  ben  9tömern 
gegrünbet  tnorben. 


IV. 

5tea<DoIttanex  unb  ©iciltaner. 

2)ie  neapolitanifd^en  (Sc^riftfteEer  finb  in  unferer  3^it  gan^ 
SSrud^ftüd,  5lngelobißonftan3o,ben  Einige  fo  ]ef)x  rühmen,  enbet 
mit  bem  ^af)x  1489 :  „ba§  ©Rötere  fei  bon  @uicciarbini  unb  ;Sobiu§ 
gut  Bef (^rieben."  ^n  ben  beiben  legten  SBüdiern,  bie  xd)  berglid^en, 
^at  er  big  1464  faft  jebeg  3Bort  au§  bem  ^obianuS  ^ontanu§  unb, 
fotoie  biefer  auf]§ört,  nur  bürftige,  meift  befannte,  felbft  fe^ter:§aftc 
9tad§ri(^ten.  ^oT^ann  bon  5lragon  ftarb  1479;  er  läfet  benfelben 
nod§  1486  ben  fyrieben  gerrante^g  mit  feinen  55aronen  bermitteln. 

lieber  bie  S)inge,  tt)eld§e  man  im  ^ngelo  nic^t  finbet,  l^at  o^ne 
Stoeifel  Eamitto  ^oraio,  ein  ^Jlea|)oIitaner  au§  ber  TOtte  be§ 
fed^g^e^nten  ^af)x'f)un'i)txt^ ,  ha^  ^efte  gefc^rieben.  ^id§t  au§  eigener 
5lnfic§t  —  mann  foEte  er  fie  empfangen  ^^aben?  —  nod§  au§  münb= 
Iid)en  Erfunbigungen  —  benn  ba§  (Sebäd^tni^  ber  großen  Marone,  ber 
alten  Könige  mar  balb  berlofc^en  — ,  fonbern,  al§  er  einmal  in  f^lorena 
mit  3obiu§  au  f|)redöen  !am,  !lagte  i:§m  biefer,  mie  t)iel  er  fic^  auc§ 
^ü^e  gegeben,  etma§  (Senaueg  t)on  ber  35erf(^mörung  ber  nea^)oli= 
tanifc^en  S3arone  3u  ]^ören,  fei  e§  il^m  bod^  nie  gelungen,  «^ierburc^ 
aufmer!fam  gemacht,  fud^te  er,  mie  er  nac§  t&aufe  gefommen,  in  ge= 
miffen  %x^mn  nad§  bem  ^Proce^  $etrucci'§  unb  be§  Grafen  bon 
©arno.     Er  fanb  fie,   er  nal^m  einige  einl^eimifd^e  9^ad§rid§ten,    bie 


a^tattenild^e  ©ejd^ici^tfd^reibet.    «RcopolitaTier  unb  ©icilioner.        *95 

lid^tfcCireiber  biefet  3eit  unb  einen  gebturften  $roce§  au  «^ülfc; 
au§  biefen ,  inbem  er  in  ©ntmirfelung  !(uQer  (Sebanfen ,  in  ßänber=» 
Befd^reiBunöen  unb  6:§ai'afterfd)i(berun9en  bem  gef(^i(f)tli(^en  3^bea(, 
ba§  biefen  Italienern  im  «Sinn  lag,  na:§e  ju  lommen  juckte,  berjagtc 
er  fein  äöer!:  Congiura  de'  baroni  dl  Napoli  contra  11  re  Ferdi- 
nando  I.  „^oöiuS  fei  tobt;  fonft  tüürbe  er  biefem  feine  ^acfirid^ten 
augefteHt  ^a6en." 

(Sana  anberg,  au§  eigener  äßiffenfc^aft  unb  mel^r  öon  bem  Stanb=^ 
|3un!t  ber  ßebenglBefc^reiBung,  ber  löetral^tung  au§,^ 
garacaolo  tüeuigften§  einen  2:^eil  ber  nea|)olitanif(^en  ©efc^id^IeT 
Einige  feiner  Opuscula  historica  T§at  ^uratori  im  22.  58anb  auf= 
genommen ;  bie  SSele^rung,  bie  man  au^  iT^nen  ft^ö^ft,  bie  eble  ©ar*" 
monie,  in  ber  pe  öerfa^t  finb,  laffen  tüünfi^en,  er  mö(f)te  biefen  Söor^ 
gug  mehreren  gemährt  l)a]6en. 

S)en  toa'^ren  5^ea|)olitaner  aBer,  bie  @eftnnung  be§  2}ol!e§  in 
SieBe  unb  §a^  aeigt  ba§  5tagel6u(^,  ba§  unter  Julian  $affero'§ 
Flamen  im  i^a^r  1785  Befannt  geworben  unb  au§  ber  TOtte,  toenn 
nic^t  ber  Nation,  bod§  ber  SSürger  in  ber  .gau^tftabt  entfprungen 
f(^eint.  SCßie  oft  t)erglei($t  er  bie  granjofen  mit  ben  2;ür!en!  (5r 
f^jric^t:  ,,^an  ^at  biefen  Ort  bem  f^euer  unb  bem  S5lut  unb  ber 
SJertüüftung  |)rei§gegeBen ,  unb  bieg  gef(f)a5,  toeil  er  e§  berbiente. 
S)en!t,  tüie  glüctlic^  fül^lte  ftd§,  toer  einen  f^^an^ofen  ermorbete!" 
liefen  Urf^rung  au§  ber  ^itte  be§  S5ol!e§  jeigt  auc§  ber  S)ialeft,  in 
bem  ba§  ^uä)  Uerfa^t  ift,  ein  @emif(^  t)on  ©panifc^  unb  S^talie^ 
nif(f).  bitten  im  ;Stalienif(f)en  !ommen  Söörter  t)or,  toie:  porfiar, 
dixe,  dixo;  ja,  ba§  häufige  tamen,  tüeld^eg  gar  feinen  Sinn  gieBt, 
fd^eint  ni(^t§  au  fein,  al§  tambien.  5^un  ift  bie  ^xac^c,  toie  e§  ent= 
ftanben.  SBetrad^ten  toir,  ba^  e§  öon  5ll|onfo  I.  Bi§  auf  1525  reid^t, 
fo  Braucf)t  man  n)eiter  nidit  au  f^Ö^u,  ba§  e§  nid§t  bon  (Siner  §anb 
fein  !ann;  Betra(i)ten  toir  femer,  ba§  e§  öon  1504  unb  1505  eine 
einaige  ^^ad^ric^t  ^at,  ba^  e§  autoeilen  Blo^  mit  ^orbgefd^id^ten  unb 
groben  §erau§forberungen,  Don  „taufenbmal  in  feinen  §alö  lügen", 
ober  mit  f^eftBefdfireiBungen,  bie  Bi§  auf  ben  2:ifd§aettel  genau  finb, 
erfüEt  ift,  ba§  e§  me^r  al§  ein  ganae§  ^af)x ,  :3[uli  1498  Big  ©e)j= 
temBer  1499,  toeglä^t,  ba§  e§  jebo^  baneBen  trefflid^e,  Belel§renbe, 
anfd§aulid§e  ^^adjrid^ten  enthält,  Befonbcr§  Oon  5llfon§  II.  unb  ^tx= 
rantin,  üom  Kriege  be§  S^a^reg  1513,  Oon  ben  Kriegen  öon  1523 
Big  1525  unb  einige  anbcre ,  fo  fd^eint  mir  glauBlid^,  bie  ©runblage 
beffelBen  feien  einaelne,  etttJa  in  ein  f^ouiilieuBud^  eingetragene  ^o= 
tiaen  getoefen ;  aBer  au  biefen  T^aBe  man  augfü^rlid^e  unb  genaue  6r= 


96*  3töeitcr  5lMcl)nitt. 

jäfjlungen  %t^t^t,  luie   man  fie  ^aBen  mod§te,    tote  fie  in  ^^eapel  in 
Umlanf  Waxm.     2)iefe  finb,  rtjie  augenf(f)einlid§  ift,   üon   ben   %1)nl 
ne^^mern    üerfa^t.     ^n    i^nen    Beruht    ber    öorne^mfte    äöext^    be§ 
^ucfie^. 


I 


fyaseiruS. 

(Sin  S^i^S^^ofe  biefer  ^Jleapotitaner  \üax  ber  ^ominicanerBrub 
2:^oma§  f^a^ettu^,  au§  ber  Sö^feijtabt  ©acca  in  ©iciüen  gebürtig, 
ber  bon  1498  bi§  1571  lebte.  m§  er  im  ^a!)r  1538  in  9tom  toar, 
tonrbe  er  bon  $aul  Sobinö  ermuntert,  ba§  alte  ©icilien  jn  erjor= 
fc^en.  @r  enttoanbte  feinem  .^lofter  ober  feinen  i^ef^äften  bann  unb 
toann  !leine  Zeiträume,  um  ^en!ma(e  unb  JRac^rii^ten  ju  bergleid^en, 
um  in  ^toeifell^aften  f^ällen  bie  Orte  brei=,  Oiermat  äu  bürden) anb em ; 
enblid^  tt)ar  er  fo  tveit,  ba§  er  aud^  bie  Ülefte  alter  ©täbte  ent= 
becite,  too  ein  ungeübte^  5luge  nichts  fa^^;  ba  badete  er,  bie  ^ef(^rei= 
bung  be§  Sanbe§  fei  o^ne  bie  @efdf)id§te  mü§ig;  unb  alfo  Oerfa^te 
er  ätoei  S)e!aben  de  rebus  SiculiS;  •  eine  geogra^^tfd^e  unb  eine  ]^ifto= 
rifd^e. 

3n  ber  geograp^ifd^en  gei^t  er,  toie  aud^  glabiug  ^lonbu§  unb 
ßeanber  5llberti,  bon  beut  5lltertl)um  al§  gleid^fam  ber  ©ubftan3  au§ 
unb  !nü^|t  bie  931er!mürbig!eiten  ber  neueren  Qext  faft  nur  aU  ein 
5lcciben5  baran.  @r  fü^rt  bie  augge^eid^neten  5Jlänner  auf;  er  er= 
n)ä^nt  mit  S5orliebe  hu  Söunber  ber  5^atur,  ba§  breüöpfige  Äinb  in 
©acca,  ben  ^liefen  in  ber  |)öl)le  öon  @r^r,  meldten  bie  dauern  an 
einer  eifernen  ^eule  fi^enb  fanben,  ber  aber,  fotoie  man  i'^n  Berührte,  ^u 
5lfd^e  toarb ,  unb  äl^nlic^e ;  er  ift  too^lunterrid^tet  uub  unterrid^tet 
h)ieber.  TOt  Unrjd^t  ^abcn  i^n  bie  ^l)ilologen  üBer  £)orbiEe  unb 
ßluOeriu§  Oergeffen. 

3n  ber  ^iftorifd^en  2)e!abe  toibmet  er  bie  §älfte  feiner  S3üd^cr 
bem  Slltert^um  —  unb  aud^  bieg  !ann  etma§  S^orliebe  fdCjeinen  — , 
bie  anbere  ^älfte  ber  neueren  3^it,  bag  6.  23uc^  ben  ©aracenen,  ba§ 
7.  ben  Normannen,  ba§  8.  ben  §o^enflaufen ,  ha^  9.  bem  <g)aufe 
Aragon,  ba§  10.  Äarl  bem  V.  Big  auf  beffen  5lBban!ung.  S)ieg  je^nte, 
^tüax  bag  für^efte,  aber  bag  midf)tigfte  —  benn  er  erlebte  bie  3^e= 
geBenl^eiten  — ,  jiel^t  ung  Befonberg  an.  f^-reilidf)  finb  l^ier  mancherlei 
^rrtl^ümer  ju  Bemerfen,  3.  35.  ^eter  ^^labarra  fei  1511  Oon  ^-erbi» 
nanb  bem  Äatl)olifd^en  entlaffen  n)orben,  unb  bod§  fül^rte  biefer  1512 
bie  Su§oö(!er  bor  Ütabenna  an;  ober,  ber  fd)mal!abifd§e  Ärieg  fei 
bor  bem  fran5öfifd^en  bon  1544  geführt  morben  (p.  612);  aber  in 
bem  ficilianifd)en  ift  er  glaubmürbig  unb  fel^r  xüo^  unterrid^tet.    S5on 


I 


a^toliemjd^e  @ejc^icf)tfc^reiber.    ^4Jäpftlict)e.  *97 

bem  großen  5luriii^r  im  ^a1)x  1516,   einer  in  ber  St^at  toid^tigen 
S3e9ebenl)eit ,   ift  er  bie  eigentüd^e  Urfunbe,  toelciier  bie  ©^jäteten  foft 

mir    ncirf^rrprtrtrtrtpit 


nur  nad^gegangen. 


V. 

5ß  ä  t)  ft  r  i  (^  e. 

SBir  ^^aben  bie  ßebenSbefd^reibungen  ber  ^ä^jfte  unter  be§  5ßar= 
ttjolomäug  ©acd§i,  genannt  ^latina,  5^amen  big  auf  $aul  II.  unb 
ba§  S^aT^r  1471.  ^nbe§  toerben  toir  öerfid^ert,  bafe  fie  nur  auni 
2;:^eil  fein  Söer!  feien.  Cnu|)'^riu§  ^anbiniug  fagt:  „^(atina  ]^abe 
bie  öor  il^m  ejiftirenben ,  bon  ber  §anb  be§  5£)aniafu§  unb 
feiner  gortfe^er,  bie  aEe  unter  bem  5^amen  be§  2)amafu§  gegangen, 
nur  in  beffere^  ßatein  gebracht  unb  burd§  |)rofane  ÖJefd^ic^te  er= 
toeitert."  Siiejenigen  nun,  toeld^e  ^latina  biefen  neu  ^injugefügt, 
]ä)öpiU  er  au§  eigener  Sßiffenfd§att_  unb  gut^^  ^aul  II. 

!annte  er  felbft  nur  aHsugut.  ^n  ©ugeniuS'  unb  ^licoIauS'  ßeben 
l^atte  er  offenbar  be§  :^nfeffura  Sagebud^  bor  klugen;  unb  UJenn 
er  aud§  äutoeiten  bie  5luöbrüdfe  beffelben  mäßigt  unb  3.  S.  ftatt: 
„5^icoIau§  fd^tug  im  2:run!" ,  nur  f^rid^t:  „er  fd^tug  im  Som"^)^ 
fo  ift  er  bo^  gegen  bie  ^amen  aud§  biefer  ^äpftc  übrigeng  nid^t 
nad§fid^tig. 

3öir  ^aben  eine  ^^ortfe^ung  ^atina'g  big  ^u  bem  ^dt)xt  1572 
burd^  £)nu|)'^riug  ^anöiniug.  S)iefer  fagt,  er  ^abe  ^a^rbüd^er,  2;age= 
büd^er,  bieten,  aud§  ben  Üta|)^ael  SSolaterranug  benu^t  unb  bon  S^oöiug 
me^rereg  mörtlid^  beibel^alten.  S5on  üiap^ael  ndmlid^  finb  in  ber 
5luggabe  ^tatina^g  öon  1511  bie  Sebengbefd^reibungen  t)on  ©ijtug, 
Snnocentiug,  ^lej-anber  VI.  unb  $iug  IIT.  5u  finben.  2öie  jebod^ 
5p(atina  bem  S)amafug,  fo  t^at  ^antJtniug  bem  ^ap^ad:  bag  ßeben 
pug'  III.  big  auf  toenige  äöorte,  bie  (5:^ara!teriftif  ^Keyanberg  ganj 
unb  gar  unb  fofort  bieleg  5lnbere  ift  bei  i^m  nid^t  anberg  3U  lefen, 
alg  bei  biefem. 

;^nbeffen,  toie  er  getrau,  fo  gefd^al^  \i}m  mieber.  ^n  bem  großen 
3Ber!e:  Vitae  et  res  gestae  pontificum  Romanorum  et  cardinalium 
S.  R.  E.,  .auctoribus  Ciacconio,    Cabrera,  Victorello,  Romae  1630, 

1)  Adnotatio  Onuphrii  ad  Platinae  vitas  pontific.  Coloniae  Agr. 
1574,  p.  9. 

2)  Infessura  1889.    Piatina  287. 


98*  3tDetter  ^Ibjc^mtt. 


I 


I 


ift  er  mit  ©utcm  unb  ^i3fem  Benu^t,  unb  feine  9lacf)fo(ger  fe^en  j.  f8, ' 
bie  <B^iad)t  tjon  @^tara  b^3lbba,  bie  fo  fe§r  Befannt  ift,  fo  gut  toj 
er  in  ben  %pxxi  1509. 

5luf  biefem  Söege   be§  5lBfd§reiBen§,  i5o^'tfe|en§,  @rtt)ettern§,  tn"^ 

bem  man  bie  SSitber  ber  5pä|)fte,    einige  ^Jlotijen  t)on  ben  (Sarbinälen 

unb  il^re  SCßa))^)en  T^in^ufe^te,   tarn  jener  gro^e   f^oliant   tion  2030 

/   Solumnen  5u  ©taube.     Unter  bem  Uebrigcn,  ba§  ^unbertmal  gefagt 

/      worben,  entljätt  er  au§  ^[Jlanufcri^ten  unb   Ur!unben  einige  nid^t  p 

öerad^tenbe  ^Zac^rid^ten. 

.gjaben  mx  nun  ^ier  bie  bi:plomattf($en  SebenSlöufe  ber  5pä)?fte, 
ujo^er  fie  geftammt,  tt)a§  fte  für  Sarbinäle  getnäp,  toaS  ftc§  2öic§= 
tigeg  Begeben,  n)äl^renb  fie  gefeffen,  fo  bebarf  bie  |)iftorie  jebod^  noc^ 
anberer  ^Zoti^en,  unb  in  ber  3^^at  Ujarb  auc^  nod^  etma§  ^nbereg 
an  il^nen  Bemer!t.  S5on  ^Upf)an  ;Snfeffura,  ber  al§  ©d^reiber  be§ 
römif(5en  «Senate^  unb  S5ol!e§  ober  t^r  .^an^ler  erfc^eint,  Beft|en  mir 
ein  diarium  urbis  Romae,  ba§  in  ben  ^^a'^ren  1482 — 1494  hk  @c= 
fd§i(^te  ber  ^ö^fte  mit  einer  getoiffen  ^uSfü^rlid^feit  bet)anbelt^). 
S)ie  ßeremonienmeifter  hielten  too^I  ^ur  ^ac^ad^tung  ber  ^lad^fotger 
ober  äu  eigenem  3}ergnügen  ein  33u(^  öon  i!)rem  täglichen  Seben  in 
^irc^e  unb  ß^onftftornum,  in  Kammer  unb  .&au§.  3)on  fol(^en  ^Büd^ern 
finb  ^acob  3Jolaterranu§,  33urcarbu§  unb  ^^ari§  be  @raffi§  burd^  ben 
2)ru(f  befannt  getoorben. 

i^acob  ä^otaterranuS  befennt:  „er  fd^reibe,  ttJeil  i'^m  ©d^reiben 
me^r  fromme ,  at§  ^flid^tSt^un" ,  unb  feine  9la(^ridf)ten  finb  nid^t 
fe'^r  toid^tig.  ^m  @runbe  toar  er  aud§  meT§r  im  S)ienft  eines 
Neffen  bom  ^apft  <Biicin^ ,  al§  im  ^ienfte  biefe^  ^a|jfte§  fetbft. 
3nfeffura'§  2^agebü(^er  finb  immer  al§  eine  Einleitung  ju  Surcarbu^ 
betrad^tet  toorben  unb  boE  fd^öner  ^oti^en;  fte  erftreden  fi(^  jeboc^ 
über  fo  biele  ;Sa^re ,  ba§  fte  unmögtid^  bon  einer  §anb  fein  fönnen. 
5^on  ^ariS  be  @rafft§  ift  S5iele§  ungebmdft  unb  unbenu^t;  Einiget 
ift  inbe§  boEftänbig  in  Hofmannus,  Collectio  nova  scriptorum  I, 
395 — 500  abgebrudEt,  unb  bon  biefem  mu§  man  fagen,  bag  e§  in 
feiner  5lu§fü^rlid§!eit  ettna  für  jenen  .g)ofmann,  ber  felbft  ba§  @eblüt 
eine§  römifd^en  öeremonienmeifterg  in  fid)  gehabt  !)aben  mag,  aber 
für  5^iemanben  meiter  mid^tig  ift :  fo  ganj  ift  e§  ßeremonieE ;  5lnbere§ 
^at  ülainalbu§  in  ben  5lnnalen  ber  Äird^e  im  ^lu^suge  mitget^eilt. 
©ei  e§  nun,  ba^  §ofmann  !ein  boEftänbigeg  ^anufcri:j)t  l^atte,  ober 

1)  ^(bgebr.  bei  ^utatoti  III,  2,  ©.  1109,  beffen  ^ottaen  bon  ^abriciuä, 
ßibl.  med.  aevi,  Vol.  IV,  88,  VI,  585   unb  3lnberen  tt)tebetf)olt  toorben  finb. 


I 


SftaUenij^e  ©efc^i^tfd^xcibcr.    ^Pöpfiltc^e.  *99 

bag  ber  ^nif)  be§  ^ud^eg  für  tjerfc^iebene  3^af)re  öetfdiieben  ift,  ober 
tüte  eg  and)  gefotttnten,  getiuö,  ^^^  ^iu^äug  ettt^äü  ^öuftg  gute,  über 
;Suüu§  II.  aber  bie  Bele^renbftett ,  anaiel^etibften  unb  burcfiauö  bic 
beftett  ^ladfirtc^ten,  bie  tnatt  l^at. 

^nbe^  reiben  toeber  bie  beibeit  5lnbern,  ttoc§  aut^  $ari§  be  @r.  in 
freimüt^iger ,  naitjer,  unterric^tettber  2)arfteEun9  an  S5urcarbn§  übeii^--" 
^(eyanber  VI.  ^lur  ©d^abe,  ba^  beifclbc  felBft  bei  (^cfavb  (Corpus 
scr.  med.  aevi  II)  noc^  fo  l^erunftaltet  getefen  \ü\xh.  ^Jlid)t  eben, 
a(§  ob  Xüix  aEe  ärgerlid^en  ^efd^ic^ten  erfahren  müßten,  bie  bantalö 
etwa  begegnet  finb ;  felbft  für  ^roteftanten  ift  bag  S5e!anntge= 
toorbene  genug;  unb  bie  ^äpfte  gaben  ja  oft  3U,  fte  feien  ©ünber. 
3lber  erfteng,  fo  gro^e  ßüden,  toie  ftd§  eine  p.  2069  finbet,  Wo  man 
t)oin  f^ebruar  1495  ^toar  riditig  ^u  Wdx^,  ^pxii,  531ai,  i^uni,  3^u(i 
fortgeleitet  toirb,  aber  fic^  ^ier  plö|lid§  bei  5!)lai-inti(ian§  5ln!unft  in 
;StaIien,  alfo  im  ^dtjxc  1496,  befinbet,  aufgefüllt  ^u  feljen,  märe, 
um  be§  @ange§  ber  attgemeinen  @efc§i(^te  miKen ,  allerbingS  er= 
münfc^t.  3^^iten§  ift  gemi^ ,  ba§  anftöfeige  @ef^i(^ten ,  bie  längft 
au§  bem  SBocca^  befannt  maren ,  im  ^urcarbu§  aU  eben  gef(f)cl^ene 
angeführt  werben  ^).  2)ritten§  lä^t  fidf)  Oielteid^t  an  ber  @cf)t^eit 
einiger  mitget^eilten  Urfunben  zweifeln,  ^d)  befenne,  ba§  mir  bie 
entfe^lidien  ^en!male,  in  benen  SSaja^etl^  ben  ^apft  um  bie  6r= 
morbung  feine§  35ruberg  2)f(^em  bittet,  tion  benen  man  glaubt,  ba§ 
te  biefe  ©rmorbung  in  ber  %f)ai  jur  f^olge  ge'^abt,  ettt)a§  tjerbäi^tig 
tjorfommen.  ^^  miE  nid§t  leugnen,  ba§  5llejatiber  ben  @eorg  5Bro= 
färb  nad)  Äonftantinopel  gefd§i(ft,  um  bie  40,000  2)ucaten,  bie  im 
5^ot)ember  fäEig  tDaren,  früher  gu  erl^eben;  ^errault,  Sarbinal  t)on 
@itr!,  toarf  i^m  bie§  Oor;  aber  toenn  nun  weitere  S^nftructionen  S3a= 
jaäet^g  auä)  an  einen  S^ürfen  folgen,  tjon  beffen  Öefangenne'^mung 
fein  äßort  tjerlautet.  Wenn  ber  türfifd^e  @efanbte  in  bem  ^Briefe  6af= 
ftnen  genannt  wirb,  ba  boc^  bie  türüfi^en  5lnnalen  benfclben,  ber 
bieg  fein  mü^te,  ^ufta|3^a  Seg  nennen;  Wenn  in  ben  33riefen  blofe 
nac^  ben  ;^a^ren  ßl^rifti  unb  unfern  55lonaten  gejault,  Wenn  barin 
behauptet  wirb,  ber  (Sultan  l)abe  auf  fein  @t)angelium  gefc^woren, 
ein  3lu§bru(f,  ber  wo^l  fd§werlid§  jemals  tJon  einem  Surfen  Wirb 
gebrandet  worben  fein,  fo,  glaube  id^,  finb  bieg  ©rünbe  genug,  nid)t 
bie  Briefe  gerabep  äu  t)erbammen,  aber  bod^  an  i^nen  ju  jweifeln. 

1)  Brequigny,  Extralts.    2)cutfii)e  Uebetf.  p.  57. 


D.  SRnnfe'ö  Söerfe.  XXXIII.  XXXIV.  ^otn.  u.  gertn.  SÖJlfer.  3.  Stuft. 


100^ 


jciter  9lb|c^nttt. 


5lnbere  ttaltentfd)e  ©d^njten  für  bte  @ef(^tc^te  biefer  S^it  föntttc 
td§  nun  nod§  öiele  ertüäl^nen:  bte  genuefifd^en  2:ageT6ü(^er  be§  (5ena= 
rega,  in  benen  man  fo  red^t  ^unft  unb  Statur  be§  5tutor§,  bie  !ünft= 
iiä)t  ^pxad)e  be^  aufgearbeiteten,  bem  2;acitu§  nad^gebitbeten,  erften 
%^nU  unb  bie  natüiiid^e  be§  (e|ten  unterfd^eiben  !ann;  bie  fiene= 
fifd^en  be§  3ltegretto  ^Uegretti,  üoE  äöa^r'^eit  inner'^atb  ber  5)lauem, 
tjott  3^rrt^um§  auger^tb,  t)oE  §affe§  n)iber  bie  Florentiner,  bie  ber 
SJerfaffer  feine  ^einbe  üon  ^er^en  nennt,  unb  t)oU  ßiebe  ju  ben 
@entil§uomini  unb  2)obici  feiner  ^artei ;  bie  ferrarefif(^en,  bie  tt)enig= 
fteng  3ule|t  t)on  ben  Xagen  §erco(e^§  einen  anfd§aulid^en  S^erid^t  geben, 
unb  fonft  mand^e;  aber  mer  tnirb  mir  nur  bi§  ^u^tx  gefolgt  fein? 
S5ottftänbig!eit  ift  nid^t  mein  S^^^,  unb  man  tt)irb  fid§  au§  ben 
©d^riftfteEern ,  bie  id)  bereite  genannt,  über  alle  tt)efentlid§en  S5er= 
l^ältniffe  Stauend  unterrid^ten  tonnen. 


@  )j  tt  tt  i  e  r- 


2)en  UeBergang  tjon  Sftalienem  ju  (S^ametn  Bt(bet  ^^etruÄ 
^artt)r,  ein  i^taliener  t)on  Geburt  —  er  toar  öon  ^Ingl^iera,  unfern 
(iomo'g  — ,  ein  (Spanier  burd^  fein  ßeben;  benn  öon  1488  Big  1526 
f)ai  er  ftd§  am  .g)ofe  tion  (Spanien  aufgehalten.  UeBer  biefe  ^af)xt  l^at 
er  ^Briefe,  ein  opus  epistolarum,  tüie  er  e§  nennt,  ba§  5uerft  ju  ?((= 
cala  unb  140  ^df)xt  f^jäter,  1674,  au  5lmfterbam  burd^  2)aniel  61= 
jeDir  gebmdt  Ujorben  i[t,  l^tnterlaffen^). 

2)ie§  58u(^  !ann  al§  eine  ber  öorne^mften  Ur!unben  für  bie 
©efc^ic^te  biefer  Qni  Betradjtet  toerben.  2)er  S5erfaffer,  ©ecretär  Tür 
bie  lateinifd^en  35riefe  am  fpanifd§en  <&ofe^),  folgte  bemfelBen  öon 
Slnbalufien  nad^  ©aliäien,  öon  5lfturien  nad§  SJalencia;  er  fprad^ 
ptoeilen  mit  Äönig  g^i^binanb  ^) ;  ben  ßarbinal  .^abrian  Begleitete  er 
als  2)oImetf(^er ;  bie  ©efd^äfte  .^arl§  V.  erfuhr  er  tJon  ^attinara*); 
ber  9lei(^§abmiral  felBft  fd^rieB  i§m^);  unb  tt)a§  ftc^  fonft  in  ©^a= 
nien  BegaB,  erfuhr  er  burc§  hu  täglid^  eingel^enben  Briefe.  UeBer 
bie  beutfi^en  ©ad^en  Be!am  er  ^ad^rid^ten  t)on  5lnbrea  bei  5ßurgo, 
giliBert  be  S5ere,  ©taube  ßillt),  3^o]§ann  ©d^ab^).  UeBer  bie  itaUe= 
nifd^en  unterrichteten  i^n  W  regelmäßigen  SSotfc^aften ,  bie  in  8,  9 
jtagen  ben  2öeg  t)on  9ftom  nac§  33urgo§  mad^ten,  bie  man  jutoeilen 
mit  SSarceEoner  ßarabeHen  Beförberte,  ober  fein  SSruber,  ber  Bei  beii 

1)  ^tc^t  oße  SBriefe  ^-Peter  maxit}x^  finb  gebrucft.  Llorente,  Histoire 
critique  de  l'inquisition  d'Espagne  I,  349,  ertuö^nt  einen,  ber  nod^ttjeiltg 
für  bie  ^nquifition  lautet  unb  unterbrticft  njorben  fein  mag. 

2)  Ep.  450. 

3)  Ep.  497. 

4)  Ep.  664. 

5)  Ep.  751. 

6)  Ep.  293,  341,  413. 

*1* 


102*  ©rittet  Slbjd^nitt. 

S5eneätanern  biente,  ober  feine  gieunbe,  bte  fo  gut  feiner  gebadeten 
fte  i^m  einmal  einen  5lerolit^en  ^ufanbten,  öorne^me  ßeute, —  ober  irgenb 
ein  italienifc^er  ^efanbter,  ettoa  ^^ranj  ^uicciarbini,  ber  ii)n  aud§  be^ 
^aä}t^  ^erau§^od§en  lieg,  um  i^m  bie  2öal)l  ßeo'S  X.  gu  melben^). 
5luc^  franäöftfd^e,  öene^ianift^e  ^ad^ric^ten  toaren  i^m  äugänglid^. 

3n  Ermangelung  ber  g^itungen  nämlic^  jogen  gürften  unb  t)or= 
nel^me  Seute  neue  5^ac§ri(^ten  burcl)  eigene  ßorrefponbenten  ein.  $etru§ 
^artt)r  mad^te  ft(S  e§  3um  ^efc^äft,  bie  ^flad^ric^ten,  bte  Beim  fl^a^^ 
nifd^en  §of  eintrafen,  tjorne^men  ^^reunben,  bie  einft  al§  ;3üngltnge, 
tote  er  fagt ,  „an  feiner  Itterartfdien  SSruft  gefaugt" ,  mitptl^etlen, 
^ie  @efd£)i(^te  ertoäc^ft  au§  ber  S'^ititTtg.  ^iefe  5Jlitt^ eilungen  liaBen 
tjor  ber  S^^^w^Ö  ^^^  ^oi-'^ug  ,  ba§  man  i^ren  Urfprung  unb  bie 
©teEung  berer,  bie  fte  geben,  genauer  fennt.  @ie  ftnb  o^ne  S^^U^i 
tjon  SSebeutung.  @§  toäre  üBerflüffig ,  anjuseigen,  too  fte  irren  ober 
öon  ben  @ef(^i(f)tfd§retbern  abtoeic^en;  eine  anbere  Betrachtung  aber, 
bte  ]xä)  attäu  oft  tion  felbft  aufbrängt,  !ann  iä)  nic^t  jurüÄ^alten. 

^etruö  ^artt)r  fängt  an:  „S)ie  llneintgfeit  ber  dürften  in  3ta= 
lien,  ber  beOorfte^enbe  ©türm  betoege  il)n,  Spanien  p  fud§en,  meldfje^ 
y'  ruhiger  fei"  ^).  5^un  toar  aber  in  ber  J^at  1488  ber  S^ift  ber  ita= 
lienifi^en  f^M^^^  ^^^  ^^3"  9i^o§,  er  voaxh  au^  fogleic^  beigelegt; 
aber  in  ©|)anien  ^atte  fic^  ber  groge  ^rieg  Oon  Portugal  nur  nac^ 
©ranaba  gebogen,  ^etoig  ift  freilid^,  ha%  jener  ©türm  au§brad^; 
aBer  5^iemanb,  al§  ein  ^ro^D^et,  lonnte  il^n  boraugfe^en.  —  @lei(^ 
in  ben  erften  SSriefen  bon  ^arl§  VIII.  Unternehmung  toeiffagt  er 
ba§  ^efcfiict  ^talieng  l§aar!lein^).  Unb  borf)  toar  gan^  ;^talien,  boi^ 
toaren  felbft  bie  ^yran^ofen  über  ^axU  fyortgang  erftaunt.  ^au 
,  toirb  burd§  aEe  biefe  Briefe  überaE  Bermut^ungen  finben,  n)eld§e  ein* 
treffen.  5ll§  bie  Ärone  üon  ©^janien  ;^fabeEa,  5Jlanuel§  @emal§lin, 
t)erf|)ro(^en  marb ,  lonnte  51iemanb  öermut^en ,  fie  toerbe  p  frü§ 
fterben,  unb  man  mugte  bie  folgen  überlegen,  toeld^e  eine  Bereini* 
gung  t)on  ©panien  unb  Portugal  ^aben  !onnte.  ©old^  eine  Betrad^» 
tung  foEte  man  aud§  hd  ^etru§  ^arttjr  ertoarten.  Söotion  f^srid^t 
er?  Oon  ber  ©efal^r  Sobobico  ©forja'S  öor  Subtoig  XII.*).  ^an 
mug  be!ennen,  bie  Bereinigung  erfolgte  nid^t,  aber  ^ule^t  bie  Ber= 
nii^tung  ßoboölco'g.  2)iefer  Pragmatismus  bor  bem  Erfolg  ift  burcl)' 
au§  tounberbar. 

1)  Ep.  461,  5;  485,  519. 

2)  Ep.  1. 

3)  Ep.  141  öom  Januar  1494. 

4)  Ep.  192. 


^id^t  mitiber  fe^t  uttg  bte  äu^erfte  f^reimüt^^iöteit  in  Sßettüun= 
öerung,  toetd^e  fi($  |jetru§  ^artt)r  gegen  öornel^mere  ßeute  erlaubt, 
ßr  toar  ein  l^alber  ?lgent  be§  6arbina(§  5l§canio  ©foräa  bei  fyerbi= 
tmnt)  unb  i^imeneg.  %n  benfelben  fd^reibt  er  bennod^:  „^d^  toeig, 
ba§  S)u  au^er  S)ir  felbft  bift  (a  te  ipso  eliminatum),  feit  2)u  2)id5 
lim  deines  S3iitber§  ßobobico  tüiUtn  gum  S5erberben  S^talien^  unb 
5iint  Untergang  5Deine§  §aufe§  .gegürtet  ^aft."  ^n  feine  Könige 
tüagt  er  3U  jd^reiben:  ,,TOr  mifefäEt  ber  (Sefanbte,  ben  Sfl^r  erU^d^lt 
i^abt;  id§  toei^  nid^t,  n)ie  ßuere  9tüftungen  finb.  5Jlan  fagt,  fie  feien 
ftum^f/'  @r  erinnert  fie,  fid§  ba§  Slut  in  bie  Sßangen  taufen  au 
laffen  unb  i'^re  S5orften  ^u  fdf)ütteln  (ut  setas  acrius  excutiatis^). 

^u§  man  nun  ^ietburd)  auf  ben  @eban!en  tommen,  bie  Briefe 
luödfiten  bieEeid^t  gar  eine  Ueberarbeituug  erfal^ren  ^aben,  in  tvei^ex 
bei'  S5ei-faffer  @runb  unb  (Srfolg  ber!nü|)fte,  unb  h)a§  er  für  Ujid^tig 
l^telt,  burc^  ftär!ere  5lu§brüÄe  l^erbor'^ob,  fo  lüirb  man  ferner  auf= 
merffam,  n)ie  biefe  S3riefe,  obtno'^l  an  S^erfd^iebene  gefd^rieben,  bod^ 
bie  ^egeben'^eiten  ol^ne  befonbere  SBieberT^olung  unb  o^e  Unterbred^ung 
•fortleiten.  S)er  S^erfaffer  fagt  felbft  aum  ßarbinal  ßarabajal:  „nau- 
seam  mihi  summam  incitat,  idem  velle  repetere."  @in  ^af)X  lang 
befanb  er  fid^  auf  einer  (SJefanbtfd^aft  nad^  5legt)t)ten;  bod^  felbft 
biefe  ©efanbtfd^aft  unterbrid§t  ben  ^^fammenl^ang  feiner  ©raä^lungen 
öom  inneren  ©uro^a  nid^t.  S5on  ben  nea^)olitanifd§en  SSegeben'^eiten 
(IIb.  XIV  et  XV)  bringt  er  @inige§  auöor  Ui,  ^olt  er  Ruberes  barauf 
nad§ ,  2)inge ,  bie  !eine  5^euig!eiten  me^r  tt)aren,  unb  l^dlt  feinen 
f^-aben  feft.  Sie  gtueifel  einer  böEigen  llr!unblid^!eit  biefer  Siiefe 
ne'^men  ^u. 

äöa§  foE  man  aber  fagen,  n)enn  ber  S5rieffteEer  einige  @efd§id^ten 
er^äljlt,  e^e  fie  gefd^e^en  finb,  anbere  lange,  lange  nad^^^r.  ^laä) 
bem  Diarium  be§  SBurcarbu^  unb  aEen  guten  5^ad§ridf)ten  ift  ber 
,g)eräog  bon  (Banbia  im  3uli  1497  ermorbet  Sorben.  $etru§  ^art^r 
jebod^  n)ei^  unb  erjä^lt  biefe  ©ad§e,  fogar  mit  i^ren  folgen,  fd^on 
im  %px\l  1497  2).  ^ier  toerben  toir  offenbar  getäufd^t.  6^  ift  fein 
3n)eifel,  ha^  f^errantin  am  6.  €ctober  1496  geftorben  unb  ^eberigo 
bemfelben  am  7.  nadjgefolgt.  SDennod^  fd^reibt  ^etm§  ^artl^r  im 
Suli  1498^):  „Ex  Neapoli  habemus,  mortuo  Ferdinando  rege  iu- 
vene,  Federicum  fuisse  suffectum  eins  patruum."  ©oEte  er  etwa 
bie  S3ele:^nung  burd)  ben  ^pa^jft  meinen?    5lber  aud^  biefe  fäEt  in 

1)  Ep.  241.    Ep.  137,  pag.  139. 

2)  Ep.  173. 

3)  Ep.  196. 


I 


104*  ©titter  ^Ibjd^nitt. 


ben  ^uni  1497  unb  md)i  ein  ^a1)x  f^äter.  fBit  fonnte  bieg  in 
:nea)Jo(itanif(^en  Briefen  fielen?  @in  anbereg  SSeif^iel  ift  Epistola  801, 
October  1524,  too  er  offenbar  ben  üteic^Stag  öon  1723  ftatt  ben  üon  1724 
befc^reibt.    @r  nennt  ben  Segaten  6f|ieregati,  ber  1523  angegen  toar. 

gaffen  mix  biefe  Siinge  äufammen:  ber  S}erfaffer  beinahe  ein 
^^Propl^et,  —  1)o^e  ^erfonen  toegroerfenb  be^anbelt,  —  genaneS  3^* 
fammengreifen  beö  an  SSerfd^iebene  ©eric^teten,  —  enbli(^  ^erle^ung 
ber  3^itfolge,  fo  muffen  tt)ir  geftel^en,  ba^  biefe  SSriefe  nnmöglid^ 
bamalö,  unmöglidö  fo  gefc^rieben  fein  lönuen,  njo  unb  mie  fie  öe= 
f (^rieben  fein  tooEen. 

^nbe^  ift  ^inn)ieberunt  nic^t  ^u  leugnen,  ba^  t)iele  t)on  i:§nen 
eben  er^^altene,  fiebere,  gute  5Zad§rid§ten  mitt^eilen,  bie  aEe  t)on  ber* 
felben  §anb  finb.  3JieEeic§t  barf  man  annel^men,  ber  S5erfaffer  "i^aht 
einmal  eine  bebeutenbe  (Sammlung  feiner  toa^ren  ^Briefe  pr  tg)erau3= 
gäbe  ju  orbnen  gebälgt;  ba  fei  i^m  manche  ßüde,  mand§e§  Uu= 
^jaffenbe  aufgeflogen;  er  ^abe  jene  ergän5t,  biefeS  öern)if(^t  unb  fo 
ein  ©anjeg  gebilbet.  greilid)  ift  e§  nun  für  bie  ßefer  fd^toer,  hk 
eisten,  n^a^^r^^aft  glaubtoürbigen  tion  ben  erbic^teten  au^aufd^eibcn. 
2)iefe  finb  o^ne  Stoeifel  t)on  5lnfang,  jene  gegen  ba§  @nbe  bie  ]§äu» 
figften.  @r  aber  l^atte  nic^t  aEein  (l))ifteln,  fonbern  ein  opus  episto- 
larum  gefertigt. 


3Son  ben  lateiniji^en  ®efd§i(^tf(^xeil6exn  8)3anten§. 

S)ie  daffifd^e  SSilbung  :pflan3te  fi(^  burc§  Staliener,  n)eld§e  in 
©^anien  ©d^ulen  anlegten,  burd§  ©planier,  meldie,  öon  befonberen 
©ti^ienbien  unterftü^t,  italienifd^e  ©d^ulen,  ettoa  33ologna,  befud§ten, 
unb  auf  anbere  äBeife  fd^neE  au§  Italien  nac^  (5|)anien  fort.  5Jl  a  = 
tineuä  6iculu§,  5lntoniug  ^tebriff enfi§,  5llt)ar  @0' 
nieä,  ©e:pult)eba  :§aben  unter  il^rem  ©influffe  @efd^id)ten  unferer 
3eit  befd^rieben. 

^arineug  ©iculuS 

öerfafete  21  SSüd^er  de  rebus  memorabilibus  Hispaniae^).  S)ie  fünf 
erften  finb  aEerbingS  blo§  getoiffen  geogra|)l)if(^en,  bie  fe(i)§  folgenben 
bagegen  l^iftorifd^en  9Jler!tt)ürbig!eiten  gettjibmet.    §ier  finbet  fid§  tüenig 

1)  Hispaniae  illustratae  scriptores  varii.  Opera  doctorum  hominum. 
Francf.  1603.  I,  286. 


I 


©panifd^c  ©cfd^id^tjd^r eiber.  *|05 

x.c]en§tt)ert^e§,  ^oä)  ba§  elfte  S3u(^,  tüo  man  t)ou  5llfonfo  I.  untemc^tet 
^11  toetben  l^offen  foEte,  enif)ait  nichts,  aU  einige  kleben,  bie  bet  9e= 
lehrte  ^öntQ  ge^fialten  l)abe:  „nnn  ntöt^e  ein  anbetet  ^ütft  tiot  91eib 
]6Ia§  tt)etben  obet  ät)nlid§e  S)tn9e  t)etfuc§en." 

