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Waffen des Hundes.
75
Herausgegeben und illuſtrirt
von
Sudwig Beckmann,
Jagd- und, Thiermaler in Düſſeldorf.
—
Zweiter Band.
Mit zahlreichen in den Tert eingedruckten Holzſtichen.
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Braunſchweig,
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn.
18:93.
Unkündigung.
Das vorliegende Buch, deffen Bedeutung weder der praktiiche Züchter und er-
fahrene Kynologe, noch der gründliche Belehrung juchende Laie verfennen wird, jchildert
in klarer, leicht überfichtlicher Darftelung die anerkannten Hunderaffen aller Länder,
ihre Gejhichte und ihre Beziehungen zu einander.
Der erite Band behandelt zunächſt in leichtverſtändlicher Faſſung die zu ein—
gehenderem Studium der Hunderafjen der Jebtzeit unentbehrlicden Hülfswiſſenſchaften.
(Antike Raſſen, Anatomie, Exterieur, phyſiologiſche und geiftige Eigenthümlichkeiten des
Hundes.) Darauf folgt die in ſyſtematiſcher Form durchgeführte Beichreibung der
anerfannten Rafjen der heutigen Jagdhunde des In- und Auslandes, deren Ge—
ſchichte und wechjelfeitige Beziehungen, durch zahlreiche ganzjeitige Tafeln und viele
Kleinere Textbilder reich illuſtrirt.
Der zweite Band ſchildert in ganz gleicher Weiſe die folgenden, weniger zur
Jagd verwendbaren Raſſen der Haus-, Hirten- und Kleinen Lurushunde durch
Wort und Bild. Daran jchliegen fie), in gedrängterer Faſſung gehalten, Abhandlungen
über Zühtungsprincipien und Nomenclatur, praktifche Züchtung, Aufzucht der Welpen,
Behandlung und Abrichtung erwachjener Hunde, Krankheiten derjelben, Vereinsweſen,
Ausftellungen und Gebraudsprüfungen, jowie einige Ergänzungen, welche die Ergeb-
niffe der während des Drucdes der beiven Bände ftattgehabten Ausftellungen u. dergl.
verzeichnen.
Das vollftändig vorliegende Werk, aus zwei Bänden beftehend, fann zum Gejammt-
preife von Mb. 60.—., geheftet, in Bänden oder in Lieferungen bezogen werden.
Der erſte Band umfaßt zehn Lieferungen zum Preife von Ab. 5.—. pro Liefe—
rung, der zweite Band deren neun, von denen die erſte und zweite je Ab. 1,50.,
die Lieferungen 3 bis 9 je Ab. 1.—. koſten.
Die Abnahme einer erjten Lieferung, -beziehungsweife des erften Bandes
verpflichtet zum -DBezuge des vollitändigen Werkes; einzelne Lieferungen oder Bände
werden apart nicht abgegeben.
Elegant in zwei Halbfranzbände gebundene Exemplare foften Ab. 72.—.
Ginbanddeden find zum Preiſe von M. 4,50 pro Stüd zu haben.
Daneben ift eine Ausgabe auf feinftem weißen Velinpapier hergeftellt, deren
Preis für beide Bände geheftet A. 90.—., in zwei elegante Gapfaffianbände mit
Goldiänitt gebunden, Ab. 138.—. beträgt.
Braunjhweig, im Mai 1895.
Friedrich Vieweg und Kohn.
Sefhichte und DBelhreibung
KRaſſen Ye Hundes.
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Holzſtiche
aus den xylographiſchen Ateliers
von R. Brend’amour & Co. in Düfjeldorf und Friedr. Vieweg & Sohn
in Braunjchmweig.
Bapier
aus der mehaniihen Papier-Fabrik
der Gebrüder Bieweg zu Wendhauſen
bei Braunfhweig.
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Deutfhe weiß- und ſchwarzgeflechte Dogge Frihß II. (4616)
von Friß I. aus Diana, gew. Juli 1887. Züchter: W. Gapito. Beſitzer: A. Latz-Euskirchen.
1. Preis in Brüffel, Spaa und Frankfurt a. M. 1891 umd 1892. (Vergl. Seite 20, II. Band.)
Geſchichte und Peſchreibung
Kaſſen des hundes.
Unter Mitwirkung der namhafteſten Züchter und Preisrichter
und in Uebereinſtimmung mit den officiell anerkannten Raſſezeichen
der maßgebenden Vereine des In- und Auslandes,
herausgegeben und illuſtrirt
von
Ludwig Beckmann,
Jagd- und Thiermaler in Düſſeldorf.
In zwei Bänden.
Zweiter Band,
Mit zahlreihen.in den Text eingedrudten Holzitidden.
Braunſchweig,
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn.
1895.
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Das vorliegende Buch bildet den zweiten Band der „Gejchichte und Be—
ſchreibung der Hunderaffen“ und behandelt zunächſt die große Abtheilung der Nicht:
jagdhunde, welche aus Nutzhunden (Wacht-, Treib- und Hirtendunden) und Luxus—
Hunden beftehen. — Eine ftrenge Scheidung der zahlreichen Gruppen ift bei dieſer
Abtheilung noch ſchwieriger durchzuführen, als bei den Jagdhunden, und muß in
zroeifelhaften Fällen auch hier immer der gemeinfame Typus der Gruppe — nicht die
oft mit der Zeit wechjelnde Beſtimmung der einzelnen Rafjen — den Ausſchlag geben.
So ift es 3. B. verkehrt, wenn der Vorſchlag gemacht wird, den Dachshund mit den
(aut jagenden Hunden zu vereinigen, da exfterer ebenfalls mit Vorliebe auf der Ober-
fläche jagt! Der Dachshund ſtammt allerdings unzweifelhaft vom laut jagenden
Hunde ab (wie auch Schweiß- und Vorftehhunde), allein ev hat eben durch die lange
Verwendung zur Erdarbeit jene eigenthümliche Form und den originellen Charakter
erhalten, welche ihn zur Vertretung einer befonderen, von den Laufhunden ſtreng ge-
ſchiedenen Gruppe berechtigen (vergl. Band I, der Dachshund). — Ebenſo ungerecht
fertigt dürfte die von anderer Seite vorgefchlagene Vereinigung der Doggen umd _
Rüden mit der Abtheilung der Jagdhunde fein. Wenn dieje beiden Hundeformen
auch während der langen Periode der Fangjagd vorzugsmeile als Heb- und Fang—
hunde dienten, jo find diefelben doch feit Ausbildung der Schußwaffe immer mehr
vom Sagdbetriebe entfernt, und Heutzutage find die Doggen reine Lurushunde, Die
Rüden fast rafjelos geworden. Nach Anficht des Verfaſſers ſtehen dieſe Hunde daher
in den erſten Capiteln des IT. Bandes unter den Nichtjagdhunden am richtigen Platze.
Eine weitere Verwirrung des Naffenbegriffes würde ohne Frage entjtanden jein,
wenn der Verfafjer dem gänzlich unmotivirten Wunſche vieler Forterrierfreunde nach—
gegeben und diefe englifche Raſſe nebft unferem deutschen Dachshunde unter dem
Sammelnamen Erdhunde vereinigt Hätte! Diefe, in den Katalogen unſerer Aus—
ftellungen und Preisſchliefen längſt eingebürgerte Gepflogenheit mag für die genannten
öffentlihen Schauftellungen eine gewiſſe Berechtigung haben, jo weit fie eine günftige
VI Vorwort.
Beſchickung und zahlreihen Beſuch der Ausftellung beabſichtigt, fie eignet fich aber
durchaus nicht Für ein ſyſtematiſch geordnetes kynologiſches Lehrbuch. — In der aus
vielen einzelnen Raſſen beitehenden Gruppe der Terrier oder Erdhunde iſt der For—
terviev nicht allein mit der zum Schliefen nöthigen Paſſion und Energie begabt,
wenn er auch in Folge langjähriger Verwendung bis jebt als Schliefer vorgezogen
wird. Faſt alle anderen Terrier von geeigneter Größe, ſelbſt unſer deutſcher Rattler,
fönnen bei einiger Anführung zu vorzüglichen Erdhunden ausgebildet werden. Es
ericheint daher ungerechtfertigt, den Foxterrier allein von der Gruppe trennen zu
wollen, um jo jonderbarer ericheint Dies Borgehen aber, wenn man bedenkt, daß die
Engländer jelbjt den Foxterrier nicht von der Gruppe der anderen Terrier trennen,
während fie unſeren Dahshund wie den Baſſet zu den jagenden Hunden rechnen. —
Der Irrtum unferer Foxterrierfreunde ift auf den Umftand zurüczuführen, daß man
bei Claſſificirung der betreffenden einzelnen Rafjen nur deren augenblidlich vorwiegende
jagdliche Verwendung im Auge hatte, aber den Raſſentypus völlig unberückſichtigt ließ.
Wie auch) beim I. Bande hat fi) die Nothwendigkeit Herausgeftellt, einen Nach—
trag am Schluß des I. Bandes beizufügen. Derjelbe reicht bis zur großen Erufft’s
Schau, 13. bi 15. Februar 1895, und enthält die fett dem Abjchluß des II. Bandes
zu Öffentlicher Kenntniß gelangten neuen Vorgänge. Daß die gleichzeitig ausgejprochenen
Anſichten des Verfaffers nicht von allen Züchtern getheilt werden, ift ja vorauszuſehen,
doch Fehlt es ihm leider an Zeit, fi dieſerhalb auf Federkriege in den Yachblättern
einzulafjen. Dem Urtheil unparteiifcher Leſer mag die Entſcheidung überlafjen bleiben.
Wenn das Bud) dazu dienen könnte, größere Klarheit in die Verworrenheit der jebigen
Raſſenbegriffe zu bringen und gleichzeitig das Interefje für unſere trefflichen deutſchen
Raſſen fördern zu helfen, jo ift der Wunſch des Verfaſſers erfüllt.
Düjjeldorf, am 28. Yebruar 1895.
Ludwig Bedmann.
I.
Il.
Il.
IV.
Inhalftsverzeidniß.
Dritter Theil.
Haus-, Hof- und Hirtenhunde, Naffelofe Hunde.
Seite
Tabellariſche Ueberſicht der Haus-, Hof- und Hirtenhunde ꝛc. nad) ihrer
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A. Die Schäferhunde Deutjhlands und DefterreißE. ... 2.2... 101
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1. Der langhaarige ſchöttiſche Schäferhund (Rough-coated Collie) ... . 110
2. Der furzhaarige ſchottiſche Schäferhund (Smooth-coated Collie) .. . . 115
33 Derralienenalihe Schäferhiunorlbobtall) en een are. 117
VIII Inhaltsverzeichniß.
Seite
9) Die Ipikartigengnunde un. = nu. ee 111 121
1.. "Dielangbanzisen Spibe :- =... nme we une Re re 122
a) DETDEUIWEISHTE 2 200 en ade ea 122
bh) Die norariben langhanrigen Spibhunde. . . 2... re 127
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ce) Die jüdnlihen langhaarigen Spikhunde.. .... 2. 2.2.2. . lau
| 1. Der chineſiſche Spig oder Tihau (Edible Chinese dog)... .. 134
2. Der algeriſche Spitzhund (Chien des Douars) .....- 22... 136
9. Die odhantigen- Shikhunde. &.... 0. Sun Kan ven en ee 137
a) Dregenirihe,taita „u . fen ne ee 137
b) Der ſkandinaviſche Elhhund (Hund der Lappen und Finnen). . 139
3. Die furzhonrigen Spikhunde. „u. > tn. 200 eu. 143
iſ . ar. Sr BE
b) KRurzhaarige Spite in Sumatra und Weu-Srland . ...... 147
eo) sndile Turghaarige Spike .. . u... nu... es 147
5) Die wohnartigen Hunde 2 nenn RN en en 2er ne ee 148
V. Biniher, Terrier und Dalmatiner... 2 2. 111 152
A: Diesventihen- Binder... 20208 11 a
B: Die englitnen Terrier . 2... 0 een chartern vl sr. s 108
a) Glatifnarige engliiche Terrier... .. . ehe 157
J. Der Bullterrier - - u nn Ka er EEE VE 157
2. Der jhwarzegelbe englijde Terrier (The Black and tan Terrier)... 2.2.2162
3... Der weike engliihe Ferrier. . .°. u me Se IR 166
4. Der glatthaarige Fuchsterrier (The smootheoated Foxterrier). . . . . 167
b) Raub-praht)hnntige engliihe Zerrier nern ee 175
5. Der rauhhaarige Fuchsterrier (The wirehaired Foxterrier) ...... 175
6... Der. iriihe Verriet 0.0.5 2 ee lan
7. Der Iholtiihe Terrier (The Seottish”Bernier)"= „0.0.2. Korg 181
8.- Der -Wellh-Xterrier: 7. = we A 2 183
9. Der Dondie Dinmont-Zerriern er ee 185
10% Der Beblington-Zerrier. 0 ed ee 189
11.2 Der Nireönlezgeruier ce TEA 111 191
12, Der Stye⸗Terrieeeef Ele a 195
C. Der Dalmatiner (The Dalmatian dos) E12 EEE 197
VL Die Pariahs und verwilderten Hunde: 2 2 U 2 Ws 111 206
1), Die Bariah5 >... 2. ale 1 206
2).-Bertwilderte Hunde: > - 2... 2.0 1 208
Bierter Theil.
Kleinere Fuxus- oder Damenhunde.
Zabellarijhe Ueberjiht der fleinen Luxushunde nad ihrer Nationalität 213
Klemere -Burus= und Domenhünde . „ „I. MDR er Re. . 214
. Mops und japaniſcher hin. 151%. RR 11 216
1) Der Mops (engl.: The Pug-Dog, franz.: le Carlin) .»..-: 22.20. 216
2) Der japaniſche Tſchin (engl.: The Japanese Spaniel, franz.: Chien du Japon) 219
Inhaltsverzeichniß. IX
Swerguwpelnunpe Vonltejerae. Su u a. ea 224
DE Dee Sinergpuinele 11 224
2) Der Melieien anne Bro er Sie oe 7 225
Die englifchen Zwergſpaniels (Toy-Spaniels) . ». 2. 22 222mm 230
EiDeraie nn Ceimeninißr 2 en. Ba er 236
1) DS Aa ee le er: 236
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.. Zwergpinfcher, Toy-Terrier und Toy: Bulldog . . » 222 2 22m 240
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DE Deragtopentut;hrariges 241
b) Der furzhaarige Zwergpinſcher (Rehpiniher) . .».. . . . 2... 2... 242
Sauhlanzigersmeraptn neue or ee. 242
a) Der Affenpinſcher (alter rauhhaariger Zwergpiniher). . » . 2.2... 242
b). Der neuere rauhhaarige Zwergpinjcher oder Zmergrattler . . ...... 244
RB Belijne Alimlalen oo eraiärgun eo o.ose EN En RER, 244
Der belgiſche Affenpinſcher (Griffon Bruzellois) . .. - - 2.22.0002. 244
WERE lullles re ee 245
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Der tur,haarigeupnere Smooth on-zerriep nr 245
2. 8181 246
a) De J)ortipite-wertieen ee RE ee IR 246
DL DELLEIHDEeSnnle>Serriere ee 249
D. Der englifhe Zwergbulldog (The Toy-Bulldog). .»..» 2... 2.2... 251
Stalienifches Windfpiel und engliſcher Whippet, nackter Hund und fonjtige fremde
DINO re ee ER ee ee = 252
A. 252
EEDers Eh inet nn. N 254
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D. Sonſtige außereuropäiſche Zwerghunddeee 255
Fünfter Theil.
Mikkheilungen über Züchtung und Behandlung des Hundes, über
kynologiſche Vexeine und ihre Thäfigkeit.
MEBera nie zugegen. > een ne er ale heller Nele 259
BEOHtier 265
Behandlung erwachfener Hunde. - » » . 2... BE NEE. 268
ART N Elena 02 Ne ER 274
Serenthettenvese lugesue 22 A 11 275
rantheiternesb 276
Die Staupe (Seuche, Laune, engl.: distemper, franz.: la maladie)...-.... 277
DIRTIEROTIEH ERLEIDEN le RS 11111 2379
A. Hautleiden, welhe dur Störung der Functionen des inneren
Organismus hervorgerufen werden (Flechten, Ausſchlag, Ekzem) 279
X Inhaltsverzeichniß.
Seite
B. Hautleiden, welche durch Anſiedlung von Milben und Pilzen her—
ſſſ au... ee en 280°
V. Abrichtung Der Hanne Fir ihre Beitimmung . . . 2. 2 283
Dreſſur de Worſtehhßßßzßzßzßzzz N en 283
Erite Dre) auperiooe (Die.Borinule). .. 111 284
Zweite Drejjurperiode (Die Arbeit im freien Felde ohne Flinte, Appor=
Hrena BEchelemac.)i. 286
Dritte Dreſſurperiode (Apportiren und Verlorenjuden). ...... 289
Der, junge — enJ771[[ 291
VI Vereinsweſen Anzftellungen, Prüfungeee 00. 293
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Tafel
XLVII.
XLIII.
XLIX.
LVI.
LVI.
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LXIV.
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LXVI.
LXVI.
LXVII.
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LXXII.
DOSE
LXXIV.
Derzeihniß der Tafeln.
Deutſche Dogge Fritz II. (Titelbild).
I er rer 15
Deutſche Doggen (Harras II. und Juno von Leonberg)... 2... 2... 18
Seuſſche Dogge Perle⸗Cuſstixrchee 20
Engliſche Maſtiffs (Guinevere und Boatſwain).. een. Me: 126
. vEnglifhe Bulldoggen (Lorne und Big-Ben).. * 32
Sun her nunde Baldnıı a 2 Sa rer N LEE 1 |
. LRurzhaariger und langhaariger Bernhardiner (Hector von Bajel und Brutus) . 57
. vRanghaariger Bernhardiner (Young Barry und Großglodner) . .. ..... 64
Langhaariger Bernhardiner Czrr* 66
EEngliſcher Ianghaariger Bernhardshund Cadwallader... 8* 69
Engliſcher langhaariger Bernhardiner Plinlimmon.... 68* 72
V“Engliüiher langhaariger Bernhardshund Sir Bediver nn. 75
Leitimolanderg re: 79
VRandjeer-Neufundländer Brince Charlie - .. » 2.20. ernennen 85
VER NENTENNE a 87
vHirtenhund der Campagna und Ungarijhe Wachthunde oder Bundaih .. . . 9
vSteppenhunde (Ruſſiſcher Hirtenhund und Hirtenhund von Afghaniſtan) . . . 93
Ge chiiiwerinninele gs en) Eee 94
Deutſcher langhaariger, vauhhaariger und furzhaariger Shäferhum .. - - - 101
vSchottijcher langhaariger und furzhaariger Schäferhund...» . nr... 110
Grauer, weißer und I hvamyerlo pie rer 122
FNordiiche langhaarige und ftokhaarige Spighunde . .. . rn. nn e. 127
vSpishunde und wolfsartige Hunde... . 20m ernennen 148
Kenaliiche alaotthaaxige Terrier... Saunen. 157
vRWelihterrier. Nauhhaariger Forterrier. Schipperfes (Spit und Berthe) . . . 175
Dandie 185
ſ 1 189
A De nahe kei De itene an 191
XI Verzeichniß der Tafeln.
Tafel Seite
LXXV. ° Sfye-Terrier mit hängenden und mit ftehenden Ohren. 195
LAXVI. V Dalmatiner /(Ciecas uno SBerle, und Silver) . 2... ... 22.0. rue 197
LXXVI. Y Bermüderte Hunde amd Bariahs . UN nn. 2 un 8 0 1 ee 206
LXXVII. DE Son ee cher ee 216
UXXTIX. :VAmergipamele@loy-Spaniels) „2 2 u. u une 230
HRXX. V Blenbeime- Spamtel Brinee Charlie. 2. 2... 232
LXXXI. v Vorkihire- Terrier (Bradford Hero, Conqueror, Violet). . : .-- 2... 246
LXXXH. Mackte Hunde Südamerifas. Das italienische Windjpiel. . .» . 2... 0. 252
TXXRXIIE. U ennel Yürzerne Meute Suchshunde.. . 2. u un 272
LXXXIV. Deutjhe furzhaarige Vorftehhunde (Graf Hoyer dv. Mansfeld und Botho) . . 312
Abkürzungen.
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Abbildung.
Ausftellung.
Claſſe.
Challenge-Claſſe.
Champion-Claſſe.
Sieger-Claſſe.
Deutſches Hunde-Stammbuch.
. Oeſterreichiſches Hunde-Stammbuch.
.Schweizeriſches Hunde-Stammbuch.
.Kennel-Club-Stud-Book.
. unter dem Reglement des Kennel-Club.
Siegerpreis; Ehrenpreis.
Erſter, zweiter, dritter Preis.
Robende, jehr lobende Erwähnung.
Höchſt lobende Erwähnung.
Beceſitzer.
Züchter.
*
Dritter Theil.
Hans-, Hof- und Hirtenhunde, Rafelofe Hunde,
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Tabellarijche Ueberfiht der Haus, Hof» und Hirtenhunde und der rafjelofen _
Hunde nad ihrer Nationalität
. Gruppe.
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. Gruppe.
Doggen und Rüden I. u... 2. 0%
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Bernhardshunde, Neufundländer und Tibetbund. . . » -
Hirtenhunde und Pıdel . .....-
Schäferhunde, Spite und wolfsartige Hunde . ....2....
Pinſcher, Terrier und Dalmatiner. . .
Bariah, Verwilderte Hunde und Dingo
Tabellarijhe Heberjiht der Haushunde ꝛc.
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1*
+ Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
Erfte Gruppe.
Doggen und Rüden.
1) Die Doggen.
Der Ausdruf „Dogge“ gilt hiev als Collectivbezeihnung aller jener kräftig
gebauten furzhaarigen Hetzhunde mit verhältnigmäßig großem Kopf und ſtarker, vorn
rechtwinklig abgeftumpfter Schnauze, mit tief herabhängender Oberlippe und jtart
entwideltem Unterkiefer und Gebiß. — Die deutſche Dogge, der engliſche Maftiff und
Bulldog, der Dogue de Bordeaux und die alten Bullenbeißer gehören hierher.
Der Ursprung jümmtlicher heutigen Doggenformen reicht nicht weit über Die
hriftliche Zeitrechnung zurüd. — Die alten Aegypter Hatten feine echten Doggen; bei
den Afiyrern tritt jedoch ein mächtiger, ſchwerfällig gebauter, furzhaariger Kampfhund
auf, welcher ebenjowohl an einen plumpen Bullenbeifer, wie (von der Behaarung ab-
gejehen) an den Berghund von Tibet erinnert, welcher noch heute Dort eriftirt. — Die
alten Hellenen übernahmen diefen Hund der Aſſyrer feineswegs; wir finden ſowohl
bei ihnen, wie bei den alten Römern nur ſpitzſchnauzige Kampfhunde, mit hohen
Läufen und kurzem Haar, während der Hund don Moloffis, welcher meistens fälſchlich
als das Ideal aller Doggenformen aufgefaßt wird, ein wolfsartiger Hirtenhund, wie
der heutige Hund der römiſchen Campagna war. — Eine der früheſten Erwähnungen
doggenartiger Hunde in Rom finden wir bei Gratius Faliscus, welcher im zweiten
Jahrhundert nach Chriſtus lebte und den Muth und die Kraft der aus Britannien
eingeführten breitmäuligen Hunde rühmt, welche bei den Circuskämpfen die
Hunde von Moloſſis befiegten ). Trotz der Ueberlegenheit der Britannier im Doggen—
züchten erhalten wir doch die erſten Beſchreibungen der Hetzhunde des frühen Mittel—
alters erſt durch ſpaniſche und altfranzöſiſche Jagdſchriftſteller des 12. bis 14. Jahr—
) Vergl. Antike Raſſen, Bd. 1.
—
Die Doggen. 5
Hunderts. Durch Vergleichung derjelben mit den jpäteren englifchen und deutjchen
Quellen finden wir, daß die Doggenformen jämmtlicher europäischen Länder vom
Mittelalter bis jest fi auf drei Haupttypen bejehränfen, welche ſich im Laufe der
Zeit zu befonderen nationalen Raffen ausgebildet Haben. Es find dies 1) die ſchweren
Bullenbeißer (annähernd dem Maftiff entſprechend), 2) die großen hochläufigen
Doggen, duch Kreuzung des Bullenbeißers mit dem Windhunde entjtanden (im
Typus der deutjchen Dogge) und 3) die kleinen Bullenbeißer, welche nur eine durch
Zuchtwahl verkleinerte Form des ſchweren Bullenbeigers bilden.
A. Die Doggen in Deutſchland.
In den Volksrechten der germaniihen Stämme werden bereit große und
ſchwere Hatzhunde erwähnt, welde das „Schwarzwild“ (Bären, Wildftiere und Sauen)
dig. 9.
Deutihe Bullenbeiker des 18. Jahrhundert2.
Großer oder Danziger Bullenbeißer. Kleiner Brabanter Bullenbeiker.
(Nah Riedinger.)
jagen und fangen!). Obwohl diefelben nicht unter einem bejonderen Namen auf—
geführt, ſondern nad) ihrer jagdlichen Beſtimmung als „Bärenhunde, Eberhunde, Wolfs-
beißer u. ſ. w.“ bezeichnet werden, jo unterliegt es doch feinem Zweifel, daß wir in
1) „De his canibus, qui ursos vel bubulos i. e. majores feras, quod Suarzwild
dieimus persequuntur, si de his oceiderit, cum simili et 6 solidis componat.“ Lex
Bojuv. tit. 19, art. 7.
„Bonum canem porcaritium, qui capit porcas, ursaritium, qui ursos capit, vel
qui vaccam et taurum prendit, si occeiderit aliquis, cum 3solidis componat.“ Lex Alem.
tit. 83, art. 3.
6 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
diefen Hunden die Borfahren der jpäteren deutſchen „Bullenbeiger“ vor uns
haben, welche wiederum dem alten engliihen Maftiff und dem franzöfiichen alan
vautre entjpreden, ohne deshalb genau ein und diejelbe Raſſe zu bilden. Aus
diefen großen Bullenbeigern entwidelte fi) im 16. und 17. Jahrhundert eine Kleinere
Nebenrafje des jogenannten Brabanter Bullenbeißers, während die alte ſchwere
Form als Danziger bezeichnet wurde !).
Wir kommen nun zu einer dritten Doggenform, welche die alten, ſchwer—
fälligen YBullenbeißer an Höhe und Gewandtheit weit übertraf. Zu Anfang des
dig. 96.
Deutſche Doggen vom Anfang de3 17. Jahrhunderts,
(Aus einem Bilde van Dyk's ın (Aus einem Bilde von Rubens
der Münchner Pinakothek.) im Belvedere bei Wien.)
16. Jahrhunderts wurden nämlich jowohl in Deutjchland wie auf dem ganzen Gon-
tinent von England und Irland aus viele Hochläufige, ftarfe Doggen eingeführt,
melche durch Kreuzung des Maftiffs mit den großen irländifchen Windhunden jener
Beriode entjtanden waren und überall Auffehen erregten. Diefe Hunde, welche
übrigens in durchaus verjchiedener Größe, Schwere, Farbe und Form auftraten, find
als die Stammeltern unferer heutigen „deutſchen Dogge“ zu betradten,
wir haben jelbjt ihren Namen (vom englifchen „Dog“) beibehalten, und
fie jind in Deutſchland vom Anfang des 16. bis Anfang des 19. Jahr
hunderts als „engliſche Hunde” bezeichnet. — Man nannte jogar den Zwinger
dieſer Doggen den „englijchen Stall” und den Wärter den „englifhen Hunds-
1) Aljo in ähnlihem Berhältnig wie in England zur jelben Zeit der Bulldog aus dem
alten Maftiff hervorging.
Die Doggen. . 7
jungen“. Thatſächlich wurden diefe „engliichen Hunde“ aber in Deutjchland jeit
dem Anfang des 17. Jahrhunderts bereits jelbitändig gezüchtet und zu einer be=
ſonderen Raſſe ausgebildet, während in England die alten Maftiffs wie auch Die
Stammväter unferer Doggen in Folge der zunehmenden Vorliebe für den Bulldog
immer mehr in Vergeffenheit geriethen und verſchwanden. — In Deutjchland aber
wurden bis zum Anfang dieſes Jahrhunderts neben den jogenannten englijchen
Hunden oder Doggen auch die alten einheimifchen Bullenbeißer fortgezüchtet, deren
kleinere Barietät (unter dem Namen „Brabanter”) annähernd dem Bulldog entiprad),
ohne mit demjelben näher verwandt zu fein. Die eigenthümlichen Beziehungen und
MWandlungen diefer drei deutfchen Hunderaffen während mehrerer Jahrhunderte ergeben
fi) am beiten aus dem Studium unferer älteren Jagofchriftiteller, venn alle deutſchen
Doggen und Bullenbeißer waren bis zum Anfang Diejes Jahrhunderts
Jagd- und Hetzhunde umd nicht Gegenstand des Lurus allein, wie dies jeiner
Zeit häufig von deutjchen Händlern den Engländern gegenüber behauptet wurde, um
die in England damals üblihe Benennung: „German Boarhound“ (Deutjcher
Cherhund) zu befeitigen !). Die nachſtehenden, chronologiſch geordneten Citate aus
unferer Sagdliteratur dürften hier am Plate fein, um jowohl die fait ausjchlieplic
jagdliche Verwendung unferer Doggen in früherer Zeit, wie auch ihre Abjtammung
von den englischen Maftifffreuzungen des 16. Jahrhunderts zu bemeijen.
Im Jahre 1538 Hatte Landgraf Philipp zu Hefjen einen Antwerpener Bürger
beauftragt, ihm einen ſchönen „englifchen Hund“ zu faufen, derjelbe antwortete, daß
er von einem ſolchen höre, der in England fei, doch werde man ihn nicht unter
10 bis 15 fl. erhalten. Wilhelm Bud erwähnt ferner, „daß Landgraf Philipp
im Jahre 1563 immer „etliche engliſche Hunde mit fi) führte, als Ball, Türk,
Anhalt und den jungen Weduff, welcher ihm ſehr beliebt, mußte bei ihm im Gemad)
jeyn, war ſchloßweiß und hat einen rothen Fleck am Ohr und Hinterbaden, war ein
treuer Hund, was ex faßt, das hielt er“. Etwa zur felben Zeit ſchrieb Landgraf
Philipp: „Wir geben Div zu erkennen, dag fi vorrücdter Tage, wie wir zu Ebbe-
dorf jageten, zugetragen, daß unfer großer Hund Weckuf eine wilde Sau, ein Lehen
(Bade) angelaufen und die bei dem Ohr befommen, indeß hat die Sau den Hund
bei einem Fuß erwiſcht und gebiffen, darüber der Hund gejchrieen und endlich das
Ohr verlaffen und die Sau bei dem Maul ergriffen, dadurch erledigt worden und
die Sau darnad) anders gefaßt, daß fie gefangen worden.“ Um 1570 jchrieb Landgraf
Wilhelm IV. von Hefjen, daß er in drei Jagden 413 Sauen erlegt, wiewohl fie fich
„redlich gemwehret, Haben Fürjten und vom Adel, darunter große Nittmeifter, die dor
Maſtricht ihre Pferde unbejchedigt davon pracht, die Pferde auch etlicher vom Adel
Jeger und Bauern ſelbſt geichlagen und über hauffen gelauffen, auch den Bauern, jo
1) Die Folge war, daß die englijhen Doggenfreunde allerdings die Benennung „Öerman
Boarhound“ aufgaben, gleichzeitig aber auch die vorgejchlagenen Bezeichnungen: „German Maftiff“
und „German Dogge* (!) dankend ablehnten und zu dem alten Buffon’ihen: „Grand Danois“
(Great Dane) übergingen.
8 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
uff Beume entfliehen wollen, nachgejprungen, bey den Füßen erwiſcht und widder
herabgezogen, doch ſeyn unſere engelifhe Rüdden biß anhero noch Gottlob zimblich
ledig ausgegangen, u. ſ. w.“. Am 12. December 1581 ſchrieb Landgraf Wilhelm
von Heffen über die Saujagden jenes Jahres: „Wir haben während diefer Schweine-
hat ſehr luſtige Jagden gehabt und je zu Zeiten in einem Jagen zu Hundert und
etlihe und fünfzig — aud) oftmals aus unſerm Schirm allein mit Heben!) zu
60 gefangen, daß wir alſo bis auf dato 1154 Säue erlegt Haben — hätten aud) in
die 30 und mehr fangen mögen, wo fi) nicht. ein Unglüd zugetragen, indem daß
ein Schwein unfern frömmften SKammerjungen Claus Rantzau, welder mit einem
Spiefe in die Sue gangen, in den linken Schenkel über der Knieekehlen geſchlagen und
ihm die große Adern, jo vom Herzen herunter gehen, getroffen Hatte, aljo daß er dem
nächften umgefallen und todt blieben, darüber wir dann im Zorn abgeblafen.“
1582 erwähnt der Ueberjeger von Clamorgan’s Wolfsjagd der „eng—
liſchen Doggen“ zur Schweins-, Bären und Wolfshatz. C oler (1591 bis 1601) jagt
in feiner „Oeconomia ruralis*: „Es haben auc) etliche große Herren, reiche Leuth,
Edelleuth, Grafen und Fürften ihre Moloffen?) und Englifhe ftarte Hund.”
Im Jahre 1680 erſchien das erſte, jelbftändige, größere veich illuftrirte deutſche
Jagdbuch von Johann Tänker, und zwar in Kopenhagen. Wir finden hier zuerſt
| eine eingehendere Schilderung der immer noch als „engliſche Hunde“ bezeichneten
| deutſchen Doggen, wiewohl diejelben längft als deutſche Rafjen zu betrachten waren.
|
Ferner ift diefe Beſchreibung — den Anfprüchen däniſcher Kynologen gegenüber —
dadurch wichtig, daß Tänker mit feinem Worte diefer Hunde als einer däniſchen
Raſſe gedenkt, wiewohl er doch in Dänemark feit 20 Jahren lebte und
fängere Jahre als Wolfsjäger in Jütland fungirt Hatte! — Täntzer
beginnt fein Capitel über die zur Jagd verwendbaren Hunde folgendermaßen:
„Bon denen Englifhen Hunden. ... und haben die Engliſchen Hunde
ihren Nahmen von Engeland oder Irland, diemeilen in jelbigen Landen ſolche große
Arth Hunde erftlich befunden und erzogen worden und es werben dieſelben bon den
Liebhabern noch fonderlich jepariret, daraus der Unterjehied ihrer Aeftim zu erkennen.
„Denn theils große Herren, jo rechte Luft zum jagen haben, geben den allerbeiten
jolher Arth den Nahmen als Kammer-Hunde und fuchen dazu die allergrößten und
allerihönften aus. Ferner werden die, nechft diefen auch Leibhunde genennet und
1) Dieſe Hagen wurden ohne Anwendung des Schießgewehrs und der Fanggarne (oder nad)
dem damaligen Ausdrude: „ohne Seil und Garn“) abgehalten, indem die von den Rüden aus
dem Diekicht ins Freie oder auf den „Laufplag“ getriebenen Sauen mit den hinter Schirmen
aufgeitellten ſchweren Hatzhunden (engliihe Doggen und Bullenbeißer) behegt und gefangen
wurden. — Die von den Hunden „gedeckte“ Sau wurde dann vom Jäger mit dem „Schweinſpieß“
oder Hirfchfänger abgefangen. — WS bejonderes Bravourſtück galt das Anlaufenlafjen oder Ab—
fangen der von Hunden nicht gedeckten Sau, welches jomoh! von berittenen wie von unberittenen
Jägern ausgeführt wurde und nicht immer ohne Schädigung derjelben endete.
| 2) Canis Molossus, der antife Kampfhund aus Molojfis entipricht dem heutigen Hirten-
|
| hund der Gampagna, ward aber von deutſchen Gelehrten des 16. Jahrhunderts und jpäter als
Bezeihnung des Urtypus der ſchweren Bullenbeiger und Maftiffs angewandt.
Die Doggen. 9
N:
die übrigen ſeyn und bleiben Englifhe Hunde — Jetziger Zeit werden jolde
Hunde jung an den Herren-Höfen erzogen, und gar nit aus England
geholet; — auch am beften, warn jo einer ein Jahr oder >/; Jahr alt ift, ehe er
neben anderen ſchon geübten Hunden dann mit eingejchäget wird. Ihre Abrichtung
ift wenig Mühe und zuförderft nötig, daß dieſelben in ihrer Jugend bändig gemachet
und zu führen gemwehnet werden. — Damit fie das Viehe gemwohnen u. |. w.“
dig. 97.
Gejadte oder gepanzerte deutſche Dogge. 17. Jahrhundert.
(Nah den Driginaljaden der Herzogl. Coburger Sammlung.)
Täntzer erzählt dann weiter, daß „große Herren Liebhaber die Leibhunde mit
filbernen, die Kammerhunde aber mit filbern vergoldeten Halsbändern ziereten, welche
mit Seyden oder anderen föftlichen Franzen bejeget und mit Sammt gefüttert ind“.
Der junge Hund wurde mit eimem alten auf einen angejchofjenen Hirſch geheßt,
und wenn der alte gefangen, zeigte man ihm, daß er den Hirſch nur don der Seite
am Gehör faſſen dürfe. Später brachte man ihn nebſt dem alten Hunde an geringe
Baden, und zuleßt an Seiler, wobei den Hunden, dann zuvor die jogenannien
„Jacken“ angelegt wurden, um fie gegen die Schläge derjelben zu ſchützen. Dieje
Jacken wurden zu Täntzer's Zeit „aus braunem Barchent oder Baumjeiden aus-
10 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ıc.
wendig gemacht und unten mit fefter Leinwand ausgefüttert, mit Haaren oder Baumes
wolle wol auzgejtopfet und ganz durchnähet, unter dem Bauch und der Bruft aber
iſt es am gefährlichiten und find die Jaden Hier mit Fiſchbein ausgeleget und mit
eitel Nöfjel- Löchern hart an einander gemachet mit vieler Arbeit, daß es als ein
Pantzer feſte“ (Fig. 97).
„Zum Bähren aber find allen die Jaden unnötig, weiln es da meilt Ohrfeigen
giebt und ſolches ein ſolcher Hund in der Furie nicht groß achtet oder fühlet.“
Außer diefen „engliihen Hunden“ erwähnt Täntzer dann nod) der „eng—
liſchen Zwitter oder Bährenbeyßer“, welche feiner Beichreibung nad durch
Kreuzung der großen engliihen Hunde mit Eleineren Hunden gezüchtet wurden.
Diefe Zwitter waren niedriger von Läufen und ſtark von Leib und Kopf. Man
ftugte ihre Ohren und Ruthen kurz und benubte fie hauptſächlich zu den Bärenhegen
im Zwinger, wie au an Sauen, Wölfen und Luchſen. Außer den „englischen
Zwittern“, welche immer noch ſchwere Hunde waren und an den meilten Höfen durch
die alte Raſſe der Bullenbeiker vertreten wurden, beſchreibt Täntzer dann auh
die Zwitter zwiſchen englifchen Hunden und Windjpielen, welche zu zweien oder
dreien zur Hebe angeſchoſſener Hirſche und Bachen, aber nicht auf Keiler und grobe
Sauen verwendet wurden.
Den Beihluß der Hebhunde machen bei Täntzer nad den Windhunden die
Rüden oder „Rüthen-Hunde”, melde in größerer Anzahl zum Regemachen der
Sauen verwendet wurden. Später werden ſie nähere Erwähnung finden.
Mie verſchieden übrigens diefe in Deutjchland gezüchteten „engliihen Hunde” zu
Täntzer's Zeit noch waren, ergiebt fi aus feiner eigenen Cintheilung derjelben
al „Rammer=, Leib- und gewöhnliche englijhe Hunde“ — Unter den
damaligen Abbildungen diefer Hunde finden wir jchon zur Zeit Rubeng’!) Erem-
plate, welche fi) nur menig von unferen heutigen Doggen unterſcheiden; daneben
aber auch jehr ſchwere umd leichtere Formen. Lebtere ſchildert u. A. v. Hohberg
1701 in feinen „Georgica Curiosa“ folgendermaßen: „Die englifhen Hunde
find auch gute Schwein-Hunde, etliche deren find jchnellen Laufs und hat der Herr
3. B. Colloredo Obrift-Lieutnant einen ſolchen Hund anno 1637, als wir Havel—
berg eingenommen, von den Schwedischen befommen, der 2 oder 3 mal einen Hafen
in der erften His befommen. Derſelbe Hund fing einen auf ihn zulaufenden Hafen,
indem er fich in eine Furche drüdte und ihn beim Herankommen im Sprunge faßte.“
v. Hohberg überjchreibt daS betreffende Gapitel: „Bon den Schwein-Rüden“
— gebraucht diefe Benennung alfo no in der Weife des Mittelalters als Gollectiv-
namen für alle bei der Sauhatze gebräuchlichen Habhunde außer den großen Windhunden.
Fleming (1719) liefert bereit3S eine genaue Bejchreibung und ziemlich
harakteriftiiche Abbildungen jämmtlicher deutfchen Haßhunde feiner Zeit, und rechnet
dazu: „Englifhe Doden, Bären oder Boll-Beißer, leihte Cours—
1) Abbildung Fig. 96 auf ©. 6.
Die Doggen. 11
Hunde, Saurüdden und Windſpiele.“ — In Betreff der „englifhen Docken“
erwähnt Fleming ebenfalls, daß dieſe Hunde „in jegiger Zeit nicht mehr fo meit
geholet, jondern in Teutſchland an großer Herren Höfen von Jugend auf erzogen,
zur Pracht erhalten, auch nach ihrer Größe, gutem Gewächs, Schönheit und Farben
als „Kammer-, Leib- und Englifhe Hunde“ unterjchieden und äftimiret
werden“. — Die „Bären= oder Boll-Beißer“ fhilvert Fleming als Hunde
„von mittelmäßiger Größe, breiter Bruft, kurzem und diem Kopf, kurz aufgeworfener
Naſe, ſteif ftehenden und ſpitzig verjchnittenen Ohren, dDoppeltem Gebik, weßwegen fie
fi) jehr verfangen fünnen, von breiter Stirne zwilchen den Augen. — Welche Hunde
zwar Dice, ſchwer, jtark und unbehende zu lauffen, im fangen aber ungemein hibig
erbittert und jo grimmig anfallen, daß fie darvon zittern und ſchwer abzubringen
find, wie dergleihen Art man in Dantzig bey denen Fleifchern in ihrem Spicher von
unterjchiednen Sorten antrifft und ſoll diefe Art aus Moscau herkommen, wie ichs
dann jelber vor eine Tatariſche oder andre grimmige Art Hunde halte. Dann fie
gantz böſe und tückiſch ausſehen und vor unfern Hunden was bejonders haben. Sie
werden insgemein zur Büffel-Ochfen- Hab, wie auch zumeilen die Bäre damit zu
hegen gebrauchet, zu welchem Kampffjagen fie denn auch am nüblichften dienen. —
Noch eine andre Art, jo mittelmäßiger, doch etwas niedriger, aber fait an allen
Gliedern denen vorigen ähnlich ift, Hat man in Brabant, die fie Boll-Beißer
nennen, diejelben haben faft gleiche Beichaffenheit mit vorerwehnter, nur daß fie, tie
gemeldet, Feiner find. Sonſten pflegt man aud in Ermangelung vorerwehnter
Arten dergleichen jelbiten zu ziehen, wiewohl zwiſchen denjenigen, jo von ihrer Art
gefallen und denen Baftarten An Unterſchied it“. — Dieje Kleinen Bärenbeißer
wurden Hauptjählic zu den Kampfjagen und Thierhegen verwendet, fie mußten „den
Bär Hin und her ziwaden, ängftigen und plagen, daß er fih von einem Windel in
den andern bey dem Kampfjagen retiriret und wo Waſſer vorhanden, bald hinein,
bald wieder herausfähret, mit Ohrfeigen umb ſich ſchmeißet, bis die Hunde müde
und die Herrichaft überdrüjlig wird, jodann wird den Bär von der Herrfehaft mit
dem Fangeiſen der Reit gegeben, nachdem die Cammer- oder Leibhunde borgerüdet
und den Bär gefangen, darzu von den Jägern mit Wald- und Hüfthörnern geblafen
wird. Wo die Bäre jelten, pflegen manche Herrichaften darmit Stiere oder Bollen
zu hetzen, welches aber eine Uebung jo mehr denen Fleifhern als Jägern anftändig,
mir aber unbekannt iſt“. Das Weußere der genannten Bären- oder Bullenbeißer
Ihildert Fleming noch weiter: „Sie find meift von kurzen Nafen und ſchwartz umb
das Maul, die Unterkiefer ftehen vor, find gelblicht oder braunftreiffig an Farbe und
jehen mit denen Augen jehr unfreundfih und launif aus“). (Vergl. Fig. 95.)
1) Fleming erwähnt zum Schluß auch der Cours-Hunde und verfteht darunter die
ion bei den Windhunden erwähnten jtarfen curländiſchen Windhunde, in deren Erman—
gelung man ſich auch der Baftarde einer großen Windhündin und einer engliſchen Dode bedienen
fünne. Dieje Hunde gehörten nah Fleming's Anfiht in „ven engliſchen Stall“, da
fie zum Behegen des flüchtigen Wildes verwendet wurden.
2*
12 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde ꝛc.
Riedinger giebt in dem 1738 erjhienenen „Entwurff einiger Thiere“ u. X.
18 Abbildungen von Jagdhunden. Hier macht eine jehr jchöne Abbildung ver
„englifhen Dode“ den Anfang, darauf folgt als Nr. 2: „große Arth der
Bährenbeißer“ und Nr. 3: „Eleinere Arth von Bährenbeißer“, melde
fämmtlih der Fleming'ſchen Auffaſſung der damaligen deutſchen, ſchweren Hab-
hunde entſprechen — Außerdem find Windhunde, Rüdenhunde und der „leichte Cours—
hund“ Fleming's abgebildet. Den Beſchluß macht Taf. 18: „D äniſcher und
verſchidene Budelhunde“ — two eine leichte Blendlingsform der Dogge neben mehreren
Wafjerhunden liegend dargeftellt it. |
In Döbel's „Jägerpractica” (1746) finden wir: „Yu Hetzhunden werden unter-
ichiedliche Arthen genommen; als da hat man die Engliſchen Hetzhunde oder
Token und Docken genennet, diefelbigen find unter allen Hunden die größeften,
indem einige derjelben über drei Schuh had) wachſen und find alfo auch ſchwer. Wo
fie aber etwas paden, halten fie es auch gewiß.“
„Berner find da Bären= oder Bullenbeißer, welche gegen jene viel niedriger
fein, daß fie jelbigen unterm Leibe wegkriechen können, ohne anzuſtoßen, haben kurze
dide Köpfe, packen Alles, woran fie gehebet werden, daß fie ſich fat allemal ver-
fangen.” (Vergl. Fig. 95.) ;
„Sp hat man aud die Blendlinge, melde beſonders däniſche Blend—
(inge genannt werden, diefe find etwas höher mie die Bullenbeiker, leichter zum
Saufen, haben etwas ftarfe, doch nicht jo ſehr kurtze Köpfe wie die Vorigen.“ Es
ift zu beachten, daß hier zuerſt der däniſchen DBlendlinge näher gedacht wird. Die
erfte beiläufige Erwähnung derſelben finde ich bereit bei Fleming im Gapitel
„bon denen Blendlingen“, worin es heißt: „Sie (Die Blendlinge) werden aber
zuwege gebracht, wenn eine niedrige dähnijche Hündin mit einem Windhund belegt
wird (aljo doppelte Kreuzung; der Verf.) oder wenn man in Mangel derer eine
andre gemeine Hündin nimmt, doch von glatten Haaren, jo füllt öfters eine gute
Art 1... w.”
v. Heppe (vom Leithund 1751) erwähnt unter den Hebhunden zunächſt der
engliſchen Doden, er unterſcheidt Kammer-, Leib- und gemwöhnlide
Hunde, erwähnt ferner, daß fie zu den Saujagden gepanzert jein müßten, daß bie
irländifchen den englifchen an Höhe und Stärfe um ein gut Theil noch vorgehen umd
als „ſchwere Hatzhunde“ zu bezeichnen wären, da fie wohl zum Niederziehen und
Würgen des fich ftellenden Wildes, aber nicht jo gut zum Ginholen defjelben in
freier Flucht zu gebrauchen wären. Zu den ſchweren Hakhunden zählt v. Heppe
ferner die Bären- und Bullenbeißer, und unterfcheidet ebenfalls noch die hohen
Danziger und die niederen Brabanter Hunde (vergl. Fig. 95). — Unter den
leichten Hebhunden nennt v. Heppe zunächſt die deutſchen alten Gourshunde
als jehr nützlich im Lichten (Freien) zum Einholen und Stellen des flüchtigen Wildes,
wie au die dänischen Blendlinge (Windhundkreuzung), melde er als jehr
raſche, etwas „rane” (ſchmale) Hunde mit wohlproportionirten, etwas ſpitzen Köpfen
Sn re Aue
Die Doggen. 13
ſchildert; „fie find ſehr nüglih im Freien auf Sauen, Rehe und Füchſe — lernen
au Künfte und apportiren”. Außerdem erwähnt v. Heppe der Zwitterhunde
(gefreuzte Blendlinge) von allerhand Arten — „fie find gute Hatzhunde auf allerley
Wildprett“.
Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts treten mit der Abnahme der Thier—
hetzen im Zwinger die alten deutſchen Bullen- und Bärenbeißer immer mehr in den
Hintergrund. Graf Mellin (1779) erwähnt ihrer in ſeinem trefflichen Werke
(Anlage der Wildbahnen) als Jagdhunde gar nicht mehr und theilt die Hetzhunde in
ſchwere und leichte Hunde. Zu erſteren zählt er nur die engliſchen Hunde und
die ſtarken „Pommeriſchen Saurüden“ — zu den leichten nur die Pürſch—
und Windhunde. Letztere werden zum Einholen des flüchtigen Wildes, erſtere zum
Packen und Halten deſſelben gebraucht. — Unter „Pürſchhunden“ verjteht Graf
Mellin die öfters erwähnten Curländer Windhunde, welche er augenſcheinlich als
eine Doggenkreuzung (mit dem Windhund) auffaßt. ‘
Hartig (1811) erwähnt in feinem „Lehrbuch für Jäger und die e3 werden
wollen”, im Gapitel von den Hunden, der Saurüden, engliihen Hatzhunde
oder Doggen und der Bullen- oder Bärenbeißer ala der ſchweren Yab-
hunde und der „Blendlinge al der leiten Hunde“. Die engliihen Doggen
werden auch hier noch als die ftärkiten, das heißt als die größten und ſchwerſten
„unter allen Hunden“ erwähnt. „Kopf und Schnauze find did, der Leib gejtredt,
die Läufe ftart und musculös, die wenig gekrümmte Ruthe lang, das Haar immer
kurz und glatt, in der Farbe aber ſehr verſchieden.“ Auch braun und ſchwarz ge-
flammte werden angeführt, wie getigerte und gefledte, die, wenn fie recht jchön und
groß, oft ſehr theuer bezahlt wurden. Vom Bullenbeiker fennt HYartig nur
no die große Form, „welche den englifchen Doggen an Größe fat gleich, der
ganze Körperbau aber fürzer und gebrängter, der Kopf bon mopsartigem Anfehen.
Man findet viele mit gejpaltenen Najen, auch mit jehr kurzen Ruthen und ganz
ftumpf geborne Die Farbe meiftens gelblich mit ſchwarzem Maule oder ganz
ſchwarz“. Zu den leichten Hebhunden zählt Hartig die Kreuzungen von Sau—
rüden und Doggen oder vom Bullenbeiger und Windhund. „Es find daher dieſe
Hunde groß und ftark, lang gejtredt, Hochläufig, ſpitzköpfig und Haben viele Aehnlich—
feit mit dem Windhunde.“ Der däniſchen Blendlinge erwähnt Hartig mit feinem
Worte.
©. %. D. aus dem Windell giebt in feinem Handbuch für Jäger (1820,
2. Aufl.) nur noch eine jehr oberflächliche Beichreibung der Bullenbeißer und eng=
lichen Doggen. a. d. Windel! erwähnt auch der dänischen Blendlinge, welche bei der
Saujagd näher bejhrieben werden jollen, doch ift hier nur noch die Rede von Blend—
lingen im Allgemeinen und ihren Vorzügen bei der Jagd auf Sauen, da Doggen
und Bären= oder Bullenbeißer wegen ihrer Schwere, Ungezogenheit und Bos—
heit hier füglich nicht zu gebrauchen. — „Farbe und Bau der gewöhnlichen Hebhunde,
jeldft der Name „Blendlinge” ſcheint zu beweilen, daß fie von vermifchten Raſſen
14 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
entiproffen find. Meiftens waren ihre Stammältern Rüden und Windhunde.
a. d. Windell bemerkt noch, daß vor ungefähr 30 Jahren im Deſſauiſchen alljähr-
(ih an 800 bis 2000 Sauen gehebt wurden, während 1820 im ganzen Lande nicht
100 mehr zu finden jeien. Man bediente fi) damals in Deſſau noch der irländiſchen
Hunde, welche durchweg 27/, Fuß, oft noch Höher waren, von Farbe meilt weiß—
bunt, jelten ganz blau, nie roth oder graufträhnig, „trotz ihrer außerordentlichen
Stärke waren fie jo leicht”, daß oft im Freien Füchſe mit ihnen gehebt wurden.
Am längften erhielten ich die eigentlihen Sauhagen in Kurheſſen, wo noch jebt
Nachkömmlinge der alten kurfürſtlichen „Saupader“ (gelb mit ſchwarzem Yang)
eriltiren.
In vielen Gegenden Deutjchlands waren die Saujagden mit ſchweren Habhunden
zu Anfang dieſes Jahrhunderts indeß längſt bejeitigt; den Bullenbeiker fannte man nur
dem Namen nad, und die „engliſchen Doggen“ waren aus den fürftlihen Jägerhäufern
und Zwingern vielfach in Privatbeſitz übergegangen. Statt der alten „Kampfjagen“
und Thierhatzen in den fürftlihen Zwingern und Hebgärten finden wir namentlic)
in den Hanſeſtädten oft Hegen von Bären und vergl. öffentlich angezeigt, bei denen
„Saupader und Solofanger“ als Hebhunde figuriren. — Die deutſchen Bullenbeißer
verſchwanden völlig, dagegen wurden die „englischen Doggen“ zahlreich und als Luxus—
hunde in verjchiedenen Varietäten, namentlih im Württembergiſchen, in Mm und
Umgegend gezüchtet. Erſt jet ward es bei den Händlern üblih, die früher als
„engliihe Doggen“ benannten Hunde bald als Ulmer, bald als dänische Doggen
zu bezeichnen, je nachdem der Käufer einen ſchweren oder leichten Hund wünſchte.
Hierzu trug ſowohl die Verwechfelung mit den jogenannten „däniſchen Blendlingen“
(Kreuzung zwiſchen Rüden und Windhund), wie die bereitS zu Anfang vorigen Jahr-
hunderts entitandene Hypotheſe Buffons bei, nach mweldher der Windhund unter
dem Einfluffe des dänischen Klimas fi) zu einer Dogge (Grand Danois) aus-
gebildet Habe! (Vergl. Doggen in Frankreich.) — Auf der erjten größeren deutjchen
Hundeausftellung in Hamburg 1863 fanden fi unter dem Titel „Dänische Doggen“
8 Exemplare, während in der Claſſe der als „Ulmer Doggen” bezeichneten Hunde
7 Stüd ausgeftellt waren. In der Ausftellung zu Altona 1869 finden wir 15 „dänifche
Doggen” und 12 „Ulmer Doggen“. Im Jahre 1876 erjchienen auf der großen
Hamburger Ausftellung 24 „dänifhe” und 45 als „Ulmer“ benannte Doggen.
Bon allen diefen Hunden mar fein einziger aus Dänemark eingejchidt over feine
Abftammung von dort angegeben — fie gehörten vorwiegend Hamburger und
Ulonaer Bürgern und waren theils im Württembergifchen, theils in Berlin ge=
züchtet. — Bei Gelegenheit der Hamburger Ausftellung (1876) ſtellte fich zuerſt die
Unmöglichkeit heraus, die ausgeftellten Doggen nad) den angenommenen Glafjen als
berjchiedene Hunderafjen zu behandeln, und die deutſchen Preisrichter machten hier
zuerjt (auf v. Wardenburg’3 und Lang's Anregung) den Vorſchlag, die Doggen=
clafjen auf eine einzige Kaffe zu bejchränfen und diefelben einfach als „deutſche
Doggen“ zu bezeichnen, was ſie thatfächlich bereits jeit mehreren Jahrhunderten find.
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Tafel XLVII.
Deutſche Dogge Harras I.
v. Lord (I, Preis, Berlin 1880).
Bühter: Stahl-Ehlingen; Beier: Dr. Cafter- Winkel.
Die Doggen. 15
Die deutſche Dogge der SJehtzeit.
Wie ſchon erwähnt, variirten die deutſchen Doggen jener Zeit namentlich) in
Bezug auf Größe und Stärke, doch entjchloffen ji die maßgebenden Preisrichter
und Züchter bald, nur jene, in Deutſchland am häufigiten gezüchtete und ſchönſte
Form anzunehmen, welche genau die Mitte hält zwiſchen der ſchweren Form der Bullen-
beiger und der des Windhundes!). — Im Jahre 1880 wurden bei Gelegenheit der
Austellung in Berlin die Nafjezeihen dieſer Form in einer Verfammlung von Dele-
girten unter Borfig des Präſes Dr. Bodinus feitgeltellt, mit der vorgevrudten An—
merfung:
„Raſſezeichen der deutſchen Dogge.
(Berlin 1880.)
(Mit der allgemeinen Annahme viejes Namens find die bisher üblichen aber unberechtigten
Bezeichnungen „däniſche Dogge“ und „Ulmer Dogge” fortgefallen.)“
Bei Gelegenheit der allgemeinen Reviſion der Rafjezeihen der Nichtjagdhunde
im Jahre 1891 wurden auch die Points der deutſchen Dogge auf Anregung des
Berliner „Doggenclubs“ in folgender Weiſe abgeändert:
Die deutihe Dogge.
1) Allgemeine Erſcheinung: Die deutjche Dogge vereinigt in ihrer Ge—
ſammterſcheinung Größe, Kraft und Eleganz wie faum eine andere Hunderafje. Sie
hat nicht das Plumpe und Schwerfällige des Maftiffs, ebenjomenig die zu jchlanfe
und leichte, an den Windhund erinnernde Form, jondern Hält die Mitte zwiſchen
beiden Extremen. Bedeutende Größe bei Fräftiger und doc) eleganter Bauart, meiter
Schritt und ftoße Haltung, Kopf und Hals hoch, die Ruthe in der Ruhe abwärts,
im Affect geftrect oder mit möglichſt Schwacher Biegung nach oben getragen.
2) Kopf: Mäkig langgeftredt und eher hoch und ſeitlich zujammengedrüdt
al breit und platt ericheinend. Stirn, von der Seite gejehen, merklich vom Najen-
rücken abgejegt erjcheinend und mit. diefem parallel nach hinten verlaufend oder nur
ſchwach anfteigend, von vorn gejehen nicht auffällig breiter als der ſtark entmidelte
Schnauzentheil; Badenmusfeln nicht zu ſtark herbortretend —: der Kopf ſoll von
allen Seiten edig und beftimmt in jeinen Außenlinien ericheinen. Naſe groß, Najen-
rücken gerade oder nur. ganz ſchwach gebogen, Lippen vorn ſenkrecht abgejtumpft und
nicht zu ftarf an den Seiten überhängend, jedoch mit gut ausgejprochener Yalte am
1) Eo ſchwierig die Löſung diefer Aufgabe auch anfänglich erſcheinen mag, jo ergiebt fie
fi) doch von jelbft, jobald eine größere Anzahl von Hunden verjchiedener Stärke neben einander
geitellt werben.
16 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
Lippenwinkel; Unterkiefer weder vorjpringend noch zurüditehend. Augen mittelgroß,
rund, mit ſcharfem Ausdruck, Brauen gut entwidelt; Ohren hoch angejeßt, nicht zu
weit auseinander ftehend, wenn geftußt, jpis zulaufend und aufrecht ftehend.
3) Hals und Schultern: Hals lang, kräftig, leicht gebogen, mit gut aus-
gebildetem Genickanſatz, von der Bruft bis zum Kopfe ſich allmählich verjüngend,
dig. 98.
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Schädel einer deutſchen Dogge (Meßter'ſche Züchtung).
(Nr. 3922 de3 königl. landw. Muſeums in Berlin.)
ohne Wamme und ohne ftarf entwickelte Kehlhautfalten ſchlank in den Kopf über-
gehend. Schultern lang und ſchräg geftellt.
4) Bruft: Mäßig breit, Rippenkorb gut gewölbt, langgeftredt, vorn tief, mög-
lichſt bis zu den Ellenbogengelenfen hinabreichend.
5) Rumpf: Nüden mäßig lang, in der Lendengegend leicht gemwölbt, Kruppe
furz, wenig abfallend und in ſchöner Linie zur Ruthe übergehend. Von oben ges
iehen, verbindet fich der breite Rücken gut mit dem ſchön gemölbten Rippenkorbe, die
Lendengegend ift Fräftig entwidelt, und an den Heulen fällt die ſtark ausgeprägte
Muskulatur vortheilhaft auf. Bauch nach Hinten gut aufgezogen und mit der Unter—
ſeite des Bruftforbes eine ſchön gejchweifte Linie bildend.
6) Ruthe: Mittellang, nur wenig über die Sprunggelenfe hinabreichend, breit
angejeßt, aber ſchlank und dünn auslaufend, jedoch nie, felbft in der Erregung nicht,
hoc) über den Rüden erhoben oder geringelt getragen.
Die Doggen. 17
7) Vorderläufe: Ellenbogen gut niedergelaſſen, d. h. möglichſt im rechten
Winkel zu den Schulterblättern ſtehend, und weder nach innen noch nach außen ge—
dreht, Oberarme muskulös, die ganzen Läufe ſtark, von vorn geſehen wegen der ſtark
entwidelten Muskulatur ſcheinbar ſchwach gebogen, von der Seite gejehen aber völlig
gerade bis zu den Fußgelenken hinunter.
8) Hinterläufe: Keulen muskulös, Unterſchenkel lang und ſtark, in einem
nit zu ftumpfen Winkel zu den kurzen Fußmurzeln flehend. Bon Hinten gejehen
erſcheinen die Sprunggelenfe völlig gerade und weder einwärts noch auswärts geftellt.
9) Pfoten: Rundlich, weder nad) innen noch nad) außen gedreht, Zehen gut
gewölbt und geſchloſſen, Nägel jehr ſtark und gut gerümmt. Afterklauen zwar nicht
fehlerhaft, doch nicht erwünfcht.
10) Behaarung: Sehr furz und dicht, glatt amliegend, an der Unterfeite
der Ruthe nicht merklich länger.
11) Farbe: A. Geftromte Doggen: Grundfarbe vom helliten Gelb bis
zum dunklen Rothgelb, immer mit ſchwarzen oder doc dunklen Querftreifen geſtromt.
— B. Einfarbige Doggen: Gelb oder grau in den verſchiedenſten Tönen, ent—
weder ganz einfarbig oder mit dunklerem Anflug an der Schnauze, den Augen und
dem Rückenſtrang; ferner einfarbig ſchwarz und einfarbig weiß. Die Naje iſt bei
den geſtromten und einfarbigen Doggen (außer bei den einfarbig meißen) immer
ſchwarz, Augen und Nägel dunkel, weiße Abzeichen find nicht erwünſcht. Dei den
grauen Doggen find hellere Augen, aber keineswegs Glasaugen zuläſſig. — C. Ge—
fle&te Doggen: Grundfarbe weiß mit unregelmäßig zerrifjenen, aber über den
ganzen Körper möglichft gleihmäßig vertheilten, am beiten ſchwarzen oder auch grauen
Flecken. — Andere Farben bezw. Zeiinungen als die hier angeführten find nicht
gern gejehen. Bei den geflekten und auch bei den einfarbig weißen Doggen ſind
Glasaugen, fleiſchfarbene und gefleckte Naſen, ſowie helle Nägel nicht fehlerhaft.
12) Größe. Die Schulterhöhe eines Rüden ſoll nit unter 76cm, mög—
lichſt SO, die einer Hündin nicht unter 70 cm, möglichſt 75 betragen.
In Betreff der Abbildung des Doggenſchädels Fig. 98 ſei bemerkt, daß derjelbe
einer don Herin Meßter-Berlin gezüchteten Dogge ſchwerſten Schlages angehörte. —
Die jetzigen Doggen zeigen auch nicht mehr den ftarfen Abſatz dor der Stirn. —
Dr. Bodinus bemühte fich feiner Zeit vergebens, außer der noch jetzt zu Recht be—
ftehenden mittleren Form der deutjchen Dogge auch eine möglichſt ſchwere Raſſe zu
züchten, um fo mehr, als bereits verſchiedene Prachtexemplare derjelben eriftirten. Der
wiederholt geftellte Antrag des Dr. Bodinus fand jedoch niemals Unterftügung und
es dürfte ſchwer halten, jest noch eine zweite, ſchwerere Raſſe der deutſchen Dogge
ins Leben zu rufen und noch ſchwerer, dieſe neben der erften aufrecht zu erhalten.
Die deutſche Dogge in ihrer jegigen Form ift vielleicht die vollendetite und
ihönfte Hunderaffe, welche bis jebt eriftirte Es gehörte aber auch ein jo langer
Zeitraum beftändiger jagdlicher Thätigfeit dazu, um diefe Größe, Kraft und Gemwandt-
heit in ein und derfelben Raſſe zu vereinigen und erblich zu machen. — Noch jet
15 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
erfordert die Aufzucht diefer Hunde mehr Aufmerkſamkeit, als die irgend einer anderen
Raſſe; vor Allem müfjen diefe Hunde ſchon in früher Jugend viel Freiheit haben.
Im gejchloffenen Zwinger gedeihen fie ſchlecht, und wir finden daher die ſchönſten
Eremplare im Württembergijchen, meiftens im Befit von Mebgern und anderen Ge-
werbetreibenden, melde viele Gänge über Land machen und die jungen Hunde mit
ji führen und frühzeitig gewöhnen. — Eigentliche Züchtereien in größerem Maßitabe
giebt es in den doggenzüchtenden Diltricten faum. — Gaftwirthe, Abdeder und Mebger
halten oft eine gute Hündin, laſſen fie von einem ausgewählten Hunde belegen und
ziehen öfters ein kräftiges Junges auf. Umgekehrt kaufen auch viele Leute, welche
Futter für einige Hunde Haben, jolde im Alter von etwa act Wochen auf und
ziehen jie aus Speculation auf. — Bon größeren Züchtern ift jomit dort faum die
Rede und ebenjo menig wird die Eintragung der deutſchen Doggen in Das
D. 9.-6t.-Bud mit jolhem Eifer betrieben, wie dies. bei den meilten anderen Rafjen
der Fall if. Dafür ift das Intereſſe für die Züchtung rajfiger Hunde und die
Kenntniß derſelben um jo größer und feit langer Zeit im dortigen Volke verbreitet,
und die hohen Preiſe, welche namentlich in England für vorzügliche Doggen bereit-
willig gewährt werden, ermuntern die einzelnen Züchter und fördern die Ausbildung
der Raſſe. — Bemerfenswerth it unter Anderem noch, daß von der in älteren Jagd-
büchern ſtets beklagten geringen Fruchtbarkeit der Vorfahren unferer Doggen gegen-
märtig nicht mehr zu bemerken ift, doch pflegen diefe Hunde frühzeitig zu altern.
Auf der Frankfurter Ausſtellung 1888 erſchienen etwa 110 deutſche Doggen;
unter den einfarbigen erhielt Helios, Be. Ulrich-Doos, den Ehrenpreis; unter
den Hündinnen: Berle von Blauen, Bel. M. Hartenftein=-PBlauen: Ehrenpreis. —
Unter den gejtromten Hunden: Harras IL, Bel. Ulrich-Doos: Ehrenpreis (Ab—
bildung, Tafel XLVIII); Hündinnen: Nora-Doos, Bei. Ulrich-Doos: Chren-
preis. — Getigerte Hunde: Macbeth, Bel. U. Latz-Euskirchen: Ehrenpreis; Hün—
dinnen: Dorina, M. Hartenftein- Plauen: I. Preis.
Die Kölner Ausftellung 1889 war ebenfalls jehr gut mit 116 deutjchen
Doggen beſchickt. Der größte Theil derjelben ftand in einer langen Reihe hoch auf-
gejtellter Boren, und es gewährte einen eigenthümlichen Anblid, wenn die ftattlichen
Thiere beim Erjcheinen des Wärters oder eines Hundes am oberen Ende des Ganges
plöglidh mie auf Kommando vorwärts traten und mit gehobenen Köpfen und ge-
ſpitzten Ohren till und unbeweglih nah ein und derfelben Richtung ftarrten. —
Unter den einfarbigen Hunden erhielt Pirſcho, Bel. Dav. Wied-Cannftadt: einen
IL. Preis und Specialpreis, und Apollo, Bel. U. Latz-Euskirchen: den Ehrenpreis,
Specialpreis und I. Preis; Hündinnen: Rhein-Perle, Bei. X. Latz-Euskirchen: I. Preis
und Specialpreis. — Geftromte: Hannibal, Bel. W. Hertned- Stuttgart:
Ehrenpreis und III. Specialpreis; Hündinnen: Senta-Bella, Bel. Eugen Maiſch—
hofer- Pforzheim: J. Preis. — Getigerte: Pormann, Bei. Herm. Brodbed-
Eplingen a. N.: I. Preis und Specialpreis; Alexander (Fig. 99), Bel. Fr. Pietſchker—
Friedenau: Ehrenpreis; Hündinnen: Diana-Eſſig, Be. Chr. Eſſig-Leonberg:
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Die Doggen. 19
I. Brei und Specialpreis. — Den Ehrenpreis für die befte und reichhaltigfte Collection
erhielten zugleih U. Laß - Euskichen und S. Cohn-Hamburg.
Der Katalog der Caſſeler Ausftellung Juni 1889 zählte auffällig genug in der
Gruppe der Doggen nur 39 Nummern, Doc wurde diejelbe dadurch intereffant, daß
die in Köln fehlenden beiten Hunde des Hartenftein’hen Zwinger hier vertreten
waren. Unter den einfarbigen finden wir: Nedar: Ehrenpreis, Hündinnen:
Fig. 99.
Alerander (5854), Hannibal J,
v. Cäſar a. d. Tiga. v.. Moreau a. d. Flora, 1887.
Beſitzer Fr. Pietſchker, Friedenau. Befiker Ulrich-Doos, Nürnberg.
Dtter: Ehrenpreis. — Geftromte: Favor: Ehrenpreis, Hündinnen: Ruth: Ehren-
preis, — ſämmtlich im Befib von Mar Hartenftein- Plauen i. 2.
Im Spätherbft 1889 fand auch eine Ausftellung zu Cannſtadt in Württem-
berg ftatt, wo die Doggen, wie vorauszuſehen, jehr gut und zahlreich vertreten waren.
Dies gilt namentlich von den Tigerdoggen - Hündinnen. In der Tigerclaffe errang
Hannibal (Figur 99), welcher in Belib des Herrn Ulrich-Doos bei Nürnberg über-
gegangen war, den von Sr. Maj. dem König Karl geftifteten Ehrenpreis. Die ‚große
Berliner Ausftellung 1890 hatte 118 Meldungen, Nürnberg 62, Frankfurt 1891
brachte 105 Doggen, doch erreichte diefe Ausftellung die Cannftadter und Kölner
qualitativ nicht völlig. — Erſte Preiſe erhielten (in Frankfurt) in den geftromten
Claſſen nur Ella-Hanja von ©. Cohn-Hamburg; gelbe: Halfvan-Doos,
3*
20 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
B. Ulrich-Doos und Bella- Göppingen, Bei. 9. Gaiſer; graue: Falkner-Plavia,
Bei. Albert Laß-Eusfirhen, und Diana-Dortrecht (ſchw. w.), Bel. F. U. Onder-
water. — Jugendclafje: Banther=- Hamburg, Bei. 9. W. Lorengen, und Bella
von Giebichenftein, Bei. R. Oruneberg 9. 2. E. — Wahrſcheinlich in Folge ver
Verbandes-Ausftellungen war Münden 1892 nur mit 68, jedoch vorwiegend guten
Hunden beiehidt, ebenjo hatte Hannover 1893 nur 18 Meldungen. Hier erhielten
I. Breife unter den einfarbigen: Perle-Euskirchen (Abbildung, Tafel XLIX.), Bei.
Albert Lab; geftromte: Hödur, Bei. C. Püſchel-Schöneberg, und Bella von
Giebichenftein des Hein R. Oruneberg; gefledte: Cröſus, Bel. U. Knödler-Stuttgart.
Nachitehend möge hier noch eine furze Weberficht hervorragender Doggen vom
Jahre 1885 bis Ende 1893 Pla finden:
Der Großvater Hannibal’, Dr. Caſter's gelbgeftromter Yarras I. (Tafel XLVIL,
v. Zord, I Preis Berlin 1880, geworfen 1883, 3. Stahl-Eßlingen), imponirte
weder durch ungewöhnliche Größe, noch dur) eine auffällig ſchöne Färbung, allein der
Hund war in jo durchaus regelmäßigen Berhältnilfen gebaut und ftand jo vortrefflich
auf den Läufen, daß er bei näherer Betradhtung regelmäßig die ihm anfänglich weit
überlegen jcheinenden Concurrenten fchlug.
Ein anderer Harras, II. (2713, Delft. 9. St. B. 474) des Herrn Ulrich—
Doos erhielt 1886 Ehrenpreife in Wien, München und Leipzig u. |. w. — erſchien auch
nod in Köln 1889, wo er jedoch nur noch einen II. Preis errang. Harras d. Nero,
Sohn des Lord (I. Preis Berlin 1880) a. d. Fanny Eijele’s, Tochter Rigo's
(I. Breis Frankfurt 1878) war in der Zeit feiner Blüthe eine ftattliche Erfcheinung, Farbe
goldgejtromt. Züchter: Etjele-Stuttgart. Die Maße dieſes ſchönen Hundes (Abbildung,
Tafel XLVIII.) find: Schulterhöhe 79 cm, Kopflänge 27 cm, Schnauze 12 cm, Ellen-
bogen vom Boden hoch 42 cm, in der Weichengegend vom Boden Hoc) 56 cm, ganze
Länge des Rumpfes vom Schultergelent horizontal bis zum hinteren Rande der Keule
871/, cm, Umfang der Bruft Hinter den Schultern 93 cm, Länge der Ruthe 57 cm. —
Eine etwas leicht und jchlanf gebaute Hündin Juno (Tafel XLVIII.), Beſitzer
Gh. Ejjig-Leonberg, erihien ebenfalls 1886 auf der Münchener Ausftellung. Die
Hündin war auffällig durch die fofette Haltung des Kopfes und ihre bunte, weiß, gelb
und braun gefledte Färbung, wie dur) die Eleganz ihrer ganzen Erſcheinung. Maße:
Schulterhöhe 74 cm, Kopflänge 26 cm, Schnauze 13cm, Höhe in der Meichen-
gegend vom Boden 53 cm, Ellenbogen 43 cm, ganze Yänge des Rumpfes horizontal
gemefjen 81 cm, Bruftumfang 90 cm, Borarm im Umfange 24 cm, Ferſe vom Boden
hoch 23 cm, Ruthe 52 cm. — Fritz IL (4616; Abb. Titelbild) des Herrn A. Laß
und Ulerander (Figur 99 a. d. ©.) des Herin Fr. Pietſchker in Friedenau bei
Berlin — vd. Cäſar (Schmidt-Stuttgart) aus der Tiga (Schaub-Ehingen) ge=
morfen 1886 — beide rein weiß und ſchwarz gefledt, 81 cm Schulterhöhe, von eleganter,
doch Fräftiger Bauart, zählen zu den beiten ZTigerdoggen neuerer Zeit. — Ferner
Hannibal I (Figur 99 a. v. ©.) gelbgeftromt, v. Moreau a. d. Flora, geworfen 1887.
Züdter: M. Diejch-Blanfenhorn. Beſitzer: Ulrich-Doos b. Nürnberg. (Moreau ftammt
Tafel XLIX.
Deutfche blaugraue Dogge Perle-Euskirden.
I. Preis Hannover 1893.
v. Fauft (2270) aus Aftriv-Plavia (4622), gew. 27. Yebruar 1890.
Züchter: M. Hartenftein; Befiger: U. Lat - Euskirchen.
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Doggen. 21
von Dr. Bafter’3 Harras I. aus Hertned’3 Liza.) Hannibal I. ift oder war vielleicht
die beite geſtromte Dogge noch vor wenigen Jahren, ex wurde 1892 für hohen Preis
nad) England und von dort nah Moskau verkauft. Seine Maße find: „Schulter-
Fig. 100.
Hannibal-Zaandanm,
dunkel geſtromte, deutſche Dogge, dv. Ador a. d. Flora 1891.
Züchter: M. Lüde-Berlin, Beſitzer: 3. 3. Zwaardenmaker-Zaandam.
höhe 82 cm, Kopflänge 29 cm, Schnauze bis zum inneren Augenwinkel lang
13 cm, Ellenbogen vom Boden hoch 46 cm, hinterer Mittelfuß ,22 cm, Yüänge
der Ruthe 55 cm, Rumpflänge vom Bugbein bis zum hinteren Rande der Keule
horizontal 87 cm, ganze Länge von der Nafenfpige über den Rüden bis zur Ruthen—
ipige 180 cm, Umfang des Kopfes 59 cm, Umfang der Bruft Hinter den Schultern
100 em, Umfang des Vorarms 28 cm.”
8
IND
Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
In neuefter Zeit find noch folgende Doggen in den Vordergrund getreten:
3.9. Zwaardenmaler’s Hannibal, dunkel geſtromt, v. Ador a. Flora, 1891,
Züchter: M. Lücke-Berlin (Figur 100 a. d. ©.). — Cröſus (6439), weiß und ſchwarz
geflect, Beſitzer: Anödler-Stuttgart, d. Lord a. Minfa 1891. — Falkner-Plavia
(4615) blaue Dogge, 1888 v. Pollux I. a. Perle; Beliger: Erdm. Wichele-Nieder-
ihönhaufen. — Perle-Euskirchen (6444), blaugraue Hündin (Abbild., Tafel XLIX.),
Befiger Albert Lag- Euskirchen, Rheinprovinz, v. Fauft (2270) a. Aſtrid Plavia (4622)
geworfen 1890.
Vor mehreren Jahren wurden deutſche Doggen, namentlih in Württemberg,
in großer Zahl fir England aufgefauft, und es bildete ſich dort auch ein Verein zur
Züchtung derfelben nach) umgeänderten Points (Great Dane-Club). Doch ift bis
jeßt durchaus feine Vervollkommnung der Rafje in England eingetreten, und es ſcheint
fait, als ob die Kaffe (mie auch unfer Dachshund) beveit3 in Deutſchland den
Höhepunkt typifeher Ausbildung erreicht hätte. In neuerer Zeit werden auch viele
Doggen von deutſchen Züchtern nach) Amerika, Frankreich und den Niederlanden verſchickt.
B. Die Doggen in England,
Nach der Eroberung Britannieng durch die Römer wurden die dort zahlreich
gezüchteten ftarfen Kampfhunde Häufig nad Rom eingeführt. Wrrian (2. Jahrh.
Fig. 101.
Maftiff und Bulldog im Jahre 1796.
(Aus Thomas Bewid’3: History of Quadrupeds.)
vor Chr.) fpriht von den breitmäuligen, britifhen Hunden, melde den
Nacken der Stiere in der Arena brechen. Man hat aus diejer Beichreibung her—
geleitet, daß der „breitmäulige” Hund jedenfalls der Bulldog gemwejen und dieſer
mithin als Vorgänger des jpäteren Maftiff zu betrachten jei. Allein jene Bezeichnung
ift wohl nur als Gegenſatz zu den ſpitzſchnauzigen Kampfhunden der Römer zu bes
Doggen. 23
trachten, denn ſtumpfſchnauzige Hunde, wieder Bulldog und Maftiff, waren in
Griechenland mie im alten Rom augenſcheinlich unbekannt, wiewohl die Aſſyrer die—
jelben bereits gezüchtet hatten. — Griechen und Römer aber bildeten vor Ein-
führung britifcher Hunde ſelbſt den Höllenhund Kerberos mit ſpitzer Schnauze ab.
Der Heutige engliſche Maftiff und der Bulldog ftehen augenjheinlih in dem—
jelben Verhältnig zum alten britiichen „Maftiff“, wie der heutige englische Setter
und der Spaniel zu dem alten ſpaniſchen Vogelhunde. — Spaniel und Bulldog ſind
mehr oder weniger al3 Zwergformen und rhachitiſche Abänderungen des Setters und
Maſtiffs zu betrachten, aber auch diefe werden in ihrer jegigen Geftalt ſchwerlich mehr
den alten Stammraſſen völlig gleichen, die überhaupt nicht To ausgeglichen waren,
wie es heutzutage verlangt wird. Ebenſowenig ift anzunehmen, daß der alte Maftiff
zuerft auf britifhem Boden entftanden ſei. — Selten und germanijhe Stämme
züchteten ſchon in früher Zeit große Kampfhunde, umd es ift wahrſcheinlich, daß Die
Borfahren des Maftiffs bereits durch die Angelſachſen eingeführt wurden). — Der
alte britiſche Maftive, der altſpaniſche „Alano* und franzöfiiche „Vautre*, tie der
„hessehunt“ der germanifchen Stämme find wohl nur Variationen ein und derjelben
Form, entftanden durch die langjährige Züchtung in eimfeitiger Hinficht auf Kraft und
Körpermaffe. Bei den Kelten waren die Kampfhunde Hoch geſchätzt. Anewien, ein
feltifchen Dichter des 6. Jahrhunderts, jagt in feiner Schilderung dev Schlacht bei
Gattraeth, in welcher feine Landsleute von den Sachjen geſchlagen wurden und an
welcher er als nordbritiiher Häuptling theilnahm:
„&3 entrannen nur Drei der Macht ihrer Schwerter,
Zwei Kampfhunde von Xeron und Cynon,
Und ih.“ —
. Sn den „Welsh-laws“ des 9. Jahrhunderts werden drei Formen der Nicht-
jagdhunde erwähnt: der Maftiff, der Schäferhund und der Haushund (house-cur,
ein Kleiner Wachthund). Ebenſo wird der Maftiff von den jpäteren engliſchen Schrift-
ſtellern meiſtens als Wächter des Haufes und der Gehöfte aufgefaßt. — Schon ſeit
Kanut's Zeiten (1013) bis in die erfte Hälfte des 17. Jahrhunderts mar es üblich,
den Forſtgeſetzen entſprechend die Maftiffs, welche innerhalb oder in der Nähe der
föniglichen Forſten gehalten wurden, an einem Vorder- oder Hinterfuße zu lähmen,
während andere, flüchtigere Hunderafjen dort gar nicht geduldet wurden ?).
1) Die Benennung „Maftiff“ ift dem germaniſchen Sprachſchatz entlehnt (Orimm); Die
ültefte engliſche Form lautet angeblid) „Mase-theve“, was man in neuerer Zeit durch „master of
the thieves* (Meifter der Diebe) zu erklären verjuchte! Da liegt doch, meiner Anſicht nach, das jedem
Norddeutſchen noch heute verjtändliche „Mast-teve“ (ſchwerer, plumper Hund) weit näher. — (Das
lateiniſche C. mastivus ift dem altenglijchen mastive nachgebildet, aber nicht das jpanijche „mastin“.)
(Bergl. Doggen in Frankreich und Spanien.)
2) Dieje barbarijche Verſtümmelung ward unter dem Namen „lawing* (von law, Gejet)
oder „maiming“ (lähmen) in den betreffenden landesherrlichen Jagdbezirken in Zwiſchenräumen
von zwei Jahren ausgeführt. Es gejhah dies anfänglich durch Lähmung der Hadenjehne (Hockney-
sewing), jpäter durch Abtrennung von drei Zehen eines Vorderfußes (expeditate, von ex und
pes, Fuß) oder durch Ausjchneiden eines Fußballens.
24 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde ꝛc.
Wie Schon bei der Beſchreibung der deutfchen Doggen erwähnt, wurden die Vor-
fahren derjelben bereits im Anfange des 16. Jahrhunderts häufig aus England, nament-
li) aber aus Irland eingeführt. Dieje Hunde entſprachen keineswegs den Schilde-
rungen des engliſchen Maftiffs jener Zeit, welcher ſich wenig von den alten deutjchen
Bullenbeißern unterſchied. Höchſt wahrſcheinlich entitanden dieſe zahlreich nad) dem
Continent, hauptſächlich nach Deutſchland importirten „Doggen“ durch Kreuzung der
alten Maſtiffs mit den großen iriſchen Windhunden, denn ſie waren höher und
raſcher als unſere alten Bullenbeißer und ſehr verſchieden in der Form. Die damaligen
engliſchen Jagdſchriftſteller unterſchieden ſie nicht als beſondere Raſſe, doch ward ſchon
zu Cromwell's Zeiten ein ſo ſchwunghafter Handel mit dieſen, in Irland auch zur
Wolfsjagd benutzten Hunden betrieben, daß die Ausführung derſelben zeitweilig von
der Regierung unterſagt wurde. — Aus alledem geht hervor, daß man in damaliger
Zeit in England und Irland mehr Werth auf die Production großer und ſchöner
Exemplare als auf Reinzüchtung beſtimmter Raſſen dieſer Hetzhunde hielt. Die früh—
zeitige Abnahme der Wölfe, Bären und des Schwarzwildes in England bildete die Urſache,
daß die Hetzhunde hier ſchon im 16. Jahrhundert nur noch für den Verkauf und für
die Thierhatzen im geſchloſſenen Raume gezüchtet wurden. Die ſogenannten „Bären—
garten“ (Bear-gardens) exiſtirten ſchon vor der Zeit Eliſabeth's. — Der Züricher
Pfarrer Jojua Maler, welder im Jahre 1551 London bejuchte, erzählt u. U.: „Wir
bejahen auch einen Dxt, die Barbiet (Bear-baiting) genannt, darinnen durch vereidete
Perſonen in merfliher Anzahl die jungen ftarfen Toggen und Jagdhund — jeder in
jeynem Hüßle (Haufe) an ftarke Kettinen angelegt zum Jagen und wie ſy das Gemild
anfallen jöllen, abgerichtet wurden und ſömlichen Meiftern, jo dis Abrichten könnind,
ump ein bejtimpt Geld und uf eine gewiſſe Zeyt verbingit wordind. Wer jümlichen
Schimpf (den ganzen Spaß) begert zu fehen und wie die Hund an Bären, Wolff,
Stiere, ſtarke Schweyn angeheßt merdind, der kann zu gewiffen Tagen und Stunden um
ein klein Gaffpfenning jömliches wohl zumegen bringen. Es ift ein jundre Luft jo viel
jtarfer und ſchöner englifher Toggen und Rüden zu jehen. &3 ift in diefen Barbitinen
ein fat unruhig Wejen, mit dem fteten Bellen der Hunden, alſo daß mans von wytem
hören kann, gleich wie die armen Gefangenen im Chatelet zu Paris.“ — Dieje naive Er-
zählung des Züricher Pfarrers giebt uns ein beſſeres Bild der damaligen Verhältniffe,
als die Mittheilungen feiner englischen Zeitgenofjen, welche an diefe Dinge von Jugend
auf gewöhnt waren. Am 12. Mai 1600 ſchrieb Romland White an Sir Rolat
Sidney: „Ihre Majeftät (Königin Elifabeth) befindet ſich wohl, heute Hat fie bejtimmt,
den Franzojen zu jehen, der in Gonduityard Kunſtſtücke auf dem Seil verrichtet, auf
morgen hat jie die Bären, den Bullen und den Affen befohlen, welche in Tilt-yard
gehegt werden jollen. Am Freitag wird feierliher Tan, (solemn dancing) ftatt-
finden.” — Bären- und Bullenhegen waren allerdings unter Jacob I. an Sonntagen
unterfagt, allein fie gingen oft mit dem Gottesdienfte Hand in Hand. — Bei An—
mejenheit des ſpaniſchen Gejandten in London im Jahre 1623 wurden Bullen, Bären,
Pferde und Affen gehebt; zuleßt ward ein weißer Bär (Eisbär) in die Themſe
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Doggen. 25
geworfen, wo ihn die Hunde ſchwimmend hesten — welches „ver beſte Sport vor
Allem war“. Unter Jacob I. fanden auch verjchiedene Löwenhetzen jtatt, bei denen
fi) ftet3 herausftellte, daß der Löwe den Maftiffs allerdings an Kraft und Stärke
der Waffen bedeutend überlegen war, aber den Hunden an Muth und Todesverach—
tung bei Weitem nachſtand. Beim erften Verſuche wurde ein ſtarker Hund auf den
kräftigſten Löwen Iosgelaffen, welcher den Löwen jofort im Geſicht padte, von dieſem
aber abgejchüttelt, feit im Naden gefaßt und die Stiegen auf und niedergejchleppt
wurde. — Daffelbe mwiederholte ſich mit zwei anderen Hunden, zulegt flüchtete der
Löwe in feinen Käfig, indem er über die Hunde hinwegſprang. Zwei von Diejen
ftarben mährend ver nächften Tage, der dritte wurde, als er genejen mar, nad)
dem St. Jamespalafte geſchafft und dort bis an jein Ende verpflegt.
Die zunehmende Popularität der Stierhegen übte — eigentHümlich genug —
auf die Züchtung der großen englifchen Doggen und Maftiffs einen lähmenden Ein-
flug. — Die Stierhegen waren allerdings ſchon im frühen Mittelalter in England
als Volfsbeluftigung fehr beliebt, allein fie unterſchieden fi) von den fpäteren „bull-
baiting“ dadurch, daß der Stier frei umher Tief und von einer größeren oder
geringeren Zahl großer Humde gehetzt wurde. — Im Laufe der Zeit bildete ich
dieſes Stierhegen in höchſt raffinirter Weife jo aus, daß nur ein einziger umd
verhältnißmäßig Kleiner Hund auf den an einem langen Stride befeftigten
Stier gehetzt wurde. — Der Hund ſuchte dem Stier, der ihn mit tief geſenktem
Kopfe erwartete, dadurch beizufommen, daß ex, mit dem Bauch am Boden friechend, ſich
ihm zu nähern versuchte und ihm im geeigneten Moment an der Naſe oder Oberlippe
padte, wodurch der Stier augenblicklich Hülflos wurde ). Der techniſche Ausprud für
diefen Angriff war „pinning and holding“. — Oft wurde der Hund aber auch)
dom Stier mit den Hörnern gefaßt und weit fortgejchleudert.
Die erſte Erwähnung des Bulldog als einer beſonderen Rafje findet fich ſchon
1631 und 1632 in einem Briefe des P. Eaton von St. Sebaftian an 3. Willington
in Zondon. Der Schreiber bittet hier um einen guten „Maftivedogge“ — mehrere
Flaſchen guten Liqueurs und zwei gute Bulldoggen, welche mit dem exjten Schiff
verjendet werden jollen. In einem jpäteren Schreiben dankt Eaton für einen anderen
Hund und wünſcht noch ein paar zu erwerben, welche wie Die vorigen als Geſchenke
fur die holländiſche Handelsgeſellſchaft dienen ſollten. — „Siehe zu“, ſchreibt Eaton,
„daß die Hunde gut zum Bullen ſind, mögen ſie koſten was ſie wollen, aber laß ſie
gut fein und feine Köter. Daher, lieber Bruder, verſchaffe fie vom Bärengarten.“
Das Beftreben, fir die oben geſchilderte Art der Stierheße einen möglichſt
geeigneten, Kleinen, aber äußerft kräftigen und ftarkmäuligen Hund zu züchten, Tieß
1) Pan pflegte daher dem unerfahrenen Stier vor jeinem erften Kampfe zu Hülfe zu fommen,
indem man auf den Platze eine Vertiefung in das Erdreich grub, in welche der Stier die bedrohte
Schnauze vor dem tückiſchen Angriff des Heinen Bulldog verbergen konnte. — Man jagt, dab er:
fahrene Stiere bei ihrer Ankunft auf dem Plage ſofort ein joldhes Loch mit den Vorderhufen
ausſcharrten, jobald fie feins vorfanden.
26 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
allmählich die Vorfahren des heutigen Bulldog entjtehen, welcher ftreng genommen
nichts Anderes ift als eine kurzköpfige (brachycephale) Zwergform des alten Maftiff !).
Die Bevorzugung des Bulldog bei den beliebten Stierfämpfen und die Abnahme des
Doggen-Handels nad) dem Gontinent (namentlich nad Deutſchland) waren Urſache,
daß die Züchtung der großen Doggen und Maftiffs in England immer mehr ver-
nachläffigt wurde und zuleßt ganz in Vergeſſenheit gerieth.
1. Der Maftiff der neueren Zeit.
Schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ſchrieb Thomas Bemwid ala Er-
klärung feiner Abbildungen des Maftiff und Bulldog (Fig. 101 a. ©. 22): „Der Maftiff
wird jet nur noch felten angetroffen und die Mehrzahl derſelben ift entitanden
P Fig. 102.
Engliſcher Maftiff The Emperor des Mr. 9. Evans.
(compounded) durch Kreuzung des Bulldog, däniſchen Maftiff (deutſche Dogge; d. 2.)
und des „Ban-dog“. Fed |
Unter den noch jet exiftirenden älteren Stämmen aller Zuchten ift wohl nur
nod) der „Lyme-Hall Mastiff“ zu erwähnen, welcher in der Yamilie der „Leghs“
jeit dem 15. Jahrhundert (!) erhalten fein fol. — Ohne die Richtigkeit dieſer An-
gabe bezweifeln zu wollen, jei hier nur erwähnt, va Stonehenge, Hugh Dalziel u. A.
hervorheben, daß man für feine andere Hunderafje Englands auf ein jo hohes Alter
1) Eine Bergleihung der Bulldog und Maftiff- Abbildungen des) vorigen Jahrhunderts
(S. 22, Fig. 101) läßt die nahe Verwandtichaft beider Raſſen erfennen.
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Englifhe Mafifrs.
Guinevere (R. C. ©. B. 15046) und Bontfwain (K. C. ©. B. 13711).
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Doggen. 27
Anſpruch zu erheben wage, und daß fein Beweis für jo lange fortgejegte Inzucht ohne
gelegentliche Kreuzung mit verwandten Rafjen zur Auffrifchung des Blutes vorliege.
Andererfeits wird die Reinheit: des Lyme-Hall-Stammes durch den Beſitzer, wie duch
Mr. H. D. Kingdon, welcher Lyme-Hall-Zuchthunde durch den Eigenthümer Mr. Legh)
erhielt, wie auch durch Mr. E. Hanburh, welcher dieſelben in ſeine eigenen Kennels
durch Mr. Kingdon's Zucht einführte, .eifrig vertheidigt ). — Hinſichtlich der
neueren Züchtung des Maſtiffs bemerkt Stonehenge ſehr richtig: „Wir verlangen
einen großen und ſchönen Hund, begabt mit einem friedliebenden, gutmüthigen Tempe—
rament, der aber ſeinen Herrn bis auf den Tod vertheidigen wird.“ Die körperlichen
und geiſtigen Eigenſchaften wurden ſorgfältig beachtet duch Mr. Lukey, welcher als
der Gründer der neueren Maftiffzucht betrachtet werden kann, und deſſen Beiſpiel die
Herren E. Hanbury, Capt. Garnier, Miß Aglionby, Miß Yales, Mr. M. B.Lyms,
Mr. Lindoe, Mr. Nichols und Mr. W. George folgten. Stonehenge iſt der An—
fiht, daß Die oben geforderten Eigenſchaften ſich vorzugsweiſe bei der durch Mir.
Lukey gegründeten Maftiffzucht vereinigt fänden und beſchränkt ſich daher lediglich auf
dieje bei Bejchreibung des modernen Maftiff. — Danach erhielt Mir. Lukey vor
fänger al3 40 Jahren eine geftromte Maftiffhündin durch den Herzog von Devonfhire,
melde er mit Lord Waldegrave's berühmtem Hunde Türk paarte und ihre Nach—
fommen mit Pluto des Marquis von Hartford. Dadurch erhielt Mir. Lufey einen
Stamm, mwelder ihn für mehrere Jahre al3 den berühmteften Maftiffzüchter feiner Heit
hinftellte. Durch Fortfeßung der Inzucht Ausartung befürchtend, wandte fih Mr. Lufey
hierauf an Gapt. Garnier’3 Kennel und erzielte dann die großartigen Hunde
Governor und Harold (von Capt. Garnier's Lion aus Mr. Lukey's Counteß). _
Ein meiteres Eingehen auf die Einzelheiten der damaligen Maſtiffzüchtung würde
ung zu mweit führen. Es jei daher nur noch erwähnt, daß nicht nur die Lyme-Hall—
Zucht, fondern jogar die furzhaarigen Alpenhunde oder St. Bernhards (Alpine
mastiffs) zur Züchtung der damaligen engliſchen Maftiffs — zunächſt durch Capt.
Garnier — Starke Verwendung fanden. Nah Garnier's Mitteilungen waren die
beiden Hauptdeckhunde des Mr. Lukey: Couchez (früher Türf genannt) und "Ami,
vom Hofpiz St. Bernhard importirt. Ebenſo ſtammte eine berühmte Zuchthündin
(geftromt und ohne Ruthe) des Mr. Lukey von dem aus reinen „Alpine“-Maſtiffs
beftehenden Chatsword-Stamme. Dieje Alpenhunde waren größer und ſtärker als
die damaligen engliihen Maftiffe.
1) Stonehenge jagt in Bezug auf dieje Streitfrage: „Wiewohl wir bereitwillig zugeftehen, daß
eine Maftiff- Zucht jeit vielen Generationen auf Lyme-Hall unterhalten wurde, jo erijtiren un-
glüdlicherweije doch feine jehriftlichen Beweiſe für die Reinzucht derjelben, und man fünnte ebenjo-
wohl Mr. Lukey's gejtromte Hündin, mit welcher derjelbe feinen Kennel begann, für vein gezüchtet
erklären, wie die Lyme-Hall-Zucht. Thatjahe it, daß feine Zucht der britiiden Hunde exiſtirt,
deren Stammbaum rein dur alle Generationen bis vor 200 Jahren zurüdgeführt werden
fann und jehr wenige Individuen nur halb jo lange. — Mit Ausſchluß der Fuchs- und Wind-
hunde reicht feine engliihe Zucht auch nur jo weit, wie zulegt angegeben, und die übrigen gehen
faum Y, Jahrhundert zurüd ohne ein zweifelhaftes Glied der Kette.“
4*
25 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
Später wurden auch Kreuzungen mit dem Bloodhound und der deutſchen Dogge,
namentlich auch mit dem Bulldog verjucht, jedoch ohne günftigen Erfolg.
Die Naffezeihen des Maftiffs wurden vom „Old English Mastiff Club
1883* feſtgeſtellt wie folgt:
Allgemeine Erſcheinung: Von großem, mächtigem, kräftigem, ſymmetriſchem
und wohl gefügtem Bau; eine Vereinigung von Würde, gutem Temperament, Muth
und Gelehrigkeit.
Allgemeine Beſchreibung des Kopfes: Die Umriſſe erſcheinen viereckig,
in welcher Richtung man ſie auch betrachten mag. Beträchtliche Breite erwünſcht, und
es ſollte ſich dieſelbe im Verhältniß zur Länge wie 2 zu 3 verhalten.
Fig. 103.
Mr. W. K. Taunton's Maſtiff Beaufort (18504), Pr. L. Dobbelmann's Max,
(v. Beau a. Lady Zabel). (v. Charleywood a. The Brinzeh).
Körper: Mächtig, breit, tief und lang, kräftig gebaut und auf weit und im
Viereck geftellten Läufen ruhend. Musculatur Scharf ausgeprägt. Höhe ift von ge—
ringerer Bedeutung als Fräftige Bauart, jedoch iſt es erwünſcht, daß beide Gigen-
Ihaften in richtigem Berhältniß vereinigt find.
Kopf: Breit zwijchen den Ohren, Stien flad, und gerungelt, wenn die Auf—
merfjamfeit erregt ift. Die Augenbogen leicht erhoben, die Musfeln der Schläfen und
Baden (temporalis und masseter) gut entwidelt. Der Oberkopf zeigt, von vorn
Doggen. 29
gejehen, eine flache Wölbung, und eine Vertiefung zwiſchen den Augen (Stirnfurche)
läuft in der Mitte der Stirn aufwärts bis fait zur Mitte des Dberkopfes.
Schnauze (Geiidht): Kurz, unterhalb der Augen breit und bis zur Nafen-
ſpitze ziemlich gleihmäßig breit bleibend; vorn ſtumpf und vieredig abgejchnitten und
ſomit einen rechten Winfel mit der Linie des Najenrüdens bildend, jehr tief von der
Naſenſpitze bis zum Unterkiefer, der breit bis zum vorderen Ende ift; die Tangzähne
kräftig und weit von einander ſtehend; die Schneidezähne gut auf einander paljend,
oder der Unterkiefer den oberen ganz wenig überragend, aber niemals ſoviel, daß dies
bei geichloffenem Maule erkennbar iſt. Die Länge der Schnauze zum ganzen Kopfe
verhält fi wie 1 zu 3, der Umfang derjelben (in der Mitte zwiſchen Augen und
Naſe gemefjen) zum Umfang des Kopfes (vor den Ohren gemefjen) wie 3 zu 5.
Ohren: Klein, fih dünn anfühlend, weit von einander an den höchſten
Punkten der Seiten des Schädels angejeßt, jo daß fie die Fortjegung einer quer über
die Höhe des Oberkopfes gedachten Linie zu bilden jheinen, und gejchlofen flach an
den Wangen anliegend, wenn der Hund ruhig it. |
Augen: Klein, weit aus einander ftehend, mindefteng um die Breite zweier
Augen von einander entfernt. Die Einjenfung zwischen den Augen gut, aber nicht zu
unvermittelt marfirt. Farbe haſelnußbraun. Die unteren Lider jollen gegen den
- inneren Nugenminfel gut jchließen, jo daß feine mwulftige oder hochgeröthete Bindehaut-
falte hervortritt.
Nafe: Bon vorn breit mit weit geöffneten Nüftern, feitlih flach (nicht zu—
gejpist oder aufgeftülpt) erſcheinend; ſchwarz.
Lippen: Von der Scheivelinie in jtumpfen Winkeln abgehend und Leicht
hängend, eine viereckige Seitenanficht bildend.
Hals: Oben leicht gewölbt, von mäßiger Länge und jtarf bemusfelt. Im .
Umfange etwa 25 bis 50 mm- fleiner als der Oberkopf vor den Ohren, rund gemefjen.
Bruft: Breit, tief und gut zwiſchen den Vorderläufen niedergelafen. Die
Nippen gut gewölbt. Die Bauchrippen tief und ſich weit zurüd gegen die Hüften
erſtreckend. Der Umfang der Bruft beträgt ein Drittel mehr als die Höhe an der Schulter.
Schultern und Borarme: Etwas jhräg geftellt, ſchwer und musculös.
Borderläufe und Pfoten: Gerade, ftarf und weit aus einander geftellt, mit
ſehr ftarken Knochen; die Ellenbogen weder nach innen noch nad) außen gedreht; die
Fußwurzeln aufrecht; große, runde Pfoten; die Zehen gut aufgebogen; Schwarze Nägel.
Keine Afterklauen.
- Nüden, Lende und Flanken: Breit und musculds; bei der Hündin flach
und jehr geräumig, beim Rüden leicht gewölbt; die Flanken jehr tief.
Hintertheil und Schenkel: Umfangreich, breit, gut bemusfelt; Unterjchentel
gut entwidelt und gerade im Knieſcheibengelenk geftelt. Die Sprunggelenfe winklig
gebogen und von vorn gejehen weit aus einander und völlig gerade ftehend.
Ruthe: Hoc angejebt, bis zu den Sprunggelenfen oder ein wenig darunter
veichend, breit am Anja und in eine Spibe auslaufend; in der Nuhe gerade herunter-
—
30 Dritter Theil. Die Haus» und Hirtenhunde x.
hängend, in der Erregung eine Bogenform mit aufwärts gerichteter Spibe zeigend,
nicht über dem Rücken getragen.
Behaarung: Kurz und glatt anliegend, am Naden, Rüden und den Schultern
nicht zu fein.
Farbe: Röthlichgelb oder filbergrau oder dunkel graubraun gejtromt. In
jedem Falle find die Schnauze, die Ohren und die Nafe ſchwarz, ebenjo befinden ſich
Ihmwarze Stellen rings um die Augen und zwiſchen denjelben aufwärts 1).
Größe ift ein weſentliches Erforderniß, fofern fie mit ſonſt guter Beichaffenheit
verbunden ift. Höhe ift von geringerer Bedeutung als fräftige Bauart, jedoch erwünjcht,
wenn beide Eigenjchaften in richtigem Verhältniß zu einander vorhanden find 2).
Zu den, auch auf deutjchen Auzftellungen, feit Anfang der 80er Jahre be-
fannt gewordenen Maftiffs zählt zunächſt Mr. T. E. Harri’s berühmter Hund
dig. 104.
IR AN
IN
Beaufort the Black Prince. Ihe Shan.
(Bei.: Mr. 3. 2. Windell.) (8. &. ©. B. 4457.)
Ihe Sham (4457 des 8. C. © B.) vom Rajah a. d. Ino, welder als
Puppy im Kryſtallpalaſt in ſtark bejeßter Glaffe den I. Preis erhielt und von
da ab auf allen Ausftellungen Englands und auf dem Gontinent fiegte. Auf der
Berliner Ausftellung 1880 erregte „Ihe Shaw” großes Aufjehen, ſowohl durch jeine
mächtige, äußerft typiiche Erjcheinung, wie durch feinen auffälligen Halsihmud in
1) Die eigenthümliche ſchwarze Zeichnung des Maſtiffkopfes zeigt in ihrer höchſten Vollendung
den volllommenen Gegenſatz zu der ſchwarzgelben regelmäßigen Zeichnung der Dachshunde und
der black-tan terriers. — Dieje meines Wiſſens von anderer Seite nie hervorgehobene Eigen-
thümlichfeit findet nähere Erwähnung im Gapitel Farbe, I. Band, ©. 37.
2) Bei Beurtheilung der Größenverhältnifje des Maftiffs gilt wohl als Norm, daß der Um—
fang der Bruft ein Drittel mehr beträgt, wie die Schulterhöhe, und der Umfang des Vorarms
an jeiner ftärkjten Stelle gleich ift einem Drittel feiner Schulterhöhe,
Doggen. al
Form eines fußbreiten Bruftjchildes, welches mit filbernen und goldenen Preis—
medaillen überfäet war. — Mit Mr. Ramlinjon’s Championhündin Counteß
zeugte The Shaw eine vortrefflihe Nachkommenſchaft, namentlich den berühmten Hund
The Emperor (9340 d. 8. C. ©. B.), geworfen 1877. Unfere Abbildung
dig. 102 zeigt das Profil des Kopfes dieſes ſchönen Maftiffs, melcher ſpäter in den
Beſitz des Mr. Evans gelangte und feiner Zeit für das beite Exemplar jeiner Raſſe
gehalten wurde Mi. Evans war auch Beſitzer und Züchter des berühmten Maftiffs
Moſes (R. C. ©. B. 14266) und der Hündinnen Elaine (R. C. ©. B. 15753)
und Vivian (R. €. B. 15604). Unter den jpäter in den Vordergrund tretenden
Hunden find namentih Mr. W. K. Taunton's „Beaufort” (Fig. 103); Mr.
Fig. 105.
Boatjwain (8. C. ©. 2. 13711).
3.2. Winchell's „Beaufort tHe?Blad Prince” (Fig. 104); Mr. € 9. Moore’s
„Minting”; Mr. Taunton’s „Carſhalton Prince“ und „Mar“ (Fig. 103)
des Heren 2. Dobbelmann-Rotterdam zu erwähnen. Die beiden Kennelclub-
Schauen im Jahre 1892 wurden nur Shwad-beihidt. Mi. Taunton’s Garjhalton
Prince und Mr. Cook's Jllfard County Member nebſt Mr. Whittle’s Diana
of Hayes waren die Hauptlieger. In der „Crufft's Show“ (Agriculture Hal),
Vebruar 1893, war nur Gapt. Piddocke's ftarker Trupp (team) feiner Maftiffs be-
merfenöwerth. Der gejtromte Hund Ogilvie fiegte in der Challengeclalje, mie feine
Gefährtin Brampton Beauty. — In der offenen Clafje erhielt Mr. Cunning-
ham's AJuftice Bruce den Vokal für den beiten geftromten Hund. Auf der
32 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Schau zu Islington 1894 waren die Maftiffs tro der Mebernahme des Preisrichter-
amtes dur Mr. Taunton und der Vermehrung der Claſſen nicht ſtark vertreten.
Dffene Clafje: Mr. F. Me. Krill’s „Stafford Belle“ I. und I. Preis, hart ge=
drängt duch Jack Beaufort (des Mr. Wilkinfon), welcher in der Limit-Claſſe
I. Vreis erhielt, Mr. Me. Krill's Stafford Belle L Preis in der Limit- und
dovizenclaſſe.
In Deutſchland hat der Maſtiff bis jetzt nur wenig Liebhaber gefunden und
als ernſtlicher Züchter dieſer Raſſe iſt vorzugsweiſe nur Max Hartenſtein zu nennen,
in deſſen leider eingegangenem, großartigem Kennel zu Plauen u. A. auch die auf Taf. L
abgebildeten Maftiffs Boatfwain und Guinevere fich befanden, welche vom Be—
jiger 1884 für den damals hoch zu nennenden Preis von 4200 ME, erworben wurden.
Boatjwain (D. 9. St. B. 2412, K. C. ©. 3. 13711) war vom Champion
Beau a. d. Prince Royal, geworfen 6. März 1882, Züchter: Mr. Beaufoy; unter
jeinen Nachkommen ift namentlich der nad) Amerika verfaufte Orion zu nennen. —
2. Der engliſche Bulldog der neueren geit.
Mit dem Verſchwinden der Bullenhege in England (in Yolge des Geſetzes zur
Verhütung von Grauſamkeiten gegen Ihiere im Jahre 1855) ſank der Bulldog in
Fig. 106.
Schädel eines Bulldog.
(Nr. 2470 des Königl. Landwirthichaftl. Muſeums, Berlin.)
der Gunst des größeren Bublicums und erft in neuerer Zeit ift diefe eigenthümliche
Raſſe als Ausftellungsobject wieder in den Vordergrund getreten. Seine praktiſche
Verwendung beiteht höchſtens noch in der Kreuzung mit anderen Hunderafjen, auf
welche er jeinen Muth und feine Ausdauer bis zu einem gewiljen Grade überträgt,
während feine Körperformen jehon nach wenigen Generationen in der gefreuzten Rafje
nicht mehr zu erkennen find. — In Betreff des Charakters oder der Gemüthsart des
Bulldog herrſchen die verjchiedenften Anfichten. Im Ullgemeinen fann man wohl an-
nehmen, daß die Mehrzahl diefer Hunde friedfertig, indeß ziemlich unberechenbar und
wenn einmal in Aufregung verjegt, gefährlicher und ſchwieriger zu beruhigen ift, als
irgend eine andere Raſſe. |
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Doggen. 33
Im Anfang der 70er Jahre entjtand der Bull-dog-Club als der erite
Specialelub Englands und es hat fich derjelbe in Folge der unabläffigen Bemühungen
des Ehrenſecretärs Mr. Crafer und des auf Lebenszeit ermwählten Präfidenten Mi.
J. MW. Berrie als der erfolgreichite Club bewährt. Am Jahre 1875 ftellte Dex
Bulldog-Elub die nachitehend angeführten, noch heute gültigen Rajjezeihen auf:
„Bei der Beurtheilung des Bulldog ift zuerſt die allgemeine Erſcheinung in
Betracht zu ziehen, d. i. der erſte Eindrud, welchen das Gefammtbild des Hundes
auf den Beurtheilenden macht; jodann die Größe, ſowie die einzelnen Formen und
ihr Verhältniß zu einander. — Jeder Punkt muß auf dag Genaueſte in richtigen
Berhältnig zu den übrigen ftehen, damit die Symmetrie des Ganzen nicht geftört wird,
und der Hund nicht mißgeftaltet ausfieht over in feiner Beweglichkeit gehemmt mird.
Drittens follte die Haltung, das Benehmen, der Gang, Gemüthsart und die ver—
ſchiedenen Raſſezeichen in der nachſtehenden Reihenfolge geprüft werden, wobei gegen
Hündinnen immer entſprechende Nachſicht zu üben ift, da dieſe ſich nicht jo großartig
oder fo vollfommen zu entwideln pflegen wie der Hund.
1. Das allgemeine Ausfehen eines Bulldog ift daS eines glatthaarigen
unterfegten Hundes von etwas niedriger, aber breiter, mächtiger und gedrungener
Figur. Der Kopf ift im Verhältniß zur Größe des Hundes auffallend ſchwer und
umfangreich, das Geficht dagegen außerorventlih kurz, die Schnauze ehr breit,
plump und aufwärts gerichtet. Der Körper kurz und mohlgeformt, die Gliedmaßen
ſtämmig und muskelreich. Die Hinterhand ſehr hoch und kraftvoll, im Vergleich
mit dem ſchweren Vorderförper jedoch gewiſſermaßen leicht erſcheinend. Das Ge-
jammtbild des Hundes bringt den Eindrud von Entſchloſſenheit, Kraft und Beweglich—
feit hervor.
2. Der Kopf muß ſehr groß fein, je größer, deſto befjer, und muß im Um—
fange (tingsherum vor den Ohren) mindeftens joviel, ala die Schulterhöhe beträgt,
meſſen. Von vorn gefehen, muß er vom Winkel des Unterkiefer bis zur Schädel-
ipige fehr Hoch, ungemein breit und edig erjcheinen. Die Baden müffen gut gerundet
fein und feitwärts über die Augen hervorragen. Von der Seite muß der Kopf ebenfalls
ſehr hoch, vom Genid bis zur Naſenſpitze aber jehr kurz ausfehen.
Die Stirn flach, weder hervorſtehend oder rumd, noch ins Geſicht überhängend;
die Stirn- und Kopfhaut ganz loſe und große, Hängende Falten bildend.
3. Die Schläfen- oder Stirnknochen bedeutend vorftehend, breit, eig und Hod),
eine tiefe und breite, big zur Mitte der Stirn reichende Grube zwiſchen den Augen
bildend, welche den Kopf in einer ſenkrechten Linie theilt, die fi) bis zur Schädel-
ſpitze verfolgen läßt.
4. Die Augen liegen von vorn gejehen tief unten am Schädel, jo weit als
möglich don den Ohren entfernt, ihre inneren Winkel an der Vorderjeite des Kopfes
rechtwinkelig in gerader Linie mit der Einſenkung an der Stirn, jo weit als möglich
- don einander entfernt, vorausgejeßt, daß die äußeren Augenminfel fi) noch inner=
halb der Außenlinie der Baden befinden. Die Augen find völlig rund, mäßig groß,
34 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
weder zu tief liegend, noch vorftehend, ganz dunkel, beinahe, wenn nicht ganz ſchwarz,
und dürfen fein Weiß zeigen, wenn der Hund geradeaus |chaut.
5. Die Ohren hoch am Kopfe angejeßt, d. h. jo, daß der innere Borderrand
jeden Ohres von vorn gejehen, die Fortſetzung des Schädel an deſſen Außenjeiten
zu bilden scheint, jo weit aus einander, jo hoch über den Augen und jo weit bon
denfelben entfernt als möglid. Sie müffen Hein und dünn fein. Das „Rojenohr“
iſt das richtigſte. Diefes ift auf feiner Rückſeite nad) innen gefaltet und der obere
Nand ift vornüber und rückwärts gebogen, jo daß das Innere der aufrecht ftehenden
Ohrmuſchel theilweiſe fichtbar ift.
6. Das Gesicht ift, von der Vorderſeite Der Backenknochen bis zur Naſe ge—
meſſen, ſo kurz als möglich, die Geſichtshaut tief und dicht gerunzelt.
Die Schnauze kurz, breit, aufwärts gerichtet und don den Augenwinkeln ſenk⸗
recht abwärts bis zum Mundwinkel gemeſſen, ſehr tief.
Die Naſe groß, breit und ſchwarz, die Spitze derſelben tief zurück, beinahe
zwiſchen den Augen liegend. Die Entfernung vom inneren Augenmintel (oder bon
der Mitte der Grube zwischen den Augen) bis zur äußerten Naſenſpitze darf nicht
länger fein, als eine von der Nafenfpige bis zum Nande der Unterlippe gedachte Linie.
Die Nafenlöcher groß, weit und ſchwarz, zwifchen denfelben eine ausgejprochene
gerade Linie.
7. Die Oberlippen did und breit, jo tief: herabhängend, daß fie jeitlich
(nicht vorn) den Unterkiefer völlig bedecken; vorn mit der Unterlippe abjchneidend und
die Zähne gänzlich bedeckend, welche bei geſchloſſenem Maule nicht fichtbar jein dürfen.
8. Die Kiefer breit, ſehr kräftig und edig, die Fangzähne weit don einander
entfernt. Der Unterkiefer überragt den Oberkiefer vorn beträchtlich, iſt nad) oben
aufgebogen, breit, edig, und die ſechs kleinen Vorderzähne müſſen zwiſchen den Fang—
zähnen neben einander in einer Reihe ftehen.
Das Gebiß groß und kraftvoll.
9. Der Hals von mäßiger Länge, eher furz als lang, jehr did, tief und ſtark,
am Rücken gut gewölbt und mit vielen lofen, diden Hautfalten verjehen, welche auf
beiden Seiten eine vom Unterkiefer bis zur Bruft reichende doppelte Kehlwamme bilden.
Die Bruft ſeitlich ſehr weit, rund, vorftehend und tief, jo daß der Hund born
außerordentlich breitbrüftig und furzläufig ausfieht.
10. Die Schultern breit, tief und fehräg, außerordentlich kräftig und musculös.
11. Der Bruftforb, umfangreih von den Schulterſpitzen bis zu jeiner tiefiten
Stelle bei der Verbindung mit dem Bruftbeine, fehr tief, rund, gut zwiſchen ben
Vorderläufen niedergelaffen, von bedeutendem Durchmeffer und hinter den Vorder—
beinen gerundet, feine flachen Seiten, die Rippen gut gebogen. Der Körper hinten
gut aufgerippt, der Bauch aufgezogen, nicht Hängen.
12. Der Rüden kurz und ftraff, an den Schultern fehr breit und an ber
Nierenpartie verhältnißmäßig ſchmal, unmittelbar Hinter den Schultern leicht abfallend.
Dort ift die tiefite Stelle des Rückens; von da erhebt ſich das Nüdgrat bis zur
Doggen. 35
Nierenpartie, welche an Höhe die der Schulter übertrifft; von hier füllt der Rüden
in einer Bogenlinie jchneller gegen die Nuthe ab und dies ijt eine der Raſſe eigen-
thümliche Eigenschaft, welche man „Karpfen- over Radrüden” nennt.
13. Die Ruthe tief angejeßt, ziemlich gerade Hinausitehend und dann nad)
unten gebogen mit horizontal gerichteter Spite. Sie it in ihrer ganzen Länge völlig
rund, glatt behaart und ohne Franſe oder grobes Haar, mäßig lang, beſſer kurz als
lang, am Anſatz did, ſich raſch verjüngend und in eine feine Spitze auslaufend. Sie
wird tief getragen, weder mit einer ausgejprochenen Aufbiegung am Ende, noch
ſchraubenförmig oder jonftwie verunftaltet, und der Hund darf fie in Folge feiner
Körperbildung nicht über den Rüden erheben fünnen.
14. Die Borderläufe ſehr ſtämmig und Fräftig, weit von einander ſtehend,
did, mit vorliegenden Musfeln, und gerade, mit gut entwidelten Muskeln des Vor—
armes, jo daß derjelbe eine etwas gebogene Außenlinie zeigt, die Beinfnochen jedoch
ſtark und gerade, nicht gefrümmt oder verbogen. Die Vorderläufe jollten verhältniß—
mäßig fürzer fein als die hinteren, aber nicht jo furz, daß der Hund dadurch zu lang
im Rüden oder Früppelhaft erjcheint, und daß jeine Beweglichkeit darunter leidet. Die
Ellenbogen follten tief jtehen und gut von den Rippen abitehen. Die vorderen
Fußwurzeln kurz, gerade und ſtark. Die Vorderfüße gerade und ein wenig nach außen
gedreht, von mittlerer Größe und mäßig rund. Die Zehen kurz, compact und did,
vorn gut geihligt und in den Mittelgelenfen ftarf aufwärts gebogen.
15. Die Hinterläufe groß und musculös und verhältnigmäßig länger als
die vorderen, jo daß die Nierenpartie erhöht Liegt. Die Sprunggelenfe leicht gegen
einander geneigt und gut niedergelafjen, von der Lende bis zur Ferſe lang und musculös
erjcheinend. Der untere Theil des Laufes jollte kurz, gerade und ftark fein, daher der
Unterfchentel verhältnigmäßig länger als bei anderen Nafjen. Die Kniefcheiben rund
und leicht auswärts gedreht. Die Ferſen nähern fich dadurch einander und die Hinter-
füße find leiht auswärts gedreht. Die leßteren follten gleichfalls ein wenig nad) außen
gedreht fein und, wie die gerade geſtellten Vorderfüße, Fräftige, kurze, aufwärts gebogene
und lang gejpaltene Zehen haben. Durch) diefe Bauart hat der Hund einen bejonderen,
Ichmwerfällig gebundenen Gang, anjcheinend mit kurzen, Hurtigen Schritten auf den
Zehenſpitzen dahin fehreitend, die Hinterfüße wenig gehoben und anfcheinend den Boden
freifend und oft dabei die eine Schulter etwas vorjchiebend, tie ein Pferd im
kurzen Galopp.
16. Die wünjchensmertheite Schwere des Bulldog, bei welcher die größte Voll—
fommenheit erreicht wird, ift ungefähr 50 Pfd.
17. Haar und Farbe. Das Haar follte fein, kurz, anliegend und glatt jein
(Hart nur in Folge feiner Kürze und Dichtigfeit, niemals drahtig). — Die Farbe
entweder ganz einfarbig oder einfarbig mit ſchwarzer Maske, jedenfalls muß fie in ihrer
Art rein und deutlich fein. Die Farben in der Reihenfolge ihres Werthes, wenn rein
und deutlich, find zunächſt geftromt, roth, weiß, und ihre Varietäten, tie rothgelb,
fahlgelb u. j. w, dann buntſcheckig und gemiſchtfarbig.“
5*
36 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
Die Tafel LI abgebildeten beiden Bulldogs find Big-Ben (13016 d. 8. €.
S. 8.) und Champion Lorne Erfterer ift vom Gamefter a. d. Betſy geworfen
1871; Züchter und Beliger: Mr. Alfred Forman-Belgrave. — Champion
Lorne von Newton's Crib a. d. Roſe, weiß mit geſtromten SKopfjeiten, erhielt
I. Breife in der Bulldog-Club-Schau, Maidftone, Alerandra = Palace; Züchter und
Befiger: Mr. Webfter Adams. Die Maße Lorne’3 find: die Schulterhöhe 47 cm;
Kopflänge vom Hinterhaupt bis zur Najenjpite 1Scm; Höhe des Ellenbogens vom
Boden 25 cm; ganze Rumpflänge vom Buggelent bis zum Hinterende der Keule
horizontal gemefjen 59 cm; Breite der Bruft 24cm.
In der Novemberausftellung des Kennelclubs, Kryſtallpalaſt 1889, erhielt in
der Challengeclafje den I. Preis Mr. Woodiwiß' Champion Britiſh Monard,
dig. 107.
ö
*
2
j
:
e
a
3
—
Champion Britiſh Monarch (K. C. S. B. 19543). Dockleaf (nad) d. Zeichnung von R. H. Moore).
v. Champion Monarch a. Venice, geworfen 1884. v. Dandelion a. Damſon (K. C. ©. B. 34633), geworfen 1890.
Bei.: Mr. Woodiwiß. Bei.: Mr. Woodimiß.
in der offenen Glaffe I. und II. Specialpreis Mr. 3. 9. Ellis’ Pathfinder;
unter den Hündinnen I. und II. Specialpreis Lady Clifford's Queen Roje In
den Zügen (team Class) erhielten Mr. S. Woodimwiß’ Bully IL, Britiſh -
Monarch, Mercedes II. und Bunney den Preis.
In der Liverpool-Ausftellung im November 1890 erhielt in der Ghallenge-
clafje den Pokal Mr. ©. Woodimwiß’ Champion Britifh Monarch; in der offenen
Glafie den I. Preis Mr. 3. BP. Henjhall’s Hades. Unter den Hündinnen I. Preis
Mr. ©. Johnſon's RuſticLaß. — In Crufft's-Schau 1891 ſchlug Mr. Hope’
Bedgeburg Lion den Britiſh Monarch) (19543, Fig. 107), welcher bereits früher
BR 282 ——— er
Doggen. Si
über Auftic King und Grabber fiegte; unter den Hündinnen errang Dryad des
Mr. Woodiwiß den Challenge-Cup. — In der Bulldog-Schau 1892 trat
der ſpäter jo berühmt gewordene Dodleaf des Mr. Woodiwiß zum erften Male auf,
errang zwei I. und 7 Specialpreije und fiegte von da ab auf allen folgenden Schauen,
to er ausgeftellt wurde, jo auch auf der großen Erufft’s-Schau 1893 und 1894,
wie auf der Bath-Schau im März deſſelben Jahres (1894).
Aus einer Vergleihung der Brämiirungsliften diefer Ausftellungen ergiebt fich
die große Weberlegenheit des Dodleaf. Diefer Hund, deſſen Abbildung Fig. 107
(nad) einer Zeichnung von Mr. Moore im Stodfeeper) wiedergegeben ift, ward von
Mr. Woodimwiß einige Zeit vor Eröffnung der Bulldog-Schau 1892 als zwei—
jähriger Hund für 250 Pd. Sterl. angefauft und erregte dort durch feine außer—
Fig. 108.
Mr. Webiter’3 Champion Lorne. Mr. C. F. Jackſon's Holy Terror.
ordentlich typiſche Erſcheinung wie durch ſeine Siege in allen Claſſen, wo er con-
eurrirte, großes Auffehen. — Dodleaf ward gezüchtet von Mr. Pybus' Sellon
v. Dandelion (vd. Reeve's Crib-Dallia) a. Damjon (Datholite-Lady-Disdain), ge—
morfen 1890.
Unter den ſchweren Bulldogs der neueren Zeit ift zunächſt King-Orry zu
nennen, welcher auf der Cruffts-Schau, Yebruar 1892, den I. Preis und Special-
preis der Claſſe für große Bulldogs erhielt und don manden Züchtern ala einer der
bevdeutendften Concurrenten Dockleaf's betrachtet wird. Mer. W. Ford’ Don
Salano I. erhielt in der Claſſe unter 45 Pfd. den I. und Specialpreis. — Andere
renommirte Bulldogs der Gegenwart find noh Mr. Jllis’ „Saptain Jack“, Mt.
Smartt's „Bund“ (8. C. ©. B. 34667), mie die Hündinnen Bumble-Bee
des Mr. Woodiwiß; Magis des Mr. Reid; Tomfh (R. C. ©. B. 29734) des
Mr. 3 W. Roß; Champion Gigarette (R. C. ©. B. 29763) des Mr. E. Farman.
38 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Die ftetig wachſende Zahl der ausgeftellten Bulldog beweiſt die zunehmende
Popularität diefer nationalen Hunderafje in England. Leider ſchätzt der Züchter nur
Ertreme und jucht die Raſſezeichen nieht nur zu erreichen, fondern zu übertreiben, und
da feit Aufhebung der graufamen Bullenhegen feine praftiihe Verwendung für den
Bulldog mehr vorliegt, jo jehen wir in neuelter Zeit die abenteuerlichiten Garricaturen
innerhalb dieſer Raſſe entitehen. Den Breisrihtern wird bereit3 empfohlen, auch auf
die Beweglichkeit der zu prämiirenden Hunde zu achten, da mande fich nur noch
ihwer im Galopp bewegen fünnen. Eine Ausnahme machen die in neuerer Zeit ent-
ſtandenen drolligen „Toy=BulldogS“, welche vorzugsweiſe von Mr. Krehl (Stod-
feeper) gezüchtet werden und viel Beifall finden. Ws eine „Zwergform“ können
diefe Hunde erſt unter den kleineren Luxus- oder Damenhunden nähere Erwähnung
finden.
C. Die Doggen in Frankreich.
Nach den Mittheilungen römischer Schriftiteller unterhielten die alten Gallier
bereitS ftarfe Meuten großer Kampfhunde, welche dazu beftimmt und abgerichtet waren,
den erſten Angriff auf die Reihen der feindlichen Truppen in der Schlacht zu machen
und zu unterjftüßen. Diefe Hunde wurden größtentheils im galliichen Belgien tie
in Britannien gezüchtet und aufgefauft, doch willen wir in Betreff ihrer äußeren
Erſcheinung nichts Näheres. Die Franken führten bei ihrer Ausbreitung in Gallien
ebenfalls große Hetzhunde mit fi, auf deren Züchtung fie wie alle germaniſchen Stämme
großen Werth Iegten; als Karl der Große dem Beherrſcher aller Gläubigen, Harun
al Raſchid, eine Geſandtſchaft ſchickte, Ließ derjelde die von den Gejandten ala Ge—
ihenfe mitgebrachten germaniihen Hunde am nächſten Morgen auf einen Löwen
hegen, welchen die Hunde fingen und hielten, bis die fränkischen Ritter heranſprengten
und ihn mit ihren Degen tödteten. Auch über dieſe fränkiſchen Hetzhunde willen wir nur
das, was uns in den alten germanischen Volksrechten mitgetheilt wurde (vergl. ©. 5).
In den folgenden Jahrhunderten fpielten dann die ſchweren und leichten Hetzhunde
eine große Rolle in Frankreich, wahrscheinlich entſtand auch hier und nicht in Spanien
der „Alan gentil“ durch) Kreuzung des Spanischen Alano (Bullenbeißer) mit dem Wind—
Hund (im 13. Jahrhundert). — Zu Anfang des 16. Jahrhunderts wurden aud) in
Sranfreih, wie auf dem ganzen: Gontinent die engliſchen Doggen eingeführt,
worauf die früheren Nafjen verſchwanden und ihre Namen zum Theil auf andere
Formen übertragen wurden. — Bei näherem Eingehen finden wir, daß auch in
Frankreich — mie in allen Ländern Europas — höchſtens drei jogenannte ſchwere
Habhunde (größere und Eleinere Bullenbeißer und die große hochläufige Dogge) ge=
züchtet wurden. Neben diejen drei Doggenraljen ftanden die minder werthvollen
Rüden und die Blendlinge (Kreuzung zwiſchen Doggen und Rüden). In
Hronologischer Folge haben wir nun folgende ſehr abweichende franzöfiiche Benennungen
dieſer Hetzhunde zu unterfuchen:
Doggen. 39
1) „Vautre“. Mit Ausbildung der franzöfiichen Sprache ward die feltijch-
römische Benennung des Windhundes als „Veltragus“ in: „Veltris, Viautre und
Vautre“ abgeändert und als Sammelmwort auf die ſchweren Habhunde über-
tragen — im Gegenjah zu den Windhunden, melde nunmehr „levriers“ benannt
wurden. — So wird im Roman de „Loherain“ im 12. Jahrhundert von dem
Ritter Began de Belin gerühmt, daß er einen Eber „sans vautres ni levriers“
gefangen habe. — Aus „Vautre* entftand in fpäterer Zeit „le vautrait“ (Die
Habmeute) ala Sammelwort für alle leichten und ſchweren Wind- und Hatzhunde,
welche für die Sauhagen verwendet wurden. — Dagegen gebrauchte man früher den
Ausdruck „vautre* auch als Einzelbenennung für die ſchwerſten Hatzhunde.
So unterfheidet Phöbus (1387) den „Alan vautre“ als Bullenbeiger vom „Alan
gentil“, und noch im Jahre 1665 bezeichnet Borel den „Vautre* als den ſchweren
Hebhund, welcher zwifchen dem hochläufigen Alan und dem Maftin (Rüden) in der
Mitte jtand.
2) Wan oder Alant. Unter diefem Namen taucht im Laufe des 14. Jahr—
hunderts eine große flüchtige Doggenform auf, welche im Allgemeinen als ein Wind—
Hund mit kurzem, ftarfem Doggentopf bezeichnet wird. Nah Noirmont ſollen dieſe
Hunde im frühen Mittelalter dur) den in Spanien eingemwanderten Volksſtamm der
„Alanen“ dort eingeführt jein. Allein der alte ſpaniſche Alan mar eine Bullen-
beißerform und der einzige ältere franzöfifche Jagdſchriftſteller, welchem wir eine nähere
Beſchreibung der Alants verdanfen, iſt Phöbus, Comte de Foir (1387), und diejer
gebraucht den Namen „Want“ nicht für eine einzige Raſſe, jondern als eine
Gollectivbezeihnung für drei durchaus verjhiedene Raſſen der Doggen-
gruppe. Zunächſt erwähnt Phöbus des „Alant gentil“, mwelher im Körper-
bau dem Windhunde ganz ähnlich fei, mit Ausnahme des Kopfes, der groß und
furz erſcheine. Die zweite Raſſe ift der „Alant vautre*, welcher eine ſchlechte Wind-
hundsform zeigt; dieſe Hunde haben große Köpfe, tief herabhängende Lippen und
große Ohren, fie werden zur Bären- und Saujagd benugt, denn was fie paden,
halten fie feſt. Allein fie find jchwerfällig und langjam. — Die dritten find Die
„Alans de boucherie“, (Mebger-) oder Nüdenhunde. Danad) Hatte das Wort Alan
zu Bhöbus’ Zeiten in Frankreich etwa die allgemeine Bedeutung des deutjchen „Hetz—
Hund“!), während die franzöfiichen Jagdichriftiteller unter Alan immer nur den Wind»
Hund mit dem Doggentopf oder „Alan gentil“ des Phöbus verftehen. In Spanien
bedeutete Alan von jeher nur einen ſchweren Hebhund oder Bullenbeiger und wir
werden dadurch zu der Annahme gedrängt, daß der „Alan gentil“ erſt in Frankreich
duch Kreuzung des alten ſpaniſchen Alano (Alan vautre des Phöbus)
mit dem Windhunde entitand und in Frankreich im Mittelalter eine große Rolle
1) Der Verf. möchte der Noirmont'ſchen Erklärung die Ableitung des Wortes „Alant“
vom altfranzöfifhen „aler“ (aller, gehen) vorziehen, denn im früheren Mittelalter jagte man
für „Hegen“ „laisser aler“, wie man in jpäterer Zeit jagte: laisser courre (courir, laufen)
und „ehiens courants“ für Lauf- und Heghunde.
40 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
jpielte, bis er durch die englifhen „Dogues“ im 16. Jahrhundert verdrängt wurde. —
Der Alan gentil des Phöbus entſprach mit Ausnahme der Fürzeren Schnauze im
Allgemeinen wohl einer leichten deutjchen Dogge, die beliebtejte Färbung mar rein
weiß mit ſchwarzem Fleck an dem jpib zugejchnittenen Ohr, Augen und Naje von
heller Farbe.
3) Maftin entjpricht dem deutjchen „Rüde“ (vergl. 2, die Rüden), bezeichnet aljo
weder den Maftiff noch eine andere Doggenform und wird hier nur aufgeführt, da
dag Wort im Plural (wie auch unſer „Rüden“) oft als Sammelmwort für alle
ſchweren Hathunde gegenüber den leichten oder Windhunden (ftatt des früher
gebräugjlihen „vautre“) benußt wurde. So 3. B. in den Jahresrechnungen der
franzöfifchen Hofhaltungen von 1388 ab: „levriers et mastins“. — (Xergl. 2,
Rüden: Maftin, Mätin.)
4) Meftiff. Das Wort folgt der englifchen Ausſprache des „Maftiff“ und
bezeichnete anfängli auch nur dieſe engliihe Raſſe, jpäter ward es durch Aus-
icheiden des s in „Metif“ verwandelt und entſprach dann dem deutjchen „Blend-
ling“, d. i. ein Kreuzungsproduct zwiſchen Dogge und Windhund oder zwiſchen
erfterer und dem Bauernhund (Matin). — Mit dem oben erwähnten „Maftin” ift
das Wort „mestifi“ und „metif“ nicht in Verbindung zu bringen, wiewohl beide
Wörter wahrjheinlih auf den germanischen Sprachſtamm zurüdführen. —
5) Dogues. Im 16. Jahrhundert fommen dann wie bei ung die aus England ein-
geführten Doggen (vom englischen Worte dog, Hund) an die Reihe und die lebten
„Alants“ verſchwinden gleichzeitig ſpurlos. Augenſcheinlich waren fie diefer mächtigen
Goncurrenz nicht gewachſen. — Karl IX. erhielt am 10. October 1572 bon ber
Königin von England eine Anzahl englifher Doggen („des dogues du dict
pais“) als Geſchenk und aus den Hofhaltrechnungen jener Zeit geht hervor, daß
diefe Doggen wie auch die großen Windhunde (grands levriers) gelegentli auf
größere Hausthiere, namentlich) auf lebende Kühe gehebt wurden, um fie auf ihre
jagdlihe Beftimmung vorzubereiten d). Unter Ludwig XII. und XIV. lieg man die
Hunde der königlichen Hatzmeute gelegentlich einen Eſel im Alter von 1 bis 11/, Jahren
hetzen umd tödten und machte ihnen mit dem Fleisch deijelben die „Ourée“ (Salnove).
Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts verloren die Doggen in Frankreich als
Jagdhunde bereits ihre Bedeutung, da ſowohl die Parforcejagd wie die Schießjagd
mit den Vorfteghunden um diefe Zeit dort ftark betrieben wurde. — Mit dem Intereſſe
für die betreffenden Raſſen hört in der Negel auch bald jedes Verſtändnis derjelben
1) 10. Oftober 1572. „A Guillaume de Haulsoy, pauvre laveur demeurant à
Chaillat, 25 livres tournois pour le recompenser d’une vache qui luy aurait este tude
par les grands chiens du dict seigneur venant de la chasse du bois de boulogne.“ —
14. Dftober 1572. „A Nicol. Andry, valet des grands levriers du dict sieur la somme
de 200 livres tournois en testons — et pour le recompenser de quatre vaches à luy
appartenant, que sa Majest& a faut estrangler (!) par ses grands levriers.“ — (Extraits
des comptes de Charles IX. — Livre du Roy Charles par A. Aubry.)
Doggen. 41
auf und fo fam es, daß in der eriten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Frankreich
bald die Benennung der urfprüngli aus England importirten Doggen als „Grand
Danois“ auftauchte, welche dort für die leichteren deutſchen Doggen noch heute üblich
it, während die jtärkeren, dunkler gefärbten Gremplare als „Dogues allemands“
bezeichnet werden. Wahrſcheinlich ift erjtere durch nichts gerechtfertigte Benennung auf
die Buffon'ſche Hypotheſe zurüdzuführen, welche annimmt, daß der Windhund durch
jeine Ueberführung nad) Dänemark lediglich in Folge klimatiſcher Einflüffe zur großen
dänischen Dogge und dieſe durch ihre Einführung nad) Irland zum großen iriſchen
dig. 109.
Dogue de Bordeaux. (Jardin d’Acclimatation.)
Wolfhunde geworden jeil — Wie in Deutfchland, jo nahm man auch für die aus
England ſchon früher eingeführten Heghunde ‚den Namen „Dogue* (vom englifchen
dog, Hund) an. Eine befondere Raſſe der großen Doggen ift in Frankreich
aljo jeit dem Untergange des Alan gentil nicht mehr entjtanden, dagegen hat ic)
eine eigenthümliche Nafje des Bullenbeißers (Maftiffs) im ſüdlichen Frankreich unter
dem Namen „Dogue du Midi“ und „Dogue de Bordeaux“ erhalten, welche in früherer
Zeit vielleicht dem meniger gut conjerbirten altſpaniſchen Bulldog (alano) gleich mar.
42 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
Der „Dogue de Bordeaux“ (Fig. 109) hat eine Schulterhöhe von 60 bi 70cm,
der Kopf ift verhältnigmäßig groß, die Stirn breit und abgeplattet, die Oberlefzen
ftarf überhängend, die Schnauze kurz und breit, das Geficht faltig, das Ohr ſehr
flein und fein. Das Vordertheil außerordentlich kräftig, die Bruft breit, der Hals
die, die Hinterhand ſchwächer entwidelt und die Hinterläufe oft kuhheſſig geftellt. Die
Farbe roth oder gelbbraun, je dunkler deſto beijer, das Haar furz und dicht.
D. Die Doggen in Italien und Spanien.
Wie alle anderen Hunderaffen, jo find auch die Doggen in der alten italieniſchen
Jagdliteratur jehr ungenügend behandelt. Doch wurde gerade dort im Ausgang des
16. bis ins 17. Jahrhundert die Hebe des Schwarz und Rothwildes ſtark betrieben.
— Sin der Forer’fchen Ueberſetzung der lateinischen Naturgefchichte Geßner's (1551)
wird bereit3 im Capitel der Rüden oder Heghunde bemerkt: „Desgleihen merden
auch aus einer Inſel Italiens Hunde gebraht, die man Kurßhunde (Courshunde)
nennt.” Der italienische Maler und Kupferfteher St. della Bella hat zu Anfang
des 17. Jahrhunderts diefe Hebhunde und ihre Verwendung in einer ganzen Collection
von Radirungen verewigt, welche äußerſt lebendig und charakteriftiich gehalten find. —
Die berittenen Jäger find mit langen Turnierlangen, auch wohl mit langen Degen
bervaffnet und halten auf meiten Lichtungen oder Blößen vor dem Walde, aus
welchem jagende Hunde das Wild (Sauen und Rothwild) hervortreiben. Sobald das
Wild an den aufgeftellten Warten vorüber ift, werden die Hebhunde gelöft und ein
einzelner Reiter folgt der Hetze, um das Wild abzufangen. Die Hunde find hod)-
läufige Doggen und variiren in Bezug auf Stärfe und Form eben fo ſehr wie Die
alten „Engliſchen Doggen”, welche zu jener Zeit aus England nad) Deutjchland ein-
geführt wurden, und höchft mahrjcheinlich bezogen auch die Italiener ihre Hetzhunde
dort her).
In Betreff der Spanischen Doggen erfahren wir durch den franzöſiſchen Jagd—
ſchriftſteller Gafton Phöbus, Comte de Foix (14. Jahrhundert), daß Die großen
franzöfiichen Doggen unter dem Namen Alans aus Spanien ftammten. Gleichzeitig
gebraucht Phöbus den Namen „Alans“ nur als Collectivnamen für drei ganz verjchiedene
Hunde (A. gentil, A. vautre, A. de boucherie) und gleichbedeutend mit dem deutjchen
Sammelworte Hebhund oder dem jpanifchen „perro de presa“. Faſt zu gleicher
Zeit mit Phöbus jchrieb Alfonfo XI, König beider Gaftilien und von Xeon,
(1342) jein Jagdbuch, in welchem nur eine gewiſſe Doggenform in Spanien unter
dem Namen „Alano” angeführt und ſehr genau geſchildert wird. Nach diefer Be—
1) Doch heißt die Dogge in Italien noch heute „Alan“ und der englijche Maftiff wird
„mastin“ genannt, was nur durch völliges Mißverſtehen der altfranzöfischen und jpanijchen
Rafien und ihrer Benennung zu erklären ift. (Vergl. Doggen in Frankreich.)
se ee? aaa,
Doggen. 43
ſchreibung war der alte ſpaniſche Ulano ein unferem alten Bulfenbeißer oder dem
Maftiff jener Zeit ganz ähnlicher Hund, doch wünſcht König Alfonſo ihn nicht zu
groß, wenigftens nicht „ohne bejondere Urſache“. Es ſchließt dies die Annahme nicht
aus, daß der alte Alano im Allgemeinen nicht ebenjo ſchwer war, wie die Maftiffs
und Bullenbeißer anderer Länder.
In Don Alonzo M. de Espinar’s Abhandlung über die Kunft des Schießens
und der Hochwildjagd, welche um 1644 erſchien, finden wir als Schwere Hatzhunde nur
aufgeführt: „alano, dogo, mastin*. — Der Alano wird ganz ähnlich wie in König
Alfonſo's Jagdbuch geſchildert und ift eben noch derjelbe Hund mie der alte deutjche
Bullenbeißer und der alte engliihe Maftiff. Neu ift das Auftreten des „Dogo“,
welcher (nad) Don Guttierez) größer als der Alano und von diejem verjchieden
war. — Ohne Zweifel haben wir e3 hier ebenfall3 mit den ſchon zu Anfang des
16. Jahrhunderts aus Irland und England in allen europäiſchen Ländern ein=
geführten großen Hunden zu thun, welche bei uns (nad) dem engliichen „dog“) als
Doggen — in Frankreich und Spanien als „dogues“ und „dogos“ bezeichnet wurden
und die Vorfahren unjerer heutigen deutjchen Doggen find. — (Der „Maftin” ent-
ſpricht nicht dem englifchen Maftiff, ſondern dem gleichnamigen franzöfiihen Hunde
jener Zeit und unſeren deutjhen „Rüden”, von denen im nächiten Capitel die Rede
jein wird.) — Der 1864 in Madrid „von einer Gejellihaft von Jägern“ heraus-
gegebene „Tesoro de la cazeria* (Jagdſchatz) erwähnt den „Dogo“ nicht mehr,
fondern jchildert nur den „Alano“ oder „perro de presa“!) und den Maftin
(Rüden) als ſchwere Hebhunde, nebft einigen ungenau bejchriebenen Baftardformen.
— Hier ift der Alano bereits als das gejchildert, was er noch heute ift: der |panijche
Bulldog, welcher im Laufe der Zeit fih aus dem alten großen Alano entmwidelte,
wie der englifche Bulldog aus dem alten Maftiff. — Der alte jpanijche Alano entſprach
alfo dem alten Maftiff und dem alten deutjchen Bullenbeißer, der jpätere ſpaniſche
„dogo“ der engliſchen Dogge und der „Maftin“ unferen Rüden und dem A. vautre.
Krichler ſchildert den heutigen Alano als einen „nicht jehr maſſiv, Jondern
eher leicht und Hodläufig gebauten Bulldog, von Farbe meiſtens graubraun und
ſchwarz geſtromt. Die Bruft meit ſchmäler, Lefzen und Kehlwamme meniger ſtark
entwickelt, wie beim Bulldog. Die lange, unten etwas bürſtenartige Ruthe tief hängend
getragen, Haut weit, dünn, Haar kurz, dicht und weich. Größe eines mittleren
Schweißhundes. Kreuzungsproducte gern zur Saujagd benutzt“.
Zum Beſchluß der ſpaniſchen Doggen müſſen wir noch der ſagenhaften „Dogge
bon Cuba“ oder des „ſpaniſchen Bluthundes“ erwähnen, welcher in manchen
kynologiſchen Abhandlungen als beſondere conſtante Raſſe hingeſtellt wird. — Bald
nach der Entdeckung Amerikas (1493) wurden Hunde als Kriegsgefährten von den
Spaniern auf ihren Eroberungszügen in Amerika mitgeführt. Dieſe Hunde oder
1) Perro .de presa iſt das alte, noch heute gebräuchliche Sammelwort für alle ſchweren
Hetzhunde, bezeichnet aber nicht eine bejondere Raſſe.
6*
44 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
richtiger ihre Herren erhielten bei Theilung der Beute einen gewiſſen Antheil je nach
der bewiejenen Tapferkeit. Die Annalen der Eroberung haben mit biographifcher
Treue die Ihaten einzelner berühmter Hunde erhalten. Da war zunächſt Becerillo
(Kälbchen), der bei der Eroberung von Puerto Rico dur) den Pfeil eines Gariben
fiel. Von Becerillo ftammte — berüchtigter faſt wie jein Bater — Leonfico,
der treue Begleiter de Vasco Nunnez Balboa, der jeinem Herrn auf dem Zuge
nad) der Südjee über 500 Gaftellanos (3000 fl.) gewann, denn der Beutetheil dieſes
Hundes war bedeutender, al3 der eines Büchſenſchützen. — Am 24. September 1513
jaß Balboa nach Niederlage des Häuptling Torecha dev Landſchaft Duarequa zu.
Gericht, bei welcher Gelegenheit 40 Indianer von den Blutdunden zerriffen wurden.
Um diefe Zeit entitand das Verbum: „apperear“ (don perro, Hund) von Hunden
tödten laſſen. Opiedo, lib. XVI. (Zeitalter der Entdeckungen von DO. Peſchel 1877.)
Der bedeutendfte ſpaniſche Kynolog unferer Zeit, Don Guttierezt), äußerte fi in
Betreff der ſpaniſchen Bluthunde in einem Briefe an Herin Krichler wie folgt:
„Es ſteht feit, daß eine barbariihe und blutige Sklavenjagd mit Hunden auf
Cuba beitand, eingeführt durch Chriſtoph Columbus jelbit, gleich nach der Ent-
defung und Groberung des Landes. — Der berühmte Pater Las Caſas jagt in
jeiner Bejchreibung der großen Schlacht von La Vega real, als Zeitgenofje und
Augenzeuge, Folgendes: „Der Admiral wählte ungefähr 100 der gejundeiten Spanier
als Fußgänger und, 20 zu Pferde, alle mit Schleudern, Morgenfternen, Lanzen und
Schwertern und einer anderen, für die Indianer noch Ichredliheren Waffe ausgerüftet.
Dies’ waren 20 Lebreles de presa (ſtarke Windhunde), melde, nachdem man
fie gelöft halle, auf das Wort „tömalo* (greif’!) in einer Stunde jeder einzelne
beinahe 100 Indianer fampfunfähig machten.“ (Historia de los Indias, libro I.
Cap. CIV.)
„Später nennt Las Caſas die Hunde „lebreles* und führt Ferdinand
Columbus als den Verfaſſer des folgenden Sabes an: „Die Reiter befanden fich
auf der einen Seite und die Lebreles auf der anderen und vorwärts rüdend und
tödtend richteten alle eine ſolche Verheerung unter den Feinden an, daß Gott uns
den Sieg verlieh.“
„Es wurden aljo bei der Entdeckung der Inſel lediglich „lebreles de presa“
oder Hebhunde gebraucht. Später führten die Spanier zu gleichen Zwecken sabuesos
(Schweißhunde) ein, wegen der befjeren Naje. — & wurden dann Häufig Kreuzungen
bon sabuesos und lebreles gebraucht, Leßtere wurden neben den Maftins auch bei
Saujagden verwendet.” (S. hierüber: Manual del cazador cubano, D. Enr.
Manera y Cao, p. 181.)
Co weit Don Guttierez. Wir erjehen daraus, daß Anfangs die befannten
Blendlinge von Windhunden und Doggen (lebreles, franzöfiich: levriers d’attache)
1) Don Guttierez de la Bega, früher politiiher Gouverneur und Provinzialdirector auf
Guba, Herausgeber der ältejten und wichtigſten ſpaniſchen Abhandlungen über Jagd und Hunde,
unter dem Titel: „Biblioteca venatoria*. —
Rüden. 45
für die ſchmachvollen Indianerhegen verwendet wurden. Später gebrauchte man
auch Schweißhunde, wie auch Kreuzungen von Schweißhunden und Windhunden. —
Eine befondere, für die Sklavenjagden gezüchtete und unterhaltene Raſſe der Cuba—
doggen oder Bluthunde hat niemals eriftirt und iſt jedenfalls ebenjo imaginär wie
der Buffon'ſche Grand Danois.
2) Die Rüden.
Unter diefer Bezeichnung laſſen ſich alle jene Hundetypen zufammenfaffen, welche
gewiſſermaßen zwiſchen Doggen und Jagdhunden in der Mitte ftehen und jedenfalls
als Vorläufer und Mebergangsform diejer beiden Gruppen zu betrachten find. Zu
befonderen conftanten Raſſen find daher die Rüden nur felten und vorübergehend
ausgebildet worden; es ſind meiſtens mittelgroße, gewandte, aufmerkſame und muthige
Hunde, welche ſich von den Doggen und Jagdhunden zunächſt durch die weniger
ſtumpfe, mehr wolfsartige Schnauze, durch den kurzen, ſchlechten Behang und die an
der Unterſeite oft ſtark behaarte Ruthe unterſcheiden. Die Behaarung iſt voll und
dicht, meift „ſtockhaarig“ — feltener rauhhaarig oder gar langzottig.
Der Rüdentypus!) findet ſich bereits unter den Jagdhunden der alten Yegypter
und Afiyrer, und die Mehrzahl der Kampf= und Hebhunde der alten Römer find
echte Rüden mit wolfsartiger Schnauze und feine Doggen! — Ebenfo finden mir
den Rüdentypus wieder in den heutigen Treib- und Mebgerhunden der meiften euro-
päiſchen Länder, ohne daß jemals bejondere Anftrengungen zur Raſſenzüchtung der-
jelben irgendwo gemacht wären. Nächſt ven ſpitz- und jchäferhundartigen Typen
ftehen die Rüden troß ihrer hängenden Ohren doch in ihrer molfsähnligen Form
und dem unruhigen, aufmerkfamen Wejen den Wildhunden am nächften unter allen
Hunderaffen. — Der altenglifche „Drovers-dog“, der franzöſiſche Nätin, der ſpaniſche
Maftin und die deutichen Treib- und Mebgerhunde find alles nur Variationen der
alten Rüdenform, welche fich ſeit Jahrhunderten nur wenig veränderte.
Im deutfchen Jagdbetriebe haben die Rüden von jeher eine große Rolle gejpielt.
Merkwürdiger Weile findet ich indeß der Ausdruck „Rüde“ noch nicht in den alten
Volksrechten des 5. bis 12. Jahrhunderts, ſondern zuerft im Schwabenjpiegel (1281).
— In Hadamar’3 Jagdgediht (13. Jahrhundert) finden mir „Rüden to dem
Swiene“ — wohl zum Unterfchied von den „Schafrüden“, welche die Schäfer zum
Schub der Heerde gegen den Wolf mit ſich führten. — Immer verftand man im
Mittelalter unter Ride ſchon einen Hebhund, denn die Hof- und Wachthunde nannte
1) Rüde, plattv. röe vom altd. vudo, der Rufende, Bellende; vielleicht die ältejte Be—
zeihnung des Haushundes im Allgemeinen, im Mittelalter für alle ſchweren Heghunde (im Öegen-
fat zu den Windhunden) gebräuchlich, ſpäter hauptſächlich als Bezeichnung der nicht raſſig gezüchteten
Hathunde im Gegenjag zu den Doggen. — In der Jägerſprache erhalten in Ridemann und
dem Zeitwort „rüden”, in Bezug auf den die Hathunde führenden Jäger, ferner auch zur
Unterjheivung des männlichen Hundes von der Hündin gebräuchlich.
46 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
man „Hovawarth“ und „Miftbeller”. — In Betraht der häufigen Verlufte und
Beihädigungen der Rüden auf den Saujagden lohnte es nicht der Mühe, bejondere
Raſſen zu züchten und die koſtſpielige Aufzucht der Welpen zu übernehmen. Dazu
fommt, daß die Sauhab jo fehr auf den, jedem Hunde innewohnenden Naturtrieb
bafirt ift, daß eine befondere Abrichtung derjelben für diefe Jagdart gar nicht er-
forderlich ift. — Es ward daher ſchon im 16. Jahrhundert an den meiften deutjchen
Fürftenhöfen Gebrauch, nur die Doggen und jehweren Hatzhunde ſelbſt zu züchten
und aufzuziehen, die fämmtlihen Rüden oder das Gros der Habmeute aber unter
den Hunden der Schäfer, Mebger, Wafenmeifter auswählen zu lafjen. — Dieſe Hunde
mußten dann vor Beginn der Sauhagen nach gejchehener Aufforderung von den Be—
figern eingeliefert (geftellt) werden. — So beitimmte ſchon 1519 der Abt von Hersfeld
bei Verſchreibung eines Gutes: „Auch behalten wir und vor einen Hund jerlichen,
ob Schefer da weren oder würden, zu Schweinehatz zu fodern, der una dann un—
geweigert gehandreicht werden fol.” — Ebenjo erliek Landgraf Philipp von Hefjen
den Befehl, daß jedem feiner Unterthanen, welcher Schafe und einen Pferd), aber
feinen ftarfen „Rödden” halte, der zur Saujagd zu gebrauchen ſei — dieſes an-
zubefehlen und bei Nichtbefolgung des Befehles ihm die Schäferei ganz und gar nieder-
zulegen ſei. — Der Landgraf Morig von Hefjen ſchickte gewöhnlich zur Zeit der
Schweinehatz Jäger durch's Land, um diefe Hunde zu ſammeln; mer aber „Heine, zur
Jagd untauglihe Hunde liefern würde, follte jeden Hund mit fünf Hämmeln büßen“.
Die Zahl der in diefer Weife zuſammengebrachten Hunde betrug gewöhnlich 200; als
man 1613 nur 160 auftreiben konnte, genügten diejelben nicht.
Weit großartiger als in Heffen geftaltete fich die Aufftofung der Rüden in einigen
anderen deutjchen Ländern. So erſchien der Herzog Heinrich Julius von Braunfchweig
im Jahre 1592 mit nicht weniger als 600 Rüden zur Sauhage an der Obermejer
(Landau). In Württemberg betrug bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts die Zahl
der „verſtellten“, d. i. nicht auf den Jägerhöfen gehaltenen, jondern auf dem Lande
untergebrachten Rüden oft 1000 Stüd und darüber! — Herzog Chriftoph forderte
im Jahre 1556 eine Zufammenftellung der in den einzelnen Forſten den Unterthanen
zur Verpflegung übertragenen Herrjchaftshunde In der betreffenden Lifte, melche
dv. Wagner (Jagdwejen in Württemberg) mittheilt, finden wir nicht weniger als
906 Rüden angeführt, dazu fommen das Forftamt Heidenheim mit 108 Schäferhunden
und Nagold und Schorndorf mit „sehr vielen Hunden“. — Der Herzog befahl num
(wie jhon früher) die Tödtung der überflüffigen Hunde und bejtimmte in der Jäger—
ordnung vom gleichen Jahre, e3 follten nicht über 50 Habhunde und 700 Rüden
bei den Unterthanen verftellt werden. — Die „Schweinberichte” vom Anfang des
folgenden (17.) Jahrhunderts ergeben indeß für die disponiblen Rüden zur Sauhatze
noch folgende Zahlen: 779 Rüden für 1617; 871 für 1618; 909 für 1619; 728
für 1625. — Unter Herzog Carl ſank die Zahl der Rüden auf 280 herab. — Die
angegebenen Zahlen beziehen ſich nur auf die bei den Unterthanen verftellten Rüden,
welche nır während der etwa einen Monat andauernden Schweinehat auf herrichaft-
Rüden. 47
liche Koften erhalten wurden, während die eigentlichen Hebhunde, welche zum Theil
dureh Kreuzung der engliſchen Doggen mit Rüden und Windhunden entftanden, ſowie
die werthvollen Doggen ſelbſt größtentheil® in den herrjchaftlihen Zwingern und auf
den Jägerhöfen unterhalten und gezüchtet wurden.
Als letztes Auffladern der alten Jägerherrlichkeit Württemberg ift das von
Matthijon bejungene „Dianenfeit“ zu Bebenhaufen vom Jahre 1820 zu betrachten.
Es wurden bei diefer Gelegenheit noch 200 „Hatzrüden“ vorgeführt und in Thätigfeit
gejegt — jedenfalls waren hier wohl auch die eigentlichen ſchweren Hatzhunde und
Doggen inbegriffen.
Es ift nit außer Acht zu lafjen, daß der Nutzungswerth des erlegten Roth-
und Schwarzwildes in früheren Jahrhunderten eine ganz andere Bedeutung hatte wie
heutzutage. Die große Zahl der früher zu den Sauhaten verwendeten Hunde mag
oft unnöthigerweife übertrieben worden jein, fie ward aber zum großen Theile bedingt
dur) die damaligen Jagdverhältnifje und nicht allein durch) die Jagdpaſſion der be=
treffenden Landesherren. — Streng gejchievene, conftante Raſſen der Rüden find
übrigens bei uns für den jagdlichen Zweck niemals gezüchtet, da die häufigen Ver—
lufte die Aufzucht raffiger Hunde nicht empfehlenswert) machten. Die von Riedinger
öfter (u. U. auch im Entwurf einiger Thiere I, Nr. 12) abgebildeten rauhhaarigen
oder zottigen „Saurüden“ wurden bereitS von Fleming als pommerjche oder cafjubijche
Schäferhunde befchrieben. — Am beiten erhalten ſcheint mir die alte Rüdenform in
den niederrheinifchen und norddeutſchen Mebgerhunden, welche dem ſchon von
Göß 1834 abgebildeten Hunde noch heute völlig gleichen. Ihre Farbe ift meiftens
einfarbig xothgelb oder ſchwarz mit gelben Abzeichen, fat immer mit Stumpfſchwanz
und kurzen hängenden Ohren und in der Größe eines ftarfen Jagdhundes. Leider
verſchwinden dieſe jehr typijchen Hunde in Folge der Ausdehnung der Bahnjtreden
immer mehr, da das Schlachtvieh nicht mehr wie früher meilenmweit getrieben werden
muß. Auch die Württemberger oder Rottweiler Mebgerhunde bildeten früher und
wohl noch jest eine conftante Raſſe. — Ein näheres Eingehen auf diefe Typen dürfte
bei dem vorausſichtlichen Verſchwinden derjelben überflüffig erſcheinen.
In den romaniſchen Spraden — borzugsweile im Altfranzöfiihen und
Spanifhen finden wir die Rüden ſchon im 14. Jahrhundert unter dem Namen
„mastins“ aufgeführt. Gafton Phöbus (1387) führt den Maftin am Schluß
fämmtlicher Jagdhunderaffen an: „Die Beſtimmung der Maftins und ihre Natur-
anlage ift die Bewahung des Viehes und der Wohnung ihres Herrn, es ift eine gute
Art Hunde, denn fie vertheidigen und bewachen mit allen ihren Kräften das Eigen-
thum ihres Heren, aber es find böfe und häßliche Hunde („mais vilains chiens
et de vilaine taille sont“). — Sie jagen auch die Fährten aller milden Thiere,
aber fie arbeiten die Rüdfährte nicht; dies Liegt nicht in ihrer Natur. Aus Maftins
und jagenden Hunden lafjen fih gute Hunde für alles edle Wild züchten, ebenjo aus
Maftin und Alanen für die Wildfauen, Bären und Wölfe. So auch dur Kreuzung
des Maftin mit dem Levrier u. |. w. — In den folgenden Jahrhunderten ward in
48 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
Frankreich der Ausdruck „Maſtins“ Häufig, wie unfer deutfches „Rüden“, als Collectiv—
bezeihnung für alle jchweren Hatzhunde gebraucht, denn wir finden in den Haushalts-
rechnungen der Könige immer neben den PBarforcehunden (Chiens courants) eine
Anzahl „mastins pour le pors“. — Ende des 16. Jahrhunderts nad) Einführung
der Doggen finden wir dann ftatt „mastin“ den Ausdruck „dogue“. Gleichzeitig
entitand aus dem alten Worte „mastin“ dur Ausfall des s das noch heute ge=
bräuchliche „mätin“, welches ſchon vor Buffon’s Zeiten den unbeitimmten Begriff
des „Bauernhundes“ mit fich führte — eigentlich aber unjerem „Rüde“ entjprechen ſollte.
A. Der ſpaniſche Maftin.
(ig. 110.)
Um ſchönſten ausgebildet und erhalten finden twir die Rüdenform in dem
ſpaniſchen Maftin (Fig. 110)1). Dieje ebenjo originelle wie ſchöne Hundeform ift
eine der älteſten ſpaniſchen Raſſen und bei uns bis heute wenig oder gar nicht be=
fannt. Herr F. Krichler Hatte während eines Aufenthaltes in Guadalupe die Güte,
bon den in feinem Beſitz befindlihen „Maftins“ Photographien und folgende Be—
ſchreibung dem Verfaſſer einzujenden: „Ich Halte ven Maftin für den ureigenjten
Hund Spaniens, er ift nicht Schäferhund in unferem Sinne, denn die hiefigen Hunde
haben nicht den Zweck, die Heerden zu treiben und zufammenzuhalten, jondern fie
dienen zum Schuß derjelben gegen Wölfe und werden außerdem, wie bei ung die
Rüden, als Treib- und Hebhunde bei den Jagden auf größeres Wild gebraucht. Der
Maftin iſt ein meit edleres Thier als unſere Mebgerhunde, er ift ftarf und majlig
gebaut, ohne jedoch an die plumpen Formen des Maftiffs zu erinnern. Der Hals ilt
frei von Kehlwamme, dagegen jehr ftarf und musculös, die obere Nadenpartie geht
jo unmerflih in den Hinterkopf über, wie dies beim Dtter der Fall if. Der Körper
it im Berhältnig zur Höhe nicht jehr langgeftredt, ſondern jteht in guten Verhält—
niljen zur Höhe der Läufe. Der Rippenkorb ift jehr geräumig, Hinterhand ehr
elegant; kreuzlahme und fuhheifige Exemplare habe ich jelbft unter den größten Maftins
bis jeßt nicht gefunden. Der Hinterlauf jteht im Sprunggelenf ziemlich teil (wenig
gebogen). Die Nuthe wird meiſt Hängend getragen, die Dhren werden ſtets . kurz
coupirt. Die wenigen Hunde mit unbejchnittenen Ohren, melde ich bis jebt jah,
tragen das furze Ohr Halb aufgerichtet, mit vorn überfallender Spibe.”
Die Najjezeihen des Maſtins laffen ſich in folgender Weife wiedergeben:
a) Beitimmung: In erfter Linie Schuß der Viehheerden gegen Wölfe; dann
Hebhund bei den Sau-, Wolf- und Rothrwildjagden.
b) Allgemeine Erjheinung. Mittelſchwere bis ſchwere Hunde von 65 bis
75cm Sculterhöhe, hochgeſtellt, maſſig, aber doch elegant gebaut, Rüden nicht durch—
gedrüdt, jondern in der Yendengegend leicht gewölbt; Kopf etwas höher wie die Rüden-
1) Bergl. „Doggen in Frankreich“, Maſtin — mätin; Maftiff — metif.
Rüden. f 49
| Linie getragen, Ruthe hängend, das legte Drittel nad) oben gekrümmt. Geſichtsausdruck
ernft, doch nicht unfreundlich.
c) Kopf: Mittelſchwer, Oberkopf breit, mäßig gemwölbt, mittelmäßig lange
Lefzen, Nafenrüden breit ohne auffälligen Stirnabſatz, Schnauze vorn abgeftumpft.
d) Augen: Nicht jehr groß, Kar, Iris dunfel, fein Roth im Ihränenminfel.
e) Ohren: Aufrecht ftehend, meilt furz am Kopfe coupirt.
f) Hals: Gedrungen, jehr Fräftig, Naden jehr breit und Stark, feine Wamme.
8) Bruft: Mächtiger, tiefer Bruſtkaſten, Bauch aufgezogen.
h) Zäufe: Borderläufe ftärfer als die hinteren, ohne plump zu fein, Hinter-
läufe ziemlich fteil.
Big. 110.
Der ſpaniſche Maftin „Terrible”.
Bei. F. Kridler.
i) Fuß: Rund, fait Kabenpfote, ziemlich geſchloſſen, Hinterpfoten gejchlofjener
wie die vorderen.
k) Haar: Kurz und hart. Wegen des beſtändigen Aufenthaltes dieſer Hunde
im Freien verlängert fi das Haar im Winter etwas an manchen Partien des
Körpers, ohne deshalb in Hoſen u. dgl. auszuarten.
1) Ruthe: Säbelfürmig hängend getragen (wie bei vielen Bernhardinern), im
legten Drittel ftarfe Bürfte, Ruthenanſatz ſehr ſtark und breit.
m) Farbe: Weiß, weiß mit ſchwarzen Platten, ſchwarz.
n) Sonftiges: Es kommen häufig Welpen mit Stummelſchwänzen in den
Würfen vor, die übrigens in jeder anderen Hinficht dem allgemeinen Typus vollftändig
entjprechen.
=]
50 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
0) Fehlerhaft: Zu niedrige, zu gedrungene, tonnenförmige Bauart, zu ſchwacher
Hals, Kehlwamme, über den Rüden gerollte Ruthe, rauhe Behaarung.
Maße des Maftin („Terrible” Fig. 110 a. v. ©.): Schulterhöhe 66 cm;
Kopflänge 27 em; Bruftumfang 79 cm; Länge von der Naje bis zum Ruthenanſatz
98 cm; Ruthenlänge Al cm. (Bei der Abbildung fünnte Naden und Bruft ftärker fein.)
In dem 1864 in Madrid von einer „Geſellſchaft von Jägern“ herausgegebenen
„Tesoro de la cazeria* (Jagdſchatz) wird der Maftin folgendermaßen gejhildert:
„El mastin: Ein guter Maftin muß don großer Figur und ftodhaarig fein,
ſtarken Kopf und Hals haben, die Schnauze mittelmäßig, die Bruft ſtark umd breit,
die Pfoten groß, die Färbung jehr geſcheckt. Man pflegt fie anftatt des „alano“
(Bulldogs) bei der hohen Jagd zu verwenden, um das Wild zu verfolgen, indeß ift ihr
Hauptzwed, die Heerden zu beſchützen, weil fie große Kraft befigen und fich gern mit
den Wölfen herumfchlagen, ja jogar diejelben tödten.”
Sp weit die Mittheilungen des Herrn Krichler, welchem jeder Kynologe für dieſe
eingehende Schilderung einer bei uns faſt unbefannten Hunderafje Spaniens zu Dant
verpflichtet jein wird, um jo mehr, als wir dur) die Vergleihung des Maftin mit dem
gleichnamigen franzöſiſchen Hunde und den deutſchen Rüden einen umerwarteten Aufſchluß
in Betreff der Zufammengehörigteit diefer Typen, im Gegenſatz zu den eigentlichen
Doggen erhalten.
B. Der dänifde Hund.
(Danske Hunden.)
Dieſe eigenthümliche Rüdenform entjtand nachweislih dor etwa 40 Jahren —
vielleicht Schon Früher — in Dänemark und joll auf die in früherer Zeit in Schleswig-
Holftein, wie in Dänemark häufig gezüchteten, großen Mebger- oder Schlachterhunde
von rothgelber Farbe zurüczuführen fein. Herr dv. Wardenburg-Hamburg (Preis-
vihter der deutjchen Doggen auf unferen norddeutschen Ausftellungen), melcher dieſe
„dänischen Hunde“ jchon in feiner Jugend kannte, theilt darüber Folgendes mit:
„Der große gelbe dänische Hund ift hervorgegangen aus der Veredelung eines
wohlgeformten ftarfen „Schlachterhundes“, der namentlich) in Schleswig-Holftein und
Dänemark heimisch war. In einer Preisfchrift des dänischen Profeſſors Melchior:
„Die Säugethiere des dänischen und norwegiichen Staates” vom Jahre 1834, iſt
diefer Hund in Wort und Bild bejchrieben und „Großer dänischer Hund, Schlachter:
hund“, benannt. Man findet ihn auch ausgeftellt im zoologischen Mufeum in Kopen—
hagen. Die planmäßige Züchtung und Veredelung dieſes Hundes begann vor etwa
30 Jahren und wurde namentlich dadurch gefördert, daß der König Friedrich VII.
(1848 bis 1863) ihm eine bejondere Vorliebe zumandte und den damaligen Staats-
rath Klemp beauftragte, diefe Raſſe weiter zu züchten, event. diejelbe wieder her—
zuftelfen. Die Beihaffung des Zuchtmaterials joll durch die Erwerbung eines geeigneten
Dethundes aus Schleswig-Holitein Hauptfächlich gefördert”fein. Bon diefen Züchtungs—
beitrebungen de3 Königs ward die Raſſe jpäter wohl Frederik VII.-Raſſe oder
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nojog ung aaplıunng
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Rüden 51
Jägerpriis- Kaffe genannt” '). So weit Herr dv. Wardenburg. — Dieje Yunde ges
langten ſpäter, namentlich) dur) einen berühmten Deckhund Holger, in Beſitz des
Zoologiſchen Gartens bei Kopenhagen, doch müfjen die Zägerpriis-Hunde zu Anfang der
fünfziger Jahre bereits recht jelten geworden ſein, denn es entſtand in dieſer Zeit die
Nebenrafje oder Varietät des Broholmer Hundes, worüber der jebige Beſitzer der
Zucht, Herr Hofjägermeifter Sehefted, dem Berf. auf feinen Wunſch Folgendes mittheilte:
„Um das Jahr 1855 beſchloß der Beliter des Majorats Broholm in Fünen,
Kammerherr v. Sehefted, die Lleberrefte des däniſchen Hundes zu jammeln, die Raſſe
zu bewahren und ihr im Lande allgemeine Verbreitung zu ‚verjchaffen. Die Aufgabe
war nicht leicht, theil3 weil nicht viel Material vorhanden war, theils weil man
zu der Zeit nicht mit Beftimmtheit wußte, mie der dänische Hund ausſehen jollte.
Die Type, die er ſuchte, war ein großer, braungelber Hund mit großem breiten Kopfe,
ſchwarzem Maule, Träftigem Halfe und ſtark entwidelter Bruft und Vorderbeinen,
während das Hintertheil gewöhnlich nicht jo kräftig war. Dieſe Type juchte er durch
die Zucht weiter zu entwideln, und die Jungen wurden unentgeltlih an Sole aus-
geteilt, die innerhalb der Grenzen des Landes für die Bewahrung und Verbreitung
der Raſſe wirken wollten und ſelbſt für die Zucht geeignete Thiere bejaßen.
So entftand der Broholmer Hund, und im Laufe von 20 Jahren wurden über
150 Junge ringsum im Lande vertheilt.“
Bei Gelegenheit der erſten nordiſchen Jagdausftellung in Kopenhagen im Jahre
1886 ward zugleich eine große, internationale Hundeausftellung abgehalten. Hier
follten auch die Raffezeihen des „gelben, dänischen Hundes“ feitgeftellt werden. Unter
den vier oder fünf ausgeftellten Gremplaren fiel die Wahl eines Modells auf den
mit dem I. Breife ausgezeichneten Baldur (Abbildung Taf. LID), einen großen, aber
feineswegs ſchwerfälligen, jehr vegelmäßig gebauten Hund Broholmer Zucht, damals
im zmeiten Jahre. Eigenthümer: Mr. Möller-Ra in Raus bei Helfingborg. — Die
Farbe gelb mit ſchwarzer Schnauze und ſchwarzen Augenfleden. Seine Make find:
Schulterhöhe 73 cm; Kopflänge 32 cm; Oberkopf zwijchen den Behängen breit
22 cm; Behang lang 15 cm; breit LO cm; Länge des Rumpfes 90 cm; Ruthe 54cm;
Bruftumfang 104 cm.
I) Im altnordiihen Mujeum in Kopenhagen befindet ſich ein altes Wandbild (Gobelin),
den König Friedrich IT. (1559 bis 1588) von Dänemark mit Scepter und Krone darjtellend. Zu
jeiner Rechten fit ein großer gelber Hund von maftiffähnlihem Körperbau, jedoch mit Jagd—
hundkopf und auffällig langem VBehang, jo daß er unmöglich als Vorfahr des „däniſchen Hundes”
betrachtet werden kann, wie dies früher wohl gejchehen ift. — Auf dem Halsband diejes Hundes
finden fi) die Initialen des — auch an manchem Hausgeräth jener Zeit angebrachten Wahl-
ipruches: „Treu ift Wildpret”. Durch die irrthümlihe Annahme, daß das Wort „Wildpret”
der Name des Hundes gewejen ſei, find namentlich in franzöfifhen und engliſchen Werfen die
ionderbarften Erklärungen jenes Spruches entjtanden. — Ich finde in einem deutſchen Stammbuche
des 16. Jahrhunderts den oben erwähnten Spruch in folgender Fafjung: „Treu ift Wild-
pret — Wol dem der jie gefangen bett“, Der ziemlich peſſimiſtiſche Sinn des Spruches
geht alfo dahin, daß auf die Treue der Menſchen und ihre Gewinnung ebenjowenig mit Sicherheit
zu reinen jei, wie. auf das Auffinden und den Yang eines lebenden Wildes.
—
Oi
DD
Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Raſſezeichen des däniſchen Hundes.
1. Allgemeine Bemerkungen: Ziemlich groß, Vorderkörper jehr Fräftig
entwidelt, Hinterförper verhältnißmäßig ſchwächer, großer, ziemlich breiter Kopf,
ſchwerer Hals, breite Bruft, leicht gefrümmter Rüden. Der Kopf wird gewöhnlich
nach vorn geftredt getragen, ein wenig hängend; die Ruthe wird im Laufe gerade
getragen, ſonſt nach unten hängend, leicht nad) oben gekrümmt. Die Bewegungen
ruhig und etwas Yangjam.
2. Der Kopf verhältnigmäßig groß und breit, die Frontallinie ein wenig
höher als die Nafenlinie, jonit parallel mit diefer. Die Stirn jehr breit und Fräftig,
die Nafe, mit leicht angedeuteter Erhöhung nad) der Spitze zu, breit; gut überfallende
Lefzen. Der Unterkiefer von derjelben Länge als der Oberfiefer. Die Kiefermusfeln
ſehr ſtark entwidelt. Die Haut unter dem Halfe bildet eine ſtarke Kehlwamme. Ber-
hältnigmäßig Kleine Behänge, ſehr hoch und nad hinten ſchräg angejegt, glatt an=
liegend; runde, braune Augen mit ſcharfem, doc gutmüthigem, ruhigem Ausdrud,
niemals tiefliegend oder Bindehaut zeigend.
. Hals jehr ſchwer und Fräftig, leicht gebogen.
Bruft ſehr breit und kräftig, mit ſtark entwideltem Bruſtkaſten, ziemlich tief.
Rüden jehr Fräftig, leicht gebogen, ein wenig abſchüſſiges Kreuz.
Ruthe mittellang, breit an der Wurzel, Haarwuchs an der Unterjeite nicht
ftärfer al3 an der Oberjeite, etwas nad) unten hängend, fat gerade getragen, niemals
wie ein Horn nach oben gebogen.
7. DBorderläufe ſtark und kräftig, der Oberarın jehr musculös, von vorn gejehen
ganz ſchwach gebogen, im Profil gejehen ganz, gerade.
3. Hinterläufe etwas ſchwächer als die Vorderläufe, die Muskeln weniger ftarf
entwidelt, das Kniegelenk ziemlich ftarf gebogen.
9. Fuß rundlich, kräftig mit gut geſchloſſenen gemwölbten Zehen, ſtarke Krallen.
10. Haar ſehr furz und dicht, unbedingt glatt anliegend.
11. Farbe röthlichgelb oder fahlgelb; Schnauze, Behänge und Abzeichen über
den Augen dunkler gefärbt.
Fehlerhaft find zu lange Behänge, ſpitze Schnauze, auffteigende Stirn, ftarf
hervortretendes Hinterhauptsbein, tiefliegende oder die Bindehaut zeigende Augen,
ſchwache, ſchmale Bruft, Leichter Bau, zu fteile oder kuhheſſige Stellung der Hinter-
(äufe, nad) oben gefrümmte Ruthe, Bürfte an der Ruthe.
SU}
PP
Need Thott, Ghriftianjen, Seheited,
Gaund. Rask pr. Uldum. Tangegaard.
Naben Levetzau, Bud,
Aalholm. Knuthenborg Skooridengaard.
Secretariat des däniſchen Jagdvereins
Nykjöbing p. F.
Rüden, 53
Aus der Abbildung dieſes Hundes, Tafel LII. (Profil und Borderanficht) ift
leicht erfihtlih, daß der Broholmer Hund noch immer in der Kopfbildung viel
Doggenartiges hat, was nach den Photographien älterer Exemplare Früher noch in
weit höherem Grade der Fall gewejen fein muß. Dagegen zeigen die immer jeltener
auftretenden dänischen Hunde „Frederik's VII.“ in der Kopfform mehr den Jagd—
hund- ähnlichen Nüdentypus, auch find letztere wohl durchſchnittlich bei geringerer Höhe
etwas leichter gebaut. — Die Farbe ift meiſtens Heller wie bei den Broholmer Hunden,
einfarbig gelb, mit ſchwärzlicher Schnauze und eben ſolchen Augenfleden. In Betracht
diefer geringen Unterjchiede fcheint die Verſchmelzung beider Typen nur Frage der
Zeit zu fein, wiewohl die auf der Ausftellung 1886 angenommene Bezeihnung „Der
däniſche Hund“ in dem dor einigen Jahren erjchienenen dänishen „Standard“ in
„Broholmer Hund“ abgeändert wurde‘).
Als Wachthunde und Begleiter find diefe dänischen Hunde jehr zu empfehlen,
da fie von Natur wachſam, aber gutmüthiger und weniger zum Jähzorn geneigt find
wie 3. B. die Mehrzahl unferer deutſchen Doggen. — Außer den eigentlihen Broholmer-
und Jägerpriis-Hunden begegnet man in den Straßen Kopenhagens und der Umgegend
übrigens allen möglichen Kreuzungen diefer Hunde mit jeder anderen erdenklichen Raſſe.
Außer den angeführten Rüdenformen (Nord- und Mitteldeutſcherz Mebgerhund,
Rottweiler Hund, franzöfifcher Chien de bouvier, ſpaniſcher Maſtin, altenglijcher
drovers dog und dänischer oder Broholmer Hund) find dem Verfaſſer zur Zeit feine
andermeitigen, raſſig gezüchteten Typen dieſer uralten vielfach unterſchätzten Form des
Haushundes bekannt. — Der Verfaſſer möchte nur noch darauf hinweiſen, daß in
früherer Zeit viele Zufalls- und NKreuzungsproducte der Rüden von damaligen
Zoologen und Künftlern unter den verfchiedeniten Namen als bejondere Raſſen ge-
ihildert wurden. Solche Beihreibungen find in neuerer Zeit wohl citirt, um Die
frühere Griftenz imaginärer Naffen zu beweiſen. Man hat aud u. U. die Aus-
1) Merkwürdig genug ift aber in dem erwähnten Standard gleichzeitig die alte Benennung
„däniſcher Hund“ auf unjere deutſche Dogge übertragen und find deren Nafjezeihen daneben
angeführt! — Wenn die Franzojen unjere Doggen als „Grand Danois“ und die Engländer
diejelben al3 „Great Danes“ bezeichnen, jo liegt Hier einfach Unfenntniß der Raſſengeſchichte zu
Grunde, die däniſchen Züchter wiſſen aber doch, daß unſere Doggen nicht in Dänemark ent=
ſtanden find: Wozu denn dieje Begriffsperwirrung ?!
Uebrigens haben feineswegs alle franzöfiichen Kynologen der Jetztzeit die Buffon'ſche
Anſicht vom „Grand Danois“. — So ſchrieb 5.8. M. de la Blanchere (Chiens de Chasse)
jhon vor 18 Jahren: „Les chiens que l’on avait classes si mal & propos dans la derniere
exposition sous le nom des grands danois et qui sont les chiens de Souabe, chiens du
Schwarzwald et de ces contrees, source de nos vrais mätins que l’on employait alors.“
54 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde ꝛc.
Iprüche von Buffon, Götz und Niedinger herangezogen, um die Heimath unferer Doggen
nad Dänemark zu verlegen. Die nachftehend (Fig. 111) angeführten Copien jener alten
Fig. 111. |
Auffaffung des jogenannten dänifhen Hundes in früherer Zeit.
„Däniſcher Jagd- oder Hetzhund“ „Grand Danois“ nah Buffon (1740).
nad Götz (1834). „Dänifher Hund“ nad Riedinger (1738).
Abbildungen werden aber zur Genüge zeigen, welche Sl den alten Autoren
als Modelle ihrer Beichreibungen dienten.
a a 28
—X
——
SEES
Der St. Bernhardshund, Neufundländer und Tibethund. 55
weite Gruppe.
Der HL. Dernbardshund, Neufundlander
und Vibethund.
Die Hunde diefer Gruppe ſtehen Hinfichtlih der allgemeinen Körperform zwiſchen
den ſchwereren Doggen (Bullenbeiger und Maftiff) und den Rüden. Sie unterjcheiden
fi) von erſteren Hauptjächlich durch Die Form des Kopfes, welche (bon oben gejehen)
ſich mehr der ftumpfen SKeilform nähert, ferner durch den im Profil höher gewölbten
Dberkopf, durch den ſchwachen Unterkiefer und den ftärfer ausgebildeten Behang. —
Bon den Rüden unterjcheidet fie der maffigere Körperbau, der ſchwere Kopf mit kurzem,
im Profil ſehr tiefem Schnauzentheil und ftark entwidelten Lefzen. Die Behaarung
ift länger und dichter, namentlich an der Unterjeite der bufchigen Nuthe; am übrigen
Körper findet ſich entweder das dichte, verlängerte Stodhaar (furzhaariger Bernhards—
Hund) oder das lange, weichere Seidenhaar, ähnlich der ſchwach gemwellten Behaarung
unferer langhaarigen Vorſtehhunde. Die Färbung ift gegenwärtig bei den Bernhardinern
auf Rothgelb mit weißen Abzeichen oder Weiß mit rothgelben Platten und auf Gelb-
braun und dunkel geftromt bejchränft; bei den Neufundländern finden mir nur das ein=
farbige Schwarz und das Weiß mit Schwarzen Platten — bei den Tibethunden nur
ſchwarz mit wenigen gelbbraunen, dahshundartigen Marken. Mit Ausnahme des Tibet-
Hundes, welcher in jeiner Heimath ausſchließlich als Wachthund dient, gegen Fremde
bortiegend bösartig auftritt und in der Kopfbildung den Doggen am nächſten fteht,
finden wir bei den Hunden diefer Gruppe meilt ein friedfertiges, menjchenfreundliches
Weſen und Hohe Intelligaz. Es fteht dies im Einklang mit ihrer urjprünglichen
Verwendung, welche ſich zunächft auf die Rettung verunglüdter Menjchen erſtreckte und
daher wohl als die edelſte Thätigfeit des Hundes im Dienfte des Menschen betrachtet
werden fann.
St
[ep]
Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
1) Der St. Bernhardshund.
A. Der St. Bernhardshund in der Schweiz.
Dieſe Kaffe, welche in neuerer Zeit einen jo bedeutenden Aufſchwung genommen
hat, führt ihren Namen bekanntlich von dem auf der Höhe des großen Bernhard be=
(egenen Hospiz, welches in feinen erſten Anfängen traditionell bis ins 8. Jahrhundert
zurüdveichen fol. — In früherer Zeit, al anderweitige Verbindungswege jelten
waren, und der Paß über den St. Bernhard bei Weitem mehr als Alpenübergang
benutzt wurde als Heutzutage, hatten die Klofterbrüder häufig Gelegenheit, Reiſenden,
welche im Nebel oder Schneegeftöber unterwegs verirrt waren, zu Hülfe zu kommen.
dig. 112.
Schädel eines St. Bernhardshundes (Zudt der Wolfsmühle).
Golf, des Verfaſſers. wirkl. Größe.
Bei diefen mühjamen, täglichen Gängen führten fie als Pfadfinder und zum Aufjuchen
Verunglückter immer mehrere gut abgerichtete Hunde mit fig. — Einer diefer Hunde,
Namens Barry, melcher nach 12jährigem Bergdienft im Jahre 1812 einging und
noch jest im ausgeftopften Zuftande im Berner Mufeum gezeigt wird, rettete während
jener Zeit nad) zuverläffiger Ueberlieferung eine große Anzahl von Menjchenleben 1).
Es muß hier bemerkt werden, daß der eigentliche, für den praftifchen Gebrauch)
auf dem Hojpiz gehaltene Bernhardshund immer furzhaarig, oder richtiger ftodhaarig
mar; die lange, meiche Behaarung unjerer langhaarigen modernen Bernhardshunde
mürde im Schneegejtöber jener unmwirthlihen Höhen gewiß den Hunden die Arbeit
1) Ohne Frage find übrigens die Leiftungen der Bernhardshunde im Allgemeinen vielfad)
übertrieben worden. US Kindermärchen betrachte ich alle jene poetiſchen Schilderungen und
Abbildungen, welde die Hunde des Hofpizes mit Deden und Erfriſchungen beladen allein auf
die Sude nad) Verunglüdten ausziehen laſſen; ebenjo jene rührende Scene, wo der alte Barıy
mit dem geretteten Kinde auf dem Nüden auf der Schwelle des Hojpizes an der Glocke ziehend
Einlaß begehrte! — Dieſe und andere Fabeln entſtanden während der „empfindſamen“ Periode
in den zwanziger Jahren und haben ſich zum Theil bis heute fortgepflanzt.
En 3
Tafel LIM.
Aurzhanriger und langhaariger Bernhardiner.
Hector v. Bafel,
v. Barıy a. Gemmi 1889,
Büchter: B. Siegmund=Bafel. Beſiher: Krupp- Gen.
Bruins,
dv. Young Barry (©. H. St. B. 105) a. Irma
Büchter: Dr. Künzli-St. Gallen. Beliger: U. Lat
1888.
Euskirchen.
Die Bernhardiner. 57
erfchwert haben. Für den Dienft des Hofpizes Haben daher immer nur furzhaarige
oder richtiger „ſtockhaarige“ Hunde Verwendung gefunden, da dieje Varietät indek
erfahrungsmäßig oft nad) einigen Generationen die gewünjchte dichte und volle Be—
haarung verliert, jo ift es jeit langer Zeit Gebrauch geworden, die kurzhaarige
Barietät mit der langhaarigen, welche mehr in den Niederungen gehalten wird, zu
dig. 113.
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Kurzhaariger St. Bernhardshund Rasco II., (Champion „Keeper”).
v. Ivo aus Sanspeur; Züchter: Dr. Siegmund, Bajel.
kreuzen. In den Würfen finden fih dann theils kurz-, theils ua Welpen.
jeltener die nicht gewünjchte Mittelform.
Die rein gezlichteten Bernhardshunde zeigen fi) bei guter Behandlung durch—
ſchnittlich als gutmüthige, ſehr anhängliche und gelehrige Thiere, wiewohl ihre In—
telfigenz vieleicht nicht jo bedeutend ift, wie die des. Neufundländers. — Im Gegen-
fat zu letzterem zeigt der Bernhardshund durchaus feine Vorliebe für das Waller,
ohne daſſelbe eben zu jcheuen. Gegen Regen und Kälte ift ev weniger empfindlic)
wie der Neufundländer. ES ift anzunehmen, daß die Verwendung großer Hunde für
den Bergdienft Schon ſeit Jahrhunderten ftattfand, doch fehlen nähere Berichte über
58 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde zc.
die Zeit der Entftehung oder Einführung der heutigen Raſſe der Bernhardiner, welche
mit Sicherheit faum über den Anfang diefes Jahrhunderts zurüdzuführen find. Die
große Verbreitung, welche diefe und ähnliche Formen großer Hunde aber noch heut-
zutage in der ganzen Schweiz haben, läßt nicht annehmen, daß man zuerft und aus—
ihlieklih nur auf dem Hofpiz für den gedachten Zweck eine befondere Rafje!) dur)
complicirte Kreuzungen herſtellte! Man benugte das überall im Lande vorhandene
Material, weldhes durch andauernde Zuchtwahl fi allmählih zu einer Raſſe
herausbildete. — So fonnte aud) der angebliche DVerluft ſämmtlicher Hunde des
Hoipizes im Jahre 1816, menn derſelbe überhaupt ftattgefunden hat, nicht jo
ſchwer zu erjegen jein. Noch jet werden Hunde der früheren Raſſe auf dem
St. Bernhard gehalten, doch ift ihre Verwendung eine weit bejchränktere geworden,
jeit außer dem Bernhardspaß manche andere und bequemere Verbindungen hergeftellt
find. — Herr v. Berlepſch-Seedorf, ein guter Hundefenner und vorurtheilsfreier
Beobachter, bejuchte das Bernhardhoſpiz 1883 und theilte mir über die damaligen
dortigen Verhältniffe Nachftehendes mit: „Bon den 11 dort vorhandenen alten
Hunden werden nur nod drei benußt, um bei Ächlechtem Wetter die Knechte des
Hoipizes auf ihren Wegen nad) dem zwei Stunden entfernten Martigny, wie auf
der italieniſchen Seite nad) dem gleich weit entlegenen Aoſta und zurüd zu begleiten.
Die Hunde fennen den Weg genau, felbjt wenn derjelbe duch Schnee verweht ift,
und die Mönche find jomit nicht der Gefahr ausgeſetzt, ſich zu verivren oder in Ab-
gründe zu ſtürzen. — Dienfte, wie der alte Barıy fie Häufig geleiftet, fommen wohl
faum noch dor, auch werden etwaige Erfriſchungen u. ſ. w. nicht mehr wie früher
von den Hunden, fondern von den Knechten felbjt getragen. Doch wurden una im
Kloftermufeum die Deden gezeigt, melde man früher den Hunden auf den Rüden
ſchnallte und die Fäßchen, melde fie unter dem Halſe trugen. — Uebrigeng waren
die auf dem Hoſpiz vorhandenen Hunde (1883) von jehr verjchiedener Güte, neben
einigen jchönen, edel ausfehenden Ihieren, fand ich andere von gemeinem Ausjehen.
Die Behaarung der Hunde ift durchweg kurz (ftoChaarig), die Farbe vorherrſchend
weiß mit roth- oder braungelben Platten. (Im Inneren des Hofpizgebäudes fand
ich jedoch eine große Anzahl gegerbter, ala Fußdecken benutzter Zelle, welche faſt nur
1) In neuerer Zeit hat man verjucht, die Abftammung der Bernhardhunde bis auf die
fleinen Hunde der Schweizer Pfahlbauten zurüdzuführen. Ohne die Möglichkeit dieſer weit:
läuftigen Verwandtihaft in Abrede zu ftellen, möchte der Verfaffer doch auf die näher liegende
Abſtammung von den ſchweren Doggen- oder Bullenbeißerformen hinweijen, welche gegenwärtig
faft nur durch den engliihen Maftiff vertreten werden. Dieje ſchweren Hof- und Hetzhunde waren
früher feineswegs auf England und die Schweiz bejhränft, jondern jhon im Mittelalter
über den ganzen Continent in wechſelnder Form verbreitet. Aus diejen ſchweren
Formen entwidelten ſich — wahrjheinlich erſt im Laufe des vorigen Jahrhunderts — in der
Schweiz die Vorfahren des Bernhardhundes. — Umgefehrt find erweislich nod) in den 30er
Jahren ganze Zuchten von Bernhardshunden unter dem Namen „Alpine Maftifjs“ nad) England
geſchafft, um dort den fait ausgeftorbenen engliſchen Maftiff wieder herzuftellen. — Ob die
ipätere langhaarige Form des Bernhardiners durch Kreuzung mit langhaarigen Jagdhunden, Neu—
fundländern oder Wallijer Schäferhunden entjtand, bleibt fraglich.
Die Bernhardiner. 59
einfarbig rothgelb gefärbt waren. Langhaarige Exemplare waren aud) hier nicht zu
finden.) Behänge und Ruthen der damals auf dem Hofpiz lebenden Hunde wurden
jehr verfchieden getragen. Durchweg fand ich eine mehr oder weniger ftarf gemölbte
Stirn bei diefen Hunden. Ale, von den augenscheinlich nicht jehr in der Kynologie
bewanderten Conventualen, als „echt“ bezeichneten Hunde hatten zwei jtarfe Afterflauen
an den Hinterläufen, von denen die eine oft nur loſe in der Haut hing. Die langen
Nägel dieſer Zehentudimente müſſen den Hunden beim Gehen jedenfalls oft Hinderlich
gewejen fein. Außerdem wurde ich bei einigen Gremplaren auf daS verlängerte dichte
Haar zwiſchen den Zehenballen aufmerkſam gemacht, welches ſich zum Theil auf die
Sohlen der Ballen legt, jedenfalls Schub gegen Wundlaufen auf geftorenem Boden
gewährt. Die Naje der Hunde wurde als vorzüglich gerühmt — ihre äußerere Er-
ſcheinung ift im Allgemeinen noch dieſelbe wie die des alten Barry, welcher aus-
geftopft im Berner Mufeum fich befindet.” — „Ein ftreng rationelle Züchtungs—
verfahren findet auf dem Hoſpiz wohl faum ftatt, Hunde und Hündinnen laufen
gemeinschaftlich umher, etwa zwei bis drei Würfe werden jährlich aufgezogen und
durchſchnittlich das Stüd mit 300 Francs an Neifende, namentlih an Engländer,
verfauft. Einige junge Hunde waren in den tiefer und vor den ſcharfen Winden
mehr geſchützten „Gantine de la Prozze* untergebracht.”
Manche junge Hunde werden auch dom St. Bernhard nah dem Hofpiz auf
dem Simplon zur Aufzucht geſchickt. Die Thiere gedeihen Hier in Folge des milderen
Klimas beffer, fie find derjelben Abftammung wie die auf dem großen St. Bernhard,
erden aber zu feiner Dienftleiftung herangezogen. Doch werden fie gern gezüchtet,
da ihr Verkauf ein gutes Stüd Geld abwirft. — Herr Mar Hartenjtein- Plauen,
welcher den Simplon 1884 bejuchte, fand dort nur jieben Stück dor, darunter zwei
vier Monat alte, welche kurz zuvor vom St. Bernhard gefchidt waren. — „Größe und
Farbe Sämmtlicher Hunde ließ zu wünſchen übrig im Vergleich zu den früher dort
borhandenen Hunden. — Sämmtlihe Hunde hatten Afterflauen, meiſtens waren die—
jelben doppelt, die Hinterfüße meift nach außen gerichtet, dabei war der Gang indeß nicht
kuhheſſig, jondern im Schritt nur etwas ſchwankend.“ Soweit Herr Hartenftein. Wenn
auch die Zichtungsverhältniffe auf dem Bernhard und Simplon durch Einwirkung der
ſchweizeriſchen kynologiſchen Geſellſchaft fich möglicherweife günftiger geftaltet Haben, glaubte
der DVerfaffer doch die obigen, unparteiiſch gehaltenen Schilderungen Hier anführen zu
müffen, da man bei uns nur zu ſehr geneigt ift, die Hunde vom Hoſpiz ala das A und
O aller Bernharvinerzüchtung zu betracgten. In Wirklichkeit fönnen die wenigen Hunde.
melche überhaupt jährlich auf dem Hospiz gezogen werden, gar nicht in Vergleich fommen
mit der großen Zahl raffiger Hunde, welche gegenwärtig an vielen Orten der Schweiz,
namentlich im Ganton Bern, von Privaten gezüchtet werden. — Großes Verdienſt
um die Bernhardinerzucht hat der jedem Freunde diefer Rafje wenigitens dem Namen
nad) befannte Herr Shumader in Holligen bei Bern, welcher diefe Hunde ſchon
jeit länger als 30 Jahren nad dem Vorbilde des alten Barıy züchtete. Im Jahre
1812 madte Herr Schumacher den Conventualen des Hojpizes ein Paar jeiner
8*
60 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde ꝛc.
ihönen Hunde zum Geſchenk und es joll der männliche Hund, welcher dem alten Barıy
jehr ähnelte, viel zur Veredlung und Auffrischung der Raſſe beigetragen haben. —
In neuejter Zeit finden wir) das Gros der Bernhardzüchter überhaupt im Canton
Bern, nämlich die Herren Gebrüder Boß in Grindelwald, Egger Vater und Sohn
in Fruttigen und Kanderfteg, Gurtner in Lauterbrunnen, Fahıny und Tihaggeny
in Thun. — Ferner erwähnen wir B. Siegmund in Bafel, Frau Geheimrath
Deihmann in Vadız, Dr. med. Künzli in St. Gallen und den fynologifchen
Verein Barry ebendafelbit. Dr. Künzli ijt vielleicht der erfolgreichjte und eifrigfte
der jegigen Züchter, die Zahl der in feinem Beſitz befindlichen, meift jelbjt gezüchteten
St. Bernhardshunde belief fi” im Jahre 1889 auf circa 70 bis 80 Köpfe Die
meilten während der legten Jahre prämtirten kurz und langhaarigen Hunde ſtammen
aus dem genannten Zwinger.
Unter den Schweizer Züchtern ſind ferner zu erwähnen: Jörin-Gerber in
Zürich, Dr. Araumann in Woldenburg, Zwinger Baumgarten in Thun, E. Vogt
in Winterthur und Kohler-Grütter in Balel.
Es iſt wohl nicht in Abrede zu Stellen, daß die zunehmende Beredlung und Maſſen—
züchtung während der legten 15 bis 20 Jahre zunächſt, wenn nicht ausſchließlich der
Vorliebe der Engländer (in neuefter Zeit auch der Amerikaner) für die Bernhards-
ftellung der Raſſezeichen dieſer Hunde fand jogar
in England früher ftatt, als in der eigentlichen Heimath des Bernhardiners. Der
ſtarke Export nad) England hat auf die continentalen Züchter Fehr anregend gewirkt, doch
jind exjtere bald ihren eigenen Weg gegangen, wie mir jpäter (vergl. die Bernhardiner
in England) zeigen werden. — Im nördlichen Deutjchland, von wo die fynologijche
Bewegung in den 70er Jahren zuerſt ausging, hat man in der Bernhardinerfrage
nur langjam und verhältnigmäßig jpät das rechte Verſtändniß gefunden. Urjache
war zunächſt die große Seltenheit rein gezüchteter Bernhardiner und der gänzliche Mangel
officiell in der Schweiz anerkannter Raſſezeichen und Stammbäume Dazu fam
die immer mehr überhandnehmende Mafje der fogenannten „Leonberger, Berg
hunde u. ſ. w.“, welche in allen möglichen Behaarungen, vorwiegend von Württemberg
aus, verbreitet wurden. Sp fam es, daß man bei der erften Verfammlung zur
Beititellung der Rafjezeihen in Berlin (Elite-Ausitellung 1878) eine gemeinjame
Claſſe der „Alpenhunde“ aufftellte und diefelbe als furzhaarige, langhaarige und
mollige (gerollte) unterjchied. Nach verjchiedenen jpäteren Abänderungen, welche ſich
immer al3 unzulänglich erwieſen, fand man endlich den richtigen Weg, indem man
die Bernhardiner als nationale Raſſe ven Schweizern und die Neufundländer den
Engländern zur Beitimmung überließ. Die jämmtlichen in Deutſchland inzwijchen
1) Es ift nicht zu überjehen, daß ſich unter den jogenannten „Leonberger-Hunden“ nicht
ſellen wahre Brachteremplare befanden, welche an Stärfe und ſchöner Behaarung die meiften
damaligen Bernhardshunde weit übertrafen. Die deutjhen Vereine gaben ſich gewiß nicht um—
ſonſt die Mühe, die Züchter diefer Zufallsproducte zur Herftellung einer conftanten Raſſe jolcher
Hunde zu bewegen.
Die Bernhardiner. 61
entitandenen Kreuzungs- und Hebergangsformen ‚aber wurden von den deutjchen Ver—
einen nicht weiter berücfichtigt, da verſchiedene Verſuche, mit den Züchtern und
Händlern dieſer raffelofen Producte zu einer Verſtändigung zu gelangen, fi) als
nußlos erwieſen. — Erſt nach der Veröffentlihung des in England von Seiten des
Kennelclubs aufgeftellten Standard des St. Bernharohundes (1882) erſchienen auch
die don der Schweizer kynologiſchen Geſellſchaft aufgeftellten officiellen Raſſezeichen
(1883), welche fi) von der engliſchen Auffaljung in manden Stüden unterſchieden.
— Um zu emer allgemeinen gültigen Faſſung der Kafjezeihen der Bernhards—
Hunde zu gelangen, beichloffen die Schweizer Vereine und Privatzüchter dann bei
Gelegenheit der geplanten großen internationalen Austellung zu Züri 1887, eine
Zuſammenkunft von Delegirten der englischen und continentalen Vereine zur Berathung
und Erledigung der Vernhardinerfrage anzuregen. Da der Stenmelclub fich nicht be=
theiligte, waren al3 Vertreter ausmärtiger Vereine nur Baron A. v. Rauch (Deutſche
Delegirten- Commiffion), Hofbuchhändler Radetzki (Bräfident des Hector-Berlin) und
Mar Hartenftein (Vorftandsmitglied des Hector) erſchienen, welde im Verein
mit den Schweizer Delegixten und den anmejenden Preisrichtern und Züchtern unter
Vorſitz des Dr. Künzli-St. Gallen die ſchwebenden Fragen zu allgemeiner DBefriedi-
gung der Berfammlung löften. Sehr erleichtert wurde diefe Aufgabe durch das groß—
artige Material der beiten St. Bernhardshunde jener Zeit, melche zur Austellung ein-
geſchickt waren und der Reihe nach während der Beratdungen vorgeführt wurden. —
Das Refultat jener Sigung ift in nachftehender Faſſung niedergelegt:
Die Rafjezeihen des St. Bernhardshundes
feitgejtellt vom
Internationalen Congreß in Jürid) 18837.
a) Der furzhaarige St. Bernhardshund.
Allgemeines: Kräftige, Hohe, in allen Partien ſtramme, musculöfe Figur
mit mächtigem Kopf. und höchſt intelligentem Gefihtsausdrud. Bei Hunden mit
dunkler Maske erſcheint der Ausdruck erniter, doch nie bösartig.
Kopf: Wie der ganze Körper jehr kräftig und impofant. Der ftarfe Ober-
fopf ift breit, etwas gewölbt und geht ſeitlich in janfter Rundung in die jehr kräftig
entwidelten, hohen Badenpartien über. — Hinterhauptsbein nur mäßig entwidelt. —
Der Supraorbitalrand ift jehr ſtark entwidelt und bildet mit der Längsachſe des Kopfes
annähernd einen vechten Winfel. — Zwiſchen den beiden Supraorbitalbogen, an der
Schnauzenwurzel, tief einfchneidend, beginnend und gegen den Anſatz des Hinterhaupts-
beines allmählich ſeichter werdend, zieht ſich eine, namentlich in der vorderen Hälfte
kräftig marfixte Furche über den ganzen Oberkopf. Die feitlichen Linien vom äußeren
Augenwinkel zum Hinterkopfe divergiven nad) Hinten ziemlich ſtark. — Die Stivnhaut
62 Dritter Theil. Die Haus» und Hirtenhunde x.
bildet über den Supraorbitalbogen gegen die Stirnfurche convergirende, mehr oder
weniger deutlich ausgeſprochene, ziemlich ſtarke Falten, die befonders im Affect ſtärker
hervortreten, jedoch nichts weniger als den Eindrud des Finjtern bewirken. — Der
Oberkopf geht plötzlich und ziemlich fteil abfallend in die Schnauzenpartie über. — Die
Schnauze ift kurz, nicht verjüngt und der ſenkrechte Durchſchnitt an der Schnauzen-
wurzel muß größer fein als die Länge der Schnauze. — Der Schnauzenrücken iſt nicht
gewölbt, fondern gerade, bei manden guten Hunden mitunter leicht durchgebrochen.
— Bon der Schnauzenwurzel führt über den ganzen Schnauzenrüden eine ziemlich)
breite, deutlich ausgeſprochene ſeichte Rinne zur Naſe. — Die Lefzen des Oberfiefers
find ſtark entwicelt, nicht ſcharf abgeschnitten, jondern in ſchönem Bogen in den unteren
Rand übergehend, leicht überhängend. — Die Lefzen des Unterkiefers dürfen nicht tief-
hängend fein. — Das Gebiß ift im Verhältniß zur Kopfconfiguration nur mäßig ftart
entwidelt. — Ein jhwarzer Nahen ift erwünſcht. — Die Naje (Schwamm) ift
jehr räftig, breit, mit weit geöffneten Najenlöchern und ſoll, wie die Lefzen, ftets
ſchwarz ſein.
Der Behang iſt mittelgroß, ziemlich hoch angeſetzt, an der Baſis mit ſehr
kräftig entwickelter Muſchel leicht abſtehend, dann in ſcharfer Biegung ſeitlich abfallend
und ohne jede Drehung der Kopfform ſich anſchmegend. Der Oberlappen iſt zart
und bildet ein abgerundetes, nach der Spitze hin wenig verlängertes Dreieck, deſſen
vorderer Rand feſt am Kopfe anliegt, während der hintere, beſonders bei aufmerk—
ſamer Haltung, etwas abſtehen darf. Schwach angeſetzte Behänge, die ſich an ihrer
Anſatzlinie ſofort dem Kopfe anſchmiegen, geben demſelben ein ovales, zu wenig
markirtes Ausſehen, während die kräftig entwickelte Behangbaſis demſelben eine mehr
eckige, breitere Oberkopfpartie und ein viel ausdrucksvolleres Ausſehen verleiht.
Die Augen ſtehen mehr nach vorn als nach der Seite, ſind mittelgroß, braun,
nußbraun, mit klugem, freundlichem Ausdruck, liegen mäßig tief; die unteren Lider
ſchließen in der Regel nicht volllommen und bilden dann gegen den inneren Augen—
winfel eine eckige Falte. Zu tief hängende Liver mit auffällig Hervortretenden Thränen-
drüfen oder hochgerötheter, wulftiger Bindehautfalte find verwerflich.
Der Hals ift hoch angefegt, ſehr Fräftig und wird im Affecte fteil, ſonſt aber
horizontal oder leicht gejenft getragen. Der Mebergang vom Kopf zum Naden iſt
durch eine deutliche Furche markirt. Naden jehr musculös und feitlic) gewölbt, wo—
dur) der Hals ziemlich kurz erfcheint. Gut ausgejprochene Kehl- und Halswamme,
doch iſt zu ſtarke Entmwidelung derfelben nicht erwünjcht.
Die Schultern find ſchräg und breit, fehr musculös und kräftig. Widerrift
jtarf ausgeprägt. |
Der Bruftkaften ift ſehr gut gemölbt, mäßig tief, ſoll nicht über die Ellenbogen
herabreichen.
Rüden: Sehr breit, nur in der Lendengegend ganz leicht gewölbt, ſonſt bis
zur Hüfte vollfommen gerade, von der Hüfte zur Kruppe ſanft abfallend und un—
vermerkt in die Schwanzwurzel übergehend.
Die Bernhardiner. 63
Hinterhand: Gut entwidelt, Keulen ſehr musculös.
Bauch: Bon der jehr kräftigen Nierenpartie deutlich abgejeßt, nur wenig auf-
gezogen.
Die Ruthe (Stiel, Schwanz), unvermittelt aus der Kruppe breit und Fräftig
entſpringend, ift lang, jehr ſchwer; fie endigt in fräftiger Spitze und wird im der
Ruhe gerade herabhängend, nur im unteren Drittel leicht aufmärts gekrümmt ge=
tragen. Bei einer großen Anzahl von Exemplaren wird die Ruthe an der Spibe
leicht umgebogen getragen (wie bei allen früheren Hoſpizhunden nach früheren Ge—
mälden) und ift daher /-fürmig hängend. Im Affecte tragen alle Hunde die Ruthe
mehr oder weniger ſtark nach oben ‚gebogen. Doch darf fie nicht zu fteil oder gar
über den Rüden gerollt getragen werden. Leichtes Umrollen der Schwanzſpitze noch)
eher geitattet.
Oberarm: Sehr kräftig und außerordentlich) musculös.
Borderläufe: Gerade, kräftig.
Hinterläufe: Im Sprunggelenf mäßig gebogen, je nad) Entmwidelung einfacher
oder doppelter Wolfsklauen (Sporen), in den Füßen mehr oder weniger nad) außen
gedreht, was nicht mit kuhheſſig zu verwechſeln ift.
Pfoten: Breit, mäßig geſchloſſen, mit fräftigen, ziemlich ſtark gemölbten
Zehen. Die einfachen oder doppelten Sporen tief angeſetzt, jo daß jie fait mit der
Sohlenflähe in gleiche Höhe zu ftehen fommen, wodurch allerdings eine Verbreiterung
der Gehfläche bewirkt wird und der Hund im Schnee weniger leicht durchbrechen fann.
63 giebt Hunde, welche an den Hinterfüßen eine regelmäßig gebildete, fünfte Zehe
tragen (Daumen). Die jogenannten Wolfsklauen, welche fi) mitunter an der Innen—
jeite der Hinterfüße vorfinden, find unvollfommen entwidelte Zehen und haben für
den Gebrauch wie für die Beurtheilung des Hundes feinen Werth.
Das Haar ift ſehr dicht, ſtockhaarig, glatt anliegend, derb, aber doch nicht rauh
ih) anfühlend. Keulen find leicht behoft. Die Ruthe an der Bafis länger und
dichter, gegen die Spike allmählic) weniger lang behaart. Die Ruthe erſcheint buſchig,
feine Fahne bildend.
Farbe: Weiß mit Roth oder Roth mit Weiß, das Roth in feinen verjhiedenen
Nüancen; weiß mit graugelben bis graubraun geftromten Platten, oder eben dieſe
Farben mit weißen Abzeichen. Die Farben Roth oder Graugelb und Braungeld find
völlig gleichwerthig. Unbedingt nöthige Abzeichen find: weiße Bruft, Füße und Ruthen—
ſpitze, Naſenband, Halsband; Genidflet und Bläſſe ſind jehr erwünſcht. Niemals
einfarbig oder ohne Weiß. Tehlerhaft alle anderen Farben außer der ehr beliebten
dunklen Berbrämung am Kopfe (Maske) und den Behängen.
Die Shulterhöhe des Hundes (mit Galgenmaß gemeijen) jollte im Minimum
70cm, der Hündin 65 cm .beiragen.. Die weiblichen Thiere find durchweg zarter
und feiner gebaut.
Als fehlerhaft find alle mit den Points nicht jtimmenden Abweichungen zu
betrachten.
64 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
b) Der langhaarige St. Bernhardshund.
Der langhaarige Hund iſt vollfommen der gleiche, mit Ausnahme der Behaarung,
die nicht ſtockhaarig, jondern mittellang, ſchlicht bis leicht gemwellt, nie gerollt oder ge=
fräufelt und ebenjowenig langzottig fein darf. Gewöhnlich ift das Haar auf dem
Nüden, namentlich in der Gegend der Hüfte bis zur Kruppe, etwas ſtärker gemellt,
was übrigens leicht angedeutet auch bei dem ftodhaarigen, jelbft dem Hoſpizhund zu
treffen. ift.
Die Ruthe it buſchig, ſtark, doch mäßig lang behaart. Gerolltes oder ge—
(odtes Haar an der Ruthe nicht erwünscht. Gefcheitelte oder Fahnenruthe fehlerhaft.
Geſicht und Behang jind kurz und weich behaart; länger entwideltes Seidenhaar an
der Ohrbaſis gejtattet,.vejp. fait jtet3, jo zu jagen al3 Norm vorkommend. Border-
läufe nur leicht befevdert; an ven Heulen ſtark entwidelte Yeder.
Sehlerhaft find vor Allem Bildungen, die an Neufundländerkreuzung erinnern,
wie 3. B. Senfrüden und unproporkionirt langer Rüden, zu ſtark durchgebogene
Sprunggelenfe und mit aufitehenden Haaren bejeßte Zwiſchenräume der Zehen.
Baron U. von Rauch, Abgeordneter der deutſchen Delegirtencommilfion.
Ludwig Bedmann-Düfjedorf. 9. Inman=Betterton, England. Mar Harten-
tein= Plauen, VBorftandgmitglied des Vereins „Hector“, Berlin. Radetzki, Präſident
des Vereins „Hector“, Berlin. E. K. Korthals-Biebesheim, Helfen. €. Ping—
gera, Zwinger „Bavaria“, Münden. B. Stegmund=Bafel und Dr. Th. Rünzli-
St. Gallen, Vertreter der Schmeizerifchen kynologiſchen Gejelichaft. Hermann Dür-
Burgdorf, Vertreter des Schweizeriihen St. Bernhard-Club. Dr. Machwürth von
Lüttwitz-Zürich, Präſident der Schweizeriſchen kynologiſchen Gefellichaft. Dr. C. von
Muralt-Wild-Zürih, Mitglied der Stammbuchcommiſſion. A. Rittmann-Baſel,
Mitglied des Centralvorſtandes der Schweizeriſchen kynologiſchen Geſellſchaft.
Die Züricher Ausſtellung 1887 war die erſte „internationale“ Ausſtellung der
Schweiz und das ganze Arrangement derſelben nach allen Richtungen ſo vorzüglich und
zweckentſprechend, daß ſie ohne Frage zu den beſt eingerichteten aller bis jetzt ab—
gehaltenen Ausſtellungen zu zählen iſt. Herrn Dr. Machwürth von Lüttwitz gebührt
die Ehre, die erfte Anregung zu Ddiefem Unternehmen gegeben und die Einrichtung
und Durchführung deijelben vorzugsweiſe geleitet zu haben. — Die Zahl der aus—
geftellten Bernhardiner betrug im Ganzen 139; davon famen auf die Claſſe der furz-
haarigen Hunde 40; furzhaarige Hündinnen 32; langhaarige Hunde 49; langhaarige
Hündinnen 18. — Die betreffenden Claſſen waren jo vorzüglich vertreten, wie bis dahin
auf feiner anderen Ausſtellung des Gontinents,. jo daß ein neben uns ftehender Herr
beim Borführen der fünf beiten langhaarigen Hunde in die Worte ausbrad „für ein
fynologijch gejtimmtes Herz jei ein ſchönerer Anbli faum denkbar.” In der Claſſe der
furzhaarigen errang Nr. 268 des Katal. (Jvo des Herrn C. Weitnauer-Bafel) den
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Die Bernhardiner. 65
Ehrenpreis (filbernen Becher), wiewohl manche Züchter vielleicht Nr. 259 des Fatal.
(Bluto der Frau Geheimrat 2. Deichmann-Vaduz) den Vorzug gegeben hätten. Der
feßtere inzwiſchen eingegangene Hund hatte von jeher das Mißgeſchick, von manchen
Kennern der Raſſe als das Ideal des Bernhardiners, von anderen als Caricatur des—
jelben betrachtet zu werden. Sicher ift, daß dieſer Hund die „Points“ des Bernhards:
hundes, namentlich in der Kopfbildung, in jehr extremer Ausbildung zur Schau
trug (Mopsbildung). — Eine ganz vorzügliche Collection bildeten die kurzhaarigen
Hündinnen — von einem ſolchen Material ließ ſich mit Recht viel erwarten. — Mit
Spannung jah man allgemein dem Wettkampf der langhaarigen Hunde entgegen,
ftand doc) einer der berühmteſten Hunde Englands im Ringe (Prinz Battenberg,
Beliter: Mı3. King-Patton, Birmingham), und wirklich übten das ſchöne Ebenmaß
feiner Körherformen und das prächtig gepflegte Haar bei ſchöner Färbung einen be=
ftechenden Einfluß auf manchen Beſchauer aus, der von Weiten herbeigeeilt war, um
diefen Hund zu jehen. Allein die Preisrichter waren jofort einig, daß Prinz Batten—
berg troß feines beſtechenden Aeußeren Young Barıy (Mr. 35) des Herrn Dr.
Künzli-St. Gallen das Feld räumen müſſe. Letzterer erreicht nicht ganz Die Höhe
und Mächtigkeit des vorigen, doch ift ex ebenfalls ein jehr Fräftiger, regelmäßig ge-
bauter Hund von guter Farbe und Behaarung und hat zugleich einen unübertrefflich
typiſchen Kopf don mächtigen Dimenfionen, außerdem gute Ruthe mit durchaus
correcter Haltung. — Die beiden leßtgenannten Partien waren bei Prinz Battenberg
weniger tadellos zu nennen, namentlich erſchien der Kopf defjelben viel zu leicht im
Verhältniß zum Rumpf und erinnerte an den einer Hündin. Das Preisrichter—
collegium ſprach daher einftimmig dem Young Barıy den Ehrenpreis (500 Yrancs)
zu, während Battenberg den I. Preis erhielt.
Im Juli 1889 fand die Berner Ausftellung ftatt, welche abermals den Beweis
lieferte, daß die Bernhardinerzüchter der Schweiz während der legten Jahre gewaltige
Fortfehritte gemacht Hatten. Auch hier war die Abtheilung der Furzhaarigen Hunde
der langhaarigen Varietät an Zahl und im Allgemeinen auch an Güte überlegen,
trotzdem während der lebten Zeit viele furzhaarige Hunde nad England verkauft
torden waren. — Glafje 40, kurzhaarige Hunde, war dur) 50 Exemplare vertreten,
unter denen Ivo des Herin Weitnauer in Bafel den Ehrenpreis, und Hector (bon
Ivo aus Mr. Betterton’s Sanspeur) den folgenden (zweiten) Preis erhielt. — Ivo
galt damals troß einiger Keinen Mängel für den beiten Zuchthund des Gontinents
und fiegte auch gegen den langhaarigen Young Barıy im Kampfe um den Ehren-
preis für den beiten Bernhardiner der Berner Austellung. — Die Clafje der Hündinnen
(kurzhaarig) enthielt 30 Nummern faſt durchweg guter Thiere; Juno (Nr. 263 d. Kat.)
errang den I. Preis.
Die langhaarige Varietät hatte wohl kaum gleiche Fortſchritte aufzuteilen,
wie die beiden vorhergehenden Glaffen. Der I. Preis fiel auf den befannten Young
Barry des Herrn Dr. Künzli, der II. Preis auf Orſino, einen Sohn des Young
Barıy, welcher dem vorigen in Hinficht auf allgemeine Körperbildung gleihfteht, ihn
66 Dritter Theil. Haus- und Hirtenhunde x.
jedoh in der Kopfform nicht völlig erreicht. — Unter den langhaarigen Hündinnen
erhielt Hero Mr. 323 des Kat.) den I. Preis, Yubra (Nr. 261 des Kat.) einen
II. — In den Jugendclaffen erhielt dev furzhaarige Hund Pluto (Mr. 337
d. Kat.) den J., die Hündin Belline (N. 352 d. Kat.) den II. Preis. Unter
den langhaarigen wurde Kean (Nr. 364 d. Kat.) ſchon damals als ein hervor—
ragender Hund bezeichnet; die lebte Clafje, langhaarige Hündinnen, war nur ſchwach
vertreten.
Die im Frühjahr 1893 in Zürich abgehaltene internationale Schau zeigte be=
deutende Fortjhritte in der Bernhardiner Züchtung, namentlich) in Betreff der Größe,
Stärfe und Anzahl der Hunde (170 Bernhardiner). — Hier erihien der alte Young
Barry nochmals „hors concours“. In der Siegerclafje fiegte Young Pluto von
Arth des Herrn Heiner-Arth über die don Frau Geheimrath Deichmann gezüchtete
Hero v. Hirslanden, Bel.: Jörin-Gerber in Zürid. — Kurzhaarige von? zwei
Jahren und darüber: fein I. Breis; Pluto dv. Buochs (Züchter: Steiner-Arth) und
Cäſar dv. Olten (Belißer: Keuenberger-Dlten): je einen II. Ehrenpreis. —
Hündinnen: Belline des Herrn Röthlisherger- Langnau: Ehrenpreis; II. Preis:
Piora des Herin C. Weitnauer (gez d. B. Siegmund); Ilſe (v. TIL a.
Sarah) ebenfall® I. Preis. Hunde von 1 bi8 2 Jahren: die beiden von Dr.
Künzli gg. Hunde Willi-Wood und Barry-Roebot den I. und II. Preis;
Hündinnen: Blanche des Dr. Künzli I. Preis; Freya des Herrn Dürr-Burgdorf
II. Preis. — Die langhaarigen Hunde in Quantität und Qualität alles frühere
übertreffend. — Czar, einer der edelſten der in der Schweiz bis jest gezüchteten
Bernhardiner, Tafel LV (Zühter: B. Siegmund-Bafel) mußte mit Barry
vd. Biel, welcher dem Gzar an Adel bedeutend nachſteht, ihn aber an Stärfe etwas
übertrifft, den Ehrenpreis theilen. — Dlof des Dr. Künzli, der etwas ſchwächer
als die beiden erjten Hunde, ihnen aber ſonſt ebenbürtig iſt, erhielt II. Preis. —
Langhaarige Hündinnen, zmweijährig und darüber: Young Norma des Herrn
E. Bogt-Winterthur bejonders zu erwähnen. Hunde von 1 bis 2 Jahren:
Barry Frauenfeld und Hector IL. v. Biel theilten den Ehrenpreis. — Kean IL
und Samiel des Dr. Künzlhi IL und II. Preis. — Hündinnen: Belline
v. Zürih und Jduna des Dr. Künzli Ehrenpreis und II. Breis. — Jugend
clafje: die von Herrn E. VBogt- Winterthur gez. beiden Hündinnen dv. Czar
(Bd. Siegmund) a. Young Norma jcheinen berufen zu jein, dem Namen ihres
Baters Ehre zu machen.
Unter den in neuejter Zeit in den Vordergrund getretenen Bernhardinern der
Schweiz müfjen hier noch erwähnt werden: Young Pluto, Young Tell und Willy
Wood des Dr. Künzli. Unter den langhaarigen namentlich die beiden Goncurrenten der
legten Zürider Schau Barry v. Biel und Czar. Lebterer (Abb. defjelben ſ. Taf. LV)
it inzwiſchen in den Beſitz des erſten Bernhardinerzüchters in England, des Mr. 3. F.
Smith-Sheffield übergegangen, wie jchon früher die Hündinnen Thisbe
und Aroſa.
> Se,
Tafel LV.
Langhaariger Bernhardiner Gzar.
(S. 9. St. 2. 404). Züchter: B. Siegmund-Bafel.
Die Bernhardiner. 67
B. Die Bernhardiner in Deutſchland.
Auf der erften deutſchen Humdeausftellung in Hamburg 1863, melde bei
Gelegenheit einer landwirthſchaftlichen größeren Ausftellung abgehalten wurde, finden
wir unter 447 Meldungen noch feine Bernhardshunde. Dagegen find auf der 1869
zu Altona unter dem Chrenpräfidium St. Exellenz des Bundestanzlers Grafen
v. Bismard abgehaltenen intern. Schau (467 Meldungen) bereits 12 „St. Bernhard3-
hunde” in einer Glaffe, unter denen Nr. 210 des Katal. (Tell, rauhhaarig, fünf
Sabre, rothbraun) und Nr. 212 des Katal. (Jungfrau, glatthaarig, röthlich, fünf-
jährig) von Mr. 3. Cumming Macdona, Hilbre Houfe, Cheſhire eingeſchickt und
mit 10000 Pfd. Sterl. tarirt waren. (Es ift dies der Rev. J. C. Macdona, melder
die Bernhardiner zuerſt in größerer Zahl nach England einführte) Tell (2458 des
8. E. ©. 2.) ward 1865 in London zuerit ausgeftellt und gab die erite Anregung
zur Bernhardinerzüchtung in England. Auf der Hamburger Augftellung 1876 er—
ſchienen bereits 41 „St. Bernhardshunde”, unter denen indeß 12 im Statolog als
„Leonberger“ und einer als „Berghund“ angegeben waren.
Die Berliner „Elite-Ausftellung“ 1878, welche nur eine beſchränkte Anzahl
raſſig gezüchteter Hunde zur Aufftellung ihrer Nafjezeichen bringen follte, hatte nur
fieben „Bernhardiner“, deren Abjtammung unbekannt war. Selbſt von dem höchſt
prämtirten „Courage“ des Prinzen Albrecht zu Solms-Braunfels waren weder Züchter
noch Abftammung befannt. Ebenſo wenig von Barry I. (geld mit ſchwarz) defjelben
Beſitzers. Die-zu jener Zeit in Deutjehland weit überwiegende Mafje der Kreuzungs-
producte, welche vorläufig gar nicht abzumeifen war, gab Anlaß, die engere Bezeich-
nung „Bernhardiner” aufzugeben und dafür die allgemeinere der „Alpenhunde*
aufzuftellen!). Lebtere Bezeichnung wurde indeß nur fo lange beibehalten, bis die
Schweizer (1887) jelbft die Raffezeichen des Bernhardiners beitimmten.
Nachſtehend die Nejultate einiger der größeren deutſchen Ausjtellungen bon
1888 ab: Die Frankfurter Ausftellung 1888 brachte (eingefchloffen fieben Würfe)
108 Bernhardiner. Kurzhaarige: Jvo des Herrn Weitnauer Ehrenpreis; ebenjo
Iſolde des Dr. Rappaz. Langhaarige: Dr. Künzli’s Young Barıy Ehrenpreis;
ebenfo Norma des Herrn O. Shmid-Hleiner, Zürich. Köln 1889: 50 Meldungen.
Kurzhaarige: Rhenania-Barry, Beliger: C. Sauer-Goblenz I. Preis, ebenjo Iſolde
defjelben Beſitzers. — Langhaarige: Dr. Künzli's Young Barry Ehrenpreis, und
Orſino deſſelben Beſitzers II. Preis. Hündinnen: F. Bubat’s-Zürih Hero Ehren-
preis und E. Vogt’3 Norma II. Preis. — Gafjel 1889: 47 Meldungen. Ivo,
Rawyl, ferner Lola (Beier: I. Schweinlin-Bajel) erhielten Ehrenpreife. — Berlin
1890: 106 Meldungen. I. Breife: Orfino von Hirslanden, Bictor-Blavia, Ingo,
1) Vergl. die frühere englifche Benennung der Bernhardshunde als: „Alpine Maftiffs“ und
„Alpine Spaniels“ (S. 69, 70).
68 Dritter Theil. Haus- und Hirtenhunde x.
Young Barıy, Hero, Kean und Erica-Plavia. — Frankfurt 1891: 75 Mel-
dungen. I Preiſe: Orſino von Hirslanden, Blanka v. Bajel, Argos und Hero;
Auftin Friar (Beliger: L. Oppenheim=London) II. Preis. — Münden 1892:
53 Meldungen. Bernhard des Fıhın. dv. Jordis I Preis und Chrenpreis;
G. Schmidbauer3 Munidhia-Troja I Preis; 9. Hellwig’S Jenatſch I,
I. Preis und Ehrenpreis. — Hannover 1893: nur 16 Meldungen. Signor
Orſino (Beier Fr. Schrott-Braunſchweig) I. Preis; Roſe-Bella des Dr.
Teufel-Cujin= Tuttlingen I. Preis. — Dortmund und Züri) 1894: im Nach—
trag zu Band U. S
Zu den, größtentheils auch auf unjeren Ausstellungen, ſeit Anfang des vorigen
Jahrzehnts erichienenen hervorragenden Bernhardinerhunden der Schweiz gehören u. A.:
Courage (Beliter: Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels), ein langhaariger, weiß
und braun gefledter Hund, geworfen 1876. Schulterhöhe SIcm. Gemicht 73 ke.
Eine ftattlihe Erſcheinung, wiewohl die Ruthe im Effect geringelt wurde. — Viel—
fah in England und Deutſchland prämiitt.
Nocher (2221), Beliser: Mar Hartenftein=Blauen, gem. 1883, langhaarig,
weiß mit rothen Platten. I. Preis Wien 1884 und 1885, I. Preis Brüfjel 1885,
Ehrenpreis Leipzig 1886. I. Preis Kopenhagen 1886, Ehrenpreis Altenburg, Ehren-
preis Hannover 1887, Ehrenpreis Sr. Maj. des Königs von Württemberg, Stuttgart
1857. Maße: Schulterhöhe 72cm; Kopflänge 26cm; Schnauze Ilem; Behang
15cm lang; breit Ilcm; vom Ellenbogen bis zum Boden Alcm; Nuthe 48cm;
Rumpflänge 48cm; Gewicht 64 ke.
Young Barıy (©. 9. St. B. 105), Beſitzer: Dr. Künzli-St. Oallen. —
Züchter: Lehmann-Bern, gew. 1883 von Barıy aus Lea. Langhaarig, weiß mit roth-
gelben Platten und dunkler Maske. II. Preis Bajel 1886, UI. Preis Wien 1886,
Ehrenpreis Zürich 1887, Ehrenpreis Hannover 1887, Ehrenpreis Berlin 1888, Ehren=
preis Frankfurt 1888, I. Preis Bern 1889. Mape: Schulterhöhe 79 em; Kopflänge
32cm; Schnauze 20 cm; Ellenbogen 44cm vom Boden hoc); Nuthe 58 cm; Hinter-
mittelfuß dom Boden Hoc) 23cm; Umfang des Bruftforbes Hinter den Schultern
95cm (Abbildung Taf. LIV).
Pluto (©. 9. ©t. B. 185), Beliger: Frau 2. Deichmann-Vaduz, Züchter:
St. Bernhard-Hofpiz, furzhaarig, gejtromt mit weißen Abzeichen und dunfler Maske,
gew. 1882 von Türf aus der Juno. I. Preis Züri) 1887, Nefervepreis Frank—
furt 1888, I. Preis Baſel 1888. Maße: Schulterhöhe 72cm; Kopflänge 29 cm;
Schnauze 12cm; Behang 15cm; Ferfe vom Boden hoc) 22cm; Nuthe 48cm;
Numpflänge vom Bug bis zum hinteren Steulenrand 79 cm; Umfang der Bruft 88 cm.
300 (©. H. St. B. 83), Befiger: C. Weitnauer-Bafel. Züchter: Hermann
Dürr-Burgdorf, gem. 1884 von Leon (©. 9. St. B. 1) aus Belline (©. 9. St. B. 93).
Kurzhaarig, weiß mit orange Platten, ſchwarzer Maste und weißer Bläſſe. — UI. Preis
Jugendclaſſe Bajel 1888, Ehrenpreis Züri) 1887, Ehrenpreis Frankfurt 1888, Ehren-
preis Caſſel 1889, Chrenpreis Bern 1889.
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Tafel LVI.
Englifher langhanriger Bernhardshund Cadwallader
(8. ©. ©. B. 9363.)
Die Bernhardiner. 69
Unter den gegenwärtig in Deutichland befindlichen Bernhardinern find unter
anderen hervorzuheben: Kurzhaarige: Hector vd. Bafel (Taf. LIII) des Herin Krupp-
Shen; VBictor-PBlavia und Jupiter des Herin Shmidbauer- Münden. Lang-
haarige: Großglodner (Taf. LIV) des Herin E. Landfried in Heidelberg (Früher
A. Lab-Euskichen), Medor des Herin Dr. Zeppenfeld-München und Brutus des
Herrn A. Laß (Taf. LI). Seit Gründung des deutihen „St. Bernhardsclub“
(mit dem Sit in Münden), im Juni 1891, hat die Züchtung der Vernhardiner au)
in Deutfchland große Fortichritte gemacht. Der größte deutſche Bernhardiner-Zwinger
ift gegenwärtig wohl der des Herrn Probſt in Münden (nad) dem Stammhunde)
„Swinger Beliſar“ genannt.
C. Die Bernhardinerhunde in England.
Einzelne Bernhardinerhunde find gewiß ebenjo oft und ebenjo früh durch Reijende
aus der Schweiz nad) England gebracht worden, wie zu uns. Im Jahre 1817
Dig. 114.
„An Alpine Mastiff“ (1817).
wurde das Bild eines Bernhardshundes von ungewöhnlicher Größe in England in
Kupfer. geftochen mit der Unterfchrift: An Alpine Mastiff, der größte Hund in
England, vom Bernhardsberge gebracht und gegenwärtig zu Leaſow Caſtle bei
Liverpool u. ſ. w. (Vergl. die verkleinerte Abbild. Fig. 114.)
Youatt (1845) bildet einen. ftochaarigen Bernhardshund ganz zutreffend
ab, mit dem üblichen Fäßchen unter dem Halfe und der Ueberſchrift: „The Alpine
70 Dritter Theil. Haus» und Hirtenhunde x.
Spaniel or Bernardine Dog“ In Blaine’S Rural Sports 1852 wird er
ebenfalls Alpine Spaniel genannt mit dem Bemerken, daß er außer jeiner jeidigen
Behaarung nichts mit dem eigentlichen Spaniel gemein habe. — Zu allgemeiner
Kenntniß gelangten diefe Hunde in England indeß wohl exit zu Anfang der 60er
Jahre, als man die zuerit nur für Jagdhunde bejtimmten Ausſtellungen aud) an
die übrigen Hundeclaſſen ausdehnte.
Die nachſtehende Schilderung der Gedichte der Bernhardshunde in England ver
danke ich der großen Güte des Mr. Joſeph Smith-Sheffield, eines der bedeutendſten
Züchter und beſten Kenner der Bernhardinerraſſe, früheren Beſitzers des berühmten
Hundes Plinlimmon. Leider gejtattet der hier für den vorliegenden Zweck bejtimmte
Raum eine vollftändige Wiedergabe jener intereflanten Studien in allen Einzelheiten
nicht, und ich werde mich darauf beſchränken müſſen, die wichtigiften Angaben im Aus—
zuge wiederzugeben, ohne auf die Einzelbejchreibung aller bedeutenden Bernhardiner
Englands einzugehen. — Mr. 3. Smith hebt zunächſt hervor, daß die Ehre, den
Bernhardshund in England befannt und heimiſch gemacht zu haben, dem Rev.
3. Cumming Macdona gebühre, welcher viele erfolgreiche Neifen nad) dem Hospiz
St. Bernhawd, wie nad) anderen Orten der Schweiz in dieſer Angelegenheit machte. —
Er importirte den berühmten Tell (K. C. S. B. 2458) und Hofpice (K. C. S. B. 2429),
welche beide in hohem Grade zur Begründung der damals in England nicht be-
triebenen Bernhardiner-Züchtung beigetragen haben. — Tell erregte bei feiner erſten
Schauftellung in London 1865 ſolches Aufjehen, daß bald darauf verſchiedene andere
Herren, unter denen Mr. 3. 9. Murdijon an der Spibe fand, fi) auf Die
Bernhardiner-Zühtung verlegten. — Der genannte Herr importirte den befannten Thor
(8. C. ©. B. 2462), einen Hund, welchen wir als einen der erjten und hauptſächlichſten
Grundpfeiler des „St. Bernard Stud Book“ betrachten, und es iſt Thatſache, daß dieſer
Hund ſolchen Erfolg hatte, daß noch heute Züchter Werth darauf legen, das Blut
Thor's in ihren Stämmen zu beſitzen. — Unter anderen werthvollen Hunden, welche
zu jener Zeit aus der Schweiz nach England eingeführt wurden, ſind Mr. Macdona's
Alp (8. C. ©. B. 2405), Sir Charles Isham's Leo (R. C. ©. DB. 2437), Mı.
Garnett’S Bruno (8. 6. ©. B. 2419), welcher vielleicht den ſchönſten Bernhardiner=
fopf bejag, Mr. Hooper's Bernardine, Mr. Murdijon’s Jura (8. C. ©. B.
2434), Mr. Macdona’s Geßler (K. 6. ©. B. 2422), Hedwig (K. 6. ©. B 2423),
Monarque (8. C. ©. B. 2446) u. A. mehr zu nennen. — „Es ind die Vorfahren
jener herrlichen Thiere, welche wir als die Ariftofraten unter den Hunderafjen be=
trachten fünnen. Der St. Bernhard hat nicht feines Gleichen unter den Hunden, jeine
folofjale Größe bei vollfommenfter Symmetrie der einzelnen Formen, jeine Yarbe
und Abzeichen, der großartige Ausdruck des Kopfes und feine edle Gemüthsart be=
rechtigen ihn zu all den Ehren, made wir ihm angedeihen laſſen.“
„Den Borgange des Nev. J. 6. Macdona und Wr. Murchiſon folgend, jehen
wir Mr. Fred Gresham mit großartigem Erfolge die Züchtung betreiben und in
wenigen Jahren einen Kennel einrichten, wie er bis dahin in Betreff der Bernhardiner
Die Bernhardiner. 71
noch nicht exiſtirte. Im Jahre 1867 züchtete ev Bernie (2416), Mutter der berühmten
Champion Abeß (2403), eine der großartigften, kurzhaarigen Hündinnen, welche
jemals Iebte [von Sir Jsham’s Leo (2437). — Im Jahre 1873 hatte Mr.
Gresham aus der Abbe von Thor den berühmten Wurf, welcher den glatthaarigen
Ihe Sham (4481), den langhaarigen Champion Hector (4476) und die ſchöne lang
haarige Dagmar (5350) enthielt. Außer den genannten Züchtern jener Zeit müßten
manche andere erwähnt werden, wenn der Raum es geftattete; fie haben alle geholfen,
die Bernhardinerzüchtung auf ihre jebige hohe Stufe zu bringen und gegenwärtig find
Bernhardinerzüchter in allen Gegenden unferes Landes zu finden, alle beſtrebt, das
Erreichte noch zu überbieten.“
„Der St. Bernhardg-Club wurde im Jahre 1882 begründet, zunächſt durch Die
Bemühungen des Rev. A. Carter of Temin, Hartford, und man kann für dieſes Werk
nicht genug des Lobes auf genannten Herrn häufen; er iſt aber auch Kenner der
Bernhardshunde wie fein anderer, eine wahrhafte Encyklopädie der Stammbäume
dieſer Raſſe und was mehr iſt — ein Freund der ganzen Thierwelt! — Der Zweck
des St. Bernhardclubs iſt die Reinzucht der betreffenden Raſſe, die Verbreitung gründ—
licher Kenntniß des richtigen Typus und der Raſſezeichen in Uebereinſtimmung mit
dem unveränderlichen Standard, nach welchem Bernhardiner gerichtet werden ſollen. —
Ferner die Unterſtützung und Einrichtung von Ausſtellungen, Stiftung von Preiſen
und Wahrung aller Intereſſen der Raſſezüchtung. — Die erſte Jahresſchau des Clubs
fand im November 1882 in London ftatt, mit 252 Anmeldungen, unter denen ſich
einige hervorragende Thiere befanden; es herrſchte aber eine große Verſchiedenheit
der Typen und viele waren höchſt mangelhaft im ganzen Charakter der Erſcheinung.
Die zweite Schau 1883 zeigte, daß die Züchter bereits Erfahrungen geſammelt hatten,
denn es zeigten ſich nur wenige untergeordnete Exemplare und durchweg eine größere
Gleichmäßigkeit. — Die dritte Schau 1884 bewies, daß die Züchter großen Vor—
theil dureh die Exiſtenz des Clubs hatten, welcher nur in dem Forterrier-Club einen
Nivalen befist. Der St. Bernhardsclub jest zwei große Challengepokale zur Preis-
bewerbung aus, jeden im Werthe von 100 Pfd. Sterl.; einen für den beften Hund und
den anderen für die befte Himdin (kurz oder langhaarig), nicht weniger als zwei—
mal und nicht öfter als dreimal in jedem Jahre. — Es müſſen au dauernde
Ghallengepofale vorhanden fein, und ein Silbergeſchirr im Werthe von 15 Pfd. Sterl.
ſoll dem Cigenthümer des Hundes gegeben werden, melder den Pokal dreimal
gewonnen hat.“ |
„Es wird alljährlich durd) das Comité des Clubs eine Lifte ſolcher Mitglieder
hergeftellt, welche im Stande und Willens find, als Preisrichter der St. Bernhards-
hunde zu fungiren, und auf die Aufforderung des Comites ſchickt der Secretär eine
Abſchrift jener Lifte und arrangiert das Nöthige mit den als Preisrichter für ſolche
Schauen gewählten Herren; die Koften find von dem Comité der betreffenden Schau
zu tragen. Der Richter foll weder direct noch indirect auf einer Schau ausftellen,
wo er ſelbſt richten wird. Bei allen Ausftellungen, wo der Club Preiſe oder
72 Dritter Theil. Haus- und Hirtenhunde x.
Pokale jtiftet, joll der Name des Preisrichters vor dem Schluß der Anmeldungen
veröffentlicht werden.”
„Gegenwärtig bejigt England mehr St. Bernhardshunde wie jemals, und es
hält ſchwer, auf irgend einer größeren Schau ein wirklich umtergeoronetes Exemplar
zu finden.” So weit Mr. 3. F. Smith-Sheffield, einer der gejhhägteiten und
populäriten Preisrichter, eifriger Freund und Züchter der Bernhardinerhunde, welcher,
wie auch Rev. A. Carter (Ehrenjecretär des Bernhardelubs), in neuerer Zeit vielleicht
das Meilte dazu beigetragen hat, um den Bernhardshund in England auf feine
jeßige hohe Stufe der Ausbildung zu bringen. Wo nur ein bvielderiprechendes
Eremplar auftauchte, haben beide weder Mühe noch Koften gejheut, um dafjelbe in
England al3 Zuchtthier zu behalten oder dort einzuführen.
Kopf des Plinlimmon (K. C. ©. ©. 15.050).
Mr. 3. F. Smith’s Trio, beftehend aus Save (10 626), Blinlimmon (15050)
und Leonard (12862), konnten als prächtige Nepräfentanten der Bernhardiner
betrachtet werden. Lebterer gewann den 100 Pfd. Sterl. Challengepofal zweimal.
Blinlimmon (15050) war ohne Frage der bedeutendſte Hund feiner Zeit, wiewohl
jeine ziemlich geſtreckte Kopfform dem bei uns wie in der Schweiz gewünfchten Typus
wohl faum entjpricht. Unjere Abbildung Taf. LVIL Stellt Blinlimmon im jugendlichen
Alter von etwa 11 Monaten dar, das Kleinere Tertbild Fig. 115 zeigt den Kopf diejes
Hundes im ausgewachjenen Zuftande. Plinlimmon wurde im Alter von etwa 11 Monaten
Tafel LVII.
Englifher langhaariger Bernhardiner Champion Plinlimmon.
(8. €. ©. 8. 15 050.)
Die Bernhardiner. 7a
dureh den Rev. U. Carter von Mr. Chapman angefauft und ſchlug im Alter von
1!/, Jahren bereit3 den damals berühmten Barry um den 100 Pfd. Sterl. Challenge-
pofal auf der Bernhard-Schau zu Knight's Bridge. Blinlimmon ging dann in Be—
is des Mr. 3. 3. Smith-Sheffield über und fiegte auf allen Schauen, wo er nur
auögeftellt wurde. — Yu jener Zeit fingen die Amerikaner an, für bedeutende Hunde,
namentlich für Bernhardiner hohe Preiſe zu zahlen, wie diejelben bis dahın jelbit
in England nicht erreicht waren. Den Anfang machte wohl der amerikaniſche Schau=
ipieler Mr. Emmet, welcher zunächſt Mr. Hearne’3 Bernhardiner Nector für
800 Pd. Sterl. und fpäter Plinlimmon des Wr. 3. F. Smith für 1000 Pfd. Sterl.
anfaufte und nah New Hork entführt. Nach) dem 1891 erfolgten Tode Mr.
Emmet’s ging Plinlimmon in Belig eineg Mr. Moore über, welcher den Hund für
das Dedgeld von 40 Pd. Sterl. den Beligern guter Hündinnen zur Verfügung ftellte.
Wiewohl die Bernhardinerfteunde Englands die Weberführung Plinlimmons
nach Amerika anfangs al3 einen ganz unerſetzlichen Verluſt betrachteten, jo tauchte
doch bald nach jeinem Abgange eine bis dahin ganz unbefannte Größe in der
Bernhardinerzudt auf. Es war dies der langhaarige Hund „Sir Bedivere“
(Taf. LVIII) — 8. €. ©. B. 25009 — gezüchtet und im Beſitz von dem bis dahin als
Züchter wenig genannten Mr. T. 9. Green in Cheſhire. — Sir Bedivere trat zuerft
1888 in der Puppyclaſſe zu Warwid als Sieger auf, dann in Birkenhead, wo er
I. Breis und Pokal in der offenen Glafje errang. — Bon da ab erfolgte Sieg auf
Sieg; als der Hund 2, Jahre alt war, wurden bei Gelegenheit der Sheffield-Au3-
ftellung von Mr. Gosling 1000 Pd. Sterl. und von Mr. Halſy 1500 Pfr. Sterl.
vergeblich für ihn geboten, da Mr. Green ihn für fich zu behalten wünſchte. Doc)
ward er jpäter für 1300 Pfd. Sterl. von dem Amerifaner Mr. Sears (The Wyoming
Kennels, Maffajuchetts) angefauft. Im November 1893 brachte die englijche Sport-
zeitung „Field“ die Nachricht, daß Sir Bedivere von feinem lebten Beliser (Mr. Reit
in New York) für einen unverhältnigmäßig geringen Vreis an Mr. C. U. Bratt, of
Little Rod, Urcanjas, verkauft jet.
Auch Für diefen hervorragenden Hund ſcheint in England bereits ein Erſatz
in Ausſicht zu fen. Es ift dies der zweijährige, langhaarige „Lord Douglas“
v. „Lord Hereward” a. der „Frandley Erica”, Beliger: Mr. Joſef Royle-Mancheſter,
einer der älteften Aussteller, welcher nach längerer Zurücdgezogenheit wieder mit un—
gewöhnlichem Erfolg an die Deffentlichkeit tritt. Der Preisrihter 3. F. Smith
ertheilte nämlich dem „Lord Douglas“ bei feinem Debut auf der Kennelcub - Schau
im October 1893 drei I. Preife und die Championjhaft. — Ob Lord Douglas in
gleicher Weile fortjchreiten und feinen berühmten Vorgänger erjegen wird, iſt aller-
dings abzuwarten. Ein gutes Portrait dieſes Hundes brachte der „Stoffeeper“
im November 1893.
Unter den in neuerer Zeit aus der Schweiz nad) England eingeführten Bernhards-
Hunden find namentlih Czar und Arofa zu nennen, welche der Rev. Mr. A. Carter
vom Großrath B. Siegmund in Baſel bezog, wie ſchon früher Barıy (v. Tuchſchmidt
10
74 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
in Romanshorn), Thisbe, Yeila, Diane u. U. gute Zuchthunde. Auch der berühmte
Plinlimmon war anfänglih im Beſitz des genannten Herin. Aroſa, melde für die
Ihönfte und ſtärkſte Hündin in England galt, it leider vor einiger Zeit eingegangen.
Nachſtehend mögen hier noch kurze Einzelbejchreibungen des Exterieur, ſowie
Abſtammung und Größenverhältniffe der namhafteſten Bernhardiner in England (jeit
Anfang des vorigen Jahrzehnts) Platz Finden.
Champion Cadwallader (K. C. ©. 23. 9363) von Hercules aus Hebe,
gew. 1878, Beliger 9. C. Joplin. I. Preis Hannover 1882. Langhaarig; ein mäch-
tiger, etwas plump gebauter Hund mit ſchwerem, hoch gewölbtem Kopf, etwas fteil in den
Hinterläufen. Farbe prächtig rothgelb mit weißer Bläffe, Ruthenſpitze und Füßen, im
Geficht ſchwarz gebrämt. Schulterhöhe 76cm; Kopf 32 cm; Schnauze 12 cm; Behang
16cm lang, 12cm breit; Oberkopf zwiſchen den Ohren 16cm breit; Numpflänge
85 cm; Ruthenſpitze höchſtens 15 cm über dem Boden. — Cadwallader, welcher bei uns
großes Aufjehen und Bewunderung erregte, hat in England den dritten oder bierten
Pla unter den beiten Hunden feiner Zeit eingenommen. Man- tadelte feinen zu
tiefen Ausſchnitt vor der Stirn (dish faced), die runde Kopfform und den
ſchwachen Rüden. (Abbildung Taf. LVI.)
Plinlimmon (8. €. ©. 2. 15050) von Bilgrim (14067) aus Beſſie I. (13 793),
gem. 1880. [Bilgrim von Leo (7461) aus Xottie (7492) — Belfie von Bayard
(8447) aus Hebe (8464).] Ein jehr regelmäßig gebauter Hund von bedeutender
Höhe und Schwere. Der Kopf nad) unferen Begriffen des Bernhardiner- Typus zu
langgejtredt, doc) war dies im zumehmenden Alter weniger auffällig, als bis zu '
jeinem erſten Lebensjahre, als unjere Abbildung (Taf. LVII) Hergejtellt wurde. —
Farbe: ein reihes Drange (Rothgelb); breite, weiße, mit Schwarz eingefaßte
Bläſſe, vollftändig ausgebildeter weißer Halskragen, weiße Bruft, Läufe und Ruthen—
ſpitze. Geſicht ſchwarz verbrämt. — Einfache Afterklauen. — Maße: Schulterhöhe
88cm; Kopf 33cm; Schnauze 13 cm; Umfang des Oberkopfes 71cm; der Schnauze
41cm; des Halſes 73cm; der Bruft 114cm; des Vorarmes 33cm. Gewicht
951/2 kg. (Abbildung Taf. LVII und Fig. 115, Abb. des Kopfes.)
Save (K. C. ©. B. 10626) von Othmann (6422) aus Sidney's Hedwig,
geworfen 1879. [Dthmann von Moltfe (4478) aus Aber — Hedwig von Menthen
aus Alp.] Gewinner vieler I. Preife und Pokale. — In der Färbung ähnelt
Save dem Plinlimmon jehr, Doch ift der Halskragen weniger vollfommen. — Seine
Afterflauen. — Maße: Sculterhöhe 84cm; Kopf 311/, cm; Schnauze 111/, cm;
Umfang des Oberfopfes 70cm; der Schnauze Alcm; des Halfes 74cm; der Bruft
112cm; des Borarmes 33 cm.
Thisbe (8. E. ©. 2. 15008), eine ſchöne, langhaarige Hündin, welche eben-
ſowohl die bejte Hündin ihrer Zeit genannt werden fann, wie Plinlimmon der beite
Hund. Farbe: rothgelb mit weißer Bläffe, Bruft und Füßen. Im Jahre 1885
waren ihre Maße, obwohl jie noch nicht völlig ausgewachjen, folgende: Schulterhöhe
78 cm; Stopflänge 23cm; Schnauze 111/; cm; vom Genick bis zum Anja der Ruthe
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Tafel LVIII.
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Engliſcher lunabaariger ßernhardshund Sir Bedivere,
(GG.C. ©. 3. 25009.)
Die Bernhardiner. 75
1,7m; Ruthe 60 cm; ganze Länge 1,95 m; Umfang des Kopfes 62 cm; der Schnauze
33 cm; der Bruft 94cm; des Vorarmes 251/,;, cm. Gewicht 66 kg.
Brinz Battenberg vom Champion Save (K. C. ©. B. 10626) aus Lady
Winmerleigh (17576), gew. 1885. Beſitzer und Züchter Mrs. King-Batton,
Birmingham. — Gewinner von fünf I. Preiſen und Pokalen in England 1886 und
1887, I. Preis in Züri) 1887, wo er mit Young Barıy (Ehrenpreis) concurrirte. —
Gin Schöner, regelmäßig gebauter langhaariger Hund von bedeutender Größe, melcher
indeß Durch den kleinen Kopf etwas an eine Hündin erinnert und dadurch in der
ganzen Erſcheinung etwas geſchädigt wird. — Seine Maße betragen: Schulter—
höhe SAcm; NKopflänge 3lem; Schnauze 12cm; Behang 18cm; Ellenbogen vom
Boden hoch 45cm; Ferſe vom Boden hoch 24cm; ganze Rumpflänge vom. Bug-
gelent bis zum Hinterrand der Keule 85cm; Bruftumfang 104cm. Farbe roth-
gelb, mit weißem Vordertheil und Läufen, weiße Bläffe, die Schnauze ſchwarz ver—
brämt.
„Sir Bedivere“ (K. C. 25009) von Nero IH. (17676) aus Bena (25.029),
ger. 27. Auguft 1887. Beliger und Züchter Mr. T. H. Green, Wallafey, Chefhire.
— In feinem Stammbaume finden wir Champion Bayard des Ned. Macdona
dreimal vertreten und DBedivere verdankt jeine ſchöne Kopfform Ddiefem feiner Zeit
berühmten Hunde. — Im Alter von 15 Monaten errang er bereits auf dev Aus—
ftellung des Berndardelubs den I. Preis, zwei Pokale, eine Medaille und den Challenge-
pofal don 100 Guineen. — Seitdem hat dieſer Hund zum dritten Male den
160 Guineepofal und eine große Zahl von Ehren- und erſten Preifen errungen.
(Bergl. ©. 73.) — Seine Schulterhöhe beträgt 85 cm; jein Gewicht 210 Pfd. 1). Lang—
haarig, xothgelb mit jehr regelmäßigen weißen Abzeichen. (Abbildung Taf. LVIII.)
Aroſa v. Czar a. Dinorah, vielleiht die ſtärkſte aller bis jetzt exjchienenen
Hündinnen. Kurzhaarig, weiß mit rothgelben Abzeichen, ver Yang ſchwarz verbrämt.
Make: Schulterhöhe SO cm; Kopfumfang 64cm; Sopflänge 36cm; Najenlänge
11cm; Schnauzenumfang 42cm; Bruftumfang 99 cm; Körperlänge 1,14m; Ge—
wicht 6G5kg. (Vergl. ©. 67 und 73.)
Czar (©. 9. ©. B. 404), ein ſehr typiſch gebauter Hund, langhaarig, roth—
gelb mit regelmäßigen weißen Abzeichen. Seine Schulterhöhe betrug im Alter von
10 Monaten: 78cm; im Ulter von 21/, Jahren: 83 cm; Kopfumfang und Behang
68 cm; Kopflänge 34 cm; Nafenlänge 11 em; Schnauzenumfang 42 em; Bruftumfang
99cm; Dberarmumfang 28cm; Körperlänge 1,15m; Gewicht 7Skg. (Abbildung
Taf. LV.) (Bergl. ©. 66 und 73.)
Die engliſchen Raſſezeichen oder Points der Bernhardiner wurden zuerft in
der erften Ausgabe von Stonehenge's Buch (Dogs of the British Isles) ver-
öffentlicht. Wir ftogen hier noch auf verjchiedene, den Angaben dev Conventualen oder
1) Mr. T. Schillock's Lord Brute wiegt circa 218 Pfd.; Prior des Mr. 3. 3. Smith-
Sheffield wiegt bei 85cm Schulterhöhe 226 Pfd., da er länger im Rumpfe als Sir Bedivere
it. Als ſchwerſte Hündin gilt Lady Florence mit circa 185 Pfd. (engl. Gew.).
10*
76 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
ihrer Ausleger entlehnte Annahmen, auf welche heute in den englichen Points fein
großer Werth mehr gelegt wird, jo 3. B. die weiße Nadenlinie im Haar, welche mit einem
Abzeichen der Ordenskleidung der Mönche übereinftimmen jollte; ferner die gewünſchte
Anmejenheit einer fünften Zehe an den Hinterläufen, welche das Einfinfen der Füße
in den Schnee verhindern follte, außerdem die einfachen over doppelten Afterklauen,
welche auch bei uns wie in der Schweiz lange Zeit als Beweis der „Echtheit“ eines
Bernhardshundes angejehen wurden, wiewohl dieje bei allen Raſſen porfommen können
und einfach als Mißbildung zu betrachten find. — Mt. 3. F. Smith-Sheffield Tieferte
1885 eine den fortjchreitenden Anforderungen mehr entiprechende Scala der Bernhardiner-
Points, welcher 1886 der fürzer gefakte „Standard for Judging St. Bernards“
folgte, verfaßt von den Herren Ned. Arthur Carter (Hon. Secretary of the
St. Bernardelub) und Mr. Gresham. — Wir lafjen die betreffenden Nafjezeichen,
welche ji) in einigen unwejentlihen Stüden von denen der Schweizer unter=
jcheiden, nachſtehend folgen, da eine Einigung der Anfichten vorläufig nicht in Aus—
ficht Steht.
Nafjezeihen des St. Bernhardshundes in England.
Kopf: Groß und maſſiv, Umfang des Oberfopfes mehr als doppelt jo lang
wie die Länge des. Kopfes don der Naje bis zum Hinterhaupt. Schnauzen= oder
Geſichtstheil kurz, voll unter dem Auge und vierefig in der Schnauze, bedeutende
Tiefe vom Auge bis zum Unterkiefer. Xippen tief Hinabreichend, jedoch nicht zu ſehr
hängend (pendulous). Najenrüden von der Spite bis zum Stirnabſatz vollfommen
gerade. Stirnabſatz ziemlich plöglich und beftimmt ausgeſprochen. Oberkopf breit,
feicht gemölbt mit etwas vorjpringenden Brauen.
Behang: Mittelgroß, dicht anliegend und nicht zu lang behaat.
Augen: Ziemlich Hein und tiefliegend, dunfelfarbig, das untere Augenlid etiwas
hängend, jo daß das Roth im Thränenwinkel in geringem Grade fihtbar ift.
Naje (Najenkuppe): Groß und ſchwarz mit gut entwidelten Nüfterın. Zähne:
Gleichmäßig. Geſichtsausdruck follte ſowohl Gutmüthigfeit und Intelligenz, tie
edlen Charakter anzeigen.
Hals: Mäßig lang, musculös, leicht gemölbt, die Kehlwamme gut entwidelt. —
Schultern: Breit und jchräg geftellt. Bruft: Breit und mäßig tief, die untere
Linie jollte nit bis unter den Ellenbogen hinabreichen.
Rumpf: Nüden breit und gerade, Rippen gut gerundet. Die Lende breit
und jehr musculös. Ruthe: Ziemlich Hoch angelegt, mäßig bufchig, einer Fuchslunte
ähnelnd; in der Nuhe niedrig getragen und jelbjt in der Aufregung oder Bewegung
nicht über die Rüdenlinie hinaus gehoben.
Läufe und Füße: Vorderläufe völlig gerade, ftarf von Knochen und von
guter Länge. Hinterläufe ſtarkknochig, im Sprunggelenf gut gebogen und die Unter-
ichenfel jehr musculös. Füße groß, gejchloffen, mit gut gemwölbten Zehen.
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— —
Die Bernhardiner. Zar
Afterklauen: Um von Werth zu jein, müſſen fie bejtimmte Zehen bilden und
einen Theil des Fußes ausmachen. (Fünfte Zehe. Der Verf.)
Größe: Der mänmliche Hund follte mindeftens 30 Zoll (75cm) hoch in den
Schultern jein und die Hündin 22 Zoll. (Je größer, je beſſer, vorausgeſetzt, daß
die Symmetrie dadurch nicht beeinträchtigt wird.) — Ueberall in gutem Verhältniß
und bon maſſigem Bau. Die allgemeine Erſcheinung des Hundes joll Kraft und
Ausdauer ausdrüden.
Behaarung: In der langhaarigen Varietät jollte diejelbe dicht und flach
anliegend jein, voller am Halfe und hier einen Kragen bildend, an der Hinterfeite
der Keulen bildet daS Haar eine nicht zu Harfe Feder. Bei der furzhaarigen Varietät
joll das Haar dicht und jagohundartig jein, mit furzer Feder an den Keulen und
der Ruthe.
Farbe und Abzeihen: Drange (xotdgelb), mahagoni gejtromt, rothgelb ge=
fteomt, grau geftromt, oder weiß mit Platten von einer diefer Farben. Die Ubzeichen
jollten in nachſtehender Weile auftreten: Weihe Schnauze, weiße Bläfje über das Ge-
fiht hinauf, weißer Halsring, weiße Bruft, weiße Füße und weiße Nuthenjpibe;
ſchwarze Schattirung im Gefiht (ſchwarz verbrämt) und am Behang. Wenn die
Bläffe breit ift und bi zum Halsring reicht, ijt ein Fled der Körperfarbe oben auf
dem Kopfe erwünjcht.
Fehlerhafte Points.
Graue, braune, fleiſchfarbige oder geſpaltene Naſe. Ungleiche und ſchlechte
Zähne; ſpitzige Schnauze, helle oder Glasaugen, vorſpringende Backen, keilförmiger
Kopf, flacher Oberkopf, ſchlecht geſtellter oder ſtark behaarter Behang, ſtark vorſpringendes
Hinterhauptsbein, kurzer Hals, gekräuſeltes Haar, gerollte Ruthe, flache Rippen, hohler
Rüden, aufgebogener Rüden, offene Zehen und Haſenfüße, kuhheſſig, ſteil im Sprung—
gelenf, hirſchgrau, ſchwarzgelb und weiß oder ganz einfarbig.
Werth der Raſſezeichen (Scale of points).
Kopf und Gefihtsausdruf 20; Hals 5; Schultern 5; Bruft 5; Rumpf und
Lende (Nierenpartie) 10; Ruthe 5; Läufe und Füße 10. Afterflauen, jobald fie eine
fünfte Sehe repräfentiven, 5; Größe 15; Haar 10; Farbe und Abzeihen 10. —
Total 100.
So weit die englijhen Points. Die große Zahl der negativen Points könnte
allerdings noch) um das Doppelte vermehrt werden, falls alle Abirrungen von den
als rihtig aufgeitellen pofitiven Points aufgezählt werden ſollten. — Wir haben übrigens
diejelbe Schwäche in manchen Beſtimmungen deutſcher Raſſen, und es fragt fich, ob
man nicht früher oder jpäter dazu übergehen wird, ſich mit der Aufzählung der
pofitiven Naffezeihen zu begnügen, anjtatt das Gegentheil derjelben auch noch zu
wiederholen. — Der „Werth der Nafjezeihen” (Scale of points) wird bei ung
-1
(07)
Dritter Theil. Die Haus» und Hirtenhunde x.
ihwerlich jemals in Anrechnung gebracht werden und ift hier nur wiedergegeben, um
die Vollſtändigkeit der engliichen Faſſung nicht zu beeinträchtigen.
Beim Vergleich der oben angeführten pofitiven Points des englifchen St. Bernhards—
Hundes mit den von der Schweiz, Deutfhland und Defterreich anerkannten Raſſezeichen
wird man einige Verjchiedenheiten finden, deren Ausgleich wünfchenswerth, aber vor—
läufig Schwer zu realifiven ift. Als der Bernhardshund Ende der 70er Jahre. in
England in größerer Zahl eingeführt wurde, herrſchte unter jeinen damaligen Züchtern
und Freunden noch eine große Vietät gegen die urjprüngliche Elöfterliche Verwendung
der Raſſe, und man legte Gewicht auf jede Ueukerung der Conventualen in Betreff
der EigentHümlichfeiten dieſer Hunde, jo widerjprechend dieſelben oft auch lauten
mochten. — Bald ftellte fich) jedoch Heraus, daß der Bernhardiner in den Händen der
englijchen Züchter und unter dem Einfluß des englischen Küſtenklimas einer in feiner
uriprünglichen Heimath bis jeßt nicht erreichten und bei feiner anderen Hunderaſſe in
jolhem Grade auftretenden Ausbildung der Körpermaffe fähig war. — Und da
der Bernhardiner in England doch nun einmal nicht zur Rettung der in Schneemehen
verunglücdten Neifenden verwendet werden kann, jo liegt es jehr nahe, daß man bald
auf die Antecedentien der Nafje feinen Werth mehr legte, zunähft nur im Hinblid
auf Größe, Schwere und gute Färbung züchtete und die für den urjprünglichen
„Bergdienſt“ unbrauchbaren langhaarigen Bernhardiner wegen ihres jchöneren
Aeußeren der furzhaarigen Barietät bei Weiten vorzog. — Daß bei dieſer ver—
änderten Auffaſſung der Raſſe der urjprünglide Typus derjelben bei manchen prä—
miitten Gremplaren wenig ausgeſprochen ift, liegt jehr nahe. Ein Hauptzüchter eng—
licher Bernhardiner bemerkte dem Verfaſſer gegenüber jehr rihtig: „Man wirft den
engliihen Züchtern oft vor, daß fie ihre St. Bernhardshunde lediglich im Hinblid
auf Größe, nicht auf Nafjetypus züchten. Dies ift nicht der Fall. Natürlich
ift es leicht genug, ein fleines, typiich gebautes Ihier zu züchten, und wir haben die—
jelben mafjenhaft. Die Schwierigkeit it, einen Rieſen zu züchten, ohne den Typus
der Raſſe zu opfern. Dies haben wir in vielen Fällen bereits erreicht.” — Sn liegt
die Sache augenblidli), und da der Bernhardshund in England die Orenze jeiner
Ausbildung Hinfichtlih der Körpermafje noch immer nicht erreicht zu haben jcheint, jo
hält es ſchwer, zu jagen, ob und wann ein Ausgleich zwiſchen englischen und Schweizer
Raſſezeichen der Bernhardshunde ftattfinden wird. — Der ſchottiſche Bernhardinerclub
hat inzwiſchen die Schweizer Raſſezeichen von 1887 angenommen, und auf der Schweizer
Ausſtellung in Bern 1889 hatte daher auch ein ſchottiſcher Preisrichter bei der Be—
urtheilung und Prämürung der betreffenden Claſſen theilgenommen.
Die große Erufft’3 Schau, Islington, Februar 1894, hatte 176 Bernhardiner,
unter denen viele gute Exemplare, doch war der Sieger im Stryftallpalaft Me.
Royle's Lord Douglas, wiewohl gemeldet, nicht erfchienen. Offene Claſſe langhaarig:
Mr. 3. Shilcock's „Dufe of Maplecraft”, ein überall guter, ftarffnochiger und
vorzüglich behaarter Hund L Preis; Mr. U. Paine’s Baron Dacre IL Preis;
Hündinnen: Mr. ©. Jagger’s Lady Mignon 1. Preis; Mr. ©. Pratt's Counteß
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Der Neufundländer Hund. 79
Bouf I. erhielt II. Preis und Specialpreis; — Limitclaffe: I. U. Baine’s Baron
Dacre I. Preis; Mr. C. Anjell’s „Hitſchinking“ II. Preis. — Hündinnen: Mr.
©. Pratt's Counteß Pouf U. den I. Preis; Mr. 3, Harris’ Lady Sebert
II. Breis; Offene Claffe: Mr. 3. Rutherglen's Champion Argonaut; Me.
H. Orme’3 Oſſery; Hündimen: Mr. W. Paterſon's Champion Lola IV. den
I. Preis; Mr. Norris Ely's Lapitha III. den I. Preis. — Limitclaſſe: Me.
©. Smith’ Marvel II. den I Breis; Mr. U. Boney's Fionn 1. Preis;
Hündinnen: Mr. L. Norris Ely’3 Lapitha IH. den I. Preis; Mr. U. Boney’s
Zarepha U. Preis.
2) Der Neufundländer Hund,
Wiewohl dieſe edle Hunderafje erſt in der legten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
in England befannt wurde, jo ift doch in Betreff ihrer Entitehung oder Entwidelung
auf den Neufundlandinfeln nichts Zuverläffiges befannt geworden. — Bei der exjten
dig. 116.
7 I:
0°:
Schädel eines Neufundländer Hundes. '/, wirklicher Größe.
Nr: 2681 der fol. landwirthſchaftlichen Hochſchule zu Berlin.
Entdeckung Neufundlands durch Gabot (1493) war von feiner dort befindlichen großen
Hunderafje die Rede, wahrſcheinlich ift, daß die Spanier einige ihrer großen Alanen
oder Maſtins dort zurüdliegen, welche jpäter mit den durch iriſche Anſiedler mit-
geführten „Waterdogs“ jener Zeit gefreuzt wurden. — Die erſte, mix befannte, zu-
80 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
verläflige und nähere Beichreibung eines nad England importirten Neufundländers
finde ih bei Bewick (1792), welcher gleichzeitig eine nad) dem Leben angefertigte
Abbildung des betreffenden Hundes beifügt, die ich hier in der Größe des Originals
wiedergebe (Fig. 117). Die Beichreibung lautet: „Die Zeichnung dieſes Hundes
ward 1789 nach einem jehr ſchönen Exemplare hergeftellt, welches ſich in Eslington,
Grafſchaft Northumberland, befand. Die Maße diefes Hundes find: Bon der Naje
bis zur Ruthenſpitze 6 Fuß 2 Zoll (engliſch); die Ruthe 1 Fuß 10 Zoll; von einem
Vorderfuße gerade aufwärts über die Schulter bis zu dem anderen Fuße 5 Fuß
7 Zoll; Umfang des Rumpfes Hinter den Schultern 3 Fuß 2 Zoll; Umfang des
Kopfes über die Ohren gemefjen 2 Fuß; Umfang des Vorarmes 9%, Zoll. Er hat
dig. 117.
Neufundländer vom Jahre 1792 (nah Bewid).
Schwimmfüße (it was webfooted), fonnte außerordentlich ſchnell ſchwimmen, tauchte
mit großer Leichtigkeit und brachte Allerlei vom Grunde des Waſſers herauf. Er
hatte von Natur eine Vorliebe für Fiſche und fraß rohe Forellen und andere fleine
Stiche aus den Neben.” — Einige Jahre jpäter waren diefe Hunde auch in Deutfch-
land bereits befannt. dv. d. Borch berichtet im Sylvan (1827), daß er im Jahre
1791 zwei folder Hunde aus Englandverhalten hatte, und dag Blumenbad) (Profeſſor
der Naturgejchichte in Göttingen) zu derjelben Zeit ein ſehr ſchönes Exemplar beſaß,
melches ihm wohl Veranlafjung gab, die Raſſe als „Canis terrae novae“ in jeinem
„Handbuch der Naturgefchichte” näher zu bejchreiben. — d. d. Bord erwähnt, daß
der Neufundlandshund die Höhe von 21/, bis 3 Fuß und darüber erreicht, mit dichten,
m a uni u ln
a Ba
—
Der Keufundländer Hund. 81
langem, im Gefühl ſanftem Haar bekleidet iſt, welches im Sonnenlicht glänzt und im
Winter ſich verlängert. Alle Exemplare, welche v. d. Borch in Deutſchland (bis
1827) zu Geſicht bekommen, waren weiß mit großen ſchwarzen Flecken, der Kopf
meiſt ſchwarz mit weißer Bläſſe. In „Sportsmans Cabinet“ (1802) findet ſich die
Abbildung eines faſt ganz weißen Neufundländers. — Die ſpäteren Angaben in Be—
treff der urſprünglichen Farbe dieſer Hunde lauten ſehr verſchieden, es werden außer
einfarbig ſchwarzen auch dunkelbraun gefleckte angeführt. Ebenſo widerſprechend ſind
die früheren Angaben hinſichtlich der urſprünglichen Behaarung (ſchlicht, kraus, zottig)
dieſer Hunde, und wir gelangen dadurch zu der Ueberzeugung, daß der Neufundländer
in ſeiner Heimath in ſehr verſchiedener Färbung auftrat und ſowohl hinſichtlich der
Größe wie der ganzen raſſigen Erſcheinung und Gleichmäßigkeit der Färbung den
jpäter in England gezüchteten Hunden bei Weitem nadjtand !). Charakteriſtiſch für
die zuerst importirten Neufundländer erſcheint die Hoch und ſtark ſäbelförmig ge=
tragene, lang behaarte Ruthe, der lange Kopf mit kurzen ſchlechten Behängen und
die vorherrſchend mweiß- und ſchwarzbunte Färbung. |
Schon zu Anfang dieſes Jahrhunderts unterfhied man bei uns außer dem
eigentlichen großen Neufundländer eine kleinere Form deſſelben, welche in England
nach ihrer engeren Heimath als Labrador- oder St. John’3-Neufundländer benannt
wurde. Die große Form des Neufundländerhundes mird in neuerer Zeit — zu—
nächſt nad) der abweichenden Färbung — in den einfarbig ſchwarzen over eigent-
lien Neufundländer und in den weiß und ſchwarz gefledten oder „Landſeer—
Keufundländerhund“ geteilt.
Wiewohl die zuerft in England, ebenfo wie die zu Anfang diejes Jahrhunderts
bon dort nad) Deutſchland eingeführten Hunde in überwiegender Mehrzahl weiß und
ſchwarz gefledt waren, jo mußte diefe Färbung in England doc) — merfwürdig genug —
Ihon früh der einfarbig ſchwarzen weichen. Selbſt Stonehenge erkennt nur noch
die ſchwarze Farbe an, höchſtens mit einem weißen Stern vor der Bruft, und bemerkt
zum Schluß: „Die weiß und ſchwarz gefledte Färbung, wie fie jih im Landſeer—
Typus zeigt, erfcheint niemals im echten Neufundländer“ (1). Diejer Auffaſſung ſchließt
ſich Vero Sham an; Idſtone bemerkt dagegen: „Bor 30 Jahren war der große, weiße
und ſchwarze, zottige oder did behaarte Hund vorzugsweiſe beliebt und der ſchwarze
wurde kaum jemals gejehen. In der erſten Zeit der Hunde=-Ausftellungen wurden
meiße und ſchwarze Hunde mehr als ein» oder zweimal prämtirt, aber die bejondere
Gunſt, welcher einfarbig ſchwarze Neufundländer ſich allgemein erfreuen, Hat die ſchwarz—
weißen Hunde von den Ausftellungsliften und von den Preisliften regelmäßig verbannt“.
In neuerer Zeit Haben ſowohl Gordon Stables wie Hugh Dalziel zu
Gunften des weißen und ſchwarzen Hundes gejprochen und in dem vom Neufundlands-
1) Stonehenge bemerkt, daß erwieſener Maßen ein Neufundländer Hund in jeiner Heimath
niemals die Höhe von 26 Zoll engliſch (65 cm) überjchreitet, während die in England gezüchteten
und aufgezogenen Nachkommen rein gezüchteter Eltern bis zu 30 und 32 Zoll (75 und Sl cm)
Schulterhöhe erreichen.
11
82 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
club aufgeftellten Standard it außer dem einfarbig Schwarzen Hunde aud) noch zum
Schluß der weiß und ſchwarz gefledte unter der Rubrik: „Undersfarbige” wieder
als berechtigt hingeftellt worden. a
Die vom Neufundlandsclub herausgegebenen Rafjezeihen lauten in der Ueber—
jegung wie folgt:
Die engliiden Raffezeihen des Neufundländers.
Allgemeine Erjheinung. Der Neufundländer foll den Eindrud eines großen,
fräftigen und lebhaften Hundes hervorrufen und ſich leicht auf feinen Läufen bewegen,
zwiſchen denen fi) der Rumpf leicht ſeitwärts hin und her ſchwingt, fo daß eine
leihte Schwanfung im Gange nicht fehlerhaft, nicht verwerflich fein’ fol. Gleichzeitig
it aber ein ſchwacher oder hohler Rüden, Schwäche der Lendenpartie und kuhheſſiger
Gang entjchieden als fehlerhaft zu betrachten.
Kopf: Breit und maſſiv, der Oberkopf flah, das Hinterhauptsbein gut ent-
mwidelt; feine jcharf ausgeſprochene Stirnfurche; die Schnauze furz, ſcharf gejchnitten
und ziemlich viereckig geformt, die Lefzen mäßig überhängend und die Zähne gut auf
einander pafjend. Die Naſe ſchwarz, groß und breit, große Nüftern. Die Behaarung
des ganzen Gefichtes furz und fein, die Kopfhaut ohne Nunzeln und Falten. Fehlerhaft
find fleiſchfarbene und gejpaltene Najen.
Ohren: Klein, dem „Mäufeohr“ ähnlich !), rechiwinklig weit hinten am
Schädel angeſetzt, dicht am Kopfe anliegend mit feiner, ſammetartiger Behaarung,
nicht mit einer Franſe verſehen.
Augen: Klein, braun, am beſten dunkelbraun, etwas tief und weit aus einander
liegend. - Wenn das Roth im Thränenwinkel ſichtbar wird, jo iſt dies fehlerhaft.
Behaarung: Lang, ſchlicht und dicht, Hart und fait grob im Gefühl, bei
guter Pflege glänzend. Das jehr dichte Unterhaar ermöglicht es dem Hunde, nad)
längerem Aufenthalt im Waſſer fehnell wieder troden zu werden. Das Haar muß,
gegen den Strich gebürftet, von jelbit zurüdfallen.
Körper: Gut gerippt, der Rücken breit, Lendenpartie kräftig und musculös,
der Hals jtark, jehr gut bemuskelt und nicht zu furz, gut an Hals und Rüden
angejebt.
Schultern und Bruft: Schultern ſchräg gejtellt und breit, jehr musculös und
kräftig. Bruſt tief und ziemlich breit, qut behaart, ohne jedoch eine Halskraufe zu
zeigen.
Knohenbau: Durhaus maffig, doc nicht in ſolchem Grade, daß der Hund
Ihmerfällig und plump erjcheint.
Vorderläufe: Vollfommen gerade, mächtig in den Knochen und gut bemusfelt.
Die Ellenbogen gut niedergelaffen und gerade gejtellt, ver ganze Yauf an der Hinter-
jeite bis unten hin befedert.
|
|
1) Für uns ſchwer verftändlih! (Der Berf.) |
Der Neufundländer Hund. 83
Hintertheil und Läufe Sehr Fräftig. Die Hinterläufe müffen durchaus frei
bewegt werden, ſtark von Knochen, gut bemusfelt und ebenfalls befevdert fein. Der
Hintermittelfuß don der Ferſe bis zur Pfote ift kurz und das Unterjchenkelbein daher
länger al3 bei den meiften großen Hunderaſſen. Schwache Lende, allzu kurze Hinter-
tippen und kuhheſſige Stellung der Hinterläufe find große Fehler. Aftertlauen find
verwerflich und jollten entfernt werden.
Pfoten: Dieje find gewiljermaßen die Ruder des Neufundländerz, daher müfjen
fie groß, breit und flad) fein. Sie find meift ziemlich dünn und eignen fi mehr
zum Schwimmen als zum anhaltenden Yauf auf harten Straßen. Geſpreizte und
nad) außen gedrehte Bfoten immer fehlerhaft.
Ruthe: Stark und don mäßiger Länge, bis etwas unterhalb der Sprung-
gelenfe reichend, jehr dicht und buſchig behaart, doch feine Fahne bildend. Wenn
der Hund, ohne aufgeregt zu fein, till fteht, jo. joll er die Ruthe abwärts hängend
und ein wenig aufgebogen tragen, in der Bewegung fie etwas erheben und bei Er—
regung fie gerade ausgeftredt mit einer Kleinen Biegung am Ende nad) oben tragen.
Ruthen, welche verbogen find oder über den Rüden geringelt getragen werden, find
fehlerhaft.
Farbe: Tiefſchwarz ift die belichtefte Färbung. Ein leichter Anflug von
Bronzefarbe oder Rojtbraun, oder einige weiße Sprenfel an der Bruft und den Zehen
ind nicht verwerflich.
Höhe und Gewicht: Größe und Schwere find höchſt mwünfchenswerth, jo-
fern die Symmetrie nicht darunter leidet. Eine gute Mittelhöhe ift 70cm für
den Hund und 65cm für eine Hündin. Als mittleres Gewicht gelten 45, für die
Hündin 38 Kg.
Undersfarbige Hunde: Außer den genannten ſchwarzen Hunden find
Ihmarze und weiße nicht jelten. — Das berühmte Delgemälde eines ſchwarzweißen
Hundes: „A distinguished member of the Royal humane Society“ (Rettungs-
gejellichaft) des verjtorbenen Sir Edwin Landſeer ift ein herrliches Kunſtwerk, doch
hat dafjelbe viel dazu beigetragen, eine falſche Vorftellung von dem Neufundländer
im Publicum zu verbreiten. Biele Perſonen halten auf Grund dieſes Bildes den
ſchwarzen und meißen Hund für den einzig richtigen Typus des Neufundländers, ohne
zu erwägen, daß Landjeer diefe Farben nur deswegen wählte, weil fie ins Auge
fallender und darum für feinen Zweck pafjender waren. Der ſchwarze und meiße
Hund ift dann richtig, wenn er ſonſt in allen Punkten genau ebenfo bejchaffen ift,
mie der. oben. bejihriebene Schwarze. Bei jeiner Beurtheilung ift die Gleichmäßigkeit
der Abzeichen und namentlich die Schönheit der Kopfzeihnung weſentlich zu beachten.
Die tiefſchwarze Farbe ift der rojtbraunen vorzuziehen, denn letztere beeinträchtigt die
Schönheit des Hundes. Es giebt in Neufundland zweifellos roftbraune, aber auch)
tiefſchwarze Hunde. Sicherlich geben ſich die Bewohner dieſer Inſel mit der Zucht
nicht jehr viel Mühe, und es werden dort Hunde gezüchtet, welche in Bezug auf
Größe, Farbe und Behaarung jehr von einander verjchieden find.
1
54 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde ꝛc.
MWerthbeftimmung der Points.
Kopf 20; Hals, Bruft, Rüden und Lendenpartie 25; Läufe und Pfoten 15;
Behaarung und Farbe 15; Ruthe 10; Gejammterjcheinung 15; total 100.
Sn obiger Weberjegung ift die Faſſung des englischen Originals, jo weit e3
möglich, beibehalten, ebenſo die Reihenfolge der einzelnen Baragraphen, wiewohl 3. B.
„Behaarung“ befjer neben „Farbe“, und „Knochenbau“ richtiger am Schluß des Satzes
„Allgemeine Erſcheinung“ als zwiſchen „Bruft“ und „Vorderläufe” placirt wäre. — —
Bei „Größe und Schwere“ jei bemerkt, daß die jeßt in England beliebten Kleinen Formen
des Neufundländers bei und wenig beliebt find und möglichft große und ftarfe Exem—
plare auf unſeren deutjchen Ausftellungen immer den Vorzug finden werden, jobald
lie zugleich regelmäßig gebaut find. — Das berühmte Landſeer'ſche Bild eines
ſchwarzweißen Neufundländers iſt meines Willens: das Porträt eines durch Rettung
mehrerer Menfchenleben berühmt gewordenen engliihen Hundes und nicht allein der
auffälligen Färbung wegen gemalt. Diefem Landſeer'ſchen Bilde ift ausſchließlich
die Erhaltung der ſchwarz-weißen Neufundländer zuzujchreiben, andererſeits wäre dieſe
ältejte und ſchöne VBarietät in England längſt der jeit längeren Jahren herrichenden
Vorliebe für einfarbig ſchwarze Hunde zum Opfer gefallen. Im Allgemeinen haben
die in England gezüchteten Neufundländer allerdings die importirten Hunde an Stärke
und Schönheit übertroffen, allein niemals wurde die Höhe und das Gewicht der jegigen
beiten Bernhardiner von einem Neufundländer erreicht. Unter den befjeren älteren Neu-
fundländern find zu erwähnen: Mir. Evan's Did (v. Neptun a. Nell); Mr. W. Coat's
Leo (vd. Don a. Meg of Maldon) und Dr. Gordon Stable’3 Theodore Nero L
gu den auch bei uns befannten (ſchwarzen) Eremplaren gehören Como (Taf. LIX.)
von Sam aus Miftreß, geworfen 1877, Befiger und Züchter Mr. David Blad,
England, Ehrenpreis Hannover 1882. Ein typiſch gebauter und gut behaarter Hund,
welcher während der Hannover Austellung von Herrn Mar Hartenftein= Plauen
angefauft wurde und gute Nachkommen hinterließ. — Schulterhöhe 76 cm; Kopflänge
34 cm; Schnauze 12cm; Behang 16cm, breit Scm; Ellenbogen hoc) 40 cm; Rumpf—
länge 85cm; Breite des Oberkopfes zwiihen dem Anja des Behanges 20 cm;
zwiſchen den Augen breit 71/, cm.
3 W. Bennett’3 Champion The Black Prince (8. C. ©. 3. 16199)
v. Nelſon I. (10672) a. Jennie (11819), geworfen 1883. Cr errang in England
22 I. und 15 andere Preife, in Köln 1889 ebenfalls den Ehrenpreis. Ein mittel-
großer, leicht beweglicher, gutmüthiger Hund, mit tadellos ſchlichtem, glänzend ſchwarzem
Haar, in der Kopfform und ganzen Erſcheinung ſtark an Como erinnernd, jedod)
mit oft hoch getragener Nuthe und ftarfer Halsmähne Schulterhöhe 68 cm;
Kopflänge 27 cm; Schnauze 111/; cm; Behang 14cm; Hinterfuß vom Boden bis
Serie 19cm; Gllenbogen vom Boden 38cm; Rumpflänge 7lcm (ohne Haar);
Umfang des Kopfes vor den Ohren 52!1/, cm; Umfang der Bruft hinter der
Tafel LX.
— —
—
— —— oT WU —
Schwarzweißer oder Landſeer-KReufundländer Champion Prince Charlie.
Beſiher: Mr. N. Evans, London.
Der Neufundländer Hund. 85
Schulter 79 cm; Länge der Ruthe (ohne Haar) 40 cm. Ueber 50 Preiſe
8. C. Rules.
Hardy (2416) von Ddin aus Champion Sybil (8. E. ©. B. 13801), ge=
worfen 1884; Züchter Mr. Nichols, Beliger Mr. Hartenjtein-PBlauen. — Ein groger,
regelmäßig gebauter, ſchwarzer Hund, von äußerjt munterem und energischem Tempe—
vament. Ehrenpreis Leipzig, Altenburg, I. Preis Kopenhagen, II. Preis Hannover,
Zürich. — Schulterhöhe 75 cm; Kopflänge 27 cm; Schnauze 13 cm; Behang 16 cm;
Rumpflänge 83 cm; Umfang der Bruft 94cm. Ziemlich hochläufig, Ruthe bis zur
Ferſe reichend.
Unter den Zandjeer-Neufundländern (weiß und ſchwarz) ift zunächſt Champion
Brince Charlie (Taf. LX.) zu erwähnen, von Wr. R. Evan's Did aus
©. Chapman’s Dinah (importirt). (Did von Mr. Voß' Neptune aus Mer.
Evan's Nell, geworfen 1879.) 1. Preis Kryſtallpalaſt 1881, I. und Extrapreis
Maidftone und Margate 1881, I. Preis Kryſtallpalaſt 1883, I. Preis Water trials
Afton 1883, I. Preis Pembrofe und Liverpool 1883, II. Preis Margate 1884 und
Championpreis Herley 1884. — Schulterhöhe SIcm; Gewicht 150 Pfd. Umfang
der Bruft 94 cm.