3fn  bem  jtüölften  35uc§  toitb  ^atineug  uttobüc^et.  UeBet  ben 
Ätteg  SfO^annS  Don  ^tagon,  tüeld^en  tt  l§iet  fc^ilbett,  l^atte  t§m  f5fet= 
binanb  ber  ^at^olifiiie  bie  8d§ttften  ^onaatg  be  5ltitla  unb  3^of)ann 
Ütod^ebettinS,  ätoetet  Glittet,  bie  batan  %^txl  genommen,  in  bie  ^anb  ge= 
geBen.  @t  felbft  |agt,  et  t)aT6e  ftd§  Begnügt,  biefe  enttoebet  bem  ©inn 
obet  ben  Söotten  nad§  latetnifc§  p  mad^en.  ^un  !ann  man  in  gc= 
»iffet  .g)infi(^t  an  biefet  35etftc^etung  ameifeln.  @§  fc§eint  unmögüd^, 
ba§  Ätieg§männet  fo  lange  ^eben,  mie  tt)it  I)iet  finben,  eine§  S5atetg 
an  feinen  6o^n,  eineg  Äönig§  an  geh)iffe  ÖJefanbte,  biefet  (Sefanbten 
an  ben  Äönig,  au^gefonnen  ^aBen.  2)ie§  finb  inbe^  Blog  tl^etotifcfje 
Sln^fc^mücfungen  be§  SSeatBeitetg.  ^n  bet  ßJefd^id^te  felBft  Befrf)tän!t 
et  fi4  fo  feilt  auf  feine  militätif(^en  OueEen,  ba^  man  üBet  bie 
innetn  S5etl§ältniffe  bet  bamaligen  fpanifd^en  .g)öfe,  üon  benen  OTe§ 
aB^ängt,  Bei  il^m  fo  gnt  al§  nid^tg  etfäT^tt. 

(Snblid§  mit '^  bem  18.  SSud^e  Beginnt  bie  ÖJefd§i(^te  f^etbinanbg 
beö  Äat^olifd^en.  §iet  !ommt  5^atineu§  nic^t  übet  bie  ©toBetnng 
öon  @tanaba  ^inauS.  Sn  bet  ©d^ilbetung  bet  5tugenben  feiner 
i^ütften,  i:§tet  @ete(f)tig!eit,  gteigeBigfeit,  (SJnabe  unb  ©tätfe,  in  bet 
©tjä^Iung  felBft  ift  et  gtoat  ein  ßoBtebnet,  aBet  ein  untettid^tetet, 
unb  tDeld^et  miebet  untettid^tet. 

^lod§  ftnbet  fid§  ein  Sln^ang  öon  ben  .^aifetn,  meli^e  öon  ©pa= 
nien  getoefen,  unb  e§  ift  offenBat,  ba§  ^ietmit  bet  UeBetgang  p 
.^atl  V.  gefud§t  micb;  et  ift  aBet  t)on  feinet  ^Bebeutung. 

^aeftto   5lntonio   be    5^eBtifa 

l)atte  felBft  in  SSologna  ftubitt.  Seine  ^efaben^)  Betteffen  bie  Z^aten 
bet  !at^olifd§en  Könige;  bod§  gelten  fie  nod§  nid^t  einmal  Bio  ^um 
(Snbe  be§  gtanabifd^en  Ätiegeg.  @t  ^at,  n)ie  man  betfid^ett,  ^etnanbo 
be  ^ulgat  nid§t  minbet  Benu|t,  al§  5!)latineu§  feine  Beiben  Glittet, 
©(^on  menn  et  fein  SBu(^  mit  einet  ©töttetung  etöffnet,  oB  ©lifaBetl^ 
im  ßatein  ^faBeEa,  @lifa  BeEa  obet  @lifaBe  ju  fd^teiBen  fei,  l^ietauf 
Wenn  et  feinen  S5itgil  immet  tniebet  einmifd^t,  5.  33.:  „callidus  seu 
versare  dolos   seu   certae   occumbere  morti;    strenuissimus  quisque 

1)  Aelii  Antonii  Nebrissensis  rerum  a  Ferdinaudo  V  et  Elisabe 
gestarum  decades  II.  Hisp.  illustr.  I,  786. 


106*  3)ntter  Slbjd^nitt. 


et  bello  vivida  virtus;  non  magis  movetur,  quam  si  dura  silex 
aut  stet  Marbesia  cautes"  (p.  820,  837) ,  bann,  toenn  er  beim  ^lobe 
$ed§eco'§,  ber  fterbenb  an  bie  Uebergabe  Zxvl^xüo'^  badete,  ftd§  nid^t 
begnügt,  an  ben  Xo\>  beg  @bantinonba§  mit  einem  Söorte  ju  erinnern, 
obwohl  nid§t  einmal  eine  Erinnerung  Raffen  n)ürbe,  fonbern  biefen 
%oh  er^äl^lt,  bemer!t  man  mol^l,  ba^  man  mit  einem  eingetonnten 
^^l^ilologen  5u  tfjun  l§at.  ®leid§  auf  bem  2:ite(  nennt  er  fic^  aud^ : 
,.Ex  Rhetore  et  Grammatico  Historiographus. "  ^flun  reifte  il^n  bag 
S3eifbiel  ber  5llten  oT^ne  S^^eifel  nid^t  tnenig,  hieben  einjufled^ten.  S)a 
fid^  jebodö  nid^t  bie  geiingfte  @elegen]§eit  ju  einer  ©emegorie  fanb, 
lieg  er  Einzelne  ju  ©injelnen  reben,  ben  Er^bifd^of  bon  Solebo,  ben 
franaöfifc^en  ßarbinal  3U  Sfabella,  5lnbrea  be  ßabrera  ju  §einrid^  IV.; 
er  lieg  Sfabella  felbft  anttoorten,  unb  alle  biefe  hieben  bilbete  er 
bem  ^ange  ber  £)emegorie  nad§.  <g)iebei  ift  gu  bemer!en,  bag  eine  5Irt 
^ebe  in  ber  ^latur  ber  bamaligen  S)inge  aEerbing§  bor!am.  @ö  tcar 
bie  S3eid§trebe  be§  53eid§t!inbe§  unb  be§  S3eid^tt)ater§.  :^n  ber  %^at 
erinnern  bie  Sieben  5lntonio'§  mit  i^rer  Ermahnung  unb  mit  i'^rem 
Srofte  nid§t  feiten  an  biefe.  ;Snbem  er  auf  bem  Söege  ber  eilten  ju 
gelten  badete,  begegnete  i^m,  bag  er  ba§  aEereigentpmlid^fte  Snftitut 
ber  neueren  Seit  unb  ber  neueren  üleligion  barftettte. 

S)ie  5iad§rid^ten  an  fid^  finb  fe^r  gut;  aber  man  ]^ä(t  fie,  toie 
gefagt,  nur  für  eine  Ueberfelung  §emanbo'§  be  ^ulgar.  Originaler 
ift  ?lntoniu§  in  ben  beiben  fleinen  5Büd§ern:  „de  bello  Navarriensi'-. 
greimüt^igfeit  ift  inbeg  aud^  l^ier  feine  S^ugenb  nidfit. 

5llbar  ©omej   ßaftro   be  Solebo 

]^at  fbäter,  aber  in  bemfelben  @eift  unb  au§  ben  S3üd§ern  berfelben 
Seit  ba§  ßeben  be§  6arbinal§  Ximeneg  gefd^rieben  ^). 

©eine  bnito'toöift^ß  5}lanier  ^eigt  fid^  befonber§  in  ben  Ortö= 
befd§rei6ungen.  2öo  er  ^]§ili|):|)§  I.  ?ln!unft  in  ßorunna  ertüä^nt 
(p.  985),  begnügt  er  fid§  nid§t,  ba§  ^Jiärd^en  bon  ber  äöarte  be§ 
^er!ule§  au  er^äl^len;  „optima  fide",  fbrid)t  er,  „tnoEe  er  l^ier  gleid§ 
bie  alte  3>nfd^rift  ber  Söarte  liefern",  unb  liefert  fie,  ©ie  jeigt  fid^ 
femer,  menn  er  bie  ©raä^lungen  be§  ^etm^  ^artl^r,  fo  5U  fagen, 
amblificirt.  SBenn  M  biefem,  ep.  313,  ^:^ilib^3  fbti(i)t :  „Vae  misero 
mihi!  quis  in  hanc  me  coniecit  aerumnam,  ut  sub  magni  Regis^ 
nomine  meis  desint  ad  victum  necessaria ,   quibus ,    Flandrii  solum 

1)  De  rebus  gest.  a  Francisco  Ximenio  Cisnerio  libri  VIII,  autore 
Alvaro  Gomecio.    Hisp.  illustr.  studio  Sambuci  I,  927. 


©pQtiiid^e  ®efd)td)tjti^teiber.  *107 

comes,  divitias  opesque  ad  cultum,  ad  copiam,  ad  elegantiam  im- 
pertiebar",  äöorte,  bie  an  fid^  md§t  fe:^r  einfach  lauten,  (äfet  er 
benfelben  ^l§ili|)|)  fo  reben:  „Quis  me  in  has  coniecit  miserias  et 
specioso  magni  regis  nomine  gravatum  in  hanc  rerum  inopiam  per- 
traxit?  Mene  vel  meis  stipatoribus  et  ministris,  quos  spe  prae- 
niiorum  illectos  vix  a  Belgis  revelli,  annua  stipendia  persolvere 
non  posse?  Quibus  haereditariae  tantum  ditionis  praesidio  meae 
abunde  satisfaciebam ,  et  regifico  sumtu  meam  et  uxoris  familiam 
exhibebam."  SSetrad^tet  man  nun,  ba§  äutoetten  fein  gan^eg  @efd)äTt 
fd^eint,  au§  ben  Briefen  ^etru§  5Jlartl)r§  aufammenl^ängenbe  ^^ä^= 
lungen  ^u  matten,  5.  SS.  tnie  ;3f0^anna  bie  ^bgeorbneten  ber  ©ro^en 
äurüüEtoeift,  me  ber  Srief  eine§  geroiffen  ßont^illo  il^rem  (Sema^l  in 
hu  §änbe  fäEt  (p.  981,  p.  1002),  fo  foEte  man  ni(f)t  öiel  t)on  il^m 
ernjarten.  5£)ann  tnürbe  man  inbe^  irren,  ©eine  f^or^djung  ift  ]e^x 
fleißig,  jeine  (5infidf)t  fel)r  gut.  (5r  ^atte  bie  ^Innalen  ^.arabajat^,  ben 
©onjal  bon  Obiebo,  hie  Ur!unben,  njetd^e  fid§  bei  ber  <g)aupt!ird^e  5U 
STolebo,  in  Plicata,  in  ber  Kammer  Äönig  ^^ilip^g  II.  fanben,  er 
l^atte  unter  feinen  SSriefen  einige  bon  f^erbinanb  unb  einige  bon  Xi= 
mene§  felbft^).  ^u^erbem  fcf)ö|)}te  er  au§  ben  ©ef^räd^en  S)iego 
5liala^§,  tneld^en  er  ben  ge^eimften  unb  getreueften  S)iener  be§  .^i= 
mene§  nennt,  tolebanifd^er  ^txxm,  toeld^e  al§  S^ünglinge  erlebt  l^atten, 
tt)a§  er  befd^reiben  tnoEte,  ßo^^e^  6ond^iEo'§,  6a§par  Qniroga'^ -). 
^ierburd^  ^at  fein  Söer!  eine  ur!unblid§e,  originale  ^eftalt  be!om= 
men;  e§  ift  bie  ©runblage  aller  fpäteren  ©d^riften  über  36imene§ 
geworben. 

3uan   ^ine§  be   Seipulbeba 

toar  ber  lateinifd^en  ©^rad§e  unb  ber  antÜen  S)arfteEung  mäd^tiger 
al§  aEe  biefe.  6r  ift  im  ßoEegium  ju  ^Bologna  er3ogen;  bie  Ueber= 
arbeitung  einer  fd^led^t  gefd^riebenen  ßeben§befd§reibung  tjou  S^o^ann 
©araon  in  gute§  ßatein  toar  fein  erfte§  2Ber!.  Söir  laffen  T^ier  feine 
Iird^lid^=|)olitifd^en  ©d^riften  tniber  ßutl^er,  tt)iber  §einrid^§  VIII.  Ueber= 
tritt,  feine  beiben  S)e*mo!rate§,  feinen  6treit  für  ba§  Ärieg§red^t  gegen 
bie  Snbianer  in  5lmeri!a  bei  Seite;  befonberg  ge^en  ung  feine  30 
SBüd^er  de  rebus  gestis  Caroli  quinti,  Imperatoris  et  Regis  Hispa- 
niarum  an.  S5om  Sa^^re  1536,  mo  il)n  ^arl  äu  feinem  §iftorio= 
öra))l)en  mad^te,  bi§  1563  tvax  er  bor  aEem  mit  biefen  befd^äftigt. 

1)  1082,  1084,  1060,  1008. 

2)  980,  988,  993. 


108*  2^tttter  5lbjd^nitt. 


2)a  er  nun  in  Stauen  lebte,  folaiiöe  bic  tüid^ttöfteu  ^xu^e  ba= 
felbft  geführt  tourben,  ha  er  ^ierauj  in  ©ganten  bie  beften  S^^ac^rtc^ten 
au§  bem  ^nnbe  ber  X^eilne^mer  erfahren  fonnte,  joHte  man  i^n  für 
burdf)  unb  burc^  urfunblid^  galten.  @r  belennt  inbe§  felbft,  er  'i)aht 
Sot)iu§,  ©leibannö,  C^a^ella,  5lt)i(a,  (Salajar  unb  5lnbere  Benu^t.  S3on 
deinem  ift  eg  fo  auffaEenb,  tote  öon  ^apcUa.  2)ie  ganje  ^efd^id^te 
t)on  1521  unb  1522,  bie  ©c^Iac^t  bei  SSicocca ,  -bie  Eroberung  t)on 
Öenua,  ber  S3unb  be§  Äönig§  S^'^ns  na(^  feiner  ^Befreiung  öon  5!)la= 
brib,  ber  3^9  ©t.  ^aul§,  aUe§  bieg  ift  bei  i^m  faft  nur  ein  ßjcer^st 
aug  ©aleaajo ;  unb  er  fdieint  i^in  biefelbc  SSemütjung  getoibmet  ju 
l)aben,  bie  er  äutjor  bem  @aräon  gemibmet  fiatte.  ^]i  er  fc^on  in 
biefen^efd^ic^ten,  bei  ber  ©(filac^t  öon  $at)ia,  bei  ber  S^erfd^roörung 
^Jlorone'ö,  bei  ber  Belagerung  t)on  ^^eapel  eigent^ümlic§er ,  fo  !)aben 
\^n  in  ben  f|)äteren  bie  ^itt^eilungen  ber  ,^rieg§=  unb  Staatsmänner, 
ja  ÄarlS  V.  fetbft ,  tnit  melc^em  er  3.  35.  über  bie  ^^nfid^ten  feiner 
Statine  bei  ber  Uti\t  nad)  ^^iigue§  mortem,  über  bie  ßorte§  tjon  1538 
gerebet  l^at,  no(^  beffer  unterrict)tet  unb  mirHic^  urfunbüd)  gemacht  ^). 

@g  fragt  fic§,  ob  ber  §iftoriogra|)§  eine  getoiffe  Unparteilidjfeit 
belj)au)jtet  ^dbc.  Söenigftenö  er^äl^lt  er  ben  ^ufftanb  be§  ^abiEa 
5tt3ar  tti(^t  int  8inne  ber  ßomunibaben,  aber  !eine§meg§  int  !önig= 
lid)en,  unb  er  fagt  bod):  »regna  non  ad  regum  utilitatem,  sed  ad 
subiectorum  populorum  felicitatem  et  commoditatem  instituta  esse", 
^ie  Unterne^ntung  be^  ^a^jfteg  (5lemen§  miber  i^torenj  mit  ber  .gülfe 
feinet  Jperrn  fd)eint  it)m  ein  exemplum  crudele  et  inhumanum^). 
3ft  er  für  gemanben  eingenommen,  fo  ift  er  e§  für  aEe  ©|)anier.  @r 
lobt  an  i^nen  eine  gute  unb  gro^e  5^atur  nac^  bem  ©tege,  streue 
t)or  aEen  SSöÜern,  felbft  hu  S3e!^enbig!eit  bei  ber  ^lünberung  toon 
ülom^). 

@§  fragt  ftd^  ferner,  toie  feine  ^lac^a^mung  ber  eilten  befd^affen 
fei.  Bit  äeigt  fid^  im  ©inäelnen,  in  ber  l)äufigen  SBieberT^olung  ber= 
felben  <g)au|)tn)örter  beim  9tetatiö,  in  ben  5lmbacten,  bie  er  in  $ari§ 
finbet,  in  fold^en  äöenbungen :  quid  fieri  velit,  ostendit,  —  ex  vin- 
culis  causam  dicere,  —  cognovit  ea  quo  animo  dicerentur,  —  nihil 
publice  factum  esse  consilio,  ft)a§  aEe§  bem  Säfar  abgefe^en 
ift*).  ©ie  3eigt  \xä)  felbft  in  ganzen  SSüd^ern,  unb  menn  er  ba§ 
ättjölfte  ber  ^roberitng  be§  einzelnen  .J)aufe§  @oletta  mibmet,  fo  fd^eint 

1)  17,  26.    18,  18.    30,  31,  32. 

2)  30,  29.    9,  23. 

3)  5,  23,  85  f. 

4)  6,  24.    19,  8.    20,  24.    21,  19. 


Spanijcl^c  ©elt^id^tjc^teibcr.  *109 

bie  @rää§(ung  ben  Äämpfen  ber  Otömer  gegen  bie  ajrifanifc^en  SSqi» 
baren,  mt  mx  fie  im  gäjar,  im  J^ibiuS  unb  SaEnft  finben,  mit  einem 
gemiffen  SBetteifer  nad^gebilbet.  6ie  seigt  fid) ,  aber  nii^t  t)inbemb 
tüie  bei  anbern,  fonbern  in  ber  X^at  belebenb,  bnri^  ba§  gan^e  äöerf. 
®ic  £)arfteEung  übergebt  S5iele§;  aber  njag  fie  berichtet,  erjäfilt  fie 
genan.     hierin  ift  fie  einfad^,  anfc^aulic^  unb  Reiter. 

äöa§  bei  ^^iftorifc^en  2ßer!en  fo  feiten  mögüd^  ift,  man  fann  ba§ 
S3uc^  au  geiftiger  ©rfrifc^ung  in  bie  .^anb  ne^^men.  (5§  ift  üieEei(f)t 
aud^  ein  ^rrtt)um,  menn  man  gegenwärtig  bie  fi^öne  S)arfteEung  an 
t>k  nenern  ©^rai^en,  mie,  tüenn  man  fie  einft  an  bie  a(ten  gebunben 
glaubte. 


II. 

aSon  ben  ®ef(^td^tf(^rei6etn  Spanieng  in 
f^anipet  ©^Dtac^e. 

3urita. 

Unter  aEen  ^ü(^ern,  bie  i(^  über  neuere  ©efd^id^te  getefen,  §at 
mir  @eront)mo  3^1^'^^^^^  Historia  del  rey  Don  Hernando  el  Catho- 
lico,  tioEenbet  im  3a!)re  1579,  bie  mei^e  ^ele^rmig^^^ema^rt. 

3tüar  !ann  ic^  mit  benen  nit^t  übereinftimmen,  bie  S^xita  eine 
8tcEe  in  ber  fi^önen  Literatur  geben,  neben  i^m  an  ßibiug  erinnern, 
ober  bie  Einlage  ju  einem  ^acd^iabeE  in  i^m  ertennen  moEen ;  t)iel= 
me^r  t|at  er  bie  ganje  fpanifciie  SCßeitläufigfeit.  S3ei  jebem  5pun!t 
fie^t  er  fid)  bormärtg  unb  rücfmärt^  um;  n)a§  er  erbürft,  überlegt 
unb  berfnüpft  er.  S)ie§  mürbe  nic^t  fo  fe!)r  ftören,  menn  nur  bie 
^Begebenheiten  nad)  einem  inneren  S5erl)ältni6  georbnet  mären,  ^ber 
fie  folgen  einanber,  tüie  50^onat  unb  3:ag.  5lu(^  bie§  mürbe  angelten, 
mofern  bie  ber-fd^iebenen  Öegenftänbe  nur  fd^arf  au^einanberträten. 
5lbcr  fie  ftnb  burd§  5D^itten  unb  Uebergänge  berbunben,  unb  biel  erft 
ift  ma^r^aft  ermübenb.  5lu§  biefen  atrei  Folianten  ift  fein  S}er» 
gnügen  au  fi^ijpfen,  al§  melü^^äug  ber  ^Me^rüng' gefc^blp^t  mirbT'j' 

2)iefeg  3öer!  ift  gänalic^  au§  ben  S3eri(^ten  ber  ©efanbten',  ber 
gelbl)erren,  ber  5l^eilne^mer  entf^jrungen.  @§  ift  burd)au§  urfunblid^ 
unb  ^at  bie  (iilaubmürbigfeit  be§  2)iplomg.  ©eine  9latur  unb  i^affung^= 
toeife  i^\^^n  fic^  unter  anbern  an  folgenbem  ißeifbiel.  ^m  fjfebruar 
1503  lagen  bie  ©^)anier  in  SSarletta  unb  litten  oft  ^langel.  3urita 
eraäl)lt  eg  auerft  im  12.  Gapitel  be§  5.  S3ud)eg,  col.  4:  „3m  Februar 


110*  2)tittcr  3lb^d£)nttt.  m 

fei  großer  junger  in  Sarletta  getnefen;  enblicC)  ^abt  ba§  (betreibe 
eine§  öene^ianifd^en  @d§iffe§,  ba§  narf)  ^larent  getüoEt,  für  ben  ganzen 
gebruar  (para  todo  Hebrero)  ausgeholfen/'  @r  erjäl^lt  baüon  toeitet 
im  15.  ßa^itel,  col.  5:  „am  25.  gebruar  "ifdbt  man  nic^t  mei)x  aU 
nod§  3  Darren  Srob  für  S5arletta  unb  ^nbria  gehabt,  nnb  ©on^at 
l§abe  lieber  ben  ^tob  in  ber  ©(^lad^t  fuc^en,  al§  i^n  burd^  »&unger 
erleiben  tt)oEen;  aber  gerabe  fei  ein  ficilianifd^eS  ÖJetreibefd^iff  an= 
gefommen,  unb  er  ^ab^  feinen  @ntf(^lu§  aufgegeben."  5lun  märe 
biefe  Trennung  jmeier  etnanber  fo  na^er  S5egebenl)eiten  jmar  auf= 
faEenb;  aber  bie§  fd^einen  jmei  öerfc^iebene  (Sd§iffe  unb  ba§  jtoeite 
ange!ommen  ju  fein,  aU  ber  Sl^oiTat;^  be§  erften  aufge^elirt  toar. 
3öte  aber  meiter?  5la(^  5  langen  ßa^iteln,  cap.  20,  col.  3,  erjä^lt 
er  öon  berfelben  'Baä)t  noc^  einmal:  „ba§  ^Jleer  fei  ftürmifc^  ge= 
mefen  unb  U^  3U  @nbe  gebruarS  au§  (Sicilien  nid^tS  ^u  leben  an= 
gelommen ;  man  T^abe  für  SSaiietta  unb  5lnbria  nid^t§  al§  jtoei  Saften 
3tüiebacE  unb  22  Saften  äÖeijen  gehabt;  7  Crtfc^aften  feien  eingefommen, 
fid^  an  bie  granjofen  ergeben  ju  bürfen;  unb  @on3al,  bem  nidjtö 
übrig  geblieben,  al§  ©ieg  ober  2:ob,  l§abe  fic^  entfd^ieben,  auf  6eri= 
gnola  3U  faEen.  Slber  gerabe  ben  anbern  Sag  nad^  biefem  (Sntfd£)luffe 
fei  ein  Söei^enfd^iff  auS  S5enebig  in  ^trani,  unb  hierauf  fogleid§  feien 
jtoei  anbere  au§  ©icilien  unb  l^ierauf  nod^  brei  mit  6000  (SalmaS 
betreibe  in  ^arletta  angelangt ;  alfo  ^abe  Öon^al  feinen  5lu§5ug  t)er= 
f droben."  —  9lun  fe^en  mir,  ba§  aud^  ber  erfte  unb  ber  jmeite  ^erid^t 
nid^t  übereinftimmen,  unb  baS  benejianifd^e  8d^iff  mu§  fo  gut  tt)ie 
bie  ficilianifd^en  um  ben  25.  ange!ommen  fein.  SGßir  er!ennen,  bafe 
3uiita  brei  ^erid^te  tjon  berfelben  ^aäje  t)or  klugen  Tratte,  ben  einen 
t)ieEeid§t  t)on  ©eiten  ber  öene^ianifd^en,  einen  anbern  t»on  ben  ficilifd^en 
Äauffa'^rem,  ben  britten  öon  ©on^al  felbft.  2Ber  foEte  bie  beiben 
anbern  nid^t  toeggelaffen  l§aben?  (Sr  aber  t^eilt  fie  aEe  brei  in  il^n 
^uSbe^nung  mit,  einen  jeben  an  einer  befonberen  ©teEe,  o^ne  xf) 
3ufammen]^ange§  3u  gebenfen. 

©0  ift  bie§  Söer!  öerfa^t.  S)ie§  ift  nid^t  ber  einzige  fyaE 
^nfunft  $:§ili|)|)g  I.  in  St)on  gebenft  er  im  15.  5Bud§  im  10.  .^a|)itel 
3um  ei*ften,  bann  nod^  einmal ,  bod^  mit  einiger  SJerfd^ieben^eit , '  im 
26.  ^a^itel.  S)ie  ^lubiena  5luguftin§  unb  (SJraEa^§  bei  Submig  XII. 
ermähnt  er  jtoeimal  au§fü]§rlid^  unb  nid^t  ganj  übereinftimmenb, 
XV,  cap.  79  unb  cap.  82.  3n  bem  6.  fo  gut  ttjie  im  7.  ^apM 
beg  8:  ^ud§e§  erjöl^lt  er  benfelben  Uebertxitt  S5iEena'§  jn  ^önig  ger= 
binanb.  ör  brad^te  feine  ^erid)te  nur  in  3wf<^inmenl)ang ;  bie  bun 
gelienbe  ^in^eit  fel^lt  biefer  ©d^rift. 


1 


©panijc^e  @cHid)tfc^teiber.  *jj| 

^Jiun  ^at  Qmxia  feine  ^tac§ri(i)tm  üerarbeitet ,  o^ne  auf  anbere 
©ef^ic^tfd^teiber  Befonbere  9türffic^t  au  nel^men.  gr  gcbcnft  roo^l 
äutpeilen  @utcctatbint'§,  SSembo'g,  ßorio'g;  aber  man  tnirb  fic  feiten 
t)on  i^m  benu^t  finben.  5lEau^äuftg  tüibetf^jrec^en  feine  Urfunben 
ben  ^erfömmüd^en  C^Taä^tunQcn ;  er  t§ut  tDo:^(  baran,  bafe  er  feine 
3lu§fö:^nung  berfuc^t,  fonbent  bei  bem  ©einen  bleibt.  Selbft  tra^ 
i:^m  fe^r  gut  ^a^t  —  ic^  toiE  nur  bte  ^a($ric^ten  in  6omine§  bon  ber 
2:rauer  alter  ©panier  bei  bem  2;obe  be§  principe  ^uan.  anführen  — , 
tü^t  er  tüeg.  3lber  feinen  Urfunben  ift  er  fo  getreu,  ha^  er  felbft 
ba§  Unglcic^artigfte  aufammentüirft,  ha^  er  mitten  in  hk  tüic^tigftcn 
(S)efd)i($ten  bon  f^ranfreid^,  ©Manien,  fylanbern  unb  Italien  auc^  ettüag 
bom  ©^to§  ^eliEa  einflij^t,  ba^  er  fogar,  toie  man  beim  5lbbru(f 
un(eferli(^er  3)iplome  3u  t^un  pflegt,  fünfte  ftatt  9Umen  fe^t  unb 
fagt:  „Don  Joan  de  (:::)  (:::)  y  Don  Luys  de  Cordova."  Unb 
biefe  Urfunben  ftnb  fo  gut,  ba§  fie  oft  bie  beutf(^c,  fran^öfifd^e,  eng= 
lif^e  6efi^ic|te  biefer  :ß^\t,  felbft  ba§  innere,  auc^  fotoeit  e§  nic^t 
unmittelbar  bie  allgemeineren  33erpltniffe  betraf ,  überrafd^enb  er= 
läutern. 

^a§  ift  ba§  ßob  biefer  (5)efc^ic^te ;  burd^  biefe  Urfunbli^feit 
fc^üe^t  fie  neue  unb  toalire  5lnfic§ten  auf.  ^a^  ber  (Befinnung  be§ 
(Befc^ic^tfcliretberg  muB  man  aber  ni(^t  forfc^en.  5lic^t  al§  ob  fie 
unli)bli(^  toäre,  bielme^r  toeil  fie  nur  nicl)t  ^eröortritt.  S)a^  einzige, 
tnag  mir  bemerfenStoert^  gef(^ienen,  ift  feine  ^leigung  jur  abfolutcn 
^Plonardiie.  @r  ermäl)nt  mit  großem  ßobe,  ha%  \xä)  ^acoh  IV.  üon 
(Sc^ottlanb  unb  ^o§ann  II.  bon  ^^ortugal  unumfc^ränfte  ^acCjt  ber= 
fd^afft;  f^'erbinanb§  <£)anblungen  entfdl)ulbigt  er  alte  mit  ben  Um= 
ftänben ;  bie  Einwürfe  toiber  bie  SJerjagung  ber  ^uben  f(^lägt  er  mit 
ber  SSctrad^tung  nieber,  ba§  bie  reifliche  Ueberlegung  be§  ,^önig§  ba§ 
33efte  gemä^lt  i^aben  toerbe;  er  biEigt,  ha%  bie  ^^abarrefen  caftilifcl)ed 
unb  nirf)t  aragonifd)e§  ^eä)t  befommen,  obtoo^l  er  felbft  ein  5lragone 
ift.  S)agegen  fd^ont  er  be^  ^apfte§  unb  ber  @eiftlic§en  nid^t.  S5on 
3llei-anber  fü:§rt  er  ©onaalg  Sßort,  „Kriege  toiber  bie  dürfen  unb 
tüiber  biefen  Sßa:bft  feien  gleid^  l)eilig",  mit  Bo^lgefaEen  an.  ^n  ben 
Unternehmungen  gegen  bie  Mauren  tabelt  er  auloeilen  ben  3Cimene8, 
bod^  nie  ben  ^önig.  S)em  36imene§  fdtireibt  er  weit  mel)r  ftrafbare 
5lbftd§ten  ju,  al§  bem  (Srabifd^of  bon  ©aragoffa ;  benn  biefer  toar  ja 
ein  natüiiid^er  ©o^n  be§  Äönigö.  S)ie§  finb  feine  Urt:§eile.  eine 
%^ai]ad)t  toirb  man  nie  entfteEt ,  berfd^önert  ober  äutü(fgel)atten 
finben. 


2)rittct  9lb|(^nitt. 


^  r  g  e  n  f  0  I  a.  -^^^| 

^en  Qnxiia  unternahm  ßeonarbo  be  ^rgenjola,  fömglid^ev  ßl^ronift 
für  Aragon,  fortjufe^en.  @r  Befanb  ftd^  md)t  gan^  im  gaEe  feinet 
S[Jorgänger§.  S)enn  fotange  f^erbinanb  lebte,  tüar  an  bem  §ofe  be§= 
felben  ein  ^Jlittel^unft  ber  europäifc^en  ^4^oliti!;  aber  nad^  beffen 
jlobe,  ba  eine  ^^itlang  Wehet  in  ßaftilien  nod^  in  5Iragon  §of  ge'^atten 
ttjarb  unb  bie  9lation  mit  inneren  Unrufien  Befc^äftigt  tüar,  toie  Ratten 
fic^  hie  »Pariere  in  ©panien  jufammenfinben  follen,  bie  t|inreid§enb 
geroefen  toären,  au§  i^nen  eine  attgemeinere  ^efc^id^te  ju  f(i)reiben? 
ßieft  man  nun,  ba^  ^Irgenfola  ben  ^itel  ber  früheren  35änbe  ber 
@efd§i(^ten  3iii^ita^§:  „Anales  de  Aragon",  mieber  aufgenommen,  fo 
jottte  man  glauben ,  er  ^abe  bieg  gefüllt  unb  fid^  befd^ränü.  3(ber 
tt)ie  reid^  mü^te  3lragon  an  Xijaten  fein,  tüenn  4  ;Sa'^re  feiner  @c= 
f(^i(5te,  1516—1520  (me^r  Begreift  ^rgenfola  nic§t) ,  biefe  1158 
f^oliofeiten  erfüllen  !önnten.  S^ielme'^r  "^at  Slrgenfola  caftilifd^e, 
ficitifd^e,  italienifd^e  ^efd^id^ten,  fammt  ben  S^erl^ältniffen  feinet  <&ofe§ 
3um  9teid§e,  ju  ben  granjofen,  ^u  ^Imerifa.  einbegriffen.  6ein  Söer! 
ift  el^er  eine  aEgemeine  (iiefc^id^te  bom  ©tanbpunft  eineg  ^ragonen 
au§,  aU  eine  aragonifd^e. 

Ueber  ßaftilien  ^at  er  öieEeid^t  au§  ben  papieren  ^llmajan^, 
ben  ^Ännalen  ^aratiajal^ ,  ben  ©riefen  (iJueüara'§,  bem  ßeben  be§ 
36imene§  burd^  ^llbar  ^omej,  bie  er  aEe  anfül^rt,  einiget  91eue  ju 
fd^öpfen  gehofft;  bie  erften  fonnten  xi)m.  menig  gemäl^ren,  benn  ^llmajan 
mar  f(^on  1514  geftorben;  bie  übrigen  finb  auc^  bon  anbern  benu^t 
toorben.  Ob  er  nun  gleich  ba§  Söer!  ©anboöalg,  feinet  3^ttgenoffen, 
über  Äarl  V.  '^eftig  tabelt :  „er  rebe  unfd^icflid^  tjon  einem  ber  größten 
Könige  ber  Söelt,  bon  bem  größten  33efd^ü^er  ber  Äird^e,  unb  er  t)er= 
geffe ,  ba^  er  bie  ^litra  trage"  ,  fo  ift  er  i'^m  boc^  in  ben  meiften 
2)ingen  treulich  nai^gefolgt.  3n  ben  @efd)ic^ten  bon  bem  5lufru^r 
ber  ßomunibaben  ^at  er  oft  toörtlid^  ha^  9lämlid^e;  er  nimmt  bie= 
felben  Urfunben  auf,  unb  nur  eine  einzige  ^ai  er,  bie  jenem  ent= 
gangen  ift.  .^äufig  unb  aud§  p.  1047  öerfud^t  er,  i^n  ^u  miber= 
legen:  „(Sanbobal  er^ä^le,  ^arl  fei  am  20.  ^tai  1520  öon  ßorunna 
abgereift,  unb  bod^  fei  eine  Urfunbe  öor^nben,  bie  '^^robifion  für 
3uan  Sanu^a,  unter,^eid^net  ßolonia,  b.  i.  Söln,  am  17.  ^ai,  morauS 
fid^  ergebe,  ba§  ^arl  biel  früher  abgereift."  ^ie§  fagt  er  l^ier;  aber 
fd)on  p.  1066  fü'^rt  er  eine  Snftruction  öon  ^lenboja  an,  batirt  ju 
SSrüffel  am  9.  September  1520 ,  meldte,  mie  man  fielet,  ber  üorigen 
toiberfpräd^e,  unb  l^at  babei  !ein  5lrg.    (S§  fragt  fic^,  mie  ßolonia  auf 


jener  Urfunbe  möglid^  fei.  9lun  mufe  man  toiffen,  bafe  (Sorunna  trüber 
^äufta  ^olonia  genannt  tpotben.  ^roiffart  ^at  überaE  Coulogne  en 
Galice  1);  ^affeto  rebet  t)on  einer  ©tabt  Cologna,  bie  einen  ^ofen 
l^abe,  unb  meint  gorunna^).  ^a,  gans  öon  biefer  3eit,  öom  29.  ^är^ 
1520,  ift  ein  S3rief  ßubtüig^  öon  ber  ^M^  an  Ulrid^  öon  2öürtem= 
Berg  übrig,  tüorin  e§  Ifieigt:  „^Jlein  .!perr  ift  Söilleng,  md)  Dftem 
k  la  Colonie  in  §afen  ju  jiel^en  unb  be§  guten  2Binbe§  ]u  toarten." 
§ier  !ann  nun  xüo^  !eiu  Stoeifel  fein,  ba§  auc^  jene  Urfunbe  öon 
dorunna  unb  nid§t  öon  6ö(n  fprid^t,  unb  ol^ne  3tüeifel  ^at  (&an= 
boöat  üted^t. 

^n  ber  ftcilianifd^eu  @efd§i(^te  fül^rt  5lrgenfo(a  l^ier  unb  ha  ben 
gaäeHuö ,  ober  tt)a§  er  Escritores  Sicilianos  nennt,  an ;  aber  njen 
er  uuu  aud^  anfül^re,  fo  ^at  er  feine  brei  ^a^itel  über  ©icitien,  ha^ 
5.,  35.,  61.,  boc§  ol^ne  f^rage  unb  faft  aEein  au§  ©iufeppe  SSuonfiglio 
ßoftauäo'g  historia  Siciliana.  S)iefe  ift,  bamit  ^liemanb  ^tüeifle, 
1603  unb  ^Ärgenfota  1630  ebirt. 

ßoftan^o  fagt  3.  f&.  p.  409 :  „Tutto  accettando  11  Panormitani, 
con  speranza,  che  pel  mezzo  dl  questa  prima  obbedienza  venissero 
a  placare  11  re  e  ottenere  11  perdono."  5(rgenfo(a  öeränbert  nur 
bie  33ürger  in  i^re  @tabt  unb  fi^reibt  p.  313:  „Palermo  lo  acceptö 
sin  replica,  pareclendole  que  por  merltos  de  aquella  primera  obe- 
diencia  facilltarla  11  perdon."  ;3^ener  lieber:  „Fatto  questo  chiamö 
II  marchesl  dl  Gheracl  et  Llcodia  a'quall  diede  le  lettere  reali 
11  cul  tenore  era,  che  fra  ottl  glornl  sl  dovessero  conferlre  In 
Napoll  dlnanzl  al  vlcere  Don  Kamondo  dl  Cardona.  Dlede  a 
tuttl  che  dubltare  11  sl  fatto  procedere  del  vlcere,  ed  era  cibo  dl 
questo  tlmore  la  lunga  dlmora  de'  conti  chlamatl,  e  rltenutl  nella 
Corte  reale,  perclocche  sl  era  sparsa  la  voce,  come  erano  fatti 
statl  morlre  0  che  erano  dlstrettl  In  oscurlsslma  prlglone."  2) er 
©planier  fagt  gan^  baffelbe:  „Llamö  al  marques  de  Guirachl  y 
mandava,  que  en  termlno  de  ochos  dias  se  presentasen  en  Xa- 
poles  ante  el  vlrrey  Don  Ramon  dl  Cardona.  Causö  esto  manda- 
mlento  temor  y  varlos  discursos  en  el  reyno  y  mas  juntandole 
con  la  tardanga  de  los  condes  que  quedavan  en  Flandes  los  quales 
corrlö  voz  ojie  en  estrechos  carceles  y  despues  se  dlxo ,  que 
muertos  a  hÄro".  @ö  ift  bieg  ein  ööEigeg  Ueberfe^en,  unb  fo  finb 
5lrgenfoIa'g  ficilianifd^e  @efd)ic^ten  abgefaßt. 

1)  3.  ^.  p.  137,  ed.  öon  1530. 

2)  Glornale  297. 


I 


114*  2)rtttcr  3lbjc^nttt. 

^n  ben  itaUenif(^en  @ef(ä)td§ten  ift  er  burc^au^  ermübenb.  3^<^^* 
;3iOt)m§  unb  ^utcciQrbint  ^at  er  fie  nic^t  gerabep,  aber  öieEeii^t  au§ 
irgenb  einem  (5|)äteren;  ^eue§  finbet  fid§  gar  nic^t,  e§  müßten  benn 
bie  ^rrtpmer  fein,    i^c^  mac^e  nur  auf  feine  S)arftettung  t)on  ßeo'§ 
Sarbinalttja^l  (p.  281)  aufmerifam. 

^n  ben  fran^öfifc^en  Sßer^ältniffen  ift  er  nod§  übler  unterrid^t 
unb  er  tüeig  (p.  278)  t)on  einem  gett)tffen  ^^ran^,  beffen  ©o^n  f^ranj  L, 
S)au|)^in,  1517  geboren,  tüelc^er  .^önig  geworben. 

S)o(^  erft  in  ben  beutfc^en!  @r  ift  ijon  ben  5lu§toärtigen  faft 
ber  einzige  ©d^riftfteEer ,  ber  ben  ^aifer  ^ajimilian  lobt,  ^nbe^ 
t^ut  er  e§  nidjt  au§  befferer  @inftc§t:  feine  ÖueEe  ift  ßu§^inian.  ^ber 
mag  foE  man  fagen,  tt)enn  man  tieft  (p.  613),  „bie  SJeränberungen 
be§  9llei(^e§  feien  befannt,  unb  er  moEe  nur  er^ä^len,  ba§  ^aifer 
Dtto  im  ^atjXi  1484  fed^S  augge5eic£)neten  Sharonen  unb  al§  ftebentem 
bem  .Könige  t)on  SSö^men  bie  Sf)ur  übertragen  l§abe."  §ier  ift  tneber 
SÖßa^rl^eit  nod^  ein  ©c^ein  ber  SCßa'^r^eit. 

S)ie  amerüanifc^en  ^efc^id^ten  ^abe  i^  nic^t  unterfud^t;  fie 
f(^einen  mir  nid§t§  ©igent^ümlid^eö  gu  l^aBen.  ?lud§  ift  e§  re\^t  gut 
unb  enblid)  S^^t,  ha^  xd)  aufljöre,  ^u  tabeln,  unb  bafe  i^  anzeige, 
toorin  M  bem  aEen  ber  äöertT^  be§  SSud^e^  befte!)t. 

^P^ontaigne  fagt:  „e§  toäre  gu  toünfd^en,  ein  ^eber  fd^riebe  nur 
ba§,  toa^  er  tt)ei6,  unb  nid^t,  toeit  er  bie  Statur  einer  CueEe,  eineg 
^aä)e^  tennt,  eine  gan^e  ^^t)fiL"  §ätte  5lrgenfola  fid^  auf  arago= 
nifc^e  ^ef(^id^tc  befd)rän!t,  fo  '^ätte  er  ben  ülu^m  ^urita'g  erlangen 
!önnen.  2)enn  feine  aragonifdje  (iJefd^id^te  ift  auö  ben  beften  Urtunben, 
ben  papieren  be§  @r3bifd§of§  5llonfo  be  Stragon  unb  feinet  ©o^neS 
gernanbo  be  Aragon,  ben  3lr(^it)en  öon  5lragon  unb  öon  Katatonien, 
öielen  anberen  §anbfd^riften  unb,  toa^  S5alencia  anlangt,  au§  einem 
trefflid^en  (i^efd§id§tfd§reiber ,  Sßiciana,  gefd^ö|)ft^).  §ier  ift  bie  öoEe 
@r!enntni6  unb  bie  ßiebe  be§  ©d^riftfteEerS.  Ob  er  tüo^^l  fein  35ud^ 
bem  .Könige  gefenbet,  fd^ärft  er  bodf)  immer  ein,  „auc^  bie  !teinfte 
Uebertretung  ber  @efe^e  bringe  großen  @^aben,  bie  i^i-'^il^eiten  Don 
5lragon  feien  blo§  äu  @otte§  unb  be§  ^önig§  2)ienft."  §ier  ift  eine 
ungelieud^elte  SBaterlanb§liebe,  bie  bem  Könige  unb  bem  S5ol!e  gleich 
gen)ibmet  ift,  @efe|lid^!eit,   ^ilbe,  ^lar^eit,    anaiel^enbe  S)arfteEung, 

1)  p.  55,  16,  79,  277,  19. 


(5  a  n  b  0  ö  a  t 

^rat)  ^nibencio  be  ©anboöal,  35ifi^of  Don  $am<)e(ona,  l^at  baö 
ßeBen  Äar(§  V.,  Vida  y  hechos  del  emperador  Carlos  V.,  am  au§= 
fü^rlic^ften  Befd^neBen.  2)m  größten  Söert^  feinet  2öer!e§  fe^te  er 
felbft  in  bte  Origmalf (^ritten,  papeles  originales,  cartas  y  instmci- 
ones  firmadas  del  emperador  y  otros  principes^),  mit  benen  er 
fein  äöer!  im  ^nSpge  ober  öoEftänbig  bereid^ert  ^aU. 