In England wurde der Neufundländer durch die zunehmende Vorliebe der dortigen
Hundefreunde für die Bernhardiner Schon gegen Mitte des vorigen Jahrzehnts jehr in
den Hintergrund gedrängt. 1884 waren für die Kennelclub-Ausſtellung im Kryſtall—
palaft nur 25 Nummern gemeldet, dagegen jtieg die Zahl 1887 (Kemneldub- Schau,
Barn Elms) wieder auf 65 Nummern. Die allgemeine Anfiht der Freunde diejer
ſchönen Raſſe geht dahin, daß die eigentliche Blüthezeit des Neufundländers noch zu
erwarten ift und jeine Entwidelung vorläufig nur durch die alles verdrängende
Bernhardinerzüchtung in England unterbrodhen wurde. — Auf der Kennelclub-Schau
1884 erhielt Champion Nelfon I. (8. C. ©. B. 10672), geworfen 1878 aus
Nancy von Neptun, den I. Preis und Pokal. — Auf der Kennelcub- Schau 1887
Mr. Nihol’s Lord Nelſon (8. C. ©. B. 17681), geworfen 1883 von Nelſon L
aus Thora (R. E. ©. B. 11827) Preis der Challengeclaffe. — Auf der Olympia—
Schau des Kennelclubs im Juli 1889 fiegte in der Challengeclaffe Mr. 9. R. Farqu—
harſon's Champion Hanlon über 3. W. Bennett's The Blad Brince, in der
offenen Elafje erhielt Mr. Farquharſon's Eaftbury I. und Specialpreis. In der
Claſſe der Andersfarbigen (others than black) gewann Mr. WU. Byneato's Disraeli
I. Preis, und unter den Hündinnen die des Mr. E. Nichol ebenfalls I. Preis. — Auf
der Frühjahrsausftellung des Kennelclubs 1890 erhielten Black Prince und Hanlon
in der Challengeclafje gleiche Preife (equal first). Man tadelte dieſe Gleichſtellung,
„ da der letztgenannte Hund teoß feines typiſchen Exterieurs fih im Hintertheil ſchlecht
bewegte. — Unter den Hündinnen der Challengeclaffe fiegte Wir. Bennett's Ducheß,
und in der Glaffe der „Andersfarbigen” Mir. Cunningham's Pſyche II. In der
offenen Claſſe der ſchwarzen Hunde fiegte Mr. Farquharjon mit Eaſtbury J. Preis,
und Mariner erhielt II. Preis, Miß Matthem’s kleiner, aber jehr typiicher umd
86 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
ihön behaarter Hund Longsdale II. Preis. — Unter den Hündinnen der offenen
Claſſe erhielt Mr. Farquharſon's Angel, eine hübjche Kleine Hündin, mit vorzüg—
fihen Läufen, guter Bewegung und Schöner Behaarung I. Preis. — Die offene Clafje
der „Andersfarbigen“ wird als ſehr gemifcht gejchildert,, — Sieger Watchman
(Landfeer-dog) mit ſchlechter Ruthe. In der Claſſe der Hündinnen ſchlug Me.
Farquharſon's Leda, eine ſchwarze Hündin mit weißer Bruft und etwas Weiß an
den Füßen, ihre Kennelgefährtin Trafalgar um den Bolal.
Eine der beiten Neufundländer-Augftellungen des Continents fand ſchon 1879 bei
Gelegenheit der exften internationalen Ausftellung zu Hannover ftatt. Es waren 28 Hunde
und fünf Hündinnen dort. Unter den Hunden erhielt der von England eingejchidte
Champion Leo (8. €. ©. B. 5381) den I. Preis. Leo war gezüchtet von W. Gates,
Beliter Mr. ©. W. Wildman. — Den II. Preis erhielt Herr 9. C. Schumacher's
(Bremen) Moldau, ein ſchöner großer ſchwarzer Hund mit einigen weißen Abzeichen,
welchen der engliſche Preistihter (Hugh Dalziel) für einen der beiten Neufund-
(änder erklärte. Moldau wurde für einen jehr geringen Preis nach England verkauft,
ob er als Dedhund die auf ihn gejegten Erwartungen erfüllt Hat, Habe ich nie erfahren. —
Als Hauptzühter der Neufundländer auf dem Gontinent war bis vor wenigen Jahren
Herr Mar Hartenftein- Plauen anzufehen, in defjen großartigem Zwinger (Plavia)
fi) damals mande Hunde der beiten englifchen Stämme befanden. — Außer dem
bereits erwähnten Hardy (2416) waren dort Nody (2417), geworfen 1884 von
Ddin aus Champion Sybil (8. C. ©. B. 13801), Züchter Mr. Nichols. Schwarz ohne
Abzeichen, I. Preis Basel, Hannover, Zürich, Frankfurt, Ehrenpreis Berlin und Kaſſel,
— ferner die Hündinnen Hydra (3567), geworfen 1887, von Rody aus Dido, Bonnie
Girl (3566) von Champion Prinz Charlie aus Champion Bonnie Maid; dann
Freddy (5587) von Champion Gunville (8. C. ©. B. 11810) aus Miſtreß of the
Robes (8. C. ©. B. 20975), und Dido (2419), geworfen 1884 im Zwinger Plavia.
Die Liverpool-Ausftellung, melche ſonſt immer gut. befegt zu fein pflegt, hatte
im Januar 1894 nur wenig Meldungen, die fi) auf die bereit befannten Hunde
Champion Pirate King, den mafjiven Royal Carlo (mit ſchönem Kopf aber
rauher Behaarung), Hector IV, Father Matthew, den mächtigen Lord Yarbro
und einige weniger bedeutende Hunde bejchränften.
Außer den Ausftellungen find in England ſchon ſeit längeren Jahren Gebrauds-
prüfungen für Neufunvländer in Bezug auf Schwimmen, Tauchen und Apportiren
aus dem Waſſer praktifch ausgeführt. (Vergl. V. Theil, Gebrauchsprüfungen.)
3) Der Hund von Tibet.
Der Hund von Tibet ift die doggenähnlichfte Form dieſer Gruppe und fönnte
ieht wohl „langhaarige, Dogge” ‚oder Tibetdogge genannt werden, wie ihn die Eng-
länder auch als Tibet-Maftiff bezeichnen.
Tafel LXI.
ee
Tibethunde.
Beſiher: Graf Széchenyi, Zinkendorf in Ungarn,
—
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„a
ameourtt
NS
Der Hund von Tibet. 87
Schon zur Zeit des aſſyriſchen Neiches exiftirten dort Hundeformen, welche den
noch. heute in Tibet gezüchteten Wachthunden bis auf die längere Behaarung der
feßteren täufchend ähneln. — Allerdings iſt die alte Raſſe der aſſhriſchen Kampf-
hunde wie dieſes uns ſchwer verſtändliche, graufame Bolt jelbit, jpurlos ver—
ſchwunden, nur vereinzelte Abbildungen diefer Hunde wurden auf Ihonjcherben in den
Ruinen Ninives gefunden — die Raſſe jelbft ift weder von den Griechen noch von den
Römern übernommen und weiter gezüchtet worden. Doc) laſſen die phantaftifchen Be—
ſchreibungen geflügelter vierfüßiger Thiere, welche der griechiſche Schriftſteller Kteſias
nach Photio's Angabe ſchilderte, ſich mit einigen Abänderungen noch auf die heutigen
Wachthunde Tibets anwenden. In jenen alten Traditionen iſt von hohen Berg—
gipfeln die Rede, welche durch die Greife bewohnt werden — eine Art vierfüßiger
Fig. 118.
— Va N H)
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—
Schädel eines Tibethundes. wirklicher Größe.
Aus der Sammlung der königl. landwirthſchaftlichen Hochſchule zu Berlin.
Vögel, ungefähr in der Größe eines Wolfes, mit Läufen und Klauen wie Löwen,
über den ganzen Körper mit ſchwarzen Federn bedeckt, welche nur an der Bruſt roth—
gelb gefärbt erſcheinen. Infolge der Wachſamkeit dieſer Vögel hielt es ſchwer, dieſe
Berge zu beſteigen. Aelian ſchildert dieſe fabelhaften Thiere nah Photio’3 Bericht
noch vogelähnlicher; wenn wir aber das Wort „Vögel“ ausſchließen und ſtatt Federn
„Haare“ ſetzen, ſo erhalten wir eine ziemlich zutreffende Beſchreibung der noch heute
exiſtirenden Raſſe des Tibethundes, welche noch jetzt wie früher die Wächter der Wohnungen
in Tibet ſind, ſowohl die der Goldgräber wie die der übrigen Bewohner jener einſamen
Hochplateaus, von denen die alten Aſſhrer möglicherweiſe ihre Kampfhunde bezogen.
88 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
Auch die ſchwarze Färbung jener räthjelhaften Thiere und die rothen (gelben) Ab-
zeichen an der Bruſt ftimmen mit der dachshundartigen Färbung der heutigen Tibet-
hunde überein. — Das Perſiſche „giriften“ (ergreifen, daher Greif, gryphon, griffin)
wird als Quelle des griechiſchen Tovy angenommen und ift ſpäter in Frankreich
auf eine ganz andere Hunderafje übertragen worden (Griffon). Die Tibetaner nennen
ihre Hunde auch „gyake“ megen ihrer Größe und Wildheit y. Bergl. die Ab—
bildungen des aſſyriſchen Hundes, Bd. I. Antike Raſſen, Fig. 25 B.
Nur jelten und in langen Zwifchenräumen find die Tibethunde einzeln oder paar-
mweije nad) Europa, zunächſt nad) England gebracht worden, und in den meilten Fällen
haben jie dort nur kurze Zeit gelebt. Youatt gab 1845 eine ſehr gute Abbildung
in jeinem Bude (The Dog) nad) einem im zoologiſchen Garten zu London lebenden
Exemplare und fügte eine kurze aber charakteriftiiche Beichreibung diefer Hunde (nach
Mr. Bennett) hinzu. „Der Hund wird auf dem Tafellande des Tibet begrenzenden
Himalayagebirges gezüchtet. Die Bhoteas, von denen viele diefer Hunde jorgfältig
aufgezogen werden, kommen zu verjchiedenen Jahreszeiten in die Niederungen herab,
um Borar, Moſchus u. dergl. zu verlaufen. Die Weiber bleiben daheim und fie
und ihre Heerden müfjen unter Umftänden energisch durch diefe Hunde vertheidigt
werden. Sie find die Beihüger fast jeder größeren ländlichen Befigung.“ — „Bei
Gelegenheit einer Gefandtichaftsreife an den Hof des Teihoo Lama in Tibet“, erzählt
der Autor, „hatte ich eine lange Reihe hölzerner Käfige zu paffiren, in denen fich große,
Itarke, lärmende Hunde befanden. Sie waren im Lande gezüchtet und entweder von
Natur, wahricheinlich aber in Folge der Einfperrung jo bösartig, daß es gefährlich war,
ih den Käfigen zu nähern.“ Die Farbe des Tibethundes ift nad) Youatt's Mit-
theilung ein tiefes Schwarz, nur die Füße und ein Fled über jedem Auge zeigten eine
(ohgelbe oder rothhraune Färbung. — Ganz ähnlich ſchildert Hugh Dalziel in
jeinem interefjanten Werfe (British Dogs) die Tibethunde des Prinzen von Wales,
welche derjelbe zu der Alerandra-Schau 1875 ſchickte. In der Größe erreichten dieſe
Hunde den Maftiff nicht, obwohl das lange Haarkleid zu ihren Gunften ſprach. In
Betreff der Haltung der Ruthe jagt Hugh Dalziel: „Die NRuthe ift ftark, gut be-
haart und wird Hoc) im Bogen getragen, in der That weit über die Hüften hinaus.”
Dajjelbe führt Youatt an, und, faft alle Zeichnungen diefer Hunde ftellen diefelben
mit mächtiger, hoch im freien Bogen getragener Rute dar. — Nur Gunningham,
der viele Tibethunde in ihrer Heimath beobachtet hat, ſchildert die Haltung ihrer Ruthe
ganz entgegengejeßt und hält es für ein charakteriftifches Nafjezeihen, daß fich die
Ruthe jo ſtark und dicht auf dem Nüden frümmt, daß dort durch Die beftändige
Reibung die Behaarung an ver betreffenden Stelle kurz abgefiheuert wird. — Ganz
1) Der Berfaffer entlehnt obige interefjante Mittheilungen dem Werfchen: „On the Iden-
tification of the Animals and plants of India which were known to Early Greek authors
by V. Ball, M. A. Dir. of the Dublin Museum 1885. — Herr Profefjor Studer-Bern
hatte die Güte, ihm ein Exemplar diefer nur in jehr beſchränkter Anzahl gedrudten Abhandlung
zu übermitteln,
Der Hund von Tibet. 89
diefelbe Beobachtung machte ic) an zwei importivten Tibethunden der Wiener Aus—
ftellung 1875, wo ic) die betreffenden Claſſen richtete, und ich bin daher überzeugt, daß
unter den Tibethunden in diefer Hinficht große Verschiedenheit Herrjcht und weder das
Rollen noch das Hochtragen der Ruthe ala Rafjefennzeichen gelten kann.
Das erwähnte Baar Tibetdunde war vom Grafen Szehenyi auf Zinfendorf
in Ungarn aus ihrer Heimath mitgeführt und auf den Wunjch vieler Hundefreunde
zur internationalen Hunde-Ausftellung nah Wien geſchickt. — Außer der oben er-
mähnten Krümmung der Ruthe, welche genau an die unjerer Spige erinnerte, fiel
mir die ziemlich geringe Größe diefer Hunde auf, welche aud den anweſenden
Dr. Bodinus beim exften Anblid zu der Aeußerung veranlaßte: „IH Hatte mir
dieje Hunde größer gedaht!” Da auch Hugh Dalziel in feiner Beſchreibung der
Hunde des Prinzen Wales bemerkt, daß fie die Größe des engliihen Maſtiffs nicht
erreichen, fo halte ih dafür, daß die Schilderungen der meilten Reifenden in Betreff
der riefigen Größe der Hunde auf Uebertreibung beruhen. — Dagegen liegen Die
Hunde des Grafen Széchenyi augenſcheinlich an Bösartigfeit nichts zu wünſchen
übrig, und da fein den Hunden bekannter Wärter zur Stelle war, jo mußten alle
Mefiungen und näheren Unterfuhungen unterbleiden. — Sie hatten etwa die Höhe
eines ftarfen Ianghaarigen Hühnerhundes, doch waren fie jchwerer im Rumpf und
ftanden niedriger auf den kurzen geraden Läufen, "etwa wie die feinen St. Johns—
Neufundländer, auch war der Kopf ftärker und der Hals fat mähnenartig did be-
haart. Am Rumpf, Hals und Ruthe erfhien die Behaarung lang, dicht und ſchlicht
herabhängend, ohne mellenfürmige Biegungen, unten am Bauche und hinten an der
Keule bildete das verlängerte Haar eine Feder, welche jedoch den Vorderläufen auf
ihrer ganzen Hinterjeite beinahe fehlte, und ebenjo waren die Hinterläufe vom Fuße bis
eine Hand breit über das Sprunggelent hinauf furz behaart. — Die tarte Hals-
mähne endigte oben im Naden ziemlich plötzlich und bildete unter der Kehle einen vor-
ſpringenden, dichten Bart, jo daß der ganze Kopf verhältnißmäßig kurz und dicht behaart
erſchien und die zahlreichen Duerrunzeln auf der breiten Stirn und die Falten an
den lang herabhängenden Lefzen und über den Augen fich deutlich ausprägten. Die
furzen, fchlecdt anliegenden Behänge find ebenfalls kurz behaart, das Keine Auge
blinzelnd, der ganze Gefihtsausdprud mürrifh und mißtrauiſch. Die Schnauze ift jehr
kurz und vorn abgeftumpft mit tief herabhängender Lefze; von vorn gejehen, erſcheint
der Schnauzentheil ziemlich ſchmal gegen den mächtig breiten, flach gemölbten Ober-
kopf. — Die Farbe des ſchlicht und dicht aufliegenden Körperhaares war ein tiefes,
glänzendes Schwarz mit den befannten dahshundartigen Abzeichen, jedoch letztere in
ſehr befchränkter Ausdehnung. Sp fanden fi am Kopfe nur zwei lohfarbene runde
Flecken über den Augen und ebenjo an der Innenſeite der Vorder- und Hinterläufe
nur an den Gelenken einige ebenio gefärbte Fleden von geringer Größe. Die Ruthe
war verhältnigmäßig kurz, fie wurde entweder fo feit über dem Rüden und jeitwärts
hinabhängend getragen, daß das umgebende Nüdenhaar ſich ringsum aufjträubte, oder
fie hing gerade und fchlaff herab und endigte dann ſchon in der Höhe der Bauchlinie,
90 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
und zwar jtumpf feulenförmig. — Troß ihrer furzen, geraden, pfoftenartigen Läufe
und der Kleinen, runden, maffigen Füße follen diefe Hunde jehr raſch fein und un—
glaublich Hohe und weite Sprünge maden. — Ohne Frage macht der Tibethund für
jeden Hundefenner zbeim erſten Anblid den Eindruck einer befonderen, in den meiften
Einzelheiten des Exterieurs bejtimmt und ſcharf ausgefprochenen Raſſe, welche gewiſſer—
maßen zwiſchen Neufundländer, Doggen und Hirtenhund in der Mitte jteht. Die
oft von Reifenden hervorgehobene Bösartigfeit dieſer Hunde ift ihnen ſchwerlich an—
geboren, ſondern einfach Folge ihrer einfeitigen Verwendung als Wacht- und Heb-
hunde in halb cultivixten, dünn bevölferten Gegenden.
\
Tafel LXII.
== — a RBrenda meur X
Hirtenhund der Campagın. Ungariſche Wadhthunde oder Bundald).
Die Hirtenhunde und Pudel, 91
Dritte Gruppe.
Sirtenhunde und AYudel
1) Hirtenhunde.
Dieſe Gruppe umfaßt eine große Zahl verjhiedener Typen und Raſſen, tmelche
— abgefehen don der längeren Behaarung — den Rüden am nächften ftehen. Sie
dienen vorzugsweiſe in weniger cultivirten Gegenden zum Schuß der Heerden, nicht zum
eigentlihen Hüter derjelben. In früherer Zeit, dor Ausrottung der Wölfe, waren
diefe Hunde auch bei uns Häufig zu finden, fie wurden vom Schäfer am Strid ge-
führt, nur zum Heben gelöft und hießen Shafhunde oder Schafrüden, und wenn fie
jehr zottig waren: Schafbudel — niemals „Schäferhunde”. In den Volfsrechten der
alten germanijhen Stämme finden wir den „Canis pastoralis“ erwähnt, welcher
den Wolf beißt und auf das Gejchrei, welches beim Erjcheinen eines Wolfes bon
den Zandleuten erhoben wurde, ſofort auf weite Entfernung Hin zu Hülfe eilte N).
Betr. de Crescentius (Ausg. v. 1600) jagt dom „Feldrüden oder Schafhundt“
unter anderem: „Er ſoll auch an der Farbe ganz weiß fein, damit ihn der Schafhirt
one mühe und arbeit von dem Wolfe des Nachts und gegen Morgen, wenn es noch
finfter ift, möge erkennen.“ — Ebenfo Conrad Geßner (Mitte des 16. Jahr—
hunderts): „Der vieh- oder ſchafhundt, C. pastoralis, joll ſtark, mächtigen leibes,
mutig und fräd fein, ein ſcheußlich gefchrey oder beilen haben, an der farb gank
weiß und haarecht gleich den Schaafen, damit ſollych vych nit ein abjchreden ab ihm
habe und er on arbeit von dem wolffe möge erfannt werden, damit in der dunfeln
1) Qui vero pastoralem, qui lupum mordet, occiderit, cum 3 solidis componat.
(Lex Bajuv. Tit. 19, Art. 8.) — Si quis canem pastoralem, qui lupum mordet et pecus
ex ore ejus tollit et ad clamorem ad aliam vel tertiam villam currit, occiderit, cum
3 solidis componat. (Lex Allemann. Tit. 83, Art. 5.) — Im Weißthum der Drey-Eiher-Wild-
Bahn (1450) heißt es: „Auch foll ein gemeiner Hirt nit verrer (weiter) fahren mit jeinen ſchafen
und zigen in den mwaldt dann er mit jeinem Stab geworffen mag und foll allezeit davor jtehen
und jein Hund an ein Seil füren, wer es, daß er einem Wolff hegen würde, daß mag er wol
thun und wan jein Hund herwieder fompt, jo jol er Ine an jein Seyl nemen.“
19%
92 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Finftere der Hund anftatt des MWolffes nit möge angegriffen und getödtet werden.”
Mit der Ausrottung der Wölfe verſchwanden diefe Hunde bei ung in Deutjchland
überall und wurden durch die leichteren, jpiartigen, eigentlihen Schäferhunde er—
jegt, von denen im nächſten Capitel (Öruppe IV) die Rede fein wird.
Die alte Form des Schafhundes findet fi erhalten in dem ungarischen
„Bundaſch“, welcher allerdings Heute mehr zum Bewachen der Gehöfte, als zum
Schuß der Heerden dient, ferner in den griehijchen Hirtenhunden, den ſoge—
nannten Steppenhunden, und den Hunden der römiſchen Gampagna. .
Der Bundaſch (Taf. LXID. in ſehr ſchönes Paar diefer ſpecifiſch un—
gariihen Hunde erſchien bereits auf der erſten Wiener Ausftellung 1883. Eigen—
thümer: Graf Max Efterhazy auf Tata pr. Szöny. — Der Hund mit Namen
„Pandur“ hatte eine Schulterhöhe von 73cm bei einer Rumpflänge von 84cm;
die Behaarung war am Rumpfe 2 bis 3 Zoll lang, rauh, an Schultern und Rippen
ſtark gefräufelt; an der Hinterfeite der Heulen und Vorderläufe bildete das Haar eine
zottige kurze Feder. Der untere Theil der Läufe vom Unterjchenfel und Borderfnie
ab bis zu den Zehen war furz und dicht glatt behaart. Die kurze zottige Stummelruthe
war dem Hunde von Geburt eigen, nicht künſtlich verſtümmelt. Das dichte, ver-
längerte Haar des Halfes bildete oben im Nacken einen vortagenden Kamm, welcher
fi) von dem kurz behaarten Kopfe beftimmt abſetzte. Die dreiedigen, mittelgroßen
Behänge gut anliegend, nad) unten furz behaart; zu beiden Seiten der Naje vom
Stirnabjab bis zum Mundwinfel ein Streifen verlängerten, zottigen Haares, wie die
„Maske“ der Griffons. Die allgemeine Färbung ganz meiß ins Graue und Gelb-
liche fpielend ohne Abzeichen, die Naſenkuppe dunkelgrauſchwarz, ebenjo die Zehen-
nägel. — Taf. LXII zeigt diefen Schönen Hund im Profil und von vom (in liegender
Stellung) gejehen. — Der zweite auf derjelben Ausstellung befindlihe Hund, Namens
„Iſtockzy“, war erſt acht Monate alt und daher noch bedeutend Kleiner als Pandur,
übrigens in Form und Behaarung nicht abweichend; die Naſe fleiſchröthlich, das
Auge hellweißgrau — übrigens auch einfarbig weiß in der allgemeinen Behaarung.
Die Ruthe bis zur Hälfte geftugt. — Auch auf einer Berliner Ausftellung fanden ſich
bald darauf ein Baar weißer ungarischer „Bundaſch“ ein, welche jedoch leichter waren;
das Haar durchweg gerollt, die Ruthen lang, mit zottig krauſer verlängerter Be—
haarung. Auf den Peſter und Wiener Ausftellungen ift der Bundaſch jetzt Häufig
vertreten.
Der Hirtenhund der Gampagna (Taf. LXH) ähnelt dem Bundaſch in
vieler Hinfiht und übertrifft denjelben oft noch an Größe. Die meift zottige, halb—
lange Behaarung zeigt jelten Neigung zur Kräuſelung; die Ruthe ift ſtark und buſchig
behaart, die Feder an den Keulen reicht tiefer hinab. — Das verlängerte Nadenhaar
endigt auch weiß mit einem beftimmt von der furz behaarten Stirn abgeſetzten Kamm.
Gefiht und Schnauze kurz behaart und feinen Bart zeigend, der Behang fürzer und
iglehter ausgebildet als beim Bundaſch. Der untere Theil der Yäufe und die Füße
furz und Dicht behaart. Najenfuppe, Augen und Ohrjpigen meift dunkel gefärbt,
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Die Hirtenhunde und Pudel. 95
die allgemeine Färbung meift einfarbig weiß, doc giebt es auch gefledte und ein=
farbig braune und ſchwarze Exemplare mit oder ohne Abzeichen.
Der Hirtenhund von Afghaniftan (Taf. LXIII). Ein PBrachteremplar
diefer ſchönen und jelten auf deutjchen Ausftellungen erſcheinenden Hunderafje bejaß
während einer längeren Reihe von Jahren der Vrofefjor der Aftronomie Dr. Weiß
der k. £ Sternwarte in Wien. Das ſchöne Thier ward 1885 zuerſt ausgeftellt
und erregte wegen feiner Größe und jchönen Behaarung allgemeines Aufjehen.
— Das lange Seidenhaar hängt zu beiden Körperfeiten jchlaff und kaum ſchwach ge-
wellt herab, die Ruthe trägt feine Fahne oder Feder, jondern daS etwas verlängerte
- Haar der Unterfeite liegt der Ruthe Ioder an oder ift jeitlich Herumgefchlagen. Da-
gegen zeigt der Behang ‚eine jehr lange und ſchöne Behaarung, welde nad) unten
in eine ſchlank auslaufende verlängerte Spitze endigt. Der Kopf ift ebenfalls ziemlich
fang behaart, auf der Stirn ſcheitelt ſich das Haar und fällt zu beiden Seiten über den
Anſatz des Behanges herab, die Augen nur wenig verdedend, zu beiden Seiten des
Naſenrückens ragt daS verlängerte Haar wie eine echte Griffonmaske die Augen halb ver-
deckend bis zum Rande der Dberlippe hervor, ohne nach unten einen auffälligen Dart zu
bilden. Der Unterkiefer iſt ſogar ganz kurz behaart. Die ftämmigen Läufe find bis auf
die Zehen herab dicht und voll behaart, der Fuß erſcheint groß und platt. Sowohl an
der Vorder= wie an der Hinterfeite der Läufe, wie an der Kehle und Bruſt ver=.
längert fi das Haar zottig und bildet auch unter dem Bauche eine Feder. — Der
Kopf erjcheint in Folge der reihen Behaarung ſchwer und rund. Die Färbung mar
vein weiß mit ſchönem aſchgrauen, in glänzendes Schwarz übergehenden Behang und
einigen ſolchen Platten. — Die Maße diejes ſchönen Hundes waren: Schulterhöhe
72 cm; Kopf 29 cm; Schnauze 11cm; vom Eflenbogen Bis zum Boden 36 cm; der
Hintermittelfuß bis zur Ferſe Hoch 20 cm; die Ruthe 45 cm; Numpflänge 80 cm. —
In demfelben Jahre ward auf einer Ausftellung im Kryſtallpalaſt zu London ein
Afghaniſtan-Hirtenhund des Rev. A. Carter prämiirt, welcher dem in Wien aus-
geftellten Exemplar des Herrn Brofeffor Weiß in allen Stüden vollfommen gli), jo
daß ex nach Ausſage jeines Beſitzers unferer Zeichnung hätte als Modell dienen können.
Der ruſſiſche Hirtenhund (Taf. LXIII). Auf der erſten Ausftellung zu
Hannover 1879 erſchienen bereit3 ein paar dieſer ſchönen und intereffanten Hunde, welche
dort um fo größeres Erſtaunen erregten, als diefe Raſſe damals bei uns nod) völlig
unbekannt war! Profeſſor Fitzinger beſchrieb diefen Hund bald darauf unter dem
wunderlichen Namen: „Orientaliſcher Pintſch“ und jpäter erjchien dieſe Raſſe wieder—
holt auf den Wiener Auzftellungen. Unfere Abbildung ftellt ein auf der Moskauer
kaiſerlichen Ausftellung mit der Silbermedaille prämiirtes Eremplar dar. Diefe Hunde
erreichen eine Schulterhöhe von 75 bis weit über 8SOcm; und ein Gemicht oft über
100 ruffiiche Pfund. Das Haar in zottigen und ſchwach geringelten Loden hat wenig
Glanz, ift troden und filzig im Gefühl, mit Ausnahme der Kopf- und Brufthaare,
welche namentlich über den Augen und an den Behängen meich find. Die Farbe ift
vorherrſchend hell — namentlich ſchmutziggrau, meißgrau mit röthlihen oder ſchwarz—
BR»;
94 Dritter Theil. Die Haus» und Hirtenhunde x.
grauen Platten; auch einfarbig ſchwarze, wie daS abgebildete Exemplar, fommen häufig
vor. — Diefe Hunde werden al3 außerordentlich anhänglih an ihren Herrn und
muthig im Angreifen und Berfolgen der Wölfe, welche den Heerden nadjitellen, ge—
ihildert. — Wenn die Heerde im Freien übernachtet, wird dieſelbe gegen Abend
zu einem Haufen zujammengetrieben und die Hunde, deren meiſt eine größere Anzahl
die oft über 2000 Stüd zählende Heerde begleiten, rings um Ddiejelbe in gleichen Ent—
fernungen poftirt, indem für jeden Hund ein Stüd Fell auf dem Boden niedergelegt
wird, auf welchem er dann jein Nachtlager aufjchlägt und zu welchem er, wenn er
es verlaffen hat, regelmäßig wieder zurüdtehrt.
Zu der Gruppe der Hirtenhunde zählen außer diefen fogenannten „Steppen-
Hunden“ noch mande andere, wie der Hund der Phrenäen, die weißen bon
Prof. ©. Nadde-Tiflis bejchriebenen Hunde der Guros im Kaufafus u. a. mehr,
die jedoch theils viel zu wenig bei uns befannt geworden oder aber in ihren Formen
zu ſchwankend und in den Belchreibungen zu allgemein gejchildert find, um hier
nähere Erwähnung als bejtimmte Rajjen zu finden. — Die abweichende Behaarung
der Hirtenhunde ift augenjcheinlich Folge der langen Einwirkung beftimmter klimatiſcher
Einflüfle So finden wir diefe Hunde in den Steppen und Niederungen nordöftlicher
Länder langzottig, auf den Höhenzügen ſüdlicher belegener Länder mit langen, harten
Wintern aber feidenhaarig, im jüdöftliden Europa un mit Neigung zum
pudelartigen Kräufeln des Haares u. ſ. w.
2) Der Budel,
Der Pudel iſt zweifellos den Hirtenhunden nahe verwandt und wahrſcheinlich
nur eine klimatiſche Barietät der langzottigen Steppenhunde, welche in ſüdlicher ges
legenen Ländern das ſpiralig aufgerollte und gröbere Haar erhielten. — Der alte
zottige Barbet, in England unter dem Namen: „Old roush Waterdog*“ bekannt,
mag Vorfahr unferes fraushaarigen Pudels, wie andererjeit$ des Griffon à long poil
gewejen fein, denn alle diefe Formen zeigen faſt diefelben Wirbel und Nähte der
Behaarung, welche ſich 3. B. bei den großen ruſſiſchen Hirtenhunden finden.
Pudelartige Hunde mit furz gefräujeltem Haar finden ſich bereitS auf alten
italienijchen Gemälden des 15. Jahrhunderts; Cajus ſchickte 1576 Abbildung und
Beichreibung des „Water Spaniel or finder, in Latine Canis aquaticus“, an
Conrad Geßner; er nennt das Haar diejes Hundes lang, rauh und gerollt (curled)
— die Geßner'ſche Abbildung iſt aber die eines zottigen (nicht fraufen) Pudels,
wiewohl Geßner in der Unterjchrift bemerkt, daß diefer Hund in England „Water-
Ipaniel” genannte werde. — Buffon hat in der Ausgabe von Daubenton einen
ganz ähnlichen Hund abgebildet, ebenfo Bewid (1792) — es ijt der alte Barbet, den
Bewid „Old rough Waterdog“ und die Spanier „el barba“ oder „lanudo“
nennen. (Uebrigens fannte Bewid außerdem bereit3 den echten Waterjpaniel mit
Tsandunsanups
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Die Hirtenhunde und Pudel. 95
gerolftem Haar und bildete fogar zwei Formen defjelben ab, melde dem heutigen
Iriſhſpaniel — bis auf die länger behaarte Ruthe — völlig gleichen und fi) von
unferen Pudeln zunächft durch das kurz und glatt behaarte Geficht auszeichnen.) Vergl.
Band J, Waterjpaniel.
Das Wort „Pudel“ Findet fi ſchon im 17. Jahrhundert als „Budel“ und
bezeichnete zuerft einen rauhzottigen Hund, gleihviel od Schäfer- oder Wafjerhund.
C. von Heppe (1751) fchreibt bereits „Pudel“ und bemerkt dazu: „Auch Barbets
genannt megen ihres Bartes um die Waffel herum. Sie find eigentlich ungarijche
Waſſerhunde, recht kraus- und filzhaarig und gemeiniglih rabenſchwarz, man hat
ihrer hohe und niedere, find unterſetzte dide Mittelhunde mit wohlbehangenen Köpfen
wie ein Zeithund, tragen ihre abgeftusten Ruthen in die Höhe wie ein Hühnerhund,
und haben ein trugiges Anfehen, gehen gerne ins Wafjer, Holen alles heraus, mas
por ihnen geſchoſſen wird und wenn es auch Steine find; — lernen auch allerhand
Fünfte und Narrenspoffen und meilen man fie an allem gebrauchen Tann, nennet man
fie zum Scherz die Scharwenzel.“ — v. Heppe (1751) betrachtet den Pudel alſo
Fig. 119.
Schädel eines Pudels. wirklicher Größe.
Nr. 413 der Col. der k, landwirthſchaftlichen Hochſchule Berlin.
noch als Jagdhund — namentlic) als Apportichund bei Wafferjagden, bemerkt aber
zugleich (mie auch ſpäter Döbel), daß er aud) zu Faſanen und Hühnern abgerichtet
werden könne i). — Seit Anfang diejes Jahrhunderts gilt der Pudel bei uns indeß
nur noch als Geſellſchaftshund, wozu ihn feine große Intelligenz und Gelehrigfeit, feine
Anhänglichkeit und Friedfertigkeit mehr als. irgend eine andere Yunderafje befähigen.
Der Schnürenpudel (Abb. Taf. LXIV) kann feine jeßige vollendete Form höch—
ftens vor 25 bis 30 Jahren erreicht Haben, andererfeits müßten frühere Abbildungen
diefer auffälligen Hunderafje eriftiven. Alle früheren Pudelformen haben aber nur kurz
gerolltes oder gefräufeltes Haar, welches felbft in Fällen, wo der Hund lange Zeit
nieht "urz geſchoren wurde, feine ungewöhnliche Länge erreichte, und nur untegelmäßige
Zotten bildete. Erſt in neuerer Zeit gelangte der Schnürenpudel mit den oft an
17/, Fuß langen, regelmäßig gedrehten Wollſchnüren zu allgemeiner Kenntniß, und
1) ‚Vom Pudel oder ungariſchen Waſſerhund. Sp er drefiret wird, ftehet er aud) vor
Hühnern, Hafen u. dergl., jucht firm, ift nicht jo raſch wie ein Hühnerhund, doc) fleißig und vor
die Flinte recht wohl zu gebrauchen.“ Döbel's Yägerpraftica.
96 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
den vielen Bejuhern der Berliner internationalen Ausftellungen 1876 und 1883
waren die dort zuerft ausgeftellten Gremplare größtentheils eine fremdartige Erſcheinung.
Seitdem haben die Schnürenpudel fi über den ganzen Continent verbreitet und jelbjt
auf englifhen Ausftellungen find fie feine Seltenheit mehr. — Die Raffezeichen des
Pudels wurden im Jahre 1880 in Berlin aufgeftellt und lauten in der neueften
offictellen Faſſung folgendermaßen:
Raſſezeichen des Pudel.
„Die frühere Eintheilung in fraushaarige und in Shnürenpudel hat fi
al3 unhaltbar erwieſen und es wird daher jegt nur noch eine Pudelraſſe aufgeführt.
1. Allgemeine Erſcheinung: Durchſchnittliche und normale Größe etwa
der eines mittleren Vorſtehhundes entfprechend, anjcheinend plump und unterjeßt gebaut
infolge der reichen Behaarung. Edel gezüchtete Pudel zeigen, wenn fie gejchoren
find, im Körperbau viel Aehnlichkeit mit dem kurzhaarigen Vorftehhunde, auch findet
fich ihre Musculatur faft ebenjo ſcharf ausgeprägt. Kede, ſelbſtbewußte Haltung und
große Beweglichkeit, nebft beftändiger Aufmerkſamkeit auf die Umgebung, find charakte—
riſtiſch für die Pudelraſſe. Kopf und Hals werden immer aufrecht, die Ruthe meilt
horizontal oder ſchräg aufwärts, nicht über den Rüden gebogen oder geringelt getragen.
2. Ropf: Mittelgeoß, jagdhundähnlich, mit langem, breitem, gut anliegendem
Behang, jedoch mit höher gewölbtem Oberkopf, ſchwächerem und ſchmalerem Schnauzen=
teil, die Lippen weniger überfallend, die Naſenkuppe runder als bei den Vorſteh—
Hunden. Augen mittelgroß, rund, dunfel, mit jehr intelligentem, aufmerffamem Ausdruck.
3. Hals: Mittellang (eher kurz als lang), träftig, Naden gewölbt.
4. Bruft: Ziemlich tief, jedoch nicht zu breit; Rippenkorb mehr rund gemölbt
als flahgedrücdt, weit nach) hinten reichend; Bauch gut aufgezogen.
5. Rüden: Kräftig und nicht zu lang, Kruppe nur wenig abfallend.
6. Ruthe: Hoc angeſetzt, von Natur nicht lang, daher befjer ungeſtutzt,
leicht, und möglichft gerade und ſchlank verlaufend; mäßig geftußte Ruthen zuläflig.
7. Borderläufe: Stämmig und ganz gerade geftellt.
8. Hinterläufe: Keulen kräftig; Unterfchenfel an der Seite gejehen, nur wenig
ihräg, fait gerade geftellt. Sprunggelenfe weder nach innen noch nad außen gedreht.
9. Pfoten: Normal geftellt, Kein, rund und nur durch das ringsum über-
ftehende Wollhaar groß und platt erjcheinend. Die Spann- oder Schwimmhäute
ſehr ausgebildet.
10. Behaarung: Weich, wollig, anfänglich kurz gerollt, bei zunehmendem
Wahsthum jpiralförmig gedreht! Wird das Haar nicht gejchnitten oder ausgefämmt,
jo bilden fich die Wollftränge bei einigen Stämmen zuleßt zu langen, regelmäßig ge—
drehten Schnüren aus, melde fi) auf der Mittellinie des Nüdens jcheiteln und zu
beiden Seiten des Körpers oft bis zu den Pfoten des Hundes hinabreihen (Schnüren—
pudel). — Auf dem Vorderhaupte laufen die einzelnen Strähne meift ftrahlenförmig
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Die Hirtenhunde und Pudel. 97
aus einander, nach born die Augen und feitlih den Anſatz des Behanges überdedend.
Un der Ruthe bilden die Haarftränge eine lang herabhängende Fahne, ebenjo hängen
diefelben lang von den Behängen herunter. Unterhalb der Augen zeigt fi) das Ge—
licht ganz kurz und weich behaart, nach der Schnauze Hin verlängert fih das Haar
wieder zu einem Schnurr- und Knebelbart. An den Pfoten ragt die Behaarung nad
born und ſeitlich weit über die Zehen hinaus und läßt die Pfoten viel breiter und
platter erfcheinen, als fie wirklich find. Durch anhaltend fortgejeßtes Scheeren, Waſchen
und Auskämmen des Pudelhaares geht deſſen krauſe Beſchaffenheit und feine Neigung
dig. 120.
Kraushaariger, jpanijder Pudel.
zur Schnürenform ſchließlich ganz verloren, und das Haar zeigt ſich dann als weicher
formlojer Flaum mit jeidigen Olanze.
11. Farbe: Einfarbig weiß oder glänzend ſchwarz ohne jedes Abzeichen.
Cinfarbigbraune Farbe zuläffig, doch meniger beliebt, da jie meijtens fahl und
glanzlos auftritt. Die Nafenkuppe bei den ſchwarzen und weißen Pudeln jederzeit
ſchwarz, bei den braunen auch braun.
Fehlerhaft ift beim Pudel: Zu flache und zu lang geltredte Kopfbildung, ſpitz
auslaufende Schnauze, zu kurzer und zu ſchmaler Behang, zu lange, ſchwere, abwärts
je
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Dritter Theil. Die Haus und Hirtenhunde ze.
hängende oder zu fteil aufwärts gerichtete oder geringelte Ruthe. Ferner unbeftinmte
Beihaffenheit des Haares, gefledte, wie überhaupt jede andere Färbung al3 einfarbig
weiß, ſchwarz oder braun. Glasaugen, rothe, gefledte oder fleischfarbene Naſe find gleich-
falls zu verwerfen. Für das üblihe Scheeren der Pudel gilt feine Regel, auf Aus—
ftellungen können jedoch nur ſolche Exemplare Preife gewinnen, welchen 2/, ihrer vollen
Behaarung don vorn bis ettwa zu den Bauchrippen belaſſen ſind.“ Soweit Die
officiellen Raſſezeichen )).
Die eigentliche Heimath des Pudels ift ohne Frage der Süden und Südoſten
Europas, er findet fi aber auch in manden cultivirten Theilen Afrifag und Aſiens
ganz gut erhalten, während er in Süvdamerifa bald ausarten Jol. Mar Siber
wunderte fich beim Antritt feiner Neife nach Indien über die im Süden fortwährend
zunehmende Menge guter Budel und pudelartiger Hunde, und F. Krichler, welcher
mir aus Madrid die Photographie für Fig. 120 überſchickte, bemerkte zugleih: „Ich
habe nirgendwo ſchönere Pudel gejehen wie hier! Nicht nur, daß fie alle ohne Aus—
nahme vorzüglich gepflegt find, jondern auch die Körperform der Thiere ift tadellos.
Ich war ganz entzüdt, als ich bei meiner Ankunft in Madrid von meinem Hötel-
fenjter in der Puerta de-Sol die vielen ſchönen Pudel betrachten fonnte, welche da
unten herumparadirten. Eigentliche Schnürenpudel Habe ich nur zwei gejehen, die
übrigen hatten die fogenannte „Löwenſchur“ und das Haar am Behang und Vorder-
förper war ausgezeichnet, die Ruthe immer furz und einen Haarbüſchel bildend.“
Soweit Krichler.
Die gegenwärtige Form des Schnürenpudels iſt offenbar ein Product der Neu-
zeit und eine bis zum Extrem gebrachte Ausbildung der ſchraubenförmigen Haarloden,
welche das Herausfallen des alten Haares gar nicht geftatten, ſondern dafjelbe in
ihren jpiraligen Windungen mit fih abwärts führen, bis die Stränge am unteren
Ende abjeleifen. Nicht bei allen Budeln erreichen die Haarſchnüre eine bedeutende
Länge, während andererfeitS bei den meilten Exemplaren in Folge des Öfteren Scheerens
überhaupt feine Schnürenbildung ftattfinden kann. Einen regelmäßigen Haarwechſel
habe ich beim Schnüvenpudel bis jegt nicht feſtſtellen können. :
1) Die Zwerg und Seidenpudel finden unter den „fleineren Luxus- und Damenhunden“
nähere Erwähnung.
Die Schäferhunde. 99
Vierte Gruppe.
Schäferhunde, Spitze und wolfsartige Hunde.
Die Hunde diefer Gruppe ftehen den Wildhunden am nächjten, unter den
Spitzen und molfsartigen Hunden finden wir jogar conftante Formen, welche mit
einer gewiſſen Berechtigung als „natürliche“ Raſſen bezeichnet werden könnten, wiewohl
auch hier Fünftliche Zuchtwahl nicht völlig ausgeſchloſſen ift und auf Erhaltung und
dig. 121.
Hirt und Hund im alten Uegypten).
Geftaltung der Typen nicht ohne jeden Einfluß blieb. — Die Schäferhunde find
nicht die älteste, fondern erweislich die jüngfte Form diefer Gruppe. — Zahl—
reiche Mebergangsformen erſchweren die ftrenge Scheidung der drei Abtheilungen
ſehr — ebenſo zeigen fich fait alle Hierher gehörigen Hunde zu denjelben Dienſt—
feiftungen mehr oder weniger geeignet, jobald fie die geeignete Größe befigen.
1) Die Schäferhunde.
Bekanntlich zeigen die eigentlichen Schäferhunde aller Culturländer — trotz
mannigfaher Variationen — einen verwandtfchaftlihen Zug in der äußeren Er—
icheinung, welcher zunächft an die ihnen ſehr nahe ftehenden Spike und Wildhunde
erinnert, während fie den übrigen Naffen des Haushundes ziemlich unvermittelt gegen=
1) Der Verf. verdankt die obige, nad einem antifen Originale hergeftellte Zeichnung der
Güte des Heren Profeſſor Dümichen in Straßburg.
13%
100 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
über ftehen. Diefe Eigentgümlichfeit mag Urſache gewejen fein, daß man in früherer
Zeit den Schäferhund als den eigentlichen Urtypus oder die Stammform der Hunde
Hinftellte, welcher bei feiner allmählichen Verbreitung über die entlegenften Gegenden des
Erdballes vielfah variirte und al3 Stammovater aller Hunderafjen zu betrachten ei.
Bei näherem Eingehen auf die Geſchichte der Naffen finden wir, daß die
Israeliten Schon in frühefter Zeit große Schafheerden bejaßen, welche durch Schaf—
fnechte und Hunde gehütet wurden (Fig. 121 a. d. ©.). Dagegen war den Aegyptern
das Schaf ein unreines Thier, deſſen Fleifh weder dom König noch vom Priefter ge=
geffen wurde). — Wir werden auch nicht ohne einige Verwunderung entdeden, daß
das Hüten der Schafe bis ins 17. Jahrhundert bei ung in ganz anderer Weiſe und
mit ganz anderen Hunden betrieben wurde, wie heutzutage. Das Hüten der Schafe
blieb damals zunächſt dem Hirten überlaffen, während der Hund nur zum Schutze
der Heerden gegen größere Naubthiere und Diebesgefindel diente und meiſtens am
Seile geführt wurde?). Die großen, hierzu verwendeten Heghunde wurden bereits im
vorigen Gapitel unter dem Namen „Schafrüden“ bejchrieben.
Erſt mit der Vertilgung der Wölfe jeden wir in den meiften Ländern eine
andere Methode des Hütens und andere Raſſen des Schäferhundes Anwendung
finden. — In England ward der Wolf bereit3 im 16. Jahrhundert ausgerottet und
nur aus diefem Grunde finden wir dort weit früher als bei uns echte Schäferhunde.
Im Jahre 1570 ſchrieb Dr. Cajus zu Cambridge an feinen Freund Geßner
Folgendes: „Unſer englifher Schäferhund ift nicht Hoch, ſtark und ſchwer, ſondern
von unbedeutender und beliebiger Größe und Wuchs, denn er hat bei uns nicht mehr
mit dem blutdürftigen Wolfe zu verhandeln — Dank dem mächtigen Prinzen Edgar,
welcher um 959 gefrönt wurde und den betreffenden Diftricten feines Reiches eine
jährlide Steuer, bejtehend in einer großen Anzahl von Wolfsföpfen, auferlegte.“
Dann folgt eine Schilderung der Thätigkeit des engliihen Schäferhundes jener Zeit
(1570), welche durchaus den Berrichtungen unferer heutigen Schäferhunde entſpricht. —
Schließend bemerkt Gajus: „Dem bei uns in England ift es nicht wie in Frank—
reich oder in Flandern, in Shrien oder der Tartarei, wo nämlid) die Schafe dem
Hirten folgen, jondern in unſerem Lande folgt der Hirt den Schafen.”
Dieſer Uebergang von den ftarfen Hebhunden oder „Schafrüden“ zu den
Eleineren, raſch beweglichen und intelligenteren Schäferhunden volog ſich auch in
den cultivirten Yändern des Continents, wenn auch viel jpäter und ungleichmäßiger.
Mit der Ausrottung der größeren Naubthiere und der zunehmenden Sicherheit des
Eigentums ſehen wir im Laufe der Zeit überall die großen wehrhaften Schaf-
rüden jammt ihren breiten Stachelhalsbändern verſchwinden, und der Schäfer, welcher
früher, die „Schalmei” oder den Dudelſack blajend 2), an der Spite feiner Heerde mit
1) Zur Gejchichte der älteften Hausthiere von Dr. Aug. Otto-Breslau.
2) Bergl. Anm. zu ©. 91: „Weißthum der Drey-Eicher- Wildbahn.“
3) Betr. de Crescentius 1601: „Von Thieren, jo zum Bawernhof gehören.“ „Geſang
und Klang frewt die Schaf. Darnach jo jol der Schäfer auch feine Herde zu zeiten erfrewen
(tany ann (aadıannggıd|) asdıavogguva KasbıyJot) asbıanngdnn Aalpjinsg
asbıavv
undasluopg
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Die Schäferhunde. 101
dem angefetteten Hunde marſchirte, jteht nunmehr behaglicd auf jeinen langen Stab
gelehnt und beſchränkt fi darauf, feinem allzeit aufmerffamen, flüchtigen Hunde durch
beftimmten Zuruf, Pfiff oder Wink die nöthigen Befehle zu ertheilen.
Aus diefen Mittheilungen geht wohl zur Genüge hervor, daß unfer heutiger
Schäferhund auf dem Gontinent zuerst gegen Ende des 17. Jahrhunderts in den
cultivirten Gegenden aufgetreten jein fann, und daß es daher unmöglich it, ihn
ohne Weiteres als die „Urraſſe aller Hunderaſſen“ Hinzuftellen. Außerdem
ftehen die eigentlichen „Spitze“ den Wildhunden viel näher in Bezug auf Zorn, Be—
haarung und manche Eigenthümlichkeiten des Naturells. Dies gilt namentlich von
der nunmehr faſt ausgeftorbenen Rafje des großen „Pommers“ oder Fuhrmannsipibes,
welcher zur Bildung der heutigen Schäferhunde Deutjchlands viel beigetragen haben mag.
Eine gewiſſe Gleihmäßigfeit in der äußeren Erſcheinung der Schäferhunde aller
Gulturländer ift gewiß nicht zu verfennen, wiewohl in früherer Zeit nirgendwo eine
rationelle Raffenzühtung der Schäferdunde ftattfand. — Diele Trage läßt ſich einfach
nad) dem oben Mitgetheilten dahin beantworten: Als die großen Hirten= und Yab-
Hunde zum Schuge der Heerden überflüflig wurden, mählte man für die veränderte
Dienftleiftung des Schäferhundes überall unter der Mafje vafcherer Landhunde jolche
Exemplare aus, deren äußere Erſcheinung eine bejondere Befähigung für jenen be-
jonderen Zweck in Ausficht ftellte. ES waren dies zunächſt und ausſchließlich jene
ipigohrigen und fpig= oder wolfsſchnauzigen Hundeformen, welche ſowohl im ganzen
Aeußeren, wie durch ihre Intelligenz und ftete Aufmerkſamkeit und den eigentdümlich
taftlofen Dauerlauf an die Wildhunde erinnern und ohne Zweifel als Rückſchlag
auf die alte WildHundsform zu betrachten find. — Bewährte ſich die Wahl folder
Sremplare für den Dienft des Schäferhundes, jo juchte man diejelben mit ähnlichen
Typen zu paaren. Das ift der primitive Weg aller Raſſenzüchtung, über den auch
die Mehrzahl unferer deutschen Schäferhundzüchter bis zur Gründung des Clubs
„Phylax“ nit Hinausgefommen ift.
A. Die Schäferhunde Deutſchlands und Oeſterreichs.
Bei dem ftarken Variiren der Schäferhunde in den verjchiedenen deutjchen
Ländern war die erſte Aufftellung ihrer Raffezeichen feine leichte Aufgabe und
e3 Schien anfangs faum möglich, allgemein gültige Beftimmungen in dieſer Richtung
treffen zu können. Der Ausgang aus diefem Labyrinth war gefunden, jobald man
zu der Ueberzeugung gelangte, daß es unmöglich jei, eine einzige Form des
„deutſchen Schäferhundes“ als die richtige Hinzuftellen und daß hier — je nad)
der Behaarung — drei durdhaus verſchiedene Naffen unterjchieden werden müßten.
Die nachſtehend angeführten Rafjezeichen find nad) jenem Dreitheilungsprinzip ſchon
mit einen lieblichen Gejang oder mit ſchallender Geikel oder Sadpfeiffen erluftigen und erfrewen.
Denn die Schafe weyden jih bey ſollchem Gejang viel luſtiger und lauffen nicht Hin und her von—
einander und gehorchen ihrem Schäfer um jo williger.“
102 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
vor mehreren Jahren vom Berfalfer entworfen, fie haben den unten angeführten
Freunden der betreffenten Nafjfet) zur Begutachtung vorgelegen und wurden im
Juli 1890 von der Delegirten-Commiſſion mit geringen, unten aufgenommenen Ab—
änderungen zuerſt veröffentlicht.
Raſſezeichen der deutſchen Schäferhunde.
Allgemeine Erſcheinung: (Bergl. die Abbildungen Taf. LXV. und
Fig. 122.) Trotz der verjchiedenen Behaarung der deutjchen Schäferhunde zeigen die—
Fig 122.
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Stodhaarige deutſche Schäferhunde
Pollux des Herrn Wahzmuth- Hanau. Flock des Herrn Richelmann-Gr. Vahlberg.
ſelben eine große Uebereinſtimmung hinſichtlich der Formen und der Eigenthümlich—
keiten in der Haltung und den Bewegungen, welche mehr als bei allen ausländiſchen
Schäferhundraſſen an die der Windhunde erinnern. — Dahin ſind zunächſt zu rechnen
das hochgetragene, immer jcharf gejpigte Ohr, die gejtredte, ſpitz auslaufende Schnauze,
1) 65 waren dies die Herren: D. Grashey- Münden, Hofjägermeifter Baron Knigge,
Baron U. v. Rauch, Mar Hartenstein, R. v. Schmiedeberg-Berlin, Radetzki-Berlin,
G. Lang-Stuttgart, Graf J. v. Weitphalen, Carl Brandt-Rodenberg, Mar Herrmann-
Breslau, Forſtmeiſter F. Wallmann-Göhrde.
Die Schäferhunde. 103
die meift abwärts getragene buſchige Ruthe, der raſtloſe Gang (Wandel) und Die
beitändige Aufmerkjamfeit auf die gefammte Umgebung. — Nach der Behaarung ſind,
wie bei den deutjchen Hühnerhunden, drei verſchiedene Claſſen oder Unterraffen anzu=
nehmen, nämlich: 1) rauhhaarige, 2) glatthaarige, 3) langhaarige, melde
weiter unten nähere Beichreibung finden. — Die Größe wechjelt je na) den Terrain-
verhältnifjen ziemlich bedeutend; in weiten uncultiviiten Weiden finden ſich größere
und jtärfere Hunde, als in hoch cultivirten, aus kleinen Yeldparcellen bejtehenden
Gegenden, wo meiſt Eleine, raſche, bewegliche Hunde gehalten werben. Im Durch—
Ichnitt beträgt die Höhe mittelgroper Schäferhunde etwa 55, die der Hündinnen etwa
50 cm.
Kopf: Mittelgroß, eher leicht als ſchwer zu nennen, die Schnauze ziemlich lang
geftret und mäßig ſpitz auslaufend, die Falte am Lippenwinkel nur ſchwach an—
gedeutet, Doch verläuft der Mundſpalt nicht jo gleichmäßig als beim Spitz. Die
Vorderſtirn por den Augen nur ſchwach ausgejchnitten, mäßig gewölbt, ohne Mittel-
furche. Die Stirn ſchräg anfteigend, oben verbreitert, das Hinterhauptbein nur ſchwach
ausgejprochen.
Ohren: Mittellang, aufrecht ftehend, im Grunde breit, nad) oben ſpitz aus—
laufend, an der Innenſeite lang und dicht behaart.
Augen: Mittelgroß, faſt klein, etwas ſchräg geftellt, klar, vorliegend, mit ſcharfem
Ausdruck. a
Hals: Bon mittlerer Länge und durch das hier ſtark verlängerte Haar nicht
kürzer erſcheinend. |
Rumpf: Bruft tief herabreichend, vorn ſchmal, Rippenforb flach, Bauch auf-
gezogen, Nüden gerade oder leicht gebogen, Kruppe furz und ſchräg abfallend, Lenden—
gegend breit und kräftig.
Ruthe: Bis über das Ferſengelenk hinabreichend, an der Unterfeite ſtark be=
haart, gewöhnlich abwärts hängend getragen, in der Erregung ſäbelförmig erhoben,
nie geringelt. Kurz- oder Stumpfſchwänze kommen nicht ſelten vor, ſowohl als
angeborene wie als künſtlich hergeſtellte Anomalie.
Vorderläufe: Schultern ſchräg geſtellt, flach; Ellenbogen gut niedergelaſſen,
Unterarme von allen Seiten gerade.
Hinterläufe: Heulen breit, abgeplattet, Oberjchentelfnochen lang, im Profil
zu den Sprunggelenfen jchräg geftellt, von Hinten völlig gerade, Unterfüße kurz, fein.
Sprunggelenfe jehr gut ausgebildet. 3
Bfoten: Klein, rundlich zugeſpitzt, kurz und glatt behaart, Sohlen Hart,
Nägel derb.
Behaarung: 1) Die rauhhaarige Form. Hier it das einzelne Haar
einfach bogenförmig gekrümmt; an der ganzen Unterjeite don der Kehle bis zur
Nuthenjpibe verlängert, ebenfo an der Hinterjeite der Läufe bis zu den Sprung
gelenfen und den Vorderknieen herab. Die Pfoten find kurz behaart, der Kopf ebenso,
ohne Bart und Augenzotteln. Im Gefühl it das Haar hart und drabtig.
104 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
2) Die glatt- oder ſtockhaarige Form. Dieſe iſt wahrſcheinlich eine Abart
der rauhhaarigen Form. Das Haar ift hier fürzer, überall glatt und ftraff anliegend,
hart, am Halfe etwas voller und loderer abftehend. Dieje glatthaarigen Hunde ent-
ftehen oft in einem Wurfe rauhhaariger Hunde, werden auch häufig kurzſchwänzig
gewölft, anderenfall3 meilt geſtutzt.
3) Die langhaarige Form. Hier bildet das lange weiche Haar leicht
wellenförmige und gejchweifte Strähnen, welche nicht wie das Haar der rauh- und ſtock—
haarigen Hunde gelagert find, jondern ſich entlang der Mittellinie des Rückens jcheiteln
und zu beiden Seiten gerade herabfallen. Ebenſo bildet daS Haar mitten auf der
Stirn einen Wirbel, von deſſen Scheitelpunft aus die einzelnen Strähnen ftrahlen-
förmig ringsum über die Augen und Kopfſeiten herabfallen. Die innere Behaarung
der Ohren ift meiſt eigenthümlich verlängert und ragt bogenförmig über die Ohren
hinaus. Die Ruthe trägt eine Fahne. An der Hinterjeite, oft auch an der Vorder—
feite der Läufe befindet fich eine zottige Feder. Ober: und Unterlippe find mit
einem Bart geziert, die Pfoten dagegen fürzer behaart, als der übrige Körper.
Bei allen drei Haarformen findet ſich ein feines, weiches Grundhaar (Wolle)
zwiſchen den gröberen Dedhaaren.
Farbe: Schwarz, eifengrau, afchgrau, rothgelb, entweder einfarbig oder mit
vegelmäßigen gelben oder weißgrauen Abzeichen an der Schnauze, den Augen und den
Pfoten (mie beim Dachshund). Ferner weiß, wie auch weiß mit großen dunklen
Platten, dunkelgeſtrömt (ſchwarze Streifen auf braunem, gelbem oder blaugrauem
Grunde), mit oder ohne gelbe Wbzeichen.
Fehlerhaft find hängende, vor- oder rückwärts gelegte und gefnicte Ohren,
ſtumpfe Schnauze, unbeftimmte Behaarung, lang behaarte Pfoten und gevollte
Ruthen.
Ohne Frage läßt die obige, erſte Beſtimmung der Raſſezeichen unſerer Schäfer—
hunde gegenwärtig bereits eine Reviſion wünſchenswerth erſcheinen. Da der Verfaſſer
ſich ſeit langer Zeit mit der Schäferhundfrage beſchäftigte, erlaubt ſich derſelbe, die
ihm wünſchenswerthen Abänderungen in Kürze anzudeuten, ohne dadurch anderweitigen
Auffaſſungen entgegentreten zu wollen.
Die Exiſtenzberechtigung der drei in den Rultegeichen angenommenen Schäferhund-
raſſen Deutjchlands ift inzwiſchen ziemlich allgemein anerkannt, denn dieje Dreitheilung
ift eine naturgemäße und wiederholt ſich bei den englischen und belgijchen Schäfer-
Hunden in ähnlicher Weife, während in Frankreich bis jetzt nur zwei Raſſen (de
Beauce und de Brie) anerfannt werden. — Eine Erweiterung unferer deutjchen
Schäferhundraffen um eine vierte Form könnte doch nur zu Gunſten irgend einer
provinziellen Varietät vorgenommen werden und würde nur zu endlofen Weiterungen
führen. Dagegen führt die in den alten Naffezeichen angenommene Benennung ber
drei deutſchen Raſſen den Anfänger leicht zu Mißverſtändniſſen. So kann z. B. Die
unter 1) gebrauchte Bezeichnung „rauhhaarig” fehr verjchieden gedeutet werden, wir
haben indeß bis jeßt feine befondere Benennung für die betreffende Haarform, welche
Die Schäferhunde. 103
etwa zmwifchen der Behaarung des Spies (am Rumpfe) und der des langhaarigen
Vorftehhundes oder Setters fteht. Bon anderer Seite (Riehelmann) wurde daher
ihon die Benennung „ſpitzhaarig“ (ftatt rauhhaarig) vorgejchlagen. Ebenſo würde
die unter 2) als kurz = (glatt=) oder ftodhaarig benannte Form treffender als ftod= und
furzhaarige Form bezeichnet werden, denn das Stodhaar iſt bei Weitem michtiger,
und das unbeftimmt auftretende Kurzhaar aus praftichen Gründen wohl faum der
Mühe der Reinzüchtung werth. — Sp würde aud die in den Nafjezeichen unter
3) al3 „langhaarig“ bezeichnete Form treffender als „zottig“ bezeichnet werden
fönnen. Ebenſo ift es noch fraglich, ob die in den zottigen oder langhaarigen
Hunden häufig auftretende Scheitelung des Haares auf dem Rüden als Rafjezeichen
oder nicht vielmehr ala Fehler aufzufafien ift. — Stumpf= oder Stummelſchwänze
jollten nur dann nicht als Fehler betrachtet werden, wenn dieje Anomalie dem Hunde
von Geburt aus eigen war, dagegen jollte jede künſtliche Verftümmelung von der
Prämiirung und Eintragung des Hundes ausjchliegen.
Wir müffen die Erledigung diefer und einiger anderer Fragen dem Specialclub
„Phylax“ überlaffen, welcher unter dem Namen Verein zur Züchtung deutſcher
Schäferhunde und Spite am 16. December 1891, zunächſt auf Anregung der
Herren Graf C. Hahn und M. Riedelmann-Gr. Vahlberg ſich in Berlin gebildet und
bereits bedeutende Erfolge erzielt hat. Die Beſchickung unferer Ausftellungen mit
deutichen Schäferhunden hat feitvem in exfreulicher Weile zugenommen, e3 find. auc)
bereit3 Preishüten mit befriedigendem Erfolge ausgeführt. Eine größere, nur für
deutſche Schäferhunde beftimmte Auzftellung nebſt Preishüten hat der Berein Phylar
im Anschluß an die lebte Wanderausftellung der deutſchen Landwirthſchafts—
geſellſchaft (Juni 1894) abgehalten, wodurch unfere Schäferhundsfrage in ein ganz
anderes Stadium gerückt wurde. (Vergl. Band. II, Nachtrag.)
Ein Haupthindernik der Reinzüchtung unferer Schäferhunde lag in Dem
feidigen Umftande, daß dieſe Thiere bei uns faft überall im Bei der Schäfer
von Profeſſion find, welche als einfache, unbemittelte Leute wenig Intereſſe für die
Veredelung und Neinzüchtung ihrer Hunde haben, vielmehr nur die Gebrauchs—
tüchtigkeit derſelben ſchätzen. Ebenſo find unfere Schäfer jelten zu bewegen, ihre
Hunde — ſelbſt gegen entiprechende Geldentſchädigung — auf Ausitellungen zu
ſchicken, da ihnen die betreffenden DVerhältniffe zu fremd find und die Hunde über-
haupt vom Schäfer nicht wohl mehrere Tage entbehrt werden können. Diejem Uebel—
ftande ward durch den näheren Anſchluß des Vereines „Phylax“ an die landwirth-
ſchaftlichen Vereine größtentheils abgeholfen, und jtreng genommen liegt lebteren
die Schäferhundfrage doch weit näher als unſeren fynologijchen Vereinen. Bei den
erfreulichen Fortſchritten des „Phylar“ wird jedoch auch auf unjeren Hundeausftellungen
bald ein regeres Intereffe für die Sache itattfinden, man wird mehrere Glafjen
für deutiche Schäferhunde einrichten und Extrapreiſe bemwilligen müfjen. Es it au
nicht zu überfehen, daß unjere Schäferhunde fih mehr ala jede andere Raſſe
für den vieljeitigen und ſchwierigen Dienft des viel beſprochenen „Kriegshundes“ eignen!
14
106 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Die große Intelligenz des Schäferhundes zeigt ih ſchon in der Art und Weile,
wie dieſe Ihiere während der angeftrengteften Thätigfeit doc fortwährend bemüht
find, mit fragendem Blide die Abfichten des Schäfer zu ſtudiren, um bei der ges
ringſten Andeutung ihre Verrichtung entiprechend abzuändern. Der eigenthümlich
taftlofe, aus unzähligen Wiedergängen beftehende Dauerlauf oder der „Wandel“ der
Schäferhunde ift in feiner Urſprünglichkeit als Erbtheil oder Rüdichlag der Stamm-
form der Wilddunde anzufehen. — Durch fortgejegte Uebung und Zuchtwahl finden
wir bei den conftanter gezüchteten Stämmen unferer Schäferhunde jene eigenthümliche
Gangart (Wandel) jo ſicher vererbt, wie bei den Hühnerhunden das Suchen, Bor-
ftehen und Secundiren )).
Ein hübſches Beifpiel der Intelligenz und vererbten Gewohnheit eines noch
jungen deutſchen Schäferhundes theilte mir vor Kurzem ein befreundeter Gutäbefiger
mit, welcher — jet in der Stadt wohnend — einen Schäferhund als Wachthund
auf dem Hofe aufgezogen hatte. „Diefer Hund gewöhnte fi) jehr an die Pferde,
zeigte aber mehrmals, obgleih er nie bei Schafen gebraucht war, jein angeborenes
Talent. Ganz bejonders einmal bei folgender Gelegenheit: Ueber ein kleines, mir zu—
gehöriges Gehöft führt ein gerader Weg, auf welchem ic) nach erfterem hinritt.
Ich Itelle mein Pferd in den Schuppen und binde es jelbit feit, gehe ins Haus, um
mit dem Verwalter zu rechnen. Plötzlich fliegt die Thür auf und der Hund ſpringt
mir unter Bellen an den Leib. Er läßt fi nicht beruhigen. Zufällig jehe ich zum
Fenſter hinaus und gewahre, daß fi) mein Pferd Iosgerilfen Hat und ganz munter
auf dem oben bezeichneten Wege ſpaziert und hier und da einen Bilfen Gras abpflückt.
Ich verlieg natürlich jofort das Haus, um das Pferd zurüdzuholen. Sowie der
Hund zur Thür heraus war, rannte er in weiten Bogen von dem geraden Wege
ab und trieb mir den Gaul wieder zul — Diefer Hund war nicht ſehr groß, aber
ein echter Schäferfir und das klügſte Thier, welches ich je beſeſſen habe.“
Auf der Hannover-Ausftellung 1893, wie aud in Dortmund 1894 war falt
nur die todhaarige Raſſe dur die Hunde des Herrn Wahsmuth- Hanau ver-
treten. Ebenſo herrſchten auf der Berliner landwirthichaftlihen Ausftellung 1894
die ftodhaarigen Hunde bei Weitem vor. Hier errangen die Hunde des Herrn
Riehelmann-Gr. Vahlberg die erften Preiſe. (Vergl. Band II, Anhang, Aus—
fellung zu Dortmund.) — Die rauh- oder fpighaarigen Hunde find vorzugsweiſe
am Unterrhein und im Bergifchen zu Haufe, während die langhaarigen oder zottigen
1) Daher dürfte es fih faum empfehlen, ältere Schäferhunde, welche ihren eigentlichen
Beruf bereits ausübten, als Begleiter in größeren Städten zu benutzen. — Ein Freund diejer
Raſſe faufte vor Kurzem einen jehr ſchönen deutſchen Schäferhund, welcher ihn auf feinen
täglichen Spaziergängen begleiten mußte. Der Hund machte indefjen jeinem Befiger wenig Freude,
da er die eigenthümliche Neigung entwicelte, jeinen Herrn wie einen zurücdbleibenden Hammel
vorwärts zu treiben, jobald derjelbe unterwegs Miene machte, bei einem Befannten over an einem
Schaufenfter nur einen Augenblick Halt zu mahen. Der Hund bewegte fi) dabei im furzen
Bogengange nad) rechts oder links dicht hinter feinem Herrn zum Ergögen aller VBorübergehenden
und wurde wegen diejes übel angebrachten Dienfteifers bald denn Schäfer zurücgegeben.
Die Schäferhunde. 107
namentlich in der Umgegend von Braunfchweig raſſig gezüchtet werden. Hoffentlich
gelingt e8 dem Verein Phylax auf der nächſten Ausftellung alle drei Raſſen unferer
Schäferhunde in möglichſt großer Anzahl zu verſammeln.
In Betreff der öſterreichiſchen Schäferhunde find wir zur Zeit noch ziemlich
im Unklaren. Auf den internationalen Hundeausftellungen in Wien finden wir faft
immer eine größere Anzahl von Schäferhunden und unter dieſen nicht jelten Höchft
intereffante Erjheinungen. Da diefe Hunde indeß bis jeßt nicht in ihren Raſſezeichen
officiell bejtimmt jind, jo weiß der Bejchauer niemals, ob er es mit einem raffigen
Exemplare oder mit einem YZufallsproduct zu thun Hat. — Das gilt jelbjt von den
fo oft gerühmten ungariſchen Schäferhunden (Juhäsz), melde in der Regel mit
den großen meißen Dorfhunden (Bundaſch) verwechjelt werden !), — Die auf den
Wiener Ausftellungen als „ungariide Schäferhunde” bezeichneten Gremplare
waren meiftens von der Größe und Form eines mittleren Schäferhundes; durch ihre
lange, weiße Behaarung erinnerten fie an unjere Spike, doch ift der Kopf plump, die
Schnauze ſtumpfer und das Kleine Ohr zurüdgeichlagen oder doch überhängend. Die
lange Fahnenruthe ift meiltens prächtig behaart und wird Halbmondförmig aufwärts
gerümmt über dem Rüden getragen. — Doch habe ic) bis jetzt nicht gefunden, daß
die in Wien und felbft in Ofen ausgeltellten ungariſchen Schäferhunde, wie die mehr
fuchsartigen, aus dem Karſt ftammenden Eremplare ſich einer befonderen Anerkennung
von Seiten der dortigen Vreisrichter zu erfreuen hatten. Augenſcheinlich variiren dieſe
Hunde dort noch jehr ſtark.
Nach dv. Rauch's Mittheilungen find die Schäferhunde des meitlichen Ungarn
von denen in Böhmen und Mähren wenig verjchieden, meilt ſchwarz mit gelben Ab—
zeichen, ftehenden Ohren, langer, gerollter, bufchiger Nuthe, das Haar bald zottig,
bald gerollt. — Durch die Verminderung der Schafzuht auf etwa 1/, Jind Die
Hunde auch) viel feltenere Erſcheinungen geworden. — In der ungarijchen Tiefebene —
je weiter nah Dften, defto größer, verjchiedener, ſtärker und wilder werden dieſe
Beſtien, fie dienen eben mehr zur Beſchützung, als zum Hüten und Zufammenhalten
der Heerden. Die meilten Hunde find ſchmutzigweiß, die Ruthe tief getragen mit
Neigung zum Ningeln, die Behaarung wie bei den langhaarigen Spiben, die Größe
60 bis 75cm. — Wolfsartig ausfehende Hunde, welche jo oft erwähnt werden,
ſah ich nirgends in Ungarn, auch wären Wolfsbaftarde, wenn fie überhaupt eriftirten,
ſchwerlich zu gebrauchen. — Im Welten und Norden Ungarns find die Schäferhunde
don dem mitteleuropäifchen Fir nicht weſentlich verjchieden, in den erſtgenannten
Theilen bilden fie aber den Uebergang von diefem zum orientalifhen Köter. Sie
werden dort faum gefüttert und leben von allerlei Unrath. Ihre Farbe ift gelblich-
und ſchmutzigweiß, das Haar rauh, Albinos fommen öfters vor, auch Baltarde von
MWindhunden. Der Kopf ift rund, die Ohren ftehen aufrecht, die lange Ruthe bujchig,
Schulterhöhe 50 big 60 cm.
1) Bergl. „Hirtenhunde".
14*
108 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
B. Die Schäferhunde Belgien.
Im Jahre 1891 bildete jih in Brüffel auf Anregung mehrerer Treunde der
Schäferhunde ein Verein zur Reinzüchtung der dortigen Schäferhundrafien unter dem
Titel: „Club du Chien de berger belge*“, welcher jeit feinem eriten Auf:
treten bis jeßt don der „Societe Royale Saint Hubert“ fräftig unterftüßt worden
ift und daher bereits ſehr anerfennenswerthe Erfolge erzielt hat. Die exfte Thätigkeit
des Vereins bejtand darin, eine große Anzahl (117 Stüd) von Schäferhunden der
verjchiedenen belgiſchen Provinzen unter Zuftimmung des Miniſters des Ackerbaues
in der Veterinärichule zu Cureghem zu verfammeln, um dort die Rafjezeichen auf—
zuftellen. Dieje ſtimmen in der allgemeinen Charakteriſtik mit denen unferer deutjchen
Schäferhunde überein, auch Tiegt der Unterfchied derjelben vorzugsweile in der Be—
haarung. Man unterscheidet: A. Yanghaarig (a poil long). B. Harthaarig
(& poil dur). €. Kurzhaarig (a poil ras). Die langhaarige Form entjpricht
einigermaßen der deutjchen bis jeßt als „rauh= oder ſpitzhaarig“ bezeichneten Raſſe
(Taf. LXV), die Harthaarige ähnelt in der Behaarung etwa unſerem Ddeutjchen
Nattler und die furzhaarige unferer deutfchen furzhaarigen Form, doc) ift der Hals—
fragen ſtärker und die Ruthe did wie eine Wolfslunte behaart. Die Ohren ftehen aufrecht
bei allen drei belgiichen Formen. Die Farbe Schwarz, dunkelgrau, braun geflammt mit
oder ohne dunfelgelbe Abzeichen, auch trüb weißgrau. Die Schulterhöhe durchſchnittlich
55cm. Unſere zottige, an den Griffon à poil long erinmernde Form (Taf. LXV)
und die eigentliche ſtockhaarige deutſche Form (Fig. 122) fommt unter den belgischen
Schäferhunden nicht vor. — Die unter dem Namen „Berjots“ oder „vieux
Berjots“ in den Xrdennen vorkommende zottige Form ſoll von eingeführten
franzöjiichen „Chiens de Brie“ ſtammen, welche unten näher erwähnt merden.
C. Die Schäferhunde Frankreichs und Italiens.
In Frankreich find bis jeßt nur zwei Naffen des Schäferhundes anerkannt,
nämlich dev Chien de Beauce und der Chien de Brie. Erſterer bildet die ältere
und größere Form, der Kopf ift leicht, die Schnauze ſchmal, aber die Stirn breit und
erhöht, die Augen klein, und und lebhaft, die Ohren ſpitz und kurz. Die Glied-
maßen find ſtark und wohlgeformt. Der Rumpf mit derbem, etwas rauhem Stodhaar,
die Ruthe die behaart, bufchig, Hängend, die Spitze aufwärts gebogen. — Die Farbe
ſchwarz oder graubraun melirt, oftmals gelblich) am Bauch und den Läufen, oder mit
weisen Abzeichen an den Extremitäten. — Die Maße eines guten Hundes dieſer
„Rasse beauceronne“ find:
Schulterhöhe 60 cm; von der Nafenjpige bis zum Ruthenanſatz 1m; Yänge
der Ruthe 43 cm; Umfang der Bruft 75cm; Länge des Kopfes 24 cm; Umfang der
Schnauze in der Mitte 24cm; Umfang des Kopfes vor den Augen 42cm; Länge
des Ohres Sem; Umfang des Vorarmes 20 cm.
Die Schäferhunde. 109
Der „Chien de Beauce“ oder „le Beauceron* wird feit alter Zeit
in den Departements „Eure-et-Loir“ und „Loir-et-Cher“ im Süpoften und in
einiger Entfernung von Paris gezüchtet. Er wird auch zum Aufſuchen der Trüffeln,
ſowie in einigen Departements zu den Saujagden verwendet, im neuerer Zeit auch
als „Kriegshund“ erzogen.
Der Chien de Brie, auch le Labrie oder le Briard genannt, ift die
zweite, Kleinere franzöfiiche Schäferhundraffe, welche allgemein für eine Kreuzung zwischen
dem alten Chien de Beauce und dem Griffon à poil long gehalten wird. In
der Behaarung hat er viel Aehnlichfeit mit unferen deutschen zottigen Schäferhunden
und dem englischen Bobtail. Er ift Eleinev al3 der Chien de Beauce, die Farbe
meift ſchwarzgrau over graugelb, die Ruthe meilt in der Jugend geitußt, jonft mie
unfere zottigen Hunde behaart und getragen. Er wird Häufig in den Departements
der „Seine=et-Dife”, der „Seine-et-Marne” und der „Aisne“ gefunden.
Die oft als franzöſiſche Schäferhunde bezeichneten Chiens des Pyrendes zählen zu
den Hirtenhunden und find bis jeßt weder ſtreng gezüchtet, noch zuverläſſig bejchrieben.
Unter den Schäferhunden Italiens ift zunähft nur der Bergamasfer als
befondere conftante Rafje aufzuführen. Max Siber, welcher öfter Gelegenheit hatte,
diefe Hunde zu beobachten, jchrieb mir darüber Folgendes: „Dieje Hunde entjprechen
im Bau eher der von Ihnen dargeftellten Form des norddeutſchen rauhhaarigen Hundes,
ala den meiften ſüddeutſchen Schäferhunden, ſie find jedoch bedeutend größer als die
erjteren, meilt über 60cm, hochläufig, fat windhundsartig aufgezogen, haben bujchige,
gebogene Ruthe, Ipigen Kopf und jtehendes Ohr. Für diefe Hunde jpricht vornehmlich,
daß jelten jo gleihartige Schäferhunde gefunden werden, denn alle gehören
offenbar ein und derjelben Yamilie an. Farbe: ſchwarz mit gelben Abzeichen, jeltener
einfarbig roth (wie unfere Dahshunde), das Haar lang, falt wie beim langhaarigen
Hühnerhund. — Auf den legten italienischen Ausstellungen waren jie meift recht gut
vertreten. — Gelegenheit, dieje Hunde in größerer Anzahl zu ſehen, findet ſich jedes
Frühjahr im Puſchlav, wenn die Schäfer mit ihren Heerden die Schweizergrenze
paffiren und bei diefem Anlaß controlirt werden.“ (Vergl. Band IL, Anhang.)
D. Die Schäferhunde Englands.
Wir haben hier, wie bei den deutjchen Schäferhunden, je nad) der Behaarung
drei verſchiedene Formen zu unterscheiden, nämlich die lang= oder vauhhaarigen
(rough-coated Sheepdogs) — die furz= oder glatthaarigen (smooth-coated)
und die zottigen, jehwanzlofen Hunde (Bobtails). Die beiden erſten Formen find
augenſcheinlich nur Varietäten ein und derſelben Nafje, und werden meitens
unter dem Namen „Gollies” oder „ſchottiſche Schäferhunde” zujammengefaßt. Da—
gegen ift der zottige oder „alte engliſche Schäferhund“ augenſcheinlich
110 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
anderer Abkunft; feine Behaarung zeigt in ihren Nähten und Wirbeln große Aehnlich-
feit mit den Griffons à poil long und den Steppenhunden, wie dies auch auf
unfere deutjchen zottigen Schäferhunde paßt. — Wegen jener kurzen Ruthe führt der
alte engliiche Schäferhund den Namen „Bodtail” — doc wird er in den Aus—
ftellungsfatalogen, wie auf den Oebrauchsprüfungen auch wohl als „old english
Sheepdog* bezeichnet.
Die Sanghaarige (rough-coated) Form des Collie oder ſchottiſchen Schäfer-
Hundes ift von jeher die beliebtefte gewejen. Auf ver großen Kennelclub = Aus-
jtellung 1887 (Barn Elms, London) waren 67 Humde diefer Varietät — 31 der
furzhaarigen Form und 9 zottige oder Bobtails gemeldet. Wenn in exjterer Claſſe
auch einige Hunde in Folge der Goncurrenzclaffen doppelt aufgeführt find, jo wieder-
Holt ſich doch im Allgemeinen die Anzahl der ausgeftellten Hunde in ähnlichem Ver—
hältniß. — Bei den Gebraucdhsprüfungen (Sheepdog trials) jtellt fi) das Verhältniß
für die beiden legten Claſſen meilt etwas günftiger.
1.7 Der langhaarige ſchottiſche Schäferhund.
(Rough-coated Collie.)
(Zaf. LXVI.)
Die Collies wurden in der Negel als eine dem jchottiichen Hochlande ureigene
Kaffe betrachtet, doch ift dieſe Auffaſſung ſchwer zu vertheidigen. Viel wahrscheinlicher
ift, daß diefe Hunde jammt dem heutigen jchwarzföpfigen Hochlandsſchaf (black-
faced sheep) um die Mitte des vorigen Jahrhunderts aus Yorfihire und Lancaſhire
nah Schottland eingeführt wurden. — Jedenfalls erhielten die betreffenden Hunde
deu Namen „colley* von den ſchwarzköpfigen Schafen, denn dieſe wurden im Norden
Englands „coalleys“!), die Hunde aber „coalley-dogs* genamt. Später mard
diefe Bezeichnung dann ausschlieglih auf Die Hunde übertragen und in Colly over
Gollie abgeändert.
In welchem Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts das ſchwarzköpfige Schaf nebit
dem „coally-dog*“ in Schottland eingeführt wurde, iſt meines Willens nicht näher
befannt?). In der legten Hälfte des vorigen Jahrhunderts klagt aber der jchottifche
Dichter Allan Mar Dougal bereit, daß man im Hochland nicht mehr den tiefen
I) Bon ihrer dunklen fohl- oder rußſchwarzen Färbung jo benannt. Sm „Dictionary of
Husbandry“ (1793) heißt es: „Coallies find Schafe mit jhwarzen Köpfen und Füßen. Ihre
Wolle ift grob, haarig und nicht jo weiß als die Wolle anderer Schafe.” — Andere Wörter-
bücher jener Zeit gebrauchen das Wort „coally* bereits für den ſchottiſchen Schäferhund, wie
aud für „ſchmutzig oder ſchwarz“, wie von Kohlenſchmutz bejtaubt (to render dark or black,
as if with coal-smut). — Bewid nennt die jhwarzföpfigen Schafe „black-taced sheep“, er—
wähnt aber beiläufig, daß man die betreffenden Schäferhunde im Norden Englands „coally-dogs“
nenne.
2) Das alte Hochlandsſchaf war nur klein, hatte bräunlich geflectes Geſicht und hellgelb-
(ih) graue Hörner und wurde nicht in jolden Mafjen gezüchtet, wie das importirte, ſchwarzköpfige
Schaf heutzutage.
Tafel LXVI.
‚Brend'
amal yrı
\
Schottiſcher langhaariger und kurzhaariger Schäferhund.
(Roush- and smooth-coated Collie.)
Die Schäferhunde. 111
Laut des jagenden Hirſchhundes höre — ſtatt dieſer und aller anderen Freuden be—
gegne man nunmehr in allen Thälern den pfeifenden Schäfern.
Bewick (1792) fügt feiner Beſchreibung des „coally-dos“ eine kleine Zeich—
nung bei, welche durchaus den Typus des heutigen langhaarigen Collie zeigt. —
Ebenſo könnte eine ſpätere Zeichnung dieſes Hundes bei Youatt (1845) als Modell
für einen raffig gezüchteten Gollie unjerer Zeit gelten. — Auch Blaine (1852)
dig. 123.
Schädel eines langhaarigen ſchottiſchen Schäferhundes. wirklicher Größe.
Nr. 1080 der königl. landwirthſchaftl. Hochſchule Berlin.
giebt dieſen Typus in einem kleinen Bilde genau wieder. — Youatt nennt den
Hund „Scotch Sheepdog“ und „Colley“. — Blaine bezeichnet ihn als „Colly
of Scotland“. — Jedenfalls ift überall derjelbe langhaarige Hund gemeint, welchen
wir heute al3 „Rough-coated Collie“ bezeichnen, während der furzhaarigen Varietät
erſt in neuerer Zeit gedacht wird).
Die Nafjezeihen der Gollies wurden vom Collie-Club im Juli 1885 in
folgender Weiſe feſtgeſtellt:
„Allgemeine Erſcheinung: Der Hund ſteht auf Läufen von angemeſſener
Höhe und ſeine Bewegungen ſind elaſtiſch und anmuthig; er darf nicht allzu klein
ſein. Die Höhe des Rüden beträgt 55 bis 60, die der Hündin 50 bis 55 cm.
Der Windhundtypus ift, namentlich Hinfichtlich des Kopfes, ganz verwerflich,
weil er zu wenig Naum für das Gehien im Schädel läßt und weil ein fader Aus-
druuf und lange ftarfe Kinnbaden damit verbunden zu fein pflegen.
Ebenſo ift der Settertgypus mit feinem Hängeohr, dem vollen, weichen Auge, den
ſtark befederten Läufen und der funzen geraden Ruthe zu vermeiden.
1) Wan würde indeß jehr irren, wollte man daraus ſchließen, daß der Schäferhund ſchon
damals in Schottland überall durch raſſig gezüchtete Collies vertreten war. Als ich in der legten
Hälfte der 70er Jahre längere Zeit in den eigentlichen ſchafzüchtenden Diftricten an der Weſtküſte
Schottlands mic) aufhielt, war ich jehr überrajcht, dort faft diejelbe Mannigfaltigkeit der Formen
unter den Collies zu finden, wie wir dies bei unferen deutſchen Schäferhunden gewohnt find.
Allerdings war der Collietypus immer mehr oder weniger exrfennbar — rein gezüchtete Exemplare
fand ich aber zuerft bei meiner Rückkehr auf einer Hundeausftellung in Glasgom. — Selbſt
Stonehenge bemerkt noch 1883, daß in Schottland und dem Norden Englands, wie aud in
Wales eine große Verjchievenheit unter den Hunden, welche zum Hüten der Schafe verwendet
werden, zu bemerken jei.
112 Dritter N Die Haus- und Hirtenhunde x.
Der Oberkopf des Collies ift vollftändig flach, etwas breit, die Schnauze
fein zugefpigt und ziemlich lang, der Oberkiefer ein ganz Flein wenig länger ala Der
Unterkiefer; die Augen weit von einander entfernt, mandelförmig, und jchräg in den
Kopf geſetzt; die Kopfhaut knapp anliegend, an den Mundwinkeln feine Falten bildend;
die Ohren fo ein als möglich, Halb aufgerichtet, wenn der Hund ftußt oder horcht,
ſonſt zurüdgelegt und in der Halskrauſe vergraben.
Der Hals lang, gemölbt und musculös, die Schultern ebenfalls lang, ſchräg
geftellt und fein am Widerrift; die Bruft tief und vorn ſchmal, hinter den Schultern
aber von guter Breite.
Der Rüden furz und gerade, die längliche, kräftige Lendenpartie leicht ge-
wölbt. Die Ruthe lang mit etwas aufgebogener Spike und in der Regel herab-
hängend getragen.
Die VBorderläufe völlig gerade, mit ftarfen, flachen Knochen, die Feſſeln
ziemlich lang, elaftifh und etwas leichter in den Knochen als das übrige Bein; Die
Füße mit gut gewölbten und compacten Zehen und mit jehr diden Sohlen.
Die Hinterhand allmählich abfallend, ſehr lang von den Hüftknochen bis
zu den Sprunggelenfen, die weder nach innen noch nad) außen geftellt jein dürfen,
die Unterſchenkel ſchräg geftellt. Die Hüftknochen breit und etwas edig.
Die Behaarung aufer am Kopfe und unten an den Läufen jo reich als
möglich; das Deckhaar ftraff, hart und etwas fteif, daS Unterhaar wie Pelzwerf umd
jo dicht, daß es Schwer ift, die Haut zu finden; bejonders die Hals- und Bruſtkrauſe
jehr voll behaart. An den VBorderläufen nur wenig Feder und gar feine an den
Hinterläufen unterhalb der Sprunggelente.
Die Farbe it unweſentlich.
Der kurz- oder glatthaarige Collie unterjcheidet ih von dem oben
bejchriebenen langhaarigen nur dur) die Behaarung, welche hart, dicht und vollfommen
glatt ift.
Werth der Points:
Kopf und. Auspundn
Dhreen ae: LTE BEN IE FR UBS,
Nacken und Schultern REEL U
Lauſe und Pfoten Retna Er laner,
Hınterhand 2, ur Era a ONEEer,
Rüden amp’ Lenden,; 2. ae naar,
Nuther rn PR
Behaarung und Frattfe ne ea 0
Gr rd
Spntole 2210081
Anmerkung Das Richten nad) Points wird nicht befürwortet, die Zahlen
find nur gegeben, um den relativen Werth zu bezeichnen, welchen die verjchiedenen
Die Schäferhunde. 113
Eigenschaften repräfentiven; für „allgemeine Erſcheinung“ find feine Ziffern angeführt,
doch iſt diejelbe beim Richten von größter Wichtigkeit.” So weit die englischen Points
der lang- und furzhaarigen Collies.
Die Make des berühmten langhaarigen Collies Champion Eclipfe,
(8. 6. ©. B. 12949) find:
Schulterhöhe 55 em, Kopf 26cm, Schnauze Ilem, Ellenbogen hoc) 30 cm,
Ferſe vom Boden hoch 16cm, Rumpflänge 73 cm (emjchlieglich des verlängerten
Big. 124.
Langhaariger Collie Champion Eclipje (R. C. ©. B. 12949),
Beier: ©. R. Krehl-London.
Haare). Champion Eclipfe ift v. Charlemagne (8. C. ©. B. 10691) aus der
Flirt (8. EC. ©. B. 9459), geworfen 11. Jan. 1882. 3.: 3. Biſſell, Beſitzer: George
N. Krehl, London. — Diefer Hund kam Schon im Januar 1883 auf der Kryſtallpalaſt—
Schau zu Ehren, indem er dort den I. Preis und Pokal in einer ſtark bejeßten
Glaffe errang. — Darauf folgten Sheffield, Brighton, Norwich und viele andere.
1887 exhielt er auf der Kennelclub-Jubiläumsſchau die 60 Guinee = Challengetrophäe
und im Mai 1888 die Ehrenmedaille und I. Preis (getheilt mit Ahmet) in Frank—
furt. — Eclipſe ift ein mittelgeoßer, ſehr vegelmäßig gebauter Hund, mit voxtreff-
licher Mähne und Feder, die reiche Behaarung diefer Partien läßt ihn länger und
114 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
niedriger erſcheinen, als er in der That it. Die Farbe iſt ein ſchönes Nothgelb
mit Bronzeglanz (golden sable). Abbild. Fig. 124 (a. v. ©.) (Vorder- und Hinter-
anlicht).
Die Januarausftellung des Kennelclubs 1887 war in Hinficht auf die dort aus—
geitellten Collies wohl die beite der bis dahin abgehaltenen engliihen Schauen.
Mr. Krehl’s „Eclipfe” ſchlug hier den falt gleichwerthigen „SIy For“ de
Mr. 9. Rolph. Unter den Hündinnen der Challengeclafje jiegte M. Arkwright’s
Big. 125.
2
FEnd
Langhaariger Collie Ormskirk, I. Preis Hannover 1893.
v. Ormskirk Sheep (5152) a. Lady (4445), geworfen 20. October 1891. Beliger: 3. Smwart- Norden.
„Blue Ruin“. In der offenen Claſſe fiegte Mr. W. 9. Charles’ „Bendigo”;
unter den Hündinnen Bertha deijelben Beſitzers.
In der Juliausftellung des Kennelclubs zu Olympia 1889 erhielt in der Challenge-
clafje Mir. Megſon's „Garactacus“ J. Preis — unter den Hündinnen Mr. Wat-
jon’3 „Shampion Pearleß“. — Dffene Glaffen: I Preis Mr. Wheeler’
„Edgbaſton For’; Hündinnen: Mr. Macbeth’s „Boppy”. — In der Glaffe für
zweijährige Hunde: I. Preis Mr. Moore’3 „Gladelio“; Hündinnen: Dr. Mac
Gill's „Hollin Banjy“.
Die „Zerriers=, Collies- und Toy-Dogs-Schau“ in der Gentralhalle zu Holborn,
März 1890, ward durch) die Bereinigung der drei betreffenden Clubs zu einer be=
Die Schäferhunde. 115
deutenden Ausftellung von 1831 Anmeldungen. — Die Gollies nahmen den Ehren—
plaß ein und zählten 161 Nummern. In der Veteranenclaffe erjchien der nun im
zwölften Jahre ftehende Champion Charlemagne nochmals; zur Freude feiner
zahlreichen Freunde ſoll der Hund noch einen vortrefflichen Eindruck gemacht und leicht
über feinen Goncurrenten Charlatan gejiegt haben. In der Challengeclafje errang
Charlemagne den Preis für den beiten Collie der Schau. In der Claſſe für Hunde
unter zwei Jahren ſiegte Ormskirk-Amazement.
Im November 1893 ward die dritte Ausstellung des „Liverpool Collie-Club“
abgehalten, fie enthielt 22 Claſſen mit 310 Meldungen, doch waren nur 176 Hunde
placirt. In der Siegerclaffe waren nur Mr. Megſon's Southport Pilot und
Mr. J. ©. Diggle’3 Chorlton Preſilla anmwejend. Limitclajje: Mr. W. Mafjon’s
Southport Perfection; Hündinnen: Miß Shepherd's Heywood Dolly I. Preis;
den Special-Cup für den beiten Hund der Limitclaffe: Barbold Perfection;
Hündinnen: Heywood-Dollh.
Liverpool-Schau im Januar 1894, Hunde über zwei Jahre: Mr. Holme's
Rufford Ormonde I. und Specialpreis; Rough, offene Glafje: I und Specialpreis
Mr. W. Mafon’s Southport VBerfection; Siegerclaffe: Derſelbe; Limitclaſſe:
Mr. 6. Reeling’s Butley Don; Hündinnen: Mr. Aincough's Southport
Matrimony I Preis; Limitclaffe: Mr. Brearley's Barwell-Fanch; unter den
Hunden des Liverpool=Gollie-Clubs erhielt Mr. 3. Clegg's Dacre Ralph
I. Preis; Hündinnen: Mr. U. Smith’s Chriftine I. den I. Preis; Yimitclafje:
Mr. Wildgooſe's Canute Piebald I. und Specialpreis; offene Claſſe: Mr.
Brearley’3 Barwell- Fancy J. Preis.
Deutſche Ausftellungen: In Berlin 1890 waren 29 Meldungen; Frankfurt
1891 hatte 23 und Hannover 1893 nur 18 Meldungen. In Frankfurt erhielt
Herrn 3. B. Gebürſch's Lord den I. Preis; Hündinnen: &. Benninghoven's
Great-Alne-Norna I Breis; in Hannover Herin J. Swart— SED © Ormskirk
I. Preis. (Abbild. Fig. 125.) Dortmund 1894: 20 Meldungen, J. Swart's
Ormſkirk und E. Benninghoven’s Godiva Fan. Preiſe.
2. Der kurzhaarige ſchottiſche Schäferhund.
(Smooth-coated Collie.)
(Taf. LXVL.)
Diefer Hund ift wohl nur eine Varietät des langhaarigen Collies und unterjcheidet
fi) von diefem nur dureh die Behaarung. — Wie bei den Bernhardshunden werden
lang- und furzhaarige Schäferhunde in England nicht felten mit einander gekreuzt,
und es können alfo auch hier in ein umd demfelben Wurfe furz- und langhaarige
Junge erfcheinen. — Die eigentlichen Züchter und Freunde dieſer Rafje find mit dieſer
Auffaffung allerdings jo wenig einverjtanden, wie die Züchter der kurzhaarigen
15*
116
Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Bernhardiner mit der Unterordnung ihrer Lieblinge gegenüber den langhaarigen
Bernhardshunden.
Dr. ©. €. Edwardes-Kerr, Hauptzüchter dieſer Hunde, wie aud der „Bobtails“,
hatte die Güte, dem Verfaſſer nachftehende Beſchreibung des kurzhaarigen Collieg mit-
zutheilen:
„Bor einigen Jahren wurde dieſe VBarietät des Schäferhundes, befannt unter dem
Namen „smooth Collie“, noch häufiger gejehen als jeßt. Dex reicher befleivete Ver-
wandte, der langhaarige Collie, hat Alles vor fich verdrängt und hat es unferem
ſchönen raſſig gezüchteten Hunde von Wales überlaffen, die praktiſchen Arbeiten durch—
zuführen, für melde er in jo bemwunderungswürdiger Weife befähigt ift — ſowohl
auf dem Gehöft wie in den Bergen.
Der furzhaarige Collie zeigt ſehr leichte und elegante Formen, welche ihn zu
großer Schnelligkeit und Ausdauer befähigen. Alles, was an Schwere oder Maſſe
(substance) erinnert, ift der Arbeitskraft dieſes Hundes hinderlich, denn er hat oft
einen Wettlauf mit dem flinfen Bergichafe zu beftehen und die flüchtige Heerde zu
umfreifen, melde wie ein Wirbelwind dahin geht, ſobald fie gejtört und erjchredt
wird. Es wird hierbei eine Gangart entwidelt, deren Schnelligkeit die langhaarige
VBarietät auf eine Harte Probe ftellen würde, namentlich wenn ihr langer Pelz durch
Waſſer und Schlamm erſchwert ift. Daher werden diefe kurzhaarigen Schäferhunde von
den Treibern und Schäfern im Süden und in Wales allen langhaarigen Raſſen vor=
gezogen.
Die Rajjezeihen: Der Kopf des furzhaarigen Gollies follte lang und
ihmal fein — jedoch nicht windhundartig. Die Ohren jehr klein, dünn, halb auf-
gerichtet und Hoch angejeßt. Die Zähne vorn in einer Ebene liegend und jehr ſtark,
die Tippen anjchliekend.
Die Schultern ſchräg liegend und fein im Buggelent, der Hals graziös umd
leicht gewölbt, die Bruft tief und ziemlich ſchmal. — Die Borderläufe ftark, aber
nit plump, und, von jeder Seite betrachtet, gerade wie die eines Fuchshundes. Der
Fuß Elein, die Zehen gut gewölbt und die Sohle jo hart wie Leder.
Lende breit und ſtark, mit jehr leichter Wölbung bis zum Anſatz der Ruthe,
welche ihön und nicht ſtark gefrümmt fein ſoll, in der Erregung ſäbelförmig wie die
eines Fuhshundes getragen; in der Ruhe in gefälliger Form abwärts hängend. Die
Sprunggelenfe ftarf, nicht Hoch vom Boden und fein behaart, wie die eines
Terriers.
Behaarung kurz, hart, voll und waſſerdicht. Farbe ſchwarz mit gelben
Abzeihen oder weißen Marken, vothgelb, weiß und ſchwarz. Am beliebtejten ift
gegenwärtig Blaugrau (blue-muir) mit gelben Abzeichen und etwas Weib. Dieſe
Färbung bedingt eigentlich) Glasaugen (wall-eyed), welche nach meiner Anficht dem
Hunde viel Anziehendes geben und den Schäferhumdtypus noch mehr hervorheben,
vorausgeſetzt, daß die anderen wichtigeren Points vorhanden find.
Die Schäferhunde, 117
Die beſten Exemplare dieſer Varietät wurden während der letzten Jahre durch
Mr. W. W. Thomſon, Wr. Swinburne und Mr. Mapplebeck ausgeſtellt;
ſie züchteten unter anderen: Yarrom, Laſſie und Fan, die drei beſten Exemplare
ihrer Zeit in England.“
Auf der „Terrier-, Collies- undToydogs-Schau“ in Centralhall, Hol—
born 1890, erhielt in den Claſſen der „Smooth Collies“ Mr. A. Haſtie's Herd—
wich-King I Preis und Pokal; Mr. R. Swinhoe's Somnus I. Preis. —
Hündinnen: W. Mercer’s Maida I Preis; Mr. Megſon's Heatherfield
II. Breis.
Auf der Kenmelchub - Ausstellung im April 1890 erhielt Mr. Smwinhoe’s
Semiramis und Somnus 1 Preis, Mr. Megſon's Pichmore den Champion-
preis. — Auf der Liverpool=-Ausftellung im Januar 1894: Mr. U. 9. Megion’s
Champion Heatherfield I. und Specialpreis; Limitclaffe: Mi. Wildgoofe’s
Canute PBiebald I. Preis; Hündinnen: Mr. 3. W. Wignall’s North End
Daisy 1. Preis.
3. Der alte engliſche Schäferhund.
| (Bobtail.)
(Fig. 126.)
Dieje langzottige Form der englischen Schäferdunde unterjcheidet ſich von den
beiden bereits bejchriebenen Varietäten der Collies in vieler Hinfiht. Schon beim
erſten Anblick müſſen ung die eigenthümliche Scheitelung der VBehaarung, ſowie die
bejonderen Wirbel und Nähte derjelben überzeugen, daß wir es mit einer bejonderen
Form zu thun haben, welche mit den furz= und rauhhaarigen Collies keineswegs nahe
verwandt jein fann. — Dazu fommt das nachgiebigere, mehr zuthunliche Naturell der
langzottigen Hunde und ihr eigenthümlicher, kurzer Tritt, welchen man wohl als
„tänzelnd“ oder „hüpfend“ bezeichnet hat. In der ganzen Behaarung erinnern diefe
alten engliſchen Hunde durchaus an unfere zottige Form, welche ſich auch in anderen
europäiſchen Ländern mehr oder weniger variivend wiederholt. Und wenn wir die
Abſtammung diefer Hunde weiter verfolgen, jo werden wir alle ihre Eigenthümlich-
feiten in den BarbetS und Griffons a poil long, dem „engliihen Waterdog“
Bemwid’s, dem deutſchen „Zotterer“ und „Schafbudel” wiederfinden und in leßter
Inſtanz auf die zottigen Hirtenhunde der öftlichen Steppen zurückkommen.
Die englifhen Züchter und Freunde des „Bobtails“ oder „Old English
Sheepdog“ halten dieſe Hunde indeß für eine uralte, dem Lande eigenthünliche
Kaffe. Einem Hauptzüchter diefer Hunde — Dr. Edwardes-Kerr Esq. of Wood-
brioge, Suffolk — verdankt der Verfaſſer die nachitehende intereflante Schilderung
der Raſſe:
„seine unferer britifchen Hunderaffen ift von jeher mehr vernachläffigt und
dem Zufall überlafjen, als der alte engliihe Schäferhund oder Bobtail!
115 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde 20
Trotz dieſer Mißachtung hat dieſe Raſſe fortwährend ihre merkwürdigen und
bejonderen Gigenthümlichkeiten in weit jchärfer ausgeiprochener Weile bewahrt, ala
dies bei vielen anderen Raſſen, welche mit großer Sorgfalt beſchützt und gezüchtet
wurden, der Fall it. Wir können hieraus ſchließen, daß dieſe Hunde weniger Neigung
haben, von ihrem natürlichen Typus abzumeihen, als andere Nafjen. — Eine auf:
Fig. 126.
Der alte engliihe Schäferhund (Sir Guy, des Herin Dr. Edwardes-Kerr).
fällige Erſcheinung ift auch, daß eine ſehr große Anzahl diefer Hunde entweder völlig
ſchwanzlos oder nur mit einem kurzen Nuthenftummel von 1 oder 2 Hol Länge zur
Welt fommt. — 63 ift dies wahrscheinlich eine Folge der Zuchtwahl, welche dadurch
begriindet wurde, daß die kurzſchwänzigen Hunde zufällig vorzügliche Gebrauchshunde
waren und deshalb viele Generationen Hindurd) zur Zucht gewählt wurden. — Un—
richtig iſt die Auffaffung, welche annimmt, daß die fünftlihe Verftümmelung zuleßt
Die Shäferhunde. 119
erblich geworden ſei! Ebenſo verkehrt iſt es, anzunehmen, daß die Verkümmerung der
Ruthe Folge der Bulldogkreuzung ſei! Es iſt unverſtändlich, weshalb dieſe Hypotheſe
aufgeſtellt wurde, da wir weder Maſtiffs mit Stummelruthen, noch Bullterrierſtämme
finden, bei denen ſich die abgeſchnittenen Ohren vererbten! — Wie unhaltbar die
Annahme der Vererbung künſtlicher Verſtümmelungen iſt, müßte ſchon der Umſtand
beweiſen, daß die ſeit einigen Jahrtauſenden betriebene Circumciſion männlicher Kinder
in ſemitiſchen Raſſen bis heute noch immer wiederholt werden muß!
Der Bobtail hat einen langen, ziemlich großen, rauh behaarten Kopf mit in—
telligentem Gelichtsausdrud, die Kleinen Ohren im Haar verjtect, die ganze Behaarung
Hart, langzottig und mwetterfeit, die Käufe kurz und ftarf, die Farbe von Hellblaugrau bis
fait zum Schwarz variitend und mehr oder weniger mit Werd gemifcht. Im All—
gemeinen ijt der Hund bemerfenswerth durch jeine ſymmetriſche Bauart, wiewohl jein
zottiges Haar dies ziemlich verdedt.
Manche Schäfer ziehen diefe Hunde den Collies vor, da. fie härter und dabei
doch gefügiger und gutmüthiger als legtere ſind, ohne weniger entjchlojfen und fühn
zu fein. So iſt der alte echte engliiche Schäferhund, wie wir ihn in feiner länd-
lihen Heimathsform dor den großen Städten antreffen, namentlih in den weniger.
eultivirten Diftricten Suffolks, wo er in feiner Reinheit bereits exiſtirte, ſeit über-
haupt Bobtails befannt und beiiebt wurden. Einen befjeren Gefährten findet man
nicht, und als Schäferhund wie als Treibhund auf der Landſtraße giebt es feine Raſſe,
welche ihm gleich zu Stellen wäre.“ Soweit Mr. Edwardes-Kerr.
Der Gegenftand unjerer Abbildung, Fig. 126, it Sir Guy (8. C. ©. B. 11905),
Gigenthümer: G. C. Edwardes-Kerr, Woodbridge, Suffolf. — Der Hund hat
mittlere Höhe, it von dunfelblaugrauer und weißer Färbung, die Behaarung ift reich
und lang, er beſaß große Schnelligkeit und Ausdauer, und ward vielfach mit erſten
Preiſen ausgezeichnet. Seine Nahfommen ftehen bei den Freunden der Raſſe in
großem Anſehen.
Auf der Liverpool-Ausftelung im Januar 1894 waren die Claſſen der „Old
English Sheepdogs“ recht gut bejegt. Offene Glaffe: I. und Specialpreis, Mt.
B. Freegard’s Champion Major of Newport; II. Breis: Mr. U. Megſon's
Sir Tatton; Limitclaffe: Dr. Mac Gill’s Lady Cavendiſh I. Preis, Mr.
F. Gayford's Tunftead Katy I. Preis; Novices: Mr. Abbot's Sydney Bob
I. Preis.
Die Raſſezeichen des Bobtails wurden im März; 1890 durch den „Old
English Sheepdog-Club“ feitgeftellt, wie folgt:
Oberkopf: Geräumig und ziemlich vieredig geformt, viel Raum für das
Gehirn gemährend. — Die Augenbogen gut gewölbt, die Behaarung in der unter
„Haar“ angegebenen Weife gut entwidelt. Die Schnauze follte von guter Länge
und edig fein, der Abſatz vor der Stirn gut ausgeſprochen, jedoch nicht übertrieben.
Die Augen variiren je nah der Körperfarbe des Hundes. Bei den helleren
Färbungen des Haares werden fie blafjer erjcheinen, während fie bei vorherrfchenden
120 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Weit als „Olasaugen“ auftreten, welche dann als jehr typiſch betrachtet werden. —
tafe immer ſchwarz, groß und geräumig. Zähne Itark und feit und vorm in einer
Fläche liegend. — Gebrauhshunde haben oft abgebrochene Fangzähne, was nicht als
Fehler zu betrachten ift. Ohren von Mittelgröge und dicht am Kopfe herabhängend,
mäßig lang behaart.
Läufe: Die Vorderläufe gerade und ſtark von Knochen. Die Läufe jollen
den Körper bis zur Höhe eines mittelgroßen Hundes erheben, ohne daß er langbeinig
eriheint. Die Läufe follen ringsum gut behaart fein. Die Füße mäßig groß, rund,
die Zehen gut gewölbt, die Sohlen groß und hart.
Ruthe: Dieſe ift ein höchſt wichtiges Raſſezeichen beim alten engliſchen Schäfer-
hunde. Ohne Zweifel werden viele Hunde ohne die geringfte Andeutung einer Rute
geboren, während einige Junge in den Würfen mit Ruthen von 1/5, 3/, und ganzer
Länge gefunden werden. Die Züchtung der ſchwanzlos geborenen Hunde jollte er—
muntert und fortgefeßt werden, wie auch beim Richten dem ſchwanzlos geborenen
Hunde immer der Vorzug gegeben werden follte, jobald feine übrigen Raſſezeichen
qut find. Cine Nuthe von einiger Länge nimmt die eigenthümliche Erjcheinung und
Leichtigkeit!) des Hundes hinweg. — Die fünftlihe Verkürzung der Ruthe kann ges
wöhnlich durch die ftumpfe Endigung der Nuthenwurzel erfannt werden.
Hals und Sähultern: Der Hals follte mäßig lang, leicht gewölbt, graciös
in der Form umd gut behaart fein. Die Schultern ſchräg liegend, und der Hund
meiſtens vorn niedriger als Hinten erjcheinend.
Rumpf: Ziemlich kurz und compacd. Die Rippen follten gut gemwölbt jein,
der Bruftforb tief und geräumig. Die Zende ſehr jtarf und big zu einem gemiljen
Grade gemölbt, während der Hinterförper maflig erfcheinen muß; die Keulen Dicht
mit Haar bededt, welches oft weicher und mwolliger erſcheint, als an anderen Körper-
theilen.
Behaarung: Dicht und von guter Tertur, d. i. genügend hart und ftark.
63 muß auch ein Unterhaar vorhanden jein.
Farbe: Verſchieden; es jollten indeß dunkelblaugraue, Hell= oder taubengraue und
jtahlblaue Exemplare den Vorzug erhalten. Die Farben find gewöhnlich mit Weiß
gemifcht, welches dem Hunde einen anziehenden Ausdruck verleiht.
Höhe: Bei ruhigem Stande und richtiger Meſſung jollte die Schulterhöhe
5lem (20 inches) und darüber betragen. Die Hündinnen jind natürlich Kleiner als
männliche Hunde, Bedeutende Höhe ift nicht zu bevorzugen, denn fie benimmt die
leichte und furz gedrängte Erſcheinung des Hundes.
Allgemeine Erfheinung: Die eines ftarfen, compact gebauten Hundes,
überall dicht behaart. Er hat eine eigenthümliche, ſpringende (tänzelmde?) Fortbewegung
1) Wörtlich: „a tail of any length takes away the appearance and the corkiness of
the doe.“
Spikartige Hunde. 121
und it ein kurz gebauter, musculöfer, arbeitsfühiger Hund, mit intelligentem Ge—
ſichtsausdrucke.
Werth der Points:
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2) Die ſpitzartigen Hunde.
Die ſpitzähnlichen Hunde bilden ohne Frage die älteſte Form unſeres Haus—
hundes in allen Culturländern. Wir finden Abbildungen derſelben bereits auf den
Familiengrabmälern des alten Athens, in den altrömiſchen Terracotten, welche als
Spielzeug für Kinder dienten, und auf den Pharaonengräbern des alten Aegyptens,
wo der (kurzhaarige) Spitz ſowohl als Hausgenofje wie als Hirtenhund dargeftellt
it. Und die prähiſtoriſchen Hundejchädel der früheſten Pfahlbauten in den Schweizer,
ſchwäbiſchen und norddeutſchen Seen laffen auf eine nahe Verwandtichaft jener
Hunde mit den ſpitzartigen Typen aller Zeiten und Länder jchliegen (vergl. Bd. I,
©. 74 und 75).
In gegenmwärtiger Zeit umfaßt die Gruppe der Spitze eine ziemlich große Zahl
eonftanter Nafjen, aber auch viele Hebergangsformen und Varietäten, welche theils an
die Schäferhunde, theils an die mwolfsartigen Hunde erinnern und oft ſchwer von
dieſen zu trennen find. Charakteriftiih für die eigentlichen Spitze ift zunächſt das
Hoch aufgerichtete, ſteife Spitzohr, die mehr oder weniger zugejpigte Schnauze, die ge-
vollte, jeitlich herabhängende Nuthe und die knapp anjchliegende, feine merkliche Falte
im Mundwinfel bildende Oberlippe, wie auch die Verlängerung des geraden, nad
allen Richtungen ftarrenden Haares am Halje, und der reihen und langen Behaarung
der Ruthe. — Die Behaarung wechjelt übrigens von dem uns näher befannten langen,
eigentlichen Spibhaar bis zum Stodhaar und Kurzhaar, artet aber niemals in
wellenförmige oder rauhzottige Behaarung aus. Je nach ihrer Behaarung lafjen ſich
16
122 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
die bis jet zu allgemeinerer Kenntniß gelangten jpisartigen Hunde folgendermaßen
eintheilen:
1. Zanghaarige Spite: . 2. Stodhaarige Spibe:
a) Deutſche Spibe, a) Sibiriſche Laika,
b) Nordiſche | ſpitzartige b) Elchhund der Lappen.
e) Südliche Hunde
3. Kurzhaarige Spike:
a) Belgiſcher Spitz (Schipperfe),
BE a Du
1. Die langhaarigen Spiße,
a) Der deutſche Spitz.
So allgemein verbreitet und befannt der Spitz aud) gegenwärtig in Deutjchland,
Belgien und Frankreich‘ it, jo ſchwer hält es doch, die Gefchihte diefer Raſſe auch
nur bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zu verfolgen. — Die mittelalterliche Be—
zeichnung der größeren Hofhunde war „Hovawarth“ (Hofwächter), während man
kleinere, Häffende Wachthunde der Bauernhöfe als „Miftbella” (der auf dem Mifthofe
beift) bezeichnete. Jedenfalls find Hierunter hauptſächlich ſpitzartige Hunde zu ver—
ftehen, indeß erwähnen weder Gepner in jeiner Naturgefchichte der vierfüßigen
dig. 197.
Ihiere 1552, noch Grescentius und andere landwirthichaftlihe Bücher der nächſt—
folgenden Zeit des Spibes. Die erſte mir bis jebt befannt gewordene Benennung
diejer Hunde als „Spitze“ fand ich in einer gräflichen Hausordnung des 15. Jahr—
hunderts ), wo den Dienftboten der Gebraud) des Scheltwortes „Spitzhundt“ bei
ftrenger Strafe unterjagt wird. Bis zu Anfang diefes Jahrhunderts ift bei uns in—
deß vorwiegend die Benennung „Pommer“ für den Spik üblich. Diefe Benennung
1) „Hausordnung des Grafen Eberhardt zu Sayn (am Niederrhein) 1450* (Tahne,
Geſchlecht Bocholt). — In den Glofjarien der erjten hochdeutſchen Ausgaben des Neinefe Fuchs
findet fi) der Ausdruck „Spighut“ (für Ankläger), welchem wahrjheinlic) das verdorbene „Spitz—
hundt“ zu Grunde liegt.
gıds a9taumpj un aagıam ‘Hıdjsjjom Aa9qo a9uvVıQ
—
IIAXI plv
*
—
9
Spipartige Hunde. 123
hat, fich ſeit langer Zeit auch in allen europäiſchen Gulturländern erhalten, und man
kann wohl mit einiger Sicherheit annehmen, daß unjer heutiger Spis nicht etwa bis
auf die Hunde der Pfahlbauten bei uns zurüczuführen, jondern ein Nachkomme der
aus Skandinavien durch Kauffahrteiſchiffe nach den Oſtſeeküſten eingeführten nordiſchen
Spitzhunde iſt. Manche dieſer Hunde mögen auch in ſpäterer Zeit über Ruſſiſch—
Finnland mit dem damaligen ſchweren Laſtfuhrwerke nach Pommern gelangt ſein, wo
ſie ſich im Laufe der Zeit zu einer beſtimmten Raſſe abänderten und über alle
Länder des Continents verbreiteten, während ſie in England erſt gegen Ende vorigen
Jahrhunderts unter dem Namen „Pommeranian“ bekanntwurden.
Ihrer nordiſchen Abſtammung getreu, finden wir die Farben unſerer Spitze
auf das Wolfsgrau mit graugelben regelmäßigen Abzeichen, und auf das ein—
farbige Weiß und Schwarz beſchränkt. Farbige Exemplare, z. B. rothgelb und
braunroth, ſowie gefleckte Spitze waren bei uns nie beliebt und ſind gegenwärtig
immer ein Beweis unreiner Abſtammung. Man unterſcheidet daher beim deutſchen
Spitz 1) die wolfsgraue Stammraſſe; 2) die weiße und 3) die ſchwarze
einfarbige Varietät (vergl. Abbild. Taf. LXVID).
In Bezug auf die Formen des Erterieurs iſt kein weſentlicher Unterſchied
zwiſchen den genannten Unterraſſen oder Varietäten zu finden. Vor Einführung der
Eiſenbahnen war der Pommer der ſtändige Begleiter der ſchweren Laſtfuhrwerke und
ward namentlich im nördlichen und mittleren Deutſchland oft in der Größe eines
mittleren Hühnerhundes gefunden. Dieſe alte Raſſe hatte ſtärkere Schnauzen als die
heutigen Spige und ward häufig ſchwanzlos geboren oder zum Stumpfſchwanz ver—
ſchnitten. Später verſchwanden dieje originellen Hunde völlig und find wohl größten-
theil3 in unjere Schäferhunde übergegangen.
Der Spitz übertrifft alle anderen Haushunde an Wachſamkeit. Beltändig miß—
trauifeh, argwöhniſch und alle Vorgänge in feiner Umgebung beobachtend, bringt der
geringfte Verdacht ihn fofort in Alarm und er wird daher im Inneren der Häufer
und ſchon in unmittelbarer Nähe der Wohnung durch jein häufiges und anhaltendes
Gebelfer oft läſtig.
Die Sorge für das feiner Obhut amvertraute Gut treibt er meiſt bis zum
Aeußerſten und zeigt dann fat mehr Anhänglichkeit für das bemegliche oder un—
bewegliche Eigenthum feines Heren, als für deſſen Perſon. Nur in der Jugend ges
wöhnt der Spitz fich leicht an Veränderung des Aufenthaltes und jeines Kleinen
Wirkungskreiſes. Ic erſtand einft auf einem VBauernhofe einen fünfjährigen ſchönen
Wolfsſpitz für einen Bekannten. Der Hund entlief aber feinem neuen Herrn jo oft
und fette zu dem Bauernhofe, wo er jehr ſchlecht behandelt wurde, zurüd, big mein
Freund ſchließlich der Sache überdrüffig wurde und ihn nicht wieder abholen ließ. —
Sch kenne aber auch Beiſpiele, mo Spitze außerordentliche Anhänglichkeit nit nur an
die Behaufung, jondern auch an ihren Herrn zeigten. Sp erinnere ich mid) eines
ſchwarzen Spiges auf einem einfam belegenen feinen Gehöft, welcher jeden Samstag
Abend, jobald er von der Kette gelöft wurde, in raſcheſter Gangart ftundenweit quer
16%
124 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
über die Felder vannte und am Ausgange eines Waldes geduldig die Rüdkehr feines
Herin, welcher an diefem Tage vegelmäßig zur Stadt ging, erwartete. — Es if
noch zu bemerken, daß der Spitz in jagdlicher Hinficht nicht zu unterſchätzen iſt. Die
meilten in Feld und Wald auf eigene Rechnung jagenden Köter find Spike oder
Blendlinge von diefen. Dieſelben Hunde eignen fich vorzüglich zum Aufſuchen und
Verbellen der Wildfauen, wie denn auch die nordischen Spige in ihrer Heimath vor—
zugsweife ala Spürhunde zum Aufſuchen und Verbellen der Walohühner, wie des
Elenwildes und der Bären Verwendung finden.
Die Spige, namentlich unfere grauen Wolfsipise, haben viel Eigenthümliches,
Urwüchfiges in ihrem ganzen Weſen. Ich fand vor einiger Zeit bei einem Be—
kannten ein Pärchen diefer Wolfsipige, im Alter von etwa 10 Monaten, deren tolle
Sprünge beim Oeffnen ihres Zwinger: einen höchſt originellen Eindruck machten.
Sie ſprangen jenfreht vom Boden mehrere Fuß in die Höhe, rutſchten dann, alle
vier Läufe weit aus einander gejpreizt, anı Boden Hin und her, wobei der Rüden
ftark gefrümmt wurde und die lang behaarte Ruthe am Boden hin und her fegte. Das
tolle Gebahren erinnerte mic) eher an die Balgereien junger Füchſe und Wölfe, ala
an unfere Haushunde. — Eigenthümlich ift, daß die jungen Spitze die anfänglich ſchlaff
herabhängenden Ohren unverhältnigmäßig jpät (im Vergleich zu Wölfen und Füchjen)
aufrichten; dies findet oft faum vor dem Ablaufe des dritten Monats nach ihrer Ge—
bunt Statt.
Raſſezeichen des deutſchen Spißes,
aufgeftellt 1832, erneuert 1390.
Die verjchiedenen Rafjen und Typen unſerer Spitze haben fi) von jeher faſt
nur durch abweichende Färbung und Größe unterjchieden. Als die ältefte und am
frühejten als conftante Raſſe ausgebildete Form ift ohne Frage der noch jetzt in der
Gifel, am Unterrhein und im Bergiſchen (namentlich in der Gegend von Elberfeld,
Düfjeldorf, Aachen, Crefeld) häufig vorfommende und in Bezug auf Form, Be—
haarung und Färbung fie) gut und ficher vererbende graue Spis (au Wolfsſpitz,
gewöhnlicher Spitz oder Fuhrmannsſpitz genannt) zu bezeichnen, da die Färbung
diejer Hunde durchaus der des Wolfes, jelbjt in den Abzeichen, entſpricht. Die ſchon
vor Mitte des vorigen Jahrhunderts in Frankreich übliche Benennung des Spikes ala
„chien loup* fann wohl nur in Folge der in früherer Zeit vorherrjchenden wolfs—
grauen Färbung der Spige gewählt worden fein. Daß der Spiß, wenn auch ur—
Iprünglich aus dem höheren Norden ftammend, doch zuerſt in Deutjchland, und zwar
vorzugsweiſe an den Dftjeefüften zur beftimmten Raſſe ausgebildet wurde, bezeichnen unter
Anderem jchon die alten Benennungen diefer Hunde als: C. pomeranus, mie das
engliiche Pomeranian Dog, das ſchwediſche Pommerska Spetsen, das franzöfiiche
„loup-loup de Pomeranie* (Wölfen aus Pommern) und das deutſche „Bommer“.
Die in früherer Zeit häufiger als jeßt auftretenden farbigen (braunen, gelben, rahm—
jarbenen) wie auch die gefledten Spiße haben jich nie einer größeren Beliebtheit erfreut
Spitartige Hunde. 125
und find in neuerer Zeit faſt ganz verſchwunden. — Dagegen wurde die einfarbig
ſchwarze und die rein weiße Varietät ſchon jeit Ende vorigen Jahrhunderts immer
häufiger gezüchtet und allmählich zu beſtimmt abgegrenzten und conjtanten Rafjen aus-
gebildet. — Dazu kommen in neuefter Zeit die beiven Nebenrafjen der Heinen Zwerg—
und Seidenfpige. Die ſämmtlichen Spitze Deutſchlands find daher: A. Große Spitze.
1) Der gewöhnliche graue Spi oder Pommer (aud) Fuhrmannsſpitz oder Wolfsipib).
2) Der weiße Spitz. 3) Der ſchwarze Spitz. B. Kleine oder Zwergſpitze.
4) Der eigentliche Zwergſpitz (Zwergform der großen Spibe). 5) Der Seidenjpik
(conftante Form einer Kreuzung von Zwergſpitz und Maltefer).
Die unterfcheidenden Merkmale der großen Spitze bejchränfen ſich vorzugsweiſe
auf die Färbung, wiewohl der graue Spitz meiltens etwas größer und ſtärker gebaut,
auch reichlicher und derber behaart zu fein pflegt, al3 die weiken und ſchwarzen Va—
rietäten. Die nachftehenden Rafjezeihen find daher — mit Unterjchied der Färbung —
für alle drei Formen des großen Spitzes gültig.
1. Allgemeine Erſcheinung: Größe etwa 30 bis A5cm und darüber,
Hündinnen verhältnigmäßig Heiner. Kurze gedrungene Figur von feder Haltung mit fuchs-
ähnlichem Kopfe, ſpitzen Ohren und ftarf gerollter, lang behaarter Ruthe. Behaarung
reihlih und locker, am Halje eine ftarfe Krauſe bildend, Kopf, Ohren und Füße kurz
und dicht behaart. Unruhiges, argwöhniſches Naturell, beim geringften Verdacht jofort
belfernd und Eläffend, daher vorzugsweile als Wachthund gehalten und gezüchtet.
2. Kopf: Mittelgeoß, von oben gejehen exjcheint derjelbe nad Hinten am
breiteften und verſchmälert ſich Teilfürmig bis zur Naſenſpitze. Im Profil zeigt ſich
der Oberkopf Hoc) gewölbt, vor den Augen plößlich abfallend; Nafenrüden ſchmal,
gerade; die Schnauze ſpitz; doch erjcheint letztere von oben gejehen eher breitgedrüct
als hochkantig; Naſenkuppe klein, rund; Lippen nicht überfallend und feine Yalte im
Mundwinkel bildend. Ohr kurz, nahe bei einander, dreiedig zugeſpitzt, Hoch angeſetzt und
immer aufrecht mit jteifer Spitze getragen. Auge mittelgroß, länglich geformt umd
etwas ſchräg geftellt.
3. Hals und Rumpf: In Folge der reichlichen Behaarung iſt es bei dieſer
Raſſe unmöglich, die einzelnen Formen genauer zu beurtheilen. Bei gejchorenen
Exemplaren finden wir, daß der Spitz meiſt in guten Verhältniſſen gebaut iſt. Hals
mittellang, Rücken völlig gerade, Bruſt vorn tief, Rippenkorb gewölbt und der Bauch
nach hinten mäßig aufgezogen.
4. Ruthe: Mittellang, hoch angeſetzt, gleich an der Wurzel aufwärts und
nach vorn über den Rücken getragen; dann ſeitlich abwärts gedreht und im Cirkel
geringelt, überall dem Körper locker anliegend.
5. Läufe: Mittellang, im Verhältniß zum Rumpf ſtämmig und völlig gerade,
die hinteren im Sprunggelent nur wenig gebogen.
6. Füße: Slein, rundlich, zugefpist, mit gewölbten Zehen.
7. Haar: Um ganzen Kopfe, den Ohren, an den Füßen, wie an der Außen—
und Innenſeite der Vorder- und Hinterbeine furz, weich) und dicht; am ganzen übrigen
126 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Körper reich und lang behaart. Das Eigenthümliche des Spibhaares befteht darin,
daß es namentlich am Halſe und den Schultern ringsum loder und gerade vom Körper
abjteht, ohne gewellt oder zottig zu erjcheinen. Die größte Länge erreicht das Haar
unter dem Halje und an der Ruthe. Auf dem Rüden fcheitelt fih das Haar nicht,
ſondern breitet ſich loder anliegend nach Hinten fächerföürmig zu beiden Seiten aus.
Die Borderläufe tragen hinten eine ftarf ausgebildete, nad) unten allmählid) aus-
laufende Feder vom Ellenbogen bis zur Beugung des VBorderfniees hinunter; an den
Hinterläufen reicht die Jeder nicht ganz zu den Sprunggelenfen hinab, fo daß dieje tie
der ganze übrige Theil des Fußes von da bis zu den Sohlen kurz behaart erſcheinen.
8. Farbe. 1) Grauer gewöhnlicher Spitz: Cinfarbig wolfsgrau, d. i.
gelbgrau oder aſchgrau, mit ſchwärzlichem Anflug der einzelnen Haarſpitzen; an der
Schnauze und der Umgebung der Augen, an den Läufen, dem Bauche und der Ruthe
heller graugelb und weißlich gefärbt, und zwar in ähnlicher Ausdehnung, wie die be=
fannten Abzeihen unferer Dahshunde, jedoch mweit unbeftimmter und farblofer, ganz
der Zeichnung des Wolfes entiprehend. 2) Der weiße Spik foll rein freideweiß
ericheinen, ohne jeden gelblichen Anflug, der namentlich an den Ohren häufig auf-
tritt. 3) Die Behaarung des ſchwarzen Spikes muß auch im Grunde, ebenſo Die
Haut, dunkel gefärbt fein, und auf der Oberfläche ala glänzendes Blauſchwarz ohne
alle weißen oder farbigen Abzeichen erjcheinen. — Bei allen drei Formen der Spitze
müfjen Naje und Nägel jchwarz, die Augen dunkelbraun gefärbt exrjcheinen.
As Fehler find bei den Spigen zu betrachten: Zu ſtumpfe Schnauze und
flacher Oberkopf, zu lange oder nicht völlig fteif geitellte, oder gar nach vorn over
jeitlih überichlagende Ohren, eine nicht dit am Körper liegende, jonvdern Hoc)
getragene, ſeitwärts frei abjtehende over hHängende Ruthe, wellenfürmige, auf dem Rüden
gejcheitelte Behaarung. Beim grauen Spik find eine auffällige Schwarze Gefichts-
masfe und ſchwarze Fleden auf den Vorderfüßen (Daumenmarke), wie überhaupt alle
ſchwarzen und weißen Abzeichen fehlerhaft; ebenjo joll der weiße wie der ſchwarze
Spitz durchaus einfarbig weiß oder ſchwarz und frei von allen Abzeichen und Fleden
jein. Fleifchfarbige Nafen und helle Augen find immer fehlerhaft.
Die unter B. angeführten „Eleinen oder Zwergſpitze“ finden unter den
fleinen Luxushunden, Theil IV, Gruppe IV nähere Erwähnung.
Die Maße eines jehr regelmäßig gebauten ſchwarzen Spitzes (Taf. LXVII,
Mohrle, Ehrenpreis und I. Preis in Hannover 1882. Züchter: Zriedr. Siegel,
Stuttgart; Beliger: Sigmund Meder, Hannover) find:
Sculterhöhe: A5cm; Kopf 19cm; Schnauze Tem; Ohr 71/, cm; Ellen-
bogen vom Boden 25 cm; ganze Rumpflänge (ohne Haar) 60 cm.
Ein Eleinerer ſchwarzer Spitz, Sohn des vorigen, Züchter: Friede. Siegel,
zeigte im Alter von 1/, Jahr folgende Maße: Schulterhöhe 42cm; Kopf 17cm;
Schnauze 7 cm; Ohr 7 cm; Ellenbogen 22 cm; ganze Numpflänge (ohne Haar) 50 cm.
Beide Hunde — namentlich der leßtere — waren prächtig behaart, Geſicht und
Untertheil der Yäufe ganz furz und glatt behaart, das Innere des Ohres fahl, hell
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Spitartige Hunde. 12T
meißgrau, der innere Rand des Ohres kurz und dicht behaart, die Halskrauſe und
das Nuthenhaar außerordentlich ſtark entwidelt, die Feder an VBorder- und Hinter-
(äufen breit, platt, die Farbe tief ſchwarz, mit blauem Glanz ohne jedes Ab—
zeichen. — Bei manchen Spitzen findet fi) die Innenſeite des Ohres mit langem,
(oderem Haar völlig geſchloſſen, wie dies bei ven Schäferhunden meiftens der Fall ift. —
Wahrſcheinlich ift das Auftreten diejer langen Behaarung am inneren Nande der
Ihren durch den häufigen Aufenthalt diefer Hunde im Freien bedingt.
In Frankreich hat unfer Spig ſchon Früher Eingang gefunden und etwa die—
jelbe Verwendung gefunden als bei. und. Namentli war die weiße Varietät dort
als Begleiter der zahlreichen „Diligencen und Mefjagerien” vor Ausbreitung der Eijen-
bahnen eine gewöhnliche Erſcheinung. Gayot (1867) unterjcheidet die weiße Varietät
ala „loup-loup d’Alsace“ von dem „chien de Poméranie“ oder Pommer.
In England tritt unfer Spiß unter dem Namen „Pomeranian dog“ erſt
gegen Ende vorigen Jahrhunderts auf. Bewick (1789) kannte unjeren Spitz augen-
icheinlich nur aus Buffon’3 Beichreibung als „Wolf-dog“ und Pomeranian; in der
Cynographia Britann. (1800) wird er außerdem noch „the Fox-dog“ genannt und
ganz richtig bejchrieben. Als vorherrfchende Färbung wird das rahmfarbige oder
blafje Weißgelb mit hellever Farbe der Unterfeite angegeben, doch werden auch weiße
und ſchwarze angeführt und gefleckte als felten, ‚erwähnt. — Ganz ähnlich lautet die
Beichreibung des Spies im „Sportsman’s Cabinet“ 1804. — In ſpäterer Zeit
gewinnt die rein weiße Varietät dann die Oberhand umd ift bis jetzt in England der
ſchwarzen weit vorgezogen, während der graue Wolfsſpitz dort noch nicht bekannt
if. — Vor etwa 10 bis 15 Jahren war der weiße Spitz Modejache in London;
da diefe Hunde jedoch wegen ihres unruhigen, lärmenden Wejens wenig geeignet find,
als Luxus- und Zimmerhunde gehalten zu werden, und eine anderweitige Verwendung
derjelben in England kaum ftatthaft ift, jo haben die Spige während der legten Jahre
ſehr in der Gunft des dortigen Publicums verloren.
b) Die nordiihen langhaarigen Spithunde.
(Taf. LXVIIL)
Somohl im höheren Norden wie in einigen jüdlicheren Ländern finden fich jpiß-
artige Hunde, deren Behaarung ſich von der unferer deutſchen Spise im Weſentlichen
nur durch bedeutendere oder geringere Länge unterjcheidet, während die Kopfform
meiftens geſtreckter, die Schnauze ftärfer und molfgartiger, die Ruthe weniger ftart
geringelt und die Läufe verhältnigmäßig Höher oder ftärfer al3 bei unjeren Spiben
find. Solche Ianghaarige Spige finden fi) in verfchiedenen Größen bereits an
- einigen Orten Norwegens und Schwedens vereinzelt neben den ftohaarigen Hunden
der Lappen oder Finnen. Ebenfo kommen kleine langhaarige Spitze neben den großen
wolfsartigen Esfimohunden im höheren Norden dor. Kreuzungen der genannten
Formen finden fi) überall an den Grenzen der Verbreitungsbezirke, jo daß es un—
möglich ift, beftimmte geographische Eintheilungen zu machen.
128 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Zu allgemeinerer Kenntniß gelangt find eigentlich nur die langhaarigen Spighunde
von Island, fowie der Grönländer Hund, deren Nafjezeihen vom dänifchen
Jagdverein 1889 officiell aufgeftellt wurden. — Die übrigen langhaarigen Spishunde
de3 hohen Nordens jind bis jet wenig unterjucht und können daher nur in all=
gemeinen Umriſſen gejchildert werden.
1. Der isländifhe Hund.
(Fig. 129.) |
Die Bezeichnung „Isländer“ it in früherer Zeit oft auf die verjchiedeniten
rauhhaarigen Hunderafjen angewendet worden, welche auf Island niemals exiftirt
haben. So nannte man 3. B. im nördlichen Deutjchland die Dort jeltenen rauh—
haarigen Vorſtehhunde wohl Isländer. In der älteren kynologiſchen Literatur Eng-
lands finden wir jhon zu Dr. Cajus' Zeit (1570) den „isländiſchen“ Hund!) als
einen feinen, äußerſt langzottig behaarten Lurushund geſchildert, welcher durch jeine
Biſſigkeit auffällt. — Harrijon (1585) jagt in jeiner Abhandlung, betreffend die
große Zahl der Lurushunde in England, unter Anderen: „Außerdem haben wir noch
Köter (sholts or curres), welche täglich aus Island ankommen und von denen bei
uns viel Wejens gemacht wird wegen ihrer Frechheit und Zänkerei. Außerdem beißen
fie ſehr jcharf und haben eine Vorliebe für Talgkerzen, wie die Männer und Weiber
ihres Landes“ 2). Unter den Gejchenfen der East Indian Company, melde für
indische Fürften im Jahre 1615 beitimmt und gewünjcht waren, finden fi) auch „Island—
doggs“. — Selbit Shafejpeare gebraucht den Ausdruck „Islanddogge“ und „ſpitz—
ohriger Köter von Island“ mehrfah als Scheltwort. Ber näherer Unterfuchung
finden wir, daß hier augenscheinlich eine Berwechjelung des engliſchen Wortes „Island“
(Inſel) mit dem dänischen „Island“ (engl. Iceland) vorliegt und daß die „äußerten
Inſeln im Norden“, von denen die altengliihen Schriftiteller irrthümlich reden, nichts
Anderes find als die Hebriven und die Inſel Skye an der Welt- und Nordküſte
Schottlands. Die betreffenden zottigen und billigen Hündchen find jevenfall® als
Zwergformen (Toys) der heutigen jchottiihen und Sfyeterrier zu betrachten (vergl.
„Skyeterrier“). Unter den deutſchen Kynologen bejchreibtt Dr. Walther (1817)
den eigentlichen isländischen Hund ganz richtig als eine Form des Spikes, unterjcheidet
aber drei verjchiedene „Zuchten“ deijelben (Lubbar, Dyr-Hundar und Dwerg-Hundar),
ohne eine Beichreibung oder Duelle diefer Unterſchiede anzuführen. Fitzinger wiederholt
dies und fügt zum Ueberfluß noch eine vierte (!) Form Hinzu, welche als „großer
isländischer Hund“ oder „Fiaarhund“ bezeichnet wird. Dieje Angabe ftüßt ſich augen-
icheinlich nur auf den durch Buffon beichriebenen und abgebildeten Isländer Spitz, welchen
der damalige Statthalter auf Jsland, Graf Rantzau, an einen Mr. de Maupertuis
in Baris ſchickte. — Die Buffon'ſche Abbildung zeigt einen ſpitzartigen, ſchwarz- und
1) „Islandieos dico et Lituanicos.“ (Joh. Caji de canib. Britt. Libellus ad Conr.
Gesnerum.)
2) Hier verwechjelt der alte Autor doch wohl die Isländer mit den Eskimos.
Spitartige Hunde. 129
meißgefledten Hund mit halb überhängenden Spibohren, fuchsähnlicher Ruthe und
mittellangem Stodhaar. Jedenfalls handelte es ih in allen Fällen wohl nur um
Zufallsproducte, nicht um einen gleichmäßig ausgebildeten Landſchlag. Bon
ftreng gezüchteten Raſſen kann bei diefen Hunden überhaupt nicht die Rede fein.
Die jegigen länder Hunde ähneln im Allgemeinen einem fleinen, baftardirten
deutſchen Spitz; der Kopf iſt fuhsähnlicher, die Läufe find dünner, verhältnigmäßig
höher und faft ohne Feder; die Halsfraufe und die Behaarung der Ruthe find meit
weniger entwidelt und leßtere ift nicht jo ftarf gerollt; daS Haar überhaupt kürzer;
tcoß alledem haben diefe Hunde viel Eigenthümliches. Die nachſtehenden Rafjezeichen
find nad) einem im Zoologiſchen Garten zu Kopenhagen befindlichen Isländer Hunde
aufgeftellt und da diefelben mit einigen geringen Abänderungen jpäter vom dänijchen
Jagdverein anerfannt wurden, jo dürften diefelben wohl die typiſche Form der jebigen
Isländer Spitze am richtigſten ſchildern.
Raſſezeichen des Isländer Hundes
(n. d. Standard d. däniſchen Jagdgeſellſch. 1889).
„Kopf: Verhältnißmäßig groß, mit breitem, hochgewölbtem Obertheil; Schnauze
ziemlich kurz und ſpitz; Lefzen kurz und dicht anliegend; Kopf und Hals hoch ge—
tragen; Ohren groß, unten breit, ſpitz, dreieckig, aufwärts ſtehend; Augen klein,
rund, von dunkler Farbe.
Hals: Leicht gebogen; Rücken verhältnißmäßig kurz, Bruſt breit und tief
geſenkt, Hinterleib aufgezogen, Läufe dünn, gut geſtellt und hinten gut gebogen, die
Pfoten lang mit ſchmalen, krummen Klauen.
Ruthe: Buſchig und über den Rücken gekrümmt.
Das Haar iſt mittellang, am längſten am Halſe, unter dem Bauche und an
der Unterſeite der Ruthe. Es liegt am Körper dicht an, an der Schnauze und den
Läufen iſt es kurz und die Vorderläufe tragen keine Feder. Die Farbe iſt meiſtens
bräunlich oder graulich, auch ſchmutzigweiß oder gelblich. Eine ſehr gewöhnliche
Färbung iſt ſchwarzer Oberkörper mit weißer Unterſeite und eben ſolchen Läufen.
Ebenſo iſt die Unterſeite und Spitze der Ruthe, wie auch ein breiter Halskragen bei
dieſer Färbung meiſtens weiß. — Die Höhe dieſer Hunde beträgt nur 30 bis 40 cm.“
Werthbeſtimmung der Points:
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Summa . . 100
17
130 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
In ihrer Heimath werden dieſe Keinen Hunde in übergroßer Zahl gehalten,
wiewohl ihre Verwendung eigentlih nur eine jehr beſchränkte ift. Als Zugthiere
fönnen fie nicht verwendet werden und die vollfommene Sicherheit des perjönlichen
Eigenthums macht auf der Inſel auch die Benutzung eines Wachthundes überflüflig.
Die Hunde treiben fich daher frei umher umd find gegen fremde Menjchen meder
mißtrauiſch noch feindfelig geftimmt. — Auch als Schäferhunde dienen fie eigentlich
nit, da jämmtlihe Schafe, mit Ausnahme einiger am Hofe gehaltener Milch-
ihafe, im Sommer in den Bergen auffichtslos umherftreifen. Die Ihätigfeit der
Hunde beginnt erſt im Spätjahre, wenn die Schafe auf den oft ſchwer zugänglichen
Höhen aufgefuht und von dort heruntergeholt werden müfjen; ebenjo im Frühjahre,
wenn fie wieder hinaufgetrieben werden. — Dagegen find die Hunde oft unentbehrlich
beim Transport der zahlreihen Heerden Kleiner Pferde, welche auf Island mafjenhaft
gezüchtet und von den geeigneten Hafenplägen meiftens nad England gejchafft werden,
wo fie vielfach in den Kohlenbergwerfen Verwendung finden. Wiewohl die Arbeitg-
leiftungen der Hunde auf Island ſomit ſehr beſchränkt erjcheinen, jo jind diejelben
doch zu gewiſſen Jahreszeiten den Einwohnern durch nichts zu erjegen. Hierdurd) erklärt
fie) die Ihatfache, daß nach einer großen Stexblichfeit der Hunde im Jahre 1855 bis
1856 auf dem Nordlande der Inſel willig eine Kuh oder ein Paar Schafe als
Taufhobject für einen Hund gegeben wurden. — Nad) Dr. Krabbe!) joll die Zahl
der im Allgemeinen in Island gehaltenen Hunde eine unverhältnigmäßig große jein, jo
daß auf fünf Menfchen ducchfchnittlich drei Hunde gerechnet werden könnten. — Auf
den Farder-Infeln wird dagegen zum Schutze der dort maljenhaft brütenden See-
vögel das Halten eines Hundes ſchon ſeit dem 17. Jahrhundert durchaus bon der
Zuftimmung des „Hardespogtes“ abhängig gemacht, und auf einer Inſel in der
Slatöbucht, wo nur wenig Hunde gehalten werden fünnen, müfjen diefe während der
Brutzeit und Maufer der werthoollen Eiderenten auf das feſte Land übergejegt werden.
2. Der grönländiſche Hund.
(ig 129.)
Diefe Hunde werden meiftens zu den „Estimohunden” gezählt, doch iſt dieſe
Benennung ohne meiteren Zuſatz in kynologiſcher Beziehung völlig werthlos, da Die
zahlreichen Stämme der Eskimos faſt ebenjo viele verjchiedene Hunderafjen und
Typen züchten, welche ihnen als Zug= und Jagdhunde dienen.
Die Hunde Grönlands ftehen den Spiben noch ziemlich nahe, doch ift Die
Behaarung des Haljes und der Nuthe weniger auffällig verlängert und letztere
weniger eng geringelt, die Schnauze ftärfer und die Läufe find ſtämmiger. Ihre Höhe
beträgt 55 bis 60cm und darüber. Sie dienen vorzugsweiſe als Schlittenhunde,
find das einzige Hausthier dev Grönländer und diefen als Beförderungsmittel auf
1) Hausthiere der Isländer.
Spitzartige Hunde. 131
den meiten Schneeflächen unentbehrlih. In Nordgrönland, wo die See gewöhnlich)
weit hinaus mit Eis bededt ift, Handelt es fi) Darum, von einem bewohnten Plabe
zum anderen zu gelangen, wie auch um raſch jene Stellen auf dem Eiſe zu erreichen,
wo Seehundsjagd oder der Yang der nordiſchen Haifiihe (Hundshai, Seyllium
canicula) ftattfinden joll. Nach beendigter Jagd muß die Beute auf dem Schlitten
heimgeführt werden. Diefe Streifzüge auf dem Eiſe find oft mit Gefahren ver=
bumden, welche nur durch die Gefchielichkeit des Führers und die Folgjamkeit feiner
Hunde vermieden werden fünnen. Der einfahe Schlitten beiteht nur aus zwei etwa
drei Ellen langen Brettern, deren untere Kante mit Knochenplatten oder Eiſenſchienen
belegt ift, und welche oben durch eine Anzahl ſchmaler, ellenlanger Duerbretter ver—
dig. 128.
Schädel eines Grönländer Esfimohundes, importirt dur Hagenbed.
Nr. 2769 des Muf. d. königl. landwirthſchaftl. Hochſchule zu Berlin.
bunden find. Am Ende des Schlittens erhebt ſich eine 21/, Fuß hohe Rüdlehne, der
Sit wird mit Nennthier= oder Bärenfell belegt. Das einfache Geſchirr der Hunde
befteht nur aus einem fummetartigen breiten Schultergitrtel, an welchem der zwijchen
den Borderläufen hindurchgehende Zugriemen unten befejtigt it. Die Hunde werben
zu 4 bis 10 Stück vorgeipannt, und zwar bei geringerer Zahl in einer Breite, bei
größerer Zahl rüden die mittleren Hunde weiter vor. — Sie werden als bösartig
und eigenfinnig geſchildert, ficher ift die ihnen zu Theil werdende harte Behandlung
viel Schuld daran, denn wenn diefe Hunde jung im civilifirte Gegenden gebracht
werden, erweiſen fie ſich ebenfo unterwürfig und menſchenfreundlich wie alle anderen
Haushunde.
Naffezeihen des grönländijhen Hundes
(n. d. Standard des dänischen Jagdvereins 1889).
„Kopf: Mittelgeoß mit breitem, hochgewölbtem Oberhaupt; Schnauze mittel
fang und ſpitz; der Stirnabſatz geht ziemlich breit in die Schnauze über. Nafe Hein,
rund, ſchwarz; Ohren verhältnißmäßig groß, dreiedig, ſpitz, immer aufrecht=
jtehend, an der Innenſeite ftark behaart. Augen Klein, beinahe oval, ſchwarz, mit
lebendigem Ausdruck.
17%
132 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
Hals: Kräftig, kurz, gewölbt, den Kopf im ruhigen Stande des Hundes hoc)
tragend, im Gange ſtreckt fi der Hals mit Hängendem Kopfe; Rüden breit, Bruft
ebenfalls breit; Bauch nicht aufgezogen; Läufe von Mittelhöhe. Vorderläufe gerade,
ohne Feder. Hinterläufe im Sprunggelenf leicht gebogen. Der Mittelfuß fteht
beinahe gerade aufwärts. — Die Pfoten find groß, länglich, mit geſchloſſenen Zehen
und derben Nägeln.
Die Ruthe iſt lang, buſchig, und wird von älteren Hunden meift mit um—
gebogener Spige über den Rüden run getragen, während junge Hunde die
Ruthe oft hängen lafjen.
Die Behaarung ilt ſehr dicht, ſchlicht und lang, namentlich auf dem Rüden,
wo fie eine Länge von 4cm erreicht. Unter dem Oberhaar findet fi) eine Dichte,
dig. 129.
Dr ana gan
Der isländiſche Hund. Der grönländiſche Hund.
meiche Grundwolle. Das DOberhaar ift ſchwarz. Das Haar ift furz an Kopf und
Yäufen und lang am Halfe und an der Ruthe. — Die Farbe it Schwarz oder
ſchwarzbraun mit weißen Platten, weißer Bruft und meiken oder hellem Unterleib.
Die Unterjeite der Ruthe trägt meijtens langes, grauliches Haar. Einige Exemplare
fönnen braun over grau gejprenfelt jein, doch findet man jelten ganz weiße grön—
ländiſche Hunde.
Die Werthbeftimmung der einzelnen Points ift diejelbe wie die der isländischen
Hunde.” So weit der Wortlaut des dänischen „Standard“.
Die Grenzlinie des Verbreitungsbezirfes der langhaarigen Spite und der wolfs—
artigen Hunde des Hohen Nordens und der Bolarländer ift keineswegs beftimmt ab-
gegrenzt, denn die Spibe greifen noch überall vielfach hinein, und finden ſich häufig
mit den molfsartigen Hunden verfreuzt. Die bis jebt befannt gewordenen Mit-
Spitzartige Hunde. 133
theilungen der Reiſenden find ungenügend, um die hier in Betracht fommenden, ver-
ſchiedenen Typen und ihre geographijche Verbreitung genauer feitzuftellen, und ich Kann
daher nur die einzelnen, mir näher bekannt gewordenen Formen in Kürze fchildern.
Der engliſche Ornithologe Seebohm!) traf große ſpitzartige Hunde auf feinen
Reifen in Sibirien am oberen Jeniſſey zwiſchen Yen-e-ſaiſt und Toor-o-kanſk und
ſchildert dieſelben wie folgt: „Als wir weiter nördlich vorrüdten, fanden wir ſchöne
Hunde an den Stationen und gelegentlich begegneten wir einem von Hunden ge=
zogenen Schlitten. Dieſe Thiere find jehr Hug. Ein ruſſiſcher Neijender wird einen
Schlitten mit einem jechsipännigen Zuge dieſer Hunde miethen, ex reift mit ihnen
10 bis 15 Meilen bis zur nächſten Station, wo er jeine Hunde füttert und fie mit
dem leeren Schlitten zmüdihidt. Wir begegneten verjchtedene Male ſolchen leeren
Schlitten, welche allein dur das Hundegejpann zurüdgebraht wurden. Es find
jehr ſchöne Thiere, etwa wie unjere Schäferdunde (Collies), aber mit jehr buſchigem
Haar. Sie haben ſpitze Najen, kurze gerade Ohren und eine lang behaarte, über
den Rüden gerollte Ruthe. Einige find Schwarz, andere weiß, aber die ſchönſten find
bon grauröthlicher (grey-fawn) Farbe.“ — In Betreff der Beſpannung und Be—
förderung der Schlitten bemerft Seebohm: „Unjer Gepäd wurde nun, wie früher,
auf drei einpferdige Schlitten geladen, vor jeden unjerer Schlitten aber ſechs Hunde
gejpannt, Sie gingen vorzüglich), ſchienen niemals ermüdet und hielten ich nirgends
in ihrer Arbeit auf. Die Geſchwindigkeit war feine übermäßige, allein bei der
nächſten Station hatten wir eine Stunde auf die Pferde zu warten. Das Gefchirr
der Hunde war einfach zum Extrem, denn es bejtand nur aus einem um den hinteren
Theil des Rückens gejchlungenen Gürtel, deſſen Enden unten mit einem Stricke ver-
bunden waren, welcher zwilchen den Hinterläufen des Hundes hindurch ging. — Die beiden
legten Stationen wurden mit Hülfe von Rennthieren, einzeln oder paarweiſe vor den
Schlitten geipannt, zurüdgelegt und dies war bei Weitem unfere fchnellfte Art zu reifen.“
Der Verfafjer kannte mehrere folder vom Jeniſſey importirter Hunde, von
denen einer auf Taf. LXVIH abgebildet it. Derſelbe ähnelte im Allgemeinen
unjerem deutſchen Spitz, Hatte indeß die Größe eines mäßigen Schäferhundes, die
Läufe waren höher und verhältnigmäßig Schlanker, der Kopf kleiner, doch plumper
und breiter, die Stirn mäßig gewölbt, die Schnauze ftumpfer, die Ohren breiter und
mweiter aus einander ftehend. Das Auge dunkel, rund, mittelgroß, nicht {chief geitellt.
Das Haar am Kopfe jehr kurz, am Halfe und unter der Nuthe aber viel länger als
bei unjeren Spitzen und nur wenig gekrümmt, unter dem Halſe faſt gerade. Die
Läufe kurz behaart mit ſchwacher Feder, melde vorn nur bis zur. Beugung des
Borderfnies und Hinten nur bis zum Anfang des Unterichenfels reichte. Die Farbe
weig mit Schwarzen Platten.
Einen ganz ähnlichen, ffark gebauten Spis von bedeutender Größe und Schön—
heit brachte der k. k. Hoffchaufpieler Thimig in Wien von einer Reife durch Lapp—
1) Verfaſſer des trefflihen Wertes: Siberia in Asia.and Europe 1882.
134 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ıc.
fand mit zurüd. Die Schulterhöhe beträgt 57 cm; Länge des Kopfes 26cm; Höhe
der Vorderläufe bis zum Ellenbogen 38cm; Länge der Ruthe ohne Haar 26 cm;
die Fahne 17 cm (Abbild. Tar. LXVID). — (Der eigentlide Lappen- oder
Finnenhund gehört indeß zur Gruppe der „ſtockhaarigen“ Spitzhunde.)
Kleine, langhaarige Spitzhunde finden fi neben den großen Jagdhunden auch
bei den Tungujen, Samojeden, Zopareien und Tſchuktſchen, fie find meiſtens
weiß oder weiß und jchwarz gefledt und haben jchöne, weiche Pelze, welche von ven
Sampjeden zu Mützen mit PBelzperbrämung verarbeitet werden !).
e) Die ſüdlichen langhaarigen Spitzhunde.
Die langhaarigen Spitze ſind keineswegs auf den Norden beſchränkt. Wir finden
bereits im Alterthum zahlreiche Abbildungen ſolcher Hunde aus Nom und Griechen—
land und noch heute ſind dieſelben in Italien keine Seltenheit. — Als beſondere,
conſtante Raſſen ſind indeß gegenwärtig wohl nur 1. der chineſiſche Tſchau und 2. der
Chien des Douars zu betrachten.
1. Der chineſiſche Spitz oder Tſchau.
(Edible Chinese dog.)
Diefe Hunde wurden während der lebten Jahre ziemlich Häufig nad England
importirt, man nannte fie dort „Chow-chow“ und „edible dog“. Dieje Bezeichnungen
find in fait alle neuen kynologiſchen Abhandlungen übergegangen, wiewohl Chow-chow
(nad) Siber) eigentlich ein chineſiſches Gemüſe bedeutet und das „edible* (eßbar)
mohl auf alle Hunderafjen Chinas angewendet werden fann, da die ärmeren Volfg-
clajfen dort nicht jo feine Unterjchiede machen. — Mar Siber, welcher die Tſchaus
auf Sumatra und Borneo, wo fie zahlreich von den dort mohnenden Chinejen ge=
halten werden, genauer kennen lernte, jchrieb mir don dort, daß diefe Hunde „beim
eriten Anblick den Eindruck eines großen, etwas zu langen Bauernſpitzes machten,
doch ſei das Haar fürzer und ftraffer und ähnele mehr dem Wolfshaar”. Inzwiſchen
find in England auch bereits lang und furzhaarige Tſchaus aufgetreten und die
originale ſchmutzig gelbröthliche Färbung ward dort bereits zum brillanten Roth ge—
fteigert, au ſchwarze Exemplare fommen gegenwärtig in England vor. und ihre Zahl
übertrifft auf den Ausstellungen meiftens. die der rothen.
Ein Hauptzüchter ausländifher Hunde (Mir. Taunton) ſchildert den Tſchau
als einen jpikartigen Hund mit breiter Stirn, die Schnauze ſtumpfer als beim deutjchen
Spis, die Ohren Kein, abgerundet und fpik vorwärts gerichtet, die Augen Hein und
ſchwars der kurz (2) und gedrängt, die Hinterläufe ſteil, das Haar did und
1) Widdendors, Reiſe nad) Nord- und Oftfibirien; Studer, Schweiz. Stammbucd 1389,
Spitartige Hunde. 135
hart mit guter Unterwolle und die Ruthe gut gerollt. — Es giebt rothe und ſchwarze —
harakteriftifch für die Raſſe ift die ſchwarze oder blauſchwarze Farbe der Zunge. Die
Jungen werden mit fleifhfarbiger Zunge geboren, nad etwa acht Tagen zeigt ſich
ein ſchwarzer Fleck, welcher ſich allmählich über die ganze Zunge ausbreitet. Doc)
hatte Mr. Taunton Würfe aufgezogen, in melden Junge mit ganz ſchwarzen, ſchwarz
gefleckten und ſolche mit fleifchfarbigen Zungen auftraten.
Mar Siber bemerkt, daß der Tſchau ſelbſt bei den in Sumatra und Borneo
wohnenden Guropäern wegen feiner Wachjamfeit und Selbſtändigkeit, wie durch
Fig. 130.
Chineſiſcher Spitz oder Tſchau.
ſein Gedeihen in dem heißen Klima ſich eines guten Rufes erfreut. „Während
der Nacht ſind dieſe Hunde außerordentlich wachſam, Tags über liegen ſie im
Schatten und ſchlafen mit einem Auge, ſie geben nichts auf Liebkoſungen Fremder
und ſpielen kaum mit ihrem Herrn, während der Nacht ſind ſie unausgeſetzt auf den
Beinen. — Er iſt nicht anders als unſer Bauernſpitz, aber nicht ſo fein im Kopf,
mit ſchiefer ſtehenden Augen, rechts geringelter Ruthe, die Farbe meiſt roth, doch auch
rahmfarbig. — Eine auffällige Eigenheit — die ſchwarze Farbe der Zunge — ver—
136 Dritter Theil. Die Haus und Hirtenhunde ꝛc.
ſchwindet vegelmäßig bei Kreuzungen mit anderen Hunden, während das Exterieur ſich
faum verändert. Einige Exemplare tragen Wolfsklauen an den Hinterläufen.”
Die Abbildung Fig. 130 zeigt ein drei Monate altes Puppy, deſſen Photo-
graphie Herr Siber mir von Deli-Sumatra überſchickte — der erwachſene Hund
iſt Chow-Chom, Befiter: Mrs. F. Borter, The Avenue, Twickenham. Der Hund
erhielt dor mehreren Jahren I. Preis Kryſtallpalaſt. Schulterhöhe 5lem; Gemicht
60 Pfd.; Farbe röthlich.
Die Schädel der Tſchaus, welhe Max Siber von Sumatra einjehidte, ähneln
in etwas denen unferer Spitze, doch ift der Schnauzentheil bedeutend ſtärker und
länger und die Schädelfapfel Heiner. Die Stirnleifte ift bei älteren Exemplaren nad)
hinten ziemlich ſtark entwickelt, der Abſatz dor der Stirn nur flach ausgebuchtet.
Ein Pärchen diefer Ianghaarigen chineſiſchen Spitze gelangte vor mehreren Jahren
in Geſellſchaft eines jungen Tigers aus China in den Beſitz des Zoologifchen Gartens zu
Berlin. Der Thiermaler Friefe lieferte damals eine ſchöne Zeichnung diefer Gruppe.
dig. 131.
Kopf eines langhaarigen Tſchau (nad Prof. Frieje).
Diefe Hunde Hatten die Form und Größe der gewöhnlichen Tſchaus; die Be—
haarung war aber außerordentlich lang und ſehr weich und ſchön. Die Farbe hellfüchfig
oder gelbröthlic), beim männlichen Hunde dunkler. Von dem gewöhnlichen Tſchau
unterjcheiden fich diefe Hunde zunächſt duch die auffällige prächtige Behaarung und
es bleibt fraglih, ob der Tſchau in feiner Heimath überhaupt jemals jo fireng in
einer bejtimmten Form gezüchtet worden ift, wie dies gegenwärtig von Seiten engliſcher
Züchter gejchieht.
2. Der algerifhe Spithund (Chiens des Douars).
(Zaf. LXIX.)
Diefer Hund fteht feiner Behaarung nach unter den langhaarigen Spigen am
rechten Platze, doch erinnert derjelbe in feinen Formen ſtark an die molfsähnlichen
Spißartige Hunde. 137
Hunde und ift daher mit auf Taf. LXIX abgebildet. — Die Behaarung dieſer
Hunde ift lang, namentlich am Halje und unter der Nuthe, welche meift nur
wenig gebogen getragen wird, die Farbe vorherrjchend weiß, mit oder ohne Fleine
ſchwarze Abzeichen am Kopfe. Diefe Hunde find in Algerien unter dem Namen
„Chiens des Douars“ befannt, fie werden don den Nomadenjtämmen der Araber als
Wacht- und Hirtenhunde verwendet und zeichnen ſich ſowohl durch ihre Bösartigfeit,
wie durch die Gejchiclichfeit aus, mit welcher fie jedes einzelne Stüd der Heerde eines
Douars unter allen anderen herausfinden.
2. Die ftodhaarigen Spisghunde,
Die Behaarung diefer Hunde ift kürzer, dichter, Härter und gleihmäßiger, als
die der eigentlichen Spige. Die Halamähne ift weniger ſtark ausgebildet, die Be—
haarung unter der Ruthe ftraffer und kürzer, oft fait bürftenartig, die Jeder an der
Hinterfeite der Läufe wenig oder gar nicht entwidelt. Die Schnauze erjcheint im
Profil weniger ſpitz, der Oberkopf ift flacher und der Abſatz dor der Stirn unbedeutend.
Die mehr bürftenartig behaarte Ruthe ift weniger ftarf geringelt und hängt in der
Ruhe oft gerade herab. — Die ausgebildetiten Formen der ſtockhaarigen Spibe find
die ſibiriſche Laika und der ſtandinaviſche Elchhund, welche möglicherweife ein und
derfelben Raſſe angehören, doch variirt namentlich erſtere vielfach.
a) Die ſibiriſche Laika.
(Fig. 132 und Taf. LXIX.)
Unter dem Namen „Laika“, Blur. „Laiki“ (von „layat“, fläffen, bellen), ver—
ſteht der Ruſſe zunächft jene ſtockhaarigen Spishunde, welche als Jagdhunde zum
Aufipüren und Verbellen des Haar- und Federwildes dienen umd ſich in der äußeren
Erſcheinung — bis auf die gerollte Nuthe und die abmeichende Behaarung — be=
reits der wolfsähnlihen Form der hochnordiſchen Hunde nähern. — Ein ſehr ſchönes
Exemplar der Laifa erichien auf der Moskauer Ausftellung 1888 und erhielt dort
die große filberne Medaille. Die Höhe dieſes in ig. 132 abgebildeten Hundes be-
trug 53 em; Kopf und Hals haben viel Wolfsartiges und dem entjpricht auch die
Färbung, dagegen ift die Ruthe ziemlich ſtark aufwärts gekrümmt und die Behaarung
ift ein dichtes, volles Stodhaar zu nennen. — Aehnliche Formen zeigen die auf
Taf. LXIX abgebildeten beiden Laiki, doc) ift die erjtere derjelben ftärfer behaart und
faft Ianghaarig zu nennen. Beide Hunde vingeln die Ruthe im Affeet nur wenig und
tragen diefelbe im ruhigen Stande abwärts hängend, wodurch fie dem molfsartigen
Typus jehr nahe treten. Hunde diefer Raſſe oder Form erſcheinen faſt regelmäßig auf
den alljährlien ruſſiſchen Ausftellungen.
Die Benennung „Laifa” wird indeß nicht allein auf die joeben angeführten
Formen beſchränkt; der Ruſſe bedient ſich dieſes Ausdrudes aud) ala Sammelmort
15
138 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
für jämmtlihe in Rußland und Sibirien vorfommenden jpig- und wolfsartigen
| Hunde. So ſchildert ein neuerer ruſſiſcher Kynolog (Sabanejew) die betreffenden
Gruppen, welche unter dem Namen „Laika“ paffiren, folgendermaßen:
„Die Raſſen der „Laiki“ bilden eine befondere typijche Gruppe don Hunden,
deren jagdliche Eigenjchaften analog denen der Treibhunde (Braden) find. — Die
Formen diefer nordiihen Hunde find im Allgemeinen jehr wolfsähnlid. Niemals
zeigt der Kopf eine ſtark abgejegte Stirn, die Schnauzenbildung ift entweder gerade
dig. 132.
Sibiriſche LZaifa.
oder etwas gemwölbt und im Profil fein und ſpitz zulaufend, nur von oben betrachtet
zeigt jie ji breit. Die Ohren find ftets aufrecht ftehend und ſpitz zulaufend, die
Augen find wolfsähnlich ſchief geſchlitzt, die Ruthe wird im Allgemeinen geringelt und
ſeitwärts gefrümmt getragen.
Die Färbung variirt, zeigt aber bei den nordiſchen Laikis am häufigiten die
Wolfsfärbung, jelbit in allen Schattirungen. So ift z. B. der Rücken (mit Ausnahme
ganz weiber Hunde) ftet3 dunkler als Der übrige Körper; Kopf, Geficht und Bruft
Spitartige Hunde. 139
dagegen, ala au die Farbe der Läufe, der unteren Behaarung der Authe und der
Hofen find immer Heller gefärbt (alfo der Farbe unſerer Wolfsſpitze entſprechend).
Die Behaarung der Laiki ift im Allgemeinen der des Wolfes ähnlich, doch ift
fie faft noch länger und dichter. Die Halshaare find am dichteiten und ftraffeiten
und bilden oft gleichfam eine Mähne, welche beim Anſatz des Kopfes badenbartähnlich
abſteht.
Der reine wolfsartige Typus dieſer Hunde findet ſich jedoch vorzugsweiſe im
Hohen Norden, jo ſtehen z. B. die Fahrhunde mancher Eskimoſtämme, der Tſchuktſchen
und Kamtſchadalen dem Wolfe ſehr nahe, werden aber meiſtens als „Laiki“ an—
geſprochen.
Es giebt unter den Laikis im europäiſchen Rußland wie in Sibirien mehrere
Stämme, wie eben erwähnt, und es iſt nur zu bedauern, daß bisher Niemand ſich der
Mühe unterzogen hat, die Abarten dieſer Hunde näher zu unterſuchen. So unter—
ſcheidet fich die Dlonebfifche Laika wejentlih von den Archangelſchen Hunden und
die Eihhörnchen-Laiti des Coſtromaſchen Gouvernements bilden ebenjo jelbititändige
Abarten, wie die der Wogulen. Sie ftehen höher auf den Läufen, find leichter im
Körperbau, Haben fürzeres Haar und find vorherrfchend weiß oder weiß und grau
melirt, die Ruthe ift jeltener geringelt, vielmehr aufrecht ftehend, und im Allgemeinen
haben fie mehr Aehnlichkeit mit einem Spitz oder Fuchs. — Ferner unterſcheiden
fi) von den eben angeführten Typen noch die Bären-Laifi der Tſcheremiſſen (Bes
wohner des Kaſan-Wjatka-Permſchen Gouvernements) wiederum durch ſtärkeren Bau,
(ängere Behaarung und in jagdlicher Beziehung durch ihre grenzenlofe Bosheit dem
Bären gegenüber aus.
Alle diefe Laiki befigen im Allgemeinen gute jagdliche Eigenſchaften und zeichnen
ſich bejonders durch eine vorzügliche „jochwindende“ Naſe aus, welche noch dur) ein
ausgezeichnetes Sehvermögen und jehr feharfes Gehör, wie durch ein äußerſt reges
Temperament unterftüßt mwird. — Außerdem find diefe Hunde jehr verjtändig und
flug. Die Laika jagt laut wie der Treibhund, doch folgt fie nur der warmen Fährte
und treibt, was fie fieht.“
Aus obiger Mittheilung geht wohl zur Genüge hervor, daß der Ausdrud
„Laika“ von den Ruſſen auch aß Collectivbenennung gebraucht wird und Teines=
wegs ausſchließlich auf eine einzige Raſſe beſchränkt it. So bilden die beiden auf
Taf. LXIX abgebildeten Laiki augenjcheinlich bereits den Webergang zu den wolfs-
artigen Hunden.
b) Der ſkandinaviſche Elchhund (Hund der Lappen und Finnen).
(Zaf. LXVIII.)
Es ift dies eine der Laika am nächſten ſtehende nordiſche Form des Spitzes,
welche den Finnen oder Lappen als Wacht-, Jagd- und Hirtenhund dient und
in Norwegen als Finnenhund, in Schweden als Lapphund bezeichnet wird.
140 Dritter Theil. Die Haus» und Hirtenhunde x.
Sie dienen den norwegischen, ſchwediſchen und finnischen Jägern ſowohl ala Spür—
oder Leithund bei der Jagd auf Elenwild, wie zum Aufjtöbern und DVerbellen der
größeren Waldhühner, und ebenjo zum gelegentlichen Verfolgen und Stellen des Bären.
Dem entiprehend werden fie als Elg-, Fugle= oder Bjdrnhund bezeichnet.
Die Elchhunde werden in Norivegen und Schweden aukerdem no in Ledhunde
und Löshunde unterfchieden, je nachdem fie am Leitriemen wie ein Schweißhund
geführt werden oder frei ſuchen, wie eine Bracke. — Dies find jägeriiche Unter-
iheidungen, welche auf das Erterieur und die Raſſe des Hundes feinerlei Einfluß
haben. Dagegen finden wir in neueren dänischen und ſchwediſchen kynologiſchen Ab—
handlungen verjchiedene locale Varietäten aufgeführt, auf welche wir hier um jo
weniger eingehen können, als die Unterjchiede Hauptjächlich auf Größe, Farbe, Hängendes
oder ftehendes Ohr u. ſ. w. Bezug haben und fehwerlich exiſtiren würden, wenn die
Nafjezeichen dieſer Hunde ſchon früher officiell aufgeftellt wären. Die nachftehenden
Naffezeihen find 1889 in den „Standard des dänischen Jagdvereins“ nach dem
früheren Entwurfe des Oberförſters V. Möller mit einigen Abänderungen auf-
genommen worden.
‚Raffezeihen des ſtandinaviſchen Elchhundes.“
„Diefe Hunde bildeten urſprünglich nur eine Raſſe, während man gegenwärtig
mit 45 Unterraffen zu vechnen Hat, welche ſich durch einzelne Abweichungen unter-
ſcheiden. Man findet auch Stumpfſchwänze unter ihnen. Die Elchhunde gleichen den
Spigen ehr, unterjcheiven fich aber durch folgende Merkmale:
Der Kopf it länger, breiter und ediger als bei den Spitzen. Der Oberkopf
ift nicht jo Stark gewölbt, Doch findet ſich immer ein bejtimmter Abſatz vor der Stirn.
Die Behaarung des ganzen Kopfes ift kurz und dicht anliegend. — Die Schnauze
iſt ebenfalls länger und tiefer als bei den Spiben, jedoch keineswegs jo tief wie bei
den Yagdhunden. Der Nafenrüden hat bis zur Spitze gleiche Breite, Die Lippen
ichliegen gut, fallen jedoch leicht über. Kaum ein anderer Hund hat jo leicht über—
hängende Lefzen wie der Elhhund. Die Ohren find länger. al3 beim Spitz und
jteif aufrecht ftehend. Die Augen über Mittelgröße und leicht vortretend.
Der Hals nicht über mittellang, musculös und kräftig. Der Rüden ganz
gerade, Bruft gewölbt, ziemlic) breit und tief. Der Hinterleib kaum leicht auf-
gezogen. — Die Läufe mittellang, im guten Verhältnig zum Oberkörper, kräftig
und gerade. Hinterläufe im Sprunggelenf leicht gebogen. Die Füße Hein, Fräftig,
feicht zugeipigt, die Zehen ſchwach gewölbt. Hinterläufe ohne Afterklauen.
Die Ruthe ift nur mittellang, die verlängerte Behaarung der Unterjeite überall
gleich lang, ohne eine Fahne zu bilden oder in eine dünne Spitze auszulaufen. Die
Ruthe wird meiftens über den Rüden gerollt.
Die Behaarung des Kopfes ift glatt und furz, am übrigen Körper rauh und
hart an der Oberfläche, doch findet ih im Grunde ein kurzes, dichtes Wollhaar.
Spitartige Hunde. 141
Im Naden und auf dem Kreuze find die Haare oft ziemlich, verlängert und können
im Zorn gefträubt werden. Das Dedhaar ift braungrau oder graubraun mit ſchwarzen
Spitzen, dagegen ift das wollige Unterhaar gelbbraun. Je kürzer das Deckhaar iſt,
um ſo heller erſcheint die Färbung. Die Farbe iſt im Allgemeinen wolfsgrau oder
braun mit Ausnahme der Unterſeite des Rumpfes, der Ruthe und der Läufe; einige
Exemplare ſind ſchwarz mit weißer Bruſt.
Maße und Gewicht: Der männliche Hund hat eine Schulterhöhe von circa
50 bis 55em und das Gewicht beträgt 14 bis 15kg. Hündinnen niedriger und
leichter.
Als fehlerhaft it zu betrachten: zu breite Schnauze, ſtark gewölbter Oberfopf,
Fahnenruthe, weiße oder andere Abzeichen. Afterflauen find verwerflich.“
Werth der Points:
LESE BB SEEN ESRR 000909
Schreiner 2 DER 6
KOT 0 La 99999
aumph unpelaufe ee‘)
Behaauumge su ma a ee. 220
ORDER. EL nA 200
Allgemeiner Crihemung 2 a ae 1‘
Total: 100 ;
Am reinften erhalten findet fich der ſtandinaviſche Elchhund in Norwegen, ſowohl
bei einigen Stämmen der Nennthierlappen, wie bei den norwegifchen Bauernjägern
in Oefterdalen, two diefer Hund wie ein Schweißhund beim Lanciven am Riemen
gearbeitet wird. („Ledhund“, d. i. Yeithund.)
Die beſte Schilderung einer Elchjagd mit dem am Riemen geführten Hunde hat
Niels Anker ſchon vor längeren Jahren in feiner Jagdſchrift: „Elgjaegeren og
Finnerhunden“ geliefert. „In Norwegen jagen wir anders als in Schweden. In
Defterdalen ift; das beſte Terrain für Elchwild, Nennthiere, Auer- und Schneehühner,
dort find die beiten Jäger und ic) habe nie gehört, daß ein Defterbaler Waldmann
einen laut jagenden (halfenden) Hund auf Elchwild gebraucht hätte! Nur der Kleine
Finnenhund — er und fein anderer ift der, welchen wir gebrauchen. Statt eines
Halabandes legen wir ihm den „Saele“ auf: ein Riemen um den Bruftforb Hinter
den Schulterhlättern, melcher wieder durch einen Riemen zwiſchen den Borderläufen
mit dem weiten Halsband verbunden ift (vergl. Taf. LXVIII). Letzteres ift jo groß,
daß es fich gegen die Schulter legt, jobald der Yund im Geſchirr (Saele!) anzieht.
Sp bleibt die Gurgel frei, während der Hund im gewöhnlichen Halsbande keuchen
und Schrauben würde und Hals und Kopf nicht frei bewegen kann. Der Hund
wird gar nicht vom Riemen gelöft, man jucht zunächſt den Ort auf, wo das Wild
muthmaßlich ftehen wird. Man jollte denken, dag man weit danach zu laufen hätte,
u
1) Im Plattdeutſchen: „Sielen“, ein Geſchirr mit Bruftriemen ftatt des Kummets.
142 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
dies iſt jedoch) jelten der Fall. Der Hund wittert das Elchwild auf jehr weite Ent-
jernung, jelbft bei ungünftigem Winde. Bald ift die Fährte gefunden und nun
benugt der Hund jede Erhöhung, ſpringt auf Steinblöde und Baumftümpfe, um
Ueberficht zu gewinnen, und er braucht zugleich feine Naſe nah allen Richtungen,
um das Terrain zu jondiren. Jetzt hat er Wind vom Wilde ſelbſt — läßt der
Jäger ihn nunmehr feinem Willen folgen, jo verläßt der Hund die Fährte und zieht
gerade auf das Wild los. Nun muß man den Hund fennen, um zu willen, wie -
nahe er dem Wilde it! Einige Hunde fträuben nun das Rüdenhaar und fehen fich
nah allen Seiten um, andere geben wieder andere zuverläffige Zeichen. Jetzt, in
der Nähe des Wildes, iſt auch das kleinſte Geräusch zu vermeiden, denn das Glen
hört jehr ſcharf, und wiewohl feine Naje und fein Auge jehr gut find, fo kann man
es doch oft bejchleichen, wenn man jedes Geräufch vermeidet. Daher heikt es jebt
Iharf Umschau Halten! Meiftens jteht es ftill verjtedt in Keimen Fichtenhoriten, two
du nur die hohen hellen Läufe unterjcheiden kannſt oder die verſchwommenen Um—
tifje des Rumpfes — oft viel näher, als du jelbit glaubt!
Wenn der Hund Wind vom Wilde befommen Hat, zieht er hart in der Schnur
und jtellt die Kleinen, kurzen Ohren jpähend vorn über — bei dieſem Anblick ift alle
Müdigkeit des Jägers verſchwunden! VBorfihtig Fuß um Fuß, jedes Knicken der Neijer
am Boden vermeidend — die Augen gebraucht und nöthigenfall3 mit dem Fernglafe alle
auffälligen Gegenftände in dem dunfeln Unterholz unterfuht — ift es die Wurzel eines
umgeftürzten Stammes oder die dunkle Seite eines Elchhirſches, was dort ſchimmert?
Iſt der Hund zu eifrig, jo daß er den Jäger Hindert, leiſe zu jchleichen, jo laß
ihn don deinem Begleiter halten und gehe vorjichtig umſchauend ein Stück meiter.
Wenn einmal verſcheucht, braucht das Elen größere Vorſicht, wenn drei- bis viermal
aufgeftört, fann man die Mühe jparen. Es benubt dann Naſe und Ohr jo gut, daß nur
bei jtarfem Winde noch Annäherung möglih iſt. Das beite Jagdwetter ift hier über-
haupt friiher Wind, bei ftillem Wetter hält es oft jehr ſchwer, fih anzupirichen.
Dieje Jagdart hat große Vortheile vor der Jagd mit dem laut jagenden Hunde!
Man verſcheucht das Wild nicht und treibt e$ nicht über die Jagdgrenze — Kälber
und Mutterwild werden nicht über Feljen geiprengt, wo fie vor den Augen des
Jägers abjtürzen, und man fann ein angejchoffenes Stüf Wild leicht finden, indem
man den Hund am Niemen auf der Schweihfährte arbeitet. — Der laut jagende
Hund findet das Wild oft weit entfernt, dann ſchneidet er dafjelbe meiftens an und
ſchleicht Ti ftill davon. Mit dem am Riemen geführten Hunde (Faftbunden Hund,
Ledhund) kann man das Wild mehrere Tage lang verfolgen, denn der Hund nimmt
die Fährte am nächſten Morgen wieder auf.
Bei diefem Jagdbetriebe kann man ausruhen, wenn man e3 wünjcht, bei der
„Jagd mit laut jagenden Hunden (Löshunden, halfenden Hunden) muß man oft ftunden=
lang vergebli) in der Kälte warten und gar oft gehen die Hunde mit dem Wilde
jo weit fort, daß man fie nicht mehr hört, und man ftreift dann oft den ganzen
Tag umher, ohne recht zu wiſſen, mie die Jagd geht.. In großem Waldterrain hat
oO
Spikartige Hunde. 145
man jelten Schüßen genug, um alle Boften zu bejegen, und ein einzelner Pürſchjäger
mit einem Finnenhunde guter Rafje hat meiſtens mehr Ausficht auf Erfolg, als eine
groge Jagdgeſellſchaft mit laut jagenden Hunden. Gin großer Uebelſtand ift auch),
daß diefe Hunde oft an Thieren (Elchkühen) und Kälbern jagen, während man den
Leithund leicht don der Fährte derjelben abziehen und ihn wieder anlegen kann.“
In Schweden wird die Jagd mit dem laut jagenden Hunde fat ausjchlieglich
geübt, doch benutzt man in der Regel nur einen, höchitens zwei Hunde bon kleiner
Statur, vor denen das Wild nicht jo leicht flüchtig wird, ſondern fi) im Stande
verbellen läßt. Man benutzt gern Hunde, welche bereits am Geil gearbeitet find, da
diefe jich nicht jo weit entfernen und wiſſen, daß fie ohne Unterftüßung des Jägers
nichts ausrichten können. — Im Ganzen wird in Schweden augenſcheinlich wenig
Werth auf das raffige Aeußere der Elchhunde gelegt und die Mehrzahl derjelben find
— mie au die Braden — Kreuzungsproducte.
3. Die furzhaarigen Spishunde,
a) Der belgiide Spitz (Schipperke).
(Abbild. Taf. LXXI.)
Unter dem Namen „Schipperfe” (Hund der Schiffer) wird ſchon feit vielen
Jahren auf den Ganal= und Flußſchiffen Belgiens ein furzhaariger, ſchwanzloſer, jpik-
artiger Hund von ſchwarzer Farbe gehalten, welcher ſich durch fein munteres Weſen
und jeine große Wachſamkeit vortheilhaft bemerkbar macht. — Dieje Hündchen find
früher oft mit englijhen Terriers gefreuzt, bei der reinen Raſſe überwiegt aber die
Spitzform, namentlich ift der Kopf mit den fteifen Ohren, daS verlängerte ftarke
Haar am Halfe durchaus jpikartig; wenn man es aber nicht für gut befände, dem
Ihierchen regelmäßig in der Jugend die Ruthe abzufchneiven oder graufam aus—
zudrehen, jo würde jich erfahrungsgemäß feine geringelte Ruthe wie bei unferem Spitz,
jondern eine jäbelfürmig aufrecht getragene Beagle-Ruthe entwideln. Sein ganzes
unruhiges Weſen und die ftete Sorge um das ihm anvertraute Gut feines Herrn ift
echt ſpitzartig, und es bleibt ſchwer verftändlich, weshalb engliſche Züchter diefen Hund
durchaus zu den „Terriers“ zählen mollen, während ihn felbjt die Belgier bis jet
als „Spits Belge“ bezeichnen und die einzelnen Hunde häufig den Rufnamen „Spib“
führen. — Das „Schipperfe“ ift weder ein Terrier, noch ein Nattenfänger, fondern
ein furzhaariger Spitz und ein echter Wachthund, wenn auch in früherer Zeit Terrier⸗
kreuzungen ſtattgefunden haben mögen !).
1) In einer älteren, ſehr guten Beſchreibung des „petit chien du batelier ou Schipperke“
(im Etoile Belge, 30. September 1885) fand der Berfaffer kürzlich folgende Anmerkung: „Le
Schipperke n’est pas un terrier, il doit &tre class& dans les chiens de garde, il est une
espece voisine du Loulou de Pom&ranie* (Bommeripib).
144 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
Vor 40 bis 50 Jahren follen die „Schipperfes” in Belgien noc ſehr häufig
als Wachthunde gehalten ſein; in neuefter Zeit Hat man ihnen wieder mehr Auf—
merkjamfeit geſchenkt; auf den belgischen und jelbit auf den englischen Ausftellungen
finden wir jeit einigen Jahren immer eine bejondere, meilt gut bejehte Glafje der
„Schipperfes“, welche gegenwärtig mehr als Lurushunde und in England in möglichſt
Heiner und eleganter Form gezüchtet werden. — Ein Hauptzüchter diefer Hünochen,
Mr. Ch. F. Crouſſe in Brüffel, hatte die Güte, dem Verfaſſer nachitehende Mit-
theilungen in Betreff Jeiner Lieblinge zu machen:
„Diefe Hunde zeichnen ſich vor vielen anderen Nafjen durch ihre große Intelligenz
vortheilhaft aus. Sie find außerdem treu, ftet3 aufmerkſame, zuverläjfige Wächter
und liebenswürdig im Umgange mit Damen und Kindern. Durch jeine eleganten
und graziöjen Formen und feine große Neinlichkeit iſt er der bevorzugte Hund der
Salons geworden. Doch hat er auch eine ausgefprochene Vorliebe für Pferde und
jucht oft ihre Gefellihaft auf. Dieſe Hunde erreichen ihre vollfommene Ausbildung
erit im Laufe ihres zweiten Lebensjahres, die Hündinnen ſind durchſchnittlich Kleiner
und zierlicher gebaut, al3 die männlichen Hunde Die Schulterhöhe beträgt zwiſchen
30 bis 40cm; der Rumpf ift meiftens im Vordertheil fräftig und tief und erſcheint
nad) hinten leichter und etwas aufgezogen. — Das Haar ift durchaus ſchwarz und
länger, als bei den furzhaarigen Hunden; es bildet eine Mähne unter dein Halſe,
verkürzt fi) nach dem Hintertheil des Körpers, bildet aber doch Hinten an den Keulen
eine furze Feder. — In neuerer Zeit trifft man viele Hunde dieſer Raſſe von jehr
geringer Größe, mit ganz furzem oder gewelltem Haar — ein Beweis, daß hier
Kreuzungen mit anderen Raſſen ftattgefunden haben.” So weit Wr. Crouſſe.
Auf den englischen Ausftellungen erjcheinen die „Schipperfes“ feit einigen Jahren
bereits regelmäßig, mährend in Berlin 1890 zuerft ein Paar gemeldet wurde, aber
nicht erſchien. In demselben Jahre (1890) waren auf der Ausftellung in Holborn,
London, bereits 6 Claſſen für Schipperkes vorhanden, für die Mr. 2. van der
Snidt (Revacteur der „Chasse et Péêche“), Preisrichter war. — Die größte bis
jest ausgeftellte Zahl von Schipperfes brachte die Toy=dog-Shau im Rohal—
Yquarium 1894 (22. bis 24. Mai). Die beiden Challenge-Cups murden gewonnen
von J. Woodiwiß’ Fri of Spa und 3. Jadfon’3 Black Roſe. Die übrigen
Hauptfieger waren: ©. Killicks Uncle Bid; E. Fuller's The Sergeant;
G. Omerod's Choorey Sweep; Mi. K. Flinter's Somebody’3 Boy;
B. W. Moore’3 Tippo Tartlet;z Ms. Hodgesjon’3 Blaf Maria und Mr.
Jackſon's Black Roſe. Der vor einigen Jahren (1888) dur Mr. van der Snidt
in Brüffel gegründete Schipperke-Club beftimmte die Naffezeichen folgendermaßen:
Die Raſſezeichen des Schipperke.
1. Allgemeine Erſcheinung: Ein. ausgezeichneter, treuer, kleiner Wachthund,
der mißtrauiſch gegen Fremde, unruhig, behende, unermüdlich und bejtändig von dem
Spigartige Hunde. 145
in Anſpruch genommen ift, was in feiner Umgebung vorgeht. Er ift ſehr ſcharf
bei der Bewahung ihm anvertrauter Gegenftände und hervorragend gutmüthig im
Verkehr mit Kindern, mohlbefannt mit den Gebräucden des Haufes, ſtets neu—
gierig zu erfahren, was Hinter einer Thür vorgeht oder Hinter einem Gegenjtande,
welchen man zu verrüden im Begriff jteht, und pflegt die empfangenen Cindrüde
beftändig durch feine ſcharfe Stimme und dur) Sträuben der Mähne zu er-
fennen zu geben. Er fiebt die Gejellichaft von Pferden und ftellt gern Ratten und
Mäufen nad).
2. Kopf: Oberkopf ziemlich breit zwiſchen den Ohren, nad den Augen zu
fie) verjüngend und von der Seite rund erfcheinend. Die Schnauze fein und nicht
zu lang, Stirnabja nur wenig ausgeſprochen. Naſe Kein. Augen dunkelbraun, Klein,
mehr oval als rund, weder zu tief liegend noch vorftehend, lebhaft und jcharfblidenn.
Die Zähne ſchön weiß, ſtark, jpig und genau auf einander pafjend.
3. Ohren: Ganz aufreitftehend, Klein, dreiedig, Hoch angejegt und fo fteif, daß
fie beim Zurüdlegen nicht faltig zuſammenſinken, außerordentlich beweglich und, wenn
aufgerichtet, mit den Spitzen gegen einander geneigt.
4. Hals und Schultern: Der Hals ijt kräftig und wird erhoben getragen,
die Schultern find ſchräg geftellt und ſehr beweglich).
5. Bruft: Born breit, Hinter den Schultern breit und tief.
6. Rumpf: Kurz und gedrungen, der Nüden vollfommen gerade, aber ge=
ſchmeidig, die Lendengegend kräftig und musculös, der Bauch gut aufgezogen.
7. Ruthe fehlt gänzlich }).
8. VBorderläufe und Pfoten: Die Vorderläufe völlig gerade und gut unter
den Leib geftellt, fein in den Knochen, die Pfoten Elein, rund und gejchloffen, die
Nägel gerade, ſtark und kurz, nicht gefrümmt.
9. Hinterläufe: Seulen gut entwidelt, lang und musculös, die Sprung-
gelenfe nahe dem Boden.
10. Behaarung: Reichlich und im Gefühl hart. Am Kopfe glatt, an den
Ohren, der Vorderfeite der Läufe und den Fußwurzeln kurz, am Rumpfe ziemlich
kurz, am Halje jedoch verlängert, und zwar don der Hinterjeite der Ohren an, wo
das Haar eine Art Mähne, bis zur Bruft, wo es eine Bruſtkrauſe bildet, welche ſich
zwiſchen den Vorderläufen fortfegt und hier jowie an der Rückſeite der Hinterjchenkel
eine Art Feder (culotte) bildet, deren Enden einwärts gerichtet find.
11. Farbe: Tiefjehwarz ohne jedes Abzeichen.
12. Größe: Wenigſtens 4, höchſtens Ikg Gewicht.
I) Hier vermifjen wir die Angabe, ob das Fehlen der Authe erblih ift oder auf künſt—
lichem Wege herbeigeführt wird. Ein belgijher Züchter, den ich deshalb befragte, antwortete
darauf: „Vor 20 bis 30 Jahren fand man immer in einem Wurf ein oder zwei Junge mit
volftändigen Ruthen; jegt findet man umgekehrt höchſtens ein oder zwei ohne Ruthen, aber
man dreht fie den Uebrigen aus.“ Me. van der Snidt glaubt dagegen an eine Zunahme der
natürlihen Stumpfſchwänze. '
19
146 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ıc.
Fehlerhaft find helle Augen, halb aufgerichtete, zu lange oder abgerundete
Ihren, ſchmaler und zu langer oder zu kurzer Kopf, mangelhaftes oder gemelltes
Haar, Fehlen der Mähne oder Feder (culotte).
Die Maße der Hündin Berthe des Herrn Mr. Crouſſe betragen: Schulter-
höhe 30cm; Länge des Kopfes 121/, cm; Länge von der Naſe bis zum Anſatz der
Nuthe 42 cm; Breite der Bruft 121/,cm. Gewicht 51/, kg.
Berthe hat viele Auszeichnungen auf Ausftellungen erhalten. und vorzügliche
Nachkommen geliefert. ine getreue Abbildung diefer vorzüglichen Hündin findet ſich
Taf. LXXI; der ihr gegenüber ftehende Hund ift Mr. Emile de Coſter's Spitz;
ebenfalls vielfach prämiirt. Mr. van der Snidt hatte die Güte, dem Derfafjer
das Porträt dieſes Hündchens nebſt nachitehenden jchägenswerthen Notizen in Be—
treff der Raſſe zu übermitteln, welche hier leider nur in kurzem Auszuge Platz
finden können:
„Das Schipperfe ward früher in Brüffel auch als Haushund jorgfältig ge=
züchtet. In Holland ift e& dagegen ganz unbetannt. Als wir mit dem Schäferhund-
club in Leuven (Louvain) nach belgiſchen Schäferhunden juchten, Haben wir dort eine
Urt Kleiner und jehr intelligenter Schäferhunde gefunden, welche den Schipperfes jehr
ähnlih ind, jedoch etwas größer und fürzer von Haar. Ein folder war 4. B.
Menneke, welcher bei ven Prüfungen II. Breis erhielt, aber einen I. Preis verdiente.
Mit dem Spitz hat das Schipperfe nichts zu thun (2 der Verf.), aber es ift auch
ein Wächter (chien de garde) mie der Spit. Das Schipperfe hat einen bejonderen
Charakter, und man mag ihn mit irgend einer anderen Nafje kreuzen, jo entitehen
daraus immer nur Schipperfes. Ich glaube nicht, daß gegenwärtig noch ein Exemplar
eriftirt mit der Hälfte von Schipperfes-Blut im Pedigree. Daher möchte ich glauben,
dag dieje Hündchen früher direct aus irgend einem außereuropäifchen Lande importirt
wurden. In Brüffel Heißt er provinziell „Spits“, aber wir haben den Namen
„Schipperke“ beibehalten, damit man ihn nicht als furzhaarigen Spik betrachtet. Wenn
die Ruthe nicht coupirt ift, jo entwickelt fich diefelbe ftarf und unten mit einer Bürfte
und fie wird auch wie beim Beagle und Forhound aufwärts fübelförmig getragen.
Dom Terrier hat das Schipperfe nicht mehr, ala daß es wie diefer gern Mäufe
fängt, vor Allem aber iſt es ein vorzügliche Maulmurfsfänger („Mollevanger“),
doch geht es höchſtens auf einen Jltis, nicht auf Füchſe und Dachſe, es ift zu vor—
ſichtig, um fi) mit blinder Wuth mie ein Terrier auf größeres Naubzeug zu ftürzen.
— 63 hat viel Verjtand, allein es ift wie mit dem Dachshund, feine Gedanfen und
Manieren find anders wie die der anderen Hunderafjen. Es jucht ſich immer ein ge-
wiſſes Anſehen zu geben, bemüht und befümmert fih um alles und folgt doc) nur
jeinem Herrn. Wenn man ein Fenſter oder eine Thür öffnet, jo drängt e3 fid) herbei,
um zu jehen, was draußen vorgeht. Es ift fein meichlicher Schooßhund, liebt es viel-
mehr, im Freien zu ſchlafen und ift unermüdlich. — Ein Hauptzüchter der Schipperfes
it Herr Reujens, Quai aux Briques, Brüffel, welcher feine Hunde bis vor kurzem
nicht an Engländer verfaufte.
Eye
Spitartige Hunde. 147
In Betreff der Größe bemerfe ich noch, daß das Schipperfe immer groß genug
fein fol, um fein Schooßhund zu fein.” Sp weit Mr. van der Snidt.
In England neigte ſich die Züchtung diefer Hunde bald nad ihrer Einführung
vorwiegend zu der Auffaljung des Schipperfes als Heinen „Lurus= oder „Damenhundes“
(Toy), und dementiprechend wurden auch anfänglic, die Nafjezeichen des zuerft ge-
gründeten „Schipperke-Clubs“ in London entworfen. Inzwiſchen hat fi zu Anfang
October 1894 ein zweiter Schipperfe- Club (unter Vorſitz von G. Krehl) gebildet,
welcher die in Belgien bereits bejtehenden Raſſezeichen des Schipperkes unverändert
angenommen hat. Ob man jpäter in England wie in Belgien nicht doch dazu über-
gehen mird, eine große und fleine Form diefer Raſſe anzunehmen (mie dies ſchon
früher duch Mir. van der Snidt vorgeſchlagen wurde), muß die Zukunft lehren.
b) Kurzhaarige Spite in Sumatra und Neu⸗-Irland.
Der Hund der Battaks auf Sumatra ift nah Max Siber!) durchaus fpißartig,
hat aber furze, dichte Behaarung, rechts geringelte, an der Unterfeite ftärfer behaarte
Ruthe und kurze, aufrechtftehende, breite Ohren. Die Höhe beträgt 40 bis 50 cm.
Die Farbe ift roth, xothgelb, auch weiß. Der Hund bewohnt die Pfahlhütten der
Eingeborenen, wird von diefen als Wacht- und Jagdhund benußt und dient auch
— wie der Hund der Südſeeinſeln — den Eingeborenen als Nahrungsmittel. Der
Schädel ähnelt dem unſerer Spibe, doch) iſt der Schnauzentheil ftärker und die Hirn-
fapjel geringer im Umfang, die Stirn iſt breit und in der Mittellinie tief eingefenft.
sm Profil erjcheint die Außenlinie des Oberkopfes mit der ſchwach entwidelten Crifta
faft gerade, die Stirn geht ohne auffällige Senkung allmähli in den Nafenrüden
über. — Der Hund von Neu-Irland (C. novae Hiberniae, Gaimard) ward von
Profeſſor Studer=Bern im Catharinenhafen im Bismardarchipel angetroffen und ala
etwas größer al unjer Spitz mit jchlanfen Extremitäten, glatthaarig, mit aufrecht
ſtehenden Ohren, und wenig gefrümmter, aufrecht getragener Ruthe gejchildert. Der
Schädel foll dem des prähiftorifchen Torfhundes auffällig ähneln.
c) Indiſche kurzhaarige Spibe
(Fig. 133)
mit natürlichen Stumpfſchwänzen und von rother Farbe brachte der Prinz von
Wales von feiner Reife nad) Indien zurüd. Die beifolgende Zeichnung ift nach einer
jehr gelungenen Photographie diefer beiden Hunde hergeftellt. Die Raſſe ift augen-
Iheinlich mit den Spißen nicht allzu nahe verwandt und ſteht gewiſſermaßen zwijchen
I) Bergl. auch Peterſen's und Graf v. Breuner's Mittheil. im Schweiz. Central—
Blatt 1894.
19*
148 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
diefen und dem modernen black-tan-Terrier, doch wurden fie don den englifchen
Berichtertattern ftet3 als „Pomeranians“ (Spitze) aufgefaßt.
Kurzhaarige, ſpitzartige Hunde fanden ſich übrigens bei den meilten Eingeborenen
jüdliher Länder im Anfang ihrer Entdeckung, namentlich auf den Inſeln der Süd—
dig. 133.
Shwanzloje indiſche Spitze.
ſee. Durch Kreuzung mit den eingeführten europäiſchen Hunden verſchwanden die—
ſelben indeß faſt überall in wenigen Jahren.
3) Die wolfsartigen Hunde.
—
Die wolf- oder wildhundähnliche Form kommt bei den Hunden um ſo mehr
zum Ausdruck, je weiter entfernt dieſelben von cultivirten Gegenden leben. Radde
bemerkt in ſeiner Schilderung ſibiriſcher Hunderaſſen: „Bei ſehr vielen Hunden,
namentlich der gebirgigeren Gegenden des öſtlichen Sibiriens, läßt ſich der Wolf- und
Fuchstypus durchaus nicht verfennen, und nicht jelten findet man bejonders ſolche
Thiere, welche bis auf die Größe vollfommen den Wölfen ähneln. — Solche den
Wölfen ähnliche Hunde haben einen mehr gedrungenen Körper, kürzere Füße und
fürzere Schnauze als der Wolf. Die Yarbe aber, wie auch die eigenthümliche Straf:
heit des Haares, jeine Dichtigkeit, namentlid) auf dem Schmwanze, find ganz wie bei
C. lupus. Gewöhnlich tragen fie den Schwanz nicht aufrecht, ſondern fchleifen ihn
gejentt nad). Nur beim Stellen des Wildes, bei dem Anjchlag oder Wedeln heben
fie ihn im Bogen nah oben. Mit ſolchen Hunden, die niemal® eine Dreſſur be=
fommen, werden alle die großen, oft gefährlichen und jehr viel Ausdauer erfordernden
Jagden betrieben. Die Tungufen und nah ihnen die Ruſſen wiſſen durch Be—
fühlen des Schädels ſchon im Boraus zu jagen, für meldes Wild der Hund
bejonders geeignet iſt).“ — Schon im Gouvernement Irkutzk, wo nach ftatiftiichen An—
1) Entjpriht wahrſcheinlich dem auch bei uns früher üblichen, zweckloſen Betaften des Hinter:
hauptsbeines, i
Tafel LXIX.
SI
III
III
Spighunde und wolfsartige Hunde.
Chien des Douars. Japaniſcher Landhund.
Sibiriſche Raifi. Hund von Labrador (Sibiriaf).
MWolfsartige Hunde. 149
gaben etwa 2600 Schlittenhunde neben 32500 Nennthieren, welche zum Theil auch)
als Zugthiere dienen, gehalten werden, zeigen die Hunde bereits viel Wolfsähnliches.
In den höheren Breitengravden der Küftenländer Nordamerifas, wo das Rennthier in
Folge der ſchwierigen Ernährung nit mehr als Hausthier gehalten wird, während
der Ertrag der Jagd und des Filhfanges meiltens eine reichliche Fütterung geftattet,
wo dieje Jic) während des Sommers frei in den weiten Tundren umbertreiben und
ſich jelbft ernähren müſſen, erreichen diefe wolfsähnlichen Thiere oft eine bedeutende
Größe und Stärke. Im Allgemeinen fteht übrigens die Größe diefer Hunde, wie die
der Schlitten, Kähne (Kajaks) und Yangapparate ganz im Verhältniß zu der Größe der
betreffenden Esfimoftämme So find die Hunde und Geräthichaften der Labrador:
estimos größer und plumper als die der Grönländer, und dieje übertreffen hierin
wieder die kleinen aſiatiſchen Stämme der Samojeden und Oſtjaken. — Die in
Labrador gebräuchlichen Schlitten, melde faſt ausſchließlich zur Zortihaffung von
Laſten dienen, während der Führer auf tellerfürmigen Schneeſchuhen daneben läuft,
bejtehen einfach) aus 4 bis 5m langen, auf die Hohe Kante geitellten und vorn ſchräg
abgejchnittenen Brettern, welche oben durch eine Reihe ſchmaler Duerbretter mit ein=
ander verbunden find. Zur Beipannung werden 7 bis 15 und unter Umftänden noc)
mehr Hunde verwendet, welche allerdings nicht wie in Grönland in einer Breite neben
einander, jondern paarweile hinter einander vor ven Schlitten gejpannt werden. — Es
iſt Hierzu ein langes Zugfeil erforderlich, welches am Bordertheil des Schlitteng zwiſchen
den Hufen befeftigt und am vorderen Ende in das einfache Bruſtgeſchirr des beiten
und ſtärkſten Hundes gefnüpft wird. Die übrigen Hunde werden dann paarweile zu
beiden Seiten der langen Mittellinie in genügender Entfernung von einander an das
Seil gejpannt, während der Leithund an der Spitze des Zuges läuft. Der den
Schlitten begleitende Führer regiert die Hunde mittelft einer langen Peitſche mit furzem
Stiel. Das einfahe Geſchirr der Hunde ähnelt dem „Saelen“ des Taf. LXVII
abgebildeten ſtandinaviſchen Elchhundes. Ein einfacher Riemen liegt kummetartig
Ihräg über den Schultern, das lange, zwiſchen den Läufen Hindurchlaufende Zugjeil
ift aber unten am Schultergürtel befeftigt. Um die Wirkung des Zuges nicht allein
auf den Naden zu bejchränten, trägt der Hund außerdem noch einen Bruftgürtel
furz Hinter den Schultern, welcher den ganzen Bruftforb umgiebt und oben durch
einen furzen Riemen mit dem Halsriemen im Naden verbunden ift.
Die wolfsartigen Hunde Sibiriend unterjcheiven fi) wenig von denen Yabradors
und anderer Küftenftrihe, fie erreichen oft beinahe die Größe des Wolfes, ihre Be-
haarung ift ebenjo lang und dicht und beſteht aus einer reichlichen weichen Unterwolle
und dem längeren derberen und ziemlich harten Dedhaar. Die Farbe wechjelt zwiſchen
weiß, grau und ſchwarz — gelblich und wolfsfarbig. — Im hohen Norden herrjcht
das Weiß mit gelbliher Färbung des Rüdens vor. — Ein ſehr typiiches Eremplar
dieſer Raſſe war der auf engliihen Ausftellungen viel bewunderte und prämirte
Garıy des Mr. Fryer. Diefer Hund ftammte aus dem Sasfatchewangebirge im
nordweitlihen Canada. Das Haar war lang, faſt gerade und von. rein weißer
150 Dritter Theil. Die Haus und Hirtenhunde x.
Farbe. Die Ruthe lang und die behaart, die Ohren ziemlich kurz und rundlich zu—
geſpitzt — das Auge Hein und von blaßgelber Farbe. — Das gutmüthige und ver-
ftändige Benehmen Garry's ftand mit feiner wolfsartigen Erſcheinung nit in Ein-
flang. Ein ganz ähnlicher Hund, von Wolfsgröße, prächtiger, gerader, nach) allen
Nichtungen ftarrender Behaarung, von rein weißer Farbe mit leicht gelblihem Anflug
de3 Rückenhaares erſchien bereits 1882 auf der Auzftellung in Hannover. Dieſer Hund
— Namens „Sibiriaf* — ftammte angeblich aus dem öftlihen Sibirien und mar
ebenfall3 ein äußerſt menjchenfreundliches, janftmüthiges Ihier. Die dom Berfafjer
ig. 134.
Fahrhunde der Labrador-Eskimos.
(Hagenbeck's Expedition.)
nad) dem betreffenden Exemplar hergeſtellte Zeichnung (Taf. LXIX) entſpricht ganz
der Wirklichkeit, doch könnte dieſelbe im Vergleich zu den übrigen Hunden der
Gruppe größer gehalten fein (Schulterhöhe 68cm). Die Iris dieſes Hundes war
ebenfalls blaßgelb, die Naſenkuppe glänzend ſchwarz.
Von dieſen meiſt jehr regelmäßig gebauten, ſchönen Hunden unterjcheivet ich
der Hund der Tſchuktſchen Durch feine weniger anſprechende langgeitredte Form und
die Kürze der Läufe in undortheilhafter Weile. Diefe Hunde find während der lebten
zehn Jahre einige Male bei uns erjchienen und in den illuftrirten Zeitjchriften abgebildet.
Eine Tſchuktſchenhündin figurixte auch als Zuchtthier auf einer „Verſuchsſtation“ in Halle.
MWolfsartige Hunde. 151
Unter den wolf3artigen Hunden ſüdlicher Länder möge hier der ſpitzſchnauzige
Jagdhund der Japanefen erwähnt werden. Derſelbe führt in feiner Heimath, den
Namen „Kari-Inu“ oder „No-Inu“ (Landhund, im Gegenſatz zum Straßenpariah)
und erreicht etwa die Größe eines mittleren Schäferhundes (Abbild. Taf. LXIX).
Siebold!) giebt eine genaue Beſchreibung diejes Hundes, wie eine Abbildung deſſelben,
nebft genauen Zeichnungen des Schädels. An letzterem fällt die geſtreckte Form und
die Stärke de3 Unterkiefers auf. Siebold beſchreibt diejen Hund als jpikohrig und
ſpitzſchnauzig, mit aufgezogenem Hinterleib, die Behaarung furz und weich, Farbe am
häufigften xothgelb oder weiß mit hellbraunen oder ſchwarzen Flecken. Der Hund ift
lebhaft und intelligent, feine Lieblingsnahrung find File und Siebold glaubt au
hierin einen Beweis für die Abftammung diefer japanischen Hunde von den „Ichthyo—
phagen” Sibirien zu finden.
Ein näheres Eingehen auf die Gruppen der wolfs- und jpisartigen Hunde
dürfte um fo überflüffiger erſcheinen, als diefe Formen fat in allen uncultivirten
Ländern — klimatiſch variirend — auftreten. Nur ausnahmsweife finden wir
diefelben durch ſtrengere Zuchtwahl zu bejtimmten Raſſen ausgebildet, und auch dieſe
pflegen an den Grenzen ihres Verbreitungsbezirkes unmerklich in andere Typen über-
zugehen.
1) v. Siebold, Temminck und Schlegel, Fauna Japonica.
152 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ze.
Sünfte Öruppe.
Hınfder, Terrier und Dalmatiner.
A. Die deutſchen Pinſcher.
Die deutfchen Pinjcher!) entſprechen als Raſſe im Allgemeinen den englischen
Terriers, doch find erjtere niemals zu jagdlihen Zweden verwendet worden, da wir
für diefen Zweck die Dachshunde befigen. Man unterjcheidet bei uns 1) den furz-
haarigen und 2) den rauhhaarigen Pinſcher und außer diefen noch drei Zwerg—
formen, nämlid a) den furzhaarigen Zwergpinſcher, b) den rauhhaarigen
Zwergpinſcher und c) den rauhhaarigen Affenpinfher. Die drei Zwergformen
werden im Abſchnitt „Kleinere Lurus= und Damenhunde” nähere Erwähnung
finden, wir haben jomit hier nur mit den beiden erſten Formen zu thun.
1. Der furzhaarige Binjher. Die Rafjezeichen diefer Hunde wurden bereits
im Jahre 1882 feitgeftellt, indeß ift dadurch feine Verbeſſerung der ziemlid) zurück—
gebliebenen Raſſe herbeigeführt, fie find immer jeltener auf den Ausſtellungen er-
Ihienen und da fie ſich von der veralteten Form der früheren Black-tan-Terriers
faum unterjheiden, jo haben wir diefe Unterrafje wohl als erloſchen zu betrachten.
Wenigitens find troß aller Bemühungen auf den lebten Ausftellungen feine irgend
bemerfenswerthen Gremplare erſchienen, welde die Fortführung dieſer Raſſe als
wünſchenswerth erjcheinen liegen. — Uebrigens entiprechen die alten Rafjezeichen-
durchaus den beim furzhaarigen Zwergpinſcher angegebenen Beltimmungen. (Bierter
Theil, Gruppe 5.)
2. Der rauhhaarige deutihe Pinſcher oder Nattler. Wiewohl -Diefe
Hunde in älteren kynologiſchen Abhandlungen faum oder nur beiläufig als „Ratten—
fänger” oder „Stallhunde” erwähnt wurden, jo bilden fie doch eine alte und jehr
beliebte Hunderafje Deutſchlands, welche eine größere Aufmerkſamkeit von Seiten
1) Wahrjheinlid vom Engliihen „pincers* (Zange), eine in früheren Yahren übliche
Benennung der Rattenfänger. Auch im Franzöſiſchen iſt „pincer* — fneipen, zwiden, beißen. —
Provinziell auch Pintſch, namentlich in Oeſterreich.
Pinſcher. 153
unſerer Züchter verdient, als ihr bis jetzt zu Theil geworden iſt. Die alten Raſſe—
zeichen dieſer Hunde ſind neuerdings abgeändert, wie folgt:
Raſſezeichen des rauhhaarigen deutſchen Pinſchers.
1. Allgemeine Erſcheinung: Gewicht 5 bis 10k8 und etwas darüber.
Leicht, jedoch ſehnig und elaftiih gebaut, etwas langgeſtreckt, ohne Furzläufig
zu erſcheinen. — Haltung aufmerkſam und frei, Kopf und Hals mehr in jchräger
ig. 155.
Rauhhaariger Pinſcher over Rattler Rattenfänger).
Richtung vorwärts geſtreckt, als aufrecht getragen, Ruthe meiſt ſchräg aufwärts ge—
tragen. Dieſe Hunde ſind meiſt von lebhaftem Weſen, beſtändig wachſam, ohne
unnützen Lärm zu machen, ſehr intelligent und muthig, ohne dabei zänkiſch oder be—
ſonders raufluſtig zu ſein, von großer Anhänglichkeit an ihren Herrn, von unüber—
troffener Ausdauer, und zeigen eine beſondere Vorliebe für Pferde. Sie find auch
gewöhnlich gewandte Natten- und Mäufefänger und daher als Stallhunde beliebt.
154 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde 1.
2. Kopf: Nicht zu Schwer, in durchaus richtigen VBerhältnig zum übrigen
Körper des Hundes ftehend, kräftig und etwas langgeftredt. Der Oberkopf von oben
gejehen nach den Augen Hin fi nur wenig verſchmälernd, die Schnauze von oben
gejehen nach der Naſe Hin ſich Leicht verjüngend und weder ſpitz noch doggenartig
breit erſcheinend. Der flache Abſatz vor der Stirn erjcheint von der Seite gejehen in
Folge des aufgerichteten Haares an der Vorderſtirn meift viel auffälliger, ala ex that-
ſächlich it. Schnauzentheil ftark, Fräftiger Unterkiefer, die Badenmusteln gut entwickelt,
doch nicht auffällig vorspringend. Schnauze im Profil ſchräg abgeftumpft, Gebiß gut
ſchließend, mit ftarfen Fangzähnen. Nafenrüden völlig gerade, Naſenkuppe ſchwarz
Fig. 136.
Deutſcher rauhhaariger Pinſcher Morro.
und nicht zu groß. Ohren ziemlich hoc) angejeßt, nicht zu weit aus einander, im
natürlichen Zuftande meift als kurzer, dreieckiger Behang halb aufgerichtet getragen, und
daher am beften in der Jugend ſpitz geftugt. Augen klein, länglich, ſehr lebhaft und
ausdrudsvoll, von dunfelbrauner Färbung; ſtark entwidelte buſchige oder ftachlige
Augenbrauen.
3. Hals: Mittellang, kräftig, im Naden gewölbt, ohne Erweiterung der Kehlhaut.
4. Rumpf: Bruft fräftig, jedoch nicht breit; Nippenforb vorn tief hinab-
veihend, nur ſchwach gewölbt und eher feitlich zufammengevrüct als tonnenförmig,
Bauch nur wenig aufgezogen, Rüden mäßig gemölbt.
Terrier. 155
5. Ruthe: Im natürlichen Zuftande faum bis zu den Sprunggelenten veichend
und ſchräg aufwärts mit ſchwach fübelförmiger Biegung getragen. Wird meift in der
Jugend kurz geſtutzt, iſt jedoch auch ungeftußt zuläflig, wenn ihre Form und Haltung gut find.
6. Läufe und Pfoten: Schultern jchräg geftellt, flach bemuskelt, wie auch die
Keulen der Hinterläufe. Vorderläufe von allen Seiten völlig gerade, die Hinterläufe
im Unterjehentel nur wenig ſchräg geitellt, Pfoten Klein, rundlich, Zehen gewölbt.
7. Behaarung: So hart, ftraff und dicht als möglich, keineswegs lang oder
zottig, und am ganzen Körper gleihmäßig, namentlich am Oberkopfe nicht weicher,
an der Schnauze kurzen Schnurr- und Sinebelbart, über den Augen bufchige oder
ſtachlige Brauen bildend. Ohren kurz und meicher behaart. Ruthe mit unvegelmäßig
gedrehter, ſchwacher Bürſte. Die Läufe bis zu den Zehen hinunter, vorzugsweife an
der Hinterjeite, rauh, Pfoten kurz und dicht behaart.
5. Farbe: Roſtgelb oder -graugelb, möglichſt einfarbig, Kopf, Füße und Unterfeite
des Rumpfes jedoch meiſt heller gefärbt, ferner ſchwärzlich eifengrau oder filbergran,
möglichſt einfarbig oder auch mit gelbbraumen oder blaßgelben Abzeichen an den Augen,
der Schnauze und den Läufen, wie beim Dachshund. Auch einfarbig flahsblond oder trüb
grauweiß, aber nicht mit ſchwarzen Flecken. Ebenſo einfarbig ſchwarz. Nägel dunkel,
Vehlerhaft find: Plumpe, ſchwerfällige Bauart, zu ſchwerer, runder Kopf,
doggenartig fumpfe, zu ſpitze oder zu kurze umd zu ſchwache Schnauze, Doppelnafe,
zu langer oder zu kurzer Ober- oder Unterkiefer, auffällig breite Bruft, weit geipreizte
oder gebogene Vorderläufe, geringelte oder ftarf gefrümmte Nuthe und feitlich ab-
fiehende Ohren. Ferner jede zu weiche, zu lange, gemellte, gerollte, zottige oder
glatt anliegende Behaarung und das einfarbige Weiß.
B. Die englifden Terrier,
Unter dem Namen „terriers“ (von „terre“, Erde!) und „earth-dogs* (Erd—
Hunde) verftand man in England ſchon in jehr früher Zeit Heine Hunde, welche zum
Aushegen oder Ausgraben der Dächſe, Füchſe und fonftigen Eleineren Raubzeuges
verwendet wurden 2). — Es waren dies ſchwerlich Zwergjagohunde, wie unfere Dächfel
oder die franzöfiichen Baſſets alten Schlages, fie ähnelten wahrscheinlich den heutigen
Terriers mehr oder weniger und find möglicherweife aus den von Wilingern eingeführten
nordiſchen ftochaarigen Spiten der Lappen umd Finnen entftanden. An Blaine’s
Rural Sports (1852) findet fi) die Copie eines alten Miniaturbildes, dag Aus—
1) Das alte franzöfiihe „terrier“ bezeichnet den unterirdiſchen Bau des Dachjes oder
Fuchſes, nicht den Erohund (oder basset).
2) Sm Sahre 1617 beauftragte Jacob VI. von Schottland den Grafen dv. Mar, ihm
zwei Koppeln vorzüglicher „Terriers“, „EartHdogges“ zu verſchaffen, welche gute Fuchs—
tödter jein müßten und lange unter der Erde aushielten. Ebenſo wünjchte der König im Jahre
1624 vier oder fünf Koppeln Erohunde (Barth-Dogges) nicht über drei Jahre alt zu erhalten,
welche im zwei verjchiedenen Schiffen nach Frankreich verſchickt werden follten. Leider fehlt jede
genauere Beſchreibung diejer „Erdhunde“.
20*
156 Dritter Theil. Die Haus» und Hirtenhunde x.
graben eines Fuchjes bei den alten Angelſachſen daritellend; hier ift der „Erdhund“
dem heutigen Bullsterrier ähnlich dargeftellt. — Später mögen oft genug auch
franzöfifche Bafjets eingeführt und Kreuzungen zwijchen dem Beagle umd Terrier
üblich geweſen jein (Terrar-Beagles); doch ſcheint es nicht, daß Dieje Kleinen Jagd—
hundformen dauernd in England heimisch wurden. Cajus (1570) bejchreibt die
Arbeit der „Terrier“ in derſelben Weile, wie wir ein Dachsgraben mit Dächjeln
ſchildern würden, er läßt ung aber vollftändig im Unklaren über die äußere Er—
iheinung feiner Hunde. Da Cajus aber die Terrier noch zu der Claſſe der eigent-
(ihen, mit der Nafe ſuchenden Jagdhunde (C. sagax) rechnet, jo wäre es immerhin
möglich, daß derſelbe Baſſets oder „Beagle-Terrars” ſchildert. — Ebenſo unficher
find faft alle jpäteren Mittheilungen englifcher Schriftitellev bis zu Ende des vorigen
Jahrhunderts, denn wir ftoßen überall auf die althergebrachte Eintheilung in gerad-
läufige und krummläufige Erdhunde und bei näherer Unterfuhung ertennen wir meiftens,
Big. 137.
—
7 ZUR eG
ER fie@
en 4
a"
Rauhhanriger [hottiiher Terrier, nah Bewid 1792.
daß wir es mit einer mörtlichen Ueberjeßung der Du Fouilloux'ſchen Beſchreibung
franzöfifcher Bafjet3 zu thun haben. — Ein näheres Eingehen auf dieje Nach—
ichreibereien dürfte hier überflüffig fein; beftimmtere Nachrichten in Betreff der eigent-
lichen Terrier tauchen exft gegen Ende des vorigen Jahrhunderts auf. — Bewid (1792)
fennt nur zwei Formen des Terriers:; den vauhhaarigen und den glatthaarigen.
Erſterer wird als furzläufig, langrückig und ehr ftark bezeichnet, von Farbe meijtens
einfarbig gelblich oder gelb mit Schwarz und Weiß gemischt. Die Abbildung Fig. 137
iſt dem Werke Bewick's entlehnt. Den glattdaarigen Terrier jener Zeit jchildert
Bewid als ſchön geformt, glatt und glänzend von Haar, von kürzerem Rumpf, leb—
hafteren Weſens, meiftens von röthlichbrauner oder ſchwarzer Färbung mit lohgelben
Füßen; ähnlich) wie der rauhhaarige Terrier in Gemüthsart und Fähigkeiten, jedoch
bon geringerer Größe, Stärke und Ausdauer. Wir erkennen in leßterem unjchwer
Abnene A mou 7. X;
Enalifhe alatthbaarige Terrier.
Bullterrier. White- Terrier,
Foxterrier. Blackztan-Terrier. Toy⸗Terriev.
Terrier. 157
den alten englifchen Blaf-tan-Terrier, während der rauhhaarige Hund Bewick's im
Körperbau dem heutigen Dandie Dinmont — mit Ausnahme des Behanges — ſo
ziemlich ähnelt. — Während der erſten Jahrzehnte diefes Jahrhunderts entjtanden
verjchiedene neue Formen der Terrier, allein ſelbſt Youatt (1845) unterſcheidet nur
den glatthaarigen und rauhhaarigen englifchen Terrier, meift ſchwarz mit gelben
Abzeihen, und die rauhhaarigen ſchottiſchen, bei denen drei Varietäten (nad) Größe
und Länge der Behaarung) jehr im Allgemeinen gejehildert werden. — Ohne Frage
find die meiften jegigen Raſſen der Terrier erſt während der lebten 50 Jahre ent=
fanden, doc) erhalten wir erft mit Einführung der Hundeausftellungen ein klares
Bild über die verſchiedenen Nafjen. Nicht ohne Verwunderung erjehen wir aus dem
Kataloge der erſten „internationalen’ Humdeausftellung im Jahre 1863, daß manche
Slaffen der Terrier damals bereits weit ftärfer beſetzt waren, als dies heute der Fall
ift, während andere, welche gegenwärtig zu den zahlreichiten ‚gehören (4. B. die Fox—
terrier), zu jener Zeit noch nicht einmal eine bejondere Clafje auf den Ausftellungen
bildeten. — Die gegenwärtig officiell anerkannten Raſſen der größeren Terrier !)
laſſen fi) nad) ihrer Behaarung in folgende Claſſen bringen:
a) Glatthaarige.
1. Der Bullterrier. 3. Der weiße Terrier.
2. Der Black and tan Terrier. 4. Der glatthaarige Forterrier.
b) Rauh= und drahthaarige.
5. Der rauhhaarige Forxterrier. 8. Der Welſh-Terrier.
6. Der triide Terrier. 9. Der Dandie Dinmont.
7. Der ſchottiſche Terrier. 10. Der Bedlington-Terrier.
11. Der Wiredale-Terrier.
c) Zanghaarige.
12. Der SkyesTerrier.
«) mit Spitzohr (Prick-eared), — 4) mit Hängohr (Drop-eared).
a) Glatthaarige engliſche Terrier.
(Sa Xae)
1. Der Bullterrier.
(Taf. LXX und Fig. 139.)
Wie ſchon die Benennung diejer Nafje andeutet, entjtand diejelbe durch Kreuzung
de3 Terriers mit dem Bulldog. — Derartige Kreuzungen mögen jchon ſeit Entftehung
1) Die hier aufgeführten 12 Raſſen bilven die größeren Formen der Terrier, welche
zum Theil noch jagdlihe Verwendung finden oder zur VBertilgung feiner Raub- und Nagethiere
benugt werden. Die Feineren oder Zwergformen der Terrier (Toy-Terriers) finden erſt im
vierten Theil (Kleinere Luxus- und Damenhunde) nähere Erwähnung. Yu legteren hat der Verf.
auch den Clydesdale-Terrier wegen jeiner jeivenartigen Behaarung gerechnet.
158 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
der Bulldografje zur Genüge vorgenommen fein, eine beitimmte Grwähnung derſelben
findet fich jedoch exit gegen Ende vorigen Jahrhunderts durch Taplin, melcher jagt:
„Die Terrier find bei den unteren Volksclaſſen für den Zweck der Dachsheke mit
dem Bulldog gefreuzt, wodurch fie vergrößert wurden und ihre natürliche Wildheit
ſich noch mehr ausbildete.“ — Zu einer beftimmt abgegrenzten Raſſe hat man es
damals wohl kaum gebracht, denn Bewid und Youatt erwähnen des Bullterriers
gar nieht und in Blaine’3 „Rural Sport 1852“ findet ſich (©. 410) folgende Stelle:
„Eine große Raſſe englifcher Terrier ift vor Kurzem aufgetaucht, die meiften find rauh—
haarig, aber einige auch glatt. Diefe Hunde find dur) Kreuzung mit dem Bulldog
entjtanden, ſie entwideln unglaubliden Muth im Kampfe mit dem größeren Raub—
zeug, namentli) dem Dachje gegenüber.” — Nauhhaarige Bullterrier kannte der Ver—
faljer in den vierziger Jahren in den föniglihen Marftällen zu Hannover, fie waren
von bedeutender Größe, ſehr rauh, mit ftarfem Bart, von Farbe rein weiß mit
dunteln Augen und Schwarzer Nafe. Ohren und Ruthe wurden kurz gejchnitten. Dieſe
ihönen, aus England importirten Hunde find inzwiſchen auch in ihrer Heimath längſt
verſchwunden. Auf der erften größeren internationalen Ausftellung in London (1869)
dig. 138.
—
Schädel eines Bullterriers. /, wirklicher Größe.
Mufeum der Iandwirthihaftl. Hochſchule zu Berlin.
finden wir bereits den als Bullterrierzüchter befannten James Hinks in Birmingham,
melcher einen bedeutenden Handel mit weißen Bullterrier eigener Züchtung betrieb, unter
denen ſich, wie man jagt, ſtets ein hervorragender Hund Namens „Madman“ befand,
deſſen Stelle beim Berfauf des Hundes ſofort durch einen anderen erjeßt wurde. —
Nah Stonehenge hatten diefe Hunde noch viel vom Bulldog, namentlich in der
hängenden Dberlippe, aber im Jahre 1868 erſchien unerwartet aus Wales ein
Hund Namens DId Bictor, deſſen vollendet ſchöne Kopfform bis Heute ala maß—
gebend für den Typus der Raſſe gegolten hat. Old Victor war ebenfalls rein weiß;
einer jeiner Nahfommen (Young Victor) war auf einer Kopfjeite gefledt, er gewann
faſt jeden Preis, bis er 1875 während der Ausftellung zu Hull plötzlich an Ver—
giftung einging. — Sein Sohn Targquin, deſſen Vorträt das Werk von Stonehenge
(1882) jhmüdt, ging jpäter in den Beſitz Vero Shaw's über, melcher während
mehrerer Jahre der Hauptzüchter der Bulkterriev war. — Tarquin (geb. 1873) war
bon Young Bictor aus Puß, Züchter: Mr. 6. 2. Boyce in Birmingham, und
zählte mit 44 Pfd. Gewicht zu den Hunden der ſchweren Glafje (über 20 Pfd.).
Terrier. 159
Seit dem Auftreten des zuvor erwähnten Old Victor (1868), welcher vielfach zum
Deden der Hündinnen Hinks'ſcher Züchtung benußt wurde, nahm die Raſſe der Bull—
terrier einen bedeutenden Aufſchwung. Ein weiteres Eingehen auf die verichiedenen Juchten
dürfte hier um jo weniger am Plage jein, als die Führung der Abjtammungsliiten
dieſer Raſſe zu jener Zeit ſelbſt von den engliichen Freunden der Raſſe hart ge=
tadelt wird.
In der großen Kennelclub-Ausſtellung zu Barn Elms, London 1887 zählten die
Glafjen der Bullterrier im Ganzen 30 Anmeldungen. In der Kennelclub-Schau, April
1890, waren die Bullterrier ebenfalls Schwach vertreten. In der Challengeclafje Ttegte
Little Baron; die größte und befte Clafje (12 Anmeldungen) war die offene Claſſe
für Hunde und Hündinnen über 30 Pfd., hier fiegte Mr. U. George’ Prinz
Bendigo; in der Claſſe zwiſchen 20 und 30 Pfd. erhielt Mr. Lee's Oakhill
Roſe I. und Specialpreis und e& galt diefe Hündin für eine der beiten ihrer Raſſe.
Auf der Liverpool-Ausftellung im Januar 1894 erjhien wenig Neues. In
der offenen Claſſe: I. und Specialpreis Mr. F. Bateſon's Lord Gully; Limitclaffe:
Mr. Batejon’3 Verfeverance I. Preis; Hündinnen: Mr. 3. Batefon’s Ya Roſe;
Nodizen: Mr. ©. Hughes’ Billy Barlow I]. Preis.
Unfere deutſchen Ausftellungen hatten bis jet immer nur eine ſehr geringe
Zahl Bullterriev aufzumeifen. Selbft in der Berliner Schau 1890 fanden ſich in
der betreffenden Glafje (für Hunde und Hündinnen) nur acht Meldungen, unter denen
B. Grunert's Tunftall Clinker (von Marquis aus Nell), den I. Preis erhielt
(Fig. 139). Hannover 1893: fünf Meldungen, Dr. Wolf's Cavalier und Det
Hill Rofe I. Preis; Dortmund 1894: nur vier Meldungen, E. Gartner’s
Brince Hampton I Preis.
Die Nafjezeihen des Bullterriers wurden 1889 vom engliihen Bullterrier-
Club feſtgeſtellt 2) und lauten in der Ueberſetzung tie folgt:
Die allgemeine Erſcheinung ift die eines ebenmäßig gebauten, außerordentlich
musculöfen Hundes, eine Verförperung von Behendigkeit, Anmuth, Eleganz und Ent-
ſchloſſenheit.
Der Kopf iſt lang, Oberkopf flach, zwiſchen den Ohren breit und gegen die
Naſe hin ſich allmählich verſchmälernd; die Kaumuskeln nicht auffällig vorſpringend.
Die Stirnfläche geht durch eine flache Vertiefung in die Schnauze über, zwiſchen den
Augen befindet ſich keine ausgeſprochene Stirnfurche. Die Kinnbacken ſind lang und
ſehr kräftig, die Naſe iſt groß und ſchwarz, die Naſenlöcher weit geöffnet. Die Augen
ind klein und tiefſchwarz, mandelförmige werden bevorzugt. Die Lippen jo knapp
als möglich anliegend, keine Falte am Lippenwinkel bildend. Die Zähne regelmäßig
geformt und genau auf einander paſſend. Jede Abweichung hiervon, wie ein vor—
ſtehender Unterkiefer oder andere Mißbildungen, iſt ſehr fehlerhaft.
1) Die frühere Beſtimmung der Raſſezeichen durch Stonehenge iſt hier in manchen
etwas ſtrengen Anforderungen (namentlich in Betreff der Kopfform) abgeändert worden.
160 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Die Ohren werden für Ausftellungen ſtets geitußt, und dies muß von fundiger
Hand der jeweiligen Mode entiprechend geſchehen. (Wird wahrſcheinlich demnächſt in
England unterſagt. Der Verf.)
Der Hals lang und leicht gewölbt, ſchön an die Schultern angefeßt, gegen den
Kopf zu ſich verjüngend und ohne Ioje Haut ſchlank in denjelben übergehend.
Die Schultern kräftig, musculös und jchräg geftellt.
dig. 139.
Bullterrier.
B. Grunert’3 Tunftall Elinker. Dr. jur. Wolf’3 Bill.
Der Rumpf: Die Bruft tief und breit, die Bruftrippen gut gerundet. Der
Rüden kurz und musculös, doch nicht außer Verhältnig zu den übrigen Formen
des Thieres.
Die Ruthe ift kurz im Verhältniß zur Größe des Hundes, jehr tief angejebt,
did am Anja und in eine feine Spitze auslaufend. Sie wird in einem Winkel von
45 Grad ohne Krümmung aufwärts, nie über dem Rüden getragen.
Die Läufe und Pfoten: Die Vorderläufe volltommen gerade mit gut entwidelter
Museulatur, und ſehr ftark in den Fußmurzelgelenten, die Ellenbogen nicht nach) außen
gedreht, jondern in derjelben Fläche mit dem Schulter- oder Buggelenf liegend. Die
Hinterläufe lang und im richtigen Verhältniß zu den vorderen jtehend, gut bemußfelt,
mit jtarfen, geraden, gut niedergelafjenen Sprunggelenfen. Die Pfoten find mehr
Katzen- als Hajenpfoten.
Terrier. 161
Die Yarbe iſt weiß }).
Die Behaarung ift kurz und fteif im Gefühl, mit feinem Glanz.
Das Gewicht beträgt 7 bis 22 ke.
Der Fig. 139 (a. v. ©.) abgebildete Hund des Herrn Bruno Grunert-Geithain,
Zunftall- linker (Züchter: W. Potts), von Marquis aus Nell geworfen 1886,
erhielt I. u. I. Preis in Dunfermline, IH. Preis Southport, I. Preis Glasgow,
I. u. H. Preis Ayr, II. Preis Paisley, II. und Specialpreis Greenod, zwei I. Preiſe
Dalkeith (in zwei Claſſen) und I. Preis Berlin 1890. — Seine Schulterhöhe beträgt
64 cm; der Bruftumfang 65 cm.
Der andere in Fig. 139 abgebildete Hund Bill des Dr. jur. Wolf-Braun-
ſchweig, Züchter: Miller, von Champion Eclipje aus Madge geworfen 1887, erhielt
Nejervepreis Warwid 1888, 9. 2. E. Birmingham 1887 und Gafjel 1889. Ebenſo
Berlin 1890. — Seine Mage find: Schulterhöhe 45cm; Kopf 21cm; Ellenbogen-
höhe 24cm; Rumpflänge vom Bug bis Nand der Keule 53 cm; Ferſenhöhe 14 cm.
Der heutige Bullterrier ift ein Meifterftüd engliſcher Raſſenzüchtung zu nennen.
Die ſchwierigſte Aufgabe blieb immer, den brutalen Ausdruck des Bulldogfopfes
zu vermeiden, welcher hauptſächlich durch die weit vorspringenden Backenknochen und
Kaumuskeln, wie auch dureh die plößlich abgejegte, furze und breite Schnauze her—
borgebracht wird. Bei manchen Bullterrieen kommt namentlih die auffällige Breite
in der Augen- und Badengegend erſt im dritten Lebensjahre des Hundes zum Vor—
idein. Die bei uns gezüchteten Bullterrier zeigen meiltend noch die Fig. 140 a ab-
gebildete Form, bei welcher die größte Breite des Kopfes in der Gegend der hinteren
Augenwinfel Liegt, während die befjeren englifchen Zuchten meiftens der Fig. 140 b
entiprehen. Manche engliſche Bullterrier erinnern in der Kopfform gar nicht mehr
an den Bulldog (vergl. Abbild. Taf. LXX). In den rein gezüchteten Hunden iſt ebenſo
die an den Bulldog erinmernde breite Vorderbruft mit den weitgejpreizten Vorder—
läufen verſchwunden und das Mikverhältnik zwiſchen Vorder- und Hintertheil, mie
der watſchelnde Gang des Bulldog völlig befeitig. Man jagt, daß außer dem
Bulldog au der Windhund zur Erzeugung des heutigen Bullterrier3 benußt jei, und
die edlen Formen des letzteren, wie die raſchen und gewandten Bewegungen machen
diefe Annahme wahrſcheinlich. — Trotz diefer gemifchten Abkunft erweiſt ſich der
Bullterriev als ein höchſt intelligentes Thier, welches dem Bulldog an Muth und
Entſchloſſenheit nicht nachfteht, ihn aber in Bezug auf Lenkſamkeit und Drefjurfähigkeit
bei Weitem übertrifft.
Einen hübjchen Beweis der Intelligenz diefer Hunde beobachtete ich vor Kurzem
bei einer Bullterrierhiindin, welche der in Berlin verftorbene Afrifareifende Dr. Fiſcher
hier bei einem Verwandten zurüdgelaffen hatte. Die Hündin war untein belegt und
man bejeitigte zwei Junge des Wurfes während der Abweſenheit dev Mutter, welche
1) Der Verf. möchte hier Hinzufügen, daß die Naje immer ſchwarz und feucht, das Auge
dunfel gefärbt jein muß. Die früher häufig auftretenden weißen Bullterrier mit gejtromten Flecken
find jegt durchaus verworfen, da diefe Färbung das Ueberwiegen des Bulldogblutes anzeigt.
21
162 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
jeden Abend vor dem Abjchliegen der Hausthüren noch eine viertel oder halbe Stunde
im Garten zu promeniren pflegte. — Die Hündin nahm wenig Notiz bon der ver—
minderten Zahl ihrer Jungen, als aber am nächſten Abend zur felben Zeit wieder
zwei derjelben verſchwanden, duchluchte jie unruhig das ganze Haus. Es war von
den fünf Jungen nur no eins übrig MS die Hündin am folgenden Abend zur
jelben Stunde Einlaß in den Garten begehrte, jah man, daß fie einen weißen Gegen-
jtand im Yange trug und denfelben in einer entfernten Ede unter einem Buſche jorg-
fältig verftete. Als fie Später hereingerufen wurde, eilte fie zu dem Verſteck, holte
dort ihren legten Iebenden Sprößling hervor und trug ihn behutjam wieder in das
leere Körbehen im oberen Stodwerf des Hauſes.
In allen Fällen, wo es fih darum handelt, einen muthigen, mwachlamen, aber
nicht bösartigen Hund don geringer Größe und bedeutender Intelligenz zu befigen,
it der Bullterrier reiner Züchtung zu empfehlen. Man findet ihn daher oft als Wacht—
dig. 140.
a b
Kopf des Bullterriers.
a) frühere (fehlerhafte) Form. b) jetzige (richtige) Form.
hund auf den engliichen Pachthöfen, und als Begleiter der englifhen Miffionäre ifl
er weiter al3 jede andere europäiſche Hunderafje in den uncultivirteften Ländern vor—
gedrungen.
2. Der ſchwarz-gelbe englifhe Terrier. (The Black and tan Terrier.)
(Zaf. LXX und Fig. 141.)
Dieje Hunde bilden eine der älteften Raſſen der englischen Terrier, noch zu
Anfang diejes Jahrhunderts eriftirten dieſelben in verschiedenen Färbungen, vor etwa
20 Jahren führten fie den Namen „Manchefter-Terrier”, in neuerer Zeit werden fie
nad) ihrer ſchwarzen Färbung mit rothgelben oder lohfarbenen Abzeichen in England
Beraten. 163
„Bla and tans“ genannt, während die dunfelbraunen, rothgelben u. ſ. w. auf den
Ausftellungen als „Andersfarbige” (Any other Colours) bezeichnet werden. — Bon der
alten Stammraſſe diefer Hunde find indeß nur Behaarung und Farbe fich gleich ge—
blieben, während die Körperformen, namentlich in neuerer Zeit, vielfach verändert find.
Bis zu Ausgang des vorigen Jahrhunderts vertrat der Black and tan Terrier den For-
tererier, er diente nicht allein zum Ausgraben und Heben des kleinen Naubzeuges,
fondern begleitete auch die Meuten der Fuchshunde, um erforderlichen Falls den zum
Bau geflüchteten Jagdfuchs aus feinem unterirdijchen Verſteck zu treiben. Dieſen und
anderen Aufgaben des „Sports“ ift der heutige „Black and tan Terrier” nicht mehr
dig. 141.
Black and tan Terrier Tom-Bowling (5176).
Beſitzer: E. C. Schiever- Hannover.
gewachſen, wenigſtens nicht one die verpönte Kreuzung mit dem Bulldog. — JIdſtone
ſchildert den heutigen Black and tan als einen Hund, „welcher einem Prediger oder
Friedensrichter folgen kann, und der Reſpectabilität ſeines Herrn eher nützt als
ſchadet, während Bulldog, Bullterrier, Pointer und Setter ſchwerlich als beſtändige
Begleiter eines in Amt und Würden ſtehenden Mannes gedacht werden können.“
Der alte Black and tan Terrier war, wie die „andersfarbigen“ kurzhaarigen
Terrier bis zu Anfang dieſes Jahrhunderts ein ſtärkeres, dickköpfigeres und breit—
brüſtigeres Thier, als der heutige Hund dieſes Namens und erinnerte eher an unſere
alten deutſchen Pinſcher, welche möglicherweiſe nichts Anderes find, als unveredelte
21*
164 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Blaf and tanz. — In der erften internationalen Londoner Ausstellung 1863 enthielt
die Clafje der Black and tan Terrier über 7 Pfd. 31 Meldungen. — In den 70er
Jahren ward die äußere Erſcheinung diefer Hunde zunädft durch Mr. Sam Handley
von Manchefter bedeutend umgeftaltet und veredelt und wahrscheinlich war dies die
Urfache, daß man die Black and tan Terrier — nad) dem Vorgange des Kennelclubs
— für eine Zeitlang als „Mancheſter-Terriers“ bezeichnete. Dieje Benennung iſt
inzwifchen wieder aufgehoben. — Die Nafjezeihen des Blad and tan Terrier
wurden zunächſt durch Stonehenge (Dogs of the British Islands) aufgeftellt. Die
heutige Faſſung derjelben ift vom englifhen Black and tan Terrierclub bejtimmt
und lautet folgendermaßen:
Kopf: Oberkopf ſchmal, fait ganz flach mit Schwacher Stirnfurche, leicht keil—
fürmig geformt, nad) der Nafe zu fich verjüngend, mit gerader Schnauze, ftraff
anliegender Haut, ohne fichtbare Kaumuskeln, unterhalb der Augen gut ausgefüllt,
die Lippen knapp an den Kiefern anliegend. Augen Hein, glänzend, funkelnd, mäßig
nahe beifammen ftehend, fo dunfel als möglich, von längliher Form, an den Außen
ſeiten ſchräg aufwärts gerichtet, weder zu tief im Schädel liegend, noch) vorjtehend.
Naſe volllommen ſchwarz.
Ohren: Das kleine dünne Knopfohr. Die Behänge ſind ſchmal am Anſatz
und möglichſt nahe bei einander an den höchſten Stellen des Oberkopfes angeſetzt.
Hals und Schultern: Der Hals ſchlank und anmuthig, gegen die Schultern
ſich allmählich verſtärkend und gänzlich frei von Wamme, vom Genick ab leicht ge—
wölbt, die Schultern ſchräg geſtellt.
Bruſt: Zwiſchen den Läufen ſchmal und im Bruſtkorb tief.
Rumpf: Kurz, mit kräftiger Lendengegend. Die Rippen hinter den Schultern
gut gerundet, der Rücken gegen die Lenden leicht gewölbt und gegen den Ruthen—
anſatz wieder zu derſelben Höhe wie an den Schultern abfallend.
Ruthe: Ziemlich kurz und am Ende der Wölbung des Rückens angeſetzt, dick
an der Verbindung mit dem Rumpfe und in ſchöner Linie in eine Spitze auslaufend,
nicht über die Höhe der Lenden erhoben getragen.
Läufe und Pfoten: Die Läufe vollkommen gerade und gut unter den Leib
gejtellt, Fräftig und von angemefjener Länge. Die Pfoten compact, die Zehen ge=
jpalten und gut gewölbt, mit kohlſchwarzen Nägeln, die beiden Mittelzehen etwas
länger als die übrigen; die Hinterpfoten wie die einer abe geformt.
Behaarung: Dicht, kurz und glänzend, nicht weich.
Farbe: Das Schwarz und Lohfarben (tan) jo beſtimmt wie möglich, leßteres
von fräftiger Mahagonifarbe Kin ebenfolher Fleck über jedem Auge, ein weiterer
an jeder Wange, der lebtere jo Elein als möglich; die Lippen des Ober- und Unter-
fiefers an den Rändern leicht ebenjo gezeichnet, die nämliche Färbung am Unterkiefer
bis zur Kehle herab und an lebterer in der Form des Buchitabens V nach) unten
verlaufend; die Innenſeite der Ohren theilweife lohfarben, die Borderläufe ebenjo bis
zu den Fußwurzelgelenken mit je einem jchwarzen Fledchen auf den Vorbereiten der
Terrier. 165
Fußwurzeln; auf jeder gehe ein deutliches, wie mit einem Pinſel aufgetragenes ſchwarzes
Abzeichen. Die lohfarbene Zeichnung ſetzt ſich an den Hinterläufen von den ſchwarzen
Pinſelſtrichen an den Zehen auf der Innenſeite nach oben fort bis kurz unterhalb
der Kniejcheiben, während die Außenſeiten der Läufe vollfommen ſchwarz find. Auch
an der unteren Seite der Ruthe und am After, befinden ſich lohfarbene Abzeichen,
die jedoch nicht größer find, als daß fie mit der Ruthe bededt werden Können. Jeden—
falls muß die Lohfarbe ſcharf vom Schwarz abgegrenzt fein ?).
Gewicht: Ein Zwergterrier darf 3, ein Hund mittlerer Größe 6,5 und ein
großer 10kg Gewicht nicht überjchreiten.
Die Maße eines guten Black and tan Terrirs Mr. W. 8. Taunton’3
Swift, 8. €. ©. 2. 8631) find folgende: Schulterhöhe 40cm; Länge des Kopfes
19 em; Umfang des Kopfes 33 cm; Umfang der Bruft hinter ven Schultern 53 cm;
Länge der Ruthe 23cm; Öewicht 12 ke.
Der Blad and tan Terrier erfreut ſich gegenwärtig nicht mehr jo großer Be—
liebtheit wie früher und ift durch den Foxterrier ziemlich in ven Hintergrund gedrängt.
Auf der Birmingham-Nusftellung 1883 fanden fih nur 12 Meldungen; in der
Championclafje erhielt Mr. DO. Whitehouſe's Wheel of Fortune (8. C. ©. B.
9553) I. Preis; Hündinnen: Meſſrs. Hill’s und Aſhton's Emprep Il.
(8. 6. ©. B. 11974) I. Preis; in der offenen Claſſe (über 14 Pfd.) Meſſrs.
Troughear's Prinz Arthur (früher Zulu) I Preis. — Die einfahhe Beichreibung
der Raſſezeichen (von Mr. W. K. Taunton) lautete: „Kopf lang und ſchmal,
Auge Hein und dunkel, Nuthe dünn und gerade, Farbe dintenſchwarz und dunfel
Iohfarbig, nicht vermiſcht. — Abzeichen: Kleiner gelber Fleck auf jeder Wange und
ein großer über jedem Auge; Vorderläufe vom Vorderknie abwärts lohfarbig mit
ſchwarzem Flef (thumb spot) über dem Zub, Zehen ſchwarz gefledt (pencilled),
feine lohfarbene Abzeichen an der Außenſeite des Hinterfußes.”
Auf der Kennelclub-Ausftellung zu Barn-Elms, London 1887, wurde der
Bictoriapreis für Blad-tan-Terrier über 12 Monate (mit Einfluß der Zwergterrier)
von 25 Pfd. ausgejeßt, für welchen nur Exemplare mit nit verſchnittenen Ohren
und Ruthen concurriren dursten. Bier Hunde des Mir. 3. Chilſot erhielten I. Preis
in der „Team-Class for Uncropped only“. — Im Ganzen waren 70 Meldungen.
In der Challengeclaffe Wir. T. Ellis’ Pearl I. Preis; in der offenen (über 16 Pfd.)
Me. U. George’3 Lord George N. Preis; — unter 16 Pfd. Mefirs. Hill’s und
Aſthon's Meersbrovf Maiden I Preis.
Die Schau der „Terriers, Golleys und Toydogs“, welde im März
1890 von den vereinigten Clubs in Holborn abgehalten wurde, zählte im Ganzen
nicht weniger al$ 1831 Meldungen. Die Bla and tan Terrier waren namentlich) durch
1) Diefe ausführliche Beſchreibung der Färbung entjpricht vollfommen der unjeresg Dachs—
Hundes und überhaupt aller ſchwarzen Hunde mit gelben Abzeichen, in völliger Ausbildung. — Die
ſchwarzen Abzeichen an den Füßen find dagegen bereit Webergang zur Schwarzfärbung derjelben
und nicht mit Sicherheit zu firiren. Vergl. Bd. I, Farbe.
166 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Mr. Ellis’ Kennel gut vertreten, in der Challengeclafje erhielt Mr. T. Ellis’ Broom-
field Turk I. Preis; in der Glafje über 6 und unter 16 Pfd. Mr. Ellis’ Broom-
field Madge und Broomfield Pink J. und II. Preis. In der Glafje der
nieht coupirten (uncropped) Blat and tans errang Mr. T. Ellis’ Broomfield
Fly I. Preis.
In der Winterausftellung des Kennelclubs, April 1890, fielen die meiften
und höchſten Preiſe wieder an Mr. Ellis’ Kennel. Turk, Pearl, Belle und Pink
waren auch Hier die Sieger. Die Liverpool-Ausftellung, welche ſonſt die meilten
und beiten Blaf and tans zu bringen pflegt, hatte 1894 nur 11 Meldungen in fieben
Claſſen. Offene Claſſe: Mr. W. Barlow's Riſing Star ſchlug Mr. Hozzlewood's
Dingle Monarch um den I. und Specialpreis. Hündinnen: Mr. W. Barlom’s
Kersby Bell L Preis. Limitclafje und Novices: ebenfalls Kersby Bell.
Zu den nambafteren deutſchen Züchtern der Blad and tanz gehören unter Anderen
die Herren H. Eſſer-Köln, Dr. jur. Wolf-Braunfhweig und E. 6. Schiever—
Hannover, deſſen Tom-Bowling bereit auf vielen Ausftellungen in England und
Deutihland prämiirt wurde. Tom-Bowling ift vom Tom aus Memory, geworfen
Februar 1888, Abbild. Fig. 141.
3. Der weiße englijde Terrier.
(Taf. LXX.)
Für diefe Raſſe gelten alle die beim Blad-tan-Terrier maßgebenden Rafjezeichen
mit Ausnahme der Färbung, welche beim „White Engliſh Terrier” ein reines Weiß
ohne jedes Abzeichen ift, nur Naſe und Augen find glänzend ſchwarz. — Dieje
Hunde könnten jomit als eine Yarbenvarietät l) des Blad-tan-Terriers gelten, doch
ind diejelben thatjählich nicht aus dieſen, jondern durch jorgfältige Kreuzungen ver-
ſchiedener Raſſen gebildet, unter denen auch das weiße Windfpiel genannt wird. Die
Schmwierigfeit in der Züchtung der weißen Terrier bejteht daher hauptſächlich darin,
die eigentlihe Terrierform beizubehalten, namentlid die oft auftretende gebogene
NRüdenlinie zu vermeiden. Die Ohren werden entweder geftugt oder fie erjcheinen
als das natürliche dünne feine Knopfohr, welches hoch am Oberkopfe angeſetzt ift.
Gewicht 6,5 bis 10 kg.
Uebrigens werden weiße und weiß geflecte Terrier ſchon ſehr früh erwähnt, und
es ſcheint, als ob dieſelben gegenwärtig weniger zahlreich vorhanden find, als ſelbſt
in der erſten Hälfte dieſes Jahrhunderts. So erſchienen bereits auf der erſten inter—
nationalen Schau im Cremorne-Circus 1863 27 „White smoothhaired terriers“!
— Mt. Fred. White von Grescent Lane, Glapham Commons, war der Haupt:
wa und Ausfteller diefer Hunde.
y) Untoftormnene: Albinismus (vergl. Bd. I, Farbe). Nach der Ausjage neuerer englijcher
Kynologen joll bei ven weißen Terriers Taubheit nicht jelten vorfommen und zum Theil als Ur-
lache ihrer geringen Verbreitung zu betradten jein.
Terrier. 167
Auf der Birmingyam-Ausftellung im Mai 1883 waren nur neun Hunde
diefer Raſſe ausgeftellt, unter denen Mr. Lawrence Booth's Hornet (früher Viper,
8. C. ©. 8. 10929) den I. Preis erhielt und Mr. Mark George’: Tim II.
(8. C. ©. 3. 13202) den I. Preis. — Auf den folgenden Ausftellungen finden
wir dann nur ausnahmsweiſe eine beſondere Claſſe für dieje Hübjchen Terrier ein—
gerichtet, fie werden meistens mit den „andersfarbigen” Terrier (others than black-
tan) vereinigt. Die Liverpool Ausftellung 1894 war gut bejeßt. In der offenen
Glaffe: Mr. Lee's Bange I und Specialpreis; Hündinnen: Mr. 3. E. Walſh's
Lady of the Lake I. Preis; Limitclaſſe: Mr. Lee's Bolton Spark; Hündinnen:
Mr. Dobbie’3 Silver Blaze I. Preis: Novices: Mr. Fowler's Midland Pop;
Mr. W. Smith’s Ducheſſe IH. den I. Preis. — In neuerer Zeit find die weißen
Terrier auch in Schottland mehr in Aufnahme gefommen und namentlih durh Me.
DW. Ballantyne in Edindburg in hervorragender Weiſe gezüchtet worden.
4. Der glatthaarige Fuhsterrier. (The smoothcoated foxterrier.)
(Big. 142, 143 und Taf. LXX.)
Wiewohl in England ſchon im frühen Mittelalter das Ausgraben der Yüchle,
Dächſe u. ſ. w. bereits mit terrierartigen Hunden betrieben wurde, jo miljen wir
doch zu wenig in Betreff ihrer äußeren Erſcheinung, um diejelben als Stammväter
der heutigen Forterrier hinzuftellen. Dieſe bildeten fich vielmehr erſt jeit Anfang
diefes Jahrhunderts allmählih zu einer beftimmt abgegrenzten Rafje aus. — In
Folge der zunehmenden Verbreitung der Parforcejagd des Fuchſes (Fox-hunting) in
England fam dort bald jede andere Jagdmethode zur Erlegung Reinekes völlig in
Mißkredit und die Hauptbefhäftigung des Foxterriers beftand nur noch in Dem ge—
legentlihen Heraustreiben des Jagdfuchjes aus dem Bau oder einem anderen unter=
irdiſchen Verſteck, in welchem er eine Zuflucht vor den Hunden gejucht hatte Man
far anfänglich nicht jehr heifel in der Wahl der hierzu benußten Hunde, die Mehr-
zahl der damals eriftivenden furzhaarigen Terriers war ſchwarz (black-tan) oder
rothgelb, feltener weiß, man nannte fie „Sorterrier“, wenn fie zum Austreiben ber
Füchfe verwendet wurden, und erſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts ward die weiße
oder weiß, lohfarben und ſchwarz geflekte Färbung beliebter, da diejelbe mehr mit
der Farbe der großen Fuchshunde harmonirte und die Keinen Terrier im Gebüſch
leichter erkennbar machte. Stonehenge!) führt an, daß in den 40er Jahren Die
Forterrier des Sir Watkin Wynn und des Mr. Foljambe einen bedeutenden Ruf
hatten. Diefe Stämme ähnelten fi, fie waren furzföpfig, hatten ein volles Auge,
1) Es ift nicht zu überjehen, daß Stonehenge, namentlich in den erften Ausgaben der
„Dogs of the British Isles*, beim Forterrier immer nur feine urjprünglide jagdliche Ber
ſtimmung anerfannt hat, ohne auf die ſchon in den 70er Jahren gewaltig zunehmende Bopularität
diefer Hunde Nüdficht zu nehmen. — Daraus erklären fih mande ſcheinbare Widerjprüde in
den Anfichten diejes bedeutenden Kynologen und der neueren englijhen Schriftiteller.
168
Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ıc.
Schönen Stivnabjag und waren gut geformt (well chiselled out) unter dem Auge. Sie
waren merkwürdig ftark, faft kurz gedrängt und ftiernadig zu nennen mit jehr kurzen
geraden Läufen. Der Rippenforb breit und gut gewölbt, die Bruft breit, der Rüden
kurz, das Hintertheil Leicht und die Ruthe meift zu Hoch getragen. Die Farbe immer
weiß mit lohfarbenem Fleck an den Ohren, oft auch zwiſchen denſelben auf dem Ober-
fopf. — Das Haar dit und ziemlich grob.
„In dieſer Zeit hatte auch Mr. France zu Cheſhire eine andere Zucht ziemlich
hochläufiger Terrier mit ovalen, leichten Knochen, jharfem Fuchskopf, kleinem Auge
Fig. 149,
Glatthaarige Fuchsterrier.
Profeſſor (3515), geworfen November 1884. Pia Wackerlos (RK. C. ©. B. 26471), geworfen Februar 1889.
Bei.: Mar Herrmann- Breslau. Bei.: Freifrau dv. Lazyarini- Graz.
und feinem Haar, mehr im Typus des italienischen Windſpieles. — Später ward
das Badworth-Blut mit dem Wynnſtay's gekreuzt und es entitand ein plumperer
Hund mit ſchwarzem Fleck an den Ohren oder mitten auf dem Kopfe. — Die ſchwarz—
braun gefledten Köpfe waren damals noch nicht vorhanden. Wan jagt, daß der vorige
Herzog v. Rutland eine Kreuzung zwischen Blad-tan-Terrier3 und den Belvoir-Terrierd
berjuchte und jo Die gegenwärtig jo Hoch gejchäßten farbigen (black and tan) Köpfe
erzeugte, allein das tiefe Nothgelb war den Foljambe- und Wynnftay-Hunden eigen=
thümlid. — Jack Morgan's Hunde hatten ſämmtlich rothe Ohren, bis Grove
Nettle erichien. Der berühmte Old Jod war der Sohn eines Black and tan-Hundes
und er wie der „Old Trap” braten Die farbigen (black and tan) Köpfe hervor, da fie
Terrier. 169
viel zum Decken verwendet wurden.“ — Sehr richtig befämpft Stonehenge dann das
ihon damals herrjchende Verlangen nach der Ausbildung der Neigung diefer Hunde
zum Naufen und Würgen (fighting and killing), da diefe den Hund durchaus un-
tauglich für feine eigentliche jagdliche Beftimmung des Heraustreibens der Füchje mache.
In Betreff der Größe des Forterriers iſt Stonehenge derjelben Anficht wie
der Hon. Grantley Berkely, welcher fagte: „Für die Fuhshunde (Foxhounds) iſt
ein Terrier nöthig, Klein genug, um bequem in den Bau |chliefen zu können, mit hin-
reichendem Muth, einen Fuchs zu verbellen, ihn zu jprengen (auszutreiben) oder jein
weiteres Verſcharren zu verhüten. Als Gebrauchshund für Fuchs und Dachs jollte fein
Terrier höher als 13 bis 14 Zoll (33 bis 36 cm) in der Schulter und nicht ſchwerer
als 16 Pfd. fein. — Es ift nit nöthig, daß ein Fuchsterrier jchnell im Galopp
geht, fo daß er mit den großen Fuchshunden in einer langen Jagd aushält — und
wenn er es fönnte, wäre es unbillig, ihm, wenn er Halb erichöpft ift, noch jo harte
Arbeit unter der Erde zuzumuthen! — In einigen Gegenden laufen fie allerdings
mit der Meute (pack), in anderen werden fie in Körben von einem Pond getragen
oder ein Mann folgt mit ihnen der Jagd zu Fuß. Ein Hund mit hohen Läufen
kann nicht jo raſch und andauernd auf verſchiedenem Terrain laufen, wie ein kurz—
läufiger; der glatthaarige Hund wird im Allgemeinen dem drahthaarigen vorgezogen.”
Mit diefer etwas einfeitigen Auffaffung des Forterriers als eines reinen „Sporting-
Dog“ hielt die Wirkfichkeit nicht lange gleihen Schritt. Keine andere HYunderafje
hat fich in fo kurzer Zeit eine jo allgemeine Beliebtheit beim englifchen Publicum als
Luxus- und Geſellſchaftshund errungen, und es ift intereffant, die raſchen Fortjchritte
des Forterriers auf den Ausftellungen von ihren erften Anfängen bis in die neuefte
Zeit zu verfolgen.
Auf der erſten Hundeausftellung Englands zu New Gajtle on Tyne 1859 mar
noch feine Glaffe für Forterrier eingerichtet, ebenjo wenig auf den erſten Ausftellungen
zu Birmingham; 1862 ftellte Mr. Wootton dort zuerst Forterrier in einer Clafje für
„white and other smoothhaired English terriers, except black and tan“ aus,
von denen „Old Jod“ I. Preis erhielt. Es waren im Ganzen 24 Yunde aus—
geftellt und alle Vreife gingen an die „neue Raſſe“ (new variety), wie man die
Forterrier damals bezeichnete. — Im nächſten Jahre (1863) hatte das Comité der
Birmingham-Ausftellung bereits zwei Claſſen für Forterrier eingerichtet, Hier erſchien
Mi. Wootton mit einer größeren Zahl von Hunden und fiegte abermals mit Jod.
Die erfte internationale Ausſtellung in Islington, Agricultur. Hall London,
Mai 1863, hatte dagegen nur eine Glaffe für „Other Englifh Terriers” (außer
Blak-tans), welhe im Ganzen 43 Meldungen zählte. — 1864 waren über 40 For-
terrier in Nottingham ausgeftellt, unter denen Tartar zuerft auftrat und mit Old
Jock und Old Trap. jene berühmt gewordene Dreizahl von Dedhunden bildete, auf
welche die beiten Stämme unferer Zeit zurüdzuführen find. Seiner dieſer Hunde
war ſchwarzbraun am Kopfe gezeichnet; Jod wird als ein ziemlich hochläufiger Yund ge=
ſchildert, von weißer Farbe mit einem graugelblien led auf einem Ohr und einem
22
170 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
ſchwarzen Fleck an der Authenwurzel. Gewicht 18 Pfd. — Tartar war ein ſtark
und compact gebauter, energiſch ausfehender Hund von 17 Pfd. Gewicht, rein meiß
mit 'einem blaßgelben Fleck über jedem Auge, — Trap war ein etwas lang und
nit ganz fo elegant wie Jod und Tartar gebauter Hund, weiß mit lohfarbenem
(tan) Kopf und einem ſchwarzen Fleck auf dem Sattel, woher jpäter die Bezeichnung
„Trap-marked“ für ähnlich gezeichnete Terrier entitand. Ebenſo benannte man ſpäter
die Forterrier mit lohfarbenem Oberkopf und dunfel gebrämten Behängen als „Belboir-
tan“, nad) der Färbung der großen Fuchshunde der Belvoir-Meute..
In London zeigte ſich viel ſpäter ala in Birmingham und Nottingham ein
näheres Intereſſe für die neue Raſſe.
1867 und 1868 waren je etwa 62 Yorterrier in Birmingham ausgeſtellt;
1869 erjchienen 69 in Islington und in demjelben Jahre 115 in Birmingham,
welche beinahe 1/, der ſämmtlichen ausgeftellten Hunde bildeten. — 1870 betrug Die
Zahl im Kryſtallpalaſt 104, beinahe Y/, ſämmtlicher Hunde, und in demjelben Jahre
in Birmingham 116, oder 1/; Jämmtlicher Hunde. Die bedeutendfte Anzahl ber
Forterrier war 1873 zu Nottingham verſammelt, ihre Zahl betrug 270 Stüd, melde
etwa 1/, der ſämmtlichen Auzftellungshunde ausmachten! — 1875 zählte die Kryſtall—
palaft-Ausftellung 156 Forterrier, im folgenden Jahre 141 Stüd oder 1/, der ganzen
Schau; zu Brighton 166, oder Y,, und in Birmingham 120, oder 1/, Jämmtlicher
Ausftellungshunde. — 1876 und 1877 wurden zwei Specialjhauen nur für Yor-
terrier abgehalten, und zwar zu Nottingham und Lillie Bridge Auf der erſteren
waren 157, auf der zweiten 190 (glatthaarige) Eremplare ausgeftellt.
Im Sahre 1876 ward der Forterrierclub gegründet (nur zwei Jahre jpäter
als der Kennelclub) und von 1878 bis in die neuefte Zeit entjtanden nad) und nad)
zehn kleinere Zweigvereine für Forterrier zu Southdown, Sheffield, Midland,
London u. ſ. w., welche ſich dem Hauptvereine anſchloſſen. — Dieſe Vereine halten
für ſich Ausftellungen nur für Horterrier, wie aud in Verbindung mit anderen
Vereinen. Die größeren, internationalen Auzftellungen wurden daher vielleicht nicht
mehr in gleichem Verhältniß twie früher von den Forterrierzuchten beſchickt, doch hatte
Birmingham 1883 noch 110 glatthaarige und 42 rauhhaarige, und Die Kennel-
club-Schau im Kryſtallpalaſt 1884 noch 108 glatthaarige und 80 rauhhaarige,
die Kennelctub-Schau zu Barn Elms 1887 noch 147 glatthaarige und 97 rauh—
haarige Foxterrier zu verzeichnen. — In der Olympia-Ausftellung des Kennelclubs
1889 erhielt Mr. Bicary’3 Hündin Veſuvienne I. Preis in der Challengeclafje;
in der offenen Glaffe fiegte deffelben Beſitzers Venio, ein noch junger Hund; unter
den Hündinnen diefer Glafje fiegte Mr. C. Tinne's Dainty I. und Grouſe I.
In der Kennelclub-Schau, April 1890, erhielt Mr. U. Belmont’3 Dusfy Trap
I. Preis in der Chalfengeclaffe gegen Mr. Huntar's Prime und Regent; unter
den Hündinnen fiegte Veſuvienne des Mr. Vicary über Rahel. In der offenen
Claſſe errang Venio wieder I. Preis; unter den Hündinnen fiegte Rev. C. Fiſcher's
Shattor. Während der nächftfolgenden Jahre erfchien die vortrefflihe, reich. illu—
Terrier. 171
ſtrirte Monographie „Ihe Foxterrier“ von Rawdon-Lee, Ed. des Kynol. Dep.
des „Field“. In Betreff der renommirteften Forterrier der lebten Jahre vergl.
©. 174 und 175.
Auch in Deutſchland Hat der Yorterrier in neuerer Zeit außerordentliche Ver—
breitung gewonnen. Im Jahre 1887 waren auf der Hannover Ausftelung nur
18 Forterrier erſchienen; in Frankfurt 1888 63; in Cöln 1889. 74; in der Jagd-
ausftellung zu Gafjel nur 20, während die Berliner internationale Ausftellung
1890 bereit 89 Forterrier (gegen 182 Dahshunde) aufwies. Hier erhielt Herrn
Mar Herrmann’s glatthaarigr Hund Profeſſor (in der Glafje über zwei
Sahre) den Ehrenpreis und filberne Mtedaille; in Claſſe 79 Mezzaluna des
Freiherrn v. Shudmann ebenfalls Ehrenpreis. Claſſe 80: Herin U. Bordhers’
Rolf Ehrenpreis; Claſſe 81: Freifrau E. Lazzarini’s Pia Waderlos J. Preis.
Glafje 83: Herin Fulda's Yellow filberne Medaille; Claſſe 84: Herrin Yulda’s
Flower filberne Medaille. Im October 1893 fand in Leipzig die größte der bis
dahin auf dem Gontinent abgehaltenen Fozxterrier-Ausftellungen des Deutſchen Forxterrier-
Clubs ftatt. Es waren dort 203 Foxterrier in 19 Claſſen verjammelt. Präſident:
Baron von Rosmanit, Ehrenfecretär: B. v. Yazzarini, Preisrihter: Mr. George
Raper, Sheffield. — Mr. Steffens, der Befiter der berühmten Forterrier Vice—
Regal und Stipendiary, war anweſend und hatte ſeine beiden Lieblinge (außer
Vreisbewerbung) ausgeftellt. Die meilten und bedeutendſten Prämien errangen die
Hunde der Baronefjen Yazzarini und v. Nosmanit. — In der Siegerclafje erhielt
Patrik Noricum (Big. 143 a. ©. 174) I. und Specialpreis für den beiten Hund
der Schau; Hündinnen: Mezzaluna (vd. Dusfy Trap a. Sabella), eine etwas fein=
knochige Hündin mit ſchönem Kopf und Ohren, ebenfalls I. Breis. — In der Glafje
der Hunde zwifchen einem und zwei Jahren Mr. V. Edward's Monsmeg I. Preis.
— Dortmund 1894: 46 Meldungen: Ambafjador und Altefje vom Male-
partus, und Regality-Rihmond des Herin Flohr I. Preiſe. Die Rafjezeihen
des glatthaarigen Forterriers wurden vom betreffenden Club jeiner Zeit aufgeftellt
und lauten in der 1887 revidirten Faſſung folgendermaßen:
Raſſezeichen des glatthaarigen Forterriers.
1. Allgemeine Erſcheinung: Der Forterrier muß vor Allem eine muntere,
lebhafte und behende Erſcheinung aufweiſen; ſtarke Knochen und kraftvoller Bau ſind
in gewiſſem Umfange weſentliche Erforderniſſe, doch iſt dies nicht ſo zu verſtehen, daß
der Hund ſchwerfällig oder im mindeſten grob ſein ſoll; Geſchwindigkeit und Aus—
dauer müſſen in demſelben Maße vorhanden ſein als Kraft, und die Symmetrie des
Foxhounds kann hierfür als Muſter dienen. Der Terrier, gleich dem Foxhound, darf
durchaus nicht hochläufig fein, ebenſo wenig darf.er zu kurze Läufe haben; er ſoll
vielmehr twie ein gut gebautes Jagdpferd über viel Boden ftehen und dabei kurz im
22*
172 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtlenyunde x.
Rüden fein, dann wird er den höchften Grad von Schnelligkeit und die größte Schritt-
weite erreichen, welche mit der Länge feines Körpers vereinbar find. |
2. Kopf: Der Oberkopf ift flach umd ziemlich ſchmal, zwiſchen den Ohren
breiter und bon da nad) den Augen zu fie) allmählich verjüngend. ine auffällige
Stirnfurche ift nicht fichtbar, zmwifchen der Stirn und dem Najenrüden aber von ber
Seite gefehen mehr Einfenfung vorhanden, als beim Windhunde der Fall ift. Die
Ohren find V-fürmig und ziemlich Klein, mäßig did und werden nad) vorn gerichtet
dicht an den Wangen anliegend getragen, nicht an den Seiten des Kopfes herunter-
hängend, wie beim Foxhound. Die Schnauze kraftvoll und musculös, jedod nicht zu
voll in den Baden, von genügender Länge, um ſcharf beißen zu fünnen, aber feines-
wegs der des Windhundes oder des weißen englifchen Terriers ähnlich. Unterhalb
der Augen darf die Schnauze nit ſcharf abgeſetzt fein, vielmehr: ſoll diefer Theil
des Kopfes faft wie gemeißelt erſcheinen und nicht ſchräg in gerader Linie nad) born
(feilfürmig) verlaufen. Die Nafe, gegen welche die Schnauze fi allmählich verjüngt,
ſoll ſchwarz ſein. Die Augen find von dunkler Farbe, Hein und ziemlich tiefliegend,
voll Feuer und Leben, möglichft rund geformt. Das Gebiß gleihmäßig. und ftark,
die Zähne des Oberfiefers auf den Außenſeiten dicht über die Zähne des Unterkiefers
übergreifend.
3. Hals: Rein und musculös, ohne loſe Haut, von guter Länge und gegen
die Schultern ſich allmählich erweiternd.
4. Schultern und Bruſt: Die Schultern lang und ſchräg geſtellt und das
Buggelenk ſchön ausgebildet; die Bruſt tief, aber nicht breit.
5. Rumpf: Der Rücken kurz, gerade und feſt, feine Spur von Schlaffheit
hinter den Schultern zeigend, die Lendengegend Fräftig entmwidelt und ganz leicht ge=
wölbt. Der Hund muß gut aufgerippt und nicht flachjeitig erſcheinen, die Bauchrippen
müſſen ſich tief nad) Hinten erjtreden.
6. Hintertheil und Ruthe: Die Keulen der Hinterläufe kräftig und musculös,
nicht nach vorn unter den Körper geſchoben, die Unterſchenkel lang umd kräftig, die
Sprunggelenfe nahe dem Boden und die Fußwurzeln gerade, jo daß der Hund gut
auf denjelben fteht, wie der Forhound, ohme zu ftarfe Beugung in den Stniejcheiben-
gefenfen. Die Ruthe etwas hoch angefeßt und munter, aber nicht über dem Rüden
oder geringelt getragen. Sie muß ziemlich ſtark und gut behaart fein — eine zu dünne
Ruthe (jogenannter Pfeifenftopfer) iſt durchaus verwerflich.
7. Läufe und Pfoten: Die Läufe müffen, in welcher Richtung man fie
auch betrachten mag, völlig gerade fein, die Vorderläufe wenig oder gar feinen Vor—
iprung der Fußwurzelgelenke (Vorderfniee) zeigen. Sie müffen durchaus ſtark in den
Knochen, furz und ftraff in den Fußwurzeln fein. Die Vorder- und Hinterläufe
werden im Gange gerade vorwärts gejeßt, die Kniejcheibengelenfe nicht nach außen
gedreht. Die Ellenbogen ftehen jenkrecht zum Rumpfe und arbeiten frei an den Seiten.
Die Pfoten find rund, gefchloffen und nicht zu groß, die Sohlen hart und zähe, Die
Zehen mäßig gemwölbt und meder nad) innen noch nach außen gedreht.
Terrier. 173
8. Behaarung: Glatt, aber hart, flach anliegend, dicht und reichlich, der
Bauch und die Innenſeiten der Schenkel dürfen nicht kahl fein.
9. Farbe: Weiß ſoll vorherrſchen, geftrömte, rothe (red) oder leberfarbene
Abzeichen find zu tadeln. Mebrigens ijt diefer Punkt von geringer oder gar feiner
Bedeutung, wenn der Hund jonjt gut ift.
10. Größe: Das Gewicht ift fein ficheres Merkmal, um danach die Be—
fähigung eines Forterriers für feine Arbeit zu beurtheilen. Der Körperbau im All—
gemeinen, die Größe und die Form der äußeren Umriſſe find die hauptjächlichften
Punkte, und wenn ein Hund ausdauernd galoppiren kann und dem Fuchſe in eine
Nöhre zu folgen vermag, jo macht es wenig aus, ob er ein Pfund mehr oder weniger
wiegt. Will man eine Gewichtsgrenze aufitellen, jo mag man 20 Ibs — Ikg als
das Meitgewicht für einen Forterrier im Ausftellungszuftande annehmen ?).
Fehlerhaft find fleifchfarbene, rothbraune oder beträchtlich gefledte Nafe,
aufrechtitehende, Tulpen» oder Roſenohren, zu langer oder zu kurzer Ober- und
Unterfiefer.
Points.
Allgemeine Erſcheinung und Charakter . . . 15
Kopf, einſchließlich des ale und der a 15
Dalaran — —
Schultern und RE 5
dene mo 0
Auttertheil und 888
Laufe 1
Behäng uggggg
100
Die Maße einer ſehr typiſch gebauten Hündin (Pia Wackerlos, K. C. ©. B.
26471; Abbild. ſ. Fig. 142 a. ©. 168) betragen: Schulterhöhe 35cm; Kopflänge
17cm; Schnauze Tem; Numpflänge 39 cm; Ferjenhöhe 10 cm; Umfang der Bruft
45 cm; Ellenbogenhöhe 18,5 cm; Gewicht 7,04 kg.
1) Die obige Beſtimmung der Größe und Schwere des Forterriers beruht auf der jagd—
lihen Verwendung diefer Hunde in England, wo fie gewijjermaßen die Stelle unjerer Dachs—
hunde beim Aushegen der Füchſe u. ſ. w. vertreten. Trogdem finden wir den Forterrier nicht
in den Katalogen der engliſchen Ausftellungen noch in den ſyſtematiſch geordneten kynologiſchen
Abhandlungen unter den „Sporting Dogs“, jondern in der „Non sporting“-Abtheilung neben
den übrigen zahlreichen Terrierraffen aufgeführt. Andererſeits würde man auch den iriſchen,
den Shottijhen, den Skye- und Dinmontterrier von der großen Gruppe der Terrier
trennen und zu den Sagdhunden zählen müſſen! Und wenn man fich dei uns die Mühe geben
würde, unjeren deutjchen Nattler beim Schliefen zu prüfen, jo würde man bemerfen, daß manche
Zuchten diefer viel zu wenig beachteten Raſſe ihre Aufgabe ebenjo gut löjen würden, wie irgend
ein Terrier. — Die gelegentliche Verwendung eines Nichtjagdhundes für einen bejtimmten jagd—
lihen Zwed genügt aber feineswegs, um die betreffende Nafje zu ven Jagdhunden zu rechnen,
jonjt müßten wir den Spitz der Finnen und Lappen zu den Leithunden zählen, denn er wird
faftijch wie diefe am Riemen auf der Elchjagd gearbeitet.
174 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
In demfelben Kennel (Zwinger Noricum, Graz in Steiermark) befinden, fich
außer der zuvor erwähnten Pia Waderlos (jebt Pia Noricum genannt) nod) Yady
Haſh, welche für die jhönfte Hündin der Leipziger Schau gehalten wurde, wo fie zum
erſten Male auftrat, wie auh Eric I. (8. €. ©. B. 26342) v. New Foreſt
(8. C. ©. B. 19902) aus Brockenhurſt Dolly (21972), geworfen 1888. Züchter:
dig. 143.
D= > ST — —
m 5 V= — —
Le — C — — Fee
——
Glatthaariger Forterrier Champion Patrik Noricum (K. C. ©. B. 28535)
v. Profeſſor (19 903) a. Mezzaluna (24237) [Brofeffor dv. New-Foreft-Ruftic (18687) a. Lyndhurft Rofie. —
Mezzaluna dv. Dusty-Trap (19879) a. Sabella (19 984)], geworfen am 2. Auguft 1889. Züchter: Mar
Herrmann, Beſitzer: Freifrau v. Lazzarini. — Silberne Medaille (Jugendclaffe), Berlin; I. Preis offene
Glaffe, Nürnberg 1890. — Gewiht 8 kg. Farbe weiß mit ſchwarz und roftbraunen Abzeichen auf beiden
Kopffeiten.
Mr. 3. C. Tinne Eric D. hatte in England bereitS zahlveiche I. und II. Preiſe
errungen, ehe er in Frankfurt (1891) Ehrenpreis erhielt und von da ab auf allen
Schauen Zucht: und Ehrenpreife gewann.
Zu den hervorragenden Forterriern Englands zählen gegenwärtig Vice-Regal,
Vengo, d'Orſay, Eribbage, Surrey Janet, Jovial, Huntsman, Jad Seger,
Benio, the Belgravian, Stipendiary und Despoiler, deren Porträts, nebit
denen ihrer Beſitzer größtentheils im Hor-Terrier-Chronicle (I. Band) veröffentlicht
wurden. — Die große Kennelclub-Schau im April 1894 brachte (unter 1551 Meldungen)
210 Forterrier; Richter: Mr. 3. 6. Tinne (smooth) und Wr. U. Marmell
(wire). — Cine neue Erfcheinung war der 11 Monat alte Bifitor des Mr. Bicary
Welfhterrier. Ranuhhaariger Forterrier. Schipperkes (belgiſche Spiße).
(F. de Coſter's Spiß und Ch. F. Croufſe's Berthe.)
Terrier. 175
(Newton-Abbot's Kennels), welcher I. Preis in der Novizenclaffe erhielt. Außer—
dem werden als Gieger genannt: Mr. T. Keene’3 Adminiſtrator; Mer.
F. Redmond's Champion d'Orſay; Mr. ©. Raper's Richmond Guilty;
J. Wilder's Berkely Belle; Mr. J. U Doyle's Duvernay. — Auf der
October-Schau des Kennelclubs 1894 wurden prämiirt: Capt. Congreve's Stretton
Jack daw; W. ©. Glynn's Displacer; P. Lawton's Beechwood; W. Waine's
Wagoner; H. Guttman's High Spirits; S. J. Stephen's Vice-Regal;
F. Redmond's Dame Fortune u. A.
b) Rauh-(draht)haarige engliſche Terrier.
5. Der rauhhaarige Fuchsterrier. (The wirehaired Foxterrier.)
(Taf. LXXI.)
Die rauhhaarigen Yorterrier ſind noc jüngeren Datums als die glatthaarige
Raſſe, und man hat ihre Entftehung früher wohl auf Rechnung einer Kreuzung mit dem
Skye oder einem anderen rauhhaarigen Terrier gejeßt. Allein es entjtehen oft rauh—
haarige Junge in Würfen glatthaariger Hunde aller Raſſen, ohne dag Kreuzungen
beabfichtigt und ausgeführt wurden. — Der rauhhaarige Foxterrier hat viel mehr
Zeit gebraucht, um fich einer Beliebtheit in weiten Kreifen zu erfreuen und niemals
ift ihm Dies jo weit gelungen, wie feinem glatthaarigen Verwandten. Ohne Frage
fommt bei den als Luxushunde gehaltenen Terriern die Vorliebe der Damen für glatt-
haarige Hunde ſehr in Betracht. Die verhältnigmäßig geringe Zahl der Foxterrier,
melde in England wirklich als Erdhunde benußt werden, um bei den Fuchsjagden
gelegentlich den zum Baue geflüchteten Jagdfuchs aus feinem Berfte zu treiben, ge—
hört indeß größtentheils der rauhhaarigen Raſſe an. Daher erjchienen die rauh—
haarigen Fozxterrier früher auch) wohl auf der aljährlihen Schau von Fuchshunden
zu Beterborough, doc) hat dies 1894 nicht mehr ftattgefunden.
Eine bejondere Glafje für „wirehaired Foxterriers“ ward auf den englijchen
Ausftellungen exit neun Jahre jpäter wie bei der glatthaarigen Raſſe eingeführt, und
zwar zu Birmingham im Jahre. 1873 1). Die Unfenntniß der meiften damaligen
Richter in Betreff der rauhhaarigen Fuchsterrier mag zu diefer Zurückſetzung viel bei-
getragen haben. So erwähnt Arthur Wardle, daß auf einer Ausitellung in Curzonhall
1872 der I. Preis für die rauhhaarigen Fuchsterrier zurüdgehalten wurde, wiewohl
N) in derjelben der fpäter jo berühmt gewordene Benture befand, welder troß
diefer Zurüdjeßung bald darauf von Mr. W. Carrid zu Carlisle angelauft wurde
1) Sm Katalog der Gr. Nat. Exhibition, Kryſtallpalaſt 1875, findet jih (neben 153 glatt:
haarigen Forterriern) eine augenjheinlich gemijchte Claſſe (Nr. 96) für „Wirehaired Terriers“
mit nur 13 Meldungen, unter denen ſich au) der damals vierjährige Venture mit der Nr. 3527
des 8. C. ©, B. befindet. Ausiteller: W. Carrid-Earlisle.
176 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
und gewiljermaßen den Grumd zu deſſen Kennel bildete. — Ein Halbbruder. des
Venture, Mr. Schirley’s Tys, welcher. die jet ungewöhnliche Färbung von meiß
mit grau melirten Platten (badger-pied) zeigte, zählte nebft Venture zu den hervor—
tagendften Hunden jener Periode und die meilten rauhhaarigen Forterrier der neueften
Zeit find auf diefe beiden Hunde zurückzuführen.
In neuerer Zeit ift die Kreuzung zwiſchen glatt und rauhhaarigen Fozterriern
nicht jelten ausgeführt, theis um eine zu rauhe Behaarung zu vermeiden, theils um
edlere und correctere Formen zu erzielen. Die Folge ift die bei manchen rauhhaarigen
Hunden bemerfbare ungenügende und unregelmäßig vertheilte Behaarung; namentlich)
pflegen die Körperfeiten und der untere Theil der Läufe bei vielen Cremplaren zu
dürftig behaart. zu fein. Der „Forterrier-Club“ hat die Raſſezeichen der rauh—
haarigen Raſſe im Anſchluß an die Points der glatthaarigen folgendermaßen feit-
geſtellt:
„Der drahthaarige Fuchsterrier gleicht dem glatthaarigen in jeder Be—
ziehung — mit Ausnahme der Behaarung, welche rauh ſein muß. Je härter und
drahtiger die Beſchaffenheit des Haares iſt, um ſo beſſer. Auf keinen Fall darf der
Hund wollig ausſehen oder ſich ſo anfühlen und kein ſeidiges Haar darf am
Hinterkopfe oder ſonſtwo ſich vorfinden. Die Behaarung darf auch nicht ſo lang
ſein, daß ſie dem Hunde ein zottiges Ausſehen giebt, ſondern er muß durchaus
einen deutlich ausgeſprochenen Unterſchied von der glatthaarigen Form zeigen.“
Fehler: Naſe hell, fleiſchfarbig, rothbraun oder gefleckt mit einer dieſer
Farben. — Ohren geſpitzt, halb (tulip) oder nach rückwärts (rose) umgeſchlagen.
— Schnauze im Unterkiefer ſtark zurücdweichend (much undershot).
Werth der Boints: Kopf und Ohren 15; Hals 5; Schultern und Bruft
15; Rüden und Lende 10; Hinterviertel 5; Ruthe 5; Läufe und Füße 20; Haar 10;
Symmetrie und Charakter 15; total 100. —
An diefer Werthbeftimmung der Points tadelt man vielleiht mit Recht, daß
der Behaarung nicht 20 Points zuextheilt find, und daß ein jehr weiches Haarkleid
nicht als ein Fehler (disqualification) aufgeführt ift, welcher die Prämiirung aus—
ihliegt. — Ebenſo hat in neuerer Zeit die VBerwerfung aller Terrier mit kurzer
Schnauze, breiter Bruft, fleifhigen Schultern und auch nur leicht gebogenen Vorder—
läufen vielfah dahin geführt, daß ſchmalbrüſtige (narrow -fronted), ſchwöächliche
Gremplare prämiitt wurden, jobald fie nur gerade, tadellofe Zul) und lange
Schnauze zeigten.
Zu den Hauptzüchtern vauhhaariger Fuchsterrier der neuen Zeit gehören zunächſt
der Rev. 3. Ruſſel, welcher wohl als der „Vater der Fuchsterrierzüchter“ bezeichnet
wird, ferner Mr. A. Fibroy (Madge aus Min); Mr. W. Carrid, deſſen Terrier
die Garlisle-Dtterhunde begleiten; Mr. Eolling of Marjfe by the Sea, Wr. U. 9.
Eaſten; Mr. Betler of Yort, Befiger des oft prämiirten „Gorſe“, Mr. ©. 2.
Richardſon (mit Bramble, Birch und Breftles) und Me. Shirken, Beſitzer des
befannten „Spike“.
Terrier. 177
Die Ausſtellung zu Birmingham, Mai 1883, zählte 42 rauhhaarige Fuchsterrier;
die Kennelclub-Ausſtellung, Januar 1884, 76 Meldungen. — Hier erhielt in der
Championclaſſe des Earl of Lonsdale's Briggs (11246) J. Preis; — unter
den Hündinnen deſſelben Beſitzers Bora (12487) II. Preis. — In der offenen Claſſe
Mi. W. Carrick's Mafter-Tiger (14028) I. Preis, ebenjo unter den Hündinnen
defjelben Beſitzers Carlisle Benan.
Die Kennelclub-Ausſtellung zu Barn Elms, London 1887, zeigte 95 Meldungen ;
in der Challengeclaife erhielt Mr. W. Carrid’s Garlisle Tack I Preis; —
in der offenen Claſſe W. Carrick's Carlisle Trid; — Hündinnen: Me. I. ©.
Pims Perfection I. Preis. — Die Ausftellung der vereinigten Terrier- und Colley—
Clubs in der Gentralhalle zu Holborn, März 1890, brachte wenig neue Hunde von
Belang. In der Challengeclafje: Buſhey Broon; in der offenen Claſſe fiegte ein
neuer Hund Promoter, welcher als zu weich) im Haar, aber jonft al3 vorzüglich
gejhildert wurde. Der befannte gelbföpfige (tan) Carlisle Trid I. Preis. Hündinnen:
Championclaffe: Burton Smweetbriar; offene Glafje: Pink Balm, melde als die
beite aller anwejenden Hündinnen gejchildert wird. In der großen Liverpool -Au3-
ſtellung, Februar 1894, waren die rauhhaarigen Claſſen gut bejegt. In der offenen
Claſſe erhielten Mr. Watſon's Pollok Tina I und Specialpreis, Mir. Maxwell's
Orange Hill II. Brei.
6. Der iriſche Terrier.
(Taf. LXXII, ©. 185.)
Auch dieſe Terrier ſind, wenigſtens in ihrer jetzigen Geſtalt, Farbe und Behaarung,
ein neueres Züchtungsproduct, deſſen Entſtehung kaum über 25 bis 30 Jahre zurück—
zuführen iſt. Der Irländer Richardſon, welcher zu Anfang der 40er Jahre die
Hunde Großbritanniens beſchrieb, ſagt in einer Abhandlung über die Terrier: „Die
ſchwarze und braune Farbe iſt die urſprüngliche Terrierfarbe, welche auch von allen
Kennern der weißen Färbung vorgezogen wird; letztere iſt wahrſcheinlich iriſchen
Stammes. Die Hunde find in England wenig geſchätzt und werden von Sachkundigen
nur für eine Spielart gehalten” Y). Nah Hugh Dalziel erklärt Richardſon den
iriſchen Terrier im Jahre 1847 bereits für eine anerkannte Kaffe, welchen Urſprungs
er auch jein möge. Die Form des Hundes joll nah Richardſon) die eines voll-
fommenen engliihen Terriers fein, die Farbe ſchieferbläulich mit dunkleren Flecken, oft
mit lohfarbenen Abzeichen am Schwarze und den Läufen. — Es ift das eine Färbung,
welche heute jo wenig mehr beim iriſchen Terrier gewünjcht wird, mie die weiße. —
In dem Kataloge der erſten internationalen Londoner Ausftellung 1863 iſt von einer
beſonderen Raſſe der „Iriſh-Terrier“ noch nicht die Rede.