S>ie  boEftänbig  aufgenommenen  tragen  ben  (Stempel  ber  @d^t= 
l^eit.  e§  fragt  ftd§,  mie  ber  ©d^riftfteEer  bei  ben  3lu§aügen  ju  2Ber!e 
gegangen.  S)ie§  !önnen  mir  bann  am  beften  beurt^eilen,  menn  mir 
feine  ^u^pge  au§  ben  Md^ern,  bie  auc§  mir  fennen,  Betrachten. 

^un  ^ai  er  bie  SSegeben Reiten  t)or  ^arl§  V.  5ln!unft  au§  bem 
@ome3,  Yita  Ximenis,  bie  ^aijerma^l  aug  ©uicciarbini,  ben  Einfang 
ber  ita(ienif(^en  Kriege  au§  bem  ^alea^^o  gefc^öpft.  .&ier  finben 
mir  äumeiten  eine  !(eine  S^eränberung ,  unb  e§  ift  fd^on  bemer!en§= 
toert^,  menn  er,  mo  e§  Bei  Öaleaa^o  Reifet:  „burd^  ben  SSranb  im 
mailänber  SafteU  feien  bie  §eiligenBilber  unb  bie  ^er^oglid^en  Sßßappeii 
barin  öernid^tet  morben",  nid^t  bon  ben  ^eiligen,  fonbern  nur  Don 
ben  SGßappen  rebet;  aber  üBrigen^  l^at  er  fie  faft  boEftdnbig  aufgc= 
nommen.  SSei  bem  5lufru^r  bon  S5aEaboIib  mad§t  (S^omea  (p.  1082) 
aufmerffam,  tüie  fd^äblid^  eine  (Spaltung  ber  ütegierenben  felbft  fei. 
3lud^  biefe  Befannte  (Sentenz  flid^t  (Sanboüal  an  bemfelBen  Orte  ein : 
„Muy  claro  se  viö  alli,  quanto  danno  haze,  no  estar  conformes 
los  que  gobernian." 

;^nbem  er  nun  feine  übrigen  ©rää^lungen  au§  bem  ^ejia,  auö 
ben  ü^elationen  ber  Begleiter  ^arl§,  au§  bem  5lrd§ib  p  ©imancag, 
inbem  er  bie  @efd§id^te  ber  ©d^lai^t  bon  ^abia  5.  58.  au§  ben  6r= 
ää^lungen  3^uan§  be  Sarabajal,  ber  Beim  5!)larque§  bei  S5afto  in 
S)ienften  ftanb ,  an  mel($em  er  „mucha  puntualidad  y  noticia  del 
todo"  loBt^),  anbere  au§  anberen  urfunblid^en  Sd^riften  na^m,  fann 
man  glauben,  man  :§aBe  nidfit  aEein  einen  5lug3ug,  fonbern  Beinalje 
biefe  felbft  in  .g)änben. 

@r  Benu^t  fie  fo  getreu,  ba^,  too  bie  S3erid§terftatter  berfd^ieben 
finb,  aud^  er  in  feinem  Urtl^eile  fd^manft;  ba§,  mie  fie  bei-fd§ieben 
fd§rieBen,  au^  fein  ©til  ungleid^  mirb ,  aumeilen  fe:^r  ermübenb,  a"= 
toeilen  malir^aft  fd^ön;  bafe  er  biefelben  @r3ä:§lungen  mieberl^olt, 
p.  379  unb  384  be§  5llmirante  SBerfud^,  mit  ber  3unta  ju  fpred^en, 

1)  I,  60.    III,  130. 

2)  I,  150,  622,  633,  671. 

b.  5Ranfe'S  äßeric  XXXIII.  XXXIV.  SRotn.  u.  gem.  SBöKet  3.  ?tufl.  *8 


116* 


©rittet  3lbj(^nttt. 


J 


p.  642  unb  672  bie  öon  bem  Öelbe  für  bie  @efangenneT^mung  §einrid§§ 
üon  ^aöarra,  benn  er  l^atte  l^ierüBer  berfc^tebene  ©i^riften  üor  ftd§; 
ba§  er  oft,  nad§  berfelben  ©d^riften  ^JJla^gaBe,  ba§  f^rnl^^re  5u(e^t, 
ba§  spätere  juerft  er^äl^lt,  a.  33.  äuerft,  tt)a§  bie  ©oöernaboren  na(5 
ber  ^inna^me  öon  2orbefiEo§  Betüirft ,  unb  lange  ^niex^n,  ba§  fte 
ange!ommen ;  äuerft,  toa^  am  30.  ^otember  ^u  S5alttabolib  gefd^e^en, 
unb  einige  ©eiten  tt)eiter,  toag  ben  24.  unb  27.;  in  bem  13.  S5ud§e 
§  19  bie  Sele^nung  SBourBong  in  ©Manien,  §  20  feine  5ln!unft, 
§21  n)a§  früher  mit  ßarft  Vorgegangen.  6r  [teilte  feine  ©ad^en 
nur  in  äufälCigem  3uföntmen]§ange  auf.  S)tnge,  bie  fonft  faft  uner= 
flärbar  ftnb,  bie  ioörtlid^e  SCßieber^olung  Von  nid§t  einer  ober  ^toei, 
fonbern  öon  62  QnUn  öon  ben  äöorten:  que  el  echaria  de  su 
tierra  (p.  379)  an  big  au  ben  Söorten:  incorporandolos  en  la  Co- 
rona real  (p.  380),  !ann  man  fid§  nur  erüären,  toenn  man  annimmt, 
ba§  fie  in  öerfd^iebenen  S5ertd§ten  big  auf  unbebeutenbe  3ufä|e  gleich 
geftanben  unb  öon  xfyn,  toie  fie  toaren,  aufgenommen  toorben. 

35on  ©in^eit  unb  @efinnung  fann  M  biefer  ßage  ber  2)inge 
nic§t  bie  Ütebe  fein;  ba§  3Ber!  ift  mel^r  eine  Sammlung,  alg  eine 
^iftorie^). 

1)  SDafe  ©anbobal  anbettoeite,  nod)  nic^t  gebrudtc  l^iftotifd^c  üöJerfe  bgs_ 
nu^t  f)at,  ift  in  ber  t)eutf(^en  (^efd)id|te  11,  <B.  382  nac^getoiejen  toorben. 


fettet  Jldfj^ni«. 

2)  e  tt  t  f  t^  e. 

Söenn  bie  Italiener  mit  bem  @utcctarbini ,  tüenn  btc  ©panier 
mit  bem  ^ariatta  un^ujrieben  finb,  fo  ift  itjtien  aul  anbeten,  jum 
SLl^eil  treff(id§en  S5ü(^ern  griinblid^e  SSele^rung  Bereit.  2ßir  aber, 
töenn  un§  SSirfen  unb  ©lelban  nid^t  genügen,  tt)orau§  belehren  n)ir 
un^?  Maximilian  ^t  ol^ne  ä^^if^^  ^^^^  für  ®ef(^i(^te  unb  @ele^r= 
fam!eit  get^an,  aU  f^erbinanb;  bod§  "^at  er  feinen  3utita  gefunben. 
UnreftS  öfterreic^ifdie  ßl^ronÜ,  fonft  gebanfenreid^,  frfjön  unb  fromm, 
ift  in  ben  toenigen  ^a^ren ,  bie  fie  öon  biefer  3^it  Berührt ,  ganj 
bürftig.  2)ie  gro^e  (S^roni!  tion  ;^o^ann  S5ergen^an§  gel§t  menigftenl 
Bi^  1500;  aber  ftatt  genauer  ^ad^ric^ten  t)om  Söormfer  üieit^^tage 
l)at  fie  ein  paar  gen)ed}felte  6ebi(^te.  ütoo  ift  ni($t  au§fü'^rlid6^enug 
unb  nur  feiten  ur!unbli(^ ;  feine  Quellen  finb  meift  @uicciarbini  unb 
^etru§  ^uftinianu§,  ein  nur  I)ier  unb  ba  ur!unbli(^er  @efc^ic§tfd^reibcr 
t)on  S5enebig.  Wx  ^aBen  ^toei  gleichzeitige  ßeBen§Befc§reiBungcn 
50^ajimiüun§,  t)on  6pie§^eimer,  genannt  ß^uSpinian,  unb  t)on  S^ofepl^ 
@rünbe(f.  S3efonber§  bie  le^te  ift  burc^  bie  i-ü^renbe  ßiebe  ]n  bem 
^aifer,  bie  in  jebem  SQÖorte  atlimet,  auSgejeidinet ;  aber  fie  finb  beibe 
©ittenfc^itberungen;  in  bie  öffentlichen  S5er^ältniffe  bringen  fie  nidC}t 
im  minbeften  ein.  ^id§t  einmal  bie  bieten  ber  9teid^§tage  finb  ge= 
fammelt.  S3ei  toic^tigen  SSegebeUi^eiten  muffen  mir  au  f^remben,  ju 
gurita,  3u  italienifcl)en  @e(anbtfd£)aft§beric§ten  ge^en  unb  unfere  (SJe= 
fi^id§te  t)on  ?lu§länbern  erbetteln. 

2öie  fommt  bie§?    ߧ  ift  au§  bret  ©lünben  gefd^el^cn:    toegen 

ber  minberen  2:5eilna^me  ber  Nation   an  biefen  ^Begebenheiten ,    tjon 

benen  fie  nid^t  mu^te,  toeld^  einen  großen  6influ§  fie  felbft  öon  il^nen 

erfahren  mürbe,  megen  be§  ^e§eimniffe§,  momit  man  öffentliche  2)ingc 

einft  be:^anbelte  unb  bi§  3U  biefer  ©tunbe  be^^anbelt,  unb  megen  ber 

l^ierauf   folgenben  Spaltung    ber  ^lation   in   ^mei   feinbfelige  I^eile, 

toeld^e  il)re  ^ufmer!fam!eit  auf  ben  ^lugenblicC  ober  auf  bie  «Spaltung 

felbft  rid)tete. 

♦  8« 


118* 


Vierter  Slbfd^nitt. 


©inäelne  Streite  biefer  @ef(^ic§te  ftnb  inbe^  auä)  öon  2)eutfd§« 
Bel^anbelt,  unb  tote  toir  bei  @olbaft,  ßüntg  unb  ^ent)§  @obefro^ 
unter  ben  QueEen  ]üx  ^axl  VIII.  auc^  Daniel  Sd^eibnerS  1( 
gatio  Gallicana  flnben,  fo  l^aben  ^itf^etmer,  (iJöbler,  6oc< 
einlud  einige  Kriege  ^Dflajimiliang  abgefonbert  bef(^neBen.  SCßem 
in  bem  äß  ei  §  Innig  toirüid^  bie  .^anb  be§  ^aifer§  ift,  fo  mu§ 
bieg  SSuc^  jene  aEe  trefflii^  erläutern  fönnen. 


(S  (|  e  t  b  n  e  X. 

3n  jener  legatio  Gallicana  ^uerft  fielet  e§  au§,  alö  toürben  b^ 
S^ortröge ,  toeld^e  bie  ^efanbten  ^axU  VIII.  öor  feinem  3^0^  na( 
Stalien  bei  bortigen  <*&ö|en  unb  ©täbten  geißelten,  unb  bie  5lnttoorter 
bie  fie  empfangen,  urfunblii^  aufgezeichnet,  ^n  biefer  Meinung  ^c 
man  ber  ©c^rift  eine  5lufna^me  in  biplomatifc^e  2öer!e  getodl^i 
©ie  ift  inbe§  ni(^t§,  al§  eine  ©d^ularbeit.  äßir  tooEen  nur  bie  !üt 
jefte  ütelation  bon  8iena  mit  ber  Sßalir^eit,  bie  unbe^toeifelt  in  %H 
gretti'§  fienefifd^en  2agebü(^ei*n  enthalten  ift,  zufammenfteEen.  <Bä)eit 
ner  lä^t  bie  @efanbten  ben  31.  Wai  1495  anfommen  unb  um  ein« 
frieblid^en  ^ur($5ug ,  aud§  per  castella ,  bitten :  „toie  ©icilien  m 
©arbinien  bie  ©(feuern  9tom§  getoefen,  foEe  ©iena  bie  ©(^euer  fi 
ba§  franaöfifdfie  §eer  fein"  ^).  ^n  Söa^rtieit  bagegen  !amen  fie  a* 
9.  53Zai  1494  an  unb  fagten,  „iljr  ^önig  unternel^me  einen  g< 
reiften  ^rieg  unb  fei  ein  gerechter  f^ürft;  bie§  ^eige  bie  9tü(igal 
öon  ^erpignan  unb  5lrtoi§;  bem  möd^ten  fie  Beiftetjen."  ;3fenen  feil 
famen  S^ergleid^,  einen  S)ur(^5ug  per  castella,  ertoäl^nten  fie  nii 
S5ei  ©(^eibner  anttoorten  nun  bie  ©ienefen:  „S)ur($3ug  o^ne  @efall 
aud§  (betreibe,  jebod^  für  @elb,  foEe  ber  ^önig  ^aben;  ol§ne  @et 
mürbe  e§  5tribut  fein,  ben  fie  nur  bem  ^aifer  gäben."  3n  Söa'^i 
^eit  aber  anttoorteten  fie:  „al§  5lac^barn  ber  brei  ©taaten,  bl 
toiber  ^arl  feien,  glorenj,  Äirc^e  unb  91eapel,  fönnten  fie  fid^  ol^j 
offenbaret  S^erberben  ni(^t  für  ^axi  erüären;  er  möge  nur  naf)i 
fommen."    5lu(^  biefe  Slnttoort  toetgerten  fie  fi(^  fd^riftlid^  äu  geben  ^). 


1)  Goldast,  Imperialia  856,  857;  äu  öcrgl.  Meusel,  Bibliotheca  hifi 
rica  VII,  2,  170. 

2)  Alegretti  diarj  sanesi  bei  Muratori  23,  829. 


2)eutf(i§c  ©cjd^idjtfc^teiber.  *119 

mx  fe^en,  ha^  bie  Sieben  Bei  ©(^eibner  bte  Söa^rl^eit  nit^t  im 
minbeften  :§aBen;  fte  finb  etbad^t  unb  auf  ben  @runb  bev  ein= 
btlbung  gebaut. 

II. 

5ß  1 1  f  l|  e  t  m  e  t. 

SSiUbalb  $trfl§etmer§  Historia  belli  Suitensis^)  l^at  if)m.  M 
ßiuiöeu  ben  ^flamen  be§  beutfc^en  jlteno|)l^ou  ^u  äßege  gebracht:  ,,mtt 
größerer  güHe  unb  Streue  ^aBe  5^iemanb  t)on  biefem  Mege  gef(^rie= 
Ben"  2).  @el§en  tüir  auf  bie  Sßa^rl^eit,  fo  finben  toir  bie  fd§n)ei3e= 
tifd^en  SSerid^te  in  ben  hjefentüd^ften  fingen  mit  x1)m  in  äöiber= 
^pxnä).  5pir!l^eimer  !ann  bie  Orbnung,  ben  ©e^orfam  ber  (B^mi^n 
ttii^t  genug  loBen:  „nihil  nisi  praescripto  agebant  et  diligentissime 
servabant  disciplinam  militarem"  (p.  14).  S)er  5lBf(^ieb  ju  ßu^ern, 
bei*  am  11.  Wäx^,  gleid§  nad^  ben  @efd§ic^ten,  öon  benen  ^iil^eimer 
WreiBt,  aBgefa^t  motben,  fagt  hiergegen:  ,3on  unferer  ©ibgenoffen 
^ne(f)ten  ift  großer  UngeT^orfam  gen^efen,  unb  fie  l^aBen  bie  @eBote 
unfeter  §au^tleute  t)etad§tet"  ^).  ^a($  aEen  Sendeten  bei*  ©d^toeiacr 
erfolgte  bie  (Sd§tad§t  am  S3mberl§ol3  auf  einen  (SinfaE  berfelBen  gegen 
.g)üningen ;  ^^irfl^eimer  leitet  fie  t)on  einem  Eingriff  ber  Sd^toaBen  l^er. 
^ei  ber  ^fijla^t  am  ©d^toaberlod^  fd§reiBt  er  bon  ben  Sd^n^aBen: 
^Nemo  retrospexit,  priusquam  Constantiam  venissent,  tametsi  iiec 
ibi  fuga  stetit,  quidam  enim  ob  timorem  vehementem  in  lacum  se 
immersere",  aU  mören  fie  burd§  bie  ©tabt  nad^  bem  ©ee  geftoT^en 
unb  l^ätten  fid§  l^ineingeftürät,  unb  bie§  toäre  benn  eine  gute  f^lud^t; 
in  ber  2;^at  aBer  trennten  fie  ftd§,  unb  Einige  flogen  nad§  ber  ©tabt, 
Ittnbere  nadC)  ben  ©d^iffen ,  bie  am  Ufer  be§  ©ee^  ftanben.  ^n  ber 
©d^tad^t  Bei  ^^i^aften^  f(^reiBt  er  bon  §eini  SöoKeBen:  „Accepta  lon- 
giori  bipenni  —  halapardam  vocant  —  quam  transverse  submisit 
hastis  hostium,  illisque  elevatis  tarn  diu  perstitit  —  —  donec 
multis  confossus  vulneribus  procumberet."  ^ie§  ift,  mie  mir  feigen, 
"bie  @efd^id§te  5lmolb  2öin!elrieb§ ,  nur  ein  menig  anberg  gcmenbet, 
«Ber  nic§t  bie  ^efd§id§te  öon  bem  eBenfaU^  fd^önen  2:obe  SöoIIeBenS. 

©0  fd^eint  e§  benn,  al§  müßten  mir  aud^  biefeS  ^nä)  in  bie 
^aUe  ber  SSüd^er  öon  ^örenfagen  fteEen,    unb  bod^  l^at  ^ir!§eimer 

1)  3m  Thesaurus  historiae  Helveticae.  S^xiä)  1735. 

2)  Kittershusius  in  ber  praefatio. 

3)  Sßgl.  gj^enacll  ©eutfd^e  ®efd)ii^ic  SSb.  VII,  p.  298. 


120*  3)ierter  Slbjd^nitt. 

felbft  ein  gä^nlein  5lürnberger  in  biefent  Kriege  angefü'^rt.  5lDet 
nein.  53üt  bem  ^lugenblid e ,  too  $ir!§eimer  feinen  2lnfBrud§  au§ 
Mrnberg  berid§tet,  Befommt  fein  äöer!  Sßal^r^eit,  ßeBen  unb  3uö^i^= 
läffig!eit.  ©eitbem  exfd^eint  ber  ^aifer,  erfd^einen  bie  ©c^toaBen,  bic 
fränfifd^en  Flitter,  bie  5flürnl6 erger ,  bie  ©(^tüei^er  in  i^rer  Befonberen 
^flatur  unb  @igentpmlid^!eit ,  feitbem  ftimmen  feine  5^ac§rid§ten  mit 
ben  fc^tüeiäerifd^en  überein.  ©o  öiel  me^r  ift  e§,  ein  ^tugen^eu^, 
al§  nur  ein  S^itö^nog  ju  fein.  9 

Söie  finben  nun  aber  bie  frü'^eren  Unri(^tig!eiten  ftatt?  ^enn 
feltfam  genug  rü^mt  ^ier  ein  f^einb  öon  feinen  t^einben  S^ugenben, 
hu  biefer  felBft  nid^t  an  fic§  !ennt.  @rften§  tiertrug  fic§  ^flüruBerg 
fc§lec§t  mit  ben  fd^UJäbifc^en  8täbten  unb  gönnte  ben  ©d^toeiäern  ijon 
«^erjen  aEe§  @ute ;  man  toirb  bafelbft  einem  ^erüc^te  um  fo  leidster 
geglaubt  ^aben,  je  nad§t^eiUger  e§  für  bie  (Sd^toaben  lautete.  Qtüti^ 
ten§  waren  ^riöatleute  bamal§  über  S)inge,  ton  benen  fie  aud§  nur 
ein  tüenig  entfernt  lüaren,  in  ber  2;^at  gewöl^nlid^  fd^led^t  unterrid^tet. 
S)erfelbe  pr!§eimer,  ber  mit  bem  @efanbten  öon  5[^ailanb  toeite 
Ütitte  mad§t  unb  lange  @ef^räd§e  fülirt,  fagt  bennod^,  Sobot)ico  öon 
5[Jlailanb  merbe  t)om  ^önig  ^arl  ju  gran!reid§  bebro^t,  meldten  ber 
^erjog  öon  Orleans  anreihe,  unb  fagt  bie§  beim  ^a^re  1499,  too  ber= 
felbe  §eraog  öon  Orleans  längft  Äönig  getüorben  tüax.  2)a§er  tl^äte 
man  biefem  ©d^riftfteEer  Unred^t,  toenn  man  feine  falfd^en  @rää^lun= 
gen  einem  böfen  äßiEen  3uf(^riebe;  er  glaubte  fie;  er  ift  übel  unter= 
tilgtet;  iüo  i^n  feine  5lugen  unterrid^ten,  erft  ba  toirb  er  tna^r. 


III. 

©  ö  B  I  e  t. 


I 


S)er  Xitel  öon  @öbler§  S5ud§,  „S^ronüa  ber  ^riegSpnbel  ^aifer 
a)lajimilian§",  ber  biel  ertoarten  lä^t,  mad§t  fogleid§  meniger  .^go^^ 
nung,  menn  man  ben  3ufa^  lieft:  ,,burd§  ^er^og  @rid§  im  ^al^re 
1508."  2)od^  e§  mirb  aud^  nid^t  einmal  biefer  gered^tfertigt.  S)a§ 
S3ud^  ift  feine  ^xonit;  benn  eg  befielet  au§  lauter  SSriefen  öon  unb 
an  ^eräog  @rid§.  e§  umfaßt  nid^t  bag  ganje  ^a^x  1508,  fonbern 
reicht  nur  öom  4.  gtJtära  bi§  3U  @nbe  be§  %pxiL  ^n  biefen  beiben 
5!)lonaten  mar  ^erjog  ©rid^  t)on  SSraunfd^meig  !aiferlid§er  ^elb^aupt» 
mann  t)on  ber  ^ül^lbad^er  ^laufe  bi§  nad§  ^ain;  (SJöbler  mag  beg= 
felben  SBrieffd^aften  öon  bamalS   gefunben  :§aben ,    mie  er  fein  §of=^ 


ii(^tet  5U  5?lünben  toat;  er  ^at  fie,  tüte  fie  tüarcn,  tüid^tige  unb  im= 
tüid^tiöe,  o^M  ^af)l  unb  Orbnung  Befannt  gemacht.  Söir  jtnb  il^m 
bennod§  t)erpflid§tet ;  fie  finb  fe^^r  belel^renb.  ^un  tüürben  e§  toofil 
einige  ftat!e  ^^olianten  getoorben  fein,  njenn  ^a^imiüan  II.  ben  ülatl^ 
@öBler§  Befolgt  unb  au§  ben  ^onaleien  bet  @rBlanbe  —  ober  ujo 
fonft  feineg  ^ll^n^erm  Kriege  gefül^rt  toorben  —  ben  Srieftoet^jel 
beffelBen  herausgegeben  l^ätte.  ^n  bcr  Tf)at  toäre  bie§  ber  befte 
2Öeg  äu  einer  tiollfommenen  @infi(^t  unb  ein  fold^e§  S3uc^,  ha  eS 
öon  ßeben  unb  lebenbigen,  geiftreid^en ,  menfc^lid^en  ßeuten  ^anbetn 
Würbe,  immer  fo  öiel  tüertl^  getoefen,  aU  bie  großen  Sammlungen 
!löfterlid§er  Ur!unben,  bie  faft  nur  üon  bem  ßeblofen  l^anbeln.  3n* 
beffen  n^er  tt)ei§,  n)a§  e§  genügt  ^ötte,  ba  felBft  @öT6ler,  menigfteng 
fotJiel  mir  Be!annt  gen)orben,  t)on  5^iemanbem,  meber  öon  3floo,  nod^ 
öon  SSirfen,  noc§  öon  ^egetoifc^  unb  felBft  üon  «gäberlin  nid^t  me^r, 
aU  fofern  er  jur  geftfteHung  be§  jebeSmaligen  !aiferlid§en  3lufent= 
l§alt§orte§  biente,  benu^t  lüorben  ift.  ©inb  jene  Schriften  no(^  t)or= 
l^anben,  fo  finb  fie  ^uerft  in  bie  §änbe  eine§  ^anne§  ^u  toünfc^en, 
ber  fie  p  benu^en  f^äl^igleit  unb  ^leigung  ^ai. 


IV. 

S  0  c  c  t  n  i  u  §. 

S5on  ben  f))dteren  Kriegen  5!}lai-imilian§  mit  S5enebig  T§at  ^id^ael 
^odilim  t)on  Tübingen,  genannt  (5;occiniu§,  eine  mal^r^aft  bele^renbe 
©c^rift,  de  bellis  italicis^),  :§interlaffen.  ^od^lim  toar  ber  banaler 
S5eit§  t)on  gürft,  meld§er  eine  Seitlang  ^obena,  aU  ßocotenent  be§ 
^aiferS,  innehatte.  §ier,  in  ber  TOtte  ber  SSegebeuT^eiten,  :^at  er  fie 
gut  beobad^ten  !önnen  unb  oft  S5erid§te  öon  bem  9leueften  nad^ 
S)eutfd§lanb  gefenbet.  ^od^  in  3talien  fe^te  er  öier  S3üd§er  t)on  ben 
Kriegen  ^ajimilian§  ^ufammen;  ba§  öierte,  ba§  er  im  3uni  1512 
bem  faiferli^en  Rangier  3acob  be  S5anniffi§  Ujeil^te,  ba§  bie  ^a^xt 
1511  unb  1512  betrifft,  eine  Qlrbeit  t)oE  ^enntnil  unb  Sßärme,  aud^ 
öom  ^nt^eil  ber  S)eutfc^en  o^ne  ^ra^lerei,  ift  jebod^  baS  einzige 
geblieben,  n)eld^e§  be!annt  getoorben.  ^un  ift  eg  merfmürbig,  bafe 
in  einem  5lnT§ange  3U  bem  UrS^ergifd^en  (Sl^ronicon,  meld^er  unter 
bem  2:itel  Paraleipomena  rerum  memorabilium  1537  erfd^ienen,  ein 

1)  loci  Freherus,  Rerum  Germ,  scriptt  II,  268. 


122*  SBtetter  ^Ibjd^mtt. 


langer  33ertd§t  aug  S5erona  öom  24.  geBruar  1512  gefunben  tüirb, 
an  ben  ^i|d§of  ^JJl.  Sang  gerid^tet,  ber  bie  7  ^lage  juöor  gefd^e^ene 
(Eroberung  S3re§cia'§  ganj  unb  gar  mit  ben  SBorten  be§  (Eocciniu^ 
er^äl^It.  SSetrad^ten  toir  bie  geringen  35eränberungen  ftatt  in  diel 
diluculo:  sub  auroram,  ftatt  cataphracti:  milites  gravis  ar- 
maturae,  ftatt  audierunt:  rescierunt,  ftatt  plebeii  urbis:  cives, 
iinb  ftatt  ber  erjäl^lenben  ^räfentien  einen  eraä^Ienben  3nfini= 
titjug,  tüeld^e  anfd§eincnben  S5erbeffernngen  ba§  SSud^  t)or  bem  S3erid)t 
öoran§l§at,  fo  erlennt  man,  ba§  nid^t  ettna  ber  S5erid§t  an§  bem 
SSud^e,  fonbem  ba§  ba§  iBud§  au§  bem  S5erid§te  entftanben;  benn 
leugnen  !ann  9liemanb,  ba§  beibe  einerlei  finb. 

2öie  nun?  ©oEte  au(^  in  ßocciniu^  feine  urfprünglid^e  .^ennt= 
ni§  gefunben  toerben?  ©oEte  er  tDörtli(^  au§  fremben  SSerid^ten  ge= 
]ä}iL>p\t  l^aben?  ߧ  ift  öielme^r  tool^l  fo  gut  aU  getoi^,  ba§  er  felBft, 
ber  ben  SSifd^of  ^atti^äu§  Sang  juerft  nad§  ^ftalien  begleitete,  fi(^ 
bamal§  inS5erona  Befunben  unb  biefen^eiid^t  an  benfelben  gefd^idt  ^at. 
^ie  S5eränberungen  finb  tt)a^rfd§ einlief  bon  ber  §anb  .^einrid^  ^ebel^ 
t)on  3uftingen,  ber  bamal§  für  einen  guten  ßateiner  galt  unb  eine 
tcrbeffer-nbe  ^urd^fid^t  aum  S)rucE  übernommen  ]§atte.  3d^  finbe  fie 
fd^ulartig  unb  unnü|;    e§  ift  red§t  gut,    ba§  il^rer  nidf)t  me^^r  finb. 

^^lun  tonnte  iä)  tjux  nod^  öon  Hermanni  bellum  Gelricum,  16e= 
fonberS  Oon  Pontus  Heuterus  l^anbeln,  toeldfier  ^toar  l^ier  unb  ba  ur= 
!unblid^  ift  unb  au§  guten  OueEen  gefd^rieben,  jebod§  autoeilen  Blo^ 
ben  3obiu§  ejcer|)irt  unb ,  tüie  mir  toenigftenS  bei  ber  ©d^lad^t  t)on 
@ut)negat  gefd^el^en  ju  fein  fd^eint,  ettoa^  öerfd^önert  T§at.  ^or  aEem 
aber  ift  ba§  Söer!  p  betrad^ten,  ba§  bem  ^aifer  felbft  5ugefd§rie= 
ben  mirb. 


V. 

SQß  e  t  fe  !  u  n  i  g, 

ßtma  mie  3oint)iEe  fein  53ud§  bon  ßoui§  bem  .l^eiligen  bem 
ßouiS  <!putin  meil^te,  bamit  er  unb  fein  S5ruber,  unb  toer  e§  nur 
lefe,  gute  ßel^ren  barau§  jiel^en  möd^ten,  fo  ^at  ^larcu§  ^treiafaur* 
loein  ben  Söeigfunig  an  Äarl  V.  gefanbt,  xi)m  unb  feinem  trüber 
f^ferbinanb  3u  einer  Untertoeifung :  „in  ©ottegfurd^t  5u  leben,  in  !önig= 
Iid6er  ^[Jläßigung  5u  regieren,  mit  bem  ©d^toerte  ber  @ered^tig!eit  ju 
ftreiten.     „9lod§  fei  ba§  ^ud&  mel^r  ein  ©toff,   aU  boEenbet,   fobiel 


il^m  ^aytmiaan  offenbart;  au§  beffen  fdinftüd^em  Unterrid^te  ]^abe 
er  e§  stüifd^en  i^o^anntg  unb  Sßeil^nad^ten  1514  p  ©tanbe  gebrad^t". 

S)a§  Söer!  ^at  brei  ^^eite.  2)er  erfte,  öon  ber  Sßermä^tuug 
griebri(^§  III.  mit  Seonora  t)on  Portugal,  tft  in  ber  §eiterfeit  unb 
güEe  ber  Beften  (^^xonxUn  gefd^rieben.  S)aB  man  il^n  nid^t  unter 
bie  t)0T3üölirf)ften  l^iftorifd^en  5lrbeiten  red^nen  fann,  liegt  nur  am 
©toff.  ^ai  \f)n  ^ajimilian  felbft  öerfa^t,  fo  berbient  er  eine  (Stelle, 
freilid^  nid§t  ettüa  neben  6äfar,  aber,  toag  biel  gefagt  ift,  neben 
^önigg^ofen,  ja  f^roiffart. 

3)er  ätoeite  ]^anbelt  öon  5!Jla3:imilian,  be§  jungen  toei^en  Königs 
Sugenb,  Untertoeifung  unb  ^eirat^.  5lud^  biefer  ift  fertig  unb  fcl^r 
bele^renb.  5ln  jebe  Gattung  öon  Unterrid^t  tt)irb  irgenb  ein  3ug 
feinet .^fpäteren  Seben§,  ober,  totm  bie§  nid^t  möglid§  ift,  eine  9iebe 
be§  Knaben  ge!nü^3ft,  bie  gleid;fam  feine  ^eifterfd^aft  anzeigen  foE; 
bie  Mt,  !unftreid^e,  fürftlid^e  ^ftatur  be§  gelben,  bie  T^öl^er  ift,  als 
feine  2;^aten  reid^en,  tritt  Ijier  ^erauS;  bie  @igentpmli^!eit  feinet 
gebend  tüirb  beinahe  mit  .55oEftänbig!eit  bargefteEt. 

S)er  britte  2;^eil  bagegen  t)on  be§  ,^önig§  «Heerfahrten  unb  ,^'ie= 
gen,  für  ben  ^ang  ber  Gegebenheiten  unb  eigentlid^e  (SJefd^id^te  ol^ne 
Stoeifel  ber  toid^tigfte,  ift  unboEenbet,  SSrud^ftücE  an  SSrut^ftücf,  unb 
fe^r  unberftänblid§.  @r  l^anbelt  bon  ben  .Kriegen  be§  meinen  .^önig§ 
mit  einem  blauen  unb  mit  einem  grünen  .Könige,  mit  einem  grauen 
unb  mit  einem  apfelgrauen  SSunbe,  mit  bem  großen  ^artmann,  mit 
ber  braunen  @efeEfrf)aft  unb  bem  S3auernbunbe  bon  ben  feltfamen 
ga'^nen;  unb  tüir  er!ennen  ^Wax,  baß  bie  .Könige  bon  f^ranfreid^  unb 
bon  Ungarn ,  ber  5ut)!ifd£)e  unb  ber  gelbrifd^e  SSunb ,  .^err  Söill^elm 
bon  5lrenberg,  bie  flanbrifi^en  ©täbte  unb  bie  ,^ennemer  gemeint 
toerben,  tüir  fe^en,  baß  feine  fd^n)ar3tDeiße  unb  rotl§n)ei§e  ^efeEfd^aft 
S3retagner  unb  ßnglänber  anzeigt;  aber  im  einzelnen  bleibt  unS 
S5iele§  bun!el.  @nblid§  fommt  et  auf  bie  italienifd^en  @efrf)id§ten, 
auf  ben  ^önig  ^Ü^ana,  b.  i.  bon  Neapel,  unb  beffen  ^rieg  mit^arl; 
aber  in  biefen  ift  er  bieEeid^t  am  aEerbunlelften. 

äßie  l§ier  ju  äöer!e  gegangen  morben,  n)tE  id^  nur  an  bem  3^9^ 
bon  Siborno  aeigen.  S)iefer  mirb  breimal  er^äl^lt,  erftlid§  p.  201,  unb 
l^ier  ift  ?lEeg  aiemlid^  berftänblid^,  nur  nid)t,  baß  e§  T^eißt :  „ber  junge 
tüeiße  ,^önig  l^abe  bie  granaofen  in  einer  :3^nfel  belagert".  5[)ie§  l^alte 
x^  für  einen  g[Jli§berftanb.  3öal^rfd§einlid§  foE  eg  bloß  l^eigen:  ,,ber 
junge  ^önig'',  mag  fid^  auf  f^errantin  bejöge,  unb  ftatt  einer  3nfel 
\)ieEeid^t:  „in  einer  ©tabt,  SlteE",  ungefähr,  h)ie  5llegretti  aud^  in 
einem  S^iTt^ume  T^ierüber  fagt:    „in  una  terra,    chiamata   la  Fella" 


124*  SSiettct  ^Ibjc^nitt. 

(p.  857);  nad^  biefen  SBeränberungen  tüenigfteng  tnütbe  bie  ^rjäl 
tung  gut  unb  rid^tig  tottge^cn.  3um  jtoeiten  55iale  lüirb  biefer  3uö 
p.  256  berid^tet:  „2)er  Äömg  t)on  granfreic^  l^aBe  ßoboöico  t)er= ' 
jagen  tooEeit  unb  feine  ©c§iffe  auf  bem  5Reere  gehabt;  mitten  burd§ 
fie  fei  ^ainmilian  gefahren  unb  T^albe  ßiöorno  Betagert".  ^ett)i§  ift, 
ba^  bie  gran^ofen  eine  ^^totte  in  ©ee  gehabt;  toie  aber  ^lajimilian 
mitten  burd;  feine  ^^^inbe  gefahren,  ift  unb  bleibt  unbeutlic^.  Sunt 
britten  ^laU  enblic^  mirb  be§  91ämti(f)en  p.  258  gebadet:  „2)er 
tnei^e  ^önig  f)abc  ben  infonber^eit  mäd)tigen  ^yürften  öon  ^aitanb 
mit  fiC§  in  ^unb  gebracht;  barum  fei  berfelbe  öon  gvantreid^  an= 
gegriffen  morben,  jener  aber  i^m  na(^  Siöorno  ju  .g)ülfe  gebogen,  tüo 
bie  (Schiffe  ^u  @runbe  gegangen". 

Söir  fe^en,  njarum  biefetbe  ^ef(^i(^te  o^ne  meitere  S5erän^erung 
an  brei  ©teilen  eraä^lt  tnorben.  guerft  ift  e§  in  SSe^ug  auf  bie  nea= 
^olitanifc^en,  3um  anbern  Walt  in  Sejug  auf  bie  f ran^öfifc^en ,  pm 
britten  5}^ale  in  S^e^ug  auf  bie  mai(änbifd§en  @efd§äfte  gef(^e]§en.  SBir 
fe^en  ferner,  ha^  T^ierbei  bie  5lbfi(^t  ift,  ^efi^äfte  unb  S5er]§ältniffe 
einer  befonberen  Gattung  jebeSmal  sufammen  mit^utl^eilen.  3n  ber 
Ztjai  ift  hie^  bie  5}lanier  be§  ganzen  ^ud^eS.  ^ber  inbem  bie  ein- 
zelnen Segebenl§eiten  meiften§  in  öerfc^iebene  S5er§ältniffe  eingreifen  unb 
bal^er  unter  ber  9ftubri!  berfelben  n)ieber^olt  nierben,  inbem  bie  S5er= 
fd^ieben^eit  ber  S5er^ältniffe  beffenungead^tet  niema(§  ganz  fd^arf  l^er= 
ausgehoben  wirb,  folgt  fi^on  au§  biefer  ^Jlanier  eine  nid^t  geringe 
S5ern)irrung.  2)a  nun  überbieS  bem  ^aifer  Unternehmungen,  an  benen 
er  nie  unmittelbaren  Xi)^ii  ^atte ,  al§  öon  i^m  felbft  ausgeführt  äu= 
gefd^rieben,  ba  bie  3a^re  ^umeilen  öertoed^felt  merben,  toirb  bie  S5er= 
lüirrung  fe^r  ftar!,  unb  bie  Sd§mierig!eit  aeigt  fi(^  beina!)e  gang  un« 
übertt)inbU(^.  5^ur  baS  genauefte  ©tubium,  ^rrt^um  unb  Söal^rl^eit 
fonbernb ,  tonnte  biefeS  ^ud^  bieEei(^t  erlöutern;  aber  id§  fürd^te, 
au^  h'u^  mürbe  Einiges  unerttört  äurüdtlaffen.  3n  ben  5lnmer!un* 
gen  ju  ber  §anbfd§rift,  3.35.:  „toaS  ben  Sd^meiaerT^anbel  betrifft,  ift 
burcf)  ben  .^ammermeifter  geftimmt;  nai^  ber  erften  Sd^toeiäerfd^lad^t 
tommen  alte  anberen  unb  barnai^  bie  Siac^tigung",  ertennt  man  bie 
Arbeit  beS  OrbnerS,  fo  ju  fagen,  be§  2)iaf!euaften ,  unb  i§ier  fanb 
man  fic^  noc§  ^erauS;  aber  in  anberen  f^üEen  mar  bieS  fd)on  ben 
bamalS  Sebettben  unmöglid^ ;  unb  man  ^atte  ein  orbentlid^eS  grage» 
burf)  entmorfen,  um  fic§  bei  bem^aifer  felbft  ^ai^  äu  erholen,  ßr 
mar  geftorben,  e^e  er  bie  fragen  beantmortet  ^atte. 

©eltfam  mie  baS  fBud)  finb  auä)  ^urgmeierS  ^ol^fdinitte  ^u  bem= 
felben,     ©ie  finb  befonberS  baburd^  unnatürlidC) ,    ba^  fie  ben  gelben 


^eutfd^e  ©cfd^id^tjc^reibet.  *]25 

Taft  in  jeber  Sage  mit  ber  ^rone  barftetten.  9lur  ^tüei  tüerben  leicht 
in  jebeS  3Jlen|(^en  ©ebäc^tnife  -^aften:  erften§  berienige,  njel^er  ben 
gerfatt  ber  Öiga  öon  ßambrat)  burc§  bie  dürften  barfteEt,  tüo  ein 
icbet  eine  anbete  Z^nxt  ergriffen  l§at,  ^ineinangel^en ;  bann  t)or  atten 
ber  breiunbän)an3igfte ,  too  ber  junge  ^ürft  in  ein  fSnä)  fielet,  baS 
fein  ©(^toaräüinftler  in  ber  .&anb  ^at ;  mit  ber  ßinfen  fa^t  er  feinen 
gOflantel,  mit  ber  9te($ten  ba§  SSud^;  ba§  ©efid^t  toitt  tjortoärt^,  ber 
f^ufe  tritt  unn)iE!ürIi(f)  äurütf.  S^eij  unb  innere  ^IBmel^r  ftreitcn 
trefflich  mit  einanber. 

ßJerabe  ba§  ütät^jeH^afte  biefe§  2[öer!e§  mirb  un§  immer  hjieber 
3U  i^m  sieben.  S)er  §elb  erfd^eint  al§  ba§  §au^t  einer  großen  Partei 
in  nnerme^Ud^en  «Hoffnungen,  mit  ftarfen  unb  immer  mieber  jiif^en 
geinben  im  Äam^fe.  §at  5[Rainmilian  im  (Sinn  ge:§abt,  biefe  5)la« 
terialien,  toie  2:reiafauilr)ein  fagt,  „mit  lieblid^er  3öo:^lft)rec^ung, 
rei^ter  Crbnung  unb  not^bürftigen  S^Qß^örungen",  etma  au  ber  fyüttc 
unb  greiljeit  au^aulbilben,  meiere  ber  erfte  %1)eii  §at,  fo  ift,  bag  bieg 
ni(^t  gef(^e§en,  für  bie  5^ation  ein  toa^xtx  SSerluft.  Ueber^aupt  ba 
bie  Elemente  einer  guten  @efd§ic§te  in  biefer  Seit  atte  Dor^anben 
toaren,  im  @emüt^e  Streue,  Öottegfurt^t ,  f^i-'ßube  an  ben  gegenn)är= 
tigen  2)ingen,  in  ben  ^Begebenheiten  §elbenmut§,  ©efa^r  unb  @rret= 
tung,  aEgemeine  S3etüegung  unb  enblic§  in  ^arl§  V.  Sage  ein  großer 
5lu§gang,  n)a§  ift  e§,  ba§  bie  @ef(^ic§te  ausbleibt?  5[flan  !önnte 
tüo^l  öiele  @rünbe  anführen,  bie  fid§  ^ragmatifd^  genug  au^nä^men; 
ber  tjorne^mfte  unb  einzig  faltbare  fd^eint  mir:  e§  fehlte  an  bem 
^anne.  ^lic^t  fo  fjäufig  ftimmen  Talent  unb  Sage,  ©infid^t  unb 
guter  SCßiEe  aufammen.  S)er  rechte  5CRann  unter  ber  5Renge ,  bie 
etwag  öerfud^t,  ber,  meld^er  e§  letftet,  ift  immer  feiten. 

VI. 

3ut  3ext  ßatl§  V. 

ein  toii^tigeg  äßer!  jür  bie  aEgemeine  @efrf)ic^te  a«  ^^^^^  V. 
Seit  ift  bag  Seben  §errn  (Seorg  unb  §errn  6a§^ar  f^runb^bcrgS^) 
tjon  5lb am  91  eigner.  2öir  miffen  atoar,  bafe  ©eorg  me^r  in  ben 
2)ienften  ^tajimiliang  aU  ^arlg  gettjefen;  aber  rrül^er  ift  bieg  fein 
Seben  aug  ben  Italienern  geaogen,  awtoeiten  in  großer  Söermimmg, 
unb  bürftig  an  eigenen  ^ad^rid^ten.  ^an  betrad^te  nur  einmal,  wie 
ber  beneaianifdCie  ^rieg  im  S^a^re  1511    befi^rieben  toirb.      §ier  ift 

1)  Historia  ^etrn  ®.  u.  J&.  6.  t).  f^tunbäbetg;  f^ranffutt  o.  m.  1572. 


126*  SSierter  5lbid)nttt. 


bie  SBeöeBenTCiett ,  ba§  bie  SSene^ianer  einmal  tütd^en,  Sßicensa  fafirett 
liefen,  im  ^loöembet  toieberfamen ,  jebod^  bei  ^rabi§!a  unb  33eitel= 
ftein  einen  Sßerluft  erlitten.  ^}tun  fteEt  9tei§ner  bie  S)inge  in  folgen* 
bei'  Orbnung  auf:  1.  bie  Unternehmung  bom  ^lobember,  bie  S5erlufte 
3U  ®rabi§!a  unb  Settelftein;  2.  bie  Eroberungen  ber  Äaiferlid^en 
unb  granjofen,  toeld^e  bo(i)  frül^er  ftattfanben ;  3.  einen  Söerluft  ber  Sße= 
neäianer,  tüeld^er  inbefe  ber  alte  ift;  4.  bie  ^Belagerung  bon  ^Crebifo, 
obtüol)l  fte  biefem  S^erlufte  bor^erging;  5.  bie  Eroberungen  ber  Äatfer= 
lid^en,  bie  nic^t  minber  el^er  gefd^a^en,  al§  bie  SSelagerung;  6.  nod^ 
einmal  jene  SSelagerung;  7.  noi^  einmal  bie  Eroberungen  ber  S}ene= 
5ianer—  aEe§  i^.  12^  unb  fy.  13—,  unb  e§  ift  mxtliä)  fd^toer,  i^^n 
l^ier  nur  burc^^ulefen.  ©elbft  too  bie  Erjä^lung  au^fü^rlid^  unb 
ftiefeenb  toirb ,  ift  fte  au§  gremben  gef(^ö|)ft.  S)er  Belagerung  bon 
S5erona  im  ^ai)xe  1517  ftnb  8  goliofeiten  getoibmet;  aber  fte  ift 
©d^ritt  für  ©d^ritt  au§  Paul.  Jovius  (Historiae  XVI,  222).  5lud§ 
noi^  5U  ^arl§  V.  !ßät  ift  biefer  eine  ^auptqueEe  Sftei§ner§.  ®er 
auöfü^rlid^eren  Erjäl^lung  ber  (Sd£)lad§t  bei  ^abia  in  ben  Ärieg^tl^aten 
ber  grunb^berge  liegt  augenfd^einlid^  ber  Berid^t  be§  3obiu§  im 
Seben  $e§cara^§  3U  @runbe. 

3nbe|  fd§on  ^ier  !ommen  überaE  eigentT^ümlii^e  91ad§ri(^ten  bor. 
SBeim  3a:§re  1511  gebeult  ü^ei§ner  eine§  2:reffen§  bei  33eitelftein,  ba^ 
man  fonft  uid^t  leidet  ertoäl^nt  finben  toirb.  5Den  9tuT§m  ber  S5er= 
tl^eibigung  bon  Sßerona  fd£)reibt  er  bieEeid^t  auf  3}eranlaffung  ber 
^auptleute  au§  ben  italienifd^en  Kriegen,  benen  er  fein  Sud§  bor= 
legte,  mefr  feinem  |)elben  Srunb^berg,  al§  mit  3obiu§  bem  ^Mxi  5ln= 
tonio  Eolonna  gu.  ©eine  Er5äl)lung  bon  ber  ©(^lad§t  Ui  ^abia 
bleibt  äu  einer  genauen  Äenntni^  berfelben  unentbel^rlid^. 

^er  eigentliche  Söert^  biefe§  äöer!e§  tritt  aber  erft  mit  bem  4. 
S3ud£)e  g.  60  l^erbor.  5lbam  ütei§ner  tuar  bei  jenem  .^rieg^^uge ,  tt)el= 
(fien  ®eorg  grunbgberg  im  §erbfte  be§  Sal^reg  1526  unteiiial^m, 
einem  3uge,  ber  ba§  boEfommene  Uebergetoid^t  ^arl§  in  Stauen  unb 
bie  @efangenfdC)aft  be§  5pabfte§  jur  golge  l^atte.  SBa§  er  ^ier  fal^ 
unb  l^örte,  befonberS  bie  %f)aitn  grunb§berg§  unb  feinen  3:ob,  bie 
Einnahme  ^om^  unb  ben  Suftanb  be§  §eere§  nad§  ber  EinnaT^me, 
befd^reibt  er  toa^r,  anfd^aulid^,  in  .^infti^t  auf  9tom  mit  ülüdfid^t 
auf  3obiu§,  j,ebod§  felbftänbig,  infofern  e§  fid^  aber  auf  feinen  .gelben  be= 
^iel^t,  gan^  eigentpmlid^  unb  felbft  fd^ön.  £)ie  3nbioibualität  be§  bama= 
ligen  Ärieg§toefen§  ^at  bieEeicfit  ^^liemanb  fo  gut  bor  bie  fingen  gefteEt. 

©böter,  in  ben  neabolitanifd^en  @efd§id^ten  bon  1528,  finben  fid§ 
auf§  neue  ^ad^rid^ten  au§  ^aul  3obiu§  unb  gel^ler  ein. 


Teutjc^c  @efc^id^tfcf)rcibcr.  *]27 

^immt  man  l^inäu,  ba§  über  bie  perföntic^en  SSer^äüniffe,  über 
bte  Sugenb  unb  bie  ]^äu§ltd§e  SebenStoetje  bei*  f^runböberge  ft(^  toeit 
tüeniöer  finbet,  al§  man  erwarten  foEte,  fo  toirb  man  biefeg  f&nd) 
faft  nur  a(§  ein  Memoire  über  ben  ^ug  üon  1526  unb  1527  be= 
trad^ten  bürden  ^). 

©otd^er  Memoiren  finb  über  bie  toic^tiöften  S5egeben§eiten  uuter 
Äarl  V.  nic^t  toenige  gefd^rieben.  Um  nid^t  in  ben  ge§Ier  ju  öer= 
faEen,  ben  ^IJ^ontaigne  tabelt,  unb  ni^t  ftjftematifd^er  au  merben,  q(^ 
gut  ift,  tüiE  ic^  nur  nod^  eine  SSemerfung  über  ein  einjigeB  t)inau= 
fügen. 

Commentarius  de  Wuertembergiae  rebus 

gestis  Ulrico  principe 

per  Job.  Pedium  Tethingerum  Tubingensem  2). 

S)a§  erfte  S5uc§  biefeö  Söertd^enS  ersä^lt  atoar  @inige§  bon  Utric^ö 
Sugenb,  bon  feiner  ^od^^eit  unb  bem  erften  5lufru:§r  n)iber  i:^n,  ba§ 
le^te  enbet  atüar  mit  feiner  <g)erfteEung ;  bod^  f(^on  ba§  erfte  tommt 
auf  bie  llnteme^^mung  tüiber  ©Bungen;  ba§  Ie|te  entölt  fo  gut  hjie 
bag  aujeite  mefentlid^  bie  Unruhen,  bie  au§  jener  Unternehmung  ent= 
f^rungen  finb.  S)iefe  Unruhen,  bie  i^iuä)i  be§  <g)eräog§  unb  feine  erften 
S5erfuc§e,  gurüctpfel^ren,  finb  ber  borne^mfte  ^n^alt  be§  ßommentariug ; 
o^m  Stoeifel  getreu  fie  ju  ben  tüid^tigften  53egeben§eiten  i^rer  S^^^- 

Obtoo^l  nun  berfelbe  nii^t  aEein  frütier  öon  üiei^ner  unb 
6rufiu§,  befonber^  bi§  auf  einzelne  SBorte  t)on  bem  legten,  fon= 
bem  auä)  öon  ^äberlin  unb  ©attler  biet  benu^t  toorben  unb  in 
biete  @efc^i(i)t§büd^er  übergegangen,  fo  mu§  man  bod^  bemerfen,  ba§ 
er  bon  ber  SBatir^eit  abtt)ei(i)t. 

;^n  ber  @efd)id§te  bon  ber  Sßertreibung  Ulrichs  burd^  ben  fdt)n)ä= 
bifd§en  S3unb  madtjt  9^atur  unb  2on,  nod^  me^r  aber  bie  genaue 
Uebereinftimmung  mit  übrig  gebliebenen  SBrieffi^aften  unb  %a%c^= 
berid^ten  bie  fteine  ß:^ronica  (5tum|):^art§,  S3t)gt§  ju  ^Böblingen  {M 
©attter),  bie  ba§  ^otrüdten  be§  bünbifd^en  ßager§  unb  hie  n)id^tig= 
ften  S3egegniffe  bon  Sag  äu  2:age  auf^eii^net,  burd§au§  glaubujürbig. 
'»ilaä)  berfelben  nel^men  bie  SSünbifd^en  perft  Stuttgart  (2;ag,  Ort 
unb  S3ebingung  enthält  anä)  ber  ^rief  ^eraog  SBil^etmS  öon  SSaiern 
an  feinen  Sruber,  fo  bag  gar  fein  Stoeifel  ftattfinben  fann),  unb 
hierauf  faEen  biete  Orte  in  biefer  ©egcnb.  ©ie  belagern  jum  atoei» 
ten  3:übingen,    tt)eld§e§   bie  eigenen  Briefe  Ulric§^  beftätigen.     2)ar= 

1)  ^nä)  l)ier  befinbe  ic^  mid)  in  bem  g^aHe,  auf  <B.  2Ö.  H,  @.  368  Dex- 
toeifen  au  muffen. 

2)  «et  Schardius,  Rer.  Germ.  T.  II. 


1^8*  Sßiertcr  3lbfc^mtt. 


ii 


nac^  lütrb  ^3tecfmüt)l  eroBert,  unb  bei  einer  !leinen  ^IbtDeic^uttg  ftimmt 
hiermit  bie  ßeBen§Befd§reibung    be§  @ö^    öon  SSeiiid^ingen ,    tüetd^er 
baJelBft  £)Bert)ogt  toax,  5ufammen.     @nbli(^  folgt  bie  ßtoberung  üo 
.^o^enaSperg. 

§iert)on  toeid^t  ^etljinger  ab,  unb  um  e§  nur  fogteid^  ju  fage' 
er  fd^eint  bie  ©efd^ic^te  mit  ber  ^efd^reiBung  be§  gefammten  ßanbe^ 
beleben  ju  UJoEen.  ^en  ^amp]  lä^t  er  fi^on  öor  bem  ©infaE  burc^ 
bie  Entfernung  ber  ©d^meijer  beenbigen  unb  f(f)tr»eigt  tjon  bem  §eere, 
ba§  ftd§  bei  Stuttgart  öerfammelt  l^atte.  ^ierburi^  getuinnt  er  freie 
Qant>.  3l(§bann  lä^t  er  ^toar  bie  SBünbift^en  ri($tig  über  @ö))|)ingen 
unb  §eibenT§eim  einrürfen,  barauf  aber  fofort  öor  Tübingen  fommen. 
.I^ier  tüirb  ber  6übtt)eft  be§  ßanbel  befd^rieben.  ^un  erft  ge'^t  e§ 
nad^  (Stuttgart,  unb  T§ier  nimmt  er  ben  nörblid^en  2:^eil  t)or.  @r 
befd[)reibt  bie  ©inna'^me  bc§  9tam§t^ale§  ©i^ornborfg ,  toenbet  fid§ 
mit  ber  Enj  unb  9lagolb  nad§  ©üboften ,  getaugt  auf  bie  %lp ,  be= 
jd^reibt  ?lmt  für  5lmt,  unb  enbtid§,  bamit  bie  ©ad^e  einen  Sd^Iu^ 
l^abe,  gebeult  er  ber  Einnahme  öon  ^o'^enaS^erg.  53ei  ber  Snöafion 
Ulrid^S  ift  er  ber  Söafir^cit  nidfit  getreuer,  aU  ^zx  feiner  glud^t.  @r 
lä^t  ^ti  5^eEingen  eine  förmlid^e  ©d^Iad^t  öorfaEen ;  unb  "^ier  glaubt 
felbft  ©attler,  ber  il§m  fonft  (^u  folgen  ))flegt,  er  möge  ettüaS  erbid§= 
ten.  @r  Iä§t  ^tx  Stuttgart  %\)oxt  ^erbred^en  unb  ©trafen  über= 
rafd^en;  aber  mir  miffen  red)t  gut,  ba§  e§  auf  SSebingungcn  an= 
!am,  ba§  bie  ©tabt  burd§  bie  ^uftöfung  be§  Tübinger  Söertrage§ 
übergeben  marb. 

2^reuer  fc^eint  er  ben  britten  ^am^jf,  ben  S[Jerfu(^  in  ben  55auern= 
Unruhen,  bargefteEt  3U  ^aben. 

Uebrigen§  ^at  er  benfelben  -^rieg  in  SJerfen,  Wuertembergiae 
libri  duo,  befd^rieben.  @r  fagt:  „Sunt,  qui  versus  non  adeo  curent, 
hl  commentarium  legant:  tum,  qui  solutam  nolint  orationem,  car- 
mina  ad  manus  habebunt."  ^n  ber  %^ai  mirb  feiner  Don  i^nen  öiel 
Verlieren.  2Bie  bie  äöorte  ber  ^^ßrofa :  „Viginti  Helvetiorum  millia 
Stutgardiam  numerato  divite  manu  stipendio  venerunt",  5U  ben 
S3erfen: 

„Millia  viginti  Helvetium  Dux  aere  soluto 
Conduxit,  (pag.  Q^  unb  pag.  39)", 
nid§t  t)iel  anber§  t)er§ä(t  fid§  ber  gan^e  6ommentariu§  ju  bem  Sar= 
men.  Söie  e§  fd^eint,  finb  ^zx\)t^  ©d^ulübungen ,  me'^r  3U  einem 
:poetifd§=bibaftifd§en ,  aU  3U  einem  :^iftorifd§en  3mec^.  gür  bie  ba= 
malige  Seit  l^aben  fie  t)ielleid§t  in  ber  Sanbe§befd§reibung  ben  größten 
Söertlji). 


fünfter  ^BfMtU 

g  r  a  tt  j  0  f  e  u. 

S)te  granjofen,  t)on  betten  iä)  tnx^li^  3U  jeigett  gebenfe,  tva^  tttan 
Bei  i]§nen  finben  ton,  ftnb  3 tu  e t  6 ]^ r o n i ft e n  ittt  alteti  BtiU,  (^iiie^ 
unb  ^ottftrelet,  —  t)ter  §ofgef(^i(^tf(^retber,  5lttbr^  be 
la  S^tgtte  unb  S)egret)  an  ^arB  VIIL,  Sepffet  unb  @t.  @e(aig 
3U  SubtüigS  XII.  3eit,  —  bte  Beiben  33iogtap:^en  55at)atbg 
unb  2;remouine'§,  —  jhjei,  bie  i^re  eigenen  SBegegniffe  aufgefegt, 
gleurangeS  unb  S^illeneuföe,  —  ^mi  S5erfaffer  allgemeiner 
Memoiren,  6omine§  unb  iöella^,  unb  enblid§  jtoei  §ifto  = 
rüer  öom  gac^,  neuer  Slrt  unb  äöeife,  f^erronue  unb  ^^a^quier. 

I.  3lu§  ben  (ET^roniften  lönnen  wir  für  hu  neuere  ^ejd^ic^te 
nur  toenig  fc^öjjfen.  ^Hcole  @ille§  fc^rieb  feine  Chroniques  et 
Annales  de  P>ance,  um  ben  ^M^iggang  5U  üermeiben,  auf  bie  bem 
TOttelalter  eigent^ümlid^e  Söeife.  ©eine  erfte  ©eite  ftellt  bie  fed^^ 
2;age  ber  @i$ö|)fung,  am  fe($ften  (Soa,  mte  fie  au§  ber  Ülip^e  be§ 
9Jlanne^  fteigt,  Bilblic^  bar.  -hierauf  fommt  hu  l^eitige  ©efd^id^te 
big  3U  ß^rifti  2obe ;  barnad§  folgt  bie  neuere  gemeine,  bie  iljren  Ur= 
fprung  au§  %xo]a  nimmt:  bettn  t)on  biefer  ©tabt,  bie  t)on  Sfupiter, 
ancien  chef  de  noblesse,  l^erfomme,  feien  nid§t  aEein  grancuS,  fonbern 
auc§  2^urcu§  entfloT^en,  unb  ba^er  fage  man  nod§  je^t  in  ber  Stürfei : 
„^iemanb  !önne  abelig  fein,  al§  ein  Surfe  unb  ein  f^ranfe."  ^^ 
tt)ei§  nid)t,  ob  biefe  SJorftellung  Verbreitet  geUjefen  ift ;  für  bie  2;ürfen= 
!riege,  ja  aud^  für  bie  ^reu^^üge  mürbe  fie  einige  Sebeutung  l^aben. 
@iEe§  überliefert  nun  ferner,  ma§  i]^m  überliefert  morben,  2)id^tung 
uitb  2öa^r:§eit  öermifd^t.  .3>on  ben  ©efd^ii^ten  Äarl^  VIII.  an,  bei 
beffen  ^of  er  fic^  Befanb  (f^.  117),  mirb  er  glaubtoürbiger,  unb  feit= 
bem  ^at  er  l^ier  unb  ba  eine  treffenbe  ^loti^;  bod^  5u  eigentlii^er 
SSelel^rung  ift  er  bei  meitem  5U  unboEftänbig.  5£)aö  Q3ele§renbfte  finb 
biettcid^t  hu  5ln^nge,  meli^e  auf^eid^nen,  n?a§  fid^  einige  3^a^re 
lang  3U  ^ari§  begeben. 


130*  gfünfter  5(bjc^nttt. 


50^onftrelet  fann  nur  uneigentlii^  l^ierl^er  gerechnet  toerben. 
©eine  (^xonit,  „tjon  l^ol^en  Söaffent^aten",  tt)ie  er  fagt,  „unb  aT6en= 
teuerüd^en  Siften  .g)o^er  unb  Geringer",  enbet,  ttjenn  nid^t  frülfier, 
bod§  gett)i§  mit  bem  3a§re  1467.  5lber  fie  ^at  einige  toid^tige  5ln= 
pnge.  S)ie  Chronique  scandaleuse,  ber  erfte  berfelben,  gehört  nid^t  T^ier= 
■§er;  t)om  ätoeiten,  bem  S5ud^e  S)egre^^§,  toerbe  id§  fogleid§  reben;  nod^ 
einen  brüten  aber  glauBe  id^  unterfd^etben  ^u  muffen,  öon  ber  9fte= 
giernng  ßubmig§  XII. ;  ^a^ft  ^lejanber  nämlid^ ,  ber  frü'^er  immer 
ber  fed^fte,  toirb  l^ier  ^lö|Iid§  ber  fieBente  genannt,  unb  bie  @efd§id§te, 
bie  fonft  immer  bem  .Könige  folgt ,  finbet  §ier  |)Iö|lid^  eine  5Jlitte  in 
ßljon.  ^en  ^önig,  ber  einmal  nad^  Srotieg  reift,  lä^t  biefe  ß^roni! 
immer  reifen,  ben  9leapler  l^rieg  ge^en,  toie  er  toiE;  aber  in  St)on 
ift  i^r  eine  geBrod^ene  S3rüc£e,  ein  J^lofter  im  SSranbe  ber  ^uf3eid§= 
nung  Ujert^.  5lud§  ber  ^ialeft,  $ie  bu  ^orc  für  $.  b.  ^ort, 
501oEarc  für  ^oEart  bejeid^nen  ii^ren  Urf^jrung  au§  ber  ^itte  beS 
S5o(!eö.  S)ie  ^floti^en,  bie  fie  mitt^eitt,  finb  ba^er  niemals  au§= 
reid^enb,  aT6er  immer  ]6emerfen§n)ertT§.  3n  bem  Kriege  fie^t  fie  me^r 
ßeiben  aU  S5ergnügen,  unb  fie  Bebauert,  ba§  fo  öiele  Xaufenbe  fid^ 
für  ^toei  ober  brei  (S^rgei^ige  o^jfern  muffen. 

II.  ^efd^id^tfd^reiBer  t)om  §ofe.  S)ie  (Sd^riften  unter 
S)e§ret)^§  unb  be  la  SBigne'g  5^amen^)  finb  beibeS  ^u§3üge 
au§  einem  feltenen  SSnd^e,  bem  35ergier  b^^onneur.  5lnbr6  be  la  SSigne, 
Secretär  ber  .Königin  SCnna,  öerfa^te  öon  .^arl^  S^Se  nad§  5^ea^el  eine 
©d^rift:  „ressource  de  la  Chrestientö",  ben  erften  S^'^eil  be§  2}ergier. 
Ungefähr  tt)ie  5D^aiätere§  :§unbert  3al§re  früher  bie  Providence  divine 
eine  Steife  mit  ber  Königin  Söal^r^eit  mad^en  ließ,  befd^rieb  er  barin 
bie  ^efal^r  unb  ^n!unft  ber  ^erfonifiäirten  ßl^riftenl^eit ,  i^re  ^(age, 
n)a§  ber  je  ne  sais,  qui  unb  toaS  bon  conseil  bagu  meine,  unb  UJie 
fie  enblid^  @rljörung  finbe.  §ierau§  ^at  Soncemagne  einen  5tu§3ug 
mitget^eilt  ^).  Söie  nun  ,^arl  in  ber  2:i§at  einen  nea:|3oIitanifd^en 
^rieg  unterna^^m,  um  alsbann  toiber  hu  Xüxhn  ju  sieben,  toar  aud§ 
5lnbr6  im  befolge  be§  Königs  unb  befd^rieb  biefe  üleife  Sag  für  %a^ 
in  einem  ätoeiten  Steile  feinet  äöer!e§,  unb  ba§  ift  e§,  toaS  S)e§re^ 
in  einen  au§fü^rlid§en  5lu§aug  gebrad^t.  S)er  britte  2;^eil  be§  35eu= 
gier  unb  ein  britter  3lu§5ug,  ber  enblid^  unter  5lnbr6^§  eigenem 
5^amen  gebrudft  ift,  befd§reiben  ben  ^^üdjug  ^ar(§.  2Gßir  reben  bon 
ben  beiben  l)iftorifd§en  2^§eilen.    §ier  ift  auffaEenb ,    mie  ^arl  aU 

1)  Sn  beiben  ©ammlungcn  bߧ  ©obefrot):  Histoire  de  Charles  VIII, 
Don  1617  unb  1684. 

2)  Memoires  de  l'Academie  des  Inscriptions.   Tom.  XVII. 


bcr  natürlid^e  |)ert  Stalten^  Betrad^tet  toirb.  (5§  l^cifet  tjon  ben  Sic= 
nefen :  „le  cognoissants  a  leur  vray  seigneur",  t)on  ben  gtorentinem, 
fie  Ratten  il^n  em^jfangen,  tüte  il^r  „devoir  envers  le  roy"  getoefen; 
^art  ^abe  gu  9tom  mit  üted^t  ^o:§e,  mittlere  unb  niebere  @eri(^tg= 
barfeit  auggeübt  unb  be§  ^a^fteg  S5erf|)rec§en  empfangen :  „estre  loyal 
au  Roy",  unb  bon  bem  SBunbe  toiber  i:^n:  „Commencörent  marcher 
Lombards,  Venitiens  et  autres  trahistres."  —  Um  ba§  @emüt§  ber 
^enpen  au  äeigen,  fiub  beibe  Sl^eile  aEäufurj.  5^ur  feiten  erlauben 
fie  fid&  jene  3lu§fü^rHd§!eit ,  bie  il^nen  fo  mo^Ifte^t.  ^er  eö  ift 
augenfd^ einlief,  ba^  fie  ganj  aut^entifd^  finb. 

5ln  unterric^tenbem  S^n^alt  fommen  i:^nen  bie  ©d^riften  öon 
glaube  be  ©et)ffel  unb  ^ean  be  ©t.  @elai§  über  ßubmig 
XII.^)  ni(^t  gleich,  ©ie  finb  t)or  bem  33rud§e  mit  bem  ^apfte,  im  @e= 
füi)(e  ber  Siege  unb  ber  ©röfee  ßubmigg,  smifd^en  1509  unb  1510 
»erfaßt,  ^n  ber  ©d^rift:  L'Excellence  et  la  f^licitö  de  la  victoire 
d'Aignadel,  proteftirt  ©et)ffet,  er  moEe  feine  ^efdf)id^te  fc^reiben,  fon= 
bem  nur  ha^  (BIM  feinet  ^önig§  bemeifen.  ^Jlad)bem  er  mm  bie 
klagen  ber  SSene^ianer  mit  neuen  Magen,  bie  big  auf  Äarl  ben  6Jro= 
itn  prücfget)en ,  toibertegt  l^at,  fü^rt  er  fur^  bie  ©d^tad^t  an  unb 
aeigt  barauf,  mie  fit^  ^ier  ßubtoigg  ©laube  an  @ott,  feine  ^ü^nl^eit 
im  .Kriege,  bie  ^apferfeit  feiner  SSegleiter,  feine  @üte,  feine  9Jlä§igung 
gegen  i^^^ittbe  unb  f^teunbe  ju  erfennen  gegeben,  hierbei  fommen 
benn  aEerbingg  biele  Tt)ai]a^m  jur  ©prad^e,  bereu  Ueberlieferung 
ung  toiEfommen  ift. 

©e^ffelg  ätüeite  ©d6rift:  les  louanges  du  bon  roy  Louis, 
§at  eine  S5ergleid^ung  ber  früheren  Könige  mit  ßubtoig  unb  ben  S3e= 
roeig,  fein  ©inniger  l)abe  fo  frieb(id§,  glorreid^  unb  glüdfüd^  regiert, 
wie  biefer,  3um  Qmä.  5lm  beften  ift  hu  S5ergleid§ung  beg  atoölften 
mit  bem  elften  SubU)ig  unb  gemalert  mirflid^e  S3ele]§rung.  ßr  l^at 
3fte(^t,  toenn  er  ben  S5ormurf  ber  ©d^meid^elei  aurüdftoeift.  ®enn 
ipie  er  irgenbtoo  behauptet  ]§at,  bie  ütegieruug  in  ^ranfreid^  fei  ni^t 
monard^ifd§,  fo  er:^ebt  er  l^ier  an  feinem  .gelben  nid^tg  fo  fel^r,  alä 
ba^  er  ben  Parlamenten  unb  bem  (S^erid^t  f^reil^eit  laffe:  „sans  user 
de  puissance  absolue  en  nul  cas"  (p.  16).  ^a,  er  fagt  au§brüdt= 
lid§:    „Sfemanben  loben  :^ei§e,  i:^n  reiben,  beffer  3U  t^un"  (165). 

©t.  @elai§  nimmt  ben  Anlauf  3U  einer  mirflid^en  ©efd^id^te; 
er  fü:§rt  bie  franäöfifd^en  Könige  t)on  ßubmig  bem  ^eiligen  hi^ 
Äarl  VIIL   menigfteng  fummarifd^   auf.     3lud^  finben  fid^    bie  @e= 

1)  Sn  ber  ©ammlung  Don  Theodore  Godefroy,  Histoire  de  Louys 
XII,  1615. 

t).  Ülantc'S  aSerfc  XXXIII.  XXXIV.  9tom.  u.  germ.  JööIIer.  3.  %üfi.  *9  * 


132*  pnftcr  2lbf(|nitt. 


1 


fcf)i(^ten  ßubtoig^  XII.  unb  ^toax  l^äuftQ  mit  eigentl^ümli(^en  ^flotijen 
er^äl^U;  bod^  bie  .^au^tfad^e  ift,  ba§  er  beffen  5lugenben  nad^  ben 
öaBen  bet  9lotur,  be§  (B(üdte§  utib  ber  ^nabe  barfteEt.  ©r  t:^ut 
bie§,  bamit,  tuie  er  jagt,  bie  Könige  unb  großen  f^M^en  nad^  bem= 
felben,  toenn  fie  feine  @efd^id§te  lefen  unb  lefen  pren,  an  feinem 
tugenb^aften  unb  rttterlid^en  Seben  fid§  ein  SSeif^iel  nehmen.  S3ei 
ben  ©(^lad^ten  mar  er  nid^t;  er  erfragt,  mer  fid§  au^gejeid^net ;  un= 
glüdtUd^e  Kriege  ju  eraä^len,  Beugt  er  au§:  „II  y  eut  de  döfauts; 
je  me  passe  d'^crire,  en  me  rapportant  ä  ceux,  qui  le  mieux  en- 
tendent";  am  lieBften  erjä^ilt  er,  mie  bie  ©täbte  „Vive  le  roy"  ge= 
fd^rieen,  mie  ^önig  unb  .Königin  einanber  miebergefe^en,  mie  ßubtoig 
fid^  gefreut,  menn  er  feine  ^inber  etma§  gri3§er  gefunben.  UebrigenS 
ift  er  ber  ^ird^e  tottfommen  ergeben,  ßefar  nennt  er  nur  ben 
5^effen  3llejanber§ ;  für  nid^tl  Geringes  ^ait  er,  bag  ein  Segat  in 
feines  .^önig§  ^at1)t  fi^e. 

III.  äöenn  bie  erften  biefer  ©d^riftfteHer  au§  ber  53Zitte  be§ 
S5ol!g,  bie  legten  öom  ,&ofe  ftammen,  fo  Bleibt  ^mifd^en  i^nen  noc^ 
eine  gro§e  Sude,  unb  biefe  mirb  burd§  S5iogra))^ieen,  öon  frember 
unb  öon  ber  eigenen  |)anb  ber  gelben,  unb  burd§  Memoiren  aulgefüEt. 

2)ieS5iograi)l§ieen  S5at)arbg,  ber  1524,  unbSremouille'g, 
ber  1525  ftarB,  finb  Beibe  1527  gefd^rieBen,  jene  öon  einem  Begleiter 
bc§  ,!pelben,  ben  man  loyal  serviteur  nennt,  biefe  öon  ;Sean  S3oud§et, 
ber  im  «g)aufe  XremouiEe^S  bie  5luffä^e  ber  (SemaT^lin  beffelBen  „bon 
©eBurt  unb  %o\)  S^rifti"  unb  ä^nlid^e  ju  öerBeffem  :pftegte.  ^n 
Sremouilte  finben  mir  ba§  SeBen  ber  öorne^mften  .^erren  im  ^nä)i, 
l^dufig,  mie  ^oud^et  fagt,  au§  be§  <g)elben  eigenem  ^]!Jlunbe,  gefd^ilbert. 
2)a§  f8nä)  mar  ur-f|}rünglid^  mit  fo  bielen  ^igreffionen  über  bie  alte 
@efd§id^te  erfüEt,  ba§  man  fein  5lnbenfen  nur  in  ^luS^ügen  erneuert 
l^at,  einem  fel)r  bürftigen  in  @obefrot)'§  ©ammlung  unb  einem  aug= 
fü^rlid^en  in  ber  Sammlung  ber  5D^emoiren;  auä)  ^ier  finbet  man 
nod§  fonberBare  Söenbungen  genug,  „eine  ©tanb^aftigfeit  gegen  bie 
5Jlajeftät  ber  9Zatur,  (Sebanfen,  bie  im  ©arten  be§  tg)er5en§  mad^fen" ; 
aber  baS  ©an^e  ift  l^eiter,  anfd^aulid^  unb  Bele^renb. 

5ln  bie  5lumut^  ber  @efd§id§te  be§Sat)arb^)  reid^t  e§  aber 
nid^t.  8o  mie  ©t.  ©elai§  fagt:  „er  moEe  reben,  mie  il^n  feine 
Butter  gelehrt",  unb  e§  bamit  eben  trifft,  fagt  anä)  ber  „loyal  ser- 
viteur": feine  gelben  unb  §elbinnen  ^u  ^^reifen,  Bebürfe  eS  freilid^ 
eigentlid^  ber  ütebefunft  auf  lateinifd^  eineS  ßicero,  auf  franjöfifd^  t)on 
^ean  le  5Jleun  (bem  i5fortfe|er  be§  9loman§  t)on  ber  ütofe);   er  aber 

1)  Histoire  du  Chevalier  Bayard.  1651. 


gfranaöfifd^c  ®cjc|id)tj(^re{bcr.  *233 

fei  „debile  et  peu  garny  descience";  „er  :^abe  e§  inbeg  ]o  gut  9e= 
mad)i,  al§  er  gefonnt."  @r  ^at  e§  getüi^  fe^r  gut  gemad^t;  er  erfüttt 
hm  ßefer  mit  einem  fteten  SBo^tgefaEen;  benen,  meldte  bag  ßob  eineä 
guten  @ebi(^te§  mef)r  in  bie  anfc^auüc^e  S)arttenung  natürlid^  f^öner 
5D{nge.  aU  in  ^\nf)di  unb  ^rac^t  fe^en,  ift  er  gana  fobiel  toert:^  mie 
ein  guter  S)ii^ter. 

2)ur(^  unb  burc§  ift  er  ein  i^ranaofe.  ^id^t  aU  ob  er  5lnbere 
t)erad§tete ;  nnter  ben  S)eutfd§en  lobt  er  ^acob  öon  (5mö  unb  <B\din- 
gen,  unter  ben  S))aniern  ^ebro  be  $a§,  mie  fie  eg  öerbienen;  aber 
tjon  bcr  @r§aben^eit  feines  Königs  ift  er  ganj  öott:  „Le  roy 
d' Aragon",  fagt  er  öon  gerbinanb  bem  ÄatT^otifd^en  Bei  ber  Xl^ei^ 
Iimg  t)on  ^^lea^el,  „qui  y  pr6tendoit  quelque  droit,  et  le  roy  en 
France,  qui  lui  en  avoH  laisse  quelque  portion^^  (p.  87);  er  jprid^t 
t)on  3fuüu§  II;  „Le  pape  se  rövolta"  (p.  222);  unb  nirgenb^  ift 
er  lüraer,  at§  Ujo  e§  \ä)Ud)i  ge:§t.  S)a§  nea^jolitanifd^e  Unglürf  mitt 
er  nid§t  erjä'^len,  UJeil  e§  noc§  anber^mo  befc^rieben  fei;  ganj  fur^ 
ermä'^nt  er  ba§  5)liBgef(^i(f  bon  1512;  bie  ]ä)kä)t  abgelaufenen  3üge 
l'autrecS  unb  S5onnit)et§  lä^t  er  ganj  toeg,  „par  beaucoup  de 
raisons/^ 

%n  feinem  gelben  aber  fteEt  er  „biefe  eble  Ergebenheit  an  ütang 
luib  @efc^le(^t,  biefe  ftol^e  UnterttJürfigfeit ,  biefe  Äeufd§l§eit  be§  @^r= 
gefiit)l§,  bie  einen  Sd^impf  toie  eine  Söunbe  jül^lt",  unb  toa^  fonft 
^^ur!e  am  ütittert^ume  rü^mt,  boEfommen  bor  5lugen.  2)er  S5ater 
tt)at  nid^t  übel,  ber  bie§  f&uä)  feinen  Äinbern  al§  bie  erfte  Seetüre 
in  bie  §anb  gab. 

lY.  S)ie  S5orfteEung,  bie  tnir  ^ier  bon  bem  ritterlid^en  Ärieg§= 
leben  em^jfangen,  ergangen  unter  anberen  bie  Memoiren  bon  S5iUe  = 
neufbe,  einem  ©ejö^rten  ^arl§  VIII.,  unb  bon  f^leurangeS^), 
einem  Öef^ielen  bon  ^xan^  I.  SSilleneufbe  fd^rieb  bie  feinen,  at§  er 
in  ber  Galeere  5P^ar!ife  im  ^runbe  be§  Sd^iffgraumeS  oft  ol^ne  ÜtocE, 
üljue  3^if^^<^  wnb  DueEmaffer,  bi§  fein  S3art  grau,  bis  fein  ÖJefic^t 
fci^toara  geujorben,  gefangen  fa^,  —  f^l^urangeS,  als  er  nad^  ber  Sd^lad^t 
bei  ^aüia,  mo  er  gefangen  ttjorben,  unter  bem  §au|)tmann  ßliarleS 
be  ©aint  ^aul  in  einen  S^^urm  gu  ©lutjS  ge!ommen.  iBei  jenem  ift 
feine  S5erel§rung  gegen  .^önig  Äarl,  ben  er  gern  feinen  tr^s  victorieux, 
tres-vertueux  et  si  tres-bien  aimö  et  si  loyalement  servi,  et  par 
tout  le  monde  redoute,  roy  Charles  VIII  de  France,  de  Cöcile,  de 
Jerusalem  nennt,  baS  ^ÄuffaEenbfte.  UebrigenS  ftellt  er  l^auptfäd^lid^ 
jeine  eigenen  3lbenteuer  bor.    5lnd§  baS  S3ud^  beS  f^^eurangeS,  ber  fid^ 

1)  SBeibc  in  bcr  großen  Sammlung  ber  ?0lemoitcn. 


134*  pnftcr  Slbjd^mtt. 

felbft  ben  jungen  5ll6enteurer  nennt,  Befd^ränÜ  m  auf  ba§,  toa§  il§! 
felbft  öom  9.  ]6i§  jum  34.  ^df)xe  gefd^el^en  fei.  @§  jerfättt  in  atoei 
Sl^eile,  ben  erften  öon  ben  italienifd^en  @ef(^td§ten,  ben  ätneiten  öon 
ben  beutfd^en  S^er^öltniffen.  S)a  e§  blo^  au§  (Srinnerung  unb  in 
einem  einfamen  ^efängni^  gefd^rieben  ift,  !ann  e§  il^m  an  ;3frrtt)ümem 
nid^t  fel^len.  gieurange§  lä^t  bie  f^ranjofen  öon  ben  ©eeal^jen  über 
ben  Seffino  ge^en,  um  ^tof^ero  ßolonna  Bei  S5iEa  ^^ranca  anau» 
greifen ;  ben  Slbgug  3llbred§t§  öon  ©tein,  ujeld^er,  e^^e  nur  bie  ©d^ttJeiäer 
nad§  ^aEerata  famen,  gefd^a^,  trägt  er  —  gleid^fam  in  mt)tl§ifd§er 
3ufammenfaffung  —  auf  bie  ^au^tfad^e,  auf  ben  2:ag  ber  ©d^lad^t 
öon  50flarignan  über.  @r  er^ä^lt  ^äufig  bloß  in  SSejug  auf  fid^  felBft, 
unb  lüo  e§  fid^  bei  SJlarignan  entfd^eibet,  fagt  er,  er  fei  gefallen,  unb 
al§  er  ju  ft(^  felbft  gefommen,  l^abe  er  bie  <Bd}tüei^tx  piel^en  fe^en. 
Ueberbie§  be^ie^t  fid^  feine  ©rjäl^Iung  nid^t  öiel  auf  (S^arafter  unb 
Snnereö.  S)ie  äußere  @rfd§einung  inbe§  fteEt  fie  treffenb  bar.  5lm 
beften  unb  merttüürbigften  ift  fie  über  einige  beutfd^e  SBerl^ältniffe. 


V. 

SlÜgenteine  SJlemoiten. 
1.     ©ommine§.. 

S)ie  genannten  ©d^riften  fämmtlid^  ru^en  auf  bem  f^unbament 
einer  ritterli(^=religiöfen  ©efinnung.  Sie  finb  t)oE  einer  grünbltd^en 
unb  bi§  an  'tu  (Sitelfeit  ftreifenben  SSere^rung  be§  !öniglid§en  ^ilamenS 
unb  ber  ^Jlation.  ©ie  finb  in  ©toff  unb  f^orm  burd^au§  original. 
2)enno(^  finb  fie  aEe  öon  bem  9ftuT§me  $]^ili)3))§  be  ßommine^,  tceld^er 
über  ßubtüig  XI.  fed^§  unb  über  ^arl§  YIII.  italienifd^e  Xlnter= 
nel^mung  jUJei  SSüd^er  5!)lemoiren  ^interlaffen  ^at,  übertroffen  Sorben. 
3n  ber  2^§at  ift  er  an  Sd^ärfe  ber  SBeobad^tung ,  an  f^üEe  ber  ^o=» 
tijen  unb  SSemerlungen  allen  überlegen.  3«  unterfud^en  ift,  ob  aud^ 
\       an  SBa^r^eit^liebe. 

3^öörberft  ift  su  bemerfen,  t>a^  er  bon  jenen  ^ieberlänbern 
Xüax,  toeld^e  ßubtoig  XI.  au§  ^axU  be§  ^ülinen  ^ienften  in  bie  feinen 
l)inüberäog.  äöie  bie§  gefd^e^en,  ift  nid§t  ganj  beutlid^ ;  jene  ßJefd^id^te, 
mlä)t  2Jlard^ant  (Descriptio  Flandriae)  au§  bem  3Jlunbe  alter  §of=» 
leute  mitti^eilt,  ift  n)enigften§  nid§t  Verbürgt;  aber  au§  be§  Königs 
eigenen  ßrflärungen  ,,Par  les  bons  avertissements  et  autres  Ser- 
vices, qu'il  nous  fit,  fut  cause  et  moyen  principal  de  la  salvation 


i 


gfronaöfifd^e  ©cfd^td^tjd^rctbei:.  *135 

de  notre  personne"  ^),  ift  fielet,  bafe  x1)m  6ommine§  au  gerönne,  oB= 
tt)o:^t  nod^  ein  Wiener  Äatts,  bie  toefentlic^ften  5£)icnfte  gctciftet. 
©eine  nieberlänbifd^en  @üter  öetlor  er  l^ierbutd^  unb  tnarb  at§  ein 
fReBett  ^axU  be§  ^ül^nen  geäd^tet;  aber  Äönig  ßubtoig,  ber  i]§m  am 
28.  OctoBer  1472,  in  bemfelben  :^al§re,  in  tneld^em  er  übergegangen, 
6000  SibreS  $enfion,  Balb  barauf  41  700  ßiöre§  don  gratuit,  ja  im 
S)ecember  1473  ba§  f^ürftent^um  2;almont  unb  biete  SBefi^tpmer  in 
^:poitou  fd^enfte^),  ber  i'^n  jum  ©enefd^all  bon  ^oitou  er^ob  unb  if)n 
immerfort  mit  neuen  Knaben  Bebad^te,  ber  mit  i^m  an  @inem  2ijt^e 
aB,.  auf  (Sinem  S3ette  fd^lief  unb  xf)n  auä)  bie  gel^eimften  Srieffd^aften 
3uerft  erbred^en  lieg,  madf)te  it)n  natürlich  jene§  leidet  berjd^meraen. 

äöäre  e§  tüo'^t  ben!6ar,  ba§  ßommineS  in  feinem  S5ud§e  über 
l^ubtüig  unb  Äart  biefe§  S5er^ältniffe§ ,  in  bem  er  p  bem  einen  aU 
(^ünftling,  ju  bem  anbern  aU  9tebeE  ftanb,  bergeffen,  mit  toal^rer 
lln^arteiiid^teit  berfü^re?  @§  toäre  ein  Söeif^iel  o^ne  SSeif^jiel.  (5r 
:^at  feine  5lrbeit  überbie§  an  ben  Srabifd^of  bon  SJienna,  toie  e§ 
I}ei§t,  äum  SSe^ufe  eine§  @efd§id^tgtr)er!e§ ,  ba§  biefer  felbft  borl^atte, 
geri(f)tet,  an  einen  ^ann,  ber  gan^  in  bemfelben  f^atte  unb  nid^t  minber 
Don  Äarl  ju  Subtoig  übergegangen  tüar.  ^n  ber  2:5at  ernennt  man 
bc§  Sommine§  Stanb^unft  fogIeid§  in  feiner  Sßorbemerfung :  „er  glaube 
feinen  f^ürften  gelaunt  ju  l^aben,  ber,  $CEe§  betrad^tet,  lüeniger  f^el^Ier 
gehabt,  at§  Subtoig  XL"  §atte  er  nid^t  W^^P\>  ben  (Suten  fetbft 
gefannt?  äöer  tüirb ,  um  nur  bei  ben  ^ran^ofen  [teilen  ju  bleiben, 
biefen  guten  üte'ne  bon  SCnjou,  i^i^ana  bon  SSretagne,  ben  .geraog  bon 
5tngouleme,  ben  alten  SSourbon  —  er  aieT^t  fie  atte  in  bie  S5er= 
g(ei(^ung  —  nur  einen  5lugenblicf  aufteilen,  tüo  e§  auf  jlugenb  unb 
(Ve^ler  anfommt,  über  ßubtuig  XI.  ju  fe|en?  f^riebrid^  III.,  ^ajimilian, 
(Sbuarb  VI.,  So'^ann  bon  Portugal  foKten  unter  il^m  fein?  3^n  biefer 
aapleb:§atten  S5erel|rung  ßubtüig§  aber  ift  ha^  ganje  fSnä)  gefd^rieben. 
Nostre  bon  maitre,  le  roy  Louis  XI,  ä  qui  Dieu  fasse  pardon, 
ift  feine  f^ormel.  Äarl  ber  M^ne  bagegen  erfd^eint,  aud^  too  er 
gelobt  lüerben  foE,  nid^t  o'^ne  Säbel,  ^ä}  bin  ber  urfunblid^en 
©(^riftfteüer  biefer  3eit  nid^t  fo  mä^tig,  ba§  id§  einen  enblic^en  5lu§= 
fprud§  au  t^un  toagte ;  aber  ein  ^ann ,  ber  i^rer  mäd^tig  tüar ,  ber 
(skfd^id^tfd^reiber  bon  f^lanbem,  S^acob  ^e^er,  urt^eilt  (IIb.  XVII): 
„quaedam  scripsit  plane  mendaciter  multaque  dicenda  infideliter 
reticuit."     (S.  Valerii  Andreae  Bibliotheca,  771,    in  ben  Preuves.) 