2) Ich folge hier der deutſchen Weberjegung des Richardſon'ſchen Artikels, welcher
bereitS 1841 im „Jäger“ (Corvin-Wiersbitzki) erſchien.
178 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
Ein hervorragender Züchter diefer Hunde (George Krehl) lieferte die Be—
jhreibung des Jrilh- Terrier im Buche Stonehenge’3 und erwähnt, daß die Haupt-
fügen und Entdeder der Raſſe um 1878 die Züchtung aufgegeben hätten, wegen
Mangel an Ermuthigung. — Die zu den Ausftellungen gejhidten Hunde waren fo
verjchieden wie nur irgend möglich, bis zulegt auf Mr. Krehl's Anregung der
„Iriſh ZTerrierclub“ gebildet wurde. Nun erwachte auch in Irland das Intereſſe
für dieſe Heinen, faſt vergeſſenen Terrier und ein irischer Freund der Raſſe, Me.
Ridgwah, gab nähere Nachricht über die den älteften iriſchen Züchtern jeit
50 bis 60 Jahren bekannte heimische Raſſe. — Die jener Zeit von Ridgway ent-
worfenen Rafjezeichen des irischen Terrier lauten in der neuerdings dom Club
rebidirten Form:
1. Allgemeine Erjheinung: Der wilde Terrier muß ein lebhaftes,
gejhmeidiges und drahtiges Ausfehen zeigen, auch muß er Fräftig und dabei leicht
gebaut fein, da Schnelligkeit und Kraft bei ihm ſehr nöthige Eigenſchaften find. Er
darf weder plump noch gedrungen ausfehen, jondern muß den ECindrud eines fchnellen
Ihieres hervorrufen und fchöne, gefällige Außenlinien aufweifen. Sehr beherzte Hunde
ind gewöhnlich mürriſch oder bilfig. Der iriſche Terrier als Naffe bildet eine Aus—
nahme hiervon, denn er ift bemerfenswerth gutmüthig, namentlich gegen Menjchen,
doch muß zugegeben werden, daß er die Annäherung fremder Hunde leicht übel auf-
nimmt. 63 liegt in dem irischen Terrier ein verachtender, rückſichtsloſer Muth, der
Harakteriftiich Für ihn it und welcher zufammen mit dem ungeftümen, für alle Folgen
blinden Anprall, mit dem er auf feinen Gegner. loszuftürzen pflegt, der Raſſe den
ftolzen Beinamen der furchtloſen Teufel (dare devils) eingetragen hat. Sind dieſe
Hunde im Gehorjam, To zeichnen fie fi) durch xuhiges, zu Liebkoſungen aufforderndes
Weſen aus, und wenn man fie zärtlih und ſchüchtern den Kopf in die Hand ihres
Heren drängen fieht, jo fann man ſich ſchwer vorftellen, daß fie bei Gelegenheit den
Muth des Löwen zu zeigen und bis zum legten Athemzuge zu kämpfen im Stande
find. Sie entwideln ihrem Herrn gegenüber ganz außerordentliche Grgebenheit und
ind dafür befannt, daß fie feinen Spuren auf nahezu unglaubliche Entfernung zu
folgen vermögen.
2. Kopf: Lang, der Oberkopf ziemlich ſchmal zwischen den Ohren, nad)
den Augen hin fich leicht verjüngend, die Haut ohne Falten, Abſatz vor der Stirn
außer von der Seite faum wahrnehmbar. Die Schnauze jtarf und musculös, nicht
zu voll in den Wangen, kräftig und lang, jedoch keineswegs jo fein, wie beim meißen
engliſchen Terrier. Ein leichter Einbug unterhalb der Augen läßt den Kopf weniger
windhundartig erfheinen. Die Behaarung des Gefichts ift diefelbe wie die des übrigen
Körpers, etwa 6mm lang und dem Ausſehen nach faft glatt und ſchlicht. Ein
leichter Bart iſt das einzige längere Haar, tmelchesfgeftattet und der Rafje übrigens
eigenthümlich ift, es ift hier jedoch nur lang im Vergleich mit der übrigen Behaarung.
Die Zähne find ſtark und paffen genau auf einander. Die Lippen liegen nicht jo
fnapp an wie beim Bullterrier, ſchließen jedoch gut und lafjen durd) die Behaarung
Terrier. 179
hindurch ihre ſchwarze Einfaſſung erkennen. Die Naje ift immer ſchwarz. Die
Augen find dunkel nußbraun, Hein, nicht Hervorjtehend und voll Leben, Teuer und
Intelligenz.
3. Ohren: Klein und V-förmig, mäßig did, Hoch angeſetzt und dicht an
den Wangen anliegend nad vorn getragen. Der Behang it frei von Franje und
die Behaarung defjelben kürzer und gewöhnlich dunkler als die des übrigen Körpers.
4. Hals: Ziemli lang, gegen die Schultern ih allmählich erweiternd,
Ihön getragen und frei von Wamme. - Gewöhnlich befindet fi) an beiden Seiten
des Haljes eine bis an die Ohren reichende Krauſe, welche für ſehr charakteriſtiſch
gehalten wird.
5. Schultern und Bruft: Die Schultern leiht, lang und jchräg in den
Rüden übergehend, die Bruft tief und musculös, aber weder voll noch breit.
6. Rumpf: Nicht übermäßig lang, Rüden kräftig und gerade, namentlich
hinter den Schultern nit eingefunfen, die Lendengegend breit, Fräftig und leicht
gewölbt, die Rippen gut gebogen, eher tief als rund und ſich weit nad) hinten er—
ſtreckend.
7. Ruthe: Gewöhnlich geſtutzt. Sie iſt frei von langem Haar und wird
hoch, jedoch nicht über den Rücken erhoben oder gekrümmt getragen.
8. Läufe und Pfoten: Die Pfoten kräftig, mäßig rund und ziemlich
klein, die Zehen gewölbt und weder nach innen noch nach außen gedreht. Schwarze
Nägel ſind vorzuziehen und erwünſcht. Die Läufe ziemlich lang, ſchön an die Schultern
angeſetzt, vollkommen gerade, die Knochen und Muskeln derſelben außerordentlich
kräftig; die Ellenbogen arbeiten frei an den Seiten, ohne den Rumpf zu berühren,
die Fußwurzeln find gerade und kurz, kaum wahrnehmbar. Die Vorder- wie die
Hinterläufe werden beim Yaufen gerade vorwärts gejebt, die Kniegelenke nicht aus—
wärts gedreht, die Läufe find frei von Jeder und die Behaarung derjelben ift ebenjo
hart, jedoch nicht jo lang wie die des übrigen Körpers.
9. Hintertheil: Stark und musculös, gut unter den Hund geftellt, die Keulen
ſtark, die Sprunggelenfe nahe dem Boden, die Unterjchenfel nicht ſehr ſchräg geitellt.
10. Behaarung: Hart wie Draht, frei von weichem over jeidigem Haar,
nicht jo lang, daß es die Umriſſe des Körpers verdedt und bejonders am Hinterfopfe
ſchlicht und flach, feine Zotteln, Locken oder Ringel bildend.
\ 11. Farbe: Stets einheitlich. Die befte ift hellroth, dann meizenfarbig,
gelb und grau. Gejtrömte Farbe ift fehlerhaft. Weiß fommt mitunter an der Bruft
und den Pfoten vor, it aber an den leßteren mehr zu tadeln al3 an der Brujt, weil
ein weißer Bruſtfleck bei allen einfarbigen Rafjen öfter vorkommt.
12. Größe: Das Gewicht in Auzftellungsform ift 7,25 bis 10,75 kg,
nämlich 7,25 bis 10 Kg fir Hündinnen und 8 bis 10,75 kg für Rüden. Das
zweckmäßigſte Gewicht ift 10 kg oder etwas darunter.
Fehlerhaft find rothe oder braune Naſen und geſtrömte Yarben.
180 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
Bojitive Boints:
Kopf, Maul, und u en ee
Sorten ne : BE har En
R Ba N a a
Schultern und Bruft . ae. 10)
Teens tom Enden? se. en cn ee‘
Saufen Biptemae.
Dintertheilund hatther 0... 20.0200 22510
SBehaonun re a ee rl
JJ9999
JJ 9
100
Negative Points:
Weiße Nägel, Zehen und Pfoten . . . . . . minus 10
Biel Weiß an der Bruft. RE EST)
Geftugte Ohren. . . . — 5
Zu kurzer Unterkiefer oder noeh Gebik —10
Zollige rauen, oder, weile Dann nd
Ungleiynagigersarbungen 5
minus 50
Die Maße eines gut gebauten irischen Terriers (Mr. ©. Krehl's Sporter)
find: Schulterhöhe 41 cm; Länge des Kopfes 173/,cm; von der Nafenfuppe bis zum
Anſatz der Ruthe 7lem; Umfang Hinter den Schultern 56cm; Gewicht 22 Pfd.
Zu den bedeutenden Hunden diejer Glafje gehören u. U.: Mer. C. 3. Barnett’s
Shampion Badelor (18083); Me. W. Graham’3 Breda Ford (23651);
Mr. J. D. Yumsden’s Gilford (16058). Auf der Ausftellung zu Dublin im
April 1890 waren die irifchen Terrier zahlreich vertreten. In der Challengeclafje
erichien nur Garryford (14578), ein jehr Schöner Hund von richtiger Größe und
gut in allen Berhältniffen. Im der offenen” Glafje fiegte Mr. Carey's Pilgrim.
Die Glaffe der Hündinnen (20 Meldungen) wird weniger günftig gejchildert; Mr.
Norton’s Begotty J. Preis. — In der Novizenclaffe: Mir. Norton’s Bullaine.
— Auf der Liverpool-Ausftellung 1894 erhielt Mr. U. Clear's Breda Mixer
I. und Specialpreis; Mr. C. Norton’s Milford Topper I. und Specialpreis;
Limitclaffe: Mr. F. Jowett's Crow Gill Sportsman 1. Preis; Hündinnen der
offenen Glaffe: Mr. F. Parkin's Firefly Specialpreis; Novizen: Mr. 9. Dry's
Brandon Brat J. und Specialpreis. — In neuefter Zeit ift der irische Terrier
in England ein jehr beliebter und „faſhionabler“ Hund geworden.
Terrier. 151
Der ſchottiſche Terrier. (The Scottish Terrier.)
In Schottland ward von jeher eine große Anzahl jehr verjchieden gebauter und
behaarter Terrier gezüchtet, welche, als gemeinjamen Typus zunächſt nur die niedrige,
Dig. 144.
Br ee
Skhottijher Terrier.
langgeftredte. und ftämmige Bauart bei ftarker, rauher und mehr oder weniger langer
DBehaarung zeigten. — Die Abbildungen und Bejchreibungen des „Scotch Terrier“
von Bewid, Youatt, Richardſon beziehen ſich auf einen ſehr rauhbehaarten Hund,
182 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
der mit dem heutigen ſchottiſchen Terrier feine Aehnlichkeit mehr zeigt, jo daß ein
näheres Eingehen auf die „Geſchichte“ dieſer Raſſe bedeutungslos ift.
Der heutige fchottifche Terrier wird zum Unterfchied von dem Sfye- Terrier
und Dandie Dinmont (welche beide jchottiiher Abftammung find) wohl mit dem
Beinamen „der harthaarige“ (hard-haired Scottish Terrier) ausgezeichnet. —
Sein Haar ift beinahe kurz zu nennen und von jehr ftraffer, harter Textur, die
Bauart außerordentli) derb und fräftig, die Läufe kurz und jtämmig, doch erſcheint
der Hund weniger langgeſtreckt, als Dinmont und Skye-Terrier. Ohren und Ruthe
werden nicht gejtußt. Diefe Hunde find außerordentlich zäh und ausdauernd, ſowohl
im Kampfe mit dem NRaubzeug und anderen Hunden, wie im Ertragen ungünftiger
Witterungsverhältniffe. Ihr Temperament ift lebhaft und munter und fie haben viel
Neigung zum Schliefen.
Die Rafjezeihen des Harthaarigen ſchottiſchen Terriers find vom betreffenden
Elub folgendermaßen feitgeitellt:
Allgemeine Erfheinung: Das Gejiht des fchottifchen Terriers zeigt einen
iharfen, durchdringenden, lebhaften Ausdruck und der Kopf wird erhoben getragen.
Wegen jeiner kurzen Behaarung erjcheint der Hund höher auf den Läufen als ex in
Wirklichkeit iſt, gleichzeitig aber gedrungen und im Hintertheile mit bedeutender
Muskelfraft begabt. Ein ſchottiſcher Terrier kann, obgleih er im Wejentlichen ein
Erdhund ift, nicht zu Fräftig gebaut fein. Seine Höhe beträgt 23 big 30cm.
Kopf: Der Oberkopf ift verhältnigmäßig lang, leicht gewölbt und mit kurzem,
hartem, höchſtens 20 mm langem Haar bededt. Zwiſchen den Augen it eine leichte
Stirnfurde fihtbar. Die Schnauze iſt jehr Fräftig und verjüngt fi) allmählid) nad)
der Naſe zu, welche groß und ſtets ſchwarz ift. Die Kiefer find durchaus von gleicher
Länge und die Zähne genau auf einander paſſend, obgleich die Najenfuppe die
Schnauze etwas überragt, wodurch) der Oberkiefer länger erjcheint als der Unterkiefer.
Die Augen find dunkel- oder hellbraun, Klein, glänzend, voll Feuer. und etwas tief
liegend. Die Ohren find jehr klein, ftehend oder halb aufgerichtet (die erſtere Form
verdient den Borzug), niemals hängend, ſcharf zugeipikt, jammetartig (nit lang)
behaart, nie gejtußt und frei von jeder Franſe an den Spiben.
Hals: Kurz, Start und musculös, feit an die jchräg geitellten Schultern
angejebt.
Rumpf und Ruthe: Bruft im Verhältni zur Größe des Hundes breit und
tief, der Rumpf mäßig lang (nicht von der Länge des Skye-Terriers), jeitlic) etwas
abgefladht, gut aufgerippt und Hinten außerordentlich kräftig. Nuthe etwa 18cm
lang, nie gejtußt, wird mit einer leichten Rundung keck aufwärts getragen.
Läufe und Pfoten: Border und Hinterläufe furz, jehr ftark in den Knochen,
die Vorderläufe gerade und gut unter den Leib geftellt, niemals mit den Ellenbogen
auswärts, die Sprunggelenke durchgebogen, die Keulen ſtark bemusfelt, die Pfoten
fräftig, klein und dicht mit kurzem Haar bekleidet. Die VBorderpfoten find größer
als die Hinterpfoten.
Terrier, 183
Behaarung: Ziemlich furz (etwa 5cm lang), außerordentlich Hart, dDrahtig
und am ganzen Körper jehr dicht.
Farbe: Stahl oder eilengrau, ſchwarz, braun oder grau geftrömt, einfarbig
ſchwarz, jand- oder mweizenfarbig. Weihe Abzeichen find vermwerflih und nur an der
Bruft und in ganz geringer Ausdehnung zuläflig.
Gewicht: 6,75 bis Iks. Das beſte Gewicht für einen Rüden ift 8, für eine
Hündin 7,25kg im Gebrauchszuſtande.
Fehlerhaft find zu langer over zu Furzer Unterkiefer, große oder helle Augen,
große, an den Spiben runde, oder Hängeohren (auch jehr jtarf behaarte Ohren find
fehlerhaft), krumme oder verbogene Läufe und auswärts gedrehte Ellenbogen, ſeidiges,
gemwelltes oder offenes (nicht anliegendes, loderes, der Verf.) Haar. Schottiſche
Terrier über Ikg Gewicht find nit erwünjcht.
Points:
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Die Maße eines gut gebauten Hundes diefer Raſſe (Dundee des Gapitän
Madie) find: Schulterhöhe 25cm; Oberkopf von Genid bis zum inneren Augen—
winfel 121%, cm; Schnauze vom inneren Augenwinkel bis zur Nafenjpige 7!/,;cm;
Rüden von der Schulter bis zum Anja der Ruthe 38cm; Länge der Ruthe 19cm;
‚Umfang der Bruft hinter ven Schultern 44cm; Umfang des Vorarmes 12 cm.
Auf der Kennelclub-Ausſtellung im April 1890 fiegten Dundee und Aſhley
Nettle in der Challengeclafje, in der offenen Claſſe erhielten Plud, Highland
Prince, Aberdeen Laſſie und Tronda die eriten Preiſe, während apitän
Wetheral in der Puppyclaſſe mit feinem jungen Hunde Tiree Erfolg hatte. Auf
der großen Erufft’s-Schau im Februar 1894: Offene Claſſe: Mr. R. Chapman’s
Heather Prince I. und Specialpreis. Hündinnen: Mr. A. Jackſon's Lomond
Gounteß I. und Specialpreis; Limitelaffe: dieſelben wie in der offenen Glafje.
Novizen: Mr. S. Cameron's St. Mungo I. Preis.
184 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde ꝛc.
Sande Derrier,
(Taf. LXXI.)
Dieje Raffe, welche in mancher Beziehung Stark an unſere deutihen rauhhaarigen,
ſchwarzgelben Nattler erinnert, wurde anfänglich vom Kennelclub unter der Benennung:
„Old black-tan wirehaired Terrier“ aufgeführt. Dieſe Bezeihnung hat jeiner
Zeit unter den Freunden des Welſh-Terriers in England viel Unzufriedenheit erregt
— vielleiht mit Unrecht; jedenfalls kann es den continentalen Terrierfreunden nur
erwünjcht jein, unter der verwirrenden Zahl der modernen engliichen Terrier eine
der neueren Formen durch eine nähere Bezeichnung bejtimmt unterſchieden zu jehen. —
Die Rafje ift noch in ihrer Entwidelung begriffen, wiewohl typiihe Exemplare: der-
jelben ſchon zu Anfang diejes Jahrhunderts eriftirt Haben mögen; die Raſſezeichen
wurden vom Welſh-Terrierclub folgendermaßen feitgeftellt:
Kopf: Der Oberkopf flach und zwiſchen den Ohren etwas breiter als beim
drahthaarigen Forterrier. Die Schnauze kräftig, ſcharf gejchnitten, etwas tiefer und
fräftiger (dem ganzen Kopfe einen mehr männlichen Ausdrud verleihend), als ge=
wöhnlich beim Forterrier der Fall ift, vom Stirnabja bis zur Naſenſpitze ziemlich
lang, die Stirnfurche nicht zu ſtark ausgeſprochen.
Ohren: Die Ohren V-förmig, klein, nicht zu dünn, ziemlich Hoch angeſetzt
und dicht an den Wangen anliegend nad) vorn getragen.
Augen: Klein, nit zu tief liegend, aber auch nicht vorjtehend, duntelbraun,
ausdrudsvoll und außerordentlich Tcharfblidend.
Hals, Bruft und Rumpf: Hals mäßig lang und ftarf, leicht gemölbt und
in Schöner Linie in die langen fchräg geftellten und gut zurüdliegenden Schultern über-
gehend. Die Bruft jehr tief und mäßig breit. Der Rüden kurz und gut aufgerippt;
die Yendengegend Fräftig.
Ruthe: Ziemlich Hoch angejeßt, aber nicht zu Hoch getragen; geſtutzt.
Borderläufe und Pfoten: Die Vorderläufe gerade und musculds, mit guten
Knochen und geraden ftarfen Fußwurzeln. Pfoten Elein, rund und fabenartig.
Hintertheil: Kräftig, die Keulen musculös und von guter Länge, die Fuß—
wurzeln ftarf in den Knochen, gut nach) dem Boden und etwas fteil geftellt.
Behaarung: Drahtig, Hart, jehr dicht und reichlich.
Farbe: Schmarz mit lohfarben (tan), oder Schwarz, grau und lohfarben, feine
ſchwarze Abzeichen auf den Zehen wie beim glatthaarigen Blad-tan-Terrier.
Größe: Schulterhöhe für Rüden 38em, Hündinnen entjprechend niedriger.
Ikg find ein gutes Durchſchnittsgewicht für einen Rüden in Arbeitsverfaffung, doch)
fommt e& auf ein halbes Kilogramm mehr oder weniger nicht an.
Die Make eines ftarfen Welfh-Terriers (Mr. M. C. Aſchwin's Bym, 19553)
ind: Schulterhöhe 351/, cm; Länge des Kopfes vom Genid bis zur Naje 19cm;
Umfang der Bruft 32 cm; Gewicht 22. Pd. engl. — Auf der Kennelclub-Schau, April
Tafel LXXI.
—
= — —
— —
——
Dandie Dinmont-Terrier und Iriſh-Terrier.
Terrier. 185
1890, fiegte in den Challengeclafjen Mr. Glynn’s Dim Saejonaeg und die Yindin
Bangor Dan Cliw. In der offenen Glafje fiegte Mayor Savage’3 Sir Lancelot,
ein jelten gut geformter Terrier, von hartem Haar und guten Zäufen, der Kopf ilt
typiſch, wenn auch etwas kurz. Bei den Hündinnen der offenen Claſſe fiegte
Mr. Boyd's „Megan“ und Mr. Robert's „Tywyſoges“, letztere nicht jo gut in
Zäufen und Füßen oder jo furz im Nüden wie Megan. Unter den Puppies fiegten
als hübſches Pärchen Mr. E. Bowell’s Bomwton Scorer ımd Rowton Telt
(mit I. und I. Preis). Liverpool, 26. Januar 1894: Pokal und I. Preis der offenen
Claſſe erhielt Mr. W. Herbert's Champion Cymro Dewr IL; Miß 3. Barler’s
Dronfield Dandy I. Preis; Limitclaffe: Mr. W. Robert's Tydyr I. und
Specialpreis; W. Nobert’3 Lady Geridiven und Miß 3. Parker's Mona Fach
I. Preis. — October- Schau des Kennelclub 1894: Neue prämiirte Erjcheinungen:
3. Harris’ Matchleß; Miß 3. Parker's Reftant, Dronfield Dandy umd
Mona Fach.
9, Der Dandie Dinmont-Terrier.
(Taf. LXXII.)
Diefe niedrigen, langgeftrekten Terrier mit den kurzen, ſtämmigen, oft etwas
auswärts gedrehten Vorderpfoten und dem zottigen Behange laſſen ſich am beiten
mit plumpen, rauhhaarigen Dachshunden vergleichen. In früherer Zeit mögen fie
weniger den Jagdtypus gezeigt haben, al3 dies gegenwärtig der Zall ift, und fie ſtanden
dann jedenfalls dem von Bewick abgebildeten alten „rough short-legged Terrier“
(Fig. 137) näher, als irgend eine der gegenwärtig exiftivenden Terrierraſſen. Nach
Mr. Cooki) führten die Dinmonts in den Jahren 1814 bis 1820 noch die Namen:
„Peppers“ und „Muftards“ (mac ihrer ſchwarzgrauen oder gelblihen Färbung) und
exit duch Walter Scott’3 Dihtung „Guy Mannering“ wurde die Benennung des
Mr. Davidfon als „Dandie Dinmont“ allmählich auf die Terrier deſſelben (Pepper
und Tarr) übertragen. Mr. Davidjon und fein Nahbar Mr. Sommer von Weſt—
Morriſon bei Kelſo züchteten die plöglich in Aufnahme gefommenen Dinmonts in großer
Anzahl, um der dur) W. Scott hervorgerufenen Nachfrage von Seiten des Bublicums
zu genügen. — Der Herzog von Buccleud und Sir C. Douglas unterhielten einige
Jahre hindurch einen rein gezüchteten Stamm und die Herren Stoddard von Selkirk,
Me. Milde von Faldonfidve und Andere zählen zu den damaligen Züchtern, auf deren
Kennels die heutigen Dinmonts größtentheils zurüdzuführen find. — Mr. Bradjhaw
Smith kaufte die meiften feiner Hunde von Mr. Sommer in den vierziger Jahren
und hat lange Jahre hindurch an der Spise der Dinmontzüchter gejtanden. Im
Jahre 1876 bildete fich der erfte Dinmontelub unter dem Vorfige des Lord Melgund,
unterftüßt dur) die erften Züchter und Kenner der Nafje. Die Rajjezeichen wurden
gleichzeitig aufgeltellt und lauten nach der jpäteren Reviſion folgendermaßen:
!) The Dandie Dinmont Terrier, its History and Characteristies by Charles Cook.
186 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde zc.
1. Der Kopf des Dandie Dinmont-Terriers ift ſtark und erjcheint jehr groß,
fteht aber im richtigen Verhältniß zur Größe des Hundes, die Musculatur, namentlich)
die der Kinnbacken, ift außerordentlich entwickelt. Der Oberkopf ift breit zwischen den
Ohren, verjüngt fi) nad) den Augen zu allmählih und mißt dom inneren Augen—
winfel bis zum Hinterhauptsbeine etwa ebenfoviel als von einem Ohre zum anderen.
Die Stirn iſt gut gewölbt. Der Obertopf ift mit ſehr weichem, feidigem Haar be-
det, das fi nicht nur auf einen Büſchel beſchränken darf. Je heller die Färbung
diefes Haares umd je feidiger dafjelbe ift, um fo befjer. Die Baden laufen mit dem
Oberkopfe von den Ohren an nad der Schnauze hin ſpitz zu. Dieſe ift Fräftig umd
tief, etwa 7,5 cm lang, oder zur Länge des Oberfopfes im Verhältniß von 3 zu 5
ftehend. Sie ift mit Haaren von etwas dunklerem Yarbenton ala der Oberkopf be-
det, welche von derjelben Beichaffenheit find mie die Feder an den Vorberläufen.
Die Spitze der Schnauze ift gewöhnlich unbehaart, diefe unbehaarte Stelle beginnt '
über der nadten Naſenkuppe und erftredt fi etwa 25 mm weit aufwärts, läuft nad)
den Augen hin ſpitz aus und ift an der Najenfuppe etwa 25 am breit. Die Naſen⸗
kuppe iſt ſchwarz, ebenſo das Innere des Rachens dunkelfarbig oder ſchwarz. Die
Zähne ſind ſtark, beſonders die Fangzähne, welche für einen ſo kleinen Hund von außer⸗
gewöhnlicher Größe ſind. Dieſe müſſen genau in einander paſſen, um die größtmögliche
Kraft zum Zupacken und Feſthalten zu geben. Die übrigen Zähne ſtehen gleichmäßig
neben einander, allenfalls dürfen die oberen ganz leicht über die unteren übergreifen.
Zu langer oder zu kurzer Unterkiefer iſt verwerflich. Die Augen liegen weit aus einander,
find groß, voll, rund, glänzend, große Entſchiedenheit, Intelligenz und Würde aus—
drüdend, tief unten an der Stirn liegend, nach) vorn gerichtet und hervorſtehend, bon
fräftiger dunkler Nußfarbe. Die Ohren find groß, beweglich, weit aus einander und tief
hinten am Kopfe angejeßt und dicht an den Wangen anliegend. Sie find breit an
ihrer Verbindunggftelle mit dem Kopfe, jedoch hier nur wenig vorjpringend, und ver—
ichmälern ſich faft zu einer Spite, der Vordertheil des Behanges hängt indeß faſt ge-
rade herab, jo daß die Verſchmälerung hauptſächlich am hinteren Theile des Behanges
ftattfindet. Die Ohren find mit dichtem, weichem, braunem, mandmal fat ſchwarzem
Haar und mit einer etwa 5 cm bor dem Ende beginmenden Feder von hellem Haar bon
ziemlich derjelben Beichaffenheit und Färbung, wie das den Oberkopf bededende be—
leidet, was den Behängen ein auffallendes Ausſehen giebt. Das Thier wird oft ein bis
‚mei Jahre alt, ehe diefe Feder fich zeigt. Der Knorpel und die Haut des Ohres find
nicht die, jondern eher dünn. Die Länge des Behanges beträgt 7,5 bis 10cm.
2. Der Hals ift ſehr musculös, ſtark und gut entwidelt, zeigt große Wider—
tandsfähigfeit und liegt gut zwischen den Schultern. 3
3. Der Rumpf ift lang, kräftig und geſchmeidig, die Rippen gut eingefügt
und gemwölbt, die Bruft gut entwidelt und tief zwiſchen die Vorderläufe Hinabreichend.
Der Rüden, an der Schulter ziemlich niedrig, bildet eine leicht abjteigende und über bie
Lendengegend fich wieder exhebende flache Curve, von da zum Ruthenanſatz leicht ab-
fallend. Längs des Rückgrats liegen beiderſeits fräftige Muskeln.
Terrier. 187
4. Die Ruthe iſt ziemlich kurz, 20 bis 25cm meſſend, oben mit drahtigem
Haar von dunklerer Färbung als das des Oberkörpers bedeckt, während ihre Unter—
feite heller und weicher behaart und mit einer hübſchen, etwa 5em langen, gegen
das Ende "pi auslaufenden Feder bejegt ift. Die Ruthe, an der Wurzel ziemlich
kräftig, wird auf weitere etwa 10cm nod) ftärfer und läuft dann in eine Spike aus.
Sie darf keineswegs gekrümmt oder geringelt, jondern muß mit einer Biegung nad
oben jäbelförmig getragen werden, jo daß, wenn der Hund erregt ift, die Ruthen—
jpige jenfrecht über dem Ruthenanſatz jteht. Sie darf weder zu hoc, noch zu niedrig
angejebt fein, und für gewöhnlich trägt fie der Dandie Dinmont munter ein klein
wenig über die Höhe des Rückens erhoben.
5. Die Läufe: Die vorderen furz, mit ungemein entwidelten Knochen und
Muskeln; weit aus einander geftellt, der Bruftforb gut zwiſchen denjelben niedergelaflen.
Die Pfoten find gut geformt und nicht flach, mit jehr ftarken braunen oder dunklen
Nägeln. Gekrümmte Läufe und flahe Pfoten find verwerflich. Die Behaarung der
Vorderläufe und =pfoten it bei einem blauen Hunde lohfarben (tan), kräftig roſt—
braun bis fahl vehfarben, je nach der Färbung des Oberförpers; bei einem jenf-
farbenen (mustard) Hunde ift das Haar an den Vorderläufen einen Ton dunkler
als das am Oberkopfe, welches jahnfarbig weiß iſt; bei beiden Hunden ijt eine etwa
5cm lange Feder vorhanden, von etwas hellerer Färbung, als die Behaarung der
Vorderſeite der Läufe. Die Hinterläufe jind ein wenig heller gefärbt als die vorderen
und ftehen ziemlich weit aus einander, jedoch nicht unnatürlich gejpreizt, während die
Pfoten derjelben viel Kleiner find als die vorderen. Die Schenkel gut entwidelt, die
Behaarung daran von derjelben Farbe und derjelben Bejchaffenheit wie an den
Vorderläufen, jedoch ohne Feder. Keine Afterklauen. Die Nägel dunkel, und zwar
der Farbe des Oberkörpers entiprechend verjchieden fchattirt.
6. Die Behaarung it ein jehr wichtiger Punkt. Das Haar ift etwa 5 cm
lang und das vom Schädel bis zum Nuthenanfa reichende ift eine Miſchung von
härterem (nicht drahtigem) und weichem Haar, das ſich mürbe (brödelig) anfühlt. An
der Unterfeite des Körpers ift es von hellerer Färbung und weicher als auf dem
Rüden. Die Farbe der Haut am Bauche ftimmt mit der Farbe des Haares überein.
7. Die Farben find eifengrau (Pfeffer, pepper) oder gelbgrau (Senf,
mustard!). Die erftere Färbung variirt von dunfelfchwarzblau bis filbergrau, die
dazwischen liegenden Schattirungen find vorzuziehen; die Zeichnung des Oberlörpers
erftredt fi bis gut unterhalb der Schultern und Hüften und geht allmählich in die
Zeihnung der Läufe über. Die jenffarbenen Hunde jind ebenfalls verjchieden ge—
zeichnet, von röthlichbraun bis fahl rehfarben, der Kopf jahnfarbig weis, Läufe und
Pfoten einen Ton dunkler als der Kopf. Die Nägel dunfel, wie bei den anders—
farbigen Hunden. Faft alle Dandie Dinmont- Terrier zeigen etwas Weiß an der
Bruft, manche haben auch weiße Nägel.
1) Auf den Ausftellungen werden dieſe beiden Färbungen beftimmt unterſchieden und jede
für ſich prämiit.
24 *
155 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
8. Die Größe: Die Schulterhöhe beträgt 20 bis 27 cm, die Länge von den
Schulteripigen bis zum Nuthenanfag nicht mehr als die Doppelte Schulterhöhe, befjer
2,5 bis 5em weniger. Das Gericht beträgt 6,5 bis Ikg. Das beite Gewicht für
einen Rüden im Arbeitzzuftande ift fo nahe wie möglich an 8Kg.
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Die Make eines vorzüglihen Dinmonts (Mr. G. U. Leatham’s Border
King) find: Schulterhöhe 24cm; Kopflänge vom Hinterfopfe bis zur Naje 21cm;
Länge der Ruthe 25cm; ganze Länge von der Naje bis zum Anſatz der Ruthe
70cm; Umfang der Bruft 50%, cm; Umfang des Borarmes 15 cm.
Mr. Carrick's Harry Bertram, ein vielfach prämiirter Hund vom alten
Typus, melchen der Verf. ſchon im Jahre 1874 in Garlisle zeichnete, hatte folgende
Maße: Schulterhöhe 31cm; Kopflänge 22cm; Ohr 10cm; Naden 13cm; Rüden
38cm; Ruthe 23cm; Höhe der Groupe 32cm; Höhe des Ellenbogend vom Boden
16cm. — Die alte Form dieſer Hunde zeigte mehr den Terriertypus, wozu ic)
die jpißere Schnauze und das kürzere Ohr zunächſt rechne, während die neueren
Hunde weit mehr Jagdhundtypus, ſtumpfere Schnauzen und größere Behänge zeigen.
Auf der Ianuar-Ausftellung des Kennelclubs 1883 fanden fi). bereits
62 Meldungen für die Dinmontclaffen. Challengeclafje: Mr. U. Heel’3 Linnet
(6655) I. Breis. — Dffene Claſſe: Mr. 3. 6. Carrick's Paſha und Mt.
F. Coupland's Border Prince (13815) I. Preis. — Hündinnen: Mr. G. S. Ball's
Jeannie Deans (14404) I. Breis. — Puppies: Mir. W. Carrick's Garlisle Venus.
Die Kennelchub-Ausftellung zu Barn Elms 1887 zeigte 69 Meldungen. In
der Ghallengeclafje fiegte D. Ballie’s Champion Border King; in der offenen
Claſſe (Pepper): Mr. Cook's Little Bepper; Mr. Sherwood’s King of the
Border II. Preis. — Hündinnen: Mr. Weaver's Kelſo Maggie I Preis. —
Muftard): Mr. Shirewood's Racquet; Hündinnen: Mr. 3. Clarke's Heather
Beggy I. Preis.
Tafel LXXIM.
Bedlington-Terrier,
Terrier. 189
In der Schau des vereinigten Terrier= und Colleyclubs, London, März 1890, erhielt
Mr. Leatham den Hauptpreis mit feinen Dandie Dinmonts-Zügen (teams); nament-
lich erregten die Hündinnen Auffehen. In der Challengeclaffe fiegte Mr. Leatham's
Heather Sandy; bei den Hündinnen deſſelben Beſitzers Champion Heather
Peggy. — Dffene Claffe Muftards): Mr. Leatham's Roquet und Xinfty
Badger, I. und I. Preis. — Hündinnen defjelben Beſitzers: Ainfty Fixen. —
Dffene Claffe (Beppers): Leatham's Ainſty King, Hündinnen defjelben Beſitzers:
Victoria Regina. — Crufft's-Schau, 9. Februar 1894: Wr. W. Clarke's
Tartan Sing I. und Specialpreis; Mı3. R. P. Hemitt’3 Tommy Atkins I. und
Specialpreis (equal); Hündinnen: Miß J. Gordon's Prinzeß Jerry und Mi.
J. Clarke's Heather Lucie I. Preis (equal); Limitclaffe: Muftard): Mi.
H. Weaver's Lemfter Zola I. und gleichen Specialpreis mit Mr. ©. Hempjon’s
Jolly Innocent; (Vepper): Mıs. R. Hewitt's Tommy Atkins I. Preis; Me.
3. Clarke's Tartan Maggie 1. Preis; Koppeln: Muftard): Mr. 9. Weaver's
Lemſter Zola und Lemfter Daisy Preis A; (Pepper): Mr. 3. Clarke's Tartan
King und Heather Lucie I. Preis; Züge: Mr. 3. Clarke's Team.
10. Der Bedlington-Terrier.
(Sof. LXXIIL)
Die Gefhichte diefer Terrier it — tie die der meilten Terrierraſſen —
ziemlich unklar. Die Freunde des Bedlington=-Terriers führen deſſen Stammbaum
mindeftens big zum Jahre 1792 zurüd; allen Bewick erwähnt zu diejer Zeit nur
eines rauhhaarigen Terriers und bildet diejen zugleich als einen plumpen, niedrigen
Hund mit anfcheinend aufrecht ftehenden Ohren ab. Weberhaupt eriftirten zu jener
Zeit noch feine Terrier mit jagohundartigem Behang.
Engliſche Züchter pflegen den Bedlington als einen nahen Verwandten des
Dandie Dinmont aufzufaffen, und es ift jedenfall3 wahrjcheinlich, dab beide, wie auch)
die übrigen rauhhaarigen Terrier älterer Züchtung auf den niederen „rough terrier“
Bewick's zurüdzuführen find. Indeß ift der Heutige Bedlington ein ziemlich ſchlanker,
hochläufiger Hund, mit flachen Rippenkorb und einer wenn auch harten, doc) lockeren,
faſt mwollig erſcheinenden Behaarung.
Jedenfalls hatten die damaligen Terrier wenig Aehnlichkeit mit der heutigen
Form derjelben, und auch der Name „Bedlington“ wurde ihnen — nad Hugh
Dalziel — erft im Jahre 1825 beigelegt, und zwar duch Mr. Ainsley, Züchter
des berühmt gewordenen Hundes Young Piper, von Mr. Anderſon's Piper aus
einer Hündin, befannt unter dem Namen Coate's Phoebe, melde 1820 aus
Bedlington eingeführt wurde... Da die Stammbäume diefer Hunde fünf und bier
Generationen zurückreichen, jo Kegt die Wahrfcheinlichkeit einer Ahnenreihe bis 1792 aller-
dings vor, ſchwerlich werden die damaligen Terrier aber bereits den Typus der heutigen
Bedlingtons gezeigt haben, welcher fi annähernd zuerft in den Anderſon'ſchen
190 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x.
Hunden Piper und Phoebe ausſpricht. Erfterer wird als ein leichter, nur 15 Zoll Hoher
und 15 Pfund ſchwerer Hund gejchildert, die Farbe leberbraun, dag Haar hart und
fajerig, die Ohren groß, an der Spite länger behaart. Die Hündin Phoebe Hatte
13 Zoll Schulterhöhe bei 14 Pfund Gewicht, Farbe ſchwarz mit geftromten Läufen
und hellfarbigem Haarihopf auf dem Kopfe.
Die Rafjezeihen des heutigen Bedlington wurden neuerdings bon dem be=
treffenden Club folgendermaßen bejtimmt:
1. Allgemeine Erſcheinung: Der Berlington=Terrier ift ein leicht gebauter,
aber Fräftiger Hund, der keineswegs windig ausfehen darf.
2. Kopf: Der Oberkopf ſchmal, aber tief und rund, am Hinterhauptsbeine
erhöht und mit einem jeidigen, am beiten filberglänzenden Haarſchopfe bededt. Die
Schnauze lang, ſpitz auslaufend, musculös und mit jcharfem Gebiß verjehen, zwiſchen
den Augen jo wenig Stienfurche als möglich — eine von der Naſenkuppe über den
Oberkopf bis zum Hinterhauptsbein gedachte Linie muß ziemlich gerade verlaufen. Die
Lippen fnapp anliegend ohne überhängende Lefzen. Die Augen Klein und tiefliegend.
Blaue Hunde Haben dunkle Augen, blau= und lohfarbene Hunde ebenfall® dunkle
Augen mit einem bernfteinfarbenen Ton, leber= und fandfarbene Hunde haben hell-
braune Augen, jandfarbene Bedlington= Terrier von blauen Eltern haben gewöhnlich
dunkle Augen. Die Naje groß und vorn Scharf abgeſetzt. Blaue und blau= und loh—
farbene Hunde haben ſchwarze Nafen, leber= und jandfarbene Bedlington-Terrier Haben
fleifchfarbene Naſen; jandfarbene Beolington= Terrier von blauen Eltern haben ge=
wöhnlich ſchwarze Nafen. Die Zähne gleihmäßig gejtellt und genau auf einander
paſſend. Manche Hunde haben einen leicht vorjtehenden Dberfiefer, und obgleich dies
eine fehlerhafte Bildung ift, jo joll ein derartiger Hund doch nicht von der Preis—
bewerbung ausgejchlofjen werden, falls er in allen übrigen Punkten gut ift.
3. Ohren: Ziemlich groß, gut nad) vorn und flach an den Wangen anliegend
getragen, leicht mit feinem, feidigem Haar von der nämliden Farbe wie der Schopf
auf dem Oberfopfe bededt und unten ſpitz verlaufend.
4. Hals, Schultern und Bruft: Der Hals lang, tief angeſetzt und fi) gut
von den flahen Schultern abhebend. Die Bruft tief, aber nicht breit.
5. Rumpf: Lang und mohlgeformt, flach gerippt, der Rüden leicht gemölbt,
die Rippen hoc angeſetzt, das Hintertheil nicht allzu Fräftig.
6. Ruthe: Am Anfage kräftig, jpis auslaufend, ſäbelförmig, 24 bis 28cm
lang und an der Unterfeite leicht befedert.
7. Zäufe und Pfoten: Die Läufe mäßig lang und nahe bei einander,
gerade und rechtwinkelig zum Rumpfe gejtellt, die Pfoten länglich und von ent-
ſprechender Größe.
8. Behaarung: Hart, mit dichtem Unterhaar. und -aufgerichtet, im Gefühl
wie angejengt (fnufperig).
9. Farbe: Dunfelblaugrau, blaugrau und (ohfarben, leberfarben, leber- und
lohfarben, jandfarben und jand= und lohfarben.
Tafel LXXIV.
Airedale-Terrier.
Terrier. 191
10. Größe: Höhe 38 big 40cm, Gewicht 11 bezw. 1Okg für Rüden bezw.
Hündinnen.
Die Maße eines typiſchen Bedlington (Mr. Roß' Clansman, 9581) ind:
Schulterhöhe 39 cm (151/, engl. Zoll); Länge des Kopfes vom Hinterhaupt bis zur
Naſenkuppe 21/; cm; Länge von der Nafe bis zum Anja der Ruthe 84cm; Um—
fang der Bruft 49 cm; Länge der Ruthe (nicht verfürzt) 24cm; Gewicht 211/, Pfd.
In neuerer Zeit Hat der Bedlington größere Verbreitung gewonnen. Auf der
Kennelclub-Schau im Januar 1884 waren 33 Exemplare auögeftellt; in der Champion-
Claſſe erhielt Mr. 3.©.Watfon’3 Senator (13171) den Preis; in der offenen Claſſe
fiegte Mr. John U. Baty’s The Biſhop (v. Hanlon a. d. Jeſſie) und unter den
Hündinnen Mr. H. Burnett Watſon's Topjy (13177). Dieje Claſſen waren nur
für „blue-tan“ Hunde und Hündinnen. — Unter den „anderäfarbigen“ fiegte
Me. H. Burnett Watfon’s Chofer v. Tipper a. d. NRofebud; in der Jugendclafje
Mr. U. Dodd's Mari Tapley dv. Bluebeard a. d. Blue Blood.
In der Kennelclub-Schau zu Barn-Elms 1887 fiegte in der Challenge-Glafje
Mr. Baty's Champion Biſhop; in der offenen „Blue or blue and tan“ -Glafje:
U. Baty’3 Newton Lad und Toothpid, Hündinnen: Mr. Haylock's Wansbeck
Maid. — In der Variety-Claſſe: Mr. T. Maling's Hotſpur; Novizen-Claſſe:
Mr. Maling’s Goronet.
In der Rennelcub-Schau, April 1890, fiegten in der Challenge = Glafje
Humbledon Blue Boy und Minnie Clyde; offene Claſſe: Croßly-Rugby und
Tafffide-Lance; Hündinnen: Mr. I. W. Smith's Benny Roje und Mr. Allcod’s
Precious Langſide (Roſe) I. Preis. — Erufft’s-Schau, Februar 1894: Mi.
W. Wear’s Lord Clyde I Breis; Limitclaffe: Mr. Nemwcaftle’s Oſiris;
Novizen: Mr. 9. Warnes’ Cranley Blue Jadet. — Kemnelclub-Schau October
1894: W. Alcock's Wreftler; 3. Smith’3 Orme und Miß Ormanda 1. reife.
11. Der Niredale- Terrier.
(Taf. LXXIV und Fig. 145.)
Diefe Hunde erreichen eine Höhe von 58cm und darüber, bei einem Gericht
von 35 bis 45 Pfd. und fünnen daher, ftreng genommen, gar nicht mehr zu den
Terrierd oder Erdhunden gerechnet werden. In Bezug auf die Entjtehung diejer
großen Terrier gehen die Anfichten der Züchter vielfach) aus einander. Jedenfalls ge-
hören ſie zu den jüngften Raſſen, wern ähnliche Typen auch jchon ſeit längeren Jahren
in Yorkſhire und Lancafhire unter den Namen: „Brofenhaired Terrier, Working-Terrier,
Bringlen- oder Waterfive-Terrier” befannt waren. Stonehenge ſchrieb noch 1882
ziemlich abfällig über diefe Damals noch wenig verbreitete „Raſſe“ und bemerkt unter
Anderem: Das Thier ift einfach der alte Yorkfhire-Waterfide-Terrier, etwas im
Aussehen verbeſſert durch Zuchtwahl, umgetauft und vor das Publicum gebracht als
der „Hund der Zufunft“ (the coming breed). — Nah Stonehenge’s Anficht
192 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
waren der Otterhund und der wifche Terrier größtentHeils für die Exiſtenz des modernen
Arredale-Terriers verantwortlich, während andere Autoritäten auch den Scotch-Dandie—
und Bedlington- Terrier als die Stammeltern diefer Hunde annehmen. — Der jebige
Airedale-Terrier erinnert in vielen Stücen bereits an den Jagdhund. Er it ſtärker und
musculöjer gebaut als der Bedlington und fteht Höher auf den Läufen als diejer. Die
Ohren fallen tiefer und glatter herab, als bei irgend einem anderen Terrier, und bilden
bereit3 einen Behang, die Schnauze ift ftark, das Haar ift ziemlich kurz, rauh und
hart, die Farbe meiftens grau, oft mit gelben Abzeichen und ſchwarzem Sattel. Dieje
Hunde werden als gutmüthig und intelligent geſchildert, dabei follen fie äußert an—
dauernd zu Lande und Wafjer fein und die higigften Kämpfe mit dem Naubzeug
aller Art nicht ſcheuen. Als ein Nachtdeil für diefe Raſſe muß ung ihre bedeutende
Größe erſcheinen, da diefe fie für die Erdarbeit untauglich macht, während fie für Die
Dtterjagd doch nicht den eigentlichen, ftärkeren Dtterhund erſetzen können. — Dagegen
dürften fie fi) als Begleiter und Wachthunde wegen ihrer Ausdauer und Wachjamteit
jehr empfehlen.
Die Raffezeihen der Niredale- Terrier nen vom Gomite des betreffenden
Clubs folgendermaßen aufgeltellt:
1. Allgemeines: Der Urſprung dieſer Raffe ift in ein gewiſſes Dunkel gehült,
doch fteht es zweifellos Feft, daß ſowohl der alte drahthaarige engliſche Blad-and-tan-
Terrier, als aud) der Otterhund zu ihrer Entftehung beigetragen haben, auch Anzeichen
einer Beimiſchung von Bulldoggenblut find bei manchen Stämmen erfennbar. Durch die
erfolgreichen Bemühungen begeifterter Züchter ift der Airedale-Terrier in neuerer Zeit
zu hohem Ansehen gebracht worden, welches ihm wegen jeiner hervorragenden all-
gemeinen Eigenjchaften auch in vollftem Maße gebührt. Was feine äußere Erſcheinung
anbelangt, jo dürfte es in der That ſchwer halten, einen anderen Hund zu finden,
der eine größere Symmetrie der Formen aufwieſe. Er ift von genügender Größe und
fräftig genug, um als perfönlicher Beſchützer des Menſchen zu dienen, bejigt einen
außerordentlich ausgebildeten Geruchsſinn und jehr viel Muth, und feine harte, Dichte
Behaarung, jeine Ausdauer, feine Gelehrigkeit, ſein Ausdrud und die Gefälligkeit
feiner Bewegungen machen ihn zum Begleiter ganz bejonders geeignet. Als Haus—
hund ift er nicht zu groß, er ift fauber in feinen Gewohnheiten, von gutmüthigem
Iemperament und feineswegs zänkiſch oder raufluftig.
2. Kopf: Der Oberkopf flad, zwiſchen den Ohren am breiteften, nad) den
Augen hin fi verjüngend und frei von Runzeln. Der Abſatz zwiſchen Stirn umd
Dberkiefer wenig ausgejprohen umd nur von der Seite gefehen wahrnehmbar. Die
Schnauze lang und fräftig, ziemlich tief, vorn ſcharf abgeſetzt, ohne überhängenne
Lefzen, die Kiefer gleihmäßig, die Zähne groß und gejund. Augen klein, glänzend,
dunfel, mit Terrierausdruf.
3. Ohren: V-förmig, mäßig groß und ftarf, nach vorn gerichtet, Dicht
an den Wangen anliegend getragen, wie beim Woxterrier, und frei von langen,
jeidigem Haar.
Terrier. 193
4. Hals und Schultern: Hals von angemefjener Länge, gegen die Schultern
ſich allmählich exweiternd, erhoben getragen und frei von Wamme. Schultern fein
geſchnitten, lang und ſchräg geftellt.
5. Bruft und Rumpf: Die Bruft tief und musculös, jedoch weder voll noch
breit. Der Rüden furz, ſtramm und gerade, mit gut gewölbten runden Rippen, die
Lendengegend breit, kräftig und gut aufgerippt.
6. Ruthe: Stark, ziemlich Hoch angejeßt, aber nicht rechtwinkelig zum Rüden
erhoben getragen; geſtutzt.
7. Läufe und Bfoten: Die Läufe vollfommen gerade und ftarf in den
Knochen, die Pfoten rund und geſchloſſen, mit ſtarken Sohlen.
8. Hintertheil: Die Keulen ftark, die Unterjchenfel gut bemusfelt, die Knie—
ſcheiben Hübfch abgerundet. Keine Neigung zu Kuhheſſigkeit.
9. Behaarung: Rauh- oder ftichelhaarig, von dichter und drahtiger Beichaffen-
heit, frei von wolligem oder ſeidigem Haar.
10. Barbe: Der Rüden vom Genid bis zum Ende der Ruthe dunkelgrau,
ebenfo an den Seiten des Körpers herab, mit dunklen Abzeichen an den Seiten des
Schädels. Der Reſt des Körpers ausgejprochen lohfarben, an den Ohren dunkler.
11. Gewicht: Rüden 17 bis 20, Hündinnen 15 bis 20 kg.
Fehlerhaft find gefledte Nafe, weiße Abzeichen, namentlich an der Kehle, im
Gefiht oder an den Pfoten, fehlende oder kranke Zähne, zu kurzer Unterkiefer.
Die Werthe der einzelnen Points: Kopf 20; Ohren 8; Hals, Schultern und
Bruft 12; Rüden und Lenden 15; Hintertheil und Ruthe 5; Läufe und Pfoten 15;
Behaarung und Farbe 20; Größe 5; total 100.
Auf den Ausftellungen, wo eine größere Anzahl der Airedale-Terrier beifammen
fteht, machen dieſe robuften, großen Terrier mit ihrer eigenthümlichen Färbung (meift
„pfeffer- und fenffarbig“ mit blaufchwarzem Sattel und röthlihbraungrauen Ex—
tremitäten) einen jehr guten Eindrud. — Auf der Schau der „Terrier, Colleys und
Toy-Dogs“ der vereinigten Clubs zu London im März 1890 fand fich vielleicht die
größte und befte Collection von Airedale-Terriers, welche bis dahin in England gezeigt
worden waren. In der Challenge-Glafje fanden fich Nembold Teft, Viren II. und
Wharfdale Rufh, von denen der erfte den Preis erhielt, wiewohl Viren III. jo
ziemlich allgemein für die beite jebt lebende Hündin gehalten wird. in ähnlicher,
jedod etwas Keinerer Hund ift Wiredale Tyke III. Auch Colne-Crack und Ruftic
Triumph find gute typifche Hunde. Unter den Hündinnen fiegte Wharfdale
Dueen, deren fymmetrifche Bauart, wie der ſchöne Kopf und Ohren viel Bei-
fall fand.
Auf der Kennelctub-Schau im April 1890 erihien nicht viel Neues. In der
Challenge-Glafje fiegten auch hier Mr. Deakin's Newbold Teft und die Hündin
Viren IH. In der offenen Clafje Mr. Bryan’s Cholmondeley Bondaman und
25
194 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
Mr. Higg's Norwood Rush, der erftere mit beſſerem Kopf und Ohr, aber in
Körperfoum und Knochen letzterem nachftehend. Unter den Hündinnen fiegte
Mr. George Bedford’3 „Old Slave Victreß“ in der offenen Claſſe jofort, mie-
wohl die Concurrenz nicht gering war. Mr. Brayfham’s Queen Lud erhielt den
II. Preis. — Me. Bryans' Eunice, eine ſehr ſchön gebaute und behaarte Hündin,
mußte wegen ihrer hellen Augen und des zu großen Behangs den vorigen nachjtehen.
Liverpool, Januar 1894: Hier mar die jchönfte Collection von „Airedales“ ver-
fammelt, welche bis dahin auägeftellt wurde Mr. H. Bryans’ Champion
dig. 145.
AUiredale- Terrier Eholmondeley Bruſhwood.
Geworfen Juni 1892. Züchter: F. 9. Bryans-Malpas, Beliger: Mr. 3. C. Keg= Amfterdam.
Sholmondeley Briar I und Cup; Mr. Whittafer’s Willow Nut Il. umd
- Specialpreis; Limitelaffe: Mr. Whittater’s Willow Nut II. Preis und Cup; deſſelben
Beligers Jerry II. den II. Preis und Cup; Hündinnen: Mr. Bradburn's Eccles
Belle I. Preis. — Crufft's Schau, 26. Februar 1894: Gut bejegt, doch erreichte
jie nicht die Liverpool-Ausſtellung. Mr. Whittafer hatte außer dem befannten
Sholmondeley Briar auch Cholm. Bramble ausgeftellt. Ein vortreffliher Hund
des Cholmondeley-Stammes ift unter anderen Mr. 3. C. Keg's Cholmondeley
Bruſhwood, Fig. 145, wie ferner 9. Bryan’3 Cholm. Brigand.
x
(
J
AD
NE)
!
RL
Tafel LXXV.
Skye-Terrier mit hängenden und mit Kebenden Ohren.
Terrier. i 195
Das Der Ste errier
(Taf. LXXY.)
Die betreffende Raſſe erhielt diefen Namen erſt in neuerer Zeit nad der an
der Weftküfte Schottlands belegenen Inſel Skye, wiewohl dieje langgeftredten, lang-
zottig behaarten Terrier Schon jeit mehreren Jahrhunderten fait auf allen größeren weſt—
Yihen Inſeln Schottlands exiftirten. Der eigenthümliche Typus dieſer langhaarigen,
dachshundförmigen Terrier mag in zahlreihen Variationen in den Niederungen und
dem Küftenlande (The Lothians) ebenjo verbreitet gewejen fein, wie die rauh- und
drahthaarigen Terrierformen im eigentlichen Hochlande (Highland Terrier), ohne daß
diefelben bereit3 conjtante Raſſen nach heutigem Begriff bildeten }).
Der heutige Skye-Terrier ift ein langer, niedrig gebauter Hund mit verhältniß—
mäßig großem Kopf, jehr langem, geradem, flach) aufliegendem Haar. In Folge der
Hoch angejegten Ohren erjcheint der Kopf zwiſchen den Augen breiter als zwiſchen
den Ohren, der Oberkopf ift flach, nicht Hoch gewölbt, wie beim Dandie Dinmont.
_ Die Schnauze ift lang und breit, das Gebiß ſtark und die Fangzähne groß, der Ge—
ſichtsausdruck intelligent. — Der Rüden ift faſt gerade, niemals gekrümmt, die Yäufe
außerordentlich ftart und nicht gerümmt. — Das Haar jollte gut entwidelte Unter-
wolle zeigen und nicht loder abftehen, jondern dicht aufliegen, jo daß der Hund im
Mafjer nicht viel dünner erjcheint, als im trodenen Zuftande.
Man unterfcheidet 1. den fpiohrigen und 2. den hängohrigen Sfye- Terrier
(Prick- and Dropeared Skye). Erftere erfcheinen meiftens fürzer und compacter gebaut
— doch werden beide oft gepaart und bringen dann wohl Puppies beider Formen.
Die Raffezeihen des Skye-Terrier find durch den betreffenden Club folgender-
maßen feitgeitellt:
Kopf: Lang, mit fehr kräftiger Schnauze und ftarfem Gebiß, die Zähne
genau auf einander paſſend. Der Oberkopf ift ſchmal zwijchen den Ohren, verbreitert
fi nah den Augen hin und verjüngt ſich dann gegen die Naje wieder allmählich.
Zwiſchen den Augen ift wenig oder gar feine Stirnfurche fichtbar. Diejelben ftehen
nahe beifammen, find von mittlerer Größe und von dunkler Farbe. Die Naje ift
ftets Schwarz. Die Ohren find entweder Hänge» oder Stehohren. Die exjteren find
etwas größer al3 die leteren und werden an den Geiten des Kopfes hängend, ein
flein wenig nad) vorn gerichtet getragen. Das Stehohr ift völlig aufgerihtet und
an der Spitze ganz wenig nad) außen gewendet.
1) Die von Dr. Cajus (1557) in jeiner Beſchreibung engliiher Hunderaſſen in Geßner's
Naturgeſchichte gejhilverten Heinen vauhhaarigen, äußert bijfigen „Ssländer* Hunde, welche zu
jener Zeit nebft ven Malteſerhündchen in vornehmen engliſchen Häufern gehalten wurden, waren
augenſcheinlich Zwergformen des rauh- oder langhaarigen ſchottiſchen Terriers, welche wir heute
als Skye-Terrier, Dandie Dinmonts u. |. w. unterſcheiden. Die irrthümliche Benennung diejer
Hündchen als „Isländer“ (durd) Verwechſelung des englifihen „Island“ mit „Sreland“) wurde
ſchon jrüher (der isländiſche Spig) nachgemwiejen.
25*
196 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde zc.
Hals lang und kräftig, der Naden bejonders dicht behaart.
Rumpf auffallend Yang im Verhältniß zur Höhe des Hundes, die Schultern
breit, die Bruft tief und kräftig, die Rippen erjtreden fi) weit nad) hinten, wo—
durch der Rumpf flach erjcheint. Der Rüden ift Hinter den Schultern etwas ein-
gejentt.
Ruthe wird big zur Mitte nach unten, von da bis zur Spike aufwärts ge-
bogen, aber nicht über die Rüdenhöhe erhoben getragen.
Läufe: Sehr furz und musculös, je gerader, deſto beijer, die Vfoten Elein;
Afterklauen ſind verwerflich.
Behaarung: Die Länge des Haares am Rücken beträgt 9 bis 14cm; es iſt
von harter, drahtiger, waſſerdichter Beſchaffenheit, liegt ſtraff und flach am Körper
an, ohne ſich zu ringeln oder zu kräuſeln, und theilt ſich nach unten gleichmäßig längs
des Nackens und Rückens bis zur Ruthe. Haar von richtiger Beſchaffenheit ſcheitelt
ſich von ſelbſt und bedarf der Bürſte nicht, um in Ordnung zu bleiben. Am Kopfe
iſt es etwa 71/, cm lang und weicher als am übrigen Körper, aber ſtraff und nad)
born über die Augen hängend. Die Behänge find, um das Innere der Ohren zu
bedecken, mit einer reichen Feder bejeßt, welche fi) mit der Behaarung an den Seiten
des Kopfes vermischt. Auch an der Nuthe befindet fich eine, jedoch nicht beſonders
ſtark ausgebildete Fender.
Farbe: Sehr verjchieden, die gefchäßteften find dunkel- und hellblaugrau und
dunfel- und hellgrau, mit guten Schwarzen Abzeihen. Der Kopf, die Läufe und der
Rumpf müſſen möglichft gleichmäßig gezeichnet fein. An den Ohren ift die Farbe
des Haares beträchtlich) dunkler als an den übrigen Sörpertheilen.
Gewicht: Rüden 6,5 bis 8,25 kg; Hündinnen 5,5 bis 7,25 kg. Das mittlere
Gewicht ift 7,25Kkg für einen Rüden und 6,5kg für eine Hündin. Gin halbes
Kilogramm weniger ift nicht zu beanjtanden, wenn das Thier in allen übrigen Punkten
gut ift.
Make für Rüden von 825kg und Himdinnen von 7,25kg. Rüden:
Schulterhöhe 23 em; Länge von der Najenfuppe big zum Hinterhauptsbein 20 cm;
Länge vom Hinterhauptsbein bis zum Nuthenanfag 56cm; Länge der Ruthe ohne
Haar 23cm; ganze Länge von der Nafenfuppe bis zur Ruthenſpitze 99 cm. —
Hündinnen: Schulterhöhe 21,5 cm; Länge von der Naſenkuppe bis zum Hinter—
hauptsbein 17,75 cm; Länge vom Hinterhauptsbein bis zum Nuthenanjaß 53,5 cm;
Yänge der Ruthe ohne Haar 20 cm; ganze Länge von der Naſenkuppe bis zur
Ruthenſpitze 91,5 cm.
Werth der Boints: Kopf 15; Ohren 10; Hals 5; Rumpf 10; Ruthe 10;
Läufe und Pfoten 10; Behaarung 20; Farbe 5; Höhe 15. Total 100.
Auf der erften internationalen Auzftellung zu Islington im Jahre 1863 war
eine Glafje für Sfye- Terrier beider Gejchlechter errichtet, welche nicht weniger als
ahtundjiebzig Nennungen zählte, Lady Evelyn Bruce Hatte Sir Pepper
ausgeftellt; Mr. Hinks eine Hündin von Pepper und ein Mr. McDonald von
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Dalmatiner. 197
Zongasre hatte mehrere Hunde diefer Raſſe ausgeftellt. — Dieje Anzahl it jpäter
ſchwerlich wieder erreicht worden.
Kennelclub- Schau, April 1890. — Challenge- Glafje The Rev. T. Nolan’s
Broomfield Gaffie, den Challengepreis für das beite Eremplar ihrer Rafje; häng—
ohrig: Bobby 1. Preis; Mr. Freeman’s Puppy Golin I Preis. Erufft’s-Schau,
9. Februar 1894, brachte eine Kleine, aber vorzügliche Collection von Skye-Terriers.
Dffene Claffe: I. und Specialpreis 161: Mr. T. Young's Little Dombey, melcher
al3 eine neue, alle Concurrenten feiner Claſſe ſofort ſchlagende Erſcheinung bezeichnet
wurde. Limitelaffe: Prickeared; Little Dombey I Preis; Mrs. Hughes’
Wolverley Fitz I. Preis; Novizen: Mrs. W. Hughes’ Wolverley Roje I. Preis;
— Ictober-Schau des Sennelclub 1894: Mrs. W. Hughes’ Wolverley Bogie;
W. Brocklesbye's Stye Pilot; T. Nolan’s Tadley Roy; 3. Hughes’
Wolverley Dolly.
Mieroohl der Stye- Terrier gegenwärtig vorwiegend Lurushund it, jo haben
manche Stämme noch jebt vorzügliche jagdliche Eigenschaften. Einige Sportsmen unter-
halten noch immer Heine Meuten zur Dtterjagd, denn diefe arbeiten gen im Waller,
auch werden fie als Stöberhunde wie die Spaniel und unter der Erde wie die
Forterrier verwendet. Bei anhaltendem Gebrauch verlieren fie raſch das lange Haar;
es giebt auch eine conftante furzhaarige Varietät. Als Geſellſchaftshunde zeichnen
fie fi) durch Ruhe, Neinlichfeit und ihre Liebe zu Kindern vortheilhaft aus.
Der dem Sfye-Terrier nahe verwandte Elydesdale- Terrier findet unter den
Toy-Claſſen nähere Erwähnung.
©. Der Dalmatiner.
(The Dalmatian dog. Taf. LXX VI.)
Unter der von den Engländern übernommenen Bezeihnung „Dalmatiner“ })
verjtehen wir Heute die früher bei ung als „Zigerhunde” benannte Raſſe, welche in
ihrer alten Form zunächſt dem englischen Bullterrier zu vergleichen tft, doch find die
Läufe des Dalmatiners höher und jtärfer, der ganze Hund mehr für den Dauerlauf
gebaut, als letztere. — Die Raſſe des „Dalmatiners” ift vielfach mißverjtanden.
Die gegenwärtige engliihe Auffaflung diefer Hunde als Bointer beruht auf völligen
Verkennen der Mittheilungen älterer Kynologen in Betreff ähnlich geflecter Hunde. —
Die befannte weiße, mit regelmäßigen Kleinen, ſchwarzen oder braunen Flecken überjäete
Grundfärbung der heutigen „Dalmatiner“ ift erjt gegen Ausgang des vorigen Jahr—
HumdertS an eine einzige Raſſe gebunden, während man in früherer Zeit unter
1) Die Benennung „Dalmatian“ joll nad einem von Engländern in Dalmatien auf-
gefundenen antifen Hautrelief eines panthertigerartig gefleckten Hundes entjtanden jein. — Die
frühere englijhe Bezeichnung diefer Hunderafje war „The spotted Carriage-Dog“.
198 Dritter Theil. Die Haus und Hirtenhunde x.
den verſchiedenſten Raſſen Varietäten in dieſer bejonderen Färbung
süchtete! Wie man ſchon im 16. Jahrhundert bei den Pferden auffällige Färbungen
hochſchätzte, ſo galt dies auch für die Hunde und Hier um jo mehr, als dieſe Yarben-
varietät fi beim Hunde verhältnigmäßig leicht vererbt. Man pflegte damals dieſe
weiß und ſchwarz gefledten oder geiprenfelten Hunde ohne Rüdfiht auf ihre Rafle
al3 „Harlequins“ zu bezeichnen ,„ wie man heute etwa beim Pferde von Rappen
und Schimmeln, und beim Hunde von Braunſchecken und bon Zigerdächjeln
Ipricht.
Die Abbildung eines dem heutigen Dalmatiner in der Färbung ähnlichen Hundes,
welcher der Form nach zwischen Jagd- und Windhund in der Mitte fteht, Findet fich
nad Idſtone in der „Naturalist’s Library“ (X. Band) mit der Bemerkung, daß
diefer Hund im Jahre 1556 aus Indien nach Cadix gebracht fei. — Man mird
hier unmillfürlih an die buntgefledten „indischen Hunde“ der alten römiſchen Jagd—
iriftiteller erinnert, welche durch Kreuzung mit Tigern () entitanden ſein jollten.
Big. 146.
Schädel eines Dalmatinerhundes, wirkl. Größe.
(Mufeum der landw. Hochſchule zu Berlin.)
Demfelben Aberglauben ift jedenfalls auch die jpätere Benennung „bengalijcher Hund“
. entiprungen.
Der italienifche Naturforscher Aldrovandi, deſſen umfangreiches Werk erſt nad)
jeinem Tode (1605) erſchien, befchreibt unter den Jagdhunden die „wie ein Luchs
geflekten, weißen und ſchwarzen Vorftehgunde als eine in Italien heimische Farben—
varietät!)”", und die ſpätere Bezeihnung diefer Hunde als C. sagax corsicanus
erinnert an die auffällige DVerfchiedenheit der Färbung, welche unter den Hausthieren
auf Corſica herrſchen fol.
Dr. Gajus in Oxford erwähnt in feiner Bejchreibung der Hunde Englands,
welche er für die Naturgefchichte feines Freundes Geßner lieferte, auch Hunde einer
neuen, geflekten Hunderaffe, welche exft kürzlich (1570) aus Frankreich nad England
gebracht waren. — Merkwürdiger Weile hat man diefe Hunde des Cajus lediglich
ihrer Flefen wegen als Dalmatiner aufgefaßt, während Gajus fie doch unter
1) „Canis sagax (vulgo brachus) an unius vel varii coloris sit parum refert; in
Italia eligitur varius et maculosae lynei persimilis, cum tamen niger color vel albus
aut fulvus non sit spernendus.“ (Ulyss. Aldrovandi de quadruped.)
Dalmatiner. 199
den Stöberhunden (zum Dienſt des Falken, nicht zum VBorjtehen für den Yang
im Ne) und unter der Gruppe der Spaniels aufführt!!). — Wahrſcheinlich
ähnelten diefe Hunde alfo bereit3 ftarf dem heutigen „Blue Belton-Setter”, nicht aber
dem „Dalmatiner“.
Buffon erwähnt in feiner, gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts erfchienenen
Naturgefchichte (ic) benuge die Daubenton’sche Ausgabe mit den großen Original—
fupfern) nicht weniger als vier verſchiedene Hunderaſſen, deren weiß und ſchwarz ge-
fleckte Varietäten häufig von jpäteren Autoren als richtige „Dalmatiner“ aufgeführt
ind, wiewohl Buffon letzteren augenſcheinlich noch gar nicht als bejondere
Raſſe fannte! — Da finden wir zunächſt einen richtigen, weiß und ſchwarz gejprenfelten
Borftehhund unter dem Titel: Braque de Bengale, von dem Buffon felbit
jagt, daß er nicht glaube, daß dieſer Hund aus Bengalen ftamme. — Dieje Ub-
bildung wird durch die Worte begleitet: „Der bengalifche Borftehhund (braque de
Bengale) oder Tigerhund gleicht in der äußeren Erſcheinung den anderen Borfteh-
Hunden, jeine Farben find aber ſchöner; er ift getigert, das iſt mit Heinen Falben
und ſchwarzen Wleden auf weißem Grunde beiprengt.” [Es ift hier die ſchon von
Aldrovandi (ſ. ©. 198) erwähnte Varietät des italienischen Vorſtehhundes gemeint. ]
Berner führt Büffon den Heinen däniſchen Hund?) an, bei welcher Raſſe
die Dalmatinerfärbung häufig auftrat. Buffon jagt von diefen Hunden: „Wenn fie
auf weißem Grunde ſchwarz gefprentelt find, jo nennt man fie wegen u ſcheckigen
Felles „Harlequins“.“
Ebenſo ſagt Buffon vom Roquet (Baſtard zwiſchen Mops und däniſchem
kleinen Hund): „Es giebt auch Harlequins unter ihnen.“
Außerdem heißt es noch beim großen Dänen (Grand Danois), welchen wir
heute „deutſche Dogge“ nennen: „Es giebt auch ſolche Hunde von weißer und
grauer Farbe mit ſchwarzen und fahlen Flecken, welde man auch „Danois de
carosse“ nennt, weil fie gern bei Wagen und Pferden find.“ Auch diefe Beichreibung
der großen Dogge ift häufig don neueren Schriftftelleen auf den Dalmatiner bezogen,
da legterer faſt ausſchließlich als Begleiter der Fuhrwerke diente.
In England finden wir bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bald die eine,
bald die andere der von Buffon angeführten Raſſen als Brototyp des „Dalmatiners“
aufgeftellt. — Bewid (1792) bringt indeß ſchon eine Zeichnung de Dalmatiners
(j. Fig. 147 a. f. ©.), welche noch Heute ala Modell der Raſſe dienen könnte. Hier
findet fie) die Unterfchrift „The Dalmatian or Coach-Dog“; Bewick tadelt
zugleich, daß diefer Hund irrthümlich auch „dänischer Hund“, und von Buffon als
1) Sm lateinijhen Original des Cajus lautet die betr. Stelle: „Est et hodie novum
genus ex Gallia adventum (ut: novitatis omnes sumus studiosi) sed ex toto in albo ob-
fuscatum maculose, quem Gallicanus vocitamus.* — Die Fleming'ſche engliſche Ueber—
jegung (1576), welche meiſtens ftatt des Originals citirt wird, ift auch hier nach) allen Richtungen
hin ftarf übertrieben.
2) Ein Kleiner, terrierartiger Damenhund, deſſen Benennung Buffon tadelt, da er mit
dem „Grand Danois“ in gar feiner Verbindung Itehe.
200 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
„Harrier de Bengale“ benannt worden jei. Augenscheinlich vermechjelte Bewick hier das
franzöfifche, von Buffon als Unterjchrift feines Bildes gebrauchte Wort „braque“ (furz=
haariger Vorftehhund) mit dem altengliichen „brach“ (Harrier). (Vergl. vorige Seite.)
Die jpäteren engliihen Kynologen fümmerten fich indeß nicht um die Bemerkungen
Bewid’s. — Selbit Youatt (1845) fügt jeiner, der Bewick'ſchen Zeichnung ziemlich
entſprechenden Abbildung als Titel Hinzu: „The great Danish dog, called also
the Dalmatian or Spotted dog“ (getigerter Hund) und bemerkt jpäter, daß diejer
Hund fih dom großen Dänen nur duch die weit geringere Größe unterſcheide!
Auch Blaine (1852) nennt in den „Rural Sports“ den Dalmatiner wieder den
„tleinen Dänen” (The lesser Dane dog) und ebenjo der „National Dog Club“.
Stonehenge (1882) jagt, „daß der Dalmatiner in feiner Heimath ohne Frage
ein Pointer jei, aber in England immer nur als „carriage-dog“ (Wagenhund, d. i.
Big. 147.
Der Dalmatiner nah Bewick 1792 (vergl. ©. 199).
zur Begleitung des Fuhrwerfes) gedient Habe“. Auch hier dürfte die Annahme einer
Verwandtſchaft mit dem Pointer lediglih auf dem Mißverftehen der Buffon’jchen
Abbildung des „Braque de Bengale“ beruhen. — Weder der alte englijche „Dalmatiner“,
noch die bei uns früher „Zigerhunde” benannten Hunde gleicher Raſſe Hatten früher
in ihrem ganzen Bau, namentlih in dem durchaus bullterrierähnlicden Schädelprofil
und den jchlechten dreieckigen Behängen, welche übrigens meift furz am Kopfe ab-
geſchnitten wurden, noch in der ſchräg abgeltumpften Schnauze große Aehnlichfeit mit
dem Pointer, jondern zunächſt mit einem Hochläufigen Bullterrir. Am menigiten
zeigte jich eine PVointerähnlichkeit wohl in der Naſe und Sude, welche beim alten
Dalmatiner nicht über die der Terrier hinausgeht.
Die Rafjezeihen des Dalmatiner wurden zuerſt durch Stonehenge auf-
geftellt, diejelben finden fich bereit bei Hugh Dalziel (British Dogs) bedeutend
verändert. Die nachjtehende Weberjegung ift nach den Points des Dalmatian- Clubs
hergeftelt und von der Delegirtencommiffion anerkannt worden.
Dalmatiner. 201
Naffezeihen des Dalmatiners.
Die allgemeine Erſcheinung iſt die eines Fräftig gebauten, musculöfen
Hundes, der viel aushalten und ſchnell laufen kann. In vielen Eigenfchaften, namentlic)
in den äußeren Umriffen, der Figur und der Größe, ähnelt er dem Pointer, doch ift
bei der Beurtheilung des Dalmatiner3 dor Allem deſſen Tauglichkeit zum Laufen in
Betracht zu ziehen, da fie hauptſächlich von feiner Gonftitution umd von der Symmetrie
feines Körperbaues abhängig ift. Ein jchmwerfälliger, mißgeftalteter Hund mit ſchleppen—
dem Gang, plumpen Schultern, verdrehten Ellenbogen und ſchlechten Pfoten kann un—
möglih mit dem Gange eines Pferdes Schritt halten, während dies ein gut gebauter
Dalmatiner mit Leichtigkeit und offenbarer Luft thut; und da es für einen Hund
diefer Raſſe eine unerläßliche Bedingung ift, einem Geſpann in jeder Gangart und
auf jede Entfernung folgen zu können, jo darf niemals ein Preis an ein fehlerhaft
gebautes Thier gegeben werden, jo wundervoll daſſelbe auch gezeichnet jein mag.
Der Kopf it dem des Pointers fehr ähnlich, jedoch ift die Schnauze weder jo
tief noch jo breit. Die Lippen ftraff anliegend, die Naſenkuppe bei den ſchwarz ge=
fledten Hunden ſtets Schwarz, bei den leberfarben gefledten immer braun. Der Ober-
fopf, zwiſchen den Ohren am breiteften, ift unterhalb der Augen gut abgejegt und
zeigt zwifchen denjelben etwas Stirnfurche; der ganze Kopf ift bon guter Länge, aber
feineswegs feilförmig, die Haut daran fraff und ohne Falten, überhaupt darf feine
Iofe Haut am Kopf oder an der Kehle vorhanden fein. Die Augen find von mittlerer
Größe, rund und glänzend; bei den ſchwarz gefledten Hunden follen fie tief Schwarz
oder Doch dunkelbraun, die Ränder der Augenlider ſchwarz fein; bei den leberfarben
gefledten Hunden find die Augen meift braun in den verjchiedenften Tönen, Die
Augenlider braun gefäumt, doch auch gelbe Augen mit einem bräunlichen Schein find
bei den jo gezeichneten Hunden nicht felten und als durchaus richtig anzufehen.
Fleiſchfarbige Ränder der Augenlider find nicht erwünscht, doch find folche bei den
feberfarben geflecten Hunden meniger zu tadeln als bei den ſchwarz gefledten. Glas—
augen kommen beim Dalmatiner einzeln ſowie paarweife häufig vor und find ebenjo
wie bei anderen gefledten Hunden (Doggen und Dahshunden) nicht fehlerhaft. Die
überhängenden Ohren bilden einen kurzen, glatt anliegenden Behang, fie find breit
am Anja, nad) unten ſchmäler werdend und an den Enden abgerundet. Sind die—
jelben gut gezeichnet, jo wird die Schönheit des Hundes dadurch weſentlich erhöht.
Der Hals ift lang, ſchön gewölbt, leicht, d. h. frei von Grobheit, ſcharf ge-
ſchnitten, wenig oder gar feine Falten oder Wamme zeigend.
Die Schultern gut ſchräg geftellt und frei, gut bemusfelt, niemals aber ſchwer
oder beladen.
Der Rumpf muß elegant, durchaus nicht ſchwerfällig fein, die Bruft nicht zu
breit, aber ſehr tief und geräumig, die Rippen fanft gewölbt, nicht wie Faßreifen
gerundet, was den Eindrud der Trägheit hervorrufen und die Symmetrie jtören
202 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde x. /
würde. Die Lendengegend kräftig und musculös, die Keulen ſtark entwidelt und die
Kruppe vom Hüftbein bis zum Nuthenanfaß in jhöner Linte ſchräg abfallend.
Die Ruthe it ftarf am Anja, nicht zu lang, und läuft in eine feine Spitze
aus. Sie darf nicht zu tief angejeßt fein und wird Horizontal geitredt, mit einer
ganz ſchwachen Biegung am Ende nad) oben, aber nie gefriimmt oder geringelt ge—
tragen. Iſt fie viel und regelmäßig gefledt, jo trägt dies wejentlih zur Erhöhung
der Schönheit des Hundes bei.
Die Läufe und Pfoten find von der größten Wichtigkeit. Die Hinterläufe
gut bemusfelt und die Sprunggelenfe gut nach dem Boden geſtellt. Die Vorderläufe
gerade, jehr jauber geformt und kräftige Musculatur zeigend. Die Voten groß und
compact, rund, die Zehen gut gemölbt und die Sohlen di, Hart und elaſtiſch. Ge—
Ipreizte Pfoten find durchaus verwerflich, weil fie den Hund zum Laufen untauglich machen.
Die Behaarung ift kurz glatt, dicht und fein, weder grob noch wollig oder jeidig.
Die Farbe und die Form der Flede geben dem Hunde fein bejonveres
Aussehen und werden deshalb mit vollem Nechte Hoch bewerthet. Der Körper muß
vein weiß fein, einzelne über die ganze Grundfarbe vertheilte fehwarze Haare rufen
eine graue Schattirung hervor, und diefe ift ein großer Fehler. Je reiner und Flarer
das Weiß, um fo jhöner erjcheinen durch den Gegenſatz die ſchwarzen oder leber-
farbenen Flede. Die Farbe der Flede muß rein ſchwarz oder röthlich Teberfarben
jein, doch erfcheinen diejelben manchmal an den Hinterfeiten der Vorderläufe, auf den
Innen- und YAußenjeiten der Schenkel und mitunter auch am Unterkiefer und an den
Wangen heller als an den übrigen Körpertheilen, übrigens find die Flecke an diejen
Stellen auch gewöhnlich Kleiner). Auch dreifarbige Dalmatiner, weiße mit ſchwarzen
und ſtellenweiſe röthlich Yeberfarbenen Fleden kommen mitunter vor, doch find bei diejen
die röthlich leberfarbenen Abzeichen ein Beweis für frühere Kreuzungen der beiden ver—
ſchiedenfarbig geflekten Arten unter einander, welche jede für jih) und ganz von ein=
ander getrennt gezüchtet werden follten.
Die Größe. Rüden 25, Hündinnen 22,5 kg Gericht,
Fehlerhaft find ausgejprochen Lohfarbene und ganz ſchwarze oder Lohfarbene
Masken, ebenjo ein aus ineinander laufenden Flecken bejtehender dunkler Rüden-
ſtreifen. Je meiter die einzelnen Flede von einander entfernt, je gleihmäßiger diejelben
find und je mehr fie ſich gegen die weiße Grundfarbe abheben, um jo beſſer find fie.
Die Flede jollen 20 bis 30mm Durchmeſſer haben und je runder fie find, deſto
werthooller find fie. Größere Flefe laufen gewöhnlich in einander und wenn vdiejelben
zu fein jind, jo heben fie fi) zu wenig ab und ſehen wie geronnen aus.
Werthe ver Boints. Allgemeine Erjcheinung und Größe 20; Kopf, Augen und
Ausdruck 10; Ohren 5; Hals und Schultern 10; Rumpf (Bruft, Ntüden und Lenden) 10;
Ruthe 5; Läufe und Pfoten 15; Farbe, nm und Behaarung 25; total: 100.
1) Bei einigen Exemplaren finden fid) heller Iohgelb oder ockergelb gefärbte Flecken an
allen jenen Körperftellen, welche beim Dahshund und Black and tan Terrier in vegelmäßiger
Form und Ausdehnung als Marken vorhanden find.
Dalmatiner. 203
Auf der Birmingham-Nusitellung im Jahre 1860 war bereits eine bejondere
Claſſe für die Dalmatiner eingerichtet, welche jedoch jo jchlecht vertreten war, daß der
Richter (Stonehenge) feine Prämien vertheilte Im nächſten Jahre erſchien in Leeds
eine bejondere Claſſe; 1865 zählte die betreffende Claſſe in der Londoner inter-
nationalen Ausſtellung 12 Nummern und es jhien, als ob diefe Hunde plöglich in
der Gunſt des Publicums fteigen würden; doch wurden jie bald darauf durch den
Colley in ihrer Eigenfhaft als „carriage dogs“ zurüdgevrängt. Wiewohl feine
andere Hunderafje eine jo große angeborene Vorliebe für Pferde und Fuhrwerk beſitzt
und denjelben mit joldher Sicherheit und Gewandtheit im Ddichteften Gedränge folgt,
fo entipricht ihre auffällige Färbung doc nicht mehr dem Geſchmack unferer Zeit,
und wir finden den Dalmatiner in England wie auf dem Gontinent borzugsmeie
nur noch bei einzelnen Liebhabern und im Circus vertreten, wo er nicht allein durch
jeine originelle Färbung, fondern auch durch feine große Gewandtheit und Munterkeit
immer Aufſehen erregt und meiltens als Clown zwiſchen den übrigen dreſſirten
Hunden auftritt.
Die Kennelclub-Nusftellung 1883 brachte 8 Dalmatiner; dieſelbe Schau hatte
im folgenden Jahre nur fünf Meldungen; 1887 nur vier. — Während der lebten
Jahre find die Ausftellungen in England ſtärker beſchickt, doch übertreffen fie faum
unſere deutſchen Ausſtellungen in Berlin, Frankfurt und Gafjel. Die Liverpool-Schau
im Januar 1894 brachte eine gute Collection. In der offenen Claſſe: Me.
N. Wright’s Birkdale Jack I Preis; Mr. T. Wilfon’s Gorning Still und
Champion Acrobat I. und III. Preis: Limitclalje: Mr. 3. Fofter’3 Fauntleroy
I. und Specialpreis. October-Schau des Kennelclub: ſchwach beſetzt.
Wir fommen nun zu dem Dalmatiner in Deutichland. Seine Geſchichte iſt
hier noch weniger befannt, als im Auslande, da man bei uns in früherer Zeit
höchftens über Jagdhunde berichtete, der Dalmatiner aber niemals zu dieſen ge=
rechnet wurde. — Im Anfang diefes Jahrhunderts wurden die weiß und ſchwarz
gejprenfelten Varietäten verjchiedener Raffen nad) den mißverſtandenen Büffon'ſchen
Beichreibungen bald als „Eleiner Däne, Harlequin oder bengalijcher Hühner:
Hund“ oberflächlich bejchrieben. Götze (1834) nennt ihn den bengalifchen oder ge=
tigerten Hühnerhund und jagt: „ſtammt unmittelbar aus Bengalen“ (!) — jet aber
dann Hinzu: „it übrigens in Geftalt, Farbe und Bau und allen übrigen Eigenjchaften
weit von unjerem Hühnerhunde unterjchteden und wird mit abgejchnittenem Behange
und lang gelafjener Nuthe zum Staat und Vergnügen gehalten.” Die Götze'ſche Ab—
bildung dieſes Hundes zeigt, jo ſchwach fie auch ift, den Typus des Dalmatiners,
jedoch ift der Hund viel zu langgejtredt. — In den 30er Jahren bis in die neuere
Zeit nannte man fie bei uns meiltens „Tigerhunde“ und exit jeit einigen Jahren
dat man die engliihe Bezeichnung „Dalmatiner“ angenommen, tie denn auch Die
Raſſe jelbit ih gegenwärtig immer mehr dem englijchen Typus näherte — Der
Charakter und die befonderen Eigenſchaften diefer Hunde find von Nichtkennern der
Raſſe meiltens in abfprechender Weiſe geichildert. Vor Allem follten diefe Hunde
26 *
204 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde ꝛc.
geiltig beſchränkt, mürriſch und unzuverläflig fein. Ein einfihtspoller Züchter, Herr
Brandis in Braunfchweig, theilte mir auf meinen Wunſch eine interefjante Reihe
eigener Beobachtungen mit, welche ich hier in Kürze tmiedergebe:
„Diefe Hunde wurden in den 20er Jahren hier am Braunſchweiger Hofe zahl
reich als Luxushunde gehalten, fie follen jedoch — wahrſcheinlich durch Anzucht —
jehr ausgeartet und deshalb abgeschafft worden jein. Ich züchte etwa jeit 10 Jahren
und habe immer gefunden, daß die Dalmatiner fich durch große Gelehrigkeit und
Anhänglichkeit an ihren Herren auszeichnen; außerdem befigen diefe Hunde eine außer—
ordentliche Gewandtheit, namentlich” im Springen und Klettern. So Tief das exite
Eremplar, welches ich bejaß, mit Leichtigkeit eine ziemlich hohe Sprofjenleiter hinauf
und wieder herunter. — Im raſchen Laufe und im Springen geben fie dem Wind—
Hunde wenig nach und lernen ſehr leicht apportiren. Die Hunde, welche ich jebt be-
fige, begleiten mid auf Schritt und Tritt, ſelbſt wenn ich auf dem Waller fuhr,
folgten ſie ſchvimmend wohl 10 Minuten lang dem Kahn und ebenfo begleiteten fie
mich jtet3 auf meinen Spazierfahrten. Ihre Wachſamkeit läßt nichts zu wünſchen
übrig, und dabei find fie nicht bögartig.
Ich habe bis jet wohl über 40 Eremplare gezüchtet, welche immer die alte
Stammform und Farbe bewahrt Haben; in einem Wurfe von 6 bis 10 Jungen
kamen vielleicht zwei dor, welche wegen ungleicher und zu großer Flecke bejeitigt
werden mußten. — Dieſe Hunde werden ganz weiß geboren und erit nad)
14 Tagen bredden die Flede allmählih durch; je Heller das Hündchen, je ſchöner
wird die Zeichnung.
Gelbe oder braune Abzeihen fommen infofern vor, daß ein Hund mit aus-
ſchließlich leberbraunen Fleden fällt — die feltenfte Zeichnung ijt die, daß ein Hund
leberfarbige und ſchwarze Flede über den ganzen Körper zeigt’). — Gaumen und
Naje find immer ſchwarz; die Nägel ericheinen — wie die Zeichnung an den Läufen
auftritt — ſchwarz und weiß durch einander. — Glasaugen fommen jehr Häufig
vor, ebenjo zweierlei Augen — ein dunkles und ein Glasauge Bei dunkler Total—
färbung, wo die Flede dichter jtehen, findet fih auch Häufig die Nuthe gefledt; bei
der helleren Zeichnung, welche ich für ſchöner Halte, da die Flede weniger in einander
übergehen, iſt die Ruthe meiſtens weiß oder nur jehr wenig gefledt. — Die Ohren
jollten Schwarz oder möglichit dunkel gefledt jein und haben einen V-förmigen Schnitt.
Die Rafjezeichen möchte ich in Kürze folgendermaßen ausprüden:
Dberfopf breit und flah, Schnauze mäßig ſpitz auslaufend, Lippen ftraff,
Augen klein, Ohren klein und fein, Hals lang und leicht gebogen, Schultern
fräftig und musculös; Bruft breit und tief, Flanken aufgezogen, runde Rippen
und gute Zenden. — LZäufe gerade und kräftig; ftarf von Knochen, runde Pfoten
1) Die gelben oder braunen Abzeichen finden fie) nach meiner Beobachtung bei ſchwarz
geflekten Hunden immer genau auf denjenigen Stellen, wo fie auch beim Dahshunde vorfommen;
daher vorzugsmweije über den Augen, an der Schnauze und an den Läufen. (Vergl. Bd. I, Farbe.
Der Berf.)
Dalmatiner. 205
mit gewölbten langen Zehen, Sohlen rund und elaftiih, Ruthe nicht lang, ſpitz
auslaufend, wie beim Bointer, Haar furz, dicht und fein.“
Auf Taf. LXXVI ift ein Hund und eine Hündin des Herin Brandis mit einem
Wurfe abgebildet. — Der dritte Dort dargeftellte Hund ift der in England viel prä-
miirte Dalmatiner Silver.
Die Maße des erjtgenannten männlichen Hundes (Taf. LXXV]) find: Schulterhöbhe
56cm; Länge des Kopfes 15 cm; Länge der Schnauze bis zum inneren Augenwinkel
7 em; der Ellenbogen vom Boden 29 cm; ganze Rumpflänge vom Bug bis zum
hinteren Keulenrande 55 cm; Länge der Ruthe 33 cm; Umfang der Bruft 16 cm.
>» Auf unferen deutihen Ausftellungen find die Dalmatiner bis jet auch nur
in geringer. Zahl erjhienen. In Hannover 1879 fand fich zuerft eine Claſſe für
„Dalmatiner“, es erſchienen indeg nur zwei Exemplare. — Frankfurt 1887:
14 Meldungen; Gafjel 1889: 17 Meldungen; Frankfurt 1891: 19 Meldungen,
darunter zwei engliiche Champion: Acrobat und Berolina des Herrn 9. Droeſſe—
London. Zu unferen Hauptzühtern zählen zunächſt Hugo Damm-Berlin und
6. Willy Brandis in Braunſchweig. — Im Allgemeinen ftehen die in Deutjc-
land gezüchteten Dalmatiner weder an Zahl, noch an Qualität keineswegs jo weit
gegen die in England gezüchteten Hunde dieſer Raſſe zurüd, wie meiftens voraus—
gejeßt wird.
206 Dritter Theil. Die Haus» und Hirtenhunde x.
Sechste Gruppe.
Die Yariahs und verwilderten Hunde.
(Saf. LXXVIL) |
1) Die Pariahs.
Während der Hund in den nördlichen Ländern immer in ziemlich enger Ver—
bindung mit dem Menschen fteht, einem beſtimmten Herrn gehorcht und für Diejen
die verfchiedenften Dienfte al3 Jagd» und Hirtenhund, Zugthier, Wächter over Be—
gleiter freudig verrichtet, lockert ſich dieſes Verhältniß ſchon im ſüdlichen Europa
bedeutend, und wir finden hier neben den „Haushunden“, welche für beſtimmte Zwecke
als Nutz- oder Geſellſchaftshunde gehalten werden, noch eine große Zahl herren- over
raſſeloſer Hunde, welche parafitifch in den Straßen oder in der Umgebung der Städte
und Anfiedelungen leben. — Dieje in einigen außereuropäiſchen Ländern bis zur Ver-
wilderung gefteigerte Entfremdung des Hundes jteht in genaueftem Verhältnig zu, dem
Grade der Duldung oder Verfolgung, welche ihm von Seiten des Menjchen zu Theil
wird. — Religiöſe Vorschriften und Borurtheile laſſen dem Mohammedaner den Hund
als ein unreines Thier ericheinen, deijen Berührung unter allen Umftänden vermieden
werden muß; dagegen verbietet der Koran die Tödtung und das Duälen der Hunde,
ja er macht ſogar Ausnahmen mit den Wind- und Jagdhunden, welche ihrem Herrn
zum Lebensunterhalt unentbehrlich find. — Daher theilt der edel gezüchtete Windhund
des Arabers das Zelt mit feinem Heren und defjen Zamilie, während in den Straßen
Gairos und der nächjten Umgebung der Stadt Hunderte herrenlojer Hunde als
Pariahs oder Ausgeſtoßene ſich Herumtreiben und fümmerlic von Abraum- und Aus—
wurfftoffen oder von den Cadavern gefallener Thiere leben, aber niemals en Haus zu
betreten wagen. Trotzdem betrachten fich die Pariahhunde augenscheinlich ala Angehörige
des Stadtviertels, welches fie bewohnen, an Orten, wo weniger Fremdenverkehr ift, be—
gegnen fie dem Europäer namentlich) zur Nachtzeit mit Miktrauen, und verfolgen ihn
Tafel LXXVL.
VDerwilderte Hunde und Pariahs.
PBariahhund von Sumatra. Straßenhunde von Gonftantinopel.
Auſtraliſche Dingos. (C. M. Reventlow’3 Effendi und Yalla.)
—
Be
—
NS
Pariahs. 207
unter anhaltendem Bellen, während ſie für die einſam im Lande gelegenen Gehöfte
eine zuverläſſige Sicherheitswache gegen Raubthiere und Diebe bilden.
Die Pariahhunde des Orients ſind genau ſo alt wie der Koran, und vor ihnen
haben mehrere Jahrtauſende hindurch die edel gezüchteten Hunderaſſen der alten
Pharaonen, Perſer und Griechen in denſelben Landſtrichen gelebt. Die Pariahhunde
entſtanden aus den Trümmern der Hunderaſſen untergegangener Culturvölker, und
miſchten ſich mit den Hunden der eingewanderten Völkerſtämme und in neuerer Zeit
fortwährend mit den eingeführten europäiſchen Hunderaſſen. Aehnlichen Vorgängen
verdanken auch die Pariahhunde anderer ſüdlicher Länder ihre Exiſtenz und es iſt
daher unverſtändlich, wenn man noch in neuerer Zeit die Pariahhunde verſchiedener
Länder einer ſorgfältigen Prüfung auf Schädel und Skelett unterwirft, in der
Hoffnung, auf dieſem Wege Aufſchluß über die Abſtammung des Haus—
hundes zu erhalten!
Von einer beſonderen Bedeutung der Pariahhunde als „Raſſe“ kann nach
dem Geſagten wohl nicht die Rede ſein. Doch haben dieſelben im Laufe der Zeit,
unter gleichem Klima und gleichen Bedingungen lebend, einen gewiſſen allgemeinen
Typus angenommen. Derſelbe kennzeichnet fi) durch mäßig ſpitze Schnauze, aufrecht—
ſtehendes, an der Spitze meiſt geknicktes Ohr, und durch gelbgraues oder röthlich⸗
gelbes, grobes Haar, welches ſich am Halſe und unter der Ruthe etwas verlängert.
— Daß zwiſchendurch auch andere Formen und Farben unter ihnen auftauchen, iſt
bei der nicht ſeltenen Vermiſchung mit europäiſchen Hunden nicht zu verwundern.
Den ägyptiſchen Pariahs ſteht der Straßenhund Conſtantinopels ſehr nahe; ic) hatte
Gelegenheit, ein Pärchen dieſer Hunde auf der Ausſtellung zu Kopenhagen 1886 zu
zeichnen, welche vom Lehnsgrafen C. E. Reventlow in Conſtantinopel jung erworben
und aufgezogen wurden. Sie zeigten in ihrem ganzen. Benehmen fi) wie jeder andere
twohlerzogene Haushund und von der oft hervorgehobenen Schüchternheit der Pariah⸗
hunde in der Nähe fremder Menſchen war keine Spur zu entdecken. Der Hund
(Effendi) hatte eine Schulterhöhe von 44cm; Kopflänge 19 cm; Schnauze T!/, cm;
Ellenbogen vom Boden hoch 24cm; das Ohr bis zur Biegung Icm. — Die Hündin
Yalla) hatte faft dieſelben Größenverhältniſſe, zeigte jedod eine mehr wolf3= oder
graugelblicde Färbung im Vergleich zu dem xothgelben Hunde. — (Die Abbildung
beider Hunde findet fih Taf. LXXVIL)
Der Pariahhund Sumatras (Taf. LXXVI), deſſen nähere Kenntniß
ih den Photographien und eingehenden Beſchreibungen verdanke, welche mir Mar
Siber während feines Aufenthaltes auf Sumatra freundlichſt überſchickte, it ohne
Frage ein edferes Thier als der orientalifche Pariah, und erinnert theils an eine
leichte deutſche Dogge, theils am unfere kurzhaarigen Schäferhunde. Er erreicht Die
Größe eines mittleren Jagdhundes, die Yarbe ift rothbraun und rothgelblich, Das
Ohr fteif aufrechtftehend. Die ausgeiprochene Yalte am Mundwinfel und die in den
Photographien ebenjo auffälligen Wolfsflauen der Hinterläufe zeigen auc Hier zur
Genüge an, daß wir eg mit einem echten Haushund langjähriger Domeftication, nicht
208 Dritter Theil. Die Haus: und Hirtenhunde zc.
mit einer Wildhundfreuzung oder einem „Urtypus“ des Haushundes zu thun haben.
— Der von Neifenden früher oft erwähnte ceylonefiihe Pariah it nah M. Siber
wohl als ausgeftorben zu betrachten; er würde uns auch ſchwerlich mehr Aufſchluß geben,
als der Pariahhund Xegyptens und Sumatras. Oſtafrikaniſche Pariahhunde
ichiekte der Afrikareifende O. Borchert im Mai 1894 zur Ausftellung in Dortmund
(7 Stüd). Dieſe Hunde ftehen zwiſchen Windfpiel und Terrier Hinfichtlich der Form,
die Ohren find äußerſt beweglich und werden bald ſpitz aufrecht, bald platt nieder-
hängend getragen, ebenjo die Nuthe bald hängend, ſichelförmig oder gerollt. Die
Farbe weiß mit gelben oder geftromten Platten, fie bellen nicht und leben in der
Nähe der Negerhütten, deren Bewohner ſich gar nicht um fie befümmern und fie niemals
füttern. . (Abbild. diefer Hunde in der Illuſtrirten Zeitung von Weber, Leipzig,
14. Juli 1894.)
2) Berwilderte Hunde,
Eine völlige Verwilderung des Hundes tritt wohl nur unter ſolchen Verhältniſſen
ein, wo der Mensch fi) ihm geradezu feindfelig gegenüber ftellt, jo daß es dem
Hunde unmöglich) wird, auch nur ala Paraſit in der Nähe menjchliher Wohnungen
zu leben. — Der verjchiedene Grad der Duldung oder Feindfeligfeit von Seiten des
Menschen führt die fonderbarften Abänderungen in der Lebensweiſe des Hundes mit
lid. — So ift 3. DB. der Straßenhund Japans bereits eine Uebergangsſtufe vom
Pariah zum verwilderten Hund. v. Siebold (Fauna Japonica) jhildert die Lebens—
weiſe diejer herrenloſer Köter in harakteriftiiher Weiſe wie folgt:
„Die Straßenhunde werden in Japan Bawa-Inu (rothe Hunde) und Kari—
Inu (Straßenhunde) genannt. In den japanischen Städten werden die Straßen
Nachts durch Thore geſchloſſen, jedes Duartier beherbergt eine bejondere Truppe
Hunde, weldhe im Allgemeinen den Einwohnern der Straße, wo fie leben, zugehören,
ohne daß fie bejonderes Eigenthum Einzelner find. Sie bilden die Wächter des
Diſtricts und verfuchen dag Eindringen anderer Hunde durch die Heftigiten Kämpfe
abzuhalten. Sie vertreten auch hier die Stelle der Neinigungspolizei und leben vom
Abfall des Gemüfes und der Fiſche; fie find vorwiegend Filchfreller, wegen der Lage
der Städte an den Strömen. Wahrſcheinlich find die japanischen Straßenhunde
Baftarde von Hunden, melde durch hinefiiche, indiſche und ſelbſt europäiſche Schiffe
eingeführt wurden. Sie find nicht vollftändig domefticivt, haben unabhängigere Gewohn—
heiten und find oft unberehenbar. Sie gehen oft gemeinfchaftlic aufs Marodiven aus,
indem fie Nachts in den Dörfern und Vorftädten in die Höfe dringen und das Geflügel,
ja jelbjt Ziegen und Schafe tödten, weshalb die Landbewohner Jagd auf fie machen,
wo fie fich ſehen laſſen. — In Jeddo haben die zahlreichen Bettler die Gewohnheit,
ih Nachts mit den Hunden zu vereinigen, fie gehen dann gemeinjchaftlih auf Die
Sude nad) Abfällen und machen fich viejelben ftreitig. — In der äußeren Erſchei—
nung gleichen diefe Hunde einigermaßen dem auf Taf. LXIX abgebildeten japanischen
2
Verwilderte Hunde, 209
Jagdhund oder Feldhund (No-Inu), doch find die Formen gröber, der Kopf
ſchwerer, die Schnauze ftumpfer und etwas aufgeworfen, Augen flein, der Schwanz
gerollt und das Ohr Hängend. Es giebt deren in allen Farben, darunter auch
fuchsrothe und furz- und langhaarige Exemplare.“ So meit vd. Siebold; ic)
möchte noch in Bezug auf die Farbe und Behaarung diefer Hunde bemerken, daß
ein japanischer Kaufmann eine Partie von 30 bis 40 Humdefellen als Probe zu
etwaigen Verkauf an den Conſul in Düffeldorf ſchickte. Unter diejen Fellen waren
auch nicht zwei einander in Bezug auf Größe, Farbe und Behaarung völlig gleich; ge=
meinjam ſchien allen nur das kurze muſchelförmige Ohr zu fein.
Auf ähnlicher Stufe befinden ſich anjcheinend auch die verwilderten Hunde Süd—
amerifas, welche übrigens die Städte wohl faum zu betreten wagen. Der gütigen Mit-
theilung eines zu Puſaendo in der Republif Chile anſäſſigen Deutihen (Herin Paolo
Neuenborn) entnehme ich folgende Einzelheiten, welche ein vortreffliches Bild von
der Lebensweile der dortigen verwilderten Hunde geben:
„Als ich vor mehr als 20 Jahren in Ei landete, fiel mir die Unzahl
der Hunde auf, die ji) am Strande der großen Bai umbhertrieben. Mir wurde
gleich mitgetheilt, daß diefe Hunde herrenlos jeien und ihr Leben von todten Filchen,
Mufcheln und dergl. frifteten, welche das Meer ans Ufer wirft; ferner, daß die Volizei
bon Zeit zu Zeit Strychninpillen ausſtreue, um die Ueberhandnahme der häßlichen
Köter zu vermindern. Selbftverftändlih waren die Hunde jehr gemifchter Rafje, da
fat jedes Schiff Hunde aus allen Weltgegenden mitbrachte; doch fiel mir bei der
Mehrzahl eine gewiſſe Aehnlichkeit der Kopfbildung und Größe auf. Vorherrſchend
war der lange Kopf mit jpiger Schnauze, die Ihmubiggelbbraune Farbe, aufrecht:
jtehende Ohren mit herabhängender Spike, der ſchwache, mittelgroße Körperbau, der
ſtockhaarige Pelz und die ziemlich ſtark behaarte Ruthe. — Nördlich von Valparaiſo
traf ich auf dem Lande größere Hunde, aber von annähernd gleichem Typus an.
AS ih nach einigen Jahren mich längere Zeit in der Provinz Aranſo aufhielt, ſah ic)
als Hausthiere bei den Indianern eine ſchwächere Hunderafje, ebenfalls ſchmutziggelb
gefärbt mit langem Kopf, jpiger Schnauze und halb herabhängendem Ohr, und da jeder
Indianer wenigſtens 12 Hunde Hält, jo Jah man oft in einem Tage Hunderte, aber
alle gleich und von unvermifchter Raſſe, da ausländiiche Hunde fait nie bis Aranſo
fommen. Deshalb glaube ic), daß der Indianerhund in Chile einheimiſch war, ehe
die Spanier das Land betraten. Der Fund von Hundeſkeletten in den Inkagräbern
bei Arica beweilt au, daß Südamerika in vorjpanijcher Zeit bereits Hunde hatte 1).
— Die Engländer bringen viele Hunde hier ins Land, namentlih Neufundländer,
Terrier und Jagdhunde, aber merfwürdiger Weile einen fie fich jchlecht zu vermehren
1) Die „vorcolumbiſchen“ Hunde Perus zeigen große Verjchiedenheit. Prof. Dr. Nehring-
Berlin unterjchied unter 15 Mumien der alten „Inka-Hunde“ eine ſchäferhund-, dachshund- und
bulldogähnlihe Form. Vergl. „Anfänge der Naffenbildung bei den Inka-Hunden von Prof. Dr.
Nehring, und das Prachtwerf von W. Reiß und 9. Stübel-Berlin: „Das Todtenfeld von
Ancon in Peru.“
27
210 Dritter Theil. Die Haus- und Hirtenhunde x.
oder rasch auszuarten, denn in der Umgegend Valparaiſos und größerer Städte fieht
man nur die befchriebenen gelbbraunen Köter.”
Zum Beſchluß dieſes Capitels müfjen wir noch den auftraliichen Dingo oder
Marragal erwähnen, welcher den erſten Anfiedlern durch die unausgejegten Niederlagen,
die er unter den Schafheerden anrichtete, unglaublihen Schaden zufügte und in
Folge deſſen jo eindringlich verfolgt wurde, daß er jet wohl fait ala ausgerottet zu
betrachten ift. Jedenfalls find echte Dingos in unferen zoologifhen Gärten und
Muſeen Schon jeit langen Jahren nicht mehr erjchienen, und wir finden überall nur
Kreuzungsproducte zwifchen Dingo und Haushund. — Im Cölner zoologiſchen Garten
eriftirte 7 big 8 Jahre lang ein von Neu-Südwales importirter, angeblich echter Dinge,
welchen der Verfaſſer oft beobachtete und zeichnete, da derjelbe in jeiner Kopfbildung,
namentlih im Anja des Ohres viel Eigenthümliches Hatte, und Form, Yarbe!)
und Behaarung mit den befannten Bejchreibungen und Abbildungen diejes Thieres
ftimmten. Später war ich jedoch wiederholt Zeuge, wie dieſer Dinge (Abbild. ſ.
Taf. LXXVO) mie ein gewöhnlicher Haushund laut und anhaltend bellte Mir
fiel nun auch die ſtark entwidelte Falte im Mundroinfel auf und id) bin nunmehr
überzeugt, daß auch dieſes Exemplar bereit3 ein Kreuzungsproduc war. — Die
Leichtigkeit, mit melcher der Dingo fi) mit dem Haushunde paart, erregt überhaupt
ihon den Verdacht, daß derjelbe gar fein Wildhund, ſondern einfach ein verwilderter
Hund oder der Pariahhund der Eingeborenen iſt. Thatſächlich ſollen die Eingeborenen
auf ihren Jagdzügen früher regelmäßig von Dingos begleitet gemwejen jein?). In An—
betracht der niedrigen Stufe der Ausbildung, auf welcher die Säugethiere Auftraliens
itehen, ift es faum denkbar, daß ein jo vollendetes Thier wie der Hund zwiſchen
Känguruhs, Schnabelthieren und Wombats heimisch geweſen fei, und es liegt hier
die Annahme einer früheren Einführung des Hundes durch die erften menschlichen An—
jiedler oder wahrjcheinlicher durch die fpäteren, Spanischen Seefahrer jeher nahe. Nun
jind aber foſſile Knochen des Dingo wiederholt in Auftralien gefunden worden, und
wir ftehen jomit bor einer Frage, welche bei dem bevorftehenden Verſchwinden des
Dingo und den ungenügenden Beobahtungen früherer Zeit wohl niemals befriedigend
gelöjt werden fann.
1) Einfarbig röthlihgrau mit ſchwärzlichem Rüden und grauweißem Unterförper.
2) Ebenjo werden auch die oftafrifanishen Pariahhunde noch) jegt von den dortigen Arabern
zur Jagd benubt.
Vierter Theil.
Kleinere Lurns- oder Damenhunde.
. Gruppe.
. Gruppe.
. Gruppe.
7. Gruppe.
. Gruppe.
. Gruppe.
ab ta Met.
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Mops und apantier 216
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Italieniſches Windipiel und engliiher Whippet, nadter Hund
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213
oder Damenhunde.
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Tabellariſche Ueberſicht der kleineren Lu
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214 Vierter Theil, Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
Kleinere Lurns- oder Damenhunde,
Die Hunde diefer Abtheilung find faſt ausſchließlich Zwergformen der bereits
gejehilderten größeren Raſſen, jedoch durch Kreuzung mannigfach abgeändert. Sie
dienen vorzugsweiſe als Gefellihafter und Begleiter der Damen und ihre äußere
Erſcheinung wird zunächft durch den herrſchenden Geſchmack und die Mode bejtimmt.
Daher der beitändige Wechfel der Formen und Yarben, das Auftauchen neuer
Varietäten und das Verſchwinden älterer Raffen und Typen in diefer Pygmäenwelt.
— Die „Gredins“ und „Pyrames“ der Rococozeit entiprechen nicht mehr dem heutigen
Toy-Spaniel, die Heinen dänischen Arlequins, die Roquet3 und alikantiſchen Hunde,
die Hunde von Burgos und andere DBlendlinge fennen wir nur noch dem Namen
nach, höchſtens aus mittelmäßigen Abbildungen, die uns nicht verleiten können, jene
verſchwundenen Typen wieder ins Leben zu rufen. In neuerer Zeit ift man bor-
fichtiger in der Erhaltung der einmal gewonnenen Raſſen geworden, doch murde der
biedere Mops vor etwa 15 bis 20 Jahren nur mit großer Mühe vom Untergange
gerettet, obwohl diefe Form vielleicht leichter als jede andere Raſſe aufs Neue zu
züchten wäre. — Die Zwergbildung des Hundes ift nämlich meiftens von der ſo—
genannten Mopsform des Kopfes begleitet, welche pathologijh ala „Verharren des
Schädels im Jugendzuftande” bezeichnet wird und ſich zunächſt durch unverhältniß-
mäßige Größe und ftarfe Wölbung des Oberfopfes, bei auffällig kurzem Schnauzentheil
auszeichnet). Gleichzeitig pflegen auch die Extremitäten im Wachsthum mehr oder
weniger zurüczubleiben. Diefer eigentHümliche Vorgang kann bei der Zwergbildung in
jeder Raſſe auftreten, es ift daher unrichtig, denfelben fofort durch Kreuzung mit
Bulldog oder Mops erklären zu wollen, wie dies häufig geſchieht. Viel ſchwieriger
iſt es, diefe Zwerge in allen Körpertheilen gleihmäßig zu verkleinern und Die
Jugendform oder Mopsbildung des Kopfes zu vermeiden. Dies wird in neuerer
Zeit von englifchen Züchtern bei verjchiedenen Raffen, namentlich beim Toy-TLerrier,
mit Glück verfucht, und mir erftreben daſſelbe beim Seidenfpik und dem Zwerg-Rattler,
welcher ſich nicht allein dur) das Haar, ſondern auch durch die geftredte Kopfform
1) Bergl. die verjchievenen Abbildungen der Schädel in diejer Gruppe und den Artikel:
„Züchtungsprincipien“, Band II.
Allgemeine Ueberſicht des vierten Theiles. 215
von dem eulenföpfigen Affenpinjcher unterjcheiwet. In der Behaarung der Kleinen
Zurushunde fpielt das kurze Glatthaar, namentlich) aber das verlängerte Seidenhaar
eine große Rolle, während das gerollte und das Drahtige Haar nur vereinzelt
vorkommt.
Die zahlreichen Raſſen und Varietäten diefer Zwergformen laffen ſich am
überfichtlihften ordnen durch Berückſichtigung der größeren Raſſen, denen fie ent=
Iprungen find oder denen fie am meilten ähneln. Dieje Auffallung bedingt die Hier
befolgte Eintheilung.
216 Vierter Theil. Kleinere Yurus= oder Damenhunde.
Erjfte Gruppe.
Mops und Japanifder Lfdin
1) Der Mops.
[Engl. the Pug-Dog!); franz. le Carlin.]
(af. LXXVIII.)
Diefe Hunderaffe wurde von Buffon und den älteren englifchen Kynologen für
eine Varietät oder Zwergform des Bulldog gehalten, doch- jpricht ſchon das gut-
müthige Temperament des Mopſes gegen dieſe Auffafjung, außerdem ift der Mops
dig. 148.
Schädel eines Mopfes.
(Gollect. des Verfaſſers.) %Y, wirft. Größe.
eine weit ältere Rafje als der Bulldog. Die meiften Zwergrafien des Hundes zeigen
eine mopsähnliche Bildung des Kopfes und diefer Eigenthümlichkeit ift die raſche
Wiederherftellung der vor längeren Jahren faft verſchwundenen Mopsform zum großen
Theil zu verdanken. Als urſprüngliche Heimath des Mopſes wird von den Engländern
1) Spftone führt „Pug“ auf das lateinijche „pugnus“ (die geballte Fauſt) zurüd,
wegen der fauftartigen Kopfbildung des Mopjes ; nach Anderen war „Bug“ ſchon lange vor Ver—
breitung des Mopjes als Kojename für Lieblingsthiere, namentlich für Affen, gebräuchlid. In
Stalien heißt ver Mops: botolo und botolino.
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EN
Mops. 217
Holland, von unferen alten Kynologen aber Frankreich (Provence und Dijon) be-
zeichnet. Thatſächlich war der Mops ſchon jeit einigen Jahrhunderten in den meiften
Ländern des Gontinent® wie in England befannt und verbreitet und bildet heute
gewiffermaßen eine kosmopolitiſche Raſſe. Zu Anfang diefes Jahrhunderts wurde
der Mops überall zu einer immer jeltener auftretenden Erſcheinung und in den
50er Jahren war er bereits dem Verſchwinden nahe. — In England wurden damals
für Höchft mittelmäßige Exemplare außerordentlich Hohe Preiſe bezahlt. — Stonehenge
führt an, daß in den 40er Jahren fih in London ein Verein don Freunden der
Raſſe bildete, um diefelbe mit Hülfe einiger im Auslande aufzujuchenden typijchen
Gremplare wieder aufs Neue zu züchten. Zu den thätigiten Mitgliedern diejes Vereins
zählte Lady Willoughby de Eresby, die mit vieler Mühe emplich einen Mops
aus Wien erhielt, welcher im Beſitz einer ungarischen Gräfin war. Das betreffende
Gremplar hatte allerdings das noch jet dem „Willoughby“- Stamm der Möpfe
eigenthümliche Steingrau, jedoch mit Schwarz geftreift (geftromt). — Die Höhe des
Hundes betrug 12 engl. Zoll (30cm), die Form des Rumpfes und Stopfes war gut,
jedoch die Schnauze meit länger, als fie heute beim Mopſe zuläſſig jein würde.
Im Jahre 1864 wurde num diefer Hund mit einer Hündin der gewünjchten Yarbe
gepaart, welche man in Holland aufgefunden hatte. Sie war jteingrau mit ſchwarzer
Maste, ohne weitere Streifen (brindled). Die Schnauze war kürzer und die Wamme
ftärfer, wie dies noch heute mit dem Typus der Willoughby-Möpſe übereinftimmt.
Bon diefem Baar ftammen alle die unter dem Namen Willoughby bekannten
Möpfe, welche durch ihre kalt fteingraue Grumdfarbe und den veichlichen ſchwarzen
Marken am Kopfe, dem ſchwarzen Sattelflet oder breiten Nüdenftreifen ſich don der
bald darauf entftehenden „Morriſon's“-Varietät unterjcheiden.
Die Morrifon’3 - Zucht unterſcheidet ſich von den Willoughby-Möpſen durch
ihre veichere gelbgraue Färbung und ihre weit geringere Ausdehnung der ſchwarzen
Marken. — Nah Mittheilungen des Züchters diefer Varietät (Mr. Morrijon auf
Walham Green) jollen die Möpfe von der Zucht der Königin Charlotte ſtammen
und ein Exemplar der Naffe fih auf dem PBorträtbilde Georg’3 IH. zu Hampton
Court befinden.
Seit jener Zeit find beide Stämme hin und wieder mit dem Bulldog gefreugt,
um den Schädel zu vergrößern und die Schnauze zu verfürzen; Stonehenge ift der
Anſicht, daß dieſe Kreuzung viele Uebelftände (vorſtehende Unterkiefer, gejpreizte Zehen
und bösartiges Temperament) im Gefolge gehabt hat, doc) treten dieſe Nachteile bei
den heutigen beiferen Stämmen nit mehr auf. — Die Scheidung der Willoughby-
und Morrifon-Stämme hat dur öftere Kreuzung derjelben ihre Schärfe verloren
und wird auf den Ausftellungen nicht mehr angeführt. Doc unterſcheidet man im
Allgemeinen immer noch die fteingraue und die gelbgraue Färbung. In neuefter Zeit
iſt auch eine Schwarze VBarietät des Mopſes aufgetreten und es murde auf der
„Zerrier= und Toy-Dog-Ausftellung „in Holborn 1890 zuerit eine befondere Claſſe
für „Blacks“ eingerichtet, wiewohl diefelben damals noch nicht in den Raſſezeichen
218 Bierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
aufgeführt waren. Im Jahre 1883 wurde der englische „Pug-Dog-Club“ gegründet,
dejfen neuere Beſtimmungen Hinfichtlih der Raſſezeichen des Mopſes Folgender-
maßen lauten:
Der Mops.
1. Allgemeine Erfheinung: Der Geſammteindruck des Mopſes ift der
eines vierſchrötigen, gedrungenen, Keinen Hundes. in dürrer, Hochläufiger Mops
und ein folder mit kurzen Läufen und langem Rüden find beide durchaus verwerflich.
Er foll „multum in parvo“ fein, und dies foll fich in der Gedrungenheit des Körper-
baues, in mohlgefügten Umriſſen und in der Feltigfeit der Musculatur zeigen. Sein
Gewicht beträgt 5,75 bis 7,75 kg für Rüden und Hündinnen.
2. Kopf: Groß und jchwer, der Oberkopf rund, nicht apfelfürmig. Die
Augen dunkel, jehr groß und voll, vorstehend, rund, gewöhnlich wei und ängſtlich
blidend, jehr glänzend, in der Erregung aber voll Feuer. Die Ohren jind dünn,
£lein, weich) wie Sammet und ſchwarz. Dem Knopfohre it vor dem Rojenohre der
Borzug zu geben. Die Schnauze ilt kurz, ftumpf, edig, aber nicht aufgeltülpt, die
Naje kurz und ſchwarz. Die Maske ift ſchwarz, je intenfiver und je deutlicher
abgegrenzt fie iſt, um fo beſſer. Auf der Stirn liegen große und tiefe Runzeln.
3. Hals: Kurz, did und fleiſchig. Obgleich eine ausgeſprochene Kehlwamme
jeiten vorhanden it, muß die Haut am Halje doch jehr loſe und reichlich fein, meil
jonft auch die Stirnrunzeln fehlen.
4. Rumpf: Kurz und gedrungen , gut aufgerippt, die Bruft breit.
5. Ruthe: Sie wird fo eng wie möglich zufammengerollt über der Hüfte
getragen; iſt fie doppelt geringelt, jo gilt fie als vollfommen. Sie ilt durchweg glatt
behaart.
6. Läufe: Sehr kräftig, gerade, nicht zu lang und gut unter den Leib geftellt.
7. Bfoten: Weder fo lang wie die des Hafen, noch jo rund wie Die
einer Kate, die Zehen gejpalten, die Nägel ſchwarz.
8. Behaarung: Bein, glatt, wei), furz und glänzend, weder fteif
noch tollig.
9. Farbe und Abzeichen: Die Farbe ift filbergrau oder gelbgrau, jeden-
falls muß fie deutlich) ausgejprochen fein, um den Gontraft mit der ſchwarzen Maske
und dem Aalſtriche zu verbollftändigen. Die Abzeichen müſſen ebenfalls deutlich aus—
geiprochen fein, die Maske, Ohren, Abzeichen an den Wangen, ein Fleck auf der Stirn
und der Aalſtrich fo beftimmt abgegrenzt und fo ſchwarz wie möglich. Letzterer ift eine
vom Hinterhauptsbein bis zur Ruthe reichende Schwarze Linie auf der Mitte des Rüden.
(Hier follte die Zuläffigfeit der ſchwarzen Möpfe angeführt werden. Der Verf.)
Die Maße eines typisch gebauten Mopfjes (Mir. Hobjon Key’s Jumbo
Zaf. LXX VIII) find: Schulterhöhe 30 cm; vom Boden bis zum Ellenbogen 151/, cm;
Umfang des Kopfes 31 cm; Umfang der Bruft 48 cm; Länge des Rückens 32 cm;
Gewicht 151/, Pfd. Auf der erſten internationalen Ausftellung zu Islington 1863
Japaniſcher Tſchin. 219
war die Claſſe der Möpſe mit neu Exemplaren beſetzt; Lady Henrietta Ogilby
und der Carl of Mount Charles find unter den Ausftelleen genannt. — Die
Kennelclub-Ausſtellung im Kryſtallpalaſt 1875 zählte 46 Möpje, Birmingham 1883
50, die Kryftallpalaft-Schau 1884 und die Stennelclub-Schau 1887: 38 Möpfe.
Die große „Show of Petdogs“ im Weftminter- Aquarium, Mai 1893
brachte eine gute Collection von Möpſen, welche Mr. Hartley richtete. Erſte Preiſe
erhielten u. U: Mayor of Leeds und Haughty Madge in der Challengeclaſſe. —
Hündinnen zwiſchen 14 und 20 Pfo.: Mir. Dunn’s Nymph; Hunde zwifchen 15 und
20 Pfd.: Dong. — Hunde unter 14 Pfd.: Mr. Houldswerth's Finsbury Dufe;
Hündinnen unter 14 Pfd. Dies mar die beite Clafje der Möpje, in welcher Mr.
Dunn's Ladykin fiegtee In der Glaffe der Schwarzen (Blacks) nahm Miß
Mortival mit ihrem niedlihen Hunde alle Preiſe, wie auch bei den Paaren und
Zügen.
Auf der Kennelclub-Schau, April 1894 waren die Möpſe nur ſchwach ver—
treten. I. Preiſe erhielten: Mrs. T. Dunn's Tierny Doratic; Mr. R. Mortival's
Doddy Joke (Black); Mrs. C. Houlker's Haughty Major; Mr. T. Craven’s
Champion Mayor of Leeds; Mis. R. Mortival's Black Confidence; Mr.
W. Foſter's Bradford Marvel; Mrs. T. Dunn's Nymph; T. Dunn's Ladykin;
Miß R. Mortival's Black Gem; Schwarze Claſſen gut beſetzt. Wiewohl der Mops
in früherer Zeit wohl nirgends ſo häufig auftrat, wie in Deutſchland und Holland,
und die Raſſe gegenwärtig wieder häufig bei uns gezüchtet wird, ſo erſcheinen ſie doch
nur ſelten auf unſeren Ausſtellungen und ihre äußere Erſcheinung läßt meiſtens zu
wünſchen übrig. Auf der großen Berliner Ausſtellung 1890 enthielt die Claſſe der
Möpſe nur drei mittelmäßige Exemplare. —
Als Geſellſchafter zeigt dev Mops fi als ein gutmüthiger, munterer, auf feine
Umgebung ftet3 aufmerffamer Hund; feine Intelligenz ift vielleicht nicht jo bedeutend,
allein fein drolliges Weſen, feine Reinlichkeit und jein glatt und weich behaarte, von üblen
Ausdünftungen freies Fell haben diefe Hunderaffe länger als viele andere in ihrer
Stellung al Lurus- und Damenhumde erhalten. — Schließlich ſei noch erwähnt,
daß auch bei ung noch in den dreißiger Jahren der Gebrauch herrſchte, den Möpfen
die Ohren kurz und mufchelförmig zu verſchneiden.
2) Der japanijde Tidin.
(Engl.: The Japanese Spaniel !), franz.: Chien du Japon.)
Der Schon in früher Zeit aus China nad) Japan eingeführte Tſchin ift fein
„Spaniel“, wie häufig angenommen wird, jondern eher als ein langhaariger Mops zu
1) Im SKenneljargen abgekürzt: Jap, plur. Japs. — Dagegen it das jrüher auch in
England gebräuchliche „chin“ nit von „Chineje“ abgeleitet, ſondern entſpricht dem chineſiſchen
Worte „Tſin“ (Hum).
28*
220 Vierter Theil. Kleinere Lurus= oder Damenhunde,
betrachten, denn die Spaniels haben doch ext in neuerer Zeit — zum Theil durch Kreuzung
mit dem Tſchin — die Mopsform des Kopfes erhalten. — Eine Beichreibung des
Tſchin (chineſiſch: „fin“, Hund) Tieferte ſchon v. Siebold in jeiner berühmten
„Fauna Japonica“. „Als vollfommen domefticirter oder Haushund ift in Japan
eigentlich nur der aus China durch! die Portugiefen eingeführte Tſin zu betrachten.
ig. 149. .
Japaniſcher Tidin.
Beier: Frau Baronin dv. Erbach, geb. dv. Siebold in Ulm.
Diejer Leine Hund bildet das umvermeidiiche Zubehör der japanischen Wohnungen,
er ijt ein treuer Geführte der Frauen des Landes und Gegenftand ihrer zärtlichiten
Fürjorge, Je kleiner und niedliher er ift, um jo mehr wird er von feiner Herrin
geſchätzt und gehätſchelt, in deren Nähe er beftändig auf Kiffen von foftbarem Stoffe
ruht. Daher die Benennung: „Makura Tsin“, d. i. Polſterhündchen; die Zwerge
dieſer Raſſe zeigen aufgeftülpte Naſen, welche in der Jugend zujammengedrüdt und
Japaniſcher Tſchin. 221:
aufwärts gebogen werden. — Eine VBarietät, welche dem Löwenhündchen ähnelt !),
führt den Namen „Suiken Tsin“, d. i. Waſſerhund.“
In der äußeren Erſcheinung ähnelt der Thin in Folge feiner langen Be—
haarung zunächſt dem Toy-Spaniel, bei näherer Betrahtung finden wir indeß,
daß der Behang weit kürzer ift und falt an den des Fox-Terriers erinnert. — Der
untere Theil des Behanges ift überdem bei den meiſten Exemplaren nur kurz behaart.
Außerdem wird die Ruthe aufrecht und mehr oder weniger ſtark gerollt getragen, die
Augen ftehen weit auseinander, den Hals ziert eine ftarfe Krauſe und die Kopfform
ift noch mopsartiger al$ beim modernen Toy-Spaniel. — Denft man fi den Tſchin
furz behaart, jo würde er fi vom Mops menig unterjcheiden; er ijt in ver ap
nichts Anderes als ein langhaariger Mops und fein Spaniel.
Die nachſtehenden Raſſezeichen hat der Verfaffer — in Ermangelung offici icielle
Beitimmungen — nach typischen Exemplaren der Raſſe aufgeftellt:
Raſſezeichen des Japaniſchen Tſchin.
Allgemeine Erſcheinung: Die eines kleinen, ziemlich kurz und hochläufig
gebauten Hundes von kecker Haltung, mit rundem Kopf und Rollſchwanz — in der
Form an unſeren Mops, in der Behaarung an die Zwergſpaniel erinnernd.
Kopf: Verhältnißmäßig kleiner als beim Mops und Toy-Spaniel. Im
Profil erſcheint der Oberkopf auffällig Hoch, jedoch oben ziemlich abgeplattet; der
Abja vor der Stirn ift hoch, und jehr beitimmt ausgeſprochen. Die Schnauze ilt
auffällig furz und der Unterkiefer jtarf aufwärts gebogen, jo daß die ſchräg aufwärts
Itehende Nafenfuppe bei manchen Exemplaren fait den Abſatz der Stirn berührt. Der
Naſenrücken verſchwindend kurz.
Von vorn geſehen, erſcheint der Oberkopf wegen der ziemlich abſtehenden
Behänge breit; ſein größter Durchmeſſer liegt in der Augengegend, ſo daß die großen,
horizontal liegenden Augen verhältnißmäßig weiter als bei irgend einer unſerer Raſſen
auseinander ſtehen.
Die Ohrlappen ſind nur kurz, dreieckig, Hoch angeſetzt und ziemlich frei dom
Kopfe herabhängend. — Die Augen unverhältnißmäßig groß und vorjpringend, jo
daß fie den Kopf Klein erjcheinen laſſen, ihre Farbe iſt dunkelſchwarz und glänzend.
Der Hals ift ziemlich) lang, der Rüden furz, glatt und gerade, faſt durch—
gebogen exjcheinend, die ziemlich lang befederte Nuthe wird gleich) von der Wurzel
ab jteil aufwärts gebogen und dann meiſt jeitlich rechts herumgejchlagen und dem
Körper dicht anliegend getragen. — Einige Exemplare richten die mäßig geringelte Ruthe
au im Affect aufwärts, wie einen Federbuſch. Die Läufe find verhältnigmäßig hoch
und geben dem Hunde ein kurzes, gedrängtes, jedoch nicht plumpes Anfehen. Dex
Bauch ift nach) Hinten aufgezogen; die Füße find haſenförmig zugejpikt.
1) Geſchoren?
Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde,
—
—
DD
Die Behaarung hat viel Eigenthümliches. Am Oberkopf ift das Haar nur
fur, aber fammetartig aufwärts ftehend, wie gefträubt; auch an der Schnauze, den
Ohrlappen und der Vorderfeite der Läufe ift es verhältnißmäßig kurz. An der Bafis
der Ohren verlängert ſich das Haar ftark und hängt feitlich über die kurz behaarten
Ohrlappen gerade herab, ohne diefelben nad) unten ganz zu verdeden. (In neuerer
Zeit findet man auch Tſchins mit lang behaarten Behängen wie die der Toy-Spaniel2.)
Im Naden verlängert fi das Haar ebenfalls bedeutend und bildet am Vorderhalfe eine
oft ftark vorfpringende Krauſe. Der ganze Rumpf ift ähnlich wie beim Toy-Spaniel
fang behaart, doch ift das Haar des Tſchin gerader, loderer und weniger anliegend.
In der Schultergegend det e3 den Rücken mantelartig und breitet ſich dann nad)
hinten zu beiden Seiten aus. Die Ruthe trägt eine ziemlic) lange, zottige Feder,
auch die Hinterfeite der Vorder- und Hinterläufe ift ziemlich Yang behaart und zwiſchen
ven Zehen ragt das verlängerte Haar etwas über die Nägel hinaus.
Big. 150.
Zap. Tihin Nanki-Puh (I. Preis Cöln und Gaffel 1889, Berlin 1890 II. Preis).
Die Farbe ift meiftens ein perlfarbiges Weiß mit tieffehwarzen Platten und
ihmwarzer Naje (japaniſch: Karobactsi), doch giebt es auch braun und gelb gefledte
(japanifch: chabutsi) und einfarbige fahlgraue mit heller Naſe.
. Die Maße eines mittelgroßen Gremplares diefer Raſſe (Nanki-Puh der
Frau Nikau, Gohlis, Fig. 150) find: Schulterhöhe 25cm; Kopflänge 1100;
Nafe 11%; cm; Umfang des Kopfes 28cm; Breite der Stirn in der Augengegend
10 em; Länge des Ohres Tem; Höhe des Ellenbogen: dom Boden 15em; ganze
Länge des Numpfes vom Bug bis hinten 3lem; Bruftumfang 35cm. Gewicht
6kg und darüber.
Zu den erſten und ſchönſten in Deutſchland erſchienenen Tſchins gehören jedenfalls
die beiden weiß und ſchwarz geflecten Hündchen (Itti und Kuma), welche die Kaijerin von
Japan zu Weihnachten 1881 der deutfchen Kaiſerin ſchickte. — Die Schulterhöhe des
Japaniſcher Tidin. 233
männlichen Hündchens betrug 27cm; die Halsfraufe, wie überhaupt die ganze Be—
haarung prächtig ausgebildet. — Als Züchter diefer japaniſchen Tſchins in Deutjch-
(and find zu nennen: Frau Baronin vd. Erbad, Frau 3. Nidau in Gohlis-Leipzig,
Frau 2. Nippert in Berlin und Herr Stehmann, Director des Zool. Gartens in
Breslau. — Auf der Züriher Ausitellung 1887 erſchienen vier Exemplare, von denen
dig. 151.
Mrs. D. Crawford's Japaneſe Tootjie.
(Nah Kennel Secret2.)
Ed. Dfenbrügge’3 (Zürich) ſchwarzweißer Hund Nobel I. Preis erhielt. Auf der
Berliner Ausftellung 1890 waren acht Tſchins erjchienen, unter denen Japana der
Frau J. Nickau den I und Nanki-Puh 1. Preis erhielt. Frankfurt 1891:
7 Meldungen, II. Preis: Tai-Sho des Mr. Livingiton. Hannover 1893: Kei-Ko
der Frau Rippert-Berlin I. Preis.
Das Naturell der Tſchins ift außerordentlich lebhaft, dabei find fie höchſt
intelligent, und es ift daher auffällig, daß dieſe hübſche Hunderaſſe in England erſt in
neuefter Zeit in den Vordergrund getreten ift. Auf der Toy-dog-Schau im Royal
Aquarium zu London im Mai 1894 fiel der I. und Specialpreis in der Claſſe der
„Japs“ auf Mr. Addis’ Dai Butza 1; ebenfo an Miß Solomon’s Jap Tiny,
über 51/, Pfd.: Mrs. Grindrod’S Beryl und Miß A. Hughe's Sianara eben-
falls I. Breife. — Dai Butza wurde für das befte bis dahin ausgeftellte Exemplar
erklärt, der einzige weiß und orange gefledte Hund war Mr. Jenkin's Tokijo.
(9. 2. ©. in der Claſſe über 51/, Pfd.) Auf der Kennelchub- Ausftellung im April
1894 war die Glaffe der Tſchins ziemlich gut beſetzt, Mr. Allan’s „DO Moto
San“, em feiner, zieriher Hund, xehgrau mit heller Nafe I. Preis; Capt.
Marſchall's Nakaya, ein ſchön behaartes (ſchwarzweißes) Erxemplar IL. Preis;
Mr. L. Jenkin's Tokiyo, grau und weiß gefleckt mit ſchwarzer Naſe, ſchön gebaut,
jedoch zu groß, H. L. E.
224 Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
Zweite Gruppe.
Zwergpudel und Maltefer.
1) Der Zwergpudel.
Raſſezeichen (officiel): „Der Zwergpudel ift wahrſcheinlich durch Kreuzung
des großen Pudels mit dem Maltejer entftanden. Er unterjcheidet ſich von dem
Tig. 152.
Der Zwergpudel,
gewöhnlichen Pudel zunächſt durch feine geringere Größe, indem fein Gewicht 5 bis
6 kg nicht überfteigt. Die Wolle des Zwergpudels ift entjprechend feiner, weicher, gerollt
Maltejer. 225
und von jeidenartigem Glanze. Hinfichtlih der Formen und Farbe beſteht fein
Unterſchied zwijchen dem großen und dem Zwergpudel.
Dur) beftändiges Auskämmen verliert das Haar noch leichter als beim großen
Pudel die Neigung zur Kräufelung und der Hund erhält dann ein ganz anderes
Ausfehen. — Auf unferen Ausftellungen erjcheinen oft alle möglichen Variationen
des Zivergpudels und Maltefers und erſchweren dem Preisrichter die Beurtheilung
der betreffenden Claſſen. Unter „Zwergpudel“ verftehen die Ausfteller meiſtens ein
jehr Kleines Exemplar der gewöhnlichen Pudelraſſe, es dürfte fi) daher empfehlen,
die betreffende Claſſe als Seidenpudel (ſtatt Zwergpudel) zu bezeichnen. — Bor
Allem muß der Seidenpudel immer noch in der Form ala echter Pudel erjcheinen
und fi) von diefem nur dureh das Seidenhaar und die geringe Größe unterjcheiden.
Eine Mittelform zwischen Seidenpudel und Maltejer, jedoch mehr zu lebterem
hinmeigend, wird don den Ausftellern oft ala „Manilapudel, Havanejer umd,
wenn fie gefhoren find, als „Löwenhündchen“ angemeldet. Häufig Haben exftere
hellgelbe Abzeichen am Kopf, das Haar ift fürzer und wolliger ala beim Maltejer,
die Ruthe häufig geftußt. Meines Willens ift bis jetzt feine dieſer Zwiſchenformen
als conjtante Raſſe gezüchtet und auch feine bejondere Glafje auf den Ausftellungen
für diefelben errichtet, wiewohl ſich oft ſehr hübſche Thiere unter ihnen finden.
2) Der Maltejer.
Die heutige Benennung diejer Heinen Hunderaſſe Hat ſchwerlich eine Berechtigung.
Schon im Alterthum waren die Kleinen „melitäiſchen“ Hündchen berühmt, und es
eriftiren viele Abbildungen derſelben auf antifen Vaſengemälden, wie aud) als Haut-
reliefs. Doch hatten diefelben nur annähernd die Form der heutigen „Maltejer”, mie
aus den Zeichnungen antiker Raſſen (Band L, Cap. IX) zur Genüge erſichtlich ift. Kleine
zierlihe Hündchen mit weißem, jeidigem Haar find eben von jeher und überall Lieblinge
der Frauen geweſen, und es ilt daher faum anzunehmen, daß der heutige Maltejer
als eine befondere Raſſe bis ins Altertfum zurüd reiht! Plinius erwähnt ſolcher
Hunde twiederholt und jagt unter Anderem: „Zwijchen der Stadt der Gnidier und
SMyricum liegt Melita, von welcher nad) dem Callimachus die melitäiſchen
Hündhen ihren Namen haben.” Ferner bemerft Plinius, daß diefe Yündchen
„nicht größer als ein Eichhörnchen“ find, und weiter: „Diejenige Art Hunde, melche
wir melitäifche nennen, lindern die Magenjchmerzen, wenn man fie öfters auflegt, und
man fann es merken, daß die Krankheit zu ihnen übergeht, weil fie frank werden
und gemeiniglich auch fterben.”
Dr. Gajus (1570) führt in jeimer Bejchreibung engliiher Hunde auch den
melitäiſchen Hund an, welcher von der Inſel Melita ftammt, „welche wir heute Malta
nennen“. Es jcheint alfo, als ob Cajus diefe Verwechſelung beider Orte zuerft
begangen hat und daß die faljche Benennung der Heinen, weißen Hündchen als
„Malteſer“ ſich in England erhalten Hat und von dort aus überall hin verbreitet wurde.
226 Vierter Theil. Kleinere Lurus> oder Damenhunde.
Am Schluß der Abhandlung wirft Cajus augenjcheinlich auch noch den Zwergjpaniel
feiner Zeit mit dem „melitäifhen Hunde oder Maltefer” zujammen und wiederholt
die Thon von Plinius erzählte wunderbare Heilkraft diefer Hündchen bei Magen—
feiden der Menschen. Hierauf bezieht fih auch die Benennung „Comforter“ (don to
comfort, kräftigen, beruhigen), welde Gajus dem Schokhündchen beilegt. Augen—
ſcheinlich hat Cajus die fleinen Spaniel und die Maltejer feiner Zeit gar nicht genau
gefannt und nach Mittheilungen Anderer beichrieben.
dig. 153,
Der Maltefer Hugh J., Beſiter: Lady Gifford (©. 228).
Buffon!) nennt den Maltefer der Engländer Bolognejer und erwähnt, daß
diefe Hündchen vor einigen Jahren ſtark Mode gemwejen, gegenwärtig ſähe man aber
fait gar feinen mehr, jo daß die Abbildung in jeinem Werke nach einem Miniatur-
bilde in der Königl. Bibliothek habe hergeftellt werden müllen. Buffon hält ihn für
einen Baftard vom Zmwergpudel und Ywergjpaniel und nennt ihn wegen jeiner langen
reihen Behaarung auch „Bouffe“ (aufgeblajen), fügt aber Hinzu, daß man ihn auch
1) Ausgabe von Daubenton.
Maltejer. 227
„malteſiſchen Hund“ nenne, weil „die eriten Hunde diefer Raſſe aus diefem Lande
gefommen find” (vergl. Gajus).
In Deutjehland führte Dr. Fr. 2. Walther (1817, Der Hund) in der, Gruppe
der „Seidenpudel” (C. extrarius) bereits fieben Varietäten auf, unter denen C. meli-
taeus, das Maltefer Hündchen (auch angorifches, ſpaniſches Hündchen oder
„Bichon“ genannt) als ein Baftard vom „HZwergpudel und Seidenpudel“ auf:
geführt wird, welcher wieder mit Spitz, Mops und Zwergpudel allerlei Blendlinge
zeugt!). Götze kennt in feiner Monographie des Hundes 1834 nur noch eine
Form des Seidenpudels, den er als „Bologmejerhund“, „welcher in Deutjchland
beinahe gänzlich erloſchen ift“, bejchreibt und Hinzufügt, „Daß die rechten Hunde
diefer Naffe aus Bologna nah Deutjchland kommen“. Er jehildert fie als biffig und
falſch; ihre Behaarung fei jo lang, daß fie fat den Boden berühre, der Kopf überall
Big. 154.
Schädel eines Maltefer Hündchens.
(Nr. 2039 des Königl. Landwirthſchaftlichen Mufeums zu Berlin. 25 wirkt. Größe.)
fo dicht behaart, daß fie nur mit Mühe jehen könnten — die Nuthe lang, gekrümmt
und ebenfalls veic) behaart. — „Halb gejchoren, werden fie „Löwenhündchen“ genannt“.
In neuerer Zeit Haben die Engländer das Meifte für die Neinzüchtung der
Maltefer Hündchen gethan. Nach Stonehenge erfchienen fie etwa feit 1850 öfter auf
dem Londoner Markt unter dem Namen „Maltejer Terrier”; als einer der erſten
engliſchen Züchter wird der Maftiffzüchter Mr. Lockey genannt, welcher ein Pärchen
diefer Hunde von den Manila = Infeln 1841 erhielt. Diefe ſchönen Hündchen
wurden indeß niemals ausgeftellt, feit 1862 trat aber Mr. Mandenville’s Stamm
auf, als in der „Agrieultural Hall-Schau“ zuerſt eine Claſſe für „Maltefe Dogs“
errichtet war, und diefer Züchter hat bis in die Mitte dev SOer Jahre den Vorrang
behauptet. — 1865 fanden fi) auf der internationalen Schau zu Islington fieben
„Malteſer“ und ein „Manila“ unter dem Namen „Curly, the Snowdrop“. —
Diefe Benennung dürfte auf einen „gerollten Seidenpudel“ deuten.
Auf der Kryftallpalaft- Schau 1875 waren 13 „Malteſer“ ausgeſtellt, welche
größtentheils auf Mr. Mandeville's Old und Young Fido zurädzuführen find.
1) Der reine Fißinger!