Xln§  ge^en  am  meiften  bie  Memoiren  über  Äorl  VIII.  an.    «Dlit 

1)  Preuves  ju  Commines  II,  358. 

2)  Extrait  du  Registre  ibid.  37L 


136*  pnfter  9lbfd^nttt. 


biefem  tarn  er  nun  freilid^  nid§t  in  ein  Söetpltni^,  tüie  mit  2ubn)ig 
33ielnte:§r  tDurben  einmal  in  bem  Bürgerlichen  Kriege  ^mifc^en  ber  S5er= 
meferin  be§  Äönigreic^eg  unb  Subtoig  b'Crl^ang  einige  SBriefe  auf= 
gefangen,  in  benen  6ommine§  ben  ütebeEen  ^^acfiindjt  über  bie  ^ov 
iäEe  am  §ofe  gegeben  Traben  foE;  nnb  bafür  l^at  er  8  Monate  it 
einem  eifernen  Ääfig,  ber  @rfinbung  feine§  §errn,  3  i^a^re  im  (Bt- 
Tängni^  anbringen  muffen^).  SOßa!^xic§einlid§  erft  mit  ber  SSefreiunc 
Subtt3ig§  befferte  fid^  aud§  fein  Suftanb ;  aber  niemals  fd^eint  er  tüiebci 
3u  jenem  f^ürftentl^um  5talmont  ge!ommen  ju  fein  (f^äter  nennt  ei 
fi(^  nur  nad^  ben  (Sütern  feiner  i^rau,  tg>err  tjon  ^Irgenton);  njebei 
\)ox,  norf)  bei,  nod§  nad^  bem  nea)3oIitanifd§en  3^0^  ^ot  er  ba§  5ln= 
fef)en  genoffen,  ba§  er  münfd^te.  ©an^  toiber  feinen  SiöitCen  unb  feine 
^Jleinung  tnarb  berfelbe  unternommen,  ©ein  ^ai^  galt  bei  ber 
5lu§fü^tung  nid§t§;  „J'ötois  bien  Ire",  fagt  er  einmal  p.  561,  „et 
marry;  le  contay  au  Roy  dont  il  ne  fit  aucune  estime  et  moins 
encor  le  cardinal  de  St.  Malo".  ^flad^bem  man  5urücfge!ommen, 
l^atte  er,  toie  fein  S3ud§,  mit  3u^ita^§  5^a($rid^ten  tjerglii^en,  bemeift, 
an  ben  n)id£)tigften  Unter^anblnngen,  namentlid^  benen  mit  (5|)anien, 
feinen  befonberen  ^nt^eil. 

^n  biefer,  toie  natürlich,  mi^öergnügten  Stimmung  T^at  er  feine 
^eri(^te  bon  ^axU  VIII.  Quc^  abgefaßt.  S5eina^e  jebe  anbere  9flücf= 
firf)t  n)eggelaffen,  fd^reibt  er  il§n  gleid^fam  einer  ^ofintrigue  33riffonet§ 
nnb  ©te^l)an§  be  S5e§c  ju ;  er  mifet  befonber§  bem  erften  forttoä^renb 
einen  ßinflu^  bei,  ber  in  anberen  S5erid§ten  über  biefen  3ug  Uim^= 
tt3eg§  lierbortritt.  Snbem  e§  nun  hoä)  mit  bemfelben  gelingt,  UJeiJ 
er  bieg  nidf)t§  anberem,  al§  einem  ^Ultifterium  @otte§  äu^ufd^reiben  ^) ; 
pm  SSetoeife  ^ebt  er  borne]§mli(^  ©at)onarola^§  ^ro^sl^egeiungen  ]§erau§. 

6ö  mu^  überbieS  breierlei  bemerft  toerben.  6rftlid§,  Wenn  et 
behauptet,  ^riffonet  fei  bon  @te|)l)an  be  S5e§c,  frü'^er  einem  Kammer» 
biener  ^arl§,  an  ben  §of  gesogen  morben  (cestui-lk  y  attira  le 
dit  G6n^ral) ,  eine  eben  nid^t  el)renboEe  @rl)ebung ,  fo  miberfpric^t 
bem  ein   aut^entifd^er  unb   n)enigften§  über  Sriffonet  fe'^r  Ujol^l  un= 

1)  ^aäi  Pilorgerie,  la  Campagne  de  Charles  VIII  (Paris  1866), 
introd.  p.  XV,  bauexte  fein  ©efangni^  nur  atnei  ^a^xe.  jDiefer  5lutor  ift 
einer  ber  erften  in  ^^ranfreid),  ber  angefid^tg  autt)entifd^er  ^ofuntente  an  ber 
3ut)erläifigfeit  gonimines'  ^tocifel  geäußert  ^ot. 

2)  ^n  i^ert)t)n§  be  ßetten'^otic  ©ommlung:  Lettres  et  negociations 
de  Philippe  de  Commines,  finbet  fid)  (II,  ©.  153)  ein  @efpräd^  ätoijd^en 
©uicciorbini  unb  ^oöbco  ^icomercati  mitgetl)ettt ,  in  tüeld^em  ber  erfte  fagt: 
que  si  les  efforts  du  roi  sont  heureux  et  couronnes  de  succös,  l'honneur 
en  revient  plutöt  ä  la  Providence,   qu'  ä  l'habilit^  de  son  gouvernement. 


I 


tcrric^tcter  5luffa^:  Sommaire  de  la  vie  de  Messire  Angelo  Catto, 
Archevesque  de  Vienne,  in  ben  Preuves,  p.  1,  hjeld^et  auöbrürflirf) 
fagt:  „apres  la  mort  du  dit  Roy  Louys  XI  demeura  (le  gönöral) 
au  Service  de  Charles  YTII,  son  fils,  auquel  il  avoit  ete  speciale- 
ment  recommande  par  le  Roy  Louys,  son  pere."  (J§  fd^cint  faft, 
aU  l^aBe  gommineg  in  ^erfönlid^em  ^i§t)eme:^men  mit  biefem  SBriffonet 
geftanben.  Sweitenö  toax  6ontmine§  nid^t  ein  toirftic^er  2:f)ei(ne^mer 
an  bem  eigentlid^en  3uge  ^arl§;  er  üerlieg  feinen  §errn  in  ^fti 
unb  tarn  n\ä)t  lange  öor  ber  (Sd^tad^t  Don  gonioöo  au  i:^m  aurücE; 
in  aEent ,  h)a§  baatcifd^en  gefd^a:^ ,  fann  er  nur  aU  eine  jecunbäre 
OueEe  angefe^^en  toerben.  2)ritten§  ftimmt  ber  SSerid^t,  ben  er  Don 
feinem  eigenen  S5er^ältni§  au  S5enebig  gieBt  (benn  er  würbe  inbe§ 
nad^  S5enebig  gefanbt),  mit  ben  ^^lad^rid^ten  öeneaianifd^er  Sd^riftftellcr 
fc^Ied^t  üBerein.  @r  fagt:  „Durant,  que  cecy  (la  ligue)  se  dö- 
menoit,  j'avois  sans  cesse  le  Roy  adverty  du  tout"  (488);  er  be= 
]§au|)tet,  fd§on  einen  3:ag  früher,  al§  man  i^m  ben  ^Ibfc^lufe  ber  ßiga 
gemelbet,  ben  Äönig  baüon  unterrid^tet  lu  ^aBen.  @ana  anberc 
S)inge  ^at  SBemBuS  p.  36:  „Pbilippus,  Caroli  Regis  legatus,  quum 
in  curiam  quotidie  ventitaret,  nihil  eins  (foederis)  cognoscere  po- 
tuit;  itaque  cum  postridie  eins  diei,  quo  die  scripta  lex  est,  cogno- 
visset,  mens  pene  hominem  reliquit  —  — ;  atque  ubi  curiam 
egressus,  remensis  quas  ascenderat  scalis  in  aream  descendit,  ad 
scribam  senatus,  qui  eum  comitabatur,  conversus  „rogo  te",  incre- 
puit,  ,,sodes,  mihi  eum  sermonem  recenseas,  quem  princeps  mecum 
habuit,  nihil  enim  eins  iam  memini." 

§ierau§  ergieBt  ftd§ ,  ba§  bie  S)arftellung  be§  6ommine§  toeber 
im  Ö^anaen  nod^  im  @inaelnen  üBer  gemiffe  3^^^!^^  ertiaBen  ift. 

^ann  bie§  aBer  tno^l  l§ei§en,  fie  fei  lügnerifd^  unb  mit  5lBfic^t 
öerfälfd^t?  f^ern  fei,  ba§  mir  t)on  einem  5!Jlenfc^en,  beffen  frieblid^e, 
ber  Sugenb  unb  @üte  auö^tt^öubte,  öerftänbige  ©eele  mal^rer  S5er= 
e^mng  tnert^  ift,  fo  freüell^aft  urt^eiten  feilten.  5lBer  ein  Memoire 
ift  feine  ^efd^id^te.  @§  ift  bie  Slnfid^t  eineg  @eBäube§  bon  einem 
gemiff en  <Stanb|)un!te  au§ ;  au  ©runbrife  unb  5Xufri§  unb  einem  Um= 
getien  feinet  ^egenftanbe§  öon  allen  ©eiten  ift  e§  nid^t  öerpflid^tet. 
@§  fann  fid^  ben  (5tanb:pun!t  üBerbieS  nid^t  mahlen,  fonbem  berfelBe 
ift  il^m  t)om  SeBen  unb  SSegegnife  gegeBen.  ^un  mar  Gommineä 
ßubmig  bem  XI.  au  großer  S)an!Bar!eit  ter^jflid^tet ;  ^arl  bem  ^ül^nen 
war  er,  unb  öieHeid^t  öon  5^atur,  aBgeneigt;  er  mipiEigte  bie  Unter« 
ne^mung  Äarl^  VIII.  miber  5leapel  t)on  .^eraen  unb  aug  ai^nilic^ 
fd^einBaren  ©rünben.     ^ie§    aEel   mar   er  um  fo  weniger  in  t)cr- 


138*  gfünftcr  Slbjd^nitt. 


fd^toetgen  ober  ju  öerl^eT^tett  öer^flid^tet ,  ba  bie  urf^rünglic^  ))erfön= 
lid^e  SSejiel^ung  eine§  ©injelnen  auf  einen  ^njelnen  fo  fel^r  burd§ 
fein  öan^eS  S5u(^  %tf)i,  ba^  er  ben  (Sräbifc^of  bon  SBienne  nit^t  feiten 
anrebet,  3.  33.  VII,  377 :  „Sur  l'heure  arrivastes  vous,  Monseigneur 
de  Vienne,  qui  pour  lors  estiez  son  Mädecin."  ^a ,  man  tann 
fagen,  ba§  ber  ^ertT§  eineö  5Jlemoire§  gerabe  in  ber  bur($ geführten 
5lnfi(^t  Befielet.  2ßie  foEte  Steigung  unb  5lBneigung  nidjt,  tüenn  and) 
leife  unb  unbermerlt,  in  bie  S)arfteEung  üBergeBen?  @in  ^itrt^^unt 
ift  no($  !eine  3]erfälf(^ung.  5^ur  bieg  mu§  man  fagen,  ha%  ber  @e= 
f(^i(f)tf(^reiber  nic^t  bie  5lnfi(^t  eine^  9)lemoire,  eine§  ^rit)atmanne§, 
ber  üBerbieS  Bet^eiligt  ift,  gerabep  ^u  ^runbe  legen  foE.  ;^n  §infi($t 
auf  ßubtoig  XI.  unb  ^arl  ben  ^u^nen  ift  bie§  öieEeid^t  felBft  So:^ann 
5MEer  Begegnet  (©d^toei^ergefd^.  IV).  ^n  SSejug  auf  ^axi^  YIII. 
Untern el^mung  ift  e§  Beinahe  burc§gängig  gefd^e^en. 

S5erglei($en  toir  nun  ha§>  SBer!  be§  6ommine§  nod^  einmal  mit 
ben  üBrigen  2öer!en,  bereu  ]§ier  gebadet  toorben,  fo  BleiBt  jenem  fein 
SSorjug  in  treffenber  unb  au^geBreiteter  S5eoBad§tung,  in  5)littT^eilung 
toiffenStoürbiger  5^a(^rid§ten  ungefi^mälert ;  an  Originalität  ift  er  i^nen 
gleid^;  aud§  er  Bejiel^t  aEe§,  rt)a§  gefd^ie^t,  unmittelBar  auf  ^ott; 
aBer  gan^  unBefangen  ift  er  !eine§tDeg§ ,  unb  bie  9litterlid§!eit ,  Ut 
tJöEige  ©rgeBung  gegen  ben  !öniglid§en  ^^lamen  t^eilt  er  nidfit.  @in 
etmaS  gefäl^rlid^er  ^riegöpg  Befonberg  Ujar  nid^t  feine  (Sad^e;  fein 
alter  Äönig,  ber  öon  feinem  ©d£)lo§  $leffi§  fein  9^eid^  regierte  unb 
bie  Sßelt  BeU^egte,  gefiel  il^m  Beffer ;  bie  bene^ianifd^en  5^oBili,  mäd§tig 
im  i^xk'ttn,  !lug  im  9lat^,  reid§  unb  gefegt,  Ujaren  feine  ßeute.  S)ie 
Söirfung,  bie  bag  S5ud§  ^atte,  ift  feiner  91eul§eit,  greifinnigleit  unb 
Befonber§  ber  guten,  ^jatriotifd^en,  bernünftigen  ^efinnung  äu^ufd^reiBen, 
tüeld^e  ber  5lutor  ^eigt.  Unter  anberen  Be^eid^nen  i^n  folgenbe  ^eufee^ 
rungen:  „^n  aEen  fingen  gelte  $BiEig!eit  unb  ^ed§t.  ^ott  l^aBe 
p  feiner  ^tii  aEe  ^raufamfeiten ,  ol^ne  ju  tüarten,  Beftraft.  —  S)a§ 
fei  ba§  Unerträglid^fte,  toenn  ein  frember  gürft  in  einem  ßanbe  §err 
toerbe;  toarum  l^aBe  ^ott  tuoT^l  jugelaffen,  ba^  bie  Oefterreid^er  in  ben 
5^ieberlanben  §erren  getoorben  unb  e§  mit  nid§t§  al§  mit  ^rieg 
erfüEt?  barum  fei  ha^  falifd^e  @efe^  ö ortreff lid).  —  SöoEe  @ott  ein 
S5ol!  emiebrigen,  fo  fenbe  er  t^örid^te  QänpUx ,  erT^ö^en,  bann  laffe 
er  finge  Seute  auffommen."  S3efonber§  fü^rt  er  bie  unglücElicI^e 
Sage  groger  Surften  au§,  „fonft  müßten  ja  aud^  bie  Firmen  traurig 
fein,  wenn  jene  nur  Söergnügen,  fie  nur  SlrBeit  l^ätten.  5lBer 
bie  (Ba^e  fei  gana  anberg.  UeBer  \>a^  Unglütf,  in  ttjeld^em  er  nur 
bie  Surften  feiner  3^it  feit   30  ;3^a'§ren   gefe'^en  l^aBe,    lönne  er  ein 


öiogeg  f&nä)  machen.  (5§  Mrbe  für  fie  Beffet  fein,  toeniöer  au 
forgen,  fid§  toeniger  ju  BemüT^en  unb  toentger  au  untcme^nten." 
S3on  ber  ^emüll^gatt  Äart§  V.  ift  eg  ein  fc^öneS  äeid^en,  bafe  er 
bor  aEen  anberen  hk^  S5u(^  liebte  unb  lag. 

2.    SSella^. 

5Ü^it  9le(^t  fagt  ber  ©d^tüiegerfoT^n  gJlartinS  bu  ^tUat),  ber  bie 
«memoiren  beffelBen  herausgegeben,  man  fönne  fie  mit  benen  be§  ßommineg 
dergleichen,  ^ur  finb  fie  als  au§  ber  f^eber  eines  ober  atoeier  ÄriegS= 
leute  biet  Megerifd^er.  S)ie  beiben  trüber  Söil^etm  unb  Martin  bu 
SSeltta^  na^^men  in  i^rer  Sfugenb,  unb  e]^e  fie  fid§  au  ^ferbe  festen,  an 
bem  IXnterrid^te  iT§re§  geiftlid^en  S5ruber§  ^ol^ann  X^eil.  me  brei 
gelangten  au  l^ol^en  Söürben,  unb  SBil^elm  öerfa^te  eine  ^efd^id^te, 
teie  ajlartin  fagt,  einen  !laren  6^)iegel  feiner  3eit.  Sfrgenb  ein 
UnfaE  aber  'oevnif^iek  ben  größten  2:^eir  bon  biefem  äöerfe;  nur 
brei  SSüd^er  rettete  5[Jlartin.  S)iefe  unb  bie  fieben,  meldte  er  felbft 
]§inaufügte,  finb  e§,  ma§  mir  unter  ben  Memoiren  S5eEat)'§  berftel^en. 
Einfangs  finb  fie  nid^t  au§fül)rlid§ ,  nod§  bele^^renb  genug,  äöenn  er 
bie  S}eneaianer  hmä)  Submig  XII.  bom  feften  ßanbe  bertreiben, 
^imini,  ßerbiu  unb  f^aenaa  felbft  burd§  benfelben  in  bie  §anb  beS 
^pa^fteS  autütf fommen ,  menn  er  hu  ©d^meiaer  im  3uni  1513  burd^ 
benfelben  5pa^jft,  ber  f(^on  im  Februar  geftorben  mar,  aum  Wege 
anreiaen  lä^t,  erfennt  unb  überfielet  S^ebermann  biefen  3^rrtl§um  leidet. 
^Jlel^r  ©d^mierigfeiten  mad^en  anbere  eingaben.  5£)en  Slbaug  bon 
^obara  im  ^a^^re  1513  a.  35.  leitet  er  bal^er,  meil  eine  neue  ©d^aar 
©d^meiaer  burd^  ba§  %^al  bon  5lofta  gefommen  fei  unb  man  biefe 
l§abe  fd^lagen  motten  (pour  aller  combattre  le  dit  secours),  unb 
@lu^,  mcldf)er  S5ern  über  ben  ©im^jlon  aiß^en  lä§t,  fd^eint  l^iermit 
übereinauftimmen.  ;3^nbe§  muß  aud§  biefer  geftel^en,  er  finbe  in  ben 
Urfunben  nur,  ba§  S5em  burd§  SöaEiS  gegangen;  unb  menigftenS 
©tettler  bel^auptet  gerabeau,  ber  ganae  große  3uaug  ^abe  feinen  Sßeg 
über  ben  ©ottl^arb  genommen.  S)a  nun  l^iemit  aEe  übrigen  SSerid^te 
übereinftimmen ,  fo  muß  man  mol^l  annel^men,  baß  bie  ferner  fo 
gut  1513  mie  1510  burd§  äöaEiS  nad§  bem  ©ottl^arb  gegangen 
unb  ben  langen  ©ee  l^erabgeitommen  finb.  S3eEa^  mirb  aud^  l^ier 
im  Strtl^um  fein.  —  5Jlit  bem  Slnfange  be§  WegeS  atoifd^en  Äarl 
unb  fjtana  aber  tritt  bie  ganae  fd^öne  5luS}ü]§rlid§!eit  unb  2Ba]§rl§eit 
biefer  Memoiren  l^erbor.  ©ie  fnü^fen  fid§  nid^t  aEein  an  ben  Äönig, 
fonbern  an  bie  Flamen  gleic^fam  be§  gefammten  ?lbelS.  Sfeber,  ber 
eine  9teiterfd§aar  ober  einen  Zxnpp  ^nec^te  inS  f^^b  fül^rt,  mirb  mit 


140*  pnfter  ^Ibfd^nitt. 


bem  S3eifa| :  Monsieur,  Monseigneur,  Mon  dit  seigneur,  Tiamentli(^ 
aulgeaeid^net.  @in5elne  3l!tenftü(ie ,  3.  f8.  bie  §erau§|orberung  be§ 
^önigg  l^ranj  an  ben  ^aifer  ^axl,  bie  Kapitulation  be§  ^arquiS 
t)on  ©aluä^o  mit  bem  ^riu^en  bon  Cranien,  tuetben  au§tü^rlid^ 
mitget^eilt.  ^ie  größte  5lufmerffam!eit  ift  ben  Kriegen  in  ben  ^fliebet» 
lanben  äugertjenbet;  unb  toenn  man  in  ben  italienifc^en  ^utoeilen 
einen  @influ§  be§  ^aptüa ,  ptoeiten  eine  Unrid^tigfeit  T6emer!t,  fo 
l^errfd^t  bagegen  in  biefen  eine  t)oE!ommene  ^enntni§  unb  eine  fd^öne? 
5lnf^auli(^!eit.  %ud)  biefe  Memoiren  ^aben  befonberen  SSe^ug  dfll 
©in^etne;  5!Jlartin  S3eEat)  fd^tieb  befonber§  für  feine  5^atf)!ommTO 
unb  rebet  biefelBen  pufig  „vous  pouvez  estimer"  ober  „pour  vous 
faire  entendre"  an.  @ö  ift  bemerfenötoert^,  ba§  fie  gern  ein  eigene^ 
Urtl^eil  bermeiben.  2öenn  p.  10,9  angebeutet  tüirb,  Sautrec  ptte 
mo^^l,  ftatt  3U  aögem,  3Jlailanb  einneT^men  !önnen ,  fo  toirb  bod^  fo= 
g(eid§  !)inaugefügt,  er  toerbe,  toai  er  getl^an,  au§  gutem  ^runbe,  toenn 
nic^t  gar  auf  35efef)l  feine§  gü^f^en,  getpn  pben. 

VI. 

2)te  §tftoxt!er. 

3öünfd§t  nun  ein  f^ran^ofe  bie  ^^ad^rid^ten  biefer  unb  äl^nlid^er 
SSüd^er  bon  einem  jiemlid^  ©leid^^eitigen  in  eine  UeBerfidit  gefaxt  p 
fe^en,  fo  !ann  il^m  l^ierju  ba§  äöer!  eine§  geiftreid^en  ßanb^manneg, 
?lrnoIb  Seferron,  bienen;  trünfd^t  er  fi(^  3U  mehrerer  ©infic^t  über  bie 
tüefentlic^en  S5erpltniffe  ber  bamaligen  3}lonard)ie  p  unterrid^ten,  fo 
fann  er  ben  golianten  ©tienne  ^a§quier§,  ber  i§n  äutüeilen  erää^tenb,  aber 
meift  betrad^tenb,  in  bie  ^itte  ber  frü]§eren  S)inge  fü^rt,  3U  §ülfe  nel^men. 

1.    f^erronug. 

^ie  gortfe^ung  be§  ^aulu§  ?lemiliu§  burd^  5lrnolb  gerronuS 
au§  SSorbeauj,  ttJeld^e  ben  Einfang  ber  neueren  @efd§id§ten  begreift, 
ift  aud^  bamm  merltoürbig,  toeil  fie  im  i^a^re  1549,  ^tvöl]  ^a^xe  bor 
@uicciarbini'§  unb  gleid^^eitig  mit  ^iobio'g  ßJefdfiid^ten  ei*fd§ienen,  alfo 
bon  biefen  beiben,  tüeld§e  bie  übrigen  bel^errfd^t  pben,  frei  geblieben 
ift  unb  mir,  tr)a§  bor  i^nen  barüber  gef^rieben  tnorben,  äufammen^» 
gefaxt  ]^at.  greilid^  jene  ^üHe  originaler  5^ad§rid§ten,  bie  tüir  in  ben 
gjlemoiren  ftnben,  toürben  mir  ^ier  bergeblid^  fud§en,  5ludf)  neigt  fid§ 
ber  5lutor,  meld^er  3.  f&.  p.  37  bon  ben  Surnieren  fagt:  „nescio 
vanius  an  profusius  parari  soleant",  me^r  3U  einer  antuen  al§  mobernen 
S3etra(^tung§meife.     ^a§  Unterfd^eibenbe  feine§  Sßud§e§  fd^eint  er  be* 


I 


O^tonjöfi^c  ®e|d^id^tjd^tetbcr.  *141 

jonberg  in  4  S)inöe  gefegt  3U  !)aT6en:  1)  in  bic  9fteben;  benn  er  enbet 
nidöt  leicht  ein  S3ud§,  o^ne  eine  einsuftet^ten ;  2)  in  bie  (Erinnerung 
an  SSeif^iele  an§  bent  ^lUxif)um ,  Befonberg  bie  erörteiiing  antifer 
Ortsnamen;  too  er  auf  6olumbu§  !ommt,  erjä^^U  er  ftatt  ber  @e= 
f(^iii)te  beffelBen  ba§,  tr)a§  öon  SfamboluS,  ©uboruS  unb  einem  ^xtu 
gelaffenen  be§  5lnniu§  in  bent  ^lUertl^unt  biefer  gntbetfung  äi)nlirf)eö 
geglaubt  n)orben  fei;  3)  in  bie  Entfernung  üeiner  Umftänbe:  „ne 
in  historia",  fagt  er,  „puerile  quiddam  consectemnr",  p.  26;  4)  in 
bie  Äriti!  ber  öon  beiben  «Seiten  bor'^anbenen  ^ac^rid^ten.  |)ier 
aber,  \>a  biefe  einanber  ^äufig  n)iberf|}ra(^en  unb  gana  aut^entifc^e 
nit^t  lei(i)t  3U  tiaben  toaren,  Befanb  er  fi(^  in  einiger  Söertegenl^eit. 
©r  tialf  fid^,  inbem  er  in  ber  Flegel  beiberlei  ^^ä^^lungen,  aucrft 
bie  franaöfifd^en ,  §erna$  bie  italienifd^en,  aufna'^m;  unb  e§  ift  l^ier 
nur  3U  bebauern,  ba^  er  feine  @en)äl§r§männer  nid^t  immer  namentlich 
auffütirt.  Db  er  nun  voof)l  gutoeilen  anmerft,  bie  auötoörtigen  «Schrift» 
fteller  feien  ben  franjöfifd^en  an  2;reue  unb  f^leife  boraujic^en,  3.  35. 
8,  245,  fo  fd^eint  er  fid§  bod^  ^äufig  feinen  ßanbSleuten  aH^ufe^r 
Eingegeben  3U  l^aBen.  Söenn  er  fagt,  ^T§ili:p^)  I.  l^abe  im  S^a^rc  1503 
öon  S5(oi§  au§  feinen  Später  erinnert,  ^olt  nat^  5^ea^el  ^u  fenben, 
unb  bie§  l^aBe  Bei  ßerignola  entfd^ieben,  fo  ift  bieg  nid^t  allein  in 
35e3ug  auf  S3(oi§  gan^  unu^a^r  —  benn  bal^in  !am  $l^ili|)p  gar  nid^t 
-— ,  fonbern  aud§  über^au^jt  unmöglid^ ,  inbem  ^^^^ili))^  erft  am 
22.  Wäx^  bei  ßubtoig  in  ßt)on  eintraf,  jenes  f^ufebolf  aber,  nad^bem 
e§  lange  bon  ©türmen  aufgehalten  toorben,  fd^on  am  10.  Hpril  in 
^anfrebonia  toar.  ©tar!  fran^öfifd^  ift  e§,  h)enn  er  bon  ben  in 
ber  ©d^lad^t  Bei  Serignola  aufbrennenben  ^ulberwagen  fagt,  „ea 
tormenta  metu  Italorum ,  qui  ea  Ventura  in  Gallorum  potestatem 
verebantur,  aut  casu  incensa  sunt",  p.  67,  ober  njenn  er  bei  bem 
Sflüdfauge  bon  ^am^jelona  ben  5lntl§eil,  ben  $alice  baran  liatte,  auf 
bie  S)eutfd§en  n)irft,  p.  104.  S)er  3ug  S5ourbon§  unb  atte  italienifd^en 
SBer^ältniffe  ^ur  Seit  beffelben  finb  falfd^  bargeftettt,  unb  ben  ^rin^en 
bon  Oranien  lö^t  er  Wenige  5tagenad^  ber@efangenne^mung  be§  ^apfteS 
6lemen§  mit  feinem  §eere  nad^  Stapel  ge^en,  obgleid^  bie  ^aifcr» 
tilgen  bodö  biele  5!Jlonate  bafelbft  blieben.  Öanj  unerf(ärlid§  ift  eS, 
tt)enn  er  nad^  einanber  bie  ?ln!unft  ber  f^ran^ofen  bor  Sroja,  bic 
©d^lad^t,  ben  ^Ibaug  OranienS ,  bie  Eroberung  ^roja'g,  bic  4  Jage 
bor  9Jtelft  unb  tük  fid§  bie  ^aiferlid^en  bor  Neapel  gefammelt,  U' 
fd^reibt,  barauf  aber  bod^  p.  211  mit  ben  Borten :  „apud  Troiam  — 
tardius  initum  sit" ,  no^  einmal  babon  anfängt,  waä  anjifd^cn 
beiben  beeren   bor  Sroja  borgefaEen.    S3ieEeid)t  finb   il^m  l)icr  un- 


142*  pnftct  Slbfd^itttt. 

georbnete  ©ycetpte   inS  S3u$   ge!ommen.    UeBrigenS  l^at  er  bennoj 
mand§e§  ©igentpmlid^e.     Sßenn  er  p.  214  Sßill^elm  SeHat)  anfüT^rtr 
tüeld^er   fage ,    ba§  Unglürf   bon  ^ea:pel  fei   ex  castrorum  sordibus 
parumque   purgato    ambitu   castrorum    ge!ommen,    fo    inu§   er  bte 
6(^rift  beffelben  im  ^Olanufcri^jt  in  .gänben  gel^aBt  l^aBen ;  tt)enigften% 
unsere  Memoiren  tann  er  nid^t  meinen,    \ütl^t  jene§  Xlnglüd  boi 
bem  5Jlange(   an  ^ülfeleiftnng  herleiten.     S5efonber§   genau  finb   bi^ 
^aii)xxä)kn  über  «masimiliang  3ug  bon  1516,  über  ^art§  Y.  ^ri( 
bor  25alencienne§   unb  über  bie  ^äm^fe  an.ben  $t)renäen.     3öie 
fd^eint,   ^at  er   juerft  bie  getoo^nten  SBerglei (jungen  3tt)if(^en  ^art 
unb  f^ranj,  jener  jei  Üftiger,  berfc^toiegener,  borfic^tiger,  fparfam  ol§ne_ 
@ei3,    biefer    offener,    T^od^^er^iger ,    berfd^toenberifd^er  gehjefen,    auf 
gebrad^t.   fSox  aEem  aber  ift  er  baburd§  ansge^eid^net,  ba§  er  auf  bij 
^efd^id^te  be§  9led^te§  unb  ber  Parlamente,   auf  ßubtoigg  XII.  (5ii 
rid^tungen  unb  auf  bie  ^fleuerungen  ^rang^  I.  eine  forttoöl^renbe  Sflütffic 
nimmt  unb  felbft  mer!n)ürbige  3led)t§fäEe  anaufü^ren  nid^t  beiid)mäT§t  ^^ 

2.    Les  recherches  de  la  France  d^Estienne  Pasquier. 

Ueberfiel^t  man  bie  Sudler  unb  (Kapitel  biefe§  Söer!e§,  fo  n)irl 
man  an  bie  ^i§ceEaneen,  Sectionen,  Duäftionen  ber  $T§itotogei 
erinnert;  fo  mannigfaltig  lauten  bie  Ueberfdfix-iften ,  in  fo  loderet 
gufammen'^ange  fteEen  fid§  bie  Unterfud^ungen  bar.  ^a§quier  fac 
bon  einem  2^l|eile  feine§  3öer!e§ :  „ce  sont  ici  des  melanges" ;  bie 
ift  bon  bem  ganzen  3öer!e  eben  fo  tüa^i. 

$a§quier   erfd^eint   aU   ein  nac^benfenber  ^ann,    ber  fid§  übt 
bie  Söerl^ältniff e ,    in   benen  er  lebt,    ju  unterrid^ten  fud§t.     (Sini( 
gleid^jeitige  §iftori!er  unb  S)en!male  bor  Singen,   betradf)tet  er  Bal^ 
ben  Urf^rung  ber  fran^öfifd^en  S5ölfer,    balb   einzelne   Snftitutionet 
balb    ben  @ang  ber  ©|3rad^e  ober  ber  ^^oefie  unb  ettoa  einige  ölte 
©efd^id^ten.     5Dann  fagt  er  einmal,  er  njolCe  ben  Slbbocaten  mad^ei 
ein   anbermal,    ben   Slbbocaten  unb   .l^iftorifer  tout   ensemble,    b« 
homme  de  palais,    ben  Chevalier.     5^un  ift  in  biefen  ßa^iteln  nid|| 
5lEe§  bon  gleichem  SCßert^.     Söag  jroei  ganje  SBüc^er  über  $oefie  unj 
©prad^e  beibringen,  ift  bornei^mlid^  eine  SSergleid^ung  3tt)ifd§en  ßateijj 
unb  gran^öfifc^,    gteifd^en  S5irgil  unb  ülonfarb  unb  !ann  unfere  fBi 
bürfniffe  nid^t  befriebigen.     S)ie  Unterfud^ungen   über  ben  Urfprunj 
ber  ^flation  finb  bjeber   tief  no(^  einleud§tenb.     @rft  n)enn  er  auf  bi 
alten  S^nftitutionen  ber  g^anäofen  !ommt,  ift  er  toal^rl^aft  an  feinet 

1)  46,  50,  56.    Lib.  V,  5lnfang.    V,  118. 


^4^ra|.  S5efonbex§  üBer  brei  2)tnge,  ba§  ^atlament  ju  ^arig,  bie 
Unitjerfttät  äu  ^ari§  unb  ba§  S5er]§ältni§  ber  ^rone  aur  ©ciftli^feit, 
ift  ex  au§fü^rli($ ,  grÜTibli^  unb  ]e^x  bele^^renb.  3um  Parlamente 
geptte  er  felbft;  unb  ob  er  too^t  nid^t  im  minbeften  überat  ift  — 
feine  2)arfteEung  ber  ©tänbeöerfammlung  Betoeift  eS  — ,  fo  öeT= 
t^eibiöt  er  hoä)  bie  'iRt^k  beffelben  gegen  bie  ^rone  mit  großer  S3or= 
liebe,  ©r  fagt  einmal  (II,  40):  „mM  unb  Älug^eit  ^at  unfexc 
Könige  äu  biefer  ©röße  gebracht;  @ott  erl^alte  fie  babei,  bod^  ol^ne 
bafe  fie  i:^re  Untert^anen  unterbrürfen  (sans  foule  et  oppression  de 
leurs  sujets)".  S)a§  ift  feine  äöeife.  ^n  bem  ^arifer  Parlament 
(benn  bie  anberen  artete  er  gegen  bie§  nid^t  fel^r  §oci^)  unb  in  ber 
Chambre  des  comptes,  bie  ba^u  gehört,  fie^t  er  bie  ©c^u^toel^r  ber 
alten  nationalen  ^rei^eiten  unb  Sfted^te.  ^üx  bie  Uniöerfität  ]§at  er 
einmal  ))Iaibo^irt,  unb  ©abignt)'§  Seugniß^),  ber  bie  ©efd^id^te, 
meldte  er  öon  berfelben  unb  t)on  ben  anberen  franjöfifd^en  9le^t8= 
flauten  giebt,  felbft  für  feine  Unterfud^ungen  toid^tig  fanb,  toirb  l^icr 
;Sebermann  genügen.  @egen  bie  @eiftlid§!eit  erfc^eint  er  me^r  als 
:^urift  unb  ettoa§  l^ärter;  bod^  berliert  er  toeber  feinen  ©tanbpunJt 
—  benn  er  fid^t  für  bie  tlnab§ängig!eit  ^ran!reic^§  —  nod^  feine 
grünblid^e  S5erebtfam!eit.  lieber,  biefe  S)inge  foEte  fic§  ^iemanb 
äußern,  Oi^ne  i^n  gelefen  5u  ^aben. 

Uebrigeng  übertrifft  biefe§  äßer!  in  5lnmut^  unb  ©ra^ie  be8 
Bixk^  o^ne  3tf  eifel  bie  meiften  anberen,  bie  ^u  einem  gelehrten  3ttJecfc 
»erfaßt  toorben.  ^iefe  ^efc§eibenl)eit :  „id^  toiE  bieg  fo  njenig  übel 
fagen,  aU  möglid§",  —  „man  muß  fid§  einmal  erholen,  unb  baju  ift 
biefe§  ß^a^jitel" ,  —  baß  er  fi(^  meift  an  \)a^  ßeben  plt  unb  t)or  aEju 
abftrufen  Unterfud^ungen  ^ütet,  —  bie§  fd^öne  „Söir"  einer  großen  !)^a= 
tion,  „unfer  f^i^anfreid^",  „unfere  franaöfifd^e  $oefie",  „unfer  ^önig", 
tior  aEem  aber  bie  fyüEe  feiner  ©eele,  feine  33aterlanb§liebe,  @ele5rig= 
feit  unb  gefe^lid^e  5lu§bilbung  erfüEen  ben  Sefer  burd^auS  mit  ^rifd^e, 
Sßo^lgefaEen  unb  ^e:§agen.  ^n  biefer  §inftdf)t  läßt  fid§  bie§  SBerf 
t)ieEeid§t  mit  feinem  öergleid^en,  al§  mit  bem  ^JJlontaigne.  S3eibe  finb 
in  ber  güEe  i:^rer  ^enntniß,  in  i^rer  2ieU  jum  5lttert§um  (bie  fid^ 
aud§  in  ben  fteten  Negationen  au§  lateinifd^en  S)id§tern  au^fpridit), 
in  bem  forttoäl^renben  SBesuge  ber  äßiffenfd^aft  auf  ba§  Seben  einanber 
gleid§;  nur  baß  Montaigne  fid^  auf  ben  ©injelnen,  auf  Privatleben, 
^Jloral,  ^agquier  aber  auf  ha^  ^gemeine,  auf  Sftei^  unb  öffentliche 
Snftitutionen  bejie^t. 

1)  ©ejc^it^te  be§  9löm.  Oied^ttg  III,  47. 


SBon  bent,  toaS  noc^  }u  t^un  fei. 

©0  üiele  ©d^riftfteHer  üBer  ben  Einfang  ber  neueren  @ef(^td§te 
aud^  ^ter  genannt,  ]o  öiele  Semü^ungen  bemfelBen  getoibmet  finb, 
fo  ^aBen  fie  bod^  noc^  immer  9laum  für  ein  !ünftige§  S5erbienft  ge= 
^  laffen.  Söieber^olen  toir  erften§,  n)a§  bon  ben  allgemeineren  @ef(^i(^t= 
fc^reiBern  biefer  ^eriobe  ju  jagen  mar,  fo  mirb  i^ebermann  Befennen, 
ba§  il§re  ^itt^eitungen  meber  äurcid^enb  nod§  antl^entifd^  finb,  ba§ 
^  mir  im  5£)nn!eln  ta^^en,  folange  mir  il^nen  gerabe^u  folgen.  3öa5r= 
l§aft  original  fanben  mir  nur  ben  2^ot)iu§ ,  bod^  aud^  i^n  t)oE  ßüdfen, 
mel^r  Berebt  atS.tief,  nid^t  üBeraE  unBefangen.  SBir  mürben  bon 
ben  allgemeineren  auf  bie  (Sefd§id§tfd^reiBer  öon  einzelnen  (Staaten  unb 
feigniffen  getrieBen. 

3nbem   mir  nun  ^wm  jmeiten  mieber^oten,   ma§  biefe  geIeift|H| 
lä^t  fid§  am  leid^teften  faffen,  ma§  nod^  ju  f^un  fei.  ^"l 

UeBer  Italien  ift  ba§  ^O^leifte  aUerbingg  Bereits  gefd^e'^en;  bod^ 
nid^t  2öenige§  ift  nod^  immer  äurüdt.  S)ie  fXorentinifd^en  @efd§id§t= 
fd^reiBer  juerft  l^aBen  mol§l  bie  inneren  SBerl^ältniffe  iT^reS  SSaterlanbel 
in  biefer  Qdi,  fo  ju  fagen,  öoEfommen  aufgeüärt,  bod§  nid^t  bie 
äußeren,  äöiebiel  l^ier  ju  leiften  üBrig  fei,  Bezeugen  bie  5!Jlittl^ei(ungen 
in  gaBroni'S  ßorenjo  SJlebici  unb  in  ^acd^iabeUS  ßegationen. 
gaBroni  Be!ennt,  e§  fei  il^m  nid^t  möglid§  gemefen,  aEe  feine  Urfunben 
aufäune^men,  beren  eine  faft  unjäl^lBare  5Jlenge  fei^);  unb  menn  er 
fid^  in  feinem  ßorenjo  Befd§rän!t  ^^t,  fo  T^at  er  e§  im  ßeBen  ßeo'S  X. 
nod^  mel§r  getrau.  3n  ^infid^t  auf  ben  Qmd  eine§  Siogra|}]^en 
mu§  man  bie§  BiEigen;  aud^  in  ben  mitgetl^eilten  S3riefen  Soren^o'S 
3.  f&.  !ann  man  feinen  ftaren  S5erftanb,  feine  ^eEe  unb  burd§fid^tige 
©c^reiBart  Bi§  ju  einer  gemiffen  ©enüge  mal^rne'^men.  2)od^  mem 
an  ber  genaueren  Äenntnig  biefer  2)inge  gelegen  ift,  ber  mirb  l^iermit 

1)  Vita  Laurentii.  Tom.  II,  p.  399. 


S3on  bem,  toa§  noji^  au  t^un  fei.  +145 

nic^t  Beftiebigt.  Macd^taöeEg  ßegationen  l^aBen  tvxx  freilid^  boü= 
ftanbig;  boc^  lüaren  fie  ttjeber  bie  einaigen  in  i^m  5lrt,  nod§  immer 
bie  ttjid^tiöften.  S)ie  tüal^re  SBele^rung,  bie  toir  aug  i^iien  fd^öpien, 
mad^t  eine  ßinftc^t  in  bie  ©efanbtyd^aft^Berid^te  aud^  anbetet  f^toren- 
tinet,  bie  o:§ne  Steifet  eben  ha  üotl^anben  finb,  mo  bie  feinen  ge» 
funben  tootben,  aEetbingS  iüünf(^en§n)ütbig. 