29*
DD
DD
[0 )
Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
1883 finden wir auf der Birmingham =» Auzftellung eine Championclafje, eine
Challengeclaſſe und zwei offene Claſſen für „Malteſer“. Auf diefer Ausſtellung erſchienen
jedoch nur neun Exemplare, unter denen Lady Gifford's Hugh (6736) den I. Preis
in der Challengeclafje erhielt. — In der offenen Glafje erhielt Lady Gifford’s Rob
Roy (8732) I. Preis und derjelben Lord Clyde (7637) U. Preis. — Der Katalog
jagt am Schluß des Berichtes: „A very fine Olass “
In der Kryſtallpalaſt-Ausſtellung des Kennelclubs 1884 finden wir nur eine
Claſſe „Maltefer“ mit fünf Exemplaren. Lady Gifford's Hugh I. Preis umd der—
jelben Rob Roy IL Preis. Hugh Abbildung Fig. 153) galt damals für den beiten
Malteſer feiner Zeit und er ift bis heute ſchwerlich übertroffen. Er ftammte von Mt.
Jacobs’ Prince (von Manderville’3 Old Fido aus defjelben Lilley). Mutter:
Lady Gifford’s Madge (von Fido aus Lady Gifford's Brendaline). Die Kennel-
club-Ausſtellung 1887 hatte nur noch drei Meldungen, gegenwärtig it der Maltejer
in England jelten geworden.
Auf unferen deutſchen Ausftellungen erjchienen die Malteſer Früher ziemlich regel—
mäßig in der Zahl von 7 bis 10 Stüd. — Zühter: Frau Johanna Nidau, Gohlig
bei Leipzig; Frau Clara Klauſchk, Schiffbauerdamm Berlin, und Friedrich Siegel
in Stuttgart. In den Katalogen wird die betr. Claffe in der Regel als: „Maltefer
und Havaneſer“ bezeichnet, doch find unterjcheidende Raſſezeichen bis jet nicht auf-
geſtellt. In der Regel werden Cremplare mit ungenügend langem oder mit ge=
welltem Haar und mit gelben Abzeichen bei uns als Havanejer oder Manilapudel
bezeichnet, wiewohl die in der Havanna) und auf Manila gezüchteten Hündchen rein
weiß und typiſch im Haar find. — Nur jelten erreichen die bis jebt bei ung ge—
züchteten Maltefer die Schönheit der englischen.
Stonehenge gab die Naffezeihen des Maltefers folgendermaßen an:
1. Behaarung (Werth 30): Lang und jeidig in der Tertur, jede Annäherung
an Wolle bejonders fehlerhaft. Eine leihte Neigung zur Wellenform — jedod) Feine
Kräuſelung — ift bei den beiten Maltefern oft zu finden.
2. Die Farbe (Werth 20) jollte rein weiß fein und eher transparent mie
geſponnenes Glas, als undurchſichtig. Viele Exemplare werden durch gelbe Flecken
entitellt, was jehr fehlerhaft ift.
3. Augen (Werth 5) voll und ſchwarz, fie jollten nicht die Thränenrinne wie
beim King Charles und Blenheim zeigen. Ä
4. Ihren (Werth 5) ſehr lang, doch nicht jo jehr wie die des Toy-Spaniels.
5. Naſe (Werth 5) kurz und Schwarz, ebenfo der Gaumen ſchwarz.
6. Symmetrie (Werth 5) fommt wenig in Betracht, da die Körperform beinahe
völlig durch das lange Haar verdedt wird. Doch jollte ein gewiſſes Verhältniß der
Länge zur Höhe vorhanden fein, etwa wie beim Toy-Spaniel.
7. Größe (Werth 15) nicht 6 Pfund Gewicht überfchreitend, wiewohl Mr.
Manderville's beite Sieger (auch Fido) dies Gewicht meift um 4/, Pfund übertrafen.
Maltejer. 229
8. Die Ruthe (Werth 15) kurz, dicht über den Rüden gefhlagen und mit
einem Büchel glänzender Seidenhaare bekleidet.
Ich möchte hier noch Hinzufügen: Köpfchen ohne Behaarung nur Klein, weder
ipaniel- noch terrievartig; Augen mittelgroß, dunkelbraun, rund, horizontal und meit
auseinander ftehend; die Ohrlappen hängend, furz, aber jehr lang behaart; Körper
(anggeftret, Läufe kurz, Haar auf dem Rüden gejcheitelt und zu beiden Geiten
ichliht herabhängend, am Kopfe die Augen fait verdedend. Rein weiß, Auge dunkel,
Nafe Schwarz, ebenſo die Einfaffung der Lippen und die Augenlider, die Haut am
Körper zart rofa oder fleifchfarbig. — Der Gaumen ift in der Regel ſchwarz oder
ſchwarz gefledt, doch dürfte dies als Raffezeichen wenig Werth haben. — Die Schulter-
Höhe diefer Hündchen beträgt ducchfchnittli 19 bis 20 cm; die Körperlänge von
der Nafenfpise bis zum Anſatz der Ruthe etwa das Doppelte; das Gewicht 41/, bis
5 Pfund. Nach Mittheilung eines Bekannten, welcher längere Zeit in der Havanna)
(ebte, werden die fogenannten „Malteſer“ dort, wie auch auf Manila jehr viel und
raſſig gezüchtet und ein einträglicher Handel damit getrieben. Der üblihe Rufname
des männlichen Hundes ift dort „Chiquito“, der der Hündin „Chiquita”.
230 Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
Dritte Srindien
Die englifhen Zwergſpaniels (Toy-Spaniels).
(Zaf. LXXIX und Taf. LXXX.)
1) Der King Charleg:Spaniel. | 3) Der Blenheim-Spaniel.
2) Der Prince Charles-Spaniel. | 4) Der Ruby-Spaniel.
Diefe Hündchen find eine ſpecifiſch englische Raſſe, welche ſich allmählich aus
den Eleinen Landipaniels oder Cockers entwidelte. Noch um die Mitte diefeg Jahr—
hundertS benußte man diefe Zwergſpaniels hier und dort zur Stöberjagd, jo weit
Fig. 158.
Schädel eines King Charles Spaniel.
(Nr. 1282 der Sammlung der Landwirthſchaftlichen Hochſchule zu Berlin 1868. 25 wirft. Größe.)
ihre geringe Größe dies geftattete. Als Luxushunde waren fie indeß jchon im
16. Jahrhundert unter dem Namen „Comforter“ beliebt... Charles I. Hatte einen jehr
Heinen, einfarbig Schwarzen Stamm diefer Hündchen, während nad) Youatt die be=
rühmt gewordenen Zwergipaniels Charles’ TI. die Farbe der noch heute „King Charleg-
Spaniel” genannten Varietät (black and tan) zeigten. Auch die alte Form dieſer
kleinen Spaniel3 erhielt fich bi zu den 40er Jahren, wo die Mode fich ihrer be=
mädtigte und allmählich die noch heute beliebten unbehülflichen Geſchöpfe hervor—
brachte. — Schon Youatt (1845) äußert fich darüber folgendermaßen: „Die King
Sharles-Zucht unferer Zeit ift thatfächlich zum Schlechteven verändert worden! Die
Schnauze ift fait jo kurz und aufgeworfen, wie beim ärgſten Bulldog. Das Auge
ift um das Doppelte feines früheren Umfanges erweitert und hat einen Ausdrud bon
Stumpfjinnigfeit angenommen, mit welchem der Charakter des Hundes nur zu jehr
übereinjtimmt. Doc) ift noch der lange Behang, das ſeidige Haar und deſſen ſchöne
Tafel LXXIX.
RR RN
= — NR
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Swergfpaniel (Toy-Spaniels).
Der dreifarbige oder
Prince Charle3-Spaniel.
Der Blenheim-Spaniel.
Der King Charles-Spaniel.
Toy-Spaniel. 231
Farbe, und für dieſe entblöden ſich die Händler nicht, 20, 30 und ſelbſt 50 Pfd. Sterl.
zu fordern.” — Stonehenge führt an, „daß die Lieblinge Charles’ II. — entiprechend
den Abbildungen derjelben auf den alten PBorträtbildern von Ban Dyk — nicht black
and tan, jondern „liver and white“ (leberbraun und weiß) gefärbt waren; daß
ihre Schnauzen lang und Scharf (mäßig zugeipikt) und ihre Behänge nicht größer
als die der chineſiſchen Tſchins erſchienen. — Dieje Heine Form der Spaniels — im
Gewicht von 5 bis 6 Pfund — erhielt ſich bis zu Anfang dieſes Jahrhunderts ;
allein in den 30er Jahren wechjelte der Geihmad des Publicums zu unften der
in Orfordſhire entitandenen Blenheim-Spaniels — ein kleiner rother und weißer
Miniatur-Cocker und dem damals ſchwarz, voth und weiß gefärbten „King Charles-
Spaniel, welcher auch in der Form damals einem Miniatur-Gordonfetter gli) und
aud) jo von Sir Edwin Landjeer abgebildet wurde). — Aber bald wurde man
in London dieſer ſchönen natürlichen Form überdrüjlig und man begann die Furzen
Gefihter und aufgeftülpten Nafen der chinefiihen Spaniels (Tſchins) einzuführen,
während man zugleich in den Würfen die Puppies bevorzugte, welche die längite
Feder an Ohren und Füßen beſaßen. Man jagt, daß für erjteren Zwed der Bulldog,
Mops und Tiehin benutzt worden find, doch jtellen die Züchter der Rafje dies in Ab—
rede. — Der Jicherite Beweis für die eine oder andere Streuzung ift aber der Umſtand,
daß beinahe die ganze moderne Zucht die niedrige Haltung der Ruthe — dieſes
bejondere Rafjezeihen aller wahren Spaniels — verloren hat, welches Früher auch bei
ven Toy-Spaniels von großer Wichtigkeit war, jebt aber von den PBreisrichtern auf-
gegeben werden mußte, da es nur felten bei Exemplaren noch angetroffen wird, welche
ſonſt in anderer Hinficht durchaus genügen“,
Die rothen und weißen „Blenheim-Spaniel5” führen ihren Namen jeit dem Ende
vorigen Jahrhunderts don dem Wohnorte des Herzogs von Marlborough, in deſſen
Familie dieſe Kleinen, damals noch als Cocker betrachteten Hunde jeit langer Zeit ge=
halten wurden. Diefe Blenheim=Coders Hatten zu Ende vorigen Jahrhunderts ſchon
jehr langen Behang, kurze Schnauzen und ſchwarze Augen, ihre Farbe war unab-
änderlich xoth und weiß — doch waren fie noch echte „Sporting*-Hunde und jehr
verjchieden don dem modernen Blenheim, welcher fi in der Form des Kopfes nicht
dom King Charles untericheidet.
Sowohl beim Blenheim wie beim Sing Charles find in meuerer Zeit Die
weißen Abzeichen, wern auch nicht ganz verworfen, doch auf bejtimmte Varietäten
beſchränkt. — Man unterscheidet daher gegenwärtig: 1. Den „Blad and tan King
Charles” ohne jedes Weiß, nur blauſchwarz mit regelmäßigen, tief rothbraunen Ab—
zeihen; 2. „ven Bla and tan and white Prince Charles”, wie der borige,
jedoch mit beftimmten, weißen Abzeichen, alfo dreifarbig; 3. den Blenheim-Spaniel,
toth mit regelmäßigen, weißen Abzeichen und 4. den Nuby-Spaniel, welcher ein ein=
farbig rother Blenheim ohne jedes weiße Abzeichen ift.
1) Die jpäteren Bilder Landſeer's zeigen dieſe Setterähnlichfeit nicht mehr, jondern
ähneln bereit3 der ſtumpfſchnauzigen Form unjerer Zeit.
[89]
oo
N
Vierter Theil. Kleinere Luxus- und Damenhunde.
Die nahftehenden Raſſezeichen waren ſchon früher duch Stonehenge auf-
geftellt, fie find vom Toy -Spanielclub beibehalten und kürzlich mit einigen, der
heutigen Auffaffung entjprechenden Abänderungen verjehen worden:
Raſſezeichen der YZwergjpaniel2.
1. Allgemeine Erfheinung: In der Gedrungenheit der Form wetteifern
diefe Spaniels fait mit dem Mopſe, doch erhöht die Länge ihrer Behaarung den
ſcheinbaren Umfang weſentlich, indem der Körper, wenn er naß, mit Dem jenes
Hundes verglien, Hein ift. Der Zwergſpaniel ift jedoch entjchieden dom gedrungenem
Bau, mit kräftigen, ftämmigen Läufen, breitem Rüden und geräumiger Bruft. Die
„allgemeine Erſcheinung“ der Zwergſpaniels ift zwar ziemlich weſentlich, indeſſen
kommen in dieſer Beziehung fehlerhafte Exemplare ſelten vor. Am wünſchenswertheſten
it ein Gewicht von 3 bis 4,5 ke.
2. Der Kopf: Oberkopf Hoc gemölbt (bei guten Cremplaren ift derjelbe
völlig halbfugelförmig, mitunter ſogar mehr als halbkreisförmig gerundet), die Stirn
unbedingt über den Augen vorftehend und die aufwärts gerichtete Naſe faſt berührend.
Die Augen weit außeinander ftehend, die Augenliver gerade zur Geſichtslinie, nicht
ſchräg oder fuchsartig. Die Augen jelbit jehr groß, glänzend und von jehr dunkler
Färbung, jo daß fie überhaupt ſchwarz genannt werden können; ihre enormen
Pupillen, welche durchaus von diefer Farbe find, erhöhen diefen Eindrud noch. Wegen
ihrer Größe find in den inneren Augenwinfeln fat immer einige Thränen fichtbar,
doc darf das Auge nit auffällig thränen. Die Stivngrube oder die Vertiefung
zwiſchen den Augen ift ebenjo oder gar noch mehr ausgejprochen als bei der Bulldogge ;
manche gute Hunde zeigen eine Grube, welche groß genug ift, um eine kleine Kugel
darin zu bergen. Die Naſe ift kurz und nad) oben zwiſchen die Augen gerichtet,
ohne jede Andeutung, daß eine anderweitige Richtung der Naſe durch einen operativen
Eingriff corrigirt worden wäre. Die Nafenfpige ſchwarz, tief und breit, mit meit
geöffneten Nafenlöchern. Der Unterkiefer ift breit zwiſchen den Sinnladen, viel
Raum für die Zunge und die Verbindung der Unterlippen, welche die Zähne boll-
ftändig bededen, freilaffend, und derartig aufgebogen und geformt, daß er in das
pordere Ende des Oberkiefers überzugehen ſcheint, welcher in ähnlicher Weiſe auf-
gebogen ift.
3. Die Ohren find jo lang, daß fie beinahe den Boden berühren. Dei
mittelgroßen Hunden meffen fie von einer Ohrenfpige zur anderen über den Ober-
fopf hinweg 50, mandmal jogar 55 cm oder gar noch etwas Darüber. Sie
. ind tief am Kopfe angejeßt und reich befedert. Hierin foll der Sing Charles
den Blenheim noch übertreffen und des erfteren Ohren erreichen mitunter bis 60 cm
Länge.
4. Die Behaarung ift lang, feidig, weich und gemwellt, aber nicht gelodt.
Der Blenheim hat eine dichte, vorn an dert, Bruft weit hinabreichende Mähne,
Tafel LXAXX,
Ar. Ewald’s Blenheim-Spaniel Prince Charlie.
wa Be 2233
die Feder an den Ohren und den Pfoten ift gut entwidelt und an den letzteren jo
(ang, daß fie wie Schwimmfüße ausfehen, die hinteren Seiten der Läufe find eben-
falls gut befedert. Beim King Charles ift die Behaarung der Ohren jehr lang
und dit, um 25 cm und mehr länger als beim Blenheim. Die Behaarung der
Ruthe (welche bis zu einer Länge von 9 bis 10 cm gekürzt wird) iſt jeidig, 13 bis
15 cm lang und bildet eine ausgefprochene Fahne von vechtwinkliger Form; vie
Ruthe wird nicht über Rüdenhöhe erhoben getragen.
5. Die Farben find nach den Arten verfchieden. Der King Charles iſt
glänzendſchwarz und tief lohfarben (mahagonibraun) ohne Weiß gezeichnet, ebenjolche
mahagonifarbene Abzeichen über den Augen und an den Baden, auch die üblichen
Abzeichen an den Läufen find erforderlich. — Der Blenheim darf Teinesfalls ein—
farbig fein, jondern er hat auf perlweißem Grunde glänzende, Träftig Taftanienbraune
oder lebhaft rothbraune, aus gleichmäßig vertheilten großen Fleden beftehende Ab—
zeichen, Ohren und Wangen roth mit einer von der Nafe bis tiber die Stirn reichenden
und zwifchen den Ohren in einer Halbmondförmigen Curve nad) beiden Seiten ver—
(aufenden weißen Bläffe, in deren Mitte ein deutlicher rother Fleck von dev Größe eines
Awanzigpfennigftüdes fich befindet. — Der dreifarbige oder Charles I-Spaniel hat
die Farbe des King Charles mit den Abzeichen des Blenheims in Schwarz anjtatt in Roth
auf perlweißem Grunde. Die Ohren und die untere Seite der Ruthe find mahagoni=
farben geſäumt. Der dreifarbige Spaniel hat feinen Fleck auf der Stirn, Diejes
Schönheitszeihen ift Yediglic eine Beſonderheit des Blenheims: der Dreifarbige,
ſchwarz, weiß und rothe Spaniel führt jebt den Namen Prince Charles. —
Der ganz rothe Zwergfpaniel heißt jegt Ruby-Spaniel. Die Farbe feiner Naſe
it ſchwarz. Seine Kennzeichen find die des Sing Charles und er ijt von dieſem
nur durch die Farbe verjchieden 1).
Schwarze und xothe Zwergſpaniels mit weißen Abzeichen concurriren in den
Claſſen für Prince Charles, und rothe mit weißen Abzeichen in den Glafjen für
Blenheims.
Points des King Charles-Spaniels.
Allgemeine Erſcheinung, Condition und Größe. . . .. 20
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100
1) Hugh Dalziel erinnert Hier daran, daß die blafje oder grauröthliche Färbung (mace-
coloured) von manden Zühtern beim Blenheim hochgeſchätzt wird.
30
234 Vierter Theil. Kleinere Lurus- und Damenhunde.
Points des Blenheim-Spaniels.
Allgemeine Erſcheinung, Condition und Größe. . . . 20
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Es ift bis jegt üblich gewejen, die Nuthe des Zwergſpaniels minveitens bis auf
die Hälfte ihrer natürlichen Länge zu ftugen, doch haben fich in neuerer Zeit bereits
Stimmen gegen dieje bei Lurushunden ganz überflüflige Verftümmelung erhoben. —
Gharakteriftiich für die modernen Toy-Spaniels iſt auch die auffällige Yänge der Feder
an der Hinterfeite der Fußwurzel und ebenjo die pinjelartig verlängerten Haarbüfchel
zwiſchen den Zehen, welche den Füßen diefer Hündchen ein flofjenähnliches Anſehen
geben.
Die Maße eines typisch gebauten King Charles- Spaniel (Mrs. Yorder’s
Champion Jumbo II.) find: Schulterhöhe 271/, cm; Länge des Kopfes 11 cm;
Umfang der Schnauze zwifchen Augen und Naje 20 cm; Länge der Ruthe 8 cm;
Umfang der Bruft 46 cm; Gewicht 111/, Pfund.
Die Größenverhältnifje des Kopfes eines anderen guten King Charles-Spaniels
waren: Länge der Nafe von der Spite bis zum Abjab vor den Augen 2 cm;
Längendurchmeffer des Oberfopfes vom Stirnabfaß bis zum Hinterfopf 10 cm;
Höhendurchmefjer des Kopfes in der Mitte des Oberfopfes 11 cm. — Das Mip-
. verhältniß zwifchen Nafe und Oberkopf ift aber bei vielen Gremplaren noch be—
deutender. —
Auf der internationalen Ausftellung zu Islington 1863 war bereits eine Claſſe
für die King Charles-Spaniels und eine ſolche für Blenheims eingerichtet. In erſterer
fanden fich nicht weniger ala 38 Meldungen, die Mehrzahl aus dem Oftende Londons;
als Hauptausfteller wird „DId Joe Garwood“ genannt. — Die Zahl der ausge-
itellten Blenheims betrug nur neun. —
Die 29. Kennelclub- Schau zu Barn Elms 1887 hatte eine Abtheilung für
Blenheim-Spaniel3 (red and white) mit drei Glafjen; eine zweite Abtheilung für
Sing Charles-Spaniel3 mit drei Glafjen und eine dritte Abtheilung für „Iricolour
and Ruby Toy-Spaniels“ mit einer Claſſe für Tricolour und einer Claſſe für Ruby.
In der Schau der Terrier, Gollieg und Toy-Dogs in Holborn, April 1890, waren
die Glaffen der Toy-Spaniel vorzüglich beſetzt, wiewohl die Challengeclajjen zu
wünſchen übrig ließen. In der offenen Glafje für King Charles: S. Millin’s
Toy-Spaniel. 235
Sheppard I. und Specialpreis; Hündinnen: Mes. J. Peltell’s Miß Dore I. und
Specialpreis. — DBlenheims: Mia. 2. Jenkin's Bendigo Bomfie I. Preis;
Hündinnen: B. Steele's Lady Roſamond I. Preis und 4. Specialpreis. —
Rubies (einfarbig roth), Challengeclaffe: Mrs. Jenkin's Ruby Prince I. Preis;
offene Glaffe: Mrs. Jenkin’s Golden Phinx I. Preis. — Hündinnen: Mes.
Woodgate’s Englands Beſt I. Preis und 2. Specialpreis. — Züge (Teams):
Miß M. E. Young’s Lady Fedora, Roſebud, Louis XIV. und Lady Vivian
I. Preis.
Auf der Kennelclub-Schau, April 1894, erſchienen die Toy-Spaniels nur in geringer
Zahl. Höchſte Auszeichnungen erhielten: Mr. Pateman's Tzwiener; 3. Barkley’s
Dodo; Mrs. M. Morrifon’3 Laureate und Precioſa; Mrs. 2. Jerkin's Ciſely;
Mes. Blanly's King Stormy; Mrs. M. Morriſon's Pigeonblood. Die drei—
farbige Varietät (tricolour) war nicht vertreten, Auf der Londoner Toy-dog-Schau
im Royal Aquarium, Ende Mai 1894, zählte die Abtheilung der Toy-Spaniel im
Ganzen 173 Eremplare, vielleicht die größte und beſte aller bis jetzt ausgeftellten .
Gollectionen diefer Naffe. King Charles Sp.: Mrs. M. Morriſon's Yaureate
und Precioſa; Mrs. Grave's Sunbeam; Mi3. Redfern's Laura; Mrs.
Aiſtrop's Dazzler und H. Nixon's Bonny Girl erhielten I. Preiſe. In
Blenheims: Mrs. Blavney's Champion King Stormy; Mrs. Grave's May
Queen; Mı3. Grave's Little Tommy; A. Jeffer's Princeß Dorothy; Miß
Wormal's Ken. — In Prince Charles Sp. (Tricoulours): Mrs. Jenkin's
Doy Dream; Miß M. Young's Hotſpur Perſy; Mi. M. Blayney's
Edward; Miß EC. Wormald's Becky Sharp u. U. — Ruby-Spaniels:
L. Clark's Jasper; Mrs. Woodgate's Lady Agathe; Mres. Knight's Fingal;
Mrs. Woodgate’s Oral u. A.
30*
236 Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
DBierte Gruppe.
Zwergſpitz, Seidenſpitz.
(Fig. 157.).
1) Der Zwergſpitz.
Raſſezeichen (officiell): Der eigentlihe Zwergſpitz beißt genau dieſelbe
Behaarung, wie die großen Spitze, und unterjcheivet fi) von dieſen nur durch Die
geringere Größe und entiprechend feinere Bauart. Die Ohren müffen jehr Kein und
äußerst fein behaart jein (Mausöhrchen), auch die Pfötchen auffällig fein behaart jein,
Farbe ſchwarz, roftbraun oder filbergrau, ohne Abzeichen. Gewicht nicht über Ake.
Augen und Nafe immer ſchwarz, Nägel dunfel.
2) Der Seidenfpib.
Raſſezeichen (officiel): Der Seidenspig it wahrſcheinlich durch Kreuzung
des Zwergſpitzes mit dem Maltefer entftanden und unterjcheidet fi) don erjterem nur
Fig. 156.
Schädel eines Seidenſpitzes.
(Nr. 440 der Königl. Landwirthſchaftlichen Hochjhule zu Berlin. %, wirkt. Größe.)
durch die prächtige, lange, feine, feivenartige Behaarung. — Das Haar muß jedod,
wie bei allen anderen Spitzen, möglihft gerade und Ioder abjtehen, nicht wellenförmig,
gelockt, gerollt oder zottig erſcheinen. Farbe weiß mit ſchwarzer Naſe und ſchwarzen
Augen. In neuerer Zeit find auch einfarbig ſchwarze Seidenjpige aufgetaucht, welche,
mern fie im Uebrigen ven Raſſekennzeichen entfprechen, nicht abzumeijen find. Von
Seidenjpiße. 237
der langen, feidigen Behaarung abgejehen, find alle Bunfte einjchlieplich des Gewichts
diefelben wie beim Zwergſpitz, doch hat der Seidenjpit ſchmälere, feinere Pfötchen
(Hajenpfoten). Bezüglich” der Behaarung muß meiſt durch Scheeren der Füße, der
Schnauze und der Ohren nachgeholfen werden, um die äußere Erſcheinung der echten
Spitze möglichft getreu wiederzugeben. Je weniger jedoch dieje fünftlihen Nachhülfen
nöthig find, um fo größer iſt der Werth der Seidenſpitze.
Fig. 157.
Der Seidenjpif.
(Bliß II. und Tänzer, gezüchtet von Yrau Dr. R. Fiſcher-Bromberg.)
Dieje ſchönen, kleinen Hunde bilden, wie der Zwergſpitz, eine ſpeciell deutſche
Raſſe und find erſt in neuerer Zeit allgemeiner befannt geworden. — Dem früheren
Hauptzüchter diefer Raſſe, Heren Dr. Richard Fiſcher, jegt in Bromberg wohnhaft,
verdante ich nachitehende Mittheilungen in Betreff dieſer jeit 15 Jahren von ihm ge=
züchteten und veredelten Seidenſpitze:
„In Betreff der Herkunft der Seidenjpige herrſcht ein gewiſſes Dunkel, doc) mag
es jehr wohl jein, daß vielleicht Heine, bejonders zierlich gebaute Spitze mit Maltejern
238 Vierter Theil. Kleinere Lurus- oder Damenhunde.
gefreuzt wurden und die Stammeltern unſerer heutigen Seidenjpige find. Jedenfalls
iſt der Seidenſpitz gegenwärtig als eine conftant gezüchtete deutſche Raſſe zu betrachten.
Ich habe zwar in Frankreich, wie auch in Rußland ſchon früher einzelne Seidenſpitze
getroffen — mir ift auch aus zuverläffigr Duelle das Vorkommen derfelben in
Amerika mitgetheilt, allein bei näherer Unterfuchung ſtellt fich fat überall Heraus, daß
der Seidenſpitz mit deutſchen Familien eingewandert oder in anderer Weiſe dort im—
portirt it. — Thatſache ift übrigens, daß der Seidenjpig vor dem Jahre 1881 in
Deutſchland zu einer jo jeltenen Erſcheinung geworden war, daß er von Vielen für
ausgejtorben erklärt wurde und z. B. in Berlin nur noch bei einigen Kleinen Hand—
werfern vereinzelt gefunden wurde. Erſt als meine Frau ihre ſchönen Seidenſpitze
vegelmäßig zu den größeren Ausftellungen ſchickte, wandte ſich die Aufmerkſamkeit des
Publicums und der Züchter wieder diejer Raſſe zu. Die Aufzucht diefer Hündchen
iſt jedoch mühlan und wenig lohnend, da fie fi) nur langſam vermehren und in
ihrer erſten Lebenszeit ſehr empfindlih find. Im Durchſchnitt bringt eine Seiden-
ipishündin Höchftens vier Junge im Laufe eines Jahres zur Welt, jelbit wenn man
fie zu jeder Brunftzeit belegen läßt. Die bejonderen Kennzeichen des Seidenjpibes
treten bei den Jungen ſchon früher hervor. Die Ohren richten fi bald auf, jpäter
färbt ih dann die Naſe ſchwarz und die Augen dunfel- oder ſchwarzbraun. Erftere
erſcheint anfänglich roſa und wird nur allmählih immer dunkler ſchwarz, die Augen
find zuerſt blau, färben jic) aber bald dunkel. Länger währt die Schwarzfärbung
der Augenliver, Lippen und des Gaumen. Mitunter nehmen die leßtgenannten
Iheile erſt im zweiten Jahre die ſchwarze Färbung an. Ebenſo erhält die Behaarung
des Seidenjpiges erſt im zweiten Jahre ihre völlige Länge und Schönheit.
„Sm Charakter der Seidenſpitze zeigt fih zunächſt: Große Anhänglichkeit an
ihren Heren oder ihre Herrin, und eine jehr auffällige Wachſamkeit. Eine Unannehm-
lichkeit tritt bei einzelnen Exemplaren dur) ihr häufiges, fröhliches Bellen auf. Der
vorzüglichſte Seidenjpig, welcher wohl je das Licht der Welt exblidte, war Blitz L;
. zahlreiche Breife, Pokale und Medaillen Hat er auf den größeren Ausftellungen er-
rungen und eime ruhmgekrönte Nachkommenſchaft hinterlaſſen. Sein Skelett ift im
Beſitz der fönigl. Thierarzneiſchule zu Berlin.”
Nachitehend die Maße von Blik II. und Tänzer:
Höhe der Schulter vom Boden . . . . . 24cm 35 cm
Länge des Rumpfes vom vorderen Schultergelent
bis Hinten an den Rand der Steule horizontal 36 „ 3
Länge des Kopfes von der Naſe bis zum Genid 16 „ 16,
Länge der Schnauze vom vorderen Augenwinkel
bis zur Naſenſpißßßeee Ed, a
Hohe der Ihren MB IE. BERDBEUNG, Ss,
Breite der Ohren ander Yurzel. 2, 6,
Breite der Stirn zwiſchen den äußeren Augen—
winkeeeee VAN FUSS 9,
Seidenſpitze. 239
Ellenbogen vom Boden hoch...16cm 16 cm
Hintere Fußwurzel lang. . . 1.80
Länge des Haare auf dem Rücken ——— —
Länge der Ruthe mit dem Haar. . ». .».. 23, DD
Sp weit Herr Dr. Fiſcher. Ih möchte nur noch hinzufügen, daß bei unjeren
heutigen Seidenjpigen eine völlige Berjchmelzung der beiden Stammformen (Spib
und Maltefer) noch nicht bei allen Exemplaren zu Tage tritt. Kleine Nachhülfen
durch Scheeren der längeren Behaarung des Ohres, an der Schnauze und den zier=
lichen, an Vogelfüße erinnernden Pfoten mit langen, hochgewölbten Zehen müfjen bei
den meiften Exemplaren noch vorgenommen werden und fünnen dieje Heinen Nad)-
hülfen vorläufig noch nicht als unzuläffig betrachtet werden. Abgeſehen von diejen
Eleinen, der Rafje noch anhaftenden Mängeln, dürfte unjer Seidenſpitz in Bezug auf
elegante und originelle Erſcheinung jeder anderen Raſſe der Luxushündchen mindejtens
ebenbürtig jein.
Nad) dem Nüdtritt des Heren und der Frau Dr. Fiſcher von der Züchtung
der Seidenfpige haben ſich meines Wiſſens vorzugsweiſe nur die Herren Korthals—
Biebesheim und Rikoff-München mit der betreffenden Raſſe beſchäftigt.
240 Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
Sünfte Oruppe.
Zwergpinſcher, Toy-Verrier und Toy-BVulldog.
1) Kurzhaarige (black and tan).
2) Langhaarige (Morfihire und Clydesdale).
1) Kurzhaarige (große und Zmwergform).
A. Dentſche Zwergpinſcher. | C. Engliſche Toy-Cerriers.
|
2) Rauhhaarige (affen- und drahthaarige |
Pinſcher). |
B. Belgiſche pinſcher. D. Engliſche Zwergbulldogs.
Der belgiſche Affenpinſcher (Griffon | (Toy-Bulldogs.)
Bruxellois). |
A. Deutſche PBinjder)).
1. Kurzhaarige Pinjder.
Bei dem furzhaarigen deutſchen Pinſcher unterfchied man früher zwei Formen:
1) den großen und 2) den Zwergpinſcher oder Rehpinſcher. Uber auch der
große furzhaarige Pinſcher würde noch zur Gruppe der Fleinen Lurus- und Damenhunde
gezählt werden müffen, denn er findet bei ung als Gebrauchshund gar feine Ver—
wendung. Die Raſſe ift daher während der legten 10 bis 15 Jahre völlig vernachläffigt
und zurüdgegangen, jo daß wenig Ausſicht vorhanden ift, fie neben dem Black and
tan-Terrier aufrecht zu erhalten. Bon vielen Züchtern wird unſer großer Turzhaariger
Pinſcher für einen in der Entwidelung der Raſſe ftehen gebliebenen engliichen Terrier
erklärt und die betreffenden Vereine haben denfelben, wie es ſcheint, bereits aufgegeben.
— Wenn der Verfaffer dennoch die alten Rafjezeihen (von 1882) des großen Pinſchers
1) Die Glaffen ver kurz- und rauhhaarigen Pinſcher find vielleiht Die am meiften ver-
nachläſſigten und mißverjtandenen aller deutjchen Hunderaffen. Auch die neuere officielle Bez
ftimmung der Rafjezeihen wird nur den Untergang zweier alter und interefjanter Formen (Des
furzhaarigen Rehpinſchers und rauhhaarigen Affenpinjchers) bejchleunigen. Die nachſtehenden,
borurtheilsfreien Bejchreibungen der Pinſcher mögen vielleicht zur Bildung eines Specialclubs zur
Erhaltung der betreffenden Raſſen dienen.
Kurzhaarige Pinſcher. 241
nochmals anführt, ſo geſchieht dies zunächſt, um den vielleicht noch ſtattfindenden Be—
ſtrebungen zur Wiederherſtellung der Raſſe nicht entgegenzutreten. — Außerdem gelten
aber auch dieſe Raſſezeichen zugleich für die Beſtimmung des kleinen kurzhaarigen
oder Zwergpinſchers, welcher ſich zunächſt nur durch die weit geringere Größe vom
großen kurzhaarigen Pinſcher unterſcheidet und mindeſtens als eine bei uns in be—
ſonderer Richtung ausgebildete Raſſe anerkannt und erhalten werden ſollte. — (Vergl.
b), der kurzhaarige Zwergpinſcher.)
a) Der große, kurzhaarige Pinſcher.
(Vergleiche auch: Dritter Theil. Fünfte Gruppe.)
Die alten Raſſezeichen vom Jahre 1882 lauten folgendermaßen:
1. Allgemeine Erſcheinung: Durdhiehnittsgewiht etwa 5 bis 7kg, doch
giebt es Gremplare von 10Okg und darüber. Muntere, fede Haltung. Kopf und
Hals immer aufrecht; die Ohren beftändig gejpigt und den meiftens jehr kurz coupirten
Schwanzſtummel von der Wurzel ab ftraff aufwärts getragen. Etwas furz und hoch—
läufig gebaut.
2. Kopf: Weniger lang gejtredt, Oberkopf mehr gewölbt und breiter, Schnauzen—
theil kürzer als beim englischen Terrier. Ohren hoch angejegt und von der Wurzel
ab aufwärts gerichtet, die überfallende Spige gut zugejchnitten. Auge mittelgroß, voll,
mit jehr intelligentem, aufmerffamem Ausdrud. Unterkiefer weder vorjpringend noch
zurüdtretend. Lippen nicht überfallend, Feine oder jehr ſchwache Falte am Mundwinkel.
3. Hals: Müttellang, ſchlank, von der Bruft aus allmählich ſich verjüngend
und ohne auffällig erweiterte oder faltige Kehlhaut in den Kopf übergehend. Naden
gut gemölbt.
4. Rumpf: Rippenforb nach vorn tief hinabreichend, im Ganzen mehr jeitlich
zujammengedrüdt als rumd. Rüden kräftig, in den Nieren gut gewölbt, Groupe falt
gerade. Bruft nicht zu weit. Bauch nad Hinten mäßig aufgezogen.
5. Ruthe: Mittelitart, Hoch angejeßt und immer aufwärts getragen. Wird
meilteng in der Jugend kurz abgeftumpft; wenn nicht coupirt, ſoll fie eine möglichſt
ſchwache Biegung zeigen und eher kurz als lang erjcheinen.
6. Läufe: Feinknochig. Borderläufe mit ſchrägen, gut bemuskelten Schultern,
Lauf völlig gerade von allen Seiten. — Hinterläufe: Keule musculös, Unterſchenkel
nur mittellang und nicht ſehr ſchräg geſtellt. Füße klein, rund, weder nach innen
noch nach außen gedreht. Zehen gewölbt.
7. Haar: Kurz ſtraff, glatt.
8. Farbe: Meiſt glänzendſchwarz mit gelbbraunen Abzeichen, welche genau
denen unſerer Dahshunde entjprechen. — Bei übrigens glei) gut gebauten Hunden
ift demjenigen der Vorzug zu geben, deſſen gelbe Abzeichen am farbigjten erjcheinen
und fie) dem Rothbraun oder der Mahagonifarbe nähern; ebenjo ift ein Vorzug,
wenn die Abzeichen fi) von der ſchwarzen Grundfarbe ohne irgend einen bronze-
242 Vierter Theil. Kleinere Yurus- oder Damenhunde.
farbenen oder gelb gejprenfelten Uebergang plöglih und bejtimmt getrennt abjeßen.
Weniger geſchätzt ift die dunfelbraune Färbung mit gelben Abzeichen, und noch weniger
die einfarbig gelbe oder gelbrothe Farbe. Weiße Abzeichen niemals zuläffig, Auge
und Nägel immer dunfel.
Fehlerhaft ift: Allzu jpige und zu Schwache kurze Schnauze, vorjtehender oder
zurücliegender Unterkiefer, zu hoch gewölbter oder aufgetriebener Oberkopf, zu große,
weit vorſpringende oder gloßende und triefende Augen, nicht coupirte Ohren, welche
unregelmäßig oder jeitwärts abhängig geftellt find. Geringelte Ruthe oder ftarfe Bürſte
an der Unterjeite, plump gebaute oder gebogene Läufe und zu breite Bruft. Zu
weiches jeidenartiges Haar, ſchwarze Flecken auf den gelben Abzeichen der Läufe, wie
auch jedes weiße Abzeichen.
Die Kleinere oder Zwergform des oben bejchriebenen großen Pinſchers ift:
b) Der furzhaarige Zwergpinſcher (Nehpinider).
Für dieſe kleinſte Form unſeres deutjchen Pinſchers gelten im Allgemeinen die—
ſelben Beſtimmungen wie für den großen, kurzhaarigen Pinſcher, doch darf das Ge—
wicht nicht 31/; kg überſteigen. Das Haar iſt weicher und ſeidenartig glänzend, Die
Haut jehr dünn, Knochenbau äußerſt zierlih und jcharf ausgeprägt.
Die Färbung dieſer Heinen, graziöfen Hündchen ift im Allgemeinen die der
großen furzhaarigen Pinſcher. Als ſchöne und originelle Yarbenvarietät muß jedoch der
hauptſächlich in Wien gezüchtete „getigerte” (gefledte) Zwergpinſcher hervorgehoben
werden, welcher auf filbergrauem oder röthlihgrauem Grunde größere tiefſchwarze oder
helldunfelbraune Platten zeigt, wie wir dies bei den jogenannten „Zigerdächjeln“
(j. Bd. I, Farbentafel III, Fig. 1) finden). — Meiftens findet man bei diejer Färbung
auch das hellblaugraue oder Glasauge. — Der Oberkopf der Heinen Pinſcher ift ftärter
gewölbt, als bei der großen Form, die Schnauze feiner und die Läufe und Yüße
außerordentlich fein und zierlich, weshalb fie volfsthümlich den Namen „Rehpinſcher“
führen. Das Größenverhältnik des Zwergpinfchers zu dem großen Binfcher entſpricht
dem des engliihen Toy=Terriers im Vergleich zu den großen Raſſen des Blad and
tan= und White-Terriers (Taf. LXX).
2. Rauhhaarige Zwergpinjder.
a) Der Affenpinſcher (alter rauhhaariger Zwergpinſcher).
Unter diejer volfsthümlichen, jehr treffenden Bezeichnung verjtehen wir die alte
deutjche Zwergform des jchon früher (Dritte Abtheilung, Gruppe V) bejchriebenen
) Schon dieſer ſchönen, jpeciell öfterreichiichen, beim Toy-Terrier bis jegt nicht erzielten
Sarbenvarietät wegen jollte die alte Nafje unjerer furzhaarigen Zwergpinſcher unter allen Um—
Händen aufrecht erhalten werden. In den officieflen Raſſezeichen werden fie gar nicht mehr erwähnt.
Rauhhaarige Affenpinſcher. 243
großen rauhhaarigen Rattlers, doch iſt der Kopf unſeres kleinen Affenpinſchers)
weniger geſtreckt, der Oberkopf hoch gewölbt und der Schnauzentheil ſehr kurz, die
Augen größer, der Unterkiefer meiſtens etwas vorſtehend und daher die ganze Kopf—
Fig. 158.
Schädel eines Affenpinſchers.
(Nr. 1312 der Königl. landwirthſchaftl. Hochſchule zu Berlin. /, wirkl. Größe.)
bildung affenartig. (Vergl. Verharren des Schädels im Jugendzuſtande, Mopsbildung.)
Die Behaarung etwas weicher als beim Rattler, in der Umgebung des Auges ver—
längert und franzförmig ausgebreitet, wodurch der eulen= oder affenähnlihe Aus—
ig. 159.
- Affenpinider Mora und Mori.
(Beliger: C. Bröbfter- Nürnberg.)
drud des Gefichtes erhöht wird. Gewicht nicht über 31/, kg, Färbung ganz wie beim
Rattler.
1) Der Verf. hat die volksthümliche Bezeichnung „Affenpinſcher“ beibehalten zu beſſerer
Unterjheidung von der neueren Form der „rauhhaarigen Zwergpinſcher“.
31 *
244 Vierter Theil. Kleinere Lurus=- oder Damendhunde.
Auch dieſe ſpecifiſch deutsche Raſſe iſt leiver während der letzten Jahre total
vernachläffigt, und die Folge war, daß jich diejelbe in Belgien durch Kreuzung umd
jpätere Neinzucht zu einer bejonderen Raſſe der „Griffon Brurellois“ (vergl. B.
Belgifcher Affenpinfher) ausbildete. Zum Ueberfluß wird der Affenpinjcher auch
noch in den officieflen deutſchen Nafjezeihen mit dem neuen Ziwergrattler (b) zu-
jammengeworfen und hier als eine minderwerthige, niemals rein gezüichtete Varietät
Hingeftellt! [Vergl. b, der rauhhaarige Zwergpinſcher oder Zwergrattler.) Es märe
gewiß zu wünſchen, daß ſich ein. Club zur Erhaltung der Affenpinjcher bildete, ehe
diefelben von der in Belgien vervollkommneten Varietät völlig verdrängt werden.
b) Der neuere rauhhaarige Zwergpinſcher oder Zwergrattler.
Die officiellen Raſſezeichen des rauhhaarigen deutſchen Zwergpinſchers oder
Zwergrattlers lauten, jo weit fie nur diejen betreffen, folgendermaßen:
„Diefe Raſſe joll mit Ausnahme der Größenverhältnifje in jeder Beziehung,
namentlich aber Hinfichtlich der Kopfbildung und der Behaarung (auch des Oberfopfes),
dem großen rauhhaarigen Pinſcher gleich und gewiljermaßen nur die Verkleinerung
deijelben fein. Gewicht nicht über 3,5 kg.”
Gegen die Beltimmung der exit in neuerer Zeit entitandenen oder richtiger an—
gejtrebten Raſſe des Zwergrattlers läßt ſich ja nicht? einmwenden, Dagegen ift es ſchwer
verftändlih, warum man zu Gunſten dieſer neuen, exit zu firirenden Raſſe unſeren
alten, weit originelleren Affenpinſcher mit erfterem zufammengeworfen und ala eine
ziemlich überflüffige Varietät in einem Nachjage jener officiellen Raſſezeichen Hingeftellt
hat! Die natürlihe Folge wird doch fein, daß unfere Züchter nicht willen, ob fie
den Affenpinſcher überhaupt noch züchten jollen und ihn zulegt völlig vernadhläfligen,
ftatt diefe alte deutiche Kaffe gegen die gefährliche Concurrenz des belgischen Griffen
Brurellois durch Neinzucht zu ſchützen und, wie es hier gejchehen, als bejondere
Raſſe neben dem neuen Zwergrattler in den officiellen Nafjezeichen wieder aufzuführen.
B. Belgiſche Pinſcher.
Der belgiſche Affenpinſcher. (Griffon Bruxellois.)
Dieſe Hündchen ähneln durchaus unſerem alten deutſchen Affenpinſcher und ſind
augenſcheinlich aus letzterem gezüchtet. In Folge einer Kreuzung mit dem kleineren
Bulldog ſind ſie indeß ſtärker im Knochenbau, auch ſind die Augen weit größer und
die Naſe iſt kürzer, als bei unſerem Affenpinſcher. Auch werden fie reiner und gleich—
mäßiger gezüchtet, al3 unfere Nafje. — Der am 17. Januar 1889 gegründete „Club
der Griffons Bruxellois“ beftimmte die Nafjezeichen dieſer Hündchen wie folgt:
„Allgemeine Erſcheinung. Kleiner Damenhund, intelligent, lebhaft, ſtark,
von gedrängter Körperform, auffällig durch fein menjchenähnliches Gelicht.
KRurzhaarige Toy-Terrier. 245
Kopf rund, rauh und Hart behaart, in der Umgebung der Augen, auf der
Nase, an den Lippen und Wangen verlängert jih das Haar. — Ihren aufgerichtet,
immer fpiß geſchnitten; Auge rund, jehr groß, faſt ſchwarz, nicht thränend, geſchützt
durch ange Schwarze Augenbrauen, die Augenlider oft ſchwarz geſäumt, die Augen-
bogen mit längerem Haar ftrahlenförmig eingefaßt; Naje immer ſchwarz, die ver—
längerte Behaarung der Umgebung der Augen entgegengerichtet, Abſatz vor der Stirn
gut ausgeſprochen, doch nicht übertrieben, Lippen ſchwarz eingefaßt, mit Schnauzbart
geziert, die Anweſenheit Schwarzer Haare in letzterem nicht fehlerhaft; Kinn etwas
voripringend, ohne die Zähne zu zeigen, mit Knebelbart; Bruft mäßig breit; Pfoten
mäßig groß und die Läufe jo gerade wie möglich; Ruthe bis auf Y/,; der natürlichen
Länge verfcehnitten, gehoben getragen; Gewicht nicht über kg; Farbe rothhraun;
Behaarung rauh und hart, mäßig lang und reichlich. — Fehler: Braune Nafe,
helle Augen, ſeidiges Haar auf dem Oberkopf, weiße Abzeichen an der Bruft oder
an den Füßen.
C. Engliſche Toy-Terrier.
1. Kurzhaarige Toy-Terrier.
Der furzhanrige oder Smooth:Toy:Terrier.
Dieje Zwergform des großen Black and tan=Terrierz zeigte in früherer Zeit die—
jelbe Auftreibung des Oberkopfes, die kurze Schnauze und das vorjpringende (Häufig
thränende) Auge der meilten Zwergformen aller Raſſen. Merkwürdig genug, ſchrieben
die englifchen Kynologen diefes „VBerharren des Schädels im Jugendzuſtande“ früher
einer Kreuzung mit dem King Charles zu; in neuerer Zeit fanden Kreuzungen mit dem
Windſpiel ftatt, und daraus entitanden die Eleinen, übermäßig feinen Zmwergterrier, die,
dig. 160.
Schädel des furzhaarigen Toy-Terriers. (Ute Form.) 2, wirt. Größe.
(Sammlung des Verfafjers.)
beftändig zitteund, ſtets in Decken gehüllt wurden. In neuerer Zeit haben englijche
Züchter die ſchwierige Aufgabe gelöft, dieſe Zwergform genau in den Körperformen und
mit dem langgeſtreckten Kopfe des großen Manchefter- oder Black and tan-Terrierg —
nur in ftark verkleinertem Maßſtabe — zu züchten. — Die Raffezeichen diejer zierlichen
246 Vierter Theil. Kleinere Lurus- oder Damenhunde.
Hündchen lauten daher, wie die der großen Black and tanz, welche bereits im dritten
Iheile, Gruppe V mitgetheilt. wurden. Im Gewicht jollen ſie nicht 6 Pfd. über-
ihreiten. Eine Hinneigung zur Windfpielform oder zu der alten „apfelföpfigen
(apple-headed) Varietät“ Hat auf englifchen Ausftellungen feine Beachtung zu
erwarten. — US Farbenvarietäten des Smooth-Toy-Terriers müſſen noch die
in neuerer Zeit entftandenen „blue-tan* und der „white Toy-Terrier“ erwähnt
werden; erjterer einfarbig blaugrau mit den üblichen, aber meiſt jehr blaßgelben
Ierriermarfen, leßterer einfarbig weiß mit dunkler Naſe und Augen. Beide zeigen
gewöhnlich noch eine ftärkere Schädelwölbung, ala der moderne Blad and tan-Toy—
Terrier und werden auf den englifchen Auzftellungen bis jeßt noch in den „Variety
Classes“ aufgeführt.
In der erſten internationalen Ausftellung zu Islington 1865 finden wir nicht
weniger als 38 „Englifh Toy-Terriers“ unter 5 Vfd. aufgeführt! In
diefer Claſſe erjcheinen unter den Austellern die Namen eines Bobby Fulton und Mi.
Annie Braſſey von Beaufort, Suffex, mehrfach. — 1887 finden wir in der Kennelclub—
Ausftellung zu Barn Elms in der Glafje für „Toy-Terriers, ſmooth“ 13 Meldungen;
den I. Preis (Victoriapreis von 25 Guineen) erhielt Mir. M'Kinley's Jubilee-
Wonder. In der Ausstellung von Betdogs, Weltminfter Aquarium 1893, waren nur
wenige, meiſt ſchwarzgelbe Toy- Terrier vorhanden. Höchfte Prämien: Miß Derby-
ſhire's Peter de Mayer; Mr. Adam’3 Oxford Beauty, die beite unter allen
Hündinnen, Mr. Foſter's Nell und Mr. Hartelt’3 Marie Antoinette.
2, Langhaarige Toy-TVerrier,
a) Der Vorfihire:-Terrier. (Taf. LXXXL)
Dieſe originellen, prächtig lang behaarten Hündchen find ein Product der Neuzeit,
wahrſcheinlich entftanden ducd) Kreuzung des Sfye-Terriers mit dem Maltefer. Sie
wurden friiher fälſchlich „Rough-Scotch-Terriers“ genannt, eine Bezeichnung, Die
feinerlei Berechtigung hat. Auch die jpätere Benennung Halifax-Terriers (nad) der
gleihmamigen Stadt in Yorkſhire) wird in neuerer Zeit nur noch jelten gehört. Die
Raſſezeichen diefer Hündchen wurden vor einigen Jahren vom Kennelclub feſtgeſtellt
wie folgt:
Nafjezeihen des Morffhire-Terriers.
1. Allgemeine Erſcheinung: Der Yorfihire-Terrier ift ein lang behaarter
Schoßhund, deffen Haar auf beiden Seiten des Körpers, von der Nafe bis zur Ruthen-
ſpitze gleihmäßig geſcheitelt, völlig ſchlicht herabhängt. Cr it gedrungen und dabei
sierfih gebaut und xuft durch ſein prächtiges Ausjehen, jowie durch feine muntere
und lebhafte Art, fi) zu tragen, einen bedeutenden Geſammteindruck hervor. Ob-
gleich jeine Umriſſe faft bis unten Hin in einen Mantel von Haaren gehültt find, jo
Tafel LXXXT.
>=
S =
Im
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Mel
Jul
N
ou
7
RN
Violet.
v. Hermit a. Alice.
Züchter: John Huſtler,
Beſitzer: Mr. Rhodes-Granwood.
yorkſhire-Terrier.
Champion Conqueror.
Champion Bradford Hero
dv. Mr. Finsdale's Bismark a. Elmar.
Züchter: M. Roberts,
(8. C. ©. B. 10934.)
v. Bruce II. a. Minnie.
Beſitzer: Mrs. U. Fofter.
Beiker: Mid. Troughear,
Mrz. Emmet-Nem York.
Morfihire- Terrier. 247
laſſen jeine Außenlinien doch das Vorhandenjein eines fernigen und mohlgeformten
Körpers vermuthen.
3. Kopf: Sein und nicht hoch oder gewölbt im Oberfopfe, die Schnauze
ziemlich breit, die Naſenkuppe ganz ſchwarz. Die Augen von mittlerer Größe, dunkel,
ſcharf und intelligent blidend, ſo tief im Kopfe liegend, daß fie Direct vorwärts zu
blicken fcheinen, jedoch nicht hexvorftehend. Die Ohren, wenn geſtutzt, ganz aufrecht-
ftehend, wenn im Naturzuftande, V-förmig und Halb aufgerichtet getragen und mit
kurzem, tief duntelgelbem Haar bevedt. Die Zähne gefund und die Kiefer ganz gleich-
mäßig. geformt.
3. Rumpf: Sehr gedrungen mit gut entwidelter Lendengegend und gerader
Rückenoberfläche.
4. Ruthe: Geſtutzt und horizontal getragen.
5. Läufe und Pfoten: Die Läufe vollkommen gerade, die Pfoten möglichit
rund und die Nägel ſchwarz.
6. Behaarung und Farbe: Das Haar jo lang und jhliht ala möglich,
feinesfall3 gemwellt, glänzend wie Seide und nicht wollig. Es hängt am ganzen Körper
ſenkrecht herab, ift von leuchtend ftahlblauer Farbe und darf nicht mit matten, hellem
oder dunklem Haar untermijcht fein. Die Behaarung der Schnauze ijt ebenfalls jehr
lang und von kräftig dunfelgelber Farbe, nicht Ihmusig oder grau. Am Unterkiefer
befindet ſich ebenfalls langes Haar von ziemlich derjelben Färbung, wie das auf der Witte
des Oberfopfes, welches hellgoldgelb und ftets rein, nicht mit dunklem oder ſchmutzigem
Haar untermifcht fein darf. Auch an den Seiten des Kopfes ift das Haar jehr lang,
am Anja der Ohren jedoch um einige Töne dunkler, als mitten auf dem Oberkopfe.
Die Ohren jelbft find mit kurzem, dunfelgoldgelbem Haar bededt, Die Ränder der
Augenliver find ebenfalls dunkel gefärbt.
7. Gewicht: Unter 2,25 kg oder von 2,25 bis höchſtens 5,25 ke.
Points.
Menge und Farbe der Behaarung am Rücken. 25
Beichaffenheit der gefammten Behaarung 15
Beſchaffenheit der —— nn 15
Kopf . \ 10 .
Augen. 5
Maul . 5
Dhrema nn > 5
Läufe und Broten. 5
Ruthe .. 10
Rumpf und ——— Ska U)
100
Das prächtige, lange Seidenhaar diefer Hündchen erfordert eine äußerſt ſorg—
fältige Pflege. Wenn ihre Toilette volfftändig beendet und das lange Kopfhaar
248 Vierter Theil. Kleinere Lurus- oder Damenhunde.
glatt heruntergeltrichen ift, jo erjcheint der Hund faſt wie ein längliches Viered ohne
Andeutung einzelner Gliedmaßen. — Sie fommen, wie manche andere rauhhaarige
Terrier, ziemlich furzhaarig und in der Farbe des Blad and tan=Terriers zur Welt
und verändern diefe Färbung im ſechſten bis zehnten Monat allmählich in ein prächtiges
helles Silbergrau mit matt bronzefarbenen Abzeichen, oder ein prächtige helles
Silbergrau oder Dunfelgraublau mit matt bronzefarbenen oder goldigen Abzeichen,
welche denen unjerer Dachshunde und des Black and tan-Terriers durchaus in der An—
lage entjprechen, aber durch die lange Behaarung jehr verwiſcht erjeheinen. — Das
Haar erreicht eine außerordentliche Länge, wie diefelbe im Verhältnig zur Körpergröke
bei feiner anderen Hunderafje gefunden wird. — Hugh Dalziel, der eine vortreffliche
Beſchreibung des Yorkſhire-Terriers lieferte, giebt die Länge des Haares auf 10 bis
12 engliihe Zoll an. Mrs. Troughear, die Befigerin des berühmten „Conqueror“,
giebt die Behaarung diefes Hundes fait um das Doppelte länger an. — Conqueror
wurde 1885 an den Schaufpieler Mr. Emmet nah New York für 250 Pd. Sterl.
verkauft, Mr. Emmet bejaß zugleich) den Bernhardiner Nector, welcher vor dem Auf-
treten Blinlimmon’s für den größten Bernhardshund gehalten wurde.
Die Yorkihire- Terrier find jehr ungleih im Haar und (mie bei anderen lang-
haarigen Raſſen) verkürzt ſich daljelbe jehr rasch, jobald fie ſich viel und anhaltend
im Freien beivegen. Auch ihre Größe und Farbe variirt jehr und die ausgeitellten
Vrachteremplare find doc immer ziemlich vereinzelte Erſcheinungen, jelbft in ihrer
Heimath. — Zu den frühelten hervorragenden Norkihire-Terriers zählte u. U. der in
Stonehenge’3 Buch abgebildete Huddersfield Ben der Mrs. Fofter und Lady
Gifford’3 Kate, doch erreichte das Haar diefer Hunde bei Weitem noch nicht Die
Länge der Behaarung der jpäteren Champions, mie diejelbe unjere Abbildung,
Taf. LXXXT zeigt. (Conqueror, Bradford Hero und Violet.)
In dem Ausjtellungsfataloge von Birmingham 1875 finden’ fich bereit fünf
Yorkjhire-Terrier, die Bejchreibung der Raffezeihen (von Wer. 3. W. Berrie) lautet:
„Kopf Klein, Augen Hell und flar, Läufe und Füße gerade und ftark; allgemeine Er-
iheinung compact; die Behaarung an Rumpf, Kopf und Nuthe foll reich) und jo
(ang, gerade und jeidig wie möglich fein; Farbe hellblau am Kopfe und dunfeljchiefer-
grau am Rumpfe.“ — Es iſt Hierbei von den bronzefarbigen Marken nichts erwähnt. —
Eine vorzügliche und reichhaltige Collection der Yorkſhires fand fi) auf der Ausftellung
von Petdogs, London 1893. Mr. Foſter's Beß, Dickens und Louie I. Preiſe;
Mr. Fowler's Dueen zeigte das längfte Haar, doc war fie zu dunkelfarbig. Das
kleinſte Hündchen diefer Schau war auch ein Norkihive- Terrier im Gewicht von nur
2 Pfd., mit ſchönem Kopf und Haar und äußerſt lebendig. — Die Berliner Aus-
jtellung 1880 hatte bereits 12 Norkfhire- Terrier, darunter den berühmten Violet
(Zaf. LXXXI), doc) ift dieſe Zahl ſchwerlich wieder erreicht.
Die Schulterhöhe der Morkihire-Terrier variirt von 20 bis 30cm; die Länge
von der Naje bis zum Anja der Ruthe von 40 bis 56 cm; das Gewicht von 4 bis
10 Pfd.
Der Elydesdale-Terrier. 249
b) Der Glydesdale:Terrier.
Diefe Hunde find als eine Barietät des Sfye-Terriers zu betrachten und bilden
wohl die neuefte Form der verjchiedenen Toy-Terrier. Sie find lang und niedrig
gebaut, mit jehr langer, gerader Behaarung, melde von engliſchen Züchtern wohl mit
„geiponnenem Glaſe“ verglichen wurde, wiewohl das Haar im Gefühl weich und
jeidig if. — Sie find im Allgemeinen härter und ſtärker, al3 die meiſten Toy-Terrier,
und werden auch von einigen Züchtern nicht zu Dielen, jondern zu den größeren
Terrier gerechnet. Ihre Nafjezeichen wurden vom Clydesdale-Terrierclub folgender-
maßen feltgeftellt:
Naffezeihen des Clydesdale-Terriers.
1. Ullgemeine Erjheinung: Der Giydesdale- Terrier ift ein Hund von
der Größe eines Skyes, lang und niedrig, mit verhältnigmäßig großem Kopfe und
mit einer Behaarung wie Seide oder gejponnenes Glas. Er zeigt weſentlich mehr
Haltung und Vornehmhdeit, als die meilten anderen Terrierarten und hat nicht Die
zarte Gonftitution des Yorkſhire-Terriers oder Maltefers, welche dieſe lediglich zu
Stubenhunden geeignet macht.
2. Kopf: Der leicht gewölbte Oberkopf ift ſchmal zwifchen den Ohren, mwird
nach) den Augen Hin allmählich breiter und verjüngt fi) von da gegen die Naje
wiederum ein wenig. Der ganze Kopf iſt mit durchaus ſchlichtem, langem, jeidigem
Haar bedeckt, daS feine Neigung, fih zu fräufeln oder zu wellen, zeigen darf, und
nach born bis über die Nafe reicht. Bejonders reich ijt die Behaarung an den Seiten
des Kopfes, wo fie ſich mit der Behaarung der Behänge vereinigt, und dies giebt dem
Kopfe ein jehr großes und umfangreiches Ausjehen im Verhältniß zur Größe des
ganzen Hundes. Die Schnauze ijt jehr tief und Eräftig, nach der Naſe zu leicht ver-
jüngt, leßtere ift immer ſchwarz, groß und überragt die Schnauzenjpige völlig. Die
Kinnbacken kräftig und die Zähne völlig gleihmäßig geftelt. Die Augen ziemlich) weit
aus einander liegend, groß, rund, etwas voll, aber nicht hervorſtehend; fie drüden
große Intelligenz aus und find braun, am beiten dunfelbraun.
3. Ohren: Die Form der Ohren ift bei diefer Raſſe jehr wichtig. Sie find jo
Klein al3 möglich, hoch am Oberkopfe angeſetzt und werden vollfommen aufrecht getragen.
Sie find mit langem, feidigem Haar bededt, welches zufammen mit dem an den
Kinnbacken eine herrliche Franſe rings an den Seiten des Kopfes herunter bildet.
Diefe gut getragenen und derartig fein befranften Ohren bilden nicht nur eines der
wichtigſten Schönheitzzeichen dieſer Raſſe, jondern fie find auch jehr ſchwer zu erzielen.
Schlecht getragene Ohren mit dürftiger Feder find ein ſchwerer Fehler beim Clydesdale—
Terrier.
4. Hals: Ziemlich lang, jehr musculös, gut zwiſchen den Schultern liegend
und mit ebenjolhem Haar wie der übrige Körper bevdedt.
32
250 Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
5. Rumpf: Sehr lang, tief im Bruftforbe und gut aufgerippt, der Rüden
völlig gerade und don der LZendengegend bi3 zur Schulter nicht eingejentt, wie 3. B.
beim Dandie Dinmont-Terrier.
6. Ruthe: Völlig gerade, nicht allzu lang, wird fait in gleicher Höhe mit dem
Rüden getragen und muß gut befedert ſein.
7. Zäufe und Pfoten: Die Läufe jo furz und gerade als möglich und gut
unter den Leib geitellt, Läufe und Pfoten reich mit feidigem Haar bevedt. Bei einem
guten Exemplare find die Läufe faum zu jehen, meil ſie faſt ganz in Haare gehüllt find.
8. Behaarung: Sehr lang, völlig ſchlicht und Feine Neigung ſich zu ringeln
oder zu kräuſeln zeigend. Das Haar ift von ſtark glänzender und jeidiger Be—
ihaffenheit (nicht flahsartig) und ohne jedes dichtere Unterhaar, wie es z. B. der
Skye-Terrier befibt.
9. Farbe: Die Farben wechſeln von Dunkelblau bis zur hellen Nehfarbe, die _
erwünschteften find die verjchiedenen Abftufungen von Blau, namentlich Dunkelblau,
jedoch nicht dem Schwarz oder der Rußfarbe ſich nähernd. Die Farbe am Stopfe
joll prachtvoll blaugrau mit filbernem Glanze, an den Ohren etwas dunkler fein.
Der Nüden ift in den verjchiedenften Abjtufungen von Dunfelblaugrau gefärbt, an
den unteren Theilen des Körpers und an den Läufen nähert fi) die Färbung des
Haares der Silberfarbe. Die Ruthe ift gewöhnlich ebenjo oder etwas dunkler als
der Rumpf an feiner Oberfläche gefärbt.
Points,
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100
Auf der Kennelcub=Ausftellung zu Barn-Elms 1887 war nur eine Glafje
(Hunde und Hündinnen) für Glpdesdale=- Terrier mil fünf Meldungen. Mer.
B. Duffey's Neljon von Bepper aus Nellie, geworfen December 1883, erhielt
I. Preis. — Mr. U. Bramah's Monarch) von Glearhead aus Leah II. Preis. —
In der Terrier-, Colley- und Toy-Dog-Ausſtellung zu Holborn 1890 errang Me.
Cumming's Zorn of Doon 1. Preis; Mr. W. 6. Codman’s Baron II. Preis. —
Hündinnen: Mrs. 9. ©. Freeman's Clyde 1. Preis; W. 6. Codman's Paisley
Ran I. Preis. Im Allgemeinen find die Clydesdale- Terrier jeltene Erſcheinungen
auf den engliihen Ausftellungen.
Der Toy-Bulldog. ’ 251
D. Der englijde SE
(The Toy-Bulldog.)
Dieje drollige Zwergform unterjcheidet ſich zunächſt nur duch ihre geringe Größe
von dem großen Bulldog. Ihr Gewicht beträgt etwa 17 Pfo. engl., die Farbe ift vor—
wiegend geftromt, die Ohren zum Theil tulpenförnig, zum Iheil Roſenohren. Haupt:
züchter der Raſſe ift gegenwärtig wohl Mr. George Krehl (Stodfeeper), doch wurden
diefe Hündchen auch in Brüſſel und Paris ſchon feit langen Jahren gezüchtet. Auf
der „Pet-Dog“-Schau zu Brighton im Auguft 1894 war das Höchfte Gewicht der
Toy-Bulldogs mit 20 Pfd. angegeben. Unter den acht ausgeftellten Exemplaren
erhielt der dunkel gejtromte Little Monarch des Mr. G. Krehl ven I. Preis,
defjelben Beſitzers Pierrot und Rayon d'Or den II. und III. Preis. — Reſerve:
Negentftreet Swell des Mr. T. Fletcher.
32 +
252 Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
Sechste Gruppe.
Italieniſches Windfpiel und englifcer
Whippet, nakter Hund und fonflige fremde
Zwerghunde.
A. Das Windſpiel.
(Taf. LXXXIL.)
Diejez zierlihe Hündchen bildet die Zwergform des großen glatthaarigen Wind-
Hundes, e3 unterjcheidet fi) von diefem zunächſt durch die geringere Größe, durch die
Fig. 161.
Schädel eines italienijhen Windſpiels.
(Sammlung des BVerfaffers.)
gemölbtere Form des Dberfopfes und den eigenthümlich tänzelnden Gang, indem es
die Borderläufe in auffälliger Weife im Gange hebt und einen Moment in diejer Be-
megung verharrt (pausing, high stepping.) — Die Raſſezeichen lauten wie folgt:
Das Windfspiel.
(Italian Greyhound.)
1. Allgemeine Erſcheinung: Hinfihtlih der Formen und der Farbe joll
das Windjpiel ſich von dem großen glatthaarigen Windhunde nicht unterfcheiden, viel—
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"IIXXXT 110%
Raſſezeichen des Windſpiels. 253
mehr nur durch feine geringere Größe, jo daß es lediglich die Zwergform des glatt—
haarigen Windhundes bildet.
2. Kopf: Lang geſtreckt und nad) der Naſenſpitze Hin allmählich zugeſpitzt.
Der Oberkopf flah und wie beim großen Windhunde nur wenig höher al3 der Nafen-
rüden. Cine hoc) gewölbte Stirn und ein runder Oberkopf find die größten und am
häufigften auftretenden Fehler beim Windfpiele. Die Augen mäßig groß, aber nicht
zu voll und nicht wäſſerig, was als ein großer Fehler zu betrachten it. Die Ohren
flein und dünn, nach rückwärts getragen, wie beim großen Windhunde, dicht anliegend,
mit abwärts hängenden Spiben.
3. Hals: Lang, dünn, gejchmeidig, die Nadenlinie ſchön gemwölbt, die Kehl-
(inie glatt und rein in den Unterkiefer übergehend.
4 Rumpf: Der Rüden hinter den Schultern leicht eingejenft, in der Lenden—
gegend ſanft gewölbt, die Kruppe ſchräg abfallend, die Schulterblätter ſchräg geitellt,
teoden. Die Bruft ſchmal, tief Hinabreichend, der Bauch nach Hinten ſtark aufgezogen.
5. Ruthe: Tief angefegt, mittellang, fein auslaufend, hängend, mit leiht auf-
wärts gebogener Spitze getragen.
6. Borderläufe: Die Ellenbogengelenfe gut niedergelaſſen, die Läufe gerade
und ſchlank, die Fußwurzeln gerade geftellt. |
7. Hinterläufe: Die Keulen mit ſtark entwidelter Musculatur, die Ober-
ichenkelfnochen lang, jo daß die ftarf entwidelten Knieſcheibengelenke auffällig tief hin-
abgerücdt erjcheinen, die Unterjhenfel lang und gut ſchräg geftellt mit ſcharf aus—
gebildeten Sprunggelenfen. Die Fußwurzeln verhältnißmäßig kurz, die Pfoten länglich
zugeſpitzt (Hajenpfoten) mit gut gewölbten Zehen.
8. Haut und Behaarung: Die Haut äuferft dünn und fein, das Haar
furz, fein, weich und jeidig. |
9. Farbe: Sehr verjchieden. Nöthlihgrau, gelbgrau, blaugrau, lavendel-
‚farbig, rahmfarbig, ſchwarz oder weiß mit dunklen Abzeichen, auch andersfarbig mit
weißen Abzeichen, letztere Färbung jedoch weniger beliebt. Im Allgemeinen find die
einfarbigen Hunde vorzuziehen, doch muß die Farbe vor Allem bejtimmt und reich
jein. Das dunkle und helle Braun, ſowie das gelb und braun oder das blaugrau
und Schwarz geftrömte Haar kommt beim Windfpiele höchſt felten vor und zählt nicht
zu den erwünjchten Yärbungen.
10. Gewicht: Das Gewicht des Windſpiels jollte für Ausftellungszwede 5 kg
nicht überfchreiten und eine Verminderung des Gewichtes um Ikg oder mehr würde
als ein Vorzug zu betrachten jein.
Der Name „Windipiel” oder „Wind“ galt im Mittelalter für den großen
Windhund und ift erſt fpäter auf die Heine Form übertragen. Nach England. joll
leßtere von Italien übertragen fein, daher die engliſche Benennung; es ift damit nicht
gejagt, daß alle Windjpiele aus Italien ftammen, fie verdanken ihre geringe Größe
hauptjächlich der andauernden Inzucht, und man hat fie daher bei uns in allen Ueber—
gängen bis zur mittleren und großen Form gezüchtet. — Zu den namhaften früheren
254 Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
engliſchen Windipielen gehörte unter andern Gowan's Billy, melder (nad)
Stonehenge) auch noch 34cm Schulterhöhe hatte, bei 9 Pfd. Gemicht. — Mt.
Bowete’s Molly (3727) und Pim's Bismard wurden zu Anfang der 80x
Jahre viel genannt; doch waren die Windfpiele auf allen folgenden Schauen immer
nur ſchwach vertreten. Während der letzten Jahre haben meiftens die Hunde der
Miß Madenzie auf den englifchen Ausftellungen gefiegt; die Pet-Dog-Ausſtellung
zu Brighton im Auguft 1894 Hatte nur vier Windjpiele, von denen Larkfield
Shrimp des Mr. Ph. Turner ſiegte.
Man hat den Windſpielen wie den Windhunden Mangel an Naſe, Intelligenz
und Anhänglichkeit vorgeworfen, doch iſt dies ſicher nicht in dem Grade der Fall, wie
gewöhnlich behauptet wird. Dagegen ſcheinen nach meiner Beobachtung alle Wind⸗
But einen großen Hang zum Stehlen zu bejiben.
B. Der Whippet.
Diefe bereits im I. Bande, ©. 357 kurz angeführte Kreuzungsform zwiſchen
Windhund oder Windfpiel und Terrier hat in Folge der immer mehr in Aufnahme
fommenden „Whippet- Rennen“ (Whippeting) in neuefter Zeit die Aufmerkfamteit
der engliſchen Humdefreunde auf fi) gezogen. Doch ift es zur Zeit noch unmöglich,
die Naffezeichen des Whippet3 anzugeben; nach einer Mittheilung des „Stodfeepers“
vom 30. März 1894 ſchwankt das Gewicht diefer Hunde noch von 38 Pf. (Gipſh
Nell und Jimmy Kent) bis zu 7%/, Pfd. (Moufe) und ebenjo variirt die Form
zwischen Windhund, Collie und vauhhaarigem Terrier. — Doch hat ſich bereits ein
Whippet-Club in Briftol gebildet und im Verlage des Stodfeeper3 erſchien eine Anz
weifung zur Zucht, zum Trainiren und Heben des Whippets. Vorausſichtlich wird
die Größe der künftigen Whippets die der mittleren Windjpiele kaum überſchreiten.
(Die Einrichtung der Rennen findet im Gapitel VI. unter „Prüfungen“ nähere Er—
wähnung.) |
C. Der nadte Hund,
(Abbild. Taf. LXXXIL)
Diefe Heinen haarloſen Hunde führen in England den Namen „Chinese crested
dogs“; auf unferen Ausftellungen werden fie häufig als „afrikaniſche“ Hunde an—
gemeldet. Ihre eigentlihe Heimath ſcheint indeß Südamerika zu jein. — Der jo-
genannte afrifanifche und der chineſiſche gehaubte Hund ähneln in ihrer Form mehr
dem Windfpiel; auf dem Kopfe fteht bei älteren Exemplaren meiſt ein Schopf ver—
einzelter langer Haare und ein Büſchel derfelben zeigt fi am Ende der Ruthe. Bor
der Bruft und im Naden zeigt fi) oft eine dünne Neihe kürzerer Haare. Die Farbe
der Haut ift röthlichgrau mit dunkleren Flecken marmorirt, jeltener weiß mit braunen
oder gelben Fleden.
Nackte Hunde, jonftige Jwerghunde. 255
Eine andere Form der nadten Hunde ähnelt in der ftumpferen Schnauzen-
bildung und dem breiten Oberfopfe falt dem Terrier, doch erinnern die dünnen Läufe,
der aufgezogene Bauch und die feine, äußerjt ſchlank auslaufende Ruthe entichieden
an das Windjpiel. — Ein ſolches Hündchen, welches aus Rio de Janeiro importirt
war, zeichnete ich auf der Münchener Ausftellung 1888 (Abbildung Taf. LXXXD). :
Der ganze Kopf dieſes Hundes erſchien von oben eigenthümlich bierjeitig gefantet, die
Ohren ſchmal, fait gleichmäßig breit und ſchlecht ſeitwärts gejtellt, die Bruft auffällig
breit, die Ruthe an der Wurzel did und breit, plöglich in eine dünne Spiße verlaufen.
— Mitten auf dem Kopfe fand fich eine Reihe vereinzelter ſchwarzer Haare, der übrige
Körper war völlig haarlos, die Haut glatt, mattglänzend und ſtark ausdunſtend. —
Merfwürdig genug, trug der Hund eine ftarf ausgebildete furze Wolfsklaue an der
Innenfeite des linken Hinterlaufes. Cigenthümlich it die VBerfümmerung der Zahn-
bildung bei allen haarlofen Hunden (vergl. die Abbildung des Schädels Fig. 162).
dig. 162.
Schädel eines nadten Hundes.
(Nr. 1617 der Königl. landwirthſchaftl. Hochjehule zu Berlin. Y, wirkt. Größe.)
Die Maße diefes Hundes waren: Schulterhöhe 39 cm; Rumpflänge vom Bug
bis zum Hinterrande der Keule Alcm; Kopflänge 17cm; Schnauze Tem; Ruthe
fang 20cm. Nah Hamburg gelangen nadte Hunde nicht felten duch amerikanifche
Schiffe und Mr. Taunton, welcher 1888 als englischer Preisvichter die haarlojen
Hunde in New-Hork und 1893 in der Pet-Dog-Schau in London richtete, war ges
neigt, alle bis jeßt getrennten Raſſen der nadten Hunde für Varietäten ein und
derſelben Form zu halten, obwohl auf diefen Ausftellungen bejondere Claſſen für
„mexicaniſche und aftifanifche haarloſe Hunde“ eingerichtet waren. Max Siber, der
diefe Hunde auf feinen Reifen vielfach beobachtete, ſprach ſchon vor mehreren Jahren
feine Meberzeugung aus, daß alle Varietäten des nadten Hundes auf die einzige ſüd—
amerifanische Stammrafje zurüdzuführen jeien.
D. Sonftige außereuropäiſche Zwerghunde,
Die Zwergformen des Hundes find nicht auf Europa und die alten Gultur-
(änder bejchränft, fie finden fi auch bei uncivilifirten Menſchenſtämmen. — In
256 Vierter Theil. Kleinere Luxus- oder Damenhunde.
einem engliſchen Reifeberichte (Field, 1882, p. 524), betreffend die große Inſel San
Shriftoval, die jüdlichjte der Salomon-Injelgruppe in der Bay „Eponi“, wird einer
fleinen Hundeart erwähnt, die von einem wenig jcheuen, in feiner Weile cultivirten,
gewandten Menjchenftamme, die zum Theil noch Anthropophagen find, gehalten wird.
. Der Berihterftatter Schreibt: „Ich weiß nicht, ob eine einheimische Hunderalfe hier
auf den Infeln urſprünglich exiftirte, allein ic) weiß, daß ich nirgendtvo elendere Ge—
ihöpfe gejehen habe, als die Hier vorfommenden Hunde. Sie werden hauptjächlic)
ihrer Zähne wegen gezüchtet, welche den Eingeborenen als Münze und Halsſchmuck
dienen; fie fönnen nicht beflen, fondern erheben ein Gefchrei, wie ein Kleines Kind; fie
find Kleine, furzhaarige, gelbfarbige Thiere, Hülflos wie die Schoghunde unjerer Damen,
und werden meiltens von den Frauen der Inſulaner auf dem Arme herumgetragen. Wenn
fie nur 100 Schritt von ihren Herrinnen getrennt find, jo beginnen ſie kläglich zu
heulen und die Weiber kehren zurüd, um fie zu holen. — Ich Habe nie gejehen, daß
diefe Hunde bei der Jagd oder jonft beſchäftigt würden, fie bleiben daheim bei den
Kindern, während die Männer fie oft bei Seite fhaffen und tödten.“ Auch auf dem
läugethierarmen Neufeeland wurde noch gegen Mitte dieſes Jahrhunderts bei den
dortigen Cingeborenen ein kleiner Hund mit aufrechtitehenden Ohren und Yeder-
ruthe (ähnlich einem jpigohrigen Schäferhundbaftard) gefunden, deſſen Stimme ein
mimmerndes Heulen war, welches er auf ein Zeichen feines Herrn anzuftimmen pflegte.
Die Häute diefer Hunde wurden von den Eingeborenen als bunter, ſchwarzweißer
Beſatz benußt und ihr Fleisch ward gegeſſen. Man nannte fie „kuri, kirehe, kararate
und peropero“. Die letztere Bezeichnung deutet auf das ſpaniſche „pero“ (Hund),
doch beftritten die Eingeborenen die Einführung diefer Hunde durch ſpaniſche Schiffe
durchaus 1).
1) Vergl. den Sahresberiht des „Magazine of Natural History“ by Sir J. Jardine
Selby n. O., London 1844.
Fünfter Theil.
Mittheilungen über Züchtung und
Behandlung des Hundes, über kynologifde
| Vereine und ihre Thätigkeit.
Seite
Weber Rafjenzütung 259
Präftiſhe ünnn 265
Behändſlung hſee unnnnn u Beer 268
KFrntheiten ER a NG 274
Abrichtung der Hunde für ihre Beitimmung . ..» 283
Vereinsmwejen, Ausstellungen und Prüfungen ... » 2... 2220 .. 293
I. Ueber Raffenzüdfung.
Die nachftehenden kurzen Mittheilungen Haben zunächſt ven Zweck, dem Anfänger
eine allgemeine Meberficht der Rafjenzüchtung und ihrer Bedingungen zu gewähren und
gleichzeitig eine gleihmäßigere Auffalfung und Ausdrudsmweife auf dieſem Gebiete
unferer Kynologie anbahnen zu helfen. Wiewohl die Lehrbücher der landwirthſchaft—
lichen TIhierzüchtung unjere Hunderaffen meiltens nur beiläufig oder gar nicht abzu-
handeln pflegen, jo hielt der Verfaſſer es doch für geboten, die bei der landwirthichaft-
lihen Thierzüchtung bereits eingebürgerten Brincipien und Benennungen als allgemeine
Grundlage zu benußen, die Einzelheiten aber den Anforderungen der Kynologie ent-
Iprechend umzugeftalten und auf diefe Abweichungen aufmerffam zu machen, wo es
nöthig erjchien.
Raſſen. Der einzige bejtimmte Charakter einer Raſſe beiteht darin, daß lebtere
regelmäßig ihres Gleichen hervorbringt. Selbſt Kreuzungsproducte müffen als „Raffen“
und „rein gezüchtet“ angejprochen werden, jobald ihre Nachfommen die gewünschten
Rafjezeihen oder Charaktere zur Schau tragen. (DBergl. Band I, ©. 5.)
Unterſchiede zwiſchen männlichen und weiblichen Individuen ein und
derjelben Raſſe. In Hinfiht auf äußere Erſcheinung und bejondere Eigenheiten
iſt der Gefchlehtscharakter bei unferen Hunden weniger ſcharf ausgeſprochen, als bei
der Mehrzahl der übrigen Hausthiere. Der männliche Hund zeichnet ſich ausgewachſen
durch bedeutendere Größe, Stärke und ftolzere Haltung aus; wie bei den meijten
Säugethieren finden wir auch hier die Bedenpartie im Berhältnig zum Borderförper
beim Männchen ſchmaler und weniger ſtark ausgebildet, als beim meiblichen Gefchlecht.
Bei manchen Raſſen finden wir eine ftärfere Entwidelung der Haut am Kopfe und
Halje der männlihen Hunde (3. B. beim Bloodhound) oder eine reichere Behaarung
im Naden und an der Unterjeite des Körpers und der Ruthe (die „Feder“ der
langhaarigen Rafjen; vergl. Bd. I, ©. 5), ebenjo ift im Gebiß, namentlih in den
Fangzähnen eine Bevorzugung des männlichen Gefchlechtes zu bemerken. Die Formen
des männlichen Hundes erjcheinen in der Kegel ſchärfer und ediger in den Umriſſen
und dem Relief der Musculatur ausgefprochen, als bei der Hündin, wo die einzelnen
VBartien des Körpers weniger auffällig don einander getrennt find, und jodann faſt
unmerflich in einander übergehen. — Im Temperament zeigt ji) der männliche
Hund energischer, wilder und jelbitftändiger; die Hündin mehr pafliv, jchlauer, folg-
33 *
260 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsmejen.
ſamer und anhänglicher, jedoch veizbarer und empfindlicher als der Hund. — Die
Hündin wird meifteng etwas veifer geboren, entwickelt ſich raſcher, wird früher fort-
pflanzungsfähig und durchläuft die verjchiedenen Lebensabſchnitte etwas raſcher, ala
der männlide Hund.
Im Allgemeinen find die Hündinnen eines und deijelben Wurfes einander ähn-
licher, als die männlichen Hunde, und wir fehen bei leßteren weit größere individuelle
Abmweihungen von der typischen Form der betreffenden Raſſe auftreten. Daraus
erklärt fi) der Umftand, daß in den Glaffen der Hündinnen auf unjeren Aus—
jtellungen durchfchnittlih mehr hoch prämiirte Exemplare gefunden werden, als in
den Glafjen der männlichen Hunde!). Dieſes Mißverhältnig würde noch weit auf-
fälliger fein, wenn die Zahl der ausgeftellten männlichen Hunde nicht faſt immer die
Zahl der Hündinnen bei Weitem übertreffen würde.
Paarung Zuchtwahl. Unter Baarung verjtehen wir im Allgemeinen die
geichlechtliche Vereinigung der Thiere; bei der Raſſenzüchtung handelt es ſich jedoch)
um die abjihtlihe und berechnete Auswahl der zu paarenden Individuen,
welche wir für geeignet halten, durch Uebertragung ihrer eigenen Cigenjchaften oder
duch Verſchmelzung derſelben zweckentſprechende Nachkommen zu liefern. — Diefe
Zuchtwahl bildet die eigentlihe Kunft des Züchtens.
Vererbung. Wenn zwei Thiere zum Zwed der Fortpflanzung gepaart wurden,
jo finden wir, daß die Eigenſchaften beider Eltern auf die Nachkommen übergehen
oder ji) vererben. Das eigentliche Gejeß der Vererbung ift big jebt nicht erkannt,
wir haben nur Erfahrungen über verjchiedene Erſcheinungen der Vererbung, deren
Kenntnik für den Betrieb der Raſſenzüchtung nöthig ift.
Beide Gejchlechter haben im Allgemeinen gleichen Einfluß auf die Nachlommen,
welche daher niemals in allen Stüden mit dem Vater oder der Mutter überein-
ſtimmen fünnen, da zwiſchen diefen im günftigften Falle wohl große Xehnlichkeit,
aber niemals völlige Gleichheit herrſchen kann. Meiſtens verſchmelzen die Eigen-
haften der Eltern in den Nachkommen fo, daß ſowohl der Vater wie die Mutter in
denjelben erkannt werden können. Doch giebt es auch Fälle, wo einzelne Junge eines
Wurfes in der äußeren Erſcheinung faſt gänzlich dem Vater entjprechen, an Tempe-
“ rament, Ausbildung der Sinnesorgane, der Art und Weife zu juchen u. j. w. aber
der Mutter folgen oder umgekehrt. Nach v. Nathuſius vererben ſich ſicher jene
natürlihen Cigenheiten des Ihieres, welche gewiſſermaßen die „Fundamente ver
Gejtalt“ bilden. Dahin gehören z. B. der Naffetypus des Schädels und gewiſſe
Gigenthümlichfeiten des Skelettes, welche die morphologifchen Kennzeichen einer Raſſe
bedingen. Mikbildungen des Knochengerüſtes, welche als Folge rhachitiſcher Erkrankung
im Jugendalter der Hunde zu entjtehen pflegen, vererben fih im Allgemeinen nicht
auf die Nachkommen. Ausnahme machen Dahshund und Baſſet, wo die in Yolge
!) So war es 3. B. den Preisrichtern auf der erſten Hannover» Ausjtellung 1879 un—
möglich, einem einzigen unter den vorgeführten 48 männlichen Dachshunden einen erjten Preis zu
ertheilen.
Vererbung und Rückſchlag. 261
rhachitiſcher Verkrüppelung entjtandene auffällige Verkürzung und Krümmung der Läufe
durch langjährig fortgeſetzte Zuhtwahl zur Conſtanz gebracht wurde. — Auch der ans
geborene Stumpfſchwanz vererbt ſich jehr unregelmäßig, und die meilten Individuen
ſolcher Raffen, bei denen die Schwanzlofigfeit als Raſſezeichen aufgeitellt wurde, müſſen
in der Jugend künſtlich verftümmelt werden. Die Afterflaue, wie die überzählige (erſte)
Zehe der Hinterläufe, welche vielleicht als Rückſchlag auf die frühelte Form des
Hundes aufgefaßt werden fünnen, vererben ſich Höchft unregelmäßig und find deshalb
bei den Bernhardinerhunden, wo fie früher hochgeſchätzt wurden, als Rafjezeichen auf-
gegeben, doch erjcheinen fie neuerdings wieder häufiger. Plattfüße, geipreizte Zehen,
durchgebogene Fußwurzeln und kuhheſſiger Stand vererben fich Häufig, weniger dagegen
die Schlechte Haltung des Dhres und der Ruthe. — Künſtliche Verftümmelungen,
z. B. geftußte Nuthen, bejehnittene Ohren u. |. w., vererben fih niemals, ebenjo-
wenig die Folgen zufälliger Verlegungen (Beinbrücde, Erblindung und dergl.).
Die meiften, ins Gebiet der Intelligenz reihenden Eigenjchaften unjerer Jagd—
und Nutzhunde werden in gewiſſem Grade auf ihre Nachfommen vererbt, wenn dieſe
Eigenschaften auf der lange fortgejegten Ausbildung der inftinctiven Triebe be-
ruhen, welche allen Haus- und Wildhunden angeboren find. Doch. bedürfen jelbit
Hunde der reinften und älteften Raffen in ihrer Jugend immer noch einer ftrengen
Schule oder Dreffur, um gleihzeitig auftauchende, aber nicht gewünſchte Triebe zu
unterdrüden. Und mie fi feine fünftlihen Verftümmelungen des Körpers vererben,
jo merden auch künſtlich dem Hunde beigebrachte Verrichtungen und Kunftjtüde, zu
denen er nit von der Natur veranlagt ift, niemals auf die Nachkommen
übertragen.
Rückſchlag. Hierunter verfteht man das unerwartete Auftreten der Eigen:
ihaften eines Vorfahren innerhalb einer rein gezüchteten Raſſe. — Im Allgemeinen
treten Rückſchläge um fo häufiger auf, je weniger conftant die Nafje ausgebildet wurde,
Selten erſtrecken fic) diefe Rüdwirkungen auf den Sfelettbau und die Gonftitution
des Thieres; fie beziehen fich meiftense auf Farbe und Haar und auch hier ift die
Urſache der Abänderung oft ſchwer zu erklären. So kann das bei vielen Raſſen ſtreng
verpönte Auftreten der gelbbraunen, dahshundartigen Abzeichen ebenjomohl Folge
einer ftattgefundenen Mesalliance, wie duch den nicht feltenen und in jeder Kaffe
möglichen Rückſchlag auf die urfprüngliche wildhundartige Färbung des Haushundes
entftanden fein. Der Begriff des „Rückſchlages“ ſetzt alfo nit unbedingt eine Ver—
ſchlechterung des betreffenden Individuums voraus, jondern kann ſich ebenſowohl auf
Vorzüge eines Vorfahren beziehen, welche in den Nachkommen wieder zu Tage treten.
Ausartung. Durch Vernadhläffigung von Seiten des Züchters können Ab-
weichungen einzelner Individuen oder ganzer Stämme von dem officiell anerkannten
Typus der Naffe, wie auch Verſchlechterung der Gonftitution und Abnahme der
Leiſtungsfähigkeit derjelben entftehen. Diefe „Ausartungen” werden am beften durch
Einführung von guten Zuchthunden aus nieht zu nahe verwandten Stämmen corrigirt
(Blutauffriidung).
262 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinswejen.
Superfötation. E3 ereignet fi) nicht jelten, daß eine nicht beauffichtigte
hitzige Hündin, welche bereits don einem Hunde belegt wurde, im Verlauf der nächſten
Tage noch einen anderen Hund zuläßt. Diefe Doppelbefruchtung Hat mitunter die
Folge, daß einige Jungen des Wurfes durchaus dem erften Vaterhunde, die zuleßt
eriheinenden Welpen aber dem zweiten Hunde gleihen. — Dft liegt ein Zeitraum
von 24 Stunden und mehr zwijchen beiden Würfen. x
Infection. Hierunter verftehen wir die Annahme dev nahhaltigen Ein—
wirkung der erſten Befruchtung einer Hündin auf die jpäteren Würfe. Dem
entiprechend müßte alfo z. B. eine Vorſtehhündin, welche zuerſt durch einen Schäfer:
Hund belegt wurde, in allen jpäteren Würfen — oder doch vorwiegend — Junge zur
Welt bringen, welche mehr oder weniger den Schäferhundtypus zeigten. Die betreffende
Hündin würde demnach duch dieje erſte „unreine“ Paarung als Zuchtthier entmerthet
fein. Diefe Hypothefe ift indeß längit als haltlos erfannt worden. (Vergl. Sette=
gast „Ihierzucht“ 1888 und Nathufius „Viehzucht und Raſſenkenntniß“ 1872; tie
neuerdings Prof. Nehring’s und Dir. Dr. Heck's „Beweiſe gegen die jogenannte
Infectionstheorie”, Landwirthichaftl. Jahrbuch 1894.) H. Yang- Stuttgart veröffentlichte
1878 in der Landwirthſchaftl. Preſſe eine Sammlung früherer Beweiſe gegen Die ge-
nannte Hypotheſe. — Häufig wird auch die Infections- oder Influenztheorie mit der
Superfötation und dem Auftreten von Rückſchlägen innerhalb einer Raſſe verwechſelt.
Die verfhiedenen Zühtungsrihtungen. In der landwirthichaftlichen
Ihierzüchtung finden wir in neuerer Zeit die Paarung der Zuchtthiere nach Den ver—
ichiedenen, zunächſt duch die Verwandtſchaftsgrade bedingten Züchtungsrichtungen unter:
ichieden: Reinzucht, Kreuzung, Inzudt, Familienzucht, Inceſtzucht. — Wie-
wohl diefe zum Theil ehr complicirten Unterfcheidungen keineswegs in allen Conſequenzen
auf die Züchtung unferer Hunderaffen anwendbar find, jo dürfte es doch nothwendig
fein, die Bedeutung derjelben hier mit den nöthigen Anmerkungen in Kürze anzuführen.
Reinzucht oder die Paarung innerhalb einer Kaffe.
Kreuzung oder die Paarung von Thieren verſchiedener Raſſen. Diejelbe
kann zu verjchiedenen Zwecken Anwendung finden: a) zur Bildung neuer Raſſen,
indem wir die erhaltenen Kreuzungsproducte bei ftrenger Zuchtwahl unter ſich oder
mit anderen Stämmen derjelben Raſſen fortgejeßt paaren, wodurch unter günftigen
Umftänden nad) 8 bis 10 Generationen eine neue, jelbititändige Raſſe entitehen kann.
Weſentlich iſt Hierbei, daß die betreffenden Nafjen nicht zu ſchroffe Gegenſätze bilden,
jondern einer verwandten Gruppe angehören. So ift der hannoverſche Schweißhund
jeiner Zeit durch Kreuzung der Heidbrade mit dem alten Leithund entjtanden und
der bayeriiche Gebirgsſchweißhund durch Kreuzung der Brade mit dem Schweißhund. —
b) Zur Erzielung von Blendlingen?) für beſtimmte,“ vorzugsweiſe jagdliche Zwecke.
1) ‚Blendlinge“ heigen die durd Paarung verjciedener Raſſen (5. B. Schweißhund
und Dahshund) entftandenen Thiere, jo lange fie noch nicht zu einer bejonderen, conftanten Raſſe
ausgebildet find. Dagegen wird der Ausdruck Baſtard wiſſenſchaftlich nur für die Producte der
Kreuzung zweier verjchievenen Arten (3. B. Hund und Wolf, oder Hund und Schafal) gebraudt.
Inzucht und Inceſtzucht. 263
So iſt z. B. die Dachsbracke oder der Blendling vom Schweißhund und Dächſel für
die Hochwildjagd in manchen Gegenden ſehr beliebt und würden dieſe Hunde mit
leichter Mühe zur conſtanten Raſſe auszubilden ſein, wenn ſie überhaupt in größerer
Anzahl Verwendung finden könnten. — c) Engliſche Züchter kreuzen manche ihrer
Hunderafjen mit dem Windhund, Bulldog oder dem Bloodhound, je nachdem fie der
betreffenden Raſſe größere Schnelligkeit, Muth oder feine Naje und Jagdtypus ver—
leihen wollen. Die Kreuzungsproducte werden dann wieder mit Hunden der Stamme
vafje jo lange weiter gezüchtet und bejeitigt, bis die Spuren der Kreuzung ver—
ſchwunden und nur die gewünjchten Eigenjchaften geblieben find. — Solche Experimente
erfordern allerdings viel Zeit und Geld.
Inzuht)). Hierunter verfteht man in der landwirthichaftlichen Thierzüchtung
die Paarung der aus Kreuzung zweier Raſſen entitandenen Thiere, während bei
unjeren Hundezüchtern diefer Ausdrud für Paarung der nächſten Verwandten Fäljchlic)
im Gebrauch ift und auch wohl jchwerlich abzufchaffen jein wird (vergl. Inceſt).
Familienzucht. Paarung von Thieren, die in einer Linie don demjelben
- Vater oder derjelben Mutter jtammen.
Inceſtzucht (Fälfhlich Inzucht genannt). Paarung der Eltern mit den Kindern
oder Enfeln oder der Enfel und Geſchwiſter unter einander. Die Inceftzucht ift die
Höchfte Steigerung der vorhin angeführten Yamilien=- oder Verwandtſchaftszucht, in
beiden liegt das wirkſamſte Mittel, um in verhältnigmäßig furzer Zeit die
guten Eigenjhaften der Zuchtthiere in der Nachkommenſchaft zu firiren
und Gleihmäßigfeit der äußeren Eriheinung bei den einzelnen Indi—
piduen eines Stammes herbeizuführen. Dabei ijt jedoch nicht zu überjehen,
daß fein nach allen Richtungen vollfommenes Thier eriltirt und ſomit neben den guten
Eigenjchaften auch die Mängel der Zuchtthiere vererbt werden. Die größte Gefahr
liegt aber in den nachtheiligen Folgen einer zu lange und zu intenfin durch—
geführten Verwandtſchafts- oder gar Inceftzucht! Dies führt u. U. oft bei den Nach—
fommen eine eigenthümliche Erſcheinung herbei: „Es tritt Verfeinerung ein, welche ſich
bis zur Meberbildung fteigern kann. Die Knochen werden leichter, die Haut dünner,
das ganze Thier wird zarter und weiblicher, es wird in gewiſſem Sinne frühreif und
edel” (H. von Nathufius). — Wird die Verwandtſchaftszucht zu lange fortgejebt,
jo pflegen ſich Webelftände zu zeigen, welche den betreffenden Stamm allmählich zu
Grunde richten. Die Knochen werden ſchwach, die Behaarung fein und dürftig, die
Ruthe dünn und oft ftark verkürzt und die Fruchtbarkeit vermindert. Die Mütter
bringen zuleßt gar feine oder nur wenige Junge zur Welt, melche oft todt geboren
oder gar bon der Hündin getödtet und verzehrt werden; die am Leben bleibenden
Welpen gedeihen fchleht und die männlichen Individuen find Häufig impotent. Cine
eigenthümliche Erſcheinung bildet bei diefen durch Inceftzucht überbildeten Hunden die
1) Die urjprüngliche Bedeutung des Wortes „Inzucht“ ift nach dv. Nathujius das engliſche
„breeding in and in“, welches zu der Zeit auffam, als man in England anfing, Vollblutpferde
zu züchten.
264 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsweſen.
meiſt vorzügliche Naje bei äußerſt nervöſem, jchredhaftem Temperament. Ueberſtehen
ſolche Hunde glücklich die Staupe, ſo gehen ſie doch — nach meiner Erfahrung —
im zweiten Lebensjahre häufig an Lungenkrankheiten zu Grunde. — Die Zuführung
friſchen Blutes durch Paarung mit Hunden nicht verwandter Stämme iſt dann das
einzige Mittel, der Zucht wieder aufzuhelfen.
Hochgezogen, edel, Vollblut. Dieſe in der landwirthſchaftlichen Thier—
züchtung ſchon längſt eingebürgerten Ausdrücke können auf unſere Hunderaſſen nicht
in ganz gleicher Weiſe Anwendung finden, weshalb hier eine kurze Definition dieſer
Begriffe folgen möge.
Hochgezogen nennen wir alle diejenigen verſchiedenen Thiere, auf welche künſt—
liche Wahl der Zucht eingewirkt hat, und zwar mit günſtigem und dem Zweck ent—
ſprechenden Erfolge (v. Nathuſius).
Edel, veredeln. Dieſe Bezeichnungen haben, auf die Hunderaſſen angewendet,
nicht dieſelbe Bedeutung, wie z. B. bei den Vollblutpferden, wo das Prädicat immer
die Aufnahme deſſelben in das Stud-book vorausſetzt. Beim Hunde wenden wir den
Ausdruck „edel“ nur auf deſſen äußere Erſcheinung an, ſobald z. B. die Außenlinien
des Körpers überall frei von überflüſſiger Rundung und Ueberladung erſcheinen, ſo daß
der ſchöne Knochenbau des Thieres trotz hoch entwickeltem Relief der Musculatur, in
den ſcharf modellirten Gelenken, namentlich auch am Kopfe die Form des Schädels
und der Verlauf der Venen unter der feinen Haut und Behaarung erkennen läßt.
Mit dieſer edlen Bauart iſt in der Regel auch eine ſtolzere Haltung, eine leichtere,
ſichere Gangart und hochintelligenter Geſichtsausdruck verbunden, welche in ihrer Ver—
einigung ein Gefühl von Zuneigung und ſelbſt der Bewunderung in uns hervor—
rufen. — Hieraus geht hervor, daß der Ausdruck „veredeln“ bei unſeren Hunde—
raſſen nur den Uebergang von einer plumpen, gemeinen Form zu der durch Reinzucht
und Kreuzung erzielten ſchönen und zweckmäßigen Bauart bedeutet (vergl. „Quality“).
Das Uebermaß diejer Berfeinerung wird als „Ueberbildung” bezeichnet (vergl. Inceſtzucht).
Bollblut der landwirthſchaftlichen Thierzüchtung. Eine erfolgreiche,
mehrere Generationen hindurch fortgeſetzte Zucht mit Hochgezogenen Thieren liefert
endlih Vollblut (v. Nathuſius). Man hat viel darüber geftritten, mit welcher
Generation die Bezeihnung Vollblut eintreten dürfe. — Im Allgemeinen gilt jegt
wohl .die achte Generation als Minimumsgrenze. Durch Paarung eines Bollblut-
thieresg mit einem Individuum, dem dieſe Bezeichnung nicht zukommt, entfteht das
Halbblut; durch Paarung des Halbblutes mit dem Bollblute entitehft Drei-
piertelblut; wird die Paarung in diefer Weile fortgejebt, jo erhält man 7/,,
15/16 Blut u. j. w. und gelangt bereits in der jechsten Generation an eine Zahl, wo
der Antheil der nicht vollblütigen Eltern bedeutungslos if. Damit ift man zur
logenannten Umbildung gefommen. — Werden zwei Halbblutthiere gepaart, fo
bleibt das Product Halbblut. — Gegenwärtig nennt man nur foldhe Pferde Vollblut,
melde im engliihen Geftütsbuch entweder jelbjt verzeichnet find oder deren Vorfahren
darin nachgeroiejen werden fönnen; ebenjo heißen nur folde Rinder Vollblut, welche
Bollblut. — Charalter. 265
im jogenannten „Heerdbuch” verzeichnet jind. Der Ausdruck „nachgewieſen“ ift
daher üblich geworden für alle Ihiere, welche in den gedrucdten, der öffentlichen
Controle unterworfenen Verzeichnilien eingetragen find.
Man Hat während der lebten Jahre mehrfach verjucht, die Unterjcheidung des
„Vollblutes“ auch auf unjere Hunderaffen anzuwenden, doch hat diejelbe feine all-
gemeine Anerkennung gefunden. Dagegen ift die Einrichtung getroffen, daß in das
allgemeine Deutfhe Hunde-Stammbudh neue, bejondere Raſſen nur dann auf-
genommen werden jollen, wenn jie nachweislich acht Generationen Hinter einander rein
gezüchtet find.
Quality, full of quality. Diejer in neuerer Zeit von englischen Züchtern
häufig gebrauchte, ſchwer zu überſetzende Ausdruck dedt ſich nach Anficht des Verf.
zumeift mit den deutſchen Begriffen: „edel“ und „hochedel“.
Condition. Während der Ausdruf „quality“ die angeborene, durch Nein-
züchtung erzielte und veredelte Form eines Hundes bezeichnet, ift unter „Condition“
nur die momentane, durch zweckmäßige Fütterung und Bewegung (Training) fünftlich
erzeugte körperliche Beichaffenheit eines Hundes für den Gebrauchs- oder Aus—
ſtellungszweck zu verftehen. Um in geeigneter Condition für den einen oder anderen
Zweck zu fein, ift vollfommene Gejundheit und Munterfeit, höchfte Ausbildung der
Museulatur, des Gangmwerfes und der Behaarung Hauptbedingung.
Character, full of Character, fagt der englifche Rafjenfenner von einem
Hunde, welcher die unterjcheidenden Points oder Kennzeichen einer Raſſe (Raſſe—
zeichen) in genügender. oder auffälliger Weile zur Schau trägt.
Wahl der Zuhthunde Paarung Aufzucht der Welpen Wähle
eine Hündin befter Qualität zur Zucht, und laß fie von dem beiten Hunde ihrer
Raſſe decken. — Es liegt ein großartiger Vortheil darin, jofort mit dem beiten Blute
anzufangen, und e& giebt feine verfehrtere Sparjamfeit als die, mit mittelmäßigem
Zuchtmaterial zu beginnen, in der Hoffnung, die fehlenden Qualitäten nach einigen
MWürfen zu erhalten oder Unvollfommenheiten und Mängel bald auszumerzen. — Der
Hund jollte größer als die Hündin, aber derjelben möglichſt ähnlich jein und bei
größeren Raſſen 2 Jahre — bei Heinen 5/, bis 11/, Jahre —, die Hündin
11; Jahre, bei Keinen Naffen 1 bis 1!/, Jahr erreicht haben. — Der Unterjchied
beider Gejchlechter in Bezug auf Form, Haar und Farbe jollte nach feiner Richtung
266 Fünfter Theil. Züchtung und Vereinsmwejen.
bedeutend jein; nach einem bildlichen Sprachgebrauch vermischen fich die Eigenthümlich—
feiten beider Geſchlechter nicht chemiſch, ſondern mechanisch, man fann z. B. nicht mit
Sicherheit erwarten, daß eine furzläufige Hündin durch Paarung mit einem ſehr hoch—
läufigen Hunde Junge werfen wird, welche in diefer Hinficht die richtige Mitte
halten. — Die geeignetite Zeit zum Deden einer Hündin it der Anfang des Frühe .
jahrs; März und April — die zweite Hitze dev Hündin im Spätherbit ift weniger
naturgemäß und fommt bei den wild lebenden Hundearten nicht vor. — Die Frühlings-
würfe genießen überdem den großen Vortheil, während der ganzen Sommerzeit ſich
im Freien bewegen und Sonnenschein und frische Luft geniegen zu fünnen, während
die im Spätherbit zur Welt fommenden Welpen die für ihre ganze Lebenszeit wichtige
Entwidelungsperiode größtentheils in geſchloſſenen Räumen bei unzureichender Be—
wegung und fünftlich erzeugter Wärme verleben müfjen.
Iſt die Zeit der Hitze oder des Läufiſchwerdens für die Hündin eingetreten, jo
führe man ihr den gewählten Hund nicht früher zu, bis fie ſich wirklich ftellt, was
beſſer durch Vorführung eines fremden Hundes in einiger Entfernung verjucht wird,
bei welcher Gelegenheit die Hündin ihre Bereitwilligkeit meit durch Winfeln und ſeit—
(ihe Wendung der Nuthe deutlich zu erfennen giebt. Es ift merfwürdig, wie felten
dies beachtet und wie oft der zum Deden bejtimmte Hund vergeblich ermüdet wird! —
Niemals jollte der Dedhund furz vor dem Belegen gefüttert werden, um Erbrechen
zu bermeiden; it die Hündin troß vorgerücdter Hise zu umuhig, um den Hund
zuzulalfen, jo muß fie durch) Jemand von vorn an beiden Kinnbaden gefaßt und ge=
halten werden. Wiewohl ein einziges Hängen zur Erzeugung der Jungen genügt, Jo
empfiehlt es fi) doch, den Hund am nächſten Tage nochmals zuzulaffen. Bei großen
und bijjigen Hunden ift darauf zu achten, daß feine fremden Berjonen den Raum
betreten, in mweldem fih Hund und Hündin befinden. Als Getränk jollte Frifches
Waſſer nicht Fehlen.
Während der Trächtigfeit der Hündin jollte diejelbe bei ſchönem Wetter täglich
im Freien beivegt, aber niemals übermäßig angeftrengt und nicht zum Springen,
Schwimmen und Apportiven unnöthiger Weile angehalten werden. — Füttere Die
Hündin gut, doch darf fie nicht zu fett werden. Das Wochenbett ſollte in einem
trodenen, heizbaren Raume aufgejchlagen werden, am beten dient hierzu eine Kiſte
ohne Dekel (beijev zwei zum Wechſeln) mit etwa 8 bis 10 Zoll hohem Rand, welche
etwa einen Zoll hoc) dom Boden durch Duerleiften entfernt if. Als Lager dient
am beiten Weizenſtroh, welches oft erneuert werden muß. Trockenes Farrnkraut,
wie Fichtenwolle und Ginftreuen von Injectenpulver dienen, die Vermehrung der Ylöhe
zu verhindern. Während des Werfens laſſe man die Hündin ungeftört, verzögert ich
das Grideinen der Jungen zu lange, jo lege man die zuerft erjchienenen in einen
Korb, bedede jie mit einem erwärmten tollenen Tuche und ftelle fie im Die
Nähe eines Feuers. — Man kann der Hündin mährend des Werfens laumarme
Milch mit etwas Streuzuder als Getränk reichen. Bei großer Entkräftung thut ein
Löffel voll Cognac mit Waller gute Wirkung. Das Futter muß während der eriten
Aufzucht der Welpen. 267
Tage vorzugsweile in nahrhaften Suppen bejtehen, ſpäter fann man zu jolideren
Speifen übergehen, Mil) und gut gefochte Vegetabilien dürfen dabei nicht vergeſſen
werden. Bald nach der Geburt der Welpen, jobald viejelben troden geworden, iſt
nach meiner Erfahrung der geeignetite Zeitpunkt für die Beurtheilung der—
felben. Das Hündchen, welches dann als daS beite erjcheint, wird unter günftigen
Berhältniffen trog aller Wandlungen nad) Verlauf jeines erſten Lebensjahres den
Vorrang unter feinen Geſchwiſtern behaupten, ebenfo das zweite und drittbeite. —
Gleichzeitig werden diejenigen Welpen befeitigt, welche etwa durch ungeeignete Färbung
oder Zeichnung der Aufzucht nicht werth erjcheinen. Mean läßt nicht gen mehr als
4 bis 5 Welpen bei der Mutter, bei werthoollen Zuhten nimmt man, fall3 mehr
Junge vorhanden, eine andere jäugende Hündin zur Aushülfe, welche ſchon früher
für diefen Ammendienft beftimmt wurde. Am 18. oder 20. Tage nach der Geburt
der Welpen nimmt man die bei verjchiedenen Nafjen erforderliche oder doc übliche
Derichneivung der Nuthen, Ohren und der etwa auftretenden „Wolfsklauen“ vor.
In diefem frühen Alter find dieſe Operationen noch ganz ſchmerzlos für die Welpen
und die einen Wunden verheilen jofort. Wird dieſelbe früher vorgenommen, jo
findet nicht felten ein unregelmäßiges Nachwachſen ſtatt; ſpätes Verjchneiden läßt
meistens häßliche Narben zurüd.
Nach etwa drei Wochen fann man die faugenden Welpen ſchon abwechjelnd mit
gefochter Ziegen- oder Kuhmilch, der man etwas Waller und Yuder, dann auch alt-
badenes Weißbrot zuſetzt, füttern, nad) der jechsten Woche pflegt die Mutter die jungen
Welpen nicht mehr zum Saugen zuzulaffen. — In diefer Periode kann man bei
einigen Hündinnen beobachten, wie fie das verzehrte, Halb verdaute Futter den Welpen
freiwillig vorwürgen, welches von denſelben mit Gier verfchlungen wird. — Man
hat dies oft als ein ganz ungewöhnliches Franthaftes Verhalten aufgefaßt, während
es doch, troß des abſtoßenden Anblides, jedenfalls ein natürlicher Vorgang iſt, der
au) bei den mild lebenden Hundearten ftattfindet und den Zweck hat, den Ueber—
gang vom Saugen zum Oenufje der fefteren Nahrung zu erleichtern. Sehr zu
empfehlen ift die Verabreihung einer täglichen Gabe Leberthran an die jungen Welpen,
je nach der Größe der Raſſe von einem Iheelöffel bis einem Eßlöffel voll jeden
Morgen von der fünften Woche ab. — Für Eleine Luxushunde iſt anfänglid,
jobald fie zu frefien beginnen, warme Fleiſchbrühe, welche aus dem Fleiſchertract
leicht Hexzuftellen ift und mehrere Male täglich gereicht werden Tann, die befte Nahrung.
Hammelbrühe mit Reis und etwas Gemüfe ift befonders ſchwächlichen Hündchen neben
warmer Milch mit eingerührtem Gi ſehr zuträgli. — Kaltes Waller und überhaupt
faltes Getränk ift für dieſe zarten Thierchen anfänglich zu vermeiden; find fie einige
Wochen älter, jo braucht man nicht mehr jo vorfihtig mit ihnen zu fein, eg muß
dann auch ſtets reines Waller für fie bereit ftehen. — Die fleinen feivenhaarigen
Raſſen dürfen nieht vor fünf bis ſechs Wochen gewaſchen werden und müfjen dann
nad) dem Abtrodnen fofort in warmer Einhüllung in einen Korb gepadt werden, bis
fie völlig teoden find. Exit dann fünnen fie gefämmt und gebürftet werden, was
268 Fünfter Theil. Zühtung und VBereinswejen.
ipäter alle drei bis vier Tage ftattfinden muß, wenn das Haar zu voller Entwidelung
gebracht werden ſoll.
Mit den größeren Raſſen it weniger Vorſicht nöthig; doch thut man wohl, die
Welpen einzeln zu füttern, damit die ſchwächeren nicht zu kurz fommen, während die
jtärferen ich bejtändig den Magen überladen. In letzterem Falle drüdt das über-
mäßige Gewicht des Rumpfes zu ſchwer auf die noch knorpelweichen Röhrenknochen,
welche, dem fortwährenden Drude nachgebend, ſich krümmen und zugleich Auftreibungen
der Gelente zeigen, welche ſchwer zu befeitigen find. Auch bildet ſich durch die be-
ſtändige Einführung dünnflüfliger Zuttermafjen der häßliche „Hängebaudh” aus. Man
füttere daher nie fo ftark, daß die Bäuche aufgetrieben erjcheinen, dafür aber anfänglid)
mindefteng vier bis fünf Mal täglich, jpäter nur drei bis vier Mal. Das beite
Futter für die Welpen beiteht aus einer Brühe von Hammelfleifh, mit gefochtem
Reis, in welche man eine Biertelftunde vor der Fütterung einige Broden Hundekuchen
zu oberflächlicher Erweichung wirft. Lebtere beichäftigen die jungen Hunde noch lange,
nachdem Fleiſch und Neis längſt verſchlungen find, und das anhaltende Nauen er—
leihtert den Durchbruch der Zähne und fördert die Entwidelung der Kiefermuskeln.
Mit acht Wochen können die Welpen bereit3 von der Mutter getrennt und ab-
gegeben werden. Wenn irgend möglich, Jollten den einzelnen Hündchen ein oder zwei
gleihalterige Spielgefährten gegeben werden, fie" gedeihen dann beſſer, da fie jich nicht
(angweilen, fjondern den ganzen Tag bis zur Ermüdung Spielen und Nachts ſich
gegenfeitig erwärmen. Sonnenwärme und viel Bewegung in freier Luft,
öftere, jedoch niemals übermäßige Fütterung und Schuß vor Näſſe und
Kälte find nun die Hauptbedingungen für die möglichit vollkommene Entwidelung
des jungen Hundeförperd. Wenn man nad) mehrtägiger Abweſenheit nicht eritaunt
ift über das Wahsthum der Welpen, jo it fiher etwas in ihrer Pflege verfäumt
worden! Unter allen Umjtänden vermeide man es, einen jungen Hund vor Ablauf
de3 erſten Lebensjahres dauernd an der Kette zu führen und anlegen zu lafjen.
Verfrüppelung der Läufe und Füße iſt immer die Folge diefer Mißhandlung. Doc)
muß der junge Hund zeitig daran gewöhnt werden, fih an der Kette führen zu
laſſen und fich beim Anlegen ruhig zu verhalten.
Il Behandlung erwachſener Hunde.
Für eine größere Anzahl im Zwinger eingeſchloſſener Hunde empfiehlt ſich am
beſten das bei den engliſchen Meuten der Fuchshunde übliche Verfahren. Morgens
finde zunächſt eine ein- bis zweiſtündige Bewegung im Freien ſtatt, während welcher
Pflege erwachſener Hunde. | 269
Zeit die Zwinger gereinigt werden. Bei Rückkehr in den Zwinger Reinigung der Hunde
durch Striegel und Bürfte, darauf ein nicht zu veichliches Frühſtück. Die eigentliche
Mahlzeit im Sommer Nahmittagg um 6 Uhr, im Winter um 4 bis 5 Uhr, jo daß
noch Zeit übrig bleibt, die Hunde vor Einbruch der Nacht nochmals eine halbe
Stunde ins Freie zu führen, wodurch Unveinlichfeit und nächtlihe Störungen im
Zwinger am beiten vermieden werden. — In Betreff der Fütterung ift in den
meiften englischen Kennels folgendes Verfahren üblih: Ein für mehrere Tage aus-
veichendes Quantum Hafermehl wird mit Waller und etwas Salz zu einem fleifen
Pudding gekocht. An jedem Morgen wird dann das für den Tag erforderliche
Pferdefleiſch gekocht und das nöthige Quantum des Mehlpuddings abgejchnitten und
unter fortwährendem Umrühren der heißen Brühe zugejeßt. Sobald die Suppe gar
gekocht ift, wird diejelbe in die auf dem Futterplatze bereit ſtehenden langen und
ſchmalen Holztröge gefhüttet, um bis zur Fütterung am Nachmittag völlig ab-
zufühlen. Fir Hunde, welche einzeln im Haufe gehalten werden, genügen die Abfälle
der täglihen Mahlzeiten, denen man etwas Hundefuchen zujegen kann.
Das Verhältniß des Fleifdquantums zu den vegetabilifhen Futter—
offen richtet ſich durchaus nach der vom Hunde verlangten Arbeitzleiftung.
Mährend die Wind- und Jagdhunde in der Nenn= und Jagdzeit vorwiegend Fleiſch—
nahrung verlangen, um die ungewöhnlichen Strapazen ertragen zu können, werden
die im Haufe oder Zwinger unthätig liegenden Hunde hauptſächlich auf vegetabiltiche
Koft beſchränkt, um nicht von entzündlichen Krankheiten und Hautleiden befallen zu
werden. Den beveutendften Nahrungswerth hat für unfere Hunde zunächſt das Muskel—
fleisch gejunder Pferde, Ninder und Schafe, wie die aus den zerjchlagenen und ab-
gefochten Köpfen und Füßen der Kälber und Schafe gewonnene Brühe. Die inneren
MWeichtheile, Herz, Nieren, Blättermagen haben weniger Nährkraft, am wenigſten die
Lungen. Leber und Milz wirken abführend. Unter den vegetabiliſchen Zutterftoffen
jteht das Hafermehl obenan, nach diefem Roggen- und Weizenbrot und der Reis.
Weniger empfehlenswert) find Mais und Kartoffeln, welche zumeift Fett bilden. Als
- biutveinigend und die Verdauung fördernd ift unter dem grünen Gemüſe namentlich
der Kohlvabi, weiße Rüben und Grünfohl zu erwähnen, bejonders als Zuſatz zu dem
Leicht erhitzenden Hafermehl, welches am beften mit Reis abwechjelnd gefüttert wird,
fobald der Hund wenig Bewegung hat. Ws Surrogat für Fleiſch find die jo-
genannten „Sleifchfafertuchen“ (Gebr. Herbft in Magdeburg und Spratt's Patent)
namentli) zur Sommerzeit und auf Reifen jehr zu empfehlen.
Ein natürlides Präſervativ gegen Verdauungsftörungen bei exwachjenen
Hunden ift das Gras, umd zwar jenes breite, ſcharf gerandete Schneidgras, welches
der Hund oft mit wahrem Heißhunger auffucht, abreißt und verſchlingt. Augenſcheinlich
wirkt daſſelbe wohl nur mechaniſch, denn es wird oft ſchon nach kurzer Zeit in zähen
Schleim gehüllt wieder ausgewürgt, theils wandert es reinigend und anregend durch
den ganzen Darmcanal. Jeder Hund ſollte Gelegenheit Haben, ſich dieſes einfache natür—
liche Mittel, deſſen täglicher Gebrauch ihm Bedürfniß iſt, jederzeit verſchaffen zu können.
270 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsweſen.
Haut- und Haarpflege Zu welcher Schönheit das Haar des Hundes durch
geeignete Pflege gebracht werden kann, zeigen die langhaarigen Claſſen englijcher Aus-
ftellungen. Dieje Vollkommenheit der Behaarung wird nicht ohre großen Aufwand
an Zeit und Mühe erreicht und erfordert bei lang= und jeivenhaarigen Hunden drei bis
acht Wochen. Hat man ſich überzeugt, daß die Haut des Hundes gejund (Vergl. IV.
Hautkrankheiten) und feine Barafiten im Haar vorhanden find, ſo wird der Hund
zunächſt im erwärmten Raume im laumwarmen Bade mit Seifenihaum (aus geruch—
loſer Glycerinfeife) gewaschen. Nachdem das Seifenwaſſer durch Streichen und Drüden
aus dem Haar möglichit entfernt worden ift, bringt man den Hund in ein anderes, bereit-
itehendes laumwarmes Bad, wo er abgejpült und mit Zeinentüchern troden gerieben wird.
Die jeidenhaarigen Yorkſhire-Terrier werden nicht mit Tüchern gerieben, man bedient
fich hiev weicher Bürften, welche abwechjelnd am Feuer getrodnet werden. Zeigt ic)
der Hund nach dem Bade ermattet, jo reiht man ihm warme Milch als Getränf,
bringt ihn dann auf ein friſches Strohlager und füttert ihn nach einer halben Stunde.
Niemals jollte ein Hund kurz vor dem Bade gefüttert werden. Am nächſten Morgen
beginnt die Arbeit mit der Bürſte, welche täglich wiederholt wird und etwa eine
Stunde Zeit erfordert. Bei jehr langhaarigen Hunden bedient man fi) zunächſt
eineg weiten Hornfammes mit abgerundeten Spiten. Die langgeftielten Bürften haben
Borften von ?/, big 11/, Zoll Länge. Man bürftet überall dem Haaritrich nad) bis
auf die Haut und fährt dann in gleicher Weife mit einem Handſchuh aus grober -
Wolle fort. Die höchſte Politur erhält das Haar zulegt durch Streichen mit der
bloßen Hand, auf deren inneren Fläche einige Tropfen feinen Olivenöls zerrieben wurden.
Bei Hunden mit kurzem, glattem Haar und feiner Haut (4. B. Windjpiele)
bedient man fi) einer weichen Bürfte und des Wollhandſchuhes. Nauh- und draht-
haarige Hunde werden nur jelten gewaſchen, jondern nur gebürftet; jollte das Haar
dennoch zu weich werden, jo läßt man fie im Freien in einer Hütte Übernachten.
Viel Bewegung in freier Luft bei jeder Witterung ift der Erhaltung der harten Be-
haarung am günftigiten.
Behaufung. Ein jehr zweckmäßig eingerichtetes Etabliſſement für Fuchshunde
umd Harriers war der Frühere Kennel der Meute des Herzogs bon Nafjau in ver
Sennerhaide bei Lippfpringe in Weftfalen. Das Haus war nur ein einfacher Holzfach—
bau (Zaf. LXXXIL, Fig. 1), das Mitteldaus enthielt unten drei große Räume (Fig. 2,
LNO) für die Hunde, Hündinnen und Puppies, in jedem Raum eine auf zwei
Seiten umlaufende Zagerbanf, einen Fuß über dem Boden. Mehrere Luftichachte
(Fig. 1,.B) vermittelten die Ventilation in den Ställen, unter dem Dache der lange
Speicher zur Aufnahme von Stroh, Mehltonnen, Geräthichaften, auf dem Dachfirſte die
Windfahne A mit dem flüchtigen Fuchs. An der Hinterfeite des Haufes ragen die
Seitenwände C vor und fchliegen die Kleinen gepflafterten Höfe (dig. 20000) ab,
welche noch) vom Dache überdedt find, während fie bei DDD oben frei umd nad)
hinten mit Ausgangsthüren verjehen find. Durch dieſe gelangen die Hunde in der
Richtung der Vfeillinie durch das Ausgangsthor BD auf den Außenweg JJ. Der große
Zwinger für Jagd- und Lurushunde. 271
mit Kies befchüttete Yaufraum FF hat bei K ein gemauertes Baſſin, welches von
dem Hinter dem Ufer XX vorbeifließenden Bade Y gejpeilt wird. Der Hintere
ihmale Grasplag M dient zur Aufnahme der gebrauchten Streu und wird bon den
Hunden ftark befucht, ſowohl um ſich zu löſen und zu näſſen, wie um das dort
wuchernde ſcharfe Schneidgras zu freſſen. Das Ausfahrtsthor G Führt auf den
Außenweg JJ, von welchem die Höfe durch) das hohe Holzgelände Fig. 1, FB ge
ſchieden find.
- An der Vorderfeite des Haufes findet ji (Fig. 2) bei P und Q das Schlaf-
und Wohnzimmer des Kennelmannes, Rift die Futterfammer, I die Küche mit Ofen
und eingemauertem Futterkeſſel. CCC it der überdedte Raum vor dem Haufe,
welcher in den mit Kies bejchütteten Vor- oder FZutterhof übergeht, auf welchem die
langen hölzernen Futtertröge ftehen. Das Ausgangsthor it bei 7; V V die Land-
Big. 163.
Gittertbür und Rollwalzen am Eingange der Ställe.
ftraße und W die Brüde über den Bad. Die Vorderanficht des Gebäudes mit
dem Fütterungsplage wird am beiten durch Fig. 3 erklärt.
Um die einzelnen Stallungen im Sommer lüften und doch abjperren zu können,
befindet fi) Hinter den äußeren Holzthüren noch eine Gitterthür. Die an den Eck—
ftändern ſenkrecht und leicht drehbar befeftigten Walzen find mit Filz oder dickem
Wollſtoff überzogen und haben den Zwed, Beſchädigung dev Hunde beim Heraus—
drängen an den Thürpfoften zu verhüten.
Während der morgendlichen Bewegung der Hunde im Freien werden Die
Stallungen gereinigt!) und gelüftet, die Fußböden abgejpült und die Pritſchen ge—
1) Die Fäcalien der Hunde bilden in neuerer Zeit, in größeren Zwingern einen nicht zu
unterſchätzenden Handelsartitel, der bei der Zubereitung des Corduanleders Verwendung findet.
”—m
—
—
Fünfter Theil. Züchtung und Vereinsweſen.
reinigt. Während ihrer kürzeren abendlichen Abweſenheit ſchüttet der Kennelmann
friſches Stroh auf die Pritſchen. Letztere find etwa 3 bie 4 Fuß breit, mit
einem 6 Zoll hohen Rande verfehen und etwa 2 Fuß tiber den Boden erhöht. Un
das Umterkriecden der Hunde unter die Pritfehen zu verhüten, werden diefe an den
freien Seiten mit Brettern bis zum Boden verjchalt; ebenjo erhalten fie an den
MWandfeiten eine 3 Fuß hohe Bretterverkleidung, um die Kälte und Feuchtigkeit der
Steinwände abzuhalten. Die Fußböden der Stallungen wie auch der kleinen Vorhöfe
find cementirt, die Seitenflähen nach der Mitte geneigt, eine Oeffnung im Gentrum
des Fußbodens dient zum Abfluß des Spülwaſſers in das damit verbundene Senk⸗
rohr. Zur Desinficirung der Zwinger giebt es kein beſſeres Mittel, als den Fußboden
Fig. 164.
—
Kleinerer Zwinger für Jagd- oder Luxushunde.
der Stallungen im Winter täglich einmal, im Sommer zweimal mit einer Creolin—
löſung in Abweſenheit der Hunde zu begießen.
Das Aeußere der Kennels und Zwinger kann natürlich auch in architektoniſch
ſchöner Form hergeſtellt werden, wiewohl die Zweckmäßigkeit und der Comfort der
Baulichkeiten ſelten dadurch geſteigert werden. Hauptſache iſt bei allen Zmwingern, daß .
die Bedachung nicht etwa nur in einem einfachen Pappdache beſteht, ſondern daß
unter dem Dache ſich noch ein Speicherraum von entſprechender Höhe befindet, wo—
durch die unteren Räume im Sommer kühl, im Winter warm erhalten werden.
Durch ein einfaches Strohdach würde dieſer Zweck auch zu erreichen ſein, doch bildet
dieſes immer einen Sammelpunkt für alles mögliche Ungeziefer.
Gin kleinerer Zwinger für Jagd- und Lurushunde iſt in Fig. 164 abgebildet.
Die Eingänge zu den beiden Kammern find auf der Innenfeite, an der Wand unter
der offenen Halle ift die erhöhte Pritfche angebracht. Die Gittereinfallung fann aus
Tafel LXXXIL
Lith.v.W.Greve, Kal.Hoflith, Berlin
Kennel für eine Meute Fuchshunde.
Fig. Seitenansicht des. Hauses und der Einfriedigung Fig.2. Grundriss des Sanzen Kennels.
Fig. 8. Perspectiv-Ansicht der Vorderseite des Hauses und des Fütterungsplatzes.
Hundehütten. Transportfaften. 273
tegdraht hergeftellt werden, deſſen Maſchen eng genug find, fo day die Hunde die
Pfoten nicht hindurchſtecken können. Wenn man die obere Kante des Gitters mit
einem leichten, etwa 10 Zoll breiten, nah innen abjhüjligen Brett bededt, jo ver—
hindert dies das Meberklettern der Hunde ſchon bei einer Höhe von 5 Fuß.
Einzelne Hundehütten follten immer mit einem an der Wand befejtigten breiten
Schutzdach verjehen fein. Wenn die Kette an einem an der Wand horizontal aus—
geſpannten ſtarken Eifendraht in einem großen Ringe verichiebbar aufgehängt ift, fo
wird dem Hunde dadurch eine weitere Entfernung von der Hütte geftattet, was viel
zur Reinhaltung der nächjten Umgebung der Hütte beiträgt. Beſſer umzäunt man einen
möglichſt lang ausgedehnten Pla an der Südjeite einer Mauer mit Negdraht, ſtellt
die Hütte unter das Schutzdach und läßt den Hund frei darin umberlaufen. Immer
muß der Boden der Hütte mindeſtens eine bis zwei Handbreit vom Boden entfernt
ſein. Cine jehr praftifche Vorrichtung zur bequemen und gründlichen Reinigung des
"ig. 165.
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Hundehütte mit freiem Boden. Transportfaften.
inneren Hüttenraumes ift in Fig. 165 abgebildet. Die Hütte a ift unten offen und
fann von dem mit zwei abgerundeten Holzleilten eingefaßten Untertheil d leicht ab-
gehoben und wieder über dafjelbe gejeßt werden. Wenn die Hütte unter einem bejonderen
Schutzdache fteht, wie dies immer der Fall jein ſollte, jo macht man diejelbe einfach kiſten—
förmig mit plattem Dad). jo daß der Hund Hinaufjpringen, im Schatten liegen und die
Umgebung überwachen kann. An dem einen Ende wird ein Drittel des Laufplatzes dur)
ein paar niedere Querbretter abgezäunt und der dadurch gebildete Raum als Gras= und
Miftplab eingerichtet, indem man ihn mit Grasplaggen bededt und in einer Ede etwas
alte Lagerftreu aufichüttet. Man achte darauf, daß die Hütte dicht an der Wand
fteht, und feine Gegenftände in der Nähe fich befinden, welche der Hund erklettern
fann. Viele Hunde erhängen fich in der Kette durch Erklettern und Herabftürzen von
dergleichen Hinderniffen. — Das Eingangsloh der Hütte fann, um Zugluft zu
verhüten, an der Längsfeite der Hütte dicht am Ende derjelben (jtatt an der Vorderjeite)
95
274 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinswejen.
angebracht werden, in diefem Falle muß die Hütte aber um die Breite der Ihür
verlängert werden, jonft nüßt diefe Vorfehrung gar nichts. Der Transportlaiten
(Fig. 165) ift für die Fortſchaffung größerer Hunde auf weite Streden berechnet;
feine Einrichtung wird duch die betveffende Abbildung zur Genüge erklärt. Kleine
Hunde werden am beiten in bejonderen Körben verjchidt, welche an den Seiten nad)
unten dureh einen umlaufenden Streifen Leinwand vor Zugwind geſchützt find. Auch
der Deckel follte bededt fein, das Flechtwerf aber weit genug, um der Luft Zugang
zu verschaffen. Auf den meiften großen Ausſtellungen kommt mindeftens eine Kiſte
an, deren Inſaſſen in Folge des Mangels an friſcher Luft elend erſtickt ſind. —
Außer der Adreſſe ſollte auch die Katalognummer des Hundes und der Name und
Wohnort des Abſenders auf der Transportkiſte leſerlich angebracht jein, um die Auf-
findung der Kiſte und die Nüdjendung derjelben zu erleichtern. Das Trinkgefäß jollte
jo angebracht fein, daß es auch von augen gefüllt werden Tann.
Ausftellungen. Wiewohl die Ausftellung eines Hundes auf einer größeren
Schau von Bedeutung für die Werthſchätzung deijelben iſt, jo find doch die Schatten-
feiten der Auzftellungen nicht zu überjehen. Am häufigften erkranken die Hunde
nachträglich an den Folgen nächtlicher Erkältung und der Anftedung der Staupe.
Ein junger, zum erſten Male auszuftellender Hund jollte die Staupe bereits über-
ftanden haben und daran gemöhnt fein, längere Zeit an der Kette zu jtehen. Man
begleite jeine Hunde ‘entweder jelbft zur Austellung oder übertrage dies einem zu—
verläffigen Diener, welcher die Hunde Abends gegen Hinterlegung der üblichen Geld—
jumme mit fi) ins Nachtquartier nimmt und am nächſten Morgen früh einen halb⸗
ſtündigen Spaziergang mit ihnen macht, worauf ſie nach der Rückkehr gründlich
gebürſtet und gereinigt werden. Für dieſen Zweck wird das eigene Putzzeug mit—
geführt. Am wichtigſten iſt dies am Morgen der Prämiirung, wo man die Hunde
ſelbſt vorführt oder dies der ihnen bekannten Perſon überläßt. Man achte darauf,
daß der Hund über Tags einige Male auf den Laufplab geführt wird, ebenjo od er
die Mahlzeit annimmt oder verweigert. In legterem Halle veicht man ihm beim
zweiten Male etwas gehadtes rohes Fleiſch und Milch.
IV. Krankheiken.
Im Allgemeinen gilt ‚Hier der alte Spruch, daß es beijer und leichter iſt,
Krankheiten zu verhüten als zu heilen. Allein troß aller zweckmäßigen Vorkehrungen
treten oft Erkrankungen aller Art ganz unvermuthet bei unjeren Hunden auf. Der
funzen Lebensdauer diefes Thieres und feinem janguinischen Temperament entjprechend,
Augenfranfheiten. aD
nehmen die meilten Krankheiten des Hundes einen raschen Verlauf und in vielen
Fällen hängt die Rettung des Erkrankten lediglih don dem raſchen Erkennen des
Uebels und von einer zwedmäßigen erjten Behandlung des Patienten ab. Nur von
diefem Gefichtspunfte aus find die nachſtehenden Mittheilungen des Verfaſſers auf-
zufaffen; fie jollen feine volljtändige, erſchöpfende Darftellung aller Krankheiten des
Hundes bringen, fondern es follen nur diejenigen kurz bejprochen werden, welche am
häufigiten vorkommen und auch dem Laien leicht erkennbar find. — Die Heilung
ihmwerer Erkrankungen oder chronisch gewordener Leiden, die Ausführung don Ope-
rationen und die Amvendung aller draſtiſch wirkenden Mittel, namentlich giftiger
Medicamente, jollte unter allen Umftänden einem mit den Krankheiten des Hundes
vertrauten Thierarzte überlaffen bleiben. Auf dem Lande und an fleinen Orten,
wo nicht immer ein Fachmann zur Stelle ift, kann oft der Rath eines Menjchen-
arztes, der. zugleich Jagd» und Hundefreund ift, von großem Nußen jein.
Krankheiten des Auges.
Das Auge des Hundes ift merkwürdig widerftandsfähig gegen Verlegungen und
Gntzündungen. Verlegungen des Augapfels jelbjt kommen, dank ſeiner geſchützten
Lage in einer von allen Seiten von Knochen umgebenen Höhle, recht ſelten vor.
Meiſtens werden vdiefelben die Umgebung des Auges treffen. Sind nur oberflächliche
Wunden vorhanden, jo genügt eine einmalige Reinigung mit veinem, gefochtem Waffer
oder einer ſchwachen Lyſol- oder Greolinlöfung (ein Oramm des Medicamentes auf
100 Gramm Waffen). It die Haut vollftändig getrennt, befteht eine klaffende Wunde,
jo ift es zweckmäßig, befonders wenn das obere oder untere Augenlid betroffen. it,
nach jorgfältiger Reinigung durch einige Nähte eine genaue Vereinigung der Wund-
vänder herbeizuführen, um dadurch eine jchnellere Vereinigung unter Vermeidung
einev zu ſtarken Narbenbildung zu erzielen. Eine zu ſtarke Narbenbiloung in der
Umgebung des Auges kann nämlich dur) den Zug, welchen das Narbengewebe in
ipäterer Zeit ausübt, häßliche Verzerrungen der. Lider hervorrufen, unter denen das
Auge dann dauernd zu leiden Hat. — Entzündungen des Auges kommen häufiger
vor, namentlich fieht man im heißen Sommer unter dem Einfluffe von Hitze und
Staub eine Entzündung der Bindehaut der Augenliver, wie des Augapfels entftehen.
Das Auge ift geröthet, die Lider find gejchwollen, die Ihränenfecretion ift ſtark ver-
mehrt, im inneren Augenwinkel ſammelt fi) ein bald mehr ſchleimiges, bald mehr
eitriges Secret an. Schläft der Patient, jo trodnet das Secret und bildet am Lid—
vande Kruſten. Die Behandlung dieſer Affection ift jehr einfach. Zunächſt veicht
man ein leichtes Abführmittel — Nicinusöl, Heinen Hunden einen Theelöffel, größeren
1 big 2 Eßlöffel voll. Alsdann macht man täglich dreimal !/, Stunde lang Umjchläge
mit Bleiwaſſer, das man fich ſelbſt bereitet, indem man einen Eßlöffel voll Blei-
eifig mit einem Liter Waſſer miſcht. Nach zwei bis drei Tagen wird ſchon bes
deutende Befferung eingetreten fein; man läßt dann die Umſchläge fort und träufelt
276 Fünfter Theil. Zühtung und VBereinswejen.
Morgens und Abends einige Tropfen einer Höllenjteinlöfung (0,2 Argent. Nitr.,
20,0 Aq. dest.) in jedes Auge. Vor jeder Application reinigt man die Lidränder
und den ganzen Bindehautfad von allem Schleim, wozu man ſich eines meichen
(einenen Lappens oder eines Wattebäufchchens bedient, welches man in laumarmen
Kamillenthee getaucht hat. Um das Austrodnen des Secretes an den Lidrändern
zu verhindern, beftveiht man diefelben mit Glycerin oder Vafelin.
Eine gerade nicht jelten vorfommende chronifche Entzündung der Bindehaut des
Auges wird dadurch hervorgerufen, daß die Lidränder mehr oder minder nad) innen
umgetrempelt find. Durch die Wimperhaare wird alsdann ein bejtändiger Reiz aus—
geübt, welcher die Entzündung nicht zur Heilung fommen läßt. Die betreffenden
Batienten leiden ſehr unter diefer Affection, die Augen thränen beitändig, und das
Thier macht dadurch einen wenig angenehmen Eindrud. Durch eine gejchidt aus—
geführte Operation läßt fi) das Webel befeitigen. — Da es entjchieden, erblich tft,
follten damit behaftete Exemplare nicht zur Zucht verwendet werden.
Krankheiten des Ohren.
Hierher gehört das Auftreten von Geſchwüren, namentlic) am unteren Rande
des Behanges bei Jagdhunden. Diefes Leiden, welches populär wohl als „Ohren-
krebs“ oder „Wurm am Behang“ bezeichnet wird, kommt bei jpigohrigen Hunden
nicht vor. Oft wird das Uebel durch unmittelbare äußere Berlegungen des Behanges,
3. B. durch Wundichlagen an den Metallbefchlägen des Halsbandes, durch den Biß
eines anderen Hundes u. ſ. w. hervorgerufen. Meiftens ift die Urjache aber in einer
Entzündung des inneren Gehörganges zu ſuchen, welche den Hund zu beftändigem Drehen
und Schütteln des Kopfes veranlakt. In einem jolhen Falle findet man den Gehör-
gang gexöthet, geſchwollen, bei Berührung ſehr jchmerzhaft; bei bereit3 länger be=
ftehendem Leiden zeigt ſich ein eitriger, oft blutig gefärbter, übelviechender Ausflup.
Die Heilung dieſes Leidens erfordert eine jehr jorgjältige, oft längere Zeit
dauernde Behandlung. Zunächſt reinigt man mit lauwarmem Seifenwafjer das ganze
Ohr; bejondere Sorgfalt muß man auf gründliche Reinigung de3 inneren Gehör-
ganges verwenden, aller Schmuß, geteodneter Eiter und Blut müfjen entfernt werden.
Nachdem man hierauf das Ohr gut ausgetrodnet hat, bringt man in dafjelbe fo viel
Borfäure (ein meißes Bulver), daß das ganze innere Ohr damit bevedt iſt. Die
wunden Stellen an den Ohrenrändern werden mit Borjalde (10 Gramm Borfäure
auf 100 Gramm Vaſelin) beftrichen. Unmittelbar nad) der Reinigung und Be—
handlung des Ohres muß dem Hunde eine Mütze von weicher, Fräftiger Leinwand
oder von Baumwollenſtoff (am einfachiten ein Abſchnitt von einem Tricotunterbeinkfeide)
über den Oberkopf gezogen werden, um das Schleudern des Behanges zu verhüten.
Nach zwei bis drei Tagen pflegt bei diefer Behandlung bereits bedeutende Beſſerung
einzutreten. Man unterläßt alsdann das Auswaſchen des Ohres und entfernt nur
das etwa noch vorhandene Secret durch vorfichtiges Abtupfen, um dann wieder joviel
Ohrenfranfkheiten. Staupe. PAR
Borfäure einzubringen, daß das Ohr vollitändig trocken ift. Unterſtützt wird die Kur
dadurch, daß man dem Hunde ein Abführungsmittel veicht und ihn einige Tage auf
dünnflüffige Nahrung jebt.
Ein anderes Leiden des äußeren Ohres oder Behanges find jene beulemartigen
Geſchwülſte, welche meiftens an der Innenfeite des Behanges fich bilden, aber auch
auf der Außenjeite in derjelben Gegend auftreten, jo daß zwei Geſchwülſte vorhanden
find, zwifchen denen der Ohrenfnorpel als Scheidewand Liegt. — Hier ift eine Oeffnung
der Beule durch einen ſenkrechten Einfchnitt der ganzen Länge nach angezeigt. Nachdem
die angefammelte wäfjerige Flüffigfeit herausgelaufen, wird die Wunde antijeptijch
(mit einer Schwachen Löſung, 1 Procent von Greolin oder Garboljäure) ausgewajchen.
Eine meitere Behandlung ift nicht erforderlich.
Die Staupe (Seuche, Laune, engl. distemper, franz. la maladie).
Die Staupe ift die am häufigſten auftretende Krankheit der Hunde, und man
kann annehmen, daß fait jeder Hund einmal in geringerem oder ftärkerem Grade von
diefem Leiden befallen wird. Meiſtens tritt die Staupe gegen Ende des erſten
Lebensjahres in Folge einer oft nur leichten Erkältung auf. Doch werden auch
ältere Hunde mitunter zum zweiten oder dritten Male von ihr befallen, denn fie ift in
hohem Grade anſteckend und tritt zu Zeiten felbft epidemifch auf. Auf das Weſen der
Staupe, die man als eine typhusartige Infectionskrankheit anjprechen kann, näher ein-
zugehen, würde hier zu meit führen. Je nach den Organen, welche bei dev Erkrankung
vornehmlich afficirt find, fann man vier verjchiedene Formen unterjcheiden:
1. Die gaſtriſche Staupe. Si der Krankheit: Magen, Darmcanal.
2. Die katarrhaliſche Staupe Sitz der Krankheit: Athmungsorgan.
3. Die nervöfe Staupe Si der Krankheit: Gehien und Rückenmark.
4. Die eranthematifhe Staupe Sitz der Krankheit: die Haut.
Selten nur wird man die Erjcheinungen einer diefer Formen allein finden, fie ver—
mischen ſich gewöhnlich in der mannigfachſten Weile.