Sn  ben  öene^ianifc^en  2)ingen  lägt  fic^  t)ietteid§t  übet  bie  äugeten 
^tieggbegeBen^^eiten  toenig  5^ene§  auffinben;  abet  übet  bie  ))etfön= 
lid§en  SSe^iel^ungen  il^tet  §äut)tet  untet  einanbet  unb  au  ftembcn 
gütften,  übet  ba§  (Be:§eimete  il^tet  Untet^anblungen  in  bet  ©ignorie 
unb  an  ftemben  §öfen  finb  tnit  butc^auö  fo  gut  tnie  gat  nid^t  unter* 
tid^tet.  SJlan  foEte  Ijoffen,  gierte  2)atu  n)etbe  bie§  au^  bet  historia 
de  Venezia,  1457  — 1500,  BefonbetS  au§  ben  varie  scritture  di 
Venezia  unb  au§  anbeten  aut^entifc^en  Utfunben  unb  SSetid^ten,  bie 
et  l^anbfd^tiftltd^  in  Rauben  ^atte,  in  bet  histoire  de  Venise  geleiftet 
l^aben;  bod^  fei  es,  ba§  xi)m  biefe  8d^tiften  nid^t^  gen>äl^tten,  obet 
au§  toeld^em  ^tunbe  fonft,  genug,  geleiftet  ift  e§  nid^t.  5}lan  mufe 
befennen,  ben  Utf^tung  bet  ©taat§inquifition  unb  einiges  5lnbete 
]§at  et  auetft  entbedCt  obet  mitgetl^eilt ;  abet  toenn  et  bei  ungetoöl^n* 
lid^en  2)atfteEungen  mi(^tiget  ^Begebenheiten  nid^tS  aU  ben  2)ogtioni 
unb  S5etbtaotti,  a^ei  fpäte  unb  nid^t  aEauttJo^^I  betufene  (Sd^tiftftcEet, 
anfüT^tt,  fo  !ann  fein  3^"9^i6  ^iä)t  gt^I)^  gelten,  aU  beten  S^uö^iS- 
^iet  ift  füt  genaue  Äenntni|  no(^  biet,  menn  nid^t  au  leiften,  bod^ 
au  tt)ünfd§en. 

S5on  ben  mailänbifd^en  Öefd§id^tfd^teibetn  finb  nut  Sotio  unb 
@.  6a:|3eEa  n)it!(i(^  autl^entifd^ ;  a^ift^fn  i^nen  ift  abet  eine  ßücEe 
bon  20  ^al^ten.  ^liefen  ^ITcangel  fönnten  bie  mailänbifd^en  ßl^tonüen 
bon  ?ltluni,  5lnbtea  bet  $tato,  ^-agnano  unb  anbeten  etfe^en;  bod^ 
fie  befinben  fid§  ungebtudtt  öuf  bet  ambtofianifd^en  SBibliof^ef.  ^ud^ 
ou^et  biefen  finben  fid^  a^  ^O^ailanb  gto^e  ©d^ä^e  füt  bie  Öefd^id^te 
biefet  3^^^-  9^o§mini  ^at  aEein  70  gefd^tiebene  S^otumina  aum 
S3e:§ufe  bet  S3iogtap:^ie  ^o:^.  ;3acob  2;tit)ulaio'§  in  Rauben  gehabt,  unb 
n)a§  et  batauS  mitt^^eilt,  ift  aEe§  tteffüd^  unb  bele^^tenb.  SBefonbetS 
roitb  man  auf  bie  ißtiefe  ^ieton^mo  ^lotone'S  aufmetffam,  bon  benen 
fid§  eine  ganae  Sammlung  botfinbet,  unb  toeld^e  au  ben  n)id^tigften 
Utfunben  geaä^lt  toetben  muffen,  toofetn  fie  mitüid^  ed^t  l^ei^en 
bütfen.  3^d^  toiE  inbe§  nid^t  öetbetgen,  bafe  mit  jene  33etidöte,  bie 
in  ben  SStiefen  ^otone'S  t)om  5lu§gange  ßoboüico  ©fotaa'S  gegeben 
toetben  —  fie  finben  fid^  Ui  SHoSinini  — ,  nid^t  butd^auS  autt)entifd^ 
jd^einen.     ©§  ift  mand^etlei,   tt)ag  fid^  gegen  fie  etinnetn  lägt,    dbtx 


146*  ©cä^lufe. 

ba§  2öid§ttgfte,  ba^  fie  Beim  ^a1)xt  1500  ftet§  öon  duodecim  pa; 
Helvetiorum  reben,  ba  in  biefem  i^a^re  boc^  nur  je^n  Orte  tüare: 
toetc^e  erft  im  ^uliug  unb  ^uguft  1501  burd§  bie  5lufna§me  öo' 
©d^afl^aufen  unb  SSafel  auf  atüölf  öermeT^rt  mürben.  SHeEeid^t  fin^ 
fie  ^mar  Don  ^Jlotone,  aber  f^jäter  gefd^rieben ;  auä)  bann  merben  fii 
midötig  genug  fein. 

OB  fic^   nun  au(^   in  ^mpcl,    au^er  ettoa  ben  t)on  50flurato 
t)erf(^mä!)ten  ©(firiften  ßaracciolo^g ,   mid^tige  2)en!male  für  bie 
f(^icf)te  biefer  Qtii  finben  merben,   !ann  id§  'nid^t  fagen;    ganj  un= 
ma]£)rfd§einlid^  ift  e§  nic^t,  ba  ba§  Söid^tigfte,  bie  fö:§roni!  ^affero' 
erft  f^ät  unb  nid^t  feit  aEjuIange  Befannt  gemorben;  aber  gemi^  i 
ba^  für  bie  @efd§id§te  ber  ^äpfte  öietteid^t   bie  §au^tben!male  no 
nid^t  Benu^t  morben  finb.    S^erft  finb   e§  jene  ad§t  ^änbe  ^an 
fd^riftlid§er    9la(^rid§ten    ber    ßeremonienmeifter    ju    5Jlünd§en,    bi 
menn  ben  SSerid^terftattern  gu  trauen  ift,  faft  o^ne  ßütfe  ton  148' 
Big  1538  reichen  unb  nid^t  attein  ben  S3urcarbu§  ergänjen,   fonbe 
für  biefen  mid^tigen  S^^traum  jugleid^   gan^  unBe!annte  unb  burd^= 
au§    autl§entifd§e    ^^la^rid^ten    enthalten   muffen^).      5lBer   üBerbieg 
muffen   |3ä)3ftlic^e  @efanbtfd§aft§Berid^te  unb  in   i^nen  bie  atterBeften 
5(uf!(ärungen  über  bie   gefammte  euro|)äifc§e  ^oliti!  borl^anben  fein. 
@in  SSeifpiel  geben  bie  Sßriefe  ßanoffa'ö   in  ben  Lettere  dl  principi. 

6tma§  unzugänglich  mirjj  man  biefe  SSerid^te  freiließ  finbe 
8oEte  aber  mo^l  ^emanb  itire  unb  ä§nlid§er  öffentlid^e  S3e!ann 
mad^ung  mirtlidf)  3u  fürdt)ten  ^aBen?  5!Jlan  !önnte  e§  glauBen,  mä: 
nid^t  ba§  Sd^limmfte  längft  bermut^et,  gefagt,  ja  a{§  Söa^r:^ 
nad^gefagt  morben.  Genauere  ^enntni^  fteEt  "Dk  5[Jlenfd§en  imm 
menfd^lic^er  bar;  fie  jetgt  erft,  in  miefern  ein  geT^ler  möglid§  u 
mitl^in  beraei^Ud^  fei. 

2)ie§  für§  erfte  märe  für  bie  ^enntiii^  ber  aEgemeinen  f8txf)at 
niffe  unb  S5egeBen^eiten  in  ;3ftalien  3U  tT§un  notl^toenbig.  ^n  <Bp 
nien  fe^lt  freilid^  ber  ganze  ^leig  eine§  Quxita  für  .^arl  V.  S); 
5Jlaterialien  muffen  für  bie  Qni,  meldte  ^arl  in  ©tJcinien  tüar,  h 
felBft  borl^anben  fein;  aber  ©anbobat  menigftenS  ^at  fie  enttoeb 
nid^t  gehabt,  ober  bo(^  nid^t,  toie  gurita,  Benu|t. 

^ud^  gi^anfreid^   l^at  —  um  bieg  fogleid§  äu   ermähnen 
ben  !öniglidf)en  5lrd^iben  unb  S5iBliotl§e!en  Bebeutenbe  @dt)ä|e.    % 
ben  Mss.  bon  SSet^une  ^at  Garnier  einige  fd^öne  5luf!(ärungen 
ben  2;ag  gebracht.    S)em  9to§mini  finb  über  bie  Seit,  ba  hk  Sranjof 

1)  ^liumann  in  Paulus  Sophronizon  1824.    exfte§  ^eft,  1. 


I 


aSon  bem,  tooS  nod^  ju  t^un  fei.  *147 


^ailanb  befa^en,  jtoölf  SSolumina  üBetfetibet  toorbcn,  unb  e§  muffen 
m  in  biefen  unb  äl^nlid^en  toeit  bebeutenbere  2)inQe  finben,  als 
feine  TOttl^eilnnöen  gerabe  anaeigen.  2)aru  §at  eine  histoire  de 
Charles  VIII.,  eine  histoire  de  la  conquete  du  duchö  de  Milan, 
nod§  eine  conquete  de  Milan,  i^nftructionen  unb  6a))ituIationen,  aHeS 
:^anbfd§rifttid^,  au§  benfelben  ©c^ä^en  in  §änben  gel^abt;  toie  e§  in» 
befe  fd^eint,  tnar  me:§r  fein  3tt)e(f,  barauf  aufmertfam  au  ma^en,  als 
e§  hnxä)  unb  burd§  au  .Benu^en. 

S)a§  2öid§tigfte  aber  ift  o:§ne  Stoeifel  in  S)eutf(^ranb  felbft  au 
t:§un.  @g  ftnb  über  biefe  Seit  bieten,  33riefe,  Seben§befd§reibungen, 
ßl^ronüen  öon  ber  größten  2öic§ttg!eit  borl^anben,  für  bie  e§  aber 
ift,  aU  tnäre  bie  35ud§brucfer!unft  nod^  gar  nic^t  erfunben.  ©rftenS 
finb  noc^  nid^t  einmal  bie  3lcten  ber  Üleid§§tage  tJoEftänbig  gcfammelt. 
(Einige  finben  fi(f)  aEerbing§  "bü  Datt^  de  pace  publica.  2)att  aber 
ift  gana  unaureii^enb ;  ^üEer  gel^t  blofe  big  1508  unb  l^at  nid^t 
einmal  feine  fäd^fifd^en  Slrd^iüe  erfd^ö^ft.  S3on  jener  ©dfirift,  bie 
^IRa^nmilian  auf  bem  9leid§§tage  au  ßoftni^  über  feine  bi§§erige  9fteid)g= 
t)ern)altung  bertl^eilen  lie§,  ift  in  xtjm  feine  ©bur,  unb  bod)  ift  fie 
nad^^er  au§  einem  fäd^fifd^en  5!}lanufcribte  befannt  getoorben.  S)a 
\iä)  nun  aber  in  biefen  Qeiitn  bie  üteid^göerfaffung  unter  bem  Ieb= 
^afteften  ^ür  unb  Sötber  au  jener  ßonfiftena  au^bilbete,  Vermöge 
bereu  fie  bie  (Stürme  ber  Sfteformation  au^au^alten  fällig  Ujurbe,  —  ba 
l^ierbei  ni(^t  aEeinbie  autoeilen  au^geaei^nete  ^erfönli(i)!eit  berf^ürften, 
fonbex-n  aud^  bie  ntd^t  minber  au§geaeid§nete  i^rer  S^tät^e ,  jener 
Serentain ,  (^ur! ,  Öoffenbrob ,  ßid^tenftein ,  bie  bem  Äaifer  bienten, 
Stüralerg,  ben  berfelbe  anfangt  fürd^tete  unb  aule^t  gemann,  a3aum= 
gartner§  ,  meld^er  S3aiernlanb§^ut ,  5^eun^aufer§ ,  meld^cr  a5aiern= 
münd^en  leitete,  ber  ^olainger  unb  Sam^arter  in  Söürtemberg  unb 
fo  öieler  anberer  au§geaeid§neter  ßeute  ttjätig  l^eröortritt  unb  fid^ 
ber  Sb'etrad£)tung  aufbrängt,  —  ba  bie  :^ntereffen  ber  terfd^iebenen  ßanb= 
fd§aften  unb  ©täbte  in  ba§  (5:piel  fommen,  fo  ift  nid)t  attein  l^öd^ft 
tt)id§tig,  au  miffen,  fonbern  e§  müfete  für  S3erftänbige  aud§  anaiel^enb 
au  lefen  fein,  tük  bie  ßnttoirfelung  gefd^eT^en,  befonberS  n)ie  fid^,  tom 
'3a:§re  1505  bi§  1521,  toa^  fo  gut  al§  unbefannt  ift,  bie  aerftreuten 
Elemente  au  ber  (Sin:§eit  einer  S5erfaffung  geftaltet.  äöünfd^engttjert]^ 
märe  e§,  bie  bieten  bon  furfürftlid^er,  fürftlic^er,  ftäbtifc^er  8eite  unb 
mo  möglid^  aud^  bon  ber  faiferlid^en  beifammen  au  l^aben  unb  öer= 
gleid^en  au  lönnen;  bie  Nationen  ber  ©cfanbten  nad^  .g)aufe  müfete 
man  bamit  öerbinben. 

^)i,  mie  iä)  benfe,  ber  genaue  ^ufammenl^ang  ber  allgemeinen 

to.  3f{anfe'§  2Ber!e  XXXIII.  XXXI V.  9tom.  u.  ßcmt.  miUx.  8.  «ufl.        *10 


148*  ^^M- 

itnb  ber  beutf(^en  ^egeBen^eiten  ertoiefen,  jo  erlennt  man,  ba§  bte 
tüte  bie  inneren  S^et'^ältniffe  tJoEftänbig,  fo  felBft  bie  äußeren,  toentgftenS 
5um  2;5eil ,  erflären  raupte.  S5on  biefen  aber  mu§  fi(^  in  ben 
©d^reiBen,  tceli^e  Maximilian  forttnä'^renb  an  bie  Surften  unb  ©täbte 
be§  9tei(^e§  erlaffen  l§at,  \a^i  eine  boEftänbige  @ef(^i(f)te  finben.  Sludf) 
bon  biefen  ©(iireiBen  finb  einige  Bei  S)att,  Bei  5!JlüEer,  in  @olbaft§ 
üteid^g^anblung ,  in  bem  SCrc^iö  öon  .&ormat)r  gebrückt,  aBer,  gegen 
bie  Menge,  tüdä)t  nod§  üor^anben  ift,  gel)altet},  nur  eine  üeine  Qaf)i. 
^n  ber  ß^roni!  öon  9(legen§Burg  gefi^ie^t  ntc^t  tüeniger,  bie  in  bem 
bafigen  5lrd§it)  liegen,  anberer  anber§tr)o  ©rtüäi^nung;  nidit  leidet 
tüirb  eine§  fein,  ba§  nid^t  irgenb  einen  unBe!annten  Qvlq  mitt^eitte. 
Man  toirb  fic§  inbe§  ^ierBei  nit^t  mit  einem  eiuäigen  öon  jebem 
2)atum  Begnügen  bürfen.  ^n  SSedmanng  an^altifdier  gl^roni!  finben 
fid§  gtüei  ni(^t  untüid^tige  ©c^reiBen  Mainmilian§,  tiom  ^a^re  1510, 
üBer  bie  italienifi^en  Dinge.  S)iefeIBen  ©c^reiBen  finben  fid§  nun 
aud§  üBerbie§,  ba§  eine  in  (S5oIbaft§  9fleic§§l§anblung ,  Beibe  in  <g)or= 
mat)r§  3Ir(^it).  ©ie  l^aBen  aBer  l^ier  eine  Bebeutenbe  S5erf(^iebenf)eit, 
fie  finb  um  bie  §älfte  länger.  S)ar|  man  f(^Iie§en,  ba§  biefe  ©d^riften 
an  mand^e  f^ürften  au^fü^rlid^er  at§  an  anbere  gerid^tet  tüorben? 
Man  mü^te  fid^ ,  um  fidler  ^u  fein ,  tierfd^iebene  @i*em|)Iare  äu  t)er= 
fd^affen  fud^en.  ^d^  tciE  ber  anbern  originalen  ^a^iere  üBer  biefe  Qeit 
nid^t  geben!en,  bereu  mand^e  ftd§,  tro^  aEer  fd^toebifd^en  SJertoüftung,  an 
jebem  <&ofe,  in  jeb er  ©tabt  finben  muffen;  gefanbtfc§aftlid§e  ©d^reiBen, 
toie  man  au§  jenen  fel)en  !ann,  toeld^e  ^ormaljr  in  bem  Slrd§iö  üBer 
^arl^  Y.  Qdi  nütgetlieilt  ^at,  finb  am  aEerU)id§tigften ;  ^ier  ift  nid^t 
eine  5^a(f)lefe,  fonbern  eine  (Srnte  üBrig ,  eine  ©rnte  tjon  fi^önen 
^enntniffen  menfd^Iid^er  .g)anblungen ,  tüa^ren  SeBen§  unb  t)aterlän= 
bifd^er  ^uftänbe. 

UeBerbie§  ift  gelt)i§  ba§  SeBen  Majimilian§  bon  S^öge^  ^it^t 
ba§  ©innige,  toeld^eg,  mie  i^  in  ber  Semer!ung  üBei  ben  ß^renfpiegel 
gezeigt,  eine  ©rtoecfung  au§  bem  öerBorgenen  Manufcri:pt  ertoartet. 
ßeBen^Befc^reiBungen  aBer,  toie  ba§  SeBen  griebrid^^  be§  SBeifen  Don 
©^alatin,  ba§  in  ber  2:;i§at  an  ;^oinöitte  erinnert  (^riebrid^  an  ßub= 
n?ig  b.  ^.,  (Bpaiaiin  an  ^^oinbiEe) ,  toie  bie  vita  Friderici  Palatini 
tjon  Thomas  Leodius,  bie  fid^  nid§t  in  ben  (^ren^en  t)on  S)eutfd^= 
lanb  ^ält,  fonbern  üBer  51ieberlanbe,  ©|)anien  unb  Italien  aujie^enbe 
^lotijen  mitt^eilt,  felBft  toie  ba§  jeneg  guten,  berBen  ^^^ommerS,  ©aftroto, 
ba§  öor  furjem  Befannt  getoorben  —  aEe  au§  biefer  3^it  — ,  füfiren 
in  bie  Mitte  ber  ^egeBen^eiten  ein.  ;Sebermann  toirb  il^rer  mel^rere 
3U  i^aBen  toünfc^en. 


aSon  bcm,  toaS  nod^  au  t^un  fei.  *149 

^oä)  me^r  tDaf)x^  S3ele:§rung  tJerf^jted^en  inbeg  einaetnc  6]^ro= 
nifen ,  unter  benfelBen  öor  aEen  bte  fd^toeiäerilc^en.  5lnf§e(m  S3ale= 
riu§  9{t)b§  6§rom!  geT^ött  öieEeic^t  au  ben  Beften  unferer  älteren 
ßtteratur;  toarum  liegt  fie  tierBorgen?  ©in  fd^öneg  5J)enfmal  )jro= 
teftantifi^en  (Siierä  unb  ebangelifd^er  Söeltanftc^t  ift  md)  allen  3eu9» 
ntffen  bte  (Sl^rom!  S3uEinger§;  bod§  ntd^t  einmal  bag  i^ubiläum  ber 
Sfleformation  ^at  e§  aufertoecCen  !önnen.  ©blibac^,  ©ci^n)ciäer,  bie 
f5ort(e|ung  be§  2:fc§ubi  ftnb  nic^t  minber  toürbig,  allgemein  gefannt 
3U  toerben.  3Bo  biefelben  einen  ^toeifel  übrig  laffen,  treten  bie  bieten 
unb  ^Ibfc^iebe  ber  S^age  erläuternb  T^inju.  2)ie  ©c^mei^  greijt  ju 
biefer  S^it  in  oEe  öffentlid^en  SJer^^ältniffe  tl^ätig  ein,  unb  eine  grünb» 
lid^e  (Sinftd)t  in  biefelBen  ift  oline  bie  ^enntnife  i^rer  Sudler  un= 
möglii^. 

äöegen  beg  5lnf^elmu§  UjiE  x^  nod^  auf  ©tettler^  (^^xomt  beg 
lle(^tlanbe§  aufmer!fam  machen.  2)ie  Md^er  bon  f^udjS  unb  ©lufe 
t^eilen,  Xük  au§  bieten  unb  anbern  ß'^ronüen,  fo  aurf)  au§  bem  %n= 
f^clmug  Bebeutenbe  unb  fe^r  bele^renbe  ^rucEiftürfe  mit.  ^JJlir  ift  f^on 
bei  bem  Kriege  bon  1499 ,  hierauf  femer  bi§  jur  ©i^lac^t  bon  ^o= 
bara  1513  aufgefaEen,  ba§  biefe  5lu§äüge  häufig  tnörtlic^  mit  bem 
©tettler  übereinftimmen.  @§  fd^eint,  al§  toäre  beffen  S3ud^  in  biefer 
Seit  UJefentlic^  nur  eine  mit  §ülfe  einiger  f^äteren  ©d^riftfteEer,  be« 
fonber§  be§  Seferron,  unternommene  Ueberarbeitung  be§  ^nf^^elmuö. 
C^ne  Stneifel  n)ürbe  eine  ßoEation  biefer  gebrudten  unb  nic^t  un« 
gangbaren  ßl^roni!  mit  ber  .^aubfä^rift  bem  ^efc^ic^tsfreunb  ein 
toert^e^  @ef(^en!  fein. 

3)ie  übrigen   ß^ronüen,   gebrutfte  unb  ungebructte,   bon  jebem 

ßanbe,  bon  jeber  ©tabt,  neuerer  unb  älterer  3fit,  ftnb  fo  biete,  bag 

ic^   fie  ntd^t  berü'^ren  tüiU.     ©tnb   fie   bieEeid^t  in  frü'^eren  Seiten 

fabei:^a|t,  fo  toerben  fie  bod^  in  bem  16.  S^a^r^^unbert ,  au§  toeld^em 

bie  meiften  flammen,  glaubtoürbiger  unb   einige  felbft  anjiel^enb,  ja 

fd§ön.     äöa§  ift  bie  aEgemeine  @efd§ic§te  2)eutfd)lanb§  ol§ne  eine  ge= 

naue  SSerüdffic^tigung  toenigften§  ber  bebeutenberen?    ^ber  felbft  il^re 

ßtteratur  ift  unäugänglid^,     §ier  toäre  ein  5Jlann  erforberlid^ ,  ber, 

mit  leiblid^en   ^enntniffen,  fattfamen  ßm^fe^lungen  unb   guter  @c» 

funbT^eit  auSgeiltftet,  S)eutfd^lanb  nad^  aEen  leiten  burd^^öge  unb  bie 

ülefte   einer  ^alb  untergegangenen  unb  fo  nal^e  liegenben  2ßelt  auf» 

fud^te.     2Bir  jagen  unbe!annten  ©räfern  bi§  in  bie  Söüften  ßibQenö 

nadC);   foEte  ba§  Seben  unferer  ^Itborbem  nid^t  benfelben  gifer  in 

unferem  eigenen  ßanbe  mertb  fein? 

*10* 


150*  ^äiM- 

Sufa^  bet  neuen  (2.)  ^uSgaBe. 

3öa§  He^e  fi(j^  ntd^t  aEe§  l^tex  l^inanfügen :  benn  öon  S)em,  toa^ 
bantal§  geforbert  toerben  !onnte,  ift  ntd§t  Sßemgeg  feitbem  geleiftet 
tootben.  5lBer  id§  laffe  ben  tjorltegenben  SlBfd^mtt  abfic^tlid^  ]o,  tote 
er  urf^tünglid§  lautete.  S)er  8tanb|)unft  ber  ©tubien,  tote  er  in 
jenem  Momente  lag,  tritt  barin  unmittelbar  l^erbor.  OTe§  ba§,  toa§ 
jeitbem  an  ba§  ßi(^t  getreten,  ober  tt)a§  ftd§  fonft  liieEeid^t  eneid^en 
lie^ ,  l^erbeijuäie^en ,  toürbe ,  toie  oBen  bemerft ,  ein  neue§  S5u(^ 
gegeben  ^aBen  unb  ben  ^ang  ber  ©tubien,  bie  nid§t  BIo§  :^erfönli(^e 
finb,  öerbunfeln.  ä^  mad§e  nur  nod§  eine  S3emer!ung.  ^erabe  in 
bem  Seitraume,  toeld^en  biefe§  S3ud§  umfaßt.  Beginnen  bie  %xä)it)t 
öoEftänbiger  äu  toerben  unb  reichere  5lu§Beute  gu  liefern.  9lamentlid) 
toerben  bie  ^enfmale  be§  gefanbtfd§aftli(^en  S^erte^r^,  ber  auStoärtigen 
35erl§ältniffe  jebeg  Sanbe§  üBer^aupt  3aT^lreid£)er  unb  mannid§fac§er ; 
i^r  Umfang  felBft  toäd^ft  in  einer  äöeife  an,  ha^  e§  für  ben  ßinaelnen 
unmöglich  toirb,  fie,  toie  man  fagt,  au§3uBeuten,  b.  ^.  e^rlid^  ju 
Benu^en.  2)a§  S3uc§,  ba§  id^  re^^robucire,  fte^t  an  ber  (Sd^toeEe  ber 
neuen  Snformationen ,  bie  fic§  feitbem  bargeBoten  l^aBen.  ^ie  f^ä= 
teren  5lrBeiten  beg  5lutor§  entftammen  einem  öoEeren  S5efi|e  ber 
5lctenftü(fe. 

©ie  äu  burc^forfd^en,  3U  Benu^en,  ift  bie  5lufgaBe  ber  l^eutigei 
©tubien.  5Jlögen  fie  immer  glücEIid^er  öoEjogen  toerben,  möge  bie  ^Otaffi 
be§  5!Jlaterial§  bie  aEgemeine  5lnfd§auung  nid^t  t)er^inbem,  fonbet 
förbem!  ^enn  bag  gbeal  ift  immer,  bie  Mtgrif(^e  SÖSa^rl&eit  be 
SGßelt  au  öergegenlsättiöfilt. 


I 


übet 


^lanä)^  öerad^ten  ^oliti!  unb  aEgemeine  ®efd§td§te,  tüetl  fie 
o^ne  unmittelBaren  SSejug  auf  ba§  innere  etnäelner  ^enfd^en,  auf 
ein  (eBenbtge§  ßeÖen  feien.  S)o{^  ift  bem  nid^t  fo:  bic  großen  S5e= 
QeBen^eiten  retten  @emüt§  unb  .^anblunggttjeife  getoaltfam  ftc^  nad§. 

5[Rac(5iat)eE§  ßeBen^lauf  lf)at,  |o  3U  fagen,  ^toei  @änge.  ©o= 
lange  in  feiner  S5aterftabt  ^^lorenä  bie  ^o:po(aren  blül^ten,  big  1512, 
ging  e§  ü)m  too^l,  unb  er  Ujar  jufrieben.  6r  l^atte  ^tüax  feine  grofee 
Söürbe,  benn  er  toar  nie  eigentlicher  5Iml6a§ciatore,  fonbern  nur  (5e= 
gretario;  hu  ^pifaner  Beilagen  \iä),  ha%  man  \i)n  unb  nid^t  einen 
ßittabino  öon  ben  l;errfd§enben  5^"^^^^^^  3W  i^nen  gefenbet^);  jebod^ 
feine  Senbungen  an  frembe  §öfe  unb  feine  ßommiffionen  im  eigenen 
ßanb  ermarben  i^m,  jene  einen  5lnt^eil  an  ber  allgemeinen  ^olitü, 
biefe  einen  nii^t  unbebeutenben  (Sinflu^  auf  bie  inneren  Einrichtungen 
ton  jto§cana,  unb  ^dht  getoäl^rten  i^m  eine  SSefd^äftigung,  bie  il^m  an= 
gemeffen  unb  lieb  n)ar.  .^urj  nad^  ber  ütüdtfe^r  ber  ^ebici  l^atte  fein 
einfluB,  feine  SSefd^äftigung,  feine  3ufriebenl§eit  ein  (Snbe.  „3m  @e= 
fängni^',  !lagte  er,  „l§abe  man  il^m  fein  Seben  nel^men  ttjotten ;  @ott 
unb  feine  Unfd^ulb  l^abc  e§  nod§  gerettet ;  alle§  Slnbere  aber  l^abe  er  er= 
bulben  muffen  unb  fein  ?lmt  Verloren."  Er  nennt  fein  §auä  „arm 
unb  in  Ungnaben".  (Sr  badete  einmal,  fid^  aller  ^olitif  unb  atteS 
$olitifiren§  3u  entl^alten.  ^n  ber  2;i^at  empfing  er  üon  1512  big 
1521  gar  feine  ©enbungen  unb  nad^'^er  nur  fold^e,  bie  fel^r  ann= 
feiig  augfa^en,  an  gen)iffe  W6nä)e,  toeld^e  eine  $roöina  blog  im  fyto» 
rentinifd^en  bilben  foEten ;  öon  ber  SöoHtueberaunft,  toeil  brei  gioren» 

1)  etft  beim  ^ai)Xi  1526  toitb  er  ßittabino  genannt. 


152*  Stnf)ang. 


titier  öon  einem  S^cne^taner  beraubt  tüorben,  naä)  S5enebig,  bte  Befte 
an  ^xan^  ©uicciarbim.  ^Hi 

SGßie  fein  ßeBen,  fo  t^eilt  fid§,  toaS  fd^xiftlic^  öon  il^m  üTbrig  ^|| 
in  5tt)ei  2:^eile.  2)ie  ©taat§fd§ri{ten ,  bie  er  im  Slnfang  t)on  feinen 
po^jolaren  Segationen  nad^  §aufe  gefanbt,  finb  für  il^re  Seiten  eine^ 
ber  mid§tigften  2)en!male.  2)ie  S5Jal)rl§eit  in  manchem  Bebeutenben 
IBegegni^,  befonberS  öon  ©efar  SSorgia,  erfahren  toir  gans  aEein  burd^ 
fie ;  fie  fd^lie^en  autüeilen  ha^  ;3fnnere  ber  ^anbelnben  5pex*fonen  anf(^au= 
ü(^  auf.  ©ie  finb,  toie  natürlich,  nur  ^ingetüorfen,  nie  üB erarbeitet, 
erfte  <ganb ;  oft  lud enl)af t ,  xo1) ,  Umri§ ;  aber  id^  Befenne ,  ba^  \^ 
ßorengo  50flebici'§  ©taatSfd^riften  nid§t  um  feine  au§gefeilteften  @e= 
bid^te  toeggeBen  möd^te;  aud§  biefe  erften  (Srgüffe  5!)laccf)iat)eE§  ^aBen 
bie  (5igentT§ümUd§!eit  eine§  fd^arfen  ^eifte§;  fie  fliegen  in  leidstem 
@ang  ba'^in  unb  erl^eitern  bie  ©eele.  5?tacd^iat)eH§  @igent^ümli(^= 
feit  jeigt  fid^  BefonberS  in  ben  fd^arfen  Unterfd^eibungen.  2ßie  er 
an  ßubtoigS  XII.  §of  fommt,  ift  ba§  ©rfte,  tüaS  er  tT^ut,  bafe 
er  feine  ßommiffion  auf  gen^iffe  ßapitel  jurücEBringt.  S)ie  ;^nftruc= 
tion,  bie  er  t)on  feiner  ©ignorie  an  ba§  ßoncilium  öon  5pifa  em= 
ipfangen,  folgt  einem  natürtid^en  @eban!engange :  „ber  $a^ft  Bebro^e 
fie;  fd^on  ^aBe  man  il^re  ^aufteute  BerauBt;  ba§  f^anif(^e  <g)eer  rüde 
an."  @r  fa^t  bie§  fo :  „^eine  .^erren  fe^en  ^meiertet  Sd^aben,  einen 
gegenwärtigen,  bie  S5erauBung  ber  ^aufleute,  unb  einen  ^ufünftigen, 
ben  ^rieg."  @ern  fnü^ft  er  feine  iße'^au^tung  an  einen  aEgemeinen 
@eban!en.  @r  fagt  p  ^aut  ^aglione:  „3u  red^tfertigen  ben!t  S^r 
@ud^?  9fted§tfertigen  fe^t  enttoeber  einen  ^rrt^um  ober  bie  5P^einung 
baöon  öorau§;  mer  öom  ^üra^  5!Jletier  ma^t,  mu§  Beibeg  öermeiben." 
§iemit  fud^t  er  aud§  einen  ßinbruct,  einen  ßinbrucf  auf  ben  S5er= 
ftanb,  toeld^en  bie  UnterfdCjeibungen  fo  gu  faffen  fm^en,  'tiQ!\^  er  benl|H| 
mu6,  e§  geBe  fein  ^ritte§.  ^B' 

Sßäre  e§  ^acd§iabeE  fo  gut  getoorben,  mit  biefem  ©d^arffinn, 
biefer  SBaterlanb^IieBe ,  biefem  guten  ^uge  bie  @ef(^i(^te  feiner  ^t\i 
ober  nur  au§fü]§rlid§e  ^Jlemoiren  gu  fd^reiBen,  fo  mürben  mir  um  ein 
eble§  2)enfmat  menf(^(id§er  @eifte§grö§e  reid^er  fein. 

2lBer  er  marb  au§  feiner  SSa^n  !)intoeggeriffen.  31I§  bie  5Jlebici 
mieber  jur  ^öd^ften  ^ad^t  gefommen  toaren,  üerlie^  er  bie  natürlid^e 
©d^riftfteEerei ,  benfmürbige  @reigniffc  funftIo§  auf^uaeid^nen ,  unb 
manbte  fid§  3ur  eigentlid^en  unb  fünftlid§en.  5lu§  biefer  '^t\i  finb 
feine  Äomöbien,  feine  florentinifd^e  @efd§id§te  unb,  ma§  \^n  am  mei= 
ften  BerüT^mt  gemad^t,  feine  |)oIitifd^en  ©d^riften:  aEe§  äöerfe,  bie 
bur(^   bie    ^Jlad§a^mung   ber    5lnti!e,   ben   too]§lau§gearBeiteten    ©til 


3Jiac^iQt)cn.  *lo3 

unb  bie  (Sefinnung  auggeäeid^net  ftnb.  S)a§  SGßtc^tigfte  pnb  feine 
^olitif($en  ©c^riften,  für  bie  öe^ic^^te  feiner  Seit  ein  bebeutenbcö 
S)enfmaL  9lad§  einigen  !uraen  S5emer!ungen  über  ^omöbien  unb 
Öefc^id^te  tüoEen  tüir  fofort  au  biefen  üBergel^en. 

S)ie  Äomöbien  ftnb  burd§  bie  gelungene  ^ad^a^^mung  ber  5lntife 
au§ge3ei(^net.  ©ie  fteEen  nid§t  ettoa  ba§  florentinifd^e  ßeben  eigen= 
t^ümlid^  bar,  fie  ge^^en  ööHig  auf  bem  2öege  beg  $(autug;  bie 
^önc^e  aufgenommen,  toirb  man  in  ben  ßl^araüeren  nic^t  biel  ^eue§ 
tüa^^rne^men.  Heber  bie  5^atur  feiner  Arbeit  reflectirt  5Jlacd^iat)cU 
fonberbar:  „^an  lad§e  enttoeber  über  bumme,  ober  über  grobe,  obfr 
über  öerliebte  Üteben.  S)a  bie  .ß'omöbie  ju  lachen  machen  fotte,  fo 
]§abe  er  bie  berliebten  getoäl^It;  inbeffen  foEe  feine  grau  rot§  toerben 

muffen." 3öa§  müßten  bag  für  f^frauen  fein!     2)iefe  Äomöbien 

finb  anwerft  anftö^ig. 

S)ie  florentinifd^e  ^iftorie,  fein  atoeiteS  Söerf,  ift  eine§  ber  t)or= 
äüglid^ften  ©räeugniffe  ber  italienifd^en  ^rofa,  lebenbig,  anfd^aulic^,  in 
cblem  ©til.  Um  ein  menig  in  bie  3Serfftatt  bei  5lutor§  ^n  bürfen, 
betrai^te  man  goIgenbe§.  S5on  Verona  l^aben  toir  atoei  SSefd^rei» 
bungen  au§  feiner  §anb,  eine  in  ben  Negationen  (S5b.  V,  321),  bie 
augenblidflid^  ^ingetoorfen ,  unb  eine  in  ber  §iftorie  (tßä).  Y,  203), 
tüeld^e  mit  g(ei§  aufgearbeitet,  aber  augenfd^einli^  bie  nämlid^e  ift. 
;^n  ber  Segation  ^ei^t  e§:  „II  fiume  dell'  Adice  che  esce  dal 
monti  della  Magna,  e  giunge  al  lago,  si  distende  per  11  piano, 
ma  torce  sulla  mano  manca  rasente  i  monti  e  divide  Verona." 
^n  ber  §iftorie  finb  bie  Söorte  getoä^Uer,  bie  S)inge  ju  größerer  ^n= 
f(^auli(^!eit  gebrat^t:  „Esce  11  fiume  dell'  Adice  della  valla  dl 
Trento,  e  nell'  entrare  d^Italla  non  sl  distende  subito  per  la  cam- 
pagna,  ma  voltosi  su  la  slnistra  lungo  1  monti,  truova  quella  cittä 
e  passa  per  11  mezzo  d'essa."  S)a§  bo))^eIte  monti  ift  üermieben; 
man  fie!)t  nun  ben  f^^u^  ^erbor!ommen ,  eintreten,  fic^  ein'^alten, 
toenben,  bie  ©tabt  finben  unb  burd^  fie  l^inburc§ge§en,  metd^eS  aEeS 
frül^er  imbeutlid§  blieb,  ^n  ber  Segation  fäl^rt  er  fort:  „divide 
Verona  In  modo,  che  alquanto  dl  piano  con  tutta  la  costa  ö  dall' 
Adice  In  lä  verso  la  Magna,  et  tutto  11  restante  della  clttä  dl 
verso  Mantova  e  dall'  Adice  In  quk"  ;  unb  l^ier  fann  man  nur 
l^albmeg  merlen,  ma§  er  mill.  SGßie  meit  fd^öner  ift  bieS  in  ber 
§iftorie:  „non  perciö  In  modo,  che  le  partl  slano  uguall,  perchö 
molto  plü  ne  lascla  dl  verso  la  pianura,  che  dl  verso  1  monti/ 
(So  fä§rt  er  toeiter  fort  au  tjerbeffern.  2öa§  in  ber  Segation  '^eigt 
brei  SSogenfd^üffe,  nennt  er  §ier  1000  ©d^ritte;  mag  bort:  „va  dalla 


154*  2lnl)ang. 

vecchia  alla  cittadella",  Be^eic^net  er  l^ier:  „va  at  rovar  Paltra" ;  bort 
unterfd^eibet  er  „la  rocca  vecchia  e  la  cittadella",  l^ier  be§  Befferen 
^langeg  tüeöen:  „l'una  la  vecchia,  l'altra  la  cittadella  nuova".  Söenn 
er  bort  f^rid^t :  ,,bte  äußere  ^auer  maä)t  gegen  Betbe  ©c^löffer  einen 
l^alBen  SSogen,  unb  ätoifd^en  biefen  läuft  eine  gerabe  ^amx",  fo  fe^t 
er  ^ier  mit  größerem  f^Ieig :  „bie  3^if<^^itmauer  mad^t  bie  Sorbe  ju 
bem  SSogen,  n)elc§en  W  orbentlic^e  ^auer  ber  ©tabt  Befd^reiBt". 
Söir  feigen,  tuie  forgfättig  50flacd§tat)eH  bie  j^nlt  geBraut^t  l^at.  %uä) 
geftel)t  ^ebermann,  ba^  öor  aEen  bieg  Söerf  ^eige,  toa§  fid^  in  italie= 
nifd^er  ^rofa  leiften  laffe. 

UeBrigeng  ift  e§  nnter  einem  getoiffen  @influ§  ber  ^ebici,  öon 
toeld^en  ber  3[Jerfaffer  100  S)ucaten  ^enfion  bafür  30g,  unb  nid§t  mit 
tootter  UnaBl§ängig!eit  gefd^rieBen.  5lnfang§  toirb  man  bie§  nid^t  inne ; 
benn  anfangt  fielen  bie  5[Rebici  an  ber  (5|)i|e  be§  S5ol!e§,  unb  ^ac= 
(^iaöeE  ift  gang  in  feinem  Elemente,  toenn  er  bie  .g)errf(^aft ,  bie 
^Partei  unb  ben  f^aE  be§  5lbe(§,  n)enn  er  barauf  ben  ©ieg,  hk  @nt= 
tt)idfelung  unb  ben  gaE  ber  Bürgerlii^en  bornei^men  ^efd)Ied§ter  unb 
enbti(^  ben  ©ieg  ber  S5olf§partei  burd§  bie  ^ebici  Befd^reiBt.  5lBer 
l^ierauf  tl§ut  er  fid§  aEerbingS  ettoaS  S^fi^Ö  öu.  S)ie  ftrengen, 
fc^arfen  TOttel,  burd§  toeld^e  ßofimo  bei  ^Jlebici  feine  ©etnatt  feft= 
fe|te,  Sorenjo  fie  erl^ielt,  finben  toir  t)on  51erli,  einem  erüärten  5Jte= 
biceifd^gefinnten ,  toeit  offener  aU  bon  il^m ,  einem  entfd^iebenen 
^popolaren,  borgefteEt.  @r  entfd§äbigt  un§,  inbem  er  un§  in  biefem 
legten  2;^eil  mel^r  hu  @efd§id§te  be§  bamaligen  Italiens  aU  ber 
f^torentiner  aEein,  unb  atoar  mit  ^^üEe,  @infid§t  unb  SeBl^aftigfeit 
barfteEt.  5)lan  Bemertt,  ba^  er  ^ux  auf  S5erf^tt)örungen  unb  bie 
SSerberBtl^eit  ber  italienifd^en  Ärieg§!unft  mit  Befonberer  SJorlieBe 
eingeigt. 

5lBer  t)or  aEem,  toic  gefagt,  al§  au§ge3eid£)nete  §ert)orBringungen 
eineg  fd^arffinnigen  ^anneg,  al§  ^en!male  ber  ^efd§id§te  felBft  unb 
um  ber  auffaEenben  @efinnung  n)iEen  gelten  un§  hk  politifd^en 
©d^riften  55lacd^iaöeE§  an. 


UeBer  bte  S)t§cotft  unb  bte  Sitte  betta  ©uerra 
unb  ben  gütften  5!Jlac(^tat)e]a§. 

1.     Discorsi   sopra  la  prima   deca  di  Tito  Livio. 

1.   3tocd. 

©oEte  SbiuS,  foHte  bte  tömtfd^e  ©efd^td^te  erläutert  toerben,  fo 
müfete  enttoeber  ber  SSegriff  be§  @efi^tc§tfd§rei]6erg,  ober  bie  ^otge  ber 
SSegeBen^etten ,  ober,  toenn  S3eibe§  nit^t,  toenigftenS  eine  9tet:^e  3u= 
fammen^angenber  S^nftttute  fe[tge:^alten.  fein.  S5on  bem  @efd^i(^t= 
fc^reiber  fprid^t  5!Jlac(^iat)eEi  mit  feinem  Söort.  S)ie  SSegeben^eiten, 
tJon  benen  er  rebet,  finb  au§  ber  gried)ifd§en ,  au§  ber  römift^en  unb 
ou§  ber  neueren  Ö5efi^id§te,  au§  ber  erften  ^itaht  ober  au^  anberen, 
tt}ie  e§  fid^  trifft,  .^ein  einaelne^  Snftitut  ift  um  fein  felbft  toiHen 
feftge^^alten  unb  au§  S^or^ergegangenent  ober  ©teid^jeitigem  erläutert. 
^uä)  tritt  nirgenb§  ein  beut(id§er  ^uf^ntmen^ang  ber  öerfd^iebenen 
l^ertjor.  3luf  eine  ©rÜärung  römifd§er  ^efd^id^ten  fann  e§  ]^ierT6ei  nid^t 
oBgefe^en  fein.     @§  fragt  ftd§,  toag  5!)lacd§iat)eEi  benn  tooEte. 