. Der Beginn der Staupe täufcht Häufig eine einfache Erfältung vor. Die Yunde
fangen an zu niefen, aus der Naſe fließt ein wäſſeriges Secret, dag Auge erjcheint
matt, in den inneren Augenwinkeln jammelt fich eitriger Schleim, und es bejteht ver—
mehrte Ihränenfecretion. Aus den jehr bald Hinzutretenden Allgemeinerjcheinungen,
großer Mattigkeit, Fieber, Froft, Zittern erfennt man dann nur zu bald, daß man
e3 mit einer ſchwereren Erkrankung zu thun hat. Im meiteren Verlaufe verliert ſich
dann die Freßluſt, es beiteht entweder Durchfall oder Verftopfung, mit vieler Mühe
erbricht der Patient öfter nach langem Würgen einen zähen Schleim, es tritt rapide
Abmagerung ein. reift die Erkrankung auf die Mhmungsorgane über, jo ftellt ich
Huften ein, das Ihier wird unruhig, wechſelt oft jeine Lage, um ſich die bequemite
Stellung auszuſuchen, in der es am freieften athmen kann. Charakteriftiich für eine
weiter vorgefchrittene Entzündung der Athmungsorgane iſt das fortwährende auf-
278 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsweſen.
rechte Sigen der Hunde auf den Hintertheil, wobei die Vorderfüße als Stütze dienen
und der Kopf Hochgehalten wird, um das Athemholen zu erleichtern.
Bei der nervöjen Staupe find Gehirn und Rückenmark Hauptſitz der Erkrankung.
Dem entjprecjend treten die von dieſen Organen ausgehenden Symptome in den
Vordergrund der Erſcheinung. Die Patienten find jehr unruhig, haben einen ftteren
Blick, kennen ihre Umgebung nicht mehr, beflen häufig ohne Grumd in einem ganz
jonderbaren, heiferen, Halb unterdrüdten Ton, wobei fi) mweißet Schaum vor dem
Maule ſammelt und an den Lehzen herabfließt. Im weiteren Verlaufe treten dann
Krämpfe auf, das Thier Fällt um, verliert das Bewußtſein, einzelne Musfelgruppen
oder auch der ganze Körper werden von Yudungen ergriffen. Iſt ein ſolcher Anfall
vorüber, erholen fich die Thiere oft ſcheinbar ſchnell, in der Regel wiederholen ich
die Anfälle jedoch nach kurzer Zeit. Iſt das Rückenmark mit ergriffen, jo fieht man
mehr oder minder ausgedehnte Lähmungen entitehen, meiſtens wird davon das Hinter-
theil betroffen.
Zumeilen werden die Ihiere bei Beginn der Erkrankung oder auch während des
Verlaufes derjelben von einem Hautausſchlag befallen; es fünnen dabei die verjchieden-
artigiten Formen don Cruptionen zur Ausbildung gelangen. Man jpricht dann von
exanthematiſcher Staupe.
Was den Verlauf der Staupe anbelangt, jo ſteht es feit, daß beinahe Die
Hälfte der befallenen Thiere eingehen. Wie bei allen Infectionskrankheiten, beobachtet
man au) bei der Staupe eine große Verſchiedenheit in der Bösartigfeit des Ver—
laufe. Das eine Mal erkranken die Thiere nur ganz leicht und nach ſechs bis
acht Tagen ift der Anfall vorüber, ein anderes Mal tritt die Krankheit mit großer
Heftigfeit auf und decimirt in kurzer Zeit alle Zwinger eines Dijtrictes.
Die Behandlung der Staupe ift in leichten Fällen ebenjo einfach, wie jie in
ſchweren Fällen entiprechend dem außerordentlih unbeitimmten und wmechjelvollen
Krankheitsbilde ſchwierig ift. Iſt ein Hund erkrankt, jo muß er, da die Uebertrag—
barkeit der Krankheit außer allem Zweifel fteht, jofort von anderen Hunden abgejondert
und an einem trodenen, warmen Orte untergebracht werden. (Meberhaupt ift der
Schuß gegen Näſſe und Kälte die Fundamentalforderung für Hundehaltung. und
Behandlung, jowohl in gefunden Tagen, wie ganz bejonders bei Erkrankungen.) —
Beſteht Veritopfung, jo erhält der Patient ein Abführungsmittel (Ricinusöl). Am
beiten reicht man nad) Feititellung der Staupe ſofort ein Brechmittel (1 Gramm Brech—
wurzelpulver jede halbe Stunde, bis Wirkung erfolgt), um den Magen- oder Darm—
canal vom zähen Schleime gründlich zu veinigen. Als Nahrung reicht man Milch,
rohes gehacktes Fleiſch, außerdem ftelle man ein Gefäß mit frischem, reinem Waſſer
hin, damit der Hund zu jeder Zeit feinen Durft ftillen fann. Die etwa beftehende
Augenentzündung wird nach den oben angegebenen Regeln behandelt.
Bei diefer Behandlung tritt im Der Negel nach 24 bis 48 Stunden merfliche
Beljerung ein. Iſt dies nicht der Fall, jo mug man ſich auf einen jchwereren Ver—
lauf dev Krankheit gefaßt machen, und es fünnen nun alle, auf S. 277 angegebenen
Hautfrankheiten. 279
Erſcheinungen zur Entwidelung gelangen. Da es für den Laien außerordentlich
ſchwierig ift, im gegebenen Falle die zutreffende Diagnoje zu ftellen, jo würde ein
weiteres Eingehen auf die bei den einzelnen Affectionen einzujchlagende Therapie von
geringem Nutzen fein; es empfiehlt ich, bei jeder ſchwereren Erkrankung möglichſt bald
jachverjtändige Hülfe in Anspruch zu nehmen. Nicht unterlafjen möchte ih, zu er—
wähnen, daß ich von der zeitigen Anlegung eines Haarfeiles in den lebten Jahren
ganz auffallend günftige Erfolge gejehen habe.
Hautfranfheiten.
In Folge vernachläſſigter Hautpflege, ſchlechter Fütterung, unreinlicher Yageritätte
und durch Anſteckung fünnen beim Hunde verjchiedene Hautkrankheiten entitehen, deren
Unterfcheivung mitunter jelbft dem Fachmanne ſchwer Fällt und oft erſt durch Die
Anwendung des Mikroſkops herbeigeführt werden kann. Nach den Urjachen ihrer
Entſtehung kann man diejelben eintheilen in jolche, welche durch Störung der
Functionen des inneren Organismus hervorgerufen find, umd in ſolche, die durch
Anfiedfung thieriſcher oder pflanzliher Parafiten (Milben und Bilze) auf
oder innerhalb der Haut erzeugt werden. — Dem entſprechend iſt die Behandlung
der verschiedenen Formen der erſten Gruppe zunächft auf die Negulivung des Blut-
umlaufes und der Säftebildung gerichtet, während alle Formen der zweiten Gruppe
eine äußerliche, locale Behandlung erfordern.
A. Hautleiden, welde durh Störung der Junctionen des inneren
Organismus hervorgerufen werden: (Slehten, Ausihlag, Ekzem.)
Die befannte Fettflechte oder „Fetträude“, welche häufig bei älteren, über—
fütterten Exemplaren auftritt, macht ſich in der Regel zunächſt hinten auf dem Kreuze
und am Halfe durch gefträubtes Haar bemerkbar. Auf der etwas gejchwollenen, ſtark
gerötheten Haut bilden fich kleine Bläschen, welche eine gelbliche Flüffigkeit ausſchwitzen,
worauf zunächſt die Haare an den betreffenden Stellen ausfallen und oft auch die
dünne Oberhaut verichwindet, und eine rothe, fahle, fettig glänzende und jehr empfind-
liche Hautftelle Hinterläßt, melde durch das bejtändige Kragen und Benagen des
Hundes oft blutrünftig wird. Dieje Flechte ähnelt mitunter der duch Milben er—
zeugten Räude jehr, wird aber durch Veränderung der Fütterung, Abführmittel und
Bewegung des Hundes meiftens leicht gehoben. — Zu vermeiden find alle fetten
und ſtark gejalzenen oder gewürzten Speifen. Oertlich ind gegen dieſen Hautaus—
ichlag wiederholte Waſchungen mit Schmierjeife und Einreibungen wäſſeriger Löſungen
(1 Proc.) von Greolin oder Carbolſäure oder Berubalfam (1 Thl. zu 20 bis 30 Thin.
Weingeift) zu empfehlen. — Ein altes Yägermittel bejteht im öfteren Einreiben einer
aus zerriebenem Schießpulver und friſchem Schmweinefett hergeitellten fühlenden Salbe,
welche vom Hunde zum Iheil abgeledt wird und dadurch gleichzeitig als abführendes
280 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinswejen.
und bfutreinigendes Mittel wirt. In hartnädigen Fällen empfiehlt Dr. M. Reuter
nach dem Abwaſchen mit warmem Seifenwaſſer folgende Miſchung: „Weiße Zink—
ialbe 408, reines Vaſelin 308, reine Garbolfäure 19; täglich ein- bis zweimal ein-
zureiben.“ |
Die Schuppenflechte zeigt bei gerötheter Haut und gefträubtem Haar des
Rückens ſchuppenförmige Abjhilferungen der Epidermis, unter denen die Haut fi)
verdickt und Auftreibungen und Riſſe bildet. Urſache und Behandlung des Uebels
wie bei dem vorigen. Bei allen auf innerer Säfteftodung beruhenden Hautleiden
iſt Leberthran innerlich zu empfehlen, täglich 1 bis 2 Eßlöffel voll. In hartnädigen
Fällen fieht man oft nach Anwendung des Arſeniks (Sol. arsenicalis Fowleri,
täglih 5 bis 15 Tropfen nad) der Stärke des Hundes) vorzügliche Heilerfolge.
Das Ausfallen der Haare findet namentlich bei langhaarigen Hunden in Folge
ichlehter Pflege, bei Hündinnen oft regelmäßig nad) dem Wochenbette und während des
Säugens ftatt und bedarf in diefen Fällen außer reichlicher Ernährung feiner bejonderen
Behandlung. — Durch anhaltendes Liegen auf hartem Holze und Steinplatten bilden
fih am Ellenbogen, Sprung- und Hüftgelenf haarlofe Stellen und jpäter fahle Haut-
ſchwielen, welche den Hund fehr entitellen und ſchwer zu befeitigen find. Bei gefunden
Hunden veibt man fahle Hautftellen mit Kampferjpiritus, Perubaljam in Spiritus oder
Benzin ein; bei ſchlaffer Haut empfiehlt fich die Einveibung mit adftiingivenden Mitteln,
wie Lohbrühe, Tannin- oder Alaunlöfung. — Hautwarzen können mit einem jeidenen
Faden unterbunden und durch Wegen mit Höllenjtein entfernt werden. Warzen
bildung tritt auch als Krankheitsſymptom mitunter mafjenhaft an den Lippen und
ſelbſt im Inneren des Maules auf. — Urſache ift mangelhafte Blutbildung und An—
häufung fauliger Stoffe im Magen, wie dies ſchon der widrige Geruch des Athems
bezeugt. In der Zeitfchrift „Der Hund“ wurden (Bd. IX, Nr. 37 und Band X,
Nr. 2) zwei gelungene Heilungen der Warzenfrankheit mitgetheilt. Im erften Falle
ward eine Tinctur der Thuja occidentalis mit Nußen angewendet; im anderen Falle
ward ein hochgradig erkrankter Hund dur) Purgiven und ausſchließliche Fütterung
mit jaurer (dicker) Milch und etwas rohem Pferdefleifche innerhalb drei Wochen wieder
hergeſtellt.
B. Hautleiden, welche durch Anſiedlung von Milben Pilzen
hervorgerufen werden.
a) Milbenräude. Die Sarcoptesräude wird durch eine Der Käſemilbe ähn-
liche, faſt mikroſkopiſche Milbe (Sarcoptes squamiferus) hervorgerufen, welche in jelbft=
gegrabenen Gängen der Oberhaut des Hundes lebt und dort ihre Gier ablegt. Durch
den dadurch herporgerufenen Judreiz wird der Yund zu beitändigem Scheuern und
Kragen der ergriffenen Hautſtellen veranlapt, was ihm ein angenehmes Gefühl
zu verurſachen ſcheint. ES zeigen ſich zunächſt rothe Flecken auf der Haut, jpäter
fleine Bläschen, die etwas Feuchtigkeit abfondern, die Haut bildet an den zerkraßten
Acarusräude. 281
Stellen Schorfe, verliert das Haar, der Hund verbreitet einen widrigen Geruch, wird
immer magerer und geht, ſich ſelbſt überlaffen, an Entkräftung zu Grunde. Dieje
Räude entfteht nur durch Uebertragung von einem räudigen Hund auf einen
anderen. Die Heilung fann nur durch Tödtung der Milben erreicht werden und durch
Beeitigung aller Gegenftände, durch welche eine neue Einführung von Milben herbei-
geführt werden fünnte. Sobald die Krankheit richtig erkannt ift, wäſcht man den
Hund mit warmem Ceifenwafjer ab, und reibt alle räudigen Stellen mit einer
Löſung von Perubalfam in Spiritus (1 Thl. Berubalfam auf 10 Thle. Spiritus)
tüchtig ein. Am anderen Tage badet man den Hund in einer Löſung von Greolin
oder Lyſol (1 Thl. auf 100 Thle. Waller). Nach dem Bade erfolgt eine neue Ein-
veibung mit Perubalfam. Bei diefer Behandlung erzielt man in fürzefter Zeit Heilung.
Um neue Anftefung zu vermeiden, müffen alle vom räudigen Hunde benußten Gegen-
fände, namentlich die Zagerftätten, gründlic) durch eine zehnprocentige Creolinlöjung
desinficirt werden; die alte Streu muß verbrannt umd das Lager auf einen anderen
Platz verlegt werden. — Unterftüßt wird die örtliche Behandlung durch abführende
Mittel, regelmäßige Diät, viel Bewegung im Freien.
b) Die Acarusräude führt ihren Namen von der betreffenden Milbe (Acarus
follicularum oder Haarbalgmilbe). Sie wird ebenfalls durch Anftekung von einem
damit behafteten Hunde übertragen, wobei die Milbe an irgend einer Hautftelle im die
Deffnung eines Haarbalges oder einer Talgdrüſe kriecht und dort fi) vermehrt. Die
Acarusräude ift bei Weitem bösartiger und ſchwieriger zu behandeln als
die vorige, da die Milbe wegen ihres verftecten tieferen Aufenthaltes ſchwer zu ver-
tilgen ift. Die Acarusräude tritt meiftens zuerft in der Umgegend der Augen, im Ge—
fit, unter dem Halfe, am Unierleibe und der Innenjeite der Läufe auf und verbreitet
fi) von da über den ganzen Körper. Zuerſt zeigen ſich die räudigen Stellen als rothe
Flecken, die fid) ausbreiten, dann entftehen Eiterbläschen, deren Inhalt oft eine Milbe
birgt, dann folgt Schorfbildung und Ausfallen der Haare. Das Mebel jcheint den
Hund anfangs wenig zu beläftigen, doch verurjacht das Kragen der räudigen Stellen
ihm augenscheinlich fein Wohlbehagen, wie bei der Sarcoptesräude. — Bei zunehmen-
der Ausbreitung magert der Hund raſch ab und geht an Entkräftung zu Grunde.
Die Acarusräude ift wohl nur in der erſten Zeit ihres Auftretens heilbar, da die
Milben in ihren verftedten Gängen ſchwer auszurotten find und immer toieder von
Neuem erſcheinen. — Zur Vertilgung der Milbe dienen diejelben Mittel, wie bei der
Sarcoptesräude, doch müſſen ſie Fräftiger und dünnflüffiger angewendet und lange
fortgefeßt werden. — In England ift die Acarusräude erſt jeit einigen Jahren auf-
getreten und unter dem Namen „follieular mange“ befannt geworden. Pr. Hunting
bemerkt in feiner „treatise of mange*, „daß die Acarusmilbe in ihren tiefen Ver—
fteefen durch die üblichen Räudemittel nicht erreicht werden fünne; allein nach vorher-
gehender Erweichung der Hautoberfläche mittelft einer Bottajchelöjung und Darauf
folgender Einreibung einer Löfung von Greofot in reinem Olivenöl wurde die be
treffende Milbe doch vernichtet”.
282 Fünfter Theil. Züchtung und Vereinswejen.
Außer der Sarcoptes- und der bösartigen Acarusräude fommen noc einige
andere, allerdings weit jeltener auftretende Formen der Milbenräude vor. Von diejen
wird eine durch Milben im Gehörgang des Hundes hervorgebracht, während eine
andere Milbe gejellihaftlih in der Umgebung des äußeren Ohres lebt und eine dritte
(Dermatodectes) auf der Oberfläche der Haut in den Haaren wohnt. Dieje drei Milben-
formen werden durch eine Löſung von Schwefelleber oder zmweiprocentige Garboljäure
meilt bald bejeitigt.
Den Abſchluß dieſer Gruppe von parafitiichen Hautleiden bilden diejenigen
Formen, welche nicht durch Milben, jondern durch niedrige pflanzliche Organismen
oder Pilze hervorgerufen werden, die in den Hornjhichten der Oberhaut muchern.
Sie ftellen ſich vorzugsweile bei jchlecht gepflegten, in unreinen feuchten Ställen ge-
haltenen Hunden ein und bilden dann bald einen Anjtekungsftoff, der ſowohl auf
andere Hunde und Hausthiere, als auch auf Menjchen übertragen werden faın. Zum
Unterſchied von den eigentlichen Räudeformen werden fie meiltens als „Flechten“ be—
zeichnet. Die trodene rothe Flechte zeigt fih als Kleine und größere Mafje other,
dicht zufammengedrängter Flecken, welche am Bauche und der Innenjeite der Schentel
am auffälligiten find und ein fortwährendes Juden hervorrufen, während andere
Krankheitsericheinungen ganz fehlen. Die najje oder freſſende Flechte ift charakterifirt
durch Kleine Bläschen, welche eine gelbe, übelviechende Feuchtigkeit abjondern; die Kleien—
flechte tritt meift am Kopf und der Oberjeite des Körpers auf und giebt den er-
griffenen Stellen das Ausjehen, als wenn fie mit Mehlftaub oder Kleie bejtreut
wären. Die Behandlung diefer und verwandter Flechtenformen ift im Allgemeinen
dieſelbe. Wenn Köthe und Hitze vorhanden ift, jo jucht man dieje durch Um—
ihläge von Bleiwaſſer zu bejeitigen. Vor dem Auftragen der eigentlichen pilz—
tödtenden Mittel wäſcht man die franfen Stellen mit laumarmem Seifenwafjer
gründlich; als pilztödtende Mittel haben ſich Creolin, Lyſol, Carbol, Perubalſam
am beiten bewährt.
Am Allgemeinen wird die Uebertragung aller Hautleiden des Hundes durd)
jorgfältige Hautpflege, äußerſte Neinlichfeit der Zmwingerräume und öftere Erneuerung
der Lagerftreu am beiten verhindert. — Die meiften englischen Kennels für Fuchshunde
und Harriers find Mufterantalten in dieſer Hinlicht zu nennen. — Als Vorbeugungs-
mittel gegen Uebertragung von Hautkrankheiten und Ueberhandnahme allen Ungeziefers
pflegt man in vielen Kennels ſämmtliche Hunde im Laufe jeden Sommers zweimal
mit dem alten, ſchon zu Beckford's Zeiten üblichen Präſervativ einzureiben, melches
aus braunem Leberthran, Schwefelpulver und etwas Terpentinöl beſteht. Diejes ein-
fache Mittel übt faft bei allen Hautkrankheiten eine vortreffliche Wirkung, welche beim
Auftreten von Milbenräude noch durch eine kleine Doſis Creoſot verjtärft werden kann.
Wie bei allen Einreibungen mit öligen Subftanzen, find die Hunde auch hier leicht einer
Erkältung ausgejegt, man nimmt die Kur daher nur an warmen, trodenen Tagen bor
und geltattet den Hunden ausreichende Bewegung. Im Winter müffen derartige Ein-
reibungen ftet3s in erwärmten Räumen ftattfinden. Man läßt das Mittel auf den
Eingeweidewürmer. — Drefjur. | 283
Hunden trodnen und wäſcht fie erſt am dritten Tage mit lauwarmem Waller und milder
Seife, reibt fie dann mit Stroh oder trodenen Tüchern ab und giebt frijche Streu.
Eingeweidewürmer. Mar unterjcheidet nad) ihrer Form: „Rund-, Band—
und Blafenwürmer“, deren Anweſenheit ſich durch Kollern im Leibe des Hundes, ſchlechte
Verdauung, „Schlittenfahren“ und durch den Abgang einzelner Bandwurmglieder bald
verräth. Auf den Menschen übertragbar ijt der jeltene, Kleine dreigliedrige Blaſenwurm
(Taenia echinococeus), welcher fi im Magen des Menſchen zu den gefährlichen
Echinococcen ausbildet. Man laſſe daher niemals Speijeteller von Hunden ableden.
Zum Abtreiben des Bandwurmes dient die Farrnwurzel (Filis mas) und das Kufjo;
in neuerer Zeit jedoch die frisch gemahlene Arekanuß mit Butter zu einer Pille ges
formt oder im Milch gereicht. Nach der Größe des Hundes wechſelt die Doſis von
2 bis 108. Der Hund wird Abends nicht gefüttert und erhält am nächſten Morgen
nüchtern das Wurmmittel, worauf er jofort in einen bejonderen Raum eingejperrt
wird. Die abgetriebenen Wurmglieder müfjen genau unterjucht werden, ijt der kleine
Kopf des Bandwurmes figen geblieben, jo wachjen neue Glieder nad. Und da das
Mittel nicht zugleih die Eier des Bandwurmes tödtet, jo läßt man dem Yunde
zwei Stunden nad) dem Abtreiben einen Löffel Ricinusöl veihen und alle Aus—
feerungen jorgfältig vergraben. Bei ganz jungen Hunden erregen die Spulwürmer
duch ihre Einwanderung in den Magen oft Erbrechen und jelbft Erampfhafte Zu-
fälle, namentlich beim Saufen falten Waſſers. Hier Hilft dag Santonin, 4g für
einen mittelgroßen Hund, mweldes, in ſüßer Milch gereicht oder mit Streuzuder ver—
mischt, Hinten auf die Zungenmwurzel des Hundes geftrichen wird. Die Eleinen
Springmürmer junger Hündchen werden durch ein Eſſigklyſtier leicht vertrieben.
Zahnleiden. Wenn ein Hund plößlih aufhört zu freſſen, namentlich hartes
Futter verweigert und fich fill zurüdzieht, jo unterfuche man zunächſt die Mundhöhle des
Patienten. Häufig find Iodere oder cariöfe Zähne die Urfache des auffälligen Benehmens.
V. Abrichkung der Hunde für ihre Beſtimmung.
Drejjur de3 Vorſtehhundes.
Das große Intereffe, welches unſere Jägerwelt in neuerer Zeit der Veredlung
der einheimifchen Vorftehhunde entgegenbringt und die Einführung der Prüfungs- und
Gebrauchsſuchen hat bereits zur Folge gehabt, daß die früheren, oft recht unverſtändig,
felbft graufam durchgeführten Abrichtungsmethoden jo ziemlich verſchwunden ind.
36
284 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsweſen.
Mir finden gegenwärtig beveit3 viele Forjtbeamte ) und Jagdaufſeher, welche Die
Dreſſur der Vorftehhunde in durchaus rationeller Weife und mit beftem Erfolge be-
treiben. — Wer jedoch in geeigneten Verhältniffen auf dem Lande oder doch in der
Nähe des Jagdrevieres wohnt und Zeit und Gejchie für die Abrichtung jeiner jelbit-
gezüchteten Vorftehhunde Hat, der übernehme dieje intereifante Aufgabe jelbit. Man
wird das Ziel nicht allein fchneller und vollfommener erreichen, da man mit den
Eigenthümlichkeiten jeiner Hunde beijer vertraut it, jondern das Jagdvergnügen jelbit
wird auch durch die Verwendung jelbftdreflirter Hunde ganz außerordentlich gejteigert
und gewiljfermaßen in ein höheres Stadium gerüdt! — Hier gilt allerdings zunächſt
das Sprüchwort: „Ein guter Jäger macht einen guten Hund und — umgekehrt!” —
Die nachftehenden Mitteilungen machen feinen Anſpruch auf erſchöpfende Vollftändigteit ;
ſie ſollen nur dazu dienen, ein möglichſt zwedmäßiges und folgerichtiges Verfahren bei
der Abrihtung des Vorſtehhundes anzudeuten.
Erite Drejiurperiode (Die Borjdule.)
Die zu Anfang des Frühjahrs, gegen Ende März oder im April zur Welt
gefommenen jungen Welpen haben den Vorzug, daß ſie in Folge der ftetig zu—
nehmenden Sommerwärme weit bequemer aufzuziehen find und früher im Freien
bewegt werden können, als die Herbſtwürfe. Im Allgemeinen leiden erſtere auch
weniger durch die Staupe und zeigen oft jchon in den eriten Monaten ihres Lebens
eine merkwürdige Intelligenz und manche vererbte Gewohnheiten, wie 3. B. das Vor-
jtehen, Neipectiven und Neigung zum Apportiven. — Ohne Frage entwidelt der junge
Hund ſich geiftig um jo Früher, je mehr man ſich mit ihm bejchäftigt, doc beginnt
das eigentliche Verjtandesleben beim Hunde erſt mit dem fünften Monat und bis
dahin follte man fie begnügen, den jungen Hund Hauptjählich vom Angewöhnen
jeder Unart abzuhalten und ihm etwas Appell beizubringen.
Wiewohl nun der junge Hund mit der Zeit auch ohne bejondere Nachhülfe eine
ziemlich bedeutende Zahl von Wörtern verjtehen lernt, jo it e& bei der Drefjur doch
nöthig, für die zu erlernenden DVerrichtungen des Hundes bejondere Ausdrücke zu
gebrauchen, diejelben immer laut und bejtimmt wie ein Commando auszuſprechen und
ſie niemals durch andere Wörter zu erſetzen. Die Zahl dieſer Wörter und Anrufe
muß eine möglichſt beſchränkte ſein. Mit Ausſchluß des Apportirens und ander—
weitiger ſpäter zu erlernender Verrichtungen genügen für die Vorſchule die weiter
unten angeführten fünf Commandos nebſt einigen tadelnden oder ermunternden Zu—
ſprüchen. — Bei der praktiſchen Ausübung der Jagd jucht. man ſpäter die lauten,
das Wild beunruhigenden Ausrufe möglichſt zu vermeiden und durch beitimmte Winte
und Armbewegungen zu exjegen. Es empfiehlt ſich daher, ſchon in der. Borjchule die
lange unentbehrlichen lauten Zurufe jedesmal mit einer entjprecyenden Hand- oder
1) In der nahe iſ namentlich der königl. Förſter Markuſch zu Straberg bei Nieven—
heim durch die gute Dreſſur und Reinzüchtung deutſcher Vorſtehhunde ſeit längeren Jahren renommirt.
Vorſchule. 285
Armbewegung zu begleiten, wodurch der Hund überdem auch das Wort raſcher ver—
ſtehen lernt. In dem nachſtehenden Verzeichniß der Commandos und ihrer Erſatz-
mittel find die zu betonenden Silben der Anrufe groß gedrudt.
1. Der Hund foll fi) vorwärts bewegen: „Woran!“ (engl. Hie on! franz.
avance!) mit einer in der gewünfchten Richtung hinaus wintenden Bes
wegung des rechten Armes.
2. Der Hund joll heranfommen: „Hieran!“ (here! ici!) mit einer abwärts,
nach den Füßen des Jägers gerichteten Handbewegung.
Um die vom Hunde eingefhlagene Richtung zu ändern: „Herum!“ mit
einer entiprechenden Armbewegung nach rechts oder links.
4. Der Hund Soll fich plößlich niederlegen: „Nieder!“ (down! couche!) mit
erhobener Stimme, gleichzeitig erhebt man die rechte Hand mit halb auf-
geretem Arm über den Kopf, da diefe Bewegung in weiter Entfernung
am auffälligiten it.
5. Der Hund foll Hinter oder neben dem „Jäger gehen: Man ruft ihn zu=
nächſt durch „Hieran!“ zu ſich und ruft dann „Zurück!“ (heel!
derriere!) mit gleichzeitiger entjprechender Armbemwegung nad links und
Hinten.
Außer diefen fünf Befehlen oder Commandos, welche die Grundlage aller
Dreſſur bilden, lernt. der Schüler im Laufe der Praris noch als verweilende over
ermunternde Anrufe die herkömmlichen, gut jägeriſchen Ausprüde: „Wahr dich!”
(warnend, langgezogen, — namentlich beim jpäteren VBorftehen, Nachziehen und Reſpec—
tiven) und das ſcharf auszufprehende „Schona!“ als Verweis, namentlich beim ſcharfen
Zugreifen des Hundes. Sp auch das verweifende „Foy! joy!” (pfui) mit dem Zus
jab des DVergehens z. DB. foy laut! beim unzeitigen Halsgeben oder Lautwerden des
Hundes, pfui Haas! und pfui Vogel! beim Aufjagen emes Hafen oder Vogels. Als
Ermunterung zum Angreifen eines Gegenjtandes oder zum Fallen: Faß! Hu! faß!
und „Apporte“ oder „Bring's“; ferner „Sit“! wenn er mit dem zu apportirenden
Gegenjtand herangefommen it; „Mus! aus!“ zum Auslaſſen deſſelben. Zur Be—
lobung: „Sp recht, mein Hund! jo recht!“
Sobald der junge Hund leinenführig gemacht, ſo daß er in gleihem Tempo
und ohne zu zerren jeinen Herrn an der Leine ruhig an der linfen Seite begleitet, jo
fann man ihn auf dem täglichen Spaziergange die bereits erwähnten Zurufe: „Voran!
herum! hieran! zurüd! und halt!“ nach und nach fennen und befolgen lehren. Das
Niederlegen auf den Zuruf: „Nieder!“ (oder down!) lernt der junge Hund am beiten
bei der Fütterung im Zwinger, in den man ihn nach der Rückkehr vom Musgange an dei
Leine zu dem Fütterungsgefäße Führt und ihm furz vor demfelben zunächſt „Halt!“ zu:
ruft. Hat der Hund eine Weile ruhig geftanden, jo ruft man ihn zu: „Nieder!“ ımd
drückt ihn zugleich leicht auf die Schulterblätter, bis er Jich legt und den Kopf an den
Boden zwilchen die ausgeſtreckten Vorderfüße legt. Nach einer Weile giebt man durch den
Ausruf: „Faß!“ den Hunde das Zeichen, jein Futter zu verzehren. Das Niederlegen
00
286 Fünfter Theil. Zühtung und Bereinswejen.
muß dann bei den nächſten Yütterungen immer wiederholt werden; man läßt den
Hund auch mitunter während des Freſſens nochmals zurüdtreten und das „Nieder“
ausführen. Auch an den Knall des Flintenſchuſſes gewöhnt der junge Hund fi)
leicht während der Fütterung. Man feuert anfänglid nur ſchwache Piſtolenſchüſſe in
einiger Entfernung ab und läßt die jungen Hunde fi ſpäter auf den Zuruf: „Nieder!“
(down charge!) jedesmal niederlegen. Die ausgejprocdhenen Commandos müſſen
immer mit der entiprechenden Arm- und Handbewegung verbunden werden, da der
Hund bei der Suche im Freien vorzugsmeife durch letztere dirigirt wird. Mit der
Erlernung des Apportirens ijt der junge Hund in diejer erſten Periode ganz zu
verichonen, dagegen empfiehlt es fich, ihn nah Schluß der Jagdzeit bei gutem Wetter
an einer nur 3 bis 4 Meter langen Leine- öfter ins Feld zu führen, um hier ſowohl
die bereit3 erlernten VBerrichtungen zu wiederholen, wie auch die Xeidenjhaft des
Hajenjagens gar nit in ihm auffommen zu laſſen. — Der Hund muß dahin.
gebracht werden, daß er fi beim Aufitehen eines von ihm gefundenen Huhnes oder
eines herausgeftogenen Hafen auch ohne Zuruf fofort niederlegt. Im Niederlegen
und im Sharfen Appell beruht überhaupt die Bafis einer rationellen Abrichtungs-
methode, und ehe der junge Hund Hierin nicht durchaus zuverläffig geworden, jollte
man nicht den Verſuch machen, ihn ohne Leine frei ſuchen zu laſſen. In diejer erſten
Drejjurperiode ift der junge Hund daran zu gewöhnen, daß er beitändig auf feinen
Herin achtet und ihn niemals ganz aus dem Geficht verliert. Man erreicht Dies
(eiht, wenn man fich in entgegengejeßter Richtung entfernt, ſobald der Hund feinen
Führer nicht mehr beachtet. Später verjtedt man fich auch, wodurch der Hund ſchon
früh gewöhnt wird, die Naſe zu gebrauchen. Der Hund wird dann bei der Drefjur im
freien Felde feinen Führer im Auge behalten und feinem Winke folgen, ohne jedesmal
angerufen zu werden. Da der junge Hund felten aus Widerjehlichkeit, ſondern faft
immer durch Mißverſtändniß oder Fafelei fündigt, jo züchtige man ihn jo jelten wie
möglich und nur dann, wenn er etwas unterlajjen hat — niemals, wenn er
etwas thun joll!
Zweite Dreffurperiode. (Die Arbeit im freien Felde ohne Flinte,
Upportiren, Berbellen u. ſ. mw.)
St der junge Hund gegen Ausgang des exjten Winters im Niederlegen und
Appell zuverläſſig und möglichſt haſenrein geworden, jo fann derjelbe bald im Freien
ohne Leine an das Wild gebracht werden,.denn man hat ihn nun volljtändig in der
Gewalt, und die früher übliche, höchſt Läftige und in ihren Erfolgen niemals be-
friedigende Arbeit an der „langen Leine” ift jet völlig überflüſſig. Es genügt,
den Hund mit der bereits in der Vorſchule allein angewandten furzen Handleine von
3 bis 4 Meter Länge zu verfehen, deren Hinteres, mit einer Schlinge verjehenes Ende
während der Suche auf dem Boden nachjchleift und nur im Nothfall vom Führer des
Hundes aufgenommen oder durch Eintreiben des Gehftodes in den Boden befeſtigt wird.
Suche und Vorſtehen. 287
Eine günſtige Gelegenheit für die nunmehr im Freien fortzuſetzende Abrichtung
des jungen Hundes bietet die ſchon im März und April ſtattfindende PBaarungszeit
der Feldhühmer. Die Hühner. halten in dieſer Zeit, jobald die junge Saat nur
einige Deckung gewährt, den Hund wieder aus, liegen jogar außerordentlich feſt und
ftreichen in der Regel nicht weit. Und da zu diefer Jahreszeit fein Abſchuß derjelben
ftattfindet, fo kann man bei diefer „Suche nah Paarhühnern“ alle Aufmerkſamkeit
auf die Arbeit des Hundes werfen, bei welcher wir die eigentliche Sude, das An—
ziehen und Vorſtehen, das Nachziehen und Vorgreifen und das Reſpectiren
und Mitſtehen beim Vorſtehen anderer Hunde unterſcheiden müſſen.
Die Suche. Zunächſt bemüht man ſich, dem Hunde von vornherein eine raſche
und doch vorſichtige regelrechte, Zickzack-Suche“ anzugewöhnen. Man ſchickt den Hund
gegen den Wind ins Feld, wenn er ſich 25 bis 30 Schritte entfernt hat, wird er
„herum!“ gerufen und man läßt ihn nad) rechts im Seitenwinde faſt im rechten
Winkel zur Windrichtung bis auf 30 bis 40 Schritte weiter ſuchen, worauf er abermals
„herum!“ gerufen wird und nad) der entgegengejeßten Seite in etwas ſchräg nach vorn
gehender Richtung weiter juhen muß. Da der Yund diefe Wendungen bereit3 in der
Vorſchule an der Leine erlernt hat, jo hat die Ausführung derjelben ohne Leine feine
Schwierigkeit, und der Hund ſucht in der angegebenen Weife in kurzer Entfernung vor
jeinem Heren daS gegebene Terrain ab. Nach einigen Tagen unterdrüdt man die
lauten Befehle immer mehr und beichränft fih darauf, den Hund lediglich durch die
entiprechenden Bewegungen des rechten Armes zu dirigiren, nachdem man den Hund
zuvor dureh einen kurzen Pfiff aufmerffam gemacht hat). Später kann man auch in
diefer Weiſe mit zwei Hunden zu gleicher Zeit juchen, wobei jeder Hund die Bahn des
anderen in der Mitte kreuzt. Gin etwas langjamer und phlegmatijcher Hund ann in
feiner Suche außerordentlich gebeijert werden, wenn man ihn frühzeitig in Geſellſchaft
eines zuverläffigen, raſchen Pointers oder Eetter3 ſuchen läßt. — Bei den Frühjahrs⸗
ſuchen, wo das Schießen und Apportiren ganz fortfällt, iſt es ſehr unterhaltend, zwei
junge Hunde gleichzeitig zu führen, da fie ſchon aus Eiferfucht mit größerem Eifer und
fteter Aufmerffamteit arbeiten. Dieſe Methode der Suche ift allerdings nicht überall
anzumenden, fie eignet fi) vorzugsmeife nur für weite, offene Sluren, Wieſen und
Haiden und muß im coupirten Terrain vielfach abgeändert werden; allein fie bildet
immer eine vortreffliche Grundlage für die Suche eines jungen Hundes.
Anziehen und VBorftehen. Der Hund wird anfänglid) möglichſt kurz ge—
halten, damit man, jobald er zum exften Male findet, fich ihm raſch nähern und für
alle Fälle die am Boden nachjchleifende Leine aufgreifen kann. Wiewohl den Hunden
reiner Raſſe das vorfihtige Anziehen und Vorftehen des aufgefundenen Mildes an-
geboren ift, jo ift diefe Anlage doc) jelten jo vollkommen vererbt, daß der Hund nicht
anfänglich irgend welche Ungeſchicklichkeit oder Mangel an Borficht zeigen jollte, wo—
duch das Wild zum vorzeitigen Aufſtehen veranlapt wird. In dieſem Falle ruft
1) Vergl. „Erjte Drefjurperiode, Schluß".
288 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsmwejen.
man fofort das „Nieder!“ (down!), verweilt den Hund nachdrücklich und läßt ihn
eine Zeit lang unbeweglid am Boden kuſchen. — Iſt es gelungen, die Leine nod)
rechtzeitig zu erfaſſen, ſo ſucht man den unficher vorjtehenden Hund durch den leijen
Zuſpruch: „Voran! und wahr dich!“ näher an die Hühner zu bringen. ‚Steht er
zuletzt unbeweglich feſt vor, jo ftefe man den Stod durch die Endſchleife der Leine
und drücde ihn feit in den Boden. Dann gehe man an dem Hunde vorbei, auf
die Stelle zu, wo die Hühner liegen und rufe dem Hunde im Moment des Auf—
fliegens der Hühner laut das „Nieder!“ zu, indem man jich fofort mit erhobener
Hand gegen den Hund wendet und einen blinden Schuß abfeuert. Noch ficherer ift
e3, einen Gehülfen zur Hand zu haben, welcher die Hühner herausjagt, während
man ſich allein mit dem Hunde bejhäftig. — Immerhin erfordert es einige
Zeit, bis der junge Hund durch Erfahrung die Entfernung der fich drüdenden Hühner
richtig Ihägen lernt und den pafjenden Augenblick für das unbewegliche Vorftehen zu
finden weiß.
Nahziehen und VBorgreifen. An windigen Tagen halten die Hühner (im
Frühjahre weniger als im Herbit) den anziehenden Hund oft nicht lange aus, jondern
laufen in den Furchen unabläflig weiter, während der Hund langjam dem Geläufe
folgt. Wenn ſich dies zum zweiten Male wiederholt, jo dulde man nicht, daß der
Hund den Hühnern auf dein Geläufe noch weiter nachzieht, ſondern nehme ihn jofort
an die furze Leine und ziehe mit ihm ſeitwärts aus dem betreffenden Grünftüd. Dann
juche man den laufenden Hühnern im weiten Bogen vorzufommen, worauf man nad)
150 bis 200 Schritten mit dem Hunde wieder in das betreffende Grünſtück einbiegt,
und jucht nun hier den Hühnern entgegen. Durch öftere Wiederholung diejes Ver—
fahrens kommen manche Hunde auf den angeborenen Naturtrieb des Kreiſens oder
Borgreifens zurüd, welcher bei Braden oft beobachtet werden fan, bei unjeren
Vorſtehhunden aber in Folge der ftrengen Drefjur ziemlich jelten zum Druchbruch
fommt.
Das Nejpectiren und Mitftehen. Wenn zwei Hunde zujammen juchen
und der eine findet Wild und jteht feſt vor oder zieht an, jo pflegt der juchende
Hund mitunter aus Giferfucht oder Unmifjenheit hexbeizueilen und dadurch das Wild
zu verjagen. Deshalb läßt man den jungen Hund mit einem alten Hunde juchen,
hält eriteren etwas furz und läßt ihn, jobald der alte Hund vorfteht, durch Erheben
der Hand oder Zuruf: „Nieder!” ſich ie, niederlegen. — Die jungen Hunde
begreifen dies in der Regel jehr bald und legen fich Später ohne al nieder oder
jtehen ebenfalls vor !).
1) In der Praxis ereignen ſich bei der Suche mit zwei Hunden gar häufig unerwartete
Störungen. Wenn 3. DB. der eine Hund feit vorjteht und der andere dies reſpectirt, jo fommt es
nicht jelten vor, daß die Hühner von dem erſten Hunde fi) laufend raſch entfernen, worauf
legterer nachzieht. Dadurch fommt der rejpectirende Hund meistens in eine alberne Situation
und madht aus Unjclüffigkeit zulegt irgend eine Dummheit. — Nach meiner Anficht gehört zur
Suche mit zwei Hunden auch immer ein die Hunde beauffihtigender und führender Yagdgehülfe.
Apportiren. 3 289
Dritte Dreffurperiode (Apportiren und Berlorenjuden.)
Gegen Anfang Mai vermeidet man es, die Paarhühner weiter mit dem Vorfteh-
hunde zu beuntuhigen. Damit ift die zweite, nur wenige Wochen andauernde Drefjur-
periode abgejchloffen, und e3 beginnt nun für den Vorftehhund eine mehrere Monate,
bis zur Eröffnung der Niederjagd im Auguſt oder September währende „todte Saijon“,
welche man am beiten damit ausfüllt, dem jungen Zögling das Apportiren und ver-
ichiedene andere Nebenzmweige feines Berufes beizubringen, vorausgeſetzt, daß derjelbe
die leidige Staupe, welche ſich meift zu dieſer Jahreszeit einzuftellen pflegt, bereits
glüdlich überjtanden hat.
Im Apportiren Hat der junge Hund in der Negel ſchon im erſten Lebens—
jahre einige Vorftudien im Aufgreifen und Tragen von allerlei Gegenftänden gemacht,
ohne befonders dazu angehalten zu fein. Manche Hunde fchleppen ſchon im Alter
von einigen Monaten mit Vergnügen ſchwerere Gegenftände umher, diefe Paſſion ver-
liert ſich indeß ſpäter und fie bezeigen dann gar feine Luft dazu. — Die Sache muß
daher ernftlich angefaßt werden, und man nimmt nun den Hund kurz vor dem üblichen
Ausgange an die kurze Leine, läßt ihn ſitzen, drüdt mit der linken Hand von oben
über den Fang, bis der Hund durch) den Drud auf die Lefzen veranlakt wird, das
Maul zu Öffnen. Dann ſchiebt man den bereits vorgehaltenen Apportivbod mit dem
Zuruf: „Haß!“ dem Hunde in den Fang, legt die linfe Hand unter den Unterkiefer
des Hundes, um das Herabfallen des Bockes zu verhindern, jpricht dann langgedehnt:
„Halt!“ mobei man den Hund feft anzieht und ihn mit dem Zeigefinger der Rechten
drohend warnt, den Apporticbod nicht fallen zu laffen. Hat er zum erſten Male nur
einige Augenblide gehalten, jo genügt dies vollfommen, man nimmt ihm den Bod
unter dem Zurufe: „Aus!“ ab, giebt ihm Liebfojend Necht und führt ihn ins Freie. —
Die Lection wird täglich wiederholt und das Halten und Tragen des mit weicher
Leinwand ummidelten Apportirbodes auch mährend des Spazierganges mit dem an-
geleinten Hunde eine Zeit lang vorgenommen. Dann läßt man ihn vor dem am
Boden liegenden Bod fi auf den Zuruf: „Toho!“ (down!) niederlegen und auf das
Wort: „Faß!“ denfelben ergreifen und auf „Hie'ran!“ (apporte!) und „Si!“ den=
jelben feinem Herrn bringen, welcher ihm den Bod unter dem Zuruf: „Aus!“ und „So
recht, mein Hund!“ abnimmt. — Das Fortwerfen des Bodes und Nachhegen des Hundes
ift eine überflüffige Spielerei, die den Hund leicht zu Unarten und Ungehorfam veran-
laßt. Später benugt man jtatt des hölzernen Bockes einen ausgeltopften Haſenbalg.
Zeigt der Hund Neigung, denjelben hart zu drüden und zu rupfen, jo evjegt man
die innere Füllung des Hajenbalges durch eine Röhre von ftarfem Eiſenblech. Während
der Uebungen hüte man ſich, bei Ungejchiklichfeit des Hundes fi) irgendwie aufzu-
vegen oder gar, wie dies nur zu häufig gefchieht, den Hund mit dem Apportirbode
zu drohen oder zu ſchlagen. Hierdurch entfteht im Hunde eine ſchwer zu überwindende
Abneigung gegen das Inſtrument und das Apportiven überhaupt. — Meiftens ver-
37
290 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinswejen
fteht der Hund nicht recht, was man von ihm verlangt und wird dann durch
Drohungen und Schläge völlig confus. — Zeigt er wirklich Eigenfinn und Unluft gegen
die Sache, jo ift es weit beijer, ihn, ohne ein Wort dabei zu ſprechen, an der Leine
auf den Hof zu führen und ihn hier vor einer Wand furz anzuleinen. Man ent-
fernt fih dann ſchweigend, ohne den Hund weiter anzufehen und kehrt erſt nach etwa
einer viertel oder halben Stunde zurüd, um dem Hunde den Bock zum Ergreifen
vorzuhalten. In der Regel faßt er dann fofort zu, wenn nicht, jo entfernt man
fih abermals auf eine längere Zeit; einige Yunde erfordern falt einen ganzen Tag
bei Hunger und Durſt, bis fie endlich nachgeben und dann das Apportiren mit
einer wahren Leidenjchaft betreiben.
Manche Jagdfreunde fordern ihre Hunde im Jagdeifer oft unbeſonnener Weiſe
zum Apportiren von heruntergeſchoſſenen Raubvögeln und Fiſchreihern auf, wodurch
der Hund dann in Gefahr gebracht werden kann, durch die mächtigen Griffe eines
Hühnerhabichts oder den ſpitzen Schnabel des Reihers blind geſchlagen zu werden.
Ebenſo thöricht iſt es, bei Eisgang in einem größeren Fluſſe die Geſundheit und
ſelbſt das Leben eines werthvollen Raſſehundes aufs Spiel zu ſetzen, indem man ihn
zum Apportiren einer heruntergeſchoſſenen mageren Wildente auffordert, welche im
günſtigſten Falle ein Werthobject von zwei Mark repräſentirt.
Verlorenſuchen. Mit dem Apportiren unzertrennlich verbunden und meiſtens
dieſem vorhergehend iſt das „Verlorenſuchen“, welches ſich von der gewöhnlichen
Suche dadurch unterſcheidet, daß der Hund das erlegte oder verwundete Wild meiſt
auf einem ziemlich eng begrenzten Raume aufzuſuchen hat, oft aber auch demſelben
weite Strecken auf der Fährte folgen oder es durch Kreiſen auffinden muß. Hunde,
welche, wie der Pointer, die Naſe ſelten zur Erde bringen und immer im Hochwinde
ſuchen, eignen ſich in der Regel ſchlecht für dieſen Zweck. Man läßt den Hund zu—
nächſt im geſchloſſenen Raume ein verſtecktes hartes Stück Brot, welches man ihm
zuvor gezeigt hat, unter dem Zuſpruch: „Such verloren!“ aufſuchen und apportiren
und wiederholt dies ſpäter mit anderen Gegenſtänden im Freien, indem man dem
Hunde die betreffende Stelle andeutet und ſelbſt in dem Gebüſch oder Graſe ſuchend
hin und her geht. Auch empfiehlt es ſich, an irgend einer Stelle im Walde oder am
Wege einen Handſchuh oder dergleichen fallen zu laſſen und den Hund auf immer
weiteren Strecken auf dem Wege zurückzuſchicken und das Vermißte holen zu laſſen. Es
giebt Förſterhunde, die hierin Erſtaunliches leiſten. Hieran reiht ſich die Schweiß—
ſuche, nach einem verwundeten Stück Roth-, Schwarz- oder Rehwild, wobei zur
Vorübung eine Schleppe aus einigen zuſammengebundenen und mit friſchem Schweiß
angefeuchteten Wildläufen dienen kann. Die deutſchen Vorſtehhunde lernen auch ver—
hältnißmäßig leicht, der Fährte am Riemen wie ein Schweißhund mit der Naſe am
Boden zu folgen, wer indeß einen ſo bedeutenden Abſchuß an Roth- und Schwarzwild
hat, der thut beſſer, einen Schweißhund reiner Raſſe für dieſen Zweck zu wählen.
Die eigentliche Suche eines guten Vorſtehhundes iſt doch die mit hoher Naſe, und
wenn der deutſche Hund in Nothfällen auch ſofort bereit iſt, die Fährte am Boden
291
Verbellen. — Das erſte Feld.
aufzusuchen, jo fann man legteres doch nicht wohl zur Hauptjache machen, ohne der
ſonſtigen Brauchbarfeit des Hundes ala Vorftehhund mehr oder weniger zu jchaden. Ich
habe gefunden, daß Hühnerhunde, welche gewohnt find, wie die Braden auf der
Fährte „vorzugreifen“ und zu „Ereifen“, das verlorene Wild weit vajcher finden als
diejenigen, welche gezwungen werden, der Schweißfährte Schritt für Schritt an der
Leine zu folgen. Dies macht der Dachshund, namentlich der große Landichlag, in der
Regel weit beſſer, da er niedriger am Boden fteht und in jeiner ganzen Art und
Weiſe zu ſuchen, mehr an den Schweißhund erinnert.
Das Verbellen und Tautgeben. Faſt alle Vorſtehhunde werden, wenn fie
in Abweſenheit ihres Herrn zufällig eine Kabe zu Baume gejagt Haben, dies Creignik
durch Anſchlagen oder Verbellen melden. Man ſuche dann jofort den Hund auf und
ermuntere ihn durch den Zuſpruch: „So recht, mein Hund, laut, laut, laut!“ im
Halögeben fortzufahren. Der Hund merkt fi) dies jofort und nad) einigen Wieder-
holungen bei lebendem Wilde kann man ihn dann auch durch den Anruf „Laut! laut!”
zum QTodtverbellen anreizen, namentlid) wenn man einen Lauf oder den Kopf des
Wildes durch eine Schnur unbemerkt in Bewegung jeßt. — Iſt der Hund von Natur
nicht zum Zautwerden geneigt, jo lernt er dies in der Jugend doch jehr bald, wenn
er nur einige Male mit einem zum Lautgeben geneigten Hunde, am beiten mit einem
Dächfel, zufammen geführt und beim Anſchlagen durch feinen Herrn belobt und
ermuntert wird.
Der junge Hund im eriten Telde,
Der langerjehnte Eröffnungstag der Niederjagd rüdt allmählich näher und mir
erinnern und noc rechtzeitig daran, daß der junge Hund allerdings während der
legten Monate das Erlernte fleißig vepetirt und manches Neue erlernt hat, daß er
aber leider jeit der Sude nad) Baarhühnern im März und April kaum Gelegenheit
gehabt hat, ein Feldhuhn im Freien aufzuſuchen. Oft ift er in Folge der langen
Unthätigfeit bei guter Yütterung zu bequem und unbehülflic) geworden, um die
Strapazen der erſten Jagdtage ertragen zu können. Um jeder Enttäufhung in diejer
Richtung bei Zeiten vorzubeugen, ift es durchaus nöthig, den Hund zunächſt in geeig-
nete „Condition“ zu bringen, indem man ihm ſchon 14 Tage dor der Eröffnung der
Jagd zunächſt ein Abführmittel reicht und dann eine jehr mäßige, aber nahrhafte
Fütterung, namentlich Fleiſchkoſt, veichen läßt. Während der lebten Woche vor dem
erſten Jagdtage läßt man den Hund mindeltens dreimal auf der betreffenden Feld—
mark die Hühner auffugen und geht alle bei der Suche nad Paarhühnern bereits
erlernten Berrichtungen wiederholt durch. Unter Anderem ift auch jehr auf das
„Reſpectiren“ des Hundes zu achten, da derjelbe während der erjten Jagdtage
wiederholt mit anderen Hunden juchen oder doch zujammentreffen wird. Man be-
müht fich bei diefen Vorſuchen auch, die lauten Zurufe an den Hund möglichſt zu
vermeiden und durch den furzen Pfiff und entjprechende Armbewegungen zu erjeßen.
Es giebt nichts Störenderes während der Hühnerjagd, als wenn ein Jäger un=
292 Fünfter Theil. Zühtung und Bereinswejen.
ausgeſetzt mit lauter Stimme feinem Hunde Befehle und Verweiſe ertheilt, und dadurch
das aufzufuchende Wild beunruhigt und andere Hunde confus mad.
Auch das plößliche Niederlegen des Hundes beim Aufftehen dev Hühner und
das Stillliegen nah dem Schuffe muß wiederholt geübt werden. In Folge diejer
Norübungen wird der junge Hund am eriten Jagdtage feine Schuldigfeit thun.
Es ift num faſt unmöglich, nach dem Abgeben der erſten Schüfje ſich die Stellen, mo
die etwa getroffenen Hühner herunterfielen, zu merken, gleichgeitig auch die fort—
jtreihende Kette im Auge zu behalten und dann noch das Benehmen des jungen
Hundes zu controliven! Will man den Hund jelbjt überwachen, jo giebt man dem
Begleiter, welcher zugleich die Munition und das Frühjtüd trägt, die ftrenge Weiſung,
ji) die Stellen zu merken, wo die getroffenen Hühner herunterfielen und ebenjo den
Ort, wo die Kette zuleßt gejehen wurde. Dann hat man Zeit, ſich ſelbſt mit dem
Hunde zu bejhäftigen. Oder man überläßt die Führung des Hundes gänzlich dem er-
fahrenen Jagdgehülfen und bejchäftigt fih nur mit den Hühnern!). Beim Aufftehen der
Hühner wird der junge Hund fich auch ohne den gleichzeitig gegebenen Anruf: „Nieder!“
jofort niederlegen, bis er zum Auffuchen des heruntergejchofjenen Wildes aufgefordert
wird. — Ich würde die jigende Stellung jtatt des üblichen Niederlegens befürworten,
da der Hund alsdann den Verlauf der Sache und das Derbleiben der herunter-
geſchoſſenen Hühner beifer im Auge behält, allein nur zu leicht fommt der Hund in
Verfuhung, aus der ſitzenden Stellung vorwärts zu flürmen, jobald etwa ein ver—
endende Huhn vor ihm am Boden flattert. Doch follte man dem liegenden Hunde
gejtatten, mindejtens den Kopf aufrecht zu Halten.
Das Apportiren darf immer nur auf Befehl gejchehen, welcher niemals une
mittelbar nad dem Schuſſe gegeben werden joilte. Andererjeits wird der feurige Hund
jicher bald nach jedem Schuffe aufipringen und auf eigene Rechnung in dem Grün=
ſtück umherſtürmen, bei melcher Gelegenheit dann regelmäßig noch einzeln liegende
Hühner herausgeftogen werden. Man thut daher am beiten, die zuerſt gejchofjenen
Hühner gar nicht und die folgenden erſt nad) längerer Pauſe vom Hunde auf-
juden und apportiren zu laffen. Auch kann es in der Yolge wohl ein oder das
andere Mal ganz unterbleiben. — Die übrigen Vorgänge während der Hühnerjagd
mit dem Vorftehhunde fanden bereit in den verjchiedenen „Drefjurperivven“ nähere
Srwähnung Ich möchte zum Schlufje diefes Abjchnittes nur noch auf die eigen=
thümliche Erſcheinung aufmerffjam machen, daß manche junge Hunde, nachdem fie
bereitS auf der Hühnerjagd. ferm geworden, bei dem eriten Waldjuchen nad Schnepfen
dieje oft vollftändig unbeachtet lafjen. Man muß daher anfänglich immer jelbjt die
jogenannten „Schnepfenftellen“, welche man aus Erfahrung fennt, aufjuchen. Wird
dort eine Waldjchnepfe ohne Hülfe des Hundes herausgeftogen und gejchofjen, jo
verjäume man nicht, dieſelbe dem Hunde zu zeigen umd lebteren zu der Stelle
1) Der englische Sportsman iſt befanntlih zunächſt nur Schütze und überträgt die Führung
ver Vorjtehhunde, wie das Aufjuchen des erlegten Wildes meiftens dem begleitenden Game-keeper.
Vereinswejen. 293.
zu führen, wo die Schnepfe anfänglich gelegen hatte. In der Regel weiß der Hund
dann ſofort, um was es fi) Handelt, und wird in Kurzem feine Schnepfentelle des
Neviers unbefucht laſſen. Ich beſaß früher eine deutſche Turzhaarige Hündin,
welche anfänglich an jeder Schnepfe gleichgültig vorüberjuchte, fie wurde aber mit
der Zeit jo erpicht auf dieſe Jagd, daß fie, jobald ihr die Schelle angehängt
wurde, weder don den während der Suche aufgeltoßenen Hafen oder Kaninchen,
noch don den im Frühjahr Häufig an Waldrändern liegenden Paarhühnern die ges
ringſte Notiz nahın.
Die Abrichtung der Übrigen Jagdhundraſſen wurde zum Theil bereits bei der
Einzelbefchreibung der Nafjen erwähnt, theils läßt ſich dieſelbe in vielen Stüden auf
die Dreffur des Vorſtehhundes zurüdführen. Die Dreffur der Nichtjagdhunde beſchränkt
ſich auf ſcharfen Appell, Apportiven, Verlorenſuchen u. dergl. und weicht von dev
beim VBorftehhunde angegebenen Methode nicht ab. Bei Hunden von bedeutender
Stärke und Größe vermeide man ſchon in ihrer Jugend Alles, wodurch fie bösartig
oder biffig gegen Menſchen oder Hausthiere gemacht werden könnten und ſtrafe ie
beim geringsten Verſuche, ihren eigenen Willen durchzujegen, nachdrücklich. Während
der Correctur empfiehlt es ich, die Dreffirleine durch einen am Boden befeftigten
ftarfen Ring zu ziehen. Iſt der Hund bereits durch verkehrte Behandlung verdorben,
jo ift es am beiten, ihn zu befeitigen, denn ex bleibt in den meilten Fällen doch
unzuverläſſigi). Im der Regel find die größten und ſtärkſten Hunde indeß von Natur
gutmüthig und nehmen z. B. von den Zänkereien kleiner Hunde gar feine Notiz.
VI. Dereinswefen, Ausſtellungen, Prüfungen. Nachtrag.
Die Neinzüchtung und Beredlung der Hunderafjen wird immer borzugsweile
den einzelnen PBrivatzüchtern überlaffen bleiben, die meiften Raſſen eriffirten ſchon ſeit
Jahrhunderten, ehe ſich Vereine bildeten, und ſelbſt die Ausſtellungen von Raſſehunden
ſind nicht erſt durch die Thätigkeit der Vereine ins Leben gerufen, ſie bilden vielmehr
die Vorläufer der Vereine. Erſt wenn das Intereſſe für reingezüchtete Raſſen ſich in
Folge der öffentlichen Ausſtellungen in immer weiteren Kreiſen verbreitet, der einzelne,
raſſig gezüchtete Hund einen gewiſſen Geldwerth darſtellt und die Speculation ſich der
1) Die ſogenannte „Dreſſur auf den Mann“ iſt höchſtens bei Förſterhunden, den Wild⸗
und Holzdieben gegenüber, angebracht; bei großen Luxushunden iſt eine ſolche Abrichtung ebenſo
überflüffig wie gefährli, da der Hund wahrſcheinlich niemals in die Lage kommen wird, jeinen
Herrn wirklich beihügen zu müfjen, viel häufiger aber aus Mißverſtändniß oder übertriebenen
Eifer harnıloje Perſonen — namentlich im Dunklen — feindjelig anfallen wird.
294 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsweſen.
Sache zu bemäcdhtigen droht, erſt dann jehen wir die Züchter und Freunde der ver—
ichiedenen Nafjen zu gemeinfamem Handeln fi) vereinigen, um eine bindende Ueber—
einfunft in Betreff der unterjcheidenden Kennzeichen der verjchiedenen Raſſen zu treffen,
und ein „Stammbuch“ anzulegen, in welches die als raſſig anerkannten Hunde
nebjt ihren Nachkommen alljährlich verzeichnet oder „eingetragen“ werden.
In England fand die erſte „Snternationale Schau von Jagd- umd anderen
Hunden“ jhon im Jahre 1863 vom 25. big 30. Mai in der Agriculturhalle zu
Klington ftatt, und wir find überrafeht, zu finden, daß die Zahl der angemeldeten
Hunde nicht weniger als Eintauſend, jechshundert und ſiebenundachtzig Stüd be—
trug! Dieje Austellung war durch die damaligen „Directoren“ der Halle ins Werk
gejegt und in 66 Glafjen getheilt, deren Prämiirung dur) 19 Richter ausgeführt
wurde. Manche Claſſen, welche auf den heutigen englischen Ausftellungen meiſtens
nur Schwach vertreten find, waren überfüllt — andere, welche heute die Haupt—
anziehungsfraft auf die Beſucher ausüben, nur ſehr ſchwach beſetzt. So finden mir
unter Anderem in der Glaffe der großen und Kleinen VBointer im Ganzen 200 Stüd
und in der Neufundländer-Claffe 63 Nennungen, während die heute im Vordergrunde
jtehenden Bernhardiner auf jener Ausftellung nur durch 18 Stüd vertreten waren.
Die Forterrier hatten nicht einmal eine bejondere Glafje, und waren in- der Abtheilung
„Andere englifhe Terrier” (43 Nennungen) untergebracht. Dagegen zählte die Clafje
der Skye- Terrier nicht weniger als 73 Köpfe.
Der erfte Club, welcher jemals in England mit dem beftimmten Zweck der
Veredlung der dortigen Hunderaffen auftrat, war der Kennel-Club, welcher im
Jahre 1872 gegründet wurde, 1874 das erſte Stammbuch (K. C. Stud book) ver-
öffentlichte und bis heute in der von den Gründern vorgezeichneten Richtung mit
großem Erfolge vorwärts gefchritten if. Das Organ des Kennel-Clubs ift die
Kennel-Gazette, außer dem allgemeinen Reglement des Clubs finden wir noch
Beltimmungen über die Einvihtung und Beihidung der Ausstellungen und für
die Prüfungen im Freien (Field trials), welche von den meiften Vereinen Eng-
lands als maßgebend anerkannt find. — Nächſt dem Kennel=- Club ift die „Britiſh
Kennel-Aſſociation“, der „Old Engliſh Maftiff- Club“, der „Vulldog- Club“, der
„Collie-Club“, der „St. Bernhards-Club“ und der „Hor-Terrier-Club“ zu erwähnen,
die lebten beiden Vereine haben jelbjtändige Negulative und Ausftellungen. Gegen—
wärtig exiſtiren faft für jede einzelne Hunderafje in England Specialvereine, die ſich
größtentheils dem Kennel-Club unterordnen und ſowohl Ausftellungen wie öffentliche
Brüfungen, namentlid) von Jagd- und Schäferhunden, nad) dem Regulativ des Kennel—
Clubs abhalten (Verein Kennel-Club Rules). — Die eigentlihen Kennel-Club-Aus—
ftellungen finden meiftens im April und October im Cryſtal-Palace zu Sydenham ftatt.
Ausitellungen finden in England in größerer oder kleinerer Ausdehnung
das ganze Jahr hindurch, mindeftens eine innerhalb 14 Tagen ftatt. — Die ver—
Ausstellungen. 295
ſchiedenen Rafjen wurden anfangs je nach ihrer Bedeutung und Zahl der Anmeldungen
in Jugendclaſſen (Buppies bis zu einem Jahre) und offene Glafjen (open classes)
für Hunde über ein Jahr alt eingetheilt. Außerdem macht man bei ftarfer Anmeldung
noch getrennte Glafjen für Hunde und Hündinnen, für Baare (braces), Züge
(teams), für Würfe (litters), für Dedhunde und Zuchthündinnen, namentlich
auch für Unterjhiede der Farbe und Behaarung. Dazu fommen in neuerer Zeit
noch bejondere Claſſen für Hunde, welche auf Ausftellungen (unter 8. EL. R.) nod)
gar feine oder eine beftimmte Zahl von Prämien erhalten Haben (Novize-, Maiden,
Limit- und Winners-Claſſen )y. Die früheren Champion-Clafjen waren für
Hunde bejtinnmt, melde in den offenen Claſſen dreimal erſte Preife errungen
hatten. In neuerer Zeit iſt die Erlangung de3 Championtitels bedeutend erſchwert
durch die Errihtung der fogenannten Challenge-Claſſen (Herausforderungs-
claſſen). Um den Titel „Champion“ zu erringen, muß der Hund jebt zunächſt
10 Auszeichnungen auf Ausftellungen erhalten. Dieje fünnen auf 10. Ausftellungen
zweiter Glafje (mo jeder Sieg eine Prämie bedeutet) errungen werden, oder auf fünf
der großen Ausftellungen erſter Claſſe, wo jeder Sieg zwei Points gilt. Nachdem
diefe Brüfungen glücklich überftanden find, muß der Hund in den Challenge - Glafjen
ausgeftellt werden, wo noch weitere ſechs Auszeichnungen gewonnen werden müfjen,
welche den vorigen gleich find, nur mit dem Unterjchiede, daß zwei diefer Points ent-
weder in der Nationalausftellung zu Birmingham, oder in einer von den eigenen
Schauen des SKennel- Club3 errungen werden müſſen. Erſt dann ift der Hund be-
rechtigt, „Champion“ genannt zu werden. Mit der Einführung diefer Challenge:
Claſſen find die früheren Champion-Glafjen aufgehoben, wiewohl die einzelnen Sieger,
welche die verjchiedenen Prüfungen durchgemacht haben, wie früher „Champions“
(Sieger) genannt werden. — Die Prämien und Breije beftehen zunächſt in den von
den Unternehmern der Ausstellung bejtimmten Glafjenpreifen (I. und II. Geld-
preis) oder Auszeichnungen (recommended, highly recommended) und den Extra—
preifen, unter denen die „Cups“ (Bocale) eine Hauptrolle jpielen. Ein „Challenge=
Cup“ muß zwei oder mehrere Male gewonnen oder vertheidigt werden. — Diele
leßtgenannten Pocale werden meiftens von Vereinen gejtiftet, haben eine bejtimmte
Form und beftimmten Werth; jo hat der Challenge-Cup des Bernhard- Clubs für
Hunde, wie der für Hündinnen je einen Werth von 100 Pfd. Sterl. Oft werden von
1) Dieje großartige Zeriplitterung der Clafjen gewährt allerdings den Vortheil, eine größere
Zahl von Hunden nad) ihrem Verdienft auszeichnen zu fünnen; auf der anderen Seite wird da—
durch die Meberfiht und Durchführung einer größeren Ausftellung jehr erſchwert. Und da die
einzelnen Hunde zum großen Theil in verjchiedenen Glafjen concurriren, jo findet man z. B. in
den Katalogen oft 1000 Nummern angeführt, welche oft durch höchſtens 600 Hunde vertreten
werden. — Es wurden daher in neuerer Zeit bereits Stimmen laut, welche dieje Zerjplitterung
der Claſſen auf die Specialvereine beſchränkt wiſſen wollen, für die größeren Ausftellungen zu
Birmingham, London, Edinburg u. a. aber die Rückkehr zu irgend einem älteren und einfachen
Syſtem vorichlagen. Es ift nicht zu überfehen, daß die Anmelvungen zu den Außftellungen in
England in neuerer Zeit in bevenfliher Weile abgenommen haben.
296 Fünfter Theil. Zühtung und Bereinsmejen.
Freunden einer Raſſe Kleinere Specialpreife ausgejegt, um gewiſſe, bei einer Rafje häufig
auftretende Fehler zu verbefjern, jo 3. B. 5 Pfo. Sterl. für den Maftiff, welcher ſich am
beiten bewegt; 10 Pfd. Sterl. für den beiten, nicht coupirten Blad and tan-Terrier u. |. w.
Prüfungen oder „Trials“ von Vorſtehhunden und Schäferhunden werden in
England häufig abgehalten, in neuerer Zeit haben auch Prüfungen von Bloodhounds,
Netrievers und Neufundlandhunden ftattgefunden. Der Kennel-Club veranftaltet außer
jeinen Frühlings= und Herbſt-Ausſtellungen feit mehr denn 15 Jahren auch jährlich
„Field-Trial-Meetings“ oder Verfammlungen zur Prüfung der Pointer und Getter
im Freien, melche fich einer großen Beliebtheit erfreuen, wierwohl das frühere Syſtem
des Nichtens und das angenommene Negulativ zu wünjchen übrig ließen. — In
neuerer Zeit wurde das alte (Heat) Syſtem getadelt, nad) welchem zwei gute Hunde
in einer Suche (Stake) concurrirten, von denen der unterliegende ausgejchoben
wurde, ohne einen zweiten Preis zu erhalten, den er doch verdient hatte, während ein
geringerer Hund dann oft durch eine Anzahl unbeveutender Stafes drang, bis er im
(egten Endtrial von dem erften Sieger ebenfalls gejhlagen wurde. — Um Diejen
Uebelftand*zu umgehen und dem oft wirklich beften Hunde auch Gelegenheit zu geben,
das Endtrial mitzumachen, nahm der National-Club das „Spotting-Syſtem“ an, bei
welhem die Richter berechtigt find, nad) der erften Runde ihre Auswahl zu treffen,
gleichviel ob die Hunde über ihre Gegner gefiegt hatten oder nicht. Am höchſten
geſchätzt wird ein Sieg in den „Brace Stakes“ des National-Clubs und in dem
Derby (für Jährlinge) des Kennel-Elubs. Die Bloodhound-Trials wurden bereits
im erſten Bande am Schluſſe der Beſchreibung des Bloodhounds eingehend gejchildert,
ebenjo die Windhundrennen (Gapitel „Windhunde*). Die in früherer Zeit nur bei
den unteren Volfeclafjen beliebten „Whippet-Rennen” erfreuen fich in neuefter Zeit
des Beifalls eines größeren Publicums, und hat fich bereits ein Club zur Reinzüchtung
der „Whippets“ (urjprünglih wohl ein Kreuzungsproduct zwiſchen Windjpiel und
Terrier) nad) beftimmten Nafjezeichen gebildet. Die Whippet-Nennen beitehen im
Wejentlihen darin, daß die zum Nennen genommenen Hunde am unteren Ende einer
breiten ebenen Bahn in einer Reihe aufgeftellt und dort von den Hebleuten (Slippers)
am Hebriemen gehalten werden. Die Befiser der Hunde entfernen fi) auf ein ges
gebenes Zeichen von letzteren und laufen auf der Bahn entlang bis zum entgegen-
gejebten Ende unter beftändigem Schmwenfen von Tüchern und dergleichen. Sobald
fie dort Halt gemacht Haben, wird durch einen Piſtolenſchuß das Signal zum Löjen
(Slippen) der Hunde gegeben, welche ſich nun nad Kräften bemühen, baldigjt zu ihren
Herren zu gelangen. Der Richter fteht am oberen Ende der etwa 150 bis 200 Schritt
langen Bahn in einem Erdloche etwa fo tief, daß fein Auge mit den Köpfen der
am Vfoften vorüberrennenden Hunde in gleicher Höhe ift. Die Sheep-dog-Trials
oder Schäferhund-Prüfungen beftehen meiftens darin, daß der Hund einen fleinen oder
größeren Trupp Schafe (meift zwei Schafe und einen Widder) innerhalb einer gewiſſen
Friſt (etwa 10 Minuten) in eine bejtimmte, dur) Flaggen bezeichnete Hürde (pen) zu
treiben hat. Es fommt hierbei viel auf das Temperament der einzutreibenden Schafe
Preiſe der Hunde. Hunde-Aſyl. 297
an, manche find bereits in vier bis fünf Minuten an Ort und Stelle, während andere
nad) allen Seiten auszubrechen ſuchen und dem Hunde viel Arbeit verurjachen. Auch
„watertrials“ oder Wafjerprüfungen ſowohl für den jagdlihen Zweck mittelft
Petriever, wie zur Rettung don Menſchenleben dur Neufundländer finden mitunter
ſtatt. Letztere wurden bereit3 1876 zu Maivenftone auf Hugh Dalziel’s Vorſchlag
eingerichtet, wobei die von Mr. C. Marfhall aufgeftellten Regeln Anwendung fanden.
In neuerer Zeit haben Dr. Gordon Stables und Mr. George Krehl im Stodfeeper
eine Lifte für Gründung eines „Dogs of Britain Lifeboat Fund“ eingerichtet.
Außerordentlich verſchieden find die Preije, welche in England für Raſſehunde
gezahlt werden, und merkwürdig genug, erreichen jelbft die beiten Gebrauchshunde
jelten oder niemals die hohen, jogenannten „Ziebhaberpreife” (fancy prizes), welche
für hervorragende Exemplare einiger, durch die Mode getragenen Nafjen der Luxus—
hunde häufig gezahlt werden. — Wenn einzelne Windhunde mitunter außerordentlich)
Hohe Preiſe erreichen, jo feßt der Käufer in der Regel voraus, daß der betreffende,
bereits geprüfte Hund den Staufpreis inmerhalb eines Jahres auf den Nennen ein=
bringen wird; es werden aber oft ältere Bernhardiner, Collies oder Foxterrier für Preiſe
verkauft, welche ſie vorausſichtlich nicht annähernd wieder erſetzen können. Wenn oft
mehrere 100 Bid. Sterl. für einen Bernhardiner gezahlt werden, jo fönnte man für den
gleichen Preis gelegentlich eine ganze Meute Fuchshunde kaufen, obſchon unter diejen vielleicht
einige Hunde fich befinden, welche in ihrer Art ebenſo vorzüglich find, wie erjterer. —
Pointer und Setter, früher die nüglichiten und begehrteiten englijchen Raſſen, brachten
(ſelbſt ala Field-Trialfieger) jelten mehr als 100 Pfd. Sterl. und bei den Auctionen, welche
alljährlich kurz vor Eröffnung der Jagd bei „Aldridges“ in St. Martinslane abgehalten
werden, betragen die höchften Preife durchſchnittlich nur 25 bis 30 Po. Sterl. Oft
kann man dort ein Baar (brace) gute Pointer für jene Preife erhalten, während im
Privathandel für ausftellungsfähige Setter etwa 50 bis zu 200 Pfd. Sterl bezahlt
werden. Bloodhounds ftehen in Folge ihrer ſchwierigen Aufzucht meift verhältnigmäßig
Hoch im Preife und gute Exemplare find nicht unter 100 Pfd. Sterl. zu Haben. —
Schottiſche Deerhounds find in den legten Jahren weniger hoch im Preife und mitunter
für 25 bis 30 Pfd. Sterl. erhältlich; dagegen erzielen prämiirte Maſtiffs als Zuchtthiere
von 50 bis 500 Pfd. Sterl. Forterrier giebt es zu den verſchiedenſten Preiſen von 3 bis
zu mehreren 100 Pfd. Sterl. Dafjelbe gilt von den Collies; die höchſten Preiſe werden
meist gegenwärtig fir große und ſchön behaarte Bernhardiner und Barzois gezahlt.
Der jährliche Ertrag der Humdefteuer (dog tax) in England wird auf 340 000
Pfd. Sterl. gejehäßt, der Geſammtwerth aller in England befindlichen Hunde joll das
Sechsfache jener Summe betragen; eine Annahme, welche augenſcheinlich noch zu
niedrig gegriffen ilt.
Gin bemerfenswerthes Inftitut ift das Londoner Aſyl für herren- und
obdachloſe Hunde (Home for lost and starving dogs) zu Vatterjea, welches vor
etwa 25 Jahren in Folge des Vermächtniſſes einer wohlhabenden Dame gegründet
wurde. Dort finden alle Hunde Aufnahme, welche fich herrenlos in den Straßen
38
15%)
Me)
[0 0)
Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsmejen.
der Niejenftadt umhertreiben und durch Volicemen oder bejondere Beamten der Anftalt
täglich eingeliefert werden. Bis zu einer gewilfen Zeit können diefe Hunde von
ihren Eigenthümern dort wieder in Empfang genommen werden, jpäter werden Die
wertvollen Gremplare zu Gunften des Inſtitutes verkauft, während raſſen- und mwerth-
(ofe Ihiere auf chemiſchem Wege raſch und ſchmerzlos befeitigt werden. Unter den
zahlreichen Eynologifchen Zeitſchriften Englands ift zunächſt die Kennel-Gazette,
das Organ des Kennelclubs, zu erwähnen. Die meisten Fachblätter beſchränken ſich
indeß nicht auf die kynologiſchen Angelegenheiten, jondern verbinden diejelben mit
anderen Nafjen der Hausthiere oder mit den Neuigkeiten des Sports im Allgemeinen.
So umfaßt der jehr verbreitete „Stodfeeper“ außer den Hunderafjen auch noch Die
Raſſen des Hausgeflügels u. ſ. w. Dies Blatt bringt in jeder wöchentlich erſcheinenden
Nummer eine gute Abbildung (meiftens die neueften hervorragenden Luxushunde nad)
Zeichnungen von R. Moore) nebft Schilderung der neueften kynologiſchen Ereigniffe,
ausführliche Ausitellungsberihte und Beantwortung zahlreicher Anfragen auf diejem
Gebiete. Unter den großen Sportzeitungen bejhäftigt fi) der „Yield“ (the Country-
Gentleman’s Newspaper) fo ziemlich mit allem Sport, welcher zu Land und Waſſer
betrieben werden fann. Doc bilden die Schilderungen der Varforcejagden mit den
Fuchs-, Hirſch-, Hafen und DOtterhunden, die Pferde- und Windhundrennen, nächſt der
Angelfiſcherei einen charakteriftiich nationalen Zug in diefer allwöchentlih in Groß—
folioformat erjcheinenden Zeitſchrift. Außer den fortlaufenden Ausftellungsberichten
bringt der „Field“ auch im October die jährliche PBräfenzlifte der ſämmtlichen Jagd—
hundmeuten (packs), welche in Großbritannien und Irland gehalten werden. Unter
den in neuerer Zeit in England herausgegebenen kynologiſchen Büchern iſt zunächſt
das berühmte Werk: „Ihe Dogs of the Britifh Islands“ von Stonehenge (Mt.
Welſh, früherem Kennel Editor des Field) zu erwähnen, da dafjelbe allen jeit Anfang
der achtziger Jahre erichienenen Werfen als Baſis und Richtſchnur gedient hat. Später
erichienen dann in rascher Folge, die befannten interefjanten Werke von Idſtone,
Gordon Stables, Bero Shaw, Hugh Dalziel und Rawdon DB. Lee (jebigem
Kennel Editor des Field). Die „Kennel Secret3“ von Aſhmont erſchienen in
Bofton 1893 (Bergl. U. Band, Nadıtrag).
In Deutihland fand die erſte Hunde-Ausftellung bereits bei Gelegenheit
einer großen landwirthſchaftlichen Ausftellung im Jahre 1863 in Hamburg ftatt; fie
zählte 247 Nummern und machte feinen Unterschied zwiſchen englifchen und deutſchen
Raſſen, wie fie überhaupt wohl nur als Nachahmung der damals in England zuerit
eingeführten Ausftellungen und vorwiegend mit englifchem Material hergeftellt war. —
Dafjelbe gilt von der 1869 abgehaltenen Hunde-Ausſtellung in Altona, welche bei
Gelegenheit der großen landmwirthichaftlichen Auzftellung unter dem Präfivium St. Ex—
cellenz des damaligen Bundesfanzlers Grafen v. Bismard im Jahre 1869 abgehalten
murde. Auch Hier finden wir Blut- und Schweißhunde, Pointer und deutjche kurz—
haarige, Setter8 und deutsche Ianghaarige Vorſtehhunde in gemeinfchaftlichen Claſſen
friedlich vereinigt. Zu jener Zeit oder einige Jahre jpäter entjtanden auch der Nord-
Ausftellungen in Deutjhland. 299
deutſche Hebclub, ein Deutſcher Prüfungsclub für Vorftehhunde, ein Jagdelub Nimrod
(Berlin), welche als Specialelubs für die Veredelung der Hunderafjen Deutjchlands
im Allgemeinen feine Bedeutung haben Fonnten. Weit anregender und inftructiver
wirkte die Errichtung des Zwingers an der Wolfsmühle dur) Se. D. den Prinzen
Albrecht zu Solms-Braunfels. Es waren dort ſchon im Jahre 1875 nicht nur eine
große Anzahl vorzügliher Hunde englischer Raſſe, jondern auch hervorragende St. Bern—
hardshunde, einige deutſche Schweih- und Vorftehhunde, nebſt vorzüglichen Dachs—
Hunden verfanmelt. — Eine kleine Austellung in Baden-Baden 1875 ift hauptſächlich
von Braunfels aus arrangirt und beſchickt. — Am 1. April 1876 evjchien die erſte
Nummer der Zeitiehrift: Der Hund, im Verlage von Paul Wolff- Drespen,
redigirt durch Herrn v. Schmiedeberg, und wir finden bereits in Nr. 2 den Bor-
ichlag zur Bildung eines „Deutjchen Vereins zur Beförderung der Zucht reiner
Raſſen“, welcher ſehr richtig den englischen Kennel- Club und das Verhältniß der
Heinen Vereine zu diefem als Vorbild für unfere Beftrebungen aufitellt. Wie wenig
man damals aber noch don der Eriftenz unferer zahlreichen einheimifchen Raſſen
wußte und ihre fpätere Bedeutung ahnte, geht aus dem Nachſatz jenes in beiter Ab—
ſicht gefchriebenen Artikels hervor: „In Deutjchland find einige Hundearten, die in
England bis jet nicht befannt wurden, ſehr beliebt. Es würde daher eine der eriten
Aufgaben des Vereins fein, auch diefe zu beftimmen und jomit ein Hinderniß aus
dem Wege zu räumen, welches in Baden-Baden viel Schwierigkeit bot.“ (Mit dem
„Hinderniß“ ift hier das damals übliche Zufammenwerfen der in- und ausländijchen
Raſſen in ein und diefelbe Clafje gemeint.) — Es hält ſchwer, ſich jetzt noch in die
damals bei uns herrichende Unkenntniß in Betreff der deutſchen Hunderafjen zurüd
zu derfegen! Nur jehr wenige unferer Hundefreunde waren mit den verſchiedenen
engliſchen Raſſen durch längeren Aufenthalt in England vertraut geworden, über
unſeren einheimiſchen Raſſen ſchien aber ein undurchdringlicher Nebel zu lagern
und die deutſche Khnologie mußte gewiſſermaßen erſt neu geſchaffen
werden!
In Bezug auf die erſte Sichtung und Anerkennung der deutſchen Jagdhund—
raſſen hat unſtreitig damals Se. D. der Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels
ſowohl durch ſeinen Einfluß, wie durch ſeine rege Thätigkeit in dieſer Angelegenheit
außerordentlich genützt, doch wandte derſelbe ſich ſpäter der Pointer- und Setter⸗
züchtung zu. Im Jahre 1876 fanden bereits vier größere Ausſtellungen ſtatt, bon
denen indeß nur die zu Hamburg vom 6. bis 11. Juli, und die zu Köln vom
30. Juli bis 6. Auguft (7 Tage!) der Erwähnung werth find. Auf der Hamburger
Ausftellung hatte man zum erften Male Gelegenheit, eine größere Unzahl Doggen
(71 Meldungen), darunter viele gute Exemplare, zu ſehen und die Unzulänglichkeit
einer Unterſcheidung derſelben als Dänische und Ulmer Hatzrüden u. |. w. einzujehen.
Die betreffenden Preisrichter bejhloffen hier, nur eine einzige Form dieſer Hunde
unter dem Namen „Deutihe Dogge“ anzuerkennen. Die übrigen Glafjen ent—
hielten wie früher in- und ausländiſche Nafjen ohne Unterjchied, wie z. B. Schweiß-
38*
300 Fünfter Theil. Züchtung und Vereinsweſen.
Hunde und Bloodhounds. Die Gefammtzahl der ausgeftellten Hunde betrug 565 Köpfe.
Am 25. November (1876) ward der fpäter Hector benannte Verein in Berlin
begründet dureh die Herren: Director Bodinus, dv. Nolde, Schotte und Wagenführ
und im November defjelben Jahres der „Kynologiſche Verein“ zu Wien durd)
die Herren: Graf 3. Wilzek, Albrecht runs zu Solms-Braunfels, Dr. 9. Zaube,
Dr. Fißinger u. 4.
Während des nächſten Jahres (1877) trat wenig Bemerkenswerthes an Die
Deffentlichkeit, daß man aber inzwijchen nicht unthätig geblieben, bewies die raſche
gelge der Ausftellungen und die Entftehung neuer Vereine vom Jahre 1878 ab.
Loßtere wurden bereits im erſten Bande, Capitel der deutſchen furzhaarigen Vorſteh—
Hunde, in ihrer Thätigkeit bei Aufftellung der Naffezeihen aufgeführt, jo daß bi eine
gedrängte Aufzählung der Vorgänge genügen wird.
Zunächft zeigte der „Verein zur Veredelung der Hunderaſſen“ in
Hannover unter dem Präfidium St. Excellenz des General Grafen Walderfee am
14. April 1878 feine Gonftituirung an. Dann hielt der Verein Hector vom 8.
bis 12. Mai in Berlin eine Mufter- oder „Elite-Ausftellung“, wo die für Deutſch—
(and in Betracht kommenden Raſſen in ausgewählten Exemplaren verjammelt waren,
um als Modelle für die feitzuftellenden Nafjezeichen zu dienen. Dieſe Aufgabe konnte
in Grmangelung umfaſſender Vorarbeiten nur zum fleinften Theil gelöft werden und .
man bejchloß, dieſe äußerst zeitraubende Arbeit zu teilen und auf den nächſten größeren
Ausftellungen nad) und nach zu erledigen. Bemerkenswerth it, daß dieſe „Elite-Aus-
ſtellung“ die erfte war, wo eine Scheidung der Raſſen nad) ihrer Nationalität
ftattfand! Hierauf folgte ſchon am 24. bis 26. Mai eine Hochintereffante Ausftellung
von Jagdhunden aller Länder zu Frankfurt a. M., welde zunächſt durch
die Bemühungen Sr. D. des Prinzen Albrecht zu Solms-Braunfels zu Stande
gebracht war umd glänzenden Erfolg Hatte. Die Zahl der ausgeitellten Hunde betrug
im Ganzen 344 Stüf. — 63 waren hier nicht allein die engliſchen, jondern auch
die deutſchen und Franzöfiihen Jagdhunde zum "erften Male in reicher Anzahl und
ihönen Exemplaren vertreten. Sehr belehrend für die Mehrzahl der Bejucher erwies
fi die im Programm der Ausftellung enthaltene ſyſtematiſche Bejchreibung der ber-
ihiedenen Raſſen nad) ihrer Nationalität. Auch. die heikle Frage der Nafjegeichen der
deutichen Jagdhunde ward hier ihrer Löfung näher gerüdt, wiewohl eine vollftändige
Ginigung der verichiedenen Anforderungen noch nicht herbeigeführt werden konnte. —
Am 11. Januar 1879 zeigte der Hannoverſche Verein die Errichtung eines
„Stammbucdes” an, in welches Hunde aus ganz Deutjchland und den übrigen
Ländern eingetragen werden können. — Bald darauf beſchloß der Berliner Berein
Hector, ‚ebenfalls ein Hundeftammbuch anzulegen. — Unterm 27, Yebruar 1879
bildete ſih zu Oppeln in Oberſchleſien der Verein Nimrod unter Vorſitz des
Herrn Prof. Mebdorf-Breslau. — Am 23. bis 25. Mai vefjelben Jahres hielt der
Derein zu Hannover die erfte Internationale Nusftellung von Hunden aller
Raſſen ab; der Katalog zählte 888 Nummern, und fonnte diefe Schau mit Recht als
Ausstellungen und Brüfungsjuden. 301
die bedeutendfte der bis dahin in Deutſchland abgehaltenen bezeichnet werden. Namentlic)
waren die englifchen Raſſen durch die berühmteiten Hunde jener Zeit vertreten. Auch)
die Kaffezeichen der deutſchen Jagdhunde wurden bei diefer Gelegenheit in der für
diefen Zweck einberufenen VBerfammlung unter Vorſitz Sr. Ercellenz General Graf
v. Walderfee größtentheils erledigt. (Die Raſſezeichen der nicht zur Jagd ver—
wendeten Hunde wurden auf den nächſten Ausftellungen des Vereins Hector in
Berlin. feitgeftellt.) — Unterm 27. November 1879 zeigte der Berein zu Hannover
an, daß er beichloffen habe, den Namen: „Verein zur Veredelung der Hunde—
raſſen für Deutſchland“ zu führen. Yerner, daß das vom Verein heraus-
- gegebene „Deutſche Hunde - Stammbuch“ außer den Stammbäumen der Hunde aud)
die officiell anerfannten Raffezeichen, ferner die Statuten des Vereins, die Reglements
für Ausftellungen, Preis- und Prüfungsjuchen, jowie die Beichreibung der im
Laufe des Jahres abgehaltenen Auzftellungen und Suchen enthalten würde... —
Es fand dann ein Anschluß der namhafteren Vereine ftatt, und der Verein zu
Hannover führte nun das „Deutſche Hundeſtammbuch“ im Auftrage der ver—
bundenen Vereine oder der fogenannten „Delegirten-Commiſſion“ fort. Es wurde
für diefen Zwed eine bejondere Commiſſion (Stammbuch-Commiſſion) mit dem Sit in
Hannover ernannt. Die frühere Bezeichnung „Oeneral-Secretariat” des V. z.
V. d. 9. fiel damit fort; die Gefchäfte der Delegirten-Gommiffton werden von deren
Gefhäftsführer (gegenwärtig Graf Oscar v. Hardenberg, Hannover) geleitet. Die
Delegixten der verbundenen Vereine kommen alljährlich (meiſt bei Gelegenheit einer
größeren Ausftellung zur Berathung) zufammen. — Borfigender und Ehrenmitglied
ift Se. Excellenz General Graf Walderjee, welcher auch gleichzeitig das Präfivium
im „Verein zur Veredelung dev Hunderaffen für Deutſchland“ beibehalten hat.
Dom 21. bis 25. Mai 1880 fand die erfte „Internationale“ Ausftellung zu
Berlin ftatt (1045 Nummern), bei welcher Gelegenheit auch die Feſtſtellung der
Naffezeichen der deutschen Nichtjagodunde durch einen bejonderen Ausſchuß zum
größten Theil erledigt wurde. — Am 4., 5. und 6. Juni wurde zu Magdeburg eine
Schau von 590 Nummern bei Gelegenheit einer großen landwirthſchaftlichen Aus—
jtellung abgehalten. leid) darauf folgte die Elberfelder Ausftellung, wo unter
Anderem auch die Seltene Gelegenheit geboten wurde, etwa 20 Stüd reingezüchtete
deutfche Braden verfammelt zu jehen. — In diefes Jahr Fällt auch die Gründung
des „Dachshund- Prüfungselub“, jpäter Prüfungselub für Dachs- und Hühnerhunde
in Berlin — und zuleßt: „Deutſcher Jagdelub in Berlin“ benannt, welder
jährlich zwei „Meetings“ abhält (Frühjahrs- und Herbſt-Preisſuchen). In demfelben
Jahre (1880) entftand auch der Münchener Verein unter dem Namen: „Berein
zur Zühtung reiner Hunderaſſen in Süddeutſchland“, welcher ſowohl
durch die eigenen Züchtungsrefultate wie durch die vegelmäßig abgehaltenen Prüfungs—
juchen und feine großen Internationalen Ausftellungen 1883 und 1886 die Veredelung
der deutjchen Jagdhundraſſen, namentlich auch der jtiheihaarigen Yunde in Süd—
deutſchland in hervorragender Weife förderte. Vereinsorgan iſt „Der deutjche Jäger“,
302 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinswejen.
trefflich vedigirt vom Jagd- und Thiermaler Otto Grashey, Schriftführer des
genannten Vereins, zu deijen Gründung derjelbe Hauptjächlic) beigetragen hat.
Die Preis- und Prüfungsfuden mehrten fih in dieſem Jahrzehnt
außerordentlid) und wurden zunehmend mehr von den deutſchen Raſſen ausgeführt.
Eine eigenthümliche Preisfuhe zwiſchen engliſchen Barforcehunden (Harriers und
Fuhshunde) fand in Hannover 1881 ftatt, indem vier Meuten (zwei des Militär-
Reitinftitut3, eine medlenburgifche und eine pommerjche Meute) concurrirten. 1886
fand die erſte Schweißhundprüfung in Hannover ftatt (in der Göhrde), melde
ipäter auch vom Schlefifchen Verein ausgeführt wurde — Dahsjhliefen wurden
zuerſt vom Berliner Jagdelub eingeführt, jpäter in Hannover, wie aud) durch den
Berliner „Teckelclub“ vervollkommnet )).
Mit der Zunahme der Breisfuchen mit air Hunden famen auch Die
„Local-Schauen“ auf, wo die Zuchtrefultate eines gewiſſen Dijtrictes an einem
beftimmten Orte auf Koften des Befigers einen halben oder ganzen Tag ausgeſtellt
wurden. Dieje zweckmäßige Einrihtung wurde zunächſt von dem Präſes des Vereins
zur Züchtung deutſcher Vorftehhunde, Major dv. Sametzki, eingeführt und fand
überall großen Beifall. — Bon der Mitte des vorigen Jahrzehnts an mehrte ſich
die Zahl der Vereine und Clubs dann in erftaunlicher Weile, dagegen jtellte
fi) gleichzeitig heraus, daß die jährlichen grogen Ausftellungen feineswegs in
gleichem Verhältniß vermehrt werden fonnten, da fie bei mehrfacher Wiederholung
ungenügend bejchiet wurden und regelmäßig mit einem Deficit abjchlofjen.
Bei Gelegenheit der Jagdauzftellung zu Cleve 1881 fand außer verjchiedenen
Preisſuchen auch eine Internationale Hundeausftellung ftatt, welcher dann eine „per=
manente Berfaufsausftellung“ während der ganzen Dauer der Jagdausſtellung folgte,
die guten Erfolg hatte. — Dann folgen die verjchiedenen großen Internationalen
Ausftellungen des Hector (Berlin und Leipzig). In München fanden die bereits
erwähnten beiden bedeutenden Ausftellungen (1883 und 1886) ftatt, von denen die
1) Dachsſchliefen wurden bereits zu Ende vorigen Jahrhunderts dur Forſtrath Jeſter
(Niederjagd) zur Ginübung junger Dahshunde empfohlen. Der Berliner Jagdclub richtete 1881
zuerſt dieſe Schliefen als Prüfungsleiftungen für ältere Dahshunde ein. In Hannover wurden für
diejen Zweck die fünftlihen Baue aus Thonröhren hergeftellt, welche im zweiten Dritttheil ihrer Höhe
theilbar find. Der 1888 in Berlin durch Graf Hahn und Premierlieutenant Signer errichtete
„Teckelclub“ erhielt in Schöneberg von dem Berliner Jagdclub ein Terrain für Dachsſchliefen,
to die Nöhren aus drei etwa 3 Fuß langen Brettern gebildet find, jo daß die untere Fläche
dur den Sand des Erdbodens gebildet wird. Ueber die einzelnen Kiften werden längere Bretter
gelegt und das Ganze mit Erde überdedt. Der Keſſel ift achtedig und hat etwa 0,75cm im
Durchmefjer, die Röhren 0,30 cm. In neuerer Zeit find manche Verbefjerungen eingeführt. ©
benugt man an geeigneten Stellen der Röhren eine ftarfe Glasplatte jtatt des Dedbrettes, um
das Verhalten des Hundes beobachten zu fönnen und erforderlichen Falles durch einen von oben
ſenkrecht einzuftoßenden Gitterrahmen eine durchſichtige Scheivewand zwiſchen Hund und Fuchs
Be Dachs) herzuftellen. Die guten und ſchlechten Points werben je nad) der Art und Weije
und der Zeitdauer des Borliegens vor dem lebenden Fuchs oder Dachs berechnet (vergl. die
Reglements Für Dachsſchliefen im D. H. St. B.). Gegenwärtig finden bereits die Dachsſchliefen
neben den Hühnerhundprüfungen und Ausſtellungen faſt überall ftatt.
Rajjenzühtung in Böhmen. | 303
leßte zuerft eine größere Zahl guter ftihelhaariger Hunde an die Deffentlichfeit brachte.
— Hannover hatte 1882 und 1887 je eine größere Ausftellung; ebenjo fand in
Frankfurt a. M. 1888 zuerjt eine größere internationale Ausstellung durch den
1886 gegründeten „Berein zur Zühtung reiner Hunderafjen in Frank—
furt a M.“ (Bräfivent: Baron U. v. Rau) mit grogem Erfolge ftatt. — Köln
hatte 1889 vom 23. bis 26. Mai eine größere, von Privaten arrangirte Ausitellung,
mo viele gute Hühnerhunde und Doggen vorhanden waren. — Sn Caſſel fand
ebenfalls eine Ausftellung von Hunden aller Raſſen bei Gelegenheit der Jagdausſtellung
ftatt. — Eine vorzügliche Heine Ausftellung von 495 Hunden hielt der Fränkiſche
Berein zur Förderung reiner Hunderaſſen in Nürnberg vom 29. bis 31. Auguft
1890 bald nad) der großen Berliner Ausftellung ab (mit 1269 Meldungen). — In
den Jahren 1891 und 1892 fanden größere Ausjtellungen in Frankfurt a. Main
und München ftatt, ebenio eine bedeutende eintägige Schau von Jagdhunden in
Hannover. 1893 wurde eine große internationale Schau in Hannover und 1894
eine noch bedeutendere in Dortmund (durch den Verein zur Züchtung deutjcher Vor—
ftehhunde) mit großem Erfolge abgehalten (vergl. Nachtrag zum I. Bande.)
In Defterreich wurde bei einer Verſammlung von Delegirten der verjchiedenen
öfterreihifchen, böhmiſchen und fteierijchen Vereine für Jagdſchutz und Hundezüchtung
unterm 26. März 1883 zunächſt ein „Defterreihijhes Hunde-Stammbud“
feftgefeßi, welches inn Allgemeinen dem Deutfchen Hunde-Stammbud in feiner Faſſung
entipricht, wie denn auch die Rafjehunde beider Länder in beiden Stammbüchern Auf-
nahme finden können. — Der neue „Defterreihische Hundezucht-Verein“ wurde in dem—
jelben Jahre am 15. December in Wien gegründet. Präfident: Hugo Graf Abens—
perg= Traun, Excellenz, k. k. Oberjägermeifter; Bice-Bräfident: Joſef Graf Hoyos
und Heinrich, Marquis de Bellegarde; General-Secretär: Franz &. Pleban. —
Die eriten Ausftellungen des Vereins fanden 1883, 1885 und 1886 in Wien in den
Sälen der k. k. Gartenbau-Gejellfchaft ftatt; die Zahl der ausgeftellten Hunde betrug
zwilchen 400 und 500 Nummern. — Für den norddeutjchen Bejucher Haben die Wiener
Hunde-Ausftellungen viel Interefje, da hier gemeiniglich viele, bei uns ziemlich un-
befannte Raſſen vertreten find. Dahin gehören unter Anderem die öfterreidhijchen
Braden, die gefledten Pinſcher, die zahlreichen Formen der Schäferhunde, die unga=
riſchen, ruſſiſchen und afghanijchen Hirtendunde, die Tibetaner Wachthunde u. a. m
Gute Schweißhunde, wie auch deutjche Hühnerhunde, wurden anfänglid aus Nord—
deutfchland eingeführt, werden aber jegt auch dort zahlreich gezüchtet. — Wie die meilten
deutſchen Vereine, errichtete auch der Defterreichiiche Verein Zuchtitationen, gab dieſelben
aber ebenfalls wegen ihrer Eoftipieligen Unterhaltung bald wieder auf.
An Böhmen wurde bereit3 1880 der „Verein für Hundezudt und Drejjur
im Königreih Böhmen“ gegründet, welcher eine eigene, in deutjcher und böhmifcher
Sprache gedrudte fynologische Zeitung unter obigem Titel herausgiebt und bereits
zahlreiche Hühnerhundprüfungen abhielt. Präfivent des Vereins ift gegenwärtig Graf
Bugquoy (früher Se. Durchl. Prinz Carl Schwarzenberg). Die erite Inter=
304 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsweſen.
nationale Auzftelung in Böhmen fand 1891 in Prag dom 6. bis 8. September jtatt
und wurde gut bejchidt.
Schweißhunde werden in Böhmen namentlich vom Grafen Thun in Tetjchen
und vom Fürften Clary in Tepliß raſſig gezüchtet. Ein inzwifchen leider verjtorbener
Hauptzüchter deuticher Nafjen, Marquis de Bellegarde, züchtete | hon vor. 15 Jahren
englische Eetter auf der Herrſchaft Niemes, bei deren Auswahl indeg mehr auf
Brauchbarkeit als auf Abftammung gejehen wurde. Dann wurden dort Die beiten
(anghaarigen deutjhen Hunde vom Don-Stamme beſchafft, und diefe Zucht ift noch
in Händen des Forſtmeiſters Carlowsky, wie gute Dachshunde im Beſitz des Ober—
förſtes Brandmeyer, ebenfalls auf der Herrjchaft Niemes. — Der Böhmische Verein
für Hundezuht und Dreffur züchtete mit einem deutſchen glatthaarigen Hunde „Bor“
des Forftmeifters Heſſe-Saupark bei Springe und einer Hündin des Herrn v. d. Boſch
ſehr viele gute Hunde, die vielfah mit dem Lippmann’shen Bento I. gepaart
wurden umd vorzügliche Gebrauchshunde hervorbrachten. — Auf den Herrſchaften des
Fürſten Shwarzenberg, des Grafen Buquoy umd des Grafen Czernin wurden
veinraffige deutiche und englifche Vorftehhunde gezüchtet; doch vorwiegend, deutſche. —
Nitter v. Eiſenſtein (früher Herausgeber der böhmischen kynologiſchen Zeitung)
züchtet Pointer befter Abftammung mit gutem Erfolge, und Gutspächter Swoboda
gute Gordonfetter. Unter den einheimifchen (böhmischen) Hunden find nur die kurz—
haarigen, jogenannten „Kamenitzer“ Hunde zu erwähnen. Sie find groß, jehr kräftig,
weiß mit heilbraunen Fleden und Tupfen, haben im Aeußeren und Charakter viel
vom alten, ſogenannten jpanifchen Hund, find aber in neuerer Zeit fait ausgeftorben.
Alle anderen böhmischen Zuchten find entweder deutſch-engliſche oder unconftante
Kreuzungen, die oft mit Vorliebe „böhmifche” Kunde genannt werden. — In
Mähren werden einheimifche deutſche Vorſtehhunde gezüchtet, die nad) ihrem Stamm-
vater „Roman“ die „Romanzen“ genannt werden. Sie find weiß und braun gefledt
und getüpfelt, mittelgroß, kräftig, fer verwendbar und conjtant. Cine Hündin Diejes
Stammes erhielt auf der Frankfurter Austellung den II. Preis. Forſtmeiſter Adler
in Kiritein und Verwalter Wladimir Bodiner in Brünn erhalten und züchten
diefen Stamm. — Ferner hat Herr dv. Suhanef eine von Wachtel I. ftammende
Zucht eingetragener deutſcher Hunde, furzhaarig, braun, „die an Ausgeglichenheit,
Schönheit und Brauchbarfeit ihres Gleichen nicht finden“. Die ftihlelhaarigen
Hunde brachte Baron W. v. Rauch im vorigen Jahrzehnt nach Böhmen. Zuerſt
mit der Ghafjeurtochter Weſer und mit Merk, von Nagel’3 Ramak (Bruder von
Chaſſeur). Diefe Hunde erhielt der Förfter Hofbauer, in Triblic- (dei Loboſitz)
zur Weiterzucht als Gefchent und hat gute Erfolge damit erzielt. Unter den jpäter
duch Baron v. Rauch dort eingeführten Stichelhaarigen befand ſich Harras, von
Marko (einem Egersfohn), ferner: Bella-Orb und ein I. Preishund von Roßbach.
Dur) diefe Hunde ift die Raſſe der Stichelhaarigen in Böhmen heimiſch geworben.
Gegenwärtig find die Herren Forftmeifter Wacht! zu Neuhaus, Wagner in Graßen und
Wichl in Waltſch bemüht, die Veredelung diefer Nafje in jeder Weiſe zu unterftügen. -
Vereine und Literatur im Ausland. | 305
In Defterreich ging bei Aufhebung der Zuctitation der jeiner Zeit von Bontant
bezogene ftichelhaarige Hund „Nero“ (von Nagel’3 Ramaß) in Beſitz des Herrn v. Kadich
über und die Hofbauer’ihe Hündin Diana an Herin Seipt, doc) wurde Tebtere
zu früh und zu oft belegt, jo daß die Nachkommen zum Theil Hein blieben; aber
e3 giebt auch hervorragend ſchöne Hunde diefer Zucht. — Dr. dv. Kadich, Herr
Seipt, Hodek und von Wenin (der auch Senta vom Forſtmeiſter Frieß er-
erwarb) züchten namentlich ftihelhaarige Hunde rein. Glatthaarige deutsche Hunde züchtet
der Forftmeifter Baron v. Neuenstein, der auch mit Dahshunden viel Erfolg hat. —
H. Pleban-Wien züchtet irische Setter, Forſtmeiſter Spro ſec Gordonſetter und Pointer.
— Die ſchönen öſterreichiſchen Bracken werden in neuerer Zeit weniger ſtreng gezüchtet.
—In Steiermark hat Herr Paintinger mit ſeinen rauhhaarigen Bracken
durchſchlagenden Erfolg gehabt und verdient großes Lob Für ſeine züchteriſchen
Leiſtungen (vergl. Band I, Oeſterr. Bracken).
In Ungarn hat Herr Zoltan von Hanvay gute Pointer gezüchtet, doch
wurden diefelben durch die der Frau von Demi wohl noch übertroffen. — Herr
v. Barczy züchtet hervorragend gute Setter.
In der Schweiz fand die erſte Landes-Ausſtellung in Züri im September
1881 ftatt und bald darauf eine zweite im Bern. — Im Jahre 1883 wurde die
„Schweizeriſche kynologiſche Geſellſchaft“ gegründet, welche 1884 den erften
Band des „Schmweizerifhen Hundeſtammbuches“ (verfaßt von Mar Siber)
herausgab. — Das Schweizer Stammbucd Hat in Betreff der deutſchen Raſſen, welche
zum großen Theil auch in der Schweiz heimisch find, die deutjchen Raſſezeichen an-
genommen; ebenjo find auch die ſchweizeriſchen Beſtimmungen in Betreff der ſchweize—
riſchen Raſſen (Bernhardiner und Laufhunde) Bon Deutjchland anerkannt.
Außer der „Schweizeriſchen kynologiſchen Geſellſchaft“ exiſtirte noch ein zweiter
Verein unter dem Namen: „Kynologiſcher Verein Aarburg“, welcher 1882
die Raſſezeichen der Schweizer Laufhunde herausgab. — Als Organ der Schweiz.
kynolog. Geſellſchaft (S. K. G.) dient das in St. Gallen erſcheinende „Centralblatt
für Jagd- und Hundeliebhaber“; die Herren Dr. Künzli und Forſtmeiſter
Max Siber führen gegenwärtig die Redaction dieſes Blattes.
Eine Internationale Hunde-Ausſtellung fand in der Schweiz zuerſt
im Jahre 1887 in Zürich (625 Hunde) ſtatt. Die von Herrn Dr. Mach—
würth-Zürich geleitete Einrichtung ließ Nichts zu wünſchen übrig; fie kann als
eine der. beiten, je auf dem Continent abgehaltenen Ausftellungen gelten. Hier
wurden auch die verbefjerten Rafjezeichen der Bernhardiner durch einen beſonderen Aus—
ſchuß, zu welchem auch ein deutſcher Delegirter und Preisrichter gezogen waren, end-
gültig erledigt (vergl. Band II, Bernhardiner). Eine zweite, ebenfalls gute Ausftellung
fand 1888 in Bern ftatt.
Die dritte internationale Hundeausftellung wurde im Jahre 1893 in Zürich
abgehalten; fie war in jeder Beziehung Hervorragend und zeigte über 480 Hunde
verſchiedenſter Nafjen, doch herrſchten die Bernhardiner mit 180 Nummern quantitatib
306 Fünfter Theil. Zühtung und Vereinsmwejen.
und qualitativ vor. — Eine vierte, ebenfalls vorzüglide Schau (namentli) in Betreff
der Jagdhunde) fand abermals in Zürich im Juli 1894 ftatt (vergl. I. Band, Nachtrag).
In Frankreich führt der leitende, Eynologische Berein den Namen: Societe
centrale pour l’amelioration des races de chiens en France“, Bureau: 40 rue
des Mathurins, Paris. Dieſe Geſellſchaft arrangirt auch die alljährlid in Paris
ftattfindenden Hundeausftellungen und führt das franzöſiſche Stammbud (Livre
des origines des races de chiens). Unter den Fachblättern Frankreichs find zu
nennen: 1. L’Acclimatation, daS am weitejten verbreitete, wöchentlich zweimal
mit je einer Abbildung erjcheinende Blatt. 2. La Chasse illustree, illuftrirte
Zeitſchrift, redigirt vom Jagdmaler Mr. Bellecroix-Paris. 3. La Gazette
des Sports et du plein air. 4. Le Chenil, Organ des Jardin d’acclima-
tation. Unter den neueren kynologiſchen Büchern ift das de Grafen Gouteulx de
Ganteleur: „Manuel de Venerie francaise“ zu erwähnen.
In Holland eriftiren zwei Hauptvereine: 1. „Cynophilia“ (Die ältere Ver-
einigung) und 2. „Nemrod“. Beide halten alljährlich größere Ausftellungen ab. So
hatte 1894 die „Cynophilia“ die Ausftellung im Cryſtallpalaſt zu-Amſterdam ein= .
gerichtet, bei welcher die deutſchen Raſſen durch die Herren Krichler und Lab, Die
engliihen durch Mr. Jackſon und Raper gerichtet wurden. Ebenſo Hatte der
„Nemrod“ einen Monat fpäter eine Auzftellung in Harlem veranftaltet. General-
jecretär beider Bereine ift Herr Dr. Kloppert in Hilverfum. Außerdem bejteht in
Holland noch der „Nederlandsche Duitsche Doggenclub“ und der „Nederl.
Setterclub“. Fachzeitungen: „De Nederlandsche Sport and onze
Honden“. Die neuefte kynologiſche Abhandlung it: Die verſchiedenen Hunde-
tajjen, vom Grafen v. Bylandt, PBräftventen des Nemrod, mit zahlreichen Jluftrationen.
In Belgien veranitaltet die „Societe royale St. Hubert“ alljährlid) eine
größere Ausſtellung. PBräfident: Le Baron del Marmol, eneralfecretär:
U. Gantois, Rue de drapiers, Bruxelles. — Außerdem eriftiven noch verjchiedene
Clubs (Schipperke-, Tedel-, Forterrier- und Schäferhundelub). Us officielles Organ
der Dereine ift die gut illuftrirte und von einem großartigen Annoncentheil begleitete
Sportzeitung: „Chasse et P&che* (Redacteur: Mr. 2. Ban der Snidt, 42 Rue
d’Isabelle, Bruxelles) zu betrachten, welche in Belgien, Holland und jelbjt in
Frankreich weit verbreitet if. Neueftes tynologijches Buch: Les Races de Chiens,
par A. Reul, Bruxelles.
In Italien erjheint außer dem ältern „Caccia e Tiri“ der „Sport
Illustrato* (Redaction: Cav. U. Turini-Boer, 20 Via Solferino, Milano. —
Präſident dee „Kynologiſchen Vereins in Italien“ it Graf Yampugnani in Mailand.
Eine größere internationale Ausftellung fand auch in diefem Jahre in Mailand ftatt.
In Dänemark erſcheint jeit einigen Jahren eine kynologiſche Monatsjchrift
(Hunden), herausgegeben von Biggo Möller, Verfaſſer mehrerer Jagdſchriften und eines
Buches iiber Hunderafien. Die Kopenhagener Ausftellungen werden vom „Däniſchen
Sagdverein“ veranftaltet, welcher au) das Stammbuc und einen „Standard für Preis—
Vereine und Literatur im Ausland. 307
richter“ herausgiebt. — In Schweden übernimmt dies der Verein „Kennelclubben“
in Stodholm; in Rußland werden die größeren Ausftellungen wie auch die fyno-
logiſchen Mittheilungen vorzugsweile von der „Raiferl. Ruf. Jagdgeſellſchaft in
Moskau” veranftaltet und herausgegeben. Eine „Beichreibung der typifchen Kenn—
zeichen der zur Jagd verwendeten Hunde” gab die „Geſellſchaft der Liebhaber rein—
rajfiger Hunde in St. Petersburg“ 1888 Heraus, ebenſo erſchien während der legten
Jahre eine gute Abhandlung der Hunderafjen von Sabanjeff.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerifa, wie in den englischen Colonien
erden in den größeren Städten ſchon feit längeren Jahren überall Raſſenhunde ges
züchtet und Ausftellungen abgehalten, auf denen häufig engliſche Hunde concurriren.
Für mande Raſſen werden auch Preisrichter ſelbſt vom Kontinent geladen und
die höchſten Preiſe, welche je für Hunde gezahlt wurden, find während der le&ten
Jahre in Amerika, namentlich für Bernhardiner, bewilligt worden. ine intereilante,
vergleichende Zujfammenftellung der Kopfzahl der verjchiedenen Hunderaſſen, welche
während der legten zehn Jahre in New-York ausgeitellt waren, brachte eine amerikanijche
Sportzeitung in diefem Frühjahre. Daraus ift erfichtlih, daß manche Raſſen, welche
‚in England nicht mehr bejonders gejucht find, jenjeitS des Oceans noch eine Rolle
ipielen und umgekehrt. Nächjt den Bernhardinern find in Amerifa (wie in England)
die Gollies, Barzois, Forterrier und Toy-Spaniel3 die „falhionablen” Hunde. Die
Zahl der während der legten Jahre in New-York ausgeftellten Pointer betrug durch—
ſchnittlich 130 Stüd, die der englifchen Setter 100, der Gordons 40 und der irijchen
Setter 60; es jind dag verhältnißmäßig hohe Zahlen im Vergleich zur Seltenheit der
Vorſtehhunde auf den heutigen englifchen Auzftellungen. Field Spaniel waren in
New-York zulegt durch 23 Stüd, die Coder jogar dur) 77 Exemplare vertreten.
Deutfche Doggen ftiegen von 11 bis zu 24, im lebten Jahre auf 45 Stüd, Dahshunde
während der legten Jahre durchſchnittlich 20, Barzois erjchienen 1891 zuerſt mit 8 Mel-
dungen und zählten zuleßt 30; Bernhardiner ftiegen 1891 bis auf 197, iriſche Terrier zu=
legt auf 45; Schipperfes waren anfangs nur vereinzelt, zulegt jelten oder gar nicht vertreten.
Unter den neueren Erzeugniffen der amerikaniſchen Preſſe ift das 1893 zu
Bolton erihienene Bud) von Aſhton, „Kennel Secret3”, zu erwähnen, welches die
Behandlung der Hunde im Zwinger jehr eingehend jihildert und gleichzeitig eine ſchöne
Gollection photographijcher Porträts von neueren Rafjenhunden und deren Züchtern ent—
hält. Befremdend für deutſche Lejer ift der Umftand, daß die ſämmtlichen Jluftrationen
in gar feiner Beziehung zu dem Texte ftehen. Nambhaftere amerikanische Sportjournale
find: „Breeder and Sportsman“, „Rod and Gun“, Forest and Stream“ u. a. m.)).
1) Wiewohl jeit der Vollendung des I. Bandes nur ein verhältnigmäßig kurzer Zeitraum
verfloſſen iſt, jo find doch hauptſächlich in Folge der inzwijchen abgehaltenen Ausftellungen des In—
und Auslandes jo manche Veränderungen und neue Erjcheinungen auf kynologiſchem Gebiete auf-
getreten, deren furze Erwähnung unjeren Hundefreunden erwünjcht jein wird. Mit dieſem
„Nachtrage“ reicht der Inhalt des vorliegenden Buches nunmehr bis Mitte Februar 1895 und
ichliekt alle bedeutenden kynologiſchen Vorgänge ein, welche bis dahin zur Erſcheinung gefommen find.
392
Nachtrag zum I und IL Bande.
Schweißhunde (u Band I, ©. 102). Die Austellung zu Dortmund
im Mai 1894 brachte nur 7 Meldungen, von denen drei der Schweißhundform und
bier der Leithundform angehörten. In der erjten Abtheilung erhielt eine neue, ehr
typiſche, hirſchrothe Hündin mit ſchwarzer Maske: Selma-Lonauerhammerhütte
des Förſters Kayſer zu Herzberg a. Harz den J. Preis; Hirſchmann-Hetz des
Herzogl. Forſtaufſehers Weiß zu Oker a. Harz den II. Preis und Diana-Lonauer—
hammerhütte des Förſters Kayſer den III. Preis. — In Claſſe 2 (Leithundform)
errang der ſchon vielfach prämiirte „Treuer-Findup“ des Grafen DO. Hardenberg=
Hannover ohne Mühe den I. Preis, es dürfte überhaupt ſchwer halten, einen befjeren
Nepräjentanten für die Leithundform (vergl. Fig. 92, Band I, Nachtrag) zu finden,
wiewohl die Ruthe im Affect nicht ganz tadellos getragen wird. Den II. Preis er—
hielt die aus Claſſe 1 Hierher verjegte Hirjchrothe Hündin Hella-Scharfenftein des
Förfters R. Blume zu Scharfenitein a. Harz; Diana des Förſters Schramm zu
Schulenberg i. Harz den III. Preis.
Das Verſetzen der ausgeitellten Schweißhunde aus der einen in die andere Ab—
theilung Durch den Preisrichter ift leider, wie der Verf. aus eigener Erfahrung be—
zeugen fann, bis jet auf den meilten Ausftellungen unvermeidlich gewejen. In vielen
Fällen jind die Ausſteller gar nicht jelbit Züchter und letzteren fehlt wohl nicht der
gute Wille, die unterjcheidenden Nafjezeihen der Yeit- und Schweighundform zu be—
achten, es fehlt aber häufig die Gelegenheit, einen geeigneten, nicht zu nahe verwandten
Dedhund (namentlich der Leithundform) aufzufinden. Jedenfalls wäre es zweckmäßig
geweſen, zugleich mit der Aufitellung der Nafjezeichen der zwei verſchiedenen Schweiß—
Hundformen einen Berein zu bilden, welcher die Züchtung überwachte, die Beihaffung
geeigneter Dedhunde vermittelte und nicht Alles dem Gutdünken der Privatzüchter
überlafjen hätte. Erſt im Juni des Jahres 1894 bildete ſich zu Herzberg a. Harz der
Berein „Hirſchmann“, welcher bald darauf eine Schau hannoverſcher Schweißhunde
veranftaltete, auf welcher über 60 Hunde diejer Raſſe erjchienen. Das Urtheil der
Richter lautete dahin, daß von einer ftrengen Scheidung des vorhandenen Materials
in zwei Claſſen der Schweiß- und Yeithundform nicht die Rede jein fünne, es ſollen
ſogar Hunde der Leithundform von dunkel gejtromter Farbe dort geweſen fein, melche
(ediglih auf die Schweißhundform bejchränft werden ſollte. — Es märe jedenfalls
wünſchenswerth, die alte Scheidung aufrecht erhalten zu jehen, um jo mehr, al3 beide
Nachtrag. 309.
Unterraffen ihre Bertheidiger finden werden, jobald es ſich um die Ausjcheidung der einen
oder anderen Form handelt. Ob die mit der Abnahme der Hochwildſtände im Freien
gleichzeitig abnehmende Nachfrage nah Schweißhunden Hannoverjcher Raſſe überhaupt
noch die feinere Unterfcheidung und Züchtung von zwei Unter- oder Nebenrafjen ge=
ftattet, muß näheren Unterfuhungen der betreffenden Berhältnifje vorbehalten bleiben.
Deutſche Braden. Unter den verjchiedenen, im nördlichen Deutjchland roch
hier und da vorhandenen Bradenformen (vergl. Band. I, ©. 112) hat die im weſt—
phälifchen Sauerlande und dem angrenzenden Siegener Kreiſe noch rein gezüchtete
weſtphäliſche Brade wohl die meifte Ausficht auf Erhaltung, und es wäre jehr zu
wünfchen, daß in ihrer eigentlichen Heimath recht bald ein Verein zur Neinzüchtung
diefer uralten und hochintereffanten deutſchen Jagdhunde entjtehen wiirde. Es giebt
noch Reviere genug im Deutjchen Neiche, wo die Jagd nur mit Hülfe laut jagender
Hunde mit einigem Erfolg zu betreiben ift, und mo gegenwärtig nur Kreuzungs—
producte aller möglihen Raſſen Verwendung finden. Seit der erften Elberfelder
Ausftellung, wo duch Vermittelung des Verfaſſers 18 gute Sauerländer Braden
zur Stelle famen, find faft in jedem Jahre auf irgend einer größeren deutichen Aus—
ftellung auch immer einige Koppeln dieſer Kleinen Braden erjchienen und manche der—
jelben ins Ausland, namentlih nad Schweden, verkauft worden. Auf der lebten
Austellung in Dortmund (1894) waren fünf Sauerländer Braden unter der Be—
zeichnung „Deutsche Braden“ gemeldet; von diejen erhielt Waldmann-Finnentrop
des Herrn Carl Dberftadt-Finnentrop den I. Preis; die ſchöne, hHochträchtige Hündin
Waldine-Fretter des Herrn C. Oberſtadt den II. Preis; Buſchmann des Herrn
Ernſt Wüfter in Gronenberg bei Elberfeld den IH. Preis, und Waldmann Fretter
des Hern Carl Hefje in Fretter H. L. E. — Flock des Herrn W. Stein in
Hillnhütten bei Dahlbruch, welches früher die meiſten Bracken lieferte, war gar nicht
eingetroffen. — Die vorzugsmeife ſchwarz und gelb mit weißen Abzeichen markirten
Braden der Nuhrgegend (Band I, ©. 119) find augenjcheinlih nur Varietät der
Sauerländer Brade und gehen ſchon vor Elberfeld in letztere über.
Die früher in der ganzen norddeutſchen Tiefebene diesjeit3 der Elbe verbreiteten
Haidbraden find nur an vereinzelten Orten in der Lüneburger Haide erhalten, und
die jenjeit3 der Elbe unter dem Namen „Stöber“ in großen Meuten gehaltenen
Hunde find dort längft verſchwunden und höchſtens noch auf einigen dänischen Inſeln
und in Norwegen vereinzelt zu finden.
BloodHounds (zu Bd. J, ©. 145). Die Kennelclub-Ausftellung im Cryſtallpalaſt,
April (1894), brachte die beiten Exemplare diefer Raſſe. In der Novizenclafje erhielt
Mr. Bowker's Boadicea I und Specialpreis, fie wird als eine jehr typiſche, vor—
trefflich gebaute Hündin gejehilvert, doch fönnten Behänge und Lefzen länger und Die
Stirnfalten mehr ausgeſprochen fein, in welcher Beziehung fie durch Mr. Brough's
Burfar (II. Preis) übertroffen wurde. In der Limitclafje Wir. Bryan Hayes’
Lord Raglan IL Preis und W. Thomſon's Protection II. Preis. Von legterem
werden der Schöne lange Kopf mit hohem Hinterhaupt, die langen Behänge und der immer
310 Nachtrag.
ſeltener werdende, würdige Ausdruck des faltenreichen Geſichtes gerühmt. In der
Siegerclaſſe ſchlug Mr. Brough's Bardolph durch edlere Form und tiefe Faltung
den ſtärkeren Statesman des Mr. Hedley. Unter den Hündinnen ſind noch zu
nennen: Mr. Brough’s Baretta und Banner, wie Mr. 9. Hill’3 Tantrums. —
Auf der Dctober-Ausftellung des Scott. Kennelclubs zu Edinburgh erhielt Mir.
E. Brough's Bardolph I. und Specialpreis, Mr. Campbell's Strarathro
Burfe I. Preis, Mr. B. Haymes’ Lord Naglan IH. Preis. Hündinnen: Me.
E. Brough's Baretta I. Preis, Mr. E. Brown's Stately Girl DI. Preis; Mt.
N. Livingftone’3 Queen of the Weit II. Preis. — Die während der lebten
Jahre vielfach betriebenen Bloodhound Trials (Prüfungen auf der Spur eines
Menjchen) ſcheinen aufgegeben zu jein, ihre praftiiche Ausführung dürfte aud im
Gewühl volkreiher Städte wenig Erfolg haben. Die Ausftellung des Kennelclubs
im Giyftallpalaft vom 23. bis 25. October (1894) brachte (nad) den Berichten des
Field und Stockkeeper) etwa 1300 Hunde, unter denen die Glafjen der Bloodhounds
vorzüglich bejeßt waren. Die Mehrzahl derjelben war frei von den früher oft ge—
rügten Schwächen und zeigte gerade Vorderläufe, jtarfe Knochen und flotte Beweglich—
feit. Mr. Brough’3 Brunhilda erhielt I. und Championpreis, außerdem einen
II. Preis in der offenen Claſſe; ſie wird als eine reizende Hündin, reich in der
Farbe, mit vorzüglihem Behang und vortrefflichen Läufen und Füßen gejchildert.
Limitclaſſe: W. Evans’ Kingbury Bobbie; in der offenen Claſſe: E. Brough’s
Banner und W. Evans’ Diana of Hayes I. und Specialpreile.
Staghounds (zu Band I, ©. 150). Das altengliiche Inſtitut der „Königl.
Hirſchjagd“ zu Ascot (The Royal Buckhounds) wird troß vielfadher An—
griffe vorläufig noch unverändert fortgeführt. An Stelle des früheren Huntsman
Harvey it John Coming getreten, der Posten eines dritten Whipperin iſt aus=
gefallen. Am erſten Dienftag im October, dem üblichen Eröffnungstage der Hirſch—
jagd, erſchien die Föniglihe Meute auch im vorigen Jahre vor dem Royal Hotel zu
Ascot und zog von da nad) „Ned Lodge“, wo ein noch nicht gejagtes Stüd Edelwild,
genannt „Defiance* ins Freie gelafjen wurde (uncarted). Nach 21/, jtündiger Jagd
wurde das Wild in der Nähe von Wofinghoufe gefangen. Dieſe Jagden werden
vorläufig an jedem Dienftag und Freitag wiederholt. An demjelben Tage erjchienen
die „Devon- und Somerjet-Staghounds” zu Hawcombe Head und am Yreitag
den 5. November zu Corner's Gate, um den „wilden“ Hirſch zu jagen.
Fuchshunde (Zu Band. I, ©. 159). Die alljährlide Schau von Fuchshunden
zu Beterborough fand zu Anfang Juli diejes Jahres ftatt. Im Gataloge waren 16 Pads
(Meuten) genannt, von denen jedoch die Cumberlandhunde zu jpät erjchienen. Wie
gewöhnlich, war die Warwickſhire-Meute wieder in den meilten Glafjen Siegerin.
(Zu Band L ©. 163 u. 165.) Die Harrier- und Beagle-Schau ſchloß ſich
auch in diefem Jahre unmittelbar an die Peterborough-Schau der Fuchshunde. Die
Harrierd waren nach ihrer Größe in Glafjen von 16 bis 19 und von 19 bis 21 Zoll
(engl.) getheilt. Bei den noch) ziemlich ungleichen Beagles legten die Preisrichter Werth
Nachtrag. 311
auf furze Läufe. Unmittelbar nach Schluß der immer populärer werdenden Beterborough-
Schau wurde das Inftitut im Field von verjchiedenen Seiten angegriffen. Wan be=
hauptete, daß die in PVeterborough prämiirten „Falhionablen“ Fuchsmeuten nur nod)
auf Schönheit und Schnelligkeit (looks and pace), nicht mit Hinfiht auf Naje und
Stimme oder Hals (nose and voice) gezüchtet würden. Den Harrierzüchtern wurde
borgeworfen, daß alle zu Peterborough ausgeftellten Harrier nichtS anderes ſeien als
Keine Fuchshunde, mit Yusnahme eines Packs der „Old English Harriers“. Der
Fuchshund jage den Hafen aber in einem ganz anderen Stil, wie der Harrier und der
Stil des erjteren fei nicht der richtige. — Schmwerlich dürften diefe Angriffe jo ganz
unberechtigt fein, Doch ſcheint es, als ob man jchlieglich zur Klarftellung der Sachlage
und Verftändigung in Betreff der zu treffenden Vorkehrungen gelangt jei. Die unterm
20. October 1894 im „Field“ veröffentlichte Bräfenzlifte ſämmtlicher Meuten Englands
ergiebt folgende Ziffern: Staghounds, England: 17 Meuten, darunter „Her
Majeftys“ mit 35 Koppeln und die Devon-Somerjet mit 41 Koppeln. — Irland:
6 Meuten, die ftärkite Ward Union mit 30 Koppeln. — Foxhounds, England:
306 Meuten, die ftärkiten die Blackmore Vale in Dorfet mit 86 Koppeln, des Herzogs
v. Beaufort mit 75 und die Badsworth in Norkihire mit 64 Koppeln. — Schott—
land: 10 Meuten, die ftärkite Herzog vd. Buccleuch mit 57 Koppeln; Irland:
20 Meuten, darunter die Sarlom and Island, co. Corf mit 45 Koppeln. —
Harriers, England: 114, die ftärkfte The Boddington bei Cheltenham mit
39 Koppeln (von 18 bis 20cm Schulterhöhe). — Schottland: 3 Meuten, „Ihe
Ailmans“ mit 22 Koppeln (121/, cm). — Irland: 28 Meuten, darunter Derry
of Strabane mit 30 Koppeln in Zondonderry. — Beagles: Im Ganzen 36 Meuten
bon 12 bis 21 Koppeln, darunter indeg 10 Harrier- und 2 Bafjetmeuten; die
Schulterhöhe wechjelt von 14 bis 21 cm. — Die ftärkiten Galedonian, Devonſhire,
Hardmwide und die Royal Rod mit je 20 Koppeln. — Auf der Octoberſchau des
Kennelclubs 1894 waren auch Claſſen für Beagles und Baſſets eingerichtet und
gut bejeßt (Beagles nicht unter 12 und nicht über 16 engl. Zoll). Auch die deutjchen
Dachshunde waren auf diefer Octoberſchau des Kennelclubs zahlreich vertreten und
jollen nie in folcher Güte erjchienen jein. Die frühere Auffafjung der Dachshunde
als „Hounds“ oder „laut jagende Hunde“ jcheint in England allmählich zu ver-
ſchwinden. Auch gefledte (dappled) oder Tigerdächſel waren in 8 Exemplaren
vorhanden, welche viel Anziehungskraft auf die Bejucher ausübten. Richter der
Dahshundraffen war Mr. M. Wootten.
Chiens courant3 (zu Band I, ©. 176). Auf der Hundeausftellung in den
Tuilerien 1894 waren die Varforcehunde nur ſchwach vertreten. Brigando de
Mr. U. Bardin, ein Schöner Gascon-Saintongeoishund erhielt den I. Preis und
Medaille d’argent; unter den Hündinnen Selifa der Mme. M. Guimet I. Preis.
Unter den Oriffons=courants Metamort I. des Mr. H. de Zamande und die
Hündin Raviſſante des Mir. 9. Corbiere. — Zahlreicher waren die Briquets
und Bafjets erjchienen. Unter den Briquets à poil ras erhielt Goncorde des
312 Nachtrag.
Mr. Mallart I. Preis; eine Meute von acht Briquets A poil long des Me.
Mallart I. Preis; Flambeau, Briquet & poil long des Mr. le Baron Jaubert
I. Preis. Die Baſſets waren nach dem Haar (à poil ras und à poil long), nad)
den geraden, frummen und halbfummen (demi-torses) Läufen, nad) dem Gejchlecht
und der Anzahl (einzeln oder Meuten von mindejtens 8 Stüd) in neun verſchiedene
Claſſen untergebracht. Zwei ſchöne Baſſets dieſer Ausſtellung: Metéore II. und
Galäthée des Mr. F. Pinel erhielten J. Preiſe und ſind im „L'acclimatation“
nach einem Bilde von Mr. Mahler dargeftellt.
Dachshunde (zu Band I, ©. 192). Die Dortmunder Ausitellung 1894
brachte 112 Exemplare (darunter 93 furzhaarige, 10 lang- und 9 vauhhaarige), welche
nad Geſchlecht, Gewicht (unter und über 71/, kg), Farbe und Haar in 13 Claſſen
vertheilt waren. Vreisrichter: Carl Brandt. — Ein neuer Dachshundclub bildete fich
im Anſchluß an die Del. Commiffion in Cleve im Auguft diejes Jahres unter dem
Titel: Niederrheinifher Teckel-Zuchtverein. Im neuerer Zeit ift ein be—
ſonderes Intereffe für die „Tigerdächſel“ in Deutſchland bemerkbar.
Deutihe Vorſtehhunde (zu Band I, ©. 254, 271 u. 283). Kurzhaar: Auf
der Stuttgart-Schau im Mai 1894 erhielt Herr Hans Simon den Züchterpreis für
Nimrod-Trefflich (3316), von welchem 16 erwachjene Nachkommen und ein Wurf
(Fat ſämmtlich prämiirt) ausgeftellt waren. — Auf der Dortmund-Schau Mai 1894)
erichienen 125 kurzhaarige Eremplare, unter denen 52 Brauntiger, 46 einfarbig
braune und 27 weißbunte unterschieden wurden. Das Richteramt war einem Conſortium
von drei Herren übertragen, deren Entfcheidung allgemein befriedigte. Der einfach braume
Graf Hoyer vd. Mansfeld (5881), welder in der Jugend viel Pointerähnlichteit
zeigte, trägt jegt immer mehr den deutſchen Typus zur Schau. Cr ift ein großer,
ſtark gebauter, doch nicht plumper Hund mit gutem Kopf und vortrefflich gemachtem
Rumpf und Gangmwerf, er erhielt I. und Ehrenpreis, außerdem den Preis für den
beiten Vorfteghund der Schau. Er ftammt von Braun aus Cora Budom, geroorfen
97. December 1889, Züchter: Quther- Bukow; Beſitzer: A. Florftedt-Hederöleben. —
Botho, welcher II. Preis erhielt, ift ein Sohn des vorigen aus Cora Beejenftedt,
geworfen 5. October 1892, Züchter: Wendenburg; Beſitzer: M. U Fulda—
Plauen; er hat viel Aehnlichkeit mit feinem Erzeuger und wird bon einigen Freunden
der Kaffe ſogar über jenen geftellt, welcher letzterem jedoch in der Form der Füße etwas
überlegen ift. Cine Abbildung beider Hunde zeigt nebenftehende Taf. LXXXIV. —
Gin dritter, den deutſchen Typus noch mehr zur Schau tragender Hund ift Wald-
mann Gohlis (5938) von Marki aus Fregatte, dunkelbraun mit weißem Bruftfled,
geworfen 23. September 1891, Befiger und Züchter: C. ©. Nitzſche, Rittergut
Thonberg bei Leipzig. Waldmann nahm bereits in Dresden 1893 Ehrenpreis und
filberne Medaille; in Dortmund den I. Preis der Siegerclafje und einen Chren-
preis. Die elegante und flotte Gangart diefes Hundes wird gerühmt. Dieſes Trio
(Graf Hoyer, Botho und Waldmann Gohlis) bildet im Verein mit Haſſo des
Herin Strater in Rheydt; Greiff Nidung, Züchter: Engler; Befiger: Reinh.
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Nachträg. 313
Bang-Rheydt und verſchiedenen Vereinshunden gewiſſermaßen die Elite unſerer
heutigen kurzhaarigen Vorftehhunde. Unter den Hündinnen zählen noch dazu: Cora
Hüffe (Lemgo), Diana Benstorf und Erra Benstorf (6578) des Herrn
Tünnermann ınd Diana Guntromna (Rittergutsbeliger Schulz). Die beiden
leßtgenannten zeigen mehr den deutſchen Typus, mie auch der weißbunte, ſchöne
Waldo:v. Vierſen de3 Herrn Lingenbrind (I. Preis) und der braune Treff
Benstorf des Han Tünnermann. — Wiewohl alle diefe Hunde mehr over
weniger Pointerblut führen, jo können wir dod mit Befriedigung auf die höher
prämürten Exemplare blicken und fie als Vorläufer und Modelle der neueren deutjchen
VBorftehhunde betrachten, denn es zeigt fich hier bereits eine innige Verſchmelzung
beider Raſſen. Leider.ift dies nur bei einer beſchränkten Zahl der Fall, denn die größere
Mafje des in Dortmund ausgeftellten, nit prämiirten Kurzhaares bejtand aus
zweifelhaften Exemplaren mit vorherrschenden Bointertypus, oder aus Hunden mit
ſchmalem Oberkopf, mit großen, dünnen, gefalteten Behängen und dünnen (meijt ganz
kurz abgejchlagenen) Striruthen, welche weder den deutjchen Eltern noch dem Pointer
eigen find. Zum Ueberfluß find viele diefer Hunde auch noch mit langen tadellojen
Stammbäumen verjehen und erweisen fi) wohl gar als nahe Verwandte und jelbjt als
Geſchwiſter prämiirter befannter Hunde! Diefe Erfahrungen hat der Verfaſſer während
der letzten Jahre ſchon häufig bei der Begutachtung der zur Cintragung in das
D. 9. St. B. vorgeführten Hunde feines Bezirkes gemacht! Neben einzelnen tadel-
loſen Exemplaren ebenjo viel charakterlojes Halbblut, welchem die Eintragung troß
der mafellofen Abftammung verfagt werden mußte. Schon früher mußten Nach—
fommen Mehlich’icher Hunde mehrfach abgewieſen werden.
Es ift allerdings ſchon viel gewonnen, daß die bedeutenderen Vereine endlich dahin
gelangt find, keinen Bointertypus, fondern eine deutſche Raſſe züchten zu wollen, allein
der gute Wille der Züchter und die Neinzucht unferer beften jebigen Hunde werden
ſchwerlich genügen, dieſes Ziel zu erreichen. Das Bointerblut ift nicht allein quantitativ
zu ftark in unferen renommixteften Hunden vertreten, es wirft auch weit nachhaltiger
und intenfiver, al3 daS deutſche, Fältere Element und wird daher mit der Yeit
immer wieder die Oberhand gewinnen, wie der vothe Zinnober in den Unterntalungen
mancher Rubens'ſcher Bilder ſich mit den Jahren immer mehr „durchfrißt“. Außer
dem völligen Ausfhluß der Pointerkreuzung wird möglicher Weiſe die wiederholte
Zuführung von Deckhunden des alten Hectorftammes nöthig werden, um das Gleich—
gewicht herzuftellen und eine jelbjtändige, ſich conſtant vererbende Raſſe des deutichen
Kurzhaares zu erzielen. — Die Stihelhaarigen zählten in Dortmund über 40 Mel-
dungen, unter denen jedocy die Mittelmäßigfeit vorherrſche. Jung Sento vd.
Straßburg des Herrn U. Rauſchenbuſch erhielt I. und Ehrenpreis; ebenſo Hallo—
Zangendreer, Beliger: A. Müſer, und Idäa des Vereins zur Zühtung deutſcher
Vorſtehhunde. Trotz ihrer Reichhaltigkeit an ftihelhaarigen Hunden gab die Dort—
mund-Ausſtellung fein zutreffendes Bild der jegigen vorgerüdten Stellung dieſer Raſſe.
Diefe Hunde gewinnen immer mehr Freunde, denn fie zeichnen fich in neuerer Zeit
40
314 Nachtrag.
duch ihre vielfeitigen Leiftungen namentlich bei den Jagdſuchen vortheilhaft aus. In
Dresden (1894) wurden alle drei Preife von Stichelhaarigen genommen (Schlotfeldt's
Stamm), ebenjo hatten diefe Hunde ausgezeichnete Erfolge auf falt allen Frühjahrs-
juchen, beim Derby und bei der Prüfung des Gebrauchshund- Vereines, mo der
11/, jährige Vater Heiko (Enkel von Hunding) den I. Preis erhielt. — Harras-Wolf-
ramshauſen (Taf. XXXIII), welcher in Hannover 1893 den Ehrenpreis nahm, ift
inzwiſchen in Bei des Grafen v. Deynhaufen-Dößingen übergegangen. — Die
langhaarigen Claſſen zählten 50 Hunde, fie variirten ſtark in der Behaarung,
wozu Die bereits etwas vorgerüdte Jahreszeit beitragen mochte. I. Preife und
Ehrenpreife erhielten: Taſſo v. Sonderhaus des Freiherrn v. Schorlemer;
Zara Sonderhaus des Haren M. Joergens, Bruno Grünthal des Herrn
Commesmann und Roland vd. Lünen des Hauptmanns Rauſch.
Pointer und Setter (zu Band I, ©. 317 u. 326). Auf der Kennelclub-
Ausstellung 1894 (April) wurden die Pointer Devonshire Bella und Devonfhire
John des Mr. Bulled prämiirt, ebenjo die befannten: Molton Bryar, Heather
Graphic und Daisy Friar. — Für engliſche Setter war in Folge unzulänglicher
Anmeldung gar feine Claffe eingerichtet, unter den Gordons (vgl. Band. I, ©. 331)
fiegten vorzugsweife Mr. Chapman’s Hunde, aud) die irischen Setter (vgl. DD. J,
S. 339) waren nur ſchwach vertreten. Dagegen wurden die Retriever (vgl. Bd. I,
S. 222 u. 224) für die beften Sportingelafjen der Schau erklärt, namentlich Die
flachhaarigen (fat-coated). Spaniels (vergl. Band I, ©. 215) waren zahlveid)
ausgeftellt, doch blieb nach Abzug der Sieger wenig Bedeutendes übrig. — In den.
fünf Claffen der Iriſh Waterjpaniels (vergl. Band I, ©. 220) wurden Killaneal
“ Mr. Tindall, Rod Beggy des Mr. Condoly und Pat II. des Herzogs
v. York ausgezeichnet.
Franzöfifhe Vorftehhunde (zu Band I, ©. 299, 300 u. 303). Auf der
Ausstellung in den Tuilerien 1894 waren für Franzöfifche Vorſtehhunde folgende Glafjen
eingerihtet: Braques Dupuy, du Bourbonnais, bleu d’Auvergne, de
l’Ariege und St. Germain. — Die langhaartigen waren nur unterjchieden als:
„Epagneuls de Pont-Audemer“ und „Races diverses“. Die Griffons
d’Arr&t waren nur unterschieden als: Griffon a poil dur und A poil laineux.
Engliſche Windhunde u Band I, ©. 356). Der Sieger des vorjährigen
Rennens um den Waterloo-Gup: Charakter, welcher den bis dahin unbefiegten Fullerton
(vielleicht duch Zufall) ſchlug, erkrankte bald darauf an einem Augenleiden und iſt von
den Rennen gänzlich zurückgezogen. — In dem Waterloo-Gup-ftennen im Februar 1894
fiegte des Grafen Stroganoff Hündin „Terture” über „Falconer“. Texture
wurde erſt ſechs Wochen vor dem Rennen für 110 Pfd. Sterl. durch Mr. 3. Cowlin
für den Grafen angefauft, um als Zuchthündin zu dienen, wiewohl ſie bereits gute
Grfolge im Rennen hatte. Der Gegner der Hündin war Falconer des Wir. Fletcher.
Merkrürdiger Weije find beide Hunde von Herſchel, während ihre Mütter beide von
Jeſter ftammen, wie aus den S. 315 angegebenen Stammbäumen erfichtlich ift.
Nachtrag.
„Texture“ des
Grafen v. Stroga
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Caſhier
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1) Graf Stroganoff führte die engliiden Windhundrennen zuerſt in Rußland ein.
40*
316 Nachtrag.
Schottiſche Hirſchſunde (Deerhounds) (zu Band I, S. 366). Auf der Schau
des ſchottiſchen Kennelclubs in Edinburgh im October 1894 war dieſe Raſſe gut vertreten.
Höhft prämtirt wurden Champion Swift des Mr. Singer; Mr. 3. Bell’s Roſſie
blue Bippa; W. Martin’3 Bobbi Burns; 3. Bell’s Roſſie Bippa umd
A. Marwell’s William Tell. In den Koppeln und Zügen fiegten ebenfalls Mt.
Bell’s Hunde Auf der Octoberſchau des Kennelclubs 1894 waren die Claſſen der
Deerhounds fehr reich beſetzt, ohne jedoch viel Neues zu bringen. Zu den höchſt prämiirten
Eremplaren gehören: N. Bradford’s Marquis of Lorne I. Preis und W. Evans’
Emeritus J. und Specialpreis; W. Evans’ Carl I. und Enterprife I. Preiſe.
Iriſche Wolfshunde (zu Band I, ©. 369). Die Kennelclub-Schau im April
1894 enthielt eine Kleine, aber vorzügliche Collection. Als neue auffällige Erſcheinung
wurde Kincard des Mr. Erisp aufgeführt, welcher zwar etwas kleiner, aber Hinten
beffer gebaut jein foll, als der Sieger (Mr. Graham's Gora). Den Championpreis
erhielt Mir. Crisp's Princeß Oona, eine dunfel geftromte, ſchön gebaute Yündin. Die
Octoberihau des Kennelclubs 1894 brachte nur eine geringe Anzahl (5) diefer Hunde.
Mi. Erisp’s Kinkard und Navan I. Preis, Champion- und Specialpreis;
Hündinnen: G. Crisp's Princeß Oona I. und Specialpreis. — Der junge hirſch—
graue Brian I. und die Hündin Lady Kathleen werden wegen ihrer guten Statur
und Behaarung gerühmt.
Ruſſiſche Windhunde (Barzois) (zu Band I, ©. 373). In Dortmund
(1894) erſchienen nicht weniger als 34 Exemplare dieſer jhönen Raſſe, unter denen
namentlich die Hunde des Herin Louis Dobbelmann in Rotterdam hervortreten.
Es waren dies Ataman I. weiß und filbergrau (v. Ataman I. a. Almaska, geworfen
im April 1892, Züchter: Ozeroff); Sudarka, weiß mit ſchwarz (v. Ataman I. a.
Metelitza, geworfen April 1891) und Sokol, weiß mit filbergrau (von Ataman J. a.
Zanoza). Ataman I. wurde bereits im I. Bande (Nachtrag) befchrieben und Taf. XLVI
abgebildet, feine Maße find: Schulterhöhe 77 cm; Bruftumfang SIcm; Kopflänge
29 cm; Vorderlauf bis Ellenbogen 42Y/; cm; Rumpflänge (vom Bug bis Steule)
80 cm. — Die Make Sokols find: Schulterhöhe 78; Bruftumfang 83cm; Kopf-
länge 29 cm; Höhe des Vorderlaufes 42 cm; Rumpflänge 80 cm. Die Octoberfchau
des Kennelclubs 1894 war in Betreff der ausgeftellten Barzois die befte, welche bis
jest im Gryftallpalaft abgehalten wurde. Novizen: Soma der Herzogin dv. Nemcaftle
I. und Specialpreis; 2. Dobbelmann’3 Bjuga I. Preis. — Limit: Lebedka der
Herzogin v. Nemwcaftle I Preis; R. Coope’s Windle Courtier II. Preis;
Siegerclaffe: Dudar der Herzogin v. Newcaftle I. Preis; offene Claſſe: 2. Dobbel-
mann’s Ataman II. den I. Preis, Championſhip und Specialpreis.
Indische Windhunde (zu Band I, ©. 379). Die jogenannten Rampore
Hounds, welche in neuerer Zeit wiederholt in England gezeigt wurden, find plump
gebaute Windhunde mit langen Köpfen und ſchmalen, herabhängenden Ohren, die
Farbe mausgrau, oft mit fleifchfarbigen Flecken, die Behaarung ſehr dürftig, Ruthe
meiſt nadt.
Nachtrag. 317
Deutſche Doggen (zu Band II, S. 22) zeigten während des letzten Jahres
wenig Veränderung. Auf der Dortmund-Schau 1894 waren nur 18 Meldungen,
unter denen Hannibal des Herin A. J. 3. Zwaardmaker in Zaandam abermals (wie
auch in Antwerpen) den gewohnten Ehrenplatz behauptete (Abbild. Band II, Fig. 100).
Maftiffs (zu Band I, ©. 32). Auf der Kennelclub-Schau im April 1894 wurden
prämiirt: Princeß Staffordjhire des Mr. Lucas mit I. Preis; ©. Turner’s -
großer Ayrſhire I Preis; A. Barnee’3 Jonathan I Preis; W. Taunton’s
Champion Carſhalton I. Preis; Mr. Higge’s Coombe und Miß Eonftable I. und
Specialpreis. Auf der Dortmund-Schau im Mai 1894 erjchienen vier prächtige
Maftiffs des Mr. Louis Dobbelmann in Nottervam, darunter der im Cryftallpalaft
im April und ſpäter in Amfterdam mit I. Preis ausgezeichnete, geftromte Jonathan
v. Tom Bowling a. Maggie May, geworfen Januar 1893, welcher in Dortmund jedoch),
troß feiner imponirenden Körperform (wegen etwas vorjtehenden Unterkiefer), nur
II. Preis erhielt, während deffelben Beſitzers ſchöne Eldees Maid (v. Montgomery II. a.
Lady Dudley, geworfen Januar 1892) den I. Preis nahm. Auch Little Boy des
Mr. E. P. Meder-3’ Gravenhage (I. Preis) nebſt feinen Wurfſchweſtern Anny und
Flora I. (a. Mar dv. Rotterdam a. Judith, geworfen im März 1893) fanden viel
Beifall. — Zu Anfang October 1894 ftarb im Alter von 10 Jahren der berühmte
Maftiff Beaufort (18504) dv. Champion Beau (6356) a. Champion Lady Iſabel
(12846), geworfen im Juli 1884, Züchter: Dr. Sidney Turner, Beliker:
W. 8. Taunton. Beaufort erhielt zuerſt in der Puppyclaſſe der Kennelclub-Schau
1885 den I. Preis durch Mr. Beaufoy als Preisrichter und gewann dann alle I. und
Specialpreife, wo er ausgeftellt wurde, unter anderen den Challenge-Cup der Maftiff-
claſſe ſechs Mal Hinter einander und den Preis für den beiten Yuchtrüden Der
Dlympia-Schau 1889. Nachdem vergeblih 400 Pfd. Sterl. für ihn geboten waren,
wurde er Eigenthum des Mr. Taunton, welcher ihn auf längere Zeit nach Amerika
als Dedhund wie zu den Ausstellungen ſchickte. Seinen legten Sieg errang Beaufort
im October 1893 in der Eryftallpalaft-Schau, wo er zur Freude aller Maftifffreunde
über Dr. Turner's Ayrihire fiegte, denn fein anderer Hund Hatte bis dahin in
ſolchem Alter noch einen ſolchen Gegner gejchlagen. Beaufort galt für den vor—
züglichften, bis jeßt gezüchteten Maftiff und Hinterläßt in England, wie in Amerila, eine
zahlreiche Hervorragende Nachkommenſchaft (Abbildung Fig. 103, Band II). Nach dem
Bericht des „Stockkeeper“ über die October-Ausftellung des Kennelclubs 1894 ift auf
diefer Schau ein neuer Maftiff aufgetreten, welcher zu den beſten bis jet gezüchteten
Exemplaren diefer Nafje zählt. ES ift dies der von Mr. H. Woolmore gezüchtete
Peter Piper (m. Tom Bowling a. Selina). Der tadellofe Bau und das gute
Temperament diejes Hundes werden dom Berichterftatter gerühmt. Den Challenge-
preis des „Old English Mastiff Club* erhielt C. C. Rice's Ethelred (früher
Lyndhurſt Bounce genannt).
Englifhe Bulldoggen (u Band II, ©. 37). Die Ausftellungen der leten
Jahre wurden von Kennern als unbefriedigend in Hinficht auf die Glafjen der Bulldogs
318 Nachtrag.
geihildert, da die befannten Sieger jeit mehreren Jahren ſtets die Prämien einziehen
und wenig Neues von Bedeutung auftritt. Der berühmte Bulldog Dodleaf (Abbild.
Fig. 107) des Mr. Woodiwiß' ftarb im Juli dieſes Jahres (1894) auf der Aus—
jtellung zu Cardiff unerwartet durch Hitzſchlag. Nach einer Mittheilung des „Stod-
feeper” jollen dem Befiger dieſes, während der legten Jahre ſehr populär gewordenen
Hundes nach deffen Tode nicht weniger al3 247 Beileidsbezeugungen in Briefen und
Telegrammen überſandt jein. Trotz feiner großen Furchtſamkeit beim Erſcheinen im
Ning wurde Dodleaf doch nur zweimal gejchlagen und gewann unter vielen anderen
Preiſen den 50 Pfd. Sterl.-Challengepreis des Bulldogclubs mehrere Male. Die Bull-
dogs „His Lordſhip“ und King Drry, melde Dodleaf wohl am nächſten jtanden,
find inzwischen nad) Amerika verkauft.
Deutſche Bulldoggen. In größeren Städten Deutjchlands begegnet man
nicht jelten einer großen, mohlgeftalteten, raſch beweglichen und energiſchen Bulldog
forın, welche populär meist als „Boxer“ bezeichnet wird. Dieje Hunde haben nicht
das Unförmliche des jegigen englifchen Bulldogs, und nicht deren unzuverläfligen
Charakter. Die Farbe ijt meiſtens ofergelb mit ſchwarzer Schnauze, ſeltener gejtromt.
Es würde ein Leichtes fein, dieſelben reinraſſig zu züchten, und wäre zu wünjchen,
daß fi) bald ein Verein für diefen Zwed bilden möge Wahrſcheinlich find dieſe
Hunde Nachkommen der ſchon in den 20er Jahren von England nad) Hannover
häufig eingeführten alten engliſchen Bulldog, welche ſich im Laufe der Zeit in ganz
anderer Richtung entwidelten, ohne daß bisher etwas für ihre Reinzüchtung geſchah.
Bernhardiner Gu Band II, ©. 66, 69 u. 79). Dortmund im Mai 1894:
Nur 5 kurze und 24 langhaarige erichienen. Bei erjteren fein Preis für Rüden vergeben
worden, die Hündin Fides des Herin Schrott-Braunfchweig I. Preis. — Lang—
baarige: Rolf (v. Großglockner a. Lea, October 1892), Züchter: U. Latz-Euskirchen,
Beſitzer: Baltzer in Horft I. Preis; Venus (v. Prieft a. Troya) des Herrn Schrott-
Braunſchweig I. Preis. — Schweizer Ausftellung in Zürich 1894 (für lang- und furz=
haarige je 12 Glafjen). Kurzhaarig: Rhyn dv. Oundoldingen, Freya d. Burgdorf,
Willi Wood (Ehrenpreis und Zuchtpreis); Sebaftian dv. Gundoldingen, Flora
Winterthur prämürt. Langhaarige: Hero vd. Birjed, Dlaf, Young Marz,
Minka Calanda u. X. wurden prämürt. — Die Ausſtellung des engliſchen Kennel—
club3 im April 1894 war zahlreich beſchickt, doch arm an hervorragenden Hunden.
Langhaarige: Duke of Florence, Andromedal. Preiſe. Die turzhaarigen (Smooths)
waren weit bejier, Marquis of Bedeburn, Barreigh, Argonaut Marvel II.
und Marengo wurden genannt. Lebterer ein befannter großartiger Hund mit tiefem
Durchmeſſer der Schnauze.
Deutſche Schäferhunde (vergl. Bd. II, ©. 101). In Dortmund 1894
erichienen fünf Exemplare der ftodhaarigen Raſſe, drei wolfsfarbige des Herrn
W. Wahsmuth-Hanau wurden prämiirt, I. Preis erhielt der bereits vielfach aus—
gezeichnete Bollux (Abbildung Fig. 122). Während der Wander- Austellung der
Deutſchen Landwirthichafts-Gejellfchaft zu Berlin (6. bis 11. Juni 1894) fand auch
Nachtrag. 319
eine Shäferhundfhau und Leiftungsprüfung flat. Es waren 22 Hunde ge=
meldet, welche faſt jämmtlich der ftodhaarigen Raſſe angehörten und großes Aufjehen
durch ihre Gleichmäßigkeit und Originalität der Erſcheinung hervorriefen. Ausflellung:
Burhentramper des Herin Niehelmann=DBahlberg I. Preis; Prima des Herrn
Wahsmuth I. Preis; Kumbimek des Herrn Niehelmann IH. Preis. — Auf
dem am dritten Tage troß ungünftiger Witterung abgehaltenen Preishüten erhielten
Lotte des Schafmeilters Wächter I. Preis, Luchs und Fuchs der Schafmeilter
Brandt und Bapenfuß I. und II. Breis. Die nächſte Schau wird dorausfichtlich
bei Gelegenheit der- zu Köln ftattfindenden Wanderichau 1895 ftattfinden, und wäre
es höchſt wünſchenswerth, Dort ſämmtliche drei Raſſen deutscher Schäferhunde in
getrennten Claſſen ausgeftellt zu jehen, um die unterjcheidenden Charaktere allgemeiner
befannt zu machen.
Gollies (u Band I, ©. 115). Auf der Kenneldub- Schau zu Edinburgh
im October 1894 waren die Claſſen der Collies gut und zahlreich bejegt. Der junge
Northern Gun des Mr. E. Scrape ſchlug den befannten South Berfection;
Kilmeny Jeß des Mr. C. Wilfon; Marvel des Mr. Pollok; Monkton Chloe
des Mr. T. Marſhall u. A. wurden prämiirt. — Kurzhaarige (vergl. Band II,
©. 117): Heatherfield Dot des Mr. Wallace und Glenkens Prince des Mt.
Henderjon 1. Breife. — Bobtails (vergl. Band U, ©. 119): In Edinburgh nicht
erichienen. Auf der Kennelctub-Schau im April 1894: der Schwarze Windſor Jad
fiegte über Dr. Ker's blauweißen Sir Coventry; Mr. Megſon's Sir Tatton
I. Preis, Mr. Weiger’s Dairy Maid 11. Preis.
Schipperkes (u Band IL, ©. 144). Auf der October-Ausftellung des Kennel—
clubs 1894 fiegte in der Novizenclaffe dev Schipperfes Mr. F. Reußen's (Brüffel)
Soppe, wie überhaupt in allen Claſſen, wo er concurrirte Der Hund ift durch eine
ſtark ausgebildete Halsmähne charakterifirt, ein Raſſezeichen, auf welches früher weniger
Merth gelegt wurde. In der Puppyclaſſe erhielt 3. Peeter's (Brüffel) Netteke
I. Preis; unter den Hündinnen Mrs. K. Flinter's Somebody3 Baby I. Preis,
Championship und Specialpreis.
Deutfhe rauhhaarige Pinſcher (vergl. Band Il, ©. 153) waren in
Dortmund 1894 nur durch ſieben Stück vertreten, von denen der Defannte Hildur
de3 Herrn Duderstadt den I. Preis erhielt. Es thut wirklich Noth, daß ſich ein
Specialverein bildet, um dieſe vortreffliche deutſche Raſſe vom Untergange zu retten.
Diefe Hunde find von mufterhafter Anhänglichfeit und Wachjamkeit, muthig, ohne
zänfifch zu fein, unempfindlich gegen Näffe und Kälte, und ausdauernde Begleiter
von Neitern und Fuhrwerk. Bei einiger Anleitung jchlieffen fie jo gut wie Forterrier.
Um diefe Hunde bei uns populär zu machen, müßte man jie allerdings zunächſt den
Engländern übermeijen.
Forterrier Gu Band II, ©. 175 u. 177). Die im November 1894 zu
Derby abgehaltene Schau des englischen Yorterrierclubs zählte 378 glatthaarige und
175 drahthaarige Eremplare diefer Nafjen und gilt für eine der beiten bis jebt ab—
320 Nachtrag.
gehaltenen Forterrir- Schauen. Mr. Redmond's Dame Fortune fiegte in allen
Claſſen, in denen fie concurrirte und ſchlug u. U. den berühmten Vice Regal um
den Championpreis; außerdem wurden vorzugsweile Sir H. de Trafford’s umd
Mr. C. Bartle’s Hunde prämtirt.
Den Beſchluß der größeren englischen Ausftellungen machte zu Anfang December
1894 die allgemein beliebte Birmingham- Schau mit 1518 Meldungen, von denen
jedoch die Glafjen der Jagdhunde den gehegten Erwartungen weniger entjprachen,
als dies bisher der Fall zu fein pflegte. Kraushaarige Retriever und kurzſchwänzige
Schäferhunde (Bobtails), nebjt den Weljh-Terriern umd deutſchen Dachshunden werden
als die beiten Claſſen gerühmt. — Widerſpruch fand die Herabjeßung des beliebten
Maftiffs Peter Piper (Beier: 3. Royle-Mancheſter), auch die Entjcheidungen des
Richters der Forterrier nach) dem „working type“ (Gebrauchshundform) wurden von
den Anhängern der „show form* (Ausftellungsform) getadelt. Bei Gelegenheit der
Birmingham-Ausftellung fam auch die in leter Zeit mehrfach gerügte, endlofe Zer-
iplitterung der Claſſen und unnöthige Vermehrung derjelben zur Beſprechung, und
geht die Anficht der namhafteften Züchter dahin, die Eintheilung der Claſſen auf das
frühere einfache Syſtem zurüdzuführen, jo weit die größeren, allgemeinen Ausftellungen
in Betraht fommen, die Eintheilung der Ausftellungen der Specialclubs aber den
Unternehmern zu überlaffen. — Zu Anfang des neuen Jahres (1895) erſchien in der
englifhen Sportzeitung „Field“ eine interefjante Ueberficht der Yortjchritte und des
Zurücbleibens der von England während der legten Jahrzehnte bis jet adoptirten
continentalen und außereuropäiſchen Hunderafjen, welche wir hier im furzen
Auszuge wiedergeben: „Unter den als neue Rafjen zu bezeichnenden Hunden ſind
die Bernhardiner vielleicht die ältefte. Sie erſchienen nur jelten auf unferen erſten
Ausftellungen und wurden ſchon ihrer jagenhaften Gejchichte wegen allgemein be-
wundert umd als Muftereremplare von Gelehrigfeit und Nützlichkeit betrachtet. Dieje
Hunde wurden raſch populär, und man zählt jeßt gute Exemplare nad) Hunderten,
während anfänglich nicht zehn aufgefunden wurden. Ohne Frage ift der St. Bern-
Hardshund gegenwärtig die populärfte aller großen Hunderafjen in England, doch ift
bei uns die langhaarige Form vorherrfchend, während in ihrer Heimath die kurz—
haarige Varietät (wahrſcheinlich wegen der kurzhaarigen Hojpizhunde) vorgezogen
wird. Der St. Bernhardshund hat im Laufe der Zeit jelbft unjere ältefte und be-
iebtefte Raſſe, den altenglifchen Maftiff, vollftändig in den Hintergrund gedrängt; da-
gegen haben die großen, raſch beweglichen, ſymmetriſch gebauten deutſchen Doggen,
welche bald nach ihrer Einführung in England drohten, die Bernhardinerzucht über
den Haufen zu werfen, die Hoffnungen ihrer Liebhaber teineswegs erfüllt und find
in neuerer Zeit immer mehr in der Gunft des englifchen Publicums gefunfen! Als
Urſachen werden angeführt, zunächſt das übliche Beſchneiden der Ohren, deſſen Unter-
laſſung meiſtens unförmliche, ſchlecht angejegte Behänge entjtehen lieg — tie auch
ihre angeborene Naufluft. — Die Barzois oder Ruſſiſchen Windhunde haben ſich
ebenfalls nicht lange auf der Höhe erhalten, melche fie bei ihrer Einführung in England
Nachtrag. 321
jofort einnahmen; die meilten impoxtirten Exemplare waren nie gewöhnt, als Luxus—
Hunde im Haufe gehalten zu werden und ihre jtarfe Neigung zum Heben und Tödten
anderer Hunde und Hausthiere hat fie vielfach in Mißcredit gebracht. Doc hat ſich
die Raſſe bereits jo ziemlich eingebürgert, wiewohl fie ſchwerlich dem ſchottiſchen
Hirſchhunde große Goncurrenz machen wird. — Die Kleinen franzöfiihen Baſſets,
glatt und rauhhaarig, interefjant mie fie find, erſcheinen als Haus- und Geſellſchafts—
Hunde zu unbehülflih, während fie in Bezug auf jagdliche Anlagen, Naje und Aus—
dauer nicht den englijchen laut jagenden Hunden gleichgeftellt werden fünnen. Da—
gegen find die deutſchen Dachshunde, nahdem fie in England lange Zeit völlig
verfannt und in ganz falſchem Typus gezüchtet werden, in neuejter Zeit ganz
außerordentlich in der Gunft des englischen Publicums geftiegen. Man ſchätzt fi
allerdings vorwiegend nur als Zimmerhunde, wegen ihrer Neinlichfeit und der
glatten Behaarung, wie ihrer Wachſamkeit, Munterfeit und verhältnigmäßig geringen
Bilfigkeit wegen. Außer den glatthaarigen Dachshunden find auch bereits die lang-
oder jeidenhaarigen, die vauhhaarigen und die jogenannten Tigerdächſel auf
den englischen Ausftellungen wiederholt erichienen. — Auch der Bommer over Spitz
ift neuerdings wieder zum Modehund geworden, allerdings nicht die große weiße
Varietät, jodann in möglichſt Heiner Form, einfarbig ſchwarz mit reicher, glänzen-
der Behaarung. Die Königin bejigt eine ganze Collection ſehr Kleiner, röthlichgrauer
(fawn) Spitze (italienischer Abkunft), melde auf mehreren Ausitellungen prämiirt
wurden. Doch bleibt Schwarz anjcheinend noch immer die Modefarbe der Kleinen
Luxushunde, namentlich auch der Möpfe und Schipperfes. Die Schwarzen Möpfe
wurden erſt dor mehreren Jahren durch Lady Braffey befannt gemacht und ver=
breitet und werden jeßt bereit3 den grauen weit vorgezogen. Das Schipperfe bildet
‚die neuefte aller Importationen und wird bei diefer Nafje nur die einfarbig ſchwarze
Barietät in England gejhäßt, während in feiner Heimath auch braune und weiße
Exemplare vorkommen. Man ſchätzt es wegen feiner Wachſamkeit, Neinlichteit und
feiner Geſchicklichkeit im Mäuſe-, Ratten» und Maulwurffang.” — Aus dem fernen
Dften find die meiftens weiß und ſchwarz gefledten, mitunter auch röthlichgrauen und
weißen japanifchen Spaniels zu uns gebracht, welche von einigen auch als Möpfe
betrachtet und von Liebhabern der Raſſe abgekürzt „Japs“ genannt werden. Sie
find indeß ftet3 langhaarig und tragen die Ruthen aufwärts gekrümmt, deren lange,
jeidige Behaarung zur Seite graziös wie Straußfedern heradfällt. Cie haben viel
Kagenartiges in ihrem Weſen und find zu zart, um allgemein populär zu merden,
doch find fie die Favorithündchen der höheren Geſellſchaftskreiſe, und auf der lebten
akademischen Ausftellung jah man ein ſchönes Exemplar abgebildet auf dem Porträt
der Prinzeſſin v. Wales. Die Japanefen variiren übrigens ſtark in der Größe, die
Eleinften Haben nur 2 bis 3 Pfd. Gewicht, während andere bis zu 8 Pfo. und darüber
erreichen. Für die Adoptirung dieſer verjchiedenen ausländiichen Raſſen hat eine Art
Gegenleiftung ftattgefunden, denn England Hat dem Gontinent dafür die Terrier, den
Maftiff und Bulldog, Setter, Retriever und Spaniel geliefert.
41
os
[89]
[80
Nachtrag.
Zu den unerledigt gebliebenen, ins Jahr 1895 Hinübergejchleppten Streit-
fragen der engliihen Züchter zählt zunächſt die neuerdings aufgetauchte jagdhund—
ähnliche (houndlike) Form des Pointers, mie auch die projectirte Theilung der
Skye-Terrier in „Lothians”, welche der jebigen Ausftellungsform dieſer Hunde ent-
ſprechen, und in wirkliche Skye-Terrier, welche ala Gebrauchshunde gezüchtet werben
jollen. — Auch die Zwergbulldogs wurden vielfach als zu groß für „Toy-Dogs“
erklärt, während die Bulldogzüchter fie wegen ihrer verfchnittenen Ohren und Ruthen,
wie auch wegen ihrer Abjtammung nicht in die Glaffen der Bulldogs aufnehmen
wollen.
Eine mejentliche Veränderung in der äußeren Erjcheinung mancher englijchen
Hunderaſſen — namentlich der Kleinen Luxushunde — wird vorausſichtlich durch das
Verbot der künſtlichen Verſtümmelung der Ohren (Cropping) entitehen, welche ohne
Zweifel auch auf jede Verftümmelung der Ruthen (Docking) ausgedehnt wird. Im
Reglement des Kennelclubs exiftirte allerdings ſchon ein Verbot folcher Verſtümmelungen
bei Strafe des Ausjchluffes von allen unter K. C. Rules abgehaltenen Ausftellungen,
allein das Verbot bejchränkte ich hier auf eine einzige Rafje (Irifh= Terrier) und man
ihien in Betreff der übrigen Raſſen auf die Unzeige der verjchiedenen Specialvereine
zu warten. Dem ift num die Londoner Polizei zuborgefommen, indem unterm
4. Februar 1895 ein Mann Namens Garling, ſowie jeine Frau und ein Gehülfe
auf Anzeige des Vereins zur Verhütung von Grauſamkeiten gegen Thiere wegen
„Berftümmelung (Cropping) der Ohren eines Bullterriers“ vom Gerichtshofe zu einer
namhaften Geldftrafe, event. zu entjprechenvder Gefängnighaft verurtheilt wurden.
Daß dieſes Verbot künſtlicher Verſtümmelung zugleich auf das Stußen der Ruthe
(Docking) ausgedehnt wird, und beides über furz oder lang auch bei uns Eingang
finden wird, iſt mehr als wahriheinlid. Eine kurze Schilderung diefer von Nicht-
kennern häufig ganz mißverjtandenen Operationen und ihrer Urfachen dürfte daher
hier am Platze fein.
Das Coupiren oder Verkürzen des äußeren Ohres bei den Hunden ijt ein ur—
alter Gebrauch) und fand namentlich bei Kampfhunden ftatt, um dem Gegner feinen
günftigen Angriffspunft zu bieten und die häufigen Zerreigungen der Ohrmuſchel bei
ſolchen Gelegenheiten zu verhüten. Seit der Aufhebung der graufamen Thierfämpfe
it fein vernünftiger Grund zur Verſchneidung der Ohren unferer Hunde mehr vor—
handen. Die durch die Berftümmelung der Ohren hervorgebrachte, vermeintliche
Verſchönerung beruht lediglich in unſerer Einbildung; jobald dieje oder jene künſt—
ide Form einmal Mode geworden it, wird fie auch ihre Berwunderer finden.
Ebenſo raſch pflegt diejelbe aber auch unbeliebt und einer neuen, meilt ganz entgegen=
gejegten Form gegenüber oft geradezu lächerlich zu werden. — Man denfe nur, daß
in den 20er Jahren den Möpſen die Ohren kahl am Kopfe weggejihnitten wurden,
mährend den Forterriern die aufrechtitehenden Spißohren beliebig geſtutzt wurden.
Auch das Hohe, ſpitz auslaufende Ohr unferer deutjchen Doggen, welches mancher
Doggenfreund heute um feinen Preis bei jeinen Lieblingen vermiffen möchte, ift viel=
Nachtrag. 323
leicht nichts Anderes, als eine Geſchmacksverirrung, wie die frühere „Crinoline“ und
die ſpäteren Hoch über die Schultern emporſtehenden Puffärmel der Damentoiletten! —
Das aufrechtitehende Spitzohr finden wir bei den Wildhunden (Wolf, Schakal, Tuch?)
immer im Verein mit einer ſpitzen oder mäßig ſpitz auslaufenden Schnauze; daſſelbe
findet bei den Haushundraſſen (Spis, Schäferhund) ftatt, jo lange feine Fünjtlichen
Eingriffe verfucht werden. Aber fait alle ſtumpfſchnauzigen Verwandten unferer
Dogge (Maftiff, dänischer Hund, Tibethund) haben dagegen Kurze Behänge, und
niemals aufrechte Spißohren, wie dieſelben mit vieler Mühe bei umferen Doggen
künſtlich hergeftellt werden. Immerhin ift diefe Form des Spibohres, wenn gut
ausgeführt, noch einigermaßen erträglich, während die moderne Ohrform mancher
furzhaarigen Terrier an einen fteifen aufgeredten Finger erinnert und geradezu ab—
ſtoßend wirft.
Mas nun die praftiiche Ausführung jener Operationen anbetrifft, jo find die—
jelben um fo fchmerzlofer für den Hund, je früher diefelben vorgenommen merden
und je entfernter vom Kopfe oder Numpfe diejelben ftattfinden. Beim Verſchneiden
oder Abrunden der Spiben des äußeren Ohres, tie beim Abjchlagen der Ruthe bis
auf 3/, oder die Hälfte ihrer Länge wird beim jungen Welpen im Alter von 10 bis
14 Tagen kaum irgend eine Schmerzensäußerung bemerkbar fein. Anders ftellt ſich die
Sache, wenn die Operation. complieirter ift, tief unten an der Ohrmufchel bereits be—
ginnt und, um das Nachwachſen des Ohrknorpels zu verhüten, erft im Alter von
drei Monaten (oft viel Später) vorgenommen wird! Um das Zuſammenziehen des ver-
ichnittenen Ohrknorpels zu verhüten, müfjen dann noch entiprechende Bandagen, Heft-
pflafter u. dgl. angelegt und die Verbanditellen bis zur Heilung täglich geöffnet und
tepidirt werben. Hierbei dürfte die Anwendung des „Cocain“ zu empfehlen fein, jeden=
falls unterfcheidet fich das ganze complicirte Verfahren von einer gelinden Viviſection
doch wohl nur durch den gänzlichen Mangel eines vernünftigen Zweckes. Einen
praftifchen Nuten gewährt das Verſchneiden der Ohren feinem Hunde, am menigften
den Doggen unferer Zeit, denen weit mehr mit einer geringen Verkürzung der Ruthe
gedient wäre, um die häufigen Verlegungen und ſchwer zu ftillenden Blutungen zu
vermeiden, melche nur zu leicht durch Anfchlagen der feinen Ruthenfpite an die Wände
dev Zwinger und der Ausftellungsboren entjtehen. Zur Verhütung diejer Verlegungen
pflegt man die betreffenden Wände mit loderen Strohmatten zu behängen. Dieſem
läftigen Wundfchlagen der Ruthe find unfere deutjchen furzhaarigen Vorſtehhunde bei
der Suche im Geftrüpp fortwährend ausgejeßt und es iſt dies faſt der einzige Fall,
wo eine Fünftliche Verkürzung der Ruthe wirklich durch die Umftände geboten wird
und nicht etwa als Modefache zu betrachten if. Das übermäßige Verfürzen der
Ruthe bei unferen jegigen Vorſtehhunden (oft bis auf 5 bis 6 Zoll) iſt indeß eine
Gejhmadsverirrung, wird aber auch mit Vorliebe benugt, um eine jchlecht geformte
oder getragene Ruthe gründlich zu bejeitigen. Auf Ausftellungen follten übermäßig
perftimmelte Hunde daher von jeder Prämürung ausgejchloffen jein. Sollte es
unferen Züchtern gelingen, die Ruthen unferer kurzhaarigen Hunde dur) Zuchtwahl
1*
324 Nachtrag.
genügend zu verkürzen und ſtärker zu behaaren, jo würde die jebige Verſtümmelung
von jelbit verſchwinden. Ber umjeren lang= und ftihelhaarigen Hunden ift die Ruthe
beſſer durch die Behaarung geſchützt und eine künſtliche Verkürzung der Ruthe findet
daher bei diefen Nafjen feltener ftatt, als beim Kurzhaar. Bei dem nur für die
Feldjagd beftimmten Pointer wird die leichte Ruthe nie verkürzt, wohl aber bei den
im dichteften Geftrüpp ſuchenden Spaniel.
Werfen wir nun zum Schluß no einen allgemeinen Ueberblid auf die Heutige
Stellung und Ausbildung der ſämmtlichen Hunderafjen Deutſchlands,
jo müffen wir mit einiger Genugthuung bemerken, daß die ganze große Abtheilung
unferer einheimischen Jagdhundrasjjen wenig zu wünjchen übrig läßt und in befter
Entwidelung Regalen iſt. Unjere Schweißhunde und ſelbſt die immer jeltener werdenden
norddeutjchen Keinen Braden haben ſich troß verminderter Nachfrage und Verwendung
doch qualitativ mindeitens auf der alten Höhe erhalten, wenn auch die Abgrenzung
der Varietäten und Nebenrafjen oder deren völlige Befeitigung noch endgültig zu be-
jtimmen it. Unfere furzhaarigen Dahshunde find noch nie in folder Güte und
Anzahl gezüchtet worden, wie gerade jebt; ſelbſt die bis dahin ſehr ftiefmütterlich be—
handelten „Zigerdächle —* erfreuen ſich einer beſonderen Aufmerkſamkeit von Seiten
der Specialvereine und werden bereits im Auslande geſucht. Daſſelbe gilt von den
rauhhaarigen Dächſeln, während die ſchöne, langhaarige Form in neuerer Zeit vor—
wiegend als Luxusraſſe behandelt wird. Den auffälligſten Fortſchritt haben jedoch
unſere deutſchen Vorſtehhunde, namentlich die kurzhaarigen gemacht, welche zu An—
fang unſerer züchteriſchen Beſtrebungen noch eine klägliche Rolle ſpielten! Auch die
lang- und ſtichelhaarigen, ſind entſprechend vorgeſchritten und wiewohl noch viel zu
erreichen und zu beſeitigen iſt, ſo kann man doch von unſeren jetzigen Vorſtehhunden
ſagen, daß ſie trotz aller andauernden Meinungsverſchiedenheiten ihrer Züchter doch
bereits eine ſelbſtändige, den Anforderungen des deutſchen Jägers entſprechende Stellung
einnehmen und wir uns in dieſer Hinſicht vom Auslande völlig emancipirt haben.
Mag nunmehr Jeder, welcher für ſeine Art und Weiſe zu jagen, den Pointer oder
Setter für geeigneter hält, dieſelben führen und züchten. Es werden dadurch ſchwerlich
die früheren, durch unſere Anglomanen herbeigeführten Zuſtände wieder zur Herrſchaft
gelangen! Die neuerdings wieder auftauchende Sucht, alte längſt vergeſſene
Farbenvarietäten und Kreuzungsproducte als beſondere Nebenraſſen unſerer
deutſchen Vorſtehhunde hinzuſtellen, läßt auf eine nähere Kenntniß der früheren gründ—
lichen Verhandlungen in — Angelegenheit gewiß nicht ſchließen. Wollten die maß—
gebenden Vereine auf alle dergleichen Vorſchläge eingehen, ſo würden wir uns bald
auf dem jchon früher alten Standpunkte der franzöſiſchen Ausftellungsfataloge
befinden, welche bald fünf, bald fieben bis acht verjchiedene Typen des franzöſiſchen
Borftehhundes anführen.
Bleiben wir bei der einen Raſſe unjeres deutſchen Bucsbane, und
juden wir diejelbe, den vieljeitigen Anforderungen des deutſchen Jägers
entſprechend, ebenjo vollfommen zu züchten, wie der Engländer feiner Zeit
Nachtrag. 325
den Pointer für das einfeitige Auffuhen und Vorftehen des Federwildes
im Freien heritellte.
Wir fommen nun zu der großen Abtheilung der Nihtjagohunde, welche zu
bequemerer Weberfiht in „Nushunde” und „Luxushunde“ abgetheilt werden können.
Zu den deutſchen Nutzhunden zählen in erſter Reihe die drei Rafjen unferer Schäfer-
Hunde — diefer Aſchenbrödel unter den Hunderafjen, fir welche ſelbſt auf unferen
größeren „internationalen“ Ausftellungen nie mehr als höchſtens zwei Claſſen (Hunde
und Hündinnen) bewilligt werden konnten! Nach langer Irrfahrt ſcheinen dieſe
werthvollen und höchſt originellen Raſſen endlich ins richtige Geleiſe gebracht zu jein,
nachdem der Verein Phylar!) in näheren Anſchluß zu den landwirthſchaftlichen
Vereinen getreten ift und feine Ausftellungen gleichzeitig mit diefen abhält. Die drei
Raſſen unferer Spitze, diefer Wachthunde par excellence, haben ſich gut erhalten,
jelbft der graue Wolfsſpitz, mit deſſen Eintragung der Verfaſſer feiner Zeit auf
andauernden Widerſpruch von Seiten der Fachpreſſe ſtieß, it gegenwärtig all-
gemein al3 die urjprüngliche oder Stammraſſe unferer Spitze anerfannt und ſelbſt in
einer wilfenjchaftlihen Abhandlung über die Farben der Säugethiere als Ausgangs-
punft der Unterfuchungen benußt 2). Spitze und Schäferhunde bilden mit Einſchluß
unferes äußerft vieljeitig beanlagten rauhhaarigen Nattlers (Bd. II, ©. 152) daS
Dreiblatt der deutschen Nußhunde in der Abtheilung der „Nihtjagdhunde”. Unſere
ſtattliche deutſche Dogge iſt troß ihrer großen Wachjamkeit, ſchon in Betracht ihres
lebhaften Temperamentes, ihrer Stärke und Behendigkeit ala Wachthund oder ſchützen—
der Begleiter doch immer mit einiger Vorſicht zu verwenden. Die verjchiedenen
Formen der Rüden (Bd. I, ©. 45), welche noch heute wie ſchon im Mittelalter,
fowohl bei den Saujagden als Hebhunde, wie als Treib- und Wachthunde vortreff—
liche Dienfte leifteten, find niemals als eine befondere Raſſe conftant gezüchtet. Die
Verwendung der Hunde als Zugthiere jollte — ſchon der unausbleiblihen Miß—
Handlungen wegen — in civilifirten Yändern geſetzlich unterjagt fein, wie dies in
England ſchon längst gejchehen ift.
Nach Ausscheidung der oben angeführten Nutzhunde bleiben für die Abtheilung
der Nihtjagdhunde nur noch die eigentlihen Lurushunde übrig. Wir ftoßen
hier auf einen merkwürdigen Gegenſatz derjelben im Vergleich zu den deutjchen Jagd—
und Nußhunden. Während wir nämlich in Bezug auf letere vollftändig auf eigenen
Füßen ftehen und uns ganz dom Auslande emancipirt haben, ijt bei den Luxus—
Hunden der entgegengejegte Fall eingetreten; denn die lohnendere Einführung umd
Züchtung der ausländijchen Luxushunde bejhäftigt die Mehrzahl unferer Züchter
und Händler derartig, daß an die Erhaltung der kleinen Zahl unferer einheimischen
Luxushunde nicht mehr gedacht werden kann. Unſere prächtigen Seidenjpige jcheinen
demnächft ganz von der Bildfläche verſchwinden zu wollen, die drollige alte Rafje der
Affenpinſcher hat man fo lange fi) jelbft überlafjen, bis fie von dem belgischen
1) Verein für Neinzühtung deutſcher Schäferhunde und Spite in Berlin, ©. 105.
2) Bergl. Bd. I, ©. 33, Anmerkung.
326 Nachtrag.
Griffon- Terrier in den Schatten gejtellt wurde, und von den Hwergformen der
Spite, Pudel und kurzhaarigen Vinjcher it gar feine Rede mehr! Selbſt unfere
deutſche Dogge, die wohl mit Recht als die vollkommenſte aller modernen Hundes
formen bezeichnet werden kann, iſt leider in neuerer Zeit in Folge der übergrogen
Vorliebe für moderne, fremde Raſſen weit weniger gefucht als früher und demzufolge
auch vielleicht Schon in der Züchtung mehr oder weniger zurücgegangen. Thatſache
ift, daß wirklich gute Doggen aus der erjten Reihe noch nie jo jelten waren, wie
gerade jet! Die Ausführung unferer Doggen nad) England wird vorausfichtlic) durch
das dortige Verbot des Coupivens ins Stocken gerathen und es wäre auch noch ohne—
dem zu wünschen, daß unfere Doggenzüchter ſich baldigft zur Abſchaffung dieſer Ver—
ſtümmelung der Ohren ihrer Doggen entjchliegen würden), ehe jich auch bei uns Die
Thierſchutzvereine mit der Frage beſchäftigen! Nach einiger Zeit wird man die un=
verjchnittene Form des Ohres bei unferen Doggen ebenſo pafjend finden, wie beim
Maftiff, und über die jebige gefünftelte Forın wird man ebenjo abjprechend urtheilen,
wie über das frühere „Englifiven“ der Pferde.
Was nun die Erhaltung und NReinzüchtung unſerer einen deutschen Luxus—
hündchen anbetrifft, fo hat die Erfahrung wohl bereit3 gelehrt, daß größere Vereine,
wenn diejelben gleichzeitig verjchiedene ausländische Raſſen protegiren, nur wenig Interefje
für mande noch in der Entwidelung begriffenen deutſchen Nafjen zeigen. Die Seiden-
ſpitze wurden ihrer Zeit falt ausschließlich) von einem einzigen Züchter binnen weniger
Jahre zu hoher Ausbildung gebracht und allgemein bewundert. Nach dem Niüdtritt
jenes Züchters find auch die Seivenjpige allmählich verſchwunden. Das ift vielleicht
ein Fingerzeig für den einzufchlagenden Weg zur Wiederherftellung und Ausbildung
unferer einen deutfchen Yurusraffen! Einige namhafte, gut ſituirte Verjönlichkeiten,
welche ſich für die eine oder andere Nafje näher intereſſiren, und deren Züchtung
nicht ſofort als „Geſchäftsſache“ betreiben würden, mühten fi) der Sache annehmen
und die Züchtung mit dem beiten aufzutreibenden Material beginnen. Will ein
„Specialverein“ durch gelegentliche Beihaffung friſchen Blutes der Sache nützen, defto
befjer. Die Abhaltung localer eintägiger Schauen würde das Intereſſe für die be=
treffenden Raſſen außerordentlich Heben. Nur follten vor völlig erreichter Gonftanz
und Ausbildung der Raſſe feine Hunde abgegeben werden. Iſt das Ziel erreicht und
will man den Zuchtproducten einen Auf als „Falhionable” Raſſe verjchaffen, jo hätte
1) Inzwiihen hat der Kennelclub in der Generalverfammlung vom 27. Februar 1895 be-
reit3 Folgende Beftimmung (unter Rule XII.) erlaffen:
„Kein Hund, geworfen nad dem 31. März 1895, fein iriſcher Terrier, ge—
worfen nad dem 31. December 1889, fann auf irgend einer unter K. C. Rules ab—
gehaltenen Ausftellung einen Preis gewinnen, wenn jeine Ohren bejhnitten
(eropped) jind.*
Die Nedaction des „Stodfeeper“ bemerkt zu diefem Erlaſſe, daß in zahlreich eingelaufenen
Briefen für verjchievene Terrier das halb aufrechtftehende Ohr, für die deutſchen Doggen das
fleine Maſtiffohr wohl in England fünftig Geltung haben wird. — In Betreff des Stutzens der
Ruthen (docking) ift bis jegt (1. März 1895) fein ändernder Beſchluß gefakt worden,
Nachtrag. 327
man nur nöthig, Y, Dußend ausgewählter Exemplare in bejter Ausftellungsconvdition
zu einer Toy- oder Pet-Dog- Schau nad) London oder Brighton zu ſchicken und den
betreffenden Naffen würde alsdann „drüben und hüben“ die Anerkennung nicht mehr
fehlen. Im Allgemeinen ift die Liebhaberei für Hunde in Deutichland keineswegs
jo allgemein verbreitet, wie man in Betracht unferer zahlreichen Fachblätter wohl
annehmen fünnte. Dies beweiſt ſchon der Umftand, daß erfahrungsmäßig nur eine,
höchſtens zwei größere Ausftellungen im Laufe eines ganzen Jahres abgehalten werden
fönnen, wodurd die Kenntniß der Raſſen im größeren Bublicum nur jehr langjam
und unvollfommen gefördert werden kann. In volkreicheren Städten wird das Halten
der Luxushunde außer durch die hohe Steuer und den Maulforbzwang auch noch
durch die befchränkte Gelegenheit zu freier Bewegung der Hunde und die zeitweilige
Humdeiperre aufs Aeußerſte erſchwert und daher zunehmend auf die wohlhabendſten
Kreife der Bevölkerung bejchräntt, welche im Allgemeinen der lächerlichen Borliebe
des Deutjchen für das Fremde zu folgen pflegen. Es find das nicht zu überſehende
Thatſachen, mit denen Händler von Lurushunden ftetS zu rechnen pflegen. Den Be-
figern von Jagd- und Nußhunden ift dagegen durch) die ziemlich häufigen Gebrauchs—
prüfungen und die oft damit verbundenen eintägigen „Provinzialſchauen“ Gelegen-
heit geboten, das ganze Jahr hindurch fih mit ihren Lieblingen zu bejchäftigen und
diefelben zu allgemeinerer Kenntniß zu bringen. Hierin dürfte eine Erklärung für die
Bepvorzugung unferer einheimischen Jagdhundraſſen im Vergleich zu dem auffälligen
Rückgange unſerer deutjchen Yurushunde zu finden jein.
Zum Beihluß möge hier noch eine gedrängte Schilderung der großen, vom
13. bis 15. Februar 1895 zu Klington abgehaltenen Erufft’3 Schau Pla finden.
Nach den Nummern des Kataloges diefer „Mammuth- Schau” würde ſich Die
Zahl der ausgeftellten Hunde auf nicht weniger als 3069 belaufen, es ijt jedoch zu
beachten, daß auch bei diefer Schau die bisherige Zerjplitterung in vielerlei Claſſen
beibehalten ift, jo daß ein und derſelbe Hund. oft in mehreren Claſſen coneurrirte.
Doch jollen an 2000 Hunde dort verfammelt geweſen fein.
Unter den 15 Bloodhounds erhielten I. Breife: R. Hood-Wright’s Simon
de Sudbury ımd R. Hodjon’s Rhapſody. — Unter den langhaarigen Bern
Hardinern fiegte I. Royle's Lord Douglas in allen Clafjen, wo er concurrirte.
Er wird als ein großartig gebauter, ſchön gezeichneter Hund von bedeutender Größe
geſchildert. Als hervorragende Erſcheinung unter den Maftiffs wird der ſchon früher
erwähnte Tom Piper als der „beite, jetzige Maſtiff“ bezeichnet. Deutjche
Doggen („Öreat Danes“ benannt) waren in 45 Cremplaren ausgeftellt; I. Preiſe
erhielten: Mrs. Leadbeater's Count Fritz und derjelben Belikerin Baron Carlo,
ferner C. Goad's Ninette und ©. Bendry’s Mammoth Queen. — New—
foundlands waren zahlreicher als früher vertreten (circa 60 Köpfe); I. Preiſe er-
hielten: W. C. King’s King Stuart; C. Haldenby's Humber Dueen;
H. Musgrave’3 His Nibs; G. Dixon's Burnaby; C. Haldenby’s Yumber
Princeß. — AS ziemlich feltene Erſcheinung müfjen die 20 Otterhunde erwähnt
328 Nachtrag.
werden, welche theils der Dumfriesſhire Meute, theils Mr. M. Buckley und Mt.
W. Uthwatt angehörten. — Unter den 22 Barzois (Richter: U. Latz-Euskirchen)
jpielten die Hunde des Herrn Dobbelmann-Rotterdam und der Herzogin v. New—
Caſtle die Hauptrolle. I. Preiſe erhielten des erſteren Ataman II. (Abbild. Band I,
Taf. XLVI) und Dudar der Herzogin v. New-Caſtle; der bereits: alteınde Kaiſſak
II. Preis, Nagrajdai 1. Preis in der Limitclaſſe, ebenfo %. Dobbelmann’s
Sudarta. — Die Baſſets werden als eine mittelmäßige Claſſe geſchildert, in welcher
jedoch der prächtige rauhhaarige Zug des Mr. Buifjant-Merbes le Chäteau allgemeine
Bewunderung fand. — Dahshunde (Preisrichter: Mr. Montagne-Wooton) zählten
36, von denen vier vauhhaarige und ſechs Tigerdächſel (dappled) größtentheils Mr.
E. S. Woodiwiß angehörten. Die im Katalog aufgeführte Beſchreibung der Points
von Mr. U. Muddie entipricht leider noch ganz der alten Fafjung (hound-like),
doch hebt der Bericht de$ „Stodfeeper“ vom 15. Februar mit Befriedigung hervor,
daß die Hündin Belle-Blonde ihre jiegreiche Laufbahn fortjeßte, wiewohl fie nicht
den „Houndtype“ trüge. I. Preije erhielten: Gapt. Barry's Brown Boy, J. und
I. Preis Miß U. Pigott's Belle-Blonde und Brimula, rauhhaarige: Mi.
Woodiwiß' Woolſack; Tigerdädfel: Tiger-Tabby defjelben Beſitzers. — Die
Claſſen der Collies waren vielleiht in London noch nie jo zahlreich bejeßt (Preis—
tihter: Mr. Powers). I Breife erhielten u. U: 3. Diggel’3 Ringleader;
6. Baldwin’3 Templeogue Pride; I. W. Broadley’s Ganymede u. a. —
Unter den zahlreichen Terriern mögen hier nur die in Deutjehland bekannten Rafjen
furze Erwähnung finden. Bullterrier (Preisrichter: Mr. T. Beverley) bildeten eine
vorzügliche Claſſe; I. Preife erhielten u. A. 3. Begg’3 Woodcate- Pride und
MWoodcate-Wonder, Mı3. 9. Thompſon's Mele Goddeß uno T. Whiggein’s
Roſeberry. — Niredale-Terrier zählten 30 Nummern; I. Preiſe erhielten:
H. Bryan’s Champion Cholmondeley Briar; T. Tomwerjon’3 Öreta Bob;
Mr. Garnett’3 Merle Guilty; Mr. Bryan’s Cholmondeley Bruin;
R. Mithell’3 Ruftic Diamond. — Forterrier (Preisrihter: Mr. Stephen).
Eine zahlreich bejeßte Abtheilung; nach Anficht des Stodfeeper Liegen jedoch manche
Claſſen viel zu wünſchen übrig. Der bekannte Despoiler behauptete auch hier feine
hervorragende Stellung, außerdem errangen I. Preiſe: R. Hayme’s Gomley
Premier, ©. Blatt’s Elfu und R. Madgewick's Councel; A. Whittafer’s
Molly und viele andere. — Unter den Jrifh-Terriern: D. Wright’s Champion
Breda Mixer; Miß T. Hulger’3 Helga, Mr. Jowett's Crow Gillu a —
Schipperkes zählten 32 Nummern; zur größten Weberrafchung der betreffenden
Liebhaber vertheilte der belgiſche Preisrichter gar feine I. Preiſe. — Joppe des
Mr. Woodiwiß wird als der hervorragendfte genannt. Auffallend ift, daß dieſe
originelle Hunderaſſe bis jeßt auf deutſchen Ausftellungen äußerſt felten erſchienen ift.
Alphabekiſches Hadregißer.
(Die römischen Ziffern I und IT beziehen ji auf den erſten und zweiten Band; die
arabiichen Ziffern bezeichnen die Seitenzahlen des Werkes.)
N.
Abgrenzung der dunkleren Farbe des Oberförpers
1735.
Abnahme des Farbitoffes I. 37, 38.
Abrichtung der Hunde für ihre Beltimmung IL.
233— 293.
Abzeichen, regelmäßige gelbe I. 36.
Acarusräude II. 281.
Hehnlichkeit zwifchen einigen Raſſen des Alter-
thums und der Neuzeit I. 73.
Affenpinjcher, belgifcher (Griffon Bruxellois) IT.
244.
— — Kreuzung deſſelben mit dem kleineren
Bulldog II. 244.
— fehlerhafte belgiſche IT. 245.
— (alter rauhhaariger Zwergpinjcher), Charakte—
riſtik deſſelben IT. 242—244.
Afterklaue I. 50.
Airedale-Terrier IL. 191—19.
— Entſtehung derjelben IT. 191.
— Schilderung derjelben von Stonehenge II.
191, 192.
— fehlerhafte II. 193.
— hervorragende, jowie deren Beliter und
Züchter IT. 195, 194.
— Werthe der einzelnen Points II. 19.
Alan oder Want, große flüchhtige Doggenform
II. 39.
Alano, alter ſpaniſcher, Schilderung defjelben IT.
42, 43.
Albinismus, vollfommener I. 38.
Alpenhunde II. 67.
— furzhaarige, oder St. Bernhards- II. 27.
Alpine Maftiff IL. 69.
Alpine Spaniel II. 70.
Alter des Hundes I. 57, 58.
Anhälter I. 111.
Anhänglichfeit an den Menſchen I. 59, 60.
Anziehen II. 287, 288.
Uppell, ſcharfer II. 286.
Apportiren II. 289, 290.
Apportirende Hunde I. 220—224.
Apportirens, Erlernung des II. 286.
Urbeit an der langen Xeine II. 286.
Armbein T. 21.
Aſyl für herren- und obdachloſe Hunde in
London II. 297, 298.
Aufzucht größerer Raſſen II. 268.
— fleiner Luxushunde II. 267, 268.
Yuge, pigmentfreies I. 38.
— roth gefärbtes I. 38.
Augenbogenfortjäge I. 18.
Augenhöhle I. 18.
Ausartung II. 261.
Ausbildung, höchſte fürperliche I. 57.
— und Stellung der ſämmtlichen Hunderafjen
Deutjchlands II. 324, 325.
Ausfallen der Haare II. 280.
Alan gentil, in Frankreich durch Kreuzung des | Ausstellung, Elite, Berlin 1878 I. 235.
alten ſpaniſchen Alano mit dem Windhunde
entitanden II. 39.
Alano, heutiger, Schilderung deſſelben IL. 43.
— in Frankfurt a. M. 1878 I. 236.
— franzöſiſcher Baſſets zu Paris im Mai 1891
21148:
——
42
Alphabetiſches Sachregiſter.
Ausſtellung, Kennelclub-, von Beagles, October
1893 J. 382.
Peterborough im Juni 1891
— — — — im Juli 1891 I. 165.
von Bernhardinern in Berlin 1878 II. 60.
— — in England II. 78, 79.
große internationale, von Bernhardinern zu
Züri) 1887 IL. 61.
von Bluthunden zu Brighton im October
1590 I. 140.
zu Briftol im Suni 1891 I. 141.
— — durd den Kennelclub in November
1890 im Kryftallpalaft I. 141.
— — dur) den Kennelelub im April 1891
I. 141.
— — dur den Kennelclub 1392 I. 142.
— — durh den SKennelclub, November
1892 I. 145.
— Bluthundelafien mit vorzüglider Be—
jegung zu Mancheſter I. 141.
— deutſchen Braden zu Dortmund 1894
11.2309}
der Hochgebirgsbracke in Brud 1884 I. 125.
— — in Wien 1886 I. 125.
von Holzbraden zu Elberfeld 1883 I. 118.
in Sranffurt 1891 J. 118.
zu Hannover 1879 I. 116.
in Köln 1889 I. 118.
in Münden 1892 I. 118.
— — in Nürnberg 1890 I. 118.
von Braden zu Kopenhagen 1887 I. 180.
— Brackenraſſen in Stodholm 1886 I. 180.
des Bundaſch in Wien 1883 II. 92.
von Dahshunden in Dortmund 1894 TI.
312.
— — in England 1894 II. 311.
— Fuchshunden zu Peterborough im Jahre
1877 I. 158.
bedeutendfte, von engliſchen Fuchſshunden zu
Beterborough im Sahre 1890 I. 159.
von engliſchen Fuchshunden zu Beterborough
im $ahre 1891 I. 159.
am 6. Suli 1892 I. 159.
von Griffons zu Hannover 1893 I. 382.
— Harriers zu Beterborough im Juni 1891
I. 163.
— —
im Suli 1891 I. 165.
der Hirtenhunde von Afghaniftan in Wien
1885 II. 93.
— ruſſiſchen Hirtenhunde in Hannover 1879
IT. 93.
Ausftelung verſchiedener Hunderafien in Bir—
mingham Anfang December 1894 II. 320.
(Crufft's Schau) verſchiedener Hunderaſſen
zu Klington vom 13. bis 15. Februar 1895
II. 327, 328.
von Jagdhunden aller Länder zu Frank—
furt a. M. II. 300.
des Kennelclubs von engliihen Jagdhund—
rajjen am 24. October 1893 I. 330.
ruſſiſcher Jagdhunde in Mosfau 1890 1.183.
von Maſtiffs der neueren Zeit in Deutjch-
land und England II. 30—32, 317.
von PBarforcehunden zu Paris im Mai 1891
De
— Bariahhunden, oftafrifanische, Dortmund
1894 II. 208.
in Paris II. 311.
von engliihen Schäferhunden in London
1887 II. 110.
von alten engliſchen Schäferhunden in Liver-
pool im Januar 1894 II. 119.
internationale, von Gebirgsſchweißhunden
und Hündinnen zu Münden 1892 I. 106.
von Leit- und Schmweißhunden in Berlin
1590 I. 102.
in Caſſel 1889 I. 101.
— in Frankfurt 1891 I. 102.
in München 1892 I. 102.
in Nürnberg 1390 I. 101.
von Raſſeſchweißhunden, Frankfurt 1879
12293.
von Schweißhunden zu Hannover 1893
TI. 380.
deutſcher ſchwarzer Spihe in Hannover 1882
II. 126.
von zwei Tibethunden in Wien im Jahre
1875 II. 89.
große, internationale, von Vorſtehhunden,
zu Hannover 1879; Wahl einer Commiſſion
zur Berathung der Nafjezeichen des kurz—
und langhaarigen deutjchen VBorftehhundes,
wie auch des Schweiß- und Dahshundes
I. 236, 237.
von deutſchen langhaarigen Vorſtehhunden
in Deutjchland I. 278—282; II. 314.
Kennelclub-, englijcher Borftehhunde, October
1893 I. 382, 383.
— April 1894 II. 314.
franzöſiſcher Vorftehhunde in den Tuilerien
1894 II. 314.
raubhaariger Borftehhunde in Gafjel im
Jahre 1886 I. 260.
E Alphabetiſches Sachregiſter.
331
Ausſtellung von ruſſiſchen Windhunden in Liver—
pool im Januar 1893 J. 373.
Ausſtellungen (allgemeine Mittheilungen) IL. 293
bis 307.
— von deutſchen kurzhaarigen Bernhardinern in
verſchiedenen deutſchen Städten IT. 67—69.
— — kurz- und langhaarigen Bernhardinern
II. 73—75.
— furzhaarigen Bernhardinern
und Zürich II. 64—66.
— — langhaarigen Bernhardinern in Bern
und Züri) IT. 64—66.
— — langhaarigen deutſchen Bernhardinern in
verjchiedenen deutſchen Städten II. 67—69.
— — Bluthunden in England II. 309, 310.
— — Bulldoggs in England II. 36,37,317,518.
— — Collies in Deutſchland II. 115.
— — — in England II. 113—115, 519.
— — furzhaarigen Dahshunden in verjchie-
denen deutſchen Städten I. 195.
— langhaarigen Dachshunden in verſchie—
denen deutſchen Städten J. 196.
— rauhhaarigen Dachshunden in verſchie—
denen deutſchen Städten J. 197, 198.
— — Dalmatinern in England II. 203.
— — deutſchen Dalmatinern II. 205.
— — däniſchen und Ulmer Doggen zu Ham—
burg und Altona II. 14.
— — deutſchen Doggen in mehreren deutjchen
Städten IT. 18—20.
— — Harriers und Beagles in England 1894
II. 310.
in Bern
— des ſchottiſchen Hirſchſundes in England |
1. 365, 366; II. 316.
— berjhiedener Hunderafjen in Deutjchland
II. 2985— 503.
— — — in England II. 294—296.
— — — in der Schweiz; II. 305, 306.
— internationale, in Bern u. Zürich I. 305, 306.
— von Maltejern in England und Deutſchland
IT. 227, 228.
— don Möpfen in England IT. 217—219.
— nadter Hunde in München, New York und
London II. 255.
— von Reufundländern in England und Deutſch—
land II. 8S4—86.
— englijher Bointer in Belgien, Holland und
Deutſchland I. 311, 312.
— — — in England I. 308, 309, 310, 311,
316,317: 11. 314.
— internationale, von Pudeln zu Berlin 1876
u. 1583 II. 96.
Auzjtellungen des fraushaarigen Netrievers in
England I. 223, 224.
— flach» und kraushaariger brauner Netriever
in England I. 224.
— des langhaarigen Netrievers in England
I. 222.
— von ſchottiſchen furzhaarigen Schäferhunden
in England IL. 117.
— bon ftochaarigen Schäferhunden in Deutjch-
land II. 106.
— bon Schipperfes in Berlim 1890 II. 144.
— — — in England II. 144.
— engliſcher Setter in Deutſchland I. 326.
— — — in England I. 524, 325; II. 314.
— von Gordon-Settern in England I. 32335— 331.
— iriſcher Setter in Deutjchland I. 337, 338,
339.
— — — in England I. 534, 355, 536; I.
314.
— der Clumber-Spaniels in England J. 206.
— der Suſſex-Spaniels in England I. 208.
— der Waflerjpaniels in England I. 220.
— von Zwergjpaniels in England II. 234, 235.
— von NViredale-Terriern in England II. 195,
194.
— von Bealington-Terriern in England II. 191.
— von Blaf and tan Terriern in England II.
165, 166.
— don Bullterriern in Deutſchland II. 159.
— — — in England II. 158, 159, 161.
— von Elydesdale-Terriern in England II. 250.
— von Dandie Dinmont-Terriern in England
IT. 188, 189.
— von glatthaarigen Fuchsterriern in Deutjchs
land I. 171.
— — — — in England II. 169, 170, 174,
175.
— don rauhhaarigen Fuchsterriern in England
II. 175, 176, 177.
— von iriſchen Terriern in England II. 180.
— von weißen englijchen Terriern in England
II. 166, 167.
— von Engliih Toy-Terriers in England II.
246.
— von ſchottiſchen Terriern in England II. 183.
— von Sfye-Terriern in England II. 196, 197.
— von Welih-Terriern in England II. 184,
155.
— von VMorkihire= Terriern in England und
Deutſchland II. 248.
— von japanischen Tſchins in England, Deutſch—
land und der Schweiz II. 223.
42*
332
Ausftellungen von deutjchen VBorjtehhunden 1894
II. 312—314.
— — — in berjhiedenen deutichen Städten
152354286:
— deutſcher furzhaariger Vorſtehhunde in Berlin
und Charlottenburg 1890, 1891, 1892 I.
247.
— — — — in Deutjhland I. 240—244, 252,
253.
von deutſchen ftihelhaarigen Borftehhunden
in Deutſchland I. 261, 262, 268, 269, 270;
I. 313, 314.
des ruſſiſchen Windhundes in Moskau am
20. Januar 1889 I. 373.
von Windjpielen in England II. 254, 314.
des iriſchen Wolfshundes'in England I. 369;
16:
B.
Badzähne I. 19.
Ballen I. 47.
Bänder, aus elaftiihen Faſern bejtehend I. 23.
Barbets T. 301; II. 9.
Bären- oder Bullenbeiber II. 12, 13.
Baſſet, rauhhaarige Varietäten IL. 177.
— Tormen des I. 177,
Bafjets als Zwergform der größeren jagenden
Hunde I. 176.
— — — verſchiedener Nafjen der Warforce-
hunde I. 176.
Bauchrippen I. 21.
Beagle, engliſcher I. 163—165.
Beaglenteuten I. 164.
Beagles, KennelS der, in England I. 382.
— fterry= I. 164.
— rauhhaarige I. 164.
Beden I. 21.
Beckenhöhle I. 21.
Bedlington-Terrier II. 189-191.
— berühmte, jowie deren Beſitzer und HYüchter
I-7189,2191E
— Geſchichte Dejjelben II. 189.
— Berbreitung dejjelben IL. 191.
Befehle II. 285.
Behaarung I. 28.
— erworbene oder angejtammte I. 32.
— Verjchiedenheit der Färbung der I. 33.
Behandlung erwachſener Hunde II. 268—274.
Behaujung II. 270—273.
Benugung, frühefte, ver lautjagenden Hunde I.
107.
Alphabetiſches Sahregifter. a
Bergamaöfer II. 109.
Berghund II. 67.
Berjot3 II. 108.
Bernhardiner, berühmte furzhaarige deutſche, ſo—
wie deren Befiger und Züchter IL. 67—69.
— — — Schweizer, jowie deren Beſitzer und
Züchter IL. 64—66.
— — langhaarige deutjche, jowie deren Beſitzer
und Yüchter II. 67—69, 318.
— — — Schmeizer, jowie deren Befiger und
Züchter II. 64—66, 318.
— englijehe, fehlerhafte Points II. 77.
— hervorragende kurz- und langhaarige eng—
liſche, ſowie deren Beliger und Züchter IT.
72—75, 78, 79.
— in Deutijhland IL. 67—69.
— in England, kurze Einzelbejchreibungen des
Exterieurs, jowie Abjtammung und Größen-
verhältnifje des namhaftejten IT. 74—76.
— Züchter derjelben IL. 59, 60.
St. Bernhardiner, Charakteriftif IL. 55.
Bernhardinerhunde in England II. 69—79.
St. Bernhards-Club II. 294.
— in England, gegründet im Jahre 1882 II. 71.
St. Bernhardshund IL. 56—79.
— in der Schweiz II. 56—66.
— — — — LGeſchichte deſſelben IL. 56—59.
— langhaariger II. 64—66.
Bernhardshunde in England, Gejchichte derjelben
70—172.
Bejat I. 28.
Bezeichnung, allgemeine, für die Gruppe der
lautjagenden, mit der Naſe juchenden Hunde
I. 80.
Bihon oder Maltejer Hündchen II. 297.
Bildung neuer Rafjen II. 262.
— normale und fehlerhafte, des Rumpfes und
der Extremitäten mit Bezug auf ihre mecha=
chaniſchen Berhältniffe und DVerrichtungen
1.43: .
Bildwerke, griechiſche und römiſche I. 68.
Bingley- oder Waterſide-Terrier II. 191.
Björnhund IT. 140.
Black and tan King Charles II. 231.
Black and tan and white Prince Charles IL. 231.
Blaf and tan-Terrier I. 34, 35.
— — — großer, Zwergform defjelben IT. 245.
Blendlinge II. 38.
— im Allgemeinen II. 13.
— däniſche II. 12.
Dlendlingen, Erzielung von II. 262, 263.
Blenheim-Spaniel II. 231, 233.
Alphabetijhes Sachregiſter.
333
Blenheim-Spaniel, Werth der Points derjelben
II. 234.
Bloodhound Trials II. 296,
Blue-Belton-Setter I. 32.
Blutauffriſchung II. 261.
Bluthund I. 42, 89, 134, 155.
— heutiger I. 137.
— Beſchreibung defjelben von Hector Boece
und Marfham I. 136, 137.
— engliſcher, al3 Zeit- nnd Schweißhund I. 143.
— Geſchichte der neueren Züchtung von Stone—
henge im $ahre 1882 I. 138, 139.
— Schilderung der bedeutendften Nafjezeihen
defjelben, von Mr. Reynold Ray I. 143.
310.
— ſpaniſcher, oder Dogge von Cuba, Schilderung,
dejjelben II. 43—45.
— Verwendung deſſelben bei Berfolgung der
Verbrecher in früherer Yeit I. 135, 136.
Bluthunde, bedeutende, jowie deren Befiger und
Züchter I. 138, 139, 140, 141, 144, 145.
— Prüfung der, auf der Fährte oder Fußſpur
eineg Mannes I. 144, 145.
BluthHundmeuten in England I. 145, 144.
Bobtail II. 110, 117—121.
Bodenhunde I. 111.
Bolognejerhund I. 227.
Brabanter, Kleinere Varietät II. 7.
Bracco, Bezeichnung des italienischen furzhaarigen
Vorſtehhundes I. 283.
Brace Stafes II. 296.
Braden I. 88, 89, 107.
— bayeriſche I. 121.
deutſche IT. 309.
— glatthaarige, öfterreichiiehe I. 121, 122.
große, weißbunte I. 118.
alte holſteiniſche I. 113, 114.
Kreuzung hannoverſcher Schweißhunde mit
Kärnthner glatt= und rauhhanrigen I. 125.
furzhaarige, ſchwarzgelbe I. 125.
in Norwegen I. 180.
— öſterreichiſche, Kleinere, glatthaarige I. 123
— orientalijche I. 125.
rothe I. 92.
ſchwediſche, Fehler derjelben I. 182.
— Sichtung u. Reinzühtung derjelben I. 180.
ſteyeriſche, Peintinger'ſche Zucht J. 112.
Tyroler J. 128.
— welſche I. 125.
Bradenjagd in ihrem jetzigen Betriebe I. 111, 112.
Bradenjagden I. 107, 120, 123.
Bradfenraffen und Kreuzungen derſelben unter
einander in Schweden I. 180.
Braque de Bengale II. 199, 200.
Breitmäulige Hunde Britannienz I. 69.
— — aus Britannien in Rom eingeführt IT. 4.
Breitihnauzige Hunde der Aſſyrer I. 72.
Bringley= oder Waterfive-Terrier IL. 191.
Briquets, franzöſiſche I. 176.
Britiſh Kennel-Affociation II. 294.
Broholmer Hund II. 53,
Brofenhaired-Terrier II. 191.
Bruftbein I. 21.
-Kiefermuäfel I. 24.
Bruftfaften I. 43.
Bruſt- oder Rippenforb I. 20.
Bruftrippen I. 21.
Bulldog, Beweglichkeit dejjelben II. 38.
— -Club II. 294.
— eriter Specialclub Englands IL. 33.
Charakter und Gemüthsart defjelben II. 32.
englijcher, der neueren Zeit. II. 32—38.
erite Erwähnung als einer bejonderen Rafje
im Sabre 1631 und 1632 IT. 25.
praftiihe Verwendung I. 32.
— Zwergform II. 38, 251.
Bulldoggen, deutſche II. 318.
Bulldogs, hervorragende, jowie deren Beſitzer
und Züchter II. 36, 37, 318.
Bullenbeißer, Brabanter II. 6
— Danziger II. 6.
— deutjhe, Berfhwinden derjelben IT. 14.
— fleine II. 5.
— ſchwere II. 5.
Bullen oder Bärenbeißer II. 12, 13.
Bullterrier IT. 157—162.
— hervorragende, jomwie deren
Züchter IL. 158, 159, 161.
— der heutige, ein Meifterftüc engliſcher Raſſen—
züdtung II. 161.
— Intelligenz defjelben II. 161, 162.
— Kreuzung des Terriers mit dem Bulldog
101572158.
Bundaſch, ungarischer, alte Form des Schaf-
hundes II. 92.
Befifer und
C.
Canis Molossus II. 8.
Challengeclaſſen II. 295.
Challengeclub II. 295.
Championclafjen IT. 295.
Character, full of II. 265.
Charaktere, unterjcheidende,
der verſchiedenen
Hunderafjen I. 40. |
334 Alphabetiſches Sachregiſter.
Charles I.- Spaniel, dreifarbiger II. 233.
Chasse royale I. 109.
Chien de Beauce II. 108, 109.
— — — als Slriegshund II. 109.
— de Brie II. 108, 109.
Chiens des Douars II. 136, 137.
— — Pyrenees II. 109.
Chinese crested dogs II. 254.
Chow-chow II. 134.
Circusſpiele bei ven Römern I. 67.
Glumber, jegige Form deſſelben I. 205.
Clumbers, hervorragende der neueren Zeit I.
206.
Elumber-Spaniel in jagdlicher Beziehung I. 205.
Elydesvdale-Terrier II. 249, 250.
— hervorragende, jowie deren Beliger und
Züchter II. 250.
— Points derjelben II. 250.
Cocker-Spaniel I. 202.
— ſchwarzer I. 215— 215.
Collie, furzhaariger, Beſchreibung deijelben von
Dr. ©. €. Edwardes-Kerr II. 116.
Collie, rough-coated II. 110—115.
— smooth-coated II. 115—117.
Gollieclub II. 294.
Collies, hervorragende, jowie deren Befiger und
Züchter II. 319.
Commandos II. 285.
Condition II. 265, 291.
Od)
Dachsbracken, dur Kreuzung entjtandene I. 121.
Dahshund, Abneigung deſſelben gegen größere
fremde Hunde I. 187.
— Abjtammung defjelben I. 189.
— Brauchbarfeit deijelben zum Aufftöbern und
Berbellen alles kleinen NRaubzeuges I. 186.
— Gharakteriftif dejjelben I. 189—192.
— Fehler dejjelben I. 194.
— fehlerhafte Form I. 44.
— Körperbau und Naturell dejjelben I. 188.
— furzhaariger I. 192—--19.
— langhaariger I. 195, 196.
— — bedeutende Züchter deijelben I. 196.
— -Brüfungschub II. 301.
— rauhhaariger, bedeutende Züchter dejjelben
171972
— — meniger empfindlih gegen Witterungs—
einflüſſe als der furzhaarige I. 198.
— raub> oder ftihelhaariger I. 196—198.
— ſchwarzgelber I. 35.
Dachshund, Verwendung deſſelben zum Sagen
über der Erde I. 186.
Dachshunde I. 194—198.
— bedeutende, jowie deren Beliger und Züchter
I. 194, 195, 197.
— Behaarung unjerer I. 191, 192.
— deutſche II. 521.
— Farbe der langhaarigen I. 196.
— frühefte Abbildungen derjelben I. 189.
— Typen der norddeutihen I. 191.
— Verwendung derjelben bei Schießjagoen I.
184.
— — — bei der unterivdiihen Jagd I. 184
bi8 186.
Dachsſchliefen II. 302,
Dalmatiner II. 197—205.
— Charakter und bejondere Eigenschaften II.
203, 204.
— fehlerhafte II. 202.
— Geſchichte deffelben IT. 197—200.
— Größe der Hündinnen II. 202,
— — — Rüden II. 202.
— hervorragende, ſowie
Züchter IT. 203.
— — in Deutjhland, jowie deren Beſitzer und
Züchter IL. 204, 205.
— — — Geſchichte derſelben II. 203, 204.
— Werth der Points II. 202.
Damen: oder Lurushunde, Kleinere, Geſchichte
derjelben IT. 214, 215.
Dandie Dinmontclubs, Bildung des erjten, im
Sahre 1876 II. 185.
— Dinmont-Terrier II. 185—189.
— — Bejchreibung der II. 185.
— — hervorragende, jowie deren Beſitzer und
Züchter II. 188, 189.
— — Werth der Point I. 158.
Däniſcher Hund, Beichreibung dejjelben IL. 50, 51.
Darmbeine I. 21.
Dauerlauf I. 59.
Deerhounds, hervorragende I. 383, 334.
Derby des Kennelclubs II. 296.
Dianenfeit zu Bebenhaujen vom Jahre 1820
II. 47.
Dingo I. 13.
— oder Warragal II. 210.
Dinmont-Terrier, fiehe Dandie Dinmont-Terrier.
Dode J. 99.
Doden, engliihe, beſchrieben von dv. Heppe
17121922:
Dogge, deutjche, der Seßtzeit IL. 15—22, 317.
— fehlerhafte Form I. 44.
deren Beliter und
Alphabetiihes Sachregiſter. 33
[Sy 8
Dogge von Cuba oder jpanischer Bluthund,
Schilderung defjelben II. 43—45.
Doggen II. 4—45.
— breitmäulige, britiſche II. 22, 23.
— däniſche II. 14.
— oder Ulmer, als Lurushunde I. 232.
— deutſche, hervorragende, jowie deren Beſitzer
und Züchter IT. 18—22.
— engliihe, Einführung derjelben in Frank:
rei), wie auf dem ganzen Gontinent zu
Anfang des 16. Jahrhunderts IT. 38,
— in Clamorgan's Wolfsjagd erwähnt
10%, 8.
— — Schilderung derſelben von Pfarrer
Joſua Maler u. Rowland White ll. 24.
—. graue I. 34.
große hochläufige IT. 5.
in Deutſchland IT. 5—22.
— England II. 22—38.
— Frankreich II. 33—42.
— — — verloren al3 Jagdhunde ſchon zu
Anfang des vorigen Jahrhunderts ihre Be-
deutung II. 40.
— Italien II. 42—45.
— Spanien II. 42—4.
Jacken oder Panzer derjelben IL. 9.
nad Deutſchland importirte, wahrſcheinlich
dur) Kreuzung der alten Maftiffs mit
den großen irischen Windhunden entitanden
II. 24.
— Ulmer II. 14,
Doggenartige, ſchwere Hunde I. 67.
Doggenform, Hochläufige, ftarfe, von England
und Irland aus in Deutjehland wie auf
dem ganzen Continent eingeführt IT. 6.
Doggenformen, Ursprung ſämmtlicher heutigen
II. 4.
Dogue de Bordeaux IT. 41, 42.
— du Midi II. 41.
Dogues II. 40.
— allemands I. 41.
Dreiviertelblut IT. 264.
Drejjur der Nichtjagdhunde II. 293.
— des Vorftehhundes II. 2835—291.
Drefjurperiode, erfte II. 234— 256.
— zweite II. 286—288.
— dritte IT. 289— 291.
E.
Edel, veredeln II. 264.
Edible Chineje dog II. 134.
Eguſiſche Hunde I. 70.
Eigenthümlichfeiten in körperlichen Verrichtungen
I. 58.
— jpecifiide I. 59.
Einfluß der Einführung der ſüdlichen Naffen in
Deutſchland I. 231.
Eingeweidewürmer II. 283.
Eintheilung der Hunderaffen nad) Stonehenge,
Hugh Dalziel, Gayot I. 76.
Elchhund, jfandinavijcher, Fehler defjelben IL. 141.
— — Hund der Lappen und innen I.
139—143.
— — Mabe und Gewicht dejjelben II. 141.
— — Werth der Boint IT. 141.
Elchjagd, Schilderung einer, mit dem am Riemen
geführten Hunde von Niels Anfer IL. 141,
142, 143.
Ellenbogen, auswärts gedrehter I. 46.
— und Borarmbein I. 21.
Engliſche Hunde in Frankreich, Zahl der). I. 176.
— — Kreuzung derjelben mit den franzöfijchen
Raſſen I. 169.
Entwurf einiger Thiere dom Jahre 1738 von
Niedinger II. 12.
Erhaltung und Reinzüchtung unjerer Kleinen
deutjehen Luxushündchen II. 326.
F.
Fachblätter in Amerika II. 307.
— — Belgien IT. 306.
— — Dänemarf II. 306.
— — Frankreich II. 306.
— — Holland II. 306.
— — Italien II: 306.
— — Rußland II. 307.
— der Schweiz II. 305.
Fahne I. 28.
Fährte I. 15.
Falten 1. 27.
Familienzucht II. 263.
Fangjagd, Periode der I. 88.
Fangzähne I. 19.
Varbe I. 33.
— ihre Abänderung in Folge der Domeftication
und fünftliden Züchtung I. 34.
— Einwirkung des Klimas auf diejelbe I. 39.
— urjprüngliche oder natürliche I. 34.
— Veränderung in verjhiedenen Lebensjahren
1934:
— weiße, des Schweißhundes I. 89.
Färben der Hündin I. 57.
336 Alphabetiſches Sachregiſter.
Farbſtoff J. 27.
— in der Haut und den Haaren I. 33.
Värbung, natürliche I. 35.
— normale I. 35.
Färbungen, Bertheilung bejtimmter, auf be—
fondere Raſſen I. 39.
Feder I. 28.
Vederfhügen des 17. Jahrhunderts I. 229.
Velde, junger Hund im erjten II. 291—293.
Feldhühner, Paarungszeit der IT. 287.
Verjenbein I. 23.
Fettflechte II. 279, 280.
Fetträude II. 279, 280.
Fieldſpaniel, andersfarbige I. 211.
— Drefjur der zur Jagd verwendeten I. 214.
— ſchwarze, auf der Ausftellung in Hannover
1582 I. 210.
— — bedeutendere der neueren Zeit I. 210,
—A
— ſchwarzer I. 208—211,
Field-Trial-Meetings IT. 296.
Finnenhund II. 139.
Flandriſche Hunde, Raſſe der ſchwarzen und
weißen I. 169.
Flaumhaar I. 29.
Flechte, nafje oder frejjende II. 282.
Flechte, trockene rothe II. 282.
Flug- und Lauffſchießen J. 229.
Form, äußere, unſeres Haushundes I. 40,
— des Kopfes J. 43.
— — — in ihren auffälligſten Abänderungen
TAT.
— normale und fehlerhafte I. 44.
Formen der Doggen I. 75.
— des Sagdhundes I. 75.
— der Windhunde I. 75.
— — Zwerghunde I. 75.
— jhäferhundartige I. 75.
— jpighundartige I. 75.
Fortbewegung I. 51.
Foxterrier I. 42.
Sruchtbarfeit, andauernde I. 13.
Fuchshund, äußere Erſcheinung defjelben I. 155.
— beliebtefte und ſchönſte Färbung dejjelben
1.2197.
— engliider I. 151—159.
— normale Form I, 44.
— MWerth für den jagdlichen Gebraud) I. 157,
158.
Fuchshunde II. 310.
— Aufzucht Dderjelben I. 153.
Vuhshunde, Belvoir-Mteute I. 152.
— berühmte Nteuten I. 153.
— die vier größten Meuten Englands I. 153.
— Kennels der, in England und Schottland
I. 551.
— — zweckmäßige Einrichtung eines ſolchen
II. 270, 271.
Fuchsjagd mit lautjagenden Hunden I. 151. 152.
Fuchsjagden, Beginn derjelben I. 154.
Fuchshundmeuten, engliſche, Verbreitung der—
ſelben J. 159.
— Geſammtzahl derſelben in Großbritannien
im Jahre 1892 I. 153.
Fuchsmeute, erſte Erwähnung derjelben im
heutigen Styl I. 152.
— Unterhaltung einer I. 155.
Fuchsterrier, berühmte glatthaarige, jowie deren
Befizer und Züchter IT. 168—171, 174,
175, 320.
— berühmte rauhhaarige, jowie deren Beſitzer
und Züchter II. 175, 176, 177.
— fehlerhafte glatthaarige IL. 173.
— — rauhhaarige II. 176.
— glatthaarige, Points derjelben IL. 173.
— glatthaariger (the smootheoated fox-
terrier) IL. 167—175.
— Größe dejjelben IT. 169.
— Kreuzung zwijhen glatt- und rauhaarigen
II. 176.
— Nafje der rauhhaarigen, Entjtehung der:
jelben II. 175.
— rauhhaariger (the wirehaired Foxterrier)
II. 175—177.
— Schilderung dejjelben von Stonehenge I.
167, 168.
— Werth der Points IL. 176.
Bütterung erwachjener Hunde IL. 269.
Fuglehund IL. 140.
Vußmwurzeln des Dachshundes, auswärts? ger
drehte, vordere I. 48.
G.
Galopp I. 52, 54.
Sangarten, verſchiedene I. 52,
Gang, ſchränkender I. 15.
Saumenbeine I. 19,
Gebirgsſchweißhund, bayerijcher J. 102, 103, 104.
— — defjen Führung I. 105.
— — Maße defjelben, I. 105.
— — Unterſcheidungszeichen vom hannoverjchen
Schweißhund I. 105.
Ulphabetijhes Sabregifßter. 337
Gebiß I. 16.
Gefühl I. 27.
Gehör I. 26.
Geiftesthätigfeit I. .61.
Gelbe Hunde I. 167.
— — der Bretagne I. 171.
Gelenkpfanne I. 21.
Gelenfverbindung, bewegliche I. 17.
Generalverfammlung des Vereins zur Veredlung
der Hunderafjen am 39. Januar 1885 I. 93.
Öenerationen IT. 264.
German Boarhound II. 7.
Geruchsſinn I. 26.
Geſchlechtsreife beim männlichen Hunde I. 57.
Geſchmacksſinn I. 26.
Gefihtsfinn I. 26.
Geſichtstheil, unterer I. 18.
Geweih-Bortragens, Ceremonie des I. 83.
Glatthaar I. 30.
Gliedmaßen, hintere J. 2»,
— vordere I. 21, 24.
Gordon-Setter I. 304.
Graben, Neigung zum I. 55.
Grand Danois, urjprüngli aus England impor-
tirte II. 41.
Örannenhaar I. 30.
Gräte I. 17.
Graue Hunde I. 166, 171.
Grenzlinie des DVerbreitungsbezirfes der lang—
haarigen Spite und der wolfsartigen Hunde
de3 hohen Nordens und der Polarländer
1320133:
Griffons I. 301, 302.
— auf der Auzftellung in Hannover I. 303.
— in Deutſchland I. 303.
Grönländiiher Hund II. 130—134.
— — Geſchichte dejjelben IL. 130, 131.
Größenverhältniß, abnormes, zwilchen Rumpf
und Gliedmaßen beim Dachshunde I. 49.
Größenverhältniffe der Extremitäten zum Rumpfe
T. 41.
Grundfarbe I. 40.
48.
9.
Haar, gefräufeltes I. 31.
— gerolltes I. 31.
Haarformen, Entjtehung der verjhiedenen I. 32.
— zur Unterſcheidung der Nafjen I. 32.
Haarpflege II. 270.
Haarſchaft I. 28.
Haarſcheide I. 28.
Haarjcheitel I. 28.
Haarwechſel I. 29.
Haarwirbel I. 28.
Haarzwiebel I. 28.
Harenbein I. 21.
Hadenbeinwarze I. 47.
Haidbracke, alte-erprobte I. 115.
— (hannoverſche Brade) I. 114, 115, 116.
Hatdbraden II. 309.
— Ausdauer int Jagen I. 115.
— Behang derjelben I. 115.
— Gemohndheit der Hündin I. 115.
— in der Lüneburger Haide IT. 309.
Haidbradenhündin, Hauptmaße einer ſolchen J.117.
Hakenruthe I. 45.
Halbblut IT. 264.
Halbgalopp I. 52.
Hals, langer, ſchlanker, kurzer und breiter I. 43.
Haljes, Form des I. 43.
Halſung, die I. 99.
Halswirbel J. 20.
Handbuch Für Jäger. (1820) von G. F. 2.
dem Windell II. 13, 14.
Harlequins II. 198, 199.
Harrier, als Bezeihnung für Hajenhund I. 160,
Harriers, rauhhaarige I. 163.
Haſenhund, engliſcher I. 159—163.
— — jagdlihe Eigenſchaften deſſelben I. 160,
161.
— — Varforeejagd des Hajen mit demjelben,
im Alterthum gebräuchlich I. 161.
Hafenhunde I. 126.
— engliſche, Schnelligkeit der modernen I. 162.
— — zweifelhafte Raſſe I. 162.
— Kennels der, in England und Schottland
I. 381.
Hajenparforcejagd der Engländer I. 134.
Hagen ohne Seil und Garn I. 8.
Hathunde, genaue Beihreibung ſämmtlicher
deutjchen, von Fleming I. 10, 11.
— große und ſchwere II. 5
Hätz-Schuß 1. 91.
Haushund I. 15.
Haushunde der Griechen und Römer I. 71.
Haushundes, Rafjen de3, nach ihrer verjchiedenen
Beltimmung im Dienfte des Menſchen I. 75.
Hausthier I. 62.
Haut I. 27.
Hautkrankheiten IL. 279— 283.
Hautleiden des Hundes, Uebertragung der II. 232.
— dur) Anfienlung von Milben und Pilzen
II. 230— 283.
aus
338
Alphabetiſches Sadregifter.
Hautleiden durch Störung der Functionen des in—
nerven Organismus hervorgerufen II. 279,230.
— Berhinderung der II. 282.
Hautmuskeln I. 27.
Hautpflege II. 270.
Hautwarze, lodere I. 35.
Hautwarzen, Entfernung von II. 280.
Havanejer II. 225.
Hedenjagen, das I. 81.
Hectortypus I. 238.
Heßhunde der Arena I. 67.
Hetzhunde, ſchwere und leichte IT. 13.
Hinken Kleiner Raſſen auf drei Läufen I. 54.
Hinterhauptslod) I. 18.
Hinterjchenkel, ſtark gefnieter I. 49.
— zu fteiler I. 49.
Hirnhöhle I. 18.
Hirnſchädel I. 18.
Hirſchhund, engliſcher I. 149, 151.
— heutiger jottijcher I. 361, 362.
— jottijer I. 359, 360; II. 316.
Hirſchhunde, hervorragende ſchottiſche, ſowie deren
Beſitzer und Züchter II. 316.
— Jagd der Devon- und Somerſet-Meute I.
150715E
— Kennels der, in England I. 331.
— Stammrafje derjelben I. 149, 150.
Hirihmeuten im Jahre 1892, in England und
Irland I. 150.
Hirtenhund von Afghaniftan II. 93.
— der Campagna II. 9.
— griechiſcher II. 92.
— ruſſiſcher II. 93, 9.
Hirtenhunde I. 65; I. 9I— 9.
— abweichende Behaarung II. 94.
Hige der Hündin I. 57.
Hochgebirgsbraden, rauhhaarige, ſteieriſche I.
124, 125.
Hochgezogen II. 264.
Holzbrade, deren Verbreitungsbezirf I. 118.
— (Weitfäliiche oder Sauerländer Brade) I. 117.
Hornjäger I. 120.
Hovamwarth II. 46.
St. HYubertushunde I. 166, 170.
— — Rafje der jhmwarzen und weißen I. 166.
Hüfte I. 21.
Hühnerhunde, alte Porträts zweier mweiß und
braun gefledter, furzhaariger I. 250.
Hühnerhundrafien, deutſche, Verſchwinden der:
jelben I. 234.
Hund als Beihüser des Menſchen und jeines
Eigenthums I. 59.
Hund als Hausthier I. 1.
— normal gebauter I. 49.
— der Pyrenäen II. 94.
Hunde des Alterthums I. 62.
— bon Artois I. 175.
— — Breſſe I. 174.
— der Britiſchen Injeln I. 76.
— — Öaäcogne I. 171, 172.
— — Guros II. 9.
— von Boitou I. 173, 174.
— — Toulouſe I. 172.
— hervorragende, verjchiedener Raſſen, jowie
deren Befiter und Züchter IL. 327, 328.
— jagende I. 107—183.
— raſſeloſe I. 3. 4.
— jpißartige II. 121—148.
Hundeführung der Griechen I. 67.
Hundehütten, zweckmäßige Einrichtung derjelben
II. 273, 274.
Hunderafjen, deutſche, Verſchwinden von ſolchen
zu Anfang dieſes Jahrhunderts J. 232.
— der Jettzeit I. 75, 76.
Hundes, Abjtammung und Zähmung des I. 2,5.
Hundeſtammbuch, deutjches II. 301.
— däniſches II. 306.
— franzdfijches IL. 306.
— öſterreichiſches IT. 303.
— jchweizerijches II. 305.
Hundefteuer in England II. 297.
Hundzjungen, englijche IT. 6.
RE
Inceſtzucht II. 263, 264.
Ssnfection II. 262.
Intelligenz unſerer Jagd- und Nutzhunde II. 261.
Inzucht I. 15; II. 263.
Stiche Setter I. 304.
Iriſh-Terrier, Bejchreibung dejjelben von George
Krehl II. 178.
Söländer Hund II. 123—130.
— — Geſchichte deſſelben IL. 128, 129.
— — jeine Berwendung II. 130.
— — Werthbeſtimmung der Points II. 129.
— — Zahl derjelben in Island II. 130.
Sagdbetrieb in der Haide I. 115.
— mit der Haidbrade I. 115.
— — — hoolſteiniſchen Brade I. 113.
Jagdbuch, reich illuftrirtes deutjches, von Johann
Tänger II. S—10.
Jagdgeſetz, Aufbau eines neuen, zeitgemäßen I. 234.
Jagdhund, jpisjchnauziger, der Sapanejen II. 151.
Alphabetiſches Sadregifter. 339
Jagdhunde I. 70, 74, 76.
— der Angelſachſen I. 133.
— langhaarige I. 70.
— lautjagende I. 76.
— der Normannen I. 133, 134.
Sagohundmeuten in Frankreich, gegenwärtige I. |
176.
Sagpliteratur, Doggen betreffend, chronologiſch
geordnete Citate aus derſelben II. 7.
Jagdmethode, raffinirte J. 108.
Jagd, ſtracke J. 83, 107.
Jagdverein (1839), hannoverſcher, Thätigkeit
deſſelben J. 234.
Jagdwindhund der Pharaonen, der pointerartige
I. 72.
Sagen I. 107.
— am Zeug I. 83, 109.
— über Land 1. 83. 107.
Sagende Hunde Dänemarks I. 180.
— — Deutſchlands I. 112—-121.
— — Englands I. 132.
— — — früheite Erwähnung derjelben I. 132.
— — Frankreichs I. 165—178.
—_ __ Stalins I. 178, 179.
— — — Abftammung u. Geſchichte des heutigen
I. 178.
— — — glatt: und rauhhaarige I. 179.
— — — verſchiedene Formen oder Raſſen J. 179.
— — anſehnlichſte, des ſüdlichen Italien I. 179.
— — Oeſterreichs I. 121—125.
— — Rußland I. 182, 183.
— — Schnelligfeit derjelben I. 167.
— — der Schweiz I. 125—132.
— — Skandinaviens I. 180—182.
Sägerpractica von Döbel (1746) II. 12.
Japaniſche Spaniels II. 321.
Jochbogen I. 18.
Sugendzuftande, Berharrendes Schädels im II. 214.
K.
Kammer-Hunde IL. 8.
KRampfhunde der Arena I. 67.
Kari-IJnu oder No-Inu IT. 151.
Kennel für Fuchshunde, zwedmäßige
richtung eines ſolchen II. 270, 271.
Kennelclub II. 294.
Kennel-Gazette II. 294.
Kieferaft I. 19.
Kieferbeine, Kleine I. 19.
King Charles:Spaniel I. 202; II. 230—233.
— — — Werth der Points derjelben II. 233.
Ein
Stleienflechte II. 282,
Knie I. 23.
Knieſcheibe I. 23.
Knochengerüſt I. 17.
Knopffortſätze T. 18.
‚ Knorpel, jelbitftändige I. 23.
Kopfhunde I. 108.
Stranfheiten II. 274—283.
— des Auges II. 275, 276.
— der Haut II. 279—283.
— des Ohres II. 276, 277.
— in Folge der Ausftellungen II. 274.
| :
Kreuzbein I. 20.
Kreuzung oder Paarung von Thieren verjchie-
dener Raſſen II. 262,
Kuhheſſig I. 48.
Kurzhaarige Hunde der Vendée I. 170.
u
Laika, ſibiriſche, Beihreibung der). IL. 137, 139.
Laiki, Behaarung der II. 159.
— Färbung der I. 138.
— jagdliche Eigenſchaften IL. 139.
— Raſſen der II. 138.
— reiner wolf3artiger Typus IT. 139.
Landſpaniel, engliſcher I. 200—215.
Langhaariger jpanifcher Hund in Deutjchland
1.231.
Zappenhund II. 139.
Lauff- und Flugſchießen I. 229.
Laufhunde, Schweizer I. 120, 126.
Läufiſchwerden der Hündin I. 57; II. 266.
Zautgeben II. 291.
Laverack-Setter I. 322.
Qebensperiode, erſte I. 56.
Lederhaut I. 27.
Ledhunde IL. 140.
Lehrbuch für Jäger und die es werden wollen
von Hartig IL. 13.
Leibhunde IL. 8.
Zeinenführig gemachter junger Hund II. 285, 286.
Leithund, der alte I. SO—88.
— Bejchreibung deifelben I. S5—87.
— jelbitftändige Raſſe I. 80.
Leithunde I. SO—106, 108.
— alte, äußere Erjheinung I. 84.
— hervorragende, jowie deren Beliger und
Züchter I. 101, 102, 106.
Zendenwirbel I. 20.
Zeonberger IL. 67.
Zeverarius, als Bezeichnung F. Haſenhund I. 160.
Zippe-Detmolder Hunde jeit 1875 I. 241—243,
Zocal-Schauen II, 302.
340
Alphabetiſches Sachregiſter.
Löshunde II. 140.
Löwenhündchen II. 225.
Lufft-Schießen I. 229.
Lurcher, eine rauhhaarige Windhundkreuzung I.
369.
Luxushunde II. 325.
— der Griehen und Römer I. 71.
— fleine I. 76.
— Verſchwinden derjelben II. 326.
Luxus- oder Damenhunde, Kleinere, Geſchichte
derjelben II. 214, 215.
Lyme-Hall Mastiff II. 26, 27.
M.
Malteſer II. 225—229.
— Geſchichte deſſelben IL. 225—227.
— hervorragende, ſowie deren Beſitzer und
Züchter II. 227, 228.
Malteſerhündchen oder Bichon II. 227.
— das heutige I. 71.
Malteſer- und Seidenpudel, Mittelform zwijchen
beiven II. 225.
Mancheſterterrier IL. 162.
WManilapudel II. 225.
Markenfarbe I. 35, 40. .
— helle I. 37. |
Maſtiff I. 42.
— barbariihe Verſtümmelung Derjelben in
England II. 23.
— heutiger engliiher, Verhältniß Defjelben
zum alten britiſchen Maftiff II. 23.
— gleichbedeutend mit Meftiff IL. 40.
— der neueren Zeit II. 26—32. \
Maftifts, berühmte, der neueren Zeit, ſowie
deren Befiter und Züchter IT. 30—32.
Maftin, Bejhreibung von Krichler II. 48—50.
— Beſtimmung dejjelben I. 47, 48.
— Sammelwort für alle ſchweren Hatzhunde
gegenüber denleichten oder Windhunden II. 40.
— ſpaniſcher, Schilderung defjelben II. 50.
Maße eines gut gebauten Baſſet I. 177.
— — typiſchen Bedlington-Terriers I. 191. ®
berühnter englijcher Bernhardiner II. 74,75.
eines guten Black and tan Terrier II. 165.
— ſehr typiſch gebauten Black-Fieldſpaniels
J. 210.
der öſterreichiſchen Bracke J. 122, 123.
des Bullterriers II. 161.
eines jehr gut gebauten Glumbers I. 206.
de3 berühmten langhaarigen Eollies Champ. |
Eclipſe II. 113.
Make kurzhaariger Dahshunde mittlerer Größe
T. 194, 195,
eines männlichen Dalmatiners II. 205.
— borzügliden Dandie Dinmonts II. 188.
— jehr regelmäßig gebauten Epagneul de
Pont-Audemer I. 300.
des Fuchshundes I. 157.
einer jehr typiſch gebauten Fuchsterrier—
hündin II. 173.
von guten Gordon-Settern I. 331.
einiger gut gebauten ſchottiſchen Hirſchhunde
I. 364.
der Holzbrade I. 117, 118.
des männlichen normannijchen Hundes I. 173.
der normanniſchen Hündin I. 173.
eines typiich gebauten King Charles-Spaniels
II. 234.
de3 Körperumfanges I. 51.
der Leithundsformen I. 101.
— des Maftins II. 50.
eines typifch gebauten Mopſes II. 218.
der Otterhunde I. 147.
eines jehr regelmäßig gebauten Pointers I.
316.
— guten franzöſiſchen Schäferhundes IL. 108.
der Schweißhundsform I. 101.
zweier Seidenſpitze II. 238, 239.
des engliſchen Setters I. 327.
deutſcher ſchwarzer Spite II. 126.
der bejtgebauten Hündin der Steinbrade I.
120.
der Heinften Hündin der Steinbrade I. 120.
des ſtärkſten Hundes der Steinbrade I. 120.
einiger typisch gebauten Suſſex-Spaniels
T. 208.
eines gut gebauten iriſchen Terriers II. 180.
— — — jhottijden Terriers IL. 183.
— mittelgroßen japanijchen Tſchins II. 222.
des männlichen Hundes der VBendee I. 175,
des normal gebauten, furzhaarigen, italie—
niſchen Vorſtehhundes I. 288.
eines gut gebauten irischen Waſſerſpaniels
T. 219.
— Starken Weljh-Terriers II. 184.
des aſiatiſchen Windhundes I. 377, 379.
und Gemichtsverhältniffe des kurzhaarigen
engliſchen Winvhundes I. 353, 354.
— eines ruſſiſchen Windhundes IT. 316.
Melitäiſche Hündchen im Althertfum II. 225.
Membran, Schneider’jche I. 26.
Meffungen am Hundeförper I. 50, 51.
Meſtiff gleichbedeutend mit Maftiff IL. 40.
Alphabetiihes Sachregiſter. 341
Mebgerhunde, Württemberger oder Rottweiler
II. 47.
Meuten in England II. 311.
— franzöfische, Verfall derjelben I. 168.
— in Irland II. 311.
— in Schottland II. 511.
Milbenräude II. 280, 281.
— jeltener auftretende Formen der IT. 232.
Milchhaar, erſtes jogenanntes I. 34.
Miltbeller II. 46.
Mititehen II. 288.
Mops (engl.: the Pug-Dog; franz.: le Carlin)
II. 216—219.
— Geſchichte deſſelben II. 216, 217.
Möpfe, hervorragende, jowie deren Beſitzer und
gücdter II. 218, 219.
— ſchwarze II. 321.
Mopjes, ſchwarze Varietät des IL. 217.
Muskellage, oberite I. 26.
Muskeln I. 23.
— des Numpfes I. 25.
N.
Nachtrag zum erften Bande I. 350—386.
— — zweiten Bande II. 508—328.
Nachziehen II. 288.
Nackenband I. 24.
— langes, elaſtiſches I. 23.
Nackenbandmuskel I. 24.
Nackter Hund, Geſchichte deſſelben IT. 254, 255.
Nähte I. 17, 28.
Naſenbeine I. 19.
Naſenhöhle I. 19.
Naſenknorpel I. 23.
Naſenkuppe I. 23.
Najenmujcheln I. 19.
Naſenſcheidewand I. 19.
Neufundländer, abweichende Färbung II. 81, 82.
— andersfarbige IT. 83.
— Beihreibung eines nad) England importirten
IT. 80.
Charafteriftif IL. 55.
große Form IL. 81.
fleinere Form II. 81.
Gebraudsprüfungen II. 36.
— hervorragende, jowie deren Beſitzer und
Züchter IL. 84—S6.
— Hund II. 79—86.
— ſchwarzweißer, das berühmte Landſeer'ſche
Bild deſſelben II. 84.
— Werthbeſtimmung der Points II. 84.
Nichtjagohunde I. 76; II. 325, 326.
Niederlegen IT. 286.
Niederrhein. Teckelzuchtverein II. 312.
No-Inu oder Kari-Inu II. 151.
Norfoll-Spaniel I. 212.
Normalfärbung I. 40.
Normanniſche Hunde I. 172.
— — auf der Ausftellung in Hannover I. 173.
Nutzhunde I. 76; II. 325.
O.
Oberhauptsbein I. 18.
Oberhaut I. 27.
Oberſchenkelbein oder Badbein I. 23.
Dffene Claſſen II. 295.
Ohr, Form und Stellung I. 41.
— jpiges, aufrechtſtehendes bei Jagdhunden
IE 70%
Ohren, gedraufte I. 89.
— hängende I. 89.
— stehende, J. 89.
Ohrknorpel I. 23.
Old English Mastiffelub II. 294.
— Spanish Pointer I. 232.
Dtterhund, englifcher I. 145—148.
Otterhundmeuten, Bräjenzlifte ſämmtlicher, in
England, veröffentliht im October 1891
I. 148.
Dtterjagd mit Hunden I. 147, 148.
P.
Paarung II. 260, 266.
Parforceequipage J. 110.
Parforcehund, fehlerhafte Form J. 44.
Parforcehunde J. 107.
— in Frankreich I. 165—176.
Parforcehundmeuten Carl's des Großen J. 166.
VBarforcejagd I. 107.
— alte, in Deutjehland I. 109.
— Ausübung der, im Mittelalter I. 108.
— in Franfreih, frühefte Schilderung einer
15 116%,
— franzöſiſche I. 110.
— neuere franzöſiſche I. 110.
Pariahhund Sumatras II. 207.
Variahhunde I. 42. 64.
— al3 Raſſe II. 207.
— de3 Orients II. 207.
— oftafrifanijche IL. 208.
Pariahs II. 206, 208.
342
Alphabetiſches Sachregiſter.
Pariahs, Geſchichte derſelben II. 206, 207.
Paß I 52.
Paßgehen großer Raſſen I. 54.
Pathologiſche Formen I. 74.
Pedigree eines englifchen Pointers I. 317.
— — gelben und weißen Setterhundes I. 324.
— — beißen, dunfelgefledten engliſchen Wind—
hundes I. 356.
Phylax, Verein zur Züchtung deutſcher Schäfer:
hunde und Spite II. 105.
Pigment I. 33.
— dunkles, förniges und helles gelöftes I. 83.
Pinſcher, belgijcher IT. 244, 245.
— deutſche II. 152—155, 240—244.
— furzhaarige IT. 152, 240, 241.
— — große II. 241.
— — — fehlerhafte IT. 242.
— rauhhaarige deutſche II. 319.
— — — fehlerhafte II. 155.
— — — oder NRattler II. 152.
— Zwergformen IT. 240—245.
Pointer I. 305—317; II. 314, 322.
— Entſtehung defjelben I. 232.
— erjte Erwähnung defjelben I. 305.
Sommer II. 122.
— oder Spitz II. 321.
Pommerſche Saurüden II. 13.
Präſenzliſte der Hirſch- und Fuchshunde, Harrier—
und Beaglemeuten in England J. 380.
Preis- und Prüfungsſuchen II. 302.
Breije für Rafjehunde in England II. 297.
Prince Charles II. 233.
Prüfungen II. 294.
— oder Trial3 II. 296.
Prüfungs: und Preisſuchen II. 302.
Pudel, eigentliche Heimath deſſelben IT. 98.
— Tehler dejjelben II. 97, 98.
— Geſchichte deſſelben IT. 94—98.
— Zwergform II. 224.
Pürſchhunde I. 89.
Pürſch- und Windhunde II. 13.
Pug-Dogclub, gegründet im Jahre 1883 II. 218.
D
Quality, full of quality II. 265.
N.
Rampore Hounds II. 316.
NRaps-Suden I. 114.
Raſſe, leithundförmige I. 92.
Rafien, I. 5, 6; II. 259.
Raſſencharaktere, Schuß gegen Ausartung der I. 7.
Raſſen-Eintheilung I. 8.
Raſſenzüchtung IT. 259—265.
— Anfänge der I. 64.
— in Böhmen II. 303, 304.
— der Jagd- und Surushunde in Deutjehland
IT. 322.
— in Defterreich- Ungarn II. 303—305.
— der Hunde bei den Römern I. 67.
— in den Vereinigten Staaten von Nordamerika
II. 307.
Raſſezeichen, Entwurf derſelben für den deutſchen
kurzhaarigen Vorſtehhund I. 237, 238.
— des engliihen Bernhardiners, Werth der
Points II. 77, 78.
— des St. Bernhardshundes in England II.
76, 77.
— des furzharigen St. Bernhardshundes IT.
61—63.
— des langhaarigen Schweizer St. Bernhards:
hundes II. 64.
— des Bluthundes I. 142, 143.
— der norwegiihen Brade I. 182.
— — öſterreichiſchen Brade I. 122.
— — ſchwediſchen Brade J. 181.
— — ſteieriſchen, rauhhaarigen Peintinger'ſchen
Bracke I. 124, 125.
— — Haidbrade I. 116.
— — Holjbrade I. 117.
— — Hurleurbraden I. 131, 132.
— — Gteinbrade I. 119, 120.
— des Bulldog II. 33—55.
— der Gollies IT. 111, 112.
— des furzhaarigen Collie IT. 116.
— des Dalmatiner3 II. 201, 202.
— der deutſchen Dalmatiner II. 204, 205.
— des dänischen Hundes II. 52.
— der furzhaarigen Dachshunde I. 192—194.
— des rauhhaarigen Dachshundes I. 198.
— der deutſchen Dogge II. 15—17.
— des jfandinavijchen Elchhundes II. 140, 141.
— — engliiden Fuchshundes I. 156, 157.
— — ſchottiſchen Hirſchſhundes I. 362—364.
— — grönländiſchen Hundes II. 131, 132.
— — länder Hundes II. 129.
— der Nargauer Laufhunde L 131, 132.
— — dreifarbigen Berner Yaufhunde I. 130,
131.
— der großen Zaufhunde I. 131,132.
— — Luzerner Laufhunde I. 129, 130.
— gewöhnlicher Schweizer Laufhunde I. 126
bis 128.
Alphabetiſches Sachregiſter. 343
Raſſezeichen der Thurgauer Laufhunde J. 128.
— — hannoverſchen Leithundsform J. 94, 95.
— Meutenhunde I. 131, 132.
des Maltejers IL. 228, 229.
— Maftiffs II. 23—30.
— Maftins II. 48-50.
— Mopjes II. 218.
— Neufundländers II. 82, 83.
— heutigen Otterhundes I. 146.
— belgiſchen Affenpinjchers II. 244, 245.
— furzhaarigen großen Binjchers II. 241,242.
— rauhhaarigen deutſchen Pinſchers IL.
153—155.
— — — Zwergpinſchers oder Ywergrattlers
II. 244.
Pointer I. 314—316.
Pudels IL. 96, 97.
des Zwergpudels II. 224, 225.
— — fraushaarigen Netrievers I. 223.
— langhaarigen Retrievers I. 221, 222.
deutſcher Schäferhunde II. 102—104.
des alten engliſchen Schäferhundes, feſtgeſtellt
im März 1890 durch den Old Engliſh
Sheepdog-Club IT. 119, 120.
— — Schipperke IT. 144, 145.
der hannov. Schweikhundsform I. 95, 96.
des Gordon-Setters I. 333.
— engliſchen Setters I. 326, 327.
— — iriſchen Setter3 I. 335—339.
— deutſchen Spites II. 124—126.
— Geidenjpiges II. 236.
— Zwergſpitzes II. 236.
der Glumberjpaniel I. 204, 205.
des ſchwarzen Cockerſpaniels I. 213, 214.
andersfarbiger Fieldſpaniel I. 211.
der ſchwarzen Yieldjpaniel I. 209, 210.
des Norfolfipaniels I. 212.
— Suſſexſpaniels I. 207, 208.
engliſchen Wajjerjpaniels I. 217.
iriſchen Wafjerjpaniels I. 219.
Zwergſpaniels II. 232, 233.
— der Niredale-Terrier II. 192, 193.
des Bedlington-Terriers IL. 190, 191.
— Black and tan Terrier3 II. 164, 165.
— Bulfterrier II. 159—161.
— Clydesdale-Terriers II. 249, 250.
— Dandie Dinmont-Terriers II. 136—188.
— glatthaarigen Fuchäterriers II. 172—173.
der rauhhaarigen Fuchsterrier II. 176.
des iriſchen Terrier II. 178, 179.
barthaarigen ſchottiſchen Terriers IT. 182,
183
Rafjezeichen des Sfye-Terriers IT. 195, 196. .
— der Weljhterrier II. 184.
des Morkfihire-Terrierd II. 246—248.
— des japaniſchen Tſchin IT. 221, 222.
— furzhaarigen deutſchen Vorftehhundes I.
248— 250.
— — — engliſchen Vorftehhundes (Pointers)
I. 314—316.
— — italienijhen Borftehhundes I. 286, 287.
— langhaarigen deutſchen Borftehhundes
1. 274, 275.
— rauhhaarigen italienischen Vorſtehhundes
T. 290.
— ſtichelhaarigen deutſchen VBorftehhundes J.
265-267.
— aſiatiſchen Windhundes IL. 377—379.
— — modernen kurzhaarigen, engliſchen Wind—
hundes I. 348—353.
— — ruſſiſchen Windhundes I. 371—373.
— — — langhaarigen Windhundes I. 385, 386.
— — Windjpieles IL. 252, 253.
— — de3 irischen Wolfshundes I. 368.
Nattler oder rauhhaariger deutſcher Pinſcher II. 152.
— Zwergform II. 244.
Näude, die verjchiedenen Formen derjelben IT.
279— 282.
Nauhhaarige Hunde der Vendée I. 174, 175.
Rehpinſcher II. 242.
Neinzucht oder Paarung innerhalb einer Raſſe
II. 262.
| Reinzüchtung und Erhaltung unjerer kleinen
deutjhen Luxushündchen II. 326.
Nejpectiren II. 288.
— des Hundes II. 291, 292.
Retriever, flach= und fraushaariger brauner I. 224.
— fraushaariger, jhwarzer I. 223.
— langhaariger oder gewellter ſchwarzer I. 221.
Richtung des Haares I. 28.
Nippenfnorpel I. 21.
Nuby:Spaniel IL. 231.
— oder ganz other Ywergjpaniel IT. 233.
Nüden I. 44.
Rückenwirbel I. 20.
Rückgrat I. 20.
Rückſchlag II. 261.
Rüden II. 38, 45.
— Gharafteriftif II. 45—54.
— Zufall3- und Kreuzungsproducte derjelben
11. 53, 54.
Nüdenform, alte, am bejten erhalten in den
niederrheinijchen und norddeutſchen Metzger—
bunden II. 47.
Alphabetiſches Sachregiſter.
Rüdenhunde J. 111.
Rüdentypus II. 45.
Rumpffarbe J. 35.
Ruorhunde J. 108.
Ruthe J. 45.
— fehlerhafte J. 45.
Form und Haltung der I. 41.
Links- und Rechtstragen der I. 54.
— ſeitswärts getragene und gefnidte I. 45.
Ruthenfnoden I. 21.
S
Saintonge-Hunde J. 173.
— auf der Ausſtellung in Frankfurt a. M. J. 173.
Sarcoptesräude II. 280, 231.
Saupacker II. 14.
Saurüden, rauhhaarige oder zottige II. 47.
Schafbudel IL. 91.
Schäferhund I. 41.
als Kriegshund IT. 105.
alter berühmter englijcher, jowie deſſen Be-
figer und Züchter II. 119.
englijder II. 117—121.
— Gharafterijtif dejjelben II. 117.
— interefjante Schilderung von Dr.
Edwardes-Kerr I. 117—119.
— — Werth der Point? II. 121.
deutſcher rauh- oder jpighaariger II. 106.
— Stumpf: oder Stummelſchwänze II. 105.
Intelligenz deſſelben IT. 106.
furzhaariger jchottifcher IT. 115—117.
langhaariger jchottijcher IT. 110—115.
— — Beſchreibung deſſelben von Bewick
In, 3alal.
— — Werth der Point II. 112.
ſchottiſcher I. 42.
— — Kreuzung vonlangeu.furzhaarigen IL. 115.
Schäferhundartige Formen I. 72, 74.
Schäferhunde II. 99—121.
— Belgien II. 108.
— harthaarige II. 108.
— furzhaarige II. 108.
— langhaarige II. 108.
berühmte furzhaarige ſchottiſche, ſowie deren
Beſitzer und Züchter IL. 117.
— Langhaarige ſchottiſche, ſowie deren Be—
iger und Züchter IL. 113—115.
deutſche II. 318.
Deutjhlands und Defterreichs IT. 101 bis
107.
Englands 109—121.
Schäferhunde, erſte Aufſtellung ihrer Rafjezeichen
II. 101.
Frankreichs und Italiens IT. 108, 109.
langzottige Formen der englijhen II. 117.
öfterreichijche IL. 107.
v. Rauch's Mittheilungen über II. 107.
ungariſche II. 107.
— molfsartig ausfehende IT. 107.
Schäferhundes, raſtloſe Thätigfeit des I. 60.
Schäferhundprüfungen oder Sheep-dog-Trials
II. 296.
Schäferhundraſſen Deutſchlands, Eriftenzberechti-
gung der drei in den Raſſezeichen angenom—
menen II. 104.
— Geſchichte derſelben IT. 100, 101.
Schakal J. 13.
Schambein J. 21.
Scharren, Neigung zum J. 55.
Schau von Hannov. Schweißhunden 1894 II. 308.
Scheitelung des Haares I. 28.
Schießjagd, Periode der I. 89.
Schipperke, Beſchreibung dejjelben IT. 143—146.
— Fehler deſſelben IT. 146.
— Maße eines II. 146.
— Züchtung derſelben in England II. 147.
Schipperkes II. 319, 321.
— hervorragende, ſowie deren Beſitzer und
Züchter IT. 144.
Schirme zur Aufnahme der Hagen und Jäger
auf einem freien Naume J. 109.
Schläfenbein I. 19.
Schleimhaut I. 27.
Schließmuskeln I. 24.
Schnauze, Form der I. 40.
— ſpitze, bei Jagdhunden I. 70.
Schnecke I. 27.
Schneidezähne I. 19.
— Form derjelben zur Beltimmung des Alters
eines Hundes I. 57.
Schnelllauf IL. 55.
Schnüren I. 53.
— des Wolfes I. 14.
Schnürenpudel II. 95.
— gegenwärtige Form deſſelben IT. 98.
Schoßhunde, Kleine I. 65.
Schränfen des Hundes I. 14, 53.
Schritt I. 52.
Sculterblätter I. 21.
Schuppenflechte II. 280.
Schwanzwirbel I. 20.
Schweifmusfeln I. 25.
Schweißhund I. 42.
Alphabetiſches Sachregiſter. 345
Schweißhund, Abrichtung des heutigen J. 98.
— Beſchreibung deſſelben J. 90.
— Färbung, beliebteſte J. 97.
— — getadelte I. 97.
— Hannoverſcher I. 94—97.
— — jegige Reinzucht deſſelben I. 91.
— Jägerhofraſſe J. 92.
— waidmänniſche Namen des männlichen J. 99.
Schweißhunde I. SO—106.
— aufderAusftelung in Dortmund 1894 II. 308.
— bayerische, Nafjezeihen derf. I. 104, 105.
— Harz -©Oolling-Nafje I. 92.
— hervorragende, jowie deren Befiger und
Züchter I. 101, 102, 106; IL. 308.
— interefjante Arbeit mit dem I. 100.
— leichtere I. 103.
— praktiſche Brauchbarkeit der I. 100.
Schweißhundes, die verſchiedenen Raſſen bezw.
Schläge de3 I. 91.
Schweißhundprüfung II. 302.
Schweißhundprüfungen, öffentliche I. 100.
Schweißriemen I. 9.
Schweißſuche IT. 290.
Schwimmen, Neigung zum I. 55.
Schwimmhaut I. 47.
Schwigen über der Zunge I. 59.
Sehnen, feſte I. 23.
Seidenhaar I. 31.
Seidenpudel II. 225.
— und Maltejer, Mittelform zwijchen beiden
II. 225.
Seidenſpitz IL. 236—2539.
— bedeutende Züchter defjelben IT. 237, 239.
Seidenjpige, Charafteriftif derjelben II. 237 bis
239.
— Verſchmelzung der beiden Stammformen
II. 239.
— Züchtung derſelben IL. 239.
Senfrüden I. 44.
Setter al3 Bezeihnung für Spaniel I. 202.
— Gharafteriftif defjelben I. 317—320.
— englijder I. 321—327.
— — Gharafteriftif deſſelben I. 321—324.
— iriſcher I. 333— 339.
— — Geſchichte deſſelben I. 334.
— — kurze und charakteriſtiſche Beſchreibung
deſſelben J. 337. —
— — Maße deſſelben J. 337.
— — Schilderung deſſelben von Idſtone und
Stonehenge I. 355.
— — Unterſcheidungszeichen zwijchen dem eng—
liſchen und Gordon-Setter I. 333, 334.
Setter, ſchottiſcher oder Gordon-J. 327—333.
— — — — als Begleiter und Hausgenoſſe
I. 332.
— — — — Charakteriſtik dejjelben I. 327 bis
330.
— — — — als Gebraudhshund I, 329.
— — — — entitanden aus einer Kreuzung
mit einer ſchottiſchen Golliehündin I. 328.
— — — — Färbung deſſelben I. 328.
— und Spaniel, Unterſchied in Betreff der
äußeren Erſcheinung I. 318.
Sheep dog, old english II. 110.
— — -Trials oder Schäferhundprüfungen IT.
296.
Sibiriſche Hunderafjen, Schilderung von Radde
IT. 148, 149.
Siebbein J. 18, 19.
Sinnesorgane I. 26.
Sitzbein I. 21.
Sigbeinfnorren I. 21.
Sfye-Terrier II. 195 —197.
— Beichreibung defjelben II. 195.
— Gewicht der Hündinnen IL. 196.
— — — Rüden I. 196.
— hängohrige IT. 195.
— hervorragende, jowie deren Beſitzer und
Züchter IL. 196, 197.
— Maße der Hündinnen IL. 196.
— — — Rüden I. 1%.
— jpißohrige II. 195.
— Werth der Points II. 196.
Smooth-Toy-Terrier, Yarbenvarietäten dejjelben
II. 246,
— furzhaariger II. 245, 246.
Soci6te Royale St. Hubert II. 306.
Sommerhaar I. 29.
Spaniel des Mittelalters I. 201.
— hervorragende der neueren Zeit I. 215.
— Weberficht der unter diefem Namen zuſammen—
gefakten Arten I. 203.
— Varietäten deſſelben
England I. 202.
— welche zur Jagd verwendet werden I. 203.
Spanielrafjen, Eintheilung und Unterſcheidung
der verſchiedenen I. 203.
Spanische ‚Hunde, Einführung derjelben in
Deutſchland I. 231.
Spartaniſche Hunde I. 71.
Spinone, Bezeichnung des rauhhaarigen italie—
niſchen Vorftehhundes I. 228.
Spitz I. 71.
Spit, belgiſcher (Schipperfe) II. 143—147.
in neueſter geit in
44
Alphabetiſches Sachregiſter.
Spitz, deutſcher, alte Benennungen II. 124.
— — Anhöänglichkeit deſſelben II. 123,
— — Wachſamkeit IT. 123.
— grauer J. 35.
— nordiſcher I. 41.
— oder Pommer II. 321.
— — Tihau, chineſiſcher IL. 134—137.
— ſtark gebauter grönländifcher, von bedeu—
tender Größe und Schönheit II. 133, 134.
— Zwergformen II. 236.
Spitze, Charatterijtif derjelden II. 121, 122.
— deutſche, Farben Dderjelben II. 123.
— — Fehler derjelben II. 126.
Formen des Exterieur: II. 193.
Gejchichte derjelben II. 122, 123.
— — unterjheidende Merkinale der großen
1159125:
— Eigenthümliches, Urwüchſiges derſelben II.
124.
— ein Pärchen langhaariger chineſiſcher in
Berlin II. 136.
— Eintheilung derjelben II. 122.
— Griehenlands und Noms I. 72.
— hervorragende deutſche ſchwarze, jowie deren
Befiger und Züchter IT. 126.
indijche furzhaarige II. 147, 148.
— furzhaarige in Sumatra und Neu - Irland
W. 147.
— langhaarige II. 122—137.
Spishund, olgerijcher II. 136, 137.
Spighundartige Formen I. 74.
Spighunde, Kleine langhaarige II. 134.
— furzhaarige II. 143—148.
— nordiſche langhaarige IL. 127—134.
— — — Charafteriftif derjelben IL. 127.
— ſtockhaarige II. 137—143.
— — Beſchreibung derjelben II. 137.
— jüdliche langhaarige IT. 134.
Spitohrige Formen I. 72.
Spitzſchnauzige Hunde I. 69.
Springing-Spaniel I. 202.
Sprunggelenf I. 23.
— zu weite Stellung im I. 48.
Staghounds II. 310, 311.
Stall, engliiher II. 6.
Stammbäume engliiher Windhunde IT. 315.
Stammeltern unjerer heutigen deutſchen Dogge
120:
Stand, ruhiger I. 51.
Staupe I. 277—279.
— Behandlung der II. 278, 279.
— eranthematijhe II. 278.
Staupe, gaſtriſche II. 277.
— katarrhaliſche IL. 277.
— nervöje II. 278.
Steigerung des Yarbitoffes I. 36, 37.
Steinbrade der Nuhrgegend I. 119.
Steinbracden, Verbreitungsbezirt I. 120.
Steinſchlöſſer, Einfluß von deren Erfindung auf
die Yangjagd I. 229.
Stellung, liegende I. 54.
— ſitzende I. 54.
— und Ausbildung der ſämmtlichen Hunde—
rafjen Deutjehlands II. 324, 325.
Stihelhaar I. 29, 30.
Stierhegen in England II. 25.
Stimme, Modulation ver I. 62.
Stirnbeine I. 18.
Stöber I. 180.
— holſteiniſche I. 113.
Stöbernde und apportirende Hunde I. 199—224.
— — — — hervorragende, jowie deren Ber
figer und Züchter I. 205, 206, 208, 210,
211, 215, 220, 222—224.
Stodhaar I. 30.
Straßenhund Japans, Schilderung defjelben von
vd. Siebold II. 208, 209. _
Straßenhunde I. 76.
Stred= oder Beugemusfeln I. 24.
Strupphaar I. 29, 31.
Stummelruthe I. 45.
Stumpfihnauzige Hunde der Aſſyrer I. 72.
Suche II. 287.
— mit hoher Naſe II. 290.
Suchhunde I. 108.
Superfötation II. 262.
Sufjer-Spaniel I. 206.
— in jagdlicher Beziehung I. 208.
T.
Talbot (Bezeichnung Für Bloodhound) I. 137.
— echter I. 137.
Taſtbüſchel I. 27.
Taſtwarzen I. 27.
Terrier, anerkannte Raſſen II. 157.
— bedeutende irijche, ſowie deren Befiger und
Züchter II. 180.
— Black and tan, Charafteriftif deſſelben II. 162,
163.
— — — — namhafte deutſche Züchter IL. 166.
_ — — — — in England, ſowie deren Beſitzer
und Züchter IT. 165, 166.
— engliſche IL. 155—197.
Alphabetiſches
Terrier, engliſcher, Geſchichte deſſelben II. 155 |
bi3 157.
— fehlerhafte hHarthaarige ſchottiſche IL. 283.
— fehlerhafter iriſcher V. 179.
— glatthaariger englijcher IL. 157—175.
— hervorragende ſchottiſche, ſowie deren Be-
figer und Züchter II. 183.
— — weiße englijhe, jowie deren Beſitzer und
Züchter II. 166, 167.
— iriſche II. 177—180.
— iriſcher, Geſchichte deſſelben IL. 177.
— — negative Points IT. 180.
— — pofitive Boint3 II. 180.
— Boints des harthaarigen jchottijchen IT. 183.
— raubs(draht)haarige englifche IT. 175—197.
— ſchottiſcher, Geſchichte deſſelben IT. 181, 182.
— — (The Scottish Terrier) II. 181 bis
183.
— ſchwarzgelber englijcher (The Black and tan
Terrier) II. 162—166.
— meißer englifher II. 166, 167.
— — in Schottland II. 167.
— Zwergformen II. 245—251.
Thierhegen unter Jacob I. in England II. 24,
25
Thierkämpfe bei den Römern J. 67.
Tibethund J. 67.
— Charakteriſtik deſſelben II. 55, 89, 90.
— farbe defjelben II. 88.
— Geſchichte defjelben II. 86—90.
Tibethunde, furze aber harakteriftiiche Bejchrei-
bung derjelben von Youatt 1845 II. 88.
— de8 Prinzen Wales auf der Alexandra—
Schau 1875 II. 88.
Tigerdächſel I. 34; IL. 321.
ZTigerhunde II. 203.
Toy-Bulldog II. 38.
Toy-Terrier, engliſche II. 245— 250.
— hervorragende, ſowie deren Beſitzer und
Süchter II. 246.
— furzhaarige II. 245, 246.
— Langhaarige II. 246— 280.
Trab I. 52.
Trächtigfeit der Hündin I. 56; II. 266.
Transportfaften II. 274.
Treibhunde I. 108.
— franzöfiihe I. 176—173.
— ihre Thätigfeit I. 110.
Trial® oder Prüfungen I. 296.
Triebe, Ausbildung der inftinctiven IL. 261.
Triphunt (Treibhund) I. 81.
Tihau, Schädel deſſelben IL. 136.
Sachregiſter. 347
Tſchau oder Spitz der Chineſen IL. 134—137.
Tihaus auf Sumatra und Borneo, Schilderung
derjelben von Max Siber und Taunton
II. 134—136.
Tſchin, äußere Erſcheinung deſſelben IT. 221.
— Beichreibung deſſelben von v. Siebold in
jeiner Fauna Japonica II. 220.
— japanifcher (engl.: The Japanese Spaniel,
franz.: Chien du Japon) II. 219—223.
— — Maße deſſelben II. 222.
Tſchins, hervorragende japanifche, jowie Deren
Beiiger und Züchter IL. 223.
— japanijche, zwei weiß und jehwarz gefledte,
von der Raijerin von Japan zu Weihnachten
1881 der deutſchen Kaiferin geſchickt II. 222.
— Naturell derjelben II. 223.
Tſchuktſchen, Hund der II. 150.
Typus des Wildhundfopfes I. 41.
N.
Uebergreifen der oberen Schneidezähne über. die
unteren I. 58.
Ueberficht der Fortſchritte und des Zurücbleibens
der von England während der legten Jahr—
zehnte bis jet adoptirten continentalen und
außereuropäifhen Hunderafjen IL. 320, 321.
— tabellarijche, der Haus=, Hof- und Hirten-
hunde nad) ihrer Nationalität IL. 3.
— — der Jagdhundraſſen nach ihrer Nativ-
nalität I. 79.
— — der Rajjen der Kleinen Lurushunde nad)
ihrer Nationalität II. 213.
Umbildung II. 264.
Unterfiefer I. 19.
Unter= oder Hinterfiefer I. 19.
Unterjeheidung, feine, in Bezug auf die Bewohner
des Haujes I. 60.
Unterjchenfelbein, großes I. 23.
— kleines I. 23.
Unterjchiede zwiſchen männlichen und weiblichen
Individuen eim und derſelben Nafje IL.
259 — 260.
Urraffen I. 35, 64.
Vautre, Sammelwort für die ſchweren Hatz—
hunde IL. 39.
Berbellen II. 291.
Verdauungsftörungen, Bräjervativ gegen IT. 269,
Veredeln, edel II. 264.
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Alphabetiſches Sadregifter.
Vererbung II. 260, 261.
Verein „Der deutjche Jäger“ II. 301.
— für Hundezudt und Dreffur im Königreid)
Böhmen I. 303.
„Hirſchmann“ II. 308.
„Kennelclubben“ in Stodholn II. 307.
„Nimrod“ II. 300.
land in Hannover I. 236; II. 300, 501.
— — Zühtung reiner Hunderafen in Frank:
furt a. M. II. 303.
in Süddeutſchland II. 301.
— — — Fagdhundrafjen für Württemberg
in Stuttgart I. 244.
Vereine, kynologiſche, in Belgien II. 306.
— — — Frankreich II. 306.
— Holland II. 306.
— Stalien II. 306.
— Nußland II. 307.
— der Schweiz II. 305.
Bereinswejen II. 293—307.
Berlorenjuchen II. 290, 291.
Berrihtungen, förperliche I. 55.
— fünftlihe, nicht auf die Nachkommen vererbt
I. 60.
Verſtändigungsmittel, Mannigfaltigkeit der I.
61.
Verſtändniß für die menſchliche Stimme und
Sprade I. 62.
Berjtümmelung der Ohren II. 322—324.
— — Ruthen II. 322—324.
Berftümmelungen, fünftliche II. 261.
Verwendung der Hunde bei den Nömern I.
67.
Berwilderte Hunde IL. 208—210.
— — Südamerikas, Geſchichte Derjelben von
Paolo Neuenborn II. 209, 210.
Vollblut II. 264.
— der landwirthichaftliden Thierzüchtung II.
264.
Bollblutes, Unterjheidung des II. 265.
Vorarm I. 45.
Borarm= und Ellenbogenbein I. 21.
Borderhauptsbeine I. 18.
Borderfnie I. 21.
Borderläufe, engere Stellung verjelben I. 46.
— zu weite Stellung derjelben I. 46.
Bordermittelfußfnoden I. 21.
Vorderſchenkel I. 45.
Vorgreifen II. 288.
Vorſtehen II. 287, 288.
Borjtehhund, Ausbildung deſſelben I. 232, 233.
zur Veredelung der Hunderafjen für Deutſch-⸗
Vorſtehhund, engliſcher I. 304.
— franzöſiſcher I. 295—303.
— kurzhaariger deutſcher I. 226—254.
— — Einfangen von Hühnern in Garnen
mit Hülfe deſſelben I. 228.
— — — Verwendung defjelben bei den Beiz—
jagden mit dem Blaufuß oder dem Habicht
T. 227.
— — Verwendung dejjelben bei den Beiz-
jagden mit dem Würg- oder Schladtfalfen
129227.
— engliider (Pointer) I. 305— 317.
— — — Aufſchwung der Züchtung des—
jelben in Deutſchland I. 311.
— — — der neueren Beit, Charakterifirung
defielben I. 312— 314.
— — — Errichtung eines Pointerclubs in
London 1887 I. 317. |
— — — Neigung des Pointers zum Re—
ipectiven und Mitjtehen I. 313, 314.
— franzöſiſcher J. 297—299.
— italieniſcher I. 234—288.
— ſpaniſcher I. 294.
langhaariger deutjher I. 271—283.
— — Intelligenz und Charakter deſſelben
I. 276.
— engliſcher (Setter) I. 31
— franzöfiicher I. 299, 300.
— ſpaniſcher I. 29.
Liebhaberei für die Schießjagd mit dem
I. 232.
normale Form I. 44.
rauhhaariger italienijcher I. 2838 —290.
— — ältere Sagdliteratur I. 283, 289.
— — in den Nachbarländern Italiens I.
290—233.
ftihelhaariger deutjcher I. 254—271.
— — Größenverhältniſſe defjelben I. 267.
— Reinzüchtung defjelben J. 267.
— ſtraufhaariger (ſtichelhaariger), früheſte Ab—
bildung J. 255.
Vorſtehhunde, I. 225—339.
— berühmte deutjche, jowie deren Befiger und
Züchter I. 230, 236—247, 252, 255, 260
big 262, 267—270, 277—282.
— berühmte englische, jowie deren Befiger und
Züchter I. 307—312, 316, 317, 325—328,
331, 334-339.
— — franzöfifhe, jowie deren Beliger und
Züchter I. 299, 303.
— Bildung eines „Vereins zur Ginführung
engliiher Hunde und Kreuzung derſelben
Alphabetiſches Sachregiſter.
349
mit den hieſigen Naffen“ in Hannover (1839)
T. 239.
Vorftehhunde, Coupiren der Ruthe I. 250.
— deutſche, unſchätzbare Eigenſchaften der—
ſelben I. 239.
— Deutſchlands I. 226— 283.
— einfarbig braune I. 252.
— einige Betradptungen über die Farbe Der
deutſchen furzhaarigen I. 251.
— englijde I. 304—339.
— franzöſiſche I. 3ld. .
— — Erlafje von 1578, 1600, 1601 und 1607,
betreffend das Verbot des Gebraudes der:
jelben bei der Jagd I. 296.
— — jeßige, Theilung derjelben nad ihrer
Behaarung in drei verſchiedene Gruppen
I. 296.
— Borliebe franzöfiider Könige für Die
Jagd mit denjelben I. 296.
heutige Raſſen derjelben I. 225.
in Lippe-Detmold I. 230.
Italiens I. 2833—293.
— furzhaarige deutſche, Aufſchwung der Züchtung
derjelben I. 253.
— — engliide (Pointer), Kreuzung derjelben
mit dem Bulldog I. 307.
— — — — Kreuzung derjelben mit dem Fuchs—
hunde I. 307.
— — — — Kreuzung derjelben mit
Windhunde I. 307.
— — — — mei und braun gefledte I
308.
— — — — weiß und gelb gefledte I. 309.
— — — — Züchtung derjelben in Deutjch-
land I. 311.
— — Geſchichte des Zwingers zu Hoppenrade
1. 244247. |
— — ſtrenge Aufrechterhaltung des deutſchen
Typus I. 254.
— — Theilung derjelben in ſchwere und leichte
Form I. 254.
— die beiten und jhönften Yanghaarigen, in
der Mitte der fiebziger Jahre in Düſſeldorf
I. 276.
— langhaarige engliſche (Setter) Farbenvarie—
täten J. 320.
— — Rückblick auf die Ausſtellungen derſelben
J. 282, 283.
— — Verdienſt des Vereins zur Züchtung
deutſcher Vorftehhunde um die Reinzüchtung
und Verbreitung verjelben I. 279.
— — in Weitfalen I. 279.
dem
Vorſtehhunde, vauhhaarige franzöſiſche, Charakte-
riſtik derſelben I. 301.
— und zottige franzöſiſche I. 501—303.
ſpaniſche I. 293— 2%.
ſtichelhaarige, Bontant’jhe Züchtung I.
260, 261.
— große internationale Brüfungsjuche für
Hühnerhunde aller Raſſen, veranstaltet vom
Verein zur Zucht reiner Hunderaffen in
Frankfurt a. M., gehalten am 17. und
18. September 1889 I. 270, 271.
— Bernadhläffigung der Züchtung einfarbig
brauner, wie auch weißer I. 264.
— vorherrſchend auftretende und ſich con—
ſtant vererbende Farbe derſelben J. 264.
— Zuführung fremden Blutes durch ver—
ſchiedene Schwarzwälder Hunde J. 262.
oder Stöber, Vorkommen ſtraufhaariger, mit
kurz behaarten Köpfen und ohne Bart I.
256—257.
Unterjcheivung derjelben von den übrigen
Jagdhunden I. 225.
— Verein zur Züchtung deutſcher I. 244.
— Wiederaufnahme der bei Aufitellung der
Raſſezeichen ftveng verpönten Bointerfreuzung
1.253,
— Züchtung unferer furzhaarigen I. 253.
— Zurüdjegung der weiß und braun gefledten
furzhaarigen deutjchen I. 251.
Vorſtehhundes, maßgebender Typus des deutjchen
furzhaarigen I. 253.
Borjuhe mit dem Leithunde I. 82.
W.
Waldſuchen nach Schnepfen II. 292.
Wamme I. 27.
Warragal oder Dingo II. 210.
Warten I. 108.
WMWarzenbildung II. 280.
Waſſerhunde, ungariſche II. 9.
Wafferprüfungen oder watertrials II. 297.
Wafleripaniel, engliſcher I. 215—220.
— große und fleine Form I. 216.
— irifcher, eigenthümlihe Behaarung des
Kopfes I. 218.
— irländijher I. 218.
— — Ruthe defjelben I. 218.
— Berwendung derjelben I. 220.
Waterfide- oder Bingley-Terrier II. 191.
Waterſpaniel I. 202.
Watertrials oder Wafjerprüfungen IL 297.
350
Alphabetiſches Sachregiſter.
Welpen, Aufzucht der II. 266, 267.
Welih-Setter I. 320.
— Terrier II. 184—1855.
— — hervorragende, jowie deren Beliger und
Züchter II. 185.
Weſtfäliſche Brade II. 309.
Weydgeſchrei, das I. 84.
Whippet, englijher I. 357.
— Kreuzungsform zwiſchen Windhund oder
Windſpiel und Terrier II. 254.
— Nennen II. 254, 2%.
Wildbodenhunde I. 111.
Wildhaar I. 30.
Wildhundkopf, Typus deſſelben I. 41.
Wildſäcke I. 81.
MWindhege in Deutſchland als Jagdvergnügen I.
348,
Windhund, der eigentliche I. 71.
— in Franfreih im Mittelalter I. 342.
— der germanijchen Stämme I. 341.
hängohriger oder aſiatiſcher I. 376—379.
der keltiſche I. 72.
furzhaariger engliſcher I. 348—357.
langhaariger ruſſiſcher I. 370—375.
normale Form I. 44.
raſſig gezüchteter arabiſcher I. 358.
rauhhaariger ſchottiſcher I. 359.
rollſchwänziger, Altägyptens I. 341.
der Römer I. 341.
ruſſiſcher I. 42.
— jagdlihe Verwendung deijelben I. 375.
ſibiriſcher I. 375.
Verwechslung des Deerhound: mit dem
rauhhaarigen Windhund und dem ſoge—
nannten Wolfshund I. 360.
zuerft als beſtimmte Raſſe ausgebildet I.
340.
Windhunde I. 340—386.
— berühmte, jomwie deren Beſitzer und Züchter
I. 348, 353—356, 364—366, 369, 373.
Ginführung derjelben auf den britischen
Inſeln durch feltiiche Stämme bei ihrer Ein—
wanderung in Irland, Schottland und den
Weiten Englands I. 344.
der Griehen und Römer I. 71.
— Selten I. 341.
engliihe II. 314.
hervorragende I. 383.
— ruſſiſche, jowie deren Beliger und Züchter
II. 316;
indiſche IT. 316.
furzhaarige I. 347 —358,
Windhunde, furzhaarige, Afrifas I. 357, 358.
— — Eintheilung derjelben I. 347.
— engliide, Stammbuch derjelben I. 354.
— — Stalien3 und Spaniens I. 357.
— Verwendung derjelben bei der deutjchen
Haſenjagd I. 347, 348. _
— — — — bei den Fuchshetzen I. 348.
— langhaarige I. 370—386.
— Einführung derjelben in England I.
875.
rauhhaarige I. 3538—369.
reiner Raſſe im Mittelalter I. 342.
ruſſiſche II. 316.
— langhaarige I. 384, 385.
ichnellfte und gewandtejte, Verwendung der—
jelben bei der Wolfsjagd I. 343.
— ſchwarz und weiß aefledte ruſſiſche im zoolo—
giihen Garten zu Köln I. 374.
— ſchwere, Verwendung derjelben zur Haſen—
jagd I. 343.
— — — zur Sanindenjagd I. 343.
— — — für die Sauhagen I. 343.
Windhundes, Zwergform des großen glatthaarigen
11522528
Windhundform, eigenthämliche I. 65.
MWindhundformen I. 73.
Windhundrennen in England I. 345, 354 bis
356.
— Gejege oder Regeln derjelben I. 345.
— jeßige I. 146.
— Praris derjelben I. 346.
Wind- und Pürſchhunde II. 13.
Windjpiel (Italian Greyhound) U. 252 bis
254.
Windipiele, hervorragende, ſowie deren Beſitzer
und Züchter II. 254.
Wirbeljäule I. 20.
Wölfe I. 13.
Wolfsartige Hunde II. 148—151.
— — Sibiriens, Charafteriftif verjelben II.
149.
— — — typijches Exemplar IL. 149, 150.
Wolfshaar I. 30.
Wolfshund, iriſcher I. 366—369.
— — Charakteriſtik und Geſchichte dejjelben I.
366, 367.
Wolfshunde, hervorragende iriſche, jowie deren
Beliger und Züchter II. 316.
— iriſche I. 384; II. 316,
Wolfsſpitz I. 41.
— grauer I. 35.
Worfing-Terrier IL, 191,
Alphabetiſches Sachregiſter.
M.
€
Morfihives-Terrier I. 34; II. 246—248.
— berühmte, jowie deren Befiger und Züchter
II. 248.
— Beſchreibung deijelben II. 247, 248.
— Points derjelben II. 247.
3:
Zähne I. 19.
Zahnleiven II. 283.
Zehe, exfte, des Hundes I. 15.
Zehen, eigenthümliche Stellung derjelben I. 47.
Zehenbildung des Hinterfußes J. 50.
Zeitjehrift: „Der Hund“, gegründet am 1. April
1876 in Dresden II. 299.
Zeitſchriften, kynologiſche, in England II. 298.
Zeugjagen, das I. 82.
Biczad-Sude IL. 237.
Hotten, längere I. 28.
Zottenhaar I. 31.
Zudthunde, Wahl der II. 265, 266.
Züchtung, praftiihe I. 265—268.
Züchtungsrichtungen, verſchiedene II. 262.
Zudtwahl I. 15; II. 260.
Zugthiere, Verwendung der Hunde als II. 325.
Zufammendrüdung, jeitlihe, des Kopfes I. 15.
Swergbildung des Hundes II. 214.
Zwergbufldog, englijcher, jowie deſſen bedeutend—
fter Süchter IL. 251.
Zwergbulldogs II. 321.
Zwergformen I. 74.
Zwerghunde, außereuropäiſche II. 255, 256.
Ywergpinjcher, furzhaariger II. 242,
— neuere rauhhaarige II. 244.
— rauhhaariger II. 242—244.
Zwergpudel II. 224, 225.
Bwergrattler II. 244.
Bwergjpaniel, ganz rother, oder Nuby- Spaniel
IT. 233.
Zwergſpaniels, englijche (Toy-Spaniels) II. 230
bis 235.
— — Geſchichte derjelben IL. 230, 231.
— hervorragende, jowie deren Beliger und
Büchter in England II. 234, 235.
Zwergſpitz II. 236.
Swergterriers, Gewicht eine IL. 165.
Swinger, zweckmäßige Einrichtung derjelben II.
270—273.
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