S)iefe§  Sud§,  toetd^eS  be§  urBinatifd^en  ^riegeö  unb  Cttaöiano 
f^regofo'§  ju  @enua  gebeult,  mu^  jtoifd^en  1518  unb  1522  gefd^rieBen 
fein,  ^n  biefen  i^al^ren  toar  ba§  oBere  unb  ba§  untere  S^tolien  unter= 
joc^t  unb  ba§  ©efü^I  ber  Unterjod^ung  um  fo  leBenbiger,  toeit  man 
bie  eilten  fleißig  unb  nid^t  aEein  in  ben  ©deuten  trieB,  loeit  man 
]§ierBei  ba§  (SJebäd^tniß  an  bie  ^röfee  9ftom§  täglid^  in  fid§  erneuerte, 
toeil  bie  bamaligen  ülömer  fid§  aU  bie  red^tmäfeigen  @rBen  ber  römi= 
fd^en  5!Jla(^t  aufaßen,  ^n  biefem  ©efü^Ie  famen  einige  S^ünglinge, 
biefelBen,  tt)eld§e  bem  ßarbinal  bei  ^ebici,  §errn  ju  f^toreuj,  9tatl^= 
fd^Iäge  gaBen ,  in  ben  @ärten  Sofimo  9fluceEai'§  ^ufammen;  bie 
©egentoart  Beh)egte  fie;  e§  fonnte  nid§t  anber§  fein,  aU  bag  bie 
S5ergleid^ung  beg  Slltert^umS  mit  il^rer  Qdi  \f)x  täglid^c^  Öefpräd^ 
toar.  3luf  i^re  ißitten,  in  i^rem  Umgange  ^at  3)lacdf)iat)eEi  bie  S3e= 
tra($tungen  üBer  ßibiuS  unb  üBer  bie  ^rieg§!unft  terfa^t.  S3etrad^ten 
toir  nun,  ba^  er  fagt :  „iä)  lefe  bie  liüianifd^en  ©efd^id^ten,  um  barauö 
S5ortl^eil  ju  3ie:§en",  oljue  Stoeifel  S5ort:^eil  für  baö  ßeBen,  bag  er 
in  ben  ^igcorfi  nur  bon  einzelnen  ^aferegeln  unb  i^adm  l^anbelt, 
toeld^e  entnjeber  ber  S}ergleid^ung  ober  aEgemeinen  Säjen  bienen, 
ba6  er,  toie  er  fprid§t,  Ijiermit  bie  ütefultate  aud^  feiner  übrigen  ßectüre 
unb  feiner  @rfai)rung  berBinbet,  fo  jeigt  fid^,   ba§  e§  il^m  nid^t  auf 


156*  5ln^ang. 


eine  Mäuterung  ber  ißergangen^eit ,  fonbern  auf  @runbfä|e  für  bte 
3u!unft  an!ommt.  S)ie  Öritnbfä|e  fd^ö^ft  er  ntd)t  gerabe  au§  bem 
ßtöiuS,  erläutert  fte  nur  mit  bem  ^eif^iel  beffelBen;  ba^  man  fie 
nid^t  Befolgt,  fiel)t  er  al§  einen  5lBfatt  ber  Italiener  unb  ben  @runb 
iT§re§  S5erberBen§  an.  @r  fä^rt  fort:  n)a§  er  nur  wiffe,  tt»a§  i!§n 
fa^rung  unb  lange  Seetüre  geleiert,  ]^ier  fei  e§  aEe§. 


2.    ©tunbjä^c  unb  Slntocnbung  bcrfclben. 

S)a§  fc^einen  feine  öoraüglid^ften  @runbfä|e  unb  Sftat^fd^löge  511 
fein:  „^eine  Eroberungen,  fonbern  SSünbniffe.  ^eine  Sefi^im|)fungen, 
^eine  S^^erbannten  gerufen,  ©ntjmeite  nie  angreifen,  fonbern  in  bei 
Entätoeiung  er'^alten;  feinen  S3ürgern  !eine  SSeleibigung  f^rember  ge= 
ftatten;  teine  falben  5[Jla§regeln ;  nac^  Gelegenheit  balb  langfam, 
balb  eifrig,  3un)eilen  aud^  !ü^n  fein ;  feinem  geinbe  trauen,  aud§  nienn 
er  gewonnen  fd^eine;  über  S5erfd§n)örungen  fid§  ^uerft  unterrichten,  ob 
fie  ftar!  ober  fi^toad^  feien ;  bor  altem  aber  eigene  Söaffen,  f^u^böüer 
unb  §au^tleute ,  benen  man  freie  §anb  laffe.  üleligion  er'^alte 
ben  ©taat". 

^aä)  feiner  2)arfteEung  foEte  e§  fd^einen,  al§  ^abe  bie  @rö§c 
S'lomg  auf  biefen  unb  ä^nlid^en  Grunbfä|en,  nid)t  auf  einem  ur= 
f|)rünglid§en  äiifl^nbe  ber  ©tabt,  einem  inneren  eintriebe  i^rer  Bürger, 
einer  befonberen  ßnttoid^elung  berul^t.  ^a^  ben  ütat^fd^lägen,  bie  er 
befonber§  an  Florentiner  unb  S^ene^ianer  rid^tet,  foEte  e§  ferner 
fd^einen,  al§  feien  biefe  gan^  in  bem  f^aEe  ber  Sftömer.  5ll§  beruhe 
bie  Sßelt  auf  ^Ijiomen,  al§  fomme  ba§  SSerberben  au§  ^flid^ttoiffen, 
5^id^tbeben!en,  forbert  er  bon  i^nen  gerabe^u,  toaS  9tom  gefonnt,  tüa§ 
SItom  geleiftet.  5luf  i^r  urf|)rünglid§e§  ßeben  nimmt  er  feine  9tü(f= 
fid^t;  er  gel)t  fo  Ujeit,  aud^  ha^  Unbereinbare  ^u  berlangen.  „@ed§§ 
TOglien  Umfreig,  fo  toürbe  fylorena  el§er  2:o§cana  bel§errfd§en".  Unb 
ferner :  „felbft  mü^t  if)x  friegerifd§  fein  unb  nid§t  euere  9lad§barn  be= 
jaulen  unb  nid^t  ^iet]§§tru|)|)en  l^alten".  Stöie  foE  aber  ^^lorenj 
innerhalb  ber  fed§§  5Jtiglien  leben  unb  mäd^tig  Serben,  au^er  burd§ 
§anbel?  2)iefen  üerbammt  er  nid^t;  aber  er  föiE  ein  aud§  augtoärtS 
hiegerifd^eg  S5ol!.  5lEe  fetten  leliren,  ba^  bieg  nid^t  Vereinbar  fei. 
@r  tabelt  bie  (Eroberungen  ber  S^ene^ianer  unb  forbert  .^rieg§leute 
öon  ilinen.  ^u^erbem,  ba^  in  ßagunen  fein  ^oben  für  biefe  ift,  njo 
gab  e§  je  ^riegsleute  unb  feinen  ,^rieg?  S)en  Meg  aber  muffen 
^erlufte  ober  Eroberungen  begleiten.  SBon  ben  Einzelnen  forbtrt  ex 
augleic^  Äü^n^^eit,  Eifer  unb  ein  ©id^fd^idfen  in  bie  3^it:  „man' 
fönne  i:^m  bie  ^edtl^eit  i^uliug'  IL  entgegenfe^en ;   aber  biefer  1)abt 


I 


^azä^ia'otU,  Glitte  bcHa  ©uerra.  *157 

gcfiegt,  toeti  i^m  bte  3cit  günftiö  öetüefen".  ©tatt  jcneS  ßebenS,  ba§ 
aii§  einer  urft^rünglid^en  ütic^tung,  einer  inneren  SBctoegung  l^ertjor« 
9cf)t,  tßiU  er  MuQ:§ett,  Umft(^fd§auen,  ergreifen  ber  Gelegenheit  unb 
bennod§  Xa|)f erfeit.  S5on  einem  dürften  »erlangt  er  auglei^  2;ugcnb 
unb  ßafter. 

3.    Söa§  man  öcrmtfet. 

SöoEte  er  ein  ta^fereg  ^ugbol!,  fo  mugte  er  freie  SSauctn, 
ntinbeftenS  öiele  freie  SSürgergemeinben  forbem;  tooEte  er,  ba^  bie 
ffteiterei  nid^t  bie  ^errfd^enbe  Söaffe  tt)äre,  fo  mu^te  er  auf  eine  ?len= 
berung  ber  S^er^ättniffe  be§  5lbel§  bringen;  tooEte  er  Xugenb  unb 
gjlä^igung,  fo  Ujar  ©räie^^ung  öonnöt^en.  5[Jlan  !ann  fagen,  bieg 
tft  unau§fü:^rbar  unb  eineg  ^rafti!er§  unujürbig.  ^an  mug  ent= 
gegnen:  nod^  tiiel  unauSfü^^rbarer  ift,  toaS  er  berlangt,  Bei  bem 
alten  S^ft^^^^^  ^u^^^  @runbfä|e  eine  anbere  SGßirfung  beffelBen.  (Sr 
U)ei§  e§  rec^t  gut  felBft  unb  öerätoeifelt. 

4.   Öe^te  ^Öffnung. 

äÖenn  er  nun  fagt,  „;^talien,  ©Manien,  f^ranfrei(^  finb  glei^= 
tjerberbt;  ba^  e§  fid^  in  i^talien  am  meiften  jeigt,  gefd^ie^^t,  Ujeil 
bie  anbern  einen  Äönig  ^aBen" ;  menn  er  Behauptet,  ben  öerberBten 
3uftanb  eineg  ©taateg  !önne  nur  ein  gürft  änbem,  toenn  er  aug= 
brüdtic^  fagt,  „^ailanb,  5^ea^el,  felBft  ülomagna  feien  toegen  be§ 
5lbel§  unb  toegen  i'^reS  S5erberBen§  ber  ^^rei^eit  nid^t  fa§ig",  fo  toirb 
er  auf  ben  legten  ^un!t  getrieben:  ein  f^ürft  fei  nöt'^ig,  ein  unBc= 
fd^rönfter  f^ürft,  ber  bie  äßiberftreBenben  mit  (55etoalt  nötl|ige,  unb 
um  bie  ^^rei^eit  äu  retten,  fliegt  er  jur  2;t)rannei. 


II.    Deir  arte  della  Guerra  sette  libri. 

Sofimo  ^uceEai,  ^eBt  bie  (Sraäl^Iung  an,  fü'^rte  einmal  unter 
anberen  f^reunben  aud^  f^aBrijio  golonna,  ber  ben  5^uca,  ba§  ift  fio= 
reuäo  öon  Gebiet,  bamalg  ^erjog  ju  UrBino,  au  Befud^en  ge!ommen 
voax,  in  bie  tieferen  ©chatten  feinet  (S5arten§,  um  ber  ©onne  au§au= 
meii^en,  unb  man  fe^te  fid^  in§  (Brüne.  „2öa§  finb  ba§  für  Söäume"? 
ft)n(^t  f^aBriäio.  „5Jlein  SSater  :§at  fie  nad^  5(ngaBe  ber  bitten  ge= 
^flanat".  „S)a§  mir  biefe",  berfe^te  jener,  „boc§  in  ber  ©onne  nac^= 
a:^mten  unb  nicfjt  im  ©d^atten"  ! 

hiermit  ift  ber  §au|)tin^aa  i^reS  @efpräc§e§  au§gefprod§en.    2;ie 


158*  Sln^ang. 


fieBen  S3ü(^er  ftetCen  bie  römifc^e  ^rieg§!unft  aU  dufter,  bte  ttaltci 
nifc^e  al§  bie  5lu§artung  einanber  gegenüBer  unb  erörtern,  toie  biefc 
burd^  jene  ^u  öerBeffem  fei.  ©ie  beginnen  mit  ber  5lu§rüftnng. 
„«Statt  be§  sufammengelanfenen  @eftnbel§  muffe  jeber  gürft  üieitcr 
au§  feinen  ©tobten,  gupöÜer  t)on  feinem  Sanbe  ausgeben;  er  muffe 
fie  ^alB  bentfd^ ,  ^alb  römifd§  Betoaffnen;  im  Saufen,  ©^ringen, 
©d^Ujimmen,  im  ^tragen  ft^merer  Söaffen,  in  3lrmBruft,  SSogen,  ^ild^fe 
mtiffe  er  fie  üBen ,  bie  alte  ^ufi!  erneuern ,  felBft  bem  OBerften  tän 
$ferb  geftatten,  fonbern  nur  ein  ^ault^ier".  S)ie  fo  auSgeriifteten 
fü^^rt  ber  5lutor  jum  Slreffen.  (Sr  Bilbet  au§  Segion  unb  fd^toei^e» 
rifd^er  6d§Iad§t  ein  ^ritteg,  leT^rt  ben  Sieg  ertäm^jfen,  burd^  ba§ 
Sanb  be§  g^^^^^^  sieben  unb  b ergibt  aud^  ber  unüor'^ergefe'^enen 
gdEe  nid§t.  ^a  mad^t  e§  x^m  S5ergnügen,  bie  Siege  ber  ülömer  üBer 
S|)agnuoli,  %t't)e^ä)i,  ja  Suis^ert  unb  f^rancefi  ju  ertoä^nen,  aU 
feien  e§  aEe§  S5öl!er  t)on  bamal§.  |)ierauf  fommt  er  auf  Sager  unb 
geftungen.    @r  fdf)Iie^t:  ,,3n  OTem  maren  un§  bie  TOen  üBerlegen". 

^iä)i  aEein  feine  53leinung  mar  bie§;  eBen  bal^in  ^iett  hk  ütebe 
5^aöagero'§  auf  5llt)iano  bom  10.  ^^loüemBer  1515.  5lEein  bie  S)i§= 
ci^jlin  l^aBe  bie  Sflömer  unBefiegBar  gemadit.  ^ä)  fd^äme  mid^,  e§  ju 
fagen:  aEe  biefe  eigentl^ümlid^e  5lugenb  ber  i^taliener  l^aBen  mir  ber= 
loren ;  ptten  mir  biefe  alte  ®i§ci^lin  nod§ ,  fo  mürben  fie  (bie 
gremben)  nid§t  fü^ner  fein,  un§  aufgreifen,  aU  mir,  fie  3urnicfäu= 
jagen"  ^).  2)ie  aEgemeine  ^O^einung  ber  greunbe  be§  ^Itert^um§  unb 
be§  S5aterlanbe§  fd^eint  ba^in  gegangen  ju  fein. 

hoffen  fie  nun  audf),  ba§  3llte  ^er^ufteEen?  2öenigften§  ^acdöia= 
öeE  ber^meifelt.  „3öie  foEte  itS)  bie  l^eutigen  Solbaten  ba-^in  Bringen, 
mel^r  Söaffen  5u  tragen,  a(§  gemöl§nlid^,  ober  SeBen§mitte(,  ober  bie 
§arfe?  SQßie  foEte  id^  fie  tagelang  in  erbad^ten  UeBungen  l^alten? 
Söie  foEte  id§  S)enen  ß^rerBietung,  ©e^orfam  unb  Sd^am  leieren,  tüeiä)t 
geBoren  unb  erlogen  finb  o1)m  Sd^am?  Sei  meld^em  @ott  foE  iä)  fie 
fd^mören  taffen.  Bei  bem,  ben  fie  auBeten,  ober  bem,  ben  fie  täftem? 
äöen  fie  auBeten,  mei^  iä)  nid^t;  ben  tenne  iiS)  moT^I,  ben  fie  läftern". 

Unb  fo  fielet  er  fid^  mieberum  ju  feinem  einzigen  5lu§n)ege  ge= 
Brad^t,  einem  großen  Staate,  ber  bie  ?lenberung  Beginne.  „^d§  fage 
eud^,  meld^er  Staat  ha^  juerft  tl^ut,  mirb  fo  öiel  erreid^en,  toie  ^^ili|)p 
bon  53^acebonien ,  aU  er  bie  5Jlanne§3ud£)t  Bei  ß|)aminonba§  gelernt 
— ,  berfelBe  Staat  toirb  .^err  ber  anbcrn  fein  unb  mirb  gan^  Stalten 
Bel^errfd^en". 

1)  Naugerii  Opera  1530. 


Tlücäjia'OiU,  bcr  principe.  *159 

III.     II   Principe. 
1.  SSetanlaffung. 

58{§  ^itxf)tx  ^abe  iä)  bie  öorliegenbe  ^IBl^attblung  o^ne  be» 
merfenStoert^e  SJetänberixng  au§  ber  erften  5lu§gabe  tt)ieberi)olt.  5lud^ 
in  SBe^ug  auf  ben  ^nnci|)e  ^alte  ic^  an  ben  tt)efentlid&en  Momenten  ber 
erften  ^luffaffung  feft.  3fd§  toerbe  toieber^oten,  toa§  id)  über  ^acd^ia» 
öeE§  Senu^ung  ber  ^oliti!  be§  ^rlftoteIe§  tjortrug,  unb  bte  33eäiet)ung 
be§  Ömnbgebanfeng  auf  bie  gin^^eit  tion  S^talien  nod^malS  i^erüor« 
lieben,  ^n  bem  feitbem  öerfloffenen  !)alben  3^a:^r:^unbert  ^at  ]\k)  bicfc 
;3bee  auf  eine  äöeife  enttoidelt,  öon  ber  5fliemanb  bantalä  eine  ^ll^nung 
fiaben  !onnte;  fie  ift  gu  einer  großen  ^olitifd^en  S^tealität  getüorben. 
i)a§  ift  nid^t  o^^ne  @inn)ir!ung  ber  öome^^rnften  ©c^riftfteEer  jener 
@i)0(^e,  namentlid§  2Jlacc^iat)eE§,  gefd^e^en.  Um  fo  toiEfornmener 
finb  un§  einige  neu  öeröffentlid^te  ^Ktt^ eilungen ,  toetc^e  bie  gefeE= 
fi^aftlic^e  unb  :potitif(^e  ©teEung  biefeg  5lutor§  nä^er  erläutern  unb 
auf  ben  Urf^rung  unb  S^^'^  feiner  berü^ntteften  ^robuction  neueg 
Sic^t  toerfen.  S5efonber§  mer!toürbig  ift,  tnag  fic^  in  ber  florentini= 
fd^en  (S5ef(f)id§te  f^rans  @uicciarbini^§ ,  bie  erft  t)or  furjent  be!annt 
geworben  ift,  barüber  finbet.  S)arin  tritt  öor  aEem  ba§  SSer^ältnife 
5toifc^en  ben  uomini  da  bene,  ben  O^timaten  öon  i^loreuä,  unb  bem 
öonfaloniere  ©oberini,  t)on  tt)eld§em  ^acc§iat)eEi  unmittelbar  berührt 
würbe,  beutlid^er  aU  bisher  ^ertor.  2)er  @onfaloniere  fud^te  fid^ 
t)on  ben  ^itgliebem  ber  ©efd^led^ter ,  bie  xf)n  einengten,  ju  emanci= 
^3iren.  6r  ertt)eiterte  bie  Söal^len  au  ben  einflu^reid^ften  ^jolitifd^en 
3lemtern  im  (Sinne  ber  ^o|)olaren;  unb  ba  er  bie  ©elbfad^en  forg= 
fältig  üermaltete ,  fo  ba§  tneniger  Auflagen  nötl^ig  toaren,  getoann 
er  ben  SSeifaE  be§  35ol!e§.  2)ie  Optimalen  hjanbten  fid§  immer  mel^r 
ton  i^m  ab.  2)a§  biefe,  toie  man  be^au^)tet  :^at,  ben  ^rieg  gegen 
*:pifa  überl^aupt  nid^t  gern  gefe:^en  l^ätten,  lä^t  fitf)  bod§  nid^t  nad^= 
toeifen;  aber  in  ber  5lrt  unb  Söeife  ber  Eingriffe,  toie  fie  ©oberini  mit 
immer  neuem  Unterne:§mung§geift  einleitete,  fanben  fie  öiel  ju  tabeln. 

@nblid§.  fa^te  ber  ^onfaloniere  ben  @eban!en,  feine  ©tabt  unb 
befonberg  bie  ßanbfd^aft  beffer  äu  bewaffnen  unb  ^mx  unter  ber 
gü:^rung  ^id§elotto'§ ,  ber  unter  6efar  35orgia  gebient  unb  fic^  ben 
9luf  MegSmännifdCjer  p§ig!eiten  erworben,  aber  aud^  ben  ber  @rau= 
fam!eit  angezogen  ^atte.  @r  foEte  al§  Bargello  del  contado  per 
ordinanza  di  fanterie  bie  S5ol!§bemaffnung  leiten. 

5Da  ©oberini  aber  Örunb  ^atte,  in  bem  9lat^e  ber  3^^"  SGÖiber- 
f^rudf)  gegen  feinen  pan  äu  erwarten,  fo  lie§  er  burd^  ^Jlacd^iabeEi, 


160*  Sln^ang. 


tüeld^er  aU  einet  bei*  ßanceEiert  biejeg  9tat^e§  funöirte,  Bei  einigen 
ber  ^itglieber  unter  ber  §anb  5lnftage  batüber  mad^en.  S)ie 
5lntttJort  fiel  negatit)  au§,  worauf  ber  (Sonfaloniere  bie  ©ad^e  bent 
9tatT^e  ber  3e^n  üBer^au^t  nic^t  öorlegte ,  fonbern  fogleii^  beut 
Uati)t  ber  80,  in  Ujelc^em  er  fie  burd§fe^te  ^).  ^an  badete  bie  alte 
Sanbmilis,  bie  feit  200  ;^a§ren  aT6ge!ommen  n)ar,  lieber  ^u  Beleben. 
O^ne  entfd^ieben  bagegen  3U  fein,  f^rai^en  bie  £)|)timaten  hoä)  bie 
S3eforgni§  au§,  ba^  bie  ©intüo^ner  be§  ßanbeg  einmal  Bewaffnet 
gegen  bie  ©tabt  auffte'^en,  ober  gar,  ha^  ber  ©onfaloniere  fic^  biefer 
geute  3um  S5erberBen  feiner  ^erfönlii^en  f^einbe  unb  jur  ©iTid^tung  einer 
t^rannifd^en  ©emalt  Bebienen  !önne.  ^acd^iabetti  bagegen  fa^te  ben 
^ebanfen  mit  aEem  f^cuer,  unter  ben  ^öd^ften  @efid§t§^)un!ten  auf  ^) : 
bie  gro^e  Intention  Bilbet  bie  (Srunblage  feiner  ©d^rift  über  bie 
^rieg§!unft.  UeBer^au^jt  fdf)lo§  er  fid§  bem  @onfaloniere  in  beffen 
5lBfidf)ten  für  bie  allgemeinen  ßanbe^angelegen^eiten  an  unb  ertoarB 
baburd^  beffen  t)oEe§  SSertrauen. 

5ll§  im  ^a'^re  1507  bon  einer  ^Jliffion  nadö  Seutfd^lanb  bie 
^ebe  tüar,  t)on  tüo  man  l§örte,  ba§  ber  .^aifer  unter  ungen)ö^nli(i)er 
S^eilna^me  ber  dürften  unb  ©täube  fit^  x*üfte ,  bie  Siedete  be§  ■ 
Dteid^eg  in  i^talien  äur  ?lner!ennung  p  Bringen,  BeaBfid^tigte  ber  @on= 
faloniere  (Soberini,  ^ac(^iabeE  mit  berfelBen  ju  Beauftragen :  benn  er 
Beburfte  eine§  ^anne§,  auf  ben  er  fid^  öoEfommen  berlaffen  !onnte^). 
S)agegen  njurbe  jebod^  in  Erinnerung  geBrad^t,  ba^  e§  in  i^loren^  öiele 
anbere  junge  Seute  da  bene,  b.  ^.  au§  ben  großen  fyamilien,  gebe,  meli^e 
in  ben  gefanbtfd^aftlid^en  ^efd^äften  geübt  toerben  foEten.  S)ie  €)pii= 
maten  Betüirlten,  ha%  5Jlacd§iabeEi  auSgefd^loffen  mürbe.  5lBer  ber 
feine  unb  gefj^icfte  Soberini  ]§ielt  an  feiner  SGÖal^l  feft  unb  erreid^te 
nad^  einigen  SBed^f  elf  allen  ber  inneren  ßontroberfe,  ha^  5!Jlac(^iabeKi 
äugleid^  mit  grance^co  S5ettori  jene  ^efanbfd^aft  erl^ielt.  ^Jlacd^iabeUi 
l^atte  mit  ben  ^efd^ledjtern  nid^t  eigentlid^  gebrod^en;  aBer  er  ^ielt 
fid^  bod^  mel^r  ju  ber  $artei  be§  ^onfaloniere,  bie  äugleid^  bie  :|)oBo= 
lare  mar.  @r  ift  immer  ein  großer  SSemunberer  ©oberini'g  ge= 
BlieBen,  in  beffen  SeBen  5llle§  3öei§^eit  fei,  fo  ba^  er  nid^t  mie  anbere 
Seute  nad§  ben  Erfolgen  BeurtT^eilt  merben  bürfe.  2)iefe  nämlid^ 
toaren  fel)r  unglücflid^:  ©oberini  tourbe  im  i^a^re  1512  burd§  bie 
gaction  ber  0|)timaten  geftür^t;  bie  ^ebici  !amen  äuiiid;  eine  totale 

1)  Guicciardini :   senza   far   consulta   dei   Dieci   della   pratica    colla 
autoritä  della  Signoria. 

2)  ^tctüber  entl)oltcn  bie  Scritti  inediti  neue  bele^renbe  ^locumcnte. 

3)  Guicciardini,  Op.  inod.  III,  380:  E'  vi  voleva  uno  dl  chi  e'  si  potessi 
fidare. 


^acä^ia'Oiti,  htx  principe.  *161 

"SSeränberung  juerft  mel^r  in  optimatifd^em  atö  in  mebiceijd^em  ©inne 
tourbe   burifigeiü^rt ;    5^iccotö   5!Jlacc§iat)eIIi  Verlor  nic^t   aHein  feine 
v6teEung^);  et  ttjurbe,  ba  man  xf)m  2;^eilna^me  an  einer  S5erfc^tt)ö= 
tung  @(^ulb  gab,  felbft  in§  ©efdngnig  getoorfen;  er  tüar  auggefd^lofjen 
t)on  bem   ©taate  nnb   für  feinen  unb  -feiner  f^amilie  Unterhalt  auf 
•einen  !(einen  ßanbBefi|  angetoiefen,   tootjin   er  \id)  benn  aud)  begeben 
mu^te.    (5r  lie§  tüo^I  bort  ein  (Btf)'öl^,  ba§  i^m  gehörte,  fdjlagen,  um 
t)on  bem  Ertrage  ^u  leben,     ©e^r  anmutf)ig  fd^itbert  er,  wie  er  feine 
Sage  im  ©inne  ber  ßanbleute  gubrad^te.     Sin  ben  langen  Slbenben 
{e§  mar  im  ^ecember  1513)  !e:^rte  er  jebod^  ju  ben  ©tubien  jurüd,  bie 
il^n  am   meiften  befd^äftigt   Ratten;    fie   bereinigten  gelehrte  Senbena 
mit  ber  :politifc^en.    ^urd^brungen  t)on  bem  Unglürf,  meld^eg  bie  Un= 
fi(^erT§eit  unb  ©(^toäd^e  ber  ©taatSgemalten  über  ba§  bamalige  Litauen 
:gebrarf)t  Ratten,   fud§te  er  hei  ben  eilten  au  erforfc§en,   morauf  i'^re 
t&anblunggtneife  unb  i^re  ^rö^e  beruht  ]§abe.    @r  fragte  fie  gleiclifam 
unb  em:|3fing,  toie  er  erjä^lt,  i§re  ^nttoorten.    (5r  ging  babei  mit  einer 
'Slrbeit  über  ba§  ^ürftent^um  um,  ber  er  ben  ^litel  de  principatibus 
^iebt;   tüie   ein  f^ürftent^um   ertoorben,   üerftärÜ  unb  be'^aubtct  ober 
anä)  Verloren  toerbe,   ba§  toar  bie  öorne^mfte  i^rage,   bie  er  fid^  ju 
beanttüorten  fud^te,   unb   ^toar  gefd^al)   ba^  nic^t  o^^ne  eine  auf  ben 
53toment  bepglid^e  5lbfid§t.    ©oeben  erhoben  fid§  bie  5!Jlebici  au  bem 
SBerfud^e,  ein  bem  gegentoärtigen  S^f^^^^  entf^red§enbe§  f^ürftenf^um 
in  Slorenä  gu  grünben.    S)er  erfte  2:räger  ber  neuen  mebiceifd^en  @e= 
toalt  toar  ber  23ruber  $a^ft  ßeo'§  X.,  Öiuliano;  aunäc£)ft  für  biefen 
toar  ba§  S5ud^  über  ba§  f^ürftent^um  öon  ^acdCjiaöett  beftimmt,  ber, 
inbem  er  bur(^  feine  :berfönlid^en  S5er:^ältniffe  genöt^igt  tourbe,  nad^ 
einer  öffentlid§en  ©teEung  äu  trad^ten,   überbie§  in  ben  ^Jlebici,   bie 
fid§  !eine§meg§   an   bie   öome^^men   @efd§le(^ter  ougfd^liegenb   ^^ieltcn 
unb  einen  ©inn  für   ^a(^t  unb  (SJröfee  Ratten,   eine   Slnalogie   mit 
feinen  eigenen   SSefirebungen  fanb.     ^iuliano   aber  tourbe  burd^  bie 
Xlnanne:^mlid^!eiten,  bie  er  erful^r,  bieEei(^t  aud§  anbertoeiten  ßl^rgeia 
beftimmt,  f^lorena  au  öerlaffen,  fo  bafe  ber  eigentlid^e  (Srbe,  ßorenjo, 
©o:^n  $iero'§,  (Sn!el  be§  alten  ßorenao,  an  feine  ©teEe  trat,    ^u  nid^t 
geringer  Unterftü^ung,  ben  an  ©atjonarola  antnü^jfenben  S^emegungen 
in  ber  ©tabt  gegenüber,  gereid^te  e§  ber  neuen  ütegierung,  bafe  ^apft 
Seo  feinen  SSetter,  ben  ©o^n  feine§  O^eimeö  (Siulio,  aum  (Srabifd^of  öon 

1)  ^n  bem  5Lectet  bom  8.  9^oö.  1512  Reifet  c§:  Magnifici  et  Excelsi 
Domini  cassaverunt,  privaverunt  et  totaliter  amoverunt  Nicolaum  domini 
Bernardi  de  Machiavellis  ab  et  de  officio  cancellariae  secundae  praefa- 
torum  Magnificorum  et  Excelsorum  Dominorum  Florentiae. 


162*  5lnl|ang. 


f^florenä  ernannte:  bie  geiftlid^e  @eh)alt  mu^te  mit  ber  tüeltltd^en 
^anb  in  §anb  gelten.  3lnfang§  erfd^ien  ber  junge  Sorenjo,  ber  in 
5lHem  auf  ba§  SSorBilb  feinet  (iJro^ater^  angetüiefen  tüar,  aU  ein 
Bür9erlic§=ftäbtifc^e§  OBerl^au^t  tt)ie  biefer.  6r  geigte  5l|)^)lication  ju 
ben  ©efd^äften  unb  l^inreic^enbe  ©infic^t;  er  faßte  auf,  roa^  man 
i^m  fagte,  unb  anttoortete  angemeffen.  ©ein  §au§]^alt  toar  |)räc^tig 
unb  freigebig,  ging  aBer  bod^  über  ba§  Wa%  eine§  bürgerlid^en  nid^t 
]^inau§.  ^acc^iaöell  rü^mt  iT§n,  ha%  er  bie  iungen  ßeute,  bie  i§n 
umgaben,  hoä)  tüieber  in  ben  erforberlid^en  ©(^raufen  l^ielt.  5111= 
mäl^lid^  aber  ttjurben  bie  5!Jlebici  inne,  baß  fie  auf  biefem  SGÖege 
fi(^  !aum  toürben  bel^au^jten  fönnen,  ba  tjiele  ton  ben  öertorenen 
SSeft|tl^ümern  auf  immer  öerloren  blieben  unb  ber  ^rei^eit  ber 
Söal^len  ein  getoiffer  (5|)ielraum  gelaffen  n)erben  mußte,  fo  baß  bie= 
fetben  nid§t  immer  nad^  i^rem  Sßunfi^e  auffielen.  Ueberbie§  legten  bie 
itatienifd^en  ^Ingelegen'^eiten  e§  nal^e ,  auf  eine  !riegerif(^e  SJerfaffung 
^ebac^t  3U  nehmen.  Söie  ber  ^^a^ft  feinen  SSruber  unb,  ba  biefer 
er!ran!te,  feinen  S5etter  an  bie  ©|)i|e  ber  !ird§lid§en  £ru^:pen  fteEte, 
fo  ^ielt  man  für  gut,  baß  aud^  ßorenjo  in  f^lorenj  eine  me^r  mili= 
tärifd§e  ©teEung  annehme  ^).  5luf  ben  9ftatl§  fetner  Butter  3llfonfina 
unb  mit  bem  SSeiftanbe  ber  f^^reunbe  tourbe  burd§gefe|t,  baß  er  ^um 
@eneral=(^a|)itän  ber  ©tabt  gtoreuä  ernannt  tourbe  mit  einer  ^in= 
reid^enben  militärifd^en  5lu§ftattung.  @r  erfd^ien  bann  mit  einem 
befolge  fotoo^I  öon  SBürgern  a(§  aud^  öon  ©olbaten.  @r  30g  eiuf 
^Inja^l  öon  jungen  glorentinern  in  feinen  S)ienft,  ]§au|)tfäd)tid^  fot^« 
meldte  Srad^ten  unb  5lrt  ber  ^rieg^teute  ben  bürgerlid^en  öorgogeni 
Soren^o  fuc^te  ftd§  mit  ber  ^agnificen^  be§  italienifc^en  ^^ürftei 
tT§um§  3U  umgeben.  3ugleid§  tourbe  nun  bem  SJor^aben  ©oberini'^ 
gemäß  in  ber  Sanbf(^aft  bie  @inrid§tung  eine§  regelmäßigen  f^uf 
t)ol!§  Vorgenommen;  ba§  ßanb  n)ar  mit  militärifd^en  Uebunge 
befd^äftigt.  5ln  bie  bebeutenbe  ©teEung,  tt)etd§e  ßorenjo  ]^ierburd§ 
getoann,  fnü^ften  ftc^  nod^  anbere  3lu§fid§ten.  ^a^ft  ;Suliu§  II.  l^atte 
unaufl§örli(^  bie  ^Befreiung  ;^talien§  öon  ben  ^Barbaren  jur  ©:prad§e 
gebrad^t,  o^ne  jebod§  etma§  @ntfd^eibenbe§  bafür  tT^un  ju  fönnen,  "ba  er 
immer  auf  bie  ^ülf^ööüer  ber  Siga,  namentlid^  ber  ©^janier  unb  ber 
©(^n)ei3er,  angehjiefen  toar.  ^ap^t  Seo  X.  befaß  an  fic^  eine  nod^ 
größere  5!Jlad§t  aU  feine  S5orgänger;  er  be^errf(^te  3ugleid§  burd§  fein 
^au§  unb  feinen  5^effen  g^orenj.  ©0  öerfd^ieben  er  aud^  in  feiner^ 
Haltung  unb  ^oliti!  öon  $apft  3uliu§  II.  toar,  fo  !nüpften  fi( 
bod§    bie  Sbeen    einer    @ntfer*nung    ber    ^remben    ou§    ;3ftalien    ai 

1)  ^Pitti'ö  Istoria.  Arch.  storico  I,  114. 


5Dlacct)tQt)ea,  ber  principe.  *[ß3 

feine  madit  unb  fein  (giüd :  tüie  ii)m  ]o  öieleö  ^^iibere  gelungen  mar, 
]o  §ie{t  man  i^n  für  fä^^ig,  9Jtai(anb  fotüo^I  roie  ^JleapeP)  unb  bie 
^efi^ungen  ber  Äird^e  unb  loöcana  ^n  Vereinen.  %abd  tüäxe  bann 
feinem  Steffen  öoren^o  eine  groBe  unb  gtorreicf)e  ©teUung  augefaUcn, 
äumal  toenn  e§  i^m  gelang,  eine  eigene  ^riegSmacf)t  aufaufteüen,  fo 
ba6  er  tt)eber  gjliet:^§tru^^en  noc^  .g)ülf§t)öt!er  gebraucht  ^ätte.  %n 
biefen  goren^o  nun  richtete  ^JJlaccijiaöett  fein  ^nd)  über  ben  ?^ürftcn, 
eben  in  ber  @|)oc§e,  aU  5lEe§  auf  ber  einen  Seite  noc^  mit  bem 
@efü^le  be§  S)rurfe§,  bem  man  unterlag,  unb  auf  ber  anberen  mit 
ber  Hoffnung,  fid)  beffelben  auf  immer  äu  entlebigen,  erfüllt  toar.  2)ag 
f&uä)  ift  unter  bem  @efid)t§!reife  entftnnben,  ber  im  S^a^re  1514 
t)orn)altete.  5Zo(^  lebten  ^ai-imilian  (f.  cap.  23)  uub  fyerbinanb 
(f.  cap.  21) ,  noc^  toaren  bie  f^ranjofen  bon  Stauen  au^gefc^loffen. 
^ber  man  trug  fi(^  n)o§l  mit  bem  ^erüc^te,  ba^  ämif(^en  ben  großen 
5Jlä(^ten  eine  förmliche  Stellung  ^talieng  berabrebet  n)erbe.  2)em 
fe^te  fic^  bann  bie  «Hoffnung  entgegen,  in  bem  .öaufe  ^ebici  eine 
^laäjt  entfielen  gu  fe^en,  toüfi)t  bie  Unab^^ängigfeit  3^talien§  tt)icbeT= 
§erpfteEen  faljig  fein  toürbe.  5llle§  ttiar  @efü^l  be§  2)rurfe§  unb 
S3eforgni§  bon  ber  einen,  Biegung  be§  SGßib erftanbeg  unb  .J)offnung 
t)on  ber  anberen  (Seite.  S)en  2öünfc§en  unb  @efü^len  lag  eine  ^Kealität, 
tüie  fie  eben  in  ber  5!Jtad§t  ber  ^lebici  Ijerüortrat,  p  @runbe.  .&ier= 
für  !am  e§  bor  aEem  barauf  an,  in  ^lorenj  unb  Jo^cana  eine  fefte 
^Uladjt  p  begrünben.  ^n  feinen  ©tubien  ^atte  ^Ulacc^iatieE  fd^on  an 
fi(^  immer  bie  f^ragen  öor  klugen  gehabt,  toie  eine  neue  @ett)altbegrünbet 
unb  befefttgt  werben  !önne.  ^n  ben  Discorsi  finbet  fic^  barüber  ein  ^a= 
bitel,  ha^  26.  be§  erften  iBud§e§,  in  n)el(^em  aus  ben  SSeifpielen  ber 
alten  @ef(^id)te  ber  <Bä)lui  geäogen  wirb,  ba§  ein  neuer  f^ürft  in  feinem 
Staate  OTe§  öeränbern  muffe.  S)er5lutor  gibt  9tat§f(^tägc,  üon  benen  er 
ni($t  leugnen  !ann,  ba§  fie  graufam  feien,  unb  in  Welcfien  feine  tyveunbe 
unb  f^einbe  nur  eben  bie  ©etoaltfamMt  unb  SSiolena  ber  ©cbanfen,  bie 
ii)m  über'^au^t  eigen  fei,  ernannten  unb  öerroarfen.  äöie  weit  er  hierin 
ging,  erfie^t  man  befonberg  au§  einem  33ricfe  an  Soberini,  in  Welct)em  er 
allem  ^nbern  ben  großen  Qtütd  boranftellt,  ben  man  im  '^luge  liaben 
muffe,  o:^nebor  irgenb  einem  ^Jlittel  ^urüctaufi^eucn:  benn  auf  me^^r  als 
Einern  3öege  !önne  man  ein  3iel  erreid)en.  ör  fteEt  ba  ^annibal 
unb  (5ci|3io  einanber  entgegen:  jener  ^abe  mit  ©raufamfeit,  2;reu= 
lofigfeit  unb  ^rreligion  fid)  in  ;3^talien  33a§n  gemacht  unb  33etüunbe= 

1)  5lu§   einer  ^nftruction  ^cinrid)^  VIII.  an  feine  ©efanbtcn  in  9tom 
Dorn  10.  %px\l  1514  fiet)t  man,  ta^  ßönig  ^erbinanb  fütd^tete,  er  locrbe  öoii 
bem  ^apfte  in  5^eapcl  angegriffen  tt)erben.    33ren)er,  I,  4995. 
t).  9ianfe'§  2Berfe  XXXIII.  XXXIV.  9lom.  u.  gevm.  Söölfer  3.  "itufl.        *11 


164*  ?lnt)ang. 

rang  tJerjd^afft,  ber  anbere  burd^  f^-römmigfeit,  %xeue  unb  Religion  ii 
©ganten.  2)er  Unterfd)ieb  be§  S}erfal^ren§  ift  i^m  gteid^güCtig.  SfT^i 
liegt  nur  bamii,  ba§  ber  3^^^  überl^au^t  erreicht  toerbe^).  S)iefes 
uiib  Dertüanbte  ©efinnungen  finb  e§  nun,  in  benen  3Jlacd)iat)eE  bas 
tn^altfc^toere  ^üdfitein  öer|a§te,  n)e(d)e§  er  an  ßoren^o  5Jlebici  rii^tete; 
e§  fei ,  fagt  er ,  ba8  S3efte,  toa§  er  ^aBe :  bie  Äunbe  bon  ben  großet 
.g)anblungen ,  bie  er  burd^  lange  ©rfa^rung  in  ber  neueren  unb  baJ 
ftete  ßejen  ber  alten  (Befd)i(^te  ertoorben,  nid^t  o'^ne  Ungemac^  uni! 
^eja^r;  aEe§  bie§  !önne  fid§  nun  ßoren^o  in  für^efter  3fit  aneignen; 
er  rt)erbe  hei  ber  Seetüre  jugleic^  ben  äu^erften  SBunfc^  be»  ^utoi 
erfennen,  ba§  er,  ßoren^o,  ^u  ber  @rö§e  gelange,  bie  i^n  jein  ^lü^ 
unb  feine  anberen  @igenf(^aften  l)offen  (äffen. 

2.    Stllgemeinet   ^n^att. 

S3ergcgenn3ärtigen  tüix  un§  nun  ben  üome'^mften  ;3n^altber(5d§rift. 

^lacc^iabeEi  erörtert  toeber  bie  fragen  über  ben  Urfprung  ber 
^öd^ften  @etüalt  üT6er^au|)t,  nod^  bie  mannigfaltigen  @eftaltungen, 
n)eld£)e  biefelbe  nad^  ben  öerfd^iebenen  ^rincipien,  bie  babei  t)orge= 
Ujaltet ,  angenommen  l^at.  5luf  bie  tl^eo!ratifd§en  3}eriaffungen ,  auT 
bie  S3efugniffe  ber  oberften  3^uri§biction ,  auf  tüeld^e  ftd§  ^apfttl)um 
unb  .^aifert'^um  eigentlid)  grünbeten,  bereu  Autorität  bod§  fe'^r  nal)e 
lag,  lommt  er  nid)t  äu  reben.  S)eun  feine  S5orau§fe|ung  ift  bie  öoEe 
Unab^ängig!eit  ber  ©emeintoefen,  t)on  bencn  er  ^anbelt.  (£r  erörtert 
glei(^  t)on  üorn^erein  bie  @rünbung  eine§  neuen  ^rinci|)ateö ,  öon 
bem  eben  in  gloreng  bie  ütebe  toar.  Dbgleid^  er  ben  2;on  attgemeiner 
Unterfud^ung  feft^ält,  fo  ]§at  er  bod§  immer  ba§3unäd§ftliegenbe  im^luge. 
5!Jlit  einer  getoiff en  ?lu§fül|rlid^;!eit  befprid^t  er  ba§  au^erorbentlid)e  f8n= 
l)ältni§,  in  meld^em  fid^  Submig  XII.  befanb,  al§  er  ^Jlailanb  feine^^B 
Steic^e  annectirte.  (Se^r  mol)l  unterfi^eibet  ^acd^iaüeE  (JrmerbungeÄ! 
in  ber  eigenen  5^ation,  bei  meldten  bie  ^fteunion  burd^  @|3rad§e  unb  @itte 
leidf)t  fei,  imb  Eroberungen  in  einer  anbern  ^flationalität  unb  Sprad^e. 
S)iefe  finbet  er  nur  bann  l^altbar,  menn  ber  gürft  felbft  in  bem  emorbc= 
neu  Gebiete  äöo^nung  nel§me  ober  ßolonieen  ba^in  fü^re ;  benn  f onft 
merben  bie  Untert^anen,  meldte  anfangt  bie  Sßeranberung  gern  fallen, 
aber  nad^  unb  nad^  i^ren  ^rucf  fennen  gelernt  ^aben,  ftd^  einem  grem^ 
ben  auf  ba§  leidjtefte  aumenben.  ©ein  @runbfa|  ift,  man  muffe  imm« 
auf  neue  (Sreigniffe  unb  ju  neuen  fliegen  gefaxt  fein,  mie  bie  Ütömj 
traten.    S)en  3ettgenoffen  mad^t  er  e§  jum  S[)ortüurf,  ba§  fie  fid) 

1)  Lettere  famigliari  XLI  an  Piero  Soderini. 


^lacd^ia'Oiü ,  bcr  principe.  *lß5 

em  (SrtDorbenen  begnügen,  o^ne  auf  bie  Söeränberung  ju  benfen,  bie 
icbev  ^lugenBlit!  Bringen  fönne.  einen  ©mnbäng  be§  SBuciieg/  ber 
mit  ben  Umftänben  übereinftimmt,  bilbet  bie  ©rma^nnng  jur  2B'affen= 
ui^igfeit  unb  2Ö0(^famfeit.  Wiacd)ia\)eU  ift  t)oU  öon  ®eift,  auc^  in 
bcm ,  tt)a§  er  in  SSejug  auf  bie  alte  ©ef^ii^te  fagt.  2)ie  ilomcnte, 
bie  er  öorbringt,  wenn  au(^  untergeorbneter  %xt,  bürfen  nie  überfe^en 
werben.  OTe§  aber  ^at  erft  bann  tüa:§r:^aft  §anb  unb  ^ug,  toenn 
er  auf  feine  eigene  3ßit  p  reben  fommt. 

Söie  bie  ^u  öermeibenben  f^e^^ler  an  bem  S3eifpiet  ßubtüigg  XII., 
|o  fteEt  er  bie  Sflegetn  be§  einaul^altenben  S5erfa:^ren§  an  bem  33eifpie( 
ßefar  35orgia'§  bar.  ßr  be:^au^tet,  für  bie  ^egrünbung  eine^  neuen 
i^ürftent^umS  gäbe  e§  fein  beffere§  SSorbilb,  aU  bie  |>anb(ungen 
^orgia'g.  S)ie  SSetrügereien  unb  Öetnaltfamfeiten  beffetben  ertüäl^nt  er 
ü^ne  2;abe(;  'i)a^  Reifte  fdjreibt  er  ber  Einfalt  au,  burc^  ujctd^e  bie 
Drfini  i^m  üerfielen.  51I§  befonberg  na(^a^mung§U)ert§  be^eic^net  er 
bie  innere  ^Regierung  ^orgia'§.  Um  bie  öffentliche  Autorität  i)tx^\i= 
fteEen,  ^ahe  er  bie  5lbminiftration  an  ütamiro  b'Crco  übergeben, 
einen  ^ann  öon  rafc^en  unb  getoaltfamen  ^ntfd^lüffen,  bem  er  au§= 
gebel^nte  S5oEntac^ten  ert'^eilte.  31I§  e§  aber  fo  toeit  gefommen,  bafe 
er  eine  rutjige  ßiöilregierung  einritzten  tonnte,  f)abc  er  benfelbcn 
mit  au§gefu(Zter  ©raufamteit  umbringen  laffen,  um  ju  jeigen,  baß 
er  an  ben  bi^fierigen  @etüaltfam!eiten  feinen  gefallen  finbe. 

Sorgfältig  giebt  ber  ^utor  an,  toie  ßefar  ben  Söirfungen  be§ 
Jobe§  feines  SBaterS  im  t)orau§  ^abe  begegnen  moHen;  bie  gcftür^teu 
."päufer  1)dbt  er  au§  bem  ^runbe  üertilgt,  bamit  nirf)t  ein  fünftiger 
$apft  an  i^nen  Unterftü^ung  finbe;  bcr  5(bficC)t  ^efarS,  fid^  ^um  .g)errn 
öon  gana  2o§cana  5u  machen,  gebenft  ^acd^iatjetti  mit  einem  gemiffen 
2öo^(gefaEen.  Söäre  e§  i^m  gelungen,  fo  toürbe  er  Gräfte  genug 
vereinigt  ^aben,  um  jebcn  Eingriff  gu  befte^en.  9Jlan  fielet  bei  jebem 
äßorte,  tüie  fe^^r  ba§  aEe§  für  ßorenjo  gefagt  tuar,  beffen  ©röge  in 
3u!unft  auf  ber  S5erbinbung  t)on  2:o§cana  unb  bem  ^irc^enftaate  unb 
einer  eigenen  ^ac^t  bcru:^te.  3)a§  ^3}litgefü:§l  für  f^loren^  felbft  t)er= 
fc§U)inbet  bei  ^ac^iaöeEi  öor  bem  großen  Objecte  ber  ^a^t.  2)te 
.f)au^tfad§e  ift:  ©iegen  huxä)  @ett)alt  ober  2;rug.  ^ur  in  ©inem  ift 
^efar  ju  tabeln,  baß  er  bieäöal^l  eine§  ^a^fteS,  beffen  er  bod^  nid^t  fidler 
mar,  nic^t  öerl^inberte.  5lud^  anbere  ^Dlarfit^aber  ber  Seit  betrad^tet 
^Dlacd^iaöelli  auS  bemfelben  ©tanbpunfte.  2)a§  gräßlii^e  unb  mörberijc^e 
SBerfaliren,  burct)  melc^eS  fic^  Cliöerotto  in  ben  ^efi^  öon  Of^nno 
fe^te,  erjä^lt  er,  o^ne  einen  befonberen  Xabel  barüber  au^aufprerf)en. 

Um  5u  einem  principato  civile  ju  gelangen,  ift  nac^  i^m  53eibe8 

*11* 


166*  2lTi^ang. 

nöt^ig :  S^crfc^tagen^cit  iinb  ^IM.   5IEe§  beruhet  auf  bem  @egenfa|e  jtoj 
f (fien  ben  ÖJranbi  unb  bem  S5oI!e.  @in  principato,  ba§  burd§  bie  erften  ^ei 
torgebrad^t  tüirb,  i[t  immer  bef(j§rän!t,  ba§  anbete  unabhängig.    ^Ia( 
(f)iat)eE  giebt  bem  S5ol!e  ben  S^or^ug ,  tneit  bie  @ro§en  n)ünj(^en,  ju 
untetbrüden ,    ba§  S5ol!  lebiglic^ ,    ft(f)   nic^t  unterbrüd en   p  laffeuj 
Sßenn  et  nun  aBet  füt  bie  (StJnetBung  be§  ^tinci|)at§  ßift  unb  (iJetoal 
o^ne  ©(^eu   em^jfie'^It,   fo  giebt  et  füt  bie  S5eT^au^3tung  beffelben  U 
fonnene  unb  ^um  QuU  tteffenbe  9flat!)f daläge,    gaft  alö  ba§  öotne^mj 
(Stfotbetnig  beaeic^net  et  ^ietfüt,  ba^  man  im  ©taube  fei,  ein  §eet  ii 
f^elb   ^u   fteEen,    einen  ^einb  befielen  !önne   unb   fid§  ni(^t  "^inti 
^Jlauetn  unb  Stäben  ein^ufc^Iie^eu  btauc^e.   2)a§  ^]Jleifte  !omme  batai 
an,  bie  .^au^tftäbte  ^u  befeftigen :  benn  ^fliemanb  liebe,  an^ugteifen,  tm 
et  Sßibetftanb  ettüatte;  fein  duftet  bafüt  finb  bie  beutfcf)en  ©täbte. 

2)en  gtöfeten  Söett!)  legt  et  übet^aupt  auf  eine  entf^tecfienbe 
25en)affnung.  ®a§  S5etbetben  ;^talien§  leitet  et  bot  aEem  ba^et,  bafe! 
man  ben  Ätieg  mit  ^liet^Sttu^^en  gefü^tt  ^abe.  ©in  f^ütft  muffet 
felbft  in§  ^elb  geilen,  eine  9fte|)ubti!  butd^  il^te  eigenen  Söaffen,  nid^t 
hmä)  ftembe  bett^eibigt  tcetben. 

^ud)  aug  bem  SSeifpiele  be§  ^ßa^fteS  Suliu^,  bet  nad^  ben  @tfa^=: 
tungen  bon  f^^ettata  an  ben  9!}liet5§ttu:b^5ßtt  bet^tueifelte  unb  3u  bem 
Mittel  bet  §ülf§böl!et  fc^titt,  boc^  abet  nii^t  ^u  feinem  !S^eU  ge*. 
langte,  .^ie'^t  et  ben  (5d|lu§,  ba§  ein  gütft  notlitüenbig  füt  eine 
eigene  SSetüaffnung  fotgen  muffe.  Unbewaffnet  ^n  fein,  mad^t  betäd^t* 
li(^ ;  bet  unbewaffnete  .g)ett  ift  unftd^et  nutet  ben  bewaffneten  S)ienetnJ 
S)et  f^ütft  muffe  e§  al§  fein  eigenfte§  ^efd^äft  bettad^ten,  äöaffen  unb 
5£)i§ci^lin  aufted^t  ju  et^alten.  ^ute  äöaffen  unb  gute  @efe|e  be=, 
bingen  einanbet. 

2)et  f^ütft  mu§  immet  gto§e  duftet  bot  Singen  ^aben,    Wie 
untet-^nbeten  Sci^io  ben  öon  ^eno^^on  gefd^ilbetten  6t)tu§.   3n  33e5ug; 
ouf  bie  5Jlonatd^ie  giebt  et  übet^aupt  oetftäubige  S^tat^f daläge.     3öie_ 
©uicciatbini,  ■  behauptete  aud§  5}lacd^iabeE,  ba§  man  an  bem  5Rinift^ 
ben  i^ütften  felbft   etlenne;    bet  5[)liniftet  muffe  fiel)    abet  gan^  bei 
f^ütften  Wibmen.     @§  ^euge  öon  bem  S5etftanbe  be§  f^ütften.    Wer 
et  einem  5!Jlanne  wit!lidfiet  S^efä^igung   fein  SSetttauen  fd£)en!e. 
empfie'^lt  ein  bon  bem  f^ütften  ^u  etnennenbe§  gonfeil,  weM)e§  bei 
felben  bie  Söa^t^eit  fagen   mug,    jebod^   nut  übet  bie  S)inge,    na{ 
benen  et  felbft  ftagt.     (5t  mu§  e§  abet  übet  SlEeg  ftagen  unb,  nac 
bem  et  SlEe§  geptt,  feinen  @ntfc^lu§  faffen. 

©teEen,    Weld^e   bem   militätif(f)    abminifttatitien  ß^ataftet  b( 
mobetnen  ^O^lonatd^ie  entfpterfien   unb  füt  biefe   felbft  bon  33ebeutui 


^Diacc^ioöeü  imb  5iriftötele§.  *167 

jinb.  5l6er  aucf)  anbere  fommcn  öor ,  bie  man  nic^t  {o  vul^ig  §in= 
nehmen  !ann.  53lacd§iat)eE  ift  ftc§  lüo^l  Beraubt,  tuie  augerorbentlicft 
bie  ßeT^ren  finb ,  bie  er  Vorträgt ;  aber  er  ben!e ,  fagt  er ,  an  bas 
^M^lid^e  unb  2öa:^re  o^ne  hi^  Sfmagitiationen ,  toel^en  ftc^  ?(nbere 
l^ingegeben  ^aben.  5Jtan  mu^  fi^  an  ba§  galten,  tua^  ift,  nic^t  an 
\>a^,  toaS  fein  foüte.  Unter  fo  fielen,  tüelc^e  nic^t  gut  finb,  gut  fein 
3U  tüoHen,  tüürbe  öerberbüc^  mr  ben  fyürften  fein,  ßr  muB  gut 
ober  aud^  nid^t  gut  fein.  ^Jlanc^eg  fd^eint  2;ugenb  unb  fü'^rt  in 
ben  fRuin,  manches  Safter,  aber  e§  bringt  2öo:§{ia^rt  unb  ©ic^er^ett 
I)erbor. 

@anä  oljne  35orgänger  Ujar  ^Jtaccf)iat)eII  bei  biefen  Seigren  bod^ 
nid§t.  UeberauS  bebeutenb  ift  ha^  S5er:^ältni§,  in  tt)e((i)em  er  ju  bem 
großen  ße^rmeifter  aEer  i^al^r^unberte ,  ?lriftoteIee,  fte^t. 


3.    5Jiacct)iaöeri  unb  2ttiftotelei. 

(5tar!e  @eifter,  einzeln  tüie  fie  fielen,  über  bie  ^Olenge  ^ext)ox= 
ragenb,  reichen  fitf)  über  tüeite  i^a'^r'^unberte  ^in  bie  |)änbe. 

5^iemanbem  !önnte  e§  beüommen,  bem  Söerfe  bes  ^^itojo^^en,  ber 
OTe»  umfaßte,  ber  bie  2)inge  fa^,  mie  fie  n^aren,  unb  fic^ ,  toie  er 
einmal  gefagt  ^aben  foE,  ber  @abe  erfreute,  ha^  er  fid)  öon  ben  @r= 
fd)einungen  ni(ä)t  täufc^en  lie§,  unb  ber  nun  am^  feinen  allgemeinen 
^been  gemä^  ein  ©tiftem  |)olitif(^er  @eban!en  unb  ^Imraffungen  auf= 
fteEte,  bie  Arbeit  ^accf)iat)eEi'§  gleic^pfe^en ,  n)eld^e  au?  3^nfpi= 
rationen  be§  531omente§  beruhte.  S5ieEeid)t  ^at  fein  ^uc§  in  bem 
16.  ^a^rtjunbert  me^r  S5erbrcitung  gehabt,  al§  bie  ^olitif  bes 
5lriftotele§ ;  un^äl^lige  '^aU  ift  fie  überfe^t  tüoiben.  S)ie  lleber= 
fe^ung  bon  Seonarbo  5lretino  würbe  oft  mieberl^olt.  ^m  ^ai}xc 
1506  war  eine  neue  Uebeiie^ung  bon  5lrgt)ro|)ulu§  erfd^ienen  *), 
fo  ba§  ba§  iBu(^  nid^t  allein  gried)ifd^,  fonbern  anä)  (ateinifd^  in 
aEen  §änben  fein  tonnte,  unb  fein  3tt)eifel  ift,  ba§  au^  ^Jlacd)iaöeü 
eö  3ur  §anb  gel^abt  ^at  Söenn  S^ettori  in  einem  S3riefe  an  ^llac= 
d^iabeE  im  OTgemeinen  la  politica  erwähnt,  fo  berfte^t  biefer  nur 
bie  ^oliti!  be§  5lriftoteIe§  barunter,  mit  ber  S3emer!ung  jebod^,  er 
tüiffe  nid^t,  Was  über  bie  gerabe  angebogene  f^rage  barin  t)orfomme. 
^n  bem  S3ud^e  über  ben  ^^rincipc  ^at  ^^lad^iaüeE  ^auptfäd^tid^  ha?, 
ad^te    unb    neunte    ßapitet    be§    fünften   S3uc^eö    ber    ^^^otitif    besi 

1)  3lu§gabe  Don  ©dineibcr,  II,  IX. 


168* 


9lnl)ang. 


3(riftote(cg  ju   @runbe   gelegt.     "iDlacrfitaöeE  ftimmt   mit   3lriftoteIel 
oft  tt)ört(ic§  gufammen ;   tt)ir   geben   bte  ^  ©teEen    an,  au§   benen   fi( 
ha^  S3erl)ältm§  ergiebt.    5!)lacc^iaüeE  fagt :  „he]ä)toexüd)t  S)inge  ninj 
ber  i^ütft  bnrd)  3lnbere  t^un,  @nabe  ftd§  jelBft  öorBe^alten"  (cap.  19.); 
5tnftoteIe§ :   Ttf.iug  /uey  unovi[.aip  avTov,  rag  öi  xoXdoeig  dl  tTt^cov, 
äöenn  Bei  Slriftoteleg  bie  SBorte  folgen :  äQ/6vTiov  xal  dixuarf]- 
Quoyy  fo  tonrbe  ha^  für  ^acc^iaöeE  ^nla^,  auf  bie  ^^arlamente  öoi 
5ran!retd§  ein3uge]^en,    beren  S5erfaf)ung  bem  Könige  t)on  i^ranfreit 
bie   35efoIgung   biefer  Siegel  möglich  mad^t.  —    ^nbem  i^laci^iaöel 
fagt:    Deve  honorare   gli   eccellenti   in  ciascuna  arte   (f.  cap.  21)j 
njieber^olt   er  nur,    tnag  ftc^  Bei   3lriftotele§  finbet:    rovg  dya&ohi 
ntQi  Ti  yiyyojLuyovg   Ti^iav.     5!)lan   prt  felBft   bie  Söorte  ber  alten" 
lateinifd^en   UeBei"fe|ung :    qui  valde  laudati   sunt  in   aliquo  studio, 
eximie    peritos    artium  aliquarum.     ;3ener :    „non   e   cosa  piü  ne- 
cessaria   a  parere    d'    havere,    che    religione" ;    5lriftotele§ :    »t« 
TiQog  &eoi)g  (fuiyeo&ai  det  anovddCetv  de)  öiacpeQovTcogu  (pox  aEent 
religiös  erfd^einen.).     SSeibe:    „BefonberS  muffe  fid^  ber  ^^ürft  frembet 
fyrauen  enthalten;  benn",  ft)rid§t  5lriftotele§ ,   "()/«  yvpaixwy  vß^tMg 
noXlai  dnohoXfyMoi  rvQari^iöegu ,    unb  ba§  ^ämlid^e  fagt  5!Jlac(^ia» 
UeEi.     S3eibe :     „ätnei   Urfad^en    feien   öor  aEen ,    n)e§:§alB  man  fid^ 
em)}öre,  §a§  unb  S5era(^tung ;"    ber  Italiener:    „lo  principe  pensi, 
di  fuggire  quelle  cose,   che  le  faccino  odioso  e  vile,    e  qualunque 
volta    fuggira    questo,    non    trovera    —   pericolo" ;    ber    ©ried^e: 
^idvo    aiTiMv    ovocüu ,     df   ug   jiidXiOT^    iniTid^tvrai    raig    riiQuvyiai, 
jLiioovQ    T£    Kai    xaTa(fQoyrjaeMg.u     äöeun   man   biefe    (BteEen    öer= 
gleid^t,    fo    tnirb    man  üBerseugt,    ba^  5[}iacd^iat)eE   ben  ^riftoteles 
t)or  ^Äugen   gel^aBt  ^at     ^od§   ft^on   ^ier   unterfi^eibet   er   fid§  üoi 
i^m.     5lriftotele§   fe|t  al§  notl)tüenbig ,    ein  2^t)rann   muffe  öer^agl 
fein;    ^Jlacd^iaöeE  toiE  ben  §a§  eBenfaES   üermieben  ijaben.    ^a^i 
fd^reiBt  jener  ben  Untergang  Blo§  ber  S^ermeid^lid^ung ,   ^idnokavoTi- 
yiOjg  yuQ  ^wureg  tvaarwfom^Toi  yiyvovrai^i,  biefer  aBer  Beiben ,    bem 
§affe   unb  ber  ignavia,  ju.     g^rner  fagt  5lriftoteleg :    „ba§  ,^önig= 
t^um  (ßaoiXeia)   entfiele    n^ög  ßorj^eiup    t^p    dnb    rov    drifÄOV  toT{ 
tnieixiGiUj    um   bie  S3ome^men  öor  bem  ^ol!e  ^u  Befd^ü^en  - 
meint  ein  üon  ben  ^ro§en  eingefd^rän!te§  ^önigt^um  — ,  bie  2^rai 
nei  bagegen,    um   ba§  33olf   üor   ben  @ro§en  ju  f(^ü|en,    "fx  rt 
drjLiov  xal  rov  nXrjdovg  Inl  rovg  yvioQif.iovg ,    oncog  ö   d^fiog  f^rjöii 
ddiiCTJTai   vn    avTüjy,u      ^acd£)iat)eE    nun    öermifd^t    ben   ©egeni 
fa^  be§  ^önigt^umS  unb  ber  2:^rannei,  ber  in  ben  '»IRoralien  unb  b( 
^^olitif  be§  5lriftotele§,  mic  Bei  ^(ato,  al§  ein  wefentlii^er  immer  mit 


iOiacc^taüeE  unb  ^riftotelcl.  *1Q9 

bertel^it,  totelleid^t,  um  fid^  ben  tarnen  beö  X^rannen  für  feinen  gür= 
ften  311  erf|3aren;  bodf)  l§at  er  jene  «SteEe  offenbar  bor  klugen:  „II 
principato",  fagt  er,  „e  causato  0  dal  popolo  0  da'  grandi",  unb 
gefte^^t  ein,  ein  %^^\l  bebürfe  ber  §ülfe  gegen  ben  anbern,  aber  fc^t 
l^in^u:  ba§  S5ol!  „per  essere  difeso",  3U  feiner  3)ert^eibigung ,  bie 
@ro§en  bagegen  jur  S3e(eibigung  be§  SJolfeg ,  „per  poter  sotto 
l'ombra  del  principe  sfogare  il  suo  appetito."  5Denn  gegen  bie 
©rofeen  jetgt  er  ben  ^a%  unb  SöiberwiEen  be§  *4Jo:polaren  bon  i5f(o= 
tena.  3)arum,  tüo  5lriftoteIe§  n»eiter  fagt,  „ber  ^ürft  muffe  [id) 
berjenigen  bebienen,  bie  iT^n  erhoben",  f^ricC)t  er  öietme'^r :  „©in  f^rürft 
burd^  ba§  S5ol!  mu§  fid^  e§  er^^alten,  ein  ^ürft  burd^  bie  (trogen  ju 
attererft  ba§  S5ol!  au  gewinnen  fud^en". 

äöenn  bie  äßieber^olungen  ariftotelifd^er  ©d^e  bon  großer  ^)terf= 
tüürbigfett  finb  ,  fo  finb  bie  3lbtx)eid^ungen  beinahe  nod^  bon  einer 
größeren ;  benn  fie  fteEen  ben  Unterfd)ieb  ber  Seiten  unb  ber  ^Ulänner 
I)erau§.  S)er  ariftotelifd^e  ©taat  beruht  auf  ber  bem  ^^lenfc^en  ein= 
gebflan^ten  ^bee  be§  ©ered^ten;  benn  obtuo^I  eg  bebeutenbe  ©eifter 
in  5lbrebe  gefteEt  l^aben,  fo  mu§  man  boct),  5lEe§  überlegt,  baran 
fcft^alten,  ba§  \>a^  ©ered^te,  ebenfo  mie  ba§  6d§öne,  äöa^re  unb 
©Ute,  ein  ^ib^^^  ^^^  menfd^lid^en  Seben§  bilbet.  S)ie  3lbn)eid^ungen 
babon  erfd^einen  hd  5lriftote(e§  aU  2^1^atfad^en ,  bei  5)kcd^iabeU  a(§ 
^at:^fc^läge.  Söenn  ?lrtftoteIe§  fagt:  „ber  3:t)rann  muB  tugenbl^aft 
fein  unb  U)enigften§  l^albgut  unb  nur  l^albböfe,  aber  !eine§rt)eg§  böfe"^), 
fo  l)ei§t  eg  bei  5Jtac(^iabeE^):  „l§abe  ber  §ürft  3u  toä^len  ^Ujifd^en 
^reigebigfeit  unb  ©eij ,  @raufam!eit  unb  @üte ,  Sreue  unb  Untreue, 
fo  muffe  er  fein  geizig,  graufam,  treulos ;  nur  muffe  er  nid^tS  an 
fid^  fbüren  laffen  al§  @üte,  Unbefd§oltenl)eit  unb  ^teligion.  6r  lebe 
nur  unb  er'^alte  fid§  nur,  bie  TOttel  tüirb  ^ebermann  loben.'^ 

2öie  ift  e§  möglid^,.  ba^  ein  ^enfd§,  ber  bie  S^i'^i^^it  liebt, 
ettüa§  fo  @ntfe|lid^e§  fd^reibe?  2öir  erinnern  un§  einer  ^eugerung  in 
jenem  ^Briefe  an  ©oberini,  in  toeld^em  bie  berfd^iebenen  äöege,  ben 
borgefe^ten  :^md  5U  erreid^en,  ertüogen  tüerben.  Äaifer  %xim  ^abc 
feinen  ©taat  ju  gefö^rben  gemeint  jeben  5lag,  an  weld^em  er  nid^t  3e= 
manbem  3Bol)lt:^aten  ertoiefen  l^atte ;  5^lacd)iabell  fagt :  5lnbere  gäbe  e&, 
bie  gerabe  baburd^,  ba§  fie  S^emanbem  SBo^lt^aten  ertüiefen,  fid^  ©c^aben 
3U  t^un  fünften.  3öa§  fd^lie^t  er  nun  au§  allebem?  3(d^  glaube,  fagt  er, 

1)  V,  9. 

2)  c.  16.  17.  18. 


170= 


9tnf)ang. 


H^  hu  ^Jlatur,    toie   fte  beu   i^lenfc^en    öerfrfitebenc  3lutü^e  gegeBei 
f)at ,    fo   aurf)   t>erf(^tebenen   ^eift  unb  öerfd^iebene  ^eftreBung  (fan- 
tasia).     ^eber  beträgt  ]\6)  feinem  @eift  unb  feiner  ^^antafie  gemä^. 
S)erienige   nun,    nimmt   er  an,    fei  glüdüd^  unb    richte  tivoa^  au^| 
ber  mit  ber  ^txi,    in  ber  er  lebe,    übereinftimme;    ber  aber  fei  un^ 
glürfti{f),    ber    fic^    mit   berfelben    in    Söiberftreit  befinbe.     ^on  ber 
3Jerf(^iebent)eit  ber  Umftänbe  ^änge  ba§  größere  ober  geringere  (^IM 
ab,  ba§  S^emanb  ^abc.     ^§  ift  eine  ^efle^non,   bie  auc^  anbertüärt§< 
a\x6)  bei  @uicciarbini ,    öorfommt;    5!}lacd)iabett   nmd^t  @rnft  bamit 
^an  1)ai  fc^on   in  bem  16.  ^a:^rl)unbert  gefagt,    5Jlaccf)iabeE  T§abi 
bef)au^tet,  bie  9tat§f(^läge ,   tt)e((^e  er  an  ßoren^o  gegeben,  feien  ai 
bie  ^latur  beffelben   beretfinet^).     äöir  bermögen    ba§  meber  gu  be= 
ial)en  no(^  p  öerneinen;  aber  bie  Umftänbe  lagen  fo  unb  bie  ^en= 
fcf)en  erfd^ienen  bem  ?lutor  fo  geartet,  ba§  nur  bie  böfen  äöege  aum 
3tele  fü'^ren  fönnten. 

„3[Öären  bie  ^IRenfi^en  gut,  fo  toären  biefe  9tat^f(^Iäge  fc^Iei^t", 
fagt  ^]}lacd}iabeE ;  nun  finb  aber  bie  2Jtenfd^en  böfe.  @r  ift  boE  bie= 
fer  S5crac§tung,  biefe§  <&affe§.  3Ö0  5lxiftotele§  fagt:  „35eraubung 
toirb  nur  bie  <^abfü(^tigen  empören,  S^erune^rung  aber  bie  @uten", 
f^ri(^t  er:  „^liemalö  einen  9ltaub.  ^ie  5}lenfd^en  öergeffen  e^er  ben 
5(Jlorb  i^reg  S5ater§,  al§  ben  S^erluft  i^re§  S5ermögen§."  3)arum 
bricht  er  in  bie  äßorte  au§:  „®ie  5Jlenfc§en  finb  unban!bar,  flüd§tig, 
§eu($ler  unb  begehren  ben  ^etoinn;  t^uft  bu  it)nen  mo^l,  fo  bieten 
fte  bir  Seben  unb*  ^iwi,  SSefi^,  ^inber  an,  folange  bie  (Sefa^r  ent= 
fernt  ift;  !ommt  fie  bir  nal^e,  fo  empören  fie  ficf)  miber  bid^''. 

9la(^  aEebem  !ann  hin  ^Votx]tl  übrig  bleiben,  bafe  ber 
$rinci^)e  ^]Oflac(f)iabeE§  rec§t  eigentlii^  auf  bie  Sage  be§  ^anne§, 
bem  ba§  S3u(^  getoibmet  tourbe,  Soren^o  be  5Jlebici ,  .  in  jenem  ^o= 
ment  berei^net  mar ,  unb  ^toar  in  ^toiefac^er  .^inficfit :  einmal  in 
SSejug  auf  bie  ^rünbung  einer  autonomen  felbftänbigen  Staat§ge= 
malt  in  f^loren^,  fobann  in  SSetradfit  ber  italienifd^en  SIngelegenlieitet 
überhaupt,  bie  alle  @eifter  befc^äftigten. 

%u  meiften  hofften  ütettung  bon  ßinem  5Jlanne.  ^ol^bor  S5erj 
gili  (ebte  fern  in  ßonbon,  al§  er  fein  S5ud§  de  prodigiis  fc^rieb.  @T 
meil^te  e§  grana  5!)laria  bon  Urbino,  unb  l)ierbei  gab  er  feine  ^off« 


1)  Se  non   solum  iudicium  suum  in  illo  libro  fuisse  secutum ,    se( 
illius,  ad  quem  scriberet.    Poli  Epistolae  I,  266. 


i 


nung  äu  erfennen,  öon  bem^etben  tüerbe  enblid^  bie  ^erfteaung  ber 
itatiemfc^en  S)tnge  erfolgen  ^j.  2)a§  toax  erft  im  ^Sa^re  1526.  ^IBer 
fc^on  20  ^a^re  früher  §atte  S^o^ann  5lnton  gtaminiuS  bem  $a|)ftc 
,3u(iu§  auf  ba§  beftimmtefte  gefagt: 

Dux  opus  est  acris,  populos  qui  cogat  in  ununi, 
Qui  male  concordes  iungat  ad  arma  manus^). 

3)affel]6e  mar  bie  ?lnficC)t  be§  @efd^ic§tfc^reiber§  SSarc^i.  „Italien  fami 
nic§t  ru:§ig  merben,  e^e  e§  nirf)t  ein  prft  Be§err((^t"  ^).  SCßir  fa^en,  mie 
fepegrünbet  biefe  5!Jleinung  in  5Jlacrf)iat)eE,  mie  fie  bei  il^m  ba§  ^e= 
fultat  ameier  großer  2öer!e,   aller  feiner  @rfa:§rung  unb  Sectüre  mar. 

2)a§  S3u(^  tjom  dürften  ift  feine  aEgemeine  Sel^rfc^rif t ;  ba^u  ift'eä 
öiel  au  fragmentarifd§  unb  f^edett ;  e§  !ann  ni($t  gefd^rieben  fein,  einen 
X^rannen  lenntlid^  ju  nmd^en,  benn  einen  folc^en,  mie  er  fdfiilbert,  fennt 
man  o^^ne  SSeaeid^nung.  SGßie  5)lacd)iat)eE,  a(^  ^rana  I.  nadö  i^taüen 
fam,  bem  ^apfte  ßeo  einen  9tat^  gab,  ber  ftd^  aud^  auf  eine  aEgemeine 
f^orberung:  fugere  in  effectu  contemtum  et  odium,  grünbete, 
mie  er  bemfelben  einen  meitlöufigen  ©ntmurf  über  eine  enbü^e  S5er= 
faffung  t)on  i^torena  mitt^eilte,  nid^t  ol^ne  au  biefem  ©utad^ten  öer» 
anlaßt  au  fein,  ebenfo  ^at  er,  aber  unbefragt  unb  be§^a(b  ftrenger 
an  ^rincipien  ^altenb  unb  in  befferer  Söud&form,  ben  ^rinci^e  für 
ßorenao  abgefaßt :  einen  ütotT^ ,  tüie  er  mädCitig,  mie  er  ber  §err  unb 
barnad^  ber  SSefreier  öon  i^talien  merben  fönne.  ©ein  ©inn  ift: 
bieg  in  (Brunb  unb  35oben  öerborbene  i^talien  fotte,  burd^  mie  grau» 
fame  ^littel  aud^  immer,  Einern  au  bienen  geamungen  merben;  bie 
graufamen  5Jlittel  feien  bie  aEein  fidlem;  alSbann  fotte  e§  miber  bie 
f^rcmben  aufammenfte^en ,  fie  öerjagen  unb  ben  ^u^m  S^taüenS  er= 
neuern.  @ana  unöeri^otilen  fül^rt  bieg  ber  ©d^Iufe  ber  @rf)rift  auS: 
„S)te  Hebräer  toaren  Äned^te  in  5leg^))ten,  bie  ^erfer  unterbrücft,  bie 
5lt^enienfer  a^^ftreut,  auf  bafe  nämlic^  bie  2:ugenb  be§  ^ofeg,  ber 
^}}Zut^  be§  ©t)ru§,  bie  §errlid§!eit  be§  2;:^efeu§  offenbar  mürben.  ^ia= 
lien  ift  fnedjtifd^er  aU  bie  ;3fuben,  untermorfener  aU  bie  ^erfer,  jer« 
ftreuter  oI§  bie  5ltT^enienfer,  ol^ne  ^au^t,  oi^ne  Crbnung,  aerfc^Iögcn, 
beraubt,  a«i^nffen,  a^i-Ttöi^t,  ^alb  entfeelt.  eg  l^arret,  mer  e§  l^eile 
öon  feinen  ©dalägen,  mer  e§  erlöfe  tion  ber  ©raufamfeit  ber  S3ar= 
baren.     S)a  ift  ^iemanb,    auf  ben  eg  l^offe,    a(g  ©uer  .ipaug.    @e= 

1)  Praefatio  in  Dialogum,  p.  III. 

2)  Flaminius  ad  Julium  bei  Roscoe,  Leo  II,  p.  384. 

3)  Istorie  Fiorentine,  pag.  95. 


172= 


3ln^ong. 


benft  an  jene  5D^anner!  6§  tüaren  feüene  unb  toaten  tüunberbare 
5!Jlenfd)en!  ©ie  "Ratten  minbere  ^elegen'^eit  aU  ii)X  unb  !etne  gere(fj= 
tere  ©ad)e.  @uer  (Btüd  l§at  @ott  o^ne  S3eif|)tel  öejü^rt;  ba§  531eer 
l^at  ficf)  ö^öffnet,  bte  äöoÜe  ^at  6uc^  bcn  Söeg  getotejen,  ba§  ^Jlantta 
ift  gefallen.  @ott  n)ttt  nid^t  OTe§  f^un;  er  n)iE  nn§  ben  freien 
SöiEen  nic^t  nehmen.    2)a§  UeBrige  ntü^t  ^"^r  felBer  t^un." 

3ln  iDen  aber  foEte  ftc§  biefe  Hoffnung  fi^Iie^en?  5l(§  Seo  X. 
^a|)[t  getoorben,  lur^  nadjbem  f^loren^  tüieber  unter  i^n  gefommen, 
fa^en  biele  ©belleute  öon  ber  (Stabt,  t)on  bent  §ofe  be§  ^a|)fte§  3U= 
fammen,  f|)rad§en  bon  ber  fünftigen  ^eftalt  ;3talien§  unb  niurben 
einig,  Sulian,  Seo'§  SSrnber,  n)erbe  J?önig  Don  ^ea^el,  Soren^o,  Seo'§ 
8^effe,  ©er^og  p  5!Jlailanb  tDerben.  ;SnIian§  milbe  ©eele  fnc^t  man 
burd^  Söeiffagungen  unb  SBunber  ^u  großen  ^^aten  p  entflammen. 
Soreuäo  tuar  nid^t  Oi§ne  Megerifc^e  (SJelüftö';  bod§  tüoEte  er  noc^ 
toilber  erfd^einen,  aU  er  tnar.  5Da§  S5oI!  fagte  öffentlid^,  biefer 
tDürbe  aEe§  ßanb  ^tnifd^en  tt)rr5enifd§em  unb  abriatifd^em  ^eere 
Vereinen  unb  ein  ^önigreid^  grünben^).  „SGßir  tn erben  il^n  al§  ^önig 
öon  So^cana  begrüben/'  f^rid^t  IXIrii^  .^utlen^).  @r  ift  ber  Später 
C^at^arina  5Jlebici'§. 

©  d)  l  u  fe. 

Solange  bie  ^o^olare  Partei  Beftanb ,  toar  53lac(^iat)eE  ni($tö 
al§  ein  ^Florentiner ,  aufrieben  —  befdöäftigt  —  ber  gf^ßi^^it  feiner 
@tabt  unter  einem  ^o|3olaren  Ülegiment  gan^  ergeben.  Söie  aber 
bie  5!Jlebici  tniebergelommen,  bie  bann  3ugleid§  bie  |)o:polaren  ^been 
toieber  aufna'^men  unb  bie  ^ad^t  be§  ftorentinifd^en  gürftent^umö 
mit  ben  S^enben^en  ber  italienifd^en  Unab^ängigleit  ibentificirten, 
ging  er  gleid^fam  über  p  benfelben:  ftatt  be§  ^Florentiners  fe'^rte 
ftd^  ber  i^taliener  in  i'^m  ^erbor ,  unb  er  n)anbte  aUe  feine  Gebauten 
auf  bie  ^Befreiung  ;3talien§.  3^  biefem  S^eät  öerbammte  er  jelbft 
bie  ^nedlitfd^aft  bon  ^Floren^  nid^t.  ßr  "^ielt  fte  für  eine  @runblage 
ber  ©inljeit  unb  ^ierburd^  ber  S?efreiung  be§  allgemeinen  S3aterlanbe§. 
^n  biefen  @eban!en  finb  auä)  feine  übrigen  ^olitifdlien  ^üdf)er,  't)or= 
ne^mlid^  aber  ber  ^rinci^je  gefdl)rieben. 

2Ba§  bermögen  SSüd^er?  ©eine  bringenben  ©rmalinungen 
l^aEten,  bie  ^egebenl^eit  blieb  in  ii^rem  Saufe.  3^n  toarfen 
S3üd^er  unb  bie  SSegebenl^eit  ^ufammen  ganj  barnieber. 


1)  Jovius,  Vita  Leonis,  lib.  III,  pag.  95. 

2)  Autor  dissuasoriae  bei  Freherus,  rer.  Germ.  II, 


395. 


^Racdjiateü.     6d)(ufe.  *173 

5(l§  ftatt  ber  S^ereinigung  Staliettö  fogar  einmal  bie  ^Befreiung 
öon  ^(orenä  im  franäöfifc^en  ^ntereffe  erfolgte,  lüoüten  bie  eckten  ^4,^0= 
Notaren  mit  ^J^acc^iatjett  iu(i)t§  ju  fd^affen  ^aben.  „äöoraiif  ^iele  ber 
^^.Uinci^e,  al§  auf  ben  ööHigen  Untergang  ber  florentinijc^en  grei^eit?" 
SDag  ©ecretariat ,  bas  er  öor  1512  gehabt,  befam  er  nunmel^r  nid^t 
piiiif.  (Sr  Tratte  ]id)  üBerbie§  burc§  feine  fd^arfe  3unge  biete  geinbc 
gemacht;  aur  äöieb eröergettung  benrt:§eitte  man  )e\n  eigenes  ßeben 
fo  fc^arf  njie  möglii^.  ;^n  biefer  nenen  Ungnabe  bei  ber  t)errj(^en= 
ben  ^krtei,  in  TOgbergnügen  unb  3lrmut:§,  tJon  ben  ^o^otaren,  ,^u 
benen  er  anfangt  ge:^ört,  berfd^mä^t,  o^ne  Hoffnung  auf  (Srreictiung 
ber  S^eäe,  bie  er  barnad§  berfolgt  :^atte,  ftarb  Macd^iaöell  22.  3(uni 
1527.  Um  getoiffe  (Srunbfä^e  gef epd^en  bürgern  red^t  berl^afet  ^u 
machen,  nennt  man  fie  nod^  :^eute  mit  feinem  Flamen.  S)ie  falfc^e 
5luffaffung  be^  ^princi^e  beruht  eben  barauf,  ba^  man  bie  Seigren 
5Jlacdt)iabeE^  aU  aEgemeine  betrad^tet ,  UJäl^renb  fie  Blog  ?tnn)ei= 
fungen  für  einen  beftimmten  Qwed  finb.  5Jlan  tä§t  babei  gan^ 
au^er  %ä)i,  ba^  er  bon  einem  neuen  ^ürftent^ume  l^anbelt,  'ta^ 
in  ber  TOtte  ber  Parteien,  bie  ftd)  i^m  mit  §eftig!eit  entgegenfe^en, 
fidt)  burd^  alle  TOttel  p  be:^au|)ten  fudljen  mu^te.  S)a  nun  bie  @r= 
I)a(tung  not^toenbig  ift,  fo  muffen  auc^  bie  ^Jlittet  baju  gefui^t  unb 
angetüenbet  U^erben,  mögen  fie  mit  ber  ^oral  ober  9teligion  überein= 
ftimmen  ober  nid^t.  ^Hacd^iabeE  toar  bon  einer  (Energie  be§  @ei|te^, 
ba^  er  in  bem  moralifdlien  ^Dilemma  aEe  3^^^!^^  bon  fi(^  tnarf  unb 
fitf)  über  ben  Unterfd)ieb  5n)ifrf)en  @ut  unb  S3öfe  l^inmegfe^te.  ^-ern 
babon,  i'^m  ^u  folgen  ober  aui^  nur  i'§n  p  entfd^ulbigen,  fefttjaltenb 
an  ben  emigen  ©efe^en  ber  moraIifct)en  SSettorbnung,  ^aben  n)ir  nur 
anperlennen,  ba§  e§  einen  5lutor  bon  i^öi^ftem  S5erbienft,  unb  ber 
!eine§rt)eg§  ein  böfer  ^Iflenfd^  Ujar,  gegeben  ^at,  ber  bieg  t^ai,  ber 
fid^  gegen  @ut  unb  S3öfe  gleid^güttig  ber§iett.  (Sr  empfiet)tt  bas 
35öfe  nur,  b^eil  e§  in  ber  ßage,  in  n)eW)er  f^torena  unb  ^^talien  toaren, 
5um  ätoecfe  führen  !önne.  SBeit  abfeiten  liegt  bie  Stellung  eines 
erblid^en  ^yürften,  bon  b^eld^er  ^önig  fyriebrid)  IL  in  feinem  5lnti= 
macd^iabeE  ausgegangen  ift.  5£)ie  beruT^t  auf  ber  Autorität  einer  uralten 
S)t)naftie;  bon  mächtigen  ^actionen,  toeld^e  mit  ©etoalt  niebergel^alten 
tüerben  muffen,  ift  hahei  gar  nid^t  bie  ütebe.  ©in  fold^er  fyürft 
!ann  tt)o!)l  baran  benfen,  bie  S^been  an  ^anb^aben,  auf  meldten  bie 
aEgemeine  äßeltorbnung  berui^t;  er  befiljt  bie  ©etüalt;  ^JHemaub 
mad^t  fie  iT^m  ftreitig.  5S)abon  ift  ha^  f^ürftentl^um ,  baS  5)lac= 
(^tabeE  im  ?luge  :^at,  ]^immelnjeit  beiid^ieben.  ©ein  prft  ift  ein 
foldlier,    ber   o^ne   ein  crblid^eS   Üted^t  fid^  juerft   in  ben  3?efi^  bcv 


174 


3lnf)ang. 


(iJetoalt  äu  fe^en  unb  au  befeftigen  ^at.     S)atJon,    tt)a§  ein  gütft  ju; 
t§un  unb   3U  (äffen  ^at,  tüenn  er  ]xd)  in  unangefotfiteneni  unb  ruhigem  i 
S3efi|e  befinbet,  rebet  ^Dlacc^iaüeE  üTbetaE  nid)t.     @§  ift  fc^rerflid^,  jui 
benlen,  ba^  bie  ©runbfä^e,  bie  er  für  bie  ©rtoerbung  unb  S5et)au^3tungj 
einer  ufur^jatorifc^en  @ett)alt   für    not^toenbig  erad^tet,    auä)  auf  ein 
ruhiges   unb    gefe^mä^ige§  f^ürftent^um  ^Intoenbung   finben  fönnten. 
Um  gerecht  ju  fein,  muffen  mir  biefen  Unterfdfiieb  im  ^uge  16e= 
j^alten:    3)tacc^iat)ett  fu(^te  bie  Teilung  ^talieng;    boc^  ber  guftanb 
beffelBen  fc^ien  i()m  fo   tier^meifelt ,    ha%   er  fül^n  genug  mar,    i§mj 
^ift  3U  tjerfcf)reiben. 


^ierer'fd^e  ^of&ud^brurferei.    Stephan  @ei6e(  &  So.  in  Sdtenburg. 


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DD  Ranke,   Leopold  von 
171  Geschichten  der  romanischen 

R3  und  germanischen  Völker 

1885  3.   Aufl. 


